Die Entwicklung der kommunistischen Streitkräfte in China von 1927 bis 1949 [Reprint 2019 ed.] 9783110861624, 9783110082555


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German Pages 604 [608] Year 1982

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
I. Einleitung
II. Nordfeldzug
III. Der 1. Bürgerkrieg (Epoche der Roten Armee)
IV. Sino-japanischer Krieg (1937-1945) (Epoche der 8. und Neuen 4. Armee)
V. Der 2. Bürgerkrieg (Epoche der VBA)
VI. Schlußwort
VII. Zeittafel
VIII. Register
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Die Entwicklung der kommunistischen Streitkräfte in China von 1927 bis 1949 [Reprint 2019 ed.]
 9783110861624, 9783110082555

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Hektor Meyer • Die Entwicklung der kommunistischen Streitkräfte in China von 1927 bis 1949

W G DE

Beiträge zur auswärtigen und internationalen Politik Herausgegeben von

Richard Löwenthal und Gilbert Ziebura

Band 8

Walter de Gruyter • Berlin • New York 1982

Hektor Meyer

Die Entwicklung der kommunistischen Streitkräfte in China von 1927 bis 1949 Dokumente und Kommentar

Walter de Gruyter • Berlin • New York 1982

CIP-Kurztitelaufnahme

der Deutseben

Bibliothek

Die Entwicklung der kommunistischen Streitkräfte in China von 1927 [neunzehnhundertsiebenundzwanzig] bis 1949 [neunzehnhundertneunundvierzig] : Dokumente u. Kommentar / Hektor Meyer. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1982. (Beiträge zur auswärtigen und internationalen Politik ; Bd. 8) ISBN 3-11-008255-1 N E : Meyer, Hektor [Hrsg.]; GT

© Copyright 1981 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung - Georg Reimer - Karl J. Trübner - Veit & Comp., Berlin 30 - Printed in Germany — Alle Rechte der Übersetzung, des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe und der Anfertigung von Mikrofilmen — auch auszugsweise — vorbehalten. Satz und Druck: Arthur Collignon G m b H , Berlin 30 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin 61

Vorwort Die vorliegende Studie behandelt anhand von Dokumenten die historische Entwicklung der kommunistischen Streitkräfte Chinas in der Periode von 1927 bis 1949. Geschichtsdokumente vor dieser Periode sind nur insoweit berücksichtigt, als sie den erforderlichen historischen Hintergrund für die Entwicklung der Roten Armee in dem genannten Zeitraum abgeben. Das Jahr 1949 beendet einen Abschnitt in der Entwicklung der VBA, da in diesem Jahr mit der Flucht der KMT-Regierung vom Festland eine Ära der modernen chinesischen Geschichte zu Ende geht und das neue China der Volksrepublik gegründet wird. Zu meinem großen Bedauern blieb es mir wegen der „Viererbande" noch 1975 versagt, an Ort und Stelle zu forschen; eine Reihe von Dokumenten mag im Bürgerkrieg verlorengegangen sein, aber auch meinen persönlichen Bemühungen dürfte es nicht in jedem Fall gelungen sein, alle wichtigen Dokumente zu erhalten: Diese Materiallage ließ ein umfassendes Erforschen nicht zu. — Der Arbeit liegen daher fast ausschließlich Akten aus dem Institute for the Study of Chinese Communist Problem in Taipei; Institut für Internationale Probleme und Ostasien-Archiv in Tokyo und der Hoover Institution, Stanford University, California, zugrunde. Die wichtigen und maßgebenden Dokumente von Mao Tsetung, die ja fast alle schon übersetzt worden sind, habe ich nicht übernommen; sie sind in seinen Ausgewählten Werken enthalten. Die vorliegende Arbeit hätte ohne die entscheidende Förderung und Unterstützung der VW-Stiftung weder entstehen noch veröffentlicht werden können. Ich möchte ihr wie auch all denen, die das Projekt befürwortet haben, herzlich danken. Mein Dank gilt in erster Linie Herrn Professor Dr. Jürgen Domes für seine Anregungen und die wissenschaftliche Betreuung der Arbeit. Ebenso schulde ich den Herren Sydney Liu, Ts'ai Hsiaoch'ien, Professor Shinkichi Eto und Professor Dr. Stephen Possony für ihre zahlreichen Ratschläge sowie für die hilfreiche Beschaffung der Materialien Dank, nicht zuletzt Dr. Manfred Klaue für seine Unterstützung bei der Fertigstellung der Arbeit. Berlin, Frühjahr 1981

Hektor Meyer

Inhaltsverzeichnis I. Einleitung

l

II. Nordfeldzug

5

K . D i e militärischen Aktivitäten während der Zeit der Zusammenarbeit zwischen K M T und K P C h

5

K . D i e militärischen Aktionen der K P C h während des Anfangsstadiums des Nordfeldzuges

14

III. Der 1. Bürgerkrieg (Epoche der Roten Armee)

22

K . Die N o t s t a n d s - K o n f e r e n z am 7. Aug. 1927

22

D 1:

24

Rundbrief des Zentralkomitees ( K P C h ) an alle Parteimitglieder (7. August 1927)

K . Nationale und internationale Situation

26

K . Aufstände und Sowjets

29

D 2:

Abriß des Berichtes über das 6jährige Jubiläum des Kantoner Aufstandes ( P r o pagandaabteilung des Zentralbüros, 8. 11. 1933)

D 3:

34

Beschluß zum Problem China — D e r von den Delegierten der K P Rußlands und Chinas, Stalin und Bucharin vorgeschlagene E n t w u r f , vom Exekutivkomitee der Komintern am 25. Febr. 1928 angenommen

D 4:

39

Das 51. Rundschreiben der Zentrale. Programm der Militär-Arbeit — Inhalt der Beschlüsse der Erweiterten Konferenz zu militärischen

Fragen des Provinz-

komitees Kuangtung

46

K . D e r V I . Kongreß

63

D 5:

Beschluß zum 6. Kongreß der K P C h . Beschlußentwurf zur Militärarbeit . . . .

D 6:

Beschluß des 6. Nationalkongresses ( K P C h ) über die Bauernbewegung tember 1928)

D 7:

D e r Kampf im Chingkangschan (25. N o v e m b e r 1928)

K. Die Ku-t'ien-Konferenz D 8:

Volksarmee-Beschluß der K u - t ' i e n - K o n f e r e n z ( D e z e m b e r 1929)

K . Machtergreifung der Rußlandstudenten. 4. Plenum des 6. Kongresses D 9:

64

(Sep72 75 83 83 105

Das 84. Rundschreiben der Zentrale (21. 7. 1930) (Die Repräsentantschrift der sogenannten L i - L i - s a n - R i c h t u n g )

108

D 10: Das 56. Rundschreiben der Zentrale — Die gegenwärtige Situation der Soldaten in China und die Arbeitsrichtung sowie die Strategie der Soldatenbewegung unserer Partei - (7. 11. 1930)

113

VIII

Inhaltsverzeichnis

D i l : Die Thesen des Exekutivkomitees der Komintern — Über die militärische und politische Lage in China, 22. Dez. 1930 D 12: Das 10. Rundschreiben des Zentralbüros des Sowjetgebietes (Febr. 1931) — Taktik, Organisation und Arbeitsrichtlinie für die örtlichen bewaffneten Kräfte — . . K. Der innerparteiliche Machtkampf D 13: Beschluß über die Frage der Roten Armee — Angenommen durch den 1. ParteiDelegierten-Kongreß des Sowjetgebietes — (Nov. 1931)

121 122 132 134

D 14: Der I. Allchinesische Kongreß — Resolutionsentwurf über die Frage der Roten Armee - (7. 11. 1931) 141 D 15: Beschluß des I. Allchinesischen Kongresses (7. 11. 1931). Begünstigungsvorschriften für die Rote Armee 145 D 16: Fahneneid der chinesischen Roten Armee der Arbeiter und Bauern. 1. Aug. 1933 vom Zentralen Revolutionären Militärkomitee herausgegeben (1. 8. 1933) . . . . 149 D 17: Ein Willkomm den zwanzigtausend neuen Genossen beim Eintritt in die Rote Armee! (20. 12. 1931) 150 K. Vergrößerung der RA 152 D 18: Das Problem der Militärausgaben der örtlichen bewaffneten Kräfte (28. 6. 1932) Ch'en Yi 155 D 19: Anweisung des Exekutivkomitees der Zentrale betreffs der Frage der Vergrößerung der Roten Armee (20. 9. 1932) 157 D 20: Resolution der Sondersitzung des Zentralen Volkskomitees — über Mobilmachung für den Krieg und Arbeitsmethode - (5. 12. 1932) 168 K. Machtkampf (Die Lo-Ming-Linie) 173 D 21: Was ist die opportunistische Linie des Genossen Lo Ming (18. 2. 1933) 175 K. Aufbau der Armee 184 D 22: Programm des Militärkomitees zur Behandlung der Gefangenen (22. 3. 1933) . . 187 D 23: Grundprinzip einiger Kampftaktiken (Juni 1933) 197 D 24: Der dringende Mobilmachungsbefehl der Zentralregierung zum Zerschlagen des 5. Einkreisungs-Feldzuges (18. 10. 1933) 200 D 25: Probleme hinsichtlich der Deserteure in der Roten Armee (15. 12. 1933) . . . . 204 K. Die 5. Plenartagung und Vergrößerung der RA 205 D 26: Direktiven der 5. Plenarsitzung an Partei und Verband des 2. Allchinesischen Kongresses (Jan. 1934) 209 D 27: Beschluß über die Fragen der Roten Armee (Jan. 1934) — Im Januar 1934 vom II. Allchinesischen Kongreß verabschiedet 217 D 28: Bewaffnet an die Front gehen (14. 4. 1934). Chang Wen-t'ien 223 D 29: Unterstützung der Roten Armee auf ihrem Marsch nach Norden zum Kampf gegen Japan (6. 8. 1934) 227 D 30: Bekanntmachung über die Mobilisierung von 30000 neuen Kämpfern im September zum Marsch an die Front (1. 9. 1934) 229 D 31: Appell für die dringende Mobilmachung zur Vergrößerung der Roten Armee vom Zentralen Revolutionären Militärkomitee (4. 9. 1934) 231 K. Zusammenfassung der Chianghsi-Zeit 234 K. Die Wandlung der Beziehungen zwischen Armee und Partei 237

Inhaltsverzeichnis

IX

IV. Sino-japanischer Krieg ( 1 9 3 7 - 1 9 4 5 ) (Epoche der 8. und Neuen 4. Armee) 240 K. Der Lange Marsch D 32: Beschluß des ZK der KPCh über die Zusammenfassung gegen den 5. Einkreisungsfeldzug des Feindes (8. 1. 1935) K. Der Sian-Zwischenfall D 33: Die Beziehungen zwischen Partisanen- und regulärem Krieg (1938) D 34: Politische Beschlüsse der Erweiterten Sechsten Vollversammlung des ZK der KPCh in Yenan (6. 11. 1938) — Die die neue Epoche der Entwicklung des nationalen Verteidigungskrieges gegen Japan und der nationalen Einheitsfront des Widerstandskrieges gegen Japan betreffenden, am 6. Nov. 1938 auf Grund des Berichtes des Genossen Mao Tse-tung von der Erweiterten Sechsten Vollversamm-

240

lung der KPCh angenommenen Beschlüsse D 35: Produktionsbewegung des Wachkorps der 8. Armee (J a n - 1939). Hsiao Chingkuang D 36: Über Versorgungsarbeit und Versorgungssystem der 8. Marschroute-Armee (Febr. 1939). Ye Chi-chuang D 37: Die kommunistische Parteiarbeit in der 8. Armee (Juli 1939). Wang Shou-tao . . K. Antikommunistische Bewegung, der Zwischenfall in Süd-Anhui, 100-RegimenterOffensive D 38: Die Hauptgefahr der politischen Lage der Gegenwart überwinden, den Widerstandskrieg in Nordchina durchhalten — Ein Vortrag in Südost-Shanhsi am 25. 10. 1939 - P'eng Te-huai D 39: Beschlüsse über Unterstützung und Vergrößerung der 8. Armee (10. 12. 1939) (Angenommen durch den 2. Kongreß des Grenzgebietes Shen-kan-Ning der KPCh am 10. Dez. 1939) D 40: Entwurf zur politischen Arbeitsvorschrift der chinesischen bürgerlichen revolutionären 18. Heeresgruppe (die 8. Armee) (April 1940) D 41: Arbeitstaktik gegenüber befreundeten Armeen — Geheimdokument des Büros Mittelchina des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas — (Juli 1940) D 42: Der Stellvertreter des Oberbefehlshabers P'eng spricht über die eminente Bedeutung der „Hundert-Regimenter-Offensive" — Eine Unterhaltung mit dem Hsinhua-Reporter am 31. Aug. - (31. 8. 1940) D 43: Anweisungen hinsichtlich der militärischen Aktionen des ZK der KPCh (10. 9. 1940 ) K. Berichtigung des Arbeitsstils, Entwicklung des Stützpunktgebietes, Aufbau der Milizen D 44: Augenblickliche Leistungsfähigkeit der Partisanengruppen in der Kriegszone sowie die Frage ihrer Führung (Jan. 1942). T'ao Hsi-chin D 45: Zur Frage der Führung der lokalen Bewaffnung (Jan. 1942). Kao Feng D 46: Bericht über die Arbeit in den Stützpunktgebieten Nordchinas (18. 12. 1942). P'eng Te-huai D 47: Anweisung von Arbeitsrichtlinien 1943 für die nordchinesischen Stützpunktgebiete hinter der japanischen Front (1943) D 48: Kampftaktik der Milizen. Pe Lang — Anweisung des Mittelchina-Büros hinsichtlich des Ordnens der Selbstschutzbrigade und der Hebung der Milizarbeit — (2. 11. 1943)

281

248 270 275

295 307 315 327

332

356 358 368

373 380 381 385 396 407 427

431

X

Inhaltsverzeichnis

K. Die Beziehung zwischen Partei und Armee in der Yenan-Epoche 439 D 49: Uber die Frage der Politarbeit der Armee — Bericht des Genossen T'an Cheng auf der Höheren Kader-Konferenz des Nordwestbüros — (April 1944) 443 D 50: Unterstützung der Regierung, Liebe zum Volk sowie Aufbau der militärischen Massenarbeit — Zweiter Teil des Berichtes der Politarbeits-Konferenz des Wehrbezirks - (April 1944) 463 K. Die Entwicklung der Befreiten Gebiete 469 D 51: II. Über den Kriegsschauplatz der Befreiten Gebiete — Ein Militärbericht des Widerstandskrieges des Genossen Chu Te auf dem 7. Kongreß der KPCh — (25. April 1945) 471

V. Der 2. Bürgerkrieg (Epoche der V B A )

500

K. Chinas Situation nach dem Krieg D 52: Instruktion über die Mobilisierung der Massen, sich gegen den Bürgerkrieg zu stellen, und die Entfaltung der Friedensbewegung (30. 1. 1946). Liao-tungProvinzkomitee D 53: Anweisung über die Ausbildungsarbeit der Truppeneinheiten (28. 2. 1947) . . . D 54: Die Volkskraft mobilisieren und organisieren. Verbreitet die neuen Erfahrungen, die die Belastung der Volkskraft vermindern (1. 5. 1947). Li Yi-ch'ing D 55: Maßnahmen gegenüber aufständischen Uberläufern und kapitulierenden Feinden — Beschluß über die Arbeit zur Liquidierung der Konterrevolutionäre — (4. 4. 1949) K. Der Befreiungskampf und die Gründung der VR China D 56: Der gigantische strategische Entscheidungskampf (1963). Ye Chien-ying K. Die Beziehung der kommunistischen Milizen zur Armee sowie ihre Entwicklung . . D 57: Die Miliz während des Widerstandskrieges gegen Japan (10. 8. 1952)

500

504 508 514

517 520 525 549 555

VI. Schlußwort

563

VII. Zeittafel

567

VIII. Register

588

Abkürzungsverzeichnis AB-(t'uan) CCC

CCTC CFC

CY D EKKI ISC K KFH

KMT KPCh MW RA VBA VR ZEK ZK

Anti-bolschewistische Revisionisten Ch'en Ch'eng Collection — Documents collected by former Vice-President of China, General Ch'en Ch'eng, 1931 — 1937. Reels 21 Pa-lu-chün chün-cheng tsa-chih (Militärisch-politische Zeitschrift der 8. Armee) Chien-fei chung-yao-wen-chien hui-pien (Important Materials on Communist Bandits). Wuhan: Kou-min cheng-fu Wuhan hsing-yüan ti-erh-ch'u 1947 Kommunistischer Jugendverband Dokument Exekutiv-Komitee der Kommunistischen Internationale Institute for the Study of Chinese Communist Problems, Taipei Kommentar Kong-fei huo-kuo-shi-liao hui-pien (Gesammeltes historisches Material über den Angriff der Kommunisten auf unser Vaterland). Taipei, 1964 Kuo-min Tang, Nationale Volkspartei Chinas Kommunistische Partei Chinas Mao Tsetung: Ausgewählte Werke, Dietz-Verlag, Berlin, 1957 Rote Armee Volksbefreiungsarmee Volksrepublik Zentral-Exekutiv-Komitee Zentralkomitee

I. Einleitung Ein besonders bemerkenswerter Aspekt der Geschichte des modernen China ist sein Aufstieg zur Militärmacht. Innerhalb weniger Jahrzehnte hat sich die Einstellung der Bevölkerung zu dem einst verachteten Soldatenberuf grundlegend geändert, und das militärische Denken hat sich von taktischen Erwägungen im Guerilla-Krieg zu einer Kriegsführung mit atomaren Waffen erweitert. Der Guerilla-Krieg der KPCh gegen Chiang Kaishek und Japan sowie der Koreakrieg und der chinesisch-indische Grenzkonflikt haben bewiesen, daß sich der chinesische Soldat auch gegenüber einem an Waffen weit überlegenen Gegner durch seine außerordentliche Härte und seine kämpferische Initiative bewährt hat — Erfolg der intensiven politischen Schulung zur Erziehung ideologisch gefestigter Soldaten. Noch vor 35 Jahren wurde China als untauglich für ein Militärbündnis angesehen. Ähnliche Erwägungen mag die damalige deutsche Führung angestellt haben 1 ; das lag nahe, da sich eine Reihe deutscher Militärausbilder und -berater in China aufhielt. Seit etwa 100 Jahren erzielten sie und andere europäische Ausbilder in China, was Kriegstechnik und Truppendisziplin betraf, Erfolge; sie stützten sich dabei auf die europäische Militärwissenschaft, die den chinesischen Verhältnissen — Landesnatur, Verkehrswesen, industrielle Unterentwicklung — nicht vollkommen entsprach. Wichtig wäre es noch gewesen, den sozialen Status des Soldaten und seine Einstellung zum Soldatentum zu verändern. Der Soldatenstand in China ist von der Geschichte her belastet: Nach den geschichtlichen Aufzeichnungen hat das China der Hsia- und ShangDynastie bis zur Han- und T'ang-Dynastie ausschließlich Truppen aus den Bauern rekrutiert; um Sicherheit und Frieden des Staates zu gewährleisten, wurden Ziviles und Wehrmacht gleichermaßen geschätzt; man kann sagen, es hat ein perfektes System der Rekrutierung entwickelt. Doch seit der Sung-Dynastie schätzte man das Zivile (Literatur) mehr als die Wehrmacht, 1

Dazu siehe Karl Drechler, Deutschland — China — Japan 1933 — 1939, Akademie-Verlag Berlin 1964, S. 3 3 f f . ; Carl E. Schorska, T w o German Ambassadors, Dirksen and Schulenburg, in: Diplomats 1 9 1 9 - 1 9 3 9 , S. 4 7 9 - 4 8 0 , in Diplomats 1 9 1 9 - 1 9 3 9 , ed. by G o r d o n A . Graig and Felix Bibert, Princeton, N . J . , Princeton University Press 1953, S. 4 7 9 f f .

2

I.

Einleitung

so daß der Staat schwächer wurde; bis hin zur Ming- und Ch'ing-Dynastie benützten sie angeworbene Söldner, die Grenzen zu schützen; die Qualität des Soldaten war minderwertig, die Disziplin dürftig, so daß die falsche Ansicht in der Gesellschaft — edler Mann wird nicht Soldat — sich ausbreitete, was den Staat und die Nation in Armut und Schwäche stürzte. Er war diskriminiert; die Chinesen waren stolz darauf, friedliebende Menschen zu sein, und hielten Kriegsuntüchtigkeit nur zu gern für ein Zeichen von Klugheit und von Kultur. China hat schon seit eh und je die traditionelle Taktik, die innere Unruhe durch äußere Kräfte niederzuwerfen; das kommt daher, daß die jeweilige Herrschaft, sich als Staat — ja, China schlechthin betrachtet. So stellt eine innere Unruhe — Rebellen, eine Lebensgefahr für die jeweilige Herrschaft dar, hingegen die äußeren Feinde nur als kleineres Übel, Hautkrankheit, bagatellisiert wurden; so hat Ts'ao Ts'ao (Han-Dynastie) z. B. die Barbaren nach China hereingeholt und angesiedelt, um gegen seine Rivalen zu kämpfen, was jedoch 400 Jahre lang (200—600 n. Chr.) China ins Chaos stürzte. 775 rebellierte An Lu-shan gegen die T'ang-Dynastie; da wurden wiederum Hilfstruppen aus Türken, Tibetern und Uiguren gerufen, um sie niederzuschlagen. Dafür waren es nun die ins Land gerufenen Tibeter, die lange Zeit Unruhe stifteten, und mit der T'ang-Dynastie ging es seitdem bergab. Die Sung-Dynastie verband sich mit den Mongolen, um ihre nördlichen Eroberer zu schlagen, und wurde schließlich selbst von den Mongolen überrannt. Die Ming-Dynastie holte die Mandschu, um die Rebellen Chang Hsien-chung und Li Tzu-ch'eng zu befrieden; dieser blieb aber selbst im Reich und bestieg den Kaiserthron; so entstand die Ch'ingDynastie. Das sind die gravierendsten Beispiele in der Geschichte. Es kommt fast in jeder Dynastie vor; bis hin zum heutige Tage ist diese Mentalität noch nicht gänzlich ausgerottet. 1851 hat der T'ai-p'ing-Bauernaufstand gegen die Ch'ing-Dynastie, geführt von Hung Hsiu-ch'üan und Yang Hsiu-ch'ing, innerhalb von 3 Jahren 5—6 Provinzen besetzt und die Regierungstruppen mehrmals geschlagen; doch schließlich wurden sie von Tseng Kuo-fan und Tso Tsungt'ang besiegt. Dies war auch ein Beispiel der Taktik; ein Bündnis mit Fremden resultierte daraus; nach dem schriftlichen Gesuch von Prinz I-hsin (Onkel des Kindkaisers Tsai Chun, Sohn von Kaiserinwitwe Tz'u Hsi), der die Funktion eines Außenministers innehatte, schrieb er: „Falls man die Lage im Reich betrachtet, ist der heutige Schutz gegen das Fremde, wie einst Shu ein Bündnis mit Wu eingehen. Shu war mit Wu befeindet, doch als Chu-ko Liang regierte, versöhnte er sich mit Wu, gemeinsam verbunden gegen Wei zu ziehen . . . Nach der Lage von heute betrachtet, beunruhigen

I.

Einleitung

3

uns die Haarigen (T'ai-p'ing-Rebellen) und die Schnurrigen (die NienRebellen) wechselseitig, das ist ein Übel des Herzens (Inneres). Rußland . . . ein Übel des Gelenkes, England . . . ein Übel des Gliedes. Deshalb müssen die Haarigen und Schnurrigen zuvor vernichtet werden, zweitens Rußland und drittens England." 2 Das hier zeigt zwei Grundzüge der derzeitigen Politik: 1. Mit Wu gegen Wei, d. h. mit den Imperialisten gegen die T'ai-p'ingRebellen. 2. Erst die innere Ruhe herstellen und dann nach außen wenden. Diese zwei politischen Richtungen wurden damals befolgt, denn im Mai 1861, als Prinz Kung ein Gesuch an den Kaiser machte, um Kanonen und Schiffe zu kaufen, sagte er: „Seitdem wir mit England und Frankreich verbunden sind, ist es bis jetzt verhältnismäßig friedlich; es scheint, wir können sie zu uns heranziehen. Wenn wir diese Gelegenheit ausnutzen, innen (China) und außen (Fremde) gemeinsam das Ziel zu setzen, die Rebellen zu schlagen, so ist es nicht schwierig, sie einen nach dem anderen niederzuwerfen. " 3 Diese Politik wurde nicht nur von der Mandschu-Regierung angewandt, sondern ist auch nach dem Sturz der Mandschu von jeder Regierung, ja sogar, was man gar nicht als Regierung bezeichnen kann, von der Administration der Regionalen Militärmachthaber angewandt worden. Es wurde der wesentlichste Faktor der langdauernden Unruhe und Unterdrückung seitens der Imperialisten, den China im letzten Jahrhundert zu verzeichnen hatte. Daß die revolutionäre Regierung das tut, kann man von der passiven und aktiven Seite betrachten: Auf der passiven Seite hofft man, daß die Imperialisten sich nicht in die nationale Revolution einmischen, und auf der aktiven Seite hofft man, die befreundeten Nationen der gegnerischen Mächte anzuwerben, und daß sie als Freund die chinesische Revolution unterstützen werden. So war es bei Yüan Shih-k'ai; er war sehr großzügig gegenüber den Imperialisten, die nationale Souveränität zu verschenken, um seine persönliche Stellung als Präsident zu festigen. So wurde unter seiner KMT-Regierung nacheinander die Einflußsphäre für Japan — Nordosten (Mukden), für Rußland — Mongolei und für England — Tibet anerkannt und für die Amerikaner das Recht, Erdöl in Nordchina zu suchen; dadurch erwarb er finanzielle und politische Unterstützung, die „zweite Revolution" (Anti-

2

Gesuch Prinz I-hsins an den Kaiser. Ch'ou-pan i-wu shih-mo (Hsien-feng-ch'ao), Bd. 6, Vol. 71, S. 17b—18b.

3

Ebd.

4

I.

Einleitung

Yüan) niederzuwerfen. Nicht nur das; um den Thron zu besteigen, gab er sogar im Mai 1915 den 21 Forderungen Japans 4 nach. Seit Tuan Ch'i-jui an die Macht kam bis Juli 1920 hat er sich den japanischen Imperialisten gegenüber gefügig verhalten. Mit den Nishihara-Anleihen 5 hat er noch mehr Souveränität Chinas an Japan verkauft als Yüan Shih-k'ai bei den 21 Forderungen. Als deshalb das Kabinett Terauchi abdankte, brüskierte er es: „Unter dem Kabinett Ookuma forderte man die 21-Forderung von China und verschaffte sich die Feindseligkeit von ganz China, und Japan hat keine praktischen Vorteile bekommen. Hingegen unter meinem Regime habe ich 3mal so viel Geld an China ausgeliehen, habe aber an Rechten für Japan in China mehr als das lOfache von der 21Forderung b e k o m m e n . " 6 Durch diese Anleihe rüstete Tuan Ch'i-jui seine Armee auf für den Bürgerkrieg. Im Juli 1920 besiegte W u P'ei-fu den Tuan Ch'i-jui und verfiel wiederum in dessen Politik, doch diesmal mit englischer und amerikanischer Unterstützung. Sun Yat-sen versuchte, mit den Russen die Einheit Chinas zu erringen, und Chiang Kai-shek hat Japan gegenüber sogar während des Widerstandskrieges nicht die diplomatischen Beziehungen abgebrochen, keinen Krieg erklärt (später erst mit den U S A zusammen) und am Ende weder eine Friedenskonferenz noch Wiedergutmachungen verlangt. Seit dem Opiumkrieg sind die Imperialisten eifrig bestrebt, in China einzudringen, um Profite zu ergattern; später durchschauten sie die Widersprüche in China und versuchten, den einen gegen den andern Machthaber auszuspielen, die eine Partei gegen die andere, um die Teilung Chinas zu erreichen und daraus ihren Gewinn zu ziehen. Die Herrscher Chinas aber sind stets der traditionellen Mentalität — mit dem äußeren Feind sich verbinden, den inneren Feind niederzuwerfen — treu geblieben. 4

Wortlaut der Forderungen vom 18. Januar 1915 in: Mac Murray, Treaties and Agreements With and Concerning China, 1 8 9 4 - 1 9 1 9 ; N e w York, 1929 S. 1 2 3 1 - 3 4 .

5

Nishihara-Anleihen:

1 9 1 7 - 1 9 1 8 hat Japan stets große Geldsummen an die Pekinger

Regierung (Tuan Ch'i-jui) ausgeliehen; es sind insgesamt 152 0 0 0 0 0 0 (japanischer Yüan). Diese Anleihen wurden nicht offiziell von dem Gesandten Japans in Peking ausgehandelt, sondern von einem geheimnisvollen Vertreter namens Nishihara; deshalb die Bezeichnung. Es fand unter dem Kabinett Terauchi statt. Hierzu siehe auch Shigemitsu: Die Schicksalsjahre Japans, S. 40, A. Metzner Verlag, Frankfurt/M. 1959. Jaenicke, Wolfgang: Das Ringen um die Macht im Fernen Osten, S. 93, Holzner Verl. Würzburg 1963. 6

Nach Tung Tsai-chin: Ts'ung Tong-ch'ih-che chieh-ho-wei-li chin-hsing-nai-chan lun chin-tai chung-kuo pei-chü te tsao-yin, Ye-tsao Magazine 22, N e w York, U . S . A .

II. Nordfeldzug K. Die militärischen Aktivitäten während der Zeit der zwischen KMT und KPCh

Zusammenarbeit

Die K P C h wurde im Juli 1921 offiziell gegründet; in den Anfangsstadien war es durch ihre potentielle Schwäche und die objektive Situation auch ungünstig für die Entwicklung; deshalb war sie nach Instruktion des E K K I dem Rat gefolgt, in die K M T einzutreten, um unter dem Namen K M T ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Erst im April 1927, nach der Säuberung von kommunistischen Elementen in der K M T in Nanking und der darauffolgenden Trennung in der Wu-han-Regierung im Juli des gleichen Jahres, ist der ersten Zusammenarbeit der K M T und der K P C h ein Ende gesetzt worden. Die K P C h hat nach diesem politischen Fehlschlag sich der Arbeit der bewaffneten Aufstände gewidmet. Obwohl die K P C h keine eigene Armee in der Epoche der Zusammenarbeit aufgestellt hat und auch keinö praktischen Militäraktionen unternahm, war sie doch äußerst interessiert am Militärwesen. Nach dem 1. Kongreß der K M T vom Januar 1924 wurden auf Grund der Politik „Bündnis mit Rußland und Duldung der K P C h " die Mitglieder der K P C h regelrecht in die K M T aufgenommen. Chou En-lai wurde Militärchef der Bezirkskommission Kanton; seine Aufgabe war es, die Militärmacht geheim an sich zu reißen, denn zu der Zeit war die Huangp'u-Militärakademie die Wiege der revolutionären Macht. Während des Kampfes zwischen K P C h und K M T kann, wer die Kadetten der Huangp'u hat, schlechthin die revolutionäre Macht manipulieren und die Errungenschaften der Bürgerlichen Revolution für sich buchen. Das ist auch der Grund, warum Chou En-lai später langfristig die Militärmacht der K P C h in seiner Hand festhalten kann. Hieran sehen wir, daß die Arbeit des Aufbaus der Armee der K P C h in der Bezirkskommission Kanton beginnt, aber nicht in der Zentrale; die von Chou En-lai bekleidete Stellung als Militärchef in der Bezirkskommission in Kanton war damals das einzige Militärorgan in der ganzen kommunistischen Partei Chinas; deshalb war Chou En-lai einer der ersten, der die kommunistische Armee schuf, er war auch die höchste Autorität der Armee

6

II.

Nordfeldzug

von 1924 bis 1935; Mao Tse-tung hat erst seit Sept. 1927 damit begonnen, sich mit der Armee zu beschäftigen. Deshalb hat Chou En-lai einen großen Einfluß auf das Militärwesen gehabt. Deshalb auch seine Unzerrüttbarkeit in all den Machtkämpfen, die bis zur Kulturrevolution reichte. Am 30. 11. 1924 sprach Stalin in der China-Kommission der Exekutivkomission des E K K I und appellierte an die K P C h , mehr auf die militärische Frage achtzugeben; er meinte: „In China kämpft die bewaffnete Revolution gegen die bewaffnete Konterrevolution". In seiner Rede weist er die K P C h darauf hin, die folgenden zwei Punkte der militärischen Frage zu beachten: „Erstens müssen die Kommunisten Chinas die politische Arbeit in der Armee auf jede Weise verstärken und erreichen, daß die Armee zum wirklichen und mustergültigen Träger der Idee der chinesischen Revolution wird . . . Zweitens müssen die chinesischen Revolutionäre, darunter auch die Kommunisten, unmittelbar darangehen, das Kriegswesen zu studieren. Sie dürfen das Kriegswesen nicht als etwas Untergeordnetes betrachten, denn das Kriegswesen in China bildet jetzt den wichtigsten Faktor der chinesischen Revolution. Die chinesischen Revolutionäre, also auch die Kommunisten, müssen das Kriegswesen studieren, um allmählich aufzurücken und in der revolutionären Armee diese oder jene führenden Posten bekleiden zu k ö n n e n . " 1 Mit solchen Instruktionen hat die K P C h unter dem Namen K M T überall Bauernligen gegründet, die Bauern organisiert und sie bewaffnet, um den Bodenkampf zu entfalten; das hat späteren Aufständen in großem U m fang Vorschub geleistet, die man mit Hilfe der Bauern gemeinsam begonnen hat; ferner wurde, was die jung entstandene Huangp'u-Militärakademie betrifft, ebenfalls von ihren Elementen versucht, in sie einzusickern; der politischen Abteilung der Huangp'u-Militärakademie bemächtigten sich die Elemente der K P C h ; sie versuchten, die Studenten der Akademie durch die kommunistischen Ideen zu beeinflussen, in der Hoffnung, durch das Umformen der Gedanken der Offiziere die Armee zu manipulieren. In der Epoche der Zusammenarbeit hat die K P C h Bauernligen gegründet und ist in die militärischen Organisationen der K M T sowie in die Militärakademie Huangp'u eingesickert; das sind die wesentlichen Aktivitäten, die mit dem Militärwesen in Zusammenhang stehen. N u n werden sie analysiert:

1

Stalin und die chinesische Revolution, Verlag 2 0 . Mai. U b e r die Perspektiven der R e v o l u tion in China, S. 5 0 - 5 1 . -

Kommentar

7

1. Die Bauernliga China ist ein Agrarstaat; mehr als 80% der Bevölkerung sind Bauern; obwohl die KPCh die Macht der Bauern am Anfang ignorierte, betrachtete sie schließlich doch die Bauern als ihre mächtigsten Alliierten. Stalin hat im Aufsatz „Über die Perspektiven der Revolution in China" (Nov. 1926) die KPCh angewiesen, schleunigst Bauernkomitees zu gründen; solche Bauernkomitees müssen in der Lage sein, die wesentlichen Forderungen der Bauern festzulegen und sie mit allen Möglichkeiten mittels revolutionärer Maßnahmen zu realisieren, damit sie „den Kern bilden, um den sich die Revolution im Dorf entfalten wird." Er sagt: „Die antiimperialistische Front in China wird umso stärker und mächtiger sein, je schneller und gründlicher die chinesische Bauernschaft in die Revolution hineingezogen wird . . . daß die sofortige Befriedigung einer Reihe der dringendsten Forderungen der Bauern die unerläßliche Voraussetzung für den Sieg der chinesischen Revolution ist". 2 Um Tausende und Abertausende Bauern aufzurufen, der Revolution beizutreten, hat Stalin an die KPCh appelliert, folgenden Weg zu gehen: „Der erste Weg — das ist der Weg der Bildung von Bauernkomitees und des Eindringens der chinesischen Revolutionäre in diese Komitees, um auf die Bauernschaft einzuwirken." „Der zweite Weg — das ist der Weg der Einwirkung auf die Bauernschaft durch den Apparat der neuen revolutionären Volksmacht . . . die Aufgabe der Kommunisten und der Revolutionäre Chinas überhaupt besteht nur darin, in den Apparat der neuen Macht einzudringen, diesen Apparat den Bauernmassen näherzubringen und den Bauernmassen zu helfen, mit Hilfe dieses Apparats ihre dringendsten Forderungen zu befriedigen, sei es durch Wegnahme der Ländereien der Gutsbesitzer, sei es durch Herabsetzung der Steuern und des Pachtzinses . . . " „Der dritte Weg ist der Weg der Einwirkung auf die Bauernschaft durch die revolutionäre Armee . . . Daher müssen die Kommunisten Chinas und überhaupt die Revolutionäre Chinas alle Maßnahmen treffen, um die bauernfeindlichen Elemente der Armee zu neutralisieren, der Armee ihren revolutionären Geist zu bewahren und dafür zu sorgen, daß die Armee den Bauern hilft und sie für die Revolution mobilisiert." 3 Mit solchen Instruktionen Stalins hat die KPCh sich eifrig an die Bauernbewegung gewandt. Die KPCh hat im Januar 1924 angefangen, sich der

2

Ebd. S. 55.

3

Ebd. S. 5 5 - 5 6 .

8

II.

Nordfeldzug

Bauernbewegung zu widmen, und zwar nach der Zusammenarbeit mit der K M T , und unter deren Namen durchzuführen. Die Stelle des Landwirtschaftsministers der Zentralregierung der K M T wurde von dem Kommunisten Lin Tsu-han bekleidet; später wechselte zwar der Minister, doch die Angelegenheiten des Ministeriums wurden stets von dem Sekretär P'eng P'ai, einem Kommunisten, manipuliert. In jenem Jahr wurde ein „Institut für das Studium der Bauern" gegründet. Die Arbeit wurde vom Landwirtschaftsministerium gestaltet; ihr Ziel ist es, kommunistische Elemente zu züchten, sie auf das Land zu schicken, um ihre Macht auszubreiten; über die Studienaufnahme wurde von T'an P'ing-shan entschieden, und er nahm nur kommunistische Elemente auf. Im Frühjahr 1926, während der 6. vergrößerten Aufnahme, war Mao Tse-tung Stellvertreter des Propagandaministers und gleichzeitig der Direktor des Instituts für das Studium der Bauern. Die Studenten wurden später das Kapital Maos, als er in Hunan die Bauernbewegung inszenierte." 4 Außerdem wurden Baunerligen gegründet, Bauernmilizen aufgestellt; sie wurden alle von den Kommunisten organisiert. Uber die Taten der Bauernkomitees und Bauernmilizen in den D ö r fern sowie darüber, wie die K P C h solche Leute noch in Schutz nahm, steht in der „Geschichte der Kommunistischen Partei" folgendes: „In allen Orten von Kuangtung gibt es Min-t'uan, es sind lokale Selbstschutz-Verbände, die in normalen Zeiten die Banditen inhaftierten und diesen verhaßt waren. Die K P C h sieht noch weniger gern Selbstschutzverbände in O r t schaften, die der Durchführung der Bauernliga im Wege stehen, sodaß die Bauernliga tagtäglich den Min-t'uan Schwierigkeiten machte. Falls sie die Oberhand hatte, so wurde die Min-t'uan vernichtet, die Gegend stürzte ins Chaos; falls sie unterlegen war, so wurde im Namen der Bauernliga die Regierung aufgefordert, Truppen zu entsenden, die Min-t'uan zu bekämpfen. Als die Bauernliga von Kuangning von den Min-t'uan niedergeschlagen war, hat Borodin tatsächlich die Regierung veranlaßt, aus den Truppen von Yünnan, Hunan, Kuanghsi, Kuangtung und Honan je ein Regiment herbeizuziehen, um gegen die Min-t'uan zu kämpfen. Für eine solche Kleinigkeit ergriff Borodin so strenge Maßnahmen. Er wollte einerseits die Autorität der K P C h zeigen, andererseits wollte er die Feindschaft zwischen Armee und Min-t'uan schüren, um selbst Vorteile daraus zu ziehen. Die Min-t'uan dadurch aufzulösen, das hat man nun öfters zu hören bekommen. Er hat sogar einen Antrag an die Exekutivkommission der Zentrale gestellt, die Min-t'uan in der ganzen Provinz aufzulösen . . , " 5

4

W a n g C h i e n - m i n : C h u n g - k u o kung-ts'an-tan shih. I , S. 178.

5

E b d . S. 114.

Kommentar

9

Hieran sehen wir, daß das Ziel der K P C h , Bauernligen zu gründen und Bauernschutzwehren zu organisieren, hauptsächlich darin besteht, die herkömmliche O r d n u n g im Lande sowie die Min-t'uan zu zerschlagen, um die Hindernisse für die eigene Machtausdehnung zu beseitigen und bei dieser Gelegenheit die Bauern zu organisieren und sie in Griff zu b e k o m m e n , d . h . politisch die Gutsbesitzer zu vernichten; die Maßnahme steht in dem von M a o Tse-tung verfaßten „Bericht über eine Untersuchung der Bauernbewegung in der Provinz H u n a n " wie folgt: „Revisionen, Strafe, Geldbuße, Verhöre, Demonstration der Stärke, Herumführen in hohen Mützen, Haft in den Kreisgefängnissen, Vertreiben, E r s c h i e ß u n g " 6 , um wirtschaftlich die Gutsbesitzer zu ruinieren. Anderseits zielen sie auf die Auseinandersetzung zwischen der Masse und der Regierung ab, damit sich die Masse böswillig gegen die K M T stellt und diese isoliert. Was die Selbstschutzverbände (Hofwehr), die in den D ö r f e r n organisiert worden sind, angeht, so sind sie die Grundsteinlegung des späteren bewaffneten Kampfes und die Hauptquelle ihrer Waffen. D e r größte Teil k o m m t von den M i n - t ' u a n ; die ehemaligen Min-t'uan wurden zu „ständigen A b teilungen der H o f w e h r reorganisiert, die den neuen Selbstverwaltungsorganen im D o r f — den ländlichen Verwaltungsorganen, die die Macht der Bauernschaft in die T a t umsetzen — unterstellt sein werden. Das Hinüberziehen der alten bewaffneten Kräfte auf die Seite der Bauern ist die eine Seite der Arbeit zur Schaffung der bäuerlichen bewaffneten Kräfte. D i e andere, neue Seite dieser Arbeit ist die Organisierung der Sopiaotui, der mit Lanzen bewaffneten Abteilungen bei den Bauernvereinigungen". 7 Hieraus ist ersichtlich, daß die Bewaffnung der H o f w e h r der Bauern sehr primitiv ist. Außerdem wurde ein Teil der öffentlichen Gelder den Kreisen, D ö r f e r n , Tempeln, Ahnenhäusern abgenommen, um Gewehre und Munition zu kaufen, um die Ausrüstung der Bauernarmee aufzufüllen. D i e Aufstellung der H o f w e h r der Bauern ist im allgemeinen so: „ I n jeder D o r f gemeinde wird ein Zug oder eine Abteilung aufgestellt, je D o r f eine A b teilung oder eine Kompanie, je Bezirk ein Bataillon, das alle Kompanien des betreffenden Bezirkes unter sich hat. Das Bataillon ist die größte Einheit der H o f w e h r ; es wird von der Militärabteilung eines Kreis-Bauernvereins kommandiert. D i e Mannschaftszahl der Dorfmilizeinheiten ist nicht festgesetzt; sie wurde nach den Rekruten eines Dorfes bestimmt. Manche Kompanie hat 300, manche nur 100 Mann. D i e Aufstellung wurde nach der

6

Mao Tse-tung: Ausgewählte Werke Bd. I. Bericht über eine Untersuchung der Bauernbewegung in der Provinz Hunan, S. 37—41. Dietz Verlag Berlin 1957.

7

Ebd. S. 45.

10

II.

Nordfeldzug

Methode der Freiwilligkeit durchgeführt; die jungen Bauern wurden ermuntert, in die Miliz einzutreten. Die Aufgabe der Dorfmilizen ist auch nicht klar und konkret vorgeschrieben; sie sind nur beauftragt, die lokale Sicherheit zu schützen und die Zerstörung der Bauernbewegung seitens der Gutsbesitzer und Dorftyrannen zu unterbinden". 8 Die Dorfmilizen wurden während der freien Zeit der landwirtschaftlichen Betriebe bezirksweise trainiert. Die Mitgliederzahl dieser Bauernvereine ist in der Provinz Kuangtung vom Frühjahr 1925 bis Mai 1926 von 2 1 0 0 0 0 auf 6 2 0 0 0 0 Mann gestiegen, und im Bericht über eine Untersuchung der Bauernbewegung in der Provinz Hunan schrieb Mao Tse-tung im Jan. 1927: „ D i e Mitgliederzahl der Bauernvereinigung wuchs rasch bis auf 2 Millionen und die Zahl der von ihnen unmittelbar geführten Masse bis 10 Millionen a n " . 9 Deshalb hat der Einfluß der K P C h im Dorfe während dieser Epoche ziemlich rapide zugenommen. Die von ihr gegründeten Bauernvereine gestalteten sich zu einer organisierten, bewaffneten Anti-Gutsbesitzer-, Anti-Behörden-Vereinigung; die Kader, ob nun von den Massen ausgewählt oder vom Institut für das Studium der Bauernbewegung gesandt, waren fest im Griff der K P C h . Sie bildeten die Grundlage für die spätere Kettenreaktion ähnlicher Aufstände.

2. Aktivitäten der K P C h in der Militärakademie Huangp'u Im Mai 1924 hat die K M T wegen der Erfordernisse der Revolution, mit der Unterstützung Rußlands, die Militärakademie Hungp'u gegründet. D r . Sun Yat-sen beauftragte Chiang Kai-shek als Direktor, Liao Chung-kai als Parteivertreter, Leiter der politischen Abteilung war Chou En-lai; im ersten Semester wurden aus allen Provinzen 400 Studenten aufgenommen, und man beabsichtigte, diese als Kerngerüst für eine ideale revolutionäre Armee aufzustellen, um die zukünftige Einheit Chinas zu vollenden. Man hat das russische System übernommen, in der Armee Parteivertretungen und Politabteilungen einzurichten. Als die Militärakademie gerade gegründet wurde, sind schon kommunistische Elemente hineingesickert, wie der Stellvertreter des Lehramtsleiters, ein Major Y e Chien-ying, der Gardehauptmann der Verwaltung, ein Leutnant H u Kung-mien, die alle Kommunisten sind; auch der Stellver8

Kung Chu: Wo yü hung-chün, S. 34, Hong Kong, 1954.

9

Mao: A W I, S. 23.

Kommentar

11

treter des Trainingsleiters, ein Oberstleutnant Teng Yen-ta, war ein Sympathisant der Kommunisten. Die Politabteilung der Militärakademie war stets von den Kommunisten manipuliert; der Leiter der Politabteilung Tai Chi-t'ao saß in Shanghai, und es wurde alles von seinem Stellvertreter Chou En-lai geleitet. Stalin hat einst die K P C h angewiesen sich anzustrengen, die politische Arbeit in der Armee zu verstärken; deshalb wurden die Aktivitäten der politischen Arbeit zum Hauptziel der K P C h . Als Sun Yat-sen starb, waren ihm die ehemaligen Leiter der Politabteilung Tai Chuan-hsien, Shao Yüan-ch'ung nach Peking gefolgt, und sie beteiligten sich an der West-Berg-Konferenz 1 0 ; so wurde die Leitung der Politabteilung von Chou En-lai übernommen. (Von 1924 bis N o v . 1935 galt Chou En-lai stets als die höchste Autorität im Militär der K P C h . Chou war damals auch Leiter der Militärabteilung in dem Bezirkskomitee Kanton, ein Ressort, das es in der Zentrale noch nicht gab). Alle politische Arbeit der Militärakademie wurde von ihm geregelt; später übernahm er gleichzeitig das Militärgericht. Als die Organisation der Politabteilung der Akademie vergrößert wurde, errichtete man Politzweigabteilungen der Front und des Hinterlandes. Chou En-lai wurde Leiter der Politzweigabteilung der Front und beteiligte sich an der 2. Ostexpedition gegen Ch'en Chiung-ming. Die Politzweigabteilung des Hinterlandes wurde wiederum von einem Kommunisten, Pao Hui-seng, geleitet, der, in der Akademie zurückgeblieben, alle politische Arbeit durchführte. Deshalb hat die K P C h in der Militärakademie die Organisation entwickelt, die Kadetten mit den kommunistischen Ideen überschüttet, sie noch weiter in die Politabteilung aller Armeen weitergeleitet; der Politunterricht und Propagandabroschüren in der Armee sind beinahe gänzlich Doktrine des Marxismus und Leninismus. Im Herbst 1924 wurden in der Militärakademie zwei Stabsregimenter gegründet. H o Ying-ch'in wurde der 1. und Wang Po-ling der 2. Regimentskommandeur. Es wurden Parteivertreter auf Regiments-, Bataillons- und Kompanie-Ebene eingerichtet, die sehr mächtig waren. Die Leute, die mit derartigen Arbeiten beauftragt sind, waren meist Kommunisten, z. B. war H u Kung-mien Parteivertreter des 1. Bataillons des 1. Stabsregiments. Bei der 1. Ostexpedition gegen Ch'en Chiung-ming wurde das Stabsregiment zur Parteiarmee vergrößert und beteiligte sich am Kampf. Chou En-lai war erst Leiter der Frontpolitzweigabteilung und wurde nun Leiter der Politabteilung der Parteiarmee. 10

West-Berg-Konferenz siehe Wilbur und H o w , Documents on Communism, Nationalism, and Soviet Advisers in China (1918-1927), D o k . 49, S. 435f., N e w York 1956. Gottfried Karl Kindermann, Der Ferne Osten, S. 2 1 7 - 2 1 8 , dtv. 1970.

12

II.

Nordfeldzug

Am 1. Juli 1925 wurde die Nationalregierung in Kanton gegründet und die Militärkommission errichtet; die revolutionäre Armee wurde in 7 Korps gruppiert; bei den Militärkommissionen wurden politische Schulungsabteilungen eingerichtet; Ch'en Kung-po wurde deren Leiter. Die Politleiter der einzelnen Korps waren: Chou En-lai des 1. Armeekorps, Chu Ke-ching des 3. Korps, L o Han des 4. Korps, Li Lang-ju des 5. Korps, Lin Tsu-han des 6. Korps; das waren die 6 Korps der K M T zu jener Zeit. Sie waren alle Kommunisten. Der General des 1. Korps war Chiang Kai-shek, ihm unterstanden 3 Divisionen. Der Parteivertreter beim 3. Regiment unter dem 1. Divisionskommandeur H o Ying-ch'in war Pao Hui-seng. Der Parteivertreter des 7. Regiments unter dem 3. Divisionskommandeur T'an Shuch'ing war Chiang Hsien-yün. Diese genannten Parteivertreter sowie Politleiter der Armeen waren alle Kommunisten. Durch die Politarbeit die Truppen an sich zu ziehen, wurde nicht nur im Süden ( K M T ) versucht, auch unter Feng Yü-hsiang sind Liu Po-chien und Teng Hsiao-p'ing der Politleiter und Stellvertreter gewesen. Im Februar 1926 wurde die Militärakademie in Politik-Militär-Akademie umbenannt; der Dekan der Politischen Abteilung war stets Shao Li-tse, ein komm. Sympathisant. Als später Shao Li-tse nach Rußlang ging, übernahm sein Stellvertreter Hsiung Hsiung, der ein Kommunist war, dieses Amt. Ein anderer wichtiger Kommunist Yün Tai-Ying wurde Haupt-Polit-Erzieher; andere kommunistische politische Lehrer waren Chang Ch'iu-jen, Kao Yü-han usw., und H u Kung-mien wurde Bataillonskommissar. An der Militärakademie wurde auf Vorschlag der russischen Berater das Fach Politik eingeführt, so daß die kommunistischen Elemente alle dieses Fach besuchten, um vorzubereiten, sich später der politischen Arbeit in der Armee zu bemächtigen. Nach der obigen Schilderung ist die politische Abteilung der Huangp'uMilitärakademie sowie der Armee fast gänzlich in den Händen der Kommunisten, dies in der Absicht, durch ihre Ideen die Armee in kommunistischem Sinn zu beeinflussen; nachdem deshalb die Kommunisten der Aufforderung, in die Armee einzutreten, gefolgt waren, waren sie aufs äußerste bestrebt, ihre Leistungen zu zeigen. In der „Politischen Arbeit der K M T Armee" steht folgendes: Die kommunistischen Elemente sickerten durch die Partei-Organe in die Armee ein; somit können sie die Qualifizierung von Parteivertretern der K M T erlangen. Sie wußten genau, daß zu jener Zeit in der K M T ein Mangel an solchen Leuten herrschte; sie stellten sich als Fachleute vor, verheimlichten ihre politische Gesinnung, ließen sich von der K M T oder der Militärakademie anwerben, um in die Politabteilung der Akademie einzusickern.

Kommentar

13

In der Arbeit sind die folgenden Merkmale zu verzeichnen: a) Sie sind eifrig bei der Arbeit und nicht an Machtpositionen interessiert; die Machtpositionen der Parteivertreter überlassen sie ausschließlich den Mitgliedern der KMT. b) Unter dem Motto: „Was du nicht tust, das tue ich" wurden alle politischen Aufgaben, die die Mitglieder der KMT nicht tun wollten oder konnten, wohlwollend von ihnen übernommen und mit allen Kräften ausgeführt. c) Ohne das Vertrauen gewonnen zu haben, geben sie nicht auf. Den Parteivertretern oder Politabteilungsleitern der KMT gegenüber sind sie ehrerbietig; jeder Auftrag wird befriedigend erledigt; den Pflicht-Aufgaben wenden sie sich mit allen Kräften zu; im Laufe der Zeit gewannen sie durch ihre Taten das Vertrauen der Vorgesetzten, bis diese ihnen gänzlich vertrauten, d) Nachdem sie durch ihre mühsame Arbeit das völlige Vertrauen erworben haben, halten sie dann ihre Stelle fest und versuchen rücksichtslos die Anweisungen ihrer Partei zu befolgen, um die Aufgabe der Partei zu vollenden . . - 11 Diese Manipulation der politischen Arbeit durch die Kommunisten wurde erst nach dem Zwischenfall des Chung-shanKriegsschiffes 12 (20. 3. 1926) geändert. Chiang Kai-shek schlägt überraschend gegen die Kommunisten zu. Zahlreiche Kommunisten werden verhaftet, Kampftrupps der kommunistischen Arbeitergewerkschaft entwaffnet und sowjetische Berater unter Hausarrest gestellt. Das System für Parteivertreter wurde folgendermaßen geregelt: „Chiang meinte, das System darf man nicht abschaffen, solange die Revolution nicht beendet ist, doch dem Parteivertreter müssen gewisse Schranken gesetzt sein. Zwei-Partei-Mitglieder sollte man nicht als Parteivertreter einsetzen, und man muß ein bestimmtes Jahr der Parteizugehörigkeit festsetzen, ehe man qualifiziert ist, Parteivertreter zu werden . . ." 1 3 Danach wurden die Kommunisten, die als Parteivertreter fungiert hatten, alle ausgeschieden, doch sie wurden von der Politischen Schulungsabteilung weiter geschult, um sie auf später vorzubereiten. Kurz vor dem Nordfeldzug war Teng Yen-ta Dekan der General-Politabteilung; sein Stellvertreter war Kuo Mu-jo; die beiden waren Sympathisanten der KPCh; deshalb wurden die kommunistischen Elemente wiederum in großem Umfang auf-

11

Kuo-chün chen-kung shi-kao (I), S. 220 (Manuskript zur politischen Arbeit der K M T Armee), Hauptpolitabteilung des Verteidigungsministeriums, Juli 1960.

12

Der Zwischenfall des Chung-shan-Kriegsschiffes, s. Kindermann, Der Ferne Osten, S. 2 1 9 - 2 2 0 .

13

Min-kuo shih-wu-nien i ch'ien chih Chiang Kai-shek (Ein Vortrag von Chiang Kai-shek an die Kadetten 1926).

14

II.

Nordfeldzug

genommen, so daß die politische Arbeit in der Armee während des Nordfeldzuges wieder einmal von den Kommunisten manipuliert wurde. Das waren die 2 wichtigsten Aktivitäten während der Epoche der Zusammenarbeit: Bauernvereine errichten, Bauern organisieren und sie bewaffnen; das ist die Grundsteinlegung für die späteren bewaffneten Kämpfe in den Dörfern. Das Einsickern in die Armee und Militärakademie geschieht in der Absicht, die Gedanken der Armee zu beeinflussen, ihre Haltung zu ändern und gleichzeitig für sich selbst hohe Militärkader zu züchten.

K. Die militärischen

Aktionen

der KPCh während Nordfeldzuges

des Anfangsstadiums

des

Der Nordfeldzug stieß bei führenden chinesischen Kommunisten von Anfang an auf beträchtlichen Widerstand, angeblich, weil Wu P'ei-fu einen eigenen Südfeldzug unternommen hatte und weil die Macht der Nationalisten in Kuangtung von gegen die Roten gerichteten Streitkräften bedroht wurde. Der tiefere Grund für die Bedenken der Kommunisten lag wahrscheinlich in ihrer wachsenden Furcht vor Chiang Kai-shek und der Macht des „neuen rechten Flügels". Aber die Führung der chinesischen Kommunisten fürchtete auch die Möglichkeit einer Spaltung in ihren eigenen Reihen wegen dieser Frage, und darum beschloß sie später, die Unternehmung zu unterstützen. Doch sie betrachtete den Nordfeldzug als „einen Feldzug der K M T " (Worte von P'eng Shu-chih); das ist die eine Erscheinung. Anderseits hatte Chou En-lai, führendes Parteimitglied in Südchina, am Anfang des Nordfeldzuges mit Borodin, Galin (Blücher) mitgewirkt, doch ihr (der KP) Ziel war es, wie die Sache später bewies, die Gelegenheiten ausnützen, Zwischenfälle hervorzurufen, um den Nordfeldzug zu unterbrechen und gleichzeitig ihren eigenen Einfluß zu vergrößern. Hier sind einige Daten vom Juli 1926 bis Dez. 1926 über die militärischen Aktivitäten der K P C h aufgezeichnet: Am 9. 7. 1926 startete die bürgerliche revolutionäre Armee den Nordfeldzug mit 8 Korps, insgesamt an 80000 Mann; ihr Hauptziel war es, die Militärmachthaber Wu P'ei-fu, Sun Ch'uan-fang und Chang Tso-lin zu stürzen. Diese Militärmachthaber haben sich, als die revolutionären Kräfte noch nicht formiert waren, gestützt von verschiedenen Imperialisten, gegenseitig um Macht und Boden bekämpft und sich nun, wiederum unter den Anweisungen der Imperialisten, gemeinsam gegen den Nordfeldzug verbündet.

Kommentar

15

Am 9. Juli trieben die revolutionären KMT-Truppen den Nordfeldzug in 3 Richtungen voran. Die Hauptroute aus Kuangtung nach Hunan in Richtung Wuhan, das Hauptquartier der Wu-P'ei-fu-Verbände, nahmen die Hauptstreitkräfte der KMT, das 4., 7. und 8. Korps, darunter das 4. Selbständige Regiment, befehligt von Ye T'ing, einem Kommunisten, der einzige der KPCh unterstellte Militärverband. Bei der bürgerlichen revolutionären Armee des Nordfeldzuges, wo die KPCh in die politischen Abteilungen eingesickert war, gab es das 2. Korps von T'an Yen-k'ai und das 6. Korps von Ch'en Ch'ien. Der politische Abteilungsleiter des 1. Korps war ursprünglich Chou En-lai, doch durch den Zwischenfall vom 20. März 1926 auf dem Chung-shan-Kriegsschiff wurden alle KPCh-Mitglieder des 1. Korps ausgesperrt; so war während des Nordfeldzuges das 1. Korps von der KPCh gesäubert. In die bürgerliche Armee hingegen waren Teng Hsiao-p'ing, Hsiao Ming und Liu Pochien als politische Agitatoren eingesickert. In den Dokumenten steht: „Im Norden, als Feng Yü-hsiang am 15. 9. von Rußland zurückkam, hatte er mit Unterstützung von russischen Beratern und Parteimitgliedern der Zentrale, Teng Hsiao-p'ing und Hsiao Ming, am 17. in Sui-yüan/Wu-yüan einen Eid abgelegt, das Kommando der vereinigten bürgerlichen Armee übernommen, das Heer nach Shenhsi geführt und den Eintritt seiner Truppen in die KMT erklärt. Am Ende des Jahres besetzte er die ganze Provinz Shenhsi." 1 4 Außerdem war Teng Yen-ta, der Leiter der politischen Hauptabteilung der Front der bürgerlichen revolutionären Armee, ein Mitglied des linken Flügels der KMT; der Sekretär der politischen Hauptabteilung, Kuo Mo-jo, war ein Sympathisant der KPCh, und dieser Posten wurde für ihn auch von der KPCh arrangiert. Nach der Trennung von KMT und KPCh in Wuhan ging er nach Nan-ch'ang und beteiligte sich am Aufstand vom 1. August. Nach dem Memorandum von Kuo Mo-jo war der Abteilungsleiter der politischen Hauptabteilung, Teng Yen-ta, sehr beschäftigt; er sei stets im Hauptquartier des Frontkommandos (T'ang Sheng-chih) und beteiligte sich an den militärischen Angelegenheiten, so daß die Arbeit der politischen Abteilung gänzlich auf Kuo Mo-jo fällt 1 5 . Kuo war zwar kein Mitglied der KPCh, doch ein Sympathisant; die Mitarbeiter seiner Hauptabteilung waren z. B. der Abteilungsleiter der Propaganda Chu Tai-chieh, Hu Kung-mien, Chou En-shou (Bruder von Chou En-lai) . . . — alle Mitglieder der KPCh. 14

Hu Hua: Chung-kuo hsing-min-chu chu-i ke-ming-shih (Revolutionsgeschichte Neuen Demokratie Chinas), S. 82.

15

K u o M o - j o : Mo-jo tzu-chuan (II.). Ko-ming ch'un-ch'iu S. 289.

der

16

II.

Nordfeldzug

U m von den militärischen Aktivitäten der K P C h im Nordfeldzug ein vollständiges Bild zu bekommen, müssen wir die militärischen Anschauungen der K P C h bis in die Gründungszeit zurückverfolgen. Bei Gründung der K P C h ist die Militärarbeit dieser Partei nicht genügend erkannt worden, auch wenn sie in die Huangp'u-Militärakademie sowie in die Truppen der bürgerlichen revolutionären Armee einzusickern suchte. Deshalb muß im Beschluß des 2. erweiterten Kongresses zugegeben werden: „Früher haben wir den militärischen Aktionen nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt; nun fangen wir an, die Militärbewegung zu achten, doch sie beschränkt sich ausschließlich auf die höheren Offiziere". 1 6 Hieraus ersehen wir, was mit „Militärbewegung" gemeint ist, hauptsächlich Verschwörungen zur Rebellion anzuzetteln, was zu einem Hauptteil der ganzen Militärbewegung der K P C h wurde; sie wurde einfach „Militärbewegung" genannt. Später wurde sie in „Soldatenbewegung" umbenannt; diese Arbeit wurde ausschließlich unter der Planung des Militärkomitees der Zentrale durchgeführt. Chou En-lai wurde im Aug. 1926 der Chef des Militärbüros Kanton. Er war der einzige Mann, der das ganze Militär manipulieren kann, denn die Hauptaufgabe für ihn ist, die Kadetten von Huang'pu in die Partei aufzusaugen. Das Selbständige Regiment von Ye T'ing ist auch durch Chou En-lai geschaffen worden. Auch das 1. Regiment (P'eng Te-huai) der 5. Division des 35. Korps rebellierte unter Anzettelung des Parteimitgliedes Huang Kung-lüeh (derzeitig der 3. Bataillonskommandeur des 2. Regiments derselben Division) und des T'eng Tai-yüan (derzeitiges Mitglied des Inspekteurs des komm. Provinzkomitees Hupei) im Juli 1928 in P'ingchiang, Provinz Hunan; der Wachregimentskommandant Lo Ping-hui (KPCh) rebellierte unter dem KMT-Truppen-Führer Chu P'ei-te aufgrund der Anzettelung von Liu Shao-ch'i (Sekretär des Sonderkomitees Südchianghsi) und von Ts'ai Sheng-hsi (Inspektor des Provinz-Militärkomitees) im Juli 1929 in Chi-an, Provinz Chianghsi. Von dem von Sun Lien-chung geführten 26. Korps wurde unter Anzettelung von Chao Po-sheng (KPCh) und von Tung Chen-t'ang ( K P C h ) im Dez. 1931 in Ning-tu, Provinz Chianghsi, ein Aufstand gemacht. Das sind einige anschauliche Beispiele der Militärbewegung, die von der K P C h im Sowjetgebiet in Chianghsi geleistet worden sind. N u n werden wir die Militärbewegung der K P C h in der Periode des Nordfeldzuges betrachten. Wie vorn bereits erwähnt, zeigen die „ B e schlüsse zur Militärbewegung" auf dem 2. erweiterten Kongreß deutlich die 16

Su-lien yin-mou wen-cheng hui-pien (Dokumenten-Sammlung zur sowjetischen Intrige): Rubrik K P C h .

Kommentar

17

geheimen Pläne der K P C h zu jener Zeit hinsichtlich der Truppen des N o r d feldzuges und anderer Truppen sowie der konterrevolutionären Truppen zur Anzettelung von Aufstandsbewegungen. Nach diesem Beschluß ist die folgende Militärbewegungsarbeit zu verzeichnen. I. Die Wichtigkeit der Militärbewegungsarbeit 1. China befindet sich zur Zeit unter der Militärmacht der nationalen Revolution in heftiger Auseinandersetzung mit den konterrevolutionären Militärmachthabern; bei der Militärmacht der nationalen Revolution ist es, objektiv gesehen, mindestens erlaubt, eine gewisse politische Propaganda durchzuführen; anderseits läßt sich in den konterrevolutionären Truppen, die sich gegenseitig befeinden und wo innere Konflikte unter den Truppen vorhanden sind, wo ferner die Söldner schlecht behandelt werden und isoliert sind, unter solchen Truppen unsere Arbeit leicht vorantreiben. 2. Auf dem Lande sind viele, besonders unter den armen Bauern, geheime bewaffnete Kräfte organisiert und bereits politisch sinnvolle Aufstände entfaltet worden, wie z. B. die Aktionen der Gesellschaft des Roten Speers in Honan und Shantung 1 7 . 3. Der Kampf der Arbeiterklasse in den Städten brachte auch öfter bewaffnete Auseinandersetzungen mit sich; die Schienenarbeiter von N o r d und Südchina können allmählich ihren Einfluß im Bürgerkrieg zeigen. 4. Unsere Partei ( K P C h ) ist eine Partei des Proletariats, eine Partei, die zu jeder Zeit zu bewaffneten Aufständen bereit ist, die sich im Verlauf der nationalen Revolution am bewaffneten Kampf beteiligen muß, die fortschrittliche Militärmachthaber stärken hilft, zur Schwächung der konterrevolutionären Militärmachthaber beiträgt. Ferner können uns solche Arbeiten an Erfahrungen bereichern, um systematische bewaffnete Aufstände vorzubereiten.

II. Überprüfung der Militärbewegung der Vergangenheit 1. Früher haben unsere Genossen die Militärbewegung nicht geachtet, und es zeigte sich der Charakter der Schreibtischstudien; jetzt achten sie zwar die Militärbewegung, doch legten sie das Gewicht hauptsächlich nur auf die höheren Offiziere; das zeigte, daß sie die Aufgabe und die Bedeu17

Gesellschaft des Roten Speers. s. Li Da-zhao: Im Kampf für ein sozialistisches China, S. 157—163, Zhengzhi Shenghuo (Politisches Leben), 1926, Dietz Verlag Berlin 1969.

18

II.

Nordfeldzug

tung der Erfahrung zur systematischen Vorbereitung von bewaffneten Aufständen der gegenwärtigen Militärbewegungsarbeit unserer Partei nicht verstanden haben. 2. Die Arbeit des vergangenen Halbjahres gestaltete nur die Arbeitsorgane der Zentrale und der verschiedenen Orte sowie ihre gegenseitigen Beziehungen hinsichtlich der Materialsammlung und des Aufbaus der Arbeiter(selbst)wehr und hat auch gewisse Errungenschaften erzielt. Abgesehen davon, daß in der fortschrittlichen Armee (bürgerliche revolutionäre Armee und bürgerliche Armee) gewisse Propagandaarbeit durchgeführt worden ist, ist die Arbeit in der konterrevolutionären Armee meist nur an den Konflikten der hohen Offiziere interessiert und versäumte, Beziehungen zu den Unteroffizieren und Soldaten anzuknüpfen; hinsichtlich der bewaffneten Vereinigungen der Bauern (z. B. Gesellschaft des Roten Speers) ist noch nicht begonnen worden, planmäßig zu arbeiten. III. Die zukünftige Arbeitslinie und Anordnung 1. In Zukunft muß man unter den Truppen der konterrevolutionären Militärmachthaber Soldatenzellen organisieren, die sich von uns kommandieren lassen und Beziehungen zu den Soldatenmassen anknüpfen und sich aufgrund der Alltagsereignisse mündlich bzw. schriftlich an die Soldatenmasse propagandistisch wenden. Gleichzeitig muß man mit ganzer Kraft im Arsenal und Waffendepot aktiv sein, Zellen organisieren, damit den Militärmachthabern diese Waffen vorenthalten bleiben. 2. Hinsichtlich der Vereinigungen der bewaffneten Kräfte der Bauern muß man vorerst die Ausbildung ihrer unteren Führung unterstreichen, besonders die politische Schulung. Was die Arbeiterwehr angeht, so legen wir keinen Wert auf zahlenmäßige Ausbreitung, sondern auf politische und militärische Schulung der Kerntruppe der Arbeiterwehr. 3. Falls wir politische Agitatoren zur bürgerlichen revolutionären Armee und bürgerlichen Armee hinschicken, müssen wir noch mehr auf das Prinzip „Wenig, aber Gutes" achten; falls jemand von uns das Korpskommando übernimmt, so muß es seine Aufgabe sein, die Truppe noch solidarischer, noch revolutionärer zu gestalten, und er muß auf der Hut sein, daß die Truppe nicht vorzeitig innerlich zerfällt; ihre Aktionen müssen vollständig nach den Anweisungen der örtlichen Parteiorgane erfolgen. 4. Die Militärarbeit ist ein Teil der Parteiarbeit; die verantwortlichen Genossen der Militärarbeit müssen überall mit den Sekretariaten der Parteiorgane der betreffenden Orte in enger Beziehung stehen und Berichte an das Sekretariat durchgeben und mit ihm ihre Arbeit besprechen.

Kommentar

19

Falls wir die Militärbewegung der K P C h während des Nordfeldzuges studieren, müssen wir der Militärarbeit der K P C h in der Gesellschaft des Roten Speers in Nordchina besondere Aufmerksamkeit schenken; denn die Einsickerung der KP-Elemente in die Gesellschaft des Roten Speers in Shantung, Hopei und Honan war zu jeder Zeit ein Teil der Militärarbeit der K P C h . Nach dem Beschluß des Kongresses sollen die organisatorischen Maßnahmen, das Aktionsprogramm und der Ausnutzungsplan der Gesellschaft des Roten Speers während des Nordfeldzuges wie folgt aussehen: A. Die Wichtigkeit der Bewegung der Gesellschaft des Roten Speers 1. Die Gesellschaft des Roten Speers ist ein Produkt der Herrschaft der Militärmachthaber; diese primitive Selbstschutzorganisation der einfachen armen und Mittelbauern entstand dadurch, daß sie nicht länger die Ausbeutung der korrupten Bürokraten, die drückenden Steuern und Abgaben, die Zerstörung durch die Bekriegung der Militärmachthaber, die Plünderung der Banditen und geschlagenen Soldaten sowie die ökonomische Invasion der Imperialisten, Despoten usw. ertragen wollte; obwohl in der Zeit nach der Organisation ein Anteil von Vagabunden daruntergemischt war oder die Kommandogewalt den Despoten in die Hände fiel, kann man dennoch nicht einfach behaupten, daß dies eine räuberische Organisation darstellt. Die Aktionen und Forderungen der Bewegung der Gesellschaft des Roten Speers in Chili, Honan und Shantung sind von jeher direkt oder indirekt gegen die Herrschaft der Militärmachthaber gerichtet; sie sind in der Tat bewaffnete Kräfte des Volkes und wurden zu wichtigen Kräften der nationalen Revolution bei der Zerschlagung der Militärmachthaber; wir müssen uns anstrengen, diese Kräfte zu führen, überdies verhüten, daß diese Kräfte von den Militärmachthabern und Despoten ausgenutzt werden. 2. Die Gesellschaft des Roten Speers ist nicht nur eine wichtige Kraft der nationalen Revolutionsbewegung, sondern sie muß auch bei der Arbeit der Bauernvereine berücksichtigt werden. In den am meisten entwickelten Gegenden der Gesellschaft des Roten Speers, wie Honan, Chili und Shantung, sind die Bauerbewegung und die Bewegung der Gesellschaft des Roten Speers kaum zu unterscheiden, doch wir müssen darauf achten, daß die Bauernvereine zu Organisationen aller Bauern werden und die Gesellschaft des Roten Speers zu den bewaffneten Organisationen der Bauernvereine wird; gegenwärtig müssen wir die Gesellschaft des Roten Speers unter den Bauern vereinen weiter entwickeln, bis die Bauernvereine allgemein geworden sind; dann muß der Rote Speer die bewaffnete Organisation der Bauernvereine sein.

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II.

Nordfeldzug

B. Das Aktionsprogramm und die Organisationsmethode in bezug auf die Gesellschaft des Roten Speers 1. Die Gesellschaft des Roten Speers ist eine Macht des Volkes, die sich gegen die Herrschaft der Militärmachthaber stellt, doch diese Macht muß mit den anderen revolutionären Kräften verbunden und muß von den revolutionären Kräften beeinflußt werden, so daß ihre Fehlschläge und ihr konterrevolutionärer Charakter vermindert werden (da ihre Organisation locker und abergläubisch ist, halten sie keinen Kampf durch; überdies sind sie von überwiegend destruktivem Charakter). 2. Wir müssen ihnen ein wenig organisatorische Methode und ein Aktionsprogramm geben, was sehr klar und deutlich und leicht zu verstehen sein soll. In bezug auf die organisatorische Methode: Der erste Schritt ist, ihnen zu propagieren, mit der örtlichen Gesellschaft des Roten Speers Verbindung aufzunehmen, ein geheimes Verbindungsorgan zu organisieren, damit sie sich mit allen Gesellschaften abstimmt, sich gegenseitig behelfen kann; diese Verbindungsorgane sollen unsere verantwortlichen Genossen in der Gesellschaft des Roten Speers übernehmen, vorerst nur als ein Nachrichtenund Prüfungsorgan; später müssen sie allmählich zu einem mächtigen Kommandoorgan werden. Nachdem diese Verbindungsorgane errichtet worden sind, muß der zweite Schritt versucht werden, die Führer aller Gesellschaften des Roten Speers, des Schwarzen Speers zu einem Kongreß einzuberufen, eine einfache Organisation zu formieren und das Programm zu einer gemeinsamen Aktion zu beschließen, das die folgende Punkte enthalten soll: a) b) c) d) e)

Sich gegen die Banditen zur Wehr zu setzen Gegen die Störungen von disziplinlosen Truppen Gegen die drückenden Steuern und Abgaben Gegen den willkürlichen Arbeitsdienst Den Gebrauch von Militärnoten abzulehnen, die Abzahlung der Steuern mit den Papiernoten der Regierung zu fordern f) Schutz der lokalen Ordnung (d. h. Eintritt in die Selbstverwaltung der Lokale (Partei-Zelle)) g) Die örtlichen Finanzen müssen öffentlich überwacht werden h) Gegen korruptes Beamtentum. Diese Parolen müssen in eine Sprache umgesetzt werden, die das Volk des betreffenden Ortes leicht verstehen kann.

Kommentar

21

Die gegenwärtigen Aktionen der Gesellschaft des Roten Speers müssen innerhalb des Rahmens der obigen Parolen sein; nur von der Selbstschutzorganisation darf gefordert werden, daß sie in der lokalen Selbstverwaltung mitwirkt, aber auf keinen Fall darf man in die Illusion verfallen, daß diese Kräfte die ganze örtliche Regierung übernehmen 18 .

C. Die Politik gegenüber der Gesellschaft des Roten Speers 1. Es ist nicht notwendig, daß wir sofort etwas gegen die Doktrin des Aberglaubens der Gesellschaft des Roten Speers unternehmen, denn das ist gerade ein Hauptfaktor, sie zu einigen, den Kampf aufzunehmen; das ist ein unvermeidbares Phänomen der rückständigen Bauern; wir verlangen nur, daß sich ihre Aktionen günstig auf die Entwicklung der Revolution auswirken. 2. Die realen Besonderheiten in Shantung und Honan sind, daß die wirkliche Gesellschaft des Roten Speers der Bauern und die des Banditentums sowie die von Despoten manipuliert sind; sie sind alle gegen die Militärmachthaber Chang Tsung-ch'ang und Wu P'ei-fu. Wir müssen sie selbstverständlich alle in eine Einheitsfront gegen die Regierung der Militärmachthaber zusammenführen, überdies die wirklichen Organisationen der Bauern festigen. 3. Die Kommandogewalt der Gesellschaft des Roten Speers fiel leicht in die Hände von Despoten und wurde zu einem Instrument der Despoten; die Gesellschaft des Roten Speers von Banditencharakter wurde meist die Kernmasse, die den Despoten diente; ihre Kampfkraft ist auch am stärksten. Unsere Politik ihr gegenüber ist: Falls wir sie nicht unter die Flagge gegen die örtliche Regierung der Militärmachthaber bringen können, so müssen wir vorerst die Masse für uns gewinnen. Zuerst muß der Gesellschaft des Roten Speers von den Bauern geholfen werden, selbständig zu existieren, damit sie nicht vor dem Banditentum zurückschreckt. Zweitens muß die Gesellschaft des Roten Speers des Banditentums nicht von den Despoten ausgenutzt werden, im Gegenteil, sie muß auf Seiten der Bauern stehen und gemeinsam gegen die Despoten vorgehen.

18

Ebd.

III. Der 1. Bürgerkrieg (Epoche der Roten Armee) K. Die Notstands-Konferenz

am 7. Aug. 19271

Nach dem konterrevolutionären Zwischenfall in Shanghai am 12. April 2 1927 sowie der antikommunistischen Säuberung der KMT-Regierung in Nanking sind im Kurs der Komintern eindeutig ihre Fehler zutage getreten, doch Stalin beharrte, um Trotzkis Angriffe abzuwehren, ohne ihm prophetische Voraussicht zuzugestehen, auf dem Standpunkt (VIII. Vollversammlung des EKKI Mai 1927), am alten Kurs des Bündnisses mit der KMT festzuhalten, was zu der verheerenden Wirkung der über die KPCh hereingebrochenen Katastrophen geführt hatte. Stalin sah in der Einigung Chinas — und nicht in der Sozial- und Agrarrevolution — die vordringlichste Aufgabe. Ein starkes Bündnis zwischen KPCh und KMT war der erste Schritt dazu 3 . Deshalb hatten Borodin und die damalige Führung der KPCh nicht nur an der Zusammenarbeit mit Chiang Kai-shek zu lange festgehalten, sondern nach dem 12. April 1927, dem Blutbad von Shanghai, auch zu lange ihre Hoffnung auf den linken Flügel der KMT unter Wang Ching-wei gesetzt. Im Juli 1927 ist die Zusammenarbeit der KPCh mit der Wuhan-Regierung (linker Flügel der KMT) offiziell beendet. Das Schicksal der KPMitglieder in Wuhan ist genau so wie in Shanghai dem Massaker ausgesetzt. So versuchten sie mit all ihrem verfügbaren Militär, in Nanch'ang einen Aufstand zu inszenieren, um aus der Ausweglosigkeit die einzige Hoffnung zu schöpfen, sich abenteuerlich einen Weg nach Süden zu 1

Die Notstands-Konferenz am 7. A u g . 1927, Ende der Ä r a Ch'en Tu-hsius (Opportunismus) und Beginn der Ä r a Ch'ü ch'iu-pais (Putschismus).

2

Zwischenfall in Shanghai am 12. April 1927. A m 12. April 1927 hat Chiang Kai-shek den konterrevolutionären Umsturz in Shanghai und in anderen Orten vollzogen, ein Gemetzel unter den Arbeitern angerichtet, die Bauernbewegung zu unterdrücken und die K o m munistische Partei zu verfolgen. Von diesem Augenblick an begannen die Grundbesitzer und die Großbauern, Chiang Kai-shek zu unterstützen. Im Ergebnis des Umsturzes wurde eine konterrevolutionäre Regierung in Nanking gebildet.

3

Robert C . N o r t h : Der chinesische Kommunismus, S. 73, Kindlers Universitäts Bibliothek 1966.

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Kommentar

bahnen, an den Küsten Südchinas die Unterstützung von Rußland zu erhalten. Doch gleich nach dem Fehlschlagen des Aufstandes wurde in Chiuchiang (oder Hankou) eine Notstands-Konferenz (7. Aug.) abgehalten und der Fehler der unfehlbaren Kominternlinie auf die damalige Führung der Partei, Ch'en Tu-hsiu, abgewälzt und er abgesetzt. Das Z K wurde reorganisiert, und die Verantwortlichen für den Aufstand (wie Chou En-lai und Chang Kuo-t'ao) wurden bestraft. Der Aufstand in Nanch'ang sowie der Süd-Feldzug wurden überhaupt nicht erörtert; sie wurden als gegen die Zentrale gerichtet betrachtet. Der Aufstand fand gemäß dem Befehl Moskaus unter dem Namen des Revolutions-Komitees der K M T statt. Nun wurde das alles getadelt. In der Konferenz wurde ein radikaleres Programm beschlossen und erwogen, die Arbeiter und Bauern zu bewaffnen, um eigene Streitkräfte aufzustellen [ D l ] und nicht wie bisher nur die Offiziere der KMT-Truppen zu bewegen, sich mit ihren Truppen auf die Seite der Kommunisten zu schlagen, was offensichtlich nicht sehr viel Erfolg zu verzeichnen hatte. Die Notstands-Konferenz am 7. Aug. 1927 hat eine wichtige Bedeutung in der kommunistischen Bewegung in China; einerseits hat sie die Niedergeschlagenheit der KP-Mitglieder, die aus Wuhan geflüchtet waren, ein wenig zerstreut; anderseits wurde mit dem Opportunismus des Ch'en Tu-hsiu abgerechnet, und das Abenteurertum begann; seitdem wurde „die Vorbereitung und Organisierung der Bauern in allen Provinzen zum bewaffneten Aufstand" eifrig durchgeführt 4 . Doch die Parole, Sowjets zu organisieren, ist nicht hervorgehoben worden; man beschränkte sich nur auf Propaganda für die Sowjets — das Machtorgan des Bauernbündnisses im D o r f , das des Exekutivkomitees der Volksdelegation in der Stadt.

4

Beschluß über die politische Aufgabe der K P C h und deren T a k t i k — angenommen durch die N o t s t a n d s - K o n f e r e n z 23. 8. 1927.

am 7. Aug.

Chung-yan

t'ung-hsin

(Zentrale

Nachrichten)

24

III.

Der 1.

Bürgerkrieg

K F H f n S. 445

D 1: Rundbrief

des Zentralkomitees (7. Aug.

(KPCb) an alle 1927)

Parteimitglieder

7. Die Frage der Bewaffnung (der Arbeiter und Bauern) und ihre Beziehung zur Armee Die Ansichten der KPCh von der Armee der Regierung Wuhan und die Frage der Bewaffnung der Arbeiter und Bauern sind ebenfalls gänzlich verkehrt. Diese Irrtümer reichen aus zu beweisen, daß unsere Partei gegenüber dieser äußerst wichtigen Frage in der Revolution auch prinzipiell eine äußerst inkorrekte Haltung einnimmt. Jeder weiß, daß die meisten Soldaten des Wuhan-Regimes aus Söldnern zusammengesetzt sind (außer den kleinen Kontingenten, die von der K P C h geführt sind, und der von der Partei aufgerufenen Arbeiter- und Bauern-Armee) wie alle anderen Soldaten der Regionalen Militärmachthaber in China; jeder weiß, daß die Offiziere dieser Armee meist aus der Schicht der Landlords und der Bourgeoisie stammen, die nur provisorisch der Revolution zustimmen, um dadurch Karriere und Reichtum zu erhoffen. Die Methode gegenüber einer solchen Armee muß natürlich „die ganze Aufmerksamkeit auf die Soldatenmassen und nicht auf die reaktionären Offiziere richten, muß die Arbeit auf die Soldaten und die unteren Ränge der Offiziere ausdehnen; aber auch unter den Regionalen Militärmachthabern gibt es welche, die gegen die Konterrevolutionäre sind." Aber die Ansichten der Führungsorgane der Partei stehen diesbezüglich gerade entgegen; alle Politik und Arbeit wird nur mit den Offizieren ausgehandelt; man achtet nur auf die verschiedenen Arten der militärischen Bündnisse und hat praktisch keinerlei Arbeit unter der Soldatenschaft, ja hat es sogar nicht einmal versucht. Obwohl die militärische Frage so wichtig ist, hat man dennoch keine Zeit gehabt, während des 5. Kongresses 5 darüber zu diskutieren. Und die viermonatige Diskussion des Militärkomitees der Zentrale über die Frage der Militär-Arbeit ist bisher ohne jeglichen Beschluß geblieben. Aber sich mit den Offizieren zu unterhalten, Außenpolitik zu machen, dafür haben sie Zeit genug; die derzeitige Politik der Zentrale gegenüber 5

Der 5. Nationalkongreß der K P C h (Mai 1927), s. Brandt-Schwartz-Fairbank: Der Kommunismus in China, S. 73. R. Oldenbourg Verlag München, 1955.

Dokument

1

25

den Reaktionären T'ang Sheng-chih und Chu P'ei-te usw. ist meist äußerst opportunistisch. Das antikommunistische Massaker in großem Maßstab gegen die Arbeiter und Bauern nach dem Regierungssturz in Hunan 6 ist von Untergeordneten des T'ang Sheng-chih durchgeführt worden; T'ang Sheng-chih war natürlich Mitplaner. Später hat er das auch formell als legitim anerkannt. Aber in dem von der Zentrale beschlossenen Propaganda-Programm über die Zwischenfälle in den Provinzen Hunan und Chianghsi steht: „Der Regierungssturz in Hunan war gegen T'ang Sheng-chih gerichtet, da T'ang mit der demokratischen Bewegung in Hunan einverstanden war und sich sogar wohlwollend gegenüber den unterdrückten Bauern zeigte" (14. Aug.). Die Verhältnisse in Hunan zu jener Zeit waren ganz eindeutig. Werden nicht jeder Arbeiter, jeder Bauer und jedes Mitglied der Kommunistischen Partei aus Hunan, die diese Propaganda hören, lachen? Aber die Zentrale beschränkte sich nicht einmal nur auf solche mündlichen Zugeständnisse; sie hat sogar während der Organisierung der Anti-Ch'angshaZwischenfall-Demonstration die Rückkehr der siegreichen Generale der Nordexpedition willkommen geheißen; so etwas Merkwürdiges ist wider Erwarten Tatsache geworden, hat wider Erwarten in Wuhan stattgefunden; kein Wunder, daß Wang Ching-wei die Kommunisten bezichtigte, sich heimlich mit den Militärs verbündet zu haben. Die Affäre mit Chu P'ei-te ist genau so. Als Chu P'ei-te die Mitglieder der Kommunistischen Partei und die linken KMT-Elemente aus der Provinz Chianghsi ausstieß, mußten wir selbstverständlich gegen eine solche Politik und den Hauptverantwortlichen protestieren; aber die Zentrale hat vorerst gezögert; dann beschloß sie einen totalen Protest gegen die Chianghsi-Affäre, ohne jedoch den Namen Chu P'ei-te zu erwähnen, als wäre Chu ein guter Mensch; falls er uns auch noch verlassen hätte, so würde die Reaktion noch viel schlimmer gewesen sein. So betrachtet, ist also Chu nicht der konterrevolutionäre Führer in Chianghsi, sondern unser Beschützer. Deshalb müssen wir ihm gegenüber Nachsicht üben. Mit dem Opportunismus der Führungsorgane unserer Partei ist es nun so weit gekommen. Diese Haltung gegen die Armee veranlaßte auch die Zentrale der KPCh niemals ernstlich, die Frage der Bewaffnung der Arbeiter und Bauern in 6

Der Regierungssturz in Hunan. A m 21. Mai 1927 entfesselte Hsü Ke-hsiang (ein Regimentsführer) eine konterrevolutionäre Meuterei in Ch'angsha (Umsturz des 21. Mai) und richtete ein Blutbad unter den revolutionären Massen an. Diese Ereignisse waren das Signal zur offenen Vereinigung der von Wang Ching-wei geführten KMT-Regierung in Wuhan mit dem konterrevolutionären in Nanking, an deren Spitze Chiang Kai-shek stand.

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III. Der 1. Bürgerkrieg

Erwägung zu ziehen; sie hat nie an die Notwendigkeit der Bewaffnung der Arbeiter und Bauern gedacht; sie hat nie an die Errichtung einer wirklichen, revolutionären Arbeiter- und Bauernarmee gedacht. Das Militärkomitee der Zentrale hat absolut keine Arbeit hierfür geleistet, hat nie die militärische Schulung für alle Mitglieder der Partei in Erwägung gezogen — dies sollte wahrhaftig eine primäre Aufgabe unserer Partei sein, selbstverständlich die systematische Konzentration der zerstreuten, vereinzelten bewaffneten Arbeiter- und Bauern-Trupps, so daß diese, falls sie durch Organisieren stark und mächtig werden, die wirklichen Helfer der revolutionären Entwicklung werden; sie hat nicht alle Möglichkeiten bedacht, Waffen zu bekommen, um die Arbeiter und Bauern zu bewaffen. Die Zentrale ist zu jener Zeit der Ansicht, daß das Bewaffnen der Arbeiter und Bauern schwerlich realisierbar, ja sogar ungünstig sei im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit der Führung der K M T - A r m e e ; nachdem eine so lange Zeit verstrichen war, wurde die Zentrale plötzlich „aktiv", aber es war gerade eine Aktivität in die entgegengesetzte Richtung; sie ließ die Arbeiterwehren in Hankou, um „Konflikte durch Provokationen und Reibereien zu vermeiden", sich selbst entwaffnen; heißt das nicht ein offizieller Liquidationismus?

K. Nationale und internationale

Situation

Die Komintern und die K P C h haben sich entschieden, Sowjets zu organisieren, als Aktionskurs nach der Säuberungsaktion der K M T ; bei dieser neuen Aufgabe wurden vorerst lokale Sowjets organisiert, z . B . Hai-lu-feng, Kanton, dann provinzielle Sowjets, bis schließlich im Nov. 1931 in Juichin Zentrale Sowjets, die den Gipfel der Sowjetbewegung bilden. Die Lage von 1928 bis 1931 war günstig für die Entwicklung der Sowjetbewegung. Nanking war zwar formell die geeinte Regierung Chinas, doch praktisch befand sie sich unter der doppelten Bedrängnis der Imperialisten sowie der Militärmachthaber. Das war der Haupthintergrund, auf dem sich die Sowjetbewegung der K P C h dermaßen günstig entwickelte. 1. Die Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Chiang Kai-shek sind auf dem Nullpunkt angekommen. Am 27. Mai 1928 wurde das sowjetische Konsulat in Harbin durchsucht und viele intrigante Dokumente sichergestellt. Im Juli wurden die Beziehungen zwischen der Sowjetunion und China abgebrochen. Im August ereignete sich der Grenzzwischenfall im Nordosten, und im Nov. besetzten die Russen Mandchuli.

Kommentar

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Bei diesen schlechten Beziehungen sah sich die Sowjetunion veranlaßt, darauf zu achten, schleunigst die KPCh zu unterstützen und ihren Einfluß auszudehnen. Die übertriebene linkstendierende Politik des Li Li-san war zwar nicht von der Komintern gebilligt, doch sie hat auch nicht versucht, sie zu behindern. Das ist ein Zeichen dafür, daß die Komintern dies in stiller Hoffnung zumindest nicht als Kontroverse betrachtet hat. 2. Die japanischen Imperialisten stiften Zwischenfälle. Die Japaner haben eine Reihe von aggressiven Akten angezettelt; besonders im Nordosten wurden unentwegt Zwischenfälle angestiftet: z. B. im Mai 1928 Besetzung von Chinan, um den Nordfeldzug zu verhindern, am 2. Juli 1931 der Zwischenfall am Wan-Pau-shan, am 18. Sept. 1931 der Mukden-Zwischenfall und am 28. Jan. 1932 der Shanghai-Zwischenfall. Diese Zwischenfälle haben die Aufmerksamkeit des Volkes auf sich gezogen und die Streitkräfte der Regierung gebunden. Die Politik Nankings, erst die innere Ruhe herzustellen und dann gegen äußere Feinde vorgehen zu wollen, wurde in Frage gestellt. Das Volk sympathisierte mehr mit der KPCh, die zum Widerstand gegen Japan aufrief. Der Mukden-Zwischenfall fand gerade zur Zeit des 3. Einkreisungsfeldzuges statt; die KPCh sowie ihre Sympathisanten haben diese Ereignisse ausgenutzt, die Studenten in Peking, Shanghai und Nanking anzustacheln, eine Sternfahrt nach Nanking zu veranstalten und zu demonstrieren, um die Regierung in Mißkredit zu bringen. Unter der Parole: Widerstand gegen Japan, haben sie die Aufmerksamkeit der Nation auf sich gezogen und die Regierung kritisiert. Ein politisches Chaos ist entstanden, und Chiang Kai-shek mußte abdanken. Das hat die Entstehung der SowjetRepublik Chinas sicherlich erheblich beeinflußt. 3. Während dieser Zeit ist die politische Lage nie zur Ruhe gekommen. Die imperialistischen Mächte haben es ihrerseits China nie gegönnt, sich einigen zu lassen, aber auch die Politikaster und Regionalen Militärmachthaber haben nie verhindert, aus egoistischem Interesse, daß die Nation in Unheil gestürzt wird. Dieser Wirrwarr begünstigte die KPCh gewiß, ihren Einfluß zu erweitern. Im März 1929 gab es die Schlacht zwischen den beiden Hu(nan und Hupei) gegen die Kuanghsi-Clique; im Mai rebellierte Feng Yü-hsiang gegen die Zentralregierung in Nanking; im Nov. 1929 brach der Krieg zwischen der Zentralregierung und den Kuanghsi-Militärmachthabern (Li Tsung-jen und Chang Fa-kuei) aus. Das sind die nach dem Nordfeldzug aufgeflammten kriegerischen Auseinandersetzungen. Der Krieg in der Mittel-Ebene war ein umfangreicher Bürgerkrieg. Im März 1930 haben Feng Yü-hsiang, Yen Hsi-shan die bürgerliche Armee

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III. Der 1.

Bürgerkrieg

organisiert und eine Nationale Regierung in Peking gegründet, die unter Wang Ching-wei stand. Die Nordwest-Armee (Feng Yü-hsiang) marschierte in Nord-Honan, die Shanhsi-Armee (Yen Hsi-shan) in Peking, Tientsin und die Kuanghsi-Armee in Hunan ein; die Regierungstruppen waren zu dieser Zeit voll in der Mittel-Ebene konzentriert, so daß die KPCh sich ruhig in Chianghsi ausbreiten konnte. Der Krieg dauerte insgesamt ein halbes Jahr bis zum September. Die Machtausdehnung der KPCh Unter den günstigen Bedingungen sowohl im In- als auch im Ausland ist die Sowjetbewegung der KPCh zügig vorangetrieben worden. Seit dem Aufstand in Kanton hat die KPCh in verschiedenen Orten Sowjets gebildet, Sowjetgebiete errichtet, Bandenkampf durchgeführt, bewaffnete Kräfte organisiert. Von 1927—1931 wurde der bäuerliche Klassenkampf durchgeführt und das von ihr beherrschte Gebiet erweitert. Die Politik der Li-Li-san-Linie, „vorerst den Sieg in einer Provinz bzw. mehreren Provinzen zu erringen" 7 , hat zwar viele Niederlagen erlitten, doch sie hat auch gewissen Einfluß auf die lokale Machtausdehnung der KPCh ausgeübt. Von den Sowjetgebieten, die damals von der KPCh errichtet worden waren, ist das Zentralsowjetgebiet (Min-Kan) am mächtigsten; um es herum gab es das Nord-Chianghsi-, Hunan-Chianghsi- und Hunan-Hupei-Chianghsi-Sowjetgebiet, die als Satelliten des Zentralsowjetgebietes fungierten; das Hupei-Honan-Anhui-Sowjetgebiet ist das nächstmächtigste Sowjetgebiet; das Hunan-West-Hupei-Sowjetgebiet bedrohte direkt die Stadt Wuhan; das Shen-kan-Sowjetgebiet ist das schwächste, doch es ist nach dem Langen Marsch zum neuen Stützpunkt der KPCh geworden. Diese Sowjetgebiete waren im Norden und Süden des YangtseFlusses verteilt und haben einen effektiven Einfluß auf die Erweiterung der politischen Macht der KPCh ausgeübt. Durch diese Ausdehnung der Sowjetmacht wurde die Arbeit der Organisierung der Sowjets aus der lokalen Ebene in die Zentrale gehoben, objektiv gesehen, fand sie unter dem Anspornen der Komintern sowie der politischen Lage statt, subjektiv aber unter der Politik der KPCh sowie dem

7

Li-Li-san-Linie. Diese linkstendierende opportunistische Linie dauerte von Juni 1930 vier Monate lang; Li Li-san war derzeit der Hauptführer in der Zentrale der Partei; deshalb diese Bezeichnung. Er bestand darauf, daß überall im Lande für den Aufstand sofort Vorbereitungen getroffen werden sollen, und unter seiner Führung hat er in den zentralen Städten die abenteuerlichen Pläne zum Aufstand organisiert.

Kommentar

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intensiven Bodenkampf und der Vergrößerung der bewaffneten Kräfte; all diese Faktoren bilden den Hintergrund der Chiang-hsi-Sowjets, und somit wurden auch die Zentralsowjets in die Praxis umgesetzt.

K. Aufstände

und Sowjets

Nach der Notstands-Konferenz vom 7. Aug. 1927 hat die K P C h eine Reihe von Aufständen inszeniert, wie z. B. den Herbsternte-Auf stand von Hunan und Hupei 8 , den Aufstand in Hai-lu-feng sowie den Aufstand von Kanton usw. Kombiniert mit den Aufständen hat die K P C h gleichzeitig auch die Organisierung der Sowjets in Angriff genommen. Bei der Planung des Herbsternte-Aufstandes hat die Zentrale sich ursprünglich in dem „Beschluß über die beiden Hu(nan, Hupei)-Aufstände" hinsichtlich der Machtorgane so festgelegt, daß „alle Macht in den Dörfern dem Bauernbündnis, in den Städten der vom Volk gewählten RevolutionsRegierung gehört". 9 Das entspricht dem Beschluß der Notstands-Konferenz. Doch als Mao Tse-tung beauftragt wurde, den Herbstaufstand zu organisieren, hat er selbst den Aufstandsplan konstruiert, und darin gibt es auch den Punkt: „Organisierung der Sowjets"; Mao Tse-tung hat später auch zugestanden, daß „die Komintern dagegen w a r " . 1 0 Die Zentrale der K P C h tadelte diese Maßnahme (Organisierung der Sowjets), und in der Anweisung an das Provinzkomitee Hunan steht: „Zur Zeit müssen wir immer noch unter dem Namen der K M T das demokratische Machtorgan der Arbeiter und Bauern unterstützen . . . bis zur 3. Epoche, dann erst ist die Zeit da, Sowjets zu realisieren; Ihr denkt, die 3. Epoche ist schon eingetreten und die Flagge der K M T kann man schon abwerfen, die Sowjetmacht darf man schon realisieren, das ist inkorrekt, . . . der Befehl der Komintern ist auch s o . " 1 1

8

Herbsternte-Aufstand. Nach dem Nan-ch'ang-Aufstand am 1. Aug 1927 vereinigten sich die Bauernabteilungen im Gebiet der Kreise Hsiu-shuei, T ' u n g - K u , P'ing-chiang und Liu-yang mit dem ehemaligen Wachregiment der nationalen Regierung in Wu-ch'ang und riefen gemeinsam mit den bewaffneten Kräften der P'ing-chiang-Bergarbeiter zum Herbsternte-Aufstand auf. Im O k t o b e r trafen diese Abteilungen der Aufständischen unter dem Befehl Mao Tse-tungs im Chingkangshan ein.

9

Beschluß zum Aufstandsplan der beiden Hu(nan und Hupei)-Provinzen.

Chung-yang

t'ung-hsin (Zentrale Nachrichten) 4., 12. 9. 1927. 10

Mao-Biographie (chin.); E . Snow, S. 50.

11

Antwort des Z K der K P C h an das Provinzkomitee von Hunan, 23. Aug. 1927, Zentrale Nachrichten 5. 6., Sept. 1927.

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III.

Der 1.

Bürgerkrieg

Der Herbsternte-Aufstand fand im Sept. 1927 statt; die Zentrale sowie die Komintern sind der Meinung, daß die Zeit noch nicht reif sei, Sowjets zu organisieren. Auf der Notstands-Konferenz hat die Zentrale beschlossen, unter der Flagge der KMT Aufstände zu organisieren; nach der Niederlage des Herbsternte-Aufstandes hat das Zentral-Politbüro am 19. 9. 1927 den „Beschluß über die linke KMT sowie über die Frage der Parole der Sowjets" angenommen: „die gegenwärtige Aufgabe beschränkt sich nicht nur auf die Propaganda der Sowjetidee, sondern muß auch im neuen Elan des revolutionären Krieges die Sowjets etablieren" 12 . Danach ist die Etablierung der Sowjets zur offiziellen Parole der KPCh geworden, bis am 9. und 10. Nov. 1927 bei der Erweiterten Polit-Konferenz der Zentrale der „Beschluß über Chinas gegenwärtige Situation und die Aufgabe der Partei" verabschiedet und ein weiterer Schritt festgelegt worden sind: „bei dem Sieg in einem Aufstand sofort die Sowjetmacht zu bilden." 1 3 Am Ende des Jahres sind in Hai-lu-feng sowie Kanton Sowjetregime gebildet; das war die erste lokale Sowjetmacht der KPCh. Im Sommer 1928 hat man auf dem 6. Kongreß 14 der KPCh in Moskau den „Beschluß zur Organisierungsfrage der Sowjets" verabschiedet und offiziell die SowjetBewegung für die kommenden 10 Jahre entfaltet. Nach der Niederschlagung all der Aufstände von Nanch'ang bis Kanton hat die IX. Vollversammlung des EKKI unter Stalin einen neuen Kurs für China angekündigt; die stalinistische Führung erklärte: „Es ist die sicherste Methode, die Revolution zu verlieren, wenn man mit dem Aufruhr spielt, anstatt eine Massenerhebung von Arbeitern und Bauern zu organisieren;" 15 die Zentrale wurde aufgefordert, die Arbeiter und Bauern intensiver zu 12

13

14

15

Beschluß über den linken Flügel der K M T sowie über die Frage der sowjetischen Parole, Politbüro des ZK der KPCh, 19. 9. 1927, Zentrale Nachrichten 6., 30. 9. 1927. Beschluß zur Gegenwart Chinas sowie der Aufgabe der Partei, 9. —10. Nov. 1927. Zentrale Nachrichten 14. Der VI. Kongreß der KPCh im Juli 1928 in Moskau. Der Kongreß wies darauf hin, daß die chinesische Revolution nach der Niederlage im Jahre 1927 ihrem Charakter nach auch weiterhin eine antiimperialistische und antifeudale bürgerlich-demokratische Revolution bleibt und daß ein neuer Aufschwung der Revolution unweigerlich beginnen wird; er hatte den Kampf um die Massen damals als Generallinie der Partei zum Inhalt. Der VI. Kongreß machte Schluß mit dem rechtsopportunistischen Kapitulantentum Ch'en Tu-hsius im Jahr 1927 und übte Kritik an dem linksradikalen Putschismus, der in der Partei Ende 1927 und Anfang 1928 in Erscheinung trat. IX. Vollversammlung des EKKI, Febr. 1928. Mao Tse-tung wurde wieder als Frontkommissar eingesetzt.

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organisieren, die feindliche Armee zu zersetzen und den blind geführten Partisanenkrieg (hier ist Mao Tse-tung gemeint) unter eine zentrale Führung zu bringen und sich gegen den nach links tendierenden Opportunismus zu stellen [D 3]. Mao Tse-tung wurde von seinem Amt als Parteikommissar entbunden, da seine Politik mit der Stalins nicht übereinstimmte. Vom 7. Aug. 1927 bis Juli 1928 ist die sogenannte Epoche des Abenteurertums (Ch'ü Ch'iu-pai); überall wurden Aufstände inszeniert, doch sie erlitten allesamt eine Niederlage. Das 51. Rundschreiben der Zentrale [D 3] ist wahrscheinlich unter der Verantwortung Chou En-lais 1 6 (er war der Chef des Militärbüros) verfaßt worden. Das Hauptgewicht liegt darauf, die Militärbewegung einzuleiten, die Führung in den verschiedenen Basen zu zentralisieren und die Zersetzungsarbeit in der KMT-Armee zu intensivieren (die Beziehungen zwischen Soldaten und Offizieren zu stören), die Vergrößerung der bewaffneten Kräfte und den Aufbau der R A vorzunehmen, worin einige Punkte sind, die später auch auf der Ku-t'ien-Konferenz beschlossen worden sind. Von J u l i - S e p t . 1928 tagte der VI. Kongreß der KPCh in Moskau. Er beschloß: „Das Hauptproblem der chinesischen Revolution und die grundlegende und wichtigste Aufgabe der KPCh im Augenblick ist, die Imperialisten zu vertreiben, um zu einer wirklichen Einigung Chinas zu gelangen und eine radikale Agrarrevolution unter Abschaffung des privaten Landbesitzes der Gutsherrenklasse durchzuführen". Weiter beschloß der Kongreß, sich für den Sturz der KMT-Regierung einzusetzen, und verurteilte die Politik Ch'en Tu-hsius als opportunistische Abweichung nach rechts und die seines Nachfolgers Ch'ü Ch'iu-pai als putschistische Linksabweichung; denn seine schlecht vorbereiteten, schlecht geleiteten Putschs hatten das Fehlschlagen einer Reihe von Aufständen zwischen August und Dezember 1927 verschuldet. Hsiang Chung-fa wurde zum Generalsekretär gewählt und ein neues Zentral-Politbüro gebildet 1 7 . Die These von der IX. Vollverstammlung des EKKI im Februar 1928 [D 3] ist, daß China, um sich nicht die trotzkistische Ansicht von der endgültig zurückflutenden Welle zu eigen zu machen, sich nun in einem „Tal zwischen zwei Wellen" befindet und es die Pflicht der KPCh ist, sich auf bewaffnete Aufstände vorzubereiten. Kein Wunder, daß die Parteiführung, die in der Hand von Li Li-san lag, nur allzu gern in jedem dem Feind ungünstigen Umstand den Beweis für die endlich heraufkommende neue Welle erbfickte. So befahl er den Bauernheeren in den Sowjetgebieten, die 16

Anscheinend vieles von P'eng P'ai aus Kanton übernommen.

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s. A n m . III. 14.

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Großstädte anzugreifen, und erfuhr eine vernichtende Niederlage, und die „Li-Li-san-Linie" wurde als Putschismus schwer verurteilt. Die Betonung der Agrarfrage durch den V I . Kongreß, was diesem Kongreß als eine Besonderheit zugebilligt worden ist, lag darauf, daß die bis dahin noch unbedeutenden Unternehmungen Mao Tse-tungs und Chu Tes in entlegenen Gebieten Chinas jetzt der einzige Silberstreif am Horizont des chinesischen Kommunismus waren — eine Tatsache, die nicht unbeachtet bleiben kann. Deshalb auch die Betonung des Partisanenkrieges als „hauptsächliche Form des Kampfes" [s. D . J u l i - S e p t . - 1928]. Mao Tse-tung hat während des Aufenthalts im Chingkang-Gebirge eine Partisanentruppe aufgestellt, die den Wegweiser und Kern der späteren R A ausmacht (Nov. 1928 Mao-p'ing-Konferenz) [D 7]. Bei seiner Ankunft im Chingkang-Gebirge hatte Mao sich mit einer Gruppe einheimischer Banditen zusammengetan. Als Chu Tes Kontingent dazukam, wurden diese verschiedenen Einheiten zu einer Gesamtstreitmacht von etwa 10000 Mann verschmolzen. Ein paar Monate später wurde diese Armee noch um ein kleines Kontingent aus Hunan unter P'eng Te-huai vermehrt. Der Zwist zwischen Mao Tse-tung und dem Provinzkomitee Hunan ist deutlich zu erkennen. Denn offiziell unterstützte er die Politik der Komintern (VI. Kongreß der Kommunistischen Internationale), aber in der Praxis arbeitete er sein eigenes Programm aus, wie es der Zweckmäßigkeit und seiner eigenen Erfahrung entsprach. Im N o v . 1928 schrieb Mao Tse-tung: „Das Gebiet, in dem wir nach den Anweisungen des Zentralkomitees der Partei einen Partisanenkrieg führen sollen, ist mit seiner Ausdehnung von mehreren Tausend Li in der Länge und Breite zu groß; das ist wahrscheinlich auf eine Überschätzung unserer Stärke zurückzuführen" 1 8 [D 7]. Immer mehr wurde die R A darin geschult, nicht zu kämpfen, wenn sie ihres Sieges nicht sicher sein konnte 1 9 . Interessant ist hier, zu sehen, wie man Geld für den Unterhalt der Truppen aus den T'u-hao durch Geldstrafen „herauszupressen" sucht. Das konnte das Problem nur solange lösen, als die Truppe noch klein und die Sowjetregierung noch nicht etabliert war. Später ging man notwendigerweise zur Methode der Steuereinziehung über, um Mittel für den Unterhalt der Armee zu erhalten. Anderseits versuchte Mao Tse-tung bereits hier schon die Notwendigkeit einer gewissen demokratischen Lebensweise der revolutionären Truppen zu betonen, da es in der Anfangsperiode der Auf-

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M a o : A W I. S. 85. ( O s t - B e r l i n )

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N o r t h : D e r chinesische K o m m u n i s m u s , S. 108.

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Stellung der RA ohne eine Durchsetzung der demokratischen Prinzipien unmöglich gewesen wäre, die revolutionäre Aktivität der neu in die Reihen der Armee eintretenden Bauern und der gefangengenommenen Soldaten der Weißen Armee zu heben; es wäre unmöglich gewesen, die von den reaktionären Truppen in die Reihen des Kommandobestandes der RA hineingetragenen militaristischen Manieren auszurotten. Doch diese Demokratisierung in den Truppen nahm mit der Zeit überhand und sprengte den Rahmen der militärischen Disziplin, was die Disziplin schwächte, statt sie zu festigen. Deshalb hat Mao Tse-tung im Dez. 1929 während der Ku-t'ienKonferenz [D 8] bei aller Förderung des notwendigen Demokratismus in den Truppen zugleich den Kampf gegen die Disziplinverstöße angesagt, die sich aus der Tendenz zum Ultrademokratismus erklärten. Diese Erscheinungen stellten in der Anfangsperiode eine ernste Gefahr für die RA dar. Die Richtlinien für die Entwicklung der RA sind im Prinzip im Beschluß der Ku-t'ien-Konferenz festgehalten. Er hat der Armee Chinas einen neuen Inhalt gegeben. Zu bezweifeln ist, ob Mao Tse-tung der einzige Initiator dieses Beschlusses war; denn zu der Zeit war Mao Tse-tung innerhalb der Partei sowie der Armee die Hauptperson, die Attacken ausgesetzt war. Daß er an der Konferenz teilnahm, ging nicht ohne Schwierigkeit ab; deshalb ist nicht anzunehmen, daß er der einzige Initiator und Schöpfer des Beschlusses gewesen ist. Nach der Auffassung von Moskau, 2 3 . - 2 9 . 4 . 19 72 20 , sind mindestens Chu Te, Ch'en Yi und T'an Chen-lin an dem Beschluß-Text beteiligt. Wie dem auch sei, die RA hat sich seitdem vom traditionellen Soldatentum Chinas entfernt, und es hat sich eine Art Volksarmee — Helfer und Freund des Volkes — herauskristallisiert, die als einer der Hauptfaktoren zum Sieg über die KMT beigetragen hat.

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2 3 . - 2 9 . April 1972, Radio Moskau.

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D 2: Abriß des Berichtes über das 6jährige Jubiläum des Kantoner Aufstandes (Propagandaabteilung des Zentralbüros, 8. 11. 1933) I. Warum fand der Kantoner Aufstand statt? Von 1925 bis zur ersten Hälfte 1927 war die Epoche der Großen Revolution Chinas; zu der Zeit war die KMT noch antiimperialistisch, gegen die Militärmachthaber, und die KPCh und KMT arbeiteten noch zusammen. Der Kampf der Arbeiter und Bauern wirbelte orkan- und sturmartig auf; überall wurden Gewerkschaften, Bauernvereine organisiert; Arbeiterwehren und Bauernselbstschutzgarden aufgestellt; Streiks der Arbeiter fanden überall statt; sie verlangten mehr Lohn, weniger Arbeitszeit; die Bauern führten den Kampf mit den Gutsbesitzern und Dorfwucherern durch; sie stellten sich gegen die drückenden Steuern und Abgaben; in manchen Orten verteilten die Bauern sogar den Boden und weigerten sich, Pachtzins zu zahlen. Gerade zu dieser Zeit bemerkte das Gesindel der KMT — Chiang Kai-shek, Wang Ching-wei und Chu P'ei-te und dergleichen —, daß der Kampf der Arbeiter und Bauern ungeheuer, die revolutionäre Macht der Arbeiter und Bauern stark ist; so kehrten sie um und machten Kompromisse mit den Imperialisten, Militärmachthabern und der Gutsbesitzerklasse, lösten die Gewerkschaften und Bauernvereine auf, entwaffneten die Arbeiter und Bauern und massakrierten die Kommunisten, um die revolutionäre Masse zu vernichten. Zu der Zeit führte der Opportunist Ch'en Tu-hsiu die Zentrale der KPCh und machte Zugeständnisse an die KMT, statt die Arbeiter- und Bauernmassen entschieden zum Kampf anzuleiten. Schließlich war die rege Große Revolution zeitweilig zum Scheitern verurteilt. Nachdem die KMT der Revolution den Rücken gekehrt hatte, waren die Arbeiter- und Bauernmassen überall den Repressalien und Massakern der KMT ausgesetzt; sie waren äußerst verstimmt über die KMT; in Hunan, Hupei, Chianghsi, Shanghai gab es überall Arbeiter- und Bauernaufstände und Streiks. Der Kampf der Arbeiter und Bauern war in Kuangtung besonders heftig; die Seeleute, Dockarbeiter sowie die Drucker riefen zum Generalstreik auf; das werktätige Volk in Kanton veranstaltete große Demonstrationen und forderte entschieden den bewaffneten Aufstand zum

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Sturz der KMT(-Herrscher). Die Bauern aller Kreise machten einen Aufstand nach dem anderen; Hai-feng und Lu-feng in Kuangtung organisierten die Sowjetmacht; die Soldaten der Weißen Armee waren mit der K M T auch nicht zufrieden; die Soldaten der Truppen des Reformisten Chang Fa-k'uei standen dem Kampf der Arbeiter besonders sympathisch gegenüber und unterstützten die K P C h . Die Militärmachthaber Kuangtungs hatten zu der Zeit innere Konflikte; Li Chi-ch'en und Chang Fa-k'uei bekriegten sich untereinander. Deshalb legte die K P C h ihr Programm vor und appellierte an das V o l k : Reis für die Arbeiter, Boden für die Bauern, alle Macht den Sowjets! In der Stadt Kanton wurde unter der Führung der K P C h zusammen mit den -zig Tausenden von Arbeitern, der armen Bevölkerung und dem Ausbildungsregiment sowie dem Wachregiment der Truppen von Chang Fa-k'uei am 11. Dez. 1927 frühmorgens die rote Fahne gehißt und zum Aufstand aufgebrochen, das K M T - R e g i m e in Kanton gestürzt und die Sowjetmacht in Kanton errichtet.

II. Was hat die Sowjetmacht zu der Zeit in Kanton getan? Sowie der Aufstand in Kanton vom Zaune brach, wurden alle Truppen von Chang Fa-k'uei entwaffnet, das Arsenal, die Munitionsfabrik sowie die KMT-Regierung in ihre Gewalt gebracht und die Gründung der Sowjetmacht in Kanton proklamiert. Die erbeuteten Gewehre wurden sofort an 50000—60000 Arbeiter verteilt, und die Rote Arbeiter- und Bauernarmee wurde aufgestellt. Ferner wurde das Regierungsprogramm proklamiert: 1. Sofort alle politischen Gefangenen freilassen; die Arbeiter und Bauern bewaffnen; die Werktätigen haben die absolute Freiheit für Versammlung, Vereine, Rede und Publikation. 2. Alle Gewerkschaftsgebäude werden den Arbeitern zurückgegeben; alle Arbeiterfeinde, Kettenhunde und Kommissare der Reformisten der K M T werden hingerichtet; die streikenden Arbeiter von Kuangtung und Hongkong werden in ihren Rechten sofort rehabilitiert; Arbeitslose werden mit dem ursprünglichen Gehalt unterstützt; die Löhne aller Arbeiter werden erhöht; die Produktion wird von Arbeitern überwacht. 3. Das Eigentum der Kapitalisten konfiszieren und an die arme Bevölkerung zum Wohnen verteilen, das Vermögen der Großkapitalisten konfiszieren zur Unterstützung der armen Bevölkerung. 4. Der Boden wird verstaatlicht; er wird von allen Bauern bebaut; alle Gutsbesitzer, Dorfwucherer werden hingerichtet; alle Grundstückspapiere, Pacht- und Zinsscheine werden vernichtet; die Raine werden unkenntlich gemacht.

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5. Das Soldatenleben verbessern, den Sold auf 20 Yüan erhöhen; Soldatenkomitees organisieren, sich gegen die Bekriegung der Militärmachthaber stellen; das Soldatenkomitee überwacht die Ausgaben des Militärhaushalts; die Rote Arbeiter- und Bauernarmee Chinas aufstellen. 6. Nieder mit der KMT, nieder mit Chang Fa-k'uei, Huang Ch'i-hsiang, Li Chi-ch'en, Huang Shao-hsiung und allen anderen Militärmachthabern; alle Henker des Weißen Terrors werden hingerichtet; Arbeiter, Bauern und Soldaten vereinigt euch, gründet eine Rätemacht der Arbeiter, Bauern und Soldaten! 7. Nieder mit dem Imperialismus, Volk China vereinige dich mit der Sowjetunion, Proletarier der Welt vereinigt euch mit allen unterdrückten Völkern der Erde! Weil die Kräfte des Feindes bei diesem Aufstand größer waren als die unsrigen, die Imperialisten England und Japan direkt mit ihren Kriegsschiffen der KMT halfen, Kanton zurückzuerobern — dazu kommt das Versagen unserer Führungsorgane bei der Vorbereitung des Aufstandes —, die Bauernmassen in der Umgebung wenig mitgewirkt haben, nach dem Aufstand (keine Maßnahmen ergriffen wurden), den Feind aktiv zu vernichten, anderseits die Große Revolution Chinas sich gerade in der Ebbe befand, hat deshalb der Sowjet in Kanton nur 3 Tage existiert und eine totale Niederlage erlitten. Dieser Aufstand hat unter die Große Revolution Chinas jener Zeit einen Schlußstrich gezogen; die chinesische Revolution wurde auf den Weg der Sowjets übergeleitet.

III. Warum feiern wir den Aufstand von Kanton? 1. Obwohl die Sowjetmacht in Kanton in 3 Tagen bereits niedergeschlagen worden war, hat er doch für China den Weg zu den Sowjets gebahnt, er hat die Arbeiter- und Bauernmassen ganz Chinas, ja der ganzen Welt wissen lassen, daß die Arbeiter und Bauern fähig sind, politische Macht an sich zu reißen, und ferner, daß sie nur durch die Sowjets die Befreiung erlangen können. Später wurden unter der Führung der KPCh in vielen Orten der Provinzen Kuangtung, Kuanghsi, Chianghsi, Hunan, Hupei die Arbeiter- und Bauernmassen nach dem gleichen T y p (von Kanton) zu Sowjets organisiert und die Rote Armee aufgestellt. Seit dem Aufstand von Kanton sind bis heute erst 6 Jahre verstrichen, doch das Territorium der Sowjets hat täglich zugenommen, unsere Rote Armee ist täglich größer geworden und erringt

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immer mehr Siege beim Kampf. Nun wird die 2. Allchinesische DelegiertenKonferenz der Sowjets stattfinden; überall werden Delegationen ausgewählt. Wir sind überzeugt, daß nach der 2. Allchinesischen DelegiertenKonferenz die Zentralregierung der Sowjets noch zentralisierter alle Sowjets und die Rote Armee kommandieren wird, noch entschlossener die Offensiv-Linie der KPCh durchführt, die Flagge der Sowjets in Nanch'ang, Wuhan, ja in ganz China aufpflanzt! Das Leben der Arbeiter und Bauern in den Sowjetgebieten wird unter den Siegen der Sowjets noch besser werden! Unsere Aufgabe ist nun: Drastisch das Sowjetgebiet vergrößern und befestigen! Drastisch die Rote Armee vergrößern, den totalen Sieg der Zerschlagung des 5. Einkreisungsfeldzuges erringen! Sich aktiv an der Wahl beteiligen, den 2. Kongreß der Sowjets unterstützen ! Den Sieg der Sowjets in ganz China erringen! 2. In den 3 Tagen während des Sieges des Kantoner Aufstandes haben die Kriegsschiffe der Imperialisten England und Japan direkt der KMT geholfen, Kanton wiederzuerobern; sie haben ferner Truppen an Land gesetzt, die mit den Roten Garden der Arbeiter gekämpft haben. Es ist einwandfrei, daß die KMT ein Laufbursche der Imperialisten ist; nachdem sie von den revolutionären Aufständen niedergeworfen worden wäre, würden die Imperialisten sicherlich direkt mit den Sowjets und der Roten Armee kämpfen. Seit dem Aufstand von Kanton bis heute, in diesen 6 Jahren, gerade weil die Sowjets und die Rote Armee große Siege errungen hatten, unterstützten die Imperialisten mit allen Kräften, mit Geld, Ausrüstungen, Beratern die KMT, um die Sowjets und die Rote Armee anzugreifen; und die KMT verkaufte China noch mehr, um China gänzlich zur Kolonie der Imperialisten umzugestalten, die Arbeiter- und Bauernmassen Chinas zu Ochsen und Pferden sowie Sklaven der Imperialisten zu machen. Gegenwärtig streben die Imperialisten und die KMT mit allen Kräften danach, den 5. Einkreisungsfeldzug durchzuführen, d. h. China auf diese Bahn hinzuführen. Nun ist die Zeit, den Entscheidungskampf mit dem 5. Einkreisungsfeldzug der KMT auszutragen; wir müssen unsere Kräfte zusammennehmen: Die dringenden Mobilmachungsbefehle der Zentrale durchführen! Die nationale Revolution ausbreiten; den 5. Einkreisungsfeldzug der Imperialisten und der KMT zerschlagen! Aktiv bereit sein zur direkten Konfrontation mit den Imperialisten, den totalen, souveränen, freien Sowjet des neuen Chinas erringen!

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3. Vor dem Aufstand in Kanton haben die Reformisten, um das Volk zu betrügen, behauptet, sie seien „der linke Flügel der KMT", sie seien „revolutionär". Nach der Niederlage des Kantoner Aufstandes wurden innerhalb von 3 Tagen 6 bis 7tausend Kommunisten und Revolutionäre hingerichtet und noch 8 aus Rußland nach China entsandte Diplomaten. Unser Genosse, der Führer dieses Aufstandes, Chang T'ai-lei, ist auch geopfert worden. Die Reformisten der KMT, die sich als „revolutionär", als „links" darstellten, sind diesmal restlos demaskiert worden. Sie waren völlig identisch mit dem Henker der Arbeiter und Bauern, Chiang Kai-shek. Die gegenwärtigen Liquidationisten, Sozialdemokraten (in Fuchien bezeichneten sie sich auch als Partei der Volksproduktion) steckten alle mit der KMT unter einem Hut; sie redeten bunt über Revolution, und in Wirklichkeit unterstützten sie die KMT beim Angriff auf die Sowjets und die Rote Armee. Warum mußten die 7—8 russischen Genossen diesmal beim Aufstand in Kanton hingerichtet werden? Es ist ganz klar, Rußland half der Chinesischen Revolution, es ist ein guter Freund der chinesischen Arbeiter- und Bauernmassen. Gerade deswegen mußte die imperialistische KMT Rußland intensiver angreifen; die KMT hat die 5 Provinzen in Nordchina an Japan, Hsin-ch'iang und Tibet an England verschachert, weil diese sich dieser Orte als Angriffsbasen gegen die Sowjetunion bedienen wollten. Zur Erinnerung an den Aufstand in Kanton müssen wir: Die Reformgruppe der KMT, die die revolutionären Massen massakrierten, niederwerfen! Die Reformgruppe und die Sozialdemokraten säubern! Wappnet euch, den Freund der Chinesischen Revolution — die Sowjetunion — zu beschützen! Konsolidiert die Arbeiter und Bauern Chinas zur Verbindung mit dem Bruder Sowjetunion! 4. Der Aufstand von Kanton ist gänzlich von der KPCh geführt worden; die Kommissare der Sowjetmacht in Kanton sind allesamt Mitglieder der KPCh. Die -zig tausend Arbeiter und Bauern, die diesmal am bewaffneten Aufstand teilnahmen und ihr Leben für den Kampf gegen die imperialistische KMT einsetzten, besagen, daß nur das Proletariat die Chinesische Revolution führen kann, die politische Macht an sich reißen kann, die breiten Massen befreien kann. Deshalb müssen wir unbedingt: Die Führung des Proletariats verstärken! Die KPCh unterstützen! Die fortschrittlichen Elemente der Arbeiter und Bauern Chinas in großem Maße in die KPCh aufnehmen! Lang lebe die KPCh!

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IV. Unsere Gedenkfeiern: Am 11. Dez. dieses Jahres ist das 6jährige Jubiläum des Aufstandes in Kanton. Alle Gemeinden werden an diesem Tag die Massenfeiern veranstalten. Wir befinden uns jetzt in dem Entscheidungskampf der Zerschlagung des 5. Einkreisungsfeldzuges; jeder Arbeiter und Bauer der Volksmassen wird an den Feiern teilnehmen, sich enthusiastisch für den Eintritt in die Rote Armee melden; mit der Mobilmachung zum Kampf gedenken wir des großen Aufstandes in Kanton. Propagandaabteilung des Zentralbüros 8. 11.1933 (Jeder Kreis muß dies reproduzieren, damit jede Gemeinde-Zelle zwei Exemplare erhält.)

Hoover Institute Stanford, California, U . S . A . 4292.06/5667

D 3: Beschluß zum Problem China — Der von den Delegierten der KP Rußlands und Chinas, Stalin und Bucharin vorgeschlagene Entwurf, vom Exekutivkomitee der Komintern am 25. Febr. 1928 angenommen —21 (1)

Die gegenwärtige Epoche der Chinesischen Revolution ist die bourgeoise demokratische Revolutionsepoche. Die demokratische Revolution hat weder wirtschaftlich (Agrarrevolution und Vernichtung des feudalistischen Systems) noch im antiimperialistischen Kampf (Einigung Chinas und demokratische Befreiung) und noch weniger hinsichtlich des Klassencharakters der politischen Macht (Diktatur der Arbeiter und Bauern) Errungenschaften zu verzeichnen. Die Ansicht, daß die gegenwärtige Epoche der Chinesischen Revolution bereits zur Sozialistischen Revolution ausgereift sei, ist inkorrekt. Dasselbe trifft zu auf die, die die Ansicht haben, daß die Chinesische Revolution eine „ununterbrochene Revolution" sei 21

IX. Vollversammlung des E K K I , angenommen 25. Febr. 1928.

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(die Ansicht des Vertreters des Exekutivkomitees der Komintern in China), was auch nicht korrekt ist. Die die bourgeoise demokratische Revolutionsepoche überspringen möchten und gleichzeitig zur Tendenz neigen, die Revolution als „ununterbrochene Revolution" darzustellen, haben einen ähnlichen Fehler begangen, wie Trotzki im Jahre 1905 begangen hat. Wenn man so die Frage stellt und als Antwort „ununterbrochen Revolution" bekommt, ist offensichtlich das Charakteristischste der Chinesischen Revolution, d . h . die Revolution eines Halbkoloniallandes, völlig ignoriert worden; deswegen ist ein solcher Fehler äußerst gefährlich.

(2) Die erste Welle der revolutionären Bewegung der breiten Arbeiter- und Bauernmassen Chinas, die zum größten Teil unter der Losung sowie unter der Führung der K P stattfand, ist bereits passé. Das Ende der ersten Welle ist, daß die revolutionäre Bewegung der Arbeiter und Bauern in einigen Zentralgebieten eine äußerst grausame historische Niederlage erlitten hat; ein Teil der K P sowie im allgemeinen die revolutionären Arbeiter- und Bauernkader waren dem erbarmungslosesten Massaker und Vernichten ausgesetzt; die beiden extremen Gesellschaftsklassen haben sich heftig entwickelt; die sich gegenseitig bekämpfenden Klassen legten jeweils für sich ihr eigenes Regierungsprogramm fest; die Führung der KMT-Militärmachthaber entblößte sich gänzlich ihrer konterrevolutionären Führung, die breiten werktätigen Massen haben enorme revolutionäre Erfahrungen gesammelt, und schließlich ist die revolutionäre Bewegung der Massen Chinas insgesamt in die neue Sowjetepoche geführt worden, zweifelsohne durch die Wandlung und das Verbundensein der Gesellschaftsklassen, ferner durch die Zusammenschließung der entsprechenden reaktionären Kräfte: Die Bourgeoisie hat sich nicht nur mit den feudalen Militärmachthabern verbunden und eine totale konterrevolutionäre Allianz gebildet, sondern faktisch sogar mit den fremden Imperialisten Kompromisse geschlossen. Die Imperialisten haben nicht nur ihre eifrige Aktivität, sich die ökonomischen Rechte in China anzueignen, gezeigt, sondern sie vermehrten ihren politischen Einfluß in China. Diese 3 Hauptkräfte der Konterrevolutionäre stellten sich gemeinsam gegen die Arbeiter- und Bauernschaft, gegen die Revolution und gegen die K P . Gleichzeitig bestand im Lager der Konterrevolutionäre auch ein heftiger innerer Kampf; einerseits äußerte sich das in den Interessensgegensätzen der verschiedenen sich bekämpfenden Parteien Chinas, anderseits wurden diese zwischen den Imperialisten unter sich selbst reflektiert.

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(3) Jetzt gibt es noch nicht die mächtige Hochflut der neuen revolutionären Bewegung der Massen, die das ganze Land umfaßt. Doch viele Vorzeichen weisen darauf hin, daß die Arbeiter- und Bauernrevolution gerade auf eine solche neue Hochflut zuschreitet. Nicht nur der tapfere Aufstand der Arbeiter in Kanton 2 2 , sondern auch die Entfachung vieler Bauernbewegungen in verschiedenen Provinzen und Bezirken (die Aufstände der Kreise in Kuangtung, die Entfachung der revolutionären Bewegung in Hunan sowie in Chianghsi, Hupei und Honan bis hin nach Shantung und in den Nordteil der Manchurei), obendrein das sich täglich mehrende Uberlaufen der entrüsteten Soldatenmassen der Militärmachthaber — das alles weist darauf hin, daß die Revolution auf eine neue Hochflut zugeht. Die rapide Verschlechterung der wirtschaftlichen Zustände, Unordnung der Finanzen, die Zerstörung durch die Bekriegung der Militärmachthaber, die noch nie dagewesenen politischen Repressalien treiben unweigerlich die Massen auf die Bahn des revolutionären Kampfes. (4) Die revolutionären Erfahrungen Chinas haben dessen Besonderheiten bewiesen, d . h . , die Entwicklung der Bewegung ist in jeder Provinz ungleich, jede hat ihre eigenen geschichtlichen Bedingungen. Ihre Entwicklung bis heute ist auch ungleich zwischen Städten und Dörfern. Die gegenwärtige Lage ist: Einerseits schreiten die Bauernbewegungen in den verschiedenen Provinzen und Bezirken voran, anderseits wird die Arbeiterbewegung in vielen Industriezentren großer Zerstörung ausgesetzt: Unter äußerst hartem Weißen Terror zeigt sie entsprechende Rückschläge. (5) All diese Gegebenheiten können die wesentliche politische Linie der Partei bestimmen; die Partei muß sich auf die neue revolutionäre Hochflut vorbereiten. Die Partei muß für diese Hochflut unmittelbar ihre taktische Aufgabe realisieren, die Massen zu organisieren und den bewaffneten Aufstand; denn nur durch die Niederwerfung der vorhandenen Regierung

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Aufstand der Arbeiter in Kanton. A m 11. D e z . 1927 haben die Kommunisten einen Putsch in Kanton entfacht und eine Sowjet-Regierung errichtet. Innerhalb von 3 Tagen wurde der Aufstand niedergeworfen.

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kann man alle revolutionären Aufgaben lösen. Gerade deswegen ist die gegenwärtige Zentralaufgabe der Partei, die Millionen der Arbeiter- und Bauernmassen zu gewinnen, sie politisch zu erziehen, zu organisieren, damit sie um die Partei und ihre Parolen (die Länder der Gutsbesitzer beschlagnahmen, 8stündige Arbeitszeit, Einigung Chinas, China von dem Joch der Imperialisten befreien, die gegenwärtigen Machtorgane niederwerfen, Diktatur der Arbeiter und Bauern, die Sowjetmacht organisieren) zusammenhalten. Die größte Gefahr in der gegenwärtigen Lage ist die Avantgarde der Arbeiter- und Bauernbewegung, denn durch die inkorrekte Einschätzung der gegenwärtigen Lage sowie die Unterschätzung der Kraft des Gegners konnte sie sich von den Massen entfernen und überfortschrittlich werden, ihre eigene Macht in Unordnung bringen, so daß der Feind uns einzeln zerschlägt. Falls die K P die Notwendigkeit der Gewinnung und Organisation der Massen nicht versteht, falls sie nicht die Absicht hat, all das zu überwinden, was die Vorbereitung der Massen für die neue revolutionäre Hochflut vernachlässigt, ignoriert, alles zu überwinden, was die Vorbereitung ihrer Zentralaufgabe vernachlässigt, dann wird die K P sicherlich zerschlagen werden und ihre eigene Organisation in Unordnung geraten.

(6) Das Exekutivkomitee der Komintern weist deshalb extra die K P C h darauf hin, der Intensivierung der Massenarbeit unter den Arbeitern und Bauern Aufmerksamkeit zu schenken. Sie muß bestrebt sein, die gewerkschaftliche Massenarbeit intensiv zu organisieren; für diese Zielsetzung kann man die sogenannten „Brüdervereine" und dergleichen der Arbeiter benutzen; ferner soll sie sich gegen die Organisation der polizeiartigen Gelben Gewerkschaften im KMT-Stil stellen; falls die Gelben Gewerkschaften mehr oder weniger durch Züge der Massenorganisation charakterisiert sind, kann man dann auch offiziell in die Gelben Gewerkschaften eintreten, um die vom Klassenfeind beeinflußten Arbeiter zu gewinnen. Doch gleichzeitig muß für immer die Terror-Politik in der ArbeiterBewegung aufgegeben werden; das ist äußerst gefährlich für die Partei. Sie muß sich entschieden gegen die Zwangsmethode stellen, Streiks zu veranstalten. Nur durch Uberreden der Massen, damit sie vom richtigen Vorschlag und von der richtigen Methode der Partei überzeugt sind, nur durch die Gewinnung der absoluten Unterstützung und völligen Uberzeugung der Massen kann man erst die Bewegung führen. Gleichzeitig muß man die Arbeit der Bauernorganisation intensiv aufbauen und vergrößern (Bauern-

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bündnisse und Bauernkomitees usw.), besonders der Arbeit bei den armen Bauern Aufmerksamkeit schenken, die proletarischen Elemente in den Dörfern besonders zu organisieren. Systematisch ist ununterbrochen die Hebung des Klassenbewußtseins der Massen durchzuführen. Sie bei dem täglichen Kampf anzuleiten, sie zu organisieren, das ist in der Gegenwart in bezug auf die K P C h wichtiger als zu irgend einer anderen Zeit.

(7) Man muß sich entschieden gegen das Abenteurertum gewisser Elemente aus der Arbeiterklasse stellen, gegen unvorbereitete, unorganisierte Aufstände in den Städten sowie auf dem Land stellen, gegen das Spielen mit den Aufständen stellen, die nicht Massenaufstände der Arbeiter und Bauern sind, sondern scherzhaft mit dem Aufstand spielen; das ist der „korrekte W e g " , die Revolution zu vernichten. Es muß darauf geachtet werden, daß die von der Partei inszenierten und von Bauern selbst entfachten Partisanenaufstände in allen Provinzen und Bezirken zum Ausgangspunkt des Sieges des nationalen Aufstandes werden können, doch nur unter der Bedingung, daß man sie mit der neuen revolutionären Flut, die das Proletariat als Zentrum hat, in Verbindung bringt. Hier sollte die Partei auch ihre Hauptaufgabe im Auge behalten, d. i. den koordinierten, miteinander abgestimmten Aufbruch in Städten und Dörfern vorzubereiten, den koordinierten und miteinander abgestimmten Aufbruch in einigen benachbarten Provinzen und Bezirken vorzubereiten und den mit Organisation und Vorbereitung gerüsteten umfassenden Aufbruch vorzubereiten. Deshalb muß man sich gegen die dem Partisanenkrieg blind Ergebenen stellen, sich gegen den zerstreuten, ohne Zusammenhang und unweigerlich zur Niederlage blind geführten Partisanenkrieg stellen (eine solche Gefahr hat es in den beiden Provinzen Hu(nan und Hupei) gegeben). Es müssen ständig und ohne Erschütterung die Bauern zum Aufstand organisiert werden; die Partei muß vorerst die verschiedenen Besonderheiten der jeweiligen Provinzen und Bezirke Chinas berücksichtigen; diese verschiedenen Besonderheiten müssen vorerst unter der Führung der K P C h in den Sowjetgebieten eingeschätzt werden. Ferner ist das Exekutivkomitee der Komintern der Meinung, daß in den sowjetisierten Agrarbezirken die Hauptaufgabe der Partei die Durchführung der Agrarrevolution und die Organisierung der Roten Truppen ist — um vorzubereiten, daß diese Roten Truppen allmählich zur Roten Armee ganz Chinas verschmolzen werden.

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(8) Die Hauptbedingung der Fortentwicklung der Revolution ist, bestrebt zu sein, die K P C h in sich selbst und deren Kader zu konsolidieren, die von ihr beeinflußten Körperschaften und die Parteizentrale zu konsolidieren. Obwohl die K P C h nach der Konferenz vom 7. August im großen und ganzen ihren liberalen Opportunismus korrigiert hat, das ist in den früheren Beschlüssen der Komintern bereits erörtert, hat sie sich doch noch nicht gänzlich den gegenwärtigen neuen Bedingungen angepaßt; das zeigt sich in taktischem Wankelmut (die Gefahr des Abenteurertums geringzuschätzen, die Terrormethoden in der Arbeiterbewegung, blinde Ergebenheit in den Partisanenkrieg in den Dörfern) sowie organisatorischem Wankelmut. Die Parteiorganisation zu konsolidieren, neue Parteimitglieder aufzunehmen, die Verbindung der Zentrale mit den örtlichen Parteiorganen zu konsolidieren, stabile Organe der Partei aufzubauen, korrekte Beziehungen zwischen Partei und parteilosen Massen herzustellen, sich den Überresten des Opportunismus entgegenzustellen, sich gegen das nach „links tendierende Geschwätz" zu stellen (Avantgardismus, These, eine „Neue K P " zu organisieren, Terrorismus, Abenteurertum, zum Streik zwingen usw.) — müssen die gegenwärtigen Aufgaben der Partei sein.

(9) Das Exekutivkomitee der Komintern ist der Meinung, daß die K P C h einen straffen Kampf durchführen muß, sich gegen die neuorganisierte, scheinbar den „wirklichen Kommunismus" verkörpernde Partei stellen muß oder gegen eine solche sogenannte „Arbeiter-Bauern-Partei", die in Wirklichkeit nur reformierte Parteien der Bourgeoisie sind. Manche E x Parteimitglieder der K P (wie z. B . T'an P'ing-shan) hegten die Absicht, eine Partei zu gründen; in Wirklichkeit wurden solche neuen Parteien zu einer menschewikischen Anti-Arbeiter-Partei; sie werden Kettenhunde der Reaktionäre sowie anderer Henker der Arbeiter und Bauern werden. Der Kampf gegen die Rechts-Gruppe sowie die antirevolutionäre Gruppe, die gegen die Arbeiterbewegung ist, stellt die gegenwärtige Aufgabe der Partei dar, und dieser Kampf wird noch entschiedener die „linke opportunistische Tendenz" innerhalb der K P C h besiegen; gleichzeitig darf man keinen Schritt den Überresten des Opportunismus gegenüber nachgeben; so wird es um so wirkungsvoller.

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(10) Das Exekutivkomitee der Komintern ist der Meinung, daß man die allgemeinen Erfahrungen der Chinesischen Revolution einschätzen und die Lehre dieser Erfahrungen bis hin in die Zellen der Partei tragen muß. Der Aufstand in Kanton ist ein mutiger Versuch des chinesischen Proletariats, die Sowjetmacht zu gründen; er hat in bezug auf die Entwicklung der Arbeiter- und Bauern-Revolution eminenten Einfluß ausgeübt, doch hier haben sich die Führungsorgane einer Reihe von Fehlern entblößt: Die Vorbereitungsarbeit unter den Arbeitern und Bauern war ungenügend, die Arbeit unter den gegnerischen Truppen war auch nicht genügend, die Haltung gegenüber den Mitgliedern der Gelben Gewerkschaft war inkorrekt, die Vorbereitungsarbeit der Zweigorgane der Partei sowie die des Jugendverbandes war für sich ungenügend. Die Zentrale hat überhaupt keine Mitteilung vom Kanton-Zwischenfall erhalten; die politischen Maßnahmen in bezug auf die Massen waren ebenfalls spärlich (es gab keinen umfassenden politischen Streik, es hat keine Wahl für den Kanton-Sowjet gegeben, der als Organ des Aufstandes fungieren sollte); diesbezüglich müssen die unmittelbaren Leitenden die Verantwortung tragen, d. h. die Genossen, die politisch dem Exekutivkomitee der Komintern gegenüber verantwortlich sind (Genosse soundso sowie andere) 2 3 . Obwohl Fehler seitens der Leitenden bestehen, muß der Aufstand in Kanton als ein von äußerst tapferem Geist der chinesischen Arbeiter beseeltes Beispiel anerkannt werden. Sie sind wirklich für die geschichtliche Aufgabe, die Führungsmacht der Chinesischen Großen Revolution zu ergreifen, qualifiziert.

(11) Das Exekutivkomitee der Komintern setzt fest, daß die Zweigstellen der Komintern in allen Ländern ihre eigene Mission durchführen müssen: sich streng gegen das Gerücht der Sozialdemokraten und Trotzkisten stellen, die Behauptung, daß „die Revolution Chinas bereits gescheitert i s t " ; ein solches verleumderisches Gerücht ließ die Imperialisten in China nur noch leichter arbeiten; die Imperialisten wollten im Grunde nur die Arbeiterbewegung in China unterdrücken, doch die Arbeiterbewegung in China schreitet gerade auf die neue Hochflut der Revolution zu. Das Exekutivkomitee der Komintern meint, daß die Kommunistische Partei aller Länder mit all ihren Kräften die chinesische Revolution unterstützen muß. Die

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Gemeint sind Chou En-lai, Chang Kuo-t'ao und Ch'en Tu-hsiu.

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heutige Zeit ist gerade die Zeit, in der die Imperialisten die konterrevolutionäre Intervention in China verschärfen; deshalb ist die Unterstützung der KP aller Länder gegenüber der chinesischen Revolution besonders notwendig. Die Zweigstellen der Komintern in allen Ländern, besonders in den imperialistischen Mächten, müssen noch mehr bestrebt sein, sie dazu aufzufordern, ihre in China stationierten See-, Land- und Luftstreitkräfte zurückzuziehen; sie stellen sich gegen die Besetzung des chinesischen Territoriums, stellen sich gegen die Aufteilung Chinas, stellen sich gegen die Politik, die chinesische Revolution im Keim zu ersticken. Das Exekutivkomitee der Komintern appelliert an die Arbeiter der ganzen Welt, vornweg an die KP-Mitglieder, bestrebt zu sein, die natürliche Aufgabe des Proletariats — Solidarisierung durchzuführen, Unterstützung des chinesischen tapferen Proletariats durchzuführen. Das Exekutivkomitee der Komintern 25. 2. 1928

KFH f 2 ) S. 448

D4: Das 51. Rundschreiben

der Zentrale

Programm der Militär-Arbeit — Inhalt der Beschlüsse der Erweiterten Konferenz zu militärischen Fragen des Provinzkomitees Kuangtung — 1. Allgemeine Prinzipien der Militär-Bewegung Die chinesische Revolution befindet sich bereits in der Argrarrevolution und ist tief in den Abschnitt eingedrungen bei der Gründung von revolutionären Basen und der Aneignung von Städten. U m die proletarische Führungsmacht in den Städten während dieser Zeit zu errichten, die bewaffnete Macht des Feindes in den Städten zu vernichten, muß die Partei nicht nur rein passiv die Fehler der militärischen Opponisten der Vergangenheit korrigieren, sondern muß aktiv sein im Hinblick darauf, wie man die feindliche Wehrmacht schlägt, wie man die Bewaffnung der Arbeiter- und Bauernmassen vergrößert, die Rote Armee aufbaut und wie man andere

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Dinge regelt, die mit den militärischen Problemen zusammenhängen. Sie alle müssen einer ganzheitlichen Planung und Führung untergeordnet werden können; deshalb hat die militärische Frage heute eine noch wichtigere Stellung eingenommen. Unter dem Druck des Imperialismus ist die wirtschaftliche Lage der Grundbesitzerklasse Chinas bereits durch den Bankrott der Bauern ins Wanken geraten; außerdem ist die Wirtschaftsbasis der Bourgeoisie in den Städten dadurch unbeständig geworden, daß Industrie und Landwirtschaft nicht entwickelt sind. So entsteht eine breite Schicht des Lumpenproletariats, das auf lange Zeit von der Produktion abgeschnitten ist und zum Militär unter dem heutigen Regionalen Militärmachthaber-System und zu Banditen der Min-T'uan und Shang-T'uan wird. Dies sind alle konterrevolutionäre Repräsentanten der Grundbesitzerklasse und der Bourgeoisie, doch sie wurden nicht unmittelbar von der Grundbesitzerklasse oder der Bourgeoisie kommandiert, sondern von den Regionalen Militärmachthabern, die zwischen der Grundbesitzerklasse und Bourgeoisie stehen. Die Revolution der Arbeiter und Bauern will die Herrschaft der Grundbesitzer und der Bourgeoisie stürzen; sie muß so unbedingt auch diese konterrevolutionäre Wehrmacht zerschlagen, d. h. das Regionale Militärmachthaber-System und die sich auf die Regionalen Militärmachthaber stützende bewaffnete Macht der Min-T'uan und Shang-T'uan und dergleichen. Gegenwärtig haben wir die beste Möglichkeit, die gesamte konterrevolutionäre Macht zu zerschlagen. Das Regionale Militärmachthaber-System an sich hat schon bereits eine Menge von Widersprüchen gezeigt. Die Klassenkonflikte zwischen Soldaten und Offizieren haben seit dem Bestehen von Armeen aufgrund der sich in den sozialen Klassen reflektierenden Widersprüche schon immer bestanden. Da jetzt die Zahl des Lumpenproletariats so groß ist, kann es die wirtschaftliche Kraft der Landlords nicht ernähren. U m ihrer eigenen Existenz willen bildeten sich bei den Regionalen Militärmachthabern untereinander mehrere Widersprüche und sogar bei einem Teil der Landlords und der Bourgeoisie und der Imperialisten. Die Entstehung dieser Widersprüche ließ das Regionale Militärmachthaber-System kontinuierlich schwächer und schwankender werden und verstärkte die Konflikte zwischen den Soldaten und Offizieren. Nachdem die neuen Regionalen Militärmachthaber im Süden der Revolution den Rücken gekehrt haben, verwarfen sie die Propaganda vom Anfangsstadium der Revolution, veranstalteten Massaker gegen Arbeiter und Bauern und mißhandelten die Soldaten. U m Macht und Boden zu gewinnen, ließen sie ihre Soldaten sich gegenseitig umbringen, wodurch die Soldaten noch größere Ausbeutung und Opfer erlitten und gegen die Offiziere noch tiefe-

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ren Klassenhaß empfanden. Sie wurden durch Zufall von der Agrarrevolution und den Aufständen der Arbeiter und Bauern in den Städten beeinflußt. Die Parole „Boden an die Soldaten verteilen" brachte sie dazu, den Kampf um ihren eigenen Vorteil in ihrer Armee selbst mit dem Kampf der Arbeiter und Bauern in der Gesellschaft zu verbinden. So ist ein allgemeines Wanken in der konterrevolutionären Armee eingetreten. Die Armeen von Ch'en Chi-t'ang, Ts'ai T'ing-k'ai, Hsü Chin-t'ang in Kanton und die WestExpeditions-Armee in Hunan und Hupei sind alle äußerst verängstigt. Wenn wir jetzt nur den Entschluß fassen, eine Soldaten-Bewegung anzuzetteln, ist uns die Zerschlagung und Vernichtung der feindlichen Armeen ziemlich sicher. Die Waffen der Min-T'uan und Shang-T'uan befinden sich größtenteils in den Händen der dafür angeworbenen Arbeiter und Bauern. Während dieses heftigen Kampfes der Arbeiter- und Bauern-Revolution ist es eine leichte Sache, sie von den Landlords und von der Bourgeoisie abzutrennen. Um die konterrevolutionäre Wehrmacht zu zerschlagen, müssen wir unbedingt den Konflikt und Klassenhaß zwischen den Soldaten und Offizieren schüren. Das, was die Soldaten am schnellsten empfinden, ist, was sie selbst durch ihre Offiziere an Unterdrückung erleiden. Falls sich die Soldaten erheben können, um die sie unterdrückenden Offiziere hinzurichten, ginge die Armee in die Brüche, und die Wehrmacht, auf die die Landlords und die Bourgeoisie ihre Existenz stützten, würde zerschlagen. Natürlich werden wir nur durch den einseitigen Klassenkampf in der Armee nicht viel erreichen, und er läßt sich auch leicht beschwichtigen; wir müssen unbedingt den Kampf der Arbeiter und Bauern noch mehr entwickeln; dann erst können wir den Klassenkampf der Soldaten beschleunigen und ferner diesen Kampf noch sinnvoller auf dem Weg zum General-Aufstand der Arbeiter und Bauern eingliedern. Während des Prozesses der Zerschlagung der konterrevolutionären Macht müssen wir gleichzeitig die Bewaffnung der Arbeiter und Bauern selbst in Angriff nehmen, die Rote-Garde-Trupps der Arbeiter und Bauern mit äußerster Anstrengung erweitern, in den Agitationsgebieten ferner die Tapferen und die Aktivisten der Rote-Garde-Trupps sowie die Soldaten mit entsprechendem Bewußtsein auswählen, um (mit ihnen) die Rote Armee zu organisieren. Das Gros der Roten Armee muß aus solchen Arbeitern und Bauern bestehen, die nicht allzulange von der Produktion entfernt waren, und es muß auch eine geregelte Entlassungsfrist geben. Den Soldaten, die in die Rote Armee eintreten, muß Boden zugeteilt werden. Die Soldaten der konterrevolutionären Armee sind sehr verlottert; sie werden nach Meutereien oder Aufständen nicht in jedem Fall gern in die Rote Armee eintreten.

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D a s Hauptziel der Soldatenbewegung ist eigentlich die Zersetzung der feindlichen Armee, und es sollte nicht die Illusion bestehen, eine solche Armee zur Roten Armee umzuwandeln. Im Hinblick auf die Militärbewegung nach der Konferenz v o m 7. A u g . hat die Zentrale sich zwar bereits äußerst angestrengt in allen Orten, die militär-opportunistischen Fehler zu korrigieren, und ist sich ferner der Wichtigkeit der Zersetzungsarbeit in der feindlichen Wehrmacht und der Vergrößerung der eigenen Wehrmacht bewußt, aber da es ohne ganzheitliche Planung der Militär-Frage und ohne die Aufstände in verschiedenen Orten nur eine Fortsetzung der alten Militärbewegung ist, empfinden wir stets den Mangel, daß die Politik der Militärbewegung nicht dem Fortschritt der Agrarrevolution entsprechen kann; so z. B. verlangte während des Aufstandes in Kanton die Arbeiterschaft nach Bewaffnung, was aber nur ein Nachklang des Arbeiterselbstschutzes während der Streiks aus der alten Zeit ist. N a c h d e m die Arbeiterschaft die Waffen an sich gerissen hatte, konnte sie sich nicht schnell organisieren. Die Partei hat auch keinen Plan zur Aufstellung einer Roten Armee. Der Frontenwechsel der Erziehungsbrigade ist nur durch die Arbeit der Partei von früher verursacht worden; nach dem Frontenwechsel hat sie keine genaue Erkenntnis über die Bedeutung und die Aufgabe des Aufstandes; deshalb kann man aus dieser Aktion keine Politik der Militärbewegung realisieren. Was die Armee angeht, die früher ohne Partei-Arbeit gewesen ist, so ist sie gänzlich ohne planvolle Zerstörungsarbeit. Ihrem Charakter nach ist die Bauernarmee in den Aufstandsgebieten eine meistens von den Bauernmassen entfernte, in den Städten gesammelte Schutz-Truppe. Deshalb kann sie nach dem Aufstand schließlich nie zur Wehrmacht der Bauernmassen werden; dieses Übel der professionellen Bauern-Armee ist bis heute so geblieben. Der Aufstand in Ch'iung-yai 2 4 ist wiederum durch die Bewegung der kleinen Grundbesitzer, selbständigen Bauern und der Armen Bauern gemeinsam gegen die Schutz-Truppen entwickelt worden. N a c h der Reaktion der K M T ist die Führung der Regierungsmacht in die H ä n d e unserer Partei gelangt, aber prozentual wird der Bestand der Roten Armee immer noch meistens aus Elementen der Bourgeoisie gebildet, und sie konnte deshalb nicht Massencharakter gewinnen. Außerdem stützten sich die Aufstände überall nur auf die Bauern-Armee, die Gewehre hatte. All diese Beispiele beweisen, daß wir, was die militärische Frage angeht, jetzt schleunigst einen ganzheitlichen Plan und Instruktion brauchen. Jede spätere Militärbewegung muß die folgenden Prinzipien einhalten: 24

Der Aufstand auf der Insel Hai-nan (Ch'iung-yai).

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a) Militarisierung der Arbeiter- und Bauernmassen: Der Aufstand benötigt nicht allein die Bewaffnung von wenigen Leuten, noch weniger darf nur eine bestimmte Gattung von Leuten oder eine bestimmte Gattung von Waffen erst in der Organisation des Aufstandes mitwirken. Wir müssen dahingehend wirken, daß die Masse der Arbeiter und Bauern sich insgesamt zu militärischer Ausbildung entschließt; sie muß in die feindliche Armee eintreten, um die Wehrmacht des Feindes zu zersetzen; sie muß mit allen Waffen, wie Eisenstangen, Holzknüppeln, sogar mit Gerätschaften zur Brandstiftung, um den Feind zu zerschlagen, am Aufstand teilnehmen. Die Bedeutung der Militarisierung ist es, eben zu veranlassen, daß die Arbeiter und Bauern nicht nur der Propaganda und Agitation ihre Aufmerksamkeit schenken, sondern imstande sind, auch mit praktischen Aktionen die feindliche Herrschaft zu zerschlagen. b) Gemäß den Arbeitern und Bauern die militärische Organisation volkstümlich machen: Das professionelle Militärsystem muß abgeschafft werden; die Entlassung vom Militär muß zu einem bestimmten Termin erfolgen, und allmählich ist das Militärsystem in ein freiwilliges umzuändern, bis hin zum Dienstpflicht-System. Der mechanische Lebensstil in der Armee muß aufs äußerste reduziert und das Sold-System abgeschafft werden; dann kann man erst die Übel des Regionalen MilitärmachthaberSystems ausrotten und zu einer wirklichen Wehrmacht der Arbeiter- und Bauernmassen werden. c) Systematisierung und Konzentrierung der Militärbewegung: Heute befinden wir uns nicht mehr nur an der verworrenen Front des Dorfkampfes, sondern wir müssen planmäßig die Regierungsgewalt der Reaktionäre an uns reißen. Die Organisation der Regierungsgewalt in manchen von uns besetzten Gebieten muß noch gefestigt und erweitert werden. Dieses Ziel erreichen wir nie, wenn wir nicht zentral angeleitet werden. d) Technisierung und Verwissenschaftlichung der Militärarbeit: Das ist der Garant des siegreichen Aufstandes. Die Organisation der feindlichen Armeen ist meist chaotisch. Jedwede Technik (des Feindes) ist mangelhaft. Falls wir auf die militärische Technik achten, ist der Sieg gesichert. e) Beachtung der Kampftaktik während des Kampfes mit unseren Feinden, wie z. B. die Methode des Nachtangriffs, Partisanenkampfes, Straßenkampfes, der Feldschlacht, muß der militärischen Notwendigkeit entspechen, eine klare und deutliche Anweisung für die Genossen enthalten, die diese Arbeit ausführen; dann wird die Siegeszuversicht wachsen.

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2. Die Frage der Zersetzung der konterrevolutionären Wehrmacht Gegenwärtig gibt es innerhalb der reaktionären Regionalen Militärmachthaber, der Min-t'uan- und Shang-t'uan-Banditen viele Widersprüche und Konflikte, wodurch es leicht ist, sie zu zersetzen. Im allgemeinen sind sich die Arbeiter und Bauern verhältnismäßig klar über die Zustände der Min-t'uan und Shang-t'uan und sehen in ihnen keine Veranlassung zur Furcht; nur den Truppen gegenüber sind sie meist argwöhnisch und zeigen sich furchtsam. In Wirklichkeit ist die Armee innerlich verkommen, zersetzt. Da die herrschenden Klassen sie finanziell nicht unterhalten können, kürzen die Offiziere in jedem Fall den Sold, monopolisieren ferner Tabak und Wettspiele, kämpfen um die Gebiete, um ihren eigenen Vorteil zu wahren. Die Truppen und Polizisten im ganzen Land sind meist 6—7 Monate ohne Soldzahlung; wenn sie ihre Forderung danach erheben, wird er ihnen stets vorenthalten beziehungsweise werden sie arretiert. Die kranken und verwundeten Soldaten erhalten auch keinerlei Vergünstigungen. Die Soldaten hegen stets die Absicht zu desertieren, nachdem sie ihren Sold ausgezahlt bekommen haben, und haben keine Lust, Soldat zu sein. Alle Soldaten unter dem Regionalen MilitärmachthaberSystem sind im allgemeinen so. Sie (Militärmachthaber) haben außerdem verschiedene Widersprüche und Konflikte, die ihre eigene Macht fortwährend schwächen und unbeständig machen. So ist die Soldaten-Bewegung während der Hochflut der Arbeiter- und Bauern-Revolution zur noch leichteren, wirkungsvolleren Angelegenheit geworden als die Arbeiter- und Bauernbewegung. All diese wirklichen Vorgänge müssen wir der Arbeiterschaft und den Bauernmassen wahrheitsgemäß propagieren, um ihnen psychologisch die Furcht vor den Soldaten zu zerstören, mehr noch, wir müssen sie zur Mitwirkung an der Zerschlagung der konterrevolutionären Wehrmacht hinführen. U m die konterrevolutionäre Wehrmacht zu zerschlagen, müssen wir uns als erstes der Soldatenschaft annähern. Was die Art und Weise angeht, sich der Soldatenschaft zu nähern, schicken wir entweder Leute, die in die Truppe eintreten, oder versuchen mit den Soldaten in Berührung zu kommen. Falls wir Leute in die Truppen schicken, dann am besten solche, die besondere Fähigkeiten besitzen, wie z. B. für andere Briefe schreiben oder mit Musikinstrumenten umgehen, denn diese haben es leicht, mit vielen Soldaten zu verkehren. Man kann den Soldaten auch mit Hilfe des Küchenpersonals oder der Hornisten näherkommen. Das Küchenpersonal und die Hornisten dürfen sich verhältnismäßig frei bewegen, was die Arbeit erleichtert. Außerhalb der Armee mit den Soldaten Beziehungen aufnehmen

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kann man wiederum mit Hilfe von Kleinhändlern oder solchen, die (für die Soldaten) waschen, flicken usw., manchmal sogar mit Leuten, die, als Soldaten verkleidet, in den Kasernen ein- und ausgehen. Wenn die Disziplin sehr locker ist, kann man alles mit Hilfe von Restaurants arrangieren. Die gegenwärtige Armee Chinas kann man in 3 Arten einteilen: a) Gegen die aus den Banditen und aufgelösten Einheiten reorganisierte Armee und gegen Truppeneinheiten mit vielen Soldaten alten Stils, bei denen als Bestandteil das Vagabundentum sehr stark vertreten ist, wo die Disziplin in der Armee sehr locker ist, diesen gegenüber benutzt man die aus der Banditenbewegung gewonnene Methode, die selbstverständlich Erfolg hat. b) Truppen mit neuen Soldaten, die vorher nie das Soldatenleben kennengelernt haben, sind recht empfindlich gegenüber dem harten Soldatendasein, doch fürchten sie die Disziplin und wagen nicht, sich zu widersetzen; diesen gegenüber ist es am besten, jemanden in die Armee zu schicken, um agitatorisch zu arbeiten. c) Soldaten aus den anderen Provinzen, entfernt von der Heimat, haben viele N ö t e im täglichen Leben und sind leicht aufzuwiegeln, aber sie empfinden ihre Lage meist als ausweglos. Diesen gegenüber ist es am besten, Leute hinzuschicken, die die nordchinesische Mundart beherrschen und mit dem Soldatenleben vertraut sind. Als Propaganda benutzen wir die Parole vom „Monatlich 20 Yüan Sold", denn diese Soldaten hegen die Hoffnung, nach der Besoldung nach Hause zu gehen. Als Ziel der Aufwiegelung von Soldaten müssen wir darauf achten, das Vertrauen der feindlichen Soldaten zu gewinnen und die Beziehung zwischen Soldaten und Offizieren des Feindes zu zerstören. Deshalb dürfen die erhobenen Forderungen den reaktionären Offizieren keinen Anlaß geben, durch kleine Zugeständnisse die Soldaten zu verlocken und somit die Zersetzung hinauszuzögern. Wir müssen mit allen möglichen Methoden und unter Ausnutzung aller bestehenden Probleme die Soldaten aufwiegeln, wobei alles, was zur Aufwiegelung der Massen und zur Diffamierung der Autorität der Offiziere beiträgt, anzuwenden ist: Parolen, Plakate, Bilder, sich aus einstweiligen Angelegenheiten ergebende — ob sinnvoll oder sinnlos — gegen die vorgesetzten Offiziere gerichtete Behauptungen. N u r müssen die Propagandaparolen, die Flugblätter auf jeden Fall korrekt sein. Bei der Propaganda muß man mit den Leiden der Soldaten beginnen, dann vom Bündnis der Arbeiter, Bauern und der Armee sprechen, von der Durchführung der Agrarrevolution, der Errichtung der Sowjets bis zur Organisation des Aufstandes und von anderen technischen Problemen.

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Als Methode der Propaganda bedient man sich im allgemeinen der Form der Unterhaltung, aber manchmal haben auch Propagandaschriften sehr große Uberzeugungskraft, weshalb manchmal Propagandamaterialien notwendig sind. Besonders wenn eine kleine Zahl von Truppen allein in einem Ort stationiert ist, kann man mit einer Art von Flugblatt, an die ganze Truppe verteilt, den Grad der Unbeständigkeit und Furcht erheblich verstärken. (weggelassen) Die Soldaten-Bewegung muß auf den Kampf innerhalb der Armee achten; der Kampf muß durchgestanden werden; dann erst wird der Klassenhaß der Soldaten zunehmen und unser Führungsanspruch wachsen. Aber in einen Kampf unter Soldaten gerät man noch leichter in einen bewaffneten Konflikt hinein als bei den Arbeitern und Bauern, was unsere Organisation sich leicht zerschlagen läßt. Wenn wir einen Aufstand oder eine Meuterei vorbereiten, müssen wir auf die Methode des Kampfes achten; er darf nicht zu heftig sein; unser Maßstab ist allein, daß die Soldaten von uns beeinflußt werden können. Bei Krawallen wegen der Besoldung z. B. muß man die Form des „Verlangens nach Sold-Auszahlung" usw. anwenden, so daß die Soldaten das Vertrauen zu den Offizieren verlieren; falls sie keinen Sold bekommen, muß man mit einer passiven Art von Propaganda die Autorität der Vorgesetzten zerstören und nicht sofort die aktive Art anwenden. Das Ausnutzen von Problemen der Behandlung, wie z. B. Proviant oder Bestrafung usw., um einen Kampf hervorzurufen, ist auch sehr sinnvoll. Die Art des Kampfes sind lärmende Forderungen an Vorgesetzte, Umzingelung von Vorgesetzten und Drillstreiks usw. Aus sich selbst heraus entstandene Meutereien von Soldaten müssen gefördert werden; aus ihren eigenen Problemen entstandene Meutereien von Soldaten müssen dann allmählich zu einem gemeinsamen Aufstand mit Arbeitern und Bauern werden können. Meuterei hat nicht den Sinn, die Macht an sich zu reißen, sondern nur die Wehrmacht des Feindes zu zersetzen. Die Meuterei ist vorteilhaft für die Revolution der Arbeiter und Bauern. Die Soldaten, beeinflußt durch die Flut der Arbeiter- und Bauern-Revolution, besonders die einheimischen Soldaten einer Provinz bzw. Truppen, aus Banditen oder aufgelösten Soldaten reorganisiert, machen sich leicht auf den Weg der Meuterei. Selbstverständlich muß sich die Partei äußerst anstrengen, alle Meutereien unter der Führung der Partei voranzubringen, muß sich außerordentlich anstrengen, daß die Gewalt der Arbeiter und Bauern die Soldaten beeinflußt oder bereit ist, diese zu entwaffnen. Der Aufstand der Soldaten hat den Sinn, die Regierungsgewalt an sich zu reißen; sie müssen sich mit den Arbeitern und Bauern zusammenschließen. Am besten ist ein General-Aufstand von Arbeitern, Bauern und Soldaten.

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Je gewaltiger die Arbeiter und Bauern während des Soldaten-Aufstandes sind, umso leichter können sie die Soldatenschaft an sich binden. Außerdem muß die Partei während des Soldaten-Aufstandes unbedingt darauf achten, einen Teil Stamm-Truppen zu organisieren zur Überwältigung der anderen Truppen. Nach dem Aufstand werden die Elemente der Soldaten alten Stils, der Banditen und der aufgelösten Truppeneinheiten meist desertieren. Sie haben auch Meinungsverschiedenheiten oder die Übel anderer Ambitionen entwickelt. Aus diesen Truppen sind keine Offiziere auszuwählen; die Offiziere müssen durch die Sowjets hingesandt werden. Diejenigen, die sich nicht ergeben, müssen mit Entschiedenheit sofort entwaffnet werden. Aus den neu entstandenen Truppen können mit entsprechender Sorgfalt Offiziere ausgewählt und verschiedene Komitees organisiert werden; diese müssen durch Polit-Kommissare, von der Partei entsandt, im Namen der Sowjets beaufsichtigt werden. Uber die verschiedenen praktischen Methoden der Meuterei und Soldaten-Aufstände ist vom Militär-Komitee eine geheime Broschüre verfaßt worden zum Nachschlagen für die Genossen, die in der Soldatenbewegung eingesetzt sind. Die Parolen der Soldaten-Bewegung: 1. Die monatliche Besoldung der Soldaten beträgt 20 Yüan. 2. Der verzögerte Sold muß ausgezahlt werden. 3. Der Sold muß monatlich voll ausgezahlt werden. 4. Wir sind gegen die Herabsetzung des Soldes aus Gründen des persönlichen Gewinns. 5. Der Sold muß öffentlich bekannt gemacht werden. 6. Wir sind gegen Prügeln und Beschimpfungen der Soldaten durch die Offiziere. 7. Wer krank ist, soll nicht gedrillt werden. 8. Kranke und verwundete Soldaten müssen Kranken- und Taschengeld erhalten. 9. Wir sind gegen das willkürliche Ausbeutungsrecht an den Soldaten. 10. Offiziere, die Soldaten unterdrücken, müssen hingerichtet werden. 11. Soldaten, kämpft nicht gegen Arbeiter und Bauern — arme Teufel, kämpft nicht gegen arme Teufel! 12. Offiziere, die Arbeiter und Bauern massakrieren, müssen hingerichtet werden. 13. Soldaten, tretet dem Arbeiter- und Bauern-Aufstand bei! 14. Nieder mit den Finanzherren! Laßt uns Silbergeld und Landbesitz teilen! 15. Den Soldaten muß Ackerland und Wohnraum zugeteilt werden.

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16. Wir sind kein Kanonenfutter für die Regionalen Militärmachthaber. 17. Nieder mit den neuen Regionalen Militärmachthabern, die keinen Sold auszahlen! 18. Nieder mit den neuen Regionalen Militärmachthabern, die die Arbeiter und Bauern massakrieren! 19. Nieder mit dem Imperialismus und seinen Lakaien (Kettenhunden) — den Regionalen Militärmachthabern der K M T ! 20. Alle Soldaten treten den Revolutionären Soldatenvereinen bei! 21. Die Chinesische Kommunstische Partei ist die eigene Partei der Arbeiter, Bauern und Soldaten. 3. Die Frage der Vergrößerung der Bewaffnung der Arbeiterund Bauernmassen Das Ziel der Organisation von Rote-Garde-Trupps ist die Militarisierung der Arbeiter- und Bauernmassen in großem Umfang. Militarisierung heißt hier nicht nur, daß die Arbeiter- und Bauernmassen fähig sein sollen, mit dem Feind zu kämpfen, sondern daß sie, während sie gerade die Regierungsmacht an sich gerissen haben, auch fähig sind, einen Teil der an dem Aufstand teilnehmenden Masse zur Vernichtung des Feindes zu organisieren, wie z. B . (die Elemente) der konterrevolutionären Macht zu säubern, zu beschlagnahmen, Einnahmen und Ausgaben zu regeln, Transporte durchzuführen, Verbindungen herzustellen, zu spionieren und Rettungshilfe zu leisten usw., was alles ein Teil der Arbeit der Rote-Garde-Trupps ist. Bei der Organisation der Rote-Garde-Trupps in den Städten kann man die Methode der Organisation der Streikkontrolle in Kanton anwenden, d. h., je 10 Mann bilden einen Zug, je Zug hat zwei kleine Gruppen, je 3 Züge bilden eine Abteilung, 3 Abteilungen eine Kompanie, 3 Kompanien ein Bataillon. Diese Art von Organisation muß sich den Straßen und Bezirken anpassen, wie z. B . die gegen die kapitalistische Klasse aus (mehreren) Straßen zusammengeschlossene Selbstschutzabteilung. Das Prinzip der Straßen- und Bezirksorganisation muß ernsthaft beachtet werden, selbstverständlich die Organisation der Untergliederungen der Rote-GardeTrupps; so werden z. B . kleine Gruppen, Züge, ja sogar Abteilungen, entsprechend den verschiedenen Berufsgruppen der Arbeiter von den betreffenden Straßen und Bezirken einzeln organisiert, aber die Organisation der Obergliederungen, wie Bataillon, Kompanien müssen nach den Straßen und Bezirken organisiert werden; diese (d. h. die Obergliederung) haben das Recht zum Kommando über die aus den Arbeitern der verschiedenen Berufsgruppen gebildeten Rote-Garde-Trupps innerhalb der betreffenden

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Bezirke; so werden erst gar keine Aktionsschwierigkeiten vor und nach dem Aufstand entstehen. Die Rote-Garde-Trupps auf dem Land können die Organisationsmethode der früheren bäuerlichen Selbstschutzabteilung anwenden, d. h., je 10 Mann bilden einen Zug, je Zug besteht aus 2 kleinen Gruppen, 2—4 Züge bilden eine Abteilung, 2—4 Abteilungen eine Kompanie, 2—4 Kompanien ein Bataillon, 2—4 Bataillone ein Regiment. In jedem Dorfbezirk gibt es ein Rote-Garde-Komitee des Bezirksrates, der die RoteGarde-Trupps des ganzen Bezirks kommandiert. Bataillon und Kompanien müssen nach den lokalen Gegebenheiten organisiert werden; unterhalb der Kompanie kann je nach der Waffenart des Dorfes, wie z. B. Morgenstern, Schwert, Jagdbüchse, Patrouillengewehr usw. organisiert werden, damit man während des Krieges das Kommando besser ausüben kann. In jedem Bezirk muß man auch eine reguläre Truppe aufstellen, damit sie zentral einsatzbereit ist. Als Bestandteil der Rote-Garde-Trupps sind am besten in den Städten alle Mitglieder der geheimen Gewerkschaften mit einzubeziehen; diejenigen, die sich nicht in der Gewerkschaft eingeschrieben haben und gewillt sind, militärisch mitzuwirken, muß man auch eintreten lassen. Auf dem Land muß man alle, die gern am Aufstand teilnehmen, nach entsprechender Uberprüfung in die Rote-Garde-Trupps eintreten lassen. Bauersfrauen müssen in großer Zahl aufgenommen werden; besonders die jungen Pächter und Landarbeiter müssen den Hauptbestandteil der RoteGarde-Trupps bilden. In den Rote-Garde-Trupps müssen die Elemente der Vagabunden reduziert werden. Obwohl sie fähig sind, verhältnismäßig tapfer zu kämpfen, sind sie aber bei einer Niederlage geneigt, leichtherzig das Dorf aufzugeben. Als Ausbildungs- und Führungspersönlichkeiten der Rote-Garde-Trupps müssen Leute beauftragt werden, die unter den Genossen speziell geschult worden sind; der Kommandeur muß sich sprachlich mit den Truppen verständigen können und militärisch Kenntnisse haben. Die Rote-GardeTrupps auf dem Land können dafür zum Teil Persönlichkeiten der Bauernarmee verwenden; falls die Rote-Garde-Trupps in den Städten wirkungsvoll aufgebaut sind, können wir die Truppen-Mitglieder aus den Städten aufs Land schicken, um die Verantwortung für die Dorf-Ausbildung zu übernehmen. Die höheren Kommandoränge der Rote-Garde-Trupps müssen von den Arbeiter- und Bauernführern bekleidet werden, um anziehend zu wirken. Falls solche Führer ohne militärische Kenntnisse sind, so können wir ihnen zur Hilfe Militär-Personal senden. Der höheren Führungsschicht dürfen keine Elemente der Vagabunden angehören, denn sie begreifen meist nicht die Bedeutung einer organisierten Ausbildung und neigen leicht zu Toleranz und Kompromiß gegenüber der konterrevolutionären Seite.

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Was die Ausbildung der Rote-Garde-Trupps beinhalten muß, ist die gesamte für den Aufstand notwendige Technik, nicht nur, wie man mit dem Gewehr hantiert, sondern auch, wie man das Gewehr dem Feind entreißt, wie man mit verschiedenen Stöcken umgeht und mit Eisengegenständen, und alle Schulung für Sabotageakte, wie z. B . Zerstörung von Kabeln, Verkehrsverbindungen und Brandanstiftung usw., Spionage-Ausbildung, z. B. Berichte über ausgekundschaftete Nachrichten usw. Die Rote-GardeTrupps in den Städten müssen auch den Straßenkampf erlernen, und die Rote-Garde-Trupps auf dem Land müssen dagegen Nachtangriffe, Partisanenkrieg und Geländekampf üben. Uber das, was die Rote-GardeTrupps unbedingt zu lernen haben, muß das Militär-Komitee eine Broschüre als Trainingsmaterial zur Verfügung stellen. Die Trainingsmethode ist wie allgemein zu je fünf Mann als Einheit heimlich im geschlossenen Raum durchzuführen; die Konferenz der Gruppenführer und Zugführer muß öfter einberufen werden, um die Trainingsangelegenheiten zu beraten. Aber manchmal kann man das auch nach Ermessen im Freien durchführen; besonders auf dem Land hat man sehr viel mehr Chancen zur Durchführung im Freien. Plünderungsaktionen unorganisierter Massen während des Aufstandes sind unvermeidbar. Auf dem Land sind solche Ereignisse besonders zahlreich. Aber während dieses Chaos bei der Plünderung läßt man leicht den Feind entfliehen oder ihn einen Gegenangriff beginnen. Deshalb müssen die Rote-Garde-Trupps sofort die großen Speicher und Geschäfte beschlagnahmen und schließen, Lebensmittel und andere notwendige Gebrauchsgegenstände requirieren und austeilen, zuerst an die Rote-Garde-Trupps austeilen, dann an die arme Bevölkerung, so daß die Rote-Garde-Trupps nicht durch Plünderung ihre Aufgabe, zu kämpfen, vernachlässigen. Bei der Fortsetzung des Kampfes auf dem Land muß man im Hinblick auf sie besonders das Versorgungsproblem beachten, sonst werden die Bauern wegen der Verpflegung auseinandergehen und den Kriegsschauplatz verlassen. Während des Aufstandes müssen wir diejenigen Bauern, die Gewehre besitzen und nicht ausrücken, enthusiastisch zur Waffenabgabe überreden; wer dennoch nicht ausrückt, bei dem müssen sie beschlagnahmt werden. Die reichen Bauern haben meist Gewehre und geben sie nicht gern heraus; im Interesse der Revolution müssen solche Zwangsmaßnahmen manchmal beherzt ergriffen werden. Die Organisation der Jungen Pioniere muß unbedingt von den Sowjets geführt werden und zu einem Teil der militärischen Kraft werden; die Partei muß dem Regiment helfen, die Arbeit und Organisation der Jungen

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Pioniere zu entwickeln; in der Kriegszeit müssen sie dem KommandoApparat der Roten Armee unterstellt werden. Sie dürfen nicht allein einen Kampf ausführen; die Tapfersten unter ihnen müssen fortwährend in die Rote Armee eingegliedert werden (in den Städten sollten keine Jungen Pioniere organisiert werden). Nach dem Aufstand müssen die Tapfersten und Aktivsten der RoteGarde-Trupps im großen in die Rote Armee aufgenommen werden und zum Kern (Stamm) der Roten Armee werden. 4. Das Problem des Aufbaus der Roten Armee U m den Sieg des Aufstandes zu sichern und den Aufstand auszuweiten, ist der Aufbau der Roten Armee gegenwärtig eine dringende Aufgabe geworden. Wir müssen nicht unbedingt warten, bis ein Aufstand in einigen Provinzen oder im ganzen Land erfolgreich verläuft, sondern wir müssen, wenn wir nur imstande sind, eine revolutionäre Basis zu errichten, mit der Aufbauarbeit der Roten Armee beginnen. Die in einer revolutionären Basis aufgestellte Armee können wir offiziell als Rote Armee bezeichnen und die frühere Bezeichnung als „Revolutionäre Armee der Arbeiter und Bauern" ablegen, aber falls es (während) des Aufstandes „Selbständige Regimenter der Revolutionären Arbeiter und Bauern" in verschiedenen Kreisen gibt, so kann man diese auch weiterhin so bestehen lassen. Die Aufstellung der Roten Armee muß nach der Ausrüstung und den Erfordernissen des Kampfes festgelegt werden; da die aufständischen Massen über nicht viel Waffen verfügen können, müssen während eines Kampfes viel altmodische Waffen, wie Jagdbüchsen, Schwerter, Lanzen und Morgensterne usw., mitbenutzt werden, bei ihrem Kampf handelt es sich auch meist um Dorfkämpfe; deshalb entschlossen wir uns vorerst dazu, das 3 —5-System zu benutzen, das heißt, 12 Mann als ein Zug, 3 Züge als eine Abteilung, 5 Abteilungen als eine Kompanie, 5 Kompanien als ein Regiment und 5 Regimenter als eine Division; jede Division umfaßt 4500 Mann , jedes Regiment enthält 5 Kompanien, zwei davon sind mit Gewehren, eine mit Büchsen ausgerüstet; die übrigen zwei Kompanien sind mit Schwertern und Morgensternen ausgerüstet. (Außerdem gibt es noch Formationen von Kundschaftern, Versorgungstrupps, Sanitätern und Geheimagenten. Wenn darüberhinaus Sonderorganisationen bestehen, dann richten sie sich nach den vorhandenen Waffen.) Das haben wir dem Geist des T'ai-p'ing-Militär-Systems 2 5 entnommen und den Forderungen des 25

Der T'ai-p'ing-Krieg ist ein revolutionärer Bauernkrieg gegen die Feudalherrschaft und die nationale Unterdrückung der Ch'ing-(Mandschu-)Dynastie. Im Jahr 1851 entfesselten die

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Partisanenkrieges angepaßt. Dieses System kann man in allen revolutionären Basen der Provinzen ausprobieren, so daß man dann nach den praktischen Erfahrungen den endgültigen Beschluß fassen kann. Unter den Bestandteilen der Roten Armee muß der bourgeoise Bestandteil oder die Soldaten des alten Söldner-Systems möglichst reduziert werden; denn diese Elemente bringen die Grundlage der Roten Armee leicht zum Wanken und schließlich zum Untergehen. In der Roten Armee müssen in großem Umfang Arbeiter- und Bauern-Elemente vorhanden sein. Vorerst wählen wir die Tapferen von den Rote-Garde-Trupps aus, besonders Genossen, die in die Rote Armee eintreten. Die Elemente der Arbeiter-Rote-Garde-Trupps müssen in besonders großer Zahl eintreten. Die Kader-Schule der Roten Armee muß aus den Arbeitern der Städte zur Schulung geeignete auswählen. Für die Rotarmisten muß eine Entlassungsfrist gesetzt sein; nach je 6 Monaten soll V3 entlassen werden. Soldaten aus anderen Provinzen, die nach der Entlassung nicht in die Heimat zurückgehen möchten, können nach entsprechender Erwägung für die unteren Kader reserviert werden. Das Leben der Roten Armee muß bestrebt sein, den Arbeitern gemäß und bäuerlich zu werden. Der Sold für Offiziere und Soldaten muß für alle gleich sein. Die Ausbildung muß hauptsächlich das Notwendige für den Kampf umfassen; alles Formelle, alle unnötige Ausbildung müssen aufs äußerste eingeschränkt werden. Mechanische Disziplin soll abgeschafft werden. Obwohl die Rote Armee im Verhältnis zu den Rote-Garde-Trupps mehr an Haltung ausdrücken sollte, dienen all die Anstandsregeln jedoch in der Hauptsache nur zur Verkörperung von Verbundenheit und Ordnung. Wir müssen uns äußerst anstrengen, um das mechanische Leben der heutigen Söldner-Truppen zu reformieren; dann erst wird die Rote Armee wirklich eine den Arbeitern gemäße und bäuerliche Wehrmacht werden. Was die Ausbildung der Roten Armee angeht, so sollte das Militär-Komitee eine Anstandsregelung festsetzen, damit sie den Erfordernissen der im unteren militärischen Bereich liegenden Arbeit der Genossen entspricht.

Führer dieser Revolution Hung Hsiu-ch'üan, Yang Hsiu-ch'ing und andere einen Aufstand in der Provinz Kuanghsi und verkündeten die Bildung des „T'ai-p'ing-Himmelreiches". Im Jahre 1864 endete der Aufstand mit einer Niederlage. Die Losungen der militärischen Grundsätze sind ähnlich wie die der 8 politischen Grundsätze der R A , s. Anm. III. 35:

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5. Die militärische Organisation der Partei und das Kommando-System der Sowjets D a die militärische Frage durch die Entwicklung der Aufstände immer wichtiger wird, muß das Militärwesen der Partei gesund und stark organisiert werden. Die Stelle eines Sekretärs des Militär-Komitees muß von einem Sekretär des Provinz-Komitees oder einem Sekretär des SonderKomitees beziehungsweise des Ständigen Komitees gleichzeitig bekleidet werden. Die Militär-Komitees müssen von Genossen besetzt sein, die Verantwortung tragen in der Arbeiterbewegung oder in den Arbeiter-RoteGarde-Trupps, sowie von Bauern und den Genossen der bewaffneten Bauern; gleichzeitig müssen sie auch geschickt in der Handhabung der militärischen Technik sein. Außerdem wäre es noch besser, wenn ein Genosse teilnimmt, der gut über die sozialen Verhältnisse Bescheid weiß. Die Arbeit der Militär-Komitees beschränkt sich nicht nur auf die Konstruktion von Plänen, sondern sie verwalten auch die einzelnen Sektoren der Soldaten-Bewegung, stellen Untersuchungen an in der Roten Armee und den Rote-Garde-Trupps und erfüllen andere Sonderauf gaben. In den Provinz-Komitees, den Sonder-Komitees sowie den Stadt-Komitees, wo in den Städten Aufstände stattfinden, müssen Militär-Komitees organisiert werden; in wichtigen Kreisstädten muß ein militärischer Sonderbeauftragter Mitglied solcher Kreisstadt-Komitees sein. In Orten, wo die Sonderbeauftragten der Militär-Komitees sind und in militärischen Zentren, wo keine Militär-Komitees vorhanden sind, müssen mit den Regimentern gemeinsam Militär-Komitees organisiert werden, um möglichst umfangreich C Y 2 6 zur Teilnahme an der Militär-Arbeit anzuleiten. In den Militär-Komitees müssen Vertreter aus den Regimentern mitwirken. Die Militär-Komitees der verschiedenen Stufen müssen in unmittelbarer Beziehung stehen; gleichzeitig müssen sie auch mit den auf gleicher Stufe stehenden Sonder- bzw. Kreisstadt-Komitees in Beziehung stehen. Falls die Instruktion der übergeordneten Militär-Komitees bei den auf gleicher Stufe stehenden Sonder- bzw. Kreisstadt-Komitees Widersprüche auslöst, so muß man dem übergeordneten Militär-Komitee gehorchen. Die MilitärKomitees aller Stufen und die Soldaten-Komitees müssen ein Arbeitsprogramm haben, das von dem übergeordneten Militär-Komitee und dem auf gleicher Stufe stehenden Parteiorgan geprüft sein und seine Weisungen empfangen haben muß. Das Militär-Komitee darf an Hand dieses Arbeitsprogramms selbständig seine Arbeit durchführen.

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C Y : Kommunistischer Jugendverband.

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Das Kommandosystem des Militärs: Die Rote Armee muß während des Krieges unter dem Militär-Komitee der Sowjets einer revolutionären Basis ein Generalkommando errichten. Das Militär-Komitee der Sowjets ist das höchste Befehlsorgan des Militärs und muß von fähigen Genossen besetzt sein. Es ist gleichzeitig das Militär-Komitee der Partei. Die Rote-GardeTrupps werden von den Räte-Komitees der Roten Garden des Kreises oder Bezirks befehligt. Diese Komitees sind zugleich die Militär-Komitees der Partei oder die Sonderbeauftragten des Militärs. Während des Krieges ist der Generalkommandant der Roten Armee befugt, den Rote-Garde-Trupps zu befehligen. Bei Truppenverschiebungen der Roten Armee muß diese dem Befehl der Sowjets der betreffenden revolutionären Basis gehorchen. Die Sowjets eines jeden Kreises sind berechtigt, Rote-Garde-Trupps der betreffenden Kreise zu dirigieren, aber nicht unmittelbar Truppen der Roten Armee. 6. Organisation der Partei und politische Arbeit in der Armee (weggelassen) . . . Außer dem Vorhandensein der Organisation einer unabhängigen Partei-Zelle in den Ständigen Trupps der Rote-Garde-Trupps brauchen die anderen keine selbständige Parteiorganisation zu haben. Auch für die Partei-Organisation in der Roten Armee muß das Regiment die Einheit sein; dort wird eine Zelle gegründet; in der Kompanie wird eine Zweigzelle errichtet. Da gegenwärtig die Kämpfe der Roten Armee meist noch mit der Kompanie als Einheit geführt werden, und wenn die Zahl der Genossen in der Kompanie sehr groß ist, kann man vorläufig die Kompanie als Einheit nehmen und eine Zelle gründen. Aber man soll nicht alle Soldaten der Roten Armee gleich als Partei-Mitglieder absorbieren, denn so bewirken wir, daß der Fortschritt der Roten Armee gehemmt und zum Gegenteil wird: zum Übel von Korruption und Faulenzertum. Die politische Arbeit in der Roten Armee muß besonders beachtet werden. Die Soldaten der Roten Armee sind nicht nur Kämpfer, sondern sie sollten auch Organisatoren der Kriegsschauplatz-Propaganda sein. Politkommissare müssen zur Beaufsichtigung der Offiziere von Seiten der Sowjets in die Rote Armee entsandt werden und verpflichtet sein, die politische Arbeit durchzuführen. Polit-Kommissare müssen gleichzeitig die Vertreter der Partei sein; am besten werden sie durch Arbeiter und Bauern beauftragt; falls sie das Militärische verstehen können, ist es umso besser. Polit-Kommissare unterstehen innerhalb der Partei dem Shih-wei; gleichzeitig sind sie die Verantwortlichen der Partei-Zelle oder Partei-Zweigzelle. In bezug auf die Parteimitglieder muß man ihnen ein geheimes Sondertrai-

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ning geben, aber nach außen hin darf man nicht den Namen der ParteiVertreter benutzen, sondern muß als Vertreter der Sowjets die politische Erziehung der Soldatenschaft durchführen. Es ist von größter Notwendigkeit, unter Ausnutzung der Konzentration der Soldaten in der Roten Armee die politische Erziehung durchzuführen; dies wird nicht nur die politische Erkenntnis und die Propaganda-Arbeit und Organisation der Rotarmisten anheben, sondern sie auch nach der Entlassung, ja sogar falls man zufällig eine Niederlage erlitten hat, wenn sie in die Dörfer zurückkehren, zu den tapfersten und aktivsten Elementen im Volk werden lassen. Die Polit-Kommissare sind verantwortlich für die Verbesserung des Lebens der Rotarmisten und für Sport- und Vergnügungsveranstaltungen. Das politische Arbeitsprogramm in der Roten Armee muß vom ProvinzKomitee genau geregelt werden, damit die beauftragten Genossen unten sich danach richten können. 7. Sonstiges Von den zur Zeit vorhandenen Waffen der Arbeiter und Bauern in der ganzen Provinz muß der genaue Bestand festgestellt werden. Was die Herstellung von Patronen, Reparatur von Gewehren angeht, müssen wir dafür auf Mittel sinnen. Besonders auf den Nachschub von Munition müssen wir achten. Die Genossen der Soldaten-Bewegung können versuchen, von den Soldaten Munition zu kaufen; besonders leicht ist es, Munition von ihnen zu kaufen, wenn sie im Begriff sind aufzubrechen. Die Unkosten der Roten Armee betragen — rechnen wir 6000 Mann je Division — je Mann monatlich im Durchschnitt 15 Yüan für Essen, Kleidung, Medikamente und Taschengeld, d. h. je Division pro Monat 90,000 Yüan; dieser Betrag wird so weit wie möglich durch Konfiszierung und Eintreibung gedeckt. In der Roten Armee muß eine Verwaltungskommission errichtet werden, in der von Soldaten gewählte Vertreter mitwirken. Die Vorhaben der Spione müssen systematisch und planmäßig durchgeführt werden; wir müssen auf irgendeine Weise Genossen in die konterrevolutionären politischen und militärischen Organe einsickern lassen, um geheimes Dokumentenmaterial in die Hand zu bekommen. Auch auf die Militär-Ärzte und ihren Einsatz muß das Militär-Komitee achten. Außerdem muß das Militär-Komitee auf alle Sonderaufgaben, die Militärisches betreffen, zu jeder Zeit achten, sie planen und durchführen. Zentrale 25. Mai (Aus dem „Politischen Bulletin der Zentrale" von 1928. N r . 30)

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K. Der VI.

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Kongreß27

Der VI. Kongreß der KPCh Juli/Sept. 1928 in Moskau hat die „Beschlüsse zur Politik, Militärarbeit sowie die Frage der Organisierung der Sowjetmacht" verabschiedet. Sie wurden seitdem zur Richtlinie für die kommenden 10 Jahre der Sowjetbewegung in China. Die Taktik, Sowjets zu errichten, hat danach das Bündnis mit der K M T seit dem II. Kongreß ersetzt. Nach dem VI. Kongreß ging die offizielle Führung der KPCh immer mehr auf Li Li-san über, und die militante Politik, die er in die Tat umzusetzen versuchte, wurde in der Parteigeschichte als die „Li-Li-sanLinie" 2 8 bekannt. Bei der Bildung von Sowjets ist die Organisierung der RA eine ihrer Hauptaufgaben. Sowie die Machtorgane errichtet sind, wird sofort die RA organisiert, die Truppen des Aufstandes werden gleich als Basis der R A organisiert, und andere junge Leute werden ebenfalls zum Eintritt aufgefordert und die RA dadurch erweitert. Die unteren Offiziere der alten Truppen dürfen ausgewählt eingesetzt, die Stellungen von Polit-Kommissaren und die in der Politabteilung hingegen nur von Parteimitgliedern eingenommen werden, am besten von Parteimitgliedern aus der Arbeiterschaft und dem Knechtstand. Die Arbeit der Politabteilung besteht aus Militärarbeit, Agitproptätigkeit sowie Organisierung von revolutionären Machtorganen in den Kampfgebieten. Ferner sind das Grundprinzip, die Methode und die Schritte zur Errichtung von Sowjets aus diesem Beschluß ersichtlich geworden, wie z. B. Landverteilung, Vermögensverteilung, um das Volk an sich zu ziehen; bei dem Aufstand muß vorerst ein revolutionäres Komitee organisiert werden, das die Arbeit gegen Konterrevolutionäre durchführt, die RA organisiert usw., was später zur Errichtung von revolutionären Basen meist angewendet worden ist.

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Der IV. Kongreß, s. Anm. III. 14.

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Li-Li-san-Linie, s. Anm. III. 7.

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Hoover Institute, Stanford, California, U.S.A. 4292-23/5460

D 5: Beschluß auf dem 6. Kongreß der KPCh Beschlußentwurf zur Militärarbeit 1. Die 9. Erweiterte Vollversammlung des Exekutivkomitees der Komintern 2 9 hat, als sie die gegenwärtige politische Lage sowie die Entwicklung der Chinesischen Revolution von heute an einschätzte, darauf hingedeutet: „Man muß vorbereitet sein, der Hochflut des neuen revolutionären Elans zu begegnen; diese Hochflut wird der K P C h sicherlich eine unmittelbare, praktische Aufgabe zuweisen, d. i. die bewaffneten Aufstände der Massen organisieren und praktizieren. Denn nur durch Gewalt und Maßnahmen, die vorhandene Regierungsmacht zu stürzen, ist es möglich, die revolutionäre Aufgabe zu lösen" 3 0 , (s. Uber den Beschluß zu den chinesischen Problemen der 9. Erweiterten Vollversammlung des Exekutivkomitees der Komintern.) Gemäß dieser Einschätzung der revolutionären Lage und deren Z u k u n f t hat die 9. Erweiterte Vollversammlung eine zentrale Aufgabe für die K P C h hervorgehoben, d. i. „Millionen Arbeiter- und Bauernmassen zu gewinnen, sie politisch so zu erziehen, daß sie sich unter der Parole der KP solidarisieren." 3 1 2. Die K P C h ist die Avantgarde des chinesischen Proletariats; falls sie bei der Durchführung der zentralen Aufgabe, Gewinnung der Arbeiterund Bauernmassen, nicht die Militär-Politik, die militärische Organisation und Militärtechnik sofort gleichzeitig systematisch durchführt, u m den Sieg im Kampf der Arbeiter- und Bauernmassen gegen die großen Truppenmengen der Militärmachthaber (der Schutzzaun der gegenwärtigen Regierungsmacht) in der nahen Zukunft zu sichern, kann die K P C h dann die Aufgabe, bewaffnete Aufstände der Massen zu organsieren und praktizieren, nicht zügig durchführen. Die K P C h muß klar erkennen, daß man, wie günstig es auch sein mag, sich auf die allgemeine politische Lage zu stützen, falls man nicht während der revolutionären Vorbereitung, besonders während der Hochflut der Revolution, die Militär-Politik sowie viele 29 30 31

s. Anm. III. 15. Ebd. Ebd.

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organisatorische und technische Arbeit, was rein von militärischem Charakter betont ist, durchführt, dann nur gestützt auf die politischen Umstände den Sieg der Revolution doch nicht gewährleisten kann. 3. Während der Epoche der Zusammenarbeit mit der KMT ist einer der größten Fehler des opportunistischen Exekutiv-Komitees der Zentrale der KPCh in der Vergangenheit gewesen: a) Politischerseits ist beinahe überhaupt nichts getan worden, um die Truppen der bürgerlichen Revolution zu gewinnen; während des Nordfeldzuges waren die Umstände objektiv zwar sehr günstig, doch die Partei hat die militärischen Organe der KMT nicht ausgenutzt, die Parteiarbeit in der Armee durchzuführen, und hat ferner überhaupt nichts unternommen, eigene bewaffnete Kräfte aufzustellen. Die Partei hat obendrein auch nicht klar gesehen, daß der Charakter der Söldnertruppen der bürgerlichen Revolutionsarmee sich leicht in ein Instrument des einzelnen Regionalen Militärmachthabers umwandeln ließ, und strebte danach, einseitig mit den höheren Offizieren geheime Beziehungen anzuknüpfen, um sich mit diesem oder jenem Offizier zu verbünden — als die zentrale Aufgabe ihrer Arbeit und betrachtete nicht als zentrale Aufgabe ihrer Arbeit die Propaganda- und Organisationsarbeit bei den Massen der unteren Schichten sowie den Versuch, die Arbeiter- und Bauernmassen in die Armee hineinzuführen, um den Charakter der Armee zu ändern. b) Man hat ungenügend darauf geachtet, die Partisanenbewegung der Bauernmassen vorzubereiten und zu leiten; man hat nicht als eigene Aufgabe angesehen, die verschiedenen zerstreuten, in einer Niederlage endenden einzelnen Bauernaufstände zu koordinieren. c) Man hat ungenügend die revolutionäre Bedeutung der Massenbewaffnung und des Militärtrainings der Arbeiter- und Bauernmassen eingeschätzt, nicht genügend Aufmerksamkeit darauf gerichtet, geschulte Führungskräfte für die Militärarbeit in der Partei vorzubereiten. Das Führungsorgan der KPCh hat vor der Erweiterten Konferenz im August letzten Jahres, abgesehen von dem allgemeinen Fehler des Opportunismus, gleichzeitig die Arbeit hinsichtlich des militärischen Bereiches dermaßen vernachlässigt. Als die Bourgeoisie in das Lager der Konterrevolution umschwenkte, hat das unweigerlich die Revolution im ganzen in eine tödliche Gefahr gebracht; man hat im August bei der provisorischen Delegierten-Konferenz die politische Linie gerade noch korrigiert, doch später wurden, weil der Terror des militärischen Opportunismus bestand, neue Fehler in der Militärarbeit begangen. 4. Falls man auf die Führungsfehler der KPCh in der Vergangenheit zurückblickt und auf die gemäß dem Beschluß der 9. Erweiterten Vollver-

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Sammlung des Exekutiv-Komitees der Komintern der K P C h zugewiesenen politischen Aufgaben, so ergeben sich folgende Aufgaben für die K P C h in bezug auf die militärische Arbeit:

A. Arbeit in den Truppen der Regionalen Militärmachthaber Die K P C h ist sich völlig darüber im klaren: Falls die großen Truppenmengen der Militärmachthaber die Unterstützung der Truppen, die die Imperialisten nach China geschickt haben, genießen und ferner über die modernste Waffentechnik verfügen, so können sie, auch wenn sie die Methode des Massakers fortwährend gegen die Revolution anwenden, selbst wenn die Umstände für die Revolution noch so vorteilhaft sind, dennoch die Revolutionsbewegung unterdrücken. Auch wenn es so ist, werden die Truppen der Militärmachthaber sowie die vom Ausland nach China entsandten aufgrund ihrer eigenen Klassenbestandteile während des Aufschwungs des revolutionären Elans die Beeinflussung durch die Revolution doch nicht vermeiden! In dieser Zeit ist das Wanken unter den Soldatenmassen nicht zu vermeiden. Ein solches Wanken kann hervorrufen und hat es gerade jetzt hervorgerufen, daß ein Teil der Truppen in das Revolutionslager umschwenkt. J e kraftvoller die K P während der revolutionären Vorbereitungszeit, besonders während des aktiven Kampfes zur Machtergreifung, die Organisationsarbeit und Politarbeit in der Soldatenmannschaft systematisch durchführt, desto öfter werden so die Taten, das Wanken in den Truppen und das Umschwenken in das Revolutionslager, vorkommen. Deshalb ist die Zerstörung der Truppen der Regionalen Militärmachthaber und politisch, diese Truppen für uns zu gewinnen, damit ein paar Millionen Soldatenmassen in den Klassenkampf der Arbeiter- und Bauernmassen eintreten, die ernsthafteste Aufgabe der K P C h in der Gegenwart. U m diese Arbeit zu bewerkstelligen, müssen die folgenden Bestimmungen festgelegt werden: 1. In der Soldatenschaft die Massenagitationsarbeit durchzuführen, damit die Soldatenmassen die Parole der Partei (über ihre eigenen Interessen sowie Politisches) verstehen und unmittelbar akzeptieren. Deshalb muß man die zuverlässigsten Genossen mit der militärischen Aufrührungs- und Organisationsarbeit beauftragen, zu versuchen, mit den Soldatenmassen die Parole der Partei (über ihre eigenen Interessen sowie Politisches) verstehen und unmittelbar akzeptieren. Deshalb muß man die zuverlässigsten Genossen mit der militärischen Aufrührungs- und Organisationsarbeit beauftragen, zu versuchen, mit den Soldatenmassen in Kontakt zu kommen,

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alles Mögliche auszunützen, mündliche Propaganda zu treiben; ferner werden Periodika, Rundschreiben und Broschüren veröffentlicht, die von den täglichen Problemen handeln sowie interessant für die Soldatenmassen sind. 2. In allen Truppeneinheiten Partei-Zellen zu gründen und irgendwelche Formen der revolutionären Soldatenvereinigung, damit man in allen Truppeneinheiten die militärische und politische Arbeit durchführen kann. Laßt uns die eigenen Leute auf die Truppen verteilen, um allmählich unseren Einfluß zu verbreitern und in kritischen Momenten die Truppen der Militärmachthaber in das revolutionäre Lager überzuführen. 3. In allen reaktionären Truppen nicht Extra-Zellen des kommunistischen Jugendverbandes zu organisieren, sondern äußerst bestrebt sein, sich der Kader des Verbandes zu bedienen, durch die Partei-Zelle in den Truppen der Regionalen Militärmachthaber sowie aller lokalen reaktionären bewaffneten Kräfte die Propaganda- und Organisationsarbeit durchzuführen. 4. Mit allen Mitteln den Wirtschaftskampf zwischen Soldaten und Offizieren zu entfalten, alle Möglichkeiten auszuschöpfen zur Errichtung von Massenorganisationen der Soldaten und Seeleute (Marine), wie die besten Formen dieser Organisationen, „Soldatenvereinigungen" und „Seemannsvereinigungen"; ihre Aufgabe ist, das Grundrecht und die naheliegendsten Interessen für das Leben der Soldaten und Seeleute (Marine) zu schützen. 5. Man muß gemäß jeder Truppeneinheit oder jedes Generalstabes Nachrichtenorganisationen gründen; ihr Ziel ist es, stets die Stimmung der Truppen auszukundschaften und das beste O b j e k t zu erforschen, an dem man die militärische und politische Arbeit praktizieren kann. 6. Die Anwerbung von Truppen der Regionalen Militärmachthaber: a) Freiwillige, b) nach Kreisen Einberufene, c) oder Gezwungene. Unter solchen Umständen sind die Elemente in den Truppen gemäß der Klassenzugehörigkeit uneinheitlich: Vom Mittel- und armen Bauern aus den D ö r fern bis zum Lumpenproletariat sind alle vorhanden. Unsere Partei muß in der Arbeit darauf achtgeben, solche Besonderheiten der Zusammensetzung der Soldaten zu berücksichtigen, damit Inhalt und Methode unserer Arbeit sich ihnen anpassen können. 7. Außer der Arbeit in den Truppen der Militärmachthaber müssen wir noch gegenüber den bewaffneten Organisationen der Feudalherren und der Bourgeoisie in verschiedenen Orten, wie Polizei, Sicherheitsschutztruppen, Min-t'uan, Kaufmannswehren bis hin zu Banditen, Zersetzungsarbeit durchführen, um die Massen dafür zu gewinnen, in das revolutionäre Lager überzutreten.

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8. Die Maßnahme, die Elemente der Arbeiter und Bauern als Soldaten oder Offiziere (erst die Militärschule besuchen) zum Eintritt in die Armee zu veranlassen, muß allgemein durchgeführt werden, ferner sind Maßnahmen zu ergreifen, daß sich die Arbeiter- und Bauernmassen den Soldaten annähern, um sie revolutionär zu beeinflussen. B. Die Arbeit in den Truppen der Imperialisten Außer der Arbeit in den Truppen der Regionalen Militärmachthaber muß sich unsere Partei auch noch in den Truppen der Imperialisten betätigen. Schriftliche Propaganda und private Beziehungen mit den Soldaten anknüpfen, revolutionäre Zellen organisieren — all das muß die KPCh mit aktiver Unterstützung der ausländischen Bruderparteien bewerkstelligen. C. Militarisierung der Parteimitglieder 1. Nach der Erfahrung der jüngsten Aufstände geurteilt, kann nicht nur die breite Masse des Proletariats nicht mit den Waffen hantieren, sondern die Mehrzahl der Parteimitglieder auch nicht. Noch weniger können die Parteimitglieder während des Aufstandes der Arbeiter- und Bauernmassen die militärischen Aktionen dieses Aufstandes erfolgreich dirigieren, so daß man nach dem Aufstand die guten Chancen, den Feind zu besiegen, auch nicht ausnützen kann. Deshalb ist es die Aufgabe der Partei, alle Parteimitglieder unbedingt militärisch schulen zu lassen; um dieses Ziel zu erreichen, müssen alle offiziellen oder inoffiziellen Gelegenheiten genützt werden (wie Vereine für Sport oder KampfSchulung usw.). 2. Was die Militärschulung anbelangt, so müssen die CY-Verbandsmitglieder auf die gleiche Weise wie die Parteimitglieder geschult werden; abgesehen von den obengenannten Methoden, kann man auch noch in Dörfern die Junge Avantgarde und Sportvereine und ähnliche sportliche Organisationen gründen. 3. Die Partei muß besonders darauf achten, entsprechende militärische Fachleute heranzuziehen — militärische Instrukteure und Organisatoren der Partei. D. Militärische Vorbereitung und Organisation der Arbeitermassen Außer der Arbeit in den Truppen ist eine der wichtigsten Aufgaben der KPCh im Augenblick, militärische Organisationen in den Fabriken und Werkstätten zu gründen (Rote Avantgarde, Rote Garde); die zukünftige

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Aufgabe dieser Organisationen muß es sein, mit den Truppen, die in das revolutionäre Lager herübergekommen sind, gemeinsam die noch nicht zerstörten Truppen der Militärmachthaber zu zerstören. Unsere Partei muß sofort die Agitproptätigkeit unter den Arbeitermassen beginnen, den Aufstand als die entschiedenste Kampfform der Revolution darzustellen, damit die Arbeiterklasse das begreift: „Nur durch Gewalt kann man die geschichtlichen Probleme lösen. Im gegenwärtigen Kampf ist die Organisation der Gewalt eben die Militärorganisation." 32 Die Notwendigkeit der Bewaffnung der Arbeiterklasse, sich im Gebrauch der modernen Waffen zu üben, die Erlernung der Taktik des Straßenkampfes unter modernen technischen Gesichtspunkten, das Aufstellen der Klassenarmee (Propaganda der Ideologie der Roten Armee) — all das muß propagiert werden. Bei der Durchführung der Militärschulung unter den Arbeitermassen müssen sowohl die offiziellen Möglichkeiten (wie Sportvereine, Schützenvereine usw.) als auch die inoffiziellen (wie Kampfgruppen, Geheimtraining usw.) genutzt werden. E. Vorbereitung zur Partisanenbewegung der Arbeiter- und Bauernmassen Die Bauern sind eine der revolutionären Hauptkräfte Chinas, die sich von der Führung des Proletariats leiten lassen. Deshalb muß die KPCh besonders auf die Militär-Arbeit unter den Bauern achten, wie z. B. unter den derzeitigen machtvollen Bauernvereinen oder militärischen Körperschaften (Selbstschutzgarden der Bauern, Rote-Speer-Verein, GroßeSchwert-Vereine und dergleichen machtvolle Organisationen) sowie unter den Bauern, die noch nicht zum bewaffneten Kampf organisiert sind; solche Partisanentruppen müssen arme Bauern oder junge Bauern, die zum Agrarwesen noch keine tiefen Beziehungen besitzen, als Kernelemente haben; ihren eigenen Einfluß entwickeln und neue revolutionäre Partisanengruppen aufstellen usw. Unsere Partei muß besonders enge Beziehungen entstehen lassen von ihrer Militär-Arbeit unter den Bauern mit der allgemeinen Bauernbewegung der Partei sowie ihren Parolen zur Bauernbewegung. Die Grundlinie der gegenwärtigen Militär-Arbeit unserer Partei in den Dörfern muß das Aufspeichern und Vorbereiten von Kräften sein, um den zukünftigen revolutionären Kampf zu realisieren. Der bewaffnete Aufstand der Bauern kann nur zum Sieg führen, wenn die revolutionäre Flut in den Städten steigt und wenn er sich von der Arbeiterklasse führen läßt. Bauernaufstände, die von der revolutionären 32

Zitat von Lenin.

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Bewegung der Arbeiterklasse entfernt sind, werden sicherlich eine Niederlage erleiden. Bei den Bauernaufständen, die überall von sich aus ausbrechen, auch wenn wir ihre unvermeidbare Niederlage voraussehen, hat unsere Partei dennoch unbedingt die Pflicht, sie zu führen, und muß bestrebt sein, sie zu entwickeln; ferner muß man sie ausnützen, um den Einfluß der Partei bei den Bauern zu festigen, damit die Bauernmassen sich organisieren. Wenn der Bauernaufstand und Partisanenkrieg fehlschlagen, muß die Partei alles tun, um deren Kern zu erhalten und nicht zerschlagen zu lassen; sie sollen den Charakter und die Funktion einer Partisanentruppe weiter behalten. Unsere Partei muß besonders der Arbeit unter den Bauern Beachtung schenken, die sich in den Gebieten um die Industrie- und Handelsstädte befinden (wie Shanghai, Wuhan, Kanton usw. sowie an deren Hauptverkehrslinien, besonders an Eisenbahnen). Die Arbeitsmethode unserer Partei unter den Bauern muß die Erfahrungen des Partisanenkrieges von 1925—1927 anwenden. In Mittel- und Südchina sind ausgedehnte Bauernvereine in den Provinzen vorhanden; ihre Kampfparole ist die gründliche Lösung des Bodenproblems; die Arbeit in diesen Orten muß inhaltlich und methodisch von den Provinzen, wo die „Roten-Speer-Vereine" ihren mächtigen Einfluß haben, unterschiedlich sein, denn der Kampf der „Roten-Speer-Vereine" ist ideologisch von den reichen Bauern beeinflußt worden. Außerdem müssen auch zu den Provinzen, wo die Bauern wenig Kampferfahrung haben (wie Szech'uan, Kueichou, Yünnan usw.), erhebliche Unterschiede bestehen. F. Probleme bei der Aufstellung der Roten Armee In Gegenden, wo die Arbeiter- und Bauern-Aufstände siegreich verlaufen und wo die Sowjetmacht errichtet worden ist, muß unsere Partei schleunigst unsere organisierten bewaffneten Kräfte aus der Partisanenform (nicht nur die Bauern-Partisanentrupps, auch die Arbeiter-Rote-Garde sowie inklusiv die bei der Form der Soldatenaufstände zu uns Herübergekommenen) zur ständigen Roten Armee umorganisieren. N u r so kann unsere Partei die errungenen Siege konsolidieren und diese Siege auf die benachbarten Gebiete ausdehnen. Das Prinzip bei der Aufstellung der Roten Armee muß sein: 1. Die Soldaten müssen nach dem Rekrutensystem von den Arbeiterund Bauernelementen gestellt werden. In der Epoche der Ubergangszeit kann, ehe dieses System realisiert worden ist, das Freiwilligensystem angewendet werden, doch die Soldaten alten Stils müssen sorgfältig von der

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Zentrale ausgewählt und können erst nach der politischen Schulung eingesetzt werden. Ferner müssen alle Truppenteile, die von Militärmachthabern übergelaufen sind, sofort reorganisiert werden und müssen mit entsprechenden zuverlässigen revolutionären Kämpfern gemischt werden. Wenn es möglich ist, sollen alle alten Offiziere durch unsere zuverlässigen Offiziere ersetzt werden. Ihre Hauptkraft sollen die revolutionären Arbeiter- und Bauern-Einheiten bilden. Für die Soldaten der Roten Armee muß, ob es sich um das Rekruten- oder Freiwilligensystem handelt, eine minimale Dienstzeit festgelegt werden. 2. Die Offiziere müssen proletarisiert werden; mit der Ausbildung solcher Offiziere muß jetzt schon begonnen werden (die Leute ins Ausland schicken, durch Bruderparteien regeln lassen). 3. Die Organisationserfahrung der sowjetischen Roten Armee übernehmen, das Politkommissar- und Politabteilungssystem praktizieren. Das Politkommissariat in der Armee von Ye T'ing und Ho Lung hat keine Organe für die politische Schulung errichtet. 4. Die Rote Armee muß in jeder Hinsicht den Befehlen und Anweisungen der höchsten Machtorgane des Sowjets des betreffenden Ortes gehorchen. G. Die Militärorganisation der Partei Alle militärischen Arbeiten der KPCh müssen bei der Zentralen Militärabteilung der KPCh zentralisiert werden. An jedem Ort muß ein Militärkomitee gegründet werden, das unter der Führung der lokalen Partei seine Arbeit verrichtet, doch hinsichtlich der Militärtechnik muß es dem Kommando der Zentralen Militärabteilung unterstellt werden. Die Zentrale Militärabteilung sowie das lokale Militärkomitee müssen gleichermaßen nach dem vom ZK der KPCh festgelegten Plan arbeiten. Die Militärabteilung muß systematisch arbeiten; deswegen müssen Statistik und Verteilung des Militärpersonals vorgenommen werden, und unter Umständen muß man die Kräfte in einigen wenigen wichtigen Zentralorten konzentrieren können. Nur durch Anstrengung und systematische Arbeit, nur durch die Umwandlung der bewaffneten Kräfte der Arbeiter und Bauern in eine mächtige militärische Organisation kann die KPCh, die während der revolutionären Flut der Massen aufstieg, den Sieg im bewaffneten Aufstand erreichen und in den chinesischen Gebieten die Sowjetmacht konsolidieren.

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H. Die Hilfe der Bruderparteien Der 6. Kongreß der KPCh beauftragte das Exekutiv-Komitee der Komintern mit der Bitte, allen Bruderparteien die Pflicht aufzuerlegen, die KPCh in jeder Hinsicht zu unterstützen, wie z. B. Leute zu entsenden zur praktischen Unterstützung, materielle Hilfe (zu leisten) sowie Maßnahmen zu ergreifen, um die Truppen der Imperialisten, die nach China entsandt sind, zu zersetzen.

Brandt, C., Schwartz, B., Fairbank, J. K.: Der Kommunismus in China, S. 115, München 1955

D 6: Beschluß des 6. Nationalkongresses (der KPCh) über die Bauernbewegung (September 1928) IX. Guerillakrieg 1. Die Partei muß die aktive Führung im Guerillakrieg übernehmen, der sich zum wichtigsten Kampfmittel entwickeln wird. Uberall, wo der Klassenkampf ein vorgerücktes Stadium erreicht hat, führt jeder kleinere Streit um den Lebensunterhalt zur bewaffneten Auseinandersetzung. Daher ist der Guerillakrieg dort das wichtigste Kampfinstrument geworden, und muß die KPCh sich aktiv und entschlossen an die Spitze stellen, um eine bessere Organisation und eine engere Verbindung mit den Massen im ganzen zu schaffen. 2. Die Hauptaufgabe des Guerillakrieges und die Verwirklichung der Parolen des Agrarkampfes usw. Die Hauptaufgaben des Guerillakrieges sind: erstens die Parolen des Agrarkampfes sofort in die Wirklichkeit umzusetzen (den Grund und Boden der Gutsbesitzer zum Zwecke der Aufteilung unter die Bauern zu enteignen, die tyrannische Gentry und die Gutsbesitzer umzubringen, Bauernausschüsse und Dorfräte einzurichten usw.), damit größere Bauernmassen dadurch angezogen werden und sich in die Kampffront der Revolution einreihen; zweitens die Bildung der Roten Armee. Die tapferen jungen Kämpfer, besonders solche proletarischer und halbproletarischer Herkunft, sollen im Verlauf des Guerilla-

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krieges allmählich in den Guerillaeinheiten aufgehen, um diese so zu einer revolutionären Roten Armee der Arbeiter und Bauern zu erweitern; drittens die Schwächung des Einflusses der reaktionären Elemente (durch Einziehung der Schußwaffen von Dorfwachen, Polizei usw.). 3. Die Schwächen des Guerillakrieges: Mangel an straffer Organisation, Fehlen einer engeren Verbindung mit den Massen, Zerstörung von Städten und Dörfern, sinnloses Morden und Wüten. Im Verlauf des Guerillakrieges sind viele seiner Schwächen und unerfreulichen Tendenzen in Erscheinung getreten. Sie beeinträchtigen die Wirksamkeit des Guerillakrieges, ja, sie können sie sogar zunichte machen und müssen daher überwunden werden. Erstens bewirkt der ohne Verbindung mit den Massen geführte Guerillakrieg, daß diese seine Bedeutung verkennen oder sogar die Propagandalügen der Gutsherren glauben, daß der Guerillakrieg dasselbe wie Banditentum sei. Daher muß von jetzt an der Guerillakrieg von einer spontanen Massenforderung getragen und von gleichzeitiger Propaganda und Agitationsarbeit unterstützt werden. Zweitens sind die Zerstörung der Städte und das sinnlose Morden, Brennen und Rauben nur ein Ausfluß der Lumpenproletariats- und Bauernmentalität, welche die Ausdehnung der Partei unter den bäuerlichen Massen oder sogar im Proletariat aufhalten kann. Deshalb muß alles getan werden, um diese falsche Einstellung innerhalb der Partei auszurotten. Natürlich soll die Partei den Bauern in ihrem Kampf zur Liquidierung der Gutsherren und Gentry und zur Niederwerfung der antirevolutionären Kräfte tatkräftig vorangehen. Sie widersetzt sich jedoch allem zwecklosen Morden und Brennen, das nichts mit unseren revolutionären Zielen zu schaffen hat. „Brennen und Morden als Selbstz w e c k " und nicht zum Nutzen der Revolution ist abzulehnen. Drittens muß der Mangel an Straffheit und Organisation behoben werden, indem die Bauernbünde von jetzt an in geplanter und organisierter Form zentral gelenkt werden. 4. Wenn der Guerillakrieg sich zu örtlichen Revolten entwickelt, muß die Partei die Führung übernehmen und unter Berücksichtigung der objektiven Verhältnisse und der subjektiven Stärke die der Situation entsprechende Taktik anwenden. In der Entschließung der Neunten Vollversammlung des Exekutiv-Komitees der Kommunistischen Internationale heißt es: „ D e r von den Bauern in verschiedenen Provinzen und Bezirken selbst entfesselte Guerillakrieg . . . kann nur unter der Bedingung zum Ausgangspunkt des siegreichen Massenaufstandes in ganz China werden, daß er in Verbindung mit einer neuen revolutionären Welle innerhalb des städtischen Proletariats durchgeführt w i r d . " Die Erfahrungen der Vergangenheit haben die Gültigkeit dieser Feststellung erwiesen. Während der zunehmenden

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Verschärfung des gegenwärtigen Klassenkampfes ist der Aufbau einer Räterepublik in einem oder auch in mehreren Hsien (Verwaltungseinheit) möglich. Es muß nicht sein, daß der Guerillakrieg zu örtlichen Aufständen führt. N u r wenn die ungeheuren Bauernmassen im Verlauf des Kampfes in Bewegung geraten, wenn aus den Massen der echte Wunsch nach einem eigenen politischen Regime aufsteigt und wenn die reaktionären Kräfte in dieser Gegend ins Wanken geraten, kann sich der Guerillakrieg zu örtlichen Aufständen entwickeln. Wenn sich daher die Guerillastreitkräfte eines großen Gebietes bemächtigt haben, wenn sie der Unterstützung eines großen Teils der Bevölkerung gewiß sein können und die Verhältnisse reif sind für den Aufstand in einem Hsien oder einer Gemeinde, muß die Partei sorgfältig die objektiven Umstände und die subjektive Stärke abwägen und unter Anwendung der richtigen taktischen Mittel und der Führung und Mitarbeit der Arbeiter des Hsien oder der Ortsgemeinde der gut vorbereiteten, gut organisierten und gut geplanten Revolte ihren Lauf lassen. Nach erfolgreich beendetem Aufstand sollen die Parolen des Massenkampfes wahr gemacht und alle reaktionären Kräfte liquidiert werden, damit sich noch größere Mengen von Bauern und Arbeitern erheben und die Ziele des Räteregimes ihre Verwirklichung finden. Die Ausdehnung des Aufstandes auf die umliegenden Gebiete ist besonders zu beachten. 5. Die Partei muß die Führung des spontanen Aufstandes der Bauern übernehmen. Wenn, wie jetzt, die Leiden der Bauern täglich schlimmer werden, kann es leicht zu spontanen Aufständen kommen. Die Partei muß dann die wirkliche Führung des Aufstandes übernehmen. Sie muß besonders ihre Tätigkeit unter den Handwerkern und Ladenangestellten in den Hsien-Ortschaften oder den großen Städten verstärken, damit diese die Möglichkeit haben, die Bedeutung des Bauernaufstandes zu verstehen und selber bei der Leitung derartiger spontaner Revolten mitzuhelfen, bis ein Rätestaat errichtet ist und sich ausdehnen kann. X . Verhalten gegenüber dem Milizkorps (Min-t'uan) und den Banditen Die Partei muß das Milizkorps und die Banditen mit ihrem Agrarprogramm bekannt machen, Kader (unter ihnen) bilden und ihre Mitglieder in der Partei aufgehen lassen . . . X I . Die Arbeiterklasse muß die Führung der Bauern übernehmen Die Verankerung der Führerstellung der Arbeiterklasse in der Bauernschaft ist die Vorbedingung für den Erfolg der Agrarrevolution . . .

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XII. Die Parteiarbeit in den Dörfern 1. Die Hauptaufgabe des Parteivorstandes in den Dörfern ist die Sicherung der Führerstellung der Arbeiterklasse in der Bauernbewegung . \ . 2. Die Zusammensetzung der Partei in den Dörfern soll aus proletarischen und halbproletarischen Elementen bestehen . . . Die frühere Tendenz, die Bauernbünde und die Räte durch die Partei zu ersetzen und Kleinbürger aufzunehmen (hier fehlen im Originaltext drei Schriftzeichen) . . . Bauern muß energisch bekämpft werden . . .

MWi.

D 7: Der Kampf im Chingkangschan

(25. November 1928)

Militärische Fragen Der Kampf des Grenzgebietes nahm rein militärische Formen an, und die Partei und die Massen mußten sich völlig auf den Krieg einstellen. Die Frage, wie man den Feind abwehrt, wie man den Krieg führt, wurde zur Hauptfrage unseres Alltagslebens. Die Schaffung und Behauptung einer revolutionären Basis erfordert bewaffnete Kräfte. Wo es keine oder nicht genug bewaffnete Kräfte gibt oder wo im Kampf mit dem Gegner eine falsche Taktik angewandt wird, dort erobert der Gegner unverzüglich Territorium. Dieser Kampf verschärft sich von Tag zu Tag, und vor uns stehen äußerst komplizierte und ernste Fragen. Die Rote Armee des Grenzgebietes hat sich gebildet: 1. aus den alten Einheiten Ye T'ings und Ho Lungs, die aus Ch'ao-chou und Swatow gekommen waren; 2. aus dem ehemaligen Wachregiment der nationalen Regierung in Wu-ch'ang; 3. aus Bauern der Kreise Ping-chiang und Liu-yang; 4. aus Bauern des Südteils von Hunan und aus Arbeitern von Shui-k'ou-shan; 5. aus gefangenen Soldaten der Einheiten der Generäle Hsu K'e-hsiang, T'ang Shen-chih, Pai Tsung-hsi, Chu Pei-te, Wu Shang, Hsiung Shi-hui; 6. aus Bauern verschiedener Kreise des Grenzgebietes. Aber nach über einem Jahr Kämpfe war von den alten Einheiten Ye T'ings und Ho Lungs, vom Wachregiment und von den Bauernabteilungen aus den Kreisen Ping-chiang und Liu-yang

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nur ein Drittel des ursprünglichen Bestandes übriggeblieben. Die Verluste an Toten und Verwundeten sind unter den Bauern, die aus Südhunan in die Armee gekommen sind, ebenfalls hoch. Obwohl also die ersten vier Kategorien bis heute das Rückgrat des 4. Korps der Roten Armee bilden, stehen sie doch zahlenmäßig stark hinter den beiden letzten Kategorien zurück. Von diesen beiden Kategorien bilden die gefangenen Soldaten des Gegners die Mehrheit; gäbe es diese Ergänzung nicht, wäre die Frage des Mannschaftsbestandes bei uns sehr brennend geworden. Trotzdem besteht bei uns zwischen dem Anwachsen des Bestandes an Menschen und an Gewehren ein Mißverhältnis: Der Verlust an Gewehren ist relativ gering, während der Menschenbestand schwere Verluste an Verwundeten, Toten, Kranken und Deserteuren erleidet. Wir hoffen sehr, daß die Hunaner Provinzparteileitung ihr Versprechen einlöst, uns Arbeiter aus An-yüan zu schicken. Die Rote Armee besteht zum Teil aus Arbeitern und Bauern, zum Teil aus deklassierten Elementen. Das Vorhandensein zu vieler deklassierter Elemente in der Roten Armee ist natürlich eine negative Erscheinung. Aber diese Menschen verstehen zu kämpfen, und unter den Bedingungen täglicher Kämpfe und bedeutender Verluste an Toten und Verwundeten wäre es durchaus nicht schlecht, wenn es uns gelänge, auch eine solche Ergänzung zu finden. Der einzige Ausweg bei der gegebenen Sachlage besteht darin, die politische Erziehung zu verstärken. Die meisten der Soldaten kamen zu uns aus Söldnerarmeen, aber mit dem Eintritt in die Rote Armee machen sie sofort eine Umwandlung durch. Vor allem die Abschaffung des Söldnersystems in der Roten Armee weckt in den Soldaten das Bewußtsein, daß sie nicht für andere, sondern für sich selbst, für das Volk kämpfen. In der Roten Armee gibt es bis jetzt keine reguläre Auszahlung von Sold, es wird nur eine Reisration, Geld für Zukost und eine geringe Summe für kleine Ausgaben gewährt. Alle Kommandeure und Kämpfer der Roten Armee, die im Grenzgebiet ansässig sind, erhalten Bodenanteile; einige Schwierigkeit gibt es nur mit der Bodenzuteilung für Soldaten, die aus entfernten Gebieten kommen. Dank der geleisteten politischen Erziehungsarbeit besitzen die Soldaten der Roten Armee Klassenbewußtsein, begreifen sie die Notwendigkeit der Bodenaufteilung, der Schaffung der Machtorgane, der Bewaffnung der Arbeiter und Bauern; sie wissen, daß sie für sich selbst, für die Arbeiter und Bauern kämpfen; deshalb murren sie nicht, auch wenn die Bedingungen des Kampfes schwer sind. In den Kompanien, Bataillonen und Regimentern gibt es Soldatenkomitees, die die Interessen der Soldaten wahrnehmen und die politische Arbeit in ihren Einheiten sowie die Arbeit unter der örtlichen Bevölkerung durchführen.

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Die Einrichtung der Parteikommissare darf man, wie die Erfahrung gezeigt hat, nicht abschaffen, am wenigsten in den Kompanien, da die Parteizelle gerade in der Kompanie entsteht und der Parteikommissar hier eine besonders wichtige Rolle spielt. Er muß die politisch-erzieherische Arbeit des Soldatenkomitees lenken, die Arbeit unter der örtlichen Bevölkerung leiten und gleichzeitig den Pflichten eines Sekretärs der Parteizelle nachkommen. Wie die Erfahrung gezeigt hat, ist dort, wo der Parteikommissar der Kompanie besser ist, auch die Kompanie tüchtiger. Dem Kompanieführer würde es nicht leichtfallen, diese großen politischen Aufgaben zu bewältigen. Da die Verluste an Unterführern sehr hoch sind, muß man häufig ehemalige Soldaten des Gegners, die erst kürzlich gefangengenommen wurden, zu Zug- und Kompanieführern ernennen; einige der im Februar und März dieses Jahres gefangengenommenen Soldaten sind bereits Bataillonskommandeure. Auf den ersten Blick könnte es scheinen, daß wir, wenn wir uns schon Rote Armee nennen, auch ohne Kommissare auskommen könnten. Aber das ist grundfalsch. Im 28. Regiment wurde, als es sich im Südteil von Hunan befand, die Einrichtung der Parteikommissare abgeschafft, aber dann hat man sie wieder eingeführt. Die Kommissare jedoch in Instrukteure umbenennen, hieße Anlaß bieten, sie mit den Kuomintanginstrukteuren zu verwechseln, die von den gefangenen Soldaten so sehr gehaßt werden. Außerdem ändert sich das Wesen des Systems nicht, wenn man die Bezeichnung ändert. Deshalb beschlossen wir, sie nicht umzubenennen. Mit Rücksicht darauf, daß die Verluste an Toten und Verwundeten unter den Parteikommissaren sehr hoch sind, haben wir Kurse zur Ausbildung von Kommissaren geschaffen. Aber gleichzeitig erwarten wir vom Zentralkomitee und von den Parteileitungen beider Provinzen, daß sie uns mindestens 30 Genossen schicken, die man als Parteikommissare einsetzen könnte. Ein gewöhnlicher Soldat kann erst kämpfen, wenn er ein halbes oder ein ganzes Jahr ausgebildet worden ist, unser Soldat dagegen, der erst gestern in die Truppe eingereiht worden ist, muß heute schon in den Kampf ziehen, buchstäblich ohne jegliche Ausbildung. Die Technik des Kriegshandwerks beherrschen unsere Soldaten sehr schlecht, und im Kampf hilft ihnen nur ihre Tapferkeit. Eine längere Atempause, um die Ausbildung zu organisieren, ist unmöglich; es bleibt nichts anderes übrig als Verfahren ausfindig zu machen, wie man einigen Kämpfen ausweichen kann, um Zeit für die Ausbildung zu gewinnen, aber vorläufig ist es schwer zu sagen, ob das gelingen wird. Zur Ausbildung von Unterführern wurde jetzt eine Lehrabteilung mit 150 Mann geschaffen; wir haben die Absicht, die Ausbildung auch weiterhin auf diese Weise durchzuführen. Wir erwarten vom Zentral-

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komitee und von den Parteikomitees beider Provinzen, daß sie uns möglichst viele Kommandeure schicken: Zugführer, Kompanieführer und Kommandeure für größere Einheiten. Das Hunaner Provinzparteikomitee fordert, daß wir den materiellen Lebensbedingungen der Soldaten mehr Beachtung schenken und erreichen sollen, daß ihr Lebensstandard wenigstens etwas über dem Lebensstandard der einfachen Arbeiter und Bauern liege. Dabei ist augenblicklich ein umgekehrtes Bild zu beobachten: Außer der Reisration entfallen auf jeden Mann alles in allem 5 Fen pro Tag für Zukost, aber selbst diese Norm ist schwer einzuhalten. Allein zur Auszahlung des Geldes für die Zukost brauchen wir 10000 Yüan monatlich, und wir bekommen sie ausschließlich, indem wir aus den T'u-hao Geld herauspressen. Was die Versorgung der gesamten 5000 Mann starken Armee mit Winteruniformen anbelangt, so haben wir Watte, aber es fehlt an Leinwand. Obwohl bereits Fröste eingesetzt haben, gehen viele Soldaten immer noch in Sommeruniformen, wobei sie eine Uniform über die andere anziehen. Es ist gut, daß wir an Schwierigkeiten gewöhnt sind und dabei alle die gleichen Entbehrungen zu ertragen haben: Jeder, vom Korpskommandeur bis zum Koch, erhält als Ergänzung zur Reisration 5 Fen für Zukost; wenn für kleine Ausgaben 20 Fen ausgezahlt werden, erhalten alle 20 Fen, sind es 40 Fen, erhalten alle 40 Fen. Deshalb murren die Soldaten über niemanden. Nach jedem Gefecht gibt es Verwundete. Infolge Unterernährung, Kälte und aus anderen Gründen erkranken viele Kommandeure und Soldaten. Das Lazarett der Roten Armee liegt in den Bergen, man behandelt dort nach den Regeln der chinesischen und der europäischen Medizin, aber es fehlt an Ärzten und Medikamenten. Gegenwärtig befinden sich im Lazarett über 800 Menschen in Behandlung. Das Hunaner Provinzparteikomitee versprach, uns mit Medikamenten zu helfen, hat sie aber bisher nicht geschickt. Wir bitten das Zentralkomitee und die beiden Provinzparteikomitees erneut, uns einige Ärzte, die mit der europäischen Medizin vertraut sind, und eine gewisse Menge Jod in Tablettenform zu schicken. Trotz der dürftigen materiellen Versorgung und der endlosen Kämpfe halten wir nach wie vor unerschütterlich aus, und das erklärt sich nicht nur durch die Rolle der Parteiführung, sondern auch durch die Verwirklichung der demokratischen Prinzipien in der Armee. Die Kommandeure schlagen die Soldaten nicht; Soldaten und Kommandeure werden in gleicher Weise versorgt; die Soldaten genießen Versammlungs- und Redefreiheit; überflüssige Zeremonien sind abgeschafft; die Wirtschaft wird vor aller Augen geführt. Die Soldaten sind selbst für die Ernährung zuständig und bringen es fertig, von den täglich ausgezahlten 5 Fen für Zukost noch etwas Geld

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für kleine Ausgaben einzusparen; diese sogenannte Einsparung an der Beköstigung macht pro Mann rund 60 bis 7 0 F e n täglich aus. Das alles gefällt den Soldaten sehr, insbesondere den Neulingen aus den Reihen der Gefangenen, die fühlen, daß die Kuomintangarmee und unsere Truppen zwei verschiedene Welten sind. Zwar sehen sie, daß die materiellen Bedingungen in der Roten Armee schlechter sind als in der Weißen; dafür sind sie hier geistig frei. Der Einfluß der demokratischen Prinzipien führt dazu, daß der Soldat, der gestern noch auf Seiten des Gegners im Kampf keine Tapferkeit gezeigt hat, heute in den Reihen der Roten Armee heldenmütig kämpft. Die Rote Armee gleicht einem Schmelztiegel, in dem die gefangenen Soldaten sofort umgeschmolzen werden. In China braucht nicht nur das Volk die Demokratie, es braucht sie auch die Armee. Das demokratische Regime in der Armee wird ein überaus wichtiges Werkzeug zur Zerschlagung der feudalen Söldnerarmee sein. Heute gibt es in der Parteiorganisation vier Glieder: Kompaniezellen, Bataillonskomitees, Regimentskomitees und das Korpskomitee. In der Kompanie wird eine Zelle, in der Gruppe aber eine Parteigruppe gebildet. Wenn die Rote Armee, die unter den schwierigsten Bedingungen zu kämpfen hat, unüberwindlich bleibt, so ist eine der Hauptursachen dafür das Organisationsprinzip der Zelle in der Kompanie. Vor zwei Jahren hatten unsere Organisationen in der Kuomintangarmee überhaupt keinen Einfluß auf die Soldatenmassen; selbst in den Einheiten Ye T'ings bestand die Zelle nur im Regiment: Deshalb vermochten wir einer ernsten Prüfung nicht standzuhalten. Gegenwärtig ist das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Parteimitgliedern und Parteilosen in der Roten Armee etwa 1 : 3 , das heißt, im Durchschnitt ist von je vier Mann einer Mitglied der Partei. Kürzlich wurde der Beschluß gefaßt, die Anzahl der Parteimitglieder in den kämpfenden Einheiten so zu erhöhen, daß diese zur Hälfte aus Kommunisten und zur Hälfte aus Parteilosen bestehen. Augenblicklich fehlen uns gute Sekretäre der Kompaniezellen, und wir bitten das Zentralkomitee, uns für diese Arbeit mehr Leute aus den Reihen der Parteiaktivisten zu schicken, für die es gefährlich ist, dort, wo sie jetzt tätig sind, zu verbleiben. Fast alle Funktionäre, die aus dem Südteil von Hunan zu uns gekommen sind, leisten Parteiarbeit in der Armee. Aber im August hat sich ein Teil unserer Leute in Südhunan zerstreut, und jetzt haben wir niemanden, den wir einsetzen könnten. Unsere örtlichen bewaffneten Kräfte teilen sich in Abteilungen der Roten Garde und in Abteilungen der aufständischen Arbeiter und Bauern. Die Abteilungen der Aufständischen sind mit Lanzen und Schrotflinten bewaffnet. In organisatorischer Hinsicht ist der Amtsbezirk eine Einheit; in

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jedem Amtsbezirk gibt es eine Abteilung, deren Stärke von der Größe des Amtsbezirks abhängt. Die Aufgabe dieser Abteilungen ist die Unterdrückung der Konterrevolution, der Schutz der Machtorgane des Amtsbezirks und beim Auftauchen des Gegners die Unterstützung der Einheiten der Roten Armee sowie der Abteilungen der Roten Garde im Kampf. Die Abteilungen der Aufständischen wurden zuerst in Yung-hsin, zunächst als illegale und nach Eroberung der Macht im ganzen Kreis als legale Organisationen, geschaffen. Dieses System wurde jetzt auf alle Kreise des Grenzgebietes ausgedehnt, wobei die früheren Bezeichnungen der Abteilungen unverändert erhalten geblieben sind. Die Abteilungen der Roten Garde sind im wesentlichen mit Magazingewehren für fünf Schuß bewaffnet, aber es gibt auch Magazingewehre für neun Schuß und Einlader. Die Anzahl der Gewehre beträgt nach Kreisen: Kreis Ning-kang — 140, Yung-hsin — 220, Lien-hua — 43, Ch'a-ling — 50, Ling-hsien — 90, Sui-ch'uan - 130, Wan-an — 10; insgesamt — 683. Der größere Teil der Gewehre stammt von der Roten Armee, der kleinere wurde vom Gegner erbeutet. Die A b teilungen der Roten Garde aller Kreise stehen in ihrer Mehrzahl in ständigen Kämpfen mit den Abteilungen zum „Schutz von Ruhe und O r d n u n g " und den von den T'u-hao und Lieh-shen geschaffenen Hofwehren; die Kampfstärke der Roten Garde wächst von Tag zu Tag. Vor dem „Umsturz des 21. M a i " 3 3 bestanden in allen Kreisen bäuerliche Selbstschutzabteilungen. Sie hatten an Gewehren: Yu-hsien — 300, Ch'aling — 300, Ling-hsien — 60, Sui-ch'uan — 50, Yung-hsin — 80, Lienhua — 60, Ning-k'ang — 60 (Abteilungen Yüan Wen-ts'ais), Ching-kangshan — 60 (Abteilung Wang Tsos); insgesamt — 970. Nach dem „Umsturz des 21. M a i " behielten nur die Abteilungen Yüan Wen-ts'ais und Wang Tsos ihre Waffen, außerdem blieben 6 Gewehre im Kreis Sui-ch'uan und ein Gewehr im Kreis Lien-hua übrig, während alle übrigen Waffen von den T'u-hao und Lieh-shen weggenommen worden waren. Die Tatsache, daß die bäuerlichen Selbstschutzabteilungen nicht imstande waren, ihre Waffen zu behalten, ist eine Folge der opportunistischen Linie. Jetzt spüren die Abteilungen der Roten Garde in den Kreisen immer noch einen akuten Mangel an Waffen; sie haben weitaus weniger Gewehre als die T'u-hao und Lieh-shen; deshalb muß die Rote Armee nach wie vor den Abteilungen der Roten Garde mit Waffen aushelfen. Die Rote Armee muß in jeder Weise der Bevölkerung helfen, sich zu bewaffnen, soweit ihre eigene Kampfstärke dadurch nicht gemindert wird.

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s. Anm. III. 6.

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Nach einer von uns angenommenen Bestimmung besteht jedes Bataillon der Roten Armee aus vier Kompanien mit je 75 Gewehren; auf ein Regiment entfallen einschließlich der Kompanie zur besonderen Verwendung, der Maschinengewehr- und der Granatwerferkompanie, des Regimentsstabes und der drei Bataillonsstäbe 1075 Gewehre. Im Kampf erbeutete Gewehre werden nach Möglichkeit für die Bewaffnung örtlicher Abteilungen abgegeben. Die Kommandeure der Roten Garde werden aus den Reihen der Leute ernannt, die von den Kreisen in die von der Roten Armee organisierte Lehrabteilung geschickt und dort ausgebildet worden sind. Man muß allmählich damit aufhören, aus der Roten Armee Soldaten, die aus weit entfernten Gebieten gebürtig sind, als Kommandeure in die örtlichen Abteilungen zu schicken. Chu Pei-te seinerseits bewaffnet seine Abteilungen zum „Schutz von Ruhe und O r d n u n g " und die grundbesitzerlichen Hofwehren; ihrer zahlenmäßigen Stärke und Kampfkraft nach stellen die bewaffneten Abteilungen der T'u-hao und Lieh-shen in allen Kreisen des Grenzgebiets eine ziemlich bedeutende Kraft dar, und um so weniger duldet die Vergrößerung unserer örtlichen roten bewaffneten Kräfte auch nur den geringsten Aufschub. Das Prinzip der Roten Armee ist Konzentration der Kräfte, das Prinzip der Roten Garde dagegen Dezentralisation der Kräfte. In der gegenwärtigen Periode der zeitweiligen Stabilisierung der reaktionären Macht, da der Gegner in der Lage ist, bedeutende bewaffnete Kräfte zu sammeln und gegen die Rote Armee einzusetzen, wäre eine Dezentralisation der Kräfte der Roten Armee von Nachteil. Unsere Erfahrung besagt, daß wir bei einer Dezentralisation der Kräfte fast immer Niederlagen erlitten, während wir bei Konzentration der Kräfte gegen einen Feind, der über weniger, gleiche oder etwas mehr Kräfte als wir verfügte, gewöhnlich Siege errangen. Das Gebiet, das wir auf Anweisung des Zentralkomitees durch Operationen von Partisanenabteilungen zu erfassen haben, erstreckt sich über einige Tausend Li und ist für uns zu groß; wir glauben, daß eine solche Direktive des Zentralkomitees sich aus einer Uberschätzung unserer Kräfte erklärt. Für die Abteilungen der Roten Garde dagegen ist es vorteilhafter, die Kräfte zu dezentralisieren, und jetzt wenden sie in allen Kreisen das Verfahren an, Operationen mit dezentralisierten Kräften durchzuführen. Als die wirksamsten Formen unserer Propaganda unter den gegnerischen Truppen haben sich die Freilassung von Gefangenen und die ärztliche Behandlung der verwundeten Soldaten des Gegners erwiesen. Unter den in unsere Gefangenschaft geratenen Soldaten, Bataillonskommandeuren, Kompanie- und Zugführern des Gegners nehmen wir sofort die Agitationsarbeit auf; dabei teilen wir sie in zwei Gruppen: In die eine kommen jene,

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die zu bleiben, in die andere jene, die zu gehen wünschen; die letzteren entlassen wir, nachdem wir sie für den Weg mit Geld versehen haben. Das widerlegt mit einem Schlag die Lügenpropaganda des Feindes, der behauptet, daß die „kommunistischen Banditen unterschiedslos alle töten". Ebendarum stellt das Organ Yang Ch'ih-shengs, die Zeitschrift „Die 9. Division", auf unsere Methoden eingehend, bekümmert fest: „Welche Heimtücke!" Die Soldaten der Roten Armee umsorgen die Gefangenen und verabschieden sie freundschaftlich, während die fortgehenden gefangenen Soldaten bei der „Verabschiedung der neuen Brüder" uns in ihren Reden ihren heißen Dank zum Ausdruck bringen. Die ärztliche Behandlung der verwundeten Soldaten des Gegners ist ebenfalls eine sehr wirksame Maßnahme. Die Klügeren unter den Feinden, wie Li Wen-pin, begannen in der letzten Zeit uns nachzuahmen: Gefangene werden bereits nicht mehr getötet, und in Gefangenschaft geratene Verwundete beginnt man ärztlich zu behandeln. Nichtsdestoweniger kommt es vor, daß in späteren Gefechten unsere Leute unter Mitnahme von Waffen zurückkehren; solche Fälle wurden bereits zweimal festgestellt. Außerdem verwenden wir in verstärktem Maße die Sichtwerbung, Plakate usw. Kaum sind wir in irgendeine Ortschaft eingerückt, bedecken sich ihre Mauern schon mit unseren Losungen. Aber es fehlt uns an Menschen, die malen können, und wir bitten das Zentralkomitee und die Parteileitungen beider Provinzen, uns einige Maler zu schicken. Militärbasen. Die erste Basis ist das Ching-kang-Gebirge; (weggelassen) hier verbargen sich früher Räuber und zerschlagene Truppen; jetzt ist dieses Gebiet unsere Basis. Aber an Bevölkerung gibt es hier nicht einmal 2000 Menschen, und an Getreide werden weniger als 10000 Tan geerntet; deshalb hängt die Versorgung der Armee mit Lebensmitteln gänzlich von den Lieferungen aus den Kreisen Ning-kang, Yung-hsin und Sui-ch'uan ab. An den in militärischer Hinsicht wichtigen Stellen wurden in den Bergen Befestigungen errichtet. Hier befinden sich unsere Kriegslazarette, Schneiderwerkstätten, Waffenlager und die Trosse der Regimenter. Gegenwärtig ist die Beförderung von Lebensmitteln aus dem Kreis Ning-kang in die Berge im Gange. Wenn nur die Versorgung gut organisiert wird, so wird sich der Feind hierher nicht durchschlagen. Die zweite Basis ist das Chiu-lungGebirge an der Grenze der Kreise Ning-kang, Yung-hsin, Lien-hua und Ch'a-ling. In ihrer Bedeutung steht diese Basis der Ching-kang-shan-Basis nach, aber sie ist die am weitesten im Hinterland liegende Basis der örtlichen bewaffneten Kräfte der erwähnten vier Kreise, und hier wurden ebenfalls Befestigungen erbaut. Für die von allen Seiten von Gebieten der Weißen Macht eingeschlossenen roten Basen stellt die Ausnutzung schwer zugänglicher Gebirgsgegenden eine dringende Notwendigkeit dar.

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K. Die

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Ku-t'ien-Konferenz

Der Beschluß der IX. Parteikonferenz des 4. Korps der chinesischen RA im Dez. 1929 in Ku-t'ien hat das Fazit der Erfahrungen, die die RA seit dem Nanch'ang-Aufstand bis Dez. 1929 gesammelt hat, im guten sowie im schlechten Sinne gezogen. Dieser Beschluß stellte die gesamte Arbeit des Aufbaus der RA auf eine demokratische Grundlage und säuberte die RA von jeglichem Einfluß alter Armeen. Er wurde nicht nur im 4. Korps, sondern allmählich auch in den anderen Verbänden der RA in die Tat umgesetzt, was es ermöglichte, die gesamte chinesische RA in eine wahre Volksarmee zu verwandeln. Während des Widerstandskrieges und des Bürgerkrieges wurde die Parteiarbeit und die politische Arbeit in den Einheiten der Volksarmee weiterentwickelt und Neues in sie hineingetragen, aber ihre Grundlinie ist nach wie vor die Linie, die durch diesen Beschluß festgelegt worden ist [D37], [D39].

Mao Tse-Tung chi Tokyo 1971

D 8: Volksarmee-Beschluß

der Ku-t'ien-Konferenz

(Dezember 1929)

I. Uber die Ausmerzung falscher Ansichten in der Partei A. Uber die Mentalität des Nur-Soldatentums Unter einem Teil der Genossen in der Roten Armee ist die Mentalität des Nur-Soldatentums ungemein verbreitet. Sie äußert sich folgendermaßen: 1. Man stellt das Militärwesen der Politik entgegen und will nicht anerkennen, daß das Militärwesen nur eines der Werkzeuge zur Erfüllung politischer Aufgaben ist. Mehr noch, einige behaupten: „Wenn es um die militärischen Angelegenheiten gut steht, dann steht es selbstverständlich auch um die politischen Angelegenheiten gut; wenn es aber um die militärischen Angelegenheiten schlecht steht, kann es um die politischen Angelegenheiten auch nicht gut bestellt sein." Dadurch wird der Gedanke

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von der führenden Rolle des Militärwesens gegenüber der Politik noch stärker unterstrichen. 2. Man behauptet, die Aufgaben der Roten Armee glichen den Aufgaben der Weißen Armee und bestünden nur darin, Krieg zu führen; man begreift nicht, daß die chinesische Rote Armee eine bewaffnete Organisation darstellt, die die politischen Aufgaben der Revolution erfüllt. Besonders in der Gegenwart kann die Rote Armee unter keinen Umständen nur Krieg führen; neben der Kampftätigkeit zwecks Vernichtung der bewaffneten Kräfte des Gegners sind ihr noch wichtige Aufgaben übertragen, nämlich die Propaganda unter den Massen zu führen, die Massen zu organisieren, die Massen zu bewaffnen, den Massen bei der Schaffung der revolutionären Macht sogar bei der Gründung von Organisationen der Kommunistischen Partei behilflich zu sein. Der Krieg, den die Rote Armee führt, ist kein Krieg ausschließlich um des Krieges willen, sondern ein Krieg mit dem Ziel, die Propaganda unter den Massen zu führen, die Massen zu organisieren, die Massen zu bewaffnen und ihnen bei der Schaffung der revolutionären Macht zu helfen; der Verzicht auf diese Ziele — auf die Propaganda unter den Massen, auf die Organisierung und Bewaffnung der Massen sowie auf die Schaffung der revolutionären Macht — würde dem Krieg wie auch der Existenz der Roten Armee selbst jeden Sinn nehmen. 3. Auf organisatorischem Gebiet unterstellt man die Organe, die die politische Arbeit in der Roten Armee leisten, den militärischen Organen, gibt die Losung „Ausdehnung der Macht der Truppenführung auch auf die Tätigkeit außerhalb der A r m e e " aus. Eine Weiterentwicklung derartiger Ideen birgt die Gefahr in sich, daß man sich von den Massen löst, die Kontrolle der Armee über die Machtorgane aufrichtet, sich der proletarischen Führung entzieht und auf diese Weise auf den militaristischen Weg abgleitet, den die Kuomintangarmee geht. 4. Auf dem Gebiete der Agitations- und Propagandaarbeit ignoriert man die Bedeutung der Agitationsbrigaden. Bei der Organisierung der Massen mißachtet man die Organisationen der Soldatenkomitees in der Armee sowie die örtlichen Massenorganisationen der Arbeiter und Bauern, infolgedessen kommt die Agitations- und Propagandaarbeit sowie die organisatorische Arbeit nicht vom Fleck. 5. Im Falle eines Sieges ist man überheblich, im Falle eines Mißerfolges niedergeschlagen. 6. Man läßt sich vom Lokalpatriotismus leiten, das heißt, man sorgt unter allen Umständen nur für das 4. Korps. Man versteht nicht, daß eine der wichtigsten Aufgaben der Roten Armee darin besteht, die Massen in den einzelnen Orten zu bewaffnen; es ist das ebenfalls Vetternwirtschaft, nur in größerem Maßstab.

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7. Einige Genossen, die sich in dem engen Rahmen des 4. Korps abgekapselt haben, sind der Meinung, es gäbe außer dem 4. Korps überhaupt keine anderen revolutionären Kräfte. Infolgedessen ist das Bestreben, die Kräfte zu erhalten und Kampfhandlungen auszuweichen, ungemein stark. Das sind Uberreste des Opportunismus. 8. Man will die subjektiven und objektiven Bedingungen nicht berücksichtigen, kann die revolutionäre Ungeduld kaum bändigen, will keine beharrliche, unauffällige und mühselige Kleinarbeit unter den Massen leisten, träumt nur von großen Taten und gibt sich Illusionen hin. Das sind Uberreste des Putschismus. B. Ursachen für die Entstehung der Mentalität des Nur-Soldatentums: 1. Das politische Niveau ist niedrig. Daher wird die Rolle der politischen Führung in der Armee sowie der grundlegende Unterschied zwischen der Roten Armee und der Weißen Armee nicht begriffen. 2. Söldnerstimmungen. Da in die Rote Armee sehr viele Gefangene eingereiht wurden, die in einer Reihe von Gefechten gefangengenommen worden waren und die tief verwurzelte Söldnerstimmungen mitbrachten, bildete sich in den unteren Einheiten die Grundlage für das Aufkommen der Mentalität des Nur-Soldatentums. 3. Aus diesen zwei Ursachen ergibt sich die dritte, nämlich übermäßiger Glaube an die militärischen Kräfte und Unglaube an die Kräfte der Volksmassen. 4. Daß die militärische Arbeit nicht ständige Beachtung fand und in der Partei nicht aktiv diskutiert wurde, war ebenfalls eine Ursache dafür, daß bei einem Teil der Genossen die Mentalität des Nur-Soldatentums aufkam. C. Methoden der Ausmerzung: 1. Durch Erziehungsarbeit ist das politische Niveau der Parteimitglieder zu heben, sind die ideologischen Quellen der Mentalität des Nur-Soldatentums zu vernichten, ist der grundlegende Unterschied zwischen der Roten Armee und der Weißen Armee zu erklären. Gleichzeitig ist es notwendig, die Überreste des Opportunismus und des Putschismus zu liquidieren und mit den nepotistischen Stimmungen im 4. Korps Schluß zu machen. 2. Die Arbeit zur politischen Erziehung der Kommandeure und der Mannschaften, besonders solcher aus den Reihen ehemaliger Gefangener, die sich in der Roten Armee befinden, ist zu verstärken. Gleichzeitig ist alles daranzusetzen, daß die örtlichen Machtorgane Vertreter der Arbeiter

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und Bauern, die Kampferfahrung besitzen, auswählen und in die Reihen der Roten Armee schicken, um dadurch die Wurzeln der Mentalität des Nur-Soldatentums organisatorisch zu schwächen, bis sie restlos vernichtet sind. 3. Die Kritik an den Parteiorganisationen der Roten Armee durch die örtlichen Parteiorganisationen und die Kritik an der Roten Armee durch die Organe der Volksmacht ist zu entfalten, um auf diesem Weg die Parteiorganisationen der Roten Armee sowie ihre Kommandeure und Soldaten zu beeinflussen. 4. Die Partei muß die militärische Arbeit unablässig beobachten und aktiv diskutieren. Jeder Beschluß, der von der Parteiorganisation nach einer solchen Diskussion gefaßt wird, ist durch die Massen in die Tat umzusetzen. 5. Es ist eine Verordnung über die Rote Armee auszuarbeiten, in der die Aufgaben der Roten Armee, die gegenseitigen Beziehungen zwischen den militärischen und den politischen Organen, die gegenseitigen Beziehungen zwischen Roter Armee und Bevölkerung, die Kompetenz der Soldatenkomitees sowie die gegenseitigen Beziehungen zwischen ihnen und den militärischen und politischen Organen exakt festzulegen sind. (weggelassen) IV. Frage der Propagandaarbeit der Roten Armee A. Bedeutung der Propagandaarbeit der Roten Armee Die Aufgabe der Propagandaarbeit der Roten Armee ist es eben, den politischen Einfluß zu erweitern, um die breiten Massen zu gewinnen. Durch die Realisierung dieser Propagandaarbeit ist es erst möglich, die Hauptaufgabe der Roten Armee zu erreichen, die Massen zu organisieren, sie zu bewaffnen, die Machtorgane zu errichten, die reaktionären Kräfte zu liquidieren, die revolutionären Wogen anzuspornen. Deshalb ist die Propagandaarbeit die allerwichtigste Arbeit der Roten Armee. Falls man diese Arbeit vernachlässigt, bedeutet das, daß man die Hauptaufgabe der Roten Armee aufgibt; es ist, als ob man der herrschenden Klasse hilft, die Macht der Roten Armee zu unterminieren.

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B. Der gegenwärtige Stand der Propagandaarbeit der Roten Armee 1. Mangel am Inhalt der Propaganda a) Kein konkretes Regierungsprogramm veröffentlicht (die früher veröffentlichten Regierungsprogramme, wie die vierzeilige Bekanntmachung, sind alle nicht konkret genug) 34 ; b) Ignorierung der Propaganda und Agitation im täglichen Kampf der Massen; c) Ignorierung der Gewinnung des städtischen armen Volkes; d) Ignorierung der Propaganda gegenüber den weiblichen Massen; e) Ungenügende Propaganda gegenüber der Jugend; f) Ungenügende Propaganda gegenüber dem Lumpenproletariat; g) Äußerst wenig Propaganda zur Zerschlagung der bewaffneten Organisation der Grundbesitzer (Min-t'uan, Befriedungswachtgarde); h) Die Propaganda hat weder zeitlichen noch lokalen Charakter.

2. Mängel der Propagandatechnik a) Die Propagandatruppen sind ungesund. 1. Die Propagandisten wurden je Kolonne von 5 auf 3 Mann verringert, bei manchen gibt es nur ein bis zwei oder nur einen, bei manchen wenigen Einheiten gibt es nicht mal einen. 2. Die Qualität der Propagandisten ist äußerst schlecht; es gibt sogar Kriegsgefangene, Köche oder Pferdeknechte, Opiumraucher oder der Desertion Verdächtige; die werden entwaffnet und in die Propagandatrupps hineingeschoben; oder solche, die für die Buchführung nicht fähig sind, werden in die Propagandatrupps eingegliedert; oder Versehrte, die in anderen Organen nicht verwendet werden können, werden in die Propagandatrupps hineingestopft; die jetzigen Propagandatrupps sind buchstäblich zu einem Asyl geworden und nicht fähig, ihre Aufgabe durchzuführen. 3. Die Propagandatrupps werden beinahe einhellig von den Offizieren sowie den Soldaten abgelehnt (anderseits hat auch durch die schlechte Qualität der Propagandisten ihre Arbeit wenig Erfolge zu verzeichnen, was Unzufriedenheit der Allgemeinheit ihnen gegenüber hervorruft), „Nichtstuer", ,Gaukler" werden sie von der Allgemeinheit betitelt. 34

Vierzeilige Bekanntmachung. Eine Regel der alten Gedichtkunst in China, jeder Vers hat vier Zeilen, daher auch der Name. Unter dieser Regel erfolgende Bekanntmachungen sind nicht konkret genug; man versucht den Aufsatz zu verschönern und nimmt den Inhalt in Kauf.

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4. Die Propagandatrupps haben ungenügende Geldmittel zur Verfügung. 5. Die Ausbildung gegenüber den Propagandisten ist planlos; ferner ist auch die Beaufsichtigung ihrer Arbeit ungenügend; deshalb ist die Arbeit der Propagandatrupps einfach schlampig; man kümmert sich nicht darum, ob sie etwas tun oder nicht tun. b) Flugblatt, Plakat oder Proklamation sind veraltet, nicht aufgefrischt. Anderseits ist die Verteilung oder Versendung unpassend. c) Wandzeitungen werden zu wenig herausgegeben; der Inhalt der politischen Zeitungen (Broschüren) ist zu einfach, es werden zu wenig herausgegeben, die Schrift ist zu klein, nicht lesbar. d) Revolutionäre Lieder fehlen gänzlich. e) An Illustrierten sind nur einige Blätter herausgegeben. f) Propaganda im Kostüm gibt es überhaupt nicht. g) Klubs, die zum doppelten Inhalt die Freizeitgestaltung der Soldaten wie die Annäherung an die Arbeiter- und Bauernmassen haben, sind nicht errichtet worden. h) Mündliche Propaganda ist viel zu wenig, viel zu schlecht. i) Die Disziplin der Roten Armee ist eine praktische Propaganda gegenüber den Massen, doch die Disziplin ist heute im Vergleich zu früher gelockert; deshalb hat das Volk einen schlechten Eindruck bekommen. j) Türplatte anmachen, das Heu zubinden, den Boden kehren, friedlich sprechen, gerecht einkaufen, Geborgtes zurückgeben, Beschädigtes ersetzen, das ist alles eine Art Propagandaarbeit der Roten Armee, es wird heute alles nicht voll eingehalten 35 . k) Massenversammlungen werden selten abgehalten, auch nicht gut gehalten. 1) Die Propagandamethode gegenüber den Weißen Soldaten ist nicht gut.

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Das ist die Vorstufe zu den berühmt gewordenen acht politischen Grundsätzen der RA, s. auch Anm. 36. 1. Hänge alle Türen ein, wenn du ein Haus verläßt (Türen wurden in China von den Soldaten als Bett benutzt). 2. Rolle die Strohmatten zusammen, auf denen du schläfst, und gibt sie zurück. 3. Sei freundlich und höflich zu den Einwohnern und hilf ihnen, wenn du kannst. 4. Gib alle geliehenen Sachen zurück. 5. Ersetze alle beschädigten Sachen. 6. Sei ehrlich bei allen Handelsgeschäften mit den Bauern. 7. Bezahle alles, was du kaufst. 8. Sei reinlich und achte besonders darauf, daß Latrinen in sicherer Entfernung von den Wohnhäusern angelegt werden.

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C . Korrigierende Methode (Richtlinie) 1. Im Hinblick auf den Propagandainhalt a) Ein konkretes Programm veröffentlichen; nennen wir das Regierungsprogramm der Roten Armee. b) Die Propaganda muß der Kampfstimmung der Massen entsprechen; außer daß man die allgemeine Parole zum Aufstand veröffentlicht, muß noch die Kampfstimmung der Massen den Orten angepaßt werden, die noch sehr tief steht; die Parole fürs tägliche Leben herausgeben, um den täglichen Kampf zu entfalten, damit dieser sich mit der Aufstandsparole verbindet. c) Das arme Volk in den Städten (Mittlere und Kleinhändler, Studenten) ist eine gewisse Kraft im Verlauf der Demokratischen Revolution; falls wir diese Kraft ignorieren und nicht für uns gewinnen, so ist es nichts anderes, als sie an die Gentry- und Bourgeoisie-Klasse zu verschenken. A b heute müssen, was die Mittleren und Kleinhändler sowie die Studentenmassen der Stadt betrifft, diese durch tiefgehende Propagandaarbeit für uns gewonnen werden. d) Die Frauen nehmen die Hälfte der Anzahl der Bevölkerung ein; die wirtschaftliche Position der werktätigen Frauen, besonders die Unterdrückung, die sie erleiden müssen, beweist nicht nur den dringenden Bedarf der Revolution an Frauen, sondern sie sind eine Kraft, die den Sieg der Revolution entscheiden wird. Von jetzt ab müssen aufrichtige Parolen aufgestellt und eine allgemeine Propaganda unter den Frauen durchgeführt werden. e) Die werktätigen Massen der Jugend nehmen 3 0 % der Gesamtbevölkerung ein, sie sind im Kampf die tapfersten und entschlossensten. Durch Propaganda die Jugend für uns zu gewinnen, ist deshalb eine der wichtigen Aufgaben in der ganzen Propagandaarbeit. f) Die breiten Massen des Lumpenproletariats sind, falls es auf der revolutionären Seite steht, ein Instrument für die Revolution; falls es auf der konterrevolutionären Seite steht, ein Instrument der Konterrevolution; es deshalb dem Einfluß der reaktionären Klasse zu entreißen, ist eine der Propagandaaufgaben der Partei. Bei der Durchführung der Propaganda muß man darauf achten, daß das Leben und der Charakter des Lumpenproletariats in den verschiedenen Teilen unterschiedlich sind; man muß ihm gegenüber eine differenzierte Propaganda führen. g) Die Zerschlagung der bewaffneten Organisation der Grundbesitzer und die Gewinnung dieser Massen für uns ist eine der Bedingungen, die Agrarrevolution im Dorfe zum Siege zu führen; man muß von jetzt an der

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Propagandaarbeit bei den Mannschaften der Min-t'uan und Befriedungswachtgarde besondere Aufmerksamkeit schenken. h) Jeder Ort muß eine dementsprechende Propaganda- und Agitationsparole haben. Ferner muß man, der Zeit entsprechend (wie bei der Erntezeit, Neujahr, während des Bürgerkrieges zwischen Chiang und der Kuanghsi-Clique oder zwischen Wang und Chiang) unterschiedliche Propaganda- und Agitationsparolen herausbringen. 2. Zum Bereich der Propagandatechnik a) Die Frage der Propagandatrupps (A) Bedeutung Die Propagandatrupps sind ein wichtiges Instrument der Propagandaarbeit der Roten Armee; falls die Propagandatrupps nicht in Ordnung sind, ist die Propagandaarbeit der Roten Armee zum größten Teil verdorben. Deshalb ist die Frage des Ordnens und der Ausbildung der Propagandatrupps eine Arbeit, die die Partei augenscheinlich anstrengend intensivieren muß. Der erste Schritt dieser Arbeit besteht darin, die allgemeine Ansicht der Offiziere sowie der Soldaten, auf die Propagandatrupps herabzusehen, • ideologisch zu korrigieren. Die komischen Ausdrücke vom „Nichtstuer", „Gaukler" müssen von jetzt an verschwinden. (B) Organisation 1. Chih-tui (Brigade) als Einheit, Korps, Marschkolonne und Sonderverband bilden je eine Einheit; jede Einheit organisiert eine Schwadron; ein Schwadronführer und ein Stellvertreter, 16 Propagandisten, 1 Träger (der das Propaganda-Material trägt), 2 Boten. Die Propagandisten einer Schwadron werden in einige Trupps eingeteilt (Festsetzung der Größe der Trupps nach der Zahl der Verbände oder anderer Truppeneinheiten bzw. Organe); jeder Trupp hat einen Truppführer und 3 Propagandisten. 2. Die Propagandatrupps der Brigade werden dem Politkommissar der jeweiligen Brigade unterstellt. Falls der Verband getrennt Partisanenkrieg durchführt, muß je Verband ein Trupp Propagandisten zur Mitarbeit geschickt werden; sie werden dem Politkommissar des Verbandes unterstellt. Propagandatrupps des Sonderverbandes werden dem Propagandafach der Politabteilung einer Marschkolonne unterstellt; alle Propagandatrupps der Marschkolonne werden dem Propagandafach der Politabteilung einer Marschkolonne unterstellt; die Propagandatrupps der Korps werden dem Propagandafach der Politabteilung des Korps unterstellt. 3. Geldmittel für die Propagandatrupps werden von der Politabteilung ausgegeben; es muß ausreichend für ihren Gebrauch sein.

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4. Die Verbesserung der Qualität der Propagandatrupps besteht, außer in der Bitte an die lokalen Regierungen, fortschrittliche Elemente auszuwählen und in die Propagandatrupps der Roten Armee zu schicken, darin, Elite-Elemente aus den Truppeneinheiten als Propagandisten auszuwählen (möglichst nicht gleich den Zugführer auswählen). Die Politabteilungen sollen ständig planmäßig Propagandisten ausbilden, das Schulungsmaterial, Methode, Zeit und Lehrkräfte festlegen, um aktiv die Qualität der Propagandisten zu verbessern. b) Propagandaschriften, wie Flugblätter, Plakate und Proklamationen, werden, was alt ist, überprüft, was neu ist, wird schleunigst herausgegeben. Die Wirkung und entsprechende Verteilung der Propagandamittel muß ein wichtiger Punkt der technischen Frage der Propagandatrupps sein. Die politischen Organe sollen achtgeben, Propagandamittel durch die Post (zu versenden) oder in die Postsendung einzustecken oder die Postsendung mit einem Agitprop-Parolen-Aufdruck zu versehen; das muß gut gemacht sein. c) Wandzeitungen sind eine wichtige Methode, Massenpropaganda zu treiben. Korps und Marschkolonnen müssen je Einheit eine Wandzeitung herausgeben, für die das Propagandafach der Politabteilung verantwortlich ist, der Name heißt „Kurz-Nachrichten". Der Inhalt: a ) Politische Nachrichten des In- und Auslandes, ß) Die Situation des Massenkampfes der Partisanengebiete, y) Die Arbeitssituation der Roten Armee. Jede Woche mindestens eine Ein-Blatt-Ausgabe, alle mit Schriftzeichen auf großem Papierbogen, nicht Öldruck, jedesmal möglichst mehrere Seiten. Die „Politischen Kurz-Nachrichten" müssen folgende Punkte berücksichtigen: a ) Schnell, ß) Inhalt muß reich sein, y) Schriftzeichen müssen größer und klar sein. d) Alle Politabteilungen sind verpflichtet, Revolutionslieder, die die verschiedene Stimmung der Massen ausdrücken, zu sammeln und zusammenzustellen; das Redaktionskomitee der Politabteilung ist verpflichtet, anzuspornen und zu überprüfen. e) Der Künstler-Zweig des Propagandafaches der Politabteilung eines Korps muß aufgefüllt und Illustrierte in Stein- oder Öldruck veröffentlicht werden. Um den Künstler-Zweig des Korps aufzufüllen, muß man alle Maler des Korps kollektiv arbeiten lassen. f) Kostümierte Propaganda ist die konkreteste, effektivste Propagandamethode; alle Propagandatrupps der Brigade und des Sonderverbandes müssen Kostüm-Zweige errichten, die die kostümierte Propaganda für das Volk organisieren und dirigieren. g) Mit dem Verband als Einheit ist ein Kasino im Soldatenkomitee zu gründen.

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h) In den Propagandatrupps werden mündliche und schriftliche Propaganda-Zweige errichtet, die die mündliche und schriftliche Propagandatechnik studieren und befehligen. i) Die 3er Disziplin 36 streng durchführen. j) Die Tür(bretter) ansetzen, Heu zusammenbinden usw., ist eine gute Methode, durch Taten den Einfluß der Roten Armee zu erweitern, das Vertrauen des Volkes zur Roten Armee zu vertiefen; das muß recht gut durchgeführt werden. k) Die Politabteilung und die Propagandatrupps müssen planmäßig und organisatorisch verschiedene Massenversammlungen einberufen; Tagesordnung, Redner, Themen und Zeit müssen im voraus festgelegt werden. 1) Propaganda unter den Weißen Soldaten und Unteroffizieren ist äußerst wichtig; von jetzt ab müssen die folgenden Methoden beachtet werden: 1. Die Propagandaschrift muß kurzgefaßt sein, damit sie im N u fertiggelesen werden kann; muß exakt sein, damit sie sofort einen Eindruck erweckt. 2. Außer daß man planmäßig Parolen auf der Straße, die der Feind passiert, die genau den Umständen der betreffenden Truppen entsprechen, aufträgt, muß man mehr noch die Flugblätter in den Parteiquartieren und Massenorganen aufbewahren, geschickt den vorbeimarschierenden Feinden überreichen. 3. Bei den gefangengenommenen Offizieren und Soldaten sowie den Postsendungen nach den Namen der Offiziere und Soldaten des Gegners sowie ihren Truppenbezeichnungen forschen; man kann per Post Propagandamittel oder Briefe an sie senden. 4. Die Gefangenen vorzüglich zu behandeln, ist eine äußerst wirkungsvolle Methode, bei den feindlichen Truppen Propaganda zu treiben, ist: a) Nicht nach Geld und anderen Gegenständen der Gefangenen suchen; die frühere Art der Roten Armee, bei den gefangenen Soldaten alle wertvollen Gegenstände zu beschlagnahmen, muß entschieden abgeschafft werden. ß) Mit äußerster Warmherzigkeit die Gefangenen willkommen zu 36

Die 3 Disziplinen und die 8 Grundsätze sind als die Disziplin der Roten Arbeiter- und Bauernarmee während der Epoche der Agrarrevolution von Mao Tse-tung festgelegt worden. Später wurde sie von der RA und der VBA übernommen. Aufgrund der verschiedenen Variationen in den verschiedenen Einheiten wurden sie im Nov. 1947 einheitlich festgesetzt. 1. Gehorche dem Kommando in allem, was du tust. 2. Nimm den Massen nicht eine Nadel, nicht einen Faden weg. 3. Liefere alles Beutegut ab.

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heißen, damit sie psychisch Freude empfinden; sich gegen jegliche wörtliche sowie tätliche Beleidigung den Gefangenen gegenüber stellen, y) Die gleiche materielle Behandlung den Gefangenen gegenüber wie bei den altgedienten Soldaten, ö) Diejenigen, die nicht bei uns bleiben möchten, werden, nach propagandistischer Umerziehung, mit Tagesgeld zurückgelassen, damit sie den Einfluß der Roten Armee unter den Weißen Truppen ausbreiten; gegen die Habgier nach Soldaten stellen, gegen die, die die Elemente, die nicht bleiben wollen, mit Zwang zurückhalten. All die obengenannten Punkte sind auf gefangengenommene Offiziere, abgesehen von besonderen U m ständen, voll anwendbar. 5. Die sanitäre Behandlung der verletzten feindlichen Soldaten ist ebenfalls eine äußerst wirksame Methode der Propaganda bei der feindlichen Armee. In der sanitären Behandlung sowie der Ausgabe von Geld müssen die verletzten feindlichen Soldaten gänzlich den Verletzten der Roten Armee gleichgestellt sein. Ferner müssen alle möglichen Umstände ausgenutzt werden, um die mit medikamentöser Behandlung und Geld versehenen verletzten Soldaten in ihre Einheit zurückzuschicken. Gegenüber den verletzten feindlichen Offizieren ist genauso zu handeln.

V. Die Frage der politischen Schulung der Soldaten A. Die Frage des Materials Die folgenden Punkte müssen kunstvoll im Lehrbuch zusammengefaßt, es muß als Lehrmaterial für die Soldaten verwendet werden. 1. Die gegenwärtige politische Analyse und der Plan sowie die Aufgabe der Roten Armee; 2. Die verschiedenen Perspektiven der Agrarrevolution; 3. Bewaffnete Organisationen und ihre Kampf-Taktik; 4. Der Grund für die Aufstellung der 3er Disziplin; 5. Appell beim Namenverlesen am Morgen und Abend; 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.

Bewegung zum Schriftzeichen-Lernen; Wie man Massenarbeit veranstaltet; Der Reihe nach die Parolen der Roten Armee erklären; Berichtigung der verschiedenen Tendenzen; Die Die Der Der

Rote Armee der S U ; gegenwärtige Etappe der Revolution und ihre Zukunft; Vergleich von Roter und Weißer Armee; Vergleich von K P und K M T ;

14. Revolutionäre Geschichte;

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Geschichte des sozialen Fortschritts; Hygiene; Allgemeine Geographie und Politökonomie des Partisanengebietes; Revolutionäre Lieder; Bilderzeitschriften.

B. Methode 1. Abhaltung von politischem Unterricht a) In 3 Klassen, eine Allgemein-, eine Sonder- und eine Kaderklasse, einteilen. Die Allgemeinklasse hat zwei Formen: Falls die Chih-t'ui (Brigade) beisammen ist, wird sie als Einheit am Unterricht teilnehmen; die Hauptlehrkräfte werden vom Politkommissar der Brigade beauftragt; die Politkommissare des Verbandes (Regiment) übernehmen die verschiedenen Fächer, außer, daß die Schützen am Unterricht teilnehmen müssen, müssen die Boten, Offiziersburschen, Gefreiten, Pferdeknechte, Köche auch am Unterricht teilnehmen. Das Ziel der Allgemeinklasse ist es, die gewöhnlichen Soldaten in die Allgemeinpolitik einzuweihen. b) Die Sonderklasse gehört zur Einheit Brigade; sie wird aus allen Verbänden, aus Schriftkundigen und aus denen, die einige politische Kenntnisse besitzen, je 50, zusammengestellt. Der Politkommissar der Brigade wird der Hauptlehrer; die Politkommissare der Verbände übernehmen die verschiedenen Fächer. Das Ziel der Sonderklasse ist es, Leute auszubilden, die an politischen Kenntnissen eine Stufe höher als die Allgemeinklasse stehen, um später, befördert, ¿ur Verwendung als untere Kader bereitzustehen. c) Die Kaderklasse gehört zur Einheit Marschkolonne; beim Korps und Sonderverband bildet sich extra eine Einheit; sie ist aus Verbandsführer und Stellvertreter, Schwadronführer und Stellvertreter sowie Offizieren aller Ebenen und anderen zugewiesenen Personen zusammengesetzt. Das Ziel ist es, das politische Niveau der gegenwärtigen Unteroffiziere zu heben, damit sie fähig sind, die Massen zu führen, und später die mittleren Kader ersetzen können. Die Lehrkräfte werden vom Politkommissar, vom Politabteilungschef und von den Kommandeuren der Marschkolonnen sowie anderen fähigen Personen beauftragt. d) Chih-t'ui (Brigade) als Einheit organisiert das politische Schulungskomitee; es wird aus Politkommissar, Kommandeur, der für die politische Schulung qualifiziert ist, aus der Brigade zusammengesetzt; der Politkommissar der Brigade wirkt als Hauptlehrer. Ihre Aufgabe ist die Besprechung

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aller Probleme in bezug auf die Durchführung der politischen Schulung der Soldaten innerhalb der Brigade. e) Das Propagandafach der Politabteilung des Korps und aller Marschkolonnen ist verpflichtet, das Politschulungskomitee zu organisieren, und beauftragt es mit der Durchführung der politischen Schulung eines Korps, einer Marschkolonne oder eines Sonderverbands. f) Didaktik 1. Unterweisungsform (Abschaffung des Pauksystems). 2. Vom Nahen zum Fernen. 3. Vom Seichten ins Tiefe. 4. Mit volkstümlicher Sprache (neue Termini müssen in volkstümliche Ausdrücke übersetzt werden). 5. 6. 7. 8.

Klar und deutlich sprechen. Humorvoll sprechen. Durch Handbewegung die Sprache unterstützen. In nachfolgenden Stunden den Grundriß der vorhergehenden Stunden wiederholen.

9. Einen stichwortartigen Abriß machen. 10. Die Kaderklasse muß die Diskussionsform anwenden. 2. Rede halten beim Morgen- und Abendappell a) Nicht länger als eine halbe Stunde sprechen. b) Stoff: 1. Politische Neuigkeiten berichten. 2. Kritik am Tagesablauf üben. 3. Die politische Parole der Woche erklären. 3. Rede bei der Versammlung a) Bei der Brigade findet sie jede Woche, bei der Marschkolonne alle zwei Wochen einmal statt; beim Korps ist es unbestimmt. b) Für jede Rede muß planmäßig durch Konsultation der politischen Organe (bei der Brigade der Politkommissar) und der militärischen Organe der Inhalt festgelegt, der Sprecher bestimmt und die Redezeit eingeteilt werden. c) Bei der Rede müssen alle außer dem Diensthabenden anwesend sein. d) Uber den Inhalt sowie die Beeinflussung der Massen bei jeder Rede müssen die politischen Organe der unteren Stufe der oberen Stufe berichten.

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4. Individuelle Unterhaltung a) Folgenden Personen gegenüber ist Einzelunterhaltung notwendig: 1. Wer andere Neigungen hat; 2. Wer bestraft ist; 3. Verletzte Soldaten; 4. Kranke Soldaten; 5. Neue Soldaten; 6. Gefangene Soldaten; 7. Wer unzufrieden bei der Arbeit ist; 8. Wer ideologisch wankelmütig ist. b) Vor der Unterhaltung muß zuerst nach der Gesinnung und dem Milieu des Gesprächspartners geforscht werden. c) Bei der Unterhaltung muß man den Status eines Genossen einnehmen und in aufrichtiger Haltung mit ihm sprechen. d) Nach der Unterhaltung müssen die Hauptpunkte und Eindrücke protokolliert werden. 5. Vergnügungen a) Mit dem Verband als Einheit die Arbeit des Kasinos des Soldatenkomitees anreichern und die folgenden Veranstaltungen durchführen: 1. Blindekuh u. dgl.; 2. Fußball; 3. 4. 5. 6.

Musik; Boxen; Folklore; Klassische Oper.

b) In jedem Propagandatrupp eine Kostümgruppe aufstellen. c) Die Unkosten für die Einrichtung der Veranstaltungen werden vom Staat bestritten (die für den Verband müssen von der Politabteilung der Marschkolonne genehmigt werden). 6. Die Behandlung reformieren a) Die körperliche Züchtigung entschieden abschaffen. b) Das beleidigende Beschimpfen abschaffen. c) Bevorzugung der kranken und verletzten Soldaten. d) Das System, pro Monat 40 Pfennig für Strohsandalen, wieder herstellen.

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7. Wie die besondere Schulung an neuen und gefangenen Soldaten zu bewerkstelligen ist a) Vom Leben und der Tradition der Roten Armee den neuen und gefangenen Soldaten berichten, wie z. B. 1. Die Gleichstellung des Lebens von Offizieren und Soldaten. (Zwischen Offizieren und Soldaten gibt es nur Dienstunterschiede, keine Klassenunterschiede; die Offiziere sind keine Ausbeutungsklasse, die Soldaten keine ausgebeutete Klasse.); 2. Die 3er Disziplin und ihre Begründung; 3. Die Bedeutung der Soldatenversammlung und ihre Wirkung; 4. Das Wirtschaftssystem der Roten Armee (die Wirtschaftsquelle, die Verwaltungsorgane der Wirtschaft, Wirtschaftsveröffentlichungen und das System der Uberprüfung durch die Soldaten); 5. Das Wirtschaftskomitee verwaltet die Kosten des Verbandes und verteilt die Dividenden; 6. Abschaffung von körperlicher Züchtigung und beleidigenden Beschimpfungen; 7. Bevorzugung der Gefangenen usw. b) Von der Kampfgeschichte der Roten Armee berichten. c) Die Grundsätze der Roten Armee: 1. Man muß den gefangenen Soldaten genau die Unterschiede zwischen der Roten und Weißen Armee erklären; 2. Weshalb ein Unterschied zwischen Roter Armee und Banditen besteht; 3. Die 3 großen Aufgaben der Roten Armee 37 . d) Vom Organisationssystem der Roten Armee berichten. e) Die allgemeine politische Bildung: 1. KMT und KPCh; 2. Die Invasion der drei großen Imperialisten: England, Japan und Amerika in China; 3. Unter Anstiftung der Imperialisten bekriegen sich gegenseitig die verschiedenen Militärmachthaber; 4. Landverteilung; 5. Sowjet; 6. Rote Garde usw. VI. Die besondere Erziehung der jungen Soldaten A. Die Politabteilungen aller Marschkolonnen sind verpflichtet, Schriftzeichen-Textbücher für die Jugend zu verfassen (Grundschul-Lehrstoff des Kommerz-Verlages; Tausendwörter-Aufsatz für das normale Volk und Lehrbuch des Lung-yai-Kulturklubs 38 als Vergleichsmaterial). B. In jeder Marschkolonne ist eine Lehranstalt für die jungen Soldaten zu errichten, in 3—4 Klassen einzuteilen; je Brigade eine Klasse, die Sondereinheit eine Klasse; jede Klasse darf nicht über 25 Schüler haben. Der Politleiter fungiert als Rektor, der Leiter des Propagandafachs als Dekan.

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Die 3 großen Aufgaben der R A : Kämpfer, Propagandist, Organisator, s. A n m . IV. 123.

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Lung-yai-Kulturklub: Verlagswesen.

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Jede Klasse hat einen Hauptlehrer. 90 Stunden Unterricht werden als ein Semester gerechnet. C. Der Staat übernimmt die Unkosten für Papier, Pinsel, Tusche und andere Instrumente, die an die Schüler verteilt werden.

VII. Die Frage der Abschaffung der körperlichen Züchtigung A. Die Wirkung der körperlichen Züchtigung in der Roten Armee In allen Truppeneinheiten, wo schlimmste körperliche Züchtigung stattfand, da gibt es die meisten Desertionen und die meiste Unzufriedenheit unter den Soldaten. Die deutlichsten Beispiele, wie ein gewisser Offizier der 8. Brigade der 3. Marschkolonne gern Leute schlägt; schließlich sind nicht nur die Boten, die Köche fast gänzlich desertiert, sondern der Feldwebel und Adjutant für den Kriegsbedarf sind auch weggelaufen. Im 25. Verband der 9. Brigade gab es eine Zeitlang einen Regimentsführer, der äußerst gern zuschlug; die Massen nannten ihn Eisenschmied, am Ende fanden die Soldaten keinen Ausweg; sie waren voller Groll; erst durch die Versetzung dieses Regimentsführers sind die Soldaten wieder frei geworden. Im 3. Regiment der Sonderbrigade sind durch Schlagen 4 Köche und ein Agentenführer sowie zwei kampferfahrene Abteilungsleiter desertiert. Einer davon heißt Hsiao Wen-ch'eng; er hinterließ einen Brief, in dem er erklärte, daß er nicht gegen die Revolution sei, sondern, weil er die Repressalien nicht ertragen konnte, davongelaufen ist. Gerade als die 4. Marschkolonne aufgestellt worden war, haben die Offiziere aus der 1., 2., 3. Kolonne, die dorthin versetzt wurden, stets die Soldaten barbarisch verprügelt; schließlich liefen die Soldaten alle davon, und dieses Häufchen von Offizieren konnte sich am Ende dort auch nicht mehr aufhalten und entfernte sich zwangsläufig selbst aus der 4. Kolonne. Desertion bei der 2. Kolonne gibt es mehr als bei allen anderen Kolonnen, obwohl da mehrere Gründe vorliegen, doch die Unteroffiziere der 2. Kolonne sind meistens von der ärgsten Gewohnheit zu schlagen befallen; das ist wohl einer der wichtigsten Gründe. In der 2. Kolonne wurde 3mal Selbstmord verübt (ein Abteilungsleiter und zwei Soldaten); das ist der größte Schandfleck der Roten Armee, das hat eine äußerst ernsthafte Bedeutung; das ist auch unweigerlich darauf zurückzuführen, daß die Züchtigung in der 2. Kolonne besonders verbreitet ist. Der allgemeine Ruf in der gegenwärtigen Roten Armee ist: „Der Offizier schlägt nicht die Soldaten; wer schlägt, muß sterben!" Solche Anzeichen von Unzufriedenheit und Ungerechtigkeit bei

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den Massen lohnen sich, ihnen wirklich unsere ernste Aufmerksamkeit zuzuwenden. B . Ursprung der Züchtigung und Grund für ihre Abschaffung U m die feudalistische Ausbeutung der Feudalklasse aufrechtzuerhalten, muß sie mit den grausamsten Strafen als Instrument den Widerstand und die Rebellen der Ausgebeuteten unterdrücken; das ist der Grund, weshalb die Körperstrafe ein Produkt des feudalen Zeitalters ist. Die Entwicklung der Wirtschaft schreitet voran in dem System des Kapitalismus; dieser fordert um so mehr den Liberalismus, um die Individualität der Arbeiterund Bauernmassen zu entfalten, damit ihre Arbeits- sowie Kampffähigkeit steigen und somit die Entwicklungsbedingungen des Kapitalismus geschaffen werden. Deshalb ist in allen kapitalistischen Ländern die Körperstrafe abgeschafft; in der Armee ist das Schlagen ebenfalls schon längst nicht mehr vorgekommen. Was die wirtschaftliche Entwicklung bis zur Geburt des Sozialismus angeht, so kann die Arbeiter- und Bauernklasse durch das rapide Fortschreiten des Klassenkampfes die Macht der herrschenden Klasse stürzen sowie die auf diese Macht gestützte Ausbeutung; erst durch die Machtentfaltung der breiten Masse der eigenen Klasse kann man den Sieg im Kampf erringen. Deshalb hat die Sowjetunion nicht nur die Körperstrafe in der Roten Armee längst abgeschafft, sondern auch im allgemeinen Strafgesetz die Anwendung der Körperstrafe gänzlich streng verboten. Das 4. Korps der Roten Armee entstand, als das feudalistische System in China noch nicht gänzlich abgeschafft war; seine Hauptbestandteile kamen wiederum meist von den Truppen der feudalistischen Militärmachthaber herüber; Tradition und Ideologie des Feudalsystems bestanden dennoch im allgemeinen sehr stark bei den Offizieren und Soldaten; deshalb sind die Gewohnheiten von Schlagen sowie Nur-durch-Schlagen-Gehorchen genauso wie in den Truppen der feudalen Militärmachthaber. O b w o h l wir schon längst die Parole ausgegeben haben, daß die Offiziere die Soldaten nicht schlagen, und festgesetzt haben, daß das Soldatenkomitee das Recht hat, gegen das den Soldaten zugefügte Leid Einspruch zu erheben, hat es doch überhaupt keine Wirkung gehabt. Schließlich entstand eine Trennwand zwischen Offizieren und Soldaten; das drückte die Stimmung der Soldaten sowie der Offiziere; die Desertion nahm täglich zu; eine Atmosphäre von Groll entstand in der Armee bis hin zum Selbstmord; das ist ein der Kampfaufgabe der Roten Armee gänzlich entgegengesetztes Phänomen; falls wir das nicht sofort korrigieren, wird die Gefahr noch unaussprechlich werden.

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C . Berichtigungsmethode 1. Entschieden die Körperstrafe abschaffen. 2. Die Bewegung für die Abschaffung der Körperstrafe in Gang bringen. Diese Bewegung muß beiderseits von Offizieren und Soldaten bewerkstelligt werden, damit die Bedeutung, „die Abschaffung der Körperstrafe ist günstig für den Kampf", in den Massen von Offizieren und Soldaten Allgemeingut wird; so erst kann auf seiten der Offiziere nicht der Gedanke entstehen, daß es durch Abschaffung der Körperstrafe nicht mehr möglich ist, die Soldaten zu führen, sondern daß sie begreifen, daß nach der A b schaffung der Körperstrafe die Soldaten noch leichter zu leiten und zu trainieren sind. Anderseits werden die Soldaten nicht nur auf den Gedanken kommen, nach der Abschaffung der Körperstrafe nun noch frecher zu werden, sondern darauf, daß durch die Abschaffung der Körperstrafe ihre Kampfmoral gestärkt wird, die Trennwand zwischen Offizieren und Soldaten somit abgerissen ist, und das Leiten, Training und die allgemeine Disziplin werden selbstbewußter akzeptiert. 3. Nach der Abschaffung der Körperstrafe werden, durch die geschichtlichen Gewohnheiten bedingt, womöglich einige zeitweilige böse Phänomene erscheinen; diesbezüglich müssen wir unsere Pflicht intensivieren, uns anstrengen, mit dem Geist der Überredung ihr Selbstbewußtsein und den Geist, die Disziplin zu befolgen, zu wecken, und das böseste Feudalsystem, gegen die Aufgabe des Kampfes, zu überwinden. Man darf nie mit dem Vorwand von bösen Phänomenen seine feudalistische Gewohnheit decken, Menschen zu schlagen. Alle, die mit dem Vorwand von zeitweiligen bösen Phänomenen gegen die Abschaffung der Körperstrafe Stellung nehmen oder Sabotage gegenüber der Bewegung der A b schaffung der Körperstrafe üben, sind, objektiv gesehen, ein Hindernis zur Entwicklung des revolutionären Krieges, d. h. auch ein Helfer der herrschenden Klasse. 4. Die Reihenfolge der Abschaffung der Körperstrafe in der Roten Armee: a) Das Strafgesetz der Roten Armee reformieren; b) Durch höchste Polit- und Militärorgane gemeinsam den Befehl erlassen, die Körperstrafe abzuschaffen, und ein neues Strafgesetz der Roten Armee verkünden; c) Nach dem Erlaß des Befehls wird einerseits eine Offizierskonferenz durch die Militär- und Politorgane einberufen, werden genau die Gründe für die Abschaffung der Körperstrafe erläutert, damit die gesamten Offiziere den Befehl der großen Reform unterstützen, sie eifrig und wohlwollend in den Truppen durchführen; d) Anderseits wird eine SoldatenDelegierten-Konferenz durch das Soldatenkomitee einberufen; außer daß

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man diese Reform unterstützt und von jetzt ab selbstbewußt der Disziplin folgt, wird ferner die disziplinäre Bestrafung der Massen verschärft, um ein gutes Resultat nach der Abschaffung der Körperstrafe zu erreichen. V I I I . Fragen hinsichtlich der Bevorzugung von verletzten und kranken Soldaten A. Einfluß und Phänomen des Leidens der verletzten und kranken Soldaten 1. Alle Truppeneinheiten der Armee haben spärliche Sanitätsanlagen, wenig Ärzte, wenig Medikamente, ungenügende Bahren-Einrichtungen; die beschäftigten Personen sind ungenügend und unqualifiziert, so daß eine Menge verletzter und kranker Soldaten nicht nur keine ausreichende ärztliche Behandlung erfährt, sondern auch der elementaren Ersten Hilfe manchmal ermangelt. 2. Die Militär- und Politorgane der Armee.haben den verletzten und kranken Soldaten ungenügende Aufmerksamkeit geschenkt. Wie z. B . a) Im Hinblick auf die Gesundung des Sanitätswesens hat man nicht die größte Anstrengung ausgeschöpft, sondern ihr überhaupt keine Aufmerksamkeit geschenkt. Es wurde über das Sanitätswesen in allen Konferenzen wenig gesprochen, b) Die Offiziere haben nicht ihr Möglichstes getan, die Verletzten und Kranken gelegentlich zu trösten; daß ein Offizier verletzten und kranken Soldaten Tee bringt, sie zudeckt, gelegentlich mit Fragen tröstet, solche Gewohnheiten gibt es in der Roten Armee überhaupt nicht. Die Offiziere nehmen eine Haltung ein, so, als ob sie die Verletzten und Kranken nichts angehen, ja, manchmal zeigen sie sogar einen Ausdruck des Mißfallens, c) Auf den Märschen zeigen die Offiziere und Soldaten gegenüber den am Weg zurückgebliebenen Verletzten überhaupt kein bißchen Sympathie; es wurde nicht nur nichts unternommen, sondern sie wurden noch ausgeschimpft oder erbarmungslos beiseite geschoben. 3. Schwerverletzte und -kranke Soldaten haben ungenügend Versorgung und Kostgeld; nach einer Verletzung gibt es 7—8 Tage lang noch kein Kleid zum Wechseln; Pflegekosten gibt es bei Offizieren, aber nicht bei Soldaten. 4. Die Mängel im Chiao-yang-Krankenhaus: a) Organisationsloser Zustand. b) Zu wenig Ärzte und Medikamente, c) Die Ärzte verkaufen privat Medizin, d) Unhygienisch, e) Kleider und Decken schützen nicht vor Kälte, f) Zu wenig Krankenpfleger, g) Schlechte Kost, h) Die Räume sind eng. i) Die Beziehung zur einheimischen Bevölkerung ist schlecht: Deshalb betrachten die verletzten Soldaten das Krankenhaus wie ein Gefängnis und wollen nicht dort bleiben.

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Durch die oben genannten verschiedenen schlechten Behandlungen bei den verletzten und kranken Soldaten sind folgende Auswirkungen entstanden: a) Es gibt Anlaß zur Unzufriedenheit über die Rote Armee mit der Äußerung: „Die Rote Armee ist zwar gut, aber man darf nicht Splitter mit sich tragen (verletzt sein), krank sein"; solche Meinungen sind buchstäblich in der ganzen Soldatenschaft und im ganzen Unteroffizierskorps verbreitet; b) Die Unzufriedenheit der Soldaten über die Offiziere vergrößert die Trennung zwischen ihnen um so mehr; c) Die Soldaten sowie die Unteroffiziere fürchten, Splitter zu tragen; deshalb sinkt die Kampfmoral der Roten Armee; d) Die Desertion vermehrt sich; e) Einfluß auf die Arbeiter- und Bauernmassen, welcher ihren Wagemut zum Eintritt in die Rote Armee verringert. B. Maßnahmen zur Lösung 1. Die Militär- und Politorgane dürfen sich nicht wie einst um das Sanitätsproblem nicht mehr kümmern; die Konferenzen von jetzt ab müssen ausführlich über Sanitätsprobleme sprechen. 2. Das Sanitätswesen muß besonders gesunden; die Beschäftigten müssen fähige Leute sein; es dürfen nicht Leute eingesetzt werden, die anderswo nicht zu gebrauchen sind; ferner muß die Belegschaft vergrößert werden, damit das Ziel erreicht wird, genügend Verpflegung zu haben. Hinsichtlich des Mangels an Ärzten und Medikamenten müssen alle Möglichkeiten angewandt werden, um eine Lösung zu finden. Was die Ärzte angeht, so muß man sie anspornen, die Patienten genauer zu behandeln und nicht nachlässig zu sein. 3. Offiziere, besonders solche, die mit den Soldaten Kontakt haben, wie Kompanieführer, müssen gelegentlich die kranken Soldaten besuchen, ihnen Tee einschenken, am Abend helfen, sie zuzudecken. Falls sie frieren, muß man sich irgendetwas einfallen lassen, wie z. B. beim anderen ausleihen, damit sie mehr Kleidung bekommen. All diese oben genannten Maßnahmen zur Betreuung der verletzten Soldaten müssen als ein System festgesetzt, von allen praktiziert werden; denn so kann man die Massen am besten gewinnen. 4. In bezug auf die bei Märschen an der Straße zurückgebliebenen Verletzten: a) Jegliche Beschimpfung und Verhöhung von irgendjemandem wird verboten; b) Wenn die Verletzten und Kranken den Weg freimachen sollen, muß man es ihnen in einem guten Ton sagen und sie nicht einfach beiseite schieben; c) Egal, um welche Truppeneinheit oder welches Organ es sich handelt, falls es durch Kranksein oder Verletzung zurückgebliebene Soldaten gibt, egal, ob es sich um Kombattanten oder Nichtkombattanten

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handelt, man muß in allen Fällen sofort jemanden hinschicken, sie zu betreuen; falls es sich um Schwerverletzte und -kranke handelt, so muß man alles Mögliche tun, Träger zu suchen, sie zu tragen; d) Auf jedem Marsch muß die Nachhut Geduld aufbringen, die verletzten und kranken Nachzügler anzuführen; notfalls muß man für sie Gewehre und Munition tragen. 5. Taschengeld an Verletzte und Kranke verteilen nach des Krankheitsgrades; bei Schwerverletzten und -kranken wenig mehr geben. Pflegekostgeld muß man in bezug Schwerverletzte und -kranke nicht mehr nach Offizieren, Hilfskräften trennen, sondern nach Erwägung vergeben.

der Erwägung muß man ein auf besonders Soldaten oder

6. Zur Frage der Kleidung und des Bettzeugs für die Verletzten und Kranken muß, außer daß der Staat sein Möglichstes zu tun hat, eine Spende bei den Offizieren und Soldaten aller Einheiten in Gang gebracht werden; das wird nicht nur das Taschengeld für die Verletzten und Kranken aufbessern, sondern ist eine gute Methode, den Gemeinschaftsgeist zur gegenseitigen Hilfe in der ganzen Armee hervorzurufen. 7. Die Mängel des Chiao-yang-Krankenhauses im Hinterland müssen planmäßig behoben werden. Ferner muß man noch zu einer Spendenaktion (Kleider, Bettzeug, Bargeld, Lebensmittel) unter den Arbeiter- und Bauernmassen in der Gegend von West-Fuchien aufrufen, um die enge Verbindung zwischen den Arbeiter- und Bauernmassen und der Roten Armee herzustellen.

I X . Uber die Beziehungen zwischen Militär- und Politsystem in der Roten Armee A. Bevor höhere lokale Machtorgane errichtet werden, führen Organe der Roten Armee sowie die Militär- und Politorgane unter Leitung des Frontkomitees gleichberechtigt die Aufgaben durch. B . Die Beziehung zwischen Roter Armee und Volk 1. Alle Angelegenheiten, die militärische Bedeutung haben, wie z. B . das Regierungsprogramm verkünden usw., werden von beiden, Militärund Politorgan, gemeinsam verkündet. 2. Alle Massenarbeit, wie Massenpropaganda, Massenorganisation, Regierungsbildung sowie die Führung und Überwachung von Konfiszierung, Verurteilung, Bestrafung, Spenden, Geldmittelbeschaffung, Nothilfe usw., ist, bevor lokale Machtorgane errichtet werden, der Kompetenz der Politabteilung unterstellt. 3. W o noch keine Machtorgane errichtet sind, nimmt die Politabteilung der Roten Armee die Machtorgane des betreffenden Ortes ein; bis die

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III. Der 1.

Bürgerkrieg

lokalen Machtorgane bereits errichtet sind, muß man alle Angelegenheiten von den lokalen Machtorganen selbständig regeln lassen mit dem Prinzip, ihr Vertrauen im Volk zu festigen. Nur wo die lokalen Machtorgane noch nicht stabil sind und die Angelegenheiten die Rote Armee sowie die Gemeinde angehen, werden sie auf gemeinsame Weise von den lokalen Machtorganen und der Politabteilung der Roten Armee geregelt. 4. ö r t l i c h e bewaffnete Kräfte aufstellen helfen und entwickeln ist eine Pflicht der Politabteilung; ihnen beim militärischen Training in der gewöhnlichen Zeit zu helfen und sie bei Kampfaktionen während des Krieges zu kommandieren, ist die Pflicht des Kommandostabs, doch beides sollte möglichst auf dem Weg durch die lokalen Machtorgane geschehen; mit allen Kräften muß versucht werden zu vermeiden, das direkt zu regeln. C . Im Administrativen und Personellen der Roten Armee haben die beiden militärischen und politischen Systeme jedes für sich unabhängige Wege. Falls es beide angeht, wie z. B . personelle Umbesetzung, Nachrichtenaustausch usw., wird das mit gleichrangiger Amtsschriftform bekanntgegeben. D . Die Durchführung von Anstandsregeln sowie die Militärdisziplin basiert bei beiden Systemen, dem militärischen und politischen, gegenseitig auf dem Prinzip der Ranggehorsamkeit; es dürfen nicht die verschiedenen Systeme als Vorwand benutzt werden, um lässig und ungehorsam zu sein. E. Bei den Angelegenheiten von Versorgung, Sanitätswesen, Märschen, Kriegsführung, Lagerung usw. hat das Politsystem das Kommando des Militärsystems zu akzeptieren. In Angelegenheiten der Politschulung und Massenarbeit hat das Militärsystem das Kommando des Politsystems zu akzeptieren. Doch die Kommandoform darf nur gegenüber den untergeordneten Organen des Partners angewandt werden (Abteilung für Allgemeine Angelegenheiten oder Adjutanten usw.). F. Die gesamte Anleitung der Geldmittelbeschaffung bei der Roten Armee sowie die Ausgabe und Festsetzung der Gelder für die Politarbeit ist der Politabteilung unterstellt; die Militärorgane dürfen sich nicht einmischen. (Die Politabteilung holt das Geld direkt vom Heeresbedarf.) Die Unkosten der Parteiabteilung werden von der Politabteilung bestritten. G . Alle Befehle der Militärorgane brauchen, abgesehen davon, daß der Politkommissar mit unterzeichnet, nicht von dem Politabteilungschef unterzeichnet werden. Hingegen werden alle Befehle der Politabteilung einseitig von der Politabteilung durchgegeben; sie benötigt nicht die Unterschrift des Politkommissars. Dezember 1929 in Ku-t'ien, West-Fuchien

Kommentar

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K. Machtergreifung der Rußlandstudenten 4. Plenum des 6. Kongresses Li Li-san, der auf dem 6. Kongreß (Sept. 192 8) 3 9 eine sehr aktive Rolle gespielt hatte, vertrat in den beiden darauffolgenden Jahren die Auffassung, daß die neue revolutionäre Flut nun wirklich da sei, und befahl den Bauernheeren in den Sowjetgebieten, im Zusammenwirken mit Arbeiteraufständen die Großstädte anzugreifen [D 9]. Li Li-san wurde vom 6. Kongreß eine Reihe unerfüllbarer Verpflichtungen auferlegt; ihm wurde klargemacht, daß die KPCh die Hegemonie nur dann erreichen kann, wenn sie sich die Führung des städtischen Proletariats zurückerobert. Gleichzeitig wurde dekretiert, daß China am Rande einer neu heraufkommenden revolutionären Welle stünde, und der KPCh der Auftrag erteilt, sich darauf vorzubereiten. (Stalin sah sich genötigt, den entgegengesetzten Standpunkt wie Trotzki einzunehmen, der die Ansicht vertrat, daß die revolutionäre Welle in China abgeflaut sei, was der Situation mehr entspricht, denn die Arbeiterschaft ist nicht mehr wie früher zu politischen Streiks und bewaffneten Aufständen zu bewegen). Am Anfang des Jahres 1930 begannen gerade die Sowjetgebiete Südchinas als eine unabhängige, einflußreiche Kraft in der, kommunistischen Bewegung hervorzutreten, wovor die 9. Vollversammlung des EKKI 4 0 bereits in Febr. 1928 gewarnt hatte, daß nämlich die Partei ganz von einer „Bauernmentalität" beherrscht werden könnte. So hat Li Li-san doch unter Einhaltung der Kominternlinie gehandelt. Beim Angriff auf Ch'angsha (27. 7. 1930) hat er auch die Zustimmung vom EKKI (Brief vom 23. 7. 1930) erhalten. Daß Mao Tse-tung und Chu Te mit dieser Strategie nicht einverstanden waren und sogar ihre Truppen zurückhielten, besagt eher, daß die Befehlsgewalt der Militärs bereits nicht mehr eindeutig im Zentralbüro, sondern im Frontkomitee lag. Li Li-san wurde durch die Mißerfolge zur putschistischen Tendenz verurteilt, denn seine Gegner, besonders die damals bereits zurückgekehrten Rußlandstudenten unter der Obhut von Pawel Mif, wollten sich die Führung in der Partei aneignen. Doch Li Li-san stand allein da, auch Chou En-lai verteidigte ihn 4 1 ; so kann seine Absetzung erst am 16. Nov. 1930 erfolgen, als der Brief des ZK der Komintern Li Li-san als die Quelle aller in China begangenen Fehler

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VI. Kongreß, s. Anm. III. 14. Die IX. Vollversammlung des EKKI, s. Anm. III. 15. Bericht von Shao-shan (Chou En-lai) auf dem 3. Plenum des VI. Kongresses des ZK der K P C h , Sept. 1930, der auf Anordnung Moskaus zur Berichtigung der Li-Li-san-Linie stattgefunden hat.

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bezeichnet und somit seine eigene Schuld in die Schuhe von Li Li-san zu schieben sucht [ D i l ] . Nach dem Fehlschlag von Ch'angsha scheint es, als habe Moskau wenigstens zeitweilig darauf verzichtet, die Kräfte der R A zur Eroberung von Großstädten einzusetzen. Es wurde anscheinend entschieden, daß die Sowjetgebiete ein zu wertvoller Besitz seien, als daß er so leichtsinnig geopfert werden dürfe. Am l . N o v . 1930 startete Chiang Kai-shek den 1. Vernichtungsfeldzug gegen das Sowjetgebiet in Chianghsi. [ D 10] zeigt, daß die K P C h den Schwerpunkt nun auf die Agrarrevolution und den Partisanenkrieg gelegt hat. Chu-Mao-Soldaten wurden sogar als Aushängeschild benutzt, Weiße Soldaten zum Eintritt in die R A zu bewegen [ D 10]. Es ist auch kein Wunder, daß sich die Zentrale darauf stützen muß, denn die einzige Kraft, die unter den Kommunisten den KMT-Truppen widerstehen kann, waren nun mal die Chu-Mao-Truppen, und zwar nach der Partisanentaktik ä la Mao Tse-tung; das wurde in der Chi-an-Konferenz 4 2 am 14. Nov. angenommen. Die Zentrale versuchte nun auch [ D 10] den Kampf gegen die KMT-Truppen auf indirekte Weise, nämlich dadurch, daß die Soldatenbewegung der KMT-Truppen zersetzt bzw. zum Uberlaufen bewegt. Diese schon damals angewandte Praxis hat im Laufe der Jahre des Bürgerkrieges, besonders in der Spätphase, ihre Früchte in großem Umfang getragen. U m sich Mao Tse-tung gefügiger zu machen, sandte das Z K den Hsiang Ying nach Chianghsi, um das Zentralbüro zu bilden. Li Li-san scheidet Ende Nov. 1930 aus dem Politbüro aus. Durch all diese Ereignisse ist ein ziemliches Chaos in den Sowjetgebieten entstanden und ein Machtkampf zwischen Mao Tse-tung und den Anhängern der anderen Gruppen ausgebrochen. Der Zwischenfall von Futien 4 3 war der Höhepunkt dieses Machtkampfes. Mao zerschlug einen starken Flügel der Partei, der sich als Opposition gegen seine wachsende Macht in den Sowjetgebieten gebildet hatte. Im Anschluß daran hat das 4. Plenum des V I . Kongresses 4 4 beschlossen, das Politbüro zu reorganisieren. Die Rußlandstudenten ergreifen die Macht. Das 4. Plenum des 6. Kongresses am 8. Jan. 1931 ist ein Wendepunkt in der Geschichte der K P C h . Bislang waren die führenden Personen, wie Ch'en Tu-hsiu, Chang Kuo-t'ao, Mao Tse-tung, Chü Ch'iu-pai, Chou En-lai und Li Li-san, obwohl einige von ihnen im Ausland waren, doch aus

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Chi-an-Konferenz: 14. N o v . 1930.

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Der Zwischenfall von Fu-t'ien: s. P. P. Wladimirow: Das Sondergebiet Chinas 1942—45,

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4. Plenum des 6. Kongresses, 8. Jan. 1931. Ein Wendepunkt in der Geschichte der K P C h .

S. 2 6 4 - 2 7 6 , Dietz Verlag Berlin 1976. Die Moskaustudenten übernehmen die Macht in der K P C h .

Kommentar

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der chinesischen Kultur und Gesellschaft herangewachsene Intellektuelle, aber die Rußlandstudenten Ch'en Shao-yü, Ch'in Pang-hsien usw. sind um 1922 nach Moskau entsandte junge Leute, die erst 1930 zurückgekehrt sind. Sie sind von der Sowjetunion und vom Kommunismus tief beeinflußt worden, Herz und Seele moskauhörig und richtige Internationalisten. Das Für und Wider bei der Ernennung zu Führungsämtern war ziemlich unentschieden und konnte nicht zu einem Abschluß kommen; so hat Mif, der Vertreter der Komintern, eigenmächtig bestimmt und die gegnerische Fraktion aus der Partei ausgebootet. Das Verfahren, Ch'en Shao-yü vom einfachen Parteimitglied direkt zum Kommissar des Politbüros aufzuwerten, sowie Chang Wen-t'ien, Shen Tse-min und Ch'in Pan-hsien direkt zu ZK-Mitgliedern aufzuwerten, ist gegen die Satzung der Partei geschehen, doch wegen des Einverständnisses der Komintern hat niemand dagegen protestiert. Doch im Januar 1935 auf der Tsunyi-Konferenz 45 , als Mao Tse-tung das Politbüro auch durch Kommissare ergänzt hat und als im Juni des gleichen Jahres auf der Konferenz von Liang-ho-k'ou 46 Hsü Hsiangch'ien und Ch'en Ch'ang-hao zu Mitgliedern des ZK ernannt wurden, ist eigentlich die Nachahmung des Präzedenzfalles auf dem 4. Plenum gewesen. Die Gegner Mao Tse-tungs, die behaupteten, daß es auf der Konferenz von Tsunyi nicht mit rechten Dingen zugegangen sei, müßten eigentlich auf das 4. Plenum des 6. Kongresses zurückgreifen, denn was der Komintern recht ist, ist Mao Tse-tung auch billig. Im [D 12] wurde das 10. Rundschreiben des Zentralbüros über Taktik, Organisation und Arbeitsrichtlinien für die örtlichen bewaffneten Kräfte herausgegeben. Es muß von Chou En-lai sein, da Mif und Ch'en Shao-yü gleich nach dem 4. Plenum nach Moskau gereist sind und die Geschäfte des neuen ZK ausschließlich von Chou En-lai geleitet wurden; obendrein war er immer noch Chef des Militärbüros des Zentralkomitees. Hier wurde mit psychologischen Mitteln versucht, das Volk in die bewaffneten Kräfte einzuspannen, um die örtlich bewaffneten Kräfte zu vergrößern. Die Geldmittelbeschaffungsmethode wurde auch bei den Stadtbewohnern differenziert durchgeführt, um möglichst viele Schichten der Bevölkerung für sich 45

Die erweiterte Beratung des Politbüros des ZK der K P C h hat im Januar 1935 in Tsunyi, Provinz Kueichou, die Führung der Partei abgesetzt und eine neue Führung der Partei mit Mao Tse-tung an der Spitze gebildet. A b e r diese Beratung fand während des Langen Marsches statt, und deshalb konnte sie nur zu den damals aktuellen militärischen Fragen und zu organisatorischen Fragen Beschlüsse fassen, nämlich über das Sekretariat des ZK und über den Zentralen Revolutionären Kriegsrat.

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Liang-ho-k'ou-Konferenz Juni 1935. Kontroverse zwischen Mao Tse-tung und Chang Kuo-t'ao wegen der Marschroute des 1. und 4. Armeekorps.

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III.

Der 1.

Bürgerkrieg

zu gewinnen. Diese Erweiterung der Volksbewaffnung durch Rote Garden und Arbeiterwehren zu Partisanen-Truppen sind alle Vorläufer des Aufbaus der Milizen, was später während des Widerstandskrieges systematisch durchgeführt wurde.

K F H ( 2 ) S. 38

D9: Das 84. Rundschreiben der Zentrale (21. 7.1930) (Die Repräsentantschrift der sogenannten Li-Li-san-Richtung) I. Die Entwicklung aller Ereignisse beweist bzw. hat schon die richtige Vermutung über die politische Lage auf Grund des politischen Beschlusses des Politbüros vom 11.Juni 4 7 bewiesen. Die bereits gereifte chinesische Polit-Ökonomie und die Gefahr der Revolution sind auf dem Weg einer beschleunigten Umwandlung. Das auf der Höhe sich verstärkender Kriege durch die Regionalen Militärmachthaber geschaffene noch größere Chaos und der Bankrott der Wirtschaft, die Arbeitslosigkeit, die äußerste Verarmung der Bauern und die große Zunahme der armen Bevölkerung in den Städten, wozu noch die Lebensmittelknappheit und die Verteuerung des Lebensstandards kommt, zogen also nun die breiten Massen zur Front des Anti-Militärmachthaber-Krieges hinüber. Die demonstrativen Streiks der Arbeiter, die hohe Flut des Kampfes der Bauern, die Entwicklung der lokalen Aufstände und Soldatenmeutereien sind alles Erscheinungen am Vorabend der Flut der Revolution. Diese Erscheinungsformen entwickeln sich im allgemeinen alle unter starkem Drang nach vorn und ständiger Wandlung zu einer noch höheren Form. Unter diesen Umständen muß es die Aufgabe der Partei sein, schleunigst bewaffnete Aufstände vorzubereiten, Generalstreiks zu organisieren, was die Generaltaktik des Augenblicks darstellt. II. Was die ungenügende Einschätzung dieser revolutionären Erscheinungen angeht, ist das zur Zeit die hauptsächliche nach rechts tendierende 47

Hierzu Brandt-Schwartz-Fairbank: Der Kommunismus in China, Dokument 14: Li Li-san: Die revolutionäre Welle und Teilerfolge in der einen oder anderen Provinzen, 11. Juni 1930.

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Gefahr in der Partei 48 . Denn was die ungenügende Einschätzung der Wandlung der revolutionären Lage, die Durchführung der Taktik der wankelmütigen Rechtsler betrifft, wollen sogar manche Provinzen sich nicht auf den Standpunkt der ganzen revolutionären Situation stellen, die Taktik der Partei entschieden durchzuführen, sondern bringen einer Art lokaler „Sonderansichten" vor, so daß man bei der Arbeitsplanung die Wandlung der revolutionären Lage nicht ausnützen und noch mehr entwickeln kann. Das sind alles nach rechts tendierende Gefahren, die durch ungenügende Einschätzung der gegenwärtigen revolutionären Lage entstanden sind. All diese nach rechts tendierenden Gefahren sind eben Voraussetzungen für den Opportunismus; wir müssen entschieden diese Rechtsabweichler bekämpfen; dann erst können wir die korrekte Durchführung der Parteilinie wahren. III. Bei beschleunigter Veränderung der revolutionären Lage muß die Partei die breiten Massen an sich reißen, den bewaffneten Aufstand im ganzen Land noch realistischer und schneller vorbereiten und dafür mit einer oder mehreren Provinzen zusammen vorerst den Sieg erreichen und realistisch planen. Wir müssen unsere Anstrengungen gegen den WeltKrieg richten, auf den bewaffneten Schutz der Sowjetunion, gegen den Imperialismus und die Unterstützung der revolutionären Bewegung in den Kolonialgebieten. Innerhalb dieser Hauptaufgaben müssen wir uns entschieden dem Krieg der Militärmachthaber widersetzen, als taktische Linie die Umwandlung der Regionalen Militärmachthaber-Bekriegung in Militärmachthaber-Vernichtungskämpfe durchzuführen. Um die taktische Linie der durch das Politbüro vom 11.6. festgesetzten Beschlüsse vollständig zu realisieren, muß schleunigst die folgende Arbeit angeordnet werden. 1. In jeder Provinz muß ein Aktionskomitee gegründet werden, damit man konzentriert die gegenwärtige Aufgabe voranbringen kann; gleichzeitig muß man eifrig die ganze Partei mobilisieren, damit die Genossen die Veränderung der revolutionären Lage verstehen und entschieden ihren Beschluß über die durchzuführende Taktik fassen. 2. Ausbreitung der politischen Propaganda- und Agitationsarbeit der Partei: Diese Arbeit war früher ungenügend durchgeführt worden. N u n muß die Partei dieses Propagandamaterial drucken, täglich an das Volk verbreiten, dann werden, wenn die Flut der Revolution ankommt, die breiten Massen unter dem politischen Einfluß der Führung unserer Partei einen hartnäckigen, entschiedenen Kampf durchmachen.

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Mao: AW I. Anm. 167 und 168.

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3. Politische Generalstreiks organisieren: Heutzutage müssen wir die Veränderung der revolutionären Lage und die rasche Veränderung der Kampfform klar erkennen. Unter einer einzigen Vorbedingung den politischen sowie den Allianzstreik durchführen: Bei der augenblicklichen Kampfsituation ist objektiv schon längst die Bedingung für einen politischen sowie für einen Allianzstreik vorhanden; der Grund dafür, daß wir sie nicht in großem Maße entfaltet haben, besteht hauptsächlich in der rechtsabweichlerischen Taktik der Durchführung: a) Die Wankelmütigkeit auf Grund nicht genügender Erkenntnis der Veränderung der revolutionären Lage; b) das Unvermögen zum entschlossenen Aufstellen einer politischen Parole für den Beginn eines Streiks, c) Beim Organisieren des Allianzstreiks fehlt die Planung auf das Gesamte hin zur Erfassung eines zentralen Punktes für die Entfaltung eines Streiks, sondern sie sind der Ansicht, erst den zentralen Kampf zu organisieren, um den Allianzstreit voranzustreiben. Wir müssen mit Entschiedenheit auf Grund der politischen Forderung die Kämpfe organisieren und ferner die geeignete neue Kampfmethode des Generalstreiks anwenden. 4. U m den Generalstreik und den gleichbranchigen Streik anzuwenden, müssen wir neue Kampfmethoden organisieren. Wir müssen ein Aktionskomitee für den gleichbranchigen Allianzstreik organisieren (Textilfabriken, städtische Behörden usw.); dieses Komitee ist ein Massensystem, gleichzeitig konzentriert es die Kräfte der Partei. Das Aktionskomitee jeder Branche steht unmittelbar unter der Leitung der Generalgewerkschaft einer Stadt, gegebenenfalls kann man wegen geographischer Streuung auch Zweigstellen gründen (wie z. B . das Exekutivkomitee der Textilfabriken in Shanghai-Ost und Shanghai-West); jede Fabrik muß genauso ein Komitee gründen; unter diesem gruppieren sich die Aktivisten der Massen und der Partei, um die Aktionen durchzuführen. In jedes dieser Aktionskomitees wird von der Partei ein fähiger Genosse entsandt, um mitzuwirken bzw. zu leiten. Falls es sich bei der wichtigen Aufgabe eines Bezirkskomitees um eine Textilfabrik handelt, so muß bei dem betreffenden Bezirk ein wichtiger Verantwortlicher aus dem Bezirkskomitee in diese Zweigstelle eintreten bzw. sie leiten. Jedes Aktionskomitee muß eigentlich jeden Tag eine Konferenz abhalten zur Planung und Instruktion der Allianzstreiks, nur nach dieser Methode können wir uns der jetzigen neuen Kampfform anpassen. 5. Die Gründung der Roten Gewerkschaftsorganisation ist die Vorbedingung des organisierten Kampfes. Wir müssen mit Nachdruck die massenorganisatorischen, engherzigen rechtsabweichlerischen Ansichten korrigieren, wir müssen das Programm des Roten Kampfes, die öffentliche Massenlinie benutzen, auf breiter Basis die Roten Gewerkschaften errichten

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und entwickeln, durch die Rote Gewerkschaft die Organisierung der Arbeiterwehren weiter ausbauen. 6. Militarisierung der Roten Avantgarde und der Parteimitglieder. Die Rote Avantgarde ist eine konkrete Form der militärischen Organisation zur Vorbereitung des bewaffneten Aufstandes; sie ist gänzlich ein militärisches System und der Militärkommission unterstellt. Jede Zelle, Jugendverband und Partei-Fraktion in der Gewerkschaft müssen alle einen militärischen Sonderbeauftragten besitzen, der verpflichtet ist, die Rote Avantgarde aufzubauen; jedes Parteimitglied muß verpflichtet sein, die Rote Avantgarde aufzubauen, die Parteimitglieder müssen, außer daß sie in der Zelle eine spezielle Militärschulung erhielten, allgemein die Militärschulung in der Roten Avantgarde absolvieren. 7. Die R A gewaltig vergrößern und die Arbeiter-und-Bauern-Revolutionäre-Militär-Kommission gründen: Die R A m u ß heute gewaltig vergrößert und in großem Umfang konzentriert w e r d e n : Sie m u ß die derzeitige feindliche Armee vernichten und zu den wichtigsten strategischen Zielen vordringen. Das schwierigste Probleme bei der Vergrößerung und Entwicklung der R A ist im Augenblick die schlechte Beziehung zwischen der R A und der lokalen Parteiorganisation sowie der Sowjets; nun müssen w i r in den Kampfgebieten sofort das höchste politische und militärische Führungsorgan der Arbeiter-und-Bauern-Revolutionäre-Militär-Kommission errichten, um eine einheitliche Kommandozentrale zu schaffen. 8. Lokale Aufstände organisieren: Das Organisieren von lokalen A u f ständen m u ß heute in Verbindung stehen mit dem bewaffneten Aufstand des Gebietes eines Produktionszentrums. Vorläufig müssen w i r uns anstrengen, die lokalen Aufstände in der Umgebung von zentralen Städten der Produktionsgebiete und von Städten an den wichtigen Verkehrslinien sowie in Arbeiter-Regionen zu organisieren und sie mit der gesamten veränderten revolutionären Lage in Ubereinstimmung zu bringen sowie mit den bewaffneten Aufständen in den Städten zu verbinden. 9. Die Soldatenbewegung intensivieren und die Soldaten-Aufstände zu Anti-Regionalen-Militärmachthabern organisieren: Die vorläufige Soldatenbewegung m u ß unbedingt mit den subjektiven Kräften unserer Vorbereitung zum bewaffneten Aufstand proportioniert sein, um die Arbeit in der Kerntruppe der Regionalen Militärmachthaber zu beschleunigen. Die Soldaten-Aufstände zum Anti-Regionalen-Militärmachthaber-Krieg u m z u organisieren, m u ß unbedingt in Ubereinstimmung mit der gesamten Veränderung der revolutionären Lage stehen. 10. Die Arbeit in den Dörfern und in den Sowjet-Gebieten m u ß eine große Veränderung erfahren: W i r müssen mit Eifer die lokalen Aufstände

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entwickeln, die Regierungsgewalt errichten und tief in die Bodenrevolution eindringen. Die Regierung der Sowjet-Gebiete muß auf dem Standpunkt stehen, den nationalen revolutionären Sieg zu erringen, die politische Führung der Sowjetregierung zu festigen, die Mobilisierung zu erweitern, die Bewaffnung der Volksmassen allgemein durchzuführen und die R A drastisch zu vergrößern, Landarbeiter-Unionen und Arme-Bauern-Komitees zu gründen, Mittlere-Bauern-Bündnisse zu befestigen und die Reaktion der reichen Bauern zu unterdrücken. 11. Die Arbeit der armen Bevölkerung in den Städten. „Reisknappheitsunruhen" unter der armen Bevölkerung zu organisieren, mit der Vorbereitung der bewaffneten Aufstände und der Organisation des Generalstreiks in Einklang zu bringen. Wir müssen Arme-Bevölkerungs-Organisationen und bewaffnete Organisationen gründen. 12. Die Klassenbasis der Partei verbreitern ist die Leitlinie der Organisation unserer Partei. Wir müssen in den großen Produktionsgebieten Parteimitglieder anwerben, für den Arbeiter, die Tür zu öffnen, entschieden durchführen und Zellen-Arbeit aufbauen, das ist zur Zeit die wichtigste organisatorische Aufgabe der Partei. Im Dorfe müssen wir die Führung der Klassen durch die Partei festigen, die Basis der Partei auf der Landarbeiterschaft aufbauen, die Partei energisch von den Elementen der reichen Bauern säubern. 13. Zuletzt: Die Arbeitsanordnung in allen Orten muß mit dem Standpunkt der Veränderung der gesamten revolutionären Lage und der Lage des vorrangigen nationalen Sieges in Einklang stehen. 21. Juli 1930 Zentrale

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KFH™ S. 459

D 10: Das 56. Rundschreiben der Zentrale (Nach Ansicht des Kompilators ist dieses Schriftstück in der zweiten des Jahres 1930 herausgegeben worden.)

Hälfte

— Die gegenwärtige Situation der Soldaten in China und die Arbeitsrichtung sowie die Strategie der Soldatenbewegung unserer Partei. — (7. 11. 1930) I. Die gegenwärtige Herrscherklasse Chinas hat in ökonomischer Hinsicht keinerlei Hoffnung, die Zukunft ihrer Herrschaft zu sichern, und auch keinerlei Möglichkeit, das Leben der Arbeiter und Bauern zu verbessern, um dadurch die revolutionäre Entwicklung der Massen hinauszuzögern. Deshalb ist die einzig wirksame Methode von ihnen, die Revolution zu unterdrücken, sich nur auf die militärische Macht zu stützen, besonders auf die Truppen der Regionalen Militärmachthaber. Deshalb muß der revolutionäre Kampf in seiner Entwicklung schrittweise diese Militärmacht zerschlagen und vorbereiten, daß wir diese Militärmacht an uns reißen; dann können wir erst den Endsieg der Revolution erlangen. Aus diesem Grund ist eben eine der Hauptaufgaben der gegenwärtigen revolutionären Bewegung Chinas die Zerschlagung des Systems der Regionalen Militärmachthaber, besonders, daß wir die Soldatenschaft aus den Truppen der Regionalen Militärmachthaber zu uns heranziehen. II. Die meisten Soldaten Chinas rekrutieren sich aus ruinierten ländlichen Bauern: durch die Zunahme der imperialistischen Macht in China, die Kontinuität der verworrenen Kämpfe der Regionalen Militärmachthaber, so daß Hungersnot und Kriegsunheil zu einer ständigen Erscheinung wurden; so gerieten die Dörfer noch mehr in den Bankrott, die arbeitslosen Bauern nahmen täglich zu, zahlreiche von ihnen traten dann in die Armee ein, und das Endresultat war, daß sie, falls sie nicht den Hungertod daheim starben, so den Tod auf dem Schlachtfeld fanden. Die Bodenrevolution ist ein Todesgriff zur Zertrümmerung der Basis der Regionalen Militärmachthaber, weshalb die Gewinnung der Soldatenschaft zur Teilnahme an der Bodenrevolution und die Entfaltung des Partisanenkrieges eben die wesentliche Arbeit für die Zerschlagung der Basis der Regionalen Militärmachthaber sind. III. Durch das Anwachsen der imperialistischen Macht, die Beschleunigung der Ausbeutung des Militärmachthaber-Regimes der KMT nahm die

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Kriegskatastrophe zu, so daß die Hungersnot sich allgemein ausbreitete, die Preise hochkletterten. Das Leben der Soldaten verschlechterte sich gegenwärtig noch mehr, und die Maßnahmen der Regionalen Militärmachthaber gegen die Soldaten wurden noch grausamer. Der Sold war schon gering und wurde nicht einmal voll ausgezahlt, die Verpflegung war bereits ungenügend, und die Soldaten wurde dabei noch angeschmiert. Die Uniformen waren zerlumpt, die Wohnstätten verdreckt, „3mal Drill, 2mal Schulung" — ein Drill ganz ohne Muße; die Offiziere diskriminierten die Soldaten, und je nach ihrer Laune wurden diese aus geringem Anlaß gleich gezüchtigt; Stubenarreste und Erschießungen wurden als normale Ereignisse betrachtet. Der Eintritt in die Armee glich der Ankunft in ein Gefängnis; an Heimkehr war nicht zu denken. Erst wenn man verletzt, krank, alt und schwach ist, wurde man ausgesetzt wie ein Straßenköter und irrte als Bettler umher. Ferner haben die KMT-Truppen vielfältige Schemata: Es gibt sie sogenannte parteigefärbte Erziehung, um dem Imperialismus zu schmeicheln und Kanonenfutter für die Regionalen Militärmachthaber zu haben und die Brüder der Arbeiter und Bauern zu töten; es gibt den sogenannten Parteieintritt von Soldaten, in der Absicht, die Parteibeitragskasse auszubeuten; in Wirklichkeit ist nicht einmal V3 davon den Soldaten zugute gekommen. Blut und Schweiß der Bauern und Arbeiter und das Leben der Soldaten wurden von den wenigen Regionalen Militärmachthabern der K M T verplempert und vergeudet! Auf einer solchen Lebensgrundlage kann die Masse der Soldaten praktisch nicht mehr existieren, es sei denn, sie schlösse sich der Revolution an; dies ist auch die vorteilhafteste Situation für unsere Partei 4 9 , die Soldatenmassen an unsere Seite zu ziehen. Deshalb ist der Klassenkampf innerhalb der chinesischen Truppen unbedingt zu verschärfen. IV. Gegenwärtig brechen Militär-Aktionen gegen die U d S S R und Kämpfe der Regionalen Militärmachthaber fortgesetzt aus. Das Kriegselend des vergangenen Jahres hat bereits den Soldatenmassen nacheinander Verletzungen und Verkrüppelungen zugefügt und ihre Leiden vertieft. Sich dessen erinnernd, was die große Epoche der Revolution der Vergangenheit an praktischen Erfahrungen für sie errang, ist das vom Gegenwärtigen gänzlich verschieden. Auch der rückständigste Soldat verstand die Parole „Nieder mit dem Imperialismus", „Nieder mit Regionalen Militärmachthabern", „Bündnis mit der U d S S R " und „Verbundensein mit den Arbeitern und Bauern"; heute ist das nun völlig verdreht; sie (die Soldaten) werden auch begreifen, daß es, falls man so weitermacht, keine Hoffnung mehr 49

Chung-kuo-tang muß Chung-kuo Kung-tsan-tang heißen.

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auf Verbesserung des Lebensstandards und auf Befreiung gibt. Hinzukommt die Entwicklung der Bodenrevolution der Gegenwart, die Existenz der Sowjet- und Partisanenzone und die Stärke der Roten Armee — besonders die Rote Armee von Chu (Te) und Mao (Tse-tung) s o , was noch mehr zur Beeinflussung ihres Bewußtseins beiträgt. Deshalb ist es kein Zufall, daß gegenwärtig Frontwechsel von feindlichen Truppen, Meuterei und sogar Anschluß von ganzen Einheiten (Kompanie), die sich in die Partisanenzone begeben, an die Rote Armee zunehmen. Viele Veränderungen der Gegenwart beinhalten nicht nur eine revolutionäre Bedeutung, sondern zweifelsohne hat eine Vielzahl von wankelmütigen Soldaten den revolutionären Einfluß bereits akzeptiert. Ein notleidendes Leben, vermischt mit Kriegselend, die Lehre der Geschichte und die Entwicklung der Revolution sind die Hauptbedingungen dafür, daß die Soldaten von heute täglich revolutionärer werden; deshalb hat die Soldaten-Bewegung der Partei augenblicklich enorme Bedeutung. V . Nun betrachten wir von den zwei großen Aufgaben der Partei in der Gegenwart aus — Gegen den Angriff auf die U d S S R und die Kriege der Regionalen Militärmachthaber — das Erfordernis der Partei, sich anzustrengen, um die Soldatenmassen für sich zu gewinnen; die Truppen der Regionalen Militärmachthaber zu sabotieren und Maßnahmen zu ergreifen zur Vorbereitung des bewaffneten Schutzes der U d S S R und zum bewaffneten Einsatz gegen die Kriege der Regionalen Militärmachthaber, das hat noch mehr seine besonders dringende Bedeutung. Deshalb muß im Hinblick auf die Arbeit, die Soldatenmassen für sich zu gewinnen, die Entfaltung des Alltagskampfes der Soldaten als ebenso wichtig betrachtet werden wie die Arbeiter- und Bauern-Bewegung. Wir müssen die organisatorische Entwicklung von Soldatenzellen der Partei und die durchzuführende Propaganda unter den Soldaten gegen den Weltkrieg, für die Unterstützung der UdSSR und gegen die Kriege der Regionalen Militärmachthaber als ebenso wichtig ansehen wie die Arbeiter- und Bauern-Bewegung. Besonders bei 50

Chu-Mao hung-chün. Der Terminus Chu-Mao tritt zum erstenmal in Mai 1928 auf, als Chu Te sein Gefolge von Hunan nach Chingkangshan führte; Chu wurde Befehlshaber des 4. Korps und Mao Tse-tung der Parteivertreter. Sie haben gleichzeitig auch die Sowjetregierung errichtet und die Bodenreform durchgeführt sowie den Partisanenkrieg entfesselt. Die Reihenfolge, erst Chu, dann Mao, hat keinerlei Bedeutung in bezug auf die Rangfolge; das ist in der chinesischen Sprache nicht verankert. Da Chu-Mao den gleichen Klang hat wie Schweinebürste, hat es einen diskriminierenden Beigeschmack; deshalb wurde es gern von der K M T benutzt. Dieser psychologische Effekt ist im Volkscharakter der Chinesen begründet. Alles, was unerwünscht ist, wurde diskriminiert, und weil es einen Sinn (Schweinebürste) hat, ist es leicht zu merken und ist im Volk verbreitet.

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der Arbeit zur Vorbereitung der Zerschlagung der feindlichen Militärmacht müssen wir vielmehr hauptsächlich auf den Soldatenmassen aufbauen, um die fundamentale Macht zu errichten; das sind alles die zentralen Aufgaben der Gegenwart. VI. Aber die verschiedenen Ebenen der Parteizellen hegen gegenwärtig viele falsche Ansichten über die Soldaten-Bewegung: 1. Sie denken stets, daß die Soldaten-Bewegung nur eine Aufgabe von wenigen Soldaten- bzw. Militär-Kommissaren der verschiedenen Ebenen sei, und betrachten es nicht als eine Aufgabe aller Parteimitglieder. 2. Sie betrachten stets die Organisation der chinesischen Armee als zu streng und verkannten fälschlicherweise ihre Brüder in Uniform als furchterregend und wagten nicht, leichthin mit ihnen Kontakt aufzunehmen. 3. Da sie annehmen, daß das Ziel der Soldaten-Bewegung die Zerstörung der feindlichen Armee sei, so meinen sie stets einen Soldaten-Aufstand zu inszenieren und betrachten die Meuterei als Prinzip ihrer Arbeit schlechthin. 4. Sie meinen, es gäbe keine Möglichkeit zum Alltagskampf in der Armee; wenn ein Kampf ausbricht, so führe er unumgänglich zum Aufstand, sonst breche gar keiner aus. 5. In manchen Orten halten sie noch am Übel des Opportunismus fest und hoffen, sich bei der Entfaltung der Soldaten-Bewegung auf die Offiziere stützen zu können. 6. In manchen Orten richten sie ihre Aufmerksamkeit noch auf die Offiziers- und Kadetten-Bewegung und vernachlässigen überhaupt die SoldatenBewegung. 7. Sie betrachten die Soldaten-Bewegung einseitig nur wie die Arbeit einer geheimen Organisation und wissen nicht, daß es noch wichtiger ist, die Agitproptätigkeit in großem Umfang voranzutreiben. 8. Manche versuchen nur, ihre Arbeit bei den buntscheckigen Truppeneinheiten 51 , in die sie leicht einsickern können, zu verrichten. 9. Der Jugendverband ist äußerst nachlässig in bezug auf diese Arbeit; die Partei gab ihm auch nur spärlich korrekte Instruktionen. Dies alles muß von den verschiedenen Partei-Ebenen aus mit der größten Anstrengung korrigiert werden, um der Soldaten-Bewegung einen korrekten Weg zu bahnen.

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Die Nanking-Regierung (Chiang Kai-shek) bezeichnete ihre eigenen Truppen als „Truppen der Zentral-Regierung" und die KMT-Truppen aller übrigen Schattierungen als „buntscheckige" Truppen. Die „buntscheckigen" Truppen wurden von der Regierung diskriminiert und schlechter versorgt als die „Truppen der Zentral-Regierung".

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VII. Die Partei muß vorerst in den Truppen eine systematische A g i t proptätigkeit durchführen; während des Krieges hat das seine besonders günstigen Bedingungen. 1. Jedes Parteimitglied m u ß alle möglichen Chancen zur Unterhaltung mit den Soldaten wahrnehmen. 2. Das Kontaktgespräch mit den Soldaten muß von ihren eigenen Sorgen aus zu ihrem eigenen Kampf und schlußfolgernd zur Revolution als A u s w e g und zu den Arbeiter- und Bauern-Kämpfen die Verbindung schaffen. Aber man soll nicht gleich alles mit einem Male ausplaudern, sondern sie kontinuierlich fesseln können. 3. In manchen Orten kann man die Soldaten in die Familie der Arbeiterund Bauernmassen oder zu einem Ehrenfest b z w . Gesellschaftsabend in einem Bauernverein einladen, damit der vertrauliche Verkehr zwischen Arbeitern, Bauern und Soldaten hergestellt w i r d . 4. Jedes Parteimitglied kann mit ihm bekannten Soldaten in der A r m e e zwecks Propaganda korrespondieren; es kann ferner für die Familienangehörigen eines Soldaten an diesen schreiben oder für die Familienangehörigen die Soldatenbriefe lesen und erklären. 5. Jedes Parteimitglied m u ß alle Möglichkeiten ausnutzen, das Propaganda-Material der Partei und der Arbeiter- und Bauernvereine an die Soldatenmassen zu verteilen oder weiterzugeben oder aufzukleben oder an einer Stelle hinzulegen, die die Soldaten passieren. 6. Bei der Propaganda m u ß man gegenwärtig auf das Leiden der Soldaten Gewicht legen, dies mit dem bewaffneten Angriff auf die U d S S R und mit den Kriegen der Regionalen Militärmachthaber in Verbindung bringen, ferner den Antiimperialismus, die A n t i - K M T - und Anti-Militärmachthaber-(Bewegung) und die Unterstützung der U d S S R sowie die allgemeine Propaganda des Bündnisses mit der Roten Armee in Zusammenhang bringen. 7. Gegenwärtig muß man besonders klarstellen, daß die Bodenrevolution und die Rote Armee der einzige A u s w e g (Ziel) des Soldaten-Kampfes ist. 8. Die Parteiorgane aller Ebenen müssen systematisch Drucksachen und Illustrierte für die Soldaten ausgeben. VIII. Der Hauptsinn, die gegenwärtige Agitation und Instruktion des Alltagskampfes der Soldaten in den feindlichen Armeen voranzutreiben, besteht darin, daß sich der feste Wille und die Stimmung gegen die Offiziere erheben, die Organisationsfähigkeit der Soldaten-Massen geübt w i r d , damit sie allmählich zu der Erkenntnis gelangen, daß man nur durch den eigenen Zusammenschluß die unterdrückenden Offiziere besiegen kann und nicht etwa die Illusion, das Leiden des Soldatenlebens zu verbessern, tatsächlich

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realisieren kann. Bei Beginn und Führung eines jeden Kampfes muß darauf geachtet werden, wo die Schwächen der betreffenden Truppen liegen und wo die Soldaten am meisten zu leiden haben; falls bei der Arbeitssituation in den Truppen die Reifebedingung für eine Meuterei noch nicht vorhanden ist, muß der Kampf der Soldaten so entfaltet werden, daß sie kleine Siege erringen, damit die Kampfstimmung und Organisationskraft der Massen gehoben werden; es wäre ungünstig, daß man nur die Ausbreitung und Fortdauer des Kampfes fordert, so daß er nicht mehr aufgehalten werden kann; falls er zur Niederlage führt, bewirkt das den Zusammenbruch der Organisation, ja durch äußerst schwere Bedrängnis wird die Kampfstimmung der Massen so beeinträchtigt, daß sie allgemein gedrückt ist. Um einen Soldatenkampf zu beginnen, muß man daher Rücksicht auf die subjektiven und objektiven Bedingungen nehmen; unter gewöhnlichen Umständen muß man, so weit wie möglich, den 100% Sieg erringen; wenn die Bedingungen reif sind, dann muß man ihn möglichst ausweiten und zur Meuterei ausarten lassen und sich in der revolutionären Lage engagieren (einsetzen). IX. Bei den gegenwärtigen verworrenen Kämpfen der Regionalen Militärmachthaber ist unsere Generallinie der sich gegenseitig schwächende Defätismus. Beim Angriff des Imperialismus und der KMT gegen die UdSSR müssen wir dahin wirken, daß die Truppen der Regionalen Militärmachthaber eine Niederlage erleiden und die Soldaten Chinas sich mit der Roten Armee der UdSSR verbrüdern. Deshalb müssen die Kriege der Militärmachthaber in revolutionäre Kriege, die bewaffneten Angriffe gegen die UdSSR in bewaffneten Schutz für die UdSSR umfunktioniert werden; das ist unsere gegenwärtige hauptsächliche Propaganda-Parole. In der Arbeit unter den Truppen der Regionalen Militärmachthaber, die in solchen Kriegen bzw. in den Vorbereitungen zu solchen Kriegen stehen, muß bewirkt werden, daß alles in Richtung Meuterei voranschreitet, aber daß man dennoch nicht bedingungslos eine Meuterei schablonenhaft durchführt. Falls unsere Kräfte nicht ausreichen, eine Meuterei während des Krieges der Regionalen Militärmachthaber zu realisieren, und die Truppen, wo wir engagiert sind, sogar noch vom Gegner geschlagen werden, dürfen wir es nicht ablehnen, in Gefangenschaft zu gehen, um die Arbeit, die feindlichen Soldaten für uns zu gewinnen, weiter voranzutreiben, aber diese Taktik der „Kapitulation" ist nicht die generelle Taktik; sie darf nicht mit der Linie der organisierten Meuterei der Partei vermischt werden. Die möglichen Bedingungen zur Durchführung einer Meuterei sind wie folgt: 1. Falls wir bei der Arbeit unter den Truppen und den Soldatenorganisationen auf dem Schlachtfeld des Feindes eine verhältnismäßig starke Position erlangt haben, können wir erst eine Meuterei organisieren; 2. Falls die

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feindlichen Truppen die Rote Armee der U d S S R angreifen oder die Rote Armee einkreisen oder wenn sie sich in den Gebieten stationieren, w o die Bauernkämpfe weit entwickelt sind, müssen w i r , selbst wenn w i r in ihren Truppen eine schwache b z w . gar keine Organisation haben, möglichst auch durch politische Einflüsse eine Meuterei vom Zaun brechen; 3. Falls unsere Organisation in den Truppen durch den Feind entdeckt w i r d oder durch die Massen selbst Kämpfe entfaltet werden, die alle auf den Punkt gelangen, daß es ohne Meuterei keinen Ausweg mehr gibt, dann bleibt nichts anderes übrig, als so weit w i e möglich diese Meuterei zu organisieren. Der zukünftige Verlauf der Meuterei muß, ausgenommen die Verbrüderung mit der sowjetischen Roten Armee beim Angriff auf die U d S S R , in den Gebieten des Bauernkampfes einsetzen, die Bodenrevolution durchführen und den Partisanenkrieg entwickeln. W o kein Kampf ist, müssen Kämpfe, entfaltet, Partisanenkriege begonnen werden. Ferner gibt es gegenwärtig noch meuternde Truppen in vielen Armeen der Regionalen Militärmachthaber. Ihre Tendenz ist noch unbestimmt, die Disziplin ist erlahmt, was unbedingt auf die Unbeständigkeit der Soldaten einwirken m u ß ; w i r müssen hierin unsere Arbeit anstrengen; falls die Bedingung reif ist, kann eine organisierte Meuterei realisiert werden. Die Basis aller Meuterei m u ß auf dem persönlichen Kampf des Soldaten aufgebaut sein, dann ist die Macht erst gefestigt und der Erfolg gewahrt, wenn w i r sie anfangen. X . Bei allen propagandistischen und agitatorischen Parolen zur Soldatenbewegung, ausgenommen die von der Zentrale jemals bekanntgegebenen, müssen w i r gegenwärtig besonders auf die folgenden Parolen achtgeben: Auf der propagandistischen Seite hauptsächlich: „Agrarland und Arbeit an die Soldaten verteilen." „Gegen den Krieg der Regionalen Militärmachthaber." „Den bewaffneten Angriff auf die Sowjetunion in einen bewaffneten Schutz für die Sowjetunion u m w a n d e l n . " „Die K P C h ist eine Partei, die die Interessen der Soldaten unterstützt." „Die Offiziere müssen von den Soldaten selbst gewählt w e r d e n ! " „Die Besoldung von Offizieren und Soldaten m u ß gleich sein." „Nieder mit dem Klassen-Gehorsam." „ W i r fordern die Freiheit der politischen G e s i n n u n g . " „Tötet die reaktionären Offiziere und tretet in die Rote Armee ein." Auf der agitatorischen Seite: „ W i r fordern öffentliche Bekanntmachung des Heeresbedarfs." „ D e r monatliche Sold darf nicht vermindert und von ihm darf nichts abgezogen w e r d e n . " „Die Soldaten müssen an der Verwaltung des Heeresbedarfs beteiligt werden."

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„Wir sind gegen körperliche Züchtigung und gegen die Strafe der Verstümmelung." „Verwundete und kranke Soldaten müssen Verpflegung und Taschengeld bekommen." „Bewegungsfreiheit (Ein- und Ausgang) für die Soldaten." „Gegen Zwangseintritt in die K M T . " „Gegen Einkassierung von Partei-Spenden." „Wir sind kein Kanonenfutter der Regionalen Militärmachthaber." „Wir gehen nicht zu unseren ehemaligen Feinden über (d. h. den Regionalen Militärmachthabern)." „Wir schießen nicht auf unsere eigenen Brüder — Arbeiter und Bauern." „Wir schießen nicht auf unsere eigenen Brüder — die Rote A r m e e . " „Wir kämpfen nicht gegen die sowjetischen Arbeiter- und Bauernbrüder." X I . Bezüglich der Organisationsfrage in der Soldatenbewegung muß die Ausbreitung der geheimen Parteizellen als grundlegende Arbeit betrachtet werden. In der Öffentlichkeit benutzen wir den Namen Revolutionäre Soldaten-Kommission, manchmal die Rote Armee von Chu (Te) und Mao (Tse-tung) als Aushängeschild, als Aufruf für die Soldaten zum Eintritt in die Rote Armee. Die Zellen in den Armeen müssen absolut geheim gehalten werden; wenn es nicht unbedingt nötig ist, dürfen keine Querverbindungen zu anderen Ebenen bestehen. Erst dann, wenn die Möglichkeit gegeben ist, daß die Revolutionären Soldaten-Kommissionen halb offiziell werden, darf die Organisation verwirklicht werden, damit der Kampf der Massen geführt wird und eine Vermischung mit den geheimen Zellen der Soldaten vermieden wird. X I I . U m das Ziel zu erreichen, die feindliche Armee zu zerschlagen und aufzulösen, darf die Partei nicht eine einzige mögliche ausnutzbare Chance in der feindlichen Armee aufgeben, doch die einzige wesentliche Arbeit ist immer noch, die Soldatenmassen für uns zu gewinnen; alles andere sind nur Nebenarbeiten (wie z. B . gegenüber den Unteroffizieren, Auskundschaften usw.); sie entstehen nur bei Errichtung und Konsolidierung dieser wesentlichen Arbeit. O h n e die wesentliche Arbeit bzw. sich von ihr zu entfernen, werden alle Nebenarbeiten ihren Sinn verlieren; sie werden alle der Generallinie der Soldatenbewegung der Partei zuwiderlaufen. Deshalb dürfen alle Nebenarbeiten nicht mit der Soldatenbewegung der Partei vermischt werden, sich besonders nicht mit der organisierten (geheimen) Parteizelle in der Armee vermischen. X I I I . Im augenblicklichen Kriegszustand muß die Partei auf die Arbeit und Organisation unter den verwundeten Soldaten sowie den aufgelösten Soldaten(verbänden) achten. Wir müssen planmäßig die agitatorische Pro-

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paganda vorantreiben, Kämpfe anzetteln und Soldaten-Kampf-Organisationen formieren (gestalten), w i e z. B. Delegationen der verwundeten Soldaten, Veteranenkommissionen u s w . , und sie in den Kampf führen; als Kampfmethode wenden wir die „direkte Einkreisung der O f f i z i e r e " an. Unter den verwundeten chinesischen Soldaten beim Angriff auf die Sowjetunion müssen w i r die Arbeit noch mehr intensivieren; w i r müssen besonders darauf achten, ihnen klarzumachen, welch ein guter Freund Chinas die Sowjetunion ist, und daß ihre Opfer gänzlich den Interessen des Imperialismus und der chinesischen Regionalen Militärmachthaber gedient haben, damit ihr Bewußtsein angespornt w i r d . 7. N o v . (Zentrale)

P. P. W l a d i m i r o w : Das Sondergebiet Chinas, 1 9 4 2 - 1 9 4 5 , S. 128, Dietz Verlag, Berlin 1976

D 11: Die Thesen des Exekutivkomitees der Komintern — Über die militärische und politische Lage in China, 22. Dez. 1930 — In der Kommunistischen Partei Chinas hat sich in letzter Zeit eine zugespitzte kritische Situation herausgebildet. Nach Einschätzung des Präsidiums des Exekutivkomitees der Komintern kennt die Geschichte der Komintern keine Präzedenzfälle für solche Abweichungen, w i e sie gegenwärtig in der K P C h entstanden sind. Der Kern der Frage besteht darin, daß das Politbüro des Zentralkomitees der KP Chinas nach seinem Führer Li Li-san eine Position eingenommen hat, die sich grundlegend von der Generallinie der Komintern unterscheidet. Li Li-san geht davon aus, daß die chinesische Revolution nur siegen w i r d , wenn die Revolution im Weltmaßstab siegt. Von dieser Voraussetzung ausgehend, forderte er, daß die U d S S R im Interesse der schnellsten Verwirklichung des Sozialismus unverzüglich den Krieg gegen Japan beginnt, daß die Mongolei ihre Truppen unverzüglich nach China entsendet, daß die UdSSR Hunderttausende chinesische Arbeiter Sibiriens bewaffnet und ebenfalls nach China schickt. Gleichzeitig rief Li Li-san dazu auf, in allen Städten Chinas mit dem Aufstand zu beginnen. Zur Durchführung

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des Aufstandes in ganz China wurden die Gewerkschaften, die Jugendorganisation und die Parteiorganisationen liquidiert. An ihrer Stelle wurden Aktionskomitees gebildet, die auch die Aufstände durchführen sollen. Die Rote Armee erhielt — ungeachtet ihrer Niederlage bei Ch'angsha im August dieses Jahres — den Befehl, Ch'angsha, Hankou und Nanch'ang anzugreifen. Li Li-san protestierte gegen die Beschlüsse der Komintern, die diese im Sinne des Lumpenproletariats liegende provokatorische Zielsetzung verurteilten, und erklärte, er werde mit der Komintern eine andere Sprache sprechen, sobald die Rote Armee Hankou eingenommen habe. Auf Empfehlung des Exekutivkomitees der Komintern wurde im Oktober dieses Jahres die 3. Plenartagung des Zentralkomitees 52 der KP Chinas einberufen. Obwohl die Mitglieder der chinesischen Delegation in der Komintern über den Beschluß der Komintern auf dem laufenden waren und Li Li-san für unfähig erklärt hatten, verteidigten sie nach ihrer Rückkehr nach China die Linie der Komintern keineswegs, sondern schwenkten im Gegenteil auf die Linie Li Li-sans um und reduzierten die Kritik an seinen Zielsetzungen auf kleine, angeblich technische Differenzen mit der Komintern . . , 5 3

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D12: Das 10.54 Rundschreiben des Zentralbüros des Sowjetgebietes (Febr. 1931) — Taktik, Organisation und Arbeitsrichtlinie für die örtlichen bewaffneten Kräfte — I. Die Bewaffnung der Gutsherren ist ein großer Feind der chinesischen Revolution Um die greuliche Ausbeutung aufrechtzuerhalten, haben die Imperialisten und die herrschende Klasse Chinas nicht nur Truppen der Regionalen 52

s. Anm. III. 41.

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Hier ist wahrscheinlich Chou En-lai gemeint. Das 11. Rundschreiben des Zentralbüros datiert vom 19. Febr. 1931, das 8. Rundschreiben des Zentralbüros datiert vom 29. Jan. 1931, Nr. 10 muß also zwischen 1. Febr. und 18. Febr. 1931 liegen.

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Militärmachthaber, sondern auch die Bewaffnung der Gutsherren organisiert; falls sie nur über die Truppen der Militärmachthaber ohne die bewaffneten Gutsherren verfügen, können sie die Bauernaufstände nicht unterdrücken. Da die Interessen der Bourgeoisie Chinas mit denen der Gutsbesitzer untrennbar verbunden sind, wollen sie nicht nur keine Entwaffnung der Gutsbesitzer, sondern halfen auf Grund der Bauernaufstände und der Entfaltung der Revolution obendrein noch tatkräftig mit, die Gutsbesitzer zu bewaffnen. Deshalb sind der gegenwärtige Feind der Bauernaufstände sowie des revolutionären Krieges nicht nur die Truppen der Militärmachthaber, sondern zusätzlich noch ein anderer ernstzunehmender Feind — die bewaffneten Gutsbesitzer. Wir werden sicherlich taktische Fehler begehen, wenn wir nicht auf die Truppen der Militärmachthaber und nicht auf die Bedeutung der bewaffneten Gutsbesitzer achtgeben. Die paar Jahre Erfahrungen des grausamen Kampfes des Bauernaufstandes und Partisanenkrieges in all den Provinzen haben die Bedeutung der bewaffneten Gutsbesitzer einwandfrei unter Beweis gestellt und uns zur Erkenntnis gebracht, daß die Bewaffnung der Gutsherren tatsächlich eine der wichtigsten Taktiken der Imperialisten und der herrschenden Klasse Chinas ist, die sich der Revolution Chinas entgegenstellt. Denn der Inhalt der chinesischen Revolution in der Gegenwart besteht aus Bauernaufständen und Agrarrevolution. Falls wir nicht aus dem Charakter der chinesischen Revolution, aus der Kampferfahrung in der Vergangenheit das Problem der Bewaffnung der Gutsbesitzer korrekt erkennen, werden wir bestimmt keine korrekte Taktik diesem Problem entgegenstellen. Die taktischen Fehler in bezug auf die Bewaffnung der örtlichen Massen in den Sowjetgebieten aller Provinzen und vieler Parteiorgane der Vergangenheit beruhen gänzlich auf der falschen Einschätzung der bewaffneten Gutsherren, was eine ernsthafte Bedeutung im Hinblick auf die chinesische Revolution hat. (Sie haben die örtlichen bewaffneten Kräfte unterschätzt). II. Die örtlichen bewaffneten Kräfte sind das einzige Instrument zur Vernichtung der bewaffneten Gutsbesitzer Nach den Erfahrungen der Vergangenheit können nur die bewaffneten Massen lokalen Charakters (Rote Garde, Partisaneneinheit, Selbständiges Regiment und Division) die bewaffneten Gutsbesitzer (Min-t'uan, Befriedungswachtgarde, Hofwehr) vernichten. Nur durch die Vernichtung der bewaffneten Gutsbesitzer kann man erst die Dorfmacht etablieren und konsolidieren, den Bodenkampf ausbreiten. Die Rote Armee kann in großem Maßstab die Truppen der Militärmachthaber zerschlagen, aber nicht die be-

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waffneten Gutsherren; nachdem die Rote Armee die Weiße zerschlagen und das neue Land in Besitz genommen hat, kann sie, ohne daß die örtlichen bewaffneten Kräfte die bewaffneten Gutsbesitzer gründlich vernichtet haben, dort dennoch keinen Bodenkampf austragen, keine Volksmacht errichten und festigen. Konsolidieren und vorwärts Entwickeln sind eine korrekte, taktische Linie zur Gründung des Sowjetgebietes; die Durchführung dieser Linie können wir auf keinen Fall von der Lösung des Problems der örtlichen bewaffneten Kräfte trennen; denn getrennt von der Lösung des Problems der örtlichen bewaffneten Kräfte, können wir nie tief in den Bodenkampf eindringen, können wir nie das Phänomen der gemischten Rot-Weiß-Fleckchen und die vielen einzelnen Sowjetgebiete mit dem Ziel der Vereinigung durchkämmen. Wir können auch nicht die Machtorgane reformieren, das konterrevolutionäre Komplott und die Aufstände unterdrücken, das Hinterland des revolutionären Krieges festigen. III. Der taktische Fehler der Vergangenheit war die absolute Konzentration der örtlichen bewaffneten Kräfte In der Vergangenheit haben viele Sowjetgebiete mechanisch an der Taktik, die bewaffneten Kräfte zu konzentrieren, festgehalten, so daß es so weit gekommen ist, daß man, ohne nach der Situation zu fragen, alle örtliche Bewaffnung, sogar jedes Gewehr, in der Roten Armee eingesammelt hat. Durch diese taktischen Fehler sind folgende Phänomene vorgekommen: 1. Das Rote Gebiet war unfähig, sich zu vergrößern; viele Orte blieben im ursprünglichen Zustand. 2. Viele Rote Gebiete sind geschrumpft, sie verloren ihre Städte; denn wenn die bewaffneten Gutsbesitzer angriffen, war das Volk machtlos, ihnen entgegenzutreten; es blieb ihm nur weiße Fahne zu ziehen oder überzulaufen übrig. 3. Wenn die Weißen Truppen angriffen, spielten die bewaffneten Gutsbesitzer den Wegweiser; das Rote Volk stand ihnen machtlos gegenüber; an die Aufgabe, den Feind zu stören, abzuschneiden, war überhaupt nicht zu denken; man kann sich der Taktik der Feinde, Bergsäuberung, Getreideraub nicht widersetzen, das Evakuieren und die Gegend Befestigen 5 5 wurde zum leeren Wort; so konnte man die Kampfentschlossenheit des Volkes nicht aufrechterhalten, welche am wirkungsvollsten die Taktik des Feindes, Dorfsäuberung und Wach- und Aufklärungs-Trupps zerschlägt; bei Kampfhandlungen der Roten Armee bekam diese keine Aufklärung seitens der örtlichen bewaffneten Kräfte, und somit ging eine große Hilfe bei der Taktik des kooperierten Kampfes 55

Die Bewohner evakuieren und die Gegend befestigen — eine Kampftaktik der Partisanen.

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verloren. 4. Die Rote Armee konnte nicht vergrößert werden; man dachte, daß jedes Gewehr in die Rote Armee kommt und somit die Armee vergrößert, doch das Gegenteil ist der Fall; die Vergrößerung der Roten Armee besteht hauptsächlich in der Schaffung von örtlichen Roten Armeen durch Rote Garden, Partisaneneinheiten; die örtliche Rote Armee wird dann zur „überregionalen" Roten Armee werden; gemäß der Taktik absoluter Konzentration kann nie und nimmer die Aufgabe der Vergrößerung der Roten Armee bewältigt werden. Aus der Zusammenfassung all der oben genannten ernsten Phänomene entwickelt sich das Phänomen, daß alle Sowjetgebiete weder zur Entwicklung noch Festigung in der Lage waren.

IV. Die korrekte Taktik und Arbeitsrichtlinie in bezug auf die örtlichen bewaffneten Kräfte U m der Taktik der Bewaffnung der Gutsbesitzer, der Imperialisten und der herrschenden Klasse zu begegnen, damit die Sowjetgebiete befestigt und vorwärts entwickelt werden können, damit die Rote Armee bei Kampfhandlungen große Unterstützung bekommen kann, sind die Arbeiter- und Bauernmassen bei den örtlichen bewaffneten Auseinandersetzungen eminent wichtig. In den Dorfgemeinden muß man nicht nur allgemein die Rote Garde organisieren, die hauptsächlich mit Lanzen bewaffnet ist, sondern noch mehr die Partisaneneinheiten organisieren, die hauptsächlich mit Schnellfeuergewehren bewaffnet sein sollen. Partisaneneinheit heißt in kleinem Maßstab Selbständiges Bataillon der Roten Armee, in großem Maßstab Selbständiges Regiment bis zur Selbständigen Division. In den Städten werden Wachregimenter organisiert. Alle örtlichen bewaffneten Organisationen, besonders die Partisaneneinheiten, müssen im Hinblick auf die Organisation und Arbeitsrichtlinie die folgenden Punkte strikt beachten: 1. Da das Ziel der örtlichen bewaffneten Kräfte der Arbeiter und Bauern die Vernichtung der bewaffneten Gutsbesitzer, die kooperative Kampfhandlung mit der Roten Armee, die Befestigung und Entwicklung der Sowjetgebiete ist, so kann die Zuteilung der Ausrüstung und Munition nicht mehr gänzlich auf das Selbständige Regiment der Kreisregierung konzentriert sein; es muß den Selbständigen Bataillonen der Bezirksregierungen, die sich in der Nähe der Weißen Zone befinden, ein Anteil zugeteilt werden. Wegen der Forderungen des Kampfes muß sogar ein minimaler Anteil an Ausrüstung und Munition der Roten Garde eines Dorfes und einer Gemeinde, die an wichtigen Orten dicht an der Weißen Zone angrenzen, zugeteilt werden; besonders wo der Angriff des Feindes, die Min-

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t'uan tollwütig sind, muß man berücksichtigen, daß das Volk an der Grenze dauernd der Verwüstung durch die Min-t'uan ausgesetzt ist und die Gefahr besteht, daß es gezwungenerweise überläuft; deshalb muß man nicht nur planmäßig die Selbständigen Bataillone und Regimenter gegen die dort befindlichen Min-t'uan einsetzen, entschieden die Dorfpolitik des Feindes wirkungsvoll bekämpfen, sondern auch planmäßig eine Anzahl von Gewehren an die wichtigen Dörfer und Gemeinden des Grenzgebietes verteilen; die Fehler der Vergangenheit, alle Gewehre im Kreis zu konzentrieren, sind zu berichtigen. Anderseits muß man sich wiederum gegen die Tendenz einer absoluten Dezentralisierung stellen; der größte Anteil von Gewehren muß in den Selbständigen Regimentern des Kreises bleiben; nur so kann man die bewaffneten Gutsbesitzer wirkungsvoll bekämpfen, koordiniert mit der Roten Armee den Kampf austragen. 2. U m noch wirkungsvoller den Kampf mit der Roten Armee koordiniert auszutragen, noch wirkungsvoller die bewaffneten Gutsbesitzer anzugreifen, eine gewisse Ortschaft, Stadt und einen wichtigen Marktflecken einzunehmen, ist es notwendig, in einem bestimmten Umfang die Selbständigen Regimenter mehrerer Kreise einstweilig oder ständig zusammenzuziehen; selbstverständlich muß man beim Zusammenziehen berücksichtigen, einen Teil der bewaffneten Kräfte im Ort zurückzulassen, ihn zu schützen, damit der Feind in der Umgebung nicht die Gelegenheit ausnützt, das Rote Gebiet zu zerstören. In diesem Punkt sind wir gegen den Regionalismus, Konservatismus, die sich nur um ihre eigenen Gebiete und nicht um die Nachbarn kümmern, die sich nur um ihren individuellen Feind und nicht um den gemeinsamen Feind kümmern. Dieser Regionalismus und Konservatismus sind eine äußerst falsche Tendenz. 3. Alle bewaffneten Kräfte sollen die Aufgabe einer Klasse durchführen; deshalb müssen alle bewaffneten Organisationen entschlossene Organisationen der Klasse sein; ob es Rote Armee, Rote Garde oder Partisaneneinheiten sind, es dürfen keine konterrevolutionären Elemente oder Wankelmütige teilnehmen; Elemente von reichen Bauern und Vagabunden dürfen nie in all den Roten bewaffneten Organisationen mitwirken. Die bewaffneten Organisationen der Massen in der Vergangenheit, ob es sich um Junge Garde, Rote Garde, Selbständige Bataillone, Selbständige Regimenter oder anders bezeichnete Partisaneneinheiten handelt, sind, allgemein gesprochen, eine gemischte Organisation aus Elementen von reichen Bauern, Vagabunden mit Arbeitern, Landsknechten, armen und mittleren Bauern zusammengewürfelt; besonders besorgniserregend ist es, daß ihre Führung meist in die Hände der reichen Bauern und Vagabunden gefallen ist, was äußerst gefährlich ist. Von nun an müssen von den bewaffneten Kräften der

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Massenorganisationen auf der Ebene der Gemeinde, wie z. B . Junge Garde, Rote Garde (im D o r f soll keine Arbeiterwehr organisiert werden), unbedingt die reichen Bauern (früher und jetzt Getreide einnehmend, Geld ausleihend, Landsknechte besitzend oder Handel treibend), Vagabunden, Banditen, Raucher, Spieler, Soldateska und Klosterbrüder von der Mitwirkung in den Organisationen ausgeschlossen werden. Sie sind mit anderen passenden Arbeiten zu beauftragen (wie z. B . Transport usw.). Die Aufgabe der Selbständigen Bataillone, der Selbständigen Regimenter oder Partisaneneinheiten auf Kreis- und Bezirksebene ist noch wichtiger; sie müssen noch entschlossener die reichen Bauern und Vagabunden von sich fernhalten; diese dürfen auf keinen Fall als Instrukteure in irgendeinem Bereich beauftragt werden. N u r so kann man den Klassencharakter der örtlichen bewaffneten Kräfte, den Sieg der Revolution wahren. 4. Unter den verschiedenen örtlichen bewaffneten Kräften muß besonders bei den bewaffneten Organisationen auf Kreis- und Bezirksebene eine stabile Führung der K P errichtet werden; von den fähigsten Parteimitgliedern muß die politische und militärische Führungsaufgabe übernommen werden; alle Angelegenheiten, außer daß sie als korrekt durch Erfahrung bewiesen worden wären, müssen auf Grund von Erörterung und Beschluß der Partei dann durch die verantwortlichen politischen und militärischen Personen ausgeführt werden. Die Partei muß ständig Versammlungen einberufen; besonders während der gespannten Zeit des Kampfes müssen die Führungsorgane Versammlungen rege abhalten, manchmal soll man sogar pro Tag einmal konferieren, die Situation analysieren, die Arbeit der Vergangenheit überprüfen, Pläne für die Zukunft machen; man muß sich entschieden gegen eine monolithe Führung stellen; in all den örtlichen bewaffneten Organisationen dürfen außer der K P keine anderen Parteien oder Gruppen existieren; besonders vor allen konterrevolutionären Organisationen, wie den AB-Revisionisten oder Liquidationisten, müssen wir uns strikt schützen und uns von ihnen entschieden säubern. 5. In allen örtlichen bewaffneten Organisationen muß das PolitkomiteeSystem errichtet, der Formalismus in der militärischen Technik abgeschafft werden; wir müssen den für den Kampf geeigneten Pragmatismus anwenden, die politische Schulung für die Kommandierenden und Kämpfer intensivieren; die Methode ist: öfters eine Rede vor der Versammlung halten, über die politische Situation und die Arbeitsaufgabe berichten, die Fehler kritisieren, politischen Unterricht halten, Extra-Schulungen für die Verantwortlichen vom Zugführer aufwärts veranstalten; in all diesen militärischen und politischen Schulungen muß die Befehlsform abgeschafft und die Aufmunterungsform angewandt werden.

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6. Mit Entschiedenheit sich gegen die Verwüstung und Revanchepolitik stellen. Die Partisaneneinheiten müssen, bevor sie die Gebiete der Reaktionäre angreifen, den Teilnehmern stets Disziplin propagieren; sie dürfen auf keinen Fall die Interessen des armen Volkes verletzen; es dürfen nicht wahllos Häuser angezündet, Menschen hingerichtet, Gegenstände weggenommen, die Taschen der feindlichen Soldaten durchsucht werden; doch die Gutsherren und die Gentryklasse muß man streng unterdrücken, so viel wie möglich von ihnen gefangennehmen, nach den Umständen hinrichten, bestrafen oder ihnen Geldbußen auferlegen. Nur gegen diese Konsorten darf man nicht großzügig sein. Was die Häuser der Gutsherren und der Gentry angeht, so besteht auch keine Notwendigkeit, sie zu verbrennen (denn diese Häuser gehören sofort den Arbeitern und Bauern, bei praktischer Notwendigkeit, um das Volk anzuheizen, kann man nach Ermessen einige Häuser der Gutsherren verbrennen; Getreide, Kleidung, Vieh und Arbeitsinstrumente müssen prinzipiell an die armen Massen des Ortes verteilt werden; an das Volk ist der Appell zu richten, sie sich anzueignen); das sind notwendige Taktiken, um das Volk zum Kampf zu ermuntern. Die Partisanen und die mitwirkenden Roten Massen dürfen nie einen großen Anteil an sich nehmen (einen kleinen Anteil dürfen sie zum Bedarf für die Dauer des Partisanenkrieges an sich nehmen); denn falls die Partisanen den größten Anteil nähmen, könnten sie das Volk des Ortes nicht mehr gegen die Gutsherren zum Kampf entfalten, sondern es bestünde sogar die Gefahr, daß es sich aus regionalen, sippschaftlichen Gefühlen fortwährend von den Gutsherren betrügen ließe und sich gegen die Roten stellte. Außerdem muß man sich ebenfalls gegen die nicht klassenbedingte Revanche stellen; die schwerwiegende Gegenüberstellung von Weiß-Rot in den Grenzen der Sowjetgebiete ist die Schlußfolgerung solcher RevanchePolitik. Die Partei muß ohne Rücksicht auf Schwierigkeiten die Partisanen und das Rote Volk führen, sie überzeugen, die Losung vortragen, daß arme Menschen nicht arme Menschen schlagen, entschieden den Fehler korrigieren, daß man nur aus Rachsucht ohne Unterschiede von arm und reich, alles verbrennt, tötet und raubt. Dann können wir diejenigen, die in der Vergangenheit einst mit uns verfeindet waren, für uns gewinnen. Die Genossen müssen wissen, daß nur mit entschiedenen politischen Parolen der Klassen die Massen erst für uns zu gewinnen sind; die bewaffnete Okkupation richtet sich ausschließlich gegen die herrschende Klasse, sie kann nie und nimmer gegen die Arbeiter- und Bauernklasse angewendet werden. Die 3 Disziplinen der Roten Armee (bei allen Aktionen gehorcht man dem Kommando; sich nicht das Geringste von den Arbeitern und Bauern aneignen; alles Konfiszierte gehört der Gemeinschaft) und die 8 Aufmerk-

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samkeiten 56 (die Türflügel wieder ansetzen, das Heu wieder zusammenbinden, beim Sprechen höflich sein, beim Kaufen korrekt sein, Geborgtes wieder zurückgeben, Beschädigtes ersetzen, nicht beliebig einen Ort verschmutzen, nicht die Taschen von feindlichen Soldaten durchsuchen) können die örtlichen Partisanen ganz und gar anwenden; wenn die Partisanen diese Disziplin nicht einhalten können, so werden wir die Aufgabe, das Volk für uns zu gewinnen und den Kampf auszubreiten, nie erfüllen. 7. Falls die Partisanen eine Stadt oder einen großen Marktflecken einnehmen, so können sie nicht mit der gleichen Methode gegen alle Kaufleute oder Kapitalisten vorgehen wie auf dem Lande gegen die Gutsbesitzer oder die Gentry; nur solche reaktionären Kaufleute und Kapitalisten, die sich den Massen entgegenstellen, die die Revolution sabotieren, kann man arretieren oder ihr Vermögen beschlagnahmen. Die obengenannten reaktionären Kaufleute und Kapitalisten gibt es sicherlich in allen Städten; besonders solchen gegenüber, die die Revolution sabotieren, darf man gar nicht zaghaft sein, sie festzunehmen und ihr Vermögen zu beschlagnahmen; doch man muß darauf achten, ihre Vergehen sofort dem Volk bekanntzumachen, damit die anderen Kaufleute nicht aus Furcht hiervor das ganze Stadtleben beeinflussen; hier muß man sich noch davor bewahren, daß sich nicht unter dem Decknamen von Reaktionären Inhaftierungen und Beschlagnahmen ausbreiten, so daß die Stadt in Terror und Bankrott gerät; wir müssen klarstellen: Wenn keine konkrete Tat von Konterrevolution oder Sabotage an der Revolution nachzuweisen ist, sondern nur die allgemeine Ausbeutung an den Arbeitern besteht, können wir die Arbeiter nur auf Grund des Arbeiterschutzgesetzes zum ständigen Kampf gegen die Kaufleute und Kapitalisten führen. Das hier ist keine Frage der Inhaftierung oder Beschlagnahme. Was die Geldmitteleintreibung in der Stadt angeht, so muß sie nur begrenzt sein auf die mittleren Kaufleute aufwärts, und es muß nach der Methode der progressiven Steuern verfahren werden (d. h. je reicher, umso mehr Abgaben); die kleinen Händler sollte man auslassen; besonders die arme Bevölkerung der Stadt darf in ihren Interessen nicht verletzt werden; die Eintreibung von Geld allgemein bei den Kaufleuten wird unter dem Namen Spende durchgeführt; nur bei Gutsherren und Gentry wird das Bußgeld-Verfahren angewendet. In der Vergangenheit zerstörte man überall die Städte; besonders das Verbrennen der Häuser in den Städten gehörte zu den Manieren von Vaga-

56

s. A n m . III. 35, 36.

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III. Der 1.

Bürgerkrieg

bundisten, eine Mentalität des Defätismus der Bauern; das ist ein Irrtum, das muß in der Zukunft korrigiert werden. 8. In den Partisaneneinheiten muß die Organisation von Propagandatrupps vorhanden sein, die Propagandareden halten, Flugblätter verteilen, Parolen an die Wände schreiben. Jede Aktion der Partisanen muß angekündigt werden, das Ziel der Aktion proklamiert, das Programm des Massenkampfes vorgelegt werden; besonders vom realen, örtlichen Programm müssen bei jeder Aktion der Partisanen der Situation des betreffenden Ortes entsprechende lokale Parolen vorgelegt werden; man muß sich klar darüber sein, daß die Massen des Ortes ohne die individuelle lokale Parole für den betreffenden Ort nie gründlich entfaltet werden können; in Gegenden, wo der Kampf noch nicht tief eingedrungen ist, besonders wo das Volk noch nicht über den Kampf aufgeklärt ist, darf nie eine solche Propaganda gemacht werden, wie z. B. die Buddha-Figuren zerstören, die Ahnentafeln vernichten oder freie Liebe usw. 9. Die Partisanen haben auch die Aufgabe der Organisation; wenn ein neues Gebiet eingenommen worden ist, die reaktionären Kräfte des Ortes vernichtet worden sind, der Massenkampf des Ortes entfaltet worden ist und man die Möglichkeit hat, dort lokale Machtorgane zu errichten, hat die Partei unter den Partisanen die Pflicht, alle Mitglieder und Organisationen der Partisanen zu mobilisieren, dem Volk des Ortes zu helfen, sofort ein lokales Machtorgan zu errichten, ferner durch dieses Machtorgan sofort die Bewaffnung der Massen zu organisieren (Rote Garde, Partisanen), fortwährend die Uberreste der bewaffneten Gutsbesitzer zu attackieren und die Uberreste der konterrevolutionären Kräfte zu vernichten; gleichzeitig muß der Kampf der Bodenverteilung rasch entfaltet werden. Wir müssen klarstellen, daß wir nur durch die Entfaltung des Kampfes für die Bodenverteilung erst die breiten Volksmassen rasch für uns gewinnen können. Nachdem die breiten Volksmassen sich erhoben haben, für ihre eigenen Interessen zu kämpfen, können die Machtorgane des betreffenden Ortes sich erst festigen, die Partisanen des Ortes sich erst erweitern, stärken; erst wenn alle diese Bedingungen erfüllt sind, kann sich das Sowjetgebiet schnell einen Schritt vorwärts entwickeln. Unter anderen Verhältnissen, d. h., wenn die reaktionären Kräfte eines Ortes noch nicht vernichtet sind, können sich die Massen noch nicht entfalten; obwohl die Partisanen den Ort in Besitz genommen haben, ist es doch noch unmöglich, Machtorgane zu errichten und Boden zu verteilen, und sie müssen gezwungenermaßen planen, sich einstweilig zurückzuziehen. Unter solchen Bedingungen soll man nicht mechanisch Machtorgane errichten, Boden verteilen. Die Hauptaufgabe der Partei unter den

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Partisanen in einer solchen Situation ist es, das Volk anzuheizen, den Gutsherren das Getreide wegzunehmen; während dieses Kampfes muß ein Teil der ärmsten, entschlossensten Elemente in kleinem Maßstab als selbständige Partisaneneinheit organisiert werden, müssen sie in allen Richtungen zum Vorgehen gegen die Gutsbesitzer geführt werden zur Erbeutung einzelner Gewehre, um sich zu stärken, und beim Rückzug führt man diese neuen Einheiten mit in die Grenzgebiete der Roten Zone als Basis zur Vorbereitung des nächsten Partisanenkampfes. Diese armen entschlossenen Elemente, die den Gutsherren das Getreide weggenommen haben 57 , können gewiß auch in unsere eigenen Partisaneneinheiten aufgenommen werden und sie auffüllen, doch wenn sie alle in unsere eigenen Einheiten aufgenommen und nicht zum größten Teil geduldig zur Organisation von selbständigen Partisaneneinheiten des betreffenden Ortes angeleitet werden, dann ist es ein großer Fehler; denn erst nachdem man die selbständigen Partisaneneinheiten der betreffenden Orte organisiert hat, kann nach dem Rückzug die Hoffnung und die Ambition auf die Wiederkehr der Revolution durch laufende Verbindung mit den Massen des Ortes aufrecht erhalten werden, kann man auch beim nächsten Angriff einen guten Wegweiser haben und die Bedingungen für das übernächste Mal, dort den Feind zu vernichten und Machtorgane zu errichten. Unter welchen Bedingungen es auch sei, die Partei unter den Partisaneneinheiten ist verpflichtet, in der Partisanenzone Partei-Zellen aufzubauen, Arme und Aktivisten bei sich aufzunehmen, sie in Schnell-Kursen zu schulen, damit sie den Kern des Kampfes in den betreffenden Orten bilden. Falls die Partisanen keine Armen und Aktivisten aufnehmen, in die Zelle eingliedern, sie schulen, selbst den Kampf zu übernehmen, sie als Kader des Ortes für die selbständige Arbeit unter den Massen ausbilden, sondern alles sich selbst aufbürden, so daß sich die Masse und die Führer des betreffenden Ortes gänzlich in der Passivität befinden, dann ist das ein großer Fehler; denn so werden unbedingt die Masse und deren Führer in den betreffenden Orten zu Schwäche und Kraftlosigkeit verurteilt; sowie die Partisanen sich zurückziehen, werden sie sofort zusammenbrechen. 10. Die obengenannten 9 Punkte sind die wichtigsten für die Organisation und die Arbeitsrichtlinien der örtlichen bewaffneten Kräfte; die Parteiorgane aller lokalen Ebenen müssen in bezug auf alle ernsten Probleme bei den örtlichen bewaffneten Kräften in ständiger Erörterung Anweisungen vorlegen, besonders beim Angriff der Partisanen auf die konterrevolutio57

Sie können nicht mehr zurückbleiben, ohne der Bestrafung durch die KMT ausgesetzt zu werden.

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III.

Der 1.

Bürgerkrieg

nären Gebiete müssen die lokalen Parteiorgane jedesmal eine genaue Erörterung und Anweisung vorlegen; bei der Erörterung müssen die Verantwortlichen der Partisaneneinheiten anwesend sein, damit sie sich völlig im klaren über die Aufgaben und die Arbeitsrichtlinien sind. Die vergangenen Fehler — die lokale Partei befahl den Partisanen nur, Krieg zu führen, über die Arbeitsrichtlinien wurden sie überhaupt nicht informiert; schließlich wurde der Auftrag blind durchgeführt, wodurch kein guter Einfluß gewonnen wurde, sondern nur schlechter —, die sind vorbei.

K. Der innerparteiliche

Machtkampf

Im Herbst 1931 sind wichtige Führer der K P C h , die bisher in Shanghai im Untergrund gelebt hatten, in das Sowjetgebiet von Chianghsi geflohen, um dem Druck der K M T zu entweichen. Anderseits wollten die Rußlandstudenten, die die Macht an sich genommen haben, sich mit allen Mitteln gegen Mao Tse-tung einsetzen, da Mao der einzige Nebenbuhler dieser Gruppe und Chou En-lais war (Chou hat sich nach dem 4. Plenum mit den Rußlandstudenten geeinigt und ist immer noch der Chef des Militärbüros), der in Chiangshi die Militärmacht in den Händen hielt. Das zeigt sich augenfällig auf dem 1. Partei-Delegierten-Kongreß [D 13]. Die Beschlüsse dieses Kongresses waren zu Ungunsten von Mao Tse-tung. Außer der Taktik während des 3. Einkreisungsfeldzuges, daß Mao Tse-tung Chi-an aufgab, sowie der Bodenreform nach der von Mao abgehaltenen 7. Febr.-Konferenz (1931), wurden auch die Alleinherrschaft der Partei in der Armee sowie das Partisanentum kritisiert. Mao Tse-tung wurde auch aus seinen eigenen Reihen, wie Chu Te und Wang Chia-hsiang, getadelt, so daß er nicht umhin konnte, sich schuldig zu bekennen. In dem Aufsatz „ U b e r einige Beschlüsse der geschichtlichen Probleme" 5 8 hat sich Mao nach mehr als 10 Jahren diesbezüglich energisch verteidigt. Für den Kampf gegen Mao Tse-tung ist auf jeden Fall von hier an bis zur Ningtu-Konferenz Aug. 1932 5 9 , auf der Maos Macht innerhalb der R A völlig zurückgedrängt worden ist, der ideologische Grundstein gelegt worden. Die Führung der Partei und der Armee ist somit in die Hände des Zentralen Revolutionären Militärkomitees, d. i. Chou En-lais, gefallen. Die Internationale Linie gibt die Richtung an. Das ist der korrekte Machtkampf zwischen den Rußlandstu56

M a o : A W III. S. 968 (Peking 1954). Uber einige Beschlüsse der geschichtlichen Probleme.

59

Ning-tu-Konferenz. A u g . 1932. Abrechnung mit M a o Tse-tungs Empirismus und Partisanenkriegsführung. s. A n m . III. 77.

Kommentar

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denten und der Gruppe von Mao Tse-tung, der bis nach dem Beginn des Langen Marsches andauerte. Die Situation in China nach dem MukdenZwischenfall und der Beendigung des 3. Einkreisungsfeldzuges verschafft der KPCh eine Verschnaufpause, so daß sie sich dem innerparteilichen Machtkampf widmen kann. Die Rußlandstudenten haben zwar nach dem 4. Plenum des 6. Kongresses die Macht an sich gerissen, doch in Chianghsi regiert immer noch die Gruppe von Mao Tse-tung. Deshalb erfolgt die Errichtung des Zentralbüros in Chianghsi unter Hsiang Yin, der I. ParteiDelegierten-Kongreß des Sowjetgebiets sowie der I. Allchinesische Sowjetkongreß, der am [D 14] 60 in Juichin zusammentraf. Die Sowjetrepublik wurde ausgerufen, ein Resolutionsentwurf über die Frage der R A verabschiedet [D 14] sowie eine Begünstigungsvorschrift für die R A beschlossen [D 14], Der Eintritt in die R A wurde somit noch schmackhafter gemacht und den Soldaten die Sorge abgenommen, damit sie sich ganz dem Kampf widmen können. Organisation, Verwaltung und Training der RA wurden dem Oberkommando der RA, dem revolutionären Militärkomitee, d. i. Chou En-lai, unterstellt. So ist es möglich, daß Otto Braun die R A reorganisieren ( 3. 1. 1932) [D 13], daß die Li-Li-san-Linie wieder aufflammen kann (Jan. 1932). Das Politbüro ruft zum Angriff auf die großen Städte auf. Es ist bemerkenswert, daß Chou En-lai nach dem 3. Plenum des Z K der KPCh, wo er beauftragt wurde, die Li-li-san-Linie zu korrigieren, der R A doch stets befohlen hat, in großem Maße den Bürgerkrieg voranzutreiben; es ist auffällig, daß er die Li-li-san-Linie unterstützt [D 13]. Hier können wir sagen, daß die Li-li-san-Linie mit der Shao-shan-Linie (Chou En-lais) identisch ist und daß die reumütigen Bekenntnisse Chou En-lais während des 4. Plenums nur ein Lippenbekenntnis sind, oder besser gesagt, daß der gemeinsame Punkt zwischen Li Li-san und Chou En-lai darin liegt, daß sie nur in puncto militärischer Aktion übereinstimmen, denn von 1929—1931 ist gerade die Zeit, wo China inneren Kämpften und äußeren Invasionen ausgesetzt war 6 1 ; die Nanking-Regierung ist voll mit dem Bürgerkrieg beschäftigt, und es ist eine gute Chance für die RA, aktiv anzugreifen.

60

Der I. Allchinesische Sowjetkongreß, 7. N o v . 1931. In Jui-chin wurde die demokratische Zentral-Regierung der Arbeiter und Bauern gegründet.

61

Gemeint sind: März/April 1929 zwischen Nanking und der Kuanghsi-Clique (Li Tsung-jen und Pai Tsung-hsi), Mai 1929 Hung Yü-hsiang stellte sich gegen die Zentral-Regierung, Sept. Der von Japan inszenierte Zwischenfall von T'ie-ling, Okt. Die Truppe der Zentrale bekämpft Hung Yü-hsiang. Nov. Der Krieg zwischen China und Rußland bricht in Mandschuli aus.

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III.

Der

1.

Bürgerkrieg

Die Auseinandersetzung über strategische Fragen zwischen Mao Tse-tung und den Rußlandstudenten nimmt seinen Lauf. Am 28. Jan. 1932 greifen die Japaner Shanghai an. Im April erklärt die Chinesische Sowjetrepublik Japan den Krieg und ruft alle Gruppen und Klassen in China zum Widerstand gegen den japanischen Angriff auf. Gewiß, Südchianghsi ist weit weg von der Schußlinie des Krieges gegen Japan, doch dieser Schachzug, dem die Stimmung der damaligen Chinesen völlig entspricht, hat Anklang im Volk gefunden [D 27]. Schon im D e z . 1931 war das 26. Korps der K M T - A r m e e mit 2 0 0 0 0 Mann in Ningtu zu den Kommunisten übergelaufen, um gemeinsam gegen Japan zu kämpfen (Militär-Putsch im Ningtu) [D 17].

CCC-16

D 13: Beschluß über die Frage der Roten Armee Partei-Delegierten-Kongreß — Angenommen durch den 1. 62 des Sowjetgebietes — (Nov. 1931) Die Rote Arbeiter- und Bauernarmee ist im Verlauf der Agrarrevolution aus einzelnen Häufchen von Partisanentrupps der Arbeiter und Bauern entstanden, sie hat mit allen konterrevolutionären Kräften heldenhaft, entschlossen gekämpft und großartige Siege errungen; ferner hat sie sich selbst Der Krieg zwischen Militärmachthabern von Kuangtung und Kuanghsi. Jan. 1930. Die Truppen der Zentrale bekämpfen den T'ang Shen-chih, Febr. Die Zentrale bekämpft die Kuanghsi-Clique. Mai—Okt. Der große Krieg bricht in der Mittelebene aus. Juli 1931. Die Japaner inszenieren im Nordosten den Ma-pao-shan-Zwischenfall. Aug. Kuangtung und Kuanghsi bilden gemeinsam eine Regierung gegen die Zentrale. Sept. Der Mukden-Zwischenfall. 62

Der I. Partei-Delegierten-Kongreß des Sowjetgebietes (Jui-chin, 1. N o v . 1931). Dieser Kongreß ist ein wichtiges Ereignis nach der Entstehung des Zentralbüros im Sowjetgebiet. E r hat ohne Vorbehalt die Direktive der Zentrale vom 1. Sept. („Direktive zur Arbeit im Sowjetgebiet von der Zentrale" 1. Sept. 1931) akzeptiert. Das bedeutet die Niederlage Mao Tse-tungs in bezug auf seine Bodenpolitik sowie die Frage der R A und die Ausbreitung der Macht der Rußlandstudenten in den Sowjetgebieten.

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organisiert, gestärkt und wurde zur Hauptkraft in dem gegenwärtigen revolutionären Kampf Chinas. Die Militärmachthaber der imperialistischen K M T haben, um die revolutionäre Entwicklung Chinas zu zerstören, eine sehr große konterrevolutionäre Kraft und mehr als hunderttausend gut gerüstete Truppenkontingente mobilisiert, dreimalig gegen unsere Rote Armee und das Sowjetgebiet die Einkreisung versucht; schließlich wurden sie alle durch unsere heldenhafte Rote Armee, koordiniert mit den Kräften der Massen, zerschlagen, was das zunehmende Wanken und den rapiden Zerfall der herrschenden Klasse Chinas bewirkte und der chinesischen Revolution ein neues Stadium eröffnete. Die heldenhafte Rote Armee hat in den letzten Jahren ihre großartige Stärke gezeigt und die Sympathie und Unterstützung der werktätigen Massen ganz Chinas und in der ganzen Welt gewonnen. Die gegenwärtigen revolutionären Aufgaben sind befestigte Revolutionsstützpunkte zu errichten, den Sieg vorerst für eine oder mehrere Provinzen zu erringen 6 3 ; die Rote Armee ist nun die Hauptkraft, diese Aufgabe durchzuführen; deshalb müssen alle Einrichtungen der Roten Armee in der Gegenwart der Forderung zur Realisierung dieser Aufgabe entsprechen. In der Roten Armee hat die Parteilinie wahrhaftig eine große Wandlung erfahren, wie z. B . die Verbesserung der Bestandteile, die Hebung der Kampfkraft, die Konsolidierung und Vergrößerung der Roten Armee; die Anwendung der Strategie und Taktik entspricht allmählich der korrekten Linie der Komintern; sie bewirkte für die unter der Li-Li-san-Linie geschwächte Rote Armee eine allmähliche Festigung und Vergrößerung und schlug Hunderttausende gut gerüstete Feinde in die Flucht, wurde zur Hauptkraft in der gegenwärtigen Sowjetbewegung. Was sich als ernsthaftestes Problem in der Roten Armee jetzt zeigt, ist das traditionelle Partisanentum, das immer noch weit zurückgeblieben ist. Im allgemeinen ist es locker organisiert, hat keine genaue Arbeitseinteilung in den verschiedenen Organen; es gibt auch keine ständige Aufgabe, sondern freie Aktionen beim Kampf, keine strenge Disziplin; Erziehung und Training sind nicht intensiviert, um technisch gut ausgebildete Truppen zu schaffen; die rückwärtige organisatorische Arbeit hat weder genaue noch weitblickende Pläne; all diese zerstreuten organisationslosen und planlosen Erscheinungen wurden zu ernsthaften Problemen in der Roten Armee und zu größten Hindernissen bei der Durchführung des weitumfassenden Kampfes. Doch gegen das Partisanen tum bedeutet auf keinen Fall gegen die Partisanentaktik, im Gegenteil, die Partisanentaktik muß optimal angewendet und entwickelt werden. 63

Li-Li-san-Linie s. Anm. III. 7.

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III. Der 1.

Bürgerkrieg

Die Partei hat in der Vergangenheit den Führungseffekt in der Roten Armee bewirkt, doch im Ganzen gesehen ist sie noch sehr schwach, und sie kann nicht mal das allgemeine korrekte und eindeutige Verständnis aufbringen; man hat die Parteiführung in der Roten Armee so betrachtet, als kontrolliere die Partei alles, was in der Roten Armee passiert; die gewöhnlichen Arbeiten der Militär- und Politorgane wurden allein von der Partei an sich gerissen. Das Fazit, alles allein zu tun, hat zum Aufgeben des selbständigen Arbeitssystems der Militär- und Politorgane in der Roten Armee geführt, und sie sind zu einem ungesunden verkrüppelten Organ geworden; dieser Ursprung des Alles-allein-Tuns von der Partei ist immer noch ein Uberrest der K M T — ist dem: die Partei regiert den Staat entsprungen; das Resultat: alles ist von der Partei zu einem administrativen Organ degradiert und ihre eigentliche Aufgabe in der Roten Armee im Gegenteil vernachlässigt worden; die Organisation der Partei ist äußerst locker; das Parteileben ist auch nicht gesund; der Führungseffekt ist äußerst schwach, die Entwicklung der Partei hat stagniert; die Politik-, Kultur- und Propagandaarbeit, die die Partei in der Roten Armee tun sollte, wurde nicht intensiviert; deshalb ist sie nicht in der Lage, die gesamte Masse der Nicht-Parteimitglieder für sich zu solidarisieren; solche folgenschweren Situationen sind bereits die allgemeinen Erscheinungen in der Roten Armee. Die Uberreste der Militärmachthaber in der Roten Armee sind zwar in der Vergangenheit entschieden bekämpft worden, und im großen und ganzen ist sie davon gesäubert, und damit ist eine wichtige Basis für die Gründung der Roten Arbeiter- und Bauernarmee geschaffen worden; doch in gewisser Hinsicht ist sie davon doch nicht gründlich gesäubert worden, wie z . B . hinsichtlich der Verwaltung und Erziehung kann man immer noch nicht völlig auf der Klassenlinie stehen oder die praktischen Forderungen durchführen; es hat immer noch den Beigeschmack des Formalismus (z. B . die Haltung des Schlagens, Schimpfens, Bestrafens usw. . . .). Besonders die Beziehungen zur örtlichen Regierung haben in mancher Hinsicht völlig die gleiche Haltung wie die K M T - A r m e e ihrer Regierung gegenüber eingenommen. Man ist der Meinung, daß die Rote Armee nur ein Teil der Sowjetmacht ist und die Regierungsorgane das Instrument der Arbeiter- und Bauern-Diktatur sind; an korrupten Erscheinungen im Leben der Roten Armee existiert manches immer noch; sie kommen überall zum Vorschein. Der beschränkte Empirismus in der Roten Armee hat auf die praktische Arbeit nicht unbeträchtlichen Einfluß ausgeübt; er verneinte grundsätzlich die revolutionäre Theorie des Marxismus-Leninismus und stützte sich gänzlich auf seine einseitigen Erfahrungen und analysierte kurzsichtig die verschiedenen Probleme, das ist ja völlig die rückständige

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Denkweise eines Bauerns; praktisch wird er auf dem Weg des Irrtums und nicht der Klassenlinie ankommen. Innerparteilich ist die Anschauung, daß die Parteimacht über allem steht, nicht zerschlagen; deshalb sind organisatorisch Parteikomitees in allen Instanzen entstanden. Diese Organisationen haben die höchste Autorität des Politkommissars und der Politabteilung, die in der Roten Armee jeweils die Partei und Regierung vertreten, geschwächt, so daß das Politkommissarsystem in der gründlichen Durchführung beeinträchtigt worden ist und die Politabteilung ihre Arbeit nicht gesund ausführen kann. Das war einer der Hauptgründe dafür. In der vergangenen Zeit hat es in bezug auf die Auswahl, das Heranziehen und Ausbilden der Kader zur klaren Klassenlinie und äußersten Achtsamkeit stets gemangelt; die Arbeit, mit Bezug auf den Arbeiterbestandteil unter den Kadern auszuwählen und zu pflegen, ist äußerst ungenügend; die Angestellten der Organe aller Ebenen können auch nicht in ihrer praktischen Arbeit ihre Fähigkeit verstärken, damit sie sich fachlich spezialisieren; das kommt davon, daß die Partei alles allein tun will und die Arbeit der Militär- und Politorgane aller Ebenen nicht gesunden kann. Im Hinblick auf das Sammeln aller Kräfte zur systematischen Gründung der Militär-Polit-Akademie, um der Mangelhaftigkeit von Kadern abzuhelfen, die Kampftechnik der Roten Armee zu heben, hat man auch eine zögernde Haltung gezeigt; das kommt daher, daß der beschränkte Empirismus und die Ansicht des Gruppenwesens nicht gänzlich zerschlagen wurden. Augenblicklich ist die revolutionäre Lage Chinas in ein neues Stadium getreten; die herrschende Klasse Chinas ist im Begriff, total zu zerfallen; die Gegensätze des Imperialismus in China verschärfen sich noch mehr; die revolutionäre Flut in China braust heftig vorwärts; die Zukunft dieser Entwicklung muß die konterrevolutionäre Schicht veranlassen, noch heftiger das Sowjetgebiet und die Rote Armee anzugreifen, doch die Veränderung der Lage ist äußerst günstig für die Entwicklung des revolutionären Krieges im Lande; die momentane Kampflage und -aufgabe der Roten Armee haben nicht nur eine Wandlung in politischer Hinsicht, sondern auch das Kräfteverhältnis, die geographischen Bedingungen, die ökonomische Situation sowie die Massenbasis haben alle andere Voraussetzungen wie früher geschaffen; deshalb muß sich der Aufbau der Roten Armee entsprechend den Kampfbedingungen und -aufgaben der Gegenwart und der Zukunft ändern; auf der Kriegsbasis des großen Stils aufbauen 64 , gegen das traditionelle Partisanen tum; eine straffe und systematische Organisation, wissenschaf t64

Otto Brauns These.

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liehe Arbeitseinteilung errichten; der Kongreß hat ferner konkret auf die notwendigen praktischen Maßnahmen hingewiesen, die für die Militärund Politorganisation sowie für die Hebung der Kampfkraft der Roten Armee bestimmt sind: 1. Das Zentrale Revolutionäre Militärkomitee ist das höchste zentralisierte Kommandoorgan der Roten Arbeiter- und Bauernarmee Chinas; es verwaltet die Organisation und Versorgung sowie Erziehung und Training der Roten Armee; ferner befehligt es die Kampftätigkeit der Roten Armee; nur durch sofortige Gesundung dieses straffen zentralisierten Kommandoorgans kann man erst entschlossen die Pläne und Einheitsaktionen der Führungsorgane der höheren Instanzen durchführen, kann man erst die Macht der Imperialisten und Militärmachthaber besiegen, kann man erst die gegenwärtige Revolutionsaufgabe erfüllen. 2. Den Führungseffekt der Partei in der Roten Armee verstärken, dies muß vorerst das Politkommissarsystem gründlich durchführen sowie die Organisation und Arbeit der Politabteilung auf allen Ebenen aufbauen; denn der Politkommissar und die Politabteilung sind die Person sowie das höchste Politorgan der Partei in der Roten Armee und vertreten die Partei und die Regierung; das alles von der Partei allein zu tun, muß abgeschafft werden, die Politkomitees aller Ebenen, deren Kompetenz noch über dem Politkommissar und der Politabteilung steht, müssen abgeschafft werden; alle Parteiorganisationen müssen der Politabteilung unterstellt werden; das ist die Hauptbedingung zur gründlichen Durchführung des Politkommissarsystems; das Parteileben in der Armee muß die Kampfkraft konsolidieren und der Garant für die Durchführung der Befehle sein; doch nicht alles allein tun. 3. Die politischen Arbeitsorgane der Partei in der Roten Armee müssen systematisch aufgebaut werden; denn nur durch Gesundung und Konsolidierung der Parteiorganisation sowie des Systems der Politorgane kann erst die Durchführung der Politarbeit gewährleistet werden, kann erst das politische Niveau: das Klassenbewußtsein der rückständigen Kader gehoben, kann erst die Kampfmoral der Roten Armee gehoben, kann erst die ganze Rote Armee zum mächtigsten Instrument gemacht, unter der Führung der Partei die Sowjetmacht konsolidiert und entwickelt werden. 4. Der Hauptbestandteil der Kader in der Roten Armee muß sich aus Arbeitern zusammensetzen. Knechte und arme Bauern sowie sich im Krieg tapfer und loyal zeigende revolutionäre Kämpfer müssen optimal gefördert und aufgenommen werden. Die Lehranstalt für Militär und Politik muß mit allen Kräften errichtet werden; der Bestandteil an Schülern muß sich möglichst viel aus Arbeitern und Knechten zusammensetzen; bei der Er-

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ziehung müssen Praxis und Theorie miteinander verschmolzen werden, um den einseitigen, beschränkten Empirismus und das leere Geschwätz zu zertrümmern. 5. Die Militär-, Politik- und Kulturpropaganda in der Roten Armee ist zu intensivieren; die Erziehungsarbeit liegt hauptsächlich darin, die Kampfmoral der Roten Armee zu konsolidieren; beim Militärtraining muß man darauf achten, das technische Können zu heben, besonders auf die speziellen Fähigkeiten achten; es müssen Übungen für Blockhaus-, Nah-, Straßen-, Nacht- und Luftabwehrkampf eingeführt werden; die politische Erziehung muß geistig auf den wichtigen Prinzipien der Militarisierung, Sowjetisierung, Internationalisierung basieren, um das Niveau des Klassenbewußtseins der Roten Armee zu heben, die gesamte Rote Armee muß unter der Führung der KP und der Sowjetmacht solidarisch entschlossen den Klassenkampf durchfechten. 6. Die Gliederung der Roten Armee muß vereinheitlicht werden; es muß mit der Organisation angefangen werden, die einem großangelegten Kampf entsprechend sein soll; man muß die gegenwärtigen Waffen, geographischen Bedingungen, sozialen Beziehungen und den Kriegsgegner berücksichtigen und nach den von der Zentrale veröffentlichten Manuskripten zur Gliederung der Roten Armee als Basis eine einheitliche und brauchbare Gliederung durchführen 6 5 . 7. Die Gesundung der Arbeit und Organisation des Stabes aller Ebenen ist ein besonders dringendes Bedürfnis der Gegenwart, denn die Entwicklung der modernen Waffen hat die Kriegsumstände äußerst kompliziert beeinträchtigt; ferner ist unter den Kampfbedingungen sogar jeder Minute die Bedeutung von Sieg oder Niederlage beizumessen; falls wir keine straffe, machtvolle Organisation und Arbeit des Stabes besitzen, können wir unter den komplizierten Kampfbedingungen die Kampfaktionen nicht organisieren und geeint befehligen. 8. Die Hebung der Disziplin der Roten Armee und der Autorität der Kommandeure ist eine wichtige Voraussetzung zur Stabilisierung der Kampfkraft der Roten Armee. Die Disziplin der Roten Armee beruht auf den Interessen der Klasse; sie muß mit dem Geist des Selbstbewußtseins und der gegenseitigen Überwachung aufrecht erhalten werden. Die Disziplin der Roten Armee muß vom täglichen Leben jedes Kämpfers im Geist der Solidarität zur Festigkeit, Ausdauer und Tapferkeit geformt werden; die Autorität der Kommandeure zu heben, muß zusammen mit der Inten65

Die Reorganisation der Streitkräfte wurde von Otto Braun durchgeführt, s. Otto Braun: Chinesische Aufzeichnungen (1932-1939), S. 101, Dietz Verlag Berlin 1973.

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sivierung der Erziehung und dem Training gegenüber den Kommandeuren gleichzeitig beachtet werden, damit jeder Kommandeur ideologisch sowie in der Handlung wirklich zum Führer der Roten Armee werden kann. 9. Der Begünstigungsparagraph für die Rote Armee 66 , die Strafgesetze und andere Vorschriften müssen festgelegt und veröffentlicht werden. 10. Die rückwärtigen Organe der Roten Armee konsolidieren, d. i. der Garant für den Sieg an der Front und im Hinterland der Roten Armee. Was Waffen, Militärärzte und anderen Militärbedarf angeht, muß insgesamt ein genauer, einheitlicher und tiefgehender Plan und die entsprechende Uberprüfung existieren. 11. Um den Kriegsumständen der Gegenwart zu begegnen und die Forderung der gegenwärtigen Aufgabe zu erfüllen, muß die Rote Armee aller Sowjetgebiete konsolidiert und vergrößert werden, das 1. und 3. Armeekorps muß in der nächsten Zeit um mindestens zehntausend Mann verstärkt werden; bei der Vergrößerungsbewegung der Roten Armee muß eine klare Klassenlinie zu verzeichnen sein, muß man sich entschieden gegen die Li-Li-san-Linie und die Aspekte des Kuhhandels stellen; was die Führung gegenüber den Selbständigen Divisionen und örtlichen Streitkräften der Arbeiter und Bauern angeht, muß sie verbreitert und intensiver gemacht werden, um auf diese Weise einen Teil der örtlichen Streitkräfte der Arbeiter und Bauern in die Rote Armee einzugliedern; es müssen im Volk, durchgeführt auf der Basis der Vergrößerungsbewegung der Roten Armee, mit Agitproptätigkeiten, durch die Massenlinie die tapferen Arbeiter, Knechte, armen Bauern und zuversichtliche Mittel-Bauern in die Rote Armee aufgesogen werden. Um entschlossen den Klassenkampf und die obengenannten Aufgaben durchzuführen, muß man sich entschieden gegen alle schlechten Tendenzen und Ideen in der Roten Armee stellen; das Partisanen tum, das Alles-alleinBestimmen der Partei, die Bürokratie, die Uberreste der Militärmachthaber, der beschränkte Empirismus und das leere Geschwätz sind alles Hindernisse für die Konsolidierung und Entwicklung der Roten Armee: besonders das Partisanentum ist das größte Hindernis im Augenblick, wo für die Rote Armee eine entsprechend großangelegte Kriegsführung erforderlich ist. In der Roten Armee muß der Kampf der innerparteilichen Zwei-Linie intensiv durchgeführt werden, besonders der Kampf gegen den Rechtsopportunismus; das ist auch im Augenblick die erste wichtige Auf66

s. D-15 (7. 11. 1931): Begünstigungsvorschriften für die RA und deren Familienangehörige. Diese Politik wurde stets in dem politischen Programm der KPCh hervorgehoben; es ist ein Grundprinzip in dem bewaffneten Kampf in der Geschichte der KPCh.

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gäbe; nur durch erbarmungslosen entschiedenen Kampf kann man erst den korrekten internationalen Weg beschreiten, kann man erst die Hebung der Solidarität und Kampfkraft der Roten Armee garantieren.

CCC-21

D14: Der I. Allchinesische Kongreß67 — Resolutionsentwurf über die Frage der Roten Armee — (7.11.1931) 1. Im Feuer des revolutionären Krieges in China, im schonungslosen Klassenkampf des Imperialismus von außen sowie des Antifeudalismus, -despotismus und -kapitalismus der breiten Arbeiter-, Bauern- und aller werktätigen Massen haben die zerstreuten Arbeiter- und Bauernpartisanen überall in China unter der Führung der KPCh bereits die Rote Arbeiterund Bauern-Armee Chinas geschaffen. In den tapferen Kämpfen der letzten 3 Jahre hat die Rote Armee bewiesen, daß sie der entschiedenste Vollstrecker der Bodenrevolution, des Kampfes gegen den Imperialismus ist. Obwohl es teilweise und zeitweilig einige Niederlagen gegeben hat, ist sie trotzdem entschlossen, für die Errichtung der Sowjetrepublik China fortwährend mit all den konterrevolutionären Kräften den Kampf durchzuführen. Die Rote Armee Chinas hat bereits die äußerste Feindseligkeit und den Neid aller Feinde der Revolution auf sich gezogen (Imperialisten, Militärmachthaber der KMT, Bourgeoisie, Grundbesitzer, Sklavenhalter, Bürokraten, Polizei und Henker, Agenten, Pfarrer und Weißrussen . . .); sie haben alle konterrevolutionären Kräfte mobilisiert und alle Truppen der Militärmachthaber eingesetzt, verstärkt die Rote Armee anzugreifen. Obwohl der Feind heute über eine schlagkräftige Armee und gute Technik verfügt, obendrein eine ausreichende Unterstützung seitens der Imperialisten genießt, kann er trotzdem die an Erfahrung arme, technisch noch primitive Rote Armee nicht vernichten.

67

s. Anm. III. 60.

142

III. Der 1. Bürgerkrieg

Die Arbeiter, Bauern und die werktätigen Massen Chinas und der ganzen Welt haben heute in bezug auf die Rote Arbeiter- und Bauern-Armee Chinas eine grenzenlose Freude und Liebe gezeigt. All diese Gegebenheiten beweisen, daß die Rote Arbeiter- und BauernArmee Chinas die bewaffnete Kraft des revolutionären Kampfes für die Bodenrevolution und den Antiimperialismus ist; sie beweisen auch, daß die Arbeiter- und Bauernmassen Chinas kämpfen, um sich von dem langjährigen Sklavendasein und all den erbarmungslosen Unterdrückungen durch Grundbesitzer, Despoten und Militärmachthaber sowie der blutrünstigen Ausbeutung in Form des Feudalismus und Imperialismus . . . zu befreien, was bereits begonnen und sich siegreich vorwärts entfaltet hat. Die chinesische Revolution ist bereits in die Epoche, die Sowjetmacht zu erkämpfen, vorangeschritten. Der entscheidende Klassenkampf hat bereits begonnen, und er entfaltet sich vorwärts, aber um den Endsieg der nationalen Revolution zu erringen, liegt noch eine harte Kampfstrecke vor der Arbeiterklasse und den revolutionären Bauern; denn die konterrevolutionäre Macht sowie der Imperialismus greifen gerade mit allen möglichen konterrevolutionären Kräften die revolutionären Arbeiter und Bauern sowie die Rote Armee an; der Sieg dieses bereits ausgebrochenen historischen Klassenkampfes wird von den bewaffneten Kräften entschieden werden. Um die Sowjetmacht zu schützen, das Sowjetgebiet zu vergrößern und den Sieg der Revolution zu garantieren, um intensiver den harten Kampf mit den konterrevolutionären Mächten sowie dem Imperialismus aufzunehmen, müssen die Arbeiter- und Bauernmassen Chinas sich außerordentlich anstrengen, die Rote Armee zahlenmäßig zu stabilisieren. 2. Die Rote Armee ist der wichtigste Garant der Sowjetmacht, sie ist die Armee der Klasse; sowohl in den Aufgaben als auch im Geist unterscheidet sie sich wesentlich von den Truppen der Militärmachthaber der KMT sowie der des Imperialismus. Die Truppen der Militärmachthaber und des Imperialismus sind vom Volk entfernt; sie sind Instrumente, die die Arbeiter und Bauern unterdrücken, und Aggressor der Kolonialherren; sie sind da, um Aggressionskriege oder Kriege unter den Militaristen durchzuführen; dagegen ist die Rote Armee die eigene Truppe der Arbeiter und Bauern; sie ist die bewaffnete Kraft, die die Arbeiter- und Bauernmassen befreit; ferner kann die bewaffnete Kraft der Roten Armee, die eine große internationale Aufgabe auf sich nimmt, den Sturz der reaktionären Herrschaft in der ganzen Welt beschleunigen und die Truppen der Bourgeoisie und des Imperialismus vernichten.

Dokument 14

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3. Die Rote Armee wird im Geist der werktätigen Massen und der internationalen Aufgaben geschult; sie ist eine mobile politische Armee; sie ist erstmalig in der chinesischen Geschichte durch revolutionäre Kämpfer mit Bewußtsein organisiert worden; jeder Kämpfer der Roten Armee weiß für die Interessen seiner eigenen Klasse zu kämpfen, allen werktätigen Massen zu dienen; sie wird auf keinen Fall für die Ausbeuter und die Kapitalisten die Arbeiter und Bauern unterdrücken. Die Politinstrukteure und Politabteilungen in der Roten Armee repräsentieren direkt die Kommunistische Partei und die Sowjetmacht; die Kommunistische Partei und der Kommunistische Jugendverband sind ein untrennbarer Bestandteil der Roten Armee. 4. Alle Werktätigen, Arbeiter, Knechte, armen Bauern, mittleren Bauern und das arme Volk in der Stadt haben das Recht, sich zu bewaffnen zum Schutz der Sowjetmacht; alle Angehörigen der herrschenden Klasse, Ausbeuter, Militärmachthaber, Grundbesitzer, Despoten, Bürokraten, Kapitalisten, reiche Bauern und ihre Familienangehörigen, dürfen nicht in die Rote Armee aufgenommen werden. Wegen der Interessen der Revolution muß man in der Roten Armee eine strenge, selbstbewußte Disziplin errichten, müssen alle Kommando-, Verwaltungs- und Versorgungsorgane sich gänzlich zentral vereinigen, sich mit aller Kraft ständig festigen, muß sich ferner eine disziplinierte Kampfmoral erheben, gleichzeitig die Autorität der Sowjetmacht in der Roten Armee in vollem Maße errichtet werden. 5. Der I. Allchinesische Kongreß beauftragte den Vorsitzenden des Exekutivkomitees der Zentrale sowie die Regierung, schleunigst die Organisation zu realisieren und alle notwendigen praktischen Maßnahmen zur Festigung der Kampfkraft der Roten Armee zu ergreifen. Der Kongreß hat folgenden konkreten Auftrag erteilt: a) Das höchste Militärorgan — das Oberkommando der chinesischen Roten Armee des revolutionären Militärkomitees — wird beauftragt, die Organisation, Verwaltung und das Militärtraining der Roten Armee durchzuführen, ferner die Kriegshandlungen der Roten Armee zu kommandieren. N u r durch straffe zentralisierte Führung (inklusiv der gesamten Roten Armee) bei der Durchführung der Pläne der Führungsorgane und unter der Bedingung einer einheitlichen Aktion kann die Rote Armee erst die Truppen der Militärmachthaber und die des Imperialismus besiegen, kann sie erst die Stützpunktgebiete des Sowjets vergrößern; deshalb muß die Rote Armee sofort und bedingungslos all die Direktiven und Befehle des Revolutionären Militärkomitees sowie seiner zugehörigen Organe ausführen 6 8 . 68

Zentralisierung der K o m m a n d o g e w a i t im M i l i t ä r k o m i t e e , d. h. bei C h o u En-lai.

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III. Der 1.

Bürgerkrieg

b) Versucht, die Bestandteile an Arbeitern und Knechten in der Roten Armee zu vergrößern, möglichst viel Arbeiter und Knechte in die Rote Armee zu schicken. Ferner appellierte der Kongreß an Arbeiterkörperschaften aus Nicht-Sowjetgebieten, ständig revolutionäre Arbeiter zu rekrutieren, in die Rote Armee zu schicken; nur durch Erhöhung der Bestandteile der Arbeiter und Knechte, durch Verstärkung der Politinstrukteure und der Arbeit der Politabteilung, durch Befestigung der Partei- und Verbandsorganisationen in der Roten Armee kann sich erst die Führung des Proletariats in der Roten Armee behaupten. c) Der Kongreß hat demonstrativ darauf hingewiesen, daß die Politinstrukteure, Politabteilungen, KP und Jugendverbände in der Roten Armee die Klassenaufgaben durchzuführen haben. Hinsichtlich der politischen Erziehung der Kämpfer und der Festigung der Kampfkraft der Roten Armee haben sie eine eminente Funktion. Die Regierung und das Revolutionäre Militärkomitee müssen die Aufgaben der Politinstrukteure, der Politabteilungen und aller anderen politischen Organe in der Roten Armee sowie alle Bestimmungen ihrer Machtbefugnisse festlegen. Jeder Kämpfer der Roten Armee muß mit dem Inhalt dieser Bestimmungen vertraut und dieser ihm verständlich gemacht werden. d) Es ist ständig darauf zu achten, die Qualität des Instrukteurs in der Roten Armee zu verbessern; hier sind vor allem die Arbeiter, Knechte und die revolutionären Kämpfer, die sich in den vergangenen revolutionären Kriegen treu und erfahrungsreich gezeigt haben, anzuführen zur Übernahme des militärischen Kommandos und der politischen Arbeit. e) Wendet alle wirkungsvollen Methoden an, die Zahl der Roten Armee zu vergrößern (neue Regimenter, Divisionen und Korps organisieren), die Qualität der Roten Armee zu verbessern, aufgrund der modernen Kriegsbedingungen Kampfeinheiten aufzustellen, Militärlehranstalten zu gründen (Militärbücher, -gesetze zu publizieren), um die Kampfkraft der Roten Armee zum Sieg über den konterrevolutionären Feind zu steigern. f) Um die Versorgung der Roten Armee mit Waffen und allem militärischen Bedarf zu gewährleisten, müssen Munitionsfabriken, Arsenale und zentralisierte Versorgungsorgane organisiert werden. g) Ohne die Sowjetmacht und eine allseitige, aktive Unterstützung kann die Rote Armee im Kampf nie den Sieg erringen. Die Sowjetregierung muß entsprechende Gesetze schaffen, Rechte und Pflichten der Sowjetorgane aller Ebenen in bezug auf die Rote Armee festlegen, um die Rote Armee zu festigen und die Rote Armee bei den Kampfhandlungen zu unterstützen.

Dokument

Ii

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h) Der Fahneneid 6 9 für die roten Kämpfer muß herausgegeben und in Kraft gesetzt werden. i) Verkündigt die der Roten Armee zustehenden Begünstigungsbestimmungen für die Roten Kämpfer und die Familienangehörigen im Sowjetmachtbereich 7 0 . Bei diesen Bestimmungen muß vorerst festgelegt werden, daß die Roten Kämpfer und deren Familien das beste Agrarland zugeteilt bekommen und das Bevorzugungsrecht in jeder Hinsicht, wie finanzielle Unterstützung seitens der Regierung, soziale Versicherung, Schule usw., genießen. 6. Der Sowjetkongreß appelliert an alle Ebenen der Sowjets und Parteien, Verbände, Gewerkschaften und an die anderen revolutionären Körperschaften sowie an die breiten Arbeiter- und Bauernmassen, der Roten Armee eine noch größere Unterstützung zu gewähren. Man muß sich stets daran erinnern, daß, wer der Roten Armee nicht beisteht, wer die Kräfte der Roten Armee nicht festigt, wer die Disziplin der Roten Armee nicht unterstützt, praktisch ein Antirevolutionär, ein Antirotarmist ist. Der Kongreß ist davon überzeugt, daß eine bereits von glorreichen Siegen getragene Rote Armee, mit Unterstützung der breiten werktätigen Massen und unter Führung der K P C h und der Sowjetregierung, die die obengenannten Aufgaben entschlossen durchführen, sich in Zukunft bestimmt so entwickelt, daß sie fähig ist, alle konterrevolutionären bewaffneten Kräfte zu vernichten, ihre historische Aufgabe pflichtgemäß zu vollenden.

CCC-8

D 15: Beschluß des I. Allchinesischen Kongresses (7. 11.1931) Begünstigungsvorschriften

für die Rote Armee

Die Rote Armee hat nach der revolutionären Niederlage von 1927 bis heute 4 Jahre lang unter der korrekten Führung der K P C h tapfer gekämpft, 69

70

Der Fahneneid. Dieser Fahneneid entspricht außer einigen Wortänderungen dem Fahneneid D-16 (1. 8. 1933). s. D-15: Begünstigungsvorschriften für die RA und deren Familienangehörige.

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III.

Der 1.

Bürgerkrieg

entschlossen die Agrarrevolution durchgeführt, sich gegen die Militärmachthaber der K M T , gegen die Imperialisten gestellt, aus den Händen der Gutsbesitzer den Boden zurückerobert, den Arbeiter- und Bauern-Sowjet errichtet und sich selbst zur kampferprobten, starken Roten Armee entwickelt; sie hat dreimalig die umfassenden Angriffe des imperialistischen Kettenhundes — Militärmachthaber der K M T zurückgeschlagen; diese Siege und die heldenhafte Kampfmoral für die Arbeiterklasse und die Sowjetmacht sind bewunderns- und lobenswert. N u n befindet sich die Revolution in der Epoche des Sowjets; es ist noch notwendiger, die Rote Armee zu vergrößern und zu stabilisieren, in der langen Zeitspanne des harten Kampfes den Sieg für eine Provinz oder mehrere Provinzen vorerst zu erringen, wegen des Zieles, das neue Sowjet-China zu errichten und die historische Klassen-Aufgabe der Roten Armee zu vollenden; deshalb sollen die Kämpfer der Roten Armee sowie ihre Familienangehörigen verschiedene Vergünstigungen der Sowjetrepublik genießen. Der Kongreß verkündet deswegen die folgenden Begünstigungsvorschriften: 1. Den Roten Kämpfern, die im Sowjetgebiet daheim sind, müssen für sich und ihre Familienangehörigen genauso wie den armen Bauern in dem betreffenden Ort Boden, Behausung, Berg, Wald und Teiche zugeteilt werden. 2. Den Roten Kämpfern, die in den Weißen Gebieten daheim sind, sowie denjenigen, die neuerdings von der Weißen Armee übergetreten sind, muß im Sowjetgebiet das „Gemeindefeld" 7 1 zugeteilt werden, das von Leuten bestellt wird, die von der betreffenden Lokalregierung beauftragt sind. 3. Die Veteranen der Roten Armee, die nicht fähig sind zu dienen und langfristig beurlaubt sind, dürfen aus dem Gemeindefeld einen Anteil zugeteilt bekommen; falls ihre Familie im Sowjetgebiet wohnt, so wird der Familie genauso wie allen Boden zugeteilt. 4. Für die Roten Kämpfer, die während der Dienstzeit niemanden für die Feldbestellung bei den Familienangehörigen sowie zugeteiltes „ G e meindefeld" haben, muß von der Sowjetregierung (geplant von der Bezirksregierung, durchgeführt von der Gemeinderegierung) jemand beauftragt 71

Gemeindefeld: Im chinesichen Dorf gab es viele Ländereien der öffentlichen Hand. Diese wurden in verschiedene Kategorien eingeteilt: a) Distrikten oder Amtsbezirken unterstellte Felder. b) Felder, die zu den Sippentempeln gehören. c) Felder, die zu religiösen Tempeln gehören. d) Felder, die zum Bedürfnis der öffentlichen gegenseitigen Hilfe gehören. e) Felder, die zum Bildungswesen gehören (Schulländereien).

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werden, all die Bestellungen, Bewässerungen, Erntearbeiten zu bewerkstelligen; an beauftragten Arbeitern dürfen es nicht weniger als 50 Mann pro Jahr sein; den Familienangehörigen, denen es an Arbeitskräften mangelt, muß nach ihrem Bedarf geholfen werden. 5. U m die obengenannten Vorschriften zu realisieren, wird extra festgelegt, daß alle, die nicht in der Roten Armee dienen, sich verpflichten, ohne Gegenleistung „einen Arbeitstag für die Angehörigen der Roten Armee zur Verfügung zu stellen"; jeder hilft zwei Tage pro Monat für die Angehörigen der Roten Armee; Zeit und Art der Arbeit werden nach dem Bedarf der Familie bestimmt. 6. Während der Dienstzeit eines Rotarmisten sind ihm wie seiner Familie alle steuerlichen Abgaben an die Sowjetrepublik erlassen. 7. Während der Dienstzeit eines Rotarmisten ist den Familienangehörigen die Miete der öffentlichen Heime erlassen. 8. Während der Dienstzeit eines Rotarmisten haben er sowie seine Familie das Recht, mit 50% Ermäßigung in den staatlichen Geschäften einzukaufen; falls an lebensnotwendigen Artikeln Mangel eintritt, haben sie das Vorrecht, sie zu kaufen. 9. Alle Fahrkarten für Schiffe, Bahn sind für Rotarmisten frei. 10. Ein Rotarmist bekommt monatlich ein Freibillett für das Theater; sonst braucht er nur den halben Preis zu zahlen. 11. Während der Dienstzeit ist für die Kinder und jüngeren Geschwister, die zur Schule gehen, die Gebühr frei. 12. Ist ein Rotarmist während der Dienstzeit verletzt, krank, muß er in das geeignetste Sanatorium geschickt und dort behandelt werden; alle Kosten werden vom Staat beglichen. 13. Nach fünfjähriger Dienstzeit, wenn der betreffende über 45Jahre ist, kann er vom Dienst befreit werden; der Staat ist zur Übernahme seiner Lebenskosten verpflichtet. Falls er sich nicht zurückzieht und weiter dienen will, muß er besonders gut behandelt werden. 14. Alle, die durch Krieg oder Dienst in der Roten Armee versehrt sind, werden in staatlichen Versehrtenheimen untergebracht; alle Unkosten trägt der Staat; wer nicht in solchen Heimen lebt, dem wird vom Staat eine entsprechende Rente ausgezahlt, nach dem Lebensstandard des Ortes vom Kreissowjet festzulegen; doch der Mindestsatz darf nicht unter 50Yüan liegen. 15. Die Korrespondenz eines Rotarmisten bedarf nur eines Stempels der zugehörigen Dienststelle, ohne Briefmarken; wenn die Familie an die Soldaten schreibt, so genügt ein Stempel der lokalen Regierung; der Brief wird

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durch die Militärorgane an die Truppeneinheiten weitergeleitet; alle Regierungsorgane und Militärorgane sind dazu verpflichtet. 16. Alle Rotarmisten, die im Krieg gefallen oder durch Krankheit gestorben sind, müssen nach folgenden Vorschriften unterstützt werden: a) Von gefallenen Kämpfern muß von der Truppeneinheit Zeit, Ort, Schlacht und Verdienste an die Regierung gemeldet werden. b) Die hinterlassenen Gegenstände eines Kämpfers müssen von der Armee oder der Regierung aufbewahrt und in den revolutionären Museen als Andenken ausgestellt werden. c) Bei gefallenen Kämpfern muß von der örtlichen Regierung der Armeeorgane geholfen werden, sie zu beerdigen und eine Gedenktafel zu errichten. 17. Bei gefallenen und Versehrten Rotarmisten bekommt die Familie folgende Unterstützung: a) Bei Kindern und jüngeren Geschwistern wird von den staatlichen revolutionären Gedenk-Schulen eigens für deren Erziehung sowie ihren Lebensunterhalt gesorgt. Bis sie volljährig (18) sind, wird ihnen der Staat entsprechende Arbeit vermitteln. b) Eltern und jüngere Geschwister werden vom Staat entsprechend unterstützt. c) Die Vorschriften der Paragraphen 3, 4, 5, 6, 7, 8 sind nach wie vor gültig. 18. Will sich die Frau eines Rotarmisten während dessen Dienstzeit von ihm scheiden lassen, muß sie erst das Einverständnis des betreffenden einholen; ohne seine Einwilligung kann die Regierung die Scheidung verweigern 7 2 .

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Wenn die Rotarmisten eingezogen wurden, wollten sich die Frauen meist scheiden lassen; deshalb dieser Paragraph.

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D16: Fahneneid der chinesischen Roten Armee der Arbeiter und Bauern 1. Aug. 1933 vom Zentralen Revolutionären Militärkomitee herausgegeben. (1. 8. 1933) 1. Wir sind Kinder der Arbeiter und Bauern und freiwillig in die Rote Armee eingetreten; die Aufgabe, die der Sowjet uns stellt, werden wir vollenden; zur Befreiung der Arbeiter und Bauern kämpfen wir bis zum Ende. 2. Wir sind Rotarmisten und werden allen Befehlen und Gesetzen des Sowjets absolut gehorchen und uns ihnen unterwerfen; dafür übernehmen wir für uns selbst und für die Genossen die Garantie; ferner werden wir durch unsere Taten und unseren Geist beispielhaft bestrebt sein, politisch und militärisch zu studieren, die Interessen der Arbeiter und Bauern sowie unsere Waffen zu schützen, damit sie nicht Beschädigung und Verlust ausgesetzt sind. 3. Wir sind die Eckpfeiler des Sowjets; wir schwören mit unserem Fleisch und Blut, den nationalen revolutionären Krieg zu entfalten, die Agrarrevolution durchzuführen, die KMT zu stürzen, den Sowjet zu schützen, den Imperialismus niederzuwerfen, die Befreiung Chinas herbeizuführen, bewaffnet die Sowjetunion zu schützen, die nationale Revolution zu vollenden und für die Zukunft des Sozialismus zu kämpfen. 4. Gegenwärtig greift uns der Feind in großem Umfang an; wir müssen uns solidarisieren, die Bajonette und Gewehre haltend, mit dem Feind einen Entscheidungskampf auszutragen, unseren Schädel und unser Blut gegen ein Sowjet-China einzutauschen. 5. Wegen der Klasseninteressen halten wir die revolutionäre Disziplin ein; wir gehorchen den Befehlen von oben; falls Übertretungen und Illoyalitäten vorkommen, sind wir bereit, durch die revolutionäre Disziplin gemaßregelt, von den Genossen getadelt zu werden. Das ist unser Eid!

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D17:

Ein Willkomm den zwanzigtausend neuen Genossen beim Eintritt in die Rote Armee! (20.12. 1931)

Genossen! Gute Nachricht ist gekommen! Die Rote Armee hat sich mit einem Schlag auf zwanzigtausend vergrößert; welch ein herrliches, uns Freude bereitendes, großes Ereignis! I. Diese zwanzigtausend Soldaten des Sun Lien-chung waren ursprünglich arme Bauern auf dem Land und wurden in die Armee rekrutiert; in ihren Knochen sitzt das Verlangen nach Revolution; obendrein wurden sie gewöhnlich den Repressalien der Offiziere ausgesetzt, und sie leiden unbeschreiblich darunter; als sie nach Chianghsi kamen, in den letzten 10 Monaten, haben sie während des 2. und 3. Feldzuges all die Vorteile unseres Sowjetgebietes kennengelernt. In ihnen hat sich bereits das Bewußtsein gebildet, daß nur durch Bekämpfung der örtlichen Despoten, Bodenverteilung, Revolution der einzige Ausweg sich zeigt; deshalb bleibt ihnen nur übrig, entschlossen in die Rote Armee einzutreten! In der Abenddämmerung am 14. dieses Monats ist der Aufstand 7 3 schließlich ausgebrochen! Der reaktionäre ( X ) Stellvertretende Oberbefehlshaber Li Sungk'un wurde gefesselt, und eine Reihe von Brigade-, Regimentsführern sowie Despoten, Gutsherren und der reaktionäre ( X X ) Hund von Kreisleiter und der berüchtigte Bandit Pocken-Yen sind allesamt überführt; schade, daß der Hundekopf Sun Lien-chung schnell geflüchtet ist. Sie haben bereits die Rote Flagge gehißt und sich zum 5. Armeekorps 7 4 (13., 14., 15. Korps) der Roten Armee reorganisiert! II. Dieser große Aufstand ist das erste Kanonendonner-Signal des großen Soldatenaufstandes der nationalen Revolution! E r erweckte die revolutionären Soldaten der Nation zur Revolution! Nach diesem donnernden Kanonenschlag werden noch umfangreichere revolutionäre Soldatenaufstände im Staat stattfinden! Es ist die Todesglocke der reaktionären Herrschaft; dieser laute Klang wird die Militärmachthaber der K M T (besonders 73

Gemeint ist hier der Militärputsch in Ning-tu. Als die 26. KMT-Armee von Chiang Kai-shek nach der Provinz Chianghsi zum Angriff gegen die R A verlegt worden war, erhob sich diese Armee im Dezember 1931 in der Stadt Ning-tu als Antwort auf den Aufruf der K P C h zum Widerstand gegen den japanischen Imperialismus zum Aufstand und ging auf die Seite der R A über.

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Das 5. Armeekorps ist aus dem 13., 14. und 15. Korps zusammengestellt.

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den Chiang Kai-shek) zu Tode erschrecken; dem Imperialismus den Magen verdrehen; alle Reaktionäre zum Zittern bringen! Er veranlaßt, daß Sowjets und Rote Armee sich noch konsolidierter entwickeln und schnell den Sieg vorerst für eine Provinz oder mehrere Provinzen erlangen, bis hin zum revolutionären Sieg im ganzen Land! III. Genossen, die Revolution schreitet täglich voran; unsere Aufgabe wird auch täglich schwerer; es lohnt sich außerordentlich für uns, diese zwanzigtausend in die Rote Armee eingetretenen neuen Genossen willkommen zu heißen; deshalb müssen wir alle sofort eine Willkomm-Kampagne starten: 1. Wir müssen alle mobilisieren, die enorme Bedeutung dieses Soldatenaufstandes und die gegenwärtige revolutionäre Lage drastisch in jeder Familie der Massen aufdecken, tiefgehende Propaganda durchführen, damit jeder aus der Masse das versteht. 2. Gleichzeitig werden Spenden durchgeführt; die Masse muß freiwillig allerlei Betreuungsgegenstände spenden, um die neuen Genossen zu betreuen. Am Tag, wenn die neuen Genossen ankommen, müssen wir alle ein Willkommensfest zu ihrem Empfang veranstalten. IV. Wir müssen uns mit den neuen Genossen einhellig solidarisieren! 1. Die Arbeit des Antiimperialismus intensivieren, nieder mit Imperialismus, gegen die Invasion des japanischen Imperialismus in den NordostProvinzen stellen, bewaffnet die Sowjetunion schützen! 2. Radikal die reaktionäre Herrschaft der KMT niederwerfen, das System der Militärmachthaber vernichten. 3. Die Zentralregierung der Sowjets Chinas unterstützen, entschlossen die Resolutionen des Kongresses der Sowjets durchführen. 4. Die Soldaten-Bewegung in der Weißen Armee intensivieren, noch umfassendere Soldatenaufstände organisieren. 5. Um hunderttausend die eiserne Rote Armee vergrößern, den Sieg vorerst für eine Provinz oder mehrere Provinzen erkämpfen. 6. Radikal die Vereine und Verbände wie AB-T'uan 7 5 sowie alle reaktionären politischen Gruppierungen säubern, die Entwicklung der Sowjetgebiete festigen. Genossen! Strengt Euch an, um die Realisierung der obengenannten Aufgaben zu erkämpfen!

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AB-T'uan: „AB-Korps" — Antibolschewistisches Korps: eine konterrevolutionäre Organisation der Gutsbesitzer, Großbauern usw., die gegen die chinesischen Kommunisten und die RA kämpften.

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III. Der 1.

Bürgerkrieg

K. Vergrößerung der RA Nach dem Waffenstillstandsabkommen zwischen China und Japan (1. Mai 1932) 76 begann Chiang Kai-shek am 16. 6. 1932 den 4. Einkreisungsfeldzug gegen die Sowjetgebiete. Auf der Ningtu-Konferenz (Aug. 1932) 77 verlor Mao Tse-tung seine Kontrolle in der RA. Die Taktik von Mao, „den Feind hereinzulocken", wurde von Chou En-lai, Chu Te, Liu Po-ch'eng und Ch'en Yi kritisiert und die Taktik, „vorerst den Gegner in Schach zu halten" (Chou En-lai), angenommen 78 . Der Verlauf der Entmachtung Mao Tse-tungs ist wie folgt: Von Aug. 1928 bis Dez. 1930 gibt es zwischen Chu Te und Mao Tse-tung eine Reihe von Meinungsverschiedenheiten. Viele Militärangehörige waren für Chu Te, doch Mao war als GeneralFront-Sekretär der R A und Politkommissar des 4. Korps der höchste Führer im Sowjetgebiet, und er benutzte die Parteiorganisation in den Truppen, die R A zu kontrollieren. Darüber wurde öfters von seinen Gegnern bei der Zentrale in Shanghai Beschwerde geführt, und man hat auch öfters Mao Tse-tung zur Berichterstattung nach Shanghai beordert, um ihn aus dem Sowjetgebiet zu entfernen. Mao Tse-tung hat sich stets einer solchen Order widersetzt und sich nicht hinbemüht; zu jener Zeit änderte sich die Situation in Chianghsi äußerst schnell; die Hauptstreitkräfte der R A waren vom 4. Korps zu einer Heeresgruppe angewachsen. Maos Gruppe wurde täglich stärker; unter einem Vorwand (Anti-ABGruppe) wurden sehr viele seiner Gegner liquidiert (Zwischenfall von Fu-t'ien im Dez. 1930) 79 . Doch das geschah alles während des Einkreisungsfeldzuges, und man hat weder Zeit noch anderes Beweismaterial, davon ein wirkliches Bild zu erhalten. Man ist unzufrieden und in Furcht. Nachdem Chou En-lai nach Chianghsi gekommen war, wurde die Sache erst hochgespielt und Mao aus der Führung der Zentrale sowie der R A ausgestoßen. Hieraus ersehen wir, daß die ersten 3 Antieinkreisungsfeldzüge vom 26. 12. 1930 bis Sept. 1931 noch von Mao Tse-tung geführt worden sein müssen, während der 4. Antieinkreisungsfeldzug schon unter dem Oberkommando von Chou En-lai gestanden haben muß. Doch die Kader

76

Waffenstillstandsabkommen zwischen China und Japan ( 1 . 5 . 1932) zur Beilegung des

77

s. A n m . III. 59. Ch'ang Wen-t'ien wollte während der Ning-tu-Konferenz Mao Tse-tung

Kampfes in Shanghai. aus der Partei ausschließen, Chou En-lai und Chu Te waren dagegen. (Bericht von Mao Tse-tung auf der Arbeitssitzung des ZK der K P C h am 24. Dez. 1966.) 78

Ebd.

79

s. A n m . III. 43.

Kommentar

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der 1. Heeresgruppe, der Hauptstreitkraft der Sowjetgebiete, sind dennoch von Mao eingesetzte Vertrauensleute und von ihm beeinflußt und benutzten immer noch die Taktik und Strategie nach Maos Prinzip; Chou En-lai, der frisch das Kommando (Okt. 1932) übernahm, hat noch nicht die Autorität, sich überall durchzusetzen; deshalb ist der 4. Antieinkreisungsfeldzug noch unter Maos Einfluß geführt worden; daran ist nicht zu zweifeln. D o k . [D 18] zeigt, daß das Sowjetgebiet bereits unter dem Druck der Wirtschaftsblockade der K M T leidet. Obwohl die Sowjetrepublik gegründet ist, haben die gesamten Steuereintreibungen wie in einem Staat noch nicht begonnen. Man stützt sich immer noch auf die Beschaffung von Geldmitteln aus der Erpressung der T'u-hao, und es sieht so aus, als ob das im Sowjetgebiet bereits erschöpft wäre, so daß man die Anschaffungsarbeit auf die umliegenden Gebiete ausdehnen muß. Die örtlichen Kräfte müssen ihren täglichen Bedarf selbst mitbringen; diese Methode wurde später während des Widerstandskrieges auch praktiziert, um aus den Nöten herauszukommen. Die Anweisung zur Vergrößerung der R A des E K der Zentrale [D 19] fand während des 4. Einkreisungsfeldzuges statt. Die Kommunisten hatten eine totale Mobilisierung veranstaltet, um den Nachschub zu verstärken. Das ist die 2. Etappe der totalen Mobilisierung der R A . Die 1. fand am 25. 12. 1931 statt, nachdem die Sowjetregierung gegründet worden war, die sich der Begünstigungsparagraphen für die R A als treibende Kraft und der „Unterstützung der R A - K o m i t e e s " als Organisation bediente [D 13; D 14]. Die Anweisung vom [D 19] hat eine eminente Bedeutung für die Vergrößerung der R A und schuf die Politik des „etappenweisen Nachschubs", wobei besonders Wert auf die Organisation und das Training der Roten Garde und Jungen Garde sowie der Nachschubbrigaden gelegt wird, so daß sie zu jeder Zeit in die Hauptkraft der R A eingegliedert werden können. Diese Methode wird später in großem Umfang angewendet. Konkret ist sie: 1. Jeder Distrikt hat ein Nachschub-Regiment aufzustellen. 2. Anstelle des gegenwärtigen freiwilligen Militärdienstes muß der Pflicht-Wehrdienst propagiert werden, um die Änderung in Zukunft vorzubereiten. 3. Die R A ist die Feldarmee an der Front, die Rote Garde und die Junge Garde sind nicht nur bewaffnete Kräfte der Massen, sondern auch Wachund Ergänzungstrupps der R A zur Befestigung der Sowjetgebiete. Sie sind die potentielle Streitkraft der R A . 4. Alle, die 18—40 Jahre alt sind, müssen in die Rote Garde eintreten (vorläufig noch freiwillig, doch das ist der Grundstein für den späteren Pflichtdienst).

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III. Der 1.

Bürgerkrieg

Diese Maßnahme hat die Rote Garde, die Junge Garde mit der R A im Militärsystem zu einer Einheit verbunden und eine effektive Wirkung in der Vergrößerung der R A auf lange Sicht geschaffen. Aus der Analyse der Anweisung ersehen wir, daß bei der Vergrößerung der R A praktisch eine Reihe von Schwierigkeiten und Konflikten entstanden, nämlich zwischen Volk und Regierung, Zentrale und Lokalbehörde, Organen und Organen, was auf Mangel an Arbeitskräften und an Unterstützung beim Volk zurückzugehen scheint. Als der 5. Einkreisungsfeldzug begann, hat das Revolutionäre Militärkomitee im Dez. 1933 die 3. Etappe der Vergrößerung der RA-Bewegung gestartet (21. 1. 1934), um den Erfordernissen des Krieges zu begegnen. Man bediente sich der Stoßaktionen, das heißt, daß in einer bestimmten Frist eine Anzahl von neuen Rekruten aufgestellt werden muß [D 28; D 30]. Die höheren Organe organisierten die Stoßaktionstrupps, die in den verschiedenen Gebieten und in den unteren Organisationen erscheinen, um zur Planerfüllung der Vergrößerung der R A anzuspornen, damit das betreffende Gebiet fristgemäß die vorgesehene Anzahl von Rekruten aufbringt. Der dringende Appell zur Vergrößerung der R A im Sept. 1934; [D 30], [D 31], 30000 neue Kämpfer aufzustellen, ist eine nach dem Entschluß zum Ausbruch getroffene Maßnahme, um die schweren Verluste auszufüllen, und es ist ihr letzter Einsatz für den Ausbruch gewesen. Die Methode der Vergrößerung der R A ist durch die begrenzten Sowjetgebiete sowie die begrenzte Anzahl der Bevölkerung unumgänglich zur Zwangsmaßnahme oder anderen ungesetzlichen Methoden ausgeartet. Das Resultat ist selbstverständlich notdürftig (z. T. Greise und Kinder), Qualität ungenügend. Im Dok. [D 19], [D 20] wurde die Qualität der neuen Rekruten getadelt, Zwänge und Befehle haben die Agitproptätigkeit, Verlockungen die politische Mobilmachung ersetzt. Auch später, vor dem Langen Marsch, haben sich in Chianghsi in bezug auf Vergrößerung der R A nie die Erwartungen erfüllt [D 28]; das liegt daran, daß die zur Rekrutierung verfügbaren Menschen eben erschöpft waren. Welche Maßnahmen man auch immer anwendet, man wird nie den Stand erreichen, den man vorausgeplant hat. [ D 2 4 ] , [ D 2 8 ] , [ D 3 0 ] , [ D 3 1 ] . Die Sowjetbewegung zur Chianghsi-Zeit im Sinne der Komintern hat nicht den richtigen Anklang im Volke gefunden. Schon der Name „Sowjet" ist im Volk etwas Anstößiges, Fremdartiges; obwohl die meisten unzufrieden mit den damaligen Verhältnissen unter der KMT waren, nahmen sie doch eine neutrale Haltung ein und zeigten mal Sympathie, mal Abneigung gegenüber den Kommunisten, je nachdem, ob sie antiimperialistisch, sozialreformerisch oder moskauhörig sind. Auch die Bauern in Chianghsi haben sich nicht ganz freiwillig für diese Bewegung eingesetzt, es geschah meist

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unter Zwang, Einschüchterung oder Versprechungen. Diese Tendenz hat sich erst geändert, nachdem Mao Tse-tung zur Macht kam und einen rein nationalistischen Ton angab. Durch den Widerstandskrieg ist dieser Nationalismus ohnehin näher an den Patriotismus herangerückt, so daß man damit leicht an die Gesinnung des Volkes appellieren und die breiten Massen der verschiedenen Schichten für ihre eigene Sache gewinnen kann. Dieser nationale Kommunismus, der erst durch Japans Invasion zur Geltung gebracht wurde, ist im Grunde genommen der Grundstein, auf dem der totale Sieg des Kommunismus aufgebaut worden ist.

CCC-1

D18:

Das Problem der Militärausgaben der örtlichen bewaffneten (28. 6. 1932) Ch'en Yi

Kräfte

Wie sollen wir das gegenwärtige schwierige Problem der militärischen Ausgaben der örtlichen bewaffneten Kräfte von Wachtrupps, Partisaneneinheiten und Mustergarden lösen? Etwa der Roten Armee aufbürden! Die Rote Armee hat sich vergrößert, die Ausgaben der Roten Armee sind enorm, die örtlichen Regierungen sowie die örtlichen bewaffneten Kräfte müssen zweifelsohne zu den militärischen Ausgaben der Roten Armee beisteuern, damit die Rote Armee ohne Behinderung durch militärische Ausgaben sich frei entwickeln kann; das ist auch gut so, dann können wir aber auf keinen Fall unsere Probleme der Roten Armee aufbürden. Vielleicht der Zentralregierung oder dem Provinzsowjet aufbürden! Im Augenblick befindet sich die Wirtschaft der Sowjetgebiete gerade in der Konsolidierung, die gesamten Steuereintreibungen eines Staates haben noch nicht begonnen; die unteren Regierungsebenen geben noch keine Gelder nach oben ab; so hat oben selbstverständlich keine Mittel nach unten zu vergeben. Den Wehrbezirken aufbürden! Gegenwärtig können alle Selbständigen Divisionen und Regimenter im höchsten Fall autark sein; unter ihnen sind welche, die ständig in Schulden leben, so können sie keine Gelder an die

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Wehrbezirke freimachen. Die Hoffnung auf Unterstützung der Wehrbezirke wird enttäuscht und noch mal enttäuscht werden. Doch die Kampflage eines Kreises entfaltet sich täglich mehr, die Wachtrupps und Partisaneneinheiten dürfen nicht abgeschafft werden, Mustergarden, Rote Garden werden beinahe jeden Monat mehrmals mobilisiert, dafür braucht man mindestens ein paar tausend Yüan an Ausgaben, wovon soll das bestritten werden? Das wird natürlich das himmelgroße Problem in den Köpfen der Verantwortlichen aller Orte sein! Ich bin der Meinung, der Ursprung dieser Schwierigkeiten rührt daher, daß die örtlichen Einheiten in ihrer Haltung, mit verteilten Kräften das Land zu schützen, nicht gewillt sind, den Partisanenkrieg nach außen zu tragen, deshalb nicht in der Lage sind, Geldmittel zu beschaffen, um ihre eigene Kasse zu füllen; in der Aktion, sinnlos zu plündern, zu konfiszieren, zerstören sie die Wirtschaft der Grenzgebiete und schufen den Antagonismus von Rot und Weiß, so daß für die Entwicklung der Sowjetgebiete Hindernisse entstanden; das Aufbringen von wirtschaftlichen Mitteln war gänzlich zerstört; das ist ganz und gar eine wirtschaftliche Selbstmord-Politik. Manche örtlichen Streitkräfte sind mit nicht zu unserer Klasse gehörenden Elementen vollgefüllt oder ohne entschlossene politische Führung, was schließlich zu unorganisierten, undisziplinierten, blinden, privaten und nicht an die Gemeinde abliefernden, bereichernden Aktionen der Truppeneinheiten geführt hat und allgemein in den örtlichen Truppeneinheiten entstanden war. O b w o h l man eine große Menge an Geldmitteln aufgetrieben, das Vermögen der Gutsherren konfisziert hat, wurde dennoch ihre Gier nach Privatbesitz nicht befriedigt, was selbstverständlich bei der Einnahme des Militärhaushaltes zu einem hoffnungslosen Fall werden muß! Das beste Beispiel sind das 5. und 6. Reg. der 5. Division (das sind die Selbständigen Regimenter Kung-lüeh und Yung-feng); als sie am T'ing-wu-Fluß vorrückten, sollen sie über die aufgetriebenen Gelder so entschieden haben, daß all die, die über den Fluß gestürmt sind, je 2 Yüan zugeteilt bekommen, die nicht über den Fluß gekommen sind, bekommen kein Geld. Falls das Gerücht den Tatsachen entspricht, so ist es ganz und gar die Machart von Banditen; es hat mit der Roten Armee nicht das Geringste zu tun. Dieses Ereignis muß ernsthaft untersucht und bestraft werden. Doch dieses Beispiel muß unsere höchste Aufmerksamkeit erregen, auf die Frage der Führung achtzugeben. In Chianghsi gibt es noch eine irrtümliche Anschauung; das ist, immer wenn eine Aktion beginnt, so verlangt man stets Geld von oben oder von der Regierung, ohne Geld kommt keiner, man hat nicht begriffen, daß die revolutionäre Arbeit gänzlich für das Erfüllen und Konsolidieren der Interessen des Volkes geleistet wird; man muß politisch

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im Volk so agitieren, daß es die Unkosten der Aktion trägt und nicht stets von seiten der Regierung erwartet. Anderseits gibt es auch noch eine irrtümliche militärische Strategie, man sammelt stets Tausende und Abertausende von Pöbelhaufen, um den Feind zu schlagen (wie z. B . früher, als wir Chi und Chang angriffen); außer daß man sich selbst gegenseitig störte, resultatlos wieder auseinanderging, vergeudete man noch eine große Menge Gelder. Man hätte begreifen müssen, daß man, den Feind zu schlagen, gut organisiert werden muß, die breiten Volksmassen in dem sie betreffenden Ortsmilieu der Sowjets eingesetzt werden müssen, die Massen ihr Vermögen, Heim und Getreide schützen müssen, vertraut sein mit den geographischen Gegebenheiten, dann erst können sie entschlossen mit dem Feind kämpfen; beim Einsatz in entfernten Gegenden hat man eben keinen Erfolg. Außer den Mustergarden, die man in entfernte Gebiete verlegen kann, muß von jetzt an die Befestigung des einheimischen Ortes die Hauptaufgabe der Roten Garde sein; man sollte vermeiden, große Mühe zu bereiten, Truppen in die Ferne zu schicken; mindestens kann man dadurch die wirtschaftlichen N ö t e verringern. Falls man zustimmt, daß die obige Polemik einige Wahrheit enthält, so werde ich die folgenden Parolen vorschlagen: „den Partisanenkrieg entfalten, eifrig Geldmittel von außen beschaffen; die Führung der örtlichen Streitkräfte gesundmachen; die Abenteuer-Aktionen berichtigen, eine korrekte Wirtschaftspolitik durchführen. Geldmittel für die Rote Armee beschaffen. Bei Aufmärschen der Massen muß erreicht werden, die Unkosten selbst zu decken!" Falls man diese Hauptparolen sofort realisieren kann, ist wohl schwerlich zu behaupten, daß die örtlichen Streitkräfte bei den Militärkosten noch Schwierigkeiten haben würden.

K F H f 2 ) S. 380

D19: Anweisung des Exekutivkomitees der Zentrale betreffs der Frage der Vergrößerung der Roten Armee (20. 9.1932) I. In der Entwicklung des derzeitigen revolutionären Krieges hat die Arbeiter- und Bauernarmee im ganzen Lande kontinuierlich große Siege

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errungen; ferner sind wir durch die Flutwelle der Streiks der Arbeiter im ganzen Lande, durch die Entwicklung der antiimperialistischen Bewegung sowie des Anti-japanischen Volksrevolutionären Krieges 80 im Nordosten in die Etappe des Entscheidungskampfes mit den Konterrevolutionären eingetreten; der historische Abschnitt des bewaffneten Konflikts der chinesischen Arbeiter- und Bauernmassen mit dem Imperialismus nähert sich. Was den neuen 4. großen Einkreisungsfeldzug der Imperialisten und KMT gegen die Sowjetgebiete im ganzen Lande sowie gegen die Arbeiterund Bauernarmee anlangt, ist (der Gegner) ununterbrochen von unserer tapferen Roten Armee auf verschiedenen Schlachtfeldern in die Flucht bzw. vernichtend geschlagen worden und erlitt eine ständige Niederlage. Um ihre Herrschaft mit Mühe und N o t aufrecht zu erhalten, haben die Regionalen Militärmachthaber der KMT einerseits große Kampfeinheiten in den Städten konzentriert, um sie bis zum äußersten zu verteidigen; anderseits schickten sie gleichzeitig große Truppenkontingente von mehreren Divisionen, um mit der Roten Armee einen Entscheidungskampf zu erzwingen, um nicht einzeln vernichtet zu werden. Bei dieser erbitterten und ausgedehnten revolutionären Kriegslage brauchen wir, um als vorläufiges Kampfziel den Einkreisungsfeldzug des Feindes gründlich zu zerschlagen und schleunigst die Eroberung der zentralen Städte sowie die Erringung der Siege vorerst in der Provinz Chianghsi zu vollenden, starke bewaffnete Kräfte, um die großen Kontingente des Feindes zu vernichten; das erreichen wir nicht nur durch den Appell an die Millionen von Arbeiter- und Bauernmassen, sich zu bewaffnen, sondern, was noch viel wichtiger ist, durch die Verstärkung unserer Hauptstreitkräfte des Großen Revolutionären Krieges — die Rote Armee der Arbeiter und Bauern. Während des Bürgerkrieges der UdSSR hat Lenin bei einem gewissen Ereignis gesagt: „Die Stärke des Feindes einzuschätzen, brauchen wir nächstes Frühjahr eine Million Rote Armee und später 3 Millionen, dann erst können wir unsere Aufgabe lösen." 8 1 Wir schätzen die augenblickliche Lage der Entwicklung des Revolutionären Krieges ein: nicht nur schleunigst und bequem die großen Kontingente der feindlichen Truppen vernichten, sondern unbedingt auch jederzeit bereit sein zum großen bewaffneten Konflikt mit dem Imperialismus. Deshalb müssen wir sowohl objektiv als auch subjektiv unserer Roten Armee der Arbeiter und Bauern gemäß der Entwicklung und den Erfordernissen des Revolutionären Krie80

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Die fortschreitende militärische Expansion Japans in der Mandschurei rief in China Empörung hervor, und man verlangte den sofortigen Krieg gegen Japan. Diese Bewegung führte eine Regierungskrise herbei, s. Kindermann: S. 323—324. Zitat von Lenin.

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ges entsprechen, sie (nämlich) schleunigst zu verstärken, dann erst können wir die Aufgabe, die wir jetzt tragen, lösen. Die drastische Vergrößerung der Roten Armee ist gegenwärtig die grundlegendste Bedingung zur Vernichtung der feindlichen Wehrmacht, zur Vervollständigung aller unserer Aufgaben und zur siegreichen Gründung von Sowjets in ganz China. II. Die Uberprüfung der Leistung der Vergrößerung der Roten Armee neulich in allen Orten ließ einen wirklich unzufrieden. Es zeigte sich die Passivität der regionalen Sowjetregierungen gegenüber der Vergrößerung der Roten Armee; in Chianghsi erreichte man die Hälfte des ursprünglichen Plans, in Fuchien hatte man sich noch mehr davon entfernt; dies beweist, daß sämtliche Regierungsebenen die jetzige revolutionäre Kriegslage sowie ihre eigentliche Hauptpflicht nicht erkannt haben; diese Passivität in bezug auf die Arbeit der Vergrößerung der Roten Armee vermag deshalb nicht, diese Aufgabe (Vergrößerung der Roten Armee) zu ihrer Hauptaufgabe zu machen. Vorerst der Hinweis, daß sämtliche Ebenen der Sowjetregierungen die Aufgabe der Vergrößerung der Roten Armee an das ,,Unterstützung-derRoten-Armee-Komitee" abgeschoben hatten und selbst auf dem Platz der Unverantwortlichkeit stehen; gleichzeitig haben sie nicht politischer Mobilisierung zufolge die breiten Massen der Arbeiter und Bauern dazu gebracht, begeistert in die Rote Armee einzutreten, sie haben nicht die Arbeiter- und Bauernmassen so geführt, daß sie ernsthaft die Gesetze der Begünstigung für die Rotarmisten 8 2 durchführen, damit die Masse der Arbeiter und Bauern agitatorisch ermuntert wird, in die Rote Armee einzutreten. Die Tatsache zeigt, daß Zwang und Befehle die Agitproptätigkeit ersetzt haben; sogar eine veränderte Form der Bestechung (wie z. B. Geschenke machen, um jemanden zu bewegen) hat die politische Mobilisierung ersetzt. Im Hinblick auf die Qualität wurde nicht nachgeprüft; so gab es Kinder, Schwache, Alte, ja sogar manche aus der Klasse, die von unserer unterschieden ist; sie wurden vollzählig in die Rote Armee hineingeschickt. Bei der Aufgabe der Vergrößerung der Roten Armee gab es kein beständiges, sondern mal ein kaltes, mal ein warmes Phänomen; das ist eine durch und durch unverantwortliche Pflichterfüllung; so können wir die Rote Armee nicht vergrößern, sondern werden, im Gegenteil, die Vergrößerung der Roten Armee verhindern und die Kampfkraft der Roten Armee vermindern. A m kritischsten steht es (um die Haltung) vieler Bezirks- und Gemeinderegierungen gegenüber den Deserteuren; nicht nur, daß sie sie nicht eifrig zu ihren Einheiten zurückdrängen oder die Masse 82

Siehe D - 1 5 : Begünstigungsvorschriften für die R A und deren Familienangehörige.

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gegen die Deserteure führen, sondern im Gegenteil sie mit Aufgaben in den Ortschaften einsetzen ließen. Sogar in verschiedenen Orten in Fuchien gab es Leute, die die Soldaten der Roten Armee brieflich zur Heimkehr aufforderten. Das ist doch im Grunde genommen öffentliche und direkte Zersetzung der Roten Armee. Manche örtliche Regierungen sind nicht so aktiv dabei, die Hauptkraft der Roten Armee zu vergrößern, als vielmehr dabei, örtliche bewaffnete Kräfte zu vergrößern; das sind alles Hindernisse hinsichtlich der Vergrößerung der Roten Armee. Die Regierungen der Provinzen und Bezirke haben solche Fehler der Regierungen der unteren Ebene nicht mit großen Anstrengungen und konkreten Methoden korrigiert und entsprechend instruiert; das ist eine Erscheinung der Passivität gegenüber der Vergrößerung der Roten Armee. III. Die Entwicklung und die Forderungen der Revolution dulden es absolut nicht, daß solche Fehler weiter fortdauern. Die Zentrale der Sowjets fordert von allen Ebenen der Regierungen mit fester Entschlossenheit, diese ernsthaften Fehler schleunigst zu korrigieren, um sich für die Realisierung der jetzigen Pflichten der Sowjets anzustrengen und zu kämpfen. Was die gesamten Arbeitsmethoden angeht, die für die Vergrößerung der Roten Armee ein Hindernis darstellen, so müssen sie radikal zerstört und aufgegeben werden, und all jene, die, ob absichtlich oder unabsichtlich, die Vergrößerung der Roten Armee zerschlagen oder die Kampfkraft der Roten Armee schwächen, müssen im Hinblick auf die Verantwortlichen jeder diesbezüglichen Regierungsebene revolutionären Disziplinar-Verfahren unterzogen werden. IV. Jetzt ist die Periode des revolutionären Krieges: all unsere Tätigkeiten müssen sich dem Krieg unterordnen, alle Kräfte müssen auf die Entwicklung und Verstärkung des Revolutionären Krieges konzentriert werden, alle Opfer dienen der Erringung des Sieges im Revolutionären Krieg. Deshalb ist die Vergrößerung der Roten Armee die grundlegendste Aufgabe für die praktische Führung der Sowjet-Regierung, für die weitere Entwicklung des Revolutionären Krieges und die Vollendung der gegenwärtigen Aufgaben. Diese Aufgabe muß auf den ersten Platz der Tagesordnung eingestuft und als eine ständige Aufgabe betrachtet werden. 1. Bei der Vergrößerung der Roten Armee ist die Hauptsache die politische Mobilisierung: Man muß infolge der Entwicklung und der Siege des Revolutionären Krieges, infolge der Entfaltung und Vertiefung alles Klassenkampfes die breiten Massen der Arbeiter und Bauern mobilisieren, aktiv in den Kampf und freiwillig mit Freuden in die Rote Armee einzutreten. 2. (Man muß auch) wirklich das Volk dazu bringen, die Gesetze der „Begünstigungsvorschriften für die R A " durchzuführen, ständig in bezug

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auf die Familienangehörigen der Roten Armee zu betreuen und zu ehren, daß außerdem das Soldatsein in der Roten Armee eine glorreiche Angelegenheit in den Augen des Volke wird; wir müssen die Masse der Arbeiter und Bauern aufmuntern und sie veranlassen, ohne familiäre Sorgen in die Rote Armee einzutreten. 3. Wir müssen mit Agitprop-Methoden den Enthusiasmus der Arbeiterund Bauernmassen mobilisieren, die Massen zum Wagnis aufstacheln, in die Rote Armee einzutreten, und der Befehlszwang muß absolut vermieden werden. 4. Wir müssen alle organisatorischen Konferenzen (z. B. Volkskongreß, Delegation der Dorfkonferenz, die Jungen Pioniere der Roten Garde, Gewerkschaft und Arme-Bauern-Union usw.) für die Aufgabe des ständigen Vorantreibens der Vergrößerung der Roten Armee benützen, besonders die politische Propaganda und Erziehung, so daß die Arbeiter- und Bauernmassen politisch gravierend die große Bedeutung der Vergrößerung der Roten Armee und das Eintreten in die Rote Armee erkennen und mit Strenge korrigieren, die „Vergrößerung der Roten Armee" als Parole in der Konferenz anzuwenden 5. Was die Zusammensetzung und die Qualitäten angeht, müssen wir diese einer genauen Uberprüfung unterziehen; wir dürfen nicht Elemente der anderen Klassen, Nicht-Aktivisten, körperlich Ungesunde nur als Füllsel in die Armee schicken. Wir müssen veranlassen, daß jeder, der in die Rote Armee eintritt, der gesündeste, aktivste der Arbeiter- und Bauernmassen ist; so können wir erst die Rote Armee in ihrer Qualität stärken. 6. Wir müssen eine Anti-Desertions-Bewegung im Volk entfesseln; es muß zur Erkenntnis gelangen: „Desertion ist Sabotage an der Revolution", „Desertion ist eine Hilfe für den Feind". Wir müssen veranlassen, daß das Volk sich über Deserteure empört und sie verachtet, so daß diese vom Volk bestraft werden (wie z. B. Veröffentlichung der Namen und Aufnahmeverbot für jegliche soziale Organisationen und Verbände); den Deserteuren darf es nicht gelingen, zu Hause unbekümmert zu faulenzen, als ob das keine Schande wäre. Wir müssen durch die Anti-Desertions-Bewegung das Desertantentum vernichten. V. Das waren eben die Fehler bei der Vergrößerung der Roten Armee. Aber je mehr der revolutionäre Krieg siegreich fortschreitet, desto mehr wird sich die Form des totalen bewaffneten Entscheidungskampfes der Imperialisten und der K M T erweitern und an Heftigkeit zunehmen, und wir müssen auf dieser Stufe des Entscheidungskampfes den Sieg der Sowjets in ganz China sowie die Befreiung der Arbeiter- und Bauernmassen Chinas erringen; deshalb müssen wir an die gesamten Arbeiter- und Bauernmassen

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appellieren, ihre Bewaffnung zu realisieren, um die gigantischste revolutionäre Wehrmacht der Arbeiter- und Bauernmassen zu etablieren. Besonders infolge der Entwicklung des revolutionären Kampfes müssen wir die Hauptkraft des revolutionären Krieges — die Rote Armee der Arbeiter und Bauern verstärken; dann können wir uns erst dem revolutionären Krieg entsprechend anpassen und den totalen Sieg erringen. VI. Die Sowjet-Zentrale hat in der 14. Anweisung 8 3 offiziell vorgeschlagen, die Roten Garden auf breiter Basis aufzustellen, Training und Erziehung der gesamten bewaffneten Kräfte der Arbeiter- und Bauernmassen zu intensivieren. „Sie müssen alle fähig sein, das Recht zur bewaffneten Festigung und Weiterentwicklung der Souveränität der Sowjets, alle fähig sein, die Pflicht zum Kampf an der Front in der Roten Armee wahrzunehmen." (10. Anweisung) 8 4 . Gleichzeitig: „ U m die Rote Armee bei der Kampfabwicklung mit genügendem Nachschub aufzufüllen und ihn auch noch kontinuierlich, organisatorisch nach der Front transportieren zu können, sind wir in der gegenwärtigen Zeit der freiwilligen Rekrutierung der Ansicht, daß es sofort notwendig ist, Nachschubregimenter für die Rote Armee aufzustellen", „ I n jedem Kreis ein Nachschubregiment aufzustellen" (14. Anweisung). Diese Arbeit wurde überall sehr formell und nicht ernsthaft durchgeführt. In Chianghsi achtete man nur auf die Organisation und das Training der Musterbataillone der Roten Garde und vernachlässigte ziemlich die Aufgabe im Hinblick auf die gesamte Rote Garde. In Fuchien hat man im Hinblick auf die Aufstellung und das Training der Roten Garde fast überhaupt nichts durchgeführt; das beweist, daß die verschiedenen Militärbezirke und die verschiedenen Ebenen der Regierung den Sinn der Bewaffnung der gesamten Arbeiter- und Bauernmassen gar nicht verstanden haben sowie die Wirkung der Aufspeicherung von Kampfkraft zum Nachschub an der Front. Deshalb hat man allgemein die Rote Garde einseitig nur als bewaffnete Kraft zum Schutz der Sowjetgebiete in Verbindung mit den Aktionen der Roten Armee betrachtet; man hat vernachlässigt, in der Roten Garde tatkräftig die Arbeit der Vergrößerung der Roten Armee durchzuführen. Die Vergrößerung der Roten Armee und die Rote Garde zu trennen und nicht zu verbinden, ist ein außerordentlich großer Fehler. Was die Nachschubregimenter angeht, so sind noch viele nicht gegründet; die bereits gegründeten können ihre Wirkung nicht voll entfalten auf Grund des schlechten Erfolges einer Vergrößerung der Roten Armee. Die Quelle der Roten Armee sollte sein: A. die breite Masse der 83 84

Die 14. Anweisung der Sowjet-Zentrale vom 26. Febr. 1931. Die 10. Anweisung der Zentrale.

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Arbeiter und Bauern in den Sowjetgebieten und B . die Arbeitermassen der Weißen Zone; die breite Masse der Bauern und des notleidenden Volkes unter der Ausbeutung der Landbesitzer und der Regionalen Militärmachthaber der K M T ; die Freiwilligentruppe des Antiimperialismus und der A n t i - K M T ; all das arbeitende Volk und die revolutionären Soldaten der Weißen Armee. D a nun die verschiedenen Stufen der Sowjetregierung nicht eifrig genug waren, die Sowjetgebiete und die Arbeit in der Weißen Zone zu entwickeln, wurden die Partisanenverbände auch zu Wachregimentern zum Schutz der Sowjetgebiete; sie drangen nicht tief genug in die Weiße Zone ein, um den Partisanenkrieg zu entfalten und um den Arbeiter- und Bauernkampf in der Weißen Zone zu führen und weiter zu entwickeln, damit neue Sowjetgebiete geschaffen werden. In der Tat sind viele entgegengesetzte Aktionen entstanden, die das Vertrauen in die Sowjets zerstörten und der Disziplin zuwiderhandelten; sie verhinderten die Ausbreitung der Sowjetgebiete sowie das Streben, das Volk der Weißen Zone für uns zu gewinnen, und schufen das erste Phänomen der Gegenüberstellung von Weiß und R o t ; deshalb können wir nicht die Arbeiter- und Bauernmassen aus der Weißen Zone zur Roten Armee herüberziehen, um sie zu vergrößern. Gleichzeitig besteht die Arbeit der Vergrößerung der Roten Armee in den Sowjetgebieten; abgesehen von der Passivität aller Sowjets sowie der fehlerhaften Arbeit, sind ferner die verantwortlichen Organe für die Vergrößerung der Roten Armee nicht festgelegt, die Kommission zur Unterstützung der Roten Armee ist faktisch kein wirklich aus den Massenorganisationen zur Unterstützung der Roten-Armee-Bewegung entstandenes Organ, auch kein Organ zur Vergrößerung der Roten Armee; sie trägt nur die Verantwortung für einige Mitarbeiter zur Vergrößerung der Roten Armee. Was die Arbeit betrifft, wurde sie, da es weder eine festgelegte Basis für die Beziehungen und die Organisation gab, zu einem wurzellosen, auf dem Wasser hin- und herschwimmenden Status geformt; so stützt man die Vergrößerung der Roten Armee nur auf die einfachste Agitproptätigkeit, und diese Agitationsarbeit ist nicht einmal ständig; sie wird sogar reichlich von Befehlsform begleitet; kein Wunder, daß der Nachschub aus dem Hinterland dem Verlangen der Front nicht nachkam und die Vergrößerung der Roten Armee der objektiven Entwicklung nicht nachkam, das ist der größte Verlust in der Entwicklung unseres revolutionären Krieges. Jetzt haben wir zwar den freiwilligen Militärdienst, noch haben wir nicht den Pflicht-Militärdienst; natürlich müssen wir die Arbeiter- und Bauernmassen zum Eintritt in die Rote Armee anregen, noch müssen wir uns auf die politische Mobilmachung in jeder Hinsicht stützen. (Obwohl für den Pflicht-Militärdienst auch noch die politische Mobilmachung nötig ist, ist

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es aber hier mit Zwang verbunden.) Aber im Hinblick auf die Forderung und Entwicklung des augenblicklichen revolutionären Krieges kann die Methode der Vergangenheit zur Vergrößerung der Roten Armee der heutigen Forderung nicht mehr entsprechen; wir müssen besonders verstehen, daß man an der Front Soldaten braucht; falls keine Soldatenreserve im Hinterland kontinuierlich die Front versorgen kann, ist das äußerst schädlich für die Sicherung des totalen Sieges. Deshalb hat die Zentralregierung außer der 14. Anweisung noch folgende Resolution gefaßt: 1. Obwohl wir zur Zeit den freiwilligen Militärdienst haben, müssen wir sofort beginnen, den Pflicht-Militärdienst zu propagieren, um die Umstellung für die Zukunft vorzubereiten; ferner müssen wir die breiten Arbeiter- und Bauernmassen erkennen lassen, daß der Eintritt in die Rote Armee nicht nur Pflicht, sondern Privileg der Arbeiter- und Bauernklasse ist; allen Ausbeutern sind diese Privilegien aberkannt worden. 2. In der Epoche des derzeitigen Revolutionskrieges ist die Rote Armee die an der Front kämpfende Feldarmee; die Rote Garde und die JungenPionier-Brigaden sind nicht nur bewaffnete Organisationen der breiten Massen, sondern auch Beschützer und Nachschub-Brigaden zum Schutz der Sowjetgebiete und zum Auffüllen der Roten Armee. Die reguläre Rote Armee gehört in den Bereich der Anwendung von Militärmacht, während die Rote Garde und die Jungen-Pionier-Brigaden zum Gebiet der aktiven Ansammlung der Truppenstärke gehören. 3. Nach der 14. Anweisung müßten alle Männer und Frauen der Arbeiter-, Bauern- und werktätigen Massen, die 18 bis 40 Jahre alt sind, in die Rote Garde eintreten (diejenigen, die bereits in die Jungen Pioniere eingetreten sind, brauchen hier nicht einzutreten). Zur Zeit bedienen wir uns der propagandistischen Methode, damit all die, die das Wahlrecht besitzen, freiwillig eintreten; aber wir müssen diese Arbeit so bewerkstelligen, daß alle Arbeiter und Bauern von 18 bis 40 Jahren eintreten, um die Basis für die Durchführung des Pflicht-Militärdienstes der Zukunft zu legen. 4. Die Aufstellung der Roten Garde: für jeden Kreis ein Korps, für je 3 Bezirke eine Division, für jeden Bezirk ein Regiment, für jede Gemeinde ein Bataillon; jedes Bataillon besteht aus 2—5 Kompanien, jede Kompanie aus 3 Zügen, jeder Zug aus 3 — 5 Gruppen und jede Gruppe aus 10—15 Mann. In der Stadt schaffen wir es mit den Arbeitern als Hauptträgern, gesondert Arbeiter-Rote-Garden aufzustellen. Aber diese Aufstellung kann im Augenblick in manchen Orten, da die Kampfgeschichte verhältnismäßig kurz und deswegen die Rote Garde noch nicht aufgestellt ist, nur allmählich vollzogen werden. Bei dieser Aufstellung darf man aber nicht ohne Rücksicht auf die Gegebenheiten einfach mit Befehlen das Volk zu dieser Aktion zwingen.

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5. Die Rote Garde untersteht jeweils dem betreffenden Militär-Bezirk, der General(sposten) wird gleichzeitig vom Abteilungschef für militärische Angelegenheiten des Kreises bekleidet, der Politkommissar(sposten) wird gleichzeitig vom Kreissekretär bekleidet. Als Divisionskommandeur wird auf das an den Militärbezirk gerichtete Ersuchen der Militärabteilungen der Bezirke von diesen ein bestimmter Abteilungschef für militärische Angelegenheiten eines gewissen Bezirkes ernannt, diese Stelle zusätzlich zu bekleiden; als Polit-Kommissar wird durch ein KPCh-Kreiskomitee irgendein Bezirks-Sekretär nebenamtlich beauftragt; dieser wird von der Polit-Abteilung zusätzlich ernannt. Der Posten des Regimentskommandeurs wird von dem Bezirks-Abteilungschef für militärische Angelegenheiten nebenbei bekleidet; der Polit-Kommissar(sposten) wird von dem Bezirkssekretär der KPCh gleichzeitig bekleidet. Der Bataillonskommandeur, der Kompanieund Zugführer werden auf Antrag der Bezirks-Militär-Abteilung an die Kreis-Militär-Abteilung ernannt; als Kompanie-Instrukteur wird vom Kreiskomitee ein Parteimitglied einer kommunistischen Zelle einer Stadt oder einer Gemeinde beauftragt. 6. In jedem Bezirk wird ein Muster-Bataillon der Roten Garde aufgestellt, in jedem Kreis eine Muster-Division, um das Kommando zu vereinheitlichen. Sie sind nicht nur zu jeder Zeit konzentriert, koordinierte Aktionen mit der Roten Armee durchzuführen, um die Sowjetgebiete zu festigen und zu entwickeln, sondern dienen auch als Stelle zum Training der unteren Kader der Roten Garde und als Aktivistenorganisation zum Bereitstellen für die Nachschubkolonnen, ja sogar unmittelbar zum Eintritt in die Rote Armee. 7. Als Waffen benutzt die Rote Garde im allgemeinen verschiedene Waffen aus der alten Zeit; dem Muster-Bataillon kann man entsprechend Gewehre aushändigen. 8. Für die Ausbildung der Roten Garde muß es eine feste Zeit zum Drill und zur politischen Schulung geben; vom Militär-Bezirk werden verantwortlich an alle Militär-Abteilungen des Kreises Instruktionen ausgegeben zum Planen und Festlegen; besonders muß die politische Schulung strikt durchgehalten werden. Der Fehler der Vergangenheit, sich nur dem militärischen Drill ohne politischen Unterricht zu unterziehen, muß korrigiert werden. Im Lehrgang muß bei den militärischen Angelegenheiten auf den praktischen Sinn geachtet werden — alle formellen Spielarten sind abzuschaffen —, bei der politischen Schulung muß die leere unrealistische Phrase der Vergangenheit korrgiert werden; man muß es mit Einfachheit und Klarheit für die Mannschaft leicht verständlich machen, besonders auf das aktuelle politische Zentralproblem achten.

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9. Jeder Militär-Bezirk ist verpflichtet, eine große Führungsbrigade und Ausbildungs-Abteilung zu gründen; sie erziehen und bilden ständig die mittleren Kader der Roten Garde, der Partisanen und der Selbständigen Regimenter aus. Unter die Kader müssen in großer Menge Arbeiter-Kader aufgenommen werden, um die Führung der Arbeiterklasse in der roten Garde zu verstärken. 10. Die Regierungen der verschiedenen Stufen der Sowjets müssen die Führung gegenüber den Militär-Abteilungen verstärken; die Bezirks- und Gemeindesowjets müssen jeweils die Polit-Kommissare der Roten Garde bei der Durchführung der politischen Schulung unterstützen und ständig über alle politischen Probleme, Resolutionen und Erlasse der Sowjetregierung berichten (die Materialien gründen sich auf alle Dokumente der Regierung und (der Zeitschrift) das Rote China). Die Rote Garde muß die Schule zur Erziehung des Volkes sein. 11. Beim Organisieren der Roten Garde in den neu entwickelten Sowjetgebieten kann nach der Stabilität des betreffenden Gebietes die Organisation der Roten Garde vorangetrieben und vergrößert werden. 12. Die Arbeit der Vergrößerung der Roten Armee muß von dem Wählerkongreß, der Gewerkschaft, der Arme-Bauern-Union und der AntiImperialismus, Gegenseitigen-Hilfe, zur Unterstützung-der-Sowjet-Union, von all den Massenvereinigungen entfaltet werden, um die Massen zum Eintritt in die Rote Armee zu bewegen; besonders die Rote Garde und die Jungen Pioniere sollten der Hauptquell zum Inhalt der Mobilisierung sein. Deshalb muß man während der ständigen Ausbildung der Roten Garde politisch darauf achten, das Volk zum Eintritt in die Rote Armee zu ermuntern und die aktivsten Mannschaften zum Eintritt in die Rote Armee anzufachen. (Aber die Frauen sollen nicht in die reguläre Rote Armee eintreten, sie können sich als Krankenschwestern und dergleichen verpflichten) 85 . 13. Die von uns früher bestimmten Nachschubregimenter sind eine Organisation zur Aufnahme und zum Transport der neuen Kämpfer für die Rote Armee. Die neuen Kämpfer des Hinterlandes für die Rote Armee müssen einem kurzfristigen Drill durch das Nachschub-Regiment unterzogen werden; hinsichtlich der Bestimmung, daß die Kreise ein Nachschub-Regiment organisieren sollen, veranlaßten wir jetzt, weil manchmal zwei Kreise gemeinsam ein Regiment aufstellen und es daher unbequem bei der Verwaltung und Ausbildung war, die Veränderung, daß 85

Frauen wurden als Krankenschwestern, Wäscherinnen und dgl. in die R A aufgenommen; sie spielten im sexuellen Leben der Armee eine große Rolle, s. The China Quarterly 59, July/Sept. 1974: The Sexual Revolution in the Kiangsi Sowjet, Chi-hsi Hu, S. 489.

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auf jeden Kreis eine Nachschubbrigade kommt, als Minimum eine Kompanie, als Maximum ein Regiment; die Nachschubbrigade ist eine ständige Organisation, um sich für die Forderung der Front jederzeit bereitzuhalten. 14. Die Regierung der Randgebiete und die Partisanen müssen entschieden die Massenarbeit in den Weißen Gebieten aufbauen, Massenkämpfe entfalten und das Sowjetgebiet ausdehnen. Was die Soldatenarbeit in der Weißen Armee anbelangt, so nimmt die revolutionäre Tendenz in der Weißen Armee zur Zeit täglich zu; besonders in der Weißen Armee, die um die Rote Armee bzw. um die Sowjetgebiete herum stationiert und von ihr beeinflußt ist, ist es noch leichter, Arbeit aufzubauen, um diese feindliche Armee zu zersetzen. U m die revolutionären Kämpfer der Weißen Armee für uns zu gewinnen, müssen besonders die Partisanen tief in die Weißen Gebiete vordringen, Kampfhandlungen entfalten und das Volk der Weißen Gebiete für uns gewinnen; auf diese Weise saugen wir aus den Weißen Gebieten massenhaft Arbeiter und Bauern für die Rote Armee auf. 15. Wir erlegen uns die Verpflichtung auf, eine Arbeiter- und BauernPrüfungskommission einzusetzen, die in nächster Zukunft eine Untersuchung über die Gesetze der Begünstigung der Roten Armee durchführt; wir werden eine große Anzahl von Brigaden für dringende Arbeiten 8 6 organisieren und werden Stoßaktionen gegen diejenigen veranlassen, die die Gesetze der Begünstigung der Roten Armee nicht ausführen. Die obengenannten Punkte müssen von allen Regierungsebenen und allen Armeen strikt eingehalten und durchgeführt werden; gleichzeitig muß nach den obigen Bestimmungen ein noch konkreterer Plan zur Durchführung beschlossen werden. Besonders muß in allen Militär-Bezirken innerhalb kürzester Zeit eine Konferenz aller Kreis-Abteilungschefs für militärische Angelegenheiten einberufen werden, um die Durchführung des Planes und die ständige Ausbildungsarbeit zu erörtern. Das ist Befehl. 20. 9. 1932

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Brigade mit dringender Arbeit; gehört zu dem jeweiligen lokalen Arbeiter- und Bauernuntersuchuhgsausschuß und wurde direkt von ihm befehligt; ist eine Art der Kontrolle der Regierungsmacht.

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D 20: Resolution der Sondersitzung des Zentralen Volkskomitees — über Mobilmachung für den Krieg und Arbeitsmethode — (5. 12. 1932) Kürzlich untersuchten wir den Erfolg bei der Durchführung eines dringenden Mobilmachungsbefehls in verschiedenen Orten, was zu äußerster Unzufriedenheit Anlaß gab. Außer dem überall hin gerichteten Brief vom Truppenbetreuungskomitee, in dem bereits detailliert die Fehler angedeutet sind, möchte das Volkskomitee noch betont darauf hinweisen, daß der wichtigste Grund für die Entstehung solcher Erscheinungen darin liegt, daß man Fehler im politischen Bewußtsein hat. I. Im allgemeinen wird die Ernsthaftigkeit des feindlichen Großangriffs unterschätzt, und das spiegelt die Mentalität des Rückständigsten aus dem Volk wider: einstweilig sein Leben in Frieden zu fristen, und zu denken, daß ich, solange der Feind nicht kommt, noch so weiter arbeiten mag wie bisher. So können natürlich die dringenden Aufgaben nicht durchgeführt werden. II. In den Grenzgebieten, wo Störungen durch den Feind zu erleiden sind, wurden die Leute bestürzt und verloren die Nerven. Das kommt dadurch, daß man die günstige revolutionäre gegenwärtige Lage nicht erkannt hat aus Mangel an revolutionärem Selbstvertrauen. Die Niederlagestimmung verhindert die Durchführung der Mobilmachungsarbeit. I I I . Was die Fehleinschätzung der Taktik des Angriffs angeht, meint man, dieser sei nur die Aufgabe der Roten Armee und man selbst könne tatenlos zusehen und den Sieg der Roten Armee abwarten. In den Grenzgebieten gibt es sogar solche, die sich auf die Rote Armee verlassen und selbst überhaupt nicht aktiv nach außen den Feind angreifen. Mit solch einer abwartenden Haltung kann man eben nicht in jeder Hinsicht aktiv die Taktik des Angriffs durchführen und muß somit alle dringende Mobilmachungsarbeit aufgeben. Das Volkskomitee appelliert an alle Regierungsebenen sowie an alle lokalen militärischen Führungsorgane, diesen politischen Fehlern mit Entschiedenheit einen gnadenlosen Kampf anzusagen, sich gegen die Unterschätzung des feindlichen Großangriffs zu stellen, besonders gegen die rückständige Mentalität, einstweilig sein Leben in Frieden zu fristen, bevor der Feind kommt, entschieden gegen die Bestürzung angesichts des feindlichen Angriffs und gegen eine abwartende und konservative Haltung, was

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die Durchführung

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der dringenden Mobilmachungsaufgaben

mit

dem

Zweck der Zerschlagung des feindlichen Großangriffs am meisten gefährdet. Das Volkskomitee ruft alle Regierungsebenen sowie alle lokalen militärischen Führungsorgane energisch auf, tiefgehend folgendes zu erkennen: die gegenwärtige Aktivität des Feindes beim Autostraßenbau, bei der Organisation von Etappenstationen für Militärtransporte, bei der Organisation und dem Ausbau der Landbesitzer-Wehrmacht, beim Aufbau antikommunistischer Brigaden um die Sowjetgebiete sowie freiwilliger Verbände zur Ausrottung der Kommunisten, bei der Anhäufung von Geldern für militärische Ausgaben, bei der Zusammenziehung großer Truppenkontingente. Besonders wird der Angriff auf die Sowjetgebiete im Nordosten der Provinzen Chianghsi und Hunan-Chianghsi intensiviert, was die Aufstellung der noch dichteren Schlachtordnung zum Großangriff auf das Zentrale Sowjetgebiet und die Vorbereitung auf einen langdauernden Kampf zeigen. Wir müssen tiefgehend erkennen, daß diesmal die Zerschlagung des feindlichen Großangriffs ein langdauernder, äußerst harter und rücksichtsloser Kampf ist, der eine wichtige Schwelle kritischer Punkt im Entscheidungskampf der Klassen darstellt, und wir müssen alle Kräfte einsetzen, um kämpfend den Sieg in diesem Kampf zu erringen. Gleichzeitig muß gesagt werden, daß der diesmalige Angriff des Feindes eine verstärkte Aufrüstung zeigt, und obwohl er direkt vom Imperialismus unterstützt wird, ist er jedoch politisch und, was das Innere des Feindes angeht, viel schwächer als die drei Schlachten zuvor. In der feindlichen Armee, die das Sowjetgebiet angreift, herrschen volle Unzufriedenheit und Unbeständigkeit; besonders die Entwicklung der Revolution auf nationaler Ebene sowie das Vergrößern und Verstärken der Roten Armee in den Sowjetgebieten sind alles günstige Bedingungen für uns, und falls wir die gesamten Kräfte mobilisieren, um sie den Interessen des Kampfes zu opfern, können wir den totalen Sieg in diesem Kampf erringen und das Zuerst-denSieg-in-Chianghsi realisieren. Bei der Untersuchung der Mobilmachung haben wir noch eine andere schwerwiegende Erscheinung entdeckt, das ist, daß man weder aus politischer Sicht die Massen mobilisiert noch organisatorisch die Massen in Bewegung setzt, sondern daß man ganz und gar von den Massen trennende Arbeitsmethoden des Bedrängens und Befehlens anwendet; die Entfaltung einer solchen Arbeitsweise ist mit den obengenannten politischen Fehlern eng verknüpft. 1. Da man die Ernsthaftigkeit des feindlichen Großangriffs nicht erkennt, kann man selbstverständlich die Bedeutung der Mobilisierung der breiten Massen von Arbeitern und Bauern nicht erkennen; man steht nicht

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III. Der 1.

Bürgerkrieg

auf der Basis der Massenmobilisierung: die politische Mobilmachungsarbeit in großem Umfang durchzuführen. 2. Was die Führungsorgane aller Ebenen in bezug auf die Führungsweise der ihnen untergebenen Beamten angeht, so geben sie bloß einen Befehl, eine Resolution oder einen Plan weiter, doch was die konkrete Art der Vollstreckung, die Weise, wie man die Massen mobilisiert betrifft, geben sie weder Instruktionen noch wird das nachgeprüft, ja sogar einfach befehlsmäßig angeordnet, manchmal mit der Androhung von Bestrafungen und Einschüchterung, was die unteren Kader drängt, das Volk weiter zu zwingen, so daß die Erscheinung, dem Volk zu befehlen, verallgemeinert wird. 3. Das zeigt eine organisationslose, ungebundene Arbeitsmethode. Es werden nicht die Wählerversammlungen benutzt, die Delegiertenkonferenz oder andere Massenorganisationen, die die Massen in Bewegung setzen, die Kraft der Massenmobilisierung stärken, was unumgänglich zum Zwang und zum Befehlen der Masse führt. 4. Mit Hilfe der bürokratischen Arbeitsmethode kann man auf keinen Fall die Massenmobilisierung intensiv durchführen. Der Bequemlichkeit wegen setzt man eben Zwang und Befehl an seine Stelle. Solche Erscheinungen zeigten sich sehr stark bei der dringlichen Mobilmachung. Am deutlichsten ist das gegenüber dem dringenden Mobilmachungsbefehl der Zentrale: es wurden keinerlei Wählerversammlungen, Delegiertenversammlungen, Rote-Garde- und Junge-Pionier-Versammlungen oder andere Massenversammlungen einberufen, um einen genauen Bericht und Erläuterungen zu geben und die politische Agitationsarbeit dadurch in vollen Gang zu bringen. Bis heute noch gibt es viele Leute, die den feindlichen Großangriff nicht begriffen haben. Das kann natürlich alle Mobilisierungsarbeit auf der Basis der Massenaktivität nie vollständig zur Geltung bringen. Zum Beispiel können wir die Vergrößerung der Roten Armee eben nicht planmäßig vollenden, eben nicht die jungen Männer und Frauen der Arbeiter- und Bauernmassen veranlassen, mit Begeisterung freiwillig in die Rote Garde und die Jungen Pioniere einzutreten, sondern zwingen sie im Gegenteil durch Bestrafung zum Militärtraining. Besonders bei der Eintreibung von Bodensteuern, der Ausgabe von Staatsanleihen hat man vordem ungenügende politische Propaganda gemacht, damit jeder Arbeiter und Bauer einsieht, wozu man die Bodensteuern zahlt, die Staatsanleihen kauft. Während man die Steuern eintrieb und die Staatsanleihen ausgab, versäumte man wiederum, jegliche Versammlungen einzuberufen, die Delegierten der Städte und des Landes zu benutzen, die Masse zu ermuntern, freiwillig die Steuern zu zahlen und viele Staatsanleihen zu

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kaufen. Als die Masse Zweifel hegte, gab man ihr keine genaue Erläuterung, sondern wandte die für die reichen Bauern und Kapitalisten benutzte Zwangsmethode auf die Arbeiter- und Bauernmassen an, so daß eine ernste, von den Massen sich abtrennende Erscheinung entstand, die tatsächlich das Eintreiben von Steuern und Ausgeben von Staatsanleihen zunehmend erschwerte, mehr noch, es beeinflußte auch all die andere Mobilmachungsarbeit. Welch ein schwerwiegendes Problem ist das! Diese Methode von Zwang und Befehl zeigte sich nicht nur bei der dringenden Mobilmachung, sondern überschwemmt auch alle andere Arbeit der Sowjets. Das, was der Entwicklung dieses Arbeitsstils Beihilfe leistet, ist darauf zurückzuführen, daß all die Führungsorgane die schwerwiegenden Fehler des Bürokratismus begehen: Die von oben zur Durchführung erhaltenen Befehle werden entweder nach der Gepflogenheit weitergeleitet oder nach der gegebenen Form diktatorisch (von sich aus bestimmen) vollstreckt, ohne zu konferieren, um nach den Gegebenheiten des Ortes eine konkrete Durchführungsmethode genau auszudiskutieren und nach unten für die Arbeit Instruktionen zu geben. Hinsichtlich der Resultate nach der Durchführung gab es nie eine Uberprüfung. Man fragte nicht, wie der Erfolg ist, man begehrte nur, eine Sache oberflächlich fertigzustellen. Die Basis der Durchführung beruht gänzlich auf dem einfachen Befehl, wann auch immer, was auch immer; es wird im herkömmlichen Sinn gearbeitet, konferiert, was 100% Bürokratismus ist. Bürokratismus entfernt sich von den Massen, zerstört die Beziehung zwischen den Massen und den Sowjets, was im Hinblick auf die Entwicklung und den Sieg der Sowjets äußerst schädlich ist. Stets oberflächlich eine Sache fertigmachen, zwingen, befehlen sind wichtige Erscheinungen des Bürokratismus; das darf im Sowjetregime auf keinen Fall geduldet werden. Wodurch solcher Bürokratismus in das Sowjetregime eindringt: a) Durch die Ansteckung von seiten des Bürokratismus der K M T sowie der halbfeudalistischen Gesellschaftsform Chinas, b) Durch ihre Ungebundenheit ermangelten die Bauern der organisatorischen und disziplinierten Natur der Proletarier, c) Aus Mangel an Kampfgeist zur Uberwindung von Schwierigkeiten strebt man nur nach der augenblicklichen Bequemlichkeit, was den Bürokratismus in das Sowjetregime eindringen und tagtäglich mehr gedeihen läßt. Das Volkskomitee appelliert an alle Organe der Sowjets und an die große Masse der Arbeiter und Bauern gemeinsam zum entschiedensten Kampf gegen den Bürokratismus und zur Säuberung des Bürokratismus in den Organen der Sowjets. Die nicht zu rettenden, verfaulenden Bürokraten sind zu verjagen, um die Sowjetmacht der Arbeiter und Bauern zu festigen.

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III. Der 1. Bürgerkrieg

Gleichzeitig schaffen wir einen neuen Arbeitsstil der Sowjets; so müssen wir folgendes fordern: 1. Alle Arbeit muß auf der Basis der Massenmobilisierung aufbauen; wer die Massenmobilisierungsarbeit aufgibt, der muß die Masse verlassen haben. 2. Die Durchführung von Gesetzen und Resolutionen darf sich nicht einseitig auf Befehle stützen; hauptsächlich muß man sich doch auf die Begeisterung und das gehobene Klassenbewußtsein der Massen stützen, um die Durchführung von Gesetzen zu unterstützen. 3. Massenmobilisierung muß sich auf umfassende politische Propagandaund Agitationsarbeit stützen. 4. Die Methode der Massenmobilisierung müssen alle Organisationen der Sowjets und alle anderen Massenvereinigungen zur Bewegung der Massen benutzen. Delegiertenkonferenzen in den Städten und auf dem Land, Wahlversammlungen sind direkte Instrumente der Massenmobilisierung; Gewerkschaften sind der Eckpfeiler der Massenmobilisierung. 5. Jeder Beschluß muß so beschaffen sein, daß er praktisch durchführbar ist. Wir sind gegen alle leeren, nicht konkreten Beschlüsse und überhaupt alle unvorbereiteten, ergebnislosen Konferenzen, die nur üblicherweise gehalten werden. 6. Bei der Durchführung von Befehlen muß auf die Methode geachtet werden, die Masse in Bewegung zu setzen; gleichzeitig muß man auf die Ansichten der Massen achten, um sie bei der Festlegung der zu praktizierenden Methode mit zu berücksichtigen. 7. Falls man Befehle und Beschlüsse von oben erhält, muß sofort eine Konferenz einberufen werden, um sie genau zu diskutieren und die eigene konkrete Methode der Durchführung festzulegen. 8. Während der Durchführungsarbeit muß man stets die eigene Arbeit überprüfen, um zu sehen, ob man das Ziel erreicht hat, wo es Fehler gibt und wo es nicht zufriedenstellend ist. 9. Im Hinblick auf alle Arbeit muß man nach dem Zusammenhang der Arbeit eine passende Arbeitsteilung haben; nicht nur jede Sektion und jeder Genosse müssen so handeln, auch im Hinblick auf die Instruktion der unteren Stufe muß die Arbeit nach den Gegebenheiten eingeteilt werden. 10. Was die Instruktion nach unten angeht, so muß sie aufrichtig, konkret und mit vielen methodischen Direktiven versehen sein. 11. Nicht leichtfertig Schriftliches ausgeben, sondern mehr Instruktion beim Inspizieren anwenden. Der Inspizient darf etwas nicht nur flüchtig ansehen, auch nicht nur als Zuschauer herumkritisieren, sondern muß verantwortlich die Arbeit überprüfen und den unteren Kadern Schwierigkeiten der Probleme lösen helfen.

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Kommentar

12. Arbeitsbrigaden zu organisieren, die direkt den unteren Kadern bei der Arbeit helfen; die Aufgabe der Arbeitsbrigaden besteht darin, die Arbeit an den betreffenden Orten zu erledigen und nicht unsachlich Leute zu kritisieren und sich selbst an der Arbeit nicht zu beteiligen. Die Arbeitsmethode der Arbeitsbrigaden ist, ihre Kraft auf die Erledigung der Aufgabe an einer Stelle zu konzentrieren und sich dann an die zweite Stelle zu begeben; man sollte die Arbeit teilen; jeder ist für eine bestimmte Aufgabe zuständig; dort, wo man hinkommt, muß die Arbeit erledigt sein. 13. Nicht nach Belieben konferieren; jede Konferenz muß vorbereitet sein, muß ein Resultat zeitigen, muß praktisch durchgeführt werden. 14. Die Abhaltung einer Massenversammlung muß zuvor genügend vorbereitet sein; jede politische Agitation muß dem Verlangen der Massen entsprechen, mit den Interessen der Massen selbst verbunden sein. Die Sprache soll klar und einfach sein mit viel agitatorischer Wirkung. Der Arbeitsstil der Sowjets ist volkstümlich, realistisch, organisiert, diszipliniert; er besitzt die Ausdauer, Schwierigkeiten zu überwinden. Alle von den Massen trennende Methode bildet den Stil des Bürokratismus. Das Volkskomitee appelliert an die Organe aller Ebenen der Sowjets, sich dringend zu mobilisieren gegen alle Fehleinschätzungen des feindlichen Großangriffs und nachlässige Aktionen, die Sowjetorgane vom Bürokratismus zu säubern, und für die Schaffung eines Arbeitsstils der Sowjets zu kämpfen und schleunigst alle Aufgaben der dringenden Mobilmachung zu vollenden. Alle Sowjetorgane — von den Provinzen bis in die Dörfer —, die diese Resolution erhalten, müssen sofort eine Konferenz einberufen, um ihre Arbeit zu überprüfen, mit selbstkritischem Geist alle Fehler der Arbeit zu entlarven und konkret die Methode der Durchführung festzulegen, und ferner die Resultate der Besprechung an die Zentrale berichten. Der Vorsitzende Mao Tse-tung Vize-Vorsitzende Hsiang Ying Chang Kuo-t'ao Aus dem „Roten China" N r . 43 (5. 12. 1932)

K. Machtkampf

(Die

Lo-Ming-Linie)67

Während des 4. Einkreisungsfeldzuges haben die Kommunisten die Konflikte zwischen Nanking und Kanton ausgenutzt (die Militärführer von 87

Lo-Ming-Linie. Lo Ming ist der Meinung, daß die Politik der Partei in dem Grenzgebiet von Fuchien schwierig durchzuführen sei; die Politik soll unterschiedlich sein wie die in

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III. Der 1.

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Kuangtung wollten unabhängig von Nanking sein) und eingeschätzt, daß die Kuangtung-Armee sich nicht mit ganzem Herzen für den Feldzug gegen sie einsetzen würde; so können sie sich mit konzentrierter Kraft an der Nordfront einsetzen. Unter diesen Umständen haben sie drei große Siege errungen und die R A vergrößert; doch anderseits hat die K M T - A r m e e die 4. Heeresgruppe von Hsü Hsiang-ch'ien und die 2. Heeresgruppe von H o Lung vertrieben und rückte mit ihren Hauptkräften nach Chianghsi vor. Doch das ganze Unternehmen mußte wegen des japanischen Einfalls in Jehol abgeblasen werden (März 1933). Die innere Führung der K P C h steht auch im Machtkampf zwischen den revalisierenden Kräften: der internationalen Linie (Wang Ming, Chou En-lai) und Mao Tse-tung. Mao, der bereits entmachtet war, übt doch noch starken Einfluß in der Armee aus und versucht, seine Taktik durchzusetzen. Die eklatante Auseinandersetzung drückt sich in der Anti-Lo-Ming-Linie aus [ D 2 1 ] . Das ist eine wichtige Epoche der inneren Auseinandersetzung der Partei, Prinzipielles im K o n kreten zu verwirklichen. Lo Ming, ein Provinzsekretär von Fu-chien, hat das in seinem Bericht über die Stimmung des Volkes deutlich ans Tageslicht gebracht; das entspricht natürlich nicht der Vorstellung der Zentrale. N o c h schlimmer ist sein Untergebener, Yang Wen-chung, der Kritik an der Zentrale geübt hat, daß alle Arbeitsplanung in der Vergangenheit ausschließlich von der Partei statt von der Regierung ausgegangen sei (wie die lokale Bewaffnung sowie die Vergrößerung der R A ) , was zur Vernachlässigung des Massenkampfes führte; das muß jetzt geändert werden, und zwar muß man die lokale Bewaffnung und Vergrößerung der R A von Seiten der Regierung planmäßig durchführen, und die Partei soll sich der Form der Führung des Massenkampfes widmen. Auch an den mannigfaltigen Massenorganisationen, die das Volk eher in Verwirrung stürzen, wurde Kritik geübt. Diese Ansichten wurden zwar von dem Volk im Sowjetgebiet sowie einem Teil der Parteimitglieder vertreten, doch entsprechen sie nicht den Ansichten der Rußlandstudenten und somit der Zentrale; sie wurden als „Rückzieherund-Flucht"-Linie gebrandmarkt und erbarmungslosen Schlägen ausgesetzt. In dem „Beschluß der dringenden Aufgabe der Partei über den Entscheidungskampf zur Zerschlagung des 4. Einkreisungsfeldzuges des Feind e s " 8 8 am 8. 2. 1933 hat die Zentrale die „Progressive Linie" (Chou En-lai) beschlossen und sich mit allen Kräften gegen die ,,Rein-defensiv"-Loden befestigten Sowjetgebieten. Diese Meinung wurde von den Linksabweichlern attackiert und eine Anti-Lo-Ming-Linie-Kampagne in der Organisation entfaltet; unter dem V o r wand Anti-Lo-Ming-Linie eine gegen M a o Tse-tung gerichtete Bewegung. 88

Aufsatz von C h o u En-lai: „ D i e Progressive Linie entschieden durchführen. C C C Shih-hua, Vol. 5.

18:

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Ming-Linie gestellt. L o Ming wurde von seinem Amt abberufen. Der Kampf breitet sich aber aus und wird, gegen alle Anhänger Mao Tse-tungs erweitert, zu einem Fraktions- und Machtkampf in der Partei. Alles, was sich gegen die Progressive Linie stellt, wurde als Lo-Ming-Linie gebrandmarkt; so wurde auch die Gruppe von Teng Hsiao-p'ing (Provinzsekretär von Chianghsi), die die Ansichten Maos vertritt und unterstützt, d. h. den Feind in das Sowjetgebiet hineinzulocken statt den Kampf in der Weißen Zone auszutragen, erbarmungslos bekämpft. Der Verlauf dieses Kampfes zieht sich seit Anfang 1933 bis Ende des 5. Einkreisungsfeldzuges hin. Im Militär wurden die Vertreter der Lo-Ming-Linie, Tan Chen-lin und Hsiao Chin-kuang, nacheinander bekämpft. Chou En-lai verfaßte den Aufsatz: „Gegen die mit Hsiao Chin-kuang als Repräsentanten vertretene Lo-MingLinie in der Roten A r m e e " 8 9 und sagte den Kampf gegen alle rechtstendierenden Abweichler an. Sowohl Hsiao Chin-kuang, Tan Chen-lin und Lo Ming waren alle nur Sündenböcke in der Affäre der Lo-Ming-Linie, in Wirklichkeit ist es ein Machtkampf der Partei sowie eine strategische Auseinandersetzung. Seitdem sich die Zentrale in Shanghai nicht mehr aufhalten konnte und gezwungenermaßen in das Sowjetgebiet flüchten mußte, um unter der realen Macht Maos Obdach zu suchen, ist eine direkte Konfrontation zwischen Fraktionen und Machtansprüchen unvermeidlich geworden; dazu kommen die langjährigen Kämpfe unter ungünstigen Verhältnissen, die das Volk zur Kriegsmüdigkeit veranlassen. Das sind die Hintergründe der Lo-Ming-Linie.

CCC-18

D 21: Was ist die opportunistische

Linie des Genossen Lo Ming (18. 2. 1933)

Während des groß angelegten Angriffs des Feindes, bei dem der revolutionäre und konterrevolutionäre Entscheidungskampf in ein noch grausameres Stadium eintrat, ist es wirklich kein Wunder, daß ein kleiner Teil 89

„ G e g e n die mit Hsiao Chin-kuang als Repräsentanten vertretene Lo-Ming-Linie in der R A . " C h o u En-lai. C C C 18, Tu-ch'un, Vol. 38, 20. Dez. 1933.

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III.

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rückständiger, inkonsequenter, der Bourgeoisie entstammender Genossen der Stimmung des Pessimismus, des Rückzuges verfallen ist; die opportunistische Linie des Genossen Lo Ming ist eben der konkrete Ausdruck dieser Stimmung von Pessimismus und Ausweichlertum. Das erste Merkmal der opportunistischen Linie des Genossen L o Ming ist die Einschätzung der Lage vom revolutionären Kampf der Massen im Sowjetgebiet Hang-yung-yai. Als er berichtet, daß der Feind im Sowjetgebiet West-Fuchien (die Taktik) „Schrittweise vordringen" angewandt hat, sagt er folgendes: „ D a wir auf unserer Seite, besonders in Lung-yai und Shang-hang, in der Vergangenheit verhältnismäßig wenig solche spannenden Kampferfahrungen hatten, besonders beim Angriff des Feindes nicht aktiv den Partisanenkrieg und eine fest organisierte bewegliche Defensive angewendet hatten, um den Feind zu schlagen und uns eifrig über die Front hinaus zu entfalten, sind wir deshalb nach einigen Schlägen des Feindes in äußerste Panik geraten und haben Ratlosigkeit gezeigt. Die Bevölkerung in vielen Grenzgebieten ging mal auf die Berge, mal aus den Bergen heraus, mal ist es friedlich, mal herrscht Panik; deshalb ist es schwierig, sie zu Konferenzen, zum bewaffneten Auftreten zu mobilisieren; das Volk, ja auch die unteren Regierungsangestellten sehen nur, daß der Feind täglich an uns heranrückt; das Siegesbewußtsein gegen den Feind ist dadurch vermindert. (Bericht 9 0 vom Genossen L o Ming an das Provinzkomitee Min-yüeh-kan zur Lage in Hang-yung). Nach des Genossen L o Ming Betrachtung befindet sich das Volk unter dem Angriff des Feindes in den Grenzgebieten „in äußerster Panik und zeigt Ratlosigkeit", „ D a s Volk, ja auch die unteren Regierungsangestellten" glauben nicht mehr an ihren Sieg über den Feind. Doch damit ist es nicht genug; Genosse Lo Ming berichtete uns ferner, daß der Feind uns nicht nur militärisch angreift, sondern auch politisch willkürliche Lügenpropaganda im Volk verbreitet; und wie ist das Resultat dieser Lügenpropaganda? Genosse Lo Ming schreibt: „ N a c h d e m die Bevölkerung teilweise diese Lügenpropaganda gehört hat, zeigte sie sich unentschlossen, die bewaffnete Mobilmachung durchzuführen; sie vermochte nicht, das Land zu evakuieren; ja sie fürchtete sogar, daß bei Farbenwechsel Probleme entstehen könnten, falls sie auf Konferenzen erschienen; sie wagte nicht, die Arbeit in der Öffentlichkeit zu verrichten, sie bereitete das Feld für Kompromisse und Kapitulation v o r " . 9 1 (Der glei90 91

Bericht des Genossen Lo Ming an das Parteikomitee Min-yüeh-Kan zur Lage in Shanghan. Ebd.

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che Bericht wie oben.) Genosse Lo Ming betrachtet die Arbeiter- und Bauernmassen von West-Fuchien nun so. Das ist ein vollkommenes pessimistisches Bild von Kompromiß und Kapitulation! Hier hat der Plan des Feindes völlig sein Zeil erreicht, der Feind hat gänzlich gesiegt, wir sind gänzlich geschlagen. Der Feind kann zufrieden und fröhlich sein, wir sind traurig und deprimiert: Das ist die Einschätzung des Genossen Lo Ming von der Kampflage der Arbeiter- und Bauernmassen in West-Fuchien. Doch eine solche Einschätzung des Genossen Lo Ming hat offensichtlich nur dem einen Teil des rückständigen Volkes gegolten; er sah nur die eine Seite der Stimmung des Volkes. Genosse Lo Ming hat nicht gesehen, daß die Empörung des Volkes gegen die KMT noch mehr zugenommen hat, der Wille des Volkes gegen die Militärmachthaber der KMT noch entschlossener ist. Die leibliche Erfahrung des Volkes hat ihm gesagt: Falls man den Militärmachthabern der KMT nicht den Entscheidungskampf auf Leben und Tod aufzwingt, gibt es überhaupt keine Hoffnung, sich endlich zu befreien; alle Verbesserungslügen der Militärmachthaber der KMT sind auf dem schnellen Weg zum Bankrott; gerade deswegen können es die Militärmachthaber der KMT nicht umgehen, die Taktik des Brandes, Tötens und Raubens intensiver durchzuführen. Genosse Lo Ming hat diese Seite der Stimmung des Volkes gänzlich außer acht gelassen. Nachdem Genosse Lo Ming die Einschätzung der Kampflage des Volkes so vorgenommen hat, meint er: „Falls man annimmt, daß die Erscheinungen des pessimistischen Defätismus der Massen während des Angriffs des Feindes in den Grenzgebieten einfach nur auf die ungenügende politische Mobilisierung oder mangelnde Säuberungsarbeit oder auf eine nicht genügend eifrige Entfaltung des Klassenkampfes der Massen (gründliche Durchführung des Arbeitsgesetzes, der Bodenüberprüfung) oder auf die ungenügende Führung der Partei . . . zurückzuführen sind, dann hat man das zentrale Problem der Gegenwart nicht begriffen. Wir müssen klarstellen, daß die oben genannten Punkte zwar viele Ursachen haben, doch bei dieser Vielzahl von Ursachen ist die Hauptursache die, daß die militärische Mobilmachung ungenügend war; wir müssen noch konkreter darauf hinweisen, daß die Partei nicht geschickt genug den bewaffneten Kampf geführt hat". 9 2 (Bericht wie oben.) Daß der Genosse Lo Ming die politische Mobilisierung, die Führung der Partei sowie die militärische Mobilmachung so trennt, hat natürlich seine Gründe.

92

Ebd.

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III. Der 1.

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Da Genosse Lo Ming selbst Ratlosigkeit gegenüber dem Volk in WestFuchien gezeigt hat, meint er deshalb, daß die entschiedene Durchführung der Parteilinie in West-Fuchien unangebracht sei, die dortigen Probleme zu lösen. Er verlangte eine von der Führung der Partei, von der politischen Mobilisierung, vom Klassenkampf getrennte „Militär-Mobilmachung"! Er will aufgrund dieser Militär-Mobilmachung die von ihm dargestellte defätistische Stimmung der Massen in West-Fuchien umändern! Er sagt: „Das zentrale Problem macht erforderlich, daß die Partei von Hangyung und West-Fuchien ihre Kräfte konzentriert, gestützt auf unsere jetzt vorhandenen bewaffneten Kräfte (selbstverständlich müssen sie mit den anderen Kräften koordiniert werden), um geschickt die Siege der bewaffneten Auseinandersetzungen zu organisieren und zu entfalten; wir müssen mit Hilfe dieser Siege der bewaffneten Auseinandersetzungen (auch der kleinste Sieg ist gut, es muß nur ständig gesiegt werden) die grausamen Repressalien des Feindes gegenüber dem Volk sowie die Nöte des Volkes mindern. Durch solche Kämpfe soll das Volk sich von seiner eigenen Kraft überzeugen, besonders soll durch die örtlichen bewaffneten Kräfte und die Macht der Roten Armee die Einsicht des Volkes in bezug auf den Kampf, die Moral des Massenkampfes gehoben werden; wir müssen durch solche Kämpfe die Kraft unseres Massenkampfes entfalten, besonders die Kraft der bewaffneten Kämpfe, um unseren Kampf zu entfalten." Die Anschauung des Genossen Lo Ming ist,falls man keine von der Parteiführung, von der politischen Mobilisierung, vom Klassenkampf getrennte „Militär-Mobilmachung" vorfindet, nur durch Anwendung von „jetzt vorhandener Bewaffnung" nicht einige Siege, auch kleinste Siege erringt, kann man über keinerlei Problem sprechen, keine Tat vollbringen. Genosse Lo Ming brüstet sich hier wie ein Held von West-Fuchien, indem er sagt: „Falls wir dies nicht begreifen, können wir schwerlich die vielen schwerwiegenden Probleme der Gegenwart lösen; falls wir nicht unsere schwächsten Punkte hier ins Auge fassen, mehrere Kräfte konzentrieren, entschieden die Stimmung des Volkes ändern; falls wir nur darauf achten, an einer gewissen Stelle teilweise zu ändern, und nicht beachten, gut zu kombinieren, um den bewaffneten Kampf zu entfalten, dann ist es auch nutzlos, unseren besten Führer, den Vorsitzenden Mao Tse-tung, den Vorsitzenden Hsiang Ying, den Genossen Chou En-lai, den Genossen Jen Pi-shih zu holen oder gar aus der SU den Genossen Stalin bzw. Lenin wiederzubeleben, sie gemeinsam nach Ch'i-nan oder in andere Orte, wo der Feind Zerstörungen anrichtet, zu schicken, vor den Massen 3 Tage und 3 Nächte lang Reden zu halten, die politische Propaganda zu intensivieren; das wird mei-

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ner Ansicht nach die Kampfmoral der Massen auch nicht grundlegend ändern!" 9 3 (Bericht wie oben.) Natürlich, wenn unser Held aus WestFuchien, Genosse Lo Ming, nicht mal die defätistische Stimmung des Volkes in West-Fuchien zu ändern vermag, dann ist es selbstverständlich auch nicht möglich, wenn wir Genossen Stalin oder Lenin herbitten! Doch wenn ich bloß den Gedanken denke, Lo Ming mit Stalin zu vergleichen, so kommt es mir vor, als ob man einen Hund mit einem Tiger vergleicht; es kommt mir genauso vor, als ob es weder Fleisch noch Fisch ist! Der Standpunkt der Partei ist natürlich gänzlich verschieden von dem des Lo Ming. Wir verneinen jegliche Militär-Mobilmachung und bewaffnete Kämpfe, die von der Parteiführung, von der politischen Mobilisierung, vom Klassenkampf getrennt sind; nur aufgrund der entschiedenen Durchführung der politischen Linie der Partei kann man erst die breiten Massen bewegen, in den bewaffneten Kampf einzutreten, kann man erst Siege bei den bewaffneten Kämpfen erringen. Der bewaffnete Kampf der Massen ist an und für sich der politische Klassenkampf, aber keine einseitige Militäraktion. Den bewaffneten Kampf der Massen in den Grenzgebieten von West-Fuchien zu entfalten, die Siege in den bewaffneten Kämpfen zu erringen, läßt sich nur dadurch erreichen, daß man entschieden die politische Linie, die uns die Partei gewiesen hat, durchführt. Ohne diese Voraussetzung ist alle „militärische Mobilisierung" unweigerlich, ja sogar unbedingt, Geschwätz des Opportunismus! Der Tatbestand beweist auch, daß dieser Herr Opportunist, der die Ansicht vertritt, jetzt militärische Siege erringen zu müssen, um die Stimmung des Volkes zu ändern, grundsätzlich vorbereitet, das Stützpunktgebiet Hang-yung-yai aufzugeben, ins Hinterland zu flüchten. In der von ihm am 21. Januar an das Provinzkomitee Min-yüeh-kan gerichteten „Einige Ansichten über die Arbeit" 94 sagt er: Die gegenwärtige „General-Arbeitsanordnung muß mit höchster Energie, höchster Geschwindigkeit, in kürzester Zeit das Gebiet südlich von Lien-ch'eng bis südöstlich von T'ingchou kommunistisch machen, so daß Lien-ch'eng und Ch'ang-t'ing zu einer Einheit gefestigt werden können, . . . " Doch hat er kein einziges Wort über die Festigung und Entwicklung der vorhandenen Stützpunktgebiete von West-Fuchien gesprochen, sondern er vertritt öffentlich die Meinung, das Wehrbezirks-Kommando ins Hinterland umzusiedeln, die 8. Division zu verkleinern und zu reorganisieren, die Hauptkräfte „zu aktiven Aktionen zwischen West- und Nord-Fuchien" zu verlegen. 93

Ebd.

94

Einige Ansichten über die Arbeit. Lo Ming 2 1 . Jan. 1933. Ein an das Provinzkomitee Min-yüeh-Kan gerichteter Meinungsvorschlag von Lo Ming.

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Es geht nicht um den Unsinn ungenügender militärischer Mobilisierung, sondern darum, daß dieser Held aus West-Fuchien unter die Deckung von Rauchpatronen flüchten möchte: Das ist die nackte Wahrheit der Tatsachen! Uber diesen Punkt hat er sich in seinem Brief auch klar und deutlich geäußert. Zu den Gründen, weshalb in die Gegend von T'ing-lien ausgewichen werden soll, schreibt er: „In dieser Gegend sind die Kräfte der Min-t'uan und Banditen verhältnismäßig schwach; gegenwärtig haben sie noch keine direkte Koordination mit der Weißen Armee, es ist leicht, sie zu vernichten. Bei der Vernichtung dieser Banditen und der Min-t'uan in dieser Gegend können sich unsere örtlichen bewaffneten Kräfte in der Gegend von T'ing-lien und Hsin-ch'üan stählen (es bedarf nur der Anführung durch eine kleine Hauptstreitkraft), ihre Kampfkraft in den vielen kleinen Schlachten stärken, damit sie sich in kurzer Zeit gegen die Weiße Armee behaupten können; anderseits kann man in der Entwicklung solcher Kämpfe viele kleine Siege erringen, die die Kampfstimmung der Massen in der Gegend von T'ing-lien heben, das Selbstvertrauen der Massen in den Kämpfen schmieden; das ist eine äußerst wichtige Aufgabe während der kritischen Zeit des Großen Krieges." Daß der Genosse Lo Ming den Vorschlag macht, nach T'ing-lien auszuweichen, ist nichts anderes, als daß dort nur Min-t'uan, Banditen und keine Weißen Truppen da sind; falls die Weißen Truppen einmarschieren, muß man selbstverständlich, wie in Hang-yung-yai, wieder zur Flucht aufbrechen. Was die Stimmung des Massenkampfes dort angeht, so herrscht nach Lo Mings Betrachtung selbstverständlich auch Ebbe; deshalb schlägt er vor, kleine Siege gegen die Min-t'uan und Banditen zu erringen, um die Stimmung der Massen zu heben. Kleine Siege, nicht gegen die Weiße Armee, sondern gegen die Min-t'uan und Banditen: Das ist der „großartige Plan" des Helden von West-Fuchien, des Genossen Lo Ming! Das ist auch des Genossen Lo Ming Allheilmittel, die Kampfstimmung der Massen zu heben, das Selbstvertrauen der Massen zu schmieden! Die entschiedene Durchführung der politischen Linie der Partei, die Entfaltung des Klassenkampfes sind nach der Anschauungsweise des Genossen Lo Ming nicht nur wirkungslos in Hang-yung-yai, sondern auch sekundär in T'ing-lien! „Der Zeit wegen! Jeder Stunde des Tages wegen!" so brüllt der Genosse Lo Ming. Denn dann, wenn wir nicht so handeln, sobald die Weißen Truppen in T'ing-lien einmarschieren, stehen wir ratlos da. Der Held Lo Ming ist verzweifelt. Er fürchtet sich so sehr vor den Truppen der Militärmachthaber der KMT, daß er, sowie er den Angriff des Gegners hört, sofort verwirrt wurde und die Aufgabe der Partei vergaß, die Partei vergaß, die Klasse vergaß und sich zur Flucht vorbereitete. Falls

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wir nach seinen Richtlinien handeln, so müssen wir im Hinblick auf die Situation des diesmaligen Großangriffs des Feindes nicht nur Hang-yungyai, T'ing-lien aufgeben, sondern wohl auch die gesamten Sowjetstützpunktgebiete aufgeben, ja sogar die Sowjetrevolution radikal liquidieren! Es ist wohl nicht Zufall, daß der Genosse Yang Wen-chung, der direkt unter dem Einfluß des Genossen Lo Ming steht, öffentlich den Vorschlag des Genossen L o Ming kundtut. Er sagt: „Was die Pläne der Vergangenheit angeht, wurden alle Pläne, statt von den Regierungsorganen, sämtlich von der Partei übernommen (wie z. B . Vergrößerung der Roten Armee, örtliche Bewaffnung, Bodenprobleme usw.); deshalb hat die Partei in bezug auf Entfaltung und Führung des Massenkampfes ihre Aufmerksamkeit vernachlässigt. Ich bin der Meinung, daß die administrative Arbeit und die der örtlichen Bewaffnung von der Regierung geplant werden müssen; die Partei darf nur die Vollendung des Planes befördern, ihre Führung die Regierung unterstützen, die Aktivität des Sowjets in den Massen heben, damit die Partei noch mehr auf das Studium, die Art und Weise der Führung des Massenkampfes achtet." Genosse Yang Wen-chung ist noch offener als Genosse L o Ming; er hat die Schlußfolgerung, die der Genosse Lo Ming unausgesprochen gelassen hat, öffentlich kundgetan. Er verlangt von der Partei, sich nicht mehr um die Vergrößerung der Roten Armee, die örtliche Bewaffnung und Bodenfrage zu kümmern; er verlangt von der Partei, hinter verschlossenen Türen die Art der Führung der Massen zu studieren! Ist das nicht nackter Liquidationismus! Dieser Herr Genosse Yang Wen-chung verlangt selbstverständlich nicht nur die Liquidation der Partei, sondern aller revolutionären Massenorganisationen. Er ist sogar der Meinung, daß „die örtlichen bewaffneten Kräfte die Rote Armee beim Kampf nicht nur nicht unterstützen, sondern die Aktionen der Hauptkräfte der Roten Armee stören." Das trifft genau auf das zu, was Genosse L o Ming mit dem berühmten Ausspruch in seinem Brief behauptet hat: daß es bei den gegenwärtigen örtlichen Kräften nicht um Quantität, sondern um Qualität geht! Solche liquidationistischen Ansichten des Genossen Yang Wen-chung sind die notwendigen Folgerungen des gesamten Gedankengutes des Genossen L o Ming. Wenn man „einige kleine Siege" gegen die Min-t'uan und Banditen erringt, die Stimmung der Massen ändern kann, das Siegesbewußtsein der Massen befestigen kann, dann braucht man natürlich keine Partei mehr, wozu noch revolutionäre Massenorganisationen? Wenn man „einige kleine Siege" nicht erringen kann, ist die Stimmung der Massen nicht zu verändern, das Siegesbewußtsein der Massen nicht zu befestigen; dann gibt es nur noch die Flucht, dann

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III. Der 1.

Bürgerkrieg

braucht man natürlich auch keine Partei, keine revolutionäre Massenorganisation! Das ist eben die opportunistische Linie des Genossen Lo Ming. Diese Linie ist selbstverständlich gänzlich von der Generallinie der Partei unterschieden. Während unsere Partei alle Mitglieder der Sowjetgebiete, ja sogar ganz Chinas mobilisierte, die Arbeiter, Bauern und werktätigen Massen der Sowjetgebiete und ganz Chinas mobilisierte, entschied sie, die bolschewistische progressive Linie der Partei durchzuführen, um den 4. Einkreisungsfeldzug und den Großangriff der imperialistischen KMT auf das Zentralsowjetgebiet zu zerschlagen. Man belehrte uns und die Massen von Seiten der Opportunisten, daß alles, was die Partei gesagt hat, nicht das zentrale Problem sei; das zentrale Problem ist, „kleine Siege" gegen die Min-t'uan und Banditen zu erringen; nachdem man „kleine Siege" errungen hat, sind auch alle Probleme gelöst. Zweifelsohne ist die Lo-Ming-Linie gegen die Generallinie der Partei gerichtet, eine opportunistische, antagonistische Linie gegenüber der Generallinie der Partei. Es ist offensichtlich, daß die Entstehung dieser opportunistischen Linie des Genossen Lo Ming kein Zufall ist. Sie hat ihre tiefen historischen Wurzeln. Während der Epoche der Li-Li-san-(Doktrin) waren ihre Anfänger fanatische Verfechter der Li-san-Doktrin; nach der 4. Plenarsitzung 95 haben sie während der langen Zeitspanne des Arbeitsverlaufes in WestFuchien kontinuierlich viele ernsthafte Fehler des Opportunismus begangen; sie glaubten durchweg nicht an die revolutionären Kräfte der Volksmassen von West-Fuchien, schätzten ungenügend die Lage des Massenkampfes in West-Fuchien ein; überall möchten sie sich auf die großen Kontingente der Roten Armee des Zentralgebietes stützen, um das Reich zu erkämpfen. Sowie die großen Kontingente der Roten Armee ankamen, freuten sie sich wahnsinnig; sowie die großen Kontingente der Roten Armee abmarschierten, verfielen sie in Depression und Tränen. Als im Juli und Aug. 1931 die Rote Armee T'ing-chou besetzte, gaben Lo Ming und Lu Tekuang sofort ihre ursprünglichen Stützpunktgebiete auf und verlegten das Provinzkomitee nach T'ing-chou. Im Mai 1932, als die Rote Armee Changchou einnahm, gab Lo Ming wie besessen alle Arbeit im Provinzkomitee auf und zog mit den großen Kontingenten der Roten Armee nach Changchou. Im Hinblick darauf, wie man den Massenkampf entfaltet, die Massen organisiert, wie man entschieden die politische Linie der Partei durchführt, um den Führungseffekt der Partei zu konsolidieren, wie man all die Gesetze und Befehle der Sowjetregierung durchführt, um die Sowjetmacht zu kon95

s. A n m . III. 44.

Dokument

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solidieren und zu erweitern, wie man im Hinblick auf die örtlichen bewaffneten Kräfte die Aktivitäten der Massen entfaltet, um die eiserne Rote Armee zu schaffen und entschieden die Angriffsmaßnahmen der KMT zu bekämpfen und sie (KMT) zu vernichten — sind all diese Probleme nach dem Genossen Lo Ming stets sekundär. Diese opportunistischen Fehler des Genossen Lo Ming beim gegenwärtigen Großangriff des Feindes, bei der täglichen Zuspitzung des Klassenkampfes haben sich zu einer öffentlichen, antiparteilichen opportunistischen Linie entwickelt; das ist wohl kein Wunder. Unter der langfristigen Führung des Genossen Lo Ming ist WestFuchien sicherlich sehr großer Schaden zugefügt worden; bis auf den heutigen Tag hat die Aktivität der Arbeiter- und Bauernmassen West-Fuchiens keine genügende Entwicklung erfahren; im Gegenteil, bei der Situation des aktiven Angriffs des Feindes, ist ein Teil der Bevölkerung, ja sogar ein Teil der Parteimitglieder, in die Stimmung des Pessimismus und Defätismus verfallen. Bei der Führung unter dem Genossen Lo Ming wurde nicht nur eine solche Stimmung nicht bekämpft, sondern sie verhalf einer solchen Stimmung zum Gedeihen; sie ist zum Schwanz und Sprachrohr einer solchen Stimmung geworden. Der Genosse Lo Ming will die gegenwärtige kritische Lage der Partei in West-Fuchien nicht aus seiner opportunistischen Führung heraus verstehen; sondern er will im Gegenteil die Verantwortung für diese Misere seiner opportunistischen Führung auf die Schultern der Massen legen. Genosse Lo Ming will den Ausweg aus den Massenkämpfen im gegenwärtigen West-Fuchien nicht in der entschiedenen Durchführung der politischen Linie der Partei suchen, sondern er tadelt diese Linie, er gibt diese Linie auf und schlägt seine opportunistische Linie vor, die zu dieser Linie antagonistisch ist. Doch diese opportunistische Linie des Genossen Lo Ming könnte in West-Fuchien dennoch nicht zügig durchgeführt werden. Die größte Anzahl der Parteimitglieder in der Partei West-Fuchiens, die größte Anzahl der Arbeiter- und Bauernmassen in West-Fuchien sind entschiedene Gegner des Genossen Lo Ming; sie sind gerade dabei, unter der Führung der Zentrale und des Zentralbüros der Partei, unter Einsatz ihres Lebens, das Sowjetgebiet West-Fuchien zu verteidigen, mit ihrem Herzblut die Schlacht durchzufechten. Ihr tapferer Kampf ist ein untrennbarer Teil der Partei, der ganzen Sowjetgebiete, ja bis hin zur ganzen Nation, bei der Zerschlagung der 4. Einkreisung und des Großangriffs der imperialistischen KMT gegen das Zentralsowjetgebiet. Die Entfaltung des entschiedenen Kampfes gegen

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III. Der 1.

Bürgerkrieg

die Lo-Ming-Linie innerhalb der Partei wird der Partei im Sowjetgebiet West-Fuchien Aktivität und Selbstvertrauen geben, um den herrlichen Sieg des Entscheidungskampfes mit dem Feind zu erringen. Lassen wir die defätistischen, willensschwachen, wankelmütigen, aus der Bourgeoisie stammenden Elemente wie Lo Ming und Yang Wen-chung verschwinden. Der Ersatz für sie werden Tausende und Abertausende opferbereite, mit der imperialistischen K M T bis zum Ende kämpfende, tapfere Kämpfer der Bolschewiki sein. Sie werden alle Schwierigkeiten aus dem Wege räumen, eine glorreiche, neue sowjetische Welt, von der Feiglinge des Opportunismus wie Lo Ming und Yang Wen-chung nie zu träumen wagten, schaffen! Ohne zu zögern, entschieden mit der opportunistischen Linie des Lo Ming und Yang Wen-chung zu kämpfen, ist ein untrennbarer Teil unserer Partei bei der zügigen Durchführung der progressiven bolschewistischen Linie 9 6 . Hier müssen wir demonstrativ auf die große Anzahl der Genossen des Provinzkomitees von Min-yüeh-kan hinweisen, die diese Linie angenommen haben und die korrupte Haltung des Liberalismus nicht duldeten, denn das bildet praktisch keinen Unterschied zum Kompromißmus und zur Kapitulation des Genossen Lo Ming. Ein solches Provinzkomitee kann selbstverständlich nicht für die progressive Linie der Partei bis zum Ende fechten; es kann selbstverständlich nicht entschieden die von der Zentrale und dem Zentralbüro der Partei hervorgehobenen dringenden Aufgaben durchführen. Deshalb müssen wir, um zügig die opportunistische Linie des Lo Ming und Yang Wen-chung zu vernichten, gleichzeitig gegen die Haltung des Liberalismus, eine Begleiterscheinung jener Linie, entschieden den Kampf durchführen. Die bolschewistische Linie wird nicht durch Entgegentreten und Widerstand seitens der Feiglinge des Opportunismus ins Wanken geraten! Bei dem Kampf gegen allen Opportunismus zeigte sie umsomehr ihre Größe, Macht und Korrektheit! 19. 2. 1933

K. Auft>au der Armee Für die Existenz der Sowjetgebiete ist das Bestehen der R A von größter Bedeutung. Die Kampfführung dieser R A wurde von Mao Tse-tung und Chu Te zu einer vollendeten und äußerst wirksamen Strategie und Taktik 96

Zügige Durchführung der progressiven bolschewistischen Linie. Ch'in Pang-hsien. C C C 18, T u - c h ' u n (Der Kampf) Vol. 3, 22. 2. 1933.

Kommentar

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des Partisanenkrieges unter den sozio-ökonomischen Bedingungen Chinas entwickelt. Dabei wurden die Elemente der altchinesischen Kriegskunst mit den eigenen originellen Konzeptionen verschmolzen; dem zu begegnen, war für eine konventionelle Kriegsführung äußerst schwierig. Die Taktik des Partisanenkrieges besteht im wesentlichen darin, „die Truppen auflockern, um die Massen aufzurütteln; die Truppen konzentrieren, um dem Feind zu begegnen". „Rückt der Feind vor, ziehen wir uns zurück; macht er halt, umschwärmen wir ihn; ist er ermattet, schlagen wir zu; weicht er, verfolgen wird ihn" 9 7 (diese Taktik wurde nach Chang Kuo-t'aos Erinnerung teilweise von Mao Tse-tung und teilweise von Chu Te erfunden). Eine der grundlegenden Bedingungen dieser Kriegsführung der R A ist für Mao Tse-tung die Gewinnung der Unterstützung durch die Bevölkerung. Ein weiterer Grundgedanke der Strategie des Partisanenkrieges zielt auf die Fähigkeit der Partisaneneinheiten ab, sich angesichts überlegener gegnerischer Kräfte mit großer Schnelligkeit zu zerstreuen, um sich mit gleicher Geschwindigkeit wieder konzentrieren zu können, falls sich die Chance dazu bietet, einen Teil der gegnerischen Streitmacht mit überlegenen eigenen Kräften vernichten zu können 9 8 . Anderseits ist eine der wichtigen passiven Kampfmethoden der Kommunisten die Zersetzung der gegnerischen Armee. Hauptausdruck hierfür ist die Gefangenenarbeit. Die Unzufriedenheit der KMT-Armee zu schüren, das Klassenbewußtsein unter den Soldaten zu entfalten, technische Kräfte in die R A aufzunehmen; sie zu gewinnen, um ihre eigenen Mängel zu beheben; freizulassende Gefangene erst umzuschulen, damit sie später, wenn sie in die Weiße Armee zurückgekehrt sind, weiter für die R A Propaganda treiben; die reaktionären Elemente werden bestraft [D22], Diese Gefangenenarbeit sowie die Soldatenarbeit (Arbeit in der gegnerischen Armee) sind indirekte Kampfmethoden, die den Feind zersetzen bzw. zum Uberlaufen bewegen; sie haben große Erfolge mit sich gebracht, besonders während des Bürgerkrieges. Die Chianghsi-Zeit war ein Versuchsfeld für etliche Methoden des Kampfes sowie in politischer Hinsicht. Man hat in dieser Zeit verschiedene Theorien ausprobiert und all das, was sich bewährt hat, auch später angewendet oder noch vertieft, verbessert und ergänzt. Obwohl einige Fehlschläge zu dieser Zeit in Kauf genommen werden mußten, ist es jedoch ohne diese Inkunabel-Zeit nicht vorstellbar, daß man später derartige Erfolge zu verzeichnen hat [D 23], [D 24], [D 25]. Politisch hat man gesehen, daß die internationale Linie in China keinen großen An97 98

Mao: A W , Bd. 1, S. 141. (Peking) Mao: A W , Bd. 1. S. 291. (Peking)

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klang findet; schon der Name „Sowjetgebiet" ist für die Chinesen etwas Anstößiges, Fremdartiges, zu russisch; man ist nicht so begeistert von der Parole, „bewaffnet die Sowjetunion zu verteidigen" [ D 17], [ D 16], Die Bauernschaft sowie die Mittelschicht stehen dem Kampf zwischen K P C h und K M T teilnahmslos gegenüber [ D 2 4 ] . Erst nachdem man diese Fehler erkannt hat, als Mao Tse-tung zur Macht gelangt war, ist der Nationalismus mehr in den Vordergrund gerückt; hinzu kam der nationale Widerstandskrieg, wo das Volk durch Repressalien seitens Japans mehr und mehr zu dem Bewußtsein gelangte, sich nationalistischer zu verhalten; so ist es den Kommunisten gelungen, es für ihre Sache einzuspannen. Die Termini „ S o w j e t " , „ R o t e A r m e e " , „Agrarrevolution" u. dgl. wurden geändert, so daß nicht nur die Arbeiter und Bauern, sondern auch der größte Teil der Mittelschicht mit der K P C h sympathisiert. Durch den Widerstandskrieg hat sich dieser Nationalismus ohnehin dem Patriotismus angenähert, so daß man damit leicht an die Gesinnung des Volkes appellieren und die breiten Massen der verschiedenen Schichten für die eigene Sache gewinnen konnte. Dieser nationalistische Kommunismus, der erst durch Japans Invasion zur Entfaltung gebracht wurde, ist im Grunde genommen der Grundstein, auf dem der totale Sieg des Kommunismus aufgebaut worden i s t " . Der Sieg für die K P C h ist bereits während des Widerstandskrieges entschieden. Mao ist sich dessen voll bewußt; deshalb ist seine Forderung nach dem Krieg mit Japan so groß, daß die K M T dies nicht gewähren kann. Der Rest blieb durch die Waffen zu entscheiden. Auch hier hat die K P C h der K M T auf geschickte Weise die Initiative zugespielt, so daß sich das vom Krieg geplagte Volk gänzlich von der K M T ab- und der K P C h zuwandte. Der totale Sieg 1949 ist durch die Vorarbeit in der Chianghsi-Zeit sowie die korrekte Führung während des Widerstandskrieges bereits entschieden, der Bürgerkrieg (1946—1949) hat diesen Prozeß nur militärisch verkürzt vollendet.

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Hierzu siehe die These von Chalmers J o h n s o n : Chinas Durchbruch in das 20. J a h r hundert. S. 149—151. T h e o d o r Leuenberger, Flamberg Verlag Zürich, 1971.

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CCC-21

D 22: Programm des Militärkomitees zur Behandlung (22. 3. 1933)

der

Gefangenen

1. Die Wichtigkeit der Gefangenenarbeit Der größte Teil der Soldatenmassen in dem riesengroßen Heer der Militärmachthaber der K M T sind durch die Aggression des Imperialismus und'der reaktionären Herrschaft der K M T bankrott gewordene Arbeiter, Bauern und armes Volk. Wir müssen uns bemühen, diese aus Arbeitern, Bauern und armem Volk stammenden Soldaten der Weißen Armee für das Banner des Sowjets zu gewinnen, um die konterrevolutionäre Armee zu zersetzen, eine umfassende revolutionäre Flut des Soldatenaufstandes zu schaffen; das ist eine der wichtigen Aufgaben der Sowjetbewegung in China. Der Hauptinhalt der Gefangenenarbeit ist es, das Klassenbewußtsein der Weißen Soldaten aufzuklären, sie für die Lage der Revolution zu gewinnen; die Gefangenenarbeit ist eine wirksame Waffe, die feindliche Armee zu zersetzen. Die Gefangenenarbeit in der Vergangenheit hat bereits gute Erfolge hervorgebracht; der größte Teil der Gefangenen, die nach der Gefangenschaft wieder in die Weißen Einheiten zurückgekehrt sind, hat seine Sympathie gegenüber der Roten Armee unter den Weißen Soldatenmassen verbreiten können; ein Teil wurde selbstverständlich bereits in die Roten Kämpfer integriert. Doch wir müssen darauf hinweisen, daß die Wichtigkeit der Gefangenenarbeit in der Vergangenheit noch nicht gravierend erkannt worden ist; die Arbeitsmethode war noch nicht vollkommen, die Agitproptätigkeit nicht intensiv, so daß der Erfolg nicht den eigentlichen Erwartungen entsprach. Der gegenwärtige groß angelegte Angriff der imperialistischen K M T gegen den Zentral-Sowjet hat uns bereits einen noch umfangreicheren Krieg vor Augen geführt. Die tapfere Rote Arbeiter- und Bauernarmee wird fortlaufend Tausende und Abertausende Weiße Soldaten und Offiziere gefangennehmen; die Gefangenenarbeit wird um so wichtiger; obendrein ist die Armee der K M T im Vergleich zu früher noch unzufriedener und wankelmütiger; das ist eine günstige Bedingung für uns, sie in der revolutionären Lage für uns zu gewinnen. Die Personen der Politarbeit aller

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Ebenen müssen die gegenwärtige Situation sowie die Wichtigkeit der Gefangenenarbeit gravierend erkennen und sich energisch gegen die Ansichten stellen, die Gefangenenarbeit zu vernachlässigen, sich ihr gegenüber passiv zu verhalten. 2. Das allgemeine Prinzip der Behandlung gegenüber den gefangenen Soldaten und Offizieren In der Gefangenschaft gibt es Soldaten, Offiziere, Politerzieher der KMT, Ärzte, Funker und andere technische Kräfte; gegenüber solchen verschiedenen Leute müssen wir nach dem Klassenstandpunkt und Kriegsinteresse differenziert eine korrekte Behandlung festlegen. Gegenüber den Soldaten der Weißen Armee muß man entschlossen sein, sie geduldig für die revolutionäre Lage zu gewinnen; es ist strikt verboten, die gefangenen Soldaten zu töten, zu verletzen oder zu schmähen; die Taschen der gefangenen Soldaten dürfen nicht durchsucht, die Verletzten müssen ärztlich behandelt werden. Bei den bewußten Elementen, den aus der Arbeiter- und Bauernschaft stammenden Weißen Soldaten, müssen wir möglichst danach streben, sie zu bewegen, freiwillig in die Rote Armee einzutreten; falls man, wie es das 10. Korps in der Vergangenheit tat, radikal allen Weißen Soldaten den Eintritt in die Rote Armee verwehrt, dann heißt das nicht nur, die Gefangenenarbeit zu ignorieren: die Gefangenen für die Rote Armee zu gewinnen, sondern ist ein Opportunismus, der den revolutionären Charakter der Weißen Soldaten nicht genügend einschätzt. Auf die freizulassenden Gefangenen muß man möglichst nach einer gewissen Umschulungszeit genügend Agitprop einwirken lassen; je länger selbstverständlich die Agitprop-Zeit ist, desto mehr Erfolge wird man ernten; denn der Bewußtseinsgrad der Weißen Soldaten ist unterschiedlich; obendrein haben sie eine lange Zeit unter der reaktionären Schulung sowie Lügenpropaganda der KMT gelitten. Deshalb ist eine langfristige, mühsame Propagandaarbeit unbedingt erforderlich; deshalb muß man sich energisch gegen den Fehler stellen: unter dem Vorwand, die Zeit sei zu knapp, keine geduldige Arbeit durchzuführen. Unter den Weißen Truppen befinden sich öfters reaktionäre Elemente von reichen Bauern, Grundbesitzern oder ihren Nachkömmlingen, die aus dem Sowjetgebiet und dessen Grenzgebieten geflohen sind. Solche reaktionären Elemente dürfen nicht wie die üblichen Soldaten behandelt werden; sie müssen arretiert, in die Heimat zurückgeschickt und von der dortigen Sowjetregierung überprüft und bestraft werden. Falls man nur feststellen

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kann, daß sie Einwohner der Sowjetgebiete waren, doch man sich nicht sicher ist, ob sie reaktionäre Elemente sind, müssen sie dennoch in die Heimat zurückgeschickt werden, um sie von der dortigen Sowjetregierung überprüfen zu lassen, damit keine reaktionären Elemente aus dem Netz entkommen können. Falls sie keine reaktionären Elemente sind, sondern arme Bauern oder Arbeiter, so müssen ihnen die Sowjets Boden zuteilen oder sie für den Eintritt in die Rote Armee gewinnen. Was die gefangenen Offiziere betrifft, muß man sie mit jeder möglichen Methode (z. B. durch Aushorchen der gefangenen Soldaten, Anzeigen usw.) feststellen und sie sofort von den Soldaten trennen. Die unteren Ränge (Zug-, Abteilungs-, Kompanieführer), die nicht besonders reaktionär gewirkt haben, müssen nach der Agitprop freigelassen werden; es ist ungünstig, sie in die Rote Armee einzugliedern. Die vom Bataillonsführer an aufwärts müssen rasch identifiziert, festgenommen und an die oberen Politorgane geschickt und nach dem Gesetz bestraft werden. Es ist ausgeschlossen, sie eigenmächtig freizulassen oder hinzurichten. Ärzte (westlicher Ausbildung), Funker, Piloten, Mechaniker und Pioniersoldaten, Kanonisten usw., all diese speziellen technischen Kräfte, sind in der Roten Armee äußerst knapp; das können wir während des gegenwärtigen Bürgerkrieges noch nicht von uns selbst aus beheben; deshalb muß man sich bemühen, sie für uns zu gewinnen, um den Bedarf des Krieges zu decken. Infolgedessen muß man diese technischen Personen außerordentlich bevorzugen (gleichzeitig muß darauf geachtet werden, daß sie nicht flüchten), damit sie mit Freude in der Roten Armee dienen können. Die Politerzieher in der Weißen Armee sind die ultra-reaktionären Elemente; vom Propagandisten an bis hin zum Politabteilungsleiter müssen sie allesamt an die oberen Politorgane abgeliefert, überprüft und verhört werden; schließlich werden sie von den Justizorganen bestraft werden. Alle verwundeten Gefangenen müssen nach medikamentöser und ärztlicher Behandlung, nach entsprechender Agitproptätigkeit auf der Stelle mit Tagesgeld in Richtung Feind weggeschickt werden. 3. Sammeln und Unterkunft der Gefangenen während des Krieges Für das Einsammeln der Gefangenen während des Krieges sind ausschließlich die politischen Organe aller Ebenen verantwortlich; sie müssen nach der Situation des Krieges entsprechende Orte zur Errichtung von Gefangenenlagern auswählen. Die Gefangenenlager von Regimentern und

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Divisionen sollen sich in der Nähe der Front befinden, während sie beim Armeekorps und Korps im provisorischen Hinterland des jeweiligen Armeekorps oder Korps errichtet werden können. Für die Position von Gefangenenlagern ist ihre Errichtung in der Nähe der Verkehrslinien günstiger, aber man muß es doch vermeiden, sie mit Lazaretten, Nachrichtentrupps und Kommandostellen zusammen zu plazieren. Für die Gefangenenlager an der Front wird von der Regimentspolitstelle (Divisionspolitabteilung) jemand beauftragt, sie zu verwalten; falls der Beauftragte noch nicht anwesend ist, muß von den Entwaffnungstruppführern provisorisch die Aufsicht übernommen werden. Anderseits haben alle Roten Instrukteure die Pflicht, Propaganda, Entwaffnung, Uberprüfung der Offiziere, Sicherheitsmaßnahmen gegen Unruhe durchzuführen und die Politarbeiter bei der Gefangenenarbeit zu unterstützen, obwohl sie deswegen nicht ihre eigene Aufgabe aufgeben und sich gänzlich der Gefangenenarbeit widmen dürfen. Bei Beginn der Entwaffnung der Gefangenen ist es am wichtigsten, die Soldaten und Offiziere hinsichtlich der Informationen vom Feind auszuhorchen; deshalb soll man aus den ersten Gefangenentrupps einige aussuchen und an den Stab zum Verhör schicken. Beim Gefangennehmen an der Front muß man darauf achten: 1. Sofort die Gefangenen entwaffnen. 2. Bei der Entwaffnung Propaganda machen. Ferner werden Parolen laut verkündet: „Die Weißen Soldaten werden vorzüglich behandelt", „Den Weißen Soldaten ein Willkommen zum Eintritt in die Rote Armee"; gleichzeitig werden Propagandabroschüren an die Weißen Soldaten verteilt. 3. Darauf achten, sofort die Offiziere auszusortieren. Es ist viel leichter, an der Front die Offiziere ausfinding zu machen als später; denn sie haben hier noch keine Zeit, um sich zu verstellen, ihre Rangabzeichen zu wechseln oder alle anderen Merkmale eines Offiziers zu tilgen. 4. Falls die Gefangenen nicht zahlreich sind und es die Kampfsituation erlaubt, muß gleich eine genaue Untersuchung von Offizieren und Soldaten an der Front durchgeführt werden, damit das heimliche Verbergen von Kriegsgerät, wie Maschinengewehre oder Ferngläser usw., vermieden wird. Doch darf es nicht vorkommen, daß das persönliche Vermögen der Gefangenen beschlagnahmt wird. Aber das persönliche Vermögen vom Rang eines Kompanieführers an muß gänzlich konfisziert werden. 5. Die bei der Untersuchung der Gefangenen erbeuteten feindlichen Dokumente müssen, auch wenn es sich nur um einen Zettel oder um ein einziges Wort handelt, sorgfältig aufbewahrt werden, und man darf sie

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nicht verlorengehen lassen. Sie werden ihrer Art nach an die Militärorgane der oberen Instanzen geschickt und nachgeprüft. 6. Die Gefangenen an der Front werden alle an die Gefangenenlager der Politabteilung der Division weitergeleitet. Die bereits aussortierten Offiziere müssen auf der Stelle von den Soldaten getrennt weitergeleitet werden. Die Offiziere vom Bataillonsführer an müssen wegen Fluchtgefahr streng bewacht werden. 7. Falls die Gefangennahmen an der Front zu zahlreich sind, ferner durch die Kampfhandlungen keine genauen Untersuchungen stattfinden können, muß nach ihrer Entwaffnung beim Weiterleiten in das Hinterland immer noch eine entsprechende Truppe zurückgelassen werden zur Aufsicht an einem bestimmten O r t ; das muß der Politabteilung berichtet werden, damit sie sofort jemanden zur Regelung in das Lager schickt. Nachdem sich die Gefangenen im Lager der Politabteilung einer Division befinden, muß man: 1. zwecks Gefangenen-Propaganda, Propagandamaterial an die Gefangenen verteilen, wenn es möglich ist, ein Willkommensfest veranstalten, 2. die Uberprüfung durchführen, die Namen, Berufe, Klassenzugehörigkeit feststellen, 3. kontinuierlich die Offiziere ausfindig machen, insgeheim Leute unter die Gefangenen einschmuggeln, um auszuhorchen; ferner die gefangenen Soldaten belohnen, falls sie öffentlich oder geheim die Offiziere denunzieren, 4. nach der Zahl der Gefangenen die Küchendienst-Einheiten organisieren; mit ihrer Leitung wurde ein Instrukteur im Rang eines Kompanieführers beauftragt; 5. gefangene Offiziere, Politerzieher, Techniker, die durch Überprüfung festgestellt sind, alle an die Politabteilungen der höheren Instanz schicken, 6. sie nach den Gegebenheiten möglichst gut mit Verpflegung versorgen. Die Gefangenenlager der Politabteilung des Armeekorps (auch Korps) sind für die jederzeitige Einsammlung aller Gefangenen des Korps verantwortlich, für die Aufstellung in Gefangenen-Regimentern, die konzentrierte Beaufsichtigung und Schulung, außerdem wird ein großartiges Willkommensfest, das unter Teilnahme der örtlichen Bevölkerung stattfindet, veranstaltet. Planmäßig wird ein kurzfristiges Schulungsprogramm für die Gefangenen festgelegt, das täglich durchgeführt wird. Die Nachforschung nach Offizieren und Politerziehern wird fortlaufend durchgeführt werden; ferner ist darauf zu achten, daß durch die Nachforschungsarbeit Material über die Soldaten-Bewegung und Nachrichten über den Feind gesammelt werden.

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Die Offiziere werden in gesonderten Gruppen aufgestellt und beaufsichtigt; vom Bataillonsführer an werden sie an die Politabteilung der oberen Instanz geschickt; die technischen Kräfte werden nach ausreichender Agitproptätigkeit auf die verschiedenen Organe zur Dienstleistung verteilt; sie werden bevorzugt behandelt. Die Anzahl und die Behandlung der Gefangenen aller Politabteilungen der verschiedenen Ebenen müssen sofort der oberen Politabteilung berichtet werden, damit diese die Anweisung für Sammelstellen gibt, und von der Sammelstelle werden sie in das Hinterland weiter verschickt, damit die langfristige Schulung durchgeführt wird. Bei der Gefangennahme während des Kampfes muß man äußerst flink sein, damit man ohne Schwierigkeit die nachfolgenden Gefechte bestehen kann. Ferner muß das Einsammeln der Gefangenen und das Weiterleiten in das Hinterland dem Kampfzustand angepaßt werden, d. h., das Einsammeln muß schnell gehen, es darf nicht die Aktionen und das nächstfolgende Gefecht der Truppe beeinflussen. Der Sammelplatz für Gefangene muß günstig sein; er darf nicht zu nah an der feindlichen Stellung sein, um Flucht und andere Zwischenfälle zu vermeiden. Die Route für das Weiterleiten ins Hinterland muß sorgfältig ausgewählt und auf Sicherheit entlang des Weges geachtet werden. 4. Die Agitproptätigkeit für die gefangenen Soldaten Die Agitproptätigkeit für die gefangenen Soldaten war in der Vergangenheit allgemein unbefriedigend, und der Inhalt war äußerst uneinheitlich. Die meisten Genossen, die diese Arbeit durchführten, haben ohne jegliche Vorbereitung, willkürlich in allen Angelegenheiten losgeredet; es gab sogar falsches Gerede; es gab manche, die unbewußt Geheimnisse der Roten Armee den gefangenen Soldaten ausplauderten; manche konnten die Fragen der gefangenen Soldaten nicht beantworten. Das waren alles große Mängel. Hier werden wir nur auf den Inhalt der Agitproptätigkeit für die gefangenen Soldaten hinweisen; Einzelheiten dafür werden wir später eigens in Extramaterialien verteilen. 1. Vorerst müssen wir darauf achten, alle Zweifel und Greuel, die die Weißen Soldaten hinsichtlich der Roten Armee haben, auszurotten; unsere Haltung gegenüber den Gefangenen muß wohlwollend, friedlich sein; wir müssen ihnen klar machen, daß die Rote Armee die bewaffneten Kräfte der Arbeiter und Bauern sind; nie werden wir die Brüder der Weißen Armee, die den Arbeitern und Bauern entstammen, töten; ferner müssen die Weißen Soldaten vorzüglich behandelt werden; die Verletzten müssen sich

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einer Sanitätsbehandlung unterziehen; die Weißen Soldaten werden zum Eintritt in die Rote Armee animiert. Daß die KMT die Rote Armee als Banditen diskriminiert und als Mörder und Brandstifter bezichtigt, ist purer Unsinn. Aus der realen Not des Lebens der Weißen Soldaten ist ihr Klassenbewußtsein aufzuklären, ihre Klassenfeindseligkeit gegenüber der herrschenden Klasse wachzurufen. Wir müssen sie aufklären, daß die Soldatenschaft der Weißen Armee alle den Arbeitern und Bauern entstammt, weil sie alle durch die Ausbeutung und Unterdrückung seitens der Gutsbesitzer und Kapitalisten sowie durch das Aussaugen seitens der Militärmachthaber und Bürokraten der KMT verarmt und arbeitslos geworden und in die Armee eingetreten sind; deshalb sind die Arbeiter und Bauern unsere Geschwister; Gutsbesitzer, Kapitalisten, Militärmachthaber und Bürokraten unsere Feinde. Die Weiße Armee ist die Armee der Feudalherren, Gutsbesitzer, Kapitalisten; ihre Offiziere sind die Angehörigen dieser Klasse; sie sind die Organisatoren der Konterrevolutionäre, Henker der Arbeiter und Bauern; einerseits sind sie diejenigen, die die Weißen Soldaten zwingen, sich rücksichtslos für sie zu opfern, die grauenhaften Ausbeuter des Volkes, die Unterdrücker der Revolution, anderseits verschlucken sie den Sold der Soldaten, lassen die breiten Massen der Weißen Soldaten in die Notlage von Hungern und Frieren fallen; vor allem denken sich diese böswilligen Militärmachthaber alle Mittel aus, die Interessen und das Leben der Arbeiter, Bauern und der werktätigen Massen zu opfern, um ihre Herrschaft zu stützen. 2. Man muß mit konzentrierten Kräften die verlogene Fesselung durch die eigenmächtige nationale Propaganda der KMT entlarven, das richtige nationale Bewußtsein der Weißen Armee aufwecken, für die Souveränität und Befreiung des chinesischen Volkes kämpfen. Wir müssen sie demonstrativ auf die ernste Lage des Angriffs der Imperialisten auf die Sowjetunion, auf die Teilung Chinas und auf den Angriff auf die chinesische Revolution hinweisen, besonders die Vorhut des Imperialismus — die japanischen Imperialisten, die die Nordost-Provinzen in Besitz genommen und die ernste Lage durch die Invasion in Nordchina heraufbeschworen haben; wir müssen sie aufklären, daß die KMT ein treuer Laufhund der Imperialisten ist; sie kapituliert stets vor den Imperialisten, und sie hilft den Imperialisten, die Anti-Japan-Gesellschaft 100 aufzulösen, 100

Anti-Japan-Gesellschaft: Nach dem Mukden-Zwischenfall wurden in China viele Stimmen laut, gegen Japan Widerstand zu leisten, und es bildete sich somit die Anti-Japan-Gesellschaft.

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das Freiwilligenkorps 101 aufzulösen, die Antijapanische Bewegung zu ersticken, die antiimperialistischen Massen niederzumetzeln, die Befehle der Imperialisten zu akzeptieren, wiederholt die Angriffe auf die einzige antiimperialistische Rote Arbeiter- und Bauernarmee sowie auf die Arbeiterund Bauernmacht (die Sowjetmacht). Um das Volk zu betrügen, hat die KMT versucht, ihre eigene Sünde, vor den Imperialisten zu kapitulieren, die Nordost-Provinzen sowie ganz China zu verkaufen, zu vertuschen; sie hat schamlos die Rote Armee als einen Laufhund des Roten Imperialismus der Sowjetunion verspottet, deren antijapanisches Hinterland in Unruhe versetzt, ferner hat sie verkündet: „Vor einem Kampf gegen Japan müssen erst die Roten vernichtet werden" 1 0 2 , um ihre Treue, die revolutionäre Bewegung in China zu unterdrücken, gegenüber den Imperialisten zu erweisen. 3. Wir müssen die Weißen Soldaten über alle diese reaktionäre Propaganda aufklären; die Sowjetunion ist ein proletarischer Staat, das einzige Hauptquartier des Antiimperialismus, ein guter Freund der chinesischen Revolution; die Sowjetmacht Chinas ist die einzige antiimperialistische Regierung, die Rote Armee ist die einzige antiimperialistische bewaffnete Kraft, die KPCh ist die einzige antiimperialistische Führerin, die Zentralregierung der Sowjets hat seit geraumer Zeit bereits gegen Japan den Krieg erklärt, neuerlich wiederum das Kampf-Abkommen gegen Japan veröffentlicht (Genaues in der Deklaration der Zentralregierung) 103 ; deshalb müssen die Brüder der Weißen Armee eifrig in die Rote Armee eintreten, gemeinsam gegen den japanischen Imperialismus zu Felde ziehen, alle Imperialisten aus China verjagen, die Allianz des Proletariats der Sowjetunion und die Brüder der Arbeiter und Bauern Chinas unterstützen, die kapitulierende, die nationalen Interessen verkaufende KMT stürzen. 4. Wir müssen den Weißen Soldaten die Meinung der KPCh ausführlich erklären, ihnen die Unterschiede zwischen der KPCh und KMT darlegen, die Unterschiede zwischen der von der KPCh geführten Sowjetmacht und der KMT-Regierung sowie der Roten Armee und der Weißen Armee. Umfassend müssen wir in der Weißen Armee das Agrargesetz 104 und das 101

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Nachdem die japanischen Imperialisten im Jahr 1931 in die Provinzen Nordostchinas eingefallen waren, rief die KPCh das Volk zum bewaffneten Widerstand auf und unterstützte die verschiedenen antijapanischen Freiwilligenkorps. Vor einem Kampf gegen Japan müssen erst die Roten vernichtet werden; s. Tsao Po-i: The Rise and Fall of the Chinese Soviet in Kiangsi (1931—34). Institute of East Asian Studies, Taiwan, 1969. Die Chinesische Sowjetrepublik erklärt Japan den Krieg (April 1932). s. C C C 14. „Unterstützung der Kriegserklärung gegen Japan von der provisorischen Zentralregierung". Agrargesetz. C C C 16. „Das Gesetzbuch des Sowjets" 1934.

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Arbeitsgesetz 1 0 5 des Sowjets sowie die Wirtschaftspolitik und die Bestimmungen der Begünstigung für die Rote A r m e e 1 0 6 propagieren, ihnen die Gründe für die Entstehung der Roten Armee, die Klassennatur der Organisation der Roten Armee, die glorreiche Aufgabe, die Besonderheiten des Systems sowie die Zukunft des großen Sieges — Erringen des revolutionären Sieges Chinas und des Sieges der Weltrevolution — der Roten Armee erklären. Während wir diese Propaganda durchführen, müssen wir die reellen Tatbestände des gegenwärtigen Sowjetgebietes als Beweis vorlegen, wie z. B . : den Bauern ist Boden zugeteilt worden, die Arbeiter haben 8 Stunden Arbeitszeit, in den Sowjetgebieten sind die drückenden Steuern und Abgaben abgeschafft, die Rotarmisten haben Boden zugeteilt bekommen und genießen die Begünstigungsbestimmungen, ferner sind die Sowjetgebiete von feudalistischen und imperialistischen Kräften reingefegt, die eigene Sowjetmacht der Arbeiter und Bauern ist errichtet. Schließlich müssen wir sie aufklären über die Entwicklung der revolutionären Lage der Nation und den Zerfall der herrschenden Klasse sowie den jetzigen groß angelegten, letzten todeszuckenden Angriff, den 5. Einkreisungsfeldzug der imperialistischen K M T und dessen unvermeidliches Fiasko, damit ihre Siegeszuversicht gegenüber der Revolution gefestigt werden kann. 5. Die Soldaten der Weißen Armee mit entsprechendem Bewußtsein für den Eintritt in die Rote Armee gewinnen und die Freilassung von Gefangenen. Bei der konzentrierten Schulung der Gefangenen müssen wir uns anstrengen, die bewußten Elemente der Arbeiter und Bauern der Weißen Soldaten für den Eintritt in die Rote Armee zu gewinnen; auf die Durchführung dieser Arbeit muß geachtet werden: 1. U m die Gefangenen für den Eintritt in die Rote Armee zu gewinnen, müssen folgende Bedingungen vorhanden sein: a) Abstammen von armen Arbeitern und Bauern b) Vorhandensein eines gewissen Maßes an politischem Bewußtsein c) Physische Gesundheit ohne schlechte Angewohnheiten (wie z . B . Opium) d) Entsprechendes Alter. 2. Achtgeben auf die Armen Arbeiter- und Bauern-Elemente unter den gefangenen Soldaten, besonders die Arbeiter, die in die Partei.und den 105

Arbeitsgesetz. C C C 16. „ D a s Gesetzbuch des S o w j e t s " 1934.

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s. D - 1 5 : Begünstigungsvorschriften für die R A und deren Familienangehörige.

1%

III. Der 1.

Bürgerkrieg

Verband aufzunehmen sind; Parteizellen aufbauen und die neuen Mitglieder der Partei und Verbände instruieren, die gefangene Soldatenmasse freiwillig zum Eintritt in die Rote Armee zu bewegen. 3. Den ideologischen Kampf unter den Soldatenmassen entfalten; die Unruhestifter der verschiedenen reaktionär-gesinnten Elemente, die die Weißen Soldaten am Eintritt in die Rote Armee zu hindern suchen, müssen durch die progressiven Elemente unter den Weißen Soldaten von sich aus Kritik üben, Widerstand leisten, damit Differenzen zwischen ihnen entstehen. 4. . . . Die in die Rote Armee Eingetretenen müssen sich vor den Massen äußern . . . sie zu entfalten, an die Massen zu propagieren . . . die Gründe. 5. Gruppen organisieren, die den inneren Aufbau der Roten Armee besichtigen, um ihr Verständnis gegenüber der Roten Armee zu vertiefen. 6. Besichtigungen von den realen Verhältnissen der Sowjetgebiete organisieren; besonders darauf achten, sie auf alle Gesetze des Sowjets hinzuweisen und sie ihnen verständlich zu machen: die realen Gegebenheiten in den Sowjetgebieten sowie der Eifer des Volkes bei der Durchführung der Begünstigungsbestimmungen für die Rote Armee. 7. Die Instrukteure der Roten Armee sowie die werktätigen Massen des Roten Gebietes aktivieren, sie (die Gefangenen) willkommen zu heißen, mit ihnen gemeinsam einen Gesellschaftsabend zu veranstalten. Gegenüber den freizulassenden Gefangenen muß man darauf achten: 1. Bei der Freilassung der Gefangenen muß ein Volksfest veranstaltet werden, um sich von ihnen zu verabschieden. Leute schicken, die die letzte Agitproptätigkeit auf sie ausüben. 2. Den Eidspruch (nach dem von uns ausgegebenen Exemplar) vervielfältigt an die Weißen Soldaten verteilen, sie anleiten, den Eid laut auszurufen: „Nicht gegen die Rote Armee, nicht gegen den Sowjet, nicht gegen die Arbeiter und Bauern kämpfen." 3. Man muß den freizulassenden Gefangenen progapieren, alles, was sie hier gesehen und gehört haben, bei der Weißen Armee zu verbreiten; falls sie unter Zwang wieder in die Weiße Armee eintreten müssen, müssen sie mit dem Gewehr überlaufen, in die Lüfte schießen, sich freiwillig von der Roten Armee entwaffnen lassen. 4. Mit den Militärorganen einen passenden O r t zur Freilassung vereinbaren, mit dem Prinzip, unsere Militärgeheimnisse nicht in Mitleidenschaft zu ziehen. 5. Ihnen eine festgesetzte Vergütung (3 Yüan), Passierschein und Propagandabroschüre aushändigen.

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6. Freilassung von gefangenen Offizieren und Soldaten müssen getrennt und nicht den gleichen Weg oder Termin erfolgen. 7. Bei der Freilassung von Gefangenen muß man sie mit entsprechenden Streitkräften bis an die Rot-Weiß-Grenze begleiten, ihnen nicht erlauben, willkürlich zurückzukehren oder in den Sowjetgebieten zu verweilen. 8. Das Volk ermuntern, sie den Weg entlang mit Feuerwerk, Gesang und Parolen zu verabschieden; den Gefangenen Bescheid sagen, unterwegs nie die Interessen des Volkes zu verletzen. 9. Bei der Gelegenheit der Freilassung von Gefangenen auf den Aufbau der Zersetzungsarbeit gegen die feindliche Armee achten. 22.3.1933

CCC-19

D23:°

Grundprinzip

einiger Kampftaktiken

(Juni 1933)

„Von der Theorie entfernte Praxis ist blinde Praxis; von der Praxis entfernte Theorie ist tote Theorie"; das ist eine Losung der Schießschule der Sowjetunion; sie besagt, daß die Theorie und Praxis sich vereinigen sollen. Unsere Arbeiter- und Bauernarmee ist durch die antiimperialistische Agrarrevolution entstanden; sie ist im wahrsten Sinne reich an praktischen Erfahrungen, doch wegen der Umstände ermangelt sie allgemeiner theoretischer Studien; während der 4maligen umfangreichen Angriffe der Militaristen, die von den Imperialisten gesteuert waren, und am Vorabend, wenn die große Anzahl der bewaffneten Kräfte der Arbeiter und Bauern Chinas direkt mit den Imperialisten konfrontiert werden, muß die Rote Armee, die die eminenten Aufgaben trägt: Agrarrevolution, nationale Befreiung, Sturz des Feudalismus, Errichtung der Sowjetmacht in ganz China, um so mehr aus der praktischen Theorie heraus ihr militärisches Können erhöhen; besonders die Kommandeure und Politkommissare müssen als Beispiel das militärische Können erhöhen. Ich möchte nun auf Grund der Erfahrungen von praktischen Kämpfen, des Studiums der militärischen Theorie die folgenden Grundprinzipien der Kampftaktik darlegen:

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III. Der 1.

Bürgerkrieg

1. Die Militärangehörigen der Roten Armee müssen mit Hilfe der materialistischen Dialektik die Taktik studieren und anwenden; vorerst muß man erkennen, daß das Material wandelbar, die Umstände veränderlich sind; es dürfen infolgedessen die Truppen nie nach einem alterprobten Rezept geführt werden; unsere Kampfentschlossenheit muß nach den Aufgaben, den Verhältnissen des Feindes und den geographischen Gegebenheiten entschieden werden; da die Verhältnisse des Feindes und die geographischen Gegebenheiten sich ständig ändern, so wird unsere Entscheidung unterschiedlich sein, um so mehr die Anwendung der taktischen Prinzipien. Zum Beispiel muß man bei der Begegnungsschlacht mobil sein, um die Initiative zu ergreifen; bei der Verteidigung gegen die Angriffe des Feindes muß man bereit sein, einen Teil der Truppen als Sturm- und Vorstoß gegen den Feind zu schicken. „Suppen essen und Knochen nagen" sind eben zwei verschiedene Aktionen. 2. Beim Angriff, ob es sich um große Kontingente oder kleine Truppeneinheiten handelt, muß jede Aktion die Hauptstoßrichtung auswählen, und das Gros der Streitkräfte in dieser Richtung muß den Entscheidungskampf anstreben; für die anderen sekundären Richtungen sind nur soviel Truppen zurückzulassen, daß sie in der Lage sind, den Feind zu binden; doch sie müssen aktiv sein, um die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich zu lenken, damit die Hauptstoßrichtung beschützt und entlastet wird. Falls jemand auf alle Seiten Rücksicht nimmt und die Streitkräfte gleichmäßig verteilt, wird er schließlich nirgends kraftvoll zuschlagen können; weder in Ost noch West kommt er zu Erfolgen, mehr noch, er erleidet wahrscheinlich eine Niederlage. 3. Im allgemeinen sucht man bei der Strategie die Hauptkräfte des Feindes aus, bei der Taktik seinen schwachen Punkt. Falls die Taktik darin besteht, nur den Feind ausfindig zu machen und mit ihm eine Schlacht auf Leben und Tod auszutragen, so wird die schwache Stelle des Feindes auch zur starken Stelle werden; falls man hierdurch die taktischen Siege versäumt hat, so wird das Ziel der Strategie schwerlich zu erreichen sein. Wir müssen uns im klaren darüber sein, daß der totale Sieg aus einer Summe von kleinen Siegen zusammengesetzt ist; falls man die kleinen Siege nicht erringen will, wie sollen dann die große Siege zustande kommen? 4. U m eine gemeinsame Aktion von großen Kontingenten zu erreichen, muß unbedingt jedem Armeekorps, jeder Truppeneinheit, wenn sie ihren Auftrag erhält, die Entscheidung und Bedeutung des Kommandos, sowie, welche Rolle ihre eigene Aufgabe jeweils bei der Entscheidung spielt, verständlich gemacht werden; bei der Durchführung der jeweiligen Aufgaben müssen, um die gemeinsame Entscheidung zu realisieren, Verbindung und

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Nachrichtendienst gewahrt bleiben. Falls die Situation verändert ist, Verbindung und Nachrichtendienst unterbrochen sind, so m u ß nach dem Beschluß des Kommandos oder nach der realen Situation entschieden w e r den; doch nach der Situation zu entscheiden, bedeutet nicht, gegen den Beschluß des Kommandos zu handeln. 5. Der Hauptfaktor der Erkundung beruht auf den Verhältnissen des Feindes und den geographischen Gegebenheiten, was an das Kommando weitergegeben wird, damit die entsprechenden Beschlüsse gefaßt werden können; deshalb müssen die Kommandos aller Ebenen im Bereich ihrer Aufgabe Kundschafterdienst durchführen. Doch durch die Erkundung bekommt man nur ein verhältnismäßiges Bild; besonders bei der Begegnungsschlacht ist das Bild noch mehr verzerrt; deshalb darf der jeweilige Kommandant nie auf Grund eines erkundeten Bildes zaudern und die Chance verpassen; deshalb begibt sich der Kommandant selbst öfters erst zu den Vorsichtsmaßnahmetrupps der Vorhut, um rasch die Nachrichten der Kundschafter zu erhalten, um schnell die Beschlüsse fassen und die Befehle geben zu können, ohne die Chance zu verpassen. 6. Bei Schlachten von verschiedenen parallelen Kolonnen im bergigen Gelände, dort, w o wenig und kleine Wege sind, doch keine parallelen, ist die Marschroute ausgedehnt, die Zeit zur Entfaltung verlangsamt; es kann schwer gegenseitig Kontakt gehalten werden; besonders schwierig ist es, die Front zu ändern; so ist bei gleich großer Macht in bergigem Gelände im Vorteil, w e r mit diesen Besonderheiten vertraut ist und heimlich und rasch den Feind einzeln zu zerschlagen versteht und beim Entscheidungskampf seine Ubermacht zusammenziehen kann, entschlossen ist, eine Kolonne des Feindes zu vernichten und dann die andere; so kann er den Feind in eine schwierige, unelastische, zeitraubende Lage versetzen. Falls man sich zwischen zwei feindlichen Kolonnen befindet oder vom Feind eingekreist worden ist und sich entschlossen hat, durch eine bestimmte feindliche Kolonne durchzubrechen, so muß man zu erreichen suchen, daß der Flächeninhalt des inneren Bogens verhältnismäßig breit gehalten w i r d , damit man manövrieren kann. Ferner ist die wichtigste Stelle auszunutzen, um andere feindliche Kolonnen am Vordringen zu hindern; im andern Fall ist es vorteilhaft, durch die Flanke und den Rücken einer entblößten feindlichen Kolonne vorzustoßen.

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III. Der 1.

Bürgerkrieg

KFH(2) S. 411

D 24: Der dringende Mobilmachungsbefehl der Zentralregierung Zerschlagen des 5. Einkreisungs-Feldzuges (18.10.1933)

zum

Der umfangreiche Entscheidungskampf zum Zerschlagen des 5. Einkreisungsfeldzuges hat bereits begonnen! Das ist der wichtigste kritische Moment für das Erringen eines noch größeren Sieges! Nachdem der G r o ß angriff der Imperialisten und der K M T in Ch'ing-liu, Lien-ch'eng, Yangk'ou, Wu-chiang und Li-ch'uan anfängliche ernsthafte Rückschläge durch uns erlitten hatte, wurde er nun erst recht noch tollwütiger, hoffnungsloser durchgeführt; dieser Kampf ist der kritische Augenblick der Entscheidung zwischen dem Weg zu den Sowjets und dem Kolonialismus! Die Mobilisierung all unserer Kräfte zum Kampf für einen Ausweg der Sowjetmacht, die Erringung des totalen Sieges in diesem Entscheidungskampf mit unserem Blut — das ist im Augenblick die wichtigste, akuteste Aufgabe der ganzen Sowjetmacht. Doch bei der Nachprüfung der Arbeitsresultate der verschiedenen Regierungsebenen stellte die Zentralregierung fest, daß viele örtliche Regierungen hinsichtlich der Kriegsmobilmachung ein noch außerordentlich lahmes Verhalten zeigen. Im letzten Zeitabschnitt zeigten viele Orte hinsichtlich der Aktivitäten der Vergrößerung der Roten Armee, der Vergrößerung und dem Trainieren der örtlichen bewaffneten Kräfte, der Mobilisierung der Transportkolonnen an die Front äußerstes Ungenügen. In vielen Orten kann man sich noch nicht in all seiner Arbeit — Uberprüfung der Bodenteilung, Wirtschaftsaufbau, kulturelle Erziehung sowie alle andere Arbeit der Sowjets — vollends mit der Mobilisierung des revolutionären Krieges eng verbinden: praktisch die Volksmasse zu mobilisieren, sie zu führen, um für die Erringung des totalen Sieges der Zerschlagung des 5. Einkreisungsfeldzuges zu kämpfen. Da viele örtliche Regierungen hinsichtlich der Kriegsmobilmachung eine so lahme, ja sogar ignorierende Haltung einnahmen, sind in der letzten Zeit deshalb solche schwerwiegenden Tatsachen entstanden: An der Nordfront wagte sogar ein kleines Kontingent von feindlichen Truppen tief in das Sowjetgebiet nach Yung-feng und Pei-k'eng einzudringen und dort die Bezirksregierungen anzugreifen; an der Südfront wagte schließlich eine feindliche Patrouille tief in das Yün-Men-Gebirge einzudringen und dort ihre militärischen Nachrichten auszukundschaften; die Bezirks- und Gemeinderegierungen haben vordem überhaupt nichts davon gewußt. In der Provinz Fuchien hat man sich im Juli dieses Jahres hinsichtlich der Koordinierung mit der Roten

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Armee zur Erringung des Sieges in Lien-ch'eng äußerst ungenügend vorbereitet, auch nach dem Sieg ist man im Hinblick auf die Einnahme der Bezirke von Lien-ch'ing und Kuei-hsing äußerst lahm. In der Provinz Min-kan sind neulich 300 Gewehre vom Feind erbeutet worden. Ein Haufen von Kriegsbeute ist an der Front, weil Träger zum Transportieren fehlen. Eine große Menge an Gewehren, die neulich in Li-ch'uan erbeutet worden sind, mußten schließlich die Kämpfer der Roten Armee selbst transportieren. Die Regierungen in diesen Orten nahmen eine so leichtfertige, ignorierende Haltung hinsichtlich der Vorsichtsmaßnahmen gegenüber dem Feind und der Kriegsmobilmachung ein, daß das im Hinblick auf die Revolution geradezu ein Verbrechen ist! Diese Erscheinung darf nicht auch nur ein Viertelstündchen fortdauern! Sie muß sofort korrigiert werden. An dem Tag, an dem der Befehl ankommt, müssen alle Regierungsebenen sofort die folgenden Punkte durchführen: I. Alle Regierungsebenen der Provinz, Kreise, Bezirke und Gemeinden sowie alle Truppeneinheiten der Roten Armee müssen sofort alle möglichen Versammlungen einberufen, besonders in Wahlversammlungen der Sowjets die ernste Situation des gegenwärtigen revolutionären Krieges ausführlich erörtern; sie müssen mit allen Kräften die Kriegsmobilmachung vorantreiben. Alle Massenorganisationen müssen gleichfalls Versammlungen einberufen, über die Kriegssituation und ihre eigenen Aufgaben berichten, damit jeder Arbeiter und Bauer in den Sowjetgebieten in höchstmöglichem Maße die Bedeutung des Kampfes zur Zerschlagung des 5. Einkreisungsfeldzuges versteht und sie massenhaft und begeistert am Krieg teilnehmen. II. Alle Regierungsebenen müssen, in tiefgravierender Erinnerung an die Lehre und die Erfahrungen beim Zerschlagen des 4. Einkreisungsfeldzuges, angesichts des Entscheidungskampfes der Zerschlagung des 5. Einkreisungsfeldzuges den Plan des revolutionären Kriegsrats beim Zentralkomitee zur Vergrößerung der Roten Armee vollenden. Mobilisiert die Rote Junge Garde enthusiastisch zum Eintritt mit ganzen Bataillonen und Kompanien in die Rote Armee, mobilisiert gleichzeitig gesondert all die tapferen Aktivisten zum Eintritt in großen Mengen in die Rote Armee; die Erfahrung des Roten Mai muß fortgeführt werden; die glorreiche Schnelligkeit des Roten Mai muß fortgeführt werden zur drastischen Vergrößerung der Roten Armee. Gleichzeitig muß die Erfahrung von Hsingkuo, Rückkehr-in-die-Einheit 1 0 7 , angewandt werden, so daß alle Deserteure vollzählig in die Einheiten zurückkehren. 107

Die Erfahrung von Hsin-kuo, Rückkehr-in-die-Einheit (s. Anm. 128). Eine Bewegung gegen die Deserteure.

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III. Der 1. Bürgerkrieg

III. Man muß mobilisieren, damit alle Bürger, die 18 bis 40Jahre alt sind, in großer Menge freiwillig in die Rote Garde eintreten, die breite Masse der Arbeiter und Bauern in die Jungen Pioniere eintritt. Man muß besonders schnell die Muster-Bataillone der Roten Garde vergrößern und die Organisation der Muster-Pionier-Brigade wiederherstellen, sie ständig drillen, um ihr militärisches und politisches Training zu intensivieren. Wo noch keine Muster-Bataillone und Muster-Pioniere aufgestellt sind, muß man sie in kürzester Zeit vollständig aufstellen. Man muß auf Grund der einheitlichen Kriegsführung (durch den Entschluß des militärischen Organs) die Rote Junge Garde mobilisieren zu koordiniertem Kampf mit der Roten Armee. Alle Partisaneneinheiten müssen auf Grund der Befehle der Militärkommission rasch tief in das Hinterland des Feindes eindringen, um die feindlichen Truppen dort an sich zu fesseln und zu schlagen. IV. Man muß für die materielle Versorgung der Roten Armee garantieren; jede wirtschaftliche Aufbauarbeit muß eng mit dem Krieg in Verbindung stehen, man muß die breite Masse mobilisieren, bis Ende Dezember den Verkauf an wirtschaftlichen Aufbau-Anleihen 1 0 8 zu beenden, man muß im N o v . beginnen, die Bodensteuer einzukassieren; innerhalb von zwei Monaten wird das beendet sein. Die Regierungen aller Ebenen müssen sich anstrengen, Geldmittel zu beschaffen, besonders in den neuen Gebieten und in den Grenzgebieten. Das Regulierungsbüro und das Handelsbüro aller Regierungsebenen müssen mit großen Anstrengungen die Versorgung der Roten Armee gewährleisten, so daß die Verpflegung der Roten Armee nicht in die N o t wie im Frühling und Sommer dieses Jahres gerät und ihre Kampftätigkeit dadurch beeinflußt. Man muß die Arbeiter- und Bauernmassen mobilisieren, zu jeder Stunde und in jedem Ort wirtschaftlich zur Unterstützung der Roten Armee bereit zu sein. V. Man muß nach dem Gesetz der Zentralregierung über den Freiwilligen Arbeitsdienst die breiten Volksmassen mobilisieren, die Transportarbeit auf sich zu nehmen. Jedes Mitglied der Roten Garde muß eine Tragestange, eine Bettdecke, und je 5 Mann müssen eine Tragbahre besitzen. Sowie ein Befehl der Regierung da ist, müssen sie fähig sein, sich sofort zu sammeln, um den Transport zu übernehmen und zu helfen, den Feind anzugreifen. Falls die Verbindungswege beschädigt sind, müssen sie 108 Wirtschaftliche A u f b a u - A n l e i h e n : A m 22. J u l i 1933 w u r d e b e s c h l o s s e n , die W i r t s c h a f t lichen A u f b a u - A n l e i h e n f ü r 3 0 0 0 0 0 0 Y ü a n h e r a u s z u g e b e n . E s war k u r z v o r d e m 5. Eink r e i s u n g s f e l d z u g u n d steht eindeutig mit der V o r b e r e i t u n g gegen diesen F e l d z u g in e n g e m Z u s a m m e n h a n g , s. C C C 10. „ A b s a t z der W i r t s c h a f t s a u f b a u a n l e i h e n " 19. 9. 1933. R o t e s C h i n a , V o l . 108: D i r e k t i v e z u r M e t h o d e des A b s a t z e s der W i r t s c h a f t s a u f b a u a n l e i h e n v o m V o l k s k o m i t e e der Zentrale.

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sofort in Ordnung gebracht werden, um die Aktivitäten der Roten A r m e e zu erleichtern. VI. Man m u ß besonders die Arbeit der Liquidierung von Konterrevolutionären und den roten Belagerungszustand intensivieren; die schwebenden Verfahren der konterrevolutionären Prozesse müssen innerhalb von ein paar Wochen rasch abgeschlossen w e r d e n ; das Phänomen, daß die Straftäter sich zur Flucht wenden, m u ß gänzlich abgeschafft werden. Alle Wachtposten müssen vollständig aufgestellt, die Passierschein-Kontrolle m u ß verstärkt werden. In Grenzgebieten m u ß man zu jeder Zeit noch mehr auf der H u t sein, Maßnahmen gegen die Angriffe der feindlichen 5. Kolonne (Zivilkolonne) zu treffen; man m u ß nach dem Befehl des Militärkomitees die notwendigen Alarm-Signale einrichten. VII. W i r müssen mit höchster Aufmerksamkeit die Arbeit der Grenzgebiete und neuen Gebiete beachten, die fähigsten Kader in die Grenzgebiete und neuen Gebiete schicken, in den neu von der Roten Armee eroberten Gebieten möglichst sofort provisorische Machtorgane errichten, die Boden verteilen, die örtlichen bewaffneten Kräfte aufbauen und alle revolutionären Organisationen der Masse gründen. VIII. All die Arbeiter- und Bauern-Untersuchungsabteilungen der jeweiligen Regierungsebene müssen intensiver die Passivität der Kriegsmobilmachungsarbeit sowie die Elemente des Bürokratismus anzeigen. All die Arbeitsabteilungen und Erziehungsabteilungen der verschiedenen Regierungsebenen müssen bei der Durchführung des Arbeitsgesetzes b z w . der kulturellen Erziehung mit der Kriegsmobilmachung am engsten und immer wieder in Verbindung stehen. Alle Tätigkeiten der Sowjets müssen sich dem Krieg unterordnen! Im Augenblick, während des gigantischen, heftigen Entscheidungskampfes, müssen w i r all denen, die eine Haltung von Verwirrung und Fluchtergreifung besitzen, den härtesten Schlag versetzen. Gleichzeitig müssen w i r solchen Ansichten, die den Angriff des Feindes verniedlichen, die Mobilmachung vernachlässigen, entschieden entgegentreten; w i r müssen mit der größten Anstrengung die Arbeit im Ganzen anspornen, mit vertiefter Agitproptätigkeit die breiten Arbeiter- und Bauernmassen mobilisieren, alle Kräfte sammeln, für alle Opfer bereit sein, um den totalen Sieg der Zerschlagung des 5. Einkreisungsfeldzuges zu erkämpfen! U m das sowjetische N e u e China zu erkämpfen! Alle Regierungsebenen müssen sofort über diesen Befehl sowie über den Befehl der Militärkommission vom 5. O k t . in den verschiedenen Konferenzen genauesten Bericht und eine Erörterung durchführen und die konkreteste Durchführungsmethode beschließen. Uber die Inaktiven und

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III. Der 1.

Bürgerkrieg

Saboteure bei der Durchführung des Befehls muß sofort eine harte administrative Strafe verhängt werden. Das ist ein Befehl. Der Vorsitzende Mao Tse-tung Stellvertretende Vorsitzende Hsiang Ying Chang Kuo-t'ao 18. O k t . 1933 (Aus „Rotes China", Vol. 123, vom 2. Nov. 1933)

K F H o ) S. 509

D 25: Probleme hinsichtlich der Deserteure (15.12. 1933)

in der Roten

Armee

Desertion ist der Erzfeind der Roten Armee und des revolutionären Krieges; der Kampf gegen Desertion ist eine wichtige Aufgabe zur Bewahrung der Kampfkraft der Roten Armee. Da wir bis jetzt keine einheitlichen Strafmaßnahmen gegen Deserteure haben, veröffentlichen wir deshalb speziell eine Ordnung dafür: 1. Deserteure mit Gewehr werden, falls man sie fängt, auf der Stelle hingerichtet. 2. Organisierte Desertion (wie z. B. Siegelfälschung, Passierscheinfälschung usw.) und solche Anführer, die einen Zug, eine Abteilung oder Kompanie zur Desertion geführt haben, müssen ausnahmslos verhaftet, einem öffentlichen Verhör unterzogen und hingerichtet werden. 3. Wer öfters desertiert und Gerüchte verbreitet, die die Rote Armee zersetzen und die Rückkehr zur Einheit sabotieren, muß ausnahmslos verhaftet und durch ein Gericht zu einer begrenzten Freiheitsstrafe bis zur Hinrichtung (je nach Grad) verurteilt werden. 4. Die als einzelne, weil sie ein ungenügendes politisches Bewußtsein besitzen, desertieren, denen gegenüber müssen die verschiedenen Regierungsebenen verstärkt Agitprop betreiben, eine solche Arbeit organisieren, wodurch deren Familienangehörige mit Vorzug behandelt werden, so daß

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Kommentar

sie freiwillig in die Einheit zurückkehren. Ihnen gegenüber darf nie die Methode der Verhaftung, Einsperrung angewandt werden; falls das geschieht, wird das als Verstoß gegen das Gesetz der Sowjets 1 0 9 geahndet. 5. Von Deserteuren, die nach aufklärender Propaganda trotzdem darauf bestehen, nicht in ihre Einheit zurückzukehren, darf die Regierung, unter der Voraussetzung, daß die Masse sie hierin unterstützt, verlangen, daß sie Uniform und Felddecke des Staates sowie den Verlust des Volkes (Arbeitskraft zur Bevorzugung ihrer Familienangehörigen) 110 ersetzen und daß ihnen das Wahlrecht aberkannt wird. 6. Kein Deserteur darf jemals in Organen, Truppeneinheiten oder Gemeinschaften des Hinterlandes arbeiten oder dienstverpflichtet werden. Falls jemand Deserteure aufnimmt, muß der Verantwortliche des betreffenden Organs degradiert, abgesetzt bzw. sogar gemaßregelt werden, bis hin zur Gefängnisstrafe. 7. Wer diese Anordnung nicht befolgt, wird als Deserteur-Helfer und Roter-Armee-Saboteur betrachtet. 8. Diese Anordnung tritt am Tag der Veröffentlichung in Kraft. Die Zentrale Exekutiv-Kommission der chinesischen Sowjet-Republik. Der Vorsitzende Mao Tse-tung Stellvertretende Vorsitzende Hsiang Ying Chang Kuo-t'ao 15. Dez. 1933 (Aus dem „Roten China", N o . 136, vom 20. 12. 1933)

K. Die 5. Plenartagung111

und Vergrößerung

der RA

Für die Bedeutung der führenden Politorgane des Sowjetgebietes in Chianghsi läßt sich eine Gliederung in 3 Epochen aufstellen: Vor dem Jan. 1931 ist die Epoche des Frontkomitees (Mao Tse-tung), ab Jan. 1931 ist die Epoche des Zentral-Büros des Sowjetgebietes (Hsiang Ying), von Jan. 1933 bis Okt. 1934 ist die Epoche der Zentrale der K P C h , die inzwischen in das Sowjetgebiet übergesiedelt ist. Nach dem 4. Plenum des 109

Das Gesetzbuch des Sowjets, C C C 16.

110

s. D - 1 5 : Begünstigungsvorschriften für die R A und deren Familienangehörige.

1,1

Die V. Plenartagung des ZK der K P C h , 22. Jan. 1934. Maos Partisanenkriegsführung wurde kritisiert, und er wurde nicht mehr in den Ständigen Ausschuß des Z K wiedergewählt. Die Rußlandstudenten erreichten den Gipfel ihrer Macht.

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III. Der 1.

Bürgerkrieg

V I . Z K haben die Rußlandstudenten die Macht an sich gerissen und sind durch den Druck der K M T nach Chianghsi geflüchtet, um unter der O b h u t der Streitkräfte Maos sich in Verborgenheit zu halten. Der Machtkampf, der hierdurch entstanden ist, flammte auf seinem Höhepunkt, wie z. B . gegen die Lo-Ming-Linie, gegen die Gruppe von Mao Tse-tung bzw. Die Rußlandstudenten haben auf Grund ihrer Führungspositionen ihren Machtbereich noch weiter ausgedehnt, von der Zentrale in all den Sowjetgebieten bis zum 5. Plenum [ D 2 6 ] sind sie auf den Gipfel gelangt 1 1 2 . Beim 5. Plenum wurde hauptsächlich folgendes gegen Mao Tse-tung vorgebracht: 1. Die Irrwege von Maos Partisanentum, die Rückzugsstrategie sowie die „Strategie der 3 Königreiche" 1 1 3 wurden kritisiert, und die neue Strategie unter dem Blockhaussystem des O t t o Braun, das heißt, die kurzstreckigen Überraschungsangriffe, wurde befürwortet. 2. Die Lo-Ming-Linie, die Opportunisten sowie die antiparteilichen Aktionen des Teng Hsiao-p'ing wurden als Resultat der Entwicklung des Irrtums von Mao Tse-tung betrachtet und diesem die volle Verantwortung dafür zugeschrieben. 3. An dem rechtstendierenden opportunistischen K u r s " 1 1 4 des Mao Tse-tung wurde Kritik geübt [ D 2 6 ] .

„Reiche-Bauern-

Mao Tse-tung wurde die letzte Warnung als Bestrafung auferlegt [ D 26], [D27]115. Nach dem Tangku-Abkommen 1 1 6 mit den Japanern hat die K M T im O k t . 1933 den 5. Einkreisungsfeldzug gestartet. Chiang Kai-shek wurde von Generaloberst von Seeckt empfohlen, einen Ring von Befestigungsanlagen um das Sowjetgebiet zu errichten, es wirtschaftlich sowie militärisch hermetisch abzuriegeln und allmählich einzuschnüren 1 1 7 . Diese Maßnahme hat die R A in eine zu defensive, passive Stellung gedrängt, zumal die 112

M a o : A W . Bd. I I I . S. 986. Peking 1954 (chin.).

113

Strategie der Drei Königreiche: „ R o m a n " - S t r a t e g i e .

1.4

Gemeint ist die Agrarpolitik, das von M a o Tse-tung am 7. F e b r . 1930 hervorgehobene Prinzip: „ A u s dem Uberflüssigen herausnehmen, das Mangelnde zu ergänzen; die Fetten die Mageren zu unterstützen". C C C 17. „ E n t w u r f zur Resolution über die Frage der reichen B a u e r n " .

1.5 116

K u o C h ' i e n : C h u n g - k u o kung-tsang-tang te t'u-shih (Durchleuchtung der K P C h ) . Wortlaut in: C Y B 1934, S. 720. D i e japanischen Streitkräfte schlössen mit dem von der chinesischen Zentralregierung bevollmächtigten General Huang Fu ein A b k o m m e n , den sogenannten „Waffenstillstand von T a n g - k u " v o m 31. Mai 1933. Dieses A b k o m m e n sah die Demilitarisierung eines Gebietes nördlich und östlich der Städte Peking und Tientsin vor.

117

Bernd Ruland: Deutsche Botschaft Peking, S. 2 2 5 , Hestia-Verlag Bayreuth, 1973.

Kommentar

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Führung der R A uneinig war, eine Gegenmaßnahme zu ergreifen. Da eine Sowjetrepublik im Nov. 1931 gegründet worden ist, muß nach der Meinung der Internationalen Linie ihr Territorium verteidigt werden, und man darf nicht mehr so, wie es Maos Strategie ist, ausweichen und den Feind hereinlocken. Das war eine politische Last, die die militärische Aktion hemmte. Anderseits ist seit der Umsiedlung der Zentrale des ZK nach Chianghsi die Kommandogewalt nicht mehr zentralisiert; Chou En-lai war der Chef des Militärkomitees und über ihm noch der Militär-Ratgeber der Komintern, Otto Braun. So geriet der Kampf von Anfang an in die Defensive. Als der 5. Einkreisungsfeldzug gerade begonnen hatte, hat die 19. Armee von Ts'ai T'ing-kai in Fuchien gegen Chiang Kai-shek rebelliert und mit den Kommunisten ein Abkommen getroffen und die Volksrevolutionäre Regierung in Fuchien 1 1 8 ausgerufen. Das war eine nicht wiederkehrende Gelegenheit für die R A , sich aus der Notlage zu befreien, doch sie hatte diese Chance nicht genutzt und ihre Partner allein gelassen, so daß die 19. Armee in kurzer Zeit von der KMT niedergeworfen wurde. Für diesen Irrtum, die Chance im Fuchien-Aufstand nicht ausgenutzt zu haben, müssen Ch'in Pang-hsien und Chou En-lai voll verantwortlich sein. Doch als die Komintern später über den Schuldigen nachforschte, hatten sie alles Mao Tse-tung zugeschoben, und dieser wurde bestraft und aus Juichin nach Yütu verbannt (Aug. 1934). In Wirklichkeit haben Mao Tse-tung und Chu Te die Meinung vertreten, die 19. Armee zu unterstützen. Doch die Mitglieder der Zentrale, vornweg Ch'in Pang-hsien, Chang Wen-tien und Chou En-lai, sind gegen eine aktive Unterstützung der 19. Armee. Dies wurde auf dem 5. Plenum bereits beschlossen. Mao Tse-tung mußte diesen Beschluß berücksichtigen und hat während des II. Allchinesischen Sowjetkongresses 1 1 9 die Volksrevolutionäre Regierung in Fuchien als bürokrati118

Volks-Revolutionäre-Regierung in Fuchien: Nach dem Zwischenfall von Shanghai am 28. Jan. 1932 wurde die 19. Armee nach Fuchien geworfen, um den Kampf gegen die R A fortzusetzen. Zu dieser Zeit begann die Führung der 19. Armee zu begreifen, daß der Krieg gegen die R A kein Ausweg aus der derzeitigen Lage Chinas war. Im Nov. 1933 erklärte die Führung der 19. Armee nebst einer Gruppe von KMT-Funktionären mit Li Chi-chen an der Spitze offiziell, daß sie mit Chiang Kai-shek brechen. Sie bildeten in der Provinz Fuchien die „Revolutionäre Volksregierung der Chinesischen Republik" und trafen mit der R A eine Vereinbarung über den gemeinsamen Widerstand gegen den japanischen Imperialismus und über den Kampf gegen Chiang Kai-shek. Unter den Schlägen der Streitkräfte Chiang Kai-sheks erlitten die 19. Armee und die Fuchiener Volksregierung eine Niederlage.

119

Der II. Allchinesische Sowjetkongreß der Arbeiter- und Bauerndeputierten fand im Januar 1934 in Jui-chin statt. Die Mao-Gruppe wurde entmachtet; Rußlandstudenten ergriffen die reale Macht.

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sehe Politiker beschimpft. Der Grund dafür ist, weil Mao Tse-tung sich zu jener Zeit in einer äußerst ungünstigen Lage befand; er wurde stets als ein Rechtsopportunist betrachtet, obendrein war er erst vor ein paar Tagen auf dem 5. Plenum von der Internationalen Gruppe schonungslos angegriffen worden; so mußte er vorsichtshalber die Meinungen vortragen, die man auf dem 5. Plenum beschlossen hat 1 2 0 . Während des 7. Plenums 1947 hat Mao dieses Dilemma der Ungerechtigkeit entschieden zurückgewiesen 1 2 1 . Die durch die reine Defensive geschaffene militärische Lage zwang die Kommunisten unumgänglich, das Sowjetgebiet aufzugeben und zu flüchten. April 1934, als die KMT Kuang-ch'ang einnahm, haben die Kommunisten bereits gewußt, daß die Schicksalsstunde des Sowjetgebietes geschlagen hatte, und bereiteten sich vor, aus dem Kessel auszubrechen. Doch um das Volk nicht in Panik zu versetzen, wurde das unter dem Vorwand, Marsch nach Norden zum Kampf gegen Japan, [ D 2 9 ] propagiert. Die antijapanische Avantgarde durchbrach die Einkreisung und marschierte nach Anhui (6/1934). Hsiao K'es Armee durchbrach die Einkreisung und marschierte nach Hunan, um sich mit H o Lung zu vereinigen. Sie haben die strategische Aufgabe, von außen her die Einkreisung zu stören bzw. die KMT-Truppen zu binden, um den Druck auf das Zentralsowjet zu entlasten. Hiernach ist es deutlich, daß die Strategie Maos durchführbar war, in das KMT-Gebiet auszuweichen, die lebendige Kraft zu wahren, um im günstigen Moment zuschlagen zu können, was die Internationale Gruppe stets ableugnete, daß nämlich während des 5. Einkreisungsfeldzuges diese Strategie nicht möglich war [D32], Im Sept. 1934 gab das Revolutionäre Militärkomitee einen „Appell für die dringende Mobilmachung zur Vergrößerung der R A " aus mit der Zielsetzung, 30000 neue Kämpfer zum Marsch an die Front zu mobilisieren. Das ist augenfällig die letzte Einsatzmöglichkeit zur Auffüllung bei den hohen Verlusten in der R A [D 30], [D 31]. Denn auch beim Rückzug, die Entscheidung zum Rückzug ist bereits gefallen, muß man gut bewaffnet sein. Diese letzte Vergrößerung der R A ist für den Rückzug gedacht. Zu dieser Zeit beherrscht die KPCh nicht einmal 7 Distrikte; das Volk war bereits in Panikstimmung; aus diesen schon sehr dünn besiedelten 7 Distrikten noch 30000 neue Rekruten herauszuholen, obendrein müssen sie wegen der materiellen Nöte (durch die Wirtschaftsblockade) noch Decke, Geschirr, Winterkleidung selbst mitbringen [ D 3 0 ; D 3 1 ] ; es ist schwer vorstellbar, daß sie alle freiwillig mitmachten. Deshalb muß wäh120

Tsai Hsiao-chien: M y Recollections of the Kiangsi Soviet Area, S. 159, Institute f o r the

121

Mao: A W . Bd. III. S. 986 (Peking).

Study of Chinese Communist Problems, Taipei, 1970.

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rend des Langen Marsches eine Menge von diesen neuen Rekruten, die nicht einmal Militärtraining gehabt haben können, desertiert sein. Anderseits haben die Kommunisten überall, wo sie sich aufgehalten haben, Einheiten zurückgelassen, um dort Partisanentätigkeiten durchzuführen, den Verfolger zu stören 1 2 2 . So können die Verluste während des Langen Marsches nicht so hoch sein, wie man meist behauptet hat.

CCC-16

D26: Direktiven der 5. Plenarsitzung123 an Partei und Verband des 2. Allchinesischen Kongresses124 (Jan. 1934) 1. Das chinesische Sowjetmachtorgan hat sich mit Unterstützung der werktätigen Arbeiter- und Bauernmassen ganz Chinas und des ganzen Sowjetgebietes, der tapferen kampferprobten Roten Armee an der Front, der korrekten Führung der Zentralen Sowjetregierung sowie des Z K der K P C h seit der 4. Plenarsitzung 1 2 5 bis heute bereits enorm entwickelt und konsolidiert; es hat die 4 Einkreisungsfeldzüge der imperialistischen K M T auf das Sowjetgebiet zerschlagen, das Sowjetgebiet erweitert, die starke eiserne Rote Armee geschaffen. Es hat die systematische und zentralisierte Führung der Sowjetmacht errichtet, den revolutionären Einfluß und die Führung in den breiten werktätigen Arbeiter- und Bauernmassen ganz Chinas verstärkt und wurde somit der Hauptfaktor der revolutionären Lage Chinas. U m den neuen 5. Einkreisungsfeldzug der imperialistischen K M T zu zerschlagen, um den Sieg der Sowjetrevolution vorerst in einer Provinz bzw. mehreren Provinzen sowie den Sieg in ganz China zu erringen, muß der 2. Allchinesische Sowjetkongreß aus der zweijährigen, er122

Als in den Jahren 1 9 3 4 / 1 9 3 5 im Zuge des Langen Marsches die Hauptkräfte der R A ihre Stellungen im Süden Chinas aufgaben, ließen sie dort Partisanenabteilungen zurück. Diese Abteilungen führten einen hartnäckigen Partisanenkrieg in 14 Gebieten auf dem Territorium von 8 Provinzen.

123

s. Anm. III. 111.

124

s. A n m . III. 119.

125

s. A n m . III. 4 4 .

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fahrungsreichen Sowjetrevolution genau Bilanz ziehen, vom klaren und konkreten Tatbestand die breiten werktätigen Arbeiter- und Bauernmassen des ganzen Landes unterrichten, daß nur der Weg des Sowjets China erst aus dem Kolonialweg der imperialistischen KMT herausführen kann, mobilisieren und organisieren Tausende und Abertausende werktätiger Arbeiterund Bauernmassen unter der Flagge der anti-imperialistischen, agrarrevolutionären Sowjets sammeln und für das sowjetische Neue China kämpfen. Der 2. Allchinesische Sowjetkongreß muß nochmals an die antiimperialistischen Arbeiter, Bauern, Soldaten, Freiwilligenkorps des Nordostens, Volksrevolutionäre Armee, Studenten, freiberuflich Tätige sowie an alle patriotischen Volksmassen und bewaffneten Kräfte proklamieren, daß die Sowjetmacht bereit ist, sich mit ihnen eng zusammenzuschließen, gemeinsam den heiligen nationalen Revolutionskrieg durchzuführen, die japanischen und alle anderen Imperialisten aus China zu vertreiben, das verlorengegangene Territorium im Nordosten zurückzuerobern, die volle Befreiung der Nation zu erringen. Ferner muß die Sowjetmacht diesbezüglich noch aktivere, noch konkretere Maßnahmen ergreifen zur Realisierung dieser Idee. 2. Die Sowjetmacht ist durch die Siege des ununterbrochenen revolutionären Krieges entwickelt und konsolisiert worden; nur durch den revolutionären Krieg gegen die bewaffneten Kräfte der KMT und die Imperialisten ist es der Sowjetmacht erst möglich, den Sieg vorerst in einer Provinz oder mehreren Provinzen, ja sogar in ganz China, zu erringen. Alle Kräfte deshalb für die Entfaltung des revolutionären Krieges zu konzentrieren, alles für den revolutionären Krieg zu opfern, ist die Generallinie des 2. Allchinesischen Sowjetkongresses; um noch stärker den Krieg zu führen, zu organisieren, muß der 2. Allchinesische Sowjetkongreß mit noch größerer Kraft die politische und militärische Führung in allen Sowjetgebieten intensivieren, damit alle Sowjetgebiete unter der generellen politischen Führung und geeinten strategischen Ideologie der Zentralregierung der Sowjets sowie des Revolutionären Militärkomitees geführt werden können, ihre Aktionen aufeinander abstimmen und koordinieren; um die Sowjetgebiete zusammenzuschließen, um das Sowjetgebiet zu schützen, um neue Sowjetgebiete und Zentralstädte zu erringen, muß der Kongreß entschieden den Opportunismus bekämpfen, der kein Vertrauen auf den Sieg des revolutionären Krieges hat, der pessimistisch während des Angriffs des Feindes zu Flucht und Rückzug verleitet, und muß alle, die den revolutionären Krieg vernachlässigen, oder die die Tendenz, „in Ruhe gelassen" zu werden, mögen, entschieden bekämpfen; ferner muß klargestellt werden, daß die ,,links"-opportunistischen Lebensmüden praktisch dem Aufgeben

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der aktiven Mobilisierung für den revolutionären Krieg gleichzustellen sind. 3. Der Sieg des revolutionären Krieges stützt sich vorerst auf die bewaffneten Kräfte der Arbeiter und Bauern, vorerst auf die Rote Arbeiter- und Bauernarmee. Der 2. Allchinesische Sowjetkongreß muß für die Realisierung des Appells: „Eine Million eiserne Rote Armee kontinuierlich zu schaffen", kämpfen, mit höchster Kraft die breiten Massen der Arbeiter und Bauern für die Rote Armee mobilisieren, neue Heeresgruppen aufstellen, neue selbständige Verbände, neue Partisaneneinheiten, um die höhere Aufgabe, das Sowjetgebiet zu erweitern und Zentralstädte zu erobern, zu vollenden. Er muß alle Maßnahmen ergreifen, um die absolute Führung der Partei in der Roten Armee, bei den lokalen bewaffneten Kräften und den Partisanen zu garantieren, das Politkommissarsystem errichten, die Führung der Partei und die Politorgane verstärken; die besten Arbeiterkader für die Rote Armee mobilisieren, um das politische Bewußtsein und die selbstbewußte Klassendisziplin der Roten Kämpfer zu heben, sich entschieden gegen das traditonelle Partisanentum stellen, mit neuer Taktik unsere Militärkader neu erziehen. Die lokale Arbeitsabteilung unter der Politabteilung der Roten Armee muß viel mehr verstärkt werden, damit alle Orte, w o die Rote Armee anwesend ist, sofort rot werden. Die Rote und die Junge Garde sowie die Muster-Rote- und -Junge-Garde vergrößern, laß jeden Werktätigen in die Rote und Junge Garde eintreten, die politische und militärische Schulung unter ihnen intensivieren, damit die Rote und Junge Garde die vollkommene Reserve der Roten Armee wird — das ist ein notwendiger Schritt vom Freiwilligen zum Pflicht-Wehrsystem. Die tadellose Durchführung der Begünstigungsarbeit für die Familienangehörigen 1 2 6 der Roten Armee ist eine notwendige Bedingung zur Vergrößerung der Roten Armee. Das Revolutionäre Militärkomitee wird die Führung in bezug auf alle Militärabteilungen der Wehrbezirke, Wehrunterbezirke, Distrikte und Bezirke intensivieren, die dortigen Kader verbessern; ferner wird es die rückwärtigen Dienstorgane veranlassen, sich den Bedürfnissen des neu entwickelten revolutionären Krieges anzupassen, damit die Hauptstreitkräfte der Roten Armee während des Kampfes nicht irgendwelche materiellen sowie Versorgungsschwierigkeiten erleiden müssen. Den ideologischen Kampf im System der Roten Armee entfalten, sich gegen Unterschlagung, Korruption und Bürokratismus stellen, gegen den versteckten Klassenfeind, der die Rote Armee zersetzen will, und die Desertionselemente aus der Roten 126

s. D - 1 5 : Begünstigungsvorschriften f ü r die R A und deren Familienangehörige.

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Armee entfernen, die politisch stabilen und aktiven neuen Kader befördern, ist eine notwendige Bedingung, diese Aufgabe zu vollenden. 4. Gründlich das Agrarproblem lösen, das Leben der Arbeiter verbessern, noch mehr ihre Aktivitäten entfalten — das sind wirkungsvolle Garantien für den Sieg des revolutionären Krieges. Seit der 4. Plenarsitzung haben wir bereits die Fehler der vergangenen Zeit, der Reiche-BauernKurs 1 2 7 der Li-san-Linie, korrigiert; somit fallen die Vorteile der Agrarrevolution wahrhaftig in die Hände der Knechte, armen und mittleren Bauern. Die in den vergangenen Jahren begonnene Feld-ÜberprüfungsBewegung 1 2 8 in dem Zentralsowjetgebiet ist eine "Waffe, die das Agrarproblem lösen wird. Der Kurs von jetzt ab ist: Das Zentrum der FeldUberprüfungs-Bewegung von den progressiven Gebieten in die rückständigen Gebiete zu verlegen. In Gebieten, wo das Land inkorrekt verteilt worden ist, müssen die breiten Massen in Bewegung gesetzt werden, das Land neu zu verteilen. Hier muß man entschieden die klare Klassenlinie durchführen, den Grundbesitzer vernichten, sich gegen die reichen Bauern stellen, sich auf die armen Bauern stützen, sich mit den mittleren Bauern verbünden. Das Land, das in die Hände der Knechte, der armen und mittleren Bauern gefallen ist, muß konsolidiert werden; nur unter der Bedingung, daß die erdrückende Mehrheit der Bauern sich freiwillig dafür erklärt, darf es erneut verteilt werden. Die Maßnahme, das Land zu verstaatlichen, ist in der Gegenwart ein Fehler. „ N u r nachdem der Sieg der Sowjetrevolution in einigen wichtigen Provinzen in China errungen ist, nur nach der Unterstützung der Grundbasis der Bauern für die Verstaatlichung des Landes dürfen wir erst die Verstaatlichung des Landes durchführen." (Beschluß des E K K I ) 1 2 9 Gegenüber den Arbeitermassen muß geschickt das Arbeitergesetz 1 3 0 angewendet werden, in jeder Hinsicht ist der Profit der Arbeiterklasse in Schutz zu nehmen, die grausame Ausbeutung der Kapitalisten und Arbeitgeber einzuschränken, ihr (d. h. die Arbeitermassen) Kampf gegen den Kapitalismus und das Arbeitgebertum zu entfalten, sie sind zu solidarisieren, zu organisieren, ihr Bewußtsein ist zu heben. Sie verstehen lassen, daß die Konsolidierung der Sowjetmacht untrennbar mit der Endbefreiung der Arbeiterklasse verbunden ist, sie veranlassen, daß sie während ihres 127 128

s. A n m . III. 114. Die Kampagne zur Uberprüfung der Bodenzuteilungen wurde nach der Aufteilung des Bodens auf dem Territorium der Roten Gebiete durchgeführt; ihre Aufgabe bestand darin, die Richtigkeit der Bodenverteilung zu überprüfen.

129

Beschluß des E K K I : „Verstaatlichung des Landes".

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s. A n m . III. 105.

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Kampfes für ihren eigenen Profit keine Minute vergessen, sich eng mit der Basis der Bauern zu verbinden — nur so kann die Führung des Proletariats in der Sowjetrevolution wirklich intensiviert, die Wende zum zukünftigen revolutionären Sozialismus garantiert werden. 5. U m den materiellen Bedarf des revolutionären Krieges zu decken, um den Boykott des Feindes zu zerschlagen, um das Leben der Arbeiterund Bauernmassen noch einen Schritt zu verbessern, muß der 2. Allchinesische Sowjetkongreß das Aufbauproblem der Sowjetwirtschaft besonders beachten. Er muß unterstreichen, daß der Wirtschaftsaufbau und der revolutionäre Krieg eine untrennbare, keine kontroverse Aufgabe ist. Obwohl der Wirtschaftsaufbau der Sowjets in den vergangenen Jahren große Erfolge erzielt hat, konnten trotzdem der Wirtschaftsaufbau und der revolutionäre Krieg nicht gut koordiniert werden, besonders im Hinblick auf die Lösung des Lebensmittelproblems. Was das Lebensmittelproblem angeht, muß es die Sowjetregierung mit aller Anstrengung lösen. Die Errichtung von Lebensmittelabteilungen unter dem Volkskomitee ist eine nicht hinauszuschiebende Aufgabe. Die Sowjetmacht muß mit allen Kräften für die Hebung der Agrar- wie Industrie-Produktion sowie die Entfaltung des Handels im Sowjetgebiet kämpfen. Die Hebung der Produktionskapazität im Sowjetgebiet ist eng mit der Verbesserung des Lebens der Arbeiter und Bauern im Sowjetgebiet sowie mit der Zunahme der finanziellen Einnahmen der Sowjetregierung verknüpft. Die Arbeiter- und Bauernmassen nach ihren eigenen Interessen in den verschiedenen Genossenschaften organisieren, ihnen die politische und wirtschaftliche Leitung gewähren — das ist eine der wichtigsten Aufgaben der Sowjetmacht. Die Wirtschaftsorgane der Sowjetmacht müssen mit den Genossenschaften der Massen engste Beziehungen anknüpfen, durch sie und gestützt auf sie ihr eigene Aufgabe vollenden. Erst so kann die Sowjetmacht gegen die Grundbesitzer, Kaufleute, gegen Spekulation und Monopolisierung der Kapitalisten kämpfen, aus praktischen Beispielen die breiten Massen der Arbeiter und Bauern durch sozialistische Erziehung zu erziehen, die Vorbedingung und günstige Lage für den zukünftigen Wandel zum Sozialismus schaffen. Anderseits muß die Sowjetmacht gewähren und dazu anspornen, daß die Kaufleute ihr Kapital investieren und damit wirtschaften, ihr Kapital ausnutzen zur Entfaltung der Wirtschaft des Sowjetgebietes, doch das darf nur unter der Bedingung geschehen, daß sie sich dem Gesetz der Sowjetmacht und der Aufsicht der Arbeiter über die Produktion unterzuordnen vermögen. Unter den Bedingungen des Machtzuwachses der Sowjetregierung sowie der Aufsicht der Arbeiter über die Produktion ist die Entwicklung des Kapitalismus nicht zu befürchten. Die Entwicklung des Kapitalismus ist

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unvermeidbar; alle Illusionen, den Kapitalismus zu liquidieren, den „Militär-Kommunismus" 1 3 1 zu realisieren, sind falsch. 6. U m den Sieg des revolutionären Krieges zu vergrößern, die Arbeit in den Weißen Gebieten um das Sowjetgebiet zu intensivieren, den Partisanenkrieg um die Sowjetgebiete herum auszubreiten, ist es äußerst wichtig, neue Partisaneneinheiten und neue Sowjetgebiete zu gründen. Diese Arbeit hat bis heute noch keine sichtbaren Erfolge gezeigt; in den Weißen Gebieten haben unsere nicht von der Klassenlinie gesteuerten Partisanen sogar ein ernstes Phänomen der Kontroverse zwischen Weiß und R o t geschaffen. Gemäß der Einschätzung empfindet die Masse in den Weißen Gebieten Groll gegen die imperialistische K M T , sympathisierte mit der wachsenden Sowjetmacht und ihrer zügigen revolutionären Arbeit; die Sowjetmacht, besonders die Sowjetregierungen in den Grenzgebieten müssen mit allen Kräften und Maßnahmen die Propaganda- und Organisationsarbeit bei den Massen in den Weißen Gebieten und bei der Weißen Armee durchführen; auf breiter Basis das Ziel der Sowjetrevolution propagieren; die Vorteile, die die Sowjets bereits den Arbeitern und Bauern gewährt haben, propagieren; ständig die Bewegung zur Unterstützung der Sowjets und der Roten Armee durchführen; dazu anzuspornen, daß sie von sich aus Arbeiter- und Bauerndelegationen zur Besichtigung in die Sowjetgebiete entsenden; jede winzige Unzufriedenheit der Massen gegenüber der imperialistischen K M T ausnutzen, ihren Kampf entfalten; sie unmittelbar zu den Partisanenkämpfen und den bewaffneten Aufständen hinzuführen, um neue Partisanen- oder Sowjetgebiete zu gründen; besonders im Hinterland der K M T Armee haben unsere Partisaneneinheiten eine äußerst große Aufgabe, sie sollen Propagandist und Administrator des Grundprogramms der Sowjetmacht sein, ihre Aufgabe ist es, die Massen des betreffenden Ortes zu entfalten, organisieren und führen, die Herrschaft der Grundbesitzer und Kapitalisten zu stürzen und für die Gründung der neuen Sowjetmacht zu kämpfen. Der 2. Allchinesische Kongreß ist beauftragt, die Militärabteilungen aller Wehrbezirke, Wehrunterbezirke, Grenzgebiete und Distriktsowjets zu veranlassen, dringend wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Partisanentrupps zu vergrößern, die Qualität der Partisanen in allen Orten zu verbessern und die Führung der Partei zu verstärken; ferner wird mit der Grundpolitik der Sowjets und der Lehre, wie man Massenkämpfe führt, jedes einzelne Partisanenmitglied erzogen. Die Militärorgane aller Ebenen müssen die Aktionen der ihnen unterstellten Partisanen planmäßig ordnen und kommandieren, damit die Aktivitäten der Partisanen noch besser mit 131

Militär-Kommunismus.

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den Aktionen der Roten Armee koordiniert werden zur Erfüllung einer bestimmten strategischen und taktischen Aufgabe. Im Hinblick auf die Partisanen in den verschiedenen Orten, die zu uns noch keinen Kontakt aufgenommen haben, muß die Sowjetmacht versuchen, zu ihnen Kontakt aufzunehmen, und ihnen konkret menschlich, politisch und militärisch Hilfe und Führung geben. 7. U m den Sieg des revolutionären Krieges zu garantieren, ist die Entfaltung des inneren Klassenkampfes des Sowjetgebietes, die Konsolidierung der Neuen, Grenz- sowie Hinterland-Stützpunktgebiete eine Aufgabe, bei der man keinen Augenblick lockerlassen kann. Es muß demonstrativ darauf hingewiesen werden, daß die Arbeit in den Neuen und den Grenzgebieten immer noch das schwächste Glied in unserer Arbeit ist. O b w o h l die Bourgeoisie in den Sowjetgebieten niedergeschlagen, doch nicht vernichtet ist, glaubt sie nicht, daß sie bereits verloren hat; das geschah besonders in den Neuen und Grenzgebieten. Aufgrund der direkten Unterstützung der imperialistischen K M T wird sie sicherlich auf irrsinnige Weise versuchen, mit konterrevolutionären Aktivitäten die Sowjetmacht zu stürzen; die Sowjetmacht muß in bezug auf die konterrevolutionären Aktivitäten erbarmungslose Unterdrückungsmaßnahmen ergreifen. Die Arbeit der Säuberungsorgane verstärken, die bewaffneten Kräfte der Schutzgarde vergrößern, den Roten Belagerungszsutand straffen, um die Neuen und die Grenzgebiete von Banditen, Min-t'uan, Schwerter-Vereinen, Boyscouts und feindlichen Agenten sowie allen Aktivitäten der konterrevolutionären Organisationen zu säubern — das ist ein unbedingt notwendiger Schritt beim Kampf gegen die Konterrevolutionäre. Wir müssen das revolutionäre Bewußtsein maximal heben, die Schädlinge und Klassenfeinde, die in den Sowjetorganen verborgen insgeheim Sabotageaktionen durchführen, entlarven und sie mit den strengsten revolutionären Maßnahmen bestrafen. Man muß sich im klaren darüber sein, daß die geringste Konfusion in der revolutionären Ordnung der Sowjets, die geringste Ubertretung des Sowjetgesetzes sowie die kleinste Unachtsamkeit sofort die Position und den Einfluß der Bourgeoisie stärken, die Macht der Arbeiterund Bauernmassen schwächen. In den Neuen und den Grenzgebieten müssen schleunigst und aufs entschiedenste das Bodenproblem gelöst, das Leben der Arbeiter sofort verbessert, die Interessen der Grundbesitzer, reichen Bauern und Kapitalisten geopfert werden, um die Begeisterung der breiten Arbeiter- und Bauernmassen zu entfalten, sie unter der Herrschaft der Sowjetmacht zu gewinnen, in der Roten Armee aufzusaugen, sich in die örtlichen bewaffneten Kräfte einzureihen bzw. an allen Arbeiten der Sowjets zu beteiligen.

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III.

Der 1.

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Wir müssen die Arbeiter schnell in die Klassengewerkschaft eingliedern, zum Eckpfeiler der Sowjetmacht werden lassen. Wir müssen einen entschlossenen Kurs einschlagen, um das Revolutionskomitee der Neuen und der Grenzgebiete zu verbessern, es in die vom Volk richtig erwählte Sowjetmacht umzuändern. Die realen Umstände der Neuen und der Grenzgebiete wirklich, detailliert zu verstehen, die besten Kader dorthin zu schicken und ihnen ständig Hilfe und Anleitung zu gewähren, sind wichtige Vorbedingungen zur Umänderung der Neuen und der Grenzgebiete. 8. Schließlich muß der 2. Allchinesische Sowjetkongreß alle Maßnahmen ergreifen und die Arbeit der Sowjetorgane verbessern, damit die Sowjets mit den breiten Arbeiter- und Bauernmassen in eine noch engere Verbindung kommen. Die Mitwirkung von noch mehr Arbeiter- und Bauernmassen an der Verwaltung der Sowjets, zu lernen, selbst seinen eigenen Staat zu regieren — das sind auch notwendige Voraussetzungen, den Sieg des revolutionären Krieges zu erlangen. Diesbezüglich muß die Sowjetregierung die sowjetische Demokratie 1 3 2 auf breiter Basis entfalten, damit jeder Vertreter der Sowjets ein Führer und Aktivist des Volkes ist, damit jeder Vertreter der Sowjets an der Arbeit der Sowjets mitwirkt, damit jeder Beschluß der Sowjets die Unterstützung und Mitwirkung der breiten Massen bekommt. Wir müssen den Kernpunkt unserer Arbeit in den Gemeindesowjet oder den Marktsowjet verlegen; sie sind die Basis der Sowjetregierung, die Machtorgane, die unmittelbar mit dem Volk in Berührung kommen. Wir müssen die bolschewikische Selbstkritik entfalten, mit allen Opportunisten, Bürokraten und korrupten verschwenderischen Elementen entschieden den Kampf aufnehmen. So kann man sich einerseits von den klassenfremden Elementen und Schädlingen, die sich geheim in den Sowjetorganen verborgen halten, optimal säubern, anderseits mit Wagemut die Aktivisten unter den Arbeitern und Bauern fördern, damit sie die Arbeit der Sowjets auf sich nehmen. Wir müssen mit großer Geduld die neu beförderten Kader schulen und erziehen, damit sie fähig sind, ihre Aufgaben zu bewerkstelligen. Wir müssen allgemein die kollektive Polemik und das System der Einzelverantwortung anwenden, uns strikt gegen das Schwätzertum, das keine reale Arbeit durchführt, stellen. Fortlaufend den Stand der durchgeführten Arbeiten überprüfen, den Verlauf der Arbeit überwachen und sie konkret, lebendig ausführen — das sind Maßnahmen, dem Schwätzertum Einhalt zu gebieten. Alle Ressorts der Zentralregierung sowie der Führungsanteil aller Provinz-Sowjetregierungen müssen verstärkt werden. Die Arbeiter- und Bauern-Untersuchungsabteilung muß ihre 132

Die sowjetische Demokratie: Die Räte-Demokratie.

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Uberprüfung in bezug auf die gesamte Durchführung der Sowjetgesetze entfalten, sich gegen die Korruption stellen, gegen den Bürokratismus stellen, den Kampfstil in der Arbeit der Sowjetorgane verbessern; die Parteiorgane aller Ebenen müssen ihre besten Kader mobilisieren, besonders die Kader der Arbeiter in der Arbeit der Sowjetregierung einsetzen, um den Führungseffekt der Partei in der Sowjetregierung zu verstärken; jedem Genossen muß klargemacht werden, daß die Sowjetmacht einzig und allein unter der Führung der K P C h sich konsolidiert und entwickelt hat; die K P C h hat die absolute Verantwortung gegenüber allem, was die Sowjetregierung tut. Die Verstärkung der proletarischen Führung in der Sowjetmacht ist Voraussetzung und Garantie für die Umwandlung der Sowjetrevolution später in den Sozialismus.

CCC-16

D27: Beschluß über die Fragen der Roten Armee (Jan. 1934) — Im Januar 1934 vom II. Allchinesischen Kongreß133 verabschiedet.



Der Kongreß ist, nachdem er den Bericht des Genossen Chu T e und den Zusatz-Bericht des Genossen Hsiang Ying gehört hat, der Meinung, daß die provisorische Regierung der Zentrale sowie des Revolutionären Militärkomitees der Zentrale den Beschluß des I. Allchinesischen Kongresses 1 3 4 zur Frage der Roten Armee durchgeführt haben. Der Kongreß hob hervor, daß die heldenhafte Rote Arbeiter- und Bauernarmee in den letzten zwei Jahren in allen Sowjetgebieten ganz Chinas herrliche Siege errungen, die 4 Einkreisungsfeldzüge des Feindes zerschlagen, -zig Tausende der K M T - A r m e e vernichtet, das Gebiet des Sowjets erweitert, neue Sowjets errichtet und in dem jetzigen Kampf gegen den 5. Einkreisungsfeldzug des Feindes bereits den Sieg im ersten Stadium errungen hat; wir befinden uns an der Stelle, den 5. Feldzug des Feindes total zu zerschlagen und den revolutionären Sieg vorerst in einer oder einigen Provinzen zu realisieren. 133 134

s. Anm. III. 119. s. Anm. III. 60.

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III. Der 1.

Bürgerkrieg

Die Rote Arbeiter- und Bauernarmee hat während des erfolgreichen Kampfes sich vergrößert und konsolidiert, ihre traditionellen Partisaneneigenschaften abgeschüttelt und hat die eiserne Bahn der regulären Roten Armee beschritten; unter dem Appell der Partei und der Sowjets sind Hunderttausende werktätige Arbeiter und Bauern in die Einheiten der Roten Armee eingetreten, so daß der Kern der Roten Armee um ein Mehrfaches stärker ist als zum I. Allchinesischen Kongreß; die politische, militärische und organisatorische Arbeit in der Roten Armee hat ernorme Fortschritte gemacht; die Verbesserung des sozialen Bestandteils, Hebung des politischen Bewußtseins, Fortschritt in militärischer Technik und Taktik, Erneuerung des Aufstellungssystems, Verbesserung der Nachschub-Organisation haben die Kampfkraft der Roten Armee erheblich erhöht. Die Rote Arbeiter- und Bauernarmee ist die wirkliche, unsere bewaffnete Kraft gegen den Imperialismus und der Führer des nationalen revolutionären Kampfes; die Kriegserklärung gegen Japan 1 3 5 von Seiten der Zentralregierung des Sowjets und des revolutionären Kriegsrates sowie die Reihe von antijapanischen Proklamationen zur Einheitsfront und die praktischen Taten der Roten Armee zeigen deutlich, daß nur die Klassenarmee der Arbeiter und Bauern — die Rote Arbeiter- und Bauernarmee — die wirkliche antiimperialistische, antijapanische, für die Souveränität und Freiheit Chinas kämpfende, bewaffnete Streitkraft ist; es ist auch nur der Roten Armee möglich, öffentlich den Krieg gegen Japan zu erklären, möglich, allen bewaffneten Kräften Chinas vorzuschlagen, entschlossen den Widerstandskrieg gegen Japan aufzunehmen; ferner kann auch nur die Rote Armee ununterbrochen im erbarmungslosen Kampf gegen die bourgeoise K M T und deren Armee ausharren, bis zum Ende den Kampf für die Befreiung der werktätigen Arbeiter- und Bauernklasse durchfechten; dies alles ließ die Rote Arbeiter- und Bauernarmee zum Hauptträger der Revolutionsbewegung in ganz China werden, ließ die Rote Armee nicht nur die direkte Unterstützung und Hilfe der Millionenmassen der Sowjetgebiete finden, sondern auch in den von der K M T beherrschten Gebieten zahlreiche Helfer und Verbündete finden. Nach Einschätzung des Sieges und Fortschritts der Roten Armee hat der Kongreß demonstrativ darauf hingewiesen, daß wir uns z. Z. in dem täglich sich ausbreitenden revolutionären Krieg befinden; die imperialistische K M T hat all ihre Streitkräfte mobilisiert, den 5. Feldzug gegen die Rote Armee und das Sowjetgebiet zu unternehmen. Das ist der Entscheidungskampf zweier politischer Mächte — Sowjetmacht und K M T - M a c h t ; das ist 135

s. Anm. III. 103.

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die Schwelle zu Sieg und Niederlage zweier Wege — Kolonial- und Sowjetw e g ; die Rote Armee hat nicht nur gegen die Streitkräfte der K M T zu kämpfen, sondern m u ß in jeder Hinsicht zur direkten Konfrontation mit den Streitkräften der Imperialisten bereit sein; das fordert von der Sowjetregierung die Aufgabe, mit höchster Anstrengung unter der Parole: „Alles für den Krieg" schleunigst hunderttausend eiserne Rote A r m e e aufzustellen. 1. Zusichheranziehen und Organisieren der breiten werktätigen Arbeiterund Bauernmassen im ganzen Sowjetgebiet zum enthusiastischen Eintritt in die Rote Armee, Appell an die Arbeiter- und Bauernmassen in den Weißen Zonen und an die Weiße Armee zum Eintritt in die Rote Armee, Organisation neuer Heeresgruppen, neuer Korps, neuer Divisionen. Der Kongreß beauftragte das Revolutionäre Militärkomitee und die lokale Regierung, die reichen Erfahrungen bei der Vergrößerung der Roten Armee in den letzten zwei Jahren zu ordnen, die Mobilmachungsorgane der Militärabteilung aller Regierungsebenen gesund zu machen, die klassenfremden Elemente herauszulösen, die Führung zu konsolidieren und ihre Arbeit aufzustellen. Der Kongreß hat wiederholt darauf hingewiesen, daß nur die Arbeiter, Bauern und werktätigen Massen das Privileg haben, in die Rote Armee einzutreten; Grundbesitzern, reichen Bauern und anderen Ausbeutern, die die Absicht haben, sich in die Rote A r m e e einzumischen, um sie zu zersetzen, m u ß ein äußerst ernsthafter Schlag versetzt werden. U m für die Ergänzung und Vergrößerung der Roten A r m e e eine noch ständigere festere Basis zu schaffen, müssen die Reservetruppen der Roten Armee — Training und Organisieren von Roten Garden und Jungen Garden — zunehmend konsolidiert werden. Der Kongreß ist der Meinung, obwohl wir nach dem I. Kongreß Charakter und Gliederung der Roten Garde und der Jungen Garde festgelegt und etliche militärische und politische Schulungen durchgeführt haben, ist das doch nur der Anfang der Arbeit gewesen; das Revolutionäre Militärkomitee m u ß in diesem Zweig die Arbeit intensivieren, die militärische, politische und erzieherische Arbeit in der Roten und Jungen Garde intensivieren, damit sie wirklich die Reservetruppe der Roten A r m e e und die bewaffnete Kraft z u m Schutz des Sowjetgebietes werden können; ferner ist es auch ein wichtiger Schritt vom Freiwilligen Wehrsystem zum Pflicht-Wehrsystem. 2. Man m u ß alle Maßnahmen ergreifen, um die Rote Armee zu festigen; vorerst m u ß man die Rote Armee säubern, besonders von klassenfremden Elementen in den Partisanentrupps, das Rückgrat der Arbeiter und Parteimitglieder in der Roten Armee stärken, die absolute Führung der Partei in

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III. Der 1.

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der Roten Armee festigen. Wir müssen die politische Erziehung in der Roten Armee intensivieren, nicht nur einige Fragen der gegenwärtigen politischen Lage anregen und erörtern, sondern gleichzeitig die Grunderziehung in den Fragen der chinesischen Revolution durchführen, damit jeder Kämpfer der Roten Armee selbstbewußt und entschieden für das sowjetische Neue China bis zum Endsieg kämpft, damit die Einheiten der Roten Armee Propagandist und Organisator der Sowjets werden. Gleichzeitig müssen alle praktischen Maßnahmen ergriffen werden, damit die Kämpfer der Roten Armee sowie die werktätigen Arbeiter- und Bauernmassen — nicht nur in den Sowjetgebieten, sondern auch in den Weißen Gebieten — noch enger miteinander verbunden werden, alle Einheiten der Roten Armee mit den Arbeitern, Bauern und deren Massenorganisationen das Verbindungssystem gesund machen, die klassenbewußte Disziplin der Roten Armee zu heben; Kommandeure und Parteimitglieder müssen Muster an Disziplin sein. Was die Freizügigkeit hinsichtlich der Disziplin sowie die übermäßige Bestrafung von Disziplin anlangt, so sind sie äußerst gefährlich. Wegen der Konsolidierung der Roten Armee ist es absolut notwendig, die Partei- und Verbandsmitglieder sowie die Mitglieder der Gewerkschaften der Sowjetgebiete und deren Kader zu mobilisieren, in die Rote Armee einzutreten, die politischen Organe und Parteiorganisationen in der Roten Armee zu intensivieren. 3. U m die Kampfkraft der Roten Armee zu heben, muß das politische Bewußtsein, die Tapferkeit und Entschlossenheit der Roten Armee sowie ihr militärisches Können und ihr taktischer Fortschritt gleichzeitig vorangetrieben werden, denn im modernen Krieg ist es, wenn man keine Ahnung von Militärwissenschaft hat, unmöglich, den Sieg zu erringen. Der Kongreß hat das Zentral-Militärkomitee beauftragt, mit höchster Anstrengung die Rückständigkeit der militärischen Schulung der Roten Armee zu überwinden, unsere Führungskader in der modernen Kampftechnik erneut zu erziehen, um mit praktischen Kampferfahrungen sowie Schulungen eine noch bessere Kampfmethode zu erlernen. Auf Grund der Geschichte des Bürgerkrieges in der Sowjetunion sowie der großen Erfolge beim Aufbau der Roten Armee (Rußland) und der Erfahrungen durch die harten Kämpfe der chinesischen Roten Armee in den letzten Jahren ist eine höchst notwendige Vorschrift in bezug auf den Kampf zu schaffen; gleichzeitig muß man die Führung hinsichtlich der Organe und Anstalten der militärischen Erziehung verstärken und geschickt die Militär-Experten der Weißen Armee für die Rote Armee ausnützen, um noch qualifiziertere Kommandeure auszubilden. Außerdem muß man die Militärschulung der Roten Garde intensivieren; die Militarisierung des Sowjets und der anderen

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Organe muß zur Militärerziehung der Bürger werden. Das ist auch notwendig 1 3 6 . 4. Was die Partisanen und die Führung des Partisanenkrieges angeht, so müssen sie unbedingt verstärkt werden; im Sowjetgebiet muß man wirkungsvolle Maßnahmen ergreifen, um schleunigst und radikal eine Wende zu erlangen. Die Bestandteile der Partisanen zu verbessern, Partisanenkader heranzuziehen, die Politschulung, Politarbeit und das Militärtraining zu intensivieren, neue Partisaneneinheiten aufzustellen, Kampf gegen all die Erscheinungen, wie Partisanen, die sich den Arbeiter- und Bauernmassen entfremdet haben, Handlungen, die gegen die Partei und die Politik des Sowjets gerichtet sind und Starrheit, Unempfindlichkeit oder Schwäche 1 3 7 , damit die Partisanen wirklich zu Propagandisten und Organisatoren des Sowjets werden und mit den Hauptkräften der Roten Armee koordiniert in Aktion treten, als tatkräftiger Helfer zur Vernichtung des Feindes. Gleichzeitig muß man bei den Bauernkämpfen in der Weißen Zonen, bei den Soldatenaufständen in der Weißen Armee sowie anderswo in den antiimperialistischen Kämpfen neue Partisanen organisieren, ihre Aktionen auf der Basis des Massenkampfes und der Entfaltung der Bodenrevolution aufbauen, den Partisanenkrieg auf eine noch höhere Stufe vorantreiben: Gründung der Sowjetstützpunkte und der neuen Roten Armee. Hier muß das Sowjetgebiet nach den Erfahrungen des Partisanenkrieges der Vergangenheit geordnet werden, eine Anzahl politisch fest überzeugter, im Partisanenkampf erfahrener Kader herausgezogen werden, um mit ihnen die Partisanen in den Weißen Gebieten zu versorgen; man muß von Seiten des Sowjets und von Seiten der Weißen Zone die Partisaneneinheiten reorganisieren und neu aufstellen, damit die Entwicklung des Partisanenkrieges zum neuen Träger der Sowjetbewegung wird. 5. U m den Sieg des revolutionären Krieges zu gewährleisten, muß mit aller Kraft der materielle Bedarf des Krieges zu jeder Zeit befriedigt werden; diesbezüglich muß die Wirtschaft des Sowjetgebietes entwickelt werden, besonders die Zweige, die direkt für die Versorgung der Roten Armee in Frage kommen; allen voran stehen die Hebung der Lebensmittelproduktion und das Konzentrieren und Speichern von Lebensmitteln sowie das Anpflanzen von Baumwolle usw. Bei dem Außenhandel muß besonders auf die Einfuhr von Waren achtgegeben werden, die für den Krieg dringend notwendig sind. Die Arbeit der Roten Armee in den Weißen Gebieten bei Kapital-Eintreibung muß noch mehr systematisiert, noch mehr vertieft 136

Hierzu s. auch O t t o B r a u n : Chinesische Aufzeichnungen ( 1 9 3 2 - 1 9 3 9 ) , S. 5 7 - 5 8 .

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Gegen M a o Tse-tung gerichtet.

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III.

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werden, um das Versorgungsproblem der Roten Armee lösen zu helfen; außerdem haben der Straßenbau und die Verbesserung der Transportmittel gleichermaßen eine wichtige Bedeutung für den Krieg. Ferner wird gleichzeitig die Arbeit aller Dienstorgane (Versorgung, Sanitäts- und Etappenstationen usw.) verbessert und die Entwicklung der Kriegsindustrie gehoben, damit sie noch besser den Kriegsbedarf decken kann. Diesbezüglich werden der Bürokratismus sowie Korruption und Verschwendung der Roten Armee Schwierigkeiten bereiten und zur Sünde, die den revolutionären Krieg gefährdet; der Kampf gegenüber solchen Elementen muß streng durchgeführt werden. 6. Es ist eine an sich jedes Sowjetorgan und jede Massenorganisation selbst angehende Angelegenheit, die Liebe zur Roten Armee sowie deren Stimmung und Kampfentschlossenheit zu festigen. Hierbei ist die Hauptaufgabe die Durchführung der Begünstigungsarbeit für die Rote Armee und deren Familienangehörige; man muß die Begünstigungsarbeit für die Familienangehörigen der Roten Armee zur breiten Massenbewegung umgestalten, jeden einzelnen Sowjetbürger so erziehen, daß er von sich aus aus Liebe zur Roten Armee sich freiwillig dieser Bewegung anschließt; alle staatlichen Organe und Genossenschaften müssen genau die Vorschriften und Paragraphen zur Begünstigung der Familienangehörigen der Roten Armee durchführen, in breitem Umfang die Samstag-Arbeit praktizieren. Allen, die in bezug auf das Organisieren von Begünstigungsarbeit für die Familienangehörigen der Roten Armee Passivität oder Bürokratismus zeigen, muß ein erbarmungsloser Kampf angesagt werden. Alle Sowjetregierungen müssen unerschütterlich die gesamten Vorschriften in bezug auf die Begünstigung der Familienangehörigen der Roten Armee durchführen 1 3 8 . Was die Befehle gegen die Desertion angeht 1 3 9 , so sind sie die wichtigste Pflicht der Sowjetregierung während des Revolutionären Krieges; ferner muß in den breiten Arbeiter- und Bauernmassen eine enthusiastische Bewegung zur Unterstützung der Roten Armee entfaltet werden mit dem Appell an sie, mit all ihren möglichen Kräften und Materialien die Rote Armee zu unterstützen. 7. U m die Einkreisung des Feindes zu zerschlagen, um den noch größeren Sieg zu erringen, muß das Revolutionäre Militärkomitee die Führung der Roten Armee im ganzen Lande und aller Wehrbezirke intensivieren, zu jeder Zeit den Schlachtplan festlegen, damit die Rote Armee der verschiedenen Sowjetgebiete, im Sinne der Einzelstrategie, noch besser aufeinander 138

s. D - 1 5 : Begünstigungsvorschriften für die R A und deren Familienangehörige.

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s. D - 2 5 : Probleme hinsichtlich der Deserteure in der R A .

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abgestimmt wird, koordinierte Aktionen durchgeführt werden; das Militärkomitee muß alle Maßnahmen ergreifen, um den Sinn der Einzelstrategie zu gewährleisten, als Garantie zur absoluten Durchführung der Befehle. Alle schrecklichen Erscheinungen, den Befehlen der Zentrale nicht zu gehorchen, müssen entschieden bekämpft werden 1 4 0 . Der Kongreß meint, die Rote Armee der Arbeiter und Bauern ist die Avantgarde an der Front der chinesischen Revolution, der tatkräftige Eckpfeiler der Sowjetmacht. Die Rote Armee zu stärken und mächtig zu machen, ist eine der Hauptbedingungen für den Sieg der Revolution. Der Kongreß appelliert an alle werktätigen Arbeiter- und Bauernmassen, eifrig in die Rote Armee einzutreten, die Rote Armee zu unterstützen, für die Konsolidierung und Hebung der Kampfkraft der Roten Armee zu kämpfen, sich für die Schaffung von einer Million an eiserner Roter Armee einzusetzen, damit sie die glorreiche, herrliche historische Aufgabe auf sich nimmt, für das neue Sowjetchina bis zum Ende zu kämpfen.

KFHm S. 421

D 28: Bewaffnet

an die Front gehen (14. 4. 1934) Cbang Wen-t'ien

Der Feind greift uns nicht mehr in drei Routen, sondern in sechs Routen an (vier Routen unter A A A 1 4 1 , zwei unter Ch'en Chi-t'ang); wir befinden uns gerade an der Schwelle zum grausamen Entscheidungskampf mit dem angreifenden Feind! Jeder einzelne Arbeiter und Bauer muß bewaffnet an die Front gehen! Außer daß wir unsere heldenhafte Rote Armee der Arbeiter und Bauern vergrößern und stabilisieren, mit aktiven Aktionen der regulären Roten Armee die feindlichen Hauptstreitkräfte bekämpfen und vernichten, müssen wir mit den optimalen Möglichkeiten die bewaffneten Kräfte der Massen und ihre Schlagkraft in unseren Sowjetgebieten entfalten, um unsere 140 141

Gegen Mao Tse-tung gerichtet. Gemeint ist Chiang Kai-shek.

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Sowjetgebiete zu schützen, um sie mit der regulären Roten Armee zum Entscheidungskampf zu koordinieren! In den Westfront-Kreisen Yung-feng, Lung-kang, Yang-yin, Wan-t'ai, Hsing-kuo, in den Nordfront-Kreisen I-huang, Nan-feng, Kuang-ch'ang, Ch'ih-shui, in den Nordost-Kreisen Li-ch'uan, Chien-ning, T'ai-ning, Kuei-hua, in den Ostfront-Kreisen Shang-hang, Tai-ying, Hsing-ch'üan, Yung-an, an den Südfront-Kreisen Hsin-an, Wu-p'ing, Men-ling, Huich'ang, Teng-hsien sehen wir jetzt bereits Tausende und Abertausende der Volksmassen begeistert unter dem Aufruf der Partei und Regierung der Sowjets den Partisanenkrieg mitmachen, Festungen bauen, Getreide transportieren, Evakuierungen, Befestigungen und andere Mobilmachungsarbeiten bewerkstelligen. Alle Kreise des Zentral-Sowjets sind auch gerade dabei, überall die Rote Garde und die Jungen Pioniere sowie die Muster-Brigaden der Roten Garde und Pioniere zu mobilisieren und in die verschiedenen Kampfzonen zu schicken, um dort an der Mobilmachung mitzuwirken und koordiniert mit der regulären Roten Armee zu kämpfen! Die Flut der breiten Massen, den Kampf mitzumachen, schwillt nun ins uferlose Wogengetöse an! Jeder einzelne Bürger der Sowjets weiß, daß es seine heilige Pflicht ist, jeden Zoll des Sowjetbodens zu verteidigen! 1 4 2 Die Aufgabe der Partei und der Sowjetregierung ist eine noch bessere Führung und Organisation dieses Elans des Mitmachens der breiten Massen im Krieg und die Entsendung der wirklich besten Kader in die Kriegszonen, um dort die Mobilmachung zum Mitmachen im Krieg zu führen und zu organisieren. Jeder einzelne aus der breiten Masse, der beim Bau von Anlagen, beim Getreidetransport mitwirkt, ist in die Rote Garde, die Pioniere oder in die Muster-Brigaden der Roten Garde bzw. der MusterPioniere organisatorisch zu integrieren, ist aufzumuntern, in die Rote Armee und die Partisanenverbände einzutreten. Die vorhandenen Kompanien und Bataillone der Roten Garde und der Jungen Pioniere bzw. der Muster-Brigaden der Roten Garde und Muster-Pioniere müssen die organisierte Führungskraft der Mobilisierung zum Mitmachen im Kampf sein; das Mitmachen im Kampf ist die Zentralaufgabe der Stoß-Bewegung der Roten Garde und Jungen Pioniere! In den Gebieten, wo der Feind direkt angreift bzw. die er in Besitz genommen hat, darf unsere Partei und Sowjetregierung nicht die Organe nach hinten, in die Zentralsowjets umsiedeln, sondern sie muß veranlassen, daß jeder unserer Genossen ein Organisator und Führer des betreffenden 142

„Jeden Zoll des Sowjetbodens zu verteidigen" (Parole). Auf der Tsunyi-Konferenz wurde das dem Chang Wen-t'ien zum Vorwurf gemacht.

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Kriegsschauplatzes wird. Die Pflicht eines jeden führenden Genossen dort ist es, das Volk am betreffenden O r t in Bewegung zu bringen, es zu bewaffnen, es zu organisieren, um gemeinsam gegen den angreifenden Feind einen hartnäckigen, langdauernden Kampf durchzuführen. Wir müssen die Vorteile der Massenbedingungen sowie die Vertrautheit mit den geographischen Gegebenheiten des betreffenden Ortes ausnutzen, um mit unseren Partisanenaktionen den Feind zu jeder Zeit und an jedem O r t , an den Flanken, im Rücken Schläge zu versetzen, um die Agenten des Feindes, Einkäufer, Zivil-Kolonnen, Verbindungsleute, Transporter zu verhaften bzw. zu töten, die Blockhäuser des Feindes zu belagern, den Feind zu stören und zu ermatten, so daß wir ihn zu guter Letzt vernichten. Jedes Parteimitglied, Verbandsmitglied, Mitglied der Gewerkschaft, die Angestellten der Sowjets müssen angesichts des feindlichen Angriffs der entschlossene Führer der breiten Massen des betreffenden Ortes sein, erst so kann man die Kampfmoral der breiten Massen noch mehr entfalten, und ihr letzter Blutstropfen wird für die Sowjetmacht fließen. Sich keinen einzigen Moment von den Massen entfernen, keinen einzigen Moment aufhören, sie beim Kampf zu führen, das ist das grundlegende Prinzip für jedes einzelne Parteimitglied der K P C h , Verbandsmitglied, Mitglied der Gewerkschaft und die Angestellten der Sowjets. Während der Zeit, in der wir nicht öffentlich aktiv sein können, müssen wir unter den Bedingungen der Geheimhaltung unsere Aktivitäten fortführen! Was alle Opportunisten, die angesichts des feindlichen Angriffs verwirrt sind und sich zur Flucht wenden, angeht, werden sie bestimmt einen folgenschweren Schlag von uns erleiden! Befestigung und Evakuierung, um für den Kampf vorbereitet zu sein, ist eine Hauptform, die Massen im Kampf zu mobilisieren. Als Ergebnis der Befestigung und Evakuierung können wir den Feind dahin bringen, daß er in den von uns besetzten Gebieten nicht ein Korn Getreide, nicht einen Strohhalm, nicht einen Menschen aus dem Volk auftreibt; das könnte zu großer Bedrängnis unter den dort stationierten Feinden führen. Doch wir dürfen nie die Befestigung und Evakuierung als passive Maßnahme des Rückzuges betrachten. Wir müssen in der Massenbewegung der Befestigung und Evakuierung das Volk organisieren und führen, damit die breiten Volksmassen in die Roten Garden, die Jungen Pioniere, in die MusterBrigaden der Roten Garde und Muster-Pioniere, in die Rote Armee und Partisanen eintreten und aktiv einen hartnäckigen Kampf mit dem eingedrungenen Feind aufnehmen. Gleichzeitig muß gesagt werden, daß die Mobilisierung der Massen, in den Kampf einzutreten, durch die Form der Befestigung und Evakuierung deshalb nicht die anderen Mobilisierungs-

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formen abschaffen bzw. ersetzen darf. Doch all diese Mobilisierungsformen, inklusiv die Befestigung und Evakuierung, sind nach einem Hauptziel ausgerichtet, das ist eben, sie zu bewaffnen, sie zu organisieren, in die Roten Garden, Jungen Pioniere, Muster-Brigaden, Partisanen und Rote Armee einzutreten, direkt mit dem angreifenden Feind den Kampf aufzunehmen. Die Hauptparole unserer Kriegsmobilmachung ist: „Jeden einzelnen Arbeiter, jeden einzelnen Bauern zu bewaffnen, im Revolutionären Krieg an der Front mitzuwirken, um den 5. Einkreisungsfeldzug des Feindes zu zerschlagen"! Alle anderen Parolen konnten sehr wichtige Parolen sein, doch im Vergleich mit der Hauptparole sind sie nur sekundär! In den Zentral-Gebieten müssen die Partei und die Sowjetregierung, außer daß sie die besten Kader, besonders die festentschlossenen, Kader mit Partisanenkriegserfahrung in die Kriegszonen schicken, planmäßig und organisatorisch die breiten Volksmassen mobilisieren, besonders die Roten Garden und die Jungen Pioniere sowie die Muster-Brigaden, in den Hauptkampfzonen an der Kriegsmobilisierung teilzunehmen und kooperativ mit der Roten Armee und den Partisanenverbänden direkt an den Kriegshandlungen teilzunehmen. Alle Wehrunterbezirke werden bewaffnet, wie z. B. müssen die Selbständigen Regimenter und Selbständigen Bataillone die Kernkraft dieser bewaffneten Massen sein, die erstmalig in den Krieg eintretende bewaffnete Masse zu führen und instruieren, mit dem Feind zu kämpfen. Solchen Erscheinungen wie im 4. Unterbezirk in Chianghsi und 3. Unterbezirk in Yüeh-kan, die ihre eigenen Streitkräfte untätig zurückhalten, in der Haltung eines Zuschauers die Kämpfe der feindlichen Verbände mit den bewaffneten Massen betrachten, müssen die ernsthafteste Kritik und Schläge versetzt werden. Hinsichtlich der örtlichen bewaffneten Kräfte, die kooperativ mit der Roten Armee kämpfen, müssen wir entlang des Weges unter den örtlichen Volksmassen Bewegungen von begeistertem Willkommenheißen, Abschiedsfeiern und Betreuungen veranstalten, um sie für den freiwilligen Eintritt in die Partisanen und die Rote Armee zu gewinnen! Während der Mobilisierung der Massen zum enthusiastischen Eintritt in den Krieg dürfen wir keinen Moment die Arbeit der Vergrößerung der Roten Armee vergessen! Die Vergrößerung der Roten Armee im Monat März hat unsere Vorausplanung nicht erfüllt; besonders zeigte sich ein Rückstand in den Grenzgebieten und in den Kriegszonen; das ist eine nicht hinzunehmende Erscheinung. Im April müssen wir die Mobilmachung der Massen zum Eintritt in den Krieg, die Stoß-Bewegung der Roten Garde und Jungen Pioniere mit der Vergrößerung der Roten Armee eng verbinden; ferner müssen wir die Durchführung der bewaffneten Parade (Muste-

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rung) der Muster-Brigaden der Roten Garde und der Jungen Pioniere am 1. Roten Mai in allen Kreisen vorbereiten, um einen neuen Rekord der Vergrößerung der Roten Armee im Roten Mai zu erlangen! Wir befinden uns gerade an der Schwelle zum erbarmungslosen Entscheidungskampf mit dem Feind! Jeder einzelne Arbeiter, jeder einzelne Bauer, bewaffne dich, tritt in den revolutionären Krieg an der Front ein, um den 5. „Einkreisungsfeldzug" der Imperialisten und der KMT zu zerschlagen! (Aus dem Leitartikel des „Roten China", Vol. 175, 14. 4. 1934)

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D 29: Unterstützung der Roten Armee auf ihrem Marsch nach Norden zum Kampf gegen Japan (6. 8. 1934) Die japanischen imperialistischen Räuber besetzten den Nordosten (Mukden) und Nordchina und wollten jetzt die Provinz Fuchien in Besitz nehmen, China gänzlich in ihre Kolonie verwandeln, das chinesische Volk für immer zu ihren Sklaven machen; gegenwärtig provozieren die japanischen Imperialisten tollwütig die Sowjetunion und bereiten den direkten Angriff auf die Sowjets und die Rote Armee vor. Nur all die Politikaster, Militärmachthaber der KMT, die in der Geschichte die größten Verräter und Kollaborateure sind, sind bereit, sich zu erniedrigen, zu schmeicheln, China auszuverkaufen; keiner aus dem Volk Chinas will Sklave und Zugtier (wörtl.: Ochse u. Pferd) der Imperialisten sein. Die faschistische KMT hat das halbe China schon an die Imperialisten Japans, Englands und Frankreichs verschachert und ist sogar bereit, ganz China restlos zu verkaufen, um dafür noch größeren Beistand seitens der Imperialisten gegen die alleinig Widerstand gegen Japan leistende antiimperialistische Rote Armee der Sowjets einzutauschen. Sie hat jetzt eine Million Soldaten eingesetzt, zehn Milliarden Yüan vergeudet, all ihre Flugzeuge und Kanonen restlos eingesetzt, für die Massaker, Brandstiftungen, Vergewaltigungen unter der Bevölkerung im Sowjetgebiet mit der Absicht, das

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Sowjetgebiet in ein blutiges Meer auszuwalzen, den Weg für die Teilung Chinas seitens der Imperialisten zu bahnen. Das unsinnige Geschwätz der KMT — nicht stark genug sein, den Japanern Widerstand zu leisten 1 4 3 — ist ein schamloser Hundefurz, offenbar für den totalen Ausverkauf Chinas gedacht. Nur die Sowjets und die Rote Armee sind wirklich Führer und Vorhut zum Widerstand gegen Japan; die Zentralregierung der Sowjets sowie das Revolutionäre Militärkomitee der Roten Armee haben sich ununterbrochen in Proklamationen an das Volk des ganzen Landes gewandt und den Krieg gegen Japan erklärt 1 4 4 , doch die KMT setzte um so mehr ihre Kräfte ein, um die Rote Armee an ihrem Marsch nach Norden zum Kampf gegen Japan zu hindern. Die Sowjets und die Rote Armee sind stets dazu entschlossen, ohne Rücksicht darauf, wie grausam die Angriffe der KMT auch seien, wie schwierig es auch sei, den Widerstand gegen Japan aufzunehmen; deshalb haben wir jetzt bereits den „Vorhuttrupp gegen Japan" 1 4 5 von Fuchien aus nach Norden geschickt. Die ganze Rote Armee ist entschlossen, schleunigst den 5. Einkreisungsfeldzug, der uns daran hindern will, nach Norden marschierend, gegen die Japaner zu kämpfen, zu zerschlagen, damit wir zu jeder Zeit dem Vorhuttrupp folgen können, gegen Japan zu kämpfen. Das ganze Volk der Provinz muß vereint mobilisiert werden, um durch den Kampf Japan und all die Imperialisten aus China zu verjagen; heute müssen wir nun mit all unseren Kräften den 5. Einkreisungsfeldzug, der die Rote Armee an ihrem Marsch nach Norden zum Kampf gegen Japan hindert, zerschlagen. Die gesamte Jugend, volljährige Männer und Frauen aus der Bauernschaft sollen in die Rote Garde eintreten, die militärische Schulung intensivieren, zu jeder Zeit bereit sein, an die Front zu gehen, den 5. Einkreisungsfeldzug zerschlagen und den Kampf gegen Japan aufnehmen, Japan und all die Imperialisten aus China verjagen, den Sieg des Neuen Sowjetchinas erringen.

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Nicht stark genug sein, den Japanern Widerstand zu leisten — K M T . Ein V o r w a n d der K M T , vorerst gegen die Kommunisten zu kämpfen, was von vielen Leuten mißbilligt wurde.

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s. A n m . III. 103. Dieser Vorhuttrupp gegen Japan ist ein Versuch zu einem Durchbruch aus der Einkreisung. Mit dem Vorwand, gegen Japan zu marschieren, findet man selbstverständlich einen ganz anderen Anklang bei der Bevölkerung, s. C C C 10: „Deklaration zum Marsch der R A nach Norden, gegen Japan zu kämpfen", 15. Juli 1934.

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KFH/2) S. 427

D 30: Bekanntmachung über die Mobilisierung von 30000 neuen Kämpfern im September zum Marsch an die Front (1. 9.1934) Organisationen aller Parteiebenen, Mobilmachungsorgane aller Ebenen! Das Organisationsbüro der Zentrale hat bereits allen Provinzkomitees mitgeteilt, sich in den Vorbereitungen anzustrengen, im September 30000 neue Kämpfer für die Front zu mobilisieren. Der Anteil der Zahlen: Chianghsi 11000; die 4 direkt unterstellten Kreise 7000; Süd-Kan (Chianghsi) 7000; Fuchien2300; Hui-ch'ang 1700; Ning-hua 1000; alle Provinzen haben bereits mit der Vorbereitungsarbeit begonnen. Um nun den Forderungen des Krieges zu entsprechen, hat die Zentrale beschlossen, jetzt gleich mit der Mobilisierung zu beginnen, um die vollständige Erfüllung des Planes im September zu erreichen 146 . Abgesehen davon, daß daß man den Provinzkomitees und Mobilmachungsorganen aller Provinzen gesondert mitgeteilt hat, das mit Eifer anzuordnen, teilen wir noch extra den Organisationen und Mobilmachungsorganen aller Parteiebenen folgendes mit: 1. Die für jeden Kreis jeweils durch das Provinzkomitee und den Wehrbezirk angeordnete Anzahl von mobilisierten bewaffneten Truppen vollkommen zu erreichen, muß von jedem Kreis vor dem 27. Sept. angestrebt werden; sie müssen ferner bereits an die Reserve-Divisionen oder Regimenter geschickt worden sein; es darf nicht nach dem 27. Sept. sein. Alle Provinzen und Kreise müssen, abgesehen davon, daß sie die Mobilisierungsarbeit der unteren Ebenen anleiten, effektive Brigaden für dringende Arbeiten hinaussenden, die Stoßaktionen zu unterstützen; die von der Zentrale ausgesandten Brigaden für dringende Arbeiten müssen sich außerdem mit denen der Provinzen beratschlagen. 2. Alle Kreise, die nicht für die Vergrößerung der Roten Armee bestimmt sind, müssen nach dem bereits festgelegten Plan die örtlichen Verbände intensiv verstärken; alle Kreise, die für die Vergrößerung der Roten Armee bestimmt sind, müssen darauf achten, den Plan der Vergrößerung der Roten Armee zu gewährleisten und ihn möglichst vorrangig zu vollenden. Die Mobilisierung der Muster-Rote-Junge-Garde in den Grenzgebieten, in die Armee einzutreten, muß der Forderung des Krieges ent146

Der Termin f ü r den Ausbruch ist bereits festgelegt.

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sprechen; ferner muß das von den Wehrbezirken beschlossen sein, damit keine planlose Mobilisierung stattfindet, die die Stoßaktionen zur Vergrößerung der Roten Armee beeinträchtigt. 3. U m die unverzügliche Vollendung des Planes der Vergrößerung der Roten Armee zu erlangen, müssen wir, gemäß den Erfahrungen des Roten Mais, alle Propagandaorgane in Gang setzen, eine umfangreiche politische Mobilisierung durchzuführen; wir müssen über die Befehle der Armeekomitees in den Roten-Jungen-Garden eine Erörterung durchführen; wir müssen auf das Eifern der breiten Massen achten, sie bewaffnet an die Front anfeuern, besonders die der Roten-Jungen-Garde. 4. Wir müssen bestrebt sein, die Muster-Rote-Junge-Garde vorerst zu mobilisieren, doch wir dürfen nicht die Mobilisierung nur auf die MusterRote-Junge-Garde beschränken, sondern die Mobilmachung in großem Umfang in die Rote-Junge-Garde hineintragen und bestrebt sein, ganze Bataillone, ganze Kompanien bewaffnet an die Front zu schicken. 5. Wir müssen dafür garantieren, daß keine Elemente der anderen Klassen und Konterrevolutionäre sich unter die neuen Kämpfer mischen; wir müssen garantieren, daß entschlossene Kader in die Rote Armee eintreten; im Hinblick auf den Eintritt der Kader in die Rote Armee müssen wir planmäßig anordnen, daß jetzt schon Kader darauf vorbereitet werden, die Arbeit derjenigen Kader zu übernehmen, die in die Rote Armee eintreten werden, damit die Erscheinungen von Mai und Juni korrigiert werden, daß nämlich nach der Mobilisierung in manchen Orten niemand für die örtlichen Organisationen verantwortlich gewesen ist. 6. Bei der Mobilisierung müssen wir die Sicherheit haben, daß jeder neue Kämpfer einen Landser mit an die Front nimmt; nach der Methode von Spende und Hilfe der Massen muß mit äußerster Kraft danach gestrebt werden, daß bei jedem neuen Kämpfer eine Bettdecke, Sandalen und andere Gebrauchsgegenstände ausreichend vorhanden sind 1 4 7 . 7. Die Stoßaktionen der Roten-Jungen-Garde in den Kreisen und Bezirken mit nicht erfülltem Plansoll müssen während der Mobilisierung der Vergrößerung der Roten Armee fortwährend erfüllt werden; sie dürfen von der Vergrößerung der Roten Armee nicht getrennt bzw. ihr gegenübergestellt werden; die Kader, die für die Stoßaktionen der Roten-JungenGarde abgesandt sind, müssen, falls sie sich mit Geschick bei der Mobilisierungsarbeit bewährt haben, in die Brigaden der Stoßaktion für die Vergrößerung der Roten Armee eintreten.

147 w e g e n d e r materiellen N ö t e sind sie zu solchen Maßnahmen gezwungen.

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8. Kreise und Bezirke, in denen die Bewegung der Getreideanleihen 1 4 8 noch nicht beendet ist, müssen während der Mobilisierung der Vergrößerung der Roten Armee gleichzeitig mobilisieren, dem Fehler vorbeugen, erst das Getreide zu vollenden, dann die Vergrößerung der Roten Armee oder auf Grund der Vergrößerung der Roten Armee das Getreide aufgeben. Doch die Versorgungsabteilungen aller Ebenen müssen ausschließlich die Verantwortung für die Zentralisierung des Getreides auf sich nehmen, damit die Kräfte der Brigade der Stoßaktionen zur Vergrößerung der Roten Armee nicht zerstreut werden. 9. Alle Provinzen, Kreise müssen jederzeit den Stand der Mobilisierung an die Zentrale berichten; die Kreise müssen an jedem 3. Tag den Stand der Mobilisierung an Provinz und Zentrale berichten. Das Organisationsbüro der Zentrale Die Bewaffnungsabteilung der Generalmobilmachung General-Truppenabteilung der Zentrale General-Politabteilung der Mobilmachungsabteilung Haupt-General-Kriegsmobilmachungsabteilung 1. Sept. 1934 (Aus „Rotes China", Vol. 229, 4. 9. 1934)

KFH m S. 429

D 31: Appell für die dringende Mobilmachung zur Vergrößerung der Roten Armee vom Zentralen Revolutionären Militärkomitee (4. 9. 1934) Bei der Zerschlagung des 5. „Vernichtungsfeldzuges" des Feindes seit dem letzten Jahr hat unsere Rote Armee des Zentralsowjetgebietes unter der korrekten Führung der KP und, gestützt auf die Hilfe und eifrige Mit"8 Bewegung der Getreideanleihen: Eine Maßnahme wie die Wirtschaftsaufbauanleihen, um die Wirtschaftsnöte in den Sowjetgebieten zu lindern. A m 19. 4. 1933, als der 4. Einkreisungsfeldzug noch im Gange war, hat das Parteiorgan „Rotes China" bereits Getreideanleihen in einem Appell hervorgehoben. Rotes China, Vol. 71, 27. April 1933. Danach wurde mit der Zunahme der Nöte dieser Appell öfter angewendet, und es hat sich eine Bewegung konstituiert.

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Bürgerkrieg

wirkung der breiten Arbeiter- und Bauernmassen, ihre Aufgabe heldenhaft und siegreich durchgeführt. Im Dez. vergangenen Jahres und im Jan. dieses Jahres, während wir vor dem Tor des Sowjetgebietes den ersten Schritt der Realisierung des feindlichen Planes verhindert haben, sind die Arbeiterund Bauernmassen unseres Zentralsowjetgebietes mit 27000 Mann in die Rote Armee eingetreten, um diesen Sieg zu unterstützen. Im Roten Mai dieses Jahres, als der bestialische, grausame Feind gerade in das Tor des Sowjetgebietes eindrang, ist die breite Masse der Arbeiter und Bauern unseres Sowjetgebietes mit 63000 bewaffneten neuen Kämpfern an die Front gegangen, um dem Appell des ZK der KPCh und dem des Revolutionären Armeekomitees beizustimmen, um den bestialischen Angriff des Feindes zu beantworten. Der Kettenhund des Imperialismus, die KMT, das faschistische Oberhaupt XXX 1 4 9 beantworteten den großen Sieg unserer Vergrößerung der Roten Armee mit noch schamloserem, noch gründlicherem Ausverkauf Chinas; dessen Hinterland wird dem Imperialismus zur Beherrschung überlassen, und es wird eine 800000 starke Weiße Armee des ganzen Landes um das Sowjetgebiet herum gesammelt; die Blockade an der Ost- und West-Front verdichtet sich, aus allen Richtungen wird versucht, in das Tor des Sowjetgebietes einzudringen, um mit uns den Entscheidungskampf zu erzwingen, um seinen Plan, Hsing-kuo, Shih-ch'eng, Ting-chou, Huich'ang zu besetzen, und den Generalangriff auf Jui-chin zu realisieren. Im Roten August ist der heftige Kampf ausgebrochen; gegenwärtig entwickelt sich gerade die Kriegslage. Das Zentrale Revolutionäre Militärkomitee mobilisiert dringend die ganze Arbeiter- und Bauernmasse des Sowjetgebietes, damit jeder selbst bzw. jede den eigenen Mann, Brüder und Söhne ermuntert, in die Rote Armee einzutreten, um diese glorreiche, große Aufgabe zu realisieren! In der blutigen Schlacht des September beschließt das Zentrale Revolutionäre Armeekomitee die Erweiterung um 30000 neue Kämpfer, die als Nachschub an die Front geschickt werden; die Selbständigen Regimenter in allen Kampflinien müssen aufgefüllt werden; die Selbständigen Bataillone in allen Kreisen müssen aufgestellt werden; die organisierte Rote-JungeGarde von 500000 Mann muß einhellig bereit sein, insgesamt an der Kampftätigkeit der Front und des Hinterlandes teilzunehmen. Das Zentrale Revolutionäre Armeekomitee appelliert an all die männlichen Muster-Rote-Junge-Garden, als erste der Mobilmachung des Armeekomitees zuzustimmen, sich sofort an die Front zu begeben, in die Rote 149

Gemeint ist Chiang Kai-shek.

Dokument

31

233

Armee einzutreten; wirklich das glorreiche, heldenhafte Muster der RotenJungen-Garde zu werden, wirklich die fertig aufgestellte Reserve der Roten Armee zu werden. Rote-Junge-Garde und gesamte Arbeiter- und Bauernmassen des Zentralsowjetgebietes! Während der Stoßaktionen der Vergrößerung der Roten Armee im Roten Mai, während aller Kriegsmobilisierung habt Ihr stets Euer heldenhaftes, glorreiches Beispiel gegeben; anschließend nach Beendigung der Stoßaktionen vom Mai und Juni hatten wiederum viele Bezirke von sich aus gefordert, in die Rote Armee einzutreten, und warteten auf das Startsignal des Militärkomitees, an die Front zu marschieren. Die Zeit ist jetzt da! Das Militärkomitee will Euch dringend mobilisieren: sofort Eure eigene Forderung in die Praxis umzusetzen, ferner zu erreichen, daß jeder mit einem eigenen Wattekleid, zwei einfachen Kleidern, zwei Paar Stoff-, Stroh-Schuhen, Lanzen und Napf und Stäbchen, mindestens je zwei Mann mit einer Bettdecke, sich sofort bei der Nachschubdivision sammelt! Kampfentschlossen für das Vollenden bzw. Übertreffen des Planes aller Kreise und Bezirke! U m für das Erringen des glorreichen Beispiels der Vergrößerung der Roten Armee im ganzen Sowjetgebiet zu kämpfen, um für die Verteidigung von Hsing-kou, Shih-ch'eng, Ting-chou, Hui-ch'ang, Yü-tu und Jui-chin zu kämpfen. Wir müssen auf alle Fälle im September 30000 neue Kämpfer zum Marsch an die Front mobilisieren; wir müssen auf alle Fälle unsere Selbständigen Regimenter und Bataillone auffüllen und an allen Fronten, mit den regulären Truppen kombiniert, den Kampf aufnehmen; der Sieg unserer neuen dringenden Mobilmachung wird der Ausgangspunkt zur Erringung unserer neuen großartigen Siege sein. Wir werden unter den neuen Bedrängnissen neues Wanken, neuen Verrat zu Tage treten sehen. Wir verfügen über alle Möglichkeiten, die neuen Bedrängnisse zu überwinden, den noch größeren Sieg zu erringen, die Blockade des Feindes zu durchbrechen und zur Generalgegenoffensive überzugehen, gänzlich den 5. Vernichtungsfeldzug des Feindes zu zerschlagen, die Rote Flagge der Sowjets in ganz China einzupflanzen! Vorsitzender des Zentralen Revolutionären Militärkomitees Chu Te Stellvertretende Vorsitzende Chou En-lai Wang Chia-hsiang A m Internationalen Jugendtag 1934

234

III. Der 1. Bürgerkrieg

K. Zusammenfassung

der

Chianghsi-Zeit

Die Sowjetmacht in Chianghsi (7. 11. 1931—Okt. 1934) hat einen 3jährigen politischen Kampf hinter sich gehabt und mußte die Sowjetbasis nach langer harter Arbeit aufgeben. Diese Kampferfahrungen haben später als Stütze für ihre Machtausbreitung während des Widerstandskrieges sowie des Bürgerkrieges gedient. Deshalb hat die Entwicklung der Chianghsi-Zeit eine gravierende Wirkung für die KPCh sowie für das politische Leben Chinas schlechthin gehabt. Die Unterstützung seitens der Komintern durch Geldmittel, Kampftechnik, Ausbildung von Berufsrevolutionären usw. hat in einzelnen Techniken zwar die Bewegung gefördert, doch im großen und ganzen hat sie durch den Konflikt der Innenpolitik Moskaus, der die KPCh aufopferte, um ihre (Moskau) These zu bestätigen, der Revolution mehr geschadet 1 5 0 . Die „revolutionäre Hochflut", die für China damals geschaffen wurde, ist eher von Japan verursacht, das unentwegt Zwischenfälle produzierte, die die Regierung schwächten und das Volk aufbrachten, anderseits durch die gegenseitige Bekriegung der Militärmachthaber, die China ins Chaos stürzten und wirtschaftlich ruinierten, obwohl dies auch mit fremder Unterstützung geschah, um China an der Einigkeit zu hindern. Die Kommunisten haben in dieser Zeit für die Technik des Regierens und Kämpfens viele Erfahrungen gewonnen, eine bewaffnete Truppe aufgebaut, Strategie entwickelt und wie man eine Basis gründet 1 5 1 , was später während des Widerstandskrieges in großem Umfang angewendet worden ist. Durch die Bodenreform gewinnen sie die Bauern, die sich für ihre Sache einsetzen. So ist die Bodenreform der Zentralpunkt für das Errichten einer Basis. Vom Chingkangshan bis zur Sowjetrepublik ist das Bodengesetz bereits 5mal geändert 1 5 2 , verbessert und ist zur effektivsten, wirkungsvollsten Agrarpolitik geworden, mit dem sie die armen Bauern und Knechte gewinnen, sich mit den Mittel-Bauern zu verbinden, gemeinsam die reichen Bauern zu attackieren und die Gutsbesitzer zu liquidieren. Diese Politik eröffnet gleichzeitig die Möglichkeit, das Problem der Soldatenquelle, Lebensmittel und Finanzen zu lösen. Die Bauernmasse bekam auch ihren Profit, und somit hat sie sich mit Herz und Hand für die Sache eingesetzt. Da die Revolution Chinas ein bewaffneter Kampf ist, stützt sich die KPCh gänzlich auf die bewaffneten Kräfte; in der Chianghsi-Zeit hat die KP bereits die Kampfart entwickelt, mit den Massen gemeinsam zu kämp-

150

s. S. 2 2 , V I I I . Vollversammlung des E K K I , Mai 1927.

Kommentar

235

fen, und das Militärsystem aufgebaut, mit den Massen eine Einheit zu bilden. Die Besonderheiten dafür sind: 1. Das Militärische wird vom Politischen geführt, die Partei führt die Armee. Das Militärische ist der politischen Führung der Partei untergeordnet. In den höheren Kommandoorganen, von der Heeresgruppe bis hin zum Regiment, hat der Politkommissar die praktische Führung; wie z. B . Kampfbefehle, Personalangelegenheiten vom Politkommissar unterschrieben werden müssen, die Truppenführer der Meinung des Politkommissars absolut gehorchen müssen. Auf Kompanie-Ebene sind Partei-Zellen errichtet, die die Organisationen in der Kompanie befehligen und die Truppeneinheiten kontrollieren 1 5 3 . 2. Die Aufgabe der Armee besteht nicht nur in Kampfhandlungen, sondern auch in der Organisierung der Massen und Beschaffung von Geldmitteln. Eine solche Planung für die Aufgabe der R A kann einerseits die Sorge für die Militärausgaben abnehmen, anderseits kann sie sich mit der Volkskraft verbinden, damit die Truppen nicht isoliert dastehen. Im Frieden kann man die Truppen dezentralisieren, um das Volk zu mobilisieren, im Krieg konzentrieren, um gegen den Feind zu kämpfen, um sich dem Partisanen- und Bewegungskrieg anzupassen 1 5 4 . In der Endphase der Chianghsi-Zeit haben sich die Rußlandstudenten von der Geldanschaffungsaufgabe der Truppen abgewandt und ihre Aufgabe nur noch auf Kampfhandlungen begrenzt. 3. Die Hauptkampfformen sind Partisanen- sowie Bewegungskrieg. Die 16silbigen schlagwortartigen Grundregeln des Partisanenkrieges wurden von Mao Tse-tung und Chu T e während der Chingkangshan-Epoche geschaffen, die gemeinsam mit den Kampftaktiken: einen Punkt einkreisen, Hilfe attackieren, eine Bastion befestigen, die Umgegend leer machen und Volkskrieg bei den Antieinkreisungsfeldzügen, in vollem Umfang angewendet worden sind 1 5 5 . Diese Kampftaktiken gründen sich hauptsächlich 151 152

M a o : A W . B d 1, Warum kann in China die rote Macht existieren? S. 6 9 - 7 8 . (Ost-Berlin) 1. Chingkangshan-Bodengesetz

D e z . 1928

2. Hsing-kuo-Bodengesetz

April 1929

3. Das Bodengesetz der „Reiche Bauern-Linie" nach der 7. Febr. Konferenz Anfang 1930

153

4. Das provisorische Bodengesetz

Mai 1930

5. Bodengesetz der Sowjetrepublik

7. N o v . 1931

s. D - 5 , D - 7 , D - 8 , D - 1 3 .

154

s. D - 8 , D - 1 8 .

155

Das sind alles Taktiken der Partisanenkriegsführung. 16silbige Grundregel (s. A n m . I I I . 97); Einen Punkt einkreisen, Hilfe attackieren; Eine Bastion befestigen, die Umgebung leer machen. Volkskrieg.

236

III.

Der 1.

Bürgerkrieg

auf Massenorganisationen und machen die Schwäche der schlechten Ausrüstung wett. 4. Achtet auf die örtlichen Kräfte, laßt sich die örtlichen Kräfte in vollem Umfang entwickeln. Die örtlichen Kräfte sind eine Art der militärischen Organisation des Volkes. Die K P C h hat einen schöpferischen Geist im Hinblick auf die Anwendung der militärischen Organisation des Volkes gehabt. Die Jugend im Sowjetgebiet wurde insgesamt in die Rote Garde und Junge Garde eingegliedert; sie ist von der Produktion nicht befreit und fungiert als „Hilfsorganisation der A r m e e " , nimmt die Aufgabe der Roten Belagerung, Nachrichtendienst, Transport und Sanitätswesen wahr, was bei der Koordinierung der regulären Truppen im Kampf gute Wirkungen erzielt hat. Die Rote und Junge Garde sind auch eine Reserve für die reguläre Armee; sie sind zur Hauptquelle der R A geworden. Sie können bataillons- oder kompanieweise in die R A aufgenommen werden und vermögen sofort, deren Verluste aufzufüllen. Deshalb ist die militärische Organisation der K P C h aus drei Organisationen — Parteiorgane, reguläre Truppen und militärische Organisation des Volkes — zusammengesetzt; die Partei führt das mit Volkskraft im Kampf unterstützte Militär, so sind alle in einer Hand vereinigt [ D 19]. 5. Beim Militärtraining in der Chianghsi-Epoche liegt das Augenmerk hauptsächlich auf der praktischen Anwendung und nicht auf dem formellen Training. Schießübungen und Handgranatenwerfen sind Schwerpunkte des Trainings; besonders Scharfschützen machen die schlechte Ausrüstung wett. 6. Besonders auf die Soldaten-Bewegung achtgeben; es werden Sonderabteilungen für die Soldaten-Bewegung eingerichtet, die die geschichtlichen Hintergründe der feindlichen Einheiten studieren und Gegenmaßnahmen ausfindig machen. Die Politik der Entlassung der Gefangenen [ D 2 2 ] , mit Reisegeld versehen sowie Appell-Ausrufe bzw. Broschüren verteilen, sind alles wirkungsvolle Methoden [ D 10] 1 5 6 . All diese besonderen Eigenarten wurden später zur Grundlage des Volkskrieges entwickelt. Die Anschauung, mit den Dörfern die Städte einzukreisen, ist bereits in der Chianghsi-Epoche aufgekommen. Der Hauptsinn dieser Anschauung ist, durch Dörfer die Städte zu erobern und damit die politische Macht zu ergreifen. Noch zu seiner Zeit will Li Li-san die Arbeiterbewegung in den Städten als Hauptkampfmethode sehen und ist gegen die These, mit den Dörfern die Städte einzukreisen. Doch durch die schweren Schläge gegen 156

s. C C C 21: Beschluß über die Soldaten-Bewegung, Die Kommunistischen Dokumente (XI).

Kommentar

237

die Arbeiter in den Städten vermag sich das ZK der K P C h nicht mehr in den Städten aufzuhalten und ist in die Sowjetgebiete übersiedelt. Bei Ebbe der Revolution hat die Basiserrichtung in den Dörfern die Bedeutung eines „offensiven R ü c k z u g s " angenommen. Anfang 1930 hat M a o Tse-tung auf Grund der Schwierigkeiten der Aktivitäten der Partei in den Städten den W e g mit der R A , Agrarrevolution und Sowjetbasis, d. h. mit bewaffneten Dörfern die Städte einkreisen und schließlich einnehmen, als durchführbar vorgeschlagen 1 5 7 . W a s er in „Krieg und strategisches Problem" auf dem 6. Plenum hervorhob: nicht „erst die Städte einnehmen und dann die Dörfer, sondern den umgekehrten Weg gehen", ist nur die Systematisierung dieser Anschauung in der Chianghsi-Epoche 1 5 8 . Nach dieser Strategie hat die K P C h in der Chianghsi-Epoche auch grundsätzlich gehandelt; sie ist heute zu ihrer Kernstrategie der Weltrevolution geworden.

K. Die Wandlung der Beziehungen zwischen Armee und Partei Die Beziehungen zwischen A r m e e und Partei während der Epoche des Sowjets N a c h d e m die K P C h 1927 die A r m e e aufgebaut hatte, ahmte sie noch das Sowjetsystem nach; in der Armee wurden Frontkomitees, Parteivertreter (später in Politkomitees umbenannt) und Parteiorganisationen in allen Stufen eingerichtet, um das Prinzip, die Partei soll die A r m e e führen, zu realisieren. Doch in der Anfangszeit sind Beziehungen zwischen der Parteizentrale und den Truppen öfters unterbrochen, ja sogar die Provinzkomitees begehen den „Nicht-Kollektiv-Fehler . . . wie z. B. die Arbeiter- und Bauernabteilungen schicken Leute, nicht durch das Organisationssystem der Partei, direkt in die Gewerkschaften, in die Kreiskomitees, u m die Aufgaben der Partei zu übernehmen; die Militärkomitees sind auf Grund ihres Organisationssystems immer von der Parteiorganisation getrennt, so daß es für die Parteizelle in allen Orten verschiedene Bezeichnungen, w i e Bauernpartei, Arbeiterpartei und Militärpartei g i b t " 1 5 9 , so daß das Prinzip, daß „die Partei die Gewehre k o m m a n d i e r t " , nur ein leeres Wort ist.

157 158 159

Mao: A W . Bd. I, S. 135, Aus einem Funken kann ein Brand entstehen (Ost-Berlin). Ch'en Pe-ta: Kuan-yü shih-nien nei-chan (Über den 10jährigen Bürgerkrieg), S. 30. Beschluß über die wichtigen Aufgaben der jetzigen Organisationsprobleme. Angenommen durch die Erweiterte Konferenz des provisorischen Politbüros des ZK der K P C h (9. 11. 1927).

238

III. Der 1.

Bürgerkrieg

Der sich in Chianghsi zu jener Zeit verschanzende Mao Tse-tung, in Funktion des Sekretärs des Frontkomitees (später General-Sekretärs des Frontkomitees) und Parteivertreters, unterstreicht das Prinzip, daß „die Partei die Gewehre kommandiert", um die Militärmacht des 4. Korps noch fester in den Griff zu bekommen. In den Beschlüssen der 9. DelegiertenKonferenz der Roten 4. Armee (Ku-t'ien-Konferenz [D 8] im Dezember 1929 hat Mao Tse-tung erbarmungslos an den Fehlern, wie über „die Mentalität des Nur-Soldatentums", „den Ultrademokratismus", „Ansichten, die den organisatorischen Prinzipien der Partei zuwiderlaufen", „Tendenzen der Gleichmacherei", „den Subjektivismus", „den Individualismus", „Stimmungen des Freibeutertums" und „Uberreste des Putschismus", Kritik geübt und sich mit Nachdruck dafür eingesetzt, daß die Partei aktiv die Arbeit der Militärabteilungen beachten und erörtern muß, die Konferenzen aller Ebenen der Partei den Militärarbeitsplan und ihre Berichte in die Tagungsordnung einordnen, sie durchdiskutieren und entscheiden müssen 1 6 0 . Das ist die Kampfansage und Kritik des Parteivertreters Mao an dem Militärvertreter Chu Te. Am Vorabend der Ku-t'ien-Affaire 1 6 1 , Anfang Dezember 1930, haben die örtlichen Parteikader und die Armee in Chianghsi lauthals geschrien: „Nieder mit Mao Tse-tung, wir unterstützen Chu, P'eng und H u a n g ! " (Chu Te, P'eng Te-huai, Huang Kung-lüeh); der Konflikt zwischen Chu Te und Mao Tse-tung hatte den Höhepunkt erreicht; in diesem kritischen Moment hat Mao Tse-tung unter dem Vorwand der Säuberung der ABClique Verhaftungen und Hinrichtungen durchgeführt und die Fu-t'ien Affaire inszeniert, Mao behauptete sich als Sieger 1 6 2 . Doch anderseits hat Mao Tse-tung im Hinblick auf die Zentrale in Shanghai, sich auf die 4. Armee stützend, stets seine eigenen Ideen verfolgt und sich der Linie der Zentrale widersetzt, ihn nach Shanghai zu versetzen 1 6 3 . Im Sept. 1930 hat die KPCh während der 3. Plenarsitzung 1 6 4 zur Verstärkung der Führung und Kontrolle der Zentrale in den Sowjetgebieten und der R A beschlossen, in allen Sowjetgebieten ein Zentralbüro oder Zentralunterbüros zu errichten; im Jan. 1931 hat der Vorsitzende des Mili160

Mao: A W . Bd. I., S. 121 — 134. Uber die Ausmerzung falscher Ansichten in der Partei

161

s. A n m . III. 43.

162

K u o Hua-lun: Chung-kung shih-lun (Geschichtskritik der K P C h ) , Vol. 2, S. 19.

(Ost-Berlin).

P. P. Wladimirow: Das Sondergebiet Chinas ( 1 9 4 2 - 1 9 4 5 ) , S. 2 6 4 - 2 7 6 . 163

K u o Hua-lun: Chung-kung shih-lun, Vol. 20, S. 2 1 .

164

s. A n m . III. 4 1 .

Kommentar

239

tärkomitees des ZK der KPCh, Hsiang Ying, gleichzeitig das Amt des Sekretärs des Zentralbüros des Sowjets übernommen und hat Mao Tse-tung im Febr. die Ämter „General-Sekretär des Frontkomitees" und „GeneralPolitkommissar" entzogen; er wurde zum Leiter der General-Politabteilung degradiert. Im Dez. des gleichen Jahres, als Chou En-lai ins Sowjetgebiet kam, übernahm er das von Hsiang Ying bekleidete Amt des Sekretärs des Zentralbüros und nahm nebenbei das Amt des General-Politkommissars wahr; Ende 1932, nachdem das ZK der KPCh von Shanghai in das Sowjetgebiet umgesiedelt war, hat das ZK der KPCh schließlich das „Gewehr" gänzlich kontrolliert und im Griff gehabt; der vollständige Sieg der internationalen Gruppe ist Realität geworden 165 . Im Jan. 1935 wurde Mao Tse-tung durch die Tsun-yi-Konferenz [D32] ständiges Mitglied des Politbüros des ZK der KPCh und Vorsitzender des Militärkomitees des ZK der KPCh und riß die Militärmacht an sich. Obwohl es seit dieser Konferenz mit Mao Tse-tung bergauf geht, sitzt er doch noch nicht so fest im Sattel; außer daß er die großen strategischen Prinzipien und die militärische Richtung zu entscheiden vermag, kann er anscheinend noch nicht allein den Krieg kommandieren; deshalb kann er nach der Konferenz von Tsun-yi Chou En-lai noch nicht entbehren, der immer noch als Vize-Vorsitzender des Militärkomitees des ZK der KPCh fungiert. Im Juni 1935, als die 1. Heeresgruppe an den Grenzen von Szech'uan und Hsi-k'ang mit der 4. Heeresgruppe von Chang Kuo-t'ao zusammentraf, führte Mao Tse-tung, auf Grund der Kontroverse mit Chang Kuo-t'ao, die 1. Heeresgruppe mit dem 1. und 3. Korps nach Nord-Shenhsi. Chang Kuo-t'ao hingegen führte seine 4. Heeresgruppe mit dem noch übriggebliebenen 5. und 9. Korps der 1. Heeresgruppe nach Süden und stellte gesondert eine Zentrale auf; so entstand die große Zwietracht zwischen dem ZK der KPCh und der Roten Armee; die von der internationalen Gruppe errichtete „monolithische Führung der Partei" ist restlos zerstört worden 166 .

165

Tseng Kuei-yung: Chung-kung te tang-chün-kuan-hsi ho i-yüan-hua ling-tao wen-t'i (Die Partei-Militär-Beziehungen der K P C h sowie ihre Probleme der monolithischen Führung).

166

Yin Ch'ing-yao: Aus dem Gewehrlauf kommt die politische Macht. Hui-ch'ing yüeh-pao, Vol. 15, Nr. 8. S. 4 1 .

IV. Sino-japanischer Krieg (1937-1945) (Epoche der 8. und Neuen 4. Armee) K. Der Lange Marsch Beim Durchbrechen der Einkreisung mit 85000 Mann hat die Militärführung den Fehler begangen, einen umzugartigen Rückzug veranstaltet zu haben, statt mit leichter Rüstung und schnellem Tempo die Verfolger abzuschütteln. Sie haben sogar die Fabrikmaschinen mit sich geschleppt (Druckmaschinen, Nähmaschinen udg.). Alle Streitkräfte wurden als Eskorte für den Transport sowie für die Personen der Zentralorgane eingesetzt und verloren dadurch ihre initiative Kampfführung, so daß sie überall Schläge einstecken mußten, ohne zurückschlagen zu können. Allein in den ersten zwei Monaten haben sie 50000 Mann geopfert [D 32], Diese Verluste, auf Grund der Führungsfehler, reichten aus, ihr Schicksal zu besiegeln; ferner findet sich wegen der überheblichen diktatorischen Entscheidungen, die sich seit der letzten Zeit während des 5. Einkreisungsfeldzuges herausgebildet haben (Chou En-lai, Ch'in Pang-hsien und Otto Braun) [D 32], niemand, der sie, sobald sie in Schwierigkeiten geraten, unterstützt. Mao Tse-tung hat in dem „Beschluß über einige historische Probleme" 1945 daran Kritik geübt und meint: „Während des 5. Einkreisungsfeldzuges hat sie (die Führung) das offensive Abenteurertum durchgeführt und will ,den Feind außerhalb der Tore des Staates bekämpfen'; dann hat sie wiederum den defensiven Konservatismus praktiziert und wollte mit den dezentralisierten Streitkräften durch ,kurzstreckige Überraschungsangriffe' einen Abnutzungskampf mit dem Feind austragen; als man schließlich das Chianghsi-Gebiet aufgeben mußte, hat sie dann die wahrhafte Flucht angetreten." „Die linkstendierende Linie hat bei dem Auszug aus Chianghsi während des Langen Marsches wiederum den Fehler der Flucht in militärische Aktionen begangen, so daß die RA unentwegt Verluste einstecken mußte . . ." 1 . All diese Fehler haben die meisten Kader der RA in ihrem Memorandum über den Langen Marsch einhellig kritisiert. 1

Mao: AW. Bd. 3. S. 970, 985, Beschluß über einige historische Probleme, (chin. Peking 1954)

Kommentar

241

Am 15. Dez. 1934 erreichte die R A Li-p'ing in Kueichou und hielt eine Konferenz über die Marschrichtung der Armee ab. Der Vorschlag von Mao Tse-tung, nach Kueichou einzumarschieren, wurde angenommen 2 . Die schwere Rüstung und die Maschinen wurden weggeworfen, so daß die R A ihre Initiative wieder herstellen und der Verfolgungsjagd der KMT-Truppen entgehen sowie die einheimischen Truppen in Kueichou nacheinander schlagen konnte; damit wurde die Kampfmoral der R A wieder ein wenig gehoben. Mao Tse-tung, der schon seit Jan. 1934 durch das 5. Plenum 3 kaltgestellt war (z. B . seine Militärämter), hat nie aufgehört, mit den Kadern des Militärs guten Kontakt zu pflegen. Durch diese Art, die Militärs an sich zu ziehen und auf eine günstige Chance zu warten, pflegte er viele Militärkader für sich zu gewinnen. Es ist das Gegenteil von den Rußlandstudenten. Falls die Hintergründe der Tsunyi-Konferenz durchleuchtet werden, muß man dies mit in Betracht ziehen. Die mittleren und unteren Kader zu organisieren, um die Führung zu ergreifen, ist eine oft von Mao Tse-tung angewandte Taktik. Auf der Ku-t'ien-Konferenz im Jan. 1929 4 hat er damit Chu T e besiegt und die Führung der Roten 4. Armee ergriffen; auf der Tsunyi-Konferenz im Jan. 1935 hat er damit Chou En-lai und die Rußlandstudenten besiegt und die Führung der zentralen R A ergriffen; 1942 hat er damit die Neue 4. Armee (von Ch'en Yi geführt, im Norden des Yangtse-Flusses) unter seine Kontrolle gebracht; im Juli 1945 hat er damit während des 7. Kongresses 5 die Rußlandstudenten unter der Führung von Wang Ming geschlagen und später damit in der Kulturrevolution 6 1965 Liu Shao-ch'i gestürzt. Als die R A aus Chianghsi ausbrach, verfolgte man eigentlich den Plan, sich in West-Hunan mit der 2. Front-Armee von H o Lung zu vereinigen, doch dies wurde von der K M T mit einkalkuliert und durch schwere Streitkräfte verhindert; so wurde die R A gezwungen, nach Li-p'ing an der Grenze von Kueichou vorzurücken, und hielt dort die Erweiterte Konferenz des Politbüros ab und nahm den Vorschlag Mao Tse-tungs an, in das schwach bewaffnete Hinterland der K M T — Kueichou — einzudringen, um sich ein wenig zu verschnaufen. Mao Tse-tung hat auf dieser Konferenz wieder in die militärischen Angelegenheiten eingegriffen und in kurzer Zeit die un2

Chung-kuo jen-min-chieh-fan-chün kuang-hui shih-chi, S. 34. Ch'ao-yang-Verlag H o n g kong 1970.

3

s. A n m . III. 111.

4

Ku-t'ien-Konferenz, s. D - 8 .

5

Der VII. Kongreß (April 1945). Die Alleinherrschaft Mao Tse-tungs wurde hiermit errichtet.

6

Die große Kulturrevolution 1965.

242

IV. Sino-japanischer

Krieg

zufriedenen Truppenführer der R A für sich gewonnen, ihre Stimmung ausgenutzt und sie dazu bewegt, eine Konferenz zu organisieren, mitzureden, Ansichten zu äußern, um die militärische Macht ganz in seine Hand zu bekommen. So muß der Vorgang bei der Entstehung der Tsunyi-Konferenz gewesen sein. Denn wie konnte die Tsunyi-Konferenz sonst Zustandekommen, wo doch die militärischen Angelegenheiten bereits auf der Li-p'ing-Konferenz beschlossen worden waren, und wie kam es dazu, daß die Tsunyi-Konferenz unter Beteiligung vieler Truppenführer stattfand. In der Schrift „ D i e Aktivität Mao Tse-tungs in praxi der Revolution" steht: „ I m Jan. 1935, nur 3 Monate nach dem Ausbruch, sind auf Grund der inkorrekten Führung des Wang Ming von der R A 30000 Mann übriggeblieben. Die R A befindet sich zu jener Zeit in einer äußerst schwierigen Lage, die Revolution Chinas steht vor neuen Gefahren. In dieser Zeit hat der Vorsitzende Mao Tse-tung bei seiner Uberredungsarbeit sich mit ernsten Worten, doch mit mütterlichem Herzen, an die Genossen gewandt und die meisten von ihnen überzeugt, so daß im Jan. 1935 die TsunyiKonferenz einberufen werden konnte, die Führung sich von Wang Ming abwandte und die korrekte Führung in der Partei durch Mao Tse-tung entschieden wurde." 7 Diese Uberredungsarbeit bedeutet nichts anderes, als die Kader an sich zu ziehen. Daß sich die Führung von Wang Ming abwandte, entspricht nicht den Tatsachen, denn er war zu jener Zeit in Moskau. In Wirklichkeit waren damit Ch'in Pang-hsien, Chou En-lai und die Rußlandstudenten gemeint; ihre Namen wurden hier absichtlich verschwiegen. Die Tsunyi-Konferenz ist ein Wendepunkt in der KP-Geschichte Chinas; sie ist auch ein zweifelhafter Fall, da man beinahe keine authentischen Dokumente hinterlassen hat. Man kann fast nur auf Grund von Schlußfolgerungen den Vorgang abschätzen. Der japanische Autor Takeuchi meint über die Tsunyi-Konferenz in „Mao Tse-tungs L e b e n " : „Mao Tse-tung hat es vorgeschlagen, die Konferenz abzuhalten; schon das ist ein außergewöhnlicher Vorgang, denn er war damals kein ständiger Kommissar des Politbüros, hatte also kein Recht, eine Politkonferenz einzuberufen . . . U m diese Konferenz einzuberufen, hat Mao Tse-tung die Kader der R A aufgerüttelt und eine unzufriedene Meinung gegenüber dem Politbüro ausgebildet sowie Forderungen gestellt . . . " 8 . Nach dem Resultat der K o n ferenz geurteilt, nämlich dem Sturz von Ch'in Pang-hsien und Chou En-lai,

7

8

Mao Tse-tung ke-ming shih-chien ho-tung (Die praktische Aktivität Mao Tse-tungs in der Revolution), Peking 1966. Takeuchi: Das Leben Mao Tse-tungs.

Kommentar

243

besagt das deutlich, daß das Politbüro bei der Abstimmung nur durch Druck der Militärs zur Kapitulation gezwungen worden sein kann; mit anderen Worten ist die Tsunyi-Konferenz eine andere Form des Militärputsches, denn sonst stehen die wenigen stimmberechtigten ZK Mitglieder einhellig auf Seiten der Zentrale (außer Chang Wen-t'ien, der sich mehr auf die Seite Mao Tse-tungs geschlagen hat, blieben die anderen fast alle Ch'in Pang-hsien, d. h. der Internationalen Linie treu. Chang Wen-t'ien war verärgert, daß Ch'in Pang-hsien statt seiner der Nachfolger von Wang Ming geworden ist, obendrein ist er ein Landsmann von Mao Tse-tung.) Nach dem Beschluß wurde erstens das ZK reorganisiert, Mao Tse-tung übernahm die Führung der Partei als Vorsitzender des ZK und des Politbüros sowie als Vorsitzender des Militärkomitees des ZK, zweitens wurde am Bericht des 5. Einkreisungsfeldzuges, d . h . an der inkorrekten Militär-Linie des Ch'in Pang-hsien, Chou En-lai und O. Braun Kritik geübt [D 32]: 1. Während des 5. Einkreisungsfeldzuges hat man die inkorrekte einseitige Defensive ergriffen, so daß man das Zentral-Sowjetgebiet aufgeben mußte. 2. U m den Einkreisungsfeldzug zu zerschlagen, muß man eine offensive Defensive ergreifen, die frontale Defensive in eine partielle Offensive umwandeln, die Kampfhandlungen der inneren Linie in die äußere Linie tragen, doch die politische Parole: „den Feind nicht einen Zoll Sowjetboden verwüsten lassen", hat die R A in die passive, einseitige Defensive gezwungen [ D 2 8 ] . 3. Man sollte die Besonderheit der R A , den Bewegungskrieg, entfalten: das Blockhaussystem des Feindes zerschlagen, in großem Sprung sich zurückziehen (den Feind hereinlocken) oder in großem Sprung voranschreiten (das Blockhaus durchbrechen), um dem Feind die Bewegung aufzuzwingen, so daß man fähig ist, mit konzentrierten Streitkräften den schwachen Feind zu vernichten. Aber man hat Blockhaus-gegen-Blockhaus-Taktik angewendet, Stellungskrieg gegen Stellungskrieg, um hart auf hart, sich im Kampf mit dem Feind abzunutzen, so daß man große Verluste einstecken mußte. 4. Nachdem man aus dem Sowjetgebiet weggezogen ist, hat man unter dem Vorwand, Diskretion zu wahren, die politische Mobilisierung abgeschafft, so daß die Kampfmoral der R A angeschlagen worden ist. Anderseits haben die schwerfälligen Maschinen sowie das Zentralorgan die Aktionen der R A in Mitleidenschaft gezogen, so daß sie den Weg entlang Schläge und große Verluste einstecken mußte. Dieses umzugsartige Verlegen ist praktisch eine Flucht, es ist ein unweigerliches Resultat der Entwicklung der einseitigen Defensive.

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IV. Sino-japanischer

Krieg

O b Mao Tse-tung, falls er schon in Chianghsi die Kommandogewalt hatte, die 5. Einkreisung hätte siegreich zerschlagen können, ist schwerlich zu beurteilen, aber nachdem er von Tsunyi an das Kommando übernahm, ist der Rückzug zu einem Siegeszug des Abwehrkampfes geworden. Abgesehen von großen Naturhindernissen, ist die R A von Kueichou bis Szech'uan wie im Niemandsland kreuz und quer herumgeschweift. Das kommt davon, weil die R A leicht gerüstet ist und sich schnell bewegen kann, weil die Hauptstreitkräfte der K M T sie nicht verfolgen können, weil die örtlichen Militärmachthaber noch rückständig sind und das Leben des Volkes von äußerster N o t geprägt ist, so daß es gerne zur Unterstützung der R A Gutsherren wie Regierung plündert; so hat die kampferfahrene R A nirgends nennenswerte Gegner. Mao Tse-tung hat auf jeden Fall seine Truppen zusammengehalten und bis zum Ziel geführt. Ein Rückzugsgefecht ist an und für sich das schwierigste Gefecht aller Gefechte. Wie viele geniale Feldherren sind an solchen Gefechten gescheitert (wie z . B . Napoleon, Hitler). Die militärische Genialität Mao Tse-tungs ist hiermit voll unter Beweis gestellt. Der fluchtartige Rückzug ist schließlich zum Siegesmarsch der K P C h geworden. Während des Langen Marsches haben einige wichtige Konferenzen stattgefunden. Nachdem die 1. Heeresgruppe mit der 4. Heeresgruppe in Mao-kung in Szech'uan zusammengetroffen war (16. 6. 1935), brachte schließlich die Kontroverse zwischen Mao Tsetung und Chang Kuo-t'ao die R A auseinander und die K P C h beinahe gänzlich an den Abgrund. Die Vereinigung der 1. und 4. Heeresgruppe war an sich eine große Gefahr für Mao Tse-tung, denn er ist ja erst durch die Unterstützung der Militärs auf der Tsunyi-Konferenz an die Macht gekommen und hat die Rußlandstudenten ausgebootet; auch sein Aufstieg zum Politkommissar des Z K entspricht nicht der Parteisatzung; daß er das geschafft hat, kann nur mit Hilfe der Militärs zustandegekommen sein; beim Zusammentreffen mit der 4. Heeresgruppe, die 50000 Mann stark und gut ausgerüstet und ausgeruht war im Vergleich mit der 1. Heeresgruppe, von der 10000 Mann übriggeblieben und erschöpft waren, ist es nicht schwer auszudenken, wer der stärkere gewesen ist. Falls Chang Kuot'ao mit den Rußlandstudenten einig gewesen wäre und sich auf seine 4. Heeresgruppe hätte stützen können, wäre es ihm leicht gelungen, die Autorität Mao Tse-tungs zu untergraben. Doch Chang Kuo-t'ao scheint die Kulisse nicht ganz begriffen zu haben; er ist beim 1. Zusammentreffen in Liang-ho-k'ou während der Militärkonferenz bereits mit Mao Tse-tung in Kontroverse geraten und hegte an der angeblich von der Komintern geratenen Nordroute in die Äußere Mongolei Zweifel (die Anweisung soll vom O k t . 1934 sein); denn er war stets gegen die Linie der Komintern,

Kommentar

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Sowjets in China zu errichten; so hat er ungewollt die Rußlandstudenten auf die Seite Mao Tse-tungs getrieben und eine Lage geschaffen, daß sich die 4. Heeresgruppe gegen das Zentralkomitee stellte. Das ist die Polemik zwischen N o r d - und Westroute, zwischen Mao Tse-tung und Chang Kuot'ao. Chang Kuo-t'ao mußte schließlich die Nordroute akzeptieren mit dem Kompromiß, daß einige seiner Leute ins Z K aufgenommen werden 9 . A m 5. Aug. 1935 wurde die wichtigste Erweiterte Konferenz des Politbüros in Mao-er-kai 1 0 abgehalten. Der Zwist zwischen Mao Tse-tung und Chang Kuo-t'ao ist nicht mehr überbrückbar. Nach der Mao-er-kai-Konferenz wurde der Front-Stab organisiert; Hsü Hsiang-ch'ien wurde Oberbefehlshaber der Front und befehligte die Rechte Route (30. und 4. Korps der 4. Heeresgruppe sowie die 1. Heeresgruppe), Chang Kuo-t'ao wurde Hauptpolitkommissar und -kommandeur der R A , und Chu T e befehligte die Linke Route. Bei diesem Zustand ist Mao Tse-tung das dritte Rad in der 4. Heeresgruppe. Als das 30. Korps unterwegs von H u Tsung-nan angegriffen wurde, führte Mao die 1. Heeresgruppe allein nach Norden fort und erreichte im Okt. 1935 Nord-Shenhsi 1 1 . Mao Tse-tung hat im Unterhaltungsverzeichnis während der Reise von Aug. bis Sept. 1971 gesagt, daß er 8000 Mann nach Nord-Shenhsi geführt hat 1 2 . So muß das 1. Korps von Lin Piao (3500), das 3. Korps von P'eng Te-huai (2500) sowie die 3 Regimenter der 4. Heeresgruppe, die in die Rechte Route eingegliedert sind, ungefähr 8000—9000 Mann sein. Chang Kuo-t'ao, Chu Te, Liu Po-ch'eng, Hsü Hsiang-ch'ien und Li Hsien-nien hingegen führten ihre Armee südwärts und errichteten das 2. Zentralkomitee. So entstand der Zwist zwischen dem Z K der K P C h und der R A ; die von der Internationalen Gruppe errichtete „monolithische Führung der Partei" wurde restlos zerstört. Die Verluste auf dem Langen Marsch, abgesehen von den ersten beiden Monaten, wo sich die Zahl von 80000 auf 30000 reduziert hat, meist durch Desertion der vor Ausbruch neu aufgestellten 30000 Rekruten [ D 3 0 ] sowie durch große Verluste beim Ausbruch, sind nach der Tsunyi-Konferenz anscheinend nicht so groß gewesen. Denn überall, wo die R A durchmarschiert ist, hat sie auch etliche Einheiten zurückgelassen, um dort Partisanentätigkeiten durchzuführen, den Verfolger zu stören. 9

Chang Kuo-t'ao: Wo te hui-i (Meine Erinnerungen), Vol. 3. S. 1118—1149. H o n g k o n g 1974.

10

E b d . S. 1 1 5 1 - 1 1 6 7 ; M a o : AW. Bd. 2, S. 310, Anm. 82.

11

Yen Chin-wen: C h o u En-lai p'ing-chuan (Kritische Biographie des C h o u En-lai), S. 203, A n m . 3. Po-wen-Verlag, H o n g k o n g 1974.

12

E b d . S. 203, A n m . 4.

246

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Obwohl die K P C h mit knapper N o t den Langen Marsch überlebte, hatte diese Niederlage der Partei dennoch gezeigt, daß es der K P C h kaum möglich sein würde, in voraussehbarer Zeit aus eigener Kraft über das wesentlich stärker gewordene KMT-Regime zu triumphieren. Die einzige Chance hierfür konnte nur dann entstehen, wenn die K M T von einer anderen Kraft, die stärker sein mußte als die der K P C h , angegriffen und geschlagen oder geschwächt würde. Als eine solche, den Verlauf des chinesischen Bürgerkrieges schicksalhaft zugunsten der K P C h beeinflussende Kraft sollte sich die imperialistische Expansionspolitik des japanischen Militarismus erweisen 1 3 . Als die Auseinandersetzung der KP in China stattfand, hat sich die Grundlinie der Komintern wesentlich verändert. Der vom faschistischen Italien entfachte Aggressionskrieg in Abessinien sowie die von Deutschland unterstützte Machtergreifung des Franco-Regimes in Spanien sowie die Aggression Japans seit dem Mukden-Zwischenfall in China setzten die Sowjetunion beiderseits von Europa und Asien unter Druck. Unter diesen Umständen hat die Komintern im Juli bis Aug. 1935 in Moskau den V I I . Weltkongreß 1 4 einberufen und beschlossen, eine breitbasige antifaschistische Volksfront aufzubauen, und der Vertreter Chinas, Wang Ming, hat während des Kongresses gemäß dem Sinn der Komintern vom 1. Aug. 1935 einen „Brief an alle Landsleute zur Rettung des Vaterlandes und zum Widerstand gegen J a p a n " 1 5 proklamiert und appelliert, in China eine nationale Einheitsfront gegen Japan aufzurichten, was später als die berühmte „Deklaration vom 1. A u g . " bekannt wurde. Diese Deklaration vom 1. Aug. hat die linkstendierende Linie der K P C h aus der Sackgasse herausgeholt und hat die Bedeutung einer Neuen Epoche in der K P C h angezeigt. Sie „fordert das Aufhören des Bürgerkrieges und gemeinsamen Kampf gegen Japan und appelliert an das ganze Volk, ohne Klassen-, ohne Partei-Unterschiede gemeinsam die Regierung zu bilden, vereint gegen Japan zu kämpfen und die Nation vor dem Untergang zu retten . . , " 1 6 Da die Komintern lange keine Verbindung zur K P C h mehr hatte, wurde nach der Proklamation Chang Hao (Lin Yü-ying) nach Yenan geschickt und am 25. 12. 1935 in Wa-yao-pao eine Konferenz des Politbüros ab13

Kindermann: Der Ferne Osten, S. 350.

14

VII. Kongreß der Kommunistischen Internationale (April 1935).

15

Deklaration vom 1. Aug. 1935. s. M a o : A W . Bd. 1, S. 454, Anm. 2 1 5 ; C C C 9 : Ein offener Brief an alle Landsleute zum Widerstandskrieg und zur Rettung des Vaterlandes. 1. Aug. 1935.

16

Ebd.

Kommentar

247

gehalten und der „Beschluß über die gegenwärtige Lage sowie die Aufgabe der Partei" angenommen 1 7 . Diese später viel propagierte Einheitsfront gegen Japan ist nichts anderes als nur eine Nachahmung der „antiimperialistischen Volksfront" der Komintern. Diese kommunistischen Parolen, denen zufolge Chinesen nicht mehr gegen Chinesen, sondern gemeinsam gegen Japan kämpfen sollten, übten einen starken Eindruck auf die von Chang Hsüeh-liang geführten mandschurischen heimatvertriebenen Truppen aus; diese Verbände, die sich auf zentralchinesisches Gebiet zurückgezogen hatten, waren hier von Chiang Kai-shek zum Kampf gegen die Kommunisten eingesetzt worden. Es ist verständlich, daß sie mehr an der Wiedereroberung der verlorenen Heimat interessiert waren als an jener endgültigen Niederringung der chinesischen Kommunisten, was Chiang Kai-shek als wichtigste Voraussetzung für auswärtige Widerstandsfähigkeit Chinas betrachtete. So begannen die Truppen in ihrer Loyalität gegenüber der Zentralregierung zu schwanken, während ihre Kommandeure Chang Hsüeh-liang und Yang Hu-ch'eng Kontakte mit den Kommunisten aufnahmen 18 . Als sich daraufhin Chiang Kai-shek persönlich nach Sian begab, wo sich das Hauptquartier der mandschurischen Truppen befand, um persönlich den Feldzug wieder in Gang zu bringen, geschah der Sian-Zwischenfall 19 .

17

Wa-yao-pao-Konferenz (25. 12. 1935). Genaues über den Beschluß s. M a o : A W . Bd. 1,

18

Melane, Charles B . : Soviet Policy and the Chinese Communism (1931 — 1946), S. 80,

S. 4 5 6 , A n m . 216. A n m . 88, N e w Y o r k 1958. 19

Der Sian-Zwischenfall. Unter dem Einfluß der antijapanischen Bewegung der Volksmassen unterstützten die N o r d o s t - A r m e e (Chang Hsüeh-liang) und die 17. Armee (Yang Hu-ch'eng) aktiv die Initiative der K P C h , eine antijapanische nationale Einheitsfront zu schaffen. Chiang Kai-shek weigerte sich, diese Forderung anzunehmen, und begann obendrein die Vorbereitung für die „Strafexpedition gegen die Kommunisten".

Daraufhin

verhafteten Chang Hsüeh-liang und Yang Hu-ch'eng in gemeinsamem Vorgehen den Chiang Kai-shek. Diese Ereignisse vom 12. Dez. 1936 wurden als Sian-Zwischenfall bekannt. Chiang Kai-shek war gezwungen, die Forderung nach einem Bündnis mit der K P C h zur Organisierung des Widerstandes gegen Japan anzunehmen.

248

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Mao Tse-Tung chi, S. 379 Tokyo 1971

D 32: Beschluß des ZK der KPCh 5. Einkreisungsfeldzug

über die Zusammenfassung des Feindes (8. 1. 1935)

gegen

den

Nachdem wir den Bericht über die Zusammenfassung des 5. Einkreisungsfeldzuges vom Genossen X sowie den Nebenbericht vom Genossen X ' 2 0 gehört haben, sind wir (die Erweiterte Konferenz des Politbüros) der Meinung, daß der Bericht des Genossen X grundlegend verkehrt ist. 1. Die Zentrale der Partei hat einst in dem Beschluß zum 5. Einkreisungsfeldzug des Feindes klar und deutlich darauf hingewiesen, daß der 5. Einkreisungsfeldzug ein noch grausamerer Angriff des Imperialismus und der konterrevolutionären KMT gegen die Bewegung der Sowjetrevolution ist; doch gleichzeitig hat sie auf die korrekte Schlußfolgerung (20. 7. 1933) 21 hingewiesen, daß in diesem heftigen Klassenkampf die innerparteiliche Schwäche der KMT und des Imperialismus mit der neuen revolutionären Lage gespannter geworden ist, welche die Kräfteverhältnisse der Klassen in China für uns neu und vorteilhaft ändert, so daß „während des 5. Einkreisungsfeldzuges noch vollkommenere Bedingungen für die Erringung des Sieges im Entscheidungskampf" geschaffen worden sind. Doch Genosse X hat in seinem Bericht die objektiven Schwierigkeiten überschätzt; den Grund, den 5. Einkreisungsfeldzug nicht im Zentralsowjetgebiet zerschlagen zu können, führt er auf die konterrevolutionäre Stärke des Imperialismus und der KMT zurück; ferner hat er die gegenwärtige revolutionäre Lage wiederum unterschätzt. So bekommt man unausbleiblich die objektive Schlußfolgerung des Opportunismus, daß der 5. Einkreisungsfeldzug von Grund auf unzerschlagbar ist. 2. Die Zentrale der Partei hat auf Grund ihrer korrekten Einschätzung die konkrete Aufgabe gegen den 5. Einkreisungsfeldzug des Feindes festgelegt. Ein anderthalbjähriger harter Kampf gegen den Einkreisungsfeldzug hat bewiesen, daß die politische Linie der Zentrale fraglos korrekt war. Besonders die Partei in dem Zentralsowjetgebiet, die unter der unmittelbaren Führung der Zentrale steht, hat im Hinblick auf die Mobilisierung der brei20

21

Mit den zwei X, X' müssen Ch'in Pang-hsien und Chou En-lai bzw. Chang Wen-t'ien gemeint sein. Beschluß des ZK (20. 7. 1933).

Dokument

32

249

ten Arbeiter- und Bauernmassen, in den revolutionären Krieg einzutreten, einen noch nie dagewesenen Erfolg erzielt. Die Bewegung zur Vergrößerung der Roten Armee wurde zum Begeisterungsstrom der Massen. Mehr als hunderttausend Aktivisten der Arbeiter und Bauern wurden mobilisiert, sich bewaffnet an die Front zu begeben; die Rote Armee wurde damit enorm vergrößert. Die Muster-Rote- und -Junge-Garde sind von nun an die Reserve der Roten Armee geworden; die Organisation der Massenbewaffnung der Roten- und -Jungen-Garde hat eine äußerst große Entwicklung gehabt. Die Partei hat unter der Parole „Alles für den Sieg an der Front" den fizanziellen und Lebensmittel- sowie allen anderen materiellen Bedarf der Roten Armee an der Front gedeckt. Der tiefgehende Klassenkampf in den Sowjetgebieten, der Wirtschaftsaufbau sowie die radikale Verbesserung der Beziehung zwischen der Sowjetregierung und dem Volk haben Enthusiasmus und Aktivität der breiten Massen, in den revolutionären Krieg einzutreten, aufs äußerste entfaltet. All das hat die vorteilhafte Bedingung, den 5. Einkreisungsfeldzug gründlich zu zerschlagen, geschaffen, doch Genosse X hat in seinem Bericht all diese günstigen Bedingungen offensichtlich ungenügend eingeschätzt. Solche ungenügenden Einschätzungen müssen unweigerlich auch zu der subjektiven Schlußfolgerung führen, daß wir keine Mittel haben, den 5. Einkreisungsfeldzug zu zerschlagen. 3. Hier muß darauf hingewiesen werden, daß in unserer Arbeit noch viele schwerwiegende Fehler bestehen: Die Führung der Partei hat in bezug auf die breiten Arbeiter- und Bauernmassen in den Weißen Gebieten gegen den Imperialismus, die KMT und den Tageskampf nach wie vor keine sichtbaren Fortschritte geleistet; die Entwicklung des Partisanenkrieges sowie die Arbeit der Zersetzung der Weißen Armee sind nach wie vor spärlich; die Rote Armee in den verschiedenen Sowjetgebieten ist unter dem Geist der Einheitsstrategie von gegenseitiger Abstimmung und Koordination immer noch nicht genügend entfaltet; all diese Mängel sind zweifelsohne von den Aktionen gegen den 5. Einkreisungsfeldzug beeinflußt und ein wichtiger Grund geworden, weshalb man den 5. Einkreisungsfeldzug nicht zerschlagen kann. Doch sollte man das nie auf Grund der Existenz dieser Mängel als Hauptgrund für das Nicht-zerschlagen-Können des 5. Einkreisungsfeldzuges angeben, doch Genosse X hat in seinem Bericht und in der Zusammenfassung gerade diese Arbeitsmängel unterstrichen; in bezug auf die Einschätzung der militärischen Führung und der prinzipiell inkorrekten Strategie und Taktik will er das weder erkennen noch zugeben; das war der Anstoß für uns, nicht zu verstehen, wo eigentlich die Hauptgründe sind, warum die Hauptstreitkräfte unserer Roten Armee unbedingt den Zentral-

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Sowjet verlassen müssen und wir nicht im Zentralsowjet den 5. Einkreisungsfeldzug zerschlagen können. Das hat unsere Militärführung 2 2 aufgrund der von ihr durch ihre strategischen und taktischen Fehler geschaffenen Fiaskos verhehlt. Die tapfere, kampftüchtige Rote Armee, die musterhaften rückwärtigen Dienste, die Unterstützung der breiten Massen können, falls wir in der Militärführung keine korrekte Strategie und Taktik anwenden, den entscheidenden Sieg im Kampf auch nicht erringen. Der Hauptgrund, weshalb der 5. Einkreisungsfeldzug nicht im Zentralsowjetgebiet zerschlagen werden kann, liegt gerade hierin. 4. Die K M T und Chiang Kai-shek sowie seine imperialistischen Militärratgeber haben nach den Niederlagen der 4 Einkreisungsfeldzüge gewußt, daß es äußerst ungünstig ist, mit der Taktik und Strategie, „tief einzudringen", mit uns im Sowjetgebiet zu kämpfen; so haben sie in dem 5. Einkreisungsfeldzug die strategische Taktik vom langdauernden Krieg und vom Blockhaussystem angewendet, in der Absicht, allmählich unsere lebendige Kraft und unser Material abzunutzen, unser Gebiet einzuengen und schließlich unsere Hauptstreitkräfte zum Entscheidungskampf zu stellen, um das Ziel zu erreichen, uns zu vernichten. Unter solchen Bedingungen muß unsere strategische Linie ein defensiver Entscheidungskampf (defensiver Angriff) sein: überlegene Streitkräfte konzentrieren, die schwachen Punkte des Feindes auswählen und in diesem Bewegungskrieg sicher sein, einen Teil oder den größten Teil des Feindes zu vernichten, mit Hilfe einzelner Vernichtungsaktionen gegen den Feind den Einkreisungsfeldzug gründlich zu zerschlagen. Doch im 5. GegenEinkreisungsfeldzug wurde der defensive Entscheidungskampf durch reine Defensivlinie (oder reine Schutzdefensive) ersetzt, der Bewegungskrieg durch den Stellungs- und Bollwerkkrieg ersetzt; ferner wurde das sogenannte taktische Prinzip von „kurzstreckigen Überraschungsschlägen" 2 3 , die strategische Linie der reinen Defensive unterstützt. Damit hat man den Feind mit der Strategie vom langdauernden Krieg und Blockhaussystem sein Ziel erreichen lassen und einen Teil der Hauptstreitkräfte unserer Roten Armee geopfert und das Zentralstützpunktgebiet aufgegeben. Hier muß darauf hingewiesen werden, daß diese Linie dem Grundprinzip unserer strategischen Taktik, die unsere Rote Armee zum Siege führte, gänzlich entgegengesetzt ist. 5. In der gegenwärtigen Etappe des Bürgerkrieges in China, wo wir noch keine Arbeiteraufstände in den großen Städten haben, noch keine Kombi22

Militärführung: C h o u En-lai und O t t o Braun.

23

Kurzstreckige Uberraschungsschläge, Taktik von O . Braun, s. C C C 15, Revolution und Krieg, Vol. 7 - 9 .

Dokument 32

251

nation mit der Meuterei in den Weißen Truppen besteht, w o die Rote A r m e e zahlenmäßig noch äußerst klein ist, w o unsere Sowjetgebiete einen kleinen Anteil Chinas ausmachen, w o wir noch keine Flugzeuge, Kanonen und ähnliche besondere Waffengattungen besitzen, w o w i r noch aufgrund der Umstände auf der inneren Kampflinie operieren müssen, müssen w i r selbstverständlich, wenn uns der Feind mit seinem Einkreisungsfeldzug angreift, die Strategie des defensiven Entscheidungskampfes anwenden, d. h., unsere Defensive ist nicht einseitig, sondern eine den Entscheidungskampf suchende Defensive, eine Defensive, um z u m Gegenangriff überzugehen. Die reine Defensive kann die feindlichen Kräfte verhältnismäßig schwächen, kann in einem bestimmten Zeitraum das Territorium verteidigen, doch den Einkreisungsfeldzug des Feindes endlich zu zerschlagen, um das Sowjetgebiet zu schützen, gelingt so nicht, eine Aussicht auf den Endsieg besteht so nicht. N u r wenn man aus der Verteidigung heraus zum Gegenangriff (taktisch und strategisch) umschwenkt und sogar z u m Angriff übergeht, kann man erst den Sieg im Entscheidungskampf erringen, die lebendigen Kräfte des Feindes in größerem Maße vernichten; dann erst können w i r den Feind zerschlagen, das Sowjetgebiet schützen und die Bewegung der Sowjetrevolution entfalten. Unter solcher Strategie, wenn w i r die Schwäche des Feindes noch nicht entdeckt bzw. noch nicht hervorgerufen haben, dürfen w i r uns nicht sofort mit dem angreifenden Feind in einen unsicheren Entscheidungskampf einlassen: W i r müssen mit sekundären Kräften (Partisanentrupps, Bewaffnete Volkskraft, Selbständige Regimenter oder ein Teil der Hauptkraft der Roten Armee) von allen Seiten den Feind konfus machen b z w . locken; diesbezüglich m u ß man hauptsächlich im Bewegungskrieg den Feind aufhalten und die Hauptkräfte in einer passenden Entfernung hinter dem Feind b z w . an seine Flanken zurückziehen, sich verbergen und zusammenziehen und die günstige Gelegenheit abwarten, den Feind zu überfallen. Bei den Operationen auf der inneren Kampflinie, wenn der Feind mit einer überlegenen Streitmacht zu uns vordringt, sollen R ü c k z u g und Verbergung der Roten A r m e e den Feind ermüden, ihm Anlaß geben, übermütig und nachlässig zu sein, so daß Fehler und Schwächen aufgedeckt werden, d. h. eben Umstände schaffen, zur Gegenoffensive überzugehen und den Sieg im Entscheidungskampf zu erringen. Man muß äußerst vorsichtig die feindliche Lage analysieren und beurteilen, damit man die Gelegenheit zur Durchführung der passenden Kampfmaßnahmen w a h r n i m m t . M a n soll durch Provokationen und Scheinangriffe des Feindes sich nicht irremachen lassen, keine unnötigen Truppenverlegungen machen und sie zum Einsatz bringen, damit w i r nicht von Märschen ermüdet werden und die Gelegenheit ver-

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passen, an einer bestimmten Front den entscheidenden Sieg zu erringen. U m des Sieges willen brauchen wir, falls der Feind nach seinem Plan vorrückt, ihn nicht mit Oberraschungsschlägen zu stoppen, sondern wir müssen ihn bis zu einer günstigen Entfernung einlassen und ihn einkreisen und vernichten (d. h. den Feind hereinlocken). Um des Sieges willen werden wir ohne Zögern provisorisch ein Stück Territorium der Sowjets aufgeben, ja sogar die Hauptstreitkraft zeitweilig von den Sowjetstützpunktgebieten entfernen; denn wir wissen, falls wir den Feind vernichten können, falls wir den 5. Einkreisungsfeldzug zerschlagen können, werden wir nicht nur die aufgegebenen Gebiete wieder einnehmen, sondern sogar auch das Sowjetgebiet vergrößern 2 4 . All dies geschieht nur deswegen, damit zugunsten der Roten Armee ständig die Initiative ergriffen werden kann, den Feind bei seinem Angriff und Einkreisungsfeldzug zu besiegen und alle Ungunst und Passivität zu meiden. Doch während des 5. Einkreisungsfeldzuges wurde diesbezüglichen Prinzipien gänzlich entgegengehandelt. Das Telegramm der Komintern vom Februar vergangenen Jahres hat treffend gesagt: „Wir finden in der gegenwärtigen Epoche, daß die von den Militärkommandos angewandten Schritte und Pläne beinahe alles nur ein Produkt des feindlichen Zwangs zu sein scheinen. Durch die Provokationen des Feindes müssen wir ständig unnötige Reorganisationen unserer Kräfte vornehmen, so daß wir durch die ständige Änderung unserer Kräfte nicht aktiv in die Kämpfe eintreten können. Wir sind der Ansicht, daß wir in den Orten, wo wir bereits einige Erfolge erreicht haben, den Feind schlagen, und nicht in die Illusion verfallen, den Feind gleichzeitig an allen Fronten zu schlagen." 2 5 Die Verantwortlichen für die reine Defensivlinie haben gegenüber dieser Anweisung der Komintern kein Verständnis aufgebracht; deshalb haben sie nicht nur vor dem Febr. des vergangenen Jahres so gehandelt, sondern auch bis zum Rückzug der Hauptstreitkräfte aus dem Sowjetgebiet immer noch so gehandelt. Sich gern in passiver Position befindliche Vertreter einer reinen Defensivlinie haben bzw. können durchaus nicht die Illusion gehabt haben, den Feind an allen Fronten zu schlagen, sondern hegten die Illusion, den 24

N i c h t Städte und Länder, sondern die lebendigen Kräfte zu bewahren — dieser Grundsatz ist der Ursprung des 3. militärischen Prinzips, was M a o Tse-tung in „ D i e gegenwärtige Lage und unsere A u f g a b e n " zur Tagung des Z K der K P C h am 25. D e z . 1947 erstattet hat. s. M a o : A W . B d . 4, S. 165 (Peking 1969). Gleichfalls das 9. Prinzip: „ . . . nicht Gebiete zu halten oder e i n z u n e h m e n " ; „eine überlegene Streitmacht konzentrieren, um die feindlichen Truppenteile einzeln zu vernichten". M a o : A W . B d . 4, S. 106 (Peking 1969).

25

Telegramm der K o m i n t e r n , F e b r . 1934.

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32

253

Feind an allen Fronten zu stoppen. Genosse X hatte einst die Parole vorgeschlagen: „An allen Fronten angreifen"; während des 5. Einkreisungsfeldzuges wurde sie in: „An allen Fronten verteidigen" umgeändert; doch beides ist, strategisch gesehen, ein Irrtum. Die Parole: „Nicht einen Zoll Boden des Sowjetgebietes preisgeben" 26 ist politisch korrekt, doch sie mechanisch auf Militärisches, besonders Strategisches, anzuwenden, ist gänzlich verkehrt; doch sie wurde vollständig von den rein Defensiven als Maske benutzt. 6. Für den Sieg im Entscheidungskampf ist es im Hinblick auf den Entscheidungskampf absolut notwendig, überlegene Streitkräfte zu konzentrieren. Bei den gegenwärtigen Kräfteverhältnissen ist uns der Feind absolut überlegen. Er setzte stets eine uns mehrfach, ja sogar -zigfach überlegene Streitmacht ein, um uns anzugreifen. Doch das jagte uns keine Angst ein. Da der Feind sich an der äußeren Kampflinie befand und strategisch eine Einkreisung und Zangenbewegung ausführte, gab er uns somit die Gelegenheit, ihn einzeln zu zerschlagen, und veranlaßte uns, unter Anwendung der Strategie der inneren Kampflinie Vorteile durch Schlachten an der äußeren Kampflinie (örtliche äußere Kampflinie) zu erringen; d. h., mit einem Bruchteil unserer Streitkräfte den Feind auf einer oder mehreren Marschrouten zu binden und den Feind mit den stärksten konzentrierten Kräften auf einer Route einzukreisen und ihn zu vernichten, mit dieser Methode den Feind einzeln zu schlagen und den 5. Einkreisungsfeldzug zu zerschlagen. Bei den Gegebenheiten der strategischen inneren Kampflinie kann man nur durch Konzentration von überlegenen Streitkräften den Schlachtensieg an der äußeren Kampflinie suchen; so kann die Rote Armee stets die Initiative ergreifen und den Feind in die Passivität zwingen und schließlich seinen Gesamtplan zerschlagen. Doch die Verantwortlichen der reinen Defensive in der vergangenen Zeit haben beinahe stets, um den Vormarsch des Feindes aus allen Richtungen zu stoppen, die Kräfte auseinandergerissen (hauptsächlich die Zerstreuung vom 1. und 3. Armeekorps). Das Resultat dieser Zerstreuung der Streitkräfte läßt uns stets in die Passivität geraten, die Streitkräfte überall dünn und schwach werden und begünstigt den Feind, uns einzeln zu zerschlagen. Während des 5. Einkreisungsfeldzuges sind in mehreren Schlachten (z. B. Hsün-k'ou, T'uan-ts'un, Chien-ning, Wen-fang) durch unsere unkonzentrierten Streitkräfte keine großen Siege errungen worden. Die Hauptaufgabe, die die Verantwortlichen der reinen Defensive der Roten Armee stellten, war die Verhinderung des Vormarsches des Feindes und die Illu26

s. A n m . III., 142.

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sion, mit „kurzstreckigen Uberraschungsschlägen" einen Teil des Feindes zu vernichten, aber nicht die Initiative zu erkämpfen, nicht den Sieg im Entscheidungskampf zu erringen. Das Resultat davon war eben, daß die Rote Armee eine sehr kleine Anzahl von Feinden vernichtet hat und das Sowjetgebiet schließlich der Verwüstung durch den Feind ausgesetzt war. 7. Den Feind im Bewegungskrieg zu vernichten, ist die besondere Fähigkeit unserer Roten Arbeiter- und Bauernarmee. Die Komintern hat uns, als der 5. Einkreisungsfeldzug begann (Telegramm vom O k t . vor zwei Jahren), auf folgendes hingewiesen: „Unserer Aktionen sollen nicht die Form eines Stellungskrieges annehmen, sondern an den beiden Flanken des Feindes den Bewegungskrieg aufnehmen." 2 7 Im Telegramm vom Februar vergangenen Jahres wurde wiederholt gesagt: „ E s ist eindeutig, daß nach den Erfahrungen der Vergangenheit unsere Truppen im Bewegungskrieg eine Reihe von großen Erfolgen erzielt haben, doch in keinem Zwangsangriff auf die Blockhausgebiete Siege erringen k o n n t e n " 2 8 . Diese Anweisungen der Komintern sind vollkommen korrekt. Obwohl wir unter dem Blockhaussystem während des 5. Einkreisungsfeldzuges nicht so viele Gelegenheiten gehabt haben wie in den ersten 4 Einkreisungsfeldzügen, wo der Feind tief in unser (Gebiet) eindrang, einen umfangreichen Bewegungskrieg durchzuführen, waren doch die Möglichkeiten eines Bewegungskrieges vorhanden, was die Tatsachen mehrmals bewiesen haben (Hsün-k'ou, Tuan-ts'un, Chiang-chün-tien, Chien-ning, Hu-fang, Wen-fang, besonders während des Zwischenfalls in Fu-chien) 2 9 . Aber während des 5. Einkreisungsfeldzuges brachten uns die auf Grund der Panik gegenüber dem Blockhaussystem entstandene reine Defensivlinie sowie die Theorie der „kurzstreckigen Oberraschungsschläge" des Genossen Hua Fu (Otto Braun) vom Bewegungskrieg in den Stellungskrieg hinüber, und diese Form des Stellungskrieges war nur günstig für den Feind und äußerst ungünstig für die derzeitige Rote Arbeiter- und Bauernarmee. Zwangsangriffe gegen die Blockhäuser des Feindes sollten bei der gegenwärtigen Technik vermieden werden. Nur dänn, wenn das Blockhaus nicht stabil ist oder vereinzelt dasteht — um die Verstärkungen des Feindes zu zerschlagen oder um den Feind zur Truppenverlegung zu zwingen —, darf man das Blockhaus angreifen. Während des 5. Einkreisungsfeldzuges wurden stets leichtsinnige Zwangsangriffe auf die Blockhäuser vorgenommen; daß sie keinerlei Er-

27

Telegramm der Komintern, O k t . 1933.

28

s. Anm. IV., 25.

29

s. Anm. III., 118.

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folge gehabt haben, setzt nicht in Erstaunen, denn da hat man den Krieg als Kinderspiel dargestellt 30 . Die Einschätzung der Möglichkeit des Bewegungskrieges war während des 5. Feldzuges ungenügend; so trennte man den 5. Einkreisungsfeldzug des Feindes rundweg von den vorhergehenden 4 Einkreisungsfeldzügen ab; so verneinte man rundweg alle Erfahrungen der vorhergehenden Bewegungskriege, verneinte rundweg die Kampfmethode, den Feind hereinzulocken, um ihn zu vernichten; ferner ist man gezwungen, die korrekten Anweisungen der Komintern praktisch abzulehnen; das war ganz selbstverständlich für die Verantwortlichen der reinen Defensive und der „kurzstreckigen Überraschungsschläge". 8. Durch die Uberbewertung hinsichtlich des feindlichen Blockhaussystems und durch die ungenügende Einschätzung der Möglichkeit des Bewegungskrieges ist die Theorie entstanden, daß Siege nur noch durch Taktik errungen werden; man ist der Ansicht, daß man nur den Sieg durch Taktik in den Schlachtensieg ändern und dann durch den Schlachtensieg für uns günstige strategische Änderungen hervorrufen kann (Der Aufsatz vom Genossen Hua Fu (O. Braun) sowie die Briefe von den beiden Genossen X und X' an Lin Piao und P'eng Te-huai) 31 , und man meinte: „Unter dem Blockhaussystem sind nur viele kleine Siege und kein hübscher eleganter Sieg zu erringen" (Ansprache des Genossen X im Politbüro und Aufsatz des Genossen X in Roter Stern) 32 ; man meinte, nur durch Verteidigung der verstreuten Kräfte und kurzstreckige Uberraschungsschläge dem Blockhaussystem begegnen zu können. All diese opportunistischen Theorien und Praktiken von Strategie und Taktik des revolutionären Krieges sind während des 5. Einkreisungsfeldzuges völlig bankrott gegangen. Wir können nicht leugnen, daß das Blockhaussystem neue Schwierigkeiten geschaffen hat bei der Zerschlagung des feindlichen 5. Einkreisungsfeldzuges (doch am Anfang hatten sie mit linksabweichlerischem Geschwätz auf das Blockhaussystem herabgeguckt, siehe Aufsatz vom Genossen X in Roter Stern) 33 ; indem wir das nicht leugnen, müssen wir sogar im Gegenteil die technischen Bedingungen (Flugzeuge, Kanonen) der Roten Armee vorbereiten, besonders die Aufstände der Arbeiter- und Bauernsoldaten in den Blockhäusern, um das noch gefestigtere Bollwerk 30

Krieg als Kinderspiel: eine Bemerkung, die die Komintern Mao Tse-tung vorgeworfen hat. s. D - 3 . Hier wandte Mao die gleichen W o r t e auf die Rußlandstudenten an.

31

s. C C C 16, Revolution und Krieg, Vol. 1 - 4 , Nov. 1 9 3 3 - M a i 1934. Über die Taktik der

32

s. A n m . IV., 23.

33

Ebd.

R A unter dem Blockhaussystem, O . Braun.

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des Feindes in Zukunft zu besiegen. Doch auch unter den jetzigen Bedingungen ist es möglich, das Blockhaussystem zu zerschlagen. Das Blockhaussystem ermüdete die Streitkräfte des Feindes und dezentralisierte sie sogar; es verwöhnte den Feind in der Abhängigkeit vom Blockhaus, so daß er, sobald er das Blockhaus verläßt, die Siegesgewißheit verliert; anderseits kann der Feind es nicht umgehen, das Blockhaus zu verlassen, um zu uns vorzudringen; er kann auch nicht im Umkreis des ganzen Landes überall solche Blockhäuser errichten, die die Aktionen der Roten Armee zu verhindern vermögen. All dies verschaffte uns günstige Bedingungen, das Blockhaussystem zu überwinden. Deshalb ist die Methode für unsere Rote Armee, das Blockhaussystem zu zerschlagen, immer noch gestützt auf den Bewegungskrieg, gestützt auf die Entfaltung des Partisanenkrieges um die Blockhäuser herum, der mit den Aktionen der Roten Armee koordiniert ist, und ferner gestützt auf die weitverteilte Soldatenbewegung in den Weißen Truppen. Was man unter Bewegungskrieg zur Zerschlagung des Blockhaussystems versteht, ist, an der inneren Front der Blockhausstellungen dem Feind beim Vormarsch aufzulauern und ihn in großer Anzahl zu vernichten, während man an der äußeren Front, d. h., wenn die Rote Armee sich in weiträumiges Gelände wendet, wo sich kein Blockhaus befindet, und dort ihre Aktionen durchführt, den Feind aus dem Blockhaus herauszukommen zwingt, um mit uns einen Bewegungskrieg zu führen. Nur wenn wir das strategische, taktische Prinzip des Bewegungskrieges elastisch, kunstvoll und geschickt anwenden können, werden wir das Blockhaussystem des Feindes mit Sicherheit zerschlagen. Ferner kann man nur mit Hilfe einer korrekten strategischen Linie erst korrekt Schlachten führen, erst korrekt die Taktik anwenden, um das Blockhaussystem sowie den 5. Einkreisungsfeldzug zu zerschlagen. Reine Verteidigung und „kurzstreckige Uberraschungsschläge" stützen sich nicht auf die strategische und taktische korrekte Führung zum Sieg, sondern stützen sich bloß auf Taktik, was praktisch nur die Kapitulation vor dem Blockhaussystem ist und am Ende das Blockhaussystem nicht zu zerschlagen vermag. 9. Die Frage des langdauernden und schnell entschiedenen Krieges haben die Verantwortlichen der reinen Defensivlinie auch mißverstanden. Es muß klargestellt werden, daß der Bürgerkrieg Chinas kein kurzfristiger Krieg ist, sondern ein langfristiger, langdauernder Krieg, daß die SowjetRevolution eben durch die ununterbrochene Zerschlagung des feindlichen Einkreisungsfeldzuges entwickelt und stabilisiert worden ist. Deshalb müssen wir unter günstigen Verhältnissen auf jeden Fall aus der Verteidigung heraus zum Gegenangriff und zum Angriff überhaupt übergehen, um den Feind zu vernichten, den Einkreisungsfeldzug zu zerschlagen (wie

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z. B. 1.—4. Feldzug sowie 5. Feldzug vor der Schlacht bei Kuang-ch'ang) 3 4 . Unter ungünstigen Bedingungen dürfen wir uns zeitweilig zurückziehen, um unsere lebendige Kraft zu bewahren, und treten wieder, falls eine andere günstige Bedingung da ist, in die Gegenoffensive und Offensive ein (wie nach der Schlacht von Kuang-ch'ang bei dem 5. Feldzug); das ist das erste Grundprinzip. Doch anderseits muß man das andere Prinzip verstehen: U m einen langfristigen, langdauernden Krieg zu führen, muß man bei jedem Einkreisungsfeldzug sowie jeder Schlacht äußerst darauf bedacht sein, eine schnelle Entscheidung zu erringen. Denn zur Zeit ist es nach dem Kräfteverhältnis zwischen uns und dem Feind im Hinblick auf jeden Einkreisungsfeldzug sowie jede Schlacht, die Kurs auf einen langdauernden Krieg nehmen, äußerst ungünstig für uns. Wenn der Feind mit beabsichtigtem langdauernden Krieg sich uns gegenüberstellt (wie im 5. Feldzug), müssen wir ihm mit korrekter strategischer Linie diese Absicht zerschlagen, in dem Zeitraum, w o es für uns möglich ist durchzuhalten, um den entscheidenden Sieg zu erringen, den feindlichen Einkreisungsfeldzug zu zerschlagen. Das, was wir an Menschen, Material und Munition zu ergänzen vermögen, zahlenmäßig mit der KMT zu vergleichen (d. h. sich mit dem Feind in einen verzweifelten Abnützungskampf einzulassen, siehe den Aufsatz vom Genossen X in Roter Stern) 35 — eine solche Auslegung von langdauerndem Kampf ist grundsätzlich verkehrt. In dieser Hinsicht befinden wir uns z. Z. in einer äußerst ungünstigen Lage; solche Zahlenvergleiche vermögen nur die gegenteilige Schlußfolgerung zu beweisen, nämlich daß wir keine Siegesaussichten bei einem langdauernden Krieg haben. Gerade weil wir einen langfristigen Bürgerkrieg — einen langdauernden Krieg führen müssen, anderseits gegen jeden Einkreisungsfeldzug und jede Schlacht einen schnellen Entscheidungskampf führen müssen, müssen wir deshalb äußerst vorsichtig unsere strategischen und taktischen Pläne festlegen. Im 5. Einkreisungsfeldzug ist die reine Defensivstrategie von Grund auf falsch; mit dieser falschen Strategie eine Reihe von Schlachten des Desperadionismus durchzuführen (wie z. B. in Mao-ting-san, San-ch'ifang, P'ing-liao, Kuang-ch'ang), ist gleichermaßen falsch; die Rote Armee 34

Die Schlacht bei Kuang-ch'ang (April—Juni 1934) ist eine Entscheidungsschlacht für die Sowjetrepublik in Chianghsi. Trotz aller Bemühungen und Appelle seitens Braun (die neue Taktik) und Chang Wen-t'ien „Tod oder Sieg", „ W i r müssen siegen" etc. ist die Lage nicht mehr zu retten. Man hat die Niederlage hauptsächlich auf die Ubermacht des Gegners zurückgeführt und hegt schon den Gedanken, Chianghsi aufzugeben. Hierzu s. The Rise and Fall of The Chinese Soviet in Kiangsi (1931 — 1934) by Dr. Tsao Po-i, S. 545 — 558, Institute of East Asian Studies, Taiwan, 1969.

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s. A n m . IV., 32.

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muß auf jeden Fall solche Schlachten, die ohne Siegeszuversicht sind, vermeiden. Auch wenn die Entscheidung zum Kampf derzeit korrekt war, müssen wir jedoch, wenn die Lage sich zu unseren Ungunsten ändert, sofort solche Schlachten meiden. Es ist eine große Sünde, wer mit dem Aufstand spielt; genau so sündig ist es, wer mit dem Krieg spielt 36 . Gerade weil wir den langdauernden und den schnellen Entscheidungskrieg durchführen müssen, müssen wir deshalb unbedingt der Roten Armee die notwendige Zeit zur Erholung, Erziehung und zum Training geben; das ist eine unbedingte Bedingung zur Erringung des Kriegssieges. Es ist falsch zu behaupten, daß es während des 5. Einkreisungsfeldzuges keine Möglichkeit zur Erholung und zum Trainieren gegeben hat; das ist nur eine unausbleibliche Schlußfolgerung der Befürworter der reinen Defensive und kurzstreckigen Überraschungsschläge. Die Behauptung, daß die Aktionen der Roten Armee aktiviert werden müssen, und sie ständig veranlassen, sich pausenlos dem Kampf auszusetzen, keinen Wert auf Erholung und Training zu legen, ist genau so falsch; wir müssen wissen, daß ohne notwendige Erholung und Training der Kampf nicht richtig durchgeführt werden kann. Die Gliederung der Roten Armee muß den Umständen des derzeitigen Bürgerkrieges entsprechen; es ist falsch, viele neue Divisions- und RegimentsEinheiten aufzustellen, bevor man die Hauptstreitkräfte aufgefüllt hat. Erst müssen die Hauptstreitkräfte aufgefüllt sein, dann erst sind neue Einheiten aufzustellen. Mit neuen Divisionen und Regimentern selbständig Kämpfe durchzuführen, wo die Soldaten weder Schulung und Training noch Kampferfahrung aufweisen können, ist inkorrekt; man muß in den neu aufgestellten Einheiten alte Soldaten als Rückgrat dienen lassen; sie sollten solange wie möglich im Anfangsstadium unter dem Kommando der alten Einheiten Kampferfahrung erlernen. Die unnötige, schwerfällige Ausrüstung sowie eine oben schwere und unten leichte Organisation sind inkorrekt; wir sollten so viel wie möglich leicht gerüstet sein; wir müssen die Basiseinheiten auffüllen, die Kader von der Division an abwärts verstärken. Gerade weil wir den langdauernden und schnellen Entscheidungskrieg durchführen müssen, müssen wir uns gegen solche Theorien stellen, die die Wahrung der lebendigen Kraft dem Schutz des Sowjetgebietes gegenüberstellen. Um den Krieg siegreich zu führen, ist das tapfere Opfer der Roten Armee absolut notwendig; das ist eine Besonderheit der Klassenbewaffnung, die Basis für den Sieg des Revolutionären Krieges; solche Opfer bringen den Sieg, solche Opfer haben ihren Gegenpreis. Doch das kann nicht auf den preislosen Kampf des Desperadionismus angewandt werden; 36

s. A n m . IV., 30.

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wir müssen zu der Erkenntnis kommen, daß wir nur durch Bewahrung der lebendigen Kraft erst wahrlich das Sowjetgebiet schützen können. Es ist undenkbar, ohne starke Rote Armee das Sowjetgebiet zu schützen. Mit einer starken Roten Armee, auch wenn wir zeitweilig einen Bruchteil des Sowjetgebietes opfern müssen, werden wir es schließlich wieder zurückgewinnen; ferner kann das neue Sowjetgebiet auch nur durch die Rote Armee erst errichtet werden. Unter dem Prinzip des langdauernden Krieges müssen wir uns, nachdem wir im Gegenangriff den feindlichen Einkreisungsfeldzug zerschlagen haben, gegen zwei möglicherweise entstehende Fehler stellen: Der eine ist der durch Müdigkeit sowie Uberbewertung der feindlichen Kräfte entstandene Konservatismus. Dieser Konservatismus macht uns faul, passiv, bringt uns zum Stillstand, läßt uns nicht vom Gegenangriff zum Angriff übergehen, um noch mehr Feinde zu vernichten, uns noch mehr Gebiete einzuverleiben, die Schlagkraft der Roten Armee zu vergrößern, läßt uns nicht ausreichende Bedingungen schaffen, den neuen Einkreisungsfeldzug des Feindes zu zerschlagen, noch bevor dieser begonnen hat. Der andere ist das durch Uberbewertung der eigenen Siegesgewißheit und ungenügende Einschätzung der feindlichen Kräfte entstandene Abenteurertum. Dieses Abenteurertum ließ unsere Angriffe ohne Erfolge (unsicher, wie die derzeitigen unnötigen Angriffe auf Zentralstädte), es ließ uns sogar den Sieg, den wir beim Gegenangriff errungen hatten, aufgeben und vernichten, ließ uns die lebendige Kraft der Roten Armee im Ubermaß opfern, ließ uns die Aufgabe aufs Spiel setzen, die Rote Armee und das Sowjetgebiet zu vergrößern, strategisch wichtige Gebiete auszudehnen und zu festigen; das kann ebensowenig ausreichende Bedingungen für uns schaffen, den neuen Einkreisungsfeldzug zu zerschlagen, ehe er noch angefangen hat. Sich gegen diese beiden irrtümlichen Tendenzen zu wenden, ist deshalb eine wichtige Aufgabe der Partei in der Frage der strategischen Offensive, d. h. in der Zeit zwischen zwei feindlichen Einkreisungsfeldzügen. Unter dem Prinzip des schnellen Entscheidungskampfes muß man sich gegen all solche opportunistischen Tendenzen stellen, die voreilig den Kampf aufnehmen, was auf die panische Stimmung zurückzuführen ist, oder gegen solche, die unvorsichtig im strategischen Anfangsgefecht sind bzw. in der Absicht, den Feind zuerst angreifen, um sich eine bessere Lage zu verschaffen, und nach einer Niederlage den Mut verlieren und denken, es sei aussichtslos, oder die den schnellen Entscheidungskampf zum Vorwand nehmen, ohne ausreichende Vorbereitungsmaßnahmen zu ergreifen, d. h. in bezug auf den feindlichen Einkreisungsfeldzug nicht alle in dem höchstmöglichen Durchhalte-Zeitraum notwendigen Vorbereitungen

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treffen. Der schnelle Entscheidungskampf fordert das Vorhandensein von allen notwendigen Bedingungen (günstige Strategie, korrekte Schlachtenführung, Bewegungskampf, Gelegenheiten nicht verpassen, konzentrierte Streitkräfte usw.) zur Vernichtung der feindlichen Truppen; nur durch die Vernichtung der feindlichen Truppen ist es erst möglich, eine Schlacht schnell zu beenden, ist es erst möglich, den Angriff und Einkreisungsfeldzug des Feindes zum Scheitern zu bringen. 10. Die inneren konterrevolutionären Gegensätze ausnutzen, initiativ ihre inneren Risse zu verbreitern, damit wir leichter zum Gegenangriff und Angriff übergehen, das ist eine der wichtigen Strategien, den feindlichen Einkreisungsfeldzug zu zerschlagen. Der Zwischenfall des 19. Korps in Fu-chien war ein wichtiger Wendepunkt, den 5. Einkreisungsfeldzug des Feindes zu zerschlagen; die Zentrale der Partei hat derzeit die korrekte politische Linie ergriffen, diese innerparteilichen Gegensätze der KMT auszunutzen, ein Waffenstillstandsabkommen mit dem 19. Korps abzuschließen, um das 19. Korps gegen den japanischen Imperialismus und gegen Chiang Kai-shek voranzutreiben. Natürlich haben Genossen X usw. derzeit unter dem Geschwätz der Linken einen entgegengesetzten strategischen Kurs eingenommen und es grundsätzlich nicht verstanden, den Zwischenfall politisch und militärisch gleichzeitig auszunützen, was einer der wichtigen Wendepunkte zur Zerschlagung des feindlichen 5. Einkreisungsfeldzuges ist. Im Gegenteil wird gemeint, daß die fortdauernden Operationen der Roten Armee an der Ost-Front, die den das 19. Korps angreifenden Chiang Kai-shek-Truppen an der Flanke und im Rücken Schläge versetzten, einer Hilfe für das 19. Korps gleichkommen; deshalb werden mit viel Aufwand und ohne Erfolg die Hauptstreitkräfte der Roten Armee nach Westen verschoben, um die Blockhäuser in Yung-feng anzugreifen. Den Verlust dieser kostbaren Chance haben sie im wesentlichen nicht begriffen: daß die Existenz des 19. Korps und die Volksregierung (in Fu-chien) uns gegenüber nur von Vorteil sind, um Chiang Kai-shek militärisch an der Flanke und im Rücken anzugreifen, um sich direkt mit der Operation des 19. Korps zu koordinieren, was gerade unseren eigenen Interessen dient, den 5. Einkreisungsfeldzug zu zerschlagen. Das geschieht auf keinen Fall dadurch, daß das 19. Korps eine revolutionäre Armee ist, im Gegenteil, die sind nur eine andere Gruppe innerhalb der Konterrevolutionäre; diese Gruppe versuchte mit noch mehr Lug und Trug, mit Willkürpropaganda, ja sogar mit dem Terminus des Sozialismus und ähnlichem die Herrschaft der ganzen Gutsbesitzer und Bourgeoisie am Leben zu halten; nur durch unsere praktischen Taten, die wir den betrogenen Arbeiter- und Bauernsoldaten des 19. Korps vorweisen, daß wir alle Gruppierungen, die nur gegen Japan und Chiang

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Kai-shek kämpfen, unterstützen, werden wir dann umso leichter die Betrügereien der Militärmachthaber des 19. Korps entlarven und sie zum gemeinsamen Kampf gegen Japan und Chiang Kai-shek für unsere Seite gewinnen. Nur durch das Einschlagen des militärischen Kurses einer direkten Kooperation mit dem 19. Korps können wir erst den derzeitigen wichtigen Wendepunkt nicht verpassen, die Gelegenheit, die Hauptstreitkräfte von Chiang Kai-shek zu vernichten; eine solche günstige Gelegenheit hat es in den vorangegangenen Schlachten nicht gegeben. Doch wir haben sie militärisch nicht ausgenutzt 37 ; das war auch eigentlich kein Wunder für die Vertreter der reinen Offensive, denn ihr ursprüngliches Ziel ist ja nichts weiter, als den Vormarsch des Feindes zu stoppen; daß man die inneren Gegensätze und Paradoxa des Feindes ausnutzt, um zur Gegenoffensive oder gar Offensive überzugehen, das wäre in ihren Augen nur Abenteurertum. 11. Im Hinblick auf die Frage des Wandels der Strategie und des Ausbruchs aus der Einkreisung wurden gleichermaßen prinzipielle Fehler begangen. Was vorerst gesagt werden muß, ist, daß wir, als wir einsahen, daß wir in dem Zentralsowjetgebiet kontinuierlich auf der inneren Kampflinie kämpfen und höchst unwahrscheinlich den Entscheidungssieg erringen, und dann später, als es völlig ausgeschlossen war (nach der Schlacht vor Kuang-ch'ang, Mai—Juli 1934), ohne die geringste Verzögerung unseren strategischen Kurs ändern mußten, indem wir einen strategischen Rückzug durchführen, um die lebendige Kraft der Roten Armee zu bewahren, und in den weiten Gebieten, wo keine Blockhäuser errichtet worden sind, auf eine günstige Gelegenheit lauern, zur Gegenoffensive überzugehen und den Einkreisungsfeldzug zu zertrümmern und neue Sowjetgebiete zu schaffen, um die alten Sowjetgebiete somit zu schützen. Das Telegramm der Komintern hat einst am 25. Juni darauf hingewiesen: „Neue bewaffnete Kräfte mobilisieren, das ist in den Zentralgebieten noch nicht ausgeschöpft; die Widerstandskraft aller Einheiten der Roten Armee und die Situation des Hinterlandes sind nicht so schlecht, um gleich die Nerven zu verlieren. Es wurde auch über den Rückzug der Hauptstreitkräfte der Roten Armee gesprochen; als einziges geht es um die Bewahrung der lebendigen Kraft, damit sie möglichst nicht den Schlägen des Feindes ausgesetzt ist. Aufgrund der Diskussion über die Beschlüsse der 5. Plenarsitzung sowie die 13. Kominternsitzung, die von der Aussicht des Kampfes, der gegenwärtigen internationalen Lage sowie der elastischen Taktik der Roten Armee handelten, liegt es vorerst nahe, die lebendige Kraft zu bewahren und unter den 37

s. S. 2 0 7 - 2 0 8 und A n m . III., 120.

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neuen Bedingungen sich zu festigen und zu vergrößern, um, die Gelegenheit abwartend, große Angriffe durchzuführen, die gegen die Imperialisten und die K M T gerichtet s i n d . " 3 8 Auch in diesen kritischen Momenten war unsere Strategie offensichtlich verkehrt, auf der „Strategischen Planung vom Mai, Juni und J u l i " wurde diese Frage überhaupt nicht erwähnt. Auf der „Strategischen Planung vom Aug., Sept. und O k t . " hat man zwar diese Fragen erwähnt und mit den unmittelbaren Vorbereitungen, sich aus dem Sowjetgebiet zurückzuziehen, auch schon begonnen, doch das grundlegende Prinzip der neuen Strategie steht immer noch im Gegensatz zu der Strategie, die man zur Zeit eigentlich einnehmen sollte. „Mit aller Kraft das Sowjetgebiet weiter zu verteidigen, um taktische Siege zu erringen", „den Partisanenkrieg auszuweiten, die Aktivitäten an den Nebenfronten zu intensivieren, um Wandel in den strategischen Umständen zu erzwingen". Dies sind nach wie vor Grundprinzipien des neuen Planes, Paragraph I, Absatz 2. Was die Bewahrung der lebendigen Kraft angeht, so wurde sie völlig ignoriert. Und das war gerade das Fundament der Strategie, die man für den Rückzug aus dem Sowjetgebiet beschlossen hatte. Dieses Rückzugsgefecht hat, abgesehen von dem Zeit-Fehler, zusätzlich noch die Entfaltung des Stellungskrieges, der Roten Armee große Verluste zugefügt. Solch eine paradoxe Haltung, einerseits sich für den Ausbruch vorzubereiten, anderseits aber „mit aller Kraft das Sowjetgebiet weiter zu verteidig e n " , ist eine typische verwirrende Erscheinung der Befürworter der reinen Defensiv-Linie, die sie im kritischen Moment der Wandlung unweigerlich einnehmen. Als nächstes, noch Wichtigeres, ist die Aktion unseres Ausbruchs in den Augen des Genossen Hua Fu ( O . Braun) im wesentlichen weder eine entschlossene noch kämpferische, sondern eine Art von entnervender fluchtartiger und umzugsähnlicher Aktion. Gerade deshalb hat man in dieser großen Wandlung nicht nur die Anweisung der Komintern, die Erläuterungsarbeit bei den Kadern und Roten Kämpfern und Offizieren durchzuführen, nicht eingehalten, sondern sie nicht mal in den Konferenzen des Politbüros in der Diskussion hervorgehoben. Das politische Ziel der Massenbewegung von Millionen Menschen wurde als ein unwichtiges Problem betrachtet. Was die Hauptstreitkräfte der Roten Armee angeht, sind sie von den Sowjetgebieten in die Weißen Gebiete verschoben worden, vom Stellungskriegsfeld ins Bewegungskriegsfeld verschoben, statt daß man ihnen die notwendige Erholung und Reorganisation gewährt hat, sind sie Hals über Kopf aufgebrochen. Warum zieht man sich aus den Sowjet38

Telegramm der Komintern (25. 6. 1934).

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gebieten zurück? Was ist die gegenwärtige Aufgabe? W o gehen wir jetzt hin? Was all diese wesentlichen Fragen, Aufgaben und Methoden angeht, so wurden sie nach wie vor geheimgehalten und nicht bekanntgegeben. Deshalb kann man militärisch, besonders politisch, die Aktivität und den Eifer der Roten Kämpfer nicht beleben. Das muß als schwerwiegender Fehler angesehen werden. Die riesigen Kolonnen der Militärkomitees sowie die Organisation der Rückwärtigen Abteilungen aller Armeekorps haben äußerst viele Schwierigkeiten bei den Rückzugsgefechten verursacht; "sie haben alle Kampfeinheiten zum Begleitschutz gemacht, so daß sich der Vormarsch verlangsamte und das vorgesehene Gebiet nicht rechtzeitig erreicht werden konnte. Das ist, weil man gänzlich vergessen hat, daß auf Grund der strategischen Änderung der Roten Armee ein folgenschwerer Gegenschlag des Feindes zu erwarten war; man hat vergessen, daß während der langstreckigen Bewegung der Roten Armee eine Reihe von harten Schlachten mit all den verfolgenden, aufhaltenden, abschneidenden und angreifenden Feinden geschlagen werden muß, ehe sie an ihrem Ziel anlangen kann. All diese militärischen, politischen und organisatorischen Fehler, besonders die Strategie, die nicht dem Prinzip zugrundeliegt, die Notwendigkeit und Gelegenheit wahrzunehmen, mit dem Feind einen Entscheidungskampf auszutragen, ließen sie somit fast dauernd in die Passivität drängen, und sie mußte ständig die Schläge des Feindes einstecken und konnte den Feind nicht energisch zurückschlagen. Damit sind die dreimonatigen Durchbruchsgefechte beinahe überall zu Begleitschutzgefechten geworden, und es konnte nicht die Initiative ergriffen werden, mit freier Hand den Feind anzugreifen. Damit wurde das ständige Lippenbekenntnis von „Kampfbereitschaft" in der Tat außer zu Begleitschutzgefechten darüberhinaus beinahe zu einem ständigen „Kampfvermeiden". Damit konnte sich die Kampfmoral der Roten Armee nicht entwickeln, sie war übermüdet und hatte keine Minute Zeit zum Ausruhen, weshalb die Mannschaftsreduzierung bis auf einen noch nie dagewesenen Stand erfolgte. Damit wurde die gerechte Parole „Gegenoffensive" praktisch zum Deckmantel für die Kampfvermeidung des Genossen X usw., und man versuchte nicht, bei erforderlicher bzw. günstiger Gelegenheit den Sieg in wirklichem Gegenangriff zu erringen. Damit ist der ganze Plan durch die strategische Wandlung der Roten Armee, den Feind zu zwingen, den Angriff auf das Zentralsowjet zu ändern, um das Zentralsowjet zu schützen, um den 5. Einkreisungsfeldzug zu zerschlagen, um in Hunan Stützpunktgebiete zu errichten, sogar die Grundaufgabe, in höchstem Maße die lebendige Kraft der Roten Armee zu bewahren, insgesamt zum Scheitern gebracht worden. All dies sind unweigerliche Folgerungen beim Einschlagen

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des strategischen Hauptkurses der Kampfvermeidung. Diese Kampfvermeidungsstrategie entsprang einem inkorrekten Standpunkt, d. h., die Rote Armee muß das Bestimmungsgebiet (West-Hunan) erreicht haben, ihr Gepäck abgeladen haben, dann erst den Gegenangriff starten, den Feind zu vernichten, sonst ist es unmöglich. Den uns verfolgenden Feind (wie die beiden Kolonnen von Chou und Hsieh) 3 9 wagten wir auch nicht anzugreifen, als die beiden getrennt und ermattet waren. Der Ursprung für den inkorrekten Standpunkt besteht darin, daß sie das nicht verstanden haben und es uns die derzeitige Lage nicht erlaubt hat, so einfach, leichthändig, geradheraus zu handeln, und darin, daß die Kräfte des Verfolgers überschätzt worden sind; sie können durchaus nicht wissen, daß dieses simple, leichthändige, Geradheraus-Handeln in der Operation bei kurzfristigen, unwichtigen Umständen und bei kleinen Einheiten womöglich erlaubt ist, doch bei der Situation des 5. Einkreisungsfeldzuges, auf ein paar tausend Li, wo die Hauptkräfte der Roten Armee sich strategisch riesig verändern, ist das nicht möglich. Was unnötige Kämpfe angeht, wo wir keinen schwachen Punkt beim Feind finden können, sollten wir sie meiden, doch was die erforderlichen angeht, wo er nicht standfest ist, so dürfen wir sie nicht meiden. Die derzeitige Durchbruchsaktion hat ihre eigentliche Aufgabe nicht erfüllt; der Hauptgrund liegt eben hierin; dieser prinzipielle Fehler hat bis zum Endstadium der Durchbruchsschlacht gedauert, als die Rote Armee die Grenze von Hunan und Kueichou erreicht hat; obwohl die derzeitige Situation ungünstig für uns war, marschierten wir dennoch mechanisch in das Gebiet des 2. und 6. Armeekorps hinein 4 0 und verstanden es nicht, aufgrund der veränderten Umstände unsere eigenen Aktionen und die Richtung zu wechseln. Als die Rote Armee das Gebiet des W u Flusses erreichte, verstand sie es wiederum nicht, auf Grund der neuen Situation und Veränderung die Aufgabe herauszuheben, an der Grenze von Szech'uan und Kueichou zur Gegenoffensive anzutreten, die Verfolgungstruppen des Chiang Kai-shek zu vernichten, sondern sie behielt nur die Aufgabe im Auge, einen Bruchteil der Provinztruppen von Kueichou sowie die sogenannten Banditen zu vernichten. Obwohl die letzten beiden Fehler auf Grund des entschlossenen Widerstandes der meisten Genossen des Politbüros korrigiert worden sind, hat jedoch u. a. der Genosse Hua Fu ( O . Braun) eindeutig seine opportunistische Haltung gezeigt. Die Zukunft der Entwicklung der reinen Defensivlinie: entweder ein rücksichtsloser Desperationismus oder Eskapismus, außer diesem gibt es nichts anderes.

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Gemeint sind Chou Yüan-hun und Hsieh Yo. 2. und 6. Armeekorps (Ho Lung in West-Hunan).

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12. Die Erweiterte Konferenz des Politbüros hält all die Tatsachen für bewiesen, daß unsere militärische reine Defensivlinie der Hauptgrund ist, weshalb wir den 5. Einkreisungsfeldzug nicht zerschlagen können. Jede Illusion, die korrekte Parteilinie zur Verteidigung der Fehler der militärischen Führung anzuwenden, ist verschwendete Mühe und zwecklos (wie z . B . der Bericht des Genossen X sowie die Rede des Genossen Braun). Die Erweiterte Konferenz des Politbüros ist der Meinung, daß diese militärische reine Defensivlinie eine Erscheinung des konkreten RechtsOpportunismus ist. Sein Ursprung ist, weil man die Stärke des Feindes ungenügend eingeschätzt hat, weil man in bezug auf die objektiven Schwierigkeiten besonders die Schwierigkeiten des langdauernden und BlockhausKrieges überbewertet hat, weil man in bezug auf seine eigenen subjektiven Kräfte besonders die Kräfte des Sowjetgebietes und der Roten Armee ungenügend eingeschätzt hat, weil man die Besonderheiten der chinesischen Revolution nicht verstanden hat. Deshalb ist die Erweiterte Konferenz des Politbüros der Meinung, daß der Kampf gegen die militärische reine Defensivlinie ein Kampf gegen den innerparteilichen, konkreten Rechts-Opportunismus ist; dieser Kampf muß in der ganzen Partei erweitert und vertieft werden. Alle Absichten, die diesen Kampf in einen prinzipienlosen, privaten Konflikt umwandeln möchten, müssen hart gekontert werden. 13. Außerdem ist die Erweiterte Konferenz des Politbüros der Meinung, daß Genosse X , besonders die Führungsmethode des Genossen (Braun) äußerst schlecht ist; die gesamte Arbeit des Militärkomitees wurde vom Genossen (Braun) an sich gerissen und allein bestimmt; die kollektive Führung des Militärkomitees wurde völlig liquidiert, der Penalismus hat die weiteste Verbreitung, es gab überhaupt nichts an Selbstkritik; was alle anderen militärischen Ansichten betrifft, wurden sie nicht nur völlig ignoriert, sondern es wurden Maßnahmen ergriffen, sie zu unterdrücken; das Schöpferische und Scharfsinnige der Kommandeure der unteren Schichten wurde ausgemerzt. Unter dem Namen der Auswechslung der Strategie und Taktik wurde eine Menge kostbare Erfahrung und Lehre aus dem revolutionären Krieg der Vergangenheit völlig aufgegeben; sie wurde sogar als „Partisanentum" betrachtet; obwohl eine große Anzahl von Genossen dem Militärkomitee mehr als einmal korrekte Vorschläge vorgetragen haben und öfters heftige Debatten entstanden, sind sie doch für Genossen (Braun) und Genossen X umsonst gewesen. All das hat im Militärkomitee einen äußerst ungewöhnlichen Zustand geschaffen. Anderseits ist das Politbüro ferner der Meinung, daß in der Vergangenheit das Sekretariat und das Politbüro selbst äußerst ungenügend von dem Militärkomitee angeleitet worden sind. Das Hauptaugenmerk des Sekre-

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tariats und Politbüros konzentrierte sich auf den Bereich der Vergrößerung der Roten Armee und der Garantie der materiellen Versorgung der Roten Armee 41 ; deshalb haben sie diesbezüglich auch äußerst gute Erfolge gehabt, doch in bezug auf den Bereich der Strategie und Taktik wurde sehr wenig achtgegeben; die Pflicht wurde auf die Schultern von äußerst wenigen Genossen gelegt, angeführt vom Genossen X und Genossen (Braun). Wir haben nicht klar verstanden, daß die Kommando-Frage im Krieg die ganze Situation für Sieg und Niederlage des Krieges beeinflußt. Fehler im Kommando können im Krieg den besten Erfolg des rückwärtigen Dienstes zunichte machen. Zur diesbezüglichen Frage der begangenen Fehler sollte sich das Politbüro selbst bekennen; die Genossen des Sekretariats müssen diesbezüglich noch mehr Verantwortung tragen, denn manche wichtigen Beschlüsse oder strategischen Pläne waren durch das Sekretariat genehmigt worden. Doch die Erweiterte Konferenz des Politbüros will besonders unterstreichen, daß der Genosse X 4 2 für die diesbezüglichen schwerwiegenden Fehler verantwortlich ist; er vertritt die Zentrale, das Militärkomitee zu leiten. Er hat in bezug auf den Kurs-Fehler des Genossen (Braun), den dieser bei der Kriegsführung begangen hat, sowie die ungewöhnlichen Erscheinungen innerhalb des Militärkomitees diese nicht nur nicht rechtzeitig korrigiert, sondern die Entwicklung dieser Fehler tatkräftig unterstützt und gedeihen lassen. Die Erweiterte Konferenz des Politbüros ist der Meinung, daß Genosse X die Hauptverantwortung in dieser Hinsicht tragen muß, doch Genosse X hat in seinem Schlußbericht, was die Kritik der erdrückenden Mehrheit angeht, wie auch seinen eigenen Fehler nicht akzeptiert. Hier muß darauf hingewiesen werden, daß dieser Fehler in bezug auf den Genossen X kein Fehler der ganzen politischen Richtung, sondern ein begrenzter, schwerwiegender, politischer Fehler ist; doch wenn man auf diesem Fehler beharrt, ihn gedeihen läßt, so wird er unweigerlich zum Fehler der ganzen politischen Richtung werden. Die Erweiterte Konferenz des Politbüros ist der Meinung, daß, um den Einkreisungsfeldzug des Feindes zu zerschlagen, um sich neues Sowjetgebiet zu verschaffen, die Fehler, die die Militärführung in der Vergangenheit begangen hat, gründlich korrigiert und ferner die Führungsmethode des Militärkomitees verbessert werden müssen. 14. Die Erweiterte Konferenz des Politbüros ist schließlich der Meinung: Obwohl durch die fehlerhafte militärische Führung es uns in der 41 42

Anspielung auf den Kampf gegen die Lo-Ming-Linie, D-21. X — Chou En-lai.

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Vergangenheit nicht möglich war, im Zentralgebiet den 5. Einkreisungsfeldzug zu zerschlagen, unsere Hauptstreitkräfte der Roten Armee es nicht umgehen konnten, sich aus dem Sowjetgebiet zurückzuziehen und dabei teilweise Verluste einstecken zu müssen, existiert doch die Hauptkraft unserer Roten Armee immer noch; wir haben gute Massen-Bedingungen, wir haben eine korrekte Führung der Partei, wir haben ein materiell und geographisch verhältnismäßig gutes Gebiet, wir haben die Unterstützung der breiten Massen in ganz China; koordiniert mit den Siegen des 2. und 6. Armeekorps sowie denen der 4. Heeresgruppe 4 3 , obendrein unter Hinzufügung einer korrekten Kriegsführung, glauben wir, daß wir all die Schwierigkeiten unter der Anstrengung unserer gesamten Genossen und der Roten Kämpfer und Offiziere werden überwinden können. Anderseits haben die Schwierigkeiten feindlicherseits äußerst zugenommen; unsere Aktionsgebiete sind weit von der konterrevolutionären Basis der NankingRegierung entfernt, die Stütze, die von Chiang Kai-shek jahrelang aufgebaute Blockhauszone, ist nicht mehr vorhanden; die innere Kontroverse und Uneinigkeit der Militärmachthaber ist noch einen Schritt weitergegangen; die Hauptkraft unseres Erzfeindes Chiang Kai-shek ist in dem 5. Einkreisungsfeldzug geschwächt; besonders die Teilung Chinas seitens des Imperialismus und die verräterische Politik der K M T , der noch nie dagewesene Wirtschaftsbankrott der Nation, veranlaßten das Volk in ganz China, noch deutlicher zu erkennen, daß China nur durch die Sowjets erst gerettet werden kann, und es gab sich mit um so mehr Sympathie und Unterstützung der Sowjetbewegung hin, ja trat sogar direkt für den Kampf der Sowjetmacht ein. Das alles sind günstige Bedingungen für uns, den neuen Einkreisungsfeldzug des Feindes zu zerschlagen, neue Sowjetstützpunkte zu errichten und die nationale Sowjetbewegung zu entfalten. Wir müssen unterstreichen, daß die gegenwärtige Situation der Partei "und der Roten Armee schwerwiegende Aufgaben auferlegt hat: Das ist, weil die Imperialisten und die Militärmachthaber der konterrevolutionären K M T uns nie locker lassen werden. Angesichts des neuen Einkreisungsfeldzuges des Feindes befindet sich die Zentral-Rote-Armee z. Z. in den Gebieten von Yünnan und Kueichou; hier fanden wir kein bestehendes Sowjetgebiet, und es muß von uns neu geschaffen werden 4 4 ; unser Sieg muß durch unseren harten Kampf errungen werden, die Schaffung von neuen Sowjetgebieten kann nicht ohne blutige Schlachten erreicht werden. Das Zentral-

43 44

4. Heeresgruppe — Chang Kuo-t'ao. Der Kurs nach Shenhsi ist jetzt noch nicht festgelegt; man wollte in Yünnan und Kueichou Sowjetgebiete errichten.

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IV. Sino-japanischer

Krieg

problem der Gegenwart ist, wie man die feindlichen Truppen von Szech'uan, Yünnan, Kueichou und Chiang (Kai-shek) besiegen kann. Um diese Feinde zu besiegen, müssen die Aktionen der Roten Armee eine höchste Beweglichkeit aufweisen; das Prinzip des revolutionären Krieges ist festgelegt; um die Kampfaufgabe zu vollenden, muß elastisch dieses Prinzip angewandt werden. Die besondere Fähigkeit der Roten Armee im Bewegungskrieg ist während des langdauernden Stellungskrieges im 5. Einkreisungsfeldzug verhältnismäßig geschwächt worden, doch im Augenblick fordert man gerade von den Kommandeuren aller Ebenen der Roten Armee eine sehr hohe Taktik im Bewegungskrieg; deshalb ist es eine wichtige Aufgabe, die Taktik des Stellungskrieges (kurzstreckige Überraschungsschläge) in die Taktik des Bewegungskrieges entschieden und schleunigst zu verwandeln. Was die Kämpfer, besonders die neuen Kämpfer, angeht, müssen sie eine notwendige technische Schulung erfahren. In bezug auf die politische Arbeit muß, den Bedürfnissen der gegenwärtigen Aktion entsprechend, jeder einzelne Kämpfer die Vollendung seiner Aufgabe garantieren. Die Rote Armee muß sich noch mehr während des Kampfes ausruhen und reorganisieren und sich ferner noch viel mehr vergrößern. Ihre Disziplin muß sich straffen, die Beziehung zwischen der Roten Armee und den breiten werktätigen Arbeiter- und Bauernmassen noch vertraulicher und enger werden; die Arbeit in der lokalen Bevölkerung muß äußerst intensiviert werden, die Rote Armee muß der Propagandist und Organisator des Sowjets sein. Die gegenwärtige Situation erfordert unter allen Anstrengungen die konkrete und wahrhaftige Lösung all dieser wesentlichen Probleme durch die Führung der Partei in der Roten Armee. Die Parteiarbeit in der Weißen Zone muß aufgebaut und intensiviert werden. Die Führungsmethoden hinsichtlich der Massenkämpfe in der Weißen Zone müssen gründlich geändert werden. Die Zersetzungsarbeit in der Weißen Armee sollte wirklich beginnen. Einen umfangreichen Partisanenkrieg zu entwickeln, ist eine der gegenwärtigen Zentralaufgaben der Partei. Die Partei muß die Partisanenkämpfe in dem Zentralsowjetgebiet, im HunanChianghsi-, Hunan-Chianghsi-Hupei- und Fuchien-Chechiang-ChianghsiGebiet entschieden führen und die Arbeitsmethode der Vergangenheit ändern, um sie den neuen Umständen anzupassen. Schließlich müssen die Beziehungen zum 2., 6. Armeekorps und der 4. Heeresgruppe noch enger gestaltet und die Führung ihnen gegenüber intensiviert werden 45 , damit die

45

Das ist der springende Punkt, der Chang Kuo-t'ao zum Widersacher der Tsunyi-Konferenz gemacht hat.

Dokument

32

269

einheitliche Aktion und gegenseitige Koordination der Roten Armee im ganzen Lande erreicht werden können. Die Erweiterte Konferenz des Politbüros glaubt, daß diese vor unseren Augen liegenden schwerwiegenden Aufgaben von uns bewerkstelligt werden können. Die Vollendung dieser Aufgaben ist der Garant des neuen Sieges des nachfolgenden Revolutionären Krieges. Der neue Sieg des Revolutionären Krieges wird unserer Roten Armee gestatten, in den weiten Gebieten der drei Provinzen Yünnan, Kueichou und Szech'uan neue Sowjetstützpunktgebiete zu schaffen, uns ermöglichen, das alte Sowjetgebiet wieder zu erobern, wird die Rote Armee im ganzen Land und in den Sowjetgebieten zu einer Einheit verschmelzen und wird ferner die Kämpfe der Arbeiter- und Bauernmassen im ganzen Land in den Sieg der Großen Revolution verwandeln. Die Erweiterte Konferenz des Politbüros glaubt, daß die chinesische Sowjetrevolution ihre reiche historische Sprungkraft hat; sie ist unauslöschlich und kann vom Feind nicht besiegt werden. Die Umwandlung des Zentralsowjets, Hunan-Chianghsi-,Fuchien-Chechiang-Chianghsi-Sowjetgebiet in ein Partisanengebiet ist nichts anderes als ein Teilfehlschlag der ganzen sowjetischen Revolutionsbewegung: Dieser Fehlschlag wird uns in bezug auf die Vorantreibung der chinesischen Sowjetrevolution nicht in die geringste Verwirrung geraten lassen; praktisch kann die imperialistische K M T es auch nicht fertigbringen, die Entwicklung der sowjetischen Revolutionsbewegung zeitweilig zum Stillstand zu bringen. Die Siege des 2., 6. Armeekorps und der 4. Heeresgruppe, die Aktivitäten der Roten Zentralarmee in den drei Provinzen Yünnan, Kueichou und Szech'uan sowie die revolutionären Kämpfe der Arbeiter- und Bauernmassen in ganz China beweisen, daß die ganze chinesische Sowjetrevolution sich im Stadium des Fortschreitens befindet. Die Erweiterte Konferenz des Politbüros unterstreicht, daß die Fehler der Partei bei der militärischen Führung der Vergangenheit im Hinblick auf die ganze Linie unserer Partei nur Teilfehler sind. Solche Fehler werden uns deshalb nicht gleich depressiv stimmen. Die Partei hat diese Fehler waghalsig entlarvt und sich durch die Fehler selbst erzogen, gelernt, wie man noch besser den revolutionären Krieg zum Endsieg führen kann. Nachdem die Partei diese Fehler entlarvt hat, wurde sie deshalb nicht schwächer, sondern stärker. Die Erweiterte Konferenz des Politbüros appelliert an alle Genossen, sich mit bolschewistischer Entschlossenheit gegen allen verworrenen, depressionistischen Rechtsopportunismus zu stellen, in erster Linie gegen die reine Defensivlinie. Die Erweiterte Konferenz des Politbüros appelliert an

270

IV. Sino-japanischer

Krieg

alle Parteimitglieder, wie ein einziger Mann um die Zentrale zusammenzustehen, für die Generallinie der Parteizentrale bis zum Ende zu kämpfen — der Sieg wird sicher unser sein!

K. Der

Sian-Zwischenfall46

Als wichtigstes Ereignis in den 30er Jahren der chinesischen Geschichte muß der Sian-Zwischenfall im Dez. 1936 angesehen werden. Durch Chang Hsüeh-liang ist die zweite Zusammenarbeit der K M T und KPCh zum totalen Widerstandskrieg gegen Japan zustande gekommen. Die genauen Ereignisse während dieses Zwischenfalls sind durch den Tod der Hauptbeteiligten Yang Hu-ch'eng, Chiang Kai-shek und Chou En-lai sowie das Arretieren des Chang Hsüeh-liang, der sich nicht frei äußern konnte, nicht festzustellen. Obwohl der Zwischenfall von Chang Hsüeh-liang und Yang Hu-ch'eng allein resolut durchgeführt und die KPCh nicht konsultiert wurde, würden sie es doch ohne die „Dreiecks-Allianz" von Chang-Yang-KPCh, d. h. die Kompromisse mit der K P C h , nie gewagt haben, Chiang zu arretieren. Die Regierung von Nanking hatte sich von Anfang an einem Kurs der friedlichen Lösung zugewandt; aber nicht nur die K M T konnte damals ohne Chiang, ja sogar ganz China konnte nicht ohne Chiang auskommen; selbst die Sowjetunion, die von den Achsenmächten in die Zange genommen worden war, brauchte auch Chiang Kai-shek, um den Widerstandskrieg gegen Japan zu führen, um Japan somit die Hände zu binden. Daß Chiang Kai-shek von sich aus die Absicht hatte, gegen Japan ins Feld zu ziehen, ist an sich kein Geheimnis 4 7 , doch seine Devise lautete: erst die innere Ruhe herstellen, d. h. die Kommunisten ausmerzen, dann gegen die äußeren Feinde kämpfen 4 8 . So liegt die Hauptfrage, den Sian-Zwischenfall zu lösen, hauptsächlich darin, wie man Nanking sowie Chiang Kai-shek überreden kann, die KPCh zu dulden und mit ihr gemeinsam gegen Japan zu kämpfen. Der 10jährige Bürgerkrieg (1927—1936) ist seitdem zum Ausgangspunkt der friedlichen Zusammenarbeit geworden. Das war ein großer Wendepunkt in der Gegenwartsgeschichte Chinas — der erste politische Militärputsch, der der KPCh zu einer Verschnaufpause verhalf und ihr große politische Vorteile brachte. 46

s. A n m . I V . , 19.

47

Domes, Jürgen:

D i e Vertagte

Revolution.

Die

1 9 2 3 - 1 9 3 7 , Berlin 1969. S. 644 und A n m . 100. 48

Kindermann: a . a . O . , S. 3 6 3 .

Politik

der

Kuomintang

in

China

Kommentar

271

1. Durch den Zerfall der an der Ersten Front eingesetzten Einkreisungstruppen, die Nordwest-Armee und Nordost-Armee, gegen die K P ist der Einkreisungsfeldzug praktisch zum Stillstand gebracht worden, so daß die kommunistischen Truppen (30000) sich ausruhen und vermehren konnten; mit diesen revolutionären Truppen hat sich die K P C h während des Widerstandskrieges rücksichtslos vermehrt und schließlich nach dem Krieg das ganze Land erobert. 2. Vor dem Sian-Zwischenfall hat die K P nur vier Distrikte 4 9 beherrscht; danach, als die Nordwest-Armee nach T'ung-kuan verlegt wurde, um die Zentral-Truppen Nankings nach Sian zu hindern, übernahm die K P C h die ehemaligen Gebiete der Nordost-Armee und breitete sich innerhalb eines Monats auf 15 Distrikte aus. Yenan wurde auch in dieser Zeit besetzt. Somit hat die Ära von Yenan begonnen. Von dem Sian-Zwischenfall (12. 12. 1936) bis Aug. 1937, nachdem die R A zur 8. Armee der Regierung reorganisiert worden ist, ist die Epoche der Geheimunterredungen zwischen der K M T und der K P C h gewesen. Das Resultat ist die zweitmalige Zusammenarbeit zwischen K M T und K P C h , diesmal gemeinsam gegen Japan.

V I I . Vollversammlung; Produktion, Versorgung, Parteiaufbau in der Armee Gleich nach dem Kriegsausbruch zwischen China und Japan, am 20. Aug. 1937, wurde in Lo-ch'uan die Erweiterte Konferenz des Politbüros abgehalten, um die politische Linie der Kriegszeit festzulegen (25 . 8. 193 7) 5 0 . Hier sind Gedanken aufgekommen, daß man den Krieg so ausnützt, wie es die Russen mit dem Zaren während des 1. Weltkrieges getan haben, als sie ihn nach seinen Niederlagen im Kriege stürzten. Außerdem ist man der Meinung, daß die 8. Armee auf ihrer Partisanenkriegskunst beharren und sich nicht frontal gegen die japanischen Truppen stellen soll; so kann sie hinter der Front sich ausweiten und Widerstandsstützpunkte unter der Führung der K P C h errichten lassen. Diese Ansichten stehen nicht nur dem Gewissen vieler Kommunisten entgegen, sondern auch den Forderungen der Sowjetunion, die sich selbst in der bedrohlichen Lage durch die Achsenmächte befand und einen Widerstandskrieg mit geeinter Kraft Chinas gegen Japan verlangte, um die militärische Bedrohung seitens Japans 49 50

Pao-an, Anse, Shen-mu, F u - k u . „Beschluß der Zentralen O r g a n e über die gegenwärtige Situation sowie die Aufgabe der Partei" in: Kang-jih min-tsu-t'ung-i-chan-hsien chih-nan (Anweisung der nationalen E i n heitsfront gegen Japan), Vol. 2—6, Kap. 2 . , S. 9—10.

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Krieg

zu vermindern. Deshalb hat nach dem Kriegsausbruch die Sowjetunion die KMT großzügig unterstützt und im Jahr 1938 Wang Ming nach China zurückgeschickt, damit er mit aller Kraft die Einheitsfront des Widerstandskrieges befestigt, die KMT-Regierung unterstützt im Kampf gegen Japan. Wang Ming ist zwar offiziell nur ein Vertreter der KPCh in der Komintern, doch er genießt das volle Vertrauen Stalins und fungiert als Oberführer in der KPCh, deshalb hat ihn Mao Tse-tung beim Empfang mit den Worten gelobt: „Was die Errungenschaften der heutigen Einheitsfront angeht, muß dem Genossen Wang Ming das erste Verdienst gebühren" 51 . Hieraus ersieht man, welche Position Wang Ming hatte, um ein solches Lob aus dem Munde von Mao Tse-tung zu erhalten. Schließlich einigte man sich auf den Beschluß „Über die gegenwärtige Situation und die Aufgaben der Partei" (25 . 8. 193 7) 52 , daß man sich gegen Verräter und Kompromisse stellen wird und daß man selbst zum Kern des Widerstandskrieges werden will, d . h . , die KMT-Regierung soll nicht der Kern des Widerstandskrieges sein. Diese Kontroverse ist auch, nachdem die Einheitsfront zwischen KMT und KPCh zustandegekommen ist (22. 9. 1937), in der KPCh zum Zweilinien-Kampf zwischen Mao Tse-tung und Wang Ming geworden; Mao: die Kontrolle über die eigenen territorialen Stützpunkte behalten, eigene Streitkräfte haben, die antijapanische, nationale Einheitsfront betonen und für die Dauer des Krieges eine gemäßigte Politik gegenüber allen Klassen der Landbewohner einschließlich der Gutsherren verfolgen; Wang Ming: im Hinblick auf die internationale Lage zugunsten Moskaus eine echte Zusammenarbeit mit der KMT eingehen, alles für die Einheitsfront, alles der Einheitsfront unterordnen, einen starken, von der KMT geführten Widerstandskrieg gegen Japan zustande bringen. Diese Kontroverse ist in der Erweiterten VI. Vollversammlung des ZK der KPCh am (6. 11. 1938) deutlich zutage getreten 53 . Obwohl Mao Tse-tung, der damals unter dem Druck Wang Mings Zugeständnisse machen mußte und Lippenbekenntnisse für die Einheitsfront abgeben mußte, ja sogar den Generalissimus Chiang Kai-shek gelobt hatte, war er sich doch dessen bewußt, daß diese 51

Maos Rede beim Empfang von Wang Ming. Ende Okt. 1937. s. Yen Ching-wen: a. a. O . , S. 233.

52

s. Anm. IV. 50. VI. Plenum des ZK der KPCh (6. 11. 1938). Das Prinzip der selbständigen Handlung der Partei in der Einheitsfront wurde unterstrichen. Kontroverse zwischen Mao Tse-tung und Wang Ming. Die Parole von Wang Ming: „Alles der Einheitsfront unterordnen" wurde kritisiert. Siehe auch C C C 2 : Beschlüsse und Deklaration des VI. Plenums des ZK der KPCh. Dez. 1938 Hsin-hua Tagesblatt.

53

Kommentar

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Zusammenarbeit nicht ohne Reibung vonstatten gehen würde (es ist auch sehr leicht, sie zu erzeugen) und Wang Ming wegen dieser seiner Haltung in Mißkredit gezogen werden kann (später bei der Bewegung der Korrektur des Arbeitsstils) 54 . Offensichtlich hatte Mao Tse-tung aus seinen Erfahrungen während und nach der ersten Einheitsfront von 1923—1927 gelernt. Deshalb seine diesbezügliche Haltung. Nach der Erinnerung von Chang Kuo-t'ao hat Wang Ming im Dez. 1937 ohne jegliche Zustimmung von seiten anderer Mitglieder eine Politkonferenz einberufen, die ihr die Direktiven der Komintern zuweist und die das Amt des Generalsekretärs abschafft. In seiner Machtfülle hat er auf Grund seiner Unerfahrenheit die Macht doch nicht an sich gerissen, sondern mit all seiner Aufmerksamkeit im Sinne Moskaus gehandelt, um die Einheitsfront zu festigen. Gerade zu dieser Zeit hat Japan Nanking besetzt, und der Gesandte Deutschlands, Trautmann, versuchte eifrig, im Sino-japanischen Konflikt zu vermitteln; das Gerücht wurde verbreitet, daß für die KMT die Möglichkeit bestehe, Kompromisse mit Japan zu schließen 55 . So hat Wang Ming ohne Rücksicht auf alles sich nach Wuhan begeben, um die Zusammenarbeit zwischen KMT und KPCh zu propagieren und gemeinsam gegen Japan zu kämpfen. Bei der Rückkehr Wang Mings aus Moskau bestand eigentlich eine Chance, die Macht der KPCh wieder an sich zu reißen, doch durch seine Abwesenheit von Yenan hat er diese Gelegenheit verspielt. Die Zeit von seiner Rückkehr bis Febr. 1942, als die Bewegung der Korrektur des Arbeitsstils stattfand, nennt man in der Partei-Geschichte der KPCh die 2.WangMing-Linie. Der junge unerfahrene Wang Ming hat seine Macht leichtfertig aufgegeben. Die Bewegung der Korrektur des Arbeitsstils hat ihn nicht nur gestürzt, sondern für immer von der politischen Bühne Chinas vertrieben. Noch bevor das Manifest der KPCh über die Zusammenarbeit zwischen KMT und KPCh veröffentlicht wurde, ist auf der Lo-ch'uan-Konferenz 54

s. Mao: A W . Bd. 3, Korrektur des Arbeitsstils. Auf dem Hintergrund der Cheng-feng(Korrektur des Arbeitsstils) Kampagne nimmt der ideologische Kampf in der Partei einen besonderen Charakter an. Mao beschuldigt die Rußlandstudenten des „Dogmatismus", das heißt der mechanischen Übertragung der Erfahrungen des Marxismus-Leninismus ohne Berücksichtigung der chinesischen Wirklichkeit.

55

Oskar Trautmanns Vermittlungsversuch am 30. Okt. 1937 war einer von mehreren Versuchen. Hierzu s. Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918 — 1945, Serie D (1937— 1945), Baden-Baden, Imprimerie Nationale, 1 9 5 0 - 1 9 5 7 . Nr. 508, Der Deutsche Botschafter in Nanking an das A A . , den 30. Okt. 1937, S. 631 ff., ebenda, Nr. 510, Staatssekretär von Mackensen an die deutsche Botschaft in Nanking, Berlin, den 30. Okt. 1937, S. 632. Zu Dirksens Initiative siehe ebenda, Nr. 483. Der Deutsche Botschafter in Tokio an das A A . , den 23. Aug. 1937, S. 616. Hierzu auch Shigemitsu: S. 148, Die Deutsche Vermittlung.

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am (25. 8. 1937) bereits die Frage: Partisanenkrieg oder Bewegungskrieg aufgetreten. Die Kontroverse zwischen Mao Tse-tung und Liu Shao-ch'i ist deutlich ans Licht gekommen. In seinem Aufsatz am (16. 10. 1937) „Die verschiedenen prinzipiellen politischen Fragen im Partisanenkrieg des Widerstandskrieges" 56 hat sich Liu Shao-ch'i für den regulären Krieg ausgesprochen, und zwar unter dem Kommando der Zentral-Regierung der KMT. Das Dokument [D 33] ist eine Polemik zu diesem Thema, anscheinend von Chu Te oder P'eng Te-huai verfaßt, das nicht ganz Maos Ansicht teilt. Liu Po-ch'eng hat auch hierüber geschrieben (April 1939) 57 . Es war zu dieser Zeit eines der wichtigsten Anliegen der KPCh. Denn der reguläre Krieg, den Chiang Kai-shek am Anfang gegen Japan geführt hat und wodurch er seine Elitetruppen in Shanghai und Nanking aufopferte, war eine Mahnung und Lehre für die KPCh, und nach den Gegebenheiten des damaligen Chinas ist es wahrscheinlich auch das einzig Richtige, Partisanenkrieg zu führen 58 . Partisanenkrieg gegen Japan führen ist aber nicht das gleiche wie in den Sowjetgebieten von Chianghsi. Der Gegner sind fremde Eindringlinge. Man muß das Volk in allen Schichten mobilisieren und solidarisieren. Die Unterhaltungskosten der Truppen können nicht mehr durch die Konfiskation bei den Gutsherren bestritten werden. Von der Zentral-Regierung erhält man nur spärliche Zuteilungen für die wenigen anerkannten regulären Truppen. So hat man die Produktionsbewegung eingeführt, damit die Truppen sich selbst zu versorgen vermögen [D 35]. Auch für die Versorgung der Truppen, die sich hinter dem Feind befinden, muß ein effektives System gefunden werden, damit man sich, auch wenn man vom Hinterland abgeschnitten ist, über Wasser halten kann [D 36]. All diese neuen Erfordernisse brauchen eine straffe Disziplin und ein hohes Bewußtsein der Soldatenschaft und der Kader. Um diese zu erziehen, ist deshalb die Parteiarbeit in der Armee enorm wichtig [D37]. Diese Maßnahme hat im Partisanenkrieg in Nordchina durch die 8. Armee hinter dem Feind für das Ausharren im Widerstandskrieg gegen den Feind ohne Frage eine außerordentliche Rolle gespielt. 56

K'ang-jih yu-chi-chan-cheng chung ke-chung chi-pen ch'eng-ch'e wen-t'i (Die verschiedenen prinzipiellen Fragen im Partisanenkrieg des Widerstandskrieges), T'ao shang-hsing (alias Liu Shao-ch'i) in K'ang-chang-i-lai chung-yao wen-chien hui-chi (1937—1942) (Sammlung der wichtigen Dokumente seit dem Widerstandskrieg von 1937 bis 1942), Sekretariat der Zentrale der KPCh.

57

Lun yü-chi-chan yü yün-tung-chan (Über den Partisanenkrieg und Bewegungskrieg), Liu Po-ch'en, April 1939, C C T C , 1-4, S. 1 - 9 . Mao: A W . Bd. 2, Fragen der Strategie des Partisanenkrieges gegen die japanischen Eindringlinge, S. 85 — 132; Über den langdauernden Krieg, S. 133—246 (Ost-Berlin).

58

Dokument 33

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KIY S. 13

D 33: Die Beziehungen zwischen Partisanen- und regulärem Krieg (1938) Bewegungs- und Stellungskrieg gehören beide zum regulären Kampf; der Partisanenkrieg gehört zum irregulären Kampf; er ist wesentlich vom Bewegungskrieg und Stellungskrieg unterschieden; das ist erkennbar sowohl an der Kampfeinheit als auch an den Zahlen, an der Gliederung, Rüstung, Versorgung, taktisch, in der Beziehung zum Kommando, in der Beziehung zwischen Front und Hinterland, in der Kampfaufgabe. Erstens: Obwohl die Partisaneneinheiten und Partisanenverbände bei Betrachtung der bewaffneten Kräfte der gesamten Kriegsführung sehr zahlreich sind, sind sie, wenn man sie von der Kampfeinheit aus betrachtet, dennoch kleine Einheiten von -zig Mann bis ein paar hundert Mann starke Partisanentruppen, die großen auch nicht mehr als ein paar hundert Mann oder ein paar tausend Mann starke Partisanenverbände; verglichen mit den regulären Truppen, stellen sie einen großen Unterschied dar. Zweitens: Da der Partisanenkrieg hauptsächlich auf die Volksmassen gestützt ist, die bei der Ankunft des Feindes provisorisch in kleinen Truppeneinheiten und Verbänden organisiert sind, muß ihre Gliederung deshalb der Lokalität und dem Kleingruppen-Charakter entsprechen; ihre Waffen sind im allgemeinen primitiv; ihre Versorgung wird von der Lokalität bestritten; dies ist alles von den regulären Truppen verschieden. Drittens: Die Partisanentaktik drückt auch ihre Irregularität aus, hauptsächlich in Elastizität und Initiative; im allgemeinen gibt es nicht so etwas wie Entscheidungskampf. Sie ist nicht so wie die der regulären Truppen beim Stellungskrieg, bei fester Front die harte Taktik der Defensive oder Offensive eines Stellungskrieges anzuwenden, mit einem starken Feind Zahn um Zahn zu kämpfen; auch nicht so wie die der regulären Truppen beim Bewegungskrieg, bei fester oder beweglicher Front Streifendienst, Belagerung, Vorstoß, Ausbreiten, Angriff, Verteidigung usw., all die ordnungsgemäßen regulären Kampftaktiken anzuwenden, mit einem starken Feind Zahn um Zahn zu kämpfen. Daß der Bewegungskrieg der regulären Truppen in Stellungskrieg umgewandelt werden kann, ist im Partisanenkrieg überhaupt nicht zu finden. Vom Kommandosystem her betrachtet, besteht die Partisanenkriegsführung prinzipiell in einem selbständigen, autoritären, dezentralisierten Kommando; eine übermäßige Einmischung soll unterbleiben. Bei der regulären

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Kriegsführung, besonders beim Bewegungskrieg, ist es zwar auch erlaubt, ja sogar notwendig, die Initiative dem Kampfgebiet und der unteren Ebene zu überlassen, doch prinzipiell besteht es auf zentralisierter Kriegsführung. Das kommt daher, weil die Zusammensetzung des regulären Krieges in hohem Maße eine koordinierte Aktion in Kampfhandlung, Taktik und Strategie von den verschiedenen Truppenteilen, Armeekorps, Waffengattungen und Kampfzonen erfordert; und beim Partisanenkrieg dürfen und können nie solche Forderungen gestellt werden; er kann in gewissem Maße nur zwischen den nahe stehenden Truppen eine taktische Koordination erfordern; strategisch ist er im allgemeinen mit dem regulären Krieg abgestimmt, wie auch manche Partisanentruppen mit den nahe liegenden regulären Truppen in der Kampfhandlung operieren und taktisch koordiniert sind; er kann an sich keine streng koordinierte Aktion haben, auch keine verschiedenen Waffengattungen, die ihn im Kampf unterstützen. In der Beziehung zwischen Front und Hinterland hat der Partisanenkrieg, obwohl in jedem Stützpunktgebiet, auch seine Beweglichkeit und auf keinen Fall eine feste Front; da er doch hauptsächlich hinter dem Feind stattfindet und vom Haupthinterland der Nation getrennt ist, kann man diesbezüglich sagen, daß er überhaupt kein Hinterland hat. Bei den regulären Truppen ist es, außer in besonderen Fällen (wie z . B . der Lange Marsch in der Vergangenheit, die Truppenteile in Shanhsi in der Gegenwart), im allgemeinen nicht so. Von der Kampfaufgabe her betrachtet, ist der Partisanenkrieg dazu da, die kleinen Einheiten des Feindes zu vernichten, den großen Feind zu schwächen, die Verbindungslinien hinter dem Feind zu attackieren, hinter dem Feind selbständige Kampfbasen zu errichten, strategisch den Feind zu binden, in der Ferne die Kampfzone und Feuerfront der regulären Truppen zu unterstützen; all das bildet einen enormen Unterschied zur regulären Armee. All das besagen die Unterschiede zwischen der Partisanen- und der regulären Kriegsführung; es ist inkorrekt, dies in einen Topf zu werfen. Zweifelsohne ist die 8. Armee eine reguläre Armee, doch von der Epoche, in der sie den Kampf in Nordchina austrug, durch die Forderung — die an sie gestellte Aufgabe sowie die Umstände, daß sie sich hinter dem Feind befindet — , ist es im allgemeinen gesehen eine Partisanen- und keine reguläre Kriegsführung. Es kann nicht geleugnet werden, daß die Schlacht am P'ing-hsing-Paß 59 sowie viele andere Schlachten zum Bewegungskrieg der 59

Die Schlacht am P'ing-hsing-Paß, s. Chung-kuo jen-min-chieh-fan-chün kuang-hui shihchi, S. 67—72, Ch'ao-yang-Verlag, Hongkong, 1970.

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regulären Kriegsführung gehören, auch nicht geleugnet werden, daß die Kommandeure dieser Armee stets planen, im Bewegungskrieg verhältnismäßig große Kontingente zu konzentrieren, um noch mehr Feinde zu vernichten, doch müssen wir der Korrektheit dieses Kurses zustimmen: „ I m Prinzip den Partisanenkrieg führen, doch keine Chance auslassen, unter günstigen Bedingungen den Bewegungskrieg durchzuführen." Nicht nur so, auch, als Feng-ling-tu verlorenging, stellen die gesamten Widerstandstruppen in Nordchina (inklusiv der Zentral-Armee und der Armee von Chin-sui), bevor sie ihre Aufgabe und ihre Stellung geändert haben, im allgemeinen auch Partisanen- und nicht regulären Krieg dar. Man kann nicht leugnen, daß diese Armee alles reguläre Truppen sind, auch nicht leugnen, daß nach dem Verlust von Feng-ling-tu, sie dennoch imstande und sogar bestrebt sein soll, Bewegungskrieg zu führen; doch muß man der Korrektheit der Kriegsanweisung des Generalissimus Chiang zustimmen: „Mit der Brigade als Einheit den Partisanenkrieg durchzuführen" 6 0 . Hieraus ersehen wir, daß nicht nur die Partisanentruppen aus der bewaffneten Organisation des Volkes und die Kriegsführung der Partisanenverbände durch ihre gesamten Bedingungen und ihre besonderen Kampfaufgaben zum Partisanenkrieg zählen, sondern daß selbst die regulären Truppen und die Kriegsführung der regulären Verbände nur aus Teilbedingungen und durch Änderung der Kriegsaufgabe (wie z. B . dezentralisierte Aktionen, dezentralisiertes Kommando, Änderung der Beziehung zwischen Front und Hinterland) auch zeitweilig zum Partisanenkrieg umfunktioniert worden sind. Es ist gar keine Frage, daß Partisanenkrieg auch in regulären Krieg umgeändert werden kann; das kommt nicht nur daher, daß die dezentralisierte reguläre Armee wieder zentralisiert werden und sofort die Aufgabe des regulären Krieges auf sich nehmen kann, sondern daß alle Partisaneneinheiten der bewaffneten Massen und Partisanenverbände, die, falls die bestimmten Bedingungen vorhanden sind, zur regulären Armee entwickelt werden können (sie werden zur Quelle der regulären Armee); so wird ihre Kampfhandlung auch in den regulären Kampf umgewandelt. Als sie noch im Partisanenkrieg war, waren sie unzählige Flöhe, die einen Riesen einmal hier, einmal dort bissen und den sogenannten Riesen zur Ermattung brachten und auszehrten, so daß er unweigerlich zugeben mußte, daß sie ein Haufen „ b ö s e r " und „fürchterlicher", ja sogar unabwehrbarer „Ungeheuer" sind. Bis dahin, wenn diese kleinen Dinger groß und selbst auch zu Riesen geworden sind, so ist der vorherige „ R i e s e " nicht nur ermattet und 60

Zitat von Chiang Kai-shek.

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ausgezehrt, sondern es besteht für ihn buchstäblich Lebensgefahr. Die japanischen Imperialisten zeigen seit kurzem angesichts des Partisanenkrieges in China allmählich Kopfschmerzen; das kommt aus diesem Grund. Deshalb ist es inkorrekt, Partisanen- und reguläre Truppen, Partisanenund regulären Krieg nicht zu unterscheiden, doch wiederum inkorrekt, die beiden zu verabsolutieren, daß zwischen beiden unüberbrückbare Barrieren bestehen. Unter bestimmten konkreten Bedingungen die Unterschiede der beiden anzuerkennen und anzuerkennen, daß sie sich beide gegenseitig umwandeln können, dann erst hat man die Beziehungen zwischen beiden richtig erkannt. Deshalb ist es auch einleuchtend, daß, falls man den Partisanenkrieg mit dem regulären Krieg in einen Topf wirft oder den Partisanenkrieg und den Bewegungskrieg als eine Sache betrachtet, leicht die folgenden Fehler begangen werden: ideologisch die Wirkung des Partisanenkrieges zu übertreiben, des regulären Krieges geringzuschätzen, wie z. B. die These: „Partisanenkriegsführung ist die Hauptkriegsführung für alle unterdrückten Nationen, die nach Freiheit und Befreiung streben" (Chang Tso-hua), oder die These: „Partisanenkriegsführung ist die Grund-Kampfart des chinesischen nationalen Widerstandskrieges" (Chao K'ang), ja sogar die Behauptung: „ D i e Partisanenkriegsführung ist die einzige Kriegsführung für uns unterdrückte Nationen" (Hu T'ien-min) 6 1 ; die Absichten dieser Thesen liegen darin, die Position des Partisanenkrieges zu heben, gegen die Tendenzen, Partisanenkrieg geringzuschätzen; sie haben ihre positive Wirkung. Doch diese enthusiastischen Freunde haben nicht verstanden: Daß, wenn man den Partisanenkrieg nicht auf seine gebührliche Position stellt, man ihn praktisch nicht fördern kann; nicht nur die Gegner können unsere übertriebene Einschätzung ausnützen, uns umgekehrt zu attackieren; auch von der Aktion des Partisanenkrieges her betrachtet, können die Partisanentruppen in die Irre geführt werden, Aufgaben durchzuführen, derer sie sich nicht bemächtigen können, oder solche Aufgaben des regulären Krieges, die für ihre eigene Entwicklung unvorteilhaft sind; gleichzeitig ist die Störung schwer vermeidbar, die aktive koordinierte Kampfhandlung der Partisanen mit den regulären Truppen und die wichtige, festgelegte Aufgabe, sich hin zur regulären Armee zu entwickeln. Anderseits: Falls man ein solches „exklusives Partisanentum" sich wirklich weiter entwickeln und es in die Tat umsetzen läßt, kann der reguläre Krieg abgeschwächt werden, sich auflösen und zum Partisanenkrieg degenerieren, wie man so 61

Die Thesen von Chang Tso-hua, Chao K'ang und H u T'ien-min, die den Partisanenkrieg überschätzt haben.

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sagt: „den regulären Krieg zum Partisanenkrieg umfunktionieren"; so verliert man den Vorsatz, hauptsächlich durch regulären Krieg den Feind zu besiegen und somit das Fazit zu erreichen, die „Niederlage im Widerstandskrieg" zu erlangen. In der umgekehrten Richtung gibt es nun folgende inkorrekte Ansichten: Entweder trennt man den Partisanenkrieg völlig vom regulären Krieg und meint, Partisanenkrieg ist und bleibt schließlich Partisanenkrieg, wie z. B . : Der Partisanenkrieg kann schließlich nur auf seiner ursprünglichen Position bleiben, und man verneint, daß er unter bestimmten Bedingungen zum regulären Krieg umgewandelt werden kann. Das ist eine Ansicht, die dem Partisanenkrieg zwar zustimmt, doch ihn isoliert betrachten will. Das zeigt die ungenügende Einschätzung des Partisanenkrieges; solche Ansichten sind zweifelsohne schädlich. Oder man ist grundsätzlich gegen den Partisanenkrieg und ist der Auffassung, daß es außer dem regulären Krieg keine andere Kriegsführung geben darf. Das kommt davon, daß sie gewisse schlechte Erscheinungen bei den Partisanentruppen wahrgenommen haben, wie z. B. schlechte Disziplin, sowie daß manche Leute die Partisaneneinheiten ausnützten, sich privat zu bereichern und Korruption zu betreiben, und deshalb haben sie die inkorrekte Schlußfolgerung gezogen: grundsätzlich die durch das bewaffnete Volk entstandenen Partisanentruppen zu verneinen, und meinen, daß es „nur mit den regulären Truppen möglich ist, Partisanenkrieg zu führen"; das ist Liquidationismus gegenüber dem Volkspartisanenkrieg; zweifellos ein abgrundtiefer Irrtum. Deshalb ist es notwendig, die Beziehung zwischen Partisanen- und regulärem Krieg in dem nationalen revolutionären Krieg des Widerstandskrieges gegen Japan korrekt einzuschätzen. Wir sind der Meinung, daß es so sein muß: Obwohl beim Widerstandskrieg der Partisanenkrieg zu gewissen Zeiten provisorisch zur Hauptkampfart werden kann, ist er aber hinter dem Feind im allgemeinen doch die Hauptkampfart. Aber von der Ganzheit des Widerstandskrieges her betrachtet, ist der reguläre Krieg zweifelsohne das Hauptsächliche, Grundlegende; er hat die entscheidende Wirkung in der Strategie, und der Partisanenkrieg hat bloß eine Hilfsfunktion für den regulären Krieg. Der reguläre Krieg kann unter bestimmten Bedingungen zeitweilig zum Partisanenkrieg umfunktioniert, der Partisanenkrieg kann unter bestimmten Bedingungen auch zum regulären Krieg umfunktioniert werden. Beides, Partisanen- und regulärer Krieg, muß man nach den Erfordernissen der Situation und den Aufgaben des Krieges im ganzen jeweils für sich korrekt entwickeln lassen und korrekt gegenseitig koordinieren; unter Hinzufügung von anderen notwendigen Bedingungen kann man schließlich erst die japanischen Imperialisten besiegen.

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IV. Sino-japaniscber

Krieg

Was die Beziehungen zwischen den 3 Sachen, Bewegungs-, Stellungsund Partisanenkrieg angeht, unter Berücksichtigung der Besonderheiten des revolutionären nationalen Widerstandskrieges, auch der gegenwärtigen Bedingungen der technischen Notlage, muß, allgemein gesagt, der Bewegungskrieg die Hauptsache, der Stellungskrieg bedingt zu koordinieren und der allgemein entwickelte Partisanenkrieg als Ergänzung anzuwenden sein. Das ist verständlich, obwohl auf dem Schlachtfeld und bei den Kampfhandlungen der Bewegungskrieg und Stellungskrieg wechselseitig verändert werden können, obwohl der Stellungskrieg unter gewissen Bedingungen möglich und notwendig mit dem Bewegungskrieg zu koordinieren ist, obwohl, wenn die technischen Bedingungen verbessert sind, die Möglichkeit und Notwendigkeit, einen Stellungskrieg tatkräftig mit dem Bewegungskrieg zu koordinieren, noch mehr zunimmt; ferner ist, von der anderen Seite her betrachtet, durch großangelegte strategische Gegenoffensiven die Rückeroberung der vom Feind besetzten großen Städte und wichtigen Verkehrsknotenpunkte ohne die Koordination des Stellungskrieges nicht denkbar; doch die Grundkampfart des revolutionären Krieges muß immer noch hauptsächlich der Bewegungskrieg sein, deshalb muß der Bewegungskrieg in großem Umfang gefördert werden; wer das ableugnet, vermag die Frage des Sieges und der Niederlage im gesamten Krieg nicht zu lösen. WaS den Partisanenkrieg anbelangt, so ist er, wie oben gesagt wurde, ein notwendiger, unentbehrlicher Helfer in der Strategie des gesamten regulären Krieges; er nimmt eine wichtige Stelle in der Strategie ein; deshalb muß er in großem Umfang gefördert werden; doch darf der Partisanenkrieg nicht die Stellung einer Hauptkampfart einnehmen; deshalb ist der Partisanenkrieg nicht an die Stelle des Bewegungskrieges und Stellungskrieges zu setzen. Somit ist die Beziehung zwischen den 3 Sachen, Bewegungskrieg, Stellungskrieg und Partisanenkrieg, auf dem richtigen Prinzip aufgebaut, das sich günstig für den Widerstandskrieg auswirkt.

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CCC-2

D 34: Politische Beschlüsse der Erweiterten Sechsten Vollversammlung des ZK62 der KPCh in Yenan (6.11.1938) — Die die neue Epoche der Entwicklung des nationalen Verteidigungskrieges gegen Japan und der nationalen Einheitsfront des Widerstandskrieges gegen Japan betreffenden, am 6. Nov. 1938 auf Grund des Berichtes des Genossen Mao Tse-tung von der Erweiterten Sechsten Vollversammlung der KPCh angenommenen Beschlüsse — Nachdem die Erweiterte Sechste Vollversammlung der KPCh den Bericht des Genossen Mao Tse-tung über die Arbeit des Politbüros von der Fünften 6 3 bis zur Sechsten Vollversammlung sowie über die augenblickliche Lage des Widerstandskrieges und die gegenwärtigen dringenden Aufgaben der chinesischen Nation gehört hat, ist sie gänzlich mit der politischen Linie und konkreten Arbeit des Politbüros in dieser Zeit einverstanden. Ferner wurde der Fortschritt und Erfolg der Partei in dieser Zeit einhellig begrüßt. Die Partei hat unter der Führung des Politbüros, der Anstrengung der gesamten Parteigenossen sowie der Unterstützung von Armee und Volk ganz Chinas unter äußerst schwierigen und komplizierten Bedingungen zügig die historisch bedeutsame politische Wandlung vollzogen — die Kontroverse der verschiedenen Parteien, Klassen, Armeen und Regierungen des Inlandes in den verwirklichten Vorschlag einer aus der Zusammenarbeit von KMT und KPCh als Basis errichteten Einheitsfront des nationalen Widerstandskrieges umgewandelt. Was die Analyse der Grundtendenz des Widerstandskrieges angeht, was im Bericht angedeutet worden ist, sowie die Einschätzung der gegenwärtigen Lage des Widerstandskrieges und die dringende Aufgabe der chinesischen Nation und andere Sachen, ist die Erweiterte Sechste Vollversammlung gänzlich damit einverstanden. Gleichzeitig weist die Erweiterte Sechste Vollversammlung auf die folgenden Punkte als Kampf-Richtschnur für alle Genossen der Partei einhellig hin:

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s. A n m . IV. 53.

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s. A n m . III. 111.

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1. Die fundamentale Zusammenfassung des 16monatigen Widerstandskrieges der chinesischen Nation Die faschistischen Militaristen Japans haben, nachdem sie nach dem Zwischenfall von Mukden am 18. 9. 1931 6 4 bewaffnet unsere 4 Provinzen im Nordosten annektiert haben, seit dem Zwischenfall an der Marco-PoloBrücke 6 5 am 7. 7. des vergangenen Jahres nun einen umfangreichen Aggressionskrieg durchgeführt und sind in die Nord-, Mittel- und Süd-Provinzen unseres Landes einmarschiert. Ihr Ziel ist es, unsere Nation zu unterjochen und das ganze Land zu annektieren. Unsere große chinesische Nation hat unter der Führung von Generalissimus Chiang, durch das Resultat der von der KMT-Regierung durchgeführten nationalen Widerstands-Politik gegen Japan, durch den langandauernden entschlossenen Kampf der K P C h , um die Einheitsfront des nationalen Widerstandskrieges zu realisieren, durch den energischen Widerstand des Volkes und der Armee im ganzen Land gegen den Feind bereits einen gigantischen heldenhaften nationalen Verteidigungskrieg heraufbeschworen. Der 16monatige Widerstandskrieg ist ein großes historisches Ereignis in der Entwicklung der chinesischen Nation, er hat eine noch nie dagewesene Solidarität und Progression unserer Nation geschaffen: Das Volk, das lange unter fremder Unterdrückung gelitten hat, hat sich erhoben; die geteilte Souveränität des Landes hat sich geeint; die gegenübergestellten Parteien und Gruppierungen arbeiten jetzt Hand in Hand zusammen; die sich gegenseitig bekriegenden Armeen wurden zu einer einheitlichen bürgerlichen revolutionären Armee; das politische System der Nation beginnt auf dem Weg der Demokratisierung voranzuschreiten; das arme Volk tritt in großer Menge in die nationale Befreiungsbewegung ein; hinter dem Feind ist ein noch nie dagewesener umfassender Partisanenkrieg ausgebrochen; der heldenhafte schwierige Kampf der chi-

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Am 18. Sept. 1931 bemächtigten sich japanische Truppen, die in den Nordöstlichen Provinzen Chinas standen (Kuangtung-Armee),

der Stadt Shen-yang (Mukden).

Die

chinesischen Truppen (Nordostarmee) fügten sich dem Befehl Chiang Kai-sheks,

„in

keinem Falle Widerstand zu leisten", und zogen sich in das Gebiet südlich vom ShanhaiPaß zurück, wodurch sie den Japanern die rasche Besetzung der Nordost-Provinzen ermöglichten. Im chinesischen Volk ist dieser aggressive Akt Japans als die „Ereignisse des 18. S e p t . " (Mukden-Zwischenfall) bekannt. 65

Ereignisse des 7. Juli: Die Lu-kou-ch'iao (Marco-Polo-Brücke) liegt etwas über 10 Kilometer südwestlich von Peking. Am 7. Juli 1937 überfielen Truppen der japanischen Aggressoren die in diesem Gebiet stehende chinesische Garnison. Unter dem Einfluß des damals im Land herrschenden Aufschwungs des chinesischen Volkes, das den Widerstand gegen Japan forderte, leistete die Garnison den Eindringlingen Widerstand. Von diesem Zeitpunkt an begann der 8jährige Sino-japanische Krieg.

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nesischen Nation fand bereits die Sympathie und Bewunderung der ganzen Welt. In der Flamme des Widerstandskrieges sind die alten, den Fortschritt hemmenden und die Nation entzweienden Hindernisse zerstört worden, der Vorgang, vierhundertfünfzig Millionen Menschen zu einer geeinten Kraft zusammenzuschmelzen und das neue Leben der Nation selbst zu stärken, steht im Wachstum. O b w o h l wir in dem 16monatigen Widerstandskrieg durch den großen Unterschied des Kräfteverhältnisses zwischen uns und dem Feind viele große Städte und Eisenbahnstrecken und ein paar hunderttausend tapfere Kämpfer haben opfern müssen, die Bevölkerung des ganzen Landes erhebliche N ö t e hat erleiden müssen, haben wir dennoch den Plan des Feindes, einen schnellen Entscheidungskrieg zu führen, zerschlagen, ein paar hunderttausend feindliche Soldaten und Gelder verschlissen, die inund ausländische Last des Feindes vermehrt, die fortschrittlichen Menschen der Welt für uns angeworben, die uns Sympathie entgegenbringen und dem Feind Mißbilligung. Die Erfahrungen des 16-monatigen Widerstandskrieges beweisen: Die chinesische Nation hat die unbesiegbare gigantische Kraft, den Eindringlingen zu widerstehen. Doch es ist unmöglich, einen schnellen Sieg zu erringen; der Widerstandskrieg ist ein langandauernder harter Krieg. Das kommt dadurch, weil der Feind ein imperialistisches Land ist; er hat eine verhältnismäßig gut entwickelte Industrie und Militärtechnik. Doch der Feind hat ein kleines Land; Bevölkerung und Soldaten sind nicht zahlreich; der Krieg, den er führt, ist ein barbarischer Aggressionskrieg; er ist gegen die Interessen seiner Bevölkerung, wurde von der Welt mißbilligt; die faschistische Herrschaft des japanischen Imperialismus befindet sich auf dem Weg des Verderbens und entwickelt sich nach unten. Wir sind ein halbkoloniales Land; Industrie und Militärtechnik sind verhältnismäßig rückständig. Doch wir haben ein großes Land; Bevölkerung und Soldaten sind zahlreich, Boden und Schätze sind umfangreich; der geführte Widerstandskrieg ist ein gerechter nationaler Verteidigungskrieg; er entspricht den Interessen des ganzen Volkes und erhält internationale Sympathie und Unterstützung; China befindet sich während des Widerstandskrieges auf dem Weg der Befreiung, der Erstarkung und entwickelt sich aufwärts. Deshalb wird es für den Feind in dem langandauernden Krieg immer bedrängter, er wird immer schwächer, bis zur Endnieder läge. In dem langandauernden Krieg wird unsere Schwäche in Stärke, die Niederlage in Sieg bis hin zum Endsieg umgewandelt werden. Dieser Verlauf wird sich in den 3 Epochen des langandauernden Krieges zeigen: Beim Feind wird es Offensive — Unentschiedenheit — Rückzug, bei uns Defensive — Unentschiedenheit — Gegenoffensive sein. In der

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ersten Epoche gründeten wir mit Hilfe unserer vereinten Solidarität und des Fortschritts die für den langandauernden Krieg notwendige Basis. Doch die unterschiedlichen Kräfteverhältnisse veranlaßten uns unumgänglich, frontal die Strategie der beweglichen Verteidigung anzuwenden, hinter dem Feind aber den umfangreichen Partisanenkrieg zu entfachen, damit die Front des Feindes verlängert wird, seine Kräfte zerteilt und verschwendet werden. Unter diesen Umständen werden wir den Feind zwingen, seinen strategischen Angriff zu stoppen, und den Krieg in die Epoche der Unentschiedenheit hineinmanövrieren. Wenn unsere Kräfte genügend vorbereitet sind, werden wir in Ubereinstimmung mit den noch schwierigeren Nöten des Feindes und den internationalen günstigen Bedingungen den Gegenangriff durchführen, um den Endsieg, den japanischen Eindringling aus China zu verjagen, zu erringen. Die Langfristigkeit des Krieges fordert von der chinesischen Nation, unter harten Bedingungen langfristig zu kämpfen, fordert von der KMT und der KPCh sowie allen Parteien und Gruppierungen, die Widerstand gegen Japan leisten, langfristige enge Zusammenarbeit. Mit aller Kraft die vierhundertfünzig Millionen Menschen zu einer geeinten Kraft zu organisieren und zu solidarisieren, das ist die Grundbedingung, den Endsieg im langandauernden Widerstandskrieg zu gewährleisten. 2. Die Besonderheiten der gegenwärtigen Lage des Widerstandskrieges Gegenwärtig befindet sich der langandauernde Widerstandskrieg gerade im Ubergang von der ersten Epoche zur zweiten Epoche. Die wesentlichen Merkmale dieser Ubergangszeit sowie der zukünftigen Epoche der Unentschiedenheit sind: Einerseits nehmen die Schwierigkeiten auf unserer Seite zu, anderseits wird sich unsere Nation noch mehr solidarisieren, noch fortschrittlicher werden. Das Aufgeben von Wuhan und Kanton nacheinander, die Verluste an großen Industriegebieten, daß Haupteisenbahnstrecken besetzt werden, die geographische Zerstückelung der Staatssouveränität mit den Schlachtfeldern, das Abschneiden von den Seehäfen und die zeitweilige Drosselung der fremden Unterstützung sowie die Nöte der Finanzen, Wirtschaft und des Verkehrs, die Schwierigkeiten der militärischen Versorgung sind alles Erscheinungen der Nöte in der gegenwärtigen Lage des Widerstandskrieges sowie in der zukünftigen Epoche der Unentschiedenheit. Anderseits versuchen die japanischen Eindringlinge gerade, eine Marionettenregierung in ganz China aufzustellen, und die Intrigen, in China innerlich Streit zu schüren, zu verstärken, und die Verräter und japanfreundlichen Elemente nehmen auch gerade diese Schwierigkeiten

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wahr, um ihre Kompromisse und Kapitulationstätigkeiten zu intensivieren. Durch diese Schwierigkeiten könnte in einem Teil der Bevölkerung eine defätistische Stimmung entstehen. Durch diese Schwierigkeiten könnten in unserem Lager des Widerstandskrieges Meinungsverschiedenheiten entstehen, ja sogar manche Elemente zum Wanken und teilweise zum Putsch veranlaßt werden. Dies sind alles ernsthafte Probleme des Augenblicks sowie im zukünftigen Widerstandskrieg; wir müssen hierauf gefaßt sein. Doch anderseits müssen wir ebenfalls die noch intensivere Solidarität, den noch weiteren Fortschritt Chinas mit einkalkulieren sowie die gleichzeitige Zunahme der Nöte Japans. Der unerschütterlich entschlossene Widerstandskrieg des Generalissimus Chiang sowie des Volkes des ganzes Landes, der Fortschritt in der Zusammenarbeit zwischen K M T und K P C h sowie die Einheitsfront der Nation, die zahlenmäßige Entwicklung der K M T und K P C h und die Ausweitung von deren politischen Einflüssen, die Feindseligkeit gegenüber Japan und die für Leben und T o d bedingte Solidarität des ganzen Volkes; China behält noch ein weites ganzes Gebiet (Nordwesten und Südwesten) als großes Hinterland 6 6 des Widerstandskrieges, und gerade breiten sich die umfangreichen Partisanenkämpfe hinter dem Feind sowie die Widerstandsstützpunkte aus; die tapferen chinesischen Soldaten, die reiche Kampferfahrungen sammelten, festigen gerade ihre Schlagkraft; das politische System Chinas schreitet gerade allmählich in die Demokratie (besonders in den Stützpunktgebieten hinter dem Feind); die breiten Massen sind gerade beim Aufbruch und organisieren sich. Gleichzeitig leidet Japan durch die Verlängerung der Front an Mangel und Zerstreuung der Streitkräfte. Die von Häfen, Eisenbahnlinien, Flüssen entfernten Schlachtfelder des gebirgigen Geländes werden dem japanischen Eindringling noch größere Schwierigkeiten bereiten, die Entwicklung von umfangreichen Partisanenkriegen hinter dem Feind werden den Feind in einen Zustand versetzen, daß er überall dem Kampf ausgesetzt sein wird, sich, wenn er ihm begegnet, zermürbt und dadurch ermattet und abgenutzt wird. Die Aktionen der Japaner in Südchina werden anscheinend zur Verschärfung der Beziehungen von Japan zu Amerika, England und Frankreich führen. Das Resultat der Entschlossenheit Japans, den Aggressionskrieg, und Chinas, den Widerstandskrieg durchzuführen, wird das Volk Japans langfristig unter den Druck des Krieges zwingen, und die Antikriegs-

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Während des Widerstandskrieges bezeichnet man gewöhnlich die Gebiete im Südwesten und Nordwesten Chinas, die unter der Herrschaft der K M T standen und nicht von den japanischen Truppen besetzt waren, als das „ g r o ß e H i n t e r l a n d " , zum Unterschied die von der K P C h geführten Stützpunktgebiete hinter der F r o n t als „kleines H i n t e r l a n d " .

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IV. Sino-japanischer

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bewegung und der Antifaschismus werden tagtäglich zunehmen. All die oben genannten Punkte sind, objektiv gesehen, günstige Bedingungen für das Ausharren im Widerstandskrieg und das Uberwinden der Nöte unserer Nation. Und der Kernpunkt zum Ausharren im Widerstandskrieg und Uberwinden der Nöte ist eben, das ganze Volk einen Schritt weiter zu solidarisieren, die Zusammenarbeit der K M T und K P C h zu konsolidieren, die Zuversicht des Widerstandskrieges zu festigen, die Produktionskapazität (oder: neue Lebenskraft) zu vergrößern, um den langfristigen, harten, unbeugsamen nationalen Verteidigungskrieg durchzuführen. Falls das tatsächlich geschieht, werden wir augenblicklich den Vormarsch des Feindes stoppen, in Zukunft unsere Gegenangriffe durchführen; zweifelsohne ist das realisierbar.

3. Die gegenwärtige dringende Aufgabe der ganzen Nation Nach der obengenannten Zusammenfassung und Einschätzung der Lage des Widerstandskrieges muß die grundlegende Aufgabe der ganzen Nation sein: den Widerstandskrieg durchhalten, den langandauernden Krieg durchhalten, die Einheitsfront des nationalen Widerstandskrieges gegen Japan festigen und erweitern, um die N ö t e zu überwinden, Kräfte zu vermehren, den Vormarsch des Feindes zu stoppen, unsere Gegenoffensive durchzuführen, um schließlich den japanischen Eindringling aus unserem Gebiet zu verjagen und den glorreichen Sieg des souveränen, freien, glücklichen Neuen China der Drei Volksprinzipien zu erringen. Nach dem Grundprinzip müssen die gegenwärtigen, dringenden konkreten Aufgaben der ganzen Nation sein: 1. In hohem Maße nationale Selbstachtung und Selbstvertrauen entfalten, entschlossen den Widerstandskrieg bis zu Ende führen, die pessimistische Stimmung überwinden, sich gegen Kompromiß und die Kapitulation stellen. 2. Von ganzem Herzen den Generalissimus Chiang unterstützen, die KMT-Regierung unterstützen, die enge Zusammenarbeit der K M T und K P C h sowie aller anderen antijapanischen Parteien und Gruppierungen unterstützen, sich gegen alle Absichten einer Spaltung stellen, sich gegen jede verräterische Marionetten-Regierung stellen. 3. Die Kampfkraft der Hauptstreitkräfte heben, die vorhandenen Truppen vergrößern, neue Truppen aufstellen, Polit-Arbeit, Rüstung, Technik und Training der Truppen verbessern, den Südosten und Nordwesten schützen, den Vormarsch des Feindes stoppen.

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4. Umfassend den Partisanenkrieg hinter dem Feind entfalten, noch mehr Widerstandsstützpunkte errichten und festigen, die Besatzungszone des Feindes verkleinern und koordiniert mit den Hauptstreitkräften kämpfen. 5. Die Militärtechnik heben, nötige Rüstungsfabriken aufbauen, das Potential auf die Gegenoffensive vorbereiten. 6. Die Demokratie unter zentralisierter Führung praktizieren, die Organe verbessern, die Beziehungen zwischen Regierung und Volk vertraulich gestalten, die Widerstandskriegs-Regierung noch leistungsfähiger machen. 7. Die Volksbewegung ausbreiten, Massenorganisationen (die verschiedenen Organisationen der Arbeiter, Bauern, Kaufleute, Studenten, auf kulturellem Gebiet, der Frauenschaft, Jugend und Kinder) entwickeln, die breiten Massen mobilisieren, aktiv in den Widerstandskrieg einzutreten. 8. U m den Eifer des Volkes zum Widerstandskrieg und zur Produktion anzuspornen, muß man die notwendigen Verbesserungen der Demokratie durchführen. 9. Die neue Finanz- und Wirtschaftspolitik der Kriegszeit praktizieren, die Einnahmen vergrößern, die Ausgaben einschränken, die finanziellen und wirtschaftlichen Nöte des Widerstandskrieges überwinden. 10. Die Landesverteidigungs-Erziehungspolitik praktizieren; laßt Erziehung dem Verteidigungskrieg des Volkes dienen. 11. Alle Kräfte konzentrieren, gegen den Aggressor des faschistischen japanischen Militarismus stellen, die Propaganda im Ausland intensivieren, die Unterstützung des Auslandes gewinnen, um Strafmaßnahmen gegen Japan zu verhängen, damit die ausländische Versorgung Japans mit Munition und Militärmaterial abgebrochen wird und wir die Munition, das Militärmaterial, die Medikamente sowie Finanzhilfe und technische Fachkräfte aus den befreundeten Ländern erhalten können. 12. Eine Einheitsfront des Antiaggressionskrieges unter den Völkern Chinas, Japans, Koreas und Formosas zu errichten, um gemeinsam gegen den faschistischen japanischen militaristischen Krieg zu kämpfen. 13. Die verschiedenen Nationalitäten (Han, Mandchu, Mongolen, Mohammedaner, Tibeter, Miao, Yao, Yi, Fan usw.) 6 7 zu einer vereinten Kraft verbinden, gemeinsam den Japanern Widerstand leisten und sich selbst erhalten. 14. Die Bewegung der Ausrottung von Verrätern (Landesverräter, Feinde und Trotzkisten) straff durchführen, die Front und das Hinterland des Widerstandskrieges konsolidieren. 67

Das sind die verschiedenen N a t i o n a l i t ä t e n in C h i n a .

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/V. Sino-japanischer

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15. Die KMT und KPCh sowie alle Parteien und Gruppierungen, die für den Widerstandskrieg sind, entwickeln, die Einheitsfront des Volkswiderstandskrieges konsolidieren, den langanhaltenden Widerstandskrieg unterstützen. Die obengenannten Punkte sind wahrlich die notwendigen, konkreten Aufgaben, die Schwierigkeiten zu überwinden, die Kräfte zu verstärken, den Vormarsch des Feindes zu stoppen und unsere Gegenoffensive vorzubereiten; die Erweiterte 6. Vollversammlung der KPCh glaubt, auf Grund der Durchführung dieser Aufgabe kann China sicherlich das Ziel, aus Schwäche zur Stärke, aus der Niederlage zum Sieg erreichen. 4. Langfristige Zusammenarbeit der KMT und KPCh; Garant des Sieges für das gigantische Werk des Widerstandskrieges und des Aufbaus des Staates; Kämpfen für das Neue China der Drei Volksprinzipien 68 Um die gegenwärtigen dringenden Aufgaben der chinesischen Nation zu erfüllen, um zügig den langanhaltenden Widerstandskrieg durchzuführen, ist die langfristige Zusammenarbeit der KMT und KPCh erforderlich. Die Zusammenarbeit der KMT und KPCh ist die Basis der Einheitsfront des Volkswiderstandskrieges, der Garant des Sieges und die Vollendung des großen Werkes: Widerstandskrieg und Aufbau des Staates. Deshalb ist der Aufbau der langfristigen Zusammenarbeit der KMT und KPCh nicht nur die heiße Sehnsucht der Genossen der beiden Parteien KMT und KPCh, sondern auch die Hoffnung der Bevölkerung ganz Chinas sowie aller Freunde Chinas. Der Widerstandskrieg und Aufbau des Staates ist ein langfristiges Werk, die Zusammenarbeit während des Krieges schafft den Grundstein für die Zusammenarbeit nach dem Krieg. Die Existenz des mächtigen Feindes, die Drei Volksprinzipien zur politischen Grundlage für die Zusammenarbeit der beiden Parteien, die gravierende Lehre der gegenseitigen Beziehungen der beiden Parteien in den letzten Jahrzehnten, die den Mitgliedern der beiden Parteien sowie der Bevölkerung Chinas vermittelt wurde, die Sehnsucht der Armee und der Bevölkerung des ganzen Landes hinsichtlich der langfristigen Zusammenarbeit der beiden Parteien sowie des gemeinsamen Ziels, für ein Neues China der Drei Volksprinzipien zu kämpfen, all das gab dem Werk der langfristigen Zusammenarbeit der beiden Parteien ein festes wissenschaftliches Fundament und eine 68

Die Drei Volksprinzipien — Nationalismus, Volksmacht und Wohlstand des Volkes — waren die Hauptprinzipien des Programms, das von Sun Yat-sen für die chinesische bürgerlich-demokratische Revolution aufgestellt worden war.

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theoretische Stütze; deshalb kann die Hoffnung in die Realität verwandelt werden. U m dieses Zieles willen hat die Erweiterte 6. Vollversammlung offiziell beschlossen: in der K M T und deren Armee keine geheime Organisation der K P C h zu errichten. Nochmalig feierlich proklamiert: daß die K P C h mit ganzem Herzen die Drei Volksprinzipien, den Generalissimus Chiang und die KMT-Regierung unterstützt. Nochmalig wird inständig allen Parteimitgliedern der K P C h die Pflicht auferlegt, im Geist der gegenseitigen Hilfe, des gegenseitigen Nachgebens und gemeinsamen Interesses für Leben und T o d sowie sich gegenseitig in N o t beizustehen; mit dem Standpunkt der Selbständigkeit der jeweiligen politischen Partei, sich gegenseitig zu schätzen und zusammenzuarbeiten, mit dem Arbeitsstil, sich höflich gegenseitig zu achten und zu konsultieren, sich den Genossen der K M T sowie aller Parteien und Gruppierungen des Widerstandes gegen Japan anzunähern. Das geschieht nicht nur wegen der Verminderung der Reibungen zwischen den beiden Parteien K M T und K P C h , nicht nur wegen der Verbesserung und Stärkung der Zusammenarbeit der beiden Parteien, sondern auch wegen der Erreichung des Ziels der langfristigen Zusammenarbeit der beiden Parteien. Die Erweiterte 6. Vollversammlung erklärt dem Generaldirektor der K M T 6 9 , Herrn Chiang, und dem Zentralen Exekutivkomitee der K M T ehrwürdig: Die K P C h ist der Meinung, daß die beste Organisationsform der Kollaboration von K M T und K P C h der Eintritt der KP-Mitglieder in die K M T und den Jugendverband der Drei Volksprinzipien ist; die Namensliste der in die K M T und in den Jugendverband der Drei Volksprinzipien eingetretenen KP-Mitglieder wird dem führenden Organ der K M T ausgehändigt, und es werden ferner keine Aktivitäten in der K M T bzw. im Jugendverband der Drei Volksprinzipien zur Anwerbung von KP-Mitgliedern vorkommen. Die zweitbeste Form ist es, daß die beiden Parteien auf jeder Ebene ein gemeinsames Komitee organisieren, um die Angelegenheiten der Zusammenarbeit durchzuführen. Die 6. Vollversammlung ist der Meinung, daß der korrekten Lösung der Organisationsform für die Zusammenarbeit der beiden Parteien hinsichtlich der engen Beziehungen und der Garantie für eine langfristige Zusammenarbeit der beiden Parteien eine äußerst schwerwiegende Bedeutung zukommt. Durch die Realisierung der langfristigen Zusammenarbeit der K M T und K P C h und den Sieg im Widerstandskrieg wird ein souveränes, freies, glückliches Neues China der Drei Volksprinzipien entstehen. Die U m stände innerhalb Chinas (mit der Kraft der Einheitsfront des Volkswider69

Generaldirektor der K M T , ein Titel, den sich Chiang Kai-shek während des Krieges zugelegt hatte.

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IV. Sino-japanisch er Krieg

standskrieges aller Parteien, Gruppierungen und Gesellschaftsschichten den Sieg im Widerstandskrieg erringen und den Aufbau des Staates vollenden) sowie die internationalen Bedingungen weisen alle darauf hin, daß während dieser historischen Epoche weder eine sogenannte Staatsform der „ E i n Partei-Diktatur" errichtet werden noch die sowjetische sozialistische Staatsform in Erscheinung treten wird, sondern eine neuartige demokratische Republik, d. h. ein Neues China der Drei Volksprinzipien. Diese Gründung des Neuen demokratischen Chinas hat während des langanhaltenden harten Widerstandskrieges das Fundament zu schaffen, und nach dem Sieg im Widerstandskrieg wird es sich in seiner Pracht entfalten. Die Veröffentlichung des Programms des Widerstandskrieges und Aufbaus der Nation 7 0 , die Einberufung des Politischen Volksrates 7 1 , die Realisierung der Einberufung des Politischen Provinz- und Stadtrates 7 2 , die Erlangung der Legalität aller Parteien und Gruppierungen, die für den Widerstand sind, die allmähliche Realisierung der Rede-, Publikations-, Versammlungs- und Vereinsgründungsfreiheit des Volkes, die Praktizierung der Demokratie in den Grenzgebieten Shen-kan-ning, Chin-yi-ch'a sowie den Widerstandsstützpunktgebieten hinter dem Feind, die Verbesserung des Volkswohles — all das sind konkrete Beweise dafür, daß das Staatssystem seit dem Widerstandskrieg auf dem Weg der Demokratie voranschreitet. Der Vorgang, den Sieg im Widerstandskrieg zu erringen, und die Realisierung der Demokratie und die Verbesserung des Volkswohles bedingen einander. Die Zeit, den Sieg im Widerstandskrieg zu erringen, und die der Realisierung der Unabhängigkeit Chinas, wird bestimmt die Zeit sein, wo die Basis der neuartigen demokratischen Republik gelegt wird. Diese Gründung des Neuen Chinas der Drei Volksprinzipien wird einen noch nie dagewesenen Fortschritt der chinesischen Nation in der Geschichte entfalten; es wird in der Sache der Befreiung Chinas eine glorreiche Wirkung auf die Glorifizierung der Ahnen und die Wohlfahrt der Nachkommen ausüben.

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Das Programm des Widerstandskrieges und Aufbaus der Nation — ein von dem Provisorischen Kongreß der K M T am 1. April 1939 in H a n k o u beschlossenes P r o g r a m m , ein wichtiges D o k u m e n t während des Krieges.

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In dem 1938 in H a n k o u ins Leben gerufenen „Politischen V o l k s r a t " , dem bescheidenen Anfang einer demokratischen Volksvertretung mit allerdings nur beratender Stimme, wurden der K P C h einige Sitze zugestanden.

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Ebd.

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5. Die KPCh im Volksverteidigungskrieg Die KPCh besteht aus einem Teil der fortschrittlichen Söhne und Töchter der chinesischen Nation, die mit voller Begeisterung und unermeßlicher Tapferkeit für die Sache der Verteidigung des Vaterlandes und des Widerstandes gegen die Japaner eingetreten sind; sie sind wahrhaft die Avantgarde des Proletariats und besitzen die Haltung und die notwendige Aufgabe eines Kämpfers des Internationalismus. Die Parteimitglieder müssen in dem gigantischen Kampf des Volksverteidigungskrieges und Aufbaus einer Republik der Drei Volksprinzipien als beispielhafte Kämpfer wirken. Der Platz eines KP-Mitgliedes muß vorerst an dem Ort sein, w o es meist möglich ist, den Feind zu schlagen — an der Front und hinter dem Feind. Die KP-Mitglieder müssen beispielhafte Kämpfer sein, die die Einheitsfront des Widerstandskrieges durchführen. Nach dem Prinzip und Standpunkt: alles den Interessen des Widerstandskrieges unterzuordnen, alles für den Sieg des Widerstandskrieges, alles für die Einheitsfront des Widerstandskrieges, die Einheitsfront des Widerstandskrieges über alles, müssen die KP-Mitglieder gegenüber den befreundeten Armeen eine Haltung der Solidarität, gegenseitigen Hilfe, gegenseitigen Nachsicht einnehmen; hinsichtlich der Durchführung der Drei Volksprinzipien und des Programms des Widerstandskrieges und Aufbaus der Nation müssen sie den Standpunkt der Aufrichtigkeit und Aktivität einnehmen. Die KP-Mitglieder müssen gemäß dem Geist der Demokratie politisch und organisatorisch die Unabhängigkeit aller Parteien und Gruppen respektieren; es muß beispielhaft die Unabhängigkeit der KMT sowie aller Parteien und Gruppen des Widerstandskrieges respektiert werden; gleichzeitig müssen sie die politische und organisatorische Unabhängigkeit ihrer eigenen KP entschieden gewährleisten; die KP-Mitglieder in der 8. und Neuen 4. Armee sowie in allen anderen bewaffneten Truppen müssen beispielhaft tapfere, kampfwillige, Befehl ausführende, der Disziplin sich unterordnende, eine gute Einheit von Offizieren und Soldaten bildende, Einheit von Armee und Bevölkerung bildende und den Feind zu uns herüberziehende Politarbeiter werden. Hinsichtlich dieses Punktes hat die Vollversammlung besonders hervorgehoben, daß die KP-Mitglieder in der 8. und Neuen 4. Armee, die gesamten Kommandeure, Politarbeiter sowie die Kämpfer während des Widerstandskrieges bereits eine glorreiche Wirkung zu verzeichnen haben; in der Zukunft muß diese Wirkung noch mehr entfaltet werden. In der administrativen Arbeit müssen die KP-Mitglieder beispielhaft solide, gehorsam, inkorrupt und unbestechlich werden. In der Massenbewegung müssen sie nicht nur die Massen erziehen, sondern auch von den Massen lernen, nicht

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IV. Sino-japanischer

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alles allein entscheiden, allein bewerkstelligen; sie müssen beispielhaft mit den anderen freundschaftlich, demokratisch zusammenarbeiten; die Haltung hinsichtlich aller Nicht-Mitglieder der K P muß eine beispielhaft ehrliche respektvolle Zusammenarbeit sein. Deshalb sollte die Organisation der K P C h umfassend entwickelt werden, damit sie die bolschewistische politische Partei der breiten Massen ganz Chinas wird; das ist nicht nur die dringende Aufgabe der K P C h und der Arbeiterklasse schlechthin, sondern auch die gemeinsame Sache der chinesischen Nation; um eine angemessene Wirkung, die die K P C h im Werk des Widerstandskrieges und Aufbaus der Nation geltend machen sollte, zu garantieren, um die K P C h umfassend zu entwickeln, damit sie zu einer gigantischen Kraft wird, die in der Sache des Widerstandskrieges und Aufbaus der Nation einen Teil der glorreichen Aufgaben tragen kann, müssen in großer Menge tapfere, fähige, tatkräftige Kader der Partei- sowie Nicht-Parteimitglieder herangezogen und gefördert werden. Ferner werden sie am angemessensten eingesetzt, geschult und geschont. Man muß das ideologische Niveau der ganzen Partei wirklich intensiv heben, von oben bis unten einhellig die Theorien von Marx, Engels, Lenin und Stalin studieren, den Marxismus und Leninismus sowie die Erfahrungen der Internationale in jedem praktischen Kampf Chinas elastisch anwenden lernen, die Drei Volksprinzipien des Herrn Sun Yat-sen studieren, die chinesische Geschichte studieren, das kulturelle Niveau der allgemeinen Kader der Arbeiter und Bauern heben, noch mehr den Inhalt der (Zeitungen) „Neues C h i n a " 7 3 , „Befreiung" 7 4 und „Die M a s s e n " 7 5 verbessern, in großer Menge die Erziehungsanstalten und Ausbildungslager zur Heranziehung der Kader aller Ebenen errichten. Man muß zu selbständiger Arbeit fähige örtliche Parteiorgane errichten und stärken, verschiedene Führungsqualitäten heranziehen, die in Partei, Regierung, im Militär und Zivilen Ansehen und Vertrauen besitzen. Anderseits muß man den Kampf der zwei Linien korrekt entfalten, sich gegen die inkorrekten Tendenzen der Linken und Rechten stellen, die der Partei, der Einheitsfront und der Sache des Widerstandskrieges schaden. Die gegenwärtige Gefahr der linken Elemente für die Politik der verschlossenen Tür besteht darin, daß sie die jetzigen Umstände nicht begreifen, daß der einzige Weg, China zu befreien, die Erweiterung und Stabilisierung der Einheitsfront des Widerstandskrieges gegen Japan ist — besonders der Aufbau einer lang73 74

Hsin-hua jih-pao: „Neues China" Chieh-fang: „Befreiung". Die Wochenzeitung „Chieh-fang" — das Organ des Z K der K P C h — begann im Jahr 1937 in Yenan zu erscheinen. Im Jahr 1941 wurde die Herausgabe dieser Wochenzeitung im Zusammenhang mit dem Erscheinen der Zeitung Chieh-fangjih-pao eingestellt.

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Ch'ün-chung: „Die Massen" (Zeitung).

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fristigen Zusammenarbeit der KMT und der KPCh, ferner, daß sie die Widerstandskriegslage nicht verstehen und der linken Fiebrigkeit verfallen sind. Die Gefahr des rechten Opportunismus besteht darin, bei der Durchführung der Einheitsfront des nationalen Widerstandskrieges gegen Japan die politische und organisatorische Selbständigkeit der Partei zu opfern, verdreht verstehen wollen, daß, was die vom Proletariat mit den anderen Klassen errichtete Einheitsfront des Widerstandskrieges gegen ihren gemeinsamen Feind angeht, das Proletariat und seine politische Partei zum Schwanz der Bourgeoisie wird: Gleichzeitig werden sie enttäuscht angesichts der Schwierigkeiten, und es entsteht Pessimismus in bezug auf die Widerstandskrieglage und deren Zukunft. Chang Kuo-t'ao, der den Standpunkt des Rechtsopportunismus einnahm und die Machenschaften des politischen Doppelzünglers ergriff, sich gegen die Partei und die Zentrale stellte, ist bereits zum Rebell und Deserteur geworden, der öffentlich die Einheitsfront des Nationalen Widerstandskrieges und die Sache des Kommunismus verraten hat. Daß das Politbüro in Vertretung der Zentrale den Ausschluß Chang Kuo-t'aos von der Parteimitgliedschaft erklärt, ist völlig korrekt. Die 6. Vollversammlung ist mit der Meinung des vom Präsidium der Komintern gefaßten Beschlusses über das Problem der Ausschließung von Chang Kuo-t'ao aus der Partei gänzlich einverstanden, d. i.: „Der verräterische Akt des Chang Kuo-t'ao hat nicht nur in den Reihen der KPCh, sondern auch unter allen getreuen Unterstützern der Einheitsfront des nationalen Widerstandskrieges gegen Japan völlige Abscheu und Distanzierung hervorgerufen" 76 . Die Genossen in allen Parteiebenen, die durch Mißverständnis und Unerfahrenheit in der praktischen Arbeit Fehler begangen hatten, müssen sich selbstverständlich einer duldsamen Überredung und vorsorglichen Erziehung unterziehen; der Fehler, die Genossen willkürlich mit einem linken oder rechten opportunistischen Hut zu bekleiden, muß ernsthaft korrigiert werden. Anderseits muß man den bösen Feind des Marxismus und Leninismus gründlich säubern — der ideologische und in der Arbeit vorkommende Formalismus, Dogmatismus und Mechanismus. Schließlich appelliert die 6. Vollversammlung an die ganze Partei, die revolutionäre Wachsamkeit zu heben, mit geschärfter Aufmerksamkeit sich vor dem Feind und dessen Kettenhund — Trotzkisten und allen Elementen des Antikommunismus — zu schützen, die in- und außerhalb der Partei getriebenen verschiedenen Komplotte, Ränke, Provokationen, Stiften von Zwietracht, Zersetzung und Gefährdung, mit dem für einen Bolschewiken notwendigerweise vorhandenen Parteicharakter zu entlarven und sich 76

Zitat aus dem vom Präsidium der Komintern gefaßten Beschluß.

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IV. Sino-japanischer

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gegen alle öffentlichen oder geheimen doppelzüngigen gegen die Partei gerichteten und parteischädigenden Elemente zu stellen. Jedes KP-Mitglied muß die Partei und die Einheit der Partei unterstützen wie sein eigenes Leben. Gewissenhaft die zentralisierte Demokratie der Partei durchführen — Unterordnung des einzelnen unter die Organisation, Unterordnung der Minorität unter die Majorität, Unterordnung der unteren Stufe unter die obere; die Zentrale ist die höchste Führung der Partei, mit straffer ParteiDisziplin die Partei und ihre Führungsorgane in politischer und organisatorischer Hinsicht dermaßen solidarisieren, als wäre sie ein einziger Mann. Die 6. Vollversammlung macht sämtliche Parteigenossen darauf aufmerksam: Die Einheit und Soldarität der K P müssen vorerst in der Zentrale und den Führungsorganen aller Ebenen, besonders den Führungskadern der 8. und Neuen 4. Armee sowie allen Zentralbüros und Provinzkomitees hergestellt werden; das ist die elementare Voraussetzung zur Garantie der Erweiterung, Konsolidierung und des Fortschritts der Einheitsfront des Widerstandskrieges gegen Japan; gleichzeitig ist es auch die wichtigste Bedingung, den Sieg im Widerstandskrieg zu erringen und das Werk des Landaufbaus zu realisieren. Die Erweiterte 6. Vollversammlung der K P C h weist darauf hin: Der faschistische Aggressor Japan ist nicht nur der Erzfeind Chinas, sondern auch ein Feind der Bevölkerung Japans, er ist gleichzeitig der gemeinsame Feind der friedliebenden, fortschrittlichen Menschen der ganzen Welt. Deshalb: „ D e r Befreiungskampf der chinesischen Nation ist der wichtigste Bestandteil des Generalkampfes des Proletariats der ganzen Welt sowie der fortschrittlichen Menschen insgesamt gegen den barbarischen Terror des Faschismus" 7 7 (Zitat aus dem Beschluß des Präsidiums der Komintern). Die Erweiterte 6. Vollversammlung der K P C h ist fest davon überzeugt: Daß ein Land mit fünftausendjähriger Kulturgeschichte, mit vierhundertfünfzig Millionen Einwohnern wie unser großartiges China, unter der Solidarität des ganzen Volkes, unter der Bedingung der langfristigen Zusammenarbeit der K M T und K P C h , unter der kombinierten Bewegung des Antifaschismus der japanischen Bevölkerung, unter der Sympathie und Unterstützung aller friedliebenden Nationen und fortschrittlichen Menschen der ganzen Welt bestimmt die Schwierigkeiten überwinden, während des langanhaltenden harten Kampfes den siegreichen nationalen Selbstverteidigungskampf fortführen, den japanischen Eindringling aus China verjagen, das souveräne, freie, glückliche Neue China der Drei Volksprinzipien aufbauen kann. Die Aurora der strahlenden Zukunft ist bereits in Sicht, der Endsieg gehört sicherlich unserer chinesischen Nation. 77

Ebd.

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C C T C , E , S. 33

D 35: Produktionsbewegung des Wachkorps der 8. Armee (Jan. 1939) Hsiao Cbing-kuang I. Vorschlag zur Produktionsbewegung Die Hauptstreitkräfte der 8. Armee überquerten den Gelben Fluß ostwärts und nahmen am gigantischen nationalen Widerstandskrieg teil; im Hinterland wurde ein Teil des Wachkorps zurückgelassen mit den Aufgaben, den Fluß zu bewachen, das Nordwest-Gebiet zu schützen, um das Hinterland des Widerstandskrieges zu konsolidieren. Auf Grund der Armut des Stationierungs-Gebietes sowie durch langfristige Stationierung wurde alle materielle Versorgung täglich schwieriger; anderseits sind dadurch, daß das breite Territorium zum Schlachtfeld herabgesunken ist, die meisten Wirtschaftszentren sowie Transportlinien vom Feind vorläufig in Besitz genommen wurden, die Küsten vom Feind boykottiert wurden, das Industriegebiet zerstört wurde, alle Sachen preislich in die Höhe geklettert. Unter solchen Bedingungen sind unseren materiellen Bedürfnissen noch mehr N ö t e hinzugefügt worden. Im Hinblick auf die Versorgung bekommen wir Offiziere und Soldaten pro Tag 5 Pfennig als Gemüsezulage, anderthalb Pfund Hauptnahrungsmittel. Nach dem derzeitigen Kurs bekommt man für einen Yüan 30—40 Pfund Gemüse oder 2 Pfund ö l bzw. 100 Pfund Holz. Rechnen wir die Kompanie mit 100 Leuten, so gibt es pro Tag 5 Yüan Kostgeld; falls wir pro Person pro Tag mit 2 Pfund Gemüse, 5 Unzen ö l , 2 Unzen Salz und insgesamt 200 Pfund Holz rechnen, dann werden wir, falls wir Gemüse einkaufen, kein ö l , Salz und Holz mehr bekommen oder ö l , Salz und Holz einkaufen und kein Gemüse mehr bekommen. Man hat sogar manchmal durch ungenügende Versorgung öfter nicht genug Essen zur Verfügung; es gibt Kompanien, die nicht genug Gemüse haben und viel Salz in die Speisen tun, da das Salz in Nord-Shenhsi billig ist, um dem Mangel an Gemüse abzuhelfen; doch das ist ja keine prinzipielle Maßnahme. Ferner kann man bei der militärischen Versorgung des Wachkorps im Vergleich mit irgendeiner anderen Einheit in China wohl sagen: „Tausend Meilen Unterschied". Beim Wachkorps kann man selten einen Kämpfer finden, der kein geflicktes Kleid anhat: Die Munitionsgürtel sind dermaßen kaputt, daß man die Munition meist in einer Hängetasche aufbewahrt;

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manche tragen im Sommer ein wattiertes Kleid und manche im Winter kurze Hosen und machen ihre Übungen barfuß im Schnee. Bei manchen findet man nicht mal einen gebrochenen Gürtel oder Gamaschen. Auf Grund dieser materiellen Nöte haben einzelne politisch unentwickelte Kämpfer Unzufriedenheit hervorgerufen. Nach der Reorganisation der 8. Armee 78 wurde das Ausgeben von Zuschuß praktiziert, je Kämpfer pro Monat einen Yüan; auch der höchste Offizier (wie der Oberbefehlshaber Chu Te) bekommt im Monat nur 5 Yüan. Bei diesem materiellen Lebensstandard einer verhältnismäßig hochentwickelten sozialen Welt reicht dieser spärliche Zuschuß kaum für den persönlichen Bedarf aus; z. B. muß ein Kämpfer, der angenommen ein Paar Schuhe kaufen will, mehr als einmonatige Zuschüsse verwenden, und für die anderen täglichen Bedürfnisse (wie Zahnbürste, Zahnpulver, Handtuch, Strümpfe usw.) kann er dann nichts mehr kaufen. Obendrein kann der Zuschuß manchmal nicht termingerecht ausgegeben werden. Aus dem gleichen Grund bekommt jede Kompanie durch den Kostenausfall pro Monat ein paar Yüan Auslagen, in die die Kosten für Lampenöl, Pinsel, Tusche und Papier mit einbezogen sind. Trotz obengenannter materieller Nöte haben wir auf Grund der intensiven Führung der Politarbeit durch die Hebung des nationalen Bewußtseins der gesamten Offiziere und Soldaten die Garantie dafür gegeben, daß die Aufgabe, mit der wir von oben beauftragt wurden, vollendet wurde, wie z. B. die Banditensäuberung und der Straßenbau im vergangenen Jahr, das Anlegen von Befestigungsanlagen am Fluß, die mehrmaligen Kämpfe zum Schutz des Flusses sowie das Erlernen von Militärischem, Politischem und Kulturellem in diesem Jahr. Doch wir leugnen auch nicht, daß die Existenz dieser Nöte den Fortschritt unserer Arbeit verhältnismäßig behindert hat sowie schlechte Tendenzen bei einzelnen in den Truppen entstehen ließ (wie Unzufriedenheit mit der Arbeit, Depremiertsein usw.); einzelne politisch labile Elemente gerieten sogar bis zur Wankelmütigkeit und Desertion. Obwohl wir derzeit alle Maßnahmen ergriffen haben, die Sparsamkeit zu fördern, den Kampf gegen schlechte Tendenzen zu entfalten, um diese Nöte zu überwinden, waren zwar die Erfolge nicht klein, doch kann das dennoch die Probleme im wesentlichen nicht lösen. Deshalb sind wir im Juli dieses Jahres von der passiven Sparmaßnahme weg auf die Aktiv-Seite einen Schritt vorangegangen, haben die Produktionsbewegung in den Einheiten vorgeschlagen, um das Leben der Einheiten zu bessern und alle Probleme der schlechten Tendenzen zu lösen. 78

Reorganisation der RA in die 8. Armee. Okt. 1937.

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II. Die halbjährige Produktionsbewegung Das Wachkorps hat im Juli eine Konferenz für die Militär- und Politleiter des Korps einberufen, und nachdem sie die Produktionsbewegung beschlossen hatten, wurde anschließend von der Kommandostelle des Wachkorps sowie der rückwärtigen Politabteilung aus telegraphisch allen Korps befohlen, die folgende Arbeit durchzuführen. 1. Sofort verschiedene Genossenschaften zu errichten, um die Gewinne und Dividenden des Lebens der Truppen zu bessern. 2. In großer Menge verschiedene Gemüse anzubauen, die nicht nur den eigenen Bedarf decken, sondern auch zum Teil für den Winter aufbewahrt werden können. 3. Mühlwerkstätten zu errichten, Schweine- und Schafzucht zu treiben, Tou-Fu (Sojabohnenkäse) machen und Sojabohnenkeime züchten. 4. Bis Ende September zu erreichen, daß jeder Kämpfer fähig ist, selbst Strohsandalen zu flechten; außer für seinen gegenwärtigen Bedarf muß jeder ein oder mehrere Paare reservieren; außerdem muß man möglichst dazu anregen, Stoffschuhe herzustellen: die Arbeit wird in Gruppen eingeteilt; bis Ende November muß völlige Autarkie erreicht werden, mehr noch, es muß für jeden ein oder mehrere Paar als Reserve geben. 5. Aus dem eingesparten Kostgeld wird ein Anteil zum Ankauf von Schaf- und Kamelwolle herausgenommen; sie wird an die Kämpfer verteilt, daß sie selbst Socken, Handschuhe und Wollschuhe stricken, daß garantiert ist, daß jeder bis Ende Okt. je ein Stück fertigstellt. Falls jemand selbst Wollwesten oder -jacken und -hosen stricken kann, ist es selbstverständlich noch besser. 6. Die Kämpfer anzuspornen, selbst ihre Kleider zu flicken, Strumpfsohlen anzusetzen. 7. Im Hinblick auf die Angestellten muß die Erziehung zur Sparsamkeit intensiviert werden, um der Verschwendung Einhalt zu gebieten. Als all die Korps das Telegramm erhalten hatten, wurde in den Kompanien sofort eifrig mobilisiert. In den Konferenzen der Parteizelle, der Soldaten wurde über die Durchführungsmaßnahmen debattiert. Ein gegenseitiger Wettbewerb zwischen den Zügen, Abteilungen und Kompanien wurde hervorgerufen; die begeisterte Flut der Produktionsbewegung hat somit in den Einheiten in rauschenden Wogen hochgeschlagen.

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IV. Sino-japanischer

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A. Die Erfolge in der halbjährigen Produktionsbewegung In einem Halbjahr hat das Wachkorps nicht nur den ursprünglichen Plan erreicht, sondern ihn übertroffen. Ein Mühlwerk für jedes Regiment ist zumeist errichtet worden; besonders bei den Truppen im Ch'ing-yang-Gebiet ist es noch allgemeiner (denn dort wächst der Weizen). Durch die Errichtung von Mühlwerken kann man pro Scheffel Weizen über 10 Pfund Mehl mehr ausmahlen, als wenn man ihn dem Volk zu mahlen gibt; ferner kann man den Abfall an Schweine oder anderes Viehzeug verfüttern, so daß man auch das Pferdefutter einsparen kann. (Die Truppen im Ch'ing-yangGebiet sparten an jedem Pferd 5 Pfennig). Was Schuhe, Socken oder Handschuhe angeht, so hat jeder mehr als zwei Paar (Strohsandalen sind nicht mitgerechnet); manche haben 5—6 Paar oder gar 10 Paar; das hat unsere Kämpfer in diesem Winter vor Hunger und Kälte bewahrt. Der Anbau von Gemüse wurde noch eifriger und allgemeiner, Schweine und Schafe wurden in großen Herden gezüchtet; Holzfällen und Kohlegewinnung usw. wurden noch eifriger betrieben. Deshalb ist im Hinblick auf die Ernährung sehr viel gebessert, nicht nur ö l und Salz kann man zufügen, sondern man kann pro Woche sogar zweimal Fleisch schmausen. Die Organisation von Genossenschaften haben alle Korps bereits als die Grundlage errichtet; sie haben sogar zum Teil Gewinne gebracht. Durch die Entwicklung der Produktionsbewegung ist nicht nur das Leben der Truppen verbessert, sondern gleichzeitig auch ein Teil Ergänzungen für die Rüstung geschaffen worden. Alle Truppeneinheiten können aus dem eingesparten Kostgeld sowie dem Gewinn der Genossenschaften ihren eigenen Rüstungsbedarf auffüllen (Gürtel, Gamaschen, Hängetaschen, Munitionsgürtel . . .). In der Brigade X hat jeder einen Satz Unterwäsche gefertigt, einige andere Regimenter haben für jeden eine Uniform selbst angefertigt; die restlichen Regimenter haben wenigstens die Hälfte an Kleidern angefertigt; manche Einheiten haben selbst die Mäntel für die Wachtposten angefertigt. Im Hinblick auf die persönlichen Bedürfnisse der Kämpfer sind auch Teillösungen zu verzeichnen. Zahnpulver und Handtücher usw. können planmäßig durch die Genossenschaften angekauft oder durch den Staat zugeteilt werden. Anderseits haben die Erfolge der Produktionsbewegung die Arbeitsmoral und Aktivität sämtlicher Offiziere und Soldaten noch mehr gehoben. Als die Produktionsbewegung gerade erst ins Leben gerufen wurde, hegten einzelne Genossen Zweifel und Befürchtung, daß die Aufmerksamkeit der Truppen sich auf die Produktion konzentrieren und die Aufgabe der Truppen vernachlässigt würde. Doch das Ergebnis war gerade umgekehrt;

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die Produktion hat nicht nur die Arbeit nicht verhindert, sondern die Arbeit noch mehr vorangetrieben; sie veranlaßte die Truppen, eine noch lebendigere Kraft zum Ausdruck zu bringen. Das kommt daher, daß die Lösung gewisser praktischer Probleme alle von der drückenden Sorge befreit hat und daß sie befriedigt und unter Anstrengung an ihre Arbeit gehen. Deshalb nahm die Arbeit manche neue Methode und Form an, wie z . B . Regiment X an jede Einheit appelliert hat, einen Blasebalg zu errichten, womit pro Tag 10 Pfund Holz eingespart werden können. In der Schulung hat man Wortkarten erfunden. Regiment X hat mehrere Erziehungsmethoden erfunden. Anderseits wurden all die früheren schlechten Tendenzen meist überwunden; wer früher unzufrieden mit der Arbeit war, wollte jetzt nicht mehr die Truppeneinheit verlassen; die Erscheinungen von Korruption und Verkommenheit sind heute selten und rar: Die Desertion ist zwar nicht gänzlich verschwunden, doch hat sie erheblich nachgelassen (Desertion im Regiment X ist im März und April überhaupt nicht vorgekommen). Das Gebiet der Schulung wurde ebenfalls nicht vernachlässigt, sondern das Niveau im Militärischen und Politischen sowie Kulturellen wurde sogar im allgemeinen einen Schritt gehoben; besonders die kulturelle Schulung hat sichtbare Fortschritte gemacht. All das beweist die völlige Korrektheit der 2. Militär- und Politkonferenz des Wachkorps im Juli über die Einschätzung der Produktionsprobleme: „. . . auf diese Weise die Truppeneinheiten zu Lehranstalten zu machen, eifrig zu lernen, fleißig zu arbeiten, damit der Geist aller sich auf das Lernen und Arbeiten konzentriert. Alle schlechten Tendenzen und Desertionen werden sicherlich erheblich abnehmen." B. Während der Produktionsbewegung haben sich viele Arbeiterhelden herausgebildet Im Verlauf der Entwicklung der Produktionsbewegung, durch die tiefgreifende Mobilisierung, wurde jeder Offizier und Soldat des Wachkorps sich über die schwerwiegende Bedeutung der Produktionsbewegung in dem langdauernden Widerstandskrieg ernsthaft klar. Anderseits, weil die Produktionsbewegung mit dem eigenen Leben in engster Beziehung steht, hat sie deshalb die Arbeitsfreude der gesamten Kämpfer beträchtlich gehoben, freiwillig jede freie Stunde außerhalb der Schulung auszunutzen zur Durchführung der Produktionsarbeit, und die Truppe zu einer Art von kämpfender Kollektiv-Arbeitsstätte gemacht. Wenn sie ihre Gewehre ablegen, so tragen sie die Hacke, Egge und Schaufel; wenn sie diese wiederum ablegen, so nehmen sie Nadel, Garn und Wolle. Die Kämpfer des Regiments X for-

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dem voll Eifer, die Vergnügungszeit abzukürzen zugunsten des Gemüsebaus. Viele Kämpfer nutzen den Mondschein am Abend aus, um Gemüsefelder zu bestellen, bis in die Mitternacht, erst dann gehen sie schlafen; 10 junge Kämpfer des Regiments X haben in einem halben Monat den anderen Kämpfern geholfen, 70 Strohsandalen herzustellen, sie wollten nicht mal aufhören, als ihre Finger bluteten. Ein Kämpfer des Regiments X hat in zwei bis drei Monaten rund 60 Paar Schuhe fertiggestellt. Solche musterhaften Beispiele sind kaum alle zu nennen. C . Die Erfahrungen der Produktionsbewegung im halben Jahr (weggelassen) Wenn man unsere halbjährige Tätigkeit zusammenfaßt, sind die großen Erfolge nicht abzuleugnen. Doch gestützt auf den langdauernden Widerstandskrieg gegen Japan und die harte Aufgabe, die wir während des Widerstandskrieges aufbürden sowie in der Zukunft des Widerstandskrieges, wo möglicherweise noch größere Schwierigkeiten auf uns zukommen werden, reicht dann unsere Produktionsarbeit noch lange nicht aus; dann müssen wir sie mit noch viel größerer Anstrengung maximal entwickeln, damit wir, in welch schwierigen Umständen wir uns auch befinden, stets die Autarkie erreichen können, um den Widerstandskrieg entschieden fortsetzen und den Endsieg erringen zu können.

III. Meinungen zur Entwicklung der Produktionsbewegung für die Zukunft A. Die eminente Bedeutung der Produktionsbewegung im langdauernden Widerstandskrieg Wir müssen während des langdauernden Widerstandskrieges den Widerstandstruppen gegen Japan garantieren, daß sie ununterbrochen die materielle Versorgung bekommen, damit sie ohne Sorge um Hunger und Kälte ihre Kräfte auf dem Schlachtfeld konzentrieren, mit dem Feind einen harten, langdauernden Widerstandskrieg durchführen können; das ist eines der wichtigsten Probleme von heute. Die heutige Wirtschaft Chinas leidet an der Zerstörung durch den japanischen Eindringling; umfangreiches Territorium wurde von ihm besetzt, eine große Anzahl von Bauern ist von ihrem Land vertrieben worden, Industriegebiete wurden vernichtet, die Küsten wurden vom Feind boykottiert, was die chinesische Wirtschaft in eine äußerst schwierige Lage drängt. Deshalb läßt sie nicht nur das Wohl unseres

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Volkes täglich ins Elend stürzen, sondern auch die materielle Versorgung für unsere Widerstandskämpfer ernsthaft in Mitleidenschaft ziehen. Deswegen hat einst die Proklamation der Provisorischen Allchinesischen Delegierten-Konferenz der KMT deutlich kundgetan: „Uns mit optimaler Sparsamkeit und äußerster Anstrengung der Produktion zu widmen" 7 9 , anderseits ist auch im Programm des Widerstandskrieges und Aufbaus der Nation: „die Produktion in der Kriegszeit zu vergrößern" 80 , deutlich festgelegt. Die KP hat vergangenes Jahr das 10-Punkte-Programm zum Widerstand gegen Japan und zur Rettung des Vaterlandes veröffentlicht, in dem hervorgehoben ist: „Ordnen und Vergrößern der Landesverteidigungsproduktion" 8 1 . Letztlich hat Genosse Mao Tse-tung auf der Erweiterten 6. Plenarsitzung der KPCh in seinem Bericht über die gegenwärtige dringende Aufgabe der Nation ebenfalls unterstrichen: „die neue Finanz- und Wirtschaftspolitik der Kriegszeit praktizieren, um die schwer zu bewältigende Kriegszeit zu überbrücken." Denn „nach Verlust der wesentlichen Zentralstädte und Hauptverkehrslinien sind die Finanz- und Wirtschaftspolitik der Nation in noch größere Not geraten; ohne neue, effektive Maßnahmen werden wir nicht imstande sein, die schwer zu bewältigende Kriegszeit zu überwinden." 8 2 Der Hauptinhalt dieser neuen Politik ist die Entfaltung der Landesverteidigungsproduktion, um „alle notwendige Versorgung der bewaffneten Einheiten des Widerstandskrieges zu garantieren sowie den nötigen Bedarf des Volkes zu befrieden" — Leitartikel der Hsin-hua 83 -Zeitung vom 5. März. B. Die Möglichkeit, die Produktionsbewegung unter den Truppen des Widerstandskrieges zu entfalten Seit Beginn des gigantischen Widerstandskrieges haben unsere Widerstandstruppen der ganzen Nation, unter Erduldung von Hunger und Kälte auf den Schlachtfeldern mit dem Feind harte Kämpfe durchgeführt und blutige Opfer gebracht, den Krieg 17 Monate ausgehalten und unzählige 79

A m 1. April 1938, s. A n m . IV. 70.

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Zitat aus dem Programm des Widerstandskrieges und Aufbau der Nation, s. A n m . IV. 70.

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A u s dem 10-Punkte-Programm zum Widerstand gegen Japan und zur Rettung des Vater-

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A u s dem Bericht von Mao Tse-tung „ U b e r die gegenwärtige dringende Aufgabe der

landes, Sept. 1938 (KPCh). Nation" während der VI. Erweiterten Plenarsitzung (6. 11. 1938). K'an-chan i-lai chung-yao wen-chien hui-chi (Sammlung der wichtigen Dokumente seit dem Widerstandskrieg ( 1 9 3 7 - 1 9 4 2 ) , Sekretariat des Z K der K P C h . 83

Hsin-hua-Tageszeitung v. 5. März 1938.

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IV. Sino-japanischer

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glorreiche Siege dabei errungen. Doch gemäß der gegenwärtigen neuen Lage des Widerstandskrieges, der Zunahme unserer Schwierigkeiten, worauf schon treffend in der Erweiterten 6. Vollversammlung der K P C h hingewiesen worden ist: „Das nacheinander Aufgeben von Wu-han und Kanton; die Verluste der großen Industrie- und Handels-Zentren; die Besetzung von den Hauptverkehrslinien; die geographische Trennung in Souverän- und Kampfgebiete; das Abschneiden der Hauptseefahrtslinien sowie die zeitweilige Verminderung der Auslandshilfe und die schwierige Versorgung mit Munition bilden alle die gegenwärtige neue Lage des Widerstandskrieges sowie die Schwierigkeiten in der zukünftigen Epoche der Unentschiedenheit" 8 4 ; diese Schwierigkeiten beeinflussen direkt unsere Widerstandstruppen, besonders hinsichtlich der materiellen Hilfe und Versorgung. Deshalb ist bei den Widerstandstruppen, außer daß sie ständig Siege beim Kampf zu erringen, sich mit der Kraft der Nation zu koordinieren, diese Schwierigkeiten zu beseitigen haben, noch die Produktionsbewegung in ihren Einheiten zu entfalten, um die Autarkie zu erringen; das gehört ebenfalls zu den wichtigsten Problemen. Durch die geographische Zerstückelung von staatlicher Souveränität und Kriegsgebiet läßt sich unser Land möglicherweise in verschiedene selbständige Einheiten von Kampfzonen zerlegen; besonders die hinter der feindlichen Front entwickelten Widerstandsstützpunktgebiete können nicht nur keine fremde Hilfe erwarten, sondern auch selbst die Unterstützung der Zentrale würde schwierig sein, so sind sie gezwungen, sich auf ihre eigene Kraft zu stützen. Um dieses Problem zu lösen, muß eben unbedingt die Produktionsbewegung in den Truppeneinheiten entfaltet werden; in Gebieten, wo sie die Verbindung mit der Zentrale aufrecht erhalten können, wird somit die Last der Bevölkerung erheblich gemindert; anderseits kalkulieren wir die Entwicklung des Krieges, die Ausbreitung des Kampfgebietes, die Zunahme der Wanderung des Volkes, und daß eine große Menge des Volkes ebenfalls durch Mobilmachung und Rekrutierung an die Front geht, wodurch ein Teil der Produktionskapazität der Nation verlorengeht; deshalb hat die Entfaltung der Produktionsbewegung in den Truppeneinheiten ihre Bedeutung. Doch es gibt Leute, die denken vielleicht, daß die Truppen des Widerstandskrieges unmittelbar an vorderster Front der nationalen Verteidigung stehen, im blutigen Kampf mit dem Feind kämpfen, und zweifeln, ob eine Produktionsbewegung bei ihnen noch entfaltet werden kann; das zu erörtern und zu studieren, lohnt sich für uns. In der Geschichte unseres Landes gab es schon früher die Politik „Bauern ersetzen Soldaten, Soldaten ersetzen Bauern" (natürlich werden Inhalt und 84

s. Anm. IV. 82.

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Maßnahmen im heutigen Widerstandskrieg gegen Japan unterschiedlich sein); in der Neuzeit w u r d e auch „Soldaten-Arbeiter-Politik" vorgeschlagen (ursprünglich meint man in der Friedenszeit). O b w o h l Inhalt und Zeit unterschiedlich sind, sind sie doch in bezug auf die Vermehrung der Produktion gleich, ferner besagt das, daß die Soldaten fähig sind zu produzieren. Nach der subjektiven Kraft und den objektiven Bedingungen sind w i r auch der Meinung, daß es bei den Truppeneinheiten des Widerstandskrieges dennoch möglich ist zu produzieren. Unsere Gründe sind: 1. O b w o h l die gegenwärtige Kampfzone groß ist, die Front lang ist, der größte Teil unserer Streitkräfte an der Front eingesetzt w i r d , sind dennoch im Hinterland stationierte, noch nicht direkt in die Kämpfe verwickelte Kerntruppen immer noch zahlreich. Ferner belaufen sich die Streitkräfte im nahen Hinterland, dem sogenannten friedlichen Kampfgebiet, auch auf eine ansehnliche Zahl. Bei den Mannschaften dieser Truppeneinheiten ist es in höchstem Maße möglich, sie in die Produktion einzugliedern. 2. Bei der Entwicklung der Agrarproduktion braucht man im allgemeinen keine große Menschenkraft und Zeit zu verschwenden, um dabei große Profite zu ernten. Hinsichtlich der Gebiete im Nordwesten kann man z. B. pro Mann 12 M u (15 M u = 1 ha) Land bestellen, doch es genügen 3 M u pro Mann zum Unterhalt für sein Leben. Ferner ist die landwirtschaftliche Arbeit im Norden hauptsächlich auf die Frühjahrsbestellung und die Herbsternte beschränkt; falls man in dieser kurzen Zeit mit der Leistung einer Kompanie arbeitet, kann man den Bedarf für ein Bataillon decken. Natürlich werden w i r nicht die Arbeit auf diese paar Leute beschränken; es m u ß die ganze Mannschaft zur Mitarbeit angeregt werden; z. B. erfordert eine lOtägige Arbeit für 10 Personen bei 100 Personen nur einen Tag; je mehr Leute, umso weniger Zeit; so hat man bei der Produktion immer noch genügend Zeit, militärische und politische Schulung sowie kulturelle und erzieherische Arbeit durchzuführen. Ferner braucht man nach unserer Erfahrung nur zwei Tage Arbeit, falls man die ganze Kompanie mobilisiert und an einen Ort von 30—40 Li zum Holzhacken schickt, was für den Bedarf von zwei Wochen ausreicht; beim Holzhacken und -tragen kann man sogar zwei Stunden rausholen, um die militärische, politische und kulturelle Erziehung durchzuführen. W a s die Produktion anderer Gebrauchsgegenstände angeht, kann man ferner all die Zwischenzeit bei den Lektionen ausnützen oder ein bis zwei Stunden pro Tag festlegen; sie würden die regulären Übungen und Schulungen nicht beeinträchtigen. 3. Die Produktionsarbeit entspricht den Bedürfnissen der Soldatenmassen. Das Ins-Leben-Rufen der Produktionsbewegung w i r d keine Abneigung der Soldatenmassen hervorrufen, im Gegenteil, sie werden sie

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sogar gutheißen. Das kommt davon, daß zum ersten die Produktion die engste Beziehung zum Leben jedes einzelnen hat, man produziert um seines eigenen Vorteils willen; zum zweiten stammen unter der Mannschaft der Einheiten die Unteroffiziere und die absolute Mehrheit der Soldaten allgemein von Arbeitern und Bauern ab; Produzieren war ihr Handwerk; deshalb kann es ihre Begeisterung und Aktivität zur Arbeit ermuntern. Gerade, weil der Bestandteil der Truppeneinheiten meist von Arbeitern und Bauern abstammt, sind bei der Produktionsbewegung Fachleute aus allen Branchen vorhanden. Es ist auch leicht, von ihnen zu lernen. Zum Beispiel sind bei der Produktionsbewegung im Wachkorps viele Spezialisten der verschiedenen Fachgebiete der Industrie entdeckt worden. Durch die Weitergabe der Technik dieser Spezialisten wurde sie bei den Truppen allgemein verbreitet. Das deutlichste Beispiel ist Regiment X ; da wurde das Können einiger Filzdeckenflechter an einen Teil der Soldaten weitergegeben, und nach einer kurzen Zeit benutzte das ganze Regiment Filzdecken. Ferner haben die jetzigen Wachkorps, die Schuhe, Socken und Handschuhe stricken können, über 7 0 % erreicht, in manchen Regimentern sind es über 9 0 % . Was Hausbau, Erdhöhlengraben angeht, so wird das meist von den Kämpfern selbst getan; selten wurde Geld für Arbeitskräfte ausgegeben; was die Agrarseite angeht, braucht man sie gar nicht mehr zu erwähnen. 4. Durch Abtrennung des Kriegsschauplatzes müssen sich die Truppeneinheiten auf die betreffenden Orte als Stützpunkte stützen, um mit dem Feind zu kämpfen, aber für die gesamte materielle Unterstützung müssen erhebliche Schwierigkeiten entstehen; deshalb muß man „den Krieg mit der Produktion vereinigen"; dann erst ist man in der Lage, die großartige Pflicht des Widerstandskrieges auf sich zu nehmen und sie zu erfüllen. Die Kampftruppen hängen von der Versorgung des Hinterlandes ziemlich ab, doch ist es unwahrscheinlich, sich auf das große Hinterland zu verlassen; es ist selbst schwierig, von dem eigenen Stützpunktgebiet Unterstützung zu erwarten; sich nur auf seine eigene Kraft stützen, ist in einer solchen Zeit das einzige, sich am Leben zu erhalten, sich auf die Produktionsbewegung während des Kampfes zu stützen. D o c h das bedeutet nicht, um der Produktion willen den Kampf aufzugeben, die Soldaten zu Arbeitern und Bauern zu machen. Aber was geschah dann, wenn der Kampf ausbrach und die Truppen verlegt werden mußten? In bin der Meinung, daß die Truppen sich beim Kampf optimal doch auf das Stützpunktgebiet stützen und sich nicht wesentlich vom Stützpunktgebiet entfernen sollten. Deshalb muß bei jeder Aktion ein Wachkorps im Kleinhinterland 8 5 zurückgelassen werden, 85

s. Anm. IV. 66.

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und es kann die Produktion laufend überwachen. In der Zeit der Frühjahrsbestellung oder der Herbsternte muß ein kleiner Teil der Truppen für die Arbeit eingesetzt werden, oder man muß die örtliche Regierung konsultieren, um Hilfe vom Volk zu erlangen; so wird die Produktion keine Einbuße erleiden, und Produktion und Kampf werden damit vereint. 5. In der Gegenwart reicht die Kraft des Feindes womöglich noch aus, einige Städte von uns zu besetzen, doch er ist nicht mehr in der Lage, sich gänzlich Inland und Gebirgsgelände einzuverleiben. Ferner kann der Feind wegen seiner ungenügenden Streitkräfte seine Kräfte nicht verzetteln, um jedes Stück unseres Landes zu besetzen. Deshalb wird unser kriegführender Stützpunkt — gleichzeitig auch unser Produktionsgebiet nie völlig der Verwüstung des Feindes ausgesetzt werden; hinsichtlich des Erfolges unserer Produktion gibt es eine gewisse Garantie, und was den zu bestellenden Boden angeht, so ist das in China gar kein Problem; besonders in den Gebieten des Nordwestens ist das Brachland noch viel umfangreicher. Ferner können wir die örtliche Regierung konsultieren, um den Gemeindeboden an die Widerstandskämpfer zu verteilen. 6. Der Garant für den Erfolg und die Entwicklung der Produktion in den Truppen des Widerstandskrieges stützt sich dennoch hauptsächlich auf die politische Mobilisierung; es muß eine harte, duldsame Überredungsund Erziehungsarbeit geleistet werden, damit jeder einzelne Offizier, Soldat und jede einzelne Hilfskraft die schwerwiegende Bedeutung der Produktionsbewegung in dem langdauernden Widerstandskrieg begreift, seine Begeisterung zur Produktion erhöht, seine Arbeitsmoral entfaltet; dann ist es erst möglich, die Produktionsbewegung zu entfalten. C . Die nunmehrige Produktionsarbeit der Wachkorps der 8. Armee Nach der obigen Analyse sowie der Lehre und Erfahrung auf Grund unserer halbjährigen Entwicklung der Produktionsbewegung sind wir der Meinung, daß nunmehr die Wachkorps der 8. Armee eine noch größere Entfaltung der Produktionsbewegung nötig haben. In der neulichen Delegiertenkonferenz der Partei ist von den Wachkorps eine hitzige Debatte hervorgerufen und die Zuverlässigkeit zur Entwicklung der Produktionsbewegung erhöht worden. Das höchste Ziel unserer zukünftigen Produktionsbewegung ist es, während des langdauernden Widerstandskrieges, falls die Lebensmittelversorgung abbricht oder die Versorgung zeitlich nicht eingehalten werden kann, die Autarkie garantieren zu können, damit wir den Widerstandskrieg weiter bis zu Ende führen können. Doch nach den gegenwärtigen Möglichkeiten müsssen wir dahin gelangen, das materielle Leben der Truppen einen Schritt weiter zu verbessern, und in der Rüstung

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müssen wir uns zum Teil selbst versorgen können. Deshalb haben wir in den Wachkorps vereinte Führungsorgane für die Sache der Produktion organisiert (sie sind nicht von ihrer ursprünglichen Aufgabe getrennt) mit der Verpflichtung, all die Arbeit vereint zu planen und in die Wege zu leiten sowie die Arbeit zu beaufsichtigen, zu überprüfen und die militärischen Genossenschaften zu vergrößern, zur Bestellung des weiten Brachlandes anzuregen und die täglichen Bedarfsartikel herzustellen . . . während sich dies noch in der Planung und Fortentwicklung befindet, haben alle Offiziere und Soldaten inzwischen ihre Produktionsaufgabe zu vollenden, das höchste Ziel anzustreben. IV. Schlußfassung Die Produktionsbewegung der Wachkorps der 8. Armee befindet sich heute noch im Versuchsstadium, obwohl sie im Verlauf der Arbeit bereits einige Erfolge zu verzeichnen hat, doch das kann man nur als Grundsteinlegung bezeichnen. Wir wünschen, daß sie rapid und noch größer entwickelt werden kann; das wird einen außerordentlichen Einfluß auf unseren langdauernden Widerstandskrieg haben. Gleichzeitig hoffen wir, daß die befreundeten Armeen im ganzen Land darüber nachdenken bzw. das versuchen, damit die Produktionsbewegung in allen Truppeneinheiten des Widerstandskrieges sich auf breiter Basis entfaltet, damit sie zu einem gewaltigen Strom in der Sache der Landesverteidigungs-Produktion wird, um die Garantie für die ununterbrochene materielle Versorgung der Armee während des Krieges zu gewährleisten. Nachdem der Feind Wu-han und Kanton eingenommen hat, ist seine Schwäche: ungenügende und zerstreute Streitkräfte, täglich zunehmende inländische Widersprüche, materielle und finanzielle Schwierigkeiten, noch deutlicher zutage gekommen; doch anderseits ist der Feind augenblicklich noch stark genug, gegen uns vorzudringen; er beabsichtigt, uns noch mehr Städte wegzunehmen; der Widerstandskrieg muß noch lang und hart geführt werden, neue Schwierigkeiten müssen von uns noch überwunden werden, wir müssen den durchhaltenden, unerschütterlichen, tapfer widerstehenden Geist der vergangenen 17 Monate entfalten; anderseits müssen wir die Produktionsbewegung in den Widerstandstruppen entfalten, damit jedes Regiment eine Menge neue Produktionskraft hervorbringt. Genosse Mao Tse-tung sagt: „Laßt uns die Produktion und den Kampf vereinigen", „Laßt die Widerstandstruppen zu einer aus Arbeitern, Bauern, Händlern, Schülern und Soldaten zusammenfassende Truppe werden; wir werden sicherlich die japanischen Imperialisten niederwerfen!" 8 6 86

Zitat von Mao Tse-tung.

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C C T C , 1 - 2 , S. 55

D. 36: Uber Versorgungsarbeit und Versorgungssystem der 8. MarschrouteArmee (Febr. 1939) Ye Chi-chuang I. Was ist Versorgungsarbeit? Die Hauptaufgabe der Versorgungsarbeit ist es, fristgemäß und ohne Unterbrechung die Versorgung der nötigen Finanzen, Lebens- und Futtermittel, Waffen, Munition, Kleider und Bettzeug sowie Sanitäts- und Funkgeräte an die Truppen für Kampf und für Leben zu garantieren. Sie ist eine der Hauptaufgaben des rückwärtigen Dienstes der Truppen. O b diese Aufgabe rechtzeitig und dem Bedarf entsprechend bewerkstelligt werden kann, dem ist in bezug auf das Fortführen des Krieges und auf die Beeinflussung von Sieg und Niederlage eine äußerst wichtige Bedeutung beizumessen. Welche Armee es auch sei, nachdem sie eine korrekte Strategie eingeschlagen hat, wenn ihre Organisation auch noch so gesund wäre, wenn sie auch noch so gut ausgerüstet wäre, wenn ihre Militär-Technik auch noch so vorzüglich wäre, so würde es, falls die Versorgungsarbeit nicht die passende Kombination fände, so daß der Versorgung von Waffen, Munition, Material und Finanzen nicht mehr nachgekommen werden kann und sie unterbrochen würde, unweigerlich den Kampf beeinflussen; sogar der ganze Schlachtplan könnte nicht mehr realisiert werden. Der Grund dafür ist ziemlich klar, man braucht keine Beispiele als Beweis. Besonders bei der heutigen Durchführung des antijapanischen nationalen Selbstschutzkrieges, wo unsere Finanzen, Wirtschaft und materiellen Bedingungen schwierig und Verkehr und Transport ungünstig sind, ist es notwendig, auf eine korrekte Durchführung hinsichtlich der Versorgungsarbeit besonders achtzugeben. Was man im allgemeinen Versorgungsdienst — in Friedenszeiten, Kriegszeiten, für das Partisanengebiet, und wie man alle Kategorien von Finanzen, Lebensmitteln, Heeresbedarf bewerkstelligt, werde ich vorläufig nicht behandeln, hier werde ich nur über einige Probleme des gegenwärtigen Versorgungssystems sprechen:

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II. Vorzüge des Versorgungssystems der 8. Armee Bei den Truppen des ganzen Landes wendet man im allgemeinen das selbständige System des Heeresbedarfs 87 an; nur die 8. Armee sowie die Neue 4. Armee benützen das Versorgungssystem. Denn wir sind der Meinung, daß das Versorgungssystem die folgenden Vorzüge besitzt: 1. Unter zentralisierter Kommando-Gewalt die Verantwortung richtig einteilen, ist der Hauptvorzug des Versorgungssystem. Die Versorgungsorgane aller Ebenen der 8. Armee sind im Organisationssystem ein Teil der Organisationsorgane der betreffenden Ebene. Nach dem Arbeits- und Kommandosystem stehen die Versorgungsorgane jeder Ebene unter dem Kommando und der Aufsicht des militärischen und politischen Leiters der betreffenden Ebene, und der Leiter der Versorgungsorgane hat innerhalb des bereits festgelegten Versorgungsplanes und der Kompetenz des bestimmten Versorgungssystems das Recht, selbständig zu handeln ( z . B . wie er den bereits beschlossenen Plan, Kleidung und Bettzeug zu verteilen, realisiert . . .). O b die Versorgungsarbeit der betreffenden Ebene richtig geführt worden ist, haben der militärische und politische Leiter und der Leiter der Versorgungsorgane der betreffenden Ebene gemeinsam der übergeordneten Ebene gegenüber absolut zu verantworten. Aber sie haben innerhalb des Versorgungssystems wiederum korrekte enge Beziehung untereinander: d. h. die Versorgungsorgane der oberen Ebenen instruieren direkt die unteren Ebenen, doch was die Instruktion wichtiger Probleme angeht, so muß sie die Unterschrift des militärischen und politischen Leiters der gleichen Ebene und außerdem die Unterschrift des Leiters der Versorgungsorgane tragen. Die Versorgungsorgane der unteren Stufen müssen die Instruktionen der oberen Ebene durchführen; doch bei der Anweisung muß die obere Ebene gleichzeitig dem militärischen und politischen Leiter der unteren Ebene Mitteilung davon machen, damit keine Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Arbeitsanweisung eintreten. Wir sind der Meinung, daß dieses System dem Prinzip der zentralisierten KommandoGewalt in den Truppen und der Entfaltung der Leistung zur Arbeits- und Verantwortungsteilung 88 am meisten entspricht. Hierin liegt eben ihr Unterschied zum selbständigen System des Heeresbedarfs. Welche Angelegenheiten auch immer die Truppen angehen, so ist stets das vereinfachte System, die Anwendung der zentralisierten Kommando-Gewalt am besten. Systeme mit vielen Köpfen haben viele Ansichten, was durch gegenseitige Besprechungen unweigerlich zum Verpassen von Gelegenheiten führt oder 87 88

Das selbständige System des Heeresbedarfs (Chün-hsü tu-li-chih). Arbeits- und Verantwortungsteilung: (fen-kung fu-tse-chih.)

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durch gegenseitiges Selbsthandeln zu keiner Koordination, so daß der Fortlauf des Krieges behindert wird. Die Versorgungsarbeit in der Armee nimmt hierin selbstverständlich keine Sonderstellung ein. Ich erinnere mich an den Anfang des Krieges, wo an manchen Orten bei manchen befreundeten Armeen wegen der ungenügenden Belieferung mit Munition, Bettzeug, Geräten und Lebensmitteln der Kampf beeinflußt worden war; an anderen Orten wiederum waren Munition, Bettzeug, Geräte und Lebensmittel angehäuft; beim Rückzug konnten sie nicht transportiert oder, weil das Kommando nicht einheitlich war, nicht rechtzeitig zurückgezogen werden, so daß sie geopfert werden mußten und sogar vom Feind benutzt worden sind. Es gibt sicherlich viele Gründe für die Entstehung solcher Dinge, aber weil die Heeresbedarfsarbeit in den Armeekorps unter gewissen Bedingungen mit den militärischen Aktionen nicht hat koordiniert werden können, ist das sicherlich einer der Hauptgründe. 2. Die Versorgungsorgane verwalten gleichzeitig die Verwaltung, Waffen, Transport; somit werden alle Arten der kompliziertesten und zusammenhängenden Arbeit, unter dem System des Heeresbedarfs konzentriert, unter einem Organisationssystem geeinigt kommandiert und durchgeführt; so kann der Kommandeur von den vielseitigen Schwierigkeiten des rückwärtigen Dienstes entlastet werden und sich mit Konzentration dem Kampfkommando widmen; und die Versorgungsorgane können wiederum geeint zur rechten Zeit und entsprechend dem Heeresbedarf an der Front die benötigten militärischen Finanzen, Waffen, Munition, Kleidung und Bettzeug, Lebensmittel sowie alle anderen Geräte besorgen und damit regulieren. Die günstigen Punkte sind sehr zahlreich. 3. Praktizieren des öffentlichen Finanzsystems 89 bei der Kompanie: Unter Aufsicht und mit Unterstützung der ganzen Mannschaft einer Kompanie kann man einerseits Korruption und Verschwendung vermeiden; anderseits kann man durch allseitige Anstrengung die Produktion und Sparmaßnahmen durchführen, um das Leben der Kompanie zu verbessern. Aufgrund des Obengenannten sind wir der Meinung, daß man unter den Umständen von finanziellen und materiellen Schwierigkeiten sowie eines ungünstigen Transports und Verkehrs, besonders für die Truppeneinheiten hinter dem Feind, falls man das Versorgungssystem anwendet, leichter die Schwierigkeiten überwinden, die Arbeit entfalten kann, um für alle Bedürfnisse des Lebens, des Kampfes der Truppen zu garantieren. 89

Das öffentliche Finanzsystem, d. h., daß den von den Soldaten gewählten Vertretern die Befugnis erteilt werden muß, dem Kompaniekommando bei der Handhabung der Verproviantierung und Verpflegung der Kompanie behilflich zu sein (ohne sie zu übergehen).

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III. Einige konkrete Probleme hinsichtlich der Versorgungsarbeit der 8. Armee Obwohl die Versorgungsarbeit der 8. Armee ihre Vorzüge hat, gibt es doch viele Stellen, wo man um Verbesserung bemüht sein muß; ich hebe extra die folgenden Probleme studienhalber hervor: 1. Die Einstellung zur Versorgungsarbeit und den Versorgungspersonen sowie die Einstellung des Versorgungspersonals selbst zur Versorgungsarbeit. In der Vergangenheit hat man einst die inkorrekte Einstellung entdeckt, auf die Versorgungsarbeit und die -personen herabzusehen; vielleicht existiert sie vereinzelt noch heute. Grund und Natur entspringen folgendem: a) Die Bedeutung der Versorgungsarbeit ist nicht verstanden worden. Man betrachtet die Versorgungsarbeit als außerordentlich simpel oder als reine Verwaltungsarbeit ohne Bedeutung für den Krieg. Diese Ansicht, auf die Versorgungsarbeit herabzusehen, zeigt, daß sie gegenüber den Versorgungspersonen eine ungenügende Achtung und Erziehung besitzen; die Einsetzung der Versorgungspersonen ist zu beliebig, manchmal werden Leute eingesetzt, denen bereits die Truppenzugehörigkeit aberkannt worden ist, oder solche, die zu desertieren beabsichtigen, wurden zur Verwaltung der Finanzen der Genossenschaft eingesetzt, so daß öfters Unterschlagungen von Geldmitteln zur Flucht vorkamen. Diese Leute achten vielleicht nur auf die Kriegsführung, auf das Stürmen sowie die Politarbeit, doch sie vergessen, daß Waffen, Munition, Heeresbedarf, Geräte und Lebensmittel Lebensadern der Truppen sind: Oder sie haben die Kompliziertheit der Versorgungsarbeit unterschätzt und meinen, daß man für die Versorgungsarbeit kein Organisationstalent und politisches Bewußtsein braucht; man kann sie nach Belieben bewerkstelligen. b) Manche Versorgungspersonen meinen selbst, daß ihre Arbeit irgendwie nicht so viel Spaß macht wie die der Kommandeure und Politarbeiter; sie wollen lieber Kommandeure oder Politarbeiter werden als Versorgungsarbeiter. Der Hauptgrund liegt darin, weil sie sich irrtümlich die Versorgungsarbeit als eintönig und trocken vorstellen; bei einzelnen ist das auch auf Eitelkeit zurückzuführen. c) Die Versorgungsarbeit wird als reine Buchhaltungs- und statistische Technik betrachtet und leistet keinen großen Beitrag für die Revolution. Gewiß, Buchhaltung und Statistik sind einer der Hauptinhalte der Versorgungsarbeit: Doch wenn man nur diese Seite sieht und die andere Seite, daß die Versorgungsarbeit Dienst an der Strategie und Taktik ist, übersieht und obendrein ihre politische Bedeutung verneint, ist das offensichtlich in-

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korrekt. Auch wenn es nur Buchhaltung und Statistik wären, ist ihr Beitrag zur Revolution praktisch genau so wichtig wie alle anderen Arbeiten. Denn welche technischen Ressorts in der Armee auch existieren, sie sind alle ein Teil der Organisation der Armee, und keines darf fehlen. d) Es gibt auch Anzeichen dafür, daß man Angst vor Komplikationen und Schwierigkeiten hinsichtlich der Versorgungsarbeit hat; man meint, daß die Versorgungsarbeit nie richtig gemacht werden kann; man wird stets von allen Seiten getadelt. Eine solche Denkweise kommt daher, daß man keine Entschlossenheit und kein Vertrauen hat, die Schwierigkeiten der Finanzen und Materialien zu überwinden, die Verantwortlichkeit und den schöpferischen Geist gegenüber der Revolution noch nicht auf die erforderliche Stufe gehoben hat; hinsichtlich der Arbeit mangelt es an Planmäßigkeit und Duldsamkeit. Falls für jemanden einer der obengenannten Gründe existiert, so wird er bestimmt in Verwirrung geraten oder mit seinem Talent allein dastehen, sobald Schwierigkeiten auftreten. Falls solche Menschen sich in ihrem Wesen nicht ändern, so wird es ihnen, was auch immer sie anstellen, w o auch immer sie sind, im Grunde genommen stets an Interesse mangeln. Was diejenigen angeht, die ungenügende Kenntnis von finanziellen und materiellen Schwierigkeiten haben, und nur, weil ein Teil des wirtschaftlichen und materiellen Bedarfs nicht völlig gedeckt kann, gleich etwas an den Versorgungspersonen auszusetzen haben, ist das selbstverständlich genau so inkorrekt. Was die obigen Ansichten angeht, sollte man sie schleunigst korrigieren, damit man eine korrekte Anschauung gegenüber der Versorgungsarbeit hat, damit die Versorgungspersonen ruhig arbeiten können und zu Fachleuten in dieser Branche werden. Ferner ist die politische Erziehung ihnen gegenüber genau zu beachten; das hat in bezug auf unser entschiedenes Ausharren im Widerstandskrieg in der gegenwärtigen harten Epoche sowie auf das Erringen des Endsieges sicherlich seinen großen Einfluß. 2. Probleme beim Errichten verschiedener Ressorts des Versorgungssystems: Die Frage, die Versorgungsarbeit regulär zu machen, ist unter finanziellen Schwierigkeiten und ungünstigen Verkehrs- und TransportBedingungen besonders in den Partisanengebieten hinter dem Feind und unter den Partisanentruppen wirklich mit einer Menge von subjektiven Schwierigkeiten verbunden. Was einige, zum mindesten eingeschränkte Arten des Versorgungssystems angeht, so ist ihre Errichtung unter den gegenwärtigen Umständen möglich und auch notwendig. Wie z. B. das System der finanziellen Kalkulation sowie aller Ausgaben; Kalkulation, Verwaltung und Verteilung der Lebensmittel, Abrechnung, Statistik, Deponieren, Verwaltung, Verteilung der Munition; Verteilung, Verwal-

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tung, Abrechnung, Registrierung, Zusammenrechnung, Benutzung und Ubergabe von Geräten, Staatseigentum und dergleichen; Statistik und Berichte von Personen, Pferden sowie andere Inventur- und Nachprüfungssysteme müssen genau aufgestellt werden. Mit der Errichtung solcher Systeme können einerseits all die Arbeiten systematisch, planmäßig und sicher durchgeführt, anderseits kann die Entstehung von Korruption, Verschwendung verhindert werden. Ferner ist die einheitliche Behandlung in der Armee äußerst wichtig; sonst wird die innere Solidarität und ihr Gemeinschaftsgeist zum Negativen hin beeinflußt; falls wir ein einheitliches System errichten können, so hat das diesbezüglich auch seine besondere Bedeutung. U m die obengenannten Systeme aufzustellen, haben wir bereits eine entsprechende Zeit erzogen und gekämpft und haben die ersten Erfolge errungen; besonders die finanziellen System sind viel besser aufgestellt worden, doch wir haben noch einige wenige Mängel zu verzeichnen: a) Was das Budget für Lebensmittel betrifft, ist es zwar aufgestellt worden, doch administrativ zeigen sich an einzelnen Orten Nachlässigkeiten, wie z. B . , wenn die festgesetzte Zahl an Lebensmitteln zu groß ist, so wird das meist für Gastmahle berechnet; die Art, die restlichen Lebensmittel eigenmächtig zu behandeln, gehört noch zu dem, was man nicht unterlassen kann. b) Was die Registrierung und das Statistiksystem der Bekleidung für jede Einheit bis zu jeder Person betrifft, hat man es eigentlich bereits festgelegt und sogar fortwährend mit Nachdruck überprüft, doch diese Arbeit wurde nicht gut bewerkstelligt. So gibt es besonders viele Fälle von Beschädigung, Verlust, Umänderung von Bettdecken, so daß man öfters nicht genügend mit Bettdecken versorgen kann. c) Was westliche Medikamente und Geräte angeht, muß für sie genauso wie für die Finanzen ein Kalkulationssystem aufgestellt und nach den Rezepten der Ärzte berechnet werden. Dieses System wurde auch schon beschlossen, doch gleichfalls noch nicht erfolgreich durchgeführt. Deshalb sind wir auch noch nicht frei von Verschwendung. d) Besonders ist nicht zuzulassen, daß man dem Versorgungssystem keine Beachtung schenkt, was sich in den Befehlen und Mitteilungen der betreffenden Versorgungsarbeit der Einheiten äußert. Die Haltung des ständigen Ignorierens oder des Unter-den-Tisch-fallen-Lassens bereitet der Durchführung der Versorgungsarbeit Schwierigkeiten. 3. Die Frage des Kampfes gegen Korruption und Verschwendung. Korruption und Verschwendung sind nicht nur ein großes Loch in den Finanzen und Materialien, sondern auch ein Schandfleck der revolutionären Armee. Den Kampf gegen Korruption und Verschwendung deshalb kor-

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rekt zu führen und in jeder Hinsicht die entsprechende Erziehung zu intensivieren, muß eine ständige Aufgabe der Armee sein. Früher sind in der Armee des alten Stils Korruption und Verschwendung beinahe zum halb-offiziellen System geworden. Unsere 8. Armee hat durch Hebung des politischen Bewußtseins der gesamten Mannschaft der Kämpfer sowie durch Einwirkung von beispielhaften Parteimitgliedern eine traditionelle Redlichkeit und den Geist des harten Kampfes herangezogen, doch einzelne politisch unstabile Elemente eignen sich Gelder an und laufen davon, stehlen Staatseigentum, mogeln bei der Abrechnung und beschädigen Staatseigentum; das passiert doch in mancher Hinsicht hin und wieder. Obwohl es sich hier nur um einzelne Fälle handelt, leugnen wir deshalb doch auf keinen Fall die Ernsthaftigkeit. Wir müssen gründlich diese schlechten Erscheinungen abschaffen; vorerst müssen wir die Gründe für solche Erscheinungen klarlegen. Es sind ungefähr folgende: a) Durch ungenügende politische Erziehung im Hinblick auf das Versorgungspersonal, zusätzlich durch materielle Verlockung von außen und die Schwierigkeit der Finanzen von innen, werden manche politisch zurückgebliebenen Elemente hervorgebracht, die durch Beeinflussung von außen zur Korruption und zum Davonlaufen mit unterschlagenen Geldern geführt werden. b) Durch Anfeuern und Intrigen seitens der Verräter, Trotzkisten sowie ultra-reaktionären Elemente wird einzelnen politisch labilen Elementen beigebracht, mit dem Gedanken zu spielen, zu unterschlagen und davonzulaufen. c) Manche Leiter von Einheiten haben ihre Pflicht in wirtschaftlicher Hinsicht nicht genügend erfüllt; sie sind der Meinung, daß sie sich unter Genossen befinden und es keine Probleme gibt, und gaben ihre Unterschrift und ihr Siegel in bezug auf alle Kalkulationen bei Meldungen an die oberen Instanzen in nachlässiger Weise, ohne eine Nachprüfung; objektiv kann das die schlechten Elemente zu korrupten Taten ermuntern. d) Durch die Existenz eines Uberrestes an Ressortgeist wird stets bei Ausgaben mehr und bei Einnahmen weniger berechnet, und auch die Erscheinung des Hamsterns ist noch nicht gänzlich abgeschafft. Dies ist zwar keine Korruption zur Bereicherung des einzelnen, doch darin liegt eine irrtümliche Anschauung, die meint, solange aus illegalen Taten — Meldung von mehr oder weniger — der Gewinn der Gemeinschaft seiner kleinen Einheit zugute kommt und nicht einer Privatperson, legalisiert das schon das Tun und ignoriert die illegale Realität. Das ist der Urquell der Hamsterei. e) Durch ungenügende Erziehung zur Schonung des Staatseigentums und dadurch, daß Systeme zur Registrierung, Verwaltung, Benutzung,

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Ubergabe usw. noch nicht streng aufgestellt sind, passieren laufend Unterschlagungen und Beschädigungen von Staatseigentum; besonders, was die Beschädigung von Staatseigentum angeht, wurde das, ohne es zu verhindern, als normal angesehen. U m die obigen Erscheinungen gründlich abzuschaffen, sollte man die folgenden Arbeiten durchführen: 1. Die politische Erziehung im Hinblick auf das Versorgungspersonal intensivieren und ihr Klassenbewußtsein heben, den traditionellen Arbeitsstil, Schmerz und Mühe zu ertragen, entfalten und bewahren, Untaten von Korruption und Verschwendung sofort entlarven, damit der politische Standpunkt einer jeden Versorgungsperson gefestigt wird. 2. Für die administrativen Leiter aller Einheiten wird betreffs jeder wirtschaftlichen Frage die absolute Verantwortung festgelegt; ferner müssen sie ernsthaft zur Nachprüfung und Durchführung anspornen. 3. Die schlechte Erscheinung, das Versorgungssystem zu sabotieren, muß verboten werden, ferner werden Kämpfe entfaltet; diejenigen, die sich nach der Umerziehung nicht bessern, oder ernsthafte Fälle werden in Disziplinarverfahren bestraft, damit die Überreste an Ressortgeist gründlich ausgemerzt werden. 4. Auf breiter Basis die Erziehung zur Schonung des Staatseigentums durchführen; gründlich aufklären, wie wichtig die Schonung des Staatseigentums unter der Bedingung der Durchführung eines langdauernden Krieges und materieller Nöte ist; Eifer und Spontaneität der gesamten Mannschaft der Kämpfer in höchstem Maße vorantreiben, damit die Schonung des Staatseigentums zur Volksbewegung wird. Ferner wird ein genaues System zur Registrierung, Verwaltung, Benutzung und Ubergabe aufgestellt. 5. In bezug auf Einstellung und Auswahl von Versorgungspersonen muß es korrekte Richtlinien geben, um die Erscheinung, schlechte Elemente in der Versorgungsarbeit einzusetzen, zu berichtigen. Man muß Genossen für die Versorgungsarbeit auswählen, die politisch stabil sind und Redlichkeit besitzen; einzelne labile und nicht redliche Elemente, die jetzt noch in der Versorgungsarbeit tätig sind, müssen versetzt werden; damit wird die Redlichkeit des Versorgungspersonals gefestigt. Bei all den oben genannten Erscheinungen darf man auf keinen Fall zulassen, daß sie fortdauern. Die oben genannten Arbeiten müssen sofort durchgeführt werden; damit ist die Garantie gegeben, daß alle Ressorts des Versorgungssystems straff errichtet werden können, um unsere Armee zu konsolidieren, um den Sieg des Widerstandskrieges zu erringen.

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C C T C , 1 - 7 , S. 54

D37:

Die kommunistische Parteiarbeit in der 8. Armee (Juli 1939) Wang Shou-tao

I. Aufgabe und besondere Merkmale der kommunistischen Parteiorganisation in der 8. Armee 1. Die 8. Armee ist eine von der KPCh geführte Revolutions-Armee. Die KPCh hat auf Grund der Forderungen und Besonderheiten der Entwicklung der chinesischen Revolution die von der KP geführte, beispielhafte Revolutions-Armee — die 8. Armee und die Neue 4. Armee — geschaffen. Gestützt auf diese Armee, hat man den langdauernden, harten revolutionären Krieg geführt, die glorreiche Tradition der chinesischen Revolution bewahrt; in dem gegenwärtigen revolutionären nationalen Widerstandskrieg gegen Japan hat sie ferner die beispielhafte Wirkung hervorgerufen, die ganze Nation zu solidarisieren, den Widerstandskrieg entschieden zu Ende zu führen und als Avantgarde tapfer und geschickt zu kämpfen. Die 8. Armee ist unter der direkten Führung der K P entstanden, entwickelt und stark geworden, weshalb die 8. Armee zur beispielhaften Revolutions-Armee geworden ist und in allen Epochen der chinesischen Revolution die enorme Aufgabe übernehmen kann, weil sie sich gänzlich auf die straffe politische Führung und beispielhafte Wirkung der KP in der Armee stützt. Die K P ist der Kern der 8. Armee; bei dem Werk der großen chinesischen Revolution haben die 8. Armee und die KP eine Beziehung wie Blut und Fleisch und eine glorreiche, glänzende Revolutionsgeschichte gehabt. Die 8. Armee unterscheidet sich von den privaten oder den altertümlichen feudalistischen Armeen der Militärmachthaber; sie ist wirklich eine dem Volk gehörende, revolutionär bewaffnete, beispielhafte Landesverteidigungsarmee. Die Kämpfer und die Parteimitglieder in der 8. Armee sind allesamt die elitärsten Söhne des chinesischen Volkes; sie haben Blutsverwandtschaft (Blut und Knochen) mit der chinesischen Nation; in bezug auf die Sache der Befreiung der Nation und des Volkes tragen sie eine unbeschränkte Loyalität und Begeisterung; sie kämpften und opferten sich für die Interessen der Nation und des Volkes; sie haben einst und jetzt für die Souveränität der Nation, für die demokratische Freiheit und das Wohl des

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Volkes, das revolutionäre Werk der Drei Volksprinzipien 90 , tapfere Kämpfe durchgeführt und führen sie jetzt noch. Gerade auch deswegen ist die 8. Armee zum größten Feind der japanischen Imperialisten und des Landesverräters und zum zuverlässigsten Bruder und zur befreundeten Armee des chinesischen Volkes und all der progressiven Parteien sowie der Armee geworden. 2. Die Aufgabe der Parteiorganisation in der 8. Armee Die Aufgabe der Parteiorganisation in der 8. Armee ist, allgemein gesehen, die gleiche Aufgabe wie die der örtlichen Parteiorganisation, nur daß die Partei in der 8. Armee die bewaffneten Streitkräfte führt, durch einen revolutionären Krieg die Aufgabe der Partei durchführt. Deshalb muß die Partei in der 8. Armee außer der Durchführung von allgemeinen Aufgaben wie die örtliche Partei noch die besondere Aufgabe der Parteiorganisation in den Truppen durchführen; d . i . , die absolute Führung der Partei in der Armee zu garantieren, entschieden die Parteilinie auszuführen, die Solidarität der Truppen zu konsolidieren und ihre Kampfkraft zu heben, um den Endsieg des revolutionären Krieges zu gewährleisten. 3. Die Besonderheiten der Parteiorganisation in der 8. Armee Auf Grund der Aufgabe der Parteiorganisation in der Armee sowie des besonderen Charakters der Militärorganisation ergeben sich die besonderen Merkmale, die sie von der örtlichen Parteiorganisation unterscheidet: a) Die Konstruktion der Parteiorganisation in der Armee muß den Bedingungen des Lebens in der strengen Militärorganisation entsprechen; deshalb wenden die Führungsorgane der Partei in der Armee das zentralisierte Machtsystem der Politorgane und Politkommissare an; die konkrete Führung der Parteiarbeit in der Armee wird durch Politorgan und Politkomitee realisiert. b) Die innerparteiliche Demokratie in der Armee ist viel geringer als die der örtlichen Partei; unter dem Prinzip der zentralisierten Führung und eines geeinten Kommandos ist die Armee an sich ohne Demokratie. Demokratie ist hier innerparteilich gemeint, die Partei in der Armee muß sie je nach der unterschiedlichen konkreten Situation korrekt anwenden, z . B . bei den Wachtruppen im Hinterland muß die innerparteiliche Demokratie verstärkt werden, doch bei den Truppen, die unter dem außerordentlichen 90

s. A n m . IV. 68.

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Umstand eines Kampfes stehen, muß die innerparteiliche Demokratie auf den tiefsten Stand eingeschränkt sein. Deshalb ist die Partei-Wahl in der Armee nur vom Regiment an abwärts auf die Parteiorgane beschränkt (Zelle in der Kompanie und Generalzellkomitee im Regiment) sowie auf die Parteikomitees aller Ebenen, wobei die gesamten politischen, administrativen und Partei-Organe alle von oben ernannt werden. c) Die Organisation und Disziplin der Partei in der Armee ist äußerst straff; die Beziehungen zwischen den Parteimitgliedern sind, außer daß sie Genossen sind, noch durch die Beziehungen von Leitenden und Untergebenen gestaltet. Die Partei muß die absolute Durchführung der Militärdisziplin garantieren, die Parteimitglieder sind der Militärdisziplin noch strenger verpflichtet; falls ein Parteimitglied gegen die Militärdisziplin verstößt, muß es sich sowohl der militärdisziplinaren als auch der parteidisziplinaren, doppelten Bestrafung unterziehen; aber die Parteimitglieder in der Armee werden die normalen Genossen-Beziehungen wegen abhängiger Beziehungen nicht aufgeben; um die Durchführung der eisernen Disziplin der Partei zu garantieren und die Solidarität zu verstärken, sind innerhalb der Partei gegenseitige Kritik und gegenseitiges Anspornen dennoch notwendig. d) Die Parteiorganisation in der Armee muß den militärischen Kommandeuren helfen, die Solidarität der Truppen zu konsolidieren, die Autorität des militärischen und administrativen Leiters zu heben, die Uberzeugung eines Kämpfers, der nicht in der Partei ist, zu garantieren. Alle Parteiarbeit muß entsprechend dem besonderen Charakter und der Kampfaufgabe durchgeführt werden; sie muß enge Beziehungen zur Militär- und Politarbeit anknüpfen, besonders muß sie mit Hilfe der Freizeitgestaltung und Massenarbeit, die die Partei speziell für Kämpfer unter den Nicht-Parteimitgliedern veranstaltet hat, die Politik und Meinung der Partei realisieren.

II. Politkommissar und Politabteilung 1. Das Politkommissarsystem a) Für die Funktion des Politkommissars — um die Partei- und Politarbeit in der Armee unmittelbar zu leiten und durchzuführen, die korrekte Führung der Partei in der Armee zu garantieren, die Disziplin und Kampfkraft der Truppen zu garantieren und zu heben, die Vollendung jeder Kampfaufgabe zu garantieren, die guten Beziehungen zwischen Truppen und breiten Massen zu garantieren, die gründliche Durchführung der Parteilinie und -politik zu garantieren — muß man eben deswegen die entschlossensten, tapfersten und an Arbeit erfahrungsreichsten, elitärsten

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Kader der Partei zum Politkommissar ernennen, um die Funktion als Stellvertreter der Partei in der Truppe wahrzunehmen. Der Politkommissar muß zum Vollverantwortlichen für die Durchführung der politischen Linie und Disziplin der Partei in der Armee werden, um die absolute Führung der Parteizentrale in der Armee zu garantieren. b) Die Kompetenz des Politkommissars — Der Politkommissar ist der bevollmächtigte Vertreter der Partei in der Armee, er ist der höchste Leiter der Partei- und Politarbeit in der jeweiligen Truppeneinheit; er hat das Recht, allen politische Befehle und Direktiven zu erteilen; hinsichtlich der Arbeit der Partei, falls die Beschlüsse der Parteiorganisationen auf den unteren Stufen der korrekten Parteilinie zuwiderlaufen bzw. die Kampfkraft der Truppen beeinträchtigen, hat der Politkommissar das Recht, die Durchführung solcher Beschlüsse zu stoppen, doch hat er es dem Politorgan der oberen Stufe zu melden. In militärischer Hinsicht hat der Politkommissar das Recht, alle militärischen Aktionen und administrativen Maßnahmen zu beaufsichtigen und das Recht, alle Untergebenen zu bestrafen . c) Die Abhängigkeitsbeziehung des Politkommissars — Der Politkommissar steht direkt unter dem Politkommissar der oberen Stufe, in der Partei- und Politarbeit ist er der oberen Politabteilung unterstellt, in militärischer und administrativer Hinsicht gehorcht er dem oberen Kommandoorgan, was die Anweisungen für die Partei- und Politarbeit betrifft, wird er sie gegenüber dem ihm unterstellten Politkommissar und -organ durch das Politorgan der gleichen Ebene ausführen lassen. Der Politkommissar hat mit dem Militärkommandeur der gleichen Ebene alle militärischen Aktionen und militärischen administrativen Befehle und Direktiven gemeinsam zu unterschreiben und zu verantworten, doch die Hauptpflicht des Politkommissars soll in der politischen Führung der Armee liegen sowie in der Durchführung der Partei- und Politarbeit. Alle militärischen Anleitungen und Aufgaben sollen dem militärischen Kommandeur zur Pflicht gemacht werden; der Politkommissar nimmt hier nur den Platz eines Helfers ein.

2. Aufgabe und Organisation der Politabteilung a) Die Aufgabe der Politabteilung — Die Politabteilung ist das Organ für die Partei- und Politarbeit in der Armee, sie verrichtet die Partei- und Politarbeit unter der Anweisung der Politabteilung der höheren Ebene sowie des Politkommissars der gleichen Ebene. Ihre Hauptaufgaben sind:

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1. Festlegung der Parteiarbeit ist die Basis der Politarbeit, bei aller Politarbeit muß die Parteiarbeit als zentral angesehen werden, die absolute Führung der Partei ist in der Armee zu bewahren, die Parteilinie ist gänzlich durchzuführen, das Stützen auf die Parteiführung ist zu intensivieren, alle vorhandene gute Tradition der 8. Armee ist zu bewahren. 2. Die politische und kulturelle Erziehung in den Truppen praktizieren, den Militärorganen helfen, die militärische Technik und Taktik heben, die Disziplin der Truppen konsolidieren, die Kampfmoral der Truppen heben, die Vollendung jeder Kampfaufgabe garantieren. 3. Die Arbeit bei befreundeten Armeen sowie bei den Einheimischen durchführen, mit den befreundeten Armeen Kontakt halten, die breiten Massen entfalten und organisieren, den Truppen beim Kampf helfen, Partisanenkrieg der breiten Massen organisieren. 4. Die Arbeit zur Gewinnung, Zerstörung, Zersetzung der feindlichen und der Marionetten-Truppen durchführen, die korrekte Politik der Militärarbeit beim Feind und bei den Marionetten garantiert durchführen. b) Die Organisation der Politabteilung — U m die oben genannten Aufgaben der Politabteilung zu vollenden, ist sie unter Führung des Politabteilungsleiters, nach den Bedürfnissen des Arbeitsfeldes, in folgende Ressorts (abwärts von der Brigade werden Fach und Unterabteilungen eingerichtet), eingeteilt: Organisationsressort — Es ist für die Aufgabe der Parteiarbeit, die Überprüfung der Kader und Ausrüstung der Politkader verantwortlich. Ferner werden Jugend-Kader eingerichtet, die die Jugendarbeit anleiten. Propaganda- und Erziehungsressort — Es ist für Propaganda, Erziehung, Kultur und Amüsement innerhalb der Truppen verantwortlich sowie für die Durchführung der Propagandaarbeit nach außen. Zivilarbeitsressort — Es ist für die Anleitung und Durchführung der Arbeit bei den Einheimischen verantwortlich. Verräter-Ausrottungs-Ressort — Es ist für die Ausrottung von Verrätern, Agenten des Feindes sowie für Schutzaufgaben der Truppen verantwortlich. (Vom Regiment an abwärts wird ein Sonderbeauftragter eingerichtet.) Ressort für die Militärarbeit unter den Gegnern und Marionetten — Es ist für die Propaganda, Zersetzung und Zerstörung der feindlichen und der Marionetten-Truppen sowie für die Behandlung der Gefangenen verantwortlich. Verbindungsressort — Es ist für die Verbindung unter den befreundeten Truppen sowie für die Arbeit der Einheitsfront verantwortlich.

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c) Politerzieher (Kursanten) und -instrukteure — Der Politerzieher eines Bataillons und der Politinstrukteur einer Kompanie sind alle Politarbeiter, die von einer höheren Instanz geschickt worden sind und die für die Durchführung der Politerziehung verantwortlich sind und ferner, gestützt auf die Zelle, die Partei- und Politarbeit durchzuführen haben. 3. Das Parteikomitee Die Aufgabe des Parteikomitees in der Armee beinhaltet die Angelegenheiten der Erörterung und Festlegung betreffs der Verletzung des Parteistatuts, der Übertretung der Parteidisziplin und Parteimoral sowie der Aufnahme von Parteimitgliedern, der Belohnung und Bestrafung von Parteimitgliedern und der Lösung von innerparteilichen Konflikten. Die Beschlüsse des Parteikomitees können durch die Politorgane der gleichen Ebene vollzogen werden. Falls ein Parteimitglied mit einem Beschluß des Parteikomitees nicht einverstanden ist, darf nach dem System der Politabteilung beim Parteikomitee der höheren Instanz Berufung eingelegt werden. Von der Brigade an aufwärts muß in jeder Politabteilung ein Parteikomitee vorhanden sein; es ist vom Delegierten-Kongreß aller Ebenen der Partei durch Wahl entstanden und hat unter der Anleitung der Politabteilung seine Aufgaben durchzuführen. U m die ständigen Aufgaben durchzuführen, wird vom Parteikomitee ein Sekretär gewählt (gewöhnlich wird die Stelle vom Polit-Abteilungsleiter nebenbei mit bekleidet), der für die Sammlung von Materialien, Einberufung von Konferenzen und Durchführung von Beschlüssen der Konferenzen verantwortlich ist.

I I I . Die Zell-Arbeit — Sie ist die Basisarbeit der K P in der Armee Die Basisorganisation der Partei in der Armee ist die Zelle, die in all den administrativen Einheiten — Kompanien, Organen (Kommandoabteilungen, Politabteilungen, Versorgungs- und Sanitätswesen usw.) — vorkommt, und diese Zelle ist der Kern der Massen; alle Aufgaben der Partei müssen durch die Zelle erst im Volk konkret realisiert werden; deshalb ist die Basis der Parteiarbeit in der Armee die Zell-Arbeit. Unter den Parolen: „Alle Arbeit durch die Zelle", „ D i e passende innerparteiliche Demokratie entfalten", ist die selbständige Arbeit der Zelle zu verrichten. 1. Die Zelle muß zum direkten Mitwirkenden und Führenden aller Kampf- und Politarbeit werden; was alle Zirkulare und Direktiven der oberen Instanzen, jede konkrete Arbeit, wie z. B . Durchführung der Disziplin, Schonung der Waffen, Luft- und Giftgasschutz sowie Unterstützung

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des Volkes bei der Produktion usw., angeht, müssen sie alle durch die Erörterung und Mobilisierung der Zelle geschehen, um die Aktivität jedes Parteimitglieds und Kämpfers zu entfalten, um die Vollendung einer jeden Kampfaufgabe und praktischen Arbeit zu garantieren; besonders bei den selbständigen Aktionen einer Kompanie, die eine gewisse Kampfaufgabe zu vollführen hat, muß die Fähigkeit der Zelle zu selbständigem Handeln intensiviert werden. 2. Organisation der Zelle und des Generalzellkomitees: Die Zelle wird nach der Kompanieeinheit oder jeder administrativen Einheit organisiert, das Zellkomitee setzt sich nach der Zahl der Parteimitglieder der jeweiligen Einheit aus 3 bis 7 von der Vollversammlung der Partei gewählten Mitgliedern zusammen. Ferner wird nach den konkreten Umständen folgende Arbeitsteilung vorgenommen: Zell-Sekretär und Stellvertreter, Organisation, Erziehung, Jugend, Zivilarbeit, Militärarbeit beim Feind. In den A b teilungseinheiten werden kleine Gruppen gebildet; bei den Kadern und Parteimitgliedern der Kompanien ist es nicht notwendig, sie in gesonderten Kadergruppen zu organisieren, sie sollten auf verschiedene kleine Gruppen verteilt werden, um die Führung in den jeweiligen kleinen Gruppen zu intensivieren; die Kader und Parteimitglieder vom Bataillon an aufwärts können gesondert in kleinen Gruppen organisiert werden, um das Parteileben unter den Kadern zu verstärken und kollektiv über die Truppenarbeit zu diskutieren. Mit dem Regiment als Einheit wird das Generalzellkomitee des Regiments gegründet; in Bataillonen oder ihnen gleichgestellten Organen werden Unter-Generalzellkomitees errichtet; Generalzellkomitees der Regimenter sowie Unter-Generalzellkomitees dürfen nach den praktischen Umständen zu 5 bis 9 Mann organisiert werden; man kann auch ständige Komitees einrichten, um die Führung zu stärken und das tägliche Leben voranzutreiben. 3. U m das Zelleben und die Arbeit des Zellkomitees zu vervollkommnen, muß jedes Parteimitglied, besonders jeder Militär- und Politkader sich dafür einsetzen, ständig das Parteileben zu bestreiten, aus eigener Initiative für die Partei arbeiten, die Parteizeitung lesen, Parteibeitrag bezahlen, sich an Parteisitzungen beteiligen, Arbeitsberichte an die Partei richten, rückständige Erscheinungen bei einzelnen Parteimitgliedern abschaffen, die ungern für die Partei arbeiten und sich vom Parteileben entfernen; ein Versammlungssystem der Partei sowie das Klein-Gruppen-Versammlungsleben aufbauen, damit die kleine Gruppenversammlung lebendig und voller Lebensgeist ist; bei den Diskussionen muß man berücksichtigen, daß die Probleme für die Mitglieder interessant sind; die politisch ideologischen Probleme müssen mit den Problemen des täglichen Lebens in Zusammen-

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hang gebracht werden, damit die Parteiversammlung die Wirkung hat, die Genossen zu erziehen und praktische Probleme zu lösen; das Zellkomitee muß von den Parteimitgliedern gewählt werden; die kollektive Führung und das geteilte Verantwortungssystem im Zellkomitee sind zu errichten, eine angemessene innerparteiliche Demokratie ist zu entfalten, die Aktivität der Parteimitglieder ist zu heben, die Aktionsfähigkeit der Zelle ist zu heben, die Kommandeure und Kader der Partei in den Kompanien sind ständig zu veranlassen, die Parteiarbeit mitzumachen, termingemäß Berichte an die Zelle durchzugeben, um die Autorität der Partei zu heben. 4. Die Zellen müssen sich anschicken, ständig für die Konsolidierung und Entwicklung der Parteiorganisation zu arbeiten, aus der Zahl der Parteimitglieder müssen gewöhnlich mehr als 3 0 % für eine Kampfeinheit gewährleistet sein, jeder Kampfabteilung muß eine kleine Parteigruppe, jedem Zug muß eine angemessene Zahl von Parteimitgliedern garantiert werden, damit die wichtige Rolle des Aktivs der Partei in jedem Kampfund Lernprozeß entfaltet werden kann. Bei der Entwicklung der Parteimitglieder muß man besonders darauf achten, während des Kampfes, der Arbeit, schwieriger Situationen entschlossene, tapfere, aktive, besonders politisch standhafte, für die derzeitige Politik der Partei sowie ihr höchstes Programm willig kämpfende arme Arbeiter und Bauern sowie revolutionäre Intellektuelle gesondert in die Partei aufzunehmen, und sich davor schützen, daß sich feindliche Agenten, Verräter und allerlei Spekulanten unter die Partei mischen, damit die Reinheit und Geschlossenheit der Parteiorganisation in der Armee bewahrt werden. 5. Die Zelle muß zu dem die Truppen konsolidierenden Bollwerk werden; da die Zelle der Kern der Massen ist, spiegeln sich die Stimmungen, Forderungen und entstehenden Probleme der Massen, für die die Parteimitglieder Verständnis aufbringen sollten, gewöhnlich in den Zellen wider; ferner werden sie hier erörtert, passende Maßnahmen festgelegt, mit Hilfe des Militär- und Politleiters konkret die praktischen Probleme der Massen zu lösen; im täglichen Leben, bei den Aktionen ist ständig auf unliebsame Erscheinungen, wie Desertion, Nachzügler und Zurückgebliebene, zu achten; sie sollen die Versorgung und das Sanitätswesen verbessern helfen, um die Konsolidierung der Truppen zu garantieren. 6. Die Zelle muß darauf achtgeben, die Qualität der Parteimitglieder zu heben, die Erziehung durch Marxismus-Leninismus und Realpolitik der Partei bei den Parteimitgliedern und Kadern zu intensivieren, damit sie unter schwierigen komplizierten Umständen jedes Ereignis im Griff haben können, ruhig und nicht verwirrt, entschlossen auf dem politischen Standpunkt stehen, damit sie die gegenwärtige Aufgabe der Partei und ihr letztes

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Kampfziel verstehen können, um den Charakter eines KP-Mitglieds zu bewahren und sich nicht mit anderen Parteien vermischen. Als Methode der Erziehung kann bei den neuen Parteimitgliedern mit Bataillon oder Regiment als Einheit das zentralisierte Training turnusmäßig angewandt werden. Die im Dienst befindlichen Kader können Schulungsgruppen organisieren, um sie zur Eröffnung von turnusmäßigen Kader-Trainings-Klassen zu gebrauchen. Das ideologische Training der Parteimitglieder und Kader ist zu intensivieren; bei der Arbeit und den Aktionen ist darauf zu achten, untere Kader kritisch anzuerkennen und sie heranzuziehen, die notwendige innerparteiliche Selbstkritik und die Linien-Kämpfe sind zu entfalten; was die Ignorierung der Partei- und Militärdisziplin, Mißdeutung der Parteilinie, das Aufgeben des politischen Standpunkts, Anschauungen, die den Interessen des Volkes zuwiderlaufen, Gewohnheiten der Militärmachthaber, Sektierertum, Rückständigkeit und Korruption, und all die gefährlichen Tendenzen von W a n k e l m u t und Davonlaufen angeht, müssen eine strenge Erziehung und ein strenger Kampf angewandt werden, u m die innerparteiliche Einheit der Ideologie und Aktion zu bewahren; doch darf die Zelle wegen der Bewahrung der Autorität des Kommandeurs und der Festigung der Solidarität der Truppen, falls sie Fehler bei dem Kommandeur entdeckt hat, nur die Vorschlagsform anwenden und ohne Erlaubnis der höheren Instanz nicht eigenmächtig von unten den Kampf proklamieren. 7. Die Zelle m u ß die Massenarbeit bei den Kämpfern unter den NichtParteimitgliedern verstärken, aufgrund der Stimmung und Forderung der Massen geschickt all die Organisationsformen, w i e z . B . Kasino, Studiengruppe, Zeitungslesergruppe, Sportgruppe, Vergnügungsgruppe, anwenden, systematisch die guten Einflüsse der Parteimitglieder in der Armee realisieren, die Zelle m u ß jedes Parteimitglied erziehen, bei diesen Tätigkeiten die große Menge Aktivisten unter den Nicht-Parteimitgliedern um die Zelle herum zu solidarisieren, ferner von politischer Seite her ihrem Fortschritt nachzuhelfen, von der Arbeit her ihre Fähigkeit heben, damit sie zum besten Helfer in der Arbeit der Zelle unter den Nicht-Parteimitgliedern und der beste Gegenstand der Entwicklung unter den Parteimitgliedern werden. Die Partei m u ß bei den Kämpfen unter den Nicht-Parteimitgliedern besonders auf die Jungen Kämpfer und die Junge Garde achtgeben; sie m u ß veranlassen, daß die Junge Garde die Organisation des jungen Volkes w i r d ; die Zelle m u ß durch ihre in der Jungen Garde vorhandenen Parteimitglieder die Führung der Partei in der Jungen Garde realisieren, mit der Methode des Jugendstils, der der Besonderheit der Jugend sowie den besonderen Erfordernissen ihrer Erziehung angepaßt

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werden muß, um den spontanen und schöpferischen Geist des jungen Volkes in der Arbeit zu entfalten. Laßt die Junge Garde zu der der Partei am nächsten stehenden Massenorganisation werden, laßt die Junge Garde zum wirklichen Helfer der Partei ausbilden, zum Verbreiter und Boten des Parteieinflusses in den breiten Massen der Nicht-Parteimitglieder. 8. Die Methode der Parteiarbeit in der Armee muß allen konkreten Umständen entsprechend durchgeführt werden, sie muß, dem Wandel der militärischen Umstände sowie der Änderung der politischen Arbeitspläne zufolge, elastisch geändert werden; deshalb muß die Zellarbeit unter den verschiedenen Gegebenheiten geschickt die Chancen wahrnehmen können, um der Änderung zu begegnen, sich geschickt initiativ dem Kampfumstand der Zeit und des Ortes anzupassen und die verschiedenen Arbeitsmethoden zu ergreifen. Die Zellarbeit muß mit dem Aktionsplan und Kampfplan des Kommandeurs völlig übereinstimmen, der Kompanieführer muß rechtzeitig die Kampfaufgabe und den Aktionsplan seiner Kompanie durch den Instrukteur dem Sekretär der Zelle übermitteln, damit die Zelle aufgrund des gesamten Planes die Zellarbeit aufstellen kann, um die geeinte Aktion der gesamten Mannschaft von Kommandeuren und Soldaten zu gewährleisten. U m eine mögliche Anpassung der Zellarbeit an die militärische Aufgabe und die Forderung der Politarbeit zu garantieren, muß die Führung der oberen Instanz rechtzeitig die Zelle auf die Veränderung der U m stände aufmerksam machen, und bei der jeweiligen Festsetzung der neuen Aufgabe muß die Zelle mit optimaler Schnelligkeit Anweisungen geben; die Unterweisung der oberen Instanz muß stets darauf achten, die Initiative und Elastizität der Zelle zu heben. Auf Grund des besonderen Charakters der Partei in der Armee darf die Parteiarbeit in der Armee nie dem Zentralisierungsprinzip des Militärkommandos zuwiderlaufen. Anderseits darf die Arbeitsmethode der Partei mit der des Militärkommandos ebenfalls nicht durcheinandergeraten; die militärische Administration und ihre Befehle sind absolut; jedes Parteimitglied muß ihnen gehorchen; im Parteileben muß hingegen eine entsprechende Demokratie angewendet werden; die Diskussion und die innerparteiliche Selbstkritik sind zu entfalten, um Pflichtbewußtsein und Aktivität aller Parteimitglieder zu heben; mit der Methode der Truppenführung die Parteiarbeit zu führen, ist unpassend.

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IV. Die Pflicht und der beispielhafte Einfluß der KP-Mitglieder in der 8. Armee Die reale Führung der Partei in der Armee zu gewährleisten, kann auf keinen Fall durch leeres Geschwätz realisiert werden; man muß sich auf den beispielhaften Einfluß der Parteimitglieder in der Armee stützen, man muß es dahin bringen, daß die Parteimitglieder fähig sind, in den praktischen Taten, Beispiel für die Massen zu sein; deshalb sind die Parteimitglieder in der Armee nicht nur verpflichtet, das allgemeine Parteistatut einzuhalten, der Parteiorganisation beizutreten, für die Partei tätig zu sein, den Parteibeitrag zu zahlen; sondern sie müssen auch in der Armee sich in jeder Hinsicht beispielhaft zeigen. Die beispielhaften Heldentaten der 8. Armee an der Nordchinesischen Front des Widerstandskrieges, ihre musterhafte Disziplin haben bereits beim Volk des Landes und bei den befreundeten Armeen Verehrung und Lob gewonnen; diese höchste Glorifikation kann vom beispielhaften Einfluß der Parteimitglieder in der 8. Armee nicht getrennt werden. Während des Kampfes müssen die Parteimitglieder beispielhafte Kämpfer sein, während des Marsches müssen sie beispielhaft zeigen, Schmerz und Mühe zu ertragen ohne Furcht vor Müdigkeit und Schwierigkeiten; während der Patrouillen und der Belagerung müssen sie beispielhaft ihre Aufgewecktheit und Flinkheit zeigen; an der Front müssen sie beispielhaft ihre Entschlossenheit und Tapferkeit demonstrieren; besonders bei den militärisch kritischen Momenten wurden meist, gestützt auf die beispielhafte Haltung der Parteimitglieder und Kader, die Krisen durch den Geist der Supertapferkeit und selbstlosen Opfers überwunden und der Sieg gesichert. Bitte betrachten sie die beiden glorreichen Beispiele der 8. Armee bei der Schlacht am P'ing-hsing-Paß 91 ! „Die 9. Kompanie des Regiments X hat den Vorstoß-Auftrag in der Schlacht am P'ing-hsing-Paß übernommen; zuvor hat die Partei-Zelle eine rege Kampfmobilisierung unternommen; als der Kommandeur jener Kompanie den Vorstoß befahl, rief der Sekretär der Zelle mit lauter Stimme: Genossen! Bajonett aufpflanzen! Handgranaten parat halten! Vorwärts! Tatsächlich haben die Parteimitglieder die Kämpfer zum Sturm in die Stellung des Feindes geführt und einen Nahkampf mit dem Feind ausgetragen, den Feind blutig in die Flucht geschlagen." „Ferner hat die 7. Kompanie des Regiments X die Bindung des Feindes am Ma-ta-Hügel übernommen; unter Führung des Zellsekretärs und durch den Geist des hartnäckigen Widerstandes der gesamten Parteimitglieder hat man dem Angriff einer 91

s. Anm. IV. 59.

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Brigade des Feindes widerstanden; obwohl man selbst schwere Opfer hat einstecken müssen, hat man sich doch mit dem Feind schließlich 5 Stunden lang blutig geschlagen, und, mit den Vorstoßtruppen koordiniert, hat man endlich den Sieg in der gesamten Schlacht errungen" 9 2 . In Ruhezeiten müssen die Parteimitglieder beispielhaft die Disziplin einhalten und die Aufgabe des revolutionären Militärs durchführen; bei der Durchführung der allgemeinen Militäraufgaben sowie des täglichen Lebens, wie z . B . Stuben in Ordnung bringen, hygienische Reinigung, Waffen säubern, Schonung des Staatseigentums usw., müssen die Parteimitglieder stets beispielhaft sein. Bei den täglichen Übungen und Lektionen sowie militärischen und politischen Schulungen müssen die Parteimitglieder beispielhaft fleißig und strebsam sein. Bei der Einhaltung der Disziplin des täglichen Lebens müssen die Parteimitglieder den Geist der Solidarität, des Angespanntseins, der Munterkeit und Gesetztheit sowie das Gewöhntsein an die Disziplin einhalten; besonders müssen sie geschult sein, Disziplin bei der Geheimarbeit der Militärs sowie der Partei streng zu bewahren. In der Beziehung zwischen Partei- und Nicht-Parteimitgliedern müssen die Parteimitglieder die politischen Instrukteure der Nicht-Parteimitglieder sein — Parteimitglieder müssen gegenüber den Kämpfern unter den NichtParteimitgliedern eine enge Beziehung und freundliche Haltung einnehmen, damit die Parteimitglieder als Kern für die Solidarität mit den Nicht-Parteimitgliedern fungieren; gestützt auf die Parteimitglieder, soll das Tagesleben mit den Massen zu einer Einheit werden, die eine enge Beziehung zwischen ihnen gewährleistet. Politisch und ideologisch müssen die Parteimitglieder einen festen politischen Standpunkt einnehmen; in bezug auf die revolutionäre Theorie und die Politik der Partei muß das Verständnis der Parteimitglieder noch gründlicher als das der Massen sein, damit die Parteimitglieder fähig sind, die Masse der Nicht-Parteimitglieder politisch zu führen, und sie selbst bewußt die Politik und Aufgabe der Partei durchführen. In den Beziehungen zwischen Armee und Einheimischen müssen die Parteimitglieder beispielhaft die Interessen des Volkes schützen und seine Disziplin einhalten — Die Parteimitglieder müssen zuvor die Politik und die Ansichten der Partei über die Eroberung des Volkes klar verstehen und garantieren, daß- diese Politik und diese Ansichten im Volk praktiziert werden, entschlossen gegen alle den Interessen des Volkes entgegengesetzten Aktivitäten kämpfen. Falls ein Parteimitglied die Disziplin des Volkes verletzt hat, muß er eine strengere Strafe bekommen als ein Nicht-Parteimitglied. 92

Der Kriegsbericht von der Schlacht am P'ing-hsing-Paß.

Kommentar

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Schließlich müssen wir klar das Ziel erkennen, wofür wir die Parteiarbeit in der 8. Armee studieren; es geschieht deshalb, damit die Genossen der ganzen Partei das praktische Modell des Aufbaus der Partei in der 8. Armee erlernen, damit die lokalen Parteiorgane lernen, wie man Truppen führt, wie man neue Truppen aufstellt, wie man Partisanenkrieg führt; noch wichtiger ist es zu lernen, wie man die Partei in die Armee einbaut, wie man die Partei- und Politarbeit bei den Truppen einrichtet, wie man die stabile Führung der Partei in den Truppen konsolidiert, die Stabilität der Truppen und die Verstärkung ihrer Kampfmoral garantiert ist. U m die Partei in der Armee aufzubauen und um die Führung der Partei in der Armee zu konsolidieren, müssen wir die Parteiarbeit in der 8. Armee genau erlernen, die gute Tradition der Parteiarbeit in der 8. Armee erlernen und bewahren; diese gute Tradition ist eben, zu jeder Zeit die absolute Führung der K P in der Armee und die besonderen Merkmale der werktätigen Arbeiter- und Bauernmassen als Rückgrat zu bewahren. Die selbstbewußte militärische und politische Disziplin ist zu bewahren, die Durchführung aller guten Systeme ist zu bewahren, unter den Parteimitgliedern und den Massen ist ständig eine nationale, klassenbewußte und traditionelle revolutionäre Erziehung durchzuführen; die Tradition der großen Revolution von 1925—1927, die glorreichen Taten der harten Kämpfe der 8. Armee der vergangenen 10 Jahre sowie die großen Schlachten des gegenwärtigen Widerstandskrieges sind dem Herzen eines jeden Kämpfers lebendig und lebhaft einzuprägen. Laßt uns den guten Stil der Kader und Parteimitglieder sowie die traditionelle revolutionäre Erziehungsarbeit, all die initiativen, elastischen und tapferen, gekonnten Kampf Stile der 8. Armee in der Vergangenheit, den Geist der beispielhaften harten Kampfentschlossenheit der Kader, die Kameradschaft und Solidarität zwischen Kämpfern und Offizieren, die Harmonie zwischen Armee und Volk, die beispielhafte Disziplin der Massen sowie alle guten Systeme der Militär- und Politarbeit sowie die revolutionäre Tradition bewahren und entwickeln. Diese glorreiche Tradition bewahren und entwickeln ist eine sehr schwere Aufgabe; wir müssen mit allen Tendenzen, die der Tradition zuwiderlaufen, ununterbrochen einen entschiedenen Kampf durchfechten.

K. Antikommunistische Bewegung, der Zwischenfall in Süd-Anhui, 1 OO-Regimenter-Offensive Nach der 1. Phase der Einheitsfront, der Zusammenarbeit der K P C h und K M T , hat sich die 1. Welle des Antikommunismus im O k t . 1938 erhoben.

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Die kommunistischen Truppen rückten nach Honan, Shantung, Suiyüan, Ost-Hopei und Chechiang vor. Im März 1939 gründete Wang Ching-wei in Nanking die Marionettenregierung. Die Kapitulationsstimmung breitete sich in China aus. Im Sommer 1939 führte die Zentralregierung eine strenge Blockade gegen das Grenzgebiet durch. Die KPCh rief das Volk zum Widerstand gegen Japan auf, um all diesen Gefahren entgegenzutreten (25. 10. 1939), und beschloß, ihre Armee zu vergrößern, um sich gegen den Druck seitens Chungking behaupten zu können (10. 12. 1939). Im Frühjahr 1940 starteten die Japaner in Nordchina die Säuberungsaktionen. Mao Tse-tung veröffentlichte seine Schrift „Uber die Neue Demokratie" 93 und bezeichnete das als Übergangsstadium zum Kommunismus in China. Danach wurde das Drei-Drittel-System 94 für alle politischen Verwaltungskörper der kommunistischen Gebiete eingeführt, was einen geschickten Propagandazug zur Gewinnung der Nicht-Kommunisten darstellte. Die Reibungen zwischen KMT und KPCh nahmen zu, so daß die einstmalige Arbeit in der Weißen Armee jetzt unter dem Namen „Arbeit gegenüber der befreundeten Armee" wieder intensiviert wird (Juli 1940), (10. 9. 1940). Der Höhepunkt der II. Welle des Antikommunismus mündete schließlich Ende 1940 und Anfang 1941 in den Süd-Anhui-Zwischenfall 95 , wo die Neue 4. Armee beinahe gänzlich aufgerieben worden ist. Dieser Zwischenfall fand gerade in der Zeit statt, als eine von den Kommunisten in Nordchina begonnene lOO-Regimenter-Offensive96 gegen die Japaner im Gange war. So war der Zeitpunkt, abgesehen davon, wer die Schuld dafür hat, den Zwischenfall provoziert zu haben, äußerst günstig für die KPCh, einen Propagandafeldzug gegen die KMT zu entfalten, da die Kommunisten obendrein diese Niederlage erlitten hatten. Das sieht mehr danach 93 94

Mao: A W . Bd. 3, Über die neue Demokratie, S. 1 2 6 - 1 8 5 (Ost-Berlin). Das Drei-Drittel-System war die Politik der KPCh für die Machtorgane der Einheitsfront in der Periode des Widerstandskrieges gegen Japan. Gemäß dieser Politik wurden die Sitze in den antijapanischen demokratischen Machtorganen so verteilt, daß ungefähr je ein Drittel auf Mitglieder der KP, auf linke fortschrittliche Elemente sowie auf in der Mitte stehende und andere Personen entfiel.

95

Der Süd-Anhui-Zwischenfall: Im Jan. 1941 brachten Truppen der KMT, entgegen der Vereinbarung, der Nationalrevolutionären 4. Armee eine schwere Niederlage bei. Auf Befehl Chiang Kai-sheks vom 17. Jan. desselben Jahres wurde die Nationalrevolutionäre 4. Armee aufgelöst, jedoch auf Beschluß des ZK der KPCh vom 20. Jan. unter der Bezeichnung Nationalrevolutionäre Neue 4. Armee wieder aufgestellt.

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lOO-Regimenter-Offensive (Aug.-Sept. 1940), ein anscheinend von Moskau inszenierter, von P'eng Te-huai durchgeführter Gegenangriff gegen die Japaner. Diese Offensive mit der Taktik, große Verbände einzusetzen, wurde von Beginn an von Mao Tse-tung verurteilt.

Kommentar

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aus, als ob die K M T einen Überraschungsangriff auf die Neue 4. Armee unternommen hatte. Auf jeden Fall war diese militärische Niederlage als ein politischer Sieg für die K P C h zu verbuchen und für Mao Tse-tung, der bislang die Gewalt über die Neue 4. Armee nicht in der Hand hatte (die Neue 4. Armee stand mehr unter dem Einfluß von Chou En-lai und Wang Ming), als ein persönlicher Sieg im Hinblick auf die Machtkonzentration von Armee und Partei zu verzeichnen. Der Hauptgrund, daß Mao Tse-tung die Rußlandstudenten (Wang Ming an der Spitze) sowie die Gruppe von Chou En-lai ausscheiden konnte, lag darin, weil Mao Tse-tung die Militärmacht fest in seinen Händen hielt. Den Machtkampf um die Militärgewalt kann man bei der Reorganisation der 8. und Neuen 4. Armee deutlich ersehen: 1. Die 4. Heeresgruppe (ehemals Chang Kuo-t'aos Armee) wurde gänzlich ausgeschieden; es gab keine Kampfeinheiten aus dieser Gruppe mehr. 2. Kader aus der Huangp'u-Militärakademie sowie Kader, die Vertrauensleute Chou En-lais waren, wurden meist degradiert eingesetzt. 3. Vertrauensleute von Mao Tse-tung hingegen wurden meist befördert und rissen die reale Macht an sich. Von der Gruppe Chou En-lai gab es ursprünglich 2 Kategorien in der R A ; die eine waren die Mitarbeiter und Studenten in der Huang'pu, wie Ye Chien-ying, Nie Yung-chen sowie Hsü Hsiang-ch'ien . . ., die andere waren von Chou En-lai protegierte Leute, wie Chu T e , H o Lung, Hsiao K'e. . . . Chu Te und H o Lung waren beide durch Chou En-lai zum Eintritt in die K P C h bewegt worden; Chu T e wurde zwar Oberbefehlshaber der 8. Armee, doch er wurde stets von seinem Stellvertreter P'eng Te-huai manipuliert und konnte nicht zur Geltung kommen; so war er nach 1939 praktisch von den Truppen entfernt und hatte nur den Titel inne. Bei der Reorganisation waren einerseits die Gruppen Chang Kuo-t'aos, Chou En-lais sowie der Rußlandstudenten ausgeschieden, anderseits hatten die Gruppen Maos die Schlüsselstellungen in allen Einheiten an sich gerissen. Lin Piao, der seit der Chingkangshan-Zeit bereits Maos Vertrauter geworden war und während der Tsunyi-Konferenz Mao Tse-tung tatkräftig unterstützt hatte, wurde als Divisionskommandeur der stärksten Einheit der 8. Armee zugeteilt. Die Beziehungen zwischen Mao Tse-tung und P'eng Te-huai waren ziemlich kompliziert. Im großen und ganzen hat P'eng Te-huai nach dem Aufstand von P'ing-chiang 9 7 1 92 8 bis April 1930 Mao gegen Chu T e unter97

D e r Aufstand von P'ing-chiang (22. Juli 1928) s. C C C 9, Erinnerung an den Aufstand in P'ing-chiang, P'eng Te-huai, 22. 7. 1932.

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stützt. Danach unterstützte er wiederum die Li-Li-san-Linie der Zentrale und griff mehrmals die Stadt Ch'angsha an. Als Berufssoldat war er mit der Partisanentaktik ä la Mao nicht ganz einverstanden und der Meinung, daß die Mitglieder der Zentrale, wie Chou En-lai, Li Li-san und Wang Ming, mehr von Marxismus-Leninismus verständen als Mao Tse-tung. Deshalb hat P'eng Te-huai, als das Zentralbüro 1930 nach Chianghsi umsiedelte, sich auf die Seite von Hsiang Ying geschlagen. Bis zum Langen Marsch, als Chou En-lai ohne vorherige Konsultation mit der R A den umzugsartigen Rückzug befahl und in zwei Monaten beinahe die Hälfte der Armee aufgeopfert hatte, ging er wieder mit Mao Tse-tung zusammen, um Chou En-lai aus der Militärführung zu verdrängen. Diese Unbeständigkeit war der Grund, weshalb er nach der Reorganisation nur als Stellvertreter des Oberbefehlshabers fungierte. Die Entstehung der Neuen 4. Armee liegt im Dunkeln 9 8 . Da die 8. Armee gänzlich unter der Kontrolle Mao Tse-tungs stand, versuchte Chou En-lai anderswo seine Militärmacht zu installieren, und das ist die Neue 4. Armee. In dieser Situation damals in China, als der Sino-japanische Krieg ausgebrochen war, wurde China einzig und allein von R u ß land unterstützt; diese Unterstützung geschah natürlich nicht ohne Selbstsucht, denn die UdSSR stand damals unter der Drohung der Achsenmächte und wollte, daß China die Japaner bindet, damit sie nicht in der Lage seien, in Sibirien einzumarschieren. Die Hilfe von Seiten der UdSSR war für die K M T fraglos eine große Unterstützung; um die Beziehungen mit der UdSSR gut zu gestalten, war die K M T gezwungen, in mancher Hinsicht gegenüber der K P C h Kompromisse zu schließen, und die Kommunisten hatten eben die Forderung erhoben, die Neue 4. Armee zu reorganisieren. Das war vielleicht einer der nicht zu übersehenden Hintergründe für das Einverständnis der K M T in bezug auf die Aufstellung der Neuen 4. Armee. Die Vorläufer der Neuen 4. Armee waren, während die Hauptstreitkräfte der R A 1934 nach Norden zogen, die in den Provinzen Hunan, Chianghsi, Fuchien, Hupei, Honan, Anhui, Chechiang und Kuangtung zurückgebliebenen Partisaneneinheiten. O k t . 1938 wurden diese Truppen zur Neuen 4. Armee der nationalen revolutionären Armee reorganisiert und entfalteten den Partisanenkrieg süd- und nördlich des Yangtseflusses.

Der Zwischenfall von Süd-Anhui Die Führung der Neuen 4. Armee war ausschließlich von Vertrauten Chou En-lais besetzt. Der Kommandeur Y e T'ing war der ehemalige 98

Yen Ching-wen: a . a . O . , S. 2 4 7 - 2 4 9 .

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Kommentar Führer des Selbständigen Regiments des 4. Korps der

Revolutionären

Armee auf dem Nordfeldzug, die einzige Einheit, die direkt unter k o m munistischer Kontrolle stand — ein Erfolg C h o u En-lais, als er der C h e f der Militärabteilung des Bezirkskomitees Kuangtung w a r " . D e r Stellvertretende Kommandeur Hsiang Ying war der M a n n , der als V o r h u t von C h o u En-lai im Herbst 1930 nach Chianghsi kam, um das Zentralbüro zu errichten und M a o Tse-tung zu entmachten. Auch die anderen führenden Personen, wie C h ' e n Y i , Chang Y ü n - y i , Su Y ü usw., waren allesamt Chous Vertrauensleute. Das besagt, daß die Neue 4. Armee eine nicht von M a o Tse-tung kontrollierte Wehreinheit war; sie war eine Trumpfkarte C h o u En-lais. D o c h unter der antikommunistischen Hochflut haben sich die Reibungen zwischen K M T und K P C h dermaßen verschärft, daß im Januar 1941 in Süd-Anhui die Hauptkräfte dieser Armee aufgerieben wurden. D e r restliche Teil, der nach Norden geflüchtet war, kam mit der 8. Armee in Kontakt und wurde unter Maos Kontrolle gebracht. C h o u verlor damit das Kapital, sich gegen M a o Tse-tung zu stellen. Im Februar 1942, als Wang Ming bei der Bewegung der Korrektur des Arbeitsstils 1 0 0 stürzte, und im März 1943, als Stalin die Auflösung der Komintern proklamierte 1 0 1 , sind die Rußlandstudenten sowie die Stützen der Internationale nacheinander gestürzt. D i e Macht konzentrierte sich unaufhaltsam in den Händen M a o Tse-tungs. Während jener Zeit war die Lage in der U d S S R äußerst gespannt; obwohl ein Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und der U d S S R abgeschlossen war, mißtrauten sie sich gegenseitig, anderseits provozierten die Japaner ständig an der G r e n z e zur S U Zwischenfälle; die Säuberung in Nordchina durch Japan ist auch auf die S U gemünzt, um eine Grundlage dafür zu schaffen, Nordchina und die Mandschurei als Angriffsbasis gegen die Mongolei und Sibirien zu gestalten. All dies hat Rußland in außerordentliche Schwierigkeiten versetzt. Deshalb war es für die Russen günstig, wenn China jetzt tatkräftig die Japaner binden und sie im Zaum halten würde. So entstand die „lOO-Regimenter-Offensive", die P'eng Te-huai eigenmächtig entfacht hat. In dem Aufsatz: „Gründlich mit den antiparteilichen, usurpatorischen Missetaten des P'eng Te-huai a b r e c h n e n " , der

Hsin-Hua-

Agentur vom 17. 8. 1967 heißt es: „ . . . er hat eigenmächtig die ,100Regimenter-Offensive' entfaltet, . . . und die Stützpunktgebiete in N o r d 99 100 101

s. S. 16. s. A n m . I V . 54. Die Auflösung der K o m i n t e r n . A m 23. Mai 1943 wurde in M o s k a u der Beschluß des Präsidiums des Exekutivkomitees der Komintern über die Auflösung der Komintern als Führungszentrum der internationalen Arbeiterbewegung bekanntgegeben.

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china sowie die Entwicklung der V B A in ernsthafte Schwierigkeiten geb r a c h t . " 1 0 2 P'eng Te-huai war Stellvertreter des Oberbefehlshabers Chu T e , doch hatte er die reale Befehlsgewalt in seiner Hand. Chu T e erlitt nach dem Langen Marsch eine Einbuße an realer Macht; anderseits war P'eng Te-huai mit der Partisanentaktik Mao Tse-tungs nicht ganz einverstanden und sympathisierte mit Wang Ming auf der Internationalen Linie. Deshalb entfachte er diese Offensive, was sogar auf Anweisung von Moskau hin geschehen sein kann. Auf jeden Fall war Mao Tse-tung dagegen; es zog die Widerstandsstützpunkte in Nordchina schwer in Mitleidenschaft und entblößte die reale Stärke der R A . Dieser Hang Mao Tse-tungs, nie seine wahre Stärke zu zeigen, hat ihm schon manche Siege und Überraschungen eingebracht; auch den Endsieg im Bürgerkrieg würde ich hierauf zurückführen, doch darauf werde ich später eingehen.

C C T C , 1 - 2 , S. 1

D 38: Die Hauptgefahr der politischen Lage der Gegenwart überwinden, den Widerstandskrieg in Nordchina durchhalten — Ein Vortrag in Südost-Shanhsi am 25. 10. 1939 — P'eng Te-huai Ich bin sehr froh bei meiner diesmaligen Durchreise, ihnen allen zu begegnen; aus diesem Anlaß werden wir einige politische und militärische Probleme erörtern. Auf die von den verehrten Genossen erhobene Frage werde ich hier eine kurze Antwort geben; bitte scheuen sie sich nicht, mich zu belehren. I. Die Hauptgefahr der politischen Lage der Gegenwart ist die Tendenz der Kapitulation und des Kompromisses; die Antikommunismus-Bewegung ist die Vorbereitungsarbeit für die Kapitulation und den Kompromiß.

102

Während der Kulturrevolution am 17. Aug. 1967 stand in der Chieh-fang c h ü n - p a o : „Gründlich mit den antiparteilichen usurpantischen Missetaten des P'eng T e - h u a i abr e c h n e n " , von Li Hsin-kung.

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Meine verehrten Genossen des Widerstandskrieges! Seit einem halben Jahr hat sich in der politischen Lage eine täglich ernster werdende neue Gefahr formiert, die Hauptgefahr. Diese Gefahr ist die Kapitulation und der Kompromiß. Ich glaube, daß sie alle, verehrte Genossen des Widerstandskrieges, das schon längst, sei es aus eigener Erfahrung, sei es aus der Zeitung, gespürt haben. Doch bis heute ist diese Gefahr noch nicht überwunden, sondern sie entwickelt sich tagtäglich. Diese Gefahr zu erkennen und sie zu überwinden, wurde darum in der Gegenwart die Hauptaufgabe des Volks der ganzen Nation. Aus welchen Faktoren ist diese Hauptgefahr der Kapitulation und des Kompromisses entstanden? Wir meinen, es sind 3. A. Der erste Faktor ist die anlockende Politik des Feindes zur Kapitulation I. Von Anfang an wissen wir: Der Grundkurs der China-Politik Japans ist, China zu unterjochen, „eine Neue Ordnung in Ostasien zu errichten" 1 0 3 . Dieser Kurs ist der Leitfaden des japanischen Eindringlings; er ist im wesentlichen konstant. Aber um das zu erreichen, ergriff der japanische Eindringling doch elastische Maßnahmen; sie sind biegsam und wandelbar. Hierüber können wir, indem wir in einige historische Epochen einteilen, sprechen: In der Epoche zwischen den Zwischenfällen von Mukden und der Marco-Polo-Brücke 104 ist der Grundkurs des japanischen Eindringlings hart, seine Methode aber weich. In dieser Epoche beruht sein Hauptziel (richtig: Hauptkurs) auf anlockender Kapitulation, die Methode, ohne Krieg zu gewinnen, um seinen Hauptkurs (richtig: Hauptziel), China zu unterjochen, zu erreichen. In der Epoche nach dem Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke bis zur Besitznahme von Nanking ist der Hauptkurs des japanischen Eindringlings immer noch hart, unveränderlich, die Methode zur damaligen Zeit, das Ziel zu erreichen, ist ebenfalls hart. Er hat nicht nur frontal die Methode reiner militärischer Maßnahmen ergriffen, auch in seinen Besatzungsgebieten wurde die Politik der Verbrennung, Massakrierung ergriffen. In der Epoche nach der Einnahme von Nanking durch den japanischen Eindringling bis zur Einnahme von Wuhan ist sein Grundkurs immer noch ein harter, unnachgiebiger, doch die Methode verändert sich allmählich zum Weichen hin, zu einem harten 103

Die Errichtung einer neuen Ordnung in Ostasien. Als der Krieg zwischen China und Japan ausbrach, war er als ein heiliger Vergeltungskrieg gegen China erklärt worden. Der Ministerpräsident wurde zum Fürsprecher einer „Neuen Ordnung" in Ostasien, s. Shigemitsu: S. 143.

104

s. A m n . IV. 64, 65.

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Kurs mit weichen Zügen. Damals hat der Feind bereits zu brüllen begonnen, „keine territoriale Ambition"; die Absicht der anlockenden Kapitulation zeigte sich bereits: Doch im wesentlichen ergriff er stets noch die militärische Aggression. Von der Einnahme von Wu-han an bis heute, in dieser Epoche, ist der Grundkurs des japanischen Eindringlings immer noch ein harter, unnachgiebiger, doch seine Methode ist bereits in einen weichen Kurs mit harten Zügen umgewandelt, die anlockende Kapitulation ist seine Hauptmethode geworden, die Erklärung (des Premiers) K o n o e 1 0 5 ist die konkrete Erscheinung der anlockenden Kapitulation. Die umfassende Bombardierung unseres Hinterlandes, die Besitznahme von Nanch'ang und der Angriff auf Ch'angsha sind die Methode des weichen Kurses mit harten Zügen. Aus der obigen Analyse der verschiedenen historischen Epochen ersehen wir, daß der Grundkurs des Feindes, China zu okkupieren, unveränderlich ist, seine Methode ist veränderlich. Wegen des Ziels, China zu unterjochen und „eine Neue Ordnung in Ostasien zu errichten", ergreift der japanische Eindringling in der Gegenwart hauptsächlich die weiche, anlockende Kapitulations-Methode . 2. Warum ergreift der japanische Eindringling gegenwärtig hauptsächlich die anlockende Kapitulations-Methode? Das kommt hauptsächlich davon, weil er selbst Schwierigkeiten hat, die es ihm nicht gestatten, den langandauernden Krieg auszuhalten; deshalb ergreift er die anlockende Kapitulations-Methode, um zu versuchen, ohne Fortsetzung des Krieges China zu unterjochen. Uber die Schwierigkeiten Japans werden wir hier nicht weiter sprechen; es steht bereits eine Menge in der Zeitung, ich habe früher auch schon anderswo berichtet, was auch in der Zeitung veröffentlicht worden war. Jetzt will ich nur einiges Wichtige erwähnen. In finanzieller Hinsicht: Der Feind hat seit dem Zwischenfall an der Marco-PoloBrücke bis heute bereits 120000000 Yüan Ausgaben für das Militär bestritten. Von April 1938 bis März dieses Jahres hat er 4 8 5 0 0 0 0 0 0 bestritten. Von April dieses Jahres bis März nächsten Jahres wird er voraussichtlich 4 6 5 0 0 0 0 0 0 bestreiten, einen solchen Aufwand an Militärausgaben kann 105

Die Erklärung des Premiers K o n o e : N a c h d e m Japan im H e r b s t 1938 Hankau und Kanton eingenommen hatte, erklärte K o n o e , daß Japans „unveränderliche P o l i t i k " die Errichtung einer neuen O r d n u n g in Ostasien sei — das bedeutet eine politische, wirtschaftliche und kulturelle U n i o n Japans, Mandschukuos und Chinas; bald darauf wurden Japans Friedensbedingungen bekanntgegeben. Dieser Schachzug führte zur Trennung Wang Ching-weis von Chiang Kai-shek. Hierzu Foreign Relations of the United States, Japan 1 9 3 1 - 4 1 , B d . 1, S. 3 6 4 - 3 6 7 . Shigemitsu: S. 150.

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Japan nicht tragen. Ferner, was die Wirtschaft angeht: Die Militärindustrie Japans hat die Friedensindustrie übertroffen, das Leben des Volkes ist in äußerste Not geraten, so daß seine nationale Wirtschaft an den Rand des Bankrotts geraten ist. In militärischer Hinsicht ist die Hauptschwierigkeit Japans immer noch, daß die Streitkräfte zur Verteilung nicht ausreichen, anderseits hat es viele Fehler in bezug auf das Militärische begangen, wie schleppende Verstärkung der Streitkräfte, zeitweiliges Versäumnis der Hauptangriffsrichtung usw. Die obengenannten Schwierigkeiten des Feindes in Finanzen, Wirtschaft und Militär sind schwierig zu überwinden, und sie sind sogar in der Entwicklung begriffen; deshalb ist für ihn die U m änderung in die Methode der anlockenden Kapitulation unumgänglich. 3. U m „Aufrichtigen Frieden" zu zeigen, versucht der Eindringling, einen Teil der wankelmütigen Elemente aus dem Lager des Widerstandskrieges zu täuschen, indem er die Parole des „Anti-Kommunismus" absichtlich lauthals schreit und den militärischen Schwerpunkt frontal nach Nordchina verschiebt. Während die „Säuberung" im Grenzgebiet Chinch'a-Yi im Winter des Vorjahres begann, hatte die „Säuberungsaktion" des Feindes in Nordchina noch nie aufgehört. Die Streitkräfte des Feindes in China betragen ein wenig mehr als 40 Divisionen; in Nordchina allein sind es ungefähr 20 Divisionen; hieran sehen wir die List des Feindes. Doch die Armee und das Volk, die in Nordchina den Widerstandskrieg aushielten, haben keine Angst vor solchen Schwierigkeiten. Der Feind will Nordchina unbedingt haben, möchte nicht, daß wir dort ausharren, doch wir wollen unbedingt dort ausharren. 4. U m das Ziel der anlockenden Kapitulation zu erreichen, hat es der Feind mit aller Mühe geschafft, eigens zwei strategische Sonderkommandos zu organisieren: das eine ist die internationale reaktionäre Clique, das andere ist, die des Verräters Wang Ching-wei zur Verführung der vielen wankelmütigen Elemente im Innern unseres Landes zu benutzen. U m die internationalen reaktionären Kräfte und die wankelmütigen Elemente in unserem Lande zu gewinnen, provozierte der Feind mehrmals die Sowjetunion, um zu zeigen, daß er die Avantgarde gegen die Sowjetunion ist, um die internationalen reaktionären Elemente zu verleiten, China zur Kapitulation zu zwingen, und gemeinsam gegen den Kommunismus vorzugehen, anderseits veranlaßt er die wankelmütigen Elemente in China unter dem Vorwand des „Anti-Kommunismus", China zu verscheuern. Wang Ching-wei ist der erste gewesen, der dem Eindringling folgte und aus dem Lager des Widerstandskrieges abgehauen ist. Doch nicht wenige Sympathisanten der Wang-Gruppe sind dennoch im Lager des Widerstandskrieges geblieben und stiften zur Zwietracht, Provokation an, nützen die Vor-

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urteile der Ultrareaktionäre aus, unter dem Vorwand des „Anti-Kommunismus" die Bewegung des Separatismus, der Kapitulation durchzuführen. B. Der zweite Faktor ist der internationale Druck 1. Vorerst müssen wir die Politik, die England, Amerika und Frankreich gegenüber dem Sino-japanischen Krieg ergriffen haben, studieren. England, Amerika und Frankreich haben stets die Politik ergriffen — „Der Fischer erwartet seinen Profit, wenn die Auster mit der Sumpfschnepfe streitet" 106 oder „sich auf dem Berg hinsetzen und den Kampf der Tiger betrachten" 107 . Sie möchten nicht, daß Japan China allein okkupiert; deshalb unterstützen sie China beim Widerstandskrieg, doch anderseits untersützen sie wiederum Japan, um daraus Profit zu gewinnen. Wie z . B . der Treibstoff von Japan kommt zu 64% aus Amerika; seine Flugzeuge, die in Amerika hergestellt sind, nehmen auch eine große Zahl ein. An Fakten der Unterstützung Japans durch England gibt es auch nicht wenige; England hat gegenüber Japan im Tokioer Abkommen 108 offiziell die Sonderstellung Japans in Nordchina anerkannt; in Tientsin und Shanghai hat England in vieler Hinsicht Japan gegenüber nachgegeben; in Hongkong wurde unsere Bewegung zur Rettung des Vaterlandes von Seiten Englands äußerst eingeschränkt, doch die Aktivitäten der Gruppe von Wang wurden nicht verboten; das sind alles Taten, mit denen England Japan unterstützte. Die Sonderrechte, die England und Amerika in China genießen, werden sie niemals aufgeben. Als sie den Sino-japanischen Krieg als einen langandauernden Krieg erkannten und China täglich stärker, Japan täglich schwächer wurde, wollten sie nun als Vermittler auftreten und möchten nicht, daß China einen langandauernden Widerstandskrieg führt und schließlich die Japaner besiegt. Denn in einem langandauernden Krieg wird China unweigerlich siegen; das möchten England, Amerika und Frankreich nicht gern sehen. Das wahre Bild vom „ehrenvollen Frieden", was sie für China und Japan wünschten, ist das Verlangen, daß sich China ergibt. In der Unterhaltung mit dem Reporter der United Press hat Herr Wang Ch'ung-hui am 28. Sept. einfach behauptet, daß China womöglich den 106 j ) e r F i s h e r erwartet seine Beute, wenn die Auster mit der Sumpfschnepfe streitet — d. h., der Dritte profitiert am Streit zweier Kontrahenten. Chan-kuo-ts'e. 107

Sich auf den Berghang setzen und den Kampf der Tiger betrachten. — Chin. Sprichwort: Man wartet und greift als Außenstehender erst bei der günstigen Gelegenheit ein, wenn der Kampf bereits entschieden ist.

108

Im Juli 1939 wurde zwischen England und Japan ein Abkommen abgeschlossen, und die englische Regierung war bereit, die in China durch die japanische Invasion geschaffene faktische Lage voll und ganz anzuerkennen.

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„ehrenvollen Frieden" akzeptieren würde; ich glaube, das war wohl keine Tatsache; falls es wirklich Tatsache wäre, kann ein solches der nationalen Politik zuwiderlaufende Gerede niemals die Meinung des chinesischen Volkes repräsentieren; es wird sicherlich den Widerstand der Nation hervorrufen . 2. Abgesehen davon, daß England, Amerika und Frankreich von sich aus die Kapitulation Chinas wünschten, hat Japan obendrein alle Arten von Drohungen und Verlockungen ausgeschöpft, damit sie solche Maßnahmen zu ergreifen gezwungen sind; die von Japan angezettelte umfangreiche antibritische Bewegung ist ein konkretes Beispiel dafür. Außerdem deutete Japan öfters England, Amerika und Frankreich die Möglichkeit an, mit Japan gemeinsam China zu teilen; unter solchen Drohungen und Verlockungen seitens des japanischen Eindringlings sind England, Amerika und Frankreich geneigt, China zur Kapitulation zu zwingen. 3. Der Standpunkt Englands und Amerikas, den Konflikt zwischen China und Japan zu beschwichtigen, ist, die Sonderstellung Japans in China anzuerkennen; die chinesische Regierung soll nicht nur japanfreundlich gesinnt sein, sondern gleichzeitig auch england- und amerikafreundlich gesinnt sein. 4. Doch die Haltung der Regierungen von England, Amerika und Frankreich gleicht nicht der Haltung der Völker von England, Amerika und Frankreich; sie sind dafür, China zu unterstützen, gegen Japan Widerstand zu leisten. Hierin haben besonders die Proletarier aller Länder sowie ihre Partei — die KP, alle möglichen Maßnahmen ausgeschöpft, China zu unterstützen. Die Sowjetunion ist der zuversichtlichste Freund Chinas und möchte China unterstützen, den Widerstandskrieg bis zu Ende zu führen. C. Der dritte Faktor ist die Aktivität eines Teils der Kapitulanten im Lager des Widerstandskrieges Chinas 1. Genossen: Die KPCh hat, längst bevor der Widerstandskrieg ausbrach und als er gerade begann, bereits schon darauf hingewiesen: Die Möglichkeit, daß gewisse Elemente im Lager des Widerstandskrieges gegen Japan wankelmütig werden. Als die 6. Plenarsitzung der KPCh 1 0 9 im vergangenen Jahr stattfand, hat man dieses Problem schon extra hervorgehoben. Doch in der Vergangenheit hat man es nur im allgemeinen hervorgehoben; heute sind Kapitulation und Kompromisse bereits zur Hauptgefahr geworden; ihre Ernsthaftigkeit hat alle Zeiten der Vergangenheit 109

s. A n m . IV. 53.

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übertroffen. Die Proklamation unserer Partei am 7. 110 Juli hat konkret auf diese Gefahr sowie die Methode zu deren Überwindung hingewiesen. 2. Die Kapitulanten wagen nicht, angesichts des Volkes öffentlich ihre Losung zu Kapitulation und Kompromiß vorzubringen; sie betreiben das unter der Losung des „Anti-Kommunismus". Die KPCh ist eine Partei, die entschlossen den Widerstandskrieg leistet; die von ihr geführte Armee ist eine Armee, die entschlossen den Widerstandskrieg leistet; wer kapitulieren will, muß Anti-Kommunist, gegen die 8. Armee, gegen die Neue 4. Armee sein; deshalb ist ihre Gegnerschaft gegenüber der 8. Armee und Neuen 4. Armee nichts anderes als die Vorbereitungsarbeit zu Kapitulation und Kompromissen. Die KPCh ist zweitens der Schöpfer der Einheitsfront des nationalen Widerstandskrieges; sie unterstützt entschieden die Zusammenarbeit der KMT mit der KPCh. Jeder weiß: daß es ohne die Einheitsfront des nationalen Widerstandskrieges, ohne die Zusammenarbeit der KMT und KPCh keinen heutigen Widerstandskrieg geben würde. Um deshalb den Widerstandskrieg zu sabotieren, um der Kapitulation und des Kompromisses willen muß unbedingt die Einheitsfront zerschlagen werden, und auch deren entschlossener Unterstützer — die KPCh muß unbedingt attackiert werden. Die KPCh zu attackieren heißt eben die Soldarisierung zerschlagen, den Widerstandskrieg zerschlagen und muß unweigerlich zu Kapitulation und Kompromissen führen. Wer heute im Lager des Widerstandskrieges laut „Anti-Kommunismus" schreit, hat, selbst wenn er subjektiv den Widerstandskrieg befürwortet, in Wirklichkeit objektiv gerade die Vorbereitungsarbeit zu Kapitulation und Kompromissen geleistet. Kapitulations- und Kompromißarbeit der Kapitulanten finden eben unter solcher Losung des „Anti-Kommunismus" statt. 3. Der Hauptfaktor zur Gestaltung der 3 Faktoren von Kapitulation und Kompromissen ist die Wankelmütigkeit eines Teils der Personen im Lager des Widerstandskrieges. In der altchinesischen Literatur steht ein Satz: „Das Ding muß erst verwest sein, dann können die Würmer gedeihen" 1 1 1 ; das ist völlig korrekt. Das chinesische Volk ist eine unbesiegbare Kraft, falls es sich nur solidarisieren kann; die innerchinesischen Kapitulations- und Kompromiß-Tendenzen zu überwinden, ist die Hauptfrage zur Überwindung von Kapitulation und Kompromissen. 4. Der reale Ausdruck der möglichen Kapitulation zeigt sich vorerst im „Anti-Kommunismus", der Zerschlagung der progressiven Elemente, Ein110

111

Deklaration der KPCh, die am 7. 7. 1939 anläßlich des zweiten Jahrestages des Beginns des Krieges gegen die japanischen Eindringlinge veröffentlicht wurde. Ein Satz von Su Shih (Su Tung-po), d. h., das Unheil entsteht vorerst im eigenen Inneren.

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schränkung der Massenbewegung und der Anti-Demokratie. Die Verräter der Anti-Wang-Gruppe sind heute auch nicht konsequent; in SüdostShanhsi sagen manche sogar: Wang Ching-wei ist überhaupt kein Verräter; andere wiederum sagen, man soll die Anti-Wang-(Bewegung) nicht vergrößern; wer die Anti-Wang-(Bewegung) vergrößert, der ist von der KP ausgenutzt; somit können die Kapitulanten rücksichtslosen Aktivitäten nachgehen. Obendrein haben gewisse Leute überhaupt keine Siegeszuversicht, wissen auch nicht, wie man den Sieg zu erringen vermag; kombiniert mit der Wankelmütigkeit der Bourgeoisie an sich gestaltet sich die reale Grundlage für mögliche Kapitulation und Kompromisse. 5. Welchen Vorwand nehmen die Kapitulanten für ihre Kapitulation? Es gibt im wesentlichen 7 davon: a) Die Kapitulanten sagen, die KP stifte „Unruhe". Wir geben zu, daß die KP Unruhe stiftet; die KP stiftet den japanischen Imperialisten Unruhe. Doch um des Widerstandskrieges willen, um der gründlichen Befreiung der chinesischen Nation willen nimmt die KPCh gegenüber allen Freunden des Widerstandskrieges gegen Japan eine klare aufrichtige Haltung ein. Wir sind für das Ausharren im Widerstandskrieg, den japanischen Eindringling bis an die -Ufer des Ya-lu-Flusses zu verjagen, für das Festhalten an der Einheitsfront, für das Festhalten an der Zusammenarbeit der KMT und KPCh, das Festhalten am Fortschritt, das Festhalten an den Drei Volksprinzipien 112 ; diese unsere Haltung wird auf Leben und Tod, von Anfang bis zu Ende unbeirrt eingenommen. Haben die Fakten der letzten Jahre all das nicht bewiesen? Haben wir während des Sian-Zwischenfalls 113 nicht mit aller Anstrengung den Frieden bewahrt; war das etwa, daß die KPCh Unruhe gestiftet hat? Sind Sowjetmacht und Rote Armee keine gute Sache? Doch sie sind es. Doch um der Solidarisierung der Nation willen, gemeinsam gegen Japan zu kämpfen, hat die KPCh, ohne sich zu schonen, die Sowjetmacht abgeschafft, die Rote Armee in die nationale Revolutionsarmee reorganisiert 114 ; ist etwa, wenn die KPCh dem Widerstandskrieg zuliebe diese Unannehmlichkeiten schluckt, das auch Unruhe stiften? In den letzten beiden Jahren haben die KPCh, die 8. und Neue 4. Armee überall mit den breiten Volksmassen standhaft im Partisanenkrieg hinter dem Feind ausgeharrt, ununterbrochen dem Feind schwere Schläge zugefügt, nacheinander die umfassende „Säuberung" des Feindes, die er in den verschiedenen Widerstandsstützpunktgebieten durchgeführt hat, zerschlagen, ist 112

s. A n m . IV. 68.

113

s. A n m . IV. 19.

114

Das war eine der Bedingungen der K M T , mit der K P C h die Einheitsfront zu bilden.

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das etwa wiederum Unruhe stiften von der K P C h ? Genossen, nur die Japaner sagen, die K P C h stifte Unruhe, aber wenn die Japaner so sagen, fühlen wir uns geehrt. Die Kapitulanten sagen auch, die K P C h stifte Unruhe, doch sie sind nichts weiter als das Sprachrohr der Japaner. b) Die Kapitulanten behaupten, der Widerstandskrieg Chinas sei nur ein Komplott der Sowjetunion, der Widerstandskrieg Chinas kämpfe für die Sowjetunion. Ganz richtig, der japanische Imperialismus hat Ambitionen auf die Sowjetunion. Doch die List der japanischen Eindringlinge hat es ihnen klar gesagt, die mächtige Sowjetunion darf nicht leichtsinnig provoziert werden, das listige Japan wird sicherlich dort angreifen, wo der Widerstand am geringsten ist; deshalb will es vorerst China unterjochen; danach werden dann andere Pläne geschmiedet. Haben nicht all die Fakten des Widerstandskrieges in den zwei Jahren, der unveränderliche Grundkurs der japanischen Aggression gegen China, die Nachrichten, daß die Japaner die Sowjetunion neulich erniedrigend um Waffenruhe gebeten haben, konkret die Korrektheit dieser Thesen bewiesen? Generalissimus Chiang 1 1 5 hat in einer „Widerlegung der Proklamation von K o n o e " schon längst darauf hingewiesen, daß der Vorwand der Kapitulanten nicht ausreicht, ihn glaubhaft zu machen. Vom Staatsprinzip der Sowjetunion aus betrachtet, von ihrer Hilfe für China aus betrachtet, die sie nach der erfolgreichen Revolution für China geleistet hat, besonders während des Widerstandskrieges, von der Haltung des sowjetischen Staatschefs Stalin und von Molotow aus betrachtet, die sie letztlich in ihrer Rede zum Ausdruck gebracht haben, wird sie, was den chinesischen nationalen Befreiungskrieg angeht, ihn sicherlich bis zum Ende unterstützen. Das beweist auch den korrekten Weitblick des Herrn Sun Yat-sen mit seiner Bündnispolitik mit der Sowjetunion 1 1 6 . Solch einem zuverlässigen Freund gegenüber haben wir genug Gründe, ihm zu vertrauen. Neulich haben manche behauptet, da die Sowjetunion nun mit Deutschland Polen „teilen" kann, so kann sie auch mit Japan China „teil e n " . Genossen, dieses Gerede hat überhaupt keine Begründung; zum ersten hat die Sowjetunion nicht mit Deutschland Polen „geteilt"; sie haben von dem Ereignis keinerlei Vereinbarung gehabt; nur weil die polnische Regierung bereits aufgelöst war, als an der sowjetischen Grenze mögliche Gefahren entstanden, als das Brudervolk der Sowjetunion, die Ukrainer und Weißrussen in N o t gerieten, ist die Sowjetunion, um sich zu schützen, um 115

„Widerlegung der Verkündung von K o n o e " — Chiang Kai-shek. s. A n m . IV. 105 und 147.

116

Bündnispolitik mit der Sowjetunion (26.

1. 1923—Jan.

1924). s.

Brand—Fairbank—

S c h w a n z : D e r Kommunismus in China, eine Dokumentargeschichte, S. 48, München 1955.

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ihr Volk zu schützen, einmarschiert; ist das etwa eine „Teilung" Polens? Geschweige denn China ist anders als Polen: Polen ist ein halbfaschistisches Land, China ein halbkoloniales Land; Polen hat eine reaktionäre Regierung, China eine Widerstandsregierung gegen Japan, in Polen herrschen Teilung, Zersplitterung, in China hat sich die ganze Nation solidarisiert, gemeinsam gegen Japan zu kämpfen; Polen bezeichnet sich selbst als Avantgarde des Anti-Kommunismus, Anti-Sowjetismus, China hat nach dem Testament des Herrn Sun Yat-sen die Politik des Bündnisses mit der Sowjetunion, des Bündnisses mit den Kommunisten ergriffen; Polen ist England und Frankreich untergeordnet und führt einen imperialistischen Krieg, China führt gerade souverän einen nationalen Befreiungskrieg. Die Sowjetunion wird ein Land wie das chinesische, von welcher Seite aus man es auch betrachtet, sicherlich allseitig im Widerstandskrieg bis zum Ende unterstützen. Es gibt wiederum Leute, die sagen, die Sowjetunion hat mit Japan ein Waffenstillstands-Abkommen vereinbart 1 1 7 ; die K P C h kann auch mit Japan ein Waffenstillstands-Abkommen vereinbaren. Genossen, das ist ein sinnloses Geschwätz. Was für ein Land ist die Sowjetunion, was für ein Land ist wiederum China, die Sowjetunion ist ein gerade im friedlichen Aufbau befindlicher sozialistischer Staat; sie hat es nicht nötig, ein anderes Land anzugreifen. Früher hat Japan sie unentwegt provoziert; die Sowjetunion hat um des Selbstschutzes willen kräftig zurückgeschlagen; nun will Japan reumütig um Waffenruhe bitten; weshalb soll die Sowjetunion das nicht gewähren? China ist ein halbkoloniales Land; seit vielen Jahren wurde es von den Imperialisten verschmäht; gegenwärtig ist die Hälfte seines Territoriums unter dem Hufeisen des japanischen Eindringlings verwüstet; wer zu dieser Stunde über den Waffenstillstand verhandelt, der ist gewillt, sein Land unterjochen zu lassen. Die K P C h ist in solch einem China eine Partei in einem halbkolonialen Land; ihre historische Aufgabe ist es, das Werk der nationalen Befreiung entschlossen bis zu Ende gründlich durchzuführen, bis man den japanischen Eindringling vom Ufer des Yalu-Flusses vertrieben, eine demokratische Republik der Drei Volksprinzipien errichtet hat. c) Die Kapitulanten reden von Finanzschwierigkeiten: Genossen, ein Land so groß und reich an Ressourcen wie China kann, wenn man eine richtige Finanz- und Wirtschaftspolitik treibt, überhaupt keine Finanzschwierigkeiten haben. U m nur das eine zu erwähnen, im „Widerstand117

Gemeint sind das Abkommen über die Einstellung der Kampfhandlungen im Raum von Chalchin-Gol, im Sept. 1939 in Moskau unterzeichnet, sowie das Abkommen über die Einstellung der Kampfhandlungen im Gebiet des Chassan-Sees, am 11. Aug. 1938 in Moskau unterzeichnet, s. Shigemitsu: S. 161 —163.

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und-Aufbau-Programm" 118 steht doch ausführlich: Wer Geld hat, zahlt, wer Kraft hat, dient. Diejenigen, die Kraft haben, haben bereits viel Kraft aufgeopfert, und sie werden in Zukunft weiter zu Diensten stehen. Aber was ist mit denen, die Geld haben? Außer wenigen Ausnahmen sehe ich nur, daß sie großes Kapital im Ausland aufbewahren und noch Zinsen dazu zahlen; sie kaufen fremde Währung, manipulieren das gesetzliche Zahlungsmittel, machen große Spekulationen. Genossen, diejenigen, die von Finanzschwierigkeiten schreien, sind gerade diese Konsorten. d) Die Kapitulanten sagen, die Gesinnung des Volkes sei kriegsmüde. Ist die Gesinnung des Volkes wirklich kriegsmüde? Falls es das Gesamtziel des Widerstandskrieges ist, die Demokratie zu entfalten, die politische Stellung des Volkes zu heben, das Volkswohl zu verbessern, die wirtschaftliche Stellung des Volkes zu heben, bin ich überzeugt, daß die Gesinnung des Volkes sicherlich gewillt ist, für den Widerstandskrieg, für die Befreiung der chinesischen Nation bis zu Ende zu kämpfen. Hat die Tatsache, daß das Volk überall in äußerster Not sich stürmisch in den Widerstandskrieg einreiht, das nicht schon bewiesen? Die wirklich Kriegsmüden sind diejenigen, die da schreien, die Gesinnung des Volkes sei kriegsmüde, doch die Gesinnung dieser Leute kann nicht als Gesinnung des menschlichen Wesens betrachtet werden, sondern das ist eine tierische Gesinnung, die die Nation zu verschachern gewillt ist. e) Die Kapitulanten sagen, die Gesinnung der Soldaten sei kriegsmüde. Genossen, ich habe keine Gesinnung von Kriegsmüdigkeit der Soldaten entdeckt; ich sehe nur die Tatsache, daß die chinesischen Soldaten je mehr sie in der zunehmenden Not kämpfen, desto begeisterter wird ihre nationale Empörung, je mehr sie kämpfen, desto tapferer sind sie. Die 8. Armee und die Neue 4. Armee haben sich bereits in dem Bürgerkrieg 10 Jahre lang geschlagen, im Widerstandskrieg gegen Japan wieder 2 Jahre lang gekämpft; bis heute ist noch keine Spur von Kriegsmüdigkeit zu verzeichnen. Entfaltet man die Politarbeit in den Truppen korrekt, intensiviert man die nationale Erziehung korrekt, werden die Truppen umso tapferer, je mehr sie kämpfen; sie werden auf keinen Fall kriegsmüde werden. f) Die Kapitulanten sagen, wir seien ohne internationale Unterstützung. Genossen, hat die Sowjetunion China nicht gerade unterstützt? Unterstützen die breiten progressiven Massen in den kapitalistischen Ländern China nicht? Haben die Kriegsgegner in Feindesland sich nicht mit allen Maßnahmen gegen den Krieg gestellt und China unterstützt? Der chinesische Widerstandskrieg befindet sich in der glorreichen Zeit der Revolution und 118

Das Programm des Widerstandskrieges und Aufbaus der Nation, s. A n m . IV. 70.

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des Krieges, unser Widerstandskrieg steht nicht allein da. Falls China aus eigener Kraft existieren und den Widerstandskrieg durchhalten kann, wird die internationale Hilfe mit der Zeit zunehmen. g) Die Kapitulanten sagen, der Feind sei zu stark. Gewiß, das ist eine Tatsache, der Feind ist tatsächlich stärker als wir. Der Fehler der Kapitulanten liegt nicht darin, daß sie erkannten, der Feind ist stärker als wir, sondern darin, daß sie das Verhältnis von stark und schwach als unveränderlich betrachten. Der zweijährige Widerstandskrieg hat allmählich bewiesen; die Kraft des Feindes nimmt täglich ab, die unsere nimmt täglich zu. Obwohl im Stärkeverhältnis zwischen dem Feind und uns augenblicklich noch keine wesentliche Änderung zu verzeichnen ist, werden wir doch sicherlich, wenn wir im langandauernden Krieg nur ausharren, schwach in stark umwandeln. Genossen, das obige sind die 7 Vorwände der Kapitulanten; sie reichen ganz und gar nicht aus als Grund zur Kapitulation. Wir müssen mit konkreten Tatbeständen ihre Vorwände entlarven, wir müssen jedem verständlich machen, daß die Kapitulanten „nur wegen der Kapitulation kapitulieren wollen"; das gesamte Volk muß ihre Intrige völlig erkennen. 6. Welche Maßnahmen haben die Kapitulanten ergriffen, um die Kapitulation durchzuführen? Sie haben die Form des „Münchens im Osten" 1 1 9 ergriffen. Der Inhalt des „Münchens im Osten" ist: a) Japan fordert die Kapitulation Chinas, b) England, Amerika und Frankreich geben den Japanern nach, c) die Kapitulanten Chinas unterwerfen sich. Sie können in einem Zeitabschnitt hiermit ihr Kapitulationsgesicht verbergen, die anderen täuschen, doch diese Täuschung kann nie lange wirken; ihr wahres Kapitulationsgesicht wird schließlich durch die Tatsachen entlarvt. II. China wird, bei der neuen internationalen Lage, in seinem Widerstandskrieg nie Kompromisse schließen, und unter der Bedingung, daß der japanische Eindringling immer mehr in Bedrängnis gerät, ist (der Widerstandskrieg) im wesentlichen schon in die Phase der Unentschiedenheit getreten. 119

„München im Osten". Im Abkommen von München im Sept. 1938 wurde die Tschechoslowakei von England und Frankreich an Deutschland verschachert, um als Gegenpreis den Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion zu erkaufen. Mit München im Osten ist gemeint, daß die englische, amerikanische und französische Regierung damals planten, mit den chinesischen Friedenspredigern und mit den Japanern insgeheim über eine sogenannte internationale pazifische Konferenz auf Kosten Chinas zu einem Abkommen zu kommen, um gegen Rußland vorzugehen. Die öffentliche Meinung bezeichnete diese Pläne als München im Osten.

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1. Nach der Unterstützung des Nichtangriffspaktes zwischen der Sowjetunion und Deutschland 1 2 0 ist eine neue internationale Lage entstanden; mit Deutschland, Italien und Japan als Grundlage ist der Aggressionsfront durch die Unterschrift unter diesen Pakt ein schwerer Schlag versetzt worden. Anderseits hat die Friedenspolitik der Sowjetunion einen großen Erfolg errungen. Der japanische Imperialismus wird immer mehr in die Isolation gedrängt; die westliche Sorge der Sowjetunion ist vermindert, das bedeutet gleichzeitig, seine Wachsamkeit im Osten gegen Japan ist verstärkt worden. Der zweite imperialistische Krieg ist in ein neues Stadium getreten; England und Frankreich sind bereits in die Strudel des Krieges hineingezogen. Unter diesen neuen internationalen Bedingungen, unter der Bedingung, daß China nie Kompromisse schließt und daß Japan noch mehr in Bedrängnis gerät, können wir sagen: Der chinesische Widerstandskrieg ist im wesentlichen schon in die Unentschiedenheit getreten. 2. Doch das Kräfteverhältnis zwischen China und Japan hat sich noch nicht grundsätzlich geändert; der Feind ist stark, und wir sind schwach, ist immer noch eine Tatsache; was man mit dem im wesentlichen schon in die Unentschiedenheit Getreten meint, bedeutet, unter der Koordination der neuen internationalen Lage ist der Feind nicht mehr imstande, großangelegte strategische Angriffe durchzuführen, und wir hingegen haben den großangelegten strategischen Rückzug abgeschlossen. Doch in kleinem Umfang zu taktischen Angriffen zur Besetzung einiger Ortschaften ist der Feind noch imstande. Unsere Städte, wie Ch'angsha, Si-an, Sha-shih, Ich'ang, möchte der Feind noch angreifen; die Gefahr, vom Feind eingenommen zu werden, besteht immer noch. 3. Ein großes Gebiet, zahlreiche Menschen, im Besitz von einem großen Hinterland, so kann man gewiß durchhalten. Doch ein kleines Gebiet, wenig Menschen, da kann man auch aushalten; Hauptbedingungen sind stabile Stellungen, eine vorzügliche Qualität. Nach den Erfahrungen der Vergangenheit ist bewiesen: Wenn die politische Qualität vorzüglich ist, wenn man fest solidarisiert ist, kann man einem mächtigen Feind gegenüber lange ausharren. Gegenwärtig nutzt der Feind die Eisenbahnstrecken, Autostraßen und Städte aus, Stützpunkte und Blockadelinien aufzubauen; dennoch sind wir imstande, langanhaltend auszuharren. III. Die Hauptaufgabe der gesamten Nation in der Gegenwart muß sein: die Uberwindung der Gefahren der Kapitulation und Kompromisse, im Widerstandskrieg ausharren, die Solidarität festigen, den Fortschritt aufrechterhalten, die Gegenoffensive vorbereiten. 120

Der sowjetisch-deutsche Nichtangriffspakt wurde am 23. Aug. 1939 abgeschlossen.

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1. Genossen, im Augenblick ist die vor dem Angesicht der gesamten Nation ausgebreitete Aufgabe, alle Maßnahmen auszuschöpfen, um die Hauptgefahren der Kapitulation und der Kompromisse zu überwinden. U m dieses Ziel zu erreichen, müssen wir vorerst alle progressiven Elemente solidarisieren, vor dem Angesicht der breiten Massen die Intrige der anlockenden Kapitulation des japanischen Eindringlings entlarven, die Politik der internationalen Reaktionäre, China zu opfern, entlarven, die Vorwände der Kapitulanten entlarven und klar und deutlich darauf hinweisen, daß „Anti-Kommunismus" identisch ist mit der Vorbereitungsarbeit für Kapitulation und Kompromisse. Zweitens muß man die Massen tiefgreifend mobilisieren, die Demokratie praktizieren, die breiten Volksmassen zur Antikapitulation, zur Anti-Wang-Bewegung entfachen. Die ganze Nation muß bereit sein, unter welcher Situation auch immer, mit all ihren Kräften im Widerstandskrieg auszuharren, die Solidarität zu festigen, den Fortschritt aufrechtzuerhalten, an den Drei Volksprinzipien festzuhalten, bis man den japanischen Eindringling von den Ufern des Ya-lu-Flusses vertrieben hat. Das ist die dringendste Aufgabe in unserer Gegenwart; das ist gleichzeitig auch die konkrete Arbeit, nachdem der Widerstandskrieg im wesentlichen in die Unentschiedenheit eingetreten ist, für die Vorbereitung zur Gegenoffensive. 2. In der Einschätzung der möglichen Kapitulation und Kompromisse sind wir keine Phantasten, die nicht von den Tatsachen ausgehen; wir dürfen nie hoffen, daß nur eine einzige Person aus dem Lager des Widerstandskrieges kapituliert; die von der historischen Tradition beeinflußte politische Konstruktion erlaubt uns nicht, solche Hoffnungen zu hegen. Auch wenn einige kapitulieren und Kompromisse schließen wollen, unser Widerstandskrieg wird dennoch weitergeführt; das ist hauptsächlich auf folgende Gründe zurückzuführen: a) Die Mehrzahl des chinesischen Volkes will den Widerstandskrieg bis zu Ende führen. Sie weiß, nur über die Befreiung der Nation kann erst über persönliche Befreiung gesprochen werden. Die Erfahrungen der Vergangenheit haben sie gelehrt, daß man nur solidarisch gegen Japan Widerstand leisten und nicht gespalten kapitulieren darf. b) Die wirklich progressiven Kräfte des Widerstandskrieges werden sicherlich im Widerstandskrieg bis zu Ende ausharren; diese Kräfte sind verhältnismäßig stark. c) Die Welt in der Gegenwart ist anders als zu irgendeiner Zeit davor; jetzt ist die Epoche der Revolution und des Krieges. Die revolutionäre Kraft wächst täglich; in der Welt dämmert bereits die glorreiche Zukunft;

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das ist von anderen Nachkriegszeiten eines imperialistischen Krieges in der Vergangenheit, wo begrenzte Stabilität herrschte, verschieden. d) Die Existenz und die Stärke der Sowjetunion haben die chinesische Volksbefreiung zur Zuversicht ermuntert; sie wird bis zu Ende den Widerstandskrieg Chinas unterstützen. e) Die japanischen Imperialisten befinden sich bereits am Vorabend des Zusammenbruchs, der Tenno Japans wird eines Tages in den Zaren von Rußland verwandelt; der chinesische Widerstandskrieg kämpft nicht nur für seine eigene Souveränität und Befreiung Chinas, sondern er wird womöglich für das japanische Volk eine demokratische Republik Japan anbahnen. Nach den obigen Gründen haben wir gesagt, auch wenn es Tatsache wäre, daß manche Kapitulanten kapitulieren und Kompromisse machten, wird unser Widerstandskrieg dennoch weitergeführt, und er hat Zukunft. 3. Im Widerstandskrieg in Nordchina auszuharren, ist die konkrete Arbeit, die Intrige der Kapitulation und der Kompromisse mancher Elemente zu zertrümmern. Nordchina ist eine wichtige Basis, woraus das verlorengegangene Territorium wieder zurückerobert werden kann; falls wir dort nicht ausharren und Nordchina dem Feind überlassen, wird der Feind dann die riesigen Menschenkräfte und Ressourcen Nordchinas ausnutzen, mit der Politik, „mit dem Krieg den Krieg unterstützen" 121 , ganz China unterjochen; der Widerstandskrieg ist damit nicht mehr durchzuhalten. Will man deshalb im Widerstandskrieg in ganz China ausharren, muß man in ihm in Nordchina ausharren. Unser heutiges Ausharren in Nordchina hat bereits die Siegeszuversicht der ganzen Nation erheblich gehoben, doch zur Zertrümmerung der Intrigen von Kapitulation und Kompromissen müssen wir noch intensiver voranschreiten. Wir müssen dem Volk im ganzen Lande konkrete Tatsachen zeigen, daß wir bestimmt siegen können; nur so können wir die Vorwände der Kapitulanten gründlich entlarven. Wir müssen Nordchina zum Modell der standhaften Einheitsfront, der standhaften Zusammenarbeit der KMT und KPCh, der standhaften Drei Volksprinzipien, des standhaften Fortschritts aufbauen. Wir sind in der Lage, das auszuführen; wenn wir nur das aufgeführt haben, werden wir sicherlich imstande sein, im Widerstandskrieg in Nordchina bis zu Ende auszuharren und sicherlich den Endsieg zu erringen.

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Die japanischen Armeen plünderten die besetzten Gebiete Chinas schonungslos aus, um die Bedürfnisse ihres Aggressionskrieges auf diese Weise zu befriedigen, d. h. die notwendigen Waren und Rohstoffe an Ort und Stelle aufzubringen. Eben diese Politik nannten die japanischen Militaristen „mit dem Krieg den Krieg unterstützen".

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IV. Der in ein neues Stadium eingetretene Krieg in Nordchina 1. Die Besonderheit der nordchinesischen Kriegslage a) Das Wesentliche, was der Feind im gesamten Nordchina in Besitz nahm, sind die großen Städte und Verkehrslinien; was in unserem Besitz ist, sind Dörfer und kleine Städte. Die großen Städte und wichtigen Verkehrslinien des Feindes kreisten uns ein; unsere Dörfer und kleinen Städte umkreisten wiederum den Feind; das ist, was Genosse Mao Tse-tung im Aufsatz „ U b e r den langandauernden K r i e g " 1 2 2 mit einer ineinander verhakten Lage meint. Die Dörfer Chinas unterscheiden sich von denen der kapitalistisch entwickelten Länder; sie sind im allgemeinen imstande, unabhängig von den großen Städten zu existieren. Die Erfahrung der Vergangenheit hat bewiesen, daß die Dörfer imstande sind, allein durchzuhalten. b) Nordchina hat eine große Fläche und eine Vielzahl von Bewohnern; da der Feind keine ausreichenden Streitkräfte besitzt, ist es ihm absolut unmöglich, gleichzeitig in ganz Nordchina die „Säuberungsaktion" durchzuführen. Deshalb bedient er sich der gebietsweise getrennten „Säuberung". Seit September des Vorjahres, als der Feind im Grenzgebiet Chinch'a-Yi die „Säuberung" durchzuführen begann, hatte er bereits ein Jahr lang die Maßnahme der gebietsweise getrennten „Säuberung" ergriffen; wir nützen die Schwäche des Feindes — nicht imstande zu sein, gleichzeitig alle Widerstandsstützpunkte zu „säubern" —, eine koordinierte Wirkung herbeizuführen, indem die anderen Gebiete, wenn der Feind das eine Gebiet angreift, dieses unterstützen. Wenn zum Beispiel das eine Gebiet eine Gegeneinkreisung hervorruft, so werden die Gebiete um es herum den Feind verfolgen und ihn einkreisen; das nennt man „ D i e Vereinigung von Einkreisung und Gegeneinkreisung", damit der Feind von vorn und hinten attackiert wird. c) Während der ununterbrochenen „Säuberungsaktionen" des Feindes ergreifen wir unterschiedliche militärische und politische Maßnahmen, um ihm zu begegnen. Der Krieg ist täglich ernsthafter, unsere Erfahrung ist täglich umso reichhaltiger, die Verluste des Feindes sind sicherlich täglich größer. Wenn der Feind bei der Säuberungsaktion ein bestimmtes Ausmaß an Verlusten zu verzeichnen hat, obendrein durch die Ermattung, wird er sich unweigerlich in die Verkehrslinien oder Stützpunkte zurückziehen und ausruhen, um sich für die nächsten Angriffe vorzubereiten. Wir werden diese Zeit ausnützen, uns auszuruhen und zu reorganisieren, unsere Kräfte zu verstärken, unsere Gebiete zu vergrößern, um uns vorzubereiten, der 122

M a o : A W . B d . 2, S. 1 3 3 - 2 4 6 : Ü b e r den langdauernden Krieg. (Ostberlin).

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nächsten Attacke des Feindes zu begegnen; das nennt man die Lage der taktischen Unentschiedenheit. Auf Grund der nunmehr gespannten Kriegslage wird sich das Gebiet der Unentschiedenheit möglichenfalls verkürzen; doch was auch geschehe, die Lage der taktischen Unentschiedenheit wird heute, wird in der Zukunft bestimmt vorhanden sein. d) Wenn der Feind angreift und auf großen Widerstand stößt und schwerwiegende Attacken einsteckt, so wird er die Taktik, Schritt um Schritt sicher vorwärtsgehen, ergreifen. Wenn er auf keinen nennenswerten Widerstand stößt, so wird er sprunghaft vorrücken, als ob er ohne Hindernis eindringt, kreuz und quer alles niederwalzen. Die Anwendung von Taktik und Schlacht ist beim Feind ziemlich elastisch. Im Gebiet, wo unsere Hauptstreitkraft vorhanden ist, geht der Angriff des Feindes langsam vor sich, im Gebiet, wo unsere Hauptstreitkraft nicht vorhanden ist, dringt er schnell voran. Allgemein gesagt, wir sollen hauptsächlich ein Bataillon des Feindes vernichten, damit er mindestens eine Brigade als Einheit verwendet, für jede Marschkolonne zum Angriff; falls er weniger als diese Anzahl von Soldaten einsetzt, wie z. B . mit der Kompanie als Einheit, so kann er aus einer Division -zig Marschkolonnen ausschicken, die uns erhebliche Schwierigkeiten zufügen werden. e) Durch die langanhaltenden Einkreisungen und „Säuberungen" des Feindes haben sich die von ihm besetzten Stützpunkte und Verkehrslinien allmählich vermehrt und eine verhältnismäßig dichtere Verbindung als zuvor hergestellt; das ist für uns ungünstig. Doch anderseits sind seine Streitkräfte dadurch umsomehr dezentralisiert, umsomehr ermüdet; das hat die Bequemlichkeit für uns, ihn zu attackieren, verstärkt, den Empfang unserer Zersetzungspropaganda erleichtert. Aber unter solchen Umständen ist die Beweglichkeit unserer großen Kontingente äußerst schwierig, die Notwendigkeit des Partisanenkrieges, regionalen Krieges und MarschKolonnen-Krieges muß zunehmen. U m dieser Notwendigkeit zu entsprechen, ist es äußerst notwendig, die selbständige Kriegsführung eines Kaders im Range der Regimenter, Bataillone und Kompanien in großem Maß auszubilden. f) Der nordchinesische Krieg ist langfristig und hartnäckig, Zahn auf Zahn verhakt, wie eine Säge hin- und hergezogen. Solche Phänomene werden verhältnismäßig lange fortdauern; bis zum Stadium der strategischen Offensive werden sie sich nicht ändern. Das ist eine Entdeckung des chinesischen Widerstandskrieges; das gibt es weder in der Geschichte noch heutigentags in irgendeinem anderen Land.

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2. Wie man langfristig im Widerstandskrieg hinter dem Feind ausharren kann a) U m im Widerstandskrieg in Nordchina langfristig hinter dem Feind auszuharren, muß man vorerst elitäre reguläre Truppen und allgemeine Partisanentruppen haben; die Qualität der regulären Truppen muß gut sein; hiermit ist hauptsächlich die politische Qualität gemeint. Zweitens müssen wir, um im Widerstandskrieg langfristig hinter dem Feind auszuharren, allgemeine örtliche bewaffnete Kräfte haben; jedem abgelegenen D o r f müssen seine eigenen Gewehre zur Verfügung stehen, einerseits den Sonderverband des Feindes abzuwehren und ständig dem Feind Störaktionen zuzufügen; anderseits können sie die Verräter unterdrücken; solche örtlichen bewaffneten Kräfte werden allmählich zu lokalen Soldaten der Arbeiter- und Bauernklasse erweitert; nach einem gewissen Entwicklungsgrad kann man sie in die regulären Truppen eingliedern; doch es muß vermieden werden, sie vorzeitig einzugliedern, und man darf sie auch nicht einfach einverleiben. b) U m langfristig im Widerstandskrieg hinter dem Feind auszuharren, muß es noch eine Widerstandsregierung der Drei Volksprinzipien geben; diese Regierung ist eine nationalistische Widerstandsregierung gegen Japan; sie muß entschlossen im Widerstandskrieg bis zu Ende ausharren; diese Regierung ist eine demokratische Regierung; sie muß die Demokratie praktizieren; diese Regierung ist eine Volkswohlstands-Regierung; sie muß den Lebensstandard des Volkes angemessen verbessern. Die Bauern sind die fundamentale Kraft, im Widerstandskrieg hinter dem Feind auszuharren; sie nehmen mehr als 8 0 % der Bevölkerung ein; nur wenn diese Regierung völlig die Interessen dieser Grundmassen berücksichtigt, kann sie erst als wirkliche Widerstandsregierung gerechnet werden. c) U m im Widerstandskrieg langfristig hinter dem Feind auszuharren, muß außerdem noch die gesamte Bevölkerung mobilisiert, organisiert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, muß man elastisch verschiedene Formen und Maßnahmen ergreifen, egal, ob es sich um feindliche Besatzungsgebiete oder unsere Gebiete, ob es sich um Männer, Frauen, alt oder jung handelt; sie müssen alle angemessen umfangreich mobilisiert und organisiert werden. Die gegenseitige Koordination der Trinität von Widerstandsarmee, Widerstandsregierung und Widerstandsvolk ist der wichtigste Faktor, langfristig im Widerstandskrieg hinter dem Feind auszuharren. d) U m langfristig im Widerstandskrieg hinter dem Feind auszuharren, muß man ferner noch mit einkalkulieren, daß der Widerstandskrieg in Zukunft möglichenfalls noch schwieriger wird. Im Widerstandskrieg hinter dem Feind auszuharren, darf man sich nicht nur auf die Unterstützung von

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außen stützen; in der Armee ist jeder Soldat nicht nur ein Kämpfer, Organisator, Propagandist, sondern muß gleichzeitig auch ein Produzent sein 123 ; hinter dem Feind muß man nicht nur kleine Anlagen von Maschinenwerkstätten errichten, sondern gleichzeitig auch das Handwerk und bäuerliche Familienbetriebe für Nebenprodukte fördern. Nur durch Ausschöpfung aller Maßnahmen, die Produktion voranzutreiben, kann man sich erst hinter dem Feind langfristig mit ihm verwickeln. Ferner muß man die Ausrottung der Verräter intensivieren, die Intrigen des Feindes bekämpfen. Das politische Bewußtsein der Massen muß gehoben, eine fieberhafte Ausrottung der Verräter unter den Massen geschaffen werden. Zwischen Armee und Partei sowie Gruppierungen des Widerstandskrieges muß die Wachsamkeit intensiviert werden; laßt die Verräter nicht in unsere Reihen eindringen. Die Tatsache, daß die Verräter in das Lager des Widerstandskrieges eingesickert sind, ist bereits wiederholt in Erscheinung getreten. 3. Einige Probleme der militärischen Führungsorgane a) Erstens: Führungsprinzip 1. Ein Grund- und Allgemeinprinzip der militärischen Führung ist, sich zu erhalten und den Feind zu vernichten. Dieses Prinzip ist zwar an sich äußerst klar und deutlich, doch bei Anwendung ist es aber nicht unbedingt so. Manche werden, um sich selbst zu erhalten, keine Maßnahmen ergreifen, den Feind zu vernichten, und schließlich werden sie sogar sich selbst nicht erhalten können. Hinter dem Feind kann man sich selbst nicht erhalten, ohne den Feind zu attackieren. Nur wenn man den Feind in Furcht gestürzt hat, hat man erst Gelegenheit zu existieren und auszuruhen. Es gibt Leute, die die 8. Armee tadeln, daß sie nur herumschweift und nicht kämpft; falls die 8. Armee wirklich nur herumschweifen und nicht kämpfen würde, so könnte sie sich schon längst nicht mehr in Nordchina aufhalten, geschweige denn sich entwickeln. 2. Das Kampfführungsprinzip hinter dem Feind ist grundsätzlich die Partisanenkriegsführung; doch unter günstigen Bedingungen wird der Bewegungskrieg nicht außer acht gelassen; prinzipiell ist der Feind zu vernichten; aber wir werden auch nie eine mögliche Chance weglassen, den Feind zu vernichten. Bei der Durchführung eines langfristigen Krieges hinter dem 123

Die Aufgaben der 8. Armee sind: Kämpfer, Organisator, Propagandist und Produzent (die letzte Aufgabe war bei der Roten Arbeiter- und Bauernarmee noch nicht vorhanden, s. Anm. III. 37).

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Feind ohne eigenes Hinterland ist die materielle Versorgung äußerst schwierig; obendrein ist unsere Kampftechnik dem Gegner unterlegen; deshalb ist es unangemessen, das Führungsprinzip des Bewegungskrieges zu ergreifen. Falls wir in dieser Situation Bewegungskrieg durchführen, schaffen wir dem Feind gerade die Bedingung, uns zu vernichten. Der Partisanenkrieg versetzt dem Feind ständig Schläge, nützt ihn ab, sammelt die kleinen Siege zum großen Sieg und hat eine große Wirkung. Der Bewegungskrieg wird unter günstigen Bedingungen den Feind vernichten; der Partisanenkrieg hilft, dem Bewegungskrieg die günstigen Bedingungen zu schaffen. 3. Bestrebt sein, das Prinzip einzuhalten, aktiv die Initiative zu ergreifen, die Passivität zu vermeiden; das weiß beinahe jeder, doch nicht jeder kann das einhalten. Wenn der Feind kommt und wir die Streitkräfte einteilen, ihm den Zugang zu verwehren, das ist passiv, das ist das schlimmste, was man im Krieg hinter dem Feind vermeiden muß. Doch bei uns tun viele Leute gerade das; ein guter Kommandeur muß nicht nur bestrebt sein, die Initiative zu ergreifen, Passivität zu vermeiden; sondern auch imstande sein, den Feind zu manipulieren, geschickt sein, von der Passivität in die Aktivität überzugehen. Damit dieser Schritt bewerkstelligt wird, hängt gewiß von der Begabung des Kommandeurs ab, doch vielmehr von der guten Qualität der Truppen. Die Allgemeinheit sieht, daß Napoleon ständig siegte, und meint, daß er ein guter Kommandeur sei, weiß aber nicht, daß er, falls er nicht die Bauernarmee hätte, die aus der bourgeoisen Revolution Frankreichs Vorteile erlangt hat, nicht hätte dermaßen siegen können. Falls die heutigen Truppen während des Widerstandskrieges ständig die Initiative ergreifen möchten, müssen vorerst wunschgemäß dirigierbare, gut qualifizierte — besonders politisch — Truppen vorhanden sein; anderseits müssen sich die Kommandeure vom sturen Einpauken von Kriegstheorien freimachen; sie müssen wirklich aus den konkreten Umständen der Gegenwart, aus der Gesetzmäßigkeit des Sino-japanischen Krieges, die wirklich initiative, elastische Strategie und Taktik des Widerstandskrieges erforschen. Nur einer solchen Strategie und Taktik ist es möglich, den gerissenen japanischen Eindringling langfristig zu verwickeln. 4. Bei den Einkreisungs- und „Säuberungs-"Aktionen des Feindes ergreifen wir das Prinzip der inneren und äußeren Kampflinien-Taktik 1 2 4 . Obwohl wir uns in der Position der inneren Kampflinie befinden, dürfen wir uns trotzdem nicht an diese Lage fesseln. Unser Ziel ist, den Feind zu 124

Das Prinzip der inneren und äußeren Kampflinie T a k t i k , s. M a o : A W . B d . 2, S. 1 8 1 . U b e r den langdauernden Krieg (52). (Ostberlin).

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veranlassen, mit der Zangenbewegung ins Leere zu schlagen, bei der feindlichen Bewegung ihre schwachen Punkte ausfindig zu machen und unsere Hauptkräfte zu konzentrieren, eine oder mehrere Marschrouten zu vernichten. Falls alle feindlichen Marschrouten bereits in die kritische Linie eingedrungen sind und keine Schwäche gezeigt haben, dann müssen wir ohne das geringste Zögern die Stellung entschlossen wechseln; wir müssen vermeiden, irgendwie in eine Kampfhandlung hineingezwungen zu werden; wir müssen mit unserer initiativen Bewegung die Anordnung des Feindes verändern, um günstige Bedingungen für uns zu schaffen. 5. Ein guter Kommandeur muß reich an Spontaneität sein, sich spontan mit den befreundeten Truppen koordinieren, spontan den Feind attackieren. Der Kommandeur darf nicht nur den eigenen engen Rahmen berücksichtigen, sondern er muß die ganze Lage berücksichtigen. Wenn die gemeinsamen Kampfgenossen der befreundeten Truppen in Schwierigkeiten geraten, muß man sich, ohne auf den Befehl zu warten, auf eigene Faust dorthin begeben, ihnen zu helfen, sonst ist man auch selbst der Geschädigte. 6. Der Kommandeur der oberen Instanz muß der unteren großzügige Beweglichkeit geben, sie nicht veranlassen, in allem auf den Befehl zu warten. Unter den Umständen, hinter dem Feind zu kämpfen, werden, falls man in allem auf den Befehl wartet, viele günstige Gelegenheiten verlorengehen, den Feind zu schlagen; die obere Instanz darf auch nicht, wenn die untere durch ihre freie Entscheidung bei der Vernichtung des Feindes hat Schaden einstecken müssen, übertrieben tadeln, sondern muß zu solchen Aktionen ermuntern. Ferner dürfen die Befehle von oben nach unten nicht übertrieben starr sein; es muß eine großzügige freie Beweglichkeit eingeräumt sein. Im allgemeinen ist es das beste, nur Anweisungen zu geben. Die Berichte von unten nach oben müssen ehrlich sein, damit der oberen Instanz auf Grund dessen eine korrekte Einschätzung der gesamten Lage ermöglicht werden kann. Das Übel der Vergangenheit, die obere Instanz durch falsche Berichte zu täuschen, muß gründlich abgeschafft werden.

b) Zweitens: Prinzip der taktischen Führung 1. Überfall ist die Hauptkampfmaßnahme a) Bevor man mit dem Feind in Kontakt kommt, muß man sich verborgen in Deckung halten, damit der Feind einen nicht bemerkt; sowie der Kontakt entstanden ist, muß man sich spontan in die Kampfhandlung stürzen, mit aufgepflanztem Bajonett stürmen, sich mit dem Feind in wilde Kämpfe verwickeln, damit die überlegenen Waffen des Feindes nicht zur Geltung kommen können.

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ß) Die Feuerkraft muß mit der Bewegung eng koordiniert werden, d . h . , bei der Bewegung muß die Feuerkraft konzentriert auf den Angriffspunkt gerichtet werden, doch im allgemeinen soll das Feuervorbereitungsstadium vor der Aktion vermieden werden. Nach unserer Erfahrung ist das Feuervorbereitungsstadium in einer Armee, die ungenügend vorbereitet ist, bei einer gut vorbereiteten Armee wie dem Gegner, besonders in ÜberfallAktionen, ungünstig. Y) Wenn ein Überfall unwirksam ist, nach der Einschätzung keinen Erfolg verspricht, muß man sich initiativ elastisch aus der Kampfhandlung rechtzeitig zurückziehen. Man darf auch nicht 3mal hintereinander auf einen bestimmten Angriffspunkt stürmen; falls man nach dreimaligem Stürmen keinen Erfolg hat, muß man nach einem anderen schwachen Punkt suchen. Wo es Erfolg verspricht, darf man die Chance nicht aufgeben, sondern muß entschieden den Feind vernichten. 6) Störaktion ist nicht gleich Uberfall. Das Ziel der Störaktion ist es, den Feind zu stören, während es das des Uberfalls ist, den Feind zu vernichten. Doch bietet sich bei Störaktionen Gelegenheit, muß das sofort in einen Uberfall umgewandelt werden; man darf keine Chance verpassen, den Feind zu vernichten. 2. Beim Angriff den schwachen Punkt suchen Der taktische Angriff soll vorerst die schwache Stellung vernichten, die starke Stellung wird somit schwach werden. Falls man zuerst die starke Stellung angreift, sind die Verluste, selbst wenn es gelungen ist, groß, wenn es nicht gelingt, so ist die schwache Stelle stark geworden und ist auch nicht mehr leicht anzugreifen. Was hier mit schwach gemeint ist, ist dort, wo die Streitkräfte des Feindes verhältnismäßig schwach sind, die Ausrüstung verhältnismäßig schwach ist, die Qualität verhältnismäßig schwach ist oder die geographischen Bedingungen ungünstig sind; das sind Anhaltspunkte, die bei der Auswahl von schwachen Punkten berücksichtigt werden müssen. Besonders muß man darauf achten, daß wir, um den Feind zu vernichten, bewahren, daß taktisch die Mehrheit die Minderheit bezwingt; auch wenn die Streitkraft der beiden Partner gleich ist, müssen wir mit einem kleinen Teil den großen Teil des Feindes aufhalten und unseren großen Teil konzentrieren, um einen kleinen Teil des Feindes zu vernichten, so wird es auch bei gleicher Stärke der Streitkraft schließlich doch zu dem Verhältnis kommen, daß wir über die Mehrzahl verfügen.

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3. Aufhalten und Überraschungsschläge a) Aufhalten ist, mit wenig Streitkräften eine Mehrzahl von Feinden an sich ketten, dem Feind den Hauptangriff vorzutäuschen. Deshalb müssen die aufhaltenden Truppen äußerst aktiv sein, den Feind optimal an sich ketten, damit anderseits den Überraschungsschlägen leichter Erfolgt beschieden ist; es handelt sich hier nicht um Scheinangriff. Wenn die aufhaltenden Truppen erkannt haben, wo eine Gelegenheit wahrzunehmen ist, können sie sofort zum Überraschungsangriff übergehen. ß) Beim Überraschungsangriff konzentriert man überlegene Streitkräfte und greift unterlegene Einheiten des Feindes an; das Prinzip, die Mehrheit bezwingt die Minderheit, muß bewahrt werden. Es muß vermieden werden, die Streitkräfte gleichmäßig verteilt anzuwenden; der Sieg einer Schlacht entscheidet sich in einer Hauptrichtung; überall gleiche Rücksicht nehmen, führt schließlich nirgendwo zum Erfolg. 4. Feuerüberfall Der Feuerüberfall findet unter günstigen Bedingungen auf ein gewisses Ziel statt, mit hochgradiger, konzentrierter Feuerkraft dem Feind überraschende Verluste zuzufügen, in einigen Minuten oder Sekunden eine große Feindesmenge zu vernichten bzw. verletzen. Der Feuerüberfall muß aber vorerst eine genaue, ausreichende Vorbereitung haben; die beste Zeit ist es, wenn der Feind sich sammelt, durch einen Engpaß marschiert oder wenn er dabei ist, das Lager zu betreten usw. Falls gemäß der derzeitigen Umstände durch den Feuerüberfall sich eine Situation herausgebildet hat, den Feind möglicherweise zu vernichten, muß man entschlossen zum Angriff übergehen, den Feind zu vernichten. 5. Koordination der Vorsichtsmaßnahmen und Streifendienst Vorsichtsmaßnahmen sind passiv, Streifendienst ist aktiv, beides darf nicht einseitig vernachlässigt werden, sondern muß koordiniert angewendet werden. Allein der Kompanie-, Abteilungs- oder Zug-Wachtposten einer stationierten Truppe reicht nicht aus; er ist auch passiv, negativ. Deshalb muß die Truppe ständig Streifendienst hinausschicken, sich dem Feind anzunähern, ihn zu stören, mit aktiven Maßnahmen den Feind auszukundschaften, geheimnisvoll auftauchen, damit wir über alle Bewegungen des Feindes genauestens informiert sind. Wir müssen mit unserem Streifendienst Sonderverbände und Partisanen des Feindes auslöschen. 6. Den Feind ermatten Wenn der Feind stationiert ist, müssen wir ständig kleine Einheiten hinausschicken, sei es Tag oder Nacht, bei Wind und Wetter, ihn von allen Sei-

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ten zu stören. Mit unseren wenigen Mannschaften ermatten wir die große Anzahl von Feinden; das lohnt sich außerordentlich. Wenn der Feind sich zurückzieht, müssen wir ständig an seinen Flanken stören; so lassen wir den Feind weder beim Ruhen noch Gehen in Ruhe und schaffen damit die Gelegenheit, ihn mit konzentrierter Kraft zu vernichten. 7. Den Feind lähmen Den Feind lähmen ist, zu bewirken, daß er unsere Verhältnisse nicht genau wissen kann und an diesem und jenem zweifelt. Die Hauptmethoden sind: „Am Tage verbergen, nachts bewegen", braucht man nicht weiter zu erörtern; „absichtlich zeigen, rechtzeitig verbergen" ist eben, daß man manchmal absichtlich Maßnahmen anwendet, angesichts des Feindes Stärke, Lage und Absichten von uns zur Schau zu stellen, doch sich rechtzeitig wieder verbirgt; so können wir die Nerven des Feindes verwirren und Bedingungen und Gelegenheiten schaffen, um ihn aktiv zu vernichten. 8. Versteckter Angriffskampf Den versteckten Angriffskampf werde ich aus zeitlichen Gründen nicht viel erörtern; bitte lesen Sie die Zeitschrift „Front" Wiederausgabe Vol. I, herausgegeben vom Generalstab des 18. Armeekorps; dort ist ein Aufsatz, den ich einst über den Grundriß des versteckten Angriffskampfes 125 geschrieben habe. Ich werde hier nur ein paar wichtige Punkte erörtern: a ) Beim versteckten Angriffskampf muß zuerst eine diskrete genaue Planung, muß eine detaillierte Schlachtenanordnung vorhanden sein; ß) Patrouillen beeinflussen den ganzen Erfolg und die Niederlage eines versteckten Angriffskampfes; am besten soll der höchste Kommandant sie persönlich übernehmen; schließlich ist es bei der Auswahl der Lokalität, wo der versteckte Angriffskampf stattfinden soll, am besten dort, wo keine Häuser oder andere Gebäude sind, die der Feind womöglich ausnutzen kann, sich zu verschanzen (denn wir ermangeln der Kanonen; wenn der Feind sich in einem Gebäude verschanzt und hartnäckig Widerstand leistet, wird es uns stets nicht leicht fallen, den Kampf schnell zu beenden). In Orten, wo viele Einwohner sind, ist es auch nicht ideal; selbst wenn die Information streng geheimgehalten wird, ist die Diskretion leicht preisgegeben. Genossen! Meine Rede wird hiermit beschlossen. Die vielen Fragen, die von Ihnen erhoben worden sind, habe ich während der Rede zu beantworten versucht. Ob es korrekt beantwortet ist, darüber hoffe ich mich noch von Kritik belehren zu lassen. 125

Fu-chi (Der versteckte Angriffskampf), P'eng Te-huai „Ch'ien-hsien" (Die Front), Wiederausgabe Vol. 1, herausgegeben vom Generalstab des 18. Armeekorps, s. auch C C T C : 1—4: Taktik des versteckten Kampfes, Tso Chüang, S. 24—34.

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Am Schluß meiner Rede muß schließlich noch mit Nachdruck betont werden, daß sich an der Politik unserer KPCh unter den neuen Bedingungen der internationalen Lage und der neuen Lage des Widerstandskrieges nicht das Geringste ändern wird. Egal, welche Situationen auch immer entstehen, wir werden dennoch im Widerstandskrieg ausharren, entschieden den japanischen Eindringling bis jenseits des Ufers des Ya-lu-Flusses 126 vertreiben, entschieden die Einheitsfront durchhalten, entschieden die langfristige Zusammenarbeit der KMT und KPCh durchhalten, entschieden den Fortschritt, die Drei Volksprinzipien vorantreiben, bis zu Ende für die Errichtung der neuen Republik der 3 Volksprinzipien kämpfen. Wir haben für dieses Ziel in der Vergangenheit gekämpft, für heute ist es genau so, für die Zukunft wird es auch so sein. Unser Werk ist das, was die Interessen des Volkes ganz Chinas vertreten. Ein Werk, das die Interessen des Volkes ganz Chinas vertritt, wird unter der gemeinsamen Anstrengung des Volkes ganz Chinas sicherlich zum Siege führen.

KFHni S. 164

D 39: Beschlüsse über Unterstützung und Vergrößerung der 8. Armee (10. 12. 1939) (Angenommen durch den 2. Kongreß des Grenzgebietes Shen-kan-Ning der KPCh am 10. Dez. 1939)127 Um das Grenzgebiet herum gibt es Angriffe der japanischen Imperialisten, Unterdrückung durch die ultra-reaktionären Elemente; sie wollen von ganzem Herzen das Grenzgebiet vernichten. Die Position des Grenz 126

Bis an das Ufer des Ya-lu-Flusses wird hier unterstrichen. Im Jan. 1939 äußerte sich Chiang Kai-shek auf dem 5. Plenum des ZEK der K M T offen in dem Sinn, daß bei der Losung „Krieg gegen Japan bis zu Ende" mit dem Wort „Ende" „die Wiederherstellung der Lage, wie sie vor den Ereignissen bei der Marco-Polo-Brücke bestand", gemeint sei. Um dieser Einstellung eine Abfuhr zu erteilen, stellte Mao Tse-tung eigens klar, das W o r t „Ende" bedeute: den Ya-lu zu erreichen und alle verlorenen Territorien zurückzugewinnen.

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Der 2. Kongreß des Grenzgebietes Shen-kan-ning der KPCh, 10. Dez. 1939.

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gebietes ist in äußerster Gefahr; sie ist nicht konsolidiert. U m dieser Gefahr zu entrinnen, um unser Grenzgebiet zu schützen, ist der Kongreß zu der Erkenntnis gekommen, daß wir das ganze Volk des Grenzgebietes mobilisieren, die Bewegung zur Unterstützung und Vergrößerung der 8. Armee eifrig vorantreiben und die folgende Arbeit entschieden durchführen müssen: 1. Förderung der Zuneigung der lokalen Partei- und Regierungsangehörigen und des Volkes zur 8. Armee. Sich gegen die Erscheinungen von Teilnahmslosigkeit stellen, die 8. Armee zu vergrößern und zu stärken, ferner gegen feindselige zerstörerische Tätigkeiten der Grundbesitzer und reichen Bauern gegenüber der 8. Armee. 2. Mobilisierung des Volkes zum Eintritt in die 8. Armee. Vor dem kommenden März beenden wir die Aufgabe der Eingliederung von 3500 neuen Kämpfern in die 8. Armee und garantieren deren einwandfreie Q u a lität. 3. Striktes Einhalten des Gesetzes zur Rückkehr in die T r u p p e 1 2 8 , sich dafür verbürgen, daß jeder Deserteur, jedes Gewehr und jedes Pferd wieder in die ursprüngliche Einheit zurückkehrt; keine Ortschaft darf sie aufnehmen oder verbergen; dieser Befehl muß bis ins Volk eindringen, es muß eine begeisterte Anti-Deserteur-Stimmung im Volk heraufbeschworen werden. 4. Korrekte und entschiedene Durchführung der Paragraphen zur Bevorzugung der Angehörigen der Widerstandskriegs-Teilnehmer 1 2 9 ; beide Seiten, die moralische wie materielle, der systematischen Arbeit der Bevorzugung vorantreiben, sich stellen gegen die passive Haltung in bezug auf die Arbeit der Bevorzugung von Angehörigen der Widerstandskriegs-Teilnehmer. 5. Bürgen für die Versorgung der 8. Armee mit Verpflegung und Decken. 6. Genaue Einhaltung der Maßnahmen zur Bevorzugung der Kriegsversehrten . D a wir aber gleichzeitig den begeisterten Schutz und Beistand des Volkes gegenüber der 8. Armee erlangen wollen, müssen die nachstehenden Punkte durchgeführt werden:

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Z u r C h i a n g h s i - Z e i t war eine B e w e g u n g gegen die D e s e r t e u r e in G a n g gesetzt w o r d e n , d . h . R ü c k k e h r in die E i n h e i t e n ; es handelt sich u m W i e d e r e i n g l i e d e r u n g der D e s e r t e u r e in die Einheiten. D i e d a z u a n g e w a n d t e M a ß n a h m e ist „ V o r s c h r i f t z u r R ü c k k e h r in die E i n h e i t " . D i e s e M a ß n a h m e besteht hauptsächlich in Ü b e r r e d u n g , U b e r z e u g u n g u n d teils auch in B e s t r a f u n g , so daß m a n einerseits die D e s e r t e u r e wieder eingliedern k a n n u n d anderseits auch ein A b s c h r e c k u n g s m i t t e l hat gegen potentielle D e s e r t e u r e .

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D i e P a r a g r a p h e n z u r B e v o r z u g u n g der A n g e h ö r i g e n der W i d e r s t a n d s k r i e g s - T e i l n e h m e r .

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IV. Sino-japanischer Krieg

1. Die Disziplin der Soldaten erhöhen, dafür garantieren, daß nicht das mindeste Vergehen eintritt, nicht mal eine Nadel oder ein Zwirnsfaden dem Volk weggenommen wird. 2. Die Angehörigen der Partei, Regierung und Armee und anderer Massenorganisationen müssen die Regel einhalten, am Samstag den Angehörigen der Widerstandskämpfer und dem Volk produktiv bei der Arbeit zu helfen. 3. Helfen bei der Mobilisierungsarbeit der lokalen Partei- und Regierungsorgane, wie z. B. Rückkehr zur Truppe, Anwerben von Soldaten, Einfordern von öffentlichen Getreideabgaben zur Rettung der Nation, Mobilisieren von Selbstschutzeinheiten, von Kultur- und Hygiene-Bewegungen usw. 4. Das Bündnissystem zwischen Volk und Armee aufbauen. 5. Die politischen Organe der 8. Armee müssen verstärkt die Bürgerbewegung führen. Der Kongreß meint, falls die oben genannten Punkte gründlich durchgeführt werden, kann die 8. Armee Festigung und Vergrößerung erreichen, können die Angriffe des Feindes und der ultrareaktionären Elemente zurückgeschlagen werden. Die ganze Partei unseres Grenzgebietes muß für die totale Durchführung dieser Resolution bürgen und kämpfen 130 . Yenan, den 30. Dez. 1939, aus „Befreiung" N o . 95

CCTC, II—4, S. 125

D 40: Entwurf zur politischen Arbeitsvorschrift der chinesischen bürgerlichen revolutionären 18. Heeresgruppe (die 8. Armee). (April 1940) I. Grundsätze 1. Die chinesische bürgerliche revolutionäre 18. Heeresgruppe (die 8. Armee) ist ein Bestandteil der geeinten Widerstandstruppen ganz Chinas 130

Der Geist von Ku-t'ien ist hier deutlich zu Tage getreten, s. D-8.

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gegen Japan; ferner muß sie der entschiedenste, progressivste, das höchste Bewußtsein besitzende Teil dieser geeinten Widerstandstruppen sein. 2. Die chinesische bürgerliche revolutionäre 18. Heeresgruppe ist, wie jeder weiß, aus der ehemaligen chinesischen Roten Arbeiter- und Bauernarmee reorganisiert worden. Die 18. Heeresgruppe ist eine von der K P C h geführte Armee; in ihr sind kommunistische Zellen sowie die Vertreter der K P C h — Politkommissare und Politabteilungen; genau wie die anderen Bestandteile der revolutionären Armee, die unter der Führung der K M T und der Zweigorganisationen der K M T vorhanden sind. 3. Die Politarbeit ist der Lebensfaden einer revolutionären Armee; die 18. Heeresgruppe hat die vorzügliche Tradition der Politarbeit der ehemaligen Roten Armee übernommen und legt wie stets äußerst großes Gewicht auf die Politarbeit und sagt einen entschiedenen Kampf an gegen alle Anschauungen, die die Politarbeit ignorieren, sowie alle Absichten, die die Politarbeit abschaffen wollen. 4. Der Grundinhalt der Politarbeit der 18. Heeresgruppe während des Widerstandskrieges ist, die Kampfmoral der Truppen zu heben, die Einheit zwischen Offizier und Soldat, Armee und Volk zu erringen, die befreundete Armee zu solidarisieren, den Feind zu zersetzen: damit der Endsieg des Widerstandskrieges errungen wird. a) „Die Einheit zwischen Offizier und Soldat" zu erringen, heißt, durch Politarbeit, Parteiarbeit der K P , Propaganda- und Erziehungsarbeit, Antiverräter-Arbeit die Solidarität unserer Armee zu festigen, die Kampfkraft und Disziplin unserer Armee zu festigen, damit die ganze Mannschaft unserer Armee politisch ein hochgradiges Bewußtsein erzielt, für das einzige Gesamtziel — Befreiung der Nation, und zwar Kampf bis zum Ende. Die 18. Heeresgruppe ist die Armee der chinesischen werktätigen Massen; Offiziere und Soldaten sind Repräsentanten der Werktätigen und nicht der Ausbeuter-Klasse; das ist eine günstige Bedingung der 18. Heeresgruppe, die Einheit zwischen Offizier und Soldat zu erringen. b) „Die Einheit zwischen Armee und V o l k " zu erringen, heißt, die Politarbeit bei der Bevölkerung im Kampfgebiet durchzuführen, sie zur aktiven Mitwirkung im Widerstandskrieg anzufachen. U m dieses Zieles willen muß die Disziplin der Armee gestrafft werden, damit die Bevölkerung gegenüber der Armee keine Furcht, sondern Liebe hegt; es müssen bei der lokalen Bevölkerung Agitproptätigkeiten und Massenkörperschaften organisiert werden; es muß die verschiedenartige Politik der Einheitsfront des nationalen Widerstandskrieges durchgeführt, die örtliche Regierung zur Praktizierung der demokratischen Reformen und zur Verbesserung des Volkswohls unterstützt, das politische Grundprinzip des Widerstandskrieges und

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des Aufbaus der Nation, das wir im September 1937 von uns und der befreundeten Partei sowie befreundeten Armee gemeinsam festgesetzt haben, praktiziert werden; das sind die 3 Prinzipien der nationalen Souveränität, der demokratischen Freiheit und der Verbesserung des Volkswohls. Es muß die Basismassen — Arbeiter, Bauern und werktätige Massen — in den Kampfgebieten mobilisieren sowie alle Widerstand leistenden sozialen Schichten solidarisieren. Die Selbstschutz-Kapazität der Bevölkerung in den Kampfgebieten muß gestärkt, Selbstschutzgarden und Partisaneneinheiten des Widerstandskrieges organisiert werden. Sie müssen in ihren Aktionsgebieten die Machtorgane des Feindes und der Marionetten zerstören und die Machtorgane Chinas wiederherstellen. c) Die befreundete Armee zu solidarisieren, heißt, durch die Politarbeit die freundlichen Beziehungen zwischen den Widerstandstruppen zu vertiefen, die Kampf- und andere Erfahrungen gegenseitig auszutauschen, die Solidarität, den Widerstandskrieg durchzuhalten, Mißverständnisse zu beseitigen, Provokationen und das Zwietracht-Stiften des Feindes und Verräters zu entlarven, sich gegen die intriganten Aktivitäten der Kapitulation und Kompromisse zu stellen. d) Den Feind zu zersetzen, heißt, durch die Politarbeit beim Feind, durch Verteilen von Flugblättern und Broschüren, durch Verrichtung von Gefangenen-Arbeit die Kampfmoral des Feindes schwächen, seine Truppen zersetzen, um die Solidarität des Volkes von China und Japan zu erreichen, den gemeinsamen Feind, den japanischen Imperialismus niederzuwerfen — das Endziel. Gleichzeitig sind unter den verräterischen MarionettenTruppen Zersetzungs- und Gewinnungsarbeit durchzuführen, um der Politik des Feindes, den Krieg zu sinisieren 131 , zu begegnen, um das Ziel zu erreichen, die japanischen Imperialisten zu isolieren und schließlich niederzuwerfen . 5. Die allgemeine Politarbeit der 18. Heeresgruppe ist mit der Parteiarbeit der KP, die sich in dieser Armee befindet, eng verknüpft und untrennbar verbunden. Die Organisation der KP ist das Rückgrat dieser Armee; die KP-Miglieder sind der progressivste und das höchste Bewußtsein besitzende Teil dieser Armee. Die politische Qualität und Kampfkraft 131

„Den Krieg sinisieren" — Die japanischen Imperialisten hatten in China von jeher Elemente aufgepäppelt, deren sie sich bedienen konnten, um China von innen her zu spalten und sich gegenseitig zerfleischen zu lassen, um ihre aggressiven Ziele zu erreichen. Als der Krieg ausbrach, bedienten sich die japanischen Imperialisten der japanfreundlichen WangChing-wei-Gruppe und stellten Marionetten-Truppen auf zum Kampf gegen die Chinesen. Anderseits versuchte Japan auch den Konflikt zwischen K M T und K P C h zu schüren und zu antikommunistischen Aktionen zu ermuntern.

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der 18. Heeresgruppe stützt sich gänzlich auf die Arbeit und Organisation der KP in dieser Armee. Deshalb muß sich die Politarbeit auf die Parteiarbeit stützen; sie ist gleichzeitig auch die Parteiarbeit. Der Hauptteil der Politpersonen muß Parteimitglied der KPCh sein. Der Politkommissar ist eben der Vertreter der Partei, die Politabteilung ist eben das Organ der KP. Deshalb sind alle beeinträchtigenden Absichten, die die Arbeit und Organisation der KP in der 18. Heeregruppe ignorieren, schwächen oder einschränken, egal, ob sie von inner- oder außerhalb dieser Armee kommen, äußerst schädlich für die Kampfkraft dieser Armee, schädlich für die gesamten Interessen des Widerstandskrieges, was unbedingt entschieden bekämpft werden m u ß . Deshalb müssen alle herkömmlichen politischen O r ganisationen und das System der politischen Arbeit (wie Politkommissar, Politabteilung, Parteizelle u s w . ) der 18. Heeresgruppe Respekt genießen. 6. Das Grundprinzip der Führungsmethode der Politarbeit in der 18. Heeresgruppe ist: a) Die zentralisierte Führung als höchstes Prinzip, gleichzeitig die dezentralisierten Kampfumstände einschätzen, die Aktivität, Spontaneität und den Schöpfergeist der Politorgane aller Ebenen entfalten. b) Die Kompaniearbeit als Ausgangsbasis für alle politische Arbeit. c) Die Parteiarbeit der KP, besonders die Zellenarbeit, als Basis für alle politische Arbeit. d) Die elastische, konkrete Führung als Hauptführungsmethode der Politarbeit, bestrebt sein, Fortschritt und Kreatives in der Arbeit zu erlangen; Schematisierung und Schablone zu vermeiden. 7. Diese Vorschrift ist gültig in allen Truppenteilen der 18. Heeresgruppe, gleichzeitig auch gültig in allen anderen Truppenteilen, die von Mitgliedern der KP geführt sind, z. B. die N e u e 4. Armee sowie die Partisanen-Truppen, die in den Kampfgebieten von den Mitgliedern der KP organisiert sind. (Grundsatz beendet)

II. Vorschrift A . Arbeitsvorschrift für den Politinstrukteur 1. Im Hinblick auf die Durchführung der Politarbeit in den Kompanien stellt man Politinstrukteure in den Kompanien und Abteilungen ein. 2. Politinstrukteure sind Instrukteure und Vollzieher der Politarbeit in den Kompanien und Abteilungen; ihre konkreten Aufgaben sind: Erstens: Nach den Instruktionen und Plänen der Politorgane der oberen Instanz, gemäß den realen Umständen der betreffenden Kompanien und

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der Abteilungen seine eigene Arbeitsordnung festlegen, jene Instruktionen und Pläne zu realisieren und mit allen Maßnahmen die Kampfkraft der Kompanien und Abteilungen zu heben. Zweitens: Politische und kulturelle Erziehung sowie alle anderen Freizeitgestaltungen der Kämpfer leiten und durchführen. Drittens: In politischer Hinsicht die Durchführung des militärischen Trainings und die Erfüllung der Kampfaufgaben der betreffenden Kompanien garantieren. Viertens: Den Militärinstrukteuren beistehen, gemeinsam die Disziplin sowie die Verwaltung wirtschaftlicher und hygienischer Angelegenheiten aufrechtzuerhalten. 3. In der Politarbeit gehorcht der Politinstrukteur seiner direkten oberen Instanz, dem Politkommissar und der Politabteilung; militärisch koordiniert er die Entschlüsse und Pläne des Kompanieführers. 4. Der Politinstrukteur muß ständig in einer engen Konsultation mit dem Kompanieführer stehen, gemeinsam die Kampfkraft der betreffenden Kompanie heben. Hinsichtlich der Angelegenheiten der gesamten K o m panie wird in bezug auf militärische Administration und militärisches K o m mando vom Kompanieführer entschieden, der politischen Arbeit vom Politinstrukteur entschieden; falls Uneinigkeiten entstehen, wird von der oberen Instanz entschieden. 5. Wenn der Politinstrukteur gemäß dem Befehl des Politkommissars und der Politabteilung der oberen Instanz zeitweilig die Aufgabe des Politkommissars übernimmt, ist seine Kompetenz und Pflicht genau der des Politkommissars gleichzustellen. 6. Der Politinstrukteur muß ein aktives, ordentliches Parteimitglied der K P C h sein; er muß die Meinung und Politik der K P C h in jeder Epoche begreifen, das Organisationsprinzip, die Aufgabe und das Ziel unserer Armee begreifen; bei all seiner Arbeit muß er die Beschlüsse und Losungen der Partei durchführen, den Führungseffekt der Partei unter den Kämpfern der breiten Arbeiter- und Bauernmassen konsolidieren; ferner muß er entsprechende militärische Kenntnisse haben und fortwährend diese Kenntnisse vertiefen. 7. Der Politinstrukteur muß sowohl bei der Durchführung seiner Aufgaben als auch in seinem privaten Benehmen beispielhaft für das ganze Militär sein; ferner muß das in seiner Sprache und seinem Handeln zum Ausdruck gebracht werden. 8. Bei der Durchführung der Politarbeit stützt sich der Politinstrukteur gänzlich auf den direkten Kontakt mit den Massen sowie die Vertrautheit mit der Stimmung, Fähigkeit und Qualität der Kämpfer; deshalb muß der

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Politinstrukteur Namen, Heimatort, soziale Abstammung, Lebenslauf, Charakter, Fähigkeit zur Arbeit und politischen Erkenntnis der Mannschaft der ganzen Kompanie kennen. 9. Der Politinstrukteur muß die Zirkulare und Befehle der Kompanie und des Bataillons kennen sowie das Wirtschaftsleben seiner Kompanie. 10. Der Politinstrukteur muß die Arbeit der Parteizelle in der Kompanie und Abteilung unterstützen und anleiten sowie sich selbst zum Kommissar des Zellkomitees wählen lassen. 11. Gemäß der Bestimmung der oberen Politorgane leitet und führt der Politinstrukteur die politische und kulturelle Erziehung in seiner Kompanie und Abteilung durch. 12. Der Politinstrukteur muß das Kasino der Kompanie und die Arbeit der Wandzeitung leiten. 13. Der Politinstrukteur muß die besondere Erziehung für die jugendlichen Kämpfer organisieren und die Arbeit der Jugendbrigade leiten. 14. Der Politinstrukteur muß die ganze Mannschaft der Kompanie führen, sich aktiv an der Massenarbeit bei der örtlichen Bevölkerung beteiligen, Agitproptätigkeiten unter den Massen treiben, der Bevölkerung helfen, ihre eigenen Körperschaften, ihre eigene Bewaffnung zu bilden, die Machtorgane des Feindes und der Marionetten zu zerschlagen, helfen, die demokratischen Machtorgane des Widerstandskrieges zu errichten. 15. Der Politinstrukteur muß die gesamten Kämpfer einer Kompanie unterstützen, den Kampf gegen Desertion durchzuführen. 16. Der Politinstrukteur muß auf das Einschleusen von Spionen in die Truppen achten und die Mannschaft zu erhöhter Wachsamkeit erziehen bei der Durchführung der Abwehr von Spionen. 17. Der Politinstrukteur hat im Hinblick auf die politische Arbeit das gleiche exekutive Recht wie der Kompanieführer. (Uber die Frage der Belohnung und Bestrafung.) 18. Der Politinstrukteur kann Meinungs- und Beschwerde-Schriften von den Kämpfern in Empfang nehmen und direkt die notwendigen Weisungen erteilen, gemäß dem normalen Weg lösen oder an die unmittelbar verantwortlichen Personen bzw. Organe weiterleiten und lösen lassen. 19. Der Politinstrukteur muß im Hinblick auf das militärische Training der Kämpfer und ihre Erziehung zur Verwaltung dem Kompanieführer mit allen Kräften helfen, damit sie zu hochgradig politisch bewußten, mit der militärischen Technik vertrauten Kämpfern werden. 20. Der Politinstrukteur muß Mittel und Wege finden, alle der Tugend zuwiderlaufenden Untaten (Saufen, Wettspielen, Opium, Vergewaltigung, Keilerei, Diebstahl usw.) in der Kompanie auszulöschen.

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21. Der Politinstrukteur braucht nicht in Reih und Glied mitzumachen und ist zu keinem militärischen Dienst verpflichtet. Auf Kompanieübungen repräsentieren Politinstrukteur und Kompanieführer gemeinsam. Bei der Übung einer großen Einheit reiht sich der Politinstrukteur zusammen mit dem Kompanieführer in ein Glied ein. 22. Der Politinstrukteur muß ständig dem Politkommissar des Bataillons und Regiments sowie der Politabteilung des Regiments mündlich und schriftlich Bericht erstatten und die in der Arbeit aufgetretenen Schwierigkeiten lösen. 23. Während der Kampfsituation muß der Politinstrukteur, alle Möglichkeiten ausnützend, mit den Kämpfern Unterhaltung, Zurufen, ParoleZurufen, Flugblätter-Vorlesen durchführen, um den revolutionären Wagemut sowie die Kampfentschlossenheit der Kämpfer zu heben und die vertrauliche Haltung gegenüber den Volksmassen im Kampfgebiet; ferner muß er die Durchführung der Gefangenen-Arbeit auf sich nehmen. 24. Während der Kampfhandlung muß der Politinstrukteur in die Feuerlinie gehen; er muß beispielhaft für Beschwernisse, Duldsamkeit, Tapferkeit sowie die Einhaltung der Disziplin auf dem Schlachtfeld werden. Seine Position wird nach den Umständen der Schlacht bestimmt, doch er darf sich nicht hinter die Kompanie zurückziehen. 25. Falls der Politinstrukteur während des Kampfes verletzt wird oder fällt, wird er automatisch durch den Sekretär der Zelle ersetzt, der folglich die Pflicht des Instrukteurs übernimmt, bis der Befehl des Politorgans der oberen Instanz eingetroffen bzw. ein offizieller Instrukteur angekommen ist. 26. Das Be- und Abberufen eines Politinstrukteurs der Kompanie gehört zur Kompetenz des Politkommissars und der Politabteilung einer Brigade oder eines gleichrangigen Politorgans (wie Chih-tui). 27. In der Kompanie wird ein Stellvertreter des Politinstrukteurs, ein Kultur-Erziehungsbearbeiter oder ein Polit-Kultur-Lehrer aufgestellt, die dem Politinstrukteur helfen, die Arbeit durchzuführen,

B . Arbeitsvorschrift des Politkommissars 1. Grundsätze a) Aus Gründen der direkten Führung sowie der Durchführung der Partei- und Politarbeit in den Truppen wird in Bataillonen, Regimentern, Brigaden, Divisionen, Korps, Militärbezirken, Unterbezirken, selbständigen Partisaneneinheiten, selbständigen Chih-tui, selbständigen Kampfeinheiten sowie allen direkt der Zentrale unterstehenden Dienststellen und

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Lehranstalten das klassenbewußteste, entschlossenste, tapferste und in der Politerziehung und Politarbeit erfahrenste KP-Mitglied als Politkommissar ernannt (bei der Qualität des Politkommissars muß auf ein Parteimitglied der Arbeiterschaft sowie auf dessen mindestens einjährige Parteizugehörigkeit geachtet werden). b) Der Politkommissar ist der bevollmächtigte Vertreter der KPCh in den Truppen, der absolut Verantwortliche für die Durchführung der Parteilinie und Disziplin in den Truppen. c) Wegen der Festigung der Führung der Partei in ihren Truppen hat der Politkommissar die Kompetenz, nach allen Arbeiten und Aktionen der Truppen sich zu erkundigen. d) Durch den politischen Führungseinfluß der Partei garantiert der Politkommissar, daß alle militärischen und administrativen Funktionäre zügig ihre Aufgabe erfüllen und sie zur Politarbeit und Politschulung aktiv herangezogen werden; gleichzeitig wird ihre Autorität bei der Arbeit gehoben. e) Der Politkommissar wird nach dem Befehl der Zentrale der KP und der General-Politabteilung sowie seiner direkt übergeordneten Politorgane die Arbeit durchführen.

2. Pflicht und Kompetenz des Politkommissars (1) In militärischer und administrativer Hinsicht f) Im Hinblick auf die gemeinsam mit dem Militärkommandeur durchzuführende Schulung und Übung in den betreffenden Truppen muß der Politkommissar: а ) sich verpflichten, die Kampfmoral und Disziplin der betreffenden Truppen zu heben und zu festigen und alle Maßnahmen zu ergreifen, die Desertion zu liquidieren, ß) bei der Arbeit mitwirken, die Kommandeure, Militär- und Politfunktionäre auszuwählen, zu untersuchen und zu überprüfen, ferner die Befehle zur Ernennung und Versetzung von Personen zu unterschreiben, y ) mitwirken bei Aufstellung aller Pläne und Befehle für die Kampfhandlung, Mobilisierung, Erziehung, Untersuchung und die Befehle unterschreiben, б) Vorbeugungsmaßnahmen ergreifen gegen die Handlungen und Aktivitäten der Spione, ferner durch entschiedene Maßnahmen die verräterischen Elemente vernichten, die das Ziel haben, die Truppen durch politische, technische und wirtschaftliche Machenschaften zu zersetzen.

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g) Der Politkommissar hat die Kompetenz, hinsichtlich der Politik allein Befehle zu erlassen. h) Falls Kontroversen zwischen dem Politkommissar und dem gleichrangigen Militärkommandeur entstehen, hat der Politkommissar, abgesehen davon, daß die Aktionen, die zu Kriegshandlungen gehören, vom Militärkommandeur entschieden werden, in allem anderen die letzte Entscheidung zu fällen, doch er muß gleichzeitig dem Polit- und Militärleiter der oberen Instanz berichten. i) Bei der Entdeckung, daß irgendjemand in den betreffenden Truppen konterrevolutionäre oder die Armee zersetzende Aktivitäten im Auge hat, hat der Politkommissar das Recht, revolutionäre Disziplinarverfahren durchzuführen. (2) In parteilicher und erzieherischer Hinsicht Der Politkommissar ist der bevollmächtigte Vertreter der K P C h in den Truppen, der konstante Vorsitzende der Politkonferenz in den Truppen. k) In Truppen, wo Politorgane vorhanden sind, kann der Politkommissar gleichzeitig der Leiter der betreffenden Organe sein. 1) Der Politkommissar wendet die folgenden Maßnahmen an, die Politarbeit in den betreffenden Truppen durchzuführen: a ) Der Politkommissar muß hinsichtlich der politischen Erkenntnisse, Handlungen, Disziplin und bei Durchführung der Parteiaufgaben beispielhaft für die Massen sein. ß) Die Durchführung der Arbeit innerhalb und außerhalb der Schulung leiten und dazu anspornen. y) Die gesamte Mannschaft der betreffenden Truppen zur Mitwirkung bei der Politarbeit und -erziehung heranziehen. 5) Die gesamte Mannschaft der betreffenden Truppen anführen, am staatsbürgerlichen Leben der demokratischen Regierung teilzunehmen (wie Wahl usw.). e) Der Politkommissar muß bestrebt sein, den Marxismus-Leninismus zu studieren, um sein theoretisches Niveau und seine Arbeitskapazität zu heben, so zu pflegen, daß er Modell und Führer ist, die ihm untergebenen Offiziere und Kämpfer von ihm lernen können. m) Der Politkommissar muß enge Beziehungen zum gesamten Militär anknüpfen, Vorsorge treffen, daß in ihm keine der Moral zuwiderlaufende oder andere unschöne Phänomene entstehen. n) Der Politkommissar muß hinsichtlich der Partei-Zelle mehr Gewicht darauf legen, zu garantieren, daß der Kommandeur des gleichen Ranges Unterstützung von Kämpfern und Kommandeuren der unteren Ränge bekommt.

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o) Falls der Beschluß der Zelle der Parteilinie zuwiderläuft und die Kampfmoral der Truppen beeinträchtigt, hat der Politkommissar das Recht, der Durchführung dieses Beschlusses Einhalt zu gebieten, doch muß er gleichzeitig der oberen Instanz berichten. p) Nach der Vorschrift der gegenseitigen Beziehungen zwischen Politorgan und örtlichem Parteiapparat stellt der Politkommissar enge Beziehungen zu den örtlichen Massenorganisationen des Standortes her, um mit ihnen die Arbeitsanordnungen zu besprechen. 3. Die Verantwortung des Politkommissars gegenüber der Partei q) Der Politkommissar ist in bezug auf alle Arbeit der Partei in den betreffenden Truppen den Politorganen der oberen Instanz gegenüber voll verantwortlich. 4. Das Abhängigkeitssystem des Politkommissars r) Der Politkommissar untersteht in jeder Beziehung direkt seinem Politkommissar und Militärkommandeur der oberen Instanz. Hinsichtlich von Parteiangelegenheiten und Politarbeit untersteht er der Politabteilung der nächsthöheren Instanz. s) Anweisungen über Partei- und Politarbeit eines Politkommissars an die ihm unterstellten Politkommissare und Politorgane müssen die gleichrangigen Politorgane durchlaufen. 5. Formalitäten bei Versetzung, Ernennung, Abberufung, Uberprüfung eines Politkommissars t) Ernennung und Abberufung eines Politkommissars werden von der General-Politabteilung verkündet, wofür eigens ein Befehl ausgegeben wird. u) Falls der Politkommissar während der Kampfhandlung verletzt wird oder fällt, wird der von ihm vorher benannte Vertreter oder der Leiter der Politabteilung ihn vertreten, doch davon muß unverzüglich das Organ der oberen Instanz in Kenntnis gesetzt werden. v) Falls es nicht möglich, eigens einen Politkommissar zu entsenden, muß die obere Instanz klare Anweisungen geben, ob der Kommandeur oder der Leiter der Politabteilung des betreffenden Ranges gleichzeitig das Amt des Politkommissars bekleiden. (Diese Vorschrift ist beendet)

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KFH(3), S. 169

D41: Arbeitstaktik gegenüber befreundeten Armeen132 — Geheimdokument des Büros Mittelchina des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas — (Juli 1940) 1. Die Wichtigkeit der Arbeit in den befreundeten Armeen Die Wehrmacht ist der Eckpfeiler der Machtergreifung und Wahrer der Macht; sie ist der Hebel der Revolution; im politischen Kampf aller Länder wirkt sie primär an führender Stelle; besonders in halbkolonialen Ländern wie China, wo Wirtschaft, Kultur sowie das Bewußtsein der breiten Massen verhältnismäßig rückständig sind, ist die Wehrmacht zur Vorbedingung aller bewegenden Kräfte geworden. Die revolutionäre Geschichte hat eisern bewiesen, daß, hat man Wehrmacht, man alles haben kann; deshalb muß die KPCh, abgesehen davon, daß sie keine Gelegenheit versäumen darf, ihre eigene Wehrmacht zu schaffen und zu vergrößern, noch mehr Energie aufbringen, siegreich die Arbeit in den Truppenkontingenten der KMT aufzubauen und zu intensivieren. „Der Militärputsch in Ning-tu" 1 3 3 hat die erdrückende Stärke der 26. Armee zerbrochen und die ganze Kriegslage beeinflußt; „der DoppelZwölf-Zwischenfall" 134 hat das politische Leben ganz Chinas verändert; solche Kampfbeispiele besagen die Wichtigkeit der Truppen-Arbeit, ferner besagen sie, daß die Truppen-Arbeit aus der beharrlichen, festentschlossenen Arbeit heraus Zukunft und Siegeszuversicht erhält. Wer heutzutage das Streben nach einer Wehrmacht vernachlässigt, der ist eben der Sündenbock der Revolution. 2. Bedeutung und Charakter der Arbeit in den befreundeten Armeen „Befreundete Armeen" bedeuten alle KMT-Truppen, die nicht unter der Führung der KPCh stehen; es ist also ganz klar, daß nur die Zeit, in der die KMT als „befreundete Partei" bezeichnet wird, ihre Truppen als „befreundete Armeen" bezeichnet werden dürfen. Deshalb ist die Arbeit in 132

133 134

Befreundete Armeen: Befreundete Armeen sind die KMT-Armeen, die gegen Japan kämpfen. s. Anm. III. 73. Der Doppel-Zwölf-Zwischenfall, s. Sian-Zwischenfall (Anm. IV. 19).

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den befreundeten Armeen eine historische Kategorie; sie entwickelt sich in der Folge der Entstehung der Einheitsfront, in der Folge der Beziehung der beiden Parteien KMT und KPCh und wandelt sich ununterbrochen. Strenggenommen entspricht unter dem Gesichtspunkt der marxistisch-leninistisch-proletarischen KPCh die Arbeit der befreundeten Armeen der Arbeit der feindlichen Armeen in der Zeit der Einheitsfront, d. h. bei zwei wesentlich entgegengesetzten Klassen während des befreundeten Zustandes Arbeit in der feindlichen Armee. Diskretion, Zähigkeit und Ausdauer sind die Garanten der siegreichen Arbeit in den befreundeten Armeen; wenn sich jemand von diesen Grundmerkmalen entfernt, geht die Arbeit schief. Die Arbeit in den befreundeten Armeen spielt sich unter meist organisierten, streng disziplinierten, hochgradig konzentrierten regulären Truppen ab; die Arbeit in den befreundeten Armeen spielt sich in, was die KMT als ihre Lebensadern betrachtet, strengbeschützten, unter ihrer absoluten Führung stehenden Truppen ab. Das sind die Grundmerkmale der Arbeitsverhältnisse in den befreundeten Armeen. Die Arbeit der befreundeten Armeen steht in ununterbrochenem Kampf gegen den japanischen Imperialismus; das ist auch ein wichtiges Merkmal der Arbeitsverhältnisse in den befreundeten Armeen. Wegen der erstgenannten Merkmale der Verhältnisse kann man nicht bestehen, wenn man nicht diskret ist, kann man nicht arbeiten, wenn man nicht zäh ist, kann man nicht siegen, wenn man nicht ausdauernd ist. Wegen der zweitgenannten Merkmale der Kampfverhältnisse gegen Japan ist die Arbeit in den befreundeten Armeen reich an Beweglichkeit, an Abwechslung; da es schwierig ist, sie zu erziehen, weit von der Führung getrennt, die Häufigkeit der Opfer groß ist; deshalb muß die Partei in den befreundeten Armeen äußerst schöpferisch sein, selbständig handeln können und eine hochgradige Kampfmoral besitzen; sie muß diskret, ständig hart arbeiten und sich nicht bemerkbar machen. 3. Das Hauptziel der Arbeit in den befreundeten Armeen Das Hauptziel der Arbeit in den befreundeten Armeen ist auch der eigentliche Gegenstand der Arbeit: der Angriff auf das schwächste Glied der politischen Führung der KMT. Denn ein solches Glied kann man in der Kette am leichtesten einzeln zerschlagen. Die Arbeit in den befreundeten Armeen besteht darin, ein gegenüber der Realität, der Regierung und der KMT unzufriedene Haltung einnehmendes Glied anzugreifen; denn solche Truppeneinheiten entfernen sich am leichtesten von der Führung der

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Regierung und der K M T , lassen sich am leichtesten von der Propaganda der Kommunistischen Partei verlocken. Wir müssen alle gegebenen Möglichkeiten ausnutzen, geheime Organisationen zu gründen; ferner haben wir die größte Möglichkeit, sie auf unsere Seite zu ziehen (nicht die ZentralArmee 1 3 5 , sondern die Nordost-Armee, Nordwest-Armee, die Armeen von Sze-ch'uan und Kuanghsi usw.) 1 3 6 . Die Arbeit in den befreundeten Armeen muß solche Truppen angreifen, die politisch und militärisch eine wichtige Wirkung in einem bestimmten Zeitabschnitt (es kann ein kurzer Abschnitt sein) spielen, denn unter solchen Truppen kann, falls der Erfolg gut ist, politisch und militärisch eine große Wendung, ja sogar eine entscheidende Wendung herbeigeführt werden. Bei Truppen von lokalem Charakter, die von der Zentrale diskriminiert und ohne Vertrauen seitens der K M T sind, die sich überall in Bedrängnis befinden, sind die obigen Sondermerkmale am meisten vorhanden, die unserer Arbeit Möglichkeiten bieten.

4. Die Taktik für die Arbeit in den befreundeten Armeen — In den verschiedenen Geschichtsepochen ist die Taktik für die Arbeit in den befreundeten Armeen auch ständig im Wandel — a) Die Arbeit in den befreundeten Armeen nach der Deklaration am 1. Aug. 193 5 1 3 7 bis zum „ D o p p e l z w ö l f " 1936 während des Sian-Zwischenfalls: Die K P C h erkannte 1935 unter den heftigen Angriffen Japans, wie die nationale Krise täglich zunahm, manche einzelnen Truppeneinheiten zeigten sich gegenüber der „Vernichtungsfeldzug"-Politik allmählich schwankend; die K P C h hat somit diese Gelegenheit fest beim Schopf gepackt und die sich gegenüber der Vernichtungs-Feldzug-Politik bereits schwankend zeigenden Truppen noch einen Schritt weiter gehen lassen — sich der kommunistischen Seite zuzuwenden. Die Realisierung, dem Bürgerkrieg Einhalt zu gebieten, war die General-Taktik jener Zeit; der Geist dieser Taktik ist bereits, „die Truppen zu gewinnen", und nicht mehr, wie es früher war, 135

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Zentral-Armee. Chiang Kai-shek bezeichnet seine eigenen Truppen als „Truppen der Zentralen Regierung" und die KMT-Truppen aller anderen Schattierung als „buntscheckige" Truppen. Nordost-Armee, Nordwest-Armee, Szech'uan-Armee, Kuanghsi-Armee sind alles buntscheckige Truppen, s. Anm. IV. 135. Die Deklaration am 1. Aug. 1935, s. Anm. IV. 15.

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„die Truppen zu zersetzen" (Die Nordostarmee am Doppelzwölf ist ein deutliches Beispiel). b) Die Arbeit in den befreundeten Armeen nach der friedlichen Lösung des Sian-Zwischenfalls (eigentl.: Doppelzwölf) bis zum Marco-PoloBrücke-Zwischenfall (am 7. Juli) 1 3 8 : In dieser Periode hat der Bürgerkrieg im Lande bereits aufgehört, doch der Widerstandskrieg ist noch nicht verwirklicht; deshalb ist die Frage nicht mehr, ob Bürgerkrieg oder nicht, sondern, wie man den bereits errungenen Frieden festigt, den Widerstandskrieg verwirklicht; das ist die Generallinie der K P C h , auch die politische Linie für die Arbeit in den befreundeten Armeen; deshalb wurden die Verstärkung aller PropagandaTätigkeit des Widerstandskrieges, Hilfeleistung bei der Erziehung der Truppen, Realisierung der Entwicklung des Geheimdiensts und die Speicherung der Kräfte während dieser Periode die Grundaufgabe. c) Die Arbeit in den befreundeten Armeen vom Zeitabschnitt des MarcoPolo-Brücke-Zwischenfalls (am 7. Juli) bis zum Fall von Wu-han 1 3 9 : Der Ausbruch des Widerstandskrieges löste die größte Begeisterung der gesamten Bevölkerung der Nation aus; das politische Leben der Nation zeigte eine noch nie dagewesene Spannung; deshalb ist die historische Aufgabe der Zeit nicht mehr die Frage, „ o b Widerstandskrieg oder nicht", sondern, „wie man den Widerstandskrieg führt", „wie man den Widerstandskrieg durchhält", „wie man den Sieg erringt". Auch die Beziehungen zwischen der K P C h und der K M T in dieser Zeit entwickeln sich immer besser; der Widerstandskrieg befindet sich auch auf der Stufe verwirrender N o t ; deshalb beruht die Festlegung der Arbeitsrichtlinien in den befreundeten Armeen zu jener Zeit auf der Generallinie, den Sieg des Widerstandskrieges zu erringen. D a zu jener Zeit die befreundeten Armeen sowie die befreundete Partei an der Front des Krieges stehen, müssen wir jedes unserer Parteimitglieder instruieren und erziehen, dafür zu kämpfen, daß die Truppen stabil sind, zur Erringung des Sieges in jeder Schlacht erzogen werden. Das Hauptziel der Entwicklung der Organisation ist die Heranbildung von starken Aktivisten und Truppenführern der Mittel- und Unterstufe; hierbei legen wir Wert auf Qualität, nicht Quantität; ferner benutzen wir alle Nicht-Parteimethoden, verschiedene nicht der Partei angehörende „Bolschewiken" heranzubilden und zu entwickeln, d. h., die Organisation

138

s. A n m . IV. 65.

139

D e r Fall von Wu-han am 26. O k t . 1938.

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IV. Sino-japanischer

Krieg

besteht nicht aus Parteimitgliedern, aber sie nehmen die Führung der K P C h an; dies ist die Organisationsrichtlinie der Gegenwart. Die Arbeitsmethode ist hauptsächlich von oben nach unten in Verbindung mit der diskreten Arbeit von unten nach oben; das entscheidet sich nach der Art des Kommandos der Truppen und dem Grad der Diskretion. In den Truppen wird ein Sonderkommissar-System direkt von der Partei errichtet; sie (die Kommissare) werden direkt der „Abteilung für Arbeit in den befreundeten Armeen" unterstellt; es werden keine Klein-Gruppen und Zellen gegründet; es wird die vertikale Form der Einzel-Führung (Führer-Prinzip) angewandt, die keine Beziehung zu lokalen Parteiorganen hat. Notfalls können sie direkt mit den jeweiligen Provinzkomitees in horizontale Verbindung treten. Gegenwärtig sind die Durchführungsrichtlinien noch nicht angewandt; natürlich werden sie angestrengt vorbereitet, um verschiedene Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. d) Die Arbeit in den befreundeten Armeen nach dem Fall von Wu-han: Nach dem Fall von Wu-han sind die Reibungen zwischen K M T und K P C h allmählich in Erscheinung getreten; die Arbeitsrichtlinien in den befreundeten Armeen zu dieser Zeit werden bereits allmählich auf die Gewinnung und Festigung der Führung angewandt; es ist nicht mehr wie früher, daß man treu an der Front des Kampfes steht und ohne Rücksicht auf jegliche Verluste den Sieg des Kampfes erringt; besonders durch die Wandlung der Beziehungen von K M T und K P C h ist die Arbeit in den Truppen immer diskreter; in vielen Truppen herrscht eine Kampfaktivität zur Gewinnung der oberen Führung in der Hoffnung auf Vergrößerung der realen Macht, damit man sich auf die Änderung (d. h. Auseinandersetzung) in der Zukunft einstellt. Wir müssen die Autorität der Parteimitglieder in den befreundeten Armeen festigen, ihnen zur Beförderung verhelfen, zur Erhöhung ihrer Ränge in den Truppen, damit ihr Wirkungskreis sich vergrößert (wie z . B . Beförderung vom Bataillon zum Regiment; da das Regiment größer als das Bataillon ist, so ist die Macht der Partei dadurch auch größer geworden). e) Die gegenwärtige Arbeit in den befreundeten Armeen: Truppen mit guten Beziehungen zur K P C h und Truppen, die noch nicht damit einverstanden sind, antikommunistisch zu sein, versuchen wir, von oben nach unten für uns zu gewinnen, die Beziehungen zur K P C h zu festigen, sie an die Seite der K P C h zu ziehen; ferner bringen wir diese Truppen dazu, die Standfestigkeit und Ausdauer zu erlangen, damit sie auf eventuelle Auseinandersetzungen eingestellt sind.

Dokument 42

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Bei Truppen, die schlechte Beziehungen zur KPCh haben und antikommunistische Direktiven 140 anwenden, müssen wir unsere diskrete Arbeit intensivieren, Organisationskraft entwickeln, entsprechend die Richtlinien der Zersetzung und Auflösung praktizieren; das ist die politische Leitlinie der gegenwärtigen Arbeit in den befreundeten Armeen.

C C T C , II—9, S. 81

D 42: Der Stellvertreter eminente Bedeutung — Eine Unterhaltung

des Oberbefehlshabers P'eng spricht über die der „Hundert-Regimenter-Offensive"141 mit dem Hsin-hua-Reporter am 31. Aug. — (31.8.1940)

Reporter: Was ist die Bedeutung der „Hundert-Regimenter-Offensive" im Widerstandskrieg in Nordchina? Antw.: Die diesmalige „Hundert-Regimenter-Offensive" sowie die darin erzielten Erfolge nehmen in der Widerstandskriegsgeschichte Nordchinas, ja auch in der Widerstandskriegsgeschichte ganz Chinas, einen wichtigen Platz ein. Hinter dem Feind wurde eine aktive, umfangreiche offensive Schlacht durchgeführt; das war wohl das erste Mal. Unter der Führung des Generalissimus Chiang haben wir zuvor während der letzten 3 Jahre bereits unzählige Kämpfe mit dem Feind ausgetragen, im Partisanen-Widerstandskrieg hinter dem Feind in Nordchina ausgeharrt, in ununterbrochenem Kampf den Feind geschwächt, wobei sich der größte Teil hauptsächlich auf Sabotage beim Feind beschränkt hat; obwohl diese Kämpfe dem Feind schwerwiegende Schläge zugefügt haben, sind sie aber, nach der militärischen Anordnung hin betrachtet, noch keine „aktive umfangreiche offensive Schlacht" gewesen; dieser Umstand ist durch die ehemaligen objektiven und subjektiven Bedingungen geschaffen worden. Diesmal hat die 140

Antikommunistische Direktive: Im Jahr 1939 gab das ZEK der K M T eine Geheiminstruktion unter der Bezeichnung „Maßnahmen zur Einschränkung der Tätigkeit fremder Parteien" heraus, worin eine äußerst strenge Einschränkung der Propagierung von Ansichten, des öffentlichen Auftretens und der praktischen Tätigkeit der K P C h vorgesehen war.

141

s. A n m . IV. 96.

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IV. Sino-japanisch er Krieg

„Hundert-Regimenter-Offensive" gerade diesen Umstand geändert; unsere Truppen haben gänzlich die aktive Stelle eingenommen; die 8. Armee hat Streitkräfte von mehr als hundert Regimentern samt Himmelfahrtskommandos zusammengezogen, an den Verkehrsadern des Feindes, wie z . B . Cheng-t'ai, T'ong-p'u, P'ing-han, P'ing-sui, Pei-ning, eine umfangreiche offensive Schlacht durchgeführt. Diese offensive Schlacht ist in der Geschichte des Widerstandskrieges in Nordchina noch nie dagewesen, in der Geschichte des Widerstandskrieges ganz Chinas auch selten vorgekommen. Denn durch diese offensive Schlacht wird die Besatzungszone des Feindes verringert, werden die von uns beherrschten Gebiete vergrößert, d . h . auch der Beginn der Veränderung der Kriegslage Nordchinas. Der Sieg in dieser offensiven Schlacht wird eine neue Lage in Nordchina schaffen, und diese neue Lage wird noch mehr feindliche Kräfte binden, den Feind hindern, unser Groß-Hinterland 1 4 2 frontal anzugreifen. Der anfängliche Sieg in dieser offensiven Schlacht hat bereits viele großartige Erfolge zu verzeichnen: Die ganze strecke Cheng-t'ai ist bereits in unseren Händen; wichtige Bauwerke, Tunnel, Brücken, Stationen, Wasserbehälter entlang der Eisenbahn sind größtenteils zerstört worden; 200 Li Bahnkörper wurden gänzlich zerstört, so daß die Hauptverkehrslinie des Feindes, die das T'ai-hang-Gebirge durchquert, von uns zumeist zerschnitten wurde, so daß die Verbindung zwischen der P'ing-han- und der T ' o n g - p ' u - L i n i e 1 4 3 , zwischen Hopei und Shanhsi unterbrochen wurde, was den Feind in eine Notlage brachte, so daß sein „ K o p f und Schwanz keine Verbindung mehr haben konnten". An den Stellen der Strecken von P'ing-han, T'ong-p'u P'ing-sui, Pei-ning sind unsere Armeen auch gleichzeitig in Aktion getreten, haben einen großen Zerstörungsakt entfaltet, dem Feind nicht unwesentliche Schläge zugefügt. Doch diese Erfolge sind erst die anfängliche Frucht dieser Schlacht; alle Kampffronten entwickeln sich fortwährend; durch die Befolgung der Anordnungen unserer Kämpfer sowie durch die aktive Mitwirkung der Bevölkerung werden sich die Erfolge sicherlich kontinuierlich ausweiten, die aktiven Positionen unserer Armee sich nach verstärken und wird sich die Notlage des Feindes noch weiter ausdehnen, die Besatzungszone des Feindes noch mehr verringern und das von uns beherrschte Gebiet noch vergrößern; solche Erfolge sind gerade eine wichtige Markierung der Änderung der Kriegslage Nordchinas. Doch im Hinblick auf die Gesamtlage des Widerstandskrieges in Nordchina ist das ein Kennzeichen unserer verstärkten Anstrengung; diesbezüglich hat die „Hundert-Regimenter-Offensive" bereits große Erfolge erzielt. s. Anm. IV. 66. 143 Peking-Hankou; Tat'ung-Puchon. 142

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42

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Frage: Welche Wirkung wird dieser Sieg im In- und Ausland hervorrufen? Antw.: Seit dem Beginn der „Hundert-Regimenter-Offensive" hat sie bereits große Aufmerksamkeit im In- und Ausland geweckt, wie der Pekinger Reporter der Vereinten Presse Amerikas, der unter der strengen Überwachung des Feindes dennoch seinen Drahtbericht durchgegeben hat, über den Sieg unserer „Hundert-Regimenter-Offensive" berichtete. Die breiten Massen und das Militär unseres großen Hinterlandes zeigen über den Sieg der „Hundert-Regimenter-Offensive" die allergrößte Genugtuung; die befreundeten Armeen 1 4 4 in allen Himmelsrichtungen schickten Gratulations-Telegramme, was besonders rühmenswert ist. Im großen und ganzen hat der Sieg der „Hundert-Regimenter-Offensive" im In- und Ausland bereits folgende Wirkung hervorgerufen: 1. Der Sieg der „Hundert-Regimenter-Offensive" hat die Zuversicht des Volkes und des Militärs Chinas gegenüber dem Widerstandskrieg erheblich gestärkt, der pessimistischen Stimmung einen ernsthaften Schlag versetzt. Dieser Sieg hat bewiesen, daß unsere Widerstandskraft tagtäglich stärker wird und der Feind immer schwächer wird, hat bewiesen, daß unser Land die gigantische Kraft besitzt, die gegenwärtigen Gefahren und N ö t e zu überwinden. Anderseits sind durch den Sieg der „Hundert-RegimenterOffensive" das Volk und das Militär ganz Chinas angeregt worden; deshalb wird unsere Widerstandskraft deswegen bestimmt noch mehr zunehmen, sich noch mehr entwickeln, sich noch mehr stabilisieren; so wird es für uns noch günstiger, die gegenwärtigen Nöte des Widerstandskrieges zu überwinden. Der Sieg der „Hundert-Regimenter-Offensive" hat den Intrigen des Feindes, uns zu Streitereien zu provozieren, uns zu entzweien, einen harten Schlag versetzt; er hat die nationale Solidarität in unserem Lande noch mehr verstärkt. Fakten haben bewiesen, daß wir nur unter der Bedingung der nationalen Solidarität erst die Organisierung der „HundertRegimenter-Offensive" zum Erfolg bringen können. Im Zuge der Ausbreitung des Sieges der „Hundert-Regimenter-Offensive" wird unsere nationale Sicherheit sicherlich noch stabiler werden. Der Sieg der „ H u n dert-Regimenter-Offensive" ist eben das Resultat der Anstrengungen für den Fortschritt der letzten 3 Jahre hinter dem Feind in Nordchina; ohne die Fortschritte des Militärs, der Politik, der Wirtschaft und der Zivilbewegung eines jeden Widerstandsstützpunkt-Gebietes ist dieser Sieg unmöglich gewesen. Deshalb offenbarte die „Hundert-Regimenter-Offensive" unseren Blutsbrüdern des ganzen Landes solch eine Wahrheit: Den Fortschritt zu erringen, ist der richtige Weg, den Sieg zu erringen. Unter 144

s. A n m . IV. 132.

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IV. Sino-japanischer

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dem Einfluß des Sieges der „Hundert-Regimenter-Offensive" wird der Fortschritt des ganzen Landes noch mehr vorangetrieben werden; darüber kann es keinen Zweifel geben. Als Fazit, das die Wirkung der „HundertRegimenter-Offensive" im Innern unseres Landes hervorgerufen hat, sind Bevölkerung und Militär unseres Landes für den Widerstandskrieg noch entschiedener vorangetrieben worden, noch solidarischer, fortschrittlicher geworden; so hat sie in bezug auf die gegenwärtige Gefahr der Kapitulation und die Nöte des Widerstandskrieges einen eminenten Effekt erzeugt. 2. Der Sieg der „Hundert-Regimenter-Offensive" hat in den feindlichen Besatzungszonen sowie auch in dem fernem Hinterland des Feindes einen enormen Einfluß gewonnen. Zu allererst haben die breiten Massen in den feindlichen Besatzungszonen unter dem Einfluß des Sieges der „HundertRegimenter-Offensive" einen scharfen Kampf gegen den Feind entfacht; z . B . dehnen sich entlang der Cheng-t'ai-Strecke solche Kämpfe gerade aus. Der Kampf gegen den Feind durch die Bevölkerung inner- und außerhalb der feindlichen Besatzungszonen hat enormen Einfluß auf den Sieg unseres Kampfes. Zweitens sind alle Marionetten-Organisationen in den Besatzungszonen unter dem Einfluß des Sieges der „Hundert-RegimenterOffensive" noch mehr ins Wanken geraten; es ist zu unseren Gunsten, sie zu zersetzen und all diejenigen, die nicht gewillt sind, Sklaven zu werden, wieder für den Schoß des Vaterlandes zu gewinnwn, so wird die Herrschaft des Feindes in den Besatzungszonen noch mehr in Schwierigkeiten gebracht, noch mehr ins Wanken geraten und uns begünstigen, die Arbeit in den Besatzungszonen zu entfalten, die Widerstandsgebiete zu erweitern, den Feind einzukreisen, die giftigen Intrigen des Feindes, „den Krieg sinisieren" 145 , „sich im Krieg mit Hilfe des Krieges versorgen" 1 4 6 , zu zerschlagen. Im fernen Hinterland des Feindes wie dem Nordosten hat unser Freiwilligen-Widerstandskorps trotz der großen Schwierigkeiten und Gefahren einst ununterbrochen Widerstandskämpfe geführt; der Sieg der diesmaligen „Hundert-Regimenter-Offensive" hat die Grenzen von Hopei, Jehol, Chahar, Liaoning und Suiyüan erreicht; es muß dem FreiwilligenWiderstandskorps im Nordosten große Begeisterung bereitet haben, den Blutsbrüdern im Nordosten das Gefühl geben, nicht isoliert im Kampf zu stehen, sondern ein Teil der Widerstandstruppen Nordchinas zu sein. Und die regen Aktivitäten des Freiwilligen-Widerstandskorps im fernen Hinterland des Feindes rufen eine tatkräftige Koordination hinsichtlich unseres Widerstandskampfes in Nordchina hervor. 145

s. Anm. IV. 131.

146

s. Anm. IV. 121.

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42

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3. Übte die „Hundert-Regimenter-Offensive" auch einen großen Einfluß auf das Innere des Feindes aus. Der Sieg der diesmaligen „HundertRegimenter-Offensive" hat nicht nur das militärische frontale Vordringen, das Lauern des Feindes auf unseren Nordwesten zerschlagen, sondern auch seine politischen Intrigen, uns zur Kapitulation zu verlocken, zerschlagen, und hat die Absicht des feindlichen Premiers Konoe, „den Zwischenfall in China beizulegen" 147 , unter den Schlägen unserer eisernen Faust in ernste Schwierigkeiten geraten lassen. Deshalb werden sich die inneren Konflikte des feindlichen Landes noch mehr verschärfen; die Antikriegsbewegung der Bevölkerung des feindlichen Landes wird auch durch den Einfluß des Sieges der „Hundert-Regimenter-Offensive" noch mehr angetrieben; all diese Umstände werden den Feind, falls er die Taktik des Südkurses 148 durchführt, in viele Schwierigkeiten geraten lassen. Obwohl der Feind jetzt bereits in Vietnam eingedrungen ist, nimmt die Sorge der Interventen jedoch sicherlich zu durch die kontinuierliche Ausweitung des Sieges der „Hundert-Regimenter-Offensive", durch die Vertiefung der Kontroverse im Innern Japans, das Zunehmen der Antikriegsbewegung der Bevölkerung des feindlichen Landes; deshalb ist der Sieg der „Hundert-RegimenterOffensive" im Hinblick auf die Kämpfe in Vietnam und an anderen Orten des Pazifischen Ozeans eine große Ermunterung. Denn der heilige chinesische nationale Widerstandskrieg ist ein Bestandteil des internationalen antiimperialistisch-räuberischen Krieges, der Widerstandskrieg Chinas ist mit der internationalen revolutionären Bewegung auf das engste verknüpft; der Sieg der „Hundert-Regimenter-Offensive" wird die internationale revolutionäre Bewegung sicherlich noch mehr zur Entwicklung anspornen; er wird unter den Menschen anderer Länder noch mehr Sympathie für den chinesischen Widerstandskrieg erwerben. Anderseits hat der Sieg der „Hundert-Regimenter-Offensive" der ganzen Welt nochmals die Kampfkraft des chinesischen Volkes unter Beweis gestellt; das ist eine Warnung an diejenigen Imperialisten, die die Absicht hegen, China zu verschachern, zu zwingen, vor den Japaner zu kapitulieren, und hat denjenigen Ländern, 147 148

„Den Zwischenfall in China beizulegen" s. Anm. IV. 105. Im Abschluß des Dreierpaktes am 27. Sept. 1940 sah Japan eine Garantie gegen einen russischen Angriff, die ihm die Expansion nach Süden erleichterte. Als Deutschland am 22. Juni 1941 Rußland angriff, sah sich Japan, das einen Nichtangriffspakt mit den Sowjets abgeschlossen hatte, in einer schwierigen Lage. Eine Konferenz wurde deswegen einberufen, die den Kriegseintritt an der Seite Deutschlands und den Vorstoß in den südlichen Pazifik billigte, während gegenüber Rußland weiter Neutralität beachtet werden sollte. Das ist ein Sieg der Marine, die den Vorstoß in den Norden, was die Armee vertritt, zum Stillstand gebracht hat. s. Shigemitsu: S. 117, 151, 246.

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die den Widerstandskrieg Chinas unterstützen möchten, gezeigt, daß die chinesische Nation mächtig ist und eine große Zukunft hat. Deshalb wird sich in der Außenpolitik für den Widerstandskrieg Chinas ebenfalls ein guter Einfluß herausbilden. Frage: Was ist der Einfluß der „Hundert-Regimenter-Offensive" auf die 8. Armee selbst? Antw.: Die 8. Armee hat unter der Führung der K P C h , mit Unterstützung der Hundertmillionen-Bevölkerung Nordchinas 3 Jahre lang dem Generalissimus Chiang in der Widerstandspolitik entschieden beigestanden und im Widerstandskrieg hinter dem Feind in Nordchina ausgeharrt, viele Widerstandsstützpunktgebiete geschaffen, die Gesinnung der breiten Massen hinter dem Feind fest bewahrt und die nationale Flagge des blauen Himmels, der weißen Sonne und roten Erde 1 4 9 in jedem Winkel Nordchinas einpflanzen lassen. Doch jeder Mann weiß, daß als die 8. Armee zum Widerstandskrieg nach Nordchina marschierte, sie nur über 10 Regimenter verfügte; diese 10 Regimenter haben auf dem breiten Territorium Nordchinas eine äußerst harte, schwerwiegende Pflicht auf sich genommen, gegen ein paar Millionen der feindlichen Armeen auf den Schlachtfeldern Nordchinas drei Jahre lang den Widerstandskrieg ausgetragen. Sie wurden nicht, wie der Feind und die Kapitulanten sich vorgestellt haben, besiegt bzw. vernichtet, sondern haben sich während des Kampfes sogar enorm entwickelt und sind zu einem unbesiegbaren, wie ein einziger solidarisierter Mann, eisernen Soldaten geworden. Wie konnte die 8. Armee zu einer so grandiosen Entwicklung gelangen? Das kommt davon, weil die 8. Armee die Armee des chinesischen Volkes ist, die 8. Armee und die hundert Millionen der Bevölkerung Nordchinas wie Fleisch und Blut verbunden sind, die 8. Armee die Interessen der Hundertmillionen-Bevölkerung Nordchinas vertritt. In Nordchina hat die 8. Armee den Kurs des Widerstandskrieges, der Solidarität und Progression entschieden eingehalten, die Drei Volksprinzipien 1 5 0 entschieden durchgeführt; das alles sind die gemeinsamen Forderungen der Hundertmillionen-Bevölkerung Nordchinas. Gerade deswegen, weil die 8. Armee mit den breiten Massen untrennbar verbunden ist, kann sie sich erst so enorm entwickeln, kann sie erst solche Siege der „Hundert-Regimenter-Offensive" erringen. Der diesmalige Sieg der „Hundert-Regimenter-Offensive" wird die 8. Armee sicherlich weiterhin entwickeln und noch mehr stabilisieren. Denn die breiten Massen 149

D i e nationale Flagge: A m Anfang der Republik war es die 5farbige ( R o t , G e l b , Blau, W e i ß , Schwarz) Flagge, und 1928 wurde die nationale Flagge des blauen Himmels, der weißen Sonne und der roten E r d e festgesetzt.

150

s. A n m . I V . 68.

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42

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Nordchinas werden noch begeisterter die 8. Armee unterstützen und in sie eintreten. Die Entwicklung und Konsolidierung der 8. Armee ist ein Vorteil für den Staat und die Nation. Die diesmalige „Hundert-RegimenterOffensive" hat bereits die Schlagkraft der 8. Armee unter Beweis gestellt, hat bereits den Beitrag der 8. Armee gegenüber dem Staat und der Nation unter Beweis gestellt. Falls wir eine noch stärkere, noch stabilere 8. Armee hätten, würden wir sicherlich noch grandiosere Siege zuwege bringen; die Vorteile für den Sieg unseres Widerstandskrieges sind dadurch unermeßlich. Schließlich muß noch eins gesagt werden, die diesmalige „HundertRegimenter-Offensive" ist eine der glorreichen Traditionen in der Kampfgeschichte der 8. Armee; alle Offiziere und Soldaten sollten diese Tradition bewahren, diese Tradition entfalten, um noch grandiosere Kampftaten auf den Schlachtfeldern Nordchinas in der Zukunft zuwege zu bringen. Anderseits ist diese „Hundert-Regimenter-Offensive" eine der chinesischen Widerstandskriegsgeschichte; wir hoffen, daß die anderen Widerstandstruppen die „Hundert-Regimenter-Offensive" als Beispiel nehmen, den Geist der „Hundert-Regimenter-Offensive" fortsetzen, neue Kämpfe entfalten, neue Siege erringen. Frage: Die „Hundert-Regimenter-Offensive" hat jetzt nicht wenige Siege errungen; wie wird sich, nach der gegenwärtigen Situation geurteilt, die Kriegslage entwickeln? Antw.: Die gegenwärtig errungenen Siege der „Hundert-RegimenterOffensive" sind nur die Siege des Anfangsstadiums. Wir strengen uns an, den Schlachtensieg auszudehnen, den gegenwärtigen grandiosen Sieg auf der Cheng-t'ai-Strecke auf alle Fronten auszudehnen, in alle Richtungen im Hinblick auf den Kampf mit den Interventen auszudehnen. In Begleitung des Angriffs des militärischen und Verkehrskrieges entfaltet sich der politische und wirtschaftliche Angriff, um noch größere und zahlreichere Siege zu erringen, um all unsere Widerstandsstützpunktgebiete zu schützen. Falls wir im Verkehrskrieg fortan große Siege erringen können, können wir auf den Schlachtfeldern Nordchinas die günstige Lage aufrechterhalten, die Interventen ernsthaft zu schlagen. Doch der Feind wird deshalb nie auf diese Weise vernichtet werden; er wird unter den ernsthaften Schlägen von uns sicherlich noch tollwütigere neue Angriffe zustandebringen, neue „Säuberungen" durchführen, an uns noch erbarmungslosere, brutalere Rache üben. Die feindliche Luftwaffe hat nunmehr in der Gegend der Chengt'ai-Eisenbahnlinie unsere Armee in großem Umfang bombardiert und Giftgase auf sie losgelassen; das ist ein klarer Beweis. Deshalb wird nach dem Sieg der „Hundert-Regimenter-Offensive" der Widerstandskrieg in Nordchina in eine noch schärfere, heftigere und gespanntere Phase ein-

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treten; wir müssen intensiver Vorbereitungen treffen, dem neuen Kampf zu begegnen, und dürfen durch den gegenwärtigen Sieg auf keinen Fall psychologisch überheblich sein und den Feind leicht nehmen. Irgendwelche geringfügige psychologische Überheblichkeit und Geringschätzigkeit dem Feind gegenüber werden schwerwiegende Niederlagen verursachen. Doch falls wir intensiver Vorbereitungen treffen können, anstrengender den gegenwärtigen Sieg konsolidieren und erweitern, aktiv den Angriff gegen den Feind entfalten, uns ferner auf die Kraft der breiten Massen stützen, den Angriff gegen den Feind entfalten, können wir dann auf dem Platz des Nie-geschlagen-werden-Könnens stehen. (Anm. des Verfassers: Dieser Text ist nach der Radio-Sendung aufgenommen worden; es ist unvermeidlich, daß manches Wort verkehrt ist; ich möchte das hiermit erklärt haben.)

KFHp), S. 190

D 43: Anweisungen hinsichtlich der militärischen des ZK der KPCh (10. 9.1940)

Aktionen

1. Nach der Deklaration vom 7. Juli 1 5 1 und der Resolution vom 1. Juli 1 5 2 , während sich die ganze Kraft unserer 8. Armee und die der Neuen 4. Armee gegenwärtig verstärkt verbindet, müssen sie ihre Hauptaufmerksamkeit auf das Schlagen des Feindes konzentrieren. Wir müssen gemäß der „HundertRegimenter-Offensive" 1S3 -Kriegführung in Nordchina vorerst in Shantung und Mittelchina eine planmäßige, umfangreiche Angriffsaktion organisieren. Gegenwärtig müssen wir in Nordchina die Aktion der „HundertRegimenter-Offensive" ausdehnen bis hinein in die Orte, wo der Feind noch keine Schläge erlitten hat, um dadurch das Besatzungsgebiet einzuschrumpfen und die Stützpunktgebiete zu verbreitern, die Blockadelinie zu zerschlagen und unsere Kampfkraft zu erhöhen; ferner müssen wir in 151 152 153

Die Deklaration vom 7. Juli. s. Anm. IV. 110. Die Resolution vom 1. Juli 1939. s. Anm. IV. 96.

381

Kommentar

Shantung und Mittelchina die Zahl unserer Soldaten kontinuierlich vergrößern, um ein 2000000-Heer anzustreben. Mit dem guten Einfluß im großen Hinterland 154 der K M T und in den Besatzungsgebieten des Feindes verzögern wir die Wirkung der Angriffspläne des Feindes nach Chungking und anderswohin. 2. Gegenüber den befreundeten Armeen 1 5 5 müssen wir vorläufig eine friedliche Haltung einnehmen, ganz gleich, um welche Kontingente es sich handelt, selbst wenn es sich um die reaktionärste, ultrareaktionäre Gruppe handelt, zum gegenwärtigen Zeitpunkt, falls sie uns nicht angreifen, bzw. wenn der Angriff bereits von uns zerschlagen ist; im Hinblick auf gewisse Kontingente, müssen wir, falls es möglich ist (wie z. B . Li P'in-hsien), mit ihnen ein Beschwichtigungsabkommen vereinbaren, auf der Stelle die Meinungsverschiedenheiten beilegen und den Feind angreifen. Das ist die Generallinie der militärischen Aktionen der Gegenwart. 3. Aber während wir in großem Umfang den Feind angreifen, muß die Angriffsmöglichkeit der zentralisierten Abwehr der Ultrareaktionären (wie z. B . Shih Yu-san, Shen Hung-lieh, Han Te-ch'in, Leng Hsin usw.) mit in unseren militärischen Vorbereitungen einkalkuliert werden. 4. Alle Aktionen von größerem Ausmaß müssen noch mehr durchdacht und vorbereitet sein; es darf nicht leichtsinnig gehandelt werden, um den Sieg zu schmälern und eine Niederlage herbeizuführen. 10. Sept. 1940, Sekretariat der Zentrale

K. Berichtigung des Arbeitsstils 156 , Entwicklung

des

Stützpunktgebietes,

Aufl?au der Milizen Durch die „Hundert-Regimenter-Offensive" von P'eng Te-huai sowie die politische Kontroverse Wang Ming—Mao Tse-tung sehen wir, daß Mao zwar seit der Tsunyi-Konferenz die militärische und politische Macht an sich gerissen hatte, doch noch keine Ein-Mann-Herrschaft installieren kann. Moskau spielte immer noch eine Rolle in der Parteihierarchie. Doch seit Juni 1941 ist der Deutsch-Sowjetische Krieg ausgebrochen; Moskau hat seine eigenen Sorgen in Europa und konnte auf China keinen effektiven Einfluß mehr ausüben. Es ist die Gelegenheit für Mao Tse-tung, in der Partei sowie in der Armee eine Reorganisation und Säuberung durchzu154 155 156

s. Anm. IV. 66. s. Anm. IV. 132. s. Anm. IV. 54.

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IV. Sino-japanischer

Krieg

führen, um seine Alleinherrschaft zu konsolidieren. Die Führung in der Partei, Armee sowie den örtlichen bewaffneten Kräften und lokalen Regierungen wurde neu orientiert [D 44], [D46], [D47], [D49]. Das ist die Cheng-feng-Bewegung 157 (Berichtigungskampagne oder Säuberung der Partei), die von Ende 1941 bis 1944 verläuft. Als Stalin im Mai 1943 gezwungen wurde, durch die Inanspruchnahme amerikanischer Hilfe die 3. Internationale 158 aufzulösen, gab das Mao Tse-tung noch mehr freie Hand, die Internationale Gruppe auszuschalten. Das 6. Plenum im Nov. 1938 (Yenan) hat eine besondere Bedeutung in der Parteigeschichte der KPCh. Seit dem 4. Plenum im Jan. 1931 (Shanghai) ist den Rußlandstudenten die Führungsmacht eingeräumt, auf dem 5. Plenum im Jan. 1934 (Juichin) wurde mit der Mao Tse-tung-Gruppe abgerechnet und die Führung der Partei von Ch'in Pang-hsien und Chou En-lai konsolidiert. Doch nach der Tsunyi-Konferenz im Jan. 1935 wurde die Führung gestürzt, und Mao Tse-tung übernahm die reale Macht. Diese Lage bestand bis zum Okt. 1937, als Wang Ming aus Moskau zurückkam und die Epoche der 2. Wang-Ming-Linie einleitete; das 6. Plenum ist der Höhepunkt der 2. Wang-Ming-Linie. Bis Febr. 1942, bei der Bewegung der Berichtigungskampagne des Arbeitsstils, wurden dann die Rußlandstudenten mit Wang Ming an der Spitze vollkommen ausgeschaltet. Daß Mao Tse-tung nach der Tsunyi-Konferenz Alleinherrscher gewesen ist, was die meisten behaupteten, ist nicht wahr. Auf der Lo-ch'uan-Konferenz 159 (Aug. 1937) bis kurz vor dem 6. Plenum hat Mao Tse-tung stets die Selbständigkeit in der Zusammenarbeit der KMT mit der KPCh gegen Japan bewahrt und durch den Widerstandskrieg seine eigenen bewaffneten Kräfte entfaltet. Die Gruppe Wang Ming will nun das höchste Prinzip verwirklicht sehen, solidarisch mit der KMT den Widerstandskrieg durchzuführen. Doch auf dem 6. Plenum ist Mao Tse-tung gänzlich umgeschwenkt und hat Wang Ming unterstützt. In seinem Bericht „Uber die Neue Etappe" 160 hat er sogar Wang Ming überflügelt in bezug auf die Unterstützung der KMT in ihrem Kampf gegen Japan. Doch als Wang Ming diskreditiert wurde, wurde seine Haltung auf Grund seines Berichtes: „Die gegenwärtige Lage des Widerstandskrieges sowie unsere Aufgabe", in dem es u. a. heißt: „Alles über die Einheits-

157 158 159

160

s. Anm. IV. 54. s. Anm. IV. 101. s. Anm. IV. 50. n e u e Etappe der Entwicklung des nationalen Verteidigungskrieges gegen Japan und der nationalen Einheitsfront des Widerstandskrieges gegen Japan, s. D-34.

Kommentar

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front" 1 6 1 , als „rechtstendierendes Kapitulantentum" gebrandmarkt 162 . Das ist ungerecht, wenn wir den Bericht von Mao Tse-tung auf dem 6. Plenum zum Vergleich heranziehen. Gewiß, Mao Tse-tung hat nicht aus seinem eigenen Herzen gesprochen, sondern wurde von Wang Ming veranlaßt, das zu berichten, damit Maos Anhänger das direkt aus seinem Munde hören, um jegliche Widersacher auszuschalten. Viele Leute wußten nicht, worum es ging, und meinten, daß Mao Tse-tung den Bericht auf dem 6. Plenum gehalten hat, würde bedeuten, daß er der mächtigste Mann in der Parteihierarchie wäre; doch in Wirklichkeit geschah das genauso wie damals auf dem 2. Allchinesischen Kongreß 163 (Jan. 1934), auf dem man Mao Tse-tung gezwungen hatte, gegen die Rebellen von Fuchien zu sprechen, wofür er später sogar verantwortlich gemacht wurde 1 6 4 . Diesmal hat Mao Tse-tung aber den Verantwortlichen von sich aus zur Strecke gebracht (Februar 1942). 1942 ist das Jahr der von Not durchdrungenen Zeit im Widerstandskrieg, Durch die „Hundert-Regimenter-Offensive" hat man die urhfangreiche Gegenoffensive des Gegners heraufbeschworen und äußerst große Verluste für die kommunistischen Truppen hinnehmen müssen sowie die Entwicklung der Stützpunktgebiete in Nordchina ernsthaft gefährdet — einen Tatbestand, den Mao Tse-tung vorausgeahnt hat 165 und weswegen er mit P'eng Te-huai in eine Kontroverse geriet. Nach dem Ausbruch des Pazifischen Krieges gab Okamura, Hauptstab der Expeditionstruppen in Nordchina, die Losung aus: „Die Basis der Militärstation des Groß-Ostasien-Krieges zu vollenden" 166 , und beabsichtigte, Nordchina zum anti-angelsächsischen Hinterland des faschistischen Japans zu machen. Unter der „Gewaltsamen Befriedungsbewegung" 167 hat Japan Nordchina in 3 Kategorien eingeteilt: „Befriedungszone" (d. h. die Besatzungszone), „Befriedungsbereite Zone" (d. h. die Partisanengebiete) und „Nochnicht-Befriedungszone" (d.h. die Befreiten Gebiete). Gegenüber jeder 161 £) ie gegenwärtige Lage des Widerstandskrieges sowie unsere Aufgabe, Wang Ming. 162

Politbüro-Konferenz des ZK der K P C h , Dez. 1937. s. O . Vladimirow und V. Rjasanzew: Mao Tse-tung — A Political Portrait, Progress Publishers, Moscow 1976.

163

s. A n m . III. 1 1 9 .

164

s. A n m . III. 120.

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s. A n m . IV. 102.

166

Die Basis der Militärstation des Groß-Ostasien-Krieges zu vollenden — Okamura.

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Gewaltsame Befriedungsbewegung: Die Verstärkung der öffentlichen Sicherheit ist eine Kampagne von Japanern und der Marionetten-Regierung im März 1941 in Nordchina: durchgeführte Hausdurchsuchungen, Uberprüfung der Familienangehörigen, Errichtung des Pao-chia-Systems (s. A n m . IV. 168) und Organisierung von Marionettentruppen.

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Zone wurde eine unterschiedliche Politik betrieben. Gegenüber der „Befriedungszone" wurde hauptsächlich die „Dorfsäuberung" betrieben, das Pao-chia-System 168 und Sippenhaft wurden gewaltsam durchgeführt. Durch die Einkreisungsmethode wurden die Dörfer reorganisiert, von unsicheren Elementen gesäubert, Lebensmittel beschlagnahmt und die Besatzungszone mit allen erdenklichen Methoden konsolidiert und beherrscht. Gegenüber der „Befriedungsbereiten Zone" wurde hauptsächlich die Raupentaktik (Salamitaktik) unternommen, Peitsche- und Zucker-Politik gleichzeitig angewandt, das Volk mit Nachdruck gezwungen „zu verhandeln", „zu unterstützen", oder es wurde zu einer „menschenleeren Zone" gemacht; ferner wurden in solchen Gebieten in großem Maße Blockadegräben ausgehoben, Blockhäuser aufgebaut, um die Aktivitäten der kommunistischen Truppen zu verhindern. Gegenüber der „Noch-nicht-Befriedungszone" wurden hauptsächlich „Ausrottungsaktionen" unternommen im Sinn ihrer bestialischen „3-All-Politik" 1 6 9 : alles töten, alles verbrennen, alles rauben, und man beabsichtigte damit, in den Befreiten Gebieten die materiellen Nöte künstlich hervorzurufen und das Volk in einen deprimierten Zustand zu versetzen. Das Hauptziel ist hiermit, die Befreiten Gebiete zu zerstören, die 8. Armee zu vernichten und Nordchina fest im Griff zu haben. Dazu kommt der Zwischenfall in Süd-Anhui 170 , der die KPCh in eine Notlage versetzt hat, daß sie sich vor neue Aufgaben gestellt sah, die auf eine Reorganisation der Partei hinausliefen und auf eine autarke Versorgung. Die Bewegungen: Produktion, Herabsetzung des Pachtzinses, Qualifizierung der Armee und Vereinfachung der Administration sowie Unterstützung der Armee und Liebe zum Volk [D 50], wurden in Begleitung der Berichtungskampagne durchgeführt. 1943 ist die Expansionszeit der KPCh, nämlich, die durch die Säuberungsaktionen der Japaner verlorengegangenen Gebiete wurden wieder zurückerobert und die dezimierten Truppen aufgefüllt; von Milizen wurde die Reserve der Truppen gestellt [D44], Milizen wurden neben der regulären 168

Das Pao-chia-System war ein altes politisches System auf der untersten Ebene (SungDynastie, Ch'ing-Dynastie). A m 1. Aug. 1932 wurde es von Chiang Kai-shek in einigen Provinzen und am 7. N o v . 1934 in allen Provinzen eingeführt (mit einigen Änderungen). Es ist eine Verordnung über die Organisierung und U b e r p r ü f u n g der Einwohnerschaft der Kreise nach dem Pao-chia-System, d. h., beim Pao-chia-System gilt als Einheit der H a u s halt, an dessen Spitze ein Vorsteher steht. Zehn Haushalte bilden ein Chia und zehn Chia ein Pao mit je einem Vorsteher an der Spitze. Ferner wurde die kollektive Bestrafung eingeführt, wonach sich die Haushalte gegenseitig bespitzeln und denunzieren sollten.

169

Die 3-All-Politik der japanischen Imperialisten, die sie gegenüber den Befreiten Gebieten Chinas anwandten: alles niederbrennen, alles niedermetzeln, alles ausplündern. s. A n m . IV. 95.

170

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Armee aufgestellt [ D 4 8 ] . Errungen wurden diese Errungenschaften teilweise durch die zentralisierte Führung der Partei mit all ihren Bestrebungen zur Selbstversorgung, anderseits durch den Pazifischen Krieg, der die Militärkräfte Japans zu noch größerer Zerstreuung veranlaßte, so daß die Chinesen nicht mehr die einzigen sind, die die Last des japanischen Imperialismus zu tragen haben.

K F H ( 3 ) , S. 198

D44: Augenblickliche Leistungsfähigkeit der Partisanengruppen in der Kriegszone sowie die Frage ihrer Führung (Jan. 1942) T'ao Hsi-chin (Nach dem Komplilator: Die Kommunisten vergrößerten ihre Armee hinter dem japanischen Besatzungsgebiet, angefangen mit dem Versuch bei den Bauern, kleine Gruppen von Partisanen zu organisieren. Nach ihren eigenen Worten: Partisanengruppen sind bewaffnete politische Organisationen der Masse; ihre Kampfkraft ist zwar nicht stark, doch man muß die Leistungsfähigkeit von der politischen Seite her einschätzen. Die Kommunisten nahmen an, daß „die meisten Leute ungern Soldat spielen" und ein direkter Appell an die Massen zum Eintritt in die Armee unmöglich war; so benutzten sie den Vorwand, „die Heimat zu verteidigen", und unter der Bedingung, sich nicht von der Produktion und vom Heimatort zu entfernen, versuchten sie, die Bauern zu Partisanengruppen zu organisieren und dann aus ihrer Mitte allmählich welche in Basis-Trupps umzumodeln und zum Eintritt in die reguläre Armee zu veranlassen, so daß die Bauern unbemerkt ihnen ins Netz gehen; deshalb stellt eine solche Organisation der Kommunisten eine Uberbrückung zur Vergrößerung der Armee dar. Dennoch fürchteten sie, daß die Bauern nicht wiederholt auf diesen Trick hereinfallen; sie geben ihren Kadern die Anweisung, daß die Partisanengruppen nicht mit Härte direkt in die reguläre Armee eingegliedert werden dürfen; hieran ersehen wir die hinterlistige Methode ihrer Machenschaften.) Gegenwärtig befindet Nordchina sich überall noch mitten in der „Ausrottung" des Feindes und unseres Gegenausrottungskrieges; die Partisanen-

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gruppen der Dörfer sind wie Bambussprossen nach dem Frühlingsregen überall entstanden. O b es unsere Stützpunktgebiete oder die Partisanengebiete sind, ja sogar in manchem Teil der japanischen Besatzungszone, überall, außer in den Gebieten, wo die Massenarbeit unserer Partei noch sehr spärlich und schwach ist, sind die Spuren der Aktivität der Partisanengruppen bereits vorhanden. Gerade weil sie durch die „Ausrottung" des Feindes und die Gegenausrottung unsererseits entstanden sind, deshalb haben sie gegenüber den Stützpunktgebieten, gegenüber den kämpfenden Truppen, gegenüber den unteren Stufen der lokalen Partei- und Regierungsorgane und selbst gegenüber der Volksmasse eine erhebliche Leistungsfähigkeit. Sie sind der bewaffnete Kampf der Volksmassen; in der Gegenwart bedeuten sie auch die Kernorganisation zur Ausbreitung des Partisanenkrieges der breiten Volksmassen, die Verwirklichung der Militarisierung der Parteimitglieder und eine Oberbrückung des Schutzes der eigenen Interessen der Volksmassen durch Höherstellung ihrer Mitwirkung am Militärwesen. Deshalb wurde, was die Organisation der Partisanengruppen und die Frage ihrer Aufgabe angeht, das von jetzt an einer der Haupttagesordnungspunkte der Konferenz der unteren Parteiorgane hinter der feindlichen Front, besonders in den Partisanengebieten und der Besatzungszone. Gerade weil sie die Kernorganisation des bewaffneten Kampfes der Volksmassen bilden, kann man sie deshalb nicht zu Truppen oder Partisanentruppen zählen, auch nicht als normale Vereinigungen des Volkes in gleichem Maße betrachten; sie sind ein Teil des Volks (Partisanengruppen außerhalb der Partei) oder ein Teil der Parteimitglieder (Partisanengruppen innerhalb der Partei), aber sie sind auch die vertrautesten Augen, Ohren, Krallen, Zähne der Truppen oder Basispartisanen eines Kreises oder Bezirkes. Deshalb müssen sie mit unterschiedlicheren Methoden als die Truppen oder Vereinigungen des Volks geführt werden, und die Art der Einschätzung ihrer Arbeitsfähigkeit zur Festlegung der Führungsrichtlinien und -methoden ihnen gegenüber wurde auch von nun an zu einem von uns zu berücksichtigenden Problem, das wir in der Arbeit der unteren Kader Nordchinas hinter der Front studieren.

1. Die Partisanengruppen im Verhältnis zu den Stützpunktgebieten Im gegenwärtigen hinter der feindlichen Front liegenden Nordchina existieren zwei wichtige Probleme: Das erste ist, daß unsere Stützpunktgebiete möglicherweise noch verkleinert und die Partisanengebiete sowie die Besatzungszone vergrößert werden können; das andere Problem ist,

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daß die Volksmassen hinter der feindlichen Front gegenwärtig weit mehr nach dem „Schutz der Heimat" verlangen und ihn begrüßen als nach der Parole zum Schutz der Stützpunktgebiete, mit anderen Worten heißt das, daß diese beiden Parolen noch nicht miteinander in Einklang gebracht werden können. Aber unsere wesentliche Arbeitsrichtlinie besteht darin, die Stützpunktgebiete während des Anti-Ausrottungskrieges zu schützen, sie zu befestigen, Kräfte zu reservieren und allmählich die Partisanengebiete in unsere Stützpunktgebiete sowie die Besatzungszone in Partisanengebiete umzuwandeln. Wie sollen nun die Probleme gelöst werden? Wir meinen, die Lösung dieser beiden Probleme stützt sich auf die Entfaltung aller Arbeiten, doch wesentlich muß sie sich auf die Volksmassen stützen; sie muß sich auf die politische Aktivität und die Hebung der militärischen Erkenntnis stützen, ferner muß sie sich auf die Herausbildung und Entwicklung der Unbesiegbarkeit der Volkskraft stützen. Deshalb ist eine Organisation von allgemeinen Dorfpartisanengruppen auch auf Grund dieser Probleme vorgeschlagen worden; sie ist eine der praktischen Methoden, diese Probleme zu lösen, und sie hat außerordentliche Wirkung. Die praktische Erfahrung hat uns gezeigt: die Partisanengruppen können einerseits die Ordnung im Hinterland der Stützpunktgebiete aufrechterhalten helfen; die Dorfpartisanengruppen des Kreises Ch'ang-chih, Ch'inhsien und Liao-hsien südöstlich der Provinz Shanhsi haben neulich nicht nur die Aktivitäten der Verräter und Banditen ( K M T ) unterdrücken können, sondern sie sind auch in der Lage, bewaffnete Schmuggler zu inhaftieren sowie allerlei Arbeiten beim Belagerungszustand des Widerstandskrieges durchzuführen. Anderseits können die Partisanengruppen in den Partisanengebieten und Besatzungszonen wiederum die Ordnung des feindlichen Hinterlandes zerstören, ihre herrschende Macht schwächen, so daß die sogenannte ,,Ordnung-und-Ruhe"-Politik 1 7 1 nicht funktioniert; gleichzeitig können sie Organisationen und Einrichtungen in der Flanke und hinter dem Feind behilflich sein. Zum Beispiel haben die geheimen Partisanengruppen in Li-shih und Chao-ch'eng der Provinz Shanhsi unweit des feindlichen Gebietes und der Besatzungszone bereits öfters dem Feind nächtliche Streiche zugefügt sowie Beamte der Marionettenregierung nie171

Ordnung-und-Ruhe-Politik: Gebiete und Städte wurden zu „Säuberungsdistrikten" erklärt und mit Bambuspalisaden umzäunt. Die Bewohner wurden verhört, und mit unerwünschten Elementen wurde nicht viel Federlesens gemacht. Eine Maßnahme der japanischen Invasionstruppen in Nord-China, hauptsächlich gegen die kommunistischen Untergrundkämpfer gedacht. s. Inaba Masao: Okamura Yasuji taishö shiryö, Bd. 1, S. 277, Hara shoho, T o k y o , 1970; Shigemitsu: S. 293.

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dergestreckt und die organisatorische Arbeit des Volkes in den feindlichen Gebieten vorangetrieben. Nachdem der Feind im Herbst dieses Jahres Li-ch'eng in Besitz nahm, haben alle Dorfpartisanen von Huang-shun und Pei-sheh der Umgebung der Stadt ununterbrochen den Feind gestört und die Verkehrsverbindung zwischen Li-ch'eng und Tung-yang-kuan zerstört. Die Partisanengruppen entlang der Eisenbahnlinie in Ching-hsing der Provinz Hopei haben mehrmals Japaner und Verräter festgenommen, die auf der Station verkehrt haben, um die Entwicklung der Arbeit entlang der Eisenbahnlinie zu koordinieren. Ferner sind z . B . die Vorortpartisanengruppen von Lai-yüan und Ch'ü-yang in die Städte eingedrungen und haben den Feind sowie das Marionettenregime gestört usw.; solche Beispiele sind zahlreich. All das beweist, daß die Partisanengruppen zum Schutz der Stützpunktgebiete sowie im Hinblick auf die Verbundenheit der Menschen in den feindlichen Gebieten und als Hilfe für die Entwicklung der Arbeit in den feindlichen Gebieten eine erhebliche Bedeutung haben. Die praktische Erfahrung hat uns bereits gezeigt, daß die beiden Parolen „Schutz der Stützpunktgebiete" und „Schutz der Heimat" im wesentlichen identisch sind und miteinander in Verbindung stehen; doch für das Volk sind sie unterschiedlich. Das Volk hinter dem Feind in Nordchina ist in eine Art Psychose, sich einseitig auf die 8. Armee zu verlassen, verfallen; das Bestehen dieser Psychose hat seine gute sowie seine schlechte Seite: Die gute Seite besteht in einem hochgradigen Vertrauen auf die Fähigkeit der 8. Armee zum Sieg über den Feind und zur Wahrung der Interessen des Volkes; doch die schlechte Seite ist eben, daß es (das Volk) die 8. Armee als eine von anderswoher gekommene Wunder-Armee 1 7 2 betrachtet; deshalb konnte bei bestimmten Situationen während des Partisanenkrieges ein Teil der lokalen Bevölkerung enttäuscht werden, so daß den Ultrareaktionären und Kollaborateuren Vorwände und Chancen zur Verbreitung zersetzender Gerüchte gegeben wurden. Nach unserer Betrachtung ist diese Psychose sowie ihr Einfluß hauptsächlich dadurch entstanden, daß wir bis jetzt nur einseitig auf die Verbundenheit der zwei obengenannten Parolen Wert gelegt haben und die unterschiedliche Seite gänzlich ignorierten; deshalb vergrößerten wir nur die Truppen und vernachlässigten die eigene Bewaffnung des Volkes und den Charakter der Ubergangszeit; wir erläuterten nur den Partisanenkrieg und ignorierten das Erlebnis, das der Partisanenkrieg dem Volk vermittelte. Gegenwärtig sehen wir, daß es in vielen Orten bereits gesunde Arbeit der Partisanengruppe gibt; solche Erscheinungen (wie 172

„ T ' i e n - p i n g " heißt eigentlich kaiserliche A r m e e , v o l k s t ü m l i c h eher als göttliche A r m e e aus einer anderen Welt gedeutet.

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oben) sind im Ganzen allmählich verändert worden. Das Volk spürte bereits, daß man die Heimat schützen kann; gleichzeitig wußte es auch, wenn man all die Probleme nicht mit den Stützpunktgebieten im Zusammenhang sehen kann, vermag man die Heimat schließlich auch nicht zu schützen. Die Parole „Schutz der Heimat" besitzt von nun an in der Situation hinter dem Feind eine wichtige Bedeutung; wir dürfen das Volk nicht wie die mobilen Truppen gleichermaßen betrachten, sondern müssen erkennen, daß die Interessen und das Ziel Schutz der Heimat und Schutz der Stützpunktgebiete von gleicher Natur sind; die Frage besteht darin, wie wir das Volk führen müssen, um die Einsicht vom Schutz der Heimat zum Schutz der Stützpunktgebiete zu erheben. Wir dürfen darum annehmen, daß Partisanengruppen die Kernorganisation und die konkrete Methode sind, die Parolen des Volkspartisanenkrieges zu entfalten und die Heimat zu schützen. Sie in breitem Maße im Dorfe zu errichten und aktivieren, kann die Begeisterung des Volkes auslösen, Stützpunktgebiete zu errichten; sie haben nicht nur heute die Funktion, die Stützpunktgebiete zu schützen, sondern auch die strategische Bedeutung, die Stützpunktgebiete zu vermehren, weil sie in der Besatzungszone den „Wasserminen"- und „U-Boot"-Effekt hervorrufen können. Deswegen muß auch unser Grundprinzip der Führung der Partisanengruppen in erster Linie von der Einheitlichkeit — trotz ihrer Verschiedenheit — und Verbundenheit der zwei Probleme von Schutz der Heimat und Schutz der Stützpunktgebiete des Volkes ausgehen; gleichzeitig müssen wir anderseits von der Entwicklung der Partisanengruppen und vom Sieg ausgehen. D . h . , wir müssen gegen folgendes sein: nicht auf die Organisation achten und nicht auf den Erfolg der Arbeit achten oder Sabotageelemente organisieren, die unsere Verbundenheit von oben nach unten manipulieren und zersplittern, die Entstehung einer Tendenz der Heimatanschauung und des engherzigen Lokalpatriotismus (Sippenwirtschaft). D . h . , wir müssen gleichzeitig gegen den Konservatismus und die Vermilizierung von Partisanengruppen sein, gegen solche, die nicht auf das Erstarken achten und sich nicht weiter emporarbeiten, ferner gegen solche, die den Nachbardörfern nicht beim Aufbau helfen oder ihre Aktionen koordinieren, sondern sich in das feindliche Gebiet ausdehnen. Ich meine, in der gegenwärtigen Kampfzone müssen wir den lokalen Parteiorganen, den Militärbezirken, Militärunterbezirken hinsichtlich der Hauptaufgabe der Befestigung der Stützpunktgebiete und der Reserve der Kräfte, im Hinblick auf dieses Problem noch mehr Aufmerksamkeit schenken.

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2. Das Verhältnis der Partisanengruppen zu den Streitkräften Die Partisanengruppen haben während des Anti-Ausrottungskrieges des letzten Jahres überall in Nordchina in den kooperativen Kampfhandlungen mit den Streitkräften tatsächlich eine erhebliche Wirkung hervorrufen. Da sie eine bewaffnete, klein-gruppierte, manchmal offene, manchmal geheimgehaltene Einheit sind, können sie deshalb ununterbrochen hinter dem Feind oder an seiner Flanke aktiv sein, den Feind in die Irre führen, ihn müde machen, ihn abnützen, ihm viele Schwierigkeiten zufügen und damit viele günstige Bedingungen für unsere Operation schaffen. Die Partisanengruppen in einzelnen Gebieten, die verhältnismäßig intakt sind, können sogar kleine Kampfhandlungen auf eigene Initiative hin durchführen. Wie z. B. neulich, als der Feind in Mittel-Hopei den Ausrottungskrieg durchführte, waren die Partisanengruppen aller Dörfer im Bezirk X des Kreises Ting zusammengeschlossen und hatten ein Häufchen tief eingedrungener Feinde solange eingekesselt, bis unsere Verstärkung kam und gemeinsam den Kampf beenden konnte. Ein anderes Mal korrdinierten sie sich mit den Streitkräften zum Angriff auf einen Stützpunkt des Feindes; die Partisanengruppen übernahmen vorerst die Aufgabe, einen anderen Ort zum Schein anzugreifen, so daß die Streitkräfte ihr Ziel erreichen konnten. Was diesmal den Ausrottungskrieg im Südosten Shanhsis angeht, so waren alle Partisanengruppen der Kreise Ch'ang-chih, Kao-p'ing, Li-ch'eng und Ch'inhsien in der Operation mit den Streitkräften koordiniert und brachten viele lobenswerte, heldenhafte Taten hervor. Ohne Zweifel bedarf die Ausweitung des Partisanenkrieges einer solchen Massenkraft, die als „Augen und Ohren, Zähne und Krallen" den Partisanentruppen diente; die Grundlage des Partisanenkrieges sowie die zukünftigen Siege beruhen eben darauf. Ferner wurden die Partisanengruppen in bezug auf den Nachschub der Streitkräfte und das Gedeihen sowie Erstarken der örtlichen bewaffneten Einheiten die Basis einer unerschöpflichen Quelle; das ist ferner eine verhältnismäßig gute Methode zum gegenwärtigen Kräfteaufspeichern und Heranbilden von neuen Soldaten. In Südost-Shanhsi sehen wir einige Kreise und Bezirke, deren Stamm-Partisaneneinheiten eben von einigen Partisanengruppen als Basis entwickelt worden sind. Die meisten im Volk werden ungern Soldat, doch durch den Ubertritt in eine Partisanengruppe kann die rückschrittliche Ansicht sich ein wenig verändern. Deshalb haben gegenwärtig die Genossen der lokalen Parteiorgane in bezug auf die Mobilisierung neuer Kämpfer im allgemeinen bereits in ihrer Zuversicht zugenommen, und von Seiten der Streitkräfte ist man auch der Ansicht, daß diese breite Reservearmee die Güte und Kampf-

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erfahrung für den Prozentsatz der Ergänzungssoldaten der Zukunft gewährleisten kann, deshalb ist sie eine noch fortschrittlichere Massenbewaffnung als die allgemeine Selbstschutzbrigade. Deshalb können wir annehmen, daß die Partisanengruppen starke Helfer der Streitkräfte sind, gleichzeitig die uferloseste, beste Quelle für die Ergänzungssoldaten und die Vergrößerung der lokalen Bewaffnung. Auch deshalb müssen wir im Hinblick auf die Führung der Partisanengruppen vom politischen Standpunkt aus ihre Wirkung kalkulieren und dürfen militärisch kein überhöhtes Verlangen an sie stellen; anstatt militärisch vom Schlagen des Feindes zu sprechen, sprechen wir besser politisch davon, den Feind zum Wanken zu bringen, zu isolieren und ihn zu schlagen. Gleichzeitig müssen wir von der Ansicht ausgehen, daß sich kleine Siege zu großen Siegen häufen, um ihren politischen Enthusiasmus völlig zu entfalten, bis hin zur Hebung des militärischen Interesses und des militärischen Bedürfnisses. Mit anderen Worten, wir sind gegen die Methode der Verwendung und Führung, die Partisanengruppen willkürlich als Partisaneneinheiten einzusetzen. Das heißt auch, wir sind gegen die radikale Art und Weise, sie grob in die Streitkräfte einzugruppieren; denn dies hat weder für das Gedeihen und Erstarken der Partisanengruppen noch für die Entwicklung und Stabilisierung unserer Truppeneinheiten Nutzen. Gegenwärtig operieren in manchen Gebieten die Partisanen-Stammtrupps eines Kreises oder Bezirkes ständig so, daß sie ihre Aktionen mit den kleinen Einheiten der aus der Hauptstreitkraft zugeteilten Truppen koordinieren, gestützt auf die Partisanengruppen eines Dorfes, wenn nötig, sogar auf die Vereinigung der Partisanengruppen mehrerer Dörfer, um einen vorteilhaften Kampf durchzuführen. Es ist genau so wie das Verhältnis von Hand und Finger; man kann zu jeder Zeit ein oder mehrere Finger beanspruchen, gleichzeitig gewährleistet man ihnen auch deshalb die ständige Verbundenheit und Einheitlichkeit mit dem Arm — die Hauptstreitkraft oder die Marschkolonnen der Partisanen, und somit kann man sie auch mittels der Erziehung und Schulung, der großen und kleinen Schlachten und der Erfolge der verschiedenen Arbeit sich erstarken und entwickeln lassen. Wir erkennen das als verhältnismäßig gute Führungsmethode an. 3. Das Verhältnis der Partisanengruppen zur Partei des Dorfes und zu den Regierungsorganen Die Streitkräfte sind die Eckpfeiler der Partei und Regierung, das ist ohne Frage. D a wir aber früher im Hinterland des Feindes die ungleichen Bedingungen der verschiedenen Gebiete, die ungleichen Aufgaben des Kamp-

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fes ungenügend einschätzten und uns mit den oberen und unteren Parteiund Regierungsorganen in verschiedenen Situationen befanden, haben wir deshalb dieses Prinzip nie voll angewendet. Während des Anfangsstadiums der „Ausrottung" durch den Feind entstanden einem Teil der unteren Partei- und Regierungsorgane eine Reihe von Schwierigkeiten, die Arbeit standhaft durchzuführen. Gleichzeitig hat, nachdem die Ortschaften von dem Feind durchtrennt worden sind, durch den Mangel an stützender und deckender Stärke der unteren Stufen die Verbindung und Herausgabe von Befehlen zwischen oberen und unteren Organen in mancher Hinsicht an Elastizität ein wenig eingebüßt. Aber nachdem die Partisanengruppen überall aufgestellt worden sind, sind solche Erscheinungen allmählich zurückgegangen; die Genossen der Dorf-Zelle und die Angestellten der Regierung haben die Zuversichtlichkeit in bezug auf die entscheidende Durchführung der Arbeit um ein Grad erhöht und die Erkenntnis, in bezug auf alles, was das Militärische als Mittelpunkt hat, vertieft. Sie haben nicht nur bereits anfänglich die Möglichkeit und Wichtigkeit der Militarisierung der Parteimitglieder und die Verfestigung der Zelle in der Kriegszeit gespürt, sondern sie haben an manchen Orten, wo sie die Arbeit der Organisation der unteren Stufen der Kriegszeit untersuchten, unter der Losung, „Uns durch den Krieg zu erfahren", die Aktivitäten der Partisanengruppen als erstes Material zur Untersuchung verwendet. Gleichzeitig werden sie bei allen Problemen der Massenbewegungen und allen Kampfsituationen manchmal auch als eine wirkungsvolle, überraschende Angriffskraft eingesetzt. Solche Erscheinungen kann man in den vertraulichen Beziehungen der unteren Partei- und Regierungsorgane und der Partisanengruppen im Südosten der Provinz Shanhsi beobachten. Alles ist im Begriff, die Stabilisierung und Vertiefung der verschiedenen Arbeiten in den unteren Stufen zu koordinieren, zu entwickeln und zu verallgemeinern. Deshalb dürfen wir annehmen, daß die Partisanengruppen heutzutage die Eckpfeiler der Partei- und Regierungsorgane in den Dörfern der Kriegszone sind; ihre Existenz und Entwicklung ist notwendig; wir müssen uns auf sie stützen. Gleichfalls stützt sich die Aufstellung und Entwicklung der Partisanengruppen unbedingt auch auf die Stabilität und Vertiefung der Basis der unteren Organisation. Falls es die Partei und die Entwicklung der verschiedenen Arbeiten nicht gibt, so gibt es auch keine Entstehung und Aktivität einer gesunden Partisanengruppe. Das läßt sich allgemein in den feindlichen Gebieten und dort, wo unsere Arbeit nur spärlich vorhanden ist, beweisen. Auch deswegen muß die Führung der Partei gegenüber den Partisanengruppen wirklich an der Gegebenheit des Ortes festhalten, um die Art der

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Aktivität und die Form der Organisation festzulegen, gleichzeitig aufgrund der verschiedenen Situation zu jeder Zeit bereit sein, die Organisation und Aktivität zu verändern. Das heißt, wir sind dagegen, die Partisanengruppen so zu führen, als wären sie ein übliches, kleines Grüppchen, sondern wir schicken öfters rechtschaffene, treue, unbeugsame Elemente, daß sie eintreten. Falls es nötig ist, so führen wir sie unmittelbar, und, gestützt auf sie und durch sie, führen wir alle Arbeit der Kriegszeit durch. Genau so verhalten wir uns auch gegenüber den unteren Regierungsorganen und Massenvereinigungen. Wir müssen die Organisationsstruktur entsprechend einrichten und die politische Schulung vertiefen, damit sie sich allen unteren Organen anpassen lassen, und sie geschickt verstreuen und konzentrieren, öffentlich und geheim geschickt koordinieren, aus der aktiven Auflehnung heraus uns gegen die Herrscher des Feindes und seine Marionettenregierung stellen, um die Autorität der antijapanischen Machtorgane zu heben, ferner müssen wir die Aktivitäten auf allen Seiten vertiefen, um allen Organisationen zu ihrer Errichtung zu verhelfen. 4. Die Beziehungen der Partisanengruppen zu den Massen selbst Gerade weil die Partisanengruppen politische, bewaffnete Kampforganisationen der unteren Volksmassen sind, kann man ihre Interessen von den Volksmassen nicht trennen, und wann und wo auch immer, ist vom Schutz der Interessen der Volksmassen auszugehen. Was die allgemeine Mobilmachungsarbeit und die Belagerungsmaßnahmen des antijapanischen Krieges angeht, bedarf keiner Worte; wie z. B. im Dorf X X im Kreis Jao-yang in der Provinz Hopei haben die Partisanengruppen sogar während der Kampfhandlungen die Banditen niedergeschlagen und Jou-p'iao erobert; die Partisanengruppen in allen Dörfern entlang der Straße Fu-P'ing haben stets, nachdem der Feind die Dörfer angezündet und sich zurückgezogen hatte, einerseits gegen den Feind gekämpft und anderseits der Feuerwehr beim Löschen geholfen, damit der Schaden für das Volk so gering wie möglich gehalten wurde; die Bauernverbände der drei Bezirke im Südosten der Provinz Shanhsi haben im Juli dieses Jahres bereits an alle Dorfpartisanengruppen appelliert, das „Bewaffnete Ernteeinholen" zu praktizieren; deshalb hat die Bevölkerung zu beiden Seiten der Straße Pe-chin tatsächlich durch den Schutz der Partisanengruppen zu jener Zeit weniger Verluste zu beklagen. Deswegen sagen die Genossen der unteren Kader, „falls die Partisanengruppen ihre Arbeit gut machen, so ist es auch leicht, die Arbeit der Einheitsfront im Dorfe während des Krieges durchzuführen". Dieser Satz hat, durch den Beweis der Tatsachen, schon seinen Sinn.

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Ferner ist die Bevölkerung allgemein, besonders die in der Provinz Shanhsi, mit der Kriegsführung, mit der Parole „Die Waffe dem Feind entreißen, um sich selbst zu bewaffnen", wahrlich sehr wenig vertraut, doch die Partisanengruppen haben dieses Problem begriffen. Zum Beispiel haben die Partisanengruppen südöstlich der Provinz Shanhsi während der letzten „Ausrottung" in vielen Orten Siegesbeute gemacht: Die Partisanengruppe des Dorfes Huang-shun in Li-ch'eng begegnete einst 4 feindlichen Soldaten, erschoß sofort 2 davon und erbeutete 2 Gewehre; die VorortPartisanengruppe der Stadt Wu-hsiang tarnte sich beim Zusammentreffen mit dem Feind und erbeutete somit Gewehre, Pferde und andere Kriegsmaterialien; der Dorfvorstand des Dorfes X in Ch'in-hsien verabscheute zutiefst den Feind und seine Marionetten, die die Dörfer zerstörten, und hat einst persönlich eine Partisanengruppe geführt und einen feindlichen Soldaten sowie 4 Verräter gefangengenommen; eine Partisanengruppe in der Nähe des feindlichen Gebietes tarnte sich als Bauern und erntete an dem bereits zerstörten Abschnitt einer Chaussee; als ein feindliches Auto steckengeblieben war und als sie aufgefordert wurden, das Fahrzeug wieder in Ganz setzen zu helfen, wurden sie (die Feinde) mit Handgranaten überrascht. Die Partisanengruppen in allen Orten sind alle über solche siegreichen Aktivitäten stolz und wetteifern untereinander; hieraus ersehen wir, daß die Volksmassen keine Angst mehr vor dem Krieg haben und der Krieg auch die Beziehungen zwischen Militär und Volk sowie die Volksmassen an sich geändert hat. Deshalb können wir schließlich feststellen: Die Partisanengruppen sind das Rückgrat des Selbstschutzes des Widerstandskrieges der Volksmassen, gleichzeitig sind sie die beste Schule für das militärische Training der Volksmassen. Auch deswegen muß unsere Führung gegenüber den Partisanengruppen, besonders, wo und wann auch immer, von den Interessen der Volksmassen, von der Zukunft der Entwicklung der Massenbewegung ausgehen. Das heißt, wir müssen, von den realen Aktivitäten zum Schutz der Interessen des Volkes vor und während des Krieges und zur Befreiung des Volkes von seinen Nöten ausgehend, eindringlich an alle Klassen des Volkes appellieren: „Nicht zum Sklaven in einer unterjochten Nation werden", „Alle zusammenhalten, um den Widerstandskrieg durchzustehen"; erbarmungslos die starrsinnig Böses tuenden Verräter niederschlagen, um alle Schurken und wankelmütigen Elemente zu warnen. Die verschiedenen politischen Angriffe des Feindes in den Griff zu bekommen, um den lokalen ultra(reaktionären) Elementen das politische Kapital zu entziehen, standhaft sein und sich nicht durch die Ultra-Elemente ausnützen lassen und auch

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keinen Soldatendienst für sie leisten. Ferner müssen wir sie dahin führen, daß sie sich aus dem praktischen Training stärken, sich heben, damit die intensivierten Beziehungen von Militär und Volk zu einer unbesiegbaren Macht zusammenschmelzen. 5. Die Lehre der Erfahrung In den Ausrottungskriegen in Nordchina haben wir seit einem Jahr ununterbrochen Siege errungen; der Ausrottungskrieg des Feindes hat im Grunde sein strategisches Ziel nicht erreicht; im Gegenteil, wir können dennoch ausharren und kontinuierlich unsere neue Macht gedeihen lassen und stärken. Hieran hat die Entwicklung und Errichtung der allgemeinen Partisanengruppen inner- und außerhalb der Partei zu einem Teil mitgewirkt. Die noch weitere Ausbreitung und Aktivität der Partisanengruppen ist heutzutage ein äußerst wichtiges Arbeitsgebiet der unteren Schichten der Dörfer im Hinterland des Feindes. Die Erfahrung hat bewiesen, daß, je grausamer der Kampf im Hinterland des Feindes, um so tapferer und entschlossener der größte Teil der Massen wurde. Die Mitglieder der Partisanengruppen in verschiedenen Dörfern in Fu-P'ing sind Mitglied und Nichtmitglieder der Partei, deren Familien bereits vom Feind verbrannt, getötet, geschändet oder verschleppt worden waren; das besagt, daß die Entwicklung der Partisanengruppen und die Erhaltung von deren erlesenen Bestandteilen völlig möglich ist. Die wesentliche Vorbedingung, die Partisanengruppen zu führen, ist die Erkenntnis, daß sie den politischen bewaffneten Kampf der Massen verkörpern; sie dürfen nicht von den Interessen der Massen sowie den Organisationen der unteren Schichten abgetrennt werden: gleichzeitig müssen sie mit der Gründung der Stützpunktgebiete und den Aktivitäten des Militärs in Einklang stehen. Um eine noch größere Wirkung der Partisanengruppen zu entfalten, kann man deshalb nur ihre politische Aktivität auf verschiedenen Seiten erhöhen; dann erst wird die militärische Forderung an sie erhöht, dann erst werden sie zur Hauptbasis der heutigen Reservekraft. Die Erfahrung hat auch bewiesen, daß sich im Volk viele neuartige Kampftechniken verborgen halten. (Aus der Nordchinesischen Monatszeitschrift „Ausharren" vom Jan. 1942, Nr. 4)

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D 45: Zur Frage der Führung der lokalen Bewaffnung

(Jan.

1942)

Kao Feng „Das Militärische ist die Fortsetzung des Politischen" 1 7 3 , d. h., um ein politisches Ziel zu erreichen, eine gewalttätige Maßnahme ergreifen. Falls das Militärische sich von der Politik entfernt, so wird es zum räuberischen Banditentum. Deshalb müssen, ob es sich um revolutionäre oder konterrevolutionäre Armeen handelt, sie die folgenden Merkmale besitzen: 1. Sie müssen die politische Ideologie der führenden Klasse dieser Armee besitzen, um die Gewähr dafür zu bieten, daß diese Armee absolut nur den politischen Zielen dieser Klasse dient. Die Aufstellung dieser politischen Ideologie ist durch den grundsätzlichen Charakter der revolutionären und konterrevolutionären Armeen wesentlich unterschieden, wobei die angewandten Methoden auch verschieden sind; denn, ob es sich um revolutionäre oder konterrevolutionäre Armeen handelt, ihre Zusammensetzung muß von der derzeitigen breiten arbeitenden Bevölkerung abhängig sein; das wesentliche Ziel, das man erkämpfen soll, ist auch das breite arbeitende Volk. Die revolutionären Armeen sind von dem breiten arbeitenden Volk selbst organisierte Armeen und dienen der Befreiung des breiten arbeitenden Volkes selbst; deshalb ist die Aufstellung ihrer politischen Ideologie gänzlich auf den führenden Stamm der bewußt gewordenen Elite dieser Klasse gegründet; unter eifriger Aufklärung will sie (die Elite) die Absichten und Parolen der Revolution gänzlich in die dem breiten arbeitenden Volk eigenen Absichten und Parolen umwandeln; sie sind ehrlich und wahrhaftig. Die konterrevolutionären Armeen sind von den reaktionären herrschenden Klassen aus dem breiten arbeitenden Volk unter Zwang organisierte Armeen und dienen der Unterdrückung des Widerstandes des breiten arbeitenden Volkes und der Festigung des Herrschaftssystems der Reaktionäre; deren politische Ideologie steht völlig im Widerspruch zu der des breiten arbeitenden Volkes. Deshalb beruht ihr ideologischer Aufbau gänzlich auf sklavischem, absolutem Gehorsam, auf einem autoritären Strafgesetz, auf Lug und Trug. 173

„ D a s Militärische ist die Fortsetzung des Politischen" — Karl v. Clausewitz. W . I. Lenin, Sozialismus und Krieg, D i e t z Verl. Berlin 1955, S. 11: „ D e r Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen M i t t e l n " ; M a o : A W . Bd. 2, S. 191, U b e r den langdauernden Krieg: „ D e r Krieg ist die Fortsetzung der P o l i t i k " .

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2. Die innere Organisation und Struktur muß mit der derzeitigen Produktionsweise in Einklang stehen. Die Organisation und Struktur einer Armee in einer feudalistischen Gesellschaft ist unterschiedlich zu der einer kapitalistischen Gesellschaft; die von einer kapitalistischen Gesellschaft (wiederum) unterschiedlich zu der einer sozialistischen Gesellschaft; die den Dorfpartisanenkampf beharrlich austragenden Arbeiter- und BauernTruppen sind unterschiedlich zu der Armee der kapitalistischen Klasse, die über Hinterland und Versorgung verfügt. Aber was wir hier mit unterschiedlich meinen, ist nur in einer bestimmten Zeit, unter einer bestimmten Bedingung unterschiedlich. Solche Unterschiede beruhen hauptsächlich auf der fortschrittlichen und auf der rückständigen Produktionsweise, darauf, ob man Hinterland hat oder nicht; es zeigt sich in der straffen oder nachlässigen Organisation der Armee, in der guten oder schlechten Ausrüstung und in dem System der regulären oder Partisanen-Truppen. Aber solche Unterschiede werden durch den Charakter der revolutionären und konterrevolutionären Armee in umgekehrtem Verhältnis entwickelt: Die revolutionäre Armee wird durch die Entwicklung der Revolution von einer nachlässigen Organisation zu einer straffen, von einem nicht regulären System zu einem regulären, von einer schlechten Ausrüstung zu einer guten Ausrüstung fortschreiten; umgekehrt geraten die Truppen der Konterrevolutionäre zwangsläufig in den Zusammenbruch. 3. An den Unterschieden des revolutionären und konterrevolutionären Charakters, der Organisationen, von Hinterland-Besitz und Nicht-Besitz zeigen sich die Aktivitäten der Armee; d. h., das Kommando der Strategie und der Schlachten, die Anwendung der Taktik sind auch unterschiedlich. Die Truppen müssen entsprechend ihrer eigenen politischen Aufgabe, der eigenen Kampfkraft, ihrer eigenen strategischen Positionen über das korrekte Befehlskonzept der strategischen Schlacht entscheiden und die korrekte Taktik anwenden; dann erst werden sie ihre eigenen Aufgaben voll bewältigen können. Meine ursprüngliche Absicht, dies zu schreiben, war es, einige Ansichten in bezug auf die Führungsfrage der lokalen Bewaffnung den Parteikomitees aller Ebenen und den verantwortlichen Genossen (die führenden Funktionäre) aller Ebenen anzubieten. Die oben genannten 3 Ansichten der militärischen Prinzipien hebe ich deswegen hervor, weil ich finde, daß die Parteikomitees der verschiedenen Ebenen und die verantwortlichen Genossen in bezug auf die Frage der Beziehungen zum Militärischen und Politischen manches noch nicht genügend erkannt haben. Deshalb gestaltete es sich so, daß die für das Militärische verantwortlichen Genossen das militärische System betonten, seien es Organisation, Erziehungsverwaltung,

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technische Betätigungen — bei allen wurde subjektiv von den Forderungen des Militärischen ausgegangen; im Extremfall kümmert man sich überhaupt nicht um Politik; aus augenblicklicher Bequemlichkeit geht man planlos gegen die Verräter vor, handelt unordentlich, was bei der Vollendung der gesamten politischen Aufgaben Verluste und Nachwirkungen erleiden läßt. Ferner handelt es sich um die Parteikomitees der verschiedenen Ebenen und um die verantwortlichen Genossen, die die Anleitung zur Bewaffnung aufgeben bzw. vernachlässigen; sie meinen, daß die Bewaffnung das Problem der Ressorts der Bewaffnungsarbeit sei; da gibt es die Ressorts der Bewaffnungsarbeit, die eigens dafür verantwortlich sind; da braucht man sich von uns nicht darum zu kümmern und Fragen zu stellen; wir können höchstens nur in der ganzen Richtung der Aktivität, in der Entwicklung und Befestigung, rein prinzipiell einige Ansichten anbieten und nicht mehr. Das Vorhandensein dieser beiden fehlerhaften Tendenzen ließ den bewaffneten Kampf nicht mit der Vollendung der gesamten politischen Aufgaben eng miteinander verbinden und ließ den bewaffneten Kampf nicht auf die Ebene erheben, wo er sich eigentlich zur politischen "Wirkung hätte entfalten können. Die Revolution Chinas ist hauptsächlich bewaffneter K a m p f 1 7 4 , hauptsächlich bewaffneter Kampf der Bauern unter der Führung der politischen Partei des Proletariats. Nur wenn wir die Frage des bewaffneten Kampfes korrekt regeln können, die bewaffneten Organisationen und die Führung der bewaffneten Kräfte als die wichtigste Arbeit der Partei betrachten, dann erst sind wir fähig, die chinesische Revolution zum Sieg zu führen. Einer der Hauptgründe, daß die Große Revolution fehlschlug, besteht darin, daß der Opportunismus von Ch'en Tu-hsiu die Wichtigkeit der Führung des bewaffneten Kampfes nicht erkannt hatte. In der Epoche der Bodenrevolution konnte Li Li-san den bewaffneten Kampf nicht korrekt im Griff haben; dieser artete zum Putschismus und Abenteurertum aus, so daß die Bodenrevolution schwerwiegende Verluste erleiden mußte. Während des Kampfes der Anti-Einkreisung und der Epoche des Bürgerkrieges wurde der Wert des Partisanenkrieges zu sehr unterschätzt und gestaltete sich einseitig zur militärischen Defensive, so daß der Kampf der Anti-Einkreisung keine noch größeren Errungenschaften ernten konnte. Diese großen Ereignisse im Verlauf der ganzen chinesischen Revolution, diese erfahrungsreiche Lehre der Niederlage im Verlauf der ganzen chinesischen Revolution sagt uns eindringlich, wie wichtig es ist in bezug auf die Vollendung der gesamten politischen Aufgabe, den bewaffneten Kampf korrekt zu führen! 174

Zitat von Stalin.

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Was wir korrekt das Im-Griff-Haben der taktischen Linie der Partei nennen, was Taktik ist, das heißt die Frage der Ansichten, Parolen, Aufgaben, Organisationsform, Kampfform, Arbeitsweise der Partei in einer bestimmten Epoche. D a der bewaffnete Kampf die Hauptform der chinesischen Revolution ist 1 7 5 , können alle Parteikomitees, alle verantwortlichen Genossen der verschiedenen Ebenen die Organisationsform des bewaffneten Kampfes korrekt festlegen; die bewaffnete Kampfform ist das korrekte Im-Griff-Haben der zentralen Glieder der taktischen Linie der Partei. Wir müssen den bewaffneten Kampf so führen, daß die bewaffneten Organisationen, die bewaffneten Aktivitäten, absolut bewahrt unter der Führung der Partei, zur bewaffneten Macht werden, die die Taktik der Partei absolut durchführen kann. Die Festlegung der Organisationsform des bewaffneten Kampfes sowie der Kampfform hängen von der Stärke unserer Armee und der unserer Gegner ab, von den konkreten Gegebenheiten der politischen, ökonomischen und kulturellen Entwicklung der betreffenden Gebiete, von der politischen Aufgabe der Partei in einer bestimmten Epoche. Die Entwicklung der Stärke von uns und vom Gegner ist veränderlich, die politische, ökonomische und kulturelle Entwicklung aller Gebiete ist veränderlich, die politische Aufgabe der Partei ist veränderlich, deshalb sind Organisationsform des bewaffneten Kampfes und Kampfform gleichermaßen auch veränderlich. Wir können nur in der Veränderung der Realität die Organisationsform des bewaffneten Kampfes und die Kampfform korrekt im Griff haben; dann erst ist damit zu rechnen, daß der bewaffnete Kampf, die taktische Linie der Partei korrekt durchgeführt worden sind. Weil Ost-Hopei militär-politisch eine wichtige Stellung einnahm, ehe sich der japanische Eindringling noch nicht ganz aus China zurückgezogen hatte, wird er seine Absicht, den Herrscher von Ost-Hopei im Zaume zu halten, nie lockern: Die militärische Lage, bei der Stärke des Feindes und unserer Schwäche, ist schwerlich zu verändern. Deshalb beschränkt sich die Aufgabe, die von den oberen Kadern den Parteiorganen von Ost-Hopei gestellt wurde, nur auf Schaffung stabiler Basen des Partisanen-Widerstandskrieges, um im Partisanenkrieg in Ost-Hopei auszuharren. Sie meinen, in der gegenwärtigen Etappe der Unentschiedenheit zwischen uns und dem Feind haben sich in Ost-Hopei nicht die Bedingungen herausgebildet wie in Chin-Ch'a-Yi, wo sich konsolidierte Widerstandsbasen befinden. Im großen und ganzen haben sämtliche Genossen Ost-Hopeis durch An-

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Ebd.

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strengung die Generallinie der politischen Organisation, die Generalrichtung der Politik der Zentrale sowie die Instruktionen des Bezirks-Parteikomitees korrekt durchgeführt; sie haben die von der Partei gestellten Aufgaben bereits im ersten Stadium beendet, stabile Basen für den PartisanenWiderstandskrieg geschaffen. Durch die militärische Überlegenheit des Feindes in Ost-Hopei, durch die strategische Wichtigkeit Ost-Hopeis für den Feind hat das Ausharren im Partisanenkrieg in Ost-Hopei eine äußerst grausame, bewegliche und langdauernde Form angenommen. Dies zeigte sich hauptsächlich darin, daß der Feind, gestützt auf die von ihm bereits aufgebaute, dicht wie Sterne stehenden Stützpunkte, auf das spinnennetzartige Verkehrs- und Leitungsnetz, ununterbrochen periodische, gebietsweise, ja sogar ganz Ost-Hopei umfassende Ausrottungsfeldzüge, bewaffnete Säuberungsaktionen der Dörfer unternahm. Bevor in Ost-Hopei die Grundlage, Feind stark, wir schwach, verändert ist, hat das Zweigbüro uns instruiert, daß in Ost-Hopei nur Partisanenkrieg, grundsätzlich ohne den sogenannten Bewegungskrieg, geführt werden und die Truppen nicht zu regulären gemacht werden sollten, sondern daß alle Truppensysteme verstärkt, die politische Erziehung der Truppen verstärkt werden müssen. Die voreilige Forderung nach regulären Truppen könnte der Arbeit in OstHopei Schaden zufügen. Das Bezirks-Parteikomitee hat uns ferner instruiert, daß bei der Kampfform in Ost-Hopei auf Verborgenheit geachtet werden muß, daß die eigene Stärke nicht übermäßig zur Schau gestellt wird, um den Feind nicht übermäßig zu reizen. Die Instruktionen des Zweigbüros und des Bezirks-Parteikomitees sind alle äußerst korrekt. Gestützt auf die Instruktionen des Zweigbüros und des Bezirks-Parteikomitees, gestützt auf die hinterlistigen Pläne des Feindes zu ununterbrochenen Variationen von Ausrottungsfeldzügen, von bewaffneten Säuberungen der Dörfer, gestützt auf die konkreten Verhältnisse der subjektiven Kräfte von uns und unserem Gegner, gestützt auf den direkten und indirekten, nationalen und internationalen Einfluß sowie P'ing-pei und die 5 Unter-Bezirke, wenden wir aus diesen Gründen geschickt und passend den Partisanenkrieg an; das sind die entscheidenden Bedingungen, den Sieg zu garantieren und die Aufgabe, die die Partei uns stellte, zu vollenden. Wir dürfen nicht die Führungsform des Partisanenkrieges zur Konsolidierung der revolutionären Basis auf Ost-Hopei übertragen; gleichermaßen dürfen wir nicht eine bestimmte Kampfform ohne jegliche Änderung für immer gelten lassen. Wir müssen geschickt sein, nach den Unterschieden des Gebietes, der Situation, während der Entwicklung unsere Kampfform zu entscheiden, und müssen einen Unterschied machen: zwischen Ebene und Bergland, Guerillabasis und Partisanengebiet, zur Grünen-Vorhang-

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Zeit 176 und nach dem Fallen des Grünen-Vorhanges, gegen die Marionettentruppen und gegen die Japaner, gegen den umfassenden Ausrottungsfeldzug und die alltägliche Dorf Säuberung, zwischen unseren aktiven offensiven Bedingungen und den passiven defensiven Bedingungen. Doch wir müssen aus diesen Unterschieden, aus der komplizierten Wandlung die Gemeinsamkeit und Einheitlichkeit herausfinden. Das heißt, wie auch immer die Unterschiede und Komplikationen sind, das gemeinsame Ziel bleibt unbedingt, sich selbst zu erhalten, sich selbst zu stärken, den Feind zu töten, den Feind zu vernichten, um die ganze politische Aufgabe, die die Partei uns stellt, unter Garantie zu vollenden. Wir werden nun die prinzipielle Frage der Führung, des Kommandos der Aktivitäten und Organisation der lokalen Bewaffnung in der gegenwärtigen Situation Ost-Hopeis eingehend untersuchen. Die organisatorische Aufstellung der lokalen bewaffneten Kräfte kann nicht so verlangt werden wie die Aufstellung der Stammtruppen des Selbstschutzes eines Hauptkreises, -bezirkes, kann nicht so regulär verlangt werden wie die Aufstellung von Hauptstreitkräften. Die Kommandoorgane müssen möglichst einfach und solide sein, Berichterstatter, Offiziersburschen usw. sind zahlenmäßig möglichst zu reduzieren, die Aufstellung der Kampfeinheit ist zu verstärken, die festgesetzte Zahl des Zuges und der Abteilung muß gewährleistet sein; ein Zug und eine Abteilung werden gerechnet, wenn sie wirklich bestehen. In manchen einzelnen Ortschaften führt man die Aufstellungsregel der oberen Kader mechanisch durch und führt das sogenannte 3-3-System 177 durch, jedes Bataillon muß 3 Kompanien besitzen, jede Kompanie 3 Abteilungen, jede Abteilung 3 Züge und Gruppen; schließlich sind unter 40—50 Mannschaften mehr als die Hälfte Offiziere; das ist ganz falsch. Der Bestandteil der Mannschaften muß die Elite der Jugend des Partisanengebietes sein, entschlossen zum Widerstandskrieg, politisch zuverlässig. All die Schurken, Rowdys, Banditen, Soldaten alten Stils, Spekulanten, Polizei des alten Stils sowie die aus den japanischen Stützpunkten entlaufe176

Grüner Vorhang: Grüne-Vorhang-Zeit ist die Zeit, wenn auf dem Felde Kao-liang (Sorghum) reif ist; man kann sich zwischen dem Sorghum verstecken. Der Partisanenkrieg hinter der japanischen Front ist in der Ebene besonder hart, denn dort gibt es keine Versteckmöglichkeiten. N u r im Sommer, wenn das Sorghum reif ist, kann die Partisanentätigkeit einigen Schutz finden. Deshalb ist im Sommer die Partisanenaktivität in der Ebene besonders stark.

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3-3-System

Bataillon 3. Kompanie

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nen, politisch undurchsichtigen Elemente bzw. Kriegsgefangenen der Marionettentruppen soll man prinzipiell nicht aufnehmen. Falls man sie aufnimmt, so muß man die Erziehung und Kontrolle ihnen gegenüber verstärken, ihr nationales Bewußtsein heben, so daß sie die politische Rückständigkeit und die schlechten Gewohnheiten der Vergangenheit überwinden können; ferner muß man, falls es nötig ist, die Säuberung entscheidend durchführen. Die Partei muß ständig die Genossen der Zellen mobilisieren zum Eintritt in den Truppenverband, um die die Truppen gesunderhaltende Zellorganisation aufzustellen. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen in Ost-Hopei muß man garantieren, daß die Parteimitglieder 3 0 % der Stammeinheit eines Kreises und 7 0 % der Stammeinheit des Bezirkes ausmachen. Nur so ist die ordentliche und würdevolle Organisation der Stammeinheiten des Kreises und Bezirks gewährleistet, nur so kann man die Disziplin der Massen aufstellen und mit den Massen eins werden, nur so kann man unter schwierigen Verhältnissen die Arbeit zügig und entschieden durchführen, ohne Zaudern, ohne Depression die Aufgabe des Kampfes vollenden. Organisierte Musterverbände zur „Rettung des Vaterlandes", zum „Einsatz für das Vaterland" müssen eine weitverbreitete Organisationsform der Massenbewaffnung unseres Partisanengebietes sein. Außer Greisen und Kindern muß man alle Klassen, alle Schichten der Bevölkerung zum Eintritt mobilisieren. Die Einheit der Organisation muß dem Prinzip entsprechen, bequem den täglichen bewaffneten Kampf der Massen durchzuführen wie den Arbeitsdienst des Widerstandskrieges zu leisten. Im allgemeinen nimmt man ein Dorf als Einheit, bei übermäßig kleinen Dörfern oder verstreuten Dörfern in Gebirgsgebieten kann man mit Zustimmung der Führung bzw. mit demokratischer Selbstbestimmung mehrere Dörfer in eins zusammenschließen. Die Anzahl der Truppenmannschaften eines Dorfes, sei es ein Zug oder eine Gruppe, ist im allgemeinen am vorteilhaftesten direkt der Führung der Unterbezirkskompanie oder des Bezirksbataillons zu unterstellen. Was die Benennung der Verbände angeht, gruppiert man einfach nur die mittleren Jahrgänge und die Volljährigen in den „Einsatz für das Vaterland" ein, Jugendliche in den „Jugend-Einsatz für das Vaterland" und die besonders Aktiven, Tapferen und Standhaften in den Musterverband „Einsatz für das Vaterland". Der Musterverband „Einsatz für das Vaterland" ist ein Teil des Einsatzes für das Vaterland und des Jugend-Einsatzes für das Vaterland; nicht, daß sie extra ein System und eine Einheit bilden, sondern nur, daß sie während der Arbeit, des Kampfes ihr musterhaftes Beispiel ausdrücken, um die Führungswirkung auszulösen. Die Genossen der Zellen müssen, außer daß sie Sonderaufträge von den

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oberen Organen zugeteilt bekommen, im allgemeinen den Musterverbänden „Einsatz für das Vaterland" beitreten. Später, wenn die Frauenarbeit vertieft ist, kann man „Frauen-Einsatz für das Vaterland" organisieren. Gegenwärtig ist die Organisation vielerorts äußerst durcheinander, mechanisch, wie 10 Mann ein Zug, 3 Züge eine Abteilung, 3 Abteilungen eine Kompanie usw. Schließlich kommt auf ein großes Dorf ein bzw. 2 Bataillone; hat die Parteileitung eines Bezirkes nur einen Kompaniestab, so führt der Kompaniestab das Bataillon — ist das nicht ein Witz? Ferner gibt es eine Vielzahl von Bezeichnungen, wie Greisenverband Volljährigenverband, Jugendverband, Landsknechtsverband usw., so daß die Masse völlig verwirrt ist; das sollte alles nicht sein in der gegenwärtigen Situation in Ost-Hopei, auch in den bereits konsolidierten Basen brauchte das nicht zu sein. Die Organisation der bewaffneten Massen muß, einfach der Realität entsprechend, unbehindert die Aufgabe durchführen und den Kampf austragen, laßt uns den subjektiven Formalismus, die Paragraphenreiterei einpacken! Die geheimen Partisanengruppen müssen in Dörfern um die in der Grundlage bereits konsolidierten Stützpunktgebiete, in Dörfern an den Verbindungswegen, die eine wichtige militärisch-politische Bedeutung haben, am Rande der Partisanenzonen oder in den feindlichen Besatzungszonen nahe den Partisanenzonen unter der absoluten Führung der Parteizellen eifrig aufgebaut und zu bewaffneten Parteizellen und Organisationen werden, die den von den Parteizellen bewaffneten Kampf der Massen durchführen. Unter besonderen Umständen, wenn bei der Einkreisung, Ausrottung von Seiten des Feindes eine öffentliche bewaffnete Aktivität nicht stattfinden kann beziehungsweise schwierig ist, werden sie die schwierige Aufgabe übernehmen, insgeheim die Verräter auszurotten, die Spione zu vernichten, Verkehrs- und militärische Einrichtungen des Feindes und der Marionetten zu zerstören, ihre Stützpunkte zu überwachen und das eigene Territorium festzuhalten. Die Aktivitäten der örtlichen bewaffneten Kräfte darf man auch nicht mit den regulären Verbänden gleichstellen. Die Aktivitäten der regulären Verbände in Ost-Hopei umfassen zwar nur ein bestimmtes Gebiet, doch ihre Beweglichkeit ist sehr groß; während der Einkreisung, der Koordinierung der allseitigen Kriegspläne, der Durchführung einer gewissen besonderen Kampfaufgabe müssen sie die Wehrbezirke verlassen und sich an die äußere Kampflinie begeben. Selbst unter den Sonderbedingungen von OstHopei muß man die regulären Truppen halten und aufbauen — die Einheit von Regimentern, Bataillonen, ja sogar Kompanien bewahrt in gewissem Grad die Lokalität des betreffenden Ortes —, doch grundsätzlich muß man diesen angeborenen Lokalcharakter überwinden (wie z . B . von einem be-

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stimmten O r t Aufgestellte wollen nicht gern den O r t verlassen und ähnliche Erscheinungen), man sollte ihre beliebige Einsatzmöglichkeit entwickeln, überall kämpfen und weit entfernte militärische Aufgaben durchführen können; das wäre das Hauptprinzip zur Stählung für die regulären Truppen. Aber die örtlichen bewaffneten Kräfte sind unterschiedlich; sie müssen an der Aufgabe des betreffenden Ortes festhalten; in welcher Situation es auch sein mag, müssen sie stets an der Aufgabe des Ortes festhalten, unter dem alltäglichen Schutz der breiten Massen; unter dem In-Schach-Halten des Feindes und der Marionetten durch den siegreichen Kampf der regulären Truppen müssen sie an ihrem O r t , die Schwäche des Feindes ausnutzend, bewaffnete Kampfhandlungen austragen. Während der Ausrottungseinkreisung, wenn die regulären Truppen verlegt sind, müssen die örtlichen bewaffneten Kräfte dennoch mit den breiten Massen sich zusammenschließen, sie gegen den Feind und gegen die Marionetten-Truppen anführend, einen hartnäckigen Volkskrieg vom Zaun brechen und in der grausamen Arbeit am betreffenden O r t ausharren. Deshalb kann man bei den örtlichen bewaffneten Kräften in Nord-Hopei im wesentlichen nicht von innerer und äußerer Linie sprechen, sondern man muß unter allen Umständen daran festhalten, mit Geschick alle verschiedenen Aktivitäten auszunutzen, an dem betreffenden O r t beharrlich den bewaffneter Kampf gegen den Feind ununterbrochen auszutragen. Deshalb muß die Hauptform der Aktivitäten für die Stammtrupps eines Kreises und Bezirkes die elastische Auflösung und die rasche Konzentrierung sein. Sie müssen unter günstigen Bedingungen erreichen können, imstande zu sein, sich sofort zu konzentrieren, sich umzugruppieren und auszubilden, den Feind zu vernichten und mit den regulären Truppen koordiniert den Kampf zu führen; unter schwierigen Umständen müssen sie sich elastisch auflösen können, ihre Stärke verbergen, den Stammtrupps des Bezirks und dem „Einsatz für das Vaterland" helfen und koordiniert an der Aufgabe festzuhalten, um den Feind zu stören, zu binden, zu ermüden und in die Irre zu führen, so daß die regulären Truppen gesichert an die äußere Front verlegt werden können, sie zu decken und unnötige Verluste zu vermeiden. Die Stammtrupps des Bezirks werden jetzt die Kernorganisation zur Organisation der breiten Massen aller Klassen und Schichten für den Einsatz für das Vaterland, zur Entfaltung des bewaffneten Kampfes mit dem Feind; deshalb müssen sie das Hauptgewicht auf die Zerstreuungstaktik legen, ihre Aktivitäten meist in den Dörfern durchführen, wo der Massenkampf zurückgeblieben ist bzw. in der Nähe feindliche Stützpunkte liegen. In der praktischen Handlung während des Kampfes den zurückgebliebenen Dörfern ihre Kampfarbeit führen helfen. Was den „Einsatz für das Vaterland", Par-

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tisanengruppen angeht, so müssen sie unter der Parole, die Heimat zu schützen, alle politischen, ökonomischen und kulturellen Regelungen des Feindes und des Marionettenregimes zerschlagen, die bewaffnete Dorfsäuberung des Feindes vernichten und sich der Aufstöberung der Jugend durch den Feind entgegenstellen 178 usw. und verschiedene bewaffnete Kampfaktivitäten der breiten Massen bilden. Auch bei den Kampfanweisungen an die örtlichen bewaffneten Kräfte darf nicht verlangt werden, sie mit den regulären Truppen gleichzustellen. Die Hauptstreitkräfte haben eine starke Kampfkraft, starke Kader, die Erziehung und Organisation ist intensiv, das Kommando über den Kampfplan, die Aufstellung der Schlachtordnung usw. müssen einem bestimmten taktischen Prinzip entsprechen. Die Hauptstreitkräfte stützen sich vor allem auf die militärische Stärke und das Kommando eines korrekten taktischen Prinzips zur Besiegung des Feindes und zur Vernichtung des Feindes. Doch Organisation, Erziehung, Kader, Ausrüstung und Kampferfahrungen der örtlichen bewaffneten Kräfte sind alle geringer als in den Hauptstreitkräften; sich ebenso wie die Hauptstreitkräfte auf ihre eigene Stärke zu stützen, um den Feind zu vernichten bzw. zu besiegen, ist unmöglich; anderseits wäre es nicht richtig, die gleichen Kampfanweisun'gen wie bei den Hauptstreitkräften anzuwenden. Die örtlichen bewaffneten Kräfte müssen vollauf ihren lokalen Charakter entfalten; sie müssen in politischer und organisatorischer Hinsicht, inner- und außerhalb frontal und an der Flanke des Feindes günstige Bedingungen schaffen, unter denen man, bei Koordination der militärischen Handlungen, den Feind vernichtet. Kommando und Kampfhandlung sind, falls man sie einseitig vom militärischen Standpunkt aus beurteilt, vielleicht gegen das militärische Prinzip, doch weil sie öfters mit vielen günstigen Bedingungen verknüpft sind, erreichen sie ebenfalls das Ziel, den Feind zu vernichten und zu besiegen. Die Führung der örtlichen bewaffneten Kräfte kann auch nicht so sein wie die der Hauptstreitkräfte, besonders gegenüber den bewaffneten Massenorganisationen, wie „Einsatz für das Vaterland" und Partisanengruppen, die auf keinen Fall wie die Hauptstreitkräfte geführt werden dürfen und ebenfalls nicht so wie die Stammeinheiten der Selbstschutzbrigaden. Die Führung der Hauptstreitkräfte beruht im allgemeinen auf absolutem Gehorsam, die Befehle durchzuführen und die Disziplin streng einzuhalten, hingegen muß man die örtlichen bewaffneten Kräfte ein gewisses Maß an 178

In der Besatzungszone wurden auch Rekruten und Dienstkräfte eingezogen, um die Marionetten-Armee zu vergrößern. s. Chalmers A. Johnson: Peasant Nationalism and Communist Power, S. 45, Stanford University Press, 1966.

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Flexibilität, Unabhängigkeit entfalten lassen, sie im Sinne der Kommandoorgane ihren eigenen schöpferischen Geist und ihre Kampftaktik entfalten lassen. Gegenüber den bewaffneten Massenorganisationen „Einsatz für das Vaterland" sowie Partisanengruppen muß man sie noch mehr ihren selbständigen, selbstbewußten Organisations- und Aktivitätsgeist entfalten lassen, hinsichtlich der Führung, Beratung und Erziehung muß man mehr anweisend befehlen, man muß mehr mit Hilfe und Rat beistehen; hinsichtlich der Technik der praktischen Tätigkeit, organisatorischer Pläne, der Lösung von schwierigen Problemen, Ausbildung und Beförderung der Kader; alle formellen Paragraphen und formelle Disziplin sollte man so weit wie möglich einschränken. Wir müssen solche bewaffneten Massenorganisationen so betrachten wie eine Art selbständige Organisation, ein aus allen Klassen und Schichten der breiten Masse vereinter Wehrverband; sie müssen im Geist des demokratischen Zentralismus ihre gigantische Kampffunktion entfalten. Die durch die bewaffneten Massenorganisationen erbeuteten bzw. selbst mobilisierten Waffen, abgesehen davon, daß die schweren Waffen von übergeordneten Organen eingezogen werden können, muß man sie möglichst selbst verwenden lassen; die reichen Bauern und Gutsbesitzer, die, um ihre Gewehre behalten zu können, in die bewaffneten Massenorganisationen eintreten und praktisch keine Funktion haben, sollten ihre Gewehre an die Stammassen bzw. Stammtrupps der Bezirke und Kreise abgeben — nach der Ausleihmethode oder durch Überzeugung von der Mobilisierung dieser Waffen. Sie dürfen nie mit Zwang beschlagnahmt werden, so daß ihr Widerwille und ihre Unzufriedenheit heraufbeschworen werden. Gewehr und Waffen müssen mit Eifer mobilisiert werden; seien es moderne Gewehre, Feuer-Kanonen, Lanzen oder Sicheln, fortschrittliche oder rückständige Waffen — alle müssen schleunigst mobilisiert werden. In großem und breitem Umfang die Bewaffnung des Volkes aller Klassen und Schichten von Ost-Hopei organisieren; in großem und breitem Umfang „Einsatz für das Vaterland" und Partisanengruppen, die nicht von der Produktion losgelöst sind, organisieren und, mit den Stammtrupps des Bezirks und Kreises koordiniert geleitet, gegen den Feind einen unermüdlichen bewaffneten Kampf durchführen. Während des bewaffneten Kampfes die breiten Volksmassen zu organisieren, sie auszubilden, den Partisanenkrieg in Ost-Hopei in den Partisanenkrieg der breiten Volksmassen umzuwandeln — das ist eine der dringenden gegenwärtigen Aufgabe der Partei in Ost-Hopei. Nur so kann der Partisanenkrieg in Ost-Hopei durchgehalten werden; noch mehr Siegeszuversicht haben, noch mehr die ununterbrochenen Ausrottungs- und Einkreisungsfeldzüge des Feindes zerschlagen

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können; nur so können wir uns auch der gegenwärtigen neuen Lage in OstHopei anpassen, können wir unsere Kraft in großem Maße aufspeichern, sie vorbereiten, um unter noch besseren Bedingungen nach größerer Entwicklung zu streben. Die Parteikomitees aller Ebenen müssen auf die Führung der bewaffneten Kräfte, die Organisation der bewaffneten Kräfte, das ständige Studium der Kampfmethode und -form, die Absichten der militärisch-politischen Angriffe des Feindes achten, damit man sie rechtzeitig zerschlägt, was als eins der wichtigen Kettenglieder der Führungsarbeit betrachtet wird. Die Zelle muß die militärische Ausbildung eifrig vorantreiben, damit einfache Genossen über einige militärische Kenntnisse der Partisanentaktik sowie des Bombeniegens und der Sabotage verfügen. Entfacht die Begeisterung der Genossen, in den bewaffneten Kampf einzutreten, sich für den Geist des bewaffneten Kampfes zu interessieren, sich mehr konkrete, den Ortschaften angepaßte, bewaffnete Kampfmethoden gegen den Feind auszudenken. Die Leistung der Bewaffnungsarbeit als Maßstab entscheidet über die Leistung der gesamten Arbeit einer Zelle. Aus der Monatszeitschrift „Ausharren" Nr. 4, Jan. 1942

KFH(3), S. 346

D 46: Bericht über die Arbeit in den Stützpunktgebieten (18. 12. 1942) P'eng Te-huai

Nordchinas

Dieser Aufsatz ist eine Arbeitsinstruktion von P'eng Te-huai an die Kader des T'aihang-Bezirks in Nordchina; er wurde durch die Propagandaabteilung des Zentralbüros Mittelchinas in der partei-internen geheimen Zeitschrift „Die Wahrheit", Vol. 14, unter dem Titel „Sonderausgabe über die Arbeitserfahrung der nordchinesischen Stützpunktgebiete" veröffentlicht. Gemäß der Einleitung dieser Ausgabe steht: „Die Gründung der Stützpunktgebiete des Widerstandskrieges in Nordchina ist zwei Jahre früher als die der in Mittelchina erfolgt. Als sich die in Mittelchina noch im Entwicklungsstadium befanden, war Nordchina bereits in die Etappe der

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Befestigung eingetreten. Die Erfahrungen der Partei Nordchinas hierüber sind ein lohnendes Lehrbeispiel für die Partei Mittelchinas; deshalb wurde diese Sonderausgabe veröffentlicht." Hieraus ersehen wir, daß der Bericht von P'eng Te-huai hinsichtlich der Schulung der Kader aus allen Gebieten, wie man Machtorgane organisiert, als allgemeines Anschauungsbeispiel dient. Da es sich um eine geheime Instruktion für die Kader handelt, besteht ein Unterschied zur öffentlichen Propaganda. Deshalb hat P'eng Te-huai in dem Bericht eine Reihe Maßnahmen verraten, die in der öffentlichen Propaganda stets abgestritten worden sind: 1. Die erste Aufgabe der Aktivitäten hinter der japanischen Front ist die Ergründung und Befestigung des Stützpunktgebietes; dann erst kommt der Kampf gegen den Feind. 2. Die Bewaffnung, die Regierungsmacht und die Massenorganisationen des Stützpunktgebietes unterstehen alle der Führung der Partei. 3. Die bereits vorhandene lokale Bewaffnung gegen Japan sollte eigentlich nicht einverleibt werden, doch wird es getan. 4. In der Schlacht am P'ing-hsing-Paß hat man nicht einen einzigen japanischen Gefangenen gemacht, man hat nur knapp über 100 Gewehre erbeutet; das entspricht nicht ihrer öffentlichen übertriebenen Propaganda. 5. Bereits im Jahre 1940 hat man die KMT-Truppen von Chu Huai-ping angegriffen; glücklicherweise hat man noch rechtzeitig aufgehört; sonst hätte man die Einheitsfront in Frage gestellt. 6. Stützpunktgebiete und Partei können erst bestehen, wenn man die 8. Rote Armee hat; deshalb ist die Vergrößerung der Armee die erste Aufgabe. 7. Man gibt zu, daß die Partei mit der „Demokratie" als Waffe im Volk agitiert und daß bewaffnete Kräfte als Nachhut der K M T das Reich streitigmachen. Genossen! Heute ist die von den Kadern aus dem T'ai-hang-Bezirk am meisten besuchte Vollversammlung; diese Vollversammlung findet statt am Ende des Jahres 1942 und zu Beginn des neuen Jahres, das noch härter sein wird. Deshalb befaßt sich der Inhalt meines Berichtes hauptsächlich damit, wie wir demnächst die demokratischen Stützpunktgebiete des Widerstandskrieges behalten und wie man sie befestigt. Es sind sieben Abschnitte: I. Die Bedeutung der revolutionären Stützpunktgebiete Chinas. II. Wir müssen den demokratischen politischen Geist und die reale Erziehung 1943 verwirklichen.

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III. 1943 müssen wir einen Schritt weiter in der Massenarbeit vorankommen und die Massenorganisation in ideologischer Hinsicht festigen. IV. Die Last der Bevölkerung in den Stützpunktgebieten vermindern. V. Die Frage der Beziehung der Parteiarbeit zur Regierung und zu den Massenorganisationen innerhalb der Stützpunktgebiete Nordchinas. VI. Die Frage der Arbeit auf Dorfebene. VII. Einige Fragen über die Bauernklasse. I. Die Bedeutung der revolutionären Stützpunktgebiete Chinas 1. Was revolutionäre Stützpunktgebiete sind: a) In manchen Gebieten (z. B. Gebiet des Nördlichen Heiligen Berges, T'ai-hang-Gebirge und Shantung) bestehen revolutionäre bewaffnete Kräfte, revolutionäre Machtorgane, revolutionäre Massenorganisationen, eine revolutionäre politische Partei — KPCh (wobei die zuvor genannten 3 Organisationen unter der Führung der KPCh stehen). Wenn diese 4 Organisationen in bestimmten Gebieten öffentlich legal existieren und jeweils ihre Aufgabe durchführen können (wie die Machtorgane ihre Gesetze, die Disziplin und andere Systeme durchsetzen können), so ist ein solches Gebiet ein revolutionäres Stützpunktgebiet. Die oben genannten 4 Organisationen müssen klar und deutlich eine Arbeitsteilung und die jeweiligen Organisationen müssen auch eine Arbeitsteilung in sich haben, wie es z. B. in den Machtorganen Zivil-, Finanzverwaltung, Produktion und Erziehung, in den Parteiorganen Propaganda-, Organisations-, Jugend- und Frauen-Arbeit geben muß. Alle Organisationen müssen ihre bestimmte Aufgabe haben, eine bestimmte Wirkung hervorrufen, doch sie müssen sich gegenseitig ergänzen, eng verbunden sein und unter der einheitlichen Führung und Planung der KP gegen den Feind Kämpfe austragen. Ob die revolutionären Stützpunktgebiete stabil und gesund sind, hängt von der Stabilität und Gesundheit der oben genannten 4 Organisationen ab. Falls die 4 Organisationen alle stabil, gesund, fähig sind, so sind diese Stützpunktgebiete auch stabil, gesund und mächtig. Doch abgesehen davon, daß diese 4 Organisationen stabil, gesund und mächtig sein sollen, gibt es noch einen maßgeblichen Faktor, ob sich ein revolutionäres Stützpunktgebiet halten kann; das ist eben die korrekte Linie und Führung der Partei. Falls die Linie der Parteizentrale korrekt ist und die Führungsorgane eines gewissen Stützpunktgebietes Fehler in der Führung gemacht haben, so kann der Grad des Fehlers das Halten des Stützpunktgebietes bestimmen. Falls der Fehler klein ist und sich zeitig korri-

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gieren läßt, dann kann man es siegreich halten, sonst könnte ein negativer Einfluß auf das Halten möglich sein, wie z. B . in der Epoche des Zentralen Sowjetgebietes. Die obigen 4 Organisationen waren alle gesund, doch durch die fehlerhafte Militärführung von Li T e (Otto Braun) wurde das Nichthalten des Zentralen Sowjetgebietes bewirkt, und schließlich mußten wir es aufgeben; das ist ein Beispiel. Das Nordchinesische Büro hat im Nov. vergangenen Jahres hervorgehoben, daß der Partisanencharakter der Stützpunktgebiete Nordchinas zugenommen hat; einige wenige Genossen meinten, das sei eine Entartung der Stützpunktgebiete. Das ist eine falsche Erkenntnis. Die Zunahme des Partisanencharakters eines Stützpunktgebietes ist nicht der Entartung eines Stützpunktgebietes gleichzusetzen. Gewiß,, wenn die oben genannten 4 Organisationen nicht gesund sind, die Masse noch nicht voll mobilisiert ist, die revolutionären bewaffneten Kräfte nicht stark sind, die Führung der Partei auch noch schwach ist, kann die Zunahme des Partisanencharakters möglicherweise leicht eine Entartung des Stützpunktgebietes hervorrufen. Warum ist die Zunahme des Partisanencharakters eines Stützpunktgebietes nicht identisch mit der Entartung eines Stützpunktgebietes? Die Zunahme des Parisanencharakters eines Stützpunktgebietes zeigt sich in der Häufigkeit des Kampfes. Der Feind stützt sich auf seine mächtige Militärmacht und kann möglicherweise jederzeit einen Ausrottungsfeldzug gegen uns führen und jederzeit in das Zentrum unseres Stützpunktgebietes eindringen. Weil der Kampf hinter dem Feind einen langdauernden Charakter hat, unsere Ausrüstung dem Feind unterlegen ist und wir keinen Nachschub aus dem Hinterland erwarten können, ist in der gegenwärtigen Situation das Prinzip unserer Militärführung hauptsächlich auf den Partisanenkrieg angewiesen. In der Ebene herrscht gegenwärtig nur Partisanenkrieg; in der bergigen Zone haben wir zwar noch teilweise, unter gewisser Einschränkung, Bewegungskriege, doch weil unsere Technik rückständig ist und wir an materieller N o t leiden, wird die Möglichkeit immer geringer, und wir bedienen uns hauptsächlich des Partisanenkrieges, um den in die Stützpunktgebiete eingedrungenen Feind zu schlagen, ihn zu ermüden, abzunutzen und ihn nach einer bestimmten Zeit zu zwingen, schließlich und endlich den Stützpunkt zu verlassen. Anderseits gibt es in unserer bergigen Zone noch in gewissem Maß beschränkte Bewegungskriege, wie bei Überraschung, und wenn der Feind ermüdet ist, konzentrieren wir die entsprechende Truppenstärke, um ihm einen Schlag zu versetzen. Solche Bewegungskriege unter gewissen Einschränkungen sind auch möglich und notwendig. Doch in der Ebene ist es anders: durch die Entwicklung des Blockhaussystems des Feindes und die Unterlegenheit unserer Ausrüstung

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gegenüber dem Feinde ist der Bewegungskrieg unmöglich geworden. Was die militärische Führung in jedem Wehr- und Wehrunterbezirk anlangt, muß sie sich den konkreten Gegebenheiten gemäß elastisch verhalten und darf nicht mechanisch am Buchstaben kleben. 1928 hat Genosse Mao Tse-tung im Ching-kang-Gebirge „konzentrierten Einsatz gegen den Feind, Auflockerung, um das Volk zu gewinnen" 1 7 9 zum Führungsprinzip erhoben; dieses Prinzip war bis zu Anfang der 5. Einkreisung noch korrekt, noch brauchbar. Doch wenn man es heute mechanisch anwendet, dann ist es verkehrt. Im Anfangsstadium der 5. Einkreisung hätten wir, falls das militärische Führungsprinzip des Genossen Mao Tse-tung jener Zeit nicht von der unkorrekten Linie verdrängt worden wäre und ein konzentrierter Einsatz der militärischen Macht gegen den Feind hätte durchgeführt werden können, unsere Hauptstreitkräfte an die Grenze Fuchien-Chechiang-Chianghsi hätten vorrücken und sich mit dem Aufstand in Fuchien 1 8 0 koordinieren können, höchstwahrscheinlich die 5. Einkreisung niederschlagen können; denn bei der Zerschlagung der 1.—4. Einkreisung hatten wir nicht die günstigen objektiven und subjektiven Bedingungen wie bei der 5. Einkreisung (wie eine noch nie dagewesene Stärke der Roten Armee, Reserve an Ausrüstung und Verpflegung, der Aufstand in Fuchien usw.). Deshalb lag der Grund dafür, daß wir die 5. Einkreisung nicht zerschlagen konnten, in der inkorrekten Führung. O b w o h l wir durch die hervorragende Tapferkeit der Roten Armee eine Reihe von Siegen in taktischen Schlachten errangen, mußten wir am Ende doch das Zentrale Sowjetgebiet aufgeben. Infolgedessen dürfen wir nicht einseitig nach den taktischen Siegen den Wert des taktischen Kampfes beurteilen, sondern müssen unbedingt in Betracht ziehen, ob diese taktischen Siege den Erfordernissen der Strategie entsprechen (die derzeitige Strategie bestand darin, die Stützpunktgebiete möglichst zu erhalten). Die Taktik und Strategie des Militärs haben das gleiche Prinzip wie das der Politik. „Taktik ist ein Teil der Strategie, und sie muß der Strategie dienen". Falls man das nicht begreift oder nicht genug versteht und stets die Taktik isoliert betrachtet, so wird man unbedingt Fehler begehen. Während der 5. Einkreisung haben die heldenhaften „Kurzstreckigen Uberraschungsschläge" 1 8 1 der Roten Armee zwar viele taktische Siege errungen, doch objektiv veranlaßten sie die K M T , das Block-

179

M a o : A W . B d . 1,

Aus einem Funken kann ein Brand entstehen, S. 144: D i e Truppen

dezentralisieren, um die Massen zur Erhebung zu bringen, und die Truppen konzentrieren, um mit dem G e g n e r abzurechnen. 180

s. A n m . I I I . 120.

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Taktik von O t t o Braun, s. A n m . I V . 23.

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haussystem zu intensivieren, besonders im Spätstadium; falls es nicht diese „Kurzstreckigen Uberraschungsschläge" gegeben hätte, würde sich das Blockhaussystem der KMT sicherlich nicht in solchem Maße entwickelt haben. Deshalb war das militärische Führungsprinzip — konzentrierter militärischer Einsatz gegen den Feind — des Genossen Mao Tse-tung zwar im Spätstadium der 5. Einkreisung grundsätzlich noch berechtigt, doch wegen der Wandlung der konkreten Situation jener Zeit mußte es teilweise geändert werden. Die korrekte Führung muß so sein, daß man einen Teil der Hauptstreitkräfte (einen verhältnismäßig großen Teil) über das Zentrale Sowjetgebiet verstreut, koordiniert mit den örtlichen Verbänden den Partisanenkrieg durchführt, die vorhandenen Kampfplätze hält und einen großen Teil der Roten Armee in die äußere strategische Kampflinie verlegt, diese mit dem Partisanenkrieg des Zentralen Sowjetgebietes koordiniert: zur Zerschlagung des 5. Einkreisungsfeldzuges. Die Grundhaltung ist dennoch, das Zentrale Sowjetgebiet zu verteidigen und nicht aufzugeben. Den größten Teil der Hauptstreitkraft in die äußere Kampflinie zu verlegen, muß als strategischer Angriff zur Zerschlagung des 5. Einkreisungsfeldzuges betrachtet werden, doch diesen Grundsatz hat die derzeitige Führung nicht verstanden; so ergreifen sie eine umzugsartige Verlegungsstrategie, die schließlich die Stützpunkte praktisch aufgibt. Wieso ist eine solche Haltung entstanden? 1. Man hat die Bedeutung der Stützpunktgebiete in der chinesischen Revolution nicht begriffen. Wie wichtig die Stützpunktgebiete in der chinesischen Revolution sind, hat Genosse Mao Tse-tung bereits 1928 gravierend erkannt; er hat auf der damaligen Konferenz der Sonderkommission im Ching-kang-Gebirge klar und deutlich die Bedeutung, Machtorgane in der mittleren Region des Lo-hsiaoGebirges zu errichten, hervorgehoben. 2. Man hat die Mühsal, Stützpunktgebiete zu schaffen, nicht begriffen. Ein Fleckchen Stützpunktgebiet ist von wie vielen Genossen, durch die Anstrengung von Jahren und Monaten, mit dem Tauschpreis von vielen Blutopfern erst errichtet worden. Li Te ist der Prototyp, der diese Mühsal nicht begriffen hat. 3. Man begriff nicht, daß ein bewaffneter Kampf ohne das Verbundensein mit den Stützpunktgebieten äußerst schwach und leicht vom Gegner zu zerschlagen ist. Unzählige Bauernaufstände in der Geschichte scheiterten nur deshalb, weil sie kein Stützpunktgebiet hatten; auch nur deswegen wurde Shih Ta-k'ai in Anshunch'ang am Ta-tu-Fluß vernichtend geschlagen und geriet in Gefangenschaft. Genossen! Begreift unbedingt tiefgravierend, wie schwerwiegend und wie schmerzhaft es ist, wenn man keine Stützpunktgebiete hat. 4. Die einseitige reine Militäranschauung brüstet sich am Anfang mit der eigenen Stärke des Militärs; falls es eine Niederlage erleidet, so neigt es dazu, die

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Stärke des Gegners überzubewerten; die Furcht vor dem Feind löst stets das Übel von Fluchtgedanken aus. Heute befinden wir uns im Rücken des Feindes; die militärische Stärke des Feindes übertrifft die des Feindes des 5. Einkreisungsfeldzuges des Zentralen Sowjetgebietes. Zu jener Zeit waren die Truppen des Klassenfeindes zwar auch modern ausgerüstet, doch die politische Hartnäckigkeit der Soldaten war bei weitem nicht so wie die der japanischen Soldaten. Viele von jenen Soldaten waren der Bodenrevolution gegenüber sympathisch gesinnt, doch die Truppen der japanischen Imperialisten waren tief vom Bushido-Geist 1 8 2 betäubt. (Obwohl der Feind hartnäckig ist, ist seine Zahl doch gering.) O b w o h l ihr Bewußtsein im Verlauf des 5jährigen Widerstandskrieges täglich mehr gehoben worden ist, sind sie aber bis heute schließlich noch nicht, wie es hätte sein sollen, zu einer Zeit des Wankens gekommen. Was das Blockhaussystem des Feindes angeht, so hat nach der Statistik der Feind heute in Nordchina zum Zweck der Blockade Gräben und Mauern in einer Länge von ungefähr V4 des Erdumfangs entsprechend gebaut; das entspricht der 6fachen Länge der Chinesischen Mauer 1 8 3 und übertrifft also weit (die Blockhäuser) zur Zeit des Zentralsowjetgebietes. In diesem Punkt müssen wir die Weitsicht des G e nossen Mao Tse-tung anerkennen; als der Widerstandskrieg noch nicht lange begonnen hatte, hat er bereits „Grundsätzlich den Partisanenkrieg und unter günstigen Bedingungen den Bewegungskrieg" 1 8 4 zum Prinzip der Kriegsführung, bei der militärischen Auseinandersetzung hinter der feindlichen Front auszuharren, erhoben anstatt des alten Prinzips während des Bürgerkrieges; das ist vollkommen korrekt. Leider wurde dieses neue Prinzip der Kriegsführung nicht in allen Regionen Nordchinas gravierend genug erkannt. Die Vernachlässigung hinsichtlich der Verstärkung der lokalen Bewaffnung überall in Nordchina und der Einverleibung der örtlichen Bewaffnung hat im Hinblick auf dieses Prinzip der Kriegsführung in der Tat bewiesen, daß man es nicht genügend verstanden hatte. Das ist der 182

B u s h i d o - G e i s t : D e r Geist der Ritterschaft. In der alten Zeit gab es in Japan den Ritterstand, dessen Geist nach der M e i j i - R e f o r m außerordentlich stark gefördert wurde; all die Siege, die Japan gegen die äußeren Feinde errungen hat, werden nach der Ansicht der Japaner auf diesen Geist zurückgeführt.

183

I m O k t o b e r 1942 brüstete sich der Stabschef der japanischen N o r d - C h i n a - A r m e e : „ B l o c k häuser in Nordchina sind bereits mehr als 7700 errichtet worden; an Schutzgräben sind auch über 1 1 8 6 0 km fertiggestellt worden; sie sind tatsächlich 6mal so lang wie die sich vom Shan-hai-Paß bis nach Ninghsia erstreckende Lange Mauer und entsprechen V4 des Umfangs der E r d k u g e l . " Kang-jih-chan-cheng shih-ch'i te chung-kuo-jen-min-chieh-fangchün S. 120, 1954 Peking.

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M a o : A W . B d . 2, Ü b e r den langdauernden Krieg, S. 223 (Ostberlin).

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Fehler, den Partisanenkrieg viel zu geringgeschätzt und den Bewegungskrieg überschätzt zu haben. Heute gibt es im feindlichen Hinterland, ob es sich um Berggelände oder Ebene handelt, aber besonders in der Ebene, nur Partisanenkrieg in der engen Verbindung von dezentralisierten regulären Truppen mit dem Volkspartisanenkrieg des einfachen Volkes, um den Feind anzugreifen; das ist die wirkungsvollste Methode. Was den Volkspartisanenkrieg anbelangt, ist seine Bedeutung seit der Schlacht am P'inghsing-Paß noch besser erkannt worden. Am P'ing-hsing-Paß gab es einen vollkommen versteckten Angriffskampf; es war eine für den Feind völlig unvorherzusehende Aktion, doch am Ende haben wir nicht einmal einen einzigen lebenden japanischen Gefangenen machen können, sondern nur knapp 100 brauchbare Gewehre erbeutet. Der Feind zerstörte seine Gewehre, die Verwundeten begingen Selbstmord. Diese Hartnäckigkeit des Feindes bringt uns zu der Erkenntnis, daß es nicht so leicht ist, den Feind einfach zu vernichten, wenn wir nicht die Massen in Bewegung setzen, den Partisanenkrieg zu organisieren, und ihn gemeinsam mit dem Volk schlagen. N u r durch die Macht der Massen können wir erst die Hartnäckigkeit des Feindes schwächen; der volkstümliche Partisanenkrieg wurde derzeit eben mit Nachdruck hervorgehoben. Das ist eine Lehre im Kampf gewesen, aber es gibt immer noch welche, die eine solche Lehre nicht akzeptieren. A b heute können die Kämpfe, besonders im kommenden Jahr, nur aus dem engen Verbundensein von dezentralisierten regulären Truppen mit den bewaffneten Massen bestehen. Die bewaffneten Massen werden, besonders im Anfangsstadium, falls sie keine Hilfe und Führung von Seiten der regulären Armee erhalten, dann schwach sein; anderseits ist es ohne die Unterstützung der bewaffneten Massen für die regulären Truppen auch nicht einfach, dem Feind einen schweren Schlag zu versetzen. N u r durch die Entwicklung der Bewaffnung der Massen haben die regulären Truppen erst eine Stütze. Die Entwicklung der Bewaffnung der Massen ist die Vorbedingung für die Befestigung der Stützpunktgebiete; die bewaffnete Masse gab den regulären Truppen nicht nur viel Hilfe, sondern bewirkte auch, das Gefühl des Volkes zusammenzubinden; die Zuversicht und der Enthusiasmus zum Widerstandskrieg der Massen bedarf der Bewaffnung als Grundlage; wenn sie bewaffnet sind, werden sie auch tapfer sein; sie werden dann ihre Energie zusammenreißen; ihre Stärke wird dann erst in Erscheinung treten. In jenen strategischen Bezirken, wo die regulären Truppen noch besser mit dem bewaffneten Volk verbunden sind, wird dann der Erfolg des Schlages gegen den Feind am größten sein; die aufgespeicherten Kräfte werden auch verhältnismäßig stark sein. Falls die Feinde eines Tages eindringen, so wird man sie dazu bringen, daß sie „beim Gehen keine Ruhe, beim Sitzen keine

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Sicherheit" fühlen; nachdem sie zermürbt und müde sind, werden sie nicht anders können als den Stützpunkt aufzugeben. Unsere 4 Organisationen: Partei, Regierung, Militär und Massen werden dennoch öffentlich und legal existieren können. So hat das Stützpunktgebiet seine Natur nicht verändert; nur die Kampfhandlungen häufen sich; das ist alles. Falls wir keine örtlichen bewaffneten Kräfte haben, um feindliche Agenten, Spione und die Überfälle des Feindes zu zerschlagen, die Masse zu schützen, ist es möglich, daß die Stützpunktgebiete ihre Natur verändern werden. N u n , warum heben wir hervor, daß der Partisanencharakter der Stützpunktgebiete zu verstärken ist? Das ist eben deshalb, weil die Kampfhandlungen sich häufen; die Organe und Organisationsformen von Partei, Regierung, Militär und Volk sowie alle Einrichtungen müssen möglichst dieser objektiven Situation angepaßt werden, dem Partisanencharakter entsprechen, den häufigen Kampfhandlungen angepaßt werden; sonst werden schwerwiegende Verluste eintreten. Partisanenstützpunktgebiete (was wir im Juli dieses Jahres hervorgehoben haben) sind eben etwas anderes als die Verstärkung des Partisanencharakters der Stützpunktgebiete; das kommt daher, daß die Stützpunktgebiete bereits ihre Natur verändert haben. Was sind Partisanenstützpunktgebiete? Es gibt 2 Typen von Partisanen stützpunktgebieten: Entweder sind sie durch die Veränderung der Natur des Stützpunktgebietes dazu geworden oder stehen im Prozeß, ein Stützpunktgebiet zu schaffen, doch sind noch nicht vollkommen zu Stützpunktgebieten entwickelt worden. Aber betrachten wir das gegenwärtige Nordchina, so besteht es hauptsächlich aus einer großen Fläche Stützpunktgebiet, abgewandelt in unzählige kleine Partisanenstützpunktgebiete. Was die Veränderung der Natur eines Stützpunktgebietes angeht, so hat es eine bestimmte Begrenzung; obwohl es sich zu einem Besatzungsgebiet des Feindes verändern kann, ist es aber doch nicht so, wie manche Genossen annehmen, daß es sich unbedingt zu einem Besatzungsgebiet des Feindes verändert. Das hängt vom Gesundungsgrad der 4 Organisationen: Partei, Regierung, bewaffnete Kräfte und Massen in einem Stützpunktgebiet ab, auch von der konkreten Taktik der Führung im Hinblick auf das Halten des betreffenden Gebietes. Falls die Führung korrekt ist und die 4 Organisationen auch gesund sind, so brauchte es nicht unbedingt zu einem Besatzungsgebiet des Feindes verändert zu werden; es könnte sogar möglich sein, daß nach einer bestimmten Zeit aus dem Partisanenstützpunktgebiet wieder ein Stützpunktgebiet hergestellt wird. Die Erscheinung der Veränderung der Natur kommt daher, daß der bewaffneten Auseinandersetzung verschiedene Beschränkungen auferlegt wor-

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den sind: durch Zunahme von Bollwerken, Sperrgräben, Sperrmauern; die regulären Truppen müssen noch mehr dezentralisiert werden, lockerten sich sogar in Einheiten, wie Kompanien, Abteilungen und Züge auf, um den Partisanenkrieg durchzuführen; mit den öffentlichen, halböffentlichen und verborgenen bewaffneten Massen verbunden, um den volkstümlichen Partisanenkrieg durchzuführen; es kommt sogar vor, daß die Aktivitäten der bewaffneten Massen zahlreicher sind als die dezentralisierten Aktivitäten der regulären Truppen und der Bewegungskrieg, objektiv betrachtet, gänzlich unmöglich ist. Was die öffentlichen, umfangreichen Aktivitäten der 4 Organisationen: Partei, Regierung. Militär und Massen anbelangt, so sind ihnen auch schwerwiegende Beschränkungen auferlegt, daß sie (d. h. die Aktivitäten) sogar unmöglich sind; sie müssen auch dezentralisierte Aktivitäten anwenden und noch mehr den unteren Kadern helfen. Was die konkrete Anwendungsweise angeht, so wird sie ganz und gar von der Geschicklichkeit und Beweglichkeit der Führungsorgane eines jeden Ortes bestimmt; in manchen Gebieten sind sogar die beiden Methoden (öffentlich und geheim) nötig, ein Konzept, speziell gegen den Feind angewandt. All das besagt, daß in den Partisanenstützpunktgebieten das Volk noch wesentlich unter unserer Führung steht, doch die Kampfarten äußerst kompliziert sind; manchmal muß man immer noch die doppelseitige Politik der Revolution anwenden, entsprechend der konkreten Situation eine provisorische oder unterbrochene Maßnahme gegen den Feind ergreifen. Selbstverständlich ist diese Kampfart nur ein Teil des Kampfes; sie kann nie das Ganze sein, und sie ist auch nicht der wichtigste Teil. Was ist der Unterschied zwischen Stützpunktgebiet und Partisanenstütz punktgebiet in bezug auf die Kampf arten? 1. In den Stützpunktgebieten führt die Partei die verschiedenen Organisationen zum totalen offenen Kampf gegen den Feind; in den Partisanenstützpunktgebieten besteht zwar die Hauptkampfart auch darin, doch in den Partisanenstützpunktgebieten befinden sich manche Gebiete in einer bestimmten Epoche, die die doppelseitige Politik der Revolution benötigen. 2. In bezug auf den bewaffneten Kampf fand unter bestimmten Einschränkungen der Bewegungskrieg doch statt, obwohl in den Stützpunktgebieten die Partisanenkriegsführung die Hauptrolle spielte; in den Partisanenstützpunktgebieten stützt man sich nun gänzlich auf den denzentralisierten Partisanenkrieg, und der Partisanenkrieg der Massen spielt die Hauptrolle. Die verborgenen bewaffneten Kräfte müssen eingesetzt werden, um die Verräter zu zerschlagen. Der Partisanencharakter der Stützpunktgebiete nahm zu; alle Organisationen müssen sich verkleinern, und die Organisationen in den Partisanenstützpunktgebieten müssen noch mehr dezentralisiert werden. 3. In den Stütz-

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punktgebieten verwenden wir nicht die geheimen Kampfarten außer beim Auskundschaften der Agententätigkeit des Feindes, und in den Partisanenstützpunktgebieten ist bei manchen Kämpfen der Geheimcharakter anzuwenden. Partisanenzonen sind dort, wo alle Widerstandsorganisationen gegen Japan nicht öffentlich existieren können; es gibt nur verborgene Untergrundorganisationen des Widerstandes gegen Japan; ihre Form ist gänzlich verschieden von denen des Stützpunktgebietes. Viele Erfahrungen lehren uns, daß wir elastische Organisationsformen anwenden müssen oder die Organisationsform der volkstümlichen Vereine, ohne Klassenunterschiede, ohne Berufsunterschiede, ohne Geschlechtsunterschiede, eine Form des ungezwungenen freien Zusammenschlusses; man kann auch alle legalen Formen des betreffenden Ortes benutzen, um im geheimen die Widerstandstätigkeit gegen Japan durchzuführen, heimlich zum Widerstand gegen Japan beizutragen; die Hauptsache ist, daß deren Geheimhaltung nicht verletzt wird. Solche Untergrund-Widerstands-Organisationen gegen Japan können unsere bewaffneten Partisanentätigkeiten decken, bewaffnete Arbeitskolonnen tief in die Besatzungszone eindringen und Propaganda durchführen lassen; sie können für unsere Stützpunktgebiete Nachrichten weiterleiten, und die Aktivitäten unserer Partisanen können wiederum, aktiv mit den Untergrundorganisationen kombiniert, Kämpfe gegen den Feind austragen und somit manche legalen Kämpfe anbahnen. Gegenden, wo die Partei grundlegende Arbeit getan hat, können als provisorische Ruhestellungen für unsere Partisanentruppen und bewaffneten Arbeitskolonnen verwendet werden. Doch die Partisanentruppen und die bewaffneten Arbeitskolonnen müssen darauf achten, daß sie sich nicht öfters dorthin begeben, um nicht entdeckt und vom Feind vernichtet zu werden. Außerdem gibt es noch eine Art von Partisanenzone, wo keine geheime Widerstandsorganisation gegen Japan besteht. Die bewaffneten Trupps der Partisanen und die bewaffneten Arbeitskolonnen müssen alle Chancen ausnützen, um dort zeitweilig Partisanenkämpfe auszutragen und das zur Gewohnheit zu machen, damit die Marionettenorganisationen sich nicht etablieren können und ihre Zerrüttung beschleunigt wird. Diese Bedeutung wurde öfter von unseren Partisanenverbänden und bewaffneten Arbeitskolonnen ignoriert; nur das einfache Volk kennt die Größe der Bedeutung dieser einstweiligen, zur Gewohnheit gemachten Partisanenvorstöße. Unsere Partisanenverbände und die bewaffneten Arbeitskolonnen müssen die Chancen ausnützen, tief in die Gebiete einzudringen, wo wir keine geheimen Organisationen haben, um die Marionettenorganisationen zu zerschlagen und die Grundlage für unsere Geheimarbeit zu schaffen. Der Be-

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griff bewaffnete Arbeitskolonne, der in unserem Militär-Bezirk aufgestellt worden ist, beinhaltet eben diese schwerwiegende Bedeutung; durch sie muß eine Partisanenzone in ein Partisanenstützpunktgebiet umgewandelt werden, ein Partisanenstützpunktgebiet in ein Stützpunktgebiet umgewandelt werden; deshalb ist das eine mit strategischer Bedeutung verbundene Aufgabe. Die Besatzungszone des Feindes ist das Gebiet, wo unsere bewaffneten Organisationen grundsätzlich nicht eindringen können. Augenblicklich nimmt der Feind in den obengenannten Stützpunktgebieten, Partisanenstützpunktgebieten und Partisanenzonen Nordchinas militärisch eine verhältnismäßige Überlegenheit ein; da er ferner die Verbindungslinien in der Hand hat, kann er seine Streitkräfte schnell verschieben und deshalb in einer bestimmten Zeitspanne überlegene Streitkräfte in einem bestimmten Gebiet konzentrieren; so schafft er hinsichtlich des bestimmten Gebietes militärisch eine absolute Überlegenheit zur Durchführung einer folgenschweren „Ausrottung"; doch nach einer bestimmten Zeitspanne ist er nach Abnutzung in unserem Partisanenkrieg wiederum zum Verlassen gezwungen. Blicken wir nach Mittel-Hopei: Obwohl Mittel-Hopei bereits in ein Partisanenstützpunktgebiet umgewandelt worden ist, haben wir doch gleichzeitig unsere Partisanenaktionen aufgelockert und das Partisanengebiet enorm erweitert, bis in die Nähe von Tientsin. Durch die allgemeine verhältnismäßige Unterlegenheit unserer Militärmacht und die allgemeine politisch absolute Überlegenheit gestalteten sich die Stützpunktgebiete und Partisanenstützpunktgebiete veränderlich; es wurde eine Situation geschaffen, daß in manchen Gebieten diese bestehen und jene zerfallen oder umgekehrt. Die Besonderheit einer solche Situation erfordert, daß die leitenden Genossen darauf achten, geschickt die Besonderheit einer solchen speziellen Veränderung in den Griff zu bekommen und zur rechten Zeit die korrekte und konkrete Anweisung zu geben; ferner müssen sie sich anstrengen, die Zwischenzeit ausnützen und nicht müde werden, Aktionen durchzuführen; wenn es hier nicht gelungen ist, machen wir es dort; wenn der Feind sich dorthin wendet, machen wir es wiederum hier; das ist auf keinen Fall sinnlose, primitive Wiederholung, sondern beinhaltet zeitgewinnende, kraftspeichernde, volkserzieherische große Bedeutung. Man muß aber auch auf die Geheimorganisationen der Partei achten, das Untergrund-Bollwerk stets konsolidieren, damit die Arbeit leicht wiederaufzunehmen ist. b) Die Kampfform der Stützpunktgebiete und Partisanenstützpunktgebiete beruht hauptsächlich auf bewaffnetem Kampf, kombiniert mit anderen Kämpfen, um Stützpunktgebiete zu schaffen und sie zu schützen.

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Was wir unter Stützpunktgebieten verstehen, so entstehen und existieren sie stets in der Einkreisung der Konterrevolutionäre; sogar in den Stützpunktgebieten gibt es auch noch Feinde (während des Bürgerkrieges die Klassenfeinde, jetzt die nationalen Feinde). Um Stützpunktgebiete zu schaffen und zu schützen, stützt man sich deshalb hauptsächlich auf den bewaffneten Kampf. Der Feind dringt mit Waffengewalt ein, wir müssen auch mit Waffen antworten; dieser bewaffnete Kampf ist eben die höchste Form des revolutionären und konterrevolutionären Kampfes. Doch das ist nur die hauptsächliche Form, aber nicht die einzige Form. Falls der bewaffnete Kampf nicht mit dem Kampf zur Verbesserung des Lebens des Volkes und zur Realisierung der Demokratie verknüpft ist, d. h. nicht mit der die bewaffneten Kräfte gebärenden Massenbewegung verknüpft (die Masse ist die die bewaffneten Kräfte gebärende Mutter), dann wird der bewaffnete Kampf isoliert, dann wird die hauptsächliche Form als einzige Form angesehen; das ist fehlerhaft. Wenn man auf die Kämpfe für die Demokratie und für den Lebensstandard des Volkes achtet und nicht auf die Parteilinie sowie die Richtlinie der Einheitsfront achtet, die konkrete Politik in der Hand hat und keine Parteiorgane während des bewaffneten Kampfes aufbaut, dann ist das gleichermaßen fehlerhaft. Wir müssen gravierend erkennen, daß bewaffneter Kampf zur Schaffung von Stützpunktgebieten da ist und auch Parteiorgane schaffen muß. Der bewaffnete Kampf hat die Partei herangezüchtet und gehorcht wiederum der Führung der Partei; sonst würde er zum einseitigen Militarismus. Der reine bewaffnete Kampf ist äußerst gefährlich, schwach und zerbrechlich; von Entwicklung ist nicht zu reden; er wird bestimmt fehlschlagen; kein derartiger reiner bewaffneter Kampf in der Geschichte, der nicht eine Niederlage erlitt; daß die 200000 Mann starke befreundete Armee im Chung-t'iao-Gebirge nicht durchhalten konnte, ist ein eindeutiges Beispiel; wir dürfen das nicht wiederholen. Unsere Partei hat vor und während der Großen Revolution nur auf die Massenbewegungen geachtet, hat nicht bzw. nicht genug im Hinblick auf die bewaffneten Organisationen und bewaffneten Kämpfe geachtet; das kommt dadurch, daß sie die Besonderheit der chinesischen Revolution nicht begriffen hat. Das begreifen heute dennoch manche Genossen nicht; sie begreifen nicht, daß der Aufbau der 8. Armee eine der Hauptaufgaben ist; sie begreifen nicht, daß es ohne die 8. Armee dann keine Stützpunktgebiete hinter der feindlichen Linie gäbe; dann gäbe es auch nicht -zig Tausende von Parteimitgliedern in Nordchina. Durch das Vorhandensein der 8. Armee haben wir die Stützpunktgebiete, haben wir die Partei; unsere Partei führt wiederum diese bewaffneten Kräfte, und sie wurden zu revolutionären Streitkräften der Partei. Nach der Niederlage der Großen Revolution

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hat unsere Partei Anstrengungen unternommen, um sich zu bewaffnen, und hat Truppen organisiert; das ist richtig: es entspricht vollkommen den Forderungen der chinesischen Revolution. Doch heute entsteht bei manchen Genossen wieder eine andere Neigung, d. h., sie kümmern sich nicht um die Massenbewegung, um die Interessen der Massen, um das Leben der Massen; sie lösen nicht die Probleme der Massen, verstehen die Probleme der Revolution nicht; grundsätzlich ist, das Volk aufzurütteln, die Basis der feudalen Herrschaft zu erschüttern und eine neue Basis zu errichten. Den reinen Militarismus nicht verstehen, führt unweigerlich zum Niedergang; das erregt unbedingt unsere ernsthafte Aufmerksamkeit. Deshalb bestehen die beiden oben genannten Arten von Neigungen, die eine besteht darin, den bewaffneten Kampf zu ignorieren, die andere besteht darin, nur den bewaffneten Kampf anzuerkennen, den bewaffneten Kampf als das einzige anzusehen und die Massenbewegung zu ignorieren; d. h., (sie) verstehen nicht die Besonderheit der chinesischen Revolution, verstehen nicht die Beziehung zwischen Partei und Volk; sie müssen alle korrigiert werden. 2. Warum die chinesische Revolution Stützpunktgebiete benötigt: a) China ist ein halbfeudalistischer Staat; der Macht des Feudalismus ist immer noch ein überlegener Einfluß auf das Herrschaftssystem eingeräumt; besonders in den zurückgebliebenen Dörfern nimmt die feudalistische Macht stets die Monopolstellung ein; sie hat große Einflüsse, kann beliebig Leute hinrichten, vor Gericht stellen; gestützt auf die feudalistische bewaffnete Min-t'uan und Polizei, halten die Grundbesitzer ihre feudalistische Ausbeutung zwangsläufig aufrecht. Eine solche feudalistische Macht ist eine zuverlässige Basis zur Beherrschung Chinas durch den Imperialismus. Die erbarmungslose Unterdrückung des Widerstandes der Bauern durch die feudalistische Macht fesselte den allergrößten Teil des chinesischen Volkes lange Zeit an den Dienst im Interesse der Grundbesitzer und verursachte den äußerst niedrigen Lebensstandard der Bauern. Die Bauern im T'ai-hang-Gebirge aßen vor dem Widerstandskrieg durchschnittlich 6 Monate im Jahr Spreu. Auf jeden Fall es ist äußerst dringlich, daß die Bauern ihre wirtschaftlichen Vorteile und ihre politische Befreiung fordern; die objektiven Bedingungen des Klassenkampfes im Dorf sind äußerst reif. Das Ausharren, die Schlichtheit, Tapferkeit, Reinheit und die traditionellen revolutionären Kämpfe der chinesischen Bauern gibt es in keinem Land auf der Erde. Deshalb sind die chinesischen Bauern der beste und stabilste Alliierte des Proletariats, sie sind die Hauptstreitkraft der bürgerlichen demokratischen Revolution.

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b) China ist ein halbkoloniales Land; die Kompradorenklasse spiegelt sich zwar in ihren Herren wider — der gegenseitige Widerspruch verschiedener Imperialisten schafft dementsprechend verschiedene Gruppen; sie konnten von der strategischen Führung des Proletariats ausgenutzt werden, wie z. B. die Widersprüche zwischen der japanfreundlichen Gruppe und der England-Amerika-Gruppe. Doch wir müssen uns darüber im klaren sein, daß die Kompradorenklasse nur in einer bestimmten Zeit und unter bestimmten Einschränkungen unser Weggenosse sein kann; grundsätzlich ist die Kompradorenklasse ein Kettenhund der Imperialisten; sie ist Gegenstand der bürgerlichen demokratischen Revolution und nicht ihre Triebkraft. Die nationale Bourgeoisie Chinas ist schwach, sie ist wankelmütig gegenüber der Revolution; politisch und ökonomisch hat sie Beziehungen zu den Imperialisten; deshalb befindet sie sich in Abhängigkeit von den Imperialisten (sitzt sie mit den Imperialisten in einem Boot) und hat mit dem Feudalismus die vielfältigsten Beziehungen. Im allgemeinen sind die Grundbesitzer und die Bürokratie die Vorläufer der Bourgeoisie Chinas; deshalb zeigte die nationale Bourgeoisie in der antiimperialistischen, antifeudalistischen bürgerlichen demokratischen Revolution öfters ihre Unbeständigkeit, ihr Kompromißlertum und Kapitulantentum. Doch wenn die nationale Bourgeoisie unter dem Druck des Imperialismus und Feudalismus sich nicht mehr weiter entwickeln und existieren kann, so zeigt sie ihren revolutionären Charakter; die Hsin-hai-Revolution 185 zum Sturz der Mandschu, die Erscheinungen kurz vor der Großen Revolution 186 und der Widerstandskrieg nach dem Zwischenfall vom 7. Juli 1 8 7 sind alles Beweise dafür. Doch wenn die Imperialisten und die Feudalisten sich Zugeständnisse machen, verraten sie wiederum die Revolution und verbinden sich mit der Konterrevolution und greifen die Revolution an, ermorden ihre eigenen Freunde, unterdrücken das Proletariat sowie die Bauern, die Klein-Bourgeoisie in den Städten und die revolutionäre Intelligenz. Nach dem Sturz der Mandschu-Dynastie schlössen sie Kompromisse mit Yüan Shih-k'ai, verrieten, nachdem der Nordfeldzug Nanking erreicht hatte, die Revolution, stellten sich ganze 10 Jahre lang gegen den Kommunismus und hörten auf, als die japanischen Eindringlinge Wuhan besetzten, 185

Die Hsin-hai-Revolution, das heißt die Revolution des Jahres 1 9 1 1 , die zum Sturz der

186

Die G r o ß e Revolution ist die Zeit der 1. Zusammenarbeit zwischen K M T und K P C h (Jan.

Ch'ing-Dynastie führte. 1924) und des gemeinsamen Beginns des Nordfeldzuges gegen die Regionalen Militärmachthaber und endete mit dem konterrevolutionären Umsturz in Shanghai am 12. April 1927. 187

s. A n m . IV. 65.

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strategisch offensiv zu sein; die revolutionäre Bewaffnung hinter der japanischen Front wurde rapid entwickelt, die Stützpunktgebiete wurden zahlreich errichtet; da wurden sie wieder rückschrittlich; das sind alles Beweise für ihren wankelmütigen, reaktionären Charakter. Dies kommt dadurch, daß die nationale Bourgeoisie Chinas die Besonderheit „Eine Person und zwei Aufgaben" geschaffen hat. In einer bestimmten Zeitspanne besitzt sie eine beschränkte revolutionäre Eigenschaft, gleichzeitig verhält sie sich wankelmütig gegenüber der Revolution, so daß sie mit den Konterrevolutionären paktiert und die Revolution schädigt. D a die nationale Bourgeoisie während des Verlaufs der Revolution sich wankelmütig verhält, ist sie gegenüber der revolutionären Massenbewegung außerordentlich auf der Hut und ängstlich, denn das in Bewegung geratene, das organisierte Volk wird der größte Feind der Kapitulation und Reaktionäre sein. Es lohnt sich für uns, diese Besonderheiten der nationalen Bourgeoisie Chinas gravierend zu beachten; das erfordert von unserem Proletariat und dessen politischer Partei, daß die Beziehungen zur Bourgeoisie vorsichtig zu regeln sind; eine passende Regelung wird in bezug auf Fort- oder Rückschritt der Revolution Chinas entscheidende Wirkung haben. Falls wir das richtig geregelt haben, dann kann, im Bündnis, die Revolution gewiß einen Schritt vorangetrieben werden; auch wenn es zwangsweise zerbricht, kann die Revolution trotzdem kontinuierlich vorangetrieben werden. Falls wir es nicht richtig geregelt haben, dann wird die Revolution zum Rückschritt veranlaßt werden. Während des 5. Einkreisungsfeldzuges hat man diese Besonderheiten nicht verstanden, man wußte nur zu kämpfen und nicht, sich zu verbünden; Ch'en Tu-hsiu hat dies nicht verstanden; während der Großen Revolution wollte er nur vom Bündnis wissen und nichts vom Kämpfen; Genosse Mao Tse-tung hat das verstanden; deswegen hat er nach der Großen Revolution die Bodenrevolution betont; 1935 hat er wiederum den Kurs der Einheitsfront des Widerstandskrieges mit der nationalen Bourgeoisie vorgebracht 1 8 8 ; im Sept. 1936 hat er noch deutlicher auf Grund dieser Besonderheit die Parole der Demokratischen Republik aufgebracht — die Vorwärtsentwicklung der chinesischen Revolution zu fördern. Diese Richtlinien sind, gestützt auf die Besonderheiten der chinesischen Revolution und der nationalen Bourgeoisie, vorgetragen worden. D o c h es gibt viele Genossen, die, obwohl sie bereits die Warnungen der Geschichte erfahren haben, doch bis heute diese Frage noch nicht klar gestellt haben. Die korrekte Behandlung der Frage von Bündnis mit oder Trennung von der Bourgeoisie, der zusammenhängenden Frage von Bündnis oder Kampf, 188

s. A n m . IV. 15.

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ist eine wesentlichen Frage im Verlauf der bürgerlichen demokratischen Revolution Chinas. Aber es ist einerlei, ob Bündnis, ob Trennung; das Proletariat Chinas, das revolutionäre Volk müssen ihre eigenen Stützpunktgebiete haben, dann haben sie erst einen Halt, revolutionäre Kraft aufzuspeichern und gemeinsam mit der Bourgeoisie zu kämpfen. c) China hat keine bürgerliche Demokratie; was es hat, ist die feudalistische Herrschaft. Deshalb besitzt die proletarische Avantgarde Chinas, die KP, kein Recht, öffentlich legal zu existieren. Auch in der Epoche des Nordfeldzuges, des Widerstandskrieges, was man die Zusammenarbeit der K M T und K P C h nannte, ist die K P C h immer noch halboffiziell, halblegal; sie wurde äußerst ungleich behandelt; die Bourgeoisie war gegen die Revolutionäre durch getroffene Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen ungewöhnlich streng. Es gab keine bürgerliche Demokratie, die vom Proletariat hätte genutzt werden können; das wurde einer der Hauptgründe dafür, daß die Entwicklung der Revolution in China sich äußerst ungleich gestaltete. D a China ohne Demokratie ist, kann die K P C h unter der Herrschaft der Bourgeoisie nicht öffentlich die Revolution propagieren, das revolutionäre Volk erziehen, organisieren, die revolutionären Kräfte vorbereiten, den Endsieg der Revolution zu erringen. Deshalb kann das Proletariat und seine politische Partei sich nur auf die Bauern — die elitärsten und größten Alliierten in den Dörfern stützen, seine bewaffneten Kräfte aufzubauen, Stützpunktgebiete zu schaffen, um die Revolution voranzutreiben; außer diesem Obengenannten gibt es keine andere Möglichkeit, den Sieg der Revolution zu erringen. Falls es keinen vorangehenden Sieg des revolutionären Stützpunktgebietes gibt, wird ein Sieg gleich im ganzen Land unmöglich sein. Die Revolution Chinas muß durch die Siege der Stützpunktgebiete dann erst den Sieg im ganzen Land erringen; das hat mit dem langdauernden und grausamen Charakter der chinesischen Revolution zu tun. Aber das heißt nicht, daß die Arbeit, in den Dörfern aufzubauen, einem Aufgeben der Arbeit in den Städten entspricht. Die Arbeit in den Städten ist immer noch ein wichtiges Glied der chinesischen Revolution, doch nicht das Hauptglied; das kommt daher, daß die konterrevolutionären Kräfte Chinas — daß der starke Einfluß des Imperialismus und Feudalismus die objektive Lage geschaffen hat. Doch die Dörfer Chinas sind groß und reich, die Bevölkerung ist zahlreich, die rückständige Agrarwirtschaft Chinas besitzt ferner verhältnismäßig große ökonomische Selbständigkeit; dies gab uns die Möglichkeit, in den Stützpunktgebieten auszuharren. d) Die gegenwärtige bürgerliche demokratische Revolution Chinas befindet sich in der Epoche der globalen proletarischen Revolution und Kriege. Die Revolution Chinas wurde ein Teil der globalen proletarischen

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Revolution, und zwar ein wichtiger Teil. Denn die sowjetische Revolution hat bereits auf Vö der Erde den Sieg errungen und treibt den heldenhaften antifaschistischen, antiimperialistischen revolutionären Krieg voran. D a in China der Hauptfeind der Revolution der Imperialismus ist (heute Japan), haben sich die Beziehungen der chinesischen Revolution zur Weltrevolution noch mehr vertieft, hat sich ihre internationale Bedeutung noch mehr vertieft, und die Zukunft und die Richtung der chinesischen Revolution nach dem Sieg sind festgelegt. Die Zukunft der chinesischen Revolution wird über die Neue Demokratie 1 8 9 , mit der internationalen proletarischen Revolution kombiniert, in den Sozialismus hineinschreiten und nicht in die kapitalistische Richtung gehen. So wird der Führungspflicht der proletarischen Klassen Chinas und der Kommunistischen Partei noch mehr auferlegt. Hier ist noch ein anderes Problem nebenbei zu erörtern, es ist das Problem, was in gewissen Lehranstalten lebhaft debattiert wurde, ob die soziale Natur der Neuen Demokratie kapitalistisch oder sozialistisch sei. Ich kann eindeutig bejahen, daß sie kapitalistisch ist, denn ihr Wirtschaftssystem gehört zum kapitalistischen Bereich; man kann nicht, nur weil die Neue Demokratie sozialistische Faktoren beinhaltet, ihre kapitalistische Zugehörigkeit verneinen. Genauso ist es mit einem Ei, das zwar den Faktor besitzt, durch Brut zum Huhn zu werden, doch bevor das Ei Huhn geworden ist, ist es immer noch ein Ei; es muß durch den Vorgang der Brut erst zum Huhn werden. Die Zukunft der chinesischen Revolution geht in Richtung des Sozialismus; ich erkläre das hier, um euch allen zu sagen, daß der Führungspflicht der proletarischen Klassen Chinas und der K P noch mehr auferlegt worden ist, d. h., falls es keine Führung der proletarischen Klassen gibt, dann ist die Zukunft nicht unbedingt der Sozialismus. Falls wir heute ohne die Führung der K P Stützpunktgebiete schaffen, musterhafte demokratische Machtorgane errichten, stabile revolutionäre bewaffnete Kräfte organisieren, Schulung für Millionen Massen organisieren, ist es wohl nicht möglich, die breite Mittelschicht für uns zu gewinnen, eine nationale volkstümliche K P zu gründen. Falls wir ohne Stützpunktgebiete eine große Menge Kader für die Verwaltung von Partei, Militär und Behörden heranziehen möchten, ist das ebenfalls unmöglich. Ohne Stützpunktgebiete ist es auch nicht so effektiv, dem Wankelmut der Bourgeoisie einen Schlag zu versetzen. Ohne Stützpunktgebiete den japanischen Imperialismus radikal besiegen, die imperialistische Herrschaftsbasis, die feudalistischen Kräfte in China zerschlagen zu wollen, ist auch unmöglich; die Lehren aus den Erfahrungen 189

M a o : A ¥ . Bd. 3, Über die neue Demokratie, S. 1 2 6 - 1 8 5 (Ostberlin).

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der 1. Großen Revolution müssen als Mahnung in Betracht gezogen werden. Weil in der Epoche der Großen Revolution die Partei die Besonderheiten der Bourgeoisie Chinas nicht begriffen, die Beziehung von Bündnis und Kampf nicht begriffen, den bewaffneten Kräften keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte, man ohne bewaffnete Kräfte eben keine Stützpunktgebiete besitzt, fiel es deshalb der Bourgeosie leicht, Verrat zu wagen. Nach der Niederlage der Großen Revolution hat unsere Partei die bewaffneten Kräfte aufgebaut, Stützpunktgebiete geschaffen; damit erhielt unsere Partei im ganzen Land eine noch höhere politische Stellung, so daß sie die Initiative ergreifen konnte, das Programm der antijapanischen nationalen Einheitsfront aufzustellen. Das Vorlegen dieses Programms hat bewirkt, daß die politische Führungsposition an unsere Partei gefallen ist. Durch das fest Im-Griff-Haben dieser antijapanischen Kette hat unsere Partei mehr als einmal die antikommunistischen und kapitulatorischen A b sichten der Bourgeoisie und Gutsbesitzer entlarvt und zerschlagen und ihrer Wankelmütigkeit einen Schlag versetzt. Während des Widerstandskrieges haben wir bereits noch mehr Stützpunktgebiete geschaffen, noch größere bewaffnete Kräfte aufgestellt und wurden somit noch stärker. Ferner hat unsere Partei durch die korrekte Regulierung der Beziehungen zur Bourgeoisie deren Wankelmütigkeit herabgedrückt. Das hat nicht nur die strategische Offensive des Feindes zum Stillstand gebracht, sondern auch während des Verlaufs des Krieges öfters die reaktionären Versuche zur Kapitulation und zu Kompromissen der Bourgeoisie zurückgeschlagen. Heute versteht die Partei bereits die zusammenhängenden Probleme von Kampf und Bündnis; sie verstand, in dem Bündnis Kräfte zu sammeln; sie erkannte die Bedeutung, Stützpunktgebiete zu schaffen und bewaffnete revolutionäre Kräfte aufzustellen. Wäre die Revolution Chinas ohne die unzähligen errichteten Stützpunktgebiete und die vorangegangene Errungenschaft des Aufbaus von Stützpunktgebieten, Kräfte zu sammeln, dann würde es unmöglich sein, den Sieg der chinesischen Revolution zu erringen. Wer die chinesische Revolution zum Sieg führen möchte, der muß ebenso handeln. Das ist wie bei einem Parteimitglied der K P C h ; wenn es sich vorgenommen hat, bis ans Ende seiner Tage zu bleiben, so muß es eben voranschreiten. Deshalb müssen wir, wohin immer wir auch kommen, sowie objektiv irgendeine Chance oder mögliche Bedingung vorhanden ist, demnach entschlossen sein, revolutionäre Stützpunktgebiete zu schaffen. Wenn das Stützpunktgebiet bereits geschaffen worden ist, müssen wir auf alle Fälle die verschiedenen Schwierigkeiten überwinden, alle Maßnahmen ergreifen, es zu konsolidieren, es festzuhalten; die Weisungen des politischen und militärischen Kampfes müssen noch elastischer den Forderungen der

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Entwicklung der objektiven Lage entsprechen. Denn die fehlerhaften Weisungen des militärischen genauso wie die des politischen Kampfes könnten zur Niederlage führen. All unsere strategischen und taktischen Einschätzungen müssen danach als Maßstab genommen werden, ob man das Stützpunktgebiet festhalten und konsolidieren kann. Falls man taktisch einige Siege erringen, doch das Stützpunktgebiet nicht halten kann, so sind diese taktischen Siege alle umsonst. Ein konkretes Beispiel; Um den Widerstandskrieg hinter der japanischen Front führen zu können, haben wir 1940 bereits einen Zusammenstoß mit Chu Huai-ping gehabt; wenn wir damals nicht rechtzeitig aufgehört hätten, würden wir die Einheitsfront, unsere strategischen Richtlinien zunichte gemacht haben; auch wenn wir noch mehr taktische Siege hätten erringen können, hätte das schließlich doch keinen Sinn gehabt; daß unser Zusammenstoß gerade so weit ging, besagt, daß die Taktik der Strategie gedient hat, daß wir wegen Solidarität, wegen der Forderung, die Stützpunktgebiete zu halten, gekämpft haben. Gleichermaßen müssen wir uns hinsichtlich der Überprüfung der Arbeit der Genossen auch nach diesem Maßstab richten. Wir müssen ihre Erfolge betrachten, die Arbeitsleistung bewerten und nicht nur gewisse taktische Errungenschaften betrachten; wir müssen auch betrachten, ob sie den Forderungen der Strategie entspricht, ob sie irgendwie die Aufgaben der Strategie verletzen kann, ob sie irgendwo der Politik der Partei zuwiderläuft. Der Hinweis des Genossen Mao, „Das Teilinteresse muß sich dem Gesamtinteresse unterordnen" 190 , hat den gleichen Sinn wie dies; das muß von den Genossen gravierend zur Kenntnis genommen werden. Die UdSSR hat auf VÖ der Erdoberfläche das Stützpunktgebiet der Sozialistischen Revolution errichtet; hierdurch wurde die revolutionäre Taktik und Strategie des Proletariats der ganzen Welt geboren; alle Zellen der Kommunistischen Partei müssen sich den Forderungen der Strategie und Taktik dieser Gesamtheit unterordnen. In der Gegenwart in unserem Land müssen sich alle Kämpfe und alles Geplänkel der Generallinie der Einheitsfront unterordnen, dem Halten des Stützpunktgebietes zum Widerstand gegen Japan sich unterordnen. (weggelassen)

190

Die „Wahrheit", Vol. 14, 20. Aug. 1943

Mao: A W . Bd. 2, Der Platz der K P C h im nationalen Krieg, S. 258 (Ostberlin).

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KFH(3), S. 406

D 47: Anweisung von Arbeitsrichtlinien 1943 für die nordchinesischen Stützpunktgebiete hinter der japanischen Front (1943) 1. 1943 ist das Jahr des Entscheidungskampfes der internationalen Zweifronten: die Macht der antifaschistischen Front nimmt ständig zu, und die Niederlage der faschistischen Front bahnt sich an. In unserem Land ist die nationale Einheit nach dem 10. Plenum der K M T 1 9 1 im Verhältnis zu früher vorangeschritten. Die internationale sowie die nationale Lage entwickeln sich beide zu unseren Gunsten. Gleichzeitig wird unser Feind, um sein Sterbe-Schicksal zu retten, bestimmt versuchen, uns noch mehr frontal anzugreifen und den Ausrottungsfeldzug hinter seiner Front durchzuführen; die Stützpunkte in Nordchina hinter der japanischen Front werden sicherlich in eine noch nie dagewesene kritische und bittere Lage geraten; die wesentliche Aufgabe der Partei Nordchinas besteht darin, die Stützpunkte hinter der japanischen Front noch einen Schritt mehr zu festigen, im Partisanenkrieg hinter der japanischen Front auszuharren, die Schwierigkeiten zu überwinden, Kräfte zu sammeln zur Vorbereitung des Gegenangriffs sowie Nachkriegsmaßnahmen zu treffen, um bereit zu sein, die Ankunft der großen Neuen Zeit willkommen zu heißen. 2. Das wesentliche Kettenglied, die Stützpunkte hinter der japanischen Front zu festigen, besteht darin, die demokratische Politik gründlich zu realisieren. U m dieses Zieles willen sind erforderlich: a) In den Stützpunktgebieten auf breiter Basis dem demokratischen und dem Kampf für das Volkswohl Massencharakter zu verleihen, den demokratischen Kampf mit dem Kampf für das Volkswohl zu verbinden, Pachten und Zinsen herabzusetzen, Löhne zu erhöhen, Antikorruption und -Verschwendung usw. — alle diese wirtschaftlichen Massenkämpfe allmählich zu heben, um zum demokratischen politischen Kampf zu gelangen, die Überreste des feudalistischen Herrschaftssystems zu zerschlagen, um die Stellung, die die Partei während des Kampfes eingenommen hat, zu festigen, b) Schrittweise die Machtorgane aller Ebenen zu reformieren, besonders Gewicht zu legen auf die Reformierung der Machtorgane beider Ebenen, des Bezirks und Dorfes, die breiten Massen direkt in die Verwaltungsarbeit des Staates einzubeziehen, die Demokratie wirklich von oben bis unten zu praktizieren, 191

10. Plenum der KMT, 1 2 . - 2 7 . Nov. 1942 in Chungking.

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das politische System der Neuen Demokratie 1 9 2 zu realisieren, ein Beispiel für das ganze Land zu geben, um ihm einen wesentlichen Unterschied zu den japanischen Besatzungsgebieten, den Marionettengebieten und den ultrareaktionären Gebieten zu veranschaulichen, c) In dem System der Partei, der Regierung und des Volkes noch mehr den Geist der Demokratie zu entfalten; den wirklichen demokratischen Zentralismus zu praktizieren; unter den Kadern muß eine allgemeine demokratische Erziehung durchgeführt werden; die Gedankengänge der Kader vom Einfluß der antidemokratischen, feudalistischen Überreste zu säubern. Alle Parteimitglieder müssen gravierend erkennen, daß die demokratische Freiheit nicht nur das Verlangen der Volksbasis ist, sondern auch unter dieser Fahne die Vereinigung aller Schichten, daß sie nicht nur die Hoffnung der meisten Leute von heute, sondern auch die politische Bewegungsrichtung der Nation nach dem Krieg ist; die Partei muß für die Lösung dieses Problems verantwortlich sein, dann erst kann sie die historische Mission siegreich vollenden. 3. Nach der konkreten Situation der Entwicklungsstufen in den verschiedenen Gebieten ist die Massenbewegung weiter zu entfalten und zu vertiefen: a) In Orten, wo noch keine Massenbewegung entfaltet ist, muß man sofort nach den Gegebenheiten des Ortes die Gesetze zum Schutz der Interessen der Massen, wie Bodengesetz, Arbeitsgesetz, praktizieren, den Kampf der Massen zur Erlangung der ökonomischen und politischen Rechte entfalten; die Gelegenheit, während des Kampfes die Massenorganisation in großem Umfang zu entfalten, darf nicht aus Uberängstlichkeit und Zimperlichkeit versäumt werden, b) In den Orten, wo die Massen sich bereits entfaltet haben, doch die Arbeit noch nicht vertieft ist, muß sie sofort im Massenkampf vertieft, bei der Uberprüfung der Agrarpolitik vertieft werden sowie der Durchführungsgrad der Arbeitspolitik usw.; alle Absichten zur Wiederherstellung des alten Systems oder irgendwelche Berufung einlegen von seiten der übriggebliebenen feudalen Macht ist zu verhindern; gleichzeitig ist die Festigung der Massenorganisationen zu verstärken, das innere Leben jeder Massenorganisation gesund zu machen, c) In Orten, wo die Massenarbeit bereits vertieft ist, muß man besonderen Wert legen auf die demokratischen Einrichtungen, die produktiven Einrichtungen sowie die kulturellen Einrichtungen, damit die breite Masse auf politischer, ökonomischer und ideologischer Ebene einen Schritt höherkommt. Die Generallinie der Massenarbeit in allen Ortschaften besteht immer noch im Aufbauen und Befestigen der Überlegenheit der Massenbasis und im Verstärken der vertraulichen Verbindung der Partei mit den 192

s. A n m . IV. 189.

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Massen; dies beides muß als N o r m für die Leistung der Massenarbeit in Betracht gezogen werden, d) In den Orten, wo viele Bollwerke errichtet sind, wo der Feind und wir verzahnt in einem O r t zersplittert den O r t umkämpfen, und da unsere Aktivität sich hauptsächlich auf die Einheitsfront stützt, ferner das Volk von beiden Seiten, sogar von mehreren Seiten belastet ist, müssen wir hauptsächlich von dem Kampf ausgehen, die Belastung des Volks gegenüber dem Feind zu verringern und an das ganze D o r f zu appellieren, gemeinsam dem japanischen Eindringling zu begegnen. Bei der Herabsetzung der Pacht und der Zinsen muß man die Gegebenheiten des Ortes in Betracht ziehen, entsprechend die Maßnahmen ändern, so daß man sie in einem Umfang durchführt, daß man auf keinen Fall die Solidarität gegen den Feind beeinträchtigt. 4. Das Prinzip der militärischen Führung besteht darin, den allgemeinen volkstümlichen Partisanenkrieg zu verstärken: a) Wir müssen den Aufbau der Milizen intensivieren, die Zahl der Milizen vergrößern, die politische Qualität der Milizen heben sowie ihr militärisches Können: b) Die vorhandenen Kreis- und Bezirkspartisanentruppen zu festigen, ihre politische und militärische Schulung zu intensivieren, damit sie zur fundamentalen Macht des volkstümlichen Partisanenkrieges werden, einerseits selbständig für die Kampfaufgaben verantwortlich sein können, anderseits das Vorbild für die Miliz werden und sie in den Kampf führen, c) Die Qualität der regulären Truppen zu heben, die Schulung des Partisanenkrieges in den regulären Truppen zu intensivieren, die Schulungsmethoden zu verbessern, um sich den Gegebenheiten des Partisanenkrieges anzupassen, alle Arten von konkreter politisch-taktischer Erziehung zu intensivieren; was die kulturelle Erziehung betrifft, muß man sie in den Hauptstützpunkten auch mit großen Anstrengungen vorantreiben. 5. Die Arbeit der Volkserziehung gewissenhaft intensivieren. Bei den Richtlinien für die Erziehung ist die nationale Erziehung zur „Siegeszuversicht im Widerstandskrieg gegen Japan" mit der demokratischen Erziehung sowie mit dem Aufklären über die Klassenerziehung der arbeitenden Menschen zu verknüpfen. Wir müssen die Schulausbildung überall verbessern und überall allgemeine Volkserziehungsarbeit aufrichtig und genau aufbauen. Nach der konkreten Situation eines jeden Ortes muß das Erziehungsbudget nach Erwägung im möglichen Rahmen vergrößert werden; das Gehalt des Lehrers muß entsprechend verbessert werden, die Volksschullehrer bekommen außer der Verpflegung als höchste N o r m 5 Zentner Hirse. Die Parteiorgane in allen Orten müssen eine Menge Parteimitglieder der Intelligenz mobilisieren, die sich der Erziehungsarbeit widmen; außerdem müssen sie die Neigung der kulturellen Vereinigungen

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und kulturellen Organe der verschiedenen Gebiete zum Sektierertum korrigieren. Das Verlagswesen ist zu verbessern, um die Intellektuellen außerhalb der Partei zu solidarisieren und sie für die Mitwirkung an der Erziehungsarbeit zu gewinnen. 6. U m die Stellung zu befestigen, die wir 1942 gegen den Feind durch die politische Offensive bereits errungen haben, müssen wir, außer daß wir die politische Offensive von nun an zur ständigen Arbeit werden lassen, in den Partisanengebieten, wo das Volk verhältnismäßig stark von unserer Propaganda beeinflußt ist, darauf achten, das Volk mit allen Formen zu organisieren (z. B . Anti-Japan-Heimat-Schutz-Verein, Loyaler-Rettungdes-Vaterlandes-Verein); bei der Arbeit unter den Marionettenarmeen und -Organisationen muß die Arbeit, sie zu zersetzen und sie für uns zu gewinnen, intensiviert werden; gegen die nicht mehr zu rettenden Landesverräterorganisationen muß ein wirksamer Schlag geführt werden, um die Ausbreitung der Marionettenorgane und -truppen zu verhindern. Die Propaganda gegen den Feind ist zu verstärken; besonders wichtig ist es, die Aktivitäten der japanischen Anti-Kriegs-Liga 1 9 3 in den verschiedenen Orten in den Griff zu bekommen; gegenüber den Menschen aus Formosa und Korea ist das Bemühen, sie für uns zu gewinnen, zu verstärken, damit wir ihre Hilfe, wenn die Zeit des Gegenangriffs kommt, erlangen und den Sieg sofort erringen. Die Parteikomitees in allen Orten, die diese Anweisusng erhalten, müssen diese mit dem Bericht über die Arbeitsrichtlinien 1943 des Genossen P'eng Te-huai 1 9 4 (und zwar den I I . , I I I . und I V . Teil) gemeinsam diskutieren; nachdem sie das durchdiskutiert haben, bitte das Resultat der Diskussion an das Nord-Büro telegrafisch berichten. Die „Wahrheit", Vol. 14, 20. Aug. 1943

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Die japanische Antikriegsliga: eine von O k a n o (Nosaka) mit japanischen Kriegsgefangenen gegründete Liga, die später in Allianz der japanischen Volksbefreiung umbenannt wurde, die sich dem Widerstandskrieg Chinas widmete und sich bemühte, Uneinigkeit in den Reihen der japanischen Armee hervorzurufen. s. Inaba Masao: Okamura Yasuji taishö shiryö, S. 2 8 3 ; T o k y o , 1970; Shigemitsu: S. 2 9 3 .

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Bericht über die Arbeitsrichtlinien 1943, P'eng Te-huai, s. D - 4 6 ( I L , III. und IV. Teil sind nicht übersetzt).

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I S C 599.3407/4155

D 48: Kampftaktik der Milizen Pe Lang — Anweisung des Mittelchina-Büros hinsichtlich des Ordnens der Selbstschutzbrigade und der Hebung der Milizarbeit — (2.11.1943)

A. Die Hauptmerkmale der Milizen 1. Die Lokalität und Dezentralisation der Milizen: Milizen sind einheimische, bodenständige Bauern; sie sind ortskundig und sind mit allem daheim vertraut, bequem zu versorgen, flexibel in der Partisanenbewegung, stark dezentralisiert, die Neigung, ihre Heimaterde zu verteidigen, ist besonders stark; auf die Kampftaktik übertragen, sind sie besonders gut für die Verteidigung, gut für den dezentralisierten Partisanenkrieg. Hier muß man einerseits sich klar darüber sein, daß in der Gegenwart der Bewegungskrieg gegen den Feind prozentual wenig und der Partisanenkrieg mehr einnimmt; man muß sich klar darüber sein, daß in der gegenwärtigen Epoche der Feind immer noch überlegen, schnellbeweglich, konzentriert ist, doch sind wir hinter dem Feind, in den Dörfern auch überlegen, ausharrend, dezentralisiert; die Dezentralisation ist auch eine Art von Überlegenheit. 2. Der Massencharakter der Milizen: Durch die Einreihung von Tausend und Abertausenden von Volksmassen in die Milizen kann man Menschenberge, Menschenmeere schaffen, kann man künstlich die Bedingungen des Gebirgspartisanenkrieges schaffen; obendrein ergibt sich aus ihren mannigfaltigen menschlichen Beziehungen, Verwandtschaften, Freunden, Nachbarschaften und den sozialen Beziehungen, übertragen auf die Kampftaktik, somit eine verschiedenartige mannigfaltige Elastizität, die zu ihrer eigenen Partisanentaktik paßt, d. i., alle heftigen bewaffneten Auseinandersetzungen und friedlichen Kämpfe des politischen Doppelzünglers. Außerdem sind sie geneigt, nach dem Sieg überheblich und nachlässig zu werden. 3. Die Milizen haben Gebrechlichkeit und Zähigkeit: D a die Waffen der Milizen nicht gut sind, sie ungenügendes Training haben, die Disziplin nicht straff, die Organisation dezentralisiert ist, ist die Gebrechlichkeit

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deshalb ziemlich groß, die Kampfkraft sehr schwach; doch sie sind auch zäh, nicht leicht zu zerschlagen; auf die Kampftaktik übertragen, können sie keine Befestigungen stürmen, können keinen hartnäckigen Kampf durchführen, können sich nicht entschieden verteidigen, sondern sind geschickt in der langfristigen Verwicklung mit dem Feind. Bei der Niederlage sind sie zu Depressionen geneigt, und wenn sie geschlagen worden sind, finden sie sich schwerlich wieder zusammen.

B. Kampftaktik der Milizen Die Kampftaktik der Milizen ist, verglichen mit der Partisanentaktik, besonders mit der regulären Kampftaktik, noch mannigfaltiger, noch variationsreicher, noch schwieriger, sie zu fassen, man kann sie schwerlich mechanisch definieren; falls man der Kampftaktik ein bestimmtes Modell, eine bestimmte Regel geben will, dann ist das zu subjektiv, dann kann man um so weniger durch die ungewöhnliche Taktik einen Sieg erringen; sie müssen frisch lebendig, geheimnisvoll auftauchen und verschwinden können, eine Kampfart ohne ein bestimmtes Modell, ohne bestimmte Regel sein. Was die Milizen angeht, ist hauptsächlich immer noch das Haß- und Kampfgefühl gegen den Feind zu erhitzen, ihre eifrige Kampfstimmung zu erhitzen, was mit ihrem Leben zusammenschmilzt; dann werden sie ganz natürlich, selbstbewußt je nach den verschiedenen Gegnern, verschiedenen Waffen, unterschiedlichen geographischen Gegebenheiten, je nach dem Unterschied von Klima, Saison, Situation, eine Reihe von völlig neuen, ihrem Bedarf entsprechenden, verschiedenen konkreten Kampftaktiken hervorbringen: Wir glauben, die Massen haben Genie, doch anderseits sind sie ein Produkt der alten Gesellschaft; so sind sie mehr oder weniger davon beeinflußt und beschränkt; der Konservatismus der Bauern, die Hitzigkeit der Bourgeoisie veranlassen sie, kurzsichtig zu sein und leicht zu beschränktem Empirismus verleitet zu werden. Darum muß der Leiter dennoch fortwährend Kampfinstruktionen geben und nach jedem Kampf die Zusammenfassung überprüfen, die Defekte korrigieren, die Vorzüge verbreiten, die Erfahrungen anderen empfehlen und die Taktik des Feindes studieren usw., um unter einer solchen realen Führung ihre Kampftechnik und ihr Können zu heben. Die Partisanentaktik, wie z. B. Uberfälle, Streifzüge, versteckte Attacken usw., kann unter bestimmten Umständen von den Milizen angewendet werden; bitte vergleichen sie das mit der Partisanentaktik; hier wird nicht weiter erörtert, nur werden einige konkrete Miliztaktiken wie folgt dargelegt:

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1. Spatzentaktik: Wenn ein starker Feind zum Säuberungsfeldzug antritt, müssen wir auf jeden Fall vermeiden, ihn hartnäckig zu stellen und zu attackieren, sondern müssen die dezentralisierte Kampftaktik anwenden, kleine Truppenteile benutzen, wie Partisanengruppen u. dgl., 3 — 5- oder 10-Mann-Gruppen, wie Blütenblatt der Pflaume (man kann es auch als Pflaumen-Blütenblatt-Taktik bezeichnen), wie ameisengleich sich um den Feind herum zerstreuen, mobile Stützpunkte errichten, die untereinander als sich stützende Winkel wirken, unterschiedslos, ob vorn, hinten, links oder rechts, Meyer- oder Schulzendorf, überall werden elastisch die verschiedenen Maßnahmen angewandt, den Feind zu binden; man darf nicht immobil bleiben, damit man nicht eingekreist wird; der Feind ist zu attackieren und zu ermüden, damit er weder vorn noch hinten aufpassen kann, weder links noch rechts sich hüten kann, weder Wirklichkeit noch Tarnung unterscheiden kann und Zweifel entstehen, und er nicht das Vermögen besitzt, sich vorwärts oder rückwärts zu bewegen. 2. Behinderungskampftaktik: Die Gewohnheit des Feindes eines Stützpunktes auskundschaften, wo er sich sammelt, exerziert, sich ausruht, spielt, Pferde herumführt und wann er zum Säuberungsfeldzug antritt; vor oder während des Aktes sich rechtzeitig heimlich in den naheliegenden Gräben, Büschen, Häusern sowie „Grünen Vorhängen" 195 (Kao-liangFeldern) verstecken; die mit Feuerwaffen ausgerüstet sind, überraschend innerhalb von 100 Metern dem Feind durch kurzstreckige Behinderungsattacken effektiv seine Soldaten und Pferde töten, besonders seine Kommandeure und MG-Schützen; danach wechselt man schleunigst die Stellung, wenn es sich um eine kleine Einheit des Feindes handelt oder wenn bereits der größte Teil vernichtet worden ist; so muß man ihn fortwährend gründlich vernichten. 3. Belagerungstaktik: Bei den in unser Grenzgebiet hineingeschobenen neuen und alten Stützpunkten der Feinde und der Marionetten, die wir einstweilig nicht zerschlagen können, können die Milizen durch Belagerungstaktik sie nicht aus der 3-Meilen-Zone herauslassen, ja sogar, sowie sie aus den Bunkern herauskommen, wird ihnen ein Schlag versetzt, damit sie nicht mal wagen, ihre Köpfe herauszustrecken, nicht wagen, herauszukommen, um ihr Getreide, Stroh und andere Sachen zu rauben; keinen Brennstoff erlauben wir ihnen, das Brunnenwasser der Umgebung wird eingemauert; Teiche und Kanäle werden vergiftet, damit sie nicht mal einen Schluck Wasser trinken können; nach einer geraumen Zeit sind ihre Vorräte verbraucht, Brennmaterial ist erschöpft, auch wenn sie stabile Bollwerkanlagen gemacht haben, ist es ein toter Fleck geworden, wir werden sie 195

s. Anm. IV. 176.

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obendrein ab und zu stören, attackieren, den Nachschub abschneiden; schließlich werden sie es, falls sie nicht von uns vernichtet worden sind, nicht mehr aushalten und davonlaufen. 4. Drehmühlentaktik: Wenn der Feind bei dem Säuberungsfeldzug von linker Seite vorstößt, drehen wir nach der rechten Seite hin; kommt der Feind von rechts, drehen wir eben nach links hin; kommt er aus Ostdorf, gehen wir nach Westdorf, von Süddorf, wir nach dem Norddorf; wir nützen die vertrauten Pfade, Rinnen, Dörfer, Wälder, Mauern und „Grünen Vorhänge", mit dem Feind Mühlen zu drehen, mit dem Feind zu „pilzen"; man soll sich auch nicht zu weit wegdrehen, von ihm entfernen und doch nahebleiben, so daß er uns nicht schlagen kann, und wollen wir ihn, falls er es nicht tut, aber schlagen, so können wir ihn zu Tode ärgern. 5. Ring-Sprung-Taktik: Bei dem großangelegten Säuberungsfeldzug benutzt der Feind die Netz-Einhol-Taktik; wenn er schichtweise kammartig vordringt, um uns zu schlagen, ist er stets kreuz und quer koordiniert; die erste Welle sind die Vorstoßtruppen; ihre Aufgabe ist es, zum vorgesehenen Ziel vorzustoßen; die zweite Welle hat die Aufgabe, wichtige Wege, Gipfel, Rinnen, Täler unter Kontrolle zu bringen, um eine straffe Einkreisung zu formieren; die dritte Welle sind die Aufstöberer; er drückt entlang den Wegen, Rinnen, Berghängen vorwärts, manchmal im verborgenen; sogar an den Verkehrswegen der äußeren Kampflinie haben manchmal Autos und Kavallerie in Bereitschaft gestanden, in der Absicht, unseren durchbrechenden Truppen den Weg zu versperren, wie z. B. Sept. vergangenen Jahres im Bezirk T'ai-shan und bei der diesmaligen Säuberung in Huai-hsi dürfen nicht nur Milizen, sondern auch die Hauptstreitkräfte in keinem „Frontalangriff zurückschlagen" oder „die Kräfte konzentrieren, um sich einer Route entgegenzustellen" (wenn der Feind dezentralisiert ist, kann man so handeln), sondern man muß herausspringen; die beste Taktik ist es, sich nicht gefangennehmen zu lassen; die Lücke der feindlichen Kolonne, den Bruch der Einkreisung, die verborgenen Pfade und Rinnen ausnützen, am besten noch vor dem koordinierten Schlag, d. h. tapfer und entschlossen die Taktik des Karpfens und Schlammfisches anwenden, aus dem Kreis herauszuspringen; bei dem Durchbruch aus dem Kreis kann man, falls die Lage ernst ist, das Ganze in Bruchteile auflösen, auf getrennten Wegen herausspringen, in die Flanken oder den Rücken des Feindes springen, oder dorthin, wo der Feind uns nicht fangen kann, und schließlich auf die Schwäche des Feindes lauern und forschen, wie man ihn zerschlagen kann; so kann man den Feind ins Leere schlagen lassen; er möchte, doch er kann nicht kämpfen, vergebens die Mühe, vergebens der Weg; das stets so durchhaltend, kann man den Feind, ohne ihn zu bekämpfen, bezwingen.

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Wir müssen heute völlig und spitzfindig die Ernsthaftigkeit des Feindes, uns in Stücke zu blockieren und von allen Seiten zu attackieren sowie die Wichtigkeit des dezentralisierten Partisanenkrieges der Milizen erkennen; hierauf muß man achtgeben, Streifendienst in der Ferne anzuordnen sowie die wandernden Vorposten, verborgenen Posten; gänzlich davonzulaufen oder sich gänzlich entgegenzustellen, ist beides nicht korrekt; der Kampf hat seine Begrenzung, das Davonlaufen hat ebenfalls seine Begrenzung; ohne das heutige Davonlaufen gibt es keinen morgigen Kampf; um des Kampfes willen davonzulaufen, ist notwendig, ist dialektisch. 6. Zerstörungstaktik: Die Milizen müssen ununterbrochen und gründlich feindliche Autostraßen, Eisenbahnen, Lokomotiven, Brücken, Kabelstangen, Fabriken, Minen sowie alle anderen Gebäude, Verkehrsmittel, Militärbedarf wie Munition und Getreide zerstören, mit geschickter Detonations- und Zerstörungstaktik die Verkehrslinien des Feindes unterbrechen und dessen Hinterland in Unruhe versetzen, seine Militärproduktion zerstören und seine militärischen Einrichtungen verhindern, egal ob links, rechts von, vor oder hinter dem Feind; besonders im feindlichen Hinterland muß überall zerstört werden; das hat eine eminente Bedeutung für uns. Die durch die Zerstörungstaktik erbeuteten Gegenstände können zum Teil an die Milizen verteilt und von ihnen benutzt werden, um ihre Stimmung zu heben, doch das darf nicht zur Gewohnheit werden. 7. Minentaktik: Die Milizen müssen Minen en gros benutzen, Minen oder 4 bis 5 Handgranaten zusammenbinden oder Tonkrüge, Büchsen, Schachteln, die mit Dynamit gefüllt werden; alle Distrikte müssen ein oder mehrere Sprengstoffabriken kleinen Stils und eine Anzahl von Minen oder Handgranaten fabrizieren; überall, wo der Feind unbedingt passieren muß, werden auf den Straßen, Brücken, an Eingängen eines Dorfes einige vergraben; die Detonation wird dem erwarteten Feind eine sehr große Wirkung bescheren; ferner kann man ein paar Handgranaten auf das Stadttor des Feindes hängen; wenn der Feind am Morgen ausgeht, wird ihm eine Detonation „für die Reise alles Gute wünschen." Der Feind reißt gern unsere Losungen ab; man kann unter der Losung in der Wand in ein Loch einen Sprengkörper verstecken; bekommt er beim Abriß eins verpaßt, nennt man das den „Tod suchen". 8. Tunneltaktik: In Nordchina gibt es diese Erfahrung, daß, wenn der Feind die erbarmungsloseste Säuberungsaktion durchführte, der Boden auf der Oberfläche hermetisch abgeriegelt war; es war schwierig, Kämpfe durchzuführen; so haben die einfallsreichen, tapferen Kämpfer der Partisanenmilizen den Tunnelkrieg geschaffen, wo ein Ort mit dem anderen

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verbunden ist; die Tunnel sind kreuz und quer verbunden, bequem zu passieren; wenn der Feind mit Mühe und Not einen Ort langzeitig eingekreist und schließlich in Besitz genommen hatte, dann wunderte er sich, daß es ein leerer Ort war; die Männer, Frauen, Kinder und Greise waren entfleucht; man machte schwerlich den Eingang ausfindig; auch wenn er entdeckt ist, so ist er finster und geheimnisvoll; niemand wagt einzudringen. Die Gesinnung der Milizen, die Heimat zu schützen, ist sehr innig; darum sind sie gut, Bollwerk und Festung zu verteidigen; der Feind pflegt sie auch nicht mit großem Einsatz zu bekämpfen; ich glaube, die Koordination mit dem Tunnelkrieg ist am besten; zuerst dem Feind einen großen Schaden zufügen, und wenn man die Festung bald dem Feind überlassen muß, so benutzt man die Tunnel zur Verlegung, wie ein „Käfer sich seiner Hülle entzieht", damit der Feind mit all seiner Mühe eine leere Garnison einnimmt. Denn sonst ist die Gefahr da, sich vernichten zu lassen, und wenn sie eine Niederlage erlitten haben, sinkt leicht die Zuversicht. 9. Leere Gebäude, ödes Gelände: Bei der umfassenden Säuberung des Feindes wurde stets die 3-All-Kriegsregel 196 angewendet: „alles töten", „alles verbrennen", „alles plündern"; wir müssen der revolutionären 3-A11Regel begegnen; mit „alles fortschaffen" gegen „alles verbrennen", damit er nichts verbrennen kann; mit „alles weglaufen" gegen „alles töten", damit er nichts töten kann; mit „alles verstecken" gegen „alles plündern", damit er nichts plündern kann. Wenn der Feind zur Säuberung ankommt, müssen die Milizen überall „kalte Geschütze abfeuern", um den Feind in Verzweiflung zu bringen und den Vormarsch zu verlangsamen und das Volk bei der Flucht zu decken, das Volk entschieden zur gründlichen Evakuierung (leere Gebäude und ödes Gelände) anzutreiben, damit der Feind, wie stark er auch sein möge, falls er herankommt, nur kaputte Dinge vorfinden wird; nichts ist zu verbrennen da, nichts ist zu töten da, nichts ist zu plündern da; kein Arbeitsdienst ist herbeizupressen, kein Wasser zu trinken, kein Reis zu essen, kein Haus zu bewohnen, weit und breit nichts zu plündern; innerhalb von 3 Tagen muß er verschwinden. 10. Bewaffnete Propagandisten: Die Miliz muß den Partisanenkrieg mit der Propaganda kombinieren; da ihre Aktivitäten sich mit denen des Feindes am gleichen Ort mischen, ist es günstig für sie, durch Propagandakrieg viele Propagandablätter, Broschüren und dergleichen Materialien in die Besatzungszone einzuschleusen, sie weit und breit zu verteilen und zu 196

s. A n m . IV. 169.

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plakatieren, die Sünden des Feindes zu entlarven, die Güte unserseits zu propagieren, die Stimmung des Volkes zum Widerstandskrieg anzuspornen; das hat eine größere Wirkung als Militärarbeit. Außerdem gibt es noch: 11. Hucken-Puckeln: Falls man an der Straße oder anderswo einen vereinzelten Feind oder Melder oder Versorgungspersonal trifft, können unsere Milizen sich als Trupps von 2 oder 3 Gesellen als Passanten oder Hunde-Dünger-Sucher tarnen, ihn waghalsig mit Stricken um den Hals fangen und sich aufpuckeln, nach ein paar Schritten kann man dann „Zöpfe ziehen". 12. Nachts Schnecken fangen: Wenn der Feind sich im Dorf einquartiert hat, können die Dorfbewohner jede Gelegenheit ausnützen, am besten, wenn die Dunkelheit anbricht, während sich der Feind noch nicht lange gelagert hat, das Gewehr der Wachtposten sich gewaltsam anzueignen, den Wachtposten umzubringen, sogar einen kleinen Teil des Feindes zu vernichten. 13. Im trüben Wasser fischen: Auf dem Markt, in der Nähe, wo der Feind stationiert ist, gibt es öfters welche vom Unterhaltungskomitee 197 , die zu zweit oder dritt auf den Markt kommen; unsere Milizen können sich dann als Gemüse- oder Holzhändler tarnen, ihre Waffe unter der Kleidung, im Holz oder Gemüse verstecken; wenn sie sich dem Feind angenähert haben, treten alle, mit einem Signal, gemeinsam in Aktion, den Feind zu fangen; man kann auch durch Detonation von Bomben Panik erzeugen. 14. Verbindung innerhalb und außerhalb der Stellung: Getarnte Milizen bringen Lebensmittel, Heu und Nachrichten in den Stützpunkt des Feindes, am besten verbünden sie sich mit Leuten im Stützpunkt, die zu ihnen Beziehungen haben, wie z. B. Verwandte, Freunde, die erst das Tor öffnen, den Wachtposten überwältigen, dann dringen sie hinein, die Nachhut folgt hinterher, und sie stürzen gemeinsam hinein; oder man kann auch durch ein Signal die Zeit bestimmen; so kann man die Stützpunkte des Feindes einnehmen. 15. Den blanken Stock schlagen: Man versteckt den Revolver oder die Handgranate an den Hüften; auch eine Tragestange, Haken, Sichel wird gehen, sich in einer finsteren Gegend dem einzelnen Feind anzunähern und ihm eins zu verpassen oder ihn einfach wegzuschleppen.

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Unterhaltungskomitee, eine Organisation der Marionetten-Regierung, das für die Ordnung, Versorgung der Besatzungsgebiete sorgt.

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C. Kommando beim Kriegführen 1. Das allgemeine System der Milizen: Die Brigade eines Distrikts der Milizen kommandiert einige (3—5 oder 8 — 10) Verbände des Bezirks der Milizen, ein Verband des Bezirks der Milizen kommandiert einige (3 — 5 oder 7—8) Schwadronen der Dorfgemeinden der Milizen oder Gegenseitige-Schutzgemeinde-Trupps (ob die Dorfgemeinde einen bewaffneten Gegenseitigen-Schutzgemeinde-Trupp aufstellt, wird nach der konkreten Situation und dem Bedarf entschieden), eine Schwadron oder ein Gegenseitiger-Schutz-Gemeinde-Trupp kommandiert einige (3 — 5 oder 10) Trupps der Zehn-Hof-Gemeinde der Milizen, ein Trupp kommandiert einige (3 — 5) Scharen der Partisanen, Selbstschutzbrigaden. Wenn die örtlichen bewaffneten Kräfte mit den Milizen gemischt gegliedert sind, dann dürfen die Brigaden eines Distrikts sowie die Verbände eines Bezirks nicht den Titel der Milizen benutzen, sondern führen unter einem geeinten Kommando die beiden bewaffneten Gattungen; falls in der Nähe Hauptstreitkräfte vorhanden sind, muß die Führung nach den konkreten Gegebenheiten bestimmt werden. 2. Kommando-Einheiten: Da sich ein Distrikt bis 10 bzw. 100 Quadrat Li ausdehnen kann und die Säuberungsaktion des Feindes bzw. dessen im Bezirk geteilte Dorfsäuberung stattfindet, können das Bewaffnungskomitee des Distrikts und das der Brigade des Distrikts unmöglich die gesamten Milizen des Distrikts unter ein Kommando bringen; in der Praxis kann man nur unter dem Prinzip handeln, daß die Bezirke und Dörfer selbständig in eigener Initiative den Kampf unterstützen. 3. Kampfkommando: Die vorausgeplanten Kampfhandlungen werden unter dem einheitlichen Kommando des Verbandes eines Bezirks oder eines Gegenseitigen-Schutz-Gemeinde-Trupps oder einer Schwadron des Dorfes geführt; falls es sich um einen koordinierten Kampf mit Hauptstreitkräften handelt, muß von dem Verantwortlichen der betreffenden Hauptstreitkräfte das Kommando übernommen werden. Bei nicht vorausgeplanten Kampfhandlungen, meist durch Schüsse oder Signale, folgt man den Schußgeräuschen oder sammelt sich an der Stelle, die man im voraus festgelegt hat, um die Kampfhandlung aufzunehmen. Vor- und Rückzug werden nach den derzeitigen konkreten Gegebenheiten bestimmt; man kann nicht so kommandieren wie bei den regulären Truppen, sondern läßt ihren selbständigen, initiativen Kampfgeist sich entfalten; das Prinzip ist, die Bezirkseinheiten entfernen sich nicht von dem Bezirk, die Dorfeinheiten entfernen sich nicht von dem Dorf (in Ausnahmefällen dürfen sie in die benachbarte Gegend ausweichen), um sich mit

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dem Feind bis zum Schluß zu verwickeln. Im Notfall oder wenn es möglich ist, können die bewaffneten Kräfte der verschiedenen Bezirke und Dörfer auch außerhalb ihre Gebiete aktiv werden, damit sie sich allmählich aus der lokalen Beschränktheit lösen. 4. Streifendienst und Nachrichtendienst: Das Gebiet eines Bezirks umfaßt meist -zig Quadrat-Li; sowie Gerüchte im Umlauf sind, weiß man stets das wahre Bild nicht, während der Säuberung war es äußerst konfus; deshalb müssen in einem Verband Streifen- und Nachrichtendienst organisiert werden; bis jetzt wird diese Aufgabe im allgemeinen den SelbstschutzBrigaden auferlegt, die sie kaum bewältigen können; in dem Verband muß eine Staffel von 3—4 Leuten für den Streifendienst und von 2—3 Leuten für den Nachrichtendienst aufgestellt werden, der mit den bereits vorhandenen Nachrichtendiensten des Distrikts angemessene Beziehungen anknüpft; was den organisierten Streifen- und Nachrichtendienst der SelbstschutzBrigaden angeht, so ist er auch noch notwendig. (2. Nov., verbessertes Manuskript)

K. Die Beziehung zwischen Partei und Armee in der

Yenan-Epoche

Die Yenan-Epoche ist die Zeit, in der Mao seine Führungsposition errichtet und konsolidiert hat. Im Dez. 1937 hat das Politbüro des ZK der KPCh beschlossen, das Generalsekretärsystem abzuschaffen 198 (durch Wang Ming), und nachdem Mao zum „Vorsitzenden des Vorbereitungskomitees zum 7. Kongreß" 199 ernannt wurde, hat er außer der Militärmacht, die er auf der Tsun-yi-Konferenz erlangt hat, praktisch auch die Parteimacht im Griff gehabt. Danach hat er kontinuierlich seinen Konkurrenten Chang Kuo-t'ao und die Internationale Gruppe Wang Ming usw. zerschlagen, um seine Führungsmacht zu konsolidieren. Als Mao sich die Parteimacht angeeignet hatte, versuchte er auch unzählige Maßnahmen und Regelungen — „die Partei kommandiert das Gewehr" — anzuwenden, wie z. B. die am Anfang des Widerstandskrieges veröffentlichte „Vorschrift der Politarbeit" [D40], wo es heißt: „Das 198

Generalsekretär-System abschaffen (Dez. 1937). Nach der Erinnerung von Chang Kuot'ao: Wang Ming hat während der Konferenz des Politbüros im Dez. 1937 die Direktive der Komintern unterbreitet und den Chang Wen-t'ien vom Posten des Generalsekretärs als ungeeignet abberufen, weil er verdächtig ist, Trotzkist zu sein; ferner wurde das Amt des Generalsekretärs abgeschafft; das Politbüro wurde vom Ständigen Komitee geführt.

199

s. Anm. IV. 5.

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18. Armeekorps ist die Armee unter der Führung der KPCh, in dem KPZelle, Partei-Vertreter, Politkomitee, Politabteilung installiert sind; um eine direkte Anleitung der Politarbeit der Partei in den Truppen durchzuführen, müssen die Parteimitglieder, die das höchste Klassenbewußtsein, die höchste Entschlossenheit, die größte Tapferkeit und die größten politischen, erzieherischen und Politarbeit-Erfahrungen besitzen, die Position als Politkommissare in den Bataillonen, Regimentern, Brigaden, Divisionen, Wehrunterbezirken, Selbständigen Partisaneneinheiten, Selbständigen Partisanenverbänden, Selbständigen Kampftruppen und den Organen sowie Lehranstalten übernehmen." „Der Politkommissar ist der bevollmächtigte Vertreter der KPCh in der Armee; er ist allein verantwortlich für die Durchführung der politischen Linie und Disziplin der Partei in der Armee", gleichzeitig „hat der Politkommissar das Recht, um die Führung der Partei in den Armeen zu konsolidieren, sich nach allen Arbeiten und Aktionen in der Armee zu erkundigen." 200 Im Febr. 1942 hat Mao Tse-tung in Yenan die mehr als 3 Jahre dauernde Bewegung der Berichtigung des Arbeitsstils 201 entfacht, das ist eine noch nie dagewesene, langdauernde innerparteiliche Auseinandersetzung und Säuberung in der Geschichte der KPCh gewesen. Das Ziel dieser Bewegung ist die Erlangung der monolithischen Führung der Partei; deshalb beschloß das Politbüro des ZK der KPCh am 1. Sept. 1942 die „Resolution über die Einigung der Führung der Partei und die Richtigstellung der Beziehungen zwischen den verschiedenen Organisationen in den Widerstandsstützpunktgebieten gegen Japan" 2 0 2 . In der Resolution wurde besonders die Maßnahme, „die Partei führt die Armee", garantiert; sie betonte: „Die Partei ist die Avantgarde des Proletariats und die höchste Form der Organisation des Proletariats, sie muß deshalb alle anderen Organisationen führen, wie z. B. die Armee, Regierung und Massenvereinigungen. Der Ausdruck der einheitlichen, monolithischen Führung in den Stützpunktgebieten muß sich darin zeigen, daß es in jedem Stützpunktgebiet eine einheitliche, alles anleitende Kommission der Partei gibt"; ferner wurde festgelegt: „Die die Zentrale vertretenden Organe (Zentralbüro, Zentralunterbüro) und die Parteikomitees aller Ebenen (Bezirkskomitee, Ortskomitee) sind die Füh200

201 202

s. D - 4 0 : Entwurf zur politischen Arbeitsvorschrift der chinesischen bürgerlichen revolutionären 18. Heeresgruppe. s. Anm. IV. 54. Beschluß über die Vereinigung der Parteiführung in den Stützpunktgebieten des Widerstandskrieges sowie über das In-Ordnung-Bringen der verschiedenen Organisationen. — Rundschreiben des Zentralen Politbüros der K P C h vom 1 . 9 . 1942, Dokumente zur Korrektur des Arbeitsstils, S. 139—148.

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rungsorgane aller jeweiligen Orte, um die Partei, Regierung, Armee und Zivilarbeit der jeweiligen Orte einheitlich zu führen", „die Parteikomitees aller Ebenen sind nicht nur Parteikomitees, die die Führung der Lokalarbeit darstellen, sondern auch die einheitlichen Führungsorgane der Partei, Regierung, des Militärs und Zivils des betreffenden Ortes"; die Parteikomitees aller Ebenen „müssen aus Verantwortlichen der Parteiorgane des Ortes, Parteikadern des Militärs und Partei- und Verbandsmitgliedern der Regierung zusammengestellt sein"; „um die Führung der örtlichen Partei und die militärische Partei zu einigen, muß der Sekretär des Zentralunterbüros, Bezirkskomitees, Ortskomitees gleichzeitig der Politkommissar des Wehrbezirks, Wehrunterbezirks (Division oder Brigade) sein" usw. Auch durch die obengenannten Maßnahmen und Regelungen sind die Erscheinungen der örtlichen Militärs, nach Selbständigkeit zu streben, verhältnismäßig groß. Deshalb unterstreicht die Partei besonders die monolithische Führung der Partei; nach dem Bericht von Jen Pi-shih (derzeitiger Kommissar des Politbüros und Sekretär des Zentral-Sekretariats) ist in allen Widerstandsstützpunktgebieten „die zentralisierte Führung der Partei noch nicht vollständig errichtet, zwischen Partei, Regierung, Militär und Volk existiert immer noch ein anormaler Zustand", besonders bei den Militärs wächst die Neigung zum „Militarismus". Die konkrete Erscheinung ist: „seitens der Militärs besteht nicht genügend Achtung gegenüber der Partei, sie betrachten sich als gleichberechtigt mit der Partei, ja sogar höher oder größer als die Partei"; „sie betrachten die Parteiarmee als ihre eigene Armee . . . Hinsichtlich der Beziehungen zur Partei benutzen sie öfters ihre Position in den Truppen, sich der Partei entgegenzustellen, in ihrem Gehirn ist die Armee noch wichtiger als die Partei"; „die Politarbeit und die Parteiarbeit in der Armee wurden dadurch allmählich vernachlässigt und degradiert." 203 Nach der Resolution vom 1. Sept. des ZK der KPCh hat Kao Kang auf der Konferenz der höheren Kader des Nordwestbüros in dem Bericht „Uber die Frage der Richtigstellung der Beziehungen zwischen Partei, Regierung, Militär und Volk aller Organisationen" besonders die Pflichten der höheren Kader betont. Er sagte: „Militär, Regierung und Massenvereinigungen haben der Führung der Partei nicht genügend Achtsamkeit geschenkt; Richtlinien, Politik, Beschlüsse und Anweisungen der Partei können noch nicht gänzlich in den Organisationen des Militärs, der Regie203 j e n pi- s hih: Ansichten über einige Probleme. Eine Rede zum Nord-West-Büro auf der Hohen Kader-Konferenz, zitiert aus dem Chung-kong-shih-lun von Kuo Hua-lun, Vol. 4., S. 4 0 3 - 4 0 4 .

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rung und des Volkes durchgeführt werden; die Partei ist keine Ganzheit von Kampf und Einigung, sondern zersplittert in die örtliche Partei, Partei der Militärs, Partei in der Regierung, Partei in den Massenvereinen; sie führen jeweils für sich ihre eigenen Aufgaben in denselben Stützpunktgebieten aus." Kao Kang vertrat in seinem Schluß folgende Ansicht: „ D e r Haupteffekt, ob die monolithische Führung der Partei realisierbar sein kann, liegt nicht bei den einfachen Mitgliedern oder den unteren Kadern der Partei, sondern bei Euch, den heute anwesenden (oder nicht gekommenen) höheren Kadern; besonders die höheren Kader, die in leitender Stelle verantwortlich sind, müssen mit gutem Beispiel vorangehen." 2 0 4 Bei der 1942 entfachten Bewegung der Berichtigung des Arbeitsstils liegt in der Armee der Schwerpunkt bei der Kritik und Uberwindung der obengenannten Neigung zum Militarismus. Doch bei den Hintergründen der Entstehung und Entwicklung der Militärs in allen Gebieten und bei den Forderungen des Widerstandskrieges, Partisanengebiete zu schaffen, ist es nicht leicht, Militarismus und Partisanenherrschaft gänzlich abzuschaffen. Unter diesen Umständen ist Mao Tse-tung gezwungen, vorerst Shant'ou (Bergspitze) 2 0 5 zu akzeptieren, anzuerkennen und es zu schützen, und brachte sie später allmählich unter Kontrolle. Nach dem 7. Kongreß der K P C h 1945 wurde Mao Tse-tung zum Vorsitzenden des Zentralkomitees der K P C h , des Politbüros der Zentrale, des Sekretariats der Zentrale und Militärkomitees der Zentrale gewählt und vereinte somit alle Macht der K P C h in seiner Hand, so daß seine Position noch mehr gefestigt wurde. Hinsichtlich der Parteimacht und Militärmacht ist die monolithische Führung Mao Tse-tungs entstanden. Doch was das Phänomen Bergspitze anlangt, hat die K P C h auf Grund der Forderungen des Widerstandskrieges und danach des Bürgerkrieges allen Bergspitzen einen gewissen Grad der Selbständigkeit eingeräumt 2 0 6 und hielt trotz der Gegensätze von Zentrale und Bergspitze eine einstweilige Harmonie aufrecht, doch wurde auch die

204

K a o K a n : D i e Frage über das I n - O r d n u n g - B r i n g e n der Beziehungen zwischen den verschiedenen Organisationen von Partei, Regierung, A r m e e und V o l k , zitiert aus K u o H u a - l u n : C h u n g - k o n g - s h i h - l u n ; V o l . 6 . , S. 64—70.

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Seinerzeit machten sich einige Dogmatiker in der K P C h darüber lustig, daß M a o Tse-tung den revolutionären Basen im D o r f große Beachtung entgegenbrachte, und bezeichneten das als die Idee, „in die Berge zu g e h e n " , das heißt das isolierte Leben der verschiedenen Basen der K P C h . Dieser „shan-t'ou c h u - y i " schadet der Geschlossenheit. D a h e r die Isoliertheit in der Arbeit, die Eigenbrötelei, die in unterschiedlicher F o r m zutage tritt (Gruppenbildung, Lokalegoismus).

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M a o Tse-tungs Rede auf der Erweiterten K o n f e r e n z des Politbüros im April 1956. s. „ L a n g lebe der M a o T s e - t u n g - G e d a n k e " 1969, S. 35—38.

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Saat für die regionalen Unabhängigkeitsbestrebungen in der Zukunft ausgestreut. Während der derzeitigen Uberprüfung von Selbständigkeitsbestrebungen, Selbstverwaltung, Militarismus und anderen Erscheinungen hat die K P C h all diese Übel als Subjektivismus und Separatismus gebrandmarkt, die durch den Fehler der von dem Rußlandstudenten Wang Ming geführten Internationalen Gruppe herbeigeführt worden sind; somit wurde die Errichtung der monolithischen Führung und die Bewegung zur Berichtigung des Arbeitsstils damit in Zusammenhang gebracht und einen Schritt weiter die Internationale Gruppe zerschlagen und gesäubert.

I S C 007.243/7215

D 49: Über die Frage der Politarbeit der Armee Kader-Konferenz — Bericht des Genossen Tan Cheng auf der Höheren des Nordwestbüros - (April 1944) I. Zusammenfassung der einjährigen Erfahrung über die Truppen des (Sonder)grenzgebietes Seit der vom Nordwestzentralbüro einberufenen Höheren Kader- und der Militär- und Politkaderkonferenz im Winter 1942 ist bis jetzt bereits über ein Jahr verstrichen. Das Jahr 1943 ist ein Jahr, in dem die Truppen des Grenzgebietes einen großen Schritt vorwärts gekommen sind. In diesem Jahr haben wir bei den Truppen des Grenzgebietes ein wichtiges, prinzipielles Problem gelöst — das Problem von Tendenzen zum Militarismus und Dogmatismus, und errichteten ein mit dem Nordwestbüro an der Spitze, einschließlich Partei, Regierung, Armee und Volk des Grenzgebietes, ideologisch, politisch und organisatorisch gänzlich geeintes monolithisches Führungssystem; ferner wurde ein die Massen verbindender, der Wirklichkeit entsprechender Führungsstil entfaltet. Noch bei der Höheren Kaderkonferenz vor zwei Jahren haben unsere Parteizentrale sowie die Genossen des Nordwestbüros bereits darauf hingewiesen: Die 8. Armee und die Neue 4. Armee sind die Armee des Volkes,

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sind Armeen mit ausgezeichneten revolutionären Traditionen, sind ein Teil der besten Armee im Lande während des nationalen Widerstandskrieges gegen Japan. Und die 8. Armee im Shen-Kan-Ning-Grenzgebiethat wesentlich die ihr von der Partei zugewiesene Aufgabe vollendet, die Linie der Partei und der oberen Instanzen durchgeführt. Doch gleichzeitig wurde auch darauf hingewiesen, daß aus verschiedenen Gründen in unseren Truppen Tendenzen entstanden sind; die hauptsächlichsten davon sind der sogenannte Militarismus und Dogmatismus; die dabei begangenen Fehler sind von unterschiedlichem Grad, und die gegenwärtige Aufgabe ist es, uns gemeinsam aufzuraffen, diese Tendenzen zu beseitigen, den guten Stil zu entfalten, den schlechten zu ändern, um die Kampfkraft der Truppen noch mehr zu heben, die politische Aufgabe der Partei der oberen Instanzen noch besser auszuführen, den Kampf, die Produktion und Massenarbeit noch besser durchzuführen, um das Ziel, sich zu solidarisieren, den Feind zu besiegen, zu erreichen und die japanischen Imperialisten niederzuwerfen. Seit einem Jahr haben wir diese Anweisung ausgeführt und die Aufgabe, die die Anweisung uns gab, im wesentlichen vollendet. Das Resultat der einjährigen Arbeit hat für Armee und Partei, Armee und Regierung, Armee und Volk, Offizier und Soldat, obere und untere Kader, Militär- und Politarbeit sowie für die freundlichen Beziehungen zwischen den verschiedenen Militäreinheiten sichtbare Fortschritte gebracht; all diese Stellen hatten einst die Tendenzen des Militarismus und Dogmatismus zum Ausdruck gebracht. In den Beziehungen zwischen Armee und Partei (Unter den Beziehungen zwischen Armee und Partei versteht man, daß unsere Armee sich völlig, absolut, bedingungslos der K P und deren Führungsorganen sowie der politischen Leitung unterordnen muß und nicht nach Unabhängigkeit streben darf) haben wir nicht nur eine geeinte Führung errichtet mit dem Nordwestbüro als Zentrum für den Umkreis des Grenzgebietes, mit dem Lokalkomitee als Zentrum für den jeweiligen Unterbezirk; gleichzeitig aber wurde die Beziehung zwischen den einzelnen oberen und unteren Organen bewahrt; am wichtigsten jedoch auch Einheitlichkeit sowohl in Politik und Ideologie als auch bei den Aktionen und Maßnahmen erzielt. Die Beziehungen zwischen Armee und Regierung, Armee und Volk haben nach den Bewegungen „Unterstützung der Regierung und Liebe zum V o l k " 2 0 7 sowie „Unterstützung der A r m e e " 2 0 8 , be207

Unterstützung der Regierung und Liebe zum Volk ist eine Losung der 8. Armee, während der Bewegung „ K o r r e k t u r des Arbeitsstils" aufgestellt, was später bei der V B A weitergeführt wurde.

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„Unterstützung der A r m e e " ist ebenfalls eine Losung der Bewegung „ K o r r e k t u r des Arbeitsstils" der Volksmassen in den Befreiten Gebieten.

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sonders seitdem im Febr. 1943 die Armee entschieden die Selbstkritik durchgeführt, die Bewegung „Reue-Bekenntnis" 2 0 9 praktiziert hat, all die schlechten Erscheinungen zwischen Armee und Partei, Armee und Regierung sowie Armee und Volk aufgedeckt, gründlich die Gedanken der Offiziere und Soldaten verändert, die schlechten Beziehungen zum Volk verbessert: geborgte Sachen wurden zurückgegeben, beschädigte Sachen wieder ersetzt, Unstimmigkeiten, wo das Unrecht beim Militär lag, wurde vor dem Volk bedauert und entschuldigt; die Armee half ferner mit ihrer umfangreichen Arbeitskraft dem Volk bei der Produktion; somit wurden die Beziehungen zwischen Armee, Regierung und Volk erheblich verbessert. Die innermilitärischen Beziehungen, seien es Offiziere zu Soldaten, von oben nach unten, von Militär- und Politarbeit, die freundlichen Beziehungen der verschiedenen Einheiten, überall, wo Mängel waren, wurden erheblich verbessert. Bei der Reue-Bekenntnis-Versammlung der Kompanien wurden alle schlechten Erscheinungen, Unzufriedenheiten zwischen Offizieren und Soldaten, über das Kompanieleben, über die Gesinnung des einzelnen erörtert. Das hat ihre Aktivität, ihren Schöpfergeist angespornt, die enge, freundliche Atmosphäre intensiviert, schlechte Erscheinungen korrigiert, die Unzufriedenheit beschwichtigt, das Innere der Armee solidarisiert; im Hinblick auf all das sind heute zwar immer noch einige Mängel vorhanden, man kann nicht behaupten, daß sie gänzlich überwunden worden sind, doch verglichen mit denen vor einem Jahr, ist eindeutig ein großer Unterschied zu verzeichnen. Im großen und ganzen sind die mehr oder weniger in den Truppen bestehenden, hauptsächlich vom Volk trennenden Merkmale des Militarismus und Dogmatismus einer ernsthaften Kritik unterzogen worden, und sie sind im wesentlichen überwunden. Unter den Umständen der obengenannten Verbesserungen und Fortschritte hat sich die Stimmung in den Truppen erheblich geändert; die in den Truppen früher existierende passive Stimmung und die schlechten Machenschaften sind jetzt im allgemeinen verschwunden und wurden stattdessen durch eine neue Stimmung ersetzt. Die jetzigen Truppen sind von Kampf-, Produktions- und Lernbegeisterung erfüllt, eine Truppe, die reich an Morgenfrische (Jugendkraft) ist. Diese Begeisterung und Morgenfrische haben im letzten Frühjahr angefangen, flutartig zu steigen, was bis heute andauert; seit der Urbarmachung des Ödlandes, Unkrautentfernung, dem Einbringen der Herbsternte vom vergangenen Juli bis später sind sie anschließend in eine Militär-Konsolidierungs-Bewegung 2 1 0 einbezogen wor209

Die Bewegung „Reumütiges B e k e n n t n i s " , eine Bewegung während der K o r r e k t u r des Arbeitsstils.

210

Eine Konsolidierungsbewegung in der Armee.

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den, dazwischen lag die 7monatige Kampfmobilisierung. Ihre Merkmale sind: Angespanntheit, Verallgemeinerung und Zähigkeit. Die jetzigen Truppen sind von progressiver Gesinnung erfüllt; bei der Produktion, bei der Unterstützung der Regierung und Liebe zum Volk, bei der MilitärreformBewegung im Winter sind stets viele rührende Taten entstanden, haufenweise wurden Arbeitshelden und Musterschüler hervorgebracht, viele vorbildliche Züge, Abteilungen und Kompanien sind entstanden. Die Organisiertheit und Diszipliniertheit der Truppen sind stärker geworden. Nach der Reorganisation, Vereinfachung und Qualifizierung 211 hat sich der Zustand — viele Offiziere, wenig Soldaten, schwerer Kopf und leichte Füße — geändert; mancher zusammenhanglose Zustand zwischen Soldat und Offizier ist überwunden. Der Disziplin zuwiderlaufende Erscheinungen haben auch erheblich abgenommen. Während dieser gigantischen Bewegung hat sich ein gewisser Führungsstil an der Schlüsselstelle erheblich verändert; der militaristische und dogmatische Stil wurden kritisiert. Der gegenwärtig in großem Ausmaß sich entfaltende Stil ist der Stil des Verbundenseins mit dem Volk, der Stil der Sachlichkeit. Deshalb sagen wir, daß das vergangene Jahr das Jahr ist, in dem unser Führungsstil in den Truppen den größten Fortschritt gemacht hat. Durch diesen Fortschritt ist es im vergangenen Jahr erst möglich geworden, wirklich großartige Erfolge zu erzielen: die Erfolge bei der Durchführung der Korrektur der drei Arbeitsstile 212 in unseren Truppen, die Erfolge der Truppenqualifikation und Vereinfachung der Verwaltung 213 , die Erfolge der Unterstützung der Regierung und Liebe zum Volk, die Erfolge der Produktionsbewegung, die Erfolge der Abwehr von Spionen sowie die Erfolge der Winter-Militärreform. Wenn kein Fortschritt im Führungsstil vorhanden wäre, würden solche großen Erfolge nicht möglich gewesen sein. Die Besonderheit der Truppenteile im Shen-Kan-Ning-Grenzgebiet ist eben, daß sie die Wachtrupps im Hinterland sind. Sie haben einige hundert Li der Flußverteidigungsanlage bewacht, doch durch den tapferen Kampf der Fronttruppen wagte es der Feind noch nicht, über den Fluß vorzudringen. Das alles sind Umstände, die sie von den Fronttruppen unterscheiden. Doch in anderer Hinsicht sind sie im großen gesehen gleich. 211

212 213

Reorganisation, Vereinfachung, Qualifizierung, eine Maßnahme während der Korrektur des Arbeitsstils. s. Anm. IV. 54. Truppenqualifizierung und Vereinfachung der Verwaltung, auch eine Maßnahme während der Korrektur des Arbeitsstils.

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Besonders in der Frage des Führungsstils kann der Fortschritt der Truppen im Shen-Kan-Ning-Grenzgebiet das Beispiel für alle Truppenteile der 8. und Neuen 4. Armee sein. Wie haben wir nun diesen Fortschritt erzielt? Der Verlauf dieses Fortschritts des Führungsstils beruht auf den Beziehungen von Militär-Partei zur Militär-Regierung, Militär-Volk, auf der gesamten Führungsbeziehung der Armee bis hin zur Beziehung von Offizieren und Soldaten, von Ober- und Unter-Instanzen sowie der Militärund Politarbeit, den freundlichen Beziehungen zwischen den verschiedenen Truppenteilen. Betrachtet man die Beziehungen zwischen Offizieren und Soldaten, oben und unten, so verlaufen sie wiederum von hohen zu niederen Kadern, von Kadern bis zu Soldaten, von Partei- bis Nichtparteimitgliedern. Falls der Fortschritt des vergangenen Jahres nicht ein allseitiger, durchgehender Fortschritt gewesen wäre, sondern nach dem Motto: Kopfschmerzen heilen den Kopf, Fußschmerzen heilen den Fuß durchgeführt würde; falls der Fortschritt des vergangenen Jahres nicht vorerst den generellen Führungsstil der Armee in Griff bekommen hätte, d. h. die hohen Führungskader im Griff haben, damit sie ihre eigene Denkweise durchstoßen, ihren eigenen Stil umändern, bedingungslos den Anweisungen der Partei gehorchen, als Vorbedingung die allgemeinen Kader anspornen, die Soldatenmassen beeinflussen, sondern die Lösung bei den unteren Kadern und Soldaten versucht hätte; falls unsere Führungsgenossen wirklich Defekte gehabt und bei der Uberprüfung solcher Defekte Angst vor ihrem eigenen Schatten gehabt hätten, Rücksicht auf dies und jenes hätten nehmen müssen, ihre eigenen Fehler nicht hätten bloßstellen wollen, dann hätten diese großartigen Erfolge nicht zustande kommen können, wenigstens hätten sie nicht so großartig sein und nicht so schnell erzielt werden können. Die Erfahrung des letzten Jahres beweist, daß, wenn alles diesem Geist und dieser Methode gemäß erfolgt, der Erfolg groß sein, der Fortschritt schnell sein, andernfalls der Erfolg klein, der Fortschritt langsam sein wird. Die Erfahrung des letzten Jahres beweist, daß die ideologische Umformung der Kader äußerst wichtig, auch äußerst schwierig ist. Der ideologische Fortschritt der Kader ist der Schlüsselpunkt des Fortschritts überhaupt; nur wenn der ideologische Fortschritt bei den Kadern stattgefunden hat, kann der Arbeitsfortschritt erst wirklich ein zuversichtlicher Fortschritt sein, falls man sich von dem ideologischen Fortschritt entfernt und nach irgendeinem Arbeitsfortschritt sucht, so wird es unweigerlich nur ein oberflächlicher, formeller Fortschritt sein. Bei einer bestimmten materiellen Basis regiert die Ideologie alles, ändert die Ideologie alles; die Erfahrung des letzten Jahres hat diese Wahrheit völlig unter Beweis gestellt. Falls wir den Führungsstil, der etliche Fehler hat, in einen korrekten Führungsstil

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umändern wollen, falls wir aus einer zum Militarismus und Dogmatismus tendierenden Truppe eine vorbildliche machen wollen, kann man, erst nachdem man diesen Stil korrigiert hat, einen fliegenden Fortschritt erzielen, um die rückständigen Elemente zu Aktivisten werden zu lassen, um die Atmosphäre des Liberalismus zur Haltung mit Prinzip werden zu lassen, um die schlechten Beziehungen zwischen Offizieren und Soldaten, Militär und Volk zu guten Beziehungen zwischen Offizieren und Soldaten, Militär und Volk werden zu lassen usw.: all das wird erst durch den ideologischen Fortschritt des Menschen zum Fortschritt der Aktionen. Man kann schlicht sagen, der Fortschritt der Ideologie ist der Prozeß, d. h. des Arbeitsfortschrittes, der Prozeß des Fortschrittes der Massenstimmung. Je gründlicher dort die ideologische Reform durchgeführt wird, ein desto gründlicherer Fortschritt wird dort in der Arbeit, Massenstimmung, dem Arbeitsstil erzielt. Gemäß der Erfahrung des letzten Jahres ist uns verständlich geworden, daß die ideologische Umschulung 214 gegenüber den Personen, die Fehler begangen haben, schrittweise vollzogen werden muß, im großen und ganzen soll es so sein: der erste Schritt, den Fehler bloßstellen; der zweite Schritt, über den Fehler nachdenken; der dritte Schritt, den Fehler korrigieren. Ohne die vorderen Schritte kann der letzte Schritt nicht realisiert werden. In allen Truppenteilen, wo Defekte auftreten, ist der erste der drei Schritte zunächst am wichtigsten. Ohne diesen Schritt oder ohne gründliche Durchführung dieses Schrittes, d. h. ohne das Wesentliche des Fehlers bloßzustellen, ohne ernsthaft Kritik am deutlichen Fehler zu üben, kann dann im Kader keine Wachsamkeit erweckt werden, kann dann keine Aktivität des Kaders in bezug auf die Nachprüfung und Kritik des Fehlers entfacht werden. Und was eine Person betrifft, die einen Fehler gemacht hat, kann man, falls man den Fehler nicht bloßstellt, nicht kontrollieren, welche Haltung sie gegenüber den Fehlern einnimmt, kann man sie nicht veranlassen, Selbstbesinnung durchzuführen; selbst wenn sie sich besinnt, ist sie dann auch meist oberflächlich, formell, unentschlossen; deshalb ist es unmöglich, sie zur Korrektur zu veranlassen. Im Vorjahr haben die Truppenteile überall im Grenzgebiet die Fehler dort nachgeprüft, in den Beziehungen von Offizieren und Soldaten, von Militär und Volk nachgeprüft; es wurden Reue-Bekenntnis-Versammlungen abgehalten; es wurden Kämpfe gegen militaristische Tendenzen sowie gegen eine solche Haltung durchgeführt, die gegen jene Tendenzen nicht anzugehen vermag, d. i. der sogenannte Liberalismus; falls das beim erstenmal nicht gelingt, wird es das 214

Ideologische Umschulung, d. h. Gehirnwäsche.

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zweite, dritte Mal versucht, bis es endlich gelungen ist. Dort, wo es bis heute noch nicht gelungen ist, ist entweder das Entlarven der Fehler nicht gründlich oder nicht angemessen durchgeführt worden. Doch was hier mit Entlarven der Fehler gemein ist, hat eine Leitlinie und konkrete Zielsetzung und ist keine leichtfertige, beliebige Tadelei. Unsere Leitlinie ist eben, die Kader zu erziehen, die Kader umzuschulen, ist eben, die Soldaten zu erziehen, sie umzuschulen; aber nicht die Kader zu zerstören, sie zu diffamieren, nicht die Soldaten zu zerstören, sie zu diffamieren. Wenn die Genossen, die Fehler begangen haben, mutig ihre Fehler entlarven, ehrlich über ihre Fehler nachdenken und entschlossen ihre Fehler korrigieren, wird keine übertriebene Kampfmaßnahme angewendet, wird keine Bestrafungs- und Zerschlagungsmaßnahme angewendet. Bei der ganzen Korrektur-Bewegung des Arbeitsstils haben wir uns an diese Leitlinie gehalten; außer wenigen wirklich schlechten Elementen haben wir gegen alle Genossen mit Delikten keine Disziplinarstrafen durchgeführt. Bei denen, die wir nicht auf Anhieb ändern können, wird in Korrektur-Lagern oder Kader-Lagern allmählich die Korrektur des Arbeitsstils durchgeführt. Unser derartiges Vorgehen ist erfolgreich gewesen; die meisten von Delikten befallenen Personen sind umgeändert, viele sind sogar ausgezeichnet verändert worden. Die unter den Kadern, denen es an wohlwollender Haltung mangelt, denen es an unverdrossener Haltung zur Erziehung gegenüber den Soldaten mangelt, denen es an sanftmütiger und teilnehmender Haltung gegenüber den Soldaten mangelt, denen es an teilnehmender Haltung gegenüber dem Leid des Volkes mangelt, denen es an einer sparsamen, um das Gemeinwohl besorgten Haltung mangelt, sind jetzt verändert, umgeschult. Die Kader sind umerzogen, die Soldaten sind auch umerzogen. Die zweitklassigen Elemente unter den Soldaten sind prima Kerle geworden; die desertieren wollten, laufen nicht mehr davon, die Unzufriedenen sind zufrieden geworden, diejenigen, die die Disziplin verletzen, halten sich jetzt an die Disziplin, die Faulen sind fleißig geworden. Fazit, ob Offiziere oder Soldaten, sie haben alle ein neues Gesicht bekommen. Hier werde ich ein modellhaftes Beispiel von den Truppen des Grenzgebietes heranziehen, um die Korrektheit dieser Leitlinie der Partei zu verdeutlichen; folgendes ist ein Arbeitsbericht eines Truppenteils: „ D i e ideologische Wandlung kann man an der Zunahme von aktiven und der Abnahme von rückständigen Elementen in den Truppenteilen veranschaulichen. Im März des Vorjahres, als die Reorganisation stattfand, gab es 77 aktive Parteimitglieder und 31 aktive Nichtparteimitglieder. Und im Dezember des Vorjahres sind die aktiven Parteimitglieder auf 162 Mann, die aktiven Nichtparteimitglieder auf 95 Mann gestiegen. Bei der Reorgani-

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sation gab es 55 rückständige Parteimitglieder und 82 rückständige Nichtparteimitglieder. Im Dezember des Vorjahres sind die rückständigen Parteimitglieder auf 8 Mann und die Nichtparteimitglieder auf 15 Mann gesunken. Es ist deutlich, daß diese Änderung sehr groß i s t . " „ D i e Phänomene der Korruption und Verschwendung unter den Kadern, private Geschäftemacherei, nur aufs eigene Wohl bedacht sein und sich nicht um das Leben der Soldaten kümmern, ist überwunden worden. Z. B . hat man im Jahr 1941 einseitige Strafmaßnahmen in bezug auf Kader angewendet, die Korruption und Verschwendung begangen haben; es sind mehr als 10 Mann abberufen worden, darunter zwei Bataillonsführer, zwei Politerzieher, zwei Kompanieführer, zwei Politinstrukteure, ein Sanitätsführer, ein Zivildienstler. Doch im Jahr 1942 hat dieses unschöne Phänomen nicht nur abgenommen, sondern sogar zugenommen; wenn man dennoch die einseitigen Strafmaßnahmen anwendet, dann steigt noch die Anzahl von Abberufungen, und die Angelegenheit wird sich sicherlich nicht zum Guten wenden. Doch im Jahr 1943 haben wir gemäß der Anweisung der oberen Instanzen die einseitigen Bestrafungsmaßnahmen abgeschafft und die Maßnahme der ideologischen Umerziehung ergriffen, niemand wurde abberufen. Durch die Korrektur des Arbeitsstils und Besinnung, durch die Reue-Bekenntnis-Versammlung, durch die Produktionsbewegung und Militärschulungsbewegung haben die Leute, die einst Fehler begangenen haben, sich während dieser großen Bewegungen gewandelt. Selbst in diesem Personenkreis ist doch im ganzen Jahr niemand, der einen ernsthaften Fehler wieder begangen h a t . " Dieser oben genannte Truppenteil ist ein Truppenteil im Sondergebiet, der in Arbeit und Disziplin nicht gut ist; das ist also ein äußerst schlechtes Modell. Doch durch die Entlarvung der Fehler ist die Selbstkritik der Massen entfacht, der Führungsstil verändert, die korrekte positive Aufgabe hervorgehoben, und ferner ist der rettende Heilungskurs ergriffen worden, so daß es schnell eine Wendung brachte. Was die meisten Truppenteile angeht, die eine gute Arbeitsbasis besitzen, haben sie, sowie sie die korrekte Leitlinie, ernsthaft zu reorganisieren, angewendet haben, selbstverständlich einen noch schnelleren Fortschritt erzielt. Hierdurch ist ersichtlich, daß die Erfüllung der Arbeit, das Aufrechterhalten der Disziplin, auf der Basis der korrekten Führung und des Bewußtseins der Massen aufgebaut sind. Falls die Voraussetzung der korrekten Führung nicht besteht, dann ist das genau das, was Lenin sagte: „ D i e Absicht, die Disziplin zu ordnen, wird unweigerlich zum kursierenden Geschwätze und eitel w e r d e n " 2 1 5 , und nachdem man die korrekte Führung 215

Zitat von Lenin.

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erreicht hat, muß man dem Bewußtsein der Massen Gewicht verleihen; die Erfahrung des Vorjahres hat sich in diesem Punkt auch völlig bestätigt. Viele Führungsorgane in der Vergangenheit haben, was die passiven Phänomene anlangt, die unter den Kadern oder in den Massen entstanden sind, sie nicht untersucht und gelenkt, nicht die Änderung der Führung begonnen, nicht die Ideologie im Griff gehabt, nicht die ideologische Umerziehung begonnen; und ferner hat man sich gegenüber den Personen, die Fehler begangen haben, nicht auf den Standpunkt der Liebe gestellt, sie nicht zur Besinnung und zum Bewußtsein angespornt, sondern man hat nur die einfächsten Maßnahmen ergriffen; wahrhaftig, das ist inkorrekt. Deshalb ist, nur vom Standpunkt der Liebe auszugehen, von der Entlarvung eines konkreten Fehlers bis hin zu denen, die Fehler begangen haben, anzuspornen (inklusiv Kader und Soldaten), sich auf ihre Fehler zu besinnen, sie aufrichtig und wohlwollend dazu anzuregen, ihre Fehler von sich aus zu korrigieren, dieser Weg erst der völlig korrekte Weg. Hierin haben die Waffen der Kritik und Selbstkritik alle ihre Wirkung; keine von beiden darf vernachlässigt werden; doch Kritik ist wegen der Selbstkritik hervorzurufen; unter einem gewissen Aspekt betrachtet, besteht die Maßnahme der Kritik darin, das Ziel der Selbstkritik zu erreichen. Im vergangenen Zeitabschnitt, mit der auf die ideologische Umerziehung in den Truppenteilen abzielenden entfachten Bewegung der Korrektur des Arbeitsstils konzentrierte sich das Kampfziel auf die Uberwindung der militaristischen Tendenzen sowie der Haltung des individualistischen Liberalismus; was man unter Entlarvung eines Fehlers versteht, ist eben auch nur diese Art von Fehlern; Sachen, die außerhalb dieser Zielsetzung liegen, werden nur damit in Zusammenhang gebracht (möglicher und notwendiger Zusammenhang), aber sie werden nicht besonders betont; man soll nicht beabsichtigen, alle unschönen Dinge gleichzeitig zu korrigieren, sondern alle Kräfte darauf konzentrieren, den Hauptpunkt zu kritisieren; das übrige wird dann von selbst in die Brüche gehen. Bei der bestimmten Zielsetzung eines Kampfes, was den Punkt, konkrete Personen damit in Verbindung zu bringen, angeht, so sollte man nur Typisches auswählen und nicht Gleichmacherei betreiben. Diese Art von typischer Kritik und typischer Erziehung ist die durchschlagendste und für die Erziehung sinnvollste korrekte Methode; die Kritikmethode und Erziehungsmethode der Gleichmacherei ist die am wenigsten durchschlagende, für die Erziehung sinnloseste, inkorrekte Methode. Während des vergangenen Jahres entfaltete unsere Praxis in den Truppen die Idee der geeinten Führung, der Unterstützung der Regierung und Liebe zum Volk, der autarken Produktion, der Hebung der militärischen Technik

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und der Abwehr von Spionen; bei der Erziehung und Praxis unter diesen Ideen wurde nicht nur die militaristische Tendenz kritisiert, auch der Dogmatismus wurde gleichermaßen kritisiert. Bei der Durchführung der Arbeit können unsere Militär- und Politkader bereits die Fesseln des dogmatistischen Stils abstreifen, den von der Praxis entfernten, sich dem Geschwätze zuwendenden, die Form unterstreichenden, den Inhalt ignorierenden, die Minderheit solidarisierenden und die Mehrzahl trennenden schlechten Stil abschütteln, und sie haben es verstanden, wie man aus der Sache durch die Analyse der konkreten Umstände hervorgeht, und haben ebenfalls die Methode verstanden, wie man den Prototyp auswählt und ihn in Griff nimmt, verstanden, nicht nur auf die Form der Sache achtzugeben, sondern besonders auf den Inhalt einer Sache achtzugeben; verstanden, sich nicht nur um die Minderheit, sondern mehr um die Mehrheit zu kümmern; sie sind mit der Methode vertraut gemacht, erzieherische Belehrung und besinnende Uberprüfung anzustellen; sie haben verstanden, den Stil des Chang Chih-kuo und Men Shan-te zu propagieren; verstanden, eine ChangChih-kuo- und Men-Shan-te-Bewegung zu organisieren. So ist es dahin gekommen, daß unsere Erziehungsarbeit sich von den Fesseln des Dogmatismus, Formalismus, der Gleichmacherei, Isolation, von praxisfernen abstrakten Gedanken befreite. Die Erfahrung des vergangenen einen Jahres hat uns verständlich gemacht, daß der zum Militarismus wie Dogmatismus tendierende Führungsstil die gemeinsame Folgerung hat, daß sie beide zur Trennung von den Massen führen, und der Dogmatismus zeigt besonders die Entfernung von der konkreten Praxis; er findet Genugtuung in dem abstrakten Geschrei und der förmlichen Ordnung. Weshalb wir anderseits im Vorjahr solch große Errungenschaften in der Arbeit bekommen haben, lag auch darin, weil wir während der Uberwindung des Militarismus grundsätzlich die Führungsmethode des Dogmatismus überwunden und die korrekte Führungsmethode, die uns die Zentrale der Partei angewiesen hat, ergriffen haben. Die Hauptmerkmale dieser Führungsmethode sind eben: „Der Leiter übernimmt die Verantwortung, geht selbst an die Arbeit, führt die Kader zur Verbindung mit den breiten Massen, bringt den allgemeinen Appell mit der konkreten Führungen Verbindung." Jede Bewegung, jede Arbeit muß vorerst von den Hauptkadern aller Ebenen, die zuerst den Führungskern organisiert haben, verstanden werden; dann wird die Massenlinie ergriffen, durch die Massen hindurch die ideologische und öffentliche Meinung mobilisiert, damit die allgemeinen Kader und die Massen auch verstanden werden, und schließlich wird an die Arbeit gegangen. Während des Verlaufs der Mobilisierung wird stets nach den Umständen einer jeden Brigade und eines jeden Regiments der Gesamtplan (allgemeiner Appell)

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für jede Brigade und jedes Regiment festgelegt; danach werden gemäß dem Plan der jeweiligen Brigade und des jeweiligen Regiments sowie den U m ständen aller Einheiten noch konkreter die Pläne für die Züge, Abteilungen, Kompanien und Bataillone festgelegt bis hin zu jedem Individuum. Bei der Durchführung müssen diese Pläne wiederum nach der praktischen Erfahrung überprüft, korrigiert werden, damit zu hoch gesteckte Ziele ein wenig herabgesetzt, zu niedrige heraufgesetzt werden. Bei der Mobilisierung wird wiederum bewirkt, daß die Genossen Politarbeiter sowie die Genossen Militärarbeiter unter der geeinten Führung der Partei, unter der geeinten Führung des am meisten autorisierten Leiters der jeweiligen Truppenteile gemeinsam arbeiten, so wird das Übel des eigenmächtigen Handelns nicht mehr vorkommen. Bei vielen großen Arbeiten des Vorjahres wurde die Form des Revolutionären Wettbewerbs 2 1 6 angewandt. Doch wenn die Stimmung der Massen es noch nicht für nötig findet, einen Wettbewerb durchzuführen, soll man keinen Wettbewerb veranstalten. Wenn diese Wettbewerbsstimmung unter den Massen im großen und ganzen ausgereift ist, so muß man sofort einen Wettbewerb ausrufen und einen solchen Wettbewerb mit aller Kraft organisieren. Das Wahrzeichen für die Reife der Zeit ist es, daß nicht nur die Aktivisten geistig genügend vorbereitet sind, sondern daß auch bei den in der Mitte stehenden (sie sind meist der größte Teil) sowie bei den rückständigen Elementen bereits ein entsprechendes Maß an Vorbereitung zu verzeichnen ist; sonst wird der Wettbewerb nur von wenigen Leuten getrieben und die Minderheit ausgezeichnet, und die Mehrheit kann sich nicht daran beteiligen. Als die Produktionsbewegung des Vorjahres gerade anfing, haben manche Truppenteile den Wettbewerb in einer ungünstig gelegenen Zeit ausgewählt; in dessen Verlauf sieht man nur die Stimmung weniger Aktivisten und hat die Stimmung der in der Mitte stehenden und rückständigen Elemente außer acht gelassen; schließlich ging der Appell für einen solchen Wettbewerb ins Leere. Später hat man die in der Mitte stehenden und rückständigen Elemente berücksichtigt, den Wettbewerb neu organisiert und Erfolge erzielt. Bei der Produktions- und Militärtrainingsbewegung, wo überall nicht nur die in der Mitte stehenden, sondern auch die rückständigen Elemente berücksichtigt wurden, ist die Stimmung des Wettbewerbs um so höher, der Umfang des Wettbewerbs um so größer; sie wurden bis zum Ende standhaft durchgehalten, sind gänzlich zur eigenen Angelegenheit der Massen geworden; sie benötigten nicht mehr 216

Revolutionärer Wettbewerb, ein Brauch, der bereits in der Chianghsi-Zeit praktiziert wurde, s. C C C 10, Bestimmungen des revolutionären Wettbewerbs, 20. O k t . 1931.

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den Ansporn von Seiten der Führung. Wir müssen verstehen, daß der Grad des Bewußtseins bei den verschiedenen Leuten so ist, daß die in der Mitte Stehenden im Vergleich mit den Aktivisten eine Distanz haben und daß die Rückständigen im Vergleich mit den in der Mitte Stehenden ebenfalls eine Distanz haben; die Aufgabe der Führung ist es, die Aktivisten zu solidarisieren, die in der Mitte Stehenden an sich zu ziehen und die Rückständigen zu ermuntern. Und das Gesamtziel, die Aktivisten zu solidarisieren, ist, eben die in der Mitte Stehenden zu sich heranzuziehen und die Rückständigen zu ermuntern, gemeinsam vorwärtszugehen. Wenn man sich von diesem Ziel entfernt, haben die Aktivisten keinen Einfluß mehr, die Organisierung der Aktivisten wird zur überflüssigen Arbeit werden. Deshalb ist bei jeder Bewegung, die Massencharakter in sich hat, die Hauptfrage, sowohl in unserer Agitproptätigkeit als auch bei den Organisationsmaßnahmen, die Frage der Berücksichtigung der in der Mitte stehenden und der rückständigen Elemente; man muß von dem Niveau der in der Mitte Stehenden, ja sogar der Rückständigen ausgehen; man muß die Organisationsform und Arbeitsmethode auswählen, die sowohl die in der Mitte stehenden als auch die rückständigen Elemente akzeptieren können; man muß entsprechend dem Maßstab der in der Mitte stehenden und rückständigen Elemente das Tempo für die ganze Bewegung festlegen. Z. B . haben wir in der Produktionsbewegung in unseren Truppenteilen die Chang-Chihkuo-Bewegung, Shih-shu-ts'ai-Bewegung, Hu-ch'ing-shan-Bewegung, Chao-chan-k'uei-Bewegung (nicht der gleiche Name Chao Chan-kuei in der Arbeiterbewegung), Wu-sheng-hua-Bewegung, Ma-chen-seng-Bewegung, Feng-kuo-yü-Bewegung organisiert; das ist sehr gut und notwendig. Denn die fortschrittlichen Kämpfer und Unteroffiziere dieser Truppen sind aus der Produktionsbewegung bzw. Militärreformbewegung der betreffenden Truppen hervorgegangen; sie sind den Soldatenmassen der betreffenden Truppen allgemein bekannt und sichtbar; es ist dadurch leicht, die in der Mitte stehenden und rückständigen Elemente zu sich heranzuziehen bzw. zu ermuntern; es ist dadurch leicht, sich verständlich zu machen, leicht, ihren Vorwärtsdrang anzuspornen. Denn die Massen begreifen die Probleme durch ihre eigenen fühlbaren Erfahrungen, aber nicht durch L o sungen. Falls unsere Agitation sich von den konkreten Personen, konkreten Sachen entfernt, werden wir nicht imstande sein, uns den Massen verständlich zu machen, nicht imstande sein, ihren Vorwärtsdrang anzuspornen. Doch wenn wir die in der Mitte stehenden und rückständigen Elemente anspornen, dürfen wir die Besonderheiten dieser beiden nicht vergessen. Z . B . muß man bei der Arbeitsform der Produktion die körperliche Stärke berücksichtigen und eine verhältnismäßig freiwillige Form anwenden, die Ar-

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beitskraft in 3 Stufen: A, B, C einteilen, eine inhaltlich und graduell unterschiedliche Arbeitsform anwenden; das wird, verglichen mit der gleichmacherischen und rein befehligenden Arbeitsform, von den breiten Massen noch mehr gutgeheißen. Falls wir es ohne diese Unterschiede machen, werden wir uns von den Massen entfernen. In der Arbeit der Umerziehung der rückständigen Elemente muß man hauptsächlich die Methode der duldsamen Beeinflussung anwenden und den reinen Penalismus vermeiden. Auch gegenüber der Desertion kann man mit Penalismus das Problem nicht lösen; da muß man die Methode der erzieherischen Bekehrung anwenden; es ist streng verboten, Deserteure hinzurichten. Hierin hat die meiste Wirkung, wenn der Leiter vom Standpunkt der Liebe aus vertraulich mit ihnen redet; eine solche Unterhaltung des Leiters muß unbedingt mit der Selbstbesinnung und Selbsterziehung bei den Massen koordiniert werden; dann kann erst die größte Wirkung entstehen. Reiner Penalismus, der gar mit Züchtigung verbunden ist, ist nur eine Methode, sich von den Massen zu entfernen, und hat überhaupt keine Wirkung. Unter den Truppen müssen unbedingt das beleidigende Schimpfen und die körperliche Züchtigung abgeschafft werden, man muß sich streng an die Beschlüsse der Ku-t'ien-Konferenz 217 des 4. Korps im Jahr 1929 halten, man muß unbedingt vom Standpunkt der Liebe aus, der Heilung des Kranken ausgehen, unverdrossen wohlwollend die erzieherische Bekehrungsarbeit verrichten anstatt des beleidigenden Schimpfens und der körperlichen Züchtigung, anstatt des reinen Penalismus; ferner muß man unbedingt alle notwendigen, ausgenommen beleidigendes Schimpfen und körperliche Züchtigung, d. h. den Umständen angemessenen, nicht wegzudenkenden korrekten Strafmaßnahmen auf das niedrigste Maß reduzieren; wenn nicht in unbedingt notwendigen Situationen, verwendet man nie leichtfertig Strafmaßnahmen. Die Erfahrungen des einen Jahres sind sehr zahlreich; was ich hier vortrage, ist äußerst unvollkommen, z. B. haben die Berichtigung der 3 Arbeitsstile, Truppenqualifikation und VerwaltungsVereinfachung, Unterstützung der Regierung und Liebe zum Volk, Produktionsbewegung, Truppentrainingsbewegung und Bewegung zur Abwehr von Spionen alle ihre schätzenswerten Erfahrungen; ich habe sie hier nicht eingehend erörtert. Worauf ich hingewiesen habe, sind nur einige gemeinsame, wesentliche Erfahrungen. Ferner ist auch nicht zu sagen, daß der Militarismus und Dogmatismus in unseren Truppen bereits gänzlich und schließlich überwunden worden sind; nein, es ist nicht so. Der Militarismus, der in unseren 217

s. D-8, Ku-t'ien-Konferenz.

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Truppen vorhanden ist, hat nur eine ernstzunehmende Kritik einstecken müssen; diese ungünstigen Tendenzen, die sich zeigen in den Beziehungen zwischen Armee und Partei, Armee und Regierung, Armee und Volk, Offizier und Soldat, oberen und unteren Kadern, Politarbeit und Militärarbeit sowie in den freundlichen Beziehungen zwischen den verschiedenen Truppenteilen, werden wir überwinden, alle Beziehungen wesentlich verbessern; aber es ist nicht gesagt, daß diese Beziehungen bereits gänzlich und schließlich verbessert worden sind. U m diese Beziehungen noch vollkommener zu verbessern, damit sie konsolidiert werden, zum festverwurzelten, stabilen, unerschütterlichen Gegenstand werden, müssen wir noch viel Arbeit kontinuierlich leisten. Was den Dogmatismus angeht, der Freude am Geschwätz hat, sich von der Realität entfernt, das Formelle schätzt und den Inhalt ignoriert, an der Minderheit festhält und sich von der Mehrheit entfernt, so hat er im Vorjahr auch Kritik eingesteckt, doch er ist noch nicht völlig überwunden; besonders wenn wir die Uberprüfung dieser Frage historisch betrachten, so haben wir früher nie etwas dagegen getan. Im folgenden Abschnitt möchte ich die geschichtlichen Probleme der ganzen Armee nachprüfen und werde das Schwergewicht auf Vergleich und Analyse der Arbeitsweise des Dogmatismus und Realismus in der Politarbeit legen, das Schwergewicht auf Vergleich und Analyse der Erfolge und Fehlschläge in der Politarbeit legen. Was den Dogmatismus in der Militärarbeit angeht, werde ich ihn vorläufig nicht behandeln.

II. Uber die Verbreitung der Erfolge in der Politarbeit und die Berichtigung der Fehler in der Politarbeit (weggelassen) I I I . Einige Regeln zur Organisationsform und zum Arbeitssystem Aufgrund der einjährigen Arbeitszusammenfassung der obengenannten Truppenteile des Grenzgebietes Shen-kan-Ning sowie einiger historischer Zusammenfassungen der gesamten Armee (keine totale Zusammenfassung) haben wir das Gefühl bekommen, daß die bisherige Organisationsform und das Arbeitssystem unserer Politarbeit einer gewissen Revision unterzogen werden sollten und eine Anzahl neuer Dinge hinzugefügt werden sollte, um der Forderung der gegenwärtigen Armee entsprechen zu können. Doch hier bin ich nicht bereit, über die Frage der Organisationsform und des Arbeitssystems der gesamten Politarbeit zu sprechen, sondern nur über Teile gewisser Fragen; die anderen Teile werden später weiter behandelt.

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Ferner muß noch darauf hingewiesen werden, daß manches von unserer Organisationsform und vom Arbeitssystem doch gut ist, was wir bewahren sollten; wovon hier in bezug auf Revision die Rede ist, betrifft dasjenige, wo bereits durch die langen Erfahrungen bewiesen worden ist, daß es nicht den praktischen Forderungen entspricht. Manche davon haben nur die Form, sind aber ohne Arbeitsinhalt, während manche andere, die einst brauchbar waren, durch die Wandlung der Umstände heute unbrauchbar geworden sind. Die Organisationsform und das Arbeitssystem haben im großen und ganzen zwei grundsätzliche und provisorische Formen. Was grundsätzlichen Charakter besitzt, sollte man konsolidieren; was provisorischen Charakter besitzt, sollte man nicht festigen, sondern es nach der konkreten Arbeitsnatur auswählen, nach der Wandlung der Umstände und Aufgaben ändern. Bei der Arbeit muß man eine neue Organisationsform schaffen und ein neues Arbeitssystem aufstellen und nicht an einer veralteten Sache hängen. Das Prinzip hier ist: Jede Organisationsform und jedes Arbeitssystem, das für die Organisierung und die Entfaltung der Aktivität der breiten kämpfenden Massen günstig ist, um eine bestimmte Aufgabe erfüllen zu können, sollte man erschöpfend benutzen. Falls eine gewisse Organisationsform und ein gewisses Arbeitssystem ungünstig für die Organisierung und Entfaltung der Aktivität der breiten kämpfenden Massen sind, ungünstig für die Erfüllung bestimmter Aufgaben, sollte man sie nicht mehr anwenden; wenn man sie bereits angewandt hat, sollte man sie abschaffen und stattdessen neue Verfahren einführen, wie wir z. B. während des Kampfes, während der Militärreformbewegung, während der Produktionsbewegung, während der Bewegung der Unterstützung der Regierung und Liebe zum Volk Treffen von Helden des Kampfes, Helden der Arbeit, Musterschülern und in den Kompanien militärische Reue-Bekenntnis-Versammlungen geschaffen haben; das sind alle gute Organisationsformen; sie müssen entfaltet werden. Gemäß dem obigen Prinzip schlagen wir folgende Meinungen vor: 1. Das Konferenz- und Berichtssystem in der Kompanie muß reformiert werden. In der Vergangenheit waren in manchen Truppeneinheiten viel zu viel Konferenzen; in einer Kompanie finden pro Monat 40—50 Konferenzen statt; sie sind nichtssagend und mannigfaltig, Energieverschwendung. Nunmehr sollen alle Konferenzen, egal, ob sie zu den administrativen, für Partei-Angelegenheiten oder für die politische Arbeit gehören, auch egal, ob sie nur für Parteimitglieder, Parteilose oder Kader bestimmt sind, wenn sie den gleichen Arbeitscharakter haben, die gleichen Teilnehmer haben und es der Diskretion nicht schadet, wenn es möglich ist, sie zusammen

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abzuhalten, zusammen abgehalten werden; wenn es unmöglich ist, sie zusammen abzuhalten, dürfen sie erst einzeln abgehalten werden. Alle Konferenzen müssen einen Inhalt haben, wie z. B. die Arbeit gründlich überprüfen, die Genossen erziehen, die Probleme lösen usw. Alle Konferenzen, die ohne einen Inhalt sind, werden ausnahmslos abgeschafft. Bei allen Konferenzberichten muß auf Zeitersparnis geachtet werden; die Zahl der Konferenzen darf nicht mechanisch festgelegt werden. Das feste System des Berichtes der Parteimitglieder an den Gruppenleiter, der Kämpfer an den Zugführer ist bereits zur Formsache geworden, und die Kämpfer haben die Nase voll; das muß abgeschafft werden. 2. Die Funktion des Arbeitsnetzes 218 in der Kompanie ist gegen Verräter und Deserteure gerichtet. Doch die Erfahrung der Vergangenheit hat bewiesen, daß die wenigen Augen und Ohren sowie das feste Netz nicht ausreichen, gegen die Verräter vorzugehen. Vor Desertion zu schützen, die Wankelmütigen zu gewinnen und zu konsolidieren, gehört zur Pflicht der Zelle, ist die Arbeit aller Parteimitglieder und revolutionären Kämpfer; das ist eine allgemeine Politarbeit und dem Charakter nach keine Arbeit zum Schutz vor Verrätern. Die Politik gegenüber den Deserteuren liegt hauptsächlich darin, sie zu gewinnen, zu überreden, zu erziehen, zu beeinflussen, die Beziehung zwischen Offizieren und Soldaten zu verbessern, das Verwaltungssystem zu verbessern, den Lebensstandard der Kompanie zu verbessern, also das Problem von all diesen positiven Seiten her zu lösen. Wenn ein Deserteur wieder in seine Truppeneinheit zurückkehrt, muß man eine willkommenheißende Haltung einnehmen, so daß er sich zufrieden fühlt; er darf nicht diskriminiert, verhöhnt oder gar geschlagen werden; in der Vergangenheit hat man das Arbeitsnetz benutzt, ist mit Antiagentenmethoden gegen einen vermeintlichen Deserteur vorgegangen; das war verkehrt; es hat, statt ihn zu gewinnen, im Gegenteil geschadet. Deshalb benötigt des festgesetzte Arbeitsnetz in der Kompanie von jetzt ab keine Existenzberechtigung mehr; es muß abgeschafft werden. N u r im Notfall sind provisorisch Späher aufzustellen, doch nach der Beendigung des Auftrages muß eine solche provisorische Organisation aufgelöst werden. 3. Der 1 Oer-Bund 219 in der Kompanie hatte in bezug auf die Desertion und Konsolidierung der Einheit eine gewisse Wirkung hervorgebracht. Doch seine Arbeit ist zu sehr auf die passive Seite hin gerichtet, die aktive 218 219

Das Arbeitsnetz in der Kompanie: eine Beschattungsarbeit gegen Verräter und Deserteure. lOer-Bund: eine Einrichtung zur Chianghsi-Zeit beim Kampf gegen Deserteure. Es ist eine Oberwachungsorganisation in der Einheit einer Kompanie, die die Aktivitäten der Soldaten überwacht, damit sie keine Gelegenheit finden zu desertieren.

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Seite, politisch zu überzeugen, wurde vernachlässigt; ferner hat eine solche Organisation nur in solchen Einheiten, wo die neuen Rekruten die Mehrzahl ausmachen, oder in einer solchen Zeit, wenn die Desertion überhandnimmt, erst ihre praktische Bedeutung. Deshalb ist in der allgemeinen Kompanie, wo ein solcher Zustand nicht vorhanden ist, die lOer-BundOrganisation nicht mehr nötig. Nur in besonderen Situationen, wenn ein solcher lOer-Bund erforderlich ist, sollte man ihn provisorisch organisieren. 4. In Kompanien, wo die Jugend die Mehrzahl bildet, muß man der Jugenderziehungsarbeit Aufmerksamkeit schenken; die Organisation von Jugendeinheiten hat in der Vergangenheit gewissen Einfluß auf die Erziehung der Jugend ausgeübt. Doch bei der Jugendeinheit der Vergangenheit hat man der Entfaltung der Aktivität der Jugend keine Aufmerksamkeit geschenkt, damit sie mit den Erwachsenen gemeinsam kämpft; man hat stets die Jugend von den Erwachsenen gelöst und ihr eine Sonderstellung eingeräumt. Ferner wurden früher die besondere Erziehung und das Leben der Jugendorganisationen äußerlich betont, doch in den Kompanien sind das Leben der Jugendorganisationen und die Erziehungsfächer mit denen der Erwachsenen ziemlich gleich, so daß die Arbeit der Jugendeinheiten leer und kraftlos geworden ist. Nunmehr braucht man nicht mehr eine festgesetzte Jugendorganisation und -disziplin, nicht mehr eine festgesetzte besondere Erziehung der Jugend, auch nicht mehr ein festgesetztes Tagungsleben der Jugend und das (Jugend)-Berichtssystem, sondern unter der Leitung des Kompanie- oder Abteilungsstabes sind einige nicht festgesetzte Sitzungen einzuberufen, um die Jugend zu erziehen, ihre Aktivität anzuspornen, damit sie sich mit den Erwachsenen gemeinsam in der Arbeit anstrengt. 5. Der Politkämpfer einer Kompanie kann, da er keine bestimmte sinnvolle Aufgabe hat, abgeschafft werden. 6. Nachdem die lOer-Gruppe, Jugendeinheit und der Politkämpfer, die eine feste Arbeitsform hatten, in der Kompanie abgeschafft sind, muß die Arbeit hinsichtlich Antiagenten, Antidesertion und der Jugend von der Zelle zentralisiert geführt, müssen nach den realen Bedürfnissen entsprechende konkrete Maßnahmen festgelegt werden. Die Zelle muß darauf achtgeben, das Militärkasino zur Verrichtung ihrer Arbeit zu benutzen; viel Arbeit mit Massencharakter soll durch das Militärkasino verrichtet werden. In der Vergangenheit betrachtete man das Militärkasino hauptsächlich nur als kulturelles und Vergnügungsorgan, so daß der Arbeitsinhalt des Kasinos ziemlich dürftig war. Nunmehr muß der Arbeitsinhalt im Kasino aufgefüllt werden.

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7. Durch die Entwicklung der großartigen Produktionsbewegung hat man die Wirtschaftsarbeit in der Kompanie auf eine viel wichtigere Stelle gehoben als zuvor; deshalb muß man die Arbeit und Organisation des Wirtschaftskomitees der Kompanie unterstreichen. Das Wirtschaftskomitee der Kompanie muß durch Wahl aufgestellt werden; Offiziere dürfen gewählt werden, doch nicht über V3 der Belegschaft. Seine Kompetenz ist Planung, Organisierung und Beaufsichtigung der Produktion der Kompanie und des Konsums und Schutz vor Korruption und Verschwendung; es sorgt für die gesamten Angelegenheiten des materiellen Wohlergehens der ge'samten Mannschaft, besonders der Soldatenmassen einer Kompanie. Das Wirtschaftskomitee der Kompanie soll selbständig sein und vom Kasino losgelöst; die Zelle muß ständig auf seine Arbeit achtgeben. 8. Das gegeneinanderstehende System der Zelle und Politarbeit der Kompanie ist zu ändern. Die Zelle hat sich, außer daß sie den Anweisungen der Haupt-Zelle nachzukommen hat, auch der Führung des Instrukteurs der Kompanie zu fügen; der Instrukteur nimmt gleichzeitig die Stelle des Zell-Sekretärs ein. In reinen Parteiangelegenheiten (wie z. B . Parteimitglieder aufnehmen, sie aus der Partei ausschließen oder bestrafen . . .) muß die Zelle dem Prinzip, daß sich die Minderheit der Mehrheit unterordnet, folgen und darf nicht eigenmächtig handeln; hinsichtlich den administrativen und politischen Angelegenheiten muß die Zelle ständig mit der Meinung des Kompanieführers übereinzustimmen suchen und muß die Meinung des Kompanieführers respektieren. 9. Nach dem Beschluß der Zentrale ist der 1. Monat eines jeden Jahres nach dem alten Kalender der Monat der Unterstützung der Regierung und Liebe zum Volk, und diese Bewegung wird veranstaltet. Die gesamte Armee muß diese Zeit ausnützen, in der Kompanie die intensive Erziehung zur Unterstützung der Regierung und Liebe zum Volk durchzuführen. Die Festlegung und ernsthafte Durchführung dieses Systems wird die Beziehungen zwischen Armee und Regierung, Armee und Volk, Armee und lokalen Organen besonders verbessern; die ganze Armee muß in dieser Hinsicht achtgeben. 10. Jedes Jahr wird ein bis drei Mal die Reue-Bekenntnis- und Besinnungs-Bewegung durchgeführt, die dem Ziel der Erziehung dient. Jede Kompanie muß in jedem Jahr 1 — 3 passende Gelegenheiten auswählen, jedes Mal 3 — 5tägige reumütige Bekenntnis- und Besinnungs-Anhörungen veranstalten, unter dem M o t t o : „ D e m Sprecher nicht zum Tadel, dem Zuhörer zur L e h r e " 2 2 0 . Das hohe Maß des Geistes der Freundschaft und 220

„Die Aufgaben für 1945", 15. Dez. 1944, Worte des Vorsitzenden Mao Tse-tung, S. 193.

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Unterstützung unter Genossen läßt jeden Kader und Kämpfer sich auf seine innere Unzufriedenheit, Züchtigungsumstände, Desertionsgesinnung, Kollaborations- und Zersetzungs-Erscheinungen mit den Verrätern, materielle Nöte, die Interessen des Volkes verletzende Erscheinungen, respektlose Erscheinungen gegenüber Partei und höheren Instanzen sowie alle Mängel in der Erziehungs- und Wirtschaftsarbeit besinnen und es reumütig bekennen und wird schließlich durch die Zelle der Kompanie und den Leiter der Administration zusammengefaßt, einerseits, um das Spiegelbild für die oberen Instanzen zu veranschaulichen, anderseits zur genauen Besprechung von Verbesserungsmaßnahmen der Arbeit. Diese Arbeitsform hat jetzt bereits in vielen Truppenteilen bewiesen, daß sie eine gute Methode ist, die Aktivität der Massen zu entfalten, die Kampfmoral zu heben, die Autorität der Führung zu heben, die Beziehungen zwischen Offizier und Soldaten, Militär und Volk zu verbessern, die Erscheinung von Desertion zu liquidieren, die Verräter zu zerschlagen und allseitig die Arbeit zu verbessern; die Führungsorgane der oberen Instanzen müssen gut achtgeben, dies zu organisieren. Vor der Veranstaltung müssen in verschiedener Hinsicht positive Vorbereitungen getroffen sein, und es muß bereits angefangen haben, in den Gemütern zu gären; die Veranstaltung muß nicht unter Zwang, sondern natürlich, nicht als Strafe, sondern erzieherisch, nicht kaltherzig, sondern in einer enthusiastischen Atmosphäre stattfinden, damit eine solche Veranstaltung wirklich zu einer Kader und Kämpfer solidarisierenden Massenversammlung mit Erziehungscharakter wird. Falls pro Jahr 2 oder 3mal solche Versammlungen stattfinden, so kann eine davon im Monat der Unterstützung der Regierung und Liebe zum Volk veranstaltet werden. 11. Mit Unterbezirk, Brigade, Regiment oder Bataillon als Einheit ist jedes Jahr einmal eine Versammlung der Helden des Kampfes, der Helden der Arbeit oder anderer beispielhafter werktätiger Helden zu veranstalten (falls man sie gemeinsam feiert, kann man sie als Großveranstaltung der Heldenschar bezeichnen). Alle Helden und beispielhaften Werktätigen müssen durch eine genaue und demokratische Wahl bestimmt sein, damit sie auch wirklich die Idole der Massen sind; ferner muß man ihnen nach der Wahl und der Veranstaltung ständig Aufmerksamkeit schenken und sie erziehen. Die Mehrheit dieser Helden und beispielhaften Werktätigen muß aus den Kämpfern und dem Personal für verschiedene Angelegenheiten ausgewählt werden, doch ein entsprechender Teil muß den unteren und mittleren Kadern entstammen. Die unter ihnen hervorragen, müssen bei einer solchen Veranstaltung eine moralische und materielle Auszeichnung erhalten und in den Zeitungen publik gemacht werden; man appelliert an die Massen, von ihnen zu lernen.

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12. Das von der Ku-t'ien-Konferenz beschlossene System der Delegierten-Konferenz der Partei soll wieder ins Leben gerufen werden. Sie findet mit Unterbezirk oder Brigade, Regiment als Einheit alle Jahre einmal statt. Die Delegierten werden durch Wahl aufgestellt. 13. Die von der Ku-t'ien-Konferenz beschlossene gemeinsame Sitzung des Sekretariats, der Propaganda- und der Organisationsabteilung soll wieder ins Leben gerufen werden und mit Unterbezirk oder Brigade oder Regiment als Einheit alle Jahre einmal stattfinden. 14. Jeden Monat ist eine Rede vor dem versammelten Bataillon zu halten, wenn möglich, dasselbe für das ganze Regiment oder die Brigade. Man muß einer solchen vor dem Kollektiv gehaltenen Rede Gewicht verleihen, sie als eine der Hauptformen anwenden, die Kampfstimmung zu heben, den Willen der Truppen zu einigen. Solche Reden werden gemeinsam von den verantwortlichen Funktionären für die Militär- und Politarbeit abgehalten. Der Geist solcher Reden muß mehr Ansporn als Kritik sein (eine Rede vor einer versammelten Kompanie muß auch diesen Geist beinhalten). 15. Das Ziel des Berichtes und der Formulare liegt darin, über die Entwicklungsverhältnisse der Arbeit in den Truppeneinheiten an die höheren Instanzen zu berichten, damit ihnen auf Grund dessen die Probleme verständlich gemacht werden und sie entsprechend instruieren können. N u n mehr werden alle Berichte, die den Verlauf der Arbeit nicht analysieren, die auf die Probleme nicht hinweisen, schablonenmäßig inhaltlose Berichte, abgeschafft und solche Berichte gefördert, die imstande sind, lebendig den Entwicklungsgang der Arbeit widerzuspiegeln, auf die Gründe hinzuweisen, wo die Erfolge liegen und weshalb die Erfolge erzielt wurden, zu zeigen, wo der Widerspruch ist, wo die Schwierigkeiten liegen, wo das Problem liegt, und den Grund anzugeben, weshalb ein solcher Widerspruch, solche Schwierigkeiten und solche Probleme aufgekommen sind; außerdem, welche Meinung man hat, selbst diese Widersprüche, Schwierigkeiten und Probleme zu lösen. Weniger termingemäße Wochen-, Monatsund Jahresberichte machen, mehr Berichte machen, die die Ereignisse von Anfang bis Ende, die den Entwicklungsgang darstellen. Bei den Formularen müssen auch die mannigfaltigen, unpraktischen abgeschafft werden, die schlichten und praktischen gefördert werden. 16. Die Funktionäre der Organe müssen prinzipiell qualifiziert und reduziert sein, und die verbreitete gewisse Art des Bürokratismus in manchen Organen muß verbessert werden: die einen schlechten Arbeitsstil haben, die die Massen, die ideologische Führung und die politische Führung vergessen haben.

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Dieser mein Bericht ist erst fertiggestellt worden: durch lange Anhäufung, ferner durch mehrmalige Erörterung der Teilnehmer der diesmaligen Konferenz, eine Menge von allseitigen Meinungen ist gesammelt worden; die Genossen der Militärarbeit und Politarbeit an der Front haben auch viele Ideen vorgeschlagen und durch die Instruktionen der Genossen der Zentrale und des Nordwest-Büros. Wenn ihm alle als zutreffend zustimmen, so werden wir entschlossen danach handeln. Nur wenn die Kader — obere, mittlere, untere — der gesamten Armee ideologisch durchdrungen sind, sind die Erfolge der Arbeit sehr schnell sichtbar. Im Geist der Berichtigung des Arbeitsstils sind wir fest davon überzeugt, daß die ganze Armee die heilige Pflicht, sich mit rapider Schnelligkeit vorwärtszuentwickeln, sich zu solidarisieren, den Feind zu besiegen, die Nation zu befreien, das Volk zu befreien, sicherlich erfüllen wird.

Chan-shih yüeh-kan Mai, 1944 Vol. 600

D 50: Unterstützung der Regierung, Liebe zum Volk221 sowie Aufbau der militärischen Massenarbeit222 — Zweiter Teil des Berichtes der Politarbeits-Konferenz (April 1944)

des Wehrbezirks —

I. Die Schwerpunkte der Anleitung der Unterstützung der Regierung und Liebe zum Volk (weggelassen) II. Wie bildet man feste Massenanschauungen (weggelassen) III. Der Aufbau der militärischen Massenarbeit Wie man die Massenarbeit zu bewerkstelligen hat, ist ab heute ein wichtiges Problem des Aufbaus unserer Armee; hier können nicht die Probleme 221

s. Anm. IV. 207.

222

Ebd.

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der gesamten Massenarbeit erörtert werden; jede Division muß die Broschüre, Bericht über die Stützpunktgebiete vom Genossen P'eng T e - h u a i 2 2 3 , die Erfahrung der Massenarbeit in T'ai-hang, die Erfahrung der Massenarbeit in Shantung, Broschüre über die Massenarbeit des Unterpolitbüros genau studieren; hier werden nur einige wichtige Probleme erörtert, der wesentliche Zustand und die Aufgabe der Armee in der Gegenwart bei der Massenarbeit in den Stützpunktgebieten in Shantung, einige wesentliche Züge in der militärischen Massenarbeit, die Führungs- und Organisationsfrage in der Massenarbeit sowie alle Arten von Massenarbeit in der Armee.

A. Der wesentliche Zustand und die Aufgabe der Armee in der Gegenwart bei der Massenarbeit in den Stützpunktgebieten in Shantung (weggelassen) B . Die 8 Grundzüge der militärischen Massenarbeit Bei der Durchführung der Massenarbeit durch unsere Armee muß sie die Methode des Grundprinzips der Massenorganisation unserer Partei verstehen; doch aufgrund der Organisation des Militärs an sich hat sie ihre Besonderheiten, und die Massenarbeit ihrerseits hat wiederum ihre besondere Art, d. h., das eine ist eine straff organisierte, streng disziplinierte, mit Kampfeigenschaft zentralisierte Kraft, während das andere eine äußerst komplizierte, uneinheitliche zerstreute Menge ist; die beiden scheinen sich nicht vertragen zu können; es ist schwierig, einen gemeinsamen Kurs einzuschlagen, aber der zentralisierte, disziplinierte Charakter muß bewahrt werden, und trotzdem muß es möglich sein, mit den Massen zu einer Ganzheit zu verschmelzen; deshalb dürfen, indem wir die Massen organisieren, bei der Massenarbeit die folgenden Grundzüge nicht ignoriert werden: 1. Der Kampf muß in Verbindung mit den Massen geführt werden, so daß jede Schlacht für die Massen sein muß, die Massen organisiert sein müssen und den Massen propagiert sein muß; bei der Aufstellung der Schlachtordnung müssen die unmittelbaren Interessenbelange der Massen einkalkuliert und mit unseren politischen Aufgaben in Verbindung gebracht werden. Während des Krieges müssen die Interessen der Massen geschont werden; das Bestmögliche ist auszudenken, damit die Verluste der Massen niedrig sind bzw. vermieden werden können; bei der Mobilisierung und Vorbereitungsarbeit vor der Schlacht müssen ebenfalls die Massen geschickt eingesetzt, Menschen und Material aufrichtig geschont werden, nicht ohne Rücksicht auf die Hauptzeit der Feldarbeit oder gar ohne Rückgabe der ge223

Broschüre: Bericht über die Stützpunktgebiete, von P'eng Te-huai.

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borgten Gegenstände (in Ost-Shantung z. B . hat man Geborgtes nicht zurückgegeben, und niemand war dafür zuständig; man hat ein paar Millionen Yüan Schulden beim Volk gemacht); nach der Schlacht muß das sofort in Ordnung gebracht werden; freiwillig müssen die Demobilisierungs- und Propagandaarbeit verrichtet werden, und jede Aktivität der kleinen Einheiten in den Partisanengebieten und feindlichen Besatzungsgebieten muß erst auf Grund der Forderung der Massen zur kriegerischen Aktion werden; dann kann man sich dort aufhalten und die Arbeit weiter entwickeln. 2. Unsere Armee ist eine große Flagge; das Volk betrachtet sie als Repräsentant der Partei, jede Handlung übt großen Einfluß aus; unsere Worte und Taten müssen äußerst vorsichtig sein; wir müssen die Politik der Partei im Griff haben, die Politik der Einheitsfront geschickt anwenden, um die Basismassen zu entfalten; anderseits müssen wir die Kräfte der Mitte für die Solidarität gewinnen. 3. O b in kriegerischen oder friedlichen Umständen, überall und stets müssen die Interessen der Massen geschont, die Massendisziplin streng eingehalten, der Pakt, Unterstützung der Regierung und Liebe zum Volk entschieden durchgeführt werden, um das Volk zu beeinflussen, es zu solidarisieren und der Vorbereitungsarbeit, das Volk zu organisieren, die Grundlage zu geben. 4. Aufgrund des Kampfstils der Armee sind die Gewohnheiten von Befehl und Gehorsam, schnell und ohne Umschweife, ja sogar hitzig, entstanden; deshalb muß bei der Propaganda und Organisation der Massen dieser Arbeitsstil geändert werden, zu einem wohlwollenden Stil zur Annäherung an die Massen, d. h. das demokratische Recht der Massen anerkennen und akzeptieren, ohne Furcht vor Lästigkeit und „Litaneien" sich duldsam den Massen anzunähern und sie zu organisieren, ihnen zu propagieren, von ihnen zu lernen und ihnen zu helfen. 5. Weil vor einer völligen Entfaltung der Basismassen diese nach alter Sitte stets Furcht und Zweifel gegenüber der Armee hegten und dieser nicht näherzukommen wagten, müssen wir deshalb bei der Organisierung, Propagierung und Bewaffnung der Massen vorerst unsere Freundlichkeit und Brüderlichkeit demonstrieren, mit der Haltung, daß wir gern in Vertraulichkeit zu jedem die Massen behandeln, damit die Massen allmählich ihren Herzenskummer auszuplaudern wagen. 6. Weil in der Armee, noch ehe sie die enge Beziehung von Fleisch und Blut der Soldaten der Arbeiter- und Bauernklasse gewonnen hat, unsere Arbeit stets, außerhalb der Masse stehend, durchgeführt wurde, kann man deshalb die inneren Verhältnisse der Massen nicht gleich nach dem

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ersten Kontakt alle völlig verstehen, kann man deshalb auch nicht die Arznei der Krankheit entsprechend verabreichen, für die wirklichen dringenden Forderungen der Massen den Kampf durchführen. Deshalb muß man von allen Seiten geschickt nachforschen, durch die Beziehung der örtlichen Partei und Regierung sich mit den Zuständen geschickt vertraut machen, aber nicht nur einseitige Ansichten wahrnehmen und sich von den schlechten Elementen ausnützen lassen; man darf nicht befangen sein von Vorurteilen, um rücksichtslos eine Sache durchzuführen. 7. In der Öffentlichkeit muß man mit Courage und öffentlich die politischen Ansichten der Partei und Armee propagieren und die Massen sogar im Geist des Kommunismus erziehen, um den Einfluß der Partei und der Parteiarmee zu vergrößern. Bei der Geheimarbeit muß man unter dem Namen der Lokalität auftreten, mit seiner Zivilkleidung einen guten Bürger darstellen, der örtlichen Partei gehorchen, um die Massenarbeit zu bewerkstelligen. 8. Man muß zumindest verstehen, daß man, wo man sich auch befindet, gegenüber den Massen nie Zwänge, Befehle und Methoden, alles allein zu bestimmen, anwenden darf, um sie zu entfalten; sondern man muß die Massen zum Selbstbewußtsein anspornen, den dringenden Forderungen der Massen Anstoß geben und sie auf jede mögliche Weise organisieren, propagandistisch beeinflussen, bewaffnen und zu jeder Stunde und an jedem O r t die Aktivsten der Massen entdecken und heranziehen, sie als natürliche Führer der Massen noch besser schulen, um die Massen selbst, in breitem Umfang organisiert, in Bewegung zu setzen. C . Die verschiedenen Massenarbeiten der Armee (weggelassen) D . Zuletzt über die Frage der organisatorischen Führung bei der Massenarbeit Wir wissen, daß, nachdem der Kurs der politischen Aufgabe beschlossen ist, sich bei den Kadern und bei der organisatorischen Führung entscheidet, ob sie realisierbar ist. Die große Angelegenheit der Unterstützung der Regierung und der Liebe zum Volk ist eine der 10 großen politischen Programme 2 2 4 der Partei; sie ist ferner eine Revolution der Gedanken und eine revolutionäre, konkrete Arbeit; deshalb muß von der konkreten organisatorischen Führung und von der Führungspflicht garantiert werden, diese Aufgabe sowie die Aufbauarbeit der Armee zu vollenden. 224

Die 10 großen politischen Programme der Partei (15. 8. 1937).

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Konkret gesagt, für die Pflicht der organisatorischen Führung müssen eigentlich die Militär- und Politleiter verantwortlich sein; besonders die Politleiter, Politorgane sowie die jeweiligen Ressorts, Fächer und Glieder aller Ebenen müssen die Durchführung aller Angelegenheiten in die Hand nehmen. Wir verlangen, daß die Verbreitung der Idee von Unterstützung und Liebe in die Verantwortung der Politleiter aller Ebenen gehört. Es muß ermöglicht werden, daß die Parteimitglieder und Kader der ganzen Armee von dieser Grundidee durchströmt werden und die allgemeinen Kämpfer ebenfalls dieses klassenbewußte, revolutionäre Selbstbewußtsein besitzen. Die Beschlüsse der Haupt-Zelle müssen unter anderem den Plan für die Massenarbeit und dessen konkrete Anordnung beinhalten; ferner muß sie (d. h. die Haupt-Zelle) an der Massenarbeit teilnehmen und ihre Durchführung überwachen. Die Propagandaabteilung muß den lebendigen konkreten Lehrstoff der Massenaspekte, der 10 großen politischen Programme verfassen, rechtzeitig die Propaganda an die Massenarbeit dirigieren. Die Produktionsabteilung der Zivilbewegung muß in jedem Wehrbezirk gesonderte Fächer und Glieder organisieren, konkret die Massenarbeit führen; ferner wird die Technik der Massenarbeit, wie Erfahrungen, Uberprüfungen, Materialien, Erziehung, gesammelt sowie die Produktionserfahrung studiert; die Politkommissare und -instrukteure aller Regimenter, Bataillone und Kompanien müssen in den Aktionsgebieten mit der Partei und Regierung gemeinsam einen koordinierten Arbeitsplan festlegen, ferner die Massen in allen Angelegenheiten der Unterstützung und Liebe organisieren und ihnen den Anstoß geben; die militärischen Kader müssen ebenfalls an allen Angelegenheiten wie Unterhaltungsabenden, Versöhnungsfesten, Reden und Empfängen teilnehmen; um diese Arbeit zu entfalten, muß ferner noch ein Trainingslager für die Massenarbeit eröffnet werden, damit sie (die Teilnehmer) einerseits die Massenaspekte und das 10-große-politische Programm lernen, anderseits die Technik der Massenarbeit zu schulen; ferner wird dieser Bericht zum Studium und zur Diskussion benutzt, damit die Kader der ganzen Armee dessen Geist und Wesen begreifen. U m sich eng mit der örtlichen Arbeit zu koordinieren, müssen die selbständig in Aktion tretenden Hauptstreitkräfte mit der lokalen Partei und Regierung ein Verbindungssystem herstellen. Unter der monolithischen Führung des Parteikomitees müssen der Wehrbezirk und Wehrunterbezirk zu jeder Zeit für die Urbarmachung des Bodens und die Aufgabe der Massenarbeit rechtzeitig den Truppeneinheiten eine bestimmte Aufgabe zuteilen. Das Parteikomitee muß jederzeit die Beschlüsse und Anweisungen zur Urbarmachung des Bodens, Massenarbeit, Mobilmachungsarbeit und

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Propagandaarbeit an die Truppeneinheiten weitergeben, um sie durchzuführen; die Politorgane müssen aufgrund dieser Beschlüsse und Anweisungen die Durchführungspläne der Truppeneinheiten festlegen, getrennt den verschiedenen Truppenteilen Anweisungen zur Durchführung geben. Allen Truppenteilen, die selbständige Aktionen in festgelegten Gebieten und bestimmte Aufgaben zu verrichten haben, müssen, falls sie ihre A k tionen in einem Distriktsbezirk vornehmen, die Partei- und Politorgane der höheren Instanzen ihre Koordinationsaufgaben zuweisen; anderseits müssen die Regimenter, Bataillone und Kompanien von sich aus das Verbindungssystem mit dem betreffenden örtlichen Parteikomitee aufnehmen, um koordiniert zu arbeiten; ferner wird in der lokalen Arbeit der Beschluß des lokalen Parteikomitees akzeptiert; die Regimenter, Bataillone und Kompanien, die an einem festgelegten O r t ihre Aktionen durchzuführen haben, können in das Parteikomitee des betreffenden Ortes einbezogen werden, und ihre Pflichtaufgabe wird ihnen zugewiesen, damit die Truppen noch mehr verörtlicht werden und eine eng verbundene Solidarität entsteht, so daß die Soldaten, Kader und Kämpfer das als ihr Hinterland und ihre Stütze betrachten können. Uber diese Probleme werden zur konkreten Regelung später noch Direktiven ergehen, doch prinzipiell ist erlaubt, daß die Ortschaften die Arbeit selbständig durchführen, so daß sie noch besser gemacht werden kann. Alles in allem muß aufgrund der Anweisung der Zentrale vom 3. Februar die Arbeit der Unterstützung und Liebe durchgeführt, sie überprüft und wirklich im Griff gehalten werden, um „diese Bewegung zu benutzen, tief in die diesbezügliche Erziehung der revolutionären Armee an sich einzudringen, damit jeder Kader sowie jeder Kämpfer die unterschiedliche Natur und Aufgabe einer revolutionären Armee von einer einfachen Armee versteht; unsere Armee ist eine Armee unter der Führung der K P , aus dem Volk, dem Volk zugehörig und für das V o l k " ; die Aufgaben unserer Armee sind, „heute konkret gesagt, die 3 Aufgaben: Kampf, Produktion und Massenarbeit zu verrichten; nur durch das völlige Begreifen der obigen Ideen durch die Kader und Kämpfer in den Truppen können erst die T e n denzen, die von den alten Militärmachthabern auf uns übertragen worden sind, bereinigt werden, kann erst selbstbewußt die Unterstützungs- und Liebe-Kampagne durchgeführt und die Disziplin der Massen eingehalten werden, aber nicht der primitive, formelle Gehorsam gegenüber der Disziplin"225. (Anweisung der Zentrale der K P vom 3. Febr.) 225

Die Anweisung der Zentrale der KP vom 3. Febr. 1944.

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Kommentar

K. Die Entwicklung der Befreiten Gebiete (Diese Zusammenfassung stützt sich auf „Kang-jih-cban-cbeng cbieb-fang-ch'ü kai-kuang")226

shih-ch'i

D i e Schaffung und Entwicklung der Befreiten Gebiete haben drei Epochen durchlaufen. Seit Ausbruch des Widerstandskrieges 1937 sind die Divisionen 115, 129, 120 der 8. Armee, während die K M T - T r u p p e n nach Süden flüchteten, in das Gebiet vom W u - t ' a i - G e b i r g e , T'ai-hang-Gebirge und nordwestlich von Shanhsi einmarschiert und gründeten somit die Stützpunktgebiete von C h i n - C h ' a - y i , Südost-Chin und N o r d w e s t - C h i n . Das V o l k in Shantung hat unter der Führung der örtlichen Organisation der K P C h die Partisanenkämpfe dort entfaltet und am Anfang mit dem T ' a i - B e r g und Ching-mengBerg als Zentren die Stützpunktgebiete in Mittel-Lu aufgebaut. Das sind die Urformen der 4 Befreiten Gebiete in Nordchina. 1938 drang die 8. Armee von Shanhsi aus auf verschiedenen Wegen ostwärts in die Y i - l u - y ü - , Ch'i-lu- und M i t t e l - Y i - E b e n e ein und nordwärts bis hin zum Ta-ch'ing-Gebirge in Suiyüan sowie N o r d - H o p e i und gründete nacheinander die Stützpunktgebiete des Widerstandskrieges von Y i - l u - y ü , Mittel-Yi, O s t - Y i und Ta-ch'ing-Gebirge.

1 9 3 8 - 1 9 4 0 hat die N e u e 4.

Armee mit Unterstützung der 8. Armee in Südchina nacheinander die Stützpunktgebiete des Widerstandskrieges von Süd-su, N o r d - h u a i , Mittel su, N o r d - s u und Su-yü-wan gegründet. 1938 und

1939 hat das V o l k in

Kuangtung unter Führung der örtlichen Organisationen der K P C h nacheinander die Stützpunktgebiete vom O s t - F l u ß und Ch'iung-yai gegründet. D i e 8. Armee, die N e u e 4. Armee und die Partisanentrupps der südchinesischen Widerstandskämpfer haben in all diesen Gebieten in breitem Umfang das V o l k bewaffnet organisiert, den Pachtzins herabgesetzt, eine demokratische Regierung errichtet; so wurden sie zu der vom breiten V o l k enthusiastisch unterstützten Widerstandsmacht. D i e Bevölkerung aller B e freiten Gebiete (auch einschließlich der Partisanengebiete) wuchs bis auf 1 0 0 0 0 0 0 0 0 an. Das ist die Epoche der Gründung der Befreiten Gebiete. 1941 — 1942 ist die Epoche des Kampfes zur Festigung der Befreiten G e biete. Seit 1941 hat Japan wiederholt die Aggressionsaufgaben,

„Nordchina

zum Militär-Depot Großostasiens zu m a c h e n " 2 2 7 , was es bereits 1939 er226

Kang-jih chang-cheng shih-ch'i chieh-fang-ch'ü kai-k'uang ( D i e allgemeine Lage der B e freiungsgebiete während des Widerstandskrieges), S. 1 —4.

227

s. A n m . I V . 166.

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IV. Sino-japaniscber

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wähnt hat, neu festgelegt, um den pazifischen Krieg vorzubereiten. Deshalb konzentrierte es seine Hauptkräfte noch mehr in den Befreiten Gebieten und führte ununterbrochene, grausame „Ausrottungsfeldzüge" gegen die Befreiten Gebiete Nordchinas durch. Sie dauerten jeweils drei, vier Monate. Das waren noch nie dagewesene schwierige Kämpfe. Besonders wurde zu jener Zeit Nordchina gerade von einer Katastrophe heimgesucht, was die Situation noch mehr erschwerte. Bis 1942 war die Bevölkerung Nordchinas auf 25000000, die Armee bis auf 300000 zusammengeschrumpft; wirtschaftlich war es in äußerste N o t geraten. In der gleichen Zeit haben die Befreiten Gebiete in Mittelchina ihre Stellung behauptet, ja sogar weiterentwickelt. Bis 1942 ist die Armee auf 100000 Mann angestiegen und hat 20000000 Menschen in diesen Gebieten befreit. Vom Winter 1942 bis Frühling 1944 sind die Befreiten Gebiete Nordchinas erneut in eine Entwicklungsphase eingetreten; das ist die 3. Epoche der Entwicklung der Befreiten Gebiete. Am Anfang dieser Epoche beabsichtigte Japan, die grausamen Ausrottungsfeldzüge von 1942 fortzuführen; die Kommunisten begegneten dem mit der Strategie: „Dringt der Feind vor, dringen wir vor", und drangen in das Hinterland des Hinterlandes des Feindes ein, um dort Befreite Gebiete zu gründen und den Angriff des Feindes zu zerschlagen. Besonders Genosse Mao Tse-tung rief zur „Korrektur des Arbeitsstils" 228 sowie zur „Bewegung der Produktion" 2 2 9 auf, was zu dieser Zeit große Erfolge errang, so daß die ideologische und materielle Basis von Militär und Bevölkerung der Befreiten Gebiete auf einem gesicherten Fundament ruhte. All die Befreiten Gebiete intensivierten noch mehr die Pachtzinsverminderung und führten ferner das Drei-Drittel-System 230 der Neuen Demokratie 2 3 1 in der Regierung ein, so daß die Bevölkerung in den Befreiten Gebieten sich noch solidarischer verhielt. Aus militärischer Sicht wurde durch den Ausbau der regulären Streitkräfte, die Vergrößerung der örtlichen Verbände und die allgemeine Entfaltung der Milizen die Militärmacht der Befreiten Gebiete enorm verstärkt. Unter diesen Umständen erlangten das Militär und die Befreiten Gebiete ihre Ausdehnung und Entwicklung. Bis zum Frühjahr 1944 entwickelte sich das Militär bis auf 470000, die Miliz bis auf 2000000. Sie hielten 60% der japanischen Streitkräfte und 90% der Marionettentruppen in Schach. Die Bevölkerung der 228 229 230 231

s. Anm. IV. 54. Eine Kampagne während der Notzeit des Widerstandskrieges, s. D-35. s. Anm. IV. 94. s. Anm. IV. 189.

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Befreiten Gebiete stieg wiederum auf 86000000 an. Die Befreiten Gebiete umfassen außer dem ursprünglich vorhandenen Shen-Kan-Ning nunmehr noch 14 große Befreite Gebiete hinter der japanischen Front: Nordchina: Chin-ch'a-yi-Grenzgebiet, Chin-yi-lu-Grenzgebiet, Shan-tung-Gebiet und Chin-sui-Grenzgebiet; Mittelchina: Nord-su-Gebiet, Mittel-su-Gebiet, Süd-su-Gebiet, Nord-huai-Gebiet, Süd-huai-Gebiet, Mittel-wan-Gebiet, O-yü-wan-Gebiet und Ost-Che-Gebiet; Südchina: Ost-Flußgebiet und Ch'iung-yai-Gebiet. Inklusive des Shen-Kan-Ning-Grenzgebietes gibt es 22 Regierungsämter, 90 Kommissarische Regierungsämter, 635 Kreisverwaltungsämter. Die KPCh hat in sämtlichen Befreiten Gebieten die volksdemokratische Politik durchgeführt, eine neue Ökonomie und Volkskultur aufgebaut. Das ermöglichte es den Befreiten Gebieten, trotz der Unterdrückung durch den mächtigen Feind, der Sperrung und Angriffe der KMT sich zu behaupten und sich von Tag zu Tag zu entwickeln.

ISC 007.22/3325

D 51: II. Über den Kriegsschauplatz

der Befreiten

Gebiete

— Ein Militärbericht des Widerstandskrieges des Genossen Cbu Te auf dem 7. Kongreß der KPCh - (25. April 1945) 1. Die Entstehung des Kriegsschauplatzes in den Befreiten Gebieten Es ist genau so, wie Genosse Mao Tse-tung berichtet: „Von Anfang an hat es im Widerstandskrieg Chinas zwei Fronten gegeben: die Front der KMT und die Front der Befreiten Gebiete" 2 3 2 . Das ist ein besonderes Merkmal des chinesischen Widerstandskrieges. Diese Kriegsschauplätze wurden von der 8. Armee, der Neuen 4. Armee sowie den Widerstandskolonnen Südchinas geschaffen, und sie haben sich die Pflicht, den Krieg selbständig zu führen, auferlegt. Die 8. Armee, die Neue 4. Armee sowie die Widerstandskolonnen Südchinas sind chinesische Volksarmeen; ihr Vorläufer ist eben die chinesische 232

Mao: AW. Bd. 3. Über die Koalitionsregierung, S. 253 (Peking 1969).

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Rote Armee. Als unsere Partei und Genosse Mao Tse-tung diese riesige Volksarmee aufbauten, haben sie bereits den Willen des Volkes repräsentiert, für sie die heilige Aufgabe festgelegt, dem Volk zu dienen, das Vaterland zu schützen; mit dem Kampfziel der Befreiung der Nation und des Volkes. Nach dem Zwischenfall von Mukden 2 3 3 ist diese riesige Volksarmee, mit schmerzendem Herzen und von äußerstem Haß erfüllt, begeistert gegen Japan, das unser heiliges Land verwüstet hat, aufgebrochen; nach jahrelangen Überlegungen, unter unzähligen Schwierigkeiten und Blutvergießen sowie durch den Langen Marsch ist versucht worden, das große Ziel, den Bürgerkrieg zu beenden und gemeinsam gegen Japan zu kämpfen, zu erreichen. Nachdem unsere Armee das Grenzgebiet von ShenKan-Ning erreicht hat, hat sie hinsichtlich des Widerstandskrieges gründliche Vorbereitungsarbeit geleistet: Das Zusammentreffen der 3 Heeresgruppen 234 , die friedliche Lösung des Sian-Zwischenfalls 235 , die Vorbereitung von Kadern und die Kontaktaufnahme mit den befreundeten Truppen im ganzen Land haben alle gute Erfolge gehabt. Als der Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke 2 3 6 stattfand, haben die Zentrale unserer Partei sowie die ganze Mannschaft dieser riesigen Volksarmee, sobald sie die Nachricht erhielten, am nächsten Tag den Appell herausgegeben, gefordert, sich in der bürgerlichen Revolutionsarmee reorganisieren zu lassen, an die Front zu marschieren, mit dem Feind zu kämpfen; kurz danach tauchte diese riesige Volksarmee an der vordersten Front des Widerstandskrieges auf. September 1937 ist die 8. Armee aufgrund der hervorragenden Strategie des Genossen Mao Tse-tung in das Hinterland des Feindes in Nordchina eingedrungen. Unsere 115. Division drang in die Gebiete von Chin-ch'a-yi ein, die 120. Division drang in die Gebiete von Nordwest-Chin (Shanhsi) ein, die 129. Division drang in die Gebiete von Südost-Chin ein. 1938 drang unsere Armee noch weiter ostwärts vor, ein Teil drang in die Ebene von Yi-lu-yü und Ch'i-lu ein; der andere Teil in die Ebene von Mittel-Yi, ein dritter Teil drang noch weiter bis Ost-Hopei vor und koordinierte sich mit Zweihunderttausend der Bevölkerung zum Großaufstand gegen die Japaner. Im Frühjahr 1938 folgte die Neue 4. Armee der 8. Armee auf dem Marsch an die Front, begab sich zum Hinterland des Feindes in

233

s. A n m . I V . 64.

234

G e m e i n t sind die 1., 2. und 4. Heeresgruppe, nach dem Langen Marsch in N o r d - S h e n h s i vereinigt.

235

G e m e i n t ist die Freilassung Chiang Kai-sheks im Sian-Zwischenfall. s. A n m . I V . 19.

236

s. A n m . I V . 65.

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Mittel-China und entfaltete an beiden Ufern des Langen Flusses den Partisanenkrieg gegen Japan. Im Winter des gleichen Jahres, als Kanton verlorenging, stand die Ost-Fluß-Kolonne am O r t gegen Japan auf. 1939, nachdem die Hai-nan-Insel verlorenging, hat die Bevölkerung dort unter der Führung unserer Partei Partisanengruppen organisiert, sich dem Widerstandskrieg zu widmen. Als die 8. Armee sich gerade in den Sattel schwang, hatte sie bereits am P'ing-hsing-Paß 2 3 7 die erste Vernichtungsschlacht des Widerstandskrieges gegen Japan durchgeführt. Nach dem Mukden-Zwischenfall haben die Genossen unserer Partei bereits in Peking, Tientsin, Nanking, Shanghai, Wuhan, Hongkong und Kanton — in all den großen Städten und auf dem weiten Land systematisch die Widerstandsbewegung gegen Japan durchgeführt und die Sympathie des größten Teils der Landsleute gewonnen. Obwohl während des Bürgerkrieges diese Arbeit einst äußerst erbarmungslosen Repressalien und der Zerstörung ausgesetzt war, hat unsere Partei, unter was für schwierigen Umständen auch immer, doch in vielen Orten den Samen des Widerstandskrieges ausgestreut, der tief ins Volk hineingedrungen war und zur festen potentiellen Kraft wurde. Die von unserer Partei geführte 9.-DezemberBewegung im Jahre 193 5 2 3 8 war gerade ein enormer Sprung des Widerstandskrieges der Untergrund-Macht unserer Partei. Nachdem Nord- und Mittel-China nacheinander vom Feind besetzt wurden, hat die Parteiorganisation dort mit allen Schichten der Bevölkerung am O r t gemeinsam bewaffnete Aufstände inszeniert, die sich im D o r f in Partisanenkriege umgestalteten, so daß der Partisanenwiderstandskrieg hinter der Front sich allgemein entwickelte. Eine Menge junge Intelligenz ist in unsere Armee eingetreten. Das Rückgrat bildeten junge Flüchtlinge aus Peking und Tientsin, in Shanhsi wurde die „Allianz für Opfer und Rettung des Vaterlandes" sowie das Himmelfahrtskommando 2 3 9 organisiert. Das Himmelfahrtskommando ist eine neue Armee aus der Provinz Shanshi; wir betrachteten sie wie Brüder und gaben ihnen aktive Unterstützung. In Mittel-Hopei wurde ein Sonderverband der Hui-Minderheiten 2 4 0 (Mohammedaner) ge237 238

s. A n m . I V . 59. Die 9. D e z e m b e r - B e w e g u n g — eine antijapanische Massen-Bewegung in Peking am 9. D e z e m b e r 1935. Die Parole „ E n d e mit dem Bürgerkrieg und gemeinsam gegen die äußeren F e i n d e " wurde verlangt. Die japanfreundliche Politik der K M T ist von der ganzen N a t i o n isoliert.

239

D i e antijapanischen Streitkräfte der Bevölkerung der Provinz Shanhsi oder die H i m m e l fahrtskommandos (wörtl. Todesabteilungen), die zu Beginn des Krieges aufgestellt worden waren und unter dem Einfluß und unter der Führung der K P standen, also die neuen Truppen im Gegensatz zu den alten Truppen des Shanhsi Militärmachthabers Y e n Hsi-shan.

240

Sonderverband der Hui-Minderheiten: Mohammedaner.

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bildet, die in die 8. Armee eintraten. Wir haben auch viele andere bewaffnete Widerstandskräfte tatkräftig unterstützt. Der Zusammenschluß der beiden Kategorien der Volksarmee: die örtlichen bewaffneten Kräfte und die 8. Armee und Neue 4. Armee bildeten die unbeugsame Widerstandskraft gegen die Japaner. So wurde die Kriegslage in Nord- und Mittel-China, die durch die Zerschlagung der KMT-Truppen in die Brüche ging, sofort durch die Kooperation unserer Partei mit der 8. und Neuen 4. Armee sowie dem Volk wiederhergestellt. Das Gebiet hinter dem Feind ist die vorderste Front des Widerstandskrieges geworden. So hatte der von der K P geführte Volkspartisanenkrieg hinter dem Feind die Stellungen eingenommen, nachdem sich die K M T auf Grund ihrer reinen Defensive zurückgezogen hatte. So wurden die finsteren weiten Besatzungsgebiete, die durch die K M T Regierung aufgegeben worden waren, schrittweise durch unsere Hand wieder zurückgewonnen und zum strahlenden weiten Befreiungsgebiet; das sind eben die 3 großen Befreiungsgebiete von Nord-, Süd- und MittelChina. Fall und Auferstehen eines Reiches geht jeden einzelnen an; was all die durch die K M T verlorenen Gebiete angeht, hat jeder Chinese die Pflicht, sie wieder zurückzuerobern; wir handeln genau danach. So hatten die Schlachtfelder in den Befreiten Gebieten schon während des Anfangsstadiums des Widerstandskrieges eine Menge an Truppenstärke des Feindes gebunden, den Umstand herbeigeführt, daß der Feind nicht mit aller Kraft nach Westen vordringen konnte, und später wurden sie sogar zum Hauptschlachtfeld gegen die Japaner. So sind die Schlachtfelder in den Befreiten Gebieten, die während des Widerstandskrieges eine wichtige und entscheidende strategische Stellung einnahmen, zu Zentren des Widerstandskrieges geworden. Einige Reaktionäre hegten die Illusion, durch Japan die 8. und Neue 4. Armee zu vernichten, doch diese schamlose Intrige, durch das Messer anderer uns töten zu lassen, ist restlos Bankrott gegangen. Das ist das Resultat, das durch die Volksarmee, den Volkskrieg sowie die hervorragende, den Feind bezwingende Strategie des Genossen Mao geschaffen worden ist. 2. Die 3 Epochen des Widerstandskrieges in den Befreiten Gebieten Von dem Sieg am P'ing-hsing-Paß im September 1937 bis zur „HundertRegimenter-Schlacht" 194 0 2 4 1 haben die 8. und die Neue 4. Armee in dieser 241

s. Anm. IV. 96.

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Epoche die feindliche Strafexpedition durch eine in Zangenbewegung geführte „Säuberungstaktik" im Anfangsstadium zerschlagen. Nach 1939 haben sie hintereinander die neue Taktik, die von dem feindlichen Häuptling Yamashita Hobun sowie dem Divisionsführer Kuwaki hervorgebrachten gleichzeitig angewendeten 3 Taktiken: „ B o y k o t t " , „Zerstückelung" und „Säuberung" zerschlagen. Diese ununterbrochenen Siege haben die Lage so verändert, daß wir in Nord- und Mittel-China die verschiedenen Befreiten Gebiete geschaffen haben. Die 8. Armee hat sich von -zig tausend zu 540000 Mann entwickelt und beinahe 4 0 0 0 0 0 0 0 der Bevölkerung befreit. Die Neue 4. Armee hat sich von 15000 zu 100000 Mann entwickelt und 13000000 an Bevölkerung befreit. Das ist die Schaffung und Gründungsepoche der Befreiten Gebiete im feindlichen Hinterland. Im Herbst 1940 hat die Gewalt der „Hundert-Regimenter-Schlachten" der 8. Armee den Feind geschockt; der Feind hat seinen Feldherrn ausgewechselt; Herr Okamura wurde Oberbefehlshaber der nordchinesischen Invasionstruppen, und es wurden offensive Maßnahmen gegen unsere Truppen ergriffen; die Errichtung der „Groß-ostasiatischen Neuordn u n g " 2 4 2 wurde hervorgehoben, und erneut die 1939 bereits aufgebrachte sogenannte „Basis der Etappenstation des Groß-Ostasienkrieges" — Nordchina wirklich unter Kontrolle zu bringen, als ihre neue Aggressionsaufgabe, um den Pazifischen Krieg vorzubereiten; deshalb konzentrierte er die Streitkräfte und trat gegen die Befreiten Gebiete Nordchinas zu einem militärischen, ökonomischen, kulturellen und Agenten-Gesamtangriff an. Die Form seiner „Säuberung" ist: „Festung, Einkreisung, Festnehmen, Angriffe, Säuberung, Blitzschläge und Zermalmung". W o der Feind anlangte, wurde verbrannt und massakriert, um ein menschenleeres Gebiet zu schaffen, damit die Existenzbedingungen für unsere Armee zerstört wurden. Der Feind wendet stets um hunderttausend Mann starke Streitkräfte an, die wiederholten „Säuberungsfeldzüge" durchzuführen, und jedes Mal zieht das sich über 3 bis 4 Monate hin; das ist eine äußerst ernste Lage gewesen. Gerade zu dieser Zeit war in Nordchina eine Hungersnot ausgebrochen, das Militär und die Zivilisten aßen Blätter und Wurzeln, die Lage hatte hierdurch an Ernsthaftigkeit noch mehr zugenommen. Unsere Armee hat sich mit dem Volk solidarisiert und einen heldenhaften hartnäckigen Kampf durchgefochten. Von dieser Zeit an bis 1942 ist die Bevölkerungszahl in den Befreiten Gebieten Nordchinas auf 2 5 0 0 0 0 0 0 zusammengeschrumpft, die 8. Armee hat sich auf 3 0 0 0 0 0 reduziert. Die Kampfhandlungen in den Befreiten Gebieten Mittel-Chinas kamen nächst 242

s. Anm. IV. 103.

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Nordchina, doch die Neue 4. Armee bewahrte ihre Tendenz in der Entwicklung, sie wurde auf 180000 Mann ausgedehnt und 20000000 an Bevölkerung wurden befreit. Durch diese Notzeiten sind unsere Armeen und die Befreiten Gebiete gestählt worden; die Zahl ist zwar verringert, doch die Qualität ist verstärkt worden. Die Kunst der „Säuberung" der Eindringlinge ist begrenzt, doch unsere Gegenmaßnahmen sind unerschöpflich. Wir haben uns in dieser Zeit noch enger mit dem Volk verbunden und haben deshalb eine Menge Fähigkeiten erlernt, wie man hartnäckig mit dem Feind kämpft und ihn besiegt. Die 8. und die Neue 4. Armee haben die Krise des Schlachtfeldes der Befreiten Gebiete überstanden. Ab Winter 1942 ist die Arbeit in den Befreiten Gebieten von Süd-, Mittel- und Ost-Hopei wiederhergestellt; all die Befreiten Gebiete N o r d chinas traten wieder in eine neue Epoche der Ausbreitung ein; das ist auch der Beginn der 3. Epoche des Widerstandskrieges in den Befreiten Gebieten. Der eingedrungene Feind versuchte seine von 1942 geübte erbarmungslose „Säuberung" weiter fortzuführen; unsere Truppen hingegen nahmen die Strategie auf: Der Feind stößt vor, wir stoßen auch vor und gehen hinter das feindliche Hinterland, neue Befreite Gebiete zu eröffnen, um den Vorstoß des Feindes zu zerschlagen. Diese Strategie hat sehr große Erfolge gehabt und ließ die Entwicklung der Befreiten Gebiete weit über die Aufzeichnungen der anfänglichen Kriegszeit hinausgehen. Anschließend wurde vom Grenzgebiet Shen-Kan-Ning der enormen Bewegung zur Korrektur des Arbeitsstils 243 sowie der großen Produktionsbewegung 2 4 4 der Anstoß gegeben; all die anderen Befreiten Gebiete stimmten sofort zu und traten in Aktion und ernteten dabei riesige Erfolge. Zur gleichen Zeit hat man sich überall nochmals in die Arbeit der Herabsetzung der Pacht und der Zinsen vertieft; der Enthusiasmus zum Widerstandskrieg des Volkes wurde dadurch noch mehr entfacht; die Errichtung der Koalitionsregierung nach dem Prinzip der Dreigliedrigkeit 245 , ein Machtorgan der Neuen Demokratie, hat dazu geführt, daß alle Befreiten Gebiete im Innern noch mehr zusammenhielten; militärisch hat durch die Stärkung der Hauptstreitkraft, durch die Vergrößerung der örtlichen Verbände sowie die allgemeine Entstehung von Milizen die Militärmacht aller Befreiten Gebiete enorm zugenommen. All dies hat die Konsolidierung und Stärkung des Befreiten Gebietes auf einen noch nie dagewesenen Stand gebracht. Zu Beginn der 1. Epoche ist die Beziehung zwischen den KMT-Truppen, die im Hinterland des Feindes zurückgeblieben sind, und der 8. und Neuen 243 244 245

s. Anm. IV. 54. s. Anm. IV. 229. Koalitionsregierung nach dem Prinzip des Drei-Drittel-Systems, s. Anm. IV. 94.

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4. Armee noch einigermaßen gut. Nach dem Verlust von Wuhan, durch die Ingangsetzung der antikommunistischen Politik des reaktionären Flügels der K M T , besonders nach der Verkündung des Programms der sogenannten Beschränkung der „Anderen Partei", „Anderen A r m e e " 2 4 6 von der K M T , was einen leidenschaftlichen Antikommunismus, Antivolk darstellt, die mit den Japanern gemeinsam die Befreiten Gebiete in die Zangen nahmen und somit ist sie ( K M T ) zu aktiven Zerstörern des Schlachtfeldes der Befreiten Gebiete geworden. In der 2. Epoche konnte die Zweihundert tausend-KMT-Armee, die sich im Hinterland des Feindes aufhielt, durch die Folgen ihrer gegen das Volk eingenommenen Haltung die „Säuberungsfeldzüge" des Feindes nicht mehr durchhalten und zerfiel 1941 in dem Chung-t'iao-Gebirge. 1942 brach sie auch in dem Gebiet zwischen Chechiang und Chianghsi zusammen, und 1943 wiederum brach sie in Shantung zusammen; das ist ein Beweis dafür, daß, was auch eine Armee sein mag, falls sie gegen das Volk ist, sie hinter dem Feind nicht auf festem Fuß stehen kann. Seit 1941 haben die KMT-Truppen hinter dem Feind begonnen, in großem Maße zu kapitulieren. Bis zur 3. Epoche, nachdem P'ang Ping-hsün und Sun Tien-ying sich dem Feind ergeben hatten, betrugen die übergelaufenen KMT-Truppen nahezu fünfhunderttausend Mann und sechzig bis siebzig Offiziere; sie haben somit die Marionetten-Truppen vergrößert und dem Feind geholfen, verstärkt den Säuberungsfeldzug gegen die Befreiten Gebiete durchzuführen. 3. Glorreiche Opfer und herrliche Erfolge Genossen! Ich habe vorn bereits über das Entstehen des Schlachtfeldes in den Befreiten Gebieten sowie über die einzelnen Epochen des Krieges gesprochen. Es ist klar, daß in diesem langanhaltenden Verlauf des Krieges die von der 8. Armee, der Neuen 4. Armee, den Widerstandskolonnen Südchinas, der Bevölkerung jedes Befreiten Gebietes sowie den Mitgliedern unserer Partei erlittenen N ö t e und Opfer weder in Wort noch Schrift aufzuzählen sind. Ich werde hier nicht viel darüber berichten, doch ich muß Euch hier von einigen zusammenfassenden Zahlen berichten, um klarzustellen, was das chinesische Volk durch diesen erbarmungslosen Kampf und durch dieses Opfer bekommen hat. Die 8., Neue 4. Armee und die Widerstandskolonnen Südchinas haben während der siebeneinhalb Jahre vom Sept. 1937 bis März 1945 (über die Widerstandskolonnen Südchinas fehlen die Zahlen vor 1943) in großen und 246

s. A n m . IV. 140.

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kleinen Gefechten, insgesamt 115000, gegen den Feind gefochten, dabei 9 6 0 0 0 Feinde und seine Söldner vernichtet, 2 8 0 0 0 0 gefangengenommen, und mehr als 100000 sind zu uns übergelaufen; der Feind und seine Söldner haben insgesamt 1360000 Mann Verluste zu verzeichnen. Die Hauptbeute unserer Armee: 1028 Kanonen, ungefähr 7 7 0 0 M G s , 430000 Infanterie- und Kavalleriegewehre, 3 4 0 0 0 Blockhäuser zerstört, 11000 Stützpunkte eingenommen. 1944, bevor die Schlachten in der Mittel-Ebene begonnen hatten (wie ich bereits im 1. Teil meines Berichtes gesagt habe), widerstanden die 8. Armee, die Neue 4. Armee und die Widerstandskolonnen Südchinas 6 4 % der in China eingedrungenen japanischen Armee und 9 5 % von deren Söldnertruppen. Auch bis heute werden von den 40 Divisionen in einer Stärke von 580000 Mann an japanischen Eindringlingen (außer Mandschurei) immer noch 22 V2 Divisionen von der 8. und Neuen 4. Armee sowie den Widerstandskolonnen Südchinas bekämpft; das sind 320000 Mann, und das macht 5 6 % aus, und die Söldnertruppen haben sich überhaupt nicht geändert. Daß der Feind seine starken Streitkräfte in Nord- und Mittelchina stationiert hat, verdeutlicht die Situation, mit der Zeit sogar zunehmend, daß die 8. und Neue 4. Armee sowie die Widerstandskolonnen Südchinas die äußerst schwierige Pflicht des Widerstandskrieges auf sich genommen haben. Solche ausgezeichneten Erfolge des Volkskrieges gegen Japan kann man sogar aus der Reflexion des Feindes betrachten, zum Beispiel aus der Veröffentlichung des Hauptquartiers der feindlichen Invasionstruppen in Nordchina im Juni 1943: „Von Januar bis Mai dieses Jahres haben wir mit den kommunistischen Streitkräften 5 520 Gefechte gehabt, ihre Streitmacht war 567420 Mann s t a r k . " 2 4 7 Ferner hat die Kommandostelle der feindlichen Invasionstruppen in Nordchina in einem zusammenfassenden Bericht für das Jahr 1943, d. i. Showa 18. Jahr, gesagt: „ D e r größte Teil des Feindes ist die kommunistische Armee, die anders ist als Chiangs Truppen. Dieses Jahr waren 15000 Gefechte zu verzeichnen, darunter waren 7 5 % mit den Kommunisten. Die 2 0 0 0 0 gegnerischen Truppen, die in die Gefechte verwickelt waren, betragen mehr als die Hälfte der kommunistischen Truppen. Unter den von uns gesammelten zurückgebliebenen 199000 Leichen des Feindes stammt auch die Hälfte von den kommunistischen Truppen. Doch im Vergleich damit haben wir unter den von uns gefangengenommenen 74000 Gefangenen nur 15% kommunistische Truppen. In 247

Zizat aus der Veröffentlichung des Hauptquartiers der japanischen Invasionstruppen in Nord-China, Juni 1943.

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dieser Hinsicht haben die Chungking-Truppen ihre Schwäche entblößt, hat sich gleichzeitig auch der begeisterte Kampfwillen der kommunistischen Soldaten ausgedrückt . . . deshalb hat die Aufgabe der in Nordchina befindlichen Kaiserlichen Armee an Wichtigkeit noch zugenommen. N u r der Vernichtungskampf gegen die kommunistische Armee, die die tödliche Wunde Nordchinas ist, ist die wichtige Aufgabe von heute an für die Armee in N o r d c h i n a . " 2 4 8 Die Erfolge auf dem Schlachtfeld der Befreiten Gebiete sind genau die Erfolge des totalen Volkskrieges, ist das etwa noch nicht klar? Der äußerst heldenhafte Widerstand der 8. und Neuen 4. Armee sowie der Widerstandskolonnen Südchinas, ihre außerordentliche Standhaftigkeit hinsichtlich ihrer erlittenen Nöte, ihre äußerst erbarmungslosen Opfer repräsentieren wahrhaftig die höchst edle Natur der chinesischen Nation, haben die heldenhafteste unvergängliche Epoche des Widerstandskrieges der chinesischen Nation geschrieben, ist das etwa noch nicht klar? Das chinesische Volk hat das obengenannte riesige Opfer bezahlt und den folgenden Gegenpreis bekommen, das heißt, in Nord-, Mittel- und Südchina sind überall in 19 Provinzen Befreite Gebiete geschaffen und 9 5 5 0 0 0 0 0 der Bevölkerung befreit worden. Insgesamt zählt die 8. und Neue 4. Armee sowie die Widerstandskolonnen Südchinas 910000 an regulärer Armee und 2 2 5 0 0 0 0 an Milizen. Diese Zahl drückt deutlich die große Entwicklung des Schlachtfeldes in den Befreiten Gebieten des Volkskrieges aus, die deutlich eine dem Zerfall des KMT-Schlachtfeldes entgegengesetzte Form annimmt. Diese Macht der Befreiten Gebiete gehört der Macht des gesamten chinesischen Volkes, gerade durch das Vorhandensein dieser Macht erhält das chinesische Volk die Hoffnung auf den Sieg und die leuchtende Hoffnung auf die Demokratie. 4. Die Erfahrungen des Widerstandskrieges in den Befreiten Gebieten Wenn man danach fragt, wieso können die 8. Armee, die Neue 4. Armee sowie die Widerstandskolonnen Südchinas, wo sie doch Mangel an Waffen haben, besonders Mangel an modernen Waffen, außerdem keine fremde Unterstützung haben, bei den erbarmungslosen Schlachten in den Befreiten Gebieten, ja sogar unter den doppelten Attacken von Seiten der reaktionären Clique der K M T (und des Feindes) leiden, sogar täglich stärker werden? So hat ein Teil des Berichtes über den „Volkskrieg" 2 4 9 von dem

248

Zusammenfassender Bericht für das J a h r 1943 (Showa 18. Jahr) der Kommandostellen der japanischen Invasionstruppen in N o r d - C h i n a .

249

M a o : A W . B d . 3. (Peking), Ü b e r die Koalitionsregierung, S. 2 4 9 . D e r Volkskrieg.

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Genossen Mao Tse-tung diese Frage beantwortet. Ich werde hier nur ein wenig über die Erfahrungen sprechen. Wo liegt die Generalerfahrung? Um es einfach und auch gleich klar zu sagen, es wurden eben in den Befreiten Gebieten durch die Führung unserer Partei, gestützt auf den Kurs des Volkskrieges vom Genossen Mao Tse-tung, die revolutionären Drei-Volksprinzipien 250 des Dr. Sun Yatsen realisiert, die Politik der Neuen Demokratie 251 praktiziert; deshalb wurden die totale Mobilmachung des ganzen Volkes in den Befreiten Gebieten realisiert, die demokratische Koalitionsregierung in den Befreiten Gebieten realisiert, die umfangreiche Solidarität aller Klassen in den Befreiten Gebieten realisiert, und deswegen ist auch die monolithische Führung des Widerstandskrieges realisiert worden. Falls das nicht da ist, wird es auch keinen totalen Volkskrieg in den Befreiten Gebieten geben, ohne diesen Volkskrieg kann es auch all das nicht geben. Politisch hat man mittels demokratischer Reformen und Reformen des Volkswohls das gesamte Volk mobilisiert und konsolidiert und damit die nationale Solidarität realisiert, den Willen von Millionen des Volkes zu einem einzigen Willen zusammengeschmolzen — Haß gegen den Feind zu hegen, und damit schuf man die reale Basis des Volkskrieges. Ohne die Reformen der Demokratie und des Volkswohls kann es keinen Volkskrieg geben; das hat sich in den Herrschaftsgebieten der KMT erwiesen. Und die Befreiten Gebiete haben das Gegenteil bewiesen: Durch die Reformen der Demokratie und des Volkswohls kann man sicher den Volkskrieg praktizieren. Auf diese Weise hat man die Aktivität zum Widerstandskrieg und das Selbstbewußtsein des Volkes in den Befreiten Gebieten auf das höchste Maß entfaltet; auch durch die noch nie dagewesene erbarmungslose 3-All-Politik des Feindes, „alles töten", „alles verbrennen" und „alles plündern", ist der Wille zum Kampf dennoch nicht gebrochen. Auf diese Weise hat man die Solidarität der Armee mit dem Volk sowie der Soldaten mit den Offizieren auf das höchste Maß entfaltet und ferner die Bewegungen: Unterstützung der Regierung und Liebe zum Volk 2 5 2 sowie Unterstützung der Armee und Begünstigung des Widerstandskämpfers 253 zum Allgemeingut gemacht; wie der Feind uns nun von außen 250 251 252 253

s. Anm. IV. 68. s. Anm. IV. 189. s. Anm. IV. 207. Eine vereinfachte Form für die Losung „Unterstützung der Armee und Vorzugsbehandlung der Familien der Widerstandskämpfer", was eine Losung der Parteiorganisationen, Machtorgane, Massenorganisationen und Volksmassen in den Befreiten Gebieten war.

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angreifen mag oder uns von innen durch Agenten zu entzweien versucht, er kann uns weder zerschlagen noch entzweien. Auf diese Weise wurde politisch geeinigt, militärisch geeinigt sowie Politik und Militär geeinigt und der feindliche „General-Krieg" zerschlagen. Auf diese Weise kann man unter schwierigen Bedingungen die Politik der Truppenqualifikation und der Verwaltungsvereinfachung 254 durchführen, die Kampfeinheiten verstärken, um den Einkreisungen und Angriffen des Feindes zu begegnen; jede Organisation ist fähig, falls das Stützpunktgebiet sich in verändertem Zustand befindet, kontinuierlich mit dem Volk gemeinsam im Kampf auszuharren und ihn zu führen. Auf diese Weise kann man mit tiefgreifender Politarbeit die Kampfmoral des Feindes ins Wanken bringen und seine Söldner zersetzen und für uns gewinnen. Wir wissen alle, daß die japanischen Gefangenen äußerst hartnäckig sind, wir wissen alle nicht, was wir mit ihnen anfangen sollen. Doch haben wir diesbezüglich sehr gute Arbeit geleistet. Wir bedanken uns besonders bei dem japanischen Volksführer, dem Genossen Okano 255 , der die Allianz der japanischen Volksbefreiung 256 führt, und bei dem Bündnis der Selbständigen Bewegung Koreas 257 ; sie arbeiteten im edlen Geist des Internationalismus und haben uns diesbezüglich große, wertvolle Hilfe geleistet. Auf diese Weis kann man wirkungsvoll durch Untergrundarbeit die breiten Massen des Besatzungsgebietes, die nationales Bewußtsein haben, für uns gewinnen und die Politik des Feindes: sich „selbstzustellen" und sich „selbstzuerneuern" 258 zum Scheitern bringen. Was die Ökonomie angeht, die die Basis für Politik, Militär und Kultur ist, wird die sogenannte Reform des Volkswohls vorerst und hauptsächlich unter Herabsetzung der Pacht und der Zinsen durchgeführt; anderseits wird wiederum garantiert, Pacht und Zinsen einzutreiben; das ist für die 80% —90% Bauern in den Befreiten Gebieten ein Garant für die ökonomische Basis, im Widerstandskrieg auszuharren. Auf diese Weise hat man die Agrarproduktion aktiv entfaltet; auch wenn der Feind kontinuierlich „Säuberungen" durchführt, wird die Produktion 254 255

256 257 258

s. Anm. IV. 213. Okano (Pseudonym für Nosaka) leitet die Arbeit mit den japanischen Kriegsgefangenen in Yenan. Die Allianz der japanischen Volksbefreiung, s. Anm. IV. 193. Bündnis der Unabhängigkeits-Bewegung Koreas. Selbststellen und selbsterneuern: Politik der Japaner mit der Aufforderung an die Bevölkerung des Besatzungsgebietes, sich selbst zu stellen, falls sie in die Partisanentrupps eingetreten war, und sich zu erneuern, das heißt, sich für die Besatzer verdienstlich zu machen, um die Schuld wettzumachen.

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dennoch nicht unterbrochen; anderseits ist dadurch zwischen den Bauern und Grundbesitzern eine zuversichtliche Solidarität hergestellt worden. Auf diese Weise kann man erst die Bauern entfalten, Arbeitsaustauschbrigaden der gegenseitigen Hilfe 2 5 9 organisieren, der Bewegung der Massenproduktion in den Befreiten Gebieten zur Begeisterung verhelfen; war die Produktionskapazität gestiegen, wurde nicht nur die Agrarproduktion entwickelt (das ist die ökonomische Basis im gegenwärtigen Stadium in allen Befreiten Gebieten), sondern wurden auch die Familien- und Handwerksbetriebe entwickelt, und man schreitet auf das Ziel der Autarkie und des Wohlstandes zu. Auf diese Weise können die staatlichen Unternehmungen und die Unternehmungen der Industrie und des Handels erst richtig die Kooperation des Volkes erhalten, und auch dadurch bestand wirklich die Basis für die Entwicklung. Auf diese Weise ist die gemeinsame Produktion von Armee und Volk entstanden, ferner wurde das mit der Politik der Truppenqualifikation und der Verwaltungsvereinfachung koordiniert; durch die Produktivität und durch Sparmaßnahmen der Armee ist die Last des Volkes vermindert worden, ist Volks- und Materialkraft eingespart worden, um den langanhaltenden Krieg durchzustehen; die Verschwendung ist eingeschränkt worden, damit das Volk Gelegenheit zum Verschnaufen erhält und Materialien aufspeichert. Auf diese Weise kann in allen Befreiten Gebieten wirtschaftlich gegenseitig ausgeglichen, die Bevölkerung bei Katastrophen unterstützt und ein paar Millionen Menschen am Leben erhalten und somit das Ziel erreicht werden, im Kampf auszuharren. Was das Militärische angeht, ist das auch eine Sache, die in engen Beziehungen zur Politik und Wirtschaft steht. Das Wesen des Volkskrieges ist eben der von der Masse geführte Krieg, und erst, wenn all das, was an oben genannten politischen und wirtschaftlichen Bedingungen vorhanden ist, kann ein solcher Volkskrieg durchgeführt werden. „Uber den langanhaltenden Krieg" vom Genossen Mao Tse-tung ist uns gesagt worden: „Wird das ganze Volk mobilisiert, dann wird es mit dem Gegner nicht gut gehen, er wird in den Strudel des Unglücks gestürzt werden; dann werden 259

„Arbeitsaustauschbrigade": Arbeitsorganisation für kollektive gegenseitige Hilfe in der landwirtschaftlichen Produktion im Grenzgebiet Shenhsi-Kansu-Ninghsia. „Arbeitsaustausch" war eine Methode, bei der die Bauern untereinander den Einsatz ihrer Arbeitskräfte regulierten. Die Bauern, die den „Arbeitsaustauschbrigaden" beitreten, stellen diesen ihre Arbeitskräfte oder ihr Arbeitsvieh zur Verfügung, um die Felder der einzelnen Gruppenmitglieder nacheinander kollektiv zu bestellen.

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auch die Bedingungen geschaffen sein, um unsere Lücken auf dem Gebiet der Bewaffnung usw. aufzufüllen, werden die Voraussetzungen geschaffen sein, um alle Schwierigkeiten des Krieges zu überwinden." 2 6 0 Das ist der Ausgangspunkt der von der 8. Armee, der Neuen 4. Armee und den Widerstandskolonnen Südchinas auf den Schlachtfeldern der Befreiten Gebiete praktizierten Strategie und Taktik, und es ist hierdurch das gesamte Konzept der Strategie und Taktik des Volkswiderstandskrieges auf den Schlachtfeldern der Befreiten Gebiete geschaffen worden. Die Besonderheit eines solchen Volkskrieges ist nicht nur die politische und wirtschaftliche Unterstützung des Volkes, sondern auch die Unterstützung bei den militärischen Kampfhandlungen. Ein solcher Krieg kann nicht einseitig von der Armee geführt werden, sondern er muß gemeinsam mit den breiten Massen elastisch koordiniert durchgeführt werden. Ein solcher Krieg ist von den Hauptstreitkräften koordiniert mit den örtlichen Kräften, ist von den regulären Truppen mit Partisanen, Milizen und zivilen Selbstschutzgarden koordiniert zu führen. Auf diese Weise kann man den Kampf auf der inneren Kampflinie und äußeren Kampflinie elastisch führen, um den Feind zu schlagen. Auf diese Weise kann man der Einkreisung des Feindes mit einer Gegen-Einkreisung, der „Säuberung" des Feindes mit einer Gegen-„Säuberung", der „Salamitaktik" des Feindes mit einer Gegen-„Salamitaktik", der Blockade des Feindes mit einer Gegen-Blockade begegnen. Auf diese Weise kann man die Initiative sowohl in der Strategie als auch in der Taktik gegen den Feind erringen, die Passivität abschütteln, im Gegenteil, den Feind in Passivität versetzen. Auf diese Weise kann man durch vor- und rückwärtiges Bohren und Stechen die feindlichen „kreuz und queren Blitzschläge" zerschlagen, sich im verborgenen verstreut elastisch verschieben, die wunden Punkte des Feindes suchen, um die Einkreisungen und Einbrüche des Feindes zu zerschlagen. Auf diese Weise kann man mit unseren konzentrierten Kräften den zerstreuten Feind vernichten, mit unseren zerstreuten Kräften den konzentrierten Feind angreifen. Auf diese Weise kann man mit der großen Zerstörungskraft der Armee und des Volkes die Blockade und Zerstückelung des Feindes zunichte machen, mit dem Minenkrieg der Milizen und zerstreuten Truppeneinheiten das Aufstöbern und Durchkämmen des Feindes zunichte machen. 260

Mao: A W . Bd. 2. Über 'den langdauernden Krieg, S. 194, Politische Mobilisierung im Krieg gegen die japanischen Eindringlinge (Ostberlin).

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Auf diese Weise kann man mit koordiniertem Einsatz von mehreren Orten die befreundeten Nachbargebiete unterstützen, die einkreisende „Säuberung" des Feindes zerschlagen, im Partisanenkrieg auf der Ebene ausharren, um die bergigen Gegenden zu unterstützen, und (umgekehrt) im Partisanenkrieg in den bergigen Gegenden ausharren, der Ebene beizustehen. Auf diese Weise kann man initiativ, elastisch sich verschieben, um den siegreichen Gegenangriff rechtzeitig vorzubereiten; die örtlichen Kräfte beharren auf ihren Plätzen, um im Ort den Partisanenkrieg auszutragen, den Feind in Kämpfe zu verwickeln, zu ermatten und abzunutzen. Auf diese Weise können die Kampfmethoden der bewaffneten Arbeitskolonnen geschaffen werden, die als scharfe Waffen die Arbeit in den feindlichen Besatzungsgebieten eröffnen und wieder in Gang bringen. Der Feind bringt die „Säuberung" in unsere Stützpunktgebiete, und unsere bewaffneten Arbeitskolonnen tragen alle Kampfarten des Widerstandskrieges in die Bollwerke des Feindes hinein, um sein Herz und Gedärm in Unruhe zu versetzen, und schaffen die Methode, den bewaffneten und unbewaffneten Kampf miteinander zu verbinden. Was den (in der Schrift) „Uber den langanhaltenden Krieg" von dem Genossen Mao Tse-tung erwähnten verzahnten Kampf angeht, so ist er auf den Schlachtfeldern der Befreiten Gebiete in den 8 Jahren konzentriert gezeigt worden. Die 3 Dinge: Volksarmee, Volkskrieg und Volksstrategie und Taktik sind eine Einheit; aus dieser Trinität ist das Schlachtfeld der Befreiten Gebiete geschaffen worden, sie ist auch die Besonderheit der Kriegsführung auf den Schlachtfeldern der Befreiten Gebiete. All das, was oben gesagt worden ist, sind unsere errungenen Erfahrungen des in den Befreiten Gebieten unter der Führung der KPCh und des Genossen Mao Tse-tung durchgeführten Volkswiderstandskrieges gegen Japan; sie sind als Produkte aus der korrekten Politik der KPCh sowie des Genossen Mao Tse-tung und aus dem Volkswiderstandskrieg gegen Japan entstanden. Falls wir uns von der Politik des Genossen Mao Tse-tung entfernen, falls wir uns von den Volksmassen entfernen, kann all das, was oben genannt ist, angesichts des mächtigen Feindes unmöglich existieren. Wir hätten dann den Feind nicht zerdrücken können, sondern würden schon längst vom Feind zerdrückt worden sein.

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(Der Aufbau der Volksarmee 261 15. Jan. 1946 Nanking) III. Die Militär-Linie des Widerstandskrieges des chinesischen Volkes 1. Das Prinzip des Armee-Aufbaus Wir sind völlig einverstanden mit den vom Genossen Mao Tse-tung zum Teil in „Volkskrieg" und „Volksarmee" erhobenen und gelösten Problemen des Armee-Aufbaus in seinem Bericht an die Zentrale der KPCh. Hier werden wir nur einfach über die Grundsätze des Armee-Aufbaus sprechen. Um den Grundsatz des Armee-Aufbaus zu erörtern, mochte ich die zwei verschiedenen Grundsätze des Armee-Aufbaus in der gegenwärtigen Realität Chinas in Gegenüberstellung erörtern. Wer sind die Tausende und Abertausende Truppen, Tausende und Abertausende Menschen mit Gewehren? Sie sind das Volk; der größte Teil von ihnen gehört zu den Bauern, doch gibt es, seit eh und je, zwei Arten von Militär. Die eine besteht darin, das Volk zu organisieren, es zu bewaffnen, es auszubilden, um das Interesse des Volkes zu schützen, dem Volk zu dienen. Die andere besteht darin, genauso das Volk zu organisieren, es zu bewaffnen, es auszubilden, doch das Ziel ist es, die Interessen der Minderheiten von Großgrundbesitzern, Kompradoren und Bankiers zu schützen, das Volk zu unterdrücken, es auszubeuten und es zu versklaven. Keine der beiden Truppenarten gehört nicht zum Staat, doch es gibt zweierlei von Staaten, beim einen gehört die Souveränität dem Volk, den Arbeitern, Bauern, der Kleinbourgeoisie, dem freien Bürgertum, der aufgeklärten Gentry und anderen patriotischen Elementen des neuen demokratischen Staates: während beim anderen Großgrundbesitzer und Großkapitalismus diktieren und er ein feudalistischer, faschistischer antivölkischer Staat ist. Die Volksarmee gehört zu den Truppen des neuen demokratischen Staates, die Armee der Großgrundbesitzer, Kompradoren und Bankiers gehört zu dem von Großgrundbesitzern und Kapitalisten diktierten „Staat". Weil die Volksarmee mit dem Volk eins ist, kann sie wirkungsvoll ihr Vaterland nach außen schützen, nach innen die demokratischen Rechte und Freiheiten 261

„Der A u f b a u der Volksarmee" — gehört zu dem Aufsatz „ U b e r den Kriegsschauplatz der Befreiten Gebiete" von Chu Te, der im September 1945 von der Hsin-hua-Presse herausgegeben worden war. Doch die hierin untergliederten 4 Kapitel: „Wie man die Soldaten betreut. W i e führt man die Armee. Wie bildet man die Truppen aus. W i e setzt man die Truppen ein" wurden in die „Militärischen Schriften" Mao Tse-tungs aufgenommen, die im N o v . 1968 vom Informationsbüro des Verteidigungsministeriums in Taipei herausgegeben worden sind.

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des Volkes schützen. Die Armee der Großgrundbesitzer und Kapitalisten kann, da sie vom Volk getrennt ist, im Hinblick auf den Schutz des Vaterlandes nichts anderes als eine unfähige, unstabile, defätistische, ja sogar verräterische (wie die Marionettenarmee) Armee sein, in bezug auf die Demokratie und Freiheit des Volkes wirkt sie zerstörerisch und unterdrückend. Der innere Aufbau der Volksarmee ist demokratisch, Offiziere und Mannschaften sind gleichgestellt, denn Volk und Armee sind einheitlich, deshalb kann sie das System der Militärmachthaber gänzlich hinwegfegen. Bei der Armee der Großgrundbesitzer und Kapitalisten muß man mit Unterdrückung und der Methode von Lug und Trug den inneren Aufbau aufrechterhalten; anders wird es nicht gelingen, zustande zu bringen, daß Offiziere und Mannschaften, die zum größten Teil aus dem Volk kommen, gegen das Volk handeln; was das Volk (außerhalb der Armee) betrifft, muß es selbstverständlich unterdrückt 2 6 2 werden, falls es nicht so wäre, dann würde sie auch kein Instrument der Großgrundbesitzer und Kapitalisten für die Unterdrückung, Ausbeutung und Versklavung des Volkes sein. Deshalb muß die Armee der Großgrundbesitzer und Kapitalisten nicht nur das System der Militärmachthaber aufrechterhalten, sondern sie muß dieses System weiterentwickeln, ja geradezu das noch barbarischere, noch schamlosere faschistische System bei der Führung der Armee anwenden. Die reaktionäre herrschende Clique 2 6 3 der K M T richtet ihre Anstrengungen gegenwärtig gerade auf diese Arbeit. Zu welcher dieser beiden Arten von Armeen gehören nun die 8. Route Armee, die N e u e 4. Armee und das Widerstandsregiment in Südchina? Unsere 8. Route Armee, die Neue 4. Armee und das Widerstandsregiment in Südchina gehören zur ersten Art von Armee; diese Art Armee ist in der chinesischen Geschichte ein Präzedenzfall; daß wir Kommunisten eine solche Volksarmee aufbauen konnten, darauf dürfen wir stolz sein. Von dem Kampf unserer 8. Route Armee und der Neuen 4. Armee, d. h. seit dem Aufbau der Roten Armee während der Etappe des Bürgerkrieges, waren unter der Leitung des Genossen Mao Tse-tungs bereits schon die nationalen 2 6 4 , völkischen und demokratischen Besonderheiten vorhanden. Sie (d. h. die Armee) ist national 2 6 5 , weil sie stets den Standpunkt gegen den fremden Aggressor vertritt, die höchste Begeisterung, zum Schutz des Vaterlandes ein souveränes China aufzubauen, besitzt. Sie ist völkisch, 262

Ya-ching = Ya-p'o.

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T'ung-chao = t'ung-chih.

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Shang-min-hsin-te = liao-min-chu-te.

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Min-chu-te = min-tsu-te.

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weil sie aus dem Volk stammt, stets für die Befreiung des Volkes und für seine Interessen kämpft. Sie ist demokratisch, weil sie eine Einheit von Volk und Militär, eine Gleichheit von Soldat und Offizier bildet, das Militärmachthabersystem gänzlich wegfegt und ein Instrument schafft, das für das Volk und das demokratische System kämpft. Ihre Kampfkraft, ihre U n besiegbarkeit liegen eben darin, daß sie diese 3 Besonderheiten besitzt; diese 3 Besonderheiten haben sich während des Widerstandskrieges durch die konkrete Politik und Führung des Genossen Mao Tse-tung erneut weiterentwickelt; deshalb hat sie in den blutigen Schlachten zum Schutz des Vaterlandes eine so große Macht und so große Erfolge geschaffen. Diese 3 Besonderheiten der 8. Route Armee und der Neuen 4. Armee sind faktisch auch die 3 Prinzipien des Armee-Aufbaus, und schließlich und endlich führen sie zu dem Hauptprinzip, d . h . von dem Volk aus dem Volk zu dienen. Weil sie eine Armee ist, die dem Volk dient, ist sie eine Armee des Volkes; deshalb wurde besonders der Schutz des Vaterlandes als ihre heilige Aufgabe betrachtet; infolgedessen wurde auch die Demokratie in der Armee besonders entfaltet; so eine Volksarmee ist die Armee des wirklichen demokratischen Staates, sie besitzt den höchsten Grad an politischem Bewußtsein und ist eine wirklich schlagkräftige Armee. Ohne Frage ist der Weg, den die 8. Route und die Neue 4. Armee beschreiten, der Weg, den alle chinesischen Armeen eigentlich beschreiten sollten; er ist das Muster, nach dem sich alle chinesischen Armeen reformieren sollten. Das ist die glanzvolle Route der chinesischen Armee; auf dieser Route voranschreiten bedeutet das Heil für die Nation. Wenn das chinesische Volk keinen Wert auf den Sieg im Widerstandskrieg und auf die demokratische Befreiung legt, dann basta! Falls es den Sieg im Widerstandskrieg und die demokratische Befreiung haben will, so muß es sich anstrengen, Truppen wie die 8. Route Armee und die Neue 4. Armee zu organisieren und zu vergrößern. Wenn man umgekehrt die Absicht hegt, die 8. Route Armee und die Neue 4. Armee zu schwächen, so ist das, als ob man selbst die Lange Mauer zerstört 2 6 6 , den Widerstandskrieg auf jeden Fall sabotiert, die Nation gefährdet und sich selbst zum Handlanger Japans macht. Das chinesische Volk wird das nie zulassen. Wir wünschen, daß alle chinesischen Armeen in eine glorreiche Richtung schreiten, die eigenen Soldaten sich zur Volksarmee reformieren und nicht mehr zu irgendeinem privaten, volksunterdrückenden Instrument werden, so wie der Genosse Mao Tse-tung in seinem Bericht sagt: „Alle patriotisch 266

Lange Mauer in symbolischem Sinn als Rückgrat des Staates. Zitat von Tan T a o - c h i : „Sie zerstört ihre lange M a u e r " . (Nan-shih).

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gesinnten, ehrlichen Offiziere der KMT-Truppen sollen sich dafür einsetzen, den Geist Dr. Sun Yatsens zu neuem Leben zu erwecken und ihre Truppen umzugestalten" 267 ; das ist unser aufrichtigster Wunsch an die befreundete KMT-Armee. Oben wurde das Hauptprinzip des Armee-Aufbaus erörtert. Unten werde ich auf einige konkrete Fragen über unseren Armee-Aufbau eingehen. 2. Die Frage des Wehrdienstes Da es zwei verschiedene Armeen gibt, gibt es infolgedessen zwei verschiedene Wehrdienstsysteme. In die Volksarmee sind sowohl die Soldaten als auch die Offiziere alle freiwillig eingetreten. Es ist egal, ob es sich um den gegenwärtig praktizierten freiwilligen Wehrdienst der 8. Route Armee und der Neuen 4. Armee handelt oder um das zukünftige Truppen-Rekrutierungssystem der neuen demokratischen Koalitionsregierung; sie beruhen alle auf der Grundlage des freien Willens, auf der Grundlage der Uberzeugung. Das Rekrutierungssystem der Armee der Großgrundbesitzer und Kapitalisten muß zwangsmäßig sein; ohne Zwang wird wohl niemand einen derartigen Militärdienst leisten, der gegenwärtige Wehrdienst der K M T ist eben dieses Zwangsrekrutierungssystem. Das Zwangsrekrutierungssystem der K M T ist gegenwärtig zu einem der dunkelsten Systeme entwickelt worden. Die dortige Methode, „Soldaten zu rekrutieren", ist Kauf, Einfangen, Erkaufen; in den von der K M T beherrschten Gebieten sind die rekrutierenden Personen habgierig und korrupt; nur auf das Menschenleben beschränkt, erleben die Rekruten eine unmenschliche Behandlung, Fesselung, Hunger und Frost, Einkerkerung, Züchtigung; sogar bei den Bedürfnissen haben sie keine Freiheit; die Todesziffer ist enorm; manche sind als Banditen zerstreut; nur 2 0 % können in die Truppeneinheiten gelangen. Der in unserer 8. Route Armee und der Neuen 4. Armee praktizierte ist der freiwillige Wehrdienst. Die in diese Armeen Eintretenden sind alle wegen Widerstandes gegen Japan und Rettung des Vaterlandes, wegen der Realisierung der neuen Demokratie, d. h. der Neuen 3 Volksprinzipien des neuen Chinas, freiwillig eingetreten; ein Teil von ihnen ist Mitglied der KPCh; doch den Löwenanteil stellen keine Mitglieder der KPCh; durch die enge Verbundenheit der 8. Route Armee und der Neuen 4. Armee mit dem Volk erschöpfen sich ihre Rekrutierungsmöglichkeiten nie. Später, wenn die Koalitionsregierung und die Einheitskommando-Abteilung errichtet 267

Mao: AW. Bd. 3. Uber die Koalitionsregierung, S. 290. Zitat aus dem politischen Bericht von Mao Tse-tung auf dem VII. Parteitag der KPCh.

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werden, wird wahrscheinlich das Truppenrekrutierungssystem eingeführt; dieses Rekrutierungssystem wird von dem gegenwärtigen korrupten Zwangsrekrutierungssystem der KMT wesentlich verschieden sein; es wird auf der Grundlage des freien Willens und der Uberzeugung beruhen. 3. Wie man die Soldaten betreut Da es zwei verschiedene Armeen gibt, gibt es auch zwei verschiedene Methoden der Soldatenbetreuung; die Methode der Soldatenbetreuung der nicht-völkischen, antivölkischen Armee beutet faktisch das Volk aus und läuft deshalb auf eine Ausbeutung der Soldaten hinaus, die Methode der Volksarmee hingegen ist Liebe zum Volk und läuft deshalb auf Liebe zu den Soldaten hinaus; die Methode der Soldatenbetreuung der 8. Route Armee und der Neuen 4. Armee ist eben das Letztgenannte. Da die Reaktionäre in der K M T die Ausbeutung des Volkes und der Soldaten zum Ausgangspunkt nehmen, haben sie unter dem Vorwand einer „nationalen Soldatenbetreuung" eine Reihe von Maßnahmen ausgedacht, um Militärausgaben aus dem Volk herauszupressen; gibt es im Lande nicht genug zu erpressen, so werden unter dem Namen des Staates fremde Anleihen aufgenommen. Nachdem man die militärischen Ausgaben ergattert hat, wird man also durch den Trick mit den unbesetzten Plätzen in die eigene Tasche wirtschaften; jede Stufe verschlingt einen Teil; je höher das Amt ist, desto mehr wird es verschlingen; obwohl man militärische Ausgaben besorgt hat, leiden deshalb die Soldaten doch an Unterernährung, schützt die Kleidung nicht vor Kälte. Die Regionalen Militärmachthaber Chinas sind meist die reichsten Leute; ihre Gelder sind eben aus den militärischen Ausgaben erbeutet worden. Bis hinaus zu den Reaktionären der KMT entfalten sich in deren Händen solche korrupten Erscheinungen noch mehr. „Die militärischen Ausgaben" sind eine Summe von faulen Rechnungen. Hieraus wurde eine große Geldsumme von den Reaktionären in der KMT in ihr privates Vermögen umgewandelt. Wie wird das Militär der 8. Route Armee und der Neuen 4. Armee betreut? Unsere Soldaten sind uniformierte bewaffnete Bauern; die Truppen sind uniformierte bewaffnete Einheiten der Volksmassen. Daß sie sich kleiden, essen, trinken, sich ausruhen, arbeiten wollen, ist vom einfachen Volk nicht unterschieden. Achtgeben auf ausreichende Kleidung, Verpflegung, Unterkunft, Verkehrsmittel, das ist die materielle Nahrung, achtgeben auf die Erziehung zum Widerstandskrieg und zur Liebe zum Volk, das ist die moralische Nahrung; die Methode zur Betreuung der Soldaten der 8. und der Neuen 4. Armee beruht nicht nur auf äußerster Beachtung der morali-

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sehen Nahrung für die Soldaten, sondern schenkt auch der materiellen Nahrung für die Soldaten besondere Beachtung. Diese materielle Nahrung besteht darin: a) Das Militärwesen instandzuhalten nach dem Prinzip, die Last der Bevölkerung nicht übermäßig zu erschweren, denn sonst wird sich ein Gegensatz zwischen Militär und Bevölkerung entfalten. Falls das Leben des Volkes erschwert wird, wird somit auch das Leben für das Militär erschwert, so daß es nicht effektiv gegen den Feind kämpfen kann. Falls bei der Entwicklung der Lage eine Vergrößerung des Militärs notwendig wird, muß man das Militär unter der Bedingung vergrößern, die Last des Volkes nicht unnötig zu erschweren. In einer bedrängten Situation, wie z. B . 1942, haben wir in der Regierung die Politik — die Truppe soll vorbildlich, die Verwaltung jedoch einfach sein — praktiziert und das Prinzip gleichermaßen beim Militär und Volk berücksichtigt. b) Nach dem Prinzip, gleiche Behandlung von Offizieren und Soldaten, haben wir die Behandlung der Mannschaften in den Truppen festgelegt. Die Offiziere müssen selbst als Beispiel vorangehen und mit den Soldaten Freud und Leid teilen; nur diejenigen Offiziere, die die Interessen der Soldaten vertreten, das Leid der Soldaten mitfühlen und sich von den Soldatenmassen nicht abtrennen, können als gute Offiziere gelten. Das ist das Prinzip der Betreuung des Militärs. So wird in den Truppen das Übel der Ausbeutung der Soldaten und des Einkassierens des Soldes für unbelegte Plätze radikal abgeschafft: es bricht ein neues Zeitalter in der Militärgeschichte Chinas an. c) Die neue schöpferische Entwicklung in den letzten Jahren im Hinblick auf die Betreuung der Soldaten ist die Ausnützung der Zwischenzeit des Kampfes sowie der Ausbildung, daß die Truppen sich selbst an der Produktion beteiligen, um die Frage des eigenen materiellen Bedürfnisses der Truppen zu lösen und die Last der Bevölkerung zu verringern. Diese neue Errungenschaft hat für unser Militär eine enorme Bedeutung; nach den Produktionserfahrungen der Truppen in den Grenzgebieten, unter der Bedingung, daß keine Kampfhandlungen stattfinden, kann man im 1. Jahr einen Teil der Selbstversorgung, im 2. Jahr die Hälfte und im 3. Jahr die völlige Autarkie erreichen. In Gegenden, wo Kampfhandlungen stattfinden, kann die Produktion der Truppen ebenfalls einen Teil oder Halb-Autarkie erreichen. Das persönliche Zugreifen eines Führers ist eine wichtige Methode, die Produktion der Truppen zu entfalten. Nachdem die Truppen selbst produziert haben, ist die Last des Volkes äußerst verringert, die Beziehung zwischen Militär und Volk noch solidarischer, das Leben des Militärs noch gespannter, die Truppen noch gefestigter, die Ausbildung noch wirkungsvoller, der Kampf noch aktiver; ferner schuf das einen unerschöpflichen Quell für die Militärausgaben.

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Im Hinblick auf die Bevorzugung der Familienangehörigen von Widerstandskämpfern und auf die Arbeit zur Unterbringung von Kriegsversehrten und von Veteranen sind die neue Entwicklung und neue Errungenschaft der letzten Jahre, daß wir ihnen, abgesehen davon, daß man für sie den Boden bestellte, Familienunterstützung leistete und andere Betreuungen in Gang brachte, helfen, die Produktion zu entwickeln und ihren eigenen Haushalt zu gründen. Unter ihnen sind mehrere Helden der Produktion entstanden, die ein gutes Leben führen konnten. Hinsichtlich dieser Arbeit muß man in Zukunft in allen Befreiten Gebieten bemüht sein, sie gut durchzuführen, damit ihr Leben komfortabler gestaltet wird. Diese Betreuungsmethode unserer 8. Route und Neuen 4. Armee ist eine noch nie dagewesene große Reform der Militärgeschichte Chinas. Diese Reform ist gerade die Besonderheit: das interne Leben der Volksarmee und gleichzeitig das externe Leben (die Beziehung zur Bevölkerung). Die 8. Route und die Neue 4. Armee können ohne äußere Hilfe ihr Militär, ja sogar sich gut unterhalten. Hierin liegt eben der Grund. 4. Wie man die Armee führt Da es zwei verschiedene Armeen gibt, gibt es auch zweierlei verschiedene Methoden, die Armee zu führen. Die Methode, eine solche nicht-völkische, antivölkische Armee zu führen, betrachtet die Soldaten wie Sklaven; und die Methode der Volksarmee, Soldaten zu führen, betrachtet hingegen die Soldaten als selbstbewußte Kämpfer. Die Führungsmethode der 8. Route und Neuen 4. Armee gehört zur letztgenannten Methode. Die Truppen der Großgrundbesitzer und der Kapitalisten bestehen darin, das Volk zu organisieren und zu bewaffnen; schließlich wurden sie wiederum gegen das Volk eingesetzt. Das ist äußerst schwierig; deshalb entwickelt sich in einer solchen Armee eine komplette barbarische Führungsmethode. Sie sind der Meinung, die „Offiziere sollen intelligent, die Soldaten sollen dumm sein", eine Politik der Verdummung der Soldaten; denn, falls die Soldaten gescheit wären, würden sie nicht gewillt sein, Maßnahmen gegen das Volk zu ergreifen. Sie legten eine Art von Militärgesetz, Militärbefehl und Militärdisziplin fest; auf Grund dessen errichteten sie die absolute Diktatur im Militärwesen, das verwerfliche System des absoluten Gehorsams. Alle, die nicht gehorchen, werden gemaßregelt; die gehorchen, werden befördert und ihnen wird zu Reichtum verholfen. Sie wurden einerseits bedroht und anderseits geködert. Sie entwickelten in der Armee umfangreich die Körperstrafe, die Beschattung durch Geheimagenten, sogar Maßnahmen, die Soldaten heimlich umzubringen. All dies bedeutet Ab-

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erkennung der selbständigen Persönlichkeit für Untergeordnete und Soldaten, ein dunkles System des absoluten Gehorsams, um Furcht und Gehorsam der Untergeordneten und Soldaten zu erzwingen, so daß der Diktator beliebig über die Truppen verfügen kann. D a die Großgrundbesitzer und Kapitalisten das Volk unterdrücken, ausbeuten und versklaven wollen — können sie außer diesen barbarischen Methoden noch mit anderen Methoden Heere führen? Die 8. Route und die Neue 4. Armee haben radikal das seit Tausenden von Jahren bestehende Zwangssystem in der Armee zerschlagen, und sie ist völlig das Gegenteil von der Armee der Großgrundbesitzer und Kapitalisten. Bei der Führung der Truppen wird der demokratische Zentralismus praktiziert. Bei uns ist seit der Gründung der Roten Armee 1927 die Körperstrafe bereits abgeschafft, bei uns wird die Persönlichkeit der Offiziere und der Soldaten als gleich anerkannt. Es gibt nur Unterschiede in den Kampf aufgaben, kein politisches Klassensystem von Offizieren, die die Soldaten unterdrücken, oder von Offizieren höherer Ränge, die die niedrigen Ränge unterdrücken. Unsere Soldaten treten wegen des Volkes in die Armee ein und nicht wegen des Heerführers; Offiziere und Soldaten können in entsprechenden Versammlungen gleichartige Selbstkritik üben; mit solchen Kritiken werden die gegenseitigen Beziehungen intensiviert und die Anleitung vertieft. Wir sind für die äußerst straffe 2 6 8 Militärdisziplin und Gemeinschaftsdisziplin; diese Disziplin beruht auf der Grundlage des Selbstbewußtseins. Offiziere und Soldaten sind gleichermaßen dieser Disziplin unterworfen, ohne jegliche Ausnahme. N u r durch die allseitige beispielhafte Einwirkung der Offiziere kann man erst die Soldaten kommandieren, führen. Auf alle Fälle gleicht die Offizier-Soldaten-Beziehung in der 8. Route und Neuen 4. Armee der von Arbeitern und Volksmassen zu dem von ihnen geliebten Führer, gleicht der des geliebten Lehrers zu seinen Schülern, gleicht der des älteren zum jüngeren Bruder. So wird die Solidarität von Offizieren und Soldaten hergestellt. Die neue Entwicklung und das neu Geschaffene hinsichtlich der Truppenführung in den letzten Jahren beruhen auf der Würdigung der Bewegung der Liebe zu den Soldaten. Vorerst bekennen die Offiziere, als Vorbild, offen ihre eigenen Mängel und Fehler und folgen der Kritik von Soldaten und Untergeordneten; ferner wird eine Reihe von Maßnahmen zur Würdigung der Soldaten festgelegt. Diese Bewegung hat die Solidarität der Truppenverbände enorm gestärkt, die Aktivität der Soldaten und Offiziere enorm gehoben, so daß die Arbeit in allen Richtungen in der Armee große Fortschritte gemacht hat. 268

Ch'i-t'i-ke = chi-ch'i yen-ke.

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5. Wie man die Truppen ausbildet Da es zwei verschiedene Armeen gibt, so gibt es zwei verschiedene Ausbildungsarten der Truppen. Die nicht-völkische, antivölkische Methode der Truppenausbildung benutzt Blindheit und Zwangsmethoden. Und die Methode, Truppen des Volkes auszubilden, benutzt hingegen das Selbstbewußtsein und die Freiwilligkeit. Die Methode der Truppenausbildung in der 8. Route Armee und der Neuen 4. Armee gehört zur letztgenannten Methode. Die Truppenausbildung teilt sich in 3 Richtungen: 1. geistig, 2. körperlich und 3. technisch. Das erste bei der Truppenausbildung ist das Geistige; ist das politische Bewußtsein nicht reif, kann man nicht begreifen, weshalb man kämpft, so hat man keinen Enthusiasmus; die Ausbildung wird auch nicht gelingen. Tapferkeit ohne politisches Bewußtsein ist nur eine blutrünstige Tapferkeit; besitzt man die Tapferkeit des politischen Bewußtseins, dann erst ist das die große Tapferkeit. Um das politische Bewußtsein und die militärischen Kenntnisse zu heben, braucht man ferner ein gewisses kulturelles Niveau als Basis. Da die Truppen der Grundherren und Kapitalisten auf der Politik der Verdummung der Soldaten beruhen, können sie sowohl körperlich als auch technisch nicht befriedigend ausgebildet werden, denn alle sind voller Unlust, sich ausbilden zu lassen. Falls die Truppen nicht richtig ausgebildet werden können, so ist das zwecklos, auch wenn man über moderne Waffen verfügt; im Gegenteil, man wird sie dem Feind ausliefern. Die geistige Ausbildung der 8. Route Armee und der Neuen 4. Armee hat seit den letzten zwei Jahren Erfolge gehabt. Unsere Truppen haben ein äußerst hohes politisches Bewußtsein; deshalb sind sie nicht zu schlagen. Weil man in den letzten Jahren gegen die Tendenz des Dogmatismus war, ist die politische Schulung noch genauer und vertiefter. Was die militärische Ideologie der Offiziere und Soldaten anlangt, wurde sie noch systematischer gehoben, die Schulung und Anwendung der Taktik und Strategie wurden entsprechend entwickelt. Im Hinblick auf die kulturelle Schulung hatten wir bereits in der Vergangenheit Erfolge; in den letzten Jahren wurde sie noch verbessert. Der geistigen Ausbildung unserer Truppen haben wir in den letzten Jahren, abgesehen von der politischen und kulturellen Beziehung, noch die Erziehung zur Produktion hinzugefügt. Durch die Produktionserziehung wurde nicht nur die Produktionsbewegung unterstützt, sondern sie hat (den Soldaten) die Arbeitsmoral eingeflößt, daß unsere Militärangehörigen nie zu „Soldatenschurken", „Soldatenvagabunden"

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werden; auch wenn später der Krieg beendet ist, werden sie brauchbare Menschen der Gesellschaft bleiben. Hier muß darauf hingewiesen werden, daß die Erfolge der geistigen Ausbildung unserer Truppen vieles denjenigen Intellektuellen und Studenten zu verdanken haben, die seit dem Widerstandskrieg in unsere Armee eingetreten sind. Ich möchte an dieser Stelle ihnen gegenüber zum Ausdruck bringen, daß wir sie hundertprozentig willkommen heißen. Als nächstes ist das Trainieren der Körperkraft zu erwähnen. Der Kampf geschieht unter Einsatz aller Kräfte — ein Ringkampf; deshalb ist das Training der körperlichen Kraft das wichtigste. U m kräftiger zu werden, muß man vorerst genügend zu essen und genügend zum Kleiden haben; dann erst kommt das Training für die verschiedenen Körperkräfte. D a die Armee der Großgrundbesitzer und Kapitalisten auf dem System der Ausbeutung der Soldaten beruht, können die Soldaten nicht dazu gebracht werden, körperlich kräftig ausgebildet zu werden, und da die Volksarmee auf dem System, die Soldaten zu schonen, beruht, muß sie das U m gekehrte sein. Als drittes spreche (ich über) die technische und taktische Ausbildung. In der Vergangenheit bestand in unseren Truppen die Neigung, körperliche Stärke und technisches Können nicht zu respektieren; es schien, als wenn Truppen mit politischem Bewußtsein ausreichend seien, was inkorrekt ist. Doch haben wir in der Vergangenheit keine Schlacht gewonnen? Das stimmt, in der Vergangenheit haben wir auch Schlachten gewonnen, aber das besagt nicht, daß unser technisches Können bereits gut, bereits ausreichend war. Falls wir das politische Bewußtsein besitzen und zusätzlich über starke Körperkräfte und technisches Können verfügen, so sind wir imstande, noch größere Siege zu erringen mit noch weniger Verlusten. Es muß gesagt werden, daß wir die obengenannte inkorrekte Neigung in den letzten Jahren bereits korrigiert haben. Im Winter des vorletzten und vergangenen Jahres haben wir umfangreiche Trainingsbewegungen durchgeführt, an manchen Orten wurden sie zum Militärtraining für das ganze Volk entwickelt. Der Fortschritt der regulären Truppen war groß; die breite Miliz erlernte, wie man Minen legt; diese Errungenschaft ist nicht klein. Die neue Errungenschaft des Militärtrainings und der Wehrübung in den letzten Jahren ist die kooperative Massenlinie von oben und unten; sie ersetzt die von oben her diktierte Kader-Offizier-Linie. In unseren Truppen besteht bereits die neue Schulungsmethode der Ergänzung: Offiziere unterrichten Soldaten, Soldaten Offiziere, Offiziere Offiziere, bis hin zu Intellektuellen und Arbeitern, die sich beim Lehren und Lernen gegenseitig

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helfen. Wir respektieren die besondere Lehr- und Leistungsbefähigung von Offizieren und Militärkadern. Seit dem Widerstandskrieg sind viele Militärexperten in unsere Armee eingetreten; das hat auf die Erhöhung der Kampfkraft unserer Armee erheblich eingewirkt; wir heißen das äußerst willkommen. Gleichzeitig müssen wir die Offiziere zur Erkenntnis bringen, daß bei Hunderten und Tausenden von Soldaten, die unter ihrem Kommando stehen, jeder von ihnen besondere Fähigkeiten hat; in jedem Fach gibt es Meister, von denen die Offiziere in Demut lernen sollten. Wir müssen die selbstherrliche Haltung — Offiziere über alles, zu der Haltung „Nicht müde werden zum Lernen und L e h r e n " 2 6 9 umändern. Nachdem diese Massenlinie des Militärtrainings gefördert ist, entdecken wir, daß unter den Hunderttausenden von Soldaten der 8. Route und der Neuen 4. Armee zahlreiche begrabene Talente sind; während der Trainingsbewegungen traten jeden Tag neue Helden, neue Geschicklichkeit zutage. So wurde unsere Technik bereichert; so wurde der Lernelan der Soldatenmassen zum Meistern des technischen Könnens gerade entfaltet. Das Fazit ist, daß wir den von den Soldaten gefürchteten Übungsplatz in eine Produktionsstätte von Talent und Können der Truppen umgewandelt, das Klima verändert, die Interessen gehoben, die Kasernen zu Lehranstalten gemacht haben. Die Erfolge in unserer Militärausbildung sind sehr groß. Doch darf man selbstzufrieden sein? Nein, das dürfen wir nicht. U m des Gegenangriffs der Zukunft willen müssen wir von jetzt ab die neue Technik meistern lernen; das wichtigste ist die Artillerie-Technik zu erlernen. Wir müssen unsere Kampf-Taktik anheben, die Zusammenfassung des Bürgerkrieges beachten, die Manöver außer den Kampfhandlungen beachten, den Inhalt der Vier Großen Lehrgänge 2 7 0 nur als Vergleichsmaterial für die technische und taktische Erziehung benutzen. Alles, was dem Praktischen entspricht, (übernehmen wir) doch nicht buchstabengetreu; die 8. und die Neue 4. Armee können unmöglich heute schon alle wissenschaftliche Technik des Militärwesens meistern; in dieser Hinsicht sind wir noch sehr mangelhaft; unsere ganze Armee muß noch kontinuierlicher lernen, die neue Militärtechnik, die wir unbedingt beherrschen müssen, in Griff zu bekommen. Das ist sehr wichtig. Unter einem solchen Prinzip für unsere Militärausbildung sind die 8. Route und die Neue 4. Armee heute an der Front des Widerstandskrieges kluge Helden; nach dem Widerstandskrieg müssen sie zu produktiven und 269

Zitat aus Lun-yüt: 7. Shu-ehr; Absatz 2.

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Es handelt sich um die vier großen Lehrgänge des Partisanenkrieges.

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kulturellen Kadern der Aufbau-Periode werden. Deshalb wird die Demobilisierung unserer Armee weder für das Volk noch für den Staat irgendwelche Schwierigkeiten mit sich bringen. 6. Wie man die Truppen einsetzt Da es zwei verschiedene Truppen gibt, gibt es ebenfalls zwei verschiedene Methoden, Truppen einzusetzen. Die Einsatz-Methode für die nichtvölkischen, antivölkischen muß unbedingt auf die festgelegten Regeln und festgelegten Formen beschränkt bleiben, und die Einsatz-Methode der Volksarmee ist stets den Verhältnissen angepaßt, mit unendlichen Variationen. Die Einsatzmethode der 8. Route und der Neuen 4. Armee gehört zu der letzteren Art. Weil die Truppen der Großgrundbesitzer und Kapitalisten das Volk unterdrücken, bekommen sie keine Unterstützung vom Volk, ferner kann man wegen der Trennung und Abneigung zwischen Offizieren und Soldaten während der Kampfhandlung sich nicht nur nicht auf die freiwilligen Aktivitäten der Mannschaft stützen, sondern, im Gegenteil, man muß während dieser Zeit viel Energie aufwenden, um eine massenhafte Desertion zu verhindern. Unter diesen Umständen sind einsatzfähige Truppen äußerst gering. Die Befehle von oben sind meist in einem subjektiven Maß gestützt, man kümmert sich weder um das Kräfteverhältnis zwischen Feind und uns, noch um die Bedingungen von Zeit und Ort. Deshalb sind ihre Befehle auf keinen Fall durchführbar. Die untere Stufe macht einfach einen Lügenbericht nach oben, auf Grund solcher undurchführbaren Befehle; sie betrügen sich gegenseitig. Kann eine solche Truppe siegreiche Kriege führen? Während des Widerstandskrieges sind noch viele merkwürdige Dinge passiert, z. B. bestrafte man nicht solche Truppenführer, die rebelliert hatten; die zum Feind übergelaufenen Truppenführer durften sogar zurückkehren; doch solche Truppenführer, die eine Stadt unter Schwierigkeiten verteidigt haben, wurden hingegen hingerichtet, ist das nicht ein merkwürdiges Lohn- und Strafsystem? Die Verhältnisse der 8. Route und der Neuen 4. Armee sind gänzlich verschieden. Wenn wir in den Krieg ziehen, so erhalten wir überall die Unterstützung des Volkes; nachdem das Volk organisiert worden, nachdem die Bewegung von Tunnel und Bombenlegen entfaltet worden ist, sind Bedeutung und Größe hinsichtlich der Unterstützung des Volkes für unsere Armee unvergleichlich. Auch auf Seiten der Truppen an sich, durch ihr hochgradiges politisches Bewußtsein und das gegenseitige Verständnis und die Solidarität von Offizieren und Mannschaften, handelt jeder selbstbewußt und aus eigener Initiative; unter solchen Phänomenen sind sie

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beweglich, elastisch, tapfer beim Vernichten des Feindes. Meister Sun sagt: „Kennt der Heerführer die Soldaten nicht, hat er das Volk zum Gegner, kennen die Soldaten den Heerführer nicht, haben sie den Heerführer zum Gegner." 2 7 1 Solche Phänomene gibt es bei uns hier überhaupt nicht. Unsere Ansichten für den Truppeneinsatz können kurz zusammengefaßt werden: Mit welchem Gewehr wird welcher Krieg geführt; gegen welchen Feind wird welcher Krieg geführt; zu welcher Zeit und an welchem Ort wird entsprechend welcher Krieg geführt. Der erste Satz heißt gemäß der Ausrüstung der Truppen, der zweite Satz heißt gemäß den Verhältnissen des Feindes, der dritte Satz heißt gemäß den Bedingungen der Zeit und Geländeart; das ist die auf die Realität gestützte neue Einsatz-Methode des Materialismus. Diese paar Wörter haben eine tiefgreifende Bedeutung; seit alters haben im In- und Ausland wer weiß wie viele Militärexperten hierüber polemisiert. Und in der Vergangenheit haben manche unserer Genossen, die von der „Rechten" Kinderkrankheit befallen worden waren, wahrscheinlich auch dieses Prinzip nicht begriffen, während wir in der Frühzeit, als unsere Truppen nur mit Infanteriegewehren, Speeren und Schwertern bewaffnet waren, uns bereits entschlossen, unter den vorhandenen Bedingungen zu studieren, welche Kampfart einzusetzen sei; damals haben wir hinsichtlich solcher Truppen nie hochtrabende Worte über die Taktik der mechanisierten Divisionen gemacht. Als wir vom Bürgerkrieg in den Widerstandskrieg eintraten, war der Feind, der uns gegenüberstand, die japanische Armee; wir haben deshalb nicht auf den Erfahrungen des Bürgerkrieges hartnäckig bestanden, sondern sie mit notwendigen Änderungen und Erhebungen hinzugefügt; wir beschließen alles, nachdem wir die Situation des Feindes genau analysiert haben, und entscheiden über die Kampfart. Natürlich befinden wir uns auf dem Kriegsschauplatz der Befreiten Gebiete; von uns muß die Kampfart entschieden werden, die dem Zeitpunkt und Ort eines Kriegsschauplatzes der Befreiten Gebiete entspricht; diese paar Paragraphen des allgemeinen Einsatzgesetzes des Militärs wurden noch mit der Besonderheit vom Zusammenschluß der breiten Masse und der Truppen untermauert. Einerseits führen die Truppen den Krieg zur Unterstützung aller Kämpfe des Volkes; anderseits wurden alle Kämpfe des Volkes (die politischen, ökonomischen, verkehrsmäßigen und militärischen) mit der militärischen Kriegsführung koordiniert; die totale Koordinierung der Truppen und des Volkes wird bis hinauf auf das 271

Sun-tzu oder Sun Wu — ein berühmter Kriegstheoretiker, der im 5. Jh. v. u. Z. gelebt hat — ist der Verfasser des aus 13 Kapiteln bestehenden Traktats „Sun-tzu".

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IV. Sino-japanischer

Krieg

Schlachtfeld, in die Schlachten und Kämpfe durchgesetzt; das ist das in einem von uns durchgeführten Volkskrieg entstandene neue Militärgesetz; es ist ebenfalls das neue Militärgesetz des Genossen Mao Tse-tung. Offiziere, Soldaten und Volk, jeder denkt alle möglichen Methoden aus, den Feind zu schlagen, deshalb sind die Befehle der 8. Route und der Neuen 4. Armee, falls sie der Situation entsprechen und durchführbar sind, jedesmal vollendet und übererfüllt worden; es gab auch unzeitgemäße Befehle, die nicht durchführbar sind; da die unteren Kader der Situation entsprechend handeln können und sie in eigener Regie durchführen, kann man auch dadurch Verluste vermeiden. Das ist der Grund, weshalb wir alle Kämpfe siegreich bestehen. Die Truppen der K M T erlitten im vergangenen Jahr in Honan eine Niederlage, es gab welche, die den Verlauf untersuchten und zur Erkenntnis gekommen sind, daß der Grund auf den 5 Disharmonien beruht: d. h. die Truppen sind gegenseitig unharmonisch, die Offiziere und die Soldaten sind nicht harmonisch, die Armee ist mit der Partei nicht harmonisch, die Armee ist mit der Regierung nicht harmonisch, die Armee ist mit der Bevölkerung nicht harmonisch. Das ist sehr korrekt, die Truppen der G r o ß grundbesitzer und der Großbourgeoisie fanden nirgends Harmonie; die 8. Route und die Neue 4. Armee fanden überall die „Leutseligkeit". Das ist ein grundsätzlicher Unterschied. Wir werden uns ein wenig über Militärtheorie unterhalten. Immer wenn man auf Militärtheorie zu sprechen kommt, so gibt es viele Leute, die stets ein Konzept von Litaneien der Militärakademien auftischen, bzw. zitieren sie umfangreich aus den Kriegsgeschichten aller Herren Länder. Was sie sprechen, sind meist hohe Theorien, noch dazu sind es meist ausländische Theorien; bedauerlicherweise passen diese Theorien nicht unbedingt zur Praxis des chinesischen Volkes. Es ist fraglos so, daß wir uns die Erfahrungen und Militärtheorien aus allen Ländern aneignen sollen; wir müssen von ihnen lernen; es geht leider nicht, ohne zu lernen; doch wir verwenden sie nicht mechanisch; wir dürfen sie nicht als unantastbare Dogmen betrachten. Während der Großen Revolution, der Bodenrevolution sowie des 8jährigen Widerstandskrieges ist bereits eine korrekte Militärwissenschaft geschaffen worden, die sich alle Erfahrungen angeeignet hat, dem Bedarf des chinesischen Volkes am meisten entsprechend. Das ist eine sowohl Theorie als auch Praxis enthaltende Militärwissenschaft; sie hat ausgezeichnete Kriegserrungenschaften, die dem japanischen Aggressor eine Niederlage beibrachten, gezeitigt. Viele Militärschriften des Genossen Mao Tse-tung sind die repräsentativen Werke dieser neuen Militärwissenschaft. Die Ideen dieser Werke konnten gemäß den verschiedenen Schlacht-

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J/

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beispielen in der Vergangenheit während der Epoche des Bürgerkrieges, den verschiedenen Schlachtbeispielen in der Gegenwart, auf den Kriegsschauplätzen der K M T sowie der Befreiten Gebiete ihre Korrektheit beweisen. Die Fakten während des Widerstandskrieges gegen Japan sind das Maß zum Nachprüfen und Beweis für die Korrektheit der Militärtheorie des Genossen Mao Tse-tung. Die von mir vorher dargelegten militärischen Erfahrungen des Widerstandskrieges auf den Kriegsschauplätzen der Befreiten Gebiete sowie die Strategie des Volkskrieges sind eben die ausgezeichneten Resultate der Einsatz-Methode des Genossen Mao Tse-tung für das Militär. Unser Ausharren hinter den feindlichen Linien, unsere Siege sind alle errungen worden, indem wir gemäß den strategischen und taktischen Grundprinzipien, die Mao Tse-tung seit eh und je für den Truppeneinsatz festgelegt hat, gehandelt haben, d . h . : Beim Angriff sind wir gegen das Abenteurertum, bei der Verteidigung gegen den Konservatismus, bei der Verlegung gegen die Fluchtergreifung. Diese Grundprinzipien sind nach der engen Verbundenheit zwischen Truppe und Volk in den Kampfhandlungen festgesetzt und auch durch diese enge Verbundenheit realisiert worden. (weggelassen)

V. Der 2. Bürgerkrieg (Epoche der V B A ) K. Chinas Situation nach dem Krieg Nach dem Geheimabkommen von Jalta 1 ist in der Chinapolitik Amerikas eine Wende eingetreten. Zuvor wollte Amerika mit Hilfe Chinas das japanische Mutterland erobern, doch die Schwierigkeiten mit Chiang Kai-shek sowie die Uneinigkeit zwischen KPCh und KMT machten diesen Plan unrealisierbar. Die USA suchten sich andere Wege, und zwar über die UdSSR. Die Hoffnung Mao Tse-tungs, Waffen von den USA zu erhalten, wurde dadurch zunichte gemacht. Auch Chiang Kai-shek machte sich viele Feinde in der US-Regierung, was er später, als er US-Hilfe erhielt, noch zu spüren bekam. Der VII. Kongreß 2 der KPCh in Yenan bestätigte nun die Alleinherrschaft Mao Tse-tungs in der Partei; sie wurde von seinen Gegenspielern in der Berichtigungskampagne restlos gesäubert. Von nun an ist er der einzige richtunggebende Mann. Der Bericht von Chu Te [D 51] schildert den 8jährigen Krieg in den Befreiten Gebieten sowie den Aufbau der Volksarmee [D51]. (Das wurde auch als Mao Tse-tungs Werk angenommen.) Nach der Kapitulation Japans versuchten KMT sowie KPCh den Frieden in China zu bewahren, doch beide sind sich im klaren, daß eine Einigkeit nicht erreicht werden kann. Den Versuch dazu haben beide, um das Volk für sich zu gewinnen, äußerlich unternommen, auch durch die Vermittlung der USA, die sich der Gefahr bewußt waren, daß China eventuell unter den Einfluß Rußlands geraten würde und eine kommunistische Herrschaft sowjetischer Prägung entstehen könnte, aber es lieber gesehen hätten, wenn eine Koalitionsregierung von KMT und KPCh zustande gekommen und die KPCh später im Laufe der Zeit wie früher im Jahr 1927 von der KMT 1

Das Geheimabkommen von Jalta. Dieses unter den drei Führern der drei Großmächte ausgehandelte Geheimabkommen war von Roosevelt auf Verlangen Stalins als Gegenleistung für die sowjetische Beteiligung am Krieg gegen Japan unterzeichnet worden, siehe: United States Relations with China, with special Reference to the Period of 1 9 4 4 - 1 9 4 9 , U . S . Government Printing Office. 1949, 113—4; Shigemitsu: S. 320.

2

s. A n m . IV. 5.

Kommentar

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liquidiert worden wäre. Doch dieser Versuch war nicht zustande gekommen. Der Bürgerkrieg brach März/April 1946 im Nordosten, im Juni 1946 in ganz China aus. Mao Tse-tung hat durch seine geschickte Tarnung, die RA schwächer darzustellen als sie ist, was er auch schon nach der Kapitulation Japans angewendet hatte, wo er großen Schlachten, besonders Schlachten um das Prestige (wie z. B. bei der Verteidigung einer Stadt usw.) stets auswich, als wäre die RA nicht imstande, sie zu verteidigen, das Volk Chinas, ja sogar die Weltöffentlichkeit getäuscht. Die Gegner Chinas, wie Japan, gewisse Leute in den USA sowie in der UdSSR, die es China nicht gönnten, daß eine geeinte starke Macht entstünde, wodurch ihren Interessen und Einflüssen ein Ende bereitet würde, haben jeweils nach ihren eigenen Vorstellungen so gehandelt, daß Mao Tse-tung der Nutznießer wurde. So hegte Japan, das kapitulieren mußte, doch nicht zugeben wollte, von China geschlagen worden zu sein, die Absicht, China weiter in Chaos und Schwäche zu halten, damit es später die günstige Gelegenheit ausnützen konnte, seinen alten Traum, China zu unterjochen, zu realisieren. So hat es während der Kapitulation viel von seiner Ausrüstung der RA überlassen und sich von ihr entwaffnen lassen. Obwohl das nicht immer freiwillig geschah, haben sie sich jedoch nicht angestrengt, das zu verhindern, was die KMT-Regierung von ihnen ausdrücklich verlangte 3 . Japan wollte, daß ein Gleichgewicht der Macht zwischen KMT und KPCh existiere und damit ein Chaos in China fortwährend bestehe. Die UdSSR hat ihrerseits in der gleichen Absicht wie Japan, um ein verhältnismäßiges Gleichgewicht in China zu schaffen, die Ausrüstung, die sie durch die Entwaffnung der japanischen Truppen in der Mandschurei erhalten hat, der RA Chinas übergeben 4 . Daß die UdSSR auf keinen Fall einen Sieg der RA gewünscht hat, ist aus den Meinungsverschiedenheiten zwischen Mao Tse-tung und Rußland in den letzten Kriegsjahren deutlich zu erkennen. Am 14. Aug. 1945 hat Rußland nach der Kapitulationserklärung Japans noch ein Freundschafts- und Beistandsabkommen mit der KMTRegierung abgeschlossen 5 , denn mit der KMT-Regierung kann es seine 3

Der Militärbericht während des Widerstandskrieges von Generaloberst Ho Ying-ch'in: Bd. 2, S. 677. Das Memorandum Nr. 1. von dem Heeresoberkommandeur General Ho Ying-ch'in an Imai Takeo (der japanische Gesandte für die Kapitulation) am 21. Aug. 1945 in Chih-chiang.

4

Chou Tsu-ch'iang: Kong-fei chun-shih-wen-ti lun-chi (Gesammelte Werke über die militärische Frage der Kommunisten) S. 101, Anm. 54. Institut für internationale Beziehungen, Taipei, 1974.

5

Freundschafts- und Beistandsabkommen zwischen der UdSSR und der KMT-Regierung. s. United States Relations with China: 1 1 9 - 1 3 4 , P. 122.

502

V. Der 2.

Bürgerkrieg

Forderungen nachdrücklich stellen, die 1905 an Japan verlorengegangenen Privilegien in China wiederzuerlangen, was mit der KPCh nicht geht; das hat es wohl schon zeitig erkannt, und die Geschichte hat das auch später bewiesen. Den Bürgerkrieg hat Mao nachweislich gegen den Willen Stalins begonnen 6 , und als die KPCh 1949 den Endsieg errungen hatte, war das auch eine unangenehme Überraschung für die UdSSR. Die amerikanische Chinapolitik dagegen ist komplizierter. Während des 2. Weltkrieges haben die USA mit Chungking einstweilig gemeinsam gearbeitet und die Korruption der KMT am eigenen Leibe verspürt. Auch deren Unwillen, gegen Japan zu kämpfen, brachte erhebliche Schwierigkeiten mit sich, so daß viele Stimmen in den USA laut wurden, statt Chungking Yenan zu unterstützen 7 . Doch hierbei hatten sie nur an ihre eigenen Interessen gedacht. Was China anbelangt, gab es auch verschiedene Meinungen. Man sah, mit Recht, daß die KPCh kein russischer Satellit ist und daß die chinesischen Kommunisten eine Art Landreformer seien 8 . Die Regierung in den Befreiten Gebieten war nicht korrupt und obendrein verhältnismäßig demokratisch. Daß die KMT-Regierung unfähig war und Unzufriedenheit in der Bevölkerung hervorrief, ist eine Tatsache; so wollten sie gern sehen, daß eine Koalitionsregierung erst zustande gebracht werde, die später, falls sie nicht den eigenen Wünschen entspricht, wieder ausgeschaltet werden kann 9 ; deshalb die Bemühungen der USA, eine friedliche Lösung zwischen der KMT und der KPCh zu vermitteln, damit sich Rußland möglichst aus der Sache heraushielte. Doch als die Sache schiefging, entschieden die USA inkonsequenterweise wiederum, die KMT zu unterstützen, und handelten sich somit eine Reihe von Privilegien ein, wie sie früher bei den imperialistischen Staaten ähnlich ausgesehen hatten. Am 4. Nov. 1946 schloß die KMT-Regierung den Vertrag „Über Freundschaft, Handel und Schiffahrt" mit den USA ab sowie das Abkommen über die amerikanische Schiffahrt in chinesischen Gewässern, das Abkommen über das Flugwesen, über die landwirtschaftliche Zusammenarbeit. Die Bedingungen der amerikanischen Hilfe verwandelten China faktisch in eine Kolonie der USA 1 0 . Als der Bürgerkrieg ausbrach, verhängte die USA am 6 7

Bechtoldt, Heinrich: Chinas Revolutionsstrategie, dtv. 1969, S. 20. Eliott Roosevelt, A s he saw it, N Y , 1946, P. 142; 164. Acheson, Letter to Transmittal SXIV, Weißbuch, Released Aug. 1949. Foreign Relations of the United States, Diplomatie Pages 1943, China, S. 3 1 3 .

8

Weißbuch SXIV, S. 92. Foreign Relations of the United States, Diplomatie Pages 1943,

9

Weißbuch SXIV, S. 279.

China. Washington 1957, S. 260. 10

Der „Chinesisch-amerikanische Handelsvertrag", nämlich der „Chinesisch-amerikanische Vertrag über Freundschaft, Handel und Schiffahrt", wurde von der KMT-Regierung und

Kommentar

503

19. Juli 1946 wiederum ein lOmonatiges Waffenembargo über China 11 . Hieraus ersieht man wieder die gleiche Intention wie bei Japan und Rußland, nämlich China so lange wie möglich in ein Chaos zu stürzen, damit sie von ihren Interessen so viel wie möglich bewahren können. Denn alle Staaten haben die gleiche Ansicht, daß die KPCh schwächer als die KMT sei. Diese Taktik Maos (S. 332), seine eigene Stärke in Verborgenheit zu halten, hat ihm schon manches Mal zum Siege verholfen. Bis Sommer 1947, als die KPCh die frontale Offensive begann und somit den Wendepunkt des Bürgerkrieges einleitete, war der Sieg der KPCh nicht mehr aufzuhalten; die materielle Unterstützung der KMT war nutzlos geworden, denn das Volk, auch die gegnerische Armee, hatte sich bereits auf die Seite der KPCh geschlagen. Der Sieg war nur noch eine Aufräumungsarbeit, und die ganze Welt war sprachlos. Noch während der Friedensverhandlungen hat die KPCh eine umfangreiche Bewegung, die Intelligenzia, Studenten und die breiten Massen, umfassend gegen den Bürgerkrieg, gegen Hungersnöte auf die Beine gestellt [D52]. Diese Bewegungen dauerten bis Ende 1949; sie haben der KMT, da das Volk auf Grund der anfänglichen Siege der KMT überzeugt war, daß die KMT diejenige war, die den Bürgerkrieg entfaltet hatte, ungeheure Schwierigkeiten bereitet. Politisch und militärisch wurde die KMT-Regierung von solchen Bewegungen in Schach gehalten und das Wirtschaftsleben in einen chaotischen Zustand versetzt. Je strengere Maßnahmen sie gegen solche Demonstrationen ergriff, um so mehr Sympathisanten erzeugte sie für die Kommunisten. Anderseits gewannen die Kommunisten während der Friedensverhandlung Zeit, sich auf den bevorstehenden Bürgerkrieg vorzubereiten, ihre Streitkräfte darauf einzustellen [D 53].«.Sie haben die Technik ,,Ta-tatan-tan" 12 zu ihren Gunsten völlig ausgenutzt, die Mobilisierung und Organisierung des Volkes auf einen neuen Stand gebracht [D 54], Die Zersetzung der KMT-Armee ist in höchstem Maße erreicht. In der Endphase des Bürgerkrieges sind Teile der KMT-Armee divisionsweise übergelaufen, so daß gegenüber aufständischen Uberläufern und kapitulierenden Feinden Maßnahmen ergriffen werden mußten [D 55], die politisch geschickt die Uberläufer begünstigten und den Vorgang auf unerhörte Weise beschleuder USA-Regierung am 4. Nov. 1946 in Nanking unterzeichnet. Hierzu auch Theodor Leuenberger: Chinas Durchbruch in das 20. Jahrhundert, S. 195, Flamburg Zürich, 1971. 11 12

A . C. Wedemeyer: Wedemeyer Reports, S. 376. Ta-ta tan-tan: Die Taktik der KPCh während des Bürgerkrieges: einerseits bekriegen, anderseits verhandeln, d. h. mit militärischer Auseinandersetzung sowie diplomatischer Kunst gleichzeitig vorgehen.

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V. Der 2.

Bürgerkrieg

nigten. Das KMT-Regime, das das Vertrauen des Volkes verloren hatte, unter dem die Wirtschaft in ein Chaos geraten und dessen Stütze, die Armee, nun auch ins Wanken geraten war, stand jetzt vor dem Zusammenbruch; jegliche Hilfe von außen kann es auch nicht mehr auf die Beine bringen, denn die Waffen werden mit den Truppen gemeinsam in das gegnerische Lager hinüberwechseln. Das war auch der Grund, weshalb die U S A nur noch resigniert zuschauten, wie die K M T aus dem Festland hinausgetrieben wurde.

I S C 007.28/7423

D 52: Instruktion über die Mobilisierung der Massen, sich gegen den Bürgerkrieg zu stellen, und die Entfaltung der Friedensbewegung (30.1.1946) Liao-tung-Provinzkomitee 1. Die ganze Nation beginnt die Waffen niederzulegen; die Polit-Konsultativ-Konferenz 1 3 hat bereits gewisse Erkenntnisse erzielt; China wird sich bald in ein friedliches Aufbaustadium begeben. Doch Chiang Kai-shek weigerte sich dennoch, über die Nordost-Probleme 1 4 mit uns zu verhandeln, will unsere Position im Nordosten nicht anerkennen und möchte sie mit Waffengewalt lösen. Unter diesen Umständen ist die bewaffnete Auseinandersetzung im Nordosten zeitweilig nicht zu vermeiden. Nach der Instruktion der Zentrale ist der gegenwärtige Kurs unserer Partei im N o r d osten, mit allen Kräften die friedliche Lösung anzustreben, sich um die Bedingung zu bemühen, daß die K M T unsere Legalität im Nordosten anerkennt, wir dann mit ihr zusammenarbeiten, um die demokratische Reform und den friedlichen Aufbau des Nordostens durchzuführen. In der gegenwärtigen aus- und inländischen Situation ist dieser Kurs sehr korrekt. Doch wegen der Nichtanerkennung unserer Position im Nordosten seitens der K M T , die keine friedliche Lösung möchte, keine demokratische 13

A n der Politischen Konsultativkonferenz, die vom 10. Januar bis zum 31. Januar 1946 in Chungking tagte, beteiligten sich Vertreter der K M T , der K P C h und anderer politischer Parteien und Gruppen sowie parteilose Persönlichkeiten.

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Die Nordost-Probleme — die Probleme in der Mandschurei.

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Reform durchführen möchte, ist deshalb unser Kurs im Nordosten, die demokratische Reform sowie die friedliche Lösung durchzuführen, ein Ziel, das anscheinend zwangsläufig erst in blutigen Kämpfen erreicht werden kann. Doch dieser Kurs kann bestimmt realisiert werden, falls wir ihn klar festlegen und wegen seiner Durchführung unermüdlich kämpfen. Denn die Sowjetunion sowie die USA erlauben beide nicht, daß die K M T und K P C h im Nordosten einen langfristigen Bürgerkrieg führen; das Volk ganz Chinas, besonders das im Nordosten, ist gegen einen Bürgerkrieg; weder die KMT noch die KPCh können sich dem Willen des Volkes widersetzen und einen langfristigen Bürgerkrieg führen; nur wenn wir eine feste Front ziehen können, fest mit dem Volk im Nordosten verbunden, vermögen wir alle Schwierigkeiten zu überwinden und den Frieden zu erlangen. 2. Deswegen müssen überall sofort die Massen mobilisiert, die Leute aller Kreise mobilisiert werden, um die Forderung nach Waffenruhe im Nordosten zu entfalten, die Forderung nach der großen Bewegung zur Realisierung von friedlichen demokratischen Reformen; überall soll man Sitzungen, Redeveranstaltungen und Massenversammlungen abhalten und Delegationen in die Orte entsenden, wo die KMT-Truppen stationiert sind, sowie nach Mukden und Ch'ang-ch'un, um die KMT aufzufordern, auf die 14 Jahre dauernden Narben und Nöte der Bevölkerung des Nordostens Rücksicht zu nehmen, sofort die Beschlüsse der Polit-Konsultativ-Konferenz anzuwenden zur Lösung des Nordost-Problems, aufzufordern, das Waffenstillstandsabkommen 15 einzuhalten, die K M T aufzufordern, die Truppen im Nordosten nicht mehr zu verstärken, aufzufordern, die demokratischen lokalen Selbstverwaltungsregierungen 16 , die vom Volk überall im Nordosten selbst gewählt worden sind, anzuerkennen sowie die Legitimität aller Widerstandstruppen, die gegen Japan gekämpft haben, aufzufordern, die diktatorische Form des Militärhauptquartiers abzuschaffen und von den beiden Parteien, KMT und KPCh, gemeinsam Leute hinzuschicken, um den Nordosten zu übernehmen, demokratische lokale Koalitionsregierungen zu bilden, den Generalissimus Chiang aufzufordern, die bei der Polit-Konsultativ-Konferenz versprochenen 4 demokratischen A A 1 7 für die ganze Nation zu praktizieren, in jedem Kreis und in jeder Stadt das friedliche Aufbau-Komitee zu errichten, um die Begeisterung der fried15

Das „Waffenstillstandsabkommen" — ein Abkommen über die Einstellung der militärischen Zusammenstöße — wurde am 10. Jan. 1946 vom Vertreter der K P C h und der KMT-Regierung abgeschlossen.

16

Die demokratischen lokalen Selbstverwaltungsregierungen.

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Zwei Wörter unlesbar.

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V. Der 2.

Bürgerkrieg

liehen Massen anzuspornen, die Anti-Bürgerkriegs-Bewegung 1 8 zu erweitern, damit das Volk deutlich die offenherzige ehrliche Haltung unserer Partei und Armee zur Gewinnung des Friedens erkennt. 3. Sofort die Zeit wahrnehmen; ohne zu zögern, den Umwälzungskampf des Volkes sowie die Abrechnung mit Verrätern, Spionen zu entfalten; die Leute müssen von allen Ideen der Furcht vor Linkstendierenden und der reinen Barmherzigkeit gesäubert werden, daß sie nicht an die Macht des Volkes glauben, daß sie keine Geduld bei mühseliger Arbeit besitzen, entschieden gesäubert werden; nur durch einen um so breiteren, um so tieferen Massenkampf können die Massen erst wirklich ihre eigene Macht erkennen und sich wirklich an uns anlehnen. In den Orten, wo die AbrechnungsKampagnen bereits fortgeschritten sind.und Erfolge erzielt haben, müssen anschließend der Kampf zur Herabsetzung der Pachten und Zinsen 1 9 durchgeführt, die Bodenkonflikte gelöst und sofort die Dorf-GemeindeRegierung 2 0 umgebildet, die Volkswahlen für die Regierungsräte aller Ebenen durchgeführt werden, um die legitime Stellung zu erreichen, damit die Basis für den zukünftigen Kampf geschaffen wird; alle lokalen und Kreiskommissare müssen einige A 2 1 praktisch persönlich kommandieren, um sich Erfahrungen zu verschaffen; besonders in den Orten an beiden Seiten der Ch'ang-Ch'un-Eisenbahnlinie, in der Nähe der K M T - T r u p pen, muß das besonders schleunigst erledigt werden, um den Angriffen der K M T begegnen zu können. 4. Bei den Hauptstreitkräften, den örtlich bewaffneten Kräften müssen wir ideologisch klar darauf hinweisen, daß unsere gegenwärtigen Aufgaben der Kampf um den friedlichen demokratischen neuen Nordosten, die Bewahrung der Stützpunktgebiete in Südmandschurien sind; wir dürfen auf keinen Fall nachlässig, gelähmt sein; zu jeder Zeit müssen wir auf der Hut sein vor einem herankommenden neuen Angriff der K M T ; wir müssen unter vorteilhaften, vernünftigen Bedingungen auf unserem eigenen Standpunkt beharren und jedem Angreifer einen entschiedenen Schlag versetzen; nur wenn wir beim Angriff A A A 2 2 einige große Siege erringen können, 18

Anti-Bürgerkriegs-Bewegung ist bereits nach dem Widerstandskrieg allgemein in China aufgeflammt, besonders von Studenten und Schülern durchgeführt. Sie artete häufig zu blutigen Vorfällen aus und wurde von den Kommunisten als Propaganda gegen die K M T Regierung benutzt, s. M a o : A W . B d . 4 . D i e Chiang Kai-shek-Regierung wird vom ganzen V o l k belagert, S. 138; S. 141, A n m . 1.

19

K a m p f zur Herabsetzung der Pachten und Zinsen. M a o : A W . B d . 4, Pachtsenkung und Produktion — zwei wichtige Aufgaben bei der Verteidigung der Befreiten Gebiete. S. 71.

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D o r f - G e m e i n d e - R e g i e r u n g ( T s ' u n - c h ' ü cheng-ch'üan).

21

Ein W o r t unlesbar.

22

Drei W ö r t e r unlesbar.

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können wir ihn zwingen, die Politische Konsultativform anzuwenden. Deshalb muß in den Truppen stets die Kampfstimmung in höchstem Maße beibehalten, jede Kampfpause ausgenützt werden, um sich dem eigenen Training zu widmen, die Arbeit zur Unterstützung der Regierung und Liebe zum Volk 2 3 zu intensivieren, zu bewirken, daß die Zusammenarbeit zwischen Volk und Armee einen Schritt weiter vorangetrieben wird, um den Angriff der K M T zu besiegen. In bezug auf die örtlichen bewaffneten Kräfte muß man noch schneller reorganisieren, damit sie während des Angriffs der K M T nicht von Gesindel oder von KMT-Agenten zersetzt werden. Alle Truppen müssen schleunigst die Banditen um ihren Standort säubern, um die Wegweiser und dergleichen noch vor dem Angriff zu liquidieren. Alle Wehrunterbezirke müssen, noch ehe die Truppen stationiert werden, planmäßig die Säuberung durchführen. 5. Sofort die Waren, die sich in den Städten an der Strecke Ch'ang-ch'un befinden, sammeln und umleiten; die Versorgungsressorts aller Truppeneinheiten müssen die Regierung dabei tatkräftig unterstützen, sie schleunigst an die sicheren Stellen zu transportieren; ein Teil der unnötigen Dinge kann an das Volk verteilt oder verkauft werden oder gegen das, was wir benötigen, ausgetauscht werden. Die Ressorts für Eisenbahn-, und Lastwagentransporte müssen planmäßig diese Transportaufgaben bewerkstelligen; jede Regierung muß Sonderbeauftragte hierfür ernennen zur Verpflichtung auf diese Aufgabe. 6. Gegenüber den Unterhändlern der K M T , die in die Städte an der Strecke Ch'ang-ch'un gesandt sind, muß man einerseits A A A 2 4 vorsichtig sein, ab und zu mal Zusammenarbeit, Hilfe und Ehrlichkeit zeigen und nicht kategorisch alles ablehnen; besonders darf man sie nicht gefährden; es ist möglichst die Zusammenarbeit in den unteren Schichten zu errichten, um die Zusammenarbeit in den oberen Schichten anzuregen; gegenüber den KMT-Truppen, ob es Offiziere, Soldaten oder alle anderen Beamten sind, ist die Friedensoffensive anzuwenden; sie sind aufzufordern, den Bürgerkriegsbefehl zu verweigern, den Angriff zu stoppen; ihre Kriegsgefangenen werden nach der Schulung wieder zurückgeschickt, um Friedenspropaganda zu treiben; man muß in jeder Hinsicht die Bürgerkriegsintrige der KMT-Regierung im Nordosten publik machen, an die KMT-Truppen appellieren, während des Angriffs den Bürgerkrieg abzulehnen, die Waffen niederzulegen und auf die Seite des Volkes zu kommen: gegen den Bürger-

23

s. A n m . IV. 207.

24

Drei Wörter unlesbar.

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V. Der 2.

Bürgerkrieg

krieg und Forderung auf die Realisierung der demokratischen Reform, Festigung des Friedens im ganzen Land. Die obengenannten Punkte müssen von den verantwortlichen Genossen aller Ebenen, nachdem sie sie erhalten haben, gemäß den konkreten Bedingungen der Umstände des betreffenden Ortes, geprüft, angeordnet und durchgeführt werden. Liao-tung-Provinzkomitee 30. Jan. 1946

C F C S. 54

D. 53: Anweisung über die Ausbildungsarbeit (28. 2. 1947)

der

Truppeneinheiten

Unsere Armee hat diesmal mit der Methode der in großen Schritten erfolgten Verlegung die Verstärkung der Armee Chiangs in Shantung aufgehalten, so daß der Bruderarmee in Shantung ein großer Sieg gelang, der 60000 Feinde vernichtete, und somit bei der Aufgabe der Koordination der freundlich gesinnten benachbarten Truppeneinheiten der erste Schritt vollbracht wurde. Die gegenwärtige Aufgabe ist es, die Zeit auszunützen, das Schleifen zu intensivieren, um sich für die große Schlacht vorzubereiten und den Brudertruppeneinheiten Shantungs nachzueifern. Wir planen im jetzigen Standort, daß es in 10 Tagen bzw. in einem halben Monat gelingt, eine Militärreform durchzuführen (das ist die einzige zentrale Aufgabe der Gegenwart); jetzt werden einige Probleme in der Ausbildung hervorgehoben, und es ist zu hoffen, daß jede Truppeneinheit das, mit ihren eigenen konkreten Gegebenheiten kombinierend, durchstudiert. I. Mittels der neuen Methode der „Abschätzung der Verwundeten und Gefallenen" 2 5 Enthusiasmus für die Militärausbildung hervorzurufen: Die Feldarmee in Shantung hat mit der neuen Methode der „Abschätzung der Verwundeten und Gefallenen" (s. Kampfkamerad 26 3 86 , 3. Auflage, 25

Abschätzung der Verwundeten und Gefallenen, s. A n m . V. 26.

26

Kampfkamerad (Zeitschriftenname) 3 8 6 : 3. Auflage.

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Empfehlung über die Abschätzung der Verwundeten und Gefallenen der Bruder-Truppeneinheiten) in den Massen Enthusiasmus für die Militärausbildung hervorgerufen, die Militärtechnik gehoben, das Siegesbewußtsein gestärkt, so daß man mit geringem Preis einige große Siege hintereinander errungen hat; diese Methode der „Abschätzung der Verwundeten und Gefallenen" lohnt sich, von uns durchstudiert und gelernt zu werden. In der Vergangenheit ist in unseren Truppeneinheiten einst auch diese Methode geschaffen worden (wie im 25. Regiment zum Beispiel in den im Kampfkameraden, Bd. 278, veröffentlichten zur Erfahrung empfohlenen Schriften „Durch die Abrechnungsmethode den Feind zu erkennen und uns selbst zu überprüfen"), doch zu jener Zeit wird 1. diese Methode hauptsächlich benutzt, um die Siegeszuversicht zu unterstreichen, und man hat noch nicht den Schritt weitergetan, eine Methode auszudenken, hauptsächlich in bezug auf das Training des Könnens, um Enthusiasmus für die Militärausbildung hervorzurufen, und 2. wurde diese gute Methode der Massenlinie nicht konsolidiert, vertieft, nicht in der ganzen Armee verbreitet. Früher haben wir auch nach jeder Schlacht eine General-Schlußfolgerung der Erfahrungen durchgeführt, doch manchmal artete sie leicht in Schablone aus; die Ernte ist nicht groß; der Grund liegt darin, weil die Methode meist von oben nach unten eingeflößt worden ist und kaum von unten nach oben, gestützt auf die eigenen Erfahrungen der Massen; deshalb wurde sie nicht gänzlich von der Masse akzeptiert; die Militärausbildung in der Vergangenheit ist meist bei der Mobilisierung nicht gründlich genug; einer der Gründe dafür ist die starke Betonung einer guten Ausbildung der Fähigkeit, den Feind zu vernichten, aber nicht, daß eine gute Ausbildung der Fähigkeit, den Feind zu vernichten, gleichzeitig auch Selbsterhaltung ist; deshalb konnte man die Truppenausbildung nicht mit den eigenen Interessen der Kämpfer zusammenkuppeln; die Einsatzfreudigkeit bei der Ausbildung war dementsprechend gering. Die Anwendung der „Abschätzung von Verwundeten und Gefallenen" hat die Frage der General-Schlußfolgerung der Erfahrung und der Verbesserung der Fähigkeit gelöst. Diese Anzahl von zusammenhängenden Problemen müssen wir ordentlich studieren und entwickeln (Genaueres ersehen wir aus der vollständigen Schrift „Abschätzung von Verwundeten und Gefallenen"). II. Die Kader müssen die Frage der Ideologie der Taktik lösen: N u r solche Schlachten, „gegen den geringsten Preis den größten Sieg einzutauschen", sind erst die elegantesten Schlachten; man muß „mit gutem Erfolge kämpfen, doch auch ein wenig Verluste einstecken"; das ist der

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V. Der 2.

Bürgerkrieg

Maßstab von uns, die Kampfleistung einzuschätzen; unsere Ideologie der Kampftaktik ist es, „den Feind zu vernichten, uns selbst zu erhalten"; manche Kader haben diesen Punkt noch nicht gänzlich verstanden; sie sind der Ansicht, daß beim Kämpfen auf jeden Fall Menschen sterben müssen, zur Vernichtung des Feindes auch große eigene Verluste notwendig seien; wenn es deshalb in jeder Schlacht manche unnötigen oder vermeidbaren Verluste gibt, versuchen sie nicht einmal, die Gründe dafür ernsthaft nachzuprüfen oder die Lehren daraus zu ziehen, womit sie die Truppen erziehen; es gibt sogar einzelne Kader, die meinen, je größer die Verluste sind, desto größer wäre ihre Dienstleistung in der Schlacht; für die unnötigen Verluste der Truppen haben sie nicht das geringste Verantwortungsgefühl; das ist eine sehr schädliche Einstellung, die „Rechnung zu präsentieren"; es ist eine der konkreten Erscheinungen der Unverantwortlichkeit gegenüber der Partei und den Kämpfern. Falls man diese Gedanken in den Kadern nicht überwindet, kann man schwerlich ihre Führungsqualitäten heben; die Forderung nach Tapferkeit (eine sehr schätzbare Eigenschaft) mit der Kampftechnik zu verbinden, ist auch nicht leicht zu erreichen. Bei der Durchführung der neuen Methode der „Abschätzung der Verwundeten und Gefallenen" muß mancher Kader von seinen Gedankengängen gereinigt werden; dann erst kann sich die Selbstkritik entfalten (hauptsächlich die Selbstkritik zwischen Kämpfern und Kadern); so erst kann man wirklich von den Massen lernen, seine Führungsqualität und Führungsautorität zu heben. Bei der Selbstkritik der Befehlshaber aller Ebenen bezüglich der „Abschätzung der Verwundeten und Gefallenen" muß hauptsächlich die Frage der Bewältigung der Kampfumstände überprüft werden. Dieses Problem beinhaltet sowohl die korrekte Auswahl der oberen Kommandeure im Hinblick auf das Kampfobjekt, den Kampfort, die genaue Kalkulation der Zeit der Entfernung als auch das gut überlegte Beziehen der Stellung zur Vorbereitung auf den Kampf usw., die Verwendung der Truppenteile der mittleren und unteren Befehlshaber, Auswahl des Stoßpunktes und der Formationen, die Zusammenhänge von Feuerkraft und Bewegung, die Koordinierung von Infanterie, Artillerie und Pionieren usw. (Falls die Feuerkraft entfaltet und nicht angegriffen wird, die Feuerkraft unterbrochen und dann angegriffen wird), muß man bescheiden die Meinungen der Mannschaften anhören, die Lehren und Erfahrungen sachlich überprüfen, damit man dadurch die Truppen erziehen kann. III. Was und wie man ausbildet: 1. Bei den Truppenführern wird hauptsächlich die Führungsfähigkeit gedrillt; in der Vergangenheit wurde nur Gewicht auf die Kampftechnik der

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Soldaten gelegt; die Kader sind nur auf den Drill und die Schulung der Soldaten eingestellt, und das an sich Wichtigste, „Wie man die Truppen einsetzt" (Truppenführung), war hingegen sekundär geworden, d. h. die Umkehr von Haupt- und Nebensächlichem; in der Trainingszeit muß das Regiment als Einheit für die Kriegsmanöver der Abteilungs- und KompanieKader dienen; bei der Kampftaktikschulung (nicht nur bei der Vorbereitungsschulung) muß man reale Truppen antreten lassen und führen (eine kleine Truppeneinheit wird mit der Übernahme des Manövers beauftragt, ihre Bewegung ist besser, als wenn man die Kader als Kämpfer einsetzt); der Inhalt besteht hauptsächlich darin, die Kampferfahrung zusammenzufassen, die kleinen Bewegungen, die systematisierte Feuerkraft, die Kampfformationen zu studieren; Kader über den Bataillonen müssen die Beratungsform anwenden, die Schlachtbeispiele studieren, die Kampftaktik systematisch studieren, Dokumente sowie wichtige Aufsätze der Militärnachrichten zusammenfassen (besonders der Sonderausgabe „Nachtkampf", Bd. 3.), um die Erfahrung einen Schritt zu heben. 2. Die gegenwärtige Schwäche des Militärniveaus unserer Truppen liegt im Grunde nicht in der Frage des taktischen Gedankens, sondern in der Frage der kleinen Kampfbewegungen. Wir haben gewöhnlich, was die vielen kleinen Bewegungen während eines Kampfes angeht, dem öfters keine Ausmerksamkeit geschenkt, sie gewandt zu üben (die Obungsmethoden sind auch nicht zahlreich); deshalb müssen wir bei den Kämpfen großen Schaden einstecken; die Truppen haben gegenwärtig eine große Schwäche: Sie stützen sich auf den „Massen-Mut" und sind nicht fähig, einzeln zu kämpfen; der Grund liegt in der mangelhaften Basis der kleinen Kampfbewegungen unserer Truppen; diese Schwäche muß in der Schulung überwunden werden. 3. Der Inhalt des Truppentrainings liegt hauptsächlich in den Nachtangriffs-Gefechten in den Dörfern, die 4 Haupttechniken 2 7 üben, d. h. die 4 Haupttechniken für die Nachtangriffs-Gefechte in den Dörfern; unsere Kampfgegner sind das 5. Korps und die 85. Division; dies beides muß auch klargestellt werden; in der ersten Woche müssen allgemein die Nachtangriffsbewegungen der einzelnen Soldaten geübt werden (die Schulung am Tag ist nur eine Ergänzungsmaßnahme für den Nachtkampfunterricht); nachdem man die Bewegungen (unter dem feindlichen Feuer ruhig vordringen, gebeugt und kriechend vorrücken), das Schießen (Nachtschießen und 27

Die 4 Haupttechniken (für die Nachtangriffsgefechte). Militär-Unterrichtsmaterial zur Reformierung der T r u p p e n Vol. 1. 1942, 2. E. Die Nachtangriffsgefechte, Taipei Archiv. 593.207/7223.

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Granatwerfen) und sich zu verbergen gelernt hat (die geographischen Formen und Bauten ausnutzend, unter feindlichem Feuer Schutzobjekte errichten); die Methode ist, die Anwendung von Gegenseitigen Hilfstrupps und Selbstübung zu entfachen, die durch Befreiung herübergekommenen Kämpfer, die eine technische Grundlage besitzen, zu benutzen und als Lehrmeister einzustellen; manchen Kaderschulungen fehlte eine Reihe von detaillierten Methoden; es muß noch mehr die Methode, der Soldat den Soldaten, der Soldat den Offizier lehren, durchgeführt werden (alles in allem „der Könner lehrt den Nichtkönner"); das Training der Einzelkämpfer stützt sich hauptsächlich auf den Zug, auf Gegenseitige Hilfstrupps; ohne Einschränkung von Zeit und Ort müssen sie von selbst verstreut üben; die einige Stunden dauernden Vorführungen einer im Felde konzentrierten Mannschaft werden keine großen Erfolge bringen (nur um ein Anschauungsbeispiel vorzuführen, kann man es so machen); während der Übung muß die Disziplin streng festgelegt werden (das ist äußerst wichtig), doch die Art und Weise kann elastisch sein; die Kader haben nur das Kommando im Griff. 4. In der 2. Woche werden hauptsächlich die Angriffsbewegungen des Zuges und kleiner Gruppen geübt, außerdem werden Durchsuchungsaktionen, Kampfsicherungsmaßnahmen der Kampfgruppen geübt; (in der Vergangenheit werden solche) Bewegungen des einzelnen Soldaten und der kleinen Kampfgruppen (meist nicht beachtet); nachdem man die Grundlage erlernt hat, kann man dann erst die dem Zug übergeordneten Kampfhandlungen üben; die der Kompanie über(geordneten) müssen nach den Gegebenheiten der Übung festgelegt werden, doch müssen allem, ob es sich nun um die Handlungen von einzelnen, Zügen oder dem Zug aufwärts handelt, die Besonderheiten und Gegebenheiten des 5. Korps und der 85. Division zugrundeliegen (so hat man erst das Einstellungsvermögen für die feindliche Lage). 5. Beim Morgenappell (das Aufstehen setzt früher ein) werden Eilmärsche mit kompletter Ausrüstung geübt; die Marschfähigkeit und das stillschweigende Vorrücken werden geprobt; unter Umständen werden Manöver mit aufgelockerten Vormärschen und Luftabwehr unter Störung durch feindliche Flugzeuge durchgeführt. Die Mußezeit ist gleichzeitig die Zeit der Turnübung; man soll sich nicht von den aufgestellten Geräten, Böcken entfernen, sondern praktisch Leitern aufstellen, Leitern hochklettern, Mauern hochklettern, auf das Dach steigen, Barrikaden, Wassergruben und andere Hindernisse durchqueren.

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Bei den leichten, schweren Maschinengewehren und Minenwerfern werden hauptsächlich Nachtschießen, nachts in die Stellungen eindringen, Hindernisse beseitigen geübt (bei den leichten Maschinengewehren wird auch im Tragen zu schießen, bei den schweren Maschinengewehren Luftabwehr geübt); bei leichten Geschützen und Granatwerfern wird hauptsächlich das horizontale Schießen in der Nacht (sie werden auf das horizontale Schießgestell montiert) geübt. In einer Chien-chih-Kompanie 2 8 müssen vorher bereits am besten ein Brückenbau-Trupp und andere Organisationen vorhanden sein; besonders muß man bei der Ausbildung eines speziellen Sabotage-Zuges (DurchFlachgeschützsuchungsgruppen, Leichte-Maschinengewehr-Gruppen, gruppen und Sprenggruppen) auf dessen besondere Übungen achten; aus den Brigaden, Regimentern und Bataillonen müssen stets die Chien-chihZüge der Kompanien herausgegriffen werden, um ihre Leistungen zu überprüfen. 6. In allen Kompanien müssen nach der Methode der Protokollar-Besprechung einige geschickte Protokollarführer ausgesucht werden, die einige Kampfbeispiele aufschreiben (Gewicht auf die kleinen Handlungen legen, die erfolgreichen und die Schaden einsteckenden inklusiv); die Einheiten, aufwärts vom Regiment, müssen nach diesem lebendigen Material Vervielfältigungen herstellen und an die Truppen zur Schulung verteilen, um (das Problem) des Lehrmaterials zu lösen und die Doktrin zu überwinden (jede Kompanie muß einige Zeilen schreiben; das ist Pflicht). 7. Die Lehr- und Führungsbrigade muß sofort ihren Abschluß finden; wenn die betreffenden Regimenter zu ihren Brigaden (Regimentern) zurückgekehrt sind und die Militärausbildung der Bataillone und Kompanien aufgenommen haben, müssen sie als Anschauungsbeispiel fungieren; hinsichtlich ihrer regulären Lebensweise und ihrer Erziehungshandlungen müssen sie an die Truppen appellieren, von ihnen zu lernen und sich an sie anzugleichen. Solch ein Anschauungsbeispiel hat eine enorme Wirkung; man muß es geschickt anwenden. (Nach einigen Tagen Aufschub verteilen). 8. Kader der Organe und Angestellte müssen sich, abgesehen davon, daß sie ihre Fachkenntnisse vervollkommnen, alle dem Militärtraining unterziehen (Märsche, Morgenappelle und Anwendung von Waffen mitmachen); niemand darf eine Ausnahme machen; Kader, die über militärische Kenntnisse verfügen, müssen sich äußerst anstrengen, um den Truppen bei der Ausbildung behilflich zu sein.

28

Chien-chih-Kompanie: Modell-Kompanie.

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9. Das Pflegen von Pferden ist bei uns noch nicht genügend beachtet worden. Wir müssen versuchen, Spezialisten dafür zu bestimmen, die Verantwortung für deren Verwaltung und Dressur übernehmen; ferner müssen durch Wettspiele und andere Methoden die Besten erkoren werden, um ihre Zucht und Trainingstechnik zu heben. Kommandoabteilung des 83. Truppenverbandes

ISC 591.6407/1456

D 54: Die Volkskraft mobilisieren und organisieren Verbreitet die neuen Erfahrungen, die die Belastung der Volkskraft vermindern (1.5. 1947) Li Yi-ch'ing Der einjährige Selbstschutz-Kampf hat die Belastung der Volkskraft eines jeden vergangenen Jahres übertroffen; verglichen mit der Geld- und Getreidelast des (Sonder)grenzgebietes, besteht ungefähr 50% Mehrbelastung, und er hat im Vergleich mit der Vergangenheit große Unterschiede zu verzeichnen. Während des Widerstandskrieges bestand die Belastung der Volkskraft hauptsächlich im Getreidetransport, und das geschah im allgemeinen im Winter. Nunmehr kann durch die Anhäufung von Kriegshandlungen und sogar hauptsächlich im Manövrierkrieg die Unterstützung der Front nicht mehr auf die Jahreszeit beschränkt bleiben; selbst in der Beschäftigungszeit der Bauern muß auch der Zivildienst ständig in großem Maße eingesetzt werden. Bei der Lösung dieses Problems sind in verschiedenen Orten im letzten Jahr viele neue Erfahrungen geschaffen worden. 1. Auf Seiten der Entfaltung der Volkskraft, der Erweiterung des Arbeitsertrages, hat man bei der Belohnung des Dienstes die Maßnahme, die tote Punktzahl elastisch einsetzen 29 , angewandt; das hat die Dienstleistung erhöht. Bei dem Getreidetransport von Li-ch'eng—Yang-Pei-chuang sind einst 2925 Pfund mehr transportiert worden. Solche Beispiele gibt es anderswo auch sehr viel. Halbarbeitskräfte und Hilfsarbeitskräfte haben 29

Eine Rechnungsart für Dienstleistung.

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sich in manchen Orten auch bereits organisiert und übernehmen den verhältnismäßig näheren, leichteren Arbeitsdienst. Die Festsetzung von Punkten je nach der Arbeit 3 0 hat die Aktivität erheblich gesteigert, die Dimension der Dienstunterstützung vergrößert. Ein Problem, das dringend gelöst werden muß, ist noch, daß in einigen Dörfern beinahe die gesamten Kader sowie ein Teil der Milizen keinen Arbeitsdienst leisten; schließlich erreichten die Dienstleistenden nicht mal die Hälfte von dem, was der Dienstkraft vorgeschrieben ist, und schafften eine Sonderstellung der Kader und Unzufriedenheit der Massen gegenüber den Kadern. Solchen Dörfern muß die Führung mehr Aufmerksamkeit schenken. Nicht zum Dienst verpflichtete Personen dürfen nur die wenigen Kader sein, die von Arbeit überlastet sind, und das muß von den Massen streng überprüft werden. N u r so kann die Uberbelastung eines Teils der Dienstverpflichteten entsprechend vermindert werden. 2. Genaue Kalkulation zur Einsparung der Volkskraft. Verschwendung an Volkskraft gibt es in jeder Hinsicht beim Kriegsdienst, Friedensdienst, bei der Begünstigung der Armeeangehörigen 3 1 sowie bei der Bodenbestellung für andere 3 2 . Hinsichtlich des Kriegsdienstes wird zu früh mobilisiert, zu spät demobilisiert, ungenügend organisiert, nicht zentral geführt, viel Verschwendung, wenig Leistung; durch mehrmalige Anstrengungen des letzten Jahres sind bereits große Fortschritte erzielt worden; in Gebieten, wo Kampfhandlungen häufig stattfinden, gibt es überall von Militär und Regierung gemeinsam organisierte Kommandostäbe des rückwärtigen Dienstes; sie haben Amt und Kompetenz, die Pflicht, den Krieg zu unterstützen, auch die Pflicht, die Volkskraft einzusparen, sie sind imstande, gemessen an den Truppen und der Ortschaft, Rücksicht zu nehmen, doch anderseits rechtzeitig diesen Gegensatz der Versorgung zu lösen. In manchen Gebieten ist es gegenwärtig gelungen, rasch zu mobilisieren und rechtzeitig zu demobilisieren. Natürlich gibt es auch noch Erscheinungen, ohne Kalkulation Volkskraft unangemessen zu mobilisieren. Es gibt auch Erscheinungen, wo man während der Ruhepause übermäßig die Volkskraft einsetzt; hier sollte man noch mehr um eine weitere Verbesserung bestrebt sein. Hinsichtlich des Dienstes in der Friedenszeit besteht seither die größte Verschwendung im überlieferten „Amtsdiener-System" 3 3 . Gegenwärtig ist in vielen Dörfern dieses Problem durch die Kombination von Produktion 30

Eine Rechnungsart für Dienstleistung.

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Abkürzung von Begünstigungsvorschriften für die R A und deren Familienangehörige,

32

Bodenbestellung für die anderen, s. D-15.

33

Amtsdiener-System: Verschwendung des Einsatzes der Arbeitskraft.

s. A n m . III. 70.

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und Arbeitsdienst gelöst worden. Wenn dringender Arbeitsdienst auftritt, so wird er von den im Dienst befindlichen Leuten übernommen. Bei der Generalabrechnung werden die Punkte der Produktion und Dienstleistung voll einkalkuliert, und niemand ist benachteiligt. Hinsichtlich der Begünstigung der Armeeangehörigen und der Bodenbestellung für andere liegt die größte Verschwendung darin, ungenügend zu helfen und zu organisieren, daß die Militärangehörigen ihren Haushalt instand halten, sowie die Gleichmacherei bei der Bodenbestellung. Gegenwärtig sind in manchen Gebieten alle Arten von Arbeitskräften der Armeeangehörigen organisiert, aktiv die verschiedenen Produktionen durchzuführen; die Bodenbestellung für andere wird nur auf unbedingt notwendige Fälle beschränkt. 3. Die Dienstlast ist ungleichmäßig verteilt; das Grenzgebiet ist mehr belastet als die Zentralgebiete, die Kriegszone ist mehr belastet als die Nicht-Kriegszone, in der Nähe von Verkehrsadern tritt eine stärkere Belastung als in entlegenen Orten auf; Orte, wo Organe, Fabriken, Lazarette existieren, sind mehr belastet als die allgemeinen Dörfer; an Unterschieden der Lasten ist maximal das bis zum lOfachen zu verzeichnen. Zur Beseitigung der ungleichen Dienstlast hat man in jedem Kreis, jedem Unterbezirk neue Erfahrungen gewonnen, wie z. B. in Li-ch'eng, in der Nähe der Verkehrsadern, wird nur noch kurzstreckiger Arbeitsdienst geleistet; im 2. Unterbezirk z. B. unterstützt das Zentralgebiet die Grenzgebiete; der ganze Unterbezirk wird ausbalanciert; es lohnt sich auch, dem nachzuforschen; später muß man bei der Getreide- und Geldlast die Schwere der Arbeitslast in verschiedenen Gebieten angemessen berücksichtigen. Alle Kader der Partei, Regierung, des Militärs und Zivildienstes müssen deutlich erkennen, daß durch die Uberbelastung der Arbeitskraft die Entwicklung der Großen Produktionsbewegung 3 4 bereits beeinträchtigt worden ist. Selbstverständlich kann die Arbeitslast wegen der Unterstützung des Krieges noch nicht übermäßig reduziert werden, doch dem verschwenderischen Teil muß entschieden Einhalt geboten werden. Die Gedanken, die Volkskraft zu schonen, einzusparen, zu pflegen und zu entfalten, muß man besitzen. Diese Volkskraft muß gemäß den realen Umständen genau kalkuliert und vernünftig angewendet werden. N u r so kann man erst ohne Vernachlässigung den Krieg kontinuierlich entschieden unterstützen, erst mit voller Stimme die Große Produktionsbewegung entfachen. Das ist ein gewichtiger Angelpunkt, die Gegenoffensive vorzubereiten und den Sieg zu erringen. 34

Mao: AW. Bd. 4. Dem Neuen Aufschwung der chinesischen Revolution entgegen. S. 127, C . Das Produktionsproblem.

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5}

ISC 592.7607/7123

D 55: Maßnahmen — Beschluß

gegenüber aufständischen kapitulierenden Feinden

über die Arbeit

zur Liquidierung (4. 4. 1949)

Überläufern

und

der Konterrevolutionäre



Um den Verlust des Volkes zu vermindern, den Sieg des revolutionären Krieges vorzeitig zu erringen, müssen wir mit Eifer alle konterrevolutionären Armeen der K M T als aufständische Uberläufer gewinnen; sie sollen sich rechtzeitig auf die Seite des Volkes stellen, dem Volk dienen oder auf dem Schlachtfeld rechtzeitig die Waffen niederlegen, vor der Volksbefreiungsarmee kapitulieren; diesbezüglich wurden die folgenden Maßnahmen eigens festgelegt:

I. Maßnahmen gegenüber den aufständischen Uberläufern Gegenüber allen aufständischen Uberläufern der KMT-Truppen sowie einzelnen Personen ist unsere Haltung einerseits Solidarisierung, Respektierung und ohne Diffamierung, anderseits, sie politisch umzuerziehen, damit solche Truppen in ihrem konterrevolutionären Charakter wirklich zur Volksarmee umgewandelt werden und dem Volk dienen. Die konkreten Maßnahmen sind: 1. Bei aufständischen Überläufern wird, egal, zu welcher militärischen Clique sie gehören und was für Sünden sie begangen haben, sobald sie mit Verdiensten überlaufen, in ihrer Vergangenheit nicht nachgeforscht. 2. Die aufständischen Überläufer werden, wie ihre Gliederung auch sein mag (wie z. B. Division, Brigade, Regiment, Bataillon, Kompanie), außer daß ihnen die Designation Volksbefreiungsarmee hinzugefügt wird, gemäß ihrer ursprünglichen Gliederung behandelt, nicht verteilt und reorganisiert. 3. Nachdem die aufständischen Uberläufer in die Volksbefreiungsarmee aufgenommen worden sind, genießen sie das gleiche politische Recht und die gleiche materielle Behandlung. 4. Die Offiziere der übergelaufenen Truppen, die z. B. die ganze Mannschaft oder den großen Teil der Mannschaft ihrer Einheit zum Uberlaufen geführt haben, werden mit dem ursprünglichen Rang weiter eingesetzt; falls sie nur einen kleinen Teil zum Uberlaufen geführt haben (wie

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z. B. ein Bataillonsführer nur eine Abteilung zum Aufstand geführt hat), werden diese Führungskader durch den Hauptstab der Partisanen-MarschKolonne Süd-Chechiang mit anderen Aufgaben betraut; falls sie ihre eigene Einheit und andere gleichrangige Einheiten gemeinsam zum Uberlaufen geführt haben, werden sie nach der Zahl der Einheiten belohnt oder ranghöher eingesetzt; falls sie während des Aufstandes das Chaos ausgenützt, andere Einheiten vernichtet und das Doppelte oder Mehrfache an Waffen als in ihrer Einheit mit herübergebracht haben, werden sie nach der Größe der Verdienste belohnt oder ranghöher eingesetzt. 5. Einzelne Offiziere und Soldaten bzw. andere Personen des Gegners (wie Funker usw.), die wichtige Waffen, Geräte oder Dokumente beim Uberlaufen mitbringen, werden nach der Größe des Verdienstes belohnt und nach ihrer Fähigkeit eingesetzt. 6. Die Familienangehörigen der aufständischen Uberläufer werden alle den Schutz der Demokratischen Regierung genießen; der Lebensunterhalt der Familien, die mit den Truppen ziehen, wird von der Demokratischen Regierung gewährt. 7. Nachdem die aufständischen Uberläufer in die Volksbefreiungsarmee eingegliedert sind, müssen sie dem Hauptstab der Partisanen-MarschKolonne Süd-Chechiang und dessen direkter oberer Instanz absolut gehorchen. 8. Nachdem die aufständischen Uberläufer in die Volksbefreiungsarmee eingegliedert sind, müssen ein straffes Politkommissar-System und Politarbeits-System errichtet werden. 9. Nachdem die aufständischen Uberläufer in die Volksbefreiungsarmee eingegliedert sind, müssen die Beziehungen zwischen oben und unten korrekt gestaltet, die Züchtigung und Beschimpfung sowie die Tätigkeit der Geheimagenten, Korruption und Ausbeutung der unteren Schicht abgeschafft werden. 10. Nachdem die aufstärtdischen Uberläufer in die Volksbefreiungsarmee eingegliedert sind, müssen sie die 3 großen Disziplinen 35 und die 8 Aufmerksamkeiten 36 strikt einhalten, korrekte Beziehungen zwischen 35 36

s. A n m . III. 36. Vergleich mit der A n m . III. 35. Die 8 Punkte zur Beachtung lauten: 1. Sprich höflich. 2. Sei ehrlich, wenn du was kaufst und verkaufst. 3. Gib zurück, was du entliehen hast. 4. Bezahle für das, was du beschädigt hast. 5. Schlage und beschimpfe niemanden. 6. Beschädige nicht die Ackerbaukulturen.

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Armee und Volk herstellen, müssen die illegalen Methoden, das Volk zu betrügen und zu erpressen sowie zu unterdrücken, verboten werden. 11. Bei der Ankunft der Offiziere und Soldaten der aufständischen Uberläufer werden alle belohnt, und es wird ein einmonatiges Taschengeld ausgezahlt. Offizieren vom Kompanieführer an aufwärts wird gemäß unseren Kadern die gleiche Summe an Unterhaltsgeld ausgehändigt. Falls sie nicht bei den Truppen bleiben möchten, werden sie heimgeschickt; ihnen werden die einmonatigen Lebensunkosten sowie das Reisegeld ausgehändigt, das nach der Entfernung der Reise festgelegt wird. II. Maßnahmen zur Behandlung der gegnerischen Kapitulationstruppen Gegenüber den gegnerischen Kapitulationstruppen ist unsere Haltung so, daß wir sie nicht arretieren, mißhandeln; doch sie müssen den Maßnahmen der Volksbefreiungsarmee völlig gehorchen. Die konkreten Maßnahmen sind wie folgt: 1. Alle Kapitulationstruppen dürfen ihre Waffen, Munition, Magazine, Fabriken und Gebäude, Dokumente, Schriftstücke usw. nicht zerstören; sie müssen sich an den zugewiesenen Stellen versammeln, um auf die Entwaffnung zu warten. 2. Bei der Ankunft wird den Offizieren und Soldaten aller Kapitulationstruppen ein Freibetrag von 15 Pfund Reis ausgehändigt; diejenigen, die in der Volksbefreiungsarmee dienen möchten, werden herzlich willkommen geheißen, die nicht möchten, werden heimgeschickt; außer diesem Freibetrag wird keine Abfindung ausgezahlt; nur wenn die Heimreise sehr weit ist, wird gemäß dem Umstand Reisegeld bezahlt. 3. Alle Kapitulationstruppen, die imstande sind, andere Einheiten zum Kapitulieren zu überreden, werden nach der Größe des Verdienstes belohnt. 4. Das private Leben, Vermögen und die Familie aller Kapitulationstruppen werden geschützt. Anhang: Die während des Kampfes gefangengenommenen Offiziere, Soldaten der gegnerischen Truppen, die in die Volksbefreiungsarmee eintreten möchten, werden nach Überprüfung in die Volksbefreiungsarmee aufgenommen; jeder erhält ein Taschengeld von 12 Pfund Reis als Eintrittsbelohung (bei den Kadern wird das gemäß den Umständen erhöht); die nicht in der Truppe bleiben möchten, werden heimgeschickt; jeder be7. Belästige keine Frauen. 8. Mißhandle nicht Gefangene. M a o : A W . Bd. 4. S. 159 (Peking).

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kommt eine Abfindung von 10 Pfund Reis (bei Kadern, die ihre Einheit nicht zum hartnäckigen Kampf aufgefordert haben, wird das gemäß den Umständen erhöht). Am 4. April (1949) durch die 10. Erweiterte 4. Konferenz des Lokalen Komitees

K. Der Befreiungskampf

und die Gründung der VR China

Die Geschichte des von der VBA geführten Befreiungskampfes in den Jahren zwischen der Kapitulation Japans und der Gründung der VR China (Sept. 1945—Sept. 1949) wird in 3 Perioden eingeteilt: 1. Von der Kapitulation Japans bis zum Beginn des Bürgerkrieges (Sept. 1945—Juni 1946) — die Periode der Besprechungen zwischen der KPCh und der KMT. 2. Die erste Etappe des Bürgerkrieges im gesamtchinesischen Maßstab (Juli 1946—Juni 1947), als die KMT-Truppen gewisse taktische Erfolge erzielten. 3. Die zweite Etappe des Bürgerkrieges — die Etappe der Offensive der VBA (Juli 1947—Sept. 1949), die mit der Zerschlagung der Hauptkräfte der KMT-Armee, mit der Befreiung des Großteils der Bevölkerung und des chinesischen Gebietes und mit der Gründung der VR China endete. Abkommen über die Einstellung der Kampfhandlungen zwischen KMT und KPCh und Ausbruch des Bürgerkrieges Im Augenblick der Kapitulation Japans befreiten die von der KPCh geführten regulären Truppen und Partisanenverbände ein großes Gebiet im Hinterland der japanischen Besatzung. Am 16. August 1945 hat Chiang Kai-shek den japanischen Befehlshaber der Okkupationsarmee in China, General Okamura, aufgefordert, „ihre Waffen und Ausrüstung zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und zur Sicherung des Nachschubs" 37 , das heißt zum Kampf gegen die Volksarmee und die Partisanen, zu behalten, um der Entwaffnung durch die Kommunisten einen Riegel vorzuschieben. Die amerikanischen Kriegsschiffe und Flugzeuge setzten rund 100000 KMT-Soldaten in Tientsin, Tsingtau, Shanghai und Peking sowie Nanking ein. Auf diese Weise entstand in China im Okt. 1945 folgende Situation: In 37

s. Anm. V. 3.

Kommentar

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der Mandschurei, die durch die Sowjetarmee besetzt war, erstarkten die kommunistischen Kräfte. Ein großer Teil nordchinesischen Gebiets, ein bedeutender Teil Zentralchinas und einzelne Gebiete im Süden waren von der kommunistischen Armee besetzt, während die großen Zentren und Verkehrsknotenpunkte von KMT-Truppen kontrolliert wurden 3 8 . Von den Interessen des Volkes ausgehend, nahmen die K P C h und die K M T Ende Aug. 1945 Besprechungen auf, die bis zum 10. O k t . 1945 dauerten. Während dieser Periode konnte es keine von beiden Parteien auf einen offenen Abbruch der Besprechungen ankommen lassen, da sie befürchten mußte, vor dem Volk als der Schuldige am Bürgerkrieg entlarvt zu werden. Es wurde ein Ubereinkommen erzielt über die Einberufung eines Politischen Konsultativen Rates zur Erörterung der Umwandlung Chinas nach dem Krieg. Trotz dieses Beschlusses sind eine Reihe Kampfhandlungen zwischen beiden Parteien ausgebrochen, besonders an der Grenze des Nordostens. Im Dez. 1945 wurden die Besprechungen wieder aufgenommen (Chou En-lai). Am 10. Jan. 1946 wurde ein Befehl zur Einstellung von Kampfhandlungen veröffentlicht. Doch im Februar/März 1946 unternahmen die KMT-Truppen eine Reihe von Offensiven in der Mandschurei, während die Sowjet-Truppen dieses Gebiet räumten. Es gelang ihnen, eine Reihe von Städten in der Südmandschurei zu besetzen. Im Juni 1946 besetzten die KMT-Truppen den Mittelteil der Mandschurei mit den Städten Ch'angch'un, Kirin und Szep'ingchiai. Aber die ganze Nordmandschurei mit Harbin als Zentrum wurde von den kommunistischen Truppen sicher gehalten. Inzwischen wurde der Exekutivstab zur Einstellung der Kampfhandlungen geschaffen, dem der Vertreter der K P C h (Chou En-lai), der K M T (Chang Ch'ün) und der Sondervertreter des USA-Präsidenten, General Marshall, angehörten. General Marshall trat zwar als Vermittler auf, doch gleichzeitig vergrößerte die amerikanische Regierung die Kriegsmateriallieferungen an die K M T , wobei Truman die Geltungsdauer des Lend-lease-Gesetzes 3 9 für die K M T zunächst bis zum 31. März und später bis zum 30. Juni 1946 verlängerte. Mao Tse-tung erklärte Ende Juni 1946 das Wesen dieser aggressiven Politik der U S A : „ D i e sogenannte militärische Hilfe der Vereinigten Staaten an 38 39

Leuenberger, T h e o d o r : Chinas Durchbruch in das 20. J h . S. 193 — 194. Lend-lease-Gesetz: Das Pacht- und L e i h - G e s e t z , nach dem die U S A im 2. Weltkrieg militärische Verbündete mit Kriegsmaterial belieferten.

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China bedeutet faktisch eine bewaffnete Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas, bedeutet Hilfe an die Diktatorregierung der K M T , was Bürgerkrieg, Chaos, Spaltung, Terror und N o t hervorbringt" 4 0 . Die territorialen Verluste sowie das Bereitsein der K P C h , auf friedlichem Wege eine Einigung zu erreichen, wurden von den Amerikanern und Chiang Kai-shek als ein Zeichen der Schwäche der K P C h gewertet. Die K M T prahlte vor der ganzen Welt, daß sie die kommunistische Armee in 3 bis 6 Monaten zerschlagen, die Befreiten Gebiete erobern und somit das kommunistische Problem endgültig lösen werde 4 1 . Im Juli 1946 begannen die KMT-Truppen eine allgemeine Offensive in Nord- und Zentralchina und besetzten im Laufe eines Jahres um den Preis großer Verluste einige Städte in den Befreiten Gebieten, darunter auch Yenan. U m die Erfolge der K M T - A r m e e in jener Periode zu erklären, braucht man nur zu erwähnen, daß sie der V B A zahlenmäßig um das 3- bis 5fache überlegen war (4 Millionen gegen 1,2 Millionen Mann), daß die K M T über amerikanische und japanische Waffen und Kriegsmaterial, Flugzeuge verfügte, während die V B A gewaltige Schwierigkeiten in der Versorgung mit Waffen und Munition hatte [ D 54], Als nach einem 8jährigen Widerstandskrieg anschließend ein Bürgerkrieg geführt wurde, trat die Wirtschaftskrise in China unweigerlich ein. Es rief den wachsenden Widerstand des Volkes hervor. Uberall im Lande traten Streiks, Massendemonstrationen und Kundgebungen auf. Eine Welle von Reis-Revolten ging durch zahlreiche Städte. Die Masse unterstützte die Losungen der K P von der Verteidigung der nationalen Unabhängigkeit des Landes, vom Sturz der KMT-Diktatur und gegen den Bürgerkrieg sowie gegen den Hungertod [D 52]. Im N o v . 1946 wurden die Besprechungen zwischen der K P C h und der K M T endgültig abgebrochen. Der in der ersten Etappe des Bürgerkrieges zutage tretenden materiellen Überlegenheit der KMT-Truppen stellte die Führung der K P C h die politische Linie, vor allem die Agrarreformen sowie die militärische Strategie entgegen, die eine Verbindung zwischen dem Bewegungskrieg der regulären Truppen und dem Volkskrieg der Partisanen vorsah. Diese Verbindung der Politik mit der militärischen Strategie gewährleistete der K P C h und ihren Truppen die Unterstützung der breiten Volksmassen auch auf dem KMT-Territorium, wodurch der Feldzug der K M T gegen die Befreiten Gebiete Mitte 1947 scheiterte. Im Laufe des 1. Jahres des Bürgerkrieges 40 41

Zitat von M a o Tse-tung. s. auch B . T u c h m a n n : Sand gegen den W i n d . S. 535. M a o : A W . B d . 4. Die Chiang-Kai-shek-Regierung wird vom ganzen V o l k belagert. S. 139 (Peking).

Kommentar

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erlitt die K M T - A r m e e gewaltige, nicht wiedergutzumachende Verluste (1,2 Millionen Soldaten). Die zahlenmäßige Stärke der V B A dagegen wuchs Mitte 1947 von 1,2 Millionen bis auf 1,8 Millionen Soldaten an (Partisanen und Milizen nicht einbezogen); die V B A wurde vor allem aus zwei Quellen aufgefüllt: durch die Bauernmassen, die in die Armee eintraten, um ihr Recht auf Boden zu verteidigen, und durch die gefangenen KMT-Soldaten, die nach entsprechender unter ihnen geleisteter politischer Arbeit in die Reihen der V B A eintraten [D 51; D 55], Die Industrie der Befreiten Gebiete, besonders der Nordmandschurei, verstärkte die Versorgung der V B A mit Waffen und Munition, wenn auch die KMT-Truppen, bei denen die Soldaten der V B A amerikanische Waffen in großer Menge erbeuteten, die Hauptquelle ihrer Versorgung blieben. Im Ergebnis des 1. Jahres der Offensive der V B A wurden die KMT-Truppen aus fast allen von ihnen vorübergehend besetzten Gebieten vertrieben; darüberhinaus wurden neue Gebiete, darunter die im Hinterland der K M T gelegenen Gebiete Zentralchinas, befreit.

Der strategische Entscheidungskampf und der Zusammenbruch der Verteidigungslinie der K M T Bis Juni 1948 hatte die V B A ein riesiges Gebiet befreit, aber die K M T Armee hielt noch immer wichtige strategische Zentren und Verbindungswege in der Süd- und Mittelmandschurei (Mukden, Ch'ang-ch'un), in Nordchina (Tientsin, Peking), in der Zentralen Ebene (K'ai-feng, Hsüchou) und in der Provinz Shantung (Chinan, Ch'ifu). In all diesen Gebieten waren über 2 Millionen KMT-Truppen konzentriert, die eine Vereinigung der Befreiten Gebiete der Mandschurei, Nord- und Zentralchinas verhinderten und mit einer neuen Offensive gegen die Befreiten Gebiete drohten. Die KMT-Führung war zu dieser Zeit am meisten daran interessiert, sich eine Atempause zu sichern, um ihre mitgenommenen Truppen neu zu gruppieren und neue Armeen im Süden des Landes aufzustellen. Aber die Führung der V B A gönnte Chiang Kai-shek keine Atempause. Im Jahre ihrer Offensive war die V B A nicht schwächer, sondern stärker geworden. Ihr Bestand überschritt im Herbst 1948 die 3-Millionen-Grenze; die Versorgung der Armee mit modernen Waffen hatte sich wesentlich verbessert. Im September/Oktober 1948 traten die nordöstliche (mandschurische) 4. Feldarmee der V B A , die nordwestliche 1. Feldarmee und die ostchinesische 2. Feldarmee und die zentralchinesische 3. Feldarmee zu einer allgemeinen Offensive an.

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V. Der 2. Bürgerkrieg

Die nordöstliche 4. Feldarmee unter der Führung des Generals Lin Piao besetzte am 19. O k t . 1948 die Stadt Ch'ang-ch'un, am 2. Nov. Mukden, und am 12. Nov. war das Gebiet der Mandschurei völlig frei. Dabei wurden einige Hunderttausende KMT-Soldaten und Offiziere gefangengenommen. Bei der Verfolgung der zurückweichenden Truppen des Gegners erreichte die Armee Lin Piaos das Vorfeld von Peking und Tientsin. Die von General Ch'en Yi befehligte ostchinesische 2. Feldarmee nahm im Sept. 1948 Chinan ein und später auch das ganze Territorium dieser Provinz mit Ausnahme des Hafens Tsingtau, den die USA besetzt hielten. Die KMT-Truppen in Nordchina wurden zersplittert und in den Städten Tientsin, Peking, Kaigan, Suiyüan, Tat'ung und T'aiyüan eingekreist. Nach der Vereinigung der Befreiten Gebiete in der Mandschurei und in N o r d china gingen die Truppen der VBA daran, die isolierten KMT-Truppen zu vernichten. Ebenso erfolgreich entwickelte sich die strategische Offensive der zentralchinesischen 3. Feldarmee unter Führung des Generals Liu Po-ch'eng. Im O k t . / N o v . 1948 nahm diese Armee den strategisch wichtigen Raum K'aifeng-Chengchou in der Provinz Honan ein. Somit waren die ganze Mandschurei, Nordchina und die Zentrale Ebene von der Herrschaft der KMT frei. Wenn man von den Ergebnissen dieser Offensive der VBA spricht, muß man insbesonders die Bedeutung der Besetzung der Mandschurei hervorheben, wo der größere Teil der Schwerindustrie ganz Chinas konzentriert ist. Anderseits war der allgemeine Zerfall der KMT-Armee durch die Tatsache gekennzeichnet, daß sogar Eliteeinheiten auf die Seite der VBA übergingen. In dieser Hinsicht waren die Kämpfe um Ch'ang-ch'un, Chinan und Hsüchou kennzeichnend. Im Ergebnis der strategischen Offensive der VBA hatten die KMT-Truppen gewaltige Verluste erlitten. Die übriggebliebenen regulären KMT-Einheiten waren über das riesige Gebiet von Sinkiang bis nach Taiwan verstreut. Die in den Kämpfen gegen die VBA erlittenen Niederlagen bedeuteten den politischen und militärischen Bankrott der KMT. Nach einigen gescheiterten Versuchen der KMT, mit der KPCh Frieden zu schließen, nahm die KPCh am 20. April 1949 die Offensive wieder auf und überquerte den Yangtse. Die KMT-Truppen konnten keinen nennenswerten Widerstand leisten. In Fortsetzung der Offensive nach Südosten, Süden und Südwesten überrannten die Truppen der 2., 3. und 4. Feldarmee die Provinzen Chianghsi, Hunan, Hupei, Fuchien und Kuangtung. Im Nordwesten Chinas überrannten die Truppen der 1. Feldarmee (P'eng Tehuai) die Provinzen Shenhsi, Suiyüan, Ninghsia, Kansu, Sinkiang.

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Die Offensive der V B A w u r d e durch die Hilfe der breiten Massen wesentlich erleichtert 4 2 . In einer Reihe von Industriezentren hatten die Arbeiter bewaffnete Trupps geschaffen, die sich an den Kämpfe gegen die K M T Truppen beteiligten. Die Bauernschaft gewährte der angreifenden V B A unmittelbare Unterstützung, indem sie Wegführer, Aufklärer und Träger stellte und sich in Massen der V B A zur Teilnahme an den Kämpfen anschloß. A m 1. O k t . 1949 verkündete M a o Tse-tung in Peking die Bildung der Zentralen Regierung und rief die Volksrepublik China aus. Damit ist der Schlußstrich unter einen langjährigen Kampf des chinesischen Volkes gegen die imperialistischen Unterdrücker und die innere Reaktion gezogen.

Hsing-hua Liao-yüan Bd. 10, S. 1

D 56: Der gigantische

strategische (1963) Ye Chien-ying

Entscheidungskampf

Nachdem der revolutionäre Krieg in China in das 3. Jahr eingetreten w a r , hat Genosse M a o Tse-tung rechtzeitig die 3 Schlachten von Liao-Shen, Huai-hai und P'ing-Tsin organisiert, die V B A kommandiert, gegenüber den KMT-Truppen den strategischen Entscheidungskampf entfacht. Die 3 Schlachten begannen am 12. Sept. 1948, haben 4 Monate und 19 Tage gedauert; 144 Divisionen regulärer Truppen des Gegners, 29 Divisionen irregulärer Truppen, insgesamt 1540000 Mann wurden vernichtet. Während dieser Epoche hat die V B A auf anderen Schlachtfeldern auch Offensiven entfaltet, große Mengen des Feindes vernichtet. In den ersten zwei Jahren des Krieges hat die V B A pro Monat durchschnittlich um die 8 Brigaden des Feindes vernichtet. Bis zu dieser Zeit (12. Sept. 1948) hat die V B A das pro Monat durchschnittlich bereits auf 38 Brigaden erhöht. In diesen 3 Schlachten sind die Elite-Truppen der KMT, auf die sie sich gestützt hat, den

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Leuenberger: Chinas Durchbruch in das 20. Jh. S. 182.

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V. Der 2.

Bürgerkrieg

konterrevolutionären Bürgerkrieg zu entfachen, praktisch vernichtet worden; das Herannahen des totalen Sieges des Befreiungskrieges hat rapide zugenommen. Der Sieg des gigantischen strategischen Entscheidungskampfes der 3 großen Schlachten gebührt dem Sieg der Ideologie des strategischen Entscheidungskampfes des Genossen Mao Tse-tung, gebührt dem Sieg der strategischen Ideologie des Genossen Mao Tse-tung. Die strategische Ideologie ist ein wichtiger Bestandteil der gesamten Militärwissenschaft des Genossen Mao Tse-tung. Das genaue Studieren der reichhaltigen Erfahrungen der drei großen Schlachten wird uns deshalb helfen, die strategische Ideologie des Genossen Mao Tse-tung völlig zu begreifen, die Militärwissenschaft des Genossen Mao Tse-tung völlig zu erlernen. In diesem Aufsatz wird versucht, unter verschiedenen Aspekten zu erklären, wie die Gedanken des strategischen Entscheidungskampfes und die Kunst der militärischen Anleitung des Genossen Mao Tse-tung sichtbar wurden.

Rechtzeitig die Chance des Entscheidungskampfes in den Griff bekommen, korrekt die Richtung des Entscheidungskampfes festlegen Nachdem der 3. revolutionäre Bürgerkrieg aus der Epoche der gegnerischen strategischen Offensive und unserer strategischen Defensive in unsere strategische Offensive und die gegnerische strategische Defensive übergegangen ist, ist auf Grund der fortwährenden großen Vernichtung des Gegners durch die VBA bis August 1948 in den militärischen Machtverhältnissen zwischen uns und dem Gegner eine augenfällige Veränderung eingetreten: Die VBA hat sich seit Juni 1946 von 1200000 Mann auf 2 800000 vergrößert; die KMT-Armee hat sich von 4380000 auf 3650000 verringert; darunter sind nur ca. 1700000 Mann in der ersten Front eingesetzt. In dieser Epoche ist die VBA zahlenmäßig zwar weniger als die KMTArmee, hinsichtlich der Ausrüstung der KMT-Armee unterlegen, doch während der zweijährigen Kampfhandlungen in der inneren sowie äußeren Kampflinie hat sie bereits ihre Kampfkraft erheblich erhöht. Die VBA hat eine große Anzahl von Gegnern vernichtet, eine Unmenge von modernen Waffen erbeutet, ihre eigene Ausrüstung verstärkt, eine mächtige Artillerie und Pioniere aufgestellt, die Kapazität des Belagerungsstürmens verstärkt; während der Schlachten von Shih-chia-chuang, Szu-p'ing-(chiai) und K'aifeng hat sie die Erfahrungen des Belagerungsstürmens gesammelt; sie ist nicht nur fähig, den Bewegungskrieg, sondern auch den Stellungskrieg zu kämpfen. Anderseits hat die VBA die Kampfpause ausgenutzt, mit der Me-

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thode der öffentlichen Klageführung 43 , den dreifachen Uberprüfungen 4 4 und des Trainings im Massencharakter einer neuen Militärreform-Bewegung durchgeführt, die innere Solidarität verstärkt, die politische Qualität der Truppen, die militärische Technik und die Taktik erhöht. Die umgewälzten Bauern in den Befreiten Gebieten reihen sich mit Begeisterung kontinuierlich in die Armee ein, entschlossen, sich im Kampf für den Schutz des Agrarlandes, Schutz der Heimat einzusetzen; die gefangengenommenen Soldaten und Offiziere Chiangs reihen sich auch, nachdem sie die politische Schulung absolviert haben, freiwillig in die VBA ein, so daß die VBA eine unerschöpfliche Rekrutierungsmöglichkeit darstellt. Zu dieser Zeit wurden die einzelnen Hauptbefreiungsgebiete nacheinander zu einer Einheit verbunden und sind in der Lage, strategisch unmittelbar zu unterstützen. Die Fläche des Befreiten Gebietes hat sich auf 2350000 km 2 ausgedehnt und nahm V4 der Gesamtfläche Chinas ein; die Bevölkerung ist auf 168000000 angestiegen und nahm x h der Gesamtbevölkerung Chinas ein. Im Befreiten Gebiet ist die Bodenreform bereits oder prinzipiell bereits vollendet, die Produktion entfaltet, die revolutionäre Aktivität der Volksmassen auf einen Schritt weiter gehoben, so daß das Hinterland unserer Armee noch stabiler, dem Krieg unerschöpfliche Menschenkraft und Materialunterstützung zukommen lassen kann. Im Rahmen des ganzen Landes ist die Einheitsfront der Volksrevolution noch mehr erweitert und stabilisiert, die Kraft der Volksrevolution noch mehr entwickelt und gestärkt. Zu dieser Zeit ist die KMT-Armee zahlenmäßig zwar größer als die VBA, die Ausrüstung zwar immer noch besser als die der VBA, beherrscht die reaktionäre Clique der KMT immer noch 3A des Landes, 2 h der Bevölkerung, doch auf Grund der Inkorrektheit des von der KMT entfachten konterrevolutionären Krieges, auf Grund der außerordentlichen Korruption der reaktionären Herrschaft der KMT, sind die reaktionären Machtorgane der KMT bereits in den Zustand der Instabilität geraten. In dieser Zeit ist der Gegner bereits gezwungen, den Plan der „allseitigen Defensive" 45 aufzugeben, und ist in die sogenannte „Schwerpunkt-Defensive" 4 6 eingetreten, in der Absicht, mit seinen noch vorhandenen Streitkräften und Befestigungsanlagen die strategisch wichtigen Punkte und Linien festzu43

Das Beschwerde-Vortragen: die öffentliche Klageführung. (Klage über die Leiden, die die alte Gesellschaft und die Reaktionäre dem werktätigen Volk zugefügt haben). Mao: A W . Bd. 4. S. 227. Ü b e r den großen Sieg im N o r d w e s t e n . (Peking).

44

Die dreifachen U b e r p r ü f u n g e n : Ü b e r p r ü f u n g der Klassenherkunft, der Arbeitsleistung und des Kampfwillens. Defensiv-Strategie der K M T . Defensiv-Strategie der K M T .

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V. Der 2.

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halten. U m der Vernichtung zu entgehen, igelt sich der Gegner, mit seinen Elite-Truppen als Kern, ein, damit die V B A sie nicht „schlucken, nicht zerkauen k a n n " ; anderseits wurde die „Friedens-Herstellungszone" 4 7 reduziert, zusammengelegt, die Heeresgruppe vergrößert, die buntscheckigen Truppenverbände 4 8 annektiert, die Verwaltungsorgane verringert, um die beweglichen Streitkräfte zu vergrößern; ferner werden in den von der K M T beherrschten Gebieten in großem Umfäng Rekruten eingefangen, um die Truppenkontingente der 2. Front aufzufüllen, um die Streitmacht wieder in Ordnung zu bringen, aufzufüllen zur Durchführung des letzten Todeskampfes. Doch angesichts der umfangreichen Offensiven der V B A ist sie machtlos, sich aus der totalen strategischen passiven Stellung zu befreien. Die 5 strategischen Heeresgruppen der reaktionären Truppen der K M T sind bereits von der V B A an die 5 Schlachtfelder Nordwest, Mittelebene, Ostchina, Nordchina und Nordosten der Süd- und Nordfront isoliert gebunden. Auf dem Nordost-Schlachtfeld steht die Heeresgruppe von Wei Li-huang, insgesamt 4 8 0 0 0 0 Mann; sie ist auf die 3 isolierten Gebiete, Ch'ang-ch'un (zu der Zeit war es bereits 2 Monate lang von uns belagert), Mukden und Chin-chou, verteilt, gestützt auf die Strecke Chin-yü der Eisenbahn Pei-Ning als See- und Land-Verbindungsweg mit dem Gebiet innerhalb des Passes (das innere China). Im Nordchina-Schlachtfeld steht die Heeresgruppe unter Fu Tso-yi, insgesamt 600000 Mann; sie ist verteilt auf die strategischen Punkte Kuei-sui, Chang-chia-kou an der Strecke P'ing-Sui (nach der Schlacht von Sui-Ch'a ist die Verbindung zwischen Kuei-sui und Chang-chia-kou bereits abgeschnitten) sowie Peking, Tientsin, T'ang-shan und Shan-hai-Paß an der Strecke Pei-Ning, gestützt auf die Hafenstadt T'ang-ku als den Versorgungsweg zur See; der Feind in der abseits liegenden Stadt T'ai-yüan ist bereits eingekreist. Auf dem O s t china-Schlachtfeld steht die Heeresgruppe Liu Chih, insgesamt 6 0 0 0 0 0 Mann (später wurde sie um ein Armeekorps und andere Truppenteile verstärkt, die nicht einbezogen sind). Diese Heeresgruppe der K M T wagte nicht, als unsere Truppen Chi-nan angriffen, nordwärts zu Hilfe zu kommen; nachdem Chi-nan befreit wurde, konzentrierte sie sich in Hsüchou, westlich von Shang-ch'iu, östlich bis zum Lien-yün-Hafen an der Lung-Hai-Strecke, südlich bis Pang-pu an der Tsin-P'u-Strecke, in der Absicht, unsere V B A Ostchina nach Süden zu hindern. Im MittelebeneSchlachtfeld steht die Heeresgruppe Pai Tsung-hsi, ca. 750000 Mann, verteilt auf die südliche Strecke der Eisenbahnlinie P'ing-Han mit Hankou als 47

Friedens-Herstellungs-Zone: eine Einrichtung der K M T während des Bürgerkrieges.

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s. A n m . I V . 135.

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Zentrum. Auf dem Nordwest-Schlachtfeld steht die Heeresgruppe H u Tsung-nan, ca. 300000 Mann; sie wurde in der Paß-Ebene mit Si-an als Zentrum gebunden. Außer diesen 5 obengenannten Schlachtfeldern befinden sich nur noch 36 Brigaden im gegnerischen Hinterland, die ca. 230000 Mann ausmachen, doch durch die Entwicklung des Volks-Partisanenkrieges sind sie schwierig zu bewegen. So hat die reaktionäre KMT keine vollkommene Front mehr; außer in wenigen Gebieten, in denen sie noch über einen Teil von Streitkräften verfügt, die zu einem strategisch beweglichen Einsatz fähig sind, geriet der größte Teil ihrer Streitkräfte in einen schwankenden, lähmenden, Schläge einsteckenden, passiven Zustand. Dieses Kräfteverhältnis zwischen dem Gegner und uns zeigt, daß die Zeit des strategischen Entscheidungskampfes der VBA mit der reaktionären KMT-Armee bereits herangekommen ist. Um kontinuierlich den Feind in großem Umfang zu vernichten, die reaktionäre Regierungsmacht der KMT an der Wurzel zu zerstören, muß die VBA die vom Feind mit festen Anlagen versehenen Großstädte angreifen, muß mit den starken beweglichen Truppenkontingenten des Feindes kämpfen. Deshalb ist die Frage, ob man es wagt, große Gefechte auszutragen, was unsere Armee bisher noch nie gemacht hat, ob man es wagt, die großen Städte des Feindes einzunehmen, ob man es wagt, große Kontingente des Feindes zu vernichten, ob man es wagt, noch größere Siege zu erringen, bereits zum wichtigen Problem in der damaligen strategischen Planung unserer Armee geworden. Gerade in dieser Zeit, im Aug. 1948, hat die KMT in Nanking während der Militärkonferenz bereits über den Rückzug aus Nordosten, die Verteidigung Mittelchinas, das Aushalten in Mukden bis Ende Oktober diskutiert, um die Veränderung der Lage abzuwarten, ein Kriegsplan, im Prinzip Mukden nicht aufzugeben, doch gleichzeitig die Vorbereitung zum Rückzug aus Nordosten zu treffen. Sollen wir unter diesen Umständen schließlich den Feind seinen Plan realisieren, seine Streitkräfte innerhalb des Passes oder gar bis zum Südufer des Flusses 49 zurückziehen lassen und uns diese Chance entgehen lassen, die uns später bei der Kriegsführung viele Schwierigkeiten bereiten würde? Immer, wenn der Feind seinen Fluchtplan noch nicht festgelegt hat, müssen wir uns sofort entscheiden, die Chance wahrnehmen, die Strategie des Entscheidungskampfes mit großen strategischen Kontingenten organisieren, den Feind einzeln vernichten. Eine solche Chance darf man nicht verspielen, diese Gelegenheit kommt nie wieder. Genosse Mao Tse-tung hat auf Grund der wissenschaftlichen Analyse in bezug auf die Kriegslage sich kühn entschlossen, die Gelegenheit des Ent49

Gemeint sind Shan-hai-Paß und Yangtze-Ufer.

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scheidungskampfes in die Hand zu nehmen und die 3 großen Schlachten von Liao-Shen, Huai-Hai sowie P'ing-Tsin nacheinander organisiert. Er hat in: „Uber den Kurs der Kampfhandlungen bei der West-LiaoningShenyang-Operation" demonstrativ unsere Kommandeure des NordostSchlachtfeldes darauf hingewiesen: „den festen Entschluß fassen, eine Vernichtungsschlacht in größeren Ausmaßen zu liefern, als Ihr es je getan habt, d. h. kühn gegen die ganze Armee Wei Li-huangs zu kämpfen, wenn er zu Hilfe kommt" 5 0 ; Genosse Mao hat einst gesagt: „Weil nicht wir allein nach Überlegenheit und Initiative streben, sondern auch der Feind. Von diesem Gesichtspunkt aus gesehen ist der Krieg ein Wettstreit an subjektiver Geschicklichkeit zwischen den Befehlshabern der einander bekämpfenden Armeen in ihren Bemühungen, auf der Grundlage der materiellen Bedingungen — der vorhandenen Streitkräfte und der finanziellen Mittel — Überlegenheit und Initiative zu erlangen. Aus diesem Wettstreit gehen jeweils ein Sieger und ein Besiegter hervor. Sehen wir einmal von dem Kräfteverhältnis zwischen den objektiven materiellen Bedingungen ab, so wird der Sieger seinen Erfolg notwendigerweise der richtigen subjektiven Führung des Krieges und der Besiegte seine Niederlage der falschen Kriegsführung zuzuschreiben haben" 51 . Er hat ferner darauf hingewiesen, daß Sieg und Niederlage nach einer oder mehreren Schlachten entschieden worden sind, „die Niederlage einer Seite wird unmittelbar und sehr rasch auf der besiegten Seite zu Anstrengungen führen, eine Katastrophe zu vermeiden, sich aus ihren neuen Bedingungen und ihrer ungünstigen Situation (die ja für den Feind günstig ist) zu befreien und solche Bedingungen bzw. eine solche Situation wiederherzustellen, die für sie günstig und für ihren Gegner ungünstig ist, um Druck auf den Feind auszuüben." „Der Sieger anderseits wird die genau umgekehrten Anstrengungen machen. Er wird danach trachten, seinen Sieg auszunutzen und dem Feind noch größeren Schaden zuzufügen; er wird die für ihn günstigen Bedingungen wahrnehmen, seine Situation noch weiter verbessern und nach Möglichkeit verhindern, daß der Feind sich aus der ungünstigen Situation befreit und die Katastrophe abwendet." 52 Nachdem der 3. revolutionäre Bürgerkrieg drei Jahre gedauert hat, blieb die Situation genau noch so. Nachdem die KMT-Armee eine Reihe von Niederlagen eingesteckt hat, hat sie, um ihre ungünstige Situation zu beseitigen, bereits angestrengten Widerstand geleistet, in der Absicht, durch 50

51 52

Mao: A W . Bd. 4. Uber den Kurs der Kampfhandlungen bei der Westliaoning-ShenyangOperation, S. 280 (Peking). Mao: Theorie des Guerillakrieges: Über den verlängerten Krieg. S. 178. rororo 886. Ebd. Strategie des chinesischen revolutionären Krieges. S. 74.

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„Schwerpunkt-Defensive" ihre damalig für sie bereits äußerst ungünstig erscheinende Lage zu beseitigen, in der Absicht, eine neue Lage zu schaffen, die für sie günstig und für uns ungünstig ist, um eine gewisse Gelegenheit wahrzunehmen, eine Gegenoffensive gegen uns zu führen. Im Gegenteil dazu ist die VBA anderseits unter der Führung des Genossen Mao Tse-tung, nachdem sie eine Reihe von Siegen errungen hat, bestrebt gewesen, den Sieg des Volksrevolutionären Krieges auszudehnen, noch mehr Feinde zu vernichten, die damals für unsere Armee bereits äußerst günstig erscheinende Lage auszuweiten, damit der Feind nicht imstande sein möge, seinen Plan, sich aus der ungünstigen Lage zu befreien, zu realisieren. Der Wettstreit dieser subjektiven Geschicklichkeit zeigte sich damals an der Wahl der Chancen. Von unserer Seite gesehen, besteht das darin, die Chance auszunutzen, den Entscheidungskampf durchzuführen; vom Feind her gesehen, muß es eigentlich sein, die Gelegenheit auszunutzen, den strategischen Rückzug zu organisieren, den Entscheidungskampf zu vermeiden. Der Leitartikel der New York Herald Tribüne vom 30. 10. 1949 lautet: „Der Verlust der Mandschurei war unvermeidlich; der einzige schwerwiegende Fehler beim Rückzug ist die unangemessene Zeitwahl." 5 3 Das Zögern beim strategischen Rückzug des Feindes hat indirekt des Genossen Mao Tse-tungs weise Wahl des Momentes des Entscheidungskampfes bewiesen. Mao Tse-tung hat, während er am Zeitpunkt des Entscheidungskampfes festhielt, gleichzeitig auch noch die korrekte Kampfrichtung des Entscheidungskampfes ausgewählt. Damals war zwar die Lage auf allen Schlachtfeldern des Landes in unterschiedlichem Maße günstig für die Gefechte der VBA, doch der Feind versuchte, strategisch gesehen, die Zeit optimal auszudehnen, in einigen isolierten Städten im Nordosten auszuharren, um die VBA im Nordosten zu binden, damit sie nicht innerhalb des (Shan-hai-) Passes Kampfhandlungen durchführen kann: Anderseits beabsichtigt der Feind, seine Truppen im Nordosten nach Mittelchina zu verlegen, um die Verteidigung Mittelchinas zu verstärken. Unter diesen Umständen würden wir, falls wir den Kurs unseres strategischen Entscheidungskampfes auf das Nordchina-Schlachtfeld richten, von den beiden Heeresgruppen Fu Tso-yi und Wei Li-huang doppelt attackiert und in Passivität geraten; falls wir den Kurs unseres strategischen Entscheidungskampfes vorerst auf das OstchinaSchlachtfeld richten, würden wir den Feind aus Nordosten zwingen, rasch den Rückzug anzutreten und seine strategische Einschrumpfung zu realisieren. Deshalb wurde das Nordost-Schlachtfeld zum Angelpunkt der Ent53

Leitartikel der N Y Herald Tribüne am 30. 10. 1949 (aus dem Chinesischen ins Deutsche übersetzt).

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wicklung der Kriegslage des ganzen Landes. Damals war die Lage des Nordost-Schlachtfeldes für uns besonders günstig. Auf der feindlichen Seite: eine isolierte, zerstreute Armee, seinem Geschick anheimgegeben; das Gebiet ist zu eng, die Versorgung ist erschwert; Ch'ang-ch'un ist eingekreist, ohne Hoffnung auf Befreiung; Rückzug oder Standhalten, der Schachzug ist unentschlossen. Auf unserer Seite: starke Streitkräfte mit verhältnismäßig guter Ausrüstung; ein weites Gebiet, das zu einem Ganzen verbunden ist; die Bodenreform ist beendet, das Hinterland ist gefestigt; aus den verschiedenen Gebieten innerhalb des Shan-hai-Passes ist überall Verstärkung zu erwarten. Falls die VBA aus Nordosten die feindliche Armee im Nordosten vernichtet hat, ist somit der Plan des Feindes, die strategische Einschrumpfung, zerschlagen; so können wir die strategische Initiative durchsetzen, die günstig für die Schlachtfelder Nord- und Ostchinas ist; so können wir mit der Industrie des Nordostens den Krieg in ganz China unterstützen, damit die VBA ein strategisches Haupthinterland bekommt. Nach den oben genannten Umständen hat Genosse Mao Tse-tung den Kurs des strategischen Entscheidungskampfes von Anbeginn an auf die Heeresgruppe von Wei Li-huang des Nordost-Schlachtfeldes gerichtet, d. h. den 1. Sieg des strategischen Entscheidungskampfes auf eine sichere, zuverlässige Basis legen. Das ist ein großartiger weitsichtiger Schachzug des Genossen Mao Tse-tung, der die ganze Lage im Geist durchdacht hat. Der Entscheidungskampf beginnt mit der Überlegenheit in einem Teil des Ganzen und führt schließlich zur Gewinnung einer noch größeren Überlegenheit im Ganzen. Durch den zügigen raschen Sieg in der Schlacht von Liao-Shen hat sich die Kriegslage im ganzen Land rapid verändert, und der ursprünglich eingeschätzte Kriegsverlauf wurde somit erheblich verkürzt. Entsprechend den verschiedenen Merkmalen der 3 Schlachtfelder verschiedene Gefechts-Grundsätze anwenden Bevor die Schlacht von Liao-Shen begann, bewachte der Feind im Nordost-Schlachtfeld die 3 isolierten Gebiete von Ch'ang-ch'un, Mukden und Chin-chou. Wo die Hauptstoßrichtung unserer Armee vorerst sein soll, die sich erst günstig auf die Entwicklung der Schlacht auswirkt, die erst günstig die totale Vernichtung des Feindes im Nordosten ist, die sich erst günstig auf die gesamte Kriegslage im ganzen Land auswirkt, ist zum Angelpunkt der Führung der Schlacht geworden. Regional betrachtet, ist Ch'ang-ch'un, das von uns lange eingekreist ist, ein schwacher Punkt des Feindes im Nordosten; ihn zu vernichten, kann die Sorge hinter unserem Rücken

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lösen. Doch der Feind will mit Ch'ang-ch'un unsere Armee binden, Mukden decken, die Lage in Chin-chou verbessern und alle Maßnahmen zum Rückzug vorbereiten; falls sich unser Vorstoß vorerst auf Ch'ang-ch'un richtet, werden wir dem Feind ins Netz gehen. Ferner werden wir den Feind durch die Einnahme von Ch'ang-ch'un in Mukden und Chin-chou in Panik verscheuchen, was die Entwicklung der Schlacht und der gesamten Kriegslage beeinflussen würde. Die Umstände in Chin-chou sind gänzlich anders; obwohl die feindlichen Streitkräfte in Chin-chou zahlreicher sind als in Ch'ang-ch'un und sich einige Stützpunkte um es herum befinden, könnte der Feind, falls man Chin-chou angreift, aus Nordchina Verstärkungen heranziehen, auch von See her unterstützt werden; wenn man Chin-chou nicht rasch überwältigt, wird unsere Armee in eine passive Stellung hineingeraten; verschieben wir obendrein unsere Hauptsreitkräfte von der Nord-Mandschurei nach Süden, würde das gewisse Schwierigkeiten geben. Doch der Feind auf der Strecke von Chin-chou bis zum Shan-hai-Paß ist zerstreut und isoliert; ihn anzugreifen, zu vernichten, den Sieg zu erringen ist verhältnismäßig sicher und zuverlässig; trägt man das Gefecht auf der Pei-Ning-Linie aus, kann man den Feind zur Heranziehung von Verstärkungen aus Ch'ang-ch'un und Mukden bringen; das ist günstig für die Entwicklung der Schlacht; außerdem kann das die beiden Heeresgruppen des Feindes vom Nordchina- und Nordost-Schlachtfeld abschneiden; die Verstärkung des Feindes aus Nordchina wird durch die V B A Nordchinas gebunden und geschwächt. Chin-chou ist die enge Kehle für die feindliche Armee im Nordosten nach Innerchina (innerhalb des Shan-hai-Passes); falls man diesen strategisch wichtigen Punkt eingenommen hat, ist es so, als ob man das Tor zum Nordosten zuschließt; die Heeresgruppe Wei Li-huang würde zur „Schildkröte im K ü b e l " 5 4 ; kontrollierten wir ferner die Pei-Ning-Linie, würde das noch günstiger für unsere Armee im Hinblick auf die Entwicklung der Kriegslage sein, an beiden Flanken initiativ zu kämpfen. Nach der obigen Analyse ist Chinchou der wahre schwache Punkt des Feindes, die tödliche Wunde des Feindes. Mao Tse-tung hat deshalb in den „Richtlinien zur Schlacht von Liao-Shen" auf folgendes hingewiesen: „ U m diese Truppen zu vernichten, müßt Ihr Euch schon jetzt darauf vorbereiten, Eure Hauptkräfte auf dieser Linie einzusetzen, wobei die feindlichen Streitkräfte in Ch'ang-ch'un und Shenyang in Ruhe zu lassen sind, sowie darauf, daß beim Angriff auf Chinchou auch jene feindlichen Streitkräfte vernichtet werden, die eventuell von 54

W e n g - c h u n g - s h i h - p i e h : S c h i l d k r ö t e im K ü b e l , d. h. a u s s i c h t s l o s e L a g e ; ein chinesisches Sprichwort.

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V. Der 2.

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Ch'ang-ch'un und Shenyang zur Beistandsleistung heranrücken" 5 5 . Falls der Feind aus Ch'ang-ch'un und Mukden wagt, zu Hilfe zu kommen, „dann könnt Ihr, ohne die Linie Chinchou—Shanhaipaß—T'angshan zu verlassen, gleich darauf zu einer umfassenden Vernichtung der feindlichen Verstärkungen übergehen und danach streben, alle Truppen Wei Li-huangs an O r t und Stelle zu erledigen" 5 6 ; gleichzeitig wies er noch darauf hin, daß die Einnahme von Chin-chou der Angelpunkt für den Sieg der gesamten Schlacht ist, und fordert die V B A Nordost auf: „Ihr müßt Eure Hauptaufmerksamkeit auf die Kämpfe an der Chin-chou-Front richten, um die Stadt so schnell wie möglich zu erobern. Wenn auch keins der anderen Ziele erreicht und nur Chin-chou eingenommen wird, habt Ihr die Initiative gewonnen, und das allein ist schon ein großer S i e g . " 5 7 Die V B A Nordost hat die Anweisungen des Genossen Mao Tse-tung entschieden durchgeführt und 470000 Feinde vernichtet, den großartigen Sieg des Entscheidungskampfes im Nordosten errungen. Obendrein hat damals die V B A auf allen Schlachtfeldern Siege hinzugefügt, so daß das Verhältnis der V B A zur K M T - A r m e e sich auch zahlenmäßig günstiger gestaltet. Während die Flamme in der Schlacht von Liao-Shen noch loderte, hat Genosse Mao Tse-tung, nachdem die V B A in Ostchina den Sieg in der Schlacht von Chinan errungen hat, die Schlacht von Huai-Hai organisiert. Die feindliche Heeresgruppe von Liu Chih auf dem Ostchina-Schlachtfeld igelt sich mit schweren Verbänden um Hsü-chou herum ein, um sich zur Anordnung der sogenannten l - P u n k t - 2 - F r o n t e n 5 8 zu formieren, in der Absicht, unsere Truppen nach Süden zu hindern, um Nanking zu beschützen. Die Ansammlung der schweren Verbände des Feindes ist günstig zum Manövrieren, um sich schnell gegenseitig zu Hilfe zu kommen. Falls wir irgendeinen Teil seiner Verbände vernichten wollen, müssen wir erst in der Lage sein, seine Verstärkung abzuwehren; dann können wir erst Zeit gewinnen, unsere Hauptkräfte zu wahren. Das sind die Besonderheiten auf dem O s t china-Schlachtfeld, die von den anderen Schlachtfeldern gänzlich verschieden sind; das ist auch der Angelpunkt, der Sieg und Niederlage der Schlacht beeinflussen wird. Damals waren die Verbände des Huang Po-t'ao östlich von Lien-yün, westlich von Hsü-chou, südlich angelehnt an ChiangHuai, nördlich der Lung-hai-Strecke in Shantung; das war eine schlagkräftige Brigade der rechten Flanke der Heeresgruppe Liu Chih. Falls man die Verbände Huang Po-t'ao vernichtet, so ist es, als ob Liu Chih einen 55

Mao: AW. Bd. 4. Westliaoning-Shenyang-Operation, S. 279 (Peking).

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Ebd.-S. 280.

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Ebd. S. 281.

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l-Punkt-2-Fronten-Taktik, eine Art von Schlachtordnung.

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Arm verlieren würde, und man kann den Feind in Hsü-chou zwingen, ostwärts zu Hilfe zu kommen, und bei dieser Bewegung einen Teil von ihnen vernichten. Anderseits können wir die beiden Befreiten Gebiete in Shantung und Nord-Chiangsu zu einer Einheit verbinden, die Verbindung zwischen Hsü-chou und Hai-chou abschneiden, die Einkreisung von Hsüchou formieren und Chiang-Huai bedrohen. Deshalb hat Genosse Mao Tsetung in: „Uber den Kurs der Kampfhandlungen bei der Huai-HaiOperation" auf folgendes hingewiesen: „In der ersten Etappe dieser Operation liegt der Schwerpunkt darin, die Kräfte zu konzentrieren, um Huang Po-t'aos Armee zu vernichten, einen Durchbruch in der Mitte zu erzielen und Hsin-an-chen, die Eisenbahnstation Yünho (Kanalstation), Ts'ao-pachi, I-hsien, Ts'ao-chuang, Lin-ch'eng, Han-chuang, Shu-yang, P'ihsien, T'an-ch'eng T'ai-erh-chuang, Lin-i und andere Punkte zu erobern." 5 9 Wegen der totalen Vernichtung der Verbände von Huang Po-t'ao hat Genosse Mao Tse-tung gemäß den Besonderheiten der Schlachtordnung des Feindes auf dem Ostchina-Schlachtfeld eine geschickte Anordnung getroffen, die Streitkräfte einzusetzen; er hat unsere Armee angewiesen: „daß mehr als die Hälfte Eurer gesamten Streitkräfte gegen die Armee von Ch'iu Ch'ing-chüan und Li Mi eingesetzt werden müssen, um sie zu binden, aufzuhalten und zum Teil zu vernichten, und erst dann kann man die drei Divisionen von Huang Po-t'aos Armee vernichten, sonst werden wir keinesfalls das Ziel der Vernichtung der drei Divisionen von Huang Po-t'aos Armee erreichen" 60 . Genosse Mao Tse-tung hat in den verschiedenen Etappen nach dieser Schlacht auch wiederholt dieses Prinzip der Schlachtanordnung betont. Allgemein gesprochen, sollten die Hauptkräfte konzentriert eingesetzt werden, das Ziel anzugreifen und zu vernichten. Genosse Mao Tse-tung hat unter den Umständen, daß wir ausreichende Streitkräfte besitzen und die Streitkräfte des Feindes konzentriert sind, die umgekehrte Logik angewendet, hat sich des Schlachtenziels und der Maßnahmen, geeint wie auch in ihren unterschiedlichen Beziehungen, schöpferisch bemächtigt, elastisch das Prinzip der konzentrierten Streitmacht angewendet, so daß die ostwärts zu Hilfe kommenden großen Verbände des Feindes aus Hsüchou günstig in Schach gehalten und gebunden werden, und den Sieg der Vernichtung der Verbände von Huang Po-t'ao errungen, den Fluchtweg des Feindes über See abgeschnitten und äußerst günstige Bedingungen für 59

Mao: A W . Bd. 4. Uber den Kurs der Kampfhandlungen bei der Huai-hai-Operation, S. 297 (Peking).

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Ebd. S. 298.

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die nachkommenden Etappen der Schlacht geschaffen. Später entwickelte sich durch die nordwärtige Verstärkung der Verbände von Huang Wei und die Flucht des Feindes westwärts die Schlacht nicht mehr ostwärts nach Hsin-P'u, Hai-chou, zum Lien-yün-Hafen sowie in die Gebiete des HuaiFlusses, sondern westwärts zur Vernichtung der Verbände von Huang Wei und Tu Yü-ming; somit hat die Schlacht von Huai-Hai den ursprünglichen Plan weit übertroffen und 5 5 0 0 0 0 Feinde vernichtet und einen großartigen Sieg in der Mittel-Ebene errungen, was die Hauptstadt der reaktionären Regierung der K M T — Nanking — unter die direkte Bedrohung der V B A geraten ließ. Seitdem ist die reaktionäre Herrschaft der K M T in eine Situation des Zusammenbruchs gestürzt worden. Als die Schlacht in Huai-Hai im vollen Rausch war, hat Genosse Mao Tse-tung wiederum die Schlacht von P'ing-Tsin organisiert. Die feindliche Armee ist damals auf dem Schlachtfeld Nordchinas unter In-SchachHaltung und Attacke der V B A Nordchinas sowie durch die Siege der Schlachten von Liao-Shen und Huai-Hai zerrüttet, zu einem vom Bogen verscheuchten Vogel geworden. Die einzige noch bewegliche Streitkraft der reaktionären K M T zu jener Zeit war die Heeresgruppe Fu Tso-yi. Deshalb wollte Chiang Kai-shek sich einerseits diese Heeresgruppe zunutze machen, unsere Armee nach Süden zu hindern, damit er die Deckung hat, südlich des Flusses die Wehrmacht neu zu organisieren; anderseits lockt er sie zum Transport von T'ang-ku über See nach Süden, um die Schlacht in Ostchina zu verstärken, Liu Chih von seiner Bedrängnis zu befreien und den Langen Fluß zu bewachen, den letzten Todeskampf durchzuführen. Ferner hatte diese Heeresgruppe damals von sich aus die Absicht, sich entlang der P'ing-Sui-Strecke westwärts nach Sui-yüan zurückzuziehen. Der Rückzug oder das Zusammenschrumpfen des Feindes würden sich gleichermaßen ungünstig für die Entwicklung der Kriegslage auswirken. Den Feind sich nicht zurückziehen lassen, nicht zusammenschrumpfen lassen, wurde deshalb zum Hauptangelpunkt der Schlacht von P'ing-Tsin. Genosse Mao Tse-tung hat die Fehlkalkulation des Feindes in Nordchina ausgenutzt, der der Meinung war, daß die V B A im Nordosten nach der Schlacht von LiaoShen unbedingt eine Reorganisationspause abhalten muß und nicht imstande ist, sofort in den Shan-hai-Paß einzumarschieren, und der V B A des Nordostens nach Beendigung der Schlacht von Liao-Shen befohlen, ohne Durchführung einer Reorganisationspause rasch und geheim über den Paß einzumarschieren, koordiniert mit den zwei Verbänden der V B A Nordchinas gegen den Feind in Nordchina eine überraschende strategische Einkreisung durchzuführen, bestrebt sein, den Feind an O r t und Stelle gänzlich zu vernichten. Genosse Mao Tse-tung hat in: „ Ü b e r den Kurs der

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Kampfhandlungen bei der Peking-Tientsin-Operation" darauf hingewiesen: „Wenn diese zwei Punkte — T'ang-ku (am wichtigsten) und Hsinpao-an — erobert sind, werdet Ihr die Initiative auf dem ganzen Schachbrett in den Händen haben". „Die einzige oder hauptsächlichste Sorge ist, daß der Feind übers Meer entrinnen wird. Daher soll in den nächsten zwei Wochen im allgemeinen die Methode angewandt werden, den Feind einzukreisen, ohne ihn anzugreifen, oder ihn abzuschneiden, ohne ihn einzukreisen". Damit der Feind nicht wegläuft, ist noch mit Nachdruck darauf hingewiesen: „Ihr sollt besonders darauf achten, daß Ihr die feindlichen Truppenteile in Chang-chia-kou, Hsin-pao-an, Nan-kou nicht vernichtet, denn das würde alle feindlichen Truppenteile östlich von Nan-kou zwingen, sich sofort zu einer hastigen Flucht zu veranlassen. Es ist dringend erforderlich, diesen Punkt zu verstehen." 6 1 U m beim Feind Irrtümer hervorzurufen, damit Chiang Kai-shek sich nicht schnell zum Transport der feindlichen Armee aus Peking und Tientsin über See nach Süden entschloß, befahl er unserer Armee auf dem Schlachtfeld Ostchina, innerhalb der nächsten zwei Wochen nicht die Aufstellung zur letzten Vernichtungsschlacht gegen die Heeresgruppe von Tu Yü-ming einzunehmen, und befahl den Truppen, in Shantung Maßnahmen zu ergreifen, konzentriert die strategisch wichtigen Punkte zu kontrollieren, vorbereitet sein, den Feind an der Flucht über Tsingtao zu hindern. So hat man den Feind festgenagelt, die strategische Einkreisung und getrennte Schlachten vollendet, die Heeresgruppe von Fu Tso-yi in die schwierige Lage versetzt, sich weder zusammenziehen noch flüchten zu können. Das militärische Prinzip, „beim Militär schätzt man die Schnelligkeit" und „den Feind überraschen", ist wohlbekannt bei allen Militärwissenschaftlern, doch die geschickte Anwendung durch den Genossen Mao Tse-tung ist außergewöhnlich. Die Kampfanweisungen, „einkreisen und nicht angreifen" und „abschneiden und nicht einkreisen" sowie die Anweisung von Verzögerung der letzten Vernichtungsschlacht gegen die Heeresgruppe des Tu Yü-ming, haben die höchstgeschickte Militärführung deutlich zum Ausdruck gebracht, wovon den allgemeinen Militärexperten nur die Hoffnung übrigbleibt. Auf Grund der Durchführung der obengenannten Richtlinien hat unsere Armee der Heeresgruppe von Tu Yü-ming den Kopf und Schwanz abgehackt und sie Stück für Stück einzeln vernichtet. In der Schlacht von P'ing-Tsin sind insgesamt 520000 Mann der reaktionären K M T - A r m e e vernichtet worden, und, reorganisiert, ist der großartige Sieg des Entscheidungskampfes in 61

M a o : A W . B d . 4 . U b e r den Kurs der Kampfhandlungen bei der P e i - p i n g - T i e n t s i n - O p e ration, S. 3 1 1 , 312.

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Nordchina errungen und sind im wesentlichen alle Gebiete in Nordchina befreit worden. Genosse Mao Tse-tung hat gemäß den konkreten Umständen aller Schlachtfelder des Landes die verschiedenen Angelpunkte des Problems in den Griff bekommen, korrekt die Richtung des Entscheidungskampfes festgelegt, differenzierte Richtlinien der Schlachten aufgestellt, somit die organischen Beziehungen zwischen den drei großen Schlachten sowie den Etappen der jeweiligen Schlachten in Verbindung gebracht, ein Glied mit dem anderen verknüpft, einen Sieg nach dem anderen nach vorn entwickelt und somit den grandiosen Sieg des strategischen Entscheidungskampfes errungen. Genauso wie Genosse Mao Tse-tung darauf hingewiesen hat: „ F ü r den Mann, der das Oberkommando führt, ist es von größter Bedeutung, daß er die Gesamtsituation des Krieges stets genau beobachtet. Für ihn kommt es vor allem darauf an, daß er sich entsprechend den jeweiligen Umständen mit der Anordnung der militärischen Einheiten und Formationen befaßt, mit den Beziehungen zwischen den einzelnen Schlachten und den einzelnen Stadien der Kampfoperation sowie mit den Beziehungen zwischen der gesamten Aktivität unserer Truppen und der gesamten Aktivität der feindlichen Truppen — alles Probleme, die seine größte Sorgfalt und seine ernsten Bemühungen erfordern. Wenn er sie außer acht läßt und sich statt dessen in nebensächliche Probleme vertieft, wird er Rückschläge kaum vermeiden k ö n n e n . " 6 2 „ D i e befehlshabenden Offiziere aller Rangstufen sollten ihre Aufmerksamkeit stets auf das wichtigste und entscheidendste Problem der vorliegenden Gesamtsituation richten und nicht auf andere Probleme oder Handlungen. . . . Was wichtig oder entscheidend ist, soll nicht durch allgemeine oder abstrakte Betrachtungen bestimmt werden, sondern in Verbindung mit den konkreten U m s t ä n d e n . " 6 3 Dieses wichtigste, entscheidendste Problem in den Griff bekommen zu haben, machte alle anderen Probleme leicht lösbar. Bei der Organisierung des Entscheidungskampfes ist die Anfangsschlacht das wichtigste Problem. Von der Gesamtsituation des Krieges und der Gesamtsituation der Schlacht ausgehend, die Anfangsschlacht festlegen, haben Sieg und Niederlage der Anfangsschlacht entscheidende Bedeutung für Sieg und Niederlage der G e samtsituation des Krieges und der Schlacht schlechthin. Das ist die dialektische Beziehung zwischen beiden. Deshalb muß die Anfangsschlacht auf einer zuversichtlichen und siegessicheren Basis aufbauen, anderseits muß

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M a o : T h e o r i e des Guerillakrieges: Strategie des chinesischen revolutionären Krieges, S. 4 0 . rororo 886.

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Ebd. S. 41.

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der Anfangssieg günstig für die Entwicklung der Gesamtsituation sein; es ist das schwerste Problem, Rücksicht auf die Beziehungen zwischen Teilund Gesamtsituation zu nehmen; Fazit, ohne den Begriff der Gesamtsituation kann es keinen guten Plan für die Anfangsschlacht geben. Die herkömmlichen Militärexperten haben zwar auch das Anfangsgefecht unterstrichen, doch in der Kunst, das Anfangsgefecht zu führen, hat Genosse Mao Tse-tung in Theorie sowie in Praxis das erreicht, was man im Herzen wünscht, auch in die Tat umsetzen zu können. Zuerst im Nordosten die drei großen Schlachten durchzufechten sowie zuerst Chin-chou einzunehmen in der Schlacht von Liao-Shen, zuerst die Vernichtung der Verbände von Huang Po-t'ao in der Schlacht von Huai-Hai, zuerst die Einnahme von Hsin-pao-an und Tientsin in der Schlacht von P'ing-Tsin, sind allesamt durch die Überlegung zugunsten der Gesamtsituation entschieden worden. Die 3 Richtlinien der Kampfhandlungen der 3 Schlachten sind die Verwirklichung der engen Beziehungen zwischen dem Anfangsgefecht und dem gesamten Schlachtplan. Deshalb ist man nach dem Sieg im Anfangsgefecht in der Lage, mit einem Schlage die Siege in den drei großen Schlachten zu erringen. Die Anfangssiege in den drei großen Schlachten haben das Prinzip des Anfangsgefechtes, das Genosse Mao Tse-tung vorgebracht hat: „Die erste Schlacht muß gewonnen werden. Der Plan für den gesamten Feldzug muß berücksichtigt werden. Und ebenso ist das folgende strategische Stadium zu berücksichtigen." 64 völlig verwirklicht. Davon, wie man bei der Führung eines Krieges auf die Beziehungen zwischen Teil- und Gesamtsituation Rücksicht nimmt, wie man unter den mannigfaltigen Umständen den Angelpunkt herausfindet und in den Griff bekommt, hat uns Genosse Mao Tse-tung ein glänzendes Beispiel vorgeführt. Totale Anwendung der 10 großen Militärprinzipien 65 , hochgradige Entfaltung der Kriegskunst Durch die Entwicklung der Kriegslage haben sich die Umstände, daß uns der Feind seit langem strategisch einkreist, zu unserer strategischen Einkreisung des Feindes gewandelt. Genosse Mao Tse-tung hat aus der Situation heraus, daß man zur endgültigen Vernichtung der feindlichen Hauptkräfte die mit festen Befestigungsanlagen versehenen Groß- und 64 65

Ebd. S. 82. Die 10 großen Militärprinzipien. Mao: A W . Bd. 4. Die gegenwärtige Lage und unsere Aufgabe, S. 165. III. (Peking).

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Mittelstädte angreifen und gegen starke mobile Verbände des Feindes kämpfen muß, aus der Situation heraus, daß man zur Aufstellung eines geeinten revolutionären Machtorgans im ganzen Land die politisch, wirtschaftlich zentralen Städte einnehmen muß, die Konzentration überlegener Streitkräfte zur Einzel-Vernichtung des Feindes mit der totalen Vernichtung starker feindlicher Verbände eng verbunden, hat die Vernichtung der lebendigen Kräfte des Feindes mit der Inbesitznahme von Städten und Ländern eng verbunden, hat den großangelegten Bewegungskrieg mit dem großangelegten Stellungskrieg eng verbunden. Genosse Mao Tse-tung hat gemäß den langjährigen, reichhaltigen Kampferfahrungen unserer Armee „10 große Militärprinzipien" aufgestellt, die in der Kriegsführung während der 3 großen Schlachten allseitige Anwendung gefunden haben. Die überlegenen Streitkräfte konzentrieren, den Feind einzeln vernichten, ist eine grundlegende Kampftaktik der V B A ; aus der ungünstigen zur günstigen Situation zu gelangen, mit unterlegenen Streitkräften die überlegenen Streitkräfte des Feindes zu besiegen. Genosse Mao Tse-tung hat einst darauf hingewiesen: „(Wie wir bereits darlegten), können wir aus unserer relativen strategischen Unterlegenheit und Passivität herauskommen, wenn wir an vielen einzelnen Stellen zu einer lokalen Überlegenheit und Initiative gelangen, den Feind so einer lokalen Überlegenheit und Initiative berauben und ihn zur Unterlegenheit und Passivität verdammen. Aus der Ansammlung vieler derartiger lokaler Erfolge ergibt sich für uns strategische Überlegenheit und Initiative und für den Feind strategische Unterlegenheit und Passivität. O b diese Umkehrung der Lage zustande kommt, hängt von der subjektiv richtigen Kriegsführung unsererseits a b . " 6 6 Diese korrekte Anweisung ist es eben, die Taktik, „überlegene Streitkräfte zu konzentrieren, den Feind einzeln zu vernichten", zu praktizieren. D a durch, daß unsere Armee diese Kampftaktik, die vom Genossen Mao Tsetung hervorgehoben worden ist, durchgeführt hat, hat sie nicht nur früher während des revolutionären Krieges in China, sondern auch während der drei großen Entscheidungsschlachten praktisch vollkommene Erfolge errungen. Während der drei großen Schlachten hat unsere Armee bei der Durchführung der strategischen Einkreisung gegenüber dem Feind gleichzeitig auch taktische und technische Abschneidung und Einkreisung durchgeführt. In strategischer Hinsicht wurde der Feind auf verschiedenen Schlachtfeldern abgetrennt, und auf jedem Schlachtfeld wurde der Feind wiederum aus den starken Verbänden in isolierte Teile zerlegt, mit einer konzentrierten 66

M a o : T h e o r i e des Guerillakrieges: U b e r den verlängerten Krieg, S. 178. rororo 886.

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überlegenen Streitmacht nacheinander vernichtet und schließlich rasch der ganze Feind vernichtet. Unsere Armee hat bei der Schlacht von Liao-Shen die zerstreute Isolation des Feindes in Nordosten ausgenutzt, mit konzentrierten Streitkräften vorerst den Feind in Chin-chou attackiert und vernichtet und wendete die Hauptkräfte, um die aus Mukden herbeigeeilten Verbände des Liao Yao-hsiang einzeln zu vernichten und schließlich die Uberreste von Mukden. Die Heeresgruppe von Wei Li-huang ist damit gänzlich vernichtet. Unsere Armee hat bei der Schlacht von Huai-Hai zuerst die Verbände von Huang Po-t'ao von den feindlichen Verbänden in Hsü-chou abgeschnitten, danach die Verbände von Huang Wei eingekreist, die Verbände von Li Yen-nien und Liu Ju-ming in Schach gehalten, damit der Feind sich gegenseitig nicht unterstützen kann; nachdem die Verbände des Huang Po-t'ao vernichtet worden waren, wurden die Hauptkräfte umdirigiert, um die Verbände von Huang Wei und Tu Yü-ming einzeln zu vernichten. Unsere Armee hat bei der Schlacht von P'ing-Tsin die feindlichen Verbände an der Strecke P'ing-sui und P'ing-Tsin zerstückelt, isoliert eingekreist und nacheinander vernichtet. Durch das Verfahren, den Feind einzeln zu vernichten, hat unsere Armee innerhalb von 4 Monaten und 19 Tagen die reaktionären KMT-Truppen in den drei großen strategischen Heeresgruppen, insgesamt 1540000 Mann, rasch und gänzlich vernichtet. Das ist die praktische Anwendung und Entwicklung der Prinzipien vom Genossen Mao Tse-tung, „Überlegene Streitkräfte konzentrieren, den Feind einzeln zu vernichten", „zuerst den zerstreuten, isolierten Feind, dann den konzentrierten starken Feind schlagen", was eine enge Verbindung von überlegenen Streitkräften zur einzelnen Vernichtung des Feindes mit der totalen Vernichtung der starken feindlichen Verbände schafft. Während der drei großen Schlachten hat unsere Armee nicht nur die lebendige Kraft des Feindes vernichtet, sondern auch die Städte und Länder, die vom Feinde in Besitz gehalten wurden, eingenommen. Durch die Einnahme von Chin-chou hat unsere Armee nicht nur den Feind vernichtet, die Stadt und ihre Umgebung befreit, sondern es ist auch ein Teil des Feindes in Ch'ang-ch'un gezwungen worden, einen Aufstand zu machen, so daß der Rest sich ergab, Ch'ang-ch'un befreit und die Basis geschaffen wurde, die Heeresgruppe Wei Li-huang total zu vernichten. Durch die Vernichtung der Verbände von Huang Po-t'ao sowie die Einkreisung der Verbände von Huang Wei ist nicht nur der Feind vernichtet worden, das Gebiet südlich und östlich des Ostabschnittes der Lung-Hai-Eisenbahnlinie befreit, sondern auch der Feind in Hsü-chou gezwungen worden, die Stadt aufzugeben und davonzulaufen, die Stadt Hsü-chou befreit und die Basis geschaffen worden, die Heeresgruppe Liu Chih total zu vernichten. Durch

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die Einnahme von Hsin-pao-an, Tientsin, ist nicht nur der Feind vernichtet, die beiden Städte und deren Umgebung befreit worden, sondern auch die Basis geschaffen worden, die Heeresgruppe Fu Tso-yi total zu vernichten. Fazit, während der drei Schlachten sind nicht nur die lebendigen Kräfte des Feindes vernichtet, sondern ihm auch viele Städte und Gebiete, die von ihm in Besitz gehalten wurden, entrissen worden. Das ist das, was Genosse Mao Tse-tung hervorgehoben hat: „Die Behauptung oder Einnahme von Städten und Gebieten ist das Ergebnis der Vernichtung der lebenden Kraft des Feindes", „Bei allen vom Feind stark verteidigten Stützpunkten und Städten soll man warten, bis die Bedingungen herangereift sind, und sie dann erobern." 6 7 Die praktische Anwendung dieser Prinzipien hat die enge Verbindung der Vernichtung der lebendigen Kräfte des Feindes und die Besitznahme der Städte und Gebiete bewirkt. Während der drei großen Schlachten hat unsere Armee nicht nur einen großangelegten Bewegungskrieg, sondern auch einen großangelegten Stellungskrieg durchgeführt. Als die Schlacht von Liao-Shen begann, hat unsere VBA im Nordosten mit der Stärke von 6 Marschkolonnen, mit umfangreicher Unterstützung durch die Artillerie, innerhalb von 31 Stunden die Stadt Chin-chou, in der vom Feind feste Verteidigungsanlagen gebaut worden waren, eingenommen. Gleichzeitig wurden im Gebiet T'ashan südlich von Chin-chou, mit der Stärke von 3 Marschkolonnen, in defensivem Stellungskrieg 9 Divisionen feindliche Verstärkungstruppen, die von See und Luft koordiniert waren, behindert; im Gebiet von Hei-shan 12 Divisionen Verstärkungstruppen aus den Verbänden von Liao Yao-hsiang in defensivem Stellungskrieg behindert. Nachdem Chin-chou eingenommen worden ist, hat unsere Armee wiederum die Streitkräfte umdirigiert, dem aus Shen-yang (Mukden) westwärts flüchtenden Feind entgegen, mit 8 Marsch-Kolonnen, durch zwei Tage und Nächte heftiger Kämpfe, während des Manövrierens die gesamten Verbände von Liao Yao-hsiang vernichtet. Als die Schlacht von Huai-Hai begann, hat unsere VBA Ostchina mit 11 Marschkolonnen während des Manövrierens durch die Methode von Flanken-, Angriffs- und Abschneidungsattacken die westwärts sich zurückziehenden Verbände von Huang Po-t'ao in der Gegend östlich von Hsü-chou in der Nähe von Chan-chuan-yü eingekreist; gleichzeitig wurden mit starken Verbänden in defensivem Stellungskrieg in der Gegend ^östlich von Hsü-chou die zwei Armeekorps Ch'iu Ch'ing-chüan und Li Mi, insgesamt 12 Divisionen, die ostwärts zur Verstärkung kamen, gehindert und die gesamten 9 Divisionen der Verbände Huang Po-t'ao im 67

Mao: AW. Bd. 4. Die gegenwärtige Lage und unsere Aufgabe, S. 165-166, Militärprinzipien 3, 8. (Peking).

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offensiven Feldstellungskrieg vernichtet. Während des Verlaufs der Einkreisung der Verbände von Huang Po-t'ao haben 6 Kolonnen der V B A von Mittel- und Ostchina in enger Koordination durch Bewegungskrieg zum nordwärts verstärkenden Huang Wei Verbände nordöstlich von Mengch'eng in der Gegend von Shuang-tui-chi eingekreist. Als die Verbände Huang Po-t'ao eingekreist waren, wollten die in Hsü-chou belagerten Verbände Tu Yü-ming an der Tsin-P'u-Strecke entlang zu Hilfe eilen, um gemeinsam nach Süden zu flüchten. Unsere Armee hat mit 8 Marschkolonnen einen großangelegten Behinderungsstellungskrieg entfaltet und die Absicht des Feindes zunichte gemacht. So gab die Heeresgruppe Tu Yü-ming die Stadt auf und flüchtete westwärts, unsere V B A Ostchina folgte ihr mit 10 Marschkolonnen in paralleler Verfolgungsjagd und kreiste sie ein während des Manövrierens im Gebiete Ch'en-kuan-chuang nordöstlich von Yungch'eng. Nachdem die Verbände von Huang Wei vernichtet worden waren, hat unsere Armee 11 Marschkolonnen konzentriert und einen Angriff entfaltet, gründlich die feindliche befestigte Feldstellung zerstört und die Heeresgruppen von Tu Yü-ming, 24 Divisionen, total vernichtet. Gleichzeitig wurden die zwei Verbände von Li Yen-nien und Liu Ju-ming, insgesamt 8 Divisionen, die dreimal von Pang-pu nordwärts zu Hilfe eilten, von uns geschlagen. Die drei Etappen der Schlacht von Huai-Hai begannen alle mit großangelegtem Bewegungskrieg und endeten alle mit großangelegtem Stellungskrieg. Bei der Schlacht von P'ing-Tsin hat unsere V B A Nordost mit 6 Marschkolonnen bei massiver Unterstützung durch die Artillerie innerhalb von 29 Stunden die durch moderne Anlagen befestigte Stadt Tientsin, mit 10 Divisionen von insgesamt 130000 schwerbewaffneten Soldaten, eingenommen. Genosse Mao Tse-tung hat stets betont: Man muß nach der Entwicklung der Kriegslage und der verschiedenen Etappen der Schlachten rechtzeitig die Kampftaktik ändern. In dem langdauernden revolutionären Krieg hat unsere Armee einst wiederholt solche Veränderungen der Kampftaktik durchgemacht. Als der 3. revolutionäre Bürgerkrieg begann, hat unsere Armee hauptsächlich durch Bewegungskrieg den Feind vernichtet und ausgezehrt; nachdem der Feind von der „allseitigen Defensive" in die „Schwerpunkt-Defensive" gezwungen war, war die Form des Stellungskrieges, besonders des Belagerungsstürmens, an eine wichtige Stelle gerückt. Genosse Mao Tse-tung hat darauf hingewiesen: „Alle Anstrengungen sind zu unternehmen, um den Feind in beweglichen Operationen zu vernichten. Zugleich muß auch der Taktik der Angriffe auf befestigte Stellungen Aufmerksamkeit gewidmet werden, damit feindliche Stützpunkte und Städte erobert werden k ö n n e n . " 6 8 In den drei großen 68

Ebd. S. 166, 7.

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Schlachten hat unsere Armee bereits den großangelegten Bewegungskrieg und den großangelegten Stellungskrieg geschickt miteinander verbunden. Während der verschiedenen Epochen des Revolutionären Krieges in der Vergangenheit sowie im Anfangsstadium des 3. revolutionären Bürgerkrieges wurde unsere Armee durch die Hauptmerkmale, daß der Feind stark und wir schwach, der Feind groß und wir klein waren, veranlaßt, die Vernichtung der lebendigen Kraft des Feindes als Hauptziel aufzustellen, und nicht, die Städte und Gebiete zu schützen oder sich anzueignen; es war nur möglich, während der Schlacht oder im Rahmen eines Kampfes eine überlegene Streitkraft zu konzentrieren, eine Marschkolonne oder einen Teil des Feindes zu vernichten, und nicht möglich, ein großes Kontingent der feindlichen Armee total zu vernichten; es war nur möglich, in der erforderlichen Richtung und Zeit, mit schlachtfeldmäßiger Offensive und Defensive, unseren Bewegungskrieg zu unterstützen, und nicht möglich, einen großangelegten Stellungskrieg, besonders Belagerungsstürmen durchzuführen. Bis zur Zeit der drei großen Schlachten ist auf Grund der Situation: der Feind stark und wir schwach, verändert in: wir stark und der Feind schwach, die Einnahme von befestigten Groß- und MittelStädten ein eng mit der unentwegten umfangreichen Vernichtung der lebendigen Kraft des Feindes verbundenes Problem geworden. Während wir gegenüber den großen Kontingenten des Feindes taktische Abschneidung, strategische Einkreisung durchführen, sind wir gleichzeitig bestrebt, ihn total zu vernichten; beim Angriff auf die vom Feind schwer befestigten Städte sind gleichzeitig durch das Manövrieren die zu Hilfe kommenden starken Verbände des Feindes zu vernichten. Das sind alles Aufgaben, die die V B A während der drei großen Schlachten möglicher- und notwendigerweise zu erfüllen hat. „Alle Gesetze der Kriegführung sind ebenso wie der Krieg selbst einer historischen Entwicklung unterworfen; nichts bleibt unverändert." 6 9 So ist gerade durch den Genossen Mao Tse-tung gemäß der Entwicklung der Kriegslage die elastische Kriegsführung durchgeführt worden; durch die V B A ist das vom Genossen Mao Tse-tung festgelegte strategische und taktische Prinzip strikt eingehalten und elastisch angewendet worden, deshalb haben wir bei den drei großen Schlachten den Sieg im strategischen Entscheidungskampf errungen. „ I m Stadium der Entscheidungsschlacht werden die höchsten Anforderungen gestellt; das Kampfgeschehen ist komplizierter und wechselvoller, die Operationen sind schwerer durchführbar und anstrengender als zu 69

M a o : Theorie des Guerillakrieges: Strategie des chinesischen revolutionären Krieges, S. 39. rororo 886.

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irgendeinem anderen Zeitpunkt des Krieges oder des Feldzugs; auch an die Führung stellt diese Zeit höchste Anforderungen." 7 0 Genosse Mao Tse-tung hat während der drei großen Schlachten nicht nur selbstverständlich unsere Armee geführt, sondern er verstand es meisterhaft, die Schwächen des Feindes herbeizuführen und sie zu vergrößern, den Feind gänzlich nach unserer Pfeife tanzen zu lassen und ihn in den Rahmen unserer Ränke einzuspannen. Zum Beispiel haben wir beim Angriff auf Chin-chou geschätzt, daß der Feind aus Mukden womöglich zu Hile kommen könnte, und der Feind aus Mukden kam tatsächlich zu Hilfe; so errangen schließlich wir den großen Sieg in West-Liao-ning. Ferner hat unsere Armee bei der Einkreisung der Verbände Huang Po-t'ao und Huang Wei die zu Hilfe eilenden Verstärkungstruppen von Ch'iu Ch'ing-chüan, Li Mi, Liu Ju-ming und Li Yen-nien entschieden behindert; der Feind konnte tatsächlich nicht einen Schritt über Lei-ch'ih 7 1 (ein Spruch von Yü Liang aus der Chin-Zeit) hinaus setzen. Schließlich wurden die Verbände Huang Po-t'ao und Huang Wei vernichtend geschlagen. Außerdem noch: Bei der Schlacht von P'ingTsin beabsichtigten wir von Anfang an, den Feind zuerst festzunageln, und die Heeresgruppe Fu Tso-yi hat sich schließlich weder nach Westen noch nach Osten zurückziehen können und wurde gänzlich von uns vernichtet. All das hat die Kunst der militärischen Führung des Genossen Mao Tse-tung bewiesen, daß er den Grad erreicht hat, ,,im Zeltlager die Geschicke kalkulieren, den Sieg in tausend Meilen Entfernung entscheiden." 7 2

Drei Formen, die feindliche Armee aufzulösen, wurden geschaffen Die V B A hat seit eh und je gegenüber der feindlichen Armee hauptsächlich militärische Schläge praktiziert, gleichzeitig auch politische Gewinnung und Zersetzung durchgeführt und hat diese beiden eng miteinander verbunden. Während der drei großen Schlachten haben sich die inneren Widersprüche des Feindes auf Grund der Schritt für Schritt eingetretenen Siege unserer Armee und der besiegelten Niederlage der K M T rasch vergrößert; das hat unserer Armee zusätzlich wesentlich günstigere Bedingungen, die feindliche Armee zu gewinnen und zu zersetzen, gebracht. Die Schlacht von Liao-Shen hat unserer Armee den Aufstand der Verbände Tseng Tsesheng und die Kapitulation der Verbände Cheng Tong-kuo gebracht; die 70

E b d . S. 75.

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W u - k o u - l e i - c h ' i h - y i - p u : nicht einen Schritt über Lei-ch'ih hinaus schreiten, ein Zitat von

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Aus dem H a n - s h u : Im Zeltlager die Geschicke kalkulieren, den Sieg in tausend Meilen

Y ü Liang aus der O s t - C h i n - Z e i t (317—420). Entfernung entscheiden.

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Schlacht von Huai-Hai hat unserer Armee den Aufstand der Verbände Ho Chi-li, Chang K'e-hsia, Liao Yün-chou und die Kapitulation der Verbände Sun Liang-ch'en, Chao Pi-kuang, Huang Tse-hua gebracht; ferner wurde bei der Einkreisung der Heeresgruppe Tu Yü-ming eine „Kapitulationsaufforderung an Tu Yü-ming und andere" 73 veröffentlicht, eine umfangreiche politische Offensive organisiert; obwohl Tu Yü-ming die Kapitulation ablehnte und fiel, wurden in einer Zeit von 1 Monat doch 14000 Mann für die Kapitulation gewonnen. Bei der Schlacht von P'ing-Tsin ist die Schutztruppe des Feindes in Peking und Tientsin durch die Einkreisung unserer großen Heere vollkommen in eine aussichtslose Position geraten; unsere Armee „fütterte die Pferde und drillte die Soldaten" 74 , um den Zeitpunkt des Angriffs abzuwarten. Doch um das Leben und Vermögen der Bevölkerung in Peking und Tientsin zu schützen, hat unsere Armee die Form, „erst Diplomatie und dann Militär" 7 5 , angewendet, den Schutztruppen in Peking und Tientsin geraten, eine friedliche Lösung zu akzeptieren, und den Gegner auf zwei Auswege hingewiesen, kämpfen oder kapitulieren, er soll einen davon wählen. Die Wachtruppen Ch'en Ch'ang-chieh von Tientsin lehnten die Kapitulation ab, und jener Feind wurde von unserer Armee in der Form von entschiedenen, radikalen und gründlichen Kampfmaßnahmen gänzlich vernichtet. Nachdem Tientsin befreit worden war, sahen sich die Wachtruppen in Peking gezwungen, nicht umhin zu können, die Form einer friedlichen Lösung zu akzeptieren und die Truppen sofort und gründlich, gemäß dem Gliederungssystem der VBA, in die VBA zu reorganisieren. Somit hat die alte Kulturstadt Peking die Befreiung unblutig erlangt. Die Form, ä la Peking die feindliche Armee aufzulösen: „Es ist eine der Kampfformen, eine Form des Kampfes ohne Blutvergießen; sie bedeutet nicht, daß Probleme kampflos gelöst werden können." 7 6 Nach dem siegreichen Abschluß der Schlacht von P'ing-Tsin hat unsere Armee die Kräfte konzentriert, die Hauptteile der restlichen Kräfte der KMT zuerst aufzulösen, und hat, was die reaktionären KMT-Verbände Tung Ch'i-wu in Sui-yüan angeht, diese absichtlich weiter existieren lassen; nach einer Weile, wenn die Bedingungen reif sind, werden sie dann gemäß dem System der VBA 73

Mao: A W . Bd. 4. Kapitulationsaufforderung an Du Yü-ming und andere, S. 315—316 (Peking).

74

„Fütterte die Pferde und schärfte die Waffe" (Tso-chuan), d. h. den Krieg vorbereiten. Hsien-li hou-ping: d. h. erst höflich verhandeln; falls es nichts nutzt, so werden militärische Maßnahmen angewendet.

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Mao: A W . Bd. 4. Bericht auf der Zweiten Plenartagung des vom 7. Parteitag gewählten Zentralkomitees der KPCh (5. 3. 1949), S. 384 (Peking).

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friedlich reorganisiert. Die Form, ä la Sui-yüan die feindliche Armee aufzulösen; „Das ist eine weitere Form des Kampfes. Dabei bleiben die Uberreste der Konterrevolution in ihrem politischen Einfluß in größerem Umfang und auf längere Zeit erhalten als bei der Methode von Peking." 7 7 Deshalb darf man nicht annehmen, daß sie, nur weil sie Aufstände hervorgerufen oder die friedliche Reorganisation akzeptiert hat, bereits revolutioniert ist und keinen konterrevolutionären Charakter besitzt, im Gegenteil, man muß die politische Umschulung noch gründlicher durchführen; dann kann man sie zur richtigen VBA machen. Nach den drei großen Schlachten hat Genosse Mao Tse-tung ausdrücklich die Form ä la Tientsin, Peking und Sui-yüan hervorgehoben, das Problem der restlichen Feinde zu lösen, und hat demonstrativ darauf hingewiesen: „Wir müssen nach wie vor in erster Linie darauf achten und uns darauf vorbereiten, den Feind in Kampfhandlungen zu erledigen, wie wir es bei Tientsin getan haben," 7 8 anderseits wies er darauf hin: „Die Möglichkeit wächst, die Frage mit der Methode von Peking zu lösen." 7 9 Der Tatbestand der Entwicklung des Krieges hat die Richtigkeit der Ansichten des Genossen Mao Tse-tung vollkommen unter Beweis gestellt. Im April 1949 ist die VBA gemäß der Anweisung des Genossen Mao Tse-tung zur totalen Offensive in noch nie dagewesener frontaler Offensive in die noch nicht befreiten Gebieten angetreten, hat die reaktionäre KMT-Armee, die unentwegt hartnäckig Widerstand leistete, rasch vernichtet und hat mit der friedlichen Form Sui-yüan, Ch'angsha, K'unming, den Westen Sze-chuan, Hsin-chiang und Hsi-tsang befreit. Die Anwendung der drei Formen, den Feind zu erledigen, ist nach den kombinierten Gedanken des Genossen Mao Tse-tung über den militärischen und politischen Kampf, nach der Zerstörung der Hauptkraft des Feindes, auf Grund der neuen Situation schöpferisch eingesetzt und entwickelt worden. Die Milizen sind die Mutter des Sieges Um des Sieges der drei großen Schlachten willen hat die Partei in der Armee fortwährend die politisch-ideologische Arbeit der „Drei großen Demokratien (Prinzipien)", „Bewegung, sich verdient zu machen", und politischer Erziehung durchgeführt; sie (die Arbeit) hat den aktiven revolutionären Geist und die maximale revolutionäre Begeisterung in den breiten Massen der Offiziere und Soldaten noch mehr wachgerufen, so daß sie 77

E b d . S. 385.

78

E b d . S. 383.

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E b d . S. 384.

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mit erstaunlicher Standhaftigkeit, hochgradiger Klugheit und elastischer Taktik alle Kampfaufgaben erfüllen konnten. Zugleich hat die Partei in den breiten Massen der Bevölkerung eine gigantische Mobilisierung und Organisation durchgeführt, die Kräfte zur Unterstützung des Krieges von allen Seiten herangezogen. Bei der Schlacht von Liao-Shen sind 18 selbständige Divisionen mobilisiert, direkt in den Kampfhandlungen eingesetzt worden, außerdem wurden 80 Verbände, insgesamt 300000 Mann, an die 2. Front mobilisiert, als Reserve für die V B A Nordost. Bei der Schlacht von Huai-Hai haben mehr als 4 0 0 0 0 0 örtliche Kräfte direkt oder indirekt mit den Hauptstreitkräften koordiniert gekämpft. Bei der Schlacht von P'ingTsin wurden auch die örtlichen Kräfte mehrerer Provinzen in Nordchina mobilisiert und haben am Kampf gegen den Feind mitgewirkt. Bei all diesen Schlachten wurden ferner umfangreiche Milizen und andere Massenorganisationen mobilisiert, die Front zu unterstützen, das Hinterland zu befestigen, damit unsere Armee sich mit voller Aufmerksamkeit dem Kampf widmen kann. Somit wurden die Kräfte des Volkes ganz und gar mobilisiert und eng mit den militärischen Gefechten an der Front verbunden, um den Feind in das uferlose Meer der Volksmassen stürzen zu lassen, damit er nicht dem katastrophalen Unheil seiner Niederlage entrinnen kann. Durch die zügige Vollendung der großen Agrarrevolution in allen Befreiten Gebieten ist die Aktivität der bäuerlichen Produktion mobilisiert worden, und das veranlaßte die landwirtschaftliche Produktion, fortwährend zu steigen, anderseits wurde in den befreiten Städten die Industrie-Produktion sofort wiederhergestellt, besonders die Militärindustrie, so daß die Versorgung unserer Armee im wesentlichen garantiert ist. U m den dringenden Bedarf an Bettzeug und Lebensmitteln unserer Frontarmee zu decken, wurde eine umfangreiche Massenbewegung zum Aufbringen von Lebensmitteln, zur Herstellung von Bettzeug oganisiert. Bei den drei großen Schlachten wurden überall die breiten Massen organisiert, sind der Armee gefolgt, haben rückwärtigen Dienst geleistet. Während der Schlacht von Liao-Shen wurden 13 800 Tragbahren, 36 700 Waggons, 96 000 Zivildienstler mobilisiert, die den Aktionen der Armee folgten. Während der Schlacht von Huai-Hai wurden 2 0 0 0 0 0 0 Zivildienstler mobilisiert, die Front zu unterstützen, so daß das Verhältnis zwischen unseren Soldaten und den Zivildienstlern 1 : 1 , 1 : 2 , ja sogar 1 : 3 stand. Durch die anstrengende Unterstützung und begeisternde Anspornung der breiten Volksmassen hat die V B A schließlich alle Hindernisse überwunden und den Sieg im strategischen Entscheidungskampf errungen. Der Sieg der drei großen Schlachten ist der Sieg der Volkskriegs-Ideologie des Genossen Mao Tse-tung. Das Volk ist der Schöpfer der Geschichte, die

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wahre Kraft gehört dem Volk. Das ist die Grundeinstellung des MarxismusLeninismus. Der Faktor Mensch ist der entscheidende Faktor für Sieg und Niederlage eines Krieges, ein politischer Faktor. So wie Genosse Mao Tse-tung darauf hingewiesen hat: „Waffen sind im Krieg ein wichtiger, aber nicht der entscheidende Faktor; Menschen, nicht Dinge, entscheiden. Der Kampf der Kräfte ist nicht nur ein Kampf militärischer und wirtschaftlicher Macht. Militärische und wirtschaftliche Macht wird notwendigerweise von Menschen ausgeübt" 80 ; wies er ferner darauf hin: „Die reichste Kraftquelle der Kriegsführung liegt in den Volksmassen" 81 . Falls der Revolutionäre Krieg die Unterstützung der breiten Volksmassen erlangt, wird er, auch wenn die bewaffnete Kraft der Revolutionäre in der Anfangszeit verhältnismäßig schwach wäre, schließlich doch siegen. Der großartige Aufwand der Unterstützung des Krieges durch die breiten Volksmassen während der drei großen Schlachten sowie die hierdurch errungenen Siege im strategischen Entscheidungskampf haben wieder einmal die großen Ideen des Genossen Mao Tse-tung über den Volkskrieg unter Beweis gestellt.

K. Die Beziehung der kommunistischen Milizen zur Armee sowie ihre Entwicklung 1. Zur Zeit der Aufstände und des Langen Marsches Die KPCh ist, nachdem — gemäß der von der 7. Erweiterten Konferenz des Exekutiv-Komitees der Komintern 1927 in Moskau beschlossenen Anweisung 82 — die Absicht fehlgeschlagen ist, die Chance der „Zusammenarbeit zwischen KMT und KPCh" auszunutzen, um die politische Macht durch die Vereinigung „der Befreiungsbewegung der Nation mit der Agrarrevolution" zu ergreifen, zu dem Entschluß gekommen, den bewaffneten Kampf als Hauptmethode für die Rebellion anzuwenden, und hat den Kurs festgelegt, die Dörfer, die Städte einzukreisen 83 und eine Reihe von bewaffneten Aufständen zu entfachen, wie den „1.-Aug.-Aufstand" in Nanch'ang, den Herbsternte-Aufstand in den beiden Hu(nan und Hupei) 80 81 82

83

Mao: Theorie des Guerillakrieges: Über den verlängerten Krieg, S. 160. rororo 886. Ebd. S. 198. Die Erweiterte Konferenz des Exekutiv-Komitees der Komintern (1927), CCC 15, Die Roten Dokumente. Nach dem Aufsatz des Kommandanten von Kuei-chou T'ien Wei-yang: Die absolute Führung der Partei ist der wesentliche Garant des Sieges unserer Armee.

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Provinzen, den Aufstand in P'ing-chiang usw., und die „Sowjet-Macht" und die „Rote Armee der chinesischen Arbeiter und Bauern" gegründet; Mao Tse-tung hat zu jener Zeit bereits darauf hingewiesen: „Die Linie der Volksbewaffnung zu erweitern, ist durch all die Maßnahmen: Rote Garde des Dorfes, Roter Verband des Bezirkes, Rote Brigade des Distriktes bis zur lokalen Roten Armee, bis hin zur regulären Roten Armee zu ergreifen." 8 4 Zu jener Zeit ist der größte Teil von alten, jungen, Männern und Frauen des Sowjetgebietes in Chianghsi in den Einheiten der Dörfer und Marktflecken organisiert und wird dort trainiert, an der äußeren Linie der „Roten Armee der Arbeiter und Bauern" eingesetzt mit der Aufgabe der Information, der Nachrichtenübermittlung, Ausschau zu halten, zu patrouillieren, Sabotage zu treiben; anderseits sind sie auch die Quelle des Nachschubs für die RA. Die Organisationen, wie „Rote Garde", „Arbeiterwehren", „Bauernwehren", sind alle Vorläufer der Milizen. Danach haben die Kommunisten während ihrer Streifzüge überall, wo sie festsaßen, die einheimische Bevölkerung zur Volksbewaffnung organisiert, im Hilfsdienst eingesetzt; ferner wurden zuversichtliche junge Rekruten gesondert gegliedert, mit Waffen ausgerüstet, als Kader in die Rote Armee eingegliedert. Die „Rote Armee der chinesischen Arbeiter und Bauern" hat sich praktisch meist aus solchen Milizen reorganisiert. Nach dem Langen Marsch, als die Kommunisten in Nord-Shenhsi anlangten, waren ihre restlichen Bestandteile nicht mehr als 8000 Mann; sie haben selbst erkannt, daß die militärische Lage aussichtslos war; so nutzten sie die Parole, „durch Zusammenarbeit der KMT und KPCh zum Widerstand gegen Japan, um das Land zu retten", aus, als politische Lösung eine Verschnaufpause zu erlangen; ferner wurden all ihre Organisationen der „Roten Garde" in „Selbstschutz-Garden" umbenannt, alle Männer und Frauen von 18—45 Lebensjahren in dem von ihnen beherrschten Gebiet in die Selbstschutz-Garden eingegliedert; die robuste und ideologisch zuverlässige Jugend wurde in die „Stamm-Selbstschutz-Garden" als Kern des Selbstschutzes eingegliedert und wurde zum Helfer der kommunistischen Armee. In den 10 Jahren von 1927 bis 1936 hat diese bewaffnete Kraft der Massen in der Bewegung der Bodenverteilung sowie im Partisanenkrieg, koordiniert mit der RA durchgeführt, eine einflußreiche Rolle gespielt.

84

Nach dem Aufsatz von Lo Jui-ch'ing: En gros die Milizen aufstellen, das Vaterland aufbauen, das Vaterland verteidigen. Rote Fahne Vol. 10. 1960.

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2. Während des Widerstandskrieges sowie in der Epoche des Bürgerkrieges Nachdem der Widerstandskrieg ausgebrochen war, wurde die kommunistische Armee im August 1937 durch die Zentral-Regierung zur 8. und Neuen 4. Armee reorganisiert und rückte in das Kriegsgebiet vor. Im Namen des Widerstandskrieges haben die Kommunisten ihre bewaffneten Kräfte vergrößert; überall, wo sie hinkamen, wurden nacheinander MilizOrganisationen aufgestellt (es gab Selbstschutz-Brigaden, Avantgarden des Widerstandskrieges, Selbstschutz-Einheiten usw.); ferner wurden Maßnahmen ergriffen, wie „Herabsetzung der Pacht und der Zinsen", „Bodenreform" und „Abrechnungskampf", um die Massen anzuziehen, sowie durch Organisation von Bauernvereinen eine Vielzahl von Bauern zum Eintritt in die Milizen zu bewegen. Die Miliz hat während dieser Zeit ihre wichtige Entwicklung begonnen. Zu dieser Zeit können die bewaffneten Kräfte der Kommunisten in 3 Bestandteile eingeteilt werden. Der erste Bestandteil sind die Hauptstreitkräfte, wie z. B. während des Widerstandskrieges die 8. und Neue 4. Armee sowie während des Bürgerkrieges die Volksbefreiungsarmee; das sind die Hauptstreitkräfte der Kommunisten; sie haben eine große Beweglichkeit aufzuweisen und sind nicht regional gebunden und in der Lage, irgendwohin verlegt zu werden zur Durchführung von Kampfhandlungen. Der zweite Bestandteil sind die „örtlich bewaffneten Kräfte", wie z. B. die örtlichen Verbände (Partisanentruppen) während des Widerstandskrieges. Regional betrachtet, sind sie nicht so beweglich wie die Hauptstreitkräfte, sie führen die Kampfhandlungen gemeinsam mit den Milizen und Selbstschutz-Brigaden aus in den ihnen zugehörigen Gebieten, wie z. B. Militär-Unterbezirk, Distrikt, oder nah über das ihnen zugehörige Gebiet hinaus. Bei der Kampfhandlung unterstehen sie dem Kommando der Hauptstreitkräfte, sind selbständig oder im Kampf koordiniert mit den Hauptstreitkräften. Sonst wurden sie den lokalen Machtorganen unterstellt. Der dritte Bestandteil sind die „bewaffneten Kräfte des Volkes"; das schließt die Selbstschutz-Brigade des Volkes und die Milizen ein. Die Jugend, auch ältere Männer und Frauen, in den von Kommunisten beherrschten Gebieten organisierte sich in Selbstschutz-Brigaden; die Milizen sind im allgemeinen aus den elitären, zuverlässigen Selbstschutz-Brigaden organisiert worden; sie nennen sich auch Stamm-Selbstschutz-Brigaden; sie sind die Helfer und Reserven der kommunistischen Armee. Auf dem 7. Parteikongreß der KPCh im April 194585 würdigten Mao Tse-tung und 85

s. A n m . IV. 5.

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Chu Te den Beitrag der Miliz zur aktiven Fortsetzung des Krieges und zur Aufrechterhaltung der Produktion. Im [D51] hat Chu Te deutlich die Beziehung zwischen den Milizen und der Armee während jener Zeit ausgedrückt; die Milizen nahmen die Stelle eines Helfers und der Reserve für die Armee ein; ferner sind sie gegenseitig koordiniert, gegenseitig umwandelbar. In der Epoche des Bürgerkrieges: Nach dem Sieg im Widerstandskrieg hat die KPCh während des Bürgerkrieges der Entwicklung und Organisation der Milizen noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Zu jener Zeit ist ihre Politik, die Bauern an sich zu ziehen, bereits nicht mehr Herabsetzung der Pacht und Steuern, sondern „Landreform" und „Landverteilung". Bis 1950 hat die Gesamtzahl der Milizen bereits 5500000 Mann überschritten. Die Organisation der Milizen in dieser Zeit ähnelt der des Widerstandskrieges, nämlich in Selbstschutzeinheiten und Stamm-Miliz-Verbände geteilt. Doch die Stamm-Miliz-Verbände (auch Feld-Miliz-Verbände) haben zu jener Zeit bereits die gleiche Gliederung wie die der regulären Truppen; von der Kompanie bis zum Regiment haben sie reguläre KommandoStruktur und kämpften koordiniert mit den regulären Truppen in allen nennenswerten Schlachten; sie sind auch die Quelle des Nachschubs für die regulären Truppen und fördern das schnelle Anwachsen der VBA in den Jahren des Bürgerkrieges. De.r unerwartet schnelle Zusammenbruch der KMT und die umfangreichen Kapitulationen ihrer Truppen forderten eine Miliz, die zur allgemeinen Sicherheit beitragen und die Politik der KPCh in den Befreiten Gebieten durchsetzen konnte. Die 3 Organisationsprinzipien der Milizen Aus den oben genannten 3 Bestandteilen der bewaffneten Kräfte der Kommunisten können wir deutlich erkennen, was sie unter Miliz verstehen; das heißt, Milizen sind bewaffnete Kräfte, die von der Produktion nicht befreit, unter dem Prinzip der „Vereinigung von Arbeit und Wehr" organisiert worden sind; die Kommunisten bezeichnen eine derartige Bewaffnung als „bewaffnete Kräfte des Volkes". Sie sind die Eliten der bewaffneten Kräfte des Volkes, sind aus jungen, kräftigen Elementen der Selbstschutz-Garden organisierte bewaffnete Kräfte. Deshalb sind die „bewaffneten Kräfte des Volkes" nichts anderes als aus den zwei Bestandteilen, Selbstschutz-Brigaden und Milizen, organisiert. Manchmal wurden sie auch allgemein als Milizen bezeichnet, oder sagen wir besser, daß die Milizen der Stamm oder das Rückgrat der „bewaffneten Kräfte des Volkes"

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der Kommunisten sind. Vor der Machtergreifung waren in den von Kommunisten beherrschten Gebieten alle Bürger im Alter von 18 bis 55 Jahren verpflichtet, sich in die Selbstschutz-Garden eingliedern zu lassen; darunter sind alle im Alter von 18 bis 35 stehenden Jünglinge und Männer Milizen (d. h. Stamm-Milizen). Das ist der Unterschied zwischen SelbstschutzGarden und Milizen. Was die Aufgaben für Milizen und SelbstschutzGarden angeht, so sind sie auch verschieden. Die Männer in den Selbstschutz-Garden nehmen den allgemeinen Kriegszeit-Dienst und die Rettungsarbeit auf sich; die Frauen nehmen den weiblichen Kriegszeit-Dienst und die Krankenpflege auf sich; bei den Milizen sind, abgesehen von dem Kriegszeit-Dienst, noch Partisanenkrieg durchzuführen, die Kampfhandlung mit den regulären Truppen zu koordinieren und die Aufgabe, „das Böse auszurotten und die Verräter zu liquidieren", zu erfüllen. Die Unterschiede der Milizen zu anderen kommunistischen Armeen bestehen in der Organisationsart. 1. Die Milizen sind von der Produktion nicht befreit. Was sie ursprünglich tun, wird, nachdem sie in die Miliz eingetreten sind, fortgeführt, ihr Lebensunterhalt wird durch ihre eigene Arbeit bestritten. 2. Die damaligen Kommandeure aller Ebenen der Milizen, wie Schar-, Trupp-, Schwadron-, Verbandsführer sowie der Kommandostab aller Ebenen, sind pro forma aus dem Volksbewaffnungskomitee aller Ebenen gewählt worden. 3. Trotz des Versprechens, die errungenen Interessen des Volkes zu bewahren und die Sozialordnung umzuwälzen, erfolgt ihre Eingliederung tatsächlich unter Zwang, doch sie wird als freiwillig propagiert. Die Milizen in der Stadt sind Arbeiterwehren; auf dem Land sind Milizen; ihr Organisationssystem ist auf der Ebene Distrikt und Bezirk das „Miliz-Delegierten-Komitee", Dorf- und Verwaltungsgemeinde das „Miliz-Mannschafts-Komitee" oder „Delegierten-Komitee"; in der Zeit nach der Beendigung der Delegierten- oder Mannschaftstagung sind die Volks-Bewaffnungs-Komitees, die jeweils vom Distrikt, Bezirk, Dorf gewählt worden sind, die Machtorgane, aus 7 bis 10 Kommissaren gebildet, einem Vorsitzenden, ein bis drei Stellvertretern; Kommissar, Vorsitzender und Stellvertreter müssen durch das derzeitige, gleichrangige „BauernDelegierten-Komitee" oder „Volks-Delegierten-Komitee" überprüft und empfohlen und von dem zweirang-höheren Führungsorgan genehmigt werden. — Die Gliederung in militärischer Hinsicht: Die Miliz eines Distriktes gliedert sich wie folgt: ein Chih-tui (Brigade), ein Chih-tui-Führer, ein Politkommissar; die Miliz eines Bezirkes: ein Verband, ein Verbandsführer und ein Politkommissar; die Miliz eines Dorfes: eine Schwadron, ein Schwadronführer und ein Politkommissar; die Auswahl von Personen wird

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von dem Vorsitzenden und Stellvertreter des gleichrangigen „VolksBewaffnungs-Komitees" getroffen; unter der Führung des höheren und gleichrangigen „Volks-Bewaffnungs-Komitees" tragen sie die Verantwortung für militärisches Training und politische Arbeit. Unterhalb der Schwadron wird in Trupps und Staffeln gegliedert; Truppführer und Staffelführer sowie deren Stellvertreter werden von der Mannschaft ausgewählt, vom „Volks-Delegierten-Komitee des D o r f e s " überprüft und empfohlen, vom zweirang-höheren „Volks-Bewaffnungs-Komitee" genehmigt. Aus der Miliz-Organisation aller Ebenen werden die 18—35jährigen, die Robusten, ideologisch Zuverlässigen in den „Stamm-Einheiten" organisiert. Ihre Gliederung: Aus jedem Chih-tui (Brigade) wird ein StammVerband, aus jedem Verband eine Stamm-Schwadron, aus jeder Schwadron ein Stamm-Trupp, aus jedem Trupp eine Stamm-Staffel organisiert. Ihr Kommandosystem besteht darin, daß bei Milizen oberhalb eines Distrikts von der Führung eines Militärbezirks bzw. Militärunterbezirks das Kommando übernommen wird; im Militärbezirk und Militärunterbezirk wird eigens ein Fach errichtet zur Bewerkstelligung dieser Angelegenheiten. (Uber dem Militärbezirk gibt es eine Volks-BewaffnungsAbteilung im „Volks-Revolutionär-Militärkomitee"). Die Milizen werden, abgesehen von der Führung durch die obengenannten Organisationen, auch von den lokalen Machtorganen des Volkes geführt; falls die Beschlüsse der lokalen Machtorgane den oberen Instanzen der Führungsorgane der Milizen zuwiderlaufen, wird den oberen Instanzen der Führungsorgane gehorcht. Diese doppelte Führung wird nach der Aufgabe der Milizen entschieden, denn die Milizen haben außer den militärischen Aufgaben meist noch Aufgaben lokaler Natur; deshalb müssen sie von den beiden Organen geführt werden. Zur Kriegszeit müssen die Milizen mit der Armee oder den Sicherheitstruppen koordiniert kämpfen; deshalb müssen sie auch von den koordinierten Truppen kommandiert werden.

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Jen-min jih-pao 10. Aug. 1952

D 57: Die Miliz während des Widerstandskrieges

gegen Japan (10. 8. 1952)

Während des Widerstandskrieges gegen Japan hat die K P C h den Aufbau der Miliz als einen der wichtigsten Punkte beim Aufbau des Widerstandsstützpunktgebietes gegen Japan, als einen wichtigen Teil der Planung beim Aufbau der Armee angesehen; sie machte Miliz, Partisanen und reguläre Armee zu einer Trinität der militärischen Organisation. Aus allen Ebenen der Parteikomitees, aus allen Wehrbezirken sind viele hervorragende Kader bei der Aufbauarbeit der Milizen eingesetzt worden; die Volksregierung hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die politische Stellung der Miliz zu heben, die Helden der Miliz zu belohnen, den Heroismus der Revolution zu entfalten; aus der Armee wurde sodann ein gewisse Zahl an Waffen herausgenommen, um sie an die Miliz zu verteilen, und ihr wurde außerdem geholfen, die militärische und politische Schulung voranzutreiben. Deshalb haben die Organisationen der Volksmilizen und Selbstschutzeinheiten in den Befreiten Gebieten infolge der Veränderung der Kampflage zwischen Feind und uns, infolge der Herabsetzung der Pacht und der Zinsen und infolge der Gründung von demokratischen Regierungen sowie der Entfaltung von Massenbewegungen schrittweise an Größe zugenommen. Diese bewaffnete Volksmasse hat auf demokratische Weise ihre eigenen Gruppenführer, Zugführer und Kompanieführer gewählt und ferner ihre eigenen Führungsorgane — die Volksbewaffnungskomitees aller Ebenen errichtet. Unter der Leitung der Volksbewaffnungskomitees aller Ebenen wurden in den Gemeinden Kompanien, in den Bezirken Bataillone und in den Kreisen Regimenter aufgestellt; sie standen unter einheitlichem K o m mando, wurden einheitlich eingesetzt und bildeten ein einheitliches System der Kampfkörperschaft. Die Waffen der Milizen bestanden am Anfang nur aus lokal hergestellten Gewehren und Kanonen sowie Roten Speeren; nur wenige verfügten über die von der Armee überwiesenen Handgranaten und Infanteriegewehre. Nachdem sie durch Benutzung dieser Waffen Siege errungen hatten, waren sie eifrig bestrebt, sich verschiedene Waffen zu schaffen und sie zu ergänzen; manche durch Geldspende zu kaufen, manche mit gegründeten Fabriken selbst herzustellen. Deshalb nahmen Handgranaten, Minen, Steinminen, Porzellanminen, 2schüssige Mausergewehre und aus Patronen-

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hülsen umfabrizierte Munition in vielen Orten enorm zu. Sie benutzten diese primitiven Waffen, um mit dem modern ausgerüsteten Feind — den japanischen Imperialisten — Kampfhandlungen auszutragen; ferner verwendeten sie die vom Feind erbeuteten modernen Waffen, um sich selbst zu bewaffnen. Deshalb verfügten sie bereits im Mittelstadium des Widerstandskrieges über allerlei verschiedene Waffengattungen: die von Japan hergestellten 38 Modell-Gewehre, Hüftpistolen und leichte Maschinengewehre. Ein amerikanischer Journalist hat einst in dem Aufsatz: „ D i e K P C h hat eine große Anzahl von Volksmilizen ausgebildet" (New York Times) die Volksmilizen und Selbstschutzeinheiten während des Widerstandskrieges gegen Japan so beschrieben: „Vor jedem Dorfeingang standen als Bewachung zivilbekleidete Milizen, sie trugen allerlei verschiedene, von den Japanern erbeutete Waffen, vom Thamson-Gewehr bis zur Handgranate, und auch verschiedene lokal fabrizierte Waffen, vom Vorderlader-Geschütz, von Minen bis hin zum Roten Speer. Wer immer sich näherte, wurde von den Dorfbewohnern, meist Frauen oder Kindern, die gerade beim Weben oder Ziegenhüten waren, gestoppt und ihm wurde der Passierschein abverlangt". „Falls irgendein Zögern eintrat, so erschienen sofort aus der nahe liegenden Hütte oder dem Hain Partisanen. Das mit dem Passierschein wurde sehr genau genommen; jeder mußte einen Passierschein nachweisen, sei er uniformiert oder nicht." „Wenn der Feind sich bewegte, erhielten die nahe liegenden Dorfbewohner sofort Nachrichten von den Agenten, die sich geheim in den Orten, wo die Japaner stationiert waren, verborgen hielten. Die Alarmglocken wurde geläutet; das Volk versteckte seine Lebensmittel und versteckte sich selbst in den Bergen; die Volksmilizen verminten die Gegend und machten eine Falle. Die Nachrichten wurden schlicht und einfach durchgegeben, wie z. B. durch Feuersignale oder durch Abhacken eines Fahnenmastes auf dem Gipfel des Berges usw., um die benachbarten Dörfer zu informieren." „ D i e Soldaten und Milizen duldeten das Eindringen der Japaner auf eine gewisse Distanz; dann wurden sie mit einer Kette von Hinterhalten und einstweiligen Einkreisungen beehrt." (NY-Times) 8 6 Es muß erwähnt werden, daß das Schlimmste, was der Feind von den Milizen zu befürchten hatte, die geschickt weit ausgelegten Minen gewesen sind. Sowie der Feind die Befreiten Gebieten betrat, so ist es, als ob er sich

86 N e w York Times: „ D i e K P C h hat eine große Anzahl von Volksmilizen ausgebildet".

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in einem Minenfeld befindet, w o er weder vorwärts noch rückwärts, weder beim Sitzen noch beim Liegen Ruhe findet, überall lauert der T o d . U m der „3-All-Vernichtungs"-Kampftaktik 8 7 der japanischen Banditen zu begegnen, leiteten die Milizen die Dorfbewohner an, H a u s und H o f zu leeren, Getreide und alle Gegenstände, die nicht oft benutzt werden, alle nach draußen zu verlegen beziehungsweise zu vergraben. D a s Volk darf nur zwei Tragekörbe besitzen; die eine Seite ist ein bereits gepacktes einfaches Gepäck, die andere Seite Geschirr und Eßwaren. Falls der Feind kam, trugen sie ihre Körbe, um auszuweichen; die Milizen wurden dann koordiniert mit den Truppen in der N ä h e des D o r f e s , um den Kampf mit dem Feind aufzunehmen, um das Vordringen des Feindes zu verhindern, um das Ausweichen des Volkes zu decken. Im Frühling und H e r b s t , bei der Ackerbestellung und der Einbringung der Ernte, währenddessen der Feind überall seine Beutezüge unternimmt, greifen die Milizen gemeinsam mit den Truppen den Feind T a g und Nacht an, um die Durchführung der Feldarbeit der Bauern zu schützen, damit die großen Wagen sowie die Kamele, die der Feind z u m Getreideraub bereitgestellt hat, stets nur ihre eigenen Leichen und Verwundeten heimtransportieren können. D i e Miliz übte öfters auch die Methode des Militärs, gegen den Feind einen politischen Kampf durchzuführen, um moralisch den Feind und die Marionettenangehörigen zu schlagen und zu zersetzen, die Aktivitäten der Verräter und Spione zunichte zu machen und die Machtorgane der Marionetten zu zerschlagen. Hinsichtlich der Angehörigen der Marionettenregierung wurde versucht, manchen zu überreden, manchen zu beschatten und manchen öffentlich zu bestrafen, damit sie sich von der Marionettenregierung entfernten oder praktisch für uns arbeiten. D e r Verkehrskrieg hinter der japanischen Front wurde hauptsächlich von der Miliz und der Volksmasse getragen. Im Herbst 1940, während der von uns entfachten berühmten „ H u n d e r t - R e g i m e n t e r - O f f e n s i v e " 8 8 hat allein das Gebiet von Mittel-Hopei mit 350000 seiner Bevölkerung am Zerstörungskampf mitgewirkt. 1942 hat allein in Nordwest-Shanhsi die Volksmiliz 10000 Pfund Kabel vom Feind einkassiert, über 40 Mauerwerke zerstört, 20 Brücken verbrannt. Im Januar 1943 haben die bewaffneten Milizen und Volksmassen im Bezirk von Pin-hai in Shantung, um den Antiausrottungsschlag im Bezirk von Yin-meng zu unterstützen, eine einst 200 Li lange, im N o r d e n von Chiuchütien bis z u m Süden von Ch'unghsing, im Westen von Shatun bis z u m Osten von Kuochiawan sich erstreckende 87

s. A n m . IV. 169.

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s. A n m . IV. 96.

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Autostraße, die Lin-yin und andere Städte verbindet, eine 4tägige, von 10000 Mann unternommene Zerstörungsaktion entfaltet. Unter der Dekkung der Milizen nahmen Männer und Frauen, Greise und Kinder Spaten, Schaufeln, Hacken und zerstörten die Straßen, verbrannten die Brücken und Wachtürme, ebneten die Mauern ein und zerschnitten die Kabel. U m den langdauernden Krieg durchzuhalten, haben die Volksmilizen und Selbstschutzbrigaden sowie die Volksmassen aller Ortschaften sogar die Geländeformationen umgestaltet. Die gesamten Landstraßen in der Ebene von Mittel-Hopei und Süd-Hopei sind fast alle in 8 Fuß breite Gossen umgegraben worden, damit die Schnelltrupps des Feindes sich hier nicht bewegen können; doch die Gossen können die Bewegung der Widerstandskämpfer verbergen; deshalb wurden sie vom Volksmund als „Widerstandsgossen" bezeichnet. 1943 wurde in Süd-Hopei die Geländeformation einen Schritt weiter verändert; selbst die Einheimischen, die mit der Gegend vertraut waren, wurden von dem neuen Gelände irritiert. In der Gegend von Yench'eng und Funing in Nord-Chiangsu wurde eine Bewegung zum Graben- und Deichbau ins Leben gerufen, sodaß die Dörfer in den Ebenen miteinander verbunden und die Gräben untereinander durchgängig waren. Das Seegebiet wurde dann mehrfach versperrt, damit die Motorboote des Feindes nicht mehr fahren konnten. In Mittel- und SüdHopei breitete sich ein Tunnelkampf aus, unter der Erde wurden Tunnel in Höhe von 4 Fuß, in einer Breite von 3 Fuß gegraben; die Dörfer, Gemeinden und sogar die Kreise wurden miteinander verbunden; innerhalb von ein paar hundert Li Radius konnte man sich, ohne daß man an die Erdoberfläche kam, frei bewegen und gestaltete ein unterirdisches Verkehrsnetz. In den Tunnels gibt es viele geheime Ein- und Ausgänge, verschiedene große und kleine Verstecke, Biegungen und Kreuzungen, Belüftung und einfache Installation gegen Giftgase. An die Ein- und Ausgänge wurden äußerst geschickt Deckungen und Fallen angelegt; sie sind auch an allen Seiten mit Minen belegt, so daß man sie für Angriff und Verteidigung verwenden kann. Im gebirgigen Gelände, wie T'ai-hang usw., hat die Volksmiliz auch das Volk angeleitet, tunnelartige Gruben in den Tälern auszuheben, die die Berge miteinander verbanden. Diese großen Bauwerke sind die Schöpfung von Tausenden und Millionen von Menschen. Die Milizen haben eine hochgradige dezentralisierte Kampfmethode verwendet zur Abnutzung des Feindes. Sie rotteten sich zu 3 Mann zusammen, gruppierten sich zu 5 Mann, wechselhaft traten sie überall auf und verschwanden, koordinierten sich zu jeder Stunde und an jedem Orte mit den regulären Truppen und den Partisanen zur Zerschlagung des Feindes, so daß der Feind in eine Angstpsychose versetzt wurde, als wären Gräser und

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Bäume gegnerische Soldaten 8 9 . Falls sie auf große Kontingente von feindlichen Truppen trafen, so verstreuten und verbargen sie sich zeitweilig; aktiv und elastisch suchten sie die Gelegenheit, dem Feind einen Schlag zu versetzen. Man bezeichnet im allgemeinen diese Art von Kampf als „Spatzenkampf". Die noch schlimmeren Maßnahmen, den Feind zu töten, sind die Minen, ist die Kombination von Minen und Infanteriegewehren: Falls die Feinde nicht auf die Minenfelder gingen, so wurden sie mit Gewehren beschossen, so daß sie in Panik gerieten oder gezwungen waren, in die Minenfelder zu drängen. Der erstklassige Milizheld Li Yung und seine Gruppe in dem Widerstandsstützpunktgebiet von Chin-Ch'a-Yi hatten einst mit der Taktik der Minen-Gewehr-Kombination während eines Antiausrottungskampfes 364 Mann von japanischen und Marionettentruppen getötet bzw. verwundet und 25 Lastkarren des Feindes vernichtet. Seit 1943 wurde die Milizorganisation infolge der Verallgemeinerung und Vertiefung der Bewegung zur Herabsetzung der Pacht und der Zinsen 9 0 noch mehr vergrößert; ferner wurde sie durch das Stählen des Kampfes noch einen Schritt weiter gefestigt. Die Milizen haben aus den Händen des Feindes noch mehr Waffen erbeutet, sich selbst bewaffnet und durch noch mehr Erfahrung der Kampftätigkeit bereichert. Sie können nicht nur koordiniert mit den Truppen den Ausrottungsfeldzug des Feindes zunichte machen, sondern auch aus eigenem Antrieb den Feind angreifen, den Feind einkreisen, die Stützpunkte des Feindes ausheben, um unsere Stützpunktgebiete zu erweitern. Sie können nicht nur koordiniert mit den Truppen den Feind schlagen, sondern auch zeitweilig, bei einer Situation, wo die Hauptstreitkräfte nicht vorhanden sind, ganz allein im Kampf ausharren. So wird die Kriegsführung der Armee noch beweglicher, die Chancen, den Feind zu vernichten, nehmen noch mehr zu. In dieser Periode haben die Milizen von allen Orten den koordinierten Verteidigungskampf durchgeführt, im Vergleich mit dem vorherigen hochgradig dezentralisierten „Spatzenkampf" und der Kampfform, jeder für sich die Gemeinde zu verteidigen, viel mehr herausgehoben. Was den koordinierten Verteidigungskampf angeht, so ist nach den geographischen Gegebenheiten und der Forderung des Kampfes von den Milizen mehrerer Gemeinden ein Verteidigungspakt zu schließen, so daß, falls in einem D o r f 89

Feng-sheng-he-li tsao-mu-chie-ping „ H e u l e n des Windes, Schreie der Kraniche,

(die

Bewegung von) Sträuchern und Bäumen - alles (verfolgende) S o l d a t e n " ; aus dem C h i n shu, Biographie von Hsieh A n : Ausdruck einer panischen Stimmung unter den geschlagenen Soldaten, w o jegliche zweifelhaften Geräusche und Gestalten als feindliche Verfolger angenommen werden.

•>" s. A n m . V . 19.

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V. Der 2.

Bürgerkrieg

etwas passiert, die Hilfe durch mehrere Dörfer vermehrt wird, um gemeinsam den Feind zu schlagen. Der Milizheld Ti Po-hsiao aus dem Kreise Lan im Stützpunktgebiet Chin-sui hat einst die Milizen mehrerer Dörfer vereint und eine koordinierte Verteidigungslinie von mehr als 80 Li Länge errichtet, dicht mit Patrouillen versehen, die Nachrichten bleiben auf dem Laufenden; als der Feind eindrang, wurde er von allen Seiten durch die Miliz angegriffen. Im Juni 1944 hatten mehr als 500 japanische und MarionettenSoldaten einen 7tägigen Ausrottungsplan beschlossen und rückten in großem Ausmaß vor; sie wurden von diesen Milizen der koordinierten Verteidigung in die Flucht geschlagen und zogen schon nach 2tägigem Ausrottungsunternehmen verwirrt ab. Derartige oder noch stärkere gemeinsame Verteidigungs-Organisationen gab es zu jener Zeit in den Widerstandsstützpunktgebieten sehr zahlreich. Zu dieser Zeit organisierte die Miliz des Zentralgebietes der Befreiten Gebiete, um die Kämpfe der Milizen an den Randgebieten zu unterstützen, zeitweilige von der Produktion befreite, „sich abwechselnde Kampfeinheiten" und „bewaffnete Arbeitskolonnen"; sie marschierten abwechselnd nach den Randgebieten, koordinierten sich mit den Milizen des betreffenden Gebietes und gaben den Anstoß zur Entfaltung von militärischen oder politischen Angriffen auf den Feind: sie belagerten die Stützpunkte des Feindes, so daß der Feind es nicht wagte, sich einen Schritt aus dem Stützpunkt zu entfernen; oder sie koordinierten sich mit den regulären Truppen, die Stützpunkte des Feindes auszurotten, um die eigenen Stützpunktgebiete zu erweitern. Nach der unvollständigen Statistik von 1943 gab es die von Milizen, koordiniert mit den Truppen oder selbständig, belagerten Stützpunkte des Feindes: Chih-lan und Ch'a-k'ou usw. im 8. Militärsubbezirk des Militärbezirkes Chin-sui, den Kreis Wu-hsiang und die Stadt P'an-lung im Bezirk des T'ai-hang-Gebirges; Ch'in-yüan und Yen-chai usw. im Bezirk des T'ai-yo-Gebirges; Hsi-nan-sheng usw. im Bezirk Pei-yo; Ye-fang südöstlich von Hsü-chou und Ch'ang-yü-tze usw. im Bezirk Huai-pei; Pe-shan und Tuo-chuang im Bezirk von Süd-Zentral-Lu. Bei der Minenschlacht der Milizen wurde auch von der Verteidigung zum Angriff übergegangen. Die Miliz sagt: „Unsere Minen müssen wandern können, sie wandern zur Explosion in die Nähe der Stützpunkte des Feindes." 1944, während des Belagerungskampfes der Stadt Hsing-yüan, haben die Milizen des Bezirkes T'ai-yo mit 5000 Minen mehrere Minenfelder, Minenherde und Minennetze gelegt, so daß der Feind sich auch nicht einen Schritt aus der Stadt herauswagte, und vernichteten 940 feindliche Seelen bei der Detonation der Minen, und schließlich mußte er die Stadt aufgeben und flüchten.

Dokument

57

561

Die Resultate der Milizen haben durch Verwendung von verschiedenen Kampfmethoden eine ansehnliche Kampferrungenschaft erzielt. Allein nach dem statistischen Material von 1943: Im Militärbezirk von Shantung haben die Milizen in einem Jahr 8852 Schlachten durchgeführt und 6809 japanische bzw. Marionetten-Soldaten vernichtet oder verwundet oder gefangengenommen; die Milizen eines gewissen Militärsubbezirkes des Pei-yo-Bezirkes haben in einem Jahr 396 Schlachten geschlagen und 380 japanische bzw. Marionetten-Soldaten vernichtet, verwundet oder gefangengenommen, inklusiv des durch Detonation getöteten japanischen Obersten Inode; die Milizen von Nordwest-China haben 1943 innerhalb eines halben Jahres (von April bis September) 1208 Schlachten durchgeführt und 665 japanische und Marionetten-Soldaten vernichtet, verwundet. Außerdem haben die Milizen von den Bezirken Mittel-Yi, Yi-lu-yü, SüdYi, T'ai-yo und Hua-chung, Hua-nan auch große Resultate erzielt. Im großen und ganzen schätzt man, daß die Milizen innerhalb des Jahres 1943 in allen Befreiten Gebieten nicht weniger als 50000 japanische und Marionetten-Soldaten vernichtet, verwundet und gefangengenommen haben. Im Aug. 1945, als die UdSSR in die Nordost-Provinzen einmarschierte, vernichtete sie blitzschnell die Elite der japanischen Invasions-Truppen in China, die Kuangtung-Armee 91 ; die Regierung Japans war gezwungen, die bedingungslose Kapitulation zu proklamieren. Doch unter Anweisung des amerikanischen Imperialismus hat die reaktionäre Chiang-Kai-shek-Clique der KMT heimlich mit Japan und den Marionetten vereinbart, die Entwaffnung durch die Armee und die Bevölkerung der Befreiten Gebiete abzulehnen 92 . Deshalb traten die Milizen in großem Umfang in die Armee ein und gemeinsam mit der Befreiungsarmee zum Gegenangriff an. Einerseits koordinierten sich die Milizen mit den regulären Truppen zum Wiedergewinn des verlorenen Bodens, anderseits mußten sie noch die Angriffe der Banditenarmee der KMT hinterrücks abwehren. Die immer siegreiche Volksbefreiungsarmee und die ständig gestählten Milizen haben schließlich den Feind geschlagen und den Sieg errungen. Während des Gegenangriffs haben die Milizen auf der Basis der „sich abwechselnden Einheiten" und der „bewaffneten Arbeitskolonnen" kompanie-, bataillons-, ja sogar regimentsweise auf dem Schlachtfeld gestürmt. Sie übernahmen die Kampfaufgaben der Rettung von Verwundeten, Bewachung 91

Kuangtung-Armee: Die Japaner nannten das Gebiet der Liao-tung-Halbinsel, das China im Jahr 1898 an Rußland verpachtet hatte und nach dem Russisch-japanischen Krieg wiederum an Japan verpachtet hatte, Kuangtung und setzten einen Militärstatthalter ein. Die dort stationierten Truppen wurden als Kuangtung-Armee bezeichnet.

92

s. A n m . V. 3.

562

V. Der 2.

Bürgerkrieg

von Gefangenen, Sperrung von Festungen, Anbau von Befestigungsanlagen, Treffen von Vorsichtsmaßnahmen auf den Schlachtfeldern, Scheinangriffe, In-Schach-Halten und Belagerungen; sie koordinierten sich mit den regulären Truppen zur Wiedereinnahme der Stützpunkte der äußeren Kampflinien und bedrohten direkt die wichtigen Verkehrslinien und zentralen Städte. Die Milizen aus dem T'ai-hang-shan-Bezirk sind während des ein paar Monate dauernden Gegenangriffs mit 4 5 0 0 0 0 Mann an der Zahl in den Kampf eingetreten (inklusiv der Selbstschutzgarden). Sie haben, außer daß sie kombiniert mit den regulären Truppen die Städte Lin-ch'eng, Hsiangyüan, Feng-feng und Kuan-t'ai wieder in Besitz genommen haben, noch 666mal ganz allein Kampfhandlungen ausgetragen und über 1476 japanische und Marionetten-Soldaten vernichtet, verwundet, gefangengenommen. Die Milizen aus dem T'ai-yo-shan-Bezirk sind in den zweimonatigen Gegenangriffen als Expeditionkorps der Milizen bataillons- und regimentsweise mit 15000 Mann in den Kampf eingetreten (Selbstschutzgarden und in kleiner Anzahl mitwirkende Milizen sind nicht mitgezählt); außer daß sie, kombiniert mit den regulären Truppen, P'ing-lu und Hsia-hsien und viele Städte wieder zurückerobert haben, haben sie noch allein große Siege errungen. Allein nach der Statistik von 10 Kreisstädten haben sie bereits 2000 japanische und Marionetten-Soldaten und einen Divisionskommandeur sowie seinen Stellvertreter vernichtet, verwundet, gefangengenommen. Auf alle Fälle haben die Milizen und die Selbstschutzgarden von Anfang bis Ende gemeinsam mit den regulären Truppen an der Front des Widerstandskrieges gegen Japan gestanden und bedeutenden Einfluß auf den Endsieg über den japanischen Aggressor ausgeübt. Genosse Mao Tse-tung sagt: „Diese Armee ist auch dadurch stark, daß bewaffnete breite Massenorganisationen wie die Selbstschutzabteilungen des Volkes und die Miliz in Koordination mit ihr kämpfen. In den Befreiten Gebieten Chinas sind alle Männer und Frauen, von der Jugend angefangen bis zu den mittleren Jahrgängen, auf freiwilliger und demokratischer Grundlage, ohne ihre Produktionstätigkeit aufzugeben, in den antijapanischen Selbstschutzabteilungen des Volkes organisiert. Die Elite der Selbstschutzabteilungen wird in die Volksmiliz eingereiht, außer denjenigen, die sich der Armee oder den Partisaneneinheiten anschließen. Ohne die Kampfunterstützung seitens dieser bewaffneten Kräfte der Volksmassen wäre es unmöglich, den Feind zu besiegen." 9 3 (24. April 1945: Uber die Koalitionsregierung) 10. Aug. 1952 (Jen-min jih-pao) 93

Mao: AW. Bd. 3. Uber die Koalitionsregierung, S. 251 (Peking).

VI. Schlußwort In der Vergangenheit versuchte die KPCh immer, wenn sie militärisch eine Niederlage erlitten hatte, eine Friedensverhandlung anzubahnen; die Form der bewaffneten Auseinandersetzung wurde auf dem Konferenztisch ausgetragen, und während dieser Friedenskonferenz bereitete sie wiederum ihre Truppen auf die nächste Schlacht vor. Die KPCh hat stets die Wichtigkeit der militärischen Macht betont; sie meint, „aus den Gewehrläufen kommt die Macht", „wer Gewehre hat, hat die Macht". 1 Deshalb achtete sie, seitdem sie die Armee aufgebaut hat, auf alles, was den Aufbau der Truppen angeht, und gab nie das auf, was die Kontrolle der Truppen angeht. Während des Widerstandskrieges waren die Truppen zwar als 8. Route und Neue 4. Armee in die KMT-Armee eingegliedert und später als 18. Armeegruppe umorganisiert, doch behielt sie (die KP) das Kommandosystem dennoch fest in ihrem Griff; während der Demobilisierung nach dem Sieg im Widerstandskrieg hat die KPCh auch unerfüllbare Forderungen erhoben und sich geweigert, ihre Truppen zu reduzieren. Von den innerparteilichen Machtkämpfen der KPCh her gesehen, ist die RA ein Faktor von entscheidendem Charakter; wer die Kontrolle über die Armee hat, der gewinnt meist auch die Oberhand im Machtkampf. Deswegen ist Mao Tse-tung in der Tsunyi-Konferenz 19352 nur durch die Unterstützung der Armee wieder an die Macht gelangt, und nachdem er Vorsitzender der Zentral-Militär-Kommission der KPCh geworden war, hat er bis zuletzt diese Position nicht aufgegeben, um die Kontrolle über die Armee im Griff zu behalten und seine Stellung zu sichern. Die KPCh benutzte die dialektische Methode zur Erforschung militärischer Probleme; sie meint, die Änderung der Quantität kann zur Änderung der Qualität führen; deshalb benutzte sie als Kampfart ihrer Truppen stets die Taktik der absoluten Mehrzahl an Truppenkonzentration, um nacheinander die vereinzelten Stützpunkte der KMT zu vernichten; auf Grund dieser Taktik zur allmählichen Vergrößerung ihrer Militärmacht mit dem Ziel, die absolute Truppenmehrheit zu erlangen, müssen die breiten Volks1 2

Mao: AW. Bd. 2. Der Krieg und die Frage der Strategie, S. 280. s. Anm. III. 45.

564

VI. Schlußwort

massen mit den regulären Truppen koordiniert werden, den Kampf auszutragen; ohne Mitwirkung des Volkes kann die RA nicht standhalten. Die Entstehung der kommunistischen Armee ist nicht unter einheitlicher Organisation entwickelt, sondern von den einzelnen Führern in den verschiedenen Orten organisiert worden; sie steht nicht in Abhängigkeit von irgendjemandem, sondern entwickelt sich jeweils für sich; manchmal stehen sich wegen der Machtkämpfe Verbände sogar feindlich gegenüber; das ist auch mit ein Grund dafür, weshalb die kommunistische Armee leicht der Idee, „in die Berge zu gehen" 3 , zuneigt. Die kommunistische Armee war im Anfangsstadium sehr schwach; weshalb sie existierte und sich entwickeln konnte, dafür lassen sich folgende Gründe anführen: 1. Die Größe Chinas gibt genügend Raum zum Ausweichen; so heißt das Kampfmotto auch: „Wenn wir siegen können, kämpfen wir, wenn wir nicht siegen können, weichen wir aus" 4 , was die Größe Chinas eben ermöglichte. 2. Landesteile wurden von Regionalen Militärmachthabern besetzt: Die politischen Verhältnisse jener Zeit in China waren chaotisch; obwohl China nach dem Nordfeldzug formell geeint war, bestand dennoch die alte Machtsphäre immer noch; die kommunistischen Truppen nützten die Gegensätze der Militärmachthaber bzw. der Militärmachthaber und der KMT-Regierung aus, um sich zu bereichern und zu vergrößern. 3. Durch die Uberfälle der Japaner zu jener Zeit wurde ein großer Teil der KMT-Armee gebunden; die Einkreisungs-Feldzüge wurden manchmal wegen dieser Uberfälle mittendrin abgebrochen. Besonders die Bevölkerung wurde mehr und mehr auf die kommunistische Seite gezogen, die sich gegen die Haltung der KMT — keinen Widerstand zu leisten — stellte und für die kommunistische Parole, gemeinsam gegen die Japaner zu kämpfen, einsetzte. 4. Der Nordfeldzug war erst vor kurzem beendet; die Elemente der KMT-Armee waren bunt durcheinandergewürfelt: darunter unvermeidlich viele unzufriedene Offiziere, mit rebellischer Gesinnung, die sich im Hinblick auf die Einkreisungs-Feldzüge nicht nur passiv verhielten, sondern öfters die Fahne wechselten oder zu den Kommunisten überliefen. Das beeinflußte die ganze Kriegshandlung der Einkreisungs-Feldzüge sowie die Kampfmoral der KMT-Armee. 3

s. A n m . IV. 205.

4

Die Taktik des Bewegungskrieges: Volkskrieg der chinesischen Kommunisten, Chiao Chien-sheng. Studies of Chinese Communist Affairs, 8 Vol. 1, S. 43, 8. Aug. 1967.

VI.

Schlußwort

565

5. Die KMT-Armee unterschätzte am Anfang die kommunistische Armee und studierte nicht die Kampftaktik der Kommunisten, so daß sie öfters eine Niederlage einstecken mußte; dadurch entstand später wiederum eine Angstpsychose gegenüber der kommunistischen Armee, so daß diese die Psychologie der KMT-Armee noch besser ausnutzen konnte. 6. In der Heerführung hatte die KMT kein Gesamtkonzept für die Strategie. In den Einkreisungs-Feldzügen wurde erst am Ende durch die deutschen Berater ein Erfolg erzielt. Im Widerstandskrieg wurden die besten Divisionen gleich zu Anfang des Krieges geopfert, um der Welt zu zeigen, wie schlagkräftig die KMT-Armee sein kann, falls ihr genügend Material zur Verfügung steht, was sie aber nicht besitzt. So ist anscheinend ein Ausweichen nach der kommunistischen Taktik doch die richtigere Strategie. China muß eben auf seiner Größe und der Masse als Waffe aufbauen; es geht nicht nur um Prestige, Schlachten, sondern einzig und allein um die Existenz der Nation; einen ungleichen Krieg kann China nur auf Zeit und Raum aushalten. Auch im Bürgerkrieg opferte die KMT-Führung Menschen und Material in Mukden, um die Stadt möglichst lange zu halten, auch eine Prestigefrage, durch die der Krieg total verloren wurde. Im allgemeinen steht die Armee in einem demokratischen Staat über der Partei und hat die Aufgabe, den Staat gegen äußere Feinde zu schützen und nach innen Ordnung zu bewahren. Doch die Armee der KPCh spielt eine zusätzliche Rolle; sie ist eine Partei-Armee. Bis zur Machtergreifung im Jahre 1949 waren Partei und Armee derart verflochten, daß beide Apparate — vor allem personell — fast miteinander identisch waren. Die KPCh ist der Ansicht, daß die Partei die Armee führen soll; alle Aktivitäten der Armee stehen unter strenger Kontrolle der Partei. Die Truppen sind nicht nur Kampfeinheiten, sondern auch Arbeitskolonnen; in allen Bewegungen nach der Machtergreifung hat die Armee eine wichtige Rolle übernommen, auch im Machtkampf innerhalb der Partei einen entscheidenden Faktor dargestellt. Nach der Machtergreifung erklärte die KPCh, daß ihr Sieg sich hauptsächlich auf den „Aufbau der Partei", die „Einheitsfront" und den „Bewaffneten Kampf" stütze 5 . Unter diesen drei Faktoren nahm zweifelsohne der „Bewaffnete Kampf" die erste Stelle ein. Mao Tse-tung sagte in seiner Rede zum Erscheinen der Zeitschrift „Der Kommunist": „daß in China ohne bewaffneten Kampf weder das Proletariat noch das Volk, noch die 5

D i e Besonderheiten der militärischen Ideologie der K P C h sowie die Entwicklung der kommunistischen A r m e e vor der Machtergreifung, Shih Che-hsiung. East Asian Q u a r t e r l y , Vol. 5. N r . 4 . S. 82, 1. April 1974, Taipei.

566

VI.

Schlußwort

Kommunistische Partei den ihnen gebührenden Platz werden einnehmen können und daß die Revolution nicht siegen k a n n . " 6 Hieraus ersehen wir, daß die K P C h , falls sie keine bewaffneten Truppen aufgestellt hätte, den bewaffneten Kampf aufzunehmen, nicht nur nicht die Macht ergreifen, sondern auch fraglich hätte existieren können. In der Anfangsperiode, als die K P C h gegründet wurde, nahm sie die Instruktion des E K K I an, in die K M T einzutreten, um ihren Einfluß zu entwickeln 7 ; nach der Säuberung der K M T in Nanking 1927 und dem Abbruch der Beziehungen zur K M T in Wuhan fing sie an, die Wichtigkeit der bewaffneten Macht zu erkennen, und baute seitdem ihre bewaffneten Truppen auf, um sich dem bewaffneten Kampf zu widmen; nach der Niederlage der Aufstände in Nanch'ang, Kanton und des Herbst-ErnteAufstandes flüchtete sie in das Chingkang-Gebirge und gründete dort eine revolutionäre Basis und war eifrig bestrebt, ihre Einheiten zu vergrößern, das Volk zu organisieren, und breitete ihre Macht aus; nach fünfmaliger Einkreisung durch die K M T startete sie den Langen Marsch und landete schließlich in Nord-Shenhsi; bei ihrer militärischen Ohnmacht zettelte sie den politischen Sian-Zwischenfall an und nützte die Gelegenheit des Widerstandskrieges aus, ihren Machteinfluß wieder auszudehnen. Durch den Bürgerkrieg eroberte sie schließlich das ganze Land. Die Armee der K P C h fing mit nichts an und bekam dann alles, wurde durch viele Schwierigkeiten allmählich groß und stark. Die Rolle, die eine Armee innerhalb der Staatsmacht einnimmt, reicht aus, die Landesverteidigung und das Regime zu beeinflussen, die verschiedenen Maßnahmen außen- und innenpolitisch, ja sogar den Charakter des Regimes zu bestimmen. Man muß den Werdegang des Aufbaus und der Organisation dieser Armee verstehen, um die zukünftige Tendenz dieser Armee einzuschätzen.

6

M a o : A W . Bd. 3. Zum Erscheinen der Zeitschrift „Kungtsan tang jen", S. 70 (Ostberlin).

7

s. S. 5. Die militärischen Aktivitäten während der Zeit der Zusammenarbeit zwischen K M T und K P C h .

VII. Zeittafel 1924 Jan.

5. 5.

Mai 31.5. 7. 6 . - 8 . 7. 11. 11. 1925 22. 1.

12.3. 21.3. 30. 5.

Mai 31.5. 13. 6.—30. 6.

I. Kongreß der KMT in Kanton. Seine wichtigsten Ergebnisse sind das neue Statut der Partei, der Beschluß zu ihrer Reorganisierung sowie die Zulassung der Kommunisten in der KMT. Bündnis mit der Sowjetunion. Mit sowjetischer Unterstützung wird die Militärakademie der KMT in Huangp'u gegründet. Präsident: Chiang Kaishek; Leiter der politischen Abteilung: Chou En-lai. Die von P'eng P'ai ab 1921 organisierte Bauernbewegung in Hailu-feng dehnt sich aus. China erkennt die UdSSR diplomatisch an. V. Weltkongreß der Komintern in Moskau. Sun Yat-sen begibt sich nach Peking, um mit Hilfe einer Nationalversammlung China friedlich zu einigen.

IV. Kongreß der KPCh in Kanton (oder Shanghai). Die Mitglieder der Parteihierarchie sind dieselben wie nach dem III. Kongreß. Nordchinesisches Büro und JangtseBüro werden unter der Leitung von Ts'ai Ho-shen bzw. von Chang Kuo-t'ao errichtet. Sun Yat-sen stirbt in Peking. V. Erweiterte Vollversammlung des EKKI in Moskau. Massaker des 30. Mai. Studentendemonstrationen in der britischen Konzession von Shanghai werden blutig niedergeschlagen. Beginn eines gesamtnationalen Kampfes (Bewegung des 30. Mai). Mao Tse-tung beginnt mit dem Aufbau einer Bauernorganisation in Hunan. Li Li-san wird Vorsitzender der neugegründeten Shanghaier Arbeitergewerkschaft. Das ZEK der KMT wählt Wang Ching-wei zu seinem neuen Vorsitzenden.

568 Nov.

5 . - 3 0 . 12.

VII.

Zeittafel

Ye T'ing wird Regimentsführer in der 1. Armee. Der Anfang, daß ein KP-Mitglied sich direkt die Militärmacht aneignet. „Westbergkonferenz" des rechten Flügels der K M T .

1926 4. 1 . - 1 9 . 1.

20. 3.

3. 4. April Mai-Okt. 1. 7. Aug. Sept. Okt. Nov. 13. 12.

29. 1 1 . - 1 6 . 12 Dez.

Der II. Nationalkongreß der KMT findet in Kanton statt. Von 256 Delegierten sind 90 Kommunisten. Die sowjetischen Berater werden in ihren Ämtern bestätigt; die Hauptexponenten der „Westbergfraktion" werden aus der Partei ausgestoßen. Chiang Kai-shek schlägt überraschend gegen die Kommunisten zu. Zahlreiche Kommunisten werden verhaftet, Kampftrupps der kommunistischen Arbeitergewerkschaft entwaffnet und sowjetische Berater unter Hausarrest gestellt. Chiang Kai-shek versichert die Fortsetzung der Zusammenarbeit zwischen KMT und KPCh. Wang Ching-wei tritt als Parteichef zurück und geht ins Ausland. Mao Tse-tung wird Vorsitzender des Ausbildungsinstituts für die Bauern bei der KMT. Unter der Führung Chiang Kai-sheks brechen die KMTTruppen von Kanton aus zum Nordfeldzug auf. Chang Kuo-t'ao wird der 1. Chef des eben gegründeten Militärbüros. Chou En-lai wird Nachfolger von Chang Kuo-t'ao als Chef des Militärbüros der Zentrale der KPCh. Das Innere Südchinas ist in der Hand der KMT. In Shanghai wird unter Chou En-lai eine Arbeiterwehr organisiert. Der linke Flügel der K M T verlegt den Regierungssitz von Kanton nach Wuhan. Drei Kommunisten werden Mitglieder der Regierung: T'an P'ing-shan (Landwirtschaftsministerium), Su Ch'ao-ch'eng (Arbeitsministerium), Hsiang Chung-fa. VII. Erweiterte Vollversammlung des EKKI in Moskau berät neue Strategie für China. Die Komintern bestimmt M. N. Roy zu ihrem Repräsentanten in Wuhan. Ye T'ing, Wang Jo-fei, Ch'en Yennien u. a. kehren aus Moskau nach China zurück.

VII.

Zeittafel

569

1927 Jan.

Die von Mao Tse-tung organisierten Bauernbünde in Hunan erhöhen ihre Mitgliederzahl auf über 2 0 0 0 0 0 0 .

11.3.

Umbildung der „Nationalregierung" in Wuhan. Wachsender kommunistischer Einfluß.

22.—24. 3. 5.4.

Die KMT-Truppen nehmen Nanking und Shanghai ein. Der aus Europa zurückgekehrte Wang Ching-wei unterzeichnet in Shanghai mit Ch'en Tu-hsiu ein Abkommen, das die weitere Zusammenarbeit beider Parteien bekräftigt.

6.4.

Auf Befehl der Pekinger Regierung (Chang Tso-lin) wird die dortige Sowjetbotschaft durchsucht. Material, das die Zusammenarbeit der UdSSR und der chinesischen Kommunisten beweist, wird gefunden. Der ebenfalls verhaftete Li Ta-chao wird am 28. 4. erschossen. Auf Befehl Chiang Kai-sheks werden die kommunisti-

12. 4.

schen Organisationen in Shanghai zerschlagen, wobei ca. 4000 Kommunisten getötet werden. 18. 4. April

Chiang Kai-shek bildet eine Gegenregierung in Nanking. V. KPCh-Parteitag in Wuhan. 100 Delegierte repräsen-

20.—26. 5.

tieren ca. 58000 Mitglieder. Politbüro: Ch'en Tu-hsiu, Ts'ai Ho-shen, Li Wei-han, Ch'ü Ch'iu-pai, Chang Kuot'ao, T'an P'ing-shan, Su Ch'ao-cheng, Li Li-san, Chou En-lai. V I I I . Vollversammlung des E K K I in Moskau. Stalin ver-

3.6. Juni

teidigt seine Chinapolitik gegen Trotzkis Angriffe. M . N . R o y übergibt Wang Ching-wei Stalins Telegramm. Auf Geheiß von Stalin kämpft Mao Tse-tung gegen

Juli 3. 7.

13. 7.

24. 7. 15. 7. 27. 7.

„Ubergriffe der Bauern". R o y wird durch Besso Lominadse ersetzt. Erweiterte Vollversammlung des Z K der K P C h nimmt versöhnliche Haltung gegenüber Wuhan-Regierung ein. K P C h befiehlt ihren Mitgliedern, von Wuhan-Regierung zurückzutreten. Politisches Büro umorganisiert und auf 5 Mitglieder beschränkt: Chang Kuo-t'ao, Li Wei-han, Li Li-san, Chou En-lai, Chang T'ai-lei. Borodin verläßt Wuhan nach Konferenz mit K P - F ü h rung in Lushan. Offizielles Ende der Zusammenarbeit der beiden Parteien. Borodin und Galen verlassen China.

570 1. 8.

7. 8.

26. 8.

VII.

Zeittafel

Aufstand der Kommunisten in Nanchang unter der Führung Y e T'ings und H o Lungs, die dann der K P C h beitreten. Chou En-lai ebenfalls beteiligt. Notstandskonferenz der K P C h , in deren Verlauf Ch'en Tu-hsiu abgesetzt wird. Neuer Generalsekretär der Partei wird Ch'ü Ch'iu-pai. Radikaleres Programm beschlossen. Gründung der Übergangsregierung in Nanking. Vorsitzender ist T'an Yen-k'ai.

5 . - 1 8 . 9.

Mao Tse-tung geht nach Ch'angsha, um den „Herbstaufstand" vorzubereiten. Nach den Fehlschlägen des Aufstands in Hunan flieht Mao mit ca. 1000 Mann in die Berge des Ching-kangshan. Mao erhält einen Verweis vom Z K , setzt aber seine Organisationsarbeit in der Bauernbewegung fort.

25. 9.

Y e T'ing und H o Lung besetzen zusammen mit Chou En-lai und T'an P'ing-shan eine Woche lang Swatow. Unter der Führung des Kommunisten P'eng P'ai besetzen Kuangtung-Bauernverbände Haifeng und Lufeng und proklamieren die Gründung des ersten Sowjets. Er bleibt bis 28. Febr. 1928 bestehen. Z K tagt in Hankow; beschließt Ausschluß von T'an P'ingshan aus der Partei (zu nachgiebig gegenüber der K M T ) , er organisiert später die Dritte Partei. Räteregierung in Ch'a-ling in Hunan durch Mao Tse-tung errichtet. Das Z K der K P C h tadelt Mao wegen seines militärischen Opportunismus und entkleidet ihn aller seiner Ämter in der Parteihierarchie. Mao Tse-tung wird vom Zentral-Komitee, Hunan Provinz-Komitee und Front-Komitee entfernt. Kommunistischer Aufstand in Kanton (Kanton-Kommune) unter der Führung von Chang T'ai-lei, Ye T'ing und P'eng P'ai. Der Aufstand wird nach drei Tagen niedergeschlagen.

4. 10.

1 0 . - 1 4 . 11

Nov.

1 0 . - 1 5 . 11. 1 1 . - 1 4 . 12.

1928 1. 1.

9.-25.2.

Chu T e führt den „Süd-Hunan-Aufstand" der Bauern, Bergarbeiter und Soldaten an. I X . Vollversammlung des E K K I in Moskau kündigt neuen Kurs für China an. (Stalin, Bucharin und Li Li-san dominieren).

VII.

April

Mai

21. 7.

23. 7. Juli—Sept.

Sommer 10. 10. 22. 10.

Nov. 19. 12. 1929 März Juni 27. 6. Juli

Zeittafel

571

Chu Te zieht sich mit ca. 10000 Mann zu Mao nach Chianghsi zurück. Gründung der „4. Armee der RA der chinesischen Arbeiter und Bauern". Chu wird Oberbefehlshaber der Armee. Mao Tse-tung setzt die Organisierung der Bauern durch gemäßigtes Reformprogramm, entgegen den Ratschlägen der Partei, fort. Revolte in P'ing-chiang unter der Führung P'eng Tehuais. P'eng gründet die „5. Armee" und wird ihr Oberbefehlshaber. Der „P'ing-chiang-Sowjet" wird errichtet. VI. Weltkongreß der Komintern VI. Parteitag der KPCh in Moskau. Ch'ü Ch'iu-pai wird abgesetzt und der Gewerkschaftsführer Hsiang Chung-fa wird zum neuen Generalsekretär gewählt. Drängt auf stärkere Betonung der Agrarrevolution unter Führung des Proletariats, verurteilt den Putschismus. Chou Enlai wird Leiter des Organisationsbüros (und Militärbüros), Li Li-san des Propagandabüros, Hu Weng-chiang des Militärbüros (später Chou En-lai). Mao Tse-tung wird wieder im Front-Komitee eingesetzt. Liu Tzu-tan (Liu Ch'ih-tan) entfacht Aufstand in NordShenhsi. Chiang Kai-shek wird Vorsitzender der Nationalregierung. Hsiao K'e, Befehlshaber der 6. RA, vereinigt sich mit Ho Lung, dem Befehlshaber der 2. RA, unter der Räteregierung von Hunan und Hupei. Mao-p'ing-Konferenz. P'eng Te-huai führt die 5. Armee ins Chingkang-Gebirge. Chang Hsüeh-liang unterwirft sich der Oberhoheit Chiang Kai-sheks.

Chu-Mao-Armee besetzt T'ing-chou in Fuchien. II. Vollversammlung des ZK der KPCh in Shanghai unterstützt die Beschlüsse des VI. Kongresses. Uberfall auf Sowjetkonsulat in Harbin. Diplomatische Beziehungen zwischen China und UdSSR abgebrochen.

572 3. 7. Aug. 30. 8. Nov. 15. 11. Dez. 1930 7. 2.

März Frühjahr 11. 6.

27. 7 . - 5 . 8

1. 8.

1 . - 1 3 . 9. 2 4 . - 2 8 . 9. Aug. —Sept.

Okt. 30. 10. 1. 11.

1 4 . - 1 5 . 11.

VII. Zeittafel

X. Vollversammlung des EKKI in Moskau. Bucharin wird ausgeschlossen. Mao Tse-tung und Chu Te gründen das Sowjetregime von Süd-Chianghsi. P'eng P'ai in Shanghai durch KMT hingerichtet. Krieg zwischen China und UdSSR. Parole: „Bewaffnet die UdSSR schützen" wurde ausgegeben. Ch'en Tu-hsiu und andere aus der KPCh ausgeschlossen. Beschluß der Ku-t'ien-Konferenz in Shanghang, Fuchien (die 4. Armee).

Das 70. Rundschreiben des Militärbüros ruft auf zum „Aktiven militärischen Angriff" — ein Wegweiser der Li-Li-san-Linie. Rote Armee greift Kan-chou an. Huang-p'i-Zwischenfall (AB-Bande). Das Politbüro der KPCh ruft zum Angriff auf die großen Städte auf (Li-Li-san-Linie). Kommunistische Truppen besetzen Ch'angsha (3. Armee von P'eng Te-huai); ist nicht zu halten, wie es Li Li-san angeordnet hatte. 1. Armee von Chu und Mao greift Nanch'ang an. 2. Angriff auf Ch'angsha. Chu und Mao ziehen ihre Truppen zurück ohne die Zustimmung des Politbüros. 3. Plenum des ZK der KPCh in Lushan. Die von Ch'en Shao-yü geführte Opposition kritisiert die Li-Li-sanPolitik. Aktions- und Front-Komitees werden abgeschafft. Hsiang Ying wird ins Chianghsi-Sowjetgebiet geschickt, um das Zentralbüros zu bilden, um Mao Tse-tung im Zaume zu halten. RA besetzt Chi-an. Sowjetregierung in Chianghsi wird organisiert. Lou-fang-Konferenz. Maos Strategie: „den Feind tief ins Sowjetgebiet hereinzulocken", wird angenommen. Chiang Kai-sheks 1. „Vernichtungsfeldzug" gegen die Sowjetgebiete in Chianghsi. Chi-an-Konferenz. Maos militärische Taktik und Agrarpolitik wird debattiert.

VII.

16. 11. 18. 11.

Zeittafel

573

Die „Li-Li-san-Linie" wird offiziell von der Z K kritisiert. R A verläßt Chi-an. Chianghsi-Sowjetregierung siedelt nach Fu-t'ien um.

25. 11. Dez.

Li Li-san scheidet aus dem Politbüro aus. 1. KMT-Offensive gegen die kommunistischen Truppen in Hunan und Chianghsi binnen eines Monats abgewiesen :

8. 12.

Fu-t'ien-Zwischenfall. Noch unter Einfluß der Li-Li-sanLinie revoltiert die 20. Armee unter Befehl von Liu Ti.

1931 8.

1.

Das 4. Plenum des V I . Z K setzt Li Li-san ab und beschließt, einen Sowjetkongreß in Chianghsi abzuhalten. Hsiang Chung-fa bleibt Generalsekretär, Li Li-san, Ch'ü Ch'iu-pai, Li Wei-han und H o Ch'ang werden durch Ch'en Shao-yü, Chang Wen-t'ien und Shen Tse-min ersetzt. Chou En-lai wird wiedergewählt. Li Li-san begibt sich nach Moskau „zum Studium" (Machtergreifung der Rußlandstudenten).

März

Hsiang Ying kommt ins Sowjetgebiet und übernimmt das Zentral-Büro.

Mai—Juni

2. Offensive der K M T unter Chiang Kai-shek gegen die Chianghsi-Sowjetgebiete.

21. 6.

Der Generalsekretär der K P C h , Hsiang Chung-fa, wird von der K M T in Shanghai verhaftet und später erschossen. Ch'en Shao-yü wird neuer Generalsekretär der K P C h . Chang Wen-t'ien (Organisation), Chou En-lai (Militär), Shen Tse-min (Propaganda).

Juni

Juli—Sept.

18. 9. Nov. 7. 11.

27. 11.

3. KMT-Offensive unter Chiang Kai-shek gegen Chianghsi-Sowjetgebiete. Kommunistische Truppen unter Chu T e und dessen Stabschef Liu Po-ch'eng. Japanische Truppen besetzen Shen-yang (Mukden). I. Partei-Delegierten-Kongreß des Sowjetgebiets. Der I. Allchinesische Sowjetkongreß tritt in Jui-chin zusammen. Der Kongreß wählt ein 64köpfiges Z E K und ruft die „Sowjetrepublik" aus. Mao Tse-tung wird ihr 1. Vorsitzender. Das Z E K der Sowjetrepublik hält seine erste Sitzung ab, auf der Mao zu ihrem Vorsitzenden gewählt wird. Chu T e wird Oberbefehlshaber der R A .

574

Dez.

Dez.

VII.

Zeittafel

Chou En-lai übernimmt das Sekretariat des Zentralbüros von Hsiang Ying und wird gleichzeitig Politkommissar der 1. Feldarmee. Aufstand in Ning-tu; das 26. Korps von Chiangs Armee läuft zu den Kommunisten über.

1932 3. 1. Jan. 28. 1. Febr.

April

1.5. 16. 6. 17. 6.

Aug.

Sept. 1. 10.

Politbüro-Konferenz in Jui-chin über die Reorganisation der 26. Armee. Das Politbüro ruft zum Angriff auf die großen Städte auf. Die Li-Li-san-Linie wird wieder praktiziert. Japanischer Angriff auf Shanghai. RA greift Kan-chou ohne Erfolg an. Die Auseinandersetzung über strategische Fragen zwischen Mao und Chou En-lai beginnt. Die Chinesische Sowjetrepublik erklärt Japan den Krieg und ruft alle Gruppen und Klassen in China zum Widerstand gegen den japanischen Angriff auf. Waffenstillstandsabkommen zwischen China und Japan. Chiangs 4. Vernichtungsfeldzug gegen die Sowjetgebiete beginnt (Febr. 1933 beendet). Die Erweiterte Konferenz des Zentralbüros beschließt, vorerst den Sieg in Chianghsi und seinen Nachbarprovinzen zu erringen. Mao wird als engstirniger Empirist bezichtigt. Ning-tu-Konferenz. Mao verliert seine Kontrolle der RA sowie seinen Posten im Militär-Komitee des Zentralbüros im Sowjetgebiet. Die Taktik von Mao, „den Feind hereinzulocken", wird von Chou En-lai, Chu Te, Liu Poch'eng und Ch'en Yi kritisiert und die Taktik, „vorerst den Gegner in Schach halten" (Chou En-lai), angenommen. XII. Plenum des EKKI in Moskau. Wang Mings Linie wird bestätigt. Ku Shen-chang, Leiter der Geheimdienstabteilung der KPCh, geht nach der Haft zur KMT über, Ch'en Shaoyü, Chou En-lai, Ch'ü Ch'iu-pai, Chang Wen-t'ien, Ch'in Pang-hsien flüchten kurz danach aus Shanghai. Das ZK der KPCh verlegt seinen Sitz von Shanghai nach Jui-chin.

VII.

Okt.

Zeittafel

575

Chou En-lai übernimmt das Kommando der 1. Frontarmee gegen den 4. Einkreisungsfeldzug. Die 4. Armee zieht sich aus den Sowjetgebieten von Hupei, Honan und Anhui zurück.

15. 10. Okt. Herbst

Dez.

Ch'en Tu-hsiu wird von der K M T verhaftet. Hupei-Honan-Anhui-Sowjet zerstört. Die 4.

Armee

flüchtet nach Westen. Ch'in Pang-hsien löst Ch'en Shao-yü als Generalsekretär der K P C h ab. Ch'en Shao-yü geht als Repräsentant der K P C h nach Moskau. Sowjetunion nimmt diplomatische Beziehungen zur KMT-Regierung wieder auf.

1933 Jan.

Die chinesischen Kommunisten machen das

4. 1. Jan. 8. 2. 27. 2. März

eines Bündnisses mit jeder Streitmacht, die bereit ist, einen vereinten Kampf gegen Japan zu führen. Stillhalteabkommen mit Japan. Die 4. Armee zieht sich auf Szuch'uan zurück. Kampf gegen die Lo-Ming-Linie. Japanische Truppen fallen in Jehol ein. 4. Einkreisungsfeldzug wird wegen des japanischen Ein-

Angebot

falls abgeblasen. 8. 5. 31.5.

1.6. 1.8. Aug.

Okt. Nov.

Chou En-lai wird General-Politkommissar der R A . Vertrag zwischen KMT-Regierung und Japan in T'angku. Der Nordosten der Provinz Hopei wird in eine „entmilitarisierte Z o n e " umgewandelt. 1. Bewegung der Landverteilung beginnt (endet im Sept.). Nan-ch'ang-Aufstand wird als Armeetag gefeiert. O t t o Braun wird beauftragt, die R A zu reorganisieren. Das Korps wird abgeschafft, und die Division als Einheit und der Militär-Bezirk werden eingeführt. Chiangs 5. Vernichtungsfeldzug gegen die Sowjetgebiete beginnt. Volksregierung von Ch'en Ming-ch'ü, Ts'ai T'ing-kai, Chiang Kuang-nai, Ch'en Yu-jen in Fu-chou in Fuchien errichtet. Sie steht in Opposition zu Nanking und nimmt Verbindung mit der K P C h auf, wird aber bald von Chiang Kai-shek unterdrückt. Die chinesischen Kommunisten kommen den Rebellen von Fuchien, mit denen sie

576

Dez.

VII.

Zeittafel

das „Anti-Chiang-Abkommen" (26. O k t . 1933) getroffen haben, nicht zu Hilfe. Chou En-lai schreibt im „ K a m p f " den Aufsatz: „Gegen die von Hsiao Ching-kuang geführte Lo-Ming-Linie in der Roten A r m e e " . Hsiao wird diskreditiert. Bewegung zur Vergrößerung der R A .

1934 Jan.

5. Plenum des V I . Z K der K P C h in Jui-chin. Chang

21. 1.

Wen-t'ien wird neuer Generalsekretär der Partei, Ch'in Pang-hsien abgelöst. „Die Vergrößerung und Stabilisierung der R A " wird angenommen. Mao Tse-tung wird die letzte Warnung erteilt. II. Allchinesischer Sowjetkongreß in Jui-chin.

2.2.

24. 4.

Mao Tse-tung wird als Vorsitzender des Z E K der Sowjetrepublik wiedergewählt, Chang Kuo-t'ao und Hsiang Chung-fa als 2. Vorsitzende, Liu Shao-ch'i als Vorsitzender des Gesamtchinesischen Gewerkschaftsbundes. U b e r die Verantwortlichkeit des Fehlschlages der Fuchien-Rebellion wird debattiert. Kuang-ch'ang wird von KMT-Truppen eingenommen.

Juni

Jui-chin in Gefahr. Die antijapanische Avantgarde durchbricht die Einkrei-

Sept.

sung und marschiert nach Anhui. Hsiao K'es Armee durchbricht die Einkreisung und marschiert nach Hunan, um sich mit H o Lung zu vereinigen. Mao wird wegen des Fehlschlagens der Fuchien-Revolte für schuldig befunden und unter Hausarrest in Yü-tu gestellt. O t t o Braun übernimmt das Kommando über alle militä-

16. 10.

rischen Angelegenheiten (er vertritt Po Ku). Beginn des legendären „Langen Marsches", als ca. 9 0 0 0 0

10. 11. Dez.

Kommunisten aus dem von KMT-Truppen eingeschlossenen Sowjetgebiet in Chianghsi ausbrechen. Regierungstruppen besetzen Jui-chin. Die R A dringt nach Kueichou vor.

Juli Aug.

1935 13. 1.

Sonderkonferenz des Politbüros der K P C h von Tsunyi (Kueichou). Mao Tse-tung wird Vorsitzender des Z K der

VII.

Zeittafel

577

K P C h . Das Amt des Generalsekretärs wird abgeschafft. (Mao übernimmt die Führung der Partei als Vorsitzender des Z K und des Politbüros) sowie als Vorsitzender des 16. 6. 18. 6. 28. 6. Juli-Aug.

Juli-Aug.

Aug.—Nov

Militärkomitees des Z K von Chou En-lai. 1. Rote Front-Armee vereinigt sich mit der 4. Roten Front-Armee in Mao-kung in Szuch'uan. Ch'ü Ch'iu-pai, am 23. Febr. von der K M T verhaftet, wird in Nanking hingerichtet. Mao-kung-Konferenz Konferenz von Mao-er-kai (Szuch'uan) über die Fortsetzung des „Langen Marsches". Als militärische Maßnahme wird beschlossen, die 4. Armee unter Chu T e , Chang Kuo-t'ao und Hsü Hsiang-ch'ien in Szuch'uan zu belassen, während der Hauptteil der R A unter Mao, P'eng Te-huai, Lin Piao, Tso Ch'üan, Chou En-lai und des Z K nach Nordwesten marschiert (Auseinandersetzung über den Kurs zwischen Mao und Chang Kuo-t'ao). V I I . Weltkongreß der Komintern in Moskau beschließt die Ausrufung der chinesischen Einheitsfront gegen Japan. Proklamation am 1. Aug. von Wang Ming. Kommunistische Truppen (ca. 6000) unter Mao Tse-tung erreichen Nord-Shenhsi und verbünden sich mit dem dortigen Guerilla-Führer Kao Kang und Liu Chih-tan. Langer Marsch beendet.

9. 12.

Bewegung des 9. Dezembers in Peking (antijapanische Massenbewegung).

25. 12.

Konferenz von Wa-yao-pao. Die K P C h macht die Bemühungen um eine antijapanische Einheitsfront gemäß der Proklamation des 1. August von Wang Ming zur Grundlage ihrer Politik. Ferner wird das Arbeitskomitee in der Weißen Armee beschlossen.

1936 Jan.

Mai

Das Arbeitskomitee in der Weißen Armee zettelt die Nordost-Armee an, ein Bündnis mit den Kommunisten zu schließen und sich gegen Chiang Kai-shek zu stellen. Die KMT-Truppen schließen das Sowjetgebiet erneut ein. Mit Chang Hsüeh-liang stillschweigende Waffenruhe vereinbart.

578

VII.

Zeittafel

Aug. —Nov. 12. 12.

2. und 4. R A unter Chu T e und L o Ping-hui vereinigen sich mit der Hauptarmee in Kansu. Die K P C h macht dem Z E K der K M T erneut den Vorschlag einer gemeinsamen Einheitsfront gegen Japan, erhält aber keine Antwort. Japanische Truppen marschieren in Suiyüan ein. Sian-Zwischenfall: Chang Hsüeh-liang nimmt Chiang

Dez.

Kai-shek für 14 Tage gefangen. Das Hauptquartier der K P C h wird nach Yenan überführt.

Juni Aug.

Nach Chiangs Rückkehr nach Nanking kommt schließlich ein Waffenstillstand zwischen der K P C h und der K M T zustande.

1937 10. 2.

3.3.

April Mai 7. 7.

Die K P C h bietet der K M T in einem Telegramm eine „Antijapanische Einheitsfront" an, wobei sie erhebliche Konzessionen macht. Die Shenhsi-Kansu-Ninghsia-Räteregierung wird unter Vorsitz von Chang Kuo-t'ao errichtet und macht Yenan zur Hauptstadt. Liu Ch'ih-tan fällt im Kampf gegen die KMT-Truppen in Shanhsi. Politbüro-Konferenz: Kampf gegen Chang Kuo-t'ao. Ausbruch des Chinesisch-japanischen Krieges (Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke) (Beginn des japanischen Aggressionskrieges gegen China bis 2. Sept. 1945).

15. 7.

Die Repräsentanten vom K M T und K P C h (Chiang Kai-shek und Chou En-lai) treffen sich zu Gesprächen in Lushan. Die chinesische Sowjetrepublik erhält die Bezeichnung ' „Shenhsi-Kansu-Ninghsia-Grenzgebiet", bleibt aber eine regional selbständige Einheit. Ubereinkunft zwischen K P C h und Chiang Kai-shek.

28. 7.

Die Nationaltruppen Tientsin (30. 7.).

13. 8. 15. 8.

Japanische Truppen greifen Shanghai an. Die K P C h verkündet ihre „10 großen Grundsätze für den Widerstand gegen Japan und die Rettung Chinas".

21. 8.

Nichtangriffspakt zwischen UdSSR und Nanking-Regierung unterzeichnet.

verlassen

Peking

(28.

7.)

und

VII.

22. 8.

25. 8.

22. 9.

25. 9.

Okt.

11. 11. Nov. Dez. 19. 12.

12. 12. 1938 Jan.

Zeittafel

579

Die Rote Armee wird offiziell in die 8. Feldarmee (Marscharmee) der Nationalen Streitkräfte umgewandelt und Chiang Kai-shek unterstellt. Oberbefehlshaber: Chu Te, 2. Befehlshaber: P'eng Te-huai; Divisionskommandeure: Lin Piao (115. Div.), Ho Lung (120. Div.), Liu Poch'eng (129. Div.). Lo-ch'uan-Konferenz: Chou En-lai stellt sich gegen die These von Mao Tse-tung und Chang Wen-t'ien: gleichzeitiger Widerstand gegen Japan und Chiang Kai-shek. Die Frage: Partisanen- oder Bewegungskrieg. Kontroverse zwischen Mao Tse-tung und Liu Shao-ch'i. Das Manifest der KPCh über Zusammenarbeit zwischen KMT und KPCh wird veröffentlicht. Offizielle Wiederaufnahme der Zusammenarbeit von KMT und KPCh. Die 8. Armee rückt nach Shanhsi und Hopei vor und besiegt am P'ing-hsing-Paß einen starken japanischen Verband (Lin Piao). Die Zentralregierung reorganisiert die kommunistischen Truppen in Fuchien und Chianghsi zur Neuen 4. Armee. Ihre Oberkommandierenden werden Ye T'ing und Hsiang Ying. Später rückt die Neue 4. Armee nach Chiangsu und Anhui vor, um die japanische Armee im Rücken anzugreifen. Ch'en Shao-yü (Wang Ming) kehrt von Moskau zurück. Das Oberkommando der 8. Armee beschließt, die Taktik des Guerillakrieges gegen die Japaner anzuwenden. Aktivisten-Konferenz (Yenan): Selbständigkeit in der Einheitsfront. Shanhsi-Hopei-Chahar-Grenzgebiet wird organisiert. Politbüro-Konferenz: Wang Ming betont die Festigung der Einheitsfront. Generalsekretär-System abgeschafft. Chou En-lai wird Minister der Einheitsfront. Unter ihm: Nord-, Yangtse(Mitte)- und Südostbüro. Japanische Truppen besetzen Nanking.

Chou En-lai veröffentlicht: „Wie man den langdauernden Krieg durchführt". Er unterstützt die KMT-Regierung im Widerstandskrieg.

580

1. 4. April

21. 10. 26. 10. Okt.

Okt.—Nov.

VII.

Zeittafel

Chiang Kai-shek wird „Tsungts'ai", Generaldirektor der KMT. Chang Kuo-t'ao entzweit sich angeblich mit Mao wegen der Einheitsfrontpolitik, flieht in das Herrschaftsgebiet (Hankou) der KMT und wird aus der KPCh ausgestoßen. Japanische Truppen besetzen Kanton. Japanische Truppen besetzen Hankou. 1. Welle des Antikommunismus. „In der neuen Phase" liefert Mao Tse-tung die Rechtfertigung für die Politik der Zusammenarbeit mit der KMT. Erweiterte VI. Vollversammlung des ZK der KPCh in Yenan. Mao erstattet Bericht „Über das Neue Stadium", in dem er die japanischen Angreifer und die chinesischen Trotzkisten als die Hauptfeinde der KPCh brandmarkt. Kontroverse zwischen Mao und Wang Ming über die Selbständigkeit in der Einheitsfront. Im Laufe dieses Jahres rücken die kommunistischen Truppen nach Honan, Shantung, Suiyüan, Ost-Hopei und Chechiang vor. Das Gleichgewicht im Widerstandskrieg ist erreicht.

1939 2 1 . - 3 0 . 1.

Jan.

März

Juli 24. 7. Sommer

Die 5. Plenarsitzung des V. ZEK der KMT in Ch'ungking gründet den „Obersten Nationalen Verteidigungsrat" unter dem Vorsitz Chiang Kai-sheks. Der 1. Volksrat des Grenzgebietes tritt zusammen und wählt Kao Kang zum Vorsitzenden. Lin Po-ch'ü wird zum Vorsitzenden der Regierung des Grenzgebietes gewählt. Kommunistische Armee gründet Stützpunktgebiete in Shantung (Hsü Hsiang-ch'ien). Zusammenstöße mit der KMT-Armee. Wang Ching-wei gründet die Marionetten-Regierung in Nanking. Die Kommunisten rufen das Volk zum Widerstand gegen Japan auf. Englisch-japanisches Abkommen Arita-Graigie. Die Zentralregierung führt eine strenge Blockade gegen das Grenzgebiet durch. Deutsch-Sowjetischer Nicht-Angriffspakt.

VII.

Sept. —Okt Winter

1940 Jan. Juli-Aug. 19. 7.

Frühjahr

7. 7.

20. 8.

1941 5. 1.

25. 1.

29. 1. 1. 4. 13. 4. 21. 4. Juni Juni—Sept. 6 . - 2 1 . 11.

Zeittafel

581

1. Schlacht Nord-Hunan. Kommunistische Truppen gründen Stützpunktgebiete in Shanhsi, Zusammenstöße mit der KMT-Armee.

Hsü Hsiang-ch'ien und Ho Lung dringen in Hopei ein. Zusammenstöße mit KMT-Truppen. Kommunistische Truppen dringen südlich des Huang-ho nach Honan, Anhui, Shantung und Chiangsu vor. Mao veröffentlicht seine Schrift „Uber die Neue Demokratie" und bezeichnet dies als Ubergangsstadium zum Kommunismus in China. Die japanischen Truppen in Nordchina gehen zum energischen Angriff gegen kommunistische Truppen vor (Säuberungsaktionen). Die KPCh führt das „Drei-Drittel"-System (V3 Komm., V3 KMT und V3 Parteilose) für alle politischen Verwaltungskörper der kommunistischen Gebiete ein. Die Kommunisten kündigen die „Hundert-RegimenterOffensive" gegen die Japaner an. 2. Welle des Anti-Kommunismus.

Süd-Anhui-Zwischenfall: Regierungstruppen (Ku Chut'ung) greifen das Hauptquartier der Neuen 4. Armee an. Ihr Kommandeur Hsiang Ying wird getötet. Ye T'ing wird verhaftet, und die Überlebenden fliehen unter der Führung Ch'en Yis nach Shantung und Chiangsu. Ch'en Yi wird zum Oberkommandeur der Neuen 4. Armee ernannt, Chang Yün-yi zum Stellvertreter und Liu Shao-ch'i zum Politkommissar. Errichtung des neuen Hauptquartiers der Neuen 4. Armee in Nord-Chiangsu. Nicht-Angriffspakt zwischen Japan und der Sowjetunion. Die UdSSR und Japan unterzeichnen einen Neutralitätspakt über fünf Jahre. Deutsch-Sowjetischer Krieg. Chieh-fang-jih-pao, das offizielle Nachrichtenblatt der KPCh, erscheint in Yenan. 2. Schlacht von Nord-Hunan. 2. Volksrat des Grenzgebietes in Yenan.

582

7. 12. 9. 12. 10. 12. 1942 Jan. 1.2. Febr. 28. 5.

1943 Febr.

März 1. 10.

1944 Jan.

VII.

Zeittafel

Die KPCh führt die „Cheng-feng-Bewegung" durch, eine Reorganisation der Partei, deren wichtigste Ergebnisse die Herausbildung einer Kaderpartei, die Ausbildung von Agitatoren, die Eingliederung der neuen Mitglieder der Partei und die Ausrichtung der Parteimitglieder auf die nationale Einheitsfront sind (Winter 1941 — 1943). (Säuberung der Partei) Beginn des Krieges im Stillen Ozean. China erklärt Japan offiziell den Krieg. China erklärt Deutschland und Italien den Krieg. 3. Schlacht von Nord-Hunan. Einweihung der Parteiakademie in Yenan. Beginn der „Cheng-feng-Bewegung" (Berichtungskampagne). Ch'en Tu-hsiu stirbt in der Nähe von Chungking. Die notgedrungene Zeit im Widerstandskrieg. Die Bewegungen der Produktion, Herabsetzung des Pachtzinses, Qualifizierung der Armee und Vereinfachung der Administration sowie Unterstützung der Armee und Liebe zum Volk werden durchgeführt. Die KPCh veranstaltet eine Propagandabewegung für „erhöhte Produktion", indem sie die Rolle der Arbeiterstoßtrupps und Helden der Arbeiter betont und die Armee, die Schulen und die Verwaltungsorgane zu Selbstversorgern macht. 3. Welle des Anti-Kommunismus. Liu Shao-ch'i wird Sekretär des Zentralsekretariats der KPCh. Das Jahr 1943 ist die Expansionszeit der KPCh. Das Jahr der Ausdehnung der Befreiten Gebiete. Die 3. Internationale wird abgeschafft. Teheran-Konferenz. Beginn der teilweisen Gegenoffensive gegen die japanischen Eroberer an der Front der Befreiten Gebiete Chinas. Japanischen Truppen besetzen Ch'angsha.

VII. Zeittafel

Frühjahr Aug. Nov.

Winter

583

Wang Ching-wei dankt ab. Japanische Truppen besetzen Kuanghsi. Chou En-lai fliegt nach Ch'ungking zu Gesprächen mit der Nationalregierung. Wichtigstes Thema ist die Koalitionsregierung. Die KPCh mobilisiert das Volk durch „Versammlungen der Demokratie", um erhöhte Leistungen auf dem Gebiete der Verwaltung und der Produktion durch öffentliche Diskussion und Selbstkritik zu erzielen. 1944 haben die 8. Armee, Neue 4. Armee und die Widerstandskolonne Südchinas insgesamt mehr als 20000 Gefechte mit dem Gegner ausgetragen, 16 Städte und 50 Stützpunkte in Besitz genommen.

1945 11.2.

23. 4.—11. 6.

7. 5. 8. 8. 11.8. 14. 8.

Konferenz von Jalta und „Agreement Regarding Japan" (Geheimabkommen über den sowjetischen Eintritt in den Pazifik-Krieg). VII. Kongreß der KPCh in Yenan. Die von Liu Shaoch'i (er wurde Nr. 2 der KPCh) entworfenen Parteistatuten werden revidiert, und es wird beschlossen, „daß die KPCh sich Mao Tse-tungs Anschauungen und den Marxismus zur Richtschnur ihrer Arbeit machen soll". Mao wird Alleinherrscher. Deutschland kapituliert. Die UdSSR erklärt Japan den Krieg. Oberbefehlshaber Chu Te erläßt den Marsch-Befehl an die RA. Unterzeichnung des Sowjetisch-Chinesischen Freundschafts- und Beistandsabkommens. Japan kapituliert. Die kommunistischen Streitkräfte erweitern ihr Herrschaftsgebiet auf die Mandschurei (Lin Piao, Kao Kang, Ch'en Yün, Li Fu-ch'un, P'eng Chen), Shantung (Ch'en Yi, Jao Shu-shih, Su Yü), Hupei, Honan (Liu Po-ch'eng, Li Hsien-nien, Teng Tze-hui und Ch'en Keng), Ost-Hopei, Nord-Shanhsi, Suiyüan, Chahar und Jehol (Ho Lung, Nieh Jung-chen); die KMTTruppen, unterstützt durch amerikanische Luft- und Seetransporte, ergreifen von den Großstädten Besitz.

584 2 6 . 8.

2. 9. 10. 9. 11. 10.

Okt. 27. 11.

Dez.

Dez.

VII.

Zeittafel

Begleitet von Hurley fliegt Mao Tse-tung nach Ch'ungking, um mit Chiang Kai-shek aktuelle politische Fragen zu diskutieren. Unterzeichnung der Urkunde über die Bedingungslose Kapitulation Japans. KP-Soldaten der 8. Armee werden zum ersten Mal in Mukden gesehen. Mao Tse-tung und Chiang Kai-shek drücken in einer gemeinsamen Erklärung ihre Hoffnung auf Frieden, Einheit und Freiheit des chinesischen Volkes aus. Die Kämpfe zwischen den Truppen der KMT und der KPCh breiten sich über 11 Provinzen aus. Präsident Truman entsendet George Marshall als Sonderbeauftragten nach China (nach Rücktritt von Botschafter Hurley). 7 kommunistische Delegierte: Chou En-lai, Ye Chienying, Tung Pi-wu, Ch'in Pang-hsien, Wang Yo-fei, W u Yü-chang und Teng Ying-ch'ao fliegen nach Ch'ungking, um an einer Beratenden Politischen Konferenz mit der KMT teilzunehmen (Marshall und Chang Ch'ün). Moskauer Konferenz der Außenminister der UdSSR, der USA und Großbritanniens. Beschlußfassung zur Chinafrage.

1946 7 . - 1 0 . 1.

31. 1. 12. 2.

März-April 8. 4. 15. 4.

18. 4.

4. Mai

Nationalregierung und KPCh einigen sich auf ein Waffenstillstandsabkommen (von General Marshall ausgehandelt). Die Beratende Politische Konferenz beendet ihre Arbeit. Die Truppen der Nationalregierung besetzen Mukden. Bürgerkrieg im Nordosten. Ye T'ing, Ch'in Pang-hsien, Wang Yo-fei, Teng Fa u. a. kommen bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Chou En-lai erklärt den Kriegszustand für die Mandschurei mit der Begründung, daß Nationaltruppen ihre Angriffe nicht einstellen. In einer dreitägigen Schlacht erobern die Kommunisten Ch'ang-ch'un und brechen damit das Waffenstillstandsabkommen. Beschluß des ZK der KPCh über die Bodenreform.

VII.

23. 6.

Juni

Juli

12. 7. 19. 7. 21.8. 4. 10. 11. 10.

22. 10. 15. 11. Dez.

Zeittafel

585

Mao Tse-tung fordert die USA auf, die Nationalregierung nicht weiter zu unterstützen und die US-Truppen aus China zurückzuziehen. Die Nationalarmee schlägt die KP-Truppen in der Schlacht von Szu-p'ing-chiai. Bürgerkrieg (der Volksbefreiungskrieg). Die 8. Armee, Neue 4. Armee und die Armee der Demokratischen Allianz des Nordostens werden in Volksbefreiungsarmee (VBA) umbenannt. Die Nationalarmee erobert Ch'ang-ch'un zurück. Erneuter Waffenstillstand (Ende Juni). Bodenreform wird in den Befreiten Gebieten durchgeführt. Weitere Reformen in der Partei und Armee werden durchgeführt. Der Bürgerkrieg bricht in ganz China aus. Die USA verhängen ein lOmonatiges Waffenembargo über China. Die KPCh gibt die Bildung einer Regierung in der Mandschurei bekannt. Unterzeichnung des Vertrages zwischen den USA und China. Die Nationaltruppen besetzen Kaigan, nachdem die KPCh erklärt hat, der Angriff bedeute unvermeidlich Bürgerkrieg. Chou En-lai und Chiang Kai-shek führen Friedensverhandlungen in Nanking. Die Nationalversammlung tritt in Nanking zusammen. Die KPCh verweigert ihre Teilnahme. Die KPCh verkündet neue Bestimmungen über „Zwangsverkauf von überschüssigem Land der Gutsherren."

1947 8. 1. 11.2. 28. 2.

Marshall kehrt in die USA zurück und erklärt seine chinesische Mission für gescheitert. KPCh-Delegation muß auf Befehl der Nationalregierung Nanking verlassen. Aufstand auf der Insel Taiwan gegen die KMT-Herrschaft.

586 März 19. 3. 4. 7. Juli—Sept. Sept. 10. 10.

Dez.

1948 Jan. 22. 4. Juli-Aug. Sept. 1. 11.

Nov. —Dez

VII.

Zeittafel

Die KMT ergreift die Strategie der Schwerpunkt-Offensive. Nationalarmee besetzt Yenan, seit 1936 Hauptstadt der Kommunisten. Der Staatsrat der Nationalregierung erklärt die totale Mobilmachung gegen die Kommunisten. Die KPCh beginnt die frontale Offensive. Wendepunkt des Bürgerkrieges. Allchinesische Agrarkonferenz. Die KPCh verkündet ihr neues Bodengesetz. Landbesitz der Gutsherren wird enteignet. Großoffensive der KPCh in der Mandschurei. Mao Tse-tung ruft zur Bildung einer Kominform des Fernen Ostens auf. Mao kündigt mit seinem Bericht: „Die gegenwärtige Lage und unsere Aufgaben", eine Offensive an allen Fronten an.

VII. Vollversammlung des ZK der KPCh. Kommunisten erobern Yenan zurück. Die Truppen der KPCh treten in Nordchina zum Entscheidungskampf an. Nacheinander werden die 3 Schlachten, Liao-shen, Huaihai, P'ing-tsin, entfacht. Kommunistische Truppen besetzen Mukden. In der Schlacht von Hsü-chou werden Elitetruppen der KMT vernichtend geschlagen.

1949 Jan. 1 5 . - 3 1 . 1. 2 1 . 1.

1 6 . - 2 3 . 3. 25. 3.

KMT erleidet eine totale Niederlage in der Schlacht von Hsü-chou. Die KPCh-Truppen besetzen T'ientsin (15. 1.) und Peking (31. 1.). Chiang Kai-shek überläßt zeitweilig Li Tsung-jen das Amt des Präsidenten. VII. Vollversammlung (2. Sitzung) des ZK der KPCh in Shih-chia-chuang. Die KPCh verlegt ihr Hauptquartier nach Peking.

VII.

23. 4. 25. 5. 26. 8. 1. 10.

Zeittafel

587

Die KP-Truppen setzen über den Yangtse und erobern Nanking. Die KP-Truppen erobern Wuhan und Shanghai (16. und 27. Mai). Die KP-Truppen besetzen Lan-chou. Mao Tse-tung proklamiert in Peking als Vorsitzender des Zentralen Volkregierungsrates die Volksrepublik China.

VIII. Register I. Personen- und

Ortsnamen

An Lu-shan 2 An-shun-ch'ang 412 An-yiian 76 Anhui 2 8 , 2 0 8 , 3 2 7 , 3 2 8 , 3 3 0 , 3 3 1 , 384

C h a o - c h ' e n g 387 C h ' a o - c h o u 75 C h a o K'ang 278 C h a o Pi-kuang 546 C h a o Po-sheng 16

B o r o d i n , Michael (Grunsenberg) 8, 14, 22 Braun, O t t o (Li T e , H u a Fu) 133, 2 0 6 , 2 0 7 , 240, 243, 254, 255, 262, 264, 265, 266, 4 1 0 , 412 Bucharin, Nikolai 39

Chechiang ( O s t - ) 3 2 8 , 3 3 0 , 4 7 1 , 4 7 7 , 518 C h ' e n Ch'ang-chieh 546 C h ' e n C h ' a n g - h a o 107 C h ' e n Chi-t'ang 4 8 , 223 C h ' e n Ch'ien 15 C h ' e n Ch'iung-ming 11 Ch'en-kuan-chuang 543 C h ' e n K u n g - p o 12

C h ' a - k ' o u 560 Ch'a-ling 80, 82 Chahar 3 7 6 Chan-chuan-yu 542 Chang 157 Chang C h i h - k o u 4 5 2 , 454 C h a n g - c h i a - k ' o u (Kalgan) 5 2 4 , 528, 537 Ch'ang-chih 3 8 7 , 3 9 0 Chang C h ' i u - j e n 12 C h a n g - c h o u 182 Chang Ch'iin 521 C h ' a n g - c h ' u n 505, 506, 507, 521, 5 2 3 , 524, 5 2 8 , 5 3 2 , 5 3 3 , 5 3 4 , 541 Chang Fa-k'uei 27, 35, 36 Chang H a o (s. Lin Yii-ying) Chang Hsien-chung 2 Chang Hsiieh-liang 2 4 7 , 2 7 0 Chang K'e-hsia 546 Chang K u o - t ' a o 23, 106, 173, 185, 2 0 4 , 2 0 5 , 239, 244, 245, 273, 293, 329, 439 Ch'ang-sha 2 5 , 105, 106, 122, 3 3 0 , 3 3 4 , 3 4 4 , 547 Ch'ang-t'ing (s. T ' i n g - c h o u ) Chang T'ai-lei 38 Chang T s o - h u a 278 Chang Tso-lin 14 Chang Tsung-ch'ang 21 Chang Wen-t'ien ( L o Fu) 107, 2 0 7 , 2 2 3 , 243 Ch'ang-yii-tze 560 Chang Yiin-yi 331 C h a o C h a n - k ' u e i 454

C h ' e n Shao-yü (Wang Ming) 107, 174, 2 4 1 , 242, 243, 246, 272, 273, 329, 330, 331, 3 3 2 , 3 8 1 , 3 8 2 , 3 8 3 , 4 3 9 , 443 C h ' e n Tu-hsiu 23, 31, 34, 106, 3 9 8 , 4 2 2 C h ' e n Y i 33, 152, 155, 2 4 1 , 3 3 1 , 524 C h e n g - c h o u 524 Cheng-T'ai Eisenbahnlinie 3 7 4 , 3 7 6 , 3 7 9 Cheng T o n g - k u o 545 Chi 157 Chi-an 16, 106, 132, 178 C h ' i - f u (Yen-t'ai) 523 C h ' i - L u Ebene 4 6 9 , 472 Ch'i-nan 178 Chi-nan 2 7 , 5 2 3 , 5 2 4 , 5 2 8 , 534 Chiang-chün-tien 254 Chiang Hsien-yiin 12 C h i a n g - H u a i 534, 535 Chiang Kai-shek 1, 4, 10, 12, 13, 14, 2 2 , 2 6 , 27, 34, 3 8 , 9 0 , 106, 151, 152, 2 0 6 , 2 0 7 , 247, 250, 260, 261, 264, 267, 268, 270, 272, 274, 277, 282, 285, 286, 289, 340, 3 7 3 , 378, 500, 504, 5 0 5 , 520, 5 2 2 , 523, 536, 5 3 7 , 561 Chianghsi 16, 25, 28, 29, 34, 36, 4 1 , 106, 132, 133, 134, 150, 152, 154, 156, 158, 159, 162, 169, 174, 175, 185, 186, 2 0 5 , 206, 207, 226, 229, 234, 235, 236, 237, 238, 240, 241, 244, 274, 330, 331, 477, 524, 550

Personen und Chiangsu 535, 558 Chien-ning 224, 253, 254 Chih-lan 560 Ch'ih-shui 224 Chili 19 Chin (Nordwest-, Südost-) 469, 472 Chin-Ch'a-Yi 290, 335, 347, 399, 469, 471, 472 Chin-chou 528, 532, 533, 534, 539, 541, 542, 545 Chin-Dynastie (265-419) 545 Ch'in-hsien 387, 390, 394 Ch'in Pang-hsien (Po Ku) 107, 207, 240, 242, 243, 382 Chin-Sui (Shanghsi-Suiyüan) 277, 471, 560 Chin-Yi-Lu (Shanhsi-Hopei-Shantung) 471 Chin-Yü Strecke (Chinchou-Shanghaikuan) 528 Ch'in-yüan 560 Ch'ing-Dynastie (1644-1911) 2 Ching-Hsing Linie 388 Ching-kang-Gebirge 32, 75, 80, 82, 234, 235, 329, 411, 412, 566 Ch'ing liu 200 Ching-meng-(Berg) 469 Ch'ing-yang 298 Chiu-chiang 23 Ch'iu Ch'ing-chüan 535, 542, 545 Chiu-ch'ü-tien 557 Chiu-lung-shan 82 Ch'iung-yai (Hai-nan) 49, 469, 471, 473 Chou En-lai 5, 6, 10, 11, 12, 14, 15, 16, 23, 31, 105, 106, 107, 132, 133, 152, 153, 174, 175, 178, 207, 233, 239, 240, 241, 242, 243, 270, 329, 330, 331, 382, 521 Chou En-shou 15 Chou (Yüan-hun) 264 Chu-Huai-ping 408, 426 Chu K'e-ching 12 Chu-ko Liang 2 Chu P'ei-te 16, 25, 34, 75, 81 Chu Tai-chieh 15 Chu Te 32, 33, 105, 115, 120, 132, 152, 184, 185, 207, 217, 233, 235, 238, 241, 245, 274, 296, 329, 332, 471, 500, 552 Ch'ü ch'iu-pai 31, 106 Ch'ü-yang 388 Ch'ung-hsing 557 Chung-king (Ch'ungking) 328, 381, 479, 502 Chung-shan-Kriegsschiff 13, 15 Chung-t'iao-Gebirge 419, 477 Engels, Friedrich 292

Ortsnamen

589

Feng-feng 562 Feng Kuo-yii 454 Feng-ling-tu 277 Feng Yii-hsiang 12, 15, 27, 28 Formosa (Taiwan) 287, 430, 524 Franco Y Bahamonde, Francisco 246 Fu-ning 558 Fu-p'ing 393, 395 Fu-t'ien 106, 152, 238 Fu Tso-yi 528, 531, 536, 537, 542, 545 Fuchien (Fukien) 38, 103, 159, 160, 162, 174, 176, 177, 178, 179, 180, 182, 183, 184, 200, 207, 227, 229, 254, 260, 330, 383, 411, 524 Fuchien-Chechiang-Chianghsi 268, 269, 411 Galin, Wasili (alias Bliicher) 14 Hai-chou 535, 536 Hai-lu-feng 26, 29, 30, 35 Hai-nan (s. Ch'iung-yai) Han-chuang 535 Han-Dynastie (206 B . C . - 2 2 0 A.D.) 1 Han Te-ch'in 381 Hang-yung 176, 178 Hang-yung-yai 176, 180, 181 Hankou (Hankau) 23, 26, 122, 528 Harbin 26, 521 Hei-shan 542 Hitler, Adolf 244 H o Chi-li 546 H o Lung 71, 75, 174, 208, 241, 329 H o Ying-ch'in 12 Honan 8, 17, 19, 21, 28, 41, 328, 330, 524 Hongkong 35, 336, 473 Hopei (Nord-, Ost-, Mittel-) 19, 328, 376, 388, 390, 393, 399, 400, 401, 403, 404, 406, 407, 418, 469, 472, 476, 557, 558 Hsi-tsang (s. Tibet) Hsi-k'ang 239 Hsi-nan-sheng 560 Hsi-yiian-Anleihen (s. Nishihara) Hsia-Dynastie (2205 B . C . - 1 8 1 8 B.C.) Hsia-hsien 562 Hsiang Chung-fa 31

498,

374, 402, 473,

1

Hsiang Ying 106, 133, 173, 178, 204, 205, 217, 239, 330, 331 Hsiang-yiian 526 Hsiao Ching-kuang 175, 295 Hsiao K'e 208, 329 Hsiao Ming 15

590

VIII.

Hsiao W e n - c h ' e n g 98 Hsieh Y o 264 Hsin-an 224 Hsin-an-chen 535 Hsin-chiang (s. Sinkiang) Hsin-ch'üan 180, 224 Hsin-pao-an 5 3 7 , 5 3 9 , 542 H s i n - p ' u 536 Hsing-kuo 201, Hsiung Hsiung Hsiung Shi-hui H s ü Chin-t'ang

2 2 4 , 2 3 2 , 233 12 75 48

H s i i - c h o u 5 2 3 , 5 2 4 , 5 2 8 , 5 3 4 , 535, 541, 542, 543, 560 H s ü Hsiang-ch'ien 107, 174, 2 4 5 , 329 H s ü K'e-hsiang 75 H s ü n - k ' o u 2 5 3 , 254 H u Ch'ing-shan 454 Hu-fang 254 H u Kung-mien 10, 11, 12, 15 H u T ' i e n - m i n 278 H u Tsung-nan 2 4 5 , 529 Hua-chung (Mittelchina) 561 H u a Fu (s. Braun, O t t o ) Hua-nan (Südchina) 561 H u a i - ( F l u ß ) 536 Huai ( N o r d - , Süd-, W e s t - ) 4 3 4 , 4 6 9 , 4 7 1 , 560 H u a i - H a i (Schlacht von) 5 2 5 , 530, 5 3 4 , 535, 536, 539, 5 4 1 , 5 4 2 , 543, 546, 548 Huang Ch'i-hsiang 3 6 Huang-shun 3 8 8 , 394 Huang Kung-lüeh 16, 238 Huang P o - t ' a o 534, 5 3 5 , 539, 541, 542, 543, 545 Huang-p'u (Militär-Akademie) 5, 6, 10, 12, 16, 3 2 9 Huang Shao-hsiung 36 Huang T s e - h u a 546 Huang Wei 5 3 6 , 5 4 1 , 543, 545 H u i - c h ' a n g 2 2 4 , 2 2 9 , 2 3 2 , 233 H u n a n 8, 10, 15, 16, 25, 2 7 , 2 8 , 2 9 , 32, 34, 36, 4 1 , 4 3 , 4 8 , 77, 79, 2 0 8 , 2 4 1 , 2 6 3 , 2 6 4 , 3 3 0 , 524, 549 Hunan-Chianghsi 169, 2 6 8 , 269 H u n a n - C h i a n g h s i - H u p e i 268 H u n g Hsiu-ch'üan 2 Hupei 16, 27, 2 8 , 2 9 , 34, 36, 4 1 , 43, 48, 3 3 0 , 524, 549 I-ch'ang 344 I-hsien 535 I-hsin 2,3

Register I-huang 224 Inode 561 Jalta 500 J a o - y a n g 393 J e h o l 174, 3 7 6 J e n Pi-shih 178, 441 J o u - p ' i a o 393 Jui-chin 2 6 , 133, 2 0 7 , 2 3 2 , 2 3 3 , 3 8 2 K'ai-feng 523, 524, 526 Kaigan (s. Chang-chia-k'ou) Kansu 524 Kanton 5, 11, 26, 28, 2 9 , 30, 34, 3 5 , 36, 3 7 , 3 8 , 3 9 , 4 1 , 4 5 , 4 8 , 49, 55, 7 0 , 75, 173, 2 8 4 , 3 0 2 , 3 0 6 , 473 , 566 Kao Feng 396 K a o Kang 4 4 1 , 442 Kao-p'ing 390 Kao Y ü - h a n 12 Kirin 521 K o n o e , Fumimaro 3 3 4 , 340, 377 Ku-t'ien 3 1 , 3 3 , 83, 2 3 8 , 2 4 1 , 4 5 5 , 4 6 2 Kuan-t'ai 562 Kuang-ch'ang 2 0 8 , 2 2 4 , 2 5 7 , 261 Kuang-ning 8 Kuanghsi 8, 27, 2 8 , 36, 90, 370 Kuangtung 8, 10, 14, 15, 34, 35, 3 6 , 4 1 , 4 6 , 174, 3 3 0 , 3 3 1 , 4 6 9 , 524 Kuei-hsing 201 Kuei-hua 224 Kuei-sui 528 Kueichou 70, 2 4 1 , 2 4 4 , 2 6 4 , 2 6 7 , 2 6 8 , 2 6 9 K ' u n - m i n g 547 Kung (Prinz) s. Ihsin Kung-lüeh 156 K u o - c h i a - w a n 557 K u o M o - j o 13, 15 Kuwaki 475 Lai-yüan 388 Lan-(hsien) 560 Langer Fluß (s. Yangtse-Fluß) Lei-ch'ih 545 Leng Hsin 381 Lenin, Wladmimir 158, 178, 179, 2 9 2 , 4 5 0 Li-ch'eng 3 8 8 , 3 9 0 , 3 9 4 , 514, 516 Li C h i - c h ' e n 35, 36 Li-ch'uan 2 0 0 , 2 0 1 , 2 2 4 Li Hsien-nien 245 Li Lang-ju 12 Li Li-san 2 7 , 2 8 , 3 1 , 3 2 , 63, 105, 106, 108, 121, 122, 133, 135, 140, 182, 2 3 6 , 3 3 0 , 398

Personen und Li M i 5 3 5 , 5 4 2 , 545 Li P'in-hsien 381 Li-p'ing 2 4 1 , 242 Li-shih 3 8 7 Li Sung-k'un 150 Li T e (s. Braun, O t t o ) Li T z u - c h ' e n g 2 Li Tsung-jen 27 Li W e n - p i n 82 Li Yen-nien 541, 543, 545 Li Y i - c h ' i n g 514 Li Y u n g 559 L i a n g - h o - k ' o u 107, 244 Liao C h u n g - k ' a i 10 Liao-hsien 387 Liao-Shen (Liao-yang, Shen-yang) 525, 530, 5 3 2 , 533, 5 3 4 , 5 3 6 , 539, 5 4 1 , 542, 545, 548 Liao-tung (s. Liaoning) Liao Yao-hsiang 5 4 1 , 542 Liao Y u n - c h o u 546 Liaoning 3 7 6 , 5 0 4 , 508, 530, 545 Lien-ch'eng 179, 2 0 0 , 201 Lien-hua 80, 82 Lien-yiin-(Hafen) 5 2 8 , 534, 536 Lin-ch'eng 535, 562 Lin-i 535 Lin Piao 2 4 5 , 2 5 5 , 3 2 9 , 524 Lin Tsu-han 8, 12 Lin-yin 558 Lin Yii-ying (Chang H a o ) 2 4 6 Ling-hsien 80 Lui ChiK 528, 5 3 4 , 5 3 6 , 541 Liu J u - m i n g 5 4 1 , 543, 545 Liu P o - c h ' e n g 152, 2 4 5 , 2 7 4 , 524 Liu Po-chien 12, 15 Liu Shao-ch'i 16, 2 4 1 , 274 Liu-yang 75 L o - c h ' u a n 2 7 1 , 2 7 3 , 382 L o Fu (s. Chang W e n - t ' i e n ) L o H a n 12 L o - h s i u a o - G e b i r g e 412 L o Ming 173, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 180, 181, 182, 183, 184, 2 0 6 L o Ping-hui 16 Lu (s. Shantung) Lu T e - k u a n g 182 Lung-yai 176 L u n g - H a i - S t r e c k e 5 2 8 , 534, 541 Lung-kang 224 M a Chen-seng 454 Ma-ta-(Hiigel) 325 Mandschuli 26

591

Ortsnamen

Mandschurei ( N o r d o s t e n ) 4 1 , 3 3 1 , 4 7 8 , 5 0 1 , 5 0 4 , 505, 506, 507, 5 2 0 , 5 2 3 , 524, 5 2 9 , 530, 5 3 1 , 5 3 2 , 5 3 3 , 534, 536, 541, 5 4 2 , 561, M a o - e r - k a i 245 M a o - k u n g 244 M a o - p ' i n g 32 Mao-ting-san 257 M a o - T s e - t u n g 6, 105, 106, 107, 152, 155, 173, 186, 2 0 4 , 2 0 5 , 238, 239, 240, 272, 273, 274, 331, 332, 347, 413, 422, 426, 472, 474, 480, 4 9 8 , 4 9 9 , 500, 526, 5 2 9 , 5 3 0 , 536, 5 3 7 , 5 3 8 , 5 4 4 , 545, 5 4 7 , 5 6 3 , 565

8, 9, 115, 174, 206, 241, 281, 381, 439, 482, 501, 531, 539, 548,

10, 120, 175, 207, 242, 306, 382, 440, 484, 502, 532, 540, 549,

2 9 , 30, 32, 132, 133, 178, 184, 208, 235, 243,'244, 328, 329, 383, 411, 442, 470, 485, 486, 503, 5 2 1 , 533, 5 3 4 , 541, 5 4 2 , 550, 5 5 1 ,

33, 134, 185, 237, 245, 330, 412, 471, 487, 525, 535, 543, 562,

Marco-Polo-Brücke 282, 333, 334, 371, 472 Marshall, G e o r g e 521 M a r x , Karl 292 Men-ling 224 Men Shan-te 452 Meng-ch'eng 543 M i f , Pawel 105, 107 M i n - K a n (Fuchien, Chianghsi) 28, 201 M i n - Y ü e h - K a n (Fuchien, Kuangtung, Chianghsi) 176, 179, 184 Ming-Dynastie ( 1 3 6 8 - 1 6 4 3 ) 2 Mongolei 121, 2 4 4 , 331 M o l o t o w , Wjatscheslaw (eig. Skrjabin) 340 Moskau 2 3 , 30, 31, 3 3 , 63, 106, 107, 2 3 4 , 2 4 2 , 2 4 6 , 2 7 2 , 2 7 3 , 3 3 2 , 3 8 1 , 3 8 2 , 549 Mukden (Shen-yang) 27, 133, 2 2 7 , 2 4 6 , 2 8 2 , 3 3 3 , 4 7 2 , 473, 5 0 5 , 523, 524, 5 2 8 , 5 2 9 , 530, 5 3 2 , 533, 534, 541, 5 4 2 , 545 N a n - c h ' a n g 15, 2 2 , 2 3 , 3 0 , 37, 83, 122, 3 3 4 , 549, 566 N a n - f e n g 224 N a n - k ' o u 537 Nanking 22, 26, 27, 133, 173, 174, 2 6 7 , 2 7 0 , 2 7 1 , 273 , 2 7 4 , 3 2 8 , 333 , 4 2 1 , 473 , 4 8 5 , 520, 5 2 9 , 534, 536, 566 Napoleon I . , (Bonaparte) 2 4 4 , 351 Nien-Rebellen 3 Ning-hua 2 2 9 N i n g - k a n g 80, 82 N i n g - t u 16, 132, 134, 152, 368

592

VIII.

Ninghsia 524 Nishihara 4 N o r d o s t e n (s. Mandschurei) O - Y ü - W a n ( H u p e i - H o n a n - A n h u i ) 471 O k a n o (Nosaka, S o n z o ) 481 O k a m u r a , Neiji 3 8 3 , 4 7 5 , 520 Ookuma (Okuma) 4 O s t - F l u ß (s. T u n g - F l u ß ) Pai-Tsung-hsi 75, 528 P'an-lung 560 P'ang Ping-hsiin 4 7 7 Pang-pu 528, 543 Pao Hui-seng 11, 12 Pe-chin 393 Pe Lang 431 Pe-shan 560 Pei-k'eng 2 0 0 Pei-Ning-(Linie) 3 7 4 , 5 2 8 , 533 Pei-she 388 P e i - y o 560, 561 Peking 11, 2 7 , 2 8 , 4 7 3 , 520, 5 2 3 , 524, 5 2 5 , 528, 537, 546, 547 P'eng P'ai 8 P'eng Shu-chih 14 P'eng Te-huai 16, 3 2 , 2 3 8 , 2 4 5 , 2 5 5 , 2 7 4 , 329, 330, 331, 332, 373, 381, 383, 407, 4 0 8 , 4 3 0 , 4 6 4 , 524 P'i-hsien 535 Pin-hai 557 P'ing-chiang 16, 75, 3 2 9 , 550 P ' i n g - H a n - ( L i n i e ) 3 7 4 , 528 P'ing-hsing-Paß 2 7 6 , 3 2 5 , 3 2 6 , 4 0 8 , 4 1 4 , 4 7 3 , 474 P'ing-liao 257 P'ing-lu 562 P'ing-pei 400 P'ing-Sui-(Linie) 3 7 4 , 528, 536, 541 P'ing-Tsin (Peking, Tientsin) 5 2 5 , 5 3 0 , 536, 5 3 7 , 5 3 9 , 541, 5 4 3 , 5 4 5 , 5 4 6 , 548 San-ch'i-fang 2 5 7 Seeckt, Hans von 2 0 6 Sha-shih 344 Sha-tun 557 Shan-hai-Paß 5 2 8 , 529, 531, 5 3 2 , 533, 5 3 4 , 536 Shang-ch'iu 528 Shang-Dynastie (1766 B . C . - 1 1 5 4 B . C . ) 1 Shang-hang 176, 224

Register Shanghai 22, 27, 34, 70, 110, 132, 134, 152, 175, 2 3 8 , 2 3 9 , 2 7 4 , 3 3 6 , 3 8 2 , 4 7 3 Shanhsi 2 8 , 2 7 6 , 3 3 2 , 339, 3 7 4 , 3 8 7 , 3 9 0 , 392, 3 9 3 , 3 9 4 , 4 6 9 , 4 7 3 , 5 2 0 , 5 5 7 Shantung 17, 19, 21, 4 1 , 3 2 8 , 3 8 0 , 4 0 9 , 4 6 4 , 465, 4 6 9 , 4 7 1 , 4 7 7 , 508, 5 2 3 , 5 3 4 , 535, 537, 557, 560, 561 Shao Li-tze 12 Shao-shan-Linie (Chou-en-lai-Linie) 133 Shao Yüan-ch'ung 11 Shen Hung-lieh 381 Shen-Kan (Shenhsi, Kansu) 28 S h e n - K a n - N i n g (Shenhsi-Kansu-Ninghsia) 290, 356, 444, 446, 447, 456, 471, 472, 476 Shen T s e - m i n 107 Shen-yang (s. M u k d e n ) Shenhsi 15, 2 3 9 , 2 4 5 , 2 9 5 , 5 2 4 , 5 5 0 , 566 Shih-ch'eng 2 3 2 , 233 Shih-chia-chuang 526 Shih Shu-ts'ai 454 Shih T a - k ' a i 412 Shih Yu-san 381 Shu, Königreich ( 2 2 1 - 2 6 3 ) 2 Shu-yang 535 Shuang-tui-chi 543 Shui-k'ou-shan 75 Sian 247, 2 7 0 , 2 7 1 , 3 3 9 , 3 4 4 , 3 7 0 , 3 7 1 , 4 7 2 , 529, 566 Sibirien 3 3 0 , 331 Sinkiang (Hsin-chiang) 38, 524, 5 4 7 Stalin, J o s e f 6, 7, 11, 22, 3 0 , 3 1 , 3 9 , 105, 178, 179, 2 7 2 , 2 9 2 , 3 3 1 , 3 4 0 , 3 8 2 , 502 Su (Süd-, Mittel-, N o r d - ) 4 6 9 , 471 Su Yü 331 Su-Yü-Wan (Chiangsu-Honan-Anhui) 469 S u i - C h ' a (Suiyüan-Chahar) 528 Sui-ch'uan 80, 82 Suiyüan 15, 3 2 8 , 3 7 6 , 4 6 9 , 524, 5 3 6 , 546, 547 Sun (s. Sun T z e ) Sun Ch'uan-fang 14 Sun Liang-ch'en 546 Sun Lien-chung 16, 150 Sun Tien-ying 477 Sun T z e (Sun W u - t z e ) 497 Sun Yat-sen 4, 10, 11, 2 9 2 , 3 4 0 , 3 4 1 , 4 8 0 , 488 Sung-Dynastie ( 9 6 0 - 1 2 7 9 ) 1, 2 Swatow 75 Sze-p'ing-chiai 5 2 1 , 526 Szech'uan 70, 2 3 9 , 2 4 4 , 2 6 4 , 2 6 8 , 2 6 9 , 3 7 0 , 547

Personen und Ta-ch'ing-Gebirge 469 T'a-shan 542 Ta-tu-(Fluß) 412 Ta-t'ung 524 T'ai-(Berg) (s. T'ai-shan) Tai Chi-t'ao 11 Tai Ch'uan-hsien 11 T'ai-erh-Chuang 535 T'ai-hang-Gebirge 374, 409, 420, 469, 558, 560 T'ai-hang-Bezirk 407, 408, 464, 562 T'ai-ning 224 T'ai-p'ing-(t'ien-kuo) 2, 3, 58 T'ai-shan (T'ai-Berg) 434, 469 Tai-ying 224 T'ai-yo-(shan) 560, 561, 562 T'ai-yüan 524, 528 Taiwan (s. Formosa) Takeuchi 242 T'an Chen-lin 33, 175 T'an Cheng 443 T'an-ch'eng 535 T'an P'ing-shan 8, 44 T'an Shu-ch'ing 12 T'an Yen-k'ai 15 T'ang-Dynastie (713-905) 1 T'ang-ku 206, 528, 536, 537 T'ang-shan 528, 534 T'ang Sheng-chih 15, 25, 75 T'ao Hsi-chin 385 Teng Hsiao-p'ing 12, 15, 175, 206 Teng-hsien 224 T'eng Tai-yüan 16 Teng Yen-ta 11, 13, 15 Terauchi 4 Ti Po-hsiao 560 Tibet 38, 547 Tientsin 28, 336, 418, 473, 520, 523, 524, 528, 537, 539, 542, 543, 546, 547 T'ing-chou (Chang-t'ing) 179, 182, 232, 233 Ting-(hsien) 390 T'ing-lien 180, 181 T'ing-wu-Fluß 156 T'ong-P'u-Linie 374 Trautmann, Oskar 273 Trotzki (eig. Broustein), Leo 22, 40, 105 Truman, Harry 521 Tsai-chun (Name des Kaisers Mu) 2 Ts'ai Sheng-hsi 16 Ts'ai T'ing-kai 48, 207 Tsao-chuang 535 Ts'ao Ts'ao 2 Tseng Kuo-fan 2

Ortsnamen

593

Tseng Tse-sheng 545 Tsin-P'u-Linie 528, 543 Tsingtao 520, 537 Tso Tsung-t'ang 2 Tsun-yi 107, 239, 241, 242, 243, 244, 245, 329, 381, 382, 439, 563 Tu Yü-ming 536, 537, 541, 543, 546 Tuan Ch'i-jui 4 T'uan-ts'un 253, 254 Tung Chen-t'ang 16 Tung Ch'i-wu 546 Tung-Fluß (Ost-Fluß) 469, 471, 473 T'ung-kuan (Paß) 271 Tung-yang-kuan 388 Tuo-chuang 560 Tse-hsi 2 Vietnam 377 Wa-yao-pao 246 Wan (Anhui) 471 Wan-an 80 Wan-pao-shan 27 Wan-t'ai 224 Wang Chia-hsiang 132, 233 Wang Ching-wei 22, 25, 28, 34, 90, 328, 335, 336, 339, 345 Wang Ch'ung-hui 336 Wang Ming (s. Ch'en Shao-yü) Wang Po-ling 11 Wang Shou-tao 315 Wang Tso 80 Wei, Königreich (220-264) 2, 3 Wei Li-huang 528, 530, 531, 532, 533, 534, 541 Wen-fang 253, 254 Wu, Königreich (222-277) 2, 3 Wu-ch'ang 75 Wu-chiang 200 Wu-Fluß 264 Wu-Han (Wu-ch'ang, Hankau u. Han-yang) 5, 15, 22, 23, 24, 25, 28, 37, 70, 273, 284, 302, 306, 333 , 334, 371, 372, 421, 473, 477, 565 Wu-hsiang 394,560 Wu P'ei-fu 4, 14, 15, 21 Wu-p'ing 224 Wu Shang 75 Wu Sheng-hua 454 Wu-t'ai-Gebirge 469 Wu-yüan 15 Ya-lu-Fluß 339, 341, 345, 356 Yamashita H o b u n 475

594

VIII.

Register

Yang Ch'ih-sheng 82 Yang Hsiu-ch'ing 2 Yang Hu-ch'eng 247, 270 Yang-k'ou 200 Yang Pei-chuang 514 Yang Wen-chung 174, 181, 184 Yang-yin 224 Yangtse-Fluß (Langer Fluß) 28, 241, 330, 524, 529, 536 Ye Chi-chuang 307 Ye Chien-ying 10, 329, 525 Ye-fang 560 Ye T'ing 15, 16, 71, 75, 79, 330 Yen (Pocken Yen) 150 Yen-an 246, 271, 273, 281, 358, 382, 439, 440, 500, 502, 522 Yen Chai 560 Yen-ch'eng 558 Yen Hsi-shan 27, 28

II. Häufig vorkommende Chih-tui: Brigade Hsien: Verwaltungsbezirk Min-t'uan: Hofwehr Mu: Flächeneinheit Shang-t'uan: Kaufmannswehr

Yen-t'ai (s. Ch'i-fu) Yi (Hopei, Süd-, Mittel-, Ost-) 469, 472, 561 Yi-Lu-Yü (Hopei, Shantung, Honan) 469, 472, 561 Yin-meng 557 Yu hsien 80 Yü-Liang 545 Yü-tu 207, 233 Yüan Shih-k'ai 3, 4, 421 Yüan Wen-ts'ai 80 Yüeh-Kan (Kuangtung, Chianghsi) 226 Yün-ho-Station 535 Yün-men-Gebirge 200 Yün-Tai-ying 12 Yünnan 8, 70, 267, 268, 269 Yung-an 224 Yung-ch'eng 543 Yung-feng 156, 200, 224, 260 Yung-hsin 80, 82

chinesische

Wörter

Tan: Gewichtseinheit T'u hao: Gentry, Gutsherren Wen: Währung Yüan: Währungseinheit

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