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German Pages 447 Year 2014
PETER MAX GUTZWILLER Die deutschen Kriegsmarinen im 19. Jahrhundert
Die deutschen Kriegsmarinen im 19. Jahrhundert Fakten – Daten – Zusammenhänge
Von Peter Max Gutzwiller
Duncker & Humblot · Berlin
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Umschlagbild: Aviso S.M.S. Falke 1872. Gemälde von Olaf Rahardt 2005 (© ullstein bild – Olaf Rahardt) Alle Rechte vorbehalten
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Für meine Lebensgefährtin Lisa Schiesser und meine Söhne Florian, Tobias, Claudius und Christian Gutzwiller
Vorwort Einen ersten Dank schulde ich meinem verstorbenen Vater Max Gutzwiller (1904 – 1987), auf dessen Anregung diese Arbeit in Angriff genommen wurde und der mich bis zu seinem Tode darin unterstützt hat. Großen Dank schulde ich Frau Dr. med. Margot Leo-Hoffmann, Freiburg, die mir großzügig Zugang zu den privaten Schriften ihres Großonkels VAdm Hoffmann ermöglicht hat. Weiteren Dank statte ich (in alphabetischer Reihenfolge) gerne ab: Herrn Dipl. Kfm Julius Dassel, Dortmund, vor allem für die Hilfe bei der Beschaffung von Literatur; Herrn Prof. Dr. Jörg Fisch, em. Ordinarius für Geschichte an der Universität Zürich, für wertvolle Anregungen zur Struktur des Werkes; meiner Persönlichen Assistentin Frau Renate Kleiner für die langjährige unermüdliche Unterstützung bei der Erstellung des Manuskriptes; Herrn Rolf Krämer, Zürich, für Beiträge zum Verständnis des Verhältnisses von deutscher politischer und Sozialgeschichte, für die Hilfe bei der Beschaffung von Literatur und für seinen Beistand, wenn dem Verf. gelegentlich der Mut auszugehen drohte; Frau Monika Leonhard, Kuratorin des Beyer-Uhrenmuseums in Zürich für ihre Hinweise zu den Schiffs- und persönlichen Uhren; Herrn Prof. em. Dr. iur. Dr. e.h. Ingo v. Münch, Hamburg, für die Überlassung der nicht-publizierten Lebensbeschreibung seines Vaters, Kapitänleutnant Waldemar v. Münch; Herrn Dipl. Ing. Leo W. Schmutz, Pfeffingen / Basel, für die nie erlahmende Bereitschaft, Entwürfe zu prüfen, und für seine vielen Anregungen und Korrekturen vor allem in technisch-naturwissenschaftlichen Belangen; und meinen Söhnen Florian, Tobias, Claudius und Christian Gutzwiller für ihre kompetente Hilfe bei der Überwindung meiner notorischen Unzulänglichkeiten im Umgang mit dem Computer. Den namentlichen Dank an die Damen und Herren, die mir die zeitraubende Arbeit der Übertragung von Briefen und andern Dokumenten aus der alten in die neue Schrift abgenommen haben, werde ich in der Hoffmann-Biographie abstatten. Ein besonderer Dank geht an meine Lebensgefährtin Lisa Schiesser, die nicht nur klaglos geduldet hat, dass ich während Jahren einen Großteil meiner Zeit der Geschichte der deutschen Marine gewidmet habe, sondern mich liebevoll und großzügig in meiner Arbeit bestärkt und immer wieder aufs Neue dazu ermuntert hat. Für Irrtümer und Fehler bin ich ausschließlich selbst verantwortlich. Küsnacht / Zürich, 15. Juli 2013
Peter Max Gutzwiller
Inhalt Arbeitstechnische Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15
A. Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
17
B. Entwicklung, Organisation und Tätigkeit der deutschen Kriegsmarinen im 19. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
21
I. Befreiungskriege; Deutscher Bund; Vormärz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
21
II. Königlich Preußische Marine (1. Teil, 1815 – 1848) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
27
III. März-Revolution von 1848 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
31
IV. Marine des Deutschen Bundes / Erste Bundesmarine (1848 – 30. 6. 1853) . . . . .
37
V. Schleswig-Holsteinische Flottille (1848 – 1851) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
48
VI. Exkurs: Die Wechselwirkung von Revolution, Marine und Nationalstaat . . . . . .
50
VII. Reaktion; Bismarck; Kriege gegen Dänemark und Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . .
56
VIII. Königlich Preußische Marine (2. Teil, 1. 7. 1853 – 30. 6. 1867) . . . . . . . . . . . . . . .
61
IX. Norddeutscher Bund; Krieg gegen Frankreich; Reichsgründung . . . . . . . . . . . . . .
75
X. Marine des Norddeutschen Bundes (1. 7. 1867 – 17. 1. 1871) . . . . . . . . . . . . . . . . .
80
XI. Kaiserreich; Konsolidierung; Großmacht-Gestus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
87
XII. Kaiserliche Marine (18. 1. 1871 – 31. 12. 1900) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
94
1. Die Herrschaft der Generale: Einheitliche Flottenführung . . . . . . . . . . . . . . . . .
95
a) Die Ära Stosch (1. 1. 1872 – 20. 3. 1883) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
95
b) Die Ära Caprivi (20. 3. 1883 – 5. 7. 1888) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 2. Die Herrschaft des Kaisers: Geteilte Flottenführung (ab 5. 7. 1888) . . . . . . . 116 XIII. Exkurs: Das maritime Verhältnis von Preußen / Deutschland und England im 19. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 C. Anhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Anhang 1: Regenten-Tabelle 1806 – 1900 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Anhang 2: Die Admirale der deutschen Kriegsmarinen im 19. Jahrhundert . . . . . . . . 173 Anhang 3: Die Führung der deutschen Kriegsmarinen im 19. Jahrhundert . . . . . . . . . 198 Anhang 4: Persönliche und finanzielle Verhältnisse der Seeoffiziere . . . . . . . . . . . . . . 207
10
Inhalt Anhang 5: Ausbildung und Beförderung der Seeoffiziere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 Anhang 6: Adel und Marine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 Anhang 7: Die Kriegsschiffe der deutschen Flotten im 19. Jahrhundert . . . . . . . . . . . 226 Anhang 8: Kriegsschiffslisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 Anhang 9: Deutsche Kriegsschiffverbände im 19. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 Anhang 10: Nautische Instrumente; Bordtechnik; Logistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283 Anhang 11: Schiffsartillerie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 314 Anhang 12: Hydrographisches Büro – Hydrographisches Amt – Nautische Abteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325 Anhang 13: Danzig – Kiel – Wilhelmshaven. Marinestationen der Ostsee und der Nordsee. Marineinspektionen. Königliche / Kaiserliche Werften . . . . . . . 331 Anhang 14: Die Stützpunkt- und Kolonialfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 Anhang 15: Distanzen-Tabelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349 Anhang 16: Auslandseinsätze deutscher Kriegsschiffe und Kriegsschiffverbände im 19. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355 Anhang 17: Marine-Zeremoniell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 Anhang 18: Leben an Bord . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 378 Anhang 19: Deutsche Marine-Gedenkstätten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397
Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399 I. Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399 1. Allgemeine Literatur; Deutsche Geschichte des 19. Jahrhunderts . . . . . . . . . . 399 2. Marinewesen allgemein; Entwicklung der deutschen Marinen im 19. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402 3. Schiffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407 4. Seeoffiziere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407 5. Europäische Expansion; Kolonien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407 6. Ordenswesen; Zeremoniell; Uniformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 409 7. Technik allgemein; Schiffstechnik; Nautische Geräte; Naturwissenschaften; Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 409 II. Nicht publizierte private Schriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410 Personenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 412 Schiffsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 421 Sach- und Ortsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427
Abkürzungen; Definitionen Abgesehen von den üblichen werden folgende Abkürzungen und Definitionen verwendet: AC[K]O
Allerhöchste C[K]abinetts-Ordre
aD
außer Dienst
Adm
Admiral
Art
Artillerie
Asto
Admiralstabsoffizier
ch
Offizier, der in einem genannten Rang (ohne Patent) charakterisiert ist (z. B. „chAdm“ ist ein charakterisierter, nicht-patentierter Adm)
Crew (64)
die gemeinsam eingestellten Offiziersanwärter des betreffenden Jahres (1864)
Etmal
die von einem Schiff von einem Mittag (lokaler Sonnenhöchststand) zum folgenden Mittag zurückgelegte Strecke (in sm)
FK
Fregattenkapitän (erst 1891 eingeführter Dienstgrad)
FlaggL
Flaggleutnant
Frhr
Freiherr
GAdm
Großadmiral
Geschw
Geschwader
Hptm
Hauptmann
interim.
interimistisch (diese Abkürzung wird in diesem Werk für alle Vertretungsverhältnisse verwendet, d. h. „beauftragt mit der Führung“, „beauftragt mit der Vertretung“, und „beauftragt mit der Wahrung der Geschäfte“)
k. A.
keine Angabe
KAdm
Konteradmiral
Kdo
Kommando
Kdt
Kommandant
KFV
Kohlefassungsvermögen (normal / max.) eines Schiffes, in metrischen Tonnen
KK
Korvettenkapitän
KL
Kapitänleutnant
kn
Knoten (Geschwindigkeit), entsprechend sm / h
Komm
Kommodore
12
Abkürzungen; Definitionen
KommAdm
Kommandierender Admiral
KzS
Kapitän zur See
LzS
Leutnant zur See (auch LzS I. Klasse und LzS II. Klasse)
Marinejahr
1. Oktober bis 30. September des Folgejahres
Marinestation der Nordsee: ihr Zuständigkeitsraum umfasste alle Meeresteile der Nordsee von der Linie Skagen-Gothenburg bis zur Linie Calais-Dover, entlang der Ostküste Englands, und die angrenzenden deutschen Küsten Marinestation der Ostsee:
ihr Zuständigkeitsraum umfasste alle Meeresteile der Ostsee bis zur Linie Skagen-Gothenburg und die angrenzenden deutschen Küsten
MEZ
Mitteleuropäische Zeit = mittlere Sonnenzeit des 15. Längengrades östlich von Greenwich
MRD
Maximale Reisedistanz („Aktionsradius“) eines Schiffes allein unter Dampf, bei einer durchschnittlichen Marschgeschwindigkeit von 10 kn
MRK
Mantelringkanone
MVBl
Marineverordnungsblatt
o. A.
ohne Angabe des Autors einer Publikation
o. J.
ohne Angabe des Jahrganges einer Publikation
o. O.
ohne Angabe des Ortes einer Publikation
OWD
Oberwerftdirektor
pat
Offizier, der einen genannten Rang mit Patent bekleidet (z. B. „patAdm“ ist ein patentierter Adm)
Pf.
(Dt.) Pfund
RDA
Rangdienstalter
Rev.
Revolverkanone
RK
Ringkanone (gezogene Stahlkanone)
SK
Schnelllade- bzw. -feuerkanone
sm
Seemeile = 1.8 km (gerundet); so auch die Nautical Mile (England), die Mille Marine (Frankreich), die Zeemijle (Niederlande) und die Mille legal (Spanien)
tkm
Tonnen-Kilometer im Eisenbahn-Gütertransport
TR
Torpedoabschuss- bzw. -lancierrohr
ULzS
Unterleutnant zur See
V
Geschwindigkeit
VAdm
Vizeadmiral
vertr. d.
vertreten durch
Abkürzungen; Definitionen Windstärken
zD
13
(nach Beaufort)
m / sek.
sm / h
0 = Windstille
0
0
1 = leiser Zug
1.5
3
2 = leicht
3
6
3 = schwach
5
10
4 = mässig
7
14
5 = frisch
9
17.5
6 = stark
11
21.5
7 = hart
13
25
8 = stürmisch
15.5
30
9 = Sturm
18
35
10 = starker Sturm
22
43
11 = harter Sturm
27
53
12 = Orkan
40
78
zur Disposition
Arbeitstechnische Hinweise 1. Alte und heutige Rechtschreibung; Sprachgebrauch Auch in Texten in deutscher Sprache wurde in vielfacher Hinsicht, insbesondere auch bei der Rangbezeichnung von Seeoffizieren, bis ins späte 19. Jh. die französische (z. B. „Lieutenant“) oder eine ans Französische angelehnte Rechtschreibung verwendet (z. B. „Capitain“, „Contre-Admiral“). Auch wurden die Geschwader und Divisionen und die jeweiligen Herbst-Manöverflotten von einem „Chef“ geführt, die Inspektionen (z. B. des Bildungswesens, der Artillerie) von einem „Inspekteur“, nicht von einem Inspektor. Diese Schreibweisen wurden beibehalten, sonst aber die moderne Schreibweise verwendet. 2. Personennamen Die Schreibweise der Namen von Seeoffizieren richtet sich grundsätzlich nach den Angaben im Werk von Hildebrand / Henriot; der Vorname bzw. dessen Initialen werden i. d. R. nur verwendet, wenn dies zur Identifikation der Person erforderlich oder nützlich ist. Zusammengesetzte längere Namen werden der besseren Lesbarkeit wegen gelegentlich auf den ersten Namensteil verkürzt. 3. Adelsprädikat und -titel Der besseren Lesbarkeit wegen werden Adelsprädikat bzw. -titel dem Namen unabhängig vom Datum der Nobilitierung beigefügt. In Anh. 2 Ziff. III. wird das Datum der eventuellen Nobilitierung von Seeoffizieren genannt, die bis am 31. 12. 1900 einen Flaggoffiziersrang erreichten. 4. Dienstrang; Karrieredaten und -schritte (a) Die Bezeichnung der Dienstgrade hat im 19. Jh. vor allem bei den unteren Graden mehrfach gewechselt; das Werk von Hildebrand / Henriot enthält hierzu in Band 1 – 3 jeweils auf S. XIII eine gute Übersicht. Diese Bezeichnungen werden i. d. R. übernommen. Siehe auch Anh. 4 Fn. 15. (b) Die 4 Rangklassen der Seeoffiziere dagegen blieben in der in diesem Werk interessierenden Zeit unverändert: Man unterschied Flaggoffiziere (Admirale), Stabsoffiziere [KzS, FK (seit 1891), KK], KL und Subalternoffiziere. Bei Subalternoffizieren wird auf die gelegentlich übliche Unterscheidung von I. und II. Klasse verzichtet.
16
Arbeitstechnische Hinweise
(c) Die Verleihung des „Charakters“ eines Dienstgrades – im vorliegenden Werk durch Voranstellen der Abkürzung „ch“ angegeben (z. B. „chAdm“ ist ein charakterisierter nicht-patentierter Admiral) – bedeutete in Preußen / Deutschland, dass der betreffende Offizier zum Führen des Titels und der Rangabzeichen befugt war, jedoch ohne Erhöhung der Bezüge und ohne die diesbezüglichen Kompetenzen (vgl. v. Alten, Bd. II S. 736). Siehe auch Anh. 5 Ziff. V. (d) Als für einen Dienstgrad maßgebliches Datum gilt im vorliegenden Werk das Datum der Verleihung des betreffenden Grades ohne Berücksichtigung des damit eventuell verbundenen zurückverlegten RDA. (e) Um ihre Biographien leichter nachverfolgen zu können, werden von Seeoffizieren, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in einen Admiralsrang befördert wurden, in Anh. 2 Ziff. III. die wichtigsten Karrieredaten verzeichnet. Weiterführende Angaben finden sich im Werk von Hildebrand / Henriot. (f) Bei durch den Verf. nicht auflösbarem Widerspruch in der Literatur von Daten von Beförderungen bzw. Kommando- oder andern Funktionsübernahmen wurden die Angaben von Hildebrand / Röhr / Steinmetz übernommen. 5. Schiffe; Waffen (a) Siehe Einleitung zu Anh. 7 Ziff. I. (b) Schiffsnamen werden auch in Zitaten kursiv geschrieben. 6. Ländernamen Der besseren Lesbarkeit wegen werden die Bezeichnungen „England“ für die Länder des Vereinigten Königreichs, „Österreich“ für die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn und „Türkei“ für das Osmanische Reich verwendet. Auch Begriffe wie Annexion, Autonomie, Kolonie, Protektorat, Schutzgebiet und Staat werden möglicherweise nicht stets in einem staats- und völkerrechtlich akkuraten Sinn verwendet 7. „19. Jahrhundert“ Im Rahmen des vorliegenden Werkes beginnt das 19. Jh. mit der preußischen Niederlage in Jena und Auerstädt im Jahre 1806, und endet am 31. 12. 1900.
A. Einführung Das 19. Jahrhundert ist für die preußische, deutsche und europäische Geschichte bis in die heutige Zeit prägend, eine Zeit des Umbruchs, in der Preußen / Deutschland nach der bitteren Niederlage gegen Napoléon durch Siege gegen Dänemark, Österreich und Frankreich zur nationalen Einheit fand und aus einem recht armen Agrarland zu einer führenden Industriemacht und einem Standort wissenschaftlicher Forschung von weltweiter Geltung aufwuchs. Eine Epoche der Umwälzungen in jedem Bereich des individuellen und gesellschaftlichen Lebens, einschließlich der zivilen und militärischen Seefahrt: Aus hölzernen Ruder- und Segelbooten mit einem Gewicht von höchstens 300 Tonnen, deren Vorderladerkanonen – wenn es viel war – 24-pfündige Kugeln auf wenige hundert Meter verschossen, und die, abgesehen vom Wind, durch die Körperkraft einer kleinen Besatzung bedient waren, wurden bis zum Ende des Jahrhunderts motorisierte, elektrifizierte stählerne Dampfriesen mit einem Gewicht von an die 12.000 Tonnen und einer Besatzung von mehreren hundert Mann, deren Schnelllade-Artillerie Granaten des Kalibers 28 auf bis zu 20 Kilometer schleuderte. Die nach der Kaiserkrönung entstandene Kaiserliche Marine ermöglichte dem Deutschen Reich, in alle Regionen der Erde auszugreifen und Kolonien zu erwerben, wenn auch nur vorübergehend. Bei der Arbeit an seiner Schrift über Leben und Wirken des Kaiserlichen Viceadmirals Paul Gottfried Hoffmann (1846 – 1917)1 konnte sich der Verf. auf eine Vielzahl von Publikationen von Marinehistorikern stützen, aber auch auf Bücher und Broschüren, die damals (oft von Seeoffizieren) für die Jugend oder das sich wachsend für Marinebelange interessierende Bürgertum geschrieben wurden. Alle diese Publikationen – manche prachtvoll illustriert und ausgestattet – waren in vielfacher Hinsicht nützlich und lehrreich, aber die gesuchten Informationen daraus zu gewinnen, war zeitraubend und kompliziert. Andere, auch neuere Werke geben einen anschaulichen Überblick, vergessen aber die nötige Einbettung der Marineentwicklung in die politisch-diplomatische Geschichte Deutschlands, oder sie übergehen nötige Einzelheiten. Zahlreiche Monographien zu spezifischen Marine-Themen möchte man nicht missen, aber sie setzen die Kenntnis der Zusammenhänge voraus. Was dem Verf. fehlte, war ein Werk, das die Entwicklung, Organisation und Tätigkeiten der deutschen Kriegsmarinen des 19. Jahrhunderts im maritimen und geschichtlichen Zusammenhang und doch detailliert genug erörterte. Deshalb reifte der Entschluss, eine solche Grundlage der Biographie Admiral Hoffmanns selbst zu erarbeiten. Dabei musste die Optik weit geöffnet werden, denn – im Gegensatz 1
In Vorbereitung.
18
A. Einführung
etwa zu den Marinen der europäischen Konkurrenten Dänemark, England, Frankreich und Russland – konnten die deutschen Kriegsmarinen des 19. Jahrhunderts nicht Bestehendes fortführen, sondern waren herausgefordert, als permanente „fleet in being“ stets Neues zu wagen. Eine weitere Eigenheit der deutschen Kriegsmarinen des 19. Jahrhunderts ergibt sich aus den Umständen ihrer Entstehung: Im Gegensatz zu den hauptsächlichen Kontrahenten Deutschlands mit langer Staatseinheit, deren historisch gewachsene Kriegsmarinen sich den außenpolitischen und technischen Entwicklungen anpassten, entstanden die deutschen Kriegsmarinen als Produkt dieser Entwicklungen. Die deutschen Kriegsmarinen, mehr als das Heer und mehr als die Marinen der andern führenden Mächte des 19. Jahrhunderts, waren deshalb nicht bloß ein Element der Streitkräfte, sondern eine fest integrierte, interaktive Kraft aller geistigen, politischen, sozialen und technisch-naturwissenschaftlichen Bezirke der deutschen Gesellschaft, ein Teil nicht nur der politischen und der militärischen, sondern auch der Kulturgeschichte2 Deutschlands. Diesem Aspekt galt es bei der Ausarbeitung des vorliegenden Werkes gehörige Achtung zu schenken. Deshalb wird der Darstellung der fünf (sechs) deutschen Marinen im 19. Jahrhundert jeweils ein historischer Abriss vorangestellt. Der Verf. hat sich zum Ziel gesetzt, die Materie so darzustellen, dass der Leser die grundlegenden Vorgänge und den Gesamtzusammenhang ohne Beizug vielfacher weiterer Werke ausgebreitet findet. Dennoch muss auf die Erörterung mancher Einzelfragen verzichtet und hiefür auf die Spezialliteratur verwiesen werden. Damit der Text nicht unlesbar wird, sind Teilbereiche, die nach Ansicht des Verf. für das Gesamtverständnis wichtig und hilfreich sind, in Anhänge ausgegliedert. Um Doppelspurigkeiten zu vermeiden, verzichtet dieses Buch auf eine Schilderung der Erschließung der deutschen Kolonien in Togo und Kamerun und der Vorarbeiten zur Landnahme in Kiautschu; es sei hiefür auf die Ausführungen im in Vorbereitung befindlichen Werk des Verf. über Leben und Wirken des VAdm Paul Gottfried Hoffmann verwiesen. * Ein Wort zur Bibliographie: Die Literatur über die deutschen Flotten im 19. Jahrhundert ist derart umfangreich, dass eine (notwendigerweise subjektive) Auswahl getroffen werden musste. Dabei hat sich der Verf. von der Erfahrung leiten lassen, dass Darstellungen aus der damaligen Zeit vielfach besser als gegenwärtige Texte geeignet sind, den Charakter der Menschen, die geistige Kennzeichnung der Epoche und ihre technisch-wissenschaftlichen Gegebenheiten wiederzugeben. Aus dem selben Grunde wurden auch populäre (oft etwas abschätzig als „trivial“ bezeichnete) 2 In seinem Befehl an KzS J.O. Donner, Kdt der Segelfregatte Mercur vor Antritt der Reise nach Südamerika im November 1850, erinnerte Prinz Adalbert, der damalige „Oberbefehlshaber aller vorhandenen und noch zu bauenden preussischen Kriegsfahrzeuge“ daran, dass es nur von Vorteil sei, wenn den Seekadetten Gelegenheit geboten werde, „alles Sehenswürdige, gehöre es der Natur oder Kunst an“, kennen zu lernen (zit. nach Duppler S. 61). Holleben (S. 71) weist darauf hin wie sehr „der Geist, die Liebe zur Kunst“ gefördert wurde, u. a. durch die „wunderschöne Einrichtung der Freibillets [für Seekadetten] in den königlichenTheatern“.
A. Einführung
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Publikationen beigezogen, vor allem, wenn sie von Seeoffizieren verfasst wurden, weil doch „die Darstellungen der Historiker nicht selten der Atmosphäre ermangeln, gleichsam von der Luft, in der die Menschen jener Zeit atmeten, kaum etwas spüren lassen …“3. Im Übrigen gilt leider noch stets, was der US-amerikanische Seeoffizier und Marinehistoriker A. Th. Mahan im Vorwort seines beim Erscheinen (1890) die Marinewelt bewegenden und auch heute noch lesenswerten Werkes „The Influence of Sea Power Upon History“ für frühere Generationen von Historikern beklagte,: „Historians generally have been unfamiliar with the conditions of the sea, having as to it neither special interest nor special knowledge; and the profound determining influence of maritime strength upon great issues has consequently been overlooked“4. Das erstaunt, haben doch die Erfahrungen des II. Weltkrieges und der seitherigen grösseren Konflikte (man denke an Korea, Kuba, Falkland, Irak) die überragende Bedeutung der Flotten erneut nachdrücklich unter Beweis gestellt, ist aber leider wahr, wie ein Blick in die modernen Geschichtsschreibungen des 19. Jahrhunderts belegt, die insbesondere der Wechselwirkung von Revolution (1848), Marine und Staatswerdung und dem maritimen Verhältnis Preußens / Deutschlands und Englands zu wenig Beachtung schenken. * Die Gliederung der Geschichtsschreibung nach Jahrhunderten ist nicht grundsätzlich falsch – Jahreszahlen dienen wie Distanzangaben auf Wegweisern einer gewissen Orientierung und erleichtern den Quervergleich – aber sie ist problematisch, weil sie der Dynamik der Geschehnisse zu wenig Rechnung trägt und die größeren geistesgeschichtlichen Zusammenhänge und Entwicklungen künstlich unterbricht5. Auch zeigt sich, dass Epochen nicht für alle Staaten in derselben Weise zu definieren sind. So beginnt die „Vor-Neueste Zeit“ in Frankreich 1789 mit der Juli-Revolution, in der Schweiz 1798 mit dem Zusammenbruch der überkommenen Staats- und Gesellschaftsordnung unter den Schlägen der französischen Invasionsarmee, in Preußen 1806 mit den die politischen, intellektuellen und gesellschaftlichen Eliten und das Volk erschütternden Niederlagen in Jena und Auerstedt, in Russland dagegen erst 1812 mit dem Einmarsch Napoléons. Für die vorliegende auf Deutschland konzentrierte Arbeit beginnt das 19. Jahrhundert deshalb 1806. Das Ende der Epoche zu definieren ist weniger einfach: 1914, mit dem Ausbruch des I. Weltkrieges, gingen – wie die Metapher sagt – in Europa die Lichter aus, und endete die politische und Gesellschaftsform, die während Jahrzehnten das Leben dominiert hatte. Aus marinehistorischer Sicht brachte, wenn man die Epoche nicht bis Scapa Flow ausdehnen will, das novellierte Flottengesetz die auch langfristig machtvoll wirPeter Rassow im Vorwort zum Werk der Baronin Spitzemberg (siehe Bibliographie). S. iii. 5 Die geistesgeschichtliche Modernität des 19. Jh. geht auf die Aufklärung des 18. Jh. zurück. Anderseits sind die Ereignisse des 20. Jh. Konsequenzen der geistesgeschichtlichen und politischen Entwicklungen des 19. Jh. Die wüstesten Massenmörder im 20. Jh. haben ihre Kindheitsprägung im 19. Jh. erhalten. 3 4
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kende Zäsur, und so scheint es dem Verf. angebracht, das 19. Jahrhundert im Rahmen dieses Werkes am 31. 12. 1900 zu terminieren; an diesem Tag endete auch VAdm Paul Gottfried Hoffmanns aktive Marinetätigkeit. * Dass sich ein Nicht-Deutscher und erst noch ein Binnenländer, Angehöriger einer Nation, die in ihrer ganzen Geschichte keinen Anstoß an die See, sondern nur durch ihre schiffbaren Ströme Rhein und Rhone direkten, und durch mehrere Flüsse indirekten Zugang zum Meer hatte, der Geschichte der deutschen Kriegsmarinen des 19. Jahrhunderts annimmt, mag erstaunen. Die Erklärung liegt in der Familiengeschichte des Verf., worüber im Vorwort zur Hoffmann-Biographie berichtet wird. * Ein Freund des Verf. hat nach der Lektüre des Manuskripts seinen Eindruck formuliert, die Darstellung drücke gelegentlich Ehrfurcht gegenüber den dramatis personae aus. Dieser Eindruck ist in doppelter Hinsicht zu korrigieren: Es ist nicht Ehrfurcht, die den Verf. bewegt, sondern Respekt, und dieser Respekt besteht nicht gelegentlich, sondern ist grundsätzlicher Natur. Die jahrelange Beschäftigung mit dem Thema der vorliegenden Arbeit hat mir tatsächlich einen großen Respekt eingeflößt gegenüber den Männern, die die deutschen Flotten im 19. Jahrhundert geschaffen und ihre Schiffe und Schiffsverbände geführt haben, weshalb Seeoffiziere neben Schiffen in diesem Handbuch im Vordergrund stehen. Schiffe sind Machtträger; aber ob und wie diese Macht ausgeübt wird, entscheiden die Menschen, die zu ihrer Führung bestimmt sind. Wenn man bedenkt, unter welchen technisch-naturwissenschaftlich-medizinisch noch wenig entwickelten Umständen diese Seeoffiziere ihr Werk vollbrachten, muss man den Hut ziehen. Es mag durchaus sein, dass dies einem Nicht-Deutschen leichter fällt. Der Verf. stellt immer wieder mit einer gewissen Verwunderung fest, dass der Umgang mancher Deutscher mit ihrer Geschichte des 19. Jahrhunderts nicht selten der Objektivität ermangelt, und – von gewollter Distanz zu Geschehnissen des 20. Jahrhunderts geleitet – oft durch rückwärts wirkende Befangenheit geprägt ist; im Übrigen sei den Kritikern der deutschen Marine in Erinnerung gerufen, dass die Gewinnung von Kolonien und Krieg im 19. Jahrhundert völkerrechtlich und in der gesellschaftlichen Wahrnehmung als unzweifelhaft zulässige Mittel zur Durchsetzung nationaler Ziele angesehen wurden6, weshalb denn auch die mit dem Krieg befasste Regierungsbehörde aller großen Mächte selbstverständlich „Kriegsministerium“ hieß – die beschönigende Umbenennung in ein „Verteidigungsministerium“ erfolgte erst gelegentlich im 20. Jahrhundert. So hofft der Verf., dass dieses Buch auch dazu beitragen möge, die deutsche (Marine-)Geschichte des 19. Jahrhunderts keineswegs zu verklären, aber positiver zu würdigen, als dies gelegentlich geschieht.
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Haffner S. 113.
B. Entwicklung, Organisation und Tätigkeit der deutschen Kriegsmarinen im 19. Jahrhundert „Das 19. Jahrhundert ist das erste, das aus der Sicht des späten 20. Jahrhunderts und des frühen 21. Jahrhunderts nicht mehr, wie alle früheren, als Vorgeschichte, sondern als zur eigenen Geschichte gehörend erscheint … Wenn man die Moderne als diejenige Epoche bestimmt, in der sich unsere eigene zurechtfindet und wiedererkennt, dann ist das 19. Jahrhundert der Beginn der Moderne … Auf der andern Seite bildet das 19. Jahrhundert in dieser Betrachtungsweise zusammen mit dem 20. und dem beginnenden 21. Jahrhundert eine Einheit, die sich von allen vorangegangenen Epochen scharf abhebt“1.
I. Befreiungskriege; Deutscher Bund; Vormärz2 Die zunächst ausschließlich als militärische, politische und moralische Katastrophe3 empfundene Niederlage Preußens gegen Frankreich in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt am 14. Oktober 18064 – selten war eine große Macht so schnell zusammengebrochen – das Ende des Römisch-Deutschen Reiches, die Begrenzung des Heeres auf 42.000 Mann und die zweijährige Besetzung Berlins durch französische Truppen erweist sich bei näherer Betrachtung als notwendiger Ausgangspunkt der neueren deutschen Geschichte sowohl hinsichtlich der Zuwendung zu moderneren Ideen der Staatsorganisation und Staatsführung, als und vor allem auch bezüglich des Verhältnisses der Deutschen zu ihrem Staat. Der Drang nach Freiheit und nationaler Einheit waren die bedeutendsten Triebfedern der deutschen Geschichte der nächsten Jahrzehnte, oftmals in gleichgerichteter Tendenz, gelegentlich auch in Opposition zueinander. Fisch S. 13 f. „In der Sturmperiode von 1848 – 1850, welche im März 1848 begann, pflegte man die vorhergehende Zeit die „vormärzliche“ zu nennen, und gleichsam als eine vorsündflutliche, längst und unwiederbringlich vergangene zu bezeichnen“ (Duckwitz S. 5). 3 Goethe stand der Revolution positiv-differenzierter gegenüber: Er traf am 2. Oktober 1808 in der Erfurter Statthalterei mit Talleyrand, Marschall Lannes und Pierre Daru, der sich als harter Eintreiber der Kriegskontribution in Deutschland verhasst machte, und am 6. Oktober im Theater (wo Voltaires „La mort de César“ gegeben wurde) mit Napoléon zusammen (zu dessen bevorzugter Lektüre der „Werther“ gehörte) und ließ sich von ihm (zusammen mit Ch. M. Wieland, 1733 – 1813) zum Ritter der Ehrenlegion ernennen, deren Orden er auch nach Napoléons Sturz trug. 4 Friede von Tilsit am 7. 7. 1807. 1 2
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B. Entwicklung, Organisation und Tätigkeit der deutschen Kriegsmarinen
Nach 1806 begannen sich die deutschen Staaten unter der geistigen Führung Karl August v. Hardenbergs (1750 – 1822) und von Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein (1757 – 1831) nach französischem Vorbild zu reformieren [Einführung der allgemeinen Wehrpflicht freier Bürger, deren Beförderung nicht mehr von Stand und Geburt, sondern von Leistung und Verdienst bestimmt sein sollte; Verwaltungsreform u. a. mit der Trennung von Verwaltung und Justiz; Wirtschaftsreform mit Abschaffung des Zunftzwangs und mehr Beweglichkeit des Kapitals; Einräumung gewisser bürgerlicher Rechte; Emanzipation der Juden (wenn auch nur im staatsbürgerlichen Sinne, ohne die vollständige gesellschaftliche Gleichstellung und Respektierung); Edikt über die Bauernbefreiung. Zudem sollte dem Monarchen eine gewählte Volksvertretung gegenüber gestellt werden]. In der Tat gewährten Fürsten der vormals im Rheinbund zusammengefassten Verbündeten Frankreichs ihren Untertanen zwar noch immer das monarchische Prinzip betonende Verfassungen (so in Nassau, Sachsen-Weimar, Bayern, Baden, Württemberg, Hessen-Darmstadt), wobei die noch stark beschränkte politische Mitwirkung der Bürger den süddeutschen und den an England orientierten norddeutschen Liberalismus (letzterer mit besonderer Betonung der nationalen Einheit), in Bayern, Frankfurt und am Rhein, aber auch den politischen Katholizismus förderte. Früher als anderswo erstarkte dagegen der Konservatismus in Preußen, insbesondere unterstützt durch den Kronprinzen, den späteren König Friedrich Wilhelm IV. Aber es erwuchsen – hervorragend gespiegelt in Johann Gottlieb Fichtes „Reden an die deutsche Nation“ – Ansätze zu einem deutschen Nationalbewusstsein (auch wenn der Begriff „Nation“ nicht klar definiert wurde), erstmals in Verbindung mit und erwachsen aus der Idee der Freiheit. Hatte die Katastrophe von 1806 zwar die Eliten, nicht aber das Volk im Innersten bewegt, und wurde der militärische Widerstand gegen Napoléon und die Ausbeutungsmaßnahmen seiner Besatzungsarmee zunächst nur lokal und von kleineren Gruppen geführt, erregte die militärische Niederlage von Frankreichs Kaiser und seiner Grande Armée5 in Russland6 vor dem Hintergrund des erstarkenden Nationalbewusstseins der Deutschen nunmehr den Widerstandsgeist auch breiter Bevölkerungskreise7, einschließlich vor allem auch der gebildeten Mittelschicht. Der Dichter Theodor Körner sprach von der Notwendigkeit eines „Kreuzzuges“, ja eines „Heiligen Krieges“, und König Friedrich Wilhelm III. erließ am 17. 3. 1813 seinen pathetischen Aufruf „An mein Volk“. Nachdem schließlich auch Österreich 1813 der Koalition gegen Napoleon beigetreten war, gelang in den Schlachten von Leipzig (Oktober 1813) – unmittelbarer Anstoß zur Auflösung des Rheinbundes – und Waterloo (Juni 1815) die endgültige Niederwerfung Frankreichs.
Von der immerhin rund 1 / 4 Deutsche waren. Sehr detailliert Adam Zamoyski, 1812 Napoleons Feldzug in Russland, München, 2. Aufl. 2012. 7 „Mit Mann und Ross und Wagen so hat sie Gott geschlagen“ (Aus dem Lied „Napoleons Flucht aus Russland“, 1812, teilweise von F. L. Jahn gedichtet). 5 6
I. Befreiungskriege; Deutscher Bund; Vormärz
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Der Wiener Kongress (1814 / 15), im Wesentlichen das Werk Metternichs, der alle liberalen und nationalen Ideen der Zeit als staatsgefährdend ablehnte, und an dem Preußen durch Hardenberg und den Naturforscher Wilhelm v. Humboldt vertreten war8, ordnete den äußeren Rahmen der europäischen Staaten neu. Trotz Verlusten (Ostfriesland mit dem Hafen Emden – wodurch sich Preußen vorläufig von der Nordsee abwandte – und in Polen) erzielte Preußen insgesamt erhebliche Gebietsgewinne (u. a. Vorpommern, Rügen, am Niederrhein, in Sachsen, Thüringen und Westfalen) und wurde (da sich Österreich aus Belgien und vom Oberrhein zurückzog) unmittelbarer Nachbar Frankreichs und damit dessen potentieller und später leidvoll aktueller Gegner; schwer wog anderseits, dass zwischen dem östlichen Staatsgebiet Preußens und den Neuerwerbungen im Westen keine Landverbindung bestand, und die Mitte Europas politisch und militärisch zersplittert blieb. Zwar wurde im Juni 1815 durch die Bundesakte9 mit dem österreichischen Kaiser als Präsidenten der Deutsche Bund geschaffen, ein loses Gefüge von 39 Mitgliedern10, einschließlich Englands (wegen Hannover), Dänemarks (wegen Holstein und Lauenburg), und der Niederlande (wegen Limburg), mit dem unter österreichischem Vorsitz in Frankfurt eingerichteten Bundestag, einer nicht vom Volk gewählten Vertretung der Mitglieder als einzigem Verfassungsorgan. Beschlüsse konnte der Bundestag aber (je nach Geschäft) nur einstimmig oder mit einer Mehrheit von Zweidritteln fassen, was eine Dominanz durch Preußen oder Österreich – von den andern Mächten so gewollt und begrüßt – ausschloss, und wirksames Handeln praktisch unmöglich machte. Der Kongress hatte wohl die äußere Ordnung neu gestaltet, aber die innere Organisation und Gestaltung der Staaten nicht angetastet – noch konnte die Reise in die freiheitliche oder in die reaktionäre Richtung gehen. In Deutschland wurde, unterstützt von den Vertretern der sich beschleunigt entwickelnden Naturwissenschaften und Industrie, nachdrücklich die Umsetzung der Versprechungen gefordert, die von den Herrschenden in der Krisenzeit abgegeben worden waren, vor allem die Gewährung einer mehr der Freiheit verpflichteten Verfassung. Vertreter der meisten deutschen Universitäten11 trafen sich 1817 unter den Uniformfarben schwarz-rotgold des Lützowschen Freikorps, das in Leipzig gegen Napoleon gekämpft hatte12, 8 1767 – 1835. – Prof. Johann Gottfried Hoffmann (1765 – 1847), der Großvater des späteren VAdm Paul Hoffmann (siehe Gutzwiller, Bibliographie), war als Ökonom und Spezialist für Statistik Mitglied der preußischen Delegation. 9 Art. 2 der Akte nannte als Ziel des Bundes die „Erhaltung der inneren und äußeren Sicherheit Deutschlands und die Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit der deutschen Staaten“. 10 Die beiden monarchischen Großmächte Österreich (als Präsidialmacht) und Preußen, 4 mittelgroße Königreiche (Bayern, Hannover, Sachsen, Württemberg), 29 monarchische Kleinstaaten und die vier republikanischen Städte Bremen, Frankfurt, Hamburg und Lübeck. 11 Die Deutsche Burschenschaft war 1815 gegründet worden. 12 „Gold gab ich für Eisen“ (bzw. Goldenes Haar, Ferdinande v. Schmettau, 1798 – 1875): Sammlungsaufruf vom März 1813 „An die Frauen im preussischen Staate“ der Prinzessin Maria Anna (Marianne) von Preußen (1785 – 1846).
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B. Entwicklung, Organisation und Tätigkeit der deutschen Kriegsmarinen
auf Luthers Wartburg und forderten ein geeintes deutsches Vaterland und mehr Freiheit, wobei es allerdings auch zu demonstrativen Bücherverbrennungen kam13. 1819 erstach der Student Carl Sand den als reaktionär geltenden Schriftsteller August v. Kotzebue, weil er die Ideale der Nationalbewegung verspottet hatte, ein Anschlag, der umso mehr Aufsehen erregte, als es das erste politische Attentat in Deutschland war, seit Johannes Parricida 1308 seinen Onkel, den habsburgischen König Albrecht I., in Königsfelden (Aargau) ermordet hatte. Dennoch errangen die restaurativen Kräfte die Oberhand, und noch im selben Jahr 1819 – in Fortführung der im September 1815 gebildeten „Heiligen Allianz“ Preußens, Österreichs und Russlands – einigten sich die Vertreter der deutschen Staaten auf Vorschlag Preußens und Österreichs im böhmischen Karlovy Vary (Karlsbad) auf die unnachgiebige Unterbindung jeglicher freiheitlich-revolutionären Bestrebungen, das Verbot der Deutschen Burschenschaft, die Einrichtung der Centraluntersuchungskommission in Mainz, und die Überwachung von Presse und Universitäten14. Diese Beschlüsse wurden in die Wiener Schlussakte von 1820 aufgenommen und damit Teil der Verfassung des Deutschen Bundes. Preußen, das schon 1816 im „Regulierungsedikt“ einen bedeutsamen Schritt zur Schaffung eines rationelle Bewirtschaftung ermöglichenden Großgrundbesitzes, aber auch eines agrarischen Tagelöhner-Proletariates getan hatte, kehrte zum lähmenden Absolutismus zurück. Die in Deutschlands Kultur „Biedermeier“ genannte Epoche, auf Kleinheit, Beschaulichkeit und Sparsamkeit ausgerichtet, war zugleich eine Epoche des zunächst anhaltenden äußeren und mehrheitlich auch des inneren Friedens15 – negativ gesehen eine Epoche der politischen Friedhofsruhe: „Müde schleppte sich das politische Leben im grauen Alltag der folgenden Reaktionsjahre dahin“16. Bis im Juli 183017. Die gedanklich von Adolphe Thiers18 vorbereitete Revolution führte in Frankreich zur Abdankung und Flucht König Karl X., zur Wahl von Louis Philippe, Herzog von Orléans, zum „Bürgerkönig“ der Franzosen, und erzeugte „eine gesamteuropäische Kettenreaktion, wenn sie sich auch nie zu einer einzigen 13 Verbrannt wurden u. a. preußische Polizeigesetze, der Code Napoléon, aber auch rabbinische Schriften, vgl. Ozement S. 167. 14 Jahns 1811 eröffneter Turnplatz in der Berliner Hasenheide wurde polizeilich geschlossen. 15 Dazu trug auch bei, dass sich die Militärbehörden seit 1828 aus Sorge um die Gesundheit der Rekruten für den Erlass von „Schutzgesetzen“ bemühten, die aber erst um 1839 zum Verbot der Kinderarbeit mit einer Altersgrenze von 9 Jahren führten, die 1853 auf 12 Jahre erhöht wurde. 16 Zechlin S. 11. 17 In diesem Jahr entstand Belgien als unabhängiger Staat. 18 1797 – 1877. Rechtsanwalt, Historiker (Verfasser der monumentalen Histoire de la Révolution Française, erschienen 1823 bis 1827), und Redakteur der liberalen Zeitung „Le National“. 1870 versuchte er vergeblich, die europäischen Großmächte für ein Eingreifen gegen Deutschland zu Gunsten Frankreichs zu gewinnen. Nach dem Sturz Kaiser Napoléons III. wurde er am 31. 8. 1871 von der Nationalversammlung zum 1. Präsidenten der 3. französischen Republik gewählt.
I. Befreiungskriege; Deutscher Bund; Vormärz
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großen Geschehenseinheit verdichtete“19. In mehreren deutschen Staaten führte die Revolution zu Barrikadenkämpfen und schwerem Blutvergießen und zwang die Fürsten – auch unter dem Druck der durch die markant gewachsene Presse geförderten öffentlichen Meinung – zu neuerlichen Zugeständnissen, vor allem durch die Gewährung von Verfassungen u. a. in Sachsen, Hannover, Braunschweig und Hessen-Kassel. Allerdings provozierte die revolutionäre Bewegung, die sich insbesondere auf dem Hambacher Fest (1832) und dem von Studenten in Frankfurt versuchten Putsch manifestierte20, die politische Reaktion (Wiener Ministerialkonferenz 1834 mit verschärfter Pressezensur und Verfolgung der sog. Demagogen; 1837 Verfassungsbruch durch König Ernst August von Hannover21). Handels- vor allem aber integrationspolitisch von hoher Bedeutung war die 1834 auf Initiative des preußischen Finanzministers Friedrich v. Motz (1775 – 1830) erfolgte Gründung des dann unter preußischer Führung stehenden Deutschen Zollvereins22 – einem Bund im Bunde23 – der ersten namhaften Vorstufe zur deutschen Einheit, mit dem Ziel der Abschaffung der fast 40 innerdeutschen Zollbereiche; der Zollverein machte Preußen „zum hegemonialen Sprecher der Interessen des deutschen Wirtschaftsbürgertums …“24. Eine Förderung des nationalen Gedankens erwartete man vor allem in Preußen vom 1840 seinem Vater auf den Thron folgenden König Friedrich Wilhelm IV. insbesondere nach der in ganz Deutschland Proteststürme und Massendemonstrationen provozierenden Forderung Frankreichs nach einer Korrektur der Rheingrenze. Es entstand, wie schon zu Zeiten Napoléon I., eine Reihe patriotischer Lieder25, am bekanntesten „Die Wacht am Rhein“, 1840 von M. Schneckenburger gedichtet, und das später „Deutschlandlied“ genannte „Lied der Deutschen“, 1841 im Exil auf dem damals englischen Helgoland von August Heinrich Hoffmann v. Fallersleben (1798 – 1874) gedichtet, dessen erste Strophe die Einheit Deutschlands beschwor. Weitere Ecksteine nationaler Einheit wurden die im ganzen Lande entstehenden Gesangsvereine, die sich zu nationalen Dachverbänden organisierten und gesamtdeutKoselleck, in: Bergeron / Furet / Koselleck S. 263. „Die Frage der deutschen Einheit war in den letzten beiden Jahrzehnten unter Friedrich Wilhelm III. nur in Gestalt der burschenschaftlichen Strebungen und deren strafrechtlicher Repression in die äußere Erscheinung getreten“ (Bismarck Bd. 1 S. 40). 21 Zu seinen Ehren wurde die in England gekaufte, im Oktober 1848 in Dienst gestellte Dampfkorvette Cora auf seinen Namen umgetauft (Der Königliche Ernst August), eine Ehre, die nach ihm im 19. Jh. nur noch einem nicht-preußischen Fürsten zu Lebzeiten zuteil wurde, dem Großherzog von Oldenburg. 22 Grundlagen waren der 1819 vom Schwaben Friedrich List (1789 – 1846) gegründete Handels- und Gewerbeverein, und die seit 1828 gegen den ausdrücklichen Willen Österreichs entstandenen beschränkten Zollvereine. Der Deutsche Zollverein schuf auch die Grundlage für die spätere Vereinheitlichung der deutschen Währungen. 23 Koselleck, in: Bergeron / Furet / Koselleck S. 278. 24 Koselleck, loc.cit. 25 Vgl. etwa die Sammlung „Lieder der Deutschen aus den Freiheitskriegen“, herausgegeben von Otto Eduard Schmidt, 2. Aufl. Leipzig und Berlin 1909. 19 20
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B. Entwicklung, Organisation und Tätigkeit der deutschen Kriegsmarinen
sche Sängerfeste durchführten, und die ersten gesamt-deutschen Wissenschaftskongresse. In dieses Jahrzehnt fiel auch die Fertigstellung bzw. der Baubeginn von als national empfundenen Denkmälern, wie des Kölner Doms, des Hermannsdenkmals bei Detmold und der Walhalla bei Regensburg. König Friedrich Wilhelm IV. setzte zwar 1842 mit dem Kölner Dombaufest26 und 1843 mit der Tausendjahrfeier des Reiches nationale Zeichen und strebte eine innere Befriedung durch Begnadigung mancher Revolutionäre an, aber zur Gewährung einer Verfassung konnte er sich nicht durchringen. Immerhin berief er 1847 zögerlich den Vereinigten Landtag ein, eine ständische Vertretung mit bloß beratender Funktion. Insgesamt war die Epoche geprägt durch die Entstehung der Nationalidee und das Erstarken des oppositionellen politischen Liberalismus. Deutschland stand zum Aufbruch bereit. Wie rege das geistige Leben in Deutschland war, zeigt sich an der rasch wachsenden Zahl der Schriftkundigen: Um 1770 konnten etwa 15% der erwachsenen Deutschen lesen und schreiben, 1840 waren es bereits etwa 50 %, 1870 (Preußen) rund 85% bei Frauen bzw. 90% bei Männern. Dem entspricht ein stetig wachsender Buch- und Zeitungsmarkt27. Auch in einem weiteren Bereich, der scheinbar nur die Technik betraf – in Wirklichkeit wurde gerade die Eisenbahn zur „Technik der nationalen Einigung“28 – zeigte sich der geistige Aufbruch: dem Eisenbahnbau. Nach hartnäckigem Widerstand29 war am 7. Dezember 1835 die erste deutsche Eisenbahnlinie von Nürnberg nach Fürth eröffnet worden30, ein kurzes Stück von bloß 6 Kilometern Länge, aber der Beginn einer rasanten Entwicklung, denn bis zur März-Revolution war das Streckennetz innerhalb des Deutschen Zollvereins, dem 1848 bereits 28 der 39 deutschen Länder angehörten, bereits auf rund 5000 Kilometer angewachsen31, und ermöglichte einen überregionalen Markt mit Preisvergleich und Wettbewerb. Zudem 26 Anlässlich der Grundsteinlegung rief der König in einer spontanen Ansprache aus: „Meine Herren von Köln, es begibt sich Großes unter Ihnen. Dies ist … kein gewöhnlicher Prachtbau. Es ist das Werk des Brüdersinns aller Deutschen, aller Bekenntnisse“ (zit. nach Huch S. 170). 27 Schulze S. 100 f.; Fisch S. 94. – 1831 gab es in Berlin 80, in Leipzig 79, in Stuttgart 17 Buchhandlungen. Für 1844 lauten die Zahlen bereits 127, 130 und 36, für 1855 195, 156 und 55 (Schulze S. 98). 1844 gab es in Berlin mehr Buchhandlungen als in ganz Österreich (Schulze S. 100). 28 Radkau S. 144. 29 Immerhin hatte das Deutsche Reichsgericht in einem unter Juristen wegen seiner sprachlichen Akrobatik berühmt gewordenen und gern zitierten Urteil noch im Jahre 1879 im Ergebnis gefolgert, der Betrieb einer Eisenbahn (ausführlich definiert!) sei grundsätzlich fahrlässig (I. Civilsenat, 17. 3. 1879, S. 247 ff.). 30 Drei Jahre später folgte die Strecke Berlin-Potsdam; König Friedrich Wilhelm III. war ein „lebhafter Gegner“ dieser Eisenbahn (Spitzemberg S. 236). 31 1860 betrug das Streckennetz bereits 11.600km, 1870 schon 19.600km (Schulze S. 110; Fisch S. 246 f.).
II. Königlich Preußische Marine (1. Teil, 1815 – 1848)
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führte der Eisenbahnbau zur ersten Blüte der eisenverarbeitenden Industrie32, die Lokomotiven, Wagen und Schienen liefern konnte33, und vielen Arbeiterfamilien ein sicheres Einkommen verschaffte.
II. Königlich Preußische Marine (1. Teil, 1815 – 1848) Der Abschluss der napoleonischen Kriege wies „die See England als seine Domäne [zu]. Ohne Konkurrenten stand dieser Staat damals da in der militärischen Beherrschung des Meeres und in der wirtschaftlichen Bevormundung der anderen, denen er den Verkehr mit der Welt vermittelte und für die er den Verkehr mit der Welt besorgte“34. Sieht man von brandenburgischen und alt-preußischen Vorläufern ab35, beginnt die Geschichte der Königlich Preußischen Marine 181536. Als Ergebnis des Wiener Kongresses verlor Preußen am 15. 12. 1815 Ostfriesland mit dem wichtigen Hafen Emden an Hannover und wandte sich damit vorübergehend von der Nordsee ab37, und wurden Vorpommern mit Rügen, Stralsund und der vorgelagerten Insel Dänholm von Schweden an Preußen abgetreten, zusammen mit 6 Kanonen-Schaluppen38. Zugleich traten die beiden schwedischen Seeoffiziere LzS Henry Murk39, Ha-
32 Aber nicht nur Eisen war das Metall der Zukunft. 1848 hatte James W. Marshall auf dem Gelände von (General) Johann August Sutter (1803 – 1880) im Sacramento-Tal (Kalifornien) Gold gefunden, was den ersten „Goldrausch“ auslöste. 33 Friedrich Krupp hatte 1811 sein erstes Werk in Essen eröffnet und lieferte 1812 den ersten Gussstahl auf dem europäischen Kontinent. 34 v. Maltzahn S. 87. 35 Dazu R. v. Werner, Deutschlands Ehr, S. 6 ff.; Tesdorpf S. 1 ff.; v. Manthey S. 10 ff.; Hünemörder S. 97 ff. – Am 5. 9. 1811 legte der damalige Oberstlt v. Rauch, später General und Kriegsminister, Staatskanzler Hardenberg eine zunächst ohne Folge bleibende Denkschrift vor „Über die Notwendigkeit, eine kleine armierte Flotille im Frischen Haff auszurüsten und selbige beständig zu unterhalten“, bestehend aus 3 großen Korvetten, 8 großen und 4 kleinen Kanonenbooten, sowie „etwa vier schnellsegelnden Booten“ mit insgesamt 44 Kanonen und 400 Mann Besatzung (Wislicenus S. 86). 36 Aus euro-strategischen Gründen war eine preußische Flotte nicht zwingend erforderlich, da die englische, niederländische und dänische Flotte durch Personalunionen der Herrscher (England / Hannover, Niederlande / Luxemburg und Dänemark / Schleswig-Holstein) im 1815 errichteten Deutschen Bund eingebunden waren; nur Russland kam als potentieller Gegner in Frage. 37 Dies war ein „Entgelt“ für englische Hilfsgelder auf Grund der Reichenbacher Konvention vom 14. 6. 1813 (Bidlingmaier S. 70 N. 3). 38 Nr. 10, 17, 45, 48, 51 und 116, vgl. Röhr S. 35. Die Schaluppe Nr. 51 wurde im März 1817 verkauft, die andern 5 Schaluppen am 10. 2. 1820 versteigert (Auerbach S. 15). 39 Murk erhielt (und behielt) den Rang eines Premier-Lieutenants. † 1845. Sonst keine präzisen Angaben aufgefunden.
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B. Entwicklung, Organisation und Tätigkeit der deutschen Kriegsmarinen
fenkapitän von Stralsund, und LzS Christian Dietrich Johann Longé40 in preußische Dienste41, „die auf der Berliner Parade manchmal als ergötzliche Wundertiere Aufsehen erregten“42. Bis 1848 blieben sie zusammen mit LzS E. v. Jachmann43 die einzigen Seeoffiziere Preußens44. Vor allem Longé übte eine lange und intensive Beratungstätigkeit aus, die dazu diente, die Kenntnisse des Marinewesens bei den bisher auf Land und Heer konzentrierten Eliten des Königreiches zu mehren. Auf Longé geht die Anregung zurück, schnelle (Segel-)Kriegsschoner zum Schutz gegen algerische Piraten zu bauen, die ihre Raubzüge auf Handelsschiffe bis nach Hamburg ausgeweitet hatten45. 1816 lief der erste dieser Schoner, die Stralsund46 (Kommandant Longé), vom Stapel und anschließend zur ersten Probefahrt der Küste entlang bis Memel. Sie wurde aber als „dienstunbrauchbar kondemniert“ und nicht mehr benützt47. Als Flagge führte sie die preußische Kriegsflagge: Einköpfiger schwarzer Adler mittig auf weißem Grund, mit freistehendem eisernem Kreuz im linken obern Eck48, die den Seemächten notifiziert wurde49. 1817 stellte die badische Regierung beim Bundestag in Frankfurt erfolglos den Antrag auf Schaffung einer deutschen Kriegsmarine zum Schutz gegen die Piraten aus den nordafrikanischen Barbareskenstaaten, an deren Kosten sie sich auch beteiligen wollte50. Die Schiffe der 1820 aus der friederizianischen „Seehandlungs-Gesellschaft“ in Emden hervorgegangenen „Preussischen Seehandlung“51, einer selbständigen staatlichen Bank- und Handelsgesellschaft, waren mit leichten Geschützen zur Selbstverteidigung ausgerüstet. Aus der Ausweitung der Geschäftstätigkeit der Gesellschaft ergab sich ein wachsender Bedarf an Kapitänen und Steuerleuten. Weitsichtig hatte König Friedrich Wil-
40 Geb. 5. 12. 1779 in Innala im damals schwedischen Finnland. 15. 8. 1815 als LzS aus schwedischen Diensten entlassen. Übertritt am 28. 12. 1815 als Hauptmann in preußische Dienste. 1820 Major, 1842 Oberst der Marine. Leiter des Marine-Etablissements in Dänholm, Vorsteher des Marinedepots in Stralsund. 1846 verabschiedet. In Stralsund gestorben am 10. 5. 1863 (Auerbach S. 13 ff.; Koch, Geschichte S. 11). 41 ACO vom 2. 4. 1816. 42 v. Treitschke, Teil 5 S. 488. 43 Eintritt in die Marine am 15. 6. 1845. 44 Jan Schröder trat als Rath IV. Klasse 1846 aus niederländischen in preußische (Verwaltungs-)Dienste über, sein Eintritt in die Marine erfolgte aber erst 1848. – Ein- bzw. Übertritte 1848: Batsch, Berger, Bromme, Donner, Livonius, Przewisinski. – Zur Uniformierung (ACO vom 30. 1. 1818) siehe Noeske / Stefanski Bd. 1 S. 27 ff. und Bildteil S. 3. 45 Handkehrum war „[das] Piratennest Algier, für das niemand in Europa Sympathie aufbrachte … bereits im Jahre 1815 von amerikanischen Fregatten bombardiert worden“ (Osterhammel S. 411). 46 Einzelheiten bei Auerbach S. 16 ff. 47 Koch, Geschichte S. 9; „aus Mangel an Bewegung“ soll sie verfault sein (Hünemörder S. 154). 48 ACO vom 28. 11. 1816. 49 Bidlingmaier S. 70. 50 v. Reventlow, Deutschland zur See S. 20; v. Treitschke, Teil 2 S. 175. 51 Dazu Auerbach S. 27 f.
II. Königlich Preußische Marine (1. Teil, 1815 – 1848)
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helm III. – mit dem „Verständnis des geistreichen Dilettanten“52 – zur Ausbildung des erforderlichen Nachwuchses schon am 20. 6. 1817 die Errichtung der „Navigationshauptschule“ in Danzig befohlen; sie wurde mangels geeigneter preußischer Lehrer bis 1849 von ausländischen Seeoffizieren geleitet53. In einer Denkschrift vom 14. 1. 1818 forderte General Engelbrechten, Kommandant von Stralsund, eine seegehende Flotte, weil „Handel und Schifffahrt … nur unter dem Schutz einer Marine blühen und gedeihen können“54. Im Mai 1823 wurde in Danzig das Flusskanonenboot Thorn gebaut, das nach der Überführung unter dem Kommando von Major Longé im September 1823 in Berlin stationiert wurde, wo es unter großer Anteilnahme der Bevölkerung vom König besucht wurde55. Es folgten 2 Kanonenboote für den Dienst im Haff und 2 Kanonenjollen. Im Mai 1825 lief die Danzig56 in Stralsund vom Stapel, ein durch Ruder und Segel57 bewegtes Haff-Kanonenboot; 1827 wurde auf der Stralsund vorgelagerten (erst 1850 von Preußen gekauften58) Insel Dänholm im Strelasund die erste Werft („Marine-Etablissement“) zur Reparatur und „zur Aufbewahrung der Fahrzeuge und ihrer Ausrüstung“59 errichtet60. Eine preußische Kommission zum Studium der Seewehr und Küstenverteidigung trat 1823 ergebnislos zusammen; eine nächste unter dem Vorsitz des Prinzen Adalbert61 machte 1835 Vorschläge zum Bau je einer preußischen und pommerschen Flotille. Die Pläne scheiterten an finanziellen Vorbehalten und am Mangel an geeignetem Seepersonal62. 1836 arbeitete eine von König Friedrich Wilhelm III. eingesetzte „Kommission zur Ausfertigung von Entwürfen über den Bau bewaffneter Fahrzeuge zur Verteidigung unserer Küsten“ detaillierte Vorschläge aus (25 Dampfschiffe, 2 große v. Treitschke, Teil 5 S. 488. Manthey S. 42. – Erster Direktor (nach einem Übergangsjahr durch Tobiesen) wurde 1821 der dänische Seeoffizier Michael Bille (1769 – 1845). 54 Zit. nach Bidlingmaier S. 69. 55 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 6 S. 11 f. – Für Einzelheiten zur Thorn siehe Auerbach S. 19 ff. 56 Die Danzig war später „aus Mangel an Bewegung verfault“ (Wislicenus S. 90), und wurde schon 1838 verkauft und abgewrackt (Hildbrand / Röhr / Steinmetz Bd. 2 S. 26). 57 Laverrenz, Kriegsflotte S. 11. 58 Koch, Geschichte S. 26. 59 Wislicenus S. 90. 60 1. Vorstand Major Longé. 61 Prinz Heinrich Wilhelm Adalbert von Preußen [Sohn von Wilhelm (dem jüngsten Bruder von König Friedrich Wilhelm III.) und seiner Frau Prinzessin Anna von Hessen-Homburg], Offizier der preußischen Armee, Generalinspekteur der Artillerie, Ausbildung zum Seeoffizier u. a. auf englischen, russischen und sardischen Schiffen, 1849 „Oberbefehlshaber über sämtliche ausgerüstete Kriegs-Fahrzeuge“, ein „hoher Titel, aber die Sache selbst noch sehr liliputanisch“ (v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 65), am 30. 3. 1854 mit dem Rang eines Generals zum „Admiral der preußischen Küsten“, und am 19. 4. 1859 zum regulären Adm ernannt. Sein Zwillingsbruder Thassilo starb schon 1813. – 1831 wünschte der französische König Louis Philippe, dass Prinz Wilhelm, oder, falls dieser ablehne, sein Sohn Prinz Adalbert König von Griechenland werde; beide lehnten ab. 62 v. Manthey S. 43 ff. 52 53
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Schul-Segelschiffe, 48 Kanonenboote mit Segel- und Ruderantrieb), die aber aus Kostengründen und weil man die Erfahrungen anderer Marinen mit dem Dampfantrieb und mit den neuen Schiffsgeschützen abwarten wollte, ebenfalls nicht über das Planungsstadium hinausgediehen. Prinz Adalbert war Mitglied dieser Kommission unter dem Vorsitz General v. Reiches, Vater des späteren VAdm Ernst v. Reiche. Am 30. 9. 1830 wurde der Hafen von Bremerhaven eröffnet. 1832 sah die Schaffung der Formation der „Mariniers“, einer Sondertruppe der Gardepioniere, die die in Potsdam und Berlin stationierten Kanonenboote und Yachten bemannte63. Durch ACO vom 5. 8. 1848 wurde in Stettin ein Marinekommando64 mit einem Marinelehrinstitut, Marinedepot und Marinekorps gebildet. Dieses letztere wurde durch ACO vom 23. 12. 1849 in die Matrosenstammdivision und das Marinierkorps aufgeteilt, aus dem später das Seebataillon hervorging65. Durch ACO vom 21. 12. 1853 / 25. 1. 1854 wurde das Marinekommando Stettin nach Danzig verlegt66. Die Seesoldaten unterstanden dem Schiffskommandanten, stellten die Wachen und bedienten mit den Kanonieren die Geschütze. 1843 lief die 1841 von König Friedrich Wilhelm IV. in Auftrag gegebene SchulSegelkorvette Amazone67 bei Stettin als Einzelschiff, ohne zu Grunde liegenden Flottenplan, vom Stapel, 33 m lang, 9 m breit, mit einem Tiefgang von etwas über 3 m, einem Gewicht von 390 t, einer Besatzung von 145 Mann und einer Bewaffnung von 2 (brit.) 24-Pfündern und 12 (schwed.) 18-Pfündern68. Im selben Jahr schuf Ferdinand Freiligrath69 sein national-maritimes Gedicht „Flotten-Träume“70, wie Georg Herweghs71 Gedicht „Die deutsche Flotte“ (1841) Ausdruck nicht nur 63 Röhr S. 38. – Zur Uniformierung siehe Noeske / Stefanski Bd. 1 S. 41 ff. und Bildteil S. 7 f. – Zum ganzen Thema siehe Klodt (Bibliographie). 64 Erste Vorstände waren Komm Jan Schröder und Major / Oberstlt J. F. Gaede. 65 Hünemörder S. 159 f., 162 f.; Röhr S. 45. 66 Hildebrand Bd. 2 S. 24 f. 67 Die Amazone war ursprünglich auch noch mit einer Riemeneinrichtung zur Ruderfortbewegung versehen (Tesdorpf S. 52 N.*). Durch ACO vom 22. 9. 1843 befahl der König, dass die Amazone als Kriegsschiff auszurüsten sei und unter der Kriegsflagge fuhr (für Einzelheiten siehe Auerbach S. 29 ff. und Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 90 f.). Erste (noch vom Finanzministerium ernannte) Kommandanten waren der aus dänischen Diensten beurlaubte Seeoffizier Baron Edwin v. Dirckinck-Holmfeld, *1802 (Jungfernreise 1844 ins Schwarze Meer) und KL Jan Schröder (Reise 1846 über Madeira nach Genua – die Bewerbung Brommes war abgelehnt worden; 1847 Reise nach New York) und, nach Unterstellung unter das Kriegsministerium, ab 1. 3. 1848 LzS E. v. Jachmann. – Zur Besatzung und Uniformierung siehe Noeske / Stefanski Bd. 1 S. 32 ff. und Bildteil S. 4. 68 Demgegenüber die Werte des Kaiser Wilhelm II., des letzten Großschiffes, das vor dem 31. 12. 1900 in Dienst stellte: Länge 125 m, Breite 20 m, Tiefgang 8,25 m, Gewicht 11.785 t, Besatzung 622 – 651 Mann, Bewaffnung 4 SK / 24 cm, 18 SK / 15 cm, 12 SK / 8.8 cm und 6 TR / 45 cm. 69 1810 – 1876. 70 Abgedruckt bei Schulze-Wegener S. 12. 71 1817 – 1875.
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der wachsenden Marinebegeisterung, sondern auch des aufkeimenden Nationalbewusstseins. Eine ACO vom 27. 5. 1847 bestimmte, dass die Offiziere der Amazone während Übungsreisen dem Finanzministerium, während Liegezeiten und im Kriegsfalle aber dem Kriegsministerium unterstanden. Nach allgemeiner Auffassung begründete diese Order das Offizierskorps der preußischen Marine72. Liste der Seeoffiziere und Kriegsschiffe in Anh. 2 Ziff. IV.1 (a) und Anh. 8 Ziff. I.
III. März-Revolution von 1848 Der vor allem in der Zeit des Idealismus und der Romantik so genannte „Zeitgeist“ wehte im Frühjahr 1848, nicht weniger als im Sommer 1830 revolutionär durch ganz Europa, England und Russland ausgenommen. Außer in der Schweiz73, der sie die bisher letzte große politische Verwerfung bescherte, blieb die Revolution74 aber, zumindest kurzfristig, eklatant erfolglos. „Dieses Jahr 1848 hinterließ bei den Überlebenden den Eindruck der Trunkenheit, des Traumhaften, des jugendlichen Wahnsinns und zugleich der allmählichen Ernüchterung, der Rückkehr zur Wirklichkeit und allgemeinen Desillusion“75. Vorbereitet durch die liberale Umwälzung in der Schweiz76, deren Unterdrückung Frankreich, Österreich und Preußen erwogen, aber unter diplomatischem Druck Englands unterlassen hatten, und erste Erhebungen in Palermo und Neapel77, begann die Revolution in den europäischen Großstaaten (wie schon 1830) in Frankreich, wo Studenten, Arbeiter und die Nationalgarde im Februar die Abdankung des Königs Louis Philippe und die Ausrufung der Republik erzwangen, die allerdings schon ab Dezember, als Louis Napoléon zum Prince-Président gewählt wurde, Röhr S. 39; Hünemörder S. 154. 1847 schonend-siegreicher Feldzug (Sonderbundskrieg) der einen einheitlichen Bundesstaat anstrebenden demokratisch-protestantischen („freisinnigen“) Kantone unter der Führung von General Guillaume Henri Dufour (1787 – 1875) gegen die konservativ-katholischen Kantone der Zentralschweiz; Übergang vom Staatenbund zum Bundesstaat; Erlass freiheitlich-demokratischer Verfassungen des Bundes und der Kantone. In Neuchâtel, in einer Doppelrolle als Kanton der Schweiz und preußisches Fürstentum, seit 1707 mit dem preußischen Königshaus in Personalunion verbunden, wurde einseitig die Republik ausgerufen. – Nur sechs Wochen vor dem Sonderbundskrieg reisten Bismarck und seine Frau auf der Hochzeitsreise quer durch die Schweiz. 74 Croce (S. 176 ff.) unterscheidet zwischen liberal-nationaler (z. B. Deutschland, Italien) und demokratisch-sozialer Revolution (z. B. Frankreich). 75 Croce S. 177. 76 Die Schweiz befand sich nach einem Wort Alexis de Toquevilles „seit 15 Jahren im Zustand der Revolution“ (zit. nach Georges Andrey, in: Geschichte der Schweiz – und der Schweizer, Bd. II, Basel / Frankfurt a. M. 1983, S. 273). 77 Croce S. 176. 72 73
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schleichend in eine Diktatur mündete. Auch in Italien endete die Revolution nach zunächst erfolgreichen regionalen Unruhen und Aufständen u. a. in Mailand, Messina, Neapel, Palermo und Venedig und schweren Niederlagen in Custozza (1848) und Novara (1849) gegen Feldmarschall Radetzky (1766 – 1858) im Fiasko78. Österreich behielt Lombardei-Venetien und unter Generalgouverneur Radetzky die Hegemonie in Italien. In Wien erhoben sich die Studenten erstmals im März 1848; sie zwangen Metternich zur Flucht nach England (was im ganzen Reich zu nationalen Erhebungen führte), den Hof im Oktober zur Flucht in die Provinz, und den geistig angeschlagenen Kaiser Ferdinand I. im Dezember zur Abdankung zu Gunsten seines 18 jährigen Neffen Franz Joseph I. Die Truppen Windischgraetz’ (1787 – 1862) unterdrückten jedoch den Aufstand, und mit Hilfe Zar Nikolaus I. rettete sich die Monarchie; sie rächte sich grausam. Manche Revolutionsführer, darunter der republikanische Frankfurter-Abgeordnete Robert Blum (*1807), wurden standrechtlich erschossen. Nicht weniger heftig verlief der Revolutionsversuch in Preußen79 und andern Teilen Deutschlands – eines der Rätsel der deutschen Geschichte80 – wobei sich wiederum die Haupttendenzen der Auseinandersetzungen: Nationale Einheit81, Freiheit (sowohl der Bürger gegenüber der Obrigkeit, als auch Deutschlands gegenüber den Großmächten), und die Suche nach der inneren Zugehörigkeit und richtigen Organisation gegenseitig stützten, aber auch behinderten. In dieser starken Dimension neu war das Interesse an sozialen Fragen82. Mehrere Faktoren trafen zusammen, um eine revolutionäre Lage zu schaffen: Zum einen schwelte anhaltend der Drang nach einer freiheitlichen Verfassung, anderseits bestand nach wie vor ausgeprägter Unmut über die politische Abhängigkeit der deutschen Teilstaaten von den großen Mächten, und schließlich führte das starke Bevölkerungswachstum83 bei nicht-kongruenter Nahrungsmittelproduktion84 und die schwierige Umstellung vom traditionellen Handwerk zur sich heranbildenden Industrie85 zu einer Verelendung und Ver-
78 Zum überwältigenden plebiszitären Willen zum Anschluss der Regionen Parma, Piacenza und Lombardei an Sardinien-Piemont s. Fisch, Selbstbestimmung S. 124. 79 Besonders lesenswert ist die dichterisch anteilnehmende Darstellung bei Huch S. 305 ff. 80 Theodore S. Hamerow, in Langewiesche S. 114. 81 „Es zeigte sich, dass die Befreiungskriege doch den Grund gelegt hatten zu einer deutschen Gemeinbürgschaft“ (Schäfer Bd. 2 S. 355). – „Verfassung also der Leitwert. Und dann: Nationalstaat. Das ist ganz erstaunlich. Denn das nationale Ziel war doch viel weniger konkret auf den Alltag bezogen; die Logik des Zusammenhangs von Freiheit und Einheit war für die Normalbürger eher abstrakt, identitätsbekümmert waren doch nur die Gebildeten“ (Nipperdey, 1800 – 1866, S. 600 f.). 82 Siehe dazu den bei Duckwitz (S. 248 ff.) abgedruckten „Bericht der Arbeiterkommission des Fünfziger Ausschusses“. – Allg. Nipperdey, 1800 – 1866, S. 601 ff. 83 Die Bevölkerung in den Ländern des Deutschen Bundes wuchs von 1815 bis 1848 um rund 50% von 22 Millionen auf 35 Millionen. – Die Einwohnerzahl Preußens wuchs in jener Zeit von 10.3 Millionen auf 16.3 Millionen (Flora, Bd. I S. 34, Bd. II S. 58 f.). 84 1846 / 47 führten Missernten auch noch zu einer Hungersnot.
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zweiflung der Menschen am unteren Ende der sozialen Leiter, was von den Eliten nicht teilnahmslos beobachtet wurde86. Erschreckt durch die Wirren in Wien und unter dem Druck von Bürger-Barrikaden in Berlin und an andern Orten war König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen – entgegen dem Rat seines als radikal geltenden jüngeren Bruders und späteren Königs und ersten Kaisers Wilhelm I.87 – zu Zugeständnissen bereit, zog die insgesamt mangelhaft geführten Truppen88 aus Berlin ab, bestellte ein als liberal geltendes Ministerium89 und versprach die Einberufung einer National-Versammlung zur Beratung einer Verfassung, die er im Jahr zuvor noch abgelehnt hatte. Nachdem auch in andern deutschen Ländern der Ruf nach einer Verfassung unüberhörbar geworden war und sich demokratisch orientierte Freischärler-Korps beidseits des Rheins in Baden und im Elsass erhoben hatten – Fahnen in den die Freiheit symbolisierenden Farben schwarz-rot-gold wehten überall in den Ländern – trat am 18. Mai 184890 in der Frankfurter Paulskirche eine Verfassunggebende Nationalversammlung führender Beamter, Intellektueller und Industrieller zusammen91. Die von der gesamt-deutschen verfassunggebenden Nationalversammlung nach endlosen Querelen schließlich doch noch beschlossene Verfassung des deutschen Reiches vom 28. März 1849 – Vorbild des Grundgesetzes vom 23. Mai 1949 der Bundesrepublik Deutschland – besticht auch den heutigen Leser noch durch ihre klare Konzeption, vergleichsweise moderne Sprache und ihren am Naturrecht orientierten, im Dezember 1848 vorweg publizierten umfangreichen Grundrechtskatalog; aber sie ist nur in Teilen vorübergehend in Kraft getreten und die darin vorgesehene Regierung hatte keine Macht, weil auch das Frankfurter Paulskirchen-Parlament keine wirkliche
85 Wie in England schon 1812 wurden auch in Deutschland mechanische Webstühle zerschlagen und Fabrikanten-Villen geplündert und in Brand gesteckt. 86 Vgl. dazu Wehler, Bd. 2 S. 241 ff., 281 ff. 87 Vom Volk wegen seiner Haltung während der 48er-Revolution „Kartätschen-Prinz“ genannt. Wilhelm hatte als 10 jähriges Kind die Flucht seiner Eltern 1807 nach Memel erlebt; ihm war jede Art von Unordnung zuwider. 88 v. Stosch S. 16 ff.: „Es ist ja bekannt, dass unsere höheren Offiziere damaligen Ansprüchen, welche die Verhältnisse an sie stellten, mit wenigen Ausnahmen nicht genügten“. 89 Zunächst Adolf Heinrich Graf v. Arnim-Boitzenburg; ihm folgen im selben Jahr 1848 noch vier weitere Ministerien (siehe Anh. 1 Ziff. I / 1.b). 90 Vorab trat vom 31. März bis 3. April das nicht gewählte und nicht repräsentative sog. „Vorparlament“ zusammen. 91 Unter den 586 Abgeordneten, die geistige Elite Deutschlands vertretend, hatten 550 Delegierte eine akademische Ausbildung, darunter Dichter (Ludwig Uhland), Führer aus der Zeit der Befreiungskriege (Ernst Moritz Arndt und „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn), Historiker, Pfarrer, Sozialtheoretiker, rund 220 Juristen und 50 Professoren und die führenden Vertreter des politischen Liberalismus, dagegen bloß 4 Handwerkermeister und kein Vertreter der Bauern und der Arbeiter; über 100 Abgeordnete vertraten die Wirtschaft. (Zum Sozialprofil siehe Wehler, Bd. 2 S. 740; Winkler S. 606). Man kann die Versammlung in 3 bzw. 4 Fraktionen gliedern: Die Konservative Rechte, die Mitte (gespalten in ein Rechtes und ein Linkes Zentrum) und die Demokratische Linke.
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Macht hatte92. Die Revolution war in Deutschland gescheitert, im Wesentlichen aus zwei Gründen93: Das liberal-bürgerliche Lager der Nationalversammlung aber auch der untere Mittelstand und die Arbeiterschaft waren besorgt über die sich radikalisierenden Kräfte; sie befürchteten ein Abgleiten der Reformbestrebungen in die Exzesse der französischen Revolution und in „sozialistische Abenteuer“: „Zu tief saß die Furcht vor Pöbel, Proletariat und Kommunismus, daher auch vor der Zukunft in einer jakobinischen Republik der Demokraten“94. Die Auseinandersetzung der Fraktionen über diese Frage des Maßes der Veränderung wurde im Wesentlichen und für lange Zeit zu Gunsten der Traditionalisten entschieden. Der „Ludergeruch“ der Revolution, den er zu riechen glaubte, war auch der Grund, weshalb der preußische König Friedrich Wilhelm IV. die ihm von der Paulskirche im Rahmen der klein-deutschen Lösung am 28. April 1849 durch die Kaiserdeputation unter dem Vorsitz Eduard v. Simsons95 angebotene Kaiserkrone einen Monat später ablehnte; aus den Händen der Fürsten hätte er sie womöglich angenommen, wäre da nicht auch die Angst vor einer Intervention Österreichs und Russlands gewesen. Uneins war die Nationalversammlung im Wesentlichen auch über die zweite Hauptfrage, welche Teile des Deutschen Bundes zum neuen Deutschen Reich unter der neuen Verfassung gehören sollten. Den Vertretern der „großdeutschen“ Idee unter Einschluss Österreichs und unter österreichischer Führung (wobei auch die Variante des Einschlusses bloß Deutsch-Österreichs diskutiert wurde96) standen die Anhänger der „klein-deutschen“ Lösung gegenüber, die Deutschland – unter Ausschluss Österreichs – unter preußischer Führung einen wollte (die Variante, die Bismarck 1866 durchsetzte). Diese Lösung fand zunächst den Vorzug, scheiterte schließlich aber, weil die Einigungsbemühung und das ganze Verfassungsprojekt überhaupt abgebrochen wurden. Der Versammlungsvorsitzende Heinrich v. Gagern97 und der am 29. 6. 1848 gewählte Reichsverweser Erzherzog Johann von Österreich (1782 – 1859) traten zu92 „Stehen konnte [die Nationalversammlung] nur auf der umfassenden und unabgegrenzten Vollmacht der Nation, auf geistigem Grunde … In der Geistigkeit ihres Auftrages ruhte ihre Größe und ihre Schwäche“ (Marcks Bd. 1 S. 271). Und v. Gagern erklärte am 19. 5. 1848 die „Vollmacht [zur Schaffung einer] Verfassung für Deutschland, für das ganze Reich [liege] in der Souveränität der Nation“ (zitiert nach v. Sybel Bd. 1 S. 106), eine Formulierung, mit der er zugleich eine Aussage zur umstrittenen „Souveränität des Volkes“ umschiffte. von Sybel (Bd. 1 S. 118) ergänzt: „Die Nationalversammlung war nur deshalb wichtig, weil man an ihre Macht glaubte“. Siehe auch Duckwitz (S. 83): „… man dachte, der Wille des Volkes resp. der Nationalversammlung sei allmächtig“. – Zur sog. „Flaggenfrage“ siehe hinten Ziff. IV. 93 Ausführlich Wehler, Bd. 2 S. 759 ff. 94 Wehler, Bd. 2 S. 761; siehe auch Winkler S. 608, S. 617. 95 1810 – 1899. 1855 – 1857 Rektor der Universität Königsberg, 1879 Präsident des Reichsgerichts. 96 Diese Variante hätte aber zu einer Teilung der Habsburger Monarchie geführt und war deshalb für Österreich indiskutabel. 97 1799 – 1880, Mitglied der Burschenschaft, kurzzeitig Leiter des hessischen Ministeriums.
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rück, das Paulskirchen-Parlament löste sich auf, und das im Mai zuletzt in Stuttgart zusammentretende Rumpfparlament wurde vom Militär auseinander getrieben. Die darauf ausbrechenden radikalen Volkserhebungen in Berlin, Dresden98, und vor allem in Baden und in der Pfalz wurden von Truppen niedergeschlagen, wobei Prinz Wilhelm von Preußen erneut eine harte Linie verfocht. Nach dem Fall der Festung Rastatt im Juli folgte die dramatische Abrechnung: Standgerichte, Erschießungen. Die liberale Schweiz wurde für viele Flüchtlinge zur neuen Heimat99. Formell wurde der vorübergehend wieder eingesetzte Bundestag erst durch Beschluss vom 2. 4. 1852 definitiv aufgelöst. Auch für Preußen endete die Reformbemühung ohne das durch die liberalen Kräfte gesuchte Ergebnis. König Friedrich Wilhelm IV. hielt zwar sein Versprechen, eine verfassunggebende Versammlung einzuberufen; sie begann ihre Tagung im Mai in Berlin, wurde vom König nach Brandenburg verlegt und schliesslich von Truppen des Generals Friedrich Graf Wrangel (1784 – 1877) auseinander getrieben100. An Stelle einer von den Vertretern des Volkes demokratisch angenommenen Konstitution oktroyierte der König am 31. 1. 1850 eine Verfassung, die in konservativem Sinne stark von den liberalen Vorstellungen des Entwurfes Franz Leo Waldecks („Waldeck-Charte“) abrückte, das durch die Steuerleistung definierte Dreiklassen-Wahlrecht einführte101, und den Wünschen des Volkes wenig entsprach: Die Krone behielt weitgehend die Kontrolle über Außenpolitik, Armee und Verwaltung; die Regierung war dem Monarchen, nicht dem Parlament verpflichtet. Den Abschluss der Revolutionsphase bildete die der Konsolidierung des status quo dienende kurzlebige Fürsten-Union Preußens mit den Königreichen Sachsen und Hannover und – nach einem von Zar Nikolaus I. zu Gunsten Österreichs arbitrierten Streit zwischen Preußen und Österreich über preußische Durchmarschrechte in Kurhessen – die Olmützer Punktation vom 29. 11. 1850, durch die der Deutsche Bund mit dem Sitz in Frankfurt und erneut unter österreichischer Führung wiederhergestellt wurde, „eine schwere national- und staatspolitische Niederlage“ Preußens, das u. a. seine Armee „einseitig auf den Friedensstand abzurüsten“ hatte. Dennoch „verblieben dem in Olmütz gedemütigten Hohenzollernstaat die verfassungsrechtlichen Widerstandspositionen gegen die allzu drängende Habsburgermacht“102. Die revolutionären Bestrebungen waren in Preußen und in den andern Ländern des Deutschen Bundes zwar gescheitert – die 1849 beschlossenen Grundrechte wur-
Flucht Richard Wagners in die Schweiz. Huch S. 460 ff. 100 Ein auch in der Zukunft wichtiges Ergebnis des preußischen Parlaments war 1848 die gegen die linke Mehrheit gerichtete Gründung der Konservativen Partei unter Führung Otto v. Bismarcks, der Brüder Ludwig Friedrich (1790 – 1861) und Ernst Ludwig v. Gerlach (1795 – 1877) und von Friedrich Julius Stahl (1802 – 1861). 101 Die Stimme eines Angehörigen der Ersten Klasse hatte 1850 rund 17 mal mehr Gewicht, als die Stimme eines Angehörigen der Dritten Klasse (Fisch S. 86). 102 Engelberg, Bd. 1 S. 356 ff., S. 381. 98 99
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den weitgehend wieder abgeschafft – doch wurde mindestens ein auch langfristig wichtiges positives Ergebnis erreicht: Die deutschen Fürsten103 hatten sich bereit finden müssen, den Gedanken an ihre absolute Macht aufzugeben, eine Verfassung zu erlassen, an die sie selbst gebunden waren, und – wenn auch erst ansatzweise – ihre gesetzgebende Gewalt mit einem Parlament zu teilen104. Überdies war durch die intensiven Debatten in den (kurzfristig) erfolglosen verfassungsgebenden Versammlungen die Ausgangslage für die nächste Phase in der Auseinandersetzung um die Macht und die Gestaltung des Reiches nunmehr klarer definiert worden. „[D]as Jahr 1848 hatte soviel demokratisches Verlangen geweckt, dass es in Zukunft schwer sein würde, es niederzuhalten“105. Und schließlich war – wenn auch (abgesehen vom weitsichtigen Bismarck) erst aus der Rückschau klar erkennbar – die deutsche Nationalbewegung mit Preußen und Österreich als Kontrahenten nicht mehr unterdrückbar106. Geblieben waren auch „wichtige Modernisierungserfolge der Revolution“ und „mittelbar imponierende Erfolge … welche Politik und Gesellschaft nach 1850 umgestaltet, ja manchmal von Grund auf verändert haben“107. „Das Ergebnis der Revolution war nicht nur das Scheitern. Die Revolution hat über alle Eliten hinweg eine nationale Öffentlichkeit geschaffen, eine national-demokratische Nation … Trotz des Scheiterns – die Zeit seither ist bürgerlicher geworden“108. In die Zeit der Verfassungssuche fiel die Krise um die seit langem unruhigen Elbherzogtümer Schleswig und Holstein. Dänemark (König Frederick VII.) war nicht bereit, auf seine Rechte zu verzichten, ja wollte seine Ansprüche konsolidieren und hatte die Elbherzogtümer am 21. 3. 1848 formell annektiert; die schleswig-holsteinischen Stände dagegen verlangten vom Frankfurter Paulskirchen-Parlament die feste Verbindung mit dem Deutschen Bunde109. Dieses war, auch unter dem Druck der in dieser Frage stark emotionalisierten Öffentlichkeit, bereit, dieser Forderung zu entsprechen, doch fehlte ihm die hiefür erforderliche Macht, weshalb preußische Truppen mit dem Vollzug beauftragt wurden. Diese stießen denn auch unter General Friedrich Graf Wrangel bis weit nach Jütland vor – Flensburg wurde am 5. April
103 Ausgenommen in Mecklenburg, wo der Versuch Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin, eine neue Verfassung einzuführen, am Widerstand der Ritterschaft und des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz scheiterte, und die alte gemeinsame Verfassung der beiden Großherzogtümer von 1755 wieder eingeführt wurde. 104 Wehler, Bd. 2 S. 778. 105 Engelberg, Bd. 1 S. 337. 106 In den Jahren nach 1850 reifte bei Bismarck auch die Idee, das deutsche Volk als „alleinigen zuverlässigen, ausdauernden Alliierten“ Preußens zu gewinnen (Haffner S. 35 f.). 107 Wehler, Bd. 2 S. 773, S. 779. 108 Nipperdey, 1800 – 1866, S. 669 f. 109 Nur Schleswig war Mitglied des Deutschen Bundes, nicht auch Holstein. Schleswig und Holstein unterstanden der Oberhoheit des dänischen Königs; sie betrachteten sich als „auf ewig ungeteilt“. Holstein war ausschließlich, Schleswig in seiner südlichen Hälfte von Deutschen besiedelt.
IV. Marine des Deutschen Bundes / Erste Bundesmarine
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von deutschen Truppen besetzt, und Anfang Mai war Jütland bis Fredericia erobert – doch musste sich Preußen unter dem Druck der Großmächte England und Russland am 28. August 1848 zum Waffenstillstand von Malmö und am 2. 7. 1850 zum Frieden von Berlin bequemen und sich zurückziehen110. Der Krieg flammte erneut auf, als Dänemark am 12. Dezember 1848 den Waffenstillstand kündigte und die Grenze zu Schleswig überschritt. Die deutsche Flotte erwies sich jedoch bereits als deutlich stärker, als noch vor Monaten, und errang erste Siege111. Die in dieser Krise zu Tage getretene Schwäche Preußens vor allem auch zur See (englische Kriegsschiffe hatten ihre Stärke ungehindert in der Nordsee demonstriert), wurde für die spätere Flottenrüstung und für die Politik Bismarcks, von erheblicher Bedeutung. Ursachen, Verlauf und Folgen der deutschen Revolution von 1848 / 49 sind von den damaligen Zeitgenossen und bis in die Gegenwart kontrovers beurteilt worden; es würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, die Deutungslinien hier im Einzelnen nachzuzeichnen; aus der unübersehbaren Literatur wird auf die Überblicke bei Gall, Langewiesche, Nägler und vor allem bei Valentin112 verwiesen. Für die Wechselwirkung von Revolution und Marine siehe hinten Ziff. VI.
IV. Marine des Deutschen Bundes / Erste Bundesmarine113 (1848 – 30. 6. 1853) „Die Entstehung der deutschen Flotte ist mit den Bewegungen des Jahres 1848 eng verknüpft. Was die Begeisterung jenes Jahres 1848 zu schaffen gesucht hat, ist wieder zerfallen. Auch die deutsche Flotte hat dieses Schicksal getheilt und nach wenigen Jahren gingen ihre ersten Anfänge wieder zu Grunde. Sie gingen zu Grunde nicht nur infolge der Theilnahmslosigkeit des größeren Theiles der deutschen Regierungen, sondern auch infolge der schliesslich eingetretenen Gleichgültigkeit der großen Mehrzahl des deutschen Volkes. Diese letztere Thatsache war umso auffallender, als das Jahr der Entstehung der ersten deutschen Kriegsflotte die gesammte öffentliche Meinung mit einer Einhelligkeit sich dem großen Unternehmen zuwenden sah, wie selten vorher bei der Behandlung einer Einzelfrage des politischen Lebens“114. Die kurzlebige erste deutsche Flotte „war ein Werk des kurzen 110
Im Londoner Protokoll (1852) erreichte Dänemark die Personalunion mit den Herzogtü-
mern. Z. B. die Eroberung der dänischen Fregatte Gefion. Alle Angaben in der Bibliographie. 113 Die Bezeichnung dieser Marine – „Reichsmarine“ oder „Bundesmarine“ – ist umstritten. Aus verfassungsrechtlichen Gründen (vorgesehen war zwar die Gründung des Deutschen Reiches, aber vorläufig maßgeblich war die Institution des Deutschen Bundes), gibt der Verf. der Bezeichnung „Bundesmarine“ bzw. „Bundesflotte“ den Vorzug. – Da die Kriegsmarine der Bundesrepublik Deutschland ebenfalls „Bundesmarine“ genannt wird, kann man 1848 auch von der „Ersten Bundesmarine“ sprechen. 114 Bär S. 1. 111
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Aufschwungs der deutschen Nation zu einem verfrühten Einheitsgedanken und musste, als die Einheit nicht erreicht wurde, von selbst zerfallen, weil diese Vorbedingung ihres Daseins und ihrer Entwickelung fehlte“115. „Wenn jemals eine Einrichtung der unwiderstehlichen Macht der Verhältnisse ihren Ursprung verdankt, so ist es die deutsche Flotte. Und wenn jemals der Beginn einer neuen Schöpfung an der Unfähigkeit aller Parteien gescheitert ist, so war es wiederum die Flotte“116. * Die Geschicke der Bundesmarine darzustellen, begegnet der Schwierigkeit, dass manche Vorgänge, die in diese Darstellung gehören, geradeso gut in die Schilderung der Königlich Preußischen Marine gehören, oder in jene der Schleswig-Holsteinischen Flotille, weil sich manche Vorgänge gleichzeitig und überschneidend abspielten. Trotzdem sei der Versuch gewagt. Die Zäsur, die wir an dieser Stelle für die Königlich Preußische Marine vornehmen, erfolgt ausschließlich aus Gründen der Darstellung; in der Sache gab es diese Zäsur nicht, oder nur teilweise. In Wirklichkeit hat sich die Preußische Marine während der Revolutionszeit und bis zur formellen Auflösung der Bundesmarine am 31. 3. / 30. 6. 1853 parallel, oft aber auch gegenläufig117, zu dieser und in der „Umhüllung“ durch die Bundesmarine weiter entwickelt118. Das zeigt sich deutlich daran, dass gleich zu Beginn der Bestrebungen zur Schaffung einer Bundesflotte durch ACO vom 5. 9. 1848 auch die Königlich Preußische Marine neu begründet wurde119. Wenn wir die Darstellung der Königlich Preußischen Marine (nachfolgend Ziff. VIII.) am 1. 7. 1853 wieder aufnehmen, soll dies also nicht bedeuten, dass sie dann in irgendeiner Weise neubegründet wurde, sondern vielmehr, dass dann ihre „Umhüllung“ durch die Bundesmarine auch formell endgültig beendet war. Bär S. 219. Batsch S. 412. 117 Valentin Bd. 2 S. 324 ff., S. 567. 118 Die Haltung Preußens in dieser Frage war schwankend. Durch ACO vom 23. 5. und 5. 9. 1848 wurden die Mittel zum Bau preußischer Kanonenschaluppen und zum Kauf von Schiffsbauholz bewilligt. „Dieser Standpunkt war die nothwendige Folge einmal der damaligen Unsicherheit der künftigen Stellung Preußens zu Deutschland, dann aber auch der Ungewissheit eines wirklichen Ergebnisses der Frankfurter Flottenbestrebungen. Endlich aber ist für die Absicht dieses gleichzeitig selbständigen Vorgehens auch die Besorgnis vor einer Zurücksetzung der Handels- und Schiffahrtinteressen Preußens hinter Österreich und der Nordseestaaten maßgebend gewesen“ (Bär S. 20). Schon durch ACO vom 24. Oktober billigte der König aber gegenläufige Grundsätze: „[D]ie zu gründende Marine soll eine rein deutsche mit einem deutschen Offizierskorps sein, sie soll nur die deutsche Flagge führen, die Schiffe sollen deutsches Eigentum sein, die Marine soll der Zentralgewalt unmittelbar unterstellt werden und die Bemannung zu ihr in dieselbe Verpflichtung treten, wie die für deutsche Zwecke verwendeten Truppen“ (Bär S. 21). 119 Durch diese ACO wurden „die Angelegenheiten der Kriegsflotte dem Kriegsministerium übertragen … [und] eine namentlich benannte Marinekommission (erhielt) den Auftrag, Vorschläge für den Aufbau und die Organisation einer Marine auszuarbeiten“ (Bidlingmaier S. 75). 115 116
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Nach allgemeiner Auffassung wird der Beginn einer eigentlichen deutschen Flotte auf das Jahr 1848 gelegt. Von den Mitgliedern des Deutschen Bundes unterhielten Österreich, Dänemark (Mitglied durch Holstein und Lauenburg) und die Niederlande (Mitglied durch Limburg) Kriegsflotten120. Keine Hansestadt besaß ein eigenes Kriegsschiff121. Mecklenburg, trotz langer Küste, hatte nie daran gedacht, eigene Seestreitkräfte aufzustellen. Preußen besaß nur die im April 1841 von König Friedrich Wilhelm IV. in Auftrag gegebene hochseefähige Schul-Segelkorvette Amazone122, den eisernen Postdampfer Preußischer Adler und kleinere Kanonenboote. Hingegen unterhielt der Deutsche Bund 1848 schon eine beträchtliche Handelsflotte, deren Schutz auch ohne die kriegerischen Ereignisse der nächsten Monate zum eigenen Thema geworden wäre. Noch im Jahre 1845 hatte in Deutschland die Auffassung vorgeherrscht, Dänemark als Mitglied des Deutschen Bundes solle als „Admiralstaat“ die Verantwortung für die Seeverteidigung des Bundes übernehmen, da kein deutscher Teilstaat des Bundes in der Lage war, eigene hochseefähige Kriegsschiffe zu bauen und zu unterhalten123. Auch fehlten genügende Schulungsmöglichkeiten für Seeoffiziere und Mannschaften. Diese Vorstellungen und die darüber hinausgreifende Idee eines deutsch-dänischen Bundes zerschlugen sich, als Dänemark124, das Handelsschiffe ohnehin schon durch den seit 1429 erhobenen „Sund-Zoll“ belastete, im Frühjahr 1848 unter Bruch des Vertrages von Ripen (1460) versuchte, das Herzogtum Schleswig von Holstein zu trennen und in den dänischen Staat einzugliedern, deutsche Häfen blockierte125, deutsche Handelsschiffe aufbrachte126, und der Deutsche Bund durch preußische Truppen am 13. April 1848 die Bundesexekution gegen Dänemark begann127. Man-
120 Dazu kamen in Europa England, Spanien, Frankreich, Russland und Schweden, und am Rande Europas die Türkei. 121 „Der Kaufmannsgeist ertötete den nationalen Stolz; an der Hamburger Börse bezweifelte niemand, dass eine deutsche Kriegsflotte den friedsamen Handel der Hansen nur stören könne“ (v. Treitschke Teil 5 S. 488). 122 Die Amazone blieb in preußischem Eigentum (Koch, Geschichte S. 22). 123 Anlässlich eines Besuches des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. in Kopenhagen im Juni 1845 hatte dieser Christian VIII., König von Dänemark, die „Großadmiralswürde von Deutschland“ angeboten. 124 Der Wiederaufstieg Dänemarks zur europäischen Marine-Großmacht ist fast noch spektakulärer, als derjenige Preußens: Im September 1807 hatte die englische Flotte im Kampf gegen die französische Vorherrschaft Kopenhagen in Brand geschossen („to copenhagen“) und 1400 unter dänischer Flagge segelnde Schiffe gekapert; die übrigen verrotteten, vor Anker liegend. 125 Die wirtschaftliche Auswirkung der Blockade ist in der Forschung umstritten (Krüger S. 29); sicher aber war die Blockade von hoher politisch-psychologischer Wirkung, und tangierte „nationale Empfindlichkeiten angesichts der Machtlosigkeit …“ (loc.cit.). 126 Allein am 1. 5. 1848 konfiszierte Dänemark 26 preußische Handelsschiffe. 127 Am 18. 4. 1848 datiert Prinz Adalberts „Aufruf an die seemännische Jugend“ zum freiwilligen Eintritt in die Kriegsmarine. – „Die ganze [englische] Handelswelt sah in der deutschen Erhebung die bevorstehende Erweiterung des Zollvereins und in der Besetzung Schles-
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che Schleswig-Holsteinische Truppen verließen die Krone Dänemarks und unterstellten sich den deutschen Bundesbehörden, zumeist ohne die dem dänischen König persönlich verpflichteten Offiziere. Eine Ausnahme war KL Johann Otto Donner128, der sich mit seinem Wachtschiff Elben (für den Dienst im Rahmen der deutschen Flotte Elbe umbenannt) der deutschen Sache anschloss. Schleswig-Holstein gewann damit sein erstes eigenes Kriegsschiff. Vom 1. – 9. Juni 1848 tagte in Hamburg der „Kongress für eine deutsche Kriegsmarine“ mit Regierungsvertretern aller deutschen Küstenländer ohne greifbares zukunftsgerichtetes Ergebnis. So erfolgreich der Vorstoß der Landstreitkräfte des Deutschen Bundes in Jütland war – vorher hatte Schleswig-Holstein bei Bau gegen Dänemark eine Niederlage erlitten – so wenig gelang ein endgültiger Sieg über Dänemark, da die dänische Flotte mit über 20 großen und 90 kleineren Schiffen ein Übersetzen deutscher Truppen nach Alsen, Fünen oder Seeland unterbinden und die Mündungen der deutschen Ströme bedrohen konnte. Überdies demonstrierten schwedische und russische129 Schiffe zur Unterstützung Dänemarks vor deutschen Ostseehäfen. Immerhin vernichteten die schleswig-holsteinischen Strandbatterien den dänischen Dampfer Odin. Laut wurde daher in Deutschland der Ruf nach einer „deutschen“ Kriegsflotte. Prinz Adalbert und König Friedrich Wilhelm IV. stimmten der Idee zu, wollten eine solche Flotte aber nur im Rahmen des Deutschen Bundes organisieren130. Auf Antrag des Marine-Ausschusses unter dem Vorsitz des Generals Joseph v. Radowitz131 vom 8. Juni bewilligte die Frankfurter Nationalversammlung am 14. Juni aus dem noch nicht geschaffenen Bundesetat „mit einer an Stimmeneinhelligkeit gränzenden Majorität“132 den Betrag von 6 Millionen Talern für den Kauf von Kriegsschiffen. Dank einer ersten Zahlung von rund 500.000 Talern aus dem UlmRastatter Festungsbaufonds konnten in England drei kleinere Handels-Dampfer samt Offizieren und Mannschaften übernommen werden, die dann unter den Namen Bremen, Hamburg und Lübeck armiert und 1849 in Dienst gestellt wurden. Als
wigs den ersten Schritt zur Bildung einer deutschen Flotte, beides nach ihrer Auffassung höchst widerwärtige Dinge“ (v. Sybel Bd. 1 S. 137). 128 1808 – 1873, zuletzt chKAdm. Dienstzeiten in der dänischen, englischen, schleswig-holsteinischen, Bundes- und preußischen Marine; Vater des späteren KAdm Peter Christian Donner und Schwiegervater des späteren VAdm C.H.Th. Paschen (Paschen S. 170). 129 Russland war irritiert durch die Politik des preußischen Außenministers Heinrich Alexander Frhr. v. Arnim-Suckow (1798 – 1861), „der die Wiederherstellung Polens anstrebte und die dortige Nationalbewegung entsprechend förderte“ (Krüger S. 31). 130 Art. III § 19 des Entwurfes der Verfassung des vorgesehenen deutschen Reiches machte die Seemacht zur Bundessache und gestattete den Bundesmitgliedern nicht, eigene Kriegsschiffe zu halten. 131 1797 – 1853. 132 Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituierenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main über die 16. Sitzung am 14. 6. 1848, zit. nach Nägler S. 37 N.4.
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Standort der neuen Flotte wurde Bremerhaven vorgesehen; auf dem Dänholm wurde ein preußisches Marinedepot angelegt, das erst 1871 durch Kaiser Wilhelm I. wieder aufgehoben wurde. Am 31. Juli hatte die Nationalversammlung schwarz-rot-gold als Nationalfarben des Reiches und (im linken oberen Eck) den Doppeladler auf goldenem Grund mit abgewendeten Köpfen, roten Zungen, goldenen Schnäbeln und geöffneten Fängen als Bundeswappen und Kriegsflagge bestimmt133. Die neue Flagge wurde allerdings zunächst diplomatisch nicht angezeigt134 (außer den USA135, die sie auch anerkannten), weshalb es zu Verwicklungen kam. England drohte gar, Kriegsschiffe unter der Flagge der nicht anerkannten neuen Staatsmacht als „Freibeuter“ zu behandeln. Diplomatische Anzeigen erfolgten dann zögerlich (gegenüber England erst am 2. 7. 1850). Im Mai 1850 war die neue Flagge offiziell in den Niederlanden, den USA, in Belgien, Sardinien-Piemont, Portugal, Neapel, Spanien, Griechenland und in der Türkei anerkannt, mit Vorbehalten auch in Frankreich; Russland zögerte. Da war aber die Bildung des neuen deutschen Reiches bereits gescheitert. Überdies gab es über die Flagge auch internen Zwist: Preußen vollzog den Flaggenwechsel nicht und Österreich beharrte darauf, seine rot-weiß-rote Flagge weiterhin zu führen. Deshalb konnte die Nordseeflotte die Farben schwarz-rot-gold nur innerhalb deutscher Hohheitsgewässer führen, womit ausgreifendere Verbandsübungen ausgeschlossen waren. Durch die Kapitulation Venedigs am 22. 8. 1848 gelangte Österreich wieder in den Besitz seiner Flotte, doch musste diese zuerst reorganisiert werden, und konnte im Feldzug gegen Dänemark nicht eingesetzt werden. In der durch den Verfassungsentwurf geschaffenen provisorischen „Zentralgewalt“ (Ministerium v. Gagern) wurde nach preußischem Vorbild zunächst nicht das Kriegsministerium, sondern das Handelsministerium unter Leitung von Minister Arnold Duckwitz136 für Marineangelegenheiten als zuständig erklärt und hiefür das 133 Reichgesetzblatt Nr. 5 vom 13. 11. 1848. Die neue Flagge wurde am 15. 10. 1848 erstmals gehisst. Siehe dazu eingehend Bär S. 224 ff. 134 Der Grund war dreifach: Es fehlten die diplomatischen Vertretungen im Ausland, die Zentralgewalt war völkerrechtlich nicht anerkannt und die Zentralgewalt verfügte noch über keine hochseegängigen Kriegsschiffe (Bär S. 227 f.). 135 Wegen des Kaufs der United States / Hansa. 136 1802 – 1881. Inhaber eines Handelshauses in Bremen, entschiedener Förderer des Deutschen Zollvereins, Mitglied des Bremer Senats von 1841 – 1848 und wieder von 1849 – 1875. Initiant einer ständigen Dampferverbindung zwischen Bremen und New York (Ocean Steam Navigation Company). Am 5. 8. 1848 vom Reichsverweser Erzherzog Johann zum Reichsminister des Handels berufen. Am 5. 6. 1858 von der Universität Jena zum Ehrendoktor der Jurisprudenz ernannt. – Duckwitz’ Ausführungen zur Tätigkeit als Marineverantwortlicher der Zentralgewalt sind knapp, aber anschaulich (S. 103 f.). Er stellt fest, dass er zunächst von Marinebelangen nichts verstand. „Die Schwierigkeit der Sache reizte mich und fing an, mich zu interessieren. Es gab keinen Menschen in Deutschland, der Rath geben konnte, ich war daher anfangs entschieden auf mich allein angewiesen, und gerade das war es, was mir frischen Muth gab“ (S. 104).
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Marinedepartement (ebenfalls unter Leitung Duckwitz’) geschaffen, innerhalb dessen die Marine-Abteilung für die allgemeine Verwaltung der Marine, den Ankauf von Kriegsschiffen und den Abschluss von Bauverträgen für Kriegsschiffe zuständig war. Für die eigentliche fachliche Beratung wurde durch ACO vom 5. 9. 1848 die „Technische Marinekommission“ im Rahmen des Kriegsministeriums eingesetzt137 und zu deren Vorsitzendem am 13. Oktober durch den am 29. 6. 1848 gewählten Reichsverweser Erzherzog Johann von Österreich der vom preußischen König hierfür beurlaubte und zur Verfügung gestellte Prinz Adalbert ernannt. Mitglieder waren u. a. der aus dänischen Diensten übernommene KL Johann Otto Donner, der preußische Navigationsdirektor Jan Schröder138 (ein Holländer), der preußische Armeeoffizier Ludwig Bogun von Wangenheim139, vor allem aber der aus Sachsen gebürtige legendäre Fregattenkapitän Rudolf Bromme140, der sich selbst den Namen „Brommy“ gegeben hatte141. Diese Kommission erarbeitete in ihrem Abschlussbericht vom 8. 2. 1849 an die Marineabteilung des Handelsministeriums grundlegende, sich von den Regelungen für die Armee deutlich unterscheidende Instruktionen, die dem Sinne nach z. T. bis heute maßgeblich geblieben sind, erstellte technische Gutachten über den Aufbau der Seestreitkräfte und die Küstenbefestigungen und stellte erste Überlegungen hinsichtlich des später gebauten Nordostseekanals an. Hinsichtlich des Aufbaus der Reichsflotte empfahl die Kommission (8. 2. 1849) in Anlehnung an Prinz Adalberts 1848 in Potsdam publizierte Denkschrift über die Bildung einer deutschen Kriegsflotte ein Vorgehen in zwei Etappen: Zunächst sollte der Küstenschutz mit Dampf- und Kanonenbooten, und sodann der Handelsschutz durch die Forcierung des Belts mit 16 schweren Fregatten zu je 60 Kanonen, dazu 30 Raddampfern, sichergestellt werden. Die insgesamten Kosten, auf 10 Jahre verteilt, wurden auf 60 Millionen Taler veranschlagt142. Auch von andern wurden Denkschriften vorgelegt143; diese Denkschriften äußerten sich auch zu den möglichen Gegnern, wobei kurzfristig erneut Dänemark, mittelfristig aber 137 Text bei Hubatsch, Admiralstab S. 220. Durch dieselbe Ordre wurde das vorläufige Marinier-Bataillon geschaffen. 138 Jan Schröder, damals niederländischer chKzS bzw. preußischer Rath IV. Kl., bis 8. 9. 1848 Direktor der Navigationsschule Danzig; am 17. 5. 1854 KAdm und damit erster Admiral der preußischen Marine. 139 1797 – 1865; damals Major, Vorsteher der Marineabteilung im preußischen Kriegsministerium, zuletzt Generalleutnant; am 4. 1. 1864 zD. 140 Bromme hatte in französischen, amerikanischen und niederländischen Diensten gestanden und war vor seiner Berufung in die Kommission prov. Kommandeur der griechischen Marineschule in Piräus gewesen. Am 23. 11. 1849 vom Reichsverweser Erzherzog Johann zum KAdm ernannt und damit erster Admiral der deutschen Flotte; am 30. 6. 1853 verabschiedet. Am 8. 4. 1857 trat Bromme als KAdm in den Dienst der k.k. österreichischen Kriegsmarine, wurde Chef der Technischen Sektion in der Obersten Marinebehörde in Mailand; am 7. 8. 1857 verabschiedet. Sein einziger Sohn fiel 1870 bei St. Privat (R. v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 59). 141 v. Reventlow, Deutschland zur See S. 28. 142 Für Einzelheiten siehe Güth, Revolution S. 16 ff. 143 Siehe dazu Duppler, Juniorpartner S. 19 f.
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Russland als „Hüterin der Prinzipien der Heiligen Allianz und des Metternichschen Systems“ im Vordergrund stand144. Unter dem Druck Russlands145 und Englands schloss Preußen am 26. 8. 1848 in Malmö einen Waffenstillstand mit Dänemark, der heftige Empörung im Volk und in der Paulskirche auslöste, die ihn zunächst verwarf, am 16. September aber akzeptierte, um einen europäischen Krieg zu verhindern, womit sich die Empörung im Volk nunmehr gegen die Nationalversammlung richtete146; in Frankfurt wurden sogar zwei Abgeordnete, die dem Vertrag zugestimmt hatten, vom Mob ermordet147. Trotz des Waffenstillstandes, dem man allgemein nicht traute, wurde in Deutschland energisch am Bau neuer Schiffe gearbeitet: der Bürgerverein St. Pauli stellte aus eigenen Spenden ein durch 16 Riemen à 2 Mann bewegtes Ruderkanonenboot mit 2 Geschützen fertig; in Stralsund lief am 10. August die Strelasund, das erste von vier für Schleswig-Holstein gebauten Kanonenschaluppen im Auftrag des Stralsunder Flotten-Comités in Anwesenheit Prinz Adalberts unter begeisterter Anteilnahme der Bevölkerung vom Stapel, und Preußen konnte im Verlauf des Winters 1848 / 49 insgesamt 9 Kanonenboote, 21 Schaluppen und 6 Kanonenjollen mit insgesamt 67 Geschützen in Dienst stellen. Die Zentralgewalt hatte in England von der Cunard Line die transatlantischen Postschiffe Britannia148 (neu Barbarossa) und Acadia (zu Ehren des Reichsverwesers in Erzherzog Johann umgetauft) erworben, die Dampfer Bremen, Hamburg und Lübeck „notdürftig zum Kriegsdienst umgewandelt“149, und in den USA die große Dampffregatte United States (neu Hansa150) gekauft. Die USA gaben auch gerne Ratschläge, hielten sich sonst aber zurück151
Duppler, Juniorpartner S. 21 f. Zar Nikolaus I. „war über die Massen wütend, dass sein preußischer Schwager mit, wie er es sah, revolutionären Nationalisten Hand in Hand arbeitete, und drohte mit der Entsendung russischer Truppen … [Die englische Regierung] fürchtete, Russland könnte den Konflikt über Schleswig und Holstein zum Vorwand nehmen, ein Protektorat über Dänemark zu errichten. Da die Dänen über das Kattegat und den Öresund sowie den Großen und Kleinen Belt den Zugang zur Ostsee kontrollierten, war dies für London eine Frage von großer strategischer Bedeutung“ (Clark S. 563 f.). 146 Nipperdey, 1800 – 1866, S. 625 f., S. 634 f.; Engelberg, Bd. 1 S. 309. 147 Winkler S. 607 f. 148 Dank einer Bestleistung von 280 Seemeilen pro Tag war die Britannia Trägerin des Blauen Bandes; sie überquerte den Atlantik in 10 – 15 Tagen, vgl. Dudszus / Köpcke Bd. 2 S. 71. 149 Valentin Bd. 2 S. 26, S. 324 f. 150 Die Hansa wurde von den USA zunächst als „Kriegskonterbande“ zurückgehalten (Bidlingmaier S. 72) und durfte erst nach Hinterlegung des doppelten Wertes von Schiff und Ladung ausreisen (Valentin Bd. 2 S. 325). 151 Allerdings brachen die USA (vorgeblich aus Neutralitätsgründen) eine zwischen ihrem Präsidenten Polk und Duckwitz, dem Leiter des Marineamtes, getroffene Vereinbarung, vorübergehend 40 amerikanische Seeoffiziere in deutsche Dienste treten zu lassen, um dem Offiziersmangel abzuhelfen (R. v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 48; Tesdorpf S. 39; siehe auch Valentin Bd. 2 S. 325). 144 145
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und betrachteten die deutschen Flottenpläne als utopisch152. Im Auftrag der Zentralregierung wurden in England die Dampfkorvetten Inca (neu Großherzog von Oldenburg), Cacique (neu Frankfurt) und Cora (neu zu Gunsten des ersten Königs von Hannover nach Auflösung der Personalunion mit England Der Königliche Ernst August) gebaut, und die Segelfregatte Deutschland153 erworben. Am 12. Dezember 1848 kündigte Dänemark den Waffenstillstand von Malmö und machte im Februar 1849 mobil. Die „Marinekommission“ beendete ihre Tätigkeit am 28. Februar; per 1. März befahl König Friedrich Wilhelm IV. die Schaffung eines Oberkommandos der preußischen Marine und bestellte Generalleutnant Prinz Adalbert zum Oberbefehlshaber unter Beibehaltung seiner Funktion als Generalinspekteur der Artillerie des Heeres. Als dänische Truppen am 3. April die Grenze Schleswigs überschritten, stellte sich ihnen Generalleutnant Karl Ludwig v. Prittwitz154 mit 55.000 Mann entgegen, und die noch bescheidene deutsche Flotte unter der Leitung der Frankfurter Zentralregierung unter schwarz-rot-goldener Flagge mit 11 Kanonenbooten mit je 2 60-Pfündern, dem für den Kriegseinsatz umgebauten Paketboot Bonin und einem Dampfkanonenboot155 konnte die dänische Blockade schon auf größere Distanz halten156. Am 4. Juni gerieten Barbarossa, Hamburg und Lübeck unter dem Kommando Fregattenkapitän Brommys mit der dänischen Fregatte Valkyrien in das einzige Seegefecht mit Dänemark; der dänische Gegner zog sich in die 3-Seemeilen-Zone und in den Schutz der Batterien des (formell neutralen) englischen Helgoland zurück, Brommy nach Cuxhaven und von dort nach Bremerhaven. Wegen der englischen Nichtanerkennung der neuen schwarz-rot-goldenen deutschen Kriegsflagge157 und weil sich die Vorstellungen der Zentralgewalt 152 Behaupteterweise nicht so der amerikanische Commodore Parker, der zu Duckwitz (S. 347) gesagt haben soll, er wisse an der Bundesflotte „nicht das mindeste“ zu verbessern, was ihn aber nicht hinderte, sich gegenüber der eigenen Regierung „über die ganze Angelegenheit“ sehr nachteilig auszusprechen und ihr zu raten, „sich bei der Gründung einer deutschen Flotte in keiner Weise zu betheiligen“ (Bär S. 40 Fn. 1). 153 Vormals unter dem Namen César Godeffroy ein Hamburger Handelssegler in ostasiatischen Gewässern. 154 1790 – 1871. 155 Die Besatzungen erreichten zusammen einen Bestand von rund 2500 Mann; die Offiziere kamen aus mehreren Ländern, vor allem aus Belgien. Die Besatzungsfrage erwies sich als schwierig, einerseits weil die Tradition fehlte, die die seemännische Laufbahn für junge Männer als selbstverständlich und erstrebenswert erscheinen ließ, anderseits, weil sich die Bundesstaaten nicht einig waren, an wessen Wehrdienstpflichtzeit die Tätigkeit in der Bundesmarine anzurechnen, und auf welche Obrigkeit der Fahneneid abzulegen sei (Koch, Geschichte S. 18). 156 Eine lebhafte Schilderung der Ereignisse gibt R. v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 50 ff. 157 Außenminister Lord Palmerston erklärte in der Times und in einer diplomatischen Note wenige Tage nach dem Gefecht Brommys mit der dänischen Valkyrien vor dem englischen Helgoland, er werde Schiffe unter der nicht-anerkannten schwarz-rot-goldenen Flagge als Freibeuter behandeln (Palmerstons Drohung entsprach dem Völkerrecht, da der preußische König die faktische Auflösung der deutschen Zentralgewalt öffentlich erklärt und keine einzelstaatliche Regierung Brommys Schiffe als unter ihrer Autorität stehend anerkannt hatte).
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und Preußens zunehmends entfremdeten, stellte Preußen seine Kriegsschiffe wieder unter die preußische Kriegsflagge. Große Erfolge für die Zentralregierung waren anlässlich der Verteidigung von Eckernförde durch Hptm Jungmann158 die Eroberung am 5. April 1849 der dänischen Fregatte Gefion mit 52 Kanonen, die aber wegen der im Gefecht erlittenen schweren Beschädigungen nicht mehr auf deutscher Seite in die Kämpfe eingreifen konnte159, und die Aufgabe durch Dänemark der Inseln Sylt und Föhr als Folge eines Vorstoßes am 19. April von sechs Kanonenbooten der Schleswig-Holsteinischen Flotille durch den Eiderkanal nach Husum160. Ohne Auswirkungen auf die Flotte blieb der gescheiterte Versuch (am 27. Mai) der Königreiche Preußen, Sachsen und Hannover zur Schaffung eines durch einen „Verwaltungsrat“ zu führenden Bündnisses, das allen deutschen Ländern offen stehen sollte161, um so – nach der Absage Österreichs – den Reichsgedanken doch noch zu verwirklichen. Als Nachfolger des am 9. Mai zurückgetretenen Ministers Duckwitz wurde Johann August Jochmus162 von Reichsverweser Erzherzog Johann am 22. Mai zum Leiter des am selben Tag geschaffenen Marineministeriums des Deutschen Bundes ernannt, ein Amt, das er bis am 20. 12. 1849 innehatte. Das Debut der Bundesflotte war insgesamt „ein gar zu trauriges gewesen, als dass man hätte mit Vertrauen in die Zukunft blicken können. Jeder tat zwar noch seine Schuldig-
Dazu schreibt Duckwitz (S. 125): „Deutschland anerkannte seine eigene Flotten nicht an. Ähnliches ist in der Weltgeschichte wohl noch niemals vorgekommen“. – Palmerstons Drohung hat ihren Zweck erreicht: „Zentralgewalt und später Bundestag beugten demütig ihr Haupt vor dem englischen Premier“ (R. v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 57). – Nur die USA hatten die Frankfurter Regierung offiziell anerkannt (Ozement S. 173). – Da weder der Reichsverweser, noch die Frankfurter Nationalversammlung völkerrechtlich anerkannte Autorität besaßen, lag die außenpolitische Vertretung des Bundes in dieser Phase bei Preußen (Schäfer, Bd. 2 S. 362). 158 Bei dieser Gelegenheit wurden durch die deutsche Küstenverteidigung erstmals die vom französischen Major Henri Joseph Paixhans (1783 – 1854) 1822 entworfenen und 1824 erprobten Sprenggranaten eingesetzt. – Paixhans sagte voraus, dass man „seiner Erfindung wegen die Kriegsschiffe werde mit Eisenplatten panzern müssen“ (Wislicenus, Seekriegswaffen S. 88 f.). 159 Die beschädigte Gefion, „ein Gegenstand des Neides für Preußen, die Holsteiner und die Bundeszentralgewalt, von den Dänen ständig bedroht und scharf bewacht, lag … Wochen und Monate lang … hinter der Barre von Eckernförde; erst im Winter 1850 ward sie nach der Weser übergeführt und dem Bestand der deutschen Flotte zugeführt“ (Koch, Geschichte S. 20). 160 Bidlingmaier S. 73. 161 Bär S. 81 N. 1; v. Sybel Bd. 1 S. 202 ff. 162 Bevor er in dieses Amt berufen wurde durchlief Jochmus (1808 – 1881) eine faszinierende militärische Karriere: Sie begann im Alter von 21 Jahren als Leutnant in französischen Diensten, nahm den Fortgang als Hauptmann in griechischen Diensten im Befreiungskrieg gegen die Türken (1832 – 1834), für die er sich (zwischenzeitlich auf einem andern Schauplatz Generalquartiermeister (1837) der Nordarmee im Rahmen der anglospanischen Legion) dann aber engagierte und 1837 Generalleutnant und 1841 Oberbefehlshaber des osmanischen Heeres wurde. Nach seiner Tätigkeit für den Deutschen Bund wurde er im Dezember 1859 in Österreich in den Freiherrenstand erhoben und zum Feldmarschallleutnant e.h. befördert.
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keit, aber jeder höhere geistige Schwung war gelähmt“163. Wieder einmal hatte sich gezeigt, dass Seemacht nicht improvisiert werden kann164. „Die populäre Schwärmerei hatte eben gar keinen Begriff davon, welches Maß von Zeit, Geld, technischem, militärischem und politischem Sachverständnis gehörte, um eine auch nur bescheidene, aber doch ernst zu nehmende Seemacht aufzubauen“165. Der erneute Waffenstillstand am 10. 7. 1849 und schließliche Friedensvertrag vom 2. (Preußen) bzw. 10. 7. 1850 (Deutscher Bund) – von England, Russland und Schweden aufgezwungen – war insgesamt noch belastender, als der Waffenstillstand vom Sommer 1848. Der österreichische Vorschlag, Österreich solle eine Flotte in der Adria, Preußen in der Ostsee und die übrigen Bundesmitglieder gemeinsam eine Flotte in der Nordsee aufstellen, geriet nicht über den Gedanken hinaus166. Die „Technische Marinekommission“ hatte ihre Tätigkeit am 10. Februar 1849 beendet, noch während die neue Krise mit Dänemark erst begann; ihre Mitglieder kehrten in die Teilstaaten zurück, die sie in die Kommission entsandt hatten, Donner nach Schleswig-Holstein, Schröder nach Preußen. Als einziger Seeoffizier blieb Bromme in Frankfurt zurück, und übernahm zugleich das Oberkommando über die Nordseeflotte, das Kommando über die Strandbasen und war Seezeugmeister. In kürzester Zeit gelang es ihm, die beschädigten Schiffe in einer eigens gebauten Werft in der Weser zu reparieren, ein einheitliches Seeoffizierskorps zu schaffen und auszubilden167, und Depots für Ausrüstung und Bewaffnung anzulegen; die volle Mannschaftsstärke fehlte noch. Zwar wurde am 25. 4. 1850 auf Initiative Komm Jan Schröders in Stettin zukunftsweisend das preußische Schiffsjungen-Institut gegründet, das den Unteroffiziers-Nachwuchs der Kriegsmarine sicherstellen sollte und unternahm eine von Hannover (unter Ausschluss von Österreich, Preußen, Luxemburg und Holstein) auf den 20. 3. 1852 einberufene Konferenz168 den Versuch, die Bundesflotte auf der Grundlage eines von Duckwitz ausgearbeiteten Vorschlages zu retten. Er scheiterte am Unwillen der beteiligten Länder, genügende Mittel dafür zur Verfügung zu stellen169, sodass selbst nach Auffassung des an der R. v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 57. Bidlingmaier S. 72. – „Man kann wohl Armeen aus dem Boden stampfen … um aber eine Flotte … aufzubauen, ist die Lebenszeit einer Generation erforderlich“ (Brief Tirpitz an Prinz Heinrich vom 25. 12. 1905, zit. nach Berghahn S. 183). 165 Valentin Bd. 2 S. 325. 166 R. v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 58. 167 Vollständige Liste per 1. 5. 1850 erstellt von KAdm Bromme bei Bär S. 233 ff., wobei Bromme diejenigen speziell kennzeichnet, die das Seegefecht vor Helgoland am 4. 6. 1849 mitmachten. 168 Einzelheiten bei Bär S. 204 ff. 169 Genaue Zahlen bei Duckwitz S. 122 und Bär S. 73 f. – Zu den säumigen Zahlern gehörte insbesondere Österreich. Weil Bismarck keine Mehrheitsbeschlüsse des Bundestages akzeptieren wollte, hintertrieb er einen österreichischen Versuch, in seiner Abwesenheit ein neues Umlageverfahren einzuführen, wobei er gleichzeitig tunlich den Eindruck vermeiden wolle, 163 164
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Konferenz teilnehmenden KAdm Bromme „eine sofortige Auflösung der Flotte bei Weitem vorzuziehen sei“170. Deshalb verfügte die Bundesversammlung – deren Exponenten die Flotte nie gesehen hatten171 – am 2. 4. 1852 die Auflösung der Flotte. Gestützt darauf holte Brommy am 10. April 1852 die schwarz-rot-goldene Flagge auf seinem Flaggschiff Barbarossa ein, das er weisungsgemäß als Gegenleistung für vorrangig geleistete preußische Zahlungen Komm Schröder für Preußen übergab, zusammen mit der temporär Eckernförde umgetauften Gefion172. Die nicht bei Preußen verbleibenden bzw. an Preußen gehende Schiffe173 wurden im März 1853 durch den beauftragten ehemaligen oldenburgischen Geheimen Staatsrat Dr. iur. Hannibal Fischer in Brake mit schlechtem Ergebnis versteigert174. Am 31. März 1853 erließ KAdm Bromme seinen letzten „Generalbefehl“175 als Oberbefehlshaber, „als ob das bisher finanziell stark engagierte Preußen in der Verfolgung einer nationalen Sache lau geworden wäre“ (Engelberg, Bd. 1 S. 387 ff.). Der Finanzstreit veranlasste Zar Nikolaus I. (Russland war seit 1815 einer der Garanten des Deutschen Bundes) zu einem allerdings erfolglosen Vermittlungsversuch. 170 Duckwitz S. 119 ff., Zitat S. 124. 171 Duckwitz S. 346. 172 Die Namensgebung erinnerte daran, dass die Gefion den dänischen Auftrag gehabt hatte, die Stadt Eckernförde anzugreifen. 173 Neben Barbarossa und Gefion Amazone und Preußischer Adler. 174 Fischer, „aus einem Saulus in einen Paulus umgewandelt“, versuchte – nachdem er die zu versteigernde Flotte gesehen hatte – in Hannover, Berlin und Frankfurt „für die Erhaltung der Flotte ein Wort einzulegen, erhielt aber von dem Präsidenten der Bundesversammlung den Befehl … seinen Auftrag auszuführen“ (beide Zitate bei Duckwitz S. 347). – Der Erlös der Versteigerung betrug max. ein Drittel, in Einzelfällen nur 10 % des echten Wertes (die Kanonenboote erzielten bloß 7%), insgesamt 432.800 Taler (Laverrenz, Kriegsflotte S. 14). Der von den Mitgliedern des Bundes zu tragende Verlust belief sich auf fast 5 Millionen Taler. Fischer wird seither allgemein geschmäht; dem späteren preußischen Ministerpräsidenten Bismarck wird das tröstende Wort in den Mund gelegt, einer habe schließlich den unangenehmen Auftrag übernehmen müssen. – Schäfer (Bd. 2 S. 373) hat die Auflösung der Bundesflotte, hauptsächlich auf Betreiben Österreichs, „das doch keinen Kreuzer für sie gezahlt hatte“, als „die unwürdigste und kurzsichtigste“ Gehässigkeit der politischen Reaktion nach dem Misserfolg der Revolution bezeichnet. Siehe auch Valentin (Bd. 2 S. 220 und S. 325 f.) und Marcks (Bd. 1 S. 361): „Die Schande war groß, der Bruch mit den stolzen Träumen von 1848 so erschütternd wie die Enthüllung der Zwietracht und Kraftlosigkeit des Bundes“. – Zum eigentlichen Verkaufsvorgang siehe Bär S. 212 ff. – Das Handelshaus Rössing und Mummy in Bremen erwarb die Deutschland, die General Steam Navigation Company in London die Dampfer / Dampfkorvetten Bremen, Der Königliche Ernst August, Frankfurt, Großherzog von Oldenburg, Hamburg und Lübeck, das Handelshaus Fritze und Genossen in Bremen die Hansa und den Erzherzog Johann (Bär S. 216 f.). – Es erstaunt in hohem Maße, dass auch die sonst gerade zu jener Zeit so bedeutsamen dynastischen Erwägungen nicht ausreichten, die Versteigerung der beiden Schiffe mit hochadligen Namen zu verhindern. 175 In der „Vermächtnispassage“ des Befehls schreibt Brommy: „Mit Stolz darf das Oberkommando es aussprechen, dass die deutsche Marine innerhalb der ihrer Ausbildung gesteckten engen Grenzen und unter den schwierigen Verhältnissen einen Höhepunkt erreicht hatte, welchem Sachkundige die vollste Anerkennung zollen mussten, und der den Beweis lieferte, was Deutschland hinsichtlich seiner Wehrkraft zur See unter günstigen Umständen zu leisten vermöchte“ (zit. nach Hünemörder S. 161).
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bevor er am 30. Juni formell verabschiedet wurde176. Die Marine des Deutschen Bundes hatte aufgehört zu existieren. In der Bevölkerung und bei den Eliten des Reiches blieb der Gedanke an eine eigene Flotte – „das Schmerzenskind der deutschen Revolution“177 – verbunden mit der Idee der Einigung des Reichs stark und lebhaft: „So erlebten wir anschaulich, wie verschüchtert ein großes Volk ohne Seegewalt werden kann, und wie entfremdet wir den Werten waren, welche das Meer uns bot“178. „Alle jene schönen Hoffnungen waren geknickt und zu Grabe getragen … Der schöne Traum war ausgeträumt, und Tränen der Wehmut rannen über die gebräunten Wangen derer, die damit ihren Lebenshoffnungen entsagten und in eine trübe, unsichere Zukunft blickten“179. „Bei gutem Willen wäre es wahrscheinlich möglich gewesen, die deutsche Flotte … für den Deutschen Bund zu erhalten. Preußen wünschte aber neben seiner eigenen Flotte keine andere180. Wieder siegte das Großmachtsinteresse des Einzelstaates über eine gesamtdeutsche nationale Angelegenheit …“181. Duckwitz182 bezeichnet die Auflösung der Flotte als „einen dunklen Punct in der Geschichte Deutschlands, deren Behandlung die Gefühle der Nation und deren Ehre schwer verletzte …“. Er konzediert aber, dass die Flotte auch in Deutschland ihre Feinde hatte, „im Norden wie im Süden, die, ohne je etwas davon gesehen zu haben, darüber spöttelten und unzufrieden waren, dass dieselbe nicht wie Minerva aus dem Haupte Jupiters sogleich im Jahre 1848 auf den Beschluss der Nationalversammlung in einer Größe wie diejenige einer Großmacht fix und fertig herbeigezaubert sei“183. Liste der Seeoffiziere und Kriegsschiffe in Anh. 2 Ziff. IV. 1. (c) und Anh. 8 Ziff. II.
V. Schleswig-Holsteinische Flottille (1848 – 1851) Johannes Christiansen (1809 – 1854), Professor für Römisches Recht in Kiel184, hatte im Juni 1848 die Schaffung einer schleswig-holsteinischen Flotte zum Schutz 176 Zu den wenig erbaulichen finanziellen Regelungen des Abgangs von KAdm Bromme und anderer Seeoffiziere siehe Bär S. 208 ff. 177 Valentin Bd. 2 S. 324, dagegen bei Duckwitz „das Lieblingskind des Volkes in dem Sturmjahre 1848“. 178 Paschen S. 13. 179 R. v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 58. 180 Im Gegensatz zur ACO vom 24. 10. 1848, siehe vorne Fn. 117. 181 Valentin Bd. 2 S. 567. 182 S. 119. 183 S. 125 f. 184 Seit 1844 Ordinarius. Zu seinen bekanntesten Studenten gehörten Theodor Mommsen und Theodor Storm. Christiansen wurde 1850 zusammen mit Rudolf v. Ihering (1818 – 1892),
V. Schleswig-Holsteinische Flottille
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von Schifffahrt und Reede beantragt. Wenige Wochen später wurde mit dem Bau begonnen. Die Schiffe dieser Flottille waren dem Bund unterstellt und kämpften an der Seite der andern Teilnehmer im Krieg gegen Dänemark185. Anfang 1850 erreichte diese Flottille ihren höchsten Bestand186 mit den beiden Raddampfern Bonin (4 Bombenkanonen, bei einem Kieler Kaufmann für 67.500 Taler erworben187) und Löwe, dem als Seekadetten-Schulschiff eingesetzten Schoner Elbe (8 Geschütze) und elf Kanonenbooten mit je 60 Mann Besatzung und 2 60-Pfünder-Bombenkanonen188, worunter die Von der Tann. Schon am 1. 12. 1848 war eine Seekadettenschule eingerichtet worden. Besonders erwähnenswert sind drei in Kiel gemachte technische Entwicklungen: Hier wurde für die Von der Tann die erste deutsche Heckschraube, vom österreichischen Forstbeamten Josef Ressel189 in Triest erfunden, entwickelt, und zeigte der aus Bayern stammende Techniker Wilhelm Sebastian Valentin Bauer190 seine ersten Versuche191 mit einem 1850 durch die Maschinenfabrik Schweffel & Howaldt in Kiel gebauten handgetriebenen Unterseeboot Brandtaucher192 (wegen seiner Form auch „Eiserner Seehund“ genannt); weil die Fahrt am 1. 2. 1851 nach 2 geglückten Tauchfahrten193 misslang194, gehört das Aussteigen aus einem U-Boot seither zur Ausbildung195. Besonderer Erwähnung bedarf schließlich auch die Entwicklung (1848) einer Kette von Ankertauminen („Minensperre“) zum Schutz des Kieler Hafens, die vom Lande aus elektrisch zur Detonation gebracht werden sollte, durch den dem später berühmt gewordenen Juraprofessor („Der Kampf ums Recht“ 1872, „Der Zweck im Recht“ 1877) außerordentlicher Beisitzer des Oberappellationsgerichts in Kiel. 185 Die Übernahme der Schiffe dieser Flottille durch die Deutsche Bundesmarine erfolgte formell am 26. 4. 1849. – Zu ihren Taten im Krieg Tesdorpf S. 42 ff. 186 Einzelheiten bei Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 17. – Zur Uniformierung siehe Noeske / Stefanski Bd. 1 S. 46 ff. und Bildteil S. 9 ff. 187 Laverrenz, Kriegsflotte S. 14. 188 Laverrenz, Kriegsflotte S. 15; Bidlingmaier S. 73. 189 1793 – 1857 [siehe Anh. 7 Ziff. I. 1. (k)]. 190 1832 – 1875; Artillerie-Unteroffizier Bauer nahm am Feldzug 1849 / 50 teil. 191 Schon 1848 hatte der Geometer Gustav Winkler die Pläne für ein U-Boot zuerst der preußischen Regierung, dann der Nationalversammlung vorgelegt; ein Versuchsbau scheiterte an den Kosten (Gall S. 296). 192 Stapellauf am 18. 12. 1850. – Der Beiname „Brand“ verweist auf den vorgesehenen Einsatz: Mittels Greifarmen und Stulpenhandschuhen sollte aus dem Boot ein etwa 50 kg schwerer Explosionskörper („Brand“) unter der Wasserlinie an Schiffen, Brücken oder Hafenanlagen angebracht werden. 193 Bidlingmaier S. 74; Tesdorpf S. 48. 194 Bauers gesunkenes Boot wurde 1887 beim Ausbaggern des Kieler Torpedohafens wieder gefunden (Laverrenz, Kriegsflotte S. 306). 195 Vgl. dazu Tesdorpf S. 47 f. mit vielen Details zum Versuchsablauf, und Walter Hubatsch, Das Taucherschiff – der erste deutsche U-Boot-Entwurf, in: Hubatsch, Die erste deutsche Flotte S. 78. – Bauer fand in Deutschland keine Anerkennung; er vervollkommnete seine Konstruktion später im Ausland, vor allem in Russland (Bidlingmaier S. 74).
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preußischen Artillerieoffizier Werner Siemens (dem späteren Mitgründer der Telegraphenbau-Anstalt Siemens & Halske in Berlin) und den Kieler Physiker Himly196. Die Dänen wagten es wegen dieser Minensperre nicht, Kiel anzugreifen197. Auf Grund des Friedensvertrages von Berlin (1850) mit Dänemark musste SchleswigHolstein seine Flottille am 11. Januar 1851 an Dänemark ausliefern; Preußen übernahm jedoch die Besatzungen. Liste der Seeoffiziere und Kriegsschiffe in Anh. 2 Ziff. IV. 1. (b) und Anh. 8 Ziff. III.
VI. Exkurs: Die Wechselwirkung von Revolution, Marine und Nationalstaat Seit damals haben sich deutsche Historiker198, darunter auch manche Seeoffiziere, mit der Wechselwirkung von 48er-Revolution, Marine und Nationalstaat auseinandergesetzt, deren Darstellung in den folgenden Zeilen skizziert werden soll, wobei der Blick nicht auf die Revolution beschränkt werden darf, vielmehr – wegen des gleichzeitigen Krieges gegen Dänemark – die Geschehnisse der Revolutionszeit insgesamt zu betrachten sind. Während so manches andere kontrovers beurteilt wird, sind sich alle Autoren darin einig, dass eine wahre Flottenbegeisterung – „eines der stärksten Zeitmomente“199 – das Volk ganz Deutschlands erfasste, den maritim nicht unmittelbar betroffenen Süden nicht weniger, als den Norden, alle Bevölkerungs- und Einkommensschichten200. Von einem „Aufschrei des ganzen Volkes mit Herz und Sinn“ 196 Die Mine war ein mit 3000 kg Pulver gefülltes Weinfass. „Mitten in der Ladung war eine Zündpatrone mit feinkörnigem Pulver, durch die der Platindraht eines elektrischen Kabels führte. Von jeder der etwa 30 Fuß unter der Wasseroberfläche verankerten Minen führte ein Kabel nach der Beobachtungsstelle; das andere Ende des Platindrahts war zur Rückleitung des Stroms mit einer Zinkplatte, die im Wasser lag, verbunden“ (Wislicenus, Seekriegswaffen S. 90). 197 1859 erfand der Österreicher Baron Moritz v. Ebner-Eschenbach (1815 – 1898) die sog. „Beobachtungsmine“, eine elektrisch vom Lande aus zündbare Mine kombiniert mit einer camera obscura, in welcher auf einer matten Glasplatte das Bild der Umgebung des Minenfeldes sich abspiegelte, während der Liegeplatz der Minen auf ihr markiert war (Foss S. 136). – Gegen Ende des 19. Jh. waren vor allem Elektrokontaktminen in Gebrauch (Foss loc.cit.). 198 Erstaunlicherweise fehlt eine Auseinandersetzung mit der Thematik in den umfangreichen Werken von Nipperdey, Wehler und Winkler (Bibliographie) völlig, die selbst die Bestrebungen zur Gründung einer Bundesflotte übergehen. Dies gilt auch für die doch umfangreichen „Denkwürdigkeiten“ des späteren Reichskanzlers Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst (Bibliographie); erst anlässlich der Debatte im Reichstag über das 2. Flottengesetz äußerte er sich als Reichskanzler rückblickend (Bd. 2 S. 539). 199 Valentin Bd. 2 S. 25. 200 „[D]ie Flotte war eine nationale und sehr populäre Angelegenheit – das Frankfurter Parlament wollte sie also schaffen“ (Valentin Bd. 2 S. 128).
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spricht Wislicenus201, von „tumultuarisch“ vorgebrachten Wünschen der Bevölkerung Duckwitz202, von „einem „wilden Ruf und ungeregelten Verlangen“ nach einer „vom Volk einstimmig begehrten“ Kriegsflotte Tesdorpf203. Güth204 spricht von der „rational nur schwer zu deutenden emotionalen Bindung der Deutschen an die Marine“. Wie tief verwurzelt und breit abgestützt diese Begeisterung war, zeigen einzelne von Gall, Valentin, Wislicenus und Nägler205 genannte nahezu skurrile Angebote aus dem Volk zur Finanzierung der geforderten Kriegsflotte206, aber auch die Schenkung durch Arm und Reich von „Schmucksachen, Silbergeschirr und Geldspenden“207 im Sinne des 1813 durch Prinzessin Maria Anna (Marianne) von Preußen208 erlassenen Aufrufs „An die Frauen im preußischen Staate“ zur Hingabe von „Gold für Eisen“. Zu erinnern ist auch an die Literatur, z. B. Herweghs hymnisches Gedicht „Die deutsche Flotte“. Kritisch stellt Valentin209 fest, „die Begeisterung war schon etwas Schönes, aber es war auch viel Naivität und Wichtigmacherei dabei“. Dabei war noch 10 Jahre vorher der Flottengedanke selbst in den Seestädten unpopulär …, „[und hatten] die Hamburger Zeitungen fast nur Hohn und Spott dafür …“210. Diese Begeisterung hielt auch nach dem Scheitern der ersten Bundesflotte an; in einer Rede vor dem preußischen Landtag am 1. 6. 1865 zur Begründung des Finanzbedarfs für die Marine hielt Bismarck fest: „Es hat wohl keine Frage die öffentliche Meinung in Deutschland in den letzten 20 Jahren so einstimmig interessiert, wie gerade die Flottenfrage“211. Unter den Zwecken, denen die vom Volk und seinen Repräsentanten verlangte Kriegsflotte dienen sollte, stehen zwei im Vordergrund, wobei i. d. R. keiner der Zwecke isoliert, sondern zumeist in Verbindung mit andern Zwecken genannt wurde: (1) Der unmittelbare, ursprüngliche und hauptsächliche Grund für das Verlangen nach einer Kriegsflotte war außenpolitisch-militärischer Natur: die auf jüngster Erfahrung beruhende Überzeugung, nur durch eine starke Flotte einen Gegner (aktuell
S. 90. S. 75. 203 S. 17, S. 39. 204 Revolution S. 63. 205 Gall S. 295; Valentin Bd. 2 S. 26, S. 324; Wislicenus S. 92; Nägler S. 39 N. 17. 206 Der badische Abgeordnete Carl Mez (1808 – 1877) war auf Grund statistischer Erkenntnisse zum Schluss gekommen, dass aus dem gesparten Geld die größte Flotte der Welt gebaut werden könnte, wenn alle Deutschen auf das Rauchen verzichteten, und gab, zusammen mit seinem Freund Friedrich Hecker (1811 – 1881), das Rauchen lebenslang auf (Huch S. 414). 207 Wislicenus S. 92. 208 1785 – 1846; sie war – es könnte nicht passender sein – die Mutter des Flottengründungsprinzen Adalbert. 209 Bd. 2 S. 26. 210 Valentin Bd. 2 S. 25. 211 v. Bismarck, Bd. 2 S. 18. 201 202
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Dänemark) abwehren und die eben erlebte „jämmerliche Ohnmacht“ vermeiden zu können212. (2) Eine weitere Aufgabe der geforderten Kriegsflotte war der Schutz des Handels213, einer in Aussicht genommenen Kolonisation in Amerika214 und allgemein des Überseehandels215. In einem allgemeinen Sinne sollte die geforderte Kriegsflotte dem Ansehen Deutschlands in der Welt dienen216 und „besonders weitreichende Perspektiven eröffnen“217. Staatsrechtlich und längerfristig am bedeutungsvollsten war aber zweifellos die Wechselwirkung zwischen der eine deutsche Flotte begehrenden Flottenbegeisterung und der Idee der Reichseinigung, die ihrerseits Nahrung fand im von Dänemark aufgezwungenen Krieg, weshalb die Idee der Reichseinigung politische und militärische Perspektiven untrennbar verband218. Keiner hat dies damals prägnanter formuliert, als der liberale Parteiführer Georg Beseler (1809 – 1888), für den das im Volk erstarkte „Bedürfnis nach Einheit … namentlich ein Bedürfnis der Macht ist … [Um diesem Bedürfnis zu entsprechen] dürfen wir nicht bloß abstrakten Freiheitsbestrebungen nachjagen, sondern müssen auch als Nation zusammenhalten und handeln, dass wir auch in der Fremde geachtet sind, dass wir unsere Flagge geschützt hinsenden nach fremden Weltteilen … Die deutsche Bewegung ist vorgedrungen bis an das Meer, und die Seeluft … welche von dort her weht, wird über die deutschen Lande eine Frische verbreiten und stärkend und belebend auf unsere Zustände einwirken“219. Die Wünsche der Bevölkerung „wogten durcheinander, widersprachen sich vielfach oft in der komischsten Weise; aber in einer Hinsicht stimmten alle überein, in dem Verlangen nach einem deutschen Parlamente und nach Einheit der Nation … [I]n der Richtung, dass das große Deutschland eine kräftigere Vertretung gegen die Außenwelt … vor allem in der Wehrkraft zu Wasser und zu Lande erlangen müsse, sowie endlich darin, dass für Freiheit und Recht eine bessere Gewähr zu erstreben sei, waren wohl alle einig“220. „[N]ichts konnte den liberalen Traum der geeinten Nation besser symbolisieren, als eine deutsche Flotte 212 Wislicenus S. 90. In diesem Sinne auch Prinz Adalberts Flottendenkschrift (bei Tesdorpf S. 19 ff.); R. v. Werner, Deutschlands Ehr S. 60; v. Reventlow, Deutschland zur See S. 31. Siehe auch Valentin Bd. 1 S. 522. 213 Siehe z. B. den Aufruf des Bürgervereins St. Pauli vom 6. 5. 1848, abgedruckt bei Duppler, Germania S. 45. 214 Marcks Bd. 1 S. 236 f. 215 Prinz Adalbert in der Flottendenkschrift (bei Tesdorpf S. 19 ff.); so schon früher General Engelbrechten, Kommandant von Stralsund (bei Wislicenus S. 88). 216 Wislicenus S. 90; der liberale Parteiführer Georg Beseler in der Paulskirche (nach Wollstein S. 256); Herweghs Gedicht „Die deutsche Flotte“. 217 Wollstein S. 251. 218 Zur Beherrschung der Ostseezugänge war nicht nur eine Flotte, sondern „ein mächtiger deutscher Nationalstaat“ erforderlich (Wollstein S. 241). 219 Zitiert nach Wollstein S. 256. 220 Duckwitz S. 75.
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unter deutscher Kriegsflagge“221, weshalb der Antrag an die Nationalversammlung zur Schaffung einer Bundesflotte neben der militärischen auch die „nationale Frage“ aufwarf222, denn die geplante Bundesflotte war zwar militärisch unbedeutend, aber ein starkes Symbol „für alle Liebe und Hoffnung der Nation“223. Sie war von „glühendem patriotischem Eifer“ getragen, ein „nationales Werk“224. Für Batsch225 wurde Prinz Adalbert durch seinen Kampf für eine deutsche Flotte „zum Vertheidiger der deutschen politischen Einheit und des deutschen Reiches …“. Anlässlich der Debatte im Reichstag über das 2. Flottengesetz stellte Reichskanzler Hohenlohe-Schillingsfürst am 12. 6. 1900 rückblickend fest, „dass das Drängen nach einer deutschen Flotte recht eigentlich aus dem Deutschen Volke hervorgegangen ist. Die Geschichte des vergangenen Jahrhunderts zeigt, dass der Ruf nach einer Flotte stets dann hervorgetreten ist, wenn sich das Streben nach einheitlicher Gestaltung Deutschlands geltend machte oder wenn diese ihrer Verwirklichung entgegen ging oder entgegenzugehen schien“226. Das Verhältnis von Flottenbewegung und Reichseinheit wirkte nicht nur in einer Richtung („Die Nation baut die Flotte“), sondern es bestand auch eine Rückwirkung: Der Aufbau einer nationalen Kriegsflotte einte die deutsche Nation227. Das zeigte sich am Beispiel der Eroberung der dänischen Segelfregatte Gefion am 5. 4. 1849, die die „schon in eine fast aussichtslose Situation geratene deutsche Nationalbewegung nochmals in euphorische Stimmung versetzen …“228, Vaterlandsgefühl und Reichsgedanken wieder beleben konnte229 und so „Druck auf die Regierungen ausübte“230. In diesem Sinne äußerte sich auch Bismarck: „Die deutsche Flotte … war seit 1848 einer der zündenden Gedanken gewesen, an deren Feuer die deutschen Einheitsbestrebungen sich zu erwärmen und zu versammeln pflegten“231. Wie intensiv die Idee der Reichseinigung in der Revolutionszeit wirkte, zeigt sich daran, dass sie in manchen damaligen Äußerungen schon als erfolgt vorweggenommen wird. So spricht Prinz Adalbert in seiner Flottendenkschrift von 1848 nicht nur konsequent von „Deutschland“, sondern an einigen Stellen vom „einigen Deutschland“, und ist für ihn die zu schaffende Bundesflotte die „ächte Repräsentantin der wiedergeborenen Einheit des Vaterlandes“232. In gleichem Sinne wird im Vorgriff auf die Krüger S. 29. Tesdorpf S. 37. 223 Marcks, Bd. 1 S. 360 f. 224 R. v. Werner, Deutschlands Ehr’ S. 46, S. 49, S. 50. 225 S. 211. 226 Hohenlohe-Schillingsfürst Bd. 2 S. 539. 227 Gall S. 284. 228 Wollstein S. 239. 229 Valentin Bd. 2 S. 343 f. 230 R. v. Werner, Deutschlands Ehr’ S. 55. 231 Bd. 2 S. 18. 232 Bär S. 21; siehe auch die Hinweise bei Tesdorpf S. 19; Bidlingmaier S. 71; Wislicenus S. 91 und Güth, Revolution S. 63. 221 222
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spätere Reichseinheit schon 1848 vielfach von der deutschen „Nation“ und vom „deutschen Volke“ gesprochen233. Nicht eindeutig zu belegen ist, ob und ggf. in welchem Ausmaß die geplante Bundesflotte vom ideellen Gedankengut der Revolution geprägt war. Konkrete einzelne Umsetzungen solchen Gedankengutes, wie sie sonst etwa bei militärischen Verbänden in revolutionärer Zeit zu beobachten sind234, lassen sich nach Auffassung des Verf. nicht feststellen, was nicht erstaunt, denn dafür fehlte der Bundesflotte schon allein die Zeit235. Am ehesten lassen sich „atmosphärische“ Wirkungen erkennen, die allerdings, wegen der fehlenden Wirkungszeit, nicht schon in der Bundesflotte festzustellen wären, sondern in die Zukunft verwiesen. So spricht Beseler236 von neuer „Frische“. Als Ausdruck dieser Frische ist die technische Modernisierung der Marine zu sehen, die während der Revolutionszeit einsetzte: In Stettin wurde am 25. 4. 1850 das neue Schiffsjungen-Institut errichtet, in Kiel erprobte Sebastian Bauer Ende 1851 seinen „Brandtaucher“, legten Siemens und Himly 1848 die erste Minensperre und wurde die erste Schrauben-Schiffsmaschine für ein deutsches Schiff entwickelt. In Danzig lief am 13. 11. 1851 mit der Danzig zum ersten Mal in Deutschland ein größeres Kriegsschiff vom Stapel, und es wurden die ersten dampfgetriebenen Kriegsschiffe in Deutschland in Dienst gestellt237. Lediglich der Vollständigkeit halber und ohne das Thema zu vertiefen, sei schließlich auf den heute etwas entrückt wirkenden Disput238 über die Frage hingewiesen, ob und ggf. in welchem Ausmaß die Bundesflotte eine „Vorläuferin“ der späteren deutschen Flotten war, insofern also Kontinuität bestand, wobei nicht erstaunt, dass der politische Standpunkt die Antwort bestimmte. Wer argumentierte, es bestehe keine solche Kontinuität, sah in der Bundesflotte „vielfach nur eine Errungenschaft des revolutionären Jahres 1848“ und brachte ihr deshalb „eine entschiedene Abneigung“ entgegen239. Die Gegenthese konnte sich darauf berufen, 233 Zu den vorangehenden Hinweisen auch Marcks Bd. 1 S. 271 und 360 f. und Duckwitz S. 119. 234 Typisch wären etwa die Absetzung von dem alten Régime nahestehenden Chefs, die Anpassung der Disziplinarvorschriften und -kompetenzen, die Lockerung von Drillbestimmungen, die Gewährung größerer Freiheiten, die Amnestierung von oder Haftverkürzung bei Militärdelinquenten, die Erhöhung des Soldes. 235 Kein revolutionäres Gedankengut konnte der Auktionator der Flotte, Dr. Hannibal Fischer, finden: „… [I]ch glaubte ein Demokratienest zu finden, das ich zerstören möchte, ich habe aber eine so musterhafte Ordnung und Disciplin, ja ein so aristokratisches Wesen auf der Flotte bemerkt, das meine Gesinnungen noch übersteigt …“ (bei Duckwitz S. 347). 236 Zit. nach Wollstein S. 256. 237 1848: Der Königliche Ernst August, Preußischer Adler; 1849: Barbarossa, Bremen, Erzherzog Johann, Frankfurt, Hamburg, Lübeck. 238 Einen Überblick über die differierenden Positionen geben Nägler (S. 23 ff.) und Langewiesche (S.1 ff.) mit vielen weiterführenden Literaturhinweisen; siehe auch Duppler, Germania S. 15 ff. 239 R. v. Werner bezeichnete diese Auffassung als geradezu „vaterlandsfeindlich“ (Deutschlands Ehr S. 61, und S. 65).
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dass zumindest durch Personal240 und Schiffe241 eine „rationelle Weiterentwicklung bis zum Übergang in die Kaiserlich Deutsche Marine“242 möglich wurde – und natürlich durch den Prinzen Adalbert, Vetter König Friedrich Wilhelm IV., der als Schöpfer der preußischen Flotte betrachtet und respektiert war, als Vorsitzender der „Technischen Marinekommsission“ eng mit Duckwitz – dem „unermüdlichen Kämpfer für Deutschlands Einheit und Geltung zur See“243 – und der Zentralgewalt bei der Schaffung der „revolutionären“ Bundesflotte zusammenarbeitete, und nach deren Ende Oberbefehlshaber der preußischen Marine und ihr Generalinspekteur wurde. * „Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ist, im Gegensatz zu den ihr vorangegangenen Jahrzehnten, weniger eine Phase der großen theoretischen Konzepte und der grundlegenden, umwälzenden Ideen, als der Umsetzung und der Anwendung solcher Ideen in immer größerem Maßstab … Selbstverständlich war auch die Zeit nach 1848 nicht ideenlos. Weiterhin kündigten sich neue Auffassungen und Entwicklungen und revolutionäre Ideen an, vom Darwinismus bis zur Psychoanalyse. Doch die Kräfte, die die damalige Welt veränderten, gründeten überwiegend auf Ideen und Postulate, die ins 18. Jahrhundert und in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgingen“244.
Für Deutschland und im Besonderen für den Bereich der deutschen Marine muss diese Charakterisierung ergänzt werden: Die zweite Hälfte des 19. Jh. war auch und vor allem geprägt von Phantasie, zupackendem Unternehmergeist, Mut zum Wagnis, von der Bereitschaft, als richtig anerkannte Ziele der Gesellschaft durch den Einsatz der eigenen Kraft anzustreben, und diesen Zielen das Erlangen persönlichen Glückes oftmals nachzuordnen. Allerdings waren die Menschen jener Zeit auch noch weitgehend verschont vom Wust kleingeistiger bürokratischer Behinderungen, die uns Heutige stets und überall ermüden.
240 Wir beschränken uns auf spätere Flaggoffiziere. E. v. Jachmann (Eintritt 15. 6. 1845) setzte seine Karriere nach dem Ende der Bundesflotte fort. Zur Zeit der Bundesflotte traten in die Marine ein Batsch, Berger, Donner, Heldt, v. Henk, Kinderling, Klatt, Köhler, Kuhn, Livonius, MacLean, v. Monts, Przewisinski, v. Schleinitz, Schröder, Sundewall, R. v. Werner, v. Wickede. 241 Amazone, Barbarossa, Gefion, Mercur, Nix, Preußischer Adler, Salamander, Strelasund. 242 Tesdorpf S. 18. 243 R. v. Werner, Deutschlands Ehr’ S. 59. 244 Fisch S. 14 f.
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VII. Reaktion; Bismarck; Kriege gegen Dänemark und Österreich Nachdem die Revolution in Deutschland endgültig niedergeworfen war und die politisch liberalen Kräfte keine „umstürzlerische“ Wirkung mehr entfalten konnten, brach im nach wie vor zersplitterten Deutschland eine Phase des bisher nicht gesehenen wirtschaftlichen Auf- und Umbruchs und Wachstums an. Langfristige Investitionen, finanzierbar durch billige Kredite, bei erheblich gestiegener Nachfrage nach Konsum- und Industriegütern, begannen sich zu lohnen. Vor allem befeuert durch den Eisenbahnbau, den Bergbau und die Maschinenindustrie entstanden neue Banken und Industrie-Aktiengesellschaften, deren verfügbare Liquidität von 1850 bis 1859 um das Dreifache zunahmen. Besonders erwähnenswert sind die Gründung der Berliner Disconto-Gesellschaft (1851), der Darmstädter Bank (1853), der HAPAG (1847) in Hamburg und des Bremer Norddeutschen Lloyd (1857)245. Dank des von Justus Liebig (1803 – 1873) entwickelten künstlichen Düngeverfahrens wurde der landwirtschaftliche Ertrag deutlich gesteigert; die synthetische Farbenherstellung (1856246) leitete das Entstehen247 und rasante Wachstum chemischer Unternehmen ein. Auch Arbeitskräfte waren billig; sie strömten in großer Zahl aus dem Land in die Stadt und in die neuen Industriegebiete vor allem in Schlesien, Sachsen, Berlin, im Rheinland und im Ruhrgebiet, weil ihre Lebensbedingungen dort, weit entfernt von bescheidenem Wohlstand, doch erheblich besser waren, als auf dem Lande. So bildete sich in einer stillen, unpolitischen Umwälzung eine neue Gesellschaft von Proletariern einerseits, von bürgerlichen Mittelschicht anderseits. Die große Wanderungsbewegung führte zu einer Entwurzelung eines größeren Teils der Bevölkerung und man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass sie einer der Gründe für das Erstarken des Nationalgedankens gerade bei der Arbeiterschaft war: Ein geeintes Deutschland konnte ersatzweise ein Heimatgefühl wecken und Geborgenheit vermitteln. Nicht zu übersehen ist allerdings auch, dass von 1850 bis 1859 rund 1.2 Millionen Einwohner Deutschland nach Übersee verliessen, weil sie sich bessere Lebensbedingungen und mehr Demokratie und Freiheit erhofften248. Trotz der Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeiter war der Nährboden bereitet, um die andere bedeutende Ideologie des Jahrhunderts entstehen zu lassen: den Sozialismus. In Anlehnung an das 1848 von Karl Marx und Friedrich Engels publizierte Zu dessen Vorgeschichte siehe Duckwitz S. 126 f. Mauvein pat. für William Henry Perkin (1838 – 1907). 247 Z. B. BASF (1865), Agfa (1867). 248 Zwischen 1820 und 1900 emigrierten rd. 5 Millionen Deutsche (1850 – 1859: 1.160.000; 1861 – 1870: 780.000; 1871 – 1880: 620.000; 1881 – 1890: 1.340.000; 1891 – 1900: 530.000, alle Zahlen gerundet; vgl. Schulze S. 112). Die Auswanderung erfolgte zu 80 – 90% in die USA, wo die Deutschen zwischen 1861 und 1890 die stärkste Einwanderergruppe stellten; vgl. Fisch S. 89). – Dass dieser erhebliche Aderlass zu keiner intensiveren Störung des Wirtschaftswachstums führte, ist erstaunlich. 245 246
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Kommunistische Manifest gründeten 1863 Ferdinand Lassalle in Leipzig den „Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein“ (ADAV) und Wilhelm Liebknecht und August Bebel in Eisenach den „Vereinstag deutscher Arbeitervereine“ (VDAV), woraus im August 1869 die „Sozialdemokratische Arbeiterpartei“ (SDAP) erwuchs. Am 2. 12. 1851 gelangte Prinz Napoléon durch einen Putsch in Frankreich an die Macht; ein Jahr später bestieg er als Napoléon III. den französischen Kaiserthron249. Preußen nahm zwar als einzige der größeren europäischen Mächte nicht am Krimkrieg250, aber am Pariser Friedensvertrag vom 30. 3. 1856 teil, und war einer der Protagonisten der von den Signatarmächten251 des Friedensvertrages am 16. April 1856 abgegebenen „Erklärung betreffend das europäische Seerecht in Kriegszeiten“, durch die u. a. die private Kaperei verboten wurde und neutrale Ladung (ausgenommen „Kriegskontrebande“) auch unter feindlicher Flagge nicht als Prise genommen werden durfte. Ein pikantes Detail: 1856 versuchten preußisch gesinnte Royalisten, die 1848 von der Macht gedrängt worden waren, im Schweizer Kanton Neuchâtel (seit 1707 ein mit Preußen in Personalunion verbundenes Fürstentum) wieder die monarchische Ordnung einzuführen. Der schlecht vorbereitete Versuch missriet. Dank kluger Diplomatie Englands und Frankreichs konnte der Gesichtsverlust König Friedrich Wilhelm IV. in Grenzen gehalten werden, weshalb er von einer als heikel betrachteten Intervention absah252. 249 Louis Napoléon [Sohn von Hortense de Beauharnais (Tochter der Kaiserin Joséphine aus erster Ehe) und Napoléons I. Bruder Louis (vorübergehend König von Holland)], war im Exil auf Schloss Arenenberg im Thurgau am Bodensee aufgewachsen; er sprach den lokalen schweizerischen Dialekt und genoss seine militärische Ausbildung (Artillerie) in Thun bei Guillaume Henri Dufour, General im schweizerischen Sonderbundskrieg (1847). – Als Friedrich Engels (1820 – 1895) 1848 nach dem Scheitern des badischen Aufstandes nach Frankreich flüchtete und dort seine Landsleute in den Kampf hineinzuziehen hoffte, fand er zu seiner bittersten Enttäuschung, „dass sie von Revolution nichts wissen wollten … und für Napoleon schwärmten. Der Mann der Kriegsfurie, der Diktator, der Held mit der ganzen Unberechenbarkeit, der wetterleuchtenden Magie des Schicksalhaften, der war für sie der höchste Wurf des Menschentums“ (Huch S. 440). 250 Abgesehen von der durch Prinz Adalbert erwirkten Ausbildungs-Einschiffung preußischer Kadetten auf englischen Kriegsschiffen. 251 England, Frankreich, Österreich, Preußen, Russland, Sardinien-Piemont (1908 auch Spanien, 1909 auch Mexico). Interessant ist, dass Preußen und Österreich als Einzelstaaten auftraten, nicht im Rahmen des Deutschen Bundes. Aus Rücksicht auf ihre Seehandelsinteressen trat die Schweiz am 28. Juli 1856 der Erklärung bei (Botschaft des Bundesrates vom 25. Juni 1856 an die hohe Bundesversammlung, publiziert in Bundesblatt Jg. VIII (1856) Bd. II Heft 46 vom 30. 8. 1856 S. 357 ff.). Die Schweiz betrachtet diese Erklärung nach wie vor als verbindlich, weshalb sie Teil der offiziellen Sammlung der verbindlichen Völkerrechtstexte ist (SR 0.515.121). Gemäß dieser schweizerischen Publikation war auch die Türkei ursprüngliches Mitglied der Seerechts-Deklaration. 252 Schon 1831 hatte es eine solche „Rebellion“ gegeben; für seine ihn in den Gemeinden bei der Wiederherstellung der Ordnung unterstützenden, zur Waffe greifenden Untertanen hatte König Friedrich Wilhelm III. am 18. 1. 1832 die „Neufchâteler-Medaille“ in Silber gestiftet
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Der politische Liberalismus erhielt erstmals seit der Märzrevolution Auftrieb, als König Friedrich Wilhelm IV. vier Jahre vor seinem Tode wegen irreparabler körperlich-geistiger Defizite von seinem jüngeren Bruder Wilhelm I. im Herbst 1857 zunächst als Vertreter, ab 7. 10. 1858 als Regent und nach seinem Tode (2. Januar 1861) als König253 abgelöst wurde, der zur allgemeinen Überraschung die Zensur lockerte und ein als liberal betrachtetes Ministerium berief. Die Begeisterung verflog aber rasch, weil der König als anti-bürgerlich empfundene Maßnahmen durchsetzte (Schwächung der bürgerlichen Landwehr zu Gunsten der aristokratisch dominierten Armee, Verlängerung der Dienstzeit und Erhöhung der Präsenzstärke der Armee). Auch der patriotische Nationalismus wogte hoch, zum ersten Male seit 1848, als Napoléon III. – um die alten französischen Ansprüche in Italien zu untermauern – 1859 ein Bündnis mit dem die Unabhängigkeit von Österreich anstrebenden Königreich Sardinien-Piemont254 schloss, nachdem er schon im Krimkrieg (1853 – 1856)255 eine starke Stellung gewonnen hatte, bei gleichzeitiger Schwächung der bisherigen Hegemonialmacht Russland256. Dieses patriotische Hochgefühl, mit dem 100. Geburtstag Friedrich Schillers am 10. November 1859 und mit der Gründung des „Deutschen Nationalvereins“ unter dem Vorsitz des liberalen Rudolf v. Bennigsen (1824 – 1902) als Höhepunkten257, zeigte aber erneut auf, dass der schon in den PaulskirchenDebatten so tiefe Graben zwischen den Anhängern einer kleindeutschen Lösung und ihren für eine großdeutsche Lösung eintretenden Opponenten unvermindert bestand, wobei die vorwiegend protestantischen Anhänger der kleindeutschen Lösung in jeder Hinsicht im Vorteil waren258. Der Realisierung ihres Zieles stand aber ein schwerer (dazu v. Heyden S. 139 und neuestens M. Bodeux, in Orden und Ehrenzeichen, 13. Jg., Nr. 75 (Oktober 2011) S. 250 ff.); 1856 erfolgte keine solche Stiftung. 253 Nach dem Vorbild Friedrich. I. krönte sich Wilhelm I. in Königsberg selbst zum König. 254 Zur überwältigenden Zustimmung der italienischen Bevölkerung für den Anschluss an Sardinien-Piemont bzw. die Schaffung eines unabhängigen Italien s. Fisch, Selbstbestimmung S. 125. 255 Zu den weitreichenden Folgen dieses Krieges gehörten die Besetzung der Donau-Fürstentümer Moldau und Walachei durch Österreich, der Beginn des russisch-österreichischen Gegensatzes auf dem Balkan, die Schließung der Meerengen für nicht-osmanische Kriegsschiffe, die Neutralisierung des Schwarzen Meeres und der Gedanke der Verwundetenpflege (Florence Nightingale, 1820 – 1910). 256 Im selben Jahre 1859 wurde auch der Bau des Suezkanals mit starker Förderung durch Frankreich begonnen, ein Projekt mit erheblicher praktisch-ökonomisch-militärischer Bedeutung (Verkürzung des Seewegs nach Ostafrika, Indien und Ostasien) und hoher Prestige-Wirkung. 257 1861 wurde die „Deutsche Fortschrittspartei“ gegründet; sie führte „die Reste der alten demokratischen Linken und abgesplitterten Kräfte der altliberalen Fraktion“ der preußischen Abgeordnetenkammer zusammen (Zechlin S. 86) und wurde bei den Wahlen 1861 stärkste Partei. 258 1862 wurde der eine großdeutsche Lösung anstrebende „Deutsche Reformverein“ gegründet. „Wie verwickelt das deutsche Problem war, zeigte, dass Heinrich v. Gagern sich jetzt den Großdeutschen zuwandte, gerade er, der 1848 als Präsident der Frankfurter Nationalver-
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Konflikt der liberalen Fraktion im preußischen Abgeordnetenhaus mit der Regierung um die Heeresreform im Wege259. Am 23. September 1862 hatte König Wilhelm I. als Nachfolger der über die Heeresvorlage gestürzten Karl Anton Fürst zu Hohenzollern260 und Adolf Prinz zu Hohenlohe-Ingelfingen261 nämlich gegen den Willen der Liberalen, der Königin und des Kronprinzenpaares den als erzkonservativ und – zusammen mit den Brüdern Ludwig Friedrich und Ernst Ludwig v. Gerlach – als Symbol der Konterrevolution angesehenen, weltgewandten ostelbischen Junker Otto v. Bismarck262, damals preußischer Gesandter in Paris, zum Ministerpräsidenten ernannt263. Bismarck galt, da Liberalismus und Nationalismus damals als gleichgerichtete Bestrebungen betrachtet wurden, damit zugleich auch als antinational. Schon bald sollte sich zeigen, wie falsch die veröffentlichte, ihm mehrheitlich feindlich gesonnene Meinung gewesen war: Für Bismarck war von Anfang an die Stärkung des monarchischen Prinzips und die Erlangung der Preußen seines Erachtens zustehenden Stellung in Deutschland und in Europa das Ziel, dem er alle andern Bemühungen unterordnete264. Er war sich aber bewusst, dass das Ziel – zu Lasten Österreichs – nur unter Schonung der Empfindlichkeiten der andern Großmächte zu erreichen war. Bismarcks Politik ist oft als prinzipienlos dargestellt worden; diese Charakterisierung trifft zu, wenn man das Streben nach klar definierten Erfolgen nicht als Prinzip anerkennt. Die erste Bewährungsprobe der Bismarck’schen Politik ergab sich schon nach Ablauf des ersten Jahres seiner Regierung. Im November 1863 hatte Dänemark unsammlung den Gedanken des Erbkaisertums der Hohenzollern und eines kleindeutschen Nationalstaates proklamiert hatte“ (Zechlin S. 55). 259 Hauptsächliche Streitpunkte waren die Selbständigkeit der Landwehr, die Dauer der Dienstpflicht und die Kosten. Prinzregent Wilhelm und Kriegsminister v. Roon wollten „das Heer aus der bürgerlichen Gesellschaft [heraushalten], die mit ihren Freiheitsidealen nur Unordnung in ein Gefüge bringen würde, das auf dem Verhältnis von Befehl und Gehorsam, auf Subordination und straffer Zucht und auf einem Treueverhältnis zum obersten Kriegsherrn beruhte … während nach Staatsauffassung des Liberalismus der Soldat ‚auch im königlichen Rock‘ ein Staatsbürger war“ (Zechlin S. 83 f.). 260 1811 – 1885; von November 1858 bis Ende April 1859 interimistischer „Kurator der Marine“, d. h. Chef der Admiralität. 261 1797 – 1873. 262 1815 – 1898. Ab 1865 Graf, ab 1871 Fürst, ab 1890 Herzog zu Lauenburg. Seit seiner Jugend unterzeichnete Bismarck ohne Adelsprädikat; dieses fügte er unterschriftlich seinem Namen erst 1848 bei „aus Widerspruch gegen die Anträge auf Abschaffung des Adels …“ (Bismarck Bd. 1 S. 34). 263 König Friedrich Wilhelm IV. hatte Bismarck, zur Zeit der Revolution von 1848 / 49 einer seiner tapfersten Vorkämpfer im Vereinigten Landtag, geschätzt, seinen Rat gesucht „und hatte seine Freude an der kräftigen Frische und der reichen Gedankenfülle des jungen Mannes“ (v. Sybel Bd. 1 S. 153). 264 Deshalb scheint dem Verf. die Behauptung Valentins (S. 7) problematisch, es sei „charakteristisch für [Bismarcks] schöpferische Genialität, dass sich seine Lebensarbeit programmatisch überhaupt nicht festlegen lässt“. Die Festigung von Preußens Stellung und die Stärkung der Monarchie waren sein Programm.
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ter seinem neuen König Christian IX. vertragsbrüchig das Herzogtum Schleswig, mit dem es seit dem Londoner Protokoll von 1852 in Personalunion verbunden war, formell annektiert, und damit eine Welle nationalistischer Erregung in Deutschland ausgelöst, die in der Forderung nach einem nationalen Krieg gegen Dänemark gipfelte. Dieser Forderung widersetzte sich Bismarck zunächst, um eine Intervention der Großmächte zu vermeiden, die jede Ausbreitung des deutschen Nationalismus argwöhnisch beobachteten; er warf Dänemark aber eine Verletzung völkerrechtlicher Verpflichtungen aus dem Londoner Protokoll vor, erreichte im Rahmen des Deutschen Bundes die Mitwirkung Österreichs an Preußens Seite und das Stillhalten der Großmächte265, und warf dann Dänemark in einem heftigen kurzen Waffengang nieder (Düppel, Alsen). Im Friedensvertrag von Wien am 30. Oktober 1864 musste Dänemark Schleswig, Holstein und Lauenburg (und damit rund 2 / 5 des Territoriums und 1 / 3 der Bevölkerung des Gesamtstaates) abtreten, womit Dänemark aus dem Deutschen Bund gedrängt war. Diese drei Gebiete traten aber nicht, wie die preußischen Liberal-Nationalen gefordert hatten, als selbständige Glieder dem Deutschen Bund bei, sondern wurden unter eine kondominiale Herrschaft Österreichs und Preußens gestellt. Ein geschickter Schachzug Bismarcks, denn über die Frage der Verwaltung dieser Herzogtümer kam es schon bald zu Spannungen zwischen Preußen und Österreich, die im Vertrag von Gastein (1865) beigelegt wurden, aber nur vorübergehend. Nachdem Österreich den unter seiner Führung stehenden Deutschen Bundestag zum Entscheid angerufen hatte, was Preußen als Verletzung des Vertrages von Gastein betrachtete, und Österreich Ende März seine Truppen mobilisierte, weil das kurz zuvor geeinte Italien offen mit Preußen sympathisierte, brach am 21. 6. 1866 der Krieg aus266. Preußen und die mit Preußen verbündeten kleineren norddeutschen Staaten erwiesen sich in allen Belangen (Ausrüstung, Bewaffnung, Ausbildung), vor allem aber in der Führung durch General Helmuth v. Moltke (1800 – 1891) Österreich und den mit ihm verbündeten süddeutschen und mittelgroßen norddeutschen Ländern als weit überlegen, und erfochten bei Sadowa / Königgrätz am 3. Juli 1866 einen vollständigen Sieg. Bismarcks Staatskunst drückte sich darin aus, dass Preußen auf jede unnötige Brüskierung Österreichs durch Gebietsforderungen oder Reparationszahlungen verzichtete. Zum ersten Mal in der Militärgeschichte waren durch Moltke große Truppenkörper mit der Eisenbahn und dank der Telegraphie weiträumig zusammengezogen und verschoben worden. Der Deutsche Bund, aus dem Preußen kurz vor Kriegsbeginn austrat, war nunmehr gegenstandslos geworden; im von Bismarck gegen den Willen des Königs und der Militärführung rasch durchgesetzten Friedensschluss267, der den Bund auch 265 Zwischen diesen herrschten allerdings auch durch den erst wenige Jahre zurückliegenden Krimkrieg erwachsene Spannungen, die sie zu keinem geeinten Vorgehen gegen Preußen / Österreich befähigten. 266 Pikanterweise trugen die süddeutschen Truppen des Deutschen Bundes, die an der Seite Österreichs fochten, Armbinden in den „Freiheits-Farben“ schwarz-rot-gold, während die Preußen unter ihren Farben weiß-schwarz antraten.
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formell aufhob, wurde Österreich aus Deutschland herausgedrängt, die klein-deutsche Lösung war Realität geworden; zum ersten Mal in rund 1000 Jahren bestand keine staatsorganische Verbindung mehr zwischen Deutschland und Österreich. In Art. 5 des Friedensvertrages übertrug der Kaiser von Österreich seine Rechte an den Herzogtümern Schleswig und Holstein an den König von Preußen; Preußen annektierte alle gegnerischen Staaten nördlich der Mainlinie (Schleswig-Holstein268, Hannover269, Kurhessen, Nassau, Frankfurt), mit Ausnahme Sachsens und HessenDarmstadts. Geblieben war ein am 18. August 1866 als Norddeutscher Bund unter Führung Preußens270 grundsätzlich beschlossenes Bündnis von 22 kleinen und mittleren (nord-)deutschen Staaten mit einer am 1. Juli 1867 in Kraft getretenen Verfassung, dem nach dem Frieden von Prag u. a. das Königreich Sachsen beitrat, verbunden mit den süddeutschen Staaten durch den nach wie vor bestehenden Zollverein, und durch Bündnisse einzelner süddeutscher Staaten mit Preußen zum Schutz gegen französische Gebietsforderungen namentlich in der Pfalz. Im Gegensatz zum staatenbündischen Deutschen Bund war der Norddeutsche Bund ein Nationalstaat271.
VIII. Königlich Preußische Marine (2. Teil, 1. 7. 1853 – 30. 6. 1867) KAdm Bromme war nach der Auflösung der Bundesmarine am 30. Juni 1853 formell als Oberbefehlshaber der Bundesmarine verabschiedet worden; es scheint dem Verf. deshalb richtig, die Darstellung der weiteren Entwicklung der Königlich Preußischen Marine am 1. Juli 1853 zu beginnen. Nach dem Scheitern der schwarz-rot-goldenen Einigung in einem deutschen Reich und der Auflösung der im Entstehen begriffenen Bundesflotte blieb von allen deutschen Ländern außer Österreich nur Preußen als Träger einer Flotte übrig. Gewonnen und im Denken der Bevölkerung und den Flotten-Comités von Danzig, Greifswald, Stettin und Stralsund – wenn auch nur bedingt bei den traditionalistischen Eliten – fest verankert geblieben war die Überzeugung, dass eine starke Flotte neben einer starken Armee ein unerlässliches Mittel war, sich der Ansprüche der andern Mächte wirkungsvoll zu erwehren. 267 Vorfriede von Nikolsburg am 26. 7. 1866; Definitivfriede von Prag am 23. 8. 1866. Bismarck erzwang diesen raschen Friedensschluss, um Frankreich, „das traditionell Wert auf ein zersplittertes Deutschland legte … jeden Vorwand für eine Einmischung zu entziehen“ (Fisch S. 81). 268 „Patent wegen Besitznahme der Herzogtümer Holstein und Schleswig“ des Königs von Preußen vom 12. 1. 1867, abgebildet bei Jensen S. 11. 269 Dessen Armee von Preußen am 27. Juni in Langensalza besiegt worden war. 270 Das Übergewicht Preußens war beträchtlich: Nach den Gebietsgewinnen von 1866 hatte Preußen 24 Millionen Einwohner, alle übrigen Mitglieder des Norddeutschen Bunds brachten es zusammen nur auf 6 Millionen. 271 Fisch S. 81.
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Die Anfänge der neuen preußischen Marine waren bescheiden: 11 Seeoffiziere272, 6 Kadetten, 5 Deckoffiziere, 50 Unteroffiziere, 380 Matrosen und 100 Schiffsjungen, nebst dem Maschinistenkorps von 6 Maschinisten, 12 Heizern und 6 Lehrlingen. Dazu kam das später Seebataillon genannte Marinierkorps von 7 Offizieren, 20 Unteroffizieren und 30 Soldaten. Das administrative Personal umfasste 9 Zahlmeister, 8 Ärzte und 1 Auditeur (Kriegsgerichtsrat)273. Die Schiffsliste (Anh. 8 Ziff. IV.) nannte die Schul-Segelkorvette Amazone, die nicht hochseegängige Dampffregatte Barbarossa, die von Dänemark erbeutete Segelfregatte Gefion, den Radaviso Preußischer Adler, die 1847 in Danzig gebaute, 1850 vom preußischen Kriegsministerium gekaufte dreimastige Transportsegelfregatte Mercur, die 1850 in England gebauten schnellen getakelten Radavisos Nix274 und Salamander (die dann beide am 12. 1. 1855 im Tausch gegen die Segelfregatte Thetis an die englische Admiralität abgegeben wurden), die als erstes größeres Kriegsschiff auf einer preußischen Werft 1851 in Danzig gebaute getakelte Raddampfkorvette Danzig275, der dank einer Spende von 23.000 Talern des 1848 gegründeten „Deutschen Frauenvereins“ in Wolgast erbaute 2 mastige Segelschoner Frauenlob, ihr 1853 in Danzig gebautes Schwesterschiff Hela, die Gedeckte Korvette Gazelle und 37 Ruderkanonenboote. Schon am 10. 8. 1848 war im Auftrag des Stralsunder Flotten-Comités die Kanonenschaluppe Nr. 1, auf den Namen Strelasund getauft, in Anwesenheit Prinz Adalberts und unter begeisterter Anteilnahme der Bevölkerung vom Stapel gelaufen. Es ist für die Haltung und Denkweise der damaligen politischen und militärischen Führung kennzeichnend, dass die Planung und Konzeption der Marine den 272 Siehe Anh. 2 Ziff. IV. 2. – „Es ist nicht zu verwundern, dass Prinz Adalbert in seinem nie rastenden Eifer trotz der vielfach ihm entgegenwirkenden Strömungen, eine Flotte zu schaffen, zu Offizieren gegriffen hat und greifen musste, wo er sie fand, in der Handelsmarine und auch in der Armee, und es ist ebenso begreiflich, dass nicht alle den hohen Anforderungen entsprachen, die an den Seeoffizier gestellt werden müssen“ (Paschen S. 148 f.). – Besondere Schwierigkeiten bot … die Personalfrage. Artillerie- und Ingenieuroffiziere des Heeres wurden zur freiwilligen Meldung aufgefordert und zur Marine kommandiert; Schiffer und Steuerleute aus der Handelsmarine mussten als sogenannte Auxiliaroffiziere übernommen werden“ (Bidlingmaier S. 75). – Zu den Versuchen, Seepersonal im Ausland anzuwerben siehe Duppler, Juniorpartner S. 32 ff. 273 Zur Personalstruktur und Uniformierung siehe Noeske / Stefanski Bd. 1 S. 67 ff. und Bildteil S. 17 ff. 274 Nix und Salamander waren „bei geringem Tiefgang … hinten und vorne gleich gebaut“ und sollten im Stande sein, „auch in flache und enge Gewässer einzudringen“ (Koch, Geschichte S. 27). Die Seitenräder ermöglichten Nix und Salamander, besonders schnell zu stoppen; die beiden Schiffe erreichten bei der Rückwärtsfahrt fast die gleiche Geschwindigkeit, wie bei der Vorwärtsfahrt. Wegen ihrer besonderen Eigenschaften waren diese beiden Radavisos für die englische Flotte besonders wertvoll während des Krimkrieges, vgl. Dudszus / Köpcke Bd. 2 S. 47. 275 Die Danzig war jedoch „nur ganz kurze Zeit gebrauchsfähig, weil man zu ihrem Bau Hölzer genommen hatte, die vorher nicht genügend lange ausgetrocknet waren“ (v. Reventlow, Deutschland zur See S. 38).
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engen Rahmen, der damals auf Grund der aktuellen Gegebenheiten realistisch gewesen wäre, verließ und weit in die Zukunft hinaus ragte. So war für die Entwicklung der preußischen Marine von größter Bedeutung, wie weitsichtig die Organisation der künftigen und wachsenden Flotte angelegt wurde, und dass schon damals die Einrichtung einer Marineschule („Seekadetten-Institut“) in Stettin und eines Schiffsjungen-Instituts an die Hand genommen wurde. Am 5. 9. 1848 waren alle maritimen Ämter unter eine neugeschaffene Abteilung (Leitung Komm Jan Schröder) im Kriegsministeriums gestellt worden. Durch den Allgemeinen Marinebefehl Nr. 12 vom 30. 11. 1853 und ACO vom 14. 11. 1853276 errichtete König Friedrich Wilhelm IV. dann die Admiralität als zentrale von der Armeeführung getrennte Marinebehörde. An ihre einzige Spitze stellte er (bis 5. 11. 1858) formell zwar den Präsidenten des Ministeriums, Otto Freiherr v. Manteuffel, als „Kurator der Marine“, Oberbefehlshaber blieb aber der am 30. 3. 1854 zum „Admiral der preußischen Küsten“ mit Immediatstellung ernannte Prinz Adalbert277, nach der Verabschiedung Brommys am 30. 6. 1853 der einzige deutsche Marinefachmann neben dem gleichfalls 1853 als VAdm zum Oberkommandanten der österreichischen Marine278 ernannten Erzherzog Ferdinand Max279, Bruder des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. Hauptstützpunkt und zentrale Kommandostelle der preußischen Flotte wurde nun das über eine aufstrebende Werftindustrie verfügende Danzig. Wesentliche Unterstützung fand Prinz Adalbert in Großherzog Niklaus Friedrich Peter von Oldenburg, der Preußen in einem Vertrag vom 21. 7. 1853 für 500.000 Taler280 das Gebiet der Jade überließ – Prinz Adalbert übernahm das Gebiet feierlich am 23. 11. 1854 unter den Salutschüssen von Nix, Salamander und Hela281 – wo dann gemäß ACO vom 25. 6. 1856 der Nordseestützpunkt Wilhelmshaven282 zunächst mit einer Ausfahrt gebaut und erst nach Überwindung höchster Schwierigkeiten283 – „oft genug wurde erwogen, ob man nicht die ganze scheinbar nutzlose Text bei Hubatsch, Admiralstab S. 220 f. Prinz Adalbert wurde von 1853 – 1857 vor allem hinsichtlich der Entwicklung der Artillerie und der Planung des Marinestützpunktes im Jadebusen unterstützt vom schwedischen Seeoffizier Gustav Erik Hyltén-Cavallius (1815 – 1888). 278 Nachdem Österreich seine Adriaflotte nach der Niederschlagung des Aufstandes im März 1848 in Venedig zurückgewonnen hatte, wurde sie reorganisiert, erhielt die deutsche, statt die italienische Kommmandosprache, und verlegte ihren Stützpunkt von Venedig nach Pola. 279 *1832. 1867 als Kaiser von Mexiko erschossen. 280 Weitere Gegenleistungen Preußens bestanden im Bau mehrerer Straßen und einer Eisenbahn von Minden über Oldenburg nach Heppens (v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 69). 281 Koop / Mulitze S. 10 f. – Nix und Salamander waren auf der Fahrt nach England, wo sie am 12. 1. 1855 gegen die Thetis eingetauscht wurden. 282 Siehe dazu Anh. 13 Ziff. III. 283 Zunächst war vor allem ein Weg zu finden, „in dem Schlick und Triebsand der Nordseeküste die Grundmauern für die Quais und Schleusenanlagen sicher [zu fundieren]“ (Koch, Geschichte S. 32). Zu den schwierigen Bodenverhältnissen siehe Koop / Mulitze S. 11. – Malaria war eine stete Bedrohung: „Zwischen Oktober 1858 und September 1872 erkrankten von 276 277
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Mühe wieder aufgeben sollte“284 – am 17. 6. 1869 eröffnet wurde285. Dank dieses Hafens sollte sich Preußen – ein gutes Einvernehmen mit England vorausgesetzt – endgültig den Zugang zur Nordsee und damit „die Emancipation künftiger preußischer und deutscher Seegeltung von der eingeschlossenen Ostsee“286 gesichert haben. Durch Vertrag vom 12. 2. / 23. 3. 1873 erlangte Preußen von Oldenburg eine Gebietserweiterung Wilhelmshavens um rund 110 ha. Prinz Adalbert bemühte sich rastlos um die Verbesserung der Ausrüstung und Bewaffnung der Schiffe und um die Beschaffung neuer Schiffe: „Für ein wachsendes Volk kein Wohlstand ohne Ausbreitung, keine Ausbreitung ohne überseeische Politik und keine überseeische Politik ohne Flotte“287. Sein während des einen Wendepunkt der europäischen Geschichte darstellenden Krimkrieges (1853 – 1856)288 entstandener Plan für die künftige Ausdehnung der preußischen Marine vom 9. 4. 1855 (Flottenplan 1855)289, eine realistischere und bescheidenere Weiterentwicklung seiner Denkschrift vom Mai 1848, schlug eine Gliederung der Marine in drei Bereiche vor: eine Schlachtflotte für die heimischen Gewässer, eine Handelsschutzflotte und eine Küstenschutzflotte, mit insgesamt 12 Schraubenlinienschiffen, 3 Schraubenfregatten mit je 50 Kanonen, 6 Schraubenkorvetten mit je 24 Kanonen und 3 Dampfavisos, 42 Kanonenbooten, sowie einigen Übungs- und Wachtschiffen. Diese Flotte sollte der Sicherung des preußischen und oldenburgischen Gebietes, dem Schutz des Seehandels auch in entfernten Meeren und der Aufrechterhaltung der Macht und Würde Preußens dienen; sie sollte ein Übergewicht gegenüber der die strategischen Verbindungswege Sund und Belt bisher beherrschenden Flotte Dänemarks erlangen, aber auch die Allianzfähigkeit mit einer größeren Seemacht herstellen – ein Gedanke, der sich wie ein roter Faden auch durch die späteren Pläne bis zu Tirpitz hindurchzieht. Der Streit vor allem mit der Armee über die zur Umsetzung des Flottenplans erforderlichen Mittel begleitete den Prinzen, solange er im aktiven Dienst stand. Der weitere Zugang an Schiffen erfolgte allerdings zögerlich. Zu den vorge26021 Hafenbauarbeitern insgesamt 19011 an Malaria; dies entsprach 73,06 Prozent der Beschäftigten. Zwischen September 1868 und September 1872 erkrankten wiederum 1486 Festungsbauarbeiter, zwischen Oktober 1871 und September 1872 nochmals 593 Werftarbeiter“ an Malaria (Koop / Mulitze S. 11; siehe auch Paschen S. 176). 284 Koch, Geschichte S. 32. 285 Am 13. 11. 1886 wurde die 2. Ausfahrt, im Rahmen der Hafenerweiterung von 1900 – 1909 die 3. Ausfahrt erstellt. 286 Batsch S. 217. 287 Zitiert nach v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 67. 288 Für die Marinen besonders bedeutungsvoll war die Bestätigung des „Meerengenstatuts“ von 1840 / 41 mit dem Verbot der Durchfahrt von Bosporus und Dardanellen für nicht-osmanische Kriegssschiffe und der Neutralisierung des Schwarzen Meeres, die es Russland untersagte, dort eine Kriegsflotte zu stationieren. 289 Durch ACO schon 10 Tage später, am 19. 4. 1855 durch König Friedrich Wilhelm IV. genehmigt. – Einen Entwurf vom 30. 11. 1854 hatte der König noch zurückgewiesen, „da er ihm zu sehr am Haushalt und weniger an den militärischen Erfordernissen orientiert“ war (Duppler, Juniorpartner S. 25).
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nannten Fahrzeugen kamen bis 1860 nur der in Frankreich gebaute Aviso Grille und die als Schraubenfregatte geplante, aber als Gedeckte Korvette nach den Plänen des schwedischen Schiffskonstrukteurs Gjerling in Danzig gebaute Arcona290, die Glattdeckkorvetten der Nymphe-Klasse (Nymphe und Medusa) dazu, aber auch eine Flotille von 23 Dampfkanonenbooten291. Der Vorteil dieser Langsamkeit lag darin, dass Preußen die Ausbildung der benötigten Seeoffiziere sorgfältig und umsichtig angehen konnte, dabei allerdings nicht ohne Beizug ausländischer Offiziere auskam. Diese systematische Ausbildung und konsequente Schulung des Nachwuchses war wohl Prinz Adalberts bedeutendster Beitrag. Diese Ausbildung orientierte er – nach eigenen prägenden Erfahrungen – am englischen Vorbild292. Er legte Gewicht auf die Unterscheidung der Offiziere und Mannschaften der Marine von jenen der Armee in allen Belangen293. Inhaltlich gliederte Adalbert die Ausbildung der Kadetten in die drei Komponenten Fachausbildung, Erziehung und Allgemeinbildung. Er konkretisierte diese Dreiteilung in manchen Ausbildungsbefehlen, vor allem gegenüber Kapitänen, die zur Ausland-Schulungs-Reise ausliefen, z. B. so: „Ich halte es für nötig, darauf aufmerksam zu machen, dass, wenngleich der Hauptzweck der Reise die praktisch seemännische Ausbildung der Kadetten bleiben muss, für ihre Erziehung und allgemeine Ausbildung es von wesentlichem Vorteil sein wird, wenn ihnen Gelegenheit gegeben werden kann, alles Sehenswürdige, gehöre es der Natur oder Kunst an, was auf dieser Reise sich darbietet, kennen zu lernen, und vertraue hierbei gänzlich auf Ihren anerkannten Eifer, mit welchem Sie bis jetzt es sich haben angelegen sein lassen, auf das Gemüt und den Sinn der jungen Leute hierdurch zu wirken.“294 Eindrückliches Zeugnis von Prinz Adalberts Betonung von Haltung, 290 Arcona verfügte neben Glattrohrkanonen als erstes deutsches Kriegsschiff auch über gezogene Rohre (Wislicenus, Seekriegswaffen S. 93). 291 Die Hintergründe des am 2. 6. 1859 gemeinsam von Oberkommando und Marineverwaltung gefassten Beschlusses bleiben unklar; er war ein klarer Verstoß gegen die grundsätzliche Ausrichtung von Prinz Adalberts Flottenplan auf eine hochseegängige Flotte. 292 „Unser winziges Seeoffizierskorps sah bewundernd zur britischen Marine auf … Wir Offiziere hatten mit den englischen die besten Beziehungen und hielten Kameradschaft aufrecht bis in die letzten Jahre vor dem Weltkrieg … Wir rankten uns sozusagen an der britischen Marine empor“ (Tirpitz S. 9 f.). Anschaulich hiefür der warme Ton des Briefes von VAdm J. R. Jellicoe an GAdm v. Tirpitz am 10. 9. 1913, abgedruckt bei Tirpitz, Politische Dokumente, Anh. 3 nach S. 447. „Das englische Seeoffizierskorps verkehrte mit den deutschen Kameraden auch noch zu Caprivis Zeit noch ohne jede Eifersucht“ (Tirpitz S. 27). Prinz Adalbert „lebte der vollen Überzeugung, das großartige Treiben des britischen Flottendienstes könne auf die jungen Offiziere … nicht anders als günstig wirken …“ (Batsch S. 221). 293 Prinz Adalbert „hat es vermeiden wollen, dass eine verknöcherte Nachahmungssucht [des Heeres] Raum gewänne; denn er fürchtete, dass sie die Naturwüchsigkeit des neuen Instituts schwächen müsse“ (Batsch S. 223). So schaffte er das ursprüngliche russisch-grün zu Gunsten des maritimen Blau der Uniform ab: „… in russischem Kielwasser zu segeln war ihm gegen das Gefühl …“ (Batsch S. 220). In Auftreten und Haltung wollte er weniger Zwang und Strammheit sehen; den unerlässlichen Drill verlangte er in den rein maritimen Belangen, wie z. B. dem Klettern in der Takelage.
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Führung und Ausbildung ist sein „Allgemeiner Marine-Befehl Nr. 1“ vom 22. 11. 1852295. Diese Ausbildung sollte der Kadett im Wechsel zwischen theoretischem Unterricht im 1855 mit Sitz vorübergehend in Danzig, dann in Berlin geschaffenen und unter die erste Leitung von Major Baron F. B. Haller v. Hallerstein gestellte „Seekadetten-Institut“ und der Praxis an Bord erwerben. Große Bedeutung maß Prinz Adalbert der Möglichkeit zu, preußische Kadetten auf den Schiffen befreundeter Mächte praktische Erfahrungen auch im Kriegsdienst sammeln zu lassen. Die ersten 7 Kadetten wurden auf Grund einer persönlichen Abmachung Prinz Adalberts mit dem englischen 1. Seelord Sir James Graham vom Dezember 1853296 während des Krimkrieges auf englischen Schiffen in der Ostsee und im Schwarzen Meer ausgebildet; bis 1865 absolvierten über 32 preußische Marienangehörige die Ausbildung bei der Royal Navy297, einige bei der US Marine298 und bei der niederländischen Marine. Die andere bedeutende Ausbildungsgelegenheit, die Prinz Adalbert einführte und fest in der preußischen Marine verankerte, war die sog. „Auslandreise“, wie er 294 Befehl an den Kdt der Segelfregatte Mercur, KzS J. O. Donner, die als erstes preußisches Kriegsschiff Südamerika und auf der Rückreise St. Helena anlief, zitiert nach Duppler S. 61. 295 Auszugsweise bei Duppler S. 59 und Hünemörder S. 160: „Ich habe Veranlassung, die Offiziere der Marine dringend darauf aufmerksam zu machen, wie der wahrhaft militärische Gehorsam den entschiedensten Willen der pünktlichen Ausführung der Befehle ohne Gedanken des Verhalts, der spitzfindischen Klügelei, die Verbannung jeder Lauigkeit verlangt, andererseits ihre Pflicht als Offiziere durchaus erheischt, sich mit dem Geist der ihnen erteilten Befehle und Instruktionen vertraut zu machen, damit sie ihnen einen Anhalt für nicht darin vorgesehenen Fälle gewähren. Das Streben, nur Verantwortlichkeit von sich abzulehnen, ob auch das allgemeine und Marine-Interesse dabei leide, ist eines Offiziers durchaus unwürdig, lässt keine entschlossene Tat zu, kann keine Marine groß machen, ist mit der wahren Disziplin für den Offizier nicht vereinbar. Die Disziplin der Marine ist aber die ihrer Offiziere“. 296 Duppler, Juniorpartner S. 106 f. 297 Prinz Adalbert hatte schon in seiner Jugend die Neigung gezeigt, fremde Länder zu bereisen: Holland, England und Schottland, St. Petersburg, Moskau und das südliche Russland, die Türkei, Griechenland, die ionischen Inseln (Tesdorpf S. 18); 1842 war er auf der englischen Thunderer im Geschützexerzieren gedrillt worden und hatte auf dem von Carlo Alberto, König von Sardinien-Piemont, zur Verfügung gestellten Segler San Michele im selben Jahr den Atlantik nach Brasilien überquert (Uhle-Wettler S. 49), um dem Kaiser Brasiliens die Insignien des Schwarzen Adler-Ordens zu überbringen (v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 63). „Aus dieser Zeit stammt die Freundschaft zwischen den italienischen und den deutschen Seeoffizieren“ (Wislicenus S. 90). – Manche der späteren Adm waren zwischen etwa 1850 und 1865 in jungen Jahren zur Ausbildung zur Royal Navy kommandiert worden: LzS Batsch 8. 1. 1860 – 15. 11. 1861; Hptm v. Blanc 9. 3. 1862 – 26. 5. 1865; LzS Berger von 2 – 12 / 1863; LzS v. Henk vom 28. 7. 1857 – 12 / 1858; VolontärLt Prinz Wilhelm von Hessen von 5 / 1849 – 12 / 1853; LzS F. Kinderling vom 16. 12. 1858 – 31. 5. 1859; Seekadett II. Kl. v. Monts vom 30. 4. 1854 – 19. 1. 1856; Seeschiffer II. Kl. / Auxiliaroffizier Pirner von 5 / 1869 – 12 / 1861; Seekadett / LzS Przewisinski vom 9. 5. 1854 – 10 / 1856; SekondeLt Franz Graf v. Waldersee von 2 / 1858 – 5 / 1861. Für Einzelheiten siehe Duppler, Juniorpartner S. 104 ff. 298 Vor allem auf der amerikanischen Segelfregatte St. Lawrence: die späteren VAdm Kadett Batsch und Kadett Berger von 10 / 1848 – 9 / 1849.
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selbst sie erlebt hatte. Die erste solche Ausbildungsfahrt wurde schon 1850 auf der Mercur299 angetreten, die nach fast 180 Jahren300 als erstes preußisches Kriegsschiff Südamerika und auf der Rückreise St. Helena anlief. Die nächste große Reise führte vom 10. 10. 1852 (Abreise aus Vlissingen) bis 7. 5. 1854 ein aus Amazone, Gefion301 und Mercur bestehendes Geschwader unter Leitung von Komm Jan Schröder nach Südamerika302. „Das Erscheinen der preußischen Schiffe muss auf der andern Seite des Ozeans großen Eindruck gemacht haben, denn nicht nur der Kommodore wies darauf hin, welche moralische Unterstützung die Flagge für die Landsleute drüben bedeutete, sondern auch der preußische Ministerresident für Nordamerika berichtete, dass derartige Geschwader den diplomatischen Vertretern eine große Stütze in dem Verkehr mit den fremden Regierungen gewährten, und dass ihr Erscheinen in dem über die ganze Welt verbreiteten Handelsstande Preußens das so notwendige Vertrauen in den Schutz und die Fürsorge der heimischen Regierungen erweckte“303. Eine weitere Auslandreise eines preußischen Geschwaders (Arcona, Thetis, Frauenlob und Transportschiff Elbe304) unter dem Kommando von KzS Sundewall, die allerdings schon die Form einer Expedition annahm, führte 1859 – 1862 nach Ostasien (China, Japan, Siam) und sollte wissenschaftlichen, diplomatischen und handelspolitischen Zwecken dienen305. Eine Auslandreise besonderer Art organisierte Prinz Adalbert für sich selbst306. Nachdem eine von ihm organisierte und geleitete Geschwaderübung vor Madeira abgeschlossen und jedes Schiff mit eigener Mission versehen worden war, lief er mit seinem Flaggschiff Danzig über Gibraltar am 7. 8. 1856 vor die marokkanische Küste, wo am 7. 12. 1852 die Stettiner Handelsbrigg Flora307 – bei Windstille von einer Strömung erfasst und der Küste zugetrieben – von Kabylen aufgebracht und geplündert worden war, bis er mit Gewehrfeuer angegriffen wurde – für ihn eine genügende Provokation, um eine Demonstration seines Mutes zu wagen (Gefecht von Tres Forcas)308. Das Abenteuer missriet trotz schneidigem Draufgängertum des Kdt KzS J. O. Donner. Koch, Geschichte S. 25. 301 Auf Befehl der Admiralität stellte der Stabshoboist Parlow auf der Gefion die erste Bordkapelle der preußischen Marine auf. „Die Kosten für Instrumente, Noten u.s.w. werden von den Offizieren durch laufende Beiträge aufgebracht, die auch dazu dienen, den Mitgliedern der Kapelle kleine Gratifikationen zu geben für Getränke, Erfrischungen und dergleichen“ (Laverrenz, Kriegsflotte S. 451). 302 Tesdorpf S. 59 ff. 303 Koch, Geschichte S. 37. 304 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 7 S. 90. 305 Die Frauenlob (Kdt KL Reetzke) kehrte von dieser Reise nicht zurück. Vor Yokohama blieb sie am 2. 9. 1860 in einem Taifun verschollen. 306 Zu den später prominenten Teilnehmern der Aktion gehörten der damalige Seekadett und spätere Adm v. Knorr (der „wilde Eduard“), und LzS (später VAdm) Batsch, der „todesmuthig den durch den Transport der Verwundeten sehr erschwerten Rückmarsch“ mit einigen Matrosen und Seesoldaten deckte (Koch, Geschichte S. 40). 307 Kapitän Witt. 299 300
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Prinzen, der dabei nebst 21 Mann selbst verletzt, sein Adjutant und 6 Mann aber getötet wurden. Das offizielle Berlin nahm die Aktion überwiegend mit Ärger auf. „Jedenfalls aber wurde der angestrebte Zweck erreicht, denn seit jenem Gefecht haben die Piraten es nicht wieder gewagt, preußische oder deutsche Schiffe anzugreifen“309 – und Prinz Adalbert wurde vom König durch die Verleihung der Schwerter zum Roten Adler-Orden ausgezeichnet310. Die Schul-Segelkorvette Amazone ging mit dem Kommandanten LzS Robert Herrmann, allen Offizieren inkl. Schiffsarzt, 120 Unteroffizieren und Mannschaften, und mit 18 Seekadetten, d. h. zwei ganzen Kadettenjahrgängen am 14. 11. 1861 in einem Sturm vor der holländischen Küste unter311. An ihre Stelle trat am 21. 10. 1862 die in Portsmouth gebaute Segelfregatte Niobe, „mit der sich … die ersten seemännischen Erinnerungen unserer Seeoffiziere (verknüpfen), denn auf ihr begannen sie ihre Laufbahn und mit ihr wiegten sie sich zum ersten Male auf der blauen Fluth“312. Der Flottenplan Prinz Adalberts von 1855 war noch während des Krimkrieges ausgearbeitet worden. Dieser Krieg hatte gerade hinsichtlich der Seekriegführung massive Veränderungen hervorgebracht: die französische Flotte – damals die zweitstärkste der Welt – setzte erstmals gepanzerte und mit Granatkanonen bestückte Holzschiffe ein, die Russen erstmals Seeminen. Anschließend bauten Frankreich (Gloire313) und England (Warrior314) die ersten Hochsee-Panzerschiffe, Holzbauten mit aufgeschraubter Panzerung, typische Batterieschiffe, die aber nur Breitseitfeuer 308 Prinz Adalbert hatte zuvor ergebnislos versucht, das Kriegsministerium zu einer Seeblockade Marokkos zu bewegen, durch die der Sultan gezwungen werden sollte, die Schuldigen selbst zu bestrafen (Müller-Angelo S. 33). 309 v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 69. 310 Müller-Angelo S. 34. – „… [W]er wollte es leugnen, in einer Marine, die sich nach Kriegsruhm zu sehnen anfing, wie der Hirsch nach dem Wasser, wirkte die kleine Affaire wie ein erfrischender Trank nach langer Dürre. Im Feuer tiraillierende Matrosen waren eine neue Erscheinung …“ (Batsch S. 273). 311 Tesdorpf S. 70 f. Dieses Unglück hatte weitreichende Folgen, weil es manchen Interessenten davon abhielt, sich bei der Marine zu bewerben; „1862 fanden sich überhaupt nur drei Jungen, die Marineoffizier werden wollten“ (Uhle-Wettler S. 33). 312 Koch, Geschichte S. 35. 313 Stapellauf 1859 in Toulon; vollgetakeltes Holzschiff, Länge 77 m, Breite 17 m, Gewicht 5620 t, 12 cm dicke Panzerung in ganzer Länge vom Oberdeck bis 2 m unter die Wasserlinie, Bewaffnung 32 16 cm-Kanonen, Geschwindigkeit fast 12 kn (vgl. Dudszus / Köpcke Bd. 2 S. 12; Schmalenbach S. 39; gemäß Wislicenus, Seekriegswaffen S. 91, jedoch 8 24 cm- und 4 19 cm-Kanonen), Konstrukteur Henri Dupuy de Lome (1816 – 1885). Die Gloire „was no graceful greyhound of the seas; she was somewhat ugly, in fact“ (Hogg / Batchelor S. 45). 314 Dudszus / Köpcke Bd. 2 S. 12; Stapellauf 1861, 114 mm starker Eisenpanzer (v. Holleben S. 107). Die Warrior war keine rasch erstellte Kopie der Gloire, sondern ein von Grund auf anders konzipiertes Schiff, nicht wie die Gloire für den Angriff auf Schiffe im Hafen vorgesehen, sondern für den Einsatz auf hoher See. Sie war damals das schnellste und am stärksten gepanzerte Schiff (Hogg / Batchelor S. 45 f., 63), wenn auch nur im Mittelteil des Schiffes. Auf jeder Seite 14 18 cm Kanonen, je 2 20 cm Kanonen auf dem vordern und achtern Oberdeck; Geschwindigkeit 14 kn (Schmalenbach S. 39).
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geben konnten. Aus der Forderung nach leistungsfähigeren Geschützen und der Möglichkeit des Feuers über Bug und Heck entstanden die sog. „Kasemattschiffe“, die die schwere Artillerie in der über dem Panzergürtel eingerichteten i. d. R. rechteckigen „Kasematte“ aufnahmen. Der Schwede Johan Eriksson entwickelte 1861 für das Küstenpanzerschiff Monitor der US Navy315 den ersten um 360° drehbaren Panzerturm (sog. „Turmschiff“)316. Diese turbulenten Entwicklungen veranlassten Prinz Adalbert, im Juli 1859 ein Gremium zur Diskussion der Verteidigung der preußischen Küsten einzuberufen, dem Persönlichkeiten aus Marine und Armee angehörten, u. a. VAdm Jan Schröder, der eben erst zum Generalleutnant beförderte Generalstabschef Helmuth v. Moltke und Prinz Friedrich Carl, marinebegeisterter General der Kavallerie. Die Beratungen führten zu keinen unmittelbaren Konsequenzen, abgesehen davon, dass die Armee nunmehr definitiv die Bedeutung einer eigenen Flotte anerkannte; immerhin traf diese Kommission einen weit in die Zukunft reichenden Entscheid: sie sprach sich zu Gunsten der Einführung der gezogenen Hinterlader-Kanonen nach dem System des Schweden Wahrendorff317 aus. Die Entwicklung der preußischen Marine machte rasche Fortschritte: 1859 wurde in Danzig die Gedeckte Korvette Gazelle (Indienststellung 1862), 1860 wurden 19 Schiffe gebaut: Kanonenboote I. Klasse Camaeleon, Comet, Cyclop, Delphin, und II. Klasse Crocodill, Fuchs, Habicht (I), Hay (I), Hyäne (I), Jäger, Natter, Pfeil, Salamander, Schwalbe, Scorpion, Sperber, Tiger, Wespe, Wolf, und wurden Crocodill, Fuchs, Habicht (I), Hay (I) und Hyäne (I) in Dienst gestellt, 1861 Comet, Camaeleon, Jäger, und 1864 Cyclop, Delphin, Natter, Pfeil, Salamander, Schwalbe, Scorpion, Sperber, Tiger, Wespe, Wolf. Mit Stapellauf 1862 wurden die Kanonenboote I. Klasse Basilisk und Blitz 1863 in Dienst gestellt; mit Stapellauf 1865 wurden die Kanonenboote I. Klasse Drache und Meteor 1869 in Dienst gestellt, und schließlich noch der Minendampfer Rhein. Die Entwicklung wurde aber in zunehmendem Maße überschattet von zwei internen Disputen: jenem mit der Armee über die Zuteilung der begehrten Etatmittel, und jenem zwischen den beteiligten Funktionen und Personen über die richtige Organisation der Flotte, vor allem weil in Folge des Wachstums die zu betreuenden Funktionen immer zahlreicher und komplexer geworden waren. Zudem trugen die Protagonisten (insbesondere Kriegsminister Generalleutnant Albrecht von Roon, Prinz Adalbert, Ministerpräsident Otto v. Manteuffel) auch ihre persönlichen Dispute untereinander aus. Überdies fiel der Thronwechsel von König Friedrich Wilhelm IV. zu Wilhelm I. in die Zeit. Mit der ACO vom 14. 3. 1859 und dem Allge315 Eriksson soll den neuen Schiffs- bzw. Kanonentyp vorher erfolglos Napoléon III. angeboten haben (Hogg / Batchelor S. 49). 316 Gewicht 987 t, 2 Antriebsmaschinen, die eine Geschwindigkeit von 9 kn erlaubten, Schiffspanzerung 12.5 cm, Turm von 6 m Durchmesser, Panzerung 20 cm, 2 Kanonen Kaliber 27.5 cm, Bewegung des Turms durch eine kleine Dampfmaschine (Hogg / Batchelor S. 49). – Am 9. 3. 1862 besiegte der Monitor das ebenfalls gepanzerte Südstaaten-Rammschiff Merrimac durch einen Schuss unter die Wasserlinie. 317 Schmalenbach S. 42 ff.
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meinen Marinebefehl Nr. 54 vom 1. 5. 1859318 wurde ein Kompromiss gefunden: Die Admiralität blieb zwar bestehen (formeller Chef war seit 15. 11. 1858 der neue preußische Ministerpräsident Fürst Anton von Hohenzollern-Sigmaringen), aber das Oberkommando (Chef Prinz Adalbert) wurde davon getrennt. Der Kompromiss erwies sich als nicht tragfähig. Der Chef der Marineverwaltung, VAdm Jan Schröder, musste am 6. 12. 1860 abtreten, der Kriegsminister Generalleutnant Albrecht v. Roon wurde nebenamtlich Vertreter des Chefs der Admiralität. Die ACO vom 16. 4. 1861 mit Regulativ König Wilhelm I. vom 30. 4. 1861319 hob die Admiralität auf, schuf ein Marineministerium unter der Leitung des Kriegsministers und beschränkte die Befugnisse des Oberbefehlshabers Prinz Adalbert zu Gunsten der Marineverwaltung und eines neu gebildeten „Admiralitätsrates“ – Vorläufer des späteren Admiralstabes – unter der Leitung des Marine- (und zugleich Kriegs-)Ministers320. Da das Seeoffizierskorps noch als zu jung und unerfahren galt, um Schlüsselstellungen im Rahmen des Marine-Ministeriums zu bekleiden, wurden wiederum vermehrt Armee-Offiziere mit Aufgaben der Marine betraut321. Gleichsam als Gegengewicht zu dieser Zurücksetzung der Seeoffiziere sprach König Wilhelm im Rahmen einer Rede in Breslau im November 1861 der Flotte seine ausdrückliche Anerkennung aus322. Kein Ausfluss dieser Führungskrise, sondern eher der allgemeinen Staatskrise und Spannung zwischen Krone und Parlament in Zusammenhang mit der vom Prinzregenten Wilhelm I. vorgesehenen großen Heeresreform, -vergrößerung und deren Finanzierung323, verschärft durch die Übernahme des Ministeriums durch Text bei Hubatsch, Admiralstab S. 222 f. Text bei Hubatsch, op.cit. S. 224 ff. 320 Güth, Revolution S. 43. 321 Sehr ausführlich und kritisch gegenüber dieser Neuorganisation Batsch (S. 233 ff.), der vor allem moniert, dass die Tätigkeit der Flotte „bis auf den durch den Krieg bedingten Gefechts-Akt“ (S. 237) im Frieden und im Krieg dieselbe ist und deshalb die an das Heer angelehnte Friedens-Organisation wegen der damit verbundenen Langsamkeit und verwaltungstechnischen Kompliziertheit für die Flotte untauglich war. Aufhorchen lässt eine auch heute noch bedeutsame Mahnung Batschs (S. 244 f.), dass die ständigen Reibereien zwischen den verschiedenen für die Flotte zuständigen Amtsstellen dazu führte, dass sich auch die unteren Chargen der Marine daran gewöhnten, Befehle in Zweifel zu ziehen, statt zu befolgen. 322 „Unsere Flotte ist zwar noch klein, aber sie wird als würdiges und hoffentlich dereinst glorreiches Glied der altbewährten Wehrkraft Preußens sich einfügen. Sie dient nicht dem Kriege allein, auch im Frieden soll die Flotte dem Schutze von Handel und Wandel dienen, und die letzten Monate beweisen, wie das Erscheinen unserer Schiffe auch in der Ferne dem engeren wie dem weiteren Vaterlande nutzbringend werden kann und werden wird. Innigen Dank als Anerkennung und Aufmunterung für alle, die sich an dem großen zukunftsreichen Werke beteiligen“ (zit. nach Neudeck / Schröder S. 12). Der König muss dabei u. a. im Auge gehabt haben, dass Ida Deutsche in Unteritalien unterstützte, und es Arcona und Thetis am 4. 9. 1860 gelang, die Ausweisung dort ansässiger Deutscher aus Japan zu verhindern und am 24. 1. 1861 mit Japan und am 2. 9. 1861 mit China einen Handelsvertrag abzuschließen. 323 „Seit Beginn des Jahrhunderts hatte die Armeegröße aufgrund finanzieller Beschränkungen nicht mit dem Bevölkerungswachstum im Land Schritt gehalten – um 1850 herum wurde 318 319
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Otto v. Bismarck324 im März 1862, war die Zurückhaltung der sonst flottenfreundlichen liberalen Opposition gegenüber allen Flottenplänen (vor allem zusätzliche Schiffe, Hafenbau in der Ostsee). Im von Kriegsminister v. Roon mehrfach nachdrücklich geforderten325 „Plan zur Begründung der preußischen Flotte hinsichtlich der Kriegsschiffe und Kriegshäfen“ (Flottenplan 1862) wurde erstmals der Bau von Panzerschiffen verlangt326. In dieser Zeit erwähnenswert ist die Entsendung des bewaffneten Transportschiffes Ida (August 1860 – Juni 1861) zur Unterstützung der Landsleute in Süditalien während der dortigen Einigungskämpfe. Im selben Jahr wurde innerhalb des Marineministeriums das Hydrographische Büro (später Hydrographisches Amt und dann Nautische Abteilung genannt) als Zentralstelle für wissenschaftliche Tätigkeiten (Beobachtungen, Forschungen, Vermessungen) zu Gunsten der Kriegs- und Handelsmarine, aber auch ganz allgemein zum Vorteil der Wissenschaft eingerichtet327. „Als im Jahre 1861 ein neuer Krieg mit Dänemark drohte, zeigte sich, dass für einen Küstenschutz auch nicht das Mindeste geschehen war, abgesehen von einer Fülle von Papier, das dieserhalb im Schooße der Bundesversammlung beschrieben und bedruckt worden war“328. Bremen verfiel deshalb „in einen lebhaften Eifer und zeigte große Neigung, auf bremische Kosten einige Schiffe zu armieren …“, aber auch mit Preußen „unter den Auspicien der Bundesversammlung“ erneut eine „deutsche“ Flotte zu gründen“329. Der Plan scheiterte. Im Hinblick auf diesen erneut seitens Dänemarks drohenden Krieg erging am 16. November 1863 der Rückberufungsbefehl des preußischen Nordsee-Geschwaders aus Plymouth, und am 20. November die Mobilmachungsordre für die preußische Flotte (Seeoffiziersliste in Anh. 2 Ziff. IV.3). Im Frühjahr 1864, bei Auslösung nur rund die Hälfte der wehrpflichtigen jungen Männer eines Jahrgangs eingezogen. Dazu kamen die Zweifel an der Qualität der von den Militärreformern Scharnhorst und Boyen zum Kampf gegen Napoleon gegründeten Landwehr, da bei der Ausbildung ihrer Offiziere weit weniger hohe Maßstäbe angesetzt wurden“ (Clark S. 586 f.). 324 Bismarck war mit Marineangelegenheiten seit seiner Tätigkeit als preußischer Gesandter in Frankfurt vertraut (siehe z. B. Bismarck Bd. 1 S. 85). 325 Foerster S. 19 ff. 326 In England kam der Anstoß zur Verwendung von Eisentechnologie in der Kriegsmarine vom akuten Holzmangel (Osterhammel S. 549). „Auch in Frankreich fand bei der Kriegsmarine zwischen 1855 und 1870 ein fast vollständiger Wechsel von Holz zu Stahl statt. Damit verminderte sich die Doppelbelastung durch Schiffbau und Eisenbahnschwellen, der europäische Wälder ausgesetzt waren“ (Osterhammel S. 549 f.) – Zu erinnern ist auch an den Einsatz des Südstaaten-Panzerschiffes Merrimack (eigentlich einer „schwimmenden Panzerbatterie“, Dudszus / Köpcke, Bd. 2 S. 204) gegen traditionelle Holzschiffe und gegen das Panzerschiff Monitor der Union im Frühjahr 18672 in der Chesapeake Bay – „das erste Panzerschiffs-Gefecht der Geschichte“ (Dudszus / Köpcke, op. cit. S. 206). 327 Mehr dazu in Anh. 12 und bei Gutzwiller Ziff. 8. 328 Duckwitz S. 127. 329 Duckwitz S. 127 f.
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des erneuten Krieges gegen Dänemark, hatte die preußische Flotte unter der Führung des Oberbefehlshabers Adm Prinz Adalbert und der KzS Heldt (Chef des Stabes des Oberkommandos), Kuhn und E. v. Jachmann (Chef der Marinestation der Ostsee, Danzig) zwar einen klaren Auftrag330, aber sie war nicht einsatzbereit. Sie umfasste, als die Feindseligkeiten zur See am 15. 3. 1864 begannen, nach 21 Abgängen331 35 in Dienst stehende hauptsächliche Einheiten332. Die Schiffsliste war damit zwar mittlerweile deutlich gewachsen und umfasste nun Kriegsfahrzeuge mit fast 400 Geschützen, aber dazu gehörten Gefion, Thetis, die Fregatte Niobe, die Brigg Musquito, ihr Schwesterschiff Rover und der Schoner Hela, alles reine Segelfahrzeuge mit insgesamt 144 Kanonen, und Kanonenboote mit insgesamt 70 Kanonen; zudem standen Gazelle in Ostasien, Preußischer Adler und die Kanonenboote Blitz und Basilisk im Mittelmeer. Demgegenüber besaß Dänemark333, abgesehen von 12 Segelschiffen und 50 Ruderkanonenbooten, schon 31 Dampfschiffe mit 386 Geschützen. Die preußische Marine spielte denn auch nur eine unbedeutende Rolle. Zwar zwang preußische Artillerie im Februar gleich dreimal dänische Kriegsschiffe zur Flucht, wovon gleich zweimal (am 11. und 18. März) das Panzerschiff Rolf Krake, griff KzS E. v. Jachmann mit Arcona334, Nymphe335 und Loreley336 am 17. März dänische Blockadeschiffe bei Jasmund an der Küste Rügens mutig und mit einigem Erfolg an337, und schlugen sich einzelne Schiffe (Grille338 am 14. April, Vineta339 am 24. April) und Schiffe im Verbund mit einem österreichischen Geschwader unter Führung von KAdm Wilhelm Tegethoff am 9. 5. 1864 vor Helgoland tüchtig340. Die Dänen mussten die Elbmündung freigeben, erlitten Verluste westlich von Rügen gegen preußische Kanonenboote und die erst während des Krieges von Frankreich gekauften Glattdeckkorvetten Augusta341 330 „Der Armee die Flanken zu decken, die feindliche Blockade zu erschweren und die Küste gegen Landungen und Brandschatzungen zu sichern“ (zit. nach v. Manthey S. 75). 331 Dampffregatten Erzherzog Johann, Hansa; Dampfkorvetten Danzig, Frankfurt, Großherzog von Oldenburg; Segelfregatte Deutschland; Segelkorvette Amazone; Dampfer Bremen, Hamburg, Lübeck; Radaviso Nix, Salamander; Schoner Frauenlob; Transportschiff Mercur; Paketboot Bonin; Radschlepper Löwe; Flusskanonenboot Thorn, Kanonenboot Von der Tann; sowie Der Königliche Ernst August, Elbe, Strelasund. 332 Vollständige Schiffsliste in Anh. 8 Ziff. V. 333 Aufstellung mit Bewaffnung und Beständen bei Foss S. 383. 334 Kdt KK Hassenstein. 335 Kdt LzS R. v. Werner. 336 Kdt LzS v. Monts. 337 Tesdorpf S. 76 ff.; Pemsel S. 814. – KzS E. v. Jachmann wurde am folgenden Tag zum KAdm befördert, „was von der ganzen Marine mit großer Genugtuung empfunden und mit ungeteilter Freude begrüßt wurde“ (v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 89). 338 Kdt LzS Ulffers. 339 Kdt KK H. Köhler. 340 Pemsel S. 814. – Es war dies das letzte Seegefecht überhaupt „zwischen ausschließlich aus Holz gebauten größeren Kriegsschiffen“ (Hansen S. 49). 341 Kdt KK Klatt.
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und Victoria342 (das Panzerschiff Prinz Adalbert343 war wegen technischer Mängel nie richtig einsatzbereit344) wurden vor Sylt und Föhr abgefangen. Aber die großen Aktionen der preußischen Armee bei Düppel, Alsen und Sonderburg (und ebenso die Siegesfeierlichkeiten!) fanden ohne Mitwirkung der preußischen Marine statt345. Die Offenhaltung der norddeutschen Häfen und Küsten wurde bis zum Waffenstillstand durch die österreichische Flotte gewährleistet. Erst nach Abschluss des Krieges konnten die Gedeckte Korvette Hertha und die Glattdeckkorvette Medusa in Dienst gestellt werden. Einige für die Zukunft höchst wichtige Ergebnisse brachte der Sieg gegen Dänemark, der zum definitiven Gewinn Schleswig-Holsteins mit Lauenburg und den Inseln Amrum, Föhr und Sylt führte, der preußischen Flotte aber indirekt doch: Auf Antrag Bismarcks befahl der König am 24. 3. 1865 die (im folgenden Januar gänzlich abgeschlossene) Verlegung der Ostsee-Marinestation von Danzig nach dem deutsch gewordenen, von Wilhelm I. das „Nest der Marine“346 gelobte Kiel 347. Zudem wurde der Status der Flotte durch ACO vom 30. 10. 1865 erhöht, in dem der König verfügte, dass Heer und Marine voneinander unabhängig und einander gleichgestellt seien. Schließlich sah die ACO vom 15. 5. 1866 an Stelle des Seekadetteninstituts in Berlin neu eine Marineschule in Kiel vor – „näher am Wasser und an der Realität“348. Erster Direktor der Marineschule wurde KK C. F. Batsch, zugleich Kdt der Segelfregatte Niobe und deshalb bis am 25. 3. 1867 im Amt vertreten durch den ersten militärischen Lehrer der Schule, Major Christian Amynt Liebe349, einem „Mann von Verdienst und großer Gelehrsamkeit“350, der die Schule als Direktor vom 26. 3. 1867 bis zur zD-Stellung am 17. 11. 1881 führte351.
Kdt KK Batsch. Das in Bordeaux für die amerikanischen Konföderierten unter dem Tarnnamen Cheops gebaute und 1865 durch Preußen gekaufte Schiff erhielt seinen definitiven Namen erst am 10. 7. 1865. 344 Prinz Adalbert nannte das seinen Namen tragende Schiff bedauernd „meinen lahmen Vetter“ (Koch, Geschichte S. 35). 345 „Das Siegesvertrauen war ein Ding, welches der Flotte auch im zweiten dänischen Krieg noch nicht beschieden sein sollte …“ (Batsch S. 271). 346 Laverrenz, Kriegsflotte S. 19. 347 Diese Anordnung wurde als derart wichtig und zugleich delikat betrachtet, dass sie nicht nur nach außen (die Verhandlungen mit Österreich über die Verwaltung Schleswig-Holsteins dauerten noch an), sondern sogar gegenüber dem Kriegsminister Generalleutnant Albrecht v. Roon geheim gehalten wurde. Zur Entwicklung Kiels siehe Laverrenz S. 16 und Anh. 13 Ziff. II. 348 v. Manthey S. 84. 349 Liebe (1816 – 1909) war als Hptm / Major seit 1855 militärischer Lehrer am Seekadetteninstitut in Berlin und (interim.) dessen letzter Direktor gewesen. Für seine Laufbahn siehe Hildebrand / Henriot Bd. 2 S. 373 f. 350 Paschen S. 151. 342 343
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Das direkt nach dem Krieg weitgehend aus freiwilligen Spenden in England gekaufte Panzer-Turmschiff Arminius verfügte bereits über eine Panzerung von 12.5 cm. 1865 wurde in Bremen die „Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“ gegründet. Ein neuer Flottenplan 1865, der 20 Panzerfahrzeuge, 6 Schraubenkorvetten, 6 Radavisos und einen Jahresetat von 5 Millionen Talern forderte, scheiterte trotz engagierter Rede Bismarcks im preußischen Landtag352 der daraufhin aufgelöst wurde, sodass der Etat der Marine für das folgende Jahr durch königlichen Erlass festgestellt werden musste353. Und auch mit der Einigkeit unter den deutschen Staaten war es schlecht bestellt: Hannover verweigerte Preußen den direkten über hannoversches Gebiet führenden Zugang zu seinem Besitz am Jadebusen, sodass das Material für den dort zu bauenden Kriegshafen unter hohen Kosten und mit beträchtlichem Zeitverlust auf dem Wasserweg herangeführt werden musste354. Im Krieg Preußens gegen den von Österreich geführten Deutschen Bund (1866)355 leistete die Marine erneut nur einen symbolischen Beitrag; immerhin wurden von den Füsilieren des 25. Infanterie-Regiments unter Mithilfe der Marine356 am 17. Juni die hannoversche Festung Stade und drei hannoversche Forts besetzt und Hannover damit als Küstenstaat ausgeschaltet357, und am 15. Juni durch preußische Schiffe innert 10 Stunden 13.500 Mann Infanterie bei Altona über die Elbe geführt, die den Übergang der Artillerie, Kavallerie und restlichen Infanterie sicherten. Zum ersten Mal in der Geschichte war damit die ganze Küste von der Memel- bis zur Ems-Mündung in der Verantwortung und Zuständigkeit Preußens und der eng befreundeten Staaten Oldenburg und Mecklenburg. Der Erfolg von Bismarcks Außen- und Kriegspolitik und das Indemnitätsgesetz (1866) schufen auch für die Flotte eine neue Ausgangslage: Ein Jahresetat (für 1867) von 8.5 Millionen Thalern, Kiel statt Danzig als Marinestation der Ostsee, Dienstzeit und Organisation durch ACO neu geordnet, Einrichtung der „Marineschule“ in Kiel358 als Nachfolgerin des „Seekadetten-Instituts“ in Berlin 351 Liebe war vom 15. 8. 1872 – 17. 11. 1881 zugleich Direktor der durch ACO vom 5. 3. 1872 neu geschaffenen Marineakademie in Kiel. – Für die späteren Direktoren siehe Anh. 3 Ziff. II.18. 352 Bismarck Bd. 2 S. 18 ff. 353 „Dieser Regierung keinen Pfennig!“ – Im Plenum des Landtages sprach Ministerpräsident Otto v. Bismarck, der sich für die Vorlage persönlich stark gemacht hatte, von der „impotenten Negation der Opposition“. 354 v. Manthey S. 83. 355 Zugleich ein Krieg gegen Hannover und Sachsen. 356 Loreley, Cyclop und das neue Panzer-Turmschiff Arminius unter KK R. v. Werner. 357 Hannover hatte sich als Mitglied des deutschen Bundes, wie schon oft früher, gegen Preußen gestellt. 358 Sie ist mehrfach umgezogen: 1849 – 1854 in Stettin, 1854 / 55 in Danzig, 1855 in Berlin. Schließlich 1910 nach Flensburg-Mürwik.
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und einer Werftdivision für das technische Personal neben der Matrosendivision, zügiger Bau des Hafens in Wilhelmshaven. Überdies musste der österreichische Kaiser seine Rechte hinsichtlich der Herzogtümer Holstein und Schleswig an den König von Preußen abtreten359, der die Annexion durch das „Besitzergreifungspatent“ vom 12. 1. 1867 abschloss360. Österreich war nun erst recht das einzige „Imperium in der Mitte Europas … mit einem problematischen Zugang zum Meer …“361.
IX. Norddeutscher Bund; Krieg gegen Frankreich; Reichsgründung Die Kriegführung Preußens gegen Österreich war verfassungsrechtlich bedenklich gewesen; der Landtag billigte sie im September 1866 im Nachhinein durch großmehrheitliche Annahme der „Indemnitätsvorlage“ und schuf dadurch die Basis für ein konstruktiveres Zusammenwirken von Krone, Regierung und Parteien. Dieses wurde auch erleichtert durch ein engeres Zusammengehen der von der Fortschrittspartei abgespaltenen Nationalliberalen Partei und der ebenfalls neuen Partei der Freikonservativen (beide 1867), dem linken Flügel der (alt-)Konservativen Partei mit der Regierung, während die Fortschrittspartei (1861) in Opposition verharrte. Der Sieg über Österreich beendete den Deutschen Bund. An seine Stelle trat, schon am 18. 8. 1866 beschlossen, der Norddeutsche Bund. Seine am 17. April verkündete, am 1. 7. 1867 in Kraft getretene Verfassung sah ein Bundespräsidium in der Person des Königs von Preußen (Wilhelm I.) vor, dem auch der Oberbefehl über das Heer zustand, einen vom Bundespräsidenten ernannten, nur ihm gegenüber rechenschaftspflichtigen Bundeskanzler (den preußischen Ministerpräsidenten Bismarck), und als Organe der Gesetzgebung einen Bundesrat und einen nach den Regeln des allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechts gewählten Reichstag vor, dem auch die Etathoheit zustand. Der Zollverein wurde erneuert und ein Deutsches Zollparlament geschaffen. Angesichts der vollständigen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Beherrschung des Norddeutschen Bundes durch Preußen362 und der trotz des wirtschaftlichen Erfolges des Zollvereins noch stets nur lockeren Anbindung der süddeutschen Staaten konnte diese Kräftekonstellation jedoch nur vorübergehend Bestand haben; eine wirkliche nationale Einigung drängte sich auf, war aber angesichts des Widerstandes mancher deutscher Länder nur zu erreichen, wenn äußerer Druck den Gedanken an die Einigung zur Einsicht in die Notwendigkeit
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Art. 5 des Prager Friedensvertrages vom 23. 8. 1866. Abgebildet bei Jensen S. 11. Osterhammel S. 624. Preußens Gebiets- und Bevölkerungsanteil war rund 2 / 3.
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verdichtete. Dieser Druck kam von der Macht, die für die deutschen Gefühle als Herausforderer am wirkungsvollsten war, ausgerechnet von der Seite, die diese deutsche Einigung doch zur Erhaltung von eigener Macht und eigenem Prestige unter allen Umständen vermeiden musste: Frankreich. Auf verschiedenen Wegen strebte Kaiser Napoléon III. vor allem nach dem erfolgreichen Krimkrieg nach einer Verbesserung der internationalen Ausgangslage, um die Resultate des Wiener Kongresses zu Frankreichs Gunsten zu revidieren. Zunächst erzielte er dabei auch ansehnliche Erfolge. Die Weltausstellungen in Paris in den Jahren 1855 und 1867 waren ein wirtschaftlicher Erfolg und großer Prestigegewinn. Die Eröffnung des Suezkanals363, von Frankreich kräftig gefördert, mit der französischen Kaiserin Eugénie im ersten Schiff (L’Aigle), rückte die Finanzkraft und Ingenieurkunst Frankreichs ins helle Licht. Durch großzügige Arbeitsbeschaffungsvorhaben (z. B. der Umbau der Pariser Innenstadt364) und Kapitalexporte wurde Frankreich zur Gläubigernation. Auch in der Kolonialfrage war Frankreich aktiv (Entsendung von Siedlern nach Algerien, Erwerbungen in Senegal und Indochina) und erwies sich als fähige Verwaltungsmacht. Herbe Rückschläge waren der von den USA erzwungene Abzug der französischen Truppen aus Mexiko und die Erschießung (1867) des von Frankreich 1864 als Kaiser in Mexiko installierten Maximilian I.365, Bruder des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. Im direkten Verhältnis der beiden Nachbarn erwies sich Bismarck als der Napoléon weit überlegene Stratege366. Innenpolitisch musste der mittlerweile kranke französische Herrscher 1864 auf Grund laut werdender Kritik an seinem zusehends diktatorischen Stil Konzessionen machen im Sinne eines von Adolphe Thiers367 verlangten „Programme des libertés nécessaires“. 1869 siegte die Opposition bei den Wahlen in die Nationalversammlung, was eine Amnestie politisch Verurteilter und den Beginn einer Verfassungsdiskussion auslöste. Immerhin sprachen sich anlässlich eines Plebiszites 1870 rund 83% der Franzosen für das Kaisertum aus, wenn auch in einer freiheitlicheren Form. Napoléon brauchte dringend einen bedeutenden außenpolitischen Erfolg. Diesen Erfolg sah er in Reichweite, wenn es Frankreich gelänge, die in Preußen herrschende protestantische Hohenzollern-Dynastie zum Verzicht auf den vom spanischen Parlament im Frühjahr 1870 Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen368 angebotenen vakanten spanischen Thron zu bewe363 Konstrukteur Ferdinand de Lesseps (1805 – 1894), Bauzeit 1859 – 1869. – Ägypten stand damals (1863 – 1879) unter der Herrschaft des Khediven (Vizekönigs) Ismail Pascha (1830 – 1895). 364 Stadtplaner war Georges-Eugène Baron Haussmann (1809 – 1891), Präfekt des Département Seine. 365 *1832. 366 Anlässlich der Begegnung der beiden Staatsmänner 1865 in Biarritz ging Bismarck auf die von Napoléon unklar vorgetragenen Kompensationsforderungen (Belgien, Luxembourg und die Pfalz) gar nicht erst ein. 367 1797 – 1877, 1871 – 1873 Staatspräsident. 368 1835 – 1905.
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gen369, dem Angehörigen einer katholischen Seitenlinie zwar, aber eben doch einem Hohenzoller. Für Bismarck war der Vorgang zu unbedeutend und er hätte ihn wohl zur Seite gelegt, wäre ihm nicht das darin liegende Sprengpotential willkommen gewesen: Russland und England zeigten sich desinteressiert, Frankreich stand isoliert. Bismarck suchte zwar nicht den Krieg mit Frankreich, aber er wich ihm nicht aus. Wilhelm I. hatte ein gewisses Verständnis für die durch eine Hohenzollern-Thronbesteigung ausgelösten französischen Einkreisungsängste und war zu einer informellen Verzichterklärung bereit. Das genügte der französischen Diplomatie und aufgeputschten Öffentlichkeit nicht, weshalb der französische Botschafter in Berlin, Vincent Graf Benedetti370, nach Bad Ems reiste, dort den zur Kur weilenden König Wilhelm auf der Promenade ansprach und formelle Zusagen auch für die Zukunft verlangte. Der König fühlte sich brüskiert, refüsierte, worüber er Bismarck in einem sachlichen Telegramm („Emser Depesche“) nach Berlin orientierte. Bismarck redigierte die Depesche um, gab ihr einen schärferen Ton und übergab sie am selben Tag (13. Juli) der Presse. Er hatte Napoléon richtig eingeschätzt: Eine solche diplomatische Schlappe glaubte er innenpolitisch nicht verkraften zu können. Überstürzt, ohne angemessene militärische Planung und ohne Rückhalt bei andern Mächten und den süddeutschen Staaten371, erklärte er dem Norddeutschen Bund am 19. Juli den Krieg. „Die Frage, in welchem Umfang Bismarck Frankreich bewusst zum Krieg provoziert hatte, ist bis heute umstritten. 1870 aber war in den Augen der Welt Frankreich der Angreifer. Das machte ein Eingreifen Großbritanniens und Russlands gegen Preußen weniger wahrscheinlich, und es bewog die süddeutschen Staaten zum sofortigen Kriegseintritt an Preußens Seite“372. Die erste Phase des Krieges, der auf Grund der Verpflichtungen im Norddeutschen Bund und der Bündnisse mit den süddeutschen Staaten ein französisch-(gesamt)deutscher Krieg war, zeigte die erdrückende Überlegenheit der deutschen Technik, Mobilmachung, Verschiebungen, operativen Planung (erneut durch den älteren Moltke373) und zupackenden Führung der Truppenkommandanten. Nach zügiger Überwindung der Grenzkräfte bei Wörth und Weißenburg und einem konzentrierten Vorstoß in die Tiefe des Raumes wurden die Festung Metz und die französische Rheinarmee374 und am 1. September („Sedantag“) die Châlons-Armee375 bei Sedan zur Kapitulation gezwungen und Kaiser Napoléon III. gefangen Die spanische Königin Isabella II. hatte 1868 abgedankt und war ins Exil gegangen. 1817 – 1900. Sein zuerst 1871 in Paris erschienenes Werk „Ma mission en Prussie“ gibt eine präzis beobachtete Darstellung der Diplomatiekunst Bismarcks. 371 „Unkluger hätten es die Franzosen auch nicht einrichten können: anstatt uns zu spalten, vollziehen sie faktisch die Einigung Deutschlands, die nichts fester kitten wird als dieser gemeinsam geführte, blutige Krieg um die eigene Existenz“ (Spitzemberg S. 94). 372 Fisch S. 81. 373 Am 28. 10. 1870 in den erblichen Grafenstand erhoben, am 16. 7. 1871 zum Generalfeldmarschall befördert. 374 Feldmarschall François-Achille Bazaine (1811 – 1888). 369 370
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genommen.376 Am 4. September wurde in Paris die Republik ausgerufen. Der Versuch der neuen Regierung, sich dem deutschen Angriff durch eine levée en masse entgegen zu werfen, führte zwar zu Verlusten und Verzögerungen, gefährdete den deutschen Erfolg aber nie. Am 26. Februar 1871, nach der Kapitulation von Paris, wurde der Präliminarfriede, am 10. Mai der Frankfurter Friedensvertrag unterzeichnet. Ein eigenes Schicksal erlitt die französische Ostarmee377. Nach der Niederlage in Montbéliard und einer zweiwöchigen Flucht vor der preußischen Südarmee378 durch den tief verschneiten Jura zog die völlig entkräftete Truppe von fast 90.000 Mann die Internierung in der Schweiz379 der Gefangennahme durch deutsche Truppen vor, und trat am 1. Februar 1871 bei Les Verrières geschlossen über die Schweizer Grenze380. Frankreich verlor das Elsass und Lothringen381 und musste sich zu einer horrenden Reparationszahlung verpflichten, die es aber sehr rasch bezahlte, wodurch Deutschlands Wirtschaftskonjunktur massiv angeheizt wurde382. Für Bismarck gingen die deutschen Ansprüche zu weit; er hatte mit dem Sieg einen dauerhaften Frieden angestrebt, den er nun gefährdet sah. Er bewies auch hier Weitsicht. Noch während des Krieges, schon am 18. 12. 1870, hatte eine Deputation des Norddeutschen Reichstages den widerstrebenden383 König Wilhelm I. um die Annahme der Krone eines vereinigten deutschen Kaiserreiches gebeten. Da auch die deutschen Fürsten zustimmten384, und die Krone somit eine doppelte Legitimation besaß, erfolgte die Inthronisation am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles. Die Einigung des Reiches war erreicht385, ein Menschenalter nach dem Debakel 375 Feldmarschall Marie Edmé Patrice Comte de Mac-Mahon (1808 – 1893), 1873 Präsident Frankreichs. 376 78 Jahre zuvor war Goethe hier Zeuge des Debakels der schlecht vorbereiteten „Campagne in Frankreich“ deutscher Truppen gegen das französische Revolutionsheer geworden. 377 General Charles Denis Bourbaki (1816 – 1897). 378 General Edwin Karl Rochus v. Manteuffel (1809 – 1885). 379 General Hans Herzog (1819 – 1894). 380 Dazu neuestens das gut recherchierte Buch von B. v. Arx (Bibliographie). – Preußen bot sich eine exquisite Gelegenheit, die Niederlage im „Neuenburger Handel“ von 1856 / 57 zur Revanche zu nutzen; König Friedrich Wilhelm IV. hatte seinerzeit aber auch im Namen seiner Nachkommen auf Neuenburg verzichtet; sich daran zu erinnern und danach zu handeln hielt Bismarck für zweckmäßig. 381 Reichsgesetz vom 9. 6. 1871 über die Vereinigung von Elsass und Lothringen [als dem Reich direkt unterstehende Reichslande] mit dem Deutschen Reich. 382 Fisch S. 83. 383 Am 13. 11. 1870 schrieb v. Stosch (S. 206f): „Die Kaiserfrage ist immer noch offen, und das macht den Kronprinzen [Friedrich Wilhelm] unglücklich; der alte König macht sich nichts daraus, und wenn Bayern draussen bleibt, wie es jetzt fast den Anschein hat, dann will er auch den neuen Titel nicht“. 384 Von diesen hatten 4 (Baden, Bayern, Sachsen, Württemberg) nur 5 Jahre vorher noch die Partei Österreichs ergriffen. Die letzte Zustimmung kam vom Bayernkönig Ludwig II., der sich seine Zustimmung aus dem Welfenschatz teuer bezahlen ließ.
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von Jena und Auerstedt. Damit war eine Anomalie der Geschichte beendet und ein gefährliches Machtvakuum in der Mitte Europas beseitigt. Die neue deutsche Fahne trug eher zufällig386 die Farben schwarz-weiß-rot des Norddeutschen Bundes, die dann erst 1888 per Gesetz zu den Nationalfarben erklärt wurden. Die Entstehung des neuen deutschen Kaiserreiches war durch drei Charakteristika gekennzeichnet: Das Reich war das Ergebnis von drei Einigungskriegen; es entstand – mit dem Ziel der Einigung – zunächst durch das Mittel des Ausschlusses vor allem hinsichtlich der deutschsprachigen Teile Österreichs, „obwohl deren Bevölkerung sich bislang in nicht geringerem Maße als Deutsche verstanden hatte, als die Deutschen des neuen Reiches“387; und es entstand „nicht von unten her im Bunde mit der Demokratie gegen die alten Mächte“, sondern wurde von diesen „verliehen“388. Dass es Bismarck gelungen war, die Einigung des Reiches ohne Intervention der andern Großmächte zu erlangen, war eine Meisterleistung. Der Kanzler erkannte die Einmaligkeit des Vorganges; um die Ängste der andern Großmächte vor der Stärke des neuen Reiches zu dämpfen, erklärte er Deutschland nunmehr zum „saturierten Staat“ ohne weitere Expansionsgelüste389. Bismarck hat auch nie versucht, „das von seinen Gegnern befürchtete Großdeutschland zu schaffen“390. Die Verfassung des Deutschen Reiches, stark preußisch geprägt, stellte als Bundespräsidenten den preußischen König an die Spitze, der in dieser Eigenschaft den Titel „Deutscher Kaiser“ trug; er war zugleich Bundesfeldherr, dem das Heer des Reiches391 unterstand, dessen hauptsächlicher Bestandteil die preußische Armee war. Erste Kammer (Bundesrat) der gesetzgebenden Versammlung war ein Vertretungsorgan der 54 deutschen Fürsten. Diesem Bundesrat war ein in freien, gleichen und geheimen Wahlen aller deutschen Männer ab 25 Jahren gewählter „Reichstag“ 385 Das Reich bestand nunmehr aus 26 Gliedern: 4 Königreichen (Bayern, Preußen, Sachsen, Württemberg), 6 Großherzogtümern (Baden, Hessen-Darmstadt, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Sachsen-Weimar-Eisenach), 5 Herzogtümern (Anhalt, Braunschweig, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen), 7 Fürstentümern (Lippe, Schaumburg-Lippe, Reuss Ältere Linie, Reuss Jüngere Linie, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sonderhausen, Waldeck), 3 freistaatlichen Hansestädten (Bremen, Hamburg, Lübeck) und dem Reichsland Elsass-Lothringen. – Allerdings war Deutschland auf Grund der neuen Verfassung kein Einheits- bzw. Zentralstaat (wie etwa England, Frankreich, Italien, Russland), sondern ein Fürstenbund. Die Mitgliedstaaten hatten eigene Verfassungen und Parlamente, nur die Einzelstaaten konnten direkte Steuern erheben, und es gab keine deutsche Staatsangehörigkeit. Die größeren deutschen Teilstaaten tauschten untereinander und mit ausländischen Mächten Botschafter aus. In der praktischen Realität jedoch dominierte Preußen und kam der Zentralregierung immer größeres Gewicht zu (Clark S. 636 ff.). 386 Wilhelm I. lehnte die revolutionären „Frankfurter-Farben“ schwarz-rot-gold ab; für Bismarck war die Farbe unwesentlich, sie durfte nur nicht negativ belegt sein. 387 Fisch S. 82. 388 Fischer S. 13. 389 Fisch S. 95. 390 Fisch, Selbstbestimmung S. 181. 391 Die bayrische Armee allerdings nur im Kriegsfall.
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beigegeben392. Gesetze bedurften der Zustimmung beider Räte. Die zu drei Fünfteln preußisch besetzte Verwaltung des Reiches unter der Führung des Reichskanzlers (v. Bismarck) und die Armee unterstanden dem Kaiser, nicht dem Parlament. In legislativer Hinsicht war der Kaiser „schwächer, als ein traditioneller konstitutioneller Monarch, hatte er doch weder Gesetzesinitiative noch Vetorecht“393. Auf der Grundlage dieser neuen Struktur und insbesondere wegen der Beschränkung auf das „kleindeutsche“ Territorium und des Fehlens des transnationalen Gedankens394 war das neue Reich in keiner Weise eine Fortsetzung des 1806 untergegangenen Römisch-Deutschen Reiches, sondern eine Neuschöpfung. Wilhelm I., der erste Kaiser des neuen Reiches, sah sich stets mehr als preußischer König, und hatte die Kaiserkrone nur widerwillig akzeptiert395.
X. Marine des Norddeutschen Bundes (1. 7. 1867 – 17. 1. 1871) Nach dem Sieg über Österreich wurde die Königlich Preußische Marine zur „Marine des Norddeutschen Bundes“ (auch „Norddeutsche Bundesmarine“). Gemäß Art. 53 der neuen Verfassung unterstand die Flotte dem Oberbefehl des Königs von Preußen. Als Bundeskriegshäfen wurden Kiel und Wilhelmshaven bestimmt. Die preußische Kriegsflagge wurde am 1. 10. 1867 eingeholt; an ihre Stelle trat diejenige des Norddeutschen Bundes: je 2 schmale und ein breiter schwarzer Streifen senkrecht und waagrecht auf weißem Grund, mit dem preußischen Adler (noch ohne Kaiserkrone) in der Mitte, und Streifen in den Farben schwarz-weiß-rot mit dem Eisernen Kreuz in der linken obern Ecke. Sie stellte eine Verbindung der preußischen Farben schwarz-weiß und der Farben rot bzw. rot-weiß der freien Reichsstädte Bremen, Hamburg, Lübeck und der Hansastädte Danzig, Elbing, Königsberg, Stettin, Stralsund und Wismar und des alten Kurbrandenburg dar396. Nach dem Abgang von 2 Einheiten397 umfasste die Schiffsliste der Königlich Preußischen Marine am 1. 7. 1867 40 hauptsächliche in Dienst stehende Einheiten398. Liste der Seeoffiziere in Anh. 2 Ziff. IV.4. 392 Bismarck hatte diese geradezu revolutionäre Regelung auf seine Überzeugung gestützt, die Unterschichten würden sich von einer konservativen Grundstimmung leiten lassen. „Darin täuschte er sich … Er sollte seinen Schritt später oft bereuen. Aber er wagte es nie, ihn rückgängig zu machen“ (Fisch S. 87). 393 Fisch S. 87. 394 Angesichts der vielfältigen in den Tagebüchern der Baronin Spitzemberg (Bibliographie) plastisch geschilderten Diskrepanzen innerhalb des Reiches ist es, jedenfalls bis zum Ende des Jahrhunderts, nicht falsch, Deutschland – in diesem Punkt der Schweiz vergleichbar – als „Willensnation“ zu bezeichnen. 395 Dagegen sah sich sein nebulös-romantischen Gedanken anhängender Enkel Wilhelm II., in Verkennung der historischen Tatsachen, als Nachfolger der mittelalterlichen Kaiser. 396 v. Manthey S. 88 f. 397 Dampffregatte Barbarossa, Kanonenboot II. Klasse Crocodill.
X. Marine des Norddeutschen Bundes
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Der gegenüber dem nicht realisierten Flottenplan von 1865 nur geringfügig angepasste neue Flottenplan vom 15. 10. 1867 399 definierte drei Aufgaben der Marine: (1) Schutz des Seehandels auf allen Meeren, (2) Verteidigung der Häfen und Küsten der Nord- und Ostsee, vor allem aber neu (3) Entwicklung der eigenen Offensivmacht auch zum Angriff auf feindliche Flotten, Häfen und Küsten. Zur Durchsetzung dieser Aufgaben sollten über einen Zeitraum von 10 Jahren bei einem durch eine Anleihe aufzunehmenden Etat von 10 Millionen Talern400 bereit gestellt werden: 16 Panzerschiffe (wovon 6 Fregatten für ein kriegsbereites Übungsgeschwader), 22 Dampf-Kanonenboote für die Küstenverteidigung, 20 Korvetten für den überseeischen Dienst (wovon 3 als Reserve), 3 Transportschiffe, 8 Aviso, 2 Artillerie-Schulschiffe und 5 Kadetten- und Schiffsjungen-Schulschiffe. Dieser Flottenplan stellt eine Zäsur dar: Ohne einen bestimmten Gegner im Auge zu haben, wurde langfristig und mit strategischer Zielsetzung gedacht und eine kontinuierliche Entwicklung geplant. Der Norddeutsche Reichstag stimmte dem Flottenplan am 24. 10. 1867 zu. Auf der Grundlage dieses Flottenplanes wurden die Gedeckte Korvette Elisabeth, die Panzerkorvette Hansa (ein Holzschiff mit aufgeschraubten Panzerplatten), die Glattdeckkorvette Ariadne (alle dreimastig), gebaut, und die ebenfalls dreimastigen Panzerfregatten Friedrich Carl (in Frankreich), Kronprinz und König Wilhelm401 (beide in England) gekauft. Letztere, mit einem Gürtelpanzer von bereits 30.5 cm, war damals das grösste und stärkste Panzerschiff der Welt. Die alten preußischen Ruderkanonenboote wurden außer Dienst genommen und an deren Stelle die Segel / Dampf-Kanonenboote Albatross und Nautilus in Auftrag gegeben. Positive Ereignisse waren 1868 die Verankerung bei Swinemünde des von Borsig (Berlin) gebauten ersten eisernen Schwimmdocks und die Gründung des „Nautischen Vereins zu Hamburg“ und nur Monate später des „Deutschen Nautischen Vereins“ als „Dachverband für die örtlichen nautischen Vereine an Ost- und Nordsee … die es schon von Memel bis Leer und Papenburg gab“402, die maritime Anliegen über die einzelstaatlichen Grenzen hinaus vertreten wollten. 1869 fanden gleich zwei Großereignisse statt: Am 17. Juni in Heppens die Eröffnung des Kriegshafens403 an der Jade – damals allerdings noch eine „entsetzliche Öde … in der es Vollständige Schiffsliste in Anh. 8 Ziff. VI. Der Flottenplan war enthalten in einem „Gesetz betreffend den außerordentlichen Geldbedarf des Norddeutschen Bundes zum Zweck der Erweiterung der Bundeskriegsmarine und der Herstellung der Küstenvertheidigung“ (Koch, Geschichte S. 49; Güth, Revolution S. 46). 400 Koch, Geschichte S. 50. 401 König Wilhelm war in London für die osmanische Regierung gebaut worden, die das Schiff aber wegen Geldmangels nicht abnehmen konnte (Koch, Geschichte S. 49). 402 Wiedemann S. 19. 403 KAdm Kuhn wurde Stationschef, Oberwerftdirektor und Festungskommandant. – Auf Betreiben des Prinzen Adalbert wurde das größte damalige englische Linienschiff Warrior „als Maßstab für die Leistungsfähigkeit der Schleusen angenommen“ (Koch, Geschichte S. 51). 398 399
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B. Entwicklung, Organisation und Tätigkeit der deutschen Kriegsmarinen
nicht einmal Trinkwasser gab“404 – in Anwesenheit der Großherzöge von Oldenburg und Mecklenburg-Schwerin, einer englischen Marine-Delegation und König Wilhelm I. (und ihm zu Ehren seit jenem Tag Wilhelmshaven genannt405) und am 17. November die Einweihung406 des noch unfertigen rund 87 sm langen SuezKanals unter Teilnahme (anlässlich der Durchfahrt in dieser Reihenfolge) der französischen Kaiserin Eugénie407 (auf L’Aigle), des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. (auf Greif) und des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, des späteren Kaisers Friedrich III. (auf Grille), an der Spitze eines Geschwaders408 (Arcona409, Delphin410, Elisabeth411, Grille412, Hertha413) in Begleitung des noch nicht der Marine angehörigen Generalmajors v. Stosch414. Negativ zu erwähnen ist die missglückte maritim-diplomatische Intervention KK F. Kinderlings mit Augusta im April 1868 in Mittelamerika. Kinderling versuchte
404 Paschen S. 157; Teutsch-Lerchenfeld S. 18. Am Mangel an Trinkwasser drohte die Errichtung einer Marinestation sogar gänzlich zu scheitern. „Erst das Anzapfen des Geestgebietes 1877 brachte Erfolg, und dieses Gebiet ist noch heute [1961] die Grundlage des Städtischen Wasserwerkes“ (Has / Evers S. VI). – Noch in den 70er Jahren des 19. Jh. wurde Wilhelmshaven von der Malaria heimgesucht (siehe vorne Fn. 283). – Der spätere chAdm Hermann Jacobsen (1859 – 1943) schildert in seinem Buch „Die Entwicklung der Schießkunst in der Kaiserlichen Deutschen Marine“, wie er an einem Märzabend 1876 in Wilhelmshaven „durch knietiefen Schlick“ zum Schulschiff Renown stapfen musste (zitiert nach Schmalenbach S. 55 f.). Unter Seeoffizieren trug die Stadt deshalb auch den wenig schmeichelhaften Übernamen „Schlicktown“ (Mitteilung em. Prof. Dr. Dr. e.h. Ingo v. Münch, Hamburg, an den Verf.). 405 Die entsprechende ACO wurde in Anwesenheit des Monarchen von Kriegs- und Marineminister v. Roon verlesen (Koch, Geschichte S. 52). 406 Schon vor der Einweihung konnte der Kanal ab 1865 von kleineren, ab 1867 auch von größeren Schiffen befahren werden. Ab 1887 konnte dann der ganze Kanal unter Verwendung elektrischen Lichtes an Bord auch nachts befahren werden, wodurch sich die Durchfahrtszeit von rund 36 Stunden bei einer erlaubten Fahrgeschwindigkeit von 5.5 kn auf rund die Hälfte verkürzte. 407 1826 – 1920. Beim Besuch der Kaiserin auf der Grille fiel ihr aus der Parade in der Takelage der Lackhut eines Matrosen vor die Füße; dieser als peinlich betrachtete Vorfall bewirkte die Abschaffung dieser nach französischem Vorbild angeschafften unzweckmäßigen Kopfbedeckung (Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 3 S. 27). 408 15. 11. – 1. 12. 1869, Chef Komm KzS Köhler. 409 Kdt KK v. Schleinitz. 410 Kdt KL Ewald. 411 Kdt KK Przewisinski. 412 Kdt KL Ratzeburg. 413 Kdt KzS Köhler. – Sehr anschaulich die Schilderung bei Tesdorpf (S. 99 ff.) und Paschen (S. 161 ff.). – Auf der Fortsetzung der Fahrt, nunmehr auf Elisabeth (Kdt KK Przewisinski), im Hafen von La Spezia, wurde in Anwesenheit des Kronprinzen „die vor kurzem gedichtete Lausbubengeschichte Max und Moritz zur allgemeinen Begeisterung“ vorgetragen (Wilhelm Busch, 1832 – 1908, publiziert 1865); in Rom war „ein Teil der Peterskirche geschlossen, in dem die Kardinäle tagten, um sich über die Unfehlbarkeit zu streiten“ (Paschen S. 165 f.). 414 Plastisch dessen Schilderungen, S. 156 ff.
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auf eigene Faust, sehr zum Missfallen Bismarcks, dem an einer Schonung amerikanischer Empfindlichkeiten gelegen war – die erste einer langen Reihe von Zwistigkeiten zwischen dem Auswärtigen Amt und der Flottenführung – den Hafen Puerto Limon in Costa Rica für die Flotte des Norddeutschen Bundes als Stützpunkt zu gewinnen, was unter Berufung auf die Monroe-Doktrin415 misslang. Als Frankreich am 19. Juli 1870 dem Norddeutschen Bund den Krieg erklärte, umfasste die Schiffsliste der Marine des Norddeutschen Bundes ohne Abgang seit dem 30. 6. 1867 aber mit dem genannten bedeutenden Zugang nun 46 in Dienst stehende hauptsächliche Fahrzeuge416. Das Seeoffizierskorps417 umfasste bei Kriegsbeginn unter der Führung von Adm Prinz Adalbert, VAdm E. v. Jachmann (dem faktischen Oberkommandierenden418) und der KAdm Kuhn und Heldt 159 Seeoffiziere419. Gemessen an den herausragenden Taten der Landarmee war der Anteil der Flotte während dieses Deutsch-Französischen Krieges (1870 / 71) sehr diskret420 – das „Funkeln in den Augen der Kapitäne war die einzige kriegerische Tätigkeit“421, wie ihr nachmaliger Chef v. Stosch in einem Brief vom 4. 1. 1871 feststellte422; viele Flottenangehörige litten schwer unter der ihnen durch die Umstände aufgezwungenen Untätigkeit423. Der „für die Armee so glorreiche Feldzug lag drückend auf der 415 2. 12. 1823. James Monroe, 1758 – 1831, 5. Präsident der USA, erwarb Florida für die USA. Die isolationistisch-hegemoniale Monroe-Doktrin besagte im Kern, Amerika sei eine Angelegenheit der Amerikaner. 416 Vollständige Schiffsliste in Anh. 8 Ziff. VII. 417 Liste in Anh. 2 Ziff. IV. 5. 418 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 4 S. 31. 419 Hubatsch, Admiralstab S. 39. Gemäß dem bei Has / Evers (nach S. XII), allerdings ohne Identifikation, abgedruckten Dokument waren es (abweichend) 206 Seeoffiziere (nämlich 7 KzS, 20 KK, 44 KL, 70 LzS, 65 ULzS), 100 Seekadetten und 107 Kadetten. 420 „Ihr klebten die Eierschalen junger Tradition und unzulänglichen Materials noch zu deutlich an, jedoch schien der Angriffsgeist namentlich an der Front auf dem rechten Weg“ (Gadow S. 39); siehe auch Uhle-Wettler S. 38. 421 Paschen S. 168 f. 422 S. 220: „Es wird gewiss nicht vorteilhaft für die Entwicklung der Marine sein, dass sie in diesem Kriege so gar nicht zur Geltung gekommen ist …“. 423 „Dem Verf. dieser Schrift [VAdm Batsch] ist es beschieden gewesen, als Seeoffizier [KK] mit verschränkten Armen jenen Ruhmesthaten [des Heeres] zuschauen zu müssen, die Thatenlosigkeit der Flotte erörtern und in nicht seltenen Fällen verurtheilen zu hören. Sonderbar genug, dass die schärffste Beurtheilung in der Regel da laut wurde, wo man in Friedenszeiten für eine Flottenentwickelung am wenigsten Ernst und nur laue Fürsprache hatte“ (S. 265). „[M]an übertreibt nicht, wenn man sagt, dass den Besatzungen des deutschen Geschwaders in der Jademündung das tatenlose Warten und die entsagungsvolle Untätigkeit schwerer angekommen sind, als den deutschen Landtruppen auf französischem Boden die schlimmsten Märsche und die blutigsten Kämpfe“ (v. Reventlow, Deutschland zur See S. 57).
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B. Entwicklung, Organisation und Tätigkeit der deutschen Kriegsmarinen
Marine“424. Die Flotte425 war zwar durch den Hinzutritt der Panzerfregatten Friedrich Carl426, Kronprinz427 und König Wilhelm428 und des schon früher erworbenen Panzerturmschiffes Arminius429 markant verstärkt worden, blieb aber insgesamt deutlich schwächer als die französische430, die nach der englischen damals als zweitstärkste Flotte der Welt galt. Dazu trug auch die schlechte Wartung der Schiffe bei431; überdies waren einige Schiffe, durch den Kriegsausbruch überrascht, in Übersee blockiert432, Friedrich Carl und Kronprinz lagen mit Maschinendefekten in Wilhelmshaven, konnten aber immerhin Angriffe französischer Schiffe auf die Nordseehäfen verhindern, und auch in der Ostsee – wo sie bis vor Danzig vorstieß – wagte die überlegene französische Flotte aus Gründen, die bis heute nicht restlos geklärt sind, keine Angriffe. Erstaunlicherweise vergab die französische Flotte ihre Offensivkraft vollends, als sie ihre Panzerschiffe demobilisierte und deren Besatzungen aus Mangel an Infanterie an Land kämpfen liess. Es ist also die Schlussfolgerung erlaubt, „dass beide Flotten in diesem Kriege keine Rolle spielen konnten, denn da die Deutschen der Seeschlacht notgedrungen auswichen, wäre für die Franzosen nur ein größerer Landungsversuch übrig geblieben, hiefür aber fehlte ihnen das Landungskorps …“433.
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Tirpitz S. 7. Kommandant in der Nordsee VAdm E. v. Jachmann, Kommandant in der Ostsee KAdm
Heldt. Kdt KzS Klatt. Kdt KzS R. v. Werner. 428 Kdt KzS Henk. 429 Kdt KK Livonius. 430 Sie zählte 55 Panzerschiffe und gegen 300 nicht-gepanzerte Dampfschiffe (v. Reventlow, Deutschland zur See S. 55). 431 Es war „bei der damaligen Beschaffung der Schiffe wohl nicht genügend beachtet worden, dass man ein eisernes Schiff alle Jahre docken musste, um es zu reinigen“. Der König Wilhelm hatte, „wie wir später feststellten, über 60 Tonnen Miesmuscheln am Leibe, die durch Verdickung des Schiffes und Reibung die Schnelligkeit von 14 auf 10 Knoten herabgesetzt hatten“ (Tirpitz S. 5; Uhle-Wettler S. 38). Überdies gab es damals in Deutschland noch kein Dock, auf dem Panzerschiffe repariert werden konnten (v. Manthey S. 101). Vor dem Belag des hölzernen Schiffsrumpfs mit Kupfer oder Eisen „bildete der Bohrwurm eine der größten Plagen für die Schiffer; er bohrte sich in die Holzwände der Schiffe ein und begann seine Verwüstungsarbeit. Mit merkwürdiger Geschwindigkeit hatte er sich in den Balken in der Richtung der Holzfasern seine Gänge bereitet …“ (v. Holleben S. 102). Beim Belag des Rumpfes mit muschelabweisendem Kupferblech musste unbedingt ein galvanischer Strom zwischen dem Kupfer und dem eigentlichen Eisenrumpf vermieden werden; das geschah durch eine hölzerne Zwischenlage, die aber wegen des zusätzlichen Gewichtes das Schiff tiefer eintauchen und Geschwindigkeit verlieren ließ (Foss S. 241). 432 Arcona bei Madeira, Hertha und Medusa in Yokohama; Delphin lag als Stationär in Konstantinopel. – „Verteilungsplan der deutschen Kriegsschiffe 1870“ bei Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 4 S. 31. 433 Koch, Geschichte S. 55. 426 427
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Erwähnenswert sind immerhin die mutigen Ausfälle der Grille434 (aus Kiel-Dornbusch) und der Nymphe435 (aus Danzig), das Gefecht des von Venezuela kommenden Kanonenbootes Meteor unter dem Kommando von KL v. Knorr436 mit dem französischen Aviso Bouvet am 9. November 1870 vor Havanna, wobei sich beide schwer beschädigten, und Tote und Verwundete zu beklagen waren437, und der Ansatz zu einem Kreuzerkrieg durch die Kreuzerkorvette Augusta438 Ende 1870 / Anfang 1871 vor der Girondemündung, die Prisen nahm (St. Marc und Pierre Adolphe) und den Regierungsdampfer Mars nach Übernahme der Mannschaft versenkte. Hertha439 und Medusa440 vereinigten sich am 7. 9. 1870 vor Yokohama, banden gegnerische Seestreitkräfte und ermöglichten dadurch deutschen Handelsschiffen, neutrale Gewässer aufzusuchen. Noch während des Krieges wurden der Aviso Falke441 und das Artillerieschiff Renown442 in Dienst gestellt, die jedoch nicht mehr in das Geschehen eingriffen, direkt nach dem Krieg die Brigg Undine443 und der Aviso Pommerania444. Einmaliges ereignete sich, als VAdm E. v. Jachmanns Absicht (12. 8. 1870), die überlegene französische Flotte in der Nordsee445 anzugreifen, am energischen Widerstand der Kommandanten der Panzerschiffe446 scheiterte; dieser Vorfall, dessen Hintergründe und Würdigung nach wie vor kontrovers sind447, mag nach der Vermutung Güths448 dazu beigetragen haben, dass nach dem Krieg nicht Jachmann, sondern Stosch mit der Führung der Kaiserlichen Marine betraut wurde. Wie sehr sich die Marine noch im Anfangsstadium befand, zeigte sich daran, „dass damals die größten deutschen Panzerschiffe für alle umfangreichen Reparaturen englische Werften aufsuchen mussten, weil die heimischen Werften und Reparaturwerkstätten dieser Aufgabe noch nicht Herr werden konnten, auch noch immer kein Dock vorhanden war“449.
Kdt KK P. C. Donner (Flotillenchef KK v. Waldersee). Kdt KK Weickhmann. 436 v. Knorr und sein Wachoffizier ULzS v. Bendemann wurden für ihre Tapferkeit vor Havanna mit dem EK II. Kl. ausgezeichnet. 437 Tesdorpf S. 106 ff. gibt eine farbige Schilderung des Gefechtes. 438 Kdt KK Weickhmann. 439 Kdt KzS Köhler. 440 Kdt KK Struben. 441 Kdt KK Graf v. Waldersee. 442 Kdt KzS Hassenstein. 443 Kdt KK Ulffers. 444 Kdt KL Sattig. 445 Chef VAdm Martin Fourichon (1809 – 1884), später Marineminister. 446 KzS Henk (König Wilhelm), KzS R. v. Werner (Kronprinz), KzS Klatt (Friedrich Carl). 447 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 4 S. 38 N. 8. 448 Revolution S. 52 f. 449 v. Reventlow, Deutschland zur See S. 55 f. 434 435
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B. Entwicklung, Organisation und Tätigkeit der deutschen Kriegsmarinen
In der Organisation und Führung der Flotte des Norddeutschen Bundes erfolgte während des Krieges eine wesentliche Änderung: Der Oberbefehlshaber Prinz Adalbert, wegen seiner sich stetig verschlimmernden Myopie kaum mehr zum aktiven Einsatz fähig, begab sich zur Armee450. Das Oberkommando wurde durch ACO vom 29. 7. 1870451 aufgelöst; seine Aufgaben gingen an das Marineministerium452 über, in dem eine neue „Abteilung für Kommando-Angelegenheiten“ unter Leitung des bisherigen Stabschefs des Oberkommandos, KzS Batsch, gebildet wurde. VAdm E. v. Jachmann wurde Kommandant in der Nordsee, KAdm Heldt Kommandant in der Ostsee453. Alle wesentlichen Funktionen der Marine waren von Seeoffizieren besetzt. Als sich die Niederlage abzeichnete, versuchte Russland, eine Demütigung Frankreichs abzuwenden, und schlug dem Reichskanzler vor, sich als Kompensation für Zurückhaltung durch Übernahme der französischen Panzerflotte und eines Teils der Kolonien schadlos zu halten. Im Gegensatz zu Prinz Adalbert, den die Vergrößerung der Flotte anzog, verweigerte sich Bismarck solchen Vorstellungen, u. a. mit dem Argument, Deutschland verfüge nicht über genügend qualifizierte Seeoffiziere und Mannschaften, um diese Übernahme sinnvoll zu verdauen. Er gab auch nicht die Zustimmung, die zu Gunsten Frankreichs eintreffenden umfangreichen Waffenlieferungen Englands und der USA auf hoher See abzufangen; es war ihm wichtiger, die beiden Länder nicht vor den anstehenden Friedensverhandlungen mit Frankreich zu verärgern454. Noch während des Krieges erfolgte, von Bismarck zielstrebig vorbereitet, die Reichseinigung und am 18. 1. 1871 in Versailles die Ausrufung des Kaiserreiches mit dem preußischen König Wilhelm I. als Deutschem Kaiser. Auf keinem diesen denkwürdigen Anlass darstellenden Bild, z. B. von Anton v. Werner, ist eine Marineuniform zu sehen, abgesehen von Prinz Adalbert als Angehöriger des Herrscherhauses – allerdings fehlte auch das Volk! An der großen Siegesparade im Sommer 1871 in Berlin war nur eine minimale Delegation der Marine beteiligt. Der Zustand der Marine bei Kriegsende bedeutete einen „absoluten Tiefpunkt in ihrer Entwicklung“455. „Augenscheinlich genügte es nicht zum Aufbau einer Seemacht, wenn 450 Prinz Adalbert starb 3 Jahre später, am 6. 6. 1873. Das MVBl vom 15. 6. 1873 (IV. Jg. Nr. 12) nannte ihn „ein Herz voll der treuesten Theilnahme an der Sache und an den Personen, hoch und niedrig. – Wie die Träume der Kindheit, so war die Sehnsucht des Jünglings, der Wunsch des Mannes, das Wollen und Wirken der letzten Jahrzehnte seines Lebens, der eine für ihn Alles erfüllende Gedanke, die vaterländische Marine“ (zitiert nach v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 74). 451 Text bei Hubatsch, Admiralstab S. 227. 452 1861 – 31. 12. 1871 General Albrecht v. Roon (1803 – 1879), zugleich Kriegsminister (1859 – 9. 11. 1873). 453 Sein direkter Gegenspieler war VAdm Louis Bouet-Willaumaz (1808 – 1871). 454 Immerhin bewilligte Bismarck den eher symbolischen Einsatz nur gerade der Glattdeckkorvette Augusta (Kdt KK Weickhmann) gegen solche Waffenlieferungen. 455 Hildebrandt / Röhr / Steinmetz, S. 28.
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eine Landmacht Schiffe im Ausland beschaffte und mit Uniformierten bemannte. Eine starke Hand und ein starker Geist waren erforderlich, um ein ‚System Flotte‘ zu schaffen und sinnvoll in die Politik einzubinden“456. * Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich die deutschen Flotten zwar im Rahmen ihrer personellen, materiellen und strukturellen Möglichkeiten bemühten, an der Seite der Landarmee ihren Beitrag zum Erfolg zu leisten, das eigentliche Kriegsgeschehen in den Auseinandersetzungen mit Dänemark (1848 / 49 und 1864), Österreich (1866) und Frankreich (1870 / 71) aber nicht wirklich zu beeinflussen vermochten; ihnen kam aber, wie schon 1848 / 49 eine große innenpolitische Bedeutung auf dem Weg zur Erreichung der nationalen Einheit zu, und sie leisteten einen wesentlichen Beitrag zur Respektierung Deutschlands als einer kommenden Macht durch die etablierten Mächte. Der Preis dafür war hoch. Der Übertritt der Marine des Deutschen Bundes in die Kaiserliche Marine brachte die Chance eines Neuanfangs in allen Belangen.
XI. Kaiserreich; Konsolidierung; Großmacht-Gestus Das Geschehen in Deutschland zwischen der Reichsgründung und dem Ausbruch des 1. Weltkrieges zerfällt in zwei sehr unterschiedliche Phasen: die Zeit bis zu Bismarcks Entlassung (1890), und die Zeit der „Kaiserherrschaft“. Die erste war, abgesehen von den andauernden Auseinandersetzungen auf dem Balkan, auf dem Kontinent außenpolitisch ausgewogen und ruhig, von Bismarck unemotional und sachlich instrumentiert, wirtschaftlich eher depressiv, innenpolitisch durch harte Kämpfe geprägt: erste organisierte Geltendmachung sozialistischer Ziele (1863)457, Bündelung katholischer Kräfte in der Zentrumspartei (1870), beide von Bismarck als „Reichsfeinde“ und als Angriff auf das von ihm hochgehaltene monarchische Prinzip betrachtet. In der zweiten Phase, finanziert vom wirtschaftlichen Aufschwung seit 1895, wurde außenpolitisch ein von den Eliten und vom Volk mitgetragener zunehmend konfrontativer Kurs eingeschlagen, aber die früheren inneren Kämpfe waren weitgehend ausgestanden. Gemeinsam war beiden Epochen die stürmische Entwicklung der naturwissenschaftlichen und medizinischen Forschung und der Fortschritt in allen Bereichen der Technik. Im Einzelnen: Nicht nur politisch war das neue Reich gestärkt, auch wirtschaftlich stand es zunächst auf festen Füßen, nicht zuletzt wegen der massiven französi456 Uhle-Wettler S. 381. Tirpitz (S. 44 N. 1) beklagte diesen Mangel allerdings auch noch für die Zeit um 1890: Wir hatten „einen Haufen von Schiffen mit Menschen darauf … aber keine Flotte“. 457 Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) u. a. durch Ferdinand Lassalle.
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B. Entwicklung, Organisation und Tätigkeit der deutschen Kriegsmarinen
schen Kriegsreparationen, und weil – wie bei der auf die März-Revolution folgenden Konsolidierung – die Risiko- und Investitionsfreudigkeit der Unternehmer zum eigentlichen Boom der „Gründerzeit“ führte. Der altpreußische bescheidene Lebensstil, vom Kaiser demonstrativ gepflegt458, wurde bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges durch einen durch Schwere, Prunk und Protz charakterisierten Stil in Architektur, Inneneinrichtung und Lebensführung ersetzt, allerdings gravierend unterbrochen durch den Börsenkrach von 1873 und die mit Pausen bis 1895 anhaltende Wirtschaftskrise. Mehrere Ursachen sind für die schnelle wirtschaftliche Konsolidierung und Expansion verantwortlich: Die Vereinheitlichung von Rechtswesen und Währung; das rasche Bevölkerungswachstum459; die Durchsetzung der allgemeinen Schulpflicht; die Verbesserung der Qualität der Schulen; das Angebot einer hochstehenden Berufsausbildung der Handwerker und Techniker, und der forschungsorientierte Fokus der Technischen Hochschulen. Begünstigt durch ein relativ niedriges Zinsniveau, das eine kapitalintensive Produktionsweise lohnend machte460 wandelte sich Deutschland rasch und endgültig vom Agrar- zum Industriestaat – „die Industrialisierung bekam Züge eines ansteckenden Fiebers“461 – vorwiegend allerdings im Westen, während der große Raum östlich der Elbe nach wie vor stark überwiegend von der agrarischen Gutsherrenwirtschaft dominiert war. Mit der Struktur der Wirtschaft änderte sich auch die Struktur der Bevölkerung: Zu oberst stand nach wie vor der landbesitzende Adel, der zwar noch lange Macht und Ansehen behielt, dessen wirtschaftliche Bedeutung aber graduell schwand, so wie die Bedeutung der Landwirtschaft insgesamt zurückging462. Es folgten in noch wirtschaftlich gesicherter Position das (ältere) Bildungs- und Verwaltungsbürgertum und das neue liberale oder liberal-konservative Besitzbürgertum. Prekär war die Situation des Kleinbürgertums und der Handwerkerschaft, deren Einkommen durch die Fortschritte der Industrie gefährdet war, und die deshalb latent anfällig waren für sozio-politische Einflüsterungen, z. B. Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Zuunterst in der Skala stand das wachsende Fabrikarbeiterproletariat, das sich vermehrt in der Sozialdemokratie, in den Gewerkschaften463, und in den katholischen Gegenden in der Zentrumspartei 458 Sinnbildlich war die wöchentlich einmal von einem Hotel in das Schloss gebrachte Faltbadewanne, in der der Kaiser sein Bad zu nehmen pflegte. 459 Zwischen Reichsgründung und Ausbruch des 1. Weltkrieges wuchs die deutsche Bevölkerung um rund 60% (Ozement S. 228); Flora errechnet von 1871 bis 1900 einen Zuwachs von 36 % (Bd. I S. 34, 42; Bd. II S. 58 f.). Gemäß Fisch (S. 252) wuchs der Anteil der deutschen Bevölkerung gemessen an der Bevölkerung Europas (inkl. Großbritanniens und Russlands) von 12.9% auf 14.1%, während derjenige Frankreichs kontinuierlich sank. 460 Radkau S. 129. 461 Radkau S. 128. 462 Flora errechnet einen Rückgang der in der Landwirtschaft Beschäftigten zwischen 1882 und 1907 von 43.3% auf 35.2 % (Bd. II S. 512 ff.). 463 Die Zahl der in Deutschland gewerkschaftlich Organisierten nahm von der Reichsgründung bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges von rund 80.000 auf rund 3 Millionen zu (Fisch S. 92).
XI. Kaiserreich; Konsolidierung; Großmacht-Gestus
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engagierte464. Nach zwei Seiten erwuchsen aus der neuen Bevölkerungsstruktur besondere Schwierigkeiten: Einerseits intensivierten sich Probleme mit auswärtigen Minderheiten (Dänen, Franzosen, Polen) und es gab heftige Dispute um die Stellung der Juden; anderseits wurde die Landflucht, die schon zu Beginn des Jahrhunderts eingesetzt hatte, immer aktiver: Lebten um 1800 noch fast 90% der Bevölkerung auf dem Lande, wohnten zur Zeit der Reichsgründung bereits 50 % in Orten mit mehr als 5000 Einwohnern. Um 1800 hatten nur 2 Städte (Berlin und Hamburg) mehr als 100.000 Einwohner, zusammen 300.000; um 1850 waren es bereits 4 Städte (Berlin, Hamburg, München, Breslau) mit zusammen 780.000 Einwohnern, um 1880 schon 16 Städte (Berlin, Hamburg, München, Leipzig, Dresden, Köln, Breslau, Frankfurt, Elberfeld-Barmen, Nürnberg, Hannover, Königsberg, Stuttgart, Bremen, Danzig, Straßburg) mit zusammen rund 3 Millionen Einwohnern465. Überlagert wurde diese wirtschaftlich-soziale Problematik durch die seit 1871 nicht weniger heftig geführte kulturpolitische Auseinandersetzung (Kulturkampf)466, vordergründig um Lehrer- und Pfarrerstellenbesetzung und staatliche Schulaufsicht, in Wirklichkeit aber grundsätzlich um den von den protestantischen Liberalen argwöhnisch beobachteten Ultramontanismus des katholischen Zentrums467. Bismarck, als Außenpolitiker und Reichsgründer gewandt und erfolgreich, tat sich schwer in der Innenpolitik. Sein Sozialistengesetz von 1878 war immerhin relativ gemäßigt und wurde 1883 durch eine Krankenversicherung, 1884 durch eine Unfallversicherung und 1889 durch eine Invaliditäts- und Altersversicherung ergänzt, die in Europa Vorbildcharakter hatten. In der Außenpolitik blieb Bismarck erfolgreich468. Es gelang ihm, die andern Mächte von der Friedfertigkeit und Genüg464 Siehe dazu Haffner S. 54 f.: Das Schwierigste an der Zentrumspartei – für Bismarck „unheimlich“ – war ihr klassenumfassender Charakter. „Mit andern Klassen und Klassenparteien Kompromisse zu machen war ihm nicht unnatürlich. Aber eine Partei, die keine Klasse vertrat, schien ihm ein Staat im Staate zu sein, ein „Reichsfeind“ …“. 465 Flora Bd. II S. 263; Schulze S. 136. – Die Zahl der Städte in Europa mit mehr als 100.000 Einwohnern nahm von 1850 bis 1900 von 43 auf 156 zu (Fisch S. 23). 466 Aus preußischer Sicht 1886 durch die Verleihung des Christusordens an Bismarck durch Papst Leo XIII., 1887 seitens des Vatikans durch formelle Erklärung des Papstes beendet. – Ein erneutes Aufflackern der Auseinandersetzung drohte nach einem ungebührlichen Auftritt Prinz Heinrichs und Herbert v. Bismarcks anlässlich einer Aussprache Wilhelm II. mit Papst Leo XIII. am 12. 10. 1888 (Röhl, Bd. 2 S. 68 ff.). 467 „Die heutigen (katholischen) Geistlichen, im Konvikt oder Seminar, oder gar während des Kulturkampfes im Ausland bei Jesuiten groß geworden, sind im vollsten Gegensatz zum Staat erzogen“ (v. Stosch S. 15). 468 Gelegentlich blitzte allerdings auch bei Bismarck Kurzsichtigkeit und Irrationalität durch, vor allem, wenn er meinte, das Reich gegen den Sozialismus schützen zu müssen: Der preußische Polizeiinspektor Wohlgemuth hatte versucht, in der Schweiz Lockspitzel zu gewinnen, die Bismarck über die Umtriebe deutscher sozialistischer Emigranten orientieren sollten. Nach Wohlgemuths Verhaftung in Rheinfelden im Frühjahr 1889 drohte Bismarck der Schweiz mit Repressalien, einschließlich einer militärischen Intervention, für die er auch Russland und Italien zu gewinnen hoffte. Dank der Festigkeit des schweizerischen Bundesrates und diplomatischer Schützenhilfe u. a. Englands musste der Reichskanzler schließlich zurückkreb-
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samkeit („Saturiertheit“) des Reiches zu überzeugen. 1873 schloss er mit Österreich und Russland das „Drei-Kaiser-Abkommen“, und durch geschickte Führung des Berliner Kongresses (1878)469 erreichte er, dass sich auch die andern Mächte zurückhielten und nicht wegen ihrer Interessen auf dem Balkan einen neuen Krieg auslösten. 1879 versöhnte sich Berlin mit Wien im Zweibund, dem sich 1882 Italien, 1883 Rumänien und zeitweise auch Serbien anschlossen. Das auf Revanche drängende Frankreich470 konnte vorerst vom Schmieden fester Koalitionen abgehalten werden, nicht zuletzt durch die Erneuerung (1881) des Drei-Kaiser-Vertrages von 1873, und durch den Deutsch-Russischen Rückversicherungsvertrag von 1887, der die von der politischen und der Armee- und Flottenführung immer wieder aufs Neue ernsthaft gesehene Gefahr eines nicht von Deutschland ausgehenden und nicht von Deutschland gesuchten Zweifrontenkrieges gegen Frankreich und Russland471 endgültig bannen sollte. Und dank überlegener Führung des Berliner AfrikaKongresses und der Unterzeichnung (1885) der Kongo-Akte erreichte Bismarck überdies die Anerkennung der deutschen Erwerbungen in Afrika und die feste Etablierung Deutschlands als Kolonialmacht472. Am 3. 6. 1887 legte der greise Kaiser Wilhelm I. den Grundstein für den später nach ihm benannten Nordostseekanal, der Kiel und Wilhelmshaven verbinden sollte. Der Bau verschlang die Summe von 156 Millionen Mark oder 1.58 Millionen Mark pro Kilometer473. Der Kanal wurde im Juni 1895 in Anwesenheiten von Flottendelegationen aus 14 Ländern474 von Kaiser Wilhelm II. eröffnet. Sein militärisen (siehe Edgar Bonjour, Geschichte der schweizerischen Neutralität, Bd. II, 3. Aufl. Basel 1967 S. 463 ff.). 469 Wichtige Ergebnisse des Kongresses waren die Unabhängigkeit Rumäniens, Serbiens und Montenegros; England erhielt Zypern; Österreich wurde das Recht zuerkannt, Bosnien und Herzegowina zu verwalten. Insgesamt führte der Kongress zu einer Abkühlung des Verhältnisses zwischen Russland und Deutschland und zu einer Annäherung von Deutschland und Österreich. – Schriftführer des Kongresses war B. v. Bülow (1849 – 1929), der spätere Staatssekretär im Auswärtigen Amt, der hier seine ersten außen-diplomatischen Erfahrungen sammelte (Craig S. 300). 470 Bismarck befürchtete einen französischen Angriff schon 1875 [1. sog. „Krieg-in-Sicht“Krise]. Als ganz so gravierend scheint Bismarck die Krise damals trotz heftiger öffentlicher Attacken aber nicht betrachtet zu haben, erlaubte er doch, dass „sämtliche Munitionskarren der deutschen Armee behufs Umänderung auseinander genommen wurden“, weshalb die Armee auf Wochen hinaus nicht einsatzbereit war (Spitzemberg S. 153 f.). 471 Neue „Krieg-in-Sicht-Krise“ 1887. 472 „Die Europäer sahen Afrika … nicht als Subjekt der Selbstbestimmung, sondern als Objekt europäischer Fremdbestimmung“ (Fisch, Selbstbestimmung S. 140). 473 Wie sehr England für Deutschland in allen maritimen Fragen als Referenz galt, zeigt sich bis in Details; so wurden in der Publikation „Amtliche Zusammenstellung der für die Festlichkeiten (… anlässlich der Eröffnung des Kanals im Juni 1895 …) getroffenen Einrichtungen und Veranstaltungen“, Kiel und Leipzig o. J. (S. 11 Ziff. 9) die Kosten des Kanalbaus auch in englischen Pfund angegeben; „1 Meile = 124728 £“. 474 USA, Dänemark, England, Frankreich, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Spanien und Türkei.
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scher Zweck „beruht darauf, dass das Deutsche Reich eine von dem Auslande unabhängige Verbindung der Nord- und Ostsee für die deutsche Flotte erhält und dadurch in der Lage ist, die in der Ostsee stationirten Streitkräfte ungehindert und ungesehen nach der Nordsee zu werfen und umgekehrt“475. In Widerspruch zu Bismarcks Politik der strategischen Selbstbescheidung stand die Erwerbung von Kolonien in Togo und Kamerun, Südwest- und Ostafrika, in Kiautschou und in der Südsee; für Einzelheiten wird auf Anh. 14 und auf die Schilderung von Leben und Wirken des späteren VAdm Paul Hoffmann verwiesen476. Als schwerer Sündenfall muss die Abkehr von seiner auch auf außenpolitischen Ausgleich bedachten Freihandelspolitik und die Einführung (1879) von Schutzzöllen vor allem gegen den Import von Produkten der englischen Schwerindustrie und von Getreide aus Russland und den USA betrachtet werden, an der Bismarcks Bündnis mit den Nationalliberalen zerbrach. 1888, das Drei-Kaiser-Jahr, brachte eine gravierende Veränderung der Innen- und Außenpolitik des Reiches: Am 9. März starb Wilhelm I. im Alter von 91 Jahren, gefolgt von seinem Sohn Friedrich III.477, der als Kronprinz mehrfach in scharfen Gegensatz zu Bismarck geraten war und auf dem die Hoffnungen des liberalen Bürgertums und Englands ruhten, der damals aber bereits an Kehlkopfkrebs litt, und schon nach 99-tägiger Herrschaft starb. Ihm folgte am 15. Juni sein am 27. 1. 1859 erstgeborener Sohn Wilhelm II. – womit „die Generation des Enkels auf die des Großvaters folgte“478 – dem bestechende Eigenschaften zu Gebote standen, aber leider auch manche, die ihn daran hinderten, ein zukunftweisender, bedeutender Führer seines Landes zu werden479, und die das Land – auch wenn ihn beileibe nicht die einzige Verantwortung trifft – in eine verfehlte, unbezahlbare und zum Scheitern bestimmte Großmachtspolitik und in den 1. Weltkrieg führten. Der 29 jährige neue Kaiser empfand den 73 Jahre alten Kanzler als Last und inakzeptable Beschränkung seines Entfaltungs-, Gestaltungs- und Geltungwillens; er entliess Bismarck am 20. 3. 1890, knapp zwei Jahre nach seiner Thronbesteigung. Sein Nachfolger wurde v. Caprivi, der frühere Chef der Admiralität (1883 – 1888), „ein Mann hors ligne an Begabung, Tüchtigkeit, Charakter … [der] „sein neues Amt als soldatische Pflichterfüllung gegen Kaiser und Vaterland“ betrachtete480, die Thronbesteigung Wilhelm II. allerdings für „gefährlich“ hielt481.
475 Siehe Zur feierlichen Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals (etc.), Bibliographie, S. 11 Ziff. 10 Abs. 1. 476 Siehe Gutzwiller Ziff. 6. 477 Als Kronprinz Friedrich Wilhelm genannt; Ehemann von Victoria, der Tochter der englischen Königin Victoria. Wegen seiner England-Freundlichkeit wurde er vom Berliner Volkswitz „Friedrich der Brite“ genannt (Spitzemberg S. 247). 478 Wilhelm II., S. 23; Röhl (Bd. 1 S. 547) spricht von der „Tragödie der ,übersprungenen Generation‘“. 479 Für eine detailliertere Charakterisierung Wilhelms siehe hinten Ziff. XIII (f). 480 Spitzemberg S. 272, 279.
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Die von Bismarck geschaffenen Gleichgewichte in den europäischen Machtverhältnissen verlangten – und das war wohl ihre wirkliche Schwäche – nach einer meisterlichen Übersicht und ständigen Belebung und Anpassung durch ihren Schöpfer oder einen ihm kongenialen Geist, der aber nicht zur Verfügung stand. Die Folge war, dass das System nach Bismarcks Abgang schnell zerbrach, einerseits aus Unverständnis und Unvermögen seiner Nachfolger482, anderseits aus Geltungsdrang und Machtwillen und -wahn des jungen Kaisers. Die Nichterneuerung des Rückversicherungsvertrages mit Russland am 27. 3. 1890 führte zu einer Verstimmung zwischen beiden Mächten und im selben Jahr zu einer Annäherung Frankreichs an Russland, demonstrativ vorgeführt durch einen französischen Flottenbesuch in Kronstadt / St. Petersburg (1891)483. Diese engere Zusammenarbeit wurde 1892 durch einen zwei Jahre später in Kraft getretenen Zweibund-Vertrag besiegelt, der den Ausbau der russischen Industrie und Eisenbahnen mit französischem Kapital ermöglichte. Wilhelm II. manövrierte Deutschland auch in eine ungünstige Situation gegenüber England. Seine Depesche an den Präsidenten Transvaals, Paulus („Ohm“) Krüger (1896), in der er die englische Hoheit direkt angriff484, seine Reise (1898) nach Jerusalem, wo er sich als wahrer Beschützer der Christen aufspielte, und der 1899 abgeschlossene Vertrag über den Bau der Bagdad-Bahn sorgten für Irritation in Russland und England, das seine Positionen bis nach Indien bedroht sah. Immerhin gelangen auch eine Reihe bedeutender wirtschaftlicher Erfolge im Ausland, namentlich durch die Auslandtätigkeiten der großen Banken485. Helgoland, 1814 von Dänemark an England abgetreten, konnte 1890 von England im Tausch gegen Sansibar erworben werden.
481 Röhl, Bd. 1 S. 672. – „Über die Motive Wilhelms für diese überraschende Wahl ist so gut wie nichts überliefert“; es handelte sich „bei dieser politischen Handlung Wilhelms II. um eine ganz persönliche Entscheidung“ – offenbar im Sinne einer Übergangslösung, wie der Kaiser Caprivi gegenüber geäußert haben soll (Röhl, Bd. 2 S. 367 f.). Der Kaiserbruder KzS Prinz Heinrich hatte am 22. 3. an Bord seines Schiffes Irene gegenüber andern Kommandanten (darunter Hoffmann) noch die Auffassung geäußert, Caprivi sei „der letzte, den mein Bruder nimmt“ (Gutzwiller Ziff. 7). 482 Leo Graf v. Caprivi de Caprera de Montecuccoli (bis 1894), Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst (bis 1900) und Bernhard Fürst v. Bülow (bis 1909), zunächst seit 1897 Staatssekretär des Äußern. 483 1895 wurde die enge Zusammenarbeit Frankreichs und Russlands erneut demonstriert, als die beiden Flotten in Linie fahrend zur Eröffnungsfeier des Nordostseekanals in Kiel eintrafen. 484 Ursprünglich war sogar vorgesehen worden, „ein Schiff aus der Delagoabay herbeizurufen, 50 Matrosen zu landen, nach Prätoria zu schicken, damit sie die Deutschen und die 500 Millionen deutschen Eigentums schützen, die wir dort in Eisenbahnen, Minen, Diamantenfeldern und sonstigen Unternehmungen stecken haben …“ (Spitzemberg S. 340); das Vorhaben wurde nach dem raschen Scheitern des Jameson-Raids (2. 1. 1896) abgeblasen. 485 Gründung der Deutsch-Asiatischen Bank in China, und von Tochtergesellschaften der Dresdner und der Deutschen Bank in Lateinamerika.
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Die bedeutendste und kostspieligste Fehlleistung Wilhelm II. ist nicht ihm allein zuzuschreiben: Die gigantische Flottenrüstung. Eine starke Flotte war schon seit jeher als unabdingbares Instrument der Machtpolitik und als Voraussetzung für den Anspruch auf Geltung gesehen worden. Schiffe konnten große Kontingente an Soldaten und Ausrüstungen transportieren, sie eigneten sich dazu, mit massiver Artilleriekraft überraschend und auf weite Distanz zu drohen und zu wirken, eigneten sich zur Bildung von Schwer- und Übergewichten und hatten eine ästhetische Prestigewirkung. Zu diesen für alle Flotten geltenden Aspekten ist bezüglich der deutschen Flotte ein weiteres wichtiges Element zu beachten: Sie war, abgesehen vom Kaiser, das einzige deutlich sichtbare Machtsymbol der deutschen Einheit, denn während die Landarmee zwar dem Oberbefehl des Kaisers unterstand, waren und blieben ihre einzelnen Teile doch Streitkräfte der einzelnen Staaten des deutschen Reiches, wurden auch als solche bezeichnet und hatten ihre eigenen Uniformen. Die Marine dagegen war seit der Reichsgründung eine gesamtdeutsche Kaiserliche Marine unter einheitlicher Kennzeichnung und Uniformierung, und sie wurde von den deutschen Eliten und der deutschen Bevölkerung auch als solche wahrgenommen. Und so begann der Kaiser, getragen von der opinio necessitatis politischer, wirtschaftlicher und militärischer Eliten und breiter Bevölkerungsschichten (der Deutsche Flottenverein (1898) hatte immerhin über 1 Million Mitglieder) mit der Reorganisation der Flotte und dem Bau neuer, zusätzlicher Einheiten. Im damaligen KAdm Alfred v. Tirpitz, den er 1897 in der Nachfolge Adm v. Hollmanns als Staatssekretär an die Spitze des Reichsmarineamtes berief486, fand der Kaiser den Mann, der sich vorbehaltlos hinter den Monarchen und seine Pläne stellte, diese umsetzte, aber auch selber initiativ vorantrieb, bis zum bitteren Ende. * Am Ende des 19. Jahrhunderts war Deutschland eine wirtschaftliche, wissenschaftliche, politische und (land) militärische Großmacht, mit einer martialisch auftretenden, in Wirklichkeit unstabilen, schwachen und sprunghaften Führung, bereit, auch Risiken einzugehen, die sie nicht richtig abschätzte oder die nicht abschätzbar waren, getragen von einer Bevölkerung, die mehrheitlich stark national emotionalisiert war, im Übrigen aber sehr disparate persönliche und wirtschaftliche Ziele verfolgte. Zudem versäumte das Reich, auf dem Kontinent neue und auf Dauer zuverlässige Bündnispartner zu gewinnen und trieb England, konträr zum Verlauf der Geschichte, in eine nähere Verbindung mit Frankreich und Russland, die 1907 in ein Dreierbündnis mündete. Die Grundlage für den Zweifrontenkrieg war gelegt.
486 Tirpitz wurde am 7. 7. 1897 zugleich zum Bevollmächtigten zum Bundesrat und am 28. 3. 1898 zugleich zum Kgl. Preußischen Staatsminister ernannt.
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XII. Kaiserliche Marine (18. 1. 1871 – 31. 12. 1900) „Erst die glorreichen Erfolge unserer Heere haben Deutschland auf dem Festland den Rücken frei gemacht und ihm die Möglichkeit gegeben, hinauszugehen auf das Meer“487.
Entsprechend Art. 53 der Verfassung des neuen Reiches wurde die Marine des Norddeutschen Bundes (am 9. 3. 1871 nach Kriegsende demobilisiert) nun die Kriegsmarine des Reiches488; sie unterstand dem Oberbefehl des Kaisers, weshalb sie auch als „Kaiserliche Marine“ bezeichnet wird. Die Kriegsflagge der Marine des Norddeutschen Bundes wurde von der Kriegsmarine des Deutschen Reiches übernommen, abgesehen von der nun hinzugefügten Kaiserkrone. Diese Marine war, abgesehen vom Kaiser selbst, das Identifikationssymbol par excellence der Deutschen und ihres neu vereinigten Staates – wie schon1848, damals mehr Symbol, als Macht, „der sichtbarste Repräsentant der Reichseinheit“489 – weil sie, im Gegensatz zu den Armeen, ohne Bezug auf die Länder und die Landsmannschaften der Zentralregierung zuzuordnen war und diese, für jedermann ohne weiteres klar erkennbar, repräsentierte, imposant in der Erscheinung und mit einheitlicher schmucker Uniform auch ästhetisch herausragend490. „Anders als das Heer gehörte die Marine von vornherein in die Reichskompetenz, sie war von vornherein jenseits der Föderalismusprobleme und auch, trotz eines preußischen Überhangs und einer preußischen Vorbildfunktion, jenseits der Probleme mit der preußischen Hegemonie“491. Durch ACO vom 5. 5. und vom 15. 6. 1871492 und in Abänderung einer ACO vom 29. 7. 1870 wurde Prinz Adalbert von seiner Stellung als Oberbefehlshaber abgelöst und auf den Ehrenposten des „Generalinspekteurs der Marine“ abgeschoben493, die für den Kriegsfall vorgesehene Zusammenfassung der Funktionen auch für den Friedensfall institutionalisiert, das Oberkommando blieb aufgelöst und seine Aufgaben mit jenen der Verwaltung im Marineministerium zusammengelegt. Marineminister blieb der preußische Kriegsminister General der Infanterie Albrecht
v. Maltzahn S. 115. Formelle Übergabe am 16. 4. 1871. 489 Bidlingmaier S. 81. 490 „The naval theatre offered an ideal stage for the projection of national identity … The Imperial Navy itself presented a uniquely well-suited vehicle for national emphasis … The naval theatre thus presented a central site for the display of German unity, an arena in which the patchwork of identities could be symbolically re-conciled and where „the nation“ could be experienced as an „emotional community“ by large audiences“ (Rüger S. 144 f., siehe dort auch S. 3 und 10). Siehe auch Berghahn S. 255. 491 Nipperdey, Bd. II S. 202. 492 Text bei Hubatsch, Admiralstab S. 227 ff. 493 Er konnte in dieser neuen Funktion keine Akzente setzen und starb kurz darauf am 6. 6. 1873. 487 488
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v. Roon494. Die Stationskommandos der Ostsee und der Nordsee wurden klar getrennt, die landbasierten Marineteile gleichmäßig den beiden Stationen zugeteilt, die 1. Matrosen- und die 1. Werftdivision nach Kiel495, die beiden 2. Divisionen nach dem vollständig von der Flotte dominierten Wilhelmshaven verlegt, die Depots in Stralsund und Geestemünde aufgehoben, zwei Kompanien des Seebataillons in Wilhelmshaven begründet, und dort am 26. 10. 1871 neu eine Torpedoabteilung eingerichtet. Schon am 25. 7. 1871 begann die Nymphe496, eine der vier Glattdeckkorvetten, eine Weltreise – die erste der neuen Kaiserlichen Marine – mit Stationen in Rio de Janeiro, Kapstadt, Australien, Fidschji, Japan, pazifisches Russland, Hong Kong, Singapore, San Francisco, um Kap Hoorn, und war nach knapp 3 Jahren am 12. 5. 1874 wieder in Kiel.
1. Die Herrschaft der Generale: Einheitliche Flottenführung a) Die Ära Stosch (1. 1. 1872 – 20. 3. 1883) Die nächste Reorganisation erfolgte bereits auf das Jahr 1872. Heer und Marine wurden einander, wie schon in der ACO vom 30. 10. 1865, per Gesetz gleichgestellt und das bisherige nüchterne Marineministerium in die „Kaiserliche Admiralität“ umbenannt. Zu ihrem ersten Chef wurde per 1. 1. 1872 kein Admiral, sondern der Infanterie-Generalleutnant Albrecht v. Stosch497 ernannt – was „das Vertrauen der Marine in sich selbst nicht gestärkt“ hat498 – wobei die Unterstellung so geordnet war, dass Stosch den Oberbefehl über die Marine nach den Anordnungen des Kaisers, die Verwaltung aber unter der Verantwortlichkeit von Reichskanzler Bismarck führen sollte499.
Am 1. 1. 1873 zum Generalfeldmarschall befördert, am 9. 11. 1873 zD gestellt. Kiel, damals eine Stadt mit rund 30.000 Einwohnern, wuchs mit dem Wachstum der Flotte schneller, als jede andere deutsche Stadt, ausgenommen Duisburg und Berlin-Charlottenburg. 1914 war jeder dritte der mehr als 220.000 Einwohner unmittelbar von der Marine abhängig (Uhle-Wettler S. 500 N. 4). Siehe auch Anh. 13 Ziff. II. 496 Kdt KK von Blanc. 497 Sohn des persönlichen Adjutanten des preußischen Generalstabschefs August Wilhelm Anton Graf Neidhardt v. Gneisenau (1760 – 1831), am 22. 3. 1875 zum General der Infanterie, am 22. 9. 1875 zum Adm befördert, am 30. 11. 1872 auf Lebenszeit zum Mitglied des preußischen Herrenhauses ernannt. Vom 26. 10. – 31. 12. 1871 stand Stosch zur Verfügung des Kriegs- und Marineministers General Graf Albrecht v. Roons zur Einführung in die Geschäfte des Chefs der Admiralität. Vgl. zu Stosch allgemein Dirk Sieg (Bibliographie). 498 Paschen S. 149, S. 172; v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 105 f. 499 v. Stosch S. 271. – Zur Personalstruktur und Uniformierung Noeske / Stefanski Bd. 1 S. 241 ff. und Bildteil S. 79 ff. 494 495
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Es ist viel spekuliert und gerätselt worden über die Hintergründe dieser Ernennung eines aus der Sicht der Marine Außenstehenden; es würde den Rahmen dieser Schrift sprengen, diese in Einzelheiten darzustellen; die offiziell mitgeteilte Begründung für seine Ernennung war gewesen, die Marine verfüge über keinen genügend fachlich und organisatorisch qualifizierten Fachmann, der auch gute Verbindungen zum Parlament besitze; die vier rangmäßig zur Verfügung stehenden Seeoffiziere (Adm Prinz Adalbert, VAdm E. v. Jachmann500, KAdm Heldt und chKAdm v. Henk501) kamen offenbar nicht in Betracht. Die politische und militärische Führung wollte der auf einem Tiefpunkt angelangten und einer umfassenden Reform bedürftigen Flotte einen fähigen Organisator und Chef mit Durchsetzungsvermögen voranstellen, und diese Fähigkeiten hatte Generalleutnant v. Stosch im Laufe seiner langen Karriere und gerade eben erst wieder im Deutsch-Französischen Krieg in hohem Maße bewiesen502. Und unzweifelhaft war von Bedeutung, dass sich Stosch durch hohe Leistung, intellektuelle Präsenz und charakterliche Integrität eine enge persönliche Vertrauensbasis beim König und Kaiser Wilhelm I.503 (seit dessen Kronprinzenzeit), beim Kronprinzen Friedrich Wilhelm und späteren Kaiser Friedrich III.504, den Gattinnen der beiden505, bei Ge-
500 Er wurde möglicherweise wegen der Ablehnung seines geplanten Angriffs auf die französische Nordseeflotte durch die Kdt der 4 Panzerschiffe (12. 8. 1870) übergangen (siehe vorne Fn. 445 – 448). 501 „Admiral Henk war aus der Handelsmarine hervorgegangen und glaubte vor allem die Segel in Ehren halten zu müssen, während taktische und strategische Betrachtungen ihm ferner lagen und von ihm nicht nach ihrer vollen Bedeutung erfasst wurden“ (Paschen S. 177). 502 Am 15. 6. 1866 zum Generalmajor, am 26. 7. 1870 zum Generalleutnant, und schließlich am 22. 3. 1875 zum General der Infanterie befördert, war v. Stosch Chef des Generalstabs des IV. Armeekorps, Oberquartiermeister der 2. Armee, und schließlich Generalstabschef der Besatzungsarmee in Frankreich. 503 Stosch hatte erstmals im Winter 1855 / 56 den damaligen Kronprinzen und späteren König und Kaiser Wilhelm I. anlässlich eines Vortrages in der neu gegründeten Militärischen Gesellschaft über „Die Bedeutung des Zündnadelgewehrs für das Infanteriegefecht“ beeindruckt (v. Stosch S. 24). Im Verlauf eines Gesprächs kurz vor der Reichseinigung war der König gegenüber Stosch „sehr gnädig und weich und sagte: Sie haben allen meinen Erwartungen entsprochen und gethan was ich nur wünschen konnte“ (v. Stosch S. 217). Schon sein KönigsBruder Friedrich Wilhelm IV. war offenbar auf ihn aufmerksam geworden, als er anlässlich eines Balls sagte, der junge Stosch habe „ein vielversprechendes Gesicht“ (v. Stosch S. 10). Allerdings war in jungen Jahren von Vorgesetzten kritisiert worden, er habe eine „Neigung zur Indisciplin“ (v. Stosch S. 14). 504 Der Kronprinz hatte sich Stosch schon Ende 1865 und erneut Anfangs 1871 als Chef seines persönlichen Stabes gewünscht (v. Stosch S. 65, 239). Während des Krieges gegen Österreich hatte sich die Beziehung stark entwickelt, war nun in den Worten des Kronprinzen ein Band „für ewige Zeiten geknüpft“ (v. Stosch S. 108), und erfuhr eine weitere Vertiefung während des Krieges gegen Frankreich: „Der Kronprinz war außerordentlich herzlich, küsste mich, erklärte, dass er mich vermisse …“ (v. Stosch S. 192). – Dieses positive Verhältnis hielt später unverändert an. Noch in seinen letzten Jahren gehörte Stosch zu den wenigen, vor denen sich der Kronprinz „noch wie in alter Zeit unumwunden aussprechen“ konnte (Röhl, Bd. 1 S. 548). 505 v. Stosch passim.
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neralstabschef Helmuth v. Moltke506 und weiteren führenden Persönlichkeiten der Monarchie geschaffen und sich mindestens den Respekt des Reichskanzlers v. Bismarck nicht verscherzt hatte507. Das Verhältnis der beiden Männer war ursprünglich – jedenfalls aus der Sicht des drei Jahre jüngeren, damals unbedeutenden v. Stosch gegenüber dem schon erfolgreichen und herausragenden Bismarck, der noch keinen Grund hatte, sich mit Stosch zu beschäftigen – rundweg positiv gewesen. So schreibt der spätere Chef der Admiralität 1853: „Wir waren alle stolz auf [Bismarck] und jeder Preuße feierte ihn“508. Nachdem Bismarck vor zwei Jahren Kanzler geworden war, hatte er Stosch „sehr gut gefallen; der Kerl ist thätig und unermüdlich … und bekundet großen staatsmännischen Blick“509. Während des deutsch-österreichischen Krieges bekannte Stosch, „dass der Eindruck, den ich von ihm empfand, mich geradezu überwältigte …“510. Kurze Zeit später allerdings regte sich bei Stosch erste Kritik vor allem an Bismarcks Stil511; er hinterfragte seine „Größe“512, rügte seine „Universalherrschaft“513 und Heftigkeit – vor der sich auch der König fürchtete514 – und doch imponierten ihm, wie auch dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, „Bismarcks große Eigenschaften in Verbindung mit seinen rücksichtslosen Eigenheiten“515. Nach der Stellung als Chef der Admiralität drängte es Stosch zunächst trotz seines Ehrgeizes gar nicht, „denn ich mag keine verantwortungsvolle Stelle unter Bismarcks Herrschaft“516. Während Stoschs ganzer Amtszeit blieb das Verhältnis der beiden Männer von heftigen Spannungen gekennzeichnet517 – Bismarck versuchte 1876 sogar, allerdings erfolglos, gegen Stosch ein Verfahren wegen Hochverrats einzuleiten518 – v. Stosch S. 217. In der Schlussphase der Verhandlungen über einen Präliminarfrieden (26. 2. 1871) verlangte Bismarck die Anwesenheit Stoschs, „um in militärischen Fragen ein Lexikon zur Seite zu haben“ (v. Stosch S. 237). Zu den Umständen von Stoschs Berufung als Chef der Admiralität vgl. Sieg S. 31 ff. 508 v. Stosch S. 23. 509 v. Stosch S. 57. 510 v. Stosch S. 95. 511 „(Bismarck) liebte es stets, seinen Mitarbeitern [zu denen Stosch damals gehörte, der Verf.] Beweise seiner Gewalt zu geben. Ihre Verdienste waren immer die seinigen; passierte aber ein Malheur, so war der Untergebene der allein Schuldige …“ (v. Stosch S. 121). 512 „Wird er der ersten Grundbedingung aller sittlichen Größe, der Selbstbeschränkung genügen?“ (v. Stosch S. 134). 513 v. Stosch S. 138. 514 v. Stosch S. 217. 515 v. Stosch S. 227, 235, 237. 516 v. Stosch S. 269. 517 „Dieses Verhältnis hat vieles verhindert und zerstört, was unter anderen Umständen hätte erreicht werden können“ (Paschen S. 219). Zum Thema allgemein Steinmetz (Bibliographie). 518 v. Stosch S. 242; Sieg S. 50 f. Bismarck warf Stosch vor, gegen seine Instruktionen gehandelt und dadurch dem Reich Schaden zugefügt zu haben, als er in der mit dem französi506 507
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einerseits, weil sich Stosch, für den das Heer letztlich doch „die eigentliche Macht“ des Staates war und blieb, stets engagiert für die Interessen der Marine und ihrer Offiziere einsetzte, und die Interessen der Marine mit ihren grundsätzlich weltweiten Aufgaben und jene des von Bismarck geleiteten Auswärtigen Amtes durchaus nicht immer übereinstimmten519 – wobei sich allerdings die Behauptung nicht belegen lässt, Bismarck habe sich nicht für die Belange der Marine interessiert520 – und anderseits, weil Bismarck (z. B. während der sog. „Kanzlerkrise“ im Frühjahr 1877) in Stosch einen vom Kronprinzen geförderten Konkurrenten für das Kanzleramt witterte, ihn allerdings nicht aus dem Marine-Amt zu drängen vermochte521. Ob sich Stosch vor seiner Berufung für die Marine interessiert hatte, ist unklar; jedenfalls finden sich hiefür in seinen „Denkwürdigkeiten“ keine Hinweise; eher für das Gegenteil: In einem Brief vom 4. 1. 1871 bekannte er, „dass die Marine selbst mich nicht besonders reizt, höchstens das Eigentümliche und Schwierige der dort gestellten Aufgabe“522. Dagegen sieht Steinmetz genügende Indizien für die Annahme, dass Stosch „sich mit der Marine mehr befasst hatte, als er selbst in seinen „Erinnerungen“ zugibt“523. Fest steht, dass auch Stosch sich des Versagens der Flotte im durch die Landarmee gerade gewonnenen Krieg sehr wohl bewusst war, und dieses auch schonungslos kritisierte: „… [H]ätten wir [die Flotte] gar nicht gehabt, so wäre uns daraus kaum ein Schaden entstanden“524; er erkannte aber ihren schen Außenminister Jules Favre (1808 – 1880) unterzeichneten Konvention von Ferrière vom 11. 3. 1871 die durch Frankreich an die Kosten der Besatzungsmacht zu zahlende Entschädigung auf der Basis von „Normalstärken“ statt Effektivstärken berechnete; da der von Bismarck und Favre unterzeichnete Frankfurter Friedensvertrag vom 10. 5. 1871 in Art. 8 Ziff. 3 auf die Konvention Bezug nahm, galt diese jedoch nachträglich als genehmigt. 519 Ein kennzeichnendes Beispiel hiefür war die Krise beim Vorfall vor Cartagena im Sommer 1873 (Tirpitz S. 14 ff.; der damals direkt betroffene KzS R. v. Werner schildert den Vorfall nüchtern und unbeteiligt und spricht von sich in der 3. Person, siehe Deutschland’s Ehr S. 108 f.): Werner war auf Betreiben Bismarcks gegen den Widerstand Stoschs und Moltkes als Kdt des Friedrich Carl abgesetzt, vom Kriegsgericht dann aber freigesprochen worden (was v. Werner nicht einmal erwähnt) und konnte seine Karriere fortsetzen. „Die Engländer pflegen einen Offizier politisch und militärisch nicht preiszugeben … Bei uns wird die hierarchische Ordnung unverbrüchlich gewahrt“ (Tirpitz S. 14 f.). 520 Zutreffender ist wohl die Feststellung, dass dem Landjunker Bismarck, der sich nach eigenen Worten mit der „blauen Couleur“ immer gut zurecht fand, zwar jede Begeisterung für die Flotte abging, der sie aber, wie alles andere auch, leidenschaftslos als Instrument gerne und gekonnt beizog, wenn sie ihm dazu dienen konnte, seine Politik zu realisieren. – Gegen die Auffassung, dass sich Bismarck mit der Flotte nicht gut verstand, spricht auch, dass eine Delegation ehemaliger Seeoffiziere unter Führung von VAdm aD Batsch Bismarck am 1. 4. 1895 zum 80. Geburtstag eine Plastik auf einem aus dem Holz des Großmastes der Bismarck gefertigten Sockel überbrachte (Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 141). 521 Bismarck agitierte im Reichstag und in der Presse in einer Etatfrage gegen Stosch; der so Diskreditierte reichte beim Kaiser ein Entlassungsgesuch ein, das aber umgehend abgelehnt wurde (Sieg S. 51 ff.). 522 v. Stosch S. 270. 523 S. 33. 524 v. Stosch S. 220.
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Sinn, den zu erfüllen wohl sein Ehrgeiz war: „Damit ist [die Flotte] aber nicht in alle Ewigkeit verdammt, sondern kann uns nochmals sehr dienlich werden oder sehr fehlen“525. Der Armeeführung entgegenkommend hat Stosch – unterstützt von KK / KzS v. Blanc, mit dem ihn u. a. die Herkunft aus der Armee geistig verband526 – den von Prinz Adalbert eingeführten etwas lockeren Stil der Marine zum Missvergnügen älterer Seeoffiziere zu Gunsten einer ernsteren militärischen Haltung – dem militärischen „Trimm“ – zu verändern versucht527, und dennoch hat Stosch trotz dem anstrengenden Drill „im Grunde den Krieg selbst wenig im Auge gehabt, entsprechend der Weltlage der 70er Jahre“528. * Im Hinblick auf die Neubauten und unter Berücksichtigung von 10 Abgängen529 umfasste die Schiffsliste am 1. 1. 1872, zu Beginn der Amtszeit Generalleutnant v. Stoschs als Chef der Admiralität, 42 in Dienst stehende hauptsächliche Einheiten530. Liste der Seeoffiziere in Anh. 2 Ziff. IV. 6. Die meisten der am 1. 1. 1872 in Dienst stehenden Fahrzeuge waren durch Dampf und Segel angetrieben; reine Segelschiffe waren Musquito, Niobe, Rover, Undine, reine Dampfschiffe Arminius531 und Falke. Die maximale Motorenleistung erreichten die Panzerfregatten König Wilhelm mit 8000 PS, Kronprinz mit 4500 PS und Friedrich Carl mit 3300 PS. Die Maschinen aller andern Schiffe erzielten eine wesentlich geringere Leistung. Die maximale Geschwindigkeit der Schiffe lag bei 14.4 kn (Grille), 14 kn (König Wilhelm, Ariadne) und 13.5 kn (Kronprinz). Einige Schiffe erreichten 12 kn, die meisten zwischen 8 und 10 kn. Die Artillerieleistung532 lag maximal beim Kaliber 30.5 cm (Panzerkanonenboote der Wespe-Klasse), 24 cm (König Wilhelm) und 21 cm (Arminius, Drache), sonst bei 15 cm, bzw. bei 96 Pf. (Renown), 68 Pf. (Drache, Hertha, Niobe, Vineta), sonst bei 36 Pf. (Preußischer Adler) und 24 Pf. Die moderneren Schiffe verschossen (Spitz-) Sprenggranaten, ältere Schiffe noch die herkömmlichen (Rund-)Vollkugeln.
v. Stosch loc. cit. Von 1850 – 1862 Dienst im 2. Pommerschen Grenadierregiment Nr. 9. 527 Laverrenz, Kriegsflotte S. 419. „Unter dem General Stosch nahm dann die soldatische Richtung einen wohl zu schroffen Aufstieg“ (Tirpitz S. 16). 528 Tirpitz S. 23. 529 Panzerschiff Prinz Adalbert, Segelfregatte Gefion, Segelschoner Hela, Kanonenboote I. Klasse Camaeleon, Cyclop, Kanonenboote II. Klasse Hyäne (I), Jäger, Pfeil, Schwalbe, Scorpion. 530 Vollständige Schiffsliste in Anh. 8 Ziff. VIII. 531 Nach Entfernung der Takelage 1868 / 70. 532 Anh. 11. 525 526
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Einige der neueren Schiffe waren mit einem am Bug unter der Wasserlinie hervorragenden Rammsporn533 ausgerüstet, der durch die stärker werdende Panzerung und das Aufkommen der Torpedowaffe an Bedeutung verlor, aber noch bis zur Jahrhundertwende bei größeren Kriegsschiffen eingebaut wurde534. * Schon 1873 legte Stosch einen eigenen von Kaiser, Reichskanzler und Reichstag gebilligten Flottengründungsplan535 mit zwei Schwerpunkten vor: dem Schutz des Seehandels und der auswärtigen deutschen Interessen, und dem Schutz der Küstenverteidigung536; weniger Bedeutung maß Stosch der Stärkung der Offensivkraft bei. Zur Erreichung dieser Aufgaben verlangte Stosch eine Flotte von 8 Panzerfregatten, 6 Panzerkorvetten, 7 gepanzerten Monitoren und 2 Panzerbatterien (diese beiden später ersetzt durch 13 Panzerkanonenboote), 20 Kreuzer, 6 Avisos, 18 Kanonenboote, 28 Torpedofahrzeuge und 5 Schulschiffe, die bei Gesamtkosten von rund 220 Millionen Mark bis 1882 fertig gestellt werden sollten. Zudem sah Stosch vor, in Ostasien und Westindien mit 2 Korvetten und 1 Kanonenboot „Marinestationen“ dauerhaft zu besetzen, und ein Kreuzer-Geschwader als schnelle Eingreifreserve bereit zu halten. Beeindruckender noch als die militärischen Ausführungen der Denkschrift sind Stoschs darin ausgedrückte politische Überzeugungen: „Die Machtentwicklung des Deutschen Reiches … hat die im Ausland lebenden Deutschen wieder zu Deutschen gemacht, und sie suchen eine Anlehnung an das Deutsche Reich, von der die Vergangenheit keine Ahnung hatte“. Vom Auftreten der Kriegsschiffe erwartete Stosch „die Einigung der Deutschen des Auslandes, wie sie die Heeresmacht im Vaterlande bewirkt hatte“537.
533 Man erinnert sich an die Seeschlacht von Salamis zwischen Griechen und Persern 480 v. Chr. – Dem geschickten Einsatz des Rammsporns gegen das italienische Flaggschiff Rè d’Italia verdankte der österreichische KAdm Wilhelm Tegethoff (1827 – 1871) auf Ferdinand Max am 20. 7. 1866 bei Lissa auf der gleichnamigen Insel vor Split, heute Vis geheißen und zu Kroatien gehörig, einen Sieg über die stärkeren italienischen Panzerschiffe (dazu anschaulich Paschen S. 120 ff.; Pemsel S. 820 ff.). Das Gefecht hat oft zu falschen Schlüssen geführt. Nicht der österreichische Rammsporn hat den Sieg davon getragen; richtiger ist wohl, den österreichischen Sieg der besseren Führung Tegethoffs zuzuschreiben, der dadurch die Oberhand gegen die überlegenen italienischen Panzer und Artillerie gewann (dazu ausführlich Wittmer S. 30 ff.). Der Rammsporn war aber auch die Ursache des Verlustes des Grossen Kurfürst (31. 5. 1878, siehe hinten). Ausführliche Hinweise zur Rammsporntechnik bei Foss S. 129 ff. 534 Lesenswert dazu die kritischen Beobachtungen Foss’ (S. 134 f.): „In allen Fällen, in welchen Schiffe andere in Fahrt begriffene anrannten, ist der Bug der ersteren ernsthaft beschädigt worden“. 535 Genauer: „Denkschrift betreffend die Entwicklung der deutschen Marine und die daraus sich ergebenden materiellen und finanziellen Forderungen“ (Koch, Geschichte S. 63; siehe dazu insgesamt Foerster S. 34 ff.). 536 „Stosch ging von vornherein von dem Gedanken aus, die deutschen Seeinteressen zu entwickeln, Deutschtum und deutsche Arbeit in der Welt zu kräftigen und zu schützen“ (Tirpitz S. 12). 537 Koch, Geschichte S. 64.
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Die Schiffbautätigkeit unter Stosch war umfangreich und ein wichtiger Schritt zur Modernisierung. Er hat durchgesetzt, dass – abgesehen von den letzten beiden in England gekauften Panzerfregatten Kaiser und Deutschland – alle neuen Kriegsschiffe in deutschen Werften und (nach einer relativ langen Übergangsfrist) mit deutschem Material, einschließlich der Bewaffnung, gebaut wurden, weil zu Beginn seiner Tätigkeit als Chef der Admiralität ausländische Werften zwar noch über die größere Erfahrung verfügten, Stosch aber – nicht zuletzt unter dem Eindruck der von Armee und Politik immer wieder befürchteten, nicht von Deutschland ausgehenden „Endabrechnung“, einem Zweifrontenkrieg Frankreichs und Russlands – die Unabhängigkeit vom Ausland sichern wollte, wozu den deutschen Ingenieuren und Technikern die Gelegenheit gegeben werden musste, ausgiebige Kenntnisse selbst zu erwerben538. Zu den ersten in Deutschland gebauten Panzerschiffen gehörten die Panzerkorvette Hansa und die nach englischem Vorbild gebauten Panzerfregatten (Turmschiffe539) Preußen, Friedrich der Große und Großer Kurfürst, alle drei mit einem 23.5 cm starken Gürtelpanzer und mit einem Rammsporn. Dann folgten in relativ kurzen zeitlichen Abständen, hier nach dem Datum des Stapellaufes geordnet (wobei erstmals in Schiffs-„Klassen“ gebaut wurde540): 1872: Glattdeckkorvette Luise und die für den Einsatz auf dem Rhein konzipierten Flusskanonenboote Rhein und Mosel. 1874: Kanonenboot Cyclop (II); Glattdeckkorvette Freya. 1875: Gedeckte Korvette Leipzig541. 1876: Gedeckte Korvette Prinz Adalbert (ex Sedan542); Aviso (später Yacht) Hohenzollern; Panzerkanonenboote Wespe, Viper und Biene, und der Torpedobootdampfer Ulan. 1877: Panzerkanonenboote Mücke und Scorpion; Panzerkorvette Sachsen, Gedeckte Korvetten Bismarck543, Stosch und Moltke, der für den Einsatz in China 538 Allerdings mussten noch 1878 die Panzerplatten in England gekauft werden, weil der deutsche Hersteller keine genügende Qualität liefern konnte, vgl. Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 127; v. Stosch S. 271. 539 Die beiden durch Dampfkraft angetriebenen Geschütztürme zu je 2 Kanonen hatten eine Panzerung von 25.4 cm. Infolge der Takelage war der Drehbereich stark begrenzt, vgl. Dudszus / Köpcke Bd. 2 S. 281. 540 Sachsen-Klasse (Baden, Bayern, Oldenburg, Sachsen, Württemberg), Bismarck-Klasse (Bismarck, Blücher, Gneisenau, Moltke, Stein, Stosch), Wespe-Klasse (Basilisk, Biene, Camaeleon, Crocodill, Hummel, Mücke, Natter, Salamander, Scorpion, Viper, Wespe). 541 Das erste deutsche Kriegsschiff aus Eisen. 542 Der Namenswechsel erfolgte, „um den unumgänglichen Verkehr mit französischen Schiffen nicht noch weiter zu erschweren“ (Paschen S. 208). 543 Im Hinblick auf die negativen Erfahrungen mit den kupferbeschlagenen Leipzig und Prinz Adalbert, deren Nägel vom galvanischen Strom zerstört wurden, erhielten die nächsten Schiffe (Blücher-Klasse Bismarck, Blücher, Gneisenau, Moltke, Stein) auf einfacher Holzlage einen Zinkbelag, der allerdings stark dem Bewachsen ausgesetzt war und häufiges Docken erforderte (Paschen S. 215).
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konzipierte Piratenjäger Otter544 und das als Gedeckte Korvette gebaute Torpedoschulschiff Blücher 1878: Panzerkorvetten Bayern545 und Württemberg; Kanonenboote I. Kl. Wolf, Hyäne (II) und Iltis (I), und die Panzerkanonenboote Basilisk und Camaeleon 1879: Gedeckte Korvetten Gneisenau und Stein; Avisos Habicht (II) und Möwe; das Panzerkanonenboot Crocodill und das Artillerieschulschiff Mars 1880: Panzerkorvette Baden; Glattdeckkorvetten Carola und Olga; Panzerkanonenboote Salamander und Natter 1881: Panzerkanonenboot Hummel; Glattdeckkorvetten Marie und Sophie. Von diesen Schiffen wurden die Panzerkorvette Baden, und die Panzerkanonenboote Mücke, Natter, Salamander, Scorpion und Viper erst in der Amtszeit des Stosch-Nachfolgers Caprivi in Dienst gestellt. Schon während der Amtszeit Stoschs geplant, aber erst unter seinem Nachfolger lief die Panzerkorvette Oldenburg vom Stapel. Von allen diesen Neubauten verzichteten die 5 Schiffe der Sachsen-Klasse (Baden, Bayern, Oldenburg, Sachsen, Württemberg), der Aviso Hohenzollern, die 11 Panzerkanonenboote der Wespe-Klasse (Basilisk, Biene, Camaeleon, Crocodil, Hummel, Mücke, Natter, Salamander, Scorpion, Viper, Wespe) und die Flusskanonenboote Mosel und Rhein gänzlich auf Segelantrieb. Unter Stosch wurden auch Spezialschiffe entwickelt, z. B. der Torpedodampfer Ulan. Schon auf das Frühjahr 1874 geht der Versuch Stoschs zurück, eine „Oberseebehörde“546 zu schaffen, die für die technischen, personellen und handelspolitischen Belange der Kriegs- und der Handelsmarine zuständig sein sollte, die er als komplementär betrachtete. Zur Begründung führte er vor allem an, dadurch der Sicherheit der Schifffahrt zu dienen, dem Schiffbau neue Impulse zu geben, die Abhängigkeit vom Ausland zu reduzieren, und den Mannschaftsnachwuchs zu sichern. Die Hansestädte sträubten sich vehement gegen Stoschs Pläne, da sie eine Beschneidung ihrer traditionellen Kompetenzen befürchteten, und auch Bismarck stellte sich gegen Stosch, obwohl er prinzipiell alle Bestrebungen zum Partikularismus bekämpfte. Große Verdienste erwarb sich Stosch durch die zielgerichtete Ausbildung und geistige Bildung und Erziehung des Seeoffizierskorps547. Auf der Grundlage erster Überlegungen VAdm E. v. Jachmanns schuf der Kaiser auf Antrag Stoschs durch
Über das Piratenunwesen in China anschaulich Paschen S. 211 f. Die Panzerkorvetten der Sachsen-Klasse waren „gut gemeinte Fehlbauten“, die „doch kaum durch Unerfahrenheit [Stoschs, der Verf.] im Schiffbau entschuldigt werden können“ (Paschen S. 172). Die „Ungeheuer der Sachsenklasse“ waren nur geeignet, „das Gegenteil eines guten Eindrucks hervorzurufen“ (Paschen S. 267). 546 Vgl. Sieg S. 379 ff. 547 „Weniger Fachwissenschaften zu lehren als Allgemeinbildung und Selbststudium zu fördern“ (Tirpitz S. 19). 544 545
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ACO vom 5. 3. 1872548 die Marineakademie549 in Kiel, der er die wissenschaftliche Weiterbildung der Seeoffiziere zuwies, während die ihr räumlich und organisatorisch verbundene Marineschule weiterhin die Ausbildung des Seeoffiziersnachwuchses zu betreuen hatte. Aus den von Stosch der Marineakademie vorgegebenen Zielen550 erhellt, welche Aufgabe er der Marine zuwies: „[Sie] sollte nicht nur militärisches Instrument des Reiches sein, sondern … die Macht des Reiches dahin tragen, wohin es mit seiner eigentlichen Macht, der Armee, nicht reichen konnte: in die Weite der Welt. Die Marine, Repräsentant des jungen Deutschen Reiches, brauchte gebildete, weltoffene, mit „Natur- und Sozialverhältnissen“ vertraute Offiziere. Damit trat die Marineakademie nach einem andern pädagogischen Gesetz an, als die Kriegsakademie der Armee …“551. Auch hinsichtlich der Methodik des Unterrichts an der Marineakademie erwies sich Stosch als moderner Mensch, wie sich aus einer diesbezüglichen Instruktion (1875) ergibt552. Stosch trieb auch den Ausbau des bisher eher vernachlässigten Hydrographischen Büros (1861 – 1879) zum Hydrographischen Amt (1879 – 1893) voran – später dann „Nautische Abteilung“ genannt (1893 – 1908)553 – dem er unter der Leitung554 KK v. Knorrs einen deutlich erweiterten Aufgabenbereich als eigentlicher wissenschaftlicher Forschungsstelle der Kriegs- und Handelsmarine zuwies555. Die Wirksamkeit des Amtes wurde markant ergänzt, als 1875 die Deutsche Seewarte in Hamburg unter der Leitung des berühmten Hydrographen und Geophysikers Prof. v. Neumayer in den Besitz des Reichs überging. Auf Reisen in alle Erdteile und auf allen Meeren – überaus erfolgreich durch die Gedeckte Korvette Gazelle556 – wurden ozeanographische und geographische Beobachtungen gemacht und Untersuchungen angestellt, Meeresströmungen untersucht557 und Küsten und Häfen neu vermessen. Um 1900 besaß die Seewarte einen Fundus von mehr als 1200 Land- und Seekarten und eine Bibliothek von über 16.000 Bänden; sie stand in telegraphischer Verbindung mit 70 an den
548 Hubatsch, Admiralstab S. 39 f. – 1. Direktor (bis 17. 11. 1881): Oberst (später Generalmajor) Christian Amynt Liebe, zugleich Direktor der Marineschule in Kiel. Für spätere Direktoren siehe Anh. 3 Ziff. II. 17. 549 Vgl. allgemein zur Ausbildung in der deutschen Marine das Werk von Graubohm (Bibliographie). 550 Siehe Anh. 5 Ziff. I. 551 Güth S. 14. – Vorlesungsfächer und Methodik bei Beginn der Akademie: siehe Güth S. 14 f.; Prüfungsfächer: siehe auch Gutzwiller Ziff. 5. 552 Siehe Anh. 5 Ziff. I. 553 In einer Denkschrift (BA / MA RM 3 / 87, zitiert nach Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 7 S. 112) erläuterte der damalige Vorstand KAdm Paul Hoffmann die Gründe für die Umbenennung. 554 Vorstand vom 27. 2. 1872 – 30. 9. 1874. 555 Mehr dazu in Anh. 12 und bei Gutzwiller Ziff. 8. 556 Kdt KzS v. Schleinitz. 557 Siehe z. B. KK (später VAdm) P. Hoffmann, Zur Mechanik der Meeresströmungen an der Oberfläche der Oceane, Berlin 1884.
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deutschen Küsten errichteten Signalstellen und Agenturen sowie 26 deutschen und 61 Stationen in ganz Europa558. Stoschs Weitsicht war auch die Weiterentwicklung der Torpedo-Waffe und -Schiffe zu verdanken559. Zunächst war der von Robert Fulton entwickelte, 1863 zum ersten mal im amerikanischen Bürgerkrieg angewendete Torpedo („Zitterrochen“), eine der Seemine vergleichbare Sprengladung, die, an einer unter der Wasserlinie angebrachten Bugspiere befestigt, beim Ramm-Aufprall am gegnerischen Schiffskörper explodierte, dabei allerdings u. U. auch das eigene „Spierentorpedo-Schiff“ schwer beschädigte560. Schon 1860 hatte der österreichische Ingenieur Giovanni Biagio Luppis von Rammer (1831 – 1875) einen propellergetriebenen Torpedo entwickelt, der aber wegen Ungenügens von Antrieb und Steuerung von der österreichischen Marine nicht akzeptiert wurde561. Ab 1864 wurde dieser Prototyp zusammen mit dem englischen Ingenieur Robert Whitehead (1823 – 1905) weiter entwickelt, 1866 in verbesserter Form562 in Fiume vorgestellt und nunmehr von der Marine akzeptiert563. Eine massive Verbesserung der Steuerbarkeit und damit auch der Schussdistanz wurde durch den Einbau des 1895 von Ludwig Ohry erfundenen Gyroskops (sog. „Geradlaufapparat “) erreicht. Das erste Torpodeboot der Kaiserlichen Marine, der Torpedodampfer Nr. IV Ulan, war noch ein Spierenboot, 1876 in Dienst gestellt. Das nächste Torpedofahrzeug Zieten war dann nicht mehr mit der an der Bugspiere befestigten Sprengladung bewaffnet, sondern mit 2 Torpedo(lancier)rohren zu 38,1 cm ausgerüstet. Nach den KK F. Mensing und Heusner wurde KL v. Tirpitz am 6. Mai 1878 Kommandant der Zieten (bis 15. 10. 1880) und von der „Versuchskommission“ mit der praktischen Weiterentwicklung der Torpedowaffe und -schiffe beauftragt564, eine Aufgabe, der er sich mit Erfolg widmete, und dadurch seiner Karriere großen Schub
Laverrenz S. 125. Einen guten Überblick über die frühe Entwicklung dieser Sparte geben Wislicenus, Seekriegswaffen S. 105 ff., Hildebrand / Röhr / Steinmetz, Bd. 7 S. 81 ff., Dudszus / Köpcke Bd. 2 S. 275 ff. und Foss S. 137 ff. Foss zeichnet auch die Erfolge der Torpedowaffe von 1860 – 1894 nach (S. 146 ff.). – Stosch hatte schon 1877 KK Heusner (Kdt der Zieten) und KL v. Tirpitz nach Fiume geschickt, um bei Whitehead persönliche Erfahrungen zu sammeln (Foerster S. 46). – Kritisch die Überlegungen zum Torpedo bei Batsch (S. 5 ff. und S. 15 ff., auch S. 299) in Zusammenhang mit einer allgemeinen Diskussion der Seetaktik. 560 Der erste kriegsmäßige Einsatz eines Spierentorpedobootes erfolgte am 17. 2. 1864, als das konföderierte Kleinst-U-Boot CSS H.L.Hunley die USS Housatonic vor Charleston (South Carolina) versenkte, daraufhin aber selbst mit der ganzen Besatzung unterging; kritisch auch Foss S. 134 f. 561 Luppis soll mit der Einführung seiner eigenen Erfindung gezögert haben, „weil er selbst dieselbe für zu mörderisch hielt“ (Hoffmann, Tagebuch Nr. 4 S. 36). 562 Länge 3.35 m, Breite 35.5 cm, Gewicht 136 kg, wovon Sprengladung (in der Spitze) 9 kg, Antrieb durch Druckluft, Geschwindigkeit 6 kn, Schussdistanz bis ca. 400 m. 563 Der erste kriegsmäßige Einsatz eines Whitehead-Torpedos erfolgte 1878, als die russischen Schiffe Tschesma und Sinope den türkischen Zolldampfer Intikbah im Schwarzmeerhafen Batum aus einer Distanz von rund 70 m versenkten. 564 Tirpitz S. 30 ff. 558 559
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verlieh. Die dabei entwickelten deutschen Konstruktionsideen gehörten zu den ersten im kriegsmaritimen Bereich, die weltweit Bedeutung erlangten. Zur weiteren Angleichung an die Einrichtungen des Heeres schuf Kaiser Wilhelm I. durch ACO vom 25. 5. / 14. 12. 1875565 den Admiralstab566 und den Marinestab567. Das Korps der Seeoffiziere wurde neu in drei Segmente geteilt: den Admiralstab, den Marinestab und die andern Seeoffiziere568. Der Admiralstab, sollmässig bestehend aus 3 KzS, 9 KK und 8 KL, sollte „diejenigen Offiziere enthalten, welche durch hervorragende Bildung und Leistung sich ausgezeichnet haben und welche in denjenigen Stellen Verwendung finden, in denen für die Organisation der Marine, die Ausbildung der Streitkräfte und die Verwaltung derselben vornehmlich gewirkt wird“569. Dem Marinestab (2 KzS, 7 KK, 10 KL und 4 LzS) sollten Seeoffiziere angehören, „deren besondere technische Begabung“ sie befähigten, die „vielseitigen Spezialitäten des Marinedienstes“ zu betreuen, während die übrigen Seeoffiziere „im praktischen Dienst ihre Verwendung finden sollten“. „Das Avancement soll in den drei genannten Teilen des Seeoffizierskorps unabhängig voneinander geschehen und nach den bestehenden Bestimmungen über die in den Chargen zu erlangenden Seefahrtszeit für die Offiziere des Admiralsstabs und des Seeoffizierskorps erfolgen, während Ich bei den Offizieren des Marinestabes das Avancement unter Absehung von der Seefahrtszeit von besonderer Befähigung und hervorragenden Leistungen in den Spezialgebieten abhängig machen will. Die Rückversetzung der Offiziere des Marinestabes in das Seeoffizierskorps ist jedoch nur dann zulässig, wenn die Seefahrtsbedingungen für die einzelnen Chargen erfüllt sind“. Zur besonderen Kennzeichnung trugen die Angehörigen des Admiralstabes auf dem Unterärmel oberhalb der Rang-Streifen an Stelle des Sterns eine goldene Krone 570, die dann ab 1890 von allen Seeoffizieren getragen wurde571. Der vorherige Besuch der Marineakademie als Bedingung zur Versetzung in den Admiralstab wurde, da die Akademie erst 1872 gegründet worden war, nicht verlangt, und es war angesichts des stetig steigenden Personalbedarfes der Flotte „ohnehin sehr schwer … geeignete Offiziere für Stabsstellungen zu erhalten, sodass die vorgesehenen Zahlen niemals erreicht worden sind“572. Die Offiziere des Admiralstabes wurden fast ausschließlich bei der Zentralbehörde der Marine in Berlin verwendet; eine Trennung zwischen Admiralstab und Oberkommando ist nicht erfolgt573, und es wurde deshalb bis zur Text bei Hubatsch, Admiralstab S. 232 Nr. 10. Dass England einen Admiralstab erst im 20. Jh. definitiv einführte, schreibt Stenzel dem Umstand zu, dass die Engländer „so wenig systematisch dächten“ (S. 169 f.). 567 Siehe dazu die ausführliche kritische Erörterung Hoffmanns (Gutzwiller Ziff. 5). 568 Das Seebataillon wurde von Offizieren des Heeres geführt (Güth, Revolution S. 60). 569 Dieses Zitat und die folgenden aus der genannten ACO. 570 Zienert S. 89. 571 ACO vom 25. 3. 1890; Zienert S. 100: „Hier tritt eine Änderung ein, und zwar kommt der sechszackige Stern der Seeoffiziere in Fortfall, an seiner Stelle erscheint die Kaiserkrone“. 572 Hubatsch, Admiralstab S. 40. 573 Hubatsch, loc.cit. 565 566
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Reorganisation vom 14. 3. 1899 kein Admiralstabschef ernannt574. 1885 wurde die getrennte („bevorzugte“) Admiralstabslaufbahn – unter Beibehaltung des Admiralstabs als Institution – „stillschweigend wieder aufgehoben … bis zum 1. Weltkrieg scheiterten alle Versuche, sie wieder einzuführen“575. Am 21. April 1877 trat der Enkel Wilhelm I., der jüngere Sohn des späteren Kaisers Friedrich III., Prinz Heinrich Albert Wilhelm von Preußen nach Bestehen der Eintrittsprüfung als Kadett (seit Vollendung seines 10. Altersjahres am 14. 8. 1872 im Range eines ULzS) in die Marine ein576 und betonte damit, in der Nachfolge seines Großonkels Prinz Adalbert, das maritime Interesse des Herrscherhauses Hohenzollern577. Er schiffte zunächst – „von seinen Erlauchten Eltern an Bord geleitet“578 – auf der Schul-Segelfregatte Niobe ein; sein älterer Bruder, der spätere Kaiser Wilhelm II., blieb die erste Nacht bei ihm an Bord, und berichtete am nächsten Morgen belustigt, „wie der neue Kadett sich vergeblich bemüht hatte, mit seiner Hängematte zurechtzukommen“579. Seine Kadettenausbildung erhielt Prinz Heinrich von 1878 – 1880 anlässlich einer Erdumsegelung an Bord der Gedeckten Korvette Prinz Adalbert580. * Ein schweres Unglück traf die Flotte am 31. Mai 1878, als das Flaggschiff König Wilhelm581 dem im Übungsgeschwader582 mit Preußen583 und Falke584 ohne vorherige Probefahrten und mit ungeübter Besatzung fahrenden Großer Kurfürst585 trotz Erster Admiralstabschef wurde KAdm v. Bendemann. Millotat S. 98 f. Kritisch zur Idee des eigenständigen Admiralstabes hat sich Tirpitz geäußert: „Man darf aber in der Marine nicht zu lange von Bord bleiben, sonst verlernt man das Seefahren“ (S. 20). An anderer Stelle spricht Tirpitz von einer „Epigonenidee“ (S. 122 N.1). 576 Diese Jugendpromotion hatte im Hohenzollern-Preußen Tradition. Der spätere König und 1. Kaiser Wilhelm trug schon als Knabe Uniform und wurde als Neunjähriger zum Offizier ernannt. 577 „Das war gewissermaßen ein Zeichen und ein Zeugnis, dass der innere und äußere Wert der Marinelaufbahn dem der Armeelaufbahn gleich geachtet wurde. Noch nie vorher war ein königlicher Prinz in die deutsche oder preußische Marine eingetreten, um die Seeoffizierslaufbahn von der Pike auf durchzumachen“ (v. Reventlow, Deutschland zur See S. 68). 578 Koch, Geschichte S. 89. 579 Koch loc.cit. 580 Kdt KzS / KAdm MacLean. 581 KzS Heinrich Kühne (1838 – 1926); Kühne wurde später dennoch zum KAdm befördert und als VAdm charakterisiert. 582 Chef KAdm Batsch; wegen des Vorfalls zu Festungshaft verurteilt, aber vom Kaiser begnadigt und 1880 zum VAdm befördert. – Siehe dazu die persönlichen Kommentare Batschs (S. 296 ff.). 583 Kdt KzS v. Blanc. 584 Kdt KL v. Levetzow. 585 Kdt KzS v. Monts. Der Kapitän wurde beim Zusammenprall ins Meer geschleudert, geborgen, überlebte und konnte seine Karriere fortsetzen. 574 575
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eines Brems- und Ausweichversuchs so unglücklich mit seinem Rammsporn den Rumpf aufschlitzte, dass das große Schiff innert 15 Minuten mit 269 Mann im Ärmelkanal vor Folkestone versank586. * Wie nie zuvor entfaltete die Kaiserliche Marine während der Aera Stosch eine rege Auslandtätigkeit durch Einzelschiffe oder kleinere oder größerer Geschwader, z. T. auch im Verbund mit den Flotten anderer Mächte. Dabei standen der Schutz bzw. Aufbau deutscher Reichs- und Privat-Interessen (Siedler, Kaufleute) im Vordergrund, wobei die Erreichung mehrfacher Zwecke angestrebt wurde. Immer dienten diese Reisen auch der Ausbildung der Kapitäne, Offiziere und Mannschaften. Diese Einsätze verlangten hohe menschliche Qualitäten, ausgeprägte Führungseigenschaften, diplomatisches Geschick, außergewöhnliche Einsatzbereitschaft und persönlichen Mut, die von den beteiligten Kommandanten und Offizieren fast ausnahmslos gezeigt wurden, was für die strenge Qualität der Auslese und der Ausbildung sprach, allerdings insgesamt eine „Kraftanstrengung, die außerordentlich war, und unmöglich auf die Dauer aufrecht erhalten werden konnte, wenn nicht Personal und Material vermehrt würden“587. Diese Auslandreisen markieren zugleich auch den Beginn der deutschen Kolonialbestrebungen im Kaiserreich588 (siehe dazu vor allem die Anh. 14 und 16). Dank dieser Auslandeinsätze war die schwarz-weiß-rote Flagge des Deutschen Reiches auf den Meeren, an den Küsten und in den Häfen der Welt heimisch geworden und hatte sich Respekt verschafft. Man kann nicht anders als mit Bewunderung feststellen, wie vielseitig begabt und sorgfältig ausgebildet das Seeoffizierskorps der Kaiserlichen Marine –aufbauend auf ihren Vorstufen – war, und wie hohe Ansprüche an die Kapitäne und ihre Offiziere gestellt wurden, insbesondere weil sie, ohne den später selbstverständlichen permanenten Funkkontakt zur Heimat, in vielfacher Weise gezwungen waren, Entscheide oft kürzestfristig selbst zu treffen und durchzusetzen. In nicht unwesentlicher Weise trugen diese Offiziere die im Ausland erworbenen Kenntnisse in die Heimat zurück, wo sie fruchtbar wirkten. Der mit der Indienststellung des Radavisos Preußischer Adler und der Dampfkorvette Der Königliche Ernst August (beide 1848) begonnene, nun aber forcierte Übergang vom Segel- zum Dampfantrieb stellte die Flottenführung vor neuartige logistische Probleme: Die Versorgung der Schiffe mit Kohle. Deutschland produzierte zwar genügend Kohle und konnte in den heimatlichen Marinestationen aus586 Zu den Ausweichregeln siehe die Darstellung (S. 15) bei Habenicht (Bibliographie). – Ausführlich Tesdorpf S. 202 ff. Die Schiffe fuhren damals sehr eng, mit kaum 100 m seitlichem Zwischenraum; die Sinksicherheit (Doppelboden, Schotteneinteilung) war noch zu wenig konsequent eingeführt. 587 v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 112. 588 Stosch „sah die Blüte des jungen Reiches für rasch vergänglich an, wenn wir nicht die entscheidende Ungunst unserer Lage und Geschichte in letzter Stunde über See ausglichen“ (Tirpitz S. 21).
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reichende Kohlendepots anlegen. Aber die Kohletransportkapazität589 und damit die Reichweite der Schiffe war beschränkt590 – je mehr Kohle an Bord mitgeführt wurde, desto weniger Raum blieb für andere Essentialia591. Für Schiffe auf langer Fahrt, wie sie oben skizziert wurden, musste deshalb die Möglichkeit geschaffen werden, in auswärtigen Häfen hochwertige Kohle592 zu bunkern593, und da das Reich keine Kolonien besaß, war man auf den Goodwill anderer Mächte bzw. feste Liefervereinbarungen angewiesen. Noch zu Ende des 19. Jh. besaß die deutsche Flotte keine Kohlenversorgungsschiffe, während England, Frankreich, Italien, Russland und die USA schon eine größere Zahl solcher Schiffe in Dienst hielten594. Ohne sich wie seine Enkel Wilhelm und Heinrich auch für die technischen und seemännischen Belange zu interessieren595 nahm der Kaiser regen Anteil an seiner Flotte. Am 21. / 22. September 1875 beobachtete er auf der Reede vor Warnemünde die Heimatflotte, bestehend aus den Panzerfregatten König Wilhelm596, Kaiser597 Auch „Kohlefassungsvermögen“ (KFV). „… vor Einführung der Dreifachexpansionsmaschinen war der Kohleverbrauch so hoch, dass nur Segel den Schiffen einen ausreichenden Aktionsradius gaben“ (Uhle-Wettler S. 37). Im Verzeichnis der Schiffe in Anh. 7 werden – soweit feststellbar – das Kohlefassungsvermögen (KFV) und die Maximale Reisedistanz (MRD) bei reinem Dampfbetrieb im Marschtempo von 10 kn angegeben. 591 Ein Beispiel dieses Dilemmas zeigt sich in einem Brief aus China des damaligen KAdm Hoffmann an den Chef des Marinekabinetts, KAdm v. Senden-Bibran: zwar freute er sich darüber, dass er mit der ihm aus der Heimat nachgesandten Irene ein Flaggschiff zur Verfügung haben werde, das Deutschland würdevoll neben den Admiralsschiffen der andern vier Flotten in Ostasien vertreten könne, bedauerte aber, dass ihm mit diesem „Kohlefresser“ eine neue ständige Sorge aufgebürdet sei; deshalb wandte er sich auch gegen die Heimsendung der getakelten Alexandrine, die sich viel besser als Irene zum Einsatz in den weiten Seeräumen Ostasiens eigne (zit. nach Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 3 S. 107 N.2). – Siehe z. B. Ziff. 5 der Segelorder der Admiralität vom März 1884 an KK Hoffmann als Kdt der Möwe für die Fahrt nach Westafrika, er wolle sich „hauptsächlich der Segel bedienen“, und Hoffmanns Feststellung am 16. 9. 1884 in Westafrika: „Für die Möwe war das eine schwere Reise in dieser Jahreszeit, da die Kohlen nicht hinreichten, gegen den starken Südwind zu dampfen“ (Gutzwiller Ziff. 6). 592 Stosch betrachtete die chinesische, japanische und australische Kohle als ungeeignet, und zog westfälische oder englische Kohle vor. 593 Eine Übersicht über die wichtigsten Kohlestationen in außereuropäischen Häfen gibt das Werk von Habenicht (Bibliographie) auf S. 17, allerdings Stand 1922. 594 Laverrenz, Kriegsflotte S. 470 f. – In der Handelsmarine erlebte das Segel um die Jahrhundertwende nochmals eine neue Blüte. Aus Kapazitäts- und Kostengründen wurden Güter, „bei denen es keine Eile hatte, oder die weniger lukrativ waren“ vor allem interkontinental auf Segelschiffen transportiert. Dazu gehörten u. a. Getreide und Schafwolle aus Australien, Guano aus Peru und Salpeter aus Chile (Bohn S. 99). 595 „Kaiser Wilhelm I. ist den Einzelheiten des Seewesens niemals näher getreten, sein Interesse beschränkte sich auf das Vorhandensein der Flotte und auf das Ergebnis derjenigen Leistungen, die von ihr zu fordern waren“ (Paschen S. 222). 596 Kdt KzS Przewisinski. 597 Kdt KzS F. Kinderling. 589 590
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und Kronprinz598, der Panzerkorvette Hansa599, dem Aviso Falke600, der Segelfregatte Niobe601 und den Briggs Musquito602, Rover603 und Undine604. Diesen Besuch bezeichnete der dabei zum Adm beförderte Stosch605 als „ein politisches Ereignis, denn in der Flotte werden die Millionen Deutsche, welche über den Erdball verstreut leben, wieder mit der Heimat verbunden“606. Im Sommer 1880 inspizierten der Kaiser und der Kronprinz das Übungsgeschwader erneut. Bei dieser Gelegenheit demonstrierte KL v. Tirpitz am 28. Juli die Wirkung der Torpedowaffe, als er mit dem von ihm kommandierten Zieten unter Volldampf aus 400 m Entfernung die alte Dampffregatte Barbarossa versenkte607. Die erste und letzte eigentliche „Flotteninspektion“608 des alten Kaisers im Anschluss an seine Begegnung mit Zar Alexander III. auf der Hohenzollern609 am 8. 9. 1881, verbunden mit einer Festungskriegsübung, gab Kaiser Wilhelm I. am 17. 9. 1881 Gelegenheit, Stosch mit dem Schwarzen Adler-Orden auszuzeichnen; Komm v. Wickede, Chef des Übungsgeschwaders, wurde zum KAdm befördert. Das Denkmal für Prinz Adalbert wurde in Wilhelmshaven am 16. 9. 1882 enthüllt. Am 20. 3. 1883 wurde Adm Stosch zur Disposition und à la suite des Seeoffizierskorps gestellt. b) Die Ära Caprivi (20. 3. 1883 – 5. 7. 1888) Beim Ausscheiden Stoschs als Chef der Admiralität am 20. 3. 1883 wurde die Rangliste der aktiven Seeoffiziere610 angeführt vom einzigen VAdm Batsch, seit
Kdt KzS Livonius. KzS Berger. 600 Kdt KK v. Treuenfeld. 601 Kdt KzS v. Wickede. 602 Kdt KK Deinhard. 603 Kdt KK v. Kall. 604 Kdt KK v. Koester. 605 Abschätzig Batsch (S. 281): „Herr von Stosch war erster Chef der Admiralität und General der Infanterie; eine Ernennung zum Admiral existiert nicht; es ist ihm vielmehr gelegentlich der Flottenmanöver von 1875 bei Warnemünde als Ausdruck der Allerhöchsten Anerkennung der „Rang eines Admirals“ verliehen worden. Die Unterscheidung zwischen einer wirklichen „Ernennung“ und „Verleihung des Ranges“ mag eine eingebildete sein; immerhin ermangelte sie, nach Lage der Sache, nicht ganz der Bedeutung, und der Unterschied musste erwähnt werden“. 606 Zitiert nach Sieg S. 196. 607 Da sie für Lehrgänge räumlich zu eng war, wurde die Zieten anschließend durch das Torpedoschul- und Versuchsschiff Blücher ersetzt, deren Bewaffnung hiefür umgerüstet wurde (u. a. 4 TR / 35 cm, 3 TR / 45 cm). 608 Neudeck / Schröder S. 16; Paschen S. 222 f.; Tesdorpf S. 222 ff. 609 Kdt KzS v. Nostitz. 610 Liste der Seeoffiziere in Anh. 2 Ziff. IV.7. – Hubatsch (Admiralstab S. 39) nennt nach den Admiralen insgesamt 80 Stabsoffiziere, 95 KL und 250 LzS. 598 599
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25. 1. 1881 Chef der Marinestation der Ostsee und Präses der Studienkommission für die Marineakademie und Marineschule, vor den 4 KAdm Berger, Livonius, v. Monts und v. Wickede und den 18 KzS v. Blanc, Deinhard, v. d. Goltz, Heusner, v. Hollen, v. Hollmann, v. Kall, v. Knorr, v. Koester, H. Kühne, F. Mensing, C. H. Th. Paschen, Pirner, v. Reibnitz, Schering, v. Schleinitz, W. Schröder und Valois, von denen 5 noch im selben Jahr 1883 zu KAdm befördert wurden (Goltz, Knorr, Kühne, Reibnitz und Schleinitz). Zur allgemeinen Überraschung wurde durch ACO vom 20. 3. 1883 aber entgegen dem Wunsch Stoschs und gegen den Rat Bismarcks, der es vorgezogen hätte, „die Leitung der Marine in seemännische Hand gelegt zu sehen“611, nicht VAdm Batsch zum Chef der Admiralität ernannt – der daraufhin seinen Abschied nahm – sondern wieder ein Infanterist, der Kommandeur der 30. Armee-Division Generalleutnant Leo v. Caprivi, zugleich zum VAdm befördert612, der 1890 Bismarck für vier Jahre als Reichkanzler nachfolgen sollte: „Also war die Marine noch immer nicht reif, sich selbst zu verwalten, und doch wurde das für so leicht erachtet, dass man die Verwaltung in Hände legte, die der Sache völlig fremd waren, während die Marine doch ihren Admiral Batsch besaß“613. Während die Amtszeit Stoschs geprägt war von heiklen Aufgaben im operativen Bereich, war Caprivi herausgefordert durch strategische Themen, die sich z. T. konträr begegneten: Auf der einen Seite stand der Infanteriegeneral unter dem Armee und Politik seit 1875 (1. „Krieg-in-Sicht“-Krise) immer wieder in hohem Maße belastenden Eindruck der drohenden (nicht von Deutschland ausgehenden) „Endabrechnung“, einem Zweifrontenkrieg Frankreichs und Russlands614. Diese auch damals als real geltende Gefahr veranlasste Caprivi – trotz mancher anders lautender Bekenntnisse – schon in einer Vorlage vom 11. 3. 1884 an den Reichstag zu einem Entwurf für ein Marineanleihegesetz615 die Flotte wieder vermehrt als Instrument des Küstenschutzes zu sehen616 , und die knappen Finanzen des Reiches eher für die Armee zu verwenden, wo sie schneller wirksam würden als in der Marine, und Bismarck, Bd. 3 S. 111. Mit RDA zurückdatiert auf den 2. 2. 1880, einen Tag vor dem Patent Batschs, um diesen mindestens formell korrekt überholen zu können! 613 Paschen S. 226. „Allein bei näherem Bekanntwerden mit dem General war die Marine doch gerecht genug, das Gute und Zweckmäßige zu würdigen, das er aus der Armee in die Marine übertrug, und vor allem in ihm zu jeder Zeit den vollendeten Edelmann zu finden und zu anerkennen“ (Paschen loc.cit.). Koch (Geschichte S. 91) beschreibt Caprivi als „Edelmann vom Scheitel bis zur Sohle“, als einen „Mann von hoch vornehmem Charakter und mit einem warmen mitfühlenden Herzen wenn er dies auch gern zu verbergen trachtete“. – Caprivi war nach Wesen und Charakter so zurückhaltend, dass man von ihm, nachdem er im Herbst 1894 auch als Reichskanzler zurückgetreten war, „nichts mehr hörte … Er wusste sich so vollständig zu verbergen, als hätte er nie an der ersten Stelle im Reiche gestanden …“ (Koch, Geschichte S. 91). 614 v. Tirpitz S. 23; v. Manthey S. 133; Berghahn S. 53 f. 615 Foerster S. 39 ff. 616 Der Marinehistoriker Reinhold Gadow sprach von der „Rückbildung der Flotte zur Küstenwaffe“ (S. 46). 611
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das Personal der Marine knapp zu halten, damit kein einziger Mann unnötigerweise vom zu Lande befürchteten Krieg ferngehalten würde617. Anderseits erwarb Deutschland – nachdem die Auslandeinsätze schon unter Stosch einen bedeutenden Anteil der Ressourcen beansprucht hatten – getrieben von der neuen Außenpolitik Bismarcks gerade unter Caprivi seine Kolonien bzw. Schutzgebiete in West-, Südwest- und Ostafrika und Samoa (siehe Anh. 14), was für Personal und Material zu einer zeitweise fast unzumutbaren Belastung führte, und deshalb wiederum viele weitere Auslandaufgaben zu bewältigen waren, von denen einige stellvertretend in Anh. 16 skizziert werden. 1884 / 85 führte Bismarck die Kongo-Konferenz in Berlin zu einem für Deutschland bedeutenden Erfolg, wurden seine Kolonialerwerbungen doch formell anerkannt. Die andere die Diskussion damals und noch während vieler Jahre beherrschende Thematik war die Auseinandersetzung über die richtige Taktik des Seekrieges: Hochseeschlacht oder Kreuzerkrieg, und dementsprechend die Frage des adäquaten Schiffbaus und der erforderlichen Ausrüstung und Ausbildung. Ausgehend von der Überlegung, dass Frankreich nicht über die finanziellen Mittel verfügte, um eine Flotte zu bauen, die der als Maß geltenden englischen ebenbürtig wäre, sah der französische Admiral Théophile Aube618, Begründer der „Jeune Ecole“, die einzige Möglichkeit, in einem künftigen Krieg zu bestehen darin, den Seehandel und ganz allgemein die Seeverbindungen des präsumptiven Gegners durch Einsatz schneller Kreuzer zu unterbinden oder mindestens zu schädigen und ihm unter möglichster Schonung der eigenen Kräfte große Verluste beizufügen – ein Kaperkrieg im Sinne des Großen Kurfürsten, eine grundsätzlich defensive Strategie also, die eine „Seeherrschaft“ eigener Art ohne Hochsee-Schlachtflotte ermöglichen sollte619. Der Kreuzerkrieg vermied zwar den Bau großer, teurer Schlachtschiffe, setzte aber ein weltweites System eigener Kolonien oder mindestens vertraglich abgesicherter Stützpunkte voraus. Der Gedanke fand auch in Deutschland Anhänger; der spätere Kaiser Wilhelm II. gehörte dazu, bis er sich dann doch durch Tirpitz von der angeblichen Überlegenheit der Idee einer Hochseeschlacht überzeugen ließ. Auch zu den Leistungen Caprivis im operativen Bereich gehören seine Anstrengungen zur Beschleunigung der Mobilmachung der Flotte620, seine Bemühung, in der Marine die im Heer erfolgreiche „Auftragstaktik“ einzuführen621 und forderte das diese voraussetzende eigenständige Denken der Seeoffiziere622. Caprivi be-
617 Wegen eines Mangels an Infanterie hatte Frankreich während des Krieges von 1870 / 71 Matrosen von den Schiffen abgezogen und zum Heer versetzt. 618 1826 – 1890. 619 Vgl. dazu die kritischen Überlegungen von Batsch (S. 5 ff. und S. 14 ff.). 620 Koch, Geschichte S. 99. Unter Stosch bestand die Mobilmachung „nur auf dem Papier. Caprivi inspizierte im Frühjahr 1883 und war überwältigt von der ungeheuren Arbeitstätigkeit ohne rechte Leitgedanken“ (Tirpitz S. 24). 621 Uhle-Wettler S. 73.
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schäftigte sich aber auch mit sehr praktischen Fragen der eigentlichen Seetaktik623. Kurz vor seinem Abgang forderte er von einigen von ihm ausgesuchten Seeoffizieren die Beantwortung von 12 taktischen Fragen, z. B. zur Formation, Fahrtgeschwindigkeit, zum Konzept des Durchbruchs durch die feindlichen Linien oder zu deren Umfassung624. Die Beantwortung fiel so unterschiedlich aus – Tirpitz erklärte gar, die Fragen seien falsch gestellt – dass daraus keine Änderung des „Exerzierreglementes (Taktikvorschrift) resultierte. In der Organisation der Marine nahm der Chef der Admiralität keine wesentlichen Änderungen vor, abgesehen davon, dass er durch ACO vom 21. 8. 1883 eine „Inspektion der Marine-Artillerie“ zunächst in Kiel, ab 1. 10. 1886 in Wilhelmshaven625 (mit KzS v. Hollen als Inspekteur) und durch ACO vom 16. 3. 1886 in Kiel eine „Inspektion des Torpedowesens“ (mit KK v. Tirpitz als Inspekteur) einrichten ließ, wodurch die Bedeutung dieser beiden Waffenbereiche anerkannt und gestärkt wurde. Im Sommer 1885 fand vor der Kurischen Nehrung unter der Leitung von KK v. Thomsen, Artillerie-Dezernent der Admiralität, die erste „Fernschieß-Übung“ statt. Im Hinblick auf die Neubauten und unter Berücksichtigung von 18 Abgängen626 umfasste die Schiffsliste am 20. 3. 1883, zu Beginn der Amtszeit Generalleutnant Caprivis als Chef der Admiralität, 62 in Dienst stehende hauptsächliche Einheiten627. Im Vergleich der Anzahl und des ganzen Deplacements der Großschiffe über 5.000 t bzw. der Kreuzer über 800 t nahm Deutschland damit hinter England und
622 Seine diesbezüglichen Maximen fasste v. Caprivi in einem Brief vom 30. 1. 1888 an KAdm v. Knorr zusammen, der die damaligen Sommerübungen der Manöverflotte erstmals leiten sollte: „Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Sinnen und Denken unseres Offizierskorps immer noch nicht genug auf den Krieg und das, was er insbesondere von der Deutschen Marine fordern wird, gerichtet ist … Das was von der Deutschen Marine im Kriege erwartet wird, sind nicht Opfer sondern Taten, und das, was wir im Frieden heranzubilden haben, sind Sieger und nicht Martyrer. Zum Siegen gehört aber außer den höchsten moralischen Eigenschaften, vollends für eine kleine Marine, das klare Bewusstsein von den Wirkungen der Waffen und die feste Überzeugung von der Richtigkeit der gewählten Mittel. Wer im Kriege führen will, muss, wenn er nicht gefährlichen Überraschungen ausgesetzt sein will, sich ein Bild von dem, was kommen wird und kommen kann, schon im Frieden gemacht haben. Je weniger Anhalt die den heutigen Verhältnissen zumeist so fern liegende Seekriegsgeschichte in dieser Beziehung bietet, umsomehr muss das eigene Nachdenken der Offiziere zu leisten suchen“ (zit. nach Güth, Revolution S. 81). 623 v. Tirpitz S. 24 f. 624 Uhle-Wettler S. 73 ff. 625 Hünemörder S. 193. 626 Panzerfahrzeug Arminius; Gedeckte Korvetten Gazelle und Hertha; Radaviso Preußischer Adler; Artillerieschiff Renown; Kanonenboote I. Klasse Basilisk, Blitz, Comet, Delphin, Meteor; Kanonenboote II. Klasse Fuchs, Habicht (I), Hay (I), Natter, Pfeil, Salamander, Sperber, Tiger. Dramatisch innert knapp 4 Wochen der Zugang (6. 5.) und Abgang (31. 5. 1878) des Großen Kurfürst. 627 Vollständige Schiffsliste in Anh. 8 Ziff. IX.
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Frankreich den 3. Platz bzw. hinter England, Frankreich, Russland und den USA den 5. Platz ein628. Der Schiffszuwachs während der nur fünfjährigen Amtszeit Caprivis war wenig bedeutend629, sieht man ab von der noch unter Stosch geplanten aber erst unter Caprivi vom Stapel gelaufenen Panzerkorvette Oldenburg und den noch unter Stosch vom Stapel gelaufenen aber erst unter seinem Nachfolger in Dienst gestellten Panzerkorvette Baden und den Panzerkanonenbooten Mücke, Natter, Salamander, Scorpion und Viper. Im Sinne seines prioritären Bekenntnisses zur Küstenverteidigung beantragte Caprivi keine neuen Panzerschiffe, aber immerhin wurden mit den Kreuzerkorvetten Irene und Prinzess Wilhelm die ersten geschützten Kreuzer mit Panzerdeck gebaut, sodann die ungeschützten Kreuzerkorvetten Alexandrine, Arcona und Nixe, die Kreuzerfregatte Charlotte630, die Kleinen Kreuzer Schwalbe und Sperber, die Avisos Jagd, Wacht, Greif, Blitz und Pfeil, die Panzerkanonenboote Bremse und Brummer, die Kanonenboote Adler und Eber (I) und rund 40 ebenfalls der Küstenverteidigung dienende Torpedoboote. Erst nach Caprivis Amtszeit liefen Sperber und Jagd vom Stapel und stellten die Kreuzerkorvette Prinzess Wilhelm und der Aviso Wacht in Dienst. Beeindruckt von den Ergebnissen des Tirpitz’schen Demonstrationsschießens631 im Sommer 1880 beantragte Caprivi auch den Bau von 70 Torpedobooten; der Reichstag bewilligte hiefür 16.8 Millionen Mark632. Im Sinne seiner Denkschrift 1887 633 begann Caprivi überdies mit der Planung von 6 Küstenpanzerschiffen der Siegfried-Klasse (Beowulf, Frithjof, Hagen, Heimdall, Hildebrand, Siegfried) und 2 weiteren Küstenpanzerschiffen (Aegir, Odin), für die Siegfried als Typschiff diente; diese 8 Einheiten liefen zwischen 1889 (Siegfried) und 1895 (Aegir) vom Stapel und stellten zwischen 1890 (Siegfried) und 1896 (Aegir, Odin) in Dienst. Ein bedeutendes Ereignis für alle Teilnehmer und die maritim oder politisch interessierte Weltöffentlichkeit war die Grundsteinlegung für den Nordostsee-Kanal634 Gadow S. 61. Caprivi fehlte „ein bestimmtes Bauprogramm“ (Tirpitz S. 25). Das bemängelte auch Wilhelm II. (siehe dort S. 43). 630 Charlotte war das letzte vom Stapel gelaufene als Vollschiff getakelte deutsche Kriegsschiff (Hansen S. 79). 631 Koch (Geschichte S. 92) bezeichnet 1902 den Torpedo auf der damaligen Entwicklungsstufe als „automobil“, sicher eine der frühen Verwendungen des Begriffes. 632 Koch, Geschichte S. 95. 633 Genauer: „Denkschrift betreffend die weitere Entwicklung der Kaiserlichen Marine“ (Koch, Geschichte S. 92). 634 Der Reichstag hatte dem Bau am 18. 2. 1886 zugestimmt (Hünemörder S. 193). Bei Gelegenheit der Grundsteinlegung wurde der spätere Kaiser Wilhelm II. à la suite des Seebataillons gestellt (Hünemörder S. 194). – Schon 1777 hatte der damalige Landesherr, der dänische König Christian VII., den ersten Spatenstich für einen 1784 fertig gestellten Kanal getan, der – ebenfalls in Holtenau an der Ostsee beginnend – nach Rendsburg und (über Schleusen) in die 628 629
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(später „Kaiser Wilhelm-Kanal“ genannt) am 3. 6. 1887 in Anwesenheit des 90 jährigen Monarchen635 auf Pommerania636 mit einer großen Flottenparade vor Kiel fast aller in heimatlichen Gewässern befindlichen Schiffen des Panzergeschwaders637 (Friedrich Carl 638, Hansa639, Kaiser640, König Wilhelm641, Oldenburg642), des Reservegeschwaders643 (Baden644, Bayern645, Sachsen646, Württemberg647), des Schulgeschwaders (Gneisenau648, Moltke649, Prinz Adalbert650, Stein651) und weiterer Schiffe (u. a. Ariadne652, Blitz653, Blücher654, Luise655, Niobe656, Pfeil 657 Rhein658 und Ulan659) – zugleich ein optisch eindrücklicher Beleg dafür, dass die Flotte (abEider führte, und somit, wenn auch für viel kleinere Schiffe, ebenfalls die Ostsee mit der Nordsee verband, und vermied, dass das gefährliche Kap Skagen umfahren werden musste. 635 „Zu Ehren des geeinigten Deutschlands, zu seinem Fortschritt und Wohle, zum Zeichen seiner Macht und Stärke“, zitiert nach v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 130. 636 Kdt KK Foss. 637 Chef KAdm Paschen. 638 Kdt KzS Stempel. 639 Kdt KK F. Junge. 640 Kdt KzS Dietert. 641 Kdt KzS Koester. 642 Ein „lahmes Pferd“ mit sehr schlechten Seeeigenschaften, dem im Verband wegen des kleinen Kohlevorrats „auch stets zuerst der Atem“ ausging (v. Reventlow, Deutschland zur See S. 82). 643 „… in der Marine die „Plätteisen“ oder die „Kommissbrote“ genannt – weil sie so plump aussahen und waren … Sie waren außerdem so niedrig gebaut, dass die Wellen fortwährend über das Verdeck schlugen …“ (loc.cit.). 644 Name des Kdt nicht ermittelt (Hildbrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 116 f.). 645 Das Schiff wurde damals „in Kiel einer umfangreichen Maschinenreparatur unterzogen … Dabei erhielt es als erstes Kampfschiff eine elektrische Innenbeleuchtungsanlage eingebaut … Zur Teilnahme an der Parade anlässlich der Feier der Grundsteinlegung zum KaiserWilhelm-Kanal am 3. 6. wurde es vor die Wasser-Allee geschleppt“ (Hildbrand / Röhr / Steinetz Bd. 1 S. 127). 646 Kdt KzS v. Kykbusch. 647 Schiff nicht im Dienst; Name des Kdt nicht ermittelt (Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 6 S. 64 f.). 648 Kdt KzS Thomsen. 649 Kdt KK Dautwiz. 650 Kdt KzS Oldekop. 651 Kdt KzS v. Hollen. 652 Kdt KzS Barandon. 653 Kdt KL C. Heyn. 654 Kdt KK v. Ahlefeld. 655 Kdt KK Büchsel. 656 Kdt KzS Aschenborn. 657 Kdt KK E. Hartog. 658 Kdt LzS Sommerwerck. 659 Kdt LzS C. Friedrich.
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gesehen vom Reservegeschwader und von Oldenburg und Ulan) noch immer unter Segel fahren konnte. Die vom Kanalbau zu erwartenden positiven Auswirkungen auf den Handel und die Flotte – die Fahrt um das gefährliche Kap Skagen und durch den Großen Belt wurde vermieden, der Transportweg zwischen Ost- und Nordsee wurde verkürzt660 und von ausländischen (namentlich dänischen) Störmanövern befreit – lagen auf der Hand, dagegen wurden auch gewichtige Gegenargumente vorgetragen: So wurde, u. a. auch vom alten Moltke, insbesondere darauf hingewiesen, dass der Bau und Unterhalt des von ihm abschätzig „Graben“ genannten Kanals und die Notwendigkeit, die Kanaleintritte massiv zu befestigen, den Etat zu stark belaste und der Armee und dem Schiffbau erhebliche finanzielle Mittel entziehen werde, und sodann, dass zu Lasten des Konzeptes der Hochseefähigkeit der Flotte die Küstenverteidigung wieder stärker betont werde, was dann durch den Bau der sechs Küstenpanzerschiffe der Siegfried-Klasse auf der Grundlage von Caprivis Denkschrift 1887 indirekt bestätigt wurde. Von Unglück blieb die Kaiserliche Marine auch unter Caprivi nicht verschont: Zwischen dem 2. und 5. Juni 1885 verschwand Augusta661 mit der ganzen Besatzung von 222 Mann spurlos im Golf von Aden, nach Frauenlob (1860) und Amazone (1861) der dritte Totalverlust662. Glimpflicher erging es der Schiffsjungenbrigg Undine663, die am 28. 10. 1884 bei starkem Sturm in der Jammerbucht vor Jütland strandete, geborgen aber nicht mehr verwendet werden konnte; ein Mann verlor sein Leben. Die im Geschwader fahrende Sophie664 wurde am 3. 9. 1884 vor der Wesermündung vom Lloyd-Dampfer Hohenstaufen mittschiffs gerammt und von der Reeling bis unter die Wasserlinie aufgeschnitten, konnte sich aber nach Wilhelmshaven ins Dock retten; ebenso konnte Marie665 gerettet werden, die am 27. 12. 1884 auf einer Korallenbank bei Neu-Irland strandete, schwer beschädigt wurde, aber in Sicherheit geschleppt werden konnte. Als Caprivi, im Wesentlichen wegen der vom Kaiser vorgesehenen Trennung von Kommando und Verwaltung der Flotte666, am 5. 7. 1888 als Chef der Admirali660 Die Einsparung zwischen Kiel und Wilhelmshaven bei Benützung des rund 55 sm langen Kanals betrug rund 480 sm, bzw. nach Größe, Antrieb, Gewicht, Bewaffnung etc. zwischen 30 und 40 Stunden für Dampfschiffe, durchschnittlich 72 Stunden für Segelschiffe (v. Alten Bd. 5 S. 229; Zur Feierlichen Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals S.14). 661 Kdt KK Gloeden (*1845). 662 Ein derart schwerer Verlust in Friedenszeiten erschütterte die deutsche Öffentlichkeit später nur noch einmal, als die Schul-Segelfregatte Niobe am, 26. 7. 1932 auf der Fahrt von Fehmarn nach Warnemünde bei schwerem Wetter mit 69 Offizieren, Offiziersanwärtern und Matrosen unterging; immerhin konnten 40 Mann, darunter der Kdt KL Ruhfus gerettet werden (Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 5 S. 18). 663 Kdt KK Cochius. 664 Kdt KK Stubenrauch. 665 Kdt KK Krokisius. 666 Berghahn S. 23. Der Kaiser selbst (dort S. 44) nennt eine andere, selbstgefällige Version: „Caprivi trat bald mit der Bitte an mich heran, ihn von seinem Posten abzulösen. Dieser befriedigte ihn an sich schon nicht; dann aber hätte ich allerhand Zukunftspläne mit der
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tät zurücktrat – womit der Flotte in den Worten Paschens „endlich Gelegenheit gegeben (wurde), ihren Weg allein zu gehen“667 – hatte die Flotte einen Gesamtbestand von rund 15.500 Mann, einschließlich rund 530 Seeoffizieren668. Im Hinblick auf die Neubauten und unter Berücksichtigung von 11 Abgängen669 umfasste die Schiffsliste am 5. 7. 1888 beim Ausscheiden Caprivis als Chef der Admiralität 71 in Dienst stehende hauptsächliche Einheiten670. Sie waren überwiegend veraltet, teils wegen ihrer „altfränkischen Bauart“, aber auch wegen ihrer Maschinenschwäche. „In ausgezeichnet kriegstüchtigem Stande war … nur das Torpedowesen der Marine“671.
2. Die Herrschaft des Kaisers: Geteilte Flottenführung (ab 5. 7. 1888)672 Formal stand die Flotte nach dem Ausscheiden v. Caprivis und v. Monts’ zwar unter der geteilten Leitung von Admiralen als Spitzen des Oberkommandos und der Marineverwaltung673. Angesichts des unmittelbaren Einflusses, den der neue Kaiser ausübte, scheint es dem Verf. aber richtiger, von der Herrschaft des Kaisers zu sprechen674. Marine, die er schon deshalb für unrealisierbar halte, weil der Nachwuchs der prima plana (Offiziere) fehle – damals Zugang 60 bis 80 Kadetten im Jahr – und eine große Marine ohne ein großes Offizierskorps undenkbar sei. Zudem habe er bei den Inspizierungen Seiner Majestät sehr bald gesehen, dass der Kaiser von Marineangelegenheiten mehr verstünde als er, der General, und das bringe ihn seinen Untergebenen gegenüber in eine unmögliche Lage“. 667 General Caprivi, den „die Eigenart der Marine“ schon von Anfang an „in mancher Beziehung stark befremdete“ (Koch, Geschichte S. 90), nunmehr Kdt des X. Armeekorps in Hannover, versicherte VAdm Paschen, ab 1884 Chef der Marinestation der Nordsee, bei seinem Antrittsbesuch zu dessen Verblüffung, „wie wenig nett es bei uns (d. h. bei der Marine) gewesen sei, wie er nie Sinn und Lust zur Sache habe gewinnen können, und dass er jetzt seine ganze Elastizität wiedergefunden habe“ (Paschen S. 269). 668 Liste in Anh. 2 Ziff. IV. 8. 669 Panzerkorvette Hansa; Gedeckte Korvetten Arcona, Elisabeth und Vineta; Glattdeckkorvetten Freya und Nymphe; Panzerkanonenboote Biene und Wespe und das Kanonenboot I. Klasse Drache schieden aus ordentlichen Gründen aus; die Schiffsjungenbrigg Undine strandete am 28. 20. 1884 im starken Sturm in der Jammerbucht vor Jütland, konnte geborgen, aber nicht mehr verwendet werden; die Glattdeckkorvette Augusta verschwand zwischen dem 2. und 5. 6. 1885 spurlos im Golf von Aden. 670 Vollständige Schiffsliste in Anh. 8 Ziff. X. 671 Wislicenus S. 128 f. 672 Im Sinne des Themas dieses Werkes beschränken sich die nachfolgenden Ausführungen auf die Zeit bis 31. 12. 1900. 673 Liste der Seeoffiziere in Anh. 2 Ziff. IV.8. 674 Für die Personalstruktur und Uniformierung siehe Noeske / Stefanski Bd. 2 S. 480 ff. und Bildteil S. 4 ff.
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Der am 27. 1. 1859 geborene Wilhelm II.675, bei seiner Thronbesteigung am 15. 6. 1888 nach dem Todes seines Vaters Kaiser Friedrich III. etwas mehr als 29-jährige „herrliche junge Kaiser“, wie er im exaltierten Sprachgebrauch seiner Zeit genannt wurde, war seit seiner Jugend an allen maritimen Belangen stark interessiert676. Obwohl er, im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Heinrich, selbst nie in der Flotte gedient hatte677, besaß er eine auch von seinen Kritikern nicht bestrittene erstaunliche Kenntnis der Marinebelange, nicht nur bezüglich der größeren politischen Zusammenhänge678, sondern auch in manchen technischen Einzelheiten679. Die Entwicklung der 4 Panzerlinienschiffe der Brandenburg-Klasse (Typschiff Kurfürst Friedrich Wilhelm, Brandenburg, Weißenburg, Wörth), die damals weltweit zu den fortschrittlichsten Kriegsschiffen gehörten, ist zweifellos durch dieses kaiserliche Interesse stark gefördert worden. Als erster preußischer Monarch – aber in seiner Funktion als deutscher Kaiser – erließ Wilhelm II. anlässlich seiner Thronbesteigung nicht nur einen Tagesbefehl an das Heer, sondern auch an die Marine680. Trotz der
Für seine Charakterisierung siehe hinten Ziff. XIII (f). Berghahn S. 23. – Sein Interesse an der Marine drückte Wilhelm II. auch dadurch aus, dass er seinen am 14. 7. 1884 geborenen 3. Sohn zur Erinnerung an den „Flottengründer“ auf den Namen Adalbert taufte. – Vermutlich ist Wilhelm als 11-jähriger Knabe im Frühjahr 1870 zum ersten Male mit der Kriegsmarine (mit einem englischen Schiff) in Cannes in näheren, freudigen Kontakt gekommen (Röhl Bd. 1 S. 176 f.). Etwa ab Ende der 70er Jahre lässt sich ein wachsendes Interesse des späteren Kaisers an Marinefragern feststellen, akzentuiert ab Sommer 1884 (Röhl, Bd. 1 S. 445 ff.). – Im Kreis hoher Seeoffiziere fühlte sich der Kaiser wohl, so sehr, dass „seine Passion für das Seewesen doch die entwickeltste ist … [und er] für die Marine weit mehr Interesse hat als für die Armee …“ (Waldersee, zit. nach Röhl, Bd. 2 S. 408). In Berliner politischen Kreisen wurde die Marinepassion des Kaisers „als persönliche Marotte verspottet oder aber als gefährliche Infragestellung des notwendigen Vorrangs der Armee verurteilt. Herbert v. Bismarck bezeichnete sie verächtlich als „Hydrophilie“ …“ (Röhl, Bd. 2 S. 184). 677 Auf seine Bitte war Wilhelm anlässlich der Grundsteinlegung für den Kaiser-WilhelmKanal durch ACO vom 3. 6. 1887 à la suite des Seebataillons gestellt worden und bekleidete seit 1889 den Rang eines Admirals. Dass Wilhelm II. regelmäßig seekrank wurde, darf man aber nicht gegen ihn halten; er teilte diese Unbill mit bedeutenden Seefahrern, u. a. Nelson. 678 Wilhelm II. war der Meinung, „dass die Flotte im letzten Jahrzehnt einen falschen Weg gegangen, und dass Deutschlands immer mehr sich steigernde Seeinteressen eine weit größere maritime Kraftentwicklung erheischten, als man bisher der Flottenrüstung zugewendet hatte“ (Koch, Geschichte S. 112). 679 Caprivi kritisierte Wilhelm (noch als Prinzen) allerdings, weil er glaube, „dass er alles versteht, sogar Schiffbau“ (Röhl, Bd. 1 S. 672). Siehe auch die kritische Beurteilung dieses kaiserlichen Selbstverständnisses durch v. Bülow (Bd. 1 S. 69) und KzS Hoffmann (Gutzwiller Ziff. 7). 680 Abgedruckt bei Müller-Angelo S. 60 f. – Bei meinem Regierungsantritt nahm ich „den Aufbau und die Reform, ja man kann sagen die Neugründung der Kaiserlich Deutschen Marine auf Grund meiner Vorstudien in England und daheim sofort energisch in die Hand. Das passte dem tüchtigen, aber etwas eigensinnigen und von Eitelkeit nicht ganz freien General [v. Caprivi] nicht“ (Wilhelm II., S. 43). Caprivi gehörte nach Auffassung Wilhelms „zu der Gruppe älterer preußischer Generäle, denen jedes Verständnis für die Fragen der Seegeltung und einer entsprechend starken Marine abging. Sie betrachteten diese als ein Anhängsel der 675 676
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schlechten Erfahrungen, die in den 60er Jahren mit einer doppelspitzigen Flottenführung gemacht worden waren, strebte der neue Kaiser auf der Grundlage einer Denkschrift vom 25. 6. 1888 VAdm v. Monts’ (seit 25. 7. 1883 Chef der Marinestation der Nordsee und als Nachfolger Caprivis am 5. 7. 1888 bis zu seinem baldigen Tod am 19. 1. 1889 Chef der Admiralität) die Abschaffung der Admiralität und die Aufspaltung der Flottenführung in einen Kommandobereich und einen Verwaltungsbereich an, eine „Zerlegung der Marinegewalten, die schon im Frieden schädlich, im Kriege geradezu als Verhängnis gewirkt hat“681. Unter Vorbehalt der Zustimmung des Reichstages, dem auch die Bewilligung der hiefür benötigten finanziellen Mittel zustand, stimmte Reichskanzler Bismarck zu; der Reichstag genehmigte die Reorganisation am 23. 3. 1889 mit großer Mehrheit682. Die Hintergründe dieser Umgestaltung der Flottenführung von einer einzigen in eine Doppelspitze, die in der Folgezeit zu erheblichen Schwierigkeiten und unfruchtbaren persönlichen Spannungen zwischen den Amtsträgern führte683, sind bis heute nicht vollends geklärt. Es ist wohl nicht abwegig, zwei sehr persönliche Motive des neuen Kaisers namhaft zu machen: Einerseits seinen Machtanspruch zu dokumentieren, der in einer organisatorischen Maßnahme am schnellsten sichtbar würde, und anderseits – im Sinne des altrömischen Führungsprinzips „divide et impera“ – seine persönliche Macht zu festigen und seinen Griff nach der Marineführung zu sichern, indem er zwischen den beiden Führungsspitzen der Flotte als „Schiedsrichter“ und damit als Entscheidungsträger schalten konnte: „Das Feld zu Spiel und Gegenspiel, zu drei- bis vierfach verschiedener Marinepolitik, war eröffnet“684, was KAdm Hoffmann als Chef der Ostasiatischen Kreuzerdivision (1894 – 1896) in destruktiver Form erlebte685. Ein weiteres Motiv für die Trennung von Kommando- und Verwaltungsgewalt war (wie seinerzeit unter Wilhelm I. bei der Armee) das Bestreben, die Kommandobefugnis als „extrakonstitutionelles Reservat“ dem Einfluss des der Volksvertretung zu entziehen686. Auf der Grundlage des Reichtagsbeschlusses vom 23. 3. 1889 wurden die personellen Belange durch ACO vom 28. März geregelt, die organisatorischen durch ACO vom 30. März687. Armee und das für sie ausgegebene Geld als der Armee widerrechtlich entzogen“ (zit. nach Röhl, Bd. 2 S. 186). 681 Tirpitz S. 38. 682 Im Sinne einer Übergangslösung nach dem Abschied v. Caprivis als Chef der Admiralität waren vom 10. 10. 1885 bis 5. 1. 1886 und ab 5. 7. 1888 VAdm v. Monts und – nach dessen Tod am 19. 1. 1889 – am 24. 1. 1889 VAdm v.d. Goltz (seit 14. 8. 1888 als Nachfolger v. Monts’ Chef der Marinestation der Nordsee) vertretungsweise mit der Führung der Geschäfte des Chefs der Admiralität mit dem (erst während der Amtszeit Goltz’ offiziell geschaffenen) Titel eines KommAdm, aber weiterhin im Range eines VAdm betraut worden. 683 „Man vermochte die Grenzen der beiden Machtsphären noch nicht klar zu erkennen, weil sie bei den Inhabern selbst noch nicht klar waren, und man trat bald diesem, bald jenem zu nahe, was Gefühle der Eifersucht erweckte“ (Paschen S. 270). 684 Tirpitz S. 38. 685 Gutzwiller Ziff. 9. 686 Berghahn S. 23 ff.
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Ab dem 1. 4. 1889 war die Organisation nun wie folgt neu geregelt: Die Funktionen der bisherigen Admiralität wurden aufgeteilt in ein Oberkommando unter der Führung eines vom Kaiser zu ernennenden, ihm direkt unterstehenden und nach seinen Anordnungen wirkenden Kommandierenden Admirals, und in das (neu benannte), von einem Staatssekretär geleitete, unter die letztliche Verantwortung des Reichskanzlers gestellte Reichsmarineamt (RMA) als Marineverwaltung, ausgestattet mit den Kompetenzen einer obersten Reichsbehörde. Überdies wurde erstmalig ein dem Kaiser direkt unterstehendes Marinekabinett eingerichtet, das vom seit langem bestehenden Militärkabinett die Personalbelange der Marine übernahm und damit zu Handen des Kaisers die Personalentscheidungen vorbereiten sollte, sich allerdings recht bald von einer Stabsstelle zu einer eigenen Führungsfunktion entwickelte688. An die Spitze des Oberkommandos wurde vom Kaiser der seit dem 24. 1. 1889 ad interim als KommAdm wirkende VAdm v.d. Goltz gestellt, an die Spitze des Reichsmarineamtes der seit dem 15. 4. 1887 als Chef der Ostasiatischen Kreuzerdivision tätige, am 21. 1. 1889 beförderte KAdm Heusner. Er war schon am 21. 7. 1888 vorsorglich aus Asien zurückgerufen und als Direktor des Marine-Departementes in die Admiralität kommandiert worden. Durch die vorzeitig bekannt gewordene Berufung des an Lebensjahren jüngeren und rang-niedrigeren Heusner fühlte sich der seit dem 6. 5. 1887 als Chef der Marinestation der Ostsee tätige Vertraute v. Stoschs, VAdm v. Blanc, brüskiert, weshalb er am 20. 1. 1889 seinen Abschied nahm. Zum Chef des neuen Marinekabinetts wurde zur allgemeinen Überraschung der eben erst am 13. 11. 1888 zum Flügeladjutanten des Kaisers689 gekürte KzS v. Senden-Bibran ernannt690. Abgesehen vom vergleichsweise jugendlichen Alter (er war bei Amtsantritt am 1. 4. 1889 knapp 42 Jahre alt) war bemerkenswert, dass v. Senden-Bibran kaum Führungserfahrung nachweisen konnte: Er hatte nur während 13 Monaten691 als KL das Kanonenboot I. Klasse Comet und während 5 Monaten692 687 Beide Texte bei Hubatsch, Admiralstab S. 236. – Die Neuregelung beruht auf einer ACO vom 2. 11. 1888, die jedoch aus etatrechtlichen Gründen erst nach dem Beschluss des Reichstages veröffentlicht werden konnte (Hildebrand Bd. 1 S. 21). 688 Sehr kritisch Tirpitz S. 39. 689 Senden-Bibran, Sohn eines schlesischen Barons, der in österreichischen Diensten gestanden hatte. war erst der zweite in diese Funktion ernannte Seeoffizier. (Der erste, am 22. 3. 1884 ernannt, war der Militärgouverneur bzw. militärische Begleiter des Prinzen Heinrich, der spätere VAdm Albert von Seckendorff). 690 Vor dieser Ernennung war v. Senden vom 21. 9. – 12. 11. 1888 Chef des Stabes der Marinestation der Ostsee gewesen. „Außerhalb der Marine existierte nichts auf der Welt des alten Junggesellen, der weder Weib noch Kind und nur wenige Freunde hatte … Zu dem vielen, das … für Herrn von Senden nicht auf der Welt war, gehörten leider auch politische Rücksichtnahme und Vernunft“ (v. Bülow S. 68). 691 27. 9. 1878 bis 8. 11. 1879. 692 4. 4. bis 20. 9. 1888.
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als KzS die Panzerkorvette Bayern – beide ohne nennenswerte Tätigkeit während seiner Kommandozeit – und nie einen Schiffverband kommandiert693. Die neue Struktur unter neuer Führung schien erfolgreich zu sein: Die Chefs von Oberkommando und RMA (einschließlich ihrer Stellvertreter) waren mehr an Kooperation, denn an Konfrontation interessiert, heikle Fragen der Kompetenzabgrenzung stellten sich noch nicht694 und die solide der Regierung gewogene Mehrheit im Reichstag war geneigt, den Haushalt 1889 / 90 zu genehmigen695, der die ersten Raten für den Bau von 4 (Linien-)Panzerschiffen (Brandenburg-Klasse) enthielt, Ersatzbauten696 für das „minderwerthige Material“697, die zugleich auch „Auffüllungsbauten“ waren, um Stoschs Flottengründungsplan von 1873 nach 17 Jahren zu erfüllen. Doch der Wind blies rauh: Bei den Reichtagswahlen im Februar 1890 erlitten die bisherigen Mehrheitsparteien eine dramatische Niederlage und verloren 85 ihrer bisher 220 Sitze an die Linksliberalen, das Zentrum und die Sozialdemokraten, und nur Tage später, am 4. 3. 1890 musste sich Staatssekretär Heusner krank melden; er wurde am 22. April desselben Jahres pensioniert und starb, erst 48 jährig, am 27. Februar 1891. Sein Nachfolger wurde am 22. 4. 1890, nur einen Monat, nachdem Caprivi (und nicht, wie erwartet, General Graf Alfred v. Waldersee698) den vom Kaiser entlasse693 v. Senden schürte „in geradezu rabiater Weise die Flottenleidenschaft Wilhelm II.“ Nach Bismarcks Entlassung blickte er „mit der größten Verachtung auf die Staatsmänner, die die Verantwortung für die Politik des Reiches trugen … Deutsche Diplomaten empfanden ihn als „eine Missgeburt … die ihnen entsetzliche Kopfschmerzen bereitete“. Aber er blieb bis zu seinem Rücktritt im Jahre 1906 „einer der einflussreichsten Männer in der Umgebung des Kaisers“ (Röhl, Bd. 2 S. 205 f.). 694 Zur Aufteilung der Ressorts vgl. Hildbrand Bd. 1 S. 22 f. Durch ACO vom 17. 3. 1891 erfolgte eine Präzisierung der Kompetenz-Abgrenzung (Hildebrand Bd. 1 S. 23). 695 Konservative, Reichspartei, Nationalliberale; das Zentrum machte ohne Begeisterung mit, um nicht als anti-national zu gelten. Es ist daran zu erinnern, dass England im Jahre 1889 durch den Naval Defence Act bei einem Gesamtaufwand von rund £ 20 Millionen eine sehr bedeutende Verstärkung seiner Flotte beschloss. Damals entstand die „Two-Power-Doktrin“, derzufolge Englands Flotte immer so stark wie die beiden nächststarken Flotten zusammen sein müsse. „Unter den Empfängern öffentlicher Mittel [in England] stand die Royal Navy an erster Stelle“ (Osterhammel S. 650). 696 Wörth für die Panzerkorvette Hansa, Weißenburg für den Großen Kreuzer Friedrich Carl, Kurfürst Friedrich Wilhelm für die Panzerfregatte Großer Kurfürst, und Brandenburg für die Panzerfregatte Kronprinz. 697 Koch, Geschichte S. 116. – Im Rückblick des Kaisers bestand die Flotte damals „aus ein paar alten, kaum einen Gefechtswert besitzenden Schiffen“ (Wilhelm II., S. 68). Noch drastischer beschrieb der Kaiser den Zustand der Flotte bei Annahme des 1. Flottengesetzes (nachdem er immerhin selbst seit 10 Jahren im Amt war!): Die „sogenannte bestehende Flotte war überhaupt gar keine Flotte mehr, sie starb … langsam an Altersschwäche dahin; sie wies fast die ältesten Schiffe auf, die sich in ganz Europa noch im aktiven Dienst befanden … [Die Linienschiffe], mit Ausnahme der vier Schiffe der Brandenburg-Klasse [waren] nicht viel mehr als altes Eisen“ wert (Wilhelm II., S. 195). 698 1832 – 1904; Waldersee wurde 1891 als Generalstabschef abgelöst, weil er die Manöverführung des Kaisers kritisiert hatte (Röhl, Bd. 1 S. 616).
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nen Bismarck als Reichskanzler ersetzt hatte, KAdm v. Hollmann, „der Sohn einer echten, guten Berliner Bürgerfamilie“699 (bisher Chef der II. Division der Manöverflotte), eine erstaunliche Wahl eines technisch eher rückwärts orientierten Seeoffiziers durch einen von moderner Technik faszinierten Kaiser700. Trotz ständiger Querelen mit dem Oberkommando und dem Reichstag über Fragen der Flottenfinanzierung701, die richtige Taktik und dementsprechend den Bau der richtigen Schiffe, hielt sich der am 22. 11. 1890 zum VAdm beförderte v. Hollmann bis am 15. 6. 1897 im Amte – „eine Zeit der grundsatzlosen Augenblicksverfügungen“702, die „ein fröhliches Vorwärtsschreiten vermissen“703 ließ – am 15. 6. 1897 gefolgt (nunmehr unter dem Kaiser-Onkel Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst, seit 29. 10. 1894 Nachfolger Caprivis als Reichskanzler) von dem dem Kaiser vor allem vom Kabinettschef KAdm v. Senden-Bibran704 und Prinz Heinrich empfohlenen KAdm v. Tirpitz705, der dieses Amt bis zu seinem Sturz am 15. 3. 1916 beibehielt. Schon vorher, am 13. 5. 1895, hatte der Chef des Oberkommandos, der KommAdm v.d. Goltz, des Streitens mit Staatssekretär v. Hollmann leid, seinen Abschied
Wilhelm II., S. 193. Hollmann hatte an Bord des Kleinen Kreuzers Irene am 27. 7. 1889 im Kreise hoher Offiziere, darunter der Kdt, KzS Prinz Heinrich, mit dem Kaiser darauf gewettet, dass innert 20 Jahren alle Kriegsschiffe wieder unter Segel führen! Der Kaiser hatte natürlich dagegen gehalten. Tirpitz (S. 39) charakterisiert Hollmann als einen „vornehm denkenden Mann … der aber nicht zur Klarheit über Weg und Ziel kam“. – B. v. Werner (chKAdm aD) sprach sich noch 1891 für Schiffe mit voller Takelage aus (abgesehen von den Schlachtschiffen), weil auf Dampfschiffen den Offizieren das „Gefühl der Verantwortlichkeit“ verloren gehe, und bei den Mannschaften „die Mannszucht nicht mehr in der alten Weise aufrecht erhalten werden“ könne (S. 3). 701 Zum Ärger mancher hoher Seeoffiziere missachtete Hollmann eine frühere Weisung Bismarcks, die militärischen Stellen hätten – ohne Rücksicht auf den Erfolg – stets so viele finanzielle Mittel zu fordern, als die Interessen von Armee und Marine erforderten, es obliege dann der politischen Führung, das Mögliche zu realisieren. Statt dessen hatte v. Hollmann vom Reichstag stets nur gefordert, was er für realisierbar hielt (Tirpitz S. 39). – 1891 lehnte der Reichstag einen Teil des verlangten Etats für die Flottenvergrößerung ab. 702 Tirpitz S. 39. 703 Koch, Geschichte S. 113. 704 Für die Charakterisierung Tirpitz’ durch v. Senden siehe seine Denkschrift vom Frühjahr 1896 (bei Röhl, Bd. 2 S. 1130). „Die Liebe des Admirals von Senden für die Flotte ging so weit, dass er in ihrem Interesse auch den Admiral von Tirpitz hielt und stützte, den er persönlich hasste, aber für den einzigen Mann hielt, dessen organisatorische Befähigung und Energie einen raschen und zweckentsprechenden Ausbau der Flotte sicherten“ (v. Bülow S. 68). 705 Vom 21. 1. 1892 bis 30. 9. 1895 war v. Tirpitz Stabschef des Oberkommandos. Die Berufung Tirpitz’ war vom Kaiser schon Anfang 1896 erwogen, im Hinblick auf einen Erfolg v. Hollmanns im Reichtag aber als zeitlich inopportun betrachtet worden. Statt dessen wurde Tirpitz dann als Nachfolger von KAdm Paul Hoffmann Chef der Ostasiatischen Kreuzerdivision (siehe dazu Gutzwiller Ziff. 9). – Für eine interessante Charakterstudie Tirpitz’ siehe v. Bülow S. 108 ff. 699 700
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genommen. Sein Nachfolger (bis am 7. 3. 1899) wurde am 14. 6. 1895 Adm v. Knorr, zuvor Chef der Marinestation der Ostsee; zum Nachteil der Flotte bestanden zwischen Knorr und Tirpitz während ihrer ganzen folgenden gemeinsamen Dienstzeit unüberbrückbare Auffassungsunterschiede über Organisations- und Kompetenzfragen706. Der Kaiser sah sich zu einer scharfen Rüge veranlasst707, zögerte lange, rang sich aber schließlich zu einer Entscheidung durch: Tirpitz setzte sich durch, Knorr wurde am 7. 3. 1899 zur Disposition gestellt, eine Woche bevor durch ACO vom 14. März das Oberkommando aufgelöst wurde708. Zu erwähnen ist noch eine für den Kriegsfall bedeutsame Änderung: Durch ACO vom 25. 8. 1891 war befohlen worden, „dass erstmals das Manövergeschwader zum Herbst nicht wieder aufgelöst, sondern weiter im Dienst bleiben sollte. Der Geschwaderchef (und damit der Flottenstab) blieben bestehen …“ 709. Dabei sollte der Chef der Manöverflotte dem KommAdm unterstellt sein, in technischen und Verwaltungsangelegenheiten aber direkt mit dem Staatssekretär im RMA verkehren710. Durch Erlass vom 6. 1. 1896 des Staatssekretärs im RMA, VAdm v. Hollmann, wurde das bisherige „Manövergeschwader“ zum „I. Geschwader“ umbenannt, dem (abgesehen von der Ostasiatischen Kreuzerdivision) damals einzigen, festgefügten ständig im Dienst stehenden Flottenverband711. Am 31. 5. 1895 erfolgte die Grundsteinlegung für den Elbe-Trave-Kanal, der Baubeginn schon 5 Monate später, am 28. Oktober712. Mit großem Pomp – allerdings auch ausländische Besorgnis auslösend713 – wurde vom 19. – 22. Juni 1895 (auf Druck des Kaisers etwas zu früh714) unter Teilnahme von „Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, der Minister und Gesandten deutscher Bundesstaaten sowie der Gesammtvorstände der parlamentarischen Körperschaften“715, angeführt vom Kaiserpaar, und ausländischen Botschaftern, Gesandten, Militär- und Marineattachés, von Schiffen aus 14 Nationen716 und fast der ganzen in heimischen Gewässern liegenden deutschen Flotte unter der Führung des Hildbrand / Röhr / Steinmetz Bd. 4 S. 58; Berghahn S. 35 ff. Hubatsch, Admiralstab S. 76 f. 708 Knorr erhielt unter der durch diese ACO geschaffenen neuen Regelung temporär wieder Immediatstellung als Leiter einer Kommission für die Überarbeitung des Exerzierreglementes (d. h. der Taktikvorschrift). 709 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 118; Text bei Hildebrand Bd. 1 S. 216. 710 Hildebrand Bd. 1 S. 216. 711 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 4 S. 59. 712 Hünemörder S. 212 f. 713 Der ehemalige englische Premierminister Gladstone soll beim Anblick des Kanals geäußert haben „This means war“ (Uhle-Wettler S. 265). 714 Röhl, Bd. 2 S. 774. „…im nachhinein wurden dann auch erhebliche Schäden festgestellt, die durch die verfrühte Eröffnungsfahrt entstanden waren“ (loc.cit.). 715 Quelle: „Zur feierlichen Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals …“ (siehe Bibliographie). 716 Dänemark, England, Frankreich, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Spanien, Türkei und USA. 706 707
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neuen KommAdm v. Knorr (auf Mars717) der später Kaiser-Wilhelm-Kanal genannte rund 55 sm lange, 1886 beschlossene, 1887 begonnene Nord-Ostsee-Kanal eröffnet718 („ein Fest, das an Großartigkeit und Schönheit einzig da stand“719) – der der Flotte ermöglichte, auf der „inneren Linie“, von feindlichen Beobachtern ungesehen, aus der Ost- in die Nordsee zu fahren und so ihre Kräfte zu verlagern bzw. zu konzentrieren, der aber auf Grund des seit seiner Planung stark gestiegenen Größen-Wachstums der Schiffe allerdings schon bald an seine Kapazitätsgrenze stieß720. Einige Besorgnis erregte, dass die französische und die russische Flotte, in demonstrativer Bekräftigung des 1892 geschlossenen Bündnisses, in Linie fahrend „unter fortwährender gegenseitiger Begrüssung“721 gemeinsam in Kiel eintrafen, was den einflussreichen Außenpolitiker Friedrich v. Holstein (1837 – 1909) zur Bemerkung veranlasste, der französische Chauvinismus, der „aus Mangel an Anregung … eingenickt“ war, sei wieder „spitz-munter“ geworden; die Russen und Franzosen hätten offenbar Lust, bald zuzuschlagen722. Am 11. 8. 1899 eröffnete der Kaiser den Dortmund-Ems-Kanal723. Das Thema, das die Flottendiskussion und die Personalfrage über das Ende des Jahrhunderts hinaus dominierte, war strategisch in einem doppelten Sinne: (1) Die überwiegend operativ zu beurteilende Frage nach der Art eines zukünftigen Seekrieges: Kreuzerkrieg oder Hochseeschlacht (und daraus folgend die Frage, welche Schiffe zu bauen und wie sie zu finanzieren seien), und parallel dazu und damit aufs Engste verknüpft (2) die überwiegend politische Frage, gegen welchen potentiellen Gegner die neue Flotte zu bauen sei. Aus der Antwort auf diese zweite Frage724 ergab sich – nicht zwingend, aber doch für die meisten, die sich dazu äußerten – die Antwort auf die erste Frage. Nicht weniger komplex als die Frage nach dem potentiellen Gegner war die vordergründig rein militär-taktische Frage nach Art und Natur eines befürchteten (von Kdt KzS C.P.H.Galster. Zum Marinekommissar für den Kanal wurde am 15. 9. 1895 der am 14. 1. 1895 von der Marine zD gestellte KAdm Aschenborn ernannt, zum Betriebsdirektor KzS Max Piraly. – Schon vor der formellen Eröffnung durchfuhr der Aviso Jagd mit KzS Prinz Heinrich an Bord am 22. 4. 1895 als 1. Kriegsschiff den Kanal im Sinne einer Testfahrt (Hünemörder S. 212). – Diese Eröffnungsfeier war der erste gefilmte öffentliche Anlass in Deutschland (vgl. Rüger S. 64). 719 v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 132. – Die Eröffnungsfeier kostete mehrere Millionen Mark, eine damals ungeheure Summe, entsprechend etwa den Kosten für den Bau eines Kleinen Kreuzers. 720 Uhle-Wettler S. 265. – Zur Finanzierung des weiteren Ausbaus des Kanals wurde ab 1. 7. 1902 eine Sektsteuer von 20 % erhoben; sie wurde 1933 abgeschafft, aber schon 1939 wieder eingeführt. 721 Röhl, Bd. 2 S. 778. 722 Zit. nach Röhl, Bd. 2 S. 778 f. 723 Hünemörder S. 225. 724 Siehe hinten Ziff. XIII. 717 718
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manchen erhofften725) nächsten Kriegs. Während das RMA unter den ersten Staatssekretären Heusner und v. Hollmann keine klare Konzeption entwickelte726 – Tirpitz sprach von einem „verlorenen Jahrzehnt“727 – und manche führenden Seeoffiziere die Idee des Kreuzerkrieges im Sinne des französischen Admirals Aube bevorzugten, konzipierte der damals 41jährige KzS Alfred v. Tirpitz auf Grund seiner Erfahrungen beim Bau und Einsatz der Torpedowaffe seine dem Kaiser im Rahmen einer 1890 in das Kieler Schloss einberufenen Konferenz führender Vertreter der Flotte vorgetragene, 4 Jahre später nach Überprüfung seines Entwurfes in den Herbstmanövern des Jahres 1893728 überarbeitete und am 16. 6. 1894 in der „Denkschrift IX“ zusammengefasste Vorstellung einer politischen Schlachtflotte, die den Grundsätzen des Risikofaktors und der Bündnisfähigkeit Rechnung tragen729, aber durchaus auch im Rahmen einer in der Nordsee „durchgeschlagenen rangierten Hochseeschlacht“730 den Sieg über die englischen Seestreitkräfte erringen könne731. Überdies postulierte Tirpitz die Notwendigkeit eines stets in Dienst gehaltenen vollbesetzten Geschwaders an Stelle der bisher über die Wintermonate aufgelösten und im Frühjahr neu formierten Verbände732. Mit der Hilfe des Chefs des Marinekabinetts, KAdm v. Senden, und nach heftigen Auseinandersetzungen, die an den Rand einer 725 Zu diesen gehörte Graf Alfred v. Waldersee (1832 – 1904), 1888 – 1891 Chef des Großen Generalstabes, 1900 Oberbefehlshaber des internationalen Truppenkontingents zur Niederschlagung des Boxer-Aufstandes in China, Generalfeldmarschall. 726 Tirpitz (S. 40) spricht von einem „unorganisch zusammengewürfelten Schiffsbestand“, Uhle-Wettler (S. 156) von einem „Sammelsurium von Schiffen …, die oft nicht einmal zusammenwirken konnten“. Siehe auch Anh. 9 Ziff. III. 727 S. 39. Und dort weiter: „Wäre dem brennenden Wunsch Wilhelms des Zweiten, eine Flotte zu schaffen, schon von 1888 an Erfüllung geworden, so wären wir mit ihr vielleicht noch zum Ziel gekommen, bevor die Mächtegruppierung unserer Gegner so gefährlich werden konnte“. 728 Tirpitz war nunmehr Chef des Stabes des Oberkommandos unter dem KommAdm v. d. Goltz. – Die Ergebnisse dieser Manöver führten auch zu einer Verschärfung des Dienstbetriebs und einer Reduktion der Schiffsabstände im Verband von 400 m auf 300 m. 729 Dazu hinten Ziff. XIII. 730 Berghahn S. 185. 731 Stark beeinflusst (Tirpitz S. 47) war Tirpitz von Gedanken des US-amerikanischen Seeoffiziers und Marinehistorikers Alfred Thayer Mahan (1840 – 1914, Hauptwerk „The Influence of Sea Power Upon History“), dessen Gedanken die Gemüter „wie ein Blitz … über die Bedeutung der Seemacht erhellten“ (Paschen S. 172). Im Vorwort zu Stenzels Werk „Kriegführung zur See“ weist VAdm aD Kirchhoff aber darauf hin, dass KzS Alfred Stenzel schon vor Mahan die Seekriegführung systematisch durchdacht hatte; im Zusammenhang publiziert wurden seine Gedanken allerdings erst später. – Auf Mahan stützte sich die Flottenbegeisterung weltweit. „Von da an machte die europäische Politik ihre ersten Erfahrungen mit einem industriell beschleunigten Rüstungswettlauf, an dem sich alle Großmächte beteiligten“ (Osterhammel S. 676). – Tirpitz und Knorr hielten Mahans Werk für so bedeutungsvoll, dass sie es durch VAdm aD Batsch übersetzen und in einer Auflage von 8000 Exemplaren drucken ließen, von denen 2000 durch das RMA im Rahmen der Flottenkampagne 1898 verteilt wurden (Berghahn S. 179). 732 Dazu ausführlich Tirpitz S. 40 ff.
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Staatskrise führten (Wilhelm II. erwog sogar einen Staatsstreich733), gelang es Tirpitz, den Kaiser von seiner während seiner Zeit als Chef des Stabes der Ostsee-Station (1890 / 92) bzw. des Oberkommandos (1892 / 95) weiterentwickelten Konzeption – die erst gerade durch den japanischen Sieg am Yalufluss (17. 9. 1894) bestätigt worden war – zu überzeugen, und den von ihm erst am 29. 5. 1897 genehmigten Flottenplan Adm v. Knorrs und KAdm Büchsels734 aufzugeben, der eine je zur Hälfte aus Schlachtschiffen und Kreuzern bestehende Flotte schaffen wollte735. Zugleich überzeugte er den Kaiser und den Reichskanzler, dass die Flottenkonzeption und -weiterentwicklung im Hinblick auf deren notwendige Langfristigkeit von der ständigen generellen aber auch punktuellen Einmischung des Reichstages („Parlamentsflotte“) zu befreien, insoweit auch systemstützend zu wirken736 und die „permanente Strukturkrise des Herrschaftssystems“ gegen die erstarkende Arbeiterschaft und SPD zu beenden737, und deshalb erstmals in ein Flottengesetz zu kleiden sei. Tirpitz hat dieses Flottengesetz nicht gegen den Reichstag durchgesetzt; jedoch hat er – gekonnt die Grundstimmung im Volk erkennend und ausnützend – alle Register der Manipulation gezogen: Unterstützt von KK v. Capelle, „eine[m] der besten und klügsten Etatexperten“738, und von KK v. Heeringen, Leiter des von Tirpitz gleich nach seinem Amtsantritt als Staatssekretär des RMA geschaffenen Nachrichtenbüros der Zentralabteilung, der „durch seine Tätigkeit einen kaum zu überschätzenden Anteil an der Bewilligung des Flottengesetzes und auch der Novelle von 1900“ gewann739, zog Tirpitz gezielt die „gut organisierte und geleitete“740 Presse
Berghahn S. 90 ff. KAdm Büchsel, Direktor des Marine-Departementes im RMA, vertrat vom 1. 4. – 1. 9. 1897 zugleich den beurlaubten, dann zurückgetretenen Staatssekretär im RMA Adm v. Hollmann, bis v. Tirpitz nach einem Urlaub sein Amt antrat. – Sukkurs erhielt der Knorr / Büchsel-Plan u. a. von VAdm Valois, bis am 1. 8. 1896 Chef der Marinestation der Nordsee, und von KzS v. Maltzahn, Taktiklehrer an der Marineakademie, dessen „Seelehre“ Tirpitz nicht zur Publikation freigab. 735 Bezeichnend für die „permanente Strukturkrise“ des Reichs und ganz im Sinne des „längst überholten sacerdotalen Königtums von Gottes Gnaden“, der „cäsaristisch-heerkaiserliche[n] Auffassung seiner Befugnisse“ (Röhl Bd. 1 S. 290) – wie sie zur allgemeinen Empörung in Wilhelms Eintrag „Suprema lex regis voluntas!“ am 8. 9. 1891 im Goldenen Buch der Stadt München zum Ausdruck kam – und der von Wilhelm II. extensiv beanspruchten „Kommandogewalt“ (dazu Nipperdey, Bd. II S. 202 ff.) war, dass „die Operationspläne der Marine und des Generalstabes, des Seekriegs und des kontinentalen Landkriegs“ nicht aufeinander abgestimmt wurden …“. Auch „die Zweifel … vieler Marinefachleute vor 1914 am Sinn des Weiterbaus der Schlachtflotte … sind nicht eigentlich diskutiert worden. Vor allem gab es keine Koordination zwischen Flottenpolitik und Außenpolitik“ (für beide Zitate siehe Nipperdey, Bd. II S. 214). – Zu Kaiser Wilhelms Kreuzerkonzeption siehe Röhl, Bd. 2 S. 1116 f. 736 Wehler, Bd. 3 S. 1131. – Wehler (op.cit. S. 1130 ff.) nennt den Flottenplan deshalb auch ein „innenpolitisches Kampfinstrument“. 737 Berghahn S. 118, siehe auch S. 144 ff. 738 Berghahn S. 111. 739 Berghahn S. 120. 740 Wilhelm II., S. 194. 733 734
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für die Bildung und Bestärkung der öffentlichen Meinung bei741, gab durch das RMA die populär-wissenschaftliche Jahresschrift „Nauticus“ heraus, belebte die „Marine-Rundschau“ und warb auf jede erdenkliche Weise (u. a. auch durch die Vortragstätigkeit der sog. „Flotten-Professoren“742) öffentlich für seine Idee743 – der erste moderne Werbefeldzug der deutschen Politik744, weitgehend durch private Spenden finanziert745. Unter dem Einfluss dieser Kampagne und dank einer Begründung der Vorlage, die sich „nicht gerade durch Wahrheitsliebe“, aber allgemeinverständliche Sprache auszeichnete746, die geschickt strategische Überlegungen und scheinbar nur organisatorische Aspekte (Etappierung, Geschwadergrundsatz747 und „Ersatzregelung“), mit einer Verschleierung der eigentlichen Endziele der Vorlage748 und massiver „Nötigungspolitik“749 des Staatssekretärs verband, wurde der Entwurf vom Reichstag am 28. 3. 1898 mit einer Zweidrittelmehrheit angenommen750. Es sah eine Flotte von 69 größeren Einheiten751 in zwei Geschwadern vor, die nach 741 Zum ganzen Thema siehe Wilhelm Deist, Flottenpolitik und Flottenpropaganda. Das Nachrichtenbüro des Reichsmarineamtes 1897 – 1914, Stuttgart 1976. – Unter Tirpitz wurde die Flotte auch sonst auf vielfältige Weise intensiv vermarktet, u. a. durch Postkarten, Bücher, Konsumprodukte (wie Seifen, Tabak, Suppen), Kinder- und Erwachsenenspiele (z. B. den „Seestern“), und „Marineschauspiele“, vgl. Rüger S. 57 ff. 742 Diese Gelehrten mussten über ihren Schatten springen, denn sie standen im Geruch, „zu penibel, zu zaghaft, vielleicht zu wissenseitel in der popularisierenden Verwertung [ihrer] Studien“ zu sein (Schäfer, Deutschland zur See S. 4, der selbst zu diesen Flottenprofessoren gehörte, Tirpitz S. 96 Fn. 1). – Für diese Professoren war neben dem Schutz der Wirtschaftsinteressen Deutschlands auch der Auftrag wichtig, die deutsche kulturelle und politische Eigenart gegen „das „Kulturmonopol“ des Angelsachsentums – Englands und Nordamerikas – und die russisch-moskowitische Welt“ zu sichern (Fischer S. 15). 743 Am 30. 4. 1898 wurde auch der Deutsche Flottenverein gegründet, der „die Verbreitung des Gedankens der deutschen Seegeltung bei der Bevölkerung“ bezweckte. Protektor des Vereins war Prinz Heinrich, 1. Ehrenmitglied Großherzog Friedrich von Baden. Weitere Vereine zur Förderung des Flottengedankens waren der Verband deutscher Flottenvereine im Ausland (Protektor Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg) und der Deutsche Schulschiffsverein (Protektor Großherzog Friedrich August von Oldenburg) (Neudeck / Schröder S. 35 f.). – Generelles Ziel dieser Öffentlichkeitsarbeit war es, sich den Reichstag nicht wie bisher nur durch Druck von oben (Drohungen mit Staatsstreich bzw. Auflösung des Reichstages), sondern auch durch Druck von unten über die Begeisterung im Volke gefügig zu machen (Berghahn S. 117 ff.). Wehler (Bd. 3 S. 1131) spricht von der „nationalideologisch integrierenden Wirkung“ der Tirpitz’schen Schlachtflottenpolitik. 744 Radkau S. 237. 745 Tirpitz S. 97. 746 Berghahn S. 116, S. 122. 747 Tirpitz S. 103. 748 Berghahn S. 108 ff. 749 Berghahn S. 155. 750 Text bei Tirpitz, Politische Dokumente, Anhang nach S. 460. (Zur Vorgeschichte auch Tirpitz selbst S. 79 ff, S. 95 ff.). 751 1 Flottenflaggschiff, 18 Linienschiffe (wovon 2 in Reserve), 8 Küstenpanzerschiffe, 12 Große Kreuzer (wovon 3 im Ausland und 2 in Reserve) und 30 Kleine Kreuzer (wovon 10 im Ausland und 4 in Reserve).
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festgelegtem Rhythmus zu erneuern seien752; gleichzeitig wurde der Personalbestand festgelegt753. Eine neue Grundwelle der Flottenbegeisterung im Volk754 und sich abzeichnende außenpolitische Gefahren (Samoa755, Amerikanisch-Spanischer Krieg mit der „Manila-Affäre“756, die Vorzeichen des 2. Burenkrieges in Südafrika und die schliesslich in den Boxeraufstand mündenden Unruhen in China) ermutigten Tirpitz, dem Reichstag bereits 2 Jahre später den Entwurf einer Gesetzesnovelle zuzuleiten, die nach einem entschlossenen Votum des Reichskanzlers HohenloheSchillingsfürst am 12. 6. 1900 im Reichstag gleichentags als 2. Flottengesetz wieder mit Zweidrittelsmehrheit angenommen wurde757. Sie sah eine Vergrößerung der Flotte um fast ein Drittel vor, zu erreichen bis 1917; bis dahin war nach einem Diktum Tirpitz’ eine „Gefahrenzone“ zu durchlaufen. Diese Flotte von 90 großen Einheiten sollte nun bestehen aus 2 Flottenflaggschiffen, 36 Linienschiffen (wovon 4 in Reserve) in vier Geschwadern, 14 Großen Kreuzern (wovon je 3 im Ausland und in Reserve) und 38 Kleinen Kreuzern (wovon 10 im Ausland und 4 in Reserve). – Spätestens ab 1900 lässt sich Tirpitz’ wachsende Besorgnis nachweisen, dass durch die zwecks Mobilisierung der Bevölkerung angestrebte Popularisierung der Flotte die aus militärischen Gründen wesentliche Geheimhaltung verletzt werden könnte758. – Die massiven Kosten der Flottenvergrößerung hatten zum ersten Male die Konsequenz, dass das Heer seine Rüstungsvorhaben wegen der Finanzbedürfnisse der Marine reduzieren musste und sich auch sonst in mannigfaltiger Weise gegenüber der „blauen Couleur“ benachteiligt fühlte759, die sich endgültig vom Heer emanzipiert hatte. Dank des Ausbaus der Werften in den vergangenen Jahren konnte in erstaunlich hohem Tempo mit der Umsetzung des Flottengesetzes begonnen werden. So liefen die vier Linienschiffe / Panzerschiffe I. Klasse der Brandenburg-Klasse (Kurfürst Linienschiffe nach 25, Große Kreuzer nach 20, Kleine Kreuzer nach 15 Jahren. 150% Besatzung für die Auslandschiffe, 100% für die in Deutschland stationierte Schlachtflotte, halbe Besatzung für die Torpedoschiffe, Schul- und sog. Sonderschiffe. 754 Dass sich auch Technik- und Industriekreise für den massiven Ausbau der Flotte engagierten, erstaunt nicht: „Der Bau von Kriegsschiffen war technisch reizvoller, als alle Großaufträge, die das Landheer zu bieten hatte“ (Radkau S. 237). – Siehe auch Berghahn S. 129 ff., und Wehler, Bd. 3 S. 1131, die auf die Flotteninteressen des deutschen Exporthandels und die belebende Wirkung auf den deutschen Arbeitsmarkt hinweisen. 755 „Bei Samoa waren ein paar unserer Schiffe von Amerikanern und Engländern vergewaltigt worden“ (Tirpitz S. 103). 756 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 3 S. 121. 757 Text bei Tirpitz, Politische Dokumente, Anh. nach S. 460. – Hohenlohe-Schillingsfürst Bd. 2 S. 540. Der Reichskanzler plädierte für eine starke Flotte weniger aus militärstrategischen Gründen, sondern zum Schutz der „Existenz [Deutschlands] als handelstreibende Weltmacht“. Deutlich offensiver und gegen England gerichtet sah Tirpitz (S. 196) die Weiterentwicklung der Flotte, obwohl er dem Kaiser gegenüber einräumte, „dass unser Flottenprogramm nie ausreichen würde, um England angriffsweise zu bedrohen“ (S. 108). 758 Rüger S. 67 ff. 759 Berghahn S. 249 ff. 752 753
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Friedrich Wilhelm, Brandenburg, Weißenburg und Wörth) bis im Sommer 1892 vom Stapel; bis im Oktober 1894 waren alle in Dienst gestellt. Kurz darauf folgte der Bau der 5 Linienschiffe / Panzerschiffe I. Klasse der Kaiser Friedrich III.-Klasse (Kaiser Friedrich III., Kaiser Wilhelm II., Kaiser Wilhelm der Große, Kaiser Karl der Große und Kaiser Barbarossa), die alle noch vor Ende 1900 vom Stapel liefen; aber nur Kaiser Friedrich III. und Kaiser Wilhelm II. stellten noch vor Ende 1900 in Dienst. Und schließlich wurde ebenfalls noch vor dem Ende des Jahrhunderts mit dem Bau der 5 Linienschiffe / Panzerschiffe der Wittelsbach-Klasse begonnen (Mecklenburg, Schwaben, Wettin, Wittelsbach, Zähringen) die aber mit Ausnahme der Wittelsbach (3. 7. 1900) erst 1901 vom Stapel liefen und 1902 (Wettin, Wittelsbach, Zähringen), 1903 (Mecklenburg) und 1904 (Schwaben) in Dienst gestellt wurden. Im Übrigen wurden in der Zeit der Kaiserherrschaft nach dem Ausscheiden Caprivis bis am 31. 12. 1900 gebaut [bzw. gekauft: Loreley (III)760] und stellten in Dienst: Küstenpanzerschiffe: Aegir761, Beowulf, Frithjof, Hagen, Heimdall, Hildebrand, Odin, Siegfried Große Kreuzer:
Freya, Fürst Bismarck. Hansa, Hertha, Kaiserin Augusta762, Victoria Luise, Vineta
Kleine Kreuzer:
Bussard, Condor, Cormoran, Falke, Gazelle, Gefion, Geier, Niobe, Nymphe, Prinzess Wilhelm, Seeadler, Sperber
Kanonenboote:
Iltis (II), Jaguar, Luchs, Tiger
Flusskanonenboot:
Schamien
Avisos:
Comet, Hela, Jagd, Kaiseradler (vormals Hohenzollern (I)), Meteor, Wacht
Yacht:
Hohenzollern (II)
Spezialschiff:
Loreley (III)
Minendampfer:
Pelikan.
Bei seinem eigenen Bauprogramm förderte Tirpitz besonders die Standfestigkeit bzw. Sinksicherheit der Schiffe: „Solange ein Schiff schwimmt, behält es einen gewissen Kampfwert und kann nachher leicht repariert werden. Die tödliche Verletzung der Unterwasserteile des Schiffskörpers ist darum das letzte Ziel der Angriffswaffen, die Erhöhung der Sinksicherheit das Hauptziel der Schutzmaßnahmen“763.
Stapellauf 1884 in Glasgow; 1896 unter dem damaligen Namen Mohican erworben. Die Aegir erhielt als 1. Schiff der deutschen Flotte einen elektrischen Antrieb für die Hilfsmaschine der Ruderanlage und daher den Spitznamen „Elektrische Anna“, nach andern Quellen „Elektrische Ida“. 762 Erstes Dreischraubenschiff der deutschen Flotte. 763 Tirpitz S. 112 ff. 760 761
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Im Hinblick auf die Neubauten und unter Berücksichtigung des Abgangs von 41 Einheiten764 umfasste die deutsche765 Schiffsliste am 31. 12. 1900 77 hauptsächliche in Dienst stehende Einheiten766. Von diesen Schiffen fuhr keines mehr ausschließlich unter Segeln, aber einige konnten noch segeln767. Im Vergleich dieser Schiffsliste (einschließlich der 1900 noch in Bau befindlichen Einheiten) mit jener des Jahres 1883 war Deutschland bei den Großschiffen über 5.000 t anzahlmäßig vom 3. auf den 6. Platz gefallen, überholt von Russland, den USA und Italien, und bei den Kreuzern über 800 t auf dem 5. Platz geblieben, vergleichbar mit Russland768. Noch schlechter sah die Bilanz nach der Formel des Marinehistorikers KL Georg Wislicenus aus769, wonach Deutschland auf den 7. Platz nach England, Frankreich, Russland, USA, Japan und Italien versetzt war. * Zwei besondere Festlichkeiten fielen in das Jahr 1894770: Aus Anlass der Indienststellung der König Wilhelm771 vor 25 Jahren lud der jetzige Kdt KzS v. Prittwitz und Gaffron alle Offiziere, die auf dem Schiff gefahren waren, zum Festakt am 20. Februar auf das Schiff nach Wilhelmshaven ein. Kaiser Wilhelm II. nahm daran teil und benützte die Gelegenheit zur Vereidigung von Rekruten. Und am 31. Mai wurde der dritte Sohn Kaiser Wilhelm II., Prinz Adalbert, der Tradition entsprechend im Alter von 10 Jahren zum ULzS ernannt; am 24. Juni erfolgte in Kiel seine formelle Einführung in die Marine in Anwesenheit des Kaiserpaares, des Prinzen Heinrich, des KommAdm v.d. Goltz, des Chefs der Marinestation der Ostsee, Adm v. Knorr und des Inspekteurs der I. Marineinspektion, KAdm Aschenborn.
764 Panzerfregatten Deutschland, Friedrich d. Große, Kaiser, Kronprinz, Preußen; Panzerkorvetten Bayern, Oldenburg; Kreuzerfregatten Bismarck, Gneisenau, Leipzig; Glattdeckkorvetten Luise, Medusa, Victoria; Gedeckte Korvette Prinz Adalbert; Kreuzerkorvetten Alexandrine, Arcona, Ariadne, Marie, Sophie; Panzerkanonenboote Camaeleon, Crocodill, Hummel, Mücke, Natter, Salamander, Scorpion, Viper; Kanonenboot I. Klasse Iltis (I); Kanonenboote Adler, Albatross, Cyclop (II), Eber (I), Nautilus; Segelfregatte Niobe; Briggs Musquito, Rover; Avisos Falke, Greif, Hohenzollern (I), Loreley (II), Pommerania. 765 Einen guten Überblick über den damaligen Bestand der ausländischen Kriegsschiffe geben Neudeck / Schröder S. 311 ff. 766 Vollständige Schiffsliste in Anh. 8 Ziff. XI. 767 Z. B. die Kleinen Kreuzer Bussard, Condor, Cormoran, Falke, Geier, Schwalbe, Seeadler, Sperber; die Kreuzerfregatten Charlotte, Moltke, Stein, Stosch, die Kreuzerkorvetten Carola, Nixe, Olga; die Gedeckte Korvette Blücher; die Kanonenboote Habicht (II), Jaguar, Möwe, Wolf; der Piratenjäger Otter und das Torpedoschiff Zieten. 768 Gadow S. 61 mit Vergleichszahlen; für einen Etatvergleich siehe Uhle-Wettler S. 232 ff. 769 Bei Foss S. 491. 770 Müller-Angelo S. 83 ff. 771 Kdt damals KzS Henk.
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Bis 1898 blieb die Organisation der Flotte weitgehend unverändert, außer, dass der Aufgabenbereich des Hydrographischen Amtes erneut erweitert772 und das Amt, ab 8. 5. 1893, dem RMA unterstellt, zur „Nautischen Abteilung“ aufgewertet wurde (Vorstand seit 8. 6. 1891 zunächst des Amtes, dann der Abteilung der am 10. 10. 1892 zum KAdm beförderte Paul Hoffmann773). Auch wurden am 2. 10. 1895 eine Marine-Depot-Inspektion gebildet und zunächst unter die Leitung von KzS v. Wietersheim gestellt, am 26. 11. 1895 die Direktion des Bildungswesens zur Inspektion erhoben, und am 9. 11. 1896 das bisher der Armee unterstellte Marine-Sanitätsoffizierskorps verselbständigt und unter die Marineführung gestellt. Eine wesentlich tiefgreifendere und nicht kriegstaugliche774 Strukturänderung setzte Staatssekretär Tirpitz durch, als es ihm gelang, den Kaiser zu bewegen, durch ACO vom 14. 3. 1899775 das Oberkommando aufzulösen, weil die Marine, so der Kaiser zu seinem Bruder Heinrich, „empfinden sollte, dass der Monarch thatsächlich, wie bei der Armee der Chef sei“776. An seiner Stelle wurden nunmehr 8 permanente Immediatstellungen geschaffen: Der Staatssekretär des Reichsmarineamtes777, der Chef des aus der Admiralstabsabteilung des Oberkommandos neu gebildeten Admiralstabes der Marine778, der Chef des Marinekabinetts779, der Chef des I. Geschwaders780, der Chef der Marinestationen der Ostsee781 und der Nordsee782, der Chef des Ostasiatischen Kreuzergeschwaders783 und der Inspekteur des Bildungswesens784. Dazu kamen temporär bzw. ad personam die Immediatstellung des eine Woche zuvor im Streit mit Tirpitz unterlegenen und zur Disposition gestellten Adm v. Knorr als Leiter einer Kommission für die Überarbeitung des Exerzierreglementes (Taktikvorschrift) und von Adm v. Koester, Generalinspekteur der Marine. Die oberste und koordinierende Kommandogewalt behielt sich der Kaiser vor785, auch 772 Unter anderen zusätzlichen Aufgaben hatte die Abteilung schon am 1. 4. 1893 vom Reichsinnenministerium die Verantwortung für alle Seezeichen (siehe dazu Wiedemann, Bibliographie) in heimatlichen Gewässern übernommen. 773 Mehr dazu in Anh. 12 und bei Gutzwiller Ziff. 8. 774 Vgl. dazu die einlässliche Begründung bei Hubatsch, Admiralstab S. 76 ff. 775 Text bei Hubatsch, Admiralstab S. 237 ff. 776 Zit. nach Röhl, Bd. 2 S. 1142. 777 KAdm (ab 5. 12. 1899 VAdm) v. Tirpitz. 778 KAdm (ab 5. 12. 1899 VAdm) v. Bendemann. 779 KAdm (ab 17. 11. 1899 VAdm) v. Senden-Bibran. 780 VAdm v. Thomsen; am 1. 10. 1899 gefolgt von VAdm Paul Hoffmann. 781 Adm v. Koester. 782 VAdm (ab 26. 6. 1899 Adm) Karcher; am 1. 10. 1899 gefolgt von VAdm v. Thomsen. 783 VAdm v. Diederichs; am 14. 4. 1899 gefolgt von KAdm (ab 5. 12. 1899 VAdm) Prinz Heinrich. 784 KAdm (ab 22. 3. 1899 VAdm) I. F. J. Oldekop; am 14. 11. 1899 gefolgt von KAdm v. Arnim. 785 „Die ‚Kommandogewalt‘ blieb auch im Gehäuse des Reiches ein Kernstück spätabsolutistischer Herrschaft über Menschen“ (Wehler, Bd. 3 S. 877).
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das Recht, den Flottenchef für die Dauer der jeweiligen Herbstmanöver zu bestimmen. Durch diese Reorganisation wurde die Stellung des Staatssekretärs im RMA deutlich gesteigert, die Bedeutung des Hofes betont, und das letzte Wort des Kaisers institutionell verankert, der sich entschlossen hatte, den Oberbefehl über seine Marine ebenso wie über seine Armee selbst zu führen. * Es ist an dieser Stelle angezeigt, die Funktionen und Aufgabenbereiche der neuen Immediatstellungen zu umschreiben, deren Chefs, in einem Admiralsrang, die Disziplinar- und Urlaubskompetenzen eines Kommandierenden Generals besaßen786: Das Reichsmarineamt – RMA – (Berlin), entsprechend dem Kriegsministerium für die Armee, war die oberste Behörde für die Verwaltung der Marine, gegliedert namentlich in (1)
die unter der Leitung eines Flaggoffiziers stehende Inspektion des Torpedowesens (Technik, Verwaltung) in Kiel
(2)
die unter der Leitung eines Flaggoffiziers stehende Inspektion der Marineartillerie (Schiffs- und Küstenartillerie, Minenwesen) in Wilhelmshaven
(3)
die unter der Leitung eines Flaggoffiziers (mit eigener Immediatstellung) stehende Inspektion des Bildungswesens, u. a. mit den Bereichen Marineakademie / Marineschule in Kiel, und mit der Verantwortung für die Ausbildung des Nachwuchses bis zur Beförderung zum Offizier, Förderung der Ausbildung der Seeoffiziere in den allgemeinen Fächern und den Fachwissenschaften
(4)
die Inspektion der Marineinfanterie in Kiel
(5)
die Marine-Depot-Inspektion in Wilhelmshaven
(6)
die Kaiserlichen Werften in Danzig, Kiel und Wilhelmshaven
(7)
die Schiffsprüfungskommission in Kiel
(8)
die Verwaltung des Gebietes von Kiautschu (nicht nach den Weisungen des Reichskanzlers, dem das RMA sonst unterstand, sondern direkt nach den Weisungen des Kaisers)
(9)
die Nautische Abteilung
(10) die Stationsintendanturen in Kiel und Wilhelmshaven sowie u. a. die Marinekommission für den Kaiser Wilhelm-Kanal, die Torpedowerkstatt in Friedrichsort, das Artillerie-Versuchskommando in Kiel, die Bekleidungsäm-
786 Laverrenz, Kriegsflotte S. 51 ff.; Kürschner S. 38 ff. Der Chef des Militärkabinetts hatte diese Kompetenzen nicht.
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ter, die Sanitätsämter in Kiel und Wilhelmshaven, die Deutsche Seewarte in Hamburg, das Observatorium in Wilhelmshaven, das Chronometerobservatorium in Kiel. Dem Admiralstab (Berlin) oblag, dem Kaiser die operative Verwendung der Seestreitkräfte im Krieg und die Regelung der militärischen Angelegenheiten der selbständigen Schiffe im Ausland vorzuschlagen. Das Marinekabinett (Berlin) bearbeitete zu Handen des Kaisers die persönlichen Angelegenheiten des Marineoffizierskorps, die Offizierslaufbahn und den Offiziersersatz; es entwickelte sich recht bald von einer Stabsstelle zu einer eigenen Führungsfunktion. Der Chef des I. Geschwaders787 trug die Verantwortung für die Ausbildung, Führung und Bereitschaft dieses Verbandes – des aktiven Teils der Schlachtflotte – der jederzeit zum sofortigen Kriegseinsatz bereit sein musste. Die Chefs der beiden Marinestationen der Ostsee788 (seit 1865 in Kiel) und der Nordsee789 (in Wilhelmshaven), Flaggoffiziere790, hatten die Hohheit über die Marinebehörden und -teile in ihrem Raum, überwachten die Ausbildung des Personals zur Kriegstüchtigkeit und der Schiffe zur Kriegstauglichkeit, leiteten die Mobilmachungsarbeiten und besaßen bezüglich ihrer Kriegshäfen die Kompetenzen der Hafenpolizei. Ihnen unterstand je eine Marineinspektion791, geleitet von einem Flaggoffizier. Das Kreuzergeschwader792 war ein von einem Flaggoffizier geführter Verband von zum militärisch-politischen Dienst im Ausland bestimmten Kreuzern, seit einiger Zeit in Ostasien stationiert. Der Generalinspekteur der Marine793, ad personam, keine Behörde, leitete – jedenfalls in der Person von Adm / GAdm v. Koester – die Herbstmanöver der Übungsflotte, und unternahm im Auftrag des Kaisers Inspizierungen im Bereich der ganzen Marine. Dem Inspekteur des Bildungswesens794 in Kiel oblag „die Sorge für die Heranziehung eines geeigneten Offiziersersatzes, Leitung und Ausbildung des Seeoffizierskorps vom Diensteintritt bis zur Beförderung zum Offizier, Überwachung und AusAnh. 3 Ziff. II. 6. Anh. 3 Ziff. II. 7. b) und Anh. 13 Ziff. II. 789 Anh. 3 Ziff. II. 11. und Anh. 13 Ziff. III. 790 Diese Regel war bis Ende des 19. Jh. eingehalten mit Ausnahme der ersten NordseeStationschefs Przewisinski (KK), v. Henk und Klatt (KzS) und der Ostsee-Stationschefs in Kiel MacLean und R. v. Werner (KzS). 791 Anh. 3 Ziff. II. 8. und 2. XII. – Die Marineinspekteure hatten die Ausbildung der Matrosen-, Werft- und Reservedivisionen zu überwachen; ihnen unterstanden auch die Wacht- und Heizerschulschiffe (Kürschner S. 39). 792 Anh. 9 Ziff. II. 793 Anh. 3 Ziff. II. 5. 794 Anh. 3 Ziff. II. 14. 787 788
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bildung der Schiffsjungen, Förderung der Kenntnisse des Seeoffizierskorps in den allgemeinen und in den Fachwissenschaften“795. Dem Inspekteur unterstanden die Marineakademie und die Marineschule in Kiel, die Deckoffiziersschule und die Marine-Ingenieurschule in Wilhelmshaven. * Und auch die Führung der Verbände wurde gegen Ende des Jahrhunderts neu geordnet. Ursprünglich leisteten die Schiffe der deutschen Flotten Dienst als Einzelschiffe; Verbände (als „Divisionen“, mehrere Divisionen zusammen als „Geschwader“ bezeichnet) wurden nur fallweise für einen spezifischen Einsatz gebildet. Eine Verbandsbildung und -schulung drängte sich erst auf, als die Zahl der Schiffe auf Grund von Stoschs Flottengründungsplan von 1873 angewachsen war. Es dauerte eine Weile, bis jährliche Manöver zum festen Bestandteil der Ausbildung und Führungsschulung gehörten und ein festes „Übungsgeschwader“ gebildet wurde; später wurden die Bezeichnung „Manövergeschwader“ (1886), „Manöverflotte“ (1888), „Herbst-Übungsflotte“ (1893) und ab 1896 „Übungsflotte“796 verwendet. Für die Struktur, personelle Führung und Zusammensetzung dieser Verbände wird auf Anh. 9 Ziff. I verwiesen. Aus Gründen des Winterwetters – Nebel als des Seemanns gefährlichster Feind! – und der die Schifffahrt behindernden und gefährdenden Eisbildung trat dieser Übungsverband jeweils im Frühjahr (gegebenenfalls neu zusammengesetzt) zusammen, absolvierte bis im Herbst seine Übungen und wurde für den Winter wieder aufgelöst. Im Winter fanden Ausbildungslehrgänge statt, wurden an Schiffen die nötig gewordenen Reparaturen ausgeführt, und die Besatzungen infanteristisch geschult. „Im Frühjahr traten die Besatzungen zusammen, machten die Schiffe seeklar, und die Kommandanten begannen, den einzelnen Mann, dann die Abteilung auszubilden und schließlich das Schiff einzufahren“797. Eine gedeihliche kontinuierliche Ausbildung und Führung war damit natürlich nicht möglich. Schon v. Stosch hatte seinerzeit ein festgebildetes Geschwader verlangt, aber erst durch ACO vom 25. 8. 1891 wurde verfügt, dass die unter der Leitung von VAdm Deinhard stehende I. Division („Manövergeschwader“) und ihr Stab – woraus dann durch einen Erlass Staatssekretär v. Hollmanns vom 6. 1. 1896 die neue Bezeichnung I. Geschwader798 als „aktive Schlachtflotte“ (ab 16. 2. 1907 „Hochseeflotte“) wurde – nach Beendigung der Herbstmanöver im Rahmen der damaligen „Manöverflotte“ nicht aufgelöst werden sollte; wenn sie auch nicht als kompakter Verband den Winter hindurch in Dienst stand, sondern die Schiffe individuelle Aufgaben zugewiesen erhielten, war damit doch ein wichtiger Schritt zur nachhaltigen Verbesserung von Ausbildung und Führung getan.
795 796 797 798
Kürschner S. 42. Erlass Staatssekretär v. Hollmanns vom 6. 1. 1896. Uhle-Wettler S. 71. Chef ab 1. 10. 1899 VAdm Paul Hoffmann.
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Bis einschließlich 1898 leitete der jeweilige Chef des Oberkommandos, der KommAdm, zuletzt Adm v. Knorr, im Nebenamt die Manöver der Übungsflotte. Nach dem Wegfall des Oberkommandos auf Grund der ACO vom 14. 3. 1899 musste eine neue Lösung gefunden werden. Im Jahre 1899 wurde der Chef der Marinestation der Nordsee, Adm v. Koester, damit betraut, im Jahre 1900 der Chef des I. Geschwaders, VAdm Paul Hoffmann. 1901 setzte dann die „Front“ mit dem Sukkurs von Prinz Heinrich, dem neuen Chef des I. Geschwaders, gegen Tirpitz die ACO vom 3. 6. 1901 durch, wonach die Stellung als Flottenchef zwar noch stets jährlich (im Nebenamt) durch den Kaiser auf Grund von Fähigkeit und Eignung besetzt werden sollte, aber nunmehr ganzjährig. Aber noch immer waren die Verbände uneinheitlich zusammengesetzt; erst im Herbst 1905 bestand die Flotte aus zwei gleichwertigen, modernen Geschwadern799. * Am 31. 12. 1900 bestand die Marineführung aus 22 Flaggoffizieren, nämlich den 2 Adm v. Koester und v. Thomsen 6 VAdm v. Bendemann, v. Diederichs, Prinz Heinrich, Paul Hoffmann, v. SendenBibran, und v. Tirpitz, und 14 KAdm v. Arnim, v. Bodenhausen, Büchsel, Diederichsen, v. Fischel, v. Frantzius, Fritze, Geissler, H. Kirchhoff, v. Maltzahn, v. Prittwitz und Gaffron, Sack, H. v. Schuckmann und O. v. Schuckmann (ch). Insgesamt zählte die Flotte 974 Seeoffiziere800. * Die deutsche Diplomatie beschäftigte sich in den Jahren der maritimen Kaiserherrschaft intensiv auch mit Themen, die Flotteninteressen betrafen: Am 22. 12. 1888 wurde das Suezkanal-Abkommen vom 29. 10. 1888 ratifiziert, dessen Art. I vorsah, dass der Kanal in Friedens- wie in Kriegszeiten für jedes Handelsund Kriegsschiff – unabhängig von seiner Flagge – offen bleiben solle801. Ein Ereignis – ein Landgewinn für Deutschland – bewegte die Öffentlichkeit in herausragendem Maße: Die Rückgewinnung der Insel Helgoland. Durch einen Vertrag vom 1. 7. 1890 mit England wurden die Grenzen der deutschen Kolonien Togo, Kamerun, Deutsch-Südwestafrika und Deutsch-Ostafrika und der angrenzenden englischen Territorien präzisiert. Das Reich zahlte dem Sultan von Sansibar eine Entschädigung für die (vertraglich) erworbenen Gebiete in Deutsch-Ostafrika, verzichtete auf eine spätere Inbesitznahme der Insel Sansibar und der dem Sultan gehörenden Insel Pemba, und zu Gunsten Englands auf die Schutzherrschaft über das Gebiet von Witu und die angrenzenden Territorien in Kenia, und erhielt dafür von England die 799 800 801
Laverrenz, Kriegsflotte S. 469. Neudeck / Schröder S. 47 (Stichtag 1. 4. 1901). Hünemörder S. 197.
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Insel Helgoland, die am 10. August 1890 im Beisein des Kaisers802 und der diesjährigen Manöverflotte803 feierlich in Besitz genommen wurde. Erster Insel-Kdt wurde KzS Geiseler. Die Insel war jedoch zunächst als Marinestützpunkt ungeeignet, und manche Marinekreise und die überwiegende Presse804 waren vom Erwerb nicht begeistert, weil sie die hohen Kosten eines Ausbaus scheuten, die dann beim weiteren Aufbau der Flotte fehlen würden805. „Caprivis Grund bei der Erwerbung Helgolands war denn auch nicht dessen militärische Bedeutung, der man kaum Beachtung schenkte, sondern der Wunsch, sich mit England gut zu stellen“806. Erst 1907, nach dem Bau des neuen Kriegshafens, wurde die Insel auch militärisch zum Faktor. Ein anderer diplomatischer Erfolg war der Abschluss der Haager Friedenskonferenz vom 10. 5. bis 27. 9. 1899, mit dem Marineattaché in Paris, KzS Rudolf Siegel als deutschem Vertreter, an der die Ausdehnung der Genfer Konvention vom 22. 8. 1864 zum Schutz von Kriegsverwundeten und -kranken auf den Seekrieg vereinbart wurde807. Der wachsenden Bedeutung der Marine Rechnung tragend, verstärkte Deutschland nach den Gesandtschaften in Paris, London, Rom und in den Nordischen Reichen (Russland, Dänemark, Norwegen, Schweden) 1898 auch die Gesandtschaften in Washington und Japan durch einen Marineattaché808. Zum besseren Schutz deutscher Interessen in der Südsee kaufte Deutschland 1899 von Spanien die Karolinen-, Marianen- und Palauinseln in der Südsee809 und erwarb 1900 die Samoainseln Upolu und Savaii. Schließlich wurde auch noch im Jahre 1900 die „Marine-Konvention“ mit Italien und Österreich abgeschlossen, durch die sich die drei Mächte über das Vorgehen im Falle eines Konfliktes im Mittelmeer einigten. Über einige bemerkenswerte Auslandeinsätze der Flotte während der Zeit der Kaiser-Herrschaft orientiert Anh. 16 Ziff. IV. Auf Hohenzollern, Kdt KzS v. Arnim. Chef VAdm Deinhard. 804 Wilhelm II., S. 46. 805 Allein die Befestigung der Insel beanspruchte rund 10 % des Marineetats von rund 80 Millionen Mark. – Siehe dazu den kritischen Aufsatz „Helgoland fest oder – sicher?“ von Batsch (S. 384 ff.). 806 v. Tirpitz S. 59. – Dies war auch die Beurteilung des Kaisers (siehe Tirpitz S. 46) und Bismarcks (Bd. 3 S. 147 ff.). 807 Text in der Bereinigten Sammlung der (Schweizer) Bundesgesetze und Verordnungen 1848 – 1947 („BS“), Bd.11, Bern 1953, S. 516 ff., später ersetzt durch ein Abkommen vom 18. 10. 1907, BS Bd. 11 S. 522, zur Zeit in Kraft: Genfer Abkommen zur Verbesserung des Loses der Verwundeten, Kranken und Schiffbrüchigen der bewaffneten Kräfte zur See vom 12. 8. 1949, Systematische Sammlung des (Schweizer) Bundesrechtes (SR), Bd. 05, Text Nr. 0.518.23. 808 Hildebrand Bd. 1 S. 35 ff. 809 Seinen übrigen Kolonialbesitz verlor Spanien an die USA. 802 803
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Trotz aller dieser Erfolge blieb England die mit Abstand wichtigste und stärkste Seemacht: „Am Ende des 19. Jahrhunderts gab es keine wichtige Wasserstraße und Meerenge der Welt, an der die Royal Navy nicht ein Wort mitzureden hatte. Die Navy nutzte diese Position [aber] sehr selten, um den Verkehr aus strategischen Gründen zu strangulieren … Ihr generelles Ziel war es vielmehr, Verkehrswege offenzuhalten und andere an der Blockade von Zugängen zu hindern“810. * Auch in der Zeit der Kaiserherrschaft wurde die Flotte bis zur Jahrhundertwende nicht von Fatalitäten verschont: Ein Taifun wurde im Hafen von Apia (Samoa) am 16. 3. 1889 zum Verhängnis für amerikanische und deutsche Schiffe (nur der englische Kreuzer Calliope entkam dem Taifun dank stärkerer Maschine unversehrt): Das Kanonenboot Eber (I) zerschellte auf den Uferfelsen, wobei 73 Mann, darunter der Kdt KL Eugen Wallis den Tod fanden, das Kanonenboot Adler wurde schwer beschädigt, 20 Mann starben, der Kdt, KK Fritze wurde schwer verletzt; die Kreuzerkorvette Olga811 konnte sich mit relativ geringen Schäden retten812. Am 2. 8. 1893 forderte eine Explosion auf der Panzerkorvette Baden813 9 Tote und 18 zum Teil schwer Verletzte. Eine Explosion in der Antriebsanlage auf dem auf Probefahrt in der Strander-Bucht befindlichen Panzerschiff Brandenburg814 forderte am 16. 2. 1894 mehr als 40 Tote, darunter der Marine-Baumeister Karl Olfers, und einige Verletzte. Am 28. 8. 1895 ging das Torpedoboot S 41 in der Jammerbucht mit 13 Mann unter815, am 24. 7. 1896 sank das zur Ostasiatischen Kreuzerdivision816 gehörende Kanonenboot I. Klasse Iltis (I) in einem Taifun vor Kap Schantung (China) mit 71 Mann, darunter der Kdt KL Otto Braun und alle Offiziere (14 Seeleute wurden gerettet), „das Flottenlied singend“817 – „erst der Tod schloss den Sängern den Mund“818 – ein Verlust, der in vielen Gemälden heroisierend verewigt wurde. Am 22. 9. 1897 ging das Torpedoboot S 26 mit seinem Kdt KzS Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg in einem schweren Sturm in der Elbmün-
Osterhammel S. 650. Kdt KK v. Erhardt. 812 Pathetisch hatte der Kaiser dazu ausgerufen: „Nicht ertrunken sind unsere Kameraden, sondern gefallen, ihre Pflicht bis zum letzten Augenblick erfüllend. Nachdem sie siegreich gegen Menschhand gefochten, fanden sie im muthigen Kampf gegen die entfesselten Elemente ihren rühmlichen Tod! Gott hat es so gewollt! Auch so starben sie den Tod für Kaiser und Reich“ (zit nach Koch, Geschichte S. 122). 813 Kdt KzS Fritze. 814 Kdt KzS v. Bendemann. 815 Der Kdt LzS Langemak und 2 Steuermannsmaate wurden gerettet (Laverrenz, Kriegsflotte S. 36). 816 Seit 13. 6. 1896 in der Nachfolge von KAdm Paul Hoffmann unter dem Kommando von KAdm v. Tirpitz. 817 Gadow S. 58. Text und Noten bei Schneider S. 10 f. 818 Koch, Geschichte S. 137. 810 811
XIII. Exkurs: Das maritime Verhältnis von Deutschland und England
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dung verloren819. Eine schwere Kesselexplosion auf dem Aviso Wacht820 am 12. 9. 1899 hatte Verluste zur Folge, und zum elenden Schluss des Jahrhunderts, am 16. Dezember, wurde die Kreuzerfregatte Gneisenau vor der Mole von Malaga im Sturm auf den Uferfelsen zerschmettert, wobei 41 Mann den Tod fanden, darunter der Kdt KzS Kretschmann und der 1. Offizier KL Berninghaus. * Wie hoch das Ansehen der Flotte um die Jahrhundertwende in Deutschland geworden war, zeigt sich daran, dass es gerade das Binnenland war, „das verhältnismäßig die meisten Anwärter stellte“821. Die Flotte war zum „Lieblingskind weiter Kreise geworden“822; das Bürgertum entdeckte in der Flotte „seine“ Waffengattung „und damit zugleich einen ebenbürtigen Ersatz für die verbaute Gleichberechtigung im Heer …“823.
XIII. Exkurs: Das maritime Verhältnis von Preußen / Deutschland und England im 19. Jahrhundert (a) Im Hinblick auf die maritime Entwicklung Preußen / Deutschlands war das Verhältnis zu England bedeutungsvoller, als die Beziehung zu irgendeiner andern Macht im 19. Jahrhundert. Zwei Thesen beherrschen seit langem die Diskussion über dieses Verhältnis: (1.) Deutschlands Flottenhochrüstung, begonnen gegen Ende des 19. Jahrhunderts, war gegen England, die „unmittelbare erste Industrie-, Handels- und Seemacht“824, gerichtet825, und (2.) Die englische maritime Hochrüstung („Dreadnought-Sprung“) war eine Reaktion auf den durch Kaiser Wilhelm II. und seinen Marine-Staatssekretär Tirpitz personifizierten deutschen „Navalismus“. Vor allem der ersteren der beiden Thesen sind die folgenden Seiten gewidmet, wobei die Fragestellung zu erweitern ist: War der deutsche Navalismus eine Rüstung für die Erreichung bestimmter nationaler Ziele, oder gegen eine andere Macht gerichtet? Und wenn ja: War sie gegen England gerichtet? Und wenn ja: Welcher taktischen Konzeption folgte diese Rüstung – war sie defensiver oder offensiver Natur? Antworten ergeben sich aus einer Betrachtung der militärischen, politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und personalen Hintergründe und Umstände. Holleben S. 397 f. Kdt KK v. Oppeln-Bronikowski. 821 Teutsch-Lerchenfeld S. 38. 822 Berghahn S. 256. 823 Wehler, Bd. 3 S. 1132. 824 Berghaus S. 173. 825 Vgl. vor allem die Darstellung bei Berghaus S. 173 ff.; Craig (S. 337); Wehler, Kaiserreich S. 189; Ullrich S. 198 ff. – Gemäß Berghaus (S. 19) wurde es in der wilhelminischen Ära „direkt modisch“, „Englandfresser“ zu sein. 819 820
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(b) Auf der politisch-diplomatischen Ebene blieben beiderseitige Irritationen zwischen Preußen / Deutschland und England während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht aus, ja das Verhältnis zwischen der Großmacht England und dem maritimen Kleinstaat Preußen begann sogar mit ernsthaften Krisen: 1848 drohte England (völkerrechtskonform), Schiffe der Bundesmarine unter der nicht-anerkannten Flagge schwarz-rot-gold als Freibeuter zu behandeln, und zwang Preußen (zusammen mit Russland) den Waffenstillstand von Malmö auf. 1849 gewährte England der in die 3 Seemeilen-Zone vor Helgoland geflüchteten dänischen Fregatte Valkyrien den Schutz seiner Kanonen gegen die Verfolger unter Brommy. 1848 und 1856 hinderte England Preußen auf diplomatischem Weg an einer Intervention gegen die revolutionäre Schweiz bzw. die Niederschlagung des Royalisten-Aufstandes in Neuchâtel. Anderseits: Dass Preußen England und seine Alliierten im Krimkrieg (1856) nicht gegen Russland unterstützte, und auch die Landnahme des Deutschen Reiches in Togo und Kamerun hinterließ, trotz der für die englische Diplomatie und Navy schmerzlichen Umstände, keine bleibenden Blessuren826. Schon in seiner Flottendenkschrift von 1848 hatte Prinz Adalbert England als den potentiellen Verbündeten Preußens betrachtet, und insgesamt kann festgestellt werden, dass das politisch-diplomatische Verhältnis der beiden Mächte bis etwa 1890 von gegenseitigem Respekt und Wohlwollen geprägt war827. Zwar waren sie durch kein formelles Bündnis verknüpft828, aber sie wurden durch den defensiven, im Kern gegen Frankreich gerichteten Dreibund (Deutschland-Österreich-Italien, 1882) und die gegen Russland und Frankreich orientierte Mittelmeerentente (England-Österreich-Italien, 1887) „miteinander verknüpft“829. In den letzten Jahren der Kanzlerschaft Bismarcks war die Auffassung allgemein verbreitet830, der Krieg stehe vor der Tür, wobei alle denkbaren Varianten bzw. Koalitionen diskutiert wurden – wovon aber keine einzige gegen England gerichtet war. Eine weitere Verknüpfung der Interessen gelang Deutschland mit dem Abschluss des Sansibar / Helgoland-Vertrages, den Reichskanzler Caprivi angestrebt hatte, um „sich mit England gut zu stellen“831. Herbe Rückschläge erlitt das gute Einvernehmen dann allerdings durch die Krüger-Depesche des Kaisers (1896) und die in Deutschland als unangemessen und germanophob empfundenen Reaktionen in der englischen Presse, die vom Kaiser behauptete ablehnende Haltung Englands gegen eine deutsche Kohlestation in China (1894 / 96)832, seine Orientreise Gutzwiller Ziff. 6. Uhle-Wettler (S. 113) legt den Beginn ernstlicher Spannungen zwischen Deutschland und England schon auf die Kriegs- und Nachkriegszeit 1870 / 71; angesichts der vielen positiven Zeichen des guten Einvernehmens der beiden Mächte in den kommenden rund 30 Jahren hält der Verf. die von Uhle-Wettler genannten Belege für weniger gewichtig. 828 Anfang 1889 bot Bismarck England, allerdings erfolglos, ein formelles Bündnis an (Hillgruber S. 169 ff.). 829 Duppler, Juniorpartner S. 346. 830 Röhl spricht von einer „kollektiven Kriegspsychose“. 831 Tirpitz S. 59; Wilhelm II. (bei Tirpitz, loc.cit.) und Bismarck (Bd. 3 S. 147 ff.). 826 827
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(1897) und den Vertrag zum Bau der Bagdadbahn (1899), durch die sich England und Russland gleichermaßen herausgefordert fühlten. Dennoch war das diplomatisch-politische Verhältnis Deutschlands zu England noch nicht grundsätzlich schlecht; vielmehr bereitete sich Deutschland nach wie vor eher auf einen Krieg gegen den seit 1871 auf Revanche sinnenden traditionellen Feind Frankreich833 und gegen Russland vor834 (gegen das man im 19. Jahrhundert nie Krieg geführt hatte – im Gegenteil: im Kampf gegen Napoléon hatte man sich verbündet, und im Krimkrieg war Preußen neutral geblieben); selbst in der direkten Folge des 1. Flottengesetzes gab es noch keine wirkliche Entfremdung zwischen Deutschland und England, sondern auch von englischer Seite noch stets Sondierungen über Bündnismöglichkeiten835, und war die „Vielfalt der Bündnisangebote Wilhelms II. an England“ geradezu verwirrend836. Irreparabel konfrontativ wurde das Verhältnis von England und Deutschland erst im 20. Jahrhundert auf Grund der durch die deutsche Politik forcierten englischen Bündnisse mit Frankreich (1904) und Russland (1907). (c) Unterhalb der strategischen Ebene, in der „praktischen Dimension“, war das deutsch-britische maritime Verhältnis vom Beginn der preußischen Bemühungen um die Begründung einer eigenen Flotte an exemplarisch positiv: Prinz Adalbert, wesentlich geprägt von „britannischen Anschauungen“837, orientierte die AusbilWilhelm II., S. 59. Krieg-in-Sicht-Krisen; französische Staatsanleihe (1888); französischer Flottenbesuch in St. Petersburg (1891); französisch-russischer Zweiverband (1892 / 94); gemeinsame französisch-russische Flottendemonstration in Kiel (1895). – 1914 entfielen 41% aller französischen Investitionen in Europa auf Russland; über ein Drittel der russischen Industrieinvestitionen waren französisch finanziert und drei Viertel der russischen Staatsanleihen hatten französische Gläubiger (Winkler S. 1070). – Siehe allg. Röhl, Bd. 2 S. 169 ff., S. 414 ff. und v. Bülow S. 402 ff. et passim. – Auch Wilhelms Kreuzerkonzeption richtete sich gegen Frankreich / Russland (Röhl, Bd. 2 S. 1117). – In einen baldigen Krieg gegen Frankreich wollte der Kaiser auch Italien einbinden (Röhl, Bd. 2 S. 68). 834 Berghahn S. 178. So schon Prinz Adalbert in seiner Flottendenkschrift von 1848. – Die von Tirpitz im Rahmen der Kampagne für das 1. Flottengesetz engagierten „Flotten-Professoren“ sahen ihren Auftrag u. a. auch darin, Bestand und Geltung der deutschen kulturellen und politischen Eigenart gegen die „russisch-moskowitische Welt“ zu sichern (Fischer S. 15). – Siehe allg. Röhl, Bd. 2 S. 169 ff., S. 414 ff. – An den Spannungen mit Russland änderte auch die vorgeblich positive Zusammenkunft der beiden Kaiser anlässlich von Wilhelms Antrittsvisite in St. Petersburg im Juli 1888 nichts (Röhl, Bd. 2 S. 58 f.). 835 Haffner S. 96; siehe auch v. Bülow S. 273 f., S. 309 ff., S. 325 ff. – Im März 1898 äußerte der englische Kolonialminister Joseph Chamberlain gegenüber Paul Graf v. Hatzfeld, dem deutschen Botschafter in London, den „Wunsch nach einer bindenden Abmachung zwischen England und dem Dreibund“ (Deutschland, Italien, Österreich), Ullrich S. 202. – Am 16. 10. 1900, einen Tag vor seiner Ernennung zum Reichskanzler, hatte Staatssekretär v. Bülow mit England über die strittige „chinesische Frage und die von beiden Mächten in China zu verfolgende Politik“ das Yangtse-Abkommen getroffen (v. Bülow S. 398 f.; vgl. auch S. 509 ff.). 836 Röhl Bd. 3 S. 90; siehe auch S. 83. 837 Duppler, Juniorpartner S. 4 ff. mit vielen Beispielen. 832 833
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dung der Kadetten und Seeoffiziere am englischen Vorbild838 und ließ junge Seeoffiziere auf englischen Kriegsschiffen Erfahrungen sammeln839. Einige der späteren Flaggoffiziere840 hatten vor ihrer Tätigkeit in der Kriegsmarine auf Schiffen der englischen Handelsmarine gedient. Die 1872 gegründete Marineakademie wurde im Seemannsslang „Nelsonfabrik“ genannt841, und ganz allgemein sah das deutsche Seeoffizierskorps „bewundernd zur britischen Marine auf … Wir rankten uns sozusagen an der britischen Marine empor“842. Auch der persönliche Verkehr zwischen englischen und deutschen Seeoffizieren war bis zum 1. Weltkrieg von gegenseitigem Respekt, Verständnis und Freundschaft geprägt. Anschaulich hiefür, um nur wenige herauszugreifen, sind etwa die Aussagen Tirpitz’: „Wir Offiziere hatten mit den englischen die besten Beziehungen und hielten Kameradschaft aufrecht bis in die letzten Jahre vor dem Weltkrieg“843, der warme Ton des Briefes von VAdm J. R. Jellicoe an GAdm Tirpitz noch am 10. 9. 1913844 und die mehrfachen Belege bei KzS Hoffmann845: So rühmt er im Juli 1885 (trotz der erst kurz vorangegangenen Spannungen um Togo und Kamerun) „die große Liebenswürdigkeit und Zuvorkommnis der englischen Seeoffiziere“ in Malta, wo ihm von der englischen Werft „jede erforderliche Hilfe“ bei der Reparatur seiner defekten Möwe angeboten wurde (die doch das „Instrument“ der Landnahme in Togo und Kamerun gewesen war); er zitiert den Ausspruch Rear Adm Wards, Werft Superintendent in Malta, Engländer und Deutsche seien „cousins“. Fünf Jahre später (1890), wiederum in Malta, wurden die deutschen Seeoffiziere nach Hoffmanns Zeugnis im Union Club „mit ausgesuchter englischer Gastfreundschaft überhäuft“. Auch während seiner Ostasienzeit (1894 / 96) prägte Freundschaft oder mindestens kameradschaftlicher Respekt das Verhältnis KAdm Hoffmanns zu den englischen Seeoffizieren, allen voran die VAdm Buller und Fremantle. Auch hinsichtlich der Schiffe war das Vereinigte Königreich für Deutschland während längerer Zeit in positivem Sinne maßgeblich846: Von den 31 durch Preußen 838 Er hatte sich dabei gegen König Friedrich Wilhelm IV. durchgesetzt, der die preußische Marine „bis hin zu Dienstgraden und Uniformen an die russische Marine anlehnen“ wollte (Güth S. 29 f.). 839 Z. B. die späteren Flaggoffiziere Batsch, Berger, v. Blanc, v. Henk, Prinz Wilhelm von Hessen, F. Kinderling, v. Monts, Pirner, Przewisinski, v. Waldersee. 840 Z. B. Barandon, E. v. Jachmann, I. F. J. Oldekop. 841 Laverrenz, Kriegsflotte S. 351. 842 Tirpitz S. 9 f. 843 loc.cit. (Hervorhebung durch den Verf.). – Gerade am Beispiel Tirpitz’ weist Berghaus (S. 184 N. 60) darauf hin, dass sich die gegen England gerichtete staatspolitische Haltung und die englandfreundliche persönliche Befindlichkeit durchaus nicht ausschlossen; dagegen konnte der Marinekabinettschef v. Senden „seine Anglophobie nur sehr schlecht verhüllen“ (Berghahn S. 189) und auch VAdm Valois’ Abneigung gegen England war „hinreichend gut entwickelt“ (Berghahn S. 190). 844 Abgedruckt bei Tirpitz, Politische Dokumente, Anh. 3 nach S. 447. 845 Siehe Gutzwiller Ziff. 6 bis 9. 846 Duppler, Juniorpartner S. 47 ff. mit vielen Einzelheiten.
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bzw. das Deutsche Reich im Ausland erworbenen Schiffen stammten 22 aus Großbritannien847, darunter die zu den ersten Kriegsschiffen der 1. Bundesmarine gehörenden Barbarossa, Bremen, Frankfurt, Hamburg, Lübeck und Preußischer Adler, die für so viele Kadetten und jungen Seeoffiziere unvergesslichen Schulschiffe Niobe und Renown, die die Monarchie symbolhaft glorifizierenden Schiffe Der Königliche Ernst August, Deutschland848, Erzherzog Johann, Großherzog von Oldenburg, Kaiser (1875), König Wilhelm, Kronprinz, Tirpitz’ „Karriereboot“ Zieten (1876) und noch 1896 die Loreley (III). Sodann wurden von der englischen Marine die Thetis gegen die ebenfalls englischen Nix und Salamander eingetauscht, und die Gedeckte Korvette Prinz Adalbert nach englischem Vorbild in Stettin gebaut. Noch nachdem Deutschland den eigenen Panzerschiffbau begonnen hatte, mussten (und konnten) 1878 die Panzerplatten in England gekauft werden849, weil die deutsche Industrie den geforderten Standard noch nicht erreicht hatte. KzS Hoffmann notiert, dass die deutschen Seeoffiziere im Februar 1890 in Malta die englische Mittelmeerflotte bewunderten, als das modernste, was der damalige Flottenbau zu bieten hatte850. Nicht weniger wichtig als beim Verkauf von Schiffen war England für die Lieferung von Antriebsmaschinen und Zubehör auch für in Deutschland gebaute Schiffe851. England stellte der deutschen Flotte auch während langer Zeit die Anlagen in Plymouth für Reparaturen und sogar überseeische Häfen als Operationsbasen zur Verfügung852. (d) Die unter Bismarck dank der hohen französischen Reparationszahlungen begonnene, wenn auch durch die bis 1895 anhaltende Weltwirtschaftskrise belastete schnelle wirtschaftliche Expansion Deutschlands, die Wandlung vom Agrar- zum Industriestaat und das verglichen mit seinen Konkurrenten rasante Bevölkerungswachstum führte auf der ökonomischen Ebene zunehmend zu einer Konfrontation mit England und den andern Industriestaaten, u. a. wegen der Einführung von Importzöllen (1879). Zwar wurde England im Kohlebergbau nie ganz eingeholt, aber die deutschen Zuwachsraten waren beeindruckend und bis zum Ende des Jahrhunderts zog Deutschland in der Produktion von Roheisen mit England fast gleich853 und überholte die englische Stahlproduktion um 20%; damit wuchs auch der Exportanteil der deutschen Wirtschaft, während der Anteil Frankreichs und Englands zurückging854. Der Überseehandel aber verlangte nach militärischem Schutz855, den Dagegen wurden nur 5 in Frankreich und keines in Russland gekauft. Segelfregatte (1849), Panzerfregatte (1874). 849 Duppler, Juniorpartner S. 69 f. 850 Gutzwiller Ziff. 7. 851 Duppler, Juniorpartner S. 65 ff. 852 Duppler, Juniorpartner S. 136 ff. 853 In den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts stieg sie von 40 % auf 78% der englischen (Berghahn S. 175). 854 „Der Exportwert machte in den Jahren 1880 – 1884 65 Prozent des englischen Warenwertes aus, im letzten Jahrfünft des 19. Jahrhunderts indessen bereits 78 Prozent. Der Exportanteil an Maschinen wuchs im gleichen Zeitraum von 23 auf 36 Prozent der britischen Ziffer 847 848
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naturgemäß nur eine in internationalen Gewässern operationsfähige Kriegsflotte (allerdings Kreuzer, nicht die von Tirpitz geforderten Schlachtschiffe) bieten konnte, deren Kräfte aber noch deutlich hinter denjenigen der andern Mächte zurücklagen. Sozio-ökonomisch betrachtet sollte die Flotte, bzw. ihre Vergrößerung also primär einem „Pro Germania“-Zweck dienen; sie war nicht gegen eine andere Macht gerichtet, sondern „contra omnes“ – wenn auch angesichts der Kräfte- und globalen Interessenverhältnisse am ehesten gegen England, Frankreich, Russland und die USA856, wobei Berghahn857 angesichts des „in Industrie- und Marinekreisen vorherrschenden Glauben[s] an die Zwangsläufigkeit der deutschen Expansion“ von einem „subjektiv empfundenen Determinismus“ spricht. Das global ausgreifende Gedankengut Mahans übte dabei einen bedeutenden Einfluss aus. (e) Schwieriger zu fassen und diffus war die auf die innere Konsolidierung des Reiches und die Erstarkung der deutschen Wirtschaft folgende gesellschaftliche Entwicklung. Deutschland war zwar eine europäische Großmacht geworden, aber keine Weltmacht. „Jetzt aber wollte es Weltmacht werden“858. Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts herrschte in Deutschland „eine von Emotionen und dumpfen Massengefühlen aufgeheizte, gegen die Ratio des europäischen Gleichgewichts gerichtete allgemeine Stimmung“859. Dieses europäische Gleichgewicht sollte ersetzt werden „durch ein Weltgleichgewicht … in dem Deutschland zusammen mit den älteren Kolonialmächten eine Weltmacht unter anderen war …“860. Plastisch hatte der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Bernhard v. Bülow861, dies in seiner berühmt gewordenen Formel ausgedrückt, Deutschland wolle „niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne“862, ein Satz, der eine Zäsur in der deutschen Außenpolitik markierte863. Darin lag nun allerdings eine Spitze gean. Insgesamt konnte das Deutsche Reich zwischen 1890 und 1913 eine Steigerung des Handelsvolumens um 181 gegenüber 105 Prozent in England verzeichnen“ (Berghahn S. 175). 855 v. Bülow S. 58, 412 f. 856 Siehe z. B. Berghahn, Zu den Zielen des deutschen Flottenbaus unter Wilhelm II., in Historische Zeitschrift 210 / 1, Februar 1970, z. B. S. 46, S. 53. So auch Tirpitz in einem Immediatvortrag am 28. 9. 1899 in Rominten (Röhl, Bd. 2 S. 1146). 857 S. 174. 858 Haffner S. 92. 859 Schulze S. 153. 860 Haffner S. 92. 861 1849 – 1929; seit 1899 Graf, seit 1905 Fürst; Reichskanzler 1900 – 1909; Sohn des früheren Staatssekretärs (1876 – 1879) Bernhard Ernst v. Bülow (1815 – 1879). – Zur HistorikerKontroverse über den Einfluss v. Bülows auf die deutsche Außenpolitik siehe Röhl, Bd. 3 S. 130 ff. 862 Reichtagsdebatte am 6. 12. 1897 (v. Bülow S. 193). – Vom „Ausgangspunkt einer deutschen Weltmachtpolitik“ sprach Max Weber 1895 in seiner berühmt gewordenen Freiburger Antrittsvorlesung. 863 Ullrich S. 193: „Das Kaiserreich schickte sich nun endgültig an, den engen Rahmen der Kontinentalpolitik zu sprengen und dem lockenden Ruf nach überseeischer Expansion zu folgen“.
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gen England, vom dem das bisherige europäische Gleichgewicht gesteuert wurde864, während die Begeisterung für die auch ästhetisch beeindruckende Flotte und die z. B. im massenhaften Zulauf zum Deutschen Flottenverein zum Ausdruck kommende und auch das Handeln des Kaisers mitbestimmende „Selbstbestätigungssucht“865 nach Ansicht des Verf. weniger gegen England gerichtet war, als vielmehr dem stolz-trotzigen „Pro Germania – contra omnes“ – Gefühl zugeordnet werden muss. In dieses diffuse Gefühl passte auch die pathetische Überhöhung der Armee – nach den Siegen von 1864, 1866 und 1870 der Stolz der Nation – und die schleichende Militarisierung des zivilen Lebens866: Es war nun wichtig, „gedient“ zu haben; „[u]m Waffen und Uniformen lag ein romantischer, idealisierender Glanz …“867. Die Ambivalenz von Empfindungen und rationaler Beurteilung erfasste auch die Kaiserliche Marine, die seit 1848 als Symbol der nationalen Einheit und mittlerweile als „das Beste …, was deutsche Ingenieurskunst und die Industrie zu bieten hatten“868, in besonderem Maße Begeisterung weckte, der sich die nationalen Gefühle zuwandten und die man der Welt mit Stolz zeigen wollte. Nicht zuletzt deshalb wurde in weiten Kreisen das dringende Bedürfnis empfunden, sich von der lange bewunderten Marinesuperiorität Englands und dem das deutsche Unterlegenheitsgefühl verstärkenden, gelegentlich als zu benevolent empfundenen selbstverständlichen englischen Dominanzgehabe zu befreien869. Gerade am Beispiel Tirpitz’ wird aber sichtbar, dass sich englandfreundliche persönliche Befindlichkeit und gegen England gerichtete staatspolitische Haltung keineswegs ausschlossen870.
864 Haffner S. 92. Für Beispiele von Englandfeindlichkeit in der deutschen Bevölkerung siehe v. Bülow S. 516 f. et passim. 865 Schulze S. 152. 866 Siehe dazu z. B. Ullrich S. 288 ff., S. 397 ff. 867 Schulze S. 152 f.; Wehler (Bd. 3 S. 1148) spricht von einer brisanten „Kriegsmentalität der nationalistischen Agitationsverbände“. – Zu den Kriegstreibern (primär gegen Russland und Frankreich) gehörte Graf Alfred v. Waldersee (1832 – 1904), der seine Stellung im innersten Zirkel der Macht allerdings schon verloren hatte, als der Tirpitzplan entwickelt wurde (er war als Chef des Großen Generalstabs 1891 abgesetzt worden, weil er sich erkühnt hatte, den Monarchen im Kaisermanöver zu besiegen. 1900 wurde Waldersee Befehlshaber der europäischen Interventionstruppen in China, traf aber erst in Beijing ein, als dieses schon erobert war. 868 Clark S. 686. 869 „La générosité du puissant peut être très pesante pour le faible“ sagte ein französischer Diplomat zum Verf. – Die „Retournierung“ des englischen Dominanzausdrucks zeigte sich bis in Kleinigkeiten; so wurden z. B. in der „Amtlichen Zusammenstellung der für die Festlichkeiten (… anlässlich der Eröffnung des Kanals im Juni 1895 …) getroffenen Einrichtungen und Veranstaltungen“ (Bibliographie) die Kosten des Kanalbaus nicht nur in Mark pro Kilometer, sondern auch in englischen Pfund pro Meile angegeben (S. 11 Ziff. 9). 870 Berghahn S. 184 N. 60. – Dagegen konnte z. B. der Kabinettschef v. Senden-Bibran „seine Anglophobie nur sehr schlecht verhüllen“ (Berghahn S. 189; siehe dazu auch v. Bülow S. 69 f.), und auch VAdm Valois’ Abneigung gegen England war „hinreichend gut entwickelt“ (Berghahn S. 190).
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(f) Dass das 1. und 2. Flottengesetz, natürlich ohne dies explizit auszudrücken, schon in den Augen der Zeitgenossen, eingeschlossen die jüngeren deutschen Seeoffiziere – „[e]in Krieg gegen England war für die ältere Generation [von Ausnahmen wie VAdm Valois abgesehen] einfach unvorstellbar“871 – überwiegend als gegen England gerichtet empfunden wurde872, ist untrennbar mit der Persönlichkeit des späteren Kaisers Wilhelm II. und einiger Männer seiner engeren Umgebung873 verbunden. Der Prinz wurde schon in jüngeren Jahren von seinen Kritikern, aber auch von ihm Wohlgesinnten874 als wissbegierig, phantasievoll875, gedächtnisstark, willensmächtig, aufmerksam, ehrgeizig und an moderner Technik interessiert876 beschrieben, gleichzeitig aber als kalter, gefühlloser Egoist, „bis ins Absurde romantischer ewiger Kadett“877, als sprunghaft, unsystematisch, ohne Ausdauer, unfähig, sich anhaltend vertieft mit einer Materie zu befassen, überheblich, eitel, selbstzufrieden, „in seinem Wesen disharmonisch“, „keiner warmen Regung, keiner freundlichen Zuthunlichkeit fähig“878, aufwand- und ausgabenfreudig879, zugleich aber protestantisch-frömmlerisch und etwa ab 1885 dezidiert antisemitisch880. Im Verhältnis zu Frauen fielen sein mangelnder Respekt und seine Tendenz auf, ihren Rat und ihre Meinung geringzuschätzen. Oft wird seine Tendenz zum „Unfehlbarkeitswahn“ gerügt, als penetrant seine Neigung empfunden, durch ein möglichst forsches Auftreten, durch Äußerlichkeiten und Schein und durch die Presse881 zu wirken, und
871 Berghahn S. 178. Für die jüngeren Seeoffiziere besaß das Mahan / Tirpitz-Gedankengut eine besondere berufliche Attraktivität, würde die Zukunft doch nunmehr dem Metier der Admirale gehören, „die bisher immer im Schatten des Heeres gestanden hatten“ (Berghahn S. 180). 872 Neutraler, aber plausibel, spricht v. Bülow (S. 48) nicht von einer Flotte gegen, sondern gegenüber England. 873 Z. B. Graf Bernhard v. Bülow, Gustav v. Senden-Bibran. 874 Für das Folgende (aus verschiedenen Federn) siehe statt vieler Röhl, Bd. 1 S. 37 ff., S. 186 f., S. 202 ff., S. 240 f., S. 400 f., S. 426. Sehr lesenswert, auf enger persönlicher Beobachtung beruhend, sind die Aufzeichnungen v. Ilsemanns (Bibliographie); siehe auch die kritische Beurteilung des Kaisers durch KzS Hoffmann anlässlich der Mittelmeerreise 1889 / 90 (Gutzwiller Ziff. 7). 875 Auch wenn sich seine Phantasie zu leicht durch Einzeleindrücke ablenken ließ (Tirpitz S. 132). 876 Caprivi kritisiert Wilhelm (als Prinzen), weil er glaube, „alles zu verstehen, sogar Schiffbau“ (zit. nach Röhl, Bd. 1 S. 672). 877 Schulze S. 141. 878 Einen geradezu liebenswürdig-persönlichen Zug erhält die exaltiert-distanzierte Persönlichkeit des Kaisers im Zeugnis des in Küsnacht / Zürich lebenden Siegfried Carlos Bentinck, Sohn Sigurd v. Ilsemanns (1884 – 1952), des letzten Flügeladjutanten des Kaisers, und seiner Ehefrau Elisabeth Gräfin van Aldenburg-Bentinck, der als Kind den Kaiser im Exil auf dem seinem Großvater gehörenden Schloss Amerongen und im Haus Doorn kannte. Er sprach Wilhelm II. als „Onkel Kaiser“ an (mündl. Mitteilung an den Verf.). 879 Röhl, Bd. 2 S. 37 ff. – Zum Wachsen des politischen Antisemitismus in Deutschland nach der Reichsgründung allg. Ullrich S. 383 ff. 880 Röhl, Bd. 2 S. 163 ff.
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den Schein als Wirklichkeit zu missverstehen. „Ein Mann der öffentlichen Pose, für viele Rollen, aber ohne sichere Identität“882. „In gewissem Sinne war [der Kaiser] immer auf der Flucht, vor sich selbst, … vor seiner Frau … und in mancher Hinsicht sogar vor seiner eigentlichen Aufgabe, den Regierungsgeschäften“883. Dass diese Mängel im Wesen Wilhelms genetisch bedingt waren, scheint angesichts des Charakters seiner nächsten Vorfahren unwahrscheinlich. Sicher aber ist, dass seine körperliche Versehrtheit und – teils damit in Zusammenhang – sein schwer gestörtes Verhältnis zu seinem Vater Kronprinz Friedrich Wilhelm884 und vor allem zu seiner Mutter, Kronprinzessin Victoria885, und das daraus resultierende schwere seelische Leid seit frühester Kindheit von gravierender Wirkung waren886. Als sicher gelten kann, dass der sich zusehends verschärfende Konflikt des jungen Prinzen mit seinen Eltern zu einer wachsenden Entfremdung von England bis zur offenen Gegnerschaft führte. Ursprünglich hatte Wilhelm die Englandbegeisterung seiner Mutter geteilt und fühlte er sich seiner englischen Großmutter und seiner dortigen Verwandtschaft sehr verbunden887. Nachdem sie ihm am 27. 1. 1877 zur Volljährigkeit den Hosenbandorden verliehen hatte, schrieb er der Großmutter im Mai 1878 zum Geburtstag, er fühle sich ganz als Engländer und sei froh, „sagen zu können, ich bin auch ein Brite“888. Schon kurze Zeit später aber, provoziert durch Hetzreden seiner Mutter gegen Deutschland und die deutsche Marine, und im Fortgang des sich bis zum gegenseitigen Hass steigernden Zerwürfnisses mit seiner Mutter entwickelte Wilhelm zur Haltung seiner Eltern konträre Positionen in nahezu allen politisch relevanten Themen, und ab Beginn der 80er Jahre ist bei Wilhelm eine tiefe Abneigung gegen seine englische Großmutter889 zu beobachten und begann sich seine Flottenbegeiste881 Wilhelm war fest überzeugt davon, die Presse durch sein, je nach Umständen und Anlass, charmantes bis arrogantes Wesen charmieren und manipulieren zu können, und realisierte oft nicht, wie sehr die Presse ihn als Instrument benutzte und sich seiner oft improvisierten Reden in negativer Absicht bediente. 882 Schulze S. 141. 883 Mommsen S. 30. 884 Als Kaiser vom ihn sonst verehrenden Volk wegen seiner Englandfreundlichkeit „Friedrich der Brite“ genannt. 885 1840 – 1901; älteste Tochter der englischen Königin Victoria. – Sigmund Freud hat bekanntlich die These vertreten, nicht die körperliche Versehrtheit des jungen Prinzen sei die Ursache seiner Persönlichkeitsstörung gewesen, sondern deren Ablehnung durch die Prinzenmutter. 886 Für eine detaillierte Darlegung siehe Röhl, Bd. 1, passim. Ullrich (S. 111) spricht von einem „gänzlich fehlgeleiteten Erziehungsexperiment“. – Nach dem Tod seines Vaters Friedrich III. verschlechterte sich Wilhelms Verhältnis zu seiner Mutter noch mehr, bis es Anfang November 1888 formell abgebrochen wurde. „Auch am Hof wurde ihr eine untergeordnete Stellung zugeteilt, die sie nur leidvoll ertragen konnte“ und wurde gegen die „Kronprinzenpartei „auch mit juristischen Mitteln ein übler Kampf geführt“ (Röhl, Bd. 2, S. 73 ff., 74, 75 ff., 90). 887 Röhl, Bd. 1 S. 445. 888 Röhl, Bd. 1 S. 269. 889 Röhl, Bd. 1 S. 519.
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rung, die zunächst sogar ein maritimes Bündnis mit der Royal Navy ins Auge gefasst hatte890, gegen England zu richten891, das ihm ohnedies wegen der Kollision des englischen Parlamentsverständnisses mit seiner sich übersteigernden Vorstellung vom Gottesgnadentum ein Dorn im Auge war892, während er sich immer mehr zur russischen Autokratie hingezogen fühlte, die er sogar gegen England aufzuwiegeln trachtete893. Wilhelms Haltung blieb aber sehr ambivalent894; trotz aller Aversionen gegen die Windsors wollte er von seiner englischen Großmutter895, seinem Onkel, dem späteren König Edward VII., und seinem Vetter, dem späteren König Georg V., als ihresgleichen anerkannt und respektiert werden und im englischen Volk [sic!] beliebt sein. Als ihm die Königin vor Antritt seiner Sommerreise 1889 auf die Insel Wight in geschicktem Kalkül den Rang eines „Admiral of the Fleet“ verlieh (und ihn damit ihrem Thronfolger-Sohn gleichstellte)896, war Wilhelm – auch ob dem Recht, die englische Admiralsuniform tragen zu dürfen897 – über die Maßen entzückt, nicht zuletzt, weil er „in vollstem Ernst“ glaubte, nunmehr das Recht zu haben, „in englischen Marinesachen mitzusprechen u. der Queen seinen Röhl, Bd. 2 S. 187 f. Röhl, Bd. 1 S. 447; Bd. 2 S. 55 ff. 892 In seiner Thronrede vom 25. 6. 1888 hatte der neue Kaiser das positive Verhältnis zu Österreich, Italien und Russland gelobt, England aber nicht einmal erwähnt, was dort zu Verwunderung führte. Anlässlich seines Antrittsbesuches in Rom im Oktober 1888 waren „zahlreiche Leute angeekelt von der gehässigen Art, in der der junge Kaiser von seinen Eltern und der Queen Victoria sprach“ (Röhl, Bd. 2 S. 68; siehe auch S. 29, S. 51). 893 Röhl, Bd. 1 S. 441 f., S. 444, S. 457. 894 Röhl (Bd. 2 S. 181) spricht von einer „ständig zwischen Hass und Liebe oszillierenden Haltung Wilhelms“ und folgert, dass es „manchmal schier unmöglich [scheine], Wilhelms eigentliche Gefühle für England und die inneren Beweggründe seiner Englandpolitik herauszuarbeiten“, denn seine Äußerungen widersprachen sich häufig und direkt (Röhl, op.cit. S. 1073). Ein klares politisches Konzept fehlte ihm (Clark, Wilhelm II. S. 172). – Nach seiner „Inspektion“ der englischen Schiffe vor Athen (in englischer Admiralsuniform) anlässlich der Hochzeit seiner Schwester Sophie mit dem griechischen Thronfolger Konstantin (zu dieser Reise siehe Gutzwiller Ziff. 7) hob er in einer pathetischen Lobrede auf Queen Victoria und die Royal Navy hervor, „seit frühester Kindheit mit der englischen Flotte verbunden“ gewesen zu sein; und anlässlich der Besitzergreifung Helgolands pries Wilhelm in einem Trinkspruch England als ein „stammverwandtes Land“ und seine Großmutter Queen Victoria als „hohe Frau“, die bestrebt sei, mit Deutschland in Freundschaft zu leben. Ähnlich überschwänglich äußerte er sich anlässlich seines Englandbesuches im Sommer 1891 (Röhl, Bd. 2 S. 134, S. 409 ff.). 895 Die er doch im Gespräch mit Vertrauten nicht selten beschimpfte; „,alte Hexe‘ war einer der gelinderen Ausdrücke“ (zit. nach Röhl, Bd. 1 S. 685). 896 Mit dieser Ernennung wollte die Königin u. a. vermeiden, ihrem Enkel einen Rang in der Armee verleihen zu müssen (was dann aber am 27. 1. 1901 durch ihren Nachfolger Edward VII. doch erfolgte: Ernennung zum Feldmarschall, Röhl, Bd. 3 S. 36 f.). Schon 7. 8. 1897 war Wilhelm zum Admiral der russischen Flotte ernannt worden, was ihn ebenfalls hoch beglückte (v. Bülow S. 93 f.). 897 In der deutschen Marine war der entsprechende Rang des Großadmirals noch nicht eingeführt, und die Insignien eines Feldmarschalls (Pendant in der Armee) trug Wilhelm noch nicht. 890 891
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Sachverständigen Rath zu erteilen“898. Noch zwei Jahre vorher, im Hinblick auf eine geplante Reise nach London zum Kronjubiläum der Queen, hatte Wilhelm gegenüber Herbert v. Bismarck die Absicht geäußert, seiner Mutter und der ganzen englischen Verwandtschaft zu beweisen, dass er sie „nicht brauche um in England beliebt zu werden“899. In den folgenden Jahren war des Kaisers (und damit Deutschlands) Verhältnis zu England starken Schwankungen unterworfen, bis es durch die englischen Bündnisse mit Frankreich (1904) und Russland (1907) irreparabel konfrontativ wurde. (g) Auch wenn und soweit man zum Schluss kommt, die deutschen Flottenanstrengungen in der Schlussphase des 19. Jahrhunderts seien gegen England gerichtet gewesen, ist damit keine Antwort auf die Frage nach der operativen (Defensiv- oder Offensiv-)Orientierung900 dieser Rüstung gewonnen. Die Analyse muss auf zwei Ebenen erfolgen, der militärischen und der politisch-gesellschaftlichen. Militärisch gesehen ist Ausgangspunkt der Überlegungen die von Tirpitz aufgenommene und in Anlehnung an und gestützt auf Mahan weiterentwickelte Konzeption der auf den beiden Pfeilern „Risiko“ und „Bündnisfähigkeit“ beruhenden Schlachtflotte. Der „Risikofaktor“ bedeutete, dass die eigene Flottenstärke für jeden potentiellen Angreifer901 in jeder denkbaren Weise ein Risiko darstellen musste – ein defensives Konzept also902. Demgegenüber enthielt die Idee der „Bündnisfähigkeit“ sowohl einen defensiven Kern: gemeinsam sind die Schwachen stärker, als auch einen offensiven Ansatz: ein Bündnis kann die Stärke produzieren, die für den Angriff nötig ist. So betrachtet war die Tirpitz-Konzeption zweifellos offensiver, als die von ihm bekämpfte Theorie des Kreuzerkrieges, der taktisch (in den Einzelaktionen) zwar offensiv geführt werden sollte, operativ aber auf einer Defensivkonzeption beruhte. Für den defensiven Ansatz903 der deutschen Flottenrüstung sprechen auch die Größenverhältnisse: Zu Beginn der Amtszeit Caprivis als Chef der Admiralität (1883) lag Deutschland hinsichtlich der Schiffe über 5000 t hinter England und Frankreich auf dem 3. Platz, bei Berücksichtigung auch der Kreuzer über 800 t dagegen hinter England, Frankreich, Russland und den USA auf dem 5. Platz; im Vergleich der Schiffsliste per Ende 1900 (einschließlich der 1900 noch im Bau befindlichen Ein898 899 900
Zit. nach Röhl, Bd. 1 S. 130; siehe auch Bd. 2 DS. 127 ff., S. 406 ff. Zit. nach Röhl, Bd. 1 S. 685 f. Erste Offensivansätze (ohne spezifischen Gegner) enthielt der Flottenplan vom 15. 10.
1867. Am ehesten gefürchtet waren Frankreich und Russland (siehe Nipperdey, Bd. II S. 245). Den Risikogedanken will v. Bülow schon als Staatssekretär bei den Beratungen mit Wilhelm II. und Tirpitz als essentiell betont haben (S. 116; siehe auch später als Reichskanzler S. 413 ff.). – Der Ansicht Wehlers (Kaiserreich, S. 168), der Risikogedanke habe die aggressive Komponente des Schlachtschiffbaus verschleiern sollen, kann sich der Verf. nicht anschließen. – Der Risikofaktor ist in der operativen Diskussion der kleineren und kleinen Staaten bis heute aktuell; man denke etwa an die französische „Force de dissuasion nucléaire“ und z. B. die kleinstaatliche Schweizer Armee, die spätestens ab dem Ende des 19. Jahrhunderts auf diese operative Konzeption festgelegt war. 903 v. Bülow S. 49, S. 58. 901 902
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heiten) mit jener von 1883 war Deutschland bei den Schiffen über 5000 t anzahlmäßig vom 3. auf den 6. Platz gefallen, überholt von Russland, den USA und Italien904. Noch schlechter sah die Bilanz nach der „Kampfwert-Formel“ des Marinehistorikers KL Georg Wislicenus aus, wonach Deutschland auf den 7. Platz nach England, Frankreich, Russland, USA, Japan und Italien gefallen war905. Auch in einem amtlichen Bericht vom Herbst 1887, der den Zweiverband Russland-Frankreich rechnerisch vorweg- und Dänemark als feindliche Macht annahm, ergab sich, dass Deutschland womöglich gegen Russland in der Ostsee erfolgreich sein, aber nicht zugleich im Mittelmeer operieren könne906. Ein Angriff auf die englische Flotte in der Nordsee war deshalb vorderhand undenkbar; diese Einschätzung hat sich auch unter dem 1. und 2. Flottengesetz nicht merklich verändert, da auch die andern Mächte maritim aufrüsteten. Tirpitz betont denn auch, dass er dem Kaiser im Januar 1900 den Gedanken erläutert habe, „dass unser Flottenprogramm nie ausreichen würde, um England angriffsweise zu bedrohen“907; dem Kaiser lag, auch wenn er mit seinen großsprecherischen Reden oft den gegenteiligen Eindruck erweckte, nach Einschätzung v. Bülows908 ein Plan fern, die englische Flotte anzugreifen. Sämtliche relevanten Kriterien zusammenfassend beurteilend, die vielfachen Widersprüchlichkeiten im Auge, ist die deutsche Flottenrüstung der Jahrhundertwende nach Auffassung des Verf. entgegen mancher anderen Ansichten909 deshalb auf operativer910 Ebene eher als defensiv zu beurteilen; auf der taktischen Ebene war ein offensiver oder defensiver Einsatz möglich, je nach den Bedürfnissen und Umständen. Demgegenüber hatte sich England, die einzige Macht, die damals strategisch (global) operieren konnte, auf Grund seiner Zielsetzung – Erhaltung, nicht Gewinnung der Hegemonialstellung – mit dem Naval Defense Act911 (1889) eine Grundlage für eine defensive Strategie geschaffen, konnte aber defensiv oder offensiv operieren oder taktieren. Als potentielle Hauptgegner wurden (wie in Deutschland) Frankreich und Russland gesehen.
Gadow S. 61 mit Vergleichszahlen; für einen Etatvergleich siehe Uhle-Wettler S. 232 ff. Bei Foss S. 491. 906 Duppler, Juniorpartner S. 348. 907 S. 108. – Noch 1909 erstrebte Tirpitz keine Niederlage Englands, sondern bloß „fair play“ (Berghahn S. 183). – Nicht zu übersehen sind allerdings manche Stellungnahmen Tirpitz’, in denen er einen Angriff auf die englische Flotte ins Auge fasst, allerdings nur, wenn es gelänge, sie vorher zu „teilen“ (Berghahn S. 185 ff.). 908 S. 444. 909 Namentlich Rudolf Stadelmann und Ludwig Dehio (bei Berghahn S. 196 ff.). 910 Angesichts von Deutschlands Bevölkerungsreichtum, Wirtschafts- und Forschungsmacht war es zwar nicht unverständlich, dass in weiten Kreisen des deutschen Volkes und der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Eliten globale Ambitionen gehegt wurden, aber im Hinblick auf die zu kleine Flotte und den Mangel einer genügenden Anzahl maritimer Auslandstützpunkte unrealistisch, auf der strategischen Ebene zu planen und operieren zu wollen. Man kann v. Tirpitz und seinem Stab manche Fehler vorhalten – Träumer waren sie nicht! 911 Für einmal stimmte sogar die Titulierung des Gesetzes. 904 905
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Auf der gesellschaftlich-politischen Ebene klangen in der im deutschen Flottenrüstungsprogramm enthaltenen Melodie gegen England zwar durchaus auch aggressive Töne an; aber sie wurden mehrheitlich „pour la galerie“ gesungen. Realistischerweise überwog, jedenfalls in der offiziellen Stellungnahme, auch hier der defensive Charakter, wofür als Beispiel auf Außen-Staatssekretär v. Bülows Wort vom „Platz an der Sonne“ und auf die Warnung von Reichskanzler zu Hohenlohe-Schillingsfürst verwiesen sei912, Deutschland dürfe sich „nicht der Gefahr aussetzen, England gegenüber das Schicksal Spaniens gegenüber Nordamerika zu erleben …“. Zu diesem Unterlegenheits-Syndrom gehörte natürlich auch der gegen Ende des Jahrhunderts wieder virulente „Kopenhagen-Komplex“913. (h) Aus mehrfachen Gründen914 gehen manche deutsche Historiker davon aus, der „Dreadnought-Sprung“ und die ihm weiterhin die Herrschaft auf den Meeren sichernde maritime Hochrüstung des Vereinigten Königreichs um die Jahrhundertwende sei die Reaktion auf den deutschen Navalismus unter Wilhelm II. und Tirpitz gewesen915. Diese Argumentation überzeugt den Verf. nicht – zu stark sind die Indizien für die damalige nach globaler Machterhaltung strebende englische Politik; die neueste Forschung916 weist denn auch in eine andere Richtung: Englands Flottenrüstung zur Jahrhundertwende wäre demnach weniger europazentrisch als Ergebnis gescheiterter deutsch-britischer Beziehungen, sondern – auch unter dem Druck von Engpässen im Staatshaushalt und von technologischen Neuerungen im Schiffbau – als Versuch Englands zu sehen, global auf die Herausforderung der zunehmend als gefährdet erscheinenden Position des Empire durch die andern starken bzw. wiedererstarkten Mächte (insbesondere Frankreich, Russland, Japan, USA) zu antworten: „Unter den Bedrohungen für das britische Weltreich nahm die deutsche Flotte keinen besonders prominenten Platz ein. Nicht die weitere maritime Expansion des Deutschen Reiches bildete den Hauptgrund für die britischen Abkommen mit Japan 1902, Frankreich 1904 und Russland 1907, sondern das Bestreben der politischen Elite Großbritanniens, durch regional begrenzte Absprachen mit wichtigen Konkurrenten das Empire abzusichern. Die gemeinsame Frontstellung gegen das Deutsche Reich diente hierfür als nützliches Bindemittel“917. Dem ist beizupflichten.
Bd. 2 S. 537. Nipperdey Bd. II S. 245; Tirpitz (bei Craig S. 876 N. 24). 914 Darunter wohl auch eine gewisse Überschätzung der damaligen eigenen Möglichkeiten und die fatale Neigung zur Selbstbezichtigung. 915 Statt vieler Wehler (Bd. 3 S. 1135 und Kaiserreich S. 169). Tirpitz selbst scheint diese Auffassung (jedenfalls im Jahre 1900) nicht geteilt zu haben. Aus seiner Sicht empfand England den deutschen Flottenbau höchstens als „Unbequemlichkeit für die Erhaltung seiner Monopolstellung zur See“ (S. 169 f.; siehe z. B. auch S. 106). 916 Dominik Geppert / Andreas Rose, Machtpolitik und Flottenbau vor 1914, in: Historische Zeitschrift, Bd. 293 (2011) S. 401 ff.; Andreas Rose, Zwischen Empire und Kontinent. Britische Außenpolitik vor dem Ersten Weltkrieg, München 2011. 917 Geppert / Rose, op. cit. S. 436. 912 913
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Fazit Somit ergeben sich für den Verf. schließlich drei Schlussfolgerungen: (1.) Die Entwicklung der deutschen und der englischen Flotte verlief um die Jahrhundertwende unabhängig voneinander; jede berücksichtigte zwar die Überlegungen und Resultate der anderen Marine im Sinne von Vorbild und Anreiz, wurde aber auf Grund der eigenen politischen und militärischen Bedürfnisse und Möglichkeiten gestaltet. Der englische Naval Defense Act, mehr aber noch der „Mahanismus“, schufen einen starken Anreiz zur weiteren deutschen Flottenentwicklung. (2.) Diese war nicht der Anlass für die englische Dreadnought-Rüstung. Die englische maritime Hochrüstung um die Jahrhundertwende war strategisch defensiv, operativ je nach Gegebenheiten und Bedürfnissen offensiv oder defensiv ausgerichtet; die rund 10 Jahre später begonnene deutsche Flottenrüstung schloss zwar strategische Überlegungen der Führung, vor allem aber im Volk ein, war in Realität aber operativ defensiv orientiert. (3.) Bei ausgewogener, weniger anmaßender politischer Führung Deutschlands wäre auch im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts eine Verständigung mit England noch möglich gewesen918; sie hätte dem Verlauf der Geschichte im 19. Jahrhundert entsprochen.
918
Craig S. 341.
C. Anhänge Anhang 1: Regenten-Tabelle1 1806 – 1900 Ohne Anspruch auf Vollständigkeit nennt dieser Anhang Monarchen, republikanische Staatschefs und ausgewählte Staatsdiener der Mächte, die im 19. Jh. für die deutschen Marinen auf Grund von Bündnis bzw. Gegnerschaft, als Zankapfel, wegen ihrer Küsten und Häfen oder in persönlicher Hinsicht von besonderer Bedeutung waren.
I. Deutschland 1. Preußen / Deutschland (Königreich, Kaiserreich) a) Monarchen2 Friedrich Wilhelm III. 3. 8. 1770 – 7. 6. 1840 König von Preußen vom 16. 11. 1797 – 7. 6. 1840 Friedrich Wilhelm IV. 15. 10. 1795 – 2. 1. 1861 König von Preußen vom 7. 6. 1840 – 2. 1. 1861 (ab Herbst 1857 krankheitshalber vertreten durch seinen Bruder Wilhelm I.) Wilhelm I. 22. 3. 1797 – 9. 3. 1888 (ab Herbst 1857 Vertreter für seinen erkrankten Bruder Friedrich Wilhelm IV., ab 7. 10. 1858 als Regent) König von Preußen vom 2. 1. 1861 – 9. 3. 1888 Deutscher Kaiser vom 18. 1. 1871 – 9. 3. 1888 Friedrich III. 18. 10. 1831 – 15. 6. 1888 König von Preußen und Deutscher Kaiser vom 9. 3. 1888 – 15. 6. 1888 1 Der Verf. hat diesen Titel dem Werk „Regenten-Tabellen“ von Max Wilberg entliehen, das zur Erstellung dieses Anh. 1 benützt wurde. 2 Haus Hohenzollern.
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C. Anhänge
Wilhelm II. 27. 1. 1859 – 4. 6. 1941 König von Preußen und Deutscher Kaiser vom 15. 6. 1888 – 28. 11. 1918
b) Staatsminister, Ministerpräsident, Bundeskanzler, Reichskanzler Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein 26. 10. 1757 – 29. 6. 1831 Staatsminister von 1802 – 1807 und 1807 – 1808 Karl August Fürst von Hardenberg 31. 5. 1750 – 26. 11. 1822 Staatskanzler von 1810 – 1822 Adolf Heinrich Graf v. Arnim-Boitzenburg (19. 3. – 29. 3. 1848) Gottfried Ludolf Camphausen (29. 3. – 20. 6. 1848) Rudolf v. Auerswald (25. 6. – 8. 9. 1848) Ernst v. Pfuel (21. 9. – 1. 11. 1848) Friedrich Wilhelm Graf v. Brandenburg (2. 11. 1848 – 6. 11. 1850) Otto Theodor Freiherr v. Manteuffel 3. 2. 1805 – 26. 11. 1882 Ministerpräsident von 1850 – 1858 Karl Anton Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen 7. 9. 1811 – 2. 6. 1885 Ministerpräsident von 1858 – März 1862 Adolf Prinz zu Hohenlohe-Ingelfingen 21. 7. 1797 – 24. 4. 1873 Ministerpräsident von März bis September 1862 Otto Graf / Fürst v. Bismarck-Schönhausen, Herzog zu Lauenburg 1. 4. 1815 – 30. 7. 1898 Ministerpräsident von Preußen von 1862 – 1867; Kanzler des Norddeutschen Bundes von 1867 – 1871; Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident von 1871 – 1890 Leo Graf v. Caprivi de Caprera de Montecuccoli 24. 2. 1831 – 6. 2. 1899 Reichkanzler und preußischer Ministerpräsident von 1890 – 1894 Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst 31. 3. 1819 – 6. 7. 1901 Reichkanzler und preußischer Ministerpräsident von 1894 – 1900
Anhang 1: Regenten-Tabelle 1806 – 1900
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Bernhard Fürst v. Bülow 3. 5. 1849 – 28. 10. 1929 Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident von 1900 – 1909 Entgegen der früheren und späteren Praxis wurden zweimal die Ämter des preußischen Ministerpräsidenten und des Reichskanzlers getrennt. Preußischer Ministerpräsident, aber nicht Reichskanzler waren
Albrecht Graf v. Roon 30. 4. 1803 – 23. 2. 1879 Ministerpräsident von Januar – November 1873 Botho Wendt Graf v. Eulenburg 31. 7. 1831 – 5. 11. 1912 Ministerpräsident von März 1892 – Oktober 1894
2. Baden (Großherzogtum)3 Karl Friedrich 22. 11. 1728 – 10. 6. 1811 Markgraf von 1738 – 1803, Kurfürst von 1803 – 1806, Großherzog von 1806 – 1811 Karl Ludwig 8. 6. 1786 – 8. 12. 1818 Großherzog von 1811 – 1818 Ludwig I. 9. 2. 1763 – 30. 3. 1830 Großherzog von 1818 – 1830 Leopold 29. 8. 1790 – 24. 4. 1852 Großherzog von 1830 – 1852 Ludwig II. 15. 8. 1824 – 22. 1. 1858 Großherzog von 1852 – 1856, unter der Regentschaft seines jüngeren Bruders Friedrich I. Friedrich I. 9. 9. 1826 – 28. 9. 1907 seit 1852 Regent, Großherzog von 1856 – 1907
3
Haus Zähringen.
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C. Anhänge
3. Bayern (Königreich)4 Maximilian I. Joseph 27. 5. 1756 – 13. 10. 1825 als Maximilian IV. Joseph Kurfürst von Pfalz-Bayern von 1799 – 1805; König von 1806 – 1825 Ludwig I. 25. 8. 1786 – 29. 2. 1868 König von 1825 – 1848 Maximilian II. Joseph 28. 11. 1811 – 10. 3. 1864 König von 1848 – 1864 Ludwig II. 25. 8. 1845 – 13. 6. 1886 König von 1864 – 10. 6. 1886 (entmündigt); vom 10. – 13. 6. 1886 unter der Regentschaft seines Onkels Luitpold (unten) Otto I. 27. 4. 1848 – 11. 10. 1916 König von 1886 – 1916; seit der Thronbesteigung am 13. 6. 1886 bis 12. 12. 1912 unter der Regentschaft seines Onkels Luitpold (unten), dann seines Vetters Ludwig (1845 – 1921, Sohn Luitpolds, 1913 als Ludwig III. selbst König, unten). Otto wurde 1913 als König abgesetzt, behielt aber bis zu seinem Tode Titel und Privilegien eines Königs. Bayern hatte deshalb von 1913 – 1916 zwei Könige. Luitpold 12. 3. 1821 – 12. 12. 1912 Vom 10. – 13. 6. 1886 Regent für seinen Neffen Ludwig II., vom 13. 6. 1886 – 12. 12. 1912 Regent für seinen Neffen Otto I. Ludwig III. 7. 1. 1845 – 18. 10. 1921 13. 12. 1912 – 4. 11. 1913 Regent für seinen Neffen Otto I.; 5. 11. 1913 – 7. 11. 1918 letzter König
4
Haus Wittelsbach.
Anhang 1: Regenten-Tabelle 1806 – 1900
155
4. Hannover (Kurfürstentum, Königreich)5 1805 / 1806 unter preußischer, 1806 – 1813 unter französischer Herrschaft (von 1807 – 1813 als Teil des Königreichs Westfalen).
George III. William Frederick 4. 6. 1738 – 29. 1. 1820 Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg von 1760 – 1813; König von 1814 – 1820 (zugleich König von England), ab 1811 unter der Regentschaft seines Sohnes George IV. George IV. Augustus Frederick 12. 8. 1762 – 26. 6. 1830 König von 1820 – 1830 (ab 1811 Regent für seinen Vater George III.), ab 1820 zugleich König von England Wilhelm IV. Henry 21. 8. 1765 – 20. 6. 1837 König von 1830 – 1837; zugleich König von England; 1831 – 1837 unter der Verweserschaft von Adolf, Herzog von Cumberland (1774 – 1850) Als William IV. Henry, 3. Sohn König Georg III., nach dem Vorversterben seiner Töchter 1837 kinderlos verstarb, folgte ihm – da auch die andern näheren Thronprätendenten vorverstorben waren – seine Nichte Victoria (1819 – 1901), Tochter von Edward Augustus, Herzog von Kent (1767 – 1820), 4. Sohn König Georg III., auf dem englischen Thron. Da in Hannover aber das salisch-welfische Erbfolgerecht galt, das nur männliche Monarchen zuließ, konnte Victoria – anders als ihre Vorgänger – nicht zugleich auch Königin von Hannover werden. Stattdessen wurde ihr Onkel Ernst August I. (1771 – 1851), der jüngere Bruder William IV. Henry, König von Hannover. Damit endete die 123 jährige Personalunion von England und Hannover.
Ernst August I. 5. 6. 1771 – 18. 11. 1851 König von 1837 – 1851 Georg V. 27. 5. 1819 – 12. 6. 1878 König von 1851 – 1866 1866 wurde das Königreich Hannover aufgelöst und von Preußen annektiert.
5
Haus Braunschweig-Lüneburg-Hannover.
156
C. Anhänge
5. Hessen-Kassel (Kurhessen) (Kurfürstentum) Wilhelm I. 3. 6. 1743 – 27. 2. 1821 Als Wilhelm IX. Landgraf 1785 – 1803, Kurfürst 1803 – 1806 1806 wurde Kurhessen von Napoléon nahezu vollständig in das Königreich Westfalen integriert; seit 1813 wieder selbständig.
Wilhelm I. (erneut) Kurfürst von 1813 – 1821 Wilhelm II. 28. 7. 1777 – 20. 11. 1847 Kurfürst von 1821 – 1847, ab 1831 durch seinen Sohn Friedrich Wilhelm als Regent vertreten Friedrich Wilhelm I. 20. 8. 1802 – 6. 1. 1875 Von 1831 Regent für seinen Vater Wilhelm II., Kurfürst von 1847 – 1866 1866 wurde Kurhessen von Preußen annektiert.
6. Mecklenburg (Herzogtum, Großherzogtum) a) Linie Mecklenburg-Schwerin Friedrich Franz I. 10. 12. 1756 – 1. 2. 1837 Herzog von 1785 – 1837, ab 14. 6. 1815 Großherzog Paul Friedrich 15. 9. 1800 – 7. 3. 1842 Großherzog von 1837 – 1842 Friedrich Franz II. 28. 2. 1823 – 15. 4. 1883 Großherzog von 1842 – 1883 Friedrich Franz III. 19. 3. 1851 – 10. 4. 1897 Großherzog von 1883 – 1897 Friedrich Franz IV. 9. 4. 1882 – 17. 11. 1945 Großherzog von 1897 – 1918 (bis 9. 4. 1901 unter der Regentschaft seines Onkels Johann Albrecht, 8. 12. 1857 – 16. 2. 1920)
Anhang 1: Regenten-Tabelle 1806 – 1900
157
b) Linie Mecklenburg-Strelitz Karl II. 10. 10. 1741 – 6. 11. 1816 Herzog von 1794 – 1815, ab 28. 6. 1815 Großherzog Georg 12. 8. 1779 – 6. 9. 1860 Großherzog von 1816 – 1860 Friedrich Wilhelm II. 17. 10. 1819 – 30. 5. 1904 Großherzog von 1860 – 1904
7. Nassau (Herzogtum) Friedrich August6 23. 4. 1738 – 24. 3. 1816 1803 – 1806 Fürst, 1806 – 1816 Herzog, regiert zusammen mit seinem Vetter Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg (25. 10. 1768 – 9. 1. 1816) Wilhelm I.7 14. 6. 1792 – 20. 8. 1839 Herzog von 1816 – 1839 Adolph I. 24. 7. 1817 – 17. 11. 1905 Herzog von 1839 – 1866 (dann Großherzog von Luxemburg von 1890 – 1905) 1866 wurde Nassau von Preußen annektiert.
8. Oldenburg (Herzogtum, Großherzogtum) Peter Friedrich Wilhelm8 3. 1. 1754 – 2. 7. 1823 (Titular-)Herzog von 1785 – 1823 (wegen Geisteskrankheit unter der Regentschaft seines Vetters Peter Friedrich Ludwig) 1810 – 1813 unter französischer Besatzung. 1815 wird Oldenburg zum Großherzogtum.
6 7 8
Haus Nassau-Usingen. Haus Nassau-Weilburg. Haus Schleswig-Holstein-Gottor(p)(f).
158
C. Anhänge
Peter Friedrich Ludwig 17. 1. 1755 – 21. 5. 1829 Regent von 1785 – 1810 und von 1813 – 1823; tit. Großherzog von 1823 – 1829 Paul Friedrich August I. 13. 7. 1783 – 27. 2. 1853 Großherzog von 1829 – 1853 Nikolaus Friedrich Peter II. 8. 7. 1827 – 13. 6. 1900 Großherzog von 1853 – 1900 Friedrich August II. 16. 11. 1852 – 24. 2. 1931 Großherzog von 1900 – 1918
9. Sachsen (Kurfürstentum, Königreich)9 Friedrich August I. 23. 12. 1750 – 5. 5. 1827 Kurfürst unter dem Namen Friedrich August III. von 1763 – 1806; König von 1806 – 1827 (seit 1791 tit. König von Polen, amtete jedoch von 1807 – 1815 nur als Herzog von Warschau). Anton 27. 12. 1755 – 6. 6. 1836 König von 1827 – 1836, ab 1830 zusammen mit seinem Neffen Friedrich August II. als Regent Friedrich August II. 18. 5. 1797 – 9. 8. 1854 1830 – 1836 Mitregent, König von 1836 – 1854 Johann 12. 12. 1801 – 29. 10. 1873 König von 1854 – 1873 Albert 23. 4. 1828 – 19. 6. 1902 König von 1873 – 1902
9
Haus Wettin, Albertinische Linie.
Anhang 1: Regenten-Tabelle 1806 – 1900
159
10. Schleswig und Holstein (Herzogtümer) Friedrich Karl Ludwig10 20. 8. 1757- 24. 4. 1816 Herzog von 1759 – 1816
Friedrich Christian II.11 28. 9. 1765 – 14. 6. 1814
Friedrich Wilhelm12 4. 1. 1785 – 17. 2. 1831 Herzog von 182513 – 1831
Christian August 19. 7. 1798 – 11. 3. 1869
Karl 30. 9. 1813 – 24. 10. 1878 Herzog von 1831 – 1878
Friedrich VIII. August 6. 7. 1829 – 14. 1. 1880 Prätendent-Herzog14 von 1863 – 1880
Nach dem Sieg gegen Österreich (1866), wurden die Herzogtümer Schleswig und Holstein gemeinsam zu einer Provinz Preußens.
Friedrich 23. 10. 1814 – 27. 11. 1885 Titular-Herzog von 1878 – 1885 Friedrich Ferdinand 12. 10. 1855 – 21. 1. 1934 Titular-Herzog von 1885 – 1934
10 Letzter männlicher Erbe der älteren Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg-Beck aus dem Hause Oldenburg. 11 Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. 12 Begründer der jüngeren Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg aus dem Hause Oldenburg. 13 Herzog-Titel verliehen durch Frederick VI., König von Dänemark. 14 Anlässlich der Thronbesteigung Christian IX. als König von Dänemark (1863) machte Friedrich (der sich der VIII. nannte) seine Erbansprüche auf die Herzogtümer Schleswig und Holstein geltend. Diese wurden in den Herzogtümern und vom Deutschen Bund anerkannt, nicht aber von Dänemark, Österreich und Preußen. Dieser dynastische Konflikt (über den Bismarck das Bonmot zugeschrieben wird, nur drei Politiker hätten das Problem verstanden, einer sei darüber gestorben, der zweite irre geworden und er selbst habe es durch den Krieg gelöst) war einer der Auslöser des Krieges zwischen dem Deutschen Bund und Dänemark von 1864, in dessen Folge Dänemark die Herzogtümer verlor. Auguste Viktoria (1858 – 1921), Tochter von Friedrich VIII., wurde am 27. 2. 1881 Ehefrau des späteren Königs / Kaisers Wilhelm II., in den Augen Bismarcks, der die Ansprüche der Augustenburger ablehnte, ein „freudiger Schlussakt eines konfliktreichen Dramas“.
160
C. Anhänge
11. Württemberg (Herzogtum, Kurfürstentum, Königtum) Friedrich I. 6. 11. 1754 – 30. 10. 1816 Herzog unter dem Namen Friedrich II. von 1797 – 1803, Kurfürst von 1803 – 1806, König von 1806 – 1816 Wilhelm I. 27. 9. 1781 – 25. 6. 1864 König von 1816 – 1864 Karl I. 6. 3. 1823 – 6. 10. 1891 König von 1864 – 1891 Wilhelm II. 25. 2. 1848 – 2. 10. 1921 König von 1891 – 1918.
II. Ausländische Staaten 1. Ägypten (türkisches Gubernorat, Vizekönigreich) Muhammad Ali Pascha15 (1769 – 1849): Wali (Gouverneur / Statthalter) von 1805 – 1848 Ibrahim Pascha (1789 – 1848): Wali 1848 Abbas Hilmi I. (1813 – 1854): Wali von 1848 – 1854 Muhammad Said (1822 – 1863): Wali von 1854 – 1863 Ismail Pascha (1830 – 1895): Wali von 1863 – 1867; Khedive (Vizekönig) von 1867 – 1879 Muhammad Tawfiq (1852 – 1892): Khedive von 1879 – 1892 Abbas Hilmi II. (1874 – 1944): Khedive von 1892 – 1914
2. Belgien (Königreich)16 Bis 1830 Teil des Königreichs der Niederlande
Leopold I. (1790 – 1865): König von 1831 – 1865 Leopold II. (1835 – 1909): König von 1865 – 1909
15 16
Aus Albanien gebürtig. Haus Sachsen-Coburg-Gotha.
Anhang 1: Regenten-Tabelle 1806 – 1900
161
3. Brasilien (Königreich, Kaiserreich, Republik) a) Königreich (unter der Herrschaft Portugals17) Maria I. (1734 – 1816): Königin von 1815 – 1816 Johann VI. (1767 – 1826): König von 1816 – 1822 b) Seit 1822: Von Portugal unabhängiges Kaiserreich Pedro I. (1798 – 1834): Kaiser von 1822 – 1831 Pedro II. (1825 – 1891): Kaiser von 1831 – 1889 (bis 23. 7. 1840 unter Regentschaft) c) Seit 1889: Republik Manuel Deodoro da Fonseca (1827 – 1892): Staatspräsident von 1889 – 1891 Floriano Peixoto (1842 – 1895): Staatspräsident von 1891 – 1894 Prudente de Moraes (1841 – 1902): Staatspräsident von 1894 – 1898 Manuel Ferraz de Campos Sales (1841 – 1913): Staatspräsident von 1898 – 1902
4. Bulgarien (Fürstentum) Alexander von Battenberg, Prinz von Hessen (1857 – 1893): als Alexander I. Fürst von 1879 – 1886 Ferdinand I.18 (1861 – 1948): Fürst von 1886 – 1908, Zar von 1908 – 1918
5. China19 (Kaiserreich) Jiaqing, Yongyan Ruidi Renzong (1760 – 1820): Kaiser von 1796 – 1820 Daoguang, Minning Chengdi Xuanzong (1782 – 1850): Kaiser von 1820 – 1850 Xianfeng, Yizhu Xiandi Wenzong (1831 – 1861): Kaiser von 1850 – 1861 Tongzhi20, Zaichun Yidi Muzong (1856 – 1875): Kaiser von 1861 – 1875 Guangxu, Zaitian Jingdi Dezong (1871 – 1908): Kaiser von 1875 – 1908 Haus Bragança. Haus Sachsen-Coburg-Kohary. 19 Der erste der genannten Namen ist der in Europa bekannte, die beiden folgenden der sog. „Ehrenname“, der letzte der sog. „Tempelname“. 20 Die wirkliche Macht wurde bis 1900 von Tsu-hsi (auch Cixi, 1835 – 1908), Konkubine / Witwe des Kaisers Xianfeng, Mutter des Kaisers Tongzhi und Tante des Kaisers Guangxu ausgeübt. 17 18
162
C. Anhänge
6. Dänemark (Königreich) Christian VII.21 (1749 – 1808): König von 1766 – 1808 (zugleich König von Norwegen; Herzog von Schleswig und Holstein) Frederick VI. (1768 – 1839): König von 1808 – 1839 (bis 25. 2. 1814 zugleich König von Norwegen; Herzog von Schleswig und Holstein) Christian VIII. Friedrich (1786 – 1848): König von 1839 – 1848 (zugleich Herzog von Schleswig und Holstein; vom 25. 2. – 10. 10. 1814 zugleich König von Norwegen) Frederick VII. Karl Christian (1808 – 1863): König von 1848 – 1863 (zugleich Herzog von Schleswig und Holstein) Christian IX.22 (1818 – 1906): König von 1863 – 1906 7. England (Königreich)23 a) Monarchen George III. William Frederick (1738 – 1820): König von 1760 – 1820 (zugleich Kurfürst bzw. seit 1814 König von Hannover) George IV. Augustus Frederick (1762 – 1830): König von 1820 – 1830 (zugleich König von Hannover) William IV. Henry (1765 – 1837): König von 1830 – 1837 (zugleich König von Hannover) 1837: Ende der Personalunion mit Hannover (s. dort)
Victoria (1819 – 1901): Königin von 1837 – 1901; ab 28. 4. 1876 zugleich Kaiserin von Indien b) Premierminister William Pitt d.J.: 1804 – 1806 William Wyndham Grenville, 1. Baron of Grenville: 1806 / 1807 Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington: 1828 – 1830 Charles Grey, 2. Earl Grey: 1830 – 1934 Lord John Russell: 1846 – 1852 und 1865 / 1866 Edward Geoffrey Smith Stanley, 14. Earl of Derby: 1852, 1858 / 1859, 1866 – 1868 Henry John Temple, 3. Viscount Palmerston: 1855 – 1858 und 1859 – 1865 Benjamin Disraeli: 1868 und 1874 – 1880 21 22 23
Haus Oldenburg. Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Haus Braunschweig-Lüneburg, Hannover.
Anhang 1: Regenten-Tabelle 1806 – 1900
163
William Ewart Gladstone: 1868 – 1874, 1880 – 1885, 1886, 1892 – 1894 Robert Gascoyne-Cecil, 3. Marquess of Salisbury: 1885 / 1886, 1886 – 1892, 1895 – 1902 Archibald Philip Primrose, 5. Earl of Rosebery: 1894 / 1895
8. Frankreich (Kaiserreich, Königreich, Republik, Kaiserreich) a) Monarchen, Präsidenten Kaiserreich Napoléon I. (1769 – 1821): Kaiser von 1804 – 1814 und 1815 Königreich Louis XVIII.24 (1755 – 1824): König 1814 / 1815 und 1815 – 1824 Charles X. (1757 – 1836): König von 1824 – 1830 Louis Philippe25 (1773 – 1850): König von 1830 – 1848 (2.) Republik Louis-Eugène Cavaignac (1802 – 1857): Ministerpräsident 1848 Charles Louis Napoléon (1808 – 1873): Präsident von 1848 – 1852 (2.) Kaiserreich Louis Napoléon III. (1808 – 1873): Kaiser von 1852 – 1870 (3.) Republik Adolphe Thiers (1797 – 1877): Präsident von 1871 – 1873 Patrice Edmé de Mac-Mahon (1808 – 1893): Präsident von 1873 – 1879 François Paul Jules Grévy (1807 – 1891): Präsident von 1879 – 1887 Marie François Sadi Carnot (1837 – 1894): Präsident von 1887 – 1894 Jean Paul Pierre Casimir-Périer (1847 – 1907): Präsident 1894 / 1895 Félix Faure (1841 – 1899): Präsident von 1895 – 1899 Emile Loubet (1838 – 1929): Präsident von 1899 – 1906
b) Ministerpräsidenten Adolphe Thiers: Ministerpräsident 1870 / 71 Jules Ferry (1832 – 1893): Ministerpräsident von 1880 – 1882, 1883 – 1885 Léon Gambetta (1838 – 1882): Ministerpräsident (Winter 1881 / 1882)
24 25
Haus Bourbon. Haus Orléans.
164
C. Anhänge
9. Griechenland (Republik, Königreich) Republik Ioannis Kapodistrias (1776 – 1831): Regent von 1827 – 1831 Königreich Otto I. 26 (1815 – 1867): König von 1832 – 1862 (bis 1835 unter Regentschaft) Georg I.27 (1845 – 1913): König von 1863 – 1913
10. Italien a) Kirchenstaat / Vatikan (Papsttum) Pius VII. (Barnabò Chiaramonti, 1742 – 1823): Papst von 1800 – 1823 Leo XII. (Annibale Sermattei della Genga, 1760 – 1829): Papst von 1823 – 1829 Pius VIII. (Franceso Saverio Castiglioni, 1761 – 1830): Papst 1829 – 1830 Gregor XVI. (Bartolomeo Cappellari, 1765 – 1846): Papst von 1831 – 1846 Pius IX. (Giovanni Maria Mastai-Ferretti, 1792 – 1878): Papst von 1846 – 1878 (1870 Ende der weltlichen Herrschaft) Leo XIII. (Vincenzo Gioacchino Pecci, 1810 – 1903): Papst von 1878 – 1903
b) Neapel – Sizilien (Königreich, Republik, Königreich) Regno di Sicilia citeriore (Neapel) – Personalunion mit dem Regno di Sicilia ulteriore Ferdinand IV. (1751 – 1825)28: König von 1759 – 1806 (1798 unterbrochen von der Flucht nach Palermo und 1799 von der „Parthenopäischen Republik“) Joseph Bonaparte (1768 – 1844): König von 1806 – 1808, zugleich tit. König von Palermo (dann König von Spanien) Joachim Murat (1767 – 1815): König von Neapel von 1808 – 1815 Ferdinand IV.: Erneut König bis 1816. Regno di Sicilia ulteriore (Palermo) – Personalunion mit dem Regno di Sicilia citeriore Ferdinand III. (identisch mit Ferdinand IV, oben): König von 1759 – 1816, zugleich König von Neapel. 1816 Aufhebung der Personalunion von Neapel und Sizilien; Verbindung der beiden Königreiche in Realunion zum 26 27 28
Haus Wittelsbach. Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Haus Bourbon.
Anhang 1: Regenten-Tabelle 1806 – 1900
165
Regno delle Due Sicilie Ferdinand I. (bisher Ferdinand III. bzw. IV.): König von 1816 – 1825 Franz I. (1777 – 1830): König von 1825 – 1830 Ferdinand II. (1810 – 1859): König von 1830 – 1859 Franz II. (1836 – 1894): König von 1859 – 1861 Republik. Giuseppe Garibaldi (1807 – 1882) erobert 1860 Sizilien, dann Neapel; Flucht von Franz II. Königreich 1861: Anschluss an Sardinien-Piemont bzw. Italien.
c) Sardinien – Piemont / Italien (Königreich) Monarchen Vittorio Emanuele I. (1759 – 1824): König von 1802 – 1821 Carlo Felice Giuseppe Maria (1765 – 1831): König von 1821 – 1831, ab 1824 auch Herzog von Savoyen Carlo Alberto Amadeo (1798 – 1849): König von 1831 – 1849, zugleich Herzog von Savoyen Vittorio Emanuele II. (1820 – 1878): König von 1849 – 1861, zugleich bis 1860 Herzog von Savoyen; König von Italien von 1861 – 1878 Umberto I. (1844 – 1900): König von Italien von 1878 – 1900 Vittorio Emanuele III. (1869 – 1947): König von Italien von 1900 – 1946 Ministerpräsident Camillo Graf Benso di Cavour (1810 – 1861): Ministerpräsident von 1852 – 1861
d) Savoyen (Herzogtum) Von 1796 – 1815 war Savoyen Teil Frankreichs.
Vittorio Emanuele I. (1759 – 1824): Herzog von 1815 – 1824; von 1802 – 1821 zugleich König von Sardinien-Piemont. Carlo Felice Giuseppe Maria (1765 – 1831): Herzog von 1824 – 1831; von 1821 – 1831 zugleich König von Sardinien-Piemont Carlo Alberto Amadeo (1798 – 1849): Herzog von 1831 – 1849; zugleich König von Sardinien-Piemont Vittorio Emanuele II. (1820 – 1878): Herzog von 1849 – 1861; zugleich König von Sardinien-Piemont, von 1861 – 1878 König von Italien
166
C. Anhänge
11. Japan (Kaiserreich) Kokaku (1771 – 1840): 119. Tenno von 1780 – 1817 Ninko (1800 – 1846): 120. Tenno von 1817 – 1846 Komei (1831 – 1867): 121. Tenno von 1846 – 1867 Mutsuhito Meiji (1852 – 1912)29: 122. Tenno von 1867 – 1912
12. Kirchenstaat / Vatikan (Papsttum) Siehe Ziff. 10. a) oben.
13. Luxemburg (Großherzogtum) Von 1806 – 1815 Teil des französischen Kaiserreichs. Ab 1815 Großherzogtum; seit 1866 formell unabhängig. Personalunion mit dem Königreich der Niederlande bis 1890.
Wilhelm I. Friedrich (1772 – 1843)30: Großherzog von 1815 – 1840 (zugleich König der Niederlande) Wilhelm II. Friedrich (1792 – 1849): Großherzog von 1840 – 1849 (zugleich König der Niederlande) Wilhelm III. Alexander (1817 – 1890): Großherzog von 1849 – 1890 (Auflösung der Personalunion) Adolph I. Wilhelm (1817 – 1905)31: Großherzog von 1890 – 1905
14. Montenegro (Fürstentum, Königreich) Petar II.32 (1813 – 1851): Fürst von 1830 – 1851, zugleich Fürstbischof (Vladika) Danilo I. (1826 – 1860): Fürst von 1852 – 1860 Nikola I. (1841 – 1921): Fürst von 1860 – 1910
15. Neapel – Sizilien (Königreich, Republik, Königreich) Siehe Ziff. 10. b) oben
29 30 31 32
Sog. „Meiji-Restauration“. Haus Oranien-Nassau. Haus Nassau-Weilburg. Haus Petrović-Njegoš.
Anhang 1: Regenten-Tabelle 1806 – 1900
167
16. Niederlande (Republik, Königreich) Republik Rutger Jan Schimmelpenninck (1761 – 1825): „Raadspensionaris“ 1805 / 6 Königreich Louis Napoléon (1788 – 1846)33: König von 1806 – 1810 Von 1810 – 1813 waren die Niederlande Teil des französischen Kaiserreichs.
Königreich. 1815 – 1890 Personalunion mit dem Großherzogtum Luxemburg. Wilhelm VI. (1772 – 1843)34: „Souveräner Fürst“ von 1813 – 1815; als Wilhelm I. Friedrich König von 1815 – 1840, zugleich Großherzog von Luxemburg Wilhelm II. Friedrich (1792 – 1849): König von 1840 – 1849, zugleich Großherzog von Luxemburg Wilhelm III. Alexander (1817 – 1890): König von 1849 – 1890, zugleich Großherzog von Luxemburg; 1890 Beendigung der Personalunion mit dem Großherzogtum Luxemburg Wilhelmina (1880 – 1962): Königin von 1890 – 1948, bis 1898 unter der Regentschaft ihrer Mutter Emma zu Waldeck und Pyrmont (1858 – 1934)
17. Norwegen (Königreich) Von 1387 bis 1814 waren die Könige von Dänemark, von 1814 – 1905 die Könige von Schweden in Personalunion zugleich Könige von Norwegen. Vom 25. 2. – 10. 10. 1814 war Christian VIII. Friedrich (1786 – 1848) König von Norwegen; 1839 wurde er König von Dänemark.
18. Österreich (Kaiserreich) a) Monarchen35 Franz II. (1768 – 1835): Kaiser des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nation 1792 – 1806; als Franz I. Kaiser von Österreich von 1804 – 1835 Ferdinand I. (1793 – 1875): Kaiser von 1835 – 1848 Franz Joseph I. (1830 – 1916): Kaiser von 1848 – 1916 Rudolf von Österreich-Ungarn (1858 – 1889): Thronfolger durch Geburt Franz Ferdinand von Österreich-Este (1863 – 1914): Thronfolger durch Ernennung (1896) 33 34 35
Haus Bonaparte. Haus Oranien-Nassau. Haus Habsburg.
168
C. Anhänge
b) Kanzler Klemens Wenzel Lothar Fürst v. Metternich (1773 – 1859). Außenminister (1809), Haus-, Hof- und Staatskanzler (1821), Mitglied der Regentschaft / „Geheime Staatskonferenz“ (1835), Sturz und Flucht nach England (1848)
19. Osmanisches Reich (Sultanat) Selim III. (1762 – 1808): Sultan von 1789 – 1807 Mustafa IV. (1779 – 1808): Sultan 1807 / 1808 Mahmud II. (1785 – 1839): Sultan von 1808 – 1839 Abdülmecid (1823 – 1861): Sultan von 1839 – 1861 Abdülazziz (1830 – 1876): Sultan von 1861 – 1876 Murad V. (1840 – 1904): Sultan 1876 Abdülhamid II. (1842 – 1918): Sultan von 1876 – 1909
20. Polen (Königreich, Republik) Polen wurde 1772, 1793 und 1795 unter Österreich, Preußen und Russland geteilt.
Königreich Friedrich August I. (1750 – 1827): Seit 1791 tit. König; Herzog von Warschau 1807 – 1815, zugleich seit 1806 König von Sachsen Alexander I. (1777 – 1825), Zar von Russland: König von Polen 1815 – 1825 Nikolaus I. (1796 – 1855), Zar von Russland: König von Polen ab 1825 Republik 1830 / 1831. 1831 dem russischen Reich einverleibt.
21. Portugal (Königreich) Maria I.36 (1734 – 1816): Königin von 1777 – 1816, bis 1786 zusammen mit ihrem Ehemann Peter III. (ab 1792 unter der Regentschaft ihres Sohnes Johann VI.), von 1815 – 1816 auch Königin von Brasilien Johann VI. (1767 – 1826): König von 1816 – 1826, ab 1792 Regent für seine Mutter Maria I., von 1816 – 1822 auch König von Brasilien Peter IV. (1798 – 1834): König 1826 Maria II. (1819 – 1853): Königin von 1826 – 1831; 1826 – 1828 unter der Regentschaft ihrer Tante Elisabeth Maria, 1828 – 1831 unter der Regentschaft ihres Onkels Michael I. 36
Haus Bragança.
Anhang 1: Regenten-Tabelle 1806 – 1900
169
Michael I. (1802 – 1866): 1831 – 1834 König (1828 – 1831 Regent für seine Nichte Maria II.) Maria II. 1834 erneut Königin, von 1837 – 1853 zusammen mit ihrem Ehemann Ferdinand II. Ferdinand II.37 (1816 – 1885): König von 1837 – 1853 zusammen mit seiner Ehefrau Maria II., von 1853 – 1855 Regent für seinen Sohn Peter V. Peter V. (1837 – 1861): König 1853 – 1861; von 1853 – 1855 unter der Regentschaft seines Vaters Ferdinand II. Ludwig I. (1838 – 1889): König von 1861 – 1889 Karl I. (1863 – 1908): König von 1889 – 1908 22. Rumänien (Fürstentum, Königreich) Ab 1859 Personalunion der Fürstentümer Moldau und Walachei, ab 1861 (in Personal- und Realunion) als Fürstentum Rumänien; bis 1878 unter türkischer Oberhoheit, dann selbständig. Seit 1881 Königreich.
Alexander Ioan Cuza (1820 – 1873): Fürst von Moldau und Walachei von 1859 – 1861, von Rumänien von 1861 – 1866 Prinz Karl Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen, unter dem Namen Carol I. (1839 – 1914): Fürst von Rumänien von 1866 – 1881, König von 1881 – 1914 23. Russland (Kaiserreich) a) Monarchen38 Paul I. (1754 – 1801): Zar von 1796 – 1801 Alexander I. (1777 – 1825): Zar von 1801 – 1825 Nikolaus I. (1796 – 1855): Zar von 1825 – 1855 Alexander II. (1818 – 1881): Zar von 1855 – 1881 Alexander III. (1845 – 1894): Zar von 1881 – 1894 Nikolaus II. (1868 – 1918): Zar von 1894 – 1917
b) Kanzler / Außenminister Karl Robert v. Nesselrode (1780 – 1862): von 1816 – 1856 Außenminister, ab 1845 auch Kanzler Alexander Michailowitsch Gortschakow (1798 – 1883): von 1856 – 1882 Außenminister, ab 1863 auch Kanzler 37 38
Haus Sachsen-Coburg-Bragança. Haus Schleswig-Holstein-Gottor(p)(f)-Romanow.
170
C. Anhänge
24. Sansibar (Sultanat) Said bin Sultan (1797 – 1856): Sultan von 1804 – 1856 Majid bin Said (1834? – 1870): Sultan von 1856 – 1870 Barghash bin Said (1837 – 1888): Sultan von 1870 – 1888 Khalifa bin Said (1852 – 1890): Sultan von 1888 – 1890 Ali bin Said (1854 – 1893): Sultan von 1890 – 1893 Hamad bin Thuwaini bin Said (1857 – 1896): Sultan von 1893 – 1896 Hammud bin Muhammad bin Said (1853 – 1902): Sultan von 1896 – 1902
25. Sardinien – Piemont Siehe Ziff. 10. c) oben
26. Savoyen Siehe Ziff. 10. d) oben
27. Schweden (Königreich) Gustav IV. Adolf (1778 – 1837)39: König von 1792 – 1809 Karl XIII. (1748 – 1818): König von 1809 – 1818; ab 1814 unter dem Namen Karl II. zugleich König von Norwegen. [Vom 25. 2. – 10. 10. 1814 war Christian VIII. Friedrich (1786 – 1848) König von Norwegen; 1839 wurde er König von Dänemark] Karl XIV. Johann (1763 – 1844)40: König von 1818 – 1844; unter dem Namen Karl III. Johann zugleich König von Norwegen Oscar I. (1799 – 1859): König von 1844 – 1859; unter demselben Namen zugleich König von Norwegen Karl XV. (1826 – 1872): König von 1859 – 1872; unter dem Namen Karl IV. zugleich König von Norwegen Oscar II. (1829 – 1907): König von 1872 – 1907; bis 1905 unter demselben Namen zugleich König von Norwegen
39 40
Haus Schleswig-Holstein-Gottor(p)(f). Haus Bernadotte.
Anhang 1: Regenten-Tabelle 1806 – 1900
171
28. Serbien (Fürstentum, Königreich) Milos Obrenović (1783 – 1860): Fürst von 1815 – 1839 Mihailo III. Obrenović (1823 – 1868): Fürst von 1839 – 1842 Alexander Karadjordjević (1806 – 1885): Fürst von 1842 – 1858 Milos Obrenović (1783 – 1860): erneut Fürst von 1858 – 1860 Mihailo III. Obrenović (1823 – 1868): Fürst von 1860 – 1868 Milan Obrenović (1854 – 1901): als Milan IV. Fürst von 1868 – 1882, als Milan I. König von 1882 – 1889 Alexander I. Obrenović (1876 – 1903): König von 1889 – 1903
29. Siam41 (Königreich) Rama I. Chulalok (1737 – 1809): König von 1782 – 1809 Rama II. Naphalai (1768 – 1824): König von 1809 – 1824 Rama III. Bohindra (1788 – 1851): König von 1824 – 1851 Rama IV. Mongkut (1804 – 1868): König von 1851 – 1868 Rama V. Chulalongkorn (1853 – 1910): König von 1868 – 1910
30. Spanien (Königreich, Republik, Königreich) Königreich Karl IV. (1748 – 1819)42: König von 1788 – 1808 Ferdinand VII. (1784 – 1833): König von März bis Mai 1808 Joseph Bonaparte (1768 – 1844): König von 1808 – 1813 Ferdinand VII. (1784 – 1833): Erneut König von 1814 – 1833 Isabella II. (1830 – 1904): Königin von 1833 – 1868 Interregnum / Republik Francisco Serrano y Dominguez (1810 – 1885): Präsident der Prov. Regierung 1868 – 1870 Königreich Amadeo I. (1845 – 1890)43: König von 1870 – 1873 Republik (Februar 1873 – Dezember 1874) Präsidenten Estanislao Figueras Moragas, Francisco Pi y Margall, Nicolas Salmeron Aloson, Emilio Castelar Ripoll, Francisco Serrano Dominguez 41 42 43
Später Thailand. Haus Bourbon. Haus Savoyen.
172
C. Anhänge
Königreich Alfonso XII. (1857 – 1885)44: König von Dezember 1874 – 1885 Alfonso XIII. (1886 – 1941): König von 1886 – 1931 (bis 1902 unter der Regentschaft seiner Mutter Maria Christina von Österreich, 1858 – 1929)
31. USA (Republik) Thomas Jefferson (1743 – 1826): 3. Präsident von 1801 – 1809 (Democrat-Republican) James Madison (1751 – 1836): 4. Präsident von 1809 – 1817 (D-R) James Monroe (1758 – 1831): 5. Präsident von 1817 – 1825 (D-R) John Quincy Adams (1767 – 1848): 6. Präsident von 1825 – 1829 (D-R) Andrew Jackson (1767 – 1845): 7. Präsident von 1829 – 1837 (Democrat) Martin van Buren (1782 – 1862): 8. Präsident von 1837 – 1841 (D) William Henry Harrison (1773 – 1841): 9. Präsident 1841 (Whig) John Tyler (1790 – 1862): 10. Präsident von 1841 – 1845 (Whig) James Knox Polk (1795 – 1849): 11. Präsident von 1845 – 1849 (D) Zachary Taylor (1784 – 1850): 12. Präsident von 1849 – 1850 (Whig) Millard Fillmore (1800 – 1874): 13. Präsident von 1850 – 1853 (Whig) Franklin Pierce (1804 – 1869): 14. Präsident von 1853 – 1857 (D) James Buchanan (1791 – 1868): 15. Präsident von 1857 – 1861 (D) Abraham Lincoln (1809 – 1865): 16. Präsident von 1861 – 1865 (Republican) Jefferson Davis (1808 – 1889): Präsident der Confederate States of America von 1861 – 1865. Andrew Johnson (1808 – 1875): 17. Präsident von 1865 – 1869 (D) Ulysses Simpson Grant (1822 – 1885): 18. Präsident von 1869 – 1877 (R) Rutherford B. Hayes (1822 – 1893): 19. Präsident von 1877 – 1881 (R) James Abraham Garfield (1831 – 1881): 20. Präsident 1881 (R) Chester A. Arthur (1829 – 1886): 21. Präsident von 1881 – 1885 (R) Grover Cleveland (1837 – 1908): 22. Präsident von 1885 – 1889 (D) Benjamin Harrison (1833 – 1901): 23. Präsident von 1889 – 1893 (R) Grover Cleveland (1837 – 1908): 24. Präsident von 1893 – 1897 (D) William McKinley (1843 – 1901): 25. Präsident von 1897 – 1901 (R)
44
Haus Bourbon.
Anhang 2: Die Admirale der deutschen Kriegsmarinen im 19. Jahrhundert I. Vorbemerkungen Nachfolgend werden in Ziff. III. in alphabetischer Reihenfolge – zur besseren Vergleichbarkeit nach Geburtsjahrzehnten gegliedert – die Lebens- und wichtigsten Laufbahndaten aller Seeoffiziere genannt, die bis zum 31. 12. 1900 als Flaggoffizier in einer deutschen Flotte patentiert oder charakterisiert wurden1. Zur leichteren Auffindung eines Admirals wird in Ziff. II. eine vereinfachte alphabetische Liste vorangestellt. Ziff. IV. enthält eine Liste der Seeoffiziere, nach Rang gegliedert, zu spezifischen Daten. Adelsprädikat bzw. Adelstitel sind in Klammern gesetzt, wenn die Verleihung erst nach dem Eintritt in die Marine erfolgte. Als Eintritt gilt der Eintritt in eine deutsche Flotte oder der Übertritt aus einer ausländischen in eine deutsche Flotte. Die Beförderungsdaten entsprechen, ohne Berücksichtigung eines eventuell zurückversetzten früheren RDA, dem Datum, an dem die Beförderung verfügt wurde. Für zurückversetzte frühere RDA siehe Hildebrand / Henriot. Als 1. Kommando gilt das Datum der Übernahme des definitiven Kommandos eines deutschen Kriegsschiffes ohne Berücksichtigung eines Kommandos für die Überführung oder für Probefahrten, oder die Betrauung mit einem interimistischen Kommando; die Rangbezeichnung „LzS“ im 1. Kommando schließt die LzS, LzS I. Klasse, LzS II. Klasse, Fähnrich zS und Marineleutnant ein. Als Datum des Ausscheidens wird hier – unabhängig von einer eventuellen späteren Reaktivierung – die erste Beendigung der aktiven Tätigkeit als Seeoffizier in der Marine durch Tod, zD-Stellung, oder durch Verabschiedung verstanden.
* Bis 31. 12. 1900 erreichten insgesamt 92 Seeoffiziere einen patentierten oder charakterisierten Admiralsrang in einer deutschen Flotte. Am 31. 12. 1900 standen 22 von ihnen noch im Dienst, nämlich 2 Adm: (v.) Koester, (v.) Thomsen. 1 Wo Angaben fehlen, konnten sie nicht ermittelt werden. – Die Werke von Hildebrand / Henriot oder Hildebrand / Röhr / Steinmetz enthalten die wichtigsten weiterführenden Angaben.
174
C. Anhänge
6 VAdm: (v.) Bendemann, v. Diederichs, Prinz Heinrich von Preußen, P. Hoffmann, v. Senden-Bibran, (v.) Tirpitz. 13 KAdm: v. Arnim, v. Bodenhausen, Büchsel, Diederichsen, M. (v.) Fischel, v. Frantzius, Fritze, Geissler, H. Kirchhoff, v. Maltzahn, v. Prittwitz und Gaffron, Sack, H. v. Schuckmann. 1 chKAdm: O. v. Schuckmann. Vor dem 31. 12. 1900 waren 70 Admirale2 ausgeschieden als Adm (6): Prinz Adalbert, v. d. Goltz, (v.) Hollmann, Karcher, (v.) Knorr, v. Stosch. chAdm (3): v. Blanc, C.H.T. Paschen, Valois VAdm (12): Batsch, v. Caprivi, Deinhard, (v.) Henk, E. (v.) Jachmann, v. Kall, v. Monts de Mazin, I. F. J. Oldekop, v. Reiche, Jan Schröder, W. Schröder, v. Wickede. chVAdm (19): Aschenborn, Barandon, Berger, v. Eisendecher, Heusner, v. Hollen, F. Kinderling, Klatt, H. Kühne, Livonius, F. Mensing, v. Pawelsz, Pirner, v. Reibnitz, Schering, v. Schleinitz, v. Seckendorff, v. Waldersee, R. (v.) Werner. KAdm (7): Bromme, Heldt, Kuhn, MacLean, Plüddemann, M. Schulze, v. Wietersheim chKAdm (23): Aschmann, Boeters, Dietert, J. Donner, v. Hacke, Prinz Wilhelm, Hornung, Klausa, W. Koch, Köhler, v. Kyckbusch, v. Lyncker, Przewisinski, L. Riedel, Rittmeyer, Rötger, A. v. Schack, Stempel, F. Strauch, Stubenrauch, Sundewall, B. (v.) Werner, Zirzow.
II. Alphabetische Liste der Admirale bis Ende 1900
Adalbert Heinrich Wilhelm Prinz von Preußen (Prinz Adalbert) v. Arnim Volkmar Aschenborn Richard Aschmann Ernst
Geburtsjahrzehnt 1811 – 1820 1841 – 1850 1841 – 1850 1841 – 1850
Barandon Carl Batsch Carl Ferdinand (v.) Bendemann Emil Felix Berger Adolph Wilhelm v. Blanc Louis (Frhr) v. Bodenhausen Conrad
1841 – 1850 1831 – 1840 1841 – 1850 1821 – 1830 1831 – 1840 1841 – 1850
2
Wobei der letzte Rang u. U. erst nach dem Ausscheiden verliehen wurde.
Anhang 2: Die Admirale der deutschen Kriegsmarinen
175
Boeters Oscar Bromme Rudolf gen. Brommy Büchsel Wilhelm
1841 – 1850 1801 – 1810 1841 – 1850
(Graf) v. Caprivi Leo (de Caprera de Montecuccoli)
1831 – 1840
Deinhard Carl-August v. Diederichs Otto Diederichsen Otto Dietert Conrad Donner Johann Otto
1841 – 1850 1841 – 1850 1841 – 1850 1841 – 1850 1801 – 1810
v. Eisendecher Carl
1841 – 1850
(v.) Fischel Max v. Frantzius Ernst Fritze Ernst
1841 – 1850 1841 – 1850 1841 – 1850
Geissler Richard (Frhr) v. d. Goltz Max
1841 – 1850 1831 – 1840
Graf v. Hacke Friedrich Heinrich Albert Wilhelm Prinz von Preußen (Prinz Heinrich) Heldt Eduard (v.) Henk Ludwig Heusner Carl Eduard Hoffmann Paul Gottfried (Frhr) v. Hollen George (v.) Hollmann Friedrich Hornung Richard
1841 – 1850 1861 – 1870 1811 – 1820 1811 – 1820 1841 – 1850 1841 – 1850 1841 – 1850 1841 – 1850 1841 – 1850
(v.) Jachmann Eduard
1821 – 1830
v. Kall Philipp
1831 – 1840 1841 – 1850 1811 – 1820 1851 – 1860 1821 – 1830 1841 – 1850 1831 – 1840 1841 – 1850 1821 – 1830 1841 – 1850 1831 – 1840 1821 – 1830 1841 – 1850
Karcher Guido Kinderling Franz Kirchhoff Hermann Klatt Gustav Klausa Oscar (v.) Knorr Eduard Koch Walter Köhler Heinrich (v.) Koester Hans Kühne Heinrich Kuhn Hans v. Kyckbusch Franz
Fortsetzung nächste Seite
176
C. Anhänge
Livonius Otto Frhr v. Lyncker Emil
Geburtsjahrzehnt 1821 – 1830 1841 – 1850
MacLean Archibald (Frhr) v. Maltzahn Curt Mensing Franz Graf v. Monts de Mazin Alexander
1831 – 1840 1841 – 1850 1841 – 1850 1831 – 1840
Oldekop Iwan Friedrich Julius
1841 – 1850
Paschen Carl Heinrich Theodor v. Pawelsz Friedrich Pirner Johann-Heinrich Plüddemann Max v. Prittwitz und Gaffron Kurt Przewisinski Hermann Robert
1831 – 1840 1841 – 1850 1831 – 1840 1841 – 1850 1841 – 1850 1831 – 1840
Frhr v. Reibnitz Paul v. Reiche Ernst Riedel Louis Rittmeyer Rudolf Rötger Fritz
1831 – 1840 1831 – 1840 1841 – 1850 1841 – 1850 1841 – 1850
Sack Hans Frhr v. Seckendorff Albert Frhr v. Senden-Bibran Gustav Sundewall Henrik Graf Schack v. Wittenau-Danckelmann Arthur Schering Rudolf Frhr v. Schleinitz Georg Schröder Jan Schröder Wilhelm v. Schuckmann Hugo v. Schuckmann Oscar Schulze Max Stempel Gustav v. Stosch Albrecht Strauch Franz Stubenrauch Felix
1841 – 1850 1841 – 1850 1841 – 1850 1811 – 1820 1831 – 1840 1841 – 1850 1831 – 1840 1791 – 1800 1841 – 1850 1841 – 1850 1851 – 1860 1841 – 1850 1831 – 1840 1811 – 1820 1841 – 1850 1841 – 1850
(v.) Thomsen August (v.) Tirpitz Alfred
1841 – 1850 1841 – 1850
Valois Victor
1841 – 1850
Anhang 2: Die Admirale der deutschen Kriegsmarinen Graf v. Waldersee Franz (v.) Werner Bartholomäus (v.) Werner Reinhold v. Wickede Wilhelm v. Wietersheim Friedrich Wilhelm Prinz von Hessen-Philippsthal-Barchfeld (Prinz Wilhelm)
1831 – 1840 1841 – 1850 1821 – 1830 1821 – 1830 1841 – 1850 1831 – 1840
Zirzow Paul
1831 – 1840
177
III. Alphabetische Liste der Admirale bis Ende 1900 nach Geburtsjahrzehnten 1. Geburtsjahrzehnt 1790 – 1800 Schröder, Jan 15. 11. 1800 – 2. 5. 1885 1812 Eintritt in die französische Marine Februar 1814 Übertritt in die niederländische Marine chKzS (Oberst): 3. 7. 1846; Verabschiedung zwecks Übertritt in preußische Dienste anschließend in der niederländischen Marine pat KzS: 31. 5. 1849, chKAdm: 2. 11. 1882 4. 7. 1846 Übertritt in preußische Dienste; Ernennung zum Rath IV. Klasse Direktor der Navigationsschule Danzig bis 8. 9. 1848 24. 10. 1848 Eintritt in die preußische Marine; Ernennung zum Kommodore KAdm: 17. 5. 1854 (1. Adm der preußischen Flotte); VAdm: 22. 5. 1858 1. Kdo: 4. 7. 1846 Segelkorvette Amazone Ausscheiden: 6. 12. 1860 2. Geburtsjahrzehnt 1801 – 1810 Bromme gen. Brommy, Rudolf 10. 9. 1804 – 9. 1. 1860 Eintritt: 10. 9. 1848 (Übertritt aus griechischen Diensten) KzS: 5. 4. 1849; Kommodore: 19. 8. 1849; KAdm: 23. 11. 1849 (1. Adm der deutschen Flotte) [1. Kdo: 4. 3. 1829: Enterprise, griechische Marine] Ausscheiden: 30. 6. 1853 Donner, Johann Otto 27. 10. 1808 – 16. 2. 1873 Eintritt: 24. 3. 1848 Schleswig-Holstein bzw. Deutscher Bund (Übertritt aus dänischen Diensten)
178
C. Anhänge
KzS: 6. 4. 1849 (Deutscher Bund), 12. 3. 1850 / 5. 6. 1852 (Preußen); chKAdm: 11. 4. 1862 1. Kdo: 1848 als Marinekapitän / KK, Schoner Elbe Ausscheiden: 11. 4. 1862
3. Geburtsjahrzehnt 1811 – 1820 Adalbert Heinrich Wilhelm Prinz von Preußen 29. 10. 1811 – 6. 6. 1873 Eintritt in die Armee: 29. 10. 1821; Übertritt in die Marine: (1836), 17. 4. 1848 Oberst: 30. 3. 1838; Generalmajor: 22. 8. 1840; Generalleutnant: 31. 3. 1846; Adm der preußischen Küsten / General der Infanterie: 30. 3. 1854; Adm: 19. 4. 1859 Ausscheiden: 6. 6. 1873 (Tod im Amt) Heldt, Eduard 18. 10. 1818 – 23. 1. 1885 Eintritt: 28. 4. 1849 KzS: 1. 8. 1863; KAdm: 15. 9. 1868 1. Kdo: 1. 7. 1851 als LzS, Radaviso Salamander Ausscheiden: 8. 12. 1874 (v.) Henk, Ludwig 4. 3. 1820 – 17. 10. 1894 Eintritt: 22. 1. 1849 KzS: 26. 1. 1867 KAdm: (ch) 4. 12. 1871, (pat) 22. 3. 1873; VAdm 28. 6. 1877 1. Kdo: 15. 4. 1856 als LzS, Transportschiff Mercur Ausscheiden: 5. 7. 1879 Erhebung in den erblichen Adelsstand: 8. 5. 1878 Kinderling, Franz 22. 4. 1820 – 13. 6. 1895 Eintritt: 1. 3. 1849 KzS: 15. 2. 1871; KAdm: 18. 4. 1878; chVAdm: 23. 8. 1883 1. Kdo: 20. 3. 1858 als LzS, Schoner Hela Ausscheiden: 6. 1. 1881 v. Stosch, Albrecht 20. 4. 1818 – 29. 2. 1896 Eintritt in die Armee: 1. 9. 1829; Übertritt in die Marine: 1. 1. 1872 als Chef der Admiralität General der Infanterie: 22. 3. 1875; Adm: 22. 9. 1875 Ausscheiden: 20. 3. 1883
Anhang 2: Die Admirale der deutschen Kriegsmarinen
179
Sundewall, Henrik (auch Sundevall) 29. 12. 1814 – 27. 10. 1884 Eintritt: 5. 6. 1852 (Übertritt aus schwedischen Diensten) KzS: 12. 1. 1856; chKAdm: 4. 8. 1863 1. Kdo: 6. 6. 1852 als KK, Segelfregatte Gefion Ausscheiden: 4. 8. 1863
4. Geburtsjahrzehnt 1821 – 1830 Berger, Adolph Wilhelm 30. 10. 1829 – 1. 10. 1898 Eintritt: 4. 9. 1848 KzS: (ch) 19. 9. 1872, (pat) 2. 9. 1873; KAdm: 17. 12. 1878; chVAdm: 24. 7. 1883 1. Kdo: 19. 10. 1862 als LzS, Brigg Musquito Ausscheiden: 24. 7. 1883 (v.) Jachmann, Eduard 2. 3. 1822 – 21. 10. 1887 Eintritt: 15. 6. 1845 KzS: 27. 9. 1859; KAdm: 18. 3. 1864; VAdm: 22. 3. 1868 1. Kdo: 15. 9. 1853 als LzS, Segelkorvette Amazone Ausscheiden: 17. 2. 1874 Erhebung in den erblichen Adelsstand: 13. 3. 1882 Klatt, Gustav 15. 2. 1823 – 5. 9. 1898 Eintritt: 28. 4. 1849 KzS: 15. 9. 1868; KAdm: 22. 3. 1873; chVAdm: 16. 4. 1878 1. Kdo: 1. 4. 1859 als LzS, Schoner Hela Ausscheiden: 16. 4. 1878 Köhler, Heinrich 3. 7. 1824 – 21. 6. 1882 Eintritt: 7. 10. 1848 in die Armee, 4. 9. 1852 in die Marine KzS: 6. 5. 1865 mit dem Rang eines Oberstleutnants; 26. 1. 1867 mit dem Rang eines Obersten; chKAdm: 22. 3. 1873 1. Kdo: 1. 5. 1855 als LzS, Transportschiff Mercur Ausscheiden: 15. 2. 1877 Kuhn, Hans 29. 11. 1824 –? Eintritt: 14. 6. 1849 KzS: 31. 5. 1862; KAdm: 27. 5. 1868
180
C. Anhänge
1. Kdo: 22. 9. 1853 als Marine Lt II. Kl., Transportschiff Mercur Ausscheiden: 19. 8. 1871 Livonius, Otto 1. 4. 1829 – 9. 2. 1917 Eintritt: 7. 12. 1848 KzS: 2. 5. 1874; KAdm: 15. 2. 1881; chVAdm: 27. 12. 1883 1. Kdo: 23. 6. 1861 als LzS, Radaviso Loreley (I) Ausscheiden: 27. 12. 1883 (v.) Werner, Reinhold 10. 5. 1825 – 26. 2. 1909 Eintritt: 24. 4. 1849 KzS: 25. 1. 1870; KAdm: 18. 1. 1870; chVAdm: 10. 5. 1898 1. Kdo: 27. 5. 1863 als LzS, Segelfregatte Gefion Ausscheiden: 15. 10. 1878 Erhebung in den erblichen Adelsstand: 18. 1. 1901 v. Wickede, Wilhelm 5. 12. 1830 – 28. 11. 1895 Eintritt: 15. 6. 1849 (Schleswig-Holstein); 3. 9. 1868 (Norddeutscher Bund; Übertritt aus österreichischen Diensten) KzS: 2. 5. 1874; KAdm: 17. 9. 1881; VAdm: 19. 3. 1885 1. Kdo: 21. 5. 1871 als KK, Brigg Musquito Ausscheiden: 5. 5. 1887 5. Geburtsjahrzehnt 1831 – 1840 Batsch, Carl Ferdinand 10. 1. 1831 – 22. 11. 1898 Eintritt: 8. 9. 1848 KzS: 25. 1. 1870; KAdm: 18. 1. 1875; VAdm: 3. 2. 1880 1. Kdo: 14. 9. 1864 als KK, Glattdeckkorvette Victoria Ausscheiden: 21. 7. 1883 v. Blanc, Louis 12. 5. 1832 – 9. 1. 1903 Eintritt (in die Armee): 1. 5. 1850; Übertritt in die Marine: 14. 9. 1865 als KL KzS: 18. 1. 1875; KAdm: 30. 3. 1883; VAdm: 14. 5. 1887; chAdm: 13. 9. 1901 1. Kdo: 5. 7. 1866 als KL, Kanonenboot I. Kl. Delphin Ausscheiden: 20. 1. 1889 (Graf) v. Caprivi (de Caprera de Montecuccoli), Leo 24. 2. 1831 – 6. 2. 1899 Eintritt: in die Armee 1. 4. 1849; Übertritt in die Marine: 20. 3. 1883 als Chef der Admiralität
Anhang 2: Die Admirale der deutschen Kriegsmarinen
VAdm: 20. 3. 1883 Ausscheiden: 5. 7. 1888 (Frhr) v. d. Goltz, Max 19. 4. 1838 – 20. 12. 1906 Eintritt: 28. 10. 1853 KzS: 14. 12. 1875; KAdm: 16. 8. 1883; VAdm: 14. 8. 1888; Adm: 3. 9. 1892 1. Kdo: 23. 12. 1871 als KK, Kanonenboot Albatross Ausscheiden: 13. 5. 1895 Erhebung in den Freiherrenstand: 1868 v. Kall, Philipp 18. 12. 1840 – 12. 1. 1899 Eintritt: 21. 4. 1855 KzS: 17. 12. 1878; KAdm: 14. 5. 1887; VAdm: 27. 7. 1889 1. Kdo: 3. 5. 1869 als KL, Schoner Hela Ausscheiden: 30. 12. 1889 (v.) Knorr, Eduard 8. 3. 1840 – 17. 2. 1920 Eintritt: 24. 6. 1854 KzS: 22. 3. 1876; KAdm: 16. 8. 1883; VAdm: 27. 1. 1889; Adm: 31. 5. 1893 1. Kdo: 07.1868 als KL, Schoner Hela Ausscheiden: 7. 3. 1899 Erhebung in den erblichen Adelsstand: 18. 1. 1896 Kühne, Heinrich 18. 5. 1838 – 10. 10. 1926 Eintritt: 24. 6. 1854 KzS: 22. 3. 1876; KAdm: 27. 12. 1883; chVAdm: 10. 9. 1904 1. Kdo: 10. 3. 1864 als LzS, Kanonenboot II. Kl. Tiger Ausscheiden: 17. 2. 1885 MacLean, Archibald 17. 8. 1832 – 6. 11. 1884 Eintritt: 12. 3. 1849 KzS: 2. 9. 1873; KAdm: 23. 9. 1880 1. Kdo: 13. 6. 1863 als LzS, Kanonenboot I. Kl. Blitz Ausscheiden: 18. 10. 1881 Graf v. Monts de Mazin, Alexander 9. 8. 1832 – 19. 1. 1889 Eintritt: 29. 11. 1849 KzS: 2. 5. 1874; KAdm: 12. 4. 1881; VAdm: 24. 9. 1884 1. Kdo: Febr. 1864 als KL, Radaviso Loreley (I) Ausscheiden: 19. 1. 1889 (Tod im Amt)
181
182
C. Anhänge
Paschen, Carl Heinrich Theodor 9. 6. 1835 – 24. 2. 1911 Eintritt: 20. 10. 1867 (Übertritt aus österreichischen Diensten) KzS: 17. 12. 1878; KAdm: (ch) 1. 10. 1885, (pat) 22. 3. 1886; VAdm: 27. 1. 1889; chAdm: 29. 8. 1910 1. Kdo: 6. 10. 1877 als KK, Kreuzerfregatte Leipzig Ausscheiden: 7. 4. 1891 Pirner, Johann-Heinrich 10. 3. 1834 – 26. 5. 1908 Eintritt: 24. 6. 1854 KzS: 17. 12. 1878; KAdm: 17. 2. 1885; chVAdm: 10. 9. 1904 1. Kdo: 4. 6. 1873 als KK, Kanonenboot Nautilus Ausscheiden: 18. 10. 1887 Przewisinski, Hermann Robert 6. 3. 1831 – 9. 10. 1902 Eintritt: 24. 10. 1848 KzS: 19. 9. 1872; chKAdm: 17. 12. 1878 1. Kdo: 1. 8. 1860 als LzS, Aviso Grille Ausscheiden: 15. 2. 1881 Frhr v. Reibnitz, Paul 12. 8. 1838 – 14. 2. 1900 Eintritt: 25. 8. 1855 (Übertritt aus niederländischen Diensten) KzS: 20. 2. 1875; KAdm: 16. 8. 1883; chVAdm: 20. 9. 1886 1. Kdo: 21. 2. 1864 als LzS, Kanonenboot II. Kl. Habicht (I) Ausscheiden: 20. 9. 1886 v. Reiche, Ernst 29. 7. 1840 – 15. 12. 1912 Eintritt: 15. 12. 1863 KzS: 17. 2. 1885; KAdm: 15. 10. 1890; VAdm: 13. 5. 1895 1. Kdo: 7. 5. 1875 als KL, Kanonenboot Cyclop (II) Ausscheiden: 4. 10. 1895 Graf Schack v. Wittenau-Danckelmann, Arthur 26. 7. 1839 – 1. 2. 1892 Eintritt: 24. 4. 1856 KzS: 17. 12. 1878; chKAdm: 15. 1. 1885 1. Kdo: 10. 8. 1880 als KzS, Torpedoschulschiff Blücher Ausscheiden: 15. 1. 1885 Frhr v. Schleinitz, Georg 17. 6. 1834 – 12. 12. 1910 Eintritt: 29. 11. 1849
Anhang 2: Die Admirale der deutschen Kriegsmarinen
KzS: 2. 5. 1874; KAdm: 30. 3. 1883; chVAdm: 16. 2. 1886 1. Kdo: 21. 9. 1869 als KK, Gedeckte Korvette Arcona Ausscheiden: 16. 2. 1886 Stempel, Gustav 16. 2. 1838 – 6. 3. 1915 Eintritt: 17. 12. 1863 KzS: 16. 8. 1883; chKAdm: 15. 11. 1888 1. Kdo: 1. 4. 1880 als KK, Brigg Musquito Ausscheiden: 15. 11. 1888 Graf v. Waldersee, Franz 17. 9. 1835 – 22. 11. 1903 Eintritt in die Armee: 29. 4. 1854; Übertritt in die Marine: 30. 7. 1861 chKzS: 9. 2. 1875; chKAdm: 23. 8. 1883; chVAdm: 27. 1. 1900 1. Kdo: 1. 3. 1864 als LzS, Kanonenboot II. Kl. Fuchs Ausscheiden: 9. 2. 1875 Wilhelm Prinz von Hessen-Philippsthal-Barchfeld 3. 10. 1831 – 17. 1. 1890 Eintritt: 29. 1. 1854 KzS: 24. 10. 1857; chKAdm: 22. 3. 1864 1. Kdo: 8. 5. 1854 als LzS, Segelkorvette Amazone Ausscheiden: 5. 4. 1860 Zirzow, Paul 6. 6. 1838 – 14. 1. 1912 Eintritt: 24. 6. 1854 KzS: 17. 12. 1878; chKAdm: 13. 11. 1883 1. Kdo: 22. 7. 1870 als KL, Radaviso Preußischer Adler Ausscheiden: 13. 11. 1883
6. Geburtsjahrzehnt 1841 – 1850 v. Arnim, Volkmar 7. 11. 1847 – 10. 9. 1923 Eintritt: 15. 6. 1863 KzS: 31. 1. 1889; KAdm: 15. 9. 1895; VAdm: 18. 1. 1901; Adm: 22. 6. 1905 1.Kdo: 11. 4. 1885 als KK, Kreuzerkorvette Ariadne Ausscheiden: 17. 9. 1907 Aschenborn, Richard 19. 1. 1848 – 16. 2. 1935 Eintritt: 7. 4. 1862
183
184
C. Anhänge
KzS: 18. 5. 1886; KAdm: 10. 10. 1892; chVAdm: 10. 01. 1901 1. Kdo: 2. 10. 1883 als KK, Kanonenboot Nautilus Ausscheiden: 14. 1. 1895 Aschmann, Ernst 15. 6. 1848 – 29. 10. 1910 Eintritt: 15. 6. 1863 KzS: 28. 10. 1888; chKAdm: 17. 10. 1892 1. Kdo: 3. 4. 1883 als KK, Brigg Rover Ausscheiden: 17. 10. 1892 Barandon, Carl 14. 4. 1844 – 14. 10. 1914 Eintritt: 1. 4. 1866 KzS: 14. 5. 1887; KAdm: 27. 1. 1894; chVAdm: 27. 1. 1907 1. Kdo: 2. 5. 1882 als KK, Aviso Grille Ausscheiden: 16. 11. 1898 (v.) Bendemann, Emil Felix 5. 8. 1848 – 31. 10. 1915 Eintritt: 9. 6. 1864 KzS: 22. 10. 1887; KAdm: 27. 1. 1895; VAdm: 5. 12. 1899; Adm: 14. 11. 1903 1. Kdo: 19. 10. 1876 als KL, Kanonenboot II. Kl. Sperber Ausscheiden: 18. 5. 1907 Erhebung in den erblichen Adelsstand: 27. 1. 1905 (Frhr) v. Bodenhausen, Conrad 7. 7. 1848 – 4. 11. 1938 Eintritt: 1. 5. 1865 KzS: 1. 4. 1865; KAdm: 30. 3. 1898; chVAdm: 14. 12. 1901 1. Kdo: 26. 3. 1883 als KK, Aviso Blitz Ausscheiden: 14. 12. 1901 Erhebung in den Freiherrenstand: 28. 5. 1870 Boeters, Oscar 19. 11. 1848 – 5. 2. 1912 Eintritt: 1. 5. 1865 KzS: 31. 1. 1889; chKAdm: 14. 9. 1896 1. Kdo: 24. 7. 1886 als KK, Kanonenboot Möwe Ausscheiden: 14. 9. 1896 Büchsel, Wilhelm 12. 4. 1848 – 7. 4. 1920 Eintritt: 24. 4. 1865
Anhang 2: Die Admirale der deutschen Kriegsmarinen
KzS: 1. 4. 1889; KAdm: 22. 3. 1897; VAdm: 1. 5. 1901; Adm: 23. 6. 1905 1. Kdo: 9. 4. 1880 als KL, Kanonenboot I. Kl. Iltis (I) Ausscheiden: 9. 3. 1908 Deinhard, Carl-August 2. 2. 1842 – 4. 10. 1892 Eintritt: 24. 4. 1856 KzS: 22. 3. 1880; KAdm: 15. 11. 1887; VAdm: 27. 1. 1890 1. Kdo: 18. 3. 1875 als KK, Brigg Musquito Ausscheiden: 4. 10. 1892 (Tod im Amt) v. Diederichs, Otto 7. 9. 1843 – 8. 3. 1918 Eintritt: 6. 9. 1865 KzS: 18. 2. 1886; KAdm: 20. 1. 1892; VAdm: 23. 11. 1897; Adm: 27. 1. 1902 1. Kdo: 8. 9. 1885 als KK, Kreuzerfregatte Stosch Ausscheiden: 19. 8. 1902 Diederichsen, Otto 21. 8. 1850 – 13. 11. 1825 Eintritt: 21. 4. 1866 KzS: 22. 3. 1890; KAdm: 22. 3. 1899; VAdm: 18. 9. 1902 1. Kdo: 7. 4. 1891 als KzS, Kreuzerfregatte Stosch Ausscheiden: 4. 7. 1905 Dietert, Conrad 5. 10. 1844 – 15. 9. 1906 Eintritt: 16. 6. 1860 KzS: 12. 2. 1884; chKAdm: 18. 2. 1890 1. Kdo: 15. 3. 1877 als KK, Radaviso Preußischer Adler Ausscheiden: 18. 2. 1890 v. Eisendecher, Carl 23. 6. 1841 – 19. 8. 1934 Eintritt: 18. 6. 1857 chKzS: 17. 12. 1878; chKAdm: 12. 1. 1893; chVAdm: 27. 1. 1900 1. Kdo: 1. 3. 1864 als LzS, Kanonenboot II. Kl. Natter Ausscheiden: 1907 (v.) Fischel, Max 31. 3. 1850 – 11. 5. 1929 Eintritt: 15. 4. 1867 KzS: 4. 4. 1893; KAdm: 18. 7. 1900; VAdm: 13. 7. 1904; Adm: 17. 9. 1907 1. Kdo: 24. 2. 1882 als KL, Brigg Rover Ausscheiden: 11. 3. 1911 Erhebung in den erblichen Adelsstand: 15. 6. 1908
185
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C. Anhänge
v. Frantzius, Ernst 4. 6. 1850 – 23. 3. 1910 Eintritt: 15. 4. 1867 KzS: 1. 2. 1892; KAdm: 18. 7. 1900 1. Kdo: 22. 4. 1884 als KL, Panzerkanonenboot Crocodill Ausscheiden. 11. 3. 1902 Fritze, Ernst 20. 4. 1850 – 27. 2. 1941 Eintritt: 15. 7. 1864 KzS: 27. 5. 1890; KAdm: 22. 3. 1899; VAdm: 27. 1. 1904; chAdm: 26. 7. 1914 1. Kdo: 22. 7. 1888 als KK, Kanonenboot Adler Ausscheiden: 14. 3. 1905 Geissler, Richard 20. 6. 1848 – 28. 9. 1922 Eintritt: 1. 5. 1865 KzS: 18. 2. 1890; KAdm: 7. 3. 1899; VAdm: 14. 12. 1901 1. Kdo: 11. 1. 1891 als KzS, Panzerkorvette Bayern Ausscheiden: 13. 7. 1904 Graf v. Hacke, Friedrich 3. 3. 1841 – 29. 4. 1897 Eintritt: 24. 6. 1854 KzS: 17. 12. 1878; chKAdm: 17. 2. 1885 1. Kdo: 29. 3. 1867 als KL, Panzerkanonenboot I. Kl. Camaeleon Ausscheiden: 17. 2. 1885 Heusner, Carl Eduard 8. 1. 1843 – 27. 2. 1891 Eintritt: 18. 6. 1857 KzS: 12. 4. 1881; KAdm: 21. 1. 1889; chVAdm: 22. 4. 1890 1. Kdo: 6. 5. 1872 als KL, Kanonenboot I. Kl. Meteor Ausscheiden: 22. 4. 1890 Hoffmann, Paul Gottfried 20. 6. 1846 – 18. 4. 1917 Eintritt: 15. 6. 1863 KzS: 22. 3. 1886; KAdm: 10. 10. 1892; VAdm: 18. 9. 1899 1. Kdo: 1. 4. 1884 als KK, Kanonenboot Möwe Ausscheiden: 31. 12. 1900 (Frhr) v. Hollen, George 13. 6. 1845 – 6. 9. 1900 Eintritt: 21. 6. 1859 KzS: 1. 4. 1882; KAdm: 1. 4. 1889; chVAdm: 17. 10. 1892
Anhang 2: Die Admirale der deutschen Kriegsmarinen
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1. Kdo: 1. 4. 1880 als KK, Kreuzerkorvette Ariadne Ausscheiden: 20. 1. 1892 Erhebung in den Freiherrenstand: 31. 8. 1869 (v.) Hollmann, Friedrich 19. 1. 1842 – 21. 1. 1913 Eintritt: 18. 6. 1857 KzS: 15. 2. 1881; KAdm: 14. 8. 1888; VAdm: 22. 11. 1890; Adm: 5. 5. 1896 1. Kdo: 1. 4. 1876 als KK, Brigg Undine Ausscheiden: 15. 6. 1897 Erhebung in den erblichen Adelsstand: 27. 1. 1905 Hornung, Richard 5. 11. 1850 – 4. 4. 1905 Eintritt: 15. 4. 1867 KzS: 10. 10. 1892; chKAdm: 10. 10. 1898 1. Kdo: 25. 3. 1884 als KL, Kanonenboot Cyclop (II) Ausscheiden: 10. 10. 1898 Karcher, Guido 8. 7. 1844 – 27. 12. 1905 Eintritt: 21. 6. 1859 KzS: 16. 8. 1883; KAdm: 1. 4. 1889; VAdm: 27. 1. 1895; Adm: 26. 6. 1899 1. Kdo: 1. 9. 1881 als KK, Kreuzerkorvette Carola Ausscheiden: 18. 9. 1899 Klausa, Oscar 6. 1. 1849 – 2. 11. 1907 Eintritt: 24. 4. 1865 KzS: 1. 4. 1889; chKAdm: 7. 5. 1900 1. Kdo: 1. 7. 1880 als KL, Kanonenboot I. Kl. Iltis (I) Ausscheiden: 18. 2. 1890 Koch, Walter 4. 10. 1848–? Eintritt: 24. 4. 1865 KzS: 27. 8. 1889; chKAdm: 29. 3. 1897 1. Kdo: 1. 4. 1881 als KL, Spezialschiff Loreley (III) Ausscheiden: 29. 3. 1897 (v.) Koester, Hans 29. 4. 1844 – 21. 2. 1928 Eintritt: 21. 6. 1859 KzS: 17. 12. 1881; KAdm: 1. 4. 1889; VAdm: 10. 10. 1892; Adm: 22. 3. 1897; GAdm: 28. 6. 1905 1. Kdo: 3. 4. 1883 als KzS, Segelfregatte Niobe
188
C. Anhänge
Ausscheiden: 29. 12. 1906 Erhebung in den erblichen Adelsstand: 1. 1. 1900 v. Kyckbusch, Franz 14. 2. 1844 – 29. 11. 1896 Eintritt: 16. 6. 1860 KzS: 19. 3. 1885; chKAdm: 2. 12. 1890 1. Kdo: 19. 7. 1870 als LzS, Kanonenboot II. Kl. Sperber Ausscheiden: 18. 11. 1890 Frhr v. Lyncker, Emil 15. 12. 1849 – 5. 6. 1931 Eintritt: 15. 4. 1867 KzS: 27. 1. 1895; chKAdm: 7. 5. 1900 1. Kdo: 20. 3. 1887 als KL, Radaviso Loreley (II) Ausscheiden: 7. 5. 1900 (Frhr) v. Maltzahn, Curt 1. 11. 1849 – 1. 1. 1930 Eintritt: 21. 4. 1866 KzS: 21. 9. 1891; KAdm: 15. 3. 1900; chVAdm: 12. 12. 1903 1. Kdo: 2. 4. 1889 als KK, Brigg Musquito Ausscheiden: 12. 12. 1903 Erhebung in den Freiherrenstand: 7. 5. 1875 Mensing, Franz 6. 12. 1843 – 23. 4. 1911 Eintritt: 22. 7. 1858 KzS: 1. 4. 1882; KAdm: 1. 4. 1889; chVAdm: 2. 1. 1894 1. Kdo: 5. 3. 1873 als KL, Kanonenboot I. Kl. Comet Ausscheiden: 15. 1. 1894 Oldekop, Iwan Friedrich Julius 3. 10. 1844 – 7. 1. 1936 Eintritt: 1. 5. 1865 KzS: 22. 3. 1886; KAdm: 20. 1. 1892; VAdm: 22. 3. 1899 1. Kdo: 8. 4. 1886 als KzS, Gedeckte Korvette Prinz Adalbert Ausscheiden: 13. 11. 1899 v. Pawelsz, Friedrich 28. 9. 1844 – 11. 2. 1905 Eintritt: 16. 6. 1860 KzS: 17. 2. 1885; KAdm: 22. 3. 1890; chVAdm: 20. 11. 1893 1. Kdo: 14. 5. 1876 als KL, Kanonenboot I. Kl. Comet Ausscheiden: 20. 11. 1893
Anhang 2: Die Admirale der deutschen Kriegsmarinen
Plüddemann, Max 12. 2. 1846 – 23. 1. 1910 Eintritt: 15. 6. 1863 KzS: 22. 10. 1887; KAdm: 13. 5. 1895 1. Kdo: 23. 11. 1883 als KK, Kanonenboot Albatross Ausscheiden: 15. 6. 1897 v. Prittwitz und Gaffron, Kurt 16. 7. 1849 – 16. 2. 1922 Eintritt: 21. 4. 1866 KzS: 17. 3. 1891; KAdm: 13. 11. 1899; VAdm: 27. 1. 1904; Adm: 18. 5. 1907 1. Kdo: 2. 4. 1889 als KK, Kreuzerkorvette Alexandrine Ausscheiden: 21. 10. 1910 Riedel, Louis 12. 12. 1849 – 10. 3. 1907 Eintritt: 15. 4. 1867 KzS: 24. 10. 1892; chKAdm: 17. 9. 1900 1. Kdo: 5. 1. 1889 als KK, Kanonenboot Möwe Ausscheiden: 14. 5. 1894 Rittmeyer, Rudolf 27. 9. 1850 – 28. 2. 1914 Eintritt: 21. 4. 1866 KzS: 2. 4. 1891; chKAdm: 13. 4. 1896 1. Kdo: 11. 9. 1883 als KL, Radaviso Loreley (II) Ausscheiden: 13. 4. 1896 Rötger, Fritz 6. 7. 1848 – 26. 7. 1913 Eintritt: 24. 4. 1865 KzS: 18. 2. 1890; chKAdm: 12. 4. 1898 1. Kdo: 1. 4. 1874 als LzS, Kanonenboot II. Kl. Tiger Ausscheiden: 12. 4. 1898 Sack, Hans 27. 7. 1848 – 15. 2. 1924 Eintritt: 24. 4. 1865 KzS: 1. 4. 1889; KAdm: 6. 12. 1897; VAdm: 1. 11. 1901 1. Kdo: 31. 8. 1875 als LzS, Kanonenboot II. Kl. Sperber Ausscheiden: 13. 7. 1904 Schering, Rudolph 16. 2. 1843 – 1. 8. 1901 Eintritt: 21. 6. 1858
189
190
C. Anhänge
KzS: 12. 4. 1881; KAdm: 27. 1. 1889; chVAdm: 14. 10. 1890 1. Kdo: 22. 4. 1873 als KL, Brigg Rover Ausscheiden: 14. 10. 1890 Schröder, Wilhelm 19. 9. 1842 – 17. 6. 1908 Eintritt: 21. 6. 1858 KzS: 12. 4. 1881; KAdm: 27. 1. 1889; VAdm: 14. 4. 1891 1. Kdo: 3. 4. 1880 als KK, Glattdeckkorvette Nymphe Ausscheiden: 6. 11. 1893 v. Schuckmann, Hugo 4. 1. 1848 – 7. 12. 1931 Eintritt: 24. 4. 1865 KzS: 4. 2. 1890; KAdm: 16. 11. 1898; chVAdm: 14. 12. 1901 1. Kdo: 15. 5. 1884 als KK, Panzerfregatte Preußen Ausscheiden: 14. 12. 1901 Schulze, Max 24. 2. 1845 – 1910 Eintritt: 18. 6. 1861 KzS: 3. 2. 1885; KAdm: 22. 3. 1890 1. Kdo: 1. 4. 1881 als KK, Brigg Undine Ausscheiden: 21. 9. 1891 Frhr v. Seckendorff, Albert 11. 3. 1849 – 28. 6. 1921 Eintritt: 6. 9. 1864 KzS: 22. 10. 1887; chKAdm: 27. 1. 1895; chVAdm. 27. 1. 1900 1. Kdo: 1. 10. 1882 als KK, Kreuzerkorvette Olga Ausscheiden: 13. 11. 1888 (endgültiger Übertritt in den Hofdienst) Frhr v. Senden-Bibran, Gustav 23. 7. 1847 – 23. 11. 1906 Eintritt: 7. 4. 1862 KzS: 18. 9. 1886; KAdm: 10. 10. 1892; VAdm: 17. 11. 1899; Adm: 14. 11. 1903 1. Kdo: 27. 9. 1878 als KL, Kanonenboot I. Kl. Comet Ausscheiden: 7. 7. 1906 Strauch, Franz 11. 4. 1846 – 11. 8. 1928 Eintritt: 9. 6. 1864 KzS: 31. 5. 1888; chKAdm: 21. 9. 1891 1. Kdo: 18. 8. 1880 als KL, Kanonenboot Wolf Ausscheiden: 21. 9. 1891
Anhang 2: Die Admirale der deutschen Kriegsmarinen
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Stubenrauch, Felix 7. 3. 1850 – 15. 9. 1931 Eintritt: 15. 4. 1867 KzS: 27. 1. 1894; chKAdm: 7. 5. 1900 1. Kdo: 14. 4. 1885 als KK, Kanonenboot Cyclop (II) Ausscheiden. 7. 5. 1900 (v.) Thomsen, August 6. 8. 1846 – 26. 9. 1920 Eintritt: 11. 1. 1862 KzS: 18. 8. 1885; KAdm: 19. 11. 1890; VAdm: 4. 10. 1895; Adm: 10. 3. 1900 1. Kdo: 21. 5. 1885 als KK, Panzerfregatte König Wilhelm Ausscheiden: 14. 11. 1903 Erhebung in den erblichen Adelsstand: 16. 6. 1913 (v.) Tirpitz, Alfred 19. 3. 1849 – 6. 3. 1930 Eintritt: 24. 4. 1865 KzS: 24. 11. 1888; KAdm: 13. 5. 1895; VAdm: 5. 12. 1899; Adm: 14. 11. 1903; GAdm: 27. 1. 1911 1. Kdo: 6. 5. 1878 als KL, Torpedofahrzeug Zieten Ausscheiden: 15. 3. 1916 Erhebung in den erblichen Adelsstand: 12. 6. 1900 Valois, Victor 14. 8. 1841 – 1. 1. 1924 Eintritt: 18. 6. 1857 KzS: 17. 12. 1881; KAdm: 1. 4. 1889; VAdm: 10. 10. 1892; chAdm: 27. 1. 1912 1. Kdo: 24. 3. 1874 als KL, Radaviso Preußischer Adler Ausscheiden: 1. 8. 1896 (v.) Werner, Bartholomäus 18. 7. 1842 – 6. 4. 1924 Eintritt: 24. 4. 1856 KzS: 22. 3. 1880; chKAdm: 15. 11. 1887 1. Kdo: 1. 4. 1876 als KK, Brigg Musquito Ausscheiden: 15. 11. 1887 Erhebung in den erblichen Adelsstand: 1. 3. 1876 v. Wietersheim, Friedrich 7. 4. 1849 – 1. 10. 1906 Eintritt: 1. 5. 1865 KzS: 27. 1. 1890; KAdm: 16. 11. 1898 1. Kdo: 1. 7. 1879 als KL, Radaviso Loreley (II) Ausscheiden: 15. 7. 1900
192
C. Anhänge
7. Geburtsjahrzehnt 1851 – 1860 Kirchhoff, Hermann 22. 2. 1851 – 25. 8. 1932 Eintritt: 15. 4. 1867 KzS: 29. 8. 1892; KAdm: 18. 7. 1900; chVAdm: 6. 12. 1902 1. Kdo: 25. 2. 1891 als KK, Kreuzerkorvette Sophie Ausscheiden: 6. 12. 1902 v. Schuckmann, Oscar 25. 5. 1851 – 7. 3. 1920 Eintritt: 9. 6. 1864 KzS: 18. 2. 1890; chKAdm: 7. 3. 1899 1. Kdo: 22. 4. 1884 als KL, Aviso Grille Ausscheiden: 9. 11. 1901 8. Geburtsjahrzehnt 1861 – 1870 Heinrich Albert Wilhelm Prinz von Preußen 14. 8. 1862 – 20. 4. 1929 Eintritt: 21. 4. 1877 KzS: 27. 1. 1889; KAdm: 15. 9. 1895; VAdm: 5. 12. 1899; Adm: 13. 9. 1901; GAdm: 4. 9. 1909 1. Kdo: 27. 4. 1887 als KL, Torpedoboot D2 / D1 / Carmen Ausscheiden: 31. 10. 1918
IV. Liste von Seeoffizieren zu spezifischen Daten In den folgenden Listen werden Seeoffiziere ab dem Rang eines ULzS genannt, die bis am 31. 12. 1900 einen Admiralsrang erreichten, gruppiert zu denselben besonderen Daten, zu denen in Anh. 8 die Kriegsschiffslisten erstellt wurden. Für den Rang ist das Datum des Patentes (gemäß Hildebrand / Henriot) maßgeblich, ohne Berücksichtigung des damit ev. verbundenen zurückverlegten RDA. Bei den Subalternoffizieren wird auf die bis um die Jahrhundertmitte praktizierte Unterscheidung von Klassen verzichtet. „K“ anstelle eines Ranges bedeutet, dass der Betreffende schon in die Marine eingetreten und sich als Kadett (unter verschiedenen, damals üblichen Bezeichnungen, z. B. Kadettaspirant, Volontärkadett, Seekadett) in Ausbildung befand.
Anhang 2: Die Admirale der deutschen Kriegsmarinen
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1. Frühzeit (1815 – 30. 6. 1853) a) Königlich Preußische Marine Prinz Adalbert: 1836 „Kommission über Marinefragen“ (Mitglied); 17. 4. 1848: Kommission zum Schutz der preußischen Ostseeküsten (Vorsitz); 1. 3. 1849: „Oberbefehlshaber aller vorhandenen und noch zu bauenden preußischen Kriegsfahrzeuge“. J. Donner: 12. 3. 1850 KzS E. Heldt: 28. 4. 1849 Auxiliaroffizier; 2. 4. 1850 LzS L. (v.) Henk: 28. 4. 1849 Auxiliaroffizier; 7. 9. 1852 LzS E. (v.) Jachmann: 27. 5. 1847 Sekondeleutnant der Marine; 29. 3. 1849 LzS G. Klatt: 28. 4. 1849 Auxiliaroffizier; 4. 9. 1852 LzS H. Köhler: 29. 3. 1849 Auxiliaroffizier; 4. 9. 1852 LzS H. Kuhn: 14. 6. 1849 Sekondeleutnant Christian Dietrich Johann Longé (1779 – 1863): LzS (später Oberst der Marine) Henry Murk (†1845; keine andern Daten ermittelt): LzS Jan Schröder: 24. 10. 1848 Komm H. Sundewall: 26. 10. 1852 KK R. (v.) Werner: 4. 9. 1852 Eintritt; 20. 9. 1852 LzS K: C. Batsch, Berger (1. 11. 1848), Przewisinski (29. 3. 1849), Livonius, MacLean, v. Monts de Mazin, v. Schleinitz (29. 11. 1849)
b) Schleswig-Holsteinische Flottille J. Donner: 27. 2. 1849 Marinecaptain (bis 5. 4. 1849) W. v. Wickede: 15. 6. 1849 Eintritt (bis 20. 3. 1850). 27. 3. 1850 – 20. 7. 1868 österreichische, dann Königlich Preußische Marine
c) Erste Bundesmarine Prinz Adalbert: 13. 10. 1848 „Technische Marinekommission“ in Frankfurt a. M. (Vorsitz) R. Bromme: 10. 9. 1848 FK; 23. 11. 1849 KAdm J. Donner: 6. 4. 1849 KzS (bis 11. 3. 1850, dann Königlich Preußische Marine) F. Kinderling: 1. 3. 1849 Schiffsfähnrich; 19. 10. 1852 Eintritt in die Königlich Preußische Marine R. (v.) Werner: 24. 4. 1849 Auxiliaroffizier (bis 2. 4. 1852)
194
C. Anhänge
2. 1. 7. 1853 – Fortsetzung der Königlich Preußischen Marine K: Berger, F. Kinderling, Livonius, MacLean, v. Monts, Przewisinski LzS: C. Batsch, Heldt, (v.) Henk, E. (v.) Jachmann, Klatt, Köhler, Kuhn, R. (v.) Werner KK: Sundewall KzS: J. Donner (11. 4. 1862 chKAdm) Komm: Jan Schröder Oberbefehlshaber: Prinz Adalbert (ab 30. 11. 1853)
3. 15. 3. 1864 – Beginn der Feindseligkeiten zur See im dänischen Krieg K: v. Arnim, Aschenborn, Aschmann, v. Blanc, Dietert, v. Eisendecher, Heusner, P. Hoffmann, v. Hollen, (v.) Hollmann, Karcher, (v.) Koester, v.Kykbusch, v. Pawelsz, Plüddemann, v. Reiche, Schering, W. Schröder, M. Schulze, v. Senden-Bibran, (v.) Thomsen, Valois, B. (v.) Werner LzS: C. Batsch, Berger, Deinhard, v. d. Goltz, v. Hacke, v. Kall, F. Kinderling, (v.) Knorr, H. Kühne, Livonius, MacLean, v. Monts, Pirner, Przewisinski, v. Reibnitz, A. Schack, v. Schleinitz, Waldersee, R. (v.) Werner, Zirzow KK: (v.) Henk, Klatt, Köhler KzS: Heldt, E. (v.) Jachmann, Kuhn Oberbefehlshaber: Prinz Adalbert (bis 30. 6. 1867)
4. 1. 7. 1867 – Marine des Norddeutschen Bundes K: v. Arnim, Aschenborn, Aschmann, Barandon, (v.) Bendemann, v. Bodenhausen, Boeters, Büchsel, v. Diederichs, Diederichsen, M. (v.) Fischel, v. Frantzius, Fritze, Geissler, P. Hoffmann, Hornung, H. Kirchhoff, Klausa, W. Koch, v. Lyncker, v. Maltzahn, F. Mensing, I.F.J. Oldekop, Plüddemann, v. Prittwitz und Gaffron, L. Riedel, Rittmeyer, Rötger, Sack, H. v. Schuckmann, O. v. Schuckmann, v. Seckendorff, v. Senden, F. Strauch, Stubenrauch, (v.) Thomsen, (v.) Tirpitz, v. Wietersheim ULzS: Dietert, Karcher, v. Kykbusch, v. Pawelsz, v. Reiche, M. Schulze, Stempel, Valois LzS: Deinhard, Heusner, v. Hollen, (v.) Hollmann, (v.) Koester, Schering, W. Schröder KL: v. Blanc, v. Eisendecher, v.d. Goltz, v. Hacke, v. Kall, (v.) Knorr, H. Kühne, Livonius, v. Monts, Pirner, v. Reibnitz, Schack, v. Schleinitz, Waldersee, B. (v.) Werner, Zirzow KK: C. Batsch, Berger, F. Kinderling, Klatt, MacLean, Przewisinski, R. (v.) Werner
Anhang 2: Die Admirale der deutschen Kriegsmarinen
195
KzS: Heldt, (v.) Henk, Köhler, Kuhn KAdm: E. (v.) Jachmann Oberbefehlshaber: Prinz Adalbert
5. 19. 7. 1870 – Kriegserklärung Frankreichs K: Diederichsen, M. (v.) Fischel, v. Frantzius, Fritze, Hornung, H. Kirchhoff, v. Lyncker, v. Maltzahn, v. Prittwitz, L. Riedel, Rittmeyer, O. v. Schuckmann, Stubenrauch ULzS: v. Arnim, Aschenborn, Aschmann, (v.) Bendemann, v. Bodenhausen, Boeters, Büchsel, Geissler, Klausa, W. Koch, Rötger, Sack, H. v. Schuckmann, v. Seckendorff, Strauch, (v.) Tirpitz, v. Wietersheim LzS: Barandon, v. Diederichs, Dietert, P. Hoffmann, Karcher, v. Kykbusch, F. Mensing, I. F. J. Oldekop, v. Pawelsz, Plüddemann, v. Reiche, M. Schulze, v. Senden, Stempel, (v.) Thomsen KL: Deinhard, v. Eisendecher, v. Hacke, Heusner, v. Hollen, (v.) Hollmann, v. Kall, (v.) Knorr, (v.) Koester, H. Kühne, C. H. T. Paschen, Pirner, v. Reibnitz, A. Schack, Schering, W. Schröder, Valois, B. (v.) Werner, Zirzow KK: C. Batsch, Berger, v. Blanc, v.d. Goltz, F. Kinderling, Livonius, MacLean, v. Monts, Przewisinski, v. Schleinitz, Waldersee, v. Wickede KzS: (v.) Henk, Klatt, Köhler, R. (v.) Werner KAdm: Heldt, Kuhn VAdm: E. (v.) Jachmann Oberbefehlshaber (bis 29. 7. 1870) und Generalinspekteur des Marinewesens: Prinz Adalbert
6. 1. 1. 1872 – Marine des Deutschen Reiches (Kaiserliche Marine); Beginn der Amtszeit v. Stoschs als Chef der Admiralität K: M. (v.) Fischel, v. Frantzius, H. Kirchhoff, v. Lyncker, L. Riedel, Stubenrauch ULzS: v. Arnim, Aschenborn, Aschmann, v. Bodenhausen, Boeters, Büchsel, Diederichsen, Fritze, Geissler, Hornung, Klausa, W. Koch, v. Maltzahn, v. Prittwitz, Rittmeyer, Rötger, Sack, H. v. Schuckmann, O. v. Schuckmann, v. Seckendorff, F. Strauch, (v.) Tirpitz, v. Wietersheim LzS: Barandon, (v.) Bendemann, v. Diederichs, Dietert, P. Hoffmann, v. Kykbusch, I. F. J. Oldekop, v. Pawelsz, Plüddemann, v. Reiche, M. Schulze, v. Senden, (v.) Thomsen KL: Deinhard, v. Eisendecher, v. Hacke, Heusner, v. Hollen, (v.) Hollmann, Karcher, v. Klatt, (v.) Koester, F. Mensing, C. H. T. Paschen, Pirner, v. Reibnitz, A. Schack, Schering, W. Schröder, Stempel, Valois KK: Berger, v. Blanc, v.d. Goltz, (v.) Knorr, H. Kühne, Livonius, MacLean,
196
C. Anhänge
v. Monts, Przewisinski, v. Schleinitz, Waldersee, B. (v.) Werner, v. Wickede, Zirzow KzS: C. Batsch, F. Kinderling, Klatt, Köhler, R. (v.) Werner KAdm: Heldt, (v.) Henk (ch) VAdm: E. (v.) Jachmann Generalinspekteur der Kaiserlichen Marine (bis 6. 6. 1873): Prinz Adalbert
7. 20. 3. 1883 – Beginn der Amtszeit v. Caprivis als Chef der Admiralität LzS: Prinz Heinrich KL: Diederichsen, M. (v.) Fischel, v. Frantzius, Fritze, Geissler, Hornung, H. Kirchhoff, W. Koch, v. Lyncker, v. Maltzahn, v. Prittwitz, L. Riedel, Rittmeyer, Rötger, H. v. Schuckmann, O. v. Schuckmann, Stubenrauch, v. Wietersheim KK: v. Arnim, Aschenborn, Aschmann, Barandon, (v.) Bendemann, v. Bodenhausen, Boeters, Büchsel, v. Diederichs, Dietert, P. Hoffmann, Karcher, Klausa, v. Kykbusch, I. F. J. Oldekop, v. Pawelsz, Plüddemann, v. Reiche, Sack, M. Schulze, v. Seckendorff, v. Senden, Stempel, F. Strauch, (v.) Thomsen, (v) Tirpitz KzS: v. Blanc, Deinhard, v. Eisendecher (ch), v. d. Goltz, v. Hacke, Heusner, v. Hollen, (v.) Hollmann, v. Kall, (v.) Knorr, (v.) Koester, H. Kühne, F. Mensing, C. H. T. Paschen, Pirner, v. Reibnitz, A. Schack, Schering, v. Schleinitz, W. Schröder, Valois, B. (v.) Werner, Zirzow KAdm: Berger, Livonius, v. Monts, v. Wickede VAdm: C. Batsch
8. 5. 7. 1888 – Ende der Amtszeit v. Caprivis als Chef der Admiralität; Beginn der Marineführung durch den Kaiser KL: v. Lyncker, H. v. Schuckmann KK: v. Arnim, Aschmann, v. Bodenhausen, Boeters, Büchsel, Diederichsen, M. (v.) Fischel, v. Frantzius, Fritze, Geissler, Prinz Heinrich, Hornung, H. Kirchhoff, Klausa, W. Koch, v. Maltzahn, v. Prittwitz, L. Riedel, Rittmeyer, Rötger, Sack, O. v. Schuckmann, Stubenrauch, (v.) Tirpitz, v. Wietersheim KzS: Aschenborn, Barandon, (v.) Bendemann, v. Diederichs, Dietert, Heusner, P. Hoffmann, v. Hollen, (v.) Hollmann, Karcher, (v.) Koester, v. Kykbusch, F. Mensing, I. F. J. Oldekop, v. Pawelsz, Plüddemann, v. Reiche, Schering, W. Schröder, M. Schulze, v. Seckendorff, v. Senden, Stempel, F. Strauch, (v.) Thomsen, Valois KAdm: Deinhard, v. d. Goltz, v. Kall, (v.) Knorr, C. H. T Paschen VAdm: v. Blanc, v. Monts
Anhang 2: Die Admirale der deutschen Kriegsmarinen
197
9. 31. 12. 1900 KAdm: v. Arnim, v. Bodenhausen, Büchsel, Diederichsen, M. (v.) Fischel, v. Frantzius, Fritze, Geissler, H. Kirchhoff, v. Maltzahn, v. Prittwitz, Sack, H. v. Schuckmann, O. v. Schuckmann (ch) VAdm: (v.) Bendemann, v. Diederichs, Prinz Heinrich, P. Hoffmann, v. Senden, (v.) Tirpitz Adm: (v.) Koester, (v.) Thomsen.
Anhang 3: Die Führung der deutschen Kriegsmarinen im 19. Jahrhundert I. Monarchen Siehe Anh. 1 Ziff. I. 1. a)
II. Spitzen der Marine Für die Lebens-, Karriere- und eventuellen Nobilitierungsdaten der Nachgenannten wird auf Anh. 2 und auf Hildebrand / Henriot verwiesen.
1. Chef (Oberbefehlshaber, Chef der Admiralität, KommAdm) Adalbert Heinrich Wilhelm Prinz von Preußen 29. 10. 1811 – 6. 6. 1873 1. 3. 1849
Oberbefehlshaber aller vorhandenen und noch zu bauenden preußischen Kriegsfahrzeuge (bis 29. 11. 1853)
30. 11. 1853 Oberbefehlshaber der Königlich-Preußischen Marine (bis 30. 6. 1867), zu gleich Generalinspekteur des Marinewesens (bis 18. 1. 1871) 30. 3. 1854
Adm der preußischen Küsten mit dem Rang eines Generals d. Inf.
19. 4. 1859
regulärer Adm
1. 7. 1867
Oberbefehlshaber der Marine des Norddeutschen Bundes (bis 29. 7. 1870)
18. 1. 1871
Generalinspekteur der Kaiserlichen Marine (bis 6. 6. 1873)
Otto Frhr v. Manteuffel 30. 11. 1853 Chef der Admiralität / Kurator der Marine (bis 5. 11. 1858)1
1
Vom 19. 12. 1850 – 5. 11. 1858 preußischer Ministerpräsident.
Anhang 3: Die Führung der deutschen Kriegsmarinen
199
Karl Anton Fürst von Hohenzollern 15. 11. 1858 Interim. Chef der Admiralität / Kurator der Marine (bis 30. 4. 1859)2 Albrecht Graf v. Roon 16. 4. 1861
Marineminister (bis 31. 12. 1871)
16. 6. 1868
Vertreter des Reichskanzlers in Angelegenheiten der Marine (bis 31. 12. 1871)
Generalleutnant / General d. Inf. / Adm Albrecht v. Stosch 1. 1. 1872
Chef der Admiralität (bis 20. 3. 1883)
Generalleutnant / General d. Inf. / VAdm Leo Graf v. Caprivi de Caprera de Montecuccoli 20. 3. 1883
Chef der Admiralität (bis 5. 7. 1888); vom 10. 10. 1885 – 5. 1. 1886 vertr. d. VAdm Graf v. Monts de Mazin
VAdm Alexander Graf v. Monts de Mazin 5. 7. 1888
KommAdm3, (bis 19. 1. 1889); ab 1. 11. 1888 vertr. d. KAdm C. H. Th. Paschen.
VAdm / Adm Max Frhr v. d. Goltz 24. 1. 1889
KommAdm (bis 13. 5. 1895); ab 4. 3. 1895 vertr. d. Adm v. Knorr.
Adm Eduard v. Knorr 14. 5. 1895
KommAdm (bis 7. 3. 1899); vom 11. 10. 1898 – 13. 3. 1899 vertr. d. Adm v. Koester.
Danach übernahm der Kaiser die unmittelbare Führung.
* Eine durch die kriegerischen Ereignisse erklärbare Sonderstellung nahmen zwei herausragende Seeoffiziere ein: Jan Schröder und Eduard (v.) Jachmann. Jan Schröder (1800 – 1885), 1812 – 1814 in der französischen und seit 1814 bis zum Übertritt am 4. 7. 1846 in preussische Dienste (als Rath IV. Klasse, Direktor der Navigationsschule Danzig bis 8. 9. 1848) in der niederländischen Marine tätig (in den Niederlanden später noch zweimal befördert: am 31. 5. 1849 zum KzS, am 2. 11. 1882 zum KAdm). Er wurde am 24. 10. 1848 gleichzeitig mit dem formellen Übertritt aus dem preußischen Verwaltungsdienst in die preussische Marine zum Komm ernannt, am 17. 5. 1854 zum KAdm, am 22. 5. 1858 zum VAdm, befördert, bevor er am 6. 12. 1860 verabschiedet wurde. Im Krieg gegen Dänemark war 2 3
Vom 6. 11. 1858 – 12. 3. 1862 preußischer Ministerpräsident. Obwohl diese Funktion formell erst unter seinem Nachfolger geschaffen wurde.
200
C. Anhänge
Komm Schröder vom 1. 3. bis 18. 4. 1849 „Befehlshaber über sämtliche in Preußen bereits ausgerüsteten und noch auszurüstenden Kriegsfahrzeuge“. Eduard v. Jachmann (1822 – 1887), seit 22. 3. 1868 VAdm, war vom 19. 7. 1870 bis 17. 3. 1871 „Oberbefehlshaber der an der Nordseeküste stationierten Seestreitkräfte“ und vom 4. 12. 1871 bis zur Dispositionsstellung am 17. 2. 1874 „Befehlshaber über sämtliche in Dienst gestellten Seestreitkräfte“.
2. Staatssekretär des Reichsmarineamtes (RMA) KAdm Heusner: 1. 4. 1889 – 22. 4. 1890; vom 4. 3. – 22. 4. 1890 vertr. d. KAdm v. Koester. KAdm / Adm v. Hollmann: 23. 4. 1890 – 15. 6. 1897 KAdm Büchsel: 1. 4. – 1. 9. 1897 (interim.) KAdm / GAdm v. Tirpitz: 15. 6. 1897 (übernommen 1. 9. 1897) – 5. 3. 1916
3. Chef des Admiralstabes der Marine KAdm / VAdm v. Bendemann: 14. 3. 1899 – 31. 12. 1899 VAdm / Adm v. Diederichs: 1. 1. 1900 – 9. 8. 1902
4. Chef des Marinekabinetts KzS / Adm v. Senden-Bibran: 1. 4. 1889 – 7. 7. 1906
5. Generalinspekteur der Marine (ad personam) Adm Prinz Adalbert: 18. 1. 1871 – 6. 6. 1873 Adm / GAdm v. Koester: 14. 3. 1899 – 29. 12. 1906
6. Chef des I. Geschwaders VAdm v. Koester: 6. 1. – 3. 10. 1896 VAdm v. Thomsen: 4. 10. 1896 – 30. 9. 1899 VAdm Paul Hoffmann: 1. 10. 1899 – 28. 9. 1900 VAdm / Adm Prinz Heinrich: 29. 9. 1900 – 21. 9. 1903
Anhang 3: Die Führung der deutschen Kriegsmarinen
201
7. Chef der Marinestation der Ostsee4 a) Danzig KzS J. O. Donner: 23. 12. 1853 – 22. 5. 1854 (interim.) KAdm / VAdm Jan Schröder: 23. 5. 1854 – 13. 3. 1859 KzS Sundewall: 19. 1. – 28. 9. 1859 (interim.) KzS J. O. Donner: 29. 9. 1859 – 11. 4. 1862 (interim). KzS / KAdm E. v. Jachmann: 27. 12. 1862 – 22. 6. 1865 (Verlegung der Station nach Kiel). Dazwischen interim.: KK / KzS H. Kuhn: 7. 6. 1858 – 18. 1. 1859, 14. – 18. 10. 1861, 20. 4. – 27. 12. 1862, und 22. 4. – 23. 6. 1865 KK Heldt: 18. 9. – 14. 10. 1861 chOberst Carl Rode: 25. 2. 1864 – 24. 3. 1865
b) Kiel KAdm E. v. Jachmann: 23. 6. 1865 – 6. 6. 1866 und 18. 9. 1866 – 5. 3. 1869; vom 7. 6. – 17. 9. 1866 und 20. 10. 1867 – 30. 4. 1868 vertr. d. KzS A. Bothwell KzS / KAdm Heldt: 4. 5. 1868 – 4. 3. 1869 (interim.) und 5. 3. 1869 – 8. 12. 1874; vom 25. 5. – 7. 9. 1871 vertr. d. chOberst Carl Rode, vom 16. 5. – 2. 8. 1874 vertr. d. KzS MacLean KzS / KAdm R. v. Werner: 9. 12. 1874 – 15. 10. 1878; vom 30. 7. – 18. 9. 1876 vertr. d. KzS F. Kinderling KAdm F. Kinderling: 6. 7. – 18. 11. 1878 (interim.) und 19. 11. 1878 – 6. 1. 1881; vom 16. 10. – 18. 11. 1878 und 22. 5. – 15. 9. 1879 vertr. d. Generalmajor Liebe KAdm MacLean: 7. 1. – 24. 1. 1881 (interim.) VAdm C. Batsch: 25. 1. 1881 – 21. 7. 1883 KAdm / VAdm v. Wickede: 22. 7. – 15. 8. 1883 (interim.) und 16. 8. 1883 – 5. 5. 1887 KAdm / VAdm v. Blanc: 6. 5. 1887 – 20. 1. 1889 VAdm / Adm v. Knorr: 27. 1. 1889 – 13. 5. 1895; vom 16. – 28. 3. 1892 vertr. d. KAdm F. Mensing VAdm v. Reiche: 14. 5. – 4. 10. 1895 (interim.) VAdm v. Thomsen: 4. 10. 1895 – 3. 10. 1896 VAdm / Adm v. Koester: 4. 10. 1896 – 21. 9. 1903; vom 5. 8. – 17. 9. 1899 vertr. d. KAdm v. Arnim
4 Durch ACO vom 21. 12. 1853 / 25. 1. 1854 wurde das seit 1848 in Stettin befindliche Marinekommando vom Oberkommando gelöst und nach Danzig verlegt (Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 2 S. 29).
202
C. Anhänge
8. Inspekteur, I. Marineinspektion (Ostsee)5 KAdm v. Blanc: 1. 10. 1884 – 5. 5. 1887 KAdm v. Knorr: 28. 6. 1887 – 26. 1. 1889 KAdm W. Schröder: 1. 10. 1889 – 22. 4. 1890 KzS Aschenborn: 23. 4. – 10. 9. 1890 (interim.) KAdm F. Mensing: 10. 9. 1890 – 28. 3. 1892 KAdm Valois: 28. 3. – 10. 10. 1892 KAdm Aschenborn: 10. 10. 1892 – 14. 1. 1895 KAdm v. Diederichs: 15. 1. – 19. 9. 1895 KAdm Barandon: 1. 10. 1895 – 9. 10. 1896 KAdm v. Arnim: 13. 10. 1896 – 30. 9. 1897 KAdm Prinz Heinrich: 1. 10. – 23. 11. 1897 KzS / KAdm v. Bodenhausen: 12. 10. 1897 – 26. 4. 1898 (interim.) KzS Hofmeier: 27. 4. – 24. 9. 1898 (interim.) KAdm v. Bodenhausen: 11. 12. 1898 – 13. 11. 1899 KAdm Fritze: 1. 7. 1900 – 12. 10. 1901 9. Oberwerftdirektor Danzig KzS J. O. Donner: 19. 7. 1854 – 29. 10. 1854 (interim.) LzS / KK E. v. Jachmann: 29. 10. 1854 – 31. 12. 1856 (interim.) KK Heldt: 1. 1. 1857 – 10. 6. 1861 KK H. Köhler: 10. 6. 1861 – 17. 1. 1863 (interim.) und 18. 1. 1863 – 25. 2. 1864 KK Edwin Schelle: 3. 3. 1864 – 5. 7. 1866 (interim.) und 6. 7. 1866 – 22. 5. 1867 KK / KzS R. v. Werner: 23. 5. 1867 – 26. 2. 1870; vom 7. 5. – 25. 9. 1869 vertr. d. KK Livonius KK / KzS F. Kinderling: 26. 2. 1870 – 1. 3. 1873 KzS / KAdm Köhler: 1. 3. 1873 – 6. 2. 1877; vom 17. 8. 1876 – 6. 2. 1877 vertr. d. KzS Berger KzS / KAdm Livonius: 16. 2. 1877 – 12. 12. 1881 KzS Zirzow: 13. 12. 1881 – 23. 10. 1883 KzS / KAdm Pirner: 24. 10. 1883 – 20. 9. 1887 KzS Valois: 19. 10. 1887 – 30. 3. 1889 KK v. Frantzius: 31. 3. – 30. 4. 1889 (interim.) KzS M. Schulze: 1. 5. 1889 – 22. 3. 1890 KzS Aschmann: 22. 3. 1890 – 17. 10. 1892 KzS v. Haugwitz: 18. 10. 1892 – 14. 12. 1895 KK F. Meuss: 15. 12. 1895 – 31. 3. 1896 KzS v. Wietersheim: 1. 4. 1896 – 6. 10. 1898 KzS / KAdm v. Prittwitz: 7. 10. 1898 – 1. 10. 1901 5
Geschaffen durch ACO vom 12. 8. 1884.
Anhang 3: Die Führung der deutschen Kriegsmarinen
203
10. Oberwerftdirektor Kiel KzS Klatt: 26. 9. 1869 – 4. 1. 1870 KK / chKzS Berger: 5. 1. 1870 – 21. 10. 1872 KK / KzS Weickhmann: 23. 10. 1872 – 17. 12. 1877; vom 13. 10. – 6. 11. 1873 vertr. d. KK v. d. Goltz KzS v. d. Goltz: 18. 12. 1877 – 15. 4. 1878 (interim.) und 16. 4. 1878 – 18. 10. 1881 KzS / KAdm H. Kühne: 18. 10. 1881 – 17. 2. 1885 KzS B. v. Werner: 18. 2. 1885 – 20. 9. 1887; vom 4. 8. – 20. 9. 1887 vertr. d. KzS v. Koester KzS v. Koester: 21. 9. 1887 – 30. 3. 1889 KzS / KAdm Valois: 31. 3. 1889 – 9. 3. 1890 KzS / KAdm v. Diederichs: 10. 3. 1890 – 1. 1. 1894; vom 16. 10. 1893 – 1. 1. 1894 vertr. d. KzS Diederichsen KzS Diederichsen: 2. 1. 1894 – 27. 9. 1897 KzS / KAdm v. Ahlefeld: 28. 9. 1897 – 1. 10. 1901 11. Chef der Marinestation der Nordsee KK Przewisinski: 28. 6. 1870 – 3. 10. 1871 (interim.) KzS v. Henk: 22. 7. – 3. 12. 1871 KzS / KAdm Klatt: 4. 12. 1871 – 21. 3. 1873 (interim.) und 22. 3. 1873 – 16. 4. 1878 KAdm C. Batsch: 24. 4. 1878 – 24. 9. 1879 KAdm Berger: 25. 9. 1879 – 24. 7. 1883; vom 16. 3. – 24. 7. 1883 vertr. d. KAdm v. Monts KAdm / VAdm v. Monts: 25. 7. 1883 – 13. 8. 1888 VAdm v.d. Goltz: 14. 8. 1888 – 23. 1. 1889 VAdm C. H. Th. Paschen: 27. 1. 1889 – 7. 4. 1891 KAdm M. Schulze: 23. 3. – 13. 4. 1891 (interim.) KAdm v. Thomsen: 14. 4. – 26. 4. 1891 (interim.) VAdm W. Schröder: 27. 4. 1891 – 11. 5. 1892 KAdm v. Thomsen: 11. 5. – 10. 8. 1892 (interim.) VAdm Deinhard: 11. 8. 1892 – 4. 10. 1892 VAdm Valois: 15. 10. 1892 – 1. 8. 1896 VAdm / Adm Karcher: 2. 8. 1896 – 18. 9. 1899 VAdm / Adm v. Thomsen: 1. 10. 1899 – 14. 11. 1903 12. Inspekteur, II. Marineinspektion (Nordsee)6 KzS v. Hacke: 1. – 15. 10. 1884 KzS v. Kall: 16. 10. – 24. 11. 1884 (interim.) und 25. 11. 1884 – 27. 9. 1886 6
Geschaffen durch ACO vom 12. 8. 1884.
204
C. Anhänge
KzS Valois: 15. 10. 1886 – 20. 9. 1887 KzS / KAdm Deinhard: 19. 10. 1887 – 27. 6. 1888 KAdm / VAdm v. Kall: 15. 9. 1888 – 3. 9. 1889 KAdm F. Mensing: 3. 9. 1889 – 22. 3. 1890 (interim.) KAdm M. Schulze: 23. 3. 1890 – 21. 9. 1891 KAdm v. Pawelsz: 16. 10. 1891 – 20. 1. 1892 KAdm I. F. J. Oldekop: 21. 1. 1892 – 20. 9. 1895; vom 10. – 24. 5. 1893 vertr. d. KzS Boeters KzS Büchsel: 21. 9. – 19. 11. 1895 (interim.) KzS W. Koch: 9. 12. 1895 – 29. 3. 1897 (interim.) KAdm / VAdm Paul Hoffmann: 30. 3. 1897 – 30. 9. 1899 KAdm v. Wietersheim: 1. 10. 1899 – 15. 7. 1900 KAdm v. Frantzius: 26. 9. 1900 – 11. 3. 1902
13. Oberwerftdirektor Wilhelmshaven KK / KzS Przewisinski: 28. 6. 1870 – 4. 8. 1873 KK Hassenpflug: 5. 8. – 15. 10. 1873 (interim.) KK v. d. Goltz: 13. 10. – 6. 11. 1873 (interim.) KzS R. v. Werner: 6. 11. 1873 – 8. 12. 1874 KzS Ulffers: 8. 12. 1874 – 3. 4. 1877 KzS F. Kinderling: 6. 3. – 10. 8. 1877 (interim.) KzS v. Knorr: 11. 8. 1877 – 16. 4. 1881 KzS Stenzel: 16. 4. 1881 – 26. 9. 1885; vom 9. 7. – 9 / 1883 vertr. d. KK R. Dittmer KzS Karcher: 27. 9. 1885 – 8. 9. 1888 KzS / KAdm v. Pawelsz: 21. 9. 1888 – 15. 10. 1891 KzS v. Bodenhausen: 15. 10. 1891 – 19. 9. 1895 KzS / KAdm H. v. Schuckmann: 20. 9. 1895 – 31. 3. 1901
14. Direktor, Direktion des Bildungswesens (25. 3. 1885 – 25. 11. 1895) Inspekteur, Inspektion des Bildungswesens (ab 25. 11. 1895) a) Direktor KAdm v. Reibnitz: 25. 3. 1885 – 7. 9. 1886; vom 7. – 20. 9. 1886 vertr. d. KzS Schering KzS / KAdm Schering: 21. 9. 1886 – 14. 10. 1890; vom 2. – 14. 10. 1890 vertr. d. KzS v. Reiche KAdm / VAdm v. Reiche: 15. 10. 1890 – 4. 10. 1895 KAdm I. F. J. Oldekop: 5. 10. – 25. 11. 1895
Anhang 3: Die Führung der deutschen Kriegsmarinen
205
b) Inspekteur KAdm / VAdm I. F. J. Oldekop: 26. 11. 1895 – 13. 11. 1899 KAdm / Adm v. Arnim: 14. 11. 1899 – 30. 3. 1907; vom 30. 7. – 22. 9. 1900 vertr. d. KAdm v. Maltzahn
15. Inspekteur, Inspektion der Schiffs- bzw. Marineartillerie KzS v. Hollen: 1. 10. 1883 – 30. 9. 1886 KzS Stenzel: 1. 10. 1886 – 18. 10. 1887 KzS / KAdm F. Mensing: 9. 11. 1887 – 9. 9. 1890 KzS / KAdm v. Thomsen: 6. 10. 1890 – 4. 10. 1895; vom 20. 8. – 22. 9. 1892 vertr. d. KzS v. Wietersheim, vom 20. 8. 1893 – 21. 9. 1894 durch KzS Rötger KzS Boeters: 5. 10. 1895 – 14. 9. 1896 KzS H. Kirchhoff: 15. 10. 1896 – 30. 9. 1897 KzS / KAdm Geissler: 1. 10. 1897 – 1. 10. 1898 (interim.) und 2. 10. 1898 – 5. 7. 1900 KzS C. P. H. Galster: 24. 7. 1900 – 12. 9. 1901 (interim.)
16. Inspekteur, Inspektion des Torpedowesens KK / KzS v. Tirpitz: 1. 4. 1886 – 25. 3. 1889 KzS / KAdm Barandon: 25. 3. 1889 – 29. 9. 1894 KzS / KAdm v. Bendemann: 30. 9. 1894 – 31. 3. 1897 KzS Credner: 1. 4. – 30. 9. 1897 (interim.) KAdm v. Arnim: 1. 10. 1897 – 13. 11. 1899 KAdm v. Bodenhausen: 14. 11. 1899 – 14. 12. 1901; vom 30. 7. – 25. 9. 1900 vertr. d. KzS Zeye
17. Direktor der Marineakademie Oberst / Generalmajor Liebe: 15. 8. 1872 – 17. 11. 1881 KzS / KAdm v. Reibnitz: 17. 11. 1881 – 7. 9. 1886; vom 7. – 20. 9. 1886 vertr. d. KzS Schering KzS / KAdm Schering: 21. 9. 1886 – 14. 10. 1890; vom 2. – 14. 10. 1890 vertr. d. KzS v. Reiche KAdm / VAdm v. Reiche: 15. 10. 1890 – 4. 10. 1895 KAdm / VAdm I. F. J. Oldekop: 5. 10. 1895 – 13. 11. 1899 KAdm v. Arnim: 14. 11. 1899 – 5. 2. 1900 KzS / KAdm v. Maltzahn: 6. 2. 1900 – 21. 9. 1903
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C. Anhänge
18. Direktor der Marineschule KK C. F. Batsch: 1. 11. 1866 – 25. 3. 1867, vertr. d. Major Liebe Major / Generalmajor Liebe: 26. 3. 1867 – 17. 11. 1881 KzS / KAdm v. Reibnitz: 17. 11. 1881 – 7. 9. 1886; vom 7. – 20. 9. 1886 vertr. d. KzS Schering KzS / KAdm Schering: 21. 9. 1886 – 14. 10. 1890; vom 2. – 14. 10. 1890 vertr. d. KzS v. Reiche KAdm / VAdm v. Reiche: 15. 10. 1890 – 4. 10. 1895 KAdm I. F. J. Oldekop: 5. 10. 1895 – 30. 9. 1897 KzS H. Kirchhoff: 1. 10. 1897 – 3. 4. 1900 KzS L. v. Schröder: 4. 4. 1900 – 31. 3. 1901
19. Chefs deutscher Kriegsschiffverbände Siehe Anh. 9.
Anhang 4: Persönliche und finanzielle Verhältnisse der Seeoffiziere I. Charakter In Zusammenhang mit der Offizierswahl eines Kadetten durch die ortsanwesenden Seeoffiziere der Marinestation umschreibt die Literatur den geforderten Charakter des Seeoffiziers farbig und anschaulich; wir greifen ein Beispiel heraus, das – abgesehen von Nuancierungen – die allgemeine Auffassung wiedergibt: Hat der junge Mann die nötige noble Gesinnung erkennen lassen, hat er sich in Sitten und Manieren feingebildet gezeigt; ist er ein unter den Besten Auserwählter, dem man kostbares Gut unbedenklich anvertrauen kann? Denn: „Jeder Offizier soll seinen Untergebenen ein Beispiel der Treue gegen den Kaiser und König, guter Sitte und der Achtung vor der Religion sein. In allen Verhältnissen, und wie gross auch die Gefahr sei, der er ausgesetzt wäre, hat er alles aufzubieten, um zum Ruhme der deutschen Waffen beizutragen und die Ehre der Flagge hochzuhalten“1. Stenzel2 verlangt vom Seeoffizier Ehrgefühl, persönlichen Mut, „Festigkeit im Ertragen von Beschwerden, ferner die unbedingte Unterordnung unter Vorgesetzte, den absoluten Gehorsam in solcher Weise, dass er ihn nicht als äußeren Zwang empfindet, sondern dass er ihm in Fleisch und Blut übergegangen, dass er ihm zur unabänderlichen notwendigen Gewohnheit geworden ist“. Offiziere in Führungsposition bedürfen eines durchdringenden Verstandes, „welcher aus Anzeichen, die das gewöhnliche Auge nicht sieht, und Nachrichten, an denen der andere nichts findet, gleichermaßen divinatorisch, durch ein gewisses Ahnungsvermögen, das Richtige, das Wahre erkennt, die schnelle Entschlossenheit und die alles wagende Kühnheit … Also Selbsterkenntnis, Selbstbeherrschung, richtige Erkenntnis und Beurteilung der Personen und Sachen, mit denen er zu tun hat, auf Freundes wie auf Feindes Seite …“3. Weitere Hinweise auf die geforderten Charaktereigenschaften ergeben sich aus der Schilderung des anforderungsreichen Lebens an Bord (Anh. 18 Ziff. I.) und aus den Umschreibungen in den Offizierspatenten.
1 2 3
Kohlhauer S. 5, 164 f. S. 73 f. Stenzel S. 77 f.
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C. Anhänge
II. Religion Bewerber jüdischen Glaubens blieben, trotz zeitweise gravierender Personalengpässe, bis Ende des 19. Jh. von der Seeoffizierslaufbahn ausgeschlossen, nicht aus rassischen4, sondern aus religiösen Gründen – die preußische / deutsche Seefahrt war „christlich“5. Eine entsprechende ausdrückliche Vorschrift fehlte zwar, doch wurde dieser Ausschluss durch das ortsansässige Offizierskorps der betreffenden Marinestationen (Wilhelmshaven und Kiel) durchgesetzt, dem die Offizierswahl zustand6.
III. Heiratskonsens Zur Eheschließung war – abgesehen von der finanziellen Selbständigkeit – der sog. „Heiratskonsens“ der Vorgesetzten nötig, den Seeoffiziere unterer Ränge i. d. R. nicht erhielten7, weil schon Kaiser Wilhelm I. warnend erklärt hatte, Leutnantsjahre seien Lehrjahre8, und der im Übrigen verweigert wurde, „wenn man glaubte, die Braut werde sich nicht in die Gemeinschaft der Offiziere, in das Offizierskorps, einfügen“9.
IV. Ausrüstung der Kadetten Bekleidung und Ausrüstung der neu eintretenden Seekadetten waren genau geregelt; die nachfolgenden Feststellungen Kohlhauers beziehen sich auf das Jahr 190010. 1. Bekleidung (a) Durch Vermittlung des Seekadettenoffiziers und der Seekadetten- und Fähnrichskleiderkasse wurden durch Lieferanten beschafft: 1 Regenmantel, 1 Düffel4 Allerdings war der Antisemitismus des Hofes (ohne Kronprinz Friedrich Wilhelm und Kronprinzessin Victoria), der Regierung und in der Gesellschaft ausgeprägt, vgl. Wehler, Kaiserreich S. 110 ff.; Röhl, Bd. 1 S. 412 ff. 5 Zwischen 1870 und 1900 waren konstant rund 1% der Einwohner Deutschlands jüdischen Glaubens (Flora, Bd. I S. 58 f.). 6 Scheerer S. 47 f. Das gleiche galt für die Armee; jüdische Offiziere gab es am ehesten in der Landwehr. 7 Als Beispiel: 1893 erhielten nur 12% der beantragenden LzS den Heiratskonsens (UhleWettler S. 65), aber 85 % der beantragenden KzS (Nipperdey, Bd. II S. 225). 8 Uhle-Wettler S. 65. 9 Uhle-Wettler S. 65. 10 S. 233 f.
Anhang 4: Persönliche Verhältnisse der Seeoffiziere
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überzieher, 1 Tuchjacke, 2 Tuchhosen, 1 Tuchweste, 2 Sergejackets, 2 Sergehosen, 1 Sergeweste, 4 weiße Röcke, vier weiße Hosen, 1 blaue Mütze mit Band und Abzeichen, 2 weiße Mützengestelle mit Band und Abzeichen, 6 weiße Mützenbezüge, zwei schottische Mützen, 6 Flanellhosen. (b) Durch Vermittlung des Seekadettenoffiziers und der Seekadetten- und Fähnrichskleiderkasse wurden durch das Marine-Bekleidungsamt in Kiel beschafft: 6 Arbeitsblusen, 6 Arbeitshosen, 1 Paar Wasserstiefel. (c) Durch den Seekadetten bzw. seine Angehörigen waren zu beschaffen: 1 Dutzend weiße Oberhemden mit glattem, faltenlosem, ungesticktem Einsatz ohne Manschetten, 2 Dutzend weiße Stehkragen, eckig und vorn geschlossen, 1 Dutzend Paar weiße Manschetten, 6 Nachthemden, 2 Dutzend Taschentücher, 6 Unterhemden, 6 Unterhosen11, 2 Dutzend Paar Strümpfe, 6 Schlipse aus schwarzer, undurchsichtiger, ungemusterter Seide, als glatte, gebundene Schleife zu tragen, 1.5 – 4 cm breit, 6 Paar waschlederne weiße Handschuhe, 6 Paar weiße Zwirnhandschuhe, 1 Paar schwarze kalbslederne Zugstiefel mit glattem Oberleder, 2 Paar schwarze Lederschuhe mit Doppelsohlen, 2 Paar braune Segeltuchschuhe mit Lederbesatz, 2 Waschsäcke, 2 waschbare Stiefelsäcke.
2. Ausrüstung (a) Auf Kosten des Kadetten wurden durch die Marineschule beschafft: 1 Logbuch, 1 Notizbuch, 6 Hefte für Notizen beim Unterricht, 1 Rollenbuch, weitere Bücher und Vorschriften nach Angabe der Direktion, 1 Dolch mit Koppel12. (b) Durch den Seekadetten bzw. seine Angehörigen waren zu beschaffen: Reserveknöpfe und Schnallen, 1 für den Gebrauch in der Takelage geeignetes Sackmesser, 1 Nähzeug, 1 Schreibzeug, 1 Haarbürste, 2 Zahnbürsten, 1 Nagelbürste, 1 großer Kamm, 1 enger Kamm, 1 Handspiegel, 1 Kleiderbürste, 1 Seifendose, 1 Badehose. Reizend ist der Hinweis auf den Sinn des Schreibzeugs außerhalb des Unterrichts und die Ermahnung an die künftigen (ggf. schreibfaulen) Kadetten, mit der Heimat bzw. dem Elternhaus „eine recht lebhafte Korrespondenz“ zu führen: „Eltern und Geschwister lesen gern ausführliche Schilderungen aus dem Ausland und von dem Schiffsleben. Wer letzteres im deutschen Volk bekannt macht, sei es auch nur in Briefen an Angehörige, macht sich um die Flotte verdient, indem er Kenntnis des Seewesens verbreitet und Interesse dafür erweckt. Gerade im fleißigen Briefschreiben liegt auch eine dankbare Anerkennung all’ der tausend Mühen und Sorgen, wel-
11 Unterhosen wurden in Armee und Marine erst nach dem Krieg gegen Österreich und gegen den Widerwillen des Kaisers eingeführt: „Ich habe mein Leben lang Unterhosen für überflüssig gehalten. Ich sehe wohl, dass das jetzt anders ist“, zitiert nach v. Stosch S. 120. 12 Dieser Dolch trat am 9. 9. 1890 an die Stelle des Seitengewehrs (Röhr S. 66).
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C. Anhänge
che Eltern und Erzieher mit dem Schreiber und für ihn gehabt und getragen haben, auch noch tragen. Dankbarkeit ist aber stets ein Zeichen nobeler, echter Offiziersgesinnung. Wer kaum eine Zeile für seine Angehörigen übrig hat, zeigt sich als krasser Egoist. Er degradiert seine Angehörigen zu dem ‚Portemonnaie‘, aus dem die zur Laufbahn nötigen Mittel genommen werden“13.
V. Laufbahnkosten; Löhnung; finanzielle Verhältnisse (1900)14 (a) Die Eltern des neu eintretenden Seekadetten15 hatten sich schriftlich zu verpflichten,die erste Ausrüstung (oben Ziff. IV.) bei der Einstellung als Seekadett zu beschaffen, eine monatliche Zulage von mindestens 40 Mark bis zur Beförderung zum Offizier und alsdann bis zur Beförderung zum Oberleutnant zur See eine weitere Zulage von monatlich 50 Mark zu zahlen, während der einjährigen Kommandierung des Seekadetten zur Marineschule außerdem noch einen Unterhaltszuschuss von mindestens 240 Mark einzuzahlen und die Kosten der Ausrüstung während der Fähnrichszeit und nach erfolgter Beförderung zum Offizier zu tragen. (b) Die insgesamten Laufbahnkosten vom Seekadetten bis zum LzS beliefen sich gegen Ende des 19. Jh. nach der Aufstellung Kohlhauers16 (gerundet) im 1. Jahr auf 1300 Mark, im 2. Jahr auf 900 Mark, im 3. Jahr auf 800 Mark, im 4. Jahr auf 1100 Mark, insgesamt also rund 4100 Mark. Unter Einschluss der Kosten für die persönlichen nautischen Instrumente (Sextant, Fernrohr, „Sekunduhr“) berechnet v. Henk17 Kosten von insgesamt rund 9000 Mark. Auch hier wieder zeigt sich die Rolle der Marine als Erzieherin der jungen Männer: „Es ist klar, dass es in der Hand des jungen Seekadetten liegt, durch Ordnung und Überlegung die angeführte Summe zu einem Maximum zu machen, welches nicht überschritten werden darf. Im andern Falle würde es das Minimum der Kosten bedeuten, welche der Familie zur Last fallen. In der Familie steht aber meistens der Seekadett nicht allein da. Er ist nicht der einzige, welcher Ansprüche darauf macht, in der Welt vorwärts zu kommen. Es sind auch noch Schwestern und Brüder vorhanden. Die Eltern wollen auch nicht bis zum Zusammenbrechen arbeiten. Was aber ein Sohn zuviel verbraucht, leichtsinnigerweise, das schädigt Geschwister und Eltern über die Gebühr hinaus. Knauser und Duckmäuser braucht er darum nicht zu Kohlhauer S. 235. Kohlhauer S. 235 f. 15 Zu Ende des Jahrhunderts (ACO vom 1. 1. 1899) entsprach der Dienstgrad des Seekadetten dem früheren Kadetten (bzw. gemäß ACO vom 18. 10. 1861) dem früheren Volontärkadetten, der Grad des Fähnrichs zS dem früheren Seekadetten, der Grad des LzS dem früheren ULzS bzw. (1861) Fähnrich zS. 16 S. 236 f. 17 S. 411. 13 14
Anhang 4: Persönliche Verhältnisse der Seeoffiziere
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werden. Aber Plus und Minus, Wollen und Können kann er immer im Auge behalten, sodass er zur rechten Zeit sich selber Halt gebietet. Was war denn der Feldmarschall Graf Moltke, unseres hochverehrten Kaiser Wilhelms I. Paladin, im Anfang seiner glanzvollen Laufbahn? Ein blutarmer, dänischer Leutnant!“18 (c) Der Staat zahlte die Ausbildung zum Seeoffizier, eine Löhnung ab der Einstellung als Seekadett, an Bord freie Wohnung und Verpflegung und gewisse Zuschüsse an Wohnung und Verpflegung, etwa wie folgt (Angaben pro Monat): (1) für den Seekadetten, einschließlich Kleidergeld: 40 – 50 Mark und an Land einen Verpflegungszuschuss von 15 – 18 Mark, (2) für den Fähnrich zS einschließlich Kleidergeld: 66 Mark und an Land einen Verpflegungszuschuss wie beim Seekadetten, (3) für den LzS: 75 Mark und an Land ein Tischgeld von 6 Mark, einen Servisbetrag im Winter von 30 – 44 Mark, im Sommer von 21 – 31 Mark und einen Wohnungszuschuss von 19 – 23 bzw. an Bord einen Servisbetrag von 25 Mark und einen Wohnungsgeldzuschuss von 19 – 23 Mark, (4) für den OLzS: 140 Mark und Zulagen wie beim LzS. (d) Erst als KL stand ein unverheirateter Seeoffizier finanziell auf eigenen Füßen. Der KzS konnte dann „gut und standesgemäß leben, falls nicht ungewöhnliche Repräsentationspflichten mit seiner Dienststellung verbunden waren“19. Im Jahre 1890 betrug das jährliche Gehalt eines Adm 12.000 Mark (plus Dienstzulagen von 18.000 Mark), eines VAdm 12.000 Mark (plus Dienstzulagen von 4.500 Mark), eines KAdm 9.000 Mark (plus Dienstzulagen von 900 Mark) und eines KzS 8.400 Mark20. Die deutschen Verhältnisse waren nicht außergewöhnlich, wie ein Vergleich mit England zeigt21. Auch die späteren Beförderungen waren schon aus finanziellen Gründen sehr willkommen. Der spätere Chef der Admiralität v. Stosch, damals Generalmajor, schrieb am 30. 7. 1870 an seine Frau: „Eben bekomme ich vom Ministerium ein Telegramm mit der Nachricht meiner Beförderung [zum Generalleutnant]; ich gratuliere also zur Excellenz22 und zur soliden Verbesserung des Einkommens“23. (e) Nicht zu vernachlässigen waren die mit einer Beförderung für den Betroffenen verbundenen Kosten allein schon der neuen Uniformierung und Ausstattung. So schreibt der spätere Chef der Admiralität v. Stosch am 13. 8. 1866 anlässlich seiner Beförderung zum Generalmajor seiner Frau aus dem Feld: „Denke Dir, dass ich Kohlhauer S. 237. Uhle-Wettler S. 205. 20 Hiefür und für weitere Einzelheiten zur Entschädigung Foss S. 602 ff. und Pavel S. 173 ff. (1881). 21 Uhle-Wettler S. 65. 22 Gemeint ist die richtige Anrede für einen Generalleutnant. 23 v. Stosch S. 189. 18 19
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C. Anhänge
hier außer meiner Feldzulage von fünf Thalern täglich noch zwanzig Thaler Diäten seit Beginn des Waffenstillstandes habe. Das ist vorteilhaft, und ich werde davon meine Generalsequipierung bezahlen“24. (f) Und schließlich waren auch mit der Verleihung von Orden25 bzw. deren Rückgabe beim Tod des Geehrten Kosten verbunden26.
v. Stosch S. 112. Vor allem Seeoffiziere waren oft Auftraggeber für selbst zu bezahlende Ordensduplikate, weil die Originalorden „leider durch Klima, durch Seewind und auch durch das Seewasser litten. Deshalb lässt sich der Seeoffizier im aktiven Dienst, sobald er einen Orden erhalten hat, sofort ein Duplikat anfertigen, um dieses zu tragen, während er den Originalorden verwahrt“ (Klaussmann, zit. bei Sauerwald S. 243). 26 Deutsche Orden mussten (mit Ausnahmen) beim Tode zurückgegeben werden. Wollte die Familie des Verstorbenen die Originalorden behalten, ließ sie beim betreffenden Hersteller auf eigene Kosten Duplikate anfertigen, die dann zurückgegeben wurden; später wurde aber auch gestattet, die Originalorden zu behalten und der Generalordenskommission (GOK) den Preis dafür zu entrichten (Hoeftmann, zit. bei Sauerwald S. 247). 24 25
Anhang 5: Ausbildung und Beförderung der Seeoffiziere I. Allgemeine Feststellungen1 „Die seemännische Laufbahn ist eine vorzugsweise praktische. Man kann die Seemannschaft nicht aus Büchern erlernen, sondern muss sie sich auf praktische Weise und durch langjährige Erfahrung aneignen. Wenn sich auch für einzelne Fälle Regeln aufstellen lassen, so ist der Seemann doch in den bei weitem meisten Vorkommnissen lediglich auf seine eigenen Hülfsquellen, seine Erfahrungen und seine Thatkraft angewiesen. Dies gilt für den Kommandierenden sowohl wie für den Untergebenen. Es ergiebt sich daraus aber, dass die Lehrzeit des Seemanns eine verhältnismäßig lange sein muss. Um den mannigfaltigen Anforderungen zu genügen, welche die Ausübung seines schweren Berufes an ihn stellt, bedarf er auch vielseitiger Erfahrung, und zwar nicht allein seemännischer, sondern auch technischer Art. Schon aus den Anforderungen, welche man bei der Heranbildung des See-Offiziers-Corps stellt, ist ersichtlich, wie viel Sorgfalt neben der theoretischen auch auf die technische und praktische Ausbildung der Aspiranten verwendet wird“2.
Einen ersten bedeutenden Ausbildungsschub verdankte die Flotte, wie vorne dargestellt, Prinz Adalbert. Eine wertvolle Ausweitung erfolgte durch die Schaffung der Marineschule in Kiel (ACO vom 15. 5. 1866) als Nachfolgerin des Seekadetteninstituts in Berlin zunächst unter der formellen Leitung von KK C. F. Batsch, der – zugleich Kdt der Segelfregatte Niobe – im Amt aber von Anfang an vertreten wurde durch Major (später Generalmajor) Christian Amynt Liebe, der die Schule bis zum Ende seiner Laufbahn am 17. 11. 1881 als Direktor leitete3. Eine weitere Intensivierung der Ausbildung erfolgte unter dem ersten Chef der Admiralität, Generalleutnant v. Stosch. Auf seinen Antrag hin, der sich auf Vorarbeiten VAdm E. v. Jachmanns stützte, schuf Kaiser Wilhelm I. durch ACO vom 5. 3. 18724 die im Seemanns-Slang „Nelson-Fabrik“5 genannte Marineakademie in Kiel, der er die wissenschaftliche Weiterbildung der Seeoffiziere anvertraute, während die der Akademie räumlich, organisatorisch und weitgehend führungsmäßig6 verbundene Vgl. allgemein das grundlegende Werk von Herbert Graubohm. v. Henk S. 410. 3 (1816 – 1909). Für seine Laufbahn siehe Hildebrand / Henriot. Für seine Nachfolger siehe Anh. 3 Ziff. II.18. 4 Text des diesbezüglichen Schreibens des Kaisers an v. Stosch bei Hubatsch, Admiralstab S. 232. 5 Laverrenz, Kriegsflotte S. 351. 6 Formal war die Direktion der Marineakademie zunächst dem Direktor der Marineschule übertragen. Die definitive Trennung der Direktionen erfolgte erst durch ACO vom 5. 2. 1900 1 2
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Marineschule für die Ausbildung des Seeoffiziersnachwuchses zuständig blieb. Als Ziel gab v. Stosch der Marineakademie vor, „dem Seeoffizier durch weitere wissenschaftliche Ausbildung die Mittel zu gewähren, sich zu den höheren Stellen in der Marine besonders geeignet zu machen und überhaupt Gelegenheit zu einer höheren wissenschaftlichen Ausbildung in den Berufsfächern und den dazu nötigen Hülfsdisciplinen, sowie zu weiterer intellectueller Bildung, Einsicht und Urtheilsfähigkeit für die ihrem Berufe naheliegenden Social- und Naturverhältnisse darzubieten“7. Auch in methodischer Hinsicht erwies sich Stosch als moderner Mensch, wie seine Instruktionen aus dem Jahre 1875 beweisen8. Mangels geeigneter Führungspersönlichkeiten in der Marine wurde die Direktion der Akademie zunächst dem auch die Marineschule leitenden Heeresoffizier Oberst / Generalmajor Liebe anvertraut9. Seine Nachfolger als Direktor bis Ende 1900 waren dann allesamt Seeoffiziere10. Dem Direktor stand ein Direktorium zur Seite, etatmäßig bestehend aus 2 KzS, 1 KK als Bürochef und Bibliothekar, und 4 Lehrern im Range eines KzS. Eine weitere feste Institution der Aus- und Weiterbildung der Seeoffiziere wurde die unter v. Caprivi geschaffene Direktion des Bildungswesens, die ihre Tätigkeit unter dem ersten Direktor KAdm v. Reibnitz am 25. 3. 1885 aufnahm, und am 26. 11. 1895 (KommAdm v. Knorr) zur Inspektion des Bildungswesens mit dem ersten Inspekteur KAdm I. F. J. Oldekop aufgewertet wurde11. Da die Inspektion nach der Auflösung der Admiralität (1889) gemäß ACO vom 17. 3. 1891 zugleich drei vorgesetzten Stellen unterstand12, wurde auch sie zu einem bevorzugten Gegenstand (Hünemörder S. 227; Güth S. 11 f.) mit dem Ende der Direktionszeit KAdm v. Arnims (Anh. 3 Ziff. II.17). 7 Zit. nach Güth S. 13 f. – Siehe auch Laverrenz, Kriegsflotte S. 60. – Zur 1896 zwischen KAdm Paul Hoffmann und KzS Alfred Stenzel ausgetragenen Kontroverse über Organisation, Lehrinhalte, Zulassungs- und Prüfungsbelange der Marineakademie und ihren Standort vgl. Gutzwiller Ziff. 10. 8 „Die Vorträge [an der Marineakademie] werden in akademischer Form gehalten und durch Zeichnungen, Modelle und Apparate, sowie durch eigenes Construktions-Zeichnen der Schüler so anschaulich als möglich gemacht … Eine rege Wechselwirkung zwischen Lehrern und Zuhörern ist durch zeitweise Übungen in freien Vorträgen, in Aufsätzen und der Gestattung der Fragestellung seitens der Schüler und sich daran anknüpfender Discussionen zu erstreben … Außerdem ist es überhaupt wünschenswert, dass alle Herren Lehrer von Zeit zu Zeit namentlich nach Beendigung einzelner Abschnitte des Vortrages ihre Zuhörer veranlassen, die eigenen Ansichten über das Vorgetragene in irgend einer passenden Form schriftlich oder mündlich auszusprechen. Es wird dadurch ein Durchdenken der vorgetragenen Lehren erzielt, so wie den Lehrern Gelegenheit zur Aufklärung falscher Auffassungen und ein guter Anhalt zur Beurtheilung der Fähigkeiten und des Fleißes ihrer Zuhörer gegeben“ (zit. nach Güth S. 23). 9 Ihm oblag „die Leitung der Vorlesungen durch Aufstellung eines Studienplans und die Überwachung derselben hinsichtlich ihres zweckentsprechenden Vortrages und gesicherten Erfolges“ (v. Stosch, zit. nach Güth S. 11). 10 Siehe Anh. 3 Ziff. II. 18. 11 Liste der Direktoren und Inspekteure in Anh. 3 Ziff. II. 14.
Anhang 5: Ausbildung und Beförderung der Seeoffiziere
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des Kompetenzgerangels, das schließlich zum Rückzug bzw. zur Entlassung der KommAdm v. d. Goltz und v. Knorr führte. Wie hoch die Bedeutung des Bildungswesens dennoch eingeschätzt wurde, zeigt sich daran, dass dem Inspekteur trotz dieser mehrfachen Unterstellung seit der von Tirpitz durchgesetzten grundlegenden ACO vom 14. 3. 1899 Immediatstellung zukam. Der ursprüngliche Lehrplan sah Unterricht in folgenden Fächern vor: Mathematik inkl. Mechanik, Physik, Chemie, Nautische Astronomie, Elemente der Geodäsie, Artillerie, Schiffbau, Dampfmaschinenkunde, Physikalische Geographie, Lehre von der Bildung der Küsten, Fortifikationswesen, Schiffbau, Organisches Leben im Meere, Organisation der Seestreitkräfte, Manöverkunde, Operations- und Gefechtslehre, Taktik des Landkrieges, Militärgerichtsverfassung, Verwaltungskunde, Kriegsgeschichte (mit einem Anteil von gegen 60 % der obligatorischen Lehrzeit), und in den sog. „Bildungsfächern“, wie Völker-, Kriegs- und Seerecht, Anlage und Bau von Kriegshäfen, Gesundheitslehre, allgemeine Kultur- und Literaturgeschichte der neueren Zeit, philosophische Propädeutik und moderne Sprachen (rund 30%). Die Akademieausbildung dauerte zwei Jahre (von 187513 bis 188314 3 Jahre), wovon jeweils rund 7 Monate (Oktober bis Mai) an der Akademie, und rund 5 Monaten praktischem Flottendienst. Nach dem Urteil mancher Kenner der Zeit waren die Ausbildungsziele – vor allem wegen des Einbezugs moderner Technik, von der die Marinetätigkeit der neueren Zeit maßgeblich geprägt wurde – weltoffener und zukunftsorientierter, als jene der Kriegsakademie des Heeres. Andere Autoren sind skeptischer; Millotat geht soweit, zu behaupten, dass es der Akademie bis zur Jahrhundertwende nicht gelungen sei, „die an sie gestellten Forderungen zu erfüllen“15. Betrachtet man die Tätigkeit der Kapitäne und Offiziere vor allem anlässlich von kriegerischen, wissenschaftlichen, kommerziellen und diplomatischen Zwecken dienenden Auslandreisen, muss man zu einem nuancierteren Schluss kommen: Es ist verblüffend zu sehen, wie vielfältig und exakt die von ihnen in die Heimat zurückgebrachten wissenschaftlichen Erkenntnisse waren (die wesentlich zum Erfolg des Hydrographischen Büros bzw. Amtes beitrugen) und wie gewandt viele von ihnen, fern der Heimat und ohne die 12 „In persönlichen und Kommandoangelegenheiten“ unterstand die Inspektion den beiden Marinestationen, „in militärischer und wissenschaftlicher Hinsicht“ dem Oberkommando und „in Bezug auf Organisations- und Verwaltungsangelegenheiten“ dem RMA (Graubohm S. 207). 13 ACO vom 2. 11. 1875. 14 ACO vom 24. 10. 1883. 15 S. 103. Mit zu dieser negativen Beurteilung trägt bei, dass die Ausbildung an der Akademie nicht, wie v. Stosch gewünscht hatte, voll in die Ausbildung an der Universität Kiel eingegliedert werden konnte (Hubatsch, Admiralstab S. 39), und dass mancher Absolvent den Besuch der Akademie als eine „Erholung vom Truppendienst“ betrachtete, was hinsichtlich der Arbeitszeit, körperlichen Beanspruchung und Unbequemlichkeit des Dienstes an Bord wohl zugetroffen haben wird. Kritisiert wird etwa auch der Mangel an Ausbildung in Belangen der Volkswirtschaft (Millotat S. 102 f.). – Millotat übergeht die Hoffmann / Stenzel-Kontroverse (oben Fn. 7).
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noch fehlende ständige bequeme Funk-Verbindung zu ihren Vorgesetzten, auch maritim-technisch und international-rechtlich heikle Situationen Dank fundierter Schulung gemeistert haben – nicht davon zu reden, dass sie sich im Ausland auch in fremden Sprachen mit dortigen Behörden, der Bevölkerung und Seeoffizieren anderer Nationen unterhalten konnten. Auch außerhalb der Ausbildung an der Akademie blieb die Ausbildung der angehenden Seeoffiziere bis Ende des 19. Jh. weitgehend unverändert. Die nachfolgende Zusammenfassung stützt sich vor allem auf die Darstellungen v. Henks16, Laverrenz’17, Pavels18 und Kohlhauers19. Kohlhauers Werk20 gibt auch Übersichten über die bei der Eintrittsprüfung verlangten Kenntnisse, den Stundenplan für den Unterricht der Seekadetten an Bord, die Bestimmungen für die Annahme und Einstellungen als Seekadett und die Vorschriften für die marineärztliche Untersuchung. Die Seeoffiziere gingen – abgesehen vom in den Anfangsjahren gelegentlich vorkommenden Übertritt aus einer andern Kriegsmarine21 – einzig aus den Seekadetten hervor. Die Einstellung der Kadetten durch die Seekadetten-Annahme-Kommission erfolgte einmal im Jahr, i. d. R. im April, auf Grund einer Anmeldung beim Oberkommando in den Monaten August und September des Vorjahres und einer Eintrittsprüfung in den Fächern Mathematik (Arithmetik, Ebene Geometrie, Trigonometrie, Stereometrie), Naturlehre (Mechanik, Optik, Wärmelehre, Elektrizität), englische und französische Sprache und Zeichnen22. Bewerber mussten entweder ein Abitur eines deutschen Gymnasiums vorlegen und durften diesfalls nicht älter sein als 19, oder die Primareife belegen und durften dann nicht älter sein als 1823 (das Oberkommando konnte im Einzelfall eine Ausnahme von diesen Altersbegrenzungen machen). Genügen konnte auch das Zeugnis über die bestandene Fähnrichsprüfung der Armee24. Unmittelbar vor der Einstellung erfolgte eine marine-ärztliche Tauglichkeitsprüfung25.
S. 410 f. Kriegsflotte S. 359 ff. Laverrenz gibt auch eine sehr umfassende Darstellung aller spezifischen Funktionen und Chargen der Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten und Beamten der Marine. 18 S. 207 ff., bzw. S. 54 ff. 19 S. 14 ff. 20 S. 207 ff. 21 Z. B. Jan Schröder, Donner, Sundewall, F. Mensing, C. H. Th. Paschen. 22 Für Einzelheiten vgl. Foss S. 536 f. 23 Lange Zeit war strittig gewesen, ob Primareife überhaupt genügen sollte. 24 Laverrenz, Kriegsflotte S. 359. 25 Siehe dazu die bei Kohlhauer (S. 230 ff.) abgedruckten „Bestimmungen betreffend die ärztliche Untersuchung (etc.)“; Brillenträger waren nicht per se vom Dienst als Seeoffizier ausgeschlossen (dort Ziff. 6). Gefordert wurde, dass Brillenträger die „Snelleschen Probebuchstaben“ mindestens auf die Hälfte der vorgeschriebenen Entfernungen erkannten (Pavel S. 56). 16 17
Anhang 5: Ausbildung und Beförderung der Seeoffiziere
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Nach der Einstellung als Kadett erfolgte eine erste Ausbildung26 von 4 – 5 Wochen an Land (vor allem hinsichtlich der allgemeinen militärischen Kenntnisse, Formen und der Gewehrausbildung) und dann, nach der Vereidigung, die erste Einschiffung an Bord des Kadetten-Schulschiffes für die Dauer von etwa 6 Monaten, dann die Kommandierung zum Kadetten-Lehrgang an der Marineschule für weitere etwa 6 Monate, gefolgt von der Prüfung und Beförderung zum Seekadetten. Nach einer weiteren zweijährigen Schulung auf dem Seekadetten-Schulschiff (im Winter i. d. R. im Mittelmeer, im Sommer in heimischen Gewässern), bestandener Prüfung, die höchstens zweimal versucht werden durfte, und nach der „Wahl“ durch die ortsanwesenden Seeoffiziere der betreffenden Marinestation erfolgte die Ernennung des Seekadetten zum ULzS, zunächst ohne Patent. Die Patentierung erfolgte nach weiterem praktischem Dienst von 5 – 6 Monaten und rund 11 Monate dauerndem durch Prüfung abzuschließendem Offizierslehrgang an der Marineschule vor allem mit den Fächern27 Navigation, Seetaktik, Artillerie, Schiffshygiene, Schiffsmaschinenbau, Torpedolehre, Schiffbau, Physik (speziell Elektrotechnik und Wetterkunde), höhere Mathematik, Fortifikationswesen, moderne Sprachen einschließlich Russisch, und einer Seedienstzeit von insgesamt rund drei Jahren. Die Patentierung zum LzS und zum KL setzte eine Seedienstzeit von insgesamt etwa 5 bzw. etwa 7 Jahren voraus und das Bestehen eines weiteren Lehrgangs an der Marineakademie mit den Fächern nautische Astronomie, physikalische Geographie, Geologie, moderne Sprachen, Seekriegsgeschichte, Verwaltungskunde, Militärgerichtsverfassung, Völker-, Kriegs- und Seerecht. „Aber auch der Geist, die Liebe zu dem Schönen, zur Kunst wurde in Berlin gefördert, denn schon zu meiner Zeit bestand die wunderschöne Einrichtung der Freibillets in den königlichen Theatern“28.
II. Rangfristen Eine vertiefte Analyse des Beförderungstempos zeigt, gemessen an den allgemeinen Angaben (v.) Henks, erhebliche Diskrepanzen. Um einen sinnvollen Vergleich zu ermöglichen, beschränken sich die folgenden Feststellungen auf Seeoffiziere aus dem im Hinblick auf die Zahl der späteren Flaggoffiziere mit Abstand stärksten Geburtsjahrzehnt 1841 – 185029: Dienstzeit minimal / maximal (gerundet) für die Beförderung zum ULzS: 2 Jahre (F. Mensing) bis 7 Jahre (Schering, W. Schröder) LzS:
26 27 28 29
2 Jahre (F. Mensing; er wurde nach bloß einem Monat im selben Jahr zweimal befördert) bis 11 Jahre (Valois) Dazu allgemein Laverrenz, Kriegsflotte S. 432 f. Wislicenus S. 272. v. Holleben S. 71; die angesprochene Zeit ist zwischen 1860 – 1870. Karrieredaten gemäß Hildebrand / Henriot.
218
C. Anhänge
KL:
5 Jahre (F. Mensing) bis 13 Jahre (Valois)
KK:
9 Jahre (F. Mensing) bis 26 Jahre (v. Maltzahn, v. Prittwitz und Gaffron)
KzS:
11 Jahre (F. Mensing) bis 34 Jahre (v. Maltzahn)
KAdm: 23 Jahre (F. Mensing) und 34 Jahre (v. Maltzahn) VAdm: 32 Jahre (v. Reiche) und 38 Jahre (v. Senden-Bibran).
III. Schiffskommando Die Beförderung zum KK setzte eine mindestens einjährige Kommandierung als 1. Offizier eines Schiffes voraus, die Beförderung zum KzS i. d. R. die mindestens 2 jährige Fahrzeit als Kdt eines kleineren Schiffes bzw. als 1. Offizier eines Panzerschiffes. Die Beförderung zum KAdm setzte regelmäßig das Kdo eines Kriegsschiffes voraus; dieser Anforderung haben im 19. Jh. alle Admirale entsprochen, mit Ausnahme von Prinz Adalbert, den aus der Armee hervorgegangenen Chefs der Admiralität v. Stosch und v. Caprivi, die nie ein Kriegsschiff kommandiert haben, und des legendären Brommy, der vorher aber Kriegsschiffe der griechischen Marine kommandiert hatte. Je ein Drittel der späteren Admirale haben ihr erstes Kriegsschiff als Subalternoffiziere bzw. als KL kommandiert, rund 40% als KK, jedoch 5 erst als KzS30. Der im Zeitpunkt des ersten Kommandos älteste Seeoffizier war KzS Geissler (42 Jahre und 6 Monate), der jüngste LzS Prinz Wilhelm von Hessen-Philippsthal-Barchfeld (24 Jahre und 7 Monate). Im späteren 19. Jh. wurde für die Beförderung zum KAdm überdies eine angemessene Fahrzeit als Kdt eines Panzerschiffes oder einer Kreuzerfregatte verlangt.
IV. Qualifikationswesen Seeoffiziere wurden, regelmäßig gegen Jahresende, von ihren Vorgesetzten qualifiziert. Da diese Qualifikationen den Betroffenen nicht eröffnet werden mussten, waren sie auch noch in den Admiralsrängen, oft erstaunlich offen und direkt: „Bequem, muss getrieben werden“, oder „Egozentrisch und zur Eitelkeit neigend“31. Der Kaiser nahm Kenntnis von den Qualifikationen, i. d. R. bei Seeoffizieren ab dem Rang des KK.
30 31
Diederichsen, Geissler, v. Koester, I. F. J. Oldekop, v. Schack. Beispiele bei Uhle-Wettler S. 68.
Anhang 5: Ausbildung und Beförderung der Seeoffiziere
219
V. „Charakterisierung“ im Rang (a) „Die Verleihung des Charakters eines Dienstgrades bedeutet in Deutschland lediglich das Recht zum Führen des Titels und der Gradabzeichen ohne Erhöhung der Bezüge“32 und ohne die mit dem betreffenden Rang verbundenen Pflichten und andern als den genannten Rechten. (b) Die Praxis der Charakterisierung begann in der deutschen Marine mit J. Donner (1862, KAdm); ihm folgten Sundewall (1863, KAdm) und Prinz Wilhelm von Hessen-Philippsthal-Barchfeld, dem nach seiner Verabschiedung (5. 4. 1860) 1864 der Charakter als KAdm verliehen wurde. Zwischen 1871 und 1878 erfolgten 6 Charakterisierungen (v. Henk, Berger, Köhler, v. Waldersee, Klatt und Przewisinski). Später erhöhte sich die Zahl, allerdings nahm auch der Bestand des Seeoffizierskorps zu. (c) Soweit der Verf. erkennen kann, erfolgte die Charakterisierung in den deutschen Flotten im 19. Jh. stets in einem Admiralsrang; Ausnahmen waren die späteren Admirale Berger (19. 9. 1872), v. Eisendecher (17. 12. 1878), Dittmer (19. 3. 1885) und C. Kalau vom Hofe (5. 2. 1894), die schon als KzS, und der spätere chVAdm v. Schleinitz (22. 3. 1868), der vor der Patentierung sogar schon als KK charakterisiert wurde. (d) Die Charakterisierung in einem Admiralsrang war im 19. Jh. i. d. R. die letzte Beförderung. Ausnahmen: v. Waldersee und v. Eisendecher wurden nacheinander dreimal charakterisiert: als KzS (9. 2. 1875 bzw. 17. 12. 1878), KAdm (23. 8. 1883 bzw. 12. 1. 1893) und VAdm (27. 1. 1900 bzw. 27. 1. 1900); C. Kalau vom Hofe wurde als KzS (5. 2. 1894) und KAdm (2. 7. 1901), C. H.Th. Paschen als KAdm (1. 10. 1885) und Adm (29. 8. 1910) charakterisiert, erlangte aber zwischendurch Patente als KAdm (22. 3. 1886) und VAdm (27. 1. 1889); v. Seckendorff wurde als KAdm (27. 1. 1895) und VAdm (27. 1. 1900) charakterisiert. (e) Während im 20. Jh. vor allem in Kriegszeiten der Patentierung in einem Rang nicht selten die Charakterisierung im selben Rang vorausging (wenn auch oft in größerem zeitlichem Abstand), ist dies dem Verf. im 19. Jh. nur bei v. Henk (chKAdm 4. 12. 1871, patKAdm 22. 3. 1873) und C. Paschen bekannt (chKAdm 1. 10. 1885, patKAdm 22. 3. 1886). (f) In 31 Fällen erfolgte die letzte Charakterisierung in einem höheren Rang auf den Zeitpunkt der zD-Stellung33, in 17 Fällen nach der zD-Stellung34, und nur in 3 Fällen während der aktiven Dienstzeit35. v. Alten Bd. II S. 736. Aschmann, Berger, v. Bodenhausen, Boeters, Dietert, J. Donner, v. Hacke, Heusner, Hornung, H. Kirchhoff, Klatt, Koch, v. Kyckbusch, Livonius, v. Lyncker, v. Maltzahn, F. Mensing, v. Pawelsz, v. Reibnitz, Rittmeyer, Rötger, v. Schack, Schering, v. Schleinitz, H. v. Schuckmann, Stempel, Strauch, Stubenrauch, Sundewall, B. v. Werner, Zirzow. 34 Aschenborn, Barandon, v. Blanc, Fritze, v. Hollen, F. Kinderling, Klausa, H. Kühne, C. Paschen, Pirner, L. Riedel, O. v. Schuckmann, v. Seckendorff, Valois, v. Waldersee, R. v. Werner, Prinz Wilhelm von Hessen-Philippsthal-Barchfeld. 32 33
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C. Anhänge
VI. Anrede36 Die korrekte Anrede lautete für einen Adm und VAdm: Eure Exzellenz KAdm:
Herr Admiral
KzS, FK, KK:
Herr Kapitän
KL:
Herr Kapitänleutnant
OLzS, LzS:
Herr Leutnant
VII. Adel und Beförderung Siehe Anh. 6.
* Ob all der reglementarischen Bestimmungen hinsichtlich der Auswahl und Beförderung der Seeoffiziere darf nicht außer Acht bleiben, dass die oft nicht messbaren menschlichen Voraussetzungen zumindest in den Anfangsjahrzehnten der deutschen Marine im Vordergrund standen: Die in Anh. 4 angesprochene „Wahl“ des künftigen Offiziers, „eine sehr ernste Prüfung … die nicht Wissen und Können abwägt, die aber den Menschen als solchen ins Auge fasst …“ stellte die Frage, „hat der junge Mann die nötige nobele Gesinnung erkennen lassen, hat er sich in Sitten und Manieren feingebildet gezeigt?“, denn der Offizier „muss einer unter den Besten Auserwählter sein, dem man kostbares Gut unbedenklich anvertrauen kann“37. Und: „Jeder Offizier soll seinen Untergebenen ein Beispiel der Treue gegen den Kaiser und König, guter Sitte und der Achtung vor der Religion sein. In allen Verhältnissen, und wie groß auch die Gefahr sei, der er ausgesetzt wäre, hat er alles aufzubieten, um zum Ruhme der deutschen Waffen beizutragen und die Ehre der Flagge hochzuhalten“38. Diese Worte tönen pathetisch in den Ohren des Menschen unserer Gegenwart; es gibt genügende Zeugen dafür, dass sie ernst gemeint waren.
35 36 37 38
v. Eisendecher, Köhler, Przewisinski. Foss S. 510. Kohlhauer S. 164 f. Kohlhauer S. 5.
Anhang 6: Adel und Marine I. Allgemeine Feststellungen Zwar hatte Kaiser Wilhelm I. in einer ACO vom 20. 11. 1879 an den Chef der Admiralität, Generalleutnant v. Stosch, davor gewarnt, die Qualität des Offiziersnachwuchses zu Gunsten der größeren Zahl zu vernachlässigen, und Qualität war für ihn in dieser Frage notwendigerweise verbunden mit adeliger Herkunft1. Diese einseitig-konservative Auffassung setzte sich allerdings in der Praxis nicht durch, und so hält die auch in der Literatur gelegentlich zu findende Auffassung, die deutschen Marinen des 19. Jahrhunderts seien ein Instrument des Adels oder mindestens vom Adel beherrscht gewesen, näherer Betrachtung nicht stand. Dass sie, ganz im Gegensatz z. B. zur englischen Marine, schon in der Königszeit2 bürgerlich dominiert waren, ist auch erklärbar: Während die Heere der deutschen Länder, mit dem Landesfürsten an der Spitze, auf eine lange Tradition zurückblicken konnten und ihre Regimenter deshalb die Söhne des Adels anzogen, ja z. T. durch Generationen in der Hand einzelner Geschlechter lagen, war die Flotte im 19. Jahrhundert eine technische Waffengattung, bei der zwar – vor allem wegen der räumlichen Distanz zum Oberkommando und des Mangels an raschen und sicheren Kommunikationsmitteln – Führungsfähigkeiten nach wie vor, ja sogar in gesteigertem Maße erforderlich waren, die tradierten Offizierstugenden, jedoch hinter technischen und naturwissenschaftlichen Fähigkeiten zurücktraten. Ein weiterer Grund für die Abneigung junger Adliger, eine Karriere in der Flotte zu suchen, lag in den vielfältigen Entbehrungen des Lebens an Bord und in den langen reisebedingten Abwesenheiten von zu Hause, die eine Teilnahme an den im Kaiserreich zahlreichen und beliebten gesellschaftlichen Anlässen, wie Bällen, und ein geregeltes Familienleben erschwerten (Anh. 18). Und schließlich haftete der Flotte, deren Gründung und Entwicklung vom national-liberalen Bürgertum seit 1848 besonders hartnäckig gefordert und gefördert worden war, der „Ludergeruch der Revolution“ an, der die Söhne des Adels von der Marine fernhielt. Dazu kam, dass der Offiziersdienst in der Marine deutlich weniger teuer war, als im Heer, und deshalb auch finanziell weniger gut gestellten Söhnen, z. B. des städtischen Beamtentums, zugänglich war. Das Seeoffizierskorps war denn auch das „bürgerlichste“ Offizierskorps des Reiches3, und – Hiefür und das Folgende Scheerer S. 44 ff. Unter König Friedrich Wilhelm IV. wurde Jan Schröder, unter König Wilhelm I. wurden Brommy, J. Donner (ch), Heldt und Sundewall, obwohl nicht adlig, Flaggoffiziere. VAdm E. v. Jachmann wurde erst 8 Jahre nach seinem Ausscheiden (1874) in den erblichen Adelsstand erhoben (1882). 1 2
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zweifellos auch auf Grund seiner breit angelegten Ausbildung und der schon Mitte der 40er Jahre einsetzenden ausgedehnten Auslandreisen – weltoffen und neueren Entwicklungen gegenüber besonders aufgeschlossen. Das Seeoffizierskorps ging „mit welt- und wirtschaftspolitischen Begriffen viel vertrauter um, als das [Offizierskorps] des Heeres; … es kannte zudem nicht die Klassenunterschiede der Armee, die Bevorzugung des Adels in der Offizierslaufbahn“4. Als dann der OffiziersNachwuchs zahlenmäßig permanent hinter den gesteigerten Bedürfnissen zurückblieb5, musste Kaiser Wilhelm II. in einer ACO vom 19. 3. 1890 auch formell eine Wendung einleiten und den „Adel der Gesinnung“ als Grundlage einer Offizierswahl anerkennen, und damit auch den Söhnen von Offizieren unterer Ränge, Gutsbesitzern und Beamten die Tür zur Seeoffizierslaufbahn weiter öffnen. Gleichzeitig war das RMA im Hinblick auf den gegen Ende des Jahrhunderts forcierten Flottenausbau dem Bürgertum „mit allen Mitteln moderner Rüstungsagitation behilflich, … in der Flotte „seine“ Waffengattung zu entdecken und damit zugleich einen ebenbürtigen Ersatz für die verbaute Gleichberechtigung im Heer zu finden6. 1910 stellten das Bürgertum und das Wirtschaftsbürgertum rund 70% der Seeoffiziere7.
II. Statistik Einige Zahlen mögen das bürgerliche Übergewicht nicht nur im Seeoffizierskorps, sondern auch in der deutschen Marineführung belegen, wobei die Betrachtung auf die Seeoffiziere beschränkt wird, die bis am 31. 12. 1900 einen Admiralsrang erreichten: 1. Gesamtzahlen8 Von den 92 Seeoffizieren, die bis 31. 12. 1900 einen pat. (oder ch.) Admiralsrang in einer deutschen Marine erlangten, gehörten nur 32 (35 %) schon beim Eintritt in die Marine dem Adelsstand an (einschließlich der beiden aus der Armee stammenden Chefs der Admiralität v. Stosch und v. Caprivi), wobei der niedere Adel deutlich überwog9. Der Anteil der schon bei Eintritt in die Marine adligen Offiziere, die Scheerer S. 44. Zitat bei Berghahn S. 256. 5 Hildebrand / Röhr / Steinmetz spricht von einem „geradezu chronischen Mangel an Offizieren“ (Bd. 4 S. 60). 6 Wehler, Bd. 3 S. 1132. 7 Wehler loc.cit. 8 Siehe Anh. 2. 9 3 Prinzen: Adalbert von Preußen, Heinrich von Preußen, Wilhelm von Hessen-Philippsthal-Barchfeld; 4 Grafen: v. Hacke, v. Monts de Mazin, Schack v. Wittenau-Danckelmann, v. Waldersee; 5 Barone: v. Lyncker, v. Reibnitz, v. Schleinitz, v. Seckendorff, v. Senden-Bi3 4
Anhang 6: Adel und Marine
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im 19. Jahrhundert eine der 20 höchsten Führungsfunktionen in der Marine bekleideten (nachfolgend Ziff. 2.), lag unter diesem Anteil. Während ihrer aktiven Dienstzeit wurde 6 bis am 31. 12. 1900 in einen Admiralsrang aufgestiegenen Seeoffizieren und 1 KK der erbliche Adel verliehen10, und vier späteren Admiralen die Führung des Freiherrentitels erlaubt11. Erst nach Abschluss der aktiven Dienstzeit (z. T. nach langen Jahren12) wurden 4 ehemalige Flaggoffiziere in den erblichen Adelsstand erhoben13. Von diesen insgesamt 15 Erhebungen in den oder Erhöhungen im Adelsstand datieren keine Nobilitierung und 3 Erhebungen in den Freiherrenstand (v. Bodenhausen, v. d. Goltz, v. Hollen) in die preußische Königszeit, die andern 12 in die Zeit nach der Reichsgründung.
2. Hohe Führungsfunktionen14 Von besonderem Interesse ist der Vergleich von adligen und nichtadligen Seeoffizieren, die im 19. Jahrhundert hohe Führungsfunktionen antraten bzw. innehatten15: Chef von Admiralität bzw. Oberkommando: 6 / 5 / 5 / 1 (Knorr) Staatssekretär des RMA: 4 / 0 / 0 / 1 (Tirpitz) Chef des Admiralstabes: 2 / 1 / 1 / 0 Chef des Marinekabinetts: 1 / 1 / 1 / 0 Generalinspekteur der Marine: 2 / 1 / 1 / 1 (Koester) bran; 20 unbetitelte Adlige: v. Arnim, v. Blanc, v. Bodenhausen, v. Caprivi, v. Diederichs, v. Eisendecher, v. Frantzius, v. d. Goltz, v. Hollen, v. Kall, v. Kyckbusch, v. Maltzahn, v. Pawelsz, v. Prittwitz und Gaffron, v. Reiche, H. v. Schuckmann, O. v. Schuckmann, v. Stosch, v. Wickede, v. Wietersheim. 10 Adm Bendemann (27. 1. 1905), Adm M. Fischel (15. 6. 1908), VAdm Henk (8. 5. 1878), Adm Knorr (18. 1. 1896), Adm Koester (1. 1. 1900), VAdm Tirpitz (12. 6. 1900), KK B. Werner (1. 3. 1876). 11 ULzS v. Bodenhausen (28. 5. 1870), KL v. d. Goltz (1868), LzS v. Hollen (31. 8. 1869), LzS v. Maltzahn (7. 5. 1875). 12 Bei Adm Hollmann und VAdm E. Jachmann lagen zwischen dem Ausscheiden aus der Marine und der Nobilitierung rund 8 Jahre, bei Adm Thomsen 10 Jahre, bei chVAdm R. Werner gar 23 Jahre. 13 Adm Hollmann (27. 1. 1905), VAdm E. Jachmann (13. 3. 1882), Adm Thomsen (16. 6. 1913), chVAdm R. Werner (18. 1. 1901). 14 Für Einzelheiten siehe Anh. 3. 15 In der folgenden Übersicht entspricht die 1. Zahl der insgesamten Anzahl der Funktionsinhaber, die ihr Amt vor dem 31. 12. 1900 antraten (eingeschlossen die interim. Funktionsinhaber, nicht aber die bloßen Vertreter), die 2. Zahl jener der Funktionsinhaber, die bei Eintritt in die Marine adlig waren, die 3. Zahl jener der Funktionsinhaber, die bei Antritt der betreffenden Funktion adlig waren, und die 4. Zahl jener der Funktionsinhaber, die während der betreffenden Funktion in den Adelsstand erhoben wurden. Lebens- und Nobilitierungsdaten und Angaben zu den innegehabten Funktionen in Anh. 2 Ziff. 3 und Anh. 3.
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Chef des I. Geschwaders: 4 / 1 / 1 / 0 Chef der(s) Ostasiatischen Kreuzerdivision bzw. -geschwaders ab 189416: 5 / 2 / 2 / 0 Chef der Marinestation der Ostsee, Danzig: 6 / 0 / 0 / 0 Chef der Marinestation der Ostsee, Kiel: 12 / 3 / 3 / 1 (Koester) Inspekteur der I. Marineinspektion: 13 / 4 / 4 / 0 Oberwerftdirektor Danzig: 18 / 4 / 4 / 0 Oberwerftdirektor Kiel: 11 / 3 / 3 / 0 Chef der Marinestation der Nordsee: 14 / 2 / 2 / 0 Inspekteur der II. Marineinspektion: 13 / 5 / 5 / 0 Oberwerftdirektor Wilhelmshaven: 12 / 4 / 4 / 0 Direktor / Inspekteur des Bildungswesens: 5 / 3 / 3 / 0 Inspekteur der Schiffs- bzw. Marine-Artillerie: 8 / 1 / 1 / 0 Inspekteur des Torpedowesens: 6 / 2 / 2 / 0 Direktor der Marineakademie: 7 / 4 / 4 / 0 Direktor der Marineschule: 8 / 2 / 2 / 0.
III. Gründe für die Nobilitierung Auf der Suche nach möglichen Motiven für die Nobilitierungen – im Umkehrschluss zugleich ein Grund für das Ausbleiben der Adelung bei andern Seeoffizieren – drängen sich folgende Überlegungen auf: (1) Ein klares Muster ist nicht erkennbar. (2) Lebens-, Dienstalter und Funktion scheinen Voraussetzung für eine Nobilitierung gewesen zu sein17. (3) Die z. T. mehrfache Teilnahme an den Kriegen von 1864, 1866 und 1870 / 71 ergaben keinen Automatismus zur Nobilitierung. (4) Auch die Innehabung einer Immediatstellung, einer hohen Stabsfunktion oder eines hohen Verbandskommandos führten, wie die Gegenbeispiele18 zeigen, nicht notwendigerweise zur Nobilitierung. (5) So wenig wie bedeutende Leistungen zur Nobilitierung führen mussten19, sprachen eklatante Misserfolge zwingend gegen eine Nobilitierung20. Siehe Anh. 9 Ziff. II / 6 – 8. Alle Nobilitierten standen im Range eines Adm oder VAdm, mit Ausnahme von B. Werner, der im Alter von knapp 34 Jahre in den erblichen Adelsstand erhoben wurde. Die vier Erhebungen in den Freiherrenstand erfolgten durchwegs in jüngerem Alter und relativ niedrigem Rang (v. Bodenhausen war ULzS, v. Hollen und v. Maltzahn LzS, v. d. Goltz KL). 18 Adm Büchsel, Karcher; chAdm Valois; VAdm Batsch, Deinhard, P. Hoffmann, I. F. J. Oldekop, Jan Schröder; chVAdm Heusner; KAdm Bromme, Heldt; chKAdm Sundewall. 19 Zu denken wäre etwa an Bromme, J. O. Donner, Jan Schröder, Sundewall. 20 Z. B. Hollmann. 16 17
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(6) Die Nobilitierung wurde offenbar nicht als Instrument betrachtet, das Ansehen und die Funktionswirkungsmacht eines Seeoffiziers zu erhöhen; kein einziger Seeoffizier wurde aus Anlass und auf den Zeitpunkt des Antritts einer hohen Funktion nobilitiert. (7) Am nächsten kommt man der Realität wohl mit der Feststellung, dass Verdienste zwar ein Grund für die Erhebung in den oder Erhöhung im Adelsstand sein konnten, andere Umstände wie familiäre Beziehungen, die dienstliche Nähe und das persönliche Einvernehmen mit dem Monarchen für die Bezeugung der Huld des Monarchen ausschlaggebend waren. (8) Schließlich aber musste der Betreffende auch gewillt sein, nobilitiert zu werden.
Anhang 7: Die Kriegsschiffe der deutschen Flotten im 19. Jahrhundert1 I. Einleitung Die in Ziff. III. nachfolgende Tabelle nennt die hauptsächlichen Kriegsschiffe2, die in einer deutschen Flotte im 19. Jh. im Dienst standen bzw. vor dem 31. 12. 1900 vom Stapel liefen. Im Sinne einer Übersicht werden hier zunächst einige zusammenfassende Schlussfolgerungen vorangestellt: 1. Antrieb (a) Seit Vorzeiten waren die Handels- und Kriegsschiffe unter Segel gefahren oder gerudert worden; das gilt auch noch für die Kriegsschiffe zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in Deutschland nicht anders als bei den andern seefahrenden Mächten. (b) 1712 hatte Thomas Newcomen (1664 – 1729) die erste praktisch verwendbare Dampfmaschine gebaut; sie wurde 1769 durch James Watt (1736 – 1819) entscheidend verbessert und ab 1801 durch Richard Trevithick (1771 – 1833) zur HochdruckDampfmaschine weiterentwickelt. Nachdem schon 1807 der von Robert Fulton (1765 – 1815) gebaute getakelte Raddampfer North River Steam Boat (Geschwindigkeit 4.5 kn) zwischen New York und Albany in Betrieb genommen worden war, baute Fulton 1814 die Demologos3, das erste Kriegsschiff mit Dampfantrieb, ein Doppelrümpfiges Holzschiff mit zwischen den Rümpfen liegendem Antriebsrad. Im Batteriedeck standen 20 Zweiunddreißigpfünder4. Das Schiff lief knappe 5 kn. Die letzte Schlacht unter reinen Segelschiffen fand am 20. 10. 1827 im Lauf des Unabhängigkeitskrieges der Griechen bei Navarino (heute Pylos) am Südwestzipfel des Pelopon1 Wenn in der Literatur unterschiedliche Angaben gemacht werden, stützt sich diese Arbeit bezüglich technischer Belange, inkl. Bewaffnung, auf das Werk von Gröner, in anderen Belangen auf das Werk von Hildebrand / Röhr / Steinmetz. 2 Im Sinne einer Ausnahme wird auch das kleinere Torpedoboot D2 / D1 (später Carmen) genannt, weil es das erste von Prinz Heinrich kommandierte Kriegsschiff war, und deshalb in Anh. 2 unter dessen Namen erscheint. Alle übrigen Seeoffiziere, die bis am 31. 12. 1900 einen Admiralsrang erreichten, begannen ihre Kommandotätigkeit auf einem größeren Schiff. 3 Dudszus / Köpcke Bd. 2 S. 92. 4 Wislicenus, Seekriegswaffen S. 87.
Anhang 7: Die Kriegsschiffe der deutschen Flotten
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nes statt, wo eine englisch-französisch-russische Flotte unter VAdm Edward Codrington (1770 – 1851) die osmanisch-ägyptische Flotte besiegte4a. (c) Das erste überhaupt in Deutschland gebaute Dampfschiff war die (zivile) Prinzessin Charlotte von Preußen (Stapellauf 14. 9. 1816 in Spandau)5. (d) In der Kriegsmarine hielt der Dampf zunächst mit dem Radaviso Preußischer Adler, der Dampfkorvette Der Königliche Ernst August (beide Indienststellung 1848) und den Dampfern Bremen, Hamburg und Lübeck (alle drei Indienststellung 1849) schon vor der Jahrhundertmitte Einzug. In der Kategorie der vordem geruderten Kanonenboote waren die Einheiten der I. und II. Klasse mit Stapellauf 18606 die ersten, die unter Dampf liefen. (e) Der Dampf löste die Segel aber zunächst nicht ab, sondern ergänzte diese noch während einer längeren Übergangszeit, einerseits aus Gründen der Tradition, anderseits, weil der hohe Kohleverbrauch bei beschränktem Kohlefassungsvermögen (KFV) die Reichweite der Schiffe zu sehr beschränkte7, ein Problem, das erst mit der Einführung der Dreifachexpansionsmaschine8 befriedigend gelöst werden konnte9. Noch bis in die 70er Jahre des 19. Jh. waren die (Dampf-)Neubauten der deutschen Marine deshalb vollgetakelt10 und wurden auf Auslandreisen rund zwei Drittel der Distanz unter Segel, und nur ein Drittel unter Dampf zurückgelegt11. Auch waren Schiffe oft unter Segeln schneller, als unter Dampf, so z. B. die Gedeckten Korvetten Elisabeth und Arcona, die unter Dampf max. 13 bzw. 10 kn liefen, unter Segeln aber bis zu 14 bzw. 11 kn. (f) Die Gazelle erhielt als erstes größeres deutsches Kriegsschiff eine in Deutschland (Stettin) gebaute Dampfmaschine12, die sich allerdings „als fast völlig unbrauchbar“ erwies13. 4a
Für Einzelheiten siehe Pemsel S. 760 f. Dudszus / Köpcke Bd. 2 S. 228. 6 Ausnahmen waren die späteren Basilisk, Blitz, Drache, Hyäne (II), Iltis (I) und Meteor. 7 v. Henk S. 133 nennt als Beispiel den König Wilhelm (Stapellauf 1868), das seinerzeit größte und stärkste Panzerschiff der Welt, das (bei einem KFV von rund 750 t) unter vollem Dampf pro Stunde 3 Tonnen Kohle verbrannte, also mit voller Kraft (14 kn) bloß acht Tage fahren konnte, bei halber Kraft 11 Tage. 8 Erstmals 1881 zuverlässig durch den Ingenieur Alexander C. Kirk entwickelt. – Zur Funktionsweise Laverrenz, Kriegsflotte S. 129. 9 Uhle-Wettler S. 37 f. 10 Z. B. die Glattdeckkorvetten Augusta und Victoria, die Gedeckten Korvetten Gazelle und Hertha und die Panzerfregatte König Wilhelm. 11 Hansen S. 65. – In Ziff. 5 der Segelorder der Möwe (März 1884) für die Fahrt nach Westafrika wurde dem Kdt KK Paul Hoffmann befohlen, „hauptsächlich zu segeln und die Maschine nur in besonderen Fällen und wenn Eile geboten ist, in Gang zu setzen“ (siehe Gutzwiller Ziff. 7). 12 von Manthey S. 62. 13 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 2 S. 128. – Ein Jahr zuvor (1858) lief die zivile Great Eastern (ursprünglich Leviathan), das damals größte getakelte Dampfschiff in London vom 5
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C. Anhänge
(g) Auf Takelage wurde erst Ende der 70er / Anfang der 80er Jahre bei Neubauten verzichtet, zuerst bei den neuen Panzerkorvetten Sachsen, Württemberg, Bayern, Baden und Oldenburg (Stapellauf 1877 – 1884) und bei den Panzerkanonenbooten der Wespe-Klasse (Stapellauf ab 1876). Die letzten mit Besegelung gebauten Kriegsschiffe waren die Kleinen Kreuzer Bussard, Condor, Cormoran, Falke, Geier und Seeadler (Stapellauf 1890 – 1894). (h) Soweit erhältlich, werden in der nachfolgenden Tabelle die (gerundete) Maximale Reisedistanz (MRD) in Seemeilen (sm) bei reinem Dampfbetrieb im Marschtempo14 und das Kohlefassungsvermögen (KFV) in metrischen Tonnen angegeben15. Die Angaben in der Literatur16 variieren gelegentlich um bis zu 10%. (i) Flüssiger Treibstoff (Masut) als „Rückstände der Petroleumfabrikation und Braunkohlenteeröle“17 war ab 1892 vorerst nur Gegenstand experimentellen Interesses18. Der erste brauchbare Dieselmotor wurde 1897 gebaut aber im 19. Jh. noch nicht in einem deutschen Kriegsschiff verwendet. (k) Mit dem aus der Schleswig-Holsteinischen Flottille stammenden Dampfkanonenboot Von der Tann (Stapellauf 1850) begann der allmähliche Übergang vom Seitenrad- zum von Joseph Ressel (1793 – 1857) 1827 erfundenen Heckschraubenantrieb19. Das Panzerfahrzeug Prinz Adalbert (Stapellauf 1864) hatte als erstes Schiff der deutschen Flotte einen Zweischraubenantrieb20, der Große Kreuzer Kaiserin Augusta, längere Zeit das schnellste deutsche Kriegsschiff, als erstes deutsches Kriegsschiff einen Dreischraubenantrieb.
2. Herkunft (a) Von den in der nachfolgenden Tabelle genannten 193 Schiffen mit Stapellauf vor dem 31. 12. 1900 wurden insgesamt 160 in Deutschland gebaut, 31 im Ausland; Stapel [Eisenschiff, zwei seitliche Schaufelräder, 1 Heckschraube, L: 210 m, B: 25 m, Gewicht: 19’000t, Konstrukteure Isambard Kingdom Brunel (1806 – 1859) und Jonathan Scott Russell (1808 – 1882)]. Es erwies sich als unbrauchbar. 14 Gestützt auf die Angaben bei Foss S. 208 f., 212 ff., 224 f. 15 Gestützt auf die Angaben bei Laverrenz, Kriegsflotte S. 560 ff. – Die erste Zahl steht für das normale (Kohlebunker), die zweite für das maximale Fassungsvermögen unter Einbezug der „oberen Teile des Schiffes, d. h. über dem Panzerdeck, welche die sog. Kohlen-Zuladung aufnehmen können“ (Laverrenz, Kriegsflotte S. 132). 16 Foss, Groener, Laverrenz, Weyer. 17 Neudeck / Schröder S. 241. 18 Laverrenz, Kriegsflotte S. 136. 19 Testfahrt 1827 in Triest mit einem Kleinboot, wobei die Schraube mit einer Handkurbel gedreht wurde. Die 1. Testfahrt mit dem Heckschrauben-Dampfschiff Civetta 1829 in Triest musste wegen eines Maschinendefektes abgebrochen werden. – Die Schrauben hatten 2 – 3, seltener 4 geschweifte Flügel. 20 Hansen S. 50.
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von 2 Schiffen (Bonin, Löwe) konnte der Bauort nicht eruiert werden. Von den 31 im Ausland gebauten Schiffen stammten 22 aus England, 5 aus Frankreich, 2 aus Dänemark, je 1 aus den USA und aus Hong Kong, aber kein einziges aus Russland, damals immerhin der drittstärksten Flottenmacht. (b) Abgesehen vom Flusskanonenboot Thorn und von den aus der SchleswigHolsteinischen Flotille übernommenen Bonin, Elbe und Löwe, der dänischen Kriegsbeute Gefion (später vorübergehend Eckernförde genannt), der erst nachträglich armierten Dampfer Bremen, Hamburg und Lübeck, der Dampffregatte Hansa (USA) und dem Transportschiff Mercur (Danzig) wurden zunächst alle 9 größeren Kriegsschiffe in England gekauft21. (c) Mit Ausnahme der singulären späten Käufe des Spezialschiffes Loreley (III) in Glasgow (1896) und des Flusskanonenbootes Schamien in Hong Kong (1900) erfolgte der letzte Ausland-Kauf in Frankreich 1867 (Panzerfregatte Friedrich Carl), in England 1875 (Panzerfregatte Kaiser). (d) Das erste größere in Deutschland gebaute22 Kriegsschiff, die Dampfkorvette Danzig, lief 1851 in Danzig vom Stapel23. (e) Von den 160 bis Ende 1900 in Deutschland vom Stapel gelaufenen Kriegsschiffen wurden 48 (d. h. ein Drittel) in Danzig, 28 (d. h. ein Sechstel) in Stettin, 25 in Kiel, 22 in Bremen, 16 in Wilhelmshaven, 7 in Wolgast, 6 in Hamburg, 5 in Elbing und 3 in Stralsund gebaut.
3. Eisen, Stahl (a) Das letzte Seegefecht „zwischen ausschließlich aus Holz gebauten, größeren Kriegsschiffen“ fand am 9. 5. 1864 vor Helgoland zwischen Dänemark und einem preußisch-österreichischen Verband statt23a. (b) Die Panzerung war eine direkte Folge der durch die neue Sprenggranate erzielten Wirkung auf Holz. Arminius war das erste gepanzerte Schiff der Flotte, 1864 in London gebaut. Die Panzerfregatte König Wilhelm, ebenfalls in England gekauft und 1869 in Dienst gestellt, war mit einem Gürtelpanzer von 30.5 cm das damals mächtigste Panzerschiff der Welt. Nur wenige Jahre später wurden die ersten gepanzerten Schiffe in Deutschland gebaut: Die Panzerkorvette Hansa (1872)24 und die Panzerfregatten Preußen (1873), Friedrich der Große (1874) und Großer Kurfürst 21 Amazone, Barbarossa, Der Königliche Ernst August, Erzherzog Johann, Frankfurt, Großherzog von Oldenburg, Nix, Preußischer Adler, Radaviso Salamander. 22 Zum deutschen Kriegsschiffbau 1815 – 1945 siehe allg. Röhr S. 163 ff. 23 Die Mercur lief zwar schon 1847 in Danzig vom Stapel, war aber ursprünglich eine Handelsfregatte. 23a Hansen S. 49. 24 Die Hansa war ein Holzschiff; die Panzerplatten waren aufgeschraubt.
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C. Anhänge
(1875). Der Kurfürst Friedrich Wilhelm erhielt als erstes Schiff der deutschen Kriegsflotte den neuen von Krupp entwickelten Nickel / Stahl-Panzer an Stelle der früheren Compound-Panzerung. (c) Das erste aus Eisen gebaute (Rad-)Dampfschiff auf dem europäischen Kontinent war die in England (unter dem Namen) Vulcan gebaute Minerva, die (1834 für 60.000 Gulden, heute etwa CHF 1,2 Millionen, gekauft) ab 1835 als Passagierkursschiff auf dem Zürichsee zum Einsatz kam25. Die Kreuzerfregatte Leipzig und die Gedeckte Korvette Prinz Adalbert (ex Sedan) waren die ersten aus Eisen gebauten Schiffe der Kaiserlichen Marine, allerdings „mehr Wohn- als Kriegssschiffe“26.
4. Bauzeit Die Bauzeit für ein Linienschiff betrug um die Jahrhundertwende auf einer deutschen Werft 3 – 4 Jahre, einiges weniger, als etwa auf einer französischen Werft27.
5. Artillerie (a) In der Nachfolge der sog. „Kasemattschiffe“ war Arminius das erste sog. „Turmschiff“ der preußischen Flotte. (b) Krupp, das für die deutsche Schiffsartillerie wichtigste Unternehmen, wurde erstmals 1869 für die deutsche Marine tätig, als die Armstrong-Vorderlader-Kanonen des Prinz Adalbert durch Krupp-Hinterlader ersetzt wurden. (c) Im Übrigen siehe Anh. 11.
6. Geschwindigkeit Die Geschwindigkeit der Schiffe nahm im 19. Jh. massiv zu28. Sie begann, abgesehen von den Ruderbooten, bei etwa 8 kn29; 9 kn liefen die Kanonenboote I. und II. Klasse, 10 kn der Radaviso Preußischer Adler, und wurde sukzessive gesteigert – allerdings nicht ohne zwischenzeitlich wieder zurückzufallen30. Die jüngsten und Neue Zürich-Zeitung Nr. 164 vom 19. 7. 2010 S. 10. Paschen S. 183. 27 Laverrenz, Kriegsflotte S. 12; Gröner Bd. 1 S. 20. 28 Das im 19. Jh. überhaupt schnellste Dampf(turbinen)schiff mit 34.5 kn war die zivile Turbinia [Konstrukteur Charles Algernon Parsons (1854 – 1931), Jungfernfahrt 1897]. 29 Z. B. Dampfkorvette Frankurt, Dampffregatten Barbarossa und Erzherzog Johann, Gedeckte Korvetten Gazelle und Vineta, Glattdeckkorvette Medusa. 30 Einzelne Kanonenboote und Panzerkanonenboote der späteren 70er und der 80er Jahre liefen bloß 9 – 11 kn, die Gedeckten Korvetten Elisabeth, Gazelle und Hertha schafften nur 25 26
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gewaltigsten Bauten der kaiserlichen Marine im 19. Jh., die Einheiten der Wittelsbach-Klasse, waren zwar auch schnell31, aber sie wurden von etwas älteren Schiffen – ihrer Funktion entsprechend – übertroffen: So schafften z. B. die Kleinen Kreuzer Niobe und Nymphe 22 kn bzw. 21.5 kn, die Großen Kreuzer Kaiserin Augusta und die Yacht Hohenzollern 21 kn, der Kleine Kreuzer Gazelle und der Aviso Hela 20 kn.
7. Gewicht Auch das Gewicht der Schiffe, in Konsequenz der Funktion und Antriebsleistung, nahm im Verlauf des 19 Jh. konstant zu. Am unteren Ende lagen die Kanonenboote II. Klasse mit knapp 300 t; die Küstenpanzerschiffe wogen 12 mal mehr, rund 3.700 t, die Großen Kreuzer lagen bei etwa 6.500 t, die Panzerkorvetten und -fregatten bei etwa 8.000 t. Die jüngsten Schiffe der Flotte des 19. Jh., die Einheiten der Kaiser Friedrich III.-Klasse (Kaiser Karl der Große mit knapp 11.900 t) und der Wittelsbach-Klasse (fast 12.800 t), waren am schwersten.
8. Besatzung Die Besatzung32 der Schiffe war eine Funktion ihrer Größe, Komplexität und Aufgabe, wobei größere Schiffe unter voller Takelage eine tendenziell größere Besatzung erforderten, als kraftvollere ausschließlich unter Dampf fahrende Schiffe33. Mit der geringsten Besatzung von unter 100 Mann fuhren im 19. Jh. (abgesehen von den Jollen und Flusskanonenbooten etc.) die Kanonenboote I. und II. Klasse, die Panzerkanonenboote und einzelne Avisos; etwa bis 300 Mann bemannten die Küstenpanzerschiffe, die Kreuzerkorvetten und Glattdeckkorvetten, unter 500 Mann die Kreuzerfregatten. Die Panzerschiffe und Panzerfregatten erheischten eine Besatzung von zwischen 500 und rund 600 Mann. Die Schiffe der jüngsten Generation im 19. Jh. fuhren mit der größten Besatzung, angeführt von der Wittelsbach mit max. 762 Mann, gefolgt von den andern Einheiten der Wittelsbach-Klasse, den Einheiten der Kaiser Friedrich III.-Klasse und den großen Kreuzern Freya und Hansa (477 – 684 Mann).
8 – 9 kn; die Glattdeckkorvetten Medusa und die Gedeckte Korvette Vineta, die Kreuzerkorvette Nixe, der Aviso Wacht und der Radaviso Loreley liefen 9 kn. 31 Das Linienschiff Zähringen lief 17.7 kn. 32 Das Werk von Brommy enthält auf S. 569 ff. interessante Bemannungs-Vergleiche. 33 Die Segelfregatten Gefion mit 420 und Thetis mit 363 Mann sind ein gutes Beispiel.
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C. Anhänge
9. Minenschiffe Das erste Minenschiff der Flotte war der Dampfer Pelikan34.
10. Torpedoschiffe Das Torpedozeitalter der Kaiserlichen Marine – und zugleich die Karriere des späteren GAdm v. Tirpitz – begann 1876 mit dem Dampfer Ulan und dem von Tirpitz von Mai 1878 bis August 1880 kommandierten Torpedofahrzeug Zieten.
11. Logistikschiffe Bis zum Ende des 19. Jh. hielt die deutsche Kriegsmarine keine eigenen Logistik-Schiffe. Solche mussten bei Bedarf bei der Handelsmarine gemietet werden35.
12. U-Boote (a) Vermutlich das allererste Unterwasserboot, die Nautilus, war von Robert Fulton (Erbauer auch des ersten Dampfkriegsschiffes Demologos) erbaut und Napoléon I. angeboten, von diesem aber abgelehnt worden. „Das kupferne Boot war 6.5 m lang und hatte 1.95 m Durchmesser; seine Propellerschraube wurde mit der Hand getrieben. Zum Tauchen wurde Wasserballast eingenommen, zum Auftauchen wieder ausgepumpt. Das Boot schleppte eine kleine Mine, die sich unter dem Boden feindlicher Schiffe durch Anstoß entzündete“36. (b) Das erste deutsche Unterseeboot37, der handgetriebene sog. „Brandtaucher“, wurde 1851 in Kiel getestet, allerdings erfolglos. Erst 1905 wurden wieder Mittel im Reichsetat „zur Anstellung von Versuchen mit Unterseebooten“ eingesetzt. „Damit ist auch Deutschland der Lösung der Frage näher getreten, ob die submarinen Fahrzeuge zu einer gebrauchsfähigen Kriegswaffe ausgebildet werden können oder nicht“38. Resolut negativ äußerte sich 1901 der Marinehistoriker KL Georg Wislicenus: „Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass man in deutschen und englischen Fachkreisen von den Unterwasserbooten … gar nichts hält“39. 34 Dazu und allgemein zum Minenwesen, zu Minenschiffen und Minensuchbooten Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 5 S. 44 und Band 6 S. 128 ff., S. 140 ff. 35 Laverrenz, Kriegsflotte S. 32, 337 ff. 36 Wislicenus, Seekriegswaffen S. 87. 37 Zur Vorgeschichte vgl. Foss S. 204 ff. 38 Laverrenz, Kriegsflotte S. 307, S. 49. 39 S. 196.
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(c) Auch im Ausland wurden U-Boote gebaut und getestet: (1) 1856 Stapellauf in St. Petersburg des Seeteufels, des 1. russischen U-Bootes. (2) 1859 1. Tauchfahrt des handgetriebenen spanischen U-Bootes Ictineo (I) des Kontrukteurs Narcis Monturiol y Estarriol (1819 – 1885) in Barcelona. (3) 1863 1. Probefahrt in Rochefort des französischen U-Bootes Le Plongeur (maschinengetrieben, mit 1 Spierentorpedo bewaffnet) der Konstrukteure Siméon Bourgeois (1815 – 1887) und Charles Brun (1825 – 1897). (4) Am 17. 2. 1864 versenkte das mit einem Spierentorpedo bewaffnete konföderierte Klein-U-Boot CSS H. L. Hunley die USS Housatonic, ging daraufhin aber selbst verloren. (5) 1865 baute der US-deutsche Ingenieur Julius Kröhl (1820 – 1867) die handgetriebene Sub Marine Explorer, die aus eigener Kraft wieder auftauchen konnte. Ihren 1. offiziellen Tauchgang, im Auftrag der Pacific Pearl Company, machte sie 1866 im Hafen von New York. (6) 1873 wurde Le Plongeur mit einem Dampfmotor ausgerüstet. (7) Das vorerst letzte und beste U-Boot war die mit einem Batterie-Elektromotor ausgerüstete französische Gymnote der Konstrukteure Gustave Zédé (1825 – 1891) und Henri Dupuy de Lome (1816 – 1885); 1. Tauchfahrt 1888. 13. Kosten Um die Jahrhundertwende kostete ein Linienschiff einschließlich Ausrüstung und Bewaffnung etwa 20 Millionen Mark, ein großer Kreuzer etwa 15 – 17 Millionen, ein kleiner Kreuzer rund 5 Millionen, ein Kanonenboot circa 2 Millionen40. Tirpitz’ Flottengesetze rechneten mit einer Kostensteigerung während der Bauzeit von 15 – 18%. Von den Gesamtkosten entfielen etwa 55% auf den Schiffskörper, 20 % auf Maschinen und Kessel, 20% auf die Bewaffnung und 5% auf andere Ausrüstung. Unter Tirpitz’ Flottengesetzen stiegen die Kosten der Bewaffnung auf rund 1 / 3 der Gesamtkosten. (Ein Torpedo kostete immerhin bis zu 15.000 Mark). 14. „Kampfwert“ Der Marine-Oberbaurat Kretzschmer erfand „eine ebenso geniale wie einwandfreie Formel“, den „Kampfwert“ (etwa auch „Gefechtswert“) eines Kriegsschiffes anhand seiner wesentlichsten Elemente41 zu bestimmen (Feuerkraft, Beweglichkeit, 40 41
Gröner Bd. 1 S. 20; Laverrenz, Kriegsflotte S. 170. Uhle-Wettler S. 212.
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Standfestigkeit); aus seiner Formel ließ sich z. B. (ganz im Sinne von Tirpitz) ableiten, dass der Bau von Linienschiffen wesentlich wirkungsvoller und ökonomischer war als der Bau von Panzerkreuzern42. Ein anderes Messsystem zum Vergleich der kriegsmaritimen Stärken Deutschlands und seiner Konkurrenten entwickelte der Marinehistoriker KL Georg Wislicenus, der ermittelte, dass England im Jahre 1900 mehr als doppelt so stark war, wie das direkt folgende Frankreich und mehr als fünfmal so stark wie Deutschland, etwa gleich stark, wie Deutschland, Italien, Frankreich und Russland zusammen, und dass der Zweibund Frankreich / Russland den Dreibund Deutschland / Italien / Österreich um 70% übertraf43.
15. Name, Geschlecht (a) Zur Namensgebung der Kriegsschiffe vgl. Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 69; zur Mehrfach-Verwendung von Namen vgl. Röhr S. 170 ff. (b) Für eine Feststellung zum „Geschlecht“ der Schiffe sei Adm Bromme das Wort gegeben: „Charakteristisch bleibt die englische Redensart, in der Schiffe immer mit she bezeichnet und diese weibliche Formel für jede Klasse gebraucht wird, was dem Ausdruck etwas Zarteres und Liebevolleres verleiht. Nur bei Raddampfern gebraucht der Engländer das sächliche it. – In der deutschen Seesprache richtet sich das Fürwort meist nach dem Taufnamen des Schiffes“44.
16. Vermischtes (a) Das Küstenpanzerschiff Aegir erhielt als erstes Kriegsschiff der Kaiserlichen Marine einen elektrischen Antrieb für die Hilfsmaschine der Ruderanlage, was ihm den Spitznamen „Elektrische Anna“ oder auch „Elektrische Ida“45 eintrug. (b) Die Panzerkorvette Bayern erhielt als erstes Kampfschiff der Kaiserlichen Marine im Sommer 1887 eine elektrische Innenbeleuchtungsanlage46 (Siemens & Halske). (c) Der als königlich-preußische Yacht bestimmte, 1857 in Frankreich gekaufte und im selben Jahr in Dienst gestellte Aviso Grille war das langlebigste Schiff der Marine; sie wurde erst 1920 nach 63 Dienstjahren aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen.
42 43 44 45 46
Laverrenz, Kriegsflotte S. 204 f. Foss S. 491. S. 204. Siehe auch Laverrenz, Kriegsflotte S. 112. Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 80 bzw. Laverrenz, Kriegsflotte S. 248. Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 127.
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(d) Die Kreuzerkorvette Arcona lief als erstes deutsches Kriegsschiff breitseitig vom Stapel (in Danzig 1885)47. (e) Der Kaiser Wilhelm II. war das erste als Flottenflaggschiff vorgesehene und entsprechend gebaute und eingerichtete deutsche Kriegsschiff48. (f) Bei der Kurfürst Friedrich Wilhelm wurde zum ersten Mal im Großschiffbau der Schiffsraum durchgehend in zahlreiche abgeschottete Einzelzellen unterteilt, um die Sinksicherheit zu erhöhen. (g) In der Kaiserlichen Marine des ausgehenden 19. Jh. tat eine Frau Dienst an Bord: die Wäscheverwalterin auf der Kaiseryacht Hohenzollern49.
II. Technische Angaben der Schiffe Nachstehend folgen, alphabetisch geordnet, technische Angaben der größeren Kriegsschiffe im deutschen Dienst, wobei keine Unterscheidung der mehreren Flotten gemacht wird. Die Liste nennt in 214 Positionen 197 Schiffe; die Differenz ergibt sich aus Umbenennungen. Von diesen 197 Schiffen hatten 193 ihren Stapellauf vor dem 31. 12. 1900; die späteren Linienschiffe Mecklenburg, Schwaben, Wettin und Zähringen sind zu Vergleichszwecken in die Liste aufgenommen. Die hier verwendete Typenbezeichnung entspricht der von Hildebrand / Röhr / Steinmetz neben dem Schiffsnamen angegebenen. Klassierung, Gewicht, Besatzung, Geschwindigkeit, Bewaffnung und Maximale Reisedistanz (MRD) der Schiffe entsprechen der Ausstattung bei der ersten Indienststellung in einer deutschen Flotte; als solche gilt hier das Datum der formellen Übernahme eines Schiffes von der Werft (bzw. vom Verkäufer), einschließlich der Probefahrten. Als Waffen werden nur Kanonen ab Kaliber 5 cm und Torpedorohre genannt. Wenn in der Literatur unterschiedliche technische Angaben gemacht werden, stützt sich dieses Werk auf die Angaben bei Hildebrand / Röhr / Steinmetz, das die verwendeten Begriffe auch erläutert.
III. Alphabetische Liste der Kriegsschiffe Acadia
s. Erzherzog Johann
Adler Kanonenboot
Stapellauf: 3. 11. 1883 in Kiel; Indienststellung 27. 5. 1884 Gewicht: 1.040 t, Besatzung 127 – 133 Mann; Geschwindigkeit: 11 kn Bewaffnung: 5 RK / 12.5 cm
47 48 49
Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 100. Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 3 S. 134. Laverrenz, Kriegsflotte S. 67.
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Aegir Küstenpanzerschiff
Stapellauf: 3. 4. 1895 in Kiel; Indienststellung: 15. 10. 1896 Gewicht: 3.754 t; Besatzung: 276 – 307 Mann; Geschwindigkeit: 15 kn Bewaffnung: 3 MRK / 24 cm, 10 SK / 8.8 cm, 4 TR / 45 cm; MRD: 2.000 sm; KFV: 580 t
Albatross Kanonenboot
Stapellauf: 11. 3. 1871 in Danzig; Indienststellung: 23. 12. 1871 Gewicht: 786 t; Besatzung: 103 Mann; Geschwindigkeit: 10.5 kn Bewaffnung: 2 RK / 15 cm, 2 RK / 12 cm
Alexandrine Kreuzerkorvette
Stapellauf: 7. 2. 1885 in Kiel; Indienststellung: 6. 10. 1886 Gewicht: 2.662 t; Besatzung: 268 – 293 Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung: 10 RK / 15 cm, 2 RK / 10.5 cm; MRD: 3.500 sm; KFV: 300 t
Amazone Segelkorvette
Stapellauf: 24. 6. 1843 in Stettin; Indienststellung: 1. 3. 1848 Gewicht: 390 t; Besatzung: 145 Mann; Geschwindigkeit: 11 – 13 kn Bewaffnung: 2 (brit.) 24 Pf., 12 (schwed.) 18 Pf.
Arcona Gedeckte Korvette
Stapellauf: 19. 5. 1858 in Danzig; Indienststellung: 15. 4. 1859 Gewicht: 2.391 t; Besatzung: 380 Mann; Geschwindigkeit: 10 kn Bewaffnung: 6 / 68 Pf, 20 / 36 Pf., 2 / 29 Pf.
Arcona Kreuzerkorvette
Stapellauf: 7. 5. 1885 in Danzig; Indienststellung: 1. 12. 1886 Gewicht: 2.662 t; Besatzung: 282 – 293 Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung: 10 RK / 15 cm, 4 RK / 10.5 cm; MRD: 3.500 sm; KFV: 700 t
Ariadne Kreuzerkorvette
Stapellauf: 21. 7. 1871 in Danzig; Indienststellung: 23. 11. 1872 Gewicht: 2.072 t; Besatzung: 233 – 248 Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung: 6 RK / 15 cm; 2 RK / 12 cm
Arminius Panzerfahrzeug
Stapellauf: 20. 8. 1864 in London; Indienststellung 22. 4. 1865 Gewicht: 1.829 t; Besatzung: 132 Mann; Geschwindigkeit: 10 kn Bewaffnung: 4 RK / 21 cm
Augusta Stapellauf: 1864 in Bordeaux als Yeddo; Indienststellung: 4. 7. 1864 Glattdeckkorvette Gewicht: 2.272 t; Besatzung 230 Mann; Geschwindigkeit: 12 kn Bewaffnung: 8 / 24 Pf., 6 / 12 Pf. Baden Panzerkorvette
Stapellauf: 28. 7. 1880 in Kiel; Indienststellung: 24. 9. 1883 Gewicht: 7.938 t; Besatzung: 317 – 436 Mann; Geschwindigkeit: 13 kn Bewaffnung: 6 RK / 26 cm, 6 RK / 8.7 cm; MRD: 3.000 sm; KFV: 615 t
Barbarossa Dampffregatte
Stapellauf: 5. 2. 1840 in Greenock als Britannia; Indienststellung: 19. 3. 1849 Gewicht: 1.313 t; Besatzung: 200 Mann; Geschwindigkeit: 8 kn Bewaffnung: 6 / 68 Pf.
Basilisk Kanonenboot I. Kl.
Stapellauf: 20. 8. 1862 in Wolgast; Indienststellung: 13. 6. 1863 Gewicht: 422 t; Besatzung: 71 Mann; Geschwindigkeit: 9.3 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Basilisk Panzerkanonenboot
Stapellauf: 14. 9. 1878 in Bremen; Indienststellung: 20. 8. 1880 Gewicht: 1.157 t; Besatzung: 76 – 88 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 RK / 30.5 cm; MRD: 700 sm; KFV: 40 t
Anhang 7: Die Kriegsschiffe der deutschen Flotten
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Bayern Panzerkorvette
Stapellauf: 13. 5. 1878 in Kiel; Indienststellung: 4. 8. 1881 Gewicht: 7.742 t; Besatzung: 317 – 436 Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung: 6 RK / 26 cm, 6 RK / 8.7 cm; MRD: 3.000 sm; KFV: 615 t
Beowulf Küstenpanzerschiff
Stapellauf: 8. 11. 1890 in Bremen; Indienststellung: 1. 4. 1892 Gewicht: 3.741 t; Besatzung: 276 – 307 Mann; Geschwindigkeit: 15.1 kn Bewaffnung: 3 MRK / 24 cm, 8 SK / 8.8 cm, 4 TR / 35 cm; MRD: 1.500 sm; KFV: 580 t
Biene Panzerkanonenboot
Stapellauf: 2. 12. 1876 in Bremen; Indienststellung: 20. 8. 1881 Gewicht: 1.157 t; Besatzung: 76 – 88 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 RK / 30.5 cm; MRD: 700 sm; KFV: 40 t
Bismarck Kreuzerfregatte
Stapellauf: 25. 7. 1877 in Kiel, Indienststellung: 27. 8. 1878 Gewicht: 3.386 t; Besatzung 404 Mann; Geschwindigkeit: 12 kn Bewaffnung: 16 RK / 15 cm
Blitz Kanonenboot I. Kl.
Stapellauf: 27. 8. 1862 in Wolgast; Indienststellung: 13. 6. 1863 Gewicht: 422 t; Besatzung: 71 Mann; Geschwindigkeit: 9.3 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Blitz Aviso
Stapellauf: 26. 8. 1882 in Kiel; Indienststellung: 28. 3. 1883 Gewicht: 1.486 t; Besatzung: 134 – 141 Mann; Geschwindigkeit: 16 kn Bewaffnung: 1 RK / 12.5 cm, 4 RK / 8.7 cm, 1 TR / 35 cm; MRD: 2.500 sm; KFV: 200 t
Blücher Torpedoschulschiff
Stapellauf: 20. 9. 1877 in Kiel; Indienststellung: 21. 12. 1878 Gewicht: 3.386 t; Besatzung: 301 – 528 Mann; Geschwindigkeit: 13.8 kn Bewaffnung: 16 RK / 15 cm; MRD: 2.000 sm; KFV: 260 t
Bonin Paketboot
Stapellauf: 1833 Bewaffnung: 1 / 64 Pf., 1 / 60 Pf., 2 / 30 Pf. Sonst keine zuverlässigen Angaben.
Brandenburg Panzerschiff
Stapellauf: 21. 9. 1891 in Stettin; Indienststellung: 19. 11. 1893 Gewicht: 10.670 t; Besatzung: 568 – 591 Mann; Geschwindigkeit: 16 kn Bewaffnung: 6 MRK / 28 cm, 6 SK / 10.5 cm, 8 SK / 8.8 cm, 6 TR / 45 cm MRD: 4.500 sm; KFV: 640 / 1.050 t
Bremen Dampfer
Stapellauf: 1842 in Hamburg (?); Indienststellung: 1849 Gewicht: 350 t; Geschwindigkeit: 8 kn; Bewaffnung: 6 Kanonen Sonst keine zuverlässigen Angaben.
Bremse Panzerkanonenboot
Stapellauf: 29. 3. 1884 in Bremen; Indienststellung: 22. 12. 1884 Gewicht: 929 t; Besatzung: 65 – 78 Mann; Geschwindigkeit: 15.2 kn Bewaffnung: 1 RK / 21 cm, 1 RK / 8.7 cm, 1 TR / 35 cm; MRD: 1.200 sm; KFV: 40 t
Britannia
s. Barbarossa
Brummer Panzerkanonenboot
Stapellauf: 5. 1. 1884 in Bremen; Indienststellung: 10. 10. 1884 Gewicht: 929 t; Besatzung: 65 – 78 Mann; Geschwindigkeit: 14.1 kn Bewaffnung: 1 RK / 21 cm, 1 RK / 8.7 cm, 1 TR / 35 cm; MRD: 1.200 sm; KFV: 65 t
238
C. Anhänge
Bussard Kleiner Kreuzer
Stapellauf: 23. 1. 1890 in Danzig; Indienststellung: 7. 10. 1890 Gewicht: 1.868 t; Besatzung: 161 – 166 Mann; Geschwindigkeit: 15.5 kn Bewaffnung: 8 RK / 10.5 cm, 2 TR / 35 cm; MRD: 3.500 sm; KFV: 300 t
Cacique
s. Frankfurt
Camaeleon Kanonenboot I. Kl.
Stapellauf: 4. 8. 1860 in Danzig; Indienststellung: 6. 8. 1861 Gewicht: 422 t; Besatzung: 71 Mann; Geschwindigkeit: 9.1 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Camaeleon Panzerkanonenboot
Stapellauf 21. 12. 1878 in Bremen; Indienststellung: 20. 8. 1880 Gewicht: 1.157 t; Besatzung: 76 – 88 Mann; Geschwindigkeit: 9.5 kn Bewaffnung: 1 RK / 30.5 cm; MRD: 700 sm; KFV: 40 t
Carmen
s. D2 / D1
Carola Kreuzerkorvette
Stapellauf: 27. 11. 1880 in Stettin; Indienststellung: 1. 9. 1881 Gewicht: 2.424 t; Besatzung: 256 – 270 Mann; Geschwindigkeit: 13.5 kn Bewaffnung: 10 RK / 15 cm, 2 RK / 8.7 cm; MRD: 3.500 sm; KFV: 300 t
César Goddefroy s. Deutschland (Segelfregatte) Charlotte Kreuzerfregatte
Stapellauf: 5. 9. 1885 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 1. 11. 1886 Gewicht: 3.763 t; Besatzung: 495 – 506 Mann; Geschwindigkeit: 13 kn Bewaffnung: 18 RK / 15 cm, 2 SK / 8.8 cm; MRD: 3.000 sm; KFV: 500 t
Cheops
s. Prinz Adalbert (Panzerfahrzeug)
Comet Kanonenboot I. Kl.
Stapellauf: 1. 9. 1860 in Danzig; Indienststellung: 6. 8. 1861 Gewicht: 422 t; Besatzung: 71 Mann; Geschwindigkeit: 9.1 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Comet Aviso
Stapellauf: 15. 11. 1892 in Stettin; Indienststellung: 29. 4. 1893 Gewicht: 1.111 t; Besatzung. 115 Mann; Geschwindigkeit: 19.5 kn Bewaffnung: 4 SK / 8.8 cm, 3 TR / 35 cm; MRD: 1.000 sm; KFV: 125 t
Condor Kleiner Kreuzer
Stapellauf: 23. 2. 1892 in Hamburg; Indienststellung: 9. 12. 1892 Gewicht: 1.864 t; Besatzung: 161 – 166 Mann; Geschwindigkeit: 15.5 kn Bewaffnung: 8 SK / 10.5 cm, 2 TR / 35 cm; MRD: 3.500 sm; KFV: 300 t
Cora
s. Der Königliche Ernst August
Cormoran Kleiner Kreuzer
Stapellauf: 17. 5. 1892 in Danzig; Indienststellung: 25. 7. 1893 Gewicht: 1.864 t; Besatzung: 161 – 166 Mann; Geschwindigkeit: 15.5 kn Bewaffnung: 8 SK / 10.5 cm, 2 TR / 35 cm; MRD: 3.500 sm; KFV: 300 t
Crocodill Kanonenboot II. Kl.
Stapellauf: Januar 1860 in Elbing; Indienststellung: Herbst 1860 Gewicht: 283 t; Besatzung: 40 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn ohne Waffen
Crocodill Panzerkanonenboot
Stapellauf: 13. 9. 1879 in Bremen; Indienststellung: 20. 9. 1880 Gewicht: 1.157 t; Besatzung: 76 – 88 Mann; Geschwindigkeit: 9.5 kn Bewaffnung: 1 RK / 30.5 cm; MRD: 700 sm; KFV: 40 t
Cyclop (I) Kanonenboot I. Kl.
Stapellauf: 8. 9. 1860 in Danzig; Indienststellung: 21. 2. 1864 Gewicht: 422 t; Besatzung: 71 Mann; Geschwindigkeit: 9.1 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Anhang 7: Die Kriegsschiffe der deutschen Flotten
239
Cyclop (II) Kanonenboot
Stapellauf 5. 8. 1874 in Danzig; Indienststellung: 27. 3. 1875 Gewicht: 531 t; Besatzung 69 Mann; Geschwindigkeit: 9.1 kn Bewaffnung: 2 RK / 12 cm, 2 Ballonkanonen
Danzig HaffKanonenboot
Stapellauf 21. 5. 1825 in Stralsund; Indienststellung: 8. 8. 1825 Gewicht: ca. 70 t; Besatzung 57 Mann; Geschwindigkeit bis 10 kn Bewaffnung: 2 / 24 Pf., 1 / 25 Pf. Mörser, 2 / 12 Pf. Karronaden
Danzig Dampfkorvette
Stapellauf: 13. 11. 1851 in Danzig; Indienststellung: 1. 6. 1853 Gewicht: 1.920 t; Besatzung: 220 Mann; Geschwindigkeit: 11.6 kn Bewaffnung: 10 / 68 Pf.
D2 / D1 Torpedoboot
Stapellauf: 19. 12. 1886 in Elbing als Carmen; Indienststellung: 1887 Gewicht: 300 t; Besatzung: 46 – 52 Mann; Geschwindigkeit bis 20.6 kn Bewaffnung: 3 TR / 35 cm; MRD: 2.000 sm; KFV: 57 t
Delphin Kanonenboot I. Kl.
Stapellauf: 15. 9. 1860 in Danzig; Indienststellung: 1. 3. 1864 Gewicht: 422 t; Besatzung: 71 Mann; Geschwindigkeit: 9.1 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Der Königliche Ernst August Dampfkorvette
Stapellauf: 1848 in Bristol als Cora; Indienststellung: Oktober 1848 Gewicht: 580 t; Besatzung: 150 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 6 / 68 Pf. Bombenkanonen
Deutschland Segelfregatte
Stapellauf: in England als César Goddefroy; Indienststellung: 1849 Gewicht: 853 t; Besatzung 230 Mann; Bewaffnung: 36 Kanonen Sonst keine zuverlässigen Angaben.
Deutschland Panzerfregatte
Stapellauf: 12. 9. 1874 in London; Indienststellung: 7. 8. 1875 Gewicht: 8.940 t; Besatzung: 600 – 656 Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung: 8 RK / 26 cm, 1 RK / 21 cm; MRD: 2.500 sm; KFV: 710 t
Drache Kanonenboot I. Kl.
Stapellauf: 3. 8. 1865 in Wolgast; Indienststellung: 22. 4. 1869 Gewicht: 422 t; Besatzung: 71 Mann; Geschwindigkeit: 9.3 kn Bewaffnung: 1 / 68 Pf.
Eber (I) Kanonenboot
Stapellauf: 15. 2. 1887 in Kiel; Indienststellung: 25. 9. 1887 Gewicht: 735 t; Besatzung: 81 Mann; Geschwindigkeit: 11 kn Bewaffnung: 3 RK / 10.5 cm
Eckernförde
s. Gefion (Segelfregatte)
Elbe Schoner
Stapellauf: 1831 in Kopenhagen (?); Indienststellung: 1848 Bewaffnung: 6 / 12 Pf.50; sonst keine zuverlässigen Angaben.
Elisabeth Gedeckte Korvette
Stapellauf: 18. 10. 1868 in Danzig; Indienststellung: 29. 9. 1869 Gewicht: 2.912 t; Besatzung: 380 Mann; Geschwindigkeit: 13 kn Bewaffnung: 17 RK / 15 cm; 2 RK / 12.5 cm
Emden
s. Falke (Aviso)
50
Gemäß Laverrenz, Kriegsflotte S. 14, 8 Geschütze.
240
C. Anhänge
Erzherzog Johann Dampffregatte
Stapellauf 1840 in Glasgow als Acadia; Indienststellung: 1849 Gewicht: 313 t; Besatzung: 500 Mann; Geschwindigkeit: 8 kn Bewaffnung: 9 / 68 Pf.
Falke Aviso
Stapellauf: 1865 in Glasgow als Heinrich Heister, während der Überführung nach Wilhelmshaven zur tarnung Emden genannt; Indienststellung: 4. 9. 1870 Gewicht: 1.230 t; Besatzung. 90 Mann; Geschwindigkeit: 12 kn Bewaffnung: 2 RK / 12 cm
Falke Kleiner Kreuzer
Stapellauf: 4. 4. 1891 in Kiel; Indienststellung: 14. 9. 1891 Gewicht: 1.868 t; Besatzung: 161 – 166 Mann; Geschwindigkeit: 15.5 kn Bewaffnung: 8 SK / 10.5 cm, 2 TR / 35 cm; MRD: 3.500 sm; KFV: 300 t
Frankfurt Dampfkorvette
Stapellauf: 1848 in Bristol als Cacique; Indienststellung: 1849 Gewicht: 448 t; Besatzung: 100 Mann; Geschwindigkeit: 8 kn
Frauenlob Schoner
Stapellauf: 24. 8. 1855 in Wolgast; Indienststellung: 1. 5. 1856 Gewicht: 305 t; Besatzung: 47 Mann; Geschwindigkeit: 13 kn Bewaffnung: 1 / 30 Pf.
Freya Glattdeckkorvette
Stapellauf: 29. 12. 1874 in Danzig; Indienststellung: 21. 8. 1876 Gewicht: 2.406 t; Besatzung: 248 Mann; Geschwindigkeit: 14.5 kn Bewaffnung: 8 RK / 15 cm
Freya Großer Kreuzer
Stapellauf: 27. 4. 1897 in Danzig; Indienststellung: 20. 10. 1900 Gewicht: 6.491 t; Besatzung: 477 – 684 Mann; Geschwindigkeit; 18 kn Bewaffnung: 2 SK / 21 cm; 8 SK / 15 cm; 10 SK / 8.8 cm; 3 TR / 45 cm MRD: 5.500 sm; KFV: 900 / 1.000 t
Friedrich Carl Panzerfregatte
Stapellauf: 16. 1. 1867 in Toulon; Indienststellung: 6. 10. 1867 Gewicht: 6.932 t; Besatzung: 531 Mann; Geschwindigkeit: 13 kn Bewaffnung: 16 RK / 21 cm; 5 TR / 35 cm; MRD: 2.200 sm; KFV: 1.000 / 1.600 t
Friedrich der Große Panzerfregatte
Stapellauf: 20. 9. 1874 in Kiel; Indienststellung: 22. 11. 1877 Gewicht: 7.718 t; Besatzung: 500 – 543 Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung: 4 RK / 26 cm, 2 RK / 17 cm; KFV: 500 t
Frithjof Küstenpanzerschiff
Stapellauf: 21. 7. 1891 in Bremen; Indienststellung: 23. 2. 1893 Gewicht 3.751 t; Besatzung: 276 – 313 Mann; Geschwindigkeit: 15.1 kn Bewaffnung: 3 MRK / 24 cm, 8 SK / 8.8 cm, 4 TR / 35 cm MRD: 1.500 sm; KFV: 580 t
Fuchs Kanonenboot II. Kl.
Stapellauf: 14. 2. 1860 in Danzig; Indienststellung: Herbst 1860 Gewicht: 283 t; Besatzung: 40 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 / 24Pf., 2 / 12 Pf.
Fürst Bismarck Großer Kreuzer
Stapellauf: 25. 9. 1897 in Kiel; Indienststellung: 1. 4. 1900 Gewicht: 11.461 t; Besatzung: 621 Mann; Geschwindigkeit: 18 kn Bewaffnung: 4 SK / 24 cm, 12 SK / 15 cm, 10 SK / 8.8 cm, 6 TR / 45 cm MRD: 4.000 sm; KFV: 1.000 / 1.200 t
Anhang 7: Die Kriegsschiffe der deutschen Flotten
241
Gazelle Gedeckte Korvette
Stapellauf: 19. 12. 1859 in Danzig; Indienststellung: 15. 5. 1862 Gewicht: 2.391 t; Besatzung: 380 Mann; Geschwindigkeit: 8 kn Bewaffnung: 6 / 68 Pf., 20 / 36 Pf.
Gazelle Kleiner Kreuzer
Stapellauf: 31. 3. 1898 in Kiel; Indienststellung: 23. 11. 1898 Gewicht: 2.963 t; Besatzung: 259 – 272 Mann; Geschwindigkeit: 20 kn Bewaffnung: 10 SK / 10.5 cm, 3 TR / 45 cm; MRD: 5.000 sm; KFV: 560 t
Gefion (temp. Eckernförde) Segelfregatte
Stapellauf: 27. 9. 1843 in Kopenhagen; Indienststellung: 11. 5. 1852 Gewicht: 1.826 t; Besatzung: 420 Mann; Geschwindigkeit: 15 kn Bewaffnung: 2 / 60 Pf., 26 / 24 Pf., 16 / 18 Pf.
Gefion Kleiner Kreuzer
Stapellauf: 31. 5. 1893 in Danzig; Indienststellung: 27. 6. 1894 Gewicht: 4.275 t; Besatzung: 302 Mann; Geschwindigkeit: 19 kn Bewaffnung: 10 SK / 10.5 cm, 6 SK / 5 cm, 2 TR / 45 cm MRD: 3.500 sm; KFV: 750 t
Geier Kleiner Kreuzer
Stapellauf: 18. 10. 1894 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 24. 10. 1895 Gewicht: 1.918 t; Besatzung: 161 – 166 Mann; Geschwindigkeit: 16.2 kn Bewaffnung: 8 SK / 10.5 cm, 2 TR / 45 cm; MRD: 3.500 sm; KFV: 300 t
Gneisenau Kreuzerfregatte
Stapellauf: 4. 9. 1879 in Danzig; Indienststellung: 3. 10. 1880 Gewicht: 2.994 t; Besatzung: 404 – 469 Mann; Geschwindigkeit: 12 kn Bewaffnung: 16 RK / 15 cm
Greif Aviso
Stapellauf: 29. 7. 1886 in Kiel; Indienststellung: 9. 7. 1887 Gewicht: 2.266 t; Besatzung: 170 – 185 Mann; Geschwindigkeit: 18 kn Bewaffnung: 2 RK / 10.5 cm; MRD: 3.500 sm; KFV: 350 t
Grille (I) Aviso
Stapellauf: 9. 9. 1857 in Le Havre; Indienststellung: 3. 6. 1858 Gewicht: 491 t; Besatzung: 70 – 78 Mann; Geschwindigkeit: 13 bis 14.4 kn Bewaffnung: bis 1870 mehrheitlich unbewaffnet; temporär 2 / 12 Pf. MRD: 2.000 sm; KFV: 60 t
Großer Kurfürst Panzerfregatte
Stapellauf: 17. 9. 1875 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 6. 5. 1878 Gewicht: 3.718 t; Besatzung: 500 Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung: 4 RK / 26 cm, 2 RK / 17 cm
Großherzog von Oldenburg Dampfkorvette
Stapellauf 1848 in Bristol als Inca; Indienststellung: 1850 Gewicht: 415 t; Besatzung: 100 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 2 / 68 Pf.
Habicht (I) Kanonenboot II. Kl.
Stapellauf: 1860 in Danzig; Indienststellung: Herbst 1860 Gewicht: 283 t; Besatzung: 40 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Habicht (II) Kanonenboot
Stapellauf: 13. 5. 1879 in Danzig; Indienststellung: 18. 3. 1880 Gewicht: 1.005 t; Besatzung: 127 – 133 Mann; Geschwindigkeit: 11 kn Bewaffnung: 1 RK / 15 cm, 4 RK / 12 cm; MRD: 2.000 sm; KFV: 100 t
Hagen Küstenpanzerschiff
Stapellauf: 21. 10. 1893 in Kiel; Indienststellung: 2. 10. 1894 Gewicht: 3.741 t; Besatzung: 276 – 313 Mann; Geschwindigkeit: 15.1 kn Bewaffnung: 3 MRK / 24 cm, 8 SK / 8.8 cm, 4 TR / 35 cm; MRD: 3.500 sm; KFV: 580 t
242
C. Anhänge
Hamburg Dampfer
Stapellauf: 1841 in Hamburg (?); Indienststellung: 1849 Gewicht: 380 t; Bewaffnung: 6 Kanonen Sonst keine zuverlässigen Angaben.
Hansa Dampffregatte
Stapellauf 1847 in USA als United States; Indienststellung: 1849 Gewicht: 1.650 t Sonst keine zuverlässigen Angaben.
Hansa Panzerkorvette
Stapellauf: 26. 1. 1872 in Danzig; Indienststellung: 19. 5. 1875 Gewicht: 4.404 t; Besatzung: 399 Mann; Geschwindigkeit: 12 kn Bewaffnung: 8 RK / 21 cm
Hansa Stapellauf: 12. 3. 1898 in Stettin; Indienststellung: 20. 4. 1899 Grosser Kreuzer Gewicht: 6.705 t; Besatzung: 477 – 684 Mann; Geschwindigkeit: 18 kn Bewaffnung: 2 SK / 21 cm, 8 SK / 15 cm, 10 SK / 8.8 cm, 3 TR / 45 cm MRD: 5.500 sm; KFV: 900 / 1.000 t Hay (I) Stapellauf: 14. 2. 1860 in Elbing; Indienststellung: Herbst 1860 Kanonenboot II. Gewicht: 283 t; Besatzung 40 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Kl. Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf. Hay (II) Kanonenboot
Stapellauf: 28. 9. 1881 in Danzig; Indienststellung: 15. 6. 1882 Gewicht: 247 t; Besatzung: 40 Mann; Geschwindigkeit: 9.3 kn Bewaffnung: 4 RK / 8.7 cm; KFV: 30 t
Heimdall Küstenpanzerschiff
Stapellauf: 27. 7. 1892 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 7. 4. 1894 Gewicht: 3.741 t; Besatzung: 276 – 313 Mann; Geschwindigkeit: 15 kn Bewaffnung: 3 MRK / 24 cm, 8 SK / 8.8 cm, 4 TR 35 cm; MRD: 1.500 sm; KFV: 580 t
Heinrich Heister s. Falke (Aviso) Hela Schoner
Stapellauf: 18. 10. 1853 in Danzig; Indienststellung: 2. 3. 1854 Gewicht: 300 t; Besatzung: 45 – 81 Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung wechselnd
Hela Aviso
Stapellauf: 28. 3. 1895 in Bremen; Indienststellung: 3. 5. 1896 Gewicht: 2.082 t; Besatzung: 160 – 195 Mann; Geschwindigkeit: 20 kn Bewaffnung: 4 SK / 8.8 cm, 6 SK / 5 cm, 3TR / 45 cm; MRD: 3.500 sm; KFV: 320 / 340 t
Hertha Gedeckte Korvette
Stapellauf: 1. 10. 1864 in Danzig; Indienststellung: 1. 11. 1865 Gewicht: 2.504 t; Besatzung: 380 Mann; Geschwindigkeit: 8 kn Bewaffnung: 28 / 68 Pf.
Hertha Großer Kreuzer
Stapellauf: 14. 4. 1897 in Stettin; Indienststellung: 23. 7. 1898 Gewicht: 6.491 t; Besatzung: 471 – 477 Mann; Geschwindigkeit: 18 kn Bewaffnung: 2 SK / 21 cm, 8 SK / 15 cm, 10 SK / 8.8 cm, 3 TR / 45 cm MRD: 5.500 sm; KFV: 900 / 1.000 t
Hildebrand Küstenpanzerschiff
Stapellauf: 6. 8. 1892 in Kiel; Indienststellung: 28. 10. 1893 Gewicht: 3.741 t; Besatzung: 276 – 315 Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung: 3 MRK / 24 cm, 8 SK / 8.8 cm, 4 TR / 35 cm; MRD: 1.500 sm; KFV: 580 t
Anhang 7: Die Kriegsschiffe der deutschen Flotten
243
Hohenzollern (I) Stapellauf: 5. 7. 1876 in Kiel; Indienststellung: 10. 4. 1880 Aviso / Yacht Gewicht: 1.962 t; Besatzung: 145 – 154 Mann; Geschwindigkeit: 15 kn Bewaffnung: 2 RK / 12.5 cm (am 27. 6. 1892 umbenannt in Kaiseradler) Hohenzollern (II) Yacht
Stapellauf: 27. 6. 1892 in Stettin; Indienststellung: 8. 4. 1893 Gewicht: 4.460 t; Besatzung: 313 – 354 Mann; Geschwindigkeit: 21 kn Bewaffnung: 8 SK / 5 cm; 2 Prunkgeschütze51; MRD: 1.730 sm; KFV: 512 t
Hummel Panzerkanonenboot
Stapellauf: 12. 2. 1881 in Bremen; Indienststellung: 22. 5. 1882 Gewicht: 1.157 t; Besatzung: 76 – 88 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 RK / 30.5 cm; MRD: 700 sm; KFV: 40 t
Hyäne (I) Kanonenboot II. Kl.
Stapellauf: April 1860 in Danzig; Indienststellung: Herbst 1860 Gewicht: 283 t; Besatzung: 40 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Hyäne (II) Kanonenboot I. Kl.
Stapellauf: 27. 6. 1878 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 7. 9. 1879 Gewicht: 570 t; Besatzung: 106 bzw. 90 Mann; Geschwindigkeit: 8.5 kn Bewaffnung: 2 RK / 12.5 cm, 2 RK / 8.7 cm; KFV: 110 t
Iltis (I) Kanonenboot I. Kl.
Stapellauf: 18. 9. 1878 in Danzig; Indienststellung: 2. 3. 1880 Gewicht: 570 t; Besatzung: 85 Mann; Geschwindigkeit: 8.5 kn Bewaffnung: 2 RK / 12.5 cm, 2 RK / 8.7 cm
Iltis (II) Kanonenboot
Stapellauf: 4. 8. 1898 in Danzig; Indienststellung: 1. 12. 1898 Gewicht: 1.048 t; Besatzung: 130 Mann; Geschwindigkeit: 13.5 kn Bewaffnung: 4 SK / 8.8 cm; MRD: 3.000 sm; KFV: 170 t
Inca
s. Großherzog von Oldenburg
Irene Kleiner Kreuzer
Stapellauf: 23. 7. 1887 in Stettin: Indienststellung: 25. 5. 1888 Gewicht: 5.027 t; Besatzung: 365 – 374 Mann; Geschwindigkeit: 18.5 kn Bewaffnung: 14 RK / 15 cm, 3 TR / 35 cm; MRD: 3.000 sm; KFV: 540 t
Jäger Kanonenboot II. Kl.
Stapellauf: Januar 1860 in Danzig; Indienststellung: 25. 6. 1861 Gewicht: 283 t; Besatzung: 40 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Jagd Aviso
Stapellauf: 7. 7. 1888 in Bremen; Indienststellung: 25. 6. 1889 Gewicht: 1.499 t; Besatzung: 141 Mann; Geschwindigkeit: 18.2 kn Bewaffnung: 3 RK / 10.5 cm, 3 TR / 35 cm; MRD: 2.800 sm; KFV: 230 t
Jaguar Kanonenboot
Stapellauf: 19. 9. 1898 in Danzig; Indienststellung: 4. 4. 1899 Gewicht: 1.048 t; Besatzung: 130 Mann; Geschwindigkeit: 13.5 kn Bewaffnung: 4 SK / 8.8cm; MRD: 3.000 sm; KFV: 170 t
Kaiser Panzerfregatte
Stapellauf: 19. 3. 1874 in London; Indienststellung: 13. 2. 1875 Gewicht: 8.940 t; Besatzung: 600 – 656 Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung: 8 RK / 26 cm, 1 RK / 21 cm; MRD: 2.500 sm; KFV: 710 t
51
Geschenk Friedrich Krupps an den Kaiser (vgl. Laverrenz, Kriegsflotte S. 324).
244
C. Anhänge
Kaiser Barbarossa Linienschiff
Stapellauf: 21. 4. 1900 in Danzig; Indienststellung 10. 6. 1901 Gewicht: 11.785 t; Besatzung: 628 – 681 Mann; Geschwindigkeit: 17.5 kn Bewaffnung: 4 SK / 24 cm, 18 SK / 15 cm, 12 SK / 8.8 cm, 6 TR / 45 cm MRD: 5.000 sm; 650 / 1.050 t
Kaiser Friedrich III. Linienschiff
Stapellauf: 1. 7. 1896 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 7. 10. 1898 Gewicht: 11.758 t; Besatzung: 622 – 651 Mann; Geschwindigkeit: 17.2 kn Bewaffnung: 4 SK / 24 cm, 18 SK / 15 cm, 12 SK / 8.8 cm, 6 TR / 45 cm MRD: 5.000 sm; KFV: 650 / 1.050 t
Kaiser Karl der Große Linienschiff
Stapellauf: 18. 10. 1899 in Hamburg; Indienststellung: 4. 2. 1902 Gewicht: 11.859 t; Besatzung: 667 – 681 Mann; Geschwindigkeit: 17.5 kn Bewaffnung: 4 SK / 24 cm, 18 SK / 15 cm, 12 SK / 8.8 cm, 6 TR / 45 cm MRD: 5.000 sm; KFV: 650 / 1.050 t
Kaiser Wilhelm II. Linienschiff
Stapellauf: 14. 9. 1897 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 13. 2. 1900 Gewicht: 11.785 t; Besatzung: 622 – 651 Mann; Geschwindigkeit: 17.2 kn Bewaffnung: 4 SK / 24 cm, 18 SK / 15 cm, 12 SK / 8.8 cm, 6 TR / 45 cm MRD: 5.000 sm; KFV: 650 / 1.050 t
Kaiser Wilhelm d. Gr. Linienschiff
Stapellauf: 1. 6. 1899 in Kiel; Indienststellung: 5. 5. 1901 Gewicht: 11.654 t; Besatzung: 628 – 681 Mann; Geschwindigkeit: 17.1 kn Bewaffnung: 4 SK / 24 cm, 18 SK / 15 cm, 12 SK / 8.8 cm, 6 TR / 45 cm MRD: 5.000 sm; KFV: 650 / 1.050 t
Kaiseradler (Aviso)
s. Hohenzollern (I)
Kaiseradler Kleiner Kreuzer
s. Seeadler
Kaiserin Augusta Großer Kreuzer
Stapellauf: 15. 1. 1892 in Kiel; Indienststellung: 17. 11. 1892 Gewicht: 6.318 t; Besatzung: 430 Mann; Geschwindigkeit: 21 kn Bewaffnung: 4 RK / 15 cm, 8 SK / 10.5 cm, 8 SK / 8.8 cm, 5 TR / 35 cm MRD: 4.000 sm; KFV: 700 / 800 t
König Wilhelm Panzerfregatte
Stapellauf: 25. 4. 1868 in London; Indienststellung: 20. 2. 1869 Gewicht: 10.761 t; Besatzung: 730 – 748 (1158) Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung: 18 RK / 24 cm, 5 RK / 21 cm; MRD: 2.000 sm; KFV: 750 t
Kronprinz Panzerfregatte
Stapellauf: 6. 5. 1867 in London; Indienststellung: 17. 9. 1867 Gewicht: 6.760 t; Besatzung: 543 Mann; Geschwindigkeit: 13.5 kn Bewaffnung: 16 RK / 21cm; MRD: 3.500 sm
Kurfürst Friedrich Wilhelm Panzerschiff
Stapellauf: 30. 6. 1891 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 29. 4. 1894 Gewicht: 10.670 t; Besatzung: 568 – 591 Mann; Geschwindigkeit: 16 kn Bewaffnung: 6 MRK / 28 cm, 6 SK / 10.5 cm, 8 SK / 8.8 cm, 6 TR / 45 cm; MRD: 4.500 sm; KFV: 640 / 1.050 t
Leipzig Kreuzerfregatte
Stapellauf: 13. 9. 1875 in Stettin; Indienststellung: 1. 6. 1877 Gewicht: 4.626 t; Besatzung: 425 Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung: 12 RK / 17 cm
Anhang 7: Die Kriegsschiffe der deutschen Flotten
245
Loreley (I) Radaviso
Stapellauf: 20. 5. 1859 in Danzig; Indienststellung: 28. 9. 1859 Gewicht: 430 t; Besatzung: 65 Mann; Geschwindigkeit: 10.5 kn Bewaffnung: 2 / 12 Pf.
Loreley (II) Radaviso
Stapellauf: 19. 8. 1871 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 16. 4. 1873 Gewicht: 450 t; Besatzung: 57 Mann; Geschwindigkeit: 9.1 kn Bewaffnung: 1 RK / 12.5 cm, 2 RK / 8 cm (Umbau von Loreley (I), amtlich als Neubau bezeichnet)
Loreley (III) Spezialschiff
Stapellauf 1884 in Glasgow als Dampf-Yacht Mohican; Indienststellung: 6. 8. 1896 Gewicht: 920 t; Besatzung: 61 Mann; Geschwindigkeit: 11.9 kn Bewaffnung: 1 – 4 SK / 5 cm; KFV: 17 ot
Löwe Radschlepper
Bewaffnung: 1 / 18Pf., 2 / 12Pf. Sonst keine zuverlässigen Angaben.
Lübeck Dampfer
Stapellauf: 1844 in Hamburg (?); Indienststellung: 1849 Gewicht: 335 t; Bewaffnung: 6 Kanonen Sonst keine zuverlässigen Angaben.
Luchs Kanonenboot
Stapellauf: 18. 10. 1899 in Danzig; Indienststellung: 15. 5. 1900 Gewicht: 1.108 t; Besatzung: 130 Mann; Geschwindigkeit: 13.5 kn Bewaffnung: 2 SK / 10.5 cm; MRD: 3.000 sm; KFV: 204 t
Luise Glattdeckkorvette
Stapellauf: 16. 12. 1872 in Danzig; Indienststellung: 4. 6. 1874 Gewicht: 2.072 t; Besatzung: 233 – 248 Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung: 6 RK / 15 cm, 2 RK / 12 cm
Marie Kreuzerkorvette
Stapellauf: 20. 8. 1881 in Hamburg; Indienststellung: 12. 9. 1882 Gewicht: 2.424 t; Besatzung: 269 – 298 Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung: 10 RK / 15 cm, 2 RK / 8.7 cm; MRD: 3.500 sm
Mars Artillerieschulschiff
Stapellauf: 15. 11. 1879 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 1. 4. 1881 Gewicht: 3.542 t; Besatzung: 344 – 474 Mann; Geschwindigkeit: 11.4 kn Bewaffnung wechselnd; MRD: 1.500 sm; KFV: 270 t
Mecklenburg Linienschiff
Stapellauf: 9. 11. 1901 in Stettin; Indienststellung: 25. 6. 1903 Gewicht: 12.798 t; Besatzung: 683: Mann; Geschwindigkeit: 18 kn Bewaffnung: 4 SK / 24 cm, 18 SK / 15 cm, 12 SK / 8.8 cm, 6 TR / 45 cm MRD: 5.000 sm; KFV: 800 / 1.600 t
Medusa Glattdeckkorvette
Stapellauf: 20. 10. 1864 in Danzig; Indienststellung: 10. 4. 1867 Gewicht: 1.202 t; Besatzung: 190 Mann; Geschwindigkeit: 8 kn Bewaffnung: 10 / 36 Pf., 6 / 12 Pf.
Mercur Transportschiff
Stapellauf: 1847 in Danzig; Indienststellung: 1. 7. 1850 Gewicht: 850 t; Besatzung: 60 – 157 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 6 Karronaden
Meteor Kanonenboot I. Kl.
Stapellauf: 17. 5. 1865 in Wolgast; Indienststellung: 6. 9. 1869 Gewicht: 422 t; Besatzung: 71 Mann; Geschwindigkeit: 9.3 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
246
C. Anhänge
Meteor Aviso
Stapellauf: 20. 1. 1890 in Kiel; Indienststellung: 15. 5. 1891 Gewicht: 1.072 t; Besatzung: 115 Mann; Geschwindigkeit: 19 kn Bewaffnung: 4 SK / 8.8 cm, 3 TR / 35 cm; MRD: 1.000 sm; KFV: 125 t
Möwe Kanonenboot
Stapellauf: 8. 10. 1879 in Elbing; Indienststellung: 31. 5. 1880 Gewicht: 1.005 t; Besatzung: 127 – 133 Mann; Geschwindigkeit: 11 kn Bewaffnung: 1 RK / 15 cm, 4 RK / 12 cm; KFV: 98 t
Mohican
s. Loreley (III)
Moltke Kreuzerfregatte
Stapellauf: 18. 10. 1877 in Danzig; Indienststellung: 16. 4. 1878 Gewicht: 2.994 t; Besatzung: 404 Mann; Geschwindigkeit: 13.8 kn Bewaffnung: 16 RK / 15 cm; MRD: 2.000 sm; KFV: 300 t
Mosel Flussmonitor
Stapellauf: 1872 in Bremen; Indienststellung: 25. 4. 1874 Gewicht: 283 t; Besatzung 22 Mann; Geschwindigkeit: 6.5 kn Bewaffnung: 2 Bronzekanonen / 12 cm
Mücke Panzerkanonenboot
Stapellauf: 5. 5. 1877 in Bremen; Indienststellung: 1. 5. 1885 Gewicht: 1.157 t; Besatzung: 76 – 88 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 RK / 30.5 cm; MRD: 700 sm; KFV: 40 t
Musquito Brigg
Stapellauf: 29. 7. 1851 in Pembroke; Indienststellung: 19. 10. 1862 Gewicht: 627 t; Besatzung: 150 Mann; Geschwindigkeit: 12 kn Bewaffnung: 10 / 24 Pf.
Natter Kanonenboot II. Kl.
Stapellauf: 14. 2. 1860 in Wolgast; Indienststellung: 1. 3. 1864 Gewicht: 283 t; Besatzung: 40 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Natter Panzerkanonenboot
Stapellauf: 29. 9. 1880 in Bremen; Indienststellung: 15. 6. 1884 Gewicht: 1.157 t; 76 – 88 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 RK / 30.5 cm; MRD: 700 sm; KFV: 40 t
Nautilus Kanonenboot
Stapellauf: 31. 8. 1871 in Danzig; Indienststellung: 4. 6. 1873 Gewicht: 786 t; Besatzung: 90 – 115 Mann; Geschwindigkeit: 10.5 kn Bewaffnung: 2 RK / 15 cm, 2 RK / 12 cm
Niobe Segelfregatte
Stapellauf: 1853 in Portsmouth; Indienststellung: 21. 10. 1862 Gewicht: 1.590 t; Besatzung: 220 – 300 Mann Bewaffnung: 16 / 68 Pf., 4 / 30 Pf.
Niobe Kleiner Kreuzer
Stapellauf: 18. 7. 1899 in Bremen; Indienststellung: 25. 6. 1900 Gewicht: 2.963 t; Besatzung: 257 – 273 Mann; Geschwindigkeit: 22.1 kn Bewaffnung: 10 SK / 10.5 cm, 2 TR / 45 cm; MRD: 5.000 sm; KFV: 560 t
Nix Radaviso
Stapellauf: 1850 in London; Indienststellung: März 1851 Gewicht: 430 t; Besatzung: 65 – 74 Mann; Geschwindigkeit: 13 kn Bewaffnung: 4 Bombenkanonen / 25 Pf.
Nixe Kreuzerkorvette
Stapellauf: 23. 7. 1885 in Danzig; Indienststellung: 1. 4. 1886 Gewicht; 1.982 t; Besatzung: 358 – 479 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 8 RK / 12.5 cm; MRD: 850 sm; 100 t
Anhang 7: Die Kriegsschiffe der deutschen Flotten
247
Nymphe Glattdeckkorvette
Stapellauf: 15. 4. 1863 in Danzig; Indienststellung: 25. 11. 1863 Gewicht: 1.202 t; Besatzung: 111 – 190 Mann; Geschwindigkeit: 12 kn Bewaffnung: 10 / 36 Pf., 6 / 12 Pf.
Nymphe Kleiner Kreuzer
Stapellauf: 21. 11. 1899 in Kiel; Indienststellung: 20. 9. 1900 Gewicht: 3.082 t; Besatzung: 257 – 279 Mann; Geschwindigkeit: 21.5 kn Bewaffnung: 10 SK / 10.5 cm, 2 TR / 45 cm; MRD: 5.000 sm; KFV: 560 t
Odin Küstenpanzerschiff
Stapellauf: 3. 11. 1894 in Danzig; Indienststellung: 22. 9. 1896 Gewicht: 3.754 t; Besatzung: 276 – 313 Mann; Geschwindigkeit: 14.4 kn Bewaffnung: 3 RK / 24 cm, 10 SK / 8.8 cm, 3 TR / 45 cm; MRD: 2.000 sm; KFV: 580 t
Oldenburg Panzerkorvette
Stapellauf: 20. 12. 1884 in Stettin; Indienststellung: 8. 4. 1886 Gewicht: 5.743 t; Besatzung: 389 – 433 Mann; Geschwindigkeit: 13.7 kn Bewaffnung: (zeitweise) 4 RTK / 15 cm, 2 RK / 8.7 cm, 4 TR / 35 cm MRD: 1.500 sm; KFV: 350 / 450 t
Olga Kreuzerkorvette
Stapellauf: 11. 12. 1880 in Stettin; Indienststellung: 25. 10. 1881 Gewicht: 2.424 t; Besatzung: 250 – 270 Mann; Geschwindigkeit: 13.5 kn Bewaffnung: 10 RK / 15 cm, 2 RK / 8.7 cm; MRD: 3.500 sm
Otter Piratenjäger für China
Stapellauf: 7. 6. 1877 in Elbing, Indienststellung: 11. 3. 1878 Gewicht: 164 t; Besatzung: 43 Mann; Geschwindigkeit: 8 kn Bewaffnung: 1 RK / 12 cm, 2 RK / 8 cm; MRD: 1.180 sm; KFV: 15 t
Pelikan Minendampfer
Stapellauf: 29. 7. 1890 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 15. 10. 1891 Gewicht: 2.424 t; Besatzung: 195 – 200 Mann; Geschwindigkeit: 15 kn Bewaffnung: 4 SK / 8.8 cm, 400 Minen; MRD: 4.200 sm; KFV: 410 t
Pfeil Kanonenboot II. Kl.
Stapellauf: 14. 2. 1860 in Wolgast; Indienststellung: 11. 2. 1864 Gewicht: 283 t; Besatzung: 40 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Pfeil Aviso
Stapellauf: 16. 9. 1882 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 25. 11. 1884 Gewicht: 1.486 t; Besatzung: 134 – 141 Mann; Geschwindigkeit: 16 kn Bewaffnung: 1 RK / 12.5 cm, 4 RK / 8.7 cm, 1 TR / 35 cm; MRD: 2.500 sm; KFV: 200 t
Pommerania Aviso
Stapellauf: September 1864 in Stettin; Indienststellung: 27. 4. 1871 Gewicht: 460 t; Besatzung: 65 Mann; Geschwindigkeit: 12 kn Bewaffnung: 2 RK / 8 cm
Preußen Panzerfregatte
Stapellauf: 22. 11. 1873 in Stettin; Indienststellung: 4. 7. 1876 Gewicht: 7.718 t; Besatzung: 500 – 543 Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung: 4 RK / 26 cm, 2 RK / 17 cm; KFV: 500 t
Preußischer Adler Radaviso
Stapellauf: 1846 in London; Indienststellung: August 1848 Gewicht: 1.430 t; Besatzung: 110 Mann; Geschwindigkeit: 10 kn Bewaffnung: 2 Bombenkanonen / 25 Pf., 2 / 32 Pf.
Prinz Adalbert Panzerfahrzeug
Stapellauf: 1864 in Bordeaux als Cheops; Indienststellung: 10. 6. 1866 Gewicht: 1.560 t; Besatzung: 132 Mann; Geschwindigkeit: 9.5 kn Bewaffnung: 1 RK / 21 cm, 2 RK / 17 cm
248
C. Anhänge
Prinz Adalbert Gedeckte Korvette
Stapellauf: 17. 6. 1876 in Stettin als Sedan; Indienststellung: 28. 8. 1877 Gewicht: 4.626 t; Besatzung: 414 – 432 Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung: 2 RK / 17 cm, 10 RK / 17 cm
Prinzess Wilhelm Stapellauf: 22. 9. 1887 in Kiel; Indienststellung: 19. 11. 1889 Kleiner Kreuzer Gewicht: 5.027 t; Besatzung: 356 – 374 Mann; Geschwindigkeit: 18 kn Bewaffnung: 14 RK / 15 cm, 3 TR / 35 cm; MRD: 3.000 sm; KFV: 540 t Renown Artillerieschiff
Stapellauf: 28. 3. 1857 in Portsmouth; Indienststellung: 15. 5. 1870 Gewicht: 5.692 t; Besatzung: 519 – 696 Mann; Geschwindigkeit: 10 kn Bewaffnung: 2 / 96 Pf., 12 / 36 Pf., 7 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Rhein Stapellauf: 7. 9. 1867 in Stettin; Indienststellung: 17. 10. 1867 Transportdampfer Gewicht: 482 t; Besatzung: 23 Mann; Geschwindigkeit: 9.7 kn Zunächst unbewaffnet; KFV: 40 t Rhein Flussmonitor
Stapellauf: 1872 in Bremen; Indienststellung: 25. 4. 1874 Gewicht: 283 t; Besatzung: 22 Mann; Geschwindigkeit: 6.5 kn Bewaffnung: 2 Bronzekanonen / 12 cm
Rover Brigg
Stapellauf: 21. 6. 1853 in Pembroke; Indienststellung: 19. 10. 1862 Gewicht: 627 t; Besatzung: 150 Mann; Geschwindigkeit: 12 kn Bewaffnung: 10 / 24 Pf.
Sachsen Panzerkorvette
Stapellauf: 21. 7. 1877 in Stettin; Indienststellung: 21. 10. 1878 Gewicht: 7.935 t; Besatzung: 317 – 436 Mann; Geschwindigkeit: 14 kn Bewaffnung: 6 RK / 26 cm, 6 RK / 8.7 cm; MRD: 3.000 sm; KFV: 615 t
Salamander Radaviso
Stapellauf: 1850 in London; Indienststellung: 1. 7. 1851 Gewicht: 430t; Besatzung: 65 – 74 Mann; Geschwindigkeit: 13 kn Bewaffnung: 4 Bombenkanonen / 25Pf.
Salamander Kanonenboot II. Kl.
Stapellauf: 14. 2. 1860 in Stettin; Indienststellung: 20. 6. 1861 Gewicht: 283 t; Besatzung: 40 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Salamander Panzerkanonenboot
Stapellauf: 6. 1. 1880 in Bremen; Indienststellung: 4. 9. 1883 Gewicht: 1.157 t; Besatzung: 76 – 88 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 RK 30.5 cm; MRD: 700 sm; KFV: 40 t
Schamien Stapellauf: Juni 1899 in Hong Kong; Indienststellung: 20. 10. 1900 Flusskanonenboot Gewicht: 36,8 t; Besatzung: 11 – 12 Mann + „6 Chinesen“52; Geschwindigkeit: 10 kn Bewaffnung: 1 MK / 3.7cm, 2 Mg Schwaben Linienschiff
Stapellauf: 19. 8. 1901 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 13. 4. 1909 Gewicht: 12.798 t; Besatzung: 683 – 703; Geschwindigkeit: 16.8 kn Bewaffnung: 4 SK / 24, 18 SK / 15 cm, 12 SK / 8.8 cm, 6 TR / 45 cm MRD: 5.000 sm; KFV: 800 / 1.600 t
Schwalbe Kanonenboot II. Kl.
Stapellauf: 14. 2. 1860 in Stettin; Indienststellung: 1. 3. 1864 Gewicht: 283 t; Besatzung: 40 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
52
Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 5 S. 94.
Anhang 7: Die Kriegsschiffe der deutschen Flotten
249
Schwalbe Kleiner Kreuzer
Stapellauf: 16. 8. 1887 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 8. 5. 1888 Gewicht: 1.359 t; Besatzung: 117 – 120 Mann; Geschwindigkeit: 13.5 kn Bewaffnung: 8 RK / 10.5 cm; MRD: 4.800 sm; KFV: 350 t
Scorpion Kanonenboot II. Kl.
Stapellauf: 14. 2. 1860 in Stettin; Indienststellung: 25. 6. 1861 Gewicht: 283 t; Besatzung: 40 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Scorpion Panzerkanonenboot
Stapellauf: 19. 5. 1877 in Bremen; Indienststellung: 5. 9. 1884 Gewicht: 1.157 t; Besatzung: 76 – 88 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 RK / 30.5 cm; MRD: 700 sm; KFV: 40 t
Sedan
s. Prinz Adalbert (Gedeckte Korvette)
Seeadler Kleiner Kreuzer
Stapellauf: 2. 2. 1892 in Danzig als Kaiseradler; Indienststellung: 17. 8. 1892 Gewicht: 1.864 t; Besatzung: 161 – 166 Mann; Geschwindigkeit: 15.5 kn Bewaffnung: 8 SK / 10.5 cm, 2 TR / 35 cm; MRD: 3.500 sm; KFV: 300 t
Siegfried Küstenpanzerschiff
Stapellauf: 10. 8. 1889 in Kiel; Indienststellung: 29. 4. 1890 Gewicht: 3.741 t; Besatzung: 276 – 307 Mann; Geschwindigkeit: 15.3 kn Bewaffnung: 3 MRK / 24 cm, 6 SK / 8.8 cm, 4 TR / 35 cm; MRD: 3.500 sm; KFV: 580 t (Vom 29. 4. bis 3. 10. 1890 kommandiert von KzS Paul Hoffmann)
Sophie Kreuzerkorvette
Stapellauf: 10. 11. 1881 in Danzig; Indienststellung: 10. 8. 1882 Gewicht: 2.424 t; Besatzung: 256 – 270 Mann; Geschwindigkeit: 13.7 kn Bewaffnung: 10 RK / 15 cm, 2 RK / 8.7 cm; MRD 3.500 sm; KFV: 350 t
Sperber Kanonenboot II. Kl.
Stapellauf: 14. 2. 1860 in Stettin; Indienststellung: 11. 2. 1864 Gewicht: 283 t; Besatzung: 40 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Sperber Kleiner Kreuzer
Stapellauf: 23. 8. 1888 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 2. 4. 1889 Gewicht: 1.359 t; Besatzung: 117 – 120 Mann; Geschwindigkeit: 13.5 kn Bewaffnung: 8 RK / 10.5cm; MRD: 4.800 sm; KFV: 240 t
Stein Kreuzerfregatte
Stapellauf: 14. 9. 1879 in Stettin; Indienststellung: 21. 10. 1880 Gewicht: 2.994 t; Besatzung: 404 Mann; Geschwindigkeit: 12 kn Bewaffnung: 16 RK / 15 cm; MRD: 2.000 sm; KFV: 300 t
Stosch Kreuzerfregatte
Stapellauf: 8. 10. 1877 in Stettin; Indienststellung: 3. 12. 1877 Gewicht: 2.994 t; Besatzung: 404 – 469 Mann; Geschwindigkeit: 12 kn Bewaffnung: 16 RK / 15 cm; MRD: 2.000 sm; KFV: 300 t
Stralsund Schoner
Stapellauf: 13. 9. 1816 in Stralsund; Indienststellung: 17. 2. 1817 Gewicht: 285 t; Besatzung: 28 – 60 Mann Bewaffnung: 2 / 24 ¼ Pf., 8 / 12 ¼ Pf.
Strelasund Ruderkanonenschaluppe
Stapellauf: 10. 8. 1848 in Stralsund; Gewicht: ca. 40 t; Besatzung 60 Mann; 26 Riemen Bewaffnung: 1 Bombenkanone 25 Pf., 1 Haubitze 24 Pd.
250
C. Anhänge
Thetis Segelfregatte
Stapellauf: 21. 8. 1846 in Devonport; Indienststellung: 12. 1. 1855 Gewicht: 1.882 t; Besatzung: 363 Mann; Geschwindigkeit: 15 kn Bewaffnung: 36 (schwed.) 68Pf.
Thorn Flusskanonenboot
Stapellauf: 21. 7. 1823 in Danzig; Indienststellung: 24. 8. 1823 Gewicht: 27.7 t; Besatzung 11 – 16 + 30 Sdt; Geschwindigkeit: 3 kn Bewaffnung: 2 (engl) 12 Pf., 1 / 10 Pf. Mörser, 1 / 12er Brandraketenmaschine
Tiger Kanonenboot II. Kl.
Stapellauf: 14. 12. 1860 in Stettin; Indienststellung: 3. 3. 1864 Gewicht: 283 t; Besatzung: 40 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Tiger Kanonenboot
Stapellauf: 15. 8. 1899 in Danzig; Indienststellung: 3. 4. 1900 Gewicht: 1.108 t; Besatzung: 130 Mann; Geschwindigkeit: 13.9 kn Bewaffnung: 2 SK / 10.5 cm; MRD 3.000 sm; KFV: 204 t
Ulan Torpedodampfer
Stapellauf: 3. 4. 1876 in Stettin: Indienststellung: 8. 10. 1876 Gewicht: 438 t; Besatzung: 41 – 52 Mann; Geschwindigkeit: 12 kn Bewaffnung: 1 Bugspiere mit Sprengkörper; KFV: 60 t
Undine Brigg
Stapellauf: 18. 12. 1869 in Danzig; Indienststellung: 21. 5. 1871 Gewicht: 670 t; Besatzung: 150 Mann; Geschwindigkeit: 10 kn Bewaffnung: 8 / 24 Pf.
United States
s. Hansa (Dampffregatte)
Victoria Glattdeckkorvette
Stapellauf: 1864 in Bordeaux; Indienststellung: 14. 9. 1864 Gewicht: 2.272 t; Besatzung: 230 Mann; Geschwindigkeit: 12 kn Bewaffnung: 8 / 24 Pf., 6 / 12 Pf.
Victoria Luise Großer Kreuzer
Stapellauf: 29. 3. 1897 in Bremen; Indienststellung: 20. 2. 1899 Gewicht: 6.491 t; Besatzung: 477 – 527 Mann; Geschwindigkeit: 18 kn Bewaffnung: 2 SK / 21 cm, 8 SK / 15 cm, 10 SK / 8.8 cm, 3 TR / 45 cm MRD: 5.500 sm; KFV: 900 / 1.000 t
Vineta Gedeckte Korvette
Stapellauf: 4. 6. 1863 in Danzig; Indienststellung: 3. 3. 1864 Gewicht: 2.504 t; Besatzung: 363 – 373 Mann; Geschwindigkeit: 8 kn Bewaffnung: 28 / 68 Pf.
Vineta Großer Kreuzer
Stapellauf: 9. 12. 1897 in Danzig; Indienststellung: 13. 9. 1899 Gewicht: 6.705 t; Besatzung: 477 – 527 Mann; Geschwindigkeit: 18.9 kn Bewaffnung: 2 SK / 21cm, 8 SK / 15 cm, 10 SK / 8.8 cm, 3 TR / 45 cm MRD: 5.500 sm; KFV: 900 / 1.000 t
Viper Panzerkanonenboot
Stapellauf: 21. 9. 1876 in Bremen; Indienststellung: 20. 8. 1885 Gewicht: 1.157 t; Besatzung: 76 – 88 Mann; Geschwindigkeit: 9.5 kn Bewaffnung: 6 RK / 30.5 cm; MRD: 700 sm; KFV: 40 t
Von der Tann Kanonenboot
Stapellauf 1850 in Kiel; Geschwindigkeit: 6 kn Sonst keine zuverlässigen Angaben.
Wacht Aviso
Stapellauf: 27. 8. 1887 in Bremen; Indienststellung: 9. 8. 1888 Gewicht: 1.499 t; Besatzung: 141 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 3 RK / 10.5 cm, 3 TR / 35 cm
Anhang 7: Die Kriegsschiffe der deutschen Flotten
251
Weißenburg Panzerschiff
Stapellauf: 14. 12. 1891 in Stettin; Indienststellung: 14. 10. 1894 Gewicht: 10.760 t; Besatzung: 568 – 591 Mann; Geschwindigkeit: 16 kn Bewaffnung: 6 MRK / 28 cm, 6 SK / 10.5 cm, 8 SK / 8.8 cm, 6 TR / 45 cm; MRD: 4.500 sm; KFV: 640 / 1.050 t
Wespe Kanonenboot II. Kl.
Stapellauf: 14. 2. 1860 in Stettin; Indienststellung: 11. 2. 1864 Gewicht: 287 t; Besatzung; 40 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Wespe Panzerkanonenboot
Stapellauf: 6. 7. 1876 in Bremen; Indienststellung: 26. 11. 1876 Gewicht: 1.157 t; Besatzung: 40 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 RK / 30.5 cm; MRD: 700 sm; KFV: 40 t
Wettin Linienschiff
Stapellauf: 6. 6. 1901 in Danzig; Indienststellung; 1. 10. 1902 Gewicht: 12.798 t; Besatzung; 683 Mann; Geschwindigkeit: 17 kn Bewaffnung: 4 SK / 24 cm, 18 SK / 15 cm, 12 SK / 8.8 cm, 6 TR / 45 cm MRD: 5.000 sm; KFV: 800 / 1.600 t
Wittelsbach Linienschiff
Stapellauf: 3. 7. 1900 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 15. 10. 1902 Gewicht: 12.798 t; Besatzung: 683 – 762 Mann; Geschwindigkeit: 17 kn Bewaffnung: 4 SK / 24 cm, 18 SK / 15 cm, 12 SK / 8.8 cm, 6 TR / 45 cm MRD: 5.000 sm; KFV: 800 / 1.600 t
Wörth Panzerschiff
Stapellauf: 6. 8. 1892 in Kiel; Indienststellung: 31. 10. 1893 Gewicht: 10.670 t; Besatzung: 568 – 583 Mann; Geschwindigkeit: 16 kn Bewaffnung: 6 MRK / 28 cm, 6 SK / 10.5 cm, 8 SK / 8.8 cm, 6 TR / 45 cm; MRD: 4.500 sm; 640 / 1.050 t
Wolf Kanonenboot II. Kl.
Stapellauf 29. 4. 1860 in Stettin; Indienststellung: 21. 2. 1864 Gewicht: 283 t; Besatzung: 40 Mann; Geschwindigkeit: 9 kn Bewaffnung: 1 / 24 Pf., 2 / 12 Pf.
Wolf Kanonenboot
Stapellauf: 21. 3. 1878 in Wilhelmshaven; Indienststellung: 1. 10. 1878 Gewicht: 570 t; Besatzung: 85 Mann; Geschwindigkeit: 8.5 kn Bewaffnung: 2 RK / 12.5 cm, 1 RK / 8.7 cm, 1 RK / 8 cm; KFV: 110 t
Württemberg Panzerkorvette
Stapellauf: 9. 11. 1878 in Stettin; Indienststellung: 9. 5. 1881 Gewicht: 7.877 t; Besatzung: 327 – 436 Mann; Geschwindigkeit: 13 kn Bewaffnung: 6 RK / 26 cm, 6 RK / 8.7 cm, 3 TR / 35 cm; MRD: 3.000 sm; KFV: 615 t
Yeddo
s. Augusta
Zähringen Linienschiff
Stapellauf: 12. 6. 1901 in Kiel; Indienststellung: 25. 10. 1902 Gewicht: 12.798 t; Besatzung: 683 Mann; Geschwindigkeit: 17.7 kn Bewaffnung: 4 SK / 24 cm, 18 SK / 15 cm, 12 SK / 8.8 cm, 6 TR / 45 cm MRD: 5.000 sm; KFV: 800 / 1.000 t
Zieten Stapellauf: 9. 3. 1876 in London; Indienststellung: 1. 8. 1876 Torpedofahrzeug Gewicht: 1.170 t; Besatzung: 87 – 113 Mann; Geschwindigkeit: 16 kn Bewaffnung: 2 TR / 38.1 cm; MRD: 2.000 sm; KFV: 140 t
Anhang 8: Kriegsschiffslisten Die folgenden Schiffslisten nennen die im genannten Zeitrahmen, bzw. am genannten Stichtag in deutschen Diensten stehenden hauptsächlichen Kriegsschiffe. Als erste Indienststellung gilt hierbei das Datum der formellen Übernahme eines Kriegsschiffes von der Werft bzw. vom Verkäufer durch die Marine, inkl. Probefahrten; als Ende der Dienststellung gilt das Datum des Ausscheidens eines Kriegsschiffes aus der Marine durch Verkauf, Verlust oder offizielle Streichung aus der Liste der Kriegsschiffe. Für die technischen Einzelheiten der Schiffe wird auf Anh. 7 verwiesen.
I. Königlich Preußische Marine (1. Teil, 1815 – 1848) Segelkorvette
Amazone
Schoner
Stralsund
Haffkanonenboot
Danzig
Flusskanonenboote
Thorn (und ein weiteres Flusskanonenboot; Name nicht ermittelt)
Kanonenschaluppen
Nr. 10, 17, 45, 48, 51, 116
Radaviso
Preußischer Adler
II. Marine des Deutschen Bundes / Erste Bundesmarine (1848 – 30. 6. 1853) Segelfregatten
Deutschland, Gefion
Segelkorvette
Amazone
Dampffregatten
Barbarossa (Flaggschiff), Erzherzog Johann, Hansa
Dampfkorvetten
Der Königliche Ernst August, Frankfurt, Großherzog von Oldenburg
Dampfer
Bremen, Hamburg, Lübeck
Ruderkanonenschaluppe
Strelasund
Anhang 8: Kriegsschiffslisten
253
III. Schleswig-Holsteinische Flottille (1848 – 1851) Kanonenboot
Von der Tann (und zehn weitere Kanonenboote; Namen nicht ermittelt)
Schoner
Elbe
Radschlepper
Löwe
Paketboot
Bonin
IV. 1. 7. 1853 – Königlich Preußische Marine (2. Teil, bis 30. 6. 1867) Segelfregatten
Gefion, Thetis1
Segelkorvette
Amazone
Dampffregatte
Barbarossa
Dampfkorvette
Danzig2
Gedeckte Korvette
Gazelle3
Radavisos
Preußischer Adler, Nix, Salamander
Schoner
Frauenlob4
Aviso
Hela5
Transportschiff
Mercur
Ruderkanonenschaluppe
Strelasund
V. 15. 3. 1864 – Beginn der Feindseligkeiten zur See im dänischen Krieg Gedeckte Korvetten
Arcona, Gazelle, Vineta
Glattdeckkorvette
Nymphe
Dampffregatte
Barbarossa
Segelfregatten
Gefion, Niobe, Thetis
Briggs
Musquito, Rover
Aviso
Grille (I)
1 2 3 4 5
Am 12. 1. 1855 im Tausch gegen Nix und Salamander von England übernommen. Indienststellung 1. 6. 1853. Indienststellung 15. 5. 1862. Indienststellung 1. 5. 1856. Indienststellung 2. 3. 1854.
254
C. Anhänge
Radaviso
Loreley (I), Preußischer Adler
Kanonenboote I. Kl.
Basilisk, Blitz, Camaeleon, Comet, Cyclop, Delphin
Kanonenboote II. Kl.
Crocodill, Fuchs, Habicht (I), Hay (I), Hyäne (I), Jäger, Natter, Pfeil, Salamander, Schwalbe, Scorpion, Sperber, Tiger, Wespe, Wolf
Schoner
Hela
VI. 1. 7. 1867 – Marine des Norddeutschen Bundes Panzerfahrzeuge
Arminius, Prinz Adalbert
Segelfregatten
Gefion, Niobe, Thetis
Glattdeckkorvetten
Augusta, Medusa, Nymphe, Victoria
Gedeckte Korvetten
Arcona, Gazelle, Hertha, Vineta
Schoner
Hela
Briggs
Musquito, Rover
Kanonenboote I. Kl.
Basilisk, Blitz, Camaeleon, Comet, Cyclop, Delphin
Kanonenboote II. Kl.
Fuchs, Habicht (I), Hay (I), Hyäne (I), Jäger, Natter, Pfeil, Salamander, Schwalbe, Scorpion, Sperber, Tiger, Wespe, Wolf
Aviso
Grille (I)
Radavisos
Loreley (I), Preußischer Adler
Minendampfer
Rhein
VII. 19. 7. 1870 – Kriegserklärung Frankreichs Panzerfahrzeuge
Arminius, Prinz Adalbert
Panzerfregatten
Friedrich Carl, König Wilhelm, Kronprinz
Segelfregatten
Gefion, Niobe, Thetis
Glattdeckkorvetten
Augusta, Medusa, Nymphe, Victoria
Gedeckte Korvetten
Arcona, Elisabeth, Gazelle, Hertha, Vineta
Briggs
Musquito, Rover
Aviso
Grille (I)
Radavisos
Loreley (I), Preußischer Adler
Kanonenboote I. Kl.
Basilisk, Blitz, Camaeleon, Comet, Cyclop, Delphin, Drache, Meteor
Anhang 8: Kriegsschiffslisten
255
Kanonenboote II. Kl.
Fuchs, Habicht (I), Hay (I), Hyäne (I), Jäger, Natter, Pfeil, Salamander, Schwalbe, Scorpion, Sperber, Tiger, Wespe, Wolf
Schoner
Hela
Minendampfer
Rhein
VIII. 1. 1. 1872 – Marine des Deutschen Reiches (Kaiserliche Marine) – Beginn der Amtszeit v. Stoschs als Chef der Admiralität Panzerfregatten
Friedrich Carl, König Wilhelm, Kronprinz
Panzerfahrzeug
Arminius
Gedeckte Korvetten
Arcona, Elisabeth, Gazelle, Hertha, Vineta
Glattdeckkorvetten
Augusta, Medusa, Nymphe, Victoria
Kreuzerkorvetten
Ariadne, Thetis
Segelfregatten
Niobe
Brigg
Musquito, Rover, Undine
Avisos
Falke, Grille, Pommerania
Radavisos
Loreley (I / II), Preußischer Adler
Artillerieschulschiff
Renown6
Kanonenboote I. Kl.
Basilisk, Blitz, Comet, Delphin, Drache, Meteor,
Kanonenboote II. Kl.
Fuchs, Habicht (I), Hay (I), Natter, Salamander, Sperber, Tiger, Wespe, Wolf
Kanonenboot
Albatross
Transportdampfer
Rhein
IX. 20. 3. 1883 – Beginn der Amtszeit v. Caprivis als Chef der Admiralität Panzerfregatten
Deutschland, Friedrich Carl, Friedrich d. Große, Kaiser, König Wilhelm, Kronprinz, Preußen
Panzerkorvetten7
Bayern, Hansa, Sachsen, Württemberg
6 Die Renown hatte von jedem in der Marine vertretenen Geschütztyp mindestens 1 Stück an Bord (Schmalenbach S. 56). 7 Bayern, Sachsen, Württemberg und die später in Dienst gestellte Baden wurden als „Ausfallkorvetten“ bezeichnet – ein typischer Armee-Begriff – und waren für den Ausfall aus blockierten Häfen vorgesehen.
256
C. Anhänge
Kreuzerfregatten
Bismarck, Gneisenau, Leipzig, Moltke, Stein, Stosch
Glattdeckkorvetten
Augusta, Freya, Luise, Medusa, Nymphe, Victoria
Gedeckte Korvetten
Arcona, Blücher, Elisabeth, Prinz Adalbert, Vineta
Kreuzerkorvetten
Ariadne, Carola, Marie, Olga, Sophie
Panzerkanonenboote
Biene, Camaleon, Crocodill, Hummel, Wespe
Kanonenboote I. Kl.
Drache, Hyäne (II), Iltis (I)
Kanonenboote
Albatross, Cyclop (II), Habicht (II), Hay (II), Möwe, Nautilus, Wolf
Segelfregatte
Niobe
Briggs
Musquito, Rover, Undine
Avisos
Falke, Grille (I), Hohenzollern (I), Loreley (II), Pommerania
Torpedodampfer
Ulan
Torpedoschiff
Zieten
Artillerieschulschiff
Mars
Piratenjäger (China)
Otter
Transportdampfer
Rhein
X. 5. 7. 1888 – Ende der Amtszeit v. Caprivis als Chef der Admiralität; Beginn der Marineführung durch den Kaiser Panzerfregatten
Deutschland, Friedrich Carl, Friedrich d. Große, Kaiser, König Wilhelm, Kronprinz, Preußen
Panzerkorvetten
Baden, Bayern, Oldenburg, Sachsen, Württemberg
Kreuzerfregatten
Bismarck, Charlotte, Gneisenau, Leipzig, Moltke, Stein, Stosch
Glattdeckkorvetten
Luise, Medusa, Victoria
Gedeckte Korvetten
Blücher, Prinz Adalbert
Kreuzerkorvetten
Alexandrine, Arcona, Ariadne, Carola, Marie, Nixe, Olga, Sophie
Kleiner Kreuzer
Irene, Schwalbe
Panzerkanonenboote
Bremse, Brummer, Camaeleon, Crocodill, Hummel, Mücke, Natter, Salamander, Scorpion, Viper
Kanonenboote I. Kl.
Hyäne (II), Iltis (I)
Kanonenboote
Adler, Albatross, Cyclop (II), Eber (I), Habicht (II), Hay (II), Möwe, Nautilus, Wolf
Anhang 8: Kriegsschiffslisten
257
Segelfregatte
Niobe
Briggs
Musquito, Rover
Avisos
Blitz, Falke, Greif, Grille (I), Hohenzollern (I), Loreley (II), Pfeil, Pommerania
Torpedodampfer
Ulan
Torpedoschiff
Zieten
Artillerieschulschiff
Mars
Piratenjäger (China)
Otter
Transportdampfer
Rhein
XI. 31. 12. 1900 Linienschiffe8
Brandenburg, Kaiser Friedrich III., Kaiser Wilhelm II., Kurfürst Friedrich Wilhelm, Weißenburg, Wörth
Küstenpanzerschiffe
Aegir, Beowulf, Frithjof, Hagen, Heimdall, Hildebrand, Odin, Siegfried
Panzerfregatten
Friedrich Carl, König Wilhelm
Panzerkorvetten
9
Baden, Sachsen, Württemberg
Große Kreuzer
Freya, Fürst Bismarck, Hansa, Hertha, Kaiserin Augusta, Victoria Luise, Vineta
Kleine Kreuzer
Bussard, Condor, Cormoran, Falke, Gazelle, Gefion, Geier, Irene, Niobe, Nymphe, Prinzess Wilhelm, Schwalbe, Seeadler, Sperber
Kreuzerfregatten
Charlotte, Moltke, Stein, Stosch
Kreuzerkorvetten
Carola, Nixe, Olga
Gedeckte Korvette
Blücher
Panzerkanonenboote
Bremse, Brummer
Kanonenboot I. Kl.
Hyäne (II)
Kanonenboote
Habicht (II), Hay (II), Iltis (II), Jaguar, Luchs, Möwe, Tiger, Wolf
Flusskanonenboot
Schamien
8 Die Umklassierung der bisherigen Panzerschiffe in Linienschiffe beruht auf dem 1. Flottengesetz. 9 Durch ACO vom 27. 2. 1899 wurden die Panzerkorvetten der Sachsen-Klasse (Baden, Bayern) – auf Jahresende ausgeschieden – Sachsen und Württemberg als Linienschiffe umklassiert.
258
C. Anhänge
Avisos
Blitz, Comet, Grille (I), Hela, Jagd, Kaiseradler, Meteor, Pfeil, Wacht
Yacht
Hohenzollern (II)
Minendampfer
Pelikan
Torpedodampfer
Ulan
Torpedoschiff
Zieten
Transportdampfer
Rhein
Artillerieschulschiff
Mars
Piratenjäger (China)
Otter
Spezialschiff
Loreley (III)
Anhang 9: Deutsche Kriegsschiffverbände im 19. Jahrhundert In Ziff. I. dieses Anhanges werden die Manöververbände ab 18861 vorgestellt, in Ziff. II. die in den Einsatz geführten Kreuzerdivisionen und -geschwader (weitgehend gestützt auf Hildebrand / Röhr / Steinmetz) gefolgt von Überlegungen zur inneren Kohärenz der Verbände in Ziff. III.
I. Manövergeschwader / Übungsflotte 1. 1886 – Manövergeschwader (vormals Übungsgeschwader)2 Chef: VAdm v. Wickede Chef des Stabes: KK Claussen v. Fink3 Flaggschiff: Baden I. Division Chef: VAdm v. Wickede Flaggschiff: Baden Schiffe: Oldenburg, Sachsen, Württemberg, Aviso Zieten II. Division (vormals Schulgeschwader)4 Chef: KzS / Komm Stenzel, ab 30. 9. KzS / Komm v. Kall Flaggschiff: Stein Schiffe: Hansa, Moltke, Prinz Adalbert, Sophie III. Division / Torpedoboot-Flottille (ab 23. 8. 1886) Chef: KK v. Tirpitz Schiffe: 2 Torpedoboot-Divisionen Übungen in der westlichen Ostsee; Übungsmarsch um Kap Skagen; Angriffsübungen bei Wilhelmshaven; Blockadeübungen in der Danziger Bucht. 1 In diesem Jahr fanden die Manöver erstmals in einem mehrgliedrigen Verband statt. – Für ältere und Schulverbände siehe Hildebrand Bd. 1 S. 198 ff. 2 Umbezeichnung am 30. 7. 1886. Zusammentritt am 30. 7. in Kiel; Auflösung am 25. 9. in Kiel. 3 1848 – 1892. 4 Umbezeichnung am 19. 8. 1886.
260
C. Anhänge
2. 1887 – Manövergeschwader5 Chef: KAdm C.H.Th. Paschen, vorübergehend VAdm v. Blanc Chef des Stabes: KK Claussen v. Fink6 Flaggschiff: König Wilhelm I. Division7 Chef: KAdm C.H.Th. Paschen Flaggschiff: König Wilhelm Schiffe: Kaiser, Oldenburg, Aviso Pfeil II. Division (Schulgeschwader) Chef: KAdm v. Kall Flaggschiff: Stein Schiffe: Gneisenau, Moltke, Prinz Adalbert Ostseegeschwader8 Chef: KzS / Komm Deinhard Flaggschiff: Friederich Carl Schiffe: Hansa, Nixe, Rhein, Sachsen Torpedobootflottille9 Chef: KK v. Tirpitz Flottillenschiff: Aviso Blitz I. Division Chef: KL Prinz Heinrich II. Division Chef: KL Wodrig Landungsmanöver bei Eckernförde; Marsch um Kap Skagen in die Nordsee; Forcierungsübungen auf der Jade.
3. 1888 – Manöverflotte (vormals Manövergeschwader)10 Chef: KAdm v. Knorr; vom 11. – 14. 9. 1888 der KommAdm VAdm v. Monts Chef des Stabes: KK v. Bodenhausen Flaggschiff: Baden Zusammentritt am 20. 6. in Kiel; Auflösung am 11. 9. in Wilhelmshaven. Siehe oben. 7 Zusammentritt am 20. 6. 8 Zusammentritt am 11. 8. 9 Zusammentritt am 21. 7. 10 Umbezeichnung am 31. 8. 1888. Zusammentritt am 31. 8. in Kiel; Auflösung am 14. 9. in Wilhelmshaven. 5 6
Anhang 9: Deutsche Kriegsschiffverbände
261
Panzergeschwader Chef: KAdm v. Knorr Flaggschiff: Baden Schiffe: Bayern, Friedrich der Große, Kaiser (ab 12. 6.), Aviso Zieten Schulgeschwader Chef: KAdm v. Kall Flaggschiff: Stein Schiffe: Gneisenau, Moltke, Prinz Adalbert Torpedoboot-Flotille Chef: KK M. v. Fischel Beginn in der Danziger Bucht; Angriffsübungen auf die Festung Kiel; Marsch um Kap Skagen; Angriffs- und Verteidigungsübungen in der Jademündung.
4. 1889 – Manöverflotte11 Chef: KAdm (ab 27. 7. VAdm) v. Kall Chef des Stabes: KK v. Bodenhausen Flaggschiff: Baden I. Division (Manövergeschwader, 1. 5. 1889) Chef: KAdm (ab 27. 7. VAdm) v. Kall Flaggschiff: Baden Schiffe: Irene (ab 25. 5.), Oldenburg, Sachsen, Aviso Wacht II. Division (Übungsgeschwader) Chef: KAdm v. Hollmann Flaggschiff: Kaiser Schiffe: Deutschland, Friedrich der Große, Preußen, Aviso Zieten (Zeitweise) Torpedoboot-Flottille (Zeitweise) Panzerkanonenboot-Division
5. 1890 – Manöverflotte12 Chef: VAdm Deinhard Chef des Stabes: KzS v. Bendemann Flaggschiff: Baden
11 12
Zusammentritt am 1. 7. in Kiel; Auflösung am 31. 8. in Wilhelmshaven. Zusammentritt am 2. 5. in Kiel; Auflösung am 12. 9. in Kiel.
262
C. Anhänge
I. Division (Manövergeschwader) Chef: VAdm Deinhard Flaggschiff: Baden Schiffe: Bayern, Oldenburg, Württemberg, Aviso Zieten II. Division (Übungsgeschwader) Chef: KAdm W. Schröder Flaggschiff: Kaiser Schiffe: Deutschland, Friedrich der Große, Irene, Aviso Pfeil Torpedoboot-Flottille 4 Torpedoboot-Divisionen Am 10. 8. Teilnahme an der Feier zur Rückgewinnung Helgolands. Abnahme einer Flottenparade (einschließlich eines österreichischen Geschwaders) durch den Kaiser auf Baden und anschließendes Scharfschießen auf Holzscheiben (6. 9.). Vom 8. – 10. 9. gemeinsame Manöver von Marine und Heer im Raum Düppel / Alsen (Müller-Angelo S. 75 ff.).
6. 1891 – Manöverflotte13 Chef: VAdm Deinhard Chef des Stabes: KzS v. Bendemann Stabsof: KK A. A. C. Thiele14 Flaggschiff: Baden I. Division (Manövergeschwader) Chef: VAdm Deinhard Flaggschiff: Baden Schiffe: Bayern, Oldenburg, Siegfried, Aviso Zieten II. Division (Übungsgeschwader) Chef: KAdm v. Koester Flaggschiff: Kaiser, ab 30. 9. Friedrich Carl Schiffe: Deutschland, ab 30. 9. Kronprinz, Preußen, Prinzess Wilhelm, Aviso Pfeil Durch ACO vom 25. 8. 1891 wurden das Manövergeschwader und der Geschwaderstab (zugleich Flottenstab) erstmals im Herbst nicht aufgelöst. Durch Erlass des Staatssekretärs im RMA, VAdm v. Hollmann, vom 6. 1. 1896 wurde daraus das I. Geschwader15.
Zusammentritt am 1. 5. in Kiel. Die Kommandierung eines Stabsoffiziers zum Stab der Manöverflotte war neu. Aus dieser Stellung wurde 1895 die Dienststellung des Asto (Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 118; Hildebrand Bd. 1 S. 217). 15 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 118; Bd. 4 S. 59. 13 14
Anhang 9: Deutsche Kriegsschiffverbände
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7. 1892 – Manöverflotte16 Chef: VAdm W. Schröder Chef des Stabes: KzS Diederichsen Flaggschiff: Baden Der Hauptteil der Herbstmanöver (23. 8. – 26. 9.) wurde vom KommAdm VAdm (ab 3. 9. Adm) v. d. Goltz auf Mars geleitet (Chef des Stabes: KzS v. Tirpitz). I. Division Chef: VAdm W. Schröder Flaggschiff: Baden Schiffe: Bayern, Oldenburg, Aviso Zieten II. Division (Übungsgeschwader)17 Chef: KAdm Karcher Flaggschiff: Friedrich Carl Schiffe: Deutschland, Friedrich der Große, Kronprinz, Aviso Wacht Aufklärungs-Gruppe: Pelikan, Siegfried Torpedoboot-Flottille 4 Torpedoboot-Divisionen
8. 1893 – Herbst-Übungsflotte18 Chef: VAdm W. Schröder, ab 15. 11. 1893 VAdm v. Koester Chef des Stabes: KzS Diederichsen Der Hauptteil der Herbstmanöver (20. 8. – 23. 9.) wurde vom KommAdm Adm v. d. Goltz auf Mars geleitet (Chef des Stabes: KzS v. Tirpitz). Flaggschiff: Baden I. Division Chef: VAdm W. Schröder, ab 15.11. VAdm v. Koester Flaggschiff: Baden Schiffe: Bayern, Beowulf, Württemberg, Aviso Meteor II. Division Chef: KAdm Karcher
16 Zusammentritt am 23. 8. in Kiel; Auflösung am 26. 9. in Kiel. – Es ist unklar, ob die Bezeichnung „Herbst-Übungsflotte“ schon 1892 verwendet wurde (Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 118). 17 Der Begriff „Übungsgeschwader“ fällt am 1. 10. 1892 fort (Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 2 S. 118; Hildebrand Bd. 1 S. 217). 18 Zusammentritt am 20. 8. in Kiel; Auflösung am 25. 9. in Kiel.
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C. Anhänge
Flaggschiff: König Wilhelm Schiffe: Deutschland, Friedrich der Große, Frithjof III. Division Chef: KAdm v. Pawelsz Flaggschiff: Stein Schiffe: Gneisenau, Moltke, Stosch IV. Division Chef: KAdm v. Thomsen 2 Torpedoboot-Flottillen Aufklärungsgruppe: Pelikan, Siegfried
9. 1894 – Herbst-Übungsflotte19 Chef: VAdm v. Koester Chef des Stabes: KzS M. v. Fischel Flaggschiff: Wörth Vom 19. 8. – 21. 9. war der KommAdm Adm v. d. Goltz auf Wörth eingeschifft, gegen Ende der Übungen auf Kaiser Wilhelm II. (Chef des Stabes: KzS v. Tirpitz). I. Geschwader Chef: VAdm v. Koester Flaggschiff: Baden bis 25. 9. 1894, dann Bayern, ab 16. 11. Kurfürst Friedrich Wilhelm I. Division Chef: VAdm v. Koester Flaggschiff: Baden, dann wie oben Schiffe: Bayern, Württemberg (später Wörth), Aviso Pfeil II. Division Chef: KAdm v. Diederichs, ab 5. 10. KAdm Barandon Flaggschiff: König Wilhelm, ab 25. 9. Baden Schiffe: Brandenburg, Deutschland (bis 25. 9.), Friedrich der Große, Aviso Wacht II. Geschwader Chef: KAdm v. Thomsen Flaggschiff: Stein III. Division Chef: KAdm v. Thomsen
19
Zusammentritt am 19. 8. in Wilhelmshaven; Auflösung am 21. 9. in Kiel.
Anhang 9: Deutsche Kriegsschiffverbände
Flaggschiff: Stein Schiffe: Gneisenau, Moltke, Stosch, Aviso Grille IV. Division Chef: KAdm I. F. J. Oldekop Flaggschiff: Hildebrand Schiffe: Beowulf, Frithjof Aufklärungsgruppe: Brummer, Meteor, Pelikan, Prinzess Wilhelm 2 Torpedoboot-Flottillen 10. 1895 – Herbst-Übungsflotte20 Chef: Adm v. Knorr Chef des Stabes: KAdm v. Tirpitz Flaggschiff: Mars I. Geschwader Chef: VAdm v. Koester Flaggschiff: Mars I. Division Chef: VAdm v. Koester Flaggschiff: Kurfürst Friedrich Wilhelm Schiffe: Brandenburg, Weißenburg, Wörth, Aviso Jagd II. Division Chef: KAdm Barandon, ab 1. 10. 1895 KAdm v. Arnim Flaggschiff: Baden, ab 23. 7. Sachsen Schiffe: Bayern, Württemberg, Aviso Pfeil II. Geschwader Chef: KAdm v. Diederichs, ab 9. 8. 1895 KAdm Barandon Flaggschiff: Hildebrand III. Division Chef: KAdm v. Diederichs Flaggschiff: Stein Schiffe: Gneisenau, Moltke, Stosch IV. Division Chef: KAdm I. J. F. Oldekop Flaggschiff: Hildebrand Schiffe: Beowulf, Frithjof, Siegfried 20
Zusammentritt am 19. 8. in Wilhelmshaven; Auflösung am 15. 9. vor Neufahrwasser.
265
266
C. Anhänge
Aufklärungsgruppe: Carola, Gefion, Grille, Hagen, Kaiserin Augusta, Meteor, Pelikan 2 Torpedoboot-Flotillen
11. 1896 – Übungsflotte (vormals Herbst-Übungsflotte21) Chef: Adm v. Knorr Chef des Stabes: KAdm v. Diederichs Flaggschiff: Blücher I. Geschwader (vormals Manövergeschwader22) Chef: VAdm v. Koester, ab 4. 10. 1896 VAdm v. Thomsen Chef des Stabes: KzS Geissler Flaggschiff: Kurfürst Friedrich Wilhelm I. Division Chef: VAdm v. Koester, ab 4. 10. 1896 VAdm v. Thomsen Flaggschiff: Kurfürst Friedrich Wilhelm Schiffe: Brandenburg, Weißenburg, Wörth, Aviso Jagd II. Division Chef: KAdm v. Arnim, ab 3. 10. KAdm Prinz Heinrich Flaggschiff: König Wilhelm Schiffe: Sachsen, Württemberg, Aviso Wacht II. Geschwader Chef: KAdm Barandon Flaggschiff: Stein III. Division Chef: KAdm Barandon Flaggschiff: Stein Schiffe: Gneisenau, Moltke, Stosch IV. Division Chef: KzS W. Koch Flaggschiff: Hildebrand Schiffe: Beowulf, Frithjof, Siegfried Aufklärungsgruppe: Carola, Gefion, Grille, Hagen, Kaiserin Augusta, Meteor 2 Torpedoboot-Flottillen.
21 Umbezeichnung am 6. 1. 1896 durch Erlass des Staatssekretärs im RMA, VAdm v. Hollmann. Zusammentritt am 9. 8. in Wilhelmshaven; Auflösung am 15. 9. in Wilhelmshaven. 22 Umbezeichnung am 6. 1. 1896 durch Erlass des Staatssekretärs im RMA, VAdm v. Hollmann.
Anhang 9: Deutsche Kriegsschiffverbände
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12. 1897 – Übungsflotte23 Chef: Adm v. Knorr Chef des Stabes: KAdm Barandon Flaggschiff: Blücher24 I. Geschwader Chef: VAdm v. Thomsen Chef des Stabes: KzS Geissler Flaggschiff: Kurfürst Friedrich Wilhelm25 I. Division Chef: VAdm v. Thomsen Flaggschiff: Kurfürst Friedrich Wilhelm Schiffe: Brandenburg26, Weißenburg27, Wörth28, Aviso Jagd29 II. Division Chef: KAdm Prinz Heinrich Flaggschiff: König Wilhelm30 Schiffe: Sachsen31, Württemberg32, Aviso Greif33 I. Torpedoboot-Flotille (2 Divisionen) unter KK Poschmann34 auf D 2 II. Geschwader (bereits am 3. 8. formiert) Chef: KAdm Hoffmann Chef des Stabes: KK Jacobsen Flaggschiff: Hildebrand35 III. Division (bereits am 3. 8. formiert) Chef: KAdm Hoffmann 23 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 4 S. 60 f. – Zusammentritt am 15. 8. vor Neufahrwasser; Auflösung am 22. 9. in Wilhelmshaven. 24 Kdt KzS Credner. 25 Kdt KzS Friedrich Graf v. Baudissin. 26 Kdt KzS v. Eickstedt. 27 Kdt KzS v. Frantzius. – In der Nacht vom 21. / 22. 8. 1897 wurde die Barkasse der Weißenburg vom Divisionsschiff D 1 (II. Torpedoboot-Flotille) gerammt und hatte 2 Todesopfer zu beklagen. 28 Kdt KzS v. Prittwitz und Gaffron. 29 Kdt KK Lilie. 30 Kdt KzS G. Schmidt. 31 Kdt KzS v. Kykbusch. 32 Kdt KzS Ascher. 33 Kdt Kdt KK Mandt. 34 (1855 – 1907). 35 Kdt KK Janke.
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C. Anhänge
Flaggschiff: Hildebrand Schiffe: Beowulf36, Siegfried37 IV. Division (bereits am 8. 8. formiert) Chef: KAdm v. Arnim Flaggschiff: Hagen38 Schiffe: Frithjof39, Heimdall40. II. Torpedoboot-Flotille (2 Divisionen) unter KK v. Colomb41 auf D 1 Panzerkanonenbootdivision Danzig unter KK A. Paschen mit den Schiffen Mücke42 (Divisionsschiff), Crocodill43, Natter44, Scorpion45 Aufklärungsgruppe mit den Schiffen Charlotte46, Stein47 (Schulschiffe), Carola48 (Artillerieschulschiff), Blitz49, Gefion50, Pfeil51.
13. 1898 – Übungsflotte52 Chef: Adm v. Knorr Chef des Stabes: KAdm Barandon Flaggschiff: Blücher53 I. Geschwader Chef: VAdm v. Thomsen 36 Kdt KK A. v. Dassel (1856 – 1919). – Am 13. 9. erlitt Beowulf eine größere Maschinenhavarie. 37 Kdt KK Derzewski. 38 Kdt KK v. Usedom. 39 Kdt KK v. Heeringen. 40 Kdt KK v. Truppel. – Am 8. 9. erlitt Heimdall eine schwere Havarie, musste die Werft in Kiel aufsuchen und stellte dann außer Dienst. 41 (1857 – 1928). 42 Kdt KK A. Paschen. 43 Kdt KL Richard Koch. 44 Kdt KL Hecht (1862 – 1929). 45 Kdt KL Musculus. 46 Kdt KzS A. A. C. Thiele. 47 Kdt KzS v. Ahlefeld. 48 Kdt KK Heinrich Walther (*1853). 49 Kdt KL H. v. Dassel. 50 Kdt KK Plachte. 51 Kdt KK F. Gerstung (1858 – 1937). 52 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 4 S. 60 f. – Zusammentritt am 14. 8. in Kiel; Auflösung am 17. 9. in Wilhelmshaven. 53 Kdt KzS Borckenhagen.
Anhang 9: Deutsche Kriegsschiffverbände
Chef des Stabes: KzS Fritze Flaggschiff: Kurfürst Friedrich Wilhelm54 I. Division Chef: VAdm v. Thomsen Flaggschiff: Kurfürst Friedrich Wilhelm Schiffe: Brandenburg55, Weißenburg56, Wörth57, Aviso Hela58 II. Division Chef: KAdm v. Bendemann Flaggschiff: Baden59 Schiffe: Bayern60, Oldenburg61, Aviso Greif62 I. Aufklärungsgruppe unter KK Franz: Greif, Hela, Pelikan63 I. Torpedoboot-Flotille (2 Divisionen), unter KK v. Colomb64 auf D 9 II. Geschwader Chef: KAdm Hoffmann Chef des Stabes: KK Dick Flaggschiff: Aegir65 III. Division Chef: KAdm Hoffmann Flaggschiff: Aegir Schiffe: Hagen66, Odin67 IV. Division Chef: KzS Geissler Flaggschiff: Frithjof68 Schiffe: Beowulf69, Heimdall70 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69
Kdt KzS C. P. H. Galster. Kdt KzS v. Dresky. Kdt KzS Diederichsen. Kdt KzS v. Prittwitz und Gaffron. Kdt KK Sommerwerck. Kdt KzS Stiege. Kdt KzS Scheder. Kdt KzS B. Wahrendorff (1853 – 1940). Kdt KK H. Bredow (1860 – 1911). Kdt KK C. Franz. (1857 – 1928). Kdt KK Rollmann. Kdt KK P. Walther (1856 – 1934). Kdt KK E. Gercke (1858 – 1924). Kdt KK Ehrlich. Kdt KK Kindt.
269
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C. Anhänge
II. Aufklärungsgruppe unter KK Josephi: Blitz71, Pfeil72, D 3 II. Torpedoboot-Flotille (2 Divisionen) unter KL Schäfer73 auf D 1. Zeitweise waren dem II. Geschwader unterstellt die V. Division mit den Schulschiffen Charlotte74, Moltke75, Stosch76, die Panzerkanonenbootdivision mit den Schiffen Mücke77, Natter78 und die Küstenflotille: Carola79 (Artillerieschulschiff), Hay (II)80 (Tender von Carola). 14. 1899 – Übungsflotte81 Chef: Adm v. Koester82 Chef des Stabes: KzS Breusing Flaggschiff: Blücher83 I. Geschwader Chef: VAdm v. Thomsen Chef des Stabes: KzS Wodrig Flaggschiff: Kurfürst Friedrich Wilhelm84 I. Division Chef: VAdm v. Thomsen Flaggschiff: Kurfürst Friedrich Wilhelm Schiffe: Brandenburg85, Weißenburg86, Wörth87, Aviso Hela88 Kdt KK Lilie. Kdt KL E. Schäfer (*1864). 72 Kdt KK Josephi. 73 (*1864). 74 Kdt KzS Vüllers. 75 Kdt KK L. v. Schröder. 76 Kdt KK Ehrlich. 77 Kdt KK Deubel (1858 – 1907). 78 Kdt KL O. Philipp. 79 Kdt KK F. Gerstung (1858 – 1937). 80 Kdt LzS William Michaelis. 81 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 4 S. 61 f. – Zusammentritt am 16. 8. in Neufahrwasser; Auflösung am 16. 9. in Kiel. 82 Chef der Marinestation der Ostsee und seit 14. 3. Generalinspekteur der Marine; nach der Neuorganisation vom Kaiser persönlich als Flottenchef bestimmt. 83 Kdt KzS G. Becker. 84 Kdt KzS C. P. H. Galster. 85 Kdt KzS v. Dresky. 86 Kdt KzS Hofmeier. 87 Kdt KzS Borckenhagen. 88 Kdt KK Rampold. 70 71
Anhang 9: Deutsche Kriegsschiffverbände
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II. Division Chef: KAdm v. Wietersheim Flaggschiff: Baden89 Schiffe: Bayern90, Sachsen91, Aviso Wacht92 I. Torpedoboot-Flotille (2 Divisionen) unter KK Bruch auf D 8 II. Geschwader (schon am 1. 8. formiert) Chef: KAdm Hoffmann Chef des Stabes: KK v. Grapow Flaggschiff: Hildebrand93 III. Division Chef: KAdm Hoffmann Flaggschiff: Hildebrand Schiffe: Beowulf94, Siegfried95 IV. Division Chef: KAdm v. Bodenhausen Flaggschiff: Aegir96 Schiffe: Frithjof97, Odin98 II. Torpedoboot-Flotille (2 Divisionen) unter KL Reinhard Koch auf D 5 Aufklärungsgruppe mit den Schiffen Blitz99, Greif100, Grille101, Hela102, Pelikan103,
Kdt KzS Stiege. Kdt KzS Scheder. – Am 12. 9. schleppte Bayern den Aviso Wacht nach dessen schwerer Kesselexplosion in die Werft nach Kiel. 91 Kdt KzS Wahrendorff (1853 – 1940). 92 Kdt KK v. Oppeln-Bronikowsky (1859 – 1912). – Am 12. 9. ereignete sich an Bord eine schwere Kesselexplosion mit 4 Toten und 5 Verletzten; die Wacht musste von Bayern in die Werft nach Kiel geschleppt werden. 93 Kdt KK v. Pustau (1860 – 1940). 94 Kdt KK Lilie. 95 Kdt FK v. Heeringen. 96 Kdt KK Bachem. – „Am 28. 8. rammte der britische Dampfer Aberfloyle den Küstenpanzer bei Darsserort während einer Nachtübung. Er erhielt an der Steuerbordseite unter dem Geschützturm ein bis unter die Wasserlinie reichendes Leck, das die K.W. Kiel jedoch schnell beseitigte, ohne dass eine Unterbrechung des Manövers eintreten musste“ (Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 80). 97 Kdt KK E. Kalau vom Hofe. 98 Kdt KK P. Walther (1856 – 1934). 99 Kdt KL Dähnhardt. 100 Kdt KK Schliebner (1859 – 1916). 101 Kdt KK W. Becker. 102 Kdt KK Rampold. 103 Kdt FK C. Franz. 89 90
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C. Anhänge
Wacht104, Zieten105. Zeitweise unterstellt waren Natter106, Scorpion107. 15. 1900 – Übungsflotte108 Flottenchef: VAdm Hoffmann Chef des Stabes: KzS Breusing Asto: KL Schütz FlaggLt: OLzS Retzmann Flaggschiff: Kaiser Wilhelm II.109, Kaiser Friedrich III.110 (15. – 21. 9.) I. Geschwader Chef: VAdm Hoffmann Asto: KL Schütz FlaggLt: OLzS Retzmann Flaggschiff: Kaiser Wilhelm II. 2. Adm111: KAdm Büchsel FlaggLt: OLzS M. Witt112 Flaggschiff: Kaiser Friedrich III., Württemberg113 (15. – 21. 9.). Schiffe: Sachsen114, Württemberg, Aviso Jagd115
104 105 106
Kdt KK v. Oppeln-Bronikowsky. Kdt KK H. v. Dassel. Der Name des Kdt konnte nicht ermittelt werden (Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 5
S. 9). Kdt KK Deubel (1858 – 1907). Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 3 S. 135. Zusammentritt am 15. 8. in Wilhelmshaven; Auflösung am 15. 9. vor Swinemünde. 109 Kdt KzS Scheder. 110 Kdt KzS v. Dresky. 111 Eine auch im Nachhinein wenig verständliche ACO vom 25. 6. 1900 legte fest, dass die II. Division des I. Geschwaders und die IV. Division des II. Geschwaders zwar als taktische Einheiten bestehen blieben, aber als Kommandoverbände in Wegfall kamen. Ihre Chefs trugen nunmehr die Dienstbezeichnung „2. Admiral des I. (bzw. des II.) Geschwaders“ (Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 4 S. 62). Für die II. Division des Ostasiatischen Kreuzergeschwaders galt diese Regelung schon seit 23. 5. 1900. 112 (1875 – 1914). 113 Kdt KzS Westphal. 114 Kdt KzS Kindt. 115 Kdt KK v. Oppeln-Bronikowski. 107 108
Anhang 9: Deutsche Kriegsschiffverbände
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I. Torpedoboot-Flottille (2 Divisionen) unter KK Reinhard Koch auf D 9. II. Geschwader Chef: KAdm v. Arnim116 Chef des Stabes: KK Dick Asto: KL Eckermann FlaggLt: OLzS v. Schönberg117 Flaggschiff: Hildebrand118 2. Adm119: KAdm v. Bodenhausen120 Flaggschiff: Aegir121 III. Division: Heimdall122, Hildebrand, Siegfried123 IV. Division: Aegir, Frithjof124, Odin125 Aufklärungsschiffe: Blitz126, Greif127, Grille128, Jagd129 II. Torpedoboot-Flottille (2 Divisionen) unter KL Maass (interim.) auf D 10 Panzerkanonenbootdivision unter KK Neitzke130 auf Scorpion (Flaggschiff) mit Crocodill131, Natter132, Mücke133 Zudem: Aviso Pfeil134 und Spezialschiff Pelikan135 .
116
Zugleich Inspekteur, Inspektion des Bildungswesens und Direktor der Marine-Akade-
mie. (1872 – 1914). Kdt FK Lilie. 119 Siehe oben Fn. 111. 120 Zugleich Inspekteur, Inspektion des Torpedowesens. 121 Kdt FK Bachem. 122 KK v. Schimmelmann. 123 Kdt FK O. Wentzel. 124 Kdt KK / FK Gildemeister (1855 – 1936). 125 Kdt KK G. Wilde (1858 – 1932). 126 Kdt KL / KK Hilbrand (1862 – 1934). 127 Kdt KK Bruch. 128 Kdt KK Recke. 129 Kdt KK v. Oppeln-Bronikowski. 130 (1859 – 1937). 131 Kdt KL S. v. Jachmann. 132 Kdt KL Rogge. 133 Der Kdt konnte vom Verf. nicht ermittelt werden. Die Angabe (O. v. Schuckmann) bei Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 4 S. 139 kann nicht stimmen; O. v. Schuckmann war damals KAdm und Kdt in Helgoland. 134 Kdt KL / KK O. Lietzmann. 135 Kdt KK J. v. Bredow. 117 118
274
C. Anhänge
II. Kreuzerdivision / Kreuzergeschwader Zur Erreichung außenpolitischer, diplomatischer, handelspolitischer und militärischer Ziele wurden seit den Anfängen der deutschen Flotte Einzelschiffe oder adhoc-Verbände ins Ausland entsandt. Die m.W. erste Entsendung eines Geschwaders136 gegen Ende 1852 über Monrovia nach Rio de Janeiro und Montevideo hatte diplomatischen und Ausbildungscharakter. Ihr folgte im Sommer 1856 eine Geschwader- und Ausbildungsreise, geleitet von Prinz Adalbert137. 1859 wurde unter der Führung von KzS Sundewall mit der Gedeckten Korvette Arcona, der Segelfregatte Thetis, dem Schoner Frauenlob und dem für diese Mission angekauften Transportschiff Elbe das erste Geschwader mit militärisch-handelspolitischem Auftrag um die Welt ausgeschickt; es kehrte erst nach 3 Jahren Ende 1862 wieder in die Heimat zurück138. Vom 6. 6. – 31. 8. 1876 wurden unter Komm / KzS v. Monts, zugleich Kdt der Vineta, in Zusammenhang mit der sog. „Anna-Affäre“ die in ostasiatischen Gewässern befindlichen Schiffe zu einem Geschwader zusammengezogen139. Für weitere Auslandreisen wird auf die Ausführungen im Text und in den Anh. 14 und 16 verwiesen. Es bedurfte der Modernisierung und Vergrößerung der Flotte, gesteigerter Industrie- und Handelsschutzbedürfnisse und einer veränderten politischen Grundhaltung des Reichskanzlers, um einen „fliegenden Verband“ zu institutionalisieren, der relativ rasch verfügbar war und sich schnell verschieben konnte. Durch die ACO vom 4. 9. 1872 wurde die Grundlage für ein Kreuzergeschwader geschaffen, das in Stoschs Flottengründungsplan von 1883 Eingang fand und in der Folge nicht mehr aus dem Leben der Flotte wegzudenken war. Man spricht gängig vom Westafrikanischen, vom Ostafrikanischen und vom Ostasiatischen Kreuzergeschwader140, wie wenn es sich um je eigene festgefügte Verbände handeln würde. Richtigerweise handelte es sich aber um einen Kreuzerverband, der – entsprechend der jeweiligen Bedürfnisse und Verfügbarkeit von Schiffen formiert – eingesetzt werden konnte, wo Bedarf bestand, insbesondere in Westafrika, Ostafrika und Ostasien, unter Umständen in raschem Wechsel, und der seine jeweilige Bezeichnung auf Grund des originären Auftrages erhielt.
136 Chef: chKzS J. Schröder; Schiffe: Amazone, Gefion, Mercur [siehe Anh. 16 Ziff. I. 1. (e)]. 137 Prinz Adalbert machte daraus für sich und die Dampfkorvette Danzig dann bekanntlich einen militärischen Einsatz bei Kap Tres Forcas [siehe Anh. 16 Ziff. I. 4. (a)]. 138 Siehe Anh. 16 Ziff. I. 3. (a). 139 Hertha (Kdt KzS v. Knorr); Nautilus (Kdt KK Valois), Cyclop (Kdt KL v. Reiche), Ariadne (Kdt KzS H. Kühne), an deren Stelle ab 1. 7. Luise (Kdt KK Dittmar) [siehe Anh. 16 Ziff. II.2 (b)]. 140 Das letztere vorübergehend vom 25. 11. 1894 (KAdm Paul Hoffmann, KAdm v. Tirpitz) bis 22. 11. 1897 KAdm v. Diederichs) als Kreuzerdivision, dann unter VAdm v. Diederichs wieder als Kreuzergeschwader bezeichnet.
Anhang 9: Deutsche Kriegsschiffverbände
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Um Duplizitäten zu vermeiden, werden in der nachfolgenden Aufstellung nur die organisatorischen und personellen Eckdaten genannt; für die Tätigkeit des Verbandes wird auf die Ausführungen im Text und in den Anh. 14 und 16 und auf die Schiffsliteratur verwiesen, vor allem zu den Flaggschiffen141.
1. Ostasiatisches Kreuzergeschwader 24. 7. 1881 – 25. 8. 1883 Chef KzS / Komm (ab 30. 3. 1883 KAdm) v. Blanc Flaggschiff: Stosch Schiffe142: Hertha, Iltis (I), Wolf; später: Elisabeth für Hertha, Leipzig für Elisabeth 26. 8. 1883 – 4. 3. 1884 Chef: KAdm v. d. Goltz Flaggschiff: Stosch Schiffe: Leipzig, Iltis (I), Wolf 4. 3. 1884 – 18. 8. 1885143 Chef KzS / Komm C.H.Th. Paschen (interim.) Flaggschiff: Stosch Schiffe: Leipzig, Iltis (I), Wolf; später: + Prinz Adalbert für Leipzig, Nautilus für Wolf
2. Westafrikanisches Kreuzergeschwader144 15. 10. 1884 – 30. 7. 1885 Chef: KAdm v. Knorr Flaggschiff: Bismarck Schiffe: Ariadne, Olga, Gneisenau, Möwe; Miet-Tender Adler; später: + Cyclop (II); Habicht (II) für Olga.
141 Nachfolgend Hildbrand / Röhr / Steinmetz: Kreuzerkorvette Arcona Bd. 1 S. 100 f.; Kreuzerfregatte Bismarck Bd. 1 S. 138 ff.; Panzerfregatte Deutschland Bd. 2 S. 34 ff.; Großer Kreuzer Hertha Bd. 3 S. 73 ff.; Kleiner Kreuzer Irene Bd. 3 S. 105 ff.; Panzerfregatte Kaiser Bd. 3 S. 114 ff.; Kreuzerfregatte Leipzig Bd. 4 S. 68 ff.; Gedeckte Korvette Prinz Adalbert Bd. 5 S. 62 ff.; Kreuzerfregatte Stosch Bd. 5 S. 134 ff. 142 Die Stationäre werden nachfolgend jeweils dem Geschwader zugerechnet. 143 Siehe dazu Paschen S. 227 ff. 144 ACO vom 27. 9. 1884.
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C. Anhänge
3. Selbständiges Geschwader145 31. 7. 1885 – 17. 8. 1885 Chef: KzS C. H. Th. Paschen Flaggschiff : Stosch, dann Prinz Adalbert Schiffe: Elisabeth, Gneisenau, Prinz Adalbert; Tender Ehrenfels Einsatzgebiet: Ostafrika 4. Ostafrikanisches Kreuzergeschwader 17. 8. 1885 – 9. 1. 1886 Chef: KAdm v. Knorr Flaggschiff: Bismarck Schiffe: Gneisenau, Stosch, Prinz Adalbert, Möwe; Tender Adler, Ehrenfels; später: + Olga, Elisabeth, Hyäne (II), ohne Gneisenau, Prinz Adalbert, Stosch 5. Kreuzergeschwader 9. 1. 1886 – 15. 4. 1887 Chef: KAdm v. Knorr Flaggschiff: Bismarck Schiffe: Gneisenau, Olga später: Carola für Gneisenau; + Nautilus, Wolf (Ostasien), Hyäne (II), Möwe (Ostafrika) Einsatzgebiete: Südsee, Ostasien, Ostafrika 15. 4. 1887 – 21. 7. 1888 Chef: Komm / KzS Heusner Flaggschiff: Bismarck Schiffe: Carola, Olga, Sophie; später: Leipzig für Bismarck; + Adler, Iltis (I), Wolf (Ostasien) Einsatzgebiete: Australien, Südsee, Ostasien, Ostafrika 21. 7. 1888 – 16. 3. 1890 (sog. „Araber-Aufstand“ oder „Ostafrikanischer Aufstand“) Chef: (i. V.) KzS Franz Strauch; ab 30. 8. 1888 KAdm (ab 27. 1. 1890 VAdm) Deinhard146 Siehe dazu Paschen S. 245 ff. Bei Beendigung seiner Aufgabe in Ostafrika ließ man VAdm Deinhard zunächst mit Leipzig nach Ostasien fahren. Von dort wurde er unmittelbar zurückberufen, weil am 23. 4. 1890 KAdm v. Hollmann zum Staatssekretär im RMA berufen wurde, womit die von ihm innegehabte Position als Chef der Manöverflotte freigeworden war; mit dieser Aufgabe wurde nun VAdm Deinhard betraut. 145 146
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Flaggschiff: Leipzig Schiffe: Carola, Olga, Möwe, und vorübergehend die leicht bewaffneten Dampfer Jühlke (von DOA) und Cutch (von Sansibar gemietet); später: + Pfeil, Schwalbe, ohne Olga, Möwe; dann ohne Carola, Pfeil, Schwalbe Einsatzgebiet: Ostafrika 16. 3. 1890 – 22. 2. 1892 Chef: KzS Plüddemann (interim.); ab 20. 5. 1890 KAdm Valois Flaggschiff: Leipzig Schiffe: Sophie; später: + Alexandrine, Iltis (I), Wolf Einsatzgebiete: Ostafrika, Ostasien, Chile, Ostafrika 23. 2. 1892 – 5. 4. 1893 Chef: KAdm v. Pawelsz Flaggschiff: Leipzig Schiffe: Alexandrine, Sophie; später: Arcona für Sophie; + Marie, Möwe, Schwalbe; dann ohne Marie Einsatzgebiet: Ostafrika
6. Ostasiatische Kreuzerdivision 25. 11. 1894 – 15. 6. 1896 (Chinesisch-japanischer Krieg; Friede von Shimonoseki 15. 4. 1895) Chef: KAdm Paul Hoffmann147. 15. 6. 1896 – 12. 4. 1897 Chef: KAdm v. Tirpitz Flaggschiff: Kaiser Schiffe: Arcona, Cormoran, Irene, Prinzess Wilhelm, Iltis (I), Wolf; später: ohne Iltis (I) 12. 4. 1897 – 22. 11. 1897 Chef: KzS Hugo Zeye (interim.), ab 11. 6. 1897 KAdm v. Diederichs Flaggschiff: Kaiser Schiffe: Arcona, Cormoran, Irene, Prinzess Wilhelm, Wolf
7. Ostasiatisches Kreuzergeschwader Nach der Besetzung Kiautschus (14. 11. 1897) wurde am 23. 11. 1897 das Ostasiatische Kreuzergeschwader gebildet:
147
Mehr dazu bei Gutzwiller Ziff. 9.
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Geschwaderchef: VAdm v. Diederichs Flaggschiff: Kaiser I. Division Chef: VAdm v. Diederichs (bis 14. 4. 1899) Flaggschiff: Kaiser Schiffe: Arcona, Irene, Prinzess Wilhelm, Wolf; später ohne Arcona, Wolf II. Division Chef: KAdm Prinz Heinrich148 Flaggschiff: Deutschland Schiffe: Kaiserin Augusta, Cormoran, Gefion, später ohne Cormoran
8. Zusammenlegung der Divisionen Durch ACO vom 14. 4. und vom 23. 5. 1899 wurden die beiden Divisionen des Geschwaders zusammengelegt und KAdm (ab 5. 12. 1899 VAdm) Prinz Heinrich mit der Geschwader-Führung beauftragt. Die Stellung des Chefs der II. Division wurde auf Grund der ACO vom 23. 5. 1900 aufgegeben149 und dafür die Stellung des 2. Admirals des Geschwaders eingerichtet. Deshalb galt nun folgende Gliederung: Geschwaderchef: KAdm (ab 5. 12. 1899 VAdm) Prinz Heinrich Flaggschiff: Deutschland 2. Admiral: KAdm Fritze Flaggschiff: Kaiser, dann Hertha Schiffe: Kaiserin Augusta, Gefion, Irene, Prinzess Wilhelm; später: + Hertha, Jaguar; Hertha für Prinzess Wilhelm; ohne Kaiser. Am 4. 1. 1900 wurde Prinz Heinrich als Geschwaderchef abgelöst. Vertretungsweise führte KAdm Fritze das Geschwader bis am 16. 2. 1900. Am 17. 2. 1900 wurde VAdm v. Bendemann Geschwaderchef. KAdm Fritze blieb 2. Admiral des Geschwaders bis am 8. 4. 1900. Am 9. Juli wurde die damalige I. Division des I. Geschwaders unter dem Kommando von KAdm Geissler nach China entsandt, um im Rahmen einer internationalen Streitmacht den Boxeraufstand niederzuschlagen. Mit dem Eintreffen dieser „Detachierten Division“ in Singapore am 19. 8. 1900 trat sie in den Befehlsbereich
148 Bei der Verabschiedung seines nach Ostasien fahrenden Bruder Prinz Heinrich im Kieler Schloss sprach der Kaiser am 15. 12. 1897 die später oft zitierten markigen Worte: „Reichsgewalt bedeutet Seegewalt … Sollte es je irgend einer unternehmen, uns an unserem guten Recht zu kränken oder schädigen zu wollen, dann fahre darein mit gepanzerter Faust! …“ (zitiert nach Spitzemberg S. 362 N. 48). 149 Für das I. und II. Geschwader wurde diese Änderung erst am 25. 6. eingeführt.
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des Chefs des Ostasiatischen Kreuzergeschwaders, VAdm v. Bendemann. Es würde zu weit führen, die Tätigkeit des Ostasiatischen Kreuzergeschwaders und der Detachierten Division im Einzelnen hier nachzuzeichnen; es wird hiefür auf Anh. 16 Ziff. IV.3 (f) und auf die Spezialliteratur verwiesen.
III. Innere Kohärenz der Verbände 1. Einleitung Die Kohärenz eines Verbandes150 ist nicht per se ein Ausdruck seiner Stärke; sie ist aber von großer Bedeutung für die Flexibilität des Einsatzes und die Logistik. Laverrenz hat auch noch für die Zeit der Kaiserherrschaft (ab 1888) die „bunt zusammengesetzten“ Verbände beklagt: Schulschiffe, veraltete Panzer, „kleine, kurzatmige und schlechtsteuernde“ Schiffe neben modernen Schiffen; da waren „oft die verschiedenartigsten Schiffstypen zusammengefesselt ohne Rücksicht auf ihren Gefechtswert, ihre Schnelligkeit und ihre sonstigen Eigenschaften. Kaum zwei Schiffe glichen einander, und ihre verschiedene Manövrierfähigkeit hinderte sie überhaupt an einem planmäßigen Zusammenarbeiten. Dass unter solchen Umständen von einer wirkungsvollen Seetaktik nicht die Rede sein kann, liegt auf der Hand …“151. Ähnlich negativ äußerte sich Tirpitz für das letzte Jahrzehnt des 19. Jh. über den „unorganisch zusammengewürfelten Schiffsbestand, mit dem gemeinsam zu operieren für den Kriegsfall kein Vertrauen erwecken konnte“152; und Uhle-Wettler spricht von einem „Sammelsurium von Schiffen … die oft nicht einmal zusammenwirken konnten“153. Es würde im Rahmen dieses Werkes zu weit führen, diesen Behauptungen chronologisch nachzugehen; wir müssen uns mit einem Blick auf das zu Ende gehende Jahrhundert begnügen, wobei wir uns auf die Faktoren Geschwindigkeit, Aktionsradius (MRD) und Feuerkraft beschränken. Dabei lässt sich feststellen, dass Fortschritte erzielt waren, die gewünschte Kohärenz aber noch nicht erreicht war.
2. Ostasiatische Kreuzerdivision 1894 / 1896 In ihrer ersten Zusammensetzung beim Funktionsantritt KAdm Hoffmanns als Chef der Kreuzerdivision bestand diese aus den drei Kreuzerkorvetten Marie, 150 Nachstehend werden nur Aspekte der technischen Kohärenz behandelt; die ebenso wichtigen menschlichen Aspekte, wie die Qualität und Ausbildung der Schiffskommandanten, Offiziere und Mannschaften bleiben bei dieser Betrachtung unberücksichtigt. 151 Kriegsflotte S. 469, 203. – Die mangelnde Kohärenz des Verbandes war auch einer der Gründe für den folgenschweren Zusammenstoß von König Wilhelm und Großer Kurfürst am 31. 5. 1878 vor Folkestone (v. Reventlow, Deutschland zur See S. 68 ff.). 152 S. 40. 153 S. 156.
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Alexandrine, Arcona und den beiden Kanonenbooten Iltis (I) und Wolf. Die beiden Gruppen waren in sich homogen, unterschieden sich aber voneinander markant in der Geschwindigkeit und in der Bewaffnung: die drei Korvetten liefen 14 kn, die beiden Kanonenboote 8.5 kn; und auch in der Bewaffnung: die Korvetten hatten je 10 RK / 15 cm und 2 (Alexandrine und Marie) bzw. 4 RK (Arcona), Alexandrine und Arcona 10.5 cm, Marie 8.7 cm, die Kanonenboote 2 RK / 12.5 cm und 2 RK / 8 cm bzw. 8.7 cm. Bei allen drei Korvetten betrug die MRD 3.500 sm. Diese Kohärenz ging durch die 1895 erfolgte Verstärkung der Division teilweise verloren: Kaiser lief wie die bisherigen Kreuzerkorvetten 14 kn, Cormoran jedoch 15.5 kn, Prinzess Wilhelm 18 kn und Irene 18.5 kn; Iltis (I) fiel nach wie vor deutlich ab (8.5 kn). Die MRD (bisherige Korvetten der Division 3.500 sm) blieb bei Cormoran erhalten, sank bei Irene aber auf 3.000 sm, bei Kaiser gar auf 2.500 sm. Die Bewaffnung der großen Schiffe (Korvetten 10 RK / 15 cm) stieg bei Irene und Prinzess Wilhelm auf 14 solcher Geschütze, das Kaliber 10.5 cm wurde nur bei Cormoran beibehalten, aber die Anzahl der (SK) Geschütze gegenüber den Korvetten verdoppelt. Demgegenüber führte Kaiser die Kal. 26 cm (8 RK) und 21 cm (1 RK). Jedoch waren Cormoran (2), Irene und Prinzess Wilhelm (je 3) neu auch mit Torpedoabschussrohren (Kal. 35 cm) ausgestattet. Die mangelnde Kohärenz der Kreuzerdivision ließ sich einigermaßen verkraften, da sie nur selten als geschlossener Verband reiste und auftrat154.
3. Ostasiatisches Kreuzergeschwader 1899 / 1900 Weil sich dieses Geschwader in einem kriegsmäßigen Einsatz zu bewähren hatte, war die Fähigkeit zum Zusammenwirken der Verbände und der Schiffe innerhalb des Verbandes von besonderer Bedeutung. Noch immer aber waren die Unterschiede der Geschwindigkeit erheblich. Wolf, mit 8.5 kn das langsamste Schiff der I. Division, lief weniger als die Hälfte des schnellsten Schiffes (Irene, 18.5 kn). In der II. Division lief das langsamste Schiff (Deutschland, 14 kn) ein Drittel weniger schnell, als das schnellste (Kaiserin Augusta, 21 kn). Wegen des Einsatzes der langsamen Arcona, Deutschland und Kaiser hatte die Geschwindigkeitsdifferenz gegenüber den Jahren zuvor sogar noch zugenommen; immerhin machten Deutschland und Kaiser ihre Langsamkeit durch ihre Feuerkraft etwas wett. Auch hinsichtlich der Reichweite (MRD) bestanden erhebliche Diskrepanzen: I. Division: Kaiser 2.500 sm, Arcona 3.500 sm; II. Division: Deutschland 2.500 sm, Kaiserin Augusta 4.000 sm. Und auch das Kaliber der Geschütze wies starke Differenzen auf: I. Division: Wolf 12.5 cm; Kaiser 26 cm; II. Division: Cormoran, Gefion 10.5 cm, Deutschland 26 cm.
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Einzelheiten bei Gutzwiller Ziff. 9.
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Durch das Hinzutreten der in sich geschlossenen und kohärenten „Detachierten Division“ wurde die Feuerkraft des Geschwaders verbessert (ihre Schiffe hatten Kaliber 28 cm), die Geschwindigkeit aber nicht (ihre Schiffe fuhren 16 kn).
4. Übungsflotte 1897 Hinsichtlich der Geschwindigkeit waren die I. (16 kn), II. (13 – 14 kn) und IV. Division (15 kn) je in sich kohärent, die III. Division wies die größten Abweichungen auf (14 – 15.3 kn). Zwischen den Divisionen bestanden jedoch nennenswerte Differenzen, vor allem zwischen der I. und II. Division. Erhebliche Differenzen bestanden bezüglich der MRD, sowohl innerhalb der Divisionen (III. und IV. Division 1500 – 3500 sm), als auch zwischen den Divisionen. So betrug die Reichweite der II. – IV. Divisionen nur 1 / 3 bis 2 / 3 der MRD der I. Division. Hinsichtlich der Bewaffnung (nur größere Waffen) war die Kohärenz größer, als bei Geschwindigkeit und Reichweite. Zwar waren die Kaliber unterschiedlich (24 – 28 cm), aber kein Schiff schoss noch mit kleinem Kaliber, und alle Schiffe (ausgenommen König Wilhelm und Sachsen) verfügten über TR, wenn auch unterschiedlichen Kalibers (I. Division 45 cm, die andern 35 cm).
5. Übungsflotte 1898 Das Bild veränderte sich gegenüber 1897 nur unwesentlich. Vor allem bezüglich der MRD wurde die Divisions-Kohärenz durch den Tausch von Hagen und Beowulf zwischen der III. und IV. Division etwas verbessert. Es blieb nach wie vor die Diskrepanz zwischen den Divisionen. In der Bewaffnung blieb die Kohärenz nahezu unverändert; wieder hatten zwei Schiffe (Baden, Bayern) keine TR; im Kaliber fiel Oldenburg mit 15 cm gegenüber allen andern Schiffen ab.
6. Übungsflotte 1899 Die Kohärenz blieb gegenüber 1898 praktisch unverändert, außer dass nunmehr drei Schiffe (statt wie bisher zwei) keine TR hatten (Baden, Bayern, Sachsen).
7. I. Geschwader 1899 / 1900 Innerhalb der I. Division bestand eine einheitlich hohe Geschwindigkeit von 16 kn bei einer MRD von 4.500 sm, abgesehen von Bayern und Sachsen (13 bzw. 14 kn / 3.000 sm), die aber schon bald außer Dienst gestellt (Bayern am 12. 2. 1900) bzw. nur kurz zugeteilt waren (Sachsen vom 31. 1. – 26. 2. 1900). Abgesehen vom
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wesentlich schnelleren und weiterreichenden Kaiser Friedrich III. (17.2 kn / 5.000 sm) war die II. Division mit 13 – 14 kn und einer MRD von 3.000 sm in sich kohärent, aber deutlich langsamer als die I. Division. In der Bewaffnung blieb die Kohärenz unverändert.
8. Übungsflotte 1900 Der besonderen Umstände wegen (Entsendung der robust kohärenten I. Division des I. Geschwaders nach China) waren die Verbände der Übungsflotte 1900 recht inkohärent. Im I. Geschwader liefen Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Friedrich III. 17.2 kn, Sachsen 14 kn, Württemberg gar nur 13 kn. Etwas kohärenter war das II. Geschwader; das langsamste Schiff (Hildebrand) lief 14 kn, das schnellste (Siegfried) 15.3 kn. Auch bei der MRD bestanden erhebliche Differenzen von 1.500 sm (Frithjof, Heimdall, Hildebrand) bis 5.000 sm (die beiden Kaiser), angesichts der weiträumigen kriegsmäßigen Märsche nicht unbedeutend. Dafür wurde die Kohärenz der Bewaffnung gesteigert. Außer Sachsen und Württemberg (26 cm) schossen alle Schiffe mit Kal. 24 und nur 1 Schiff (Sachsen) hatte keine TR.
Anhang 10: Nautische Instrumente; Bordtechnik; Logistik I. Nautische Instrumente Bis zum Ende des 19. Jh. funktionierten alle nautischen Instrumente der deutschen Kriegsschiffe und die von den Seeoffizieren individuell zu beschaffenden Instrumente ohne Elektrizität; sie waren aber deswegen nicht unmodern, sondern entsprachen dem Standard ihrer Zeit und dem anderer führender See-Nationen, wenngleich in einzelnen Bereichen wegen des vergleichsweise späten Beginns der deutschen Flottengründung ein Rückstand aufgeholt werden musste, z. B. gegenüber England beim Schiffs-Chronometer. Die Verantwortung für die Beschaffung und Prüfung der nautischen Instrumente für die deutschen Kriegsschiffe lag beim Hydrographischen Büro1, die Prüfung der Chronometer, erstmals 18772, bei der Deutschen Seewarte3. Zu den persönlichen nautischen Instrumenten zählten der Sextant, die „Sekunduhr“ und das Fernrohr. Die übrigen Instrumente gehörten zur Ausrüstung der Schiffe.
1. Sextant Der zunächst vom englischen Physiker Robert Hooke (1635 – 1702) konzipierte, von Isaac Newton (1643 – 1727) weiterentwickelte und schließlich unabhängig voneinander um 1730 vom englischen Astronomen und Mathematiker John Hadley (1682 – 1744) und vom in Pennsylvania geborenen Optiker Thomas Godfrey (1704 – 1749) gebaute Sextant ist ein Instrument zur astronomischen Navigation; er dient dazu, den zwischen zwei Objekten und dem Auge des Beobachters bestehenden Winkel zu messen. Mit dem Sextanten wurden „die scheinbaren Distanzen am Firmament zwischen dem Monde und der Sonne bezw. den Sternen“ gemessen, während der grundsätzlich gleich konzipierte Oktant4 „hauptsächlich zur Messung 1 (Später Hydrographisches Amt bzw. Nautische Abteilung), vgl. Deutsches Hydrographisches Institut S. 11. 2 Knirim S. 44. 3 Diese wollte nach eigener Vorgabe nur deutsche und schweizerische Hersteller berücksichtigen, orientierte sich zum Ärger deutscher Hersteller aber doch noch lange an englischen Standards (Röhner S. 33).
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von Höhenwinkeln der Himmelskörper“ diente5. Beide Instrumente können zur terrestrischen Winkelmessung von Objekten verwendet werden (z. B. Kirchtürme, Landspitzen, Höhe eines Leuchtturms). Die der astronomischen Navigation zu Grunde liegenden „Ephemerides astronomicae“ wurden zuerst 1475 von Camillus Johannes Müller (auch Johannes Molitor, gen. Regiomontanus, 1436 – 1476) herausgegeben. 1755 publizierte Johann Tobias Mayer in Göttingen sein eigenes Tafelwerk. Der britische Nautical Almanac, begründet vom Royal Astronomer Nevil Maskel[e]yne (1732 – 1811) wird seit 1767 offiziell publiziert und ist (mit einer Genauigkeit von 0.4 Zeitsekunden) noch stets in Gebrauch. Deutsche Kriegsschiffe verwendeten das vom Astronomen Carl Bremiker (1804 – 1877) 1850 begründete jährlich erscheinende „Nautische Jahrbuch“6, heute publiziert vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie. Grundlegende Elemente des Sextanten sind (1) der Zeigerarm (sog. „Alhidade“), dessen Winkeleinstellung am Grundbogen abgelesen werden kann, (2) ein (größerer) Index-Spiegel, der senkrecht zur Instrumentenebene auf dem Drehpunkt der Alhidade montiert ist und sich zugleich mit ihr dreht, (3) ein fix montierter (kleinerer) Horizont-Spiegel, der bei Nullstellung der Alhidade parallel zum Index-Spiegel steht, (4) und schließlich ein kleines auf den Horizont-Spiegel gerichtetes Fernrohr zum Anvisieren des Ziels, oder – bei geringerer Distanz – ggf. auch bloß ein kleines Rohr ohne Linsen. Um den Winkel zwischen zwei Objekten und dem Auge des Beobachters zu messen, wird mit dem Fernrohr durch den zweiten Spiegel das eine Objekt anvisiert, und durch Drehen der Alhidade das Spiegelbild des andern Objektes im ersten Spiegel auf den zweiten gebracht, bis beide Objekte zur Deckung gelangen. Der Winkel der beiden Objekte entspricht dann dem doppelten auf dem Kreissektor abzulesenden Winkel beider Spiegel. Der große Vorteil bei der Verwendung des Sextanten besteht darin, dass er ohne Stativ, in der Hand gehalten bedient wird, die Messung somit weniger den Schwankungen des Schiffes ausgesetzt ist. Voraussetzung dafür waren aber „eine feste Hand, ein scharfes Auge, gute Seebeine, Übung und Geschicklichkeit des Beobachters“7. Wegen der meist doch nicht ganz vermeidbaren Erschütterungen durch den Wellengang war die Messgenauigkeit selten besser als eine Bogenminute, was einer Positionsgenauigkeit von etwa einer Seemeile entsprach.
4 Der maßgebliche Unterschied der beiden Instrumente besteht darin, dass der Gehäuserahmen des Sextanten einen Sechstel des Kreises darstellt (60°) – womit wegen des Spiegelgesetzes: Einfallswinkel = Ausfallswinkel ein Bereich von 120° beobachtet werden konnte, während der Oktant einen Achtel des Kreises (45°) umfasst, mit einem Beobachtungsbereich von 90°. – Das von Hadley und Godfrey gebaute Instrument war ein Oktant. 5 v. Henk S. 186. 6 Tre Tryckare S. 225. 7 v. Henk S. 186.
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Der Sextant war ein sehr empfindliches Instrument. Der Seeoffizier kaufte sich daher i. d. R. kein gebrauchtes, sondern ein neues, entsprechend teures Instrument, und gab das seine nur ungern aus der Hand. 2. Persönliche „Sekund-Uhr“ Zur notwendigen persönlichen Ausrüstung der Seeoffiziere gehörte eine Uhr mit Sekundenzeiger8. Dabei handelte es sich zunächst um eine Taschenuhr, nicht eine Armbanduhr. Erste Uhren, die am Arm, genauer am Handgelenk, getragen wurden, oder richtiger: Kombinationen von Armband und Uhr, finden sich vereinzelt seit der Renaissance, stets für Damen, da es – im Gegensatz zur Antike – bis weit ins 19. Jh. nicht üblich war, dass Männer Armbänder trugen9. Der erste neuere Hinweis auf eine Armbanduhr findet sich im Arbeits- und Rechnungsbuch des aus La Chaux-deFonds gebürtigen Pierre Jaquet-Droz (1721 – 1799), der dort von einer „montre qui se fixe sur un bracelet“ spricht, also eigentlich von einer auf einem Armband montierten Taschenuhr, und zwar für Damen, deren Kleidung keine von außen zugängliche Innentasche hatte, in der sich eine Uhr bequem versorgen ließ10. 1806 schuf der Pariser Juwelier Nitot als Geschenk der französischen Kaiserin Joséphine Beauharnais an Amalie Auguste, Tochter des bayrischen Königs Maximilian I., anlässlich ihrer Eheschließung mit ihrem Sohn Eugène, Vizekönig von Italien, ein Ensemble von Armbändern für beide Handgelenke, von denen eines als „extravagantes Schmuckelement eine kleine Uhr, das andere einen kleinen mechanisch schaltbaren Kalender“11 enthielt. Und belegt ist ferner, dass der aus Neuchâtel gebürtige Abraham-Louis Breguet (1747 – 1823) eine solche Kombination von Armband und Uhr für Caroline Murat, Königin von Neapel kreierte. Solche Uhren waren notgedrungen sehr klein und deshalb ungenau12. Für den privaten, zivilen Gebrauch begannen Männer erst rund 100 Jahre später, Taschenuhren behelfsmäßig auf einem um das Handgelenk getragenen Band zu montieren. Die Produktion wirklicher Armbanduhren wurde erst im 20. Jh. aufgenommen, und erst etwa um 1935 wurden insgesamt gleichviel Armband- wie Taschenuhren hergestellt. Das Militär begann aber schon früher, sich für am Handgelenk zu tragende Uhren zu interessieren. 1879 oder 1880 – man darf dies als Geburtsjahr der Armv. Henk S. 411. Kahlert / Mühe / Brunner S. 9. 10 Es gab noch eine andere als schicklich geltende Uhrentragart für Damen: Die Uhr wurde im Kleid auf dem Busen getragen, von einem feinen Halskettchen gehalten, an dem die Uhr aus dem Ausschnitt gezogen werden konnte. 11 Kahlert / Mühe / Brunner S. 10. 12 Zudem war das Werk solcher frühen Uhren so ausgerichtet, dass die Zifferblatt-Achse (6 – 12) in der Armrichtung verlief, nicht wie später konsequent senkrecht zur Armrichtung, was die Zeitablesung erschwerte, vgl. Kahlert / Mühe / Brunner S. 9. 8 9
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banduhr für Männer bezeichnen – sollen mehrere Schweizer Hersteller von Kleinuhren anlässlich einer Berliner Messe von der deutschen Reichsregierung auf persönliche Anregung Kaiser Wilhelms, eingeladen worden sein, eine Offerte für die Lieferung robuster Armbanduhren mit Goldgehäuse13 für Offiziere der Marine zu unterbreiten14. Wie andere Hersteller reagierten, konnte der Verf. nicht eruieren; C. Girard-Perregaux (La Chaux-de-Fonds im Neuenburger Jura) soll dem Kaiser 1880 1000 solche Uhren mit einem Metall-Kettenarmband und Schutzgitter für das Zifferblatt geliefert haben15. Eine zweite Serie von 1000 Stück soll später bestellt worden sein. Mehr lässt sich leider nicht rekonstruieren, da die Archive von Girard-Perregaux nicht mehr bestehen16. Insbesondere bleibt offen, weshalb eine so große Stückzahl (bei einem Bestand von rund 430 Seeoffizieren) bestellt wurde, und ob diese Uhren den Offizieren unentgeltlich abgegeben wurden oder gekauft werden mussten bzw. konnten. Um dem Ziel, von englischen Herstellern unabhängig zu werden, näher zu kommen, erließ das Kaiserliche Observatorium in Wilhelmshaven am 26. 5. 1883 einen Aufruf an die deutsche Uhrenindustrie, sich der Wettbewerbsprüfung für Taschenuhren zu stellen17. Der 1899 gegründete „Verein für Chronometrie“ förderte die Autarkiebemühungen erheblich18. Unter den deutschen Herstellern nahm im 19. Jh. vor allem die 1845 von Ferdinand Adolph Lange (1815 – 1875), Lehrling, später Geschäftspartner und Schwiegersohn des nicht weniger begabten Christian Gutkaes (1784 – 1845), Hofuhrmacher in Dresden, im sächsischen Glashütte begonnene Manufaktur als Hersteller besonders exakter Uhren eine Sonderstellung ein. Spätere Lieferanten aus der Schweiz waren, abgesehen von Girard-Perregaux, vor allem Cortébert Watch Company, Ulysse Nardin, Vacheron & Constantin und IWC19. 3. Fernrohr Zur persönlich vom Seeoffizier zu beschaffenden Ausrüstung gehörte auch ein Handfernrohr, ein freihändig, ohne Stativ zu verwendendes monokulares20 sog. „terGold von mind. 14 Karat drängte sich aus Gründen des Korrosionsschutzes auf. Jaquet / Chapuis S. 112; Knirim S. 83. 15 Abbildung bei Knirim S. 83. – Wie man dem bei Knirim a. a. O. abgedruckten Aufruf des Lieferanten entnehmen muss – von Herrn Willy Schweizer, Conservateur der Girard-Perregaux SA bestätigt – hat Girard-Perregaux im eigenen Museum kein Exemplar jener ersten Taschenuhr! 16 Der Verf. dankt Herrn Willy Schweizer, Conservateur der Girard-Perregaux SA für seine Mitteilung vom 7. 1. 2010. 17 Röhner S. 15. Dieser Aufruf „hängt ursächlich mit dem neuen Bedarf an Deckuhren zusammen“, vgl. Röhner a. a. O. (dazu hinten Ziff. 5.). 18 Knirim S. 42. 19 Röhner S. 59. 13 14
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restrisches“ Fernrohr (auch Erdfernrohr genannt21) – eine „Erweiterung des astronomischen Fernrohrs“ (v. Henk), bestehend aus mehreren ineinander verschiebbaren zylindrischen Röhren (Tuben) mit mindestens 2 Linsen bzw. Linsensystemen, deren optische Achsen in einer geraden Linie lagen. „Die eine davon, das Objektivglas, wird dem beobachteten Gegenstand zunächst gehalten. Durch das Objektivglas werden die Lichtstrahlen in der Weise gebrochen, dass sie innerhalb des Rohres ein kleines verkehrtes Bild von dem angeschauten Gegenstande bilden. Durch eine zweite Linse werden die von diesem verkehrt wiedergegebenen Bilder ausgehenden Strahlen gekreuzt, so dass dieselbe hinter dieser Linse wieder in der richtigen Stellung erscheinen muss. Da aber der Vereinigungspunkt der zum zweiten Male gebrochenen Strahlen weit hinter die Linse fällt, so ist eine dritte Linse nöthig, welche die durch die dem Objektivglas zunächst liegende Linse gekreuzten Strahlen sammelt, und ohne sie von neuem zu kreuzen, zu einem Bilde mit richtiger Stellung vereinigt. Das dicht hinter dem letzten Bilde befindliche Okularglas aber wirkt wie eine Lupe, indem es die von der dritten Linse ausgehenden wieder konvergent macht und auf dem Auge des Beschauers ein Bild entwirft, welches bedeutend größer ist, als das, welches bei unmittelbarer Anschauung des beobachteten Gegenstandes auf der Netzhaut entstehen würde“22. Die Qualität des Fernrohrs wird maßgeblich von drei Faktoren bestimmt: von der Vergrößerungszahl, dem (sog. „wirksamen“) Objektivdurchmesser und der Lichtdurchlässigkeit (sog. „Transmission“), die angibt, wieviel Prozent der durch das Objektiv eintretenden Lichtstrahlung nach Passieren der Gesamtoptik das Okular verlassen. Gemäß v. Henk wurden in der Kaiserlichen Marine wohl gegen das Ende des 19. Jh. vor allem Fernrohre von Josef v. Fraunhofer (1787 – 1826) verwendet23; vorher waren auch englische Fernrohre beliebt. Angesichts des kleinen Objektivdurchmessers, der geringen Vergrößerung und der schwachen Transmission setzte der gekonnte Einsatz des Fernrohrs beachtliche Erfahrung voraus, und nicht geringe Kraft, um das Fernrohr längere Zeit mit ausgestrecktem Arm halten zu können. Noch fehlte ein genügender, später z. B. durch einen Gummiwulst oder einen metallenen, ausziehbaren Okular-Ring erzielbarer Augenabstand zum Okular, sodass die Benützung des Fernrohrs durch Brillenträger besonders anspruchsvoll war.
20 Das monokulare Handfernrohr wurde erst ab Beginn des 20. Jh. durch den Prismen-Feldstecher (Patent 1893 für Zeiss) verdrängt, vgl. Riekher S. 110. Immerhin sind auf der Zeichnung Nr. 7 (1890) des Werkes „Unsere Marine“ von C. W. Allers (1891) ein LzS und auf einer Photographie auf S. 92 des von Laverrenz 1900 publizierten Werkes „Unter deutscher Kriegsflagge“ ein Zivilist und ein Seeoffizier mit binokularem Feldstecher zu sehen. 21 Dazu ausführlich Riekher S. 109 ff. 22 v. Henk S. 183. 23 Dazu ausführlich Riekher S. 151 ff.
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Mit Visier- oder Messmarken, aus denen dann später das „Fadenkreuz“ bzw. die „Strichplatte“ wurden, hat man schon im 18. Jh. experimentiert24; die im 19. Jh. in den deutschen Flotten verwendeten Handfernrohre waren damit, soweit der Verf. feststellen kann, noch nicht ausgerüstet. Das Fernrohr im Nachlass des VAdm Paul Hoffmann25 aus der Werkstatt „Frith“ in London26, ohne Fadenkreuz und Dioptrieeinstellung, besteht aus vier bis zu einer Minimallänge von 247 mm ineinander zusammenschiebbaren, bei vollem Auszug 752 mm langen Tuben. Der Objektiv-Tubus (mit einem Außendurchmesser von 46 mm) ist aus Holz, die drei andern (mit einem Außendurchmesser von zwischen 32 mm und 25 mm) sind aus Messing. Das Objektiv hat einen freien Linsendurchmesser von 40 mm, das durch einen Messingschieber schützbare Okular einen solchen von 13 mm, der aber durch die Messingblende auf 10 mm reduziert wird. Am Objektende des Okular-Tubus ist eine weitere Linse mit einem lichten Durchmesser von 13 mm angebracht. Die Linsen sind von einem Messingring eingefasst. Linsen und Tuben sind mit Schraubengewinden versehen. Das Gesamtgewicht des Fernrohrs beträgt knapp 500 g. Außerhalb des Gebrauchs wird es in einen Köcher aus dunkelbraunem Leder mit Ledertragriemen verpackt. Der Astro-Optiker Beat Kohler, Emmenbrücke / Luzern, hat folgende Leistungswerte27 ermittelt: Vergrößerung: 15fach; Austrittspupille (relative Lichtstärke): 2,7 mm; scheinbares Gesichtsfeld: ca. 5°; wahres Gesichtsfeld (Sehfeld): ca. 8.5 m auf 1000 m Distanz; Schärfe (Eindruck): mäßig nach heutigem Ermessen; Schärfe (Auflösung): bis ca. 400 Linien / Grad Sehfeld, bzw. ca. 5 cm auf 1000 m (bei einem Objektkontrast von etwa 1:100); Transmission des Objektivs: ca. 87 %. 4. Kompass Geradezu poetisch werden die sonst nüchternen Seeleute und Marinehistoriker, wenn sie vom Kompass sprechen: Er sei, so Brommy28, „der verlässlichste Führer auf dem wüsten Weltmeere“. Nach der Formulierung v. Henks29 befähigt er den Seefahrer, „bei Sturm und Unwetter in finsterer Nacht und dunklem Nebel seinen Weg durch den pfadlosen Ocean“ zu finden. Und Laverrenz sieht ihn als die Stütze, die dem Seemann hilft, „den Weg über die pfadlosen Ebenen der Ozeane zu finden“, als „den einzigen Wegweiser, der ihn sicher und zuverlässig durch die ungeRiekher S. 56. Siehe Gutzwiller (Bibliographie). Der Verf. kann keinen Grund erkennen, weshalb das Fernrohr VAdm Hoffmanns besser oder weniger gut gewesen sein soll, als die Fernrohre anderer Flaggoffiziere der Zeit, und geht deshalb davon aus, das die hiernach angegebenen Leistungswerte einem Standard entsprachen. 26 Name und Ort im Okular-Tubus eingraviert; keine Jahreszahl. 27 Bericht vom 29. 09. 2009 an den Verf. 28 S. 31. 29 S. 175. 24 25
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heure Wasserwüste zu leiten imstande ist“30. Der Kompass wird aber auch als „recht launenhafter Führer über die Meere“ bezeichnet31. Von Chinesen zuerst als schwimmende Nadel mit Südweisung verwendet (deshalb auch „Südweiser“ genannt)32, wurde der Kompass in Europa seit dem 12. Jh. als trockene, auf einem Stift spielende Magnetnadel mit Nordrichtung eingesetzt, zu Beginn des 14. Jh. (vermutlich zuerst durch Flavio Gioia aus Amalfi oder Positano) in ein Gehäuse verpackt und mit einer die Himmelsrichtungen anzeigenden Scheibe, der „Windrose“, versehen, womit auch schon die heute noch wichtigsten Bestandteile des Kompasses genannt wären, wie er auf deutschen Kriegsschiffen im 19. Jh. verwendet wurde: Unter der runden Windrose (i. d. R. aus Pappe, aber etwa auch bloß aus dünnem Netzwerk33) mit Magneten oder Magnetlamellen an der untern Fläche, die je nach Ausführung die 32 gebräuchlichen Himmelsrichtungen in Buchstaben oder Zahlen und eine 360°-Einteilung anzeigt, ruht die Magnetnadel auf einer Metallspitze (Pinne), auf der sie sich mit einem Hartsteinlager (Achat, Beryll, Rubin) völlig frei horizontal drehen kann. Zum Schutz ist diese Anordnung in einem Gehäuse von Messing oder Kupfer untergebracht, das cardanisch frei in doppelten Bügeln hängt, damit allen Bewegungen des Schiffes nachgeben kann und die Scheibe stets horizontal bleibt. Der vom Schiff gesteuerte Kurs ist der „Winkel, um welchen der Schiffsweg von der Nord-Südlinie der Rose abweicht“34. Gegen Ende des 19. Jh. waren auf deutschen Kriegsschiffen zum großen Teil nicht mehr die traditionellen Trockenkompasse in Gebrauch, sondern „Fluidkompasse“, „deren Rose in Spiritus oder Glycerin schwimmt, um die Schwingungen der Magnetnadel, namentlich bei Sturm, möglichst zu verhindern“35. Die wichtigsten Kompasse der deutschen Kriegsschiffe waren der „Steuerkompass“ vor jedem Steuerapparat (auf einem Linienschiff gegen Ende des 19. Jh. deren sechs bis acht)36 und der besonders sorgfältig konstruierte „Regel- oder Peilkompass“ auf einem „hohen Podest und einer messingnen Säule … an einer Stelle, die … eine möglichst unbeschränkte Aussicht gestattet …“37. In der Kajüte des Kommandanten und des Navigationsoffiziers hing überdies ein von unten ablesbarer „Hängekompass“ von der Decke, „sodass die Herren, welche für die Navigierung des Schiffes verantwortlich sind, jederzeit, selbst des Nachts von der Koje aus, kontrollieren können, ob richtig gesteuert wird“38. Kriegsflotte S. 159. v. Holleben S. 70. Allgemein zum Kompass auch B. v. Werner S. 203 ff. 32 Die erste Verwendung an Bord eines chinesischen Schiffes ist um das Jahr 1100 n.Chr. nachgewiesen, vgl. Tre Tryckare S. 224. 33 v. Holleben S. 71. 34 v. Henk S. 176. 35 Laverrenz, Kriegsflotte S. 161. 36 Laverrenz loc.cit. 37 Laverrenz loc.cit. 38 Laverrenz loc.cit. 30 31
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Von den Fehlern des Kompasses sind namentlich zwei von besonderer Bedeutung: (1) Die Magnetnadel zeigt auf den magnetischen Nordpol; dieser ist – wie von Christoph Kolumbus anlässlich seiner ersten Atlantiküberquerung erstmals festgestellt – nicht identisch mit dem geographischen Nordpol. Den an jedem Ort der Erde bzw. auf See unterschiedlichen Winkel zwischen den beiden Polen nennt man die „Deklination“ (oder „Missweisung“). Die notwendige Korrektur erfolgt anhand von Deklinationstabellen oder -karten39. (2) Die freie Ausrichtung der Kompassnadel auf den magnetischen Nordpol wird beschränkt durch Eisen und Stahl des Schiffes. Die dadurch hervorgerufene Winkeldifferenz, „Deviation“40 (oder „Ablenkung“) „ändert sich mit den Winkeln und Entfernungen, unter welchen die ablenkenden Massen zur Kompassnadel stehen, daher auch mit dem Kurs, den das Schiff anliegt … (und) mit der geographischen Breite, weil damit die Intensität des Erdmagnetismus und folglich auch der durch diesen induzierte Magnetismus im weichen Eisen zu- oder abnimmt …“41. Dieser Problematik wurde in dreifacher Weise begegnet: (aa) Einerseits durch die optimale Plazierung des Kompasses. Sein Standort wurde schon bei der Konstruktion des Schiffes festgelegt, „damit es möglichst vermieden wird, denselben in die allzu große Nähe von bedeutenden Eisenmassen zu bringen … (Die Entfernung des Kompasses) von allen senkrecht stehenden Eisenmassen (sollte) mindestens 2 Meter, von allen drehbaren Geschütztürmen … Kränen u.s.w. 5 – 6 Meter, von elektrischen Scheinwerfern 8 und von Dynamomaschinen 10 Meter betragen“42. Zur Korrektur der Restmagnetisierung wurden Ausgleichsmagnete eingebaut (sog. „Kompasskompensation“). Für die Aufstellung der Kompasse an Bord war das Hydrographische Büro zuständig43. (bb) Weil aber auch bei sorgfältiger Plazierung des Kompasses die Deviation nicht zu vermeiden war, wurde schon im Oktober 1872 – erstmals durch den Hydrographen der Admiralität, Prof. Neumayer – auf Friedrich Carl44 begonnen, den Magnetismus der Schiffe zu vermessen, um daraus seine individuelle Deviation zu berechnen. (cc) Und schließlich wurde auf See die Deviation erneut durch Messung von Azimuten und Amplituden festgestellt, und zwar so oft „wie sich Gelegenheit dazu bie39 Bereits in der Anzeige vom Dezember 1867 über die Errichtung der Norddeutschen Seewarte wurde die Ermittlung der Deklination „durch Auswertung von zahlreichen Beobachtungen deutscher Schiffsoffiziere“ als eine der wichtigen Aufgaben in Aussicht genommen (vgl. Deutsches Hydrographisches Institut S. 18). – Die erste magnetische Deklinationskarte wurde 1530 von Alonzo de Santa Cruz (vermutlich 1505 – 1567), Astronom, Kartograph, Kosmograph und Instrumentenbauer am Hofe Karl V. gezeichnet (vgl. v. Henk S. 176 N.1). 40 B. v. Werner S. 275 f. 41 v. Henk S. 176 f. 42 Laverrenz, Kriegsflotte S. 160. 43 Deutsches Hydrographisches Institut S. 11. 44 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 2 S. 98.
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tet“45, bzw. „sobald das Schiff seine geographische Breite bedeutend verändert hat“46.
5. Schiffsuhr (Schiffs-Chronometer, Marine-Chronometer, „Längenuhr“) (Das Problem der Ermittlung der geographischen Länge) Die Schiffsuhr hat eine doppelte Funktion: Sie zeigt die Zeit, und sie erlaubt bei genügender Präzision die Ermittlung der geographischen Länge des Schiffs-Standortes. Zu den besonders anspruchsvollen Aufgaben des Navigators gehört die Feststellung des genauen Standortes des Schiffes. Ohne spezielle Geräte war dies zunächst nur durch Sicht auf das Land, d. h. die Beobachtung des Verlaufes der Küste möglich. Durch die Einführung neuer Geräte , vor allem des Astrolabiums und später des Jakobsstabes47 (auch „Gradstock“ genannt) für die Beobachtung der Gestirne, wurde die Schifffahrt zwar hinsichtlich der Standortbestimmung von der Notwendigkeit der Landsicht befreit und wurden erste Hochseefahrten möglich, aber auch diese Geräte erlaubten nur die Ermittlung der geographischen Breite, nicht auch der Länge, die aus der „Mittagsbreite“ und dem gesteuerten Kurs berechnet wurde48. Die ersten Anregungen zur Bestimmung der geographischen Länge mit Hilfe einer Uhr stammen von den niederländischen Universalgelehrten Rainer Gemma Frisius (1508 – 1555)49, Christian Huygens (1629 – 1695) und vom Engländer Robert Hooke (1635 – 1703)50. Ausgangspunkt war die Tatsache, dass die Verschiebung auf der Ost-Westachse um 2 Zeit-Minuten einer Differenz von 0.5° der geographischen Länge entsprach, die jeweilige Ortszeit durch Beobachtung der Sonne ermittelt werden konnte, aber eine „Referenzzeit“ (d. h. die im Moment der LängengradMessung an einem Ort bekannter Länge geltende Zeit) zum Vergleich nötig war. Noch fehlte aber die Uhr, die den Bewegungen des Schiffes und den Veränderungen von Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Temperatur trotzte. 1675 errichtete König Charles II. im Park von Greenwich das Royal Observatory zur Lösung des Problems. Auf Drängen von See- und Kaufleuten setzten Regierung und Parlament auf Anraten Sir Isaac Newtons (1643 – 1727) 1714 im Queen Anne Act ein Preisgeld von £ 20.000 für denjenigen aus, der eine praktisch brauchbare Lösung anbot, und Brommy S. 35. v. Henk S. 117. 47 Der Jakobsstab wurde vermutlich durch Martin Behaim (1459 – 1507) aus Nürnberg in die portugiesische Seefahrt eingeführt. 48 v. Henk S. 187. 49 Sein Name taucht in mehren Schreibweisen auf; wir halten uns an die heute im deutschen Sprachgebrauch üblich gewordene. – Frisius war Arzt, Mathematiker, Astronom, Kartograph und Instrumentenbauer. – Seine Anregung findet sich im 19. Kapitel seines Werkes „De Principiis Astronomiae Cosmographicae“, Antwerpen 1530. 50 Für die drei Genannten vgl. v. Bentele S. 21 ff. 45 46
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ernannten einen „Board of Longitude“ zur Prüfung der eingehenden Vorschläge und zur Verleihung des Preises. Nachdem ihm zusammen mit seinem jüngeren Bruder James und seinem Sohn William verschiedene andere bedeutende Verbesserungen von Uhrwerken gelungen waren51, schuf der englische Uhrmacher John Harrison (1693 – 1776) – „ein einmaliges menschliches Phänomen“52 – unter Mithilfe von John Jefferys mit dem Modell „H4“ zwischen 1755 und 1759 eine Uhr von bloß 13 cm Durchmesser und einem Gewicht von 1.45 kg in Form einer überdimensionierten Taschenuhr mit cardanisch aufgehängtem Werk, die anlässlich einer Fahrt mit der Deptford vom 18. 11. 1761 bis 19. 1. 1762 nach Jamaica eine Zeitdifferenz von bloß 5.1 Sekunden erlitt; auch auf einer weiteren Fahrt mit der Tartan vom 28. 3. – 13. 5. 1764 nach Barbados stellte das Modell „H4“ seine ausgezeichnete Leistung unter Beweis53. Nach unschönen Manövern und Verzögerungen böswilliger Neider sprach ihm das Parlament am 21. 6. 1773 den Preis zu und anerkannte, dass Harrison das Problem der Längenbestimmung auf See gelöst hatte54. Der bedeutende Forscher Captain James Cook (1728 – 1779) berichtete im Juli 1775, nach der Rückkehr von seiner zweiten (dreijährigen) Weltumsegelung, dass „H4“ täglich nicht mehr als 8 Sekunden Gangabweichung zeigte, was auf dem Äquator einer Distanz von 2 Seemeilen entsprach. Zum Schutz vor „Erschütterungen durch Treibkräfte und Wellen“ und vor großen Temperaturschwankungen55 wurde der Schiffs-Chronometer möglichst mittschiffs, in den unteren Räumen und nicht in der Nähe des Maschinenraumes aufgestellt, und „außerdem auf weiche Unterlagen gebettet“56. Gegen Ende des 19. Jh. wurde der Schiffschronometer unter Panzerschutz gestellt. „Der Platz musste mag51 Unter anderem gelang ihm die Schaffung eines Uhrwerks, das nicht geölt werden musste. Um 1725 entwickelte Harrison ein Pendel aus verschiedenen Metallen, womit er das Problem der Pendellänge bei steigenden Temperaturen löste. Sein Modell „H1“ (1730 – 1735) verwendete Federn, um die bei verschiedener Lage der Uhr unterschiedliche Erdanziehung auszugleichen. Und in den Modellen „H2“ (1739) und „H3“ (1760) verbesserte er die Kompensation der temperaturbedingten Längenausdehnung des Pendels durch Verwendung von BimetallStreifen und entwickelte erste Stoßsicherungen. 52 v. Bentele S. 38. 53 Auf der ganzen Hin- und Rückreise von 156 Tagen betrug die Gangabweichung bloß 54 Sekunden. 54 In Frankreich waren etwas später Pierre Le Roy (1717 – 1785) und der aus Neuchâtel stammende Uhrmacher Ferdinand Berthoud (1727 – 1807) ähnlich erfolgreich. Berthoud verfasste auch Beiträge zur Uhrmacherkunst in der Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers (Paris, 1. Band 1751, 28. Band 1772) von Jean-Baptiste le Rond gen. d’Alembert (1717 – 1783) und Denis Diderot (1713 – 1784). Ein etwas späterer Hersteller besonders exakter Marinechronometer „von ganz besonders schöner feinmechanischer Ausführung“ war der aus Neuchâtel stammende Abraham-Louis Breguet (1747 – 1823), vgl. v. Bentele S. 135. – Wichtige Verbesserungen des Harrison’schen Werkes schuf der englische Uhrmacher John Arnold (1736 – 1799), auf den der Begriff „Chronometer“ zurückgeht. 55 Gemäß v. Henk S. 189 sollten 30 – 35°C nicht über- und 2°C nicht unterschritten werden. 56 v. Henk S. 189.
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netisch weitgehend unbeeinflusst sein. Es galt die Regel für die Kompassaufstellung“57. Die Ganggenauigkeit des Schiffs-Chronometers58 wurde regelmäßig, gewöhnlich zwischen 8 und 9 Uhr morgens überprüft, sei es durch Kontrolle anhand der in Häfen und Küstenstationen vorhandenen „Zeitbälle“59, oder durch Messung der Monddistanzen; auch musste sorgfältig darauf geachtet werden, dass die Uhr rechtzeitig aufgezogen wurde. Deshalb durfte sich „der Posten vor der Kommandanten-Kajüte nicht eher … ablösen lassen, als bis der Navigations-Offizier ihm die Erlaubnis hiezu erteilt“ hatte60. Zur Erhöhung der Sicherheit wurden auf Kriegsschiffen bis zu 3 Chronometer aufgestellt61. Nachdem der Schiffschronometer aus Sicherheitsgründen und zur möglichsten Abwendung magnetischer Einflüsse unter Deck aufgestellt wurde, „war es nun nicht mehr möglich, die Zeit der Höhenmessung durch Zuruf [von der Brücke] zu ermitteln. Ein Zwischenglied, die Deckuhr [„hack watch“] wurde eingeführt … Solche Deckuhren wurden fast ausschließlich für den militärischen Einsatz gefertigt und benutzt“62. Von der Kriegsmarine beschaffte Chronometer wurden in der Zeit des Kaiserreichs auf dem Deckel oder auf dem Werk mit einem „M“, der Kaiserkrone und der individuellen Nummer markiert63. Das Standardwerk „Marine- und Taschenchronometer“ von Hans v. Bentele64 gibt auf S. 143 eine Liste aller deutschen Hersteller von Schiffschronometern, „die nach den Annalen des Hydrographischen Institutes Hamburg zwischen 1877 und 1939 Chronometer zur Prüfung eingereicht hatten“, bedauert aber gleichzeitig, dass sich „im deutschen Raum mit wenigen Ausnahmen Wissenschafter nicht sehr von zeitmesstechnischen Problemen im allgemeinen angezogen“ fühlten, sodass verlässliche Angaben „über das Umsatzvolumen der einzelnen Meister, noch der Zahl der gelieferten Chronometer … oder … über den Einsatz dieser Chronometer auf den bedeutenden Routen oder auf wichtigen Expeditionen“ fehlen. Das hat sich nach der Beobachtung des Verf. seither nicht geändert. Es ist aber wohl nicht falsch zu behaupten, dass sich Lange & Söhne, Glashütte, wenn auch spät, einen besonderen Qualitätsrang erworben hatte, die der Deutschen Seewarte wohl 1886 erstmals zwei Marinechronometer zur Prüfung eingereicht hatte65, 1887 durch den Sohn Richard 57 58 59 60 61 62 63 64 65
Röhner S. 15. B. v. Werner S. 132 f. Abbildung bei v. Henk S. 92. v. Henk S. 189. v. Henk S. 189. Röhner S. 15. Röhner S. 46. München 1981. Bis 1898 waren es insgesamt 5, vgl. Knirim S. 45.
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des Firmengründers Ferdinand Adolf Lange (1815 – 1875) den ersten Taschenchronometer entwickelt und 1897 die Serienfertigung von Schiffschronometern aufgenommen hatte66. Die systematische Ausrüstung der englischen Kriegsmarine mit Schiffschronometern begann noch im ausgehenden 18. Jh. und war 1840 abgeschlossen. Leider lässt sich nicht mit Genauigkeit belegen, wann begonnen wurde, die deutschen Kriegsschiffe mit Schiffschronometern auszurüsten, und wann diese Ausrüstung abgeschlossen war. 6. Barometer; Thermometer Der Barometer (auf Kriegsschiffen i. d. R. Quecksilber-Barometer) war zur Vorhersage kommenden (Un-)Wetters wichtig67, diente aber auch der besseren Bewertung der Ergebnisse der Schiffsuhr, wie der Thermometer, der aber vor allem auch im Nordatlantik wichtig war im Hinblick auf die eventuelle Begegnung mit Eisbergen68. 7. Log (Logg, Logge) Die zunächst einzige Methode, die Fahrtgeschwindigkeit eines Schiffes zu messen, erfolgte durch Schätzung der Distanz, die während einer bestimmten Zeit zurückgelegt wurde. „Die Möglichkeit, eine solche Schätzung auf hoher See, wo sich dem Auge nichts als Luft und Wasser zeigt, mit einiger Sicherheit vornehmen zu können, mag Manchem zweifelhaft vorkommen, und doch ist es Thatsache, und Jeder, der einmal eine längere Seereise gemacht hat, wird es bestätigen, dass der erfahrene Schiffer dieses Fähigkeit in hohem Maße besitzt“69. Vermutlich erstmals in England gegen Ende des 16. Jh. wurde dann das sog. „gewöhnliche Log“70 entwickelt. Es besteht aus einem viertelkreis-förmigen Logbrettchen (auch Logschiffchen) aus hartem Holz von etwa 6 – 8 mm Dicke, das im Bogen so mit Blei beschwert ist, dass es mit der Zentralspitze nach oben im Wasser steht, gerade noch schwimmt „und durch die ausrollende Logleine nur unbedeutend um ungefähr 1 / 20 der zurückgelegten Distanz mitgeschleppt wird“71. An den drei 66 v. Bentele S. 138. – Gemäß Tagebuch 2 (S. 83) des damaligen LzS Paul Hoffmann war der Chronometer von Thiede (Berlin) ganz exakt: „Er hat auf der ganzen Reise [von Yokohama nach Kiel] nicht zwei Sekunden verändert“. 67 Kritisch aber B. v. Werner S. 335 f.: „So ist auch der Barometer auf See zur Vorbestimmung des Wetters ein ebenso unnützes Instrument, als er es am Lande für den Beobachter eines bestimmten Platzes ist, welchem nicht die verschiedenen Barometerstände der weiteren Umgebung zur Verfügung stehen“. 68 v. Henk S. 190. 69 v. Henk S. 178. 70 Vgl. allgemein B. v. Werner S. 292 ff. 71 Foss S. 5.
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Spitzen des Brettchens ist die etwa 5 – 6 mm dicke Logleine mit einer Länge von etwa 200 – 250 m Länge befestigt, nach einem „leeren Vorlauf“ von etwa 50 m unterteilt in durch dünne Tauknoten (ganze) bzw. Lederstreifen (halbe) markierte Masseinheiten von je 6.84 m72. Die Fahrtgeschwindigkeit des Schiffes wurde gemessen durch Ermittlung der Anzahl der abgelaufenen Knoten während der mit einer Sanduhr zu 14 Sekunden73 (auch Log-Glas genannt) gemessenen Zeit74. Die Anzahl der in 14 Sekunden abgelaufenen (ganzen) Knoten entsprach der in Knoten gemessenen Geschwindigkeit, bzw. der Anzahl Seemeilen pro Stunde. Die Ungenauigkeit soll bloß etwa 10 % betragen haben. „Das Loggen war schon auf der Gefion Beschäftigung der Kadetten, d. h. die Olsters hielten das Sekundenglas, warfen und stoppten die Leine, und wir Yungsters mussten die nasse Leine einholen, bei großer Fahrt des Schiffes ist dies kein Vergnügen, denn das Wasser ist nicht nur nass, sondern auch manchmal kalt, und die dünne Leine kann empfindlich in die Finger schneiden“75.
Eine andere Ermittlung der Fahrtgeschwindigkeit erfolgte durch das sog. „Relingslog“: An der Reling wurden zwei möglichst weit auseinanderstehende Markierungen angebracht, unterteilt in sog. „Meridian-Tertien“ von je 0.514m76. Mit Hilfe einer „Sekunduhr“ wurde ermittelt, wie viele Meridian-Tertien pro Sekunde das Schiff an einem „beliebigen im Wasser ruhenden Gegenstand“77 vorbeifuhr; die Anzahl der Meridiantertien entsprach den Seemeilen pro Stunde. VAdm v. Henk hielt nicht viel von dieser Methode: Sie sei „bei schneller Fahrt oder auf kleinen Schiffen kaum anwendbar und hat überhaupt keinen großen Werth“78. Schließlich wurden noch vor Ende des 19. Jh. „selbst-registrierende Logapparate“ (sog. „Patentlogs“ entwickelt79. Diese beruhten „auf dem Prinzip eines Uhrwerks (Zählwerks), welches durch Schraubenflügel, die durch die Schiffsgeschwindigkeit zur Funktion gebracht werden, in Bewegung gesetzt wird. Die zurückgelegte Anzahl Seemeilen kann auf dem Zählwerk zu jeder Zeit abgelesen“80 und so im Verhältnis zur abgelaufenen Zeit die Geschwindigkeit ermittelt werden.
72 Diese Maßeinheit ergab sich aus folgender Rechnung: 1 Seemeile / Stunde = 1852 m / Stunde = 0.514 m (= 1 „Meridian-Tertie“) / Sekunde. Multipliziert mit 14 (der Ablaufzeit in Sekunden der Sanduhr) ergeben sich 7.20 m; davon abzuziehen 1 / 20 = 0.36 m, ergibt netto 6.84 m. 73 Bei Geschwindigkeiten unter 8 kn wurde ein Glas zu 28 Sekunden verwendet (vgl. Tre Tryckare S. 228). 74 v. Henk S. 178; Foss S. 5. 75 v. Holleben S. 70. 76 Eine „Meridian-Tertie“ entspricht dem 3600ten Teil einer Seemeile. 77 v. Henk S. 178. 78 v. Henk S. 179. 79 v. Henk loc.cit. 80 v. Henk loc.cit.
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8. Logbuch (Loggbuch) Kein Instrument, sondern ein Dokument ist das Logbuch. Da es begrifflich vom „Log“ abgeleitet ist, sei es an dieser Stelle behandelt. Das Logbuch ist ein genaues Tagebuch, das auf Kriegsschiffen unter der Verantwortung des Kommandanten vom jeweiligen wachhabenden Offizier geführt wurde und vor allem bei Havarien und andern Unglücksfällen als Beweisdokument von großer Bedeutung galt. Es enthielt Angaben über den gesteuerten Kurs, die Geschwindigkeit, um 12 Uhr Mittags den genauen Standort, bei Segelschiffen die Segelführung, bei Dampfschiffen die Motorenleistung, Angaben zu Wasserverhältnissen, Wellengang, Windrichtung und Stärke, Barometer- und Thermometerstand, ausgeführte Peilungen und andere seemännische Arbeiten, den Zustand des Schiffes, das In- und Aussichtkommen von Land und Landmarkierungen, gegebene und empfangene Signale, das Anstecken der Positionslichter, beim Einlaufen und Liegen im Hafen die Wassertiefe, Ankerverhältnisse, Arbeit und Anweisungen des Lotsen, Ebbe und Flut, Angaben zum Seezeremoniell (empfangene und gegebene Salute), und alle die Offiziere und Mannschaft betreffenden Angaben über Gesundheitszustand, Verpflegung, Verhalten, Strafen.
9. Lot (Senkblei, Tiefenmesser) Das Lot, im Prinzip nach Konstruktion und Bedienung ein einfaches Gerät, dient mehreren Zwecken: Es erhöht die Sicherheit von Schiff und Besatzung, indem es Untiefen und Hindernisse (Felsen, Riffe) erkennen lässt, es unterstützt – sofern vom betreffenden Raum genügend exakte Karten mit Angaben von Meerestiefen bestehen – die Bestimmung des eigenen Standortes, es ermöglicht die Unterwasserkartographie, und es erlaubt einen Blick in die Beschaffenheit des Grundes. In seiner einfachsten Form ist das Lot ein an einer Leine befestigter schwerer Gegenstand, der zu Boden sinkt, dabei die Leine strafft, und anhand von Markierungen an der Leine die Tiefe ablesen lässt. In einer weiterentwickelten Form hat das Lot die Form eines Kegels oder einer Pyramide aus Blei mit einer mit Talg gefüllten Einhöhlung am untern Ende. Beim Berühren des Grundes drücken sich dessen Bestandteile (z. B. Sand, Ton, Muscheln) in den Talg und werden bei sorgfältiger Handhabung (das Schiff musste „annähernd zum Stillstande gebracht“ werden81) an die Oberfläche mitgebracht. Auf deutschen Kriegsschiffen wurden im 19. Jh. Handlote82 von 2.5 kg, 3.5 kg und 5 kg an Leinen von 2 cm Umfang und 50 m bzw. 90 m Länge verwendet. Die Skalierung erfolgte im Abstand von 2 m durch (abwechselnd) schwarze, weiße, rote Foss S. 46. „[Die] Kenntnis und Bedienung [des Handlots] gehört zu den Avancementsbedingungen eines deutschen Kriegsschiffs-Ober-Matrosen“ (v. Henk S. 181). 81 82
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und gelbe Läppchen und nach je 10 m einen Lederstreifen mit einer ansteigenden Zahl von Markier-Löchern. Ebenfalls Verwendung fand das Tieflot von 12 kg, 20 kg und 30 kg mit Leinen von 3.5 cm bis 4 cm Umfang und einer Länge von 225 m bis 500 m, markiert nach je 5 m83. Zum Messen großer Tiefen wurden sog. „Patentlote“ verschiedener Hersteller eingesetzt. Auf ihrer Forschungsreise 1874 / 76 setzte die Gedeckte Korvette Gazelle für ihre 132 Tiefseelotungen84 ein Patentlot des Herstellers Beiley ein85. Das von Brooke entwickelte Patentlot „besteht aus einer durchbohrten, mit kleinen Furchen versehenen Kanonenkugel, durch welche ein Stab mit einem beweglichen Arme an seinem oberen Ende gesteckt ist. Dieser Arm ist, wenn das Instrument hängt, nach oben gerichtet und so mit der Leine verbunden. An einem Haken dieses Arms hängt ein Band, welches, um die Kugel herumführend, dieselbe trägt. Stößt der Stab auf den Grund, so senkt sich der bewegliche Arm, das Band gleitet von dem Haken und die Kugel löst sich los. Der Stab enthält eine mit Gänseposen (Gänsekiele) gefüllte Höhlung und bringt durch diese Grundproben mit zur Oberfläche“86. Nach einem gänzlich andern Prinzip arbeitete die von William Thomsen entwickelte „Drahtlotmaschine“, die „die Tiefe durch Messung des Wasserdruckes bei der Grundberührung des Lothes“ ermittelte87. 10. Entfernungsmesser88 Vor allem aus der Verlängerung der Schussweite der Schiffsartillerie ergab sich die Notwendigkeit einer genauen Entfernungsmessung, die bis anhin – mit bescheidenem Erfolg – mit dem Sextanten erfolgte. Die erste Fernrohrvisiere wurden 1894 in die Flotte eingeführt89. Exakte Instrumente wurden erst im 20. Jh. entwickelt90.
II. Bordtechnik Dampf und die von Elektrogeneratoren91 (welche durch Dampfmaschinen angetrieben wurden) erzeugte Elektrizität ermöglichten der Marine in der 2. Hälfte des v. Henk S. 180 f. Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 2 S. 131. 85 v. Henk S. 181. 86 v. Henk loc.cit. 87 v. Henk loc.cit. 88 Siehe auch Anh. 11 Ziff. IV. 89 Schmalenbach S. 61. 90 v. Hofe S. 101 ff. 91 „Akkumulatorenbatterien würden sich für größere Installationen schon wegen ihres außerordentlichen Gewichtes ausschließen; es würde auch erheblich Zeit kosten, dieselben, wenn 83 84
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19. Jh. den Sprung in die Modernität. Zuvorderst stand natürlich der Schiffsantrieb. Dampf und Elektrizität ermöglichten durch eine Vielzahl sog. Hilfsmaschinen92 zudem, wichtige Funktionen von der Menschenkraft zu lösen und dadurch rationeller bzw. schneller oder intensiver zu gestalten; überdies schufen sie eine Vielzahl von ohne Dampf bzw. Elektrizität gar nicht möglichen Funktionen. Da die maschinell-apparative Ausrüstung der Schiffe zeitlich gestaffelt erfolgte, müssen für die genauen Daten der Einführung die jeweiligen Schiffsbiographien konsultiert werden. 1. Schiffsantrieb (a) Dampf als Energie für die Antriebsmaschine des Schiffes wurde in den Kesseln durch Erhitzung erzeugt. Von den verschiedenen Kesselsystemen erhielt Ende des 19. Jh. der sog. „Wasserrohrkessel“ den Vorzug, weil er eine höhere Dampfspannung erzeugte und schneller Dampf aufmachen konnte, dabei aber ein geringeres Gewicht hatte und weniger Wasser benötigte, als andere Kesselsysteme. (b) Bei der nach 1870 aufkommenden Dreifachexpansionsmaschine93 dehnte sich der in den Kesseln erzeugte Dampf nacheinander in einem Hochdruckzylinder mit voller Spannung, einem Mitteldruckzylinder mit reduzierter Spannung und einem oder mehreren Niederdruckzylindern mit noch geringerer Spannung aus. Er drückte also nacheinander auf 3 oder mehr Kolben, wodurch der Dampf noch besser ausgenützt und mehr Heizmaterial gespart wurde als bei der früher üblichen Compoundmaschine mit bloß 2 Zylindern. Vom Kolben wird der durch die Expansion des Dampfes erzeugte Druck durch die Kolben- und die Pleuelstange auf die Wellen übertragen, an deren hinterem Ende, außerhalb des Schiffskörpers, die AntriebsSchrauben sitzen. (c) Als Kesselwasser diente ursprünglich das Seewasser; nach dem Aufkommen der Dreifachexpansions-Hochdruckdampfmaschine wurde nur noch durch Destillation aus dem Seewasser gewonnenes Frischwasser verwendet94. (d) Die in kurzer Zeit erzielten Fortschritte im Maschinenbau spiegeln sich in der massiven Steigerung der Motorenleistungen95 im Verlauf der 2. Hälfte des 19. Jh. In
ihre Kraft ausgeht, wieder zu laden. Sie kommen höchstens zur Speisung von Klingel- und Signalapparaten hier und da zur Anwendung“ (Laverrenz, Kriegsflotte S. 139). – „Außer dem Dampf kommt als Betriebsmittel für die Dynamos noch die Turbine und der Petroleum- oder Benzinmotor in Frage, jedoch nur äußerst selten“ (Laverrenz, Kriegsflotte S. 139). 92 Wislicenus (S. 249) nennt z. B. für den Kleinen Kreuzer Hela (Stapellauf 1895) 45 solche Hilfsmaschinen mit insgesamt 85 Zylindern. 93 Laverrenz, Kriegsflotte S. 129, 132 f.; Neudeck / Schröder S. 230 ff., 238 f. 94 Laverrenz, Kriegsflotte S. 129; Neudeck / Schröder S. 240. 95 Alle nachfolgenden Leistungsangaben sind (gerundet) sog. „indizierte Pferdestärken“ (PSi) gemäß Angaben bei Groener Bd. 1. Die indizierte Pferdestärke wurde am 1. 8. 1872 als
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absoluten Zahlen: Die Maschine des Kanonenbootes Von der Tann (Stapellauf 1850) erzielte 150 PS, diejenige des Linienschiffes Kaiser Wilhelm II. (Stapellauf 1897) 14.130 PS. Da dabei Größe, Gewicht und Funktion der Schiffe berücksichtigt sind, ist aussagekräftiger der Vergleich der Maschinenleistungen von Schiffen desselben Typs, der über einen längeren Zeitraum gebaut wurde (in Klammern jeweilen das Jahr des Stapellaufes): Gedeckte Korvetten: Arcona (1858): 1.370 PS; Blücher (1877): 3.030 PS Kanonenboote 1. Klasse: Camaeleon (1860): 250 PS; Hyäne II (1878): 380 PS Glattdeckkorvetten: Augusta (1864): 1.300 PS; Freya (1874): 2.800 PS Kanonenboote: Albatross (1871): 490 PS; Tiger (1899): 1.420 PS Panzerkanonenboote: Biene (1876): 710 PS; Bremse (1884): 2.080 PS Kleine Kreuzer: Schwalbe (1887): 1.580 PS; Nymphe (1899): 8.860 PS. 2. Elektrizität Ein gewaltiger Modernisierungsschub in der Kriegsmarine erfolgte durch die Einführung der Elektrizität an Bord. Die ersten – „sehr kostspieligen“ – Erfahrungen machte allerdings die risikofreudigere Handelsmarine96. Die elektrische Energie an Bord wurde durch Dampf-Dynamomaschinen erzeugt97; da der Betrieb Tag und Nacht aufrecht erhalten werden musste, wurden mindestens zwei solcher Maschinen installiert, „die sich gegenseitig ablösen, damit sie sich abkühlen und gereinigt werden können“; überdies wurde regelmäßig ein dritter Dynamo als Reserve eingebaut. „Natürlich haben die Dynamomaschinen sich den Bordverhältnissen anpassen müssen und daher mannigfache Abweichungen von den an Land gebräuchlichen erfahren. Besonders musste auf die Isolierungen strenge Rücksicht genommen und die Feuchtigkeit, sowie namentlich der Salzgehalt des Seewassers und der Luft mussten in Berechnung gezogen werden. Viele Apparate an Bord müssen wasserdicht sein, verlangen also eine ganz andere Konstruktion als auf dem Lande, wo Wasserdichtigkeit nicht notwendig ist“98. Besondere Dichtigkeit wurde auch von den Lampen im Kohlebunker und Maschinenraum verlangt, um Staubexplosionen zu verhindern. Erstmalig in der Kaiserlichen Marine erhielt dass Küstenpanzerschiff Aegir99 einen elektrischen Antrieb für die Hilfsmaschine der Ruderanlage, was ihr den Spitznamen „Electrische Anna“, nach andern Quellen „Electrische Ida“ eintrug100. „amtliches Kraftmaß“ (korrekter: Leistungsmaß) in der kaiserlichen Marine eingeführt (vgl. Hünemörder S. 181). 96 Laverrenz, Kriegsflotte S. 139, nennt den Bremer Handelsdampfer Werra (1883). 97 „Nur äußerst selten“ durch Turbinen und Petroleum- oder Benzinmotoren (Laverrenz, Kriegsflotte S. 139); erst im 20. Jh. begannen Versuche mit Batterien, die zunächst viel zu schwer und zu teuer waren. 98 Laverrenz, Kriegsflotte S. 139. 99 Stapellauf 3. 4. 1895.
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Das Gewicht der Anlagen nahm mit deren Ausbau ständig zu; zu Beginn des 20. Jh. erreichten die gesamten elektrischen Einrichtungen eines Linienschiffes, einschließlich der Kabel, ein Gewicht von über 50.000 kg101.
a) Licht an Bord Die erste und während längerer Zeit wichtigste Verwendung fand die Elektrizität zur Beleuchtung an Bord102. Die Panzerkorvette Bayern war das erste Kampfschiff, dem im Frühsommer 1886 anlässlich einer umfangreichen Maschinenreparatur eine vollständige elektrische Innenbeleuchtung eingerichtet wurde103; nur einige Monate später folgte die Kreuzerfregatte Leipzig104.
b) Scheinwerfer Erst kurz vor der Jahrhundertwende begann die Einrichtung von durch eigene Hilfsmaschinen gespiesenen Scheinwerfern105 zunächst auf den neueren Kampfschiffen insbesondere zur Erkennung feindlicher Torpedoboote106. Solche Scheinwerfer mit einer Leuchtkraft von je etwa 50 Millionen Normalkerzen107, waren z. B. beim Linienschiff Kaiser Friedrich III. je im Topp jedes der beiden Gefechtsmasten angebracht und doppelt je Breitseite „auf Podesten außerhalb der Bordwände in etwa 4 m Höhe über der Wasserlinie“108; bei den modernen Kleinen Kreuzern Irene und Prinzess Wilhelm stand „ein kräftiger elektrischer Scheinwerfer vorn auf der Kommandobrücke“109. Zu Beginn des 20. Jh. wurden diese Scheinwerfer auch mit einer elektromotorischen Bewegungsvorrichtung ausgestattet110.
Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 80 bzw. Laverrenz, Kriegsflotte S. 248. Laverrenz, Kriegsflotte S. 139 betreffend die Schiffe der Deutschland-Klasse (Stapellauf 1904 – 1906). 102 Wislicenus S. 176; Laverrenz, Kriegsflotte S. 122, 132. – Das erste mit elektrischem Licht ausgestattete deutsche Schiff war der zivile Schleppdampfer Hannover. 103 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 127. 104 Hildbrand / Röhr / Steinmetz Bd. 4 S. 69. – Nicht alle Seeoffiziere begrüßten die allgemeine Einführung der Elektrizität an Bord gleichermaßen. Da die entsprechenden Einrichtungen viel Platz einnahmen, war z. B. KAdm zD B. v. Werner (1891) der Meinung, man müsse „davon absehen, Maschinen und Einrichtungen, wie z. B. … Anlagen für elektrisches Licht in solche Schiffe, welche derselben nicht durchaus bedürfen, hineinzubauen“ (S. 268). 105 Allg. v. Hofe S. 86 ff. 106 Laverrenz, Kriegsflotte S. 101, 146. 107 Laverrenz, Kriegsflotte S. 142. 108 Wislicenus S. 175. 109 Wislicenus S. 247. 110 Laverrenz, Kriegsflotte S. 268. 100 101
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3. Signalisation (a) Die Signalisation zwischen Schiffen und von Schiffen an das Festland erfolgte bis weit ins 19. Jh. durch Brieftauben111 und „Winkflaggen“. 25 eigentliche Flaggen (viereckig) und 7 Stander (dreieckig) vertraten das Alphabet und Sonderzeichen, einschließlich der Anzeige von Zahlen112; 8 dreieckige, stark in die Länge gezogene Wimpel dienten „zur Vervollständigung aller möglichen Zusammenstellungen“113. Das jeder Flotte eigene, geheimgehaltene, und zum Schutz der Vertraulichkeit beliebig verstellbare „Signalbuch“114 regelte den Flottenwinkdienst. Es war mit Blei beschwert, damit es beim Verlust sofort unterging und nicht vom Gegner aufgefischt werden konnte115. Der Signalgast musste „ein intelligenter Junge von gewecktem Verstand und raschem Auffassungsvermögen sein … und es ist daher begreiflich, dass sich die Signalgäste den übrigen Mannschaften gegenüber als etwas besseres vorkamen“116. Der Signalgast wurde später durch den mechanisch funktionierenden „Winkapparat“ („Semaphor“) abgelöst, dessen Metallarme sich in gleiche Stellung bewegen liessen, wie die Arme des Signalgastes117. Der für die ganze deutsche Flotte so wichtige Befehl des Kaisers vom 4. 7. 1900 an das sich auf einem kriegsmäßigen Übungsmarsch in der Ostsee befindliche I. Geschwader (Chef VAdm Paul Hoffmann), seine Übungen abzubrechen und die Vorbereitungen zur Ausreise der Detachierten I. Division nach China zu treffen, wurde per Winkspruch übermittelt118. (b) Dazu kamen die am vorderen Mast gesetzten „Fahrtbälle“, die anzeigten, wie schnell die Maschinen gingen (je höher die Bälle, desto größer die Fahrt), und die am hinteren Mast angebrachten „Steuerbälle“, in Wirklichkeit aber keine Bälle, son111 1888 schlug ein oldenburger Schlachter Bismarck vor, in der Marine an Stelle von Brieftauben gezähmte Seehunde zu verwenden (Spitzemberg S. 239). 112 Abbildungen bei Laverrenz, Kriegsflotte S. 145; v. Henk S. 190; Pichler-Felfing, in Lohmeyer (S. 194 ff.). 113 Laverrenz, Kriegsflagge S. 110 f. 114 v. Henk S. 191. 115 Laverrenz, Kriegsflotte S. 144. 116 Laverrenz, Kriegsflagge S. 110 f. 117 Foss S. 63; Neudeck / Schröder S. 259. – Siehe Anh. 17 Ziff. II.1 (e). – Ein Vorgänger des Semaphors auf dem Schiff war das vom preußischen Generalstabsmajor Franz August O’Etzel (1783 – 1850) und vom Geheimen Postrat Carl Philipp Heinrich Pistor (1778 – 1847) entwickelte, nur amtlichen Zwecken dienende land-stationäre Balken-Signalgerät, dessen Winkflügel mittels über Rollen laufenden Seilen aus einem Observationsraum bei der jeweiligen Station bewegt werden konnten; per Fernrohr nahm jede Station die ihr zukommenden Signale wahr und leitete sie an die nächste Station weiter, was eine sehr rasche weiträumige Nachrichtenübermittlung erlaubte. Im Höchstausbau 1832 – 1852 führte diese Nachrichtenlinie von insgesamt 550 km von Berlin über Potsdam, Magdeburg, Veltheim, durchs Braunschweigische zum Köterberg (westlich der Weser), wieder nach Preußen über Paderborn nach Köln und Koblenz. 118 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 4 S. 62.
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dern Spitzkegel (grün und mit der Spitze nach unten an Steuerbord, rot und mit der Spitze nach oben an Backbord), um die Ruderlage des Schiffes anzuzeigen119. (c) Da die Signale des Signalgastes und des Semaphors bei schlechter Sicht und nachts nicht erkennbar waren, wurden nach Einführung der Elektrizität an Bord Lichtsignale verwendet, einerseits als Positionslampen (Steuerbord grün, Backbord rot)120, anderseits durch bewegliche elektrische Leuchtstäbe, die die Armstellung des Signalgastes nachvollziehen konnten121. Daraus wurden dann die elektrisch-optischen Signalapparate entwickelt, die es mit einem stark gebündelten Licht und einer leicht ein- und ausschaltbaren Blende ermöglichten, Signale im Sinne des Morsealphabetes auszusenden. Zur besseren Sichtbarkeit waren sie in der Regel mit einem parallel geschalteten Fernrohr versehen122. Für Einzelheiten über die Lichter von Schiffen, das Signalisieren, die Nebel- und die Notsignale vgl. Habenicht (Bibliographie) S. 13 – 15.
4. Elektrische Seeminen (a) Seeminen sind vor allem für eine Flotte geeignet, die dem Gegner keine ebenbürtige Flotte entgegensetzen kann. Es überrascht deshalb nicht, dass die deutschen Flotten des 19. Jh. an der Entwicklung von Minen besonders interessiert waren. Im Sinne der Seemachttheorie Mahans ist die Mine ein geeignetes Mittel, dem Gegner die Nutzungvon Seegebieten zu verwehren, wenn man schon keine eigene Überlegenheit zur See begründen kann. (b) Mit Seeminen, als passiv wirkender Defensivwaffe, wurde seit dem 16. Jh. experimentiert123. Sie war ein mit Sprengstoff gefüllter etwa 3 Meter unter der Wasseroberfläche schwimmender Sprengkörper, der durch Kontakt mit dem Schiffskörper chemisch gezündet wurde und dadurch den Schiffskörper beschädigte124. Der Einsatz erfolgte vor allem als „Minensperren“ vor Fluss- oder Hafeneinfahrten, aber auch als „Streuminen“. Erst während des Krimkrieges 1854 / 55 und während des österreichisch-französischen Krieges von 1859 wurden sie erstmals in größerem Umfang kriegsmäßig eingesetzt125. Laverrenz, Kriegsflagge S. 113 f. Neudeck / Schröder S. 259. 121 Laverrenz, Kriegsflagge S. 115. 122 v. Hofe S. 88 ff. 123 v. Henk S. 70. 124 Laverrenz, Kriegsflotte S. 92. – Die Explosion wurde durch eine den Sprengkörper entzündende Flamme ausgelöst, die entstand, wenn das mit Kaliumchlorat gefüllte Glasrohr durch den Aufprall barst, und sich mit der in einem andern Glasrohr enthaltenen Schwefelsäure verband (Foss S. 135 f.; Neudeck / Schröder S. 254). 125 Da Frankreich keinen Angriff gegen den Hafen von Venedig führte, wurde dessen Verminung nicht getestet (v. Henk S. 71). 119
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(c) Eine maßgebliche Verbesserung erzielte zunächst die vom preußischen Artillerieoffizier W. v. Siemens mit seinem Schwager, dem Kieler Professor Himly, 1848 entwickelte vom Land aus elektrisch zündbare Minensperre zum Schutz des Kieler Hafens126; sie wurde 1859 vom österreichichen Baron v. Ebner-Eschenbach127 durch eine per Kabel vom Land aus erfolgende elektrische Zündung der nunmehr „Beobachtungsmine“128 genannten Seemine verbessert, die im nordamerikanischen Sezessionskrieg erstmals in größerem Umfang eingesetzt wurde129. (d) Eine weitere Verbesserung wurde dadurch erreicht, dass der Zünder der Mine vom Land aus per Kabel elektrisch geschärft, die Explosion dann aber durch Kontakt ausgelöst wurde. Vor allem diese Elektro-Kontaktmine war gegen Ende des 19. Jh. in Gebrauch130. (e) Die Seeminen – „unheimliche und heimtückische Höllenmaschinen“131 – stellten allerdings nicht nur für den Gegner, sondern jederzeit auch für die eigenen Kriegsschiffe und die Handelsmarine eine erhebliche Gefahr dar. (f) Vor allem als Minenlegeschul- und -versuchsschiffe wurden die Otter und der als Transportdampfer gebaute Rhein eingesetzt – Schiffe ohne Gefechtswert132 – während die Pelikan (Stapellauf 1890) als eigentlicher Minenleger konzipiert war. (g) Zum Studium des Minenwesens wurde am 3. 1. 1898 im Rahmen der Marinedepotinspektion in Wilhelmshaven eine Minenversuchskommission eingerichtet, aber schon am 23. 5. 1899 mit den ihr unterstellten Otter, Pelikan und Rhein der Marineinspektion unterstellt133.
Hildbrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 17. v. Henk S. 71. – Ein Vorläufer stammte vom Erfinder des Revolvers, Samuel Colt (1814 – 1862), dessen Vorschlag aus dem Jahre 1842 jedoch nicht ausgeführt wurde. 128 Der Name „Beobachtungsmine“ leitet sich aus einer auf der Mine angebrachten Camera obscura her, „in welcher auf einer matten Glasplatte das Bild der Umgebung des Minenfelds sich abspiegelte, während der Liegeplatz der Mine auf ihr markiert war. Bemerkte man auf dieser, dass das Bild einer sich der Sperre nähernden Schiffes über eine Marke gelangte, so konnte man durch eine Taste diese Mine zur Detonation bringen“ (Foss S. 136). 129 v. Henk S. 71. „Die elektrische Zündung blieb jedoch noch immer hinter den Erwartungen zurück, war unvollkommen und es wurde deshalb fast allgemein die mechanische … angewendet“ (v. Henk, loc.cit). 130 Foss S. 136. 131 Laverrenz, Kriegsflotte S. 332. 132 Wislicenus S. 268. 133 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 5 S. 44. 126 127
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5. Telegraphie; Telephonie a) Kabel-Telegraphie134 (a) Die im 19. Jh. möglich gewordene telegraphische Sprach-Fernverbindung war zunächst keine Sprech-, sondern eine Schreibverbindung, weshalb man den hierfür verwendeten Apparat auch „Fernschreiber“ und das bei der Empfangsstation entstehende Schriftstück „Telegramm“ nannte. Der Übermittlungsvorgang zerfiel in drei Teile: Der Absender übergab dem Abgangs-Telegraphisten ein Schriftstück; dieser verwandelte dessen Buchstaben und Zahlen in Symbole (Codes), die er dann über die Kabelleitung an die Empfangsstation übermittelte. Der Empfangstelegraphist135 verwandelte die übersandten und von einem Bleistift auf einen Papierstreifen gesetzten Zeichen nach demselben Codierungs-System wieder in Buchstaben und Zahlen und erhielt dadurch den mit dem Abgangstext identischen Empfangstext, der anschließend persönlich oder durch Kurier dem Empfänger übergeben wurde. (b) Dieser schrifttelegraphische Übermittlungsvorgang beruhte auf der Erkenntnis, dass sich Elektrizität entlang leitungsfähiger Kabel fortpflanzte, der Erfindung einer konstanten Stromquelle durch den italienischen Physiker Alessandro Volta (1745 – 1827) und der Entdeckung der elektromagnetischen Induktion (1831) durch den englischen autodidaktischen Physiker und Chemiker Michael Faraday (1791 – 1867). (c) Die erste telegraphische Nachrichtenübermittlung gelang 1832 dem Physiker Wilhelm Weber (1804 – 1891) und dem Mathematiker und Astronomen Carl Friedrich Gauss (1777 – 1855) vom Physikgebäude der Universität Göttingen zur dortigen Sternwarte. Den entscheidenden Durchbruch schuf der ursprünglich als Maler ausgebildete Samuel Morse (1791 – 1872), der 1837 den ersten, 1844 maßgeblich verbesserten Schreibtelegraphen-Apparat und 1838 / 1844 das nach ihm benannte Zeichenalphabet („American Morse Code“) erfand, eine Kombination von bis zu vier Strichen (langer Impuls) und Punkten (kurzer Impuls)136. Am 1. 1. 1847 wurde zwischen Bremen und Bremerhaven die erste längere Telegraphenleitung in Deutschland (rund 55 km) durch eine bremische Privatgesellschaft in Betrieb genommen137. Im selben Jahr begann Werner v. Siemens, Kabel mit Guttapercha zu isolieren, um sie auch durch Wasser führen zu können. 1850 folgte die erste deutsch-internationale Kabelverbindung von Berlin nach Ostende.
Siehe für die strategischen Aspekte die Schrift von Friedewald (Bibliographie). Beim nach 1930 aufkommenden Telex-Fernschreiber erfolgte die Um- und Rückwandlung von Zeichen und Buchstaben automatisch. 136 Für Zahlen verwendete Morse 5-er Kombinationen, für Satzzeichen 6-er Kombinationen. Die gegenwärtig verwendete Form erhielt das Morsealphabet 1849 anlässlich der Einführung des Morseapparates auf der Telegraphenlinie Hamburg-Cuxhaven. 137 Zu den Umständen siehe Duckwitz S. 130 f. 134 135
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(d) Im deutschen Heer und in der Marine wurde der kabelgestützte Fernschriftverkehr schon früh verwendet, wie einige wenige Beispiele zeigen sollen: Am 14. 3. 1864 meldete ein Telegramm von Kap Arkona die Annäherung feindlicher dänischer Kriegsschiffe138; Stosch beabsichtigte am 15. 6. 1866, privat zu telegraphieren139 und er verfasste 1866 ein Kriegsreglement für die Telegraphie (das sich im Kriege 1870 / 71 „recht gut bewährt hat“)140. Auch übers Mittelmeer wurde telegraphiert (Stosch erwähnt ein Telegramm König Wilhelms am 9. 12. 1869 nach Kairo141), aus Westafrika nach Berlin (Februar 1884 durch KK Stubenrauch von Porto Grande142), nach Südafrika (Telegramm Bismarcks an den deutschen Generalkonsul in Kapstadt am 24. 4. 1884143: Beginn der aktiven deutschen maritimen Kolonialinteressen) und nach Sansibar (Telegramm Berlins an KzS C. H. Th. Paschen144). Telegraphiert wurde auch über den Atlantik (10. 3. 1873 Admiralität Berlin an KzS R. v. Werner in Havanna145). (e) Zur Ausbildung und Schulung der Marine-Telegraphisten wurde durch ACO vom 12. 3. 1889146 eine der Inspektion der Marineartillerie unterstellte147 Telegraphenschule in Lehe an der Wesermündung eingerichtet148, 1898, nach Abschluss des Pachtvertrages, eine weitere in Tsingtau149. Und am 18. 9. 1890 erfolgte die Errichtung einer Kaiserlichen Telegraphenanstalt in Bagamoyo150 (Tansania) zur Sicherung der Telegraphenverbindungen mit Europa, Sansibar und Dar-es-Salaam (Tansania). (f) Der damalige Telegraphen-Fernverkehr hatte aber auch offensichtliche Nachteile: Er war auf Kabel angewiesen; Kabelverbindungen bestanden aber nur zu ausgesuchten Stationen; Kabel konnten defekt werden; der Zugang zu Kabeln konnte durch den Betreiber gesperrt werden151. Vor allem aber war diese Art der Fernverbindung vom oder zum Schiff unmöglich, weil Schiffe mit dem Festland natürlich nicht verkabelt werden konnten. Und schließlich war die Kabel-Übermittlung aus technischen Gründen stets mono-direktional, d. h. zu gleicher Zeit war über dasselbe Kabel die Verbindung nur in einer Richtung möglich, anders als beim Telefon. 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151
Foss S. 384. v. Stosch S. 81. v. Stosch S. 118. S. 175. Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 5 S. 126. v. Manthey S. 140. Paschen S. 250. Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 2 S. 99. Hünemörder S. 197. Boguslawski / Aschenborn S. 386. Foss S. 497. Laverrenz, Kriegsflotte S. 74. Hünemörder S. 200. Friedewald S. 2.
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(g) Nachdem Deutschland begonnen hatte, Kolonien zu erwerben, war der Zugang zu Fernübertragungskabeln für die deutsche Marine lebensnotwendig geworden, zugleich aber auch ein heikles außenpolitisches Thema, weil alle ersten Überseekabel – unter hintergründiger Aufsicht, aber auch entsprechender stiller Förderung der englischen Regierung, die sich auch die Gewährung von Kabellege-Konzessionen vorbehalten hatte – von englischen privaten Gesellschaften gelegt und kontrolliert waren, die auch in einem Pool die Benutzungstarife festlegten: 1850 1. Unterwasserkabel überhaupt, von Dover nach Calais; es musste aber schon 1851 erneuert werden 1858 Vollendung des 1. Transatlantikkabels von Valentia (Irland) nach Trinity Bay (Neufundland); sie funktionierte nur während eines Monats 1860 Inbetriebnahme der Kabelverbindung Suez-Aden-Muscat-Indusmündung 1866 definitive Inbetriebnahme des Nordatlantikkabels 1870 Inbetriebnahme des Kabels London-Teheran-Kalkutta 1871 Inbetriebnahme des Kabels London-Hong Kong 1872 Fortsetzung des Kabels nach Perth und quer durch Australien nach Melbourne.
Da alle Kabel an strategisch wichtigen Punkten vorbei führten, musste Deutschland damit rechnen, dass sie von England schon in Krisenzeiten nicht mehr zur Verfügung gestellt und im Kriegsfall notfalls gar gekappt würden, und musste deshalb versuchen, diesbezüglich unabhängig zu werden152. Aber erst am 21. 2. 1899 wurde die Deutsche Transatlantische Kabelgesellschaft gegründet. Am 9. 9. 1899 lief der erste deutsche Kabellegedampfer vom Stapel. Am 4. 5. 1900 wurde mit der Legung eines deutschen Kabels von 9900 km Länge nach Nordamerika von Emden über die Azoren nach Coney Island / New York begonnen, das dann allerdings schon am 1. 9. 1900 in Betrieb genommen werden konnte153. Eine kabelunabhängige Fernverbindung war deshalb dringend nötig. b) Kabellose oder Funk(en)154-Telegraphie155 (a) Obwohl sie erst im 20. Jh. in die deutsche Marine eingeführt wurde, sei auch die drahtlose Telegraphie an dieser Stelle kurz dargestellt, weil ihre Grundlagen noch in den letzten Jahren des 19. Jh. gelegt wurden, geschaffen zunächst vom englischen Physiker James Clerk Maxwell (1831 – 1879) und dem deutschen Physiker Friedewald S. 2. Die deutschen Kolonien in Togo, Kamerun und Westafrika konnten erst im Januar 1913 an das deutsche nach Südamerika führende Kabel angeschlossen werden. 154 Die Bezeichnung „Funken-Telegraphie“ bezieht sich auf die Tatsache, dass die zur Übermittlung verwendeten elektromagnetischen Wellen ihren Ursprung in elektrisch erzeugten Funken haben; später wurde die kürzere Bezeichnung „Funk“ gebräuchlich. 155 Für die wirtschafts- und militärstrategischen Aspekte vgl. die Schrift von Friedewald (Bibliographie). 152 153
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Heinrich Rudolf Hertz (1837 – 1894), weiterentwickelt und zur praktischen Ausführung gebracht vom russischen Pysiker und Mathematiker Alexander Stepanowitsch Popow (1859 – 1906), vom italienischen Privatgelehrten Guglielmo Marconi (1874 – 1934), von Adolph Karl Heinrich Slaby (1849 – 1913), Professor der Physik in Berlin, seinem Assistenten Georg Graf v. Arco (1869 – 1940) und vom deutschen Physiker Karl Ferdinand Braun (1850 – 1918)156, Professor in Straßburg. Für die komplexen physikalischen Einzelheiten wird auf die Spezialliteratur verwiesen, aus der damaligen Zeit speziell auf die Schrift von H. Thurn, Die Funkentelegraphie (s. Bibliographie). (b) Marconi, der sich seit 1890 in einem Labor auf dem väterlichen Landgut bei Bologna mit den Problemen der drahtlosen Fernübertragung beschäftigte, übernahm für ein vorgesehenes drahtlos kommunizierendes Gerät den vom französischen Physiker Edouard Branly (1844 – 1940) 1890 entwickelten „Kohärer“ oder „Fritter“157, kopierte 1896 ein vom russischen Forscher Popow am 7. 5. 1895 zunächst mündlich anlässlich eines wissenschaftlichen Referates in St. Petersburg, 1896 auch schriftlich vorgestelltes „Gerät zur Aufspürung und Registrierung elektrischer Schwingungen“158, und erwarb dafür, unbesehen der Popow’schen Priorität, im selben Jahr ein englisches Patent159. Mit Unterstützung von William H. Preece, dem Chefingenieur der englischen Post, verlegte Marconi sein Labor auf die der englischen Hafenstadt Portsmouth vorgelagerte Isle of Wight. Dort konnte der deutsche Physiker Slaby als einer der wenigen auslänischen Gäste 1897 dreitägigen Fernübertragungsversuchen Marconis beiwohnen, dem dabei eine Übertragungsreichweite von 14 km gelang. Auf Grund der dabei gewonnenen Erkenntnisse gelang Slaby und seinem Assistenten v. Arco am 27. 8. 1897 die erste deutsche drahtlose Signalübertragung vom Turm der 1844 im Auftrag König Friedrich Wilhelm IV. vom Architekten Persius gebauten Heilandskirche in Sacrow (Potsdam) zur 1.6 km entfernten Marinestation Kongsnaes in Potsdam. Mit Unterstützung von Kaiser und Marine baute Slaby schon bald für die praktische Verwendung geeignete Telegraphen-Apparate. Zur gleichen Zeit begann auch Braun, sich um die Lösung der Probleme der drahtlosen Telegraphie zu bemühen. Dank der Einführung eines zweiten abgestimmten Sendekreises erzielte er schon 1898 eine Erhöhnung der Trennschärfe der Fernübermittlung und eine maßgebliche Erweiterung der Reichweite. Am 20. 9. 1898 stellte Braun eine Funkverbindung über 30 km vom Physikalischen Institut der Universität Straßburg bis ins Vogesendorf Mutzig her. 1899 verband er drahtlos Cuxhaven mit der 3 km entfernten Kugelbake. Marconi überbrückte am 27. 3. 1899 156 Braun wurde 1909 zusammen mit Marconi für seine Verdienste um die drahtlose Telegraphie mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet. 157 Im Fritter, einer Vakuum-Glasröhre, bilden zwischen zwei Silberteilen eingeschlossene Eisen- oder Nickelspäne eine Strombrücke, sobald die aus den Silberteilen durch die Glasröhre hinaus führenden Metalldrähte von elektromagnetischen Wellen getroffen werden. 158 Popow gelang am 24. 3. 1896 eine Übertragungsdistanz von 250 Metern, im Sommer 1897 bereits von 5 km, 1900 von 112 km. 159 Marconi gilt auch als Erfinder (1895) der geerdeten Antenne.
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den Ärmelkanal vom Leuchtturm bei Dover nach Wimereux. Im Folgejahr, am 13. 5. 1900 wurde Borkum mit dem Feuerschiff bei Borkumriff verbunden160, und am 24. September verband Braun Cuxhaven und die 60 km entfernte Insel Helgoland. Die erste Übertragung über den Atlantik (Halbinsel The Lizard in Cornwall zum Signal Hill bei St. John’s in Neufundland) gelang Marconi am 12. 12. 1901. (c) Wie bei der drahtgestützten wurde auch bei der drahtlosen Telegraphie nicht gesprochene, sondern in Zeichen (Codes) zerlegte geschriebene Sprache, vorwiegend nach dem System von Morse, übermittelt und auf der Empfängerstation auf einem Papierstreifen schriftlich festgehalten161, entschlüsselt und dem Empfänger übergeben. Wie die drahtgestützte, war auch die drahtlose Telegraphie mono-direktional, d. h. zur gleichen Zeit konnte nur in einer Richtung telegraphiert werden. (d) Von Beginn weg wurde das hohe kommerzielle Potential der neuen Technik erkannt. Schon 1897 gründete Marconi in England die „Wireless Telegraph and Signal Company“ und 1900 die „Marconi Marine Communication Company“, die ihre Anlagen samt Funker unter der Bedingung an Schifffahrtsgesellschaften vermietete, dass sie nur mit andern Marconistationen telegraphierten. 1898 richtete die 1887 vom weitsichtigen Emil Rathenau (1838 – 1915)162 in Berlin gegründete „Allgemeine Electricitäts-Gesellschaft“163 (AEG) auf Anregung Slabys eine Abteilung zur Fabrikation von Apparaten für drahtlose Telegraphie ein. Braun arbeitete dagegen seit 1901 eng mit der 1847 vom preußischen Artillerieoffizier Ernst Werner v. Siemens164 mit dem Mechaniker Johann Georg Halske165 in Berlin gegründeten „Telegraphenbau-Anstalt von Siemens & Halske“166 zusammen, AEG insbesondere für die Marine, Siemens & Halske vor allem für das Heer. Auf Druck des am militärischen Potential der neuen Technik interessierten Kaisers bündelten die beiden UnHünemörder S. 228. Anlässlich von Versuchen 1898 / 1899 an der Ostsee und im Schwarzen Meer soll es Popow gelungen sein, die empfangenen elektromagnetischen Wellen in Schallsignale umzuwandeln. 162 Vater des 1922 ermordeten Reichs-Außenministers Walther Rathenau (geb. 1867). 163 Grundlage der AEG war der Erwerb 1883 durch die von Rathenau begründete „Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektrizität“ der Patente an den Glühlampen-Erfindungen Thomas Alva Edisons (1847 – 1931) für Deutschland. 164 1816 – 1892; 1888 in den erblichen Adelsstand erhoben. Zum Schutz des Kieler Hafens während des deutsch-dänischen Krieges 1848 – 1850 hatte Siemens zusammen mit dem Kieler Physiker Himly Seeminen entwickelt, die elektrisch ferngezündet werden konnten (s. vorne Ziff. 4.). 165 1814 – 1890; Halske trat 1867 aus dem Unternehmen aus. 166 Das Gründungskapital der Gesellschaft war von Siemens’ begütertem Vetter Justizrat Johann Georg Siemens eingeschossen worden, dem Vater des späteren Mitbegründers der Deutschen Bank, Georg Siemens. – Der erste bedeutende Auftrag des jungen Unternehmens war 1848 der Bau der Telegraphenleitung von Berlin nach Frankfurt a. M., dem Sitz der Nationalversammlung. Dank dieser Leitung wusste König Friedrich Wilhelm IV. schon bevor die Versammlungsdeputation eine Woche später in Berlin eintraf, dass ihm die Versammlung die Kaiserkrone anzutragen beschlossen hatte. 160 161
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ternehmen ihre Telegraphie-Bereiche zu gleichen Teilen in der am 27. 5. 1903 gegründeten „Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H.“167 mit v. Arco als erstem technischem Direktor. (e) Die bedeutenden Vorteile168 der neuen Technik vor allem für die Marine lagen auf der Hand: Erstmals konnten auf weite Distanzen und bei schlechter Sicht Nachrichten zwischen Schiffen und zwischen Schiff und Land übermittelt werden169; zudem konnte der Gegner im Krisen- oder Kriegsfall die Kabelverbindung unterbrechen, nicht jedoch eine kabellose Verbindung170. Kaiser und Marine unterstützten denn auch die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten maßgeblich. Erste Versuche mit drahtloser Telegraphie an Bord wurden am 20. 3. 1900 auf dem Küstenpanzerschiff Odin und im Sommer und Herbst desselben Jahres auf der Panzerfregatte Friedrich Carl unter der Leitung von Slaby und v. Arco unternommen, wobei eine Reichweite von rund 30 sm erreicht wurde. Geheimhaltung der deutschen Forschung war aus militärischen Gründen groß geschrieben171. (f) 1902 begann die rasche172 sukzessive Einführung der drahtlosen Telegraphie auf den Schiffen der Kaiserlichen Marine, und gleichzeitig wurden Küstenfunktstationen eingerichtet. 1906 waren alle größeren deutschen Kriegsschiffe mit Funktelegraphie-Apparaten ausgerüstet173. Im selben Jahr wurde die Großfunkstation Nauen bei Berlin in Betrieb genommen, 1907 die Funkstation Norddeich gemeinsam für Reichspost und Marine174 – die Schiffe der Kaiserlichen Marine waren nun weltweit erreichbar. (g) Schon vom 30. 3. 1905 datiert die „Vorschrift für den Gebrauch der Funkentelegraphie im öffentlichen Verkehr“ der Deutschen Reichspost. 167 Im April 1923 erfolgte die Umfirmierung in „Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H.“. 168 Die drahtlose Telegraphie hatte, wie schon damals erkannt wurde, nicht unerhebliche Nachteile: Auch wenn der Gegner den Inhalt eines Funkspruchs mangels geeigneter Entzifferungsgeräte nicht verstand, „wusste er doch von der Anwesenheit einer feindlichen Flotte“. Auch war die Technik kompliziert und „konnte leicht gestört werden“ (Laverrenz, Kriegsflotte S. 143), vom Gegner, aber auch durch athmosphärische Umstände. 169 Die drahtlose Telegraphie war der Hauptgrund für die Beibehaltung von Masten auf Dampfschiffen (Laverrenz, Kriegsflotte S. 119, 146). 170 Deutsche Kolonialzeitung Bd. 30, 1913, S. 562 ff., zit. nach Friedewald S. 4. – Die Möglichkeit der elektronischen Störung des Funkkontaktes wurde erst im 20. Jh. entwickelt. – Immerhin waren, was früh erkannt wurde, für eine wirkungsvolle drahtlose Telegraphie starke Relais-Stationen nötig. Der Ausbau von Dakar, Djibuti, Gibraltar, Kapstadt, Singapore und anderer Stationen muss auch unter diesem Gesichtspunkt gesehen werden. 171 Friedewald S. 2 f. 172 Tirpitz (S. 31) ging diese Ausrüstung zu schnell; gegen Kaiser, Marine und Lieferant hatte er sich für ein langsameres Vorgehen ausgesprochen, da ihm die Technik „noch nicht bordreif … und die Erhaltung eines geschäftlichen Wettbewerbs ebenfalls noch dringend geboten“ schien. 173 Laverrenz, Kriegsflotte S. 143. 174 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 44.
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C. Anhänge
c) Telephonie (a) Die Telephonie wurde vom Italiener (später US-Amerikaner) Antonio Meucci (1808 – 1896), der aber die für eine Patentanmeldung erforderlichen finanziellen Mittel nicht aufbrachte, und vom deutschen autodidaktischen Mathematiker und Physiker Johann Philipp Reis (1834 – 1879) erfunden, aber die Patentanmeldung erfolgte 1876 durch Alexander Graham Bell (1847 – 1922), zwei Stunden vor seinem Konkurrenten Elisha Gray (1835 – 1901)175. Nach der Patenterteilung waren aber noch vielfältige Verbesserungen nötig, bis die neue Technik 1881 praktisch einsatzfähig war. (b) Für die bord-interne Verbindung eignete sich die Telephonie ausgezeichnet, weil sie zwar wie die drahtgestützte Telegraphie eine elektrische Leitung erforderte, die aber innerhalb des Schiffes ohne weiteres gelegt werden konnte, aber im Gegensatz zur Telegraphie keine eine Übertragung erfordernde Schrift- sondern eine unmittelbare Sprachverbindung war und ein bi-direktionales Gespräch erlaubte. (c) Die Ausrüstung der moderneren Kriegsschiffe der Kaiserlichen Marine mit Bordtelephonie scheint sukzessive so selbstverständlich erfolgt zu sein, dass die Literatur jener Zeit sie kaum erwähnt; gegen das Ende des 19. Jh. war sie erfolgt176. Besonders genannt wird in der Literatur lediglich die telephonische Verbindung von Kommandoturm und Geschütztürmen177 und zu den Schiffs-Tauchern178.
6. Weitere Maschinen und Apparate a) Hilfsmaschinen Eine Vielzahl von Hilfsmaschinen179 diente u. a. zum Betrieb von Lenzpumpen, Rudermaschinen180, Ankerwinden, Vorrichtungen zur Beförderung der Granaten zu den Geschützen, zur Geschützladung und -bewegung, Kränen zum Heißen (Heben) und Fieren (Herunterlassen) der Boote, Kesseln zur Komprimierung der Luft für Torpedos, zum Abschuss von Torpedos, Ventilationsmaschinen181, DestillierapparaGray ist auch der Erfinder des Teleautographen, des Vorläufers des Telefax-Gerätes. Laverrenz, Kriegsflotte S. 124. 177 Laverrenz, Kriegsflagge S. 140. 178 Laverrenz, Kriegsflotte S. 166. 179 Laverrenz, Kriegsflotte S. 122, 129 ff., 139, 161, 180, 437; Neudeck / Schröder S. 261 f.; Wislicenus S. 176, 249. 180 Die Rudermaschinen erbrachten eine Leistung von 10 – 20 PS, vgl. Neudeck / Schröder S. 262. 181 Durch die Ventilation wird „frische Luft in die untern Räume gedrückt und die schlechte herausgepresst … Auch den Maschinen-, namentlich den Kesselräumen muss energisch frische Luft zugeführt werden“ (Laverrenz, Kriegsflotte S. 122). Die Ventilation wurde ab Mitte der 80er Jahre sukzessive eingeführt (vgl. Gadow S. 48). – Hingegen wurde die Atemluft für die Taucher durch 2 Mann von Hand gepumpt (Laverrenz, Kriegsflotte S. 165). 175 176
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ten für Trink- und Kesselwasser182, Heizungen der Wohnräume, Koch-, Back-183 und Teigknetapparaten und Eismaschinen184. Sie wurden angetrieben durch Dampfmaschinen, welche durch ein ausgeklügeltes Rohrsystem mit Dampf beliefert wurden, oder durch aus dampfbetriebenen Generatoren stammende Elektrizität. Dampf wurde auch für die Dampfpfeifen am Schornstein (ein Ersatz für das alte Nebelhorn) verwendet, „die schier unglaubliche Töne“ von sich gaben185.
b) Maschinentelegraph Die Übermittlung von Befehlen von der Kommandobrücke in den Maschinenraum betreffend die geforderte Maschinenleistung erfolgte zunächst durch ein „Sprachrohr“186. Weil Sprachrohre die Wände durchbrachen und „den wasserdichten Abschluss der Schiffe also illusorisch machen würden“187, wurden sie ab 1906 ersetzt durch einen „Maschinentelegraphen“188, eine Anordnung von 2 gleichartigen Konsolen auf der Kommandobrücke und im Maschinenraum; dabei wurde der Zeiger am Apparat auf der Kommandobrücke in die entsprechende Position (z. B. kleine Fahrt, halbe Fahrt, große Fahrt, rückwärts) gerückt und diese Anordnung, angekündigt durch ein Klingelzeichen189, durch elektrischen (früher mechanischen oder pneumatischen) Antrieb190 innert etwa 2 Sekunden191 als Befehl an den Apparat im Maschinenraum übertragen.
182 Destillierapparate waren gemäß Brommy (S. 191) 1878 „beinahe auf allen Schiffen“, gemäß v. Henk (S. 192) 1895 „auf fast allen größeren Kriegsschiffen“ installiert; siehe auch Anh. 18 Ziff. V. lit. (f). 183 Am 10. 1. 1868 ordnete das preußische Marineministerium die Selbstzubereitung frischen Brotes zweimal pro Woche an (Hünemörder S. 177); Foss (S. 13) stellte 1890 fest, dass nunmehr alle Schiffe mit leistungsfähigen Backapparaten ausgerüstet seien. 184 Der damalige KK Paschen (S. 187) schildert im Frühjahr 1878 die Erprobung „der neuen Tosellischen Eismaschine … unter Leitung des Stabsarztes“, dank der es anlässlich einer Taufe aber lediglich gelang, „eine Flasche Sekt einzukühlen … Die Zeit der Eismaschinen an Bord war noch nicht gekommen“. – Die Einführung einer verbesserten Maschine erfolgte dann um die Mitte der 80er Jahre (Gadow S. 48) auf der Grundlage des Patentes von 1876 an Carl Linde (1842 – 1934). Auf den Schiffen der Kaiser-Klasse (Ende des 19. Jh.) hat die Eismaschine dann definitiv funktioniert; sie wurde „namentlich zur Frischerhaltung von Fleisch benützt“ (Wislicenus S. 176). – Das erste Kühlschiff überhaupt war die französische zivile La Frigorifique, die 1876 erstmals Rindfleisch aus Argentinien nach Europa transportierte. 185 Laverrenz, Kriegsflagge S. 115. 186 v. Henk S. 184; Laverrenz, Kriegsflotte S. 122, 124; Brommy S. 48. 187 Laverrenz, Kriegsflotte S. 131. 188 Abbildung bei Tre Tryckare S. 158. 189 Neudeck / Schröder S. 233. 190 Foss S. 41. 191 Laverrenz, Kriegsflotte S. 129.
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C. Anhänge
III. Logistik 1. Kohle (a) Das Kohlezeitalter der deutschen Kriegsmarine begann 1848, als die Bundesmarine den Raddampfer Preußischer Adler und die Dampfkorvette Der Königliche Ernst August in Dienst stellte, noch vor der Jahrhundertmitte gefolgt von den Dampfern Bremen, Hamburg und Lübeck, und nahm sukzessive seinen beschleunigten Lauf. (b) Die Vorteile des Dampfbetriebes waren offenkundig, die Nachteile auch. Kohle war zwar in Deutschland in genügender Menge und in guter Qualität vorhanden, aber nicht direkt am Meer, musste also zunächst ans Meer transportiert werden. Und das Kohlefassungsvermögen (KFV) der Kriegsschiffe war zunächst gering192, weshalb – sofern nicht besondere Eile erforderlich war – nur mit einer Geschwindigkeit von 10 kn gefahren wurde193. Überdies war der Wirkungsgrad der Dampfmaschinen so unbefriedigend, dass die Distanz, die allein unter Dampf zurückgelegt werden konnte, nicht genügte194; erst die Einführung der sog. „Dreifachexpansionsmaschine“195 gab den Schiffen einen akzeptablen Dampf-Aktionsradius196. (c) Zudem war Kohle gemessen am unentgeltlich zur Verfügung stehenden Wind teuer, und sie wurde immer teurer, je mehr danach verlangt wurde. (d) Schließlich war die Qualität der Kohle sehr unterschiedlich197 – Stosch bevorzugte westfälische und englische Kohle und betrachtete Kohle aus Australien, China und Japan als ungeeignet – was besonders im Hinblick auf Deutschlands Interesse in Ostasien und in der Südsee logistisch anspruchsvolle Fragen aufwarf. (e) Für das „Kohlennehmen“ wird auf Anh. 18 Ziff. IX. verwiesen. (f) Anderseits war der durch Kohlefeuerung erzeugte Dampf – abgesehen vom Antrieb des Schiffes – die unerlässliche Voraussetzung für die Einführung wichtiger für den Betrieb eines modernen Kriegsschiffes unerlässlicher Maschinen (siehe vorne Ziff. II). Siehe Anhang 7. Laverrenz, Kriegsflotte S. 138. 194 Uhle-Wettler S. 37; als Beispiel: Die Panzerkorvette Oldenburg konnte unter Dampf von Kiel nicht bis Gibraltar (1.700 sm) fahren, ohne unterwegs Kohle aufzunehmen. 195 s. vorne Ziff. II. 1. 196 Siehe Anh. 7 Ziff. II.1. – Noch bis in die 70er Jahre des 19. Jh. waren auch die Neubauten der Kaiserlichen Marine voll getakelt (z. B. die Glattdeckkorvetten Augusta und Victoria, die Gedeckten Korvetten Gazelle und Hertha und die Panzerfregatte König Wilhelm) und wurden auf Auslandreisen rund zwei Drittel der Distanz unter Segeln und nur ein Drittel unter Dampf zurückgelegt (Hansen S. 65). 197 Die geeignetste (kurzflammige) Steinkohle bestand aus einer Mischung von 92% Kohlenstoff, 4% Wasserstoff und 4 % Sauerstoff (v. Henk S. 137; Neudeck / Schröder S. 240), die weniger geeignete (langflammige) dagegen aus einer Mischung von 80% Kohlenstoff, 5% Wasserstoff und 15 % Sauerstoff (Neudeck / Schröder S. 240). 192 193
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2. Proviant; Trinkwasser Siehe Anh. 18 Ziff. V.
3. Kesselwasser Siehe vorne Ziff. II. 1.
4. Logistikschiffe198 Im Gegensatz zu andern bedeutenden See-Nationen besaß die deutsche Kriegsmarine auch am Ende des 19. Jh. noch keine eigenen Versorgungsschiffe für Kohle199, andere Versorgungsgüter, Truppentransporte und den Lazarettdienst. Solche Schiffe mussten durch die Kriegsmarine bei Bedarf von der Handelsmarine [vor allem bei HAPAG (5 Schiffe) und Norddeutscher Lloyd (23 Schiffe)] gemietet werden200; die Reichsregierung unterstützte die privaten Reedereien nicht einmal mit Zuschüssen für den Bau und Unterhalt solcher Schiffe201. Immerhin hielt die Kriegsmarine die Spezial-Einrichtungen bereit, sodass die Kriegs-Verwendung der Hilfs-Schiffe jederzeit kurzfristig möglich war.
Laverrenz, Kriegsflotte S. 32, S. 337 ff., S. 469 ff. Die französische Kriegsmarine hatte damals 14 Kohledampfer ständig in Betrieb, die englische 3, die italienische 3, die Kriegsmarine der USA 16, und auch die japanische und die russische Kriegsmarine besaßen eigene Kohletransport-Kapazität. 200 Wislicenus S. 259. 201 Laverrenz, Kriegsflotte S. 337. 198 199
Anhang 11 : Schiffsartillerie Nelsons Flaggschiff Victory verschoss in der Schlacht vor Trafalgar aus 102 kurzrohrigen Vorderlader-Geschützen eiserne Vollkugeln von 12, 24, 31, 42 und 68 englischen Pfund auf Gewehrschussweite. Eine Breitseite „warf etwa 1300 Pfund Eisen, d. h. kaum soviel, wie ein einziges Geschoss schweren Kalibers von heute“ [1906]1. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die landgestützte (Feld- und Festungs-)Artillerie und die Schiffsartillerie massiv verbessert, wobei sich die Neuerungen der Technik des Schiffbaus (z. B. die Einführung und Verbesserung der Panzerung), einschließlich der Mechanik, Metallurgie, Optik, der schrittweise Ersatz von Menschen- durch Maschinenkraft und die Änderungen der Taktik gegenseitig bedingten. Vor allem in der 2. Hälfte des 19. Jh. lieferten sich Geschütze und Panzerung ein kontinuierliches Duell, in Deutschland ein Duell von Krupp mit sich selbst, denn das Unternehmen produzierte die stärksten Kanonen, aber auch den widerstandsfähigsten Panzerstahl2. Am zweckmäßigsten lassen sich die Fortschritte der Schiffsartillerie anhand ihrer Kernelemente darstellen3.
I. Geschützrohr (a) Die Geschützrohre wurden zunächst aus Eisen geschmiedet, „indem man lange Eisenstäbe über einen kaliberstarken Dorn zusammenschweißte und mit Ringen gegen Zerspringen schützte“4; später wurden die Rohre gegossen, in Nordeuropa etwa ab 1600 aus Bronze, aus Eisen etwa ab 1650. „Bronze war zuverlässiger, Eisen billiger“5. Ein leichtes, in der englischen Marine 1799, in der französischen Marine etwa ab 1820 eingeführtes dünnmanteliges Geschütz mit geringer Pulvermenge war die in Anlehnung an seinen Herkunftsort (die Geschützfabrik am engliLaverrenz, Kriegsflotte S. 171 f. Laverrenz, Kriegsflotte S. 172. 3 Weitere im Rahmen des Zweckes der vorliegenden Arbeit weniger bedeutsame Elemente sind die Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses, die Mündungsenergie, die Auftreffwucht, die Sprengwirkung und die Streuung. – Für viele Einzelheiten sind vorzugsweise die Werke von Hogg / Batchelor, Schmalenbach, Foss (S. 150 ff.) und v. Henk (S. 64 ff.) beizuziehen. 4 Schmalenbach S. 25. 5 Schmalenbach loc.cit. 1 2
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schen Fluss Carron) so bezeichnete „Carronade“. Ab dem Ende des 19. Jh. wurden die Rohre aus Stahl gegossen. (b) Bis Mitte des 19. Jh. waren die Kanonenrohre innen glatt. Um die Wirkung des Geschosses gegen die zunehmende Panzerung der Schiffe zu erhöhen, wurde die Kugelform zu Gunsten eines langgezogenen Geschosses aufgegeben, und dieses – damit seine Wirkung auf einen Punkt konzentriert und die Flugbahn stabilisiert werden konnte – vorn zugespitzt. Nun musste allerdings auch erreicht werden, dass das Geschoss tatsächlich mit der Spitze im Ziel eintraf. Das gelang, indem (um 1845 vom Schweden Wahrendorff und vom Sarden Cavalli entwickelt), die Rohre „gezogen“, d. h. „Züge“ in die Rohrwand geschnitten wurden, das sind „gleichmäßig verlaufende Schraubengänge“6, die dafür sorgten, dass die Granate einen Drall erhielt, sich also während des Fluges ständig um die eigene Längsachse drehte7. Im Gegensatz zu Frankreich und England , die sich für das Cavalli-System (mit Vorderladung) entschieden, wählte Preußen das Hinterlade-System Wahrendorff, das auch eine höhere Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses erzielte8. Das gezogene Rohr erlaubte auch eine bessere Ausnutzung der Triebkraft des Pulvers und führte bei gleichem Gesamtgewicht zu größerer Reichweite. Das erste (neben Glattrohrkanonen) auch mit gezogenen Geschützrohren ausgestattete deutsche Kriegsschiff war die Gedeckte Korvette Arcona9. (c) Traditionell ein einfaches Rohr, wurde das das Geschoss aufnehmende „Kernrohr“ bei deutschen Bauten10 erstmals bei der 1868 in Danzig vom Stapel gelaufenen Gedeckten Korvette Elisabeth von weiteren Rohren umgeben (man spricht von der „Ringkanone“), deren Anzahl und Stärke mit der Entfernung von der Pulverkammer abnahm11. Die Länge des Rohrs wurde als Vielfaches des Kalibers angegeben, also entsprach z. B. „L 40“ bei einem Kaliber 24 einer Rohrlänge von 9.6 m.
Schmalenbach S. 42. Diese Technik war bei Handfeuerwaffen schon seit dem 15. Jh. angewendet worden. 8 Schmalenbach S. 43. 9 6 / 68 Pf., 2 / 29 Pf. (Wislicenus, Seekriegswaffen S. 93). 10 Einige Jahre früher wurde diese Technik in England (dort erfolgte die Rohrverstärkung allerdings in Form von Wickelungen mit erhitztem Draht) und Frankreich entwickelt, und durch die in London bzw. Bordeaux gekauften und 1865 bzw. 1866 in Dienst gestellten Einheiten, Turmschiff Arminius und Panzerschiff Prinz Adalbert, in Deutschland eingeführt. Rohre und Drahtwicklung erwiesen sich als zu dehnbar, worunter die Treffsicherheit litt und die Rohre schnell verbraucht waren. In der Seeschlacht von Tsushima vom 10. 8. 1905 sollen 16 solche von England an Russland gelieferte Kanonen Rohrkrepierer verursacht haben (Laverrenz, Kriegsflotte S. 174). 11 Schmalenbach S. 47. 6 7
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C. Anhänge
II. Verschluss; Ladevorgang; Feuern (a) Bei der Vorderladerkanone war das Geschützrohr hinten fest geschlossen; es bedurfte deswegen keines Verschlusses. (b) Beim Laden des Vorderladers wurde das lose Pulver ursprünglich mit einem halbzylindrischen „Löffel“ in das Rohrende eingebracht, durch Drehen des Löffels in das Rohr geschüttet und mit einem Ladestock zusammengedrückt. Nach jedem Schuss musste das Rohr sauber gewischt werden, damit keine verbliebenen glühenden Reste das Pulver des nächsten Schusses vorzeitig und mit katastophalen Folgen für die Mannschaft zur Entzündung brachten. Später wurde das Pulver nicht mehr lose, sondern in einem Beutel („Karduse“, später „Kartusche“ genannt) aus Segeltuch, Pergamentpapier oder Seide in das Rohr geschoben, was wesentlich weniger gefährlich war, den Reinigungsvorgang beschleunigte und vereinfachte, und die Ladezeit verkürzte. Nach dem Einbringen des Pulvers wurde das Geschoss manuell in das Rohr geschoben, ein insgesamt sehr mühseliger und anstrengender Vorgang, mit der Mündung des Rohrs vollkommen im Innern des Schiffes, was – wegen der Notwendigkeit, die Kanone vor dem nächsten Schuss wieder in Stellung zu schieben – die Schussfolge („Kadenz“) niedrig hielt. Noch Mitte des 19. Jh. dauerte das Laden großer Kaliber bis zu 15 Minuten. (c) Schon im nordamerikanischen Bürgerkrieg wurde mit großem Erfolg eine neue „Patrone“ eingeführt, bei der das Geschoss mit einer Kartusche aus besonders elastischem Messing (Hülse) fest verbunden war; damit wurde es auch möglich, die leere Kartusche nach dem Abfeuern durch Rückziehung des Verschlusses mechanisch auszuwerfen. 1895 wurden solche Kartuschenhülsen bis zum Kaliber 15 cm auch für die Schiffsartillerie in Deutschland hergestellt12. (d) Das Abfeuern der Vorderlader-Kanone erfolgte in drei Arbeitsgängen: Zunächst wurde das oben in das hintere Rohrende gebohrte Zündloch durch Entfernen des Schutzpfriems geöffnet, dann der ins Rohr führende „Zündkanal“ mit einem schnell brennenden Pulver gefüllt, und dieses schließlich durch ein in einem bei den Geschützen stehenden Ofen glühend gemachtes hakenförmiges „Loseisen“ entzündet; später wurde das Loseisen durch eine um einen „Luntenstock“ gewickelte langsam brennende Zündschnur („Lunte“) von etwa 1,2 m Länge ersetzt, diese dann durch die „Schlagröhre“. (e) Beim im Gleichschritt mit der Entwicklung des gezogenen Rohrs aufkommenden Hinterlader dagegen13 – für Preußen maßgeblich von Krupp konstruiert – wurde nur das Rohr ohne den hinteren Abschluss gegossen; dieser Verschluss (damals der von Krupp entwickelte „Rundkeilverschluss“14) war beweglich am Rohrende angebracht; beim Laden der Kanone war er geöffnet, beim Abfeuern ver12 13 14
Schmalenbach S. 53 f. Foss S. 156 f.; Schmalenbach S. 44. Schmalenbach S. 44.
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schlossen. Die Einführung der Granate in das Rohr, zunächst manuell, später – wegen des zunehmenden Gewichtes der Geschosse – durch Hebewerkzeuge unterstützt15, war damit wesentlich einfacher, weil das Laden keinen Zugang zur Mündung der Kanone verlangte. Auch die Geschwindigkeit des Ladevorgangs konnte dadurch erhöht werden (man sprach nun von der „Schnellladekanone“), und die Reinigung des Rohrs war einfacher. Das erste mit Hinterlader-Geschützen ausgerüstete deutsche Kriegsschiff war die Gedeckte Korvette Arcona16. Bis etwa 1880 hatten alle großen Marinen Hinterlader-Geschütze eingeführt. (f) Zum sicheren gasdichten Schließen des Rohrendes des Hinterladers vor dem Schuss wurde ein pilzförmiger „Stempel“ aus biegsamem, pressfähigem Kautschuk erfunden, der „durch den Gasdruck auseinander und gegen die Rohrinnenwand gepresst wurde“17. Die Zündung erfolgte durch einen energischen Schlag auf den Schlagbolzen in der bei jedem Schuss eingeschraubten „Zündschraube“, die die Zündnadel enthielt, die in die Kartusche und in die Treibladung ein Loch bohrte, durch das sich der Zündstrahl ausdehnen konnte. Bei der „Friktionszündschraube“ wurde durch Zug der Abzugsleine Reibung und Hitze erzeugt, die den Zündstrahl auslöste. Bei der Messinghülse erfolgte die Zündung durch spitzen Schlag auf die im Hülsenboden eingelassene Zündkapsel, die den Zündstrahl freigab.
III. Geschoss; Kaliber (a) Das Geschoss war nach Vorläufern aus Stein zunächst eine eiserne Vollkugel, deren Wirkung allein auf der Aufprall-Wucht bestand18. Die Mächtigkeit dieser Geschosse wurde durch ihr in je nach Herkunft unterschiedlichen englischen, deutschen, schwedischen Pfunden gemessenes Gewicht ausgedrückt19. Auffallend ist die Vielfalt der Gewichte von 12 Pfund bis zu maximal 96 Pfund20. (b) Der französische General Paixhans ersetzte ab 1824 als erster das Vollgeschoss durch ein Hohlgeschoss mit Sprengladung, auch „Bombe“ genannt, die Hogg / Batchelor S. 85 ff. Wislicenus, Seekriegswaffen S. 93. 17 Schmalenbach S. 52 f. 18 Um einen geenterten Gegner zu vernichten, wurden sog. „Deckfeger“ eingesetzt, d. h. man schoss kleine Bleikugeln, Steinsplitter und Nägel auf das eigene Deck, vgl. Schmalenbach S. 27 f. 19 Die Werke von Brommy (S. 575 ff.) und Schmalenbach (S. 172) enthalten internationale Vergleichstabellen. 20 Um das Jahr 1800 wogen die schwersten englischen Kugeln 42 Pfund (vgl. Foss S. 151). Die Kanonen auf Schiffen der frühen deutschen Flotte verschossen Kugeln zu 12 Pfund (Bsp. Elbe), 12 ¼ Pfund (Bsp. Stralsund), 18 Pfund (Bsp. Amazone), 24 Pfund (Bsp. Amazone), 24 ¼ Pfund (Bsp. Stralsund), 25 Pfund (Bsp. Preußischer Adler), 60 Pfund (Bsp. Gefion), 68 Pfund (Gedeckte Korvetten Arcona, Gazelle und Vineta, Dampfkorvetten Danzig und Der Königliche Ernst August, Dampffregatte Barbarossa und Kanonenboot I. Kl. Drache) und 96 Pfund (Renown). 15 16
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C. Anhänge
erst nach Durchschlagen des Ziels mittels einer eingebauten hölzernen Brandröhre gezündet wurde, mit verheerender Wirkung im Schiffsinnenraum21. Die Zünderzeit entsprach der Flugzeit der Granate; danach richtete sich die Länge der Brandröhre. Diese neue Granate war von geradezu revolutionärer Bedeutung; sie führte zu neuen Ansätzen des Geschützbaus, des Schiffbaus und der Seekriegstaktik und wurde von allen Marinen eingeführt, in Frankreich ab 1824, in England ab 1838. Preußen begann 1826 mit ersten Versuchen, fertigte die neuen Granaten (Kaliber 23 und 28) und entsprechenden Kanonen aber erst 1841 und zunächst für die Küstenartillerie22, die ihre Feuertaufe am 5. 4. 1849 erfolgreich bestand, als die dänische Gefion bei der Verteidigung von Eckernförde kampfunfähig geschossen (und anschließend erobert) und Christian VIII. vernichtet wurde23. Auch die Einsätze der russischen Artillerie im Krimkrieg bewiesen die Tauglichkeit der neuen Waffe am 30. 11. 1853 gegen die im Hafen von Sinope liegende türkische Flotte und ab Oktober 1854 bei der Verteidigung von Sewastopol gegen englische und französische Angreifer. (c) Im Gleichschritt mit der Entwicklung des gezogenen Rohrs wurde die Granate in den 50er Jahren des 19. Jh. vorne zugespitzt; man sprach jetzt auch von „Spitzgranaten“. Im Hinblick auf die zunehmende Panzerung der Schiffe wurde die Granatspitze speziell gehärtet. (d) Die Größe der Granate wurde nun nicht mehr nach deren Gewicht, sondern konsequent nach dem Durchmesser („Kaliber“) bezeichnet. Noch Anfang der 60er Jahre hielt man in Preußen das Kaliber 15 cm als genügend24, ein absolutes Minimum, wie sich bald herausstellte. (e) Das erste mit Ringkanonen ausgestattete, Granaten (Kaliber 21) verschießende Schiff in deutschen Diensten (Marine des Norddeutschen Bundes) war das 1864 in London vom Stapel gelaufene Turmschiff Arminius, das erste in Deutschland (1868) gebaute, Granaten aus Ringkanonen verschießende Schiff die Gedeckte Korvette Elisabeth. Spätere mit Kugeln feuernden Kanonen ausgestatte Schiffe waren nur noch das in England gekaufte 1857 vom Stapel gelaufene Artillerieschiff Renown und die 1869 in Danzig gebaute Brigg Undine. (f) Die größten Kaliber verschossen nicht die zuletzt gebauten Schiffe der Kaiser Friedrich III.- und der Wittelsbach-Klasse mit Kaliber 24 cm, und auch nicht die Panzerkorvetten, Panzerschiffe und Panzerfregatten (Kaliber 26 bzw. 28), sondern 21 Die erste solche Granate hatte ein Gewicht von 27 kg, einschließlich eines Spreng- und Brandsatzes von 2.5 kg. Die Kanone war vom Kaliber 22 cm, geschossen wurde auf 1200 m. 22 Schmalenbach S. 37. 23 Damals verschoss die Küstenartillerie auch in eigens konstruierten Öfen zum Glühen gebrachte Vollkugeln. 24 Schmalenbach S. 44.
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mit 30.5 cm die älteren Panzerkanonenboote der Wespe-Klasse (Geschütze in „Babette“). Die englische Flotte war der deutschen hierbei um etwa 3 cm überlegen25. (g) Das größte Kaliber von 45 cm bei den Torpedos wurde erreicht bei den Schiffen der Kaiser Friedrich III.-Klasse, der Wittelsbach-Klasse und zuvor schon bei den Panzerschiffen Kurfürst Friedrich Wilhelm, Brandenburg, Weißenburg und Wörth. (h) Nicht anders als die Kugel verfügte auch die Granate nicht über einen eigenen Antrieb, d. h. der ganze Schub entstand durch die Detonation des Pulvers im Rohr beim Abschuss, sodass die Geschwindigkeit des Geschosses während des Fluges abnahm und der Einfluss des Windes auf die Flugbahn deshalb stetig zunahm. Erst im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurden Raketen mit eigenem Antrieb entwickelt. (i) Um die Jahrhundertwende führten die größten Schiffe etwa 75 – 100 Granaten für schwere Geschütze mit, und zwischen 150 und 250 Granaten für die mittleren Geschütze (bis Kal. 17)26.
IV. Richten („Zielen“); Feuerleitung27 (a) Zunehmend durch Instrumente unterstützt, die eine genauere Entfernungsmessung28 und eine verlässliche Berechnung der bei zunehmender Distanz nötig werdenden höheren Elevation des Geschützrohrs erlaubten, erfolgte der Richtvorgang über das 19. Jh. hinaus auf Sicht über Kimme (am Bodenstück) und Korn (auf der Mündung), d. h. der Schütze konnte nur genau auf ein Ziel schießen, das er sah, weshalb ein Nachtgefecht praktisch ausgeschlossen war. Je stärker das Rohr mit der Lafette verbunden war, desto mehr bedurfte das Richten der Veränderung auch der Lafette. Bei frühen Ruderkanonenbooten des 19. Jahrhunderts war die Lafette mit dem Schiff fest verbunden, sodass das Richten nur durch eine Lageveränderung des Schiffes möglich war. (b) Auf kurze Schussdistanz, die in den Marinen bis weit ins 19. Jh. üblich war, hatte die exakte Ziel-Distanz-Bestimmung noch keine große Bedeutung, aber mit zunehmendem Kaliber und verbesserter Qualität von Rohr und Geschoss, die eine größere Schussdistanz erlaubten, wurde das Problem akut. Erschwerend war dabei, dass sich auf See, anders als bei der Feld- und Festungsartillerie, nicht nur das Ziel ständig bewegte, sondern auch die Kanone. Das in der Feldartillerie etwa seit Mitte des 17. Jh. verwendete und (zuerst) in der englischen Marine erst Ende der 50er Jahre des 19. Jh. definitiv eingeführte Aufsatzvisier29 brachte nur ungenügende ReLaverrenz, Kriegsflotte S. 173. Laverrenz, Kriegsflotte S. 185. 27 Es würde zu weit führen, die Einzelheiten der Entwicklung der Feuerleitung und des Schießverfahrens an dieser Stelle nachzuzeichnen. Es wird hiefür auf die sehr detaillierte Darstellung bei Schmalenbach S. 55 ff. verwiesen. 28 Siehe auch Anh. 10 Ziff. I. 10. 29 Foss S. 154 f. 25 26
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sultate. Eine erste Verbesserung30 brachte die von Oberstlt H. S. S. Watkins vorgeschlagene, von Prof. Barr weiterentwickelte und 1892 in der englischen Marine eingeführte Kombination eines Instrumentes zur Höhenwinkelmessung („Depression Rangefinder“) und zur Seitenwinkelmessung („Position Finder“). Aber noch stets lag die Fehlerquote viel zu hoch31. Eine nächste bedeutsame Verbesserung brachte ein stereo-optisches Messgerät von Zeiss (Jena), das nur das anvisierte Ziel scharf, die Umgebung dagegen unscharf zeigte und anhand der im Sehrohr ebenfalls sichtbaren Skala die Distanz erkennen ließ; die Schwierigkeit dieses Gerätes lag weniger in seiner Technik, als in der Unfähigkeit vieler Richtkanoniere, stereo-optisch zu sehen. Konsequenterweise wurde der Ausbildung der Kanoniere eine noch größere Bedeutung zugemessen. Immerhin erreichte die englische Schiffsartillerie 1899 beim alljährlichen Preisschießen im Mittelmeer eine Trefferquote von nunmehr 80%, während sie bei der US Navy in der Seeschlacht vor Manila im Mai 1898 nur gerade 2.5 % betragen hatte32. Auch in der Kaiserlichen Marine stiegen die Trefferprozente auch bei sich vergrößernden Schussentfernungen stetig an, wie „die Zusammenfassung der Schießergebnisse des seit 1900 ständig in Dienst gehaltenen I. Geschwaders zeigte …“33. (c) Vor der Einführung der elektrischen Rohrbewegung zunächst durch einen Dampfmotor, dann elektrisch, war das Richten der Kanone außerordentlich anstrengend. Für die Höhenrichtung (inkl. Laden) waren z. B. bei der Arminius 9 Mann erforderlich. Das Drehen der 30 t schweren Türme erfolgte unter Deck durch 4 Mann mittels Kurbeln; eine volle Umdrehung war in 2 – 3 Minuten möglich34.
V. Positionierung der Kanonen Herkömmlich wurden die Geschütze senkrecht zur Längsachse des Schiffes nebeneinander auf einem oder mehreren übereinanderliegenden Decks angeordnet. Gefeuert wurde die „Breitseite“, d. h. das Schiff musste so gewendet werden, dass seine Seite dem Feind zugewendet und damit auch in ganzer Länge gegenüber dem Feind exponiert war. Vereinzelt wurden Kanonen auch auf dem vordern oder hintern Oberdeck so aufgestellt, dass über Bug und Heck in Längsrichtung geschossen werden konnte. Beim „Glattdeck“-Schiff standen die Kanonen auf dem Oberdeck, beim „gedeckten“ Schiff auf einem oder mehreren unteren Geschützdecks. Etwa ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Kanonen dann in sog. Für das Folgende siehe Hogg / Batchelor S. 107 ff. Die Distanzabweichung wurde nach der Formel 4R5 gemessen, wobei R der Distanz zwischen Kanone und Ziel in 1000 yards entsprach; demzufolge betrug die Abweichung bei einer Schussdistanz von 5000 yards 4 x 5 x 5 yards, d. h. 100 yards (Hogg / Batchelor S. 108). 32 Hogg / Batchelor S. 110. 33 Schmalenbach S. 63. 34 Dudszus / Köpcke Bd. 2 S. 30. 30 31
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„Kasematten“ positioniert, d. h. in durch Panzerplatten geschützten Kammern, die das Schiff seitlich überragten. Das sog. „Turmschiff“35 plazierte die Kanonen dann in „Türmen“, d. h. Kammern, die das Schiff nicht seitlich, sondern das Oberdeck überragten, zunächst fest montiert, später drehbar. Dazu kamen – sobald die Schiffe von Takelage und Bugspriet befreit waren – Drehtürme, die auch über Bug oder Heck feuern konnten. Die Kasematte war organisch mit dem Schiff verbunden und gestatte ihrer Mannschaft mehr Bewegungsfreiheit, aber ihr Panzerschutz war weniger ausgiebig, und die Geschütze hatten einen eingeschränkten Bestreichungswinkel; der Geschützturm mit seiner kleinen Silhouette und dem ungünstigen Auftreffwinkel feindlicher Geschosse dagegen bot dem Geschütz und seiner Bedienungsmannschaft besseren Schutz, schloss aber die Geschützmannschaft fast gänzlich vom übrigen Schiff ab36.
VI. Anzahl der Kanonen (a) Bis ins 16. Jh. war es durchaus üblich, dass die Schiffe auf den Breitseiten mehr Geschützpforten als Geschütze hatten, was während des Kampfes u. U. zu einem aufwendigen Seitenwechsel von Geschützen führte37. Später wurde, sofern die vorhandenen Gelder die teure Anschaffung erlaubte, jede Pforte mit einem Geschütz bestückt. Seitenwechsel bedeutete dann den Wechsel nur der Geschützmannschaft, ohne die ohnehin nicht mehr bewegbaren Geschütze. (b) Hinsichtlich der Anzahl der größeren Kanonen waren die Schiffe der deutschen Flotten sehr unterschiedlich ausgestattet. Mit bloß 1 Kanone bewaffnet war die Frauenlob, mit 2 Kanonen der Großherzog v. Oldenburg; Bonin und Löwe verfügten über drei Geschütze, Nix, Salamander und Preußischer Adler über 4, Stralsund und Danzig über 10, Nymphe und Medusa über 16, Gazelle über 26 Geschütze. Am meisten Kanonen (36) trugen die Segelfregatten Thetis und Deutschland, gefolgt von den Schiffen der Kaiser Friedrich III.-Klasse und der Wittelsbach-Klasse mit 34 Kanonen. (c) Die höchste Zahl der Torpedorohre (6) wurden von den Panzerschiffen Brandenburg, Kurfürst Friedrich Wilhelm, Weißenburg, Wörth und den Einheiten der Wittelsbach-Klasse erreicht.
35 Die Idee, Geschütze in einem gepanzerten drehbaren Turm unterzubringen, wurde zu Beginn der 60er Jahre des 19. Jh. gleichzeitig vom schwedischen Ingenieur Ericsson, der für die Nordstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg den Monitor baute, und vom englischen Captain Coles entwickelt. Für Einzelheiten der Konstruktion vgl. Schmalenbach S. 40 f. Erste Beispiele in Deutschland waren der 1864 in England gebaute Arminius und, als erster Bau in Deutschland, die 1873 in Stettin vom Stapel gelaufene Panzerfregatte Preußen. 36 Laverrenz, Kriegsflotte S. 176 f. 37 Schmalenbach S. 31.
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C. Anhänge
VII. Wirkungsdistanz (a) Zunächst nur wenige hundert Meter betragend38 konnte die praktische Wirkungsdistanz sukzessiv massiv erhöht werden, u. a. durch eine durch die größere Festigkeit des Gussstahls möglich werdende Erhöhung der Pulvermenge und der Brisanz des Pulvers, einen festeren Verschluss, eine präzisere Bohrung des Geschützrohrs und dessen Züge. Im deutsch-dänischen Krieg von 1864 wurde das Feuer von Arcona39, Nymphe und Loreley auf etwa 300 m eröffnet, „eine für damalige Verhältnisse sehr große Entfernung“40, die lange Zeit als obere Grenze gesehen wurde. Paixhans’ erste Sprenggranaten wurden 1824 auf 1200 m verschossen. Das Feuergefecht zwischen Bouvet und KL v. Knorrs Meteor vor Havanna (1870) begann bei 2000 m41. 1888 ging man grundsätzlich davon aus, der Feuerkampf sei bei etwa 3000 m zu beginnen; gegen Ende des 19. Jh. betrug die Wirkungsdistanz der artilleriemächtigsten deutschen Schiffe bei der leichten Artillerie (5 cm und 8.8 cm) rund 7 – 10 km, bei der schweren Artillerie (Kaliber 17 und 28 cm) zwischen 15 und 20 km42. Die Wirkungsdistanz war daher stets geringer als (bei gutem Wetter) die Sichtweite, was gleichzeitig bedeutete, dass die Erdkrümmung damals den Feuerkampf der Schiffsartillerie noch nicht beeinträchtigte – ein Schießen über den Horizont hinaus war (auch weil man das Ziel nicht erkennen und dementsprechend nicht zielen konnte) noch nicht möglich. (b) Die Torpedos hatten bei der allgemeinen Einführung dieser Waffe eine Schussdistanz von rund 400 m; bis im Winter 1915 / 16 konnte sie gesteigert werden auf rund 12 km43.
VIII. Kadenz; Geschossmenge (a) Die Kadenz war beim Vorderlader wegen der vielen manuellen Vorgänge gering. Die Einführung des Hinterladers und verschiedener Hilfswerkzeuge beim Ladevorgang sowie der präziseren und schnelleren Übermittlung der Richtdaten ermöglichte eine Steigerung der Kadenz bis Ende des 19. Jahrhunderts auf 1 Schuss pro Minute beim Kaliber 30.5 cm, jedoch auf 3 Schuss beim Kaliber 24 cm44. Mit der 12.5 cm Schnellladekanone konnten 12 Schüsse pro Minute abgefeuert werden, mit der 3.7 cm Revolverkanone gar 25 – 30 Schuss pro Minute. Die Kaiser Karl der 38 39 40 41 42 43 44
Schmalenbach S. 25 ff. Kdt KzS E. v. Jachmann, vgl. Gadow S. 33. v. Manthey S. 77. v. Manthey S. 102. Laverrenz, Kriegsflotte S. 177, 195. Tirpitz S. 32. Uhle-Wettler S. 215.
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Große konnte, wie eine französische Studie aus dem Jahr 1905 festhielt, in der Minute 4244 kg Stahl abschießen, während das französische Vergleichsschiff Charlemagne nur etwas mehr als die Hälfte abliefern konnte45.
IX. Pulver Das ursprünglich verwendete Schießpulver hatte den großen Nachteil, dass das Rohr nach jedem Schuss ausgewischt werden musste, damit nicht durch noch glühende Reste das für den nächsten Schuss eingebrachte Pulver zu früh entzündet wurde, und um den Flug des nächsten Schusses nicht zu beeinträchtigen. Sollte die Kadenz erhöht werden, musste ein rückstandfreies Pulver gefunden werden. Die nach Versuchen in Preußen ab 1854 verwendete Schießwolle verursachte eine derartige Rauchmenge, „dass in kurzer Zeit außer bei günstiger Windrichtung rundum nichts zu erkennen war“46, weshalb sie trotz Vorteilen nicht in Betracht kam. Überdies verlangte auch die Einführung gezogener Rohre mit Hinterladung eine Verbesserung des Pulvers. Diese wurde zunächst in Form des 1868 in Russland entwickelten langsamer brennenden und deshalb die Länge des Geschützrohr besser ausnützenden prismatischen Pulvers an Stelle des damals üblichen mehlförmigen Pulvers gefunden. Frankreich entwickelte 1886 das erste chemische Pulver („Poudre B“)47. Deutschland folgte drei Jahre später mit dem „Pulver C / 89“, einem Gemisch aus Schießwolle und Nitroglycerin auf der Basis einer Erfindung (1884) von Max W. Duttenhofer (1843 – 1903). „Dieses Pulver, rauchschwach, mit gleichmäßiger Verbrennung, relativ großer Leistung und einer weniger ruckartigen Beanspruchung der Lafette erfüllte einen Teil der Forderungen, die die Schiffsartilleristen an ein zu entwickelndes schnell feuerndes Geschütz stellten“48; vor allem beim Abschuss von Torpedos, der sonst „in wenigen Minuten den Kampfplatz in einen dicken weißen Nebel hüllte, der das Schiff nahezu blind machte“49, erwies sich die Rauchschwäche des neuen Pulvers als sehr günstig. Nur beim Salutschießen kam noch das alte Pulver zur Anwendung, da es billiger war und der Rauch ein Teil des martialischen Zeremoniells war.
X. Munitionskammern und -aufzüge In den Neubauten gegen das Ende des 19. Jh. lagen die Munitionskammern so tief wie möglich, gleich unterhalb der Geschütze. „Im Falle der Gefahr kann jede 45 46 47 48 49
Laverrenz, Kriegsflotte S. 175. Schmalenbach S. 52. Erfunden durch Paul Vieille (1854 – 1934). Schmalenbach S. 52. Laverrenz, Kriegsflotte S. 182 f.
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einzelne Munitionskammer sofort unter Wasser gesetzt werden“50. Die Munition wurde mittels maschinell betriebener, durch Panzer geschützter Aufzüge aus der Munitionskammer zum Schuss gefahren.
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Laverrenz, Kriegsflotte S. 119.
Anhang 12: Hydrographisches Büro – Hydrographisches Amt – Nautische Abteilung Erste deutsche Seevermessungen wurden zwar schon in den Jahren 1833 – 1838 für „Preußens Seeatlas“1 und für den „Seeatlas der Jade-, Weser- und Elbmündungen“ (1858 / 59)2 vorgenommen, aber sie blieben Rudimente und waren nicht sehr zuverlässig; andere Meere waren – sieht man ab von den großmaßstäblichen Übersichtskarten – nicht oder nur ungenügend kartographiert. Aus Kostengründen, Mangel an Interesse und weil keine nennenswerte deutsche Kriegsmarine bestand, wurden in Preußen und andern seeanstoßenden deutschen Staaten die nautischtechnischen Anliegen nur wenig beachtet. Um diesem Mangel abzuhelfen, wurde – schon vor Jahren vom Kartographen Prof. Heinrich Berghaus angeregt3 – durch ACO am 25. 9. 1861 im Rahmen des Dezernates für Ausrüstung im preußischen Marineministerium das Hydrographische Büro mit LzS Lehmann4 als erstem Chef 5 und drei Mitarbeitern eingerichtet, deren Aufgabe – präzisiert durch eine „Geschäftsinstruktion“ vom 17. 1. 18636 – hauptsächlich darin bestand, die Seekarten anhand von Meldungen aus Zeitungen und des Auswärtigen Amtes zu korrigieren und in den „Nachrichten für Seefahrer“ („NfS“) zusammenzufassen. Diese Nachrichten – die markant an Bedeutung gewonnen hatten, seit zusätzliche Küsten nach dem Krieg von 1866 preußisch geworden waren – wurden bis 1869 in der besonderen Form der „Hydrographischen Nachrichten“ innerhalb der Marine verbreitet und der für die Handelsschiffahrt wichtige Teil der Informationen regelmäßig in der „Hamburger Börsenhalle“ und in der Stettiner „Ostsee-Zeitung“ bekanntgemacht. Vom 1. Juli 1870 an erschienen die NfS als Beiblatt zu den „Hydrographischen Mitteilungen“. Seit 1883 wurden die NfS wöchentlich als selbständige Veröffentlichung gedruckt7.
1
1841 – 1843, 2 Segel- und 20 Küstenkarten, vgl. Deutsches Hydrographisches Institut
S. 4. Deutsches Hydrographisches Institut S. 9. Deutsches Hydrographisches Institut S. 4. 4 Deutsches Hydrographisches Institut S. 8. 5 Die Jubiläumsschrift Deutsches Hydrographisches Institut (S. 8) nennt als seine nächsten Nachfolger LzS Olberg (1863 – 1865); KL Krausnick (1865 – 1867); KL v. Eisendecher (der als LzS schon vom 9. 9. 1866 bis 8. 5. 1867 nach Berlin kommandiert war zur Bearbeitung eines Systems von Küstensignalen); KL Stenzel; KK v. Reibnitz und KK v. Grapow (1871 – 1872). Eisendecher und Stenzel werden bei Hildebrand / Henriot zwar als für das Hydrographische Büro tätig, aber nicht als dessen Vorstand geführt. 6 Deutsches Hydrographisches Institut S. 10. 2 3
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C. Anhänge
Überdies wurden seit 1867 „Segelanweisungen“ publiziert, seit 1878 als geschlossene „Seehandbücher“, ab 1885 auch für auswärtige Gewässer. Als wichtige Ergänzung der Seekarten und Seehandbücher wurde erstmals 1870 das „Verzeichnis der Leuchtfeuer an der deutschen Nordsee-Küste“, 1871 das „Verzeichnis der Seeleuchten“ und 1873 das dreibändige „Verzeichnis der Leuchtfeuer aller Meere“ publiziert. Schließlich wurden 1878 die vom Hydrographischen Büro gesammelten Erkenntnisse im „Handbuch der Navigation“8 und in einer Gezeitentafel für die Nordsee (1879) bzw. für alle europäischen Küsten (1880) zusammengefasst; die bisher 14 täglich erschienenen „Hydrographischen Mitteilungen“ wurden ab März 1875 ersetzt durch die nur noch monatlich, aber in erweitertem Umfang publizierten „Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie“. Die Kartographie der Nord- und Ostsee wurde 1882 abgeschlossen. Am 1. 4. 1883 übernahm das Hydrographische Amt 9 vom Reichsinnenministerium die Verantwortung für die Seezeichen10 in heimatlichen Gewässern. „Bis 1882 waren die notwendigsten deutschen Seekarten der Ostsee mit dem Sund, den Belten, der Nordsee sowie eine Übersichtskarte des Englischen Kanals – im ganzen 44 Seekarten – erschienen. Bis 1899 waren seit der Gründung des Seekartenwerkes insgesamt 220 Seekarten veröffentlicht worden. Hievon waren jedoch im Laufe der Jahre 82 Seekarten veraltet oder durch neue ersetzt worden, so dass 1899 tatsächlich 138 deutsche Seekarten im Gebrauch waren …“11. Neben dieser staatlichen preußischen Institution gab es die auf Anregung des nach längerer erfolgreicher Tätigkeit als Nautiker und Erdmagnetiker aus Australien zurückgekehrten Prof. Dr. Georg Balthasar Ritter v. Neumayer12 am 1. 1. 1868 vom Mathematiker und Ozeanographen Wilhelm Ihno Adolf v. Freeden13 mit Unterstützung von Bremer und Hamburger Reedern in Hamburg gegründete private „Norddeutsche Seewarte“, die sich zum Ziel setzte, auf der Grundlage meteorologischer und ozeanographischer Meldungen durch die Handelschiffe deren Sicherheit zu erhöhen, die Seewege zu verkürzen und damit die Schifffahrt von unnötigen Kosten zu entlasten14. Dieses private Institut – es erhielt allerdings ab 1870 Subventionen Deutsches Hydrographisches Institut S. 10. Verfasser war KL Paul Hoffmann (siehe dazu Gutzwiller Ziff. 5). 9 Seit 1879 so umbenannt. 10 „Seezeichen sind in oder an den Meeren, Seen und Flüssen angebrachte Zeichen, die das Fahrwasser kenntlich machen sollen“, Neudeck / Schröder S. 194. Siehe zum ganzen Thema das Werk von Wiedemann (Bibliographie). 11 Deutsches Hydrographisches Institut S. 5. 12 1826 – 1909. Studium der Ingenieurwissenschaften in München; 1859 – 1864 Direktor des von ihm gegründeten Flagstaff Observatory in Melbourne. 13 1822 – 1894. Studium der Mathematik, Naturwissenschaften und neueren Sprachen in Bonn und Göttingen. 1856 – 1867 Rektor der neu gegründeten Grossherzoglich Oldenburgischen Navigationsschule in Elsfleth. 1871 – 1876 Reichstagsabgeordneter (Nationalliberale Partei). Zuletzt Herausgeber der „Hansa“. 14 Erste solche Überlegungen hatte der US Marineleutnant Mathew Fontaine angestellt, der seit 1841 Naturbeobachtungen systematisch sammelte und statistisch auswertete, die er ab 1845 in Wind- und Strömungskarten der Meere publizierte. 7 8
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aus dem Etat des Reiches – wurde 1875 von Freeden an das Reich verkauft, in die am 9. 1. 1875 per Reichsgesetz gegründete „Deutsche Seewarte“15 eingegliedert und dem Hydrographischen Büro unterstellt, mit Prof. v. Neumayer ab 13. 1. 1876 als erstem Direktor. Am 14. 9. 1881 wurde der Neubau der Seewarte eröffnet16. Die Seewarte publizierte auch das 1850 vom Astronomen Carl Bremiker17 begründete „Nautische Jahrbuch (Ephemeriden von Sonne, Mond, Planeten und Navigationssternen für die astronomische Navigation)“. Kaum angetreten (1. 1. 1872) unterstellte sich der erste selber stark naturwissenschaftlich interessierte Chef der neu geschaffenen Kaiserlichen Admiralität, Generalleutnant v. Stosch, das hydrographische Büro direkt, ernannte am 27. 2. 1872 den Dezernenten in der Admiralität KK v. Knorr18 zum Chef des Büros und erweiterte seinen Aufgabenbereich durch Weisung vom 15. 5. 1872 beträchtlich19: Es sollte in Zukunft für die Kriegs- und die Handelsmarine20 alle zur Schifffahrt notwendigen oder nützlichen Kenntnisse sammeln und den Betroffenen zugänglich machen, insbesondere Seevermessungen (die schon 1873 für die Nord- und Ostsee und die einmündenden Flüsse in Angriff genommen worden waren21), die Anfertigung präziser Seekarten22, Kontrolle der Seezeichen23, Auf- und Ausbau des Lotsenwesens, Beurteilung von Schifffahrtsrouten, Ausbau des Wetterdienstes. Zur weiteren Vertiefung dieser wissenschaftlichen Tätigkeit ließ Stosch 1874 in Wilhelmshaven ein 1878 eingeweihtes Marineobservatorium errichten24. Erster Leiter wurde Prof. Carl Nicolai Jensen Börgen25. Weitere solche Observatorien folgten 15 Die Seewarte hatte die Aufgabe, „die Kenntnisse der Naturverhältnisse des Meeres, soweit sie für die Schifffahrt von Interesse sind, sowie die Kenntnisse der Witterungserscheinungen an den deutschen Küsten zu fördern und zur Sicherung und Erleichterung des Schifffahrtsverkehrs zu verwerthen“ (§ 1 des Gesetzes vom 9. 1. 1875, Reichsgesetzblatt 1875 No. 2, abgedruckt bei Knirim S. 38). 16 Hünemörder S. 183. 17 1804 – 1877, Entdecker des Kometen C / 1840 U1. 18 Vorstand des Büros bis 30. 9. 1874. Bevor KzS v. Schleinitz am 13. 5. 1876 Vorstand wurde, führte KK Max Jung das Büro interim. 19 Laverrenz, Kriegsflotte S. 53. 20 Man erkennt hier schon den Ansatz von Stoschs (gescheitertem) Versuch (1874), für die Kriegs- und Handelsmarine eine gemeinsame Ober-Seebehörde zu schaffen. 21 Diese Vermessungen wurden zunächst durch Schiffe vorgenommen, „die gerade zur Verfügung standen, aber nicht für diesen Zweck gebaut oder umgebaut waren. Erst vom Jahre 1884 an stellte die Marine Spezialvermessungsschiffe in Dienst“ (Deutsches Hydrographisches Institut S. 9). 22 Leitende Kartographen bis zum Ende des 19. Jh. waren A. Welke von 1875 – 1888, Emil Meyer von 1888 – 1899 und ab 1899 Ludwig Schmidt (Deutsches Hydrographisches Institut S. 7). 23 Siehe dazu die Darstellungen „Deutsches Betonnungssystem“ (S. 11 f.) und „Leuchttürme und Feuerschiffe“ (S. 12 f.) im Werk von Habenicht (Bibliographie). 24 Vgl. dazu das Werk „75 Jahre Marinewerft Wilhelmshaven 1856 – 1931“ (Bibliographie) S. 96 ff.
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1883 in Kiel und 1903 in Tsingtau. Das Observatorium arbeitete in den vier Teilbereichen Erdmagnetismus (Untersuchungen über den Magnetismus eiserner Schiffe und über die Auswirkungen elektrischer Bordanlagen), Hydrographie (Gezeitenvorausberechnungen, Publikation von „Gezeiten-Tafeln“), Meteorologie und Zeitmessung. „Bis 1914 verließ kein Vermessungsschiff die Heimat, ohne dass Besprechungen mit dem Observatorium stattgefunden hätten, und insbesondere die magnetischen Instrumente geprüft worden wären“26. Im Zeitalter der Segelschifffahrt waren Magnetkompass, Sextant, Schiffschronometer, Logge, Handlot oder mechanische Lotmaschine, Barometer, Thermometer und die persönliche Uhr die maßgeblichen Bordinstrumente. Bei deren Überprüfung zeigte sich, dass einige davon den neuen, gestiegenen Anforderungen nicht mehr genügten. Insbesondere musste, um nur das vielleicht wichtigste Instrument zu nennen, der bisherige Magnetkompass wegen des Überganges vom Holz- zum Eisenschiff durch ein tauglicheres Instrument ersetzt, und auch die Schiffschronometer mussten verbessert werden. Um die Unabhängigkeit von ausländischen Lieferanten zu fördern, ermunterte v. Stosch die einheimische Präzisionsindustrie zu hohen Anstrengungen, die sich bald bezahlt machten. Das Hydrographische Büro / Amt war damit beauftragt, die Tauglichkeit der Instrumente laufend zu prüfen und zu verbessern, und war für deren Beschaffung zuständig. Für die zivile Schifffahrt wurde die Aufgabe 1875 der Deutschen Seewarte übertragen, die „auch für eine zweckmäßige Aufstellung der Magnetkompasse an Bord eiserner Schiffe“ verantwortlich war27. Das Hydrographische Büro / Amt bearbeitete aber nicht nur die praktischen Belange der Seeschifffahrt; es stellte sich auch in den Dienst der Wissenschaft, insbesondere der Ozeanographie. Die erste große Unternehmung in diesem Bereich war die vom Leiter der Deutschen Seewarte, Prof. v. Neumayer, angeregte Weltumsegelung vom 21. 6. 1874 bis 28. 4. 187628 der Gedeckten Korvette Gazelle unter dem Kommando von KzS v. Schleinitz29, die auf einer Fahrt von rund 30.000 sm (wovon 25 1843 – 1909. Studium der Astronomie in Kopenhagen, Kiel und Göttingen. Börgen nahm an der Zweiten Deutschen Nordpolarfahrt 1869 / 70 nach Ostgrönland teil und war 1874 auf der Gazelle unter deren Kdt KzS v. Schleinitz Leiter der Expedition der Universitäten Berlin, Göttingen und Leipzig zur Beobachtung des Venus-Durchgangs auf der französischen Kerguelen-Inselgruppe im südlichen Indischen Ozean. 26 Deutsches Hydrographisches Institut S. 15. 27 Deutsches Hydrographisches Institut S. 11. 28 Vorausgegangen war die 1872 begonnene Forschungsreise der englischen Challenger [George Naves (1831 – 1915) und Charles Wyville Thomson (1830 – 1882)], die im Pazifik die systematische Tiefseeforschung begründete. 1875 maß sie im Marianengraben mit 8.164 m die bislang tiefste Tiefe. 29 Nach Beendigung seiner Marinetätigkeit war v. Schleinitz vom 10. 6. 1886 – 31. 5. 1888 Landeshauptmann in Neu-Guinea; am 3. 8. 1906 wurde ihm in Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen anlässlich der Fahrt der Gazelle die Ehrendoktorwürde der Universität Greifswald aus Anlass ihrer 450-Jahr-Feier verliehen. Vom 11. 12. 1859 – 5. 10. 1862 hatte Schleinitz als LzS auf der im Geschwader mit Thetis, Frauenlob und dem für diese Fahrt gekauften Transportschiff Elbe segelnden Gedeckten Korvette Arcona als Wachoffizier, teilzeit-
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rund 20.000 sm nur unter Segeln) eine große Zahl bahnbrechender Messungen30 vornahm und eine ungeahnte Fülle wissenschaftlicher Erkenntnisse aus fast allen Bereichen der Ozeanographie nach Hause brachte, am 9. 12. 1874 aber auch den Venus-Durchgang31 auf den Kerguelen Inseln beobachtete – allerdings bei einer Besatzung von 380 Mann auch 16 Tote zu beklagen hatte32, was zeigt, wie gefährlich die Tätigkeit des Seemanns auch ohne kriegerische Ereignisse war. Weitere wissenschaftliche Expeditionen bis zum Ende des 19. Jh. führten 1882 / 83 aus Anlass des Internationalen Polarjahres in den Kingua-Fjord / South Georgia33 und 1898 / 99 in den Atlantik, den Indischen Ozean und das südliche Eismeer34. Diese umfangreiche wissenschaftliche Tätigkeit bedingte innert knapp 10 Jahren einen Ausbau des Mitarbeiterbestandes von 3 auf rund 100 Mann, und schloss während der jeweiligen Wintermonate mehrere zur Arbeit im Büro abkommandierte Seeoffiziere ein. Um das Büro den erweiterten Aufgaben und dem gestiegenen Ansehen entsprechend auch international mit vergleichbaren Institutionen zu positionieren, wurde das seit dem 13. 5. 1876 nach Abschluss seiner Weltumsegelung unter der Leitung von KzS v. Schleinitz stehende Büro noch unter v. Stosch durch ACO am 16. 12. 1879 umbenannt und firmierte jetzt als „Hydrographisches Amt“. Seine Nachfolger als Vorstand bis zum Jahrhundertende waren KAdm C. H. Th. Paschen35, KzS / KAdm v. Hollen36, KzS / KAdm Paul Hoffmann37, KzS v. Prittwitz38, KAdm Plüddemann39, KzS v. Baudissin40, KzS v. Frantzius41 und KzS G. Schmidt42. Am 8. 5. 1893 wurde das Hydrographische Amt – nunmehr dem RMA unterstellt – erneut vergrößert und zur Nautischen Abteilung aufgewertet43. Die Aufwerlich auch als Flaggleutnant des Geschwaderchefs und Kdt der Arcona, Kommodore KzS Sundewall, an der Expedition nach Japan, China und Siam teilgenommen. 30 Darunter 132 Tiefseelotungen und 182 Tiefseeströmungsmessungen. 31 Die Vermessung des Venustransits diente der Bestimmung der Distanz der Erde zur Sonne. – Für mehr als 100 Jahre letzter Durchgang am 6. 6. 2012. 32 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 2 S. 131. 33 U.a. Kreuzerfregatte Moltke (Kdt KzS Pirner) und Kreuzerkorvette Marie (Kdt KK Krokisius). 34 Ohne Teilnahme deutscher Kriegsschiffe. 35 Vorstand des Amtes vom 17. 2. 1886 – 5. 4. 1886 (interim.) und vom 5. 4. 1886 – 27. 1. 1889. 36 Vorstand vom 12. 3. 1889 – 7. 6. 1891. 37 Vorstand vom 8. 6. 1891 – 7. 5. 1893 des Amtes, vom 8. 5. 1893 – 13. 10. 1894 der umbenannten „Nautischen Abteilung“. 38 Vorstand vom 14. 10. 1894 – 14. 9. 1896. 39 Vorstand vom 15. 9. 1896 – 15. 6. 1897. 40 Vorstand vom 30. 9. 1897 – 19. 11. 1898. 41 Vorstand vom 20. 11. 1898 – 25. 9. 1900. 42 Vorstand vom 26. 9. 1900 – 3. 2. 1903.
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tung zeigt sich auch daran, dass das frühere Hydrographische Büro von einem LzS, KL oder KK, das Hydrographische Amt und die Nautische Abteilung jedoch von einem KzS oder KAdm geleitet wurden.
43 Zur Namensänderung vgl. Paul Hoffmann, zit. Bei Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 7 S. 112 oben. Spätere Bezeichnungen waren 1908 Nautisches Departement des RMA, 1919 Nautische Abteilung der Marineleitung, 1935 Nautische Abteilung im Oberkommando der Kriegsmarine, 1939 Amtsgruppe Nautik im Marinekommandoamt, 1941 Amtsgruppe Nautik der Seekriegsleitung, 1946 Deutsches Hydrographisches Institut.
Anhang 13: Danzig – Kiel – Wilhelmshaven. Marinestationen der Ostsee und der Nordsee. Marineinspektionen. Königliche / Kaiserliche Werften I. Danzig1 Von den für die deutschen Flotten im 19. Jh. bedeutungsvollen einheimischen Standorten war Danzig der älteste und wichtigste; Wilhelmshaven wurde ab Ende 1854 neu geschaffen, Kiel erst 1864 deutsch. Danzig wurde Ende des 10. Jh. unter dem Namen Gyddanicz erstmals erwähnt, war seit Anfang des 13. Jh. Hauptstadt des Herzogtums Pommerellen, und geriet 1308 unter die Hoheit des Deutschen Ordens. Eine erste Blüte erlebte die Stadt im Rahmen der Hansa, die in wechselnder Zusammensetzung unter besonderem Gewicht der Städte Lübeck, Greifswald, Hamburg, Rostock, Stralsund und Wismar den Handel zwischen Westeuropa und Osteuropa vermittelte und damit reich wurde; Danzig wurde dabei zu einem der wichtigsten Handelsplätze des ausgehenden Mittelalters. Nach dem Zerfall der Hansa unterstellte sich Danzig als freie Stadt dem König von Polen, der sich seit dem 2. Thorner Frieden 1466 die Hoheit über ganz Westpreußen sicherte. Trotz der Bindung an den katholischen König von Polen trat Danzig bald zum reformierten Glauben über. Im Rahmen seiner wechselvollen kriegerischen Geschichte wurde Danzig 1734 vorübergehend russisch, 1793 aber wieder preußisch, unterbrochen von der französischen Herrschaft von 1807 bis 1814. Ursprünglich durch einen massiven Festungsgürtel gesichert liegt Danzig 5 km von der Ostsee entfernt, unweit der Einmündung der vereinigten Flüsse Mottlau und Radaune in die Tote Weichsel. Die Mottlau, die Speicherinsel umspülend, trennt die linksufrige Altstadt, Rechtstadt und Vorstadt von den rechtsufrigen neueren Stadtteilen Langgarten und Niederstadt. Glanzpunkt der Rechtstadt waren der Langemarkt und die Langgasse mit stattlichen Giebelhäusern zumeist aus dem 16. – 18. Jh., dem Uphagen Haus mit seinem noch Anfang des 20. Jh. gut erhaltenen Rokoko-Interieur und dem nach einem Brand 1559 – 1561 im Stil der niederländischen Renaissance wieder auf- und umgebauten Rathaus mit seinem 82 m hohen schlanken Turm. Weitere bemerkenswerte Baudenkmäler waren der sog. Artushof, auch Junkerhof genannt, seit 1742 die Getreidebörse beherbergend, das im spätgotischen ehemaligen Franziskanerkloster untergebrachte Stadtmuseum mit kunstgewerblichem Teil und bedeutender Holzschnitzerei-, Porzellan- und Gemäldesammlung,
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Baedecker, Nordost-Deutschland S. 145 ff.
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die 1343 gegründete Marienkirche und die Frauengasse, die den baulichen Charakter des alten Danzig noch zu Beginn des 20. Jh. treu bewahrt hatte. 1871 mit 90.000, 1914 bereits mit doppelt so vielen Einwohnern, war Danzig Sitz des Oberpräsidenten der Provinz Westpreußen, einer Technischen Hochschule mit (1914) rund 1000 Studenten, hatte 2 Theater, mehrere große Hotels2, eine elektrische Straßenbahn, war Ausgangspunkt vieler Dampfschiffverbindungen für den Güter- und Personenverkehr und gab dem Likör „Goldwasser“ seinen Namen. Danzig war auch Sitz des Generalkommandos des XVII. Armeekorps und vor allem auch der Standort des ursprünglich wichtigsten deutschen Ostsee-Kriegshafens, der Marinestation der Ostsee und der Königlichen / Kaiserlichen Werft und der Schichauwerft, beide im Norden der Stadt. Von den 160 bis Ende des 19. Jh. in Deutschland vom Stapel gelaufenen größeren Kriegsschiffen (Anh. 7) wurden 48 (d. h. rund ein Drittel) in Danzig gebaut. Angesichts der großen Bedeutung der Werft mag erstaunen, wie häufig und kurzfristig die Leitung gewechselt, und wie oft die Position des Oberwerftdirektors (OWD) nur interimistisch besetzt wurde. (Liste der OWD bis Ende des 19. Jh. in Anh. 3 Ziff. II. 9.). Bis zu ihrer Verlegung nach Kiel (März bis Juni 1865) war die Marinestation der Ostsee in Danzig zu Hause, auch hier mit erstaunlich häufigen Wechseln und Interimsbesetzungen, geführt zuerst von KzS J. O. Donner und zuletzt – und als erstem Stationschef in Kiel – von KzS / KAdm E. v. Jachmann. (Liste der Danziger Stationschefs in Anh. 3 Ziff. II. 7. a)).
II. Kiel3 Durch den Wiener Frieden vom 30. 10. 1864 wurden die Herzogtümer Schleswig und Holstein aus dem Königreich Dänemark herausgelöst4; im Prager Frieden vom 23. 8. 1866 verzichtete der österreichische Kaiser auf die ihm dort noch zustehenden alten Rechte, sodass die Herzogtümer nunmehr preußisch wurden, was König Wilhelm I. im Besitzergreifungspatent vom 12. 1. 1867 bekräftigte5. Die primäre Provinzialbehörde residierte zwar in Schleswig, einer „stillen Provinzialstadt“6, aber der erste preußische Oberpräsident Carl Freiherr von Scheel-Plessen, vorher langjähriger dänischer Oberbeamter, nahm Sitz im Kieler Schloss, ehedem Sitz der Herzöge von Holstein-Gottorp. Aus der „idyllischen holsteinischen LandVor allem der „Danziger Hof“, der „Reichshof“, das „Carlton“ und das „Continental“. Baedecker, Nordost-Deutschland S. 65 ff.; sehr anschaulich und detailliert v. Henk S. 83 ff. 4 Einen guten, wenn auch sehr knappen Überblick über die komplexe politisch-dynastische Geschichte der Herzogtümer gibt das Werk Köblers (s. Bibliographie), S. 555 ff. 5 Abgedruckt bei Jensen S. 11. 6 Baedecker, Nordost-Deutschland S. 72. 2 3
Anhang 13: Danzig – Kiel – Wilhelmshaven
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stadt“7 am Südende der 17 km langen Kieler Förde mit einem sog. „Meeresbuchthafen“8, deren Wahrzeichen das Schloss, die 1665 gestiftete Universität (damals wie heute die einzige in Schleswig-Holstein) und die aus dem 14. Jh. stammende Nikolai-Kirche waren, wurde nun nach der am 24. 3. 1865 vom König befohlenen Verlegung der Marinestation der Ostsee aus Danzig ins deutsch gewordene Kiel, und nochmals kräftig angeschoben durch den Sieg gegen Frankreich, die Kaiserkrönung am 18. 1. 1871, die Wohnsitznahme Prinz Heinrichs am 29. 9. 1887 und schließlich die Flottengesetze von 1898 und 1900, eine Industriestadt. Die massiven Aushubarbeiten und Erdverschiebungen beim Bau des Kriegshafens, der neuen Werften und der für Heer und Marine sonst erforderlichen andern Bauten, nicht zu vergessen die Großbaustelle des Nord-Ostsee-Kanals mit Schleusen und Brücken, sprengten alle bisherigen Dimensionen und veränderten das Landschafts- und Stadtbild beträchtlich und auf Dauer. Auch die nicht militärische Bautätigkeit war enorm: 1868 wurde das neue Posthauptgebäude fertig gestellt, 1876 das neue Universitätsgebäude, 1878 das Tharnow-Museum9 und das Justizgebäude, 1884 die Universitätsbibliothek, 1894 das Gebäude des Oberlandesgerichts und 1899 der neue Hauptbahnhof. Und um die Stadt legten sich wie ein Kranz die mehrstöckigen Wohnbauten zur Aufnahme der vielen neuen Einwohner. In jener Zeit hinterließ der auch im übrigen Deutschland durch den Sieg gegen Frankreich ausgelöste Denkmal-Kult seine bleibenden Spuren: monumentale Denkmäler für Kaiser Wilhelm I., Reichskanzler Bismarck und Herzog Friedrich VIII. (Vater der Kaiserin) wurden aufgestellt. Internationalen Glanz und Ruhm erwarb sich Kiel durch die jeweils im letzten Drittel des Monats Juni in Anwesenheit des Kaisers durchgeführten Segelregatten („Kieler Woche“). Die rasante militärische und zivile Bautätigkeit hatte ein schnelles Anwachsen der Bevölkerung zur Folge. 1864 zählte die Stadt rund 24.000 Einwohner, 1871 beinahe 33.000, um 1900 war die Schwelle zu den ersten 100.000 überschritten, und beim Ausbruch des 1. Weltkrieges wurden bereits 220.000 Seelen gezählt. Ebenso schnell veränderte sich das Verhältnis von einheimischen und zugezogenen Bürgern: Waren bis 1885 rund 6.000 Personen vor allem aus Preußen zugezogen, kletterte die Zahl bis zur Jahrhundertschwelle auf rund 40.000, womit „der Faden traditioneller Zusammengehörigkeit in der Einwohnerschaft begreiflicherweise durchschnitten worden“ ist10. Kiel war seit 1865 auch Sitz der Marinestation der Ostsee, der alle „sich im Stationsbezirk aufhaltenden Marinebehörden und Marineteile“ unterstanden11, aber Jensen S. 9. Lohmann / Dannmeyer / Lauritzen S. 207. 9 Vor allem Holzschnitzwerke aus dem 16. / 17. Jh. und kunstgewerbliche Erzeugnisse vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 10 Jensen S. 20. 11 ACO vom 14. 3. 1899. 7 8
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nicht die Kaiserliche Werft, die dem Reichsmarineamt (RMA) unterstand12. Der Zuständigkeitsbereich der Marinestation der Ostsee umfasste territorial die ganze Ostsee bis zur Linie Skagen-Gothenburg als westlicher Begrenzung, und alle angrenzenden deutschen Küsten. (Liste der Kieler Stationschefs bis zum Ende des 19. Jh. in Anh. 3 Ziff. II. 7. b)). Dem Chef der Marinestation der Ostsee unterstand die I. Marineinspektion. Deren Vorstand („Inspekteur“), nach den Anfangsjahren i. d. R. ein Seeoffizier im Range eines KAdm, war verantwortlich für die Ausbildung der Matrosen-, Werftund Reservedivisionen; ihm unterstanden auch die Wacht- und Heizerschulschiffe. Inspekteure bis zum Jahrhundertwechsel waren zunächst KAdm v. Blanc, zuletzt KAdm Fritze (Liste in Anh. 3 Ziff. II. 8.). Die Organisation der Königlichen / Kaiserlichen Werft unter der Leitung eines Oberwerftdirektors sah eine Gliederung in 10 Ressorts vor, wovon 3 seemännischmaritime (Zentralressort, Ausrüstung, Navigation), 2 militärisch-technische (Artillerie, Torpedowesen) und 5 technische (Schiffbau, Maschinenbau, Hafenbau, Strombau, Verwaltung). Mit dem Aufbau der Königlichen Werft in Kiel wurde KzS Klatt beauftragt. (Liste der OWD bis Ende des 19. Jh. in Anh. 3 Ziff. II. 10.). Die Organisation der Kieler Königlichen / Kaiserlichen Werft entsprach jener in Wilhelmshaven; es darf darauf verwiesen werden. Von den 160 bis Ende 1900 in Deutschland vom Stapel gelaufenen größeren Kriegsschiffen stammen 25 (d. h. rund ein Sechstel) aus Kiel. Die Produktion ist in Kiel relativ langsam in Gang gekommen: in den 70er Jahren wurden nur 4 weitere Einheiten13 gebaut, eine weniger als in Wilhelmshaven14, wo doch insgesamt rund 50% weniger Schiffe gebaut wurden. Außer der Kaiserlichen Werft war Kiel auch der Standort der Krupp’schen Germaniawerft, um die Jahrhundertwende „die großartigste und modernste Schiffbauanstalt der Erde“15. Nach langer Fahrt wieder in Kiel anzukommen, schildert B. v. Werner16 als wesentlicher angenehmer, als die Rückkehr nach Wilhelmshaven: „[In] Kiel kommen, wenn das Schiff auch nicht mit Salutschüssen, wehenden Fahnen, schmetternden Fanfaren und festlich geputzten Menschen empfangen wird, doch noch eine große Zahl von Booten mit Verwandten und alten Bekannten zum Schiff, um ihre Angehörigen und Freunde willkommen zu heißen; in Wilhelmshaven aber wirkt die Ankunft so ernüchternd wie nur möglich“. Kürschner S. 38 f. Panzerkorvette Bayern, Kreuzerfregatte Bismarck, Torpedoschulschiff Blücher, Aviso Hohenzollern (I). 14 Radaviso Loreley (II), Panzerfregatte Großer Kurfürst, Kanonenboot I. Kl. Hyäne (II), Kanonenboot Wolf, Artillerieschulschiff Mars. 15 Laverrenz, Kriegsflotte S. 65. 16 S. 442. 12 13
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III. Wilhelmshaven17 Auf Grund der Erfahrungen des Krieges mit Dänemark veröffentlichten Regierung und Abgeordnete des Großherzogtums Oldenburg 1849 eine Denkschrift, die unter Berufung auf Zar Paul18 und Kaiser Napoléon I.19 und nach Abwägung der übrigen in Erwägung gezogenen Standorte in Schleswig-Holstein und an der Mündung von Elbe, Ems und Weser aus maritimen, fortifikatorischen und ökonomischen Gründen für die Einrichtung eines Nordsee-Kriegshafens und einer Werft bei Fährhuk-Heppens im Jadebusen plädierte, einem durch den Einbruch von Sturmfluten20 zwischen dem 14. und 16. Jh. entstandenen Wasserbecken von 165 km2, das durch eine 5,5 km schmale Enge vom offenen Meer getrennt war21. Preußen erkannte die Gelegenheit und zeigte sich interessiert. Wegen der Gefahr des Einspruchs des nur 160 km entfernten Hannover22, innerem Widerstand in Preußen23 und vorübergehender Uneinigkeit über die von Preußen für die Landabtretung an Oldenburg zu erbringenden Gegenleistungen verzögerten sich die Verhandlungen, die schließlich am 20. 7. 1853 (mit Nachtrags-Verhandlung am 1. 12. 1853) in einen komplexen am 15. / 23. 2. 1854 in Kraft getretenen Vertrag mündeten: Oldenburg trat Preußen das benötigte Land im Umfang von insgesamt 556 Jück (d. h. 1309 preußische Morgen24) sowie die angrenzenden Wassergebiete ab, wogegen Preußen 500.000 Taler bezahlte und sich verpflichtete, im Jadebusen einen Kriegshafen („Marinestation“), aber keinen Handelshafen, zu errichten, den oldenburgischen Seehandel und die oldenburgische Küste zu schützen, die Handelsschifffahrt im abgetretenen Wassergebiet nicht durch Zölle zu belasten oder sonst zu erschweren, die erforderlichen Leuchtfeuer und Seezeichen zu setzen, ohne hiefür Abgaben
Baedecker, Nordwest-Deutschland S. 82 ff. 1754 – 1801, Zar seit 6. 11. 1796 als Nachfolger seiner Mutter Katharina II. Das Jadegebiet war 1793 als Teil des Erbes der Zarin Katharina II. (1729 – 1796, Kaiserin seit 28. 6. 1762) aus dem Hause Anhalt-Zerbst russisch geworden. Nach Pauls Ermordung wurden die Pläne des russischen Kapitäns Rauini für den Bau eines Kriegshafens bei Heppens nicht weiter verfolgt. Hiefür und für manches Folgende wird auf das Werk von Murken / Welge verwiesen (siehe Bibliographie). 19 Der Anfang zu einer Befestigung wurde bei Heppens mit einer Batterie von 17 schweren Geschützen gemacht; die Adm de Winter und Verhuel entwarfen Pläne für einen im Rahmen der Kontinentalsperre gegen England geplanten Kriegshafen. Nach Napoléons Sturz (1815) wurden sie gegenstandslos. 20 Besonders gravierend waren die sog. „Marcellus-Fluten“ in den Jahren 1219 und 1362 und die „Antoni-Flut“ Anfangs 1511. 21 Baedecker, Nordwest-Deutschland, S. 83 f. 22 Wie verärgert Hannover war, zeigte sich auch später, indem es Preußen den direkten über hannoversches Gebiet führenden Zugang verweigerte, sodass das für den Bau von Hafen und Werft benötigte Material unter hohen Kosten und mit beträchtlichem Zeitverlust auf dem Wasserweg herangeführt werden musste. 23 Kriegsminister v. Bonin, Handelsminister v. d. Heydt, Finanzminister v. Bodelschwingh. 24 Da sind rund 3.3 km2. 17 18
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zu erheben, von der Chaussee Varel-Jever zu den Marineanlagen eine Straße und von Minden über Oldenburg nach Heppens eine Eisenbahn zu bauen25, jedoch – weil die oldenburgischen Gemeinden, insbesondere deren Handwerker, Konkurrenz befürchteten – auf den Bau einer Stadt zu verzichten26. Auf der Grundlage eines „Patentes wegen Besitznahme des … Jadegebietes“, gegeben in Sanssouci am 5. 11. 185427, übernahm Prinz Adalbert das von Oldenburg abgetretene Land und Wasser unter der Bezeichnung „Marine-Etablissement an der Jade“ am 23. 11. 1854 unter den Salutschüssen von Nix28 und Salamander29 formell für Preußen30. Am 25. 6. 1856 genehmigte König Friedrich Wilhelm IV. den von der Marine-Hafenbaukommission ausgearbeiteten Bauplan, einschließlich einer das ganze Gebiet umschließenden Festungsmauer. Weil Preußen und Oldenburg sogar eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen den beiden Ländern nicht ausschließen mochten, die Enge des an Preußen abgetretenen Raumes aber die Anlage eines eigentlichen preußischen Festungsrayons nicht erlaubte, verpflichtete sich Oldenburg in Art. 15 des Landabtretungsvertrages ausdrücklich, „im Abstand einer geographischen Meile von den Grenzen [des abgetretenen Areals] keine Festungswerke anzulegen“31. Am 16. 2. 1864 wurde das Verbot des Stadtbaus aufgehoben, „als die Wirklichkeit längst über diese Dinge hinweggegangen war“32, das Stadtrecht jedoch erst am 4. 8. 1873 verliehen33. 1867 wurde eine weitere Werft noch auf dem ursprünglich erworbenen Land gebaut und die Stadt gegen den Willen der Stadtbehörde offiziell zum Reichskriegshafen erklärt; die Werft nannte sich jetzt (nach dem siegreichen Krieg gegen Österreich) „Marinewerft des Norddeutschen Bundes“. Bei der Eröffnung des Hafens – ein sog. „Geschlossener Hafen mit Kammerschleusen“34 – mit den Docks I – III am 17. 6. 1869 durch König Wilhelm I. in Anwesenheit der Großherzöge Nikolaus Friedrich Peter II. von Oldenburg und Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin, Prinz Adalberts, VAdm E. v. Jachmanns, General v. Moltkes, General v. Roons und Ministerpräsident v. Bismarcks war der Deich noch nicht durchstoßen35, die Anlage noch nicht mit Wasser gefüllt. Durch ACO erhielt die werdende Stadt zu Ehren des Monarchen den Namen „Wilhelmsha25 v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 69; 75 Jahre Marinewerft S. 19 f. (Dieses Werk enthält detaillierte Pläne der verschiedenen Ausbaustufen). 26 Has / Evers S. V. 27 Abgedruckt bei Has / Evers nach S. XII. 28 Kdt LzS Heldt. 29 Kdt LzS H. Köhler. 30 Koop / Mulitze S. 10 f. 31 Has / Evers S. V. 32 Has / Evers loc.cit. 33 Bis zur Verleihung des Stadtrechts lag auch die zivile Verwaltung der Stadt beim preußischen Marineministerium bzw. ab 1872 bei der Kaiserlichen Admiralität. Erster (kommissarischer) Bürgermeister wurde v. Norden. 34 Lohmann / Dannmeyer / Lauritzen S. 209. 35 Die Durchstoßung erfolgte erst am 2. 4. 1870.
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ven“. Mit dem Einlaufen der Gedeckten Korvette Elisabeth36 unter vollen Segeln am 22. 11. 1870 wurde die 1. Einfahrt in Betrieb genommen. Am 18. 1. 1871, dem Tag der Kaiserkrönung, konnten erstmals Panzerschiffe einlaufen. Ursprünglich war nur der Bau eines Ausrüstungs- und Reparaturplatzes (ein „Arsenal“) vorgesehen; kaum eröffnet wurde jedoch durch ACO vom 11. 4. 1871 verfügt, den Hafen und die Anlagen insbesondere durch den Bau der 2. Ausfahrt37, des Verbindungshafens, der Torpedowerft und eine Verbreiterung des Hafenkanals auszubauen (1875 – 1886), wofür Preußen durch Vertrag vom 12. 2. / 23. 3. 1873 rund 110 ha zusätzliches Land von Oldenburg erwarb. Am 1. 4. 1874 wurde der 1. Bürgermeister Wilhelmshavens in sein Amt eingeführt38. Von 1900 – 1909 erfolgte die zweite Hafenerweiterung, u. a. durch den Bau der 3. Ausfahrt, des Großen Hafens, des Zwischenhafens, des Westhafens und von drei weiteren Trockendocks. Die 3. Ausfahrt wurde am 15. 10. 1909 fertiggestellt39. Der erste Neubau eines Kriegsschiffes der Wilhelmshavener Königlichen / Kaiserlichen Werft war der Radaviso Loreley (II), das erste große Schiff die Panzerfregatte Großer Kurfürst. Bis zum Ende des Jahrhunderts folgten weitere 14 größere Kriegsschiffe40; bis zum 75 Jahr-Jubiläum der Werft 1931 sind insgesamt 122 solche Neubauten in Wilhelmshaven vom Stapel gelaufen, bis zum Ende des 2. Weltkrieges waren es insgesamt 165 Einheiten41. In Wilhelmshaven bestand zugleich die Marinestation der Nordsee, für deren sachliche Kompetenz auf die Ausführungen über die Marinestation der Ostsee verwiesen wird. Die Marinestation der Nordsee umfasste territorial die Meeresteile im Raum östlich begrenzt durch die Linie Skagen-Gothenburg, westlich begrenzt durch die Linie Calais-Dover, entlang der Ostküste Englands, und die angrenzenden deutschen Küsten. (Liste der Stationschefs an der Nordsee bis zum Ende des 19. Jh. in Anh. 3 Ziff. II. 11.). Dem Chef der Marinestation der Nordsee unterstand die Marineinspektion II. Deren Leiter, „Inspekteur“, nach den Anfangsjahren i. d. R. im Range eines KAdm, war verantwortlich für die Ausbildung der Matrosen-, Werft- und Reservedivisio-
Kdt KK v. Grapow. Am 13. 11. 1886 durch die Panzerfregatte Friedrich Carl eröffnet (Kdt KzS Stempel). 38 Koop / Mulitze S. 11. 39 Für Einzelheiten siehe Koop / Mulitze S. 39 und S. 49 ff. – Für die übrigen Militärbauten siehe Koop / Mulitze S. 11 ff. 40 Hier nach dem Datum des Stapellaufs gelistet (für die Einzelheiten der Schiffe siehe Anh. VII.3): Kanonenboot Wolf, Kanonenboot II. Kl. Hyäne (II), Artillerieschulschiff Mars, Aviso Pfeil, Kreuzerfregatte Charlotte, Kleine Kreuzer Schwalbe und Sperber, Minendampfer Pelikan, Panzerschiffe Kurfürst Friedrich Wilhelm und Heimdall, Kleiner Kreuzer Geier, Linienschiffe Kaiser Friedrich III., Kaiser Wilhelm II. und Wittelsbach. – Insgesamt wurden 10% aller bis am 31. 12. 1900 in Deutschland vom Stapel gelaufenen größeren Kriegsschiffe in Wilhelmshaven gebaut. 41 Koop / Galle / Klein S. 12 und dort Tabelle 5 S. 195 ff. 36 37
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nen; ihm unterstanden auch die Wacht- und Heizerschulschiffe (Liste der Inspekteure bis zum Ende des 19. Jh. in Anh. 3 Ziff. II. 12.). Für die Organisation der Königlichen / Kaiserlichen Werft in Wilhelmshaven darf auf die Ausführungen zur Organisation der Werft in Kiel verwiesen werden. KK Przewisinski wurde durch ACO vom 19. 5. 1870 auf den 26. 6. 1870 zum ersten Oberwerftdirektor bestellt. Sein letzter Nachfolger zum Ende des Jahrhunderts war KzS H. v. Schuckmann. (Liste der OWD der Nordseestation in Anh. 3 Ziff. II. 13.). Unter den Schiffs-Konstrukteuren, die sich bis Ende des Jahrhunderts einen Namen gemacht hatten, sind speziell zu erwähnen der Geheime Admiralitätsrat Koch (1872 – 1879) als Schöpfer der ersten in Deutschland gebauten Panzerschiffe, der Geheime Admiralitätsrat Dietrich (1880 – 1890), Konstrukteur der BrandenburgKlasse und der Kaiser-Klasse, und der Wirkliche Geheime Oberbaurat Rudloff (1898 – 1905), u. a. Erbauer der Wittelsbach-Klasse42. Die Entwicklung der neben der alten Stadt Rüstringen43 trotz des Bauverbotes erwachsenden Stadt Wilhelmshaven war aufs Engste mit der Marine und insbesondere der Werft verbunden, dem einzigen industriellen Großunternehmen der Region. „Es ist wohl nicht übertrieben, zu behaupten, dass alle Gewerbetreibenden von Wilhelmshaven und Rüstringen in mehr oder minder großem Umfange in ihren Einnahmen auf die Werft und ihre Angehörigen angewiesen sind … Diese stellt seit jeher die beste Einnahmequelle der Jadestädte dar“44. Ende des 19. Jh. zählte die Stadt 20.000 Einwohner, 1914 – Baedecker nennt sie zu Recht „aufstrebend“ – bereits 35.000 Einwohner, 3 Kirchen, 4 Bronze-Denkmäler (1882 für Prinz Adalbert, 1895 für Kaiser Wilhelm I., 1905 für den verstorbenen Reichskanzler v. Bismarck, und 1912 für den französischen Staatsmann und hugenottischen Heerführer Gaspard de Coligny45), 6 Gasthöfe, 2 Restaurants und 1 Wiener Café, eine elektrische Straßenbahn und Kraftdroschken46. Für die Reise von Berlin benötigte man mit der Eisenbahn gegen Ende des 19. Jh. nach Danzig (rund 460 km) zwischen 6,5 und 7,5 Stunden, nach Kiel (rund 350 km) ca. 4,5 Stunden, nach Wilhelmshaven (rund 430 km) etwa 7,5 Stunden. Dass es wesentlich unangenehmer war, nach langer Fahrt wieder in Wilhelmshaven anzukommen als in Kiel, wurde dort erwähnt (Ziff. II. oben, in fine).
Koop / Galle / Klein S. 12. Die Rechtssatzungen des Rüstringer Gaus sollen zu den ältesten bekannten Deich-Rechten gehören. An der Bismarckstraße sind heute noch Spuren alter Deiche zu sehen. 44 75 Jahre Marinewerft S. 27 f. 45 1519 – 1572, Calvinistenführer, Opfer der Bartholomäusnacht. 46 Baedecker, Nordwest-Deutschland S. 82 ff. 42 43
Anhang 14: Die Stützpunkt- und Kolonialfrage Die Literatur zur deutschen Kolonialgeschichte ist unübersehbar; die Bibliographie dieses Werkes enthält eine bescheidene Auswahl. Es kann im Rahmen des vorliegenden Werkes nur versucht werden, einen Überblick über das Thema zu schaffen. Der Verf. beschränkt sich deshalb darauf, einige Eckpunkte der Marinetätigkeit beim Erwerb der Kolonien bzw. Schutzgebiete und Stützpunkte herauszuarbeiten. Im Frühjahr 1982 bat der Verf. das Auswärtige Amt in Bonn um kostenpflichtige Zustellung von Schriften, die aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums der Koloniegründung in Kamerun und Togo (1884) vom Amt oder in seinem Auftrag eventuell verfasst würden. Die Antwort, zunächst schriftlich, später telephonisch bestätigt, war freundlich, belehrend, und für den Verf. als Nicht-Deutschen unverständlich: Für irgendwelche „Feiern“ bestünde kein Anlass, vielmehr sollte sich Deutschland schamvoll vor der Geschichte verneigen (etc.). Für einen solchen leidenden Umgang mit der deutschen Kolonialgeschichte des ausgehenden 19. Jahrhunderts besteht nach Ansicht des Verf. kein Anlass. Zwar finden sich in damaligen deutschen Publikationen durchaus Formulierungen, die das Überlegenheitsdenken des weißen Mannes gegenüber „Eingeborenen“ zum Ausdruck bringen; dabei handelt es sich aber nicht um eine deutsche Eigenheit. Vielmehr entsprach solcher Wortgebrauch den damals in Europa und in den USA herrschenden Vorstellungen und waren ein Ausdruck des Zeitgeistes, der auch den Erwerb von Kolonien als legitim und dem Völkerrecht entsprechend bewertete1. Noch wichtiger aber scheint dem Verf., dass gerade Deutschland seine Kolonien im 19. Jahrhundert – und das gilt insbesondere für Kamerun und Togo – mit militärischer Zurückhaltung erwarb und verwaltete, im Gegensatz zu den Erwerbungen anderer Mächte. *
I. Anfänge bis 1872 Die Ausweitung der deutschen Handelsinteressen in außereuropäischen Regionen und der Auf- und Ausbau der deutschen Kriegsflotte waren eng miteinander verbunden. Der Schutz der deutschen Handelsinteressen war schon in der 1848 von Prinz Adalbert vorgelegten „Denkschrift über die Bildung einer deutschen Kriegsflotte“ vorgesehen, wurde in die Empfehlungen der (Frankfurter) „Technischen Ma1 „[A]uch die deutsche Expansion [ist] ein integraler Bestandteil des westlichen Imperialismus in jenen Jahrzehnten gewesen …“ (Wehler, Bd. 3 S. 977).
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rinekommission“ (8. 2. 1849) aufgenommen und war seither Bestandteil der deutschen Flottenpläne (1855, 1862, 1865, 1867, 1873). Bezeichnend für die Verbindung der Themen ist, dass die Verantwortung für die „Marineangelegenheiten“ durch die (Frankfurter) Verfassung vom 28. 3. 1849 nicht dem Kriegs-, sondern dem Handelsministerium übertragen wurde, getreu dem englischen entgegengesetzten Grundsatz, dass die Flotte dem Handel folge. Anfänglich verließen sich die hanseatischen Kaufleute – mangels einer deutschen Seemacht – auf den Schutz durch die englische Marine, und stemmten sich sogar gegen jeden Gedanken, eine eigene deutsche Kriegsmarine aufzubauen, um keine Spannungen mit England zu provozieren, und es wurde in der Öffentlichkeit und im Reichstag sehr kontrovers diskutiert, ob die Begründung deutscher auswärtiger Stützpunkte im Sinne von logistischen „Flottenstationen“, geschweige denn Kolonien oder „Schutzgebiete“, opportun sei. Wobei – wiederum aus handelspolitischen Gründen – zunächst Asien (vom heutigen Indonesien bis Japan und in die Südsee) im Vordergrund des Interesses liege, aber auch Südamerika nicht außer Acht gelassen werden dürfe. Zu den prominenten Befürwortern eigener Kolonien gehörten (außer dem anfänglich zurückhaltenden Chef der Admiralität v. Stosch selbst) Friedrich I., Großherzog von Baden, und Lothar Bucher, Mitarbeiter und enger Vertrauter Bismarcks2, zu den entschiedenen fachmännischen Gegnern VAdm E. v. Jachmann, Direktor (Präses) im Marineministerium. Diskutiert wurde auch, ob es zweckmäßiger sei, feste Stützpunkte einzurichten, oder ob an deren Stelle oder komplementär ein Geschwader patroullieren sollte, um im Notfall eingreifen zu können. Als Stützpunkte in Asien wurden zunächst ins Auge gefasst: Blairs Harbour an der Ostküste der Malakka-Halbinsel3, die Linschoten-Inseln und die Goto-Inseln westlich von Nagasaki4.
II. Ära Stosch (1872 – 1883) Der Sieg über Frankreich (1870 / 71) gab dem Kolonialgedanken neuen Auftrieb. Sowohl Russland, das die Demütigung Frankreichs zu vermeiden suchte, als auch die Kaiserin Eugénie, um von Elsass-Lothring abzulenken, boten dem Reich als Kriegsentschädigung eine Übernahme französischer Kolonien vor allem in Indochina an, was die Armee (Kriegsminister v. Roon) aus operativen Gründen und Bismarck – zur großen Enttäuschung des in dieser Frage überaus aktiven und bejahen-
2 Vgl. Sieg S. 175 f. Eine massive Unterstützung des Gedankens an auswärtige Stützpunkte erhielt Stosch durch die „Denkschrift über Colonialfragen“, die KzS Livonius im Februar 1875 zu Händen der Admiralität verfasste; entgegen seiner ursprünglichen Absicht verzichtete Stosch dann aber auf die Veröffentlichung der Denkschrift. 3 Medusa, Kdt KK Struben, 1869; Hertha, Kdt KzS H. Köhler, 1870 (Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 3 S. 70). 4 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 4 S. 113.
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den Prinzen Adalbert – vor allem aus Kosten- und Bestandesgründen mindestens vorderhand ablehnte, aber auch, um das nach dem Aufstieg Deutschlands zur ersten Landmacht Europas schwierig gewordene Verhältnis zu England und seine Politik der „Saturiertheit“ nicht zu gefährden. Der per 1. 1. 1872 neu ernannte erste Chef der Admiralität, Generalleutnant v. Stosch, übernahm grundsätzlich die vorsichtige innen- und außenpolitische Lagebeurteilung Bismarcks; auch er erachtete die Kosten für den Aufbau einer Flotte, die der englischen ebenbürtig sein sollte, als untragbar. Gleichwohl sah sein Flottengründungsplan von 1873, abgesehen von der Küstenverteidigung, auch die Stärkung der Offensivkraft vor. Der Schutz der sich ständig ausweitenden deutschen Handelsinteressen – wobei Genugtuung und Schadenersatz im Vordergrund stehen sollten, nicht Vergeltung und Zerstörung – und die mit internationalem Prestige verbundene Wahrnehmung von Polizeiaufgaben gegenüber politisch instabilen überseeischen Staaten stand aber im Vordergrund. Hierfür sah Stosch, noch ohne konkrete Detailplanung, die feste Stationierung von sechs Kanonenbooten und vier Kreuzern in den wichtigsten Seegebieten vor, die bei Bedarf unterstützt werden sollten von einem „fliegenden Kreuzer“ und einem „fliegenden Geschwader“. Zudem sollten feste Flottenstationen die reguläre Versorgung der zunehmend unter Dampf fahrenden Schiffe mit hochwertiger Kohle erleichtern und damit die Kosten des Auslanddienstes senken. Entsprechend dieser Zielsetzung gab Stosch (wie vor ihm schon Prinz Adalbert) den Kapitänen5 den Auftrag, systematisch in allen für den deutschen Handel und die Versorgung deutscher Schiffe wichtigen überseeischen Regionen6 die Möglichkeit zur Einrichtung fester Plätze zu rekognoszieren. Dabei wurden, um die innenpolitische Diskussion nicht in eine für Stoschs Vorhaben unerwünschte Richtung zu lenken und um außenpolitische Irritationen zu vermeiden, die verwendeten Begriffe des öftern geändert und unscharf abgegrenzt. So sprach man etwa von Flottenstation, Marinestützpunkt, Stationsgebiet, Flottendepot; die Begriffe „Kolonie“ bzw. „Schutzgebiet“ wurden tunlichst vermieden, außer von den Kreisen, die sie unverhohlen anstrebten. In der Regel sollte die „Flottenstation“ (anders als die in der Heimat bestehenden Marinestationen der Nord- bzw. der Ostsee) der hauptsächliche Stützpunkt des „Geschwaderschiffes“ sein, d. h. des Schiffes des Geschwaderchefs, dem alle in der betreffenden Region oft einzeln kreuzenden Schiffe unterstünden. Eine solche Station, u. U. in Verbindung mit einer zivilen Dampferstation, sollte zunächst (ohne eigentliche Landnahme) vertraglich durch Kauf oder Pacht erworben werden und den Hafen für die Kriegsschiffe, eine Reparaturwerft, Depots für Wasser, Lebensmittel und Kohle, die Möglichkeit zur Postaufnahme bzw. -abgabe, eine Krankenstation, Telegraphenverbindungen, vor allem zur Admiralität in Berlin, und 5 Zu erwähnen sind speziell die Kommandanten KzS C. Batsch (Vineta), KK v. Blanc (Nymphe), KK H. Kühne (Ariadne), KzS Livonius (Elisabeth), KL v. Reiche (Cyclop), KK v. Schleinitz (Arcona) und KK Le Tanneux von Saint-Paul Illaire. 6 Als erste Ziele wurden genannt Neuguinea, Tinghai (China), Manila, Formosa (Taiwan), Atschin (Sumatra), Blairs Harbour (Malakka), Saigon, Martinique, Guadeloupe, Miquelon, Puerto Rico und das dem Westhandel noch verschlossene Korea.
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C. Anhänge
Unterkünfte für Offiziere und Mannschaften – auch für den Austausch von Besatzungen – enthalten und den Kontakt mit den diplomatischen und konsularischen Vertretern anderer Mächte ermöglichen. Bei passender Gegebenheit sollte mit einem ansässigen deutschen Handelshaus eine Vereinbarung über die gegenseitige Erbringung von Dienstleistungen abgeschlossen werden. Während der Amtszeit Stoschs (1. 1. 1872 – 20. 3. 1883) stand der Erwerb von „Stationen“ vor allem in drei Regionen im Vordergrund: China, Südsee und Korea. 1. China7 Deutsche Handelsfirmen hatten sich bis zum Amtsantritt Stoschs hinter englischen und amerikanischen Konkurrenten einen erheblichen Anteil am Handel mit China gesichert und dominierten die Küstenschifffahrt. Unterstützt durch den Geologen und Geographen Ferdinand v. Richthofen (1833 – 1905), der in preußischem Auftrag unter der Leitung von Friedrich Graf Eulenburg (1815 – 1881) eine umfassende Ostasienexpedition (1868 – 1872 in China), unternommen hatte, waren die Kaufleute überzeugt vom großen Potential des Handels mit China. Dort eine Flottenstation zu errichten drängte sich aus ihrer Sicht auf, wobei sie auch den Erwerb von Kolonien ins Auge fassten, die ihnen einen erhöhten Schutz bieten würden. Im Zentrum des Interesses standen dabei zunächst Tsushima8 und die Chusan-Inseln mit dem leicht zu befestigenden Hafen Tinghai südlich der Mündung des Yangtze nahe bei Shanghai, weil von dort der stärkste Einfluss auf Nord- und Mittelchina, aber auch auf Japan und Korea möglich schien. Dieses Projekt scheiterte am Widerstand der chinesischen Regierung. Das nächste bescheidenere Projekt, Vorratsschiffe in China zu postieren, wurde vor allem aus Kostengründen aufgegeben. Statt dessen empfahl KzS Batsch, Chef des Stabes der Admiralität, die Anlage einer Flottenstation auf der dem Festland unmittelbar vorgelagerten Insel Amoy in der Formosa-Straße; Stosch griff den Gedanken auf, verzichtete auf die ursprüngliche Absicht, volle Souveränität für diese Station zu verlangen, wollte aber mindestens die Anerkennung als Konsulargelände. Dieses Projekt scheiterte, insbesondere aus Gründen der örtlichen Gegebenheiten, am Widerstand von Kanzler Bismarck und Auswärtigem Amt. Die unter Mitwirkung von Hertha (Kdt KK v. Knorr), Cyclop (II) (Kdt KK v. Reiche) und Ariadne (Kdt KK H. Kühne) bereinigte „Anna-Affäre“9 im Herbst 1875 / Sommer 1876 gab den Bestrebungen erneut Auftrieb, in China eine permanente Basis für die deutsche Kriegsflotte einzurichten und den Handelsvertrag aus 7 Sehr lesenswert hierzu das 5. Kapitel in VAdm C. H. Th. Paschens Erinnerungen, S. 226 ff. 8 Wo dann 1905 die russische von der japanischen Flotte vernichtend besiegt wurde. 9 Piraten hatten den deutschen Schoner Anna geplündert und den Kdt ermordet; ausführlich Sieg S. 224 ff.
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den 60er Jahren zu revidieren. Bis zur Besetzung Kiautschus am 14. 11. 1897 blieb es aber bei Absichten.
2. Südsee / Samoa10 „Der ganze Jammer deutscher Kolonialpolitik fasst den Kolonialschriftsteller an, wenn nur das Wort ,Samoa‘ ausgesprochen wird“11.
Auch in der Südsee, insbesondere in Polynesien mit dem Hafen Apia auf der Insel Upolu, hatten deutsche Handelshäuser seit der Mitte des 19. Jahrhunderts eine starke Stellung erworben12. Der regionale Vertreter des Handelshauses Godeffroy, Theodor Weber, war zugleich deutscher Konsul. Auf Weisung der Admiralität schlossen Konsul Weber und KzS v. Knorr (Hertha) am 1. 11. 1876 mit dem Königreich Tonga einen Freundschafts- und Handelsvertrag, der auch die Anlage einer Kohlestation auf der Insel Vava’u vorsah. Im Frühjahr 1877 kaufte KK Ludwig Hassenpflug (Augusta) entsprechend den Weisungen der Admiralität, aber entgegen den Intentionen Bismarcks, in Neiafu soviel Terrain, als für die spätere Anlage einer eigentlichen Kolonie nötig war, womit Fakten im Sinne v. Stoschs geschaffen worden waren. Im Jahre 1874 hatte England die Fiji-Inseln formell annektiert und dadurch zu großer Verunsicherung der deutschen Kaufleute geführt, die nun erst recht darauf erpicht waren, mit Samoa zu einer endgültigen Regelung zu gelangen. Nachdem erste Gespräche ergebnislos verlaufen waren, annektierten KK B. v. Werner (Ariadne) und Konsul Weber Mitte Juli 1878 eigenmächtig die Häfen Saluafata und Falealili, die aber nach der Unterzeichnung eines Freundschafts- und Handelsvertrages am 24. Januar 1879 wieder freigegeben wurden. Saluafata wurde von Samoa dem Reich als Kohlestation zur Verfügung gestellt13. In der Folge unterzeichneten KK B. v. Werner (Ariadne) und Konsul Weber im Herbst / Winter 1878 in der Südsee weitere Handelsverträge, die auch die Anlage von Kohlendepots ermöglichten, und kauften die Häfen Makada und Mioko in der Duke of Yorck-Inselgruppe (später „Neu-Lauenburg“ genannt) und Mitte Mai 1879 – entgegen der ihm von KK F. Mensing (Albatross) überbrachten Weisung des Kanzleramtes – die bloß 1440 m2 große Koralleninsel Nunsiga.
Siehe insbes. Tesdorpf S. 305 ff. Emil Zimmermann S. 389. 12 Haupthandelsprodukte waren Kokosöl, Kopra, Baumwolle, Schildpatt und Perlmutt. 13 Die Verträge mit Tonga und Samoa wurden vom Reichstag ratifiziert, aber Bismarcks „Samoa-Vorlage“, durch die er die Mittel für die finanzielle Unterstützung des Handelshauses Godeffroy anstrebte, wurde vom Reichstag am 27. 4. 1880 verworfen, nachdem ihr der Bundesrat am 14. April zugestimmt hatte. 10 11
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C. Anhänge
Schließlich nahmen Konsul Gustav Godeffroy und KK Deinhard (Bismarck) die früher von Ariadne eingeleiteten Vertragsverhandlungen mit den Vertretern der Inseln Huahine, Bora-Bora, Raiatea und Rarotonga wieder auf, gelangten aber nur mit Huahine zum Abschluss (28. 4. 1879), weisungsgemäß ohne Berechtigung zur Anlage eines Kohlendepots.
3. Korea Am 30. Juni 1882 hatten der deutsche Gesandte in Beijing, Max v. Brandt, und der mit Stosch14 und Wolf 15 segelnde Chef des Ostasien-Geschwaders16, KzS v. Blanc, einen Freundschafts- und Handelsvertrag mit Korea unterzeichnet; dieser war jedoch, im Gleichschritt mit England, vom Reichstag nicht ratifiziert worden. Nach erfolgreichen Nachverhandlungen durch den deutschen Generalkonsul in Yokohama, Eduard Zappa, assistiert von KK Herbig (Leipzig), wurde der später vom Reichstag ratifizierte Vertrag am 26. 11. 1883 (bereits nach dem Rücktritt Stoschs) unterzeichnet. Der deutsch-koreanische Handel blieb jedoch bedeutungslos.
III. Bismarcks Kolonialpolitik ab 1884 Das Denken Bismarcks als Kanzler des Norddeutschen Bundes und später als Reichskanzler war zuvorderst kontinental und landmilitärisch bestimmt. Der Aufbau des Reiches, die Abwehr partikulärer (hanseatischer) Interessen, die Ausbalancierung der europäischen Kräfte (besonders, nachdem das Verhältnis zu Frankreich so anhaltend schwer belastet war) und das Bestreben, die „Saturiertheit“ des Reiches vor allem gegenüber England glaubhaft darzustellen, bestimmten seine Politik. Bismarck anerkannte zwar – belegt durch die vielen Engagements von Kriegsschiffen auf Drängen der deutschen Handelshäuser, die sich doch zunächst gegen den Einsatz der Flotte gesperrt hatten – Sinn und Notwendigkeit des Schutzes deutscher Überseehandelsinteressen, orientierte sich aber am überaus erfolgreichen englischen „informal empire“17 und lehnte konsequent das Ansinnen ab, Kolonien bzw. Schutzgebiete zu erwerben, weil sie zu kostspielig seien, im Bedarfsfall angesichts der enormen Distanzen und geringen Zahl an Schiffen kaum wirksam zu verteidigen wären und Spannungen mit England provozieren würden. Noch 1876 lehnte er deshalb gegenüber den Handelspionieren Adolf Lüderitz und Ernst v. Weber, die seit Beginn der Wirtschaftskrise von 1873 auf eigene Kosten afrikanische Regionen im Hinblick auf mögliche Handelsstützpunkte erforscht hatten, die Errichtung von 14 15 16 17
Kdt KK Glomsda v. Buchholz. Kdt KK F. Strauch. Bestehend aus Stosch, Hertha, Iltis und Wolf. Wehler, Bd. 3 S. 980.
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Schutzgebieten ab. Schließlich ging Bismarck auch davon aus, der Kolonialgedanke lasse sich nicht verwirklichen, solange er nicht „von innen“, von den Eliten des Reiches und vom Volk, stark und einig getragen werde. 1879 ließ Bismarck im Reichstag erklären, das Reich bestehe darauf, „dass die deutsche Schifffahrt und der deutsche Handel in Übersee die gleichen Rechte haben wie andere Interessenten“, aber er wies (Februar 1880) darauf hin, dass das Reich keine genügende Flotte habe, um Kolonien zu schützen, „und unsere Bürokratie ist nicht gewandt genug, die Verwaltung solcher Länder zu leiten“18. Anfang der 80er Jahre veränderten sich indes die gesamten Umstände markant: Die sich vertiefende Wirtschaftskrise (u. a. Überproduktion gemessen am depressiven Binnenmarkt) rief nach handelspolitischer Expansion19, verbunden mit der Einführung von Schutzzöllen, die Bismarck den Liberalen im Reichstag entfremdete. Nachdem schon 1878 in Berlin der „Centralverein für Handelsgeographie und Förderung deutscher Interessen im Ausland“, 1880 die „Deutsche Seehandels-Gesellschaft“, und 1881 in Düsseldorf der „Westdeutsche Verein für Kolonisation und Export“ ins Leben getreten waren, wurde 1882 u. a. durch Hermann Fürst zu Hohenlohe-Langenburg und enge Weggefährten Stoschs20 der „Deutsche Kolonialverein“ und 1884 von Felix Graf Behr-Bandelin und vom Historiker und Geographen Dr. Carl Peters die „Gesellschaft für deutsche Kolonisation“ gegründet (1887 zur „Deutschen Kolonialgesellschaft“ vereinigt, mit der „Deutschen Kolonialzeitung“ als Hausorgan). Nur Monate später erfolgte durch die Bankiers v. Hansemann und v. Bleichröder die Gründung der „Neu-Guinea-Kompanie“ und 1887 die Gründung der „Jaluit-Gesellschaft“ mit Sitz in Hamburg. 1899 wurde in Witzenhausen a. d. Werra eine Deutsche Kolonialschule eröffnet21. Allgemein wurde die baldige Ablösung des alten Kaisers durch seinen als liberal geltenden Sohn Kronprinz Friedrich angenommen, der wohl den Kanzler entlassen würde22. In der deutschen Wirtschaftspresse wurden immer häufiger gegen England sprechende Stimmen gehört, und Bismarck riskierte, um die Abhängigkeit von England zu reduzieren, vorübergehend sogar eine Annäherung an Frankreich23, die sich aber nach dem Sturz von
Beide Zitate nach Engelberg, Bd. 2 S. 365. Wehler, Bd. 3 S. 982. 20 Darunter der am 5. 7. 1879 zD gestellte VAdm v. Henk. Stosch selbst bekannte sich allerdings erst nach seinem Rücktritt am 20. 3. 1883 offen zu seinen Kolonialplänen. 21 Hünemörder S. 190, 195. 22 Interessant die Nuancierung bei Haffner (zu Wehler), der sich dabei auf Bernhard v. Bülow und Hermann v. Bismarck stützt: Demnach soll Kanzler Bismarck den sich aus den widerstrebenden Kolonialinteressen Englands und Deutschlands notwendigerweise ergebenden Konflikt geradezu gesucht haben, um die sich aus dem Zusammenwirken des (befürchteten) liberalen Premierministers Gladstone und des (befürchteten) liberalen, mit der englischen Prinzessin Victoria verheirateten (jetzigen Kronprinzen) Kaisers Friedrich III. ergebende englische Dominanz zu verhindern (Haffner S. 69). Diese Zielsetzung erkläre auch, weshalb Bismarck „die Kolonialpolitik wie eine heiße Kartoffel fallen ließ … (als) die Drohung eines deutschen ‚Kabinetts Gladstone‘ gebannt“ und Bismarcks Stellung gesichert schien (Haffner S. 70 f.). 18 19
346
C. Anhänge
Ministerpräsident Jules Ferry (30. 3. 1885) wieder abkühlte und zur Wiederannäherung an England und dessen Anerkennung der deutschen Erwerbungen führte, und schließlich standen Reichstagswahlen bevor. Dazu kam, dass seit Ende der 70er Jahre die Theorie vom Kreuzerkrieg der „Jeune Ecole“ des französischen Adm Théophile Aube (1826 – 1890) die politische und militärische Führung des Reichs zunehmend beschäftigte und auch in Deutschland Befürworter fand (insbesondere auch Kaiser Wilhelm II., bis er sich dann später durch KAdm v. Tirpitz vom Gedanken an die Hochseeschlacht faszinieren ließ). Der Kreuzerkrieg verlangte aber ein möglichst weltweites Netz von Kolonien oder in anderer Weise gesicherter Stützpunkte. All dies scheint den Reichskanzler bewogen zu haben, den Deutschen durch eine aktive Kolonialpolitik (Wehler24 spricht von einem „prophylaktischen Imperialismus“) ein neues Ideal vorzugeben – „die Hoffnung auf eine Erleuchtung der Nation“25 – nachdem die Akzeptanz der Regierung beim Volk zu schwinden begann. So gaben Kanzler Bismarck26 – ohne „selbst irgendwie ein Kolonialfreund“ gewesen zu sein, der aber doch „eine nationale Bedeutung“ der Kolonien für seine „deutschen Kriegsgedanken“ vermarkten wollte“27 – und die seit dem 20. 3. 1883 von Generalleutnant und VAdm v. Caprivi geführte Admiralität ihre Zustimmung und es wurden im Zeitfenster 1884 / 85 in rascher Folge unter Mitwirkung der Flotte28, 23 Die sich insbesondere auf der Kongo-Konferenz in Berlin vom 15. 12. 1884 bis 28. 2. 1885 in einem koordinierten Vorgehen manifestierte. 24 Bd. 3 S. 984. 25 Paschen S. 252. 26 „Die ganze Kolonialgeschichte ist ja Schwindel, aber wir brauchen sie für die Wahlen“, zitiert nach Schulze S. 152. 27 Hoffmann, Lebensgeschichte S. 52. „Dazu wurde die Sache viel zu lau betrieben. Einmal hätte man in früheren Jahren viele günstige Gelegenheiten benutzen müssen, dann aber hätte man auch im Auswärtigen Amt bedeutendere Persönlichkeiten für die Behandlung der Kolonialangelegenheiten heranziehen und zuverlässiges Material über die in Frage kommenden Länder sammeln müssen. So wie die Sache betrieben wurde, ließ man sich forttragen vom Gang der Ereignisse …“ (op.cit. S. 52 f.). 28 Deutsch-Südwestafrika: Januar 1884: Erkundungsfahrt nach Angra Pequena (später Lüderitzbucht genannt) durch Nautilus (KK Aschenborn). Am 7. 8. 1884 formelle Flaggenhissung (was völkerrechtliche Besitzergreifung bedeutete) in Angra Pequena durch Elisabeth (KzS v. Schering), Leipzig (KzS Herbig) und Wolf (KL v. Raven). Deutsch-Ostafrika: Keine unmittelbare Mitwirkung der Flotte anlässlich der Besitzergreifung. Ein deutsches Kreuzergeschwader (Chef KAdm Deinhard) bestehend zumeist aus Leipzig, Carola, Sophie, Schwalbe, Möwe und Pfeil, war jedoch später maßgeblich verantwortlich für den Schutz dieser Kolonie, die Niederschlagung eines von Arabern angezettelten Aufstandes und die Blockade Sansibars (gemeinsam mit englischen, italienischen und portugiesischen Schiffen) zur Unterbindung des Sklaventransports auf die arabische Halbinsel im Wesentlichen von Sommer 1888 bis Mai 1890. Togo und Kamerun: Landnahmen durch den Konsularbeauftragten Dr. Gustav Nachtigal und das Kanonenboot Möwe (Kdt KK Paul Hoffmann) am 5. bzw. 11. 7. 1884 nach einem Vorspiel durch Sophie im Mai 1884. Südsee: Flaggenhissungen am 1. 11. (Neu-Pommern), 4. 11. (Mioko) und 14. 11. 1884 (Friedrich Wilhelm-Hafen, Prinz Heinrich-Hafen und Finschhafen) durch Elisabeth (KzS Schering) und Hyäne (KL Anton Langemak), am 25. 8. 1885
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friedlich und im Wesentlichen ohne Kampfhandlungen, die Kolonien bzw. Schutzgebiete in Südwestafrika29, Togo, Kamerun und Ostafrika30 begründet31, stets mit einem feierlichen kaiserlichen Schutzbrief. Kiautschu folgte erst 1897. Um ausgedehnte Doppelspurigkeiten zu vermeiden, wird für den Verlauf der Landnahmen in Togo und Kamerun durch Dr. Gustav Nachtigal und KK Paul Hoffmann und für die Vorbereitung der Landnahme in Kiautschu durch die Ostasiatische Kreuzerdivision (Chef KAdm Paul Hoffmann) auf die Schilderung von Leben und Karriere des späteren VAdm Paul Hoffmann verwiesen32. Komplizierter verlief die Landnahme in der Südsee: Die Besetzung der Karolinen-, Marianen- und Palauinseln am 25. 8. 1885 durch das Kanonenboot Iltis33 musste auf Grund eines Schiedsspruches Papst Leo XIII. und dem darauf beruhenden „Römischen Vertrag“ vom 17. 12. 1885 rückgängig gemacht werden. Sie gingen erst am 30. Juni 1899 auf Grund eines Kaufvertrages vom 12. 2. 1899 aus spanischem in deutschen Besitz über. Erfolgreicher war die Expedition des Kanonenbootes Nautilus34, dem es gelang, am 14. 9. und 29. 10. 1885 mit Häuptling Kabna einen Schutzvertrag für die Ratak-Inselkette abzuschließen. Die Salomoneninseln wurden 1886 erworben; in Nauru wurde die deutsche Flagge am 2. 10. 1888 gehisst. * Für die außenpolitische Geltung des Deutschen Reiches und seine Kolonialpolitik von besonderer Bedeutung waren zwei diplomatische Konferenzen in Berlin, beide einberufen, organisiert und geleitet von Reichskanzler Bismarck: Die „Kongo-Konferenz“ vom 15. 12. 1884 bis 28. 2. 1885, die vor allem England gegenüber Frankreich Vorteile brachte, das Verhältnis Deutschlands zu England positiv festigte und indirekt die volle Anerkennung der deutschen Erwerbungen der Jahre 1884 und 1885 bedeutete35, und die „Samoa-Konferenz“ vom 29. 4. bis 14. 6. 1889. Hinsicht(Karolinen-, Marianen- und Palauinseln) durch Iltis (KL Hofmeier), wieder rückgängig gemacht, dann gekauft am 30. 7. 1899, am 14. 9. / 29. 10. 1885 (Ratak-Inselkette) durch Nautilus (KK Rötger). 29 Das Telegramm Reichskanzler v. Bismarcks an den deutschen Konsul in Kapstadt und sein Schreiben an die deutsche Botschaft in London vom 24. 4. 1884 (beide bei Jacobi S. 59) gelten als „Geburtsurkunden“ der deutschen Kolonialpolitik. 30 Allerdings blieb die Herrschaft Deutschlands in Ostafrika bis zum Jahrhundertwechsel nie längere Zeit unangefochten. 31 Eigenartig die Behauptung Nipperdeys (Bd. II S. 243), die Kolonialpolitik sei „ganz an der Marine vorbei“ gelaufen. 32 Gutzwiller Ziff. 6 und 9. 33 Kdt KL Hofmeier. 34 Kdt KK Rötger. 35 Schon vor der Konferenz hatten die USA am 22. 4. 1884 und nachfolgend Deutschland die Umwandlung der sich seit 1879 im Privatbesitz des belgischen Königs Leopold II. befindlichen Association Internationale Africaine (AIA) in einen selbständigen „Kongo-Staat“ im Sinne des Völkerrechts anerkannt.
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C. Anhänge
lich der Samoa-Inseln bestanden seit langem Spannungen zwischen Deutschland, England und den USA, die gelegentlich sogar zum Einsatz von Schiffen führten. In der Schlussakte der Konferenz einigte man sich nun auf die Unabhängigkeit und Neutralität Samoas, die Gleichberechtigung der drei Schutzmächte und die Schaffung eines Konsulargerichtshofes unter der Führung eines von den drei Mächten gemeinsam zu ernennenden Oberrichters, der Streitigkeiten unter den Konsuln schlichten und bei der Wahl des Königs das letzte Wort haben sollte. Diese Vereinbarung schuf dennoch nicht die erhoffte dauerhafte Entspannung und Befriedung in der Region. Ein für Deutschland akzeptabler Zustand trat erst ein, als die zu den größten zählenden Inseln Upolu und Savaii auf Grund eines Staatsvertrages vom 2. 12. 189936 zu exklusiven deutschen Schutzgebieten erklärt wurden.
36
Text bei Jacobi S. 122.
Anhang 15: Distanzen-Tabelle Um die Zeitverhältnisse und die durch die Kommandanten, Besatzungen und Schiffe zu bewältigenden Aufgaben namentlich in logistischer Hinsicht zu veranschaulichen, zeigt die nachfolgende Tabelle in alphabetischer Reihenfolge die Distanzen (in Seemeilen, indikativ1) – der Übersichtlichkeit wegen und im Hinblick auf die Kohleaufnahme unterteilt in Etappen – zu bzw. von einigen für die deutschen Flotten maßgeblichen Stationen2 unter der Annahme der Benützung des Suez-Kanals (ab 17. 11. 1869) und des Nord-Ostsee-Kanals (ab 22. 6. 1895)3. Die Tabelle erlaubt auch einen Vergleich der Distanz mit dem Kohlefassungsvermögen (KFV) und der Maximalen Reisedistanz unter Dampf (MRD), die beiden letzteren in Anh. 7 Ziff. III. Ortsnamen werden in der in Deutschland damals üblichen Umschrift gegeben. Von Aden
Nach Colombo Kapstadt Sansibar Suez Wilhelmshaven
Distanz 2.100 4.200 1.800 1.300 4.900
Brest
Wilhelmshaven
650
Chemulpo
Chifu Kiautschu Pt.Arthur Tsushima
270 330 270 450
Chifu
Chemulpo Kiautschu Pt. Arthur
270 250 90 Fortsetzung nächste Seite
In der Regel aufgerundet. In der Südsee gelten als Station für die Karolinen-Inseln: Yap; für die Marianen-Inseln: Saipan; für die Marshall-Inseln: Jaluit; für Neu-Guinea: Herbertshöhe (später Rabaul) auf Neupommern (später New Britain); für Samoa: Apia (auf Upolu). 3 Reine Kanallänge Holtenau-Brunsbüttel: rund 55 sm; Distanz Brunsbüttel-Wilhelmshaven: rund 45 sm; Distanz Kiel-Wilhelmshaven bei Benützung des Kanals: rund 100 sm. Ohne Benützung des Kanals beträgt die Distanz Kiel-Wilhelmshaven um Kap Skagen rund 580 sm, die Einsparung bei Benützung des Kanals somit rund 480 sm. Überdies konnte das gefährliche Kap Skagen vermieden werden. 1 2
350 Fortsetzung Von Chinkiang
C. Anhänge
Nach Shanghai
Distanz 160
Colombo
Aden Sansibar Singapore Wilhelmshaven
2.100 2.600 1.600 7.000
Danzig
Kiel St. Petersburg Stockholm Wilhelmshaven
350 570 300 450
Gibraltar
Kap Verde Malta Suez Wilhelmshaven
1.600 1.000 2.000 1.600
Hong Kong
Karolinen-Inseln Marianen-Inseln Neu-Guinea Shanghai Singapore Tokyo Wilhelmshaven
1.600 1.900 2.800 820 1.500 1.700 10.000
Inch’on s. damals Chemulpo Istanbul s. damals Konstantinopel Jiaozhou Wan s. damals Kiautschu Kamerun
Swakopmund Togo Wilhelmshaven
1.700 530 5.400
Kapstadt
Aden Magellan-Straße Rio de Janeiro Sansibar Swakopmund Wilhelmshaven Gibraltar Rio de Janeiro Togo Wilhelmshaven
4.200 3.800 3.300 2.400 730 7.900 1.600 2.700 1.700 3.200
Karolinen-Inseln Hong Kong Kiautschu Marianen-Inseln Marshall-Inseln
1.600 1.900 560 1.900
Kap Verde
Anhang 15: Distanzen-Tabelle Von Nach Karolinen-Inseln Neu-Guinea Samoa Singapore Wilhelmshaven
Distanz 1.300 3.200 2.200 10.800
Kiautschu
Chemulpo Chifu Karolinen-Inseln Marianen-Inseln Neu-Guinea Pt. Arthur Shanghai Tientsin Tokyo Tsushima Wilhelmshaven
Kiel
Danzig St.Petersburg Stockholm Wilhelmshaven
350 800 450 100
Konstantinopel
Malta Suez Wilhelmshaven Wilhelmshaven
850 900 3.500 430
Le Havre
351
Fahrt nach W / 16.500 bei Fahrt nach E
330 250 1.900 1.900 3.200 280 310 400 1.100 490 11.200
Lüshu s. damals Pt. Arthur London
Wilhelmshaven
350
Magellan-Straße Kapstadt Neu-Guinea Rio de Janeiro Samoa Wilhelmshaven
3.800 7.000 2.200 5.200 8.100
Malta
1.000 850 1.000 2.600 1.900 560 1.900 1.500 1.300 3.100 1.700 1.300
Gibraltar Konstantinopel Suez Wilhelmshaven Marianen-Inseln Hong Kong Karolinen-Inseln Kiautschu Marshall-Inseln Neu-Guinea Samoa Shanghai Tokyo
Fortsetzung nächste Seite
352 Fortsetzung Von
C. Anhänge
Nach Wilhelmshaven
Distanz 12.000
Fahrt nach W / 16.400 bei Fahrt nach E
Marshall-Inseln
Karolinen-Inseln Marianen-Inseln Neu-Guinea Samoa Tokyo Wilhelmshaven
1.900 1.500 1.300 1.700 2.400 13.000
Fahrt nach W / 15.700 bei Fahrt nach E
Neu-Guinea
Hong Kong Karolinen-Inseln Kiautschu Magellan-Straße Marianen-Inseln Marshall-Inseln Samoa Singapore Tokyo Wilhelmshaven
2.800 1.300 3.200 7.000 1.300 1.300 2.300 3.100 2.500 11.700
Fahrt nach W / 15.800 bei Fahrt nach E
New York
Rio de Janeiro Wilhelmshaven
4.800 3.600
Pt. Arthur
Chemulpo Chifu Kiautschu Tientsin
über Bermuda / 5.800 über Westindien
480 90 280 200
Qingdao s. damals Tsingtau Rio de Janeiro
Samoa
Sansibar
Kapstadt Kap Verde Magellan-Straße New York
3.300 2.700 2.200 4.800
Togo Wilhelmshaven
3.200 5.900
Karolinen-Inseln Magellan-Strasse Marianen-Inseln Marshall-Inseln Neu-Guinea Wilhelmshaven Aden Colombo Kapstadt Wilhelmshaven
3.200 5.200 3.100 1.700 2.300 13.300 1.800 2.600 2.400 6.700
über Bermuda / 5.800 über Westindien
Fahrt nach E / 13.800 bei Fahrt nach W
Anhang 15: Distanzen-Tabelle Von Shanghai
Nach Chinkiang Hong Kong Kiautschu Marianen-Inseln Tokyo Tsushima Wilhelmshaven
Distanz 160 820 310 1.700 1.100 450 10.900
Singapore
Colombo Hong Kong Karolinen-Inseln Neu-Guinea Wilhelmshaven
1.600 1.500 2.200 3.100 8.600
St. Petersburg
Danzig Kiel Wilhelmshaven
570 800 900
Stockholm
Danzig Kiel Wilhelmshaven
300 450 550
Suez
Aden Gibraltar Konstantinopel Malta Wilhelmshaven
1.300 2.000 900 1.000 3.600
Swakopmund
Kamerun Kapstadt Wilhelmshaven
1.700 730 7.100
353
Tianjin s. damals Tientsin Tientsin
Kiautschu
Tientsin
Pt. Arthur Wilhelmshaven
260 11.600
Togo
Kamerun Kap Verde Rio de Janeiro Wilhelmshaven
530 1.700 3.200 4.900
Tokyo
Hong Kong Kiautschu Marianen-Inseln Marshall-Inseln Neu-Guinea Shanghai Tsushima Wilhelmshaven
1.700 1.100 1.300 2.400 2.500 1.100 670 11.800
400
Fortsetzung nächste Seite
354
C. Anhänge
Fortsetzung Von Nach Tsingtau s. Kiautschu Tsushima
Chemulpo Kiautschu Shanghai Tokyo
Wilhelmshaven
Aden Brest Colombo Danzig Gibraltar Hong Kong Kamerun Kapstadt Kap Verde Karolinen-Inseln Kiautschu Kiel Konstantinopel Le Havre London Magellan-Straße Malta Marianen-Inseln Marshall-Inseln Neu-Guinea New York Rio de Janeiro Samoa Sansibar Shanghai Singapore St. Petersburg Stockholm Suez Swakopmund Tientsin Togo Tokyo
Wusung s. Shanghai Yantai s. damals Chifu Yokohama s. Tokyo Zhenjiang s. damals Chinkiang
Distanz 450 490 450 670 4.900 650 7.000 450 1.600 10.000 5.400 7.900 3.200 10.800 11.200 100 3.500 430 350 8.100 2.600 12.000 13.000 11.700 3.600 5.900 13.300 6.700 10.900 8.600 900 550 3.600 7.100 11.600 4.900 11.800
Fahrt nach E / 16.500 bei Fahrt nach W
Fahrt nach E / 16.400 bei Fahrt nach W Fahrt nach E / 15.700 bei Fahrt nach W Fahrt nach E / 15.800 bei Fahrt nach W
Fahrt nach W / 13.800 bei Fahrt nach E
Anhang 16: Auslandseinsätze deutscher Kriegsschiffe und Kriegsschiffverbände im 19. Jahrhundert Die nachfolgende Zusammenstellung will einen Einblick geben in die große Vielfalt der Auslandstätigkeiten deutscher Kriegsschiffe oder Kriegsschiffsverbände im 19. Jh zur Ausbildung von Offizieren und Mannschaften und zur Förderung der deutschen militärischen, diplomatischen, wissenschaftlichen oder privaten oder staatlichen Handelsinteressen, und damit zugleich aufmerksam machen auf den persönlichen Mut und die umfassenden menschlichen, technischen, nautischen und wissenschaftlichen Kenntnisse und Fähigkeiten, die Entschlussfreudigkeit und das Durchsetzungsvermögen, die den Schiffskommandanten und Verbandschefs, Offizieren und Mannschaften abverlangt wurden, und über die sie sich zumeist in hohem Maße ausgewiesen haben1. Vollständigkeit der Darstellung ist nicht möglich und wird nicht angestrebt.
I. Anfangsjahre bis 1871 1. Ausbildungseinsatz (a) Nach ihrer Jungfernreise ins Mittelmeer trat die als „Übungskorvette für künftige Seeschiffer“ gebaute, bis 1848 dem preußischen Finanzministerium unterstellte Amazone2 mit rund 50 Kadetten Mitte Mai 1844 ihre erste Fernreise über Dover, Lissabon, Gibraltar, Palermo, Piräus und Konstantinopel ins Schwarze Meer an. (b) Im April 1845 folgte die nächste Ausbildungsreise der Amazone über Kopenhagen, Portsmouth, Madeira nach Genua, wobei unter Leitung des Wachoffiziers, des späteren VAdm E. (v.) Jachmann, besonderes Gewicht auf die militärische Ausbildung einschließlich des Geschützexerzierens gelegt wurde. (c) Im Juni 1847 segelte die Amazone3 nach New York.
1 Weiterführend wird vor allem auf die Schiffsliteratur und auf Hartmut Klüver (Bibliographie) verwiesen. Für die kürzliche Vergangenheit vgl. Deutsches Marine Institut (Bibliographie). 2 Kdt Baron v. Dircking-Holmfeld, aus dänischen Diensten beurlaubt. 3 Kdt Jan Schröder, Direktor der Navigationsschule Danzig.
356
C. Anhänge
(d) Ende 1850 begann das erst am 26. März durch das preußische Kriegsministerium von der „Seehandlung“ gekaufte Transportschiff Mercur4 seine Ausbildungsreise über Funchal und Teneriffa nach Bahia (Brasilien) und Rio de Janeiro. Auf der Rückreise nach Stettin (29. 5. 1851) wurde St. Helena angelaufen. (e) Gegen Ende 1852 segelte ein Geschwader5 bestehend aus Amazone6, Gefion7 und Mercur8 über Monrovia, wo dem liberianischen Staatspräsidenten ein offizieller Besuch abgestattet wurde, nach Rio de Janeiro und Montevideo.
2. Diplomatische Mission Nachdem Kronprinz Friedrich Wilhelm (1888 Kaiser Friedrich III.) auf Grille9 mit Delphin10 und Hertha11 in Konstantinopel Sultan Abdülazziz einen Besuch abgestattet hatte, durchfuhr das durch Arcona12 und Elisabeth13 verstärkte Geschwader14 – der Kronprinz nun in Begleitung des noch nicht der Marine angehörenden Generalmajors v. Stosch – hinter der französischen Kaiserin Eugénie (auf L’Aigle) und dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. (auf Greif) am 17. 11. 1869 den Suezkanal anlässlich von dessen formeller Einweihung.
3. Schutz deutscher Interessen (a) Ein Geschwader15 bestehend aus Arcona16, Thetis17, Frauenlob18 und dem eigens für diesen Zweck gekauften Transportschiff Elbe19 begleitete Ende 1859 die außerordentliche Gesandtschaft unter Botschafter Graf Friedrich v. Eulenburg über Kdt KzS J. O.Donner. Chef chKzS J. Schröder. 6 Kdt LzS Schirmacher. 7 Kdt KK Sundewall. 8 Kdt LzS R. Herrmann. 9 Kdt KL Ratzeburg. 10 Kdt KL Ewald. 11 Kdt KzS Köhler. 12 Kdt KK v. Schleinitz. 13 Kdt KK Przewisinski. 14 Chef KzS Köhler. 15 Chef Komm Sundewall. 16 Kdt KzS Sundewall. 17 Kdt KzS E. v. Jachmann. 18 Die Frauenlob (Kdt LzS Reetzke) ist am 2. 9. 1860 in einem Taifun vor Yokohama verschollen. 19 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 7 S. 90. 4 5
Anhang 16: Auslandseinsätze deutscher Kriegsschiffe
357
Rio de Janeiro und durch die Magellanstraße zum Abschluss von Handelsvereinbarungen zu Gunsten des Deutschen Zollvereins, Mecklenburgs und der Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck nach Ostasien20. (b) Im August 1860 wurde das bewaffnete Transportschiff Ida zur Unterstützung deutscher Landsleute während der italienischen Einigungskämpfe21 nach Unteritalien entsandt, wo es bis zum Juni 1861 verblieb. (c) Arcona22 und Thetis23 gelang es am 4. 9. 1860 allein schon durch ihr Eintreffen in Tokio, die Ausweisung dort ansässiger Landsleute zu verhindern. (d) Im März 1870 erlangte Arcona24 von der Regierung Haitis die Zusicherung der Zahlung einer Schuld an einen deutschen Kaufmann. (Im April brach auf dem Schiff Gelbfieber auf mit schlimmen Folgen: rund 50 Seeleute erkrankten schwer, einige starben, und 10 Besatzungsmitglieder desertierten – ein für ein deutsches Kriegsschiff außergewöhnliches Ereignis25). 4. Militärischer Einsatz (a) Nach Abschluss einer der Ausbildung dienenden Reise und Geschwaderübung (Amazone26, Danzig27 [Flaggschiff], Frauenlob28, Mercur29, Thetis30) vor Madeira fuhr Prinz Adalbert mit der Danzig an die marokkanische Mittelmeerküste, wo 1852 bei Kap Tres Forcas bei Melilla aufständische Kabylen die preußische Handelsbrigg Flora31 aufgebracht und geplündert hatten. Die Besatzung unter Leitung des seinen persönlichen Mut beweisenden Prinzen Adalbert wagte am 7. 8. 1856 Landung und Angriff auf die das Schiff beschießenden Kabylen, musste allerdings unter erheblichen Verlusten den Rückzug antreten, ohne den gewünschten Erfolg zu erzielen. (b) Im April 1868 versuchte Augusta32, den Hafen von Puerto Limon als Stützpunkt für die Flotte des Norddeutschen Bundes zu gewinnen, was von der Regierung Costa Ricas unter Berufung auf die Monroe-Doktrin abgelehnt wurde. 20 Vertragsabschluss mit Japan in Tokio am 24. 1. 1861, mit China in Tientsin am 2. 9. 1861, mit Siam am 7. 2. 1862. 21 Vittorio Emanuele II. von Sardinien-Piemont wurde am 17. 3. 1861 König von Italien. 22 Kdt KzS Sundewall. 23 Kdt KzS Prinz Wilhelm von Hessen-Philippsthal-Barchfeld. 24 Kdt KK v. Schleinitz. 25 Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 1 S. 99. 26 Kdt KK Kuhn. 27 Kdt KK Prinz Wilhelm von Hessen-Philippsthal-Barchfeld. 28 Kdt LzS Rogge. 29 Kdt LzS v. Henk. 30 Kdt KzS Sundewall. 31 Kapitän Witt. 32 Kdt KK F. Kinderling.
358
C. Anhänge
(c) Hertha33 und Medusa34 vereinigten sich im September 1870 vor Yokohama, banden französische Kräfte und ermöglichten dadurch deutschen Handelsschiffen, neutrale Gewässer zu erreichen. (d) Einen der wenigen deutschen Marine-Kampfeinsätze während des Krieges gegen Frankreich bestand der Meteor35, der dem französischen Aviso Bouvet am 9. 11. 1870 vor Havanna ein Gefecht lieferte, bei dem sich beide Schiffe schwer beschädigten, und Tote und Verwundete zu beklagen waren. (e) Diplomatische, militärische und Handelsinteressen verfolgte die Nymphe36 anlässlich einer Weltreise von Juli 1871 bis Mai 1874.
II. Ära Stosch (1872 – 1883) 1. Schutz deutscher Interessen (a) Im März 1872 zwang Nymphe37 den Häuptling von Pago-Pago (Samoa) zur Zahlung einer Entschädigung für die Beraubung eines deutschen Handelsschiffes und schlichtete Streitigkeiten zwischen Deutschen und Eingeborenen in Apia (Samoa) und Levuka (Fidji). (b) Unter der Führung von KzS Batsch zwangen Vineta38 und Gazelle39 im Juni 1872 die Regierung von Haiti zur Bezahlung der Forderungen eines deutschen Kaufmanns. (c) Ende 1872 unternahm ein Geschwader40 bestehend aus Friedrich Carl41, Vineta42, Gazelle43, Elisabeth44 und Albatross45 die erste Geschwader-Überseereise der Kaiserlichen Marine. In Venezuela und Kolumbien wurden Anfang 1873 deutsche Wirtschaftsinteressen geltend gemacht. (d) Friedrich Carl 46 und Elisabeth47 regelten deutsche Wirtschaftsinteressen in Cartagena (März 1873). 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45
Kdt KzS Köhler. Kdt KK Struben. Kdt KL v. Knorr. Kdt KK v. Blanc. Kdt KK v. Blanc. Kdt KzS C. F. Batsch. Kdt KK Arendt. Chef KzS R. v. Werner. Kdt KzS R. v. Werner. Kdt KzS C. F. Batsch. Kdt KK Arendt. Kdt KK Livonius. Kdt KK Stenzel.
Anhang 16: Auslandseinsätze deutscher Kriegsschiffe
359
(e) Nach der Plünderung eines an der nordspanischen Küste in Seenot geratenen Handelsschiffes erreichten Augusta48, Albatross49 und Nautilus50 im Februar 1875 Genugtuung. (f) Cyclop (II)51, Ariadne52 und Hertha53 setzten im Herbst 1875 bei den Behörden von Futschou (China) eine Entschädigung für die Ermordung des Kapitäns und die Plünderung der Fracht des Schoners Anna durch Piraten durch (sog. „AnnaAffäre“). (g) Im Mai 1876 schützte Victoria54 deutsche Siedler in Haiti nach dem Ausbruch eines Aufstandes. (h) Zu Beginn des Novembers 1876 schloss Hertha55 einen Handels- und Freundschaftsvertrag mit dem König von Tonga (Polynesien); Einrichtung einer Kohlestation. (i) Am 3. 7. 1877 unterzeichnete Augusta56 in Apia einen Neutralitäts-, Handelsund Meistbegünstigungsvertrag mit den Samoa-Inseln. (k) 1877 / 78: Zum Schutz deutscher Staatsangehöriger lagen Pommerania57, Meteor58 und Comet59 während des russisch-türkischen Krieges vor Konstantinopel. (l) Eintreibung einer Forderung und Genugtuung für die Misshandlung des deutschen Konsuls in Managua (Nicaragua) durch ein Geschwader60 bestehend aus Elisabeth61, Ariadne62, Leipzig63 und Medusa64 (März 1878)65. Paschen bemerkte Kdt KzS R. v. Werner. Kdt KK Livonius. 48 Kdt KK v. d. Goltz. 49 Kdt KK Nostitz. 50 Kdt KK Zembsch. 51 Kdt KL v. Reiche. 52 Kdt KK H. Kühne. 53 Kdt KK v. Knorr. 54 Kdt KK P. C.Donner. 55 Kdt KzS v. Knorr. 56 Kdt KK Hassenpflug. „Eine unglückliche, aber durch und durch edel angelegte Natur … schwerfällig in seinem Wesen … Dazu gehörte er zu den eingebildeten Kranken“ (Paschen S. 200 f.). 57 Kdt KL R. v. Rössing. 58 Kdt KK Georgi. 59 Kdt KL / KK v. Pawelsz. 60 Chef KzS v. Wickede. 61 Kdt KzS v. Wickede. 62 Kdt KK B. v. Werner. 63 Kdt KK Paschen. 64 Kdt KK v. Hollmann. 65 v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 112 f. 46 47
360
C. Anhänge
dazu: „Man segelte zwar noch, aber der Sinn für Segelschiffe ging doch allmählich verloren“66; die Fahrt insgesamt bezeichnete er als „eine Schönwetterreise mit Leesegeln“67. (m) Ariadne68 schloss im November / Dezember 1878 und im April 1879 Handelsverträge mit den Marshall-Inseln (Mikronesien), Mioko (Neupommern, Melanesien), den Ellice-Inseln und den Gesellschaftsinseln (Polynesien). Einrichtung von Kohlestationen. (n) Während des Salpeter-Krieges von 1879 / 80 schützte Hansa69, später abgelöst durch Ariadne70, die deutschen Interessen an der Westküste Südamerikas. Hansa verhinderte die Beschießung der peruanischen Hafenstadt Callao71. (o) Im Interesse deutscher Siedler schlichtete Bismarck72 im November 1879 Streitigkeiten unter Samoanern. (p) Am 7. 3. 1881 zwang Victoria73 die Einwohner von Nana Kru (Liberia) zu Schadenersatz wegen der Plünderung eines gestrandeten deutschen Handelsschiffes74. (q) Stosch75 und Wolf76 schlossen mit Korea am 30. 6. 1882 einen Handelsvertrag. (r) Im Juli 1882 schützte Habicht (II)77, später unterstützt von Möwe78 und Gneisenau79, die deutschen Staatsangehörigen in Port Said, evakuierte Deutsche und Österreicher aus der Kampfzone während der englisch-ägyptischen Kampfhandlungen, und sicherte die Durchfahrt deutscher Handelsschiffe durch den Suezkanal; Habicht (II) schützte das deutsche Generalkonsulat und Spital in Alexandrien. (s) Hertha80 erzwang im August 1882 vom König von Dahomey Schadenersatz für die Plünderung des vor Cotonou gestrandeten deutschen Handelsschiffes Erndte und die Misshandlung deutscher Schiffbrüchiger. 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80
S. 187. S. 217. Kdt KK B. v. Werner. Kdt KK Heusner. Kdt KK v. Hollen. v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 114. Kdt KK Deinhard. Kdt KK Valois. v. Werner, Deutschland’s Ehr S. 114. Kdt KK / KzS Glomsda v. Buchholz. Kdt KK Strauch. Kdt KK F. Kuhn. Kdt KK v. Kykbusch. Kdt KzS v. d. Goltz. Kdt KzS v. Kall.
Anhang 16: Auslandseinsätze deutscher Kriegsschiffe
361
(t) Im Oktober 1882 erreichte Iltis81 Schadenersatz für die Plünderung der gestrandeten Handelsbrigg August durch die Küstenbewohner der Pescadores-Inseln in der Formosa-Straße. (u) Am Heiligabend 1882 setzten Stosch82 und Elisabeth83 bei den Behörden von Amoy (China) die Einhaltung einer mit einem deutschen Kaufmann getroffenen Vereinbarung durch (sog. „Pfannenkrieg von Amoy“)84. (v) Am Stephanstag 1882 erlangten Carola85 und Hyäne (II)86 von den Bewohnern der Hermit-Inseln (Melanesien) Genugtuung für die Ermordung deutscher Kaufleute. 2. Militärischer Einsatz (a) Im Juli / August 1873 verhinderte ein Geschwader87 bestehend aus Friedrich Carl88, Elisabeth89 und Delphin90 die Beschießung von Alicante und Malaga durch spanische Aufständische91. (b) Nachdem Cyclop (II)92, Ariadne93 und Hertha94 im Herbst 1875 nach der Plünderung des Handelsschoners Anna erste Maßnahmen getroffen hatte [vorne Ziff. II. 1. (f)], zwang ein Geschwader95 bestehend aus Hertha96, Vineta97, Cyclop (II)98, Nautilus99, Ariadne100 und Luise101 (doppelt so groß wie in Stoschs Kdt KK Klausa. Kdt KK / KzS Glomsda v. Buchholz. 83 Kdt KzS v. Hollmann. 84 Einzelheiten bei Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 5 S. 135. 85 Kdt KK Karcher. 86 Kdt KL Geiseler. 87 Chef KzS R. v. Werner. 88 Kdt KzS R. v. Werner. 89 Kdt KK Livonius. 90 Kdt KL Deinhard. 91 Reichskanzler Bismarck war sehr unzufrieden über v. Werners Eigenmächtigkeit, die seine außenpolitischen Interessen störte, und erreichte dessen Ablösung vom Kommando. Das Kriegsgerichtsverfahren endete jedoch mit einem Freispruch v. Werners. 92 Kdt KL v. Reiche. 93 Kdt KK H. Kühne. 94 Kdt KK v. Knorr. 95 Chef KzS v. Monts. 96 Kdt KzS v. Knorr. 97 Kdt KzS v. Monts. 98 Kdt KL v. Reiche. 99 Kdt KK Valois. 100 Kdt KzS H. Kühne. 101 Kdt KK Ditmar. 81 82
362
C. Anhänge
Flottengründungsplan von 1873 vorgesehen) zusammen mit einem englischen und einem russischen Geschwader die chinesische Regierung zu Maßnahmen gegen das Piratenunwesen (Konvention von Chifu vom 13. 9. 1876). (c) Zum Schutz deutscher Interessen nach der Ermordung des deutschen Konsuls Abbot in Saloniki wurde im Rahmen einer internationalen Flottendemonstration ein Geschwader102 bestehend aus Kaiser103, Deutschland104, Friedrich Carl105, Kronprinz106, Medusa107, Pommerania108, Meteor109 und Comet110 im Sommer 1876 in türkische Gewässer entsandt. (d) Im Rahmen einer internationalen Koordination (England, Frankreich, Italien, Österreich, Russland) zwang Victoria111 die Türkei im November 1880 zur Übergabe von Dulciqno an Montenegro entsprechend den Ergebnissen des Berliner Kongresses (1878). (e) Freya112 und Iltis113 fahndeten ergebnislos nach der Fracht des Ende April 1881 von chinesischen Piraten geplünderten Handelsschiffes Occident. (f) Mitte Juli bis Mitte August 1881 unternahm Habicht (II)114 eine Strafaktion gegen Stämme der Nusa in Neu-Mecklenburg und auf den Admiralitätsinseln.
3. Wissenschaftlicher Einsatz (a) Vom 21. 6. 1874 bis 28. 4. 1876 unternahm die Gazelle115 eine umfassende wissenschaftliche Expedition116. (b) Von Oktober 1875 bis November 1877 umsegelte Vineta117 als Schulschiff die Welt und erfüllte dabei vielfältige seemännische und wissenschaftliche Aufgaben.
102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117
Chef KAdm C. F. Batsch. Kdt KzS v. d. Goltz. Kdt KzS MacLean. Kdt KzS Przewisinski. Kdt KzS Livonius. Kdt KK Zirzow. Kdt KL Georgi. Kdt KL v. Rössing. Kdt KL v. Pawelsz. Kdt KK Valois. Kdt KzS Kupfer. Kdt KK Klausa. Kdt KK F. Kuhn. Kdt KzS v. Schleinitz. Für Einzelheiten siehe Anh. 12 und Hildebrand / Röhr / Steinmetz Bd. 2 S. 130 f. Kdt KzS v. Monts.
Anhang 16: Auslandseinsätze deutscher Kriegsschiffe
363
(c) Am 14. 10. 1876 begann Elisabeth118 eine wissenschaftlicher Forschung gewidmete Weltumsegelung. (d) Hyäne119 verließ Wilhelmshaven am 16. 4. 1882, um auf einer Reise in die Südsee zunächst die Osterinseln anzulaufen und völkerkundliche Forschungen im Auftrag der Ethnographischen Abteilung der Königlichen Museen in Berlin zu unternehmen.
III. Ära Caprivi (1883 – 1888120) (a) Albatross121 wurde ab Anfang 1883 in Südamerika mit nautischen Aufgaben betraut, war dann aber ab Ende Mai 1884 bis gegen Ende 1887 vorwiegend in der Südsee tätig, teilweise in Zusammenarbeit mit Stosch122, Marie123 und Hyäne (II)124 bzw. mit Bismarck125, Gneisenau126 und Olga127. (b) Hyäne (II)128 zog Anfang 1883 die beteiligten Bewohner der Hermit-Inseln für Verbrechen an deutschen Bürgern zur Rechenschaft, nahm im August 1884 Flaggenhissungen vor und diente 1885 als Stationär an der ostafrikanischen, 1888 an der westafrikanischen Küste. (c) Elisabeth129 unternahm ab Mai 1884 mit der Crew 83 eine Weltreise, zunächst nach West- und Südwestafrika zur Befestigung deutscher Ansprüche und für Flaggenhissungen, dann nach Australien und Japan, über Hong Kong, Indonesien und Mauritius, Kapstadt, Montevideo zurück nach Kiel (2. 4. 1886). (d) Ariadne130 als Teil des durch ACO vom 27. 9. 1884 neu aufgestellten Westafrikanischen Kreuzergeschwaders nahm, entgegen der Beurteilung durch Reichskommissar Dr. Gustav Nachtigal, in Übereinstimmung mit den lokalen Häuptlingen im Gebiet des späteren Französisch-Guinea und auf der Grundlage von Verträgen des dortigen deutschen Kaufmanns Friedrich Colin Flaggenhissungen vor. Kdt KzS v. Wickede. Kdt KL Geiseler. 120 Siehe dazu den großgezogenen Überblick bei Herold (Bibliographie). 121 Kdt KK v. Pawelsz, KK Plüddemann, KL v. Baudissin, KK v. Frantzius. 122 Kdt KzS v. Nostitz, KK Geissler, KK v. Diederichs. 123 Kdt KK Krokisius. 124 Kdt KL Geiseler, KL / KK A. Langemak, KL Max Galster. 125 Kdt KzS Karcher, KzS F. Kuhn, KL G. Schmidt. 126 Kdt KzS Valois, KzS v. Thomsen. 127 Kdt KK v. Bendemann, KK v. Reichenbach, KL L. Fischer, KK / KzS Strauch, KK / KzS Hartog. 128 Kdt KL Geiseler, KL / KK A. Langemak, KL M. Galster. 129 Kdt KzS Schering. 130 Kdt KK Chüden. 118 119
364
C. Anhänge
(e) Gneisenau131 wirkte zunächst 1884 im Westafrikanischen Kreuzergeschwader, war dann 1885 vor Ostafrika engagiert, marschierte am 9. 1. 1886 nach Australien und kehrte zum Jahresende nach Kiel zurück. Nach einer Winterübungsreise Anfang 1887 ins Mittelmeer und einer Begleitung des Kaisers im Juli 1888 in nordische Häfen folgte eine Reise nach Athen zum Regierungsjubiläum König Georgs I. von Griechenland (Oktober), ausgedehnt zur türkischen und ägyptischen Küste. (f) Iltis132, 1883 / 84 in China und Japan als Teil des Ostasiatischen Kreuzergeschwaders engagiert, wurde nach dem Friedensschluss zwischen Frankreich und China im Juni 1885 in die Südsee beordert und erklärte Ende August 1885 den deutschen Schutz für alle Inseln zwischen dem Äquator und 11° n.B., zwischen 133 und 164° ö.L. Anschließend marschierte das Schiff über Manila und Singapore nach China zum Schutz deutscher Niederlassungen und Bürger. (g) Über den Erwerb der Kolonien in Togo und Kamerun (1884) durch das Kanonenboot Möwe wird in Zusammenhang mit der Schilderung von Leben und Tätigkeit ihres Kommandanten, des späteren VAdm Paul Hoffmann, ausführlicher zu sprechen sein133. (h) Am 7. 6. 1886 erreichte ein internationales Geschwader einschließlich Friedrich Carl134 durch eine Demonstration und Blockade vor Piräeus die Einstellung griechischer Feindseligkeiten um das türkische Kreta. (i) Am 8. 1. 1888 bettete das Landungskorps der Habicht (II)135 im Garten des Gouvernements in Duala die sterblichen Überreste des Afrikareisenden und Kolonialbeauftragten Dr. Gustav Nachtigal136 zur ewigen Ruhe, die vom Kanonenboot Möwe137 am 20. 4. 1885 bei Kap Palmas nur vorläufig beerdigt worden waren.
IV. Kaiserherrschaft (1888 – 1900) 1. Diplomatische Mission (a) Die Flotte vertrat Deutschland bei der Weltausstellung in Barcelona durch die Panzerfregatte Kaiser138 im Juni 1888. Kdt KzS Valois, KzS v. Thomsen. Kdt KL / KK Rötger. 133 Gutzwiller Ziff. 6. 134 Kdt KzS Stempel. 135 Kdt KK O. v. Schuckmann. 136 18434 – 1885; mehr über Nachtigal bei der Schilderung von Leben und Tätigkeit des späteren VAdm Paul Hoffmann (Gutzwiller Ziff. 6). 137 Kdt KK Paul Hoffmann. 138 Kdt KzS Paul Hoffmann. 131 132
Anhang 16: Auslandseinsätze deutscher Kriegsschiffe
365
(b) Die Flotte nahm im selben Sommer durch das Schulschiff-139 und das Panzergeschwader140 an den Antrittsbesuchen Wilhelm II. in St. Petersburg (Zar Alexander III.), Stockholm (König Oscar II.) und Kopenhagen (König Christian IX.) teil. (c) Im Juli / August 1889 fuhr Kaiser Wilhelm II. mit der Manöverflotte141 zum ersten Besuch bei der englischen Königin Victoria, seiner Großmutter mütterlicherseits, die ihm den Ehrentitel eines englischen Admirals verlieh142. (d) Von Ende September 1889 bis Ende April 1890 begleitete das Übungsgeschwader143 Kaiser Wilhelm II. nach Athen zur Hochzeit seiner Schwester Sophie mit dem zukünftigen griechischen König Konstantin I. und anschließend zum Besuch des Sultans in Konstantinopel. Auf der Rückfahrt wurden Kaiserin Elisabeth in Korfu besucht und – als erstes deutsches Panzergeschwader – die österreichischen Häfen Pola und Fiume. (e) Schließlich nahmen Baden144 und Freya145 im Dezember 1900 an den Hochzeitsfeierlichkeiten von Königin Wilhelmina der Niederlande mit Herzog Heinrich von Mecklenburg-Schwerin teil. 2. Schutz deutscher Interessen (a) Im Juli und August 1891 beteiligte sich das Kreuzergeschwader146 mit der Kreuzerfregatte Leipzig147 und den Kreuzerkorvetten Sophie148 und Alexandrine149 und der englischen Korvette Champion am Schutz der in Valparaiso (Chile) lebenden Deutschen und Engländer während der erfolgreichen Revolution gegen Staatspräsident Balmaceda. (b) Im Juni 1892 war die Kreuzerkorvette Arcona150 engagiert zum Schutz deutscher Bürger während einer in Venezuela ausgebrochenen Revolution, erzwang am 29. 8. 1892 Genugtuung für die Beleidigung der deutschen Flagge und am 3. 11. 1993, wieder zusammen mit Alexandrine151, die Freigabe eines von Aufständischen in Rio de Janeiro beschlagnahmten Dampfers. 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151
Chef KAdm v. Kall. Chef KAdm v. Knorr. Chef VAdm v. Kall. Gutzwiller Ziff. 7. Chef KAdm v. Hollmann. Kdt KzS Schwarzlose. Kdt KzS Westphal. Chef KAdm Valois. Kdt KzS Plüddemann. Kdt KK Herbing. Kdt KK v. Prittwitz und Gaffron. Kdt KK Draeger. Kdt KK G. Schmidt.
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C. Anhänge
(c) Von Juni 1893 bis Dezember 1897 hatte der Kleine Kreuzer Bussard 152 mit dem Schwesterschiff Falke153 verschiedentlich Unruhen in der Südsee zu bekämpfen, durch die deutsche Interessen gefährdet waren. (d) Irene154 erzwang im Dezember 1894 in Casablanca eine Entschädigung für die Ermordung eines deutschen Kaufmanns. (e) Im August 1895 erreichte ein Geschwader155 mit dem Großen Kreuzer Kaiserin Augusta156, dem Küstenpanzerschiff Hagen157, der Kreuzerfregatte Stosch158 und der Kreuzerkorvette Marie159 in Tanger eine Entschädigung für zwei ermordete deutsche Kaufleute.
3. Militärischer Einsatz (a) Ein anspruchsvolles Engagement ab Sommer 1888 bis im Mai 1890 (mit Schiffsartillerie und Landungstruppen) beschäftigte das Ostafrikanische Kreuzergeschwader160, zumeist bestehend aus der Kreuzerfregatte Leipzig161, den Kreuzerkorvetten Carola162 und Sophie163, dem Kleinen Kreuzer Schwalbe164, dem Kanonenboot Möwe165 und dem Aviso Pfeil 166, zur Sicherung der Besitzungen der DeutschOstafrikanischen Gesellschaft, die Niederschlagung eines von Arabern angeführten Aufstandes gegen deutsche Interessen in Ostafrika und (gemeinsam mit England, Italien und Portugal) die Blockade Sansibars zur Unterbindung des Sklaventransports auf die arabische Halbinsel. (b) Unter dem Kommando von KAdm Paul Hoffmann wurde 1894 die Ostasiatische Kreuzerdivision wieder aufgestellt. Über ihre Tätigkeit wird im Rahmen der Schilderung von Leben und Tätigkeit Hoffmanns zu berichten sein167. Am 14. 11.
152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167
Kdt KK Flichtenhöfer; KL H. Kinderling; KK Scheder; KK Winkler. Kdt KK G. Becker; KK v. Moltke; KK Krieg; KK Wallmann. Kdt KK v. Dresky. Chef KzS O. v. Schuckmann. Kdt KzS O. v. Schuckmann. Kdt KK Rosendahl. Kdt KzS H. v. Schuckmann. Kdt KK Credner. Chef KAdm Deinhard. Kdt KK Hartog; KzS Strauch; KL da Fonseca-Wollheim; KzS Plüddemann. Kdt KK Raven; KK Valette. Kdt KK Kohlhauer; KK Hartog; KK Herbing. Kdt KK Hirschberg. Kdt KL Ferber; KK Riedel. Kdt KK Herbing; KK Draeger; KK Lavaud. Gutzwiller Ziff. 9.
Anhang 16: Auslandseinsätze deutscher Kriegsschiffe
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1897 nahm die Division, nunmehr unter ihrem neuen Chef KAdm v. Diederich, Kiautschu in Besitz. (c) Am 6. 6. 1895 erzwang das (später dann am 23. 7. 1896 vor der Halbinsel Schantung gestrandete) Kanonenboot I. Klasse Iltis (I)168 die Feuereinstellung zwischen Japan und China auf der Insel Formosa. (d) Nur ein Teilerfolg war dem Großen Kreuzer Kaiserin Augusta169 beschieden, dem es zwar zwischen Februar und Anfang April 1897 zunächst gelang, griechische Freiwillige vom Angriff auf türkische Stellungen in Kreta fernzuhalten, den Kriegsausbruch dann aber doch nicht zu verhindern mochte. (e) Stein170 und Charlotte171 erzwangen am 6. 12. 1897 in Port au Prince eine Entschädigung und Entschuldigung für die ungerechtfertigte Verurteilung und Inhaftierung eines deutschen Bürgers. (f) Der letzte war zugleich der bedeutendste militärische Einsatz im Jahre 1900, die Mitwirkung an der Niederschlagung des Boxer-Aufstandes in China172, an der sich unter Leitung des Geschwaderchefs VAdm v. Bendemann173 an verschiedenen Aktionen und in verschiedenen Zusammensetzungen nebst Torpedo- und Flusskanonenbooten vor allem die folgenden Schiffe beteiligten: Panzerschiffe174: Brandenburg175, Kurfürst Friedrich Wilhelm176, Weißenburg177, Wörth178 Große Kreuzer: Fürst Bismarck179 (Geschwaderflaggschiff), Hansa180, Hertha181, Kaiserin Augusta182 Kleine Kreuzer: Bussard183, Gefion184, Geier185, Irene186, Schwalbe187, Seeadler188 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186
Kdt KL Braun. KzS Koellner. Kdt KzS Oelrichs. Kdt KzS A. A.C. Thiele. Zur Flottenrüstung Chinas in der 2. Hälfte des 19. Jh. siehe Osterhammel S. 706. Chef des Stabes: KzS Wodrig. Auf Grund des 1. Flottengesetzes umqualifiziert als Linienschiffe. Kdt KzS Rosendahl. Kdt KzS v. Holtzendorff. Kdt KzS Hofmeier. Kdt KzS Borckenhagen. Kdt KzS v. Moltke. Kdt KzS v. Pohl. Kdt Kdt KL Hecht. Kdt KzS Gülich. Kdt KK Bassewitz. Kdt FK Rollmann. Kdt KK Peters. Kdt FK Stein.
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C. Anhänge
Aviso: Hela189 Kanonenboote: Iltis (II)190, Jaguar191, Luchs192, Tiger193. Für Einzelheiten wird auf die Darstellungen in der Schiffsliteratur194 und auf die beinahe unüberschaubare historische und marinehistorische Spezialliteratur verwiesen.
187 188 189 190 191 192 193 194
Kdt KK Boerner. Kdt KK Schack. Kdt KK Rampold. Kdt KL Sthamer. Kdt KK H. Kinderling. Kdt KK Dähnhardt. Kdt KK Mittelstaedt. Für einen ersten Überblick siehe Hildebrand / Röhr / Steinmetz, Bd. 2 S. 124 f.
Anhang 17: Marine-Zeremoniell I. Einleitung (a) Dass dem Zeremoniell auf Schiffen eine so hohe Bedeutung zukommt, ist vor allem darin begründet, dass Schiffe auch in Friedenszeiten oft außerhalb ihrer heimischen Gewässer fahren, auf hoher See aber auch in heimischen Gewässern den Schiffen anderer Nationen begegnen, fremde Häfen anlaufen oder sich (wir beziehen uns hier auf historische Ereignisse) z. B. anlässlich des Regierungsjubiläums eines Monarchen1, der Hochzeit einer Fürstlichkeit2, der Eröffnung des Suezkanals3, der Weltausstellung in Barcelona4 mit Schiffen anderer Nationen zu friedlichen Flottendemonstrationen vereinigen und dabei im friedlichen Wettstreit und Vergleich stets auch als Repräsentanten ihrer Nation bzw. ihres Monarchen angesehen werden. Nicht nur als solche, sondern als „unantastbarer Teil der bewaffneten Macht seiner Majestät des Kaisers“ wurden deutsche Kriegsschiffe gesehen, die jeden Versuch, sich „in die inneren Vorgänge an Bord einzumischen, auf das energischste, wenn nicht anders möglich, mit Waffengewalt zurückzuweisen“ hatten; dementsprechend musste der Schiffskommandant auch darauf achten, dass ihm „die im Verkehr zwischen zivilisierten Völkern“ üblichen Ehrungen erwiesen wurden“5. „Der Besatzung eines allein fahrenden Schiffes wird übrigens stets offiziell Kenntnis davon gegeben, wenn man die heimatlichen Gewässer verlässt. Bei dem Passieren der Grenzlinien lässt der Kommandant die gesamte Besatzung antreten und macht von der genannten Tatsache Mitteilung; gleichzeitig weist er darauf hin, dass das Schiff nunmehr unter Kriegsgesetzen steht. Unter diesen bleibt es, solange es sich in fremden Gewässern befindet. Die Mannszucht ist also doppelt streng zu wahren …“6. Dementsprechend schwer – in positivem Sinne – fiel ins Gewicht, wenn sich ein Schiff im Ausland diplomatisch hervorgetan hatte. Ein anschauliches Beispiel ist der Brief Caprivis als Chef der Admiralität am 6. Juni 1888 an das Kaiserliche
1 Gneisenau (König Georg I. von Griechenland, Oktober 1888); Kaiser (König Christian IX. von Dänemark, November 1888). 2 Baden und Freya (Königin Wilhelmina der Niederlande und Herzog Heinrich von Mecklenburg-Schwerin, Dezember 1900). 3 Arcona, Delphin, Elisabeth, Grille, Hertha, 17. 11. 1869. 4 Kaiser (Kdt KzS Paul Hoffmann), Mai 1888 (siehe Gutzwiller Ziff. 7.). 5 Alle Zitate nach Stein S. 234. 6 Laverrenz, Kriegsflotte S. 496.
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C. Anhänge
Kommando der Manöverflotte zu Kiel, in welchem dem Kommandanten (KzS Paul Hoffmann), den Offizieren und Mannschaften der Panzerfregatte Kaiser die „besondere Anerkennung [für] äußere Erscheinung, Manneszucht und tadelloses Benehmen in und außer Dienst“ anlässlich des Auftrittes bei der Eröffnung der Weltausstellung in Barcelona ausgesprochen wird, eines Anlasses, der wegen „des Zusammentreffens von Kriegsschiffen der verschiedensten Nationen zu Vergleichen herausforderte“7. Wie peinlich genau der Comment beachtet werden musste, und wie empfindlich auf Verletzungen der Regeln reagiert wurde, zeigt ein Brief KAdm Hoffmanns an einen nicht genannten französischen Admiral von Anfang Mai in Kobe / Japan, der brieflich einen (vermeintlichen) Verstoß gegen die Vorschriften gerügt hatte: „Mein Herr Admiral. Euer Exzellenz Schreiben vom 6. Mai habe ich zu erhalten die Ehre gehabt. Zu meinem lebhaften Bedauern ersehe ich daraus, dass ein Vorkommnis, welches auch mir als Zeuge desselben Verdruss bereitet hat, zu Ihrem Argwohn Veranlassung gegeben hat, als sei eine Absichtlichkeit dabei im Spiel gewesen. Tatsache ist, dass die französische Flagge, neben der Admiralsflagge gesetzt, von dieser halb verdeckt erschien und wegen der schwachen Winde nur in ihrem unteren Teil auswehte. Beim Niederholen wurde die Flagge von einem Arm des Semaphors8 festgehalten und musste klariert werden. Die japanische Flagge war viel kleiner und leichter als die französische und wehte daher besser aus. Der Gedanke, es könnte der französischen Flagge geringere Ehre erwiesen sein, als der japanischen, liegt außerhalb jeder Möglichkeit. Ich würde ihn gar nicht aussprechen, wenn Euere Exzellenz nicht den Wunsch ausgedrückt hätten, von mir zu hören, dass eine solche Absichtlichkeit nicht vorliege. Genehmigen Sie, Herr Admiral, den Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung, mit der ich die Ehre habe zu sein Euer Exzellenz sehr ergebener Hoffmann, Konteradmiral“9. Allerdings hat das Zeremoniell auch ausgeprägte Schwachseiten: Indem der äußeren Form eine derart große, unmittelbar die Geltung des Staates und Monarchen berührende dramatisierte Bedeutung zugemessen wird, eröffnet sich die prekäre Gelegenheit, durch ihre Missachtung oder schon nur ungenügende Beachtung Reaktionen notwendig zu machen, die – weil sie mehr emotional als rational getragen werden – den Keim des Misserfolges in sich tragen10. (b) Um Unsicherheiten und diplomatische Ungleichheiten zu vermeiden, wurden die marine-zeremoniellen Vorschriften schon früh in international geltenden Reglementen festgeschrieben, die allerdings ganz so eindeutig auch nicht waren, und deren Handhabung des Fingerspitzengefühls des Kommandanten und allenfalls einer KzS Paul Hoffmann erhielt eine noch erhaltene Abschrift dieses Schreibens. Siehe Anh. 10 Ziff. II. 3. (a) und (c). 9 Lebensgeschichte S. 335. Der Entwurf des Hoffmann-Briefes ist erhalten. 10 Die englische Navigationsakte von 1649 zwang alle nicht-englischen Kriegsschiffe zum Gruß der englischen Flagge; bei Verletzung dieser Bestimmung sollten englische Kriegsschiffe unverzüglich das Feuer eröffnen, Stein S. 231. 7 8
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gewissen Großzügigkeit bedurften11. „Es ist ein weiser Staatsgrundsatz der Seemächte … dass man mit einem zu rechter Zeit gefeuerten Salut weiter kommt, als mit zehnmal soviel scharfen Schüssen …“12.
II. Einzelne Zeremoniell-Formen und -Anlässe 1. Flagge Im Rahmen des deutschen Marine-Zeremoniells kommt der Flagge in allen ihren Formen und Gestaltungen13 die wohl wichtigste Bedeutung zu14. (a) Ein bewaffnetes und gefechtstaugliches Kriegsschiff musste außerhalb der eigenen Gewässer zwischen 8 Uhr morgens und bis zum Einbruch der Dunkelheit15 eine seine Nationalität identifizierende Flagge setzen, sonst galt es als rechtlos und konnte wie ein Pirat behandelt werden; letzteres galt auch, wenn die vom Schiff geführte Nationalflagge international nicht anerkannt war16. (b) Durch Hissen der entsprechenden Flagge zeigte das Schiff an, dass sich z. B. der Kaiser (Kaiserflagge) oder ein Admiral (Admiralsflagge entsprechend dem Rang17) an Bord befanden. Befanden sich mehr als eine zur Führung einer eigenen Flagge berechtigten Persönlichkeiten an Bord, wurde nur das Zeichen des Rangältesten gesetzt18. Der Begriff „Flaggschiff“ stammt daher, dass die Führungsschiffe 11 Treffliche Beispiele nennt Laverrenz, Kriegsflagge S. 159: „Der Königssalut wird sogar bei Herrschern unzivilisierter Völker gefeuert, wenn es sich darum handelt, irgendetwas von ihnen zu erreichen. So erhielt z. B. der schwarze König Kalakaua seiner Zeit bei dem Besuch, welchen er dem Kommandanten der Kreuzerfregatte Leipzig [Juni 1878, Kdt KK C. H. Th. Paschen, der Verf.] in Honolulu an Bord abstattete, den reglementsmäßigen Königssalut, und im Jahre 1884 wurden dem westafrikanischen King Bell ebenfalls an Bord der Leipzig [Kdt KzS Herbig, der Verf.] königliche Ehren erwiesen, obwohl derselbe in einem Kostüm erschien, das an europäischen Fürstenhöfen zum mindesten als ein höchst ungewöhnliches bezeichnet werden müsste …“. 12 Laverrenz S. 159. 13 Siehe hierzu die detaillierten Beschreibungen bei Röhr S. 154 ff. 14 In Deutschland galt ab 1878 das „Flaggen- und Salut-Reglement“. 15 Laverrenz, Kriegsflagge S. 158. 16 England anerkannte die während der „Frankfurter Zeit“ 1848 für die Bundesmarine neu eingeführten Flaggenfarben schwarz-rot-gold nicht und drohte, unter diesen Farben fahrende Kriegsschiffe als Pirat zu behandeln; Einzelheiten im Text vorne. 17 Grundform quadratisch, auf weißem Grund ein schwarzes Eisernes Kreuz, die Seiten berührend. Die Flagge des KAdm trug in beiden linken Ecken einen zentrierten schwarzen Punkt, diejenige des VAdm einen solchen im linken obern Eck, jene des Adm keinen solchen Punkt. Die Flagge des Staatssekretärs im RMA trug, ohne Punkte, im unteren linken Eck zwei gekreuzte Anker, die Flagge des Kommandierenden Adm, ohne Punkte und Anker, in der Mitte der Flagge die Kaiserkrone. 18 Stein S. 231.
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C. Anhänge
von Flotte (Adm), Geschwader (VAdm) und Division (KAdm) nicht wie alle andern Kriegsschiffe einen Wimpel führten, sondern eine den Rang des Verbandschefs kennzeichnende Admirals-Flagge. (c) Beim „Kleinen Flaggenschmuck“ wurde im Topp die Kriegsfahne gehisst, beim „Grossen Flaggenschmuck“ zudem die Signalflaggen in vorgeschriebener Reihenfolge vom Bug über Topp zum Heck. (d) Wurde während eines Gefechtes die Flagge eines Schiffes formell eingeholt (also nicht etwa zerschossen), durfte es vom Gegner nicht mehr beschossen, wohl aber in Besitz genommen werden19. (e) Die Signalflaggen dienten der Übermittlung von Befehlen innerhalb eines Verbandes. „Jede Marine hat ihr eigenes Signalsystem. Es wird geheim gehalten und kann ohne große Mühe geändert werden, wenn die Vermuthung vorliegt, dass ein Signalbuch in den Besitz des Feindes gelangt sei“20. (f) „Begegnet ein Schiff einem andern auf hoher See, so grüßt es dasselbe durch Dippen, d. h. Niederholen und Wiederheißen der Flagge. Die Regel ist, dass der jüngere Kommandant den älteren, also das kleinere Schiff das größere zuerst grüßt … Bei Kriegsschiffen wird der Gruß so oft erwidert, wie er auf der andern Seite gegeben wird. Wird ein Geschwader von einem vorüberfahrenden Schiff gegrüßt, so erwidert den Gruß nur ein Schiff, je nach den Umständen entweder das zunächst liegende oder das Flaggschiff … Befindet sich Se. Majestät an Bord, so darf das Schiff nur grüßen, wenn der Kaiser seine Genehmigung dazu erteilt hat“21. (g) Verletzungen der Flaggenvorschriften galten als Beleidigung des Staates oder mindestens der völkerrechtlichen Courtoisie, und konnten zu Sanktionen führen22.
2. Salutschießen (a) Das Salutschießen gehörte zu den vornehmsten Ehrbezeugungen der Marine; es war international besonders streng reglementiert und vereinheitlicht, um Missverständnisse über die Ordnungsmäßigkeit und Angemessenheit zu vermeiden. Hervorgegangen ist das Salutschießen vermutlich aus dem alten Brauch, bei der Einfahrt in einen fremden Hafen die Kanonen „freizuschießen“, um damit anzuzeigen, dass das Schiff in friedlicher Absicht einfuhr23. Stein S. 237; v. Henk S. 190. v. Henk S. 190. 21 Laverrenz, Kriegsflotte S. 496. 22 So erzwang Arcona am 29. 8. 1892 Genugtuung in Venezuela für die Beleidigung der deutschen Flagge [siehe Anh. 16 Ziff. IV. 2. (b)]. KAdm Batsch geriet 1877 an den Rand einer Kriegshandlung, als eine französische Fregatte sein Flaggschiff Kaiser zunächst nicht grüßen wollte (Gutzwiller Ziff. 5). Siehe auch das Beispiel in Ziff. I. (a) Abs. 3 vorne. 23 Stein S. 230. 19 20
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(b) Der Salut wurde nur geschossen, solange auf dem Schiff die Landesflagge wehte, also von 8 Uhr morgens bis zum Einbruch der Dunkelheit24. (c) Im Verband schoss nicht jedes Schiff Salut, sondern nur das hierfür bezeichnete Schiff. (d) Bei der Einfahrt in einen fremden Hafen, um dort zu ankern, wurde nur Salut geschossen, wenn der Hafen „salutfähig“ war, d. h. über eine Batterie oder ein eigenes Schiff verfügte, das den Salut erwidern konnte. (e) Auf der Fahrt wurde an Kaisers Geburtstag (hinten Ziff. 4.) Salut geschossen, sonst nur, wenn das Schiff einem fremden Verband begegnete, dessen Chef einen höheren Rang bekleidete, als der eigene Kommandant25, was an Flagge oder Wimpel erkennbar war. (f) Der Salut wurde nicht mit echten Granaten, sondern mit leeren Kartuschen geschossen. (g) Die Zahl der Salutschüsse war genau reglementiert: Der „Kaisersalut“ betrug 33 Schuss, der Salut für die regierenden deutschen Bundesfürsten, ihre Gemahlinnen und die Ersten Bürgermeister der drei Hansestädte 21 Schuss, der Salut für den Staatssekretär des RMA und einen Admiral 17 Schuss, für einen Vizeadmiral 15 Schuss, für einen Konteradmiral 13 Schuss, für einen Kommodore 11 Schuss. Ging ein deutscher Generalkonsul im Hafen von Bord eines deutschen Kriegsschiffes, dem er einen pflichtgemäßen Besuch abgestattet hatte, wurde er mit 11 Schuss verabschiedet, ein Konsul mit 9 Schuss, ein Vizekonsul mit 7 Schuss. Der ausländische Generalgouverneur einer Kolonie hatte Anspruch auf einen Salut von 19 Schuss26. Der Trauersalut beim Hinschied der Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. betrug 66 Schuss, in langsamer Folge geschossen; der Begrüßungssalut für die neuen Kaiser Friedrich III. und Wilhelm II. betrug 66 Schuss, in rascher Folge geschossen27.
3. Empfang an Bord; Vonbordgehen (a) Beim Anbordkommen oder Vonbordgehen eines Offiziers präsentiert der Posten am Fallreep, die Fallreepgäste „treten zu beiden Seiten des Fallreeps an, nachts jeder mit einer Laterne, der Bootsmannsmaat der Wache lässt einen langezogenen Pfiff ertönen. Die Zahl der antretenden Fallreepsgäste richtet sich nach dem Rang des Offiziers, dem die Ehrenbezeugung gilt … Subalternoffizieren und Kapitänleutnants 2, Stabsoffizieren 4, Flaggoffizieren 6. Flagg- und Stabsoffiziere werden vom Kommandanten, die übrigen vom wachthabenden Offizier empfangen … Betritt der 24 25 26 27
Laverrenz, Kriegsflagge S. 158. Laverrenz, op.cit. S. 159. Paschen S. 257 (in casu Mozambique). Müller-Angelo S. 61.
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C. Anhänge
Kommandant das Schiff, so tritt die Wache in das Gewehr, und der Erste Offizier meldet ihm, was in der Zeit seiner Abwesenheit an Bord vorgefallen ist“28. Der Trommler schlägt bei einem KAdm 2, bei einem VAdm 3, bei einem Adm 4 Wirbel. Siehe auch Ziff. 7. hinten. (b) Innert 24 Stunden nach dem Einlaufen in einen fremden Hafen musste der ranghöchste im Hafen anwesende (dortige) Offizier dem Schiff einen Besuch abstatten. Dieser Besuch diente nicht bloß dem Austausch von Höflichkeiten, sondern sollte es dem Besucher erlauben, sich vom Zustand von Schiff, Offizieren und Mannschaft ein Bild zu machen. (c) Beim Besuch eines fremden Staatsoberhauptes wurde seine Flagge in dem Moment gehisst, wo er das Fallreep, später die Treppe, betrat. An Bord wurde er vom Gastgeber und einer das Gewehr präsentierenden Ehrenwache empfangen, die Musik spielte, der Bootsmannsmaat pfiff „Seite“, einen langgezogenen, schrillen, modulierbaren Ehrenpfiff (ursprünglich ein bloßes Arbeitskommando29).
4. Kaisers Geburtstag30 Höchster Festtag der Marine und des Heeres war Kaisers Geburtstag. Die Kriegsschiffe wurden über die Toppen geflaggt und feuerten um 12 Uhr mittags den Kaisersalut von 33 Schuss. Fremde Schiffe in deutschen Häfen setzten im Großtopp die deutsche Flagge. In der Offiziersmesse wurde – vom Kommandanten präsidiert – festlich diniert mit besonders reichlichem Menu und ausgesuchten Weinen. Die Mannschaft aß Braten und Kompott. Lag das Schiff im Hafen wurde ein Ball veranstaltet, sofern der Platz genügte.
5. Trauerzeremonie Siehe Anh. 18 Ziff. XIII. Zur „Flaggentrauer“ wurden Heckflagge und Gösch halbstocks gesetzt. 6. Mannschaftsparade Die Mannschaftsparade wurde bei speziellen Gelegenheiten einer Flottendemonstration gezeigt. Dabei standen die Mannschaften entlang der Reling und Aufbauten (bei Segelschiffen auch auf den Rahen), in langer ununterbrochener Reihe, mit geschlossenen Füssen, Gesicht auf den Rahen zum Bug, entlang der Reling zur 28 29 30
Laverrenz, Kriegsflotte S. 422. Stein S. 239. Laverrenz, Kriegsflotte S. 459; B. v. Werner S. 392 f.
Anhang 17: Marine-Zeremoniell
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See, auf den Rahen mit waagerecht seitlich ausgestreckten Armen, sodass sich die Hände der nebeneinander stehenden Matrosen berührten, entlang der Reling dicht nebeneinander. Diese „Imponieraufstellung“ auf den Rahen bezweckte ursprünglich, Mut und Wendigkeit der Matrosen als Symbol für die Kampftüchtigkeit des Schiffes zu demonstrieren31.
7. Postenstehen; Ehrenwache Bei seiner Kajüte stand ein Ehren- und zugleich Sicherheitsposten für den Schiffskommandanten, allenfalls auch für an Bord befindliche Gäste (Kaiser, Admirale) mit gezogenem Seitengewehr, das er beim Vorbeikommen des Kommandanten präsentierte. Für Staatsoberhäupter in Zugs-, für Admirale in Gruppenstärke, präsentierte die auf einem Glied angetretene Ehrenwache das Gewehr z. B. beim Anbordkommen und Vonbordgehen, möglichst nahe beim Fallreep32.
8. Tagesablauf im Hafen Nach den Vorbereitungsarbeiten (Waschen, „Rein Schiff“, „Backen und Banken“) begann der Tag um 8 Uhr mit dem „Morgenschuss“ und der Flaggenparade: Zum getrommelten und geblasenen Fahnenmarsch präsentierte die Wache das Gewehr, die Offiziere und an Deck befindlichen Mannschaften salutierten die Flagge. Beim Eindunkeln wurde die Flagge ebenso feierlich niedergeholt und der Abendschuss gefeuert.
III. Stapellauf; Schiffstaufe33 (a) Ursprünglich ein bescheidener Anlass – aller kostspielige Aufwand sollte nach der Meinung v. Stoschs34 vermieden werden – wurde der Stapellauf eines Kriegsschiffes etwa ab 1890 in personeller, organisatorischer und finanzieller Hinsicht zu einem Großereignis, das vor allem Gelegenheit bieten sollte, die Flotte, und
31 Stein S. 232. Prinz Adalbert sah im Turnen in der Takelage den Ersatz für den Gewehrdrill im Heer. 32 Stein S. 238. 33 Vgl. zum ganzen Thema Rüger, S. 27 ff., S. 378 ff. 34 „Bestimmungen betreffend das Arrangement und Ceremoniell bei dem Stapellauf eines S.M. Schiffe oder Fahrzeuge auf Kaiserlichen Werften“ vom 31. 1. 1876, MVBl 7 (1876) S. 15 ff. – Stosch hat 1878 eingeführt, dass Schiffe mit deutschem Sekt statt französischem Champagner getauft wurden (Güth, Revolution S. 64).
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damit den Monarchen und die Nation, innen- und außenpolitisch beim Publikum und den Medien (einschließlich der ab 1895 aufkommenden Kinematographie35) in Szene zu setzen. Der Kaiser kümmerte sich persönlich selbst um Einzelheiten; er bestimmte den Taufpaten des Schiffes. Die Ehrengarde von ursprünglich 60 Mann wurde zur Ehrenkompanie erweitert; der Kaiser behielt sich persönlich die Inspektion dieser Kompanie vor. Etwa ab 1900 beobachteten die Ehrengäste den Ablauf nicht mehr gänzlich im Freien, sondern aus einem nahe am Wasser gebauten „Ablaufpavillon“ mit Baldachin und Tuchdekoration. Teilnehmenden Marine- und Heeresoffizieren war befohlen, alle ihre Dekorationen zu tragen. (b) Zu besonderer Bedeutung entwickelte sich die an Stelle eines vom Kaiser abgelehnten Tauf-Gottesdienstes, wie er z. B. bei englischen Schiffstaufen üblich war, tretende Taufrede, in welcher – abgesehen von patriotischen Erwägungen – der Name des neuen Schiffes preisgegeben wurde36. Auf den Inhalt dieser Taufrede nahm das Reichsmarineamt (jedenfalls seit Tirpitz) direkten Einfluss (u. a. durch vorherigen Versand von Abschriften früherer Taufreden und Korrektur des dem RMA einzureichenden Redenentwurfes), um Missverständnisse und Widersprüche zur offiziellen Politik zu vermeiden, vor allem aber, um in England keine Irritationen aufkommen zu lassen.
IV. Flotteninspektion; Flottenparade („Flottenrevue“)37 (a) Detailliert beschreibt Brommy38 die rein militärischen Zwecken dienende Inspektion von Personal und Material eines Schiffes anlässlich der Übernahme durch seinen Kommandanten. Diese Art der Inspektion wurde grundsätzlich bis in die Gegenwart beibehalten. (b) Unter Wilhelm II. entwickelte sich aus dieser Inspektion die Flottenparade (auch „Flottenrevue“), die weniger der Überprüfung von Personal und Material auf militärische Einsatzbereitschaft diente, sondern der (Selbst-)Darstellung monarchischer und nationaler Macht. Hatte sein Großvater nur eine einzige solche „Revue“ veranstalten lassen39, wurden sie nun zum regelmäßigen pompösen Anlass, dessen Formen jenen des preußischen Heeres nachempfunden wurden. In der einen Form fuhr die Flotte in Linie am Kaiser vorbei. In der andern Form fuhr der Kaiser auf 35 Die Eröffnung des Nordostsee-Kanals 1895 war das erste gefilmte öffentliche Ereignis in Deutschland. 1899 brachte der deutsche Filmpionier Oskar Messter (1866 – 1943) den ersten Stapellauf eines deutschen Kriegsschiffes (Kaiser Wilhelm der Große) in sein Kino an der Friedrichstrasse (vgl. Rüger S. 64 f.). 36 Vorher war das Schiff nur mit einem Buchstaben oder ggf. als „Ersatz für …“ bezeichnet worden. 37 Zum Thema allgemein Rüger S. 27 ff., 198 ff. 38 S. 378 ff. 39 Anlass war 1881 der Besuch des Zaren in Deutschland.
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seiner Yacht Hohenzollern an der in mehreren Linien vor Anker liegenden Flotte vorbei und stieg zum Schluss regelmäßig auf das Flaggschiff um, so seine Verbundenheit mit der Flotte demonstrierend. (c) Um eine perfekte Revue bieten zu können, musste lange geübt werden, was regelmäßig zu empfindlichen Kürzungen des anschließenden Manöverprogramms führte40. (d) Die bedeutendste Flottenparade war verbunden mit der feierlichen Einweihung des Nordostsee-Kanals (1895). Einzelheiten im Text vorne.
40
Rüger S. 31.
Anhang 18: Leben an Bord1 I. Enge und Lärm; Individuum und Kollektiv (a) Als Landmensch kann man sich die prekären Raumverhältnisse – KAdm Brommy spricht von der „peinlichen Anomalie der Lokalitätenverhältnisse an Bord“2 – die zugleich eine weitgehende Einengung der persönlichen Entfaltung bedeutete, kaum realistisch genug vorstellen. Diese Enge, der nach dem Aufkommen des Dampfes vor allem auch nachts sehr störende Maschinenlärm, die Absenz von Komfort und Intimität, die aus der räumlichen Enge resultierende Unmittelbarkeit und ständige Unvermeidbarkeit des Verkehrs zwischen den regelmäßig gebildeten Offizieren und der oft eher derben und einfachen Mannschaft, die so scharf kontrastierte zur unendlichen Weite der See, dürfte kein geringer Grund dafür gewesen sein, weshalb es die Söhne adliger Familien vorzogen, im Heer zu dienen mit all den Annehmlichkeiten, die Stadt und Garnison boten – nicht zuletzt die Möglichkeit, auszureiten, das Gesellschaftsleben und den galanten Umgang mit der Damenwelt zu pflegen und in späteren, ruhiger gewordenen Jahren mit Frau und Kindern ein häusliches Leben zu führen – statt auf all dies zu verzichten und sich der vielfältigen und drängenden Ungemach an Bord zu unterziehen. Um den Lärm an Bord etwas zu reduzieren und die Weitergabe von Kommandi zu erleichtern, war „Pfeifen allerorten und zu jeder Zeit untersagt. Keine Person darf übermäßig laut sprechen; singen ist auch nur während der Abendzeit gestattet und wenn mehrere singen wollen, dann müssen sie sich auf ein Lied vereinigen“3. (b) Für die Schilderung dieser Umstände lassen wir der unnachahmlich direkten, plastisch-drastischen, oft aber auch poetischen Sprache KAdm Brommys den Vortritt4: „Der Matrose hat außer seiner Hängematte5, in die er sich nur des nachts und nur wenn er dienstfrei ist, legen darf, eigentlich gar keinen bestimmten Aufenthaltsort. Lärm und Getöse um ihn herum verstummen beinahe nie … [Der Offizier hat zwar] an Bord seine eigene Kammer. – Wenn man zum ersten Male ein Schiff betritt, so scheint einem der Aufenthalt in einer solchen Kammer kaum möglich. [Die1 Quellen: vor allem die Werke von Brommy, Hansen, Kohlhauer (insbesondere S. 49 ff.), Laverrenz (Kriegsflagge S. 78 ff. und S. 149 ff., Kriegsflotte S. 391 ff.) und B. v. Werner. 2 S. 205. 3 B. v. Werner S. 318. 4 S. 205 ff. 5 Besonders starkes Segeltuch von 2,2 m Länge und 1,09 m Breite. „Die 1,8 m lange und 0,63 m breite Matratze ist mit 4 kg Rosshaar gestopft“ (B. v. Werner S. 266).
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ses] Kämmerchen, das somit an Werth gleich hoch mit den errungenen Epauletten steht … [erreicht er aber erst], nachdem er als Kadett vier Jahre hindurch gemeinschaftlich in der Kadetten-Messe mit sechs bis zwölf anderen Kameraden leben musste. [Allerdings hat auch der Offizier seine Kammer mit einem Schritt durchmessen – er lernt aber bald, darin] das nothwendigste Material des Bedarfs und der Bequemlichkeit für Tag und Jahr [unterzubringen. Die engen Raumverhältnisse bringen es auch mit sich, dass] man sonst im Schiffe kaum etwas unbeachtet ausführen und nichts für sich allein haben kann, als den Gedanken … Auf dem beschränkten Schiffsraume wird jeder Einzelne von allen Andern beständig beobachtet … So lernt man denn sehr schnell an Bord den Charakter eines Jeden, seine Neigungen, Leidenschaften, Eigenheiten und Fähigkeiten, die ihn auszeichnen, zu beurtheilen und zu schätzen … Bei der so leicht gestatteten Einsicht in sein Inneres wird der Einzelne aber nur dem Gleichgesinnten sympathisch, nähert sich ihm, während er den Anderen fern bleibt, ja sogar abstoßend auf sie wirkt … Nirgends ist die Harmonie so unentbehrlich wie an Bord, aber auch nirgends so lohnend, so wohltuend, so erquicklich als eben hier … Bedenken wir schließlich noch, welche riesige Dimensionen alle diese Seelenzustände annehmen in dem Medium der endlosen Gleichförmigkeit des Seelebens. Diese ist aber so gewaltig, dass schon der Windwechsel, frischer Wind, ein Segelmanöver, ein heranfliegender Vogel, ein springender Delphin Gegenstände lebhafter Theilnahme und unglaublicher Anziehungskraft werden …“. (c) So wird denn auch ohne Weiteres erkennbar, dass der Seeoffizier zwar über hohe seemännisch-nautische Kenntnisse und die nötigen Fähigkeiten als Chef verfügen, vor allem aber auch anpassungs- und gemeinschaftsfähig (heute würde man sagen „sozial-kompetent“) sein musste, eine nicht leicht zu findende Kombination.
II. Seeoffiziere 1. Schiffskommandant Der Kommandant des Schiffes ist im Rahmen der reglementarischen Bestimmungen und der Befehle seiner Vorgesetzten „der völlig unumschränkte Herrscher über das Schiff. Sein Wort gilt hier als suprema lex. Er hat nicht nur das Schiff zu führen und alles Erforderliche zu veranlassen, er ist auch für die Ehre der Flagge verantwortlich, für den allgemeinen Gesundheitszustand seiner Mannschaft und für die möglichste Unterhaltung des ihm anvertrauten durchweg sehr teuren Materials“6. Wehe ihm, „wenn er in der Wahl der Mittel zögert: tausend Augen seiner Mannschaft sind auf ihn gerichtet … Subordination und Disciplin und sein Ansehen würden bald vernichtet und die Sicherheit des Schiffes gefährdet sein“7. „,Nach Gott 6 7
Laverrenz, Kriegsflagge S. 153. Brommy S. 410.
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kommt der Kommandant‘ sagen die Matrosen, und es kann unter den obwaltenden Umständen auch nicht wohl anders sein“8. „Nur durch die Gesetze und Vorschriften des Dienstes gebunden, herrscht der Kommandant … mit unbeschränkter Macht, sein Wille ist das höchste Gebot … denn da nur er allein für die Erhaltung seines Schiffes und dessen Mannschaft verantwortlich ist, so kann auch nur er entscheiden, was zweckmäßig dafür sein kann. Da er die obere Leitung und Aufsicht über sein Schiff hat, so muss natürlich jeder allgemeine Befehl von ihm ausgehen … [Daraus] „geht hervor, dass der Kommandant eines Schiffes ein Mann von natürlichem Verstande und ausgebreitetem Wissen sein muss; eine gediegene, sowohl theoretische als praktische Kenntnis des Seewesens ist ihm unumgänglich nötig, damit er in allen vorkommenden Fällen stets die rechten Mittel zur schnellen Erreichung seines Zweckes anzuordnen vermag“9. „Jeden Sonn- und Feiertag, gewöhnlich um zehn Uhr, inspiziert der Kommandant das Schiff bis in die untersten Räume …“10.
Besonderer Fähigkeiten bedarf der Kommandant im Feuerkampf, muss er doch „die Gabe besitzen, das Schiff und das Feuer gleichzeitig zu leiten“, wozu nur wenige befähigt sind11. Der außergewöhnlichen Bedeutung des Kommandanten im Feuergefecht entsprechend wurde sein Schutz durch bauliche Vorkehrungen sichergestellt12. Zu den vom Kommandanten geforderten Charaktereigenschaften siehe Anh. 4 Ziff. I. 2. Schiffsarzt, Schiffspfarrer siehe hinten Ziff. VI. bzw. Ziff. XI.
3. Andere Seeoffiziere13 (a) Der Erste Offizier ist der engste Mitarbeiter des Kommandanten und sein Stellvertreter. Er übt die unmittelbare Aufsicht über Schiff und Mannschaft, über Ordnung und Reinlichkeit aus. Mindestens einmal pro Tag inspiziert er das Schiff und erstattet dem Kommandanten Bericht. Er überwacht die Verwendung von Lebensmitteln und Wasser. Der Erste Offizier ist auch verantwortlich für die praktische und theoretische Ausbildung der Seekadetten. (b) Der nach dem Ersten Offizier rangälteste Offizier ist der Navigationsoffizier. Er ist verantwortlich für die Ortsbestimmung des Schiffes auf See, die InstandhalBrommy S. 389. Zur Stellung des Kommandanten auch B. v. Werner S. 172, 225 f. Brommy S. 229 f. 10 v. Holleben S. 151. 11 B. v. Werner S. 355 f. 12 Stenzel S. 126 f. 13 Vgl. für diese Darstellung statt vieler z. B. Brommy S. 230 ff. 8 9
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tung der nautischen Instrumente und er erledigt die wissenschaftlichen und hydrographischen Aufgaben. (c) Der nächstfolgende Seeoffizier ist der Batterie- oder Artillerieoffizier, verantwortlich für die praktische und theoretische Artillerie-Ausbildung an Bord und die Artillerieführung im Gefecht; ihm untersteht das Feuerwerks-Personal. (d) Der Torpedooffizier „ist verantwortlich für den kriegsbrauchbaren Zustand der Torpedos, der Torpedoarmierung und Munition, der Sprengdienstausrüstung, der Minengitter, der Funkensprecheinrichtungen, sowie die Verwaltung und Instandhaltung des Torpedodetails. Er leitet die kriegsmäßige Ausbildung der Besatzung in der Torpedowaffe, im Sprengdienst und im Minensuchen. Im Gefecht leitet der Torpedooffizier die Verwendung der Torpedowaffe“14. (e) Jeder der jüngeren Offiziere ist als jeweiliger Wachoffizier während seines Dienstes für die Sicherheit des Schiffes verantwortlich. Er hat (unter der Aufsicht des Ersten Offiziers) auch sicherzustellen, dass die Lebensmittel richtig zubereitet und Essen und Alkohol nur zu den vorgeschriebenen Zeiten an die Mannschaft ausgegeben werden. Wesentliche Vorkommnisse und Beobachtungen (z. B. Schiff oder Land in Sicht, grundlegende Wechsel von Wind oder Wetter) meldet er zu jeder Zeit dem Kommandanten. (f) Der Adjutant, ein Subalternoffizier, „ist dem Kommandanten zur persönlichen Unterstützung im Bureaudienst und allen schriftlichen Arbeiten beigegeben“15. (g) Die Seekadetten sind zur Ausbildung als künftige Seeoffiziere an Bord.
III. Disziplin16 1. Wesen und Notwendigkeit der Disziplin an Bord (a) Dass Disziplin und Ordnung unerlässlich sind, wenn eine Gruppe von Menschen ein gemeinsames Ziel erreichen soll, war nie bestritten, vor allem wenn sich dieses Ziel nur durch den gemeinsamen Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel (Maschinen, Geräte, Waffen) erreichen lässt. (b) Das gilt und galt von jeher an Bord eines Schiffes. „Ordnung ist die erste und größte Regel an Bord eines Schiffes, sie ist der Anfang und das Ende, der Mittelpunkt und die Peripherie aller inneren Organisation … Jeder Gegenstand an Bord hat seine bestimmte Stelle und hat auf derselben ohne Änderung zu verbleiben, um gefahrbringende Verwirrung zu verhüten“17. 14 15 16 17
Laverrenz, Kriegsflotte S. 424. Laverrenz loc.cit. B. v. Werner S. 302 ff. Brommy S. 388.
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(c) Disziplin an Bord ist kein Garant für die Sicherheit des Schiffes, aber ein Mangel an Disziplin bringt das Schiff in große Gefahr, und damit auch das Leben aller seiner Bewohner. Deshalb muss jeder Befehl zeitlich und sachlich präzis erteilt und eingehalten werden, und deshalb verfügt der Kommandant auch über die Kompetenz, die Disziplin notfalls mit Strafen durchzusetzen. (d) Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Kommandanten, Ungehorsam und Disziplinlosigkeit vorzubeugen, um Strafen zu vermeiden. Mittel dazu sind einerseits die sichere Kenntnis der Regeln (in der deutschen Marine gehörten sie zur regelmäßigen Ausbildung; die Kriegsartikel wurden gewöhnlich mindestens einmal pro Monat vor versammelter Mannschaft verlesen), die klare und unzweideutige Befehlsgebung und das eigene Vorbild, die sichere Grundlage, ohne die der Soldat und Matrose nicht bei seinem Ehrgefühl gepackt werden kann. (e) Erfahrungsgemäß gehört der Müßiggang zu den häufigsten Ursachen der Disziplinlosigkeit, weshalb der Tagesablauf an Bord (unten Ziff. IV.) streng reglementiert und standardisiert war und auch die Freizeit (unten Ziff. X.) überwacht wurde. (f) Hinsichtlich der Disziplin waren zuvorderst die Offiziere als Vorbilder angesprochen: „Die Disciplin der Marine ist … die ihrer Officiere“18.
2. Strafen (a) Ist eine Strafe im Einzelfall unumgänglich geworden, muss sie – nach den Umständen entsprechend sorgfältiger Abklärung – rasch und den Gegebenheiten entsprechend ausgesprochen und vollzogen werden. (b) Ursprünglich gehörten die Todesstrafe und körperliche Züchtigungen (z. B. Schläge mit einem Tau19, Hand- oder Fußeisen, in schweren Fällen das „Kielen“ oder „Kielholen“) auch auf deutschen Schiffen (allerdings im 19. Jh. offiziell nicht mehr) zu den gebräuchlichen Strafen. Im Wesentlichen aber sind Körperstrafen im preußischen Heer20 und ihm folgend auch in der Marine schon zur Zeit der Befreiungskriege abgeschafft worden, „denn der deutsche Seemann ist mit Liebe und Freundlichkeit viel besser zu behandeln, als durch Strenge …“21. Dagegen wurde z. B. in der englischen Marine noch lange an einer harten Disziplinarstrafordnung festgehalten: Um die Mitte des 19. Jh. wurden jährlich noch etwa 2000 Matrosen zur Prügelung mit der „cat o’nine tails“ verurteilt, was oft genug ihren Tod bedeutete. Da die Disziplin unter Seeleuten besonders wichtig, aber auch schwer herzustellen war, forderten deutsche Seeoffiziere (besonders nachdrücklich der spätere 18 Prinz Adalbert als Oberkommandierender, im „Allgemeinen Marine-Befehl Nr. 1“ vom 22. 11. 1852. 19 Vorher schon verpönt, ab 1870 gesetzlich verboten (B. v. Werner S. 311). 20 J. G. Hoffmann, Preußen und Sachsen, Berlin 1814, S. 46. 21 Laverrenz, Kriegsflagge S. 27.
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chVAdm R. v. Werner) die Übernahme der englischen Disziplinarordnung, allerdings erfolglos22. (c) Vom Kommandanten ausgesprochene längere Freiheitsstrafen wurden in einem Festungsgefängnis, Arrest- und Haftstrafen in den heimischen Häfen i. d. R. an Land, sonst an Bord verbüßt. (d) Wenn auch ohne eigentliche Körperstrafen kam die Disziplinierung der Mannschaft an Bord nicht ohne „Körperlichkeit“ aus. So konnte der Wachtmeister ohne Weiteres einen Matrosen, der zu wenig rasch aufwachte, eigenhändig aus der Hängematte kippen oder ihn mit der Hängematte eine Stunde lang auf Deck stehen lassen23. Andere Strafen waren Strafexerzieren, Strafwache, Strafarbeit, und schließlich – wenn das Schiff noch getakelt war – ein- bis dreimal über die Toppen entern, der Entzug der Alkoholration, der Dunkelarrest und die Verweigerung des Landgangs24. Ein Überbleibsel der vormaligen formellen Prügelstrafe war der von der Mannschaft an einem ihrer Angehörigen selbst vollzogene „Jungfernkranz“, bei dem der Fehlbare über eine Kanone gelegt und sein Hintern versohlt wurde25.
IV. Tagesablauf an Bord („Routine“) 1. Im Hafen Im Hafen wird der Seetag in 4 Wachen eingeteilt, von denen die erste 12 Stunden von 8 Uhr bis 20 Uhr dauert, die andern drei je 4 Stunden. 05.00 05.05 05.10 05.40 06.50
07.00 07.40 08.00 08.10 08.45 09.00
Der Bootsmann pfeift zum Wecken Die gezurrten (zusammengeschnürten) Hängematten werden verstaut Persönliches Waschen und Ankleiden „Rein Schiff “, d. h. allgemeines Saubermachern (im Sommer barfuß) „Backen und Banken“: die „Backschafter“ (d. h. die für den Tischdienst Eingeteilten) richten die meist unter Deck angeschlagenen „Backen“ (Tische) und „Banken“ (Bänke) und holen Kaffee in der Kombüse Frühstück Deckaufklaren Flaggenparade auf dem (Ober-)Deck Geschützreinigung Reinigung der Handfeuerwaffen Klarmachen zur Musterung
Uhle-Wettler S. 49. Laverrenz, Kriegsflagge S. 14; der Kdt konnte diese Strafe auf 6 Stunden ausdehnen. Über wesentlich härtere Strafen berichtet Theodor Plivier, Des Kaisers Kulis, Berlin 1930. 24 Laverrenz, Kriegsflotte S. 423. 25 Laverrenz, Kriegsflagge S. 27. 22 23
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09.10 Musterung (im Heer „Appell“) 09.30 Allgemeines Exerzieren 11.30 „Klar Deck“: Fegen des Decks und Aufräumen 11.45 Backen und Banken 12.00 Alle Mann Mittag. Das Mannschaftsessen bestand aus Fleisch oder Salzfleisch mit Hülsenfrüchten und Kartoffeln, Backobst und Klößen, oder zusammengekocht mit Kartoffelbrei (sog. „Labskaus“). Kommandant, Schiffsarzt und Zahlmeister mussten das Mannschaftsessen auf seine Tauglichkeit kosten. Während des Aufenthaltes im Hafen durften Händler bis 13.45 Uhr Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände an Bord verkaufen. 14.00 Divisionsdienst: Militärischer Unterricht, Gewehrschießen etc., Kleidermusterung (Ausbesserung) 16.00 Klar Deck und kurze Pause 16.30 Divisionsdienst 17.30 Dienstschluss, endgültig Klar Deck 17.50 Backen und Banken 18.00 Abendessen: Tee und Butterbrot, Freizeit (inkl. Kartoffelschälen für den Folgetag) 20.50 Deck fegen; „Pfeifen und Lunten aus“ (nachts durfte nur auf dem Oberdeck geraucht werden) 21.00 „Ruhe im Schiff“, nachdem der Spielmann den Zapfenstreich geblasen oder geschlagen hatte.
2. Auf See Auf See wird der Seetag in sieben Wachen eingeteilt, von denen zwei je 2 Stunden (von 16 bis 18 Uhr und von 18 bis 20 Uhr), die andern 5 je 4 Stunden dauern. Auf See galt die sog. „Seeroutine“ ohne Flaggenparade und Zapfenstreich. 04.00
06.20 06.30 06.50 07.00 07.20 07.30 08.30 09.00 11.30
Wache und Freiwächter Hängematten an Deck. Wachwechsel; Musterung der Wache und Freiwächter. Ausgabe des Reinigungs-Geschirres; danach Oberdeck und Batterie reinigen; Segel setzen und kanten Freiwache wecken Hängematten der Freiwache an Deck Backen und Banken Frühstück und die freie Wache sich kleiden Ruder und Posten ablösen Kranke ins Lazarett. Wachwechsel, Wachmusterung. Die freie Wache Zwischendeck reinigen und dann sich kleiden Geschütze und Waffen putzen. Antreten zum Rapport Musterung resp. Inspizierung, danach Exerzieren resp. Arbeit nach Befehl Klar Deck. Ende der Exerzitien und Arbeiten. Decke fegen. Tauwerk aufklaren
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11.45 Backen und Banken 12.00 Mittag 12.30 Wachwechsel. Ruder und Posten ablösen 13.00 Reinigung des Backgeschirrs und des Zwischendecks, resp. der Batterie 13.15 Proviant und Wasser empfangen 13.30 Pfeifen und Lunten aus. Batterie und Decke fegen, Geschütze abreiben, Handwaffen revidieren 14.00 Anfang der Exerzitien und Arbeiten 16.00 Ende der Exerzitien und Arbeiten. Klar Deck. Decke fegen. Tauwerk aufklaren 16.10 Wachwechsel. Wache Musterung. Freie Wache sich für die Nacht kleiden 17.00 Gefechtsmusterung, danach Segel-Exerzitien, Segel kanten. Arbeiten oder Zeugwaschen 18.20 Backen und Banken 18.30 Abendbrot 18.45 Ruder und Posten ablösen 19.00 Wache Musterung. Alle Mann aus dem Zwischendeck, Zwischendeck reinigen 19.45 Wachwechsel, Wache Musterung, danach Rettungsboots-Mannschaft-Musterung. Freiwache Hängematten 20.00 Pfeifen und Lunten aus. Ruhe im Schiff 21.00 Licht aus in der Kadetten- und Deckoffizier-Messe 21.10 Hauptronde 22.00 Licht aus in der Offiziermesse. Während der Nacht halbstündlicher Rondengang durch die Schiffsräume, ausgeführt durch einen Seekadetten der Wache 23.50 Freie Wache wecken. Wachwechsel 24.00 Freiwache Hängematten. Wache und Rettungsboots-Mannschaft Musterung 03.50 Freiwache und Freischläfer wecken.
V. Essen und Trinken an Bord26 (a) Lag das Schiff im Hafen, wurde am Morgen das Kochboot an Land gebracht, um – so abwechslungsreich und kostengünstig wie möglich – frischen, schmackhaften Proviant einzukaufen. Auf See war die Auswahl beschränkt, weil auch die Möglichkeit, Proviant haltbar zu machen, noch nicht genügend entwickelt war27, sodass vor Beginn der Fahrt haltbare Lebensmittel eingekauft werden mussten. (b) „Der Schiffsproviant besteht in der deutschen Marine aus Hartbrot (sog. „Schiffszwieback“), frischem und gepökeltem Rind- und Schweine- oder präservirFoss S. 13; Laverrenz, Kriegsflotte S. 437 ff.; B. v. Werner S. 271. Vor allem fehlte lange die Möglichkeit, Esswaren zu kühlen und Wasser zum Trinken zu destillieren, siehe Anh. 10 Ziff. II. 6. a). 26 27
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tem Fleisch, Erbsen, Bohnen, Graupen, Sauerkohl, Kartoffeln, bezw. komprimirten Gemüsen, Reis, Mehl, Butter, Pflaumen, Kaffee, Thee, Zucker, Essig, Citronensaft, Branntwein bezw. Rum“28. Brommy nennt überdies Kakao29. Hartbrot und Fleisch nahmen dabei den größten Raum ein30. (c) Zum Frühstück gab es gesüßten Kaffee, Butter und frisches Brot (seit es einen Backapparat an Bord gab, der jeden 2. Tag frisches Brot buk31), sonst Schiffszwieback. Zum Mittagessen, als Hauptmahlzeit, konnte mit Fleisch und Beilage gerechnet werden (z. B. Kartoffeln, Reis, Bohnen, Erbsen, Weisskohl, Sauerkraut, Backobst mit Klößen). Bei gewissen Schiffskommandanten scheint auch hier eine Standardisierung eingeführt worden zu sein, sodass es am Montag und Freitag Erbsen, am Dienstag und Samstag Bohnen, am Mittwoch und Sonntag Pflaumen, und am Donnerstag Reis zu essen gab. Zum Nachtessen gab es Butter und Brot und gesüßten Tee. An Stelle dieser „Speiserolle“, der ständig sich gleichenden Speisenabfolge, „gleichviel ob diese stete Wiederkehr dem Geschmack und dem Bedürfnis der Leute zusagte … [setzte Caprivi] die Selbstverpflegung, welche die Fürsorge für die Leute in das Ermessen des Kommandanten legte … [eine] Art der Abfindung, [die] allmählich überall Platz gegriffen [hat]“32. (d) Offiziere aßen aus eigener Küche, besser als die Mannschaft, und speisten getrennt von ihr in der Offiziersmesse, die auf Grund der engen Platzverhältnisse deutlich weniger stilvoll und komfortabel war, als das Offizierskasino der Armee. Auch ging es wegen der jederzeit eingehenden Meldungen, des ständigen Wechsels des Dienstes und der Bewegung der See unvergleichlich viel unruhiger zu und her, als dort. (e) Der Kommandant hatte seinen eigenen Koch und speiste – abgesehen von allgemeinen Feiertagen und besonderen Anlässen, wenn er als Gast den Ehrenvorsitz in der Offiziersmesse führte (z. B. an Kaisers Geburtstag) – allein in seinen eigenen Räumen. Er hatte sich aber täglich selbst von der Qualität des Mannschaftsessens zu überzeugen. (f) Genügend Trinkwasser gehörte schon seit jeher zur unentbehrlichen Grundversorgung jedes Schiffes, „da bekanntlich das Seewasser nur in gefrorenem Zustande zur Bereitung der Speisen verwendet werden kann … Auf Kriegsschiffen wird das Trinkwasser in eisernen Kästen von etwa 1000 Liter Gehalt aufbewahrt und hält sich darin monatelang vortrefflich … Zur Zeit der Segel-Kriegsschiffe wurde Trinkwasser auf vier bis sechs Monate an Bord genommen …“. Die Tagesrav. Henk S. 192. S. 191. 30 v. Henk S. 192. 31 Am 10. 1. 1868 ordnete das preußische Marineministerium die Selbstzubereitung frischen Brotes zweimal pro Woche an (Hünemörder S. 177). Foss (S. 13) stellte 1890 fest, dass nunmehr alle Schiffe mit leistungsfähigen Backapparaten ausgerüstet seien; dazu kamen Koch- und Teigknetapparate. Siehe auch Anh. 10 Ziff. II. 6. a). 32 Koch, Geschichte S. 100; Laverrenz, Kriegsflotte S. 440. 28 29
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tion betrug drei Quart pro Kopf und war namentlich in den Tropen zum Kochen und Trinken knapp. Ende des 19. Jh. betrug die Ration dann bis zu 5 Liter pro Kopf und Tag33. 1895 waren dann „fast alle größeren Kriegsschiffe“ (gemäß Brommy schon 1878 „beinahe alle Schiffe“34) mit Destillierapparaten ausgerüstet, mit denen Seewasser „in wenigen Stunden in gesundes und wohlschmeckendes Trinkwasser zu verwandeln“ ist35. Die so ausgerüsteten Schiffe nahmen nur noch einen Wasserbedarf für einen Monat mit, den sie während der Fahrt durch Destillation ergänzten36. Um „durch nicht durchaus einwandfreies von Land an Bord genommenes Wasser“ keine Krankheiten an Bord einzuschleppen, liessen viele Kommandanten während des Aufenthaltes in auswärtigen Häfen nur destilliertes Wasser ausgeben37. (g) Branntwein bzw. Rum „wird je nach dem Ermessen des Kommandanten, Citronensaft auf längeren Reisen gegen Skorbut ausgeteilt“38. (h) Auf kleineren Schiffen, namentlich auch auf Torpedobooten, mussten Kommandant und Mannschaften akzeptieren, „tagelang nicht aus den Kleidern zu kommen und auf warme Kost zu verzichten, wenn die überbrechenden Seen unmöglich machten, in der Kombüse (Küche) zu kochen“39.
VI. Gesundheit (a) Die Medizin machte im 19. Jh. zwar große, aber langsame Fortschritte; Antibiotika gelangten erst nach Alexander Flemings (1881 – 1955) Entdeckung des Penicillins40 zur Anwendung. Auf einem Schiff, das oft längere Zeit auf hoher See fuhr und wegen seiner engen Platzverhältnisse besonders gefährdet war, gehörte daher die Gesunderhaltung der Besatzung, insbesondere die Gesundheitsvorsorge, zu den wichtigsten und vornehmsten Aufgaben des Kommandanten. Ihm stand, jedenfalls auf größeren Schiffen, ein Schiffsarzt zur Seite. „Auf längeren Reisen, und insbesondere in den Tropen, hängt von der sorgfältigen Pflege der Mannschaft oft das Heil des Schiffes ab. Und diese Pflege bezieht sich nicht vielleicht ausschließlich auf die Kranken, sondern muss ganz besonders den Gesunden gewidmet werden, Alle vorstehenden Angaben und Zitate bei v. Henk S. 192. S. 191. 35 v. Henk S. 192; Brommy S. 190 f.; Foss S. 12 f., Laverrenz, Kriegsflagge S. 2. „Aber ein schönes Brunnen- oder Quellwasser wird es trotzdem nicht“ (Laverrenz, Kriegsflagge S. 81). 36 v. Henk S. 192. Der Kaiser Friedrich III. destillierte pro Tag 100 t Frischwasser (Wislicenus S. 176). 37 Foss S. 13. 38 v. Henk S. 193. 39 v. Reventlow, Deutschland zur See S. 75 f. 40 1928 / 29. 33 34
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C. Anhänge
eben um Krankheiten zu vermeiden. Sorgfältige Überwachung der Kleidung des Mannes, genügendes Wechseln der Wäsche, häufige Bäder, Beschäftigung und Bewegung, zweckmäßige Zerstreuung und Erheiterung – alles das sind Präservative, um Krankheiten an Bord zu vermeiden“41. (b) In allen diesen Belangen, und schließlich auch in den entsprechenden baulichen und betrieblichen Anordnungen hat die deutsche Flotte im 19. Jh. erhebliche Fortschritte gemacht: (1) Von Essen und Trinken war schon in Ziff. V. vorne die Rede. (2) Jede Verunreinigung des Schiffes, insbesondere durch das im 19. Jh. allgemein noch weit verbreitete Spucken, war streng verboten; deshalb wurden auch Spucknäpfe „überall an geeignetem Platz aufgestellt“42. (3) An die Stelle der ehemals berüchtigten Latrinen am Gallion traten gegen Ende des 19. Jh. „die Klosetts mit ihren vorzüglichen Spül- und Ventilationsanlagen“43. (4) Die Neubauten gegen Ende des 19. Jh. enthielten Waschräume mit fließendem Wasser und auch schon „Badekammern mit warmen und kalten Brausen“44. (5) Wichtig waren aber auch die Vermeidung von Feuchtigkeit auf den unteren Decks, weshalb zunächst tragbare Öfen mitgenommen wurden, und die Reinigung der Luft durch „Räuchereien“ und durch geschickt angebrachte „Windsegel“ versucht wurde, die in allen Teilen des Schiffes für einen Luftzug sorgten. Nachdem dann die technischen (motorischen) Voraussetzungen hiefür geschaffen waren, wurden die Neubauten gegen Ende des 19. Jh. mit einem Ventilationssystem ausgestattet, das frische Luft in die untern Räume zuführte und die verbrauchte Luft hinauspresste45. (c) Zur Gesunderhaltung gehörte auch die körperliche Ertüchtigung durch Freiübungen, Keulenschwingen und das vom wachthabenden Offizier überwachte Schwimmen außerbords, namentlich seit durch Wegfall der Takelage „die morgendliche Frühstückspromenade über die Toppen nicht mehr vorgenommen werden“ konnte46. (d) Trat dennoch ein Krankheitsfall ein, sollte die Gesundung möglichst rasch erfolgen. Deshalb wurde das Schiffslazarett47, vormals im vordersten, bewegtesten Brommy Fussnote auf S. 400. Laverrenz, Kriegsflotte S. 405. 43 Laverrenz, Kriegsflotte S. 115, 118; Neudeck / Schröder S. 258. 44 Laverrenz, Kriegsflotte S. 118. Für die frühere Zeit B. v. Werner S. 268 f. 45 Laverrenz, Kriegsflotte S. 122. 46 Laverrenz, Kriegsflotte S. 417. 47 Die Marine verfügte auch über mehrere Land-Lazarette, so in Kiel, Lehe, Tsingtau und Yokohama, aber bis Ende des 19. Jh. nicht über eigene Lazarettschiffe; siehe Laverrenz, Kriegsflotte S. 32, 337 ff. 41 42
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Teil des Schiffes, unweit der Latrinen, nun nach oben verlegt, „um Licht und Luft ungehinderten Zutritt zu gestatten“48, und es wurde auch sonst „besonders sorgfältig eingerichtet“ und mit einer Apotheke ausgestattet49. „Um den Kranken gegen die Schiffsbewegungen Schutz zu geben“, wurden gegen Ende des 19. Jh. in den BordLazaretten Schwingkojen mit doppelter Aufhängung angebracht50. Operationen wurden auf einem in zusammengeklapptem Zustand mitgeführten und nur bei Bedarf aufgeschlagenen Operationstisch aus Sicherheitsgründen auf einem unteren Deck ausgeführt51. (e) Gegen die schlimmste Seemannskrankheit, die im 19. Jh. nicht nur in den Tropen, sondern auch bis in den Norden Deutschlands52 weit verbreitete Malaria war noch keine medizinische Vorbeugung und keine Therapie möglich. Dagegen hatte der vorher so gefürchtete Skorbut dank besserer Verpflegung viel von seiner Häufigkeit und Gefährlichkeit verloren. Wie übel die Seekrankheit, nach deren Ursachen bis heute geforscht wird53, Manchem zusetzte erkennt man daran, dass Brommy ihr immerhin 14 Seiten seines Werkes widmet54. Zur Abtötung von Gelbfieberkeimen wurde ein mindestens dreiwöchiger Aufenthalt in der gemäßigten Zone empfohlen55. (f) Entsprechende zuverlässige Statistiken liegen für frühere Jahre nicht vor. Dem Sanitätsbericht für das Jahr 190356 ist zu entnehmen, dass rund 57% der insgesamt 36.000 Angehörigen der Marine einmal im Jahr krank waren; der tägliche Krankenbestand betrug übers ganze Jahr gerechnet 3,1%. Das Erkrankungsrisiko war in heimischen Gewässern am geringsten, in der Südsee und in Ostasien am höchsten. 9.4 % der Erkrankungen betrafen Magen / Darm, 7.6% die Haut, 6.4 % die Atmungsorgane und 1% das Nervensystem. Sog. „Geisteskrankheiten“ wurden 36 mal festgestellt; 295 Mann erkrankten an Malaria (wovon 253 im Ausland infiziert), 22 Mann mussten wegen Malaria aus der Marine entlassen werden, 22 Marineangehörige erlitten einen Hitzeschlag, wobei 1 starb. Die Sterblichkeit betrug 0.3 % des Gesamtbestandes. (g) Die Tätigkeit auf einem Schiff war aber auch ausgesprochen unfallanfällig. Zu den schlimmsten Vorkommnissen, abgesehen vom Sturz aus der Takelage, gehörte das Über-Bord-Fallen, vor allem in kalten Gewässern57. Jeder, der einen solLaverrenz, Kriegsflotte S. 485 f. Laverrenz, Kriegsflotte S. 118; Neudeck / Schröder S. 258. 50 Neudeck / Schröder S. 258 f. 51 Laverrenz, Kriegsflotte S. 486. 52 Die Malaria hatte vor allem beim Bau der Hafenanlagen in Wilhelmshaven arg gewütet (Text Fn. 283). 53 Neue Zürcher Zeitung Nr. 238 vom 13. 10. 2010, S. 59. 54 Ab S. 209 ff. Siehe auch Laverrenz, Kriegsflotte S. 487. 55 B. v. Werner S. 263. 56 Bei Laverrenz, Kriegsflotte S. 486. 57 Anlässlich einer Fahrt entlang der Küste Grönlands im Sommer 1979 erzählte der Kapitän dem Verf., dass ein ins Nordmeer Gefallener etwa 10 Minuten überlebe, wenn er sich ruhig 48 49
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chen Sturz beobachtete, hatte laut „Mann über Bord“ zu schreien, es wurde versucht, das Schiff zu wenden, die Rettungsbojen wurden ins Wasser geworfen. Nachts stand ein Posten bei der i. d. R. am Heck aufgehängten „Nachtrettungsboje“, die neuestens so konstruiert war, dass sich ihr Standortlicht beim Eintauchen ins Wasser selbst entzündete58.
VII. Kleidung; Kleiderwäsche (a) Auch zur Gesunderhaltung gehört die richtige Kleidung, vor allem in den Tropen, wobei aber „noch immer viel gesündigt“ werde, wie KAdm aD B. v. Werner 1891 schrieb59. „Man kann es nämlich auf vielen Schiffen noch als Regel betrachten, dass, während die Offiziere, zu welchen wir auch die Aerzte rechnen, sich in den Tropen Tag und Nacht in der leichtesten Kleidung bewegen, die Mannschaften gezwungen werden, am Tage unter dem Arbeitsanzug aus derbem Leinen oder Baumwollenstoff noch wollene Unterkleider zutragen, und nachts, d. h. in der Zeit von 4 Uhr nachmittags bis 7 ½ Uhr morgens, sich ebenso kleiden, wie in den gemässigten Klimaten sogar bei rauherm Wetter, indem sie über die wollenen Unterkleider ein wollenes Hemd und eine Tuchhose ziehen müssen. Hauptsächlich wohl deshalb, weil Commandant und Arzt glauben, hiermit alles, was zur Verhütung von Erkältungen möglich ist, gethan zu haben … Die Folge ist, dass die Offiziere sich trotz ihrer leichten Kleidung nicht erkälten; die Mannschaften aber, gepeinigt von Hitze und einem schweren, den Körper überall drückenden Anzuge, welcher noch von Schweiß durchzogen ist und einen abstoßenden, süßlichen Geruch verbreitet, langsam dahin welken, da auf solchen Schiffen auch die Schlafräume der Mannschaften des Nachts nahezu mit Pesthöhlen verglichen werden können. Thörichte Eitelkeit vermag aber noch Wunderbareres zu zeitigen; denn da die Unteroffiziere nicht dazu gezwungen werden können, die Arbeitsblusen der Mannschaft anzuziehen, und sie sich freiwillig nicht dazu verstehen, weil nach ihrer Ansicht das Rangabzeichen an der Bluse ihre Stellung nicht genügend kennzeichnen würde, sie auch ihre weißleinenen Hemden schonen und allzu große Wäsche vermeiden wollen, so tragen sie denn auch am Tage, falls der Commandant es nicht anders befiehlt, das blaue wollene Hemd und bilden dann für feine Nasen einen Gegenstand, den man in großem Bogen zu umgehen sucht“. (b) Ausführlich, weil ebenso ein Teil der Gesunderhaltung, schildert B. v. Werner auch die Schwierigkeiten der Wäsche der Kleidung, namentlich, weil dafür zu
im Wasser treiben lasse, aber (wegen des damit verbundenen Wärmeverlustes) nur etwa 5 Minuten, wenn er Schwimmbewegungen mache. Das sei einem von seinem Schiff gefallenen volltrunkenen Seemann zu Nutze geworden; das Schiff hatte genügend Zeit, um zu wenden und den wie Holz Treibenden aufzufischen. 58 Laverrenz, Kriegsflotte S. 488 f. 59 S. 264 f.
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wenig Süßwasser zur Verfügung steht und das Salzwasser die Seife zuwenig auflöst60.
VIII. Wohnen an Bord61 (a) Während in früheren Zeiten die Wohnverhältnisse an Bord sehr viel einfacher, ja manchmal primitiv gestaltet waren, bemühten sich die Schiffbauer in den letzten Jahrzehnten des 19. Jh. – der Größe der Schiffe und dem mit ihrer Bedeutung gewachsenen Ansehen der Flotte entsprechend – um wohnlichere Verhältnisse. (b) Der Kommandant belegte eine eigentliche Wohnung, bestehend aus einem Salon, einem Arbeits- und einem Schlafraum mit Koje und Badeeinrichtung. Die Offiziere und Deckoffiziere schliefen in Kammern mit Koje, Unteroffiziere und Mannschaften in Hängematten aus Segeltuch, „deren äußere Seite mit der Schiffsnummer des Mannes versehen ist“62. Zur Vermeidung der Brandgefahr und der Verletzung durch Splitter bestanden die Wände der Kommandanten- und Offizierskammern nun nicht mehr aus Holz, sondern aus Eisen bzw. Stahl; „vielfach hat man ältere Schiffe einem Umbau unterzogen, um sie zu entholzen“63. (c) Der Kommandant im eigenen Salon („er führt ein quasi einsiedlerisches Leben“64), die Offiziere und Deckoffiziere in ihren Messen, aßen an festen Tischen, die Unteroffiziere und Mannschaften an von der Decke herunterklappbaren hölzernen Tischen (Backen). (d) Während die Unteroffiziere und Mannschaften früher ihre Bekleidung und persönlichen Effekten im mit ihrer Nummer versehenen Seesack aufbewahrten, wurden in den moderneren Schiffen des späten 19. Jh. Wandkästen vorgesehen.
IX. Kohlennehmen Die unangenehmste, unbeliebteste Tätigkeit an Bord war das Kohlennehmen, „in grausamer Ironie“ „Kohlenfest“ genannt. „Es verursacht eine grenzenlose Schmutzerei, trotzdem die Schiffskonstrukteure mit großem Scharfsinn die Kohlenlöcher so weit wie möglich nach außenbords verlegen“. Jeder, der nicht zwingend anderweitig gebraucht wurde, musste antreten, damit die Übernahme so rasch als möglich beendet war. „Bei dem Geschwader, im Manöver, gilt sie als eine Art Parademarsch, und dasjenige Schiff, welches zuerst damit fertig ist, wird besonders belobigt“. Als Belohnung winkte das sog. „Kohlenfrühstück“, extra gut und reichlich „und mit ei60 61 62 63 64
S. 303 ff. Laverrenz, Kriegsflotte S. 116 f. v. Henk S. 19. Laverrenz, Kriegsflotte S. 117. Laverrenz, Kriegsflagge S. 152.
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ner außeretatmäßigen Flasche Bier gewürzt“65 – und dann das Schiff wieder rein gemacht. Speziell geübt wurde die kriegsmäßige Kohlenübernahme, weil sie besonders schnell abgeschlossen sein musste66.
X. Freizeit67 (a) „Die Freizeit an Bord ist nicht eben sehr reichlich bemessen und zwar aus Gründen der Disziplin. Nichts ist gefährlicher für eine auf einen so engen Raum zusammengedrängte Menschenmenge, als Untätigkeit und allzu viele Gelegenheiten zum Schwatzen und – zum Kritisieren“68. (b) Zu den Freizeitvergnügen69 gehörte Schlafen, Rauchen von Pfeifen und Zigaretten (weshalb an bekannten Orten des Schiffes glimmernde Lunten in Blechkästen aufgehängt waren, um Rauchwaren zu entzünden, wenn man keine Streichhölzer bei sich hatte), Kartenspiel, Lesen, Seilziehen, Wurfspiele mit Bleiplatten, die in mit Kreide auf dem Boden markierte Felder geworfen werden mussten (der sog. „Bleilatsch“), das „Schinkenklopfen“, der „Schuhzeck“, das „Konkurrenzanziehen“, das „Stropziehen“, Sackhüpfen, Kegelspiel und das dem Blindekuhspiel nachgeformte „Schwabberspiel“ – alles erstaunlich kindliche Spiele für im allgemeinen raue Männer. Es wurde aber auch musiziert, vorzugsweise mit der Harmonika und mit improvisierten Instrumenten. (c) Zu den besonders beliebten Freizeitvergnügen an Bord gehörte das Dressieren von Tieren, falls es gelang, sie an Bord zu schmuggeln, in den Tropen vor allem Affen und Papageien. Hunde und Katzen genossen oft ein legales Aufenthaltsrecht70.
XI. Gottesdienst71 (a) Evangelische Marinepfarrer waren nur auf den Seekadetten- und Schiffsjungen-Schulschiffen dauernd an Bord. Sonst waren der Flotte und dem I. und dem II. Geschwader zusammen drei Geistliche fest zugeordnet, wovon ein katholischer. Den Pfarrern oblag nicht nur die Seelsorge; auf den Schulschiffen taten sie auch als Lehrer Dienst. Im Übrigen sollten sie auf die geistige und moralische Entwicklung der Besatzungen und die Förderung des patriotischen Sinnes einwirken. In Erman65 66 67 68 69 70 71
Alle vorstehenden Zitate bei Laverrenz, Kriegsflotte S. 412 f. Laverrenz, Kriegsflotte S. 470. Laverrenz, Kriegsflotte S. 435 ff. Laverrenz, Kriegsflotte S. 435. Laverrenz, Kriegsflotte S. 445 ff. Laverrenz, Kriegsflotte S. 460 ff. Laverrenz, Kriegsflotte S. 443.
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gelung einer Bordkapelle erwartete man auch, dass sie den Chorgesang förderten. Die Marine-Seelsorge war überwiegend evangelisch orientiert; die katholische Seelsorge oblag einem Marine-Oberpfarrer in Kiel und vier katholischen Marine-Geistlichen72. (b) Der Gottesdienst wurde bei schönem Wetter auf Deck, sonst in der Batterie oder an einem andern geeigneten Ort vom gegebenenfalls anwesenden Schiffsgeistlichen im Ornat abgehalten; fehlte ein Geistlicher, las der Kommandant oder ein von ihm bestimmter Offizier „aus dem für diesen Zweck eigens zusammengestellten Predigtbuche vor. Auf der Yacht Hohenzollern hat nicht selten Seine Majestät selbst das Amt eines Seelsorgers versehen und eindringliche, zu Herzen gehende Reden gehalten …“73. (c) Das äußere Ritual war besonders festlich und zugleich militärisch gestaltet: Ein besonderer weißer Wimpel mit rotem Kreuz wurde über der Nationalflagge angebracht. Offiziere und Mannschaften trugen den Paradeanzug. Der Wachthabende Offizier ließ, nachdem er hierfür die Genehmigung des Ersten Offiziers eingeholt hatte, durch langsame, abwechselnd stärkere und schwächere Schläge mit der Schiffsglocke zum Gottesdienst rufen. Ein Tisch mit weißer, in der Passionszeit schwarzer Decke diente als Altar74. „Der Gottesdienst wird in der Regel von der Schiffskapelle mit einem Choral eingeleitet und mit einem von allen Anwesenden gesungenen Kirchenlied mit einem Gebet abgeschlossen“75. (d) Für die Katholiken wird ein besonderer Gottesdienst durch einen Geistlichen, sonst durch einen katholischen Offizier oder Deckoffizier abgehalten. (e) Der Gottesdienst wurde allein nach christlichem Ritus begangen, da die deutsche Kriegsmarine als „christlich“ galt (vgl. Anh. 4 Ziff. II.). (f) Die Teilnahme am Gottesdienst war vorgeschrieben.
XII. Landgang So dezent und poetisch verschleiert kann wohl nur ein alter Seebär wie KAdm Brommy76 den Landgang beschreiben: „Kann man es also … dem Seemann verar72 Laverrenz, Kriegsflotte S. 426 f. – Zwischen 1871 und 1900 bezeichneten sich stets rund 62% der Einwohner Deutschlands als evangelisch, rund 36 % als römisch-katholisch (Flora, Bd. I S. 58 f.). 73 Laverrenz, Kriegsflotte S. 443. 74 Stein S. 243 f.; Laverrenz, Kriegsflotte S. 500. 75 Laverrenz, Kriegsflotte S. 443. 76 S. 208. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass das „für die Gebildeten aller Stände“ geschriebene Werk KAdm Brommys, dessen 1. Aufl. im Umfeld der Wirren um die Jahrhundertmitte, dessen 3. Aufl. nach der Reichsgründung in den etwas schwülstigen „Gründerjahren“ publiziert worden war, eine Aufklärungswirkung anstrebte.
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gen, wenn er nach hundertfachen Entbehrungen und Leiden während einer langen Seefahrt sich mannigfaltig im Hafen enschädigen will? … Er giebt was er hat, und will dafür, was er haben kann. Wasser und Hass, die ihm so lästig geworden sind, ersetzt er im Hafen durch Wein und Liebe. – An das Vergängliche gewöhnt, vom Sturme her, der endlich auch an ihm vorüberzieht, verlangt er keine Beständigkeit, aber die Stunde der Freude soll ihm endlich die Stunde des Kummers ersetzen, der Honig des Kusses die salzige Welle, die seine Lippe verbittert, ein heiteres Lied das Brausen des Sturmes übertönen, und rosige Arme sollen ihn statt der Hängematte umschlingen“.
XIII. Seebegräbnis77 (a) Wer auf See an Krankheit, Unfall oder im Gefecht stirbt, wird (aus hygienischen Gründen sofort, wenn es die Umstände erlauben) zur See bestattet. Der Leichnam des Verstorbenen wird, mit Ballast (z. B. einer Kanonenkugel oder einem Stück Eisen) an den Füßen beschwert, in seine Hängematte eingenäht, die Mannschaft „auf Deck gepfiffen“, die Offiziere beim Hauptmast „in Parade“ versammelt. Der Schiffskaplan, oder wenn ein solcher fehlt, der Kapitän, spricht ein Gebet und „einige rührende Worte des Abschieds und der Erinnerung“. Dann wird die Leiche auf ein Brett gelegt, von 4 Matrosen zum Fallreep getragen und von dort vom Brett ins Wasser gerutscht. Die Wache präsentiert das Gewehr, die Mannschaft zieht die Mütze, die Schiffsglocke läutet zum Gebet und es wird, dem Rang des Verstorbenen entsprechend, die Grabsalve geschossen. Während der Zeremonie wird die Flagge auf Halbmast niedergeholt und zwar auf allen Schiffen gleichzeitig, wenn das Schiff im Verband fährt. (b) Nur wenn es die Umstände ausnahmsweise erlaubten, erfolgte die Bestattung an Land. So geschah es z. B. mit dem Reichs-Kolonialbeauftragten Dr. Gustav Nachtigal, der am 20. 4. 1885 an Bord der Möwe78 starb und gleichentags zunächst behelfsmäßig bei Kap Palmas begraben, und dann fast drei Jahre später am 8. 1. 1888 im Garten des Gouvernements in Duala endgültig zur ewigen Ruhe gebettet wurde79.
XIV. Feuer an Bord80 Wer Feuer an Bord entdeckte, durfte dies nur leise dem Wachoffizier melden, der die übrigen Offiziere und den Kdt alarmierte, der dann die nötigen Befehle gab. Je77 78 79 80
Brommy S. 486 f.; B. v. Werner S. 362 f. Kdt KK Paul Hoffmann. Einzelheiten bei Gutzwiller Ziff. 6. B. v. Werner S. 390 ff.
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dermann nahm Manöverstation ein, es wurden ggf. die Segel geborgen, damit diese nicht Feuer fangen konnten. Die Zimmerleute machten die Pumpen klar und schlossen die Seitenfenster. Bei den Booten zogen Posten mit scharf geladenen Gewehren auf, um zu verhindern, dass die Boote ohne Befehl bezogen wurden. Die Batteriepforten wurden geschlossen, die Luken bedeckt, die Ventilatoren verstopft, um den Zuzug frischer Luft zum Feuerherd zu verhindern. Hängematten wurden verstaut. Nach wenigen Minuten stand jedermann im Schiff auf dem ihm angewiesenen Platz. Der Kdt legte den neuen Kurs des Schiffes fest, der, je nach Windrichtung, für die Ausbreitung bzw. rasche Löschung des Feuers wesentlich sein konnte. Der 1. Offizier begab sich mit der mit Äxten ausgerüsteten Feuerbrigade an den Brandherd. „Die andern Offiziere sind im ganzen Schiff vertheilt und haben je eine Abteilung der Mannschaften unter sich, von welchen der größte Theil an den verschiedenen Pumpen ist und diese gleich für kurze Zeit in Betrieb setzt, um die Schläuche anzunetzen und Gewissheit zu schaffen, dass die Spritzen in Ordnung sind. Der Feuerwerker und seine Maate stehen mit den Schlüsseln zu den Munitionsräumen bei diesen und überzeugen sich davon, dass die Einrichtung zur Unterwassersetzung derselben von den Zimmerleuten angestellt ist. In der Batterie sind die Geschützpforten mit je zwei Mann besetzt, welche verhindern, dass dieselben ohne Befehl geöffnet werden“. Nicht anderweitig eingesetzte Mannschaften stehen mit jedem erreichbaren mit Wasser gefüllten Behälter (inkl. Suppenschüsseln, Teekannen etc.) bereit, Flammen zu löschen. „Grundsatz ist, dass kein Mann unbeschäftigt bleibt …“. Beim Übungsalarm wurde genau gleich verfahren. Nur wenige Personen auf dem Schiff wussten zum voraus Bescheid über eine Alarmübung, „denn auf dem Schiff ist es Grundsatz, dass niemand weiss, ob der Feuerlärm Ernst ist oder als Exercitium dient, weshalb man die Übung auch öfter außerhalb der Routine vornehmen muss“.
XV. Heimkehr nach langer Fahrt (a) Traf das Schiff nach langer Fahrt wieder in der Heimat ein, wurde es „von einem höheren Vorgesetzten, einem der über dem Commandanten, dem bisherigen Alleinherrscher steht, inspiciert“. Schon während der letzten Phase der Rückfahrt „[sind] alle Hände auf dem Schiff … mit seiner Schönmachung und denjenigen Arbeiten beschäftigt, welche erforderlich sind, um den hohen Vorgesetzten würdig empfangen zu können“81. (b) Vor dem Einlaufen in den Hafen musste aber auch mit der Steuerbehörde abgerechnet werden, „welche ihre Beamten an Bord schickt, um den Zoll für die mitgebrachten ausländischen Sachen zu erheben … welche hier vorgezeigt, abgewogen und gegen Zahlung des Zolls freigegeben [werden], während gleichzeitig einzelne Beamte das Schiff durchstreifen, um nach etwaiger Contrebande zu suchen“82. 81 82
B. v. Werner S. 441 f. B. v. Werner S. 445.
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(c) Ein erheblicher Unterschied bestand zwischen der Heimkehr nach Kiel und derjenigen nach Wilhelmshaven: „[In] Kiel kommen, wenn das Schiff auch nicht mit Salutschüssen, wehenden Fahnen, schmetternden Fanfaren und festlich geputzten Menschen empfangen wird, doch noch eine große Zahl von Booten mit Verwandten und alten Bekannten zum Schiff, um ihre Angehörigen und Freunde willkommen zu heißen; in Wilhelmshaven aber wirkt die Ankunft so ernüchternd wie nur möglich“83. (d) Feinfühlig beschreibt B. v. Werner das Wiedersehen der Heimkehrer mit ihren Familien: „[Den] Männern, welche von ihren Frauen im eigenen Heim oder in dem Gasthaus, wo sie abgestiegen sind, voller Sehnsucht erwartet werden, wollen wir nicht folgen, denn jeder kann sich denken, was Mann und Weib empfinden, wenn sie nach jahrelanger Trennung wieder Brust an Brust ruhen; wie die älteren Kinder den Vater stürmisch begrüßen und die jüngeren den fremden Mann, welchen sie bisher nur im Bild gekannt haben und der nun in ihrem Leben auch eine Rolle spielen soll, mit Misstrauen betrachten … Das kommende Zusammenleben der wiedervereinten Gatten gestaltet sich [aber] nicht immer so sonnig, wie von Uneingeweihten gewöhnlich wohl angenommen wird, denn hier giebt es oft starke Gemüthsbewegungen zu bestehen, ehe beide Teile sich wieder an einander gewöhnt haben. Die Frau kommt jetzt nicht, wie ehedem, aus dem Aelterenhause, wo sie nur Kind war, sondern aus selbständiger Stellung, welche sie während der Abwesenheit ihres Gatten einnehmen musste, und der Mann kommt aus einer Lebenslage, wo er lange Zeit nur mit Männern verkehrt hatte, vorzugsweise des Befehlens gewohnt war. Mancherlei Eigenschaften bringt er mit, die er sich unbewusst angeeignet hat und die dem Empfinden einer feinfühlenden Frau oft recht fremd sind; diese muss er sich nun abgewöhnen, er thut es auch, aber doch mit einer gewissen Verstimmung, wenn es auf Vorhaltungen der Frau hin geschieht, und diese, welche bisher in ihren Handlungen unabhängig war, muss andererseits nun in allem die Ansicht ihres Mannes hören und sich dieser auch fügen“84. „Auch die jüngeren und unverheirateten Personen der Besatzung, welche nach der Außerdienststellung des Schiffes mit Urlaub ihre Angehörigen besuchen und dann erst im Aelternhaus die eigentliche Freude des Wiedersehens genießen, finden bei der Ankunft in dem Heimathafen nicht das überschwängliche Entgegenkommen, welches sie vielleicht erträumt hatten. Es liegt nahe, dass sie sich mit den Abenteuern und Thaten des Schiffs verkörpert wähnen und dass sie glauben, jedermann müsse sich dieser noch erinnern und ein Interesse an denselben nehmen, müsse ihnen schon von weitem ansehen, dass sie zu dem Schiff gehören. Aber nichts von dem geschieht, sie erhalten am ersten Tag hier einen Händedruck und dort einen, eine mehr oder weniger warme Begrüßung, und für die Offiziere folgt dann noch ein im Casino veranstaltetes Festessen mit Empfangsrede nach bekanntem Muster, womit die Feierlichkeiten ihren Abschluss gefunden haben. Am zweiten Tag achtet ihrer keiner mehr, denn der Schiffe kommen gar zu viele zurück“85.
83 84 85
B. v. Werner S. 442. B. v. Werner S. 443 f. B. v. Werner S. 444.
Anhang 19: Deutsche Marine-Gedenkstätten Deutsche Marine-Gedenkstätten1 bestehen vor allem in Flensburg-Mürwik und Laboe (Kieler Förde) – und sodann (alphabetisch) in Apia (Samoa): für die am 18. 12. 1888 Gefallenen der Kreuzerkorvette Olga und des Kanonenbootes Eber (I.). Baltrum: für die am 28. 8. 1914 vor Helgoland Gebliebenen des Kleinen Kreuzers Cöln. Berlin (3): u. a. für die Mitte November 1861 Gebliebenen der Segelkorvette Amazone. Brake: Für KAdm Rudolf Bromme gen. Brommy. Cuxhaven (3): für die am 9. 5. 1864 vor Helgoland gefallenen Angehörigen der österreichischen Marine und für die am 5. 8. 1914 Gebliebenen des Hilfsminenlegers Königin Luise. Emden (2): u. a. für den brandenburgischen Marinedirektor Benjamin Raule (1634? – 1707). Friedrichsruh: für die am 27. 5. 1941 im Atlantik Gefallenen des Schlachtschiffes Bismarck. Gammendorf (Fehmarn): für die am 26. 7. 1932 Gebliebenen des Segelschulschiffes Niobe. Gibraltar: für die am 7. 8. 1856 nahe bei Kap Tres Forcas Gefallenen der Danzig. Großfriedrichsburg (Westafrika). Hamburg-Blankenese: für die gefallenen Marineangehörigen beider Weltkriege. Hammskär (Finnland): für die Gefallenen des seit dem 18. 11. 1917 verschollenen U-Bootes UC 57. Istanbul-Therapia: für die im 1. Weltkrieg gefallenen Marineangehörigen. Kiel (5): u. a. für die am 26. 7. 1932 Gebliebenen des Segelschulschiffes Niobe und die am 31. 5. 1878 im Ärmelkanal Gebliebenen der Panzerfregatte Großer Kurfürst.
1
Für Einzelheiten wird verwiesen auf Röhr S. 211 ff.
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Köln (2): u. a. für die am 28. 8. 1914 vor Helgoland Gebliebenen des Kleinen Kreuzers Cöln. Mainz: für die am 28. 8. 1914 vor Helgoland Gebliebenen des Kleinen Kreuzers Mainz. Malaga: für die am 16. 12. 1900 Gebliebenen der Kreuzerfregatte Gneisenau. Möltenort (Kieler Förde): für die in beiden Weltkriegen gefallenen U-Boot-Besatzungen. Schanghai: für die am 24. 7. 1896 Gebliebenen des Kanonenbootes Iltis (I). Stensholmen (Schweden): für den am 1. 6. 1916 auf dem Kleinen Kreuzer Wiesbaden gefallenen Dichter Gorch Fock. Swinemünde: zur Erinnerung an das Gefecht bei Jasmund am 16. 3. 1864. Tanga (Ostafrika): für die 1888 – 1890 bei der Unterdrückung des Sklavenhandels an der Küste Ostafrikas Gefallenen. Tsingtau (China): für die am 17. 6. 1900 Gefallenen des Kanonenbootes Iltis (II). Weilheim: für Adm Franz Ritter v. Hipper (1863 – 1932). Westerland: für die am 28. 8. 1914 vor Helgoland Gebliebenen des Kleinen Kreuzers Cöln. Wien (2): u. a. für Adm Wilhelm v. Tegethoff (1827 – 1871). Wilhelmshaven (5): u. a. für Prinz Adalbert von Preußen (1811 – 1873) und die am 1. 6. 1916 Gefallenen des Großen Kreuzers Lützow.
Bibliographie Die nachfolgend genannten Werke werden nur mit dem Verfassernamen zitiert, gegebenenfalls mit dem in Klammern beigefügten Stichwort.
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II. Nicht publizierte private Schriften
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– Tagebuch Nr. 3: 1879 – 1886 / (1.) Von Valparaiso nach der Südsee auf der Bismarck. (2.) Nach Togo, Kamerun und Südwestafrika als Kommandant der Möwe. (3.) Nach Sansibar und Deutsch-Ostafrika als Kommandant der Möwe („Tagebuch 3“) – Tagebuch Nr. 4: 23. 9. 1889 – 27. 4. 1890 / Die Mittelmeerreise an Bord SMS Kaiser Mit Kaiser Wilhelm II. an Bord („Tagebuch 4“) – Tagebücher Nr. 5 und 6: 1894 – 1896 / Als Chef des Ostasiatischen Geschwaders mit SMS Kaiser („Tagebuch 5 / 6“) – Familien-Geschichte (Notizen, aufgesetzt von Vizeadmiral P. Hoffmann, ab 1892 fortgeführt von seiner Frau („Notizen“) Roth, Otto, Aufzeichnungen u. a. über verschiedene Generationen und Zweige der Familie Hoffmann („Hoffmann Gesammt-Familie“) Das Tagebuch Nr. 1 des Admirals ist verschollen. In der Familie glaubt man, zu wissen, dass er es seinerzeit KzS / später chVAdm Eberhard v. Manthey (1869 – 1940), seit 15. 2. 1916 Vorstand der Kriegsgeschichtlichen Abteilung im Admiralstab der Marine, später Vorstand des Marinearchivs und Leiter des Instituts für Marinegeschichte, zur Bearbeitung überlassen hat; es ist aber auch bei v. Mantheys Akten im Bundesarchiv / Militärarchiv in Freiburg nicht auffindbar (Mitteilung an den Verf.). Auch die Tagebücher ab 1896 sind nicht mehr auffindbar.
2. Aus dem Privatarchiv von Prof. em. Dr. iur. Dr. e.h. Ingo v. Münch (Hamburg) Aufzeichnungen des Albrecht Hermann Ernst Rudolph Waldemar v. Münch, geb. 20. 2. 1884 zu Paruschowitz, Kreis Rybnik, Oberschlesien, ehem. Fregattenkapitän.
Personenverzeichnis Die Nennungen in der Regenten-Tabelle (Anh. 1) sind hier nicht wiederholt. Auf die Nennung von zivilen oder militärischen Funktionen und von Adelstiteln und -prädikaten wird verzichtet. Abbot (Konsul): 362 Abdülazziz (Türkei): 168, 356 Adalbert (Sohn Wilhelm II.): 118, 129 Adalbert Heinrich Wilhelm (Preußen) Prinz Adalbert: 16, 29 f., 39 f., 42 f f., 51 ff., 55, 57, 62 ff., 68 ff., 72 f., 81, 83, 86, 94, 96, 99, 106, 109, 138 f., 174, 178, 193 ff., 198, 200, 213, 218, 222, 274, 336, 338 f., 341, 357, 375, 382, 398 Ahlefeld, Hunold: 114, 203, 208 Albert Wilhelm Heinrich (Preussen) s. (Prinz) Heinrich Albrecht I. (Habsburg): 24 Aldenburg-Bentinck, Elisabeth: 144 d’Alembert: 292 f. Alexander III. (Russland): 109, 169, 365 Amalie Auguste (Bayern): 285 Anna (Hessen-Homburg): 285 Arco, Georg: 307, 309 Arendt, Eduard: 358 Arndt, Ernst Moritz: 33 Arnim, Volkmar: 130, 134 f., 174, 183, 194 ff., 201 f., 205, 214, 223, 265 f., 268, 273 Arnim-Boitzenberg, Adolf Heinrich: 33, 152 Arnim-Suckow, Heinrich Alexander: 40 Arnold, John: 292 Aschenborn, Richard: 114, 123, 129, 174, 184, 194 ff., 202, 219, 346 Ascher, Karl: 267 Aschmann, Ernst: 174, 184, 194 ff., 202, 219 Aube, Théophile: 111, 124, 346 Auguste Viktoria (Preußen): 159 Bachem, Max: 271, 273 Balmaceda, José Manue: 365
Barandon, Carl: 114, 140, 174, 184, 194 ff., 202, 205, 219, 264 ff. Barr: 320 Bassewitz, Joachim Adolph: 367 Batsch, Carl Ferdinand: 53, 55, 66 f., 70, 73, 83, 86, 98, 106, 109 f., 124, 140, 174, 180, 193 ff., 201, 203, 206, 213, 224, 341 f., 358, 362, 372 Baudissin, Friedrich: 267, 329, 363 Bauer, Wilhelm Sebastian Valentin: 49, 54 Bazaine, François-Achille: 77 Beauharnais, Hortense: 57 Beauharnais, Joséphine: 57 Bebel, August: 57 Becker, Gottlieb: 270, 366 Becker, Wilhelm: 271 Behaim, Martin: 291 Behr-Bandelin, Felix: 345 Beiley: 297 Bell, Alexander Graham: 310 Bell (King): 371 Bendemann, Emil Felix: 85, 106, 130, 134, 136, 174, 184, 194 ff., 200 f., 205, 223, 261 f., 269, 278 f., 363, 367 Benedetti, Vincent: 77 Bennigsen, Rudolf: 58 Bentinck, Siegfried Carlos: 144 Berger, Adolph Wilhelm: 28, 55, 66, 109 f., 140, 174, 179, 193 ff., 202 f., 219 Berghaus, Heinrich: 140, 325 Berninghaus, Emil: 137 Berthoud, Ferdinand: 292 Beseler, Georg: 52, 54 Bille, Michael: 29 Bismarck, Herbert: 117, 147
Personenverzeichnis Bismarck, Otto: 31, 34 ff., 38, 46 f., 51, 53, 56 f., 59 ff., 71, 73 ff., 83, 86 f., 89, 90 ff., 95 ff., 101 f., 110 f., 118, 120 f., 135, 138, 141, 147, 152, 159, 301, 305, 333, 336, 338, 340 ff., 361 Blanc, Louis: 66, 95, 99, 106, 110, 119, 140, 174, 180, 194 ff., 201 f., 219, 223, 260, 275, 334, 341, 344, 358 Bleichröder, Gerson: 345 Blum, Robert: 32 Bodelschwingh, Carl: 335 Bodenhausen, Conrad: 134, 174, 184, 194 ff., 202, 204 f., 219, 223 f., 260 f., 271, 273 Börgen, Carl Nicolai Jensen: 327 f. Boerner, Eduard: 368 Boeters, Oscar: 174 f., 184, 194 ff., 204 f., 219 Bonaparte, Joseph: 164, 167, 171 Bonaparte, Napoléon s. Napoléon I. Bonin, Eduard: 335 Borckenhagen, Ludwig: 268 Bouet-Willaumaz, Louis: 86 Bourbaki, Charles Denis: 78 Bourgeois, Siméon: 233 Boyen, Hermann: 71 Brandt, Max: 344 Branly, Edouard: 307 Braun, Karl Ferdinand: 307 f. Braun, Otto: 136, 367 Bredow, Joachim: 269, 273 Breguet, Abraham-Louis: 285, 292 Bremiker, Carl: 284, 327 Breusing, Alfred: 270, 272 Bromme / Brommy, Rudolf: 28, 30, 42, 44, 46 ff., 61, 63, 138, 174 f., 177, 193, 218, 221, 224, 234, 288, 376, 378 f., 386 ff., 393 Brooke: 297 Bruch, Ludwig: 271, 273 Brun, Charles: 233 Brunel, Isambard Kingdom: 228 Bucher, Lothar: 340 Büchsel, Wilhelm: 114, 125, 134, 174 f., 184, 194 ff., 200, 204, 224, 272 Bülow, Bernhard: 90, 92, 117, 119, 121, 139, 142, 144, 147 ff., 153, 345 Bülow, Bernhard Ernst: 142 Buller, Alexander: 140 Busch, Wilhelm: 82
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Capelle, Eduard: 125 Caprivi, Leo: 65, 91 f., 102, 109 ff., 115 ff., 120 f., 128, 135, 138, 144, 147, 152, 174 f., 180, 196, 199, 214, 218, 222 f., 255 f., 346, 363, 369, 386 Carlo Alberto (Sardinien-Piemont): 66, 165 Cavalli, Giovanni: 315 Charles II. (England): 291 Charles X. (Frankreich): 24, 163 Christian VII. (Dänemark): 113, 162 Christian VIII. (Dänemark): 39, 162, 167, 170 Christian IX. (Dänemark): 60, 159, 162, 365, 369 Christiansen, Johannes: 48 Chüden, Hermann: 363 Claussen v. Finck, Adolph: 259 f. Cochius, Victor: 115 Codrington, Edward: 227 Coles, Cowper Phipps: 321 Coligny, Gaspard: 338 Colin, Friedrich: 363 Colomb, Adalbert: 268 f. Colt, Samuel: 303 Cook, James: 292 Credner, Ernst: 205, 267, 366 Daenhardt, Harald: 271 Daru, Pierre: 21 Dassel, Hartwig: 272, 268 Dautwitz, Rudolf Deinhard, Carl-August: 109 f., 133, 135, 174 f., 185, 194 ff., 203 f., 224, 260 ff., 276, 346, 360 f., 366 Derzewski, Carl: 268 Deubel, Karl: 270 Dick, Karl: 269, 273 Diderot, Denis: 292 Diederichs, Otto: 130, 134, 174 f., 185, 194 ff., 200, 202 f., 223, 264 ff., 274, 277 f., 363 Diederichsen, Otto: 134, 174 f. 185, 194 ff., 203, 218, 263, 269 Dietert, Conrad: 114, 174 ff., 194 ff., 219 Dietrich, Alfred: 338 Dirckinck-Holmfeld, Edwin: 30 Ditmar, Wilhelm: 361
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Personenverzeichnis
Donner, Johann Otto: 16, 28, 40, 42, 46, 55, 66 f., 174 f., 177, 193 f., 201 f., 216, 219, 221, 224, 332, 356 Donner, Peter Christian: 40, 85, 359 Draeger, Fritz: 365 f. Dresky, Erich: 269 f., 272, 366 Duckwitz, Arnold: 21, 34, 41 ff., 48, 51, 54 f. Dufour, Guillaume Henri: 31, 57 Dupuy de Lome, Henri: 68, 233 Duttenhofer, Max W.: 323 Ebner-Eschenbach, Moritz: 50, 303 Eckermann, Richard: 273 Edison, Thomas Alva: 308 f. Edward VII. (England): 146 Ehrlich, Alfred: 269 f. Eickstedt, Rudolf: 267 Eisendecher, Carl: 174 f., 185, 194 ff., 219 f., 223, 325 Elisabeth (Österreich): 365 Engelbrechten, Hermann: 29, 52 Engels, Friedrich: 56 f. Erhardt, Armand: 136 Eriksson, Johan: 69 Ernst August (Hannover): 25, 155 Eugénie (Frankreich): 76, 82, 340, 356 Eulenburg, Friedrich: 153, 342, 356 Ewald, Carl Rochus: 82, 356 Fallersleben s. Hoffmann v. Fallersleben: 25 Faraday, Michael: 304 Favre, Jules: 98 Ferber, Konstantin: 366 Ferdinand I. (Österreich): 32, 161 Ferdinand Max (Österreich): 63 Ferry, Jules: 346 Fichte, Johann Gottlieb: 22 Fischel, Max: 134, 174 f., 185, 194 ff., 223, 261, 264 Fischer, Hannibal: 47, 54 Fischer, Louis: 363 Fleming, Alexander: 387 Flichtenhöfer, Otto: 366 Fock, Gorch: 398 Fonseca-Wollheim, Hermann: 366 Fontaine, Mathew: 326 Foss, Max: 114 Fourichon, Martin: 85
Frantzius, Ernst: 134, 174 f., 186, 194 ff., 202, 204, 223, 267, 329, 363 Franz, Carl: 269, 271 Franz Joseph I. (Österreich): 32, 63, 76, 82, 356 Fraunhofer, Josef: 287 Frederick VII. (Dänemark): 36 Freeden, Wilhelm Ihno Adolf: 326 Freiligrath, Ferdinand: 30 Fremantle, Edmund Robert: 140 Freud, Sigmund: 145 Friedrich I. (Baden): 340 Friedrich I. (Preußen): 58 Friedrich III. (Preußen / Deutschland): 78, 82, 91, 96 f., 106, 117, 145, 208, 345, 356, 373 Friedrich VIII. (Schleswig-Holstein): 159, 333 Friedrich August (Oldenburg): 126 Friedrich Carl (Preußen): 69 Friedrich Franz II. (Mecklenburg-Schwerin): 36, 336 Friedrich Wilhelm (Mecklenburg): 136 Friedrich Wilhelm (Kronprinz) s. Friedrich III. (Preußen / Deutschland) Friedrich Wilhelm III. (Preußen): 22, 25 f., 29, 57 Friedrich Wilhelm IV. (Preußen): 22, 25 f., 30, 33 ff. 39 f., 44, 55, 57 ff., 63 f., 69, 78, 96, 140, 221, 307 f., 336 Frisius, Rainer Gemma: 291 Fritze, Ernst: 134, 136, 174 f., 186, 194 ff., 197, 202, 219, 269, 278, 334 Fritze & Genossen: 47 Fulton, Robert: 104, 226, 232 Gadow, Reinhold: Gaede, J. F.: 30 Gagern, Heinrich: 34, 41, 58 Galster, Carl Paul Hans: 123, 205, 269 f. Galster, Max: 363 Gauss, Carl Friedrich: 304 Geiseler, Wilhelm: 135, 361, 363 Geissler, Richard: 134, 174, 186, 194 ff., 205, 218, 266 f., 269, 278, 363 Georg I. (Griechenland): 369 Georg V. (England): 146 Georgi, Martin: 359, 362 Gercke, E.: 269 Gerlach, Ernst Ludwig: 35, 59
Personenverzeichnis Gerlach, Ludwig Friedrich: 35, 59 Gerstung, Friedrich: 268, 270 Gildemeister, Wilhelm: 273 Gioia, Flavio: 289 Gjerling, Johan Victor: 65 Gladstone, William Ewart: 122, 345 Gloeden, Falko: 115 Glomsda v. Buchholz, Eugen: 344, 360 f. Gneisenau, August Wilhelm Anton: 95 Goddefroy, Gustav: 344 Godfrey, Thomas: 283 f. Goethe, Johann Wolfgang: 21, 78 Goltz, Max: 110, 118 f., 121, 124, 129, 174 f., 181, 194 ff., 199, 203 f., 215, 223 f., 263 f., 275, 359 f. Graham, James: 66 Grapow, Max: 271, 325, 337 Gray, Elisha: 310 Gülich, Ernst: 367 Gutkaes, Christian: 286 Hacke, Friedrich: 175, 186, 194 ff., 203, 219, 222 Hadley, John: 283 f. Haller v. Hallerstein, F. B.: 66 Halske, Johann Georg: 308 Hansemann, Adolph: 345 Hardenberg, Karl August: 22 f., 27 Harrison, James: 292 Harrison, John: 292 Harrison, William: 292 Hartog, Eduard: 114, 364, 366 Hassenpflug, Ludwig: 204, 343, 359 Hassenstein, Friedrich: 72, 85 Hatzfeld, Paul: 139 Haugwitz, Curt: 202 Haussmann, Georges-Eugène: 76 Hecht, Max: 268, 368 Hecker, Friedrich: 51 Heeringen, August: 125, 268, 271 Heinrich (Mecklenburg-Schwerin): 365 Heinrich (Preußen) Prinz Heinrich: 46, 89, 92, 106, 121, 123, 126, 130, 134, 174 f., 196 f., 200 f., 226, 260, 266 f., 278, 333, 346 Heldt, Eduard: 55, 72, 83 f., 86, 96, 174, 192 ff., 201 f., 221, 224, 336
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Henk, Ludwig: 55, 66, 84 f., 96, 129, 132, 140, 174 f., 178, 193 ff., 203, 210, 213, 216 f., 219, 223, 227, 287 f., 295, 345, 357 Herbig, Otto: 344, 346, 371 Herbing, Oscar: 365 f. Herrmann, Robert: 68, 356 Hertz, Heinrich Rudolf: 307 Herwegh, Georg: 30, 51 f. Herzog, Hans: 78 Heusner, Carl Eduard: 104, 110, 119 f., 124, 174 f., 186, 194 ff., 200, 219, 224, 276, 360 Heydt, August: 335 Heyn, Carl: 114 Hilbrand, Paul: 273 Himly, August Friedrich Karl: 50, 54, 303, 308 Hipper, Franz: 398 Hirschberg, Johann: 366 Hoffmann, Johann Gottfried: 23 Hoffmann, Paul Gottfried: 7, 15 ff., 23, 91 f., 103, 108, 117 f., 121, 130, 133 f., 136, 140 f., 144, 174 f., 186, 194 ff., 200, 204, 214 f., 224, 227, 249, 267, 269, 271 ff., 277, 279, 288 f., 294, 301, 326, 329, 346 f., 364, 366, 369 f., 394 Hoffmann v. Fallersleben, August Heinrich: 25 Hofmeier, Paul: 202, 270, 347, 367 Hohenlohe-Ingelfingen, Adolf: 59 Hohenlohe-Langenburg, Hermann: 345 Hohenlohe-Schillingsfürst, Chlodwig: 50, 53, 92, 121, 127, 149 Hohenzollern, Karl Anton: 59, 199 Hohenzollern-Sigmaringen, Anton: 70, 76 Hollen, George: 110, 112, 114, 174 f., 186, 194 ff., 205, 219, 223 f., 329, 360 Hollmann, Friedrich: 93, 110, 121 ff., 133, 174 f., 187, 194 ff., 200, 223 f., 261 f., 266, 276, 359, 361, 365 Holstein, Friedrich: 123 Holtzendorff, Henning: 367 Hooke, Robert: 283, 291 Hornung, Richard: 174 f., 187, 194 ff., 219 Humboldt, Wilhelm: 23 Huygens, Christian: 291 Hylten-Cavallius, Gustav Erik: 63 Ihering, Rudolf: 48 Ilsemann, Sigurd: 144
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Personenverzeichnis
Isabella II. (Spanien): 77 Ismail, Pascha: 76 Jachmann, Eduard: 28, 30, 55, 72, 83 ff., 96, 102, 140, 174 f., 179, 193 ff., 199 ff., 213, 221, 223, 322, 332, 336, 340, 355 f. Jachmann, Siegfried: 273 Jacobsen, Hermann: 82, 267 Jahn, Friedrich Ludwig: 22, 24, 33 Jameson, Leander Starr: 92 Janke, Georg: 267 Jaquet-Droz, Pierre: 205 Jefferys, John: 292 Jellicoe, John Rushworth: 65, 140 Jochmus, Johann August: 45 Johann (Österreich): 34, 41 f., 45 Johann, Albrecht (Mecklenburg): 126 Josephi, Adolph: 270 Jung, Max: 327 Junge, Franz: 114 Jungmann, Eduard Julius: 45 Kalakaua (Häuptling): 371 Kalau vom Hofe, Curt: 219 Kalau vom Hofe, Eugen: 271 Kall, Philipp: 109 f., 174 f., 181, 194 ff., 203 f., 223, 259 ff., 360, 365 Karcher, Guido: 130, 174 f., 187, 194 ff., 203 f., 224, 263, 361, 363 Karl V. (Spanien): 290 Karl X. (Frankreich) s. Charles X. Katharina II. (Russland): 335 Kinderling, Franz: 55, 66, 82, 108, 140, 174 f., 178, 193 ff., 201 f., 204, 219, 357 Kinderling, Hugo: 366, 368 Kindt, Wilhelm: 269, 272 Kirchhoff, Hermann: 124, 134, 174 f., 192, 194 ff., 205 f., 219 Kirk, Alexander C.: 227 Klatt, Gustav: 55, 72, 84 f., 132, 174 f., 179, 193 ff., 203, 219, 334 Klausa, Oscar: 174 f., 187, 194 ff., 219, 361 f. Knorr, Eduard: 67, 85, 103, 110, 112, 122 ff., 129 f., 134, 174 f., 181, 194 ff., 199, 201 f., 204, 214 f., 223, 260 f., 265 ff., 274 ff., 322, 327, 342 f., 358 f., 361, 365 Koch, August: 338 Koch, Reinhard: 271, 273
Koch, Richard: 268 Koch, Walter: 174 f., 187, 194 ff., 204, 219, 266 Köhler, Heinrich: 55, 72, 82, 85, 174 f., 179, 193 ff., 202, 219 f., 336, 340, 356, 358 Koellner, Leopold: 367 Körner, Theodor: 22 Koester, Hans: 109 f., 114, 130 ff., 173, 175, 187, 194 ff., 200, 218, 223 f., 262 ff., 270 Kohler, Beat: 288 Konstantin (Griechenland): 365, 146 Kotzebue, August: 24 Krausnick, Ferdinand: 325 Kretschmann, Karl: 137 Kretzschmer (Marine-Oberbaurat): 233 Krieg, Gottfried: 366 Kröhl, Julius: 233 Krokisius, Ferdinand: 115, 329, 363 Krüger, Paulus: 92, 138 Krupp, Friedrich: 27, 243 Kühne, Heinrich: 106, 110, 174 f., 181, 194 ff., 203, 219, 274, 341 f., 359, 361 Kuhn, Hans: 55, 72, 81, 83, 175, 179, 193 ff., 201, 357, 360 Kupfer, Paul: 362 Kykbusch, Franz: 114, 194 ff., 267, 360 Lange, Ferdinand Adolph: 286, 294 Langemak, Anton: 346, 363 Langemak, Hugo: 136 Lannes, Jean: 21 Lassalle, Ferdinand: 57, 87 Lavaud, Ferdinand: 366 Lehmann, Johann: 324 Leo XIII. (Papst): 89, 347 Leopold (Belgien): 347 Leopold (Hohenzollern-Sigmaringen): 76 Le Rond, Jean-Baptiste s. d’Alembert Le Roy, Pierre: 292 Lesseps, Ferdinand: 76 Le Tanneux von Saint-Paul Illaire, Ulrich: 341 Levetzow, Friedrich: 106 Liebe, Christian Amynt: 73 f., 103, 201, 205 f., 213 f. Liebig, Justus: 56 Liebknecht, Wilhelm: 57 Lietzmann, Otto: 273 Lilie, Hermann: 267, 270 f., 273
Personenverzeichnis Linde, Carl: 311 List, Friedrich: 25 Livonius, Otto: 28, 55, 84, 109 f., 174, 176, 180, 193 ff., 202, 219, 340 f., 358 f., 361 f. de Lome Dupuy, Henri s. Dupuy de Lome, Henri Longé, Christian Dietrich Johann: 28 f., 193 Louis Bonaparte (Holland): 57 Louis Napoléon s. Napoléon III. Louis Philippe (Orléans / Frankreich): 24, 29, 31 Lüderitz, Adolf: 344, 346 Lützow, Ludwig: 23 Luppis v. Rammer, Giovanni Biagio: 104 Luther, Martin: 24 Lyncker, Emil: 174, 176, 188, 194 ff., 219, 222 Maass, Leberecht: 273 MacLean, Archibald: 55, 106, 132, 174, 176, 181, 193 ff., 201, 262, 302 Mac-Mahon, Edmé-Patrice: 78 Mahan, Alfred Thayer: 17, 124, 142, 144, 147, 150, 302 Maltzahn, Curt: 125, 134, 174, 176, 188, 194 ff., 205, 218 f., 223 f. Mandt, Otto: 267 Manteuffel, Edwin Karl Rochus: 78 Manteuffel, Otto: 63, 69, 198 Marconi, Guglielmo: 307 f. Maria Anna Marianne (Preußen): 23, 51 Marshall, James W.: 27 Marx, Karl: 56 Maskel[e]yne, Nevil: 284 Maximilian I. (Bayern): 76, 285 Maximilian (Mexico) s. Ferdinand Max (Österreich) Maxwell, James Clerk: 306 Mensing, Franz: 104, 110, 174, 176, 188, 194 ff., 201 f., 204 f., 216 ff., 343 Messter, Oskar: 376 Metternich, Clemens Wenzel: 23, 32, 43 Meucci, Antonio: 310 Meuss, Friedrich: 202 Meyer, Emil: 327 Mez, Carl: 51 Michaelis, William: 270
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Mittelstaedt, Xaver: 368 Molitor, Johann s. Müller, Camillus Johannes Moltke, Heinrich: 366 f. Moltke, (d. Ä.) Helmuth: 60, 69, 77, 97 f., 115, 211, 336 Mommsen, Theodor: 48 Monroe, James: 83, 357 Monts de Mazin, Alexander: 55, 66, 72, 106, 110, 116, 118, 140, 174, 176, 181, 193 ff., 199, 203, 222, 260, 274, 361 f. Monturiol y Esturriol, Narcis: 233 Morse, Samuel: 302, 304, 308 Motz, Friedrich: 25 Müller, Camillus Johannes: 284 Münch, Ingo: 7, 82 Murat, Caroline: 285 Murk, Henry: 27, 193 Musculus, Friedrich: 268 Nachtigal, Gustav: 346 f., 363 f., 394 Napoléon I. Bonaparte: 15, 17, 21 ff., 25, 27, 57, 71, 139, 156, 163, 232, 335 Napoléon III.: 31, 57 f., 69, 76 f. Naves, George: 328 Neitzke, Leo: 273 Nelson, Horatio: 117, 140, 213, 314 Neumayer, Georg Balthasar: 103, 290, 326 ff. Newcomen, Thomas: 226 Newton, Isaac: 283, 291 Nightingale, Florence: 58 Nikolaus I. (Russland): 32, 35, 43, 47 Nikolaus Friedrich Peter II. (Oldenburg): 63, 336 Nitot, Marie-Etienne: 285 Norden: 336 Nostitz, Georg: 109, 359, 363 Oelrichs, Hans: 367 O’Etzel, Franz August: 301 Ohry, Ludwig: 104 Olberg, Otto Heinrich: 325 Oldekop, Iwan Friedrich Julius: 114, 130, 140, 174, 176, 188, 194 ff., 204 ff., 214, 218, 224, 265 Olfers, Karl: 136 Oppeln-Bronikowski, Walter: 137, 272 f. Oscar II. (Schweden): 365
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Personenverzeichnis
Paixhans, Henri Joseph: 45, 317, 322 Palmerston, Henry John Temple: 44 f. Parker (Comm.): 44 Parlow, Albert: 67 Parricida, Johanne: 24 Parsons, Charles Algernon: 230 Paschen, Adolf: 268, 359 Paschen, Carl Heinrich Theodor: 40, 62, 82, 96 f. 101 f., 108, 110 f., 114, 116, 118, 125, 174, 176, 182, 195 f., 199, 203, 216, 219, 260, 275 f., 305, 311, 329, 342, 359, 371 Pawelsz, Friedrich: 174, 176, 188, 194 ff., 204, 219, 223, 264, 277, 359, 362 f. Perkin, William Henry: 56 Persius, Friedrich Ludwig: 307 Peters, Carl: 345 Peters, Wilhelm: 367 Philipp, Otto: 270 Piraly, Max: 123 Pirner, Johann-Heinrich: 66, 110, 140, 174, 176, 182, 194 ff., 202, 219, 329 Pistor, Carl Philipp Heinrich: 301 Plachte, Hugo: 268 Plüddemann, Max: 174, 176, 189, 194 ff., 277, 329, 363, 365 f. Pohl, Hugo: 367 Polk, James Knox: 43 Popow, Alexander Stepanowitsch: 307 f. Poschmann, Adolf: 267 Preece, William H.: 307 Prittwitz, Karl Ludwig: 44 Prittwitz und Gaffron, Kurt: 129, 134, 174, 176, 189, 194 ff., 202, 218, 223, 267, 269, 329, 365 Przewisinski, Hermann Robert: 28, 55, 66, 82, 108, 132, 140, 174, 176, 182, 193 ff., 203 f. 219 f., 338, 356, 362 Pustau, Eduard: 271 Radetzky v. Radetz, Josef: 32 Radowitz, Joseph: 40 Rammer s. Luppis v. Rammer Rampold, Paul: 270 f., 368 Rathenau, Emil: 308 Rathenau, Walther: 308 Ratzeburg, Julius: 82, 356 Rauch, Gustav: 27 Rauini: 335
Raule, Benjamin: 397 Raven, Max: 346, 366 Recke, Johannes: 273 Reetzke, Karl Theodor: 67, 356 Regiomontanus s. Müller, Camillus Johannes Reibnitz, Paul: 110, 174, 176, 182, 194 ff., 204 ff., 214, 219, 222, 325 Reiche, Ernst: 30, 174, 176, 182, 194 ff., 201, 204 ff., 218, 223, 274, 341 f., 359, 361 Reiche, Ludwig: 30 Reichenbach, Leopold: 363 Reis, Johann Philipp: 310 Ressel, Josef: 49, 228 Retzmann, Heinrich: 272 Richthofen, Ferdinand: 342 Riedel, Louis: 174, 176, 189, 194 ff., 219, 366 Rittmeyer, Rudolf: 174, 176, 189, 194 ff., 219 Rössing, Rudolf: 359, 362 Rötger, Fritz: 174, 176, 189, 194 ff., 205, 219, 347, 364 Rollmann, Max: 269, 367 Roon, Albrecht: 59, 69 ff., 73, 82, 86, 95, 199, 336, 340 Rosendahl, Carl: 366 f. Rudloff: 338 Russell, Jonathan Scott: 228 Sack, Hans: 134, 174, 176, 189, 194 ff. Sand, Carl: 24 Santa Cruz, Alonzo: 290 Sattig, Victor: 85 Schack v. Wittenau-Danckelmann, Arthur: 174, 176, 182, 194 ff., 218 f., 222, 368 Schäfer, Dietrich: 32, 126 Schäfer, E.: 270 Scharnhorst, Gerhardt: 71 Scheder, Georg: 269, 271 f., 366 Scheel-Plessen, Carl: 332 Schelle, Edwin: 202 Schering, Rudolf: 110, 174, 176, 189, 194 ff., 204 ff., 217, 219, 346, 363 Schiller, Friedrich: 58 Schimmelmann, Malte: 273 Schirmacher, Arthur: 356 Schleinitz, Georg: 55, 82, 103, 110, 174, 176, 183, 193 ff., 219, 222, 327 ff., 341, 356 f., 362 Schliebner, Leopold: 271
Personenverzeichnis Schmettau, Ferdinande: 23 Schmidt, Gustav: 267, 329, 363, 365 Schmidt, Ludwig: 327 Schneckenburger, Max: 25 Schönberg, Karl: 273 Schröder, Jan: 28, 30, 42, 46 f., 55, 63, 67, 69 f., 174, 176 f., 193 f., 199 ff., 216, 221, 224, 274, 355 f. Schröder, Ludwig: 206, 270 Schröder, Wilhelm: 110, 174, 176, 190, 194 ff., 202 f., 217, 262 f. Schuckmann, Hugo: 134, 174, 176, 190, 194 ff., 204, 219, 223, 338, 366 Schuckmann, Oscar: 139, 174, 176, 192, 194 ff., 219, 223, 273, 364, 366 Schütz, Christian: 272 Schulze, Max: 174, 176, 190, 194 ff., 202 ff. Schwarzlose, Gustav: 365 Schweizer, Willy: 286 Seckendorff, Albert: 119, 174, 176, 190, 194 ff., 219, 222 Senden-Bibran, Gustav: 108, 119 ff., 124, 130, 134, 140, 143 f., 174, 176, 190, 194 ff., 200, 218, 222 Siegel, Rudolf: 135 Siemens, Georg: 308 Siemens, Johann Georg: 308 Siemens, Werner: 49, 54, 303 f., 308 Simson, Edward: 34 Slaby, Adolph Karl Heinrich: 307 ff. Sommerwerk, Fritz: 269 Sophie (Preußen): 146, 365 Spitzemberg, Hildegard: 77, 80, 90, 92, 278, 301 Stahl, Friedrich Julius: 35 Stein, Johannes: 367 von und zum Stein, Karl: 22 Stempel, Gustav: 114, 174, 176, 183, 194 ff., 337, 364 Stenzel, Alfred: 105, 124, 204 f., 207, 214, 215, 259, 325, 358, 380 Sthamer, Wilhelm: 368 Stiege, Oscar: 269, 271 Storm, Theodor: 48 Stosch, Albrecht: 33, 78, 82 f., 85, 95 ff., 113, 119, 133, 174, 176, 178, 195, 199, 211 ff., 216 ff., 222 f., 255, 274, 305, 312, 327 ff., 340 ff., 356, 358, 361, 375
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Strauch, Franz: 174, 176, 190, 194 ff., 219, 276, 344, 360, 363, 366 Struben, Marinus: 85, 340, 358 Stubenrauch, Felix: 115, 174, 176, 191, 194 ff., 219, 305 Sundewall, Henrik: 55, 67, 174, 176, 179, 193 f., 201, 216, 219, 221, 224, 274, 329, 356 f., Sutter, Johann August: 27 Talleyrand, Charles Maurice: 21 Tegethoff, Wilhelm: 72, 100, 398 Temple s. Palmerston Thassilo (Preußen): 29 Thiele, August Adolf Carl: 262, 268, 367 Thiers, Adolphe: 24, 76 Thomsen, August: 112, 114, 130, 134, 173, 176, 191, 194 ff., 200 ff., 205, 223, 264, 266 ff., 297, 363 f. Tirpitz, Alfred: 46, 64 f., 84, 93, 98 f., 104, 106 ff., 112 f., 121 f., 124 ff., 127 f., 130, 134, 136 ff., 140 ff., 143 f., 147 ff., 174, 176, 191, 194 ff., 200, 205, 215, 223, 232 ff., 259 f., 263 ff., 274, 277, 279, 309, 346, 376 Tobiesen: 29 Toqueville, Alexis: 31 Toselli, J. (G.) B.: 311 Treuenfeld, Felix: 109 Trevithick, Richard: 226 Truppel, Oscar: 268 Uhland, Ludwig: 33 Ulffers, Franz: 72, 85, 204 Usedom, Guido: 268 Valette, Jean: 366 Valois, Victor: 110, 125, 140, 143 f., 174, 176, 191, 194 ff., 202 ff., 217 ff., 224, 274, 277, 360 ff. Verhuel, Carel Henrik: 335 Victoria (England): 91, 145 f., 365 Victoria (Preußen / Deutschland): 91, 145, 208, 345 Vieille, Paul: 323 Volta, Alessandro: 304 Voltaire: 21 Vüllers, Friedrich: 270
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Personenverzeichnis
Wagner, Richard: 35 Wahrendorff, B.: 269, 271 Wahrendorff, Martin: 69, 315 Waldeck, Franz Leo: 35 Waldersee, Alfred: 120, 124, 143 Waldersee, Franz: 66, 85, 140, 174, 177, 183, 194 ff., 219, 222 Wallis, Eugen: 136 Wallmann, Johannes: 366 Walther, Heinrich: 268 Walther, Paul: 269, 271 Wangenheim, Ludwig Bogun: 42 Ward, William John: 140 Watkins, H. S. S.: 320 Watt, James: 226 Weber, Ernst: 344 Weber, Max: 142 Weber, Theodor: 343 Weber, Wilhelm: 304 Weickhmann, Hans: 85 f., 203 Welke, A.: 327 Wentzel, Oskar: 273 Werner, Anton: 86 Werner, Bartholomäus: 121, 174, 177, 191, 194 ff., 203, 219, 223 f., 294, 300, 334, 343, 359 f., 390, 396 Werner, Reinhold: 29, 45, 55, 72, 74, 84 ff., 98, 132, 174, 177, 180, 193 ff., 201 f., 204, 219, 223, 305, 358 f., 361, 383 Westphal, Hugo: 272, 265 Whitehead, Robert: 104
Wickede, Wilhelm: 55, 109 f., 174, 177, 180, 193, 195 f., 201, 223, 259, 359, 363 Wietersheim, Wilhelm: 130, 174, 177, 191, 194 ff., 202, 204 f., 223, 271 Wilde, Georg: 273 Wilhelm I. (Preußen / Deutschland): 33, 41, 58 f., 69 f., 73 ff., 77 ff., 82, 86, 90 f., 96, 105 f., 108 f., 118, 208, 213, 221, 332 f., 336, 338, 373 Wilhelm II. (Preußen / Deutschland): 80, 89 ff., 106, 111, 113, 117, 120, 125, 129, 137, 144, 146 f., 149, 159, 222, 346, 365, 373, 376 Wilhelm (Hessen-Philippsthal-Barchfeld) Prinz Wilhelm: 66, 140, 174, 177, 218 ff., 357 Wilhelmina (Niederlande): 365, 369 Windischgraetz, Alfred: 32 Winkler, Gustav: 49, 366 Winter, Jan Willem: 335 Wislicenus, Georg: 51, 129, 148, 232, 234 Witt, Max: 272 Witt (Handelskapitän): 67 Wodrig, Carl: 260, 270, 367 Wohlgemuth (Polizeiagent): 89 Wrangel, Friedrich: 35 f. Zappa, Eduard: 344 Zédé, Gustave: 233 Zembsch, Otto: 359 Zeye, Hugo: 205, 277 Zirzow, Paul: 174, 177, 183, 194 ff., 202, 219, 362
Schiffsverzeichnis Die Namen und Typenbezeichnungen der deutschen Kriegsschiffe entsprechen jenen in Anh. 7; Typenbezeichnungen werden nur zur Unterscheidung von Schiffen gleichen Namens angegeben. Andere als in Anh. 7 genannte Schiffe werden nach dem Namen mit einem Stern gekennzeichnet. Acadia: 43, 235, 240 Adler: 113, 129, 136, 186, 235, 256, 276 Adler* (Tender): 275 f. Aegir: 113, 128, 234, 236, 257, 269, 271, 273, 299 L’Aigle*: 76, 82, 356 Albatross: 81, 129, 181, 189, 236, 255 f., 299, 343, 358 f., 363 Alexandrine: 108, 113, 129, 189, 236, 256, 277, 280, 365 Amazone: 30 f., 39, 47, 55, 62, 67 f., 72, 115, 177, 179, 183, 229, 236, 252 f., 274, 317, 355 ff., 397 Anna*: 274, 342, 359, 361 Arcona (Gedeckte Korvette): 65, 67, 70, 72, 82, 84, 113, 116, 183, 227, 236, 253 ff., 274, 299, 315, 317, 322, 328 f., 341, 356 f., 369 Arcona (Kreuzerkorvette): 129, 235 f., 256, 275, 277 f., 280, 356, 365, 372 Ariadne: 81, 99, 114, 129, 183, 187, 236, 255 f., 274 f., 341 ff., 359 ff., 363 Arminius: 74, 84, 99, 112, 229 f., 236, 254 f., 315, 318, 320 f. Augusta: 72, 82, 85 f., 115 f., 128, 227 f., 231, 236, 254 ff., 299, 312, 343, 357, 359
Bayern: 101 f., 114, 120, 129, 186, 228, 234, 237, 255 ff., 261 ff., 269, 271, 281, 300, 334 Beowulf: 113, 128, 237, 257, 263, 265 f., 268 f., 271, 281 Biene: 101 f., 116, 237, 256 Bismarck (Kreuzerfregatte): 98, 101, 129, 237, 256, 275 f., 334, 344, 360, 363 Bismarck* (Schlachtschiff): 397 Blitz (Kanonenboot I. Kl.): 69, 72, 112 ff., 181, 227, 237, 254 f. Blitz (Aviso): 184, 237, 257 f., 260, 268, 270 f., 273 Blücher: 101 f., 109, 114, 129, 182, 237, 256 f., 266 ff., 270, 299, 334 Bonin: 44, 49, 72, 229, 237, 253, 321 Bouvet*: 85, 322, 358 Brandenburg: 117, 120, 127 f., 136, 237, 257, 264 ff., 269 f., 319, 321, 338, 367 Brandtaucher*: 49, 54, 232 Bremen: 40, 43, 47, 54, 72, 141, 227, 229, 237, 252, 312 Bremse: 113, 237, 256 f., 299 Britannia: 43, 236 f. Brummer: 113, 237, 256 f., 265 Bussard: 128 f., 228, 238, 257, 366 f.
Baden: 101 f., 113 f., 136, 228, 236, 255 ff., 259 ff., 269, 271, 281, 365, 369 Barbarossa: 43 f., 47, 54 f., 62, 80, 109, 128, 141, 229 f., 236, 252 f., 317 Basilisk (Kanonenboot I. Kl.): 69, 72, 112, 227, 236, 254 f. Basilisk (Panzerkanonenboot): 101 f., 236
Cacique: 44, 238, 240 Calliope*: 136 Camaeleon (Kanonenboot I. Kl.): 69, 99, 186, 238, 254, 299 Camaeleon (Panzerkanonenboot): 101 f., 129, 238, 256 Carmen: 192, 226, 238 f., 256
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Schiffsverzeichnis
Carola: 102, 129, 187, 238, 256 f., 266, 268, 270, 276 f., 346, 361, 366 César Goddefroy: 238 f. Champion*: 365 Charlemagne*: 323 Charlotte: 113, 129, 238, 256 f., 268, 270, 337, 367 Cheops*: 73, 238, 247 Christian VIII.*: 318 Civetta*: 228 Cöln*: 397 Comet (Kanonenboot I. Kl.): 69, 112, 119, 188, 190, 238, 254 f., 359, 362 Comet (Aviso): 128, 238, 258 Condor: 128 f., 228, 238, 257 Cora: 25, 44, 238 f. Cormoran: 128 f., 228, 238, 257, 277 f., 280 Crocodill (Kanonenboot II. Kl.): 69, 80, 238, 254 Crocodill (Panzerkanonenboot): 101 f., 129, 186, 238, 256, 268, 273 Cutch* : 277 Cyclop (Kanonenboot I. Kl.): 69, 74, 99, 101, 238, 254, 274, 341 Cyclop (II) (Kanonenboot): 129, 182, 187, 191, 239, 256, 275, 342, 359, 361 Danzig (Haff-Kanonenboot): 29, 239, 252 Danzig (Dampfkorvette): 54, 62, 67, 72, 229, 239, 253, 274, 317, 321, 357, 397 Delphin: 69, 82, 84, 112, 180, 239, 254 ff., 361, 369 Demologos*: 226, 232 Deptford*: 292 Der Königliche Ernst August: 25, 44, 47, 54, 72, 107, 141, 227, 229, 239, 252, 312, 317 Deutschland (Segelfregatte): 47, 72, 141, 239, 252, 321 Deutschland (Panzerfregatte): 101, 129, 239, 255 f., 261 ff., 275, 278, 280, 300, 362 Drache: 69, 99, 116, 227, 239, 254 ff., 317 D2 / D1: 192, 226, 238 f. Eckernförde: 47, 229, 239, 241 Eber (I): 113, 129, 136, 239, 256, 397 Ehrenfels*: 276 Elbe(n): 40, 49, 72, 178, 229, 239, 253, 317 Elbe* (Transportschiff): 67, 274, 328, 356
Elisabeth: 81 f., 116, 227, 230, 239, 254 ff., 275 f., 315, 318, 337, 341, 346, 356, 358 f., 361, 363, 369 Emden: 239 f. Erzherzog Johann: 43, 47, 54, 72, 141, 229 f., 240, 252 Falke (Aviso): 85, 99, 106, 109, 129, 239 f., 255 ff. Falke (Kleiner Kreuzer): 128 f., 228, 240, 366 Ferdinand Max*: 100 Flora*: 67, 357 Frankfurt: 44, 47, 54, 72, 141, 229, 240, 252 Frauenlob: 62, 67, 72, 115, 240, 253, 274, 321, 328, 356 f. Freya (Glattdeckkorvette): 101, 116, 240, 256, 299, 362 Freya (Großer Kreuzer): 128, 231, 240, 257, 365, 369 Friedrich Carl: 81, 84 f., 98 f., 114, 120, 229, 240, 254 ff., 262 f., 290, 309, 337, 358, 361 f., 364 Friedrich der Große: 101, 229, 240, 261 ff. Frigorifique s. La Frigorifique Frithjof: 113, 128, 240, 257, 264 ff., 268 f., 271, 273, 282 Fuchs : 69, 112, 183, 240, 254 f. Fürst Bismarck : 128, 240, 257, 367 Gazelle (Gedeckte Korvette): 62, 69, 72, 103, 112, 227, 230, 241, 253 ff., 297, 312, 317, 321, 328, 358, 362 Gazelle (Kleiner Kreuzer): 128, 231, 241, 257 Gefion (Segelfregatte): 37, 45, 47, 53, 55, 62, 67, 72, 99, 128, 179 f., 229, 231, 241, 252 ff., 274, 295, 317 f., 356 Gefion (Kleiner Kreuzer): 241, 257, 266, 268, 278, 280, 367 Geier: 128 f., 228, 241, 257, 337, 367 Gloire*: 68 Gneisenau: 101 f., 114, 129, 137, 241, 256, 260 f., 264 ff., 275 f., 360, 363 f., 369, 398 Great Eastern*: 227 Greif: 113, 129, 241, 257, 267, 269, 271, 273 Greif*: 82, 356 Grille: 65, 72, 82, 85, 99, 182, 184, 192, 234, 241, 253 ff., 265 f., 271, 273, 356, 369
Schiffsverzeichnis Großer Kurfürst: 101, 106, 120, 241, 279, 334, 337, 397 Großherzog von Oldenburg: 44, 47, 141, 229, 341, 252 Gymnote*: 233 Habicht (I) (Kanonenboot II. Kl.): 69, 112, 182, 241, 254 f. Habicht (II) (Kanonenboot):102, 129, 241, 256 f., 275, 360, 364 Hagen:113, 128, 241, 257, 266, 268 f., 281, 366 Hamburg: 40, 43 f., 47, 54, 72, 141, 227, 229, 242, 312 Hannover*: 300 Hansa (Dampffregatte): 41, 43, 47, 72, 229, 242, 252 Hansa (Panzerkorvette): 81, 101, 109, 114 ff., 120, 229, 242, 255, 259 f., 360 Hansa (Großer Kreuzer): 128, 231, 242, 257, 367 Hay (I) (Kanonenboot II. Kl.): 69, 112, 242, 254 f. Hay (II) (Kanonenboot): 242, 256 f., 270 Heimdall: 113, 128, 242, 257, 268 f., 273, 282, 337 Heinrich Heister: 240, 242 Hela (Schoner): 62 f., 72, 99, 178 f., 181, 242, 254 f. Hela (Aviso): 128, 231, 242, 253, 258, 269 ff., 298, 368 Hertha (Gedeckte Korvette): 73, 82, 84 f., 99, 112, 128, 227, 230, 242, 254 f., 275, 312, 340, 342 ff., 356, 358 ff., 369 Hertha (Großer Kreuzer): 242, 257, 275, 278, 367 Hildebrand: 113, 128, 242, 257, 265 ff., 271, 273, 282 Hohenstaufen*: 115 Hohenzollern (I) (Aviso / Yacht): 101, 109, 128 f., 135, 243, 257, 334 Hohenzollern (II) (Aviso): 102, 128, 231, 235, 243, 256, 258, 377, 393 Housatonic*: 104, 233 Hummel: 101 f., 129, 243, 256 H. L. Hunley*: 104, 233 Hyäne (I) (Kanonenboot II. Kl.): 69, 99, 243, 254 f.
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Hyäne (II) (Kanonenboot I. Kl.): 102, 227, 243, 256 f., 276, 299, 334, 337, 346, 361, 363 Ictineo (I): 233 Ida*: 70 f., 357 Iltis (I) (Kanonenboot I. Kl.): 102, 129, 136, 185, 187, 227, 243, 256, 275 ff., 280, 344, 347, 361 f., 364, 367, 398 Iltis (II) (Kanonenboot): 128, 243, 257, 368 Inca: 44, 241, 243 Intikbah*: 104 Irene: 92, 108, 113, 121, 243, 256 f., 261 f., 275, 277 ff., 280, 300, 366 f. Jäger: 69, 99, 243, 254 f. Jagd: 113, 123, 128, 243, 258, 265 ff., 272 f. Jaguar: 128 f., 243, 257, 278, 368 Jühlke*: 277 Kaiser: 101, 108, 114, 129, 141, 229, 243, 255 f., 260 ff., 275, 277 f., 280, 362, 364, 369 f., 372 Kaiser Barbarossa: 128, 244, 311, 321, 338 Kaiser Friedrich III.: 127, 231, 244, 257, 272, 282, 300, 311, 318 f., 321, 337 f., 387 Kaiser Karl der Große: 128, 231, 244, 311, 321 f., 337 f. Kaiser Wilhelm II.: 30, 128, 235, 244, 257, 264, 272, 282, 299, 311, 321, 337 f. Kaiser Wilhelm der Große: 128, 244, 311, 321, 337 f., 376 Kaiseradler (Aviso): 243 f., 258 Kaiseradler (Kleiner Kreuzer): 244, 249 Kaiserin Augusta: 128, 228, 231, 244, 257, 266, 278, 280, 366 f. König Wilhelm: 81, 84 f., 99, 106, 108, 114, 129, 141, 191, 227, 229, 244, 254 ff., 260, 264 ff., 279, 281, 312 Königin Luise*: 397 Kronprinz: 81, 84 f., 99, 109, 120, 129, 141, 244, 254 ff., 262 f., 362 Kurfürst Friedrich Wilhelm: 117, 120, 230, 235, 244, 257, 264 ff., 269 f., 319, 321, 337, 367
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Schiffsverzeichnis
La Frigorifique*: 311 Leipzig: 101, 129, 182, 230, 244, 256, 275 ff., 300, 344, 346, 359, 365 f., 371 Le Plongeur*: 233 Leviathan*: 227 Löwe: 49, 72, 229, 245, 253, 321 Loreley (I) (Radaviso): 72, 74, 180, 182, 231, 245, 254, 256, 322 Loreley (II) (Radaviso): 129, 188 f., 191, 245, 256 f., 334, 337 Loreley (III) (Spezialschiff): 128, 141, 187, 229, 245, 258 Luchs: 128, 245, 257, 368 Lübeck: 40, 43 f., 47, 54, 72, 141, 227, 229, 245, 252, 312 Lützow*: 398 Luise: 101, 114, 128 f., 245, 256 f., 274, 361, 397
Natter (Kanonenboot II. Kl.): 69, 112, 185, 246, 254 f. Natter (Panzerkanonenboot): 101 f., 113, 129, 246, 256, 268, 270, 272 f. Nautilus: 81, 129, 182, 184, 246, 256, 274 ff., 346 f., 359, 361 Nautilus*: 232 Niobe (Segelfregatte): 68, 72 f., 99, 106, 109, 114 f., 128 f., 141, 187, 213, 231, 246, 253 ff., 397 Niobe (Kleiner Kreuzer): 246 Nix: 55, 62 f., 72, 141, 229, 246, 253, 321, 336 Nixe: 113, 129, 231, 246, 256 f., 260 Nymphe (Glattdeckkorvette): 65, 72, 85, 95, 116, 190, 247, 253 ff., 321 f., 341, 358 Nymphe (Kleiner Kreuzer): 128, 231, 247, 257, 299
Mainz*: 398 Marc*: s. St. Marc* Marie: 102, 115, 129, 245, 256, 277, 279 f., 329, 363, 366 Mars: 102, 123, 245, 256 ff., 263, 265, 334, 337 Mars*: 85 Mecklenburg: 128, 235, 245 Medusa: 65, 73, 84, 129, 230 f., 245, 254 ff., 321, 340, 358 f., 362 Mercur: 16, 55, 62, 66 f., 72, 178 ff., 229, 245, 253, 274, 356 f. Merrimac*: 69, 71 Meteor (Kanonenboot I. Kl.): 69, 85, 112, 186, 227, 245, 254 f., 322, 358 f., 362 Meteor (Aviso): 128, 246, 258, 263, 265 f. Minerva*: 230 Möwe: 102, 108, 129, 140, 184, 186, 189, 227, 246, 256 f., 275 f., 277, 346, 360, 364, 366, 394 Mohican: 128, 245 f. Moltke: 101, 114, 129, 246, 256 f., 259 ff., 264 f., 270, 329 Monitor*: 69, 71, 321 Mosel: 101 f., 246 Mücke: 101 f., 113, 129, 246, 256, 268, 270, 273 Musquito: 72, 99, 109, 129, 179 f., 183, 185, 188, 191, 246, 253 ff.
Occident*: 362 Odin: 40, 113, 128, 247, 257, 269, 271, 273, 309 Oldenburg: 44, 47, 72, 101 ff., 113 ff., 129, 141, 228 f., 247, 252, 256, 259 ff., 269, 281, 312, 321 Olga: 102, 129, 136, 190, 247, 256 f., 275 ff., 363, 397 Otter: 102, 129, 247, 256 ff., 303 Pelikan: 128, 232, 247, 258, 263 ff., 269, 271, 273, 303, 337 Pfeil (Kanonenboot II. Kl.): 69, 99, 112, 247, 254 f., 346 Pfeil (Aviso): 113 f., 247, 257 f., 260, 262, 264 f., 268, 270, 273, 277, 337, 366 Pierre Adolphe*: 85 Pommerania: 85, 114, 129, 247, 255 ff., 359, 362 Preußen: 101, 106, 129, 190, 229, 247, 255 f., 261 f., 321 Preußischer Adler: 39, 47, 54 f., 62, 72, 99, 107, 112, 141, 183, 185, 191, 227, 229 f., 247, 252 ff., 312, 317, 321 Prinz Adalbert (Panzerfahrzeug): 73, 99, 228, 230, 247, 254, 315 Prinz Adalbert (Gedeckte Korvette): 101, 106, 114, 129, 141, 188, 230, 248, 256, 259 ff., 275 f.
Schiffsverzeichnis Prinzess Wilhelm: 113, 128, 248, 257, 262, 265, 277 ff., 280, 300 Rè d’Italia*: 100 Renown: 82, 85, 99, 112, 141, 248, 255, 317 f. Rhein (Transportdampfer): 69, 248, 254 ff., 260, 303 Rhein (Flussmonitor): 101 f., 114, 248 Rolf Krake*: 72 Rover: 72, 99, 109, 129, 184 f., 190, 248, 253 ff. Sachsen: 101 f., 114, 228, 248, 255 ff., 259 ff., 265 ff., 271 f., 281 f. Salamander (Radaviso): 55, 62 f., 72, 141, 178, 229, 248, 253, 321, 336 Salamander (Kanonenboot II. Kl.): 69, 101, 112, 248, 254 f. Salamander (Panzerkanonenboot): 102, 113, 129, 248, 256 San Michele*: 66 Schamien: 128, 229, 248, 257 Schwaben: 128, 235, 248 Schwalbe (Kanonenboot II. Kl.): 69, 99, 248, 254 f. Schwalbe (Kleiner Kreuzer): 113, 129, 249, 256 f., 277, 299, 337, 346, 366 f. Scorpion (Kanonenboot II. Kl.): 69, 99, 249, 254 f. Scorpion (Panzerkanonenboot): 101 f., 113, 129, 249, 256, 268, 272 f. Sedan: 101, 230, 248 f. Seeadler: 128 f., 228, 244, 249, 257, 367 Seeteufel*: 233 Siegfried: 113, 115, 128, 249, 257, 262 ff., 268, 271, 273, 282 Sinope*: 104 Sophie: 102, 115, 129, 192, 249, 256, 259, 276 f., 346, 365 f. Sperber (Kanonenboot II. Kl.): 69, 112, 184, 188 f., 249, 254 f. Sperber (Kleiner Kreuzer): 113, 128 f., 249, 254, 257, 337 Stein: 101 f., 114, 129, 249, 256 f., 259 ff., 264 ff. 268, 367 St. Marc*: 85
425
Stosch: 101, 129, 185, 249, 256 f., 264 ff., 270, 275 f., 344, 360 f., 363, 366 Stralsund: 28, 249, 252, 317, 321 Strelasund: 43, 55, 62, 72, 249, 252 f. Sub Marine Explorer*: 233 Tartan*: 292 Thetis: 62 f., 67, 70, 72, 141, 231, 250, 253 ff., 274, 321, 328, 356 f. Thorn: 29, 72, 229, 250, 252 Thunderer*: 66 Tiger (Kanonenboot II. Kl.): 69, 112, 181, 189, 250, 254 f. Tiger (Kanonenboot): 128, 250, 257, 299, 368 Tschesma*: 104 Turbinia*: 230 Ulan: 101 f., 104, 114 f., 232, 250, 256 ff. Undine: 85, 99, 109, 115 f., 187, 190, 250, 255 f., 318 United States: 41, 43, 242, 250 UC 57*: 397 Valkyrien*: 44, 138 Victoria: 73, 129, 180, 227, 250, 254 ff., 312, 359 ff. Victoria Luise: 128, 250, 257 Victory*: 314 Vineta (Gedeckte Korvette): 72, 99, 116, 230 f., 250, 253 ff., 274, 317, 341, 358, 361 f. Vineta (Großer Kreuzer): 128, 250, 257 Viper: 101 f., 113, 129, 250, 256 Von der Tann: 49, 72, 228, 250, 253, 299 Vulcan*: 230 Wacht: 113, 128, 137, 231, 250, 258, 261, 263 f., 266, 271 f. Warrior*: 68, 81 Weißenburg: 117, 120, 128, 251, 257, 265 ff., 269 f., 319, 321, 367 Werra*: 299 Wespe (Kanonenboot II. Kl.): 69, 251, 254 f. Wespe (Panzerkanonenboot): 99, 101 f., 116, 228, 251, 256, 319 Wettin: 128, 235, 251 Wiesbaden*: 398
426
Schiffsverzeichnis
Wittelsbach: 128, 231, 251, 318 f., 321, 337 f. Wörth: 117, 120, 128, 251, 257, 264 ff., 269 f., 319, 321, 367 Wolf (Kanonenboot II. Kl.): 69, 102, 129, 190, 251, 254 f. Wolf (Kanonenboot): 251, 256 f., 275 ff., 280, 334, 337, 344, 346, 360
Württemberg: 101 f., 114, 228, 251, 255 ff., 259, 262 ff., 272, 282 Yeddo: 236, 251 Zähringen: 128, 231, 235, 251 Zieten: 104, 109, 129, 141, 191, 232, 251, 256 ff., 259, 261 ff., 272
Sach- und Ortsverzeichnis Zur Vermeidung von Redundanzen sind die Begriffe Armee, Flotte, Heer, Kaiser, König, Krieg, Kriegsschiff, Marine, Schiff, Seeoffizier, Funktions- und Rangbezeichnungen des Heeres und der Marine und generisch bezeichnete Offiziere und Schiffe (mit Ausnahmen) nicht in das Sachverzeichnis aufgenommen. Aus demselben Grunde sind die Begriffe Atlantik, Berlin, Deutschland, Nordsee, Ostsee, Preussen und jene Orte nicht in das Ortsverzeichnis aufgenommen, die nur in der Regenten-Tabelle oder nur in der Distanzen-Tabelle genannt sind. Substantive schließen auch die gleichstämmigen Verben und Adjektive ein.
1. Denkschriften, Flottenpläne 1811 (Rauch): 27 1818 (Engelbrechten): 29, 52 1836 (Kommission Friedrich Wilhelm III.): 29 1848 (Adalbert): 42, 52 f., 64, 138 f., 139, 339 1849 (Technische Marinekommission): 42 1855 (Adalbert): 64, 68, 339 1862 (Roon): 71, 339
1865 1867 1873 1875 1887 1888 1894 1897
(Bismarck): 74, 81, 339 (Reichstag): 81, 147, 339 (Stosch): 100, 120, 133, 339, 362 (Livonius): 340 (Caprivi): 113, 341 (Monts): 118 (Tirpitz, Denkschrift IX): 124 (Knorr, Büchsel): 125
2. Konferenzen; Konventionen; Vereinbarungen; Verträge 1460 Vertrag von Ripen: 39 1466 2. Friede von Thorn: 331 1813 Reichenbacher Konvention: 27 1815 Bundesakte: 23 1814 / 15 Wiener Kongress-, akte: 23, 27, 76 1815 Heilige Allianz: 24, 42 1819 Karlsbader Beschlüsse: 24 1819 Wiener Schlussakte: 24 1834 Deutscher Zollverein: 25 f., 39, 41, 61, 75, 357 1834 Wiener Ministerialkonferenz: 25 1841 Dardanellenvertrag: 64 1848 Waffenstillstand von Malmö: 37, 43 f., 138 1849 Fürstenunion Preussen / Sachsen / Hannover: 35, 45 1849 Waffenstillstand von Berlin: 46 1850 Friedensvertrag von Berlin: 46
1850 1852 1853 1856 1856 1864 1864 1865 1866 1866 1871 1871 1871 1871 1873
Olmützer Punktation: 35 Londoner Protokoll: 37, 60 Jadevertrag: 63 Friede von Paris: 57 Erklärung betr. das europäische Seerecht in Kriegszeiten: 57 Genfer Abkommen zum Schutz von Kriegsverwundeten und -kranken: 135 Friede von Wien: 60 Vertrag von Gastein: 60 Vorfriede von Nikolsburg: 61 Friede von Prag: 61, 332 Reichsverfassung: 79 f. Präliminarfriede von Versailles: 78, 97 Konvention von Ferrière: 98 Friede von Frankfurt: 78, 98 Drei-Kaiser-Vertrag Deutschland / Österreich / Russland: 90
428 1876 1878 1879 1882 1885 1887 1887 1888 1889 1890
Sach- und Ortsverzeichnis Konvention von Chifu: 362 Berliner Kongress: 90, 362 Zweibund Deutschland / Österreich: 90 Dreibund Deutschland / Italien / Österreich: 138 f. Kongokonferenz, -akte: 90, 111, 346 f. Mittelmeerentente England / Italien / Österreich: 138 Rückversicherungsvertrag Deutschland / Russland: 90, 92 Suezkanal-Abkommen: 134 Samoa-Konferenz: 347 f. Helgoland / Sansibar-Vertrag: 134 f., 138
1892 Zweiverband Frankreich / Russland: 92, 139, 148 1899 Haager Friedenskonferenz: 135 1899 Kauf durch Deutschland der Karolinen-, Marianen- und Palauinseln: 135 1899 Bagdadbahn-Vertrag: 92,139 1900 Kauf durch Deutschland von Upolu und Savaii: 135, 348 1900 Marine-Konvention Deutschland / Italien / Österreich: 135 1900 Yangtse-Abkommen Deutschland / England: 139
3. Andere Sachthemen; Länder; Orte; Regionen Ablaufpavillon: 376 Abschlussprüfung s. Marineakademie Adel: 88, 378, Anh. 6 Aden: 115, 306 Adjutant: 381 Admiral of the Fleet: 146 Admiralität: 63, 70, 95, 110, 118 f., 223, 336 Admiralitätsinseln: 362 Admiralitätsrat: 70 Admiralsflagge s. Flagge Admiralstaat: 39 Admiralstab: 70, 105 f., 130, 132, 200, 223 Admiralstabsoffizier: 262 Adria: 46, 63 Ägypten: 76, 160, 227 Äquator: 364 Agrarstaat, -wirtschaft s. Landwirtschaft Akademie s. Marineakademie Akkumulatorbatterie: 297 Aktionsradius s. Maximale Reisedistanz Alexandrien: 360 Algerien, Algier s. Nordafrika Alhidade s. Astronomische Navigation Alicante: 361 Allgemeinbildung Allgemeine Electricitäts-Gesellschaft: 308 Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein s. Arbeiterverein Allianzfähigkeit, -gedanke s. Bündnisfähigkeit Alsen: 40, 60, 73
Altersversicherung s. Versicherung Altona: 74 American Morse Code: 304 Amerikanische Marine s. USA Amerikanisch-Spanischer Krieg: 127 Amerongen: 144 Amoy: 342, 361 Amrum: 73 Analphabetismus s. Schriftkunde Anglophobie: 137 ff. Angra Pequena: 346 Angriff s. Offensive Ankertaumine s. Mine Ankerwinde: 310 Anleihe s. Staatsanleihe Anna-Affäre: 274, 342, 359 Annalen der Hydrographie: 326 Antibiotikum s. Penicillin Antisemitismus: 88, 144, 208 Antoni-Flut s. Sturmflut Antrieb s. Dampf, Heckschraubenantrieb, Segel Apia: 136, 343, 358, 397 Arbeiter, Arbeiterbewegung, Arbeiterschaft allg. s. Sozialdemokratie Arbeiterpartei s. Sozialdemokratische Arbeiterpartei Arbeiterverein: 57, 87 Arenenberg: 57 Argentinien: 311 Armbanduhr s. Uhr
Sach- und Ortsverzeichnis Armstrong-Kanone: 230 Arsenal: 337 Artillerie – allg.: 63, 74, 93, 99, 230, 279 ff., Anh. 7, 11 – Feuerleitung: 319 f. – Depression Rangefinder: 320 – Position Finder: 320 – Kadenz: 316, 322 – Kanone allg.: 30 – Bombenkanone: 49, 317 f. – Carronade: 315 – Granatkanone: 68 – Hinterladerkanone, Verschluss: 69, 315 ff. – Lafette: 319 – (Mantel)Ringkanone: 315, 318 – Schnell(feuer)(lade)kanone: 15, 317, 322 – Vorderlader: 314, 316 – Munition – Kaliber: 315, 318 f. – Kartusche: 316, 373 – Munitionskammer: 323 f. – Patrone: 316 – Rakete: 319 – Spitzgranate: 99, 315, 318 – Sprenggranate: 45, 99, 229, 317 f. – Vollkugel: 99, 314, 317 f. – Positionierung der Kanonen – Geschütz-, Panzerturm: 69, 101, 230, 310, 321 – Kasematte: 69, 230, 321 – Rohr allg.: 314 ff. – Bronzerohr: 314 – Eisenrohr: 314 – Gezogenes Rohr: 65, 315 – Glattrohr: 65, 315 – Schießpulver / Pulverkammer: 314 f., 319, 323 f. – Schussweite: 314, 322 – Weiteres – Deckfeger: 317 – Friktionszündschraube: 317 – Ladestock, Luntenstock: 316 Artillerieoffizier: 49, 62 Artillerie-Schulschiff: 81 Artillerie-Versuchskommando: 131 Arzt: 62, 68, 311, 387 ff. Association Internationale Africaine: 347
429
Astrolabium s. Schiffsuhr Astronomische Navigation: 283 ff., 327 f. Athen: 146, 364 f. Atschin: 341 Attentat: 24 Auditeur s. Kriegsgericht Auerst(ä)edt: 21, 57, 79 Aufklärung: 17 Auftrag, -taktik: 72, 111 Ausbildung allg.: 65 ff., 88, 102, 107, 213 ff; 355 f., s. auch Marineakademie Ausbildung der Marine s. Marineakademie Ausfahrt s. Schleuse Auslandreise, -tätigkeit: 66, 95, 106 f., 222, 271, 312 Ausrüstung (Kadett): 209 f. Australien: 108, 306, 312, 363 Auswanderung: 56 Ausweichregeln: 107 Auxiliaroffizier: 62 Aviso: 64, 81, 100, 230 Azoren: 306 Backapparat: 311 Backen und Banken s. Tagesablauf Bad Ems s. Emser Depesche Baden: 22, 28, 35, 51, 78 f., 153 Bagamoyo: 305 Bagdadbahn: 92, 139 Bahia: 356 Balkan: 58, 87, 90 Ball (Tanz): 374 Baltrum: 397 Bank: 56 Barbados: 292 Barbaresken s. Nordafrika Barcelona: 233, 364, 369 f. Barometer: 294, 296, 328 Barrikade: 25 Batteriedeck: 226 Batterieoffizier s. Artillerieoffizier Batterieschiff: 68 Batum: 104 Bau: 40 Bauern, Bauernschaft s. Landwirtschaft Bauzeit (Schiff): 230 Bayern: 22 f., 49, 78 f., 154 Beförderung: 20, 110, 217 f., Anh. 2
430
Sach- und Ortsverzeichnis
Befreiungskrieg: 21 f., 27 Beijing: 143 Bekleidung, -amt: 131, 208 f. Belgien: 23 f., 41, 44, 76, 160 Belle Alliance s. Waterloo Belt: 42 f., 64, 115, 326 Bemannung s. Besatzung Benzinmotor: 298 f. Beobachtungsmine s. Mine Bergbau: 56 Berliner Disconto-Gesellschaft: 56 Berliner Kongress s. Ziff. 2 vorne (1878) Berufsausbildung s. Ausbildung allg. Besatzung: 231, 235 ff., Anh. 7 Bevölkerungsstruktur, -wachstum: 32, 70, 88 f., 141, 148, 333 Biarritz: 76 Biedermeier: 24 Blairs Harbour: 340 f. Blankenese: 397 Blaue Couleur: 98, 127 Blaues Band: 43 Board of Longitude s. Schiffsuhr Bodensee: 57 Börse, Börsenkrach: 88 Bohrwurm: 84 Bologna: 307 Bombenkanone s. Artillerie / Kanone Bora-Bora: 344 Bordeaux: 73 Bordkapelle: 67, 393 Borkum: 308 Borsig: 81 Bosnien-Herzegowina: 90 Bosporus s. Meerengen Boxeraufstand: 127, 367 Brake: 397 Brand s. Explosionskörper Brandenburg: 27, 35 Brandtaucher s. U-Boot Brasilien: 66, 161, 356 Braunkohle s. Kohle Braunschweig: 25 Breitseite: 68, 314, 320 Bremen: 23, 41, 47, 71, 79 f., 89, 229, 304, 357 Bremerhaven: 30, 41, 44, 304 Breslau: 70, 89
Brieftaube: 301 Brillenträger: 216 Britische Marine s. England Bronzerohr s. Artillerie / Rohr Buchhandlung: 26 Bücherverbrennung: 24 Bündnisfähigkeit, -gedanke: 64, 93, 124, 147 Bürgertum: 88, 221 f. Bulgarien: 161 Bundesakte s. Ziff. 2 vorne (1815) Bundeskanzler: 75 Bundesmarine: 37 ff., 141 Bundespräsident: 75, 79 Bundesrat: 75, 79, 93, Bundestag: 23, 28, 35, 45 f., 60 Burenkrieg: 127 Burschenschaft s. Universität Calais: 306 Callao: 360 Camera obscura: 50, 303 Cannes: 117 Carronade s. Artillerie / Kanone Cartagena: 98, 358 Casablanca: 366 Centraluntersuchungskommission: 24 Centralverein für Handelsgeographie (etc.): 345 Châlons-Armee (frz.): 77 Charakter (Seeoffizier): 207, 379 Charakterisierung (im Rang): 20, 109, 219, Anh. 2 Charlottenburg: 95 Chef der Admiralität s. Admiralität Chef der Marinestation s. Marinestation Chef des Admiralstabes s. Admiralstab Chef des I. Geschwaders s. Geschwader (I.) Chef des Marinekabinetts s. Marinekabinett Chemie, Chemische Industrie: 56 Chesapeake Bay: 71 Chifu: 362 Chile: 108, 365 China: 67, 70, 92, 101, 108, 124, 127, 136, 138 f., 143, 161, 278, 312, 329, 341 ff., 357, 359, 361, 364, 367 Chronometer s. Schiffsuhr Chusan: 342 Comment s. Courtoisie
Sach- und Ortsverzeichnis Compound-Panzerung: 230 Coney Island: 306 Contra-omnes-Zweck: 142 ff. Cornwall: 308 Cortébert Watch Company: 286 Costa Rica: 83, 357 Cotonou: 360 Courtoisie: 370, 372 Cunard Line: 43 Custozza: 32 Cuxhaven: 44, 304, 307 f., 397 Dänemark: 15 f., 23, 27, 30, 36 f., 39, 42 f., 44 f., 49 f., 52, 59 f., 64, 71 ff., 87, 89 f., 92, 122, 135, 148, 162, 229, 239, 241, 332 Dänholm: 27 ff., 41 Dahomey: 360 Dakar: 309 Dampf, -maschine, -antrieb: 30, 54, 99, 107, 141, 226 ff., 297 ff., 378 Dampfer, Dampfschiff: 42, 64, 121, 226 ff., 341 Dampfkanonenboot: 44, 64 Dampfpfeife: 311 Danzig: 29, 61, 63, 66, 69, 73 f., 80, 84 f., 89, 131, 201 f., 229, 331 f., 338 Dardanellen s. Meerengen Dardanellenvertrag s. Ziff. 2 vorne (1841) Dar-es-Salaam: 305 Darmstädter Bank: 56 Darwinismus: 55 Darsserort: 271 Deckfeger s. Artillerie / Weiteres Deckoffizier: 62, 133 Deckuhr s. Schiffsuhr Defensiver Ansatz: 111, 137 ff. Deklination s. Kompass Delagoabay: 92 Demagogen: 25 Demokratie: 56, 79 Denkmal: 333, 338 Denkschrift s. Ziff. 1 vorne Depression Rangefinder s. Artillerie / Feuerleitung Desertion: 357 Destillierapparat: 298, 310 f., 385, 387 Detachierte Division: 278, 281 Detmold: 26
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Deutsch-Asiatische Bank: 92 Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft: 366 Deutsche Bank: 92, 308 Deutsche Edison-Gesellschaft: 308 Deutsche Fortschrittspartei: 58 Deutsche Kolonialgesellschaft: 345 Deutsche Kolonialschule: 345 Deutsche Kolonialzeitung: 345 Deutsche Seehandelsgesellschaft: 345 Deutsche Seewarte s. Seewarte Deutsche Transatlantische Kabelgesellschaft: 306 Deutscher Bund: 21, 23 f., 27, 32, 35, 37, 39 f., 45 ff., 57, 60 f., 74 f. Deutscher Flottenverein: 93, 143 Deutscher Frauenverein: 62 Deutscher Kolonialverein: 345 Deutscher Nationalverein: 58 Deutscher Nautischer Verein: 81, 126 Deutscher Reformverein: 58 Deutscher Schulschiffsverein: 126 Deutscher Zollverein s. Ziff. 2 vorne (1834) Deutschlandlied: 25 Deviation s. Kompass Dieselmotor: 228 Diplomat, Diplomatie: 119 f., 134, 143, 342, 356, 370 Direktion – der Marineakademie s. Marineakademie – der Marineschule s. Marineschule – des Bildungswesens s. Inspekteur des Bildungswesens Distanz s. Entfernungsmesser Disziplin – allg.: 54, 66, 70, 131, 207, 381 ff. – Straftatbestand, Strafe: 106, 296, 382 f. Djibuti: 309 Dock: 81, 84 f., 101, 115, 337 Donaufürstentümer s. Moldawien bzw. Walachei Doorn: 144 Dortmund-Ems-Kanal: 123 Dover: 306, 308, 355 Dreadnought-Sprung: 137 ff., 149 Dreibund s. Ziff. 2 vorne (1882) Dreifachexpansionsmaschine: 108 Drei-Kaiser-Vertrag s. Ziff. 2 vorne (1873) Dreiklassenwahlrecht: 35
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Sach- und Ortsverzeichnis
Dreischraubenantrieb s. Heckschraubenantrieb Dresden: 35, 89 Dresdner Bank: 92 Drill: 59, 65, 99 Duala: 364 Dünger: 56 Düppel: 60, 73 Duisburg: 95 Duke of Yorck-Inseln: 343 Dulciqno: 362 Durchsetzungsvermögen s. Führungseigenschaften Dynamo: 298 f. Eckernförde: 45, 47 Ehrenlegion (frz.): 21 Ehrenwache: 375 f. Ehrerbietung s. Flaggensalut bzw. Salutschießen Eider, -kanal: 45, 114 Einigung des Reiches s. Nation Eintrittsprüfung s. Marineakademie Eisen, -platten, -industrie: 27, 45, 71, 84, 101, 141, 229 f. Eisenbahn: 26, 56, 60, 336 Eisenrohr s. Artillerie / Rohr Eiserner Seehund: 49 Eisernes Kreuz: 80, 371 (s. auch Orden) Eismaschine: 311 Elbe: 72, 74, 88, 136, 335 Elbe-Trave-Kanal: 122 Elberfeld-Barmen: 89 Elbherzogtümer s. Schleswig-Holstein Elbing: 80, 229 Electrische Anna / Ida: 128, 234, 299 Elektrisches Licht s. Licht Elektrizität: 297 ff. Elektrogenerator: 233 f., 297 ff. Elektrokontaktmine s. Mine Ellice (Ellis-)-Inseln: 360 Elsass-Lothringen: 78 f., 340 Emden: 23, 27 f., 306, 397 Emigration s. Auswanderung Empfang an Bord: 373 f. Ems s. Emser Depesche Emser Depesche: 77 England: 16, 20, 22 ff., 31 ff., 37, 39 ff., 43 f., 46, 57, 63 ff., 68, 71, 74, 77 ff., 84,
86, 88 ff., 92 f., 98, 101, 105, 108, 111, 112 f., 117, 120, 122, 124, 126 ff., 134 ff., 162 f., 227 ff., 234, 291 ff., 312, 340 f., 343 ff., 348, 362, 365 f., 371 Englandfresser s. Anglophobie Englische Marine s. England Entferungsmesser: 297 Erdmagnetismus s. Kompass Erfurt: 21 Ernennungsrhythmus: 127 Erster Offizier: 374, 380 Essen (Stadt): 27 Essen an Bord s. Tagesablauf bzw. Proviant Etat, -experte: 125 Etmal: 11 Exercierreglement: 112, 122, 130 Expedition s. Auslandreise Explosionskörper: 49 Export: 141 f. Färhuk s. Heppens Fahne s. Flagge Fahneneid: 44 Fahrgeschwindigkeit s. Geschwindigkeit Fahrtball: 301 f. Fahrzeit: 105, 218 Falealili: 343 Falkland: 17 Fallreep: 373, 375 Farbenherstellung: 56 Fehmarn: 115, 397 Feldmarschall: 146 Feldstecher: 287 Fernrohr: 286 ff. Fernschießübung: 112 Fernschrift s. Telegraphie Ferrière s. Ziff. 2 vorne (1871) Festungsbaufonds: 40 Festungshaft s. Disziplin Feuer an Bord: 394 f. Feuerleitung s. Artillerie Fidschji: 343, 358 Film: 123, 376 Finanzministerium: 30, 31, 355 Finnland: 28 Finschhafen: 346 Fiume: 104, 365 Flagge
Sach- und Ortsverzeichnis – allg.: 370 ff., 379, 383 ff. – Admiralsflagge: 370 ff. – der Bundesmarine: 41 – der Kaiserlichen Marine: 94, 365 – der Marine des norddeutschen Bundes: 80 – Kaiserflagge: 371 – Kriegsflagge: 28, 44, 53 – preußische: 28, 45 Flaggengruß s. Flaggensalut Flaggensalut: 371 f. Flaggenschmuck: 372 Flaggoffizier: 19 Flaggschiff: 108, 371 (s. auch Anh. 9) Flagstaff Observatory: 326 Flensburg: 36, 74, 397 Florida: 83 Flottenbegeisterung: 50 ff., 120, 124, 127, 145 Flottenchef: 134, 259 ff. Flotten-Comité: 61 f. Flottenflaggschiff: 235 Flottengesetz: 120, 125, 127, 139, 144, 148 Flotteninspektion, -parade, -revue: 109, 114, 376 f. Flottenplan s. Ziff. 1 vorne Flotten-Professor: 126, 139 Flottenstab: 259 ff. Flügeladjutant: 119, 144 Föhr: 45, 73 Folkestone: 107 Formosa, -straße s. Taiwan Fortschrittspartei: 75 Frankfurt: 22 f., 25, 28, 32, 35, 45 ff., 71, 89, 371 Frankfurter Friedensvertrag s. Ziff. 2 vorne (1871) Frankreich: 15 f., 23, 31, 39, 41 f., 45, 57 f., 61, 68, 71 f., 76 ff., 79, 81, 83 f., 86 ff., 92 f., 96, 108, 110 f., 113, 122 f., 129, 138 f., 141 f., 147 ff., 163, 227 ff., 234, 292, 308, 340, 345, 362, 364, 370 Frauenverein s. Deutscher Frauenverein Fredericia: 37 Fregatte: 42, 64, 81 Freibeuter s. Pirat Freihandel: 91 Freiheit: 21 f. 32, 54, 56, 59 Freikonservative Partei: 75 Freiwache s. Tagsablauf
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Freizeit an Bord: 392 Fremdenfeindlichkeit: 88 Friedensvertrag s. Ziff. 2 vorne Friedrichsruh: 397 Friedrich Wilhelm-Hafen: 346 Friktionszündschraube s. Artillerie / Weiteres Frischbrot s. Backapparat bzw. Tagesablauf Frischwasser s. Destillierapparat bzw. Tagesablauf Fritter s. Telegraphie Fritze & Genossen: 47 Führungseigenschaft, -erfahrung: 207, 355, 379 ff. Fünen: 40 Fürstenunion s. Ziff. 2 vorne (1849) Fürth: 26 Funchal: 356 Funk s. Telegraphie Futschou: 359 Galvanischer Strom: 84, 101 Gammendorf: 397 Gardepioniere s. Mariniers Gastein s. Ziff. 2 vorne (1865) Geestgebiet; Geestemünde: 82, 95 Gefechtswert s. Kampfwert Geheimhaltung: 127, 309 Gehorsam s. Disziplin Gelbfieber: 357 Generalinspekteur – der Artillerie: 29, 44 – der Marine: 55, 94, 130, 132, 200, 223, 270 General Steam Navigation Company: 47 Genfer Abkommen (Verwundete, Kranke) s. Ziff. 2 vorne (1864) Genua: 30, 355 Geradlaufapparat s. Gyroskop Germaniawerft: 334 Gesangverein s. Sängerwesen Geschlecht (Schiff): 234 Geschützturm s. Artillerie / Positionierung Geschwader – I. Geschwader: 122, 124, 130, 132 f., 200, 224 – Geschwadergrundsatz: 126 – Manövergeschwader s. Übungsflotte bzw. Anh. 9
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Sach- und Ortsverzeichnis
– Übungsgeschwader s. Übungsflotte bzw. Anh. 9 Geschwindigkeit (Schiff): 99, 108, 111, 226 f., 230 f., 279 ff., 296, 312 Gesellschaft für deutsche Kolonisation: 345 Gesellschaft für drahtlose Telegraphie: 309 Gesellschafts-Inseln: 360 Gesundheit: 296, 387 ff. Gewehrdrill s. Drill Gewerbeverein s. Zollverein (Ziff. 2 vorne, 1834) Gewerkschaft s. Sozialdemokratie Gewicht (Schiff): 231, 235 ff. Gezeit: 326, 328 Gezeitenberechnung s. Gezeit Gezeitentafel s. Gezeit Gezogenes Rohr s. Artillerie / Rohr Gibraltar: 67, 309, 355, 397 Girard-Perregaux: 286 Gironde: 85 Glattrohr s. Artillerie / Rohr Goesch: 374 Göttingen: 304, 328 Gold, Goldrausch: 27 Gold für Eisen: 51 Gothenburg: 334, 337 Goto-Inseln: 340 Gottesdienst: 392 f. Gottesgnadentum: 146 Gradstock s. Schiffsuhr Granate s. Artillerie / Munition Granatkanone s. Artillerie / Kanone Grande Armée: 22 Greifswald: 61, 328, 331 Griechenland: 29, 41, 45, 66, 164, 364 ff. Grönland: 389 Großadmiral: 146 Großbritannien s. England Groß-deutsche Idee: 34, 58 Großdeutschland: 79 Großfriedrichsburg: 397 Großgrundbesitz: 24 Gründerzeit: 88 Grundrecht: 33, 35 Guadeloupe: 341 Guinea: 363 Gutsherr: 88 Guttapercha: 304
Gyddanicz: 331 Gyroskop: 104 Haager Friedenskonferenz s. Ziff. 2 vorne (1899) Habsburg s. Österreich Hack Watch: 293 Hängematte: 106, 378, 383 f., 391 Hafenpolizei: 132 Haff, -kanonenboot: 29 Haiti: 357 ff. Hambacher Fest: 25 Hamburg: 23, 28, 39 f., 44, 51, 79 f., 89, 103, 132, 229, 304, 326, 331, 357, 397 Hammskär: 397 Handbuch der Navigation: 326 Handel, Handelsschutz, -flotte: 52, 64, 70, 81, 100, 111, 127, 141, 274, 339, 341, 344 f., 355 ff. Handelshafen: 335 Handelsmarine: 96, 103, 140 Handelsminister, -ministerium: 41 f., 340 Handels- und Gewerbeverein s. Zollverein (Ziff. 2 vorne, 1834) Handkurbel: 228, 232 f. Handwerk, Handwerker: 32 f., 88 Hannover: 23, 25, 27, 46 f., 61, 74, 89, 155, 335 Hapag: 56 Hasenheide: 24 Havanna: 85, 305, 358 Heckschraubenantrieb – allg.: 49, 54, 228, 232 – Dreischraubenantrieb: 128, 227 f., 298 – Zweischraubenantrieb: 228 Heeresreform: 70 Heilige Allianz s. Ziff. 2 vorne (1815) Heimatgefühl s. Nation Heiratskonsens: 208 Heizer, Heizung: 311, 334, 338 Helgoland: 25, 44, 46, 72, 92, 134 f., 138, 146, 229, 308 Heppens: 63, 81, 335 Herbstmanöver: 131, 133, 134 Herbstübungsflotte: 133 (s. auch Übungsflotte bzw. Anh. 9) Hermannsdenkmal: 26 Hermitinseln: 361, 363
Sach- und Ortsverzeichnis Hessen (alle Teile): 22, 25, 34 f., 61, 79, 156 Hilfsmaschine: 298, 310 f. Hinterladerkanone s. Artillerie / Kanone Hochseefähigkeit: 115 Hochseeflotte: 64, 111, 124 f., 133, 147 Hochseeschlacht: 111, 123, 346 Hochverrat: 97 Holland s. Niederlande Holstein s. Schleswig-Holstein Holtenau: 113 Holz, Schiffbauholz: 38, 62, 71 f., 84, 101, 226, 229 Hong Kong: 229, 248, 306, 363 Honolulu: 371 Howaldt s. Schweffel & Howaldt Huahine: 344 Hungersnot: 342 Husum: 45 Hydrographische Mitteilungen / Nachrichten: 325 f. Hydrographisches Büro bzw. Amt: 71, 103, 130 f., 215, 283 ff., 290, Anh. 12 Hydrographisches Institut Hamburg: 293 Hydrophilie: 117 Idealismus: 31 Immediatstellung: 63, 122, 130, 215, 224 Indemnitätsgesetz: 74 f. Indien: 58 Indischer Ozean: 328 Indochina: 76, 340 Indonesien: 340 f., 363 Indus: 306 Industrie, -gut, -staat: 23, 32, 56, 88, 127, 141, 143 Ingenieur: 76, 101, 143 Ingenieuroffizier: 62 Innala: 28 Innenbeleuchtung s. Licht Innere Linie: 123 Inspekteur – der Artillerie: 19, 112, 131, 205, 224, 305 – des Bildungswesens: 19, 130 ff., 204 f., 224 – der Marinedepotinspektion: 130 f., 303 – der Marineinfanterie: 131 – der I. Marineinspektion: 129, 132, 202, 224, 334
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– der II. Marineinspektion: 132, 203 f., 224, 337 – des Torpedowesens: 112, 205, 224 Inspektion s. Inspekteur Invaliditätsversicherung s. Versicherung Investition: 56, 88 Irak: 17 Irland: 306 Isle of Whight: 307 Istanbul s. Konstantinopel Italien: 32, 58, 60, 70 f., 79, 90, 108, 122, 129, 138 f., 146, 148, 164 f., 234, 357, 362, 366 IWC: 286 Jadegebiet: 63, 74, 81, 83, 335 Jadevertrag s. Ziff. 2 vorne (1853) Jakobsstab s. Schiffsuhr Jaluit-Gesellschaft: 345 Jamaica: 292 Jameson-Raid: 92 Jammerbucht: 115, 136 Japan: 67, 70, 108, 125, 129, 135, 148 f., 166, 312, 329, 340, 342, 357, 363 f., 367, 370 Jasmund: 72 Jena: 17, 21, 41, 79 Jerusalem: 92 Jesuit s. Ultramontanismus Jeune Ecole: 111, 346 Jever: 336 Judentum: 22, 89, 208 (s. auch Antisemitismus) Jück: 335 Jütland: 36 f., 40, 115 Julirevolution s. Revolution (1830) Jungfernkranz s. Disziplin Jura: 78, 286 Kabellegedampfer: 306 Kabylen: 67, 357 Kadenz s. Artillerie Kadett: 62, 65 f., 68, 83, 106, 116, 144, 207 f., 379 Kairo: 305 Kaiserflagge s. Flagge Kaisers Geburtstag: 373 f. Kaiser Wilhelm-Kanal s. Nordostseekanal
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Sach- und Ortsverzeichnis
Kaliber s. Artillerie / Munition Kalifornien: 27 Kalkutta: 306 Kamerun: 16, 91, 134, 138, 140, 306, 339, 346 f., 364 Kammerschleuse s. Schleuse Kampfwert: 233 f. Kanone s. Artillerie / Kanone Kanonenboot, -jolle, -schaluppe: 27, 29, 30, 38 f., 43 f., 47, 49, 72, 81, 100, 230, 341 Kanzlerkrise: 98 Kap Arkona: 305 Kap Palmas: 364 Kap Schantung: 136, 367 Kap Skagen: 114 f. Kap Tres Forcas: 67, 274, 357 Kapelle s. Bordkapelle Kaperei s. Pirat Kapstadt: 305, 309, 347, 363 Karlovy Vary s. Karlsbad Karlsbad: 24 Karlsbader Beschlüsse s. Ziff. 2 vorne (1819) Karolineninseln: 135, 347 Kartätschenprinz: 33 Kartographie: 325 ff. Kartusche s. Artillerie / Munition Kasematte s. Artillerie / Positionierung Katholizismus: 22, 88, 393 Kattegat: 43 Kenia: 134 Kerguelen: 328 Kiautschu: 16, 91, 131, 343, 346, 367 Kiel: 49 f., 73 f., 80, 85, 90, 95, 103, 112, 114 f., 123, 129, 131 ff., 201, 203, 229, 232, 294, 308, 328, 332 ff., 338, 397 Kieler Woche s. Segelregatte Kielholen s. Disziplin Kinderarbeit: 24 Kinematographie s. Film Kinguafjord: 329 Kirchenstaat: 164 Klar Deck s. Tagesablauf Kleider, -wäsche: 208 f., 390 f. Klein-deutsche Idee: 34, 58, 61, 80 Klingelapparat: 298 Knoten s. Geschwindigkeit Kobe: 370 Koblenz: 301
Koch, -apparat: 311, 386 Köln, Kölner Dom: 26, 89, 301, 398 Königgrätz: 60 Königsberg: 34, 58, 80, 89 Königsfelden: 24 Königssalut s. Salutschießen Körperstrafe s. Disziplin Köterberg: 301 Kohärenz eines Verbandes: 279 ff. Kohärer s. Telegraphie Kohle, -bergbau: 107 f., 141, 312, 341 Kohlefassungsvermögen: 108, 114, 227 ff., 312 Kohlennehmen: 391 f. Kohlenversorgungsschiff s. Logistikschiff Kohleverbrauch, Kohlenversorgung, -depot, -station: 107 f., 227 Kolonie: 15 f., 18, 20, 52, 76, 86, 91, 107 f., 110 f., 148, 305 f., 339 ff. Kolumbien: 358 Komfort an Bord: 378 ff. Kommandant (Schiff): 379 f., 382, 387, 391 Kommandierender Admiral: 118 f., 121 ff., 134, 371 Kommandoturm: 310 Kommunismus s. Sozialdemokratie Kompass: 288 ff., 328 Konferenz s. Ziff. 2 vorne Kongo: 347 Kongoakte, -konferenz s. Ziff. 2 vorne (1885) Kongsnaes: 307 Konservatismus: 22 Konservative Partei: 35, 75, 120 Konstantinopel: 84, 355 f., 359, 365, 397 Konsumgut: 56 Kontaktmine s. Mine Konterbande: 43, 57 Konvention s. Ziff. 2 vorne Kopenhagen, -komplex: 39, 149, 355, 365 Korea: 17, 341 f., 344, 360 Korfu: 365 Korvette: 64, 81 Kosten – Nordostseekanal: 123, 143 – Schiff: 233 Krankenversicherung s. Versicherung Krankheit an Bord s. Gesundheit Kreta: 364, 367
Sach- und Ortsverzeichnis Kreuzer: 100, 125, 142, 341 Kreuzergeschwader: 132, 365 (s. auch Anh. 9) Kreuzerkrieg: 111, 123 f., 147, 346 Kreuzzug: 22 Krieg gegen Dänemark – 1848 / 49: 36 f., 40 ff., 224 – 1864: 59 f., 224 Krieg gegen Frankreich 1870 / 71: 77 ff., 96, 224 (s. auch Frankreich) Krieg gegen Österreich 1866: 60 f., 96 f., 224 (s. auch Österreich) Krieg-in-Sicht-Krise: 90, 110, 139 Kriegsartikel s. Kriegsgesetz Kriegsflagge s. Flagge Kriegsgericht: 62 Kriegsgesetz: 369, 382 Kriegsminister, -ministerium: 18, 30 f., 38, 41 f., 63, 68, 70, 73, 82, 340, 356 Kriegsreparation s. Reparationszahlung Kriegsschoner: 28 Krimkrieg: 57 f., 62, 64, 66, 68, 76, 138 f., 302 Kroatien: 100 Kronstadt: 92 Krüger-Depesche: 92, 138 Krupp: 230, 314, 334 Kuba: 17 Kühlschiff: 311 Küste, -befestigung, -schutzflotte, -verteidigung: 29, 42, 45, 64, 71 f., 81, 100, 110, 113, 115 Küstenfunkstation: 309 Küstenpanzerschiff s. Küstenbefestigung Kulturgeschichte: 16 Kulturkampf: 89 Kulturmonopol: 126 Kupfer: 84, 232 Kurator der Marine: 63 Kurhessen s. Hessen Kurische Nehrung: 112 Laboe: 397 La Chaux-de-Fonds: 286 Lackhut: 82 Ladestock s. Artillerie / Weiteres Längengrad s. Schiffsuhr Längenuhr s. Schiffsuhr Lafette s. Artillerie / Kanone
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Landflucht: 89 Landgang: 393 Landkarte s. Kartographie Landung, Landungskorps: 84 Landwehr: 58 f., 71 Landwirtschaft: 56, 88 Lange & Söhne: 286, 293 Langensalza: 61 La Spezia: 82 Lateinamerika s. Südamerika Latrine: 388 Lauenburg: 23, 29, 59 f., 73 Laufbahnkosten: 210 ff. Lazarett: 388 f. Leben an Bord: 221, Anh. 18 Lebensmittel s. Proviant Leer: 81 Lehe: 305 Lehrer: 89 Leipzig: 22 f., 89, 328 Lenzpumpe: 310 Les Verrières: 78 Leuchtfeuer s. Verzeichnis der Leuchtfeuer Levée en masse: 78 Levuka: 358 Liberalismus: 22, 26, 31, 34 f., 52, 56, 58 f., 89, 91 Liberia: 356, 360 Licht: 114, 234, 300, 302 Limburg: 23, 39 Linienschiff: 64, 117, 120, 257 Linschoten-Inseln: 340 Linse s. Fernrohr Lippe: 79 Lissa: 100 Lissabon: 355 Löhnung: 210 ff. Log, Logg, Logge: 294 f., 328 Logbuch: 296 Logistik, -schiff: 81, 108, 232, 279, 312 f. Lokomotive: 27 Lombardei: 32 London: 47, 135, 147, 306, 347 Lot: 296 f., 328 Lothringen s. Elsass-Lothringen Lotse: 296, 327 Ludergeruch der Revolution: 34, 221 Lübeck: 23, 79 f., 331, 357
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Sach- und Ortsverzeichnis
Lüderitzbucht: 346 Lützowsches Freikorps: 23 Luntenstock s. Artillerie / Weiteres Luxemburg: 27, 46, 76, 166 Madeira: 30, 67, 355, 357 Märzrevolution s. Revolution (1848) Magdeburg: 301 Magellanstraße: 357 Magnetismus s. Kompass Mailand: 32, 42 Mainz: 24, 398 Makada: 343 Malaga: 137, 361, 398 Malakka: 340 f. Malaria: 63 f., 82, 389 Malmö s. Ziff. 2 vorne (1848) Malta: 140 f. Managua: 359 Manila: 127, 341, 364 Mann über Bord s. Gesundheit Mannschaftsparade: 374 Mannszucht s. Disziplin Manöverflotte: 112, 133, 370 (s. auch Übungsflotte bzw. Anh. 9) Manövergeschwader: 122, 133 (s. auch Übungsflotte bzw. Anh. 9) (Mantel)Ringkanone s. Artillerie / Kanone Marcellus-Flut s. Sturmflut Marconi Marine Communication Company: 308 Marianengraben, -inseln: 135, 328, 347 Marine-ärztliche Tauglichkeitsprüfung: 216 Marineakademie – allg.: 74, 103, 105, 110, 125, 131, 133, 140, 213 – Abschlussprüfung: 217 – Ausbildung: 215 f. – Direktion: 205, 224 – Eintrittsprüfung: 216 Marineattaché: 135 Marinechronometer s. Schiffsuhr Marinedepot s. Dänholm bzw. Stettin Marinedepot-Inspektion s. Inspekteur Marine-Etablissement s. Dänholm bzw. Wilhelmshaven Marine-Ingenieurschule: 133 Marineinspektion s. Inspekteur
Marinekabinett: 119, 124, 130, 132, 200, 223 Marinekommission, Technische: 42, 44, 46, 55, 339 Marinekommission, Nordostseekanal: 123, 131 Marinekonvention s. Ziff. 2 vorne (1900) Marinelehrinstitut (Stettin): 30 Marineminister, -ministerium: 45, 70, 82, 86, 94 f., 336, 340 Marine-Observatorium s. Observatorium Marine-Rundschau: 126 Marine-Sanitätsoffizierskorps: 130 Marineschule: 63, 73 f., 103, 131, 133, 206, 213, 224 Marineschule Piräus: 42 Marinestab: 105 Marinestation – allg.: 82, 100, 107, 131, 207, 215, 341 – der Nordsee: 82, 95, 118, 125, 130 ff., 203, 224, 335, 337 – der Ostsee: 73, 95, 110, 119, 122, 125, 129, 130 ff., 201, 224, 332 ff. Marinestützpunkt s. Kolonie Marinezeremoniell: 296, 369 ff. Mariniers: 30, 42, 62 Marokko: 67 f., 357 Marschtempo s. Geschwindigkeit (Schiff) Marshallinseln: 360 Martinique: 341 Maschinenindustrie: 56 Maschinentelegraph: 311 Masut: 228 Matrosen(stamm)division: 75, 95, 337 Mauritius: 363 Mauvein: 56 Maximale Reisedistanz: 108, 228 ff., 279 ff. Max und Moritz: 82 Mecklenburg: 36, 39, 74, 79, 82, 156 f., 357 Meerengen, -statut : 58, 64 Meeresbuchthafen: 333 Meeresströmungen: 103 Meerestiefe s. Lot Melanesien: 360 f. Melbourne: 306 Memel: 28, 33, 74, 81 Meridian-Tertien s. Log Messina: 32 Messing: 316 f. Meteorologie s. Wetterdienst
Sach- und Ortsverzeichnis Metz: 77 Meuterei: 85, 357 Mexiko: 57, 63, 76 Mikronesien: 360 Militärdelinquent s. Disziplin Militärkabinett: 119 Minden: 63 Mine: 50, 54, 68, 232, 302 f., 308 Minenschiff: 232, 303 Minensperre s. Mine Minenversuchskommission: 303 Mioko: 343, 346, 360 Miquelon: 341 Missernte s. Hungersnot Mittelmeer: 72, 148, 305, 355, 364 Mittelmeerentente s. Ziff. 2 vorne (1887) Mittelstand: 34, 56 Mobilmachung: 71, 77, 111, 132 Möltenort: 398 Moldau, Moldawien: 58, 169 Monroe-Doktrin: 83, 357 Monrovia: 274, 356 Montbéliard: 78 Montenegro: 90, 166, 362 Montevideo: 274, 356, 363 Morsealphabet, -apparat: 304 Moskau: 66, 126 Mottlau: 331 München: 89, 125 Mürwick s. Flensburg Müßiggang: 382 Mummy s. Rössing & Mummy Munition s. Artillerie Munitionskammer s. Artillerie / Munition Muschel: 84 Muskat: 306 Mutzig: 307 Nachrichten für Seefahrer: 325 Nagasaki: 340 Nahrungsmittel s. Proviant Name (Schiff): 101, 234 Nana Kru: 360 Nassau: 22, 61, 157 Nation (Heimatgefühl; Nationalbewegung; Nationalbewusstsein, Nationale Einheit; Nationalismus; Nationalstaat; Patriotismus; Reich; Reichseinheit, -gedanke): 21 f., 24 ff., 31 f.,
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34, 36 ff., 41, 48, 50 ff., 56, 58, 60 f., 75 ff., 86 f., 93 f., 96, 100, 371 Nationalliberale Partei: 75, 91, 120 Nationalverein s. Deutscher Nationalverein Nationalversammlung: 33 ff., 36, 40, 43, 48, 50 ff., 58 Naturwissenschaft: 23, 87 Nauen: 309 Nauru: 347 Nautical Almanac: 284 Nauticus: 126 Nautische Abteilung s. Hydrographisches Büro Nautischer Verein zu Hamburg: 81 Nautisches Jahrbuch: 284, 327 Naval Defence Act: 120, 148, 150 Navalismus: 137 ff., 149 Navarino: 226 Navigationsakte 1649 (engl.): 370 Navigationshauptschule (Danzig): 29, 42 Navigationsoffizier: 293, 380 f. Navigationsschule Elsfleth: 326 Neapel: 31 f., 41, 164 f. Nebelhorn: 311 Neiafu: 343 Nelsonfabrik: 140, 213 Neuenburg, Neu(f)châtel, Neuenburger Handel: 31, 57, 78, 138, 292 Neufahrwasser: 265, 267, 270 Neufundland: 306, 308 Neu-Guinea: 328, 341 Neu-Guinea-Kompanie: 345 Neu-Irland: 115 Neu-Lauenburg: 343 Neu-Mecklenburg: 362 Neu-Pommern: 346, 360 New York: 30, 41, 233, 355 Nicaragua: 359 Nickel-Stahl-Panzer: 230 (s. auch Panzer) Niederlande: 23, 27, 28, 39, 41 f., 66, 68, 90, 122, 160, 167, 365 Niederländische Marine s. Niederlande Niederrhein s. Rhein Nikolsburg s. Ziff. 2 vorne (1866) Nobilitierung: 19, 222 ff. Nordafrika: 28, 76 Nordamerika s. USA Norddeich: 309 Norddeutsche Seewarte s. Seewarte
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Sach- und Ortsverzeichnis
Norddeutscher Bund: 61, 75 ff., 344 Norddeutscher Lloyd: 56 Nordostseekanal: 42, 90 f., 113, 115, 123, 333, 376 f. Nordpolfahrt: 328 Norwegen: 90, 122, 135, 167 Novara: 32 Nürnberg: 26, 89 Nunsiga: 343 Oberbefehlshaber: 44, 47, 55, 63, 70, 80, 86, 94 Oberkommando, Oberkommandierender: 44, 47, 63, 70, 83, 86, 94, 119 ff., 124 f., 130, 134, 201, 216, 223, 229 Oberrhein s. Rhein Oberseebehörde: 102, 327 Oberwerftdirektor: 202 ff., 224, 332, 334, 338 Observatorium: 132, 286, 327 f. Ocean Steam Navigation Company; 41 Öresund: 43 Österreich: 15, 20, 22 ff., 26, 31 f., 34, 36, 38 f., 41 f., 45 ff., 57 ff., 63, 73 ff., 79 f., 87, 90, 122, 138, 146, 167 f., 234, 362 Österreichische Marine s. Österreich Offensive, Offensivkraft, offensiver Ansatz: 81, 83 f., 100, 127, 137 ff., 341 Offiziersersatz: 132 f., 214 Offiziersmesse: 386 Offizierswahl: 208, 220 Oktant s. Astronomische Navigation Oldenburg: 47, 63 f., 74, 79, 82, 157 f., 335 ff. Olmützer Punktation s. Ziff. 2 vorne (1850) Onkel Kaiser: 144 Operation, operatives Denken: 110, 123, 147 Optik: 283, 286 ff., 314 Orden: 66, 68, 85, 89, 109, 145, 376 Orientreise (Wilhelm II.): 138 f. Osmanisches Reich s. Türkei Ostafrika: 58, 91, 111, 134, 274, 346 f., 363 f., 366 Ostarmee (frz.): 78 Ostasiatische(s) Kreuzerdivision bzw. -geschwader: 121 f., 130, 136, 224, 275, 277 ff., 344, 366 (s. auch Anh. 9) Ostasien: 58, 67, 72, 100, 108, 274, 278, 312, 342 Ostende: 304
Osterinseln: 363 Ostfriesland: 23, 27 Ostseezeitung: 325 Ozeanographie: 328 f. Pacific Pearl Company: 233 Paderborn: 301 Pago-Pago: 358 Paket-, Postschiff: 44 Palauinseln: 135, 347 Palermo: 31 f., 355 Panzer, Panzerung, Panzerplatten: 69, 74, 81, 100 f., 141, 229 f., 314 Panzerdeck: 113 Panzerflotte: 86 Panzerfregatte: 100 Panzergeschwader: 365 Panzerkorvette: 100 Panzerlinienschiff s. Linienschiff Panzerschiff allg.: 68, 71, 81, 84 f., 100, 113, 337 f., Panzerturm s. Artillerie / Positionierung Papenburg: 81 Paris: 59, 78, 135 Pariser Friedensvertrag s. Ziff. 2 vorne (1856) Parlament s. Nationalversammlung Parlamentsflotte: 125 Patentlog s. Log Patriotismus s. Nation Patrone s. Artillerie / Munition Paulskirche s. Nationalversammlung Peilkompass s. Kompass Peloponnes: 226 f. Pemba: 134 Penicillin: 387 Perth: 306 Peru: 108 Pescadores-Inseln: 361 Petersburg s. St. Petersburg Petroleummotor: 298 f. Pfalz: 35, 61, 76 Pfannenkrieg: 361 Pfarrer: 89, 392 f. (s. auch Gottesdienst) Pfeifen an Bord s. Tagesablauf Pfeifen und Lunten aus s. Tagesablauf Piacenza: 32 Piemont s. Sardinien-Piemont Piräus: 42, 355, 364
Sach- und Ortsverzeichnis Pirat: 28, 41, 44, 57, 68, 85, 111, 138, 359, 362, 371 Plymouth: 71 Pola: 63, 365 Polen: 23, 40, 89, 168, 331 Politische Schlachtflotte s. Hochseeflotte Polynesien: 343, 359 f. Pommerellen: 331 Port au Prince: 367 Port Said: 360 Porto Grande: 305 Portsmouth: 68, 307, 355 Portugal: 41, 90, 122, 161, 168 f., 366 Position Finder s. Artillerie / Feuerleitung Positionslicht: 296 Potsdam: 26, 30, 301 PR s. Werbung Prä(e)toria: 92 Prager Friedensvertrag s. Ziff. 2 vorne (1866) Presse: 24, 26, 125, 135, 144 f. Preussische Seehandlung s. Seehandlung Prinz Heinrich-Hafen: 346 Prise s. Pirat Probefahrt: 106 Pro-Germania-Zweck: 142 ff. Proletariat s. Sozialdemokratie Protektorat s. Kolonie Protestantismus: 58, 89, 393 Proviant: 32, 341, 385 ff. (s. auch Tagesablauf) Psychoanalyse: 55 Puerto Limon: 83, 357 Puerto Rico: 341 Pulver s. Artillerie / Schießpulver Pylos s. Navarino Qualifikationswesen: 218 Queen Anne Act s. Schiffsuhr Radaune: 331 Radaviso s. Aviso Raddampfer s. Dampfer Raiatea: 344 Rakete s. Artillerie / Munition Rammsporn: 100 f., 107 Rangfristen: 217 f. (s. auch Beförderung) Rarotonga: 343 Rastatt: 35, 40
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Ratak-Inseln: 347 Reaktion (polit.): 24 Rechtswesen: 88 Reformverein s. Deutscher Reformverein Regensburg: 26 Reich s. Nation Reichenbacher Konvention s. Ziff. 2 vorne (1813) Reichseinheit s. Nation Reichsfeind: 89 Reichsgedanke s. Nation Reichsgericht: 26 Reichsgründung: 78 ff. Reichskanzler: 80, 86, 110 Reichsmarine: 94 ff. Reichsmarineamt – allg.: 93, 119, 124, 131 f., 215, 222, 334, 376 – Staatssekretär: 93, 119 ff., 130 f., 200, 223, 371, 373 Reichspartei: 120 Reichstag: 75, 79, 100, 118, 120 f., 125 f. Reichsverfassung s. Ziff. 2 vorne (1871) Reichsverweser: 34, 41 ff., 45 Rein Schiff s. Tagesablauf Reisedistanz s. Maximale Reisedistanz Rekrut: 24, 129 Religion: 208, 220 (s. auch Protestantismus, Katholizismus) Relingslog s. Log Rendsburg: 113 Reparationszahlung: 60, 78, 88, 141 Reservedivision: 132, 334, 337 Reuss: 79 Revolution – 1830: 17, 24 ff., 58, 88 – 1848: 17, 31 ff., 47 f., 50 ff., 56, 59 Revolver: 303 Rhein: 18, 23, 25, 101 Rheinarmee (frz.): 77 Rheinbund: 22 Rheinfelden: 89 Rheinland: 56 Rhone: 18 Ringkanone s. Artillerie / Kanone Rio de Janeiro: 274, 356 f., 365 Ripen s. Ziff. 2 vorne (1460) Risikofaktor: 124, 147
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Sach- und Ortsverzeichnis
Risikofreudigkeit: 88 Rochefort: 233 Römisch-Deutsches Reich: 21, 80 Rössing & Mummy: 47 Rom: 82, 135, 146 Romantik: 31 Rostock: 331 Roter Adler-Orden s. Orden Rot-Weiß: 80 Rot-Weiß-Rot: 41 Royal Navy s. England Royal Observatory (Greenwich): 291 Ruder / Riemen: 30, 43, 230 Ruderkanonenboot: 62, 81 Rudermaschine: 310 Rückversicherungsvertrag s. Ziff. 2 vorne (1887) Rückwärtsfahrt: 62 Rügen: 23, 27, 72 Rüstringen: 338 Ruhrgebiet: 56 Rumänien: 90, 122, 169 Russland: 16, 22, 24, 27, 29, 31, 34, 39 ff., 46 ff., 57 f., 64, 66, 77, 79, 86, 88, 90 ff., 108, 110, 113, 122 f., 126, 129, 135, 138 ff., 146 ff., 169, 227, 234, 340, 362 Sachsen (alle Teile): 22 ff., 42, 56, 61, 74, 78 f., 158 Sacramento: 27 Sacrow: 307 Sadowa s. Königgrätz Sängerwesen: 25 f. Sättigung s. Saturiertheit Saigon: 341 Salamis: 100 Salomonen-Inseln: 347 Saloniki: 362 Salpeterkrieg: 360 Saluafata: 343 Salutschießen: 371 ff. Samoa: 111, 127, 135 f., 343, 348, 358 ff., 397 Samoa-Konferenz s. Ziff. 2 vorne (1889) Sanitätsamt: 132 Sansibar: 92, 134, 138, 170, 305, 346, 366 Sardinien-Piemont: 29, 32, 41, 57 f., 66, 165, 357 Sardische Flotte s. Sardinien-Piemont
Saturiertheit: 79, 90, 344 Savaii: 135, 348 Savoyen: 165 Schanghai: 342, 398 Schantung s. Kap Schantung Schaumburg: 79 Scheinwerfer: 300 Schichau-Werft: 332 Schießpulver s. Artillerie Schiffsabstand: 107, 124 Schiffsadjutant s. Adjutant Schiffsapotheke: 389 Schiffsartillerie s. Artillerie Schiffsarzt s. Arzt Schiffschronometer s. Schiffsuhr Schiffsinspektion: 380 Schiffsjunge: 62, 133 Schiffsjungen-Institut (Stettin): 46, 54, 63 Schiffskommandant s. Kommandant Schiffslazarett s. Lazarett Schiffsliste s. Anh. 8 Schiffspfarrer s. Pfarrer Schiffsproviant s. Proviant Schiffsprüfungskommission: 131 Schiffsschraube s. Heckschraube Schiffstaufe: 375 f. Schiffsuhr: 291 ff., 328 (s. auch Hack Watch) Schiffszwieback: 385 Schlachtflotte s. Hochseeflotte Schlesien: 56 Schleswig (Stadt): 332 Schleswig-Holstein: 23, 27, 36, 39 f., 45 f., 59 ff., 73, 75, 159, 332, 335 Schleswig-Holsteinische Flottille: 38, 43, 45, 48 ff., 50 Schleuse: 63, 81, 113, 333, 336 f. Schlicktown s. Wilhelmshaven Schmuggel s. Konterbande Schnell(lade)(feuer)kanone s. Artillerie / Kanone Schotten: 197, 235 Schottland: 66 Schriftkunde: 26 Schule, Schulaufsicht, -pflicht: 88 f. Schulgeschwader: 365 Schulschiff: 30, 49, 81, 100, 127, 141, 362 Schussweite s. Artillerie Schutzgebiet s. Kolonie
Sach- und Ortsverzeichnis Schutzzoll s. Zoll Schwarzburg: 79 Schwarzer Adler-Orden s. Orden Schwarzes Meer: 30, 58, 64, 66, 355 Schwarz-Rot-Gold: 33, 41, 44, 47, 61, 79, 138, 371 Schwarz-Weiß: 80 Schwarz-Weiß-Rot: 79, 107 Schweden: 27 f., 39 f., 46, 90, 122, 135, 170 Schweffel & Howaldt: 49 Schweiz: 31, 35, 57, 78, 89, 138, 147 Schwimmdock s. Dock Sedan: 77 Seeatlas s. Seekarte Seebataillon: 30, 62, 95, 105, 113, 117 Seebegräbnis: 394 Seefahrtszeit: 105, 218 Seehandbuch: 326 Seehandel s. Handel Seehandlung: 28, 356 Seehund: 301 Seekadett s. Kadett Seekadetteninstitut, -schule: 49, 63, 66, 73 f., 213 Seekarte: 325 ff. Seekrankheit: 117 Seeland: 40 Seeleuchte s. Verzeichnis der Seeleuchten Seemine s. Mine Seeroutine s. Tagesablauf Seetaktik s. Taktik Seevermessung: 327 Seewarte: 103, 132, 283, 290, 326 ff. Seezeichen: 130, 326 f. Segel allg.: 99, 121, 129, 226, 375 Segelanweisung: 326 Segelorder: 108, 227 Segelregatte: 333 Seitenradantrieb: 62 Seite pfeifen: 374 Sekt, Sektsteuer: 123, 311 Sekunduhr s. Uhr Semaphor: 301 f., 370 Senegal: 76 Senkblei s. Lot Serbien: 90, 171 Sextant s. Astronomische Navigation Shanghai s. Schanghai
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Siam: 67, 171, 329, 357 Siemens & Halske: 49, 234, 308 Signal, -apparat, Signalisation: 298, 301 f. Signalbuch: 301 Signalflagge: 372 Signalgast: 301 Signalstelle: 104 Singapur, Singapore: 278, 309, 364 Singen an Bord s. Tagesablauf Sinksicherheit: 107, 128, 234 f. Sizilien: 164 f. Skagen s. Kap Skagen Skorbut s. Gesundheit Sonderbundskrieg (Schweiz): 31, 57 Sonderburg: 73 South Georgia: 329 Sozialdemokratie, Sozialismus allg.: 24, 32 ff., 56 f., 87 ff., 120, 125 Sozialdemokratische Arbeiterpartei: 57 Sozialistengesetz: 89 Spandau: 227 Spanien: 39, 41, 57, 90, 122, 127, 149, 171 f., 359 Speiserolle s. Tagesablauf Spierenbooto s. Torpedo Spitzgranate s. Artillerie / Munition Spitzkegel: 301 f. Sprachrohr: 311 Sprenggranate s. Artillerie / Munition Sprengladung: 104, 302 Spucken an Bord s. Tagesablauf St. Helena: 66 f., 356 St. John’s: 308 St. Petersburg: 66, 92, 139, 233, 365 St. Privat: 42 Staatsangehörigkeit: 79 Staatsanleihe: 81, 139 Staatssekretär im Reichsmarineamt s. Reichsmarineamt Staatsstreich: 125 f. Stade: 79 Stahl: 71 Standfestigkeit (Schiff) s. Sinksicherheit Stapellauf: 375 f. (s. auch Anh. 7) Stationschef s. Marinestation Stationsgebiet s. Kolonie Stationsintendantur s. Marinestation Staubexplosion: 299
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Sach- und Ortsverzeichnis
Steinkohle s. Kohle Stensholmen: 398 Stettin: 30, 61, 63, 74, 80, 141, 201, 229, 356 Steuerkompass s. Kompass Steuermann: 62 Stockholm: 365 Strafe s. Disziplin Stralsund: 27 ff., 43, 61 f., 80, 95, 229, 331 Strandbatterie s. Küstenbefestigung Stranderbucht: 136 Strassburg: 89, 301 Strategie, strategisches Denken: 110, 123, 148 Strelasund: 29 Streumine s. Mine Strömungskarte: 326 Studenten s. Universität Stützpunkt s. Kolonie Sturmflut: 335 Stuttgart: 35, 89 Südafrika: 127, 305 Südamerika: 16, 66 f., 92, 306, 340, 360, 363 Südarmee (dt.): 78 Südsee: 91, 135, 312, 340, 343 f., 346 f., 363, 366 Südweiser s. Kompass Südwestafrika: 91, 110, 134, 346 f., 363 Suez, -kanal: 58, 76, 82, 306, 356, 360, 369 Suezkanal-Abkommen s. Ziff. 2 vorne (1888) Sumatra: 341 Sund: 64, 326 Sund-Zoll: 39 Suprema lex regis voluntas: 125 Swinemünde: 81, 398 Sylt: 45, 73 Tabak: 51 Tagelöhner s. Sozialdemokratie Tagesablauf: 375, 378, 383 ff. Taifun: 67, 356 Taiwan: 341 f., 361, 367 Takelage s. Segel Taktik, taktisches Denken: 110 f., 121, 148, 215, 279 (s. auch Defensive, Offensive) Taktikvorschrift s. Exercierreglement Tanga: 398 Tansania: 305 Taschenuhr s. Uhr
Taucher: 310 Tausendjahrfeier (1843): 26 Technik, Techniker: 88, 101, 127 Technische Hochschule s. Universität Technische Marinekommission s. Marinekommission Teheran: 306 Teigknetapparat: 311 Telefunken-Gesellschaft: 309 Telegramm s. Telegraphie Telegraphenanstalt in Bagamoyo: 305 Telegraphenapparat s. Telegraphie Telegraphenbau-Anstalt von Siemens & Halske s. Siemens & Halske Telegraphenschule: 305 Telegraphie: 60, 107, 216, 304 ff., 341 Telemeter s. Entfernungsmesser Telephonie: 310 Teleskop s. Fernrohr Telex: 304 Teneriffa: 356 Thailand s. Siam Thermometer: 294 ff., 328 Thorn s. Ziff. 2 vorne (1466) Thüringen: 23 Thun: 57 Thurgau: 57 Tiefenmesser s. Lot Tiefseeforschung: 328 f. Tientsin: 357 Tiere an Bord s. Freizeit Tinghai: 341 f. Titulierung: 220 Todesstrafe s. Disziplin Togo: 16, 91, 134, 138, 140, 306, 339, 346 f. 364 Tokio: 357 Tonga: 343, 359 Top, Toppen: 372, 374 Torpedo allg.: 100, 104, 109, 116, 124, 131, 233, 300, 310 Torpedoabschuss- bzw. -lancierrohr: 104 (s. auch Anh. 7) Torpedoabteilung: 95 Torpedohafen Kiel: 49 Torpedooffizier: 381 Torpedoschiff: 100, 104, 113, 127, 232 Torpedowerkstatt: 131
Sach- und Ortsverzeichnis Transatlantikkabel: 306 Transportschiff s. Logistikschiff Transvaal: 92 Trauer: 374 Tres Forcas s. Kap Tres Forcas Triest: 49 Trimm s. Drill Trinity Bay: 306 Trinkwasser: 82 (s. auch Destillierapparat bzw. Tagesablauf) Tsingtau: 305, 328, 398 Tsushima: 342 Türkei: 20, 39, 41, 45, 57 f., 64, 66, 81, 90, 122, 168, 227, 362 Turbinenschiff: 230 Turmschiff s. Artillerie / Positionierung Turnen an Bord s. Tagesablauf Two-Power-Doktrin: 120 U-Boot: 49, 54, 232 Übersichtskarte s. Seekarte Übungsflotte: 133 (s. auch Anh. 9) Übungsgeschwader: 81, 106, 109, 133, 365 (s. auch Anh. 9) Übungsschiff: 64 Uhr (pers.): 285 f. Ulm: 40 Ultramontanismus: 89 Ulysse Nardin: 286 Unfallversicherung s. Versicherung Uniform: 28, 30, 49, 62, 93 ff., 105, 116, 143, 146 Universität: 23 ff., 34, 88, 215 Unternehmergeist: 55 Unterseeboot s. U-Boot Unterwasserkabel: 304 ff. Upolu: 135, 343, 348 USA: 28, 41, 43 ff., 56, 66 f., 83, 86, 90 f., 108, 113, 122, 126 f., 129, 142, 147 ff., 172, 229, 242, 306, 348 US Marine: s. USA Vacheron & Constantin: 286 Valentia: 306 Valparaiso: 365 Varel: 336 Vatikan s. Kirchenstaat Veltheim: 301
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Venedig, Venetien, Veneto: 32, 41, 63, 302 Venezuela: 85, 358, 365, 372 Ventilationsmaschine: 310 Venusdurchgang: 328 f. Verband deutscher Flottenvereine im Ausland: 126 Verein für Chronometrie: 286 Vereinbarung s. Ziff. 2 vorne Vereinigter Landtag: 26 Vereinstag Deutscher Arbeitervereine s. Arbeiterverein Verfassung: 23 ff., 31 ff., 40 f., 61, 75 f., 79 f., 94, 340 Vermessungsschiff: 327 f. Verpflegung s. Proviant bzw. Leben an Bord Verrières s. Les Verrières Versailles s. Ziff. 2 vorne (1871) Verschluss s. Artillerie / Kanone Versicherung: 89 Versorgungsschiff s. Logistikschiff Versteigerung: 47, 54 Verteidigungsministerium: 18 Vertrag s. Ziff. 2 vorne Verwundetenfürsorge: 58 Verzeichnis der Leuchtfeuer: 326 Verzeichnis der Seeleuchten: 326 Vis s. Lissa Vlissingen: 67 Völkerrecht: 18, 44, 339, 347 Volksvertretung s. Parlament Vollkugel s. Artillerie / Munition Vonbordgehen: 373 f. Vorderlader s. Artillerie / Kanone Vormärz: 21 Vorparlament s. Nationalversammlung Vorpommern: 23, 27 Vorrat s. Proviant Wache s. Tagesablauf Wachoffizier: 381 Wachtschiff: 334, 338 Währung: 25, 88 Wäscheverwalterin: 235 Waffenstillstand: 37, 46 Walachei: 58, 169 Waldeck: 79 Waldeck-Charte: 35 Walhalla: 26
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Sach- und Ortsverzeichnis
Warnemünde: 108, 115 Wartburg: 24 Washington: 135 Waterloo: 22 Weichsel: 331 Weilheim: 398 Weißenburg: 77 Weltausstellung: 76 Weltkrieg (1.): 17, 65, 87, 91 Weltreise s. Auslandreise Werbung: 126 Werft: 29, 63, 85, 101, 127, 131, 140, 332, 334 f., 338, 341 Werftdirektor s. Oberwerftdirektor Werftdivision: 75, 95, 334, 337 f. Weser: 115, 305, 335 Westafrika: 227, 274 f., 305 f., 363 f., 371 Westdeutscher Verein für Kolonisation und Export: 345 Westerland: 398 Westfalen: 23, 108, 312 Westindien: 100 Westpreussen: 332 Wetterdienst: 327 f. Wien: 32 f., 398 Wiener Friede s. Ziff. 2 vorne (1864) Wiener Kongress s. Ziff. 2 vorne (1814 / 15) Wiener Ministerialkonferenz s. Ziff. 2 vorne (1834) Wiener Schlussakte s. Ziff. 2 vorne (1819) Wilhelmshaven: 63 f., 75, 80, 82, 84, 90, 95, 109, 112, 115, 129, 131 ff., 203 f., 229, 286, 334 ff., 398 Wimereux: 308 Windkarte: 326 Windrose s. Kompass Winkapparat s. Semaphor Winkflagge: 301 Wireless Telegraph and Signal Company: 308
Wirtschaftskrise: 87 f., 141 Wirtschaftswachstum: 56, 78, 87 Wismar: 80, 331 Witu: 134 Wörth: 77 Wohlgemuth-Handel: 89 Wohnen an Bord: 391 Wolgast: 229 Württemberg: 22 f., 78 f., 160 Yalu: 125 Yangtse: 342 Yangtse-Abkommen s. Ziff. 2 vorne (1900) Yokohama: 67, 84 f., 299, 344, 356, 358 Zahlmeister: 62 Zeitgeist: 31 Zeitung s. Presse Zensur: 58 Zentralgewalt, -regierung: 41, 43 ff., 55 Zentrum, Zentrumspartei: 87 ff., 120 Zeremonie s. Marinezeremoniell Zink: 101 Zins: 88 Zitterrochen s. Torpedo Zoll: 25, 91, 141, 344, 395 (s. auch Ziff. 2 vorne, 1834) Zollparlament: 75 Zollverein s. Ziff. 2 vorne (1834) Zündnadelgewehr: 96 Zündpatrone: 50 Zunft: 22 Zweibund Deutschland / Österreich s. Ziff. 2 vorne (1879) Zweifrontenkrieg: 93, 101, 110 Zweischraubenantrieb s. Heckschraubenantrieb Zweiverband Frankreich / Russland s. Ziff. 2 vorne (1892) Zypern: 90