Die Deutsche Inflation / The German Inflation Reconsidered: Eine Zwischenbilanz / A Preliminary Balance [Reprint 2011 ed.] 9783110840247, 9783110087215


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German, English Pages 455 [464] Year 1982

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Table of contents :
GELEITWORT zur Schriftenreihe von Otto Büsch
PREFACE to the Series by Otto Büsch
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS/ABBREVIATIONS
EINFÜHRUNG/INTRODUCTION
Inflation und Wiederaufbau in Deutschland und Europa 1914–1924
ERSTER TEIL/PART ONE
Zur ökonomischen und statistischen Analyse/Toward an Economic and Statistical Analysis
Towards a Theory of the German Inflation: Some Preliminary Observations
Maschinenbauunternehmen in der Inflation 1919–1923: Unternehmenshistorische Überlegungen zu einigen Theorien der Inflationswirkungen und Inflationserklärung
Ein einfaches ökonometrisches Modell für die deutsche Hyperinflation von 1923
Statistikmaterial zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der deutschen Inflation in Archiven der Bundesrepublik Deutschland
ZWEITER TEIL/PART TWO
Zur deutschen Wirtschaftspolitik und zu den internationalen Wirtschaftsbeziehungen/Toward the Analysis of German Economic Policy and of International Trade
Staatliche Wirtschaftspolitik in Deutschland 1918–1923: Entwicklung und Zerstörung einer modernen wirtschaftspolitischen Strategie
The Political Economy of Germany’s. Relative Stabilization during the 1920/21-Depression
Die konjunkturanregen den Wirkungen der deutschen Inflation auf die US-Wirtschaft in der Weltwirtschaftskrise 1920/21
Die politische Bedeutung der deutschen Handelspolitik nach dem Ersten Weltkrieg
DRITTER TEIL/PART THREE
Zu gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen/Toward the Study of Social and Political Consequences
Winners as Losers in the German Inflation: Peasant Protest over the Controlled Economy 1920–1923
German Peasant Farmers in War and Inflation, 1914–1924: Stability or Stagnation?
Der Ruhrbergbau zwischen Privilegierung und Statusverlust: Lohnpolitik von der Inflation bis zur Rationalisierung (1919–1927)
Verteilungskampf oder Interessenkonsensus? Zur Entwicklung der Realeinkommen von Beamten, Arbeitern und Angestellten in der Inflationszeit 1914–1924
Economic Interest, Social Attitudes, and Creditor Ideology: Popular Responses to Inflation
Inflation, Stabilization, and Political Realignment in Germany 1919–1928
Recommend Papers

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 9783110840247, 9783110087215

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V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N DER

HISTORISCHEN KOMMISSION ZU BERLIN B A N D 54

BEITRÄGE INFLATION

UND

IN DEUTSCHLAND

ZU WIEDERAUFBAU UND

EUROPA

1914 - 1924

Herausgeber GERALD D. FELDMAN CARL-LUDWIG HOLTFRERICH G E R H A R D A. RITTER PETER-CHRISTIAN WITT

BAND I

W DE G Waiter de Gruyter · Berlin · New York 1982

THE GERMAN INFLATION RECONSIDERED A PRELIMINARY BALANCE

Edited by G E R A L D D. F E L D M A N CARL-LUDWIG HOLTFRERICH G E R H A R D A. R I T T E R PETER-CHRISTIAN WITT

With Contributions by GERALD MERKIN · DIETER LINDENLAUB · HANS-JÜRGEN JAKSCH THOMAS TRUMPP • PETER-CHRISTIAN WITT · GERALD D. FELDMAN CARL-LUDWIG HOLTFRERICH • HANS-JÜRGEN SCHROEDER ROBERT G. MOELLER · JONATHAN OSMOND • RUDOLF TSCHIRBS ANDREAS KUNZ · MICHAEL L. HUGHES · THOMAS CHILDERS

Preface to the Series by OTTO BÜSCH

w DE

G Walter de Gruyter

• Berlin 1982

· New

York

DIE DEUTSCHE INFLATION EINE ZWISCHENBILANZ

Herausgegeben

von

G E R A L D D. F E L D M A N CARL-LUDWIG HOLTFRERICH G E R H A R D A. R I T T E R PETER-CHRISTIAN WITT

Mit Beiträgen von GERALD MERKIN • DIETER LINDENLAUB • HANS-JÜRGEN JAKSCH THOMAS TRUMPP · PETER-CHRISTIAN WITT · GERALD D. FELDMAN CARL-LUDWIG HOLTFRERICH • HANS-JÜRGEN SCHROEDER ROBERT G. MOELLER · JONATHAN OSMOND • RUDOLF TSCHIRBS ANDREAS KUNZ • MICHAEL L. HUGHES • THOMAS CHILDERS

Geleitwort zur Schriftenreihe

von

OTTO BÜSCH

w DE

G Walter de Gruyter · Berlin · New 1982

York

D i e Herausgabe des vorliegenden Bandes erfolgt mit einer Druckbeihilfe der Stiftung Volkswagenwerk, H a n n o v e r D i e Schriftenreihe der Historischen K o m m i s s i o n zu Berlin erscheint mit Unterstützung des Senators für Wissenschaft und Kulturelle A n g e l e g e n h e i t e n , Berlin

Lektorat der

Schriftenreihe

Christian Schädlich

CIP-Kurztitelverzeichnis der D e u t s c h e n Bibliothek D i e deutsche Inflation — eine Zwischenbilanz The German Inflation reconsidered — a preliminary balance Hrsg. von Gerald D. Feldman... Geleitw. von Otto Büsch. Mit Beitr. von Gerald Merkin..., Berlin-New York: de Gruyter, 1982. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin; Bd. 54: Beiträge zu Inflation und Wiederaufbau in Deutschland und Europa 1914—1924, Band I) ISBN 3 110087219 NE: Feldman, Gerald D. ... [ Hrsg. |; Merkin, Gerald... | Mitverf. |; Die deutsche Inflation ... 11982, Berlin, W e s t |

Copyright 1982 by Walter de Gruyter Sc. Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung · Georg Reimer · Karl J. Trübner • Veit & Comp. Printed in Germany Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Mikrofilmen — auch auszugsweise — vorbehalten Satz: Historische Kommission zu Berlin, Berlin 38 Druck: Werner Hildebrand, Berlin 65 Einband: Lüderitz & Bauer, Berlin 61

Rudolf H a v e n s t e i n (1857—1923) Reichsbankpräsident 1908—1923 ( A r c h i v f o t o aus der Landesbildstelle Berlin)

Die Reichsbankpräsidenten

H . G. H j a l m a r Schacht (1877—1970) Reichswährungsk o m m i s s a r 1923 Reichsbankpräsident 1924—1929 und 1933—1939 ( A r c h i v f o t o aus der Landesbildstelle Berlin)

der

Inflationszeit

Reichsbankgebäude in Berlin (Archivfoto Landesbildstelle)

Berliner Stadtbilder

der

Inflationszeit

Berliner S t r a ß e n s z e n e 1920: M a s c h i n e n g e w e h r p o s t e n vor g e p l ü n d e r t e n G e s c h ä f t e n ( A r c h i v f o t o Landesbildstelle)

GELEITWORT zur Schriftenreihe

Die Historische Kommission zu Berlin begrüßt es außerordentlich, daß sie als erstes Ergebnis der durch die Herausgeber dieses Bandes gelenkten, vom unterzeichneten Leiter der Forschungssektion für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte ihres Hauses treuhänderisch betreuten, von der Stiftung Volkswagenwerk finanzierten internationalen Projektgruppe für „Inflation und Wiederaufbau in Deutschland und Europa 1914 bis 1924" in ihrer Schriftenreihe das vorliegende Sammelwerk über „Die deutsche Inflation — Eine Zwischenbilanz" der Öffentlichkeit übergeben kann. Im Rahmen ihres .Internationalen Wissenschaftlichen Konsultationsprogramms' hatte sie im Jahre 1976 eine aus mehreren Ländern Europas und den Vereinigten Staaten von Amerika besuchte Fachkonferenz zum Thema „Historische Prozesse der deutschen Inflation 1914 bis 1924" veranstaltet, 1 die ebenfalls von der Stiftung Volkswagenwerk aus den Mitteln ihres Schwerpunktprogramms zur „Geschichtsforschung und Geschichtsdarstellung im Europäischen Zusammenhang und Vergleich" finanziert wurde; durch diese Tagung wurde der Anstoß gegeben für den Aufbau der von Historikern und Ökonomen aus der Bundesrepublik, mehreren europäischen Ländern und den USA gebildeten Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung von Inflation und Wiederaufbau während und nach dem Ersten Weltkrieg, aus deren Kreis die hier vorgelegten Aufsätze stammen. *

Siehe den Tagungsbericht von Otto Büsch/Gerald D. Feldman (Hrsg.), Historische Prozesse der deutschen Inflation 1914-1924. Ein Tagungsbericht [unter Mitarbeit von Monika und Wolfgang Wölk] (= Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Bd. 21), Berlin 1978. 1

VI

Otto

Büsch

Die Gründung der Projektgruppe „Inflation und Wiederaufbau" erfolgte auf einer Zusammenkunft der in den genannten Ländern auf diesem Forschungsfeld in Geschichts- und Wirtschaftswissenschaft tätigen Gelehrten und jüngeren Nachwuchswissenschaftler im Juni 1978, auf der in Anwesenheit der Vertreter der Stiftung Volkswagenwerk als Finanzier des gesamten Unternehmens — Dr. Marie-Luise Zarnitz und Dr. Werner Boder — Professor Gerald D. Feldman, Ph.D./Berkeley, USA, und die Professoren Dr. Carl-Ludwig Ho///rerä:/?/Berlin-Frankfurt, Dr. Gerhard A. Ritter/München und Dr. Peter-Christian U^;«/Hamburg-Kassel zu Mitgliedern eines Lenkungsausschusses, der Kollege Witt zu seinem Vorsitzenden, gewählt und der Unterzeichnete als Treuhänder des von der Stiftung VW finanzierten Rahmenprogramms bestätigt wurden.2 Das Rahmenprogramm ermöglichte die Einrichtung eines Büros im Hause der Historischen Kommission zu Berlin als Anlaufstelle für alle Beteiligten und die Abhaltung der Sitzungen des Lenkungsausschusses wie der einmal jährlich hier stattfindenden Plenarsitzungen aller Teilnehmer am Gesamtprojekt und gelegentlicher Zusammenkünfte einzelner Arbeitskreise im Hause der Historischen Kommission. Von 1979 bis 1981 fanden drei solcher Plenarsitzungen sowie zahlreiche Ausschußsitzungen und Arbeitskreisbesprechungen statt. Der seit 1980 erscheinende Newsletter, den abwechselnd jeweils Gerald D. Feldman, Peter-Christian Witt und Carl-Ludwig Holtfrerich mit der Sachbearbeiterin im Projektbüro der Historischen Kommission und Sekretärin der Kommissionssektion für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Ingeborg Natz, herausbringen, liegt im dritten Heft vor.3 Er faßt die Berichte über die jährlichen Koordinationsgespräche mit Mitteilungen über andere Aktivitäten und Publikationen auf dem Gebiet der Inflationsforschung und mit Hinweisen auf Archivfonds und andere Fundstellen für Quellen und Statistiken zur Inflationsgeschichte zusammen. * 2

Zu Art und Ausmaß der Unterstützung des Projekts durch die Stiftung Volkswagen-

werk bis 1979 vgl. deren Bericht 1978/79,

Göttingen 1979, S. 54 f. — Das Projekt ist auch im

Rahmen einer Schrift zum 20jährigen Jubiläum der Stiftung V W behandelt worden von Wolfgang Rieger, Als das Geld seinen Deutschland und Europa 1914-1924 3

Wert verlor - Inflation und Wiederaufbau

in

(Juni 1982).

Die genannten Nummern des mit Texten in deutscher und englischer Sprache verse-

henen Newsletter: Reconstruction

Inflation und Wiederaufbau in Deutschland und Europa/Inflation

in Germany and Europe

1914-1924,

and

compiled and produced by G. D.

Feldman, P.-C. Witt, G.-L. Holtfrerich/Ingeborg Natz (Kontaktadresse: Historische Kommission zu Berlin, Kirchweg 33, D 1000 Berlin 38) sind erschienen als Nr. 1 /Juli 1980, Nr. 2/Dezember 1980, Nr. 3/August 1981, Berlin 1980/81.

Geleitwort

VII

Mit dem nunmehr vorliegenden ersten Sammelband, bestehend aus Aufsätzen von Projektteilnehmern, die teils — im R a h m e n des Gesamtprojekts — durch Einzelzuwendungen der Stiftung Volkswagenwerk gefördert werden, teils ohne eine solche Unterstützung aus ihrer eigenen Forschung, Lehre oder Archivtätigkeit heraus hier ihren Beitrag leisten, eröffnen die Herausgeber und die Historische K o m m i s s i o n zu Berlin eine Publikationsreihe im R a h m e n der „Veröffentlichungen" der K o m m i s sion, in der weitere Bände dieser Art folgen sollen. Die Projektgruppe „Inflation und Wiederaufbau in Deutschland und Europa 1914 bis 1 9 2 4 " stellt damit den theoretisch-methodischen und thematischen Ansatz vor, der die Grundlage für die Bildung dieser internationalen Arbeitsgemeinschaft war. Von Anfang an zielten die wissenschaftlichen Planungen auf eine interdisziplinäre Verbindung von Fragestellungen ab, die nicht nur geld- und finanzpolitische Entwicklungen und Entscheidungsprozesse und die ökonomischen Ursachen und Auswirkungen der deutschen Hyperinflation, sondern auch deren politische und soziale Folgen in ihrer Entwicklungs- ebenso wie in der nachinflationären Aufbauphase und vor allem den Vergleich mit den parallelen Vorgängen in anderen europäischen und außereuropäischen Ländern in ihrer Rekonstruktions- bzw. Wiederaufbauperiode nach dem Ersten Weltkrieg einschließen. Aus diesem Rahmenprogramm, das die Herausgeber der vorliegenden Aufsatzsammlung in ihrer

EINFÜHRUNG

zum Gesamtprojekt auf den folgen-

den Seiten vorstellen, werden in diesem ersten Band der Schriftenreihe vierzehn Arbeiten präsentiert, die im

ERSTEN

Modellbildung und statistischen Analyse, im

TEIL

zur ökonomischen

ZWEITEN

TEIL

zur U n t e r -

suchung der deutschen Wirtschaftspolitik und der internationalen W i r t schaftsbeziehungen und im

DRITTEN

TEIL

zum Studium der gesell-

schaftlichen und politischen Auswirkungen des inflationären Prozesses als totalgeschichtliches Phänomen und der sozialen Reaktionen von Individuen und Gruppen auf den Prozeßverlauf beitragen möchten. Insgesamt versuchen die Herausgeber mit der gebotenen Auswahl von Studien, in denen die Gesamtproblematik der großen deutschen Inflation sich im Ausschnitt zentraler Fragestellungen einer modernen, interdisziplinär und international vergleichend angelegten historischen Inflationsforschung zu erkennen gibt, beispielhaft eine „Zwischenbilanz" der neuesten Erkenntnisse der internationalen Forschung auf diesem Gebiet und zugleich des Standes der Arbeiten der Projektgruppe „Inflation und Wiederaufbau in Deutschland und Europa 1914 bis 1 9 2 4 " zu geben. W e i t e r e Sammelbände sind in Vorbereitung, und die Herausgeber hoffen in der Tat, daß diese Publikationen in ihrer Gesamtheit das weite Feld der von

VIII

Otto Büsch

der Projektgruppe übernommenen Aufgaben einer paradigmatischen Erforschung der deutschen Inflation während und nach dem Ersten Weltkrieg problematisierend und systematisch abdecken werden. Die Arbeitsgemeinschaft der am Gesamtprojekt beteiligten 50 bis 60 Wissenschaftler aus mehreren Nationen hat eine große Anzahl von englisch sprechenden und schreibenden Kollegen in ihren Reihen. Auch die Leser der Beiträge dieses Bandes wie der ihm folgenden Bände dürfen sehr weitgehend in englischsprachigen Ländern vermutet werden. Die Herausgeber, der Unterzeichnete als Fachvertreter der Historischen Kommission zu Berlin und der Verlag haben es daher für erforderlich gehalten, die von Hause aus deutschsprachige Publikationsreihe durch die Aufnahme nicht nur von unübersetzt bleibenden Aufsätzen englischer und amerikanischer Kollegen, sondern auch von einer zweisprachigen Titelgebung und einem ebensolchen Geleittext sowie von kurzen Summaries am Schluß der deutschsprachigen Beiträge für Benutzer, deren Muttersprache die englische Sprache ist, leichter zugänglich zu machen.

*

Der Mitwirkung insbesondere des Kollegen Gerald D. Feldman von der University of California, Berkeley, ist es zu verdanken, daß ein Brückenschlag zwischen dem hier vorgestellten, von deutscher Seite veranstalteten Forschungsunternehmen und der in den Vereinigten Staaten von Amerika betriebenen, besonders der deutschen und europäischen Entwicklung zugewandten Inflationsforschung als ein wesentliches Element in die Planung und Durchführung des Gesamtprojekts aufgenommen werden konnte. Ein für Ende Juli 1982 in Berkeley festgesetzter, ebenfalls von der Stiftung Volkswagenwerk finanziell geförderter, vierzehntägiger Workshop der Teilnehmer am Gesamtprojekt wird neben der Zusammenführung von europäischen und amerikanischen Historikern, Wirtschaftswissenschaftlern und Finanzexperten für Inflationsgeschichte zum Zweck des wechselseitigen Austauschs von Meinungen und Urteilen nicht zuletzt dem Ziele dienen, die für die weiteren Bände dieser Reihe vorbereiteten deutsch- und englischsprachigen Manuskripte der Projektteilnehmer einer ausführlichen Prüfung und Diskussion zu unterziehen und sie so durch Kritik und Anregung optimal zu gestalten. Ihre anschließende Veröffentlichung in dieser Schriftenreihe oder an anderer Stelle wird ihren Benutzern Gelegenheit geben zu prüfen, inwieweit diese Absicht gelungen sein mag.

IX

Geleitwort

Außer den beschriebenen Aufsatzsammlungen erwarten die Herausgeber die Aufnahme einiger derjenigen monographischen Arbeiten in diese Schriftenreihe, die in der Projektgruppe „Inflation und Wiederaufbau" in diesen Jahren entstanden beziehungsweise im Entstehen begriffen sind.4 Es handelt sich dabei um Untersuchungen, die sich in einen der auf dem Workshop in Berkeley erörterten Großbereiche der interdisziplinären und international vergleichenden historischen Inflationsforschung systematisch einfügen: in den Bereich der volks- und betriebswirtschaftlichen Probleme von Inflation und Wiederaufbau; in den Bereich der wirtschafts-, finanz- und sozialpolitischen Entscheidungen von Regierungen, Parteien und Verbänden und der Auswirkungen von Inflation und Wiederaufbau auf das politische System wie auf soziale Schichten, Berufsgruppen und Gebietskörperschaften einschließlich des Lern- und Anpassungsprozesses an die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Inflation; in den Bereich der kulturellen und sozialpsychologischen Rezeption der Inflation; schließlich in den Bereich der historischen Bedeutung aller dieser Probleme und Phänomene im internationalen Zusammenhang und Vergleich. Manche der zu den genannten Bereichen erarbeiteten Einzelstudien5 .stellen gleichsam Sonden dar, wie sie eine Forschungsgruppe üblicherweise zu Beginn ihrer Tätigkeit in ein scheinbar offenes, in Wirklichkeit aber noch weithin unbewältigtes Phänomen der neuesten Geschichte vortreiben muß, um für dessen fortgesetzte Erforschung den Zugang zu schaffen. Die Verhandlung der in Berkeley zur Diskussion stehenden Studien soll zeigen, welche Forschungslücken durch sie bereits geschlossen werden konnten und wo die weitere Erschließung des Neulandes auf dem Gebiet der historischen Inflationsforschung anzusetzen hat. Doch darf bereits jetzt festgestellt werden, daß das bisher oft genug nur pauschal und recht ambivalent beurteilte Phänomen der europäischen Nachkriegsinflation im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen und politischen Wiederaufbau, auch im sozioökonomischen und -politischen wie -kulturellen Wirkungsbereich, schon jetzt differenzierter gesehen werden kann; Hypothesen und Modelle von Inflationstheoretikern und Ökonometrikern können zum Zweck der Verifizierung oder Falsifizierung mit den hier zusammengetragenen empirischen Befunden über die

4

Das in Manuskripten vorliegende bzw. kurz vor seiner Vollendung stehende runde

Dutzend von Schriften, die teils in direkter Förderung durch die Stiftung V W im Zusammenhang mit diesem Projekt, teils in Arbeitszusammenhang damit entstanden sind, führt der 5

Newsletter..., a.a.O.

(wie oben Anm. 2), Nr. 3/August 1981, S. 7 ff., auf.

Angaben hierüber finden sich in den N u m m e r n 1 — 3 des

Newsletter..., a.a.O., passim.

χ

Otto Büsch

Inflation in Deutschland und in anderen europäischen Ländern, aktuelle Inflationsphänomene unserer Tage mit den Problemen und Untersuchungsergebnissen der historischen Inflationsforschung konfrontiert werden. *

Die finanzielle Basis für die Herausgabe dieses Bandes und der weiteren geplanten Sammelpublikationen in dieser Reihe von Studien zur Inflationsgeschichte gewährte wiederum die Stiftung Volkswagenwerk, die sich damit zur Dankbarkeit der Beteiligten das außerordentliche Verdienst erworben hat, die für dieses Vorhaben erbrachten Leistungen der Projektgruppe „Inflation und Wiederaufbau" in allen Stufen ihres Entstehens — von der Initiierung bis zur Vorlage der Ergebnisse und ihrer Veröffentlichung — fördernd begleitet zu haben. — Die Herausgeber danken aber auch für die technische und organisatorische Hilfe einiger Mitarbeiter der Historischen Kommission zu Berlin in der Phase der Drucklegung: Dr. Bodo Rolika vereinheitlichte die Anmerkungsapparate der Beiträge; der Lektor der Kommissionsschriftenreihe, Christian Schädlich, und die Setzerinnen in der kommissionseigenen Fotosetzanlage, darunter Barbara Davideit und Karin Behrens, übernahmen die technische Durchführung der Buchherstellung. Die Sachbearbeiterin des Projektes „Inflation und Wiederaufbau", Ingeborg Νatz, und andere, mit den Arbeiten der Historischen Kommission in Verbindung stehende Mitarbeiter halfen bei der Bearbeitung und Betreuung der Manuskripte und Druckfahnen. *

Vor der Forschungsgruppe für Inflationsgeschichte steht am Ende ihrer Tätigkeit noch die Aufgabe, das letzte Fazit aus der Gesamtheit ihrer Forschungsarbeiten zu formulieren, die durch den wissenschaftlichen Verbund und die gegenseitige Information und Anregung im Rahmenprogramm des Schwerpunktprojektes „Inflation und Wiederaufbau in Deutschland und Europa 1914 bis 1924" aufeinander zu orientiert und integriert worden sind. Schon jetzt aber hoffen die Herausgeber dieser Schriftenreihe und die Historische Kommission zu Berlin, mit der Sammlung beispielhafter und wegweisender Aufsätze, die sie mit dem vorliegenden Band und den weiteren geplanten Sammelbänden vorlegen, den an der Inflationsforschung beteiligten wissenschaftlichen Disziplinen ebenso wie der an ihrem Erfolg interessierten Öffentlichkeit für die

XI

Geleitwort

Beurteilung von Ursachen, Verlauf und Folgen inflationärer Prozesse in Vergangenheit und Gegenwart eine verbesserte Grundlage bieten zu können. Sie werden mit diesem Ziel ihre Arbeit fortsetzen. Berlin-Nikolassee (im ,Mittelhof'), im Februar 1982

Im Auftrage der Historischen Kommission zu Berlin

Prof. Dr. Otto Büsch

Leiter der Sektion für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte

PREFACE to the Series

The Historical Commission of Berlin is exceptionally pleased to be able to present to the public as part of its publication series the following collection of essays entitled The German Inflation Reconsidered - A Preliminary Balance. It represents the first result of the efforts of an international project group on „Inflation and Reconstruction in Germany and Europe, 1914—1924" that has been directed by the editors of this volume, administered by the undersigned (who is director of the Historical Commission's Research Section for Social and Economic History), and financed by the Volkswagen Foundation. In 1976 the Historical Commission's „Internationales Wissenschaftliches Konsultationsprogramm" („International Scholarly Consultation Program") sponsored a conference on „Historical Processes of the German Inflation, 1914—1924" which was attended by participants from several European countries and the United States of America. 1 It too was funded by the Volkswagen Foundation through its special program on „Geschichtsforschung und Geschichtsdarstellung im Europäischen Zusammenhang und Vergleich" („Historical Research and Historical Description: European Contexts and Comparisons"). The 1976 conference provided an impetus for the establishment of a new collaborative enterprise on the part of historians and economists from the Federal Republic of Germany, other Europeans countries, and the U.S.A. to study the problems of inflation and reconstruction during and after the First World War. The essays presented here are a product of this group's efforts. *

1

For a record of the conference see the volume edited by Otto Büsch and Gerald D.

Feldman (with the assistance of Monika and Wolfgang Wölk), Historische deutschen

Inflation 1914-1924•

Ein Tagungsbericht,

Prozesse

der

Einzelveröffentlichungen der Histori-

schen K o m m i s s i o n zu Berlin, vol. 21 (Berlin, 1978).

Preface

XIII

The creation of the project group „Inflation and Reconstruction" proceeded from a meeting in June 1978 which was attended by both established and younger scholars in history and economics who are actively undertaking research in this area. The participants came from several countries. Dr. Marie-Luise Zarnitz and Dr. Werner Boder represented the Volkswagen Foundation as financier of the entire project at this meeting, which elected a steering committee composed of Professor Gerald D. Feldman (Berkeley, California, U.S.A.), Professor Carl-Ludwig Holtfrerich (Berlin and Frankfurt), Professor Gerhard A. Ritter (Munich), and Professor Peter-Christian Witt (Hamburg and Kassel). The participants selected Professor Witt to serve as steering committee chairman and the undersigned to serve as trustee of the overall program financed by the Volkswagen Foundation.2 This program made possible the establishment of an office at the Historical Commission of Berlin which could function as a focal point for everyone involved and as a meeting place for the steering committee and for the annual plenary sessions of all project participants (in addition to occasional meetings of individual working groups). Three such plenary sessions as well as numerous committee meetings and working-group discussions took place between 1979 and 1981. Since 1980 three issues of a project Newsletter have appeared; they have been compiled and produced in turn by Gerald D. Feldman, Peter-Christian Witt, and Carl-Ludwig Holtfrerich in conjunction with Ingeborg Ν atz, administrative assistant in the Historical Commission's project office and secretary of the Commission's Section for Social and Economic History.3 The Newsletter provides summary reports on the project's annual coordinating conferences as well as information regarding other activities and publications in the area of inflation research. It also takes note of archival materials and the location of further sources and statistics concerning inflation history. *

2

On the nature and extent of the support provided to the project by the

Foundation,

see Stiftung Volkswagenwerk, Bericht

1978/79

Volkswagen

(Göttingen, 1979), p. 54 f.

— T h e project has also been treated for a publication of the V W Foundation on occasion of the 20th anniversary by Wolfgang Rieger, „Als das Geld seinen W e r t verlor — Inflation und Wiederaufbau in Deutschland and Europa 1 9 1 4 — 1 9 2 4 " (June 1982). ' T h e three issues, which include texts in German and English, have appeared under the title Newsletter: Reconstruction

Inflation in Germany

und Wiederaufbau and Europe

in Deutschland

1914-1924,

und Europa/Inflation

and

compiled and produced by G. D.

Feldman, P.-C. W i t t , C.-L. Holtfrerich with Ingeborg N a t z (Contact address: Historische Kommission zu Berlin, Kirchweg 33, D - 1 0 0 0 Berlin 3 8 ) , no 1 (July 1 9 8 0 ) , no. 2 (December 1980), and no. 3 (August 1981).

XIV

Otto Büsch

With the first volume of essays the editors and the Historical Commission are introducing a new publication series that will appear as part of the Commission's general series of „Veröffentlichungen." T h e volume is composed of essays by project participants; some essays were specifically supported by individual grants from the Volkswagen Foundation within the context of the larger project while others, which did not receive such support, are the products of their authors' own particular research, teaching, or archival activities. Further volumes of this sort are scheduled to appear. With this first publication the project group „Inflation and Reconstruction in Germany and Europe, 1 9 1 4 — 1 9 2 4 " sets forth the theoretical-methodological and thematic premises that established this international cooperative effort. From the very beginning planning for the project focused on an interdisciplinary constellation of problems. These would include such topics as developments and decision-making processes in the areas of monetary and financial policy; the economic causes and effects of the German hyperinflation; the political and social consequences of hyperinflation during the time in which it developed and during the period of postinflationary recovery; and, above all, comparisons with parallel processes in other European and non-European countries during the post-War I reconstruction period. In their I N T R O D U C T I O N to the whole project the editors of this collection describe in the following pages the overall program that in turn has served as the basis for the fourteen studies that are being presented in this first volume of the publication series. T h e essays in P A R T O N E of the volume focus on the building of economic models and on statistical analysis. P A R T Two includes investigations of German economic policy and international economic relations. T h e essays in P A R T T H R E E look at the social and political effects of the inflationary process as a total historical phenomenon and assay the social reactions of individuals and groups throughout this process. In short, with this exemplary selection of studies in which the total problem of the great German inflation can be taken into account, the editors are attempting to provide a preliminary assessment of the most recent results of international research in this area and of the present state of the work being undertaken by the project group „Inflation and Reconstruction in Germany and Europe, 1914—1924." In these essays the reader can find ä cross section of issues that are central to moderh, interdisciplinary, internationally comparative historical research on inflation. Further essay collections are in preparation, and the editors sincerely hope that in their entirety these publications will provide, in a problemoriented and systematic way, full coverage of the sweeping task that the project group

Preface

XV

has undertaken: that is, a paradigmatic investigation of the German inflation during and after the First World War. The working team which is involved in the entire project is composed of 50 to 60 scholars from several nations, including a large number who speak and write in English. We can assume that many readers of the essays in this and subsequent volumes will be from English-speaking countries. Accordingly, the editors, the undersigned as representative of the Historical Commission of Berlin, and the publisher all consider it essential that these volumes include original English-language contributions from British and American colleagues. Moreover, the title and the introductory text to each volume will be rendered in both German and English while brief summaries in English will accompany the essays that have been written in German. It is thus our hope that this otherwise German-language series will be more readily accessible to users whose native tongue is English. *

It is largely through the efforts of Professor Gerald D. Feldman (University of California, Berkeley) that ties have been established between the German research enterprise that is here being introduced and inflation research in the United States (particularly research on inflation in Germany and Europe). Through his efforts it has been possible to incorporate these ties as an essential element in the planning and implementation of the entire project. In the summer of 1982 a fourteen-day workshop of project participants will take place in Berkeley. With the support once again of the Volkswagen Foundation, it will bring together European and American historians, economists, and financial experts on inflation history. It will encourage not only the mutual exchange of ideas and opinions but it will also serve another goal: namely, to submit the manuscripts of project participants that have been prepared for publication in this series to exhaustive scrutiny and discussion so that through criticism and suggestions they can be developed most effectively. Their subsequent publication in this series or elsewhere will give their users ample opportunity to assess the extent to which these aims have been realized. Apart from essay collections the editors also hope to include in this series some of the monographic works that have been prepared or are being prepared in the project group „Inflation and Reconstruction." 4

4

About a dozen completed or almost completed manuscripts, some of which were

directly supported by the Volkswagen

Foundation

in direct conjunction with this project

Otto

XVI

Büsch

These are studies that can be systematically included in one or another of the categories or areas of interdisciplinary and international comparativehistorical inflation research that will be considered at the Berkeley workshop. These include the various economic problems of inflation and reconstruction; economic, financial, and social-policy decisions of governments, parties, and associations, as well as the effects of inflation and reconstruction upon the political system and upon social strata, occupational groups, and regional bodies (including the processes of learning and adapting to the new conditions of life and labor in inflation); cultural and social-psychological responses to inflation; and finally a consideration of the historical significance of these problems and phenomena in an international context and on the basis of international comparisons. Some of the individual studies that focus on these various areas or categories 5 also represent preliminary soundings or explorations of the sort that a research group necessarily must undertake at the beginning of its activity to create the preconditions for sustained research concerning a much discussed but still largely unresolved phenomenon of contemporary history. The treatment of the studies that will be discussed in Berkeley should show which research gaps they have already managed to close and where the further exploration of uncharted territory in the area of historical inflation research has to take place. It can already be established, though, that the phenomenon of postwar European inflation, which hitherto has all too often been assessed flatly and rather ambivalently, can now be regarded in a more differentiated manner in conjunction with the issues of economic and political reconstruction as well as in relationship to socioeconomic, sociopolitical, and sociocultural factors. The hypotheses and models of inflation theorists and econometricians can be tested for the purpose of proof or disproof against the empirical findings that will be brought together here concerning inflation in Germany and Europe. Moreover, current inflationary phenomena of our own times can be confronted with the problems and results of historical

inflation research.

*

The Volkswagen Foundation has once again provided the financial basis for the appearance of this volume and other planned collections in

and some of which emerged as the products of independent research in conjunction with these topics, are listed in the Newsletter 1

(see note 2 above), no. 3 (August 1981), pp. 7 ff.

Specific information can be found in nos. 1—3 of the Newsletter,

passim.

Preface

XVII

this series of studies on inflation history. T h e Foundation, which has supported the efforts of the project group „Inflation and Reconstruction" in all its phases — from its initiation to the presentation of research results to publication —, has thereby performed an extraordinary service and has earned the gratitude of all project participants. The editors also wish to thank several members of the staff of the Historical Commission of Berlin for the technical and organizational assistance they provided when the volume was about to go to press: Dr. Bodo Rolika provided a uniform citation system for all the contributions; the Lektor of the Commission's publication series, Christian Schädlich, and the compositors in the Commission's own composing unit, including Barbara Davtdeit and Karin Behrens, undertook the technical aspects of the volume's preparation. The administrative assistant associated with the project „Inflation and Reconstruction," Ingeborg Natz, and other colleagues who have been involved with the work of the Historical Commission helped with the preparation and handling of manuscripts and page proofs. #

When it brings its activities to a conclusion, the research group on inflation history will have to face the task of drawing up a balance sheet of its total research effort: an effort that has been directed, informed, and integrated by the scholarly interaction and by the mutual exchange of information and suggestions that have taken place within the framework of the special project „Inflation and Reconstruction in Germany and Europe, 1914—1924." But even now the editors of this series and the Historical Commission of Berlin hope that, by presenting exemplary, pathfinding essays in this and subsequent collections, they can offer —both to the academic disciplines directly involved in inflation research and to the interested public — an improved basis for evaluating the causes, the course, and the consequences of inflationary processes in the past and in the present. With this goal in mind they will continue their work. Berlin-Nikolassee February 1982

(,Mittelhof'),

For the Historical

Commission

of

Berlin

Prof. Dr. Otto Büsch Director

of the

Section

for Social and Economic

History

INHALT ( i l ' I . I i l T W O R T zur S c h r i f t e n r e i h e v o n O t t o Büsch PRI-FACi· to the Series by O t t o Büsch ABKÜRZUNCiSVIiRZLICHNIS/ABBREVIATIONS

V XII XXIII

EINFÜHRUNG INTRODUCTION G. D. F E L D M A N / C . - L . H O L T F R E R I C H / G . A. R I T T E R / P . - C . W I T T

Inflation und Wiederaufbau in Deutschland und Europa 1914—1924 (Inflation and Reconstruction in Germany and Europe, 1914—1924)

1

ERSTER TEIL PART ONE

Zur ö k o n o m i s c h e n und statistischen Analyse T o w a r d an E c o n o m i c and Statistical Analysis

GERALD MERKIN

Towards a Theory of the German Inflation: Some Preliminary Observations (Zu einer Theorie der deutschen Inflation: Einige vorläufige Bemerkungen)

25

Inhalt

XX DIETER LINDENLAUB

Maschinenbauunternehmen in der Inflation 1 9 1 9 — 1 9 2 3 : Unternehmenshistorische Überlegungen zu einigen Theorien der Inflationswirkungen und Inflationserklärung

49

(Machine Building Enterprises in the Inflation, 1 9 1 9 — 1 9 2 3 : Considerations from the Perspective of Business History Concerning Some Theories Regarding the Effects of Inflation and the Explanation of Inflation) HANS J Ü R G E N JAKSCH Ein einfaches ökonometrisches Modell für die deutsche Hyperinflation von 1923

107

(A Simple Econometric Model of the German Hyperinflation of 1923) THOMAS T R U M P P Statistikmaterial zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der deutschen Inflation in Archiven der Bundesrepublik Deutschland

132

(Statistical Material on the Economic and Social History of the German Inflation in the Archives of the German Federal Republic)

Z W E I T E R TEIL PART TWO Z u r d e u t s c h e n W i r t s c h a f t s p o l i t i k und zu d e n internationalen Wirtschaftsbeziehungen T o w a r d t h e Analysis o f G e r m a n E c o n o m i c Policy and o f I n t e r n a t i o n a l T r a d e PETER-CHRISTIAN W I T T Staatliche Wirtschaftspolitik in Deutschland 1 9 1 8 — 1 9 2 3 : Entwicklung und Zerstörung einer modernen wirtschaftspolitischen Strategie (Government Economic Policy in Germany, 1 9 1 8 — 1 9 2 3 : T h e Development and Destruction of a Modern Economic Strategy)

151

Inhalt

XXI

GERALD D. FELDMAN T h e Political Economy of Germany's Relative Stabilization during the 1920/21-Depression

180

(Deutsche Wirtschaftspolitik in der relativen Stabilisierung während der Weltwirtschaftskrise 1 9 2 0 / 2 1 ) CARL-LUDWIG HOLTFRERICH Die konjunkturanregenden Wirkungen der deutschen Inflation auf die US-Wirtschaft in der Weltwirtschaftskrise 1 9 2 0 / 2 1

207

( T h e Role of the German Inflation in Stimulating the U.S. Economy in the World Economic Crisis of 1 9 2 0 / 2 1 ) HANS-JÜRGEN SCHROEDER Die politische Bedeutung der deutschen Handelspolitik nach dem Ersten Weltkrieg

235

( T h e Political Significance of German Trade Policy after the First World W a r )

D R I T T E R TEIL PART THREE Z u gesellschaftlichen und politischen A u s w i r k u n g e n T o w a r d t h e Study of Social and Political Consequences ROBERT G. MOELLER Winners as Losers in the German Inflation: Peasant Protest over the Controlled Economy 1920—1923

255

(„Gewinner" als „Verlierer" in der deutschen Inflation: Bauernproteste gegen die Zwangswirtschaft 1 9 2 0 — 1 9 2 3 ) J O N A T H A N OSMOND German Peasant Farmers in W a r and Inflation, 1 9 1 4 — 1 9 2 4 : Stability or Stagnation? (Deutsche Bauern in Krieg und Inflation 1 9 1 4 — 1 9 2 4 : Stabilität oder Stagnation?)

289

XXII

Inhalt

RUDOLF TSCHIRBS Der Ruhrbergbau zwischen Privilegierung und Statusverlust: Lohnpolitik von der Inflation bis zur Rationalisierung ( 1 9 1 9 — 1 9 2 7 )

308

( T h e Ruhr Mining Industry between Privilege and Status Loss: Wage Policy from Inflation to Rationalization, 1 9 1 7 — 1 9 2 7 ) ANDREAS K U N Z Verteilungskampf oder Interessenkonsensus? Zur Entwicklung der Realeinkommen von Beamten, Arbeitern und Angestellten in der Inflationszeit 1 9 1 4 — 1 9 2 4

347

(Distributional Conflict or Consensus of Interests? T h e Development of the Real Income of Civil Servants, Workers, and W h i t e Collar Employees in the Inflation, 1 9 1 4 — 1 9 2 4 ) MICHAEL HUGHES Economic Interest, Social Attitudes, and Creditor Ideology: Popular Responses to Inflation

385

(Ökonomische Interessen, Sozialverhalten und Gläubigerideologie: Populäre Reaktionen auf die Inflation) THOMAS CHILDERS Inflation, Stabilization, and Political Realignment in Germany 1 9 1 9 — 1 9 2 8 (Inflation, Stabilisierung und politische Neuorientierung in Deutschland 1 9 1 9 — 1 9 2 8 )

409

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS/ABBREVIATIONS AN

: Archives Nationales, Paris

Arbeit

: Arbeitgeberverband für den Bezirk der Nordwestlichen

BA

: Bundesarchiv

Gruppe des Vereins Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller BAZ

: Bergarbeiterzeitung

BdL

: Bund der Landwirte

BgA

: Bergbau-Archiv, Bochum

BHStA

: Bayerisches Hauptstaatsarchiv München

BV

: Bauernvereine

DBB

: Deutscher Beamtenbund

DJZ

: Deutsche-Juristen-Zeitung

DLG

: Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft

FZ

: Frankfurter Zeitung

GHH

: Gutehoffnungshütte AG, Oberhausen

GLA

: Generallandesarchiv

GStA

: Geheimes Staatsarchiv

HA

: Hauptabteilung

HGSSV

: Hypothekengläubiger und Sparer Schutzverband

HStAD

: Hauptstaatsarchiv Düsseldorf

JW

: Juristische Wochenschrift

ΚΕΑ

: Kriegsernährungsamt

KVZ

: Kölnische Volkszeitung

KWG

: Kohlenwirtschaftsgesetz

LAK

: Landeshauptarchiv Koblenz

LR

: Landrat

LRA

: Landratsamt

LWKR

: Landwirtschaftskammer für die Provinz Rheinland

LWKW

: Landwirtschaftskammer für die Provinz Westfalen

MA

: Ministerium des Äußern

MA

: Münsterischer Anzeiger (im Beitrag Moeller)

MICUM

: Mission Interaliee de Controle des Usines et des Mines

MJU

: Ministerium der Justiz

NL

: Nachlaß

OBA

: Oberbergamt

OLG

: Oberlandesgericht

XXIV OP PSV RAB1. RAM RB RDI RBV Reg. REM RGSt RGZ RhB RKR RKV Rkz RP RWKS RWM RWR StA StAM StM VDA VddB VdRT VfZ VSWG WB WBV ZAG ZSg ZStA I ZStA II

A

bkürzungsverzeichnis

Oberpräsident Preußischer Staatskommissar für V o l k s e r n ä h r u n g Reichsarbeitsblatt Reichsarbeitsminister, Reichsarbeitsministerium Rheinischer Bauer Reichsverband der Deutschen Industrie Rheinischer Bauernverein Regierung Reichsernährungsministerium Reichsgetreidegesellschaft Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen Reichsbund der h ö h e r e n Beamten Reichskohlenrat Reichskohlenverband Reichskanzlei Regierungspräsident Rheinisch-Westfälisches Kohlen-Syndikat Reichswirtschaftsministerium Reichswirtschaftsrat Staatsarchiv Staatsarchiv M ü n s t e r Staatsministerium Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände Vereinigung der deutschen Bauernvereine V e r h a n d l u n g e n des Reichstags Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Westfälischer Bauer Westfälischer Bauernverein Zentralarbeitsgemeinschaft der gewerblichen Arbeitgeber und A r b e i t n e h m e r Deutschlands Zeitgeschichtliche S a m m l u n g Zentrales Staatsarchiv Potsdam Zentrales Staatsarchiv Merseburg

EINFÜHRUNG

Inflation und Wiederaufbau in Deutschland und Europa 1914 bis 1924 Ein Forschungsprojekt* G E R A L D D. F E L D M A N · C A R L - L U D W I G

HOLTFRERICH

G E R H A R D A. R I T T E R · P E T E R - C H R I S T I A N

WITT

I

Allgemeine

Überlegungen zum Forschungsgegenstand und zum Erkenntnisinteresse

V o n der Geschichtswissenschaft stets für bedeutsam erklärt und mit der politischen, sozialen und ökonomischen Instabilität der W e i m a r e r Republik häufig kausal, zumindest jedoch als akzelerierendes M o m e n t in V e r bindung gebracht, hat die deutsche Inflation zwischen dem Beginn des Ersten Weltkrieges und dem Ende des Ruhrkampfes 1923 dennoch bisher verhältnismäßig geringe Aufmerksamkeit in der historischen Forschung gefunden. Dies gilt gleichermaßen auch für die Frage, ob und in welchem U m f a n g die deutsche Inflation ihrerseits Auswirkungen auf die europäische Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gehabt hat. Forschungen über den Inflationsprozeß in Deutschland liegen bisher hauptsächlich von (nichtdeutschen) Nationalökonomen vor,' und der wichtigste Beitrag zur * Es handelt sich um die leicht überarbeitete und gekürzte Fassung des Antrags an die Stiftung Volkswagenwerk vom September 1978. Zum Stand der Realisierung des vorgeschlagenen Forschungsprogramms vgl. das GELEITWORT von Otto Büsch, in diesem Band, S. V—XI. 1

Vgl. Gustantino Bresciani-Turroni, Le vicende del Marco tedesco

dem Titel The Economics

of Inflation.

Α Study of Currency

( 1 9 3 1 ) ; englisch unter

Depreciation

in

Post-War

G. D. Feldman/C.-L. Holtfrerich/G. A. Ritter/P.-C. Witt

2

Diskussion der sozialen Konsequenzen der Inflation ist für mehr als fünfzig J a h r e Franz Eulenburgs Aufsatz 2 geblieben. Erst jetzt zeichnet sich eine allmähliche Verbesserung der Forschungslage ab. J Ein im J a h r e 1976 in Berlin veranstaltetes Symposium über Probleme der deutschen Inflation 4 und eine im Juni 1978 erneut in Berlin veranstaltete Tagung über „Inflation und Wiederaufbau in Deutschland und Europa, 1 9 1 4 — 1 9 2 4 " haben das wachsende Interesse und die Bereitschaft einer großen Anzahl von Wissenschaftlern dokumentiert, nunmehr verstärkt Zeit und Energie auf die Erforschung von Inflation und Wiederaufbau in Europa während und nach dem Ersten Weltkrieg zu verwenden. Damit besteht die bisher in den Sozialwissenschaften und namentlich in der Geschichtswissenschaft viel zu wenig genutzte Chance, ein so komplexes historisches Problem wie die Kriegs- und Nachkriegsinflation, die Deflationspolitik in einer Reihe von Staaten und den Prozeß des ökonomischen, sozialen und politischen Wiederaufbaus in Europa in seiner ganzen Vielschichtigkeit mit unterschiedlichen Fragestellungen und methodischen Ansätzen zu bearbeiten. Gedacht ist dabei neben der üblichen individuellen Forschungsarbeit einmal an (internationale) Teamarbeit, zum andern vor allem auch an einen formalisierten Informationsaustausch, durch den die einzelnen Forschungsvorhaben innerhalb des Gesamtprojekts aufeinander abgestimmt, gemeinsame Erkenntnisziele formuliert und Lösungsmodelle für die auftretenden schwierigen konzeptionellen und methodischen Probleme erarbeitet werden sollen. Die

forschungsstrategische

Bedeutung

des

vorgeschlagenen

For-

schungsprojekts über „Inflation und Wiederaufbau in Deutschland und Europa, 1 9 1 4 — 1 9 2 4 " wie auch die in seinem R a h m e n angestrebten gene-

Germany, London 1937; Frank D. Graham, Exchange, Inflation: Germany

1920-1923,

German Inflation 1918-1923, 2

und politische Entwicklung in der Weimarer

Jahrbücher

Holtfrerich, Die deutsche Inflation 1914-1923.

System

Republik, Düsseldorf 1974; Gerald D. Feld-

man, Iron and Steel tn the German Inflation 1916-1923,

1

in:

und Statistik, 3. F., Bd. 67 (1924), S. 748—794.

Vgl. Hans Mommsen/Dietmar Petzina/Bernd Weisbrod (Hrsg.), Industrielles

Perspektive,

The

Amsterdam 1964.

Franz Eulenburg, Die sozialen Wirkungen der Währungsverhältnisse,

für Nationalökonomie 1

Prices, and Production in Hyper-

Princeton 1930; Karsten Laursen/J^rgen Pedersen,

Princeton 1977; Carl-Ludwig

Ursachen und Folgen in

internationaler

Berlin-New York 1980.

Historische Prozesse der deutschen Inflation 1914 bis 1924. Ein Tagungsbericht,

bearb.

und hrsg. von Otto Büsch und Gerald D. Feldman unter Mitarbeit von Monika Wölk und Wolfgang Wölk (= Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Bd. 21), Berlin 1978.

Inflation und Wiederaufbau

1914-1924

3

rellen Erkenntnisziele lassen sich folgendermaßen umreißen: Kriegs- und Nachkriegsinflation und die Notwendigkeit, die während des Weltkrieges destabilisierten beziehungsweise umstrukturierten ökonomischen, sozialen und politischen Verhältnisse wieder neu zu ordnen, bezeichnen eine allen europäischen Staaten gemeinsame Erfahrung im und nach dem Ersten Weltkrieg, ungeachtet aller (sehr wesentlichen) Unterschiede in den konkreten Verlaufsformen. Dabei ist zunächst ein sehr allgemeines Erkenntnisinteresse zu nennen. Es ergibt sich daraus, daß in der Zwischenkriegszeit der Wiederaufbau eines funktionierenden Weltwirtschaftsund Weltwährungssystems, eines stabilen außenpolitischen Systems und — dies gilt jedenfalls für eine Mehrzahl der europäischen Staaten — stabiler innenpolitischer Verhältnisse entweder gar nicht oder doch nur vorübergehend gelungen ist. Die Frage nach den Ursachen dieser Entwicklung hat neben vielen anderen Gründen, die angeführt worden sind, stets auch den Blick auf die politischen, sozialen und ökonomischen Konsequenzen von Inflation, Hyperinflation, aber auch Deflation gelenkt, wobei allerdings Inflation und Deflation nicht so sehr als prima causa als vielmehr in ihrer Katalysatorfunktion zur Debatte standen und stehen. Eine genauere Evaluierung dieser Faktoren für die Zeit im und nach dem Ersten Weltkrieg bietet erhebliche Erkenntnischancen gerade auch in einem intertemporalen Vergleich, und zwar insbesondere mit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Dies gilt sowohl für eine Reihe der geplanten Einzelvorhaben wie auch für das Gesamtprojekt, das eine Kontraststudie zu dem von der VW-Stiftung ebenfalls geförderten Projekt über Entstehung und Frühphase der Bundesrepublik insofern darstellt, als sich viele der Entwicklungen und Entscheidungen nach dem Zweiten Weltkrieg sowohl intentional wie auch real nur einordnen lassen auf dem Erfahrungshintergrund der Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg. Die deutsche Inflation 1914 bis 1923 läßt sich weder in ihren Ursachen erkennen noch in ihren Wirkungen einschätzen, wenn sie nicht im Kontext des gesamteuropäischen Kriegsgeschehens und des Wiederaufbaus behandelt wird, in den sie politisch und wirtschaftlich als nationale Ausprägung eines gemeinsamen Problems eingebettet war. So standen während des Krieges alle kriegsteilnehmenden Staaten vor der Frage der Kriegsfinanzierung. Diese ist in unterschiedlichen Varianten gelöst worden, mit unterschiedlichen Folgen für die Entwicklung des Geldwertes und damit auch für die Verteilung der Kosten des Krieges. Ahnliches gilt für die Finanzierung des wirtschaftlichen Wiederaufbaus nach dem Krieg und für die jeweilige währungspolitische Strategie. Hier lassen sich insbesondere drei Ländergruppen unterscheiden:

4

G. D. Feldman/C.-L.

Holtfrerich/G.

A. Ritter/P.-C.

Witt

1. Länder, die eine Hyperinflation durchmachten und die totale Entwertung ihrer Währung zuließen, bevor sie auf neuer Währungsgrundlage stabilisierten, wie Deutschland, Österreich, Ungarn, Polen und Rußland; 2. Länder, die eine gemäßigte Inflation zuließenund ihre Währung auf einem gegenüber der Vorkriegszeit abgewerteten Niveau stabilisierten, wie Frankreich, Italien, Belgien und die Tschechoslowakei; 3. Länder, die ihre Währung in einem stabilen Verhältnis zum Gold zu halten oder zur Vorkriegsparität zurückzukehren versuchten, wie die neutralen europäischen Staaten (Schweiz, Niederlande, Spanien, die skandinavischen Staaten) sowie die USA und Großbritannien. Dies sind die Länder, von denen die „Weltwirtschaftskrise" 1920/21 ausging beziehungsweise die am stärksten von der damit verbundenen Deflation und Arbeitslosigkeit getroffen wurden. Eine vergleichende Untersuchung der zur gleichen Gruppe gehörenden Länder sollte Aufschluß darüber geben, welche ökonomischen und/oder politischen Ursachen die jeweilige währungspolitische Entwicklung beeinflußt haben und welche Rückwirkungen wiederum von Inflation beziehungsweise Deflation auf das politische und ökonomische System ausgegangen sind. Zugleich dürften solche komparativen Studien dazu beitragen, die Wirkungen der jeweiligen Währungspolitik im Verhältnis zu anderen Faktoren genauer zu bestimmen, zumal wenn die Möglichkeiten einer alternativen Währungspolitik und der sie hemmenden Faktoren überprüft werden. Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene sollten auch die Wechselwirkungen monetärer, wirtschaftlicher und politischer Entwicklungen zwischen den verschiedenen Ländern stärker untersucht werden. Welche Konsequenzen hatte zum Beispiel die Deflationspolitik 1920/21 in Großbritannien und in den USA auf andere Länder mit stabilen und mit instabilen Währungen? Wie wirkte sich umgekehrt die von einigen Ländern betriebene Inflationspolitik auf die anderen Staaten aus? Inwieweit war trotz weitgehender Flexibilität der Wechselkurse die Autonomie der einzelnen Staaten in der Währungspolitik eingeschränkt? Wie sahen die Außenhandels- und Kapitalströme zwischen den Ländern aus? Warum waren die Politiker trotz enger wirtschaftlicher Verflechtungen nicht bereit, durch entsprechende kooperative Verhaltensweisen die Entwicklungsmöglichkeiten der Wirtschaft voll und zum Wohle aller beteiligten Staaten zu nutzen? Die Pläne und Vorschläge für einen gemeinsamen europäischen Wiederaufbau, die zum Beispiel in den Initiativen des Völkerbundes, der Internationalen Finanzkonferenz von Brüssel 1920 und in der

Inflation

und Wiederaufbau

1914-1924

5

Wiederaufbau-Konferenz von Genua 1922 ihren Niederschlag gefunden haben, und deren Scheitern m ü ß t e n in diesem Z u s a m m e n h a n g untersucht werden. Die Wechselwirkungen zwischen Innen- und Außenpolitik in den spannungsreichen Nachkriegsjahren müßten im gesamteuropäischen R a h m e n untersucht werden, zumal zumindest die am Krieg beteiligten Staaten — und in geringerem Maße auch die Neutralen — schon während des Krieges und noch verstärkt in der Wiederaufbauphase vor vergleichbaren ökonomischen und politischen Problemen standen. Die ersten Nachkriegsjahre waren überall gekennzeichnet durch große soziale und politische Spannungen, durch das Anstauen revolutionären Potentials und durch m e h r oder minder starke Veränderungen der politischen Verfassung, die zwar nur bei den Mittelmächten zu einer Ablösung der alten konservativen Führungsschichten, aber auch bei den Siegerstaaten und den Neutralen zu entscheidenden politischen Kräfteverschiebungen führten, die etwa in der Stärkung der Gewerkschaften und der Heraus- oder Weiterbildung eines Systems sozialer Sicherungen ihren Ausdruck fanden. Die Kontrolle des durch Krieg und Wiederaufbau ausgelösten innenpolitischen Destabilisierungspotentials durch die politischen Eliten in den verschiedenen Staaten, deren Reaktion auf die revolutionäre S t i m m u n g bei Kriegsausgang nicht nur in den besiegten, sondern auch in den Siegerstaaten (zum Beispiel Frankreich und Italien), ist ein T h e m a , das im internationalen Vergleich besondere Aussagekraft gewinnt. Inwieweit sind zum Beispiel die großenteils politisch überzogenen und ökonomisch irrationalen Positionen in der Reparationsfrage, sowohl bei den Gläubiger- als auch bei den Schuldnerstaaten, als Reaktion der Regierungen auf innenpolitische Schwierigkeiten zu verstehen? Die notorische französische Haltung ist unter diesem Gesichtspunkt bisher nicht hinreichend untersucht worden. Die Wandlung in der britischen Position, die in Versailles noch der französischen ähnlich war und sich erst später in den J a h r e n bis 1922 deutlich von ihr absetzte, ist unter diesem Aspekt auch noch erklärungsbedürftig. Auf der anderen Seite kann der deutsche Widerstand gegen die Reparationen, die, wären sie tatsächlich gezahlt worden, nach Schumpeters Ansicht notwendigerweise zu gewaltigen deutschen Außenhandelsüberschüssen und einer entsprechenden Industriekonjunktur in Deutschland hätten führen müssen und die damit in der Praxis nur die ökonomische Gegenleistung Deutschlands für die dauernde Eroberung der Weltmärkte bedeutet hätten, als Mittel gegen den innenpolitischen Zerfall des Reiches und gegen weitergehende revolutionäre Strömungen angesehen werden. Außenpolitik, speziell die Reparations-

6

G. D. Feldman/C.-L. Holtfrericb/G.

A. Ritter/P.-L. Witt

politik in jenen J a h r e n , als Ergebnis innenpolitischer Notwendigkeiten zu erklären, erscheint uns ein besonders vielversprechender Ansatz für den internationalen Vergleich. Eine gewisse Konzentration der im R a h m e n dieses Forschungsprojekts geplanten Einzelvorhaben auf Deutschland ist gerade für die Herstellung des internationalen Vergleichs dennoch unabweisbar. Begründen läßt sich dieser Tatbestand mit dem ökonomischen Gewicht Deutschlands, mit den außenpolitischen Wirkungen seiner Revisionspolitik und schließlich auch damit, daß für Deutschland besonders gravierende Forschungsdefizite bestehen. Von den hier schon knapp angesprochenen Problemen sollen im folgenden einige etwas genauer beleuchtet werden.

1. Periodisierung des Inflations- und

Deflationsprozesses

Es ist offensichtlich, daß die Inflation — wie auf der anderen Seite auch der Deflationsprozeß — nicht eine Einheit, eine kontinuierlich fortschreitende Entwicklung ohne erkennbare Wendepunkte war, sondern in mehreren voneinander absetzbaren Phasen verlief. Eine genauere Periodisierung von Inflation und Deflation stellt daher eine wichtige Aufgabe dar. Dabei sollte an dieser Stelle ein mögliches Mißverständnis von vornherein ausgeräumt werden: Die Epochenbildung 1914 bis 1 9 2 3 / 2 4 beziehungsweise für einige V o r h a b e n auch 1914 bis 1929 leitet sich aus ökonomischen und sozialen Ursachen und Wirkungszusammenhängen ab, sie soll aber zum Beispiel nicht eine neue Epochenbildung im politischinstitutionellen Bereich implizieren oder auch nur, zweifellos vorhandene, Kontinuitätsstränge überbetonen. V i e l m e h r geht es gerade im politisch-institutionellen Bereich darum, innerhalb des hier gewählten zeitlichen R a h m e n s Kontinuitäten wie Diskontinuitäten gleichermaßen herauszuarbeiten. Die Inflation während des Ersten Weltkrieges, von der nicht nur Deutschland, sondern alle kriegführenden Länder und darüber hinaus die Neutralen erfaßt worden waren, unterscheidet sich offensichtlich in ihrem Charakter wie in ihrem Ausmaß von der Inflation nach Kriegsende; aber auch die Kriegsinflation läßt sich in Phasen einteilen, die auf der einen Seite durch die militärische Situation und die Friedensaussichten, anderseits durch kriegswirtschaftliche Entwicklungen und in Deutschland besonders durch das Hindenburgprogramm im J a h r e 1916 bestimmt wurden. D e r inflationäre Nachkriegsprozeß in Deutschland ist dagegen noch viel komplizierter, gekennzeichnet durch einen Wechsel von Perioden sehr schneller Geldentwertung, wie zum Beispiel in der Revolution 1 9 1 8 / 1 9 und im W i n t e r 1 9 1 9 / 2 0 , und solchen relativer Stabi-

Inf Idtion und Wiederaufbau

7

1914-1924

lität, wie zum Beispiel vom Frühjahr 1920 bis zum Frühjahr 1921. In mancher Hinsicht — so zum Beispiel für die Überprüfung der bekannten deutschen Exportoffensive und des „ D u m p i n g s " — ist diese Periode für die Untersuchung weitaus wichtiger als die Zeit der Hyperinflation, deren Beginn im Juni/Juli 1922 anzusetzen ist und die mit wachsender Geschwindigkeit im K a t a s t r o p h e n j a h r 1923 andauerte. Wieder anders verlief die Inflation zum Beispiel in Osterreich, in Ungarn und in Polen, wobei insbesondere die Interdependenz der jeweiligen Inflationsschübe zu untersuchen wäre. Auch in Ländern mit gemäßigter Inflation, zum Beispiel Frankreich und Belgien, lief diese in der Nachkriegszeit durchaus nicht gleichmäßig ab, vielmehr lassen sich auch hier je spezifische, erklärungsbedürftige Verlangsamungen und Beschleunigungen im Inflationsprozeß feststellen. Schließlich bildet die Periodisierung der Deflation und ihrer binnen- wie außenwirtschaftlichen Interdependenzen ein wichtiges Problem sowohl für die innere Politik der betroffenen Länder wie auch für die ökonomische Lage in Europa und für die Stabilität beziehungsweise Instabilität des europäischen Staatensystems. Vor allem bei der Untersuchung der deutschen Inflation ist die Periodisierungsfrage von sehr großer Bedeutung. Für ihre Entwicklung, für die Phasen relativer Währungsstabilität und für die Phasen beschleunigten Währungsverfalls haben neben den Defiziten der öffentlichen Haushalte als einem dauernd inflationär wirkenden M o m e n t offensichtlich zu verschiedenen Zeiten eine ganze Reihe von anderen endogenen und exogenen Faktoren eine Rolle gespielt, deren komplexe Wirkungszusammenhänge noch nicht genügend erforscht sind. Carl-Ludwig Holtfrerich hat zum Beispiel kürzlich nachgewiesen, daß bis zum Sommer 1922 große S u m m e n kurzfristiger ausländischer Gelder, insbesondere aus den USA, in Deutschland investiert worden waren.'' Das Versiegen dieses Geldzustroms, offensichtlich durch einen ökonomisch und politisch bedingten Vertrauensverlust verursacht, scheint die schwere Kreditkrise hervorgerufen zu haben, die die Reichsbank zur Diskontierung großer Mengen von Handelswechseln veranlaßte und damit die folgende hyperinflationäre Entwicklung vorantrieb. Es scheint also, daß die Rolle, die ausländisches Kapital bei der Verlangsamung oder der Beschleunigung des Inflationss

Carl-Ludwig Holtfrerich, Internationale

191R-1923,

in: Kyklos.

und Wiederaufbau Vierteljahrschrift

Verteilungsfolgen

der deutschen

Bd. 30 ( 1 9 7 7 ) , S. 2 7 1 — 2 9 2 . I d e m , Amerikanischer

der deutschen für Sozial-

Wirtschaft

1919-1923

und Wirtschaftsgeschichte.

derabgedruckt in: Die Weimarer

Republik.

K ö n i g s t e i n / T s . 1980, S. 131 — 157.

Belagerte

im Vergleich

Inflation Kapitalexport

zu 1924-1929.

in:

Bd. 6 4 ( 1 9 7 7 ) , S. 4 9 7 — 5 2 9 . W i e Ciiitas,

hrsg. v o n Michael Stürmer,

8

G. D. Feldman/C.-L. Holtfrerich/G. A. Ritter/P.-C. Witt

prozesses gespielt hat, sehr bedeutsam war und daß es weiterer sorgfältiger Untersuchungen bedarf, um genau festzustellen, wann ausländische Investoren Kapital in Deutschland anlegten und wann sie es wieder zurückzogen. Die fundamentale Frage, in welchem U m f a n g die deutsche Inflation Resultat eines „Mangels an politischer Entscheidung" (Karsten Laursen und Jorgen Pedersen), eines „Inflationskonsensus" (Gerhard A. Ritter) oder politischer Steuerung (Peter-Christian W i t t ) war, 6 kann wiederum nur dann beantwortet werden, wenn die Entscheidungen von Individuen und sozialen Gruppen in den unterschiedlichen Phasen der Inflation genau untersucht werden und dabei vor allem der Frage nachgegangen wird, inwieweit sie bewußt getroffen wurden. W i e Gerald D. Feldman's Untersuchung über die Schwerindustrie zeigt, sind selbst Inflationsgewinnler wie die Schwerindustriellen offensichtlich erst allmählich zu einer bewußten Instrumentalisierung der Inflation übergegangen. 7 Sie zeigten sehr unterschiedliche und keineswegs immer konsistente Verhaltensweisen, wobei sich deutlich die je spezifische Inflationsphase in ihren Entscheidungen auswirkte. Ein weiteres hiermit zusammenhängendes Problem bei der Erforschung des Inflationsprozesses bleibt die Frage nach den unterschiedlichen Lern- und Anpassungsprozessen an die Inflation. Auch dies erfordert eine sehr aufmerksame Betrachtung ihrer verschiedenen Phasen. Erst spät im J a h r e 1922 haben praktisch alle Gruppen der deutschen Gesellschaft in Goldmark oder ausländischen Währungen zu rechnen begonnen und damit in der Praxis, wenn auch nicht in der Theorie, das Prinzip Mark = Mark aufgegeben. Dadurch wurden die deutschen Inlandspreise auf das Weltmarktniveau angehoben und der Anreiz für ein weiteres Laufenlassen der Inflation beseitigt. Ausnutzung der Inflation zum eigenen Vorteil hing also von einem differenzierten Lernprozeß der verschiedenen Gruppen der deutschen Gesellschaft ab, bei dem der Zeitfaktor eine wesentliche Rolle spielte. Anders ausgedrückt: Es muß genau bezeichnet werden, wann wer von wem die Wirkungen und Chancen der Inflation gelernt hat. Dieses Problem der Identifizierung der einzelnen Phasen der Inflation und ihrer genauen Untersuchung ist von fundamentaler methodologischer Bedeutung, wenn die klassische Frage

'' K. Laursen/J. Pedersen, The German Inflation... Historische Prozesse der deutschen Inflation...

(wie Anm. 1); Gerhard A. Ritter, in:

(wie Anm. 4),S. 59 f.; Peter-Christian Witt,

Finanzpolitik und sozialer Wandel in Krieg und Inflation, in: H. Mommsen/D. Petzina/B. Weisbrod (Hrsg.), Industrielles System... G. D. Feldman, Iron and Steel...

(wie Anm. 3), S. 395—426.

(wie Anm. 3).

Inflation und Wiederaufbau

1914-1924

9

nach den Auswirkungen der Inflation auf die e i n z e l n e n sozialen G r u p p e n sowie die privaten und öffentlichen K ö r p e r s c h a f t e n untersucht werden soll. W i e K n u t Borchardt u n t e r B e z u g n a h m e auf g e g e n w ä r t i g e Bedingung e n dargelegt hat, werden die W i r k u n g e n der Inflation im G e g e n s a t z zu denen einer D e p r e s s i o n meist nur langsam verspürt, sind nur schwierig eindeutig zu b e z e i c h n e n und — solange die Inflation nicht sofort sichtbare, katastrophale A u s m a ß e a n g e n o m m e n hat — auch nur s e h r s c h w e r zu analysieren und zu evaluieren. 8 D a s heißt, wenn die F o r m e n , mit d e n e n sich Banken, Industrielle, Gewerkschaften, freie Berufe, Kaufleute und Händler, H a n d w e r k e r , G r o ß g r u n d b e s i t z e r und Bauern, politische P a r teien, U n i v e r s i t ä t e n sowie K o m m u n e n , Länder- und R e i c h s r e g i e r u n g e n an die Inflation a n g e p a ß t haben, auf ihre E n t s t e h u n g und ihre Entwicklung hin untersucht werden sollen, dann läßt sich diese Aufgabe zureichend nur durch e i n e genaue Analyse der e i n z e l n e n P h a s e n der Inflation leisten.

2. Die Interdependenz

von Inflation und anderen historischen

Prozessen

Es ist freilich unzureichend, die Inflation als ö k o n o m i s c h e E r s c h e i n u n g isoliert von anderen gleichzeitigen historischen E n t w i c k l u n g e n zu betrachten, da sich I n f l a t i o n s p h ä n o m e n e aus dem a l l g e m e i n e n historischen K o n t e x t gar nicht eindeutig herauslösen lassen; daher wird der H i s t o r i k e r stets zu fragen haben, welche gleichzeitigen V o r g ä n g e von der Inflation beeinflußt wurden und welche auf die Inflation E i n f l u ß ausgeübt haben. W i e schon Eulenburg a n g e m e r k t hat, zählt es zu den g r ö ß t e n S c h w i e r i g keiten bei der Evaluation der sozialen F o l g e n der Inflation, daß diese anscheinend nicht eindeutig von den a l l g e m e i n e n K r i e g s f o l g e n g e t r e n n t werden können.'' Auf der K o n f e r e n z in Berlin 1 9 7 6 hat auch W e r n e r Abelshauser in diese R i c h t u n g a r g u m e n t i e r t , wenn er darauf verwies, daß viele der T a t b e s t ä n d e , die mit der Inflation in Z u s a m m e n h a n g g e b r a c h t worden sind, tatsächlich als E r g e b n i s s e der „ N a c h k r i e g s w i r t s c h a f t " und nicht als solche einer speziellen „Inflationswirtschaft" verstanden werden m ü ß t e n . 1 0 H a n s M o m m s e n wiederum warnte davor, sich Illusionen dar* K n u t Borchardt, Die Erfahrungen ( H r s g . ) , Enteignung Strukturuirkungen

mit Inflationen in Deutschland,

des Inflationsprozesses,

Berlin-München 1972.

" Franz Eulenburg, Die sozialen Wirkungen... 111

in: J. S c h l e m m e r

durch Inflation?, M ü n c h e n 1972, S. 9 ff. Vgl. auch: K n u t Borchardt, (wie A n m . 2), S. 7 4 8 — 7 5 3 .

W e r n e r Abelshauser, Inflation und Stabilisierung. Zum Problem ihrer

auf die Rekonstruktion

der deutschen

Wirtschaft nachdem

Auswirkungen

Ersten Weltkrieg, in: Histori-

sche Prozesse der deutschen Inflation . . . (wie A n m . 4), S. 161 — 174.

G. D. Feldman/C.-L. Holtfrerich/G.

10

A. Ritter/P.-C. Witt

über hinzugeben, daß es möglich sein könnte, größere politische und soziostrukturelle Veränderungen im R a h m e n einer Zehnjahresperiode auszumachen. 1 1 Dies deutet an, daß die möglichst eindeutige Scheidung jener speziell durch die Inflation verursachten Prozesse von jenen, die anderen gleichzeitigen Verursachungsfaktoren zuzurechnen sind, eine der bedeutendsten Forschungsaufgaben unseres Projekts darstellt; zugleich hat uns aber die Erkenntnis, daß eine vollständige und eindeutige T r e n nung dieser Faktoren unmöglich und auch irreführend sein würde, in der Überzeugung bestärkt, daß die Zielsetzungen unseres Projekts sich nur durch die Verbindung von Inflations- und Wiederaufbauproblematik erreichen lassen. Eine starre Begrenzung auf die Periode 1914 bis 1924 ist daher unmöglich. Ganz offensichtlich ist dies bei den sozialen Folgen der Inflation; denn die Auseinandersetzungen um die Aufwertung der Hypotheken und Altschulden oder die Deflationspolitik eines Heinrich Brüning — um nur einige Beispiele zu nennen — waren im spezifischen Sinne auch Folgen der Inflation. Daneben spricht für eine Erweiterung des Untersuchungszeitraumes bei diesen Fragestellungen die Tatsache, daß soziale und institutionelle Folgen der Inflation sich nur in der Perspektive der gesamten Zwischenkriegsperiode (oder wenigstens eines größeren Abschnitts dieser Z e i t ) identifizieren und analysieren lassen. Nur mit Hilfe einer solchen Perspektive können Inflations- und Rekonstruktionsperiode in die allgemeine ökonomische Entwicklung jener Zeit (das heißt das Auseinanderbrechen der Weltwirtschaftsordnung und die relative wirtschaftliche Stagnation) eingeordnet werden. Ahnlich läßt sich nur mit einer längerfristigen Betrachtungsweise die Rolle der Inflation in der sozialen Entwicklung Deutschlands genauer bezeichnen; dies gilt besonders für den Differenzierungsprozeß im Mittelstand und innerhalb der Arbeiterklasse oder für solche sehr wichtigen, bisher aber in der Forschung vernachlässigten Probleme, wie die Veränderungen im Konsumverhalten und im Zuschnitt des Lebensstils einzelner sozialer Gruppen. Gleiches gilt natürlich auch, wenn Veränderungen der politischen Institutionen und des politischen Stils untersucht werden sollen; es gibt zum Beispiel, wie Larry J o n e s dargelegt hat, viele Belege dafür, daß die Aufwertungsfrage die Struktur und den Charakter der bürgerlichen Parteien in der W e i m a r e r Republik grundlegend beeinflußt hat. 1 2 In diesem Zusammenhang läßt

"

Hans Mommsen, in: ebda., S. 199, 2 7 4 — 2 7 7 .

11

Larry E. Jones, Inflation Revaluation,

of the Dissolution

of the German

12 ( 1 9 7 9 ) , S. 1 4 3 — 1 6 8 .

and the Crisis of Middle-Class

Party System, 1923-1928,

Politics: A Study

in: Central European

History

Inflation und Wiederaufbau

1914-1924

11

sich auch die H y p o t h e s e aufstellen, daß das stark a n g e f o c h t e n e S y s t e m von Schlichtung und Schiedssprüchen bei A r b e i t s k ä m p f e n , welches sich nach 1924 als Hauptursache für viele Auseinandersetzungen erwies, tatsächlich eine der wichtigsten E r b s c h a f t e n der Inflations- und R e k o n s t r u k tionsperiode darstellte, wie überhaupt das System von „ p o l i t i s c h e n " P r e i sen und L ö h n e n ( H a n s M o m m s e n ) . 1 5 Soweit die Inflation längerfristig s o z i o ö k o n o m i s c h e und politische W a n d l u n g e n bewirkte, abänderte oder beschleunigte, läßt sich dies zureichend nur im K o n t e x t der V o r k r i e g s e n t w i c k l u n g klären. Selbst die inflationären W i r k u n g e n der Güterbeschaffung im K r i e g e sind als solche ja nicht v o l l k o m m e n neu, da m a n c h e H i n w e i s e dafür s p r e c h e n , daß bereits die A u f b r i n g u n g der R ü s t u n g s k o s t e n vor dem K r i e g e in e i n e r tendenziell inflationären W e i s e erfolgte. N i c h t minder bedeutsam dürfte die allmähliche D u r c h s e t z u n g des unbaren Z a h l u n g s v e r k e h r s in der V o r k r i e g s z e i t gewesen sein, da hierdurch qualitative V e r ä n d e r u n g e n in der G e l d m e n g e n v e r s o r g u n g der W i r t s c h a f t e i n t r a t e n , die o h n e k o m p l e m e n t ä r e g e g e n steuernde M a ß n a h m e n der Z e n t r a l b a n k inflationär wirken k o n n t e n . G e genüber solchen o b j e k t i v e n V e r ä n d e r u n g e n in den J a h r e n vor dem W e l t krieg wogen die V o r k r i e g s e r f a h r u n g e n und die Art, wie sie von den Handelnden in K r i e g und Nachkriegszeit w a h r g e n o m m e n wurden, allerdings sehr viel schwerer. G a n z deutlich läßt sich dies an den g e l d t h e o r e t i schen Ü b e r l e g u n g e n ablesen, die beeinflußt waren von der T a t s a c h e , daß das 19. J a h r h u n d e r t , insbesondere aber die J a h r e seit 1 8 7 0 , w e n n auch nicht bei den L e b e n s h a l t u n g s k o s t e n , so doch bei den P r e i s e n von Industriegütern für lange J a h r e von e i n e r deflationären E n t w i c k l u n g g e k e n n zeichnet g e w e s e n war. So unrealistisch nach 1 9 1 8 die Z i e l v o r s t e l l u n g „ R ü c k k e h r zur N o r m a l i t ä t " auch gewesen sein mochte, wichtig ist vor allem, daß „ R ü c k k e h r zur N o r m a l i t ä t " e b e n auch als R ü c k k e h r zur D e f l a tionspolitik verstanden wurde. Auf der anderen Seite war die T r e n d p e riode 1896 bis 1913 auch g e k e n n z e i c h n e t durch einen e x p a n s i o n i s t i s c h e n Charakter, und „ R ü c k k e h r zur N o r m a l i t ä t " beinhaltete daher auch i m m e r die Erwartung, nicht nur Stabilität, sondern auch W a c h s t u m zurückzugewinnen. D i e psychologisch-gesellschaftlichen R e a k t i o n e n auf die Inflation waren daher auch i m m e r g l e i c h e r m a ß e n b e s t i m m t durch die R e a l i t ä t der V o r k r i e g s e p o c h e wie durch die F o r m , wie diese R e a l i t ä t v e r i n n e r l i c h t worden war.

M

Hans Mommsen, Sozialpolitik

Weisbrtxl (Hrsg.), Industrielles

im Rubrbergbau,

System...

in: Hans M o m m s e n / D . P e t z i n a / B .

(wie Anm. 3), S. 3 0 3 — 3 2 1 .

12

G. D. Feldman/C.-L. Holtfrerich/G. A. Ritter/P.-C. Witt

3. Theorie

und

Empirie

Ohne die Anwendung theoretischer Modelle und Idealtypen läßt sich die Verbindung zwischen Inflations- und Rekonstruktionsepoche einerseits und längerfristigen Entwicklungen andererseits nicht aufzeigen, und zugleich bietet sich hier die Gelegenheit, letztere zu überprüfen und zu verfeinern. Der Stellenwert der Zwischenkriegsperiode, insbesondere aber der J a h r e 1914 bis 1 9 2 3 / 2 4 , in der Geschichte der langen Wellen, Trendperioden und Konjunkturzyklen bleibt unklar; zum Teil liegt dies an den unzureichenden statistischen Materialien (die Zeitreihen enthalten zum Beispiel für Deutschland in aller Regel für diese Jahre eine Lücke), zum Teil liegt es aber auch daran, daß die Wirtschaftstheorie zu wenig Rücksicht auf den massiven Einfluß „exogener" Faktoren nimmt, wie sie zwischen 1914 und 1923 auftraten. Eine systematische Untersuchung der Inflation könnte hilfreich sein, um einige der Probleme zu klären, die bei der Integration dieser Epoche in die langfristige ökonomische Entwicklung auftreten, anstatt die bisherige Übung fortzusetzen, diese Epoche schlicht aus der Darstellung der langfristigen ökonomischen Entwicklung auszuklammern. Aus offensichtlichen Gründen hat dagegen die Epoche 1914 bis 1 9 2 3 / 2 4 mit ihrer starken Konzentrationsbewegung in der Industrie, der Formierung von Interessenverbänden, den sozialen Wandlungsprozessen und ihrem massiven Staatsinterventionismus eine zentrale Rolle bei den Anstrengungen von marxistischen und nichtmarxistischen Interpreten gespielt, ihre jeweiligen Theorien und Paradigmata zu erläutern, wie sich dies jüngst in der Debatte zwischen den Protagonisten der Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus und den Anhängern des idealtypischen Modells des „Organisierten Kapitalismus" gezeigt hat. Beide Interpretationen der Entwicklungstendenzen in dieser Epoche sind freilich auch schon wieder in Frage gestellt worden, einerseits weil mit gutem Grund in dieser Zeit von einer wachsenden staatlichen Autonomie gesprochen werden kann, andererseits weil viele der Entwicklungen in den J a h r e n 1914 bis 1 9 2 3 / 2 4 e h e r e i n e n Rückschlag als eine Förderung jener Erscheinungsformen darstellten, die gewöhnlich als Nachweis für das Modell des „Organisierten Kapitalismus" dienen. Ahnliche Probleme entstehen auch mit bescheideneren Deutungsversuchen, wie zum Beispiel dem „Korporativen Kapitalismus" Maier)

14

(Charles

oder den von Wirtschaftswissenschaftlern aus ihrer Arbeit an

' 1 Charles Maier, Recasting

Bourgeois

Europe.

Stabilization

in France,

Italy in the Decade after World War 1, Princeton 1975, S. 3 — 1 5 .

Germany,

and

Inflation

und Wiederaufbau

1914-1924

13

gegenwärtigen Inflationsproblemen entwickelten Deutungsversuchen. Ferner gibt es beachtliche Meinungsverschiedenheiten über die Frage, ob sich die sozialen Folgen der Inflation eher durch eine klassenspezifische oder aber durch eine einzelne soziale Schichten und Berufsgruppen verfolgende Analyse erfassen lassen. Es wäre sowohl a n m a ß e n d wie auch unnötig vorzugeben, dieses Projekt könnte die Validität solcher T h e o r i e n und Modelle und methodologischer A n n a h m e n etwa bestätigen oder falsifizieren, aber die Teilnehmer hoffen, ihren heuristischen W e r t auszuschöpfen, und dadurch den Stellenwert der Jahre 1914 bis 1924 für die Entwicklung des politischen und sozialen Systems fortgeschrittener Industriegesellschaften auszuleuchten. Eines sollte an dieser Stelle klargestellt werden: W e n n die Initiatoren dieses Projektes und ihre Mitarbeiter auch vordringlich an der Förderung der empirischen Forschung interessiert sind, so s t i m m e n sie doch der Überlegung zu, daß o h n e die Verwendung theoretischer Vorüberlegungen empirische Forschung leicht in eine Sackgasse führen kann. Wie signifikant auch immer das a u t o n o m e H a n d e l n von Individuen und sozialen G r u p p e n ist, es kann sich doch nur im R a h m e n historisch und strukturell geprägter Bedingungen entfalten, und daher wird hier auch angestrebt, so exakt wie möglich die Interdependenzen zwischen solchen Grundbedingungen und den je konkreten historischen Phänomenen und Handlungsabläufen aufzuzeigen. Dieses Projekt bietet eine ideale Gelegenheit zur Z u s a m m e n a r b e i t zwischen Wirtschaftswissenschaftlern, Wirtschaftshistorikern, Sozialhistorikern, Vertretern der Diplomatiegeschichte, der Stadtgeschichte usw. Die Pionierarbeiten über die Inflation s t a m m e n bis zum heutigen Tage von Wirtschaftswissenschaftlern, die im Gegensatz zu den Historikern dazu tendiert haben, die positiven Folgen der Inflation für das W i r t schaftswachstum und den Wiederaufbau in Deutschland hervorzuheben, während andere N a t i o n e n , wie die USA und Großbritannien, die gleichzeitig einen deflationären Kurs steuerten, unter Depression und Arbeitslosigkeit litten. Diese Interpretation mit derjenigen der Historiker in Ubereinstimmung zu bringen, die dazu tendiert haben, die politisch und sozial destabilisierende Wirkung der Inflation zu betonen, dürfte nicht unmöglich sein, wenn das Problem systematisch angegangen wird; dies wird eines der Ziele unserer Arbeit sein. Eine ausgewogene Interpretation von Inflation und Wiederaufbau wird sicherlich beide Gesichtspunkte zu berücksichtigen haben.

14

G. D. Feldman/C.-L.

Holtfrerich/G.

A. Ritter/P.-C.

Witt

II

Spezielle Methoden

und

Themen

Mit welchen Methoden ließe sich nun die Vielzahl komplexer Probleme und Aufgaben angehen, mit denen man in diesem Projekrkonfrontiert ist, und welche Formen der Untersuchungen würden zur Erreichung der gesteckten Ziele am nützlichsten sein? Offensichtlich würde das Ziel, ein Gesamtbild der deutschen, europäischen und nordamerikanischen Welt in dieser Zeit nachzuzeichnen, zu viele Mitarbeiter und ganz unrealistische Aufwendungen an Zeit und Geld erfordern, ohne daß die Grenzen des Erforschbaren je erreicht würden. Aus den potentiellen Forschungsthemen sollten vor allem solche herausgegriffen werden, welche sich als besonders hilfreich für die Erhellung der allgemeinen Probleme erweisen könnten. Wie schon früher angemerkt wurde, bedürfen auch Untersuchungen von Entscheidungsprozessen auf höchster Regierungsebene oder von Anpassungsprozessen großer sozialer Gruppen an die Inflation über die sicherlich notwendige Sammlung und Aufbereitung von Informationen und Fakten hinaus einer Einbindung in weitere historische Entwicklungsprozesse. Daher sollte gewährleistet sein, daß die vorgeschlagenen Fallstudien allgemein wichtige Ergebnisse erbringen. Die Klassifikationen und konkreten Beispiele, die unten aufgeführt werden, sind in diesem Licht zu sehen. Jedoch sollten diese nicht als endgültig und unabänderlich verstanden werden und selbstverständlich überschneiden sie sich und lassen sich auch auf andere Art kombinieren. Sie werden in der hier gewählten Form lediglich aus Gründen der analytischen Klarheit vorgestellt.

1. Statistische und methodische Untersuchungen Es ist zweifelsfrei, daß eines der wichtigsten Hemmnisse für eine genaue Untersuchung der Inflation und ihrer Wirkung statistischer Natur ist; es ist häufig bewiesen worden, daß die offiziellen statistischen Materialien vielfach methodisch so unzureichend oder gar direkt gefälscht sind, als daß auf ihrer Grundlage gearbeitet werden könnte. Freilich sollte man diese Situation nicht in völliger Resignation hinnehmen, da einerseits große Mengen statistischen Materials (publiziert und unpubliziert) zur Verfügung stehen, andererseits auch hinreichend Informationen vorhanden sind über die Art und Weise, wie die veröffentlichten Statistiken entstanden sind; dies gilt zum Beispiel für die Außenhandelsstatistik. Ferner würde es hilfreich sein, so etwas wie Richtlinien zu entwickeln, was

Inflation und Wiederaufbau

1914-1924

15

und was nicht mit den vorhandenen statistischen Materialien leistbar ist. In diesem Zusammenhang wäre die Mitarbeit von Wirtschaftswissenschaftlern und Statistikern zu begrüßen, die Interesse an der Durchführung von Fall- und Pilotstudien über den Charakter und den Nutzen von Handelsstatistiken, Produktionsstatistiken, Preis- und Lohnindizes, Lebenshaltungskostenindizes und Bilanzen von Unternehmungen und Gewerbezweigen in der Inflation haben. Dabei wäre eine Untersuchung über Bilanzierungsmethoden und -praktiken besonders wünschenswert. 2. Entscheidungsbildungsprozesse politischen

Parteien und

auf der Ebene von

Regierung,

Interessengruppen

In dem Bemühen, so komplexe Fragen wie die nach der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung zu klären, sind historische Untersuchungen neuerdings so anspruchsvoll und methodisch wie theoretisch elaboriert geworden, daß darüber etwas in Vergessenheit geraten ist, in welchem Ausmaß politisch, ökonomisch und sozial die gesamte Gesellschaft prägende Entscheidungen von relativ kleinen Gruppen oder sogar durch Individuen in Schlüsselpositionen getroffen werden. Die politische Strategie, die von Regierungen, von Ministern und deren Ministerialbürokratie, von den Führungskadern der Parteien und von den Leitern der Interessengruppen in den verschiedenen zentralen Streitfragen der Inflation und des Wiederaufbaus verfolgt wurde, bedarf auch weiterhin noch genauerer Untersuchungen. Hierdurch ließe sich auch exakter bestimmen, in welchem Ausmaß sich die Individuen und bürokratischen Apparate des Inflationsprozesses bewußt waren, welche Vorstellungen sie über die tatsächlichen Vorgänge hatten und wie sie darauf bei konkreten Problemen wie zum Beispiel der Reparationsfrage (das ganze Problem des Wiederaufbaus der kriegszerstörten Regionen Frankreichs und Belgiens mit seinen bedeutsamen außen- und sozialpolitischen Gesichtspunkten ist nie untersucht worden), der Wirtschaftspolitik (Steuerpolitik, Budgetpolitik, Außenhandelskontrolle) und der Sozialpolitik (Beschäftigungspolitik, Vermittlung und Schlichtung von Arbeitskonflikten, wohlfahrtsstaatliche Maßnahmen aller Art, Miet- und Preiskontrollen) reagiert haben. Auf dieser Ebene scheinen besonders wichtige Kontinuitätslinien zwischen der Inflationszeit und der folgenden Periode zu bestehen. Großstädte und andere kommunale Körperschaften haben bereits in der Inflationszeit die Frage von Auslandsanleihen zur Finanzierung ihrer Ausgaben diskutiert und schon damals hat der Streit um die Kontrolle der Verteilung der Auslandsanleihen

und der ausländischen Gelder

in

16

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A. Ritter/P.-C.

Witt

Deutschland begonnen. Die Probleme der kommunalen (Auslands-) Verschuldungspolitik und die Anstrengungen, diese Verschuldungspolitik unter Kontrolle zu bringen, stellen einen ausgezeichneten Untersuchungsgegenstand dar. Ahnlich ist das Verhältnis zwischen Wiederaufbau und Inflation und der regierungsseitigen Behandlung und Lenkung von Arbeitskonflikten, wie schon früher angeführt wurde, von Hans Mommsen zu Recht als besonders wichtig herausgehoben worden. Bei dieser Frage bedürfen die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Ministerialbürokratie (zum Beispiel des Reichswirtschafts- und des Reichsarbeitsministeriums) einer sorgfältigen vergleichenden Untersuchung. Trotz der verhältnismäßig großen Zahl von Untersuchungen über die politischen Parteien in der Weimarer Republik behandeln nur sehr wenige ausdrücklich auch Probleme der Inflation, obgleich es klar zu sein scheint, daß die Wählerschaft der bürgerlichen Parteien (zum Beispiel der D D P ) besonders hart von der Inflation betroffen war; daher bedürfen sowohl die Konsequenzen für diese Parteien bei den Wahlen wie auch die Folgen für deren politische Ausrichtung genauer empirischer Untersuchungen.

3. Sektorale und branchenspezifische

Untersuchungen

Das Problem der ökonomischen Folgen der Inflation beziehungsweise Deflation für Wirtschaftswachstum und Produktion kann einer Klärung durch spezifische Einzeluntersuchungen und durch vergleichende Arbeiten über Sektoren und Branchen näher gebracht werden. Der landwirtschaftliche Sektor, über den gewöhnlich nur sehr vage Aussagen hinsichtlich der Eliminierung der Hypotheken und der Personalschulden gemacht werden, wurde dennoch nicht vor einer schweren Strukturkrise bewahrt. Es scheint, daß eine anders orientierte Analyse seiner Entwicklung in der Inflation notwendig ist, die sich nicht nur auf den Großgrundbesitz in den östlichen Provinzen, sondern auch auf die Bauern und ihre Organisationen im Westen und Süden Deutschlands konzentrieren sollte und die die Auswirkungen der Zwangswirtschaft, die Veränderungen in der Struktur der ländlichen Bevölkerung und die Veränderungen in der Beschaffenheit des nationalen und des internationalen Marktes in Rechnung stellen sollte. Aus diesem Grund wären Untersuchungen über die von bäuerlichen Mitgliedern geprägten Interessenorganisationen in Bayern oder Westfalen oder auch Hessen besonders vielversprechend. Im industriellen Sektor bedarf es offensichtlich sowohl sektoraler Analysen wie vergleichender Untersuchungen zwischen „alten" (Schwer-, Textil-, Lederwarenindustrie usw.) und „neuen" Industrien (elektro-

Inflation und Wiederaufbau

1914-1924

17

technische, chemische, Automobil- und Aluminiumindustrie), um genauer bestimmen zu können, wie die Geschäfte in der Inflation abgewickelt und in welchem Ausmaße die Betriebe modernisiert und rationalisiert wurden, wie die Ertragssituation und das Investitionsverhalten aussahen und welche Veränderung sich in der Struktur der Arbeitskräfte vollzog. Hier wären auch international vergleichende Studien besonders notwendig, und zwar nicht nur hinsichtlich ökonomischer Entwicklungen und Praktiken (zum Beispiel Rationalisierung, Entwicklung neuer Produkte und Produktionsmethoden, Buchführungsmethoden), sondern auch hinsichtlich der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik (Arbeit als variable oder fixe Kosten, Arbeitszeit und Arbeitsplatzbedingungen, gewerkschaftliche Organisierung, Veränderung der Struktur der Arbeitskräfte durch Einstellung von weiblichen, angelernten und ungelernten Arbeitern). Der tertiäre oder Dienstleistungssektor der Wirtschaft bedarf wahrscheinlich am meisten einer gründlichen Untersuchung, und zwar nicht nur wegen seines Wachstums in dieser Zeit, sondern auch wegen seiner sozialen Bedeutung, insbesondere für die Beschäftigungssituation. Das Bankensystem ist von offensichtlicher Wichtigkeit. Während über die Reichsbank (und analog über die anderen Zentralbanken) immerhin schon gearbeitet worden ist, sind die Konzentrationsprozesse und die lang- und kurzfristigen Wirkungen von Inflation und Nachkriegswirtschaft auf die privaten Geschäftsbanken, die Sparkassen und Hypothekenbanken bemerkenswert wenig beachtet worden. Die ganze Frage der Beziehungen zwischen Banken und Industrie muß sehr genau untersucht werden, um zu entscheiden, ob die allgemein bekannte Verminderung des Einflusses der Banken auf die Industrie während der Inflation ein bloß vorübergehendes Phänomen war oder doch tiefere Ursachen hatte. Eine andere wichtige Frage ist die nach der sozialen Situation der im Bankgewerbe beschäftigten Personen, deren Zahl durch die Inflation eine starke Expansion erfuhr. Auf jeden Fall müssen diese Probleme der Banken sowie der bisher ebenfalls vernachlässigten Versicherungsgesellschaften und anderer wachsender Finanzierungsgesellschaften untersucht werden. Natürlich ist auch die Frage, wie die Versicherungsgesellschaften (und die Versicherten) über die Inflation hinwegkamen, von großem Interesse, bisher aber noch nicht untersucht. Ein anderer Bereich, in dem noch sehr viel Arbeit getan werden könnte, ist der Handel. Kaufleute — und insbesondere der Im- und Exporthandel — gehörten zu den lautstärksten Gegnern der Zwangswirtschaft und der Art und Weise, wie die inflationäre Wirtschaft von Staat und Industrie gelenkt wurde. Eine Untersuchung der Bremer oder besonders der Hamburger Kaufmannschaft würde

G. D. Feldman/C.-L. Holtfrerich/G. A. Ritter/P.-C. Witt

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in dieser Hinsicht besonders interessant sein. In diesem Zusammenhang könnte und sollte, um kurz auf den industriellen Sektor zurückzukommen, auch das Verhältnis von Großunternehmungen zu kleinen und mittleren Betrieben für einzelne Industriezweige und allgemein untersucht werden, da es noch ungeklärt ist, ob die Zusammenarbeit gegen die Zwangswirtschaft sich als stärkeres Bindemittel erwiesen hat als die Erbitterung über die durch Größenunterschiede bedingten unterschiedlichen Chancen bei der Ausnutzung der Inflation. Eine Untersuchung über die langfristigen Ursachen des Kartellgesetzes von 1923 könnte unter diesen Gesichtspunkten sehr erhellend sein. Die Bedeutung von Untersuchungen über das Handwerk ist schon durch Η. A. Winkler gezeigt worden; 1 5 tatsächlich könnte hier aber noch sehr viel mehr getan werden, speziell wenn die Probleme dieser Gruppe in Situationen ernster Rohstoffknappheit, dauernder Lohn- und Preiserhöhungen und sehr unterschiedlicher

Kreditfinanzierungsmöglichkeiten

betrachtet werden. Auch der Einzelhandel bedarf insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Wuchergesetzgebung noch einer eingehenden Untersuchung. Endlich könnten sehr viele Erkenntnisse aus Untersuchungen des öffentlichen Sektors der Wirtschaft während des Krieges und in der Nachkriegszeit gewonnen werden; zur Debatte stehen dabei so unterschiedliche Zweige wie die öffentlichen Verkehrsunternehmungen oder der Bereich der Erziehung. Auf der einen Seite bedeutete die Ausdehnung der öffentlichen Dienstleistungen, jedenfalls soweit dies in bedeutenderem Umfang geschah, die Gewährung von nicht geldwerten Wohlfahrtsleistungen, die normalerweise nicht durch die Wirtschaftsindikatoren erfaßt werden. W i e W . Abelshauser andeutete, kommen Historiker mit diesen Fragen wahrscheinlich leichter zurecht als Wirtschaftswissenschaftler, die doch erheblichen Widerstand gegen deren quantitative Bestimmung gezeigt haben, und es besteht guter Grund zur Annahme, daß die in größerem Umfang erfolgende Bereitstellung von sozialen Leistungen tiefgreifende soziale Wirkungen zeitigte und Ressentiments bei jenen mit sich brachte, die annahmen, sie hätten hierfür einen unverhältnismäßig großen Anteil der Kosten zu tragen.

n

Heinrich August Winkler, Mittelstand,

politische 1972.

Entwicklung

von Handwerk

Demokratie

und Kleinhandel

und Nationalsozialismus. in der Weimarer

Republik,

Die Köln

Inflation

4. Soziale Schichten und

und Wiederaufbau

1914-1924

19

Institutionen

Was immer auch die Vorzüge einer Klassenanalyse sein mögen, den Forschungszielen dieses Projekts wäre besser mit der Untersuchung kleinerer und genauer zu umschreibender Gruppen gedient als mit Studien über „die Arbeiter", „den Mittelstand" usw. Größter Nachdruck solke dabei auf eine Differenzierung innerhalb dieser Gruppen gelegt werden, um genau bestimmen zu können, was ihnen in der Inflation widerfuhr beziehungsweise wie sie darauf reagierten. Zum Beispiel ist wohl bekannt, daß während der Inflation starke Tendenzen zur Einebnung der Lohn- und Gehaltsdifferenzierungen zwischen jugendlichen und erwachsenen, zwischen weiblichen und männlichen, zwischen gelernten und ungelernten Arbeitern bestanden, aber ob es sich bei diesen Entwicklungen um dauerhafte und allgemeingültige handelte, muß durch berufs- und branchenspezifische Untersuchungen (zum Beispiel für die chemische und die metallverarbeitende Industrie) noch geklärt werden. Nicht weniger bedeutsam ist auch die Frage, ob sie soziale und psychologische Verstimmungen hervorgerufen haben, die damals oder auch später in den Betrieben, in den Gewerkschaften oder auch in den politischen Parteien (SPD gegen K P D ) eine Rolle gespielt haben. Viel könnte in dieser Richtung durch Spezialuntersuchungen über die Gewerkschaften getan werden, um deren Verständnis der Inflation, die Entwicklungstendenzen ihrer politischen Strategien und die Wirkung der Inflation auf ihre Mitgliedschaft und ihre Finanzlage aufzuklären. Hier, wie auch bei den anderen angeschnittenen Fragen, werden solche Untersuchungen die einzelnen Phasen der Inflation besonders zu berücksichtigen haben. Bei der fortdauernden Bedeutung vorindustrieller Traditionen in Deutschland ist deutlich, daß für so bedeutsame Gruppen wie die Beamten und Angestellten eine reine „Klassen"analyse nur wenig hilfreich wäre, während gruppenspezifische Untersuchungen ihres Verhaltens viel mehr Gewinn versprechen. Die Bereitschaft von Beamten und Angestellten, sich gewerkschaftlich zu organisieren, und die Politik ihrer Verbände sind wichtige Untersuchungsgegenstände; ebenso auch solche Fragen, wie die höheren Beamten auf die einschneidende Reduzierung ihrer relativen ökonomischen Position gegenüber den unteren Beamten in der Inflation reagierten oder welchen Einfluß die Inflation auf traditionelle Verhaltensweisen und Erwartungen des Beamtentums ausübte. Hier bestehen, wie Hans Mommsen anmerkte, erhebliche Chancen für methodische Konzepte der Kollektivbiographie und der Familiengeschichte und für die Auswertung von Memoiren und Interviews. Selbstverständlich müssen

G. D. Feldman/C.-L. Holtfrerich/G. A. Ritter/P.-C. Witt

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solche Untersuchungen auch für die Angestellten in der privaten Wirtschaft vorgenommen werden, wobei sorgfältig zwischen leitenden Angestellten, Technikern und den Büroangestellten differenziert werden muß. Die freien Berufe in Deutschland sind bisher nur sehr unzulänglich untersucht. Die Inflationszeit könnte sicher ein guter Ansatzpunkt für Untersuchungen darüber sein, wie nicht nur Anwälte und Mediziner, sondern auch Schriftsteller und Künstler (letztere sicherlich nicht eine unbedeutende Gruppe in einer Zeit unglaublich hoher künstlerischer Produktivität) mit den wirtschaftlichen, sozialen und moralischen Problemen der Inflation fertig wurden. Ähnliches gilt auch für Studenten und Hochschullehrer sowie die Universitäten als Institutionen.

5. Regional- und

Lokaluntersuchungen

Fraglos ist dies das wichtigste Gebiet für Pilot-, Fall- und vergleichende Studien. Die Bedeutung regionaler und lokaler Besonderheiten in der deutschen Geschichte bedarf schwerlich einer weiteren Diskussion, aber solche Arbeiten scheinen gerade im Hinblick auf die wirtschaftlichen und sozialen Probleme dieser Epoche besonders wertvoll zu sein. Einerseits förderten die ökonomischen Bedingungen der J a h r e 1914 bis 1923 den Lokalpatriotismus und Separatismus, die Spannungen zwischen Stadt und Land, und ließen so Kontrastsituationen entstehen, die die Zurechnung bestimmter Erscheinungen zu bestimmten Ursachen ermöglichen. Ferner ist die Untersuchung von K o m m u n e n und Kommunalverbänden auch deswegen so dringend, weil sie so viele der sozialen Lasten dieser Zeit zu bewältigen hatten. Andererseits bieten solche lokal und regional begrenzten Arbeiten eine glänzende Gelegenheit, in einem Mikrokosmos ein Gesamtbild der deutschen Gesellschaft in der Inflation zu entwerfen. W i e Jürgen Reulecke in seiner beispielhaften Untersuchung über Barmen gezeigt hat, ist es möglich, in der Konzentration auf eine Stadt in konkreter Form die Probleme von Wachstum und Stagnation in „alten" und „neuen" Industrien und deren Konsequenzen für die verschiedenen sozialen Klassen und Schichten deutlich zu machen. 1 6 Hier besteht die Möglichkeit, in kleinem Maßstab die Elemente von sektoraler, branchenspezifischer und schichtenspezifischer Analyse zusammenzufügen und ihre Wechselwirkung zu untersuchen. Die Chancen wären noch größer bei vergleichenden Arbeiten. Ein Vergleich von zum Beispiel Augsburg und

16

Jürgen Reulecke, Die wirtschaftliche

Neustadt/Aisch 1973-

Entwicklung

der Stadt Barmen 1910 bis 1923,

Inflation und Wiederaufbau

1914-1924

21

Linz während der Inflation wäre hilfreich für die Erörterung der Probleme von zwei Industriestädten mit einem wichtigen, entschieden agrarisch geprägten Hinterland, während sich bei einem Vergleich von zum Beispiel Barmen und Essen Unterschiede zwischen einer durch die Textilindustrie geprägten Stadt und einer Stadt aufzeigen lassen, die in der Kriegsund Nachkriegszeit durch wirtschaftlich mächtigere Industriezweige geprägt war. Mit Hilfe solcher Untersuchungen könnte man sich mit den Problemen der öffentlichen Dienste und der Wohlfahrtseinrichtungen in dieser Zeit in einer sehr viel konkreteren und aussagekräftigeren Weise, als sonst möglich, auseinandersetzen.

6. Sozialpsychologische

Untersuchungen

Neben den hier bisher skizzierten Themenbereichen gibt es eine Dimension der Inflations- und Nachkriegserfahrung, die bisher allenfalls ephemeres Interesse von Historikern gefunden hat; es handelt sich um moralische und psychologische Dimensionen, wie sie sich in Albrecht Mendelsohn-Bartholdys eindrucksvoller Pointe, daß Krieg und Inflation ohne Kausalität auszukommen vermochten, widerspiegeln oder in Thomas Manns Unordnung und frühes Leid dargestellt wurden. W i e die Inflation künstlerisch, das heißt in Literatur, bildender Kunst, Theater und Zeitschriften, behandelt wurde beziehungsweise wie die Inflationserfahrungen künstlerisch bewältigt wurden, ist eine zentrale Frage schon allein deswegen, weil hierdurch ganz offensichtlich das Inflationsbewußtsein der gebildeten und nicht gebildeten Öffentlichkeit mitgeprägt worden ist. Von ähnlich hohem Interesse wie die Frage nach der künstlerischen Perzeption der Inflation dürfte die Form der Inflationserklärung wie der Bewertung ihrer Folgen für die eigene wie auch für die gesamtgesellschaftliche Lage durch einzelne meinungsbildende soziale Gruppen, wie etwa Journalisten, Mediziner, Juristen oder Hochschullehrer, gewesen sein. Schließlich ist in diesem Zusammenhang auf ein generelles, bisher nicht genügend erforschtes und dringend einer Klärung bedürftiges Problem zu verweisen; nämlich auf die Frage, inwieweit Bewertung und Erklärungsversuche für die Inflation korrelierten mit tatsächlicher individueller oder gruppenspezifischer Situation beziehungsweise realen Kausalitätsverhältnissen. Hier würden sich wahrscheinlich Studien anbieten, die dieser Frage in einem intertemporalen Vergleich, etwa mit der Situation nach dem Zweiten Weltkrieg, nachgehen.

ERSTER TEIL PART ONE

Zur ökonomischen und statistischen Analyse Toward an Economic and Statistical Analysis

Towards a Theory of the German Inflation: Some Preliminary Observations* GERALD MERKIN

I

Wicksell and Bortkiewicz on the Role of the Exchange Rate and the Determination of Prices in the German Inflation It is perhaps best to begin by drawing attention to certain interpretations of the Quantity Theory of Money which exhibit an unusual emphasis and probably for that reason are less well-known. T h e s e interpretations, which are not very numerous, appear during and after the First World W a r , especially during the inflationary episodes, but also in the post-inflation literature. It may be significant that these same interpretations have reappeared in the literature of the modern inflation period, in particular in that of the 1970's, although in a somewhat hesitant, compromising and confused form. T h e characteristic feature of the earlier

interpretations is that, without in any sense abandoning the Quantity Theory

of Money,

they take the view that a rise in the price level can

precede, rather than necessarily follow, an increase in the quantity of money; they maintain that the increase in the money supply, as it were, permits, validates or consecrates the rise in prices. T h e argument is best presented through examples. In 1917, Joseph Schumpeter wrote as follows: „ . . . the conviction of the .practical man' that wage increases drive up the price level is not so wrong

* I would like to express my acknowledgments to the Deutscher Akademischer Austauschdienst, Bonn, whose generous financial assistance made this contribution possible.

26

Gerald Merkin

as o n e m i g h t believe if o n e listened to the usual explanation. W i t h MV 1 constant, as we have already said, no such effect can o c c u r . . . But if t h e banks, as a result of the decision of certain e n t r e p r e n e u r s to d e m a n d higher prices, provide t h e m with correspondingly bigger credits, for e x a m p l e discount bigger bills t h a n hitherto, m o r e bank money will come into circulation and the intended price increase will become a fact and even p e r m a n e n t l y possible. T h e b u r d e n of the wage increase will in this way be shifted, and t h e worker will in part be robbed of t h e results of the wage i n c r e a s e . . . T h i s means, t h e r e f o r e , that t h e r e takes place an effect on the quantity of money derived f r o m t h e anticipated price l e v e l . . . But this does not occur automatically — the decision to d e m a n d higher prices is simply a motive for the banks and their customers to g r a n t or to ask for bigger credits, credits which only t h e higher prices m a k e possible. H e r e the banks, so to speak, permit the rise in the price level." 1J In 1925, t h e French economist and statistician F r a n i o i s Divisia wrote: „ . . . the G e r m a n monetary disaster was precipitated by the fact that the authorities tried to deal with the shortage of money which showed itself in 1922 by p r i n t i n g m o r e new notes t h a n were strictly d e m a n d e d by the needs of the Treasury, instead of allowing the shortage of money to produce its natural effect, which would have been to slow d o w n the rise in prices." „ T o sum up, the inflation for commercial needs brings about, although in a slightly d i f f e r e n t m a n n e r , t h e same consequences for the value of money as the inflation for budgetary needs. T h e latter, spreading t h r o u g h the m a r k e t m o n e t a r y tokens in g r e a t e r quantity t h a n is required by the n o r m a l needs of the circulation, has the effect of causing the rise in prices; the f o r m e r , by increasing the monetary stock by t h e quantity necessary to meet the needs created by an increase in prices which was intended to be only t e m p o r a r y , consolidates and generalises this increase; w h e t h e r by producing or by consecrating the increase in prices, the o n e and the o t h e r lead in an equally certain m a n n e r to a deterioration in the value of moneys," and he continues: „In t h e case w h e r e t h e increase in the general level of prices precedes instead of following t h e issue of money, this precedence can last only if t h e creators of money yield to the money

1

Μ = Quantity of Money, and V = Velocity of Circulation, i.e. MV = Quantity of Money times Velocity of circulation, or Μ V. Joseph A. Schumpeter, Das Sozialprodukt und die Rechenpfennige, in: Archiv für Sozialuissenschaft und Sozialpolitik, vol. 44 (1917/18), p. 710. (My emphasis — GM).

Towards a Theory of the German

Inflation

27

shortage, which the precedence brings about, by creating more money..." 2 In 1938, Joan Robinson wrote a review of the English edition of Bresciani-Turroni's book, The Economics of Inflation (Le vicende del marco tedesco, Milano 1931), in which she said: „Actually, the quantity of money was important, not because it caused inflation, but because it allowed it to continue. If the quantity of money had not expanded, it may be supposed that the rate of interest would have been driven up, investment impeded and saving encouraged, so that unemployment would have appeared again and the rise in money wages would have been brought to an end. But in fact the budget deficit, the policy of the Reichsbank in ,meeting the needs of trade' and the various official and unofficial supplementary currencies which were improvised, combined to meet the demand for money, the short rate of interest did not begin to rise appreciably till July 1922, and no obstacle was put in the way of the inflation ... The champions of the Quantity Theory, therefore, may reasonably contend that it was the increase in the quantity of money which permitted the inflation to take place All three writers make substantially the same point, although their emphases are different, and we shall have occasion to refer to their approach again at a later stage in the argument. 4 In 1924, a subtle and significant turn to the train of thought represented by the above viewpoints was given by Ladislaus von Bortkiewicz in a lecture to the Verein für Sozialpolitik^ Bortkiewicz drew attention first of all to a phenomenon which has been noticed by a number of other economists, namely that during the post-war inflations, both in Germany and elsewhere, after a certain stage the price level rose a great deal faster than the quantity of money in circulation; alternatively, one could say that

-' Francois Divisia, L'indice monetaire politique (

Joan Robinson, Review

Economic 1

et la theorie

de la monnaie,

in: Revue

d'economie

(1925), pp. 1 1 4 7 — 1 1 4 8 , 1150. Journal,

of C. Bresciani-Turroni,

The Economics

of Inflation

(1937),

For s o m e modern v i e w s with a similar e m p h a s i s , cf.: Brian Griffiths, Inflation,

Price of Prosperity,

London 1976, p. 99; Paul D a v i d s o n , Money

ed., London 1978, pp. 3 4 0 — 3 4 3 , 3 5 0 ; Peter Wiles, Cost Inflation Theory,

in:

vol. 4 8 ( 1 9 3 8 ) , p. 511. (My e m p h a s i s — G M ) .

in: Economic

Journal,

and the Real World,

The 2nd.

and the State of

Economic

vol. 8 3 ( 1 9 7 3 ) , pp. 385, 391; J o h n F l e m m i n g ,

Inflation,

London 1976, p. 33. ^ Ladislaus von Bortkiewicz, Die Ursachen Geldumlaufs

auf das Preisniveau,

( 1 9 2 4 ) , pp. 2 5 6 — 2 7 4 .

einer potenzierten

in: Verhandlungen

Wirkung

des

des Vereins für Sozialpolitik,

vermehrten vol. 170

28

Gerald

Merkin

there was a continous and drastic fall in the real value of the money supply. T h i s was observed by amongst others Marshall, Keynes and Fisher among contemporaries, and also by Cagan among modern authors. 6 Before examining the views of Bortkiewicz further, let us first look at the explanation offered by these writers. T h e r e is a remarkable identity of views among them, and the explanation is in two parts: firstly, the phenom e n o n is accounted for by a rise in the.velocity of circulation (fall in the demand for money), which is regarded as responsible directly for the rise in prices; 7 secondly, the increase in velocity is in turn explained by the loss of confidence in the currency imposed by the expectation of further rises in prices. T h i s theory is known in the G e r m a n literature as the „Schwarzer Peter T h e o r i e " , after a kind of game in which the players try to get rid of an object as quickly as possible. T h e analogy in the Quantity Theory of Money, in the form given to it by Friedman, is that when prices are rising everyone seeks to convert his money holdings into real assets more quickly than before, at a speed dependent on the rate of increase of prices. 8 T h e statement to this effect by Cagan deserves to be quoted in full. In a section headed Fluctuations

in Real Cash Balances,

he says that „these fluctuations

result from changes in the variables that determine the demand for real cash balances. W i t h a change in demand, individuals cannot alter the nominal amount of money in circulation, but they can alter the real value of their collective cash balances by spending or hoarding money, and so bid prices up and down, respectively. Only one of the variables that determine this demand has an amplitude of fluctuation during hyperinflation as large as that of the balances and could possibly account for large changes in the demand. T h a t variable is the cost of holding money, which during hyperinflation is for all practical purposes the rate of depreciation in the real value of money or, equivalently, the rate of rise in prices." 9 It should be h

Alfred Marshall, Money, Credit, and Commerce,

London 1923, Chapter 4; John May-

nard Keynes, A Tract on Monetary Reform, London 1923, in: Collected Writings

Edition,

London 1971, pp. 4 5 — 4 7 ; Irving Fisher, The Purchasing Power of Money, New York 1911, p. 63; Phillip Cagan, The Monetary Dynamics of Hyperinflation,

in: Milton Friedman, ed.,

Studies in the Quantity Theory of Money, Chicago 1956, pp. 25—26. 7

Cf. Joseph A. Schumpeter, History of Economic Analysis, New York 1954, p. 317:

„Cantillon, who, so far as 1 know, was the first to speak of vitesse de la circulation, was also the first to state in so many words that increase in velocity was equivalent to increase in its quantity." 8

In his restatement of the Quantity Theory, Friedman makes the demand for money in

part a function of the rate of change of prices. See Milton Friedman, The Optimum Quantity of Money, London 1969, pp. 50—67. P. Cagan, The Monetary Dynamics...

(see note 6), pp. 8 6 — 8 7 , and cf. ibid., p. 29.

Towards

a Theory

of the German

29

Inflation

added, in order to make the point quite clear, that for Cagan the real balance effect which he describes as following an increase in the velocity of circulation is identical in form with the real balance effect which follows an increase in the quantity of money, as postulated in the relevant literature, 10 and this conforms to the symmetry noted by Schumpeter and quoted in Note 7 above. It is now possible to return to Bortkiewicz. He in no way denies that the rapid rise in prices and the much slower increase in the quantity of money is equivalent to a rise in the velocity of circulation. What he does deny is the sequence of thought which states that the rise in the velocity of circulation is caused by a lack of confidence in the currency which in its turn brings about the more rapid expenditure of income; this amounts to a rejection of the „Schwarzer Peter Theorie" in favour of an alternative explanation which is considered below. First, however, his critique of the „Schwarzer Peter Theorie" may be briefly summarised. It is perfectly possible for consumers, for example, to spend their income very quickly after its receipt by the purchase of goods, and this is equivalent to an increase in velocity; but in view of the fact that the money spent by such consumers is now in the hands of the producers, and that it remains there until the time comes for it to be paid over to the consumers again in the next payments period, this is equivalent to a reduction in velocity, since it remains in the hands of the producers for a much longer time than previously. Bortkiewicz proves by an arithmetical example that the velocity is the same as before — the accelerated velocity of circulation in the hands of the consumers is completely compensated for by the retarded velocity of circulation in the hands of the producers. The same point is made by Schumpeter in the article already quoted. H e argues that it is important to distinguish two entirely different things: 1) the flight from the currency in times of great disturbance, when people shift from money into real assets — this leads to temporary rises in prices but has nothing to do with a rise in the velocity of circulation in connection with the purchase of capital goods or consumer goods in current production; 2) apart from this, changes in purchasing power can have no effect

10

For the real balance effect pustulated as following an increase in the quantity of money,

see e.g. Knut Wicksell, Geldzins und Güterpreise,

1898, English translation London 1936 as

Interest and Prices, pp. 4 0 — 4 1 ; I. Fisher, The purchasing

Power...

153—154; Don Patinkin, Money, Interest and Prices. An Integration Value Theory, Quantity...

(see note 6), pp. of Monetary

2nd ed., New York 1965, pp. 163—164; M. Friedman, The

(see note 8), pp. 5—6.

and

Optimum

Gerald Merkin

30

on the velocity of circulation or be reinforced by it — however much money circulates, Schumpeter continues, the economic distance that a unit of money travels from income to income always remains the same. The turnover period of the producers is determined by the conditions of production and they cannot make their resources circulate more rapidly. Moreover, the circular flow in the economy does not bring the consumer his income and the goods he can buy with it more quickly than before. Schumpeter thus also emphatically rejects the „Schwarzer Peter Theorie". 11 Bortkiewicz's argument was criticised by some of his contemporaries,12 and he himself did not deny that more rapid spending of income might cause some rise in prices. But he did not regard the rise in prices from this source as being in any sense so important as the rise due to another source, and we can now consider his alternative. Bortkiewicz certainly accepts that lack of confidence plays some part in the rise in velocity, but he conceives the causal relationship very differently from the majority of writers on the subject: „I am of the opinion", he says, „that the lack of confidence in the currency, the expectation of further issues of money and of the subsequent fall in the value of money, works directly on the price level, and thereby strengthens directly the influence of the increased quantity of money. The price level, which in this way has been raised to a greater extent than the quantity of money, now creates a shortage of money, which people try to overcome by changing the payments practices accordingly and thereby raising in one form or another the velocity of circulation of money. This process of conversion is able finally to bring about a very considerable acceleration of the circulation of money. This acceleration of the money circulation is accordingly not a cause of the strengthened depreciation of money, but a consequence of the latter, a kind of adaptation to the changed circumstances. It is theoretically possible, indeed, for such a development to take place in an isolated state. But as things are, the interrelationships of the world economy play a powerful role in the matter. The evaluation abroad of the money of a country which is pursuing an inflationary policy, precisely

11

J. A. Schumpeter, Das Sozialprodukt...

12

Costantino Bresciani-Turroni, The Economics

Depreciation

in Post-War Germany,

Ursachen der potenzierten

of Inflation. A Study of

Currency

London 1937, pp. 175—182; Walter Eucken, Die

Wirkung des vermehrten

Jahrbuch für Nationalökonomie 289—309.

(see note 1), pp. 683—684, Note 44.

Geldumlaufs auf das Preisniveau, in:

und Statistik, vol. 125 (Dritte Folge, vol. 70) (1925), pp.

Towards

a Theory

of the German

Inflation

31

when it is valued more unfavourably than corresponds to the actual extent, or to the rate of increase, of the issues, emerges as a factor which drives the domestic price level upwards. At a certain stage of inflation it is the external value of money which determines its internal value, and not the other way round. I am here referring to relationships which are well known and not to be dismissed by any theoretical considerations." 1 5 This passage deserves the closest attention. Before c o m m e n t i n g on its content it is necessary to tabulate the causal sequence postulated as follows: 1. A lack of confidence manifests itself in the currency at home and abroad; 2. This is followed by a rapid rise in the rate of exchange; 3. T h e rise in the rate of exchange causes directly a rapid rise in all domestic prices; 4. T h e rise in prices causes a serious shortage of money; 5. T h e money shortage in turn leads to a rise in the velocity of circulation. In this causal nexus there are postulated two key relationships which evoke special comments: the link between the exchange rate and the domestic price level, and the link between the domestic price level and the velocity of circulation. At this stage it seems better to defer a full discussion of the link between the exchange rate and the price level until later, since it will form the central theme of the second part of this paper. However, it is relevant here to emphasise two points. T h e first is the fact already mentioned that the prices of domestic commodities rose earlier and much faster than the quantity of money in Germany between May 1921 and August 1923. For example, between May 1921 and July 1922 the quantity of money (excluding bank deposits) rose 2 1/2 times, while the price level rose 7 1 / 3 times. Betweenjuly 1922 and June 1923, the quantity of money increased 85 times, while the price level rose 182 times. 14 This disproportion clearly requires elucidation. T h e second point is that the explanation of the rise in prices given by Bortkiewicz is completely different f r o m that put forward by the supporters of the „Schwarzer Peter Theorie". W h e r e a s Bortkiewicz argues that the rise in prices is caused directly by the increase in the exchange rate, Marshall, Keynes, Fisher,

l(

L. von Bortkiewicz, Die Ursachen...

—GM). " C. Bresciani-Turroni, The Economics... 6.

(see note 5), p. 266. (My emphasis throughout (see note 12), p. 33, Table 5, and p. 35, Table

32

Gerald

Merktn

Friedman and Cagan adopt the view that the rise in prices is a direct result of the increase in the velocity of circulation.15 We may now turn to the second key relationship postulated by Bortkiewicz in his causal sequence, namely that the rise in prices results in a shortage of money, and that this shortage is immediately met by a rise in the velocity of circulation. Thus, Bortkiewicz does not deny the fact of the increase in velocity, but regards it as a consequence of the increase in prices, and not as its cause. Is Bortkiewicz isolated in making his stand? Does he face the formidable phalanx of distinguished economists, from Marshall to Cagan, alone? Not quite. He obtains support from what at first might seems an unexpected quarter. The various versions of the real balance effect, of which the most modern is given by Friedman, Cagan and Patinkin, stem ultimately from Wicksell. It is however instructive to examine the remarks made by Wicksell on the matters which concern us here. In the formulation of the real balance effect made by Patinkin, and referred to in Note 10 above, the effect is described in terms of the consequence of an increase in the quantity of money; the latter disturbs the optimum relation between the level of money balances and the individual's expenditure, this generates an increase in the planned volume of these expenditures (the real balance effect), and this increase creates pressures on the price level which push it upwards until it has risen in the same proportion as the quantity of money. So far Patinkin, and it is certainly true that there are passages in which Wicksell formulates the real balance effect in this manner. For example, in Geldzins und Güterpreise, Wicksell does say that „the result of an increase in the quantity of money is a rise in the demand for commodities... with the consequence that all prices rise continuously — until cash balances stand once again in their normal relation to the level of prices."16 Patinkin, however, after the formulation quoted above, goes on to say that „among the writers mentioned (sc. Walras, Marshall, Wicksell, Pigou, Newcomb and Fisher — GM) only Wicksell and Fisher provided complete systematic statements of this thesis." 17 He then refers the reader to Interest and Prices (= Geldzins und Güterpreise) pp. 39—41. This is what Wicksell says:

n

On the latter view see the references in Notes 6 and 10 above, and John Maynard Keynes, A Treatise on Money, vol. 1, London 1930, Collected Writings Edition of 1971, pp. 199—205, especially p. 201. 16 K. Wicksell, Geldzins... (see note 10), S. 41. 17 D. Patinkin, Money... (see note 10).

Towards

a Theory

of the German

Inflation

33

„Now let us suppose that for some reason or other commodity prices rise while the stock of money remains unchanged, or that the stock of money is diminished while prices remain temporarily unchanged. T h e cash balances will gradually appear to be too small in relation to the new level of prices (though in the first case they have not on the average altered in absolute amount. It is true that in this case I can rely on a higher level of receipts in the future. But meanwhile I run the risk of being unable to meet my obligations punctually, and at best I may easily be forced by shortage of ready money to forgo some purchase that would otherwise have been profitable.) I therefore seek to enlarge my balance. This can only be done — neglecting for the present the possibility of borrowing etc. — through a reduction in my demand for goods and services, or through an increase in the supply of my own commodity (forthcoming either earlier or at a lower price than would otherwise have been the case), or through both together. T h e same is true of all other owners and consumers of commodities. But in fact nobody will succeed in realising the object at which each is aiming — t o increase his cash balance; for the sum of individual cash balances is limited by the amount of the available stock of money, or rather it is identical with it. On the other hand, the universal reduction in demand and increase in supply of commodities will necessarily bring about a continuous fall in prices. This can only cease when prices have fallen to the level at which cash balances are regarded as adequate. (In the first case prices will now have fallen to their original level.)" 1 8 This passage evokes the following comment. Firstly, the starting point of the analysis is not an increase in the quantity of money, but a rise in prices, and the rise in prices creates the same problems for the individuals concerned as expected by Bortkiewicz in the passage quoted above, namely a shortage of ready money, or, as Wicksell puts it, the cash balances now „appear to be too small in relation to the new level of prices." Secondly, however, in Wicksell's example, the individuals react differently from those in the behavioural model of Bortkiewicz. Instead of reducing their balances (increasing velocity of circulation), as they do in the Bortkiewicz example in order to meet their planned expenditure, they seek to enlarge their balances by reducing their demand for goods, with the result that prices fall. W e may note for the time being that both reactions are perfectly possible and, as we will shortly demonstrate, are both versions of the real balance effect. Thirdly, although he formulates the real balance

18

K. Wickseil, Geldzins...

(see note 10), pp. 39—40. (Wicksell's emphasis throughout).

34

Gerald

Merkin

effect in terms of an increase in the quantity of money, Patinkin correctly indicates, by quoting Wicksell's examples, that the same effect may occur in a symmetrical manner if prices rise when the quantity of money remains unchanged, or if the quantity of money falls while prices remain unchanged. This point will emerge more clearly when we consider a further quotation from Wicksell. In 1925, Wicksell published an article in Ekonomisk Tidskrift entitled The Monetary Problem of the Scandinavian Countries.'9 In it Wicksell returns to the problem of how consumers react to a rise in prices. He argues that „it stands to reason that a general rise in the market prices of both goods and services itself creates the purchasing power required for meeting the higher prices. If the rise in prices were absolutely uniform, then each individual, whether it was goods or services that he had for sale, would obtain exactly the amount of purchasing power which he needed in his capacity of buyer... The monetary purchasing power so created is adequate to pay the sum actually demanded for available goods and services. What is needed is an increase in the volume of the medium of exchange. If all payments were made on a cheque basis, this increase would, of course, take place quite automatically. All drafts on banking accounts, with the resultant transfers from one account to another, would constantly increase in amount as prices r o s e . . . In the final analysis this presupposes an increase in bank credit. But as prices rose, bank deposits and bank loans would swell more or less automatically. Again, if other instruments of exchange, such as banknotes (and coin) are employed, then a general rise in prices will cause the banks of issue to increase their issue of notes (and coin). Should these banks flatly refuse to expand their circulation, they would doubtless cause an embarassing shortage of the medium of exchange, and as a result the rise in prices would meet with difficulties and might perhaps be hindered. But it does not seem likely that these banks could actually prevent the rise or force prices down to their original level. For in the first place, resort could be had to payment by cheque to almost any desired extent — as happened in the United States during the crisis of 1907 (as explained above, by means of bank loans — GM); secondly, if an extension were refused by the private banks as well, an increase in the velocity of circulation of notes and cheques might roughtly compensate for the insufficiency in quantity. 19

Incorporated as an appendix into the English edition of Geldzins und Güterpreise (Interest and Prices) in 1936. The quotations below are from that translation.

Towards

a Theory

of the German

35

Inflation

According to a statement by Bortkiewicz in the Schriften des Vereins für Sozialpolitik, 1924, Vol. 170, the rise in prices in Germany eventually amounted, if I remember rightly, to 37 times the increase in circulation of banknotes. The conditions, it is true, were extraordinarily abnormal, but a doubling or trebling of the normal velocity of circulation of money ought not, even during fairly stable conditions, to meet with insurmountable difficulties. The quantity theory is, of course, entirely based on the thesis that the velocity of circulation of money at any given time is approximately constant, a thesis based in its turn on the supposed conservatism of our habits of payment. Such conservatism cannot be denied, but our deeply ingrained habits of consumption are far more conservative, and if the two come into conflict, it should be fairly obvious which will get the upper hand, in spite of the fact, or rather for the very reason, that our habitual requirements can no longer be satisfied." 20 This passage has been quoted at length because of its importance for the problem under discussion, as is indicated by Wicksell's reference to the work of Bortkiewicz and the implicit support given to the latter's analysis. T h e significant features of Wicksell's approach are the following. In contrast to the passage quoted above from Interest and Prices, Wicksell this time emphasises the measures taken to sustain the rise in prices, rather than measures which lead via the real balance effect to a fall in prices. It is interesting to note why and how he does this. In the first place, he draws attention to the fact that an increase in prices raises purchasing power by the same amount, so that there is no need for consumption to fall provided that there is an increase in the quantity of money; in the second place, he shows that even if the central and commercial banking authorities refuse to increase the money supply, the determination of consumers to maintain their current real expenditure will lead to a change of supposedly conservative payments habits and bring about the necessary increase in the velocity of circulation of money. Thus, Wicksell provides a theoretical — i.e. a potential — explanation of the behaviour postulated by Bortkiewicz. It only remains to translate this into the language of the real balance effect. What Wicksell is saying is this: 1. Prices rise and disturb the optimum relation between the level of money balances and the individual's expenditures;

20

Knut Wicksell, The Monetary

Tidskrift

Problem

of the Scandinavian

(1925), English translation in appendix to Interest

Countries,

in:

Ekonomisk

and Prices, pp. 201—202.

Gerald Merkin

36

2. this disturbance generates a reduction in the planned level of those balances (the real balance effect); 3. this reduction continues until the demand for the balances has fallen in the same proportion as prices have risen. 21 T h e above is a formalisation of Wicksell's thinking as regards an increase in velocity. It would be equally possible to give a formal explanation of his thinking with regard to an increase in the quantity of money. In the latter case, the quantity of money would have to rise until money balances had risen in the same proportion as prices. And this gives us a theoretical explanation of the behaviour described by Schumpeter, Divisia and Joan Robinson in the passages quoted at the beginning of this paper. W h a t conclusions can be drawn at this stage? For example, is it possible to confront what we may call the Wicksell-Bortkiewicz

effect with the real

balance effect postulated by Keynes, Fisher, Friedman and Cagan, and ask the question: which is to be preferred? I do not think that it is possible to do this yet for the following reason. W h a t we have been considering is not the real balance effect, but a number of versions of that effect — the phenomenology

of the real balance effect. For the Wicksell-Bortkiewicz

effect to take its place in the pantheon of such effects seems perfectly possible. Its practical future depends however on empirical research. II

The Impact of the Exchange Rate on the Progress of the Inflation and its Significance for the Stabilisation of 1923 As was indicated above, it was the increase in the exchange rate, rather than the increase in the quantity of money or in the velocity of circulation, that Bortkiewicz regarded as the causal factor which directly determined the rise in prices at a certain stage of the German inflation; in this view, the increase in velocity, and, later, in the quantity of money, was a necessary response to the rise in prices, and not its cause. T h e remainder of this paper will be devoted to examining the rationale of such a postulate and its significance for the eventual stabilisation of the German mark. Bortkiewicz says little or nothing about his postulate, apart from stating that the relationship between the exchange rate and the price level was well known, and was not to be dismissed by theoretical arguments. 2 2 H e 21

Acknowledgments to Patinkin loc. cit. (see note 10), for the linguistic form.

22

See the last sentence in the quotation from Bortkiewicz referred to in note 13-

Towards

a Theory

of the German

37

Inflation

does not attempt a logical or theoretical explanation. Among his contemporaries, the same standpoint was taken by Helfferich, who also regarded the sequence of events as obvious; and the same causal chain was postulated for Austria by Walre de Bordes, and for a number of countries, including France, by Aftalion, Nogaro and Fourgeaud.2^ Most of these writers, while providing some interesting material, do not make a systematic investigation of the relationship. An exception is Fourgeaud, who makes a valuable contribution. Of particular interest is the comparison which Fourgeaud makes between the experience of the inflation in Germany and that of France at the time of the assignats, thus contrasting a system where the gold standard had been suspended with a system where gold coin still freely circulated. One other economist who deserves mention is J. Harvey Rogers who, in his work on the inflation in France in the 1920's, devotes a chapter to the German inflation also. He concludes, very cautiously, that in both countries „the movements of dollar exchange rates in general seem to have preceded those of prices", and that „the movements of prices in general preceded definitely and by a considerable interval those of circulation." It is worth noting here that Cagan, in the study quoted above, says that attempts to show that depreciation of the exchange rate is a causal factor in hyperinflation „are inadequate and unconvincing", and refers directly to Rogers. 24 In Germany, the question was bedevilled by the conflict between the partisans of the Quantity Theory and those of the Balance of Payments Theory. The latter indeed emphasised the link between the exchange rate and the price level, but instead of investigating the nature of this link, they concentrated their interest on the causes of the fall in the exchange rate, attributing it in the main to a deficit in the balance of trade, exacerbated by the payment of reparations. On the other hand, the Quantity Theorists, who were convinced that the inflation drew its momentum from the increase in the quantity of money, an increase derived from the need to

See Karl Helfferich, Money, London 1927, pp. 5 9 8 — 5 9 9 (translation of Das Geld., 6th ed., Leipzig 1923); J. van Walre de Bordes, The Austrian 126—128. Albert Aftalion, Monnaie,

Prix et Change.

Paris 1927, p. 137; Bertrand Nogaro, Modern Monetary (english translation of La monnaie

et les phenomenes

1924); idem, La monnaie et les phenomenes

monetaires

pp. 9 5 — 106; Andre Fourgeaud, La depreciation

Croun,

Experiences Systems,

recentes

et

theorie,

London 1927, pp. 6 2 — 6 6

monetaires

contemporains,

contemporains,

et la revalorisation

London 1924, pp.

Paris

2nd ed., Paris 1935,

du mark allemand,

Paris

1926, pp. 25—26, 151 — 187. ^ J. Harvey Rogers, The Process oflnflation 155; P. Cagan, The Monetary

Dynamics...

in France, 1914-1927,

N e w York 1929, p.

(see note 6), p. 91, N o t e 41.

38

Gerald

Merkin

cover the deficit in the budget, rejected the view that the inflation was in any substantial way due to the fall in the exchange rate, and a fortiori rejected the view that it was due to the payment of reparations. With considerable justice Bresciani-Turroni referred to the Balance of Payments Theory as „teoria tedesca" and to the Quantity Theory as „teoria inter-alleata", thus emphasising the political implications of the two theories. It is perhaps not surprising in the cirumstances that an important link in the inflationary process received insufficient analysis." Thus the link between the exchange rate and the price level, while it was widely regarded in Germany as a key relationship, was not subjected to detailed investigation, or at least not by academic economists from the traditional branches. However, this link received considerable attention in Germany from two particular sections of academic enquiry: firstly, the field of business economics, or Betriebswirtschaft, which had developed rapidly in Germany since the beginning of the century; and secondly, the field of foreign trade relationships, especially that of operations in the forward exchange market. Before, however, referring to the fairly extensive literature which exists in both these fields, it is necessary to emphasise that the main stimulus to their activities came from their direct association with the urgent practical problems with which the economy was faced by the dramatic and continuous fall in the value of money; in other words, the academic and practical effort of the business economists was inspired by the vigourous self-help, by the daily agony, and sometimes by the alarming complacency, of the German business man. It is these matters which first of all require elucidation. The central problem facing every section of the economy in a period of rapid inflation is how to protect real incomes and real wealth from monetary depreciation. The effects of the rise in prices first manifests itself in a rise in costs, and this rise in costs faces not only firms, which are confronted with higher raw material prices, bigger wage bills etc., but every stratum of the community; for example, wage and salary earners are faced with a general rise in the cost of living, government agencies with a rise in the cost of administration. It is, of course, possible to alleviate the impact of the rising prices by raising one's own prices; in fact, as Wicksell

^ C. Bresciani-Turroni, The Economics...

(see note 12), pp. 4 3 — 4 7 , 1 3 5 — 1 4 5 . It should

be noted in this connection that some Quantity Theorists did regard the Reparations burden as one source of inflation, e.g. Walter Eucken, Kritische Geldproblem,

Jena 1923, pp. 62, 64—65, 69, 81—83.

Betrachtungen

zum

deutschen

Towards

a Theory

of the German

Inflation

39

stresses in the passage quoted above (1925), the rise in prices //.re//creates the purchasing power necessary for meeting the higher costs. Wicksell also points out that if the rise in prices is absolutely uniform, each individual obtains for his goods and services exactly the amount of purchasing power that he needs in his capacity of buyer. The problem here is what happens if the increase in prices is not uniform, or in other words when the prices of some goods and services rise less than others. In the abovementioned quotation from Wicksell, there is a section omitted there but relevant here: „Should the rise in prices be less than uniform (in the War it was far less than uniform), then some naturally get more and others less for their goods and services; but the sum total of purchasing power is still sufficient for the purpose." This is of course correct, but the problem during the inflation was to try to avoid getting less in real terms; the feature of the later part of the inflation in Germany was the scramble to avoid precisely that. 26 It is obvious that receivers of incomes which are smaller in real terms will attempt to raise them in every possible way. The question then arises: how is it possible to calculate prices in such a way that the price set by any economic agent leaves him no worse off in real terms than before? The credit for finding an answer to this question is due to the founder of the science of Betriebswirtschaft in Germany, Eugen Schmalenbach. Long before the First World War, Schmalenbach calculated that the formula needed for a firm to achieve a profit was not „cost incurred plus profit" but „replacement cost plus profit". 2 7 It is of some importance for the understanding of the process of inflation in Germany that in spite of this early statement of the formula, its use in practice by firms after the war led to numerous prosecutions, fines and prison sentences for profiteering. The price inspection offices, set up during the War and preserved during the inflation, persisted, well into 1923, in regarding the only legal method of price calculation as being that of using historical costs as a basis. This is of course simply another form of the principle: „A mark is a mark!". 28 The significance of Schmalenbach's formula in the current context requires a precise expression. The price charged by a firm has the follow2(

> K. Wicksell, Geldzins...

r

wissenschaftliche Großbetrieb, 28

(see note 10), p. 201.

Eugen Schmalenbach, Theorie der Selbstkostenrechnung, Forschung,

in: Zeitschrift

vol. 3 (1908—1909); idem, Über

für

handels-

Verrechnungspreise

im

in: ibid. (1908—1909).

See Walter Mahlberg, Die Notwendigkeit

Leipzig 1922, pp. 8—9; idem, Goldkreditverkehr p. 2; A. Fourgeaud, La depreciation...

der Goldmarkverrechnung und Goldmark-Buchführung,

(see note 23), pp. 158—159.

im

Verkehr,

Berlin 1923,

40

Gerald

Merkin

ing purpose: firstly, of enabling it to meet its future raw material and labour costs, or to put this in another way, of enabling it to reconstitute the working capital used up in the current production process; secondly, of covering the amortisation (Abschreibung) of the fixed capital, namely the constitution of a fund to enable the fixed capital to be replaced eventually when it is worn out or obsolete; thirdly, of covering the overhead costs; fourthly, the price must include an element of profit, the constitution of a sum of money to be used for future needs, whether they be the extension of the fixed capital or of the working capital. It follows that in a period of rising prices, when raw material costs, wage costs, the cost of amortising fixed capital and all other costs are rising, the use of historical cost as a basis for price determination will lead to the accumulation of inadequate funds — the firm's income will be insufficient to reconstitute its working capital, to create the necessary current increment for its fixed capital, to earn a profit commensurate with its current objectives. It is true that it is possible to construct a balance sheet on the basis of historical cost and for such a balance sheet to show a „profit". But this „profit" is not a real profit. It is a fictitious profit (Scheingewinn), since the price that has been charged is not sufficient to cover both the replacement cost and the profit. The profit will be smaller than it appears on paper, and there may in fact be a loss. Clearly, in the case of a price charged on the basis of historical cost, the likely effect is that the new working capital, the increment to the fixed capital, and the profit are all inadequate to meet their objectives. There emerges a „Substanzverlust", a diminution of the real working and fixed capital of the enterprise. That is because the mark which was used to measure historical cost, the „historical mark", is not the same as, is greater than, is equal to more purchasing power than, the current, shrunken, ever-shrinking ,,mark-of-the-day". The theory of the replacement price is the definitive theoretical rejection of the principle „a mark is a mark"; the old mark, even the mark of a few weeks ago, when the costs of current output were incurred, is rightly described by Mahlberg as a „historical reminiscence". 29 It follows that one way of estimating the current replacement price is by using the standard of a price index related to a fixed point in the past; in

M

W. Mahlberg, Die Notwendigkeit... (see note 28), p. 20; idem, Goldkreditverkehr... (se« note 28), p. 8; see also Walter Mahlberg, Bilanztechnik und Bewertung bei schwankender Währung, 3rd ed., Leipzig 1923, pp. 83—92, where he discusses the weakness of using the wholesale price index as a measurement of the fall in the value of money. This matter is further discussed below.

Towards a Theory

of the German

Inflation

41

other words, the fixing of the replacement price is equivalent to

raising

the selling price of goods and services in line with the price index.™ We have so far discussed such a price in terms of producer goods and services, but the principle clearly applies in the case of wages and salaries, where the „replacement price" is the fixing of a real wage or salary which restores the desired income to its former level. The same is true if the income concerned is received in the form of interest, profit, dividends or rent. The case of government income, however, may present a special case. If such an income is received in the form of taxation, then the government can cover its expenditure by raising taxation in line with the price index; to the extent that the government's income is obtained by long term borrowing, the objective can be reached by increasing such borrowings so that the real yield is maintained; however, if the yield of taxation and of long term borrowing cannot be maintained at a fixed real level, as happens to an ever-increasing extent as the German inflation proceeded to its apogee,

i.e. if the government's

income is insufficient

to meet the

replacement

price of the goods and services which it requires, then the only way to cover its expenditure must be the creation of increasing quantities of new

money. The precise importance dealt with below.

of this for the inflationary process

willbe

What we have been discussing in the previous two paragraphs is how it is possible to protect the internal value of money in a period of depreciation. For Germany, a country with extensive foreign trade commitments, it was clearly necessary after the War to protect the external value as well. This was particularly important in view of Germany's dependence on imports of raw materials and manufactured goods, a dependence which was immensely increased in the immediate post-war years as a result of territorial losses and the losses of overseas investment income. As far as the external value of the mark was concerned, the problem presented itself in the following way. T h e balance of payments deficit caused by the excess of imports over exports and by the payment of reparations was exacerbated by the flight of capital, particularly in 1922—23. This leads to a chronic uncertainty about the future value of the mark, even in the relatively stable period from February 1920 to May 1921, in relation to

On replacement prices and Scheingewinne see Eugen Schmalenbach, Die steuerliche Behandlung der Scheingewinne. and Willi Prion, Die Finanzpolitik der Unternehmung im Zeichen der Scheingewinne, in: Zwei Vorträge über Scheingewinne, Jena 1922; W. Mahlberg, Die Notwendigkeit... (see note 28), pp. 8—16; idem, Bilanztechnik... (see note 29), pp. 1 - 9 .

42

Gerald

Merkin

hard currencies like the dollar, sterling, Swiss franc etc., especially since the essential imports were to be obtained mainly from such hard currency countries. It was therefore necessary firstly, to use all means of protection against unexpected rises in the cost of imports; secondly, to maintain the prices of exports from G e r m a n y as a means of keeping up her purchasing power abroad. Both these objectives were achieved to a greater or lesser degree by means of operations in the forward exchange market. 3 1 T h e technique of forward exchange operations may be briefly summarised as follows. T h e importer knows what he has to deliver in the form of (say) dollars three months ahead; he therefore buys the required amount of dollars three months forward, so that, even if the exchange rate has fallen at the time of delivery, he will have available the right amount. T h e e x p o r t e r knows what he has to receive in the form of (say) dollars three months ahead; he therefore sells the dollars three months forward, so that even if the rate of exchange has risen at the time of delivery, he will receive the right amount. In both cases the businessman will have protected himself against loss from a variation in the exchange rate. T h e r e is a difference, however, in the situation of the importer and of the exporter in these cases in conditions where the rate of exchange shows a permanent downward trend. In this case, the exporter gains from a fall in the exchange rate — he has only to ensure that the price that he charges brings in the maximum possible return in the current conditions of world market prices. 3 2 For the importer, the technique of forward exchange purchase has the vital objective of protecting himself from the continuous fall in the exchange rate, and the method used was of particular importance from the end of 1919 onwards. 3 5

11

See C. A. Fischer, Das Devisentermingeschäft

und Wirtschaft,

Berlin 1928; J. Vogel, Das Devisentermingeschäft,

Schmaltz, Das Valutarisiko

im deutschen

Wirtschaftsleben

gart 1921; Paul Alexander Grün, Devisenkurse, neuzeitlicher Theory

in seinen Beziehungen

volks- und privatwirtschaftlicher

of Forward

Exchange,

Währung

Berlin 1924; Kurt

und seine Bekämpfung,

Devisenmarkt

Bedeutung,

zur

und Devisenpolitik

Stuttin

Stuttgart 1922; Paul Einzig, The

London 1937.

Hence the phenomenon of „Ausverkauf", the slogan of „Onward to World Market Prices!", and the growing tendency to keep export proceeds in the form of foreign currency deposits. See Gerald D. Feldman, Iron and Steel in the German

Inflation,

Princeton 1977,

pp. 130—140, 160—162,190; Gerald D. Feldman/Heidrun Homburg, Industrie und Inflation, Hamburg 1977, pp. 239—247 (Document 13), 303 (Document 26), 303—306 (Document 27), 307—308 (Document 28). " See e.g., J. Vogel, Das Devisentermingeschäft... Das Valutarisiko...

(see note 31), pp. 1—8; K. Schmaltz,

(see note 31), pp. 77—88; Verlag des Verbandes Sächsischer Indu-

Towards

a Theory

of the German

Inflation

43

This brings us to the central question of this paper. It is easy to understand the connection between the rate of exchange for hard currencies and the external price level — the prices of imports must obviously be reflected in the internal price level of a country suffering rapid external depreciation. W h a t , however, is the rationale of a direct reflection of the exchange rate on the internal price level of such a country in respect of prices of domestically-produced, commodities which are only to a limited extent dependent on imports, or have no import content at all? T h e answer to this question stems directly f r o m the above discussion of the nature of the „replacement price". T h e r e we saw that the accurate estimation of the replacement price involved the raising of the selling price of goods and services in line with the price index. T h e r e comes a time in a period of rapid inflation w h e n it is no longer possible to use the price index with any precision for this p u r p o s z , and therefore the calculation of the replacement price is made by reference to the current exchange rate for the dollar; the dollar rate becomes the only feasible substitute for the price index as a measure of the fall in the value of money. W h y is this so? Why can the price index — wholesale or retail, no longer fulfil the function allotted to it? T h e explanation lies in the acceleration in the fall in the value of money. As the inflation gathers m o m e n t u m , an index based on a monthly average of prices is incapable of dealing with a price level which rises first f r o m week to week, then f r o m day to day, and then f r o m hour to hour. T h e businessman faced with this situation must have a standard which can measure the fall in the value of money f r o m hour to hour. This then is the significance of Mahlberg's description of the wholesale price index which is quoted above. It is true that Schmalenbach in early 1922 recommends the use of the wholesale price index as the measure for establishing gold balance sheets, and that in October 1922 the Industrie- und HandelsZeitung began to publish a wholesale price index every eight days. But the businessman has already turned to the dollar rate as his guide, and in N o v e m b e r 1922 Mahlberg states his preference for the dollar rate as the standard with great precision: „ T h e exchange rates on countries with an intact currency, such as the dollar, the gulden, the Swiss franc etc., have the

serieller, Wiederaufnahme des Deiisen-Termin-Handels, Dresden 1920, pp. 3—12; R. Schneider, Devisenterminhandel, in: Deutsche Industrie, Nr. 18 (1920), pp. 344—346; Η. Rodewald, Nochmals der Devisenterminhandel, in: Deutsche Industrie, Nr. 20 (1920), pp. 385—386; G. D. Feldman/H. Homburg, Industrie... (see note 32), pp. 310—311 (Document 32), 311—313 (Document 33), 313—324 (Document 24).

Gerald

44

Merkin

advantage that they represent a daily, formal and exact measure of the value of money, and above all a measure of the value of money which is quoted on the Bourse in terms of the fixed value of the money of foreign countries... The competing standard, the wholesale price index, has the shortcoming that it lags behind events and represents not today's value, i.e. the value for the future, but an antiquated historical reminiscence." ,4 In fact, long before this, businessmen, trade unionists and others concerned with the problems of a rapidly falling money value had begun gradually to draw the conclusion that the solution was immediate adaptation of prices, wage rates and all money values to the dollar rate of exchange. This is the meaning of „ Valutafakturierung" — the invoicing of goods in dollar rather than marks, with the object of ensuring payment not in dollars, but in paper marks converted at the rate of exchange quoted at the moment of payment; it is also the meaning of the „gleitende Lohnskala" — the calculation of wage rates not in dollars, but in paper marks converted, on the day when wages were due to be paid, at the current dollar rate. Fourgeaud rightly compares this with the establishment of the agio on gold immediately after the creation of the assignats during the revolutionary period in France, and describes the events we have just mentioned as the „restoration of the agio in Germany".^ The immediate and automatic adaptation of internal prices to the dollar rate was a practical solution adopted by the economy spontaneously and against the wishes of the authorities. Only later, during the course of 1923, did the government consent to calculation in „gold marks", at a time when most private economic agents had already adopted this method of protecting money values. Business economists like Mahlberg had long advocated the creation of a money market with an automatically variable agio or premium on the dollar, varying that is with the current value of the paper mark, and argued that this was the first step to stabilisation. To what extent was this true? The fact is that calculating in gold marks, i.e. immediate adaptation of prices to the dollar rate, was only half the answer, as Mahlberg himself indicated. It meant protection of the value of money, but it did not mean the end of the rise in prices, since the paper mark was still free to fluctuate in terms of the dollar. And the paper mark continued to do so as long as possessors of paper marks sought safety for their spare cash by purchasing 14

Eugen Schmalenbach, Goldmarkbilanz, digkeit ... (see note 28), pp. 19—20. " A. Fourgeaud, La depreciation...

Berlin 1922, p. 2; W. Mahlberg, Die Notwen-

(see.note 23), pp. 176—183.

Towards a Theory of the German

Inflation

45

dollars in the market. If we return now to the causal sequence postulated by Bortkiewicz, and tabulated above, we are able with its help, and with one addition, to formulate the vicious spiral which, I suggest, was the essence of the German inflation: 1. The fall in the exchange rate causes the rise in the internal price level; 2. The rise in the internal price level causes a shortage of money, but in particular an extreme shortage of money for the government, which has no resources with which to pay its current expenditure; 3. The shortage of money leads to an increase in velocity in the manner described by Bortkiewicz, but it also leads to a massive increase in the quantity of money, partly to meet the direct needs of the government, partly to meet the needs of private firms (discounting of bills by the Reichsbank, creation of deposits by commercial banks), and partly as a result of the creation of Notgeld; the new money together with the increase in velocity (a) validates the increase in prices, (b) resupplies the economy with cash; 4. All surplus cash is used to buy foreign exchange, the only way of protecting its value; 5. The purchase of foreign exchange causes the dollar rate to rise once more. The vicious spiral then continues. It will be noticed that in the above spiral the quantity of money plus velocity is both effect (response to the shortage of money) and cause (provokes rise in the dollar rate). In his contribution, Bortkiewicz criticises Helfferich for regarding the rise in prices as the cause and the increase in the money supply as the effect, thus „standing the Quantity Theory on its head". Bortkiewicz then argues that in the final analysis it is the increase in the money supply which stands at the beginning of the causal chain and causes the rise in the exchange rate by creating lack of confidence. This contradicts the earlier postulate of Bortkiewicz that the increase in the money supply (and velocity) is a consequence of the increase in prices, not its cause, and the contradiction is resolved only by regarding the increase in the money supply as a cause of the rise in the exchange rate, as in the above formulation of the vicious spiral, and at the same time as a consequence of the rise in prices. It is doubtful, however, whether Bortkiewicz conceived the matter in this way. The other difference from Bortkiewicz in the above spiral is that the rise in the dollar rate is conceived as a direct consequence of the purchase of foreign currency with newly-created money, and not simply the result of a lack of confi-

46

Gerald

Merkin

dence stimulated by the latter. The shift into foreign currency throughout the period of the hyperinflation is stressed by a number of observers. 56 ' 37 This leads directly to the question: how is the vicious spiral to be brought to an end? The supporters of the traditional Quantity Theory take the view that only an end to the creation of new money will stop prices from rising. However, a glance at the vicious spiral indicates that an alternative possibility exists. Since in the model the quantity of money is both active and passive, then operating on the passive side of the variable will stop the supply of money from increasing. The causal sequence is from exchange rate to prices and thence to the money supply, so that if the exchange rate can be stabilised, then prices will cease to rise, and the money supply will also cease to rise. This in fact, it may be suggested, is how the German mark was eventually stabilised in November 1923. The establishment of the Rentenmark was psychologically an advantage, but the real act of stabilisation was the intervention of the Reichsbank in the foreign exchange market with the intention of stabilising the mark at 4,200 billion paper marks to the dollar, that is, 4.20 Rentenmark to the dollar. This was achieved by the Reichsbank's declared willingness to purchase all marks offered to it at that price, as well as to sell marks only at that price. Once such a rate was stabilised, the exchange rate for the dollar ceased to rise and so did the internal price level. The halting of the price rise meant that there was no longer any need to create money simply to meet the rise in prices. Thus the inflation (= increase in the quantity of money) ceases because the rise in prices has ceased, and the rise in prices has ceased because its cause, the rise in the exchange rate, has been eliminated by the intervention of the Reichsbank in the market, namely by offering dollars to all who want to sell their marks at the current rate of •6 E.g. by Hans Neisser, Der Tauschwert des Geldes, Jena 1928, p. 31; idem, Der Kreislauf des Geldes, in: Weltwirtschaftliches Archiv, vol. 33 (1931), p. 390. T h e conception of the inflationary process as a vicious spiral is of course common in modern inflationary theory in the form of the „wage-price spiral". There are, however, earlier examples of the treatment of inflation in this way. T h e earliest known to me is the theory developed by Karl Schlesinger during the First World War in two articles: Methodologische Vorbemerkungen zu einer Geschichte der zentraleuropäischen Kriegswirtschaft, in: Weltwirtschaftliches Archiv, vol. 6 (1915), pp. 1—20; Die Veränderungen des Geldwertes im Kriege, in: Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung (1916). Moreover, Keynes' short work, How to Pay for the War, London 1940, also treats the inflation which developed in the United Kingdom during the First World War as a wage-price spiral. T h e Keynes model is elaborated by James Anthony Trevithick, Keynes, Inflation and Money Illusion, in: Economic Journal (1975), pp. 101 — 113, where he states that „the process of ongoing inflation is the means by which the inflationary gap is closed".

Towards a Theory of the German

Inflation

47

exchange. Once possessors of marks know that the authorities will buy all the marks offered at a fixed rate, they cease to offer marks for sale. They have been accustomed to offering their marks for sale because they know that if they do not, their price in dollars will fall. Once the mark was stabilised in terms of the dollar, there was no point in offering marks for sale except in the normal course of trade. We may conclude with a brief reference to the significance for the Quantity Theory of Money of the theory developed above. We have already stated that in the spiral relationship postulated the quantity of money plays the role both of cause and of effect. W e are inevitably reminded of the conclusion drawn by Maurice Allais in an article entitled A Restatement of the Quantity Theory of Money There Allais states the following: „The link of proportionality at any given time between the quantity of money and the product of the price level and the level of activity is a relationship of interdependence, and from the dynamic standpoint of causality can obviously be interpreted in either of two ways. It may mean that the price level is proportional to the ratio of the quantity of money to the level of activity; or it may mean that the quantity of money is proportional to the product of the price level and the level of economic activity... In general, both viewpoints are valid, for in changing economic situations, effects influence causes, and different weights must be given to one or the other according to circumstances. In some cases, it may be the first interpretation which applies, whereas at other times the second may provide the explanation of what constitutes the motive force." In view of the implications of the theory of inflation developed above, it may perhaps be added to the remarks of Allais that in certain circumstances the quantity of money and the price level may each play the roles both of cause and effect one in succession to the other.

American Economic Review, vol. 56 (1966), p. 1153·

48

Gerald Merkin

Summary A number of writers have emphasized that in certain circumstances a rise in prices precedes a rise in the supply of money. Such a view is presented by von Bortkiewicz, who argues that during the German inflation the main causal factor in this phenomenon was not a rise in velocity, but a rise in the exchange rate. The rationale of such an approach has been given indirectly by Wicksell. The exchange rate had this effect on prices because in a period of rapid currency depreciation it was no longer possible to use the wholesale price index as a measure of such depreciation. It therefore became necessary to use the dollar exchange rate as the standard, and to reckon in „gold" prices. The currency was stabilized when the dollar rate was fixed by the authorities, when, consequently, prices ceased to raise, and when it was thus no longer necessary to increase the money supply.

Maschinenbauunternehmen in der Inflation 1919 bis 1923:• · Unternehmenshistorische Überlegungen zu einigen Inflationstheorien* DIETER LINDENLAUB

Vorbemerkung Dieser Aufsatz diskutiert anhand unternehmenshistorischer Beobachtungen aus den Jahren 1919 bis 1923 erstens einige Theorien, die zur Erklärung von Inflationswirkungen auf nichtfinanzielle U n t e r n e h m e n herangezogen werden, und zweitens einige Theorien der Inflationserklärung, die den Beitrag auch von Unternehmen zur Inflationsentwicklung zum Gegenstand haben. Er soll damit an einem Beispiel einige der Möglichkeiten nennen, welche die Unternehmensgeschichte hat, wenn sie zur Prüfung und Bildung ökonomischer Theorien beitragen will. Inflationen können Wirkungen auf alle Positionen der Bilanzen und der Gewinn- und Verlustrechnungen von Produktionsunternehmen haben. Hier sollen die Inflationswirkungen auf die Investitionen in Sachanlagen erörtert werden: D e r Zuwachs beziehungsweise die Verminderung an geldwertsicheren Sachanlagen sollen als entscheidendes Merkmal dafür gelten, welche Unternehmen zu den Inflationsgewinnern und welche zu den Inflationsverlierern zu zählen sind. W e n n in der Diskussion von überdurchschnittlich hohen Investitionen in Inflationen die Rede ist, wird dies unter anderem

mit der Geldnachfragetheorie, der

Gläubiger-

Schuldner-Hypothese und der Lohn-lag-Hypothese beziehungsweise mit * Der Aufsatz ist die stark gekürzte Fassung eines Teils einer größeren Arbeit über die Geschäftspolitik einiger deutscher Maschinenbauunternehmen 1919—1935. Ich danke der Deutschen Forschungsgemeinschaft dafür, daß sie diese Arbeit durch ein Stipendium gefördert hat. Herrn Prof. Dr. Carl-Ludwig Holtfrerich danke ich für einige hilfreiche Hinweise.

Dieter Lindenlaub

50

deren Implikationen erklärt: Diese Hypothesen sollen daher der theoretische Ausgangspunkt der Untersuchung der Inflationswirkungen auf die Produktionsunternehmen sein. D e r Beitrag von Unternehmen zur Inflationsentwicklung ist in mehrfacher Weise denkbar: Unternehmen können die Inflation fördern, indem sie Preisspielräume nutzen, durch fallende Kassenhaltung die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöhen oder durch direkten oder indirekten Druck auf die Entscheidungsinstanzen die Ausweitung der Geldmenge erzwingen. Theoretischer Ausgangspunkt für die Behandlung der Frage, inwieweit sich Inflationen aus dem Verhalten von U n t e r n e h m e n erklären lassen, sollen hier die Nachfrage- und die Anbieterinflationstheorien und die Geldnachfragetheorie sein; die ökonomische Theorie der Politik wird ausgeklammert. Im Folgenden werden in einem ersten

TEIL

I die genannten Theorien

kurz vorgestellt, einige Probleme erörtert, die sie bisher aufgeworfen haben, und einige Wege genannt, auf denen die Unternehmensgeschichte zur Lösung dieser Probleme beitragen kann. Der zweite

TEIL

II ist eine

empirische Untersuchung der theoretisch wichtigen Sachverhalte in einigen Industrieunternehmen in den Jahren 1919 bis 1923; hier werden auch die singulären geschichtswissenschaftlichen Thesen zur Entwicklung der Industrieunternehmen in der deutschen Inflation erörtert. Im abschließenden dritten

TEIL

III werden aus den empirischen Beobachtungen des

zweiten Teils Schlüsse für die im ersten Teil vorgestellte theoretische Diskussion gezogen. 1 I

Einige unternehmensbezogene über Inflationswirkungen und

Theorien Inflationsursachen

Einige Theorien über die Wirkung von Inflationen auf die Investitionen Die Geldnachfragetheorie Eine Erklärung der Entwicklung der Investitionen in Sachvermögen unter den Bedingungen der Geldentwertung bietet die Geldnachfrage-

1

Im folgenden ist aus Raumgründen auf die Erörterung einer Reihe von Gesichtspunk-

ten, auf Einzeldarstellungen und auf die Anführung des größten Teils der Belege verzichtet worden.

Maschinenbauunternehmen

in der

51

Inflation

theorie an: In der Inflation verliert das als Kasse (Sichteinlagen, eventuell auch T e r m i n e i n l a g e n ) gehaltene Geld an Kaufkraft. In Erwartung allgemeiner Preissteigerungen werden die Wirtschaftssubjekte daher ihre reale Kasse (nominaler Geldbestand dividiert durch den Preisindex) — und damit ihren Verlust — vermindern, indem sie wertbeständigere Sachwerte kaufen. Eine Geldnachfragetheorie speziell für Produktionsunternehmen und dies unter Inflationsbedingungen ist indessen bisher nur in U m r i s s e n entworfen und noch gar nicht empirisch geprüft worden. Im Unterschied etwa zur ursprünglichen Portfolio-Theorie Tobin's 2 (in der der Zins auf festverzinsliche W e r t p a p i e r e die maßgebende erklärende Rolle für die Geldnachfrage spielt) nennen Milton Friedman und andere einen ganzen Katalog von Faktoren, die für die Geldnachfrage der U n t e r n e h m e n von Bedeutung sein können: die zeitliche Verteilung von E i n n a h m e n und Ausgaben, Preise und Preiserwartungen, Erwartungen in die wirtschaftliche und politische Stabilität, Ertragsgrüßen (zum Beispiel das Nettoeink o m m e n ) ; Vorräte und Sachanlagen werden ausdrücklich als alternative Anlageformen zur Kassenhaltung genannt usw. 3 Empirisch

geprüft

wurde aber bisher nur die Abhängigkeit der Geldnachfrage von der U n ternehmensgröße. 4 Empirische Untersuchungen wurden dagegen über die gesamtwirtschaftlichen Beziehungen zwischen Inflation und Geldnachfrage angestellt. Sie können entsprechende Untersuchungen für die Produktionsunternehmen aber nicht ersetzen. Sie k o m m e n zu dem Schluß, daß die Geldnachfrage in Hyperinflationen ausschließlich von den Preiserwartungen der Wirtschaftssubjekte abhänge; die Geldnachfrage sinke mit zunehmenden Preiserwartungen.'' Das Hauptproblem dieser Untersuchungen ist jedoch, daß die (relevanten) Preiserwartungen nicht direkt

1

Vgl. James Tobin, The Interest Elasticity of Transaction

Demand for Cash, in: The

Review of Economics and Statistics, Bd. 38 (1956), S. 241—247. * Vgl. ζ. Β. Milton Friedman, Money: Quantity Theory, in: International Encyclopedia of Social Sciences, Bd. 10 (1968), S. 60. Ders., The Quantity-Theory of Money - A

Restatement,

in: Milton Friedman (Hrsg.), Studies in the Quantity Theory of Money, Chicago 1956, S. 3—21. William J. Frazer, Jr., The Demand for Money, Cleveland, N.J. 1967, S. 199. 4

Vgl. die Ubersicht über die bisherigen empirischen Forschungen bei Peter J. Kracht,

Die Geldnachfrage

der Produktionsunternehmung,

Meisenheim 1975, S. 1 7 9 — 1 8 7 , 1 9 4 —

197, sowie Krachts eigene empirische Untersuchungen (in demselben Band). ' Den Ausgangspunkt für alle diese Studien bildete die Untersuchung von Phillip Cagan, The Monetary Dynamics of Hyperinflation, 3), S. 25—117.

in: Μ. Friedman (Hrsg.), Studies...

(wie Anm.

52

Dieter

Lindenlaub

und unabhängig beobachtet worden sind: Die „adaptiven" Preiserwartungen Philipp Cagan's beruhen auf Extrapolationen der vergangenen Preisentwicklung. Die Theorie „rationaler" Preiserwartungen behauptet in ihrer strengeren Fassung nur geringfügig verzögerte, volle Informationen und zutreffende theoretische Vorstellungen über die maßgeblichen wirtschaftlichen Sachverhalte und unterstellt im Extremfall Identität von tatsächlichen und erwarteten Preisen. 6 Und bei der Messung der Preiserwartungen anhand von Devisenterminkursen 7 ist fraglich, ob Devisenterminkurse die Preiserwartungen von Inländern, und dazu noch von investierenden Produktionsunternehmn, zutreffend wiedergeben. Der Verzicht auf die direkte Beobachtung von Preiserwartungen läßt aber offen, welche Rolle Preiserwartungen überhaupt und welche Rolle andere Faktoren neben ihnen (bei Produktionsunternehmen zum Beispiel ständige Verfügbarkeit alternativer Vermögensanlagegegenstände, Gewinne, Gewinnerwartungen und ähnliches) für die Geldnachfrage spielen. Insbesondere bleibt auch offen, ob Inflationen tatsächlich eine gleichmäßige inverse (gegenläufige) Bewegung von Investitionen und Geldnachfrage der Unternehmen zur Folge haben. Die Gläubiger-Schuldner-Hypothese Meist werden investitions- und damit wachstumsfördernde Wirkungen der Inflation für den Fall angenommen, daß die realen Zinsen sinken. Dieser Annahme liegen die Gläubiger-Schuldner-Hypothese und die Vermutung zugrunde, daß für die Wirtschaftssubjekte die sich nach dieser Hypothese bei Schuldenaufnahmen ergebenden Gewinne ein Anreiz zu Investitionen sind. Die Gläubiger-Schuldner-Hypothese besagt, daß Preissteigerungen zu einer Verringerung des Realwerts von Geldschulden führen, sofern die Geldgläubiger — zum Beispiel mangels zutreffender Inflationserwartungen oder mangels Durchsetzungsvermögens — die Preissteigerungen weder in den Zinssätzen noch in den Tilgungsraten an den Schuldner weitergeben. Nun ist es eine logische Wahrheit, daß Schuldner in einer Inflation, deren Preissteigerungsraten in den Zinssät-

Vgl. etwa Andrew Abel/Rüdiger Dornbusch/John Huizinga/Alan Marcus, Money Demand During Hyperinflation, in: Journal of Monetary Economics, Bd. 5 (1979), S. 97—104. 7 Vgl. Jacob A. Frenkel, The Forward Exchange Rate, Expectations, and the Demand for Money: The German Hyperinflation, in: American Economic Review, Bd. 67 (1977), S. 653—670. 5

Maschinenbauunternehmen

in der

Inflation

53

zen und Tilgungsraten nicht antizipiert sind, immer „Schuldnergewinne" in der H ö h e erzielen, in der andernfalls Mehrzinsen und -tilgungsbeträge angefallen wären. Die empirische Frage ist aber, welche Gesellschaftsgruppen in Inflationen Nettoschuldner sind und inwieweit eine N e t t o schuldnerposition tatsächlich — im Vergleich zu Nicht-Inflationsperioden — einen Ertrags- oder Vermögenszuwachs zur Folge hat. Die Frage, inwieweit die Gläubiger-Schuldner-Hypothese (einschließlich ihrer Implikationen für das wirtschaftliche Wachstum) das Investitionsverhalten der U n t e r n e h m e n erklären kann, m u ß in drei Fragen unterteilt werden: 1. Sinkt der Realzins in der Inflation? 2. Führt ein sinkender Realzins zu vermehrter Schuldenaufnahme durch die U n t e r n e h m e n ? W e n n nicht, warum nicht? 3. Steigen mit sinkendem Realzins und zunehmender Verschuldung die Erträge u n d / o d e r die Investitionen der U n t e r n e h m e n ? W e n n nicht, warum nicht? Die empirische Behandlung dieser Fragen ist bisher sehr unbefriedigend verlaufen: Unbefriedigend ist einmal, daß in der Literatur häufig der Eindruck erweckt wird, als stehe die Vermögensumverteilungswirkung zugunsten einer Gesellschaftsgruppe fest, wenn nur deren Nettoschuldnerposition nachgewiesen sei und eine plausible A n n a h m e über nicht voll antizipierte Zinssätze und Tilungsraten gemacht werden könne; die U n t e r n e h m e n zählen meist zu den Nettoschuldnern, also zu den Inflationsgewinnern. Unbefriedigend sind aber auch die in den USA und in England angestellten empirischen Untersuchungen anhand veröffentlichter einzelwirtschaftlicher Daten, in denen die Wirkung der m o n e t ä r e n N e t t o p o sition auf die Nettovermögensentwicklung der U n t e r n e h m e n gemessen werden sollte. Problematisch war — neben anderem — die Wahl des Erfolgsmaßstabs: Es wurde nie gemessen, ob eine direkte Beziehung zwischen monetärer Nettoposition und Investitionen besteht. Vielmehr wurde stets die monetäre Nettoposition mit den Aktienkursveränderungen der U n t e r n e h m e n korreliert. Auf die Aktienkurse haben aber, wie die Kritik zutreffend hervorhob, auch nicht-monetäre Faktoren, zum Beispiel die Erträge (die ihrerseits erst eine zunehmende Nettoverschuldung ermöglicht haben mögen) Einfluß.* Darüber hinaus waren die Tests nicht durchweg im Sinne der Gläubiger-Schuldner-Hypothese erfolgreich: Es

8

Einen kritischen Überblick über die empirischen Untersuchungen zur GläubigerSchuldner-Hypothese bietet u. a.: Manfred Ziercke, Die redistributiven Wirkungen von Inflationen, Göttingen 1970.

54

Dieter

Lindenlaub

ergaben sich nicht durchweg positive Korrelationen zwischen der R a n g folge der Aktienpreisentwicklung und der Rangfolge der monetären N e t topositionen bei den untersuchten U n t e r n e h m e n . Zuweilen werden mögliche Ursachen für diese Erscheinung genannt: D i e mangelnde Fähigkeit der U n t e r n e h m e n , die Steigerung der Beschaffungskosten in den Absatzpreisen weiterzugeben, die Besteuerung von Scheingewinnen und anderes kompensieren die Vermögensübertragungen von den Gläubigern auf die Schuldner. Aber diese Z u s a m m e n h ä n g e sind empirisch nicht weiter verfolgt worden.

Die Lohn-lag-Hypothese H i n und wieder werden positive W i r k u n g e n der Inflation auf die Investitionen aus — positive Gewinnerwartungen erzeugenden — hohen Gewinnen in der Inflation gefolgert. 9 Hohe Inflationsgewinne könnten mit Hilfe der Lohn-lag-Hypothese erklärt werden: Inflationsbedingte Nachfragesteigerung oder autonomes Preissetzungsverhalten der Unt e r n e h m e n führen zu Preissteigerungen, denen sich die Löhne nur mit Verzögerung anpassen; dadurch erzielen die Produzenten E i n k o m m e n s zuwächse zu Lasten der Lohnempfänger. Im Unterschied zur GläubigerSchuldner-Hypothese, aber aufgrund ähnlicher Probleme bei der empirischen Uberprüfung wie bei dieser, ist die Lohn-lag-Hypothese indessen in der Literatur auf wenig Zustimmung gestoßen: Gegen Gegenüberstellungen von Lohn- und Preiszeitreihen sowie von Lohnquoten- und Preiszeitreihen wurde eingewandt, daß das Ergebnis weitgehend von der W a h l der Preisindizes, der Basisjahre und der Untersuchungszeiträume und daß sowohl die Lohn- als auch die Preisentwicklung auch von nicht-monetären Faktoren abhängig seien. Und die aufgrund veröffentlichter Firmendaten angestellten zwischenbetrieblichen Vergleiche von Quotient aus Lohnsumme und Grundkapital und Aktienkursveränderungen verliefen zum einen negativ für die Lohn-lag-Hypothese; so wurde zum Beispiel festgestellt, daß in Preissteigerungsperioden die Aktienkurse bei U n t e r n e h m e n mit einem niedrigen Quotienten aus Lohnsumme und Grundkapital stärker stiegen als bei U n t e r n e h m e n mit einem hohen Quotienten aus Lohnsumme und Grundkapital. Z u m anderen ist auch hier die Erklärung der Aktienkurs- aus der Gewinnentwicklung und beider aus einem Zurückbleiben der Geldlöhne generell problematisch, da der Einfluß nicht-

Vgl. ζ. B. Hans Georg Koblitz, Einkommensverteilung Analyse, Berlin-New York 1971, S. 190 f.

und Inflation in

kurzfristiger

Maschinenbauunternehmen

in der

Inflation

55

m o n e t ä r e r F a k t o r e n (der ja zum Beispiel den E i n f l u ß eines Lohn-lags ü b e r k o m p e n s i e r e n k a n n ) unberücksichtigt bleibt. 1 0 In der g e n a u e r e n E r hebung der G e w i n n e und ihrer E i n f l u ß f a k t o r e n liegen aber die M ö g l i c h keiten zur E r w e i t e r u n g der K e n n t n i s s e durch detailliertere

einzelwirt-

schaftliche U n t e r s u c h u n g e n : So k ö n n t e die K e n n t n i s des Preisbildungsverhaltens der U n t e r n e h m e n die W a h r s c h e i n l i c h k e i t , daß lohn-lag bedingte G e w i n n e vorliegen, erheblich verstärken oder abschwächen.

Einige Theorien über die Ursachen von Inflation D i e Geldnachfragetheorie W i r d die G e l d n a c h f r a g e und damit die U m l a u f g e s c h w i n d i g k e i t des Geldes durch die G e s c h ä f t s p o l i t i k der U n t e r n e h m e n b e e i n f l u ß t ? D i e — oben in ihrer Bedeutung für die Investitionserklärung unter Inflationsbedingungen diskutierte — monetaristische G e l d n a c h f r a g e t h e o r i e schließt e i n e n solchen E i n f l u ß aus. Für sie ist die G e l d n a c h f r a g e e i n e „ s t a b i l e " Funktion verschiedener F a k t o r e n , darunter der P r e i s e r w a r t u n g e n , deren E i n f l u ß in der Inflation v o r h e r r s c h t ; die P r e i s e r w a r t u n g e n werden ihrerseits „adaptiv" oder „ r a t i o n a l " gebildet und sind durch die G e l d m e n g e determiniert. V o n der Geldnachfräge (oder U m l a u f g e s c h w i n d i g k e i t ) gehen nach dieser Auffassung daher keine selbständigen Inflationsschübe aus; das H a u p t a u g e n m e r k bei der Inflationserklärung m u ß v i e l m e h r auf die G e l d m e n g e (oder das Geldangebot) gelegt werden. 1 1 Ist die G e l d n a c h f r a g e (das heißt die reale K a s s e n h a l t u n g ) der U n t e r n e h m e n — eventuell im U n t e r s c h i e d zu der anderer Gesellschaftsgruppen — tatsächlich ausschließlich v o m g e s a m t w i r t s c h a f t l i c h e n Geldangebot abhängig? E n t w i c k e l n sich die reale K a s s e n h a l t u n g der U n t e r n e h m e n und die g e s a m t w i r t s c h a f t l i c h e G e l d m e n g e gegenläufig zueinander? Spielen im b e j a h e n d e n wie im v e r n e i n e n d e n Falle die P r e i s e r w a r t u n g e n die entscheidende erklärende R o l l e ? Oder sind andere S a c h v e r h a l t e für die Erklärung der realen K a s s e n h a l t u n g der U n t e r n e h m e n ( e b e n s o ) wichtig? W i e oben ausgeführt, 1 2 fehlen e m p i r i s c h e U n t e r s u c h u n g e n zur G e l d n ä c h frage der U n t e r n e h m e n bei Inflationen; und die g e s a m t w i r t s c h a f t l i c h e n

111

Vgl. die zusammenfassenden Übersichten bei M. Ziercke, Wirkungen

8), und Harald Scherf, Inflation,

in: Handwörterbuch

... (wie Anm.

der Wirtschaftswissenschaft,

Stuttgart u. a. 1977, S. 178 f. 11

Vgl. Ph. Cagan, The Monetary Dynamics... Siehe S. 52 ff.

(wie Anm. 5), S. 25—117.

Bd. 4,

Dieter

56

Lindenlaub

U n t e r s u c h u n g e n zur G e l d n a c h f r a g e t h e o r i e k r a n k e n vor allem daran, daß die Preiserwartungen nicht direkt beobachtet worden sind.

N a c h f r a g e - und A n b i e t e r i n f l a t i o n s t h e o r i e n W i e ist die Preisbildung der U n t e r n e h m e n zu erklären und welchen B e i t r a g zur Inflation leistet sie? D i e s e Fragen sind im R a h m e n aller drei nicht m o n e t ä r e n I n f l a t i o n s t h e o r i e n , der N a c h f r a g e i n f l a t i o n s t h e o r i e und der beiden A n b i e t e r i n f l a t i o n s t h e o r i e n (der K o s t e n d r u c k - und der G e w i n n s t o ß t h e o r i e ) , erörtert worden. In der neueren Literatur wird die N a c h f r a g e i n f l a t i o n als allgemeine P r e i s e r h ö h u n g bei gleichzeitiger kons t a n t e r oder z u n e h m e n d e r realer G ü t e r n a c h f r a g e (das h e i ß t jedenfalls steigender

monetärer

Gesamtnachfrage)

definiert;

Kennzeichen

der

N a c h f r a g e i n f l a t i o n sind h o h e Auftragsbestände, lange Lieferfristen und o f f e n e Arbeitsplätze bei den U n t e r n e h m e n . Anbieterinflationen

sind

d e m g e g e n ü b e r allgemeine P r e i s e r h ö h u n g e n bei S i n k e n der realen Güter^ nachfrage. In der G e w i n n s t o ß i n f l a t i o n werden im Unterschied zur K o stendruckinflation die Preise nicht aufgrund von

Kostenerhöhungen,

sondern ausschließlich zur E r h ö h u n g der G e w i n n s p a n n e n heraufgesetzt. D i e angeführten D e f i n i t i o n e n zumindest der N a c h f r a g e - und der Anbieterinflation e n t h a l t e n mit Absicht keine A n g a b e n über die in ihnen stattfindenden Preisbildungsvorgänge und deren Ursachen. Sie unterscheiden sich von d e n j e n i g e n D e f i n i t i o n e n , in denen die freie Marktpreisbildung als das K e n n z e i c h e n der N a c h f r a g e i n f l a t i o n und die „adminis t r i e r t e n " Preise als jenes der Anbieterinflation e r s c h e i n e n ; „adminis t r i e r t e " Preise sind k o s t e n o r i e n t i e r t e Preise und werden nach dem Vollk o s t e n p r i n z i p und mit b e s t i m m t e n Gewinnzuschlägen jeweils für e i n e n b e s t i m m t e n Z e i t r a u m festgesetzt und reagieren kaum auf N a c h f r a g e schwankungen. A n l a ß für die N i c h t b e r ü c k s i c h t i g u n g des Preisbildungsvorgangs in den neueren D e f i n i t i o n e n war die B e o b a c h t u n g , daß auch in N a c h f r a g e i n f l a t i o n e n Preise „ a d m i n i s t r i e r t " wurden. Für die E x i s t e n z und W i r k u n g s m ö g l i c h k e i t von K o s t e n p r e i s e n in e i n e r Nachfrageinflation werden verschiedene E r k l ä r u n g e n angeboten, so die, daß die U b e r s c h u ß n a c h f r a g e zunächst (über e i n e e r h ö h t e Arbeits nachfrage) die L ö h n e oder (in den verbliebenen S e k t o r e n mit K o n k u r r e n z p r e i s e n ) einige Preise e r h ö h e und damit einen K o s t e n d r u c k erzeuge, auf den dann die „adminis t r i e r t e n " Preise r e a g i e r e n . "

H

Vgl. zur Abgrenzung von Nachfrage- und Kostendruckinflation und zur Wirkungs-

möglichkeit von Kostenpreisen in einer Nachfrageinflation H. Scherf, Inflation... Anm. 10), S. 164, 166, 170.

(wie

Maschinenbauunternebmen

in der

Inflation

57

Die allgemeine Beobachtung „administrierter" Preise hat die Erklärungskraft der Marktpreisbildung für den Inflationsvorgang geschwächt. Gleichzeitig hat sie die Diskussion über die Ursachen und die Inflationswirkungen der tatsächlichen Preisbildung der Unternehmen nicht über erste Vermutungen hinausgebracht. Mangels empirischer Untersuchungen über die Preisbildung der Unternehmen sind viele Fragen offen geblieben. Ich greife die folgenden heraus: 1. Wie werden Preise bei sinkender realer Nachfrage „administriert"? Treten Preissteigerungen auf, die nicht auf Kostendruck, sondern auf „Gewinnstößen" beruhen? (In der Literatur wird dies für möglich, aber im allgemeinen für wenig wahrscheinlich gehalten). Sind „administrierte" Preise bei sinkender realer Nachfrage nach unten wirklich starr? 2. Wie werden Preise bei gleichbleibender oder steigender realer Nachfrage „administriert" ? Läßt sich Genaueres über die Übertragung einer Uberschußnachfrage auf die Preisentwicklung sagen? Werden „administrierte" Preise bei steigender Nachfrage nicht zur Erhöhung der Gewinnspanne heraufgesetzt (wie dies zum Beispiel der Lohn-lagHypothese entsprechen würde)? Oder folgen sie auch dann nur der Kostenentwicklung? Von welchen Bedingungen hängt die Ausnutzung von Preisspielräumen ab? 3. Richten die Wirtschaftssubjekte ihre Preise an anderen, allgemeinen Maßstäben, so in einem Teil der deutschen Inflation an den Wechselkursen, wie dies G. Merkin vermutet, 14 aus? In seiner Erklärung der deutschen Inflation sieht Merkin — in Modifizierung der quantitätstheoretischen Inflationserklärung — die hyperinflationären Preissteigerungen (also seit 1922) nicht einseitig durch die Ausweitung der Geldmenge und die Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit verursacht. Vielmehr erkennt er einen circulus vitiosus von Wechselkursverfa-11, Preissteigerungen, Erhöhung von Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und wiederum Wechselkursverfall. Eine der wichtigen Beziehungen, die Übertragung der Wechselkurs- auf die Preisänderungen, erklärt Merkin damit, daß die Wirtschaftssubjekte die Preise ihrer Leistungen, um keine Substanzverluste zu erleiden, bei Geldent11

Gerald Merkin, Towards a Theory of the German Inflation. Some Preliminary

vations,

in d i e s e m Band, S. 2 5 — 4 7 .

Obser-

58

Dieter

Lindenlaub

wertung nicht mehr zu Anschaffungs-, sondern zu Wiederbeschaffungskosten kalkulieren. Bei immer rascherer Geldentwertung wäre die Anpassung der Preise an die Kosten nicht mehr gelungen, wenn die Kostensteigerungen aufgrund eines monatlichen Preisindex (zum Beispiel des Großhandelsindex) in die Verkaufspreise einkalkuliert worden wären. Die wöchentliche und dann tägliche Anpassung der Preise an die Kosten sei vielmehr nur erreicht worden, wenn man die Preise aufgrund der täglich bekanntgegebenen Wechselkursänderungen kalkuliert habe. Die Ausrichtung der Preiskalkulation an den Wechselkursen, vor allem am Dollarkurs, sei von der Betriebswirtschaftslehre, vor allem von Mahlberg, seit Ende 1922 empfohlen, von den Unternehmen aber schon lange vorher praktiziert worden. Die Verwendung von fast ausschließlich in der Betriebswirtschaftslehre (heute allerdings meist nur unter Optimierungsgesichtspunkten) viel diskutierten Elementen der Kostenrechnung und Preisbildung zur Erklärung gesamtwirtschaftlicher Erscheinungen ist meines Erachtens ein origineller und interessanter Versuch zur Bereicherung der ökonomischen Theoriebildung; solche Versuche sind seit Fritz Schmidt (Konjunkturtheorie) und Eugen Schmalenbach (Fixkostenwirkungen auf die Wirtschaftsordnung) kaum noch unternommen worden. Kann aber die Kalkulation zu Wiederbeschaffungspreisen die Übertragung von Wechselkurs- auf Preisänderungen tatsächlich erklären? Möglichkeiten unternehmenshistorischer und Bildung von Inflationstheorien

Beiträge zur Prüfung

Vorstehend wurden einige Fragezeichen hinter einige Theorien zur Erklärung von Inflationswirkungen auf Unternehmen und des Anteils von Unternehmen an der Inflationsentstehung und -entwicklung gesetzt. Die Frage war, wie erklärungskräftig diese Theorien tatsächlich sind. Ein Hauptmangel wurde darin gesehen, daß die empirische Prüfung dieser Theorien bisher unbefriedigend gewesen ist. Dies ist sicher zum Teil darauf zurückzuführen, daß die Angaben über die von den Theorien erörterten Sachverhalte schwer zugänglich sind. Hier setzt die vorliegende Untersuchung ein. Wenn überhaupt, so finden sich in unternehmensinternen Schriftstücken Angaben über Kosten und Erträge, Gewinne und Investitionen, Kassenhaltung und Schulden, Preis- und Ertragserwartungen, den Preisbildungsvorgang und ähnliches, also Angaben über die in den fraglichen Theorien genannten Variablen, oder über die diese Variablen (besser) erklärenden Sachverhalte. Die folgende empiri-

Maschinenbauunternehmen

in der

Inflation

59

sehe Untersuchung stützt sich auf Archivalien des Vereins Deutscher Maschinenbauanstalten und der Maschinenbauunternehmen M.A.N. (1920: etwa 17 000 Beschäftige), Maschinenfabrik Esslingen (etwa 5500), Motorenfabrik Deutz (etwa 4100), Maschinenbauanstalt Humboldt (etwa 4200), Fried. K r u p p AG (etwa 90 000, davon Gußstahlfabrik Essen etwa 45 000) und Schenck G m b H (etwa 900); M.A.N. und Esslingen gehörten seit 1920 zum K o n z e r n der Gutehoffnungshütte, Deutz (seit 1922) und Humboldt (schon vorher) mehrheitlich zur Klöckner-Gruppe.^ Die U n tersuchung erfaßt also keinen der zahlreichen Kleinbetriebe, aber doch einige Mittel- und Großbetriebe des Maschinenbaus unterschiedlichen Produktionsprogramms (und unterschiedlichen Spezialisierungsgrades); eine gewisse Streuung der Beobachtungsfälle ist damit gegeben. Die empirische P r ü f u n g der vorgestellten Theorien erfolgt im R a h m e n einer Diskussion der Investitionen. In dem folgenden empirischen Teil wird zunächst die H ö h e der Investitionen in den g e n a n n t e n U n t e r n e h men 1919 bis 1923 berechnet. D a n n werden einige mögliche Bedingungen der Investitionen erörtert: Geldnachfrage, Preis- und Gewinnerwartungen, Gewinne und Außenfinanzierung; 1 6 für die Geldnachfrage, die Gewinne und die Außenfinanzierung werden ihrerseits mögliche Bedingungen beschrieben. Im Laufe dieser Erörterung werden Beobachtungen zu den wichtigsten Sachverhalten gemacht, die in den vorgestellten Theorien (über Inflationswirkungen wie über Inflationsursachen) als Bedingungen oder Auswirkungen eine Rolle spielen. Für die Beurteilung der Theorien sind jeweils die Beobachtungen in allen vier Abschnitten von Bedeutung, 17 wenn auch etwa für die Schuldner-Gläubiger-Hypothese 1 8 und für die Nachfrage- und Anbieterinflationstheorien 1 9 bestimmte Ausführungen besonders wichtig sind. In ihrer Bedeutung für die Theorien werden die empirischen Beobachtungen dann im abschließenden T E I L III diskutiert.

1

Für die Erlaubnis zur Benutzung der Archive und für die stets großzügige H i l f e bei der

Durchsicht der Archivalien danke ich Frau Dr. Sibylle Grube-Bannasch (Daimler-Benz AG), Frau Dr. Renate Köhne-Lindenlaub (Fried. Krupp G m b H ) und den Herren Dr. H a n s Albers (Carl Schenck AG), Dr. Justus Fürstenau ( V D M A ) , Christian-Peter H e n l e (Klöckner & Co.), Bodo Herzog ( G H H ) , Dipl.-Ing. Klaus Luther (M.A.N. Augsburg), Dr. Otto Nübel

(Daimler-Benz AG), Obering. Hans-Jürgen Reuss, Hans Joachim

(Klöckner-Humboldt-Deutz AG) und Kurt Werkmann (M.A.N. Nürnberg). Siehe S. 63—80. Siehe S. 63—89. "· Siehe S. 52—54 u. S. 74—80. Siehe S. 5 6 — 5 8 u. S. 80—89.

Schriewer

60

Dieter

Lindenlaub

II

Die Investitionen einiger in der Inflation

Maschinenbauunternehmen 1919 bis 1923

Die Höhe der Investitionen In den 1920er Jahren wurde, insbesondere im betriebswirtschaftlichen Schrifttum, häufig die Auffassung vertreten, daß die Inflationsjahre 1919 bis 1923 eine investitionsschwache Zeit gewesen seien; Erneuerung und Erweiterung der Anlagen seien weit hinter der Vorkriegszeit zurückgeblieben. Durchgesetzt hat sich indessen die — auch schon damals vertretene — entgegengesetzte Meinung von der investitionsfördernden Wirkung der deutschen Inflation: Geldentwertung, hohe Gewinne und billige Kredite hätten die Unternehmen zu überdurchschnittlichen Investitionen, zur Verstärkung ihrer Sachanlagen veranlaßt und (damit) die Inhaber der Unternehmen, die „Sachwertbesitzer", begünstigt. 20 Inwieweit trifft dies zu? Am ehesten ließe sich die relative Vorteilhaftigkeit der Inflation für die Investitionen durch einen Vergleich der Investitionsaufwendungen in den Inflationsjahren ( 1 9 1 9 — 1 9 2 3 ) und Nichtinflationsjahren (zum Beispiel 1 9 0 9 — 1 9 1 3 , 1 9 2 4 — 1 9 2 9 ) feststellen. Dieser Vergleich ist jedoch schwierig, da Zahlen der Inflationsinvestitionen weder für die Gesamtwirtschaft noch für einzelne Industriebranchen vorliegen. In dieser Untersuchung sollen die Wirkungen der Inflation auf die Investitionen — für einige Produktionsunternehmen — anhand der jährlichen Investitionen 1 9 0 9 / 1 0 bis 1 9 2 8 / 2 9 gemessen werden. 21 Die Kenntnis der jährlichen Investitionen ermöglicht es, den Umfang der Investitionen der Inflationsjahre 1919 bis 1923 etwa mit dem der Jahre 1 9 0 9 / 1 0 bis 1 9 1 3 / 1 4 und 1924 bis 1928 zu vergleichen und für die Inflationsperiode die einzelnen Investitionen genauer den wechselnden Bedingungen dieser Jahre zuzuordnen. Die Aufstellung von Investitionszeitreihen stößt indessen auf einige Schwierigkeiten nicht nur der Umrechnung 2 2 auf einheitliche, sondern 20

Vgl. u. a. Costatino Bresciani-Turroni, The Economics

rency Depreciation

of Inflation. Λ Study of Cur-

in Post-War Germany, London 1937, S. 195—203, 282, 286. Karsten

Laursen/Jtfrgen Pedersen, The German Inflation, Amsterdam 1964, S. 81—85. Karl Hardach, Wirtschaftsgeschichte 21

Deutschlands

im 20. Jahrhundert,

Göttingen 1976, S. 28—36.

Die — viel diskutierte — Frage, inwieweit es sich bei den Inflationsinvestitionen um

„Fehlinvestitionen" handelte, wird hier ausgeklammert; ihr wird an anderer Stelle nachgegangen werden. n

Zur Frage der Umrechnung siehe Anm. 1 zu Tablu.i: 1 (im Tabellenteil am Schluß

dieses Aufsatzes).

Maschinenbauunternehmen

in der Inflation

61

auch der Erhebung der nominellen Werte. Die Investitionen können den veröffentlichten Geschäftsberichten der Unternehmen für die Jahre 1909/10 bis 1913/14 und 1923/24 bis 1928/29 in einigen Fällen, für die Inflationsjahre 1918/19 bis 1922/23 aber in keinem Fall entnommen werden. Die aktivierten Sachanlagezugänge der Inflationsbilanzen, soweit sie überhaupt gesondert ausgewiesen wurden, sind nur ein Teil der gesamten Aufwendungen für Grundstücke, Gebäude, Maschinen und Einrichtungen. Ein erheblicher, im Laufe der Jahre (aber nicht proportional zur Geldentwertung) zunehmender und von Unternehmen zu Unternehmen wechselnder Teil der Investitionsaufwendungen wurde als (zum Teil auch steuerlich zulässige) „Überteuerungsabschreibung" vor der Bilanzziehung auf Betriebsausgaben abgebucht. Die tatsächlichen Gesamtaufwendungen für Sachanlageinvestitionen können daher nur den in Einzelfällen überlieferten unternehmensinternen Bilanzunterlagen entnommen werden. Grobe Anhaltspunkte für die Größenordnung der Investitionen geben auch die Investitionsbewilligungen der Aufsichtsräte; sie sind darüber hinaus von großem Wert für die Datierung und damit für die Erklärung der Investitionsentscheidungen. Wie hoch waren die Investitionen der Inflationsperiode im Vergleich zu den geldwertstabilen Perioden? T A B E L L E 1 zeigt, daß die auf Goldmark 223 umgerechneten durchschnittlichen Investitionen der Inflationsjahre 1918/19 bis 1922/23 in allen Fällen erheblich unter denen der letzten Vorkriegsjahre und nur in einem Fall (Maschinenfabrik Esslingen) erheblich über denen der Nachinflationszeit lagen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Durchschnittsziffern für die Inflationsjahre (Ausnahme: Schenck) stark durch die außergewöhnlich hohen Investitionsbeträge des ersten Nachkriegsgeschäftsjahres beeinflußt sind, die noch erhebliche Aufwendungen für Investitionen in die Kriegsgüterproduktion enthalten. Zieht man zum Beispiel bei Werk Augsburg der M.A.N. diese Aufwendungen (schätzungsweise GM 1 0 8 0 0 0 0 ) vom Investitionsbetrag des Geschäftsjahres 1918/19 ab, so ergibt sich für die Inflationsjahre 1918/19 bis 1922/23 nur noch ein durchschnittlicher Investitionsbetrag von GM 752 652. Im Falle der M.A.N. lassen sich durchgehende Investitionszahlen nur für das Werk Augsburg errechnen. Für das Werk Nürnberg der M.A.N. (wie auch für das Gesamtunternehmen) liegen durchgehende Investitionsziffern 1909/10 bis 1928/29 nicht vor. Einen Hinweis darauf, daß die

ili

zes.

Siehe diese

TABELLE

wie alle im folgenden zitierten

TABELLEN

am Schluß dieses Aufsat-

Dieter Lindenlaub

62

Investitionen der Inflationsjahre auch hier weit unter denen der letzten Vorkriegsjahre lagen, gibt aber die Beobachtung, daß die jahresdurchschnittlichen Investitionen des Werks Nürnberg 1909/10 bis 1913/14 (M. 1 386882) über, die Zahl der angeschafften Arbeitsmaschinen 1918/19 bis 1922/23 (im Jahresdurchschnitt etwa 38) aber unter der von Augsburg lag.25 Und die Kreditbewilligungen in den Aufsichtsratssitzungen für Werk Nürnberg überstiegen auch in dem investitionsstärksten Inflationsjahr 1921/22, in dem die Werkstätten für den Wagen-, Kranenund Dampfturbinenbau erweitert wurden, GM 700000 nicht. 24 Für die Motorenfabrik Deutz sind die inneren Abschreibungen (vor Ziehung der Bilanz) und damit die Gesamtaufwendungen für Investitionen in Sachanlagen nicht bekannt. Aber die Investitionsbewilligungen des Aufsichtsrates, mithilfe des durchschnittlichen Großhandelspreisindexes im Monat der Aufsichtsratssitzungen in Goldmark umgerechnet, ergeben einige Anhaltspunkte: 2 ' Die höchsten Bewilligungen mit GM 1,6 Mio, (die veranschlagten Kosten in Höhe von GM 0,8 Mio. für einen Neubau der Gießerei, von dessen Durchführung dann aber nie mehr die Rede war, mit eingerechnet) fielen in das Jahr 1921/22. Die Bewilligungen betrugen im Durchschnitt der Jahre 1919/20 bis 1922/23 etwa GM 500000, während die bilanzierten Sachanlagezugänge 1909/10 bis 1913/14 mehr als GM 1 Mio. und 1924/25 bis 1928/29 GM 434733 ausmachten. Und auch aus den verbalen Äußerungen der Geschäftsberichte der Inflationsjahre sind nur Hinweise auf sehr geringfügige Betriebserweiterungen zu entnehmen. Schließlich haben auch bei der Maschinenbauanstalt Humboldt die Goldmarkwerte der aus den Protokollen der Aufsichtsratssitzungen ersichtlichen Investitionsbewilligungen der Inflationsjahre 1918/19 bis 1922/23 (Spitzenwerte: 1918/19 und 1921/22) nur etwa die gleiche durchschnittliche Höhe (GM 437 000) wie die bilanzierten Sachanlagezugänge (ohne Werkzeuge, Geräte, Modelle) der Jahre 1924/25 bis 1928/29

" Quelle: Erläuterungen zu den Jahresabschlüssen 1909/10—1913/14, 1922/23 (WA Nürnberg 953.1·).

1918/19—

2

" Vgl. Neubeschaffungskredite 1920/21 (WA Nürnberg 158). Prot. d. AR-Sitzungen am 9 . 7 . 1 9 2 1 , 1 8 . 1 1 . 1 9 2 1 und 12.12.1922 (WA Nürnberg 158). Erläuterungsbericht vom 27.10.1922 zur Feststellung der Überteuerungen für die Neubeschaffungskredite 1921/23 (WA Augsburg 21). Aufstellung Lippart vom 5.1.1923: Gesamtgenehmigung für alle drei Werke für 1922/23 (WA Nürnberg 158). » AR-Sitzungen vom 31. 10.1919, 30. 1. 1920,5. 11. 1920, 3. 2. 1921,14.4.1921,17. 8. 1921, 20. 9. 1921,28. 10.1921,6. 12. 1921,20. 2. 1922,3.4. 1922,1. 5 . 1 9 2 2 , 1 1 . 9 . 1 9 2 2 , 2 3 . 10. 1922, 13. 1. 1923, 3. 5. 1923, 16. 6. 1923 (KHD-Archiv 1/18, 19, 25).

Maschinenbauunternehmen

in der Inflation

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( G M 4 3 0 0 0 0 ) , 2 6 o b w o h l das U n t e r n e h m e n in den N a c h i n f l a t i o n s j a h r e n stark schrumpfte. D e r U m f a n g der Inflationsinvestitionen im V e r h ä l t n i s zu den V o r kriegsinvestitionen, aber nicht zu den Investitionen der N a c h i n f l a t i o n s zeit, e r h ö h t sich bei e i n i g e n U n t e r n e h m e n ( M . A . N . , K r u p p , D e u t z ) geringfügig, w e n n m a n den — in seiner H ö h e allerdings s c h w e r feststellbaren — E r w e r b von Beteiligungen zur V e r b r e i t e r u n g der Produktionsgrundlagen in die Investitionsrechnung einbezieht. W i e ist es zu erklären, daß die durchschnittlichen Investitionen der I n f l a t i o n s j a h r e so deutlich unter denen der letzten V o r k r i e g s j a h r e und nicht sämtlich deutlich über denen der nachfolgenden „ S t a g n a t i o n s p h a s e " lagen?

Investitionsbedingungen D i e zeitliche Verteilung der Inflationsinvestitionen und die Geldnachfrage der U n t e r n e h m e n W e l c h e n E i n f l u ß übten die K o s t e n der G e l d h a l t u n g in der Inflation auf die Investitionen in Sachanlagen aus? S o f e r n die U n t e r n e h m e n bei der Geldanlage auch zwischen K a s s e n h a l t u n g und Sachanlageinvestitionen wählen, hätten sich die Investitionen, der G e l d n a c h f r a g e t h e o r i e e n t s p r e chend, b e j a l l g e m e i n e n Preisänderungen gegenläufig zur Geldnachfrage oder realen K a s s e n h a l t u n g entwickeln müssen. W a r das der Fall? W i e verteilten sich die I n f l a t i o n s i n v e s t i t i o n e n auf die e i n z e l n e n J a h r e 1 9 1 9 bis 1 9 2 3 ? A n g a b e n über die D a t i e r u n g der I n v e s t i t i o n e n liefern vor allem die jährlichen I n v e s t i t i o n s z i f f e r n (siehe

TABELLE

1) und die P r o t o k o l l e der

Aufsichtsratssitzungen. H i n w e i s e auf die G e l d n a c h f r a g e der U n t e r n e h m e n sind s c h w e r e r zu finden. A n g a b e n über die S u m m e von K a s s e n b e stand, Reichsbank-, Postscheck- und Bankguthaben, Schecks und W e c h s e l 2 7 sind nur zu den jährlichen Bilanzstichtagen zu finden. H i e r sollen die

Quelle: Geschäftsberichte 1924/25—1928/29 (KHD-Archiv XII/10). Bilanzunterlagen 1924/25—1928/29; (KHD-Archiv XII/7). Protokolle der AR-Sitzungen vom 16. 10. 1918,29. 11.1919,26.11. 1920,26.4. 1921,8.9.1921,28. 3.1922,21. 10. 1922,20.11.1922 (KHD-Archiv XII 5, 6). — E. Gräsle, Der Humboldt, Bd. 4, S. 80 (unveröff. Ms. KHDArchiv), stellt fest, daß das Unternehmen 1919—1923 (ζ. B. im Bergwerksanlagenbau) gut beschäftigt, daß aber die Anlagenerneuerung völlig ungenügend war. 21 Diese Positionen sind in der Definition der Kassenhaltung der Unternehmen bei P. J. Kracht, Geldnachfrage... (wie Anm. 4), S. 68ff. vereinigt. 26

64

Dieter

Undenlaub

inländischen Bankguthaben als Maßstab für die Geldnachfrage dienen. Sie sind die weitaus bedeutendste Position unter den der Geldwertentwicklung voll ausgesetzten Markwerten und in einigen Fällen auch für Zeitpunkte zwischen den Bilanzstichtagen überliefert. Das Problem ist allerdings, daß im Ausweis „Bankguthaben" nicht immer, insbesondere in den Bilanzen nicht, zwischen Markguthaben und Devisen (die, sofern sie „harte" Währungen verkörpern, als „Sachwerte" zu gelten haben) unterschieden wird. Der empirische Befund bestätigt die oben genannte Vermutung nicht. Bankguthaben (jeweils über den Großhandelspreisindex in Goldmark umgerechnet) und Investitionsentscheidungen und/oder -durchführungen entwickelten sich in der Inflation verhältnismäßig gleichläufig: Bankguthaben und Investitionen waren hoch bis zum Sommer 1919. Die Bankguthaben sanken mit der rascheren Preissteigerung in der zweiten Hälfte 1919 und blieben niedrig (beziehungsweise wurden durch Bankschulden abgelöst) bis zum Spätjahr 1920, also bis. weit in die Stabilisierungsphase. Die Investitionsbewilligungen in dieser Phase waren in den meisten Fällen verhältnismäßig gering; in jedem Falle lagen Investitionsbewilligungen und investierte Beträge unter den entsprechenden Beträgen des Vorjahres und unter den Durchschnittsinvestitionen der letzten Vorkriegsjahre. Die Bankguthaben stiegen in der zweiten Hälfte der Stabilisierungsphase wie auch nach Eintritt der Preissteigerungswelle im Sommer 1921 und blieben verhältnismäßig hoch bis zum Frühjahr 1922; in diese Zeit fielen die höchsten Investitionsbewilligungen. Ab Frühjahr, vor allem aber mit Eintritt der Hyperinflation im Sommer 1922, fielen die Bankguthaben rasch; seitdem wurden neue Investitionen kaum noch bewilligt, ein großer Teil der vorher geplanten Investitionen wurde nicht durchgeführt. Ein Einzelbeispiel muß genügen: Die M.A.N. (Bankguthaben 30. 6. 1919 GM 3,1 Mio.) hatte seit dem Spätjahr 1919 keine inländischen Bankguthaben mehr, sondern nur noch Bankschulden, die während des ganzen Sommers 1920 Μ 100 Mio. betrugen und erst Ende 1920 zurückgingen. Mitte 1921 bis Februar 1922 wurden hohe inländische Bankguthaben ausgewiesen (noch im Februar 1922 GM 2,7 Mio.; dagegen etwa Bankguthaben am 30.6.1913 GM 1 Mio., 30. 6. 1914 GM 1,3 Mio.), die seitdem rasch zurückgingen; ab Juni 1922 wurden nur noch Bankschulden ausgewiesen. 28 Die Investitionen (Bewil28

Quellen: Aktenvermerk betr. Geldbedarf, wohl 21. 11. 1919 (WA Nürnberg 151). Besprechung wegen Kapitalvermehrung am 22. 6. 1920 (WA Nürnberg 151). Bericht Endres betr. Finanzstand der M.A.N., 7. 7. 1920. Monatsberichte der M.A.N. Feb. 1921— Dez. 1923 (WA Augsburg 1311).

Maschinenbauunternehmen

in der Inflation

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ligungen und investierte B e t r ä g e ) im W e r k Augsburg sanken in der Z e i t niedrigen Geldstandes (ab S o m m e r 1 9 1 9 ) deutlich unter die W e r t e des V o r j a h r e s (auch wenn von diesen die A u f w e n d u n g e n für die K r i e g s g ü t e r produktion abgezogen werden). D i e höchsten Investitionsbewilligungen seit dem S p ä t j a h r 1 9 2 0 fielen in die M o n a t e D e z e m b e r 1 9 2 0 , J u l i und N o v e m b e r 1 9 2 1 , also in e i n e Z e i t h o h e n Geldstandes. 2 9 D i e s k o m m t in Tabi:i.i.i: 1 zum T e i l deshalb nicht so scharf zum Ausdruck, weil ein T e i l der 1 9 2 1 / 2 2 g e n e h m i g t e n und nicht im Laufe des J a h r e s 1 9 2 2 zurückgestellten Investitionsvorhaben des W e r k s Augsburg erst 1 9 2 2 / 2 3 durchgeführt wurde; M ) seit M i t t e 1 9 2 2 wurden jedenfalls nur noch die n o t w e n d i g s t e n Ersatzbeschaffungen neu bewilligt.

Preis- und G e w i n n e r w a r t u n g e n W e l c h e R o l l e spielten Preis- und G e w i n n e r w a r t u n g e n für die Investitionen (und die Geldnachfrage) der U n t e r n e h m e n ? W i e oben hervorgehoben, krankt die Verwendung von P r e i s e r w a r t u n g e n bei der E r k l ä r u n g des Geldanlageverhaltens in den bisherigen U n t e r s u c h u n g e n daran, daß die (entscheidungsrelevanten) P r e i s e r w a r t u n g e n nicht direkt g e m e s s e n werden k o n n t e n . H i e r soll versucht werden, sie direkt und unabhängig von ihren ( u n t e r s t e l l t e n ) U r s a c h e n (zum B e i s p i e l der tatsächlichen P r e i s entwicklung) oder ihren (unterstellten) W i r k u n g e n (reale K a s s e n h a l tung, I n v e s t i t i o n e n , K r e d i t a u f n a h m e , Preisbildung) zu beobachten. Z u r K e n n z e i c h n u n g der E r w a r t u n g e n werden die Ä u ß e r u n g e n der an den Geschäftsentscheidungen maßgeblich Beteiligten herangezogen. 3 1 Auch dieses V o r g e h e n ist allerdings problematisch und liefert nur grobe A n haltspunkte: Solche Äußerungen sind nur spärlich und in unterschiedlicher Z a h l überliefert; darüber hinaus ist unsicher, o b diese Ä u ß e r u n g e n tatsächlich diejenigen E r w a r t u n g e n darstellen, die sich in den E n t s c h e i dungsvorgängen durchgesetzt haben, da sie überwiegend nur Ä u ß e r u n g e n e i n z e l n e r P e r s o n e n meist innerhalb der f i r m e n - und v e r b a n d s i n t e r n e n

Neubeschaffungskredice 1 9 2 0 / 2 1 ( W A Nürnberg 158). Prot, der AR-Sitzung am 9 . 7 . 1921 ( W A Nürnberg 158). Prot, der AR-Sitzung a m 18. 11. 1921 ( W A Augsburg, 1312). er insgesamt keine großen Gewinne. Die Preiskalkulationen enthielten offenbar, zum Teil bedingt durch einen scharfen Wettbewerb, nur verhältnismäßig niedrige Gewinnzuschläge; darüber hinaus erzeugten die Kostensteigerungen bei den langen Lieferfristen, insbesondere bei den Festpreisaufträgen des Jahres 1921, Anpassungsverluste, die durch späte Nachbewilligungen vermutlich nur zum Teil ausgeglichen wurden. K r u p p und Humboldt hatten dauernd Verluste aus den Staatsbahnaufträgen. 5 2 Geschäftsbericht des Motorenverbandes für das Jahr 1922, S. 10 (M.A.N. W A Nürn-

r

berg 161.336). Bericht der Abteilung Druckmaschinenbau der M.A.N., 10. 4. 1923 (WA Augsburg 1312). Ausarbeitung Endres betr. Finanzstand der M.A.N., 7. 7. 1920 ( W A Augsburg). >" Prot, der Vorstandssitzung am 19. 1. 1922 (WA Augsburg 1313). > Prot, der Vorstandssitzung des Deutschen Kran-Verbandes, 24. 1. 1922 ( W A Nürn-

M

berg 161.9>. "

Prot, der Vorstandssitzung am 19. 10. 1921 (KHD-Archiv 1/24).

^ E. Gräsle, Der Humboldt...

(wie Anm. 26), Teil 2, S. 6 4 — 6 6 ; Teil 3, S. 60, 76

(KHD-Archiv). Maschinenbauanstalt Humboldt, Geschäftsberichte

1920/21,

(KHD-Archiv X I I / 2 ) . W. Berdrow, Die Firma Krupp im Weltkrieg und in der zeit, Bd. 2, S. 14—24 (Ms. Krupp-Archiv FAH IV 10 a).

1921/22

Nachkriegs-

90

Dieter Lindenlaub III

Inflationstheorien und empirischer Befund Die hier untersuchten Unternehmen sind gering an Zahl. Mit Ausnahme der Kruppschen Gußstahlfabrik, die nach dem Krieg zum kleineren Teil Maschinen baute, zum größeren Teil Eisen- und Stahlprodukte erzeugte, waren sie reine Maschinen-, Lokomotiv- und Wagenbaufabriken, gekennzeichnet durch hohen Fremdbezug an Rohstoffen und langfristige Geschäfte; für andere Branchen, so für die mit einer Sonderkonjunktur ausgestattete reine Eisen- und Stahlindustrie, wären die Ergebnisse vielleicht anders. Die überlieferten Quellen zu fast jedem der erörterten Gesichtspunkte sind bruchstückhaft. Die Preisbewegung 1919 bis 1923 wechselte mehrfach in Richtung und Ausmaß; für die Betroffenen gab es keine Vorerfahrung und keine Gewöhnung. Die Inflation wurde von einem anderen Sonderproblem, dem Wiederaufbau nach dem Kriege, begleitet. Diese Sachverhalte nehmen den Beobachtungsfällen entweder ihren Wert als strenge Prüfungsinstanz für die vorgestellten Inflationstheorien oder schränken ihre Repräsentativität ein. Indessen können Untersuchungen wie di^ vorliegende zeigen, wo die Lösungen zu suchen sind, wenn strengere — ökonometrische — Theorieprüfungen (anhand veröffentlichter Daten), wie hier der Fall, zu widersprüchlichen Ergebnissen führen oder noch gar nicht vorliegen. Inwieweit nun erklären die vorgestellten Theorien die Inflationswirkungen auf die hier untersuchten Unternehmen und deren Beitrag zur Inflation? Inwieweit werden sie durch die hier angestellten empirischen Beobachtungen bestätigt? 1. Die Theorien der Inflationswirkungen auf die Unternehmen finden sich nicht bestätigt. Die Inflationsinvestitionen (bei Werk Augsburg der M.A.N.: ohne Kriegsgüterinvestitionen 1 9 1 8 / 1 9 ) erreichten insgesamt kaum die Höhe der Normalabschreibungen und bei weitem nicht den Umfang der Vorkriegsinvestitionen. Differenziert man zwischen Perioden unterschiedlicher Preisbewegung, so stellt sich heraus, daß vergleichsweise hohe Investitionen in oder am Ende einer Zeit (Herbst 1920 bis 1921) bewilligt wurden, in der verhältnismäßig stabile oder langsam steigende Preise vorausgesagt und verhältnismäßig gute Gewinne erzielt und erwartet wurden; im Frühjahr 1922, in das noch einige hohe Investitionsbewilligungen fielen, traten, wenn auch in sehr viel geringerem Maße und längst nicht überall, ebenfalls noch Erwartungen positiver Gewinn- und verhältnismäßig ruhiger Preisentwicklung auf. Im Vergleich zu der jeweils voraufgehenden geldwertstabileren Periode geringere, meist auch in absoluten Werten verhältnismä-

Maschinenbauunternehmen

in der Inflation

91

ßig geringfügige I n v e s t i t i o n e n wurden M i t t e 1 9 1 9 bis M i t t e / H e r b s t 1 9 2 0 und ab M i t t e (teils auch schon ab A n f a n g ) 1 9 2 2 bewilligt, als folgende B e d i n g u n g e n vorlagen: hohe Preissteigerungen, verhältnism ä ß i g h o h e oder unsichere P r e i s e r w a r t u n g e n , negative G e w i n n e r w a r tungen, und (auch bei steigenden realen U m s ä t z e n ) s c h w a c h e r U n t e r n e h m e n s e r f o l g ( V e r l u s t e oder nur m ä ß i g e G e w i n n e ) . Investitionsfördernde W i r k u n g e n der Inflation ließen sich also nicht feststellen. W a s läßt sich a n h a n d der e m p i r i s c h e n B e o b a c h t u n g e n zu den e i n z e l n e n T h e o r i e n sagen? D i e G e l d n a c h f r a g e t h e o r i e , sofern sie für die Inflation die W a h l der V e r m ö g e n s g e g e n s t ä n d e hauptsächlich von den P r e i s e r w a r t u n g e n abhängig macht und eine gegenläufige Bewegung von Geldnachfrage- und Sachwertentwicklung behauptet, erklärt das Investitionsverhalten der U n t e r n e h m e n nicht (inwieweit etwa V o r r a t s - odej: D e v i s e n h a l t u n g besser erklärt werden, soll hier dahingestellt bleiben). N i e d r i g e reale K a s s e n h a l t u n g und h o h e Preissteigerungserwartungen liefen gerade nicht parallel zu h o h e n Investitionsbewilligungen. Als entscheidend für die I n v e s t i t i o n s n e i g u n g stellten sich v i e l m e h r G e w i n n e und G e w i n n e r w a r t u n g e n heraus, die sich e n t g e g e n g e s e t z t zu den ( K o s t e n - ) Preisen und den ( K o s t e n - ) P r e i s e r w a r t u n g e n entwickelten. D i e H y p o t h e s e , daß ein sinkender Realzins zu S c h u l d n e r g e w i n n e n führe ( G l ä u b i g e r - S c h u l d n e r - H y p o t h e s e ) und dadurch Investitionsanreize schaffe, erwies sich in m e h r f a c h e r W e i s e als nicht zutreffend. E i n m a l u n t e r s c h ä t z t sie die Bedeutung, die — auch bei s i n k e n d e m Realzins — die V e r f ü g b a r k e i t der Mittel und die D i f f e r e n z i e r t h e i t der E r w a r t u n g e n für die K r e d i t a u f n a h m e h a b e n ; es zeigte sich, daß bee n g t e K r e d i t m ö g l i c h k e i t e n ( 1 9 2 2 / 2 3 ) , kurzfristige P r e i s e r w a r t u n g e n ( U n t e r s c h ä t z u n g der H ö h e der P r e i s s t e i g e r u n g e n ) und mittel- und langfristige

Konjunkturerwartungen

(Nichtausschließung

eines

mittel- und langfristig steigenden Realzinses; M a n g e l an V e r t r a u e n auf die beliebige R ü c k f ü h r u n g von Sachwerten in flüssige M i t t e l ) die K r e ditaufnahme

hemmten.

Zum

anderen

unterstellt

die

Gläubiger-

S c h u l d n e r - H y p o t h e s e irrigerweise eine jederzeit m ö g l i c h e W e i t e r g a b e der B e s c h a f f u n g s k o s t e n in den A b s a t z p r e i s e n ; es stellte sich heraus, daß (zum T e i l infolge von P r e i s a n p a s s u n g s p r o b l e m e n ) die Eigenschaft als N e t t o - S c h u l d n e r die U n t e r n e h m e n nicht in die Lage versetzt hat, n o r m a l e G e w i n n e auszuschütten und über die n o r m a l e n Abschreibungen hinaus zu investieren. D e r Versuch schließlich, aus lohn-lag-bedingten G e w i n n e n e i n e h o h e Investitionsneigung in der Inflation abzuleiten, s t ö ß t auf ähnliche

Dieter Lindenlaub

92

Schwierigkeiten: Ein Lohn-lag lag nur bedingt vor. Soweit er vorhanden war, führte er bei weitem nicht zu den Gewinnausschüttungen und Investitionen, wie sie in der lohn-lag-freieren Vorkriegszeit üblich waren. H e m m e n d auf die Gewinnerzielung wirkten allgemein ein (hier nicht näher erörterter) Produktivitätsabfall gegenüber der Vorkriegszeit, speziell in den Preissteigerungsperioden, und (zum großen Teil infolge unzutreffender Preiserwartungen) erhebliche Schwierigkeiten, die Preise den Kostensteigerungen anzupassen. Bei plötzlichen Preissteigerungen standen langfristige Geschäfte betreibende Unternehmen (soweit sie sich nicht in einem ausgesprochenen Verkäufermarkt befanden) offenbar vor mindestens ebensolchen Preisanpassungsproblemen wie die Lohn- und Gehaltsempfänger; ein Gewinn-lag trat an die Seite des Lohn-lag. 2. Inwieweit erklären die Geldnachfragetheorie und die Nachfrage- und Anbieterinflationstheorien den Beitrag der U n t e r n e h m e n zur Inflation? Wird die Geldnachfragetheorie durch das Geldnachfrageverhalten der U n t e r n e h m e n bestätigt? Die Antwort soll zweigeteilt werden: a) Sofern in ihr eine stabile Abhängigkeit der Geldnachfrage von der gesamtwirtschaftlichen

Geldmenge

unterstellt

wird, entspricht

der

T h e o r i e das Geldnachfrageverhalten der U n t e r n e h m e n voll nur mit Einsetzen der Hyperinflation Mitte 1922, bedingt vielleicht seit Herbst 1921/Anfang

1922: Die Zentralbankgeldmenge

(Bargeldumlauf +

Reichsbankeinlagen) stieg von Anfang 1919 bis Mitte 1922 verhältnismäßig stetig, dann erst sprunghaft an. 5 5 D i e reale Kassenhaltung der U n t e r n e h m e n (gemessen an den inländischen Bankguthaben) sank rasch von Mitte 1919 bis Mitte 1920; sie stieg von Herbst 1920 bis Mitte 1921 und blieb ein weiteres halbes J a h r verhältnismäßig hoch; seit der zweiten Hälfte des J a h r e s 1921 sank sie wieder, ab Frühjahr 1922 rasch. D i e U n t e r n e h m e n haben also 1 9 1 9 / 2 0 und 1 9 2 2 / 2 3 (auch durch die Verschärfung der Zahlungsbedingungen), zum Teil auch schon seit S o m m e r / H e r b s t 1921 einen Beitrag zur Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und der Preise, 1 9 2 0 / 2 1 einen Beitrag zu deren D ä m p f u n g geleistet; bis mindestens in das zweite Halbjahr 1921 war das Verhalten der U n t e r n e h m e n nicht — wie es der T h e o r i e entsprochen hätte — durch die Geldmengenentwicklung

bedingt.

Vgl. Tabellen und Schaubild zur Entwicklung der Geldmenge 1913—1923 in: CarlLudwig Holtfrerich, Die deutsche 95.

Inflation

1914-1923,

Berlin-New York 1980, S. 50—52,

Maschinenbauunternehmen

in der Inflation

93

b) Waren — der Theorie entsprechend — die Preiserwartungen die entscheidende Bedingung für das Geldnachfrageverhalten der Unternehmen? Der empirische Befund widerspricht dem im großen und ganzen nicht: Hohe/niedrige Preissteigerungserwartungen liefen — mit Abstrichen — zu niedriger/hoher realer Kassenhaltung parallel. Die Geldnachfrage der Unternehmen ist jedoch bis zum Einsetzen der Hyperinflation Mitte 1922 auch ohne Rückgriff auf Preiserwartungen (und statt dessen in Anlehnung an die älteren Kassenhaltungstheorien) erklärbar: Die reale Kassenhaltung sank/stieg stets mit dem Uberschuß der Einzahlungen über die Auszahlungen im laufenden Geschäft. Für die Erklärung der Geldnachfrage aus dem Verhältnis von Kosten und Erlösen (und den Zahlungsbedingungen) statt aus den Preiserwartungen spricht die Beobachtung, daß einige Unternehmen (M.A.N.) von Sommer 1921 bis Frühjahr 1922 ihre reale Kasse verteidigten (und teilweise erhöhten), obwohl sie Preissteigerungen erwarteten; Ursachen dieses Verhaltens waren unter anderem negative Erwartungen in die Möglichkeit der Kreditaufnahme und die beliebige Austauschbarkeit der Vermögensgegenstände (zum Beispiel Vorräte gegen liquide Mittel). Es spricht einiges dafür, auch bei Inflationen den Katalog der Bedingungen der Geldnachfrage von Unternehmen über die Preiserwartungen hinaus zum Beispiel auf Gewinne, Gewinn- und Kcinjunkturerwartungen zu erweitern. Unberührt davon bleibt die Erklärungsleistung der Preiserwartungen in der Hyperinflation; 5 4 ein Indiz dafür sind die Versuche der Unternehmen ab Mitte 1922, durch Änderung der Zahlungsbedingungen Gleichzeitigkeit der Einnahmen und Ausgaben zu erreichen. In den Perioden 1 9 1 9 / 2 0 (reale Nachfragesteigerung) finden sich die Merkmale einer Nachfrageinflation, in der Periode ab Herbst 1922 die einer Anbieterinflation. Was läßt sich anhand der angestellten Beobachtungen zu den Nachfrage- und Anbieterinflationstheorien sagen? a) Die kostenorientierten Preise waren nicht starr, sondern reagierten auf Nachfrageschwankungen. Schon insofern übten sie einen preissteigernden beziehungsweise -dämpfenden Einfluß aus. Der Preisspielraum bestand offenbar in den normalen Gewinnzuschlägen, die bei steigender Nachfrage voll, bei sinkender Nachfrage (zum Beispiel

M

Ph. Cagan, The Monetary Dynamics...

(wie Anm. 5), S. 35—117, hat seine Theorie

der Erklärung der Geldnachfrage aus den Preiserwartungen auch nur für Hyperinflationen konzipiert, ihre empirische Prüfung im Falle der deutschen Inflation dann aber auf die gesamte Inflationszeit ausgedehnt.

94

Dieter Lindenlaub durch Anhebung der Rabatte) wenig oder gar nicht genutzt wurden; bei sinkender Nachfrage wurden auch Preisangebote unterhalb der Selbstkosten abgegeben. Für übernormale Gewinnzuschläge im Inlandsgeschäft bei Nachfragesteigerung sind aber keine Belege zu finden, am wenigsten bei den in hohem Maße beschäftigungswirksamen Staatsaufträgen. Ebensowenig gibt es Anhaltspunkte für autonome Gewinnstöße bei sinkender Nachfrage; die Periode ab Herbst 1922 trägt wohl eher die Merkmale einer Kostendruck-, nicht die einer Gewinnstoßinflation. b) Die Kostenorientierung der Preisbildung selbst bietet eine gewisse Bandbreite, dämpfend oder beschleunigend auf die Preisbewegung einzuwirken. J e schneller die Unternehmen ihre Preise den eingetretenen Kostensteigerungen anpassen, je weniger sie auf den Ersatz der Wiederbeschaffungskosten (statt nur der nominellen Herstellungskosten) verzichten und je mehr nicht nur die eingetretenen, sondern (etwa durch Risikozuschläge) auch die erwarteten Kostensteigerungen in die Preise einkalkuliert werden, um so stärker ist der durch die kostenorientierte Preisbildung bewirkte Preisauftrieb. Die Unternehmen haben solche preissteigernden (Verluste allerdings nicht verhindernden) Anpassungsverfahren 1919/20 und (zunehmend) ab Sommer/Herbst 1921 praktiziert. Auch Gerald M e r k i n " stellt die Bedeutung der Preisanpassungsvorgänge für die inflationäre Preisbewegung heraus. Dem ist zuzustimmen. Allerdings hat die Wirtschaft bis Sommer/Herbst 1923 nur zum (kleineren?!) Teil ihre Preise den Kostensteigerungen mithilfe des Wechselkursindex angepaßt; in großen Teilen der Wirtschaft wurden dagegen bis dahin branchen- oder unternehmensspezifische Teuerungsindizes verwandt. Merkins Versuch, die Übertragung der Wechselkurs- auf die Preisänderungen aus der Kalkulation zu Wiederbeschaffungspreisen mithilfe des Wechselkursindex zu erklären, hat daher wohl nur eine sehr begrenzte Erklärungskraft.

3. Die Erklärungskraft der erörterten Theorien leidet vor allem darunter, daß verschiedene, wiederkehrende Sachverhalte unzutreffend oder gar nicht berücksichtigt sind: die tatsächliche und erwartete Entwicklung der unternehmensspezifischen Beschaffungs- und Absatzpreise, die tatsächliche und erwartete Entwicklung der unternehmensspezifischen Kosten und Erlöse. Für die stärkere beziehungsweise zutreffendere Berücksichtigung dieser — in der Literatur häufig genannten — Sachverhalte bei der theoretisch-empirischen Investitions- und Inflationserklärung liefert dieser Beitrag vielleicht einige empirische Argumente. "

In seinem Beitrag zu diesem Bande.

Maschinenbauunternehmen

in der

Inflation

95

TABELLE 1

Investitionen

Jahr

1909/10 1910/11 1911/12 1912/13 1913/14 1914/15 1915/16 1916/17 1917/18 1918/19 1919/20 1920/21 1921/22 1922/23 1923/24 1924/25 1925/26 1926/27 1927/28 1928/29

Quellen

M.A.N. Werk Augsburg^

Maschinenfabrik Esslingen-'

324 334 1 128 3 239 697 72

1 1 1 2

352 916 080 123 021 576

Carl Schenk GmbH«

bis

1928/29

Gußstahlfabrik Essen der Fried. Krupp AG^ mit Außen- ohne Außenverwaltun- verwaltungen gen

Motorenfabrik Deutz 6

1 310 575 728 431 2 510 675 1 019 308 510 594 377 121 425 561 435 847 1 343124 1 163 224 542 097 711 696 1 068 080

680 678 672 651 259 779 617 1 181 1 710 1 593 1 306 986 612 369 141 291 288 89 369 541

342 940 652 194 18-1 580 505 650 776 166 987 481 245 870 309 741 169 621 735 428

14 32 79 308 379 33 117 79 69 71 39 344 123 20 162 111 90 42 126 178

245 490 801 976 895 063 000 663 000 569 676 872 868 000 855 274 041 288 648 081

23 22 21 21 34 29 47 57 95 18 5 7 6 6 8 4 8 6 18 9

723 453 820 863 734 584 283 055 514 821 994 234 586 723 699 077 587 133 789 770

887 154 918 888 502 582 144 829 690 996 892 374 731 776 541 387 815 331 970 495

15 836 9 763 15 907 10 071 18 436 26 611 36 576 45 974 77 854 17 901 3 888 4 412 3 319 3 248 6 643 2 461 7 730 2141 14 922 9 770

247 594 450 923 606 348 095 935 055 473 938 048 885 508 191 319 303 890 335 495

529 849 1 647 225 1 416 207 842 154 655 567 693 148 396 854 503 670 280 222

.1 144 527 968 877

1 588 462 1 176 529 683 378 316 139

163 74 119 118

081 682 997 531

24 57 9 9

919 359 072 343

270 561 354 090

14 46 6 7

164 108 170 255

1 018 200 468 474

-

Jahresdurchschnitt: 1909/10-1913/14 1914/15-1917/18 1918/19-1922/23 1923/24-1928/29

in Sachanlagen 1909/10 ( Werte in Goldmark)'

698 896 652 345

003 754 554 278

393 403 311 517 533

338 422 747 658 858

432 005

zu Tabi i ι ι 1:

M.A.N.: V e r ö f f e n t l i c h t e j a h r e s b e r i c h t e der M.A.N. 1 9 0 2 / 0 3 bis 1 9 1 8 / 1 9 ( W A Nürnberg 131.5.1). Interne Erläuterungen zu d e n Jahresabschlüssen 1 9 0 5 / 0 6 bis 1 9 1 9 / 2 0 ( W A N ü r n berg 153.1). A n l a g e k o n t e n b ü c h e r Werk Augsburg 1 9 0 9 / 1 0 b i s 1 9 2 8 / 2 9 und Akte „Ausbau Werk Augsburg 1918 bis 1923" ( W A Augsburg Β 21). Maschinenfabrik Esslingen: Revisionsberichte des Aufsichtsrats 1 9 0 1 / 0 2 bis 1 9 2 0 , 1 9 2 2 , 1924 bis 1928; N a c h w e i s des Brutto- und N e t t o - E r g e b n i s s e s 1921; Bericht betr. Goldbilanz auf 1.1. 1924 (alle Bestand ME im Daimler-Benz-Archiv). Volker H e n t s c h e l ,

Wirtschafts-

geschichte der Maschinenfabrik Esslingen AG 1846-1918, Stuttgart 1977, S. 90. Carl Schenck G m b H : Emil Schenck, Das Werk

Carl Schenck,

S. IV 4 3 — 6 2 (Schenck-

Archiv). Niederschrift über die Beirats-Sitzung am 2.4. 1921 und die Sitzung der Beauftragten a m 20. 9. 1921. Beide in: Beauftragte. Niederschriften und Schriftwechsel v o m 8. 12. 1906 bis 30. 9. 19.32 (Schenck-Archiv).

Dieter Lindenlaub

96

Krupp: Entwicklung der Immobilien 1909/10 bis 1913/14, Zusammenstellung aus dem Jahre 1938 (Krupp-Archiv WA IV 2882). Bilanzunterlagen 1922/23: Zugang an Immobilien 1914/15 bis 1922/23 (Krupp-Archiv WA IV 2438). Anlagevermögen der Fried. Krupp AG 1924/25 bis 1934/35 (Krupp-Archiv WA IV 3325). Jährliche Bilanzunterlagen 1909/10 bis 1928/29 (Krupp-Archiv WA IV 2425-2439, 3315-3319). Motorenfabrik Deutz: Veröffentlichte Geschäftsberichte 1909/10 bis 1928/29 (KHDArchiv I 36, 37).

Anmerkungen 1

zu

TABELLE

1:

Die in den Quellen angegebenen Investitionswerte in Mark sind für die Jahre 1914/15—1922/23 mit dem (geschäfts-)jahresdurchschnittlichen Großhandelspreisindex in GM umgerechnet. Spezialindizes sind für die Inflationszeit nicht hinreichend verfügbar: Ein Baukostenindex ist erst ab 1921, der Maschinenpreisindex nicht für alle Monate berechnet. Die Unterschiede zwischen dem Großhandelsindex und den Spezialindizes fallen aber auch nicht allzu sehr ins Gewicht. Die Spezialindizes sind Mitte 1921 bis Mitte 1922 etwas niedriger, 1919/20, 1920/21 und im 2. Halbjahr 1922 etwas höher als der Großhandelspreisindex. Die RM-Werte 1924—1928/29 sind mit einem Mischindex aus dem Preisindex für gewerbliche Betriebseinrichtungen und dem Baukostenindex (Konkunkturstatistisches Handbuch 1933, hrsg vom Institut für Konjunkturforschung, Berlin 1933, S. 122,258) in GM umgerechnet. — Die Zahlenangaben beziehen sich jeweils auf die Geschäftsjahre der Unternehmen 2 Geschäftsjahr 1. 7.—30. 6. — Die Zahlen für die Kriegsjahre sind eventuell zu niedrig, da vielleicht ein Teil der Investitionen sofort über Betriebsausgaben abgebucht wurde (vgl. eine diesbezügliche Bemerkung in der Vorstandssitzung vom 1. 12. 1917; WA Augsburg 1313). 1918/19 bis 1928/29 wurden die sofort über Betriebsausgaben abgebuchten Aufwendungen in den Anlagekontenbüchern getrennt ausgewiesen, ab 1921/22 auch derjenige Teil dieser Aufwendungen, der „Mehrwert begründend beziehungsweise Anlage gleichzuachtend" war. Für die Jahre ab 1921/22 wurde dieser letztere Betrag in die vorliegende Investitionstabelle eingesetzt. Für die Jahre 1918/19 und 1919/20 wurden Beträge in Höhe von GM 348 008 (Auszählung Lb) beziehungsweise GM 102 804 (Auszählung M.A.N.) nicht berücksichtigt, die lediglich für Instandsetzungen und nicht werterhöhende Umstellungsarbeiten (Umstellung von Kriegsgüter- auf Friedensgüterproduktion) aufgewendet wurden. — Die Investitionsziffern schließen die Aufwendungen für Werkzeuge und Vorrichtungen ein. ' Geschäftsjahr bis 1917/18: 1. 4.—31. 3., ab 1918 Kalenderjahr. — In den Zahlen bis 1913/14 sind die Investitionen im italienischen Zweigwerk Saronno, das 1887 errichtet wurde und im 1. Weltkrieg verkauft wurde, nicht enthalten. Der Durchschnitt der Investitionen der Nachinflationszeit ist für die Jahre 1924—1928 (Tabelle: 1924/25—1928/29) berechnet. 4 Geschäftsjahr 1.10—30.9. In der unveröffentlichten Werkschronik von Emil Schenck sind die Investitionszahlen 1914/15—1923/24 mittels Dollarkurs in GM umgerechnet; hier ist der Großhandelspreisindex zugrunde gelegt. — Die größte Erweiterungsinvestition der Inflationsjahre, die Aufwendungen für einen Gießereineubau, sind offenbar nur zum Teil (mit GM 95 000) auf Anlagekonto verbucht und von E. Sehenck als „Investition" berücksichtigt worden. Nach den in der Quellenangabe genannten Sitzungsberichten dürf-

Maschinenbauunternehmen

in der

Inflation

97

ten die Gesamtaufwendungen maximal GM 340 000 (umgerechnet aus Μ 4,5 Mio. im April 1921) betragen haben; der Unterschiedsbetrag wurde — auf besonderen Antrag E. Schencks — offenbar sofort unter Betriebsausgaben abgebucht. In der Tabelle ist der Gesamtbetrag berücksichtigt. Geschäftsjahr bis 1922/23 jeweils 1.7.—30.6., ab 1923/24 jeweils 1.10—30.9. — D i e Gußstahlfabrik Essen war das Stammwerk der Fried. K r u p p AG, die außerdem folgende Werke umfaßte: Germaniawerft, Grusonwerk, Stahlwerk Annen, Friedrich-Alfred Hütte. In die Zahlen der Gfk sind die Investitionen der 1919/20—1924/25 buchhaltungsmäßig von der Gfk getrennten Lokomotiv- und Wagenbauwerkstätten, nicht aber die (in den Inflationsjahren unerheblichen) Grundstücksinvestitionen eingerechnet. Außenverwaltungen waren die Kohlenzechen, Eisenhütten und Eisensteingruben, während die Gfk selbst Eisen- und Stahlwerke und weiterverarbeitende Betriebe umfaßte.

Dieter

98

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Lindenlaub

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126

Hans Jürgen Jakscb

Eine summarische Beurteilung dieser sechs Simulationen könnte etwa folgendermaßen lauten: (16) überschätzt den historischen Preisniveauanstieg, (17) und (18) treffen ihn ungefähr, (19) und (20) unterschätzen ihn, und (21) führt schon nach wenigen Iterationen zu sich ständig verstärkenden Schwankungen und damit zu unsinnigen Ergebnissen. [Hier steht (16) für das Modell (1), (15) und (16) usw.] Daß (20) zu so wenig befriedigenden Ergebnissen führt, ist einerseits erstaunlich, gilt doch die Arbeit von Cagan als klassisch für die Einführung des Prinzips der adaptiven Erwartungen in ökonometrische Modelle, und Cagans Schätzung von λ beträgt etwa 0.75 bis 0.8, ist also in der Größenordnung mit unserer durchaus vergleichbar. Auch unser Koeffizient bei In e weicht nicht wesentlich von demjenigen ab, den Cagan geschätzt hat. Andererseits sind jedoch sowohl das Prinzip der adaptiven Erwartungen als auch Cagans spezielle Ergebnisse in den letzten Jahren bereits kritisiert worden.19 Soweit sich eine bestimmte Hypothese überhaupt durch Schlüsse aus einer einzigen Beobachtungsreihe widerlegen läßt, wird also diese Kritik durch unser Ergebnis bestätigt. (21) führt zur Unterschätzung der Expansion des Preisniveaus und der Geldmenge. Da der simulierte Wert von s sogar noch vor dem Ende der Beobachtungsperiode negativ wird, gibt die TABELLE 1 nur 29 (statt 33) Werte der endogenen Variablen bei dieser Simulation wieder. Allerdings trifft diese Simulation den plötzlichen Anstieg des Preisindex zwischen dem Juli 1921 und dem Oktober 1921 besser als die insgesamt plausibleren Simulationen (17) und (18). Der gegenüber der Wirklichkeit zu geringe Preisniveauanstieg in der zweiten Hälfte der Beobachtungperiode läßt sich dadurch erklären, daß mit q die Preisniveausteigerungen im Laufe der Zeit immer stärker unterschätzt werden. In (19) erklärt allein der Zinssatz die reale Geldnachfrage. Die Elastizität dieser Nachfrage bezüglich des Zinssatzes ist etwa —1.5, also dem Betrage nach sehr groß. Wir haben diese Gleichung lediglich deswegen in das Modell eingeführt, um mit ihr die Ergebnisse von (16) bis (18) zu unterstreichen. Tatsächlich zeigt sich, daß mit einer dem Betrage nach sinkenden Zinselastizität die Elastizität des Preisniveaus bezüglich der nominellen Geldnachfrage fällt. Allerdings ist diese Abnahme von etwa 1.42 für eine Preiselastizität von Null [Gleichung (16)] auf eine solche von etwa 1.23 für eine Preiselastizität von —1.0 [Gleichung (18)] statistisch wenig signifikant. 19

Zvi Griliches, Distributes Lags: A Survey,

Moshin S. Khan, The Monetary Monetary Economics

Dynamics

1 (1975), S. 335—362.

in: Econometrica

of Hyperinflation:

35 (1967), S. 16—49; A Note, in: Journal

of

Ein Modell für die deutsche

Hyperinflation

127

Wird die Elastizität des Preisniveaus bezüglich der nominellen Geldmenge dagegen auf Eins festgelegt, so ergibt sich eine Zinselastizität von —1.52 [Gleichung (19)]. Die Simulationsergebnisse können also dahingehend gedeutet werden, daß der Zinssatz für die zutreffende Formulierung der Geldnachfrage in der deutschen Hyperinflation sehr wohl Bedeutung hat, obwohl sein Einfluß in ökonometrischen Schätzungen nicht getrennt von dem der anderen Variablen nachgewiesen werden kann. Allerdings haben wir der Versuchung widerstanden, die Zinselastizität des Preisniveaus nach den Simulationen zwischen Null und Eins, also etwa bei 0.75, festzulegen und dann eine Geldnachfragefunktion zu schätzen. Man kann sich leicht vorstellen, daß die Simulationsergebnisse mit einer solchen Geldnachfragefunktion ungefähr zwischen den Simulationen mit den Gleichungen (17) und (18) liegen müßten. Eine solche Anpassung der Parameter an die Daten würde jedoch den vielen willkürlichen Voraussetzungen nicht gerecht werden, die notwendigerweise in einer ökonometrischen Erklärung eines historischen Ereignisses enthalten sind. Besonders reizvoll ist es, Alternativen zum historischen Ablauf zu simulieren. Die folgende TABELLE 2 enthält Simulationen solcher fiktiver Alternativen. Für die Simulation der ersten vier dieser Alternativen haben wir die Gültigkeit des Modells (1), (15) und (18) postuliert und wieder s, g und ρ als endogene, f, d und ζ als exogene Variable betrachtet. Während ζ gegenüber seinen historischen Werten unverändert blieb, haben wir angenommen, f und d werde folgendermaßen geändert: a) -p-, also der Realwert der Veränderung der Verschuldung des Reiches außerhalb der Reichsbank und der fundierten Schuld bei der Reichsbank, steigt gegenüber den historischen Daten um die Hälfte. (Hierfür könnte etwa die Emission einer Zwangsanleihe verantwortlich sein.) b) d, der Realwert des Defizits im Reichshaushalt, wird ba) halbiert, oder bb) linear (mit dem Faktor 5 8 ~ r für t = 2 6 , 2 7 , . . . , 58) 33 von seinem historischen Wert im November 1920 bis auf Null im Juli 1923 gesenkt. Wir haben die drei Fälle a, ba und bb jeweils für sich untersucht und zudem die Fälle a und ba kombiniert. Es zeigt sich, daß im Fall a die Hyperinflation nicht vermieden wird, während im Fall bb die Stabilisierung gelingt. Die Fälle ba und ba mit a liegen zwischen diesen Extremen;

Hans Jürgen Jaksch

128

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»—I.-H»—I»—(ι—. "tains groupes d'industriels.decommeriantset despeculateurs. Tandis que les unsetaient obliges de restreindre leur consommation, les autres pouvaient se permettre une vie de luxe. Les fluctuations continuelles du cours des titres et du change ont donne lieu ä une speculation effrenee, ä laquelle a participee une grande partie de la population. La perspective de realiser ainsi des gains rapides est une des causes qui ont contribuees ä diminuer dans toutes les classes sociales, la volonte de s'adonner a un travail regulier et productif. L'example des richesses facilement acquises par certains individus, a exite le mecontentement general, et a contribue a maintenir des conditions d'incertitude et de malaise social au grand prejudice de la production, dont le developpement exige, avant tout, la securite dans l'avenir et la paix sociale." A N , A J 6 2 0 1 9 , 1 4 / 1 6 .

204

Gerald D. Feldman

supporting the egocentric demands of their industries over against trade union policy^ 8 Both political and market conditions, therefore, conspired to restore the initiative to the employers who, under increasing economic pressure to protect their export advantages, began to put up resistance to worker demands where they had previously yielded because they could pass the costs off in higher prices. Increasingly, the employers turned their backs on the Arbeitsgemeinschaft they had established with the trade unions in 1918. This was particularly evident in May 1920, when the Association of German Employer Organizations flatly refused to have its members make partial contributions to support workers on reduced time (Kurzarbeiter), whose number had been increasing greatly, and then secretly urged its members to help bring down prices by refusing to grant any further wage increases. While the trade unions protested and argued that price reduction was the necessary precondition for wage stabilization or wage reduction, there is good circumstantial evidence that the trade unions were holding back themselves. Not only did they persistently emphasize the futility of nominal wage increases, but they also supported, often to the chagrin of their members, the introduction of the withholding tax for wage earners. It was only when the price increases of basic commodities began to threaten the support for the unions from below and even the public peace, that the trade unions took the offensive in late 1 9 2 0 . " Even then, they made a desperate effort to recement their shaky alliance with the employers by proposing a common front against agriculture in favor of the Zwangswirtschaft, a program the employers rejected on the not unsound principle that it was better to get expensive bread than no bread at all. 60 While the employers' peak association made vague pro-

,M

On the Eight Point Program, see Heinz Josef Varain, Freie Gewerkschaften,

demokratie und Staat. Die Politik der Generalkommission (1890-1920),

Sozial-

unter der Führung Carl Legiens

Düsseldorf 1956, pp. 1 7 6 — 1 7 7 . On the disarray in the trade unions during the

period of relative stabilization, see the revealing discussion in the source cited in note 28. ™ On the Zentralarbeitsgemeinschaft, see Gerald D. Feldman, German Business Between War and Revolution: The Origins of the Stinnes-Legien Ritter, ed., Entstehung Rosenberg

und Wandel der modernen

zum 65. Geburtstag,

Freien Gewerkschaften

Gesellschaft.

in: Gerhard A.

Festschrift

für

Hans

Berlin 1970, pp. 3 1 2 — 3 4 1 ; and Gerald D. Feldman, Die

und die Zentralarbeitsgemeinschaft

Vetter, ed., Vom Sozialistengesetz

Agreement,

zur Mitbestimmung,

1918-1924,

in: Hans Oskar

Köln 1975, pp. 229—252. See also

the Zentralarbeitsgemeinschaft directors' meeting of May 6 and June 10, 1920 in ZStA I, ZAG, Nr. 30, Bl. 191 ff., 175 ff. 6

" ZAG Vorstandssitzung, January 13, \92\, ibid., Bl. lC7ff.

Political Economy during 1920/21 - Depression

205

mises to adjust wages to meet increased food prices, the real attitude of the major employers was revealed in a lengthy memorandum of the Metal Industrialists Association of February 1921, which pointed out that Germany could not remain an oasis in the world economic crisis, described the advantages England and America were gaining from their high unemployment and sharp wage reductions, and claimed that the repeated wage demands of the workers could not be met. 6 1 At the same time, the employers became increasingly vocal in their demands for longer working hours, the reintroduction of sharp wage differentials and piece work, and the tying of wage increases to productivity increases. This last point was also a matter of government policy, and it is an indication of the loss of labor power and the growing rebelliousness of the employers by early 1921, that the employers in the coal-mining industry refused to accept an arbitration decision by Labor Minister Brauns that would have tied a wage increase to a new overtime agreement. Stinnes and his colleagues were convinced that economic conditions would force the workers to ask for overtime within a few weeks without government help. 62 Actually, it was to be over a year and a half before the employers were to have their way, and they would need binding arbitration to achieve their goals. The crisis over the London Ultimatum in May 1921 and the renewed inflationary wave which followed postponed labor's defeat in the realm of wages and working conditions and shifted the battleground to the public debate over stabilization policy that forced both sides to define their positions more openly and effectively than before. Only in the summer of 1921 did the A D G B finally turn to the crucial areas of financial and tax policy and develop its Ten Point Program of November 1921, which reflected a real effort to come to grips with the problems of inflation and stabilization. 63 All this shows, however, is that the 1 9 2 0 / 2 1 period of relative stabilization was not the year of grace one might initially be led to believe it was. Stabilization was not feasible under the existing international and domes61

„Zur wirtschaftlichen Lage unserer Industrie," Nürnberg, 2. Februar 1921, Anlage

zum Rundschreiben vom 15. Februar 1921, Gesamtverband Deutscher Metallindustrieller. The memorandum, by the Verband Bayerischer Metallindustrieller, discussed the world economic crisis in great detail and insisted that „Deutschland kann nicht als Oase bestehen bleiben, wenn rings die ganze Welt Not leidet." It is to be found in the archive of the Verband der Pfälzischen Industrie e.V., Neustadt, Weinstraße. 62

G. D. Feldman, Arbeitskonflikte

65

Heinrich Potthoff, Gewerkschaften

Düsseldorf 1979, pp. 295 ff.

im Ruhrbergbau...

(see note 18), pp. 202ff.

und Politik zwischen Revolution und Inflation,

206

Gerald D.

Feldman

tic conditions, and there was little support for such a policy. If one searches for some signposts to an alternative to the stabilization model provided by America and England, one finds them mainly in the proposals of Julius Hirsch, and he found himself increasingly unsupported and isolated.64 The initiative had passed from the trade unions to the employers, who were to continue to enjoy the advantages of the inflationary boom, but whose commitment to the economic „old time religion" remained as strong as ever. In this sentiment, it was joined by agriculture and much of the independent middle class, which resented the Zwangswirtschaft without loving capitalism, and who together became the foundation of a stabilization consensus 65 that served to isolate organized labor by the end of 1922 and defeat it a year later.

Summary This paper deals with the March 1920/June 1921 trough between the two waves of inflation at the turn of 1919/20 and in the late fall and summer of 1921, and explores the extent to which it might have formed the foundation for a true currency stabilization that would have prevented the hyperinflation of 1922/23. After an initial discussion of the roots of the relative stabilization, which are found in government and Reichsbank monetary manipulations, improved political conditions at home and abroad, and especially the influx of foreign speculative capital, the paper tries to show that the Germans did not view this period as an opportunity to bring about a full stabilization. While seeking greater price and wage stability, they were anxious to maintain inflationary export advantages, prevent domestic unrest through continuation of generous social policies, and avoid a final stabilization so long as the reparations bill was not fixed at an acceptable level. The dominant groups in both the public and private sectors resisted promising schemes for the organization and control of credit and investment and found it impossible to break away from the traditionalist stabilization concepts that were producing depression in Great Britain and the United States and that would produce the politically and socially divisive German stabilization of 1922/23.

64

See his diary entries for 1922.

M

On the stabilization consensus, see my forthcoming essay The Historian and the

German

Inflation to be published in the proceedings of the Eigth Brooklyn College

Conference on Society in Change: „Inflation Through the Ages: Economic, Social, Psychological and Historical Aspects" held on March 10—12, 1980.

Die konjunkturanregenden Wirkungen der deutschen Inflation auf die US-Wirtschaft in der Weltwirtschaftskrise 1 9 2 0 / 2 1 * CARL-LUDWIG

HOLTFRERICH

I

Historische Ausgangslage und Fragestellung Der Begriff „Weltwirtschaftskrise" ist bei Historikern und historisch Interessierten assoziativ mit der großen Depression nach 1929 belegt. 1 Nur wenigen ist bewußt, daß dies vor 1929 anders war und daß die Deflation von 1 9 2 0 / 2 1 als die „Weltwirtschaftskrise" galt, die nicht nur in allen großen Industrieländern außerhalb Deutschlands virulent war, sondern auch in den rohstoff- und nahrungsmittelproduzierenden Ländern der Dritten Welt (zum Beispiel Südamerika). 2 Der heftige Konjunktureinbruch kam dort zu den strukturellen Problemen hinzu, die aus der Erweiterung der Produktionskapazitäten der nicht-kriegsteilnehmenden Staaten während des Ersten Weltkrieges entstanden waren, als nach Beendigung der Kampfhandlungen die kriegsbeteiligten Länder nicht mehr vorwiegend als Käufer, sondern zunehmend als Verkäufer und damit als Konkurrenten auf den Weltmärkten wiederauftraten. • Frühere Fassungen dieses Beitrags habe ich zur Diskussion stellen können auf der Jahrestagung der American Historical Association in New York im Dezember 1979, auf dem 33. deutschen Historikertag im März 1980 in Würzburg und im September 1980 in Berlin auf einer Tagung des VW-Projekts, aus dem dieser Sammelband hervorging. 1

Bester Beweis dafür ist die Tatsache, daß häufig von „der Weltwirtschaftskrise" ohne

zeitliche Kennzeichnung der Periode 1929—1933 die Rede ist, ζ. B. Dietmar Petzina, Krisen gestern und heute - die Rezession von 1974/75

und die Erfahrungen

der

Weltwirt-

schaftskrise (= Vortragsreihe der Gesellschaft für Westfälische Wirtschaftsgeschichte, Heft 21), Dortmund 1977. 1

Derek Η. Aldcroft, Die zwanziger Jahre. Von Versailles zur Wallstreet

München 1978, bes. S. 81—96.

1919-1929,

208

Carl-Ludwig

Holtfrerich

Von der in hoher Arbeitslosigkeit und Deflation der Preise sichtbaren Weltwirtschaftskrise 1920/21 hatte sich das Deutsche Reich durch seine anhaltende Inflationspolitik im Innern mit flexiblen Wechselkursen nach außen weitgehend abgehängt. In den Standardstudien zu den wirtschaftlichen Aspekten der deutschen Nachkriegsinflation — den Büchern von Frank D. Graham (1930), Costantino Bresciani-Turroni (1931) und von Karsten Laursen und J0rgen Pedersen (1964) 3 — werden zwar internationale Ursachen der deutschen Nachkriegsinflation, insbesondere der Einfluß der Reparationspolitik, diskutiert. Die Wirkungen der inflationären Hochkonjunktur in Deutschland auf die Wirtschaftstätigkeit im Ausland bleiben jedoch unberücksichtigt. Dies ist um so erstaunlicher, als Deutschlands wirtschaftliche Entwicklung, nachdem im Jahre 1919 das Problem der Umstellung der Wirtschaftstätigkeit von Kriegs- auf Friedensproduktion ähnlich wie in den anderen kriegsbeteiligten Ländern gegeben und angegangen worden war, sich von der zweiten Jahreshälfte 1920 an und besonders im Jahr 1921 wesentlich von der Entwicklung im Ausland unterschied.4 Andere große Industrieländer, darunter die USA, litten in jener Periode stark unter der Weltwirtschaftskrise, während in Deutschland die Produktionstätigkeit und die Beschäftigung der Arbeitnehmer nicht nur nicht schrumpften, sondern weiter anwuchsen.5 (Vgl. auch SCHAUBILD 1.) In der Literatur werden immer wieder die zeitgenössischen Klagen ausländischer Produzenten über „unfaire" Wettbewerbsvorteile deutscher Exporteure aufgegriffen, die auf die inflationsbedingte Entwertung

5

Frank D. Graham, Exchange,

1920-1923,

Prices, and Production in Hyper-Inflation:

Germany,

New York 1930; Neudruck: 1967. Costantino Bresciani-Turroni, The Econo-

mics oflnflation.

A Study of Currency Depreciation

in Post- War Germany, London 1937,3.

Aufl. 1968; Erstveröffentlichung im italienischen Original 1931. Karsten Laursen/j0rgen Pedersen, The German Inflation 1918-1923, 4

Amsterdam 1964.

Umfangreiches statistische^ Material hierzu, zum größten Teil auf Monatsbasis, in:

International

Abstracts of Economic

Statistics 1919-1930,

hrsg. von der International

Conference oi Economic Services, London 1934. 5

Schätzungen für die Entwicklung der Industrieproduktion während der Nachkriegsin-

flation weisen einen Anstieg von (1928 = 100) 37 im Jahre 1919 auf 54 im Jahr 1920 und auf 65 im Jahr 1921 aus. Rolf Wagenführ, Die Industriewirtschaft. deutschen und internationalen Konjunkturforschung,

Industrieproduktion

Entwicklungstendenzen

1860 bis 1932 (= Vierteljahrshefte

der zur

Sonderheft 31), Berlin 1933, S. 28,56. Als Indikator für den Umfang

der Erwerbstätigkeit kann die Krankenkassenstatistik dienen. Die Zahl der Pflichtmitglieder stieg von 9,4 Mio. im Juni 1919 auf 12,0 Mio. im Juni 1920 und 13,1 Mio. imjuni 1921. Friedrich Hesse, Die deutsche

Wirtschaftslage

Wechsellagen, Jena 1938, S. 4 8 0 f.

von 1914 bis 1923• Krieg, Geldblähe

und

Deutsche Inflation und US- Wirtschaft

209

SCHAUBILD I

Entwicklung der deutschen

Industrieproduktion

und des deutschen Einfuhrvolumens

1920-1931

Quelle: Industrieproduktion: Rolf Wagenführ, Die Industriewirtschaft. Entwicklungstendenzen der deutschen und internationalen Industrieproduktion I860 bis 1932 (= Vierteljahrshefte zur Konjunkturforschung, Sonderheft 31), Berlin 1933, S. 28 u. 56. Einfuhrvolumen: Tahi i.i.i; 1 und W a l t h e r G. H o f f m a n n u. a., Das Wachstum

der

deut-

schen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, Berlin-Heidelberg-New York 1965, S. 524 u. 5 38. Mit Hilfe des Index für das Importvolumen ( 1 9 1 3 = 100) konnte für die J a h r e 1 9 2 5 — 1 9 3 1 das den Goldmarkwerten der Inflationsjahre vergleichbare Einfuhrvolumen aus dem Einfuhrwert des Jahres 1913 (11,2 Mrd. Mark) errechnet werden.

der deutschen W ä h r u n g auf den Devisenmärkten zurückzuführen seien. 6 D e r abwertungsbedingte Lohnkostenvorteil der deutschen W i r t s c h a f t gegenüber dem Ausland — besonders gegenüber den Hauptkonkurrenten auf den W e l t m ä r k t e n für Industriegüter: England und U S A — war durch die rapide Entwertung des Wechselkurses der Mark entstanden, insbesondere in einer ersten großen Entwertungsphase nach der Aufhebung

6

Vgl. die offizielle Untersuchung der amerikanischen Regierung: Depreciated

Ex-

change and International Trade, US Tariff Commission, Washington D. C. 1922, bes. S. 1 6 — 1 9 . F. Hesse, Die deutsche

Wirtschaftslage...

(wie Anm. 5 ) , S . 3 9 7 — 3 9 8 . C. Bresciani-

Turroni, The Economics... (wie Anm. 3), S. 227 ff. Gerald D. Feldman, Iron and Steel in the German Inflation 1916-1923, Princeton 1977, S. 208.

210

Carl-Ludwig

Holtfrertch

der „Devisenzwangswirtschaft" im September 1919 7 bis Februar 1920 und erneut vom Sommer 1921 an bis zum Ende der Inflation im Herbst 1923. Nach Aufhebung der zu Kriegsbeginn verhängten alliierten Handelsblockade über Deutschland im Sommer 1919 8 war die deutsche Exportwirtschaft in ihrem Bemühen um die Rückgewinnung von Weltmarktanteilen, besonders in den erwähnten zwei Entwertungsperioden, stark begünstigt. Vom Frühjahr 1920 bis zum Sommer 1921 notierte die Mark an den Devisenbörsen zwar relativ stabil, was zusammen mit der Deflation der Weltmarktpreise den wechselkursbedingten Wettbewerbsvorteil der deutschen Wirtschaft schrumpfen ließ. 9 Durch den Wiedereintritt Deutschlands in die Weltwirtschaft fühlten sich die Hauptkonkurrenzländer jedoch in besonderem Maße bedrängt, als sich die Weltwirtschaftskrise vom Sommer 1920 an entfaltete und deshalb einen intensivierten Wettbewerb der verschiedenen Volkswirtschaften um nunmehr schrumpfende Nachfrage auf den Weltmärkten auslöste. Großbritannien, das aufgrund seiner ähnlichen Wirtschaftsstruktur am stärksten unter der wiedererstandenen deutschen Exportfähigkeit zu leiden hatte, wehrte sich gegen die lästige deutsche Konkurrenz auf dem britischen Markt mit der Einführung einer zunächst bis zu 50 %igen, später 26 %igen Zusatzabgabe auf die britischen Importe aus Deutschland ab 1. April 1921 („Reparation Recovery Act"). 1 0 In den USA reifte in der Depression 1920/21 die Neigung zur Hochschutzzollpolitik, die schließlich mit der Einführung

F. Hesse, Die deutsche Wirtschaftslage... (wie Anm. 5), S. 143 ..Heinrich KleineNatrop, Devisenpolitik in Deutschland vordem Kriege und in der Kriegs- und Nachkriegszeit, Berlin 1922, S. 27. 8 Joseph B. Esslen, Die Politik des auswärtigen Handels, Stuttgart 1925, S. 157. Archibald C. Bell, A History of the Blockade of Germany, Austria-Hungary, Bulgaria, and Turkey 1914-1918, London 1937. Eine detaillierte Dokumentation enthält: Suda L. Bane/Ralph H. Lutz (Hrsg.), The Blockade of Germany after the Armistice 1918-1919. Selected Documents of the Supreme Economic Council, American Relief Administration, and Other Wartime Organizations, London 1942. 7

Die verschiedenen Perioden der Wechselkursentwicklung und die Ursachen der jeweiligen Schwäche- bzw. Stabilitätstendenzen der Mark je nach Lage der deutschen Kapitalbilanz behandelt Gerald D. Feldman, The Political Economy of Germany's Relative Stabilization During the 1920/21 World Depression, in diesem Band. 10 Carl Bergmann, Der Weg der Reparationen. Von Versailles über den Dawesplan zum Ziel, Frankfurt/M. 1926, S. 23. Jens Jessen, Reparationen, in: Wörterbuch der Volkswirtschaft, 4. Aufl., hrsg, von Ludwig Elster, Bd. 3, Jena 1933, S. 53. Darüber hinausgehende handelsprotektionistische Maßnahmen Großbritanniens behandelt: Bernhard Harms, Vom Wirtschaftskrieg zur Weltwirtschaftskonferenz. Weltwirtschaftliche Gestaltungstendenzen im Spiegel gesammelter Vorträge, Jena 1927, S. 208 f. 9

Deutsche Inflation und

US-Wirtschaft

211

der äußerst protektionistischen Fordney-McCumber-Zölle im Jahr 1922 in die Prax-is umgesetzt wurde.11 Während die inflationsbedingte Entwertung der deutschen Währung als Stimulans für die deutschen Exporte von zeitgenössischen Beobachtern und von Historikern dieser Periode stets beachtet wurde, blieb die Wirkung der inflationären Hochkonjunktur in Deutschland auf die Nachfrage nach Importen und damit auf die Belebung der Wirtschaftstätigkeit im Ausland unbeachtet. Mit anderen Worten: Die dem deutschen Export förderlichen Wirkungen der Inflation auf das relative Preis- und Kostenverhältnis zwischen Inland und Ausland wurden gesehen, die den ausländischen Exporten nach Deutschland förderlichen Einkommenseffekte der deutschen Inflation dagegen übersehen. Ob die inflationäre Nachkriegskonjunktur tendenziell stärker die Import- oder die Exportaktivität der deutschen Wirtschaft förderte, müßte an den Außenhandelsstatistiken zu erkennen sein. Die wirtschaftstheoretischen Aspekte dieser Frage waren Gegenstand der berühmten Debatte zwischen Keynes und Ohlin über das sogenannte Transferproblem in den 1920er Jahren. 12 Dabei ging es darum, ob die Handelsbilanz eines Landes stärker von den relativen Preisen (terms of trade) oder vom relativen Einkommensniveau beziehungsweise -Wachstum, das heißt von der Wirtschaftsaktivität, im Inland gegenüber dem Ausland bestimmt würde. Keynes verteidigte damals den traditionellen Preiselastizitätenansatz der Zahlungsbilanztheorie, während Ohlin den später auch von Keynes übernommenen Einkommensabsorptionsansatz vertrat. Während als Ergebnis empirischer Forschung in der Wirtschaftstheorie inzwischen längst anerkannt ist, daß den Einkommenseffekten eine größere Bedeutung für die konjunkturelle Entwicklung von Handelsbilanzen zukommt als den Preiseffekten,13 hat die " A. G. Kenwood/A. L. Lougheed, The Growth of the International

Economy

1820-

1960, London 1971, S. 186.

John M. Keynes, The German Transfer Problem, in: The Economic Journal, Bd. 34 (1929), S. 1—7. Bertil Ohlin, The Reparation Problem: A Discussion, in: The Economic 12

Journal,

Bd. 34 (1929), S. 172—179. Beide Artikel sind wiederabgedruckt in: Readings

Theory of International

in the

Trade, London 1950, 6. Aufl. 1970, S. 161 — 169, 170—178. Vgl.

auch: Richard E. Caves/ Ronald W. Jones, World Trade and Payments.

An

Introduction,

Boston 1973, S. 4 5 6 — 4 5 8 . Wie die beiden Ansätze auch die Frontlinien in der neueren theoretischen Diskussion prägen, zeigt sich deutlich in: Klaus-Dieter Jacob,

und Leistungsbilanz. „Elasticities-Approach"

Eine modellanalytische

Untersuchung

und „Income-Absorption-Approach",

Wechselkurs

über die Synthese

von

Berlin-New York 1972. Ein-

führend behandelt werden diese Fragenkomplexe in dem Lehrbuch von Anton Konrad,

Zahlungsbilanztheorie 1

und Zahlungsbilanzpolitik,

• Erich Schneider, Zahlungsbilanz

München 1979, S. 59—100.

und Wechselkurs.

Eine Einführung in die

monetären

212

Carl-Ludwig

Holtfrerich

wirtschaftshistorische F o r s c h u n g zur deutschen Inflation nach d e m E r s t e n W e l t k r i e g die E i n k o m m e n s e f f e k t e d e r I n f l a t i o n für die E n t w i c k l u n g d e r H a n d e l s - und L e i s t u n g s b i l a n z e n b i s h e r v e r n a c h l ä s s i g t . D i e Entwicklung der deutschen Handelsbilanz m ü ß t e konkrete Aufs c h l ü s s e d a r ü b e r g e b e n , o b die d e u t s c h e W i r t s c h a f t w ä h r e n d d e r N a c h k r i e g s i n f l a t i o n über die a b w e r t u n g s b e d i n g t e n p r e i s l i c h e n W e t t b e w e r b s v o r t e i l e s t ä r k e r k o n j u n k t u r d ä m p f e n d e E i n f l ü s s e auf das A u s l a n d a u s ü b t e o d e r o b m i t d e m a n h a l t e n d e n W a c h s t u m des r e a l e n V o l k s e i n k o m m e n s und d a m i t d e r I m p o r t e D e u t s c h l a n d s die k o n j u n k t u r b e l e b e n d e n W i r k u n g e n auf das A u s l a n d d o m i n i e r t e n . W e n n das relative P r e i s v e r h ä l t n i s d e r w i c h t i g s t e E i n f l u ß f a k t o r für die H a n d e l s b i l a n z l a g e D e u t s c h l a n d s w ä h r e n d d e r N a c h k r i e g s i n f l a t i o n g e w e s e n w ä r e , h ä t t e die E n t w e r t u n g d e r d e u t s c h e n W ä h r u n g auf d e n i n t e r n a t i o n a l e n D e v i s e n m ä r k t e n — s o w e i t sie ü b e r d e n P r e i s a n s t i e g in D e u t s c h l a n d i m V e r h ä l t n i s z u r P r e i s e n t w i c k lung im A u s l a n d h i n a u s g i n g 1 4 — t e n d e n z i e l l e i n e a k t i v e H a n d e l s b i l a n z

Probleme internationaler Wirtschaftsbeziehungen, Tübingen 1968, S. 162 ff. Die bisherige Forschung hat auf der Grundlage der relativ ungesicherten Daten zur Entwicklung der deutschen Export- und Importpreise dennoch zweifelsfrei feststellen können, daß die Nachkriegsinflation für die deutsche Außenwirtschaft eine Verschlechterung der Terms of Trade bewirkte, die gegenüber denen von 1913 oder denen nach der Währungsstabilisierung besonders hoch ausfiel in Perioden beschleunigten Währungsverfalls. Vgl. F. D. Graham, Exchange... (wie Anm. 3),S. 260 ff. C. Bresciani-Turroni, The Economics... (wie Anm. 3), S. 250f. Die daraus resultierenden Realeinkommensverluste der deutschen Volkswirtschaft in der Periode 1919—1923 sind von Graham in einer komparativstatischen Partialanalyse auf rd. 10 Mrd. Goldmark berechnet worden. Die Terms of Trade der Jahre 1924—1926, die Graham als die „normalen" für den Fall der Stabilität der Mark schon in der Periode 1919—1923 seinem Quantifizierungsversuch zugrundegelegt, hätten meines Erachtens jedoch die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Struktur des deutschen Außenhandels derartig stark verändern müssen, daß eine Berechnung der deutschen Verluste auf der Basis der tatsächlich realisierten Außenhandelsvolumina der Jahre 1919—1923 zu unrealistischen Ergebnissen führen und insofern mit Bresciani-Turroni als „unmöglich" angesehen werden muß. Nimmt man dennoch an, daß aus der Terms-of-TradeEntwicklung Realeinkommensverluste für die deutsche Volkswirtschaft entstanden, so stehen diesen vermutlich weit größere Realeinkommensgewinne aus der Belebung der Wirtschaftstätigkeit im Inland und darüber hinaus aus der Entwertung von Papiermarkforderungen im Ausland gegenüber, die beide aus der Inflation resultierten und die im Falle einer frühzeitigen Stabilisierung der Mark nicht eingetreten wären. Im übrigen unterstützt die während der inflationären Nachkriegsjahre tatsächlich eingetretene Verschlechterung der deutschen Terms of Trade die Bedeutung des Einkommenseffekts, den die inflationäre Nachkriegskonjunktur in Deutschland auf die Auslandswirtschaft ausübte, insofern nämlich, als sie den negativen Außenbeitrag der deutschen Wirtschaft tendenziell vergrößerte. Empirisch läßt sich dies durch die Berechnung des gewogenen realen Außenwerts der Mark gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner Deutschlands feststellen. 14

Deutsche Inflation und US- Wirtschaft

213

für Deutschland bewirken müssen. 1 5 W e n n dagegen das Verhältnis der Wirtschaftsaktivitäten

zwischen Deutschland und dem Ausland die

Haupteinflußgröße für die Handelsbilanz war, so müßte die inflationäre Hochkonjunktur im Nachkriegsdeutschland Handelsbilanzdefizite bewirkt haben, besonders während der Depression im Ausland 1 9 2 0 / 2 1 . Deutschlands steigende Importnachfrage hätte dann belebende Wirkung auf die Wirtschaftstätigkeit im Ausland gehabt und könnte auf diese Weise eine wichtige Rolle für die Dämpfung und Überwindung der Weltwirtschaftskrise im Jahre 1921 gespielt haben.

TABELLE 1

Außenhandel des Deutschen Reiches (Speztalhandel, bewertet in Einheitswerten von 1913) in'Mio. Goldmark

Jahr

Einfuhr

Ausfuhr

1913 1920 1921 1922 1923

11 3 5 6 4

10 3 2 6 5

+

Quelle:

Der Auswärtige

verglichen

mit dem Jahre

206,1 947,2 750,7 309,8 820,5

198,6 724,0 988,4+ 206,7 35?,7

Nur Mai—Dezember.

Handel

Deutschlands

in den jähren

1913 nach Warengruppen,

1920, 1921 und

Warengattungen

und Ländern

1922 (=

Statistik des Deutschen Reichs, Bd. 310, Heft 1), Berlin 1924, S. 4 (Einleitung).

Derartige Berechnungen auf Monatsbasis habe ich für die Jahre 1920—1923 durchgeführt. Sie zeigen mit Ausnahme der Schlußmonate eine beträchtliche reale Abwertung der Mark an, die generell allerdings in Monaten rapiden Wechselkursverfalls höher ausfällt als in Perioden tendenzieller Stabilität der Mark an den Devisenbörsen. Vgl. Carl-Ludwig Holtfrerich. Die deutsche spektive, n

Inflation

1914-1923.

Ursachen

und Folgen in internationaler

Per-

Berlin-New York 1980, S. 22 f.

Das gilt unter der Bedingung, daß die Handelsbilanz auf die wechselkursbedingten

Preisänderungen „normal" reagiert, was von den empirischen Angebots- und Nachfrageelastizitäten des Inlands und des Auslands für die damaligen deutschen Ex- und Importgüter abhängt. Die theoretischen Zusammenhänge sind abgeleitet in: A. Konrad, lanztheorie...

(wie Anm. 12), S. 59—67.

Zahlungsbi-

Carl-Ludwig

214

TABELLE

Holtfrerich

1 zeigt, daß Deutschlands Handelsbilanz in den J a h r e n 1 9 2 0 bis

1922 Defizite und einen Uberschuß erst im J a h r e 1 9 2 3 aufwies, als die Produktionstätigkeit im Inland als Folge der Ruhrbesetzung und des Zusammenbruchs der Mark stark schrumpfte. 1 6 Die Z u n a h m e des deutschen Außenhandels bis 1922 war zum einen das Ergebnis des Wiederaufbaus der deutschen Handelsbeziehungen nach Beendigung der kriegsbedingten Störungen. Bemerkenswert ist jedoch, daß im J a h r 1921, als die Weltwirtschaftskrise im Ausland ihren H ö h e punkt erreichte, die Einfuhr nach Deutschland nach den W e r t e n der TABELLE

1 von 3,95 auf 5,75 Mrd. Goldmark stieg, während die Ausfuhr von

3,72 auf nur etwa 4 , 4 8 Mrd. Goldmark 1 7 wuchs. Als sich im folgenden J a h r die Weltkonjunktur erholte, war das W a c h s t u m der deutschen E x p o r t e weit höher als der Anstieg der deutschen Importe. Da der g e w o g e n e reale Außenwert der Mark im Jahresdurchschnitt 1 9 2 2 für die deutsche E x portwirtschaft sogar ungünstiger lag als 1921, 1 8 deuten diese Zahlen darauf hin, daß die Relation der Wirtschaftsaktivitäten zwischen Deutschland und seinen wichtigsten Handelspartnern ein wichtigerer Einflußfaktor für die Entwicklung der deutschen Handelsbilanz war als das relative Preisverhältnis (terms

of trade),

mit anderen W o r t e n , daß der Einkom-

menseffekt gegenüber dem Preiseffekt dominierte. Darauf deutet auch der

16

Wegen der Inflation sind selbstverständlich nur preisbereinigte Handelsbilanzdaten

aussagekräftig. Neben dem in

TABELLE

1 verwendeten Verfahren der Preisbereinigung sind

auch verschiedene andere Methoden benutzt worden, vor allem die Umrechnung in Goldmark werte über den laufenden Dollarwechselkurs der Mark (oder den Index der deutschen Großhandelspreise). Vgl. die Tabellen in: F. Hesse, Die deutsche

Wirtschaftslage...

(wie

Anm. 5), S. 472—475. Dabei ergeben sich für das Jahr 1923 eine etwa ausgeglichene Handelsbilanz, für die Jahre 1921 und 1922 jedoch wesentlich höhere Defizite als in

TABEL

I.E 1. Der sogenannte McKenna-Ausschuß hat sich ebenfalls detailliert mit der deutschen Außenhandelsentwicklung während der Inflation beschäftigt. Für die Jahre 1919—1923 bezifferte er das Handelsbilanzdefizit auf insgesamt 6,3—7,3 Mrd. Goldmark. Vgl. Second

Committee on the Flight of Capital. Minutes No. 29 and 30. Meetings of Saturday, March 22nd, 1924. Leonard P. Ay res Papers, Library of Congress, Manuscript Division, Washington D. C. 17

Diese Zahl ergibt sich, wenn man die acht erfaßten Monate auf das ganze Jahr

hochrechnet. 18

Ein Korb von Auslandswährungen der 14 wichtigsten europäischen Außenhandels-

partner Deutschlands und der USA kostete in Mark im jeweiligen Jahresdurchschnitt real, d. h. unter Berücksichtigung der Preisentwicklung, 192091 % , 1921 71 % , 1922 5 9 % und 1923 45 9? mehr als 1913. Das heißt, von 1920 bis 1923 fand eine reale Aufwertung der Mark statt. Die Prozentsätze sind errechnet aus den monatlichen Angaben in: C.-L. Holtfrerich, Die deutsche

Inflation...

(wie Anm. 14), S. 22 f.

Deutsche Inflation und US- Wirtschaft

215

tendenzielle Zusammenhang, der in Schaubh d 1 zwischen der Entwicklung der deutschen Industrieproduktion und der deutschen Einfuhrvolumina für die Jahre 1920 bis 1923 und darüber hinaus bis 1931 zu erkennen ist.

II

Die US-Konjunktur 1919 bis 1923 Im folgenden werde ich mit einigen Zahlen die konjunkturelle Entwicklung der US-amerikanischen Wirtschaft, die wegen ihres Gewichts die Entwicklung der Weltwirtschaft prägte, in den ersten Nachkriegsjahren einschließlich der Depression von 1920/21 beschreiben. 19 Im Jahre 1919 und am Jahresanfang 1920 zeigte die amerikanische Wirtschaft alle Symptome einer Hochkonjunktur. Der amerikanische Großhandelspreisindex erreichte ein Maximum im Mai 1920, als er 25 % über dem Stand des Vorjahresmonats lag. 20 Im ersten Vierteljahr 1920 war die Produktion der verarbeitenden Industrie um 9 % gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode gewachsen. 21 Die durchschnittliche Arbeitslosenquote war zwar von 1,4 % im Jahr 1919 auf 5,2 % 1920 gestiegen. Dies war jedoch hauptsächlich dem Abbau der Beschäftigung im militärischen Bereich um 1,2 Mio. Personen zuzuschreiben; die Zahl der nichtmilitärischen Beschäftigten stieg nämlich weiter an, sogar um etwas mehr als 1,2 Mio. 22 Seit November 1919 betrieb der Federal Reserve Board zur Bekämpfung der inflationären Tendenzen eine restriktive Geldpolitik. 25 Das amerikanische Schatzamt hatte seinen Widerstand gegen eine solche Detaillierte Informationen in: Economic United Kingdom

1918-1922,

Fluctuations in the United States and the

hrsg. von der League of Nations, Genf 1942. Arthur F.

Burns/ Wesley C. Mitchell, Measuring Business Cycles, New York 1946. Robert A. Gordon, Cyclical Experience Conference Turning

in the lnterwar

Period: The Investment

Boom of the Twenties,

on Business Cycles, New York 1951, S. 163—215. John D. Pilgrim, The

Point of 1920: A Reappraisal,

in: Explorations

in Economic

in:

Upper

History, Vol. 11

( 1 9 7 3 / 7 4 ) , S. 271—298. Hal B. Lary, The United States in the World Economy, Washington D. C. 1943. 20

International Abstracts...

n

(wie Anm. 4), S. 210.

A.a.O., S. 213.

11

Historical Statistics of the United States. Colonial Times to 1970. Bicentennial Edi-

tion, Part 1, Washington D. C. 1975, S. 126, 135. Zur amerikanischen Geld- und Kreditpolitik dieser Periode siehe vor allem: Elmus R. Wicker, Federal Reserve Monetary Policy 1917-1955,

New York 1966, S. 37—45. Milton

Friedman/Anna J. Schwartz, A Monetary History of the United States 1867-1960, ton (1963) 1971, S. 221—239.

Prince-

216

Carl-Ludwig

Holtfrerich

Politik aufgegeben, nachdem es den Bundeshaushalt hatte ausgleichen k ö n n e n und auf K r e d i t f i n a n z i e r u n g nicht m e h r angewiesen war. D i e E r h ö h u n g des D i s k o n t s a t z e s um g a n z e 1 % P r o z e n t p u n k t e im J a n u a r / F e bruar 1 9 2 0 „war als E i n z e l m a ß n a h m e die stärkste E r h ö h u n g in der g e s a m t e n G e s c h i c h t e des [Federal R e s e r v e ] Systems, sowohl vorher als auch s e i t d e m " . 2 4 D i e W i r k u n g e n dieser Geldpolitik auf die Entwicklung der P r e i s e und der W i r t s c h a f t s a k t i v i t ä t wurden bald darauf sichtbar: „ N a c h ihrem H ö h e p u n k t im Mai sanken die G r o ß h a n d e l s p r e i s e zunächst m a ß v o l l für ein paar M o n a t e und brachen a n s c h l i e ß e n d stark ein. I m J u n i 1921 waren sie auf ein Niveau von 5 6 % ihres Standes vom Mai 1 9 2 0 gefallen. M e h r als drei Viertel des Rückgangs fand in den sechs M o n a t e n von August 1 9 2 0 bis Februar 1 9 2 1 statt. D i e s ist wahrscheinlich der stärkste Preisrückgang in der von unseren G e l d g r ö ß e n abgedeckten Periode, sowohl in der Z e i t vor als auch nach dem E r e i g n i s und vielleicht auch in der ganzen Geschichte der V e r e i n i g t e n S t a a t e n . " 2 5 (Vgl.

SCHAUBILD

2

zur Baumwollpreisentwicklung.) D e r Einbruch der Wirtschaftsaktivität war ähnlich stark: 1921 fiel die industrielle Produktion gegenüber dem V o r j a h r um 2 0 % , die Z a h l der Erwerbstätigen um 2,1 Mio. Personen, und die A r b e i t s l o s e n q u o t e stieg auf e i n e n D u r c h s c h n i t t von fast 12 % im J a h r 1 9 2 1 . D e r Rückgang der Produktionstätigkeit war wesentlich schneller als während der W e l t w i r t s c h a f t s k r i s e nach 1929. „ O b w o h l der Abschwung in die D e p r e s s i o n relativ kurz war — das N a t i o n a l Bureau [of E c o n o m i c R e s e a r c h ] datiert den unteren W e n d e p u n k t in den Juli 1921 — gilt e r als e i n e r der stärksten überhaupt." 2 6 N a c h Juli 1921 jedoch setzte der Wiederaufschwung ein und beschleunigte sich so schnell, daß a m J a h r e s e n d e 1922 die Vollbeschäftigung praktisch wiederhergestellt war und die A r b e i t s l o s e n q u o t e im J a h r 1 9 2 3 durchschnittlich nur noch 2,4 % ausmachte. 2 7 D i e Produktion der verarb e i t e n d e n Industrie, die von e i n e m Indexwert ( 1 9 6 7 = 1 0 0 ) in H ö h e von 15 in den J a h r e n 1 9 1 9 und 1 9 2 0 auf 12 im J a h r 1921 g e f a l l e n war, e r h o l t e sich auf 15 im J a h r 1922 und e r r e i c h t e 18 im J a h r 192 3. 2 8 Im Vergleich zur W e l t w i r t s c h a f t s k r i s e nach 1 9 2 9 wurde in der D e p r e s s i o n 1920/21 der untere W e n d e p u n k t der K o n j u n k t u r nicht nur schneller erreicht, sondern auch der E r h o l u n g s p r o z e ß ging wesentlich schneller vonstatten, besonders in den U S A . 24

M. F r i e d m a n / A. J. Schwartz, A Monetary

History...

(wie Anm. 2 3 ) , S. 2 3 0 Hier und

im folgenden sind Zitate aus englischer Literatur von mir übersetzt worden. "

A.a.O., S. 2 3 1 — 2 3 1 .

27

Historical

28

A.a.O., Part 2, S. 667.

Statistics...

26

A.a.O., S. 232.

(wie Anm. 2 2 ) , Part 1, S. 135.

Deutsche Inflation und US- Wirtschaft

217

SCHAUBILD 2

Entwicklung der US-Exportpreise für Baumwolle inländischer Herkunft in US-Dollar 1919 bis 1923 (Monatsdurchschnitt) Freie in US-Dollar pro Pfund (am.)

1

IUI

1920

1

1921

1922

1

1923

'

Jahr

Quelle: Department of Commerce. Bureau of the Census, Monthly Summary of Foreign Commerce

of the United States, entsprechende Jahrgänge. Auf Mikrofiche vorhanden in

der Bibliothek des John F. Kennedy-Instituts der Freien Universität Berlin.

III

Der Außenhandel Deutschlands und der USA 1920/21 Gerade wenn man die Erfahrungen mit der Weltrezession nach 1973 berücksichtigt, kann man mit folgender Erklärungshypothese arbeiten: Während der weltweite Gleichschritt in der Deflationspolitik nach 1929

Carl-Ludwig

218

Holtfrerich

ein wesentlicher Faktor zur Verstärkung der Depression der frühen dreißiger Jahre war, war die anhaltende Hochkonjunktur in wenigstens einem bedeutenden Industrieland, nämlich Deutschland, 29 im Jahr 1921 eine Ursache für die Abkürzung und Überwindung der Weltwirtschaftskrise der frühen zwanziger Jahre. Die anhaltende Kreditfinanzierung großer Teile der Reichsausgaben in Verbindung mit der fortgesetzt expansiven Geld- und Kreditpolitik der Reichsbank fing die depressiven Wirkungen der Weltwirtschaftskrise von 1920/21 auf die Wirtschaftsaktivität in Deutschland auf und ließ einen Zuwachs der deutschen Industrieproduktion im Jahre 1921 um über 20 % zu, nachdem im Jahre 1920 bereits eine Rekordzuwachsrate von 40 % realisiert worden war.50 Die Arbeitslosenquote unter den gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmern fiel von durchschnittlich 3,8 % im Jahr 1920 auf 2,8 % im Jahre 1921.M Die Konjunkturlage in Deutschland war nicht ganz so günstig in der ersten Jahreshälfte 1921," als außerhalb Deutschlands die Weltwirtschaftskrise ihrem Tiefpunkt zustrebte. Aber im Vergleich zum Ausland befand sich die deutsche Wirtschaft auch in jener Periode in einer Boomsituation. Das anhaltende Wachstum in Deutschland muß — da die deutsche Volkswirtschaft in hohem Maße auf Rohstoffversorgung aus dem Ausland angewiesen war — über die deutsche Importnachfrage belebende Wirkungen auf die Wirtschaftsaktivität im Ausland ausgeübt haben, vor allem in den Staaten, in denen Primärgüterexporte dominierten. Die Konkurrenzländer allerdings, die wie Deutschland überwiegend Fertigwaren exportierten (zum Beispiel Großbritannien, wenn man von seinem umfangreichen Durchfuhrhandel absieht), konnten an den deutschen Importsteigerungen nur in bescheidenerem Umfang direkt partizipieren. Ihnen kam jedoch während der Depressionsmonate bis zum Sommer 1921 zugute, daß die deutsche Mark nach ihrem Schwächeanfall in der zweiten Jahreshälfte 1919 sich seit März 1920 an den Devisenbörsen erholte und bis Mitte 1921 eine auffallende tendenzielle Stabilität zeigte, was den zuvor eingetretenen wechselkursbedingten Exportvorteil für die deutsche Wirtschaft teilweise wieder aufhob. Zwar mußten die 29

1921/22 erreichte Deutschland wieder seinen Vorkriegsanteil an der Gesamtindu-

strieproduktion Westeuropas, nämlich rund 22 % ; sein Anteil ander Weltindustrieproduktion, der vor dem Ersten Weltkrieg 15,7 % betragen hatte, verharrte in den 1920er Jahren dagegen bei nur 11 —12 %,. Industrialization and Foreign Trade, hrsg. von der League of Nations, Genf 1945, S. 13. (0

w

R. Wagenführ, Die Industriewirtschaft...

(wie Anm. 5), S. 28.

F. Hesse, Die deutsche Wirtschaftslage...

(wie Anm. 5), S. 480—481.

Vgl. ebda., passim.

Deutsche Inflation und US- Wirtschaft

219

deutschen Ausfuhren in der Depressionsphase den ausländischen K o n kurrenten besonders lästig werden. Im Vergleich zur Periode vom Sommer 1919 bis Februar 1920 jedoch hatte sich die Wettbewerbsposition des Auslands gegenüber Deutschland in dem nachfolgenden Zeitraum tendenzieller Stabilität der Mark verbessert. In welchem Umfang Deutschland ausländischen Produzenten einen auch während der Depression weiter expandierenden Markt bot, geht aus folgenden Zahlenangaben hervor. Im Jahr 1921 stiegen die deutschen Importe mit einer Rate von 45,7 % , wenn man sie mit den Preisen von 1913 bewertet (Tabli.u: 1), und um 36,2 % gemessen in Tonnen. 3 3 Drei Viertel der deutschen Importe bestanden aus Rohstoffen und Ernährungsgütern mit einem niedrigen Wert-Gewicht-Verhältnis. Die Anteile der wichtigsten Güter sind in Tabeiil 2 aufgeführt. Das bedeutendste Exportland für Primärgüter waren gleichzeitig die USA. In den Jahren 1919 bis 1923 entfiel ungefähr die Hälfte ihrer Exporte auf Rohstoffe und Ernährungsgüter. 3 4 Die Entwicklung der amerikanischen Gesamtexporte in jenen Jahren zeigt das ganze Ausmaß der Depression: 1919 betrugen die US-Exporte 7,8 Mrd. und 1920 8,1 Mrd. $. 1921 fielen sie um 45 % auf 4,4 Mrd. Ungefähr zwei Drittel des Exportrückgangs von 1921 resultierten aus dem Preisverfall, ungefähr ein Drittel aus dem Rückgang der Exportmengen. 3 6 Gegenläufig zur Entwicklung der amerikanischen Gesamtexporte stiegen die U S - E x p o r t e nach Deutschland, offenbar in Abhängigkeit von der deutschen Hochkonjunktur: Während das niedrige Niveau von 92 Mio. $ im J a h r 1919 noch als Folge der kriegsbedingten Unterbrechung der beiderseitigen Handelsbeziehungen zu sehen ist, erreichten die USExporte nach Deutschland einen Gesamtwert von 311 Mio. $ im J a h r 1920 und stiegen auf 372 Mio. $ im J a h r 1921. 3 7 Da 1921 die Exportpreise

Der Auswärtige Handel Deutschlands in den Jahren 1920, 1921 und 1922 verglichen mit dem Jahre 1913 nach Warengruppen, Warengattungen und Ländern (= Statistik des Deutschen Reichs, Bd. 310), Berlin 1924, S. 1.2 (Einleitung). Dies sind die Zuwachsraten des „Spezialhandels",d. h. erfaßt werden Importe für Verwendung im inländischen Zollgebiet, Exporte von Waren inländischen Ursprungs. Durchfuhrhandel und Veredelungsverkehr sind im Spezialhandel nicht enthalten. ((

" Historical Statistics... (wie Anm. 22), Part 2, S. 889. Detaillierte jährliche Angaben hierzu enthält: Department of Commerce. Bureau of the Census, Foreign Commerce and Navigation of the United States, Washington D. C. jährlich. " Historical Statistics... ,ft A.a.O., S. 891. A.a.O., S. 903.

(wie Anm. 22), Part 2, S. 889.

220

Carl-Ludwig

Holtfrerich

TABELLE 2 Anteile

einzelner

Waren an der deutschen im Jahre 1921 und Anteile der Importe US-amerikanischer

Gesamteinfuhr

Anteil an der deutschen Gesamteinfuhr! Roggen Weizen Mais Schweineschmalz Schweinespeck Schweinefleisch Rindfleisch Baumwolle Rohkupfer Mineralöl Rohtabak Eisenerze Schafwolle Rohkakao Felle und Häute Ölfrüchte Kautschuk Summe

0,8 6,5 3,6 2,8 1,0 1,0 0,6 7,0 2,8 1,2 3,1 1,8 3,2 2,3 5,2 4,3 2,4

%

Herkunft

Anteil der Importe aus den USA2 82,0 % 72,5 27,0 92,3 96,0 65,8 38,1 80,3 84,6 73,2 8,8 0,008 0,004 0,004 7,5 2,9 1,0

49,6

1

Errechnet aus Mengenangaben, bewertet mit den Einheitswerten von 1913 für die angegebenen Produkte, im Verhältnis zur deutschen Gesamteinfuhr in Einheitswerten von 1913. 1 Errechnet aus Mengenangaben. Quelle: Oer Auswärtige Handel Deutschlands..Heft 1, passim, Heft 2, S. VII.8 ff.

stark gefallen waren, nämlich um 45 % gegenüber dem Vorjahr für Rohstoffe und um 42 % für Ernährungsgüter, 38 zeigt die wertmäßige Steigerung der US-Exporte nach Deutschland um rund 20 % mehr als eine Verdoppelung der Exportmengen an. Die stark steigende Bedeutung des deutschen Marktes für die amerikanische Exportwirtschaft kommt auch in dem Anteil der US-Exporte nach Deutschland an den gesamten

A.a.O., S. 892. Die monatliche US-Exportpreisentwicklung von Baumwolle ist in SCHAUBILD 2 wiedergegeben.

Deutsche Inflation und US- Wirtschaft

221

US-Exporten zum Ausdruck: Er stieg von 1,2 % im Jahr 1919 auf 3,8 % im Jahr 1920 und weiter auf 8,3 % im Krisenjahr 1921. 39 Für bestimmte Produkte des primären Sektors wurde der vom deutschen Markt aufgenommene Anteil an den amerikanischen Exporten im Jahr 1921 überragend: Deutschland kaufte 2 2 % des US-Baumwollexports, 40 etwas über 30 % des Kupfer- und Fleischexports und ungefähr 13 % des gesamten Weizen- und Weizenmehlexports. 41 Von 1920 auf 1921 waren die US-Exporte nach Deutschland bei den wichtigsten Gütern nach der amerikanischen Außenhandelsstatistik mengenmäßig um folgende abgerundete Zuwachsraten gestiegen: bei Baumwolle um 100 %, Fleisch um 60 % , Weizen um 300 % und Kupfer um 150 %. 4 2 Ein im Detail unterschiedliches, in der Gesamttendenz jedoch gleiches Bild ergibt sich aus Daten der deutschen Außenhandelsstatistik, die in TABELLE 3 zusammengestellt sind. Deutsche Exporte in die USA blieben in jenen Jahren auf niedrigem Niveau: 89 Mio. $ im Jahre 1920 und 80 Mio. $ im Jahre 1921. 43 Deshalb kann man den Zuwachs amerikanischer Exporte nach Deutschland auch in makroökonomischer Betrachtung als entsprechende Steigerung der Gesamtnachfrage in der amerikanischen Volkswirtschaft mit den bekannten multiplikativen Wirkungen auf die Entwicklung von Volkseinkommen und Beschäftigung ansehen. 44

Historical Statistics... (wie Anm. 22), Part 2, S. 903. Der Auswärtige Handel... (wie Anm. 33), S. I. 17. 40 Im Jahr 1921 importierte Deutschland mit 739 Mio. amerikanischen Pfund kaum weniger Baumwolle als das traditionell mit Abstand grüßte europäische Abnehmerland Großbritannien mit 834 Mio. amerikanischen Pfund. Vgl. TABELLE 5. Entsprechende Beobachtung in: J. W. F. Thelwall/C. J. Kavanagh, Report on the Economic and Financial Conditions in Germany to March 1922, London 1922, S. 37. w

Errechnet aus den Jahresangaben für US-Exporte nach Ländern und Produkten, in: Department of Commerce, Bureau of Foreign and Domestic Commerce, Trade of the United States with the World 1920-1921, Part 2: Exports, Washington D. C. 1923, S. 33—38, sowie ausjahresangaben für die gesamten US-Exporte nach Produkten in: Historical Statistics... (wie Anm. 22), Part 2, S. 898. 42 Department of Commerce, Bureau of Foreign and Domestic Commerce, Trade... (wie Anm. 41), S. 33—34. 4< Historical Statistics... (wie Anm. 22), Part 2, S. 906. 44 Die wirtschaftstheoretischen Aspekte des sog. Exportmultiplikators wurden erstmals herausgearbeitet von: Fritz Machlup, International Trade and the National Income Multiplier, Philadelphia 1950. In diesem Aufsatz verzichte ich auf eine Behandlung der Frage, wie die amerikanischen Exportüberschüsse im Handel mit Deutschland finanziert wurden, da ich jenes Problem an anderer Stelle diskutiert habe: Carl-Ludwig Holtfrerich, Amerikani41

Carl-Ludwig

222

Holtfrerich

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zusammen unter Tage Facharbeiter Ί Sonstige Arbeiter über l Tage J Jugendliche männl. unter 16 Jahren Weibliche Arbeiter

50,7 26,3 77,0 19,3

%

(Quelle: Brandi/Jüngst, Das Rubrrevier, in: Die deutsche Bergwirtschaft der Gegenwart, Berlin 1928, S. 49).

flacher Lagerung kulminierte, bewirkte einen beispiellosen Rationalisierungseffekt. 91 In einem Dreischichtensystem mit klarer Arbeitsdifferenzierung schrieb die Betriebsorganisation jeder Kameradschaft ihre Pensumarbeit vor, damit das System der weitgehenden Ausnutzung aller Grubeneinrichtungen, vom Abbau bis zur Schachtförderung, nicht ins Stocken kam. Die Ausleuchtung der Großbetriebspunkte optimierte nicht nur die Sichtbedingungen des Arbeiters, sondern auch die des Steigers; damit waren die Voraussetzungen eines bis dahin noch nicht bekannten Antreibesystems geschaffen. Die Hauerleistung je Schicht übertraf 1927 mit 2 , 4 5 0 t klar den Stand von 1913 ( 1 , 8 4 5 t).

Vgl. einführend Eva Cornelia Schock, Arbeitslosigkeit und Rationalisierung. Die Lage der Arbeiter und die Kommunistische Gewerkschaftspolitik 1920-1928, Frankfurt/M.New York 1977; Ausschuß zur Untersuchung der Erzeugungs- und Absatzbedingungen der g1

Lohnpolitik im Ruhrbergbau

1919-1927

337

TABELLE 6

Förderung und Leistung im. Ruhrrevier

Belegschaft Jahr

Förderung arbeitsinsgesamt täglich t

t 1913 1920 1921 1922 1924 1925 1926 1927

409 496 547 552 452 433 384 407

183 559 330 188 317 879 507 577

114 88 94 97 90 104 112 118

550 255 114 346 969 335 192 022

153 780 785 176 875 566 119 353

379 291 311 322 299 345 370 389

840 755 381 873 483 054 730 995

(Quelle: Hold, Die Entwicklung der Bergbautechnik, Gegenwart, Berlin 1928, S. 152).

1913 bis 1927

Kohlen- und Gesteinshauer je Schicht t

Leistung der Untertage- Gesamtbelegarbeiter je schaft je Schicht Schicht t t

1,845 1,496 1,565 1,591 1,903 2,100 2,377 2,450

1,182 0,830 0,809 0,815 1,081 1,179 1,374 1,385

in: Die deutsche Bergwirtschuft

0,943 0,631 0,628 0,634 0,860 0,946 1,114 1,132 der

Seit 1924 wurde der Ruhrbergmann von starker Arbeitslosigkeit betroffen; die Zahl der Arbeitsuchenden erreichte 1926 mit 34 0 5 3 (= 8,8 t ti §

I

383

Andreas Kunz

384

ABBILDUNG 6

Die Verschiebung in den Einkommensverhältnissen der Beamten und Arbeiter ungelernter Arbeiter = 1 Vielfaches vom Einkommen de* ungelernten Arbeitere

Quelle: Wirtschaft und Statistik 2 (1922), S. 232.

Economic Interest, Social Attitudes, and Creditor Ideology: Popular Responses to Inflation* M I C H A E L L. H U G H E S

Between 1914 and 1923 Germany suffered a 100 trillion percent inflation, the most severe ever for an industrial society. Among those worst hurt were creditors, those who had invested in paper assets (e.g., savings accounts, mortgages, government bonds). Germans had held over 200 billion Marks in such assets in 1918, worth 50 billion dollars. In 1923 those 200 billion Marks were worth about one cent. The life savings of millions had been obliterated. People who had once been independently wealthy or who had saved diligently all their lives in order to be able to retire in some comfort, without turning to charity or welfare, were reduced to penury. One 61 year old man wrote that before the war he had had assets of 60,000 Marks, on the interest from which he could live comfortably. All had been lost because of the inflation, and he was now working for 15 Pfennige an hour (about $ 1.80 a week) trying to support three children. A 68 year old man had worked for 40 years to build up his business, had sold it in order to retire at age 64, and now found that the capital had been destroyed by inflation and he was penniless. The orphaned daughter of a civil servant, permanently disabled, had watched her 112,000 Mark inheritance turn to worthless paper and had twice attempted suicide.1 Such tragedies were repeated * I would like to express my thanks to the D A A D and -the Volkswagen Foundation, which financed the research and writing (respectively) of this paper, to the members of the VW Foundation project on „Inflation and Reconstruction in Germany and Europe, 1914— 1928", who made many helpful comments, and, especially, to Gerald Feldman, who supervised the dissertation from which the material in this paper was drawn. 1

BA Koblenz, N L Dietrich, No. 294, Matthias Rösberg to Dietrich, March 11,1924; BA Koblenz, NL Erkelenz, No. 33, Bl. 268—270, H. Kuntze to Erkelenz, November 20,1924;

386

Michael

Hughes

innumerable times across Germany as millions of creditors suffered the insidious erosion and ultimate annihilation of their savings. The creditors only slowly became aware of their fate and even more slowly became aware of a possible means to reverse it. But eventually they settled on a revaluation of debts as the solution. A revaluation meant the forced repayment of a paper Mark debt wholly or partially in gold Marks or gold Mark equivalents, instead of in worthless paper. There was from November, 1923 to July, 1925 a bitter struggle over this issue, a struggle in which the creditors found themselves pitted against most other groups in society. The paper Mark creditors made up between 25 and 30 % of the electorate. Yet most of these had so little savings they were relatively indifferent to revaluation because other issues (e.g., wages, taxes) seemed far more important. Also, they often realized that the cost of revaluation would be shifted to consumers and taxpayers and that they stood to lose more as consumers and taxpayers than they would gain from revaluation. Another group of creditors had sufficient savings that they were prorevaluation, but were nonetheless ultimately more concerned with other issues. The core of the creditor movement were those, predominantly the elderly and disabled, who either had relatively large savings or who were dependent on their savings, and thus were vehemently pro-revaluation. Although economically the members of the latter group were „creditors," politically and socially they considered themselves members of a status group, the Mittelstand, (the middle and lower middle classes). These people, perhaps 3—5 % of the electorate, had born the brunt of the inflation, an economic disaster with which they did not know how to cope.2 Their attempts to come to terms intellectually with this disaster, to develop not only a policy to deal with it but also an ideology to justify that policy, were complex and unsuccessful. In this paper I will examine the

ZStA I, RWM, Nr. 15423, Bl. 326, Verband der Interessenten zur Erlangung der Aufwertung von Reichs-, Staats- und Kommunalanleihen to Reichspräsident, January 24, 1925. 2 Alois Zeiler, Meine Mitarbeit, Braunschweig 1938, p. 173; ZStA I, Reichskommissar für die Überwachung der öffentlichen Ordnung, Nr. 299, Bl. 24—25, Betrifft: Reichspartei für Volksrecht und Aufwertung. The creditor movement in fact succeeded in organizing little more than 1 % of the electorate and their parties received only about 1.6 % of the vote.. See Georg Winnewisser, Die Aufwertung der Industrieobligationen, Karlsruhe 1927, pp. 29—30; Statistisches Jahrbuch des deutschen Reiches 1929, Berlin 1929, p. 485. Creditors who were to some significant degree pro-revaluation probably made up 8—10 % of the electorate.

Popular

Responses

to

Inflation

387

relationship between their economic interests and social attitudes and their ideology and policy choices. I

Moral and Legal Bases of

Revaluation

Before World W a r I debts in Germany were usually payable only in gold Marks. H o w e v e r the currency laws of 1909 made paper currency legal tender. And when in August and September, 1914 the G e r m a n government, as a response to the outbreak of war and the danger of a run on the national gold reserves, suspended the convertibility of bank notes for gold and the gold Mark payment clause in all contracts, it effectively established as law the principle Μ = Μ (a paper Mark repaid during the inflation would be equal to a gold Mark invested before the inflation). This meant it would be the courts which, by enforcing Μ = M, would actually i m p l e m e n t the inflation, would actually administer the legal expropriation of the creditor. 1 Althought the government initially succeeded in shifting the blame for the inflation to factors beyond its control (war, defeat, and reparations) and the responsibility for implementing it to the courts, it was predominantly the government's policy of huge, persistent budget deficits which caused the inflation. Inflation, however, was not a steady process. T h e rate of inflation varied considerably over time, sometimes greater, sometimes less. T h e r e were indeed periods when prices fell temporarily. This was undoubtedly the p r e d o m i n a n t reason for the long delay before creditors began to demand action to reverse the effects of inflation. Inflation was a unique experience for them, and they simply could not quite understand what was h a p p e n i n g to the currency. And when in late 1922 and early 1923 they did react, with the Mark and their assets sliding from circa 4 % of their prewar value to 1 %, 0.1 % , and less, it was only to demand a moratorium on the repayment of mortgages for a couple of years. 4 For the remarkable aspect of this situation is that creditor letters until well into 1923 were predicated on the assumption the Mark would some-

5

Dr. Sontag, Zur Polemik gegen die Ansprüche der Hypothekengläubiger, in: JW, 52. Jg., No. 2 1 / 2 2 (Nov. 1923), pp. 907—908; Oskar Mügel, Die Frage der Aufwertung der Hypotheken, in: JW, 52. Jg., No. 21/22 (Nov. 1923). p. 875. "" Karsten Laursen/J0rgen Pedersen, The German Inflation, Amsterdam 1964, pp. 133— 135 (for the fall of the Mark) and passim; GStA Dahlem, Rep. 84a, No. 5885, Bl. 23, Prussian Justice Minister to Reich Justice Minister, December 5, 1922.

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how rise again. This assumption was the result of what Gerald Feldman has described as a „differential learning process" in response to inflation. The creditors were clearly among the very last to learn. They had by 1922 realized full well its immediate effects on them, but they had no conception as to either its real causes or its long-term implications for the value of their assets. To them it was an exogenous event caused by the punitive policies of the Allies, policies they implicitly believed would someday be brought to an end, thus allowing the Mark to return to its prewar value. Their anger was directed at the „unscrupulous" debtors who were taking advantage of the inflation to repay on the cheap, and at the courts which allowed this, not at the political system.5 Meanwhile the German courts were slowly groping toward a solution to inflation's effects on monetary relations. The currency laws and decrees explicitly established that Μ = M. Before World War I the German legal system had been based on the theory of the Rechtsstaat. The law was the positive law, the existing statutes, whatever their content or source. The judge was only supposed to apply this law as written. There was in German jurisprudence no concept of a natural law superior to positive law or of any right of the judiciary to review the constitutionality of statutes.6 Nonetheless in the face of severe monetary dislocation the courts began to cast about for a way out of this impasse. They found it in Paragraph 242 of the Civil Code. Paragraph 242 was a „general clause," one inserted to assist in the interpretation of contractual ambiguities if the parties to a contract came to law. It provided that performance of a contract had to be „according to the principle of equity and good faith." The courts slowly, gradually, raised this to a universal, in effect a natural law, principle applicable to all reciprocal contracts in which performance was due in return for a monetary consideration. They used it to require a revision of monetary obligations owed under contracts. To have gone this far required the judge himself to legislate, since the legislature had never intended the clause to be used in that manner. The courts had thus already been induced by

' See the petitions in ZStA I, RJM Nr. 781—784; also, BHStA, MJU 15503, StM für Handel, Industrie und Gewerbe, No. 4484 to Staatlicher Bayerischer Wirtschaftsstelle Berlin, Febr. 9, 1923. 6 John P. Dawson, The Oracles of the Law, Ann Arbor 1968, pp. 432—433,459—460; C.-F. Menger, Rechtsstaat, in: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, vol. 8, Göttingen 1964, pp. 769—770. However, as Dawson points out, a few German jurists were already beginning to question this theory before World War I.

Popular Responses to Inflation

389

circumstances to reverse one hundred years of G e r m a n legal orthodoxy by legislating, instead of merely applying the law. However despite the appearance in legal periodicals of the first suggestions that revaluation be extended from contracts to debts, the courts held back. T h e currency laws were quite specific, and there was no „ p e r f o r m a n c e " in a debt relationship except the monetary one. 7 In January, 1923 the French occupied the R u h r in a dispute over delays in reparations payments. T h e G e r m a n g o v e r n m e n t responded with passive resistance. As industrial output and tax revenues plummetted and government expenditures soared, the Mark began its final slide into the abyss. Pressure from the legal community (most of w h o m were creditors) for debt revaluation grew. In March and May the Appeals Court in Darmstadt, at the instigation of its Chief Justice, Dr. Georg Best, issued two decisions declaring revaluation to be required by Paragraph 242. 8 T h e government had already explicitly rejected both a debt revaluation and a repayment moratorium as economically dangerous to Germany. For revaluation was in fact a national

economic

question, a question of the

optimal distribution of burdens in an economy under tremendous stress from the effects of war and defeat. It cannot be emphasized strongly enough that the creditors' chosen policy threatened to damage severely the German economy, and at best would create new inequities for other groups in society at the price of general economic dislocation. T h e rejection of revaluation by the government had marked a political defeat for the creditors. W h a t the creditor m o v e m e n t (at this point concentrated in the legal community) was in effect now doing was to appeal this political defeat to the courts, the weak point in governmental opposition to revaluation. In order to do so they recast the debate in terms of justice and morality. But instead of placing the question on the basis of social justice (how could and should Germany divide equitably the inescapable burdens of war and defeat), the creditors placed it on the basis of private law relations (that a complete expropriation of private creditor by private debtor was obviously unjust and revaluation to reverse this the only equitable policy). It is important to note that most creditors were

John P. Dawson, Effects of Inflation on Private Contracts: Germany, 1914-1924,

in:

Michigan Law Review, vol. 33, 2 (Dec., 1934), pp. 184—186, 199, passim. See ako the articles in JW and DJZ for 1922 and 1923. 8

A. Zeiler, Meine Mitarbeit...

(see note 2), p. 49; Urteil des OLG Darmstadt,

29/5/25,

in: JW, 52. Jg., No. 10 (May 1 5 , 1 9 2 3 ) , p. 459 and Urteil des OLG Darmstadt, 18/5/23, JW, 52. Jg., No. 11 (June l·, 1923), p. 522.

in:

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sincere in this belief. They did not consciously ignore economic reality, but were influenced by their interests to choose a more useful view of it. Ignorant of the real nature of inflation or of the economic implications of revaluation, the creditors reacted as individuals to the obviously grossly unfair way in which they personally had been deprived of their life savings. And although the choice was unconscious, it meant that the creditors were operating with a congenial and politically advantageous but fundamentally inaccurate view of the nature of the problem. 9 On November 28, 1923 the German Supreme Court handed down a ruling agreeing that revaluation of debts was required by Paragraph 242. The court asserted the existence of a conflict between the legal tender laws and Paragraph 242. The latter was said to „rule all relationships" and therefore to be predominant. 10 The judges had in effect ruled an otherwise valid statute, the legal tender legislation, to be invalid on the basis of a paragraph of the Civil Code promulgated prior to the statute. Yet by doing so the judges (and the creditors followed them in this) had implicitly redefined the Rechtsstaat. They had established an abstract principle (equity and good faith) as the touchstone of justice (Recht), a principle outside the positive law. The German people had in the 19th century opted for legal certainty, embodied in the positive law, as the best defense against the arbitrary princely justice based on abstract concepts (Kammerjustiz) under which they had suffered in the 18th century. In the 1920's the German legal community silently abandoned this legal certainty in favor of a kind of natural law ideology (based on general clauses) as the best defense against the arbitrary economic „justice" under which they had

9

Friedrich Dessauer, Recht, Richtertum und Ministerialbürokratie,

65; also P. Heck, Das Urteil des Reichsgerichts civilistische

vom 28. November

Mannheim 1928, p.

1923, in: Archiv für die

Praxis 122 (1924), pp. 210, 214. For the creditor insistence this was not a

problem of national economics but of private morality; Dr. H. Grossmann et al., Im Kampf für eine gerechte Aufwertung,

Stuttgart 1924, p. 9 and passim. Of course if the creditors had

recognized the national economic implications of revaluation they would have been forced to accept the substantial expropriation of their assets. In a sense they had no choice but to assume that revaluation was a private law matter. 10

RGZ 107, 7 8 — 9 2 . I think it is symptomatic of the judges' reservations about the

Weimar Republic that instead of using Article 153 of the Weimar Constitution (which forbade uncompensated expropriation of property and which many thought adequate grounds for declaring the currency legislation void), the judges chose to use Paragraph 242 BGB, which had been issued under the Empire, an Empire towards which most of them still felt some sense of loyalty. This is all the more the case since it would certainly seem more reasonable to declare a statute void because it conflicts with a constitutional provision, rather than because it conflicts with another statute.

Popular Responses to Inflation

391

suffered as a result of inflation. T h i s process c a m e full circle when in the Third Reich the general clauses were used in the same arbitrary m a n n e r as had been abstract principles of justice in the 18th century principalities. 1 1 T h e G e r m a n S u p r e m e Court thus ultimately upheld Best's and the creditors' interpretation of the issue. But why did they choose to ignore the government's expressed concern with the potentially disastrous economic consequences of revaluation, to overturn the government's expressed policy and challenge its constitutional prerogatives, and, by doing so, to reverse in so singular a fashion a century of legal tradition? Although sincere distress at the terrible sufferings of many of their fellow citizens undoubtedly played a role, I believe the status as creditor of most judges was a major factor. 1 2 Dr. Best was, by his own admission, a mortgage creditor to the extent of 9 7 , 6 0 0 Marks. 1 5 And contemporaries from all parts of the political spectrum agreed most judges were creditors and were influenced in their attitude to revaluation by that status. 1 4 But I do not think they were conscious in their choice of the private law over the national economic standpoint. As Dr. Best replied, when challenged about his creditor status, „But I am one of the robbed, not the robber." 1 5 Unaware of any influence of their economic status, feeling unjustly robbed of their savings by the debtors, the judges, like all creditors, were made unconsciously receptive to the view that revaluation was a matter to be

11

Bernd Rüthers, Die unbegrenzte

Nationalsozialismus, wohl/ormeln

Auslegung. Zum Wandel der Privatrechtsordnung

im

Tübingen 1968, pp. 218—219, 2 2 4 — 2 2 7 ; Michael Stolleis, Gemein-

im nationalsozialistischen

Recht, Berlin \974,passim.

For the redefinition of

the Rechtsstaat see also, Ernst Rudolf Huber, Verfassung (- Grundzüge der Rechts- und Wirtschaftswissenschaft, Reihe Α Bd. [2]), Hamburg 1937, p. 127. w

Not the only major factor. In addition to concern for the suffering creditors, the judges

were also motivated by fear that the anger those suffering creditors were directing at the courts would strengthen the forces already attacking them. See, e.g., ZStA Rep. 84a, No. 5904, Bl. 126, OLG-Präsident Kiel to Prussian Justice Minister, July 28, 1923. Judges had pensions and thus were not dependent on their savings for retirement. But they did, apparently, usually have substantial savings and would need them for the education of their children and to maintain their social standing. 1

* Dr. G. Best, An den Herrn Präsidenten des Reichstages, in: Gläubiger und Sparer, No.

1 (July 8 , 1 9 2 5 ) . This was a by no means modest fortune, but was nearly 90 times the prewar per capita annual income. N

NL Westarp, Rademacher to Westarp, (n.d., ca. April 1925); F. Dessauer,

Recht...

(see note 9), p. 89; Ernst Fraenkel, Zur Soziologie der Klassenjustiz, Berlin 1927, pp. 15,26. n

Historisches Stadtarchiv Köln, N L Marx, No. 412, Teilbericht über die 34. Sitzung, 18.

Ausschuß, June 27, 1925. After his retirement in early 1924 Best became leader of the revaluation forces and eventually a Deputy in the Reichstag.

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decided on the basis of individual creditor/debtor relations. Blinded to the real nature of the issue by their desperation and their feelings of betrayal, they were subordinating national economic imperatives to their personal economic needs. Their interests were molding their ideology. In their November 28 ruling the judges had declared that an „individual" revaluation was required, i.e., that each and every debt had to be revalued individually by the courts, on the basis of the relative economic situation of creditor and debtor. Such a revaluation procedure was economically unacceptable. It would be years before the millions of debt cases could be settled, and in the meanwhile no one would be able to get new credit because of uncertainty as to their economic situation. Furthermore, a high average revaluation would severely damage the economy; it could reignite the inflation and destroy German society. The Government had to act. The courts had not only made revaluation possible by their decision, they had (inadvertently) ensured it would be a political issue. II Initial Reactions to Stabilization

and

Revaluation

The month of November, 1923 marked a decisive shift in creditor attitudes. Before then inflation had seemed to be beyond the control of the German government, a result of war, defeat, and reparations. But on November 20 the Mark had been stabilized without any change in these exogenous factors. The creditors had to wonder why, if the government could stop the inflation in November, 1923, it could not have stopped it in November, 1922 — or November, 1918. This was as yet only an unformed suspicion, but it would have great impact in the future. The events of November, 1923 gave the creditors not only a sense that events could be controlled, but a concrete policy (individual revaluation) to defend as well. When the Finance Minister and the government attempted to ban or limit revaluation, on fiscal and national economic grounds, the creditors began to develop a justification for maintaining that individual revaluation. Most important in this development was the November 28 decision. The courts are in the business of establishing in what justice consists. And the German Supreme Court had declared that justice required an individual revaluation of debts. Despite a partial retreat on this by the court in the face of subsequent legislation (with the judges agreeing schematic revaluation, i.e., a fixed revaluation rate for each type of debt, was acceptable), this court decision seemed to the creditors to put an official stamp of approval on their demands. „Justice" was on their side. Justifiably outraged by the

Popular Responses to Inflation

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legal expropriation of their savings, they believed they now had a vested right to an individual revaluation and that the courts had declared that this right was inherent in the natural moral order. Although some of them would begin to argue that revaluation was necessary to restore Germany's credit (to prove to potential new lenders that the German state would protect their interests), in early 1924 virtually all creditors ignored completely any national economic considerations and emphasized only the issue of equity. In the legal debate over the revaluation the legal community had carefully defined the issue in terms of considerations of equity rooted in private law relations. In developing, haltingly, an ideological justification for their political demands, the creditor movement wisely, and probably unconsciously, chose to maintain that approach to the question. T h e obvious inequity, in terms of individual creditor/debtor relations, of the effects of inflation on the creditors was the latters' best weapon; they were not loath to use it to the full. 16 This interpretation of the issue was not without its effects on noncreditors. Particularly in the winter of 1923/24, to a lesser extent later, many people who were not creditors felt that some revaluation was necessary on moral grounds. Many also felt that the creditors were right in arguing that a capitalist society could not continue to function unless the creditors were, at least to some extent, protected from expropriation of their property, their paper assets. Although the attention of non-creditors was generally diverted from these problems, a sympathy for the creditors' moral arguments remained, and it helps to explain the insistence of the political parties on some increase in revaluation in 1925, despite its negative economic effects. The creditors also attempted to identify themselves with the Mittelstand (the middle and lower middle classes). This group had a self-image based on its relative independence (compared to the working classes) and on a sense of its own special worth as an „estate" of hard-working, thrifty, and deeply patriotic individuals. It had traditionally been considered especially important to German society as a mediating force between rich and poor and as the most strongly „state-supporting (staatserhaltende)'''' stratum of society. Although most creditors were members of the Mittelstand, not all members of the Mittelstand had their predominant interest as creditors (because other issues such as wages and taxation were of greater

10

StA Hamburg, CI I Lit T, Nr. 15b, Vol. 70, Fase 1, Cour II, G. Holtz, Z u m Entwurf der

dritten Steuernotverordnung. Aufwertung; also, HGSSV für das deutsche Reich, Jan. 31, 1924.

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Michael Hughes

importance to most of them). But the creditors continually referred to revaluation as a necessity if the Mittelstand were to be preserved and to the Mittelstand as the indispensable group in society.17 This special sense of their own worth is a crucial factor. In part it was merely a rationalization for demands for special treatment by the government. Nonetheless the creditors believed in their special status. Their status anxieties not only played a role in the vehemence of their support for revaluation, in their overweening self-righteousness, but as the revaluation issue developed these anxieties would determine their attitudes in economically dysfunctional ways. In sum, the government's attempt to ban, or at least limit, the revaluation on fiscal, national economic grounds resulted in a political counterattack by the creditors which ignored economic arguments. Instead, the creditors asserted their right to individual revaluation using political arguments proclaiming their supposedly vital role in society and, especially, arguments of equity and morality based on private law relationships. In part this was because, in the confused situation of the winter of 1923/24, the government did not have sufficient time to publicize effectively its fiscal and economic concerns. In part it undoubtedly reflected the sincere and justified outrage of people who had been legally expropriated of their savings. But in part it also reflected the fact that the creditor position was strongest on just these grounds of equity in private law terms. Ill

Economic and Social Bases of Creditor Ideology In the Winter of 1923/24 Germany was being ruled by decree under an Enabling Act passed by the parliament. This was believed to be necessary because the stabilization of the currency required measures which no party wished to be on record as having supported. It was under this Enabling Act that the government, after considerable political conflict within itself, issued a decree regulating the revaluation. It provided for a 15 % revaluation of private debts with relatively low interest and with repayment postponed until 1932. Government bonds were not to be revalued until reparations had been settled (i.e., circa 1967). The creditors rejected this as

17

Historisches Stadtarchiv Köln, N L Marx, No. 2 0 4 , Bl. 7, (news clip, no title, ca. Dec.

15, 1 9 2 3 ) ; B H S t A , MJU 1 5 5 0 3 , Bund der Sparer, U l m / N e u - U l m to Bavarian Justice Minister, Feb. 4, 1924.

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to

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Inflation

unconstitutional, unjust, and immoral. They turned to the political parties with demands for more revaluation. 18 Germany held parliamentary elections in May, 1924, and creditors campaigned for support based on the supposed moral superiority of their position. Because of the urgency of other issues (e.g., reparations, taxation) and because the decree regulating the revaluation had apparently settled the question, debtor groups had not yet entered the public debate over revaluation in any significant way. This left the creditors free to concentrate on their strongest argument, the argument f r o m private law equity. Because of the determination and single-mindedness of the creditors and the indifference of debtor forces, the political parties, in their search for votes, committed themselves to a substantial increase in revaluation. 19 W h e n the parliament met in June, it established a committee to prepare a m e n d m e n t s to the revaluation decree; the committee decided to hear testimony f r o m economic experts. Roused f r o m their lethargy by the realization the parliament might actually increase the revaluation, the debtor interest groups who would provide most of the „experts" for the committee went on the attack against the creditors. These groups developed a series of arguments based on the producer orthodoxy in economics then p r e d o m i n a n t in Germany, arguments which purported to prove revaluation was economically unwise and potentially economically catastrophic. 2 " T h e producer orthodoxy rejected any significant role for consumers, consumption, or demand and asserted that economic growth, indeed economic well-being in general, required the careful cultivation of the supply, the producer side of the economy. Only by freeing the producers of any and all constraints, interferences, and burdens could the economy

18

T h e decree is printed in: Franz Schlegelberger, Gesetz

Hypotheken

und anderen

Ansprüchen.

Vom

16. 7. 1925.

über die Aufwertung

von

Mit zahlreichen Beispielen

erläutert von Franz Schlegelberger und Rudolf Harmening, Berlin 1925, pp. 3 9 1 — 3 9 6 ; for creditor reaction see Η. Grossmann et al.. Im Kampf...

(see note 9), pp. 9, 9 4 — 1 0 0 .

See e.g., BA Koblenz, R 4 5 1 1 / 2 8 , Bl. 39 (draft of Düringer speech to D V P 5. Parteitag, 2 9 / 3 0 March 1924); Hoover

Institution

Collection, Folder 95, Reichstagswahl, das 20

on War, Revolution

and Peace, Weimar Republic

4. Mai 1924, in: Deutschnationale

Nachrichten

für

Vogtland. See the summary in ZStA I, R W M , Nr. 15414, Bl. 369, R W M , Concept, Sept. 3 0 , 1 9 2 4 .

T h e debtor groups represented agriculture, industry, credit institutions, wholesalers, retailers, artisans, and building owners. They were virtually unanimously opposed to any change in the revaluation regulations.

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continue to operate efficiently and grow optimally. 2 1 T h e G e r m a n economy had suffered a considerable loss of real wealth as a result of war, defeat, and reparations. T h e debtor groups asserted that 1) revaluation would lay an unsupportable burden on an already overburdened economy (perhaps reigniting the inflation in the process) and 2) increased revaluation or, especially, individual revaluation would create such uncertainty about the economy as to seriously endanger, if not preclude, the continued availability of necessary credit. In addition, the Christian Trade Unions, speaking for the consumers, argued that revaluation would only result in a shift of the burden from creditors to consumers, tenants, and taxpayers. 2 2 T h e creditor reaction to this barrage of counterarguments was mixed. S o m e creditors simply rejected out of hand any role for economic considerations (national or individual) in settling this question of justice. A few did so explicitly, most implicitly, by emphasizing solely the private law moral and equity aspects. Even when attention was paid to economic implications, they were usually secondary to the moral and private law viewpoint. 2 5 N o t surprisingly, the creditors continued to emphasize the argument that was not only most deeply felt by them personally, but also that was most favorable to their cause. T h e creditors could count as allies not only on the courts, but also on the churches. T h e churches were creditors. T h e y were required by law to invest their assets in specific types of gilt-edged investments, all of which had been wiped out by inflation. T h e churches did not hesitate to mention their creditor status as a reason for large scale revaluation (emphasizing the charitable work they had done with some of the income from their assets). But their arguments were predominantly moral. T h e y came very close to making individual revaluation an eleventh commandment, and they rejected the revaluation decree on the grounds it did not conform to the „principles of Christian morality and equal justice." T h e Catholic

21

Gerald D. Feldman, Social and Economic Policies of German Big Business,

in: American

1918-1929,

Historical Review 75 (1969), p. 49, and passim; also Hans Luther, Von

Deutschlands eigener Kraft. Versuch einer gemeinverständlichen in der Weltwirtschaft,

Darstellung unserer Lage

Berlin 1928, passim. The producer orthodoxy was basically the

pre-Keynesian, laissez-faire, neo-classical economics. 12

For the most succinct discussion of the debtor position see Dr. Ferdinand Anders, Der

Stand der Aufwertung. Grundlagen

Eine unparteiische

und Voraussetzungen,

Untersuchung

ihrer

volkswirtschaftlichen

Berlin 1924; also, BA Koblenz, R 43 1/2455, Bl. 334,

Deutscher Gewerkschaftsbund. Hauptgeschäftsstelle to Reich Chancellor, Mar. 20, 1925. « N L Westarp, Briefwechsel, 1925, v.Broich to Westarp, July 10,1925; BA Koblenz, N L Jarres, No. 23, Dr. F. Thierisch to Oberb. Jarres, Mar. 27, 1925.

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Inflation

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bishops in particular released letters to the press and preached sermons from the pulpit attacking the government's revaluation policy. These efforts were well-known among the creditors and served to strengthen their belief in the righteousness of their cause and in the perfidy of their enemies. 24 Yet even if the creditors felt reassured by the support of the courts and the churches, they could not simply retreat into their moral fortress, could not ignore completely the practical economic objections which the debtors were raising. Some might be indifferent to the broader economic implications, but most would react by convincing themselves these economic objections were groundless. And in any event political considerations would dictate that they argue the revaluation would not in fact produce the negative economic effects the debtors claimed. T o some extent the creditors merely challenged the validity of debtor claims. Thus they only once (so far as I have been able to discover) mentioned the argument a revaluation would shift the burden of defeat from creditors to consumers, tenants, and taxpayers, and then only to deny it. T h e debtors had emphasized the losses the German economy had suffered as a result of war and defeat, and in fact Germany's national wealth had declined by something over 2 0 % . But the creditors simply refused to believe this, pointing to the continued existence of farms, buildings, and factories. They also attempted to disprove this argument by using isolated statistics on dividends and land prices. This is a complex issue, but in fact the German economy had suffered losses and was overburdened. 25 However creditor leaders did not confine themselves to questioning debtor arguments. Tentatively, often only implicitly, and never rigorously, the creditors developed an economic ideology of their own, an explanation of economic reality with which to challenge their opponents. Against the producer orthodoxy the creditors proposed a consumer-oriented, easy money theory of economic growth. They developed a demand-oriented

21

Kirche und Aufwertungsfrage,

liches Vermögen

in: Vossische Zeitung, No. 21 (Jan. 12, 1924); Kirch-

und dritte Steuernotverordnung,

in: Germania, 54. Jg., No. 393 (Sept. 13,

1924). " An die Gewerkschaften,

in: Die Aufwertung,

No. 18 (Sept. 26, 1924); BHStA, MA

103775, Schutzverband der Hypotheken-, Pfandbrief- und Obligationsgläubiger in Bayern, Ortsgruppe Holzkirchen, to Bayerische Staatsregierung, Feb. 11,1925; also, Zur der Häuser, in: Sparerschutz,

Bewertung

1. Jg., Heft 2 (May 15, 1924) and Historisches Stadtarchiv

Köln, N L Marx, No. 412, HGSSV, Ortsgruppe Schmalkalden, Der Aufwertungskompromiß. Some individual debtors could certainly have afforded more revaluation, but there was no way to deal with this without creating unacceptable uncertainty.

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model, a kind of naive, inchoate proto-Keynesianism, albeit, lacking completely Keynes's methodological rigor or conceptual elegance. The creditors' first step had been to ascribe responsibility for the credit shortage of 1924 to the revaluation decree. Initially this was based on the assumption the limit on revaluation had destroyed the propensity to save and prevented the accumulation of the necessary liquid capital. But by the summer of 1924 some creditors were further arguing that a revaluation would mobilize the „entire destroyed German wealth," would release the wealth from the „frozen fixed capital" and revive the economy. 26 The implication of these claims was that revaluation would increase liquidity. This might seem to be a tacit admission revaluation would increase the money supply and would thus, as debtors feared, lead to a new inflation. But the creditors denied this. They believed Germany's real wealth still existed and that all that was necessary was an influx of liquidity to put this fixed capital to work and reestablish its old value.27 However they did not stop with the assertion revaluation would alleviate the credit shortage. The debtors had complained revaluation would shift funds from producers (themselves) to consumers (impoverished creditors), to the detriment of necessary investment. The creditors embraced this shift as a positive development. In contradiction to the claim of the producers that only their expenditures could result in economic growth, the creditors asserted a revaluation was necessary because it would increase the purchasing power of consumers, reviving economic activity and creating the conditions for growth. 28 In effect the creditors wanted demand management. There was a broader problem. The producer orthodoxy demanded a purely producer politics at the expense of workers, consumers, and creditors. As a government official pointed out, „ A politics which holds to this conception leads consciously to a favoritism of capital and to an at least theoretical deprival of the rights of all non-capitalists." 29 In tariffs, in

26

Die Lösung der Aufwertungsfrage, in: Die Aufwertung, July 23, 1924; GLA Baden, Abt. 237, No. 29425, HGSSV, Landesverband Baden to Badisches Staatsministerium, July 31, 1924. 27 Reinhard Wüst, Im Aufwertung* kämpf für Wahrheit und Recht gegen „Luthertum" und „Marxismus", Halle/Saale 1924, p. 5; H. Grossmannet al .,1m Kampf... (see note 9), p. 51. 28 Historisches Stadtarchiv Köln, NL Marx, No. 411, HGSSV, Ortsgruppe Friedrichshafen to Reich Chancellor Marx; ZStA I, RWM, Nr. 15469, Bl. 224, Wirtschaftsnot und Aufwertung. 29 BA Koblenz, R43 1/2455, Bl. 109, zu Reichskanzlei 926/25 to Reich Chancellor, Feb. 19, 1925.

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Inflation

399

taxation, in revaluation, t h e debtors and the g o v e r n m e n t pursued policies designed to m i n i m i z e t h e burden on producers. 3 0 But s o m e o n e had to bear the costs of W o r l d W a r I and t h e burden of reparations and o f g o v e r n m e n t and social p r o g r a m s — and that s o m e o n e was to be t h e c o n s u m e r , t h e tenant, and the creditor. N o w the p r e d o m i n a n c e o f the producer orthodoxy had been to no small e x t e n t the result of t h e way in which it dovetailed with t h e interests o f t h e dorrtinant social classes. And it was in part in reaction to this f a v o r i t i s m that during the depression t h e G e r m a n trade unions and K e y n e s developed plans and theories to justify g o v e r n m e n t i n t e r v e n t i o n in the economy. Similarly, it must be e m p h a s i z e d that t h e creditor theory was itself even more fundamentally a product of the e c o n o m i c interests of the creditors. It was in no way t h e result o f any uniquely p e r c e p t i v e analysis o f t h e workings o f capitalist e c o n o m i e s . In fact it was rooted a l m o s t c o m pletely in t h e creditors' search for a suitable justification for a previously selected policy: e x t e n s i v e individual revaluation. Y e t to say that each o f t h e s e theories was in s o m e way a r e s p o n s e to e c o n o m i c interests does not m e a n that they were m e r e constructs. K e y nes's policy prescriptions, a f t e r all, served the W e s t well for o v e r a quarter of a century. A n d t h e creditor theory, although developed disjointedly and without any degree of e c o n o m i c sophistication, was in fact a naive e x p r e s sion of t h e m e s which have c o m e to dominate current e c o n o m i c thinking. But although the creditors' v e r s i o n o f d e m a n d m a n a g e m e n t is deserving of a hearing, I must add that I do not believe it would have proved successful, given t h e world e c o n o m i c context in which G e r m a n y found itself in the interwar years, nor do I believe it could ever have won o v e r any significant n u m b e r of non-creditors from the producer orthodoxy. 5 1 In sum, t h e creditors were faced with an e c o n o m i c orthodoxy w h o s e policy prescriptions ran directly counter to their interests. T h e y reacted by working from their interests to an ideology which would justify policies designed to cater to those interests. In so doing they hit upon certain

, 0 See Klaus Dieter Krohn, Stabilisierung und ökonomische Interessen. Die Finanzpolitik des Deutschen Reiches 1923-1927 (= Studien zur modernen Geschichte, Bd. 13),

Düsseldorf 1974, passim; also, H. Luther, Von Deutschlands

eigener

Kraft...

(see note 21),

pp. 61—64, 69. There is not room here to deal with this problem, but I discuss it in some detail in my dissertation. Also, even if demand management could have alleviated Germany's interwar economic problems, other groups in society would have had every reason to prefer (and often every right to demand) different types of demand management, e.g., tax cuts, greater social expenditures.

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themes which, in Keynes's economically more sophisticated hands, were to become the basis of many current economic theories, but which were inadequate for the conditions Germany faced in the 1920's. This does not mean revaluation should have been banned altogether. Virtually every economic decision involves some trade off between equity and efficiency. Every individual in society is entitled to some minimum standard of existence, and the creditors had in addition been inequitably handled; they deserved recompense. Germany's problem was to decide to what degree it should risk forgoing some future economic growth and how much it should burden other groups in society in order equitably to address the just demands of the creditors. These are political questions very different from the sorts of questions in which the creditors had tried to pose the debate. Nonetheless even insofar as this was the case, equity did demand that all aspects of the problem be addressed and that the creditors' often pitiable situations be given some consideration. Thus far I have been examining the ways in which the economic interests of the creditors molded their ideology and policy goals. The fact that creditors were an economic interest group is vital to understanding the development of the revaluation issue. But the creditors were also a status group, and in significant ways their economic interests proved to be less than decisive. For there was one crucial issue on which social attitudes overrode economic self-interest. Most revaluation supporters were government bond creditors, and most were elderly and needy. Since the government had a limited amount of funds with which to finance a revaluation of its bonds, it proposed a social revaluation, one in which each creditor would receive revaluation according to need and to the amount of bonds held. I believe that in terms of purely economic self-interest this was the best solution for the vast majority of revaluation supporters. Yet the creditor movement rejected social revaluation out of hand. This attitude is easily explicable. The creditors were predominantly members of the Mittelstand. They had worked hard and saved diligently all their lives just so that they would be independent and able to support themselves in the event of disability or old age. They differentiated themselves in no small part from the proletariat they disdained by means of this claim to independence. They had played the game by the rules — and inflation had changed the rules, annihilated their assets, and precipitated them into the proletariat. But a social revaluation, administered in the same way as and probably through the welfare system, would not raise them back up but would confirm their „fall from grace." The inflation had destroyed the economic basis of their independent status; their attitudes

Popular Responses to Inflation

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led them to create an ideology predicated on somehow recreating the pre-inflation situation. But the past could never be restored. However justified on private law grounds, or in abstract terms of equity, the creditors' chosen policies (individual revaluation or a high revaluation norm) could never, for economic reasons, be implemented. They were in a hopeless, a tragic, position, trapped between their status anxieties and the economic constraints of the interwar years. 52 IV

Creditor Disillusionment with Capitalism and the Weimar Republic At the end of 1924, however, the creditors were still unaware of just how hopeless that position was, because the parliamentary election of December, 1924 had given them an opportunity to extract new promises from the right-wing political parties. But the creditors were soon cruelly disillusioned. In mid-January, 1925 Hans Luther (the pro-industry Finance Minister who had written the hated revaluation decree and who was the major proponent of social revaluation) was made Chancellor with the support of these right-wing parties. The parties had before the election promised immediate action on revaluation, but the weeks passed and the only action was parliamentary maneuvering delaying revaluation reform. And on January 28 the Economics Minister met with representatives of the debtor groups to hear them denounce any increase in revaluation. T h e creditors' deep disillusionment with these developments was confirmed when the center-right and right-wing parties came out against individual revaluation, even though these parties still supported a fairly substantial increase in revaluation. These blows to creditor hopes, after the expectations of December, produced a marked change in creditor rhetoric. The events of November, 1923 had created the suspicion that the inflation could have been stopped earlier if the government and those who controlled it had had the will. The delays of 1924 and, especially, the events of January, 1925 transformed this suspicion (and the vague „populist" anti-capitalism that had accompanied it) into a conviction that the Weimar Republic was a nefarious conspiracy of big (international) capital

See, e.g., the articles in: Die Aufwertung,

No. 18 (Sept. 26, 1924) and No. 19 (Oct. 3,

1924); BA Koblenz, R 4 3 1 / 2 3 9 5 , Bl. 279, HGSSV to Marx, Nov. 3,1924.1 would emphasize that I do not think the creditor's status considerations were in any way invalid, only that they were at odds with their purely economic self-interest.

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to expropriate the creditors and destroy the German economy. „The view is generally and completely spread among the people that our current government is only a willing tool of big capital and big industry."33 „These inflation profiteers believe they can introduce a new, communist/big capitalist economic method." 34 With their mentor and chief spokesman, Dr. Best, in the lead, the creditors in their letters and petitions adopted from late January, 1925 on a virulently anti-capitalist stand. They had lost all faith in the existing economic and political system.35 That the creditors should express such disillusionment is not that surprising. As H.-A. Winkler has shown for the artisans, the mass of the German people had never fully accepted the laissez-faire, sink or swim, implications of pure capitalism. There had always been a sense of limits on competition, of a government responsibility to protect the Mittelstand against the inroads of big business.36 In this respect the Weimar Republic seemed to the creditors to have failed dismally. The courts had proclaimed that equity required revaluation. Yet here was the government conniving with the capitalists to deny the creditors their rights — a government which was already viewed with suspicion because of its revolutionary origins, its association with the Versailles Treaty, and its policy of fulfilling reparations. What is surprising is the nature of the radicalization which, according to the creditors, the disillusionment was causing: a swing to the left among these Mittelstand creditors. Already in 1924 a few creditors had warned that unless the government dealt fairly with them many would turn to the K P D or SPD. But, again, it is in 1925 that the threat of such a swing is first proclaimed by numerous creditors: „Millions from our ranks have already been driven into the communist camp." That this possibility did not seem absurd is shown by the concern of Deputy Rademacher, a right-wing

·" Historisches Stadtarchiv Köln, NL Marx, No. 203, HGSSV Hamburg to Marx, Apr. 20, 1925. 34 ZStA I, RWM, Nr. 15423, Bl. 342, HGSSV Landesverband Mecklenburg. Die Aufwertungsfrage vom wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, Feb. 5, 1925. " Dr. G. Best, Die Denkschrift über die Aufwertung, in: Die Aufwertung, Sonderdruck aus No. 6; ZStA I, RWM, Nr. 15423, Bl. 246, Otto Kühn to RWM Neuhaus, Feb. 1,1925; NL Westarp, E-J, HGSSV, Köhler to Westarp, May 22, 1925. 56 Heinrich August Winkler, Mittelstand, Demokratie und Nationalsozialismus. Die politische Entwicklung von Handwerk und Kleinhandel in der Weimarer Republik, Köln 1972.

Popular Responses to Inflation

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opponent of revaluation, that such a shift to the left might take place, despite the fact that these people had traditionally been anti-socialist. 57 Nonetheless, the most interesting aspect of these letters is that no creditor ever wrote, „/ will join the K P D or S P D , " but always, „Many creditors will join." Even one disillusioned member of the D N V P (a right-wing party) who expressed his own bitterness at length in correspondence with the D N V P chairman and who claimed many creditors had already joined the socialists, said only that he himself was quitting the D N V P , not that he would join one of the left parties. 38 In fact it was scarcely credible that the creditors would ever vote leftist in large numbers, and for just the reason that they had rejected social revaluation. They were overwhelmingly Mittelstand, in origin and rightist in political ideology. One group even declared proudly, „Racketeers, speculators, and war and post-war profiteers are not accepted into our association. Also no one who does not feel friendly toward the Mittelstand, and therewith consciously patriotic (vaterländisch)."*'9 Marxist parties could hardly be a home for such people, no matter how disillusioned they became. Their stubborn conviction that the economic arguments raised by the debtors and the government were false, and that social revaluation was a cruel plot to confirm their social decline, had foreclosed the left, including the bourgeois left, as an option, even as the creditors turned against the center-right and right-wing parties they had supported in the December election but who were now disappointing them by opposing individual revaluation. There was, however, another radicalism in Germany in the interwar years, the radicalism of the right. The Völkisch (proto-Nazi) Party supported individual revaluation and had provided a safe seat in the parliament for one of the creditor leaders; it was one of the four parties which

BHStA, MA 103775, Mitglieder der Bayerischen Volkspartei to Dr. Held, July 30, 1924; ZStA I, RWM, Nr. 15424, Bl. 107, Deutscher Rentnerbund Rastenburg to RWM, Feb. 1 4 , 1 9 2 5 ; StA Hamburg,Ci I Lit T, Nr. 15b, Vol. 70,Fasc l,Cour II, Wiedergutmachung am eigenen Volk; NL Westarp, Rademacher, Zur Frage der Aufwertung, Nov. 19, 1926. ,8

See the correspondence between Westarp and Köhler in N L Westarp, 1925, E-J,

HGSSV. One D N V P member did claim in 1928 that 3 0 0 0 0 0 creditors had gone from the D N V P to the SPD. But given the tenor of creditor letters and their social origins, I do not find his assertion credible. See Larry E. Jones, Inflation, Revaluation,

and the Crisis of

Middle-Class Politics, in: Central European History, vol. XII, No. 2 (June, 1979), p. 167, n. 83. BHStA, MJU 15334, Schutzverband der Hypotheken-, Pfandbrief- und Obligationsgläubiger in Bayern, Bayerische Sparer in Stadt und Land, Jan. 1925.

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had been endorsed by the major creditor group for the December election. And in fact the creditors' anti-capitalist, anti-Marxist rhetoric, with its emphasis on German nationalism and on the „betrayal" of German honor and of the German people by the Weimar Republic was very similar to the rhetoric of the Nazis and other Völkisch groups. 40 However I found only one instance in 1924/25 where a creditor suggested the Völkisch as a possible alternative for disillusioned creditors. In addition, one local leader of a right-wing party did mention the Völkisch as a possibility for the creditors, but only if the latter party overcame its divisions. 41 And this is the key. T h e Völkisch were not yet a credible force. They were still in 1925 too divided, too obstreperous, too crude, too exotic for the conservative creditors. The latter had been radicalized and were quite willing to use the more familiarly anti-capitalist left as a club with which to beat the bourgeois parties. But the inflation and its aftermath had not driven these people directly into the arms of the Nazis. They had one more stop yet — their own political party — before they would be prepared, five years later, to support the radical right. 42 All evidence available in creditor letters, petitions, and newspapers suggests that from January, 1925 onward they had been deeply embittered and significantly radicalized by the cooperation of government and debtor groups in the regulation of the revaluation. T h e creditors remained unswayed by the economic arguments of the government and the debtors, and were absolutely convinced they were being unjustly and cruelly expropriated by an unholy alliance of capital and government. Provided with an ideology that justified their interests and policy goals, at least in their own eyes, they had lost faith in the Weimar Republic. There is of course no way to prove how widespread among organized creditors these feelings were, let alone among the millions for whom revaluation was a secondary issue. Nonetheless I am convinced, on the basis of all the documentation I have seen, that already in February, 1925 most of the organized creditors (and possibly at least a portion of the unorganized) had lost all faith in the Weimar Republic and in the existing capitalist order; they were only

See the documents in B. Lane/L. Rupp, eds., Nazi Ideology before 1933, Manchester 1978; Gottfried Feder, Die Aufwertung, no city 1924; Niedersächisches StA, Erw CI (DNVP), No. 90, HGSSV Osnabrück to Osnabrücker Zeitungen, Dec. 5, 1924. 41 NL Westarp, 1925, E-J, HGSSV, Köhler to Westarp, May 25,1925; NL Westarp, 1925, D, DNVP Berlin, Merckel to Westarp, May 21/22, 1925. 40

See L. E. Jones, Inflation... (see note 38); Thomas Childers, Inflation, Stabilization, and Political Realignment in Germany 1924-1928 (to be published in this volume). 42

Popular Responses to Inflation

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waiting for s o m e o n e , anyone, to o f f e r t h e m a credible ( n o n - M a r x i s t ) alternative. T h e rest of the creditors' story is o n e o f bitterness, desperation, and final tragedy. T h e passage in July, 1 9 2 5 of two laws, o n e setting private debt revaluation (generally) at 12 V2—25 % , with r e p a y m e n t due in 1 9 3 2 , and o n e setting public debt revaluation at 12 V2 % , with

repayment

spread over thirty years, c o n f i r m e d the substantial e x p r o p r i a t i o n o f t h e creditors. T h e y blamed t h e existing political system and so w e n t their o w n way. Still not ready for t h e Nazis, they established their o w n party, but received only 1.6 % o f t h e vote. T h e p a r l i a m e n t basically ignored t h e m and the revaluation issue. 4 3 T h e Nazis ( w h o p r o m i s e d everything to everyone) were m e a n w h i l e propagandizing for 100 % revaluation. T h e catastrophic impact of t h e depression and the increase in the Nazi vote gave that party new respectability and its ideology, already quite similar to that of t h e creditors, new appeal. As creditor bitterness festered and as the Nazis began to s e e m a viable alternative, they c a m e to be viewed by t h e creditors as t h e only m e a n s of breaking the unholy alliance of capitalists and politicians which t h e creditors saw as the sole obstacle to increased revaluation. T h e creditors were thus caught up in the tide of protest votes that swept t h e N a z i s into power. T h e y had been seduced by the „ i r o n c l a d " p r o m i s e s o f t h e Nazis, but w h e n they petitioned the new regime to fulfill these p r o m i s e s , H i t l e r , at a cabinet m e e t i n g , rejected their request completely and declared t h e issue closed. ' 1 T h e creditors had been disillusioned o n c e again — but this t i m e t h e r e was n o w h e r e else to turn. I g n o r a n t of t h e realities o f t h e interwar e c o n o m i c and political systems, equipped with an illusory ideology which seemed to justify their demands, the creditors had, in pursuit o f

u

For the laws see F. Schlegelberger/R. Harmening, Gesetz über die Aufwertung...

note 18), pp. 4 2 — 7 7 , 2 9 2 — 3 0 6 ; for the vote see Statistisches

Jahrbuch,

(see

1929, p. 4 8 5 . T h e

revaluation laws mandated the transfer of capital worth about 16 billion Marks, plus 4 . 5 — 5 9f annual interest and a preferential annuity for certain g o v e r n m e n t bond holders that cost 70 million Marks per year in the late '20's and, still, 32 million/year in the early '40's. For comparison, Germany's annual national income in 1925 was about 5 0 billion Marks. In one sense it was a victory for the creditors, since they were a relatively small minority and since considerations of purely economic efficiency would have dictated no revaluation at all. But it was most certainly also a defeat, since they had been expropriated of 7 5 — 8 7 . 5 9? of their savings. "

See L. E . J o n e s , Inflation...

(see note 38), pp. 144, 168; T. Childers, Inflation...

(see

note 4 2 ) ; BA Koblenz, R 4 3 11/812, Bl. 21, Dr. jur. F. Lincke to Reich Chancellor von Papen, Oct. 13, 1932; ibid. Bl. 71, Sitzung des Reichsministeriums, July 14, 1933.

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a chimerical solution to their social and economic dilemma, placed their faith in a juggernaut which was indifferent to both their demands and their existence. Their attitudes and ideology were swallowed up in Nazi totalitarianism, their separate identity was obliterated by the Nazi machine. The thread which has run through this paper has been the interrelationship between economic interests and group attitudes on the one hand and ideology on the other. Faced with a catastrophic economic event totally beyond their previous experience, the desperate creditors began casting about for a way to escape its effects. The German legal system, staffed predominantly with creditors, reacted to this situation by providing a solution (individual revaluation by judicial fiat) based on a tacit redefinition of the Rechtsstaat and an unacknowledged reversal of a century of German legal orthodoxy. In the process they discovered a way of defining the revaluation issue (as a matter of private morality and private law) which not only was most favorable to the creditor position but which also spoke to the outrage the creditors felt at the effects of inflation on their hard-earned savings. Strengthened with appeals to the German political tradition of the indispensable Μ ittelstand, the creditors used this approach to challenge government policy. Although this approach remained the mainstay of creditor ideology, the creditor leadership eventually realized it had to deal with the economic arguments debtor groups were raising, arguments derived from the prevailing producer orthodoxy. The creditors succeeded in developing a naive, rudimentary, demandoriented economic theory, albeit one rooted in economic interest, not objective economic analysis. However the revaluation was not characterized solely by economic determinism of attitudes and ideology. For on the crucial issue of social revaluation the Mittelstand attitudes of the creditors led them to choose a course that, in purely economic terms, was probably unwise. And when the creditors lost faith in the capitalist system and in the Weimar Republic, this same Mittelstand attitude prevented any turn to the left, leaving them instead ripe for an anti-capitalist, anti-Marxist solution. The creditors had been cast loose on an economic and political darkling plain, with no signposts to guide them. Their state had chosen a policy, inflation, whose effects included the legal expropriation of their savings. It had then abandoned them to their fate. Confused, despairing, with their livelihoods and social positions at stake, they reacted with a curious mixture of economic self-interest and status anxiety to produce a new, inchoate creditor ideology, anti-capitalist and anti-Marxist. But this ideol-

Popular Responses to Inflation

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ogy was based on a fundamentally inaccurate perception of the economically and politically attainable. T h e creditors had been most unjustly handled and deserved recompense. But their ideology could not form the basis for such recompense. T h e i r chosen policy, individual revaluation, could never have been successfully implemented. Even an increased revaluation would have brought economically detrimental side effects. D e rived from economic self-interest, from prior attitudes, from a deeply felt sense of betrayal, their ideology could only mislead the desperate, impoverished creditors, could only set them up for cruel disappointments. Inadequate to deal with the bitter realities of the interwar G e r m a n economy, it only served to leave them isolated and despairing, an easy prey for the siren song of Naziism.

Summary T h e hyperinflation obliterated the life savings of millions and precipitated hundreds of thousands into poverty. T h i s essay on „Economic Interest, Social Attitudes, and Creditor Ideology: Popular Responses to Inflation" shows how creditors tried to save their assets and why they felt cheated when this proved impossible. T h e destruction of creditor assets seemed grossly inequitable to many. T h e courts legitimized this feeling by using the legal principle requiring „equity and good faith" in the fulfillment of contracts to force a revaluation of debts. T h e y based their decision on a purely private law formulation of equity, ignoring broader, potentially highly deleterious socioeconomic effects of revaluation. Because of these potential effects, the gove r n m e n t was forced to limit revaluation. T h e creditors reacted with political efforts to reverse this. Fortified by the judicial decision, the creditor movement based its claims for increased revaluation on private law conceptions of equity. However, once the debtors began to emphasize the social inequity and the negative impact on the economy of creditor proposals, the creditors were forced to respond. They invented an inchoate economic ideology that was based on their economic interests, not on any objective analysis, and that they believed justified their demands. W h e n the political system failed to satisfy those demands, economically infeasible though they were, the creditors were outraged. Convinced by their ideology that redress was possible, they came to believe the Republic was only a tool of capitalist debtors determined to proletarianize them. Y e t their status anxieties made them as anti-Marxist as they were anti-

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capitalist. Feeling cheated, they lost faith in the existing order and turned to the first anti-capitalist and anti-Marxist alternative — National Socialism.

Inflation, Stabilization, and Political Realignment in Germany 1924 to 1928 THOMAS

CHILDERS

In the extensive historical literature devoted to the interaction of economics and politics in the Weimar Republic, the principal thematic emphasis has traditionally been placed on the disintegration of the democratic party system during the Great Depression. More specifically, analysts from a variety of disciplines have probed the complex relationship beween the severe economic dislocations of the depression years — particularly unemployment — and the meteoric rise of Hitler's N S D A P . Yet, the destabilization of the Weimar party system did not originate during the Great Depression and was already far advanced when the National Socialists began their dramatic march from obscurity to the forefront of German electoral politics. 1 A symptomatic and portentous erosion of traditional voter loyalties, especially within the middle class electorate, had, in fact, been underway since 1924. T h e two national elections of that year, held in the aftermath of the hyperinflation of 1923 and in the midst of an extensive program of economic stabilization, marked the onset of a profound, if subtle, realignment of electoral sympathies. 2 Usually interpreted as victories of the traditional right, these elections also seemed to presage what has been referred to »the new

1

See the works of Larry Eugene Jones, ,The Dying Middle': Weimar Germany and the

Fragmentation

of Bourgeois Politics, in: Central European History 5 (1972), pp. 2 3 — 5 4 ,

and Inflation, Revaluation, and the Crisis of Middle-Class Politics: A Study of the Dissolution of the German Party System, 1923-28,

in: Central European History 12 (1979), pp.

143—169. 2 For an analysis of electoral change in the Weimar Republic, see Thomas Childers, The Social Bases of the National Socialist Vote, in: Journal of Contemporary

History 11 (1976),

pp. 17—42, and Thomas Childers, The Social Foundations of Fascism in Germany. Nazi Voters 1924-1932.

Chapel Hill 1983.

The

410

Thomas

Childers

primacy of interest politics and the eclipse of ideology." 5 Indeed, the sudden emergence and surprisingly strong performance of special interest parties in 1924 provided the first glimpse of what whithin the next four years would become a fundamental breakdown of voter identification with the established parties of both the bourgeois center and right. Significantly, that breakdown was not impeded by the return of political and monetary stability between 1924 and 1928. Instead, the disintegration of traditional bourgeois electoral loyalties continued unabated, seriously undermining the sociopolitical foundations of the Weimar party system well before the effects of the Great Depression were felt in Germany. In the early years of the Weimar era, shifting middle class electoral sympathies had been contained within the framework of traditional partisan choices. The oft-examined defections from the left liberal Democratic Party (DDP) between the elections to the National Assembly in 1919 and the first Reichstag elections in the following year had, for example, been easily absorbed by the liberal but right-of-center People's Party (DVP) and the conservative Nationalist Party (DNVP). Special interest, regional, and radical parties had hardly been a factor. 4 N o elections, either national or regional, were held in the ensuing period of inflation between 1921 and 1923, but in 1924, when public attention was largely focused on conservative gains, these previously insignificant splinter parties tripled their vote. In the so-called „inflation election" of May 1924 special interest and regional parties claimed almost ten percent of the electorate, while the National Socialists, participating in their first campaign, attracted another six percent. When the second national election of that year was held in December, a climate of economic recovery and political calm had settled over the Republic, and both the Nazis and the special interest parties sustained significant losses at the polls. This outcome seemed to suggest that their appeal had been merely short-term, attributable to the traumatic strains of the inflation and stabilization crises of the previous winter. Indeed, Nazi electoral fortunes did suffer with the return of prosperity in the midTwenties, the party faring poorly in each of the regional elections in which it participated. In none of the ten Landtag campaigns held between 1924 and 1928 could the NSDAP muster even four percent of the vote. After

' Charles S. Maier, Recasting Bourgeois Europe. Stabilization Italy in the Decade after World War I, Princeton 1975, p. 484. 4 A.a.O., pp. 171—172.

in France, Germany, and

Inflation

and Political

Realignment

in Germany

411

their promising performance in the „inflation election" of 1924, the National Socialists drifted again to the periphery of German electoral consciousness.5 Yet, while middle class voters turned away from radical politics in the relatively prosperous mid-Twenties, they did not return to their traditional homes. Indeed, the breakdown of bourgeois electoral loyalties actually accelerated during the so-called „Golden Twenties/' as middle class voters abandoned longstanding political affiliations for special interest and regional alternatives. Compromised by their participation in the unpopular cabinets of the inflation and stabilization crises, the liberal parties were particularly vulnerable to voter disenchantment, and during the regional campaigns of the mid-to late Twenties, the liberals were confronted by a bewildering array of Interessenparteien, each contending for a segment of the already splintered middle-class vote. The DDP and DVP were, therefore, compelled to compete not only with their traditional ideological rivals, but with the Tenants' Party, The Homeowners' Party, the Reich Party of the German Middle Class, the Revalorization and Reconstruction Party, numerous peasants' parties, and a wide variety of others. By 1928, thirty-eight parties crowded the landscape of German electoral politics, the overwhelming majority seeking to represent some segment of the fractious Mittelstand.6 In this situation, the DDP and DVP stumbled through the Landtag campaigns of the period, neither party finding the support necessary to revive its electoral popularity. As a result, the rise of special interest parties became a major issue in the 1928 campaign. Both liberal parties sought to prevent further splintering of the middle class vote, arguing that continued fragmentation would only weaken the Mittelstand and strengthen the position of the Marxist parties. The DVP, for example, warned that support for the special interest parties would only alienate „the other Stände" and result in a struggle of „all against all." 7 Sounding a defensive note not uncommon in

11

By 1928, the NSDAP was represented in only seven of the Republic's eighteen state

legislatures. For an analysis of Nazi electoral activities from 1924 to 1928, see Peter D. Stachura, Der kritische

Wendepunkt?

1928, in: Vierteljahreshefte 6

Die NSDAP und die Reichstagswahlen

für Zeitgeschichte

vom 20. Mai

26 (1978), pp. 6 6 — 9 9 .

Surprisingly little research has been undertaken on the role of special interest parties in

the Weimar Republic. A notable exception is the work of Martin Schumacher,

Mittelstands-

front

Mittelstandes

und Republik.

1919-1933, 7

Die Wirtschaftspartei

- Reichspartei

des deutschen

Düsseldorf 1972.

Deutscher

Mittelstand

führt

erbitterte

Klage, DVP leaflet (1928), Bundesarchiv Ko-

blenz, Zeitgeschichtliche Sammlung 1,42/8 (1). Referred to hereafter as BA Koblenz, ZSg.

Thomas Childers

412

liberal campaign literature, the party contended that „it is not true, though often asserted, that the DVP has neglected the interests of the handicrafts and commercial middle class." Artisans, shopkeepers, and other merchants were urged not to look to small special interest parties to represent their views but to a large national party capable of exerting influence in the government and economy. The various elements of the middle class „can be helped not by fragmentation but by consolidation," the DVP asserted, and the party persistently stressed the ineffectuality of the most prominent Interessenparteien.8 The DDP concurred with this assessment. „With their small number of deputies," the DDP argued, the regional and special interest parties would be „condemned to impotence" in the Reichstag. The Democrats warned voters not to cast their ballots for „splinter parties, which may be motivated by the best of intentions but have neither the power nor the capability to attain their objectives." 9 Liberal anxiety over the proliferation of special interest parties was also shared by the DNVP. Having entered the Reich government for the first time in January 1925, the Nationalists found themselves increasingly besieged by a variety of groups disappointed with their performance. The party offered a particularly inviting targed for those organizations representing the victims of the stabilization crisis, and in a number of important Landtag elections after 1925 the DNVP saw its electoral position deteriorate sharply. Thus, the Nationalists also entered the campaign of 1928 with an assault on special interest parties, assailing their negative impact on bourgeois solidarity and demanding a united front against the dangers of advancing socialism.10 These pleas went largely unheeded. The returns of the 1928 Reichstag elections merely confirmed the pattern which had developed in the regional campaigns of the previous four years. Not only did the liberal constituency continue to constrict, shrinking from 16.5 % to 13.4 %, the conservative vote plummeted precipitously, falling from its 1924 pinnacle of 20.5 % to 14.2 %. The special interest and regional parties, on the other hand, soared. Individually insignificant, together they polled almost fourteen

8

Das Handwerk und die Wahl, DVP leaflet (1928), GStA Berlin, HA X I I / I V , Nr. 169.

See also 100%

Wirtschaftspartei?;

Wir und die anderen;

Deutscher Mittelstand!; and Der

Bürger erwacht!; DVP leaflets (1928), BA Koblenz, ZSg 1, 4 2 / 8 ( 1 ) . 9 10

Deutscher

Hannoveraner!,

Was bei Splitterparteien

DDP leaflet (1928), BA Koblenz, ZSg 1, 2 7 / 1 9 ( 6 ) . herauskommt!

Nichts!, D N V P leaflet (1928), Geheimes

Staatsarchiv, Hauptabteilung X I I / I V , Nr. 192. Referred to hereafter as GStA Berlin, HA.

Inflation

and Political

Realignment

in Germany

413

percent of the national electorate, surpassing the combined liberal totals and almost matching the conservative figures. On the eve of the Great Depression, the middle class electorate hardly seemed radicalized. Not only had the traditional right been embarassed, but the National Socialists, with less than three percent of the vote, suffered a humiliating defeat as well. Indeed, many analysts, using the performance of the N S D A P as a yardstick, have employed the 1928 returns as the base, or norm, from which to measure the subsequent demise of the Weimar party system. 11 The radical right had absorbed a serious setback, while the pro-republican S P D had registered substantial gains. For the first time since early 1923 a Social Democrat assumed the chancellorship and was able to form a broadly based coalition government reaching from the D V P to the SPD. „The most significant factor of the elections," one observer typically noted, „was the re-endorsement of the republican form of government by a majority of the German people." 1 2 Yet, in spite of these developments, the fragmentation of the middle class electorate, already quite obvious in 1928, represented a crucial transitional stage in the realignment of political sympathies which reached its tragic conclusion during the Great Depression. 1 3 Indeed, the spectacular rise of the N S D A P after 1928 is hardly conceivable without the destabilization of traditional voting patterns most vividly reflected in the growing appeal of special interest parties. Such parties had been active on the political scene since the early days of the German party system in the late nineteenth century, but the symptomatic surge in their popularity clearly dates from the troubled period of inflation — or, more accurately, stabilization — following the First World War. 1 4 Thus, if the ultimate collapse of the Weimar party system is to be analyzed effectively, that analysis must begin not with the severe economic contractions of the early Thirties but with the inflation and stabilization crises of the mid-Twenties. "

Perhaps the best example is Seymour Martin Lipset's classic Fascism of the Left,

Right, and Center, in: Political Man. The Social Bases of Politics, New York I960, pp. 130—176. 12

Walter H. Kaufmann, Monarchism

in the Weimar Republic,

New York, [1953],

p. 177. 1

' See Heinrich August Winkler, Extremismus

der nationalsozialistischen 14

Machtergreifung,

der Mitte? Sozialgeschichtliche

Aspekte

in: VfZ 20 (1972), pp. 175—191.

On the history of special interest organizations and parties, see Dirk Stegmann, Die

Erben Bismarcks. Parteien und Verbände in der Spätphase des Wilhelminischen lands, Köln 1970, and Hans-Jürgen Puhle, Parlament, Parteien und 1890-1914,

in: Michael Stürmer, ed., Das kaiserliche Deutschland.

1870-1918.

Düsseldorf 1970, pp. 340—377.

Deutsch-

Interessenverbände

Politik und Gesellschaft

414

Thomas

Childers

The political importance of the inflation has, of course, been readily acknowledged in most studies of electoral realignment in pre-Hitler Germany. Contemporary analyses were quick to point out the profound social, economic, and psychological dislocations associated with the inflation, and subsequent treatments have concluded that the inflation certainly contributed to the radicalization of important elements in the middle class electorate.15 Yet, while the political ramifications of the inflation have drawn comment, surprisingly little attention has been focused on the politically disruptive effects of stabilization. This is particularly striking since the manner in which the Reich government liquidated the inflation in late 1923 and early 1924 shaped the contours of public debate on economic issues until the onset of the depression. Indeed, it was the government's stabilization program that provoked the most persistent and programmatic political response of the pre-depression period.16 The major components of the government's program were enacted between October 1923 and March of the following year. In August 1923, with inflation running out of control, a coalition government headed by Gustav Stresemann and extending from his DVP to the SPD, managed to acquire parliamentary sanction to issue emergency decrees for the stabilization of the economy. Armed with this authority, the government introduced a new currency, the Rentenmark, and a new bank to issue it. Pegged to price of gold and backed by the mortgage value of all national assets, public as well as private, the Rentenmark was placed in circulation one week after Hitler's unsuccessful Beerhall Putsch in November, and the public response proved encouraging. Stresemann's Great Coalition, however, fell before it could complete its work and was replaced by a minority cabinet under the Zentrum's Wilhelm Marx. Supported by his own party along with the DVP and DDP, Marx won Reichstag approval to execute emergency measures without parliamentary approval until February 15, 1924. The new cabinet used this authority to introduce a series of stringent deflationary measures designed to stabilize the economy. Although they did bring inflation under control, they also entailed the de facto suspension

" See, for example, Werner Kaltefleiter, Wirtschaft und Politik in Deutschland. Konjunktur als Bestimmungsfaktor des Parteiensystems, Köln 1968, pp. 32—34; and Heinrich Bennecke, Wirtschaftliche Depression und politischer Radikalismus 1918-1938, München 1970, pp. 42—55. 16 This is particularly evident if one views, as contemporaries certainly did, the government's acceptance of the Dawes Plan in 1924 as a component of that stabilization program. See Ch. S. Maier, Recasting Bourgeois Europe... (see note 3), pp. 483—495.

Inflation and Political Realignment in Germany

415

of the eight-hour day, a massive and unprecedented layoff of civil service personnel, a severe restriction of credit, and a startling rise in unemployment. T h e inflation crisis of 1923 rapidly gave way to the stabilization crisis of 1924. 1 7 For the different elements of the German middle class, stabilization was hardly an unmixed blessing. T h e Reichbank's restriction of credit in February 1924, for example, brought howls of protest from artisan and small business organizations. T h e s e groups had also complained about discriminatory treatment during the inflation, but as the number of bankruptcies soared, rising from eighty-three in the final quarter of 1923 to two hundred and fifteen in the first quarter of 1924, their litany of grievances was incanted with mounting shrillness. N o r were their complaints without some justification. More bankruptcies were filed in 1924 than in the previous five years combined, more than half representing failures of small businesses or private persons, primarily in the commercial sector. Although business conditions revived in the following years, artisan and retail organizations continued to express concern over increasing competition from department stores and consumer cooperatives. 1 8 Indeed, while many small businesses recovered and even prospered between 1924 and 1928, the annual number of business failures remained high. Over two thousand more bankruptcy petitions were filed in 1928 than in 1924, for example, and a survey of urban unemployment conducted in early 1929 disclosed that while proprietors from handicrafts and commerce comprised only three percent of those collecting unemployment compensation, twenty-seven percent of these former entrepreneurs had been jobless for over a year. 1 9 More than half had been drawing benefits for two years. Thus, recovery proceeded at a very uneven pace for the 17

A.a.O., pp. 4 4 1 — 4 5 8 . See also Claus-Dieter Krohn, Stabilisierung

Interessen.

Die Finanzpolitik

des Deutschen

Reichs 1923-1927,

und

ökonomische

Düsseldorf 1974, pp.

2 2 — 5 3 , as well as Karl-Bernhard Netzband/Hans Peter Widmaier, Währungsnanzpolitik der Ära Luther 1923-25, 18

und Fi-

Basel 1964, pp. 168—223.

See Heinrich August Winkler, Mittelstand, Demokratie und Nationalsozialismus.

politische Entwicklung

von Handwerk und Kleinhandel

Die

in der Weimarer Republik, Köln

1972, pp. 104—105. 19

For figures on bankruptcies, see Vierteljahreshefte

zur Statistik des Deutschen

Reichs,

vol. 35, nr. 1, p. 146 and vol. 40, nr. 2, p. 18. For unemployment among proprietors see Helmut Storch, Einmalige

Erhebung

werbslosen in den Städten über 50000 des Deutschen

Städtetages.

über die laufend unterstützten Einwohnern,

in: Statistische

arbeitsfähigen

Er-

Vierteljahresberichte

Beilage zur Zeitschrift Der Städtetag, II, (June 1929), pp.

I l l — 1 1 2 . Only persons from the domestic services sector exceeded the proprietors in longevity of unemployment relief.

416

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Childers

proprietors of „the old middle class," and even at the height of Weimar prosperity, large pockets of discontent remained. For white collar employees of the „new middle class," stabilization also proved traumatic. The restriction of credit in 1924 produced retrenchment in many sectors of the economy and a rapidly expanding movement to rationalize traditional business practices. For white collar personnel, rationalization meant streamlining sales and clerical techniques to eliminate superfluous positions, primarily through the introduction of business machinery. The result was the dismissal of thousands of white collar employees. Union officials estimated that in thie important commercial sector, one quarter of all white collar personnel were laid off in 1924—25 alone, while in banking, the most prestigeous white collar occupation, one hundred and fifty thousand employees were dismissed between the close of 1923 and the spring of 1925. Nor did conditions improve significantly thereafter. White collar unemployment remained stubbornly high throughout the Golden Twenties, prompting the non-socialist Angestelltenverbände to complain repeatedly about the growing „danger of proletarianization." 20 Stabilization also produced a profoundly unsettling effect on civil service personnel. Between November 1923 and April 1924, the Reich government, in an effort to cut spending, unceremoniously dismissed over one hundred and fifty thousand civil servants and public employees. State and local authorities quickly followed suit. It is estimated that nearly seven hundred and fifty thousand public officials and employees lost their jobs as a consequence of the government's stabilization policy. Although legislation in 1924 and 1927 raised civil service salaries, the shock waves produced by the stunning layoffs of 1923—24 continued to reverberate throughout the Beamtentum, leaving considerable bitterness and concern about the Republic's commitment to the preservation of traditional civil service rights and prerogatives.21

20

For the impact of rationalization on the „Angestelltenschaft," see Carl Dreyfuss, Beruf und Ideologie der Angestellten, Phil. Diss., München, 1933, translated by WPA and Department of Social Science, Columbia University, N e w York, 1938; and Hans Tobis, Das Mittelstandsproblem der Nachkriegszeit und seine statistische Erfassung, Grimmen in Pommern 1929, also translated by the WPA project, N e w York, 1939, pp. 49—51; and Joseph Nothaas, Die Stellenlosigkeit der Angestellten, in: Allgemeines statistisches Archiv 16 (1927), pp. 290 f. Contemporary fears of proletarianization are vividly reflected in Wo stehen die Angestellten?, in: Angestelltenstimme. Blätter zur Reichstagswahl, Nr. 1,21. 5. 1928, a publication of the Reichsbund Deutscher Angestellter. 21

See Thomas Childers, National Socialism and the New Middle Class, in: Reinhard

Inflation and Political Realignment

in

Germany

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The disappointments of stabilization were, however, probably greatest for pensioners, small investors, and creditors, easily the most salient victims of the inflation. Having helplessly watched their savings, retirement funds, government bonds, and other liquid assets evaporate and having seen debts repaid in worthless paper currency, these groups looked to the Reich government for an equitable, if not full, restoration of their funds. The Marx government, however, refused to recognize a 1923 Supreme C