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German Pages 35 [68] Year 1933
N O R D I S C H E BRÜCKE Deutsche Studien zur nordischen Sprach-, Literaturund Kulturgeschichte herausgegeben von Prof. Dr. Walter A. Berendsohn. — I. --
Die Darstellung der Gemütsbewegungen in der isländischen Familiensaga von
DR. AUGUST GOEDECKE
Hamburg 1933 Friederichsen, de Gruyter & Co. m. b. H.
Nordische Brücke Deutsche Studien zur nordischen Sprach-, Literaturund Kulturgeschichte. Die Hamburgische Universität hat als Erbe des Kolonialinstituts die Pflege der Auslandsstudien übernommen und ausgebaut. So ist hier auch von Anbeginn der nordischen Sprach-, Literatur- und Kulturgeschichte viel Aufmerksamkeit und Sorgfalt zugewandt worden. Lektoren aus den nordischen Reichen haben Kenntnisse vermittelt von Land und Volk, Sprache und Sitte, Kultur und Kunst ihrer Heimat; eine ganze Reihe von Dozenten haben in Vorlesungen und Übungen das nordische Gebiet behandelt. Früchte solcher wissenschaftlichen Arbeit zu sammeln ist die Aufgabe dieser Schriftenreihe. Wie Hamburg als deutscher Handelsplatz ein Tor nach den nordischen Ländern öffnet, so will Hamburgische Wissenschaft Bausteine beitragen zu einer „Nordischen Brücke", die dem geistigen Verkehr zwischen dem Norden und Deutschland dient. Die Schriftenreihe soll in zwangloser Folge kleinere und größere Arbeiten zur nordischen Philologie im weitesten Sinne bringen. 5—6 Hefte sind für die ersten beiden Jahre in Vorbereitung.
Hamburg, im Januar 1933. Prof. Dr. Walter A. Berendsohn.
Nordische Brücke Deutsche Studien zur nordischen Sprach-, Literaturund Kulturgeschichte herausgegeben von
Walter A. Berendsohn a. o. Professor an der Universität Hamburg.
Heft I
Die Darstellung der Gemütsbewegungen in der isländischen Familiensaga von
Dr. August Gödecke
Hamburg 1933 Verlag von Friederichsen, de Gruyter & Co. m. b. H.
Diese Arbeit wurde von der Philosophischen Fakultät der Hamburgischen Universität als Dissertation angenommen.
Druck von J. J. Augustin in Glückstadt und Hamburg.
Meinen lieben Eltern in herzlicher Dankbarkeit.
Inhalt. Seite
A. Einleitung B. Die Darstellung der Gemütsbewegungen durch: I. s p r a c h l i c h e B e n e n n u n g 1. Allgemeines 2. Ausdrücke über die Gemütsanlage 3. Benennungen vorübergehender Gemütszustände 4. Angaben über Affektionsverhältnisse 5. Einzelausdrücke 6. Adverbiale und attributive Wendungen II. sinnlich wahrnehmbare Äußerungen 1. Allgemeines 2. Gesichtsausdruck
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Veränderung der Gesichtsfarbe (24); Augenbrauen (25); Auge (26): Lippen (28); Lachen (28); Weinen (30).
3. Gebärden
Hand- und Armbewegungen (31); Fußbewegungen(31); Körperh a l t u n g ^ ) ; Haupt verhüllen(32); Kuß(32).
4. Allgemeine psychisch-physische mütsbewegungen
Symptome
von
Ge-
Nahrungsverweigerung (33); Schlaflosigkeit (33); Ohnmacht (33); Körperzuckungen (33); Anschwellen des Körpers (33); E r krankung und Tod ( 34).
III. Handlungen 1. Allgemeines 2. Impulshandlungen 3. Rachehandlungen 4. Handlungen aus affektbetonter Eigenschaft IV. R e d e 1. Allgemeines 2. Der Affekt wird genannt 3. Der Affekt wird aus den Worten empfunden
Ahnungen (46) ; Strophen (46) ; allgemein affektbetonte Rede (48); Drohungen (48); Affektwort (49) ; cynische R . (49); Ausrufe (50); kurze Repliken(50).
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4. Hinweise auf affektbetonte Rede 52 5. Auf eine bestimmte Gemütslage hinweisende Redewendungen 53 6. Anhang (teilnehmende Frage; Schweigen) 53 V. T r ä u m e 54 C. Schluß 57 Literatur 61
A. Einleitung. Mit dem Werke Knut Liest0ls: „Upphavet til den islendske settesaga", weicht die nordische Sagaforschung von der namentlich durch F. Jönsson vertretenen Betrachtungsweise, die Familiengeschichten vor allem nach ihrem historischen Gehalt zu werten, stark ab. Liest0l sieht wie Heusler in der Saga zuerst das Kunstwerk, das seine innere Gestaltung nicht bei der Niederschrift erhielt, sondern von der künstlerisch gepflegten mündlichen Erzählung seinen typischen Stil übernahm. Ein charakteristisches Merkmal für die Stileigenheit der Saga sind die Darstellungsarten der Affekte. Jede künstlerische Schöpfung setzt tiefe Gemütsbewegungen voraus. Deshalb „kommt ihnen bei Stiluntersuchungen eine hervorragende Stelle zu. Sie bestimmen bei jeder schöpferischen Leistung in der Entwicklungsgeschichte der Dichtung den Stil überhaupt. Ihre Darstellung und Umsetzung in Sprache macht zu allen Zeiten ein wesentliches Stilmerkmal aus" 1 . Für unsere Untersuchung ist es wichtig, die charakteristischen Merkmale altgermanischen Wesens, sowie die durch die Sonderbedingungen des isländischen Lebens gezeitigten Eigenheiten dieser nordgermanischen Menschengruppe, kurz zusammenzustellen. Die im Folgenden herausgehobenen psychologischen Momente, welche die für die Familiengeschichten typischen Darstellungen der Gemütsbewegungen verständlich machen, haben im Rahmen unserer Arbeit nur sekundäre Bedeutung. Die Psychologie wird lediglich als Hilfswissenschaft herangezogen. Im Sinne der Stiluntersuchung bilden deshalb die Darstellungsformen die Hauptabschnitte der Abhandlung und die verschiedenen Affekte nur Untergruppen, um das Material zu ordnen. Unsere einleitende Betrachtung gruppiert sich also: a) allgemeingermanische Wesensmerkmale; b) Sonderheiten norrönen Wesens. a) Heusler zeichnet in seiner „Sittenlehre", in der er sich wiederholt auf die Saga beruft 2 , mit scharfen Strichen den germanischen Menschen, sowohl nach seiner kriegerischen als auch nach seiner gemüt- und gefühlvollen Seite hin. Ihn charakterisiert besonders ein nachdenklichgrüblerischer Zug 3 . Die Eigenheit seiner persönlichen Veranlagung, das 1
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Zitat aus einer unveröffentlichten Arbeit von Herrn Prof. Berendsohn „Die Darstellung der Gemütsbewegungen im Beowulfepos". Heusler „Sittenlehre" S. 159: „ E s sollte endlich dahin kommen, daß sich niemand mehr herausnimmt, altgermanische Menschenart zu schildern und zu beurteilen, dem das Zeugnis Islands fremd geblieben ist". Heusler „Sittenlehre" S. 162.
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Erwachen starker Leidenschaft und das rätselhafte Weltgeschehen sind Lebensprobleme, die ihm zur inneren Last werden. Er muß die erwachenden Fragen selbst durchdenken und gelangt dadurch zu jenen idealen Forderungen der von Tacitus 1 bewunderten germanischen Sittlichkeit. Ihre heiligen Postulate sind die Aufrechterhaltung der Ehre, die unerschütterliche Eidestreue, das Ethos der Ehe. Für diese Ideale tritt der edle Germane mit der Gesamtheit seiner Person ein bis zum Verlust des Lebens. Die Größe der Forderungen veranlaßt wiederum starke innere Konflikte. Deshalb fehlen dem germanischen Menschen nicht die Augenblicke tiefster Verzweiflung 2 . „Bei der sinnenden Beschaulichkeit seiner Natur, welche ihn geneigt macht, über sein Recht und Unrecht zu grübeln, gelingt es ihm gar nicht leicht, im Unglück feste Ruhe zu bewahren. Hochfahrend ist sein Mut im Glücke und gesteigert sein Wesen in Kampf und Männertat. Niederlage betrachtet er als Vergeltung für begangenes Unrecht, als Zorn der Götter, als Untergang seiner besten Habe, der Ehre. Deshalb wird seine innere Niederlage wohl größer als die sichtbare; wer nicht von eisenfestem Gefüge ist, der bricht unter der Last solcher Leiden schneller zusammen als ein Südländer" 3 . I m Gegensatz zum Südländer ist dem Germanen eine starke Verhaltenheit aller seelischen Regungen eigen. Die sinnende Veranlagung und das taktvolle Hüten aller inneren Bewegungen führen aber den germanischen Menschen nie zur Sentimentalität oder Weltflucht. Er ist zu diesseitsgebunden 4 , zu gesund fühlend und lebenskräftig, um sich einem verzehrenden Weltschmerz hinzugeben 5 . Der Held versucht durch eine befreiende Tat der inneren Unruhe Herr zu werden. Die Problematik seines Wesens machte der Germane gern zum Gegenstand dichterischer Gestaltung. Darum ist seine Dichtung nicht voll befreienden Jubels, sondern voll düsterer Schicksalsschwere. „Die Heldendichtung der Germanen ist nicht so wild und grausig wie die welsche und griechische, aber sie ist die ernsteste, tragischste von allen. Der altgermanische Vers spricht Wucht aus ; ihn bewegen die starken Spannungen eines übervollen Gemütes. Der Germane trägt schwer, er leidet an seinen Leidenschaften" 6 . b) Neben den hier skizzierten Grundzügen germanischen Wesens, sind für den Nordländer noch einige Sondermerkmale kennzeichnend, die letzthin in der nordischen Landschaft begründet liegen. A. Bugge schreibt: „Harte, wilde und trotzige Naturen mit einem Schimmer des Riesenhaften über sich, mit einem Anflug von unbändigen, 2 3 4 5 6
Tacitus „Germania" c. 19. z. B. Egils „Sonatorrek". Freytag „Bilder aus der deutschen Vergangenheit" S. 154. Heusler „Sittenlehre" S. 162. Niedner „Einleitungsband Thüle" S. 23. Heusler „Sittenlehre" S. 162.
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düsteren Naturkräften wie Egil Skallagrimsson und seine Sippe. Stolz und übermütig, doch auch edelsinnig" 1 . Heusler bestimmt ihr Temperament näher: „kühl und berechnend, zögernd und zielbewußt" 2 . Olrik hebt hervor: Vergötterung der Willensstärke, Hochschätzung des Verstandes, starke Beherrschung der Gefühlsäußerungen 3 , „ein hartes, abgeschlossenes, einsilbiges, willensstarkes Wesen eignet dem Volke" 4 . Diese allgemein-nordischen Züge trägt der Sagamensch neben den typisch isländischen Eigenheiten. Was die Familiengeschichten an ihren Helden rühmen, geht aus den allgemeinen Charakteristiken hervor. Laxd. 80, 12ff.: (Kjartan) var allra manna fribastr, . . . . Hann var mikilleitr ok vel farinn i andliti, manna bezt eygbr ok Ijöslitabr; mikit här hafbi hann ok fagrt sem silki, ok feil meb lokkum, mikill mabr ok sterkr5 Kjartan var hverjum manni betr ä sik kominn, svä at allir undrubuz, peir er sä hann; betr var hann ok vigr en flestir menn abrir; vel var hann hagr ok syndr manna bezt. Allar ipröttir hafbi hann mjgk um fram abra menn; hverjum manni var hann litillätari, ok vinssell, svä at hvert barn unni honum; hann var lettubigr ok mildr af fe. Was ferner als heldenmäßig angesehen wird, zeigt Eyrb. 137, l l f . : Arnkel war allra manna bezt at ser um alla hluti i fornum sib ok manna vitrastr, vel skapi farinn, hjartaprubr ok hverjum manni djarfari, einarbr ok allvel stiltr. Allgemein gekennzeichnet ist der isländische Held der Typ des Herrenmenschen (mikilmabr), „der Großzügige im Machtwillen wie im Schenken und Helfen", im Gegensatz zum litilmabr, der „Mann des kleinen Zuschnitts, dem vor jedwedem bangt und den die Gabe reut, der Spießbürger in dieser waffentragenden Landwirtsgesellschaft" 6 . Der mikilmabr verfolgt mit unerschütterlicher Konsequenz seine Ziele und hütet als höchstes Gut seine Ehre 7 . Mehr als überragende Leibeskräfte 1 2 3
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A. Bugge „Die Wikinger" S. 26. Heusler „Sittenlehre" S. 161. A. Bugge macht zur Frage der Gefühlsbeherrschung auf eine Beobachtung seines Vaters S. Bugge aufmerksam: in den urnordischen Runeninschriften erscheint bis zum Ausgang des heidnischen Zeitalters nur einmal das Wort „liubu" lieb, um das Gefühlsverhältnis zu dem Verstorbenen anzudeuten. „ I n römischen Inschriften dagegen sind solche Ausdrücke, die uns so natürlich erscheinen, ganz gewöhnlich". (Wik. S. 60.) Olrik „Nord. Geistesleben" S. 7 ; vgl. ferner: Heusler, Thüle I S. 1 u. „Strafrecht" S. 27. Körperliche Schönheit ist nicht immer ein notwendiges Attribut; die Sagahelden sind real und nicht idealisiert wie in der Heldendichtung. Egil Skallagrimsson ist sehr häßlich (Eg. c. 55), aber die innere Größe schafft sein Heldentum. Heusler „Sittenlehre" S. 201. Die Ehre ist der Standardbegriff germ. Lebensanschauung. Sie ist der Maßstab aller sittlichen Werte. Die christliche Ethik ist grundverschieden. Aber auch der heidnische Germane hatte seinen starken „sittlichen Idealismus", die Fähigkeit, „Besitz, Lebensbehagen, das Leben selbst, einer Idee, der Ehre aufzuopfern". (Heusler „ S t r a f r e c h t " S. 241).
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adeln ihn Mut, Selbstbeherrschung und Todesverachtung 1 . Starker Ehrgeiz wird zur Triebfeder im Handeln, u n d frei bekennt er sich zu jeder seiner Taten 2 . „Wille und Tat, das verlangt m a n vom Manne. Das Wehrhafte u n d Trotzige gilt höher als das Nachgiebige und Versöhnliche" 3 . Das Wesentliche dieses Kraftmenschentums ist ein stark ausgeprägter Individualismus. E r charakterisiert germanische Lebensanschauung im allgemeinen, erreicht aber einen an Übersteigerung grenzenden Stärkegrad auf Island 4 und wird dem Sagamenschen häufig zur Tragik, die ihre Vertiefung dadurch erfährt, daß zu den Hauptwiderständen des germanischen Individualismus, Schicksal und Sippengemeinschaft, auf Island als dritte Gegenmacht der strenge Rechtsspruch hinzukommt 5 . I n der Auflehnung des Individuums gegen diese ihm feindlichen Tendenzen, erlebt der isländische Mensch seine tiefsten Konflikte 6 . Mit seinem trua ä mätt sinn ok megin, dem stolzen Selbstbekenntnis des Isländers 7 , sucht er dem Schicksal zu trotzen, sprengt er die engen Fesseln der Sippe u n d macht einen Urteilsspruch zunichte. Zur tragischen Ironie wird diese innere Haltung, weil sich der Sagaheld immer der Grenzen freier Entfaltung bewußt bleibt, (engl mä komaz fyrri sitt skapadasgr). Die hier in Kürze aufgedeckten inneren Spannungen verursachen im isländischen Menschen starke seelische Erschütterungen. Die folgende Untersuchung soll zeigen, wie die Saga die Äußerungen dieses isländischen Gemütslebens darstellt. 1 2 3 4 5 6
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Heusler „Sittenlehre" S. 192. Heusler „Sittenlehre" S. 176. Heusler „Sittenlehre" S. 200. Paasche, Norsk Litteratur Historie I S. 310. Näheres siehe: Heusler ,, Straf recht"; Brögger „Kulturgeschichte" S. 36. Uber Konflikte vgl. Heinzel „Beschreibung" S. 149f. u. Paasche, Norsk Litteratur Historie I S. 318. Finnb. 40, 14: elc trui d själfan mik; u. Ker „Epic and Romance" S. 208: "This clear selfconsciousness is the distinction of Icelendic civilisation and literature". Vgl. ferner: Heusler „Anfänge" c. 18; F. Jönsson, Litteratur Historie I I S. 187f.
B. Die Darstellung der Gemütsbewegungen. I. Die Darstellung
der Gemütsbewegungen
durch sprachliche
Benennung.
1. Allgemeines. Wenn Hruby in seiner Arbeit über die Technik der Personenbeschreibung 1 aus seinem Betrachtungskreise „Laune und Gemütsstimmung" ausschaltet, „weil sie etwas Zufälliges, Wechselndes und Vorübergehendes darstellen" 2 und diese Symptome somit für die Personencharakteristik als unwesentlich erachtet, können wir dem nicht zustimmen. Die jeweiligen Gemütslagen sind Reflexe der lebendigen Buntheit des Lebens, das in seiner Vielgestaltigkeit überraschend oft das Kriterium des Zufalls in sich birgt. Der wahre Charakter manifestiert sich gerade durch seine Haltung gegenüber den Wechselbeziehungen zwischen dem unberechenbaren Geschehen des Tages und dem Erleben des erregbaren Menschen. Aus den Einzelbegebenheiten resultieren Aufgaben, bei deren Lösung die Charakteranlage entscheidend ist. Um uns ein Urteil über den Charakter eines Menschen zu bilden3, folgern wir aus den geistig-seelischen Reaktionen, mit denen das Individuum auf die Eindrücke aus seiner Umgebung antwortet, und die wir in kürzerer oder längerer Zeit zu beobachten Gelegenheit hatten 4 . Solche Reaktionsmerkmale versuchen wir in unserer Abhandlung zusammenzustellen. Bleiben sie bei der Untersuchung der Charakterisierungsmethode unbeachtet, so kommt man notwendigerweise zu Hrubys unhaltbarem Urteil: „Eine indirekte Charakteristik der Personen durch ihre Handlungen, die schwerer ist als die direkte, aber künstlerisch unvergleichlich höher steht, kommt in der isländischen Saga, die bei aller ihrer Vortrefflichkeit doch nur eine primitive Erzählungskunst ist, verhältnismäßig selten vor" 5 . 1 2 3
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Arthur Hruby „Zur Technik der isl. Saga" Wien 1929. Hruby, S. 4. Wir denken dabei an Charakter im engeren Sinne, wozu besonders Hrubys Kategorien 13—16 gehören. Läßt uns eine Dichtung die Charaktere ihrer Personen auf diese Weise erkennen, sprechen wir von indirekter Charakterisierung, die künstlerisch hoch gewertet wird. Hruby S. 3. — Außerdem ist Hrubys Auffassung, daß die primitive Erzählungskunst die Charakterisierung durch Handlung nicht kennt, falsch, wie die gesamten Volkserzählungen beweisen, in denen Handlung fast einziges Mittel der Darstellung von Charakteren ist.
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Hruby stützt seine Behauptungen auf die den Sagas eigentümlichen Personenpresentationen, mit denen gewöhnlich die Erzählung beginnt 1 . Einige Hauptwesenszüge und äußere Kennzeichen werden genannt. Der Ausdruck „Etikettencharakteristik" 2 für diese Art ist geschickt, trifft aber nicht den künstlerischen Kernpunkt der Saga, wenn man sie als die „prominenteste und weitaus häufigste Art von Charakteristik" 3 ansieht. Wir vertreten die Meinung, daß die indirekte Charakterisierung ein Hauptmerkmal der Sagakunst ist 4 . Es ist nicht unsere Aufgabe, diesem Punkt im allgemeinen ausführlicher nachzugehen. Wir erstreben hier keine Untersuchung der Menschendarstellung der Saga ihrem gesamten Umfang nach. Bei der Fülle des Materials hätte das eine Beschränkung auf wenige Familiengeschichten notwendig gemacht. Deshalb stellten wir uns eine festumrissene, lösbare Teilaufgabe und versuchten Ausschöpfung des ganzen Materials, um damit etwas über den Stil der Gattung „Saga" festzulegen. Durch eine Darstellung der Gemütsbewegungen glauben wir, im Gegensatz zu Hruby, in den Kern der Menschencharakteristik einzudringen. Wir haben für unsere Bearbeitung die den Erzählungen vorausgehenden Charakteristiken zu berücksichtigen, weil sie auch affektbetonte Züge nennen. Schon einige Beispiele dieser Charakteristiken beweisen, daß von den Personen nur Umrisse gezeichnet werden. Egils Charakteristik: Eg. 95, 17f.: pä er hann var prevetr, pä var hann miJcill ok sterlcr, svä sem Peir sveinar abrir, er vdru sex vetra eba .sfau; hann var brätt mälugr ok orbviss, heldr var hann illr vibreignar, er hann var i leikum meb gbrum ungmennum. Als man ihn zum zweitenmal näher beschreibt, geschieht es zur Erklärung seiner Handlung. Eg. 115, 9: Egill var mjgk at glimum; var hann kappsamr mjgk ok reibinn, en allir kunnu pat at kenna sonum sinum, at peir vsegbi fyrir Agli. Grettirs Charakteristik, Gret. 38, 12: hann var mjgk ödeell i uppvexti sinum; fätalabr ok opybr, bellinn bsebi i orbum ok tiltekbum. Es sind nur stark auffallende Wesensmerkmale, da die allgemeinen 1
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Vgl. Heinzel „Beschreibung" S. 186f. u. 271 f.; Paasche, Litteratur Historie I S. 319. Hruby S. 3. Hruby S. 4. Von den vielen Beweisen dieser Tatsache führen wir nur das Urteil von F . Jönsson an, L. H. I I S. 319: „vi lserer altsä personerne kun at kende i de störe trsek ved den direkte beskrivelse af dem, og dog kender vi de allerfleste sä godt Det sem fornemmelig bevirker dette, er de mesterlig skildrede handlinger og optrin, som personerne er knyttede til eller midtpunkt i; de ligsä mesterlig formede samtaler, hvori personerne ofte dog kun middelbart og ad omveje afsl0rer deres indre for os. . . . Dette deres halvubevidste, middelbare sjselemaleri er en uopnaet kunst, ganske anderledes god kunst end nutidens ofte sidelange beskrivelser af sjselstilstande med tilbehor".
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Charakteristiken nur einige hervortretende Eigenschaften betonen 1 . Das eigentliche Wesen in seinen feineren Regungen entfaltet sich doch erst innerhalb der Handlung. Vielleicht wurde mit den vorangestellten Beschreibungen der Personen eine bestimmte Absicht verbunden. Heinzel nennt sie eine „Art Programm" 2 . Der Sinn wäre dann, eine gewisse innere Einstellung zu veranlassen, um Interesse und Spannung für die Handlung zu wecken.
2. Ausdrücke über die Gemütsanlage. Allgemeinbegriffe: hugr m. Sinn, Gedanke, Gefühl; skap n. Sinn, Gemüt; skaplyndi n. Gemütsart; skapsmunir m. pl. Sinnesart, Wesen. Adjektivische Angaben:3 harbr hart, harte Züge 4 ; skapharbr, harbräbr hart, streng; stirbr, stirblyndr, harblyndr, ömjukr unbeugsam, rauh; kappsamr, kappsfullr, kappgjarn, öblundabr heftig; harbfengr, harbdrcegr gewaltsam; grälyndr, öpybr von unfreundlicher Sinnesart; nasbrabr hitzig; skapillr von schlimmer, böser Gemütsart; grimmr, grimmübigr übelgesonnen, schaden wollen; bräbskapabr, bräblyndr übelgesonnen; kifinn geneigt zum Zank; usvifr sich alles erlauben; uppivözlumikill zu Gewalttätigkeiten geneigt; odsell5 schwierig im Umgang, eigenwillig. Milde Züge: kyrrlätr, skaphcegr, lundhcegr gutmütig, friedfertig; hugvserr, gsefr sanftmütig, gutmütig; mjükr, armvitigr weich, mild, barmherzig; pybr, blibr freundlich; lettubigr freundlich gesonnen; lyndisgobr wohlwollend; prautgobr hilfsbereit in Not und Gefahr; Begierden: kappsamr, kappgjarn, äburbarsamr, dburbarmikill ehrgeizig, ehrbegierig; offorsfullr geneigt, sich vorzudrängen; fefastr, sinkr, singjarn geizig, eigennützig; framgjarn ungenügsam; heiptübigr rachsüchtig; spottsamr, kölsugr spottsüchtig; Verbindungen mit mabr: ojafnabarmabr, kappsmabr gewalttätiger, hitziger Mensch; äkafamabr, ählaupamabr heißspornig, heftig; ofstopamabr, ojsamabr, ofrkappsmabr herrisch; drambsmwbr, hdvadamabr hochmütig, hoffärtig; hofsmabr, glebimabr maßvoll, mild, froh, lebenslustig. 1 2 3
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Niedner, Thüle Einleitungsband S. 107; Thüle I I I S. 22. Heinzel „Beschreibung" S. 271. Bei dieser lexikalischen Übersicht war uns die Anzahl der Beispiele nicht wesentlich, weil diese Gruppe für die Darstellungsarten der Gemütsbewegungen weniger wichtig ist. Deshalb fehlen hier die einzelnen Belege. vgl. Heusler „Sittenlehre" S. 199. Kinck „Storhetstid" S. 21: „I saga-old er en odsell mand i og for sig ingen avart av et menneske. Hann er litt brysom i omgang, det er saa, men hann har fuld og ubeskaret ret at vsere til". Heusler „Strafrecht" S. 27: „er war früh eigenwillig" ist kein Tadel. „Das Erste war, daß einer sich und die Seinen schützen konnte in dieser Welt der Gefahren".
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Beinamen: porgeirr hofleysa (Föstbr. 65, 8): hofleysal f. Mangel an Mäßigkeit; porkell hdkr (Nj. 276, 14): hdkr m. unverschämte Person; porgrimr skrauti (Nj. 262, 3): skraut n. Pracht, Prunk; Äsgeirr ... kallaör ceöikollr (Laxd. 118, 5): ceöi f. leidenschaftliche Heftigkeit, kollr m. Kopf. Die hier aus den vorangestellten Charakteristiken gewonnenen Benennungen der Gemütsanlage bestätigen allein Hrubys „Etikettencharakteristik". Alle anderen Gruppen gehen darüber hinaus und zeigen die Fülle und Mannigfaltigkeit der Darstellungsformen.
3. Benennungen vorübergehender Gemütszustände. Der A f f e k t wird genannt. Zorn, W u t : die häufigste Form ist reiör mit den Variationen: reiör mjgk, allreiör, afar reibr, àkafliga reiör, stórliga reiör. Wir zählen über hundert Stellen, entweder den Zustand andeutend: hann var reiör, oder die innere Bewegung: hann varò reiör. Den zur Wut gesteigerten Zorn gibt óòr an: Eg. 154, 14; Flóam. 64, 14; Ljósv. 67, 10; Laxd. 30, 18; 47, 11 u. 24; 104, 21; 149, 7; 161, 9; Eyrb. 22, 5; 112, 1; Hàv. 22, 6; Vatnsd. 64, 20; 100, 3; Nj. 88, 21; Gret. 116, 10. Zornige Erregung bedeuten ferner: verör illa uiö (Heiö. 82, 23; V. Gl. 49, 8; Reykd. 47, 4 ; 70, 10; Hàv. 41, 3; Dropl. 160, 31); er nu illsligr (Vatnsd. 76, 17); tók illa (Nj. 310, 2; Vatnsd. 59, 13); eiröi et versta (Vatnsd. 87, 14); honum bregör mjök viö (Valla L j . 19, 5; Eyrb. 225, 20); varò viö slcapbraör (Gunn. J). 199, 31); varò ... skapfdtt (Eyrb. 141, 11; Gret. 149, 18; 276, 12); varò hon ... skapstygg (Eyrb. 184, 7); var hann eigi at óàkafari (Ljósv. 64, 29); var enn äkafasti (Eyrb. 161, 6; 211, 14; Finnb. 96, 28; Gret. 116, 8; 290, 3);stygöist pa viö (Hallfr. 35, 5; Eg. 3, 3; 171, 3); varò styggr viö petta (Laxd. 32, 24; Gret. 94, 16; 263, 5; Eg. 226, 20); var heldr ósvifr (Gret. 113, 7); pyckist vid (Heiö. 7, 19); varò beisk viö (Nj. 91, 22); lét .. .hit versta (Harö. 14, 6); varò allófrynn (Eg. 226, 26; 291, 26; Gret. 191, 7); reigöist nökhut svà viö honum (Fóstbr. 49, 8); framfasrslukerling pórdisar amaöist (Fóstbr. 65, 14); verdur ódamàle (Heiö. 30, 9); er nsesta ódmàlug (Heiö. 62, 3; 18, 14; Finnb. 46, 7); voru peir skapstirder (Heiö. 6, 12); var enn kifnasti % mòti (Gret. 161, 9); tók pà i annat sinn cesing sinn enn mikla (Vatnsd. 81, 8); lek gfund a (Gret. 224, 8; 156, 22; 182, 7); Peir öfunduöu (Hallfr. 19, 3; Nj. 105, 8; 150, 5; 181, 5). Abscheu, Ekel (mit den häufigsten Formen der Unzufriedenheit und Unlust) : Stark affektbetont sind die Ausdrücke mit leiöa hjä sér eht sich etwas leid machen: leiöir ... hjä sér pessi màlaferli (Eyrb. 82, 5; Gret. 37, 16;
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92, 22; 105, 15; 144, 5; 203, 8; 214, 22; 245, 25; Harö. 72, 2; Band. 28, 24: Heiö. 96, 21; Svarfd. 1, 17; Finnb. 47, 4). tre.gr unwillig, schwierig zu etwas zu bewegen: väru tregir til (Reykd. 63, 5; Gret. 92, 21; 233, 19; Laxd. 134, 25; vgl. Laxd. 191, 4). traubr unwillig, abgeneigt: var traubr til (Laxd. 146, 6; Bjarn. 64, 14). eigi nenna keine Lust haben. (Gret. 77, 15; 153, 9; 163, 6; 194, 15; 276, 2; 286, 24; Harö. 12, 28; Föstbr. 75, 18). Unlust ferner in den Ausdrücken: var pess ekki fljötr (Laxd. 135, 2): ßötti ... daufligt (Eg. 122, 9; Gret. 199, 16; 223, 14; Föstbr. 37, 10: 38, 24; 46, 16); tök at letjaz mjok ä starfanum (Gret. 262, 19); eigi fysti heimamenn til peira at koma (Gret. 73, 16). Recht häufig sind die Ausdrücke der Unzufriedenheit: una illa mit Variationen etwa 46mal; vgl. auch: Bjarn. 91, 10; Nj. 378, 29; Finnb. 67, 18; Hallfr. 43, 2; 45, 1; Gret. 295, 5; V. Gl. 41, 5; Reykd. 36, 3. lika illa mit Variationen etwa 37mal; vgl. auch: Eyrb. 187, 28; Eg. 291, 26; Laxd. 53, 4; Hallfr. 20, 18; Laxd. 38, 9; V. Gl. 42, 21; Eyrb. 121, 20; Svarfd. 43, 26; Eyrb. 183, 22; Föstbr. 56, 18; {»örör. hr. 10, 16: Harö. 40, 19; Eyrb. 112, 23. pykkja illa mit Variationen etwa 23mal; vgl. auch: Gret. 129, 16; 298, 3. Unzufriedenheit enthalten ferner : hugnabi pat illa (Gisl. 4, 12; Bjarn. 30, 5); var i allillu skapi (Eyrb. 122, 6; Finnb. 77, 4); pötti ... mikit i möti skapi (Laxd. 73, 15; Eg. 51, 12); pötti.. .mikit mein (Eg. 233, 9); peim pötti.. .ögott (Vatnsd. 53, 10); varb illa (Gret. 276, 3); gaz illa (Laxd. 76, 1); gatst eigi (Ljösv. 76, 14); tok hann.. .pvngt (Heiö. 96, 31); pötti ösasmilega (Jjorst. S. 6, 5); lagbi.... fseb mikla ä (Gret. 244, 7); lagbi fätt til (Nj. 165, 27; ähnlich: Band. 35, 29; Gret. 105,20; Harö. 48,14; Korm. 13, 16; Ljösv. 105, 27; Flöam. 25, 14; Laxd. 77, 16; Nj. 339, 9); peir väru hljöbir (Eg. 68, 6; 210, 18); var fämäligr (Väp. 30, 9; Ljösv. 84, 21; H0ns. 14, 18; Gisl. 31, 7; 48, 1); var.. .jälät (Harö. 6, 24; Flöam. 60, 16); tök.. .at styttast (Väp. 36, 3); polbi hann pat illa (Gret. 278, 18); var öpakkat um tal peira (Gisl. 4, 16); ekki fanst.. .til pessa verks (Flöam. 49, 5); hon nam eigi ynbi ä Islandi (Laxd. 15, 11; Nj. 178, 5). Freude, Lust, Zufriedenheit: vera kdtr, allkätr, vel kätr etwa 35mal; verba jeginn usw. etwa 44mal; glabr usw. etwa 28mal. Freude drücken ferner aus: väru pä allteitir (Hrafnk. 21, 15); varb... allgleymr (Eyrb. 35, 4); pötti allvsent (Jjörö. hr. 13, 25); pötti.. .allkätligt (Gret. 128, 1); pötti allmikit gaman at (£>örö. hr. 17, 4; Nj. 392, 8; Flöam. 19, 16; Finnb. 8, 19); varb mönnum dätt um pat (Bjarn. 9, 16; 25, 16); gott pötti (Reykd. 73, 4; Laxd. 117, 8; 231, 5; Gret. 262, 14); tök...af at glebjaz (Eg. 162, 2); gerbu at pessu gaman mikit (Gret. 172, 5; vgl. Gret. 262, 11; Eg. 291, 7); gerbi sik p>ä bliban ok kktan (Eg. 38, 13); var.. .pä lettr i gllum rcebum (Eg. 45, 12); var nü hughsegra (V. Gl. 28, 28). Hinweise auf freudige Stimmungen: glebi mikil var... um vetrinn 2
Gödecke.
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(Eir. r. 30, 7; vgl. ferner: Gret. 159, 8; Laxd. 124, 13/; Föstbr. 86, 24; Hav. 43, 17; Svarfd. 18, 18; Laxd. 81, 15; 152, 20; Gret. 254, 20; Laxd. 23, 9; Heiö. 66, 30). fysiligr wünschenswert, wozu man Lust hat: Gret. 294, 12; Eg. 28, 6; 79, 16; Laxd. 85, 1; Finnb. 54, 29; Gret. 140, 9; 207, 11; V. Gl. 14, 27. lika vel, allvel, störvel: Nj. 17, 6; 80, 4; Valla Lj. 9, 18; Gisl. 5, 3; Finnb. 11, 26; f)6rö. hr. 66, 5; Band. 30, 11; 57, 33; Laxd. 9, 3; 52, 5; Harö. 44, 2; Bjarn. 33, 16; V. Gl. 37, 10; Eir. r. 14, 5; Gret. 160, 18; 212, 8; Reykd. 79, 3; Finnb. 43, 18; Harö. 5, 15. una vel: Band. 41, 24; Gret. 310, 21; Heiö. 106,28; Bjarn. 2,13; Reykd. 57, 4; Heiö. 84, 30; Valla Lj. 16, 17; Eyrb. 115, 17. pykkja vel: {>6rö. hr. 27, 28; Jjorst. S. 5, 29; Reykd. 60, 25; 62, 15; pykkir allgob: Reykd. 9, 28; Vatnsd. 77, 14; Eg. 261, 16; Floam. 29, 24; Laxd. 226, 18; Eir. r. 13, 4. hugnar mer ich bin zufrieden: V. Gl. 36, 10; 37, 28; Laxd. 37, 2; Gret. 247, 18. Einzelformen: var hann ötregr (Bjarn. 69, 14); virtist peim vel (Ljosv. 23, 10); gediast nü ... vel (Heiö. 10, 1; 10, 6); let ser ... ncegja (Gret. 305, 12); nam hann par eigi ynbi (Eyrb. 13, 11); var pä mälreifr mjgk (Gret. 71, 23). Kummer, Betrübnis, Trauer, Harm: -svä mikla ähyggju hafa peir (Hrafnk. 14, 18; Nj. 261, 12); var ähyggiomikit (Band. 43, 6); varb nü störliga hrygg (Hav. 15, 3; Ljosv. 57, 20; Eg. 73, 6); var...dgpr heldr (Nj. 17, 2); henni var * kappung t (Nj. 17, 23; Hallfr. 36, 8; Hrafnk. 14, 15; Gisl. 46, 7); allövsenligt pötti (Gret. 263, 21); drap ökwti (Ljosv. 104, 4); glüpnabi hann (Eyrb. 54, 2); var mjok harmprungin (Laxd. 161, 24); pötti honum svipr at (Floam. 27, 6); var pat mjgk imöti skapi (Eir. r. 21, 24); hafi nsesta i allt skap komit (Gisl. 53, 8 hier verächtlich gesagt). Trauer bei Todesfall: pötti henni mikill skabi (Nj. 40, 4; 45, 9; Gret. 100, 17; 156, 11; Eg. 32, 9; 33, 10; Hav. 15, 7; Finnb. 70, 25; Vatnsd. 7, 3; Hallfr. 32, 18; Reykd. 55, 11; Laxd. 16, 22; 112, 4; 199, 28; Heiö. 93, 26; fiorst. hv. 2, 22; Eyrb. 27, 16); pötti skabi i läti Glums (Nj. 44, 19); pötti mikill missir (Harö. 85, 24); var mjgk harmdaubi (Gisl. 30, 23; Laxd. 163, 13; 172, 15; Eg. 31, 14; Nj. 172, 24; Vatnsd. 131, 19; Eyrb. 137, 10; Gret. 164, 12); pötti mestr harmr i vera (Floam. 42, 15); aipyba manna harmabi mjgk svä fall Ingölfs (Vatnsd. 109, 5; Korm. 65, 13; Gunn. J). 201, 5; Ljosv. 94, 2); pötti mikit fräfall porkels (Laxd. 226, 21; Reykd. 55, 17); pötti honum mikit at um vig Kjartans (Laxd. 159, 7); pötti mikit (Harö. 12, 9; Hallfr. 33, 2; 43, 1; Laxd. 217, 10; Nj. 165, 3); Njäll kunni illa läti Gunnars (Nj. 172, 25); undi löngum illa eftir liflät Porgeirs (Föstbr. 75, 28); eftir petta unir Finnbogi litt (Finnb. 54, 23); pötti stör mein ä vera (Bjarn. 85, 7; Laxd. 140, 14); peir hgrmubu (Nj. 30, 16; 143, 2; Finnb. 36, 26; Reykd. 79, 11; Föstbr. 122, 1; £orst. S. 11, 8; Bjarn. 53, 6; Nj. 309, 10); hon mornabi oll ok pornalbi (Bjarn. 85, 16); pä gekkz
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porgeròi hugr (Laxd. 164, 1); brà fóstru.. .mest viò (Laxd. 60, 2; 183, 1); pótti ßat pó illa (Reykd. 36, 15; Flóam. 15, 27); kunni pessu illa (Valla Lj. 22, 16); fekk henni mikils (Harö. 79, 1); Iconu hans feil naer, er hon .... (Bjarn. 61, 19); fóru. . .meö miklum harmi (Fóstbr. 29, 23); var allókàtr (Eg. 129, 7; Laxd. 225, 10; Vatnsd. 67, 5; Vàpnf. 9, 7; Hàv. 7, 4; {)orst. S. 20, 25; Fóstbr. 88, 29; 120, 12; ähnlich: Eg. 165, 4; 194, 11; J>ór5. hr. 58, 18; Dropl. 165, 22); er heldr óglatt (Flóam. 64, 16; Laxd. 53, 16); ekki fagnar (Laxd. 46, 2)\ei.. .fegin (Heiö. 75, 25); ekkeglapr (Band. 34, 8); fekk ógledi mikla (Eg. 224, 1 ; Ljósv. 78, 16; vgl. Eg. 165, 6; Eir. r. 28, 18; Flóam. 22, 12); bar sik pà litt (Gret. 228, 10); varò far viò (Harö. 81, 3; Heiö. 29, 11 ; Jjorst. S. 21, 28 ; {jorst. hv. 9, 7; Ljósv. 20, 22; Laxd. 140, 12; Nj. 88, 11); var heldr ófrynn (Jjorö. hr. 65, 4). Furcht, Angst, Schrecken: varò svà hreeddr (Eyrb. 135,2; Dropl. 148, 1 ; Nj. 197, 15; 242, 8; 393, 30; Fóstbr. 75, 12; 93, 19; Flóam. 20, 15; J)órò. hr. 52, 1; Gisl. 82, 7; Gret. 126, 18; Nj. 176, 9); varò Peim mjgk viò felmt (Nj. 154, 14); veròr ... felmsfullr (Gisl. 82, 7; Fóstbr. 75, 13); vàru óttafullir (Nj. 155, 1; Eyrb. 123, 13); òtti var mönnum (Harö. 56, 1; Nj. 100, 10); kemr eeòra i brjóst (Fóstbr. 24, 23); pótti sér pungt (Bjarn. 62, 1 ; Nj. 277, 22; Gret. 290, 9 ; N j . 74, 1 9 v a r oròinn maòr svà myrkfèelinn (Gret. 138, 18; 199, 17; 201, 9); varò peim bilt (Korm. 10, 17); óttuòuz peir (Vatnsd. 84, 14); varò henni illt viò (Eyrb. 224, 14); brà honum mjgk viò (Gret. 273, 1; Heiö. 27, 14; Eyrb. 95, 4; Gret. 146, 22; 257, 21); hann varò um fàr (Nj. 88, 11). Paraphrasierende Ausdrücke: Die hier zusammengestellten Wendungen sind zum Teil schon formelhaft. Sie enthalten den Hinweis auf eine Gemütsbewegung. Ausdrücke bei der Begegnung: der übliche Gruß, durch heilsa angedeutet, erweckt nicht immer innere Regungen. Wir berücksichtigen hier die Fälle, wo dem Begegnen ein Zusammensein folgt. Der Gedanke an das zeitliche und örtliche Nebeneinander ruft stets eine innere Reaktion hervor. Gehegte Sympathien oder Antipathien werden ehrlich bekundet. Der gebräuchlichste Ausdruck für die Art und Weise der Aufnahme ist taka vel viò (mit Variationen etwa 115mal); var tekit viò honum vel (etwa 22mal) ; taka viò honum bgòum hgndum (etwa 21mal) ; fà par góòar viòtgkur (etwa 23mal); góòar viòtgkur hafòi.. .par (etwa 14mal). Einzelausdrücke: eru par allgóòar viòtgkur (Laxd. 211, 11); tóku fegin viò (Harö. 11, 4); tók viò honum meò miklu gleòibragòi (Fóstbr. 49, 7) ; tóku peir viò honum einka vel (Gunn. Jaiòr. 198, 23); tók viò Peim meò enni mestu bliòu (Nj. 325, 23; Laxd. 140, 18; ähnlich: Laxd. 26, 1; 119, 12; 203, 11; 211, 25; Finnb. 8, 9; Laxd. 132, 7; 140, 22; Gret. 153, 15; Laxd. 62, 25; 129, 7); tóku allir honum fegins hendi (Nj. 156, 5). Das taka deutet auf die wirkliche Aufnahme hin, also bei der Ankunft am Gehöft. (Ausnahme: Dropl. 161, 6, Aufnahme in eine Schar). Unregelmäßiger werden die Wendungen mit fogna gebraucht; sie 2*
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stehen sowohl bei der Aufnahme ins Haus wie auch bei /der Begegnung unterwegs. Der Nachdruck liegt mehr auf den Willkommens Worten. Wir zählen fagna vel mit Variationen etwa 140mal ; davon deuten ungefähr 2 2 / 3 die Aufnahme, l 1 ^ die freundliche Begrüßung unterwegs an. Ausdrücke bei der Trennung: skilja meb vinàttu (etwa 27mal); skilja meb Icserleilc (etwa 15mal) ; skilja peir vinir (etwa 17mal). Einzelausdrücke : skiljast Peir pà allir meb hinurn mesta kserleik ok blibu (Finnb. 99, 22) ; ähnlich: Gret. 97, 6; 54, 13; Eg. 229, 18; Hav. 49, 1; Finnb. 29, 7; 97, 19; Laxd. 116, 24; Hrafnk. 11, 12; Korm. 43, 4; Laxd. 111, 4; 140, 11); skilbuz peir meò bliòskap (Eg. 282, 24); skildi hon vel viò Kann (Gunn. £iö. 210, 2; Flóam. 57, 7; Finnb. 12, 4; Gret. 172, 7); skildu peir meò góòum vinskap (Flóam. 67, 14); skiljaz... .meò allmikilli vingan (Laxd. 61, 8); skiljast.. .meò styttingi (Vàpnf. 36, 6; Eyrb. 80, 6); skilòu peir pà reiòir (Eyrb. 112, 19); skilja pau heldr pungliga (Laxd. 148, 3); skildust dlitlega (Bjarn. 9, 10) ; skiljast Pau ok unir hvàrttveggja illa viò (Korm. 57, 2) ; pau hefòi skilit i stuttleikum (Eyrb. 42, 17) ; varò fàtt af kveòjum meò Peim (jsorö. hr. 14, 23); ähnlich: Ljósv. 20, 23; Gret. 273, 21; Ljósv. 46, 21; Laxd. 18, 20; Gret. 138, 7).
4. Angaben über Affektionsverhältnisse.1 Allgemeine Andeutungen: Das Verhältnis wird nicht genannt: gerbist pá vel meb peim (Valla Lj. 5, 19; 5, 27; Háv. 4, 19); fór vel meb Peim (Fóstbr. 84, 24; Nj. 88, 2); fár meb peim vingjarnlega (Ljósv. 42, 16); fór pá lagliga meb peim (Gret. 228, 17); var nú vel med peim (Nj. 18, 21; Laxd. 76, 25); fellur allt vel á med Peim (Heiö. 7, 8); kom pó vel ásamt meö peim (Harö. 2, 23; Nj. 39, 17); gatst par hverjum at vel vib abra (Harö. 8, 17); var.. .ástúbigt meb peim (V. Gl. 55, 7; 55, 20); horfist vsenlega á meb Peim (Bjarn. 28,5); gerbist eigi hsegr til bsendum (Svarfd. 67, 9); honum var ksert vib hváratveggju (Laxd. 149, 17; vgl. Gret. 63, 3); verbr hvárr peira brcebra gbrum féginn (Laxd. 211, 23); var jlest um meb peim (Laxd. 62, 26); feil vel á meb peim (Gret. 106, 13; Harö. 24, 23); átti hann gott eina vib menn (Harö. 45, 28); var vingott á unga aldri (Fóstbr. 65, 12; Vatnsd. 16, 7; Korm. 22, 8); var ddtt meb peim (Nj. 224, 14; Svarfd. 31, 9); var par fátt i milli (J)0rö. hr. 17, 5; Laxd. 173, 22; ähnlich: £0rö. hr. 61, 22; Ljósv. 37, 4; 76, 6; Nj. 3, 10; 98, 18; Eg. 121, 8; Korm. 29, 17; Nj. 27, 22; Heiö. 7, 2; Gret. 83, 1; Harö. 6, 24; Band. 33, 23); var meb peim ... fseb mikil (V. Gl. 42, 24); var.. .fierra meb peim (Harö. 11, 12); tók heldr ab fsekkast meb peim. (Vápnf. 9, 24; Flóam. 49, 28); gerbuz pá i fdleikar af Peira hendi til (Nj. 1
bes. behandelt in: Krause „Die F r a u in der Sprache der altisl. Familiengeschicht e n " S. 2 f . ; Klose „Familienverhältnisse auf Island", 2. Teil; Keyser „Nordmaendenes private Liv i Oldtiden" S. 14f.
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253, 11); er nú feeb meb okkr (f>orst. S. 1, 10; Laxd. 164, 21; Vatnsd. 52, 9); aldri varb siban jafnblitt meb Peim (Gisl. 5, 3); fwtkabiz nú heldr meb peim (Gisl. 36, 20); var... f aera en ábr (Laxd. 39, 1); var...heldr stygt meb peim (Laxd. 76, 26); ekki feil blítt á meb peim (Gret. 180, 1); fóru ekki Pykkjur Peira saman (Gret. 180, 5); ekki máttu peir pá leika saman eiga (Gret. 27, 15); fór litt skap Peira saman (Gret. 194, 7); brátt tóku menn at hataz í móti (Vatnsd. 53, 8). unna lieben (oft gebraucht); hann ann henni sem augum i hqfbi ser (Nj. 325, 17); pau höfbu elskazt sin á milli mjök kwrlega (Bjarn. 4, 3); var.. .elskr at honum (Eg. 256, 6); var. . .ekki vib hann ástúbigr (Eg. 267, 6); var vel til (Harö. 30, 13; Flóam. 15, 18; 19, 22; 20, 8; Valla Lj. 2, 1; Bjarn. 2, 11; Nj. 83, 23; 93, 10; 204, 8; Laxd. 208, 23; Reykd. 73, 20; Eyrb. 33, 8; Laxd. 208, 20; 215, 20); Isetur hún allblidt ad hgnum (Heiö. 30, 2); er.. .reifr uib pa (Heiö. 104, 8); var.. .allkátr vib (Eg. 108, 3; Harö. 81, 15); var vib hann blib (Nj. 21, 4; 71, 10); var vibfellin vib (Bjarn. 3, 5); var til hans fár (Nj. 87, 21; Flóam. 57, 22; V. Gl. 2, 24; Nj. 90, 8); var fálátr vib (Band. 27, 18; ähnlich: Laxd. 136, 2); fanst um fsera (Bjarn. 68, 29; Hallfr. 20, 20); litit var Ásbirni um hana (Finnb. 3, 23); pvi tök at versna meb peim (Gret. 116, 20); gengu menn pá mjgk sleitum (Eir. r. 44, 13); varb peim pá at áskilnabi (Gret. 19, 3); hann grimmaz vib (Háv. 4, 27); versnabi med peim pórbi (Gret. 217, 6; vgl. Bjarn. 31, 6; 35, 6); fór i bága med peim (Bjarn. 34, 22); nú pykkir sinn veg hvárum peira (Reykd. 3, 28); óx nú sundrpykki i dalnum (Svarfd. 31, 24); hann.. .lét ófrynliga (Gret. 106, 2); var ekki margr til (Fóstbr. 117, 21). Das Sympathieverhältnis zu den Mitmenschen deutet an: vera vinssell. Das Verhältnis wird genannt. Entstehen des Verhältnisses: mseltu til vináttu meb ser (Eg. 250, 19; 262, 1; Dropl. 157, 30; Flóam. 20, 8; ähnlich: Gret. 300, 12; Eg. 251, 20; Nj. 135, 32; Eg. 261, 10; Nj. 151, 26; Flóam. 61, 4; Reykd. 4, 23; Háv. 58, 10; Harö. 29, 19); brátt kom hann sier i vingun vid (Heiö. 4, 15; ähnlich: Fóstbr. 4, 20; Vápnf. 21, 29; Bjarn. 73, 5; Flóam. 23, 13; Bjarn. 47, 3; Vápnf. 10, 18; Band. 57, 33; Vatnsd. 53, 6); talca peir nú upp frwndsemi (Laxd. 49, 6). Bestehen des Verhältnisses: Freundschaft: satu peir pá...allir saman med vinskap (Harö. 28, 29); gób var frwndsemi meb peim (Vatnsd. 77, 2; Laxd. 115, 29; Finnb. 20, 6; Band. 41, 24); var med peim en krnrsta vinátta (Eg. 1, 8; ähnlich: Finnb. 61, 27; Laxd. 117, 21; Heiö. 11, 23; V. Gl. 6, 28; Dropl. 150, 11; Flóam. 59, 5; {)orst. hv. 16, 22; Gunn. J). 195, 20; Nj. 224, 17); meb peim...var félagskapr mikill (Eg. 26, 7); mikit vinfengi var meb Peim (Fóstbr. 6, 17; Gisl. 17, 15; Vápnf. 4, 21; ähnlich: V. Gl. 1, 16; 3, 10; Finnb. 8, 4; Laxd. 152, 1; Eyrb. 48, 4; Fóstbr. 14, 17); váru vináttumál meb peim pegar (Nj. 27, 3); fátt varb um frwndsemi peira (Harö. 45, 26); var heldr i rénan vinátta peira (Bjarn. 71, 9); tók vinfengi peira heldr at minka (Vápnf. 12, 18).
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Liebe: lagòi hug à (Flóam. 31, 4; Gret. 300, 14; Nj. éo, 15; 118, 16; Hallfr. 30, 12; Eir. r. 19, 7; Laxd. 84, 3); fóru mjölc saman hugir peira (Flóam. 31, 15); humum fanst mikit til hennar (Jaorör. hr. 26, 3); veròr henni hann vel at skapi (Fóstbr. 47, 18); felst hvart peira oòru vel % skap (Bjarn. 2, 21); tókust nu àstir meò peim (Reykd. 27, 15; Finnb. 55, 20; Laxd. 16, 9; 68, 13; 143, 13; 207, 24; 211, 16; ähnlich: Vatnsd. 15, 8; Laxd. 28, 6; Harö. 11, 10) ; gerast nu, góòar samfarar Peira (Flóam. 61, 13) ; àstir peira vàru at góòum sanni (Bjarn. 14, 20; ähnlich: Hallfr. 12, 24; Finnb. 5, 25; Band. 27, 13); furòu àstuòigt var med peim (Harö. 24, 20; Vatnsd. 97, 10; Laxd. 119, 11; 166, 17; 221, 19); kwrleikar miklir vàru meò Peim (Eg. 110, 6; N j . 152, 6; Gret. 81, 18); góòar vàru samfarir peira (J)órÒ. hr. 69, 8; Harö. 8, 16; Flóam. 15, 12; 33, 14; J>orst. hv. 14, 26; Vàpnf. 5, 13; Gisl. 3, 18; Laxd. 18, 25; 101, 17; — Laxd. 135, 3; 84, 25); var nü gott sampykki med peim (Finnb. 5, 13; B j a r n . 33, 22). Abneigung: óx àvalt ópokki meò peim Q)orst. S. 18, 26; Vapnf. 21, 9; E y r b . 36, 12; ähnlich: Korm. 51, 19; Nj. 157, 8; Vapnf. 14, 27; Ljósv. 53, 6); laghi.. .leiòindi a viò (Korm. 34, 12); hann atti sgkótt viò (Eyrb. 49, 1); lagòi hina mestu fseò à (Finnb. 67, 19); lét hon Par fjàndskap i mòti koma (Laxd. 37, 16; E y r b . 210, 2); lagòiz.. .mjgk ómjukt a meò peim (Eyrb. 110, 7); vàru enar mestu dylgjur (Eyrb. 164, 21; 22, 16; 129, 16; 152, 17; Gret. 139, 22). Das Affektionsverhältnis wird nach einer Person hin näher bestimmt: var.. .keerr mjgk Eiriki konungi (Eg. 122, 22; 193, 11); er pórólfr Par i allmiklum kserleikum af konungi (Eg. 27, 21; 107, 4); heiz i vinàttu viò konung (Eg. 70, 2); peir hgfòu pà mest yfirlàt af Eiriki (Eg. 140, 14); vàru meò pòri i góòu yfirlwti (Eg. 130, 17); vingast peir viò konung (Korm. 45, 6; 2, 27); Egill geròi sér titt viò Arinbjgrn (Eg. 121, 7; 5, 1; 104, 30); fekk miklit àstleysi af foòur ok móòur (Svarfd. 1, 13).
5. Einzelausdrücke. Zorn: petta lét Kjartan à sik bita (Laxd. 145, 23); rennr honum i skap (Bjarn. 28, 19); porsteini óx móòr viò àtekjur hans (Bjarn. 66, 21); honum geròi hermt (Gret. 212, 22); porsteinn sa fyrir öngu oòru, enn drepa hvat pat er fyrir varò (Svarfd. 12, 26); Petta fa peir eigi staòiz (Heiö. 91, 10; 93, 14); gerer eige gott i skape. (H0ns. 7, 31). — Unzufriedenheit: var jafnan i illu skapi er hann kom (Finnb. 77, 3; Harö. 46, 10); hafòi porbjgrn gngull mikla skapraun af Pessum oròum (Gret. 274, 9). K u m m e r : hiròir nv ei vm lif (Heiö. 92, 2); pickir eigi betra lif en hel (Heiö. 93, 29); tseòi aldri siòan tanna (Bjarn. 85, 16); Hallfreòr varò svà viò hann sem hann vasri stein lostinn (Hallfr. 41, 22); litt langar hann nu
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til Islands, er hann veit paban tiòendi ok hversu pat p&rbr liafbi vib büit (Bjarn. 14, 27). Furcht: skaut pd bóndurn skelk i bringu (Laxd. 124, 8; 57, 11).
hann
6. Adverbiale und attributive Wendungen. Die Art und Weise wie man etwas entgegennimmt (Rede, Gruß. Geschenke): taka vel: Eg. 38, 12; 43, 6; 120, 13; 121, 17; usw.; ähnlich: Eg. 103, 8; 268, 16; Flóam. 59, 13; Heiö. 37, 4; Nj. 326, 7; Eg. 170, 18; Finnb. 55, 13; Ljósv. 11, 19). Affektbetontes Sprechen: segir pd snelt mjgk (Eg. 169, 29); saghi reibi a bónda (Ljósv. 104, 29); maelli.. .reiör mjök Qiorö. hr. 65, 23; Eg. 104, 12; Gret. 94, 23; ähnlich: Nj. 335, 16; Svarfd. 39, 19; Harö. 5, 16; Hàv. 43, 4 ; Fóstbr. 12, 28); hann rceddi. . .festiliga (Eg. 271, 11); talaöi vindttusamliga (Harö. 6, 21); vgl. Vatnsd. 50, 9; Eyrb. 183, 8; Eg. 108, 25): kuebr pa vel (Heiö. 104, 6; 72, 10); spurbi .. .vandliga (Eg. 74, 10); svarar.. .vel (Eg. 139, 23; 165, 5; Fóstbr. 39, 5; Eg. 165, 5; Nj. 270, 10: V. Gl. 38, 26; Flóam. 19, 15; 59, 16; 63, 24; Laxd. 200, 28; — ]30rÖ. hr. 28, 29; Ljósv. 3, 21; Gret. 251, 10; Eg. 35, 9; Nj. 209, 4; Eg. 108, 25; Svarfd. 40, 18; Eyrb. 204, 11; Laxd. 126, 23); jdta pvi fegner (Heiö. 38, 9); heilsar... vingiarnlega (Heiö. 20, 15; ähnlich: Jporö. hr. 27, 6: Fóstbr. 106, 23; Heiö. 68, 20; Harö. 67, 6). Einzelfälle: far felmtr mjgk (Gunn. J). 199, 21; vgl. Flóam. 61, 24; Gret. 281, 12); Ounrtar snyr at honum ... meb mikilli reibi (Nj. 159, 11); gengur jus ad kaupenu (Heiö. 61, 7; vgl. Häv. 56, 6); hljóp Klaufi til i allillu skapi (Svarfd. 43, 29; vgl. Nj. 159, 5; Gret. 175, 17); riba Peir brcebr eptir i dkefb (Vatnsd. 129, 15); sótti...hart (Harö. 70, 16; vgl. Vatnsd. 81, 9; Hàv. 14, 18; Gret. 158, 2; 245, 20; Gisl. 96, 25; Gret. 11, 12); scekja nü at rgskliga (Gisl. 95, 26); bgrbuz peir % dkafa (Nj. 102, 12): hjó pa seni óbast (Gret. 245, 25); sigldu.. .meb glebi (Eir. r. 22, 17); leizt allvel d (]x>rö. hr. 14, 13).
II.
Darstellung
der Gemütsbewegungen durch sinnlich Äußerungen.
wahrnehmbare
1. Allgemeines. Im 27. Kap. seiner „Germania" sagt Tacitus abschließend über die Beschreibung der Leichenbestattung: „lamenta ac lacrimas cito, dolorem et tristitiam tarde ponunt". Tacitus charakterisiert damit einen typischen Zug germanischen Wesens, der sich in den Familiengeschichten häufig widerspiegelt: der Schmerz, die starke seelische Erschütterung wird nach außen hin verborgen. Der isländische Mensch erleidet oft innere
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Qualen. Die Ausbrüche sind teils recht gewaltig und Haben tragische Konflikte zur Folge. Starke innere Regungen sind aber meist nicht restlos zu verbergen. Das tägliche Leben bietet zahlreiche Beispiele, wo trotz aller Beherrschung von geringen Gesichtskonvulsionen bis zum Erbleichen oder Erröten Schlüsse auf die Gemütsstimmung möglich sind. Es ist ein Beweis für den Realismus der Saga, daß sie eine gewisse Vorliebe für die Darstellung der Affekte durch sinnliche Anzeichen hat 1 . Das Seelische wird noch nicht so kompliziert gefaßt wie es der moderne Roman mit seinen eingehenden Analysen innerer Prozesse voraussetzt. „Das Seelische ist nur eine Art feinerer, flüchtigerer Leiblichkeit". 2
2. Gesichtsausdruck. Die elementarste sinnliche Reaktion irgendeiner inneren Bewegtheit ist das Wechseln der Gesichtsfarbe. Es läßt sich keine Norm aufstellen über die jeweilige Deutung des Errötens oder Erbleichens. Wohl überwiegen einzelne Gruppen, so daß z.B. Erröten häufig Zorn verrät. Aber ebensowenig wie das reale Leben, ist auch die Saga hier stereotyp. V e r ä n d e r n der G e s i c h t s f a r b e . Einfache Angabe: Gubrun heyrbi petta ok leit til Kjartans ok brd lit (Laxd. 144, 4); litverpr mjök (Bjarn. 49, 5; vgl. 49, 11); for annar litr i kann, enn annar 6r (Svarfd. 68, 25; diese Veränderung wird bemerkt: fretti, hvi kann vasri svd litverpr (Svarfd. 68, 26); vgl. Svarfd. 69, 7; f)örö. hr. 16, 21. Erröten: Thorhall Asgrimssohn, der Ziehsohn Njals, verfolgt systematisch den Racheplan. Aber man darf nur besonnen vorgehen. Indem er seine Gefährten zur Ruhe ermahnt, zwingt er sich selbst zur Beherrschung. Doch arbeitet es stark in ihm: ok var andlit hans sem i blöb •iasi (Nj. 348, 11); ferner: Asgrimr pagbi um matmälit ok var svd raubr ä at sjd sem blöb (Nj. 330, 22; Zorn); konungr pagbi, ok setti hann dreyrrauban d at sjd (Eg. 78, 10; Zorn) 3 ; Hdvarbr robnabi ok mdtti engu svara (Hav. 16, 23; Zorn); zornige Erregung ferner in: Laxd. 108, 16; 199, 11; 148, 31; Häv. 6, 11); Jarl setti svd rauban sem blöb (Gunnl. 11, 13;Finnb. 33, 28). Recht bildhaft sind folgende Beispiele: Skarphedinn hört von seiner Mutter Hallgerds Schmähungen über den Vater und die Brüder. Er Heinzel „Beschreibung" S. 299: „Ähnlich wie im wirklichen Leben erfahren wir in den Sagas weit mehr von den sinnlichen Symptomen seelischer Zustände. . . als von diesen selbst". Vgl. das. S. 203f.; 208f.; 216; u. Neckel „Wert der isl. Lit." S. 49. 2 Vedel „Heldenleben" S. 8f.; vgl. Thüle Einleitungsband S. 110; Ker „Epic and Romance" S. 281. 1 Heusler „Sittenlehre" S. 162. 1
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beherrscht sich soweit, daß er scherzend darauf eingehen kann; aber seine zornige Erregung ist zu deutlich: en pö spratt honilrn sveiti i enni ok kömu raubir flekkar i kinnr honurn (Nj. 100, 26). Flosi ist durch Hildigunns Hetzreden zur Rache so zornig, at hann var i andliti stundum sem blöb, en stundum, fglr sem gras, en stundum blär sem hei (Nj. 265, 19). Einen Übergang zu den Beispielen, wo nicht allein Zorn die Ursache des Errötens ist, bietet Ljosv. 93, 26. Evjolf erfährt den Tod seines Bruders. Zorn über dies unselige Geschehen und Leid um den Gefallenen erregen ihn stark. Eyjölfr svarar, at honum msetti ä einum fingri dreyra vekja. Scham und Zorn in Hons. 11, 20: ertu sdrr, bände, er pu ert suä raupr sem blöp? UnWilligkeit und Verlegenheit: Finnb. 9, 18 (robnabi mjök). Verletzter Stolz, Eifersucht, Groll: Eg. 38, 1 (robnabi)1. Stolz, Freude, Überraschung: Laxd. 59, 19 (gerbiz raubr mjgk äsyndar); vgl. Laxd. 95, 11 (setti dreyrrauba); Laxd. 132, 25 (var allraub). — Typisch knapp, aber sehr inhaltsreich ist die Andeutung, daß Vestein errötet (Gisl. 26, 14 robnar mjgk), als Gisli ihm die Münzhälfte schickt, die nach Verabredung als Warnungszeichen bei Lebensgefahr dienen sollte. Ein innerer Konflikt veranlaßt die Erregung: warnende Freundestreue und die einmal beschlossene Fahrt wie auch reine Sehnsucht (enda em ek pess füss), stehen sich gegenüber. Vgl. ferner: Floam. 34, 11; Vatnsd. 12, 8.
Erbleichen: Glum wird verspottet. Sein Zorn ist deutlich zu erkennen : brä honum svä vib, at hann gerbi fölvan i andliti (V. Gl. 22, 22; vgl. Nj. 256, 19). Augenbrauen. Ein feiner Beobachtungszug liegt in den gern gebrauchten Bemerkungen über die Bewegung der Augenbrauen. Das „Runzeln" derselben verrät so leicht die unzufriedene Gesinnung. Der Nordmann mit seinem Empfindlichkeitsgradmesser „Ehre" hatte gar oft Anlaß, finster dreinzuschauen. Erschreckend muß es gewirkt haben, wie Egil in der Halle König Adaisteins saß, bedrückt von dem Kummer über den Tod seines Bruders und unzufrieden, weil er noch nicht entsprechend seiner Taten belohnt worden war. en er hann sat.. .pä hleypbi hann annarri brüninni ofan ä kinnina, en annarri upp i hdrrcetr (Eg. 160, 6); u. 160, 9: ymsum hleypbi hann brünunum ojan eba upp2. Andere Formen: hann jserbi brün ä nef vib kvämu porgeirs (Fostbr. 34, 20; Zorn); porgnyr ser pä brce.br, ok Isetr siga brün ä nef (Svarfd. 5, 15; Unwille); nü bregbr honum mjök i brün (Reykd. 25, 18; Zorn); ähnlich: Nj. 21, 16; Gret. 122, 18; Band. 33, 11; 1 2
s. Niedner, Thüle Einleitungsband S. 110. Vgl. hierzu die Darstellung Cuchulinns, des irischen Sagahelden, bei Olrik „Nordisches Geistesleben" S. 81, wo es recht deutlich wird, wie weit sich die irische Saga, im Gegensatz zur isländischen, von der Wirklichkeit entfernt. Uber weitere Unterschiede zw. ir. u. isl. Saga s. Heusler „Anfänge" c. 22.
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Laxd. 226, 13. Das bregpa i brün wird ganz allgemein als (Andeutung von Unwilligkeit gebraucht: nü bregpr mgnnum i brün migk (Band. 40, 32). Verschwindet die düstere Stimmung, dann glätten sich auch die Brauen wieder. — Der Bauer ist unwillig, als Grettir von ihm verlangt, ihn nach Drangey überzusetzen. Sobald Grettir seinen Geldbeutel zeigt, läßt der Bauer mit sich reden: hann varb léttbrynn viö féit (Gret. 249, 23); vgl. Laxd. 36, 21; Gret. 66, 6; Laxd. 68, 9. — Als Ingimund mit seinen Leuten das Seetal entdeckt, das endlich einen guten Siedlungsplatz verspricht, lypti pd mjgk brünum manna (Vatnsd. 42, 16). Kein überflüssiges Wort der Freude, gefaßt und still, dem Ernst der Situation angepaßt, nehmen die Männer die Gabe des Schicksals hin. Die Saga malt das treu nach. — pà hóf honum heldr upp brün (Eg. 45, 1); vgl. Fóstbr. 22, 11. Zuweilen will man mit der Erwähnung der Brauen eine bestimmte Gemütslage andeuten. — Flosi empfindet rechte Schadenfreude, wenn er sich die Entrüstung der Gegner ausmalt, pat hlasgir mik nü, ..., sagòi Flosi, i hug mér, at peim mun i brün bregba (Nj. 359, 20). — Durch den finsteren Ausdruck, welchen Brauen verleihen, wird man dem Menschen gegenüber mißtrauisch. Pykker pm hafa brggp under brünom (Band. 30, 1 ) ; ferner : vel ma ek nyta at vera samskipa viö Gaul, hversu siba brün sem hann setr (Fóstbr. 35, 4); porgeirr sagbiz eigi hiròa, hversu Gautr lèti siga brynnar (Gret. 106, 4). — brün in adjektivischer Verbindung: var hann nökkut brünvölr (Bjarn. 76, 22). Auge. Bei jedem stark nach innen orientierten Menschen sprechen die Augen eine geheimnisvolle Sprache. Es kann uns nicht wundern, wenn der gefühlsbeherrschte Isländer auch hier seine feinen Beobachtungen macht. Die verstellenden Künste sind jenen Menschen fremd. Einen tiefen Eindruck hinterlassen diese Gestalten, wenn sie stumm, aber unter intensiver innerer Bewegung, auf den anderen Menschen schauen. Der Blick verrät bestehende oder erwachende Zuneigung: pà stóò Helga ok staròi lengi eptir Gunnlaug (Gunnl. 25, 37); pràinn Sigfüsson var starsynn d porgerbi (Nj. 76, 16); starsyn gerist hon à pik (Korm. 5, 2); hon nam stabar ok leit til hans ok gelck siban heim (J)0rö. kr. 16, 1) ; Asbjörn reis upp vib olnboga ok leit um öxl til hennar (]D0rö. kr. 15, 28); svd er sagt, at Hersteinn litr oft til hennar bliblega (Flóam. 4, 7); felzk huart gpro i gep, ok litosk pau vel til ok bliplega (Band. 32, 11). Auck das Augenspiel sick liebender Menschen kennt die Saga. Oft begegneten sich Blicke von der Frauenbank und den Sitzreihen der Männer. Gunnlaug und Helga sehen sich auf einem Gelage, pau renduz opt augum til, Helga ok Gunnlaugr (Gunnl. 22, 11). Für die hier zum Ausdruck gebrachten Empfindungen kannte Island ein Sprichwort: eigi leyna augu, ef ann kona manni (Gunnl. 22, 13); Pormóbr rennir nökkut augum til dóttur hüsfreyja ok Uzt honum vel à hana (Fóstbr. 47, 15) ;
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hon kefir ok nökkut augabragb a honum ok verbr henni hann vel at skapi (Fóstbr. 47, 17). Plastisch wirkt es, wenn es von Glum heißt, als er seinen Hof verlassen muß: varò litit um öxl til bsejarins (V. Gl. 77, 13). Erhöht wird hier die Wirkung des Blickes durch die langsame Kopfdrehung, so daß die ganze Figur äußerst dramatisch wirkt, sobald die kummervolle Strophe gesprochen wird. Ein starker innerer Prozeß spiegelt sich in dem Blick K j a r t a n s wider, als er Hrefna in dem Kopftuch sieht, das er Gudrun zugedacht hatte. Kjartan hyggr at henni vandliga (Laxd. 138, 10). In K j a r t a n vollzieht sich eine Wandlung: Schmerz um unerfüllte Liebe, das Gefühl innerer Verlassenheit drängen sich vor, finden aber in der Schönheit Hrefnas eine stumme Antwort. Wie K j a r t a n jede Andeutung seines Konfliktes meidet, bringt auch die Saga nur diesen einen knappen Zug. Aber er wiegt in seiner Tiefe ungemein schwer. Geradezu ergreifend ist der Blick Gudruns, als sie aus dem Munde Kjartans, dem sie einst ihre ganze Liebe geweiht hatte, hören muß, wie er sie von dem alten Ehrenplatz verdrängt wünscht. Diese kurzen Sätze muß der Erzähler langsam, gewichtig im Tonfall gesprochen haben: Gudrun hörte dies — leit til Kjartans — wechselte die Farbe — aber antwortete nichts. Eine spannende Steigerung, die in dem beredten Schweigen der Gudrun eine bewundernswerte Intensität erlangt (Laxd. 144, 4). — Vgl. ferner: Gunnl. 31, 30; Finnb. 8, 24; Laxd. 144, 18; 137, 7; Gret. 197, 4. Der begehrte Gegenstand zieht den Blick auf sich : opt rendi Ingimundr augum til sverbsins (Vatnsd. 49, 21); Egell brä til augorn (Band. 46, 14); einn gripr var sä, er Grettir stóbu mest augu til (Gret. 66, 4); vgl. Band. 38, 25. Freudiges Selbstbewußtsein spricht aus Olafs Augen, als er in Egils Thinghütte steht, um eigenhändig zu werben: Ólàfr stób upp ok litabiz um (Laxd. 67, 8). Der forsche Bück kann tiefe Verachtung ausdrücken: Gunnlaugr leit vib honum (Gunnl. 10, 32); oder Schadenfreude: hann titrar augonom (Band. 51, 31) ; Abneigung: peir urbu mest til àleitni vib Finnboga (Finnb. 53, 1) ; Zorn und zu gleicher Zeit Achtung: hvesti augum ä hann (Eg. 202, 19); vgl. Eg. 197, 8; Gret. 65, 20. — Der haßerfüllte Blick der Gegner: vàru pa.. .vibsjàr med peim (Eyrb. 152, 17). Ist der Blick einer Person nicht eindeutig zu verstehen, so interpretiert der Autor: konungr sa til hans ok svarar engu; sä menn, at hann var reibr (Eg. 44, 6). Für den finsteren, unwilligen Blick hat die Njäla einen mehr bildhaften Ausdruck : lat per pat ekki i augu vaxa, d. h. laß dir den Blick nicht trüben, gib Bedenklichkeiten keinen Raum (F. Jónsson, Anm. S. 19, 18). (Nj. 19, 18; 30, 8; 80, 25; 88, 12).
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Vgl. noch die Stellen: Eg. 4 0 , 1 ; 111,21; 112,4;/ 1 1 3 , 3 ; 2 8 6 , 1 ; Laxd. 25, 24; Fostbr. 49, 11; Korm. 16, 12. Lippen. Zwei Beispiele der Njala müssen hier erwähnt werden: Skarphedin wird für Taten gelobt, die ihm selbstverständlich sind. E r antwortet mit seinem spöttischen glotti vib und brä vib grgnum (Nj. 298, 30). — Grimr var hljobr ok beit ä vgrrinni (Nj. 100, 28). Lachen. Ein sinnliches Symptom innerer Bewegtheit, das mit germanischem Wesen eng verknüpft war, uns heute aber schon schwer verständlich ist und von den alten fremdstämmigen Zeitgenossen überhaupt nicht erfaßt wurde, ist das Lachen in ernsten Augenblicken. Freytag erzählt von dem greisen Vandalenkönig Gelimer, der sich der Übermacht Beiisars ergeben mußte, einen typischen Fall germanischen Lachens 1 . Er wird dem Sieger vorgeführt: „da lachte er aus vollem Halse". Die Römer hielten ihn für wahnsinnig, „die Seinen aber verstanden das Lachen weit anders". E s ist nicht das Lachen eines Irrsinnigen, sondern der verzweifelte Ausbruch über die tiefste Kränkung, die das Leben bringen konnte: sich dem Feinde beugen zu müssen. Aber zugleich hegt darin ein Aufschwung des inneren Menschen. Wie Hohn klingt es aus der eisernen Brust, die zwar die Schmach mit wildem Schmerz fühlt, aber die sich den Stolz innerer Freiheit bewahrt. Die germanische Poesie bringt dieses Lachen, das nichts mit dem herzhaften Freudeausdruck gemein hat, oft als stehenden Zug2. Auch die Familiengeschichten bieten Beispiele. Vedel hebt als Merkmal hervor: „Dieses hysterische Lachen, das so unheimlich wirkt, kehrt in den Sagas wie in der Edda häufig wieder" 3 . Die Sagas nennen dieses furchtbare Lachen sehr treffend kaldahlätr: Hildigubr hlo kaldahlätr (Nj. 264, 5). — Schauerliches, an Mordlust erinnerndes Lachen: V. Gl. 22, 21; 50, 7 (50, 15). — Das „Hagenlachen" in der Todesstunde kehrt auch in den Sagas wieder. Der furchtlose Held zittert in der Todesstunde so wenig wie sonst im Leben: Nj. 303, 3; Gret. 286, 12. — Erschreckend ist das Lachen Hallgerds, als sie den Tod ihres Gatten erfährt. Sie verstellt sich, um ihre Rachegedanken nicht zu verraten (Nj. 43, 17). Dem kaldahlätr verwandt ist das boshafte, schadenfrohe Lachen: Der Kranke wird verhöhnt: menn hlögu at honurn (jDorst. hv. 5, 25). — Thjostolf hat für das Verbot Hallgerds, ihre Schmach zu rächen, nur ein 1 3
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G. Freytag „Bilder aus der deutschen Verg." S. 155. Vedel „Heldenleben" S. 42: „In der altgermanischen Poesie. . . ist ein stehender Zug, daß man sich bei Gemütsbewegungen erhebt oder laut auflacht". Vgl. Heusler „Nibelungensage u. -lied" S. 18. Das Auflachen ist eine der „machtvollsten Erfindungen aller Heldenpoesie". Vgl. „Brot af Siguröarkviöu" Str. 10; „Siguröarkviöa en skamma" Str. 30; „Atlakviöa" Str. 2 5 ; „Atlamal en grcenlenzku" Str. 6 1 ; VQIS. Saga 57, 8 ; 69, 32. Vedel „Heldenleben" S. 132.
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spöttisches Lächeln: hann gekk i braut ok glotti vib (Nj. 42, 6). — Dem feigen Thorhall begegnet man nur mit einem verächtlichen Lächeln: porbr brosti ab orburn hans Qaörö. hr. 50, 16). Wir haben je ein Beispiel zu den drei für „lachen" gebrauchten Formen gewählt. Das häufigste Verb ist hlieja. Es bedeutet kaltes, schadenfrohes und freudiges Lachen. Für Schadenfreude und Hohn steht hlwja z. B . : Nj. 268, 23; 286, 19; 322, 1; 276, 7; V. Gl. 32, 23; 79, 6; Jjorst. S. 19, 5; Dropl. 156, 14; Floam. 51, 26; 65, 29; Harö. 27, 4; Eg. 288, 12; Ljosv. 65, 2; Gret. 10, 18. — Jemanden auslachen: Nj. 23, 20; 376, 1; Gret. 274, 4; Eyrb. 54, 1; Laxd. 152, 28. Für das spöttische Lachen gebraucht man gern glotta und brosa. Ersteres verwendet mit Vorliebe die Njäla. Es wird zu einem Charakteristikum für Skarphedin. Aus dem Grinsen spricht innere Überlegenheit, es zeigt aber nicht die genaue Einstellung der Person. Deshalb liegt über Skarphedin immer etwas Unbestimmbares 1 . Vgl. Nj. 84, 5; 86, 13; 100, 26; 277, 5; 278, 15; 285, 16; 286, 6; 298, 31; Gret. 40, 11; 45, 7; 212, 16; Jjorst. S. 11, 16. — brosa hat meist einen stärkeren Ton an Schadenfreude, Spott oder Verachtung: Nj. 54, 22; 376, 1; 397, 14; Laxd. 126, 17; 128, 5; 148, 27; 171, 19; 181, 16; 208, 1; Dropl. 156, 15; J)6rö. hr. 30, 11; Ljosv. 15, 15; Korm. 44, 22; Häv. 6, 16; 25, 1; Gret. 155, 5; 167, 9; Finnb. 69, 19; Band. 53, 26. — Das Lachen wird verschieden gedeutet: Nj. 27, 18. Für die Nordmänner ist es typisch, daß das fröhliche, befreiende Lachen selten erwähnt wird2. Wir können daraus nicht schließen, daß die Sagamenschen das freudige Lachen kaum kannten. Gar oft wird von Gelagen berichtet, wo eine heitere Stimmung herrschte. Dann erschallte auch leichtes, lustiges Lachen 3 . Daß es die Dichtung so wenig bringt, beweist, daß sie sich an das Tiefere, Ernstere hält, also aus dem Leben w ä h l t , was den Menschen am tiefsten berührt 4 . Auch die wenigen Fälle des frohen Lachens haben ihre tiefere Begründung. Fröhlich kann man lachen, wenn Aussicht auf Rache besteht: ]aorst. S. 19, 5 ; N j . 210, 15; Ljosv. 57, 22; oder wenn Genugtuung erlangt ist: Dropl. 169, 23; Nj. 304, 2. — Solange die Rache nicht ausgeführt ist, ertönt kein freudiges Lachen: frasndr Njdls... munu eigi him ja fyrr en ngkkut er hefnt brennunnar (Nj. 330, 4); vgl. Dropl. 165, 23. — Frohe Erleichterung verrät Hruts Lachen: Nj. 16, 10. Frohes Lachen in der Form: fagnar honum Iwiandi (Heiö. 71, 7). 1
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Ker „Epic and Romance" S. 280 sagt über diese Gestalt: „The character is given in a few strokes and without elaboration, but it is given inevitably and indescribably; the various appearances of Skarphedinn, different at different times, are all consistent with one another in the unity of imagination, and have no need of psychological analysis to explain them". Vgl. Krause „Die Frau in der Sprache d. altisl. F a m . " S. 50. Vgl. z. B. Laxd. 141, 9 ; 207, 15; Gunn. p. 195, 11; Häv. 43, 17; Eg. 182, 19; 4 s. Schluß. 207, 6.
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Weinen. Birgt kaldahldtr ein inneres Erhabensein in sich, so hegt in dem wutentbrannten Weinen noch ein Ringen mit dem fremden, drückenden, meist als sviviròing empfundenen Element in der Brust. Obgleich sich Thorhall sehr beherrscht, bleibt seine Erregung nicht verborgen. E r ist blutrot im Gesicht und en stórt hagl hraut ór augum honum (Nj. 348, 12). — Glums Mordlachen wird von W u t t r ä n e n begleitet: V. Gl. 22, 23. 1 — Zornig ist das Weinen der Bäuerin in Heiö. 83, 8. Neben der starken Gefühlsbeherrschung kennt der Isländer auch das innerlich lösende Weinen aus tiefem Schmerz, das dem Manne keine Beschämung einbringt. Es sind nur wenige Beispiele wo Männer weinen, aber sie sind in ihrer Art ergreifend. Sicher ist es das einmalige Weinen eines Mannes bei dem am tiefsten empfundenen Schmerz im Leben. Olaf quält sich mit düsteren Ahnungen, die ihm den Tod seines Lieblingssohnes K j a r t a n voraussagen. Sein Sohn Thord bemerkt den K u m m e r des Vaters: hvat berr nü ßess viö, fabir minn, er pér hrynja tär? (Laxd. 96, 28). Vgl. ferner: N j . 256, 14; Laxd. 225, 11; Hallfr. 20, 23. — Verzagtheit, wie sie nur dem alten Manne verziehen werden kann, zeigt Thorbjörn (Hrafnk. 15, 9). — Weinen aus Feigheit ist Knechtesart und verdient volle Verachtung (Vatnsd. 84, 7). Das laute, entsetzte Weinen des feigen Hjalli der VQIS. S. (69, 25 opir hatt) t a u c h t auch in der Saga auf 2 : Gret. 266, 5; 282, 3; 286, 25; Heiö. 27, 15; Reykd. 30, 28; Nj. 42, 2. — Hinweise auf Weinen aus Feigheit: Nj. 120, 3 (höhnisch gesagt); Gisl. 53, 7; Nj. 303, 27 (spöttische Frage) ; N j . 404, 13 (Verleumdung). — Daß Frauen weinen, ist häufiger e r w ä h n t : Harö. 75, 14; Eg. 210, 20; 211, 15; N j . 18, 1; 264, 14; 321, 17; Dropl. 141, 21; 142, 9; 157, 15; Gret. 72, 21; 228, 10; 248, 8; Laxd. 227, 10; Finnb. 32, 13; Väpnf. 25, 26; Svarfd. 86, 29; Gisl. 32, 11; 83, 24 (vgl. hierzu F . Jónsson, Einleitung der Gisl. S. XV).
3. Gebärden. Die lebhafte Gebärde des Südländers fehlt dem Germanen und damit ein wesentliches Mittel, Affekte zu entspannen. Nur wenige Gebärden werden erwähnt, die in ihrer Art nichts Außergewöhnliches bedeuten. 1
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Krause „Die Frau in der Sprache d. altisl. F a m . " S. 49, macht auf diese umschreibenden Wendungen auferksam. Man will das Wort „grata" vermeiden, weil das Weinen schlechthin eines Mannes unwürdig ist. cepa oder grata hästgfum = laut schreien, weinen, oepa bedeutet auch gröhlend hinter jemandem herschreien, u m ihn zu verhöhnen: H ä v . 4, 7; 5, 27; 16, 25. — D a s Aufschreien vor Schreck mit Wolfsgeheul verglichen: Gret. 74, 13. — Als hörbare S y m p t o m e für Gemütsbewegungen können wir hier noch erwähnen:
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H a n d - und Armbewegungen. Ein plötzlicher Entschluß veranlaßt die Handbewegung (Nj. 291, 12; Gisl. 14, 13). — Mehreremal wird die „streichelnde" Handbewegung genannt: Karl ersinnt Rachepläne, während er die Axt des Mörders seines Vaters streichelt (Svarfd. 73, 20). — Bei starkem inneren Beschäftigtsein streicht man sich über Kinn oder Kopf: pa Mo hann kinn sina ok gneri hokuna (Dropl. 160, 10); Atli sez upp ok strauk um skallann (Häv. 52, 20); Skarphebinn strauk um ennit (Nj. 286, 6); vgl. Eyrb. 119, 17 1 ; Finnb. 46, 5. — Fein beobachtet ist die Handbewegung Auds, welcher man das Geld in den Schoß geschüttet hat, für das sie ihren Gatten verraten soll. Sie spielt mit der Hand im Gelde und ersinnt dabei eine Rachetat (Gisl. 83, 22). Häufiger sind die Armbewegungen beim Schwingen einer Waffe. Den alten Havard durchströmt freudige Kampfeslust, als er das Schwert „Kampfeslohe" in seiner Hand hält, um damit seinen Sohn zu rächen: hann brä ä lopt vib ok skok mebalkaflann (Hav. 30, 6); vgl. ferner: Eg. 213, 19; Heiö. 25, 19; 91, 7; Laxd. 110, 9; 194, 24. — Hinweis auf drohende Gebärde: let hann et ogurligasta (Gret. 152, 6). Die Gebärde der Zuneigung und Freude ist das Umarmen: hon tok hendinni um hals honum (Nj. 16, 4); vgl. Nj. 40, 21; Svarfd. 86, 29; Häv. 4, 14. Häufiger sind die Ausdrücke mit hverfa til sich drehen, jem. zuwenden (kann mit „umarmen" oder „küssen" übersetzt werden): hon.. .hvarf til hans (Gret. 172, 24); vgl. Laxd. 136, 14; Nj. 165, 4; Eg. 20, 4; 191, 5; Gret. 81, 7. Fußbewegungen. Die Königsmutter Gunnhild ist über Thorgil erzürnt, daß er nicht am Hofe verweilen will: spyrnti fseti sinum til hans ok hratt honum frä häseetinu (Floam. 19, 19). — Flosi ist mit dem Vergleich unzufrieden, er tritt nach dem Geld: Flosi hratt pä fenu (Nj. 287, 9). Körperhaltung. Die aufrechte Körperhaltung, für den Helden notwendig, kann bei großem Stolz zur Pose werden: Hrafnk. 22, 27: gekk mjök uppstertr; vgl. Hrafnk. 21, 21; Bjarn. 57, 2. — Schmerz beugt die Gestalt: Häv. 16, 26; 17, 29; 18, 26; Band. 43, 8. Bei Aussicht auf Erfolg wird diese Gebärde der Niedergeschlagenheit zur Taktik: Band. 47, 18. — Die stolze, herrische Haltung kennzeichnet den König: Eirikr konungr sat upprettr, meban Egill kvab kvaebit (Eg. 202, 18). — Thorkel Silberns Eitelkeit tritt hervor: Silfri sat svä jafnan, at hann setti hgnd, undir kinn, en lagbi föt d kne ser (Vatnsd. 112, 2). Vgl. ferner: Heiö. 58, 7 (Geringseufzen (aus Bekümmernis): Häv. 15, 19: Hävardr ....
bles vid. Hav. 19, 22;
Gret. 172, 2 4 ; Laxd. 165, 16. (Aus Zorn): Bjarn. 30, 4. — Tief aufatmen (Be-
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kümmernis): hon andvarpadi mjgk (Eyrb. 226, 4; Nj. 407, 24. — Murren: bönda . . .knurrade (Heiö. 51, 15); gerdiz hann nü mgglunarsamr (Gret. 262, 19).
vgl. „Hunnenschlachtlied", den Text nach Strophe 18: Bartstreichen als Zeichen der Nachdenklichkeit.
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Schätzung) 1 ; Vatnsd. 95, 3 (Zorn); Korm. 20, 15 /(Bestürzung, Leid); Häv. 8, 18 (Furchtsamkeit, Scham); Band. 51, 29 (Selbstbewußtsein, Selbstsicherheit läßt den Kopf hoch tragen). — Bei Erregung gibt es vielerlei zu erörtern, man „steckt die Köpfe zusammen": stungu hgfdum hver ad odrurn (Heiö. 56, 14). — Der Autor interpretiert die Haltung: skaut öxl vib pormobi, sem konur eru jafnan vanar, pä er peirn likar ekki alt vib karla (Fostbr. 49, 8). — Hinweise: Dem Gegner muß man durch stolze Haltung seine Furchtlosigkeit und Entschlossenheit zeigen (Hrafnk. 21, 11). Der Durchschnittsmensch ahmt gern die selbstbewußte Haltung der Herrennatur nach (Hrafnk. 30, 2). Haupt verhüllen. Eine den Sagas eigentümliche Gebärde ist das Verhüllen des Hauptes bei starker Gemütsbewegung. Es ist ein anschauliches Zeichen für den Wesenszug der Sagamenschen, inneres Leid allein zu tragen. Die Saga gibt nur das Symptom der jeweiligen inneren Vorgänge. — Wie wirksam ist das Bild, wo Egil sein Haupt im Mantel birgt, unfähig, durch ein Liebesbekenntnis sich inner lieh frei zu machen, sat opt ok drap hgfbinu nibr % feld sinn (Eg. 165, 6) 2 . — Leid und Bekümmernis sind die Ursache zur Hauptverhüllung: Laxd. 45, 17; V. Gl. 15, 25. — Bei innerem Konflikt sucht man mit sich allein zu sein: porgeirr Id dag allan ok breiddi feld d hgfnd ser, svd at engl mabr mselti vib hann (Nj. 246, 7) 3 . — Verhüllen des Hauptes, als Geste des Bekümmertseins, wird als List gebraucht: Svarfd. 19, 13; Ljösv. 57, 8. Kuß. Die unerotische Saga erwähnt den Kuß zweier Liebenden nur selten. Korm. 59, 7: kyssir Kormdkr Steingerbi; vgl. ferner: Korm. 60, 14; Nj. 16, 4 ; Hallfr. 9, 18; Hav. 27, 3. — Gute Freunde küssen sich: Nj. 384, 15: mintuz peir Kdri bdbir vib hann; vgl. ferner: Nj. 390, 4; 421, 28; Laxd. 139, 28; Hav. 43, 12; Nj. 3, 3.
4. Allgemeine psychisch-physische Symptome von Gemütsbewegungen. Vedel spricht an einer Stelle von der starken Betonung des Leiblichen bei den homerischen Helden 4 . „Die .größte seelische Anspannung oder 1 2
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als heldische Haltung in Vcjls. S. 42, 22. vgl. zu dieser Stelle die Anm. F . Jonssons. — E s ist wohl kaum gerechtfertigt, wenn A. Bugge („Die Wikinger" S. 63) die Echtheit von Egils Fühlen an dieser Stelle bezweifelt. Ein Mann mit der Gefühlstiefe, wie sie „Sonatorrek" offenbart, besitzt auch die Fähigkeit, innig und aufrecht zu lieben. E r will aber die Stärke seiner Bewegtheit verbergen. Siehe auch Heinzel „Beschreibung" S. 203; u. Paasche, Litteratur Historie I S. 190 f. Diese Stelle steht außerhalb der klassischen Saga. Der Konflikt war in Wirklichkeit nicht so schwer. Nach Heusler sind c. 100—105 Zusatz. (Thüle IV S. 4). Vgl. auch Neckel „Wert der isl. Literatur" Anm. 70. Vedel „Heldenleben" S. 9.
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Sorge tut ihrer Eßlust oder ihrem Schlafbedürfnis keinen Abbruch". Für die Sagamenschen hat dieser Satz keine Allgemeingültigkeit. Starke Gemütsbewegungen können veranlassen: Nahrungsverweigerung. Thorolf Hinkefuß grämt sich sehr über seinen Mißerfolg, pórólfr basgifótr.. .mselti vib engan mann mataòiz eigi um kveldit (Eyrb. 123, 5). Vgl. ferner: Ljósv. 39, 25; Gisl. 21, 8; Hrafnk. 14, 18. Schlaflosigkeit. Thorbjörn sieht seine so energisch begonnene Rechtssache ergebnislos ausgehen. Das beunruhigt ihn sehr, mà ek eigi sofà (Hrafnk. 14, 25). Vgl. ferner: Hrafnk. 14, 18; Nj. 315, 11; V. G1. 58, 21; Nj. 153, 10; Ljósv. 55, 22; Korm. 46, 6. Ohnmacht. Für einen Mann ist eine derartige Widerstandslosigkeit gegen seelische Erschütterung unehrenhaft. Der in der Njäla berichtete Fall wird deshalb abfällig beurteilt: Thorhall Asgrimssohn ist tief ergriffen, als er den Tod seines Ziehvaters Njal erfährt: feil hann i óvit (Nj. 314, 9). Thorhall fühlt selbst, daß er sich unmännlich benommen hat: fcvaò sér litilmannliga verba (Nj. 314, 10). Da man ihn aber schätzt und auch seine tiefe Liebe zu Njal würdigt, soll diese Schwäche ihm diesmal nicht zur Schande gereichen: engi myndi honum ßetta virba til skammar (Nj. 314, 13). — Daß Frauen ohnmächtig werden, ist mehrfach berichtet: Bjarn. 84, 26 (Schmerz über den Tod des früheren Verlobten) ; V. Gl. 51, 23 (Schreck, durch eine Halluzination veranlaßt). — Gret. 126, 15 wird allgemein berichtet, daß die Furcht vor dem spukenden Glam die Leute bis zur Bewußtlosigkeit brachte. K ö r p e r z u c k u n g e n , Z i t t e r n , E r s t a r r e n , Herzklopfen. Als Thorhall den mißlichen Stand der Klagesache hört, bra honum svd vib, at hann matti ekki orò msela (Nj. 368, 23). (Thorhalls Reaktionen sind immer sehr stark ; vgl. Nj. 314, 9); vgl. ferner: Nj. 100, 2; 296, 17.— Die Angstsymptome Zittern und Herzklopfen werden nur von Knechtsnaturen erwähnt: ok er hann var handtekinn, pà skalf ä honum leggr ok libr sakir hrsebslu (Fóstbr. 93, 21)1. Fóstbr. 24, 24: dattaòi hjarta hans vib2. Fóstbr. 24, 14: drajp stall ór hjarta hans. (Vgl. noch Eyrb. 224, 20: eine alte Frau zittert aus Furcht). — Kurze körperliche Lähmung bei starker Erregung bringt die Harö. 83, 14. Anschwellen des K ö r p e r s . Schon die Heldensage kennt diese körperliche Reaktion bei starkem seelischen Schmerz. Die V Q I S . S. berichtet von Sigurds großem Kummer, 1
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Meißner „Strengleikar" S. 59 erwähnt zu dieser Stelle einen interessanten Zusatz der Flateyarbók: „Alle Knochen, die in seinem Leibe waren, zitterten, das waren 214 Knochen; seine Zähne klapperten, das waren 30; alle Adern in seiner Haut schütterten von dem Schrecken, das waren 415". Zu datta vgl. Fritzner „Wörterbuch": detta schwer niederfallen. 3
Gödecke
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als Brünhild ihre Liebe gesteht, die nun für immer / ohne Erfüllung bleiben muß: svd prütnupu hans sipur, at i sundr gengu brynjuhringar (VQIS. S. 54, 10) 1 . Vgl. aus den Familiengeschichten: E g . 257, 14; N j .
314, 7; Ljösv. 93 , 282. E r k r a n k u n g und Tod. Ergreifend ist das Schicksal des alten Havard, der bei Verfolgung seines Prozesses so viel Schmach erleiden muß, daß er dreimal mit 12monatlicher Krankheit ans Bett gefesselt wird: Häv. 15, 19; 16, 27; 22, 16. Vgl. ferner: Finnb. 54, 21: siban tök hon sott olc lä i relclcju allan vetr; Bjarn. 84, 28 u. 85, 16. — Seelische Erschütterung kann den Tod zur Folge haben: Finnb. 54, 22; Heiö. 53, 23 (leggst pesse harmur so mjgg d Gudmund, ad hann lifer ei leingur enn mdnud); Eyrb. 123, 6; Heiö. 28, 3. — Andererseits kann Freude körperliche Gebrechen beheben: Der alte Havard sieht nach Jahren endlich Rachemöglichkeiten. Sogleich ist er von der Körperlähmung befreit. Häv. 25, 24: spratt hann upp 6r ssenginni ok frarn ä gölfit u. 26, 9; vgl. noch: Laxd. 60, 3 u. 60, 13. Hier erwähnen wir noch eine merkwürdige Stelle der Fostbr. S., wo die sinnlichen Symptome negiert aufgezählt werden als Zeichen starker Beherrschung: er porgeirr spurbi vig föbur sins, pd brd honum ekki vib pd tibenda sögn, eigi robnabi hann, pvi at ekki rann honum reibi % hör und, ekki bliknabi hann, pvi at honum, rann ekki i bein reibi; heldr brd hann ser engan veg vib tibenda sögnina; pvi at ekki var hjarta hans sem föam i fugli, ekki var pat blobfult, svä at pat skylfi af hrsebslu, heldr var pat hert af enum hsesta höfubsmib i öllum hvatleik (Fostbr. 8, 7)3. Zuletzt müssen wir einen Zug nennen, der nur einmal vertreten ist: Ljots Gewohnheit, je nach der Gemütsstimmung besondere Kleidung zu tragen: hann dtti tvennan bünab, bldn kyrtil stuttan ok öx snaghyrnda, ok var vafit jdrni skaftit, pd var hann svd büinn, er vigahugr var d honum, enn pd er honum likabi vel, hafbi hann brunan kyrtil, ok bryntröll rekit % hendi (Valla Lj. 8, 24)4. III.
Die Darstellung der Gemütsbewegungen durch
Handlungen.
1. Allgemeines. Eine typische Wendung der Saga lautet: er nü kyrt um hrip. Dieser Ausdruck zeigt deutlich, daß der Sagaerzähler nicht von ruhigen, sondern von ereignisreichen Zeiten berichtet. Die Familiengeschichten sind 1
Heusler „Sittenlehre" S. 193: „Wo das äußerste Maß von Beklemmung zu schildern ist, da läßt der Erzähler an dem schweigenden Helden Waffenrock oder Hemd entzweigehen". Vgl. auch Heusler „Nibelungens. u. Nibelungenlied" S. 27. 2 prutinn bildlich gebraucht in Laxd. 166, 6; 191, 4. 3 Zu dieser „Physiologie der Gemütsbewegungen" vgl. Meißner „Strengleikar" S. 58ff. 4 Siehe auch Laxd. 250, 8 f. Ljot trägt stets ein blaues Gewand, wenn er zum Kampfe geht; für gewöhnlich ist er schwarz gekleidet.
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„kunstmäßige Darstellungen des Lebens" 1 , und Leben heißt für den Isländer Tat, Bewegung. Die vitale Kraft dieser Menschen drängt nach Betätigung. Taten ergeben den Wertmaßstab für den Ruhm des Helden 2 . Mächtig klingt durch die Familiengeschichten das „audacem fortnna juvat". Bei dieser Konzentration auf das Handlungsmäßige wird es uns klar, wenn innere, seelische Bewegtheit häufig in Handlung umgesetzt wird 3 . Die Freudigkeit und immerwährende Bereitschaft zum Handeln sind in ihrer inneren Notwendigkeit durch die Lebensatmosphäre des isländischen Heldenzeitalters bedingt. Der demokratische Staat und das Strafrecht vermochten noch nicht den einzelnen Menschen unbedingt unter ihre objektive Macht zu zwingen. Die Selbsthilfe ist der seit den Uranfängen herrschende Begriff des rechtlichen Denkens4. Dieses Bewußtsein, auf sich selbst bauen zu müssen, bringt in das tägliche Leben eine gewisse Unruhe, die im anderen Menschen gar leicht den Widersacher vermuten läßt 5 . Darum sind die Waffen die ständigen Begleiter des freien Isländers. 6 Der seelischen Grundlage der Tatenfülle können wir nur gerecht werden, wenn wir uns die kräftig-gesunde Unmittelbarkeit des primitiven Lebens vergegenwärtigen. Sie ist der scharfe Kontrast zu der im Leben der Neuzeit vorherrschenden Reflexion. Der Stärke des Erlebens entspricht der Gefühlsausdruck. Die Art des Handelns, z. B . die vielen Bluttaten, bleibt uns zwar fremd, aber seine Triebkräfte in ihrem allgemeinmenschlichen Kern sind auch dem modernen Leser verständlich, weil eine lebensvolle Persönlichkeit 7 dahintersteht. „Horcht man genauer hin, so merkt man, daß die Bluttaten doch in ziemlichen Abständen folgen, und was dazwischenliegt, hat den Geschichtenmann und den 1 2 3
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Heinzel „Beschreibung" S. 107. Vedel „Heldenleben" S. 61. Vedel „Heldenleben" S. 60: „Eben dem gegenüber, das dem Helden am stärksten ans Herz greift, sammelt er alle seine Kraft, um dem Eindruck die Stange zu halten. E r will nicht unterliegen, will weder in Klagen verfallen, noch sich von Freude überwältigen lassen. Seine energische Natur will ihre überschäumende Kraft nicht in Gebärden und leeren Demonstrationen aufbrauchen, sondern läßt Gemütsbewegungen nach innen schlagen, damit sie sich desto kräftiger in Handlung umzusetzen vermögen". Heusler „Sittenlehre" S. 160: „Dieser Gegensatz (Selbsthilfe und Staatsbürgertum), wohl der tiefste in der Menschengesittung, durchdringt die meisten Lebensverhältnisse". Vedel „Heldenleben" S. 133: „Auf den einzelnen Höfen herrscht ein Leben, das unter ständigem Hochdruck und Fieber steht und das die Sagas mit Bewunderung und mit Schrecken schildern". Tacitus „Germania" c. 22 erwähnt diese Tatsache von allen Germanen. Niedner, Thüle Einleitungsband S. V I : „Die Saga zeigt uns die dämonische Einheitlichkeit der Persönlichkeit im Handeln. Hier wirken sie als Volksholden unmittelbar auf den deutschen Leser".
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Hörer ebenso gefesselt: die Einblicke in das Seelenleberi. Man will die Taten aus dem Inneren herauswachsen sehen". 1 2. Impulshandlungen. Alle unmittelbaren Bewegungsreaktionen auf Augenblickseingebungen hin, rechnen wir, abgesehen von den Gebärden, zu den Impulshandlungen. Sie sind Auswirkungen remittierender Affekte: Zorn, Freude 2 . Wir stellen die einfachen impulsiven K ö r p e r b e w e g u n g e n voraus, welche teilweise noch an die Gebärde erinnern (z. B . das Aufspringen als unmittelbare Reaktion), aber auch schon stark handlungsbetont sind. Charakteristisch für die Saga ist das erregte A u f s p r i n g e n 3 . Die Affektgrundlage kann Zorn sein: Häv. 21, 24: sprettr kann upp älcafareibr. Vgl. ferner: Nj. 278, 10; J>orst. S. 7, 23; Nj. 79, 3; 175, 14; 278, 10; 339, 12; V. Gl. 39, 7; Föstbr. 59, 21; Harö. 75, 7; {>orst. S. 18, 19; Ljosv. 88, 23; Korm. 62, 8; Vatnsd. 87, 8; 124, 12; Laxd. 199, 14; 223, 28; Hons. 22, 18; Svarfd. 53, 8; 57, 4; 74, 1. Mit hlaupa: Nj. 404, 15; Vatnsd. 61, 2; Gret. 42, 4; 95, 23; 239, 14; Gisl. 78, 11; Finnb. 21, 29. Der Zornaffekt wird in seiner Intensität durch ein sinnliches Zeichen verstärkt dargestellt: pä sprettr Halldörr upp svä hart, at nistin rifnaöi af skikkjunni (Laxd. 223, 28). — Freude: Häv. 46, 19; Floam. 47, 20; Heiö. 71, 6. — Aus der Gemütsbewegung erwächst ein Entschluß: Nj. 270, 17; Ljosv. 2, 19; Föstbr. 18, 6. Zu den Beispielen des plötzlichen Entschlusses, der ein Sichherausreißen aus der Stimmung bedeutet, gehört Nj. 165, 6: Gunnar schwankt, ob er fortreiten soll. E r rafft sich zusammen und stiklar i sgbulinn, ok riba Peir Kolskeggr % braut. — H i n - und H e r g e h e n : Das unruhige Gehen ist ein treues Bild der inneren Bewegtheit. Die Thorbrandssöhne können ihre Kampfeslust nicht unterdrücken: ßorbrandssynir gengu um gölf (Eyrb. 160, 11); vgl. V. Gl. 58, 22; Hons. 9, 14. —Hastiges Gehen verrät die innere Erregung, welche einem Vorhaben vorausgeht: hann gekk üt ngkkut snübigt (Laxd. 109, 12); vgl. Nj. 146, 23; 296, 17. — Furcht treibt zum hastigen Gehen: Vatnsd. 60, 21; Gret. 72, 20. — Recht anschaulich sind folgende Stellen: peir sä, at Eirikr konungsson var par, gekk stundum ä skipit üt, en stundum ä land upp, stob pä ok horfbi ä skipit (Eg. 107,13). Vgl. ferner: Nj. 153, 10; 38, 174. 1
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Heusler in „Lesestunde", Zeitschrift der deutschen Buchgemeinschaft; 3. Jahrg. Nr. 19, S. 297. Vedel „Heldenleben" S. 7: „Der Affekt gebiert einen Impuls, der sich augenblicklich in Handlung umsetzt. . . Rein instinktmäßig, beinahe automatisch wird auf Eindrücke reagiert; der Impuls gibt keine Gründe an, sondern die Tat entspringt vollständig fertig aus der Situation". Vgl. Anm. 2 S. 28. Wir weisen noch auf Beispiele hin, wo die innere Unruhe nicht durch das Gehen, aber durch erregte Bewegungen dargestellt wird: Heiö. 26, 13: sich auf dem Lager hin- und herwerfen. Föstbr. 109, 21: im Boot unruhig hin- und herrücken; Eg. 159, 16.
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Langsames Gehen weist auf Bedenken, Zweifel hin: Jsorst. S. 22, 10. Plötzliches Stehenbleiben bekundet erwachtes Interesse: Väpnf. 42, 2. — Ein Beweis der Zuneigung ist es, wenn man dem Freunde entgegengeht: Gret. 80, 18; Eg. 22, 1; V. Gl. 5, 27; 23, 20; Flöam. 28, 19; 64, 8; Nj. 267, 2; 340, 23; 342, 6; 421, 18; Häv. 20, 21. — W e g g e h e n : Mit zu den typischsten Zügen gehört das plötzliche Fortgehen (ganga i braut), um mit sich allein zu sein. Die Ursachen sind verschieden : a) Ein Entschluß ist gefaßt worden, den man unter allen Umständen zur Ausführung bringen will. Jede Beeinflussung soll vermieden werden. Vgl.: Nj. 290, 23; 42, 6; Svarfd. 79, 19. b) Bei zorniger oder kummervoller Stimmung sucht man allein irgendwelche Klärungen. Vgl.: Bjarn. 30, 3; Häv. 16, 24; HarÖ. 26, 9; Nj. 26, 2; 138, 20; 339, 12; Väpnf. 26, 12; Svarfd. 76, 11; Vatnsd. 4, 1; 4, 7 (hier wird der sonst verschwiegene folgende innere Kampf angegeben); Laxd. 132, 24; Nj. 231, 13; Gunnl. 27, 28. c) Durch das Weggehen zwingt man sich zur Beherrschung. Vgl. Laxd. 150, 32 1 ; Nj. 103, 24; 93, 18; Väpnf. 29, 27. S i c h zu B e t t l e g e n : Das Aufsuchen des Lagers ist ein besonders hervortretendes Zeichen für das Alleinseinwollen bei Erregung des Gemütes. — Egil glaubt den Tod seines Sohnes Bödvar nicht ertragen zu können. Er schließt sich in seine Schlafkammer ein (Eg. 257, 10); vgl. ferner: Häv. 15, 19; 19, 22; 22, 1; Hallfr. 41, 23; Heiö. 53, 5; Eg. 73, 7 (hier wird es gerügt, so deutlich seinen Schmerz zu zeigen. Skallagrim sagt: alt var annat athsefiligra en pat, at auvirbaz ok leggjaz i kgr Eg. 73, 9). Einzelfälle. Glum bringt es nicht übers Herz, sich von seinem Besitztum zu trennen, das er durch eigene Tüchtigkeit erworben h a t : pä settist Glümr i öndvegi ok gerbi eigi ä brott ganga (V. Gl. 76, 29). — Bolli ist über sein nichtswürdiges Tun erschüttert: Bolli settiz pegar undir herbar honum, ok andaöiz Kjartan % knjäm Bolla (Laxd. 157, 25; vgl. Väpnf. 30, 20). — Helgi wechselt nach dem Tode seiner Gattin den Wohnort, um seinen Schmerz besser zu überwinden (Dropl. 146, 26). — Freude beim Aufruf zur Rache: er Peir heyra Petta, kasta Peir hrifunum ok hlaupa til klseba sinna (Häv. 27, 24). — Eins der ergreifendsten Momente bringt die Gisla S., als Gisli den Speer aus Vesteins Wunde zieht und damit die Rachepflicht übernimmt. Er wußte, daß sein Schwager Thorgrim der Mörder war. Für Gisli entsteht ein schwerer Konflikt: Blutsbrüderschaft und Verwandtschaft. Die ganze Schwere dieses sofort erwachten inneren Kampfes deutet der Erzähler mit der kurzen Bemerkung an: settiz ä stokkin (Gisl. 30, 22). Hier erreicht die Saga einen zweifellos hohen Grad poetischer Gestaltungskraft, der an das Klassisch-Poetische erinnert, im einfachsten Ausdruck das Tiefste zu geben. A u s w i r k u n g der E r r e g u n g an O b j e k t e n der u n m i t t e l b a r e n U m g e b u n g : Gisl. 44, 14: at lykbum reiddiz Bgrkr, ok braut i sundr 1
vgl. Siguröarkvi&a en skamma Str. 46.
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knatttre porsteins. — Hav. 6, 10: Öläfr leggr nibr leggiri ä boröit,... ok potti peim, er hjd sätu, sem kann prysti vib borbinu, en po brast sundr leggrinn, ok svä snart, at annar hlutrinn stgkk utar i björinn, svä at par var fastr. — Eg. 259, 1: pä beit Egill skarb or hominu, alt pat er tennr toku, ok kastabi horninu siban. — Svarfd. 74, 1: kastabi frä ser öxinni, ok kom i stein, ok brotnabi or allr mubrinn; vgl. Svarfd. 40, 6; Gret. 276, 12. — Gret. 53, 9: Grettir sucht durch eine K r a f t t a t innere Erleichterung, Pä höf Grettir stein pann, er par liggr % grasinu. — Gunnl. 23, 4: Gunnlaug sucht sich von einer inneren Spannung zu befreien, Gunnlaugr hljop ä bak einum hesti ok reib um tünit. Vgl. ferner: Nj. 263, 25; 264, 10; Heiö. 74, 15; 83, 6. A u s w i r k u n g a n d e r a f f e k t e r r e g e n d e n P e r s o n : Bei der Impulshandlung spielt das Temperament eine besonders wichtige Rolle. Njal gilt als ein Muster der Beherrschung (vel stiltr). Grettir ist ein Gegenpol, er unterdrückt nicht die Erregung, sondern setzt sie sofort in Handlung um (var.. .bellinn bmbi i orbum ok tiltekbum (Gret. 38, 13). — Grettir ist zornig, daß er im Spiel von Audun besiegt wird. Da setr Kann kngttinn rett framan i enni honum, svä at sprakk fyrir (Gret. 47, 17). — Vgl. Eg. 116, 11; Gisl. 36, 7; 36, 13; 44, 15; Svarfd. 36, 16; Ljosv. 28, 8. — Jeder Gemütsbewegung, die einer Impulshandlung zugrunde hegt, ist der latente Wille eigen, das affekterregende Objekt irgendwie zu treffen. Da die Waffe stets bereit ist, greift man sofort nach ihr. Vgl.: Vatnsd. 87, 9; Gisl. 46, 2; Gret. 51, 16; Harö. 27, 10; Reykd. 63, 18; Nj. 43, 1; Korm. 16, 26. — In Ermangelung der Waffen bedient man sich eines beliebigen, schnell erreichbaren Gegenstandes. Gret. 19, 3: hann laust Eirik meb dyrshorni. — Gisl. 84, 18: rekr sjöbinn meb silfrinu d nasar Eyjölfi. Vgl. Laxd. 36, 22; Svarfd. 74, 29. — Heiö. 82, 22: rekr mebal herba henni trygilinn. — Heiö. 107, 20: Aud wirft ihren Gatten mit einem Stein. — Nj. 23, 21: laust sveininn meb sprota. — Man schlägt auch einfach mit der Hand ins Gesicht: Laxd. 29, 4; Finnb. 73, 27; Eg. 235, 23; Heiö. 53, 28. Die deutlichsten Impulshandlungen, wobei selbst die K r a f t ethischer Grundsätze versagt, finden wir dort, wo der Mann eine Frau mißhandelt. Nach allgemeiner Anschauung war ein solches Verhalten des edlen Mannes unwürdig. Aber die nordische Frau zeigt Wesenszüge, welche echte Weiblichkeit verdrängen und harte, männliche Gesinnung offenbaren 1 . Frauen schreiten selbst zur blutigen Rachetat; häufiger stacheln sie die Männer mit aller Leidenschaftlichkeit dazu auf 2 . „In der Aufreizung der 1
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Niedner, Thüle Einleitungsband S. 108: „ D a s Grundelement der Männer wie der Frauen ist eine unhemmbare Tatkraft im Guten wie im Bösen, die nicht ruht, bis sie ihr Ziel erreicht hat". Frauen versuchen die Rache: Eyrb. 36, 2; Harö. 79, 9; Laxd. 103, 8 (u. Gisl. 98, 28). Frauen hetzen zur Rache: Eyrb. 52, 5 f . ; Hrafn. 32, 8 f . ; Heiö. 74, 3 f . ; Harö. 85, 9 f . ; {jorst. st. 80, 2 0 f . ; Laxd. 150, 2 7 f . ; 153, 2 4 f . ; 164, 9 f . ; 165, 16f.; 182, 21f.; Häv. 14, lOf.; 15, 30f.; Nj. 100, 14f.; 138, 2 1 f . ; 208, 8 f . ; 227, 2 5 f ; c. 116.
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Männer zur Erfüllung dieser Pflicht sind Mütter und Gattinnen unermüdlich" 1 . Aber hier kontrastiert häufig die temperamentvolle Triebkraft der Frauen mit der berechnenden Besonnenheit der Männer. Aus diesem Gegensatz ergeben sich starke seelische Erregungen, welche den Mann leicht zur Zornestat hinreißen können. Die Fälle, wo eine Frau geschlagen wird, tauchen nur in geringer Zahl auf und werden „fast entschuldigend" mit der Gemütsstimmung des Mannes direkt oder indirekt motiviert 2 . Vgl. Vapnf. 29, 26; Nj. 28, 5; Bjarn. 28, 20; Eyrb. 36, 5; Laxd. 98, 11; Gret. 251, 12; Nj. 41, 24; Heiö. 107, 19; Nj. 109, 9 (Diese plötzliche Überwallung der Erregung veranlaßt eines der tragischsten Schicksale der Familiengeschichten: Hallgerd verweigert ihrem Gatten in höchster Gefahr das letzte Hilfsmittel und führt somit seinen Tod herbei). Sehr häufig wird die Impulshandlung zur Totschlagstat. Die Erregung ist dann so stark, daß im Augenblick die Vernichtung des Gegners bewußt erstrebt wird; oder der Zornaffekt ist so gesteigert, daß der Handelnde jeder Besonnenheit bar ist. Reue folgt aber auch dann nur in Ausnahmefällen (Laxd. 157, 25; Vapnf. 30, 20; Hrafn. 10, 2). Vgl. Reykd. 77, 10; Gisl. 15, 17; Finnb. 54, 4; Korm. 51, 14; Hallfr. 19, 11; Svarfd. 43, 29; Ljosv. 3, 28; Harö. 47, 15; 75, 19; Nj. 405, 1; V. Gl. 57, 18; Floam. 64, 26; Föstbr. 7, 27; 33, 18.
3. Rachehandlungen. Die Rachehandlungen großen Stils werden aus starken seelischen Erregungen geboren. Den Impuls- und Rachehandlungen hegt dieselbe, starke Gemütsbewegungen veranlassende, seelische Reaktion zugrunde: das Vergeltungsbedürfnis. Während bei den Impulshandlungen der rasch geweckte und ebenso schnell nachlassende Zornaffekt allein die Triebkraft ist, bedeutet er für die Rachehandlungen nur den Anfangspunkt in der Reihe der Erregungen des Racheheischenden. Die inneren Bewegungen dauern fort; Wut und Haß sind die wirksamen Affekte. Die der großen Rachetat vorausgehende Zeit mit ihren inneren Schwankungen, dem Hin und Her zwischen Erregung und Depression, macht für das heldenmäßige Handeln die erforderlichen Energien frei. Die vielen Rachehandlungen der Familiengeschichten würden mißverstanden, wollte man sie als Zeugnisse germanischen Barbarentums auswerten. Die besten Kenner altgermanischen Wesens betonen die starken seelischen Regungen, aus welchen die Rachehandlung geboren wird. Keine wilde Lust treibt zur Rache! Sie ist „Last und Zierde des 1 2
Niedner, Thüle Einleitungsband S. 108. Krause, „Die F r a u in der Sprache. . . . " S. 17.
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Lebens zugleich" 1 . Der Germane muß sich bei der Rache wie bei allen Heldentaten „steigern", um gegen seine tiefste Wesensart anzukämpfen 2 . Die Rachepflicht nagt im Herzen des Helden, füllt das ganze Denken aus, macht Greise tief unglücklich 3 , treibt Frauen zu den leidenschaftlichen Hetzreden, läßt einen Egil in seinem Gefühl der Ohnmacht verzweifeln (Sonatorrek); die Rache erfordert eben die ganze Persönlichkeit 4 . Das hohe Gebot der Rache verursacht die vielen Fehden im isländischen Leben. In diesen „privaten Händeln", in den Fehden, „lebt" sich der Isländer aus. „Da tun wir die tiefsten, heimlichsten Blicke in seine Seele" 6 . Sie sind ja nicht Selbstzweck, Angriff, sondern Verteidigung, Vergeltung 6 . Deshalb deckt die Fehde nicht nur die kriegerischen, sondern auch die gemütvollen Züge des Helden auf. Hinter der Waffentat steht nicht der blutgierige, sondern der mitfühlende Mensch. Darum verlieren sich die Rachehandlungen nicht im Maßlosen 7 . Die Sagahelden zeigen edelmütige Beschränkung der Kampfesleidenschaft. Der friedliebende Njal sucht sogar jede Gewalttat zu vermeiden 8 . Doch ist diese Milde nicht ursprünglich heldisch 9 ; sein Sohn Skarphedin verkörpert die freudige Tatbereitschaft. Aber schon die Möglichkeiten eines Vergleiches verraten die Tendenz, die Rache in gemäßigten Grenzen zu halten 10 . Die Fehdetaten, bis hinauf zum inni brenna, enthalten noch viel Grausamkeit, aber doch ist der Gesamteindruck „nicht der einer blutdürstigen Roheit, sondern einer maßvollen gebändigten Härte, die auf angeborenem Phlegma und auf ritterlicher Kriegssitte ruht" 1 1 . Die Fehdehandlungen sind die isländischen „res gestae" und stempeln den Helden nicht zum gemeinen Mörder,
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Heusler „Strafrecht" S. 48. — N j a l nennt die Rachepflicht eine Last (Nj. 167, 9). Heusler „Sittenlehre" S. 196. — Zum Gedanken der „Steigerung" vgl. noch: Neckel „Altgerm. Kultur" S. 66; Freytag „Bilder. . . " S. 134, 152. Vgl. Häv. 15, 19f.; V. Gl. 82 Str. 13. Vgl. Heusler „Nibelungensage u. -lied" S. 51. Heusler „Sittenlehre" S. 185; vgl. Vedel „Heldenleben" S. 103. Neckel „Altgerm. Kultur" S. 96. Gisl. 37, 11: allt kann sä, er höfit kann. Aber die Zähigkeit, mit der man a m Rachegedanken festhält, wird hoch gewertet (vgl. Heusler „Strafrecht" S. 56). I n Laxd. c. 59 u. Svarfd. c. 27 wird v o n der Erfüllung der Rachepflicht nach 12 Jahren gesprochen. (Mündigkeitserklärung des Nachkommen). I m allgemeinen wird die schnelle Rache bevorzugt, denn blödnsetr eru brädastar (Vatnsd. 66, 5; V. Gl. 24, 8). gödgjarnir menn friedliebende Leute; vgl. Eyrb. 160, 8; 172, 17. Heusler „Strafrecht" S. 43: „ D a s Rachebedürfnis in seiner Urwüchsigkeit ist maßlos". Keyser „Nordmsendenes priv. Liv i Oldtiden" S. 95: „ D e n hele Indrsetning med Drabsbaden viser en Straeben efter, saavidt Folkets Charakter og Tidsalderens Tsenkemode tillod, at hemme Blodhevnen gjennem Lovene og hindre Familiehadets Vedvaren i det Unendelige". Vgl. Tacitus „Germania" c. 2 1 . . . „nec implacabilis durant"; u. Laxd. 180, 8: er allt mal, at settvig \>essi takiz af. Heusler „Strafrecht" S. 28.
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wie überhaupt alles Verbrecherhafte gesundem germanischen Sinn fernlag1V e r g e l t u n g s h a n d l u n g e n aus u n t e r d r ü c k t e m A f f e k t : Es ist nicht unsere Aufgabe, die vielen Beispiele der Racheaktionen zu untersuchen 2 . Wir wenden uns einer kleineren Gruppe von Vergeltungsversuchen zu, wie sie Boshaftigkeit, Groll, Trotz hervorrufen. Diese aktiven Affekte waren irgendwie an der Auswirkung gehindert, suchen aber nach Möglichkeiten der Entspannung. Grettir grollt seinem Vater wegen der ihm zugewiesenen lästigen Arbeiten. E r sucht sich davon frei zu machen, und zwar immer so, daß es den Vater erzürnen muß. Die Küchlein, die er hüten soll, tötet er; den Gänsen bricht er die Flügel; der eigensinnigen Stute löst er das Rückenfell; als er dem Vater den Rücken reiben soll, greift er zu einem Wollkamm (Gret. 40, 8; 42, 2; 44, 8). Vgl. ferner: Eg. 119, 7f.; Laxd. 29, 3; Korm. 61, 12; Gunnl. 29, 17; Häv. 21, 20; V. Gl. 38, 13; Reykd. 31, 24; Bjarn. 35, 2f.; 65, 17; Korm. 34, 17; H0ns. 6, 5; Eg. c. 57; Bjarn. c. 17; Finnb. 67, 12 (Vatnsd. 92, 7).
4. Handlungen aus affektbetonter Eigenschaft. Bei den in Impuls- und Rachehandlungen umgesetzten Gemütsbewegungen war das jeweilige Temperament ein wesentlicher Faktor. In den folgenden Fällen wirkt sich eine besondere Charaktereigenschaft aus, welche die Gefühlslage und somit die Handlungsweise bestimmt. Dem großspurigen Berg macht es nichts aus, vor aller Augen einen breiten Streifen seines kostbaren Schleppgewandes abzuschneiden (Vatnsd. 85, 5). Vgl. ferner: Gret. 213, 10 (Hochmut); Ljösv. 24, 23 (Hochmut, Selbstüberhebung); Eyrb. 218, 20 (Ehrgeiz); Eg. 191, 20; 292, l f . (Begier nach Besitz; Geld wird vergraben aus Geiz: Eir. r. 22, 11; Floam. 14, 18; Band. 54, 21). Diese Stellen erinnern an das Heldensagenmotiv vom gierigen Fafnir, der allein seinen Schatz genießen will (VQIS. S. 25, 16 unni 0ngum at njota fjdrins nema ser). Häv. 46, 14 (Geiz); Svarfd. 4, 10 (Mißgunst); Jporö. hr. 52, 1 (Feigheit). — Die Familiengeschichten bringen häufiger Beispiele, wo aus starkem Mitgefühl gehandelt wird: Eg. 200, 15; Väpnf. 40, 26; Jxjrö. hr. 38, 14f.; 46, 26; Gunn. J). 205, 13. — Das traurige Los des Ächters empfindet man tief mit. Ein edler Charakter leistet selbst unter Lebensgefahr Beistand, 1
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Vgl. Heusler „Strafrecht" S. 28 u. Freytag „Bilder. . . . " S. 151. Beispiele wirklicher Grausamkeit: Reykd. 72, 9f.; Svarfd. 37, 13; 64, 9 ; Häv. 55, 10; Nj. 412, 8 ; Hrafn. 25, 18; Eg. 240, lf. Siehe auch Heinzel „Beschreibung" S. 162 u. Heusler „Sittenlehre" S. 189f. Heusler „Strafrecht" S. 40 zählt 470 Fälle von Selbsthilfeaktionen, wovon 306 auf gewaltsamem Wege ausgeübt werden.
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abgesehen davon, daß solches Handeln Häuptlingsart ist (mikill hgfbingsskapr er slikt Gret. 183, 13). Vgl. Gret. c. 50 u. 58; Gisl. c. 22; 23; Finnb. c. 41; Bjarn. c. 22; Dropl. c. 14. — Ein feiner Gemütszug kommt beim Schenken zum Ausdruck. Sitte war es, den heimkehrenden Gästen Geschenke zu überreichen. J e kostbarer sie ausfielen, desto größere Ehre erwuchs dem Gastgeber. Viel sprechender sind die Stellen, wo aus aufrichtiger Dankbarkeit oder aus Zuneigung geschenkt wird: Nj. 151, 25; 156, 6f.; 323, 6 u. 12; 324, 6; 385, 5; Eg. c. 67; Dropl. 157, 16; Floam. 31, 21. Wenn aber Tacitus „Germania" c. 21 sagt: „gaudent muneribus, sed nec data imputant nec acceptis obligantur", so stimmt das nicht für die Sagamenschen. Das angenommene Geschenk verpflichtet zu Freundesdiensten und Gegengeschenken, (ser ee gjgf til gjalda Gisl. 38, 7; u. Nj. c. 108: Mord beschenkt die Njalssöhne, um sie sich zu verpflichten. Njal argwöhnt diese Absicht Nj. 251, 10).
IV. Die Darstellung der Gemütsbewegungen durch Rede. 1. Allgemeines. Es ist kein Zufall, daß die nordischen Lied- und Prosaschöpfungen eine übereinstimmende Verhaltenheit im Ausdruck aufweisen: sie ist norrönem Wesen adäquat. Die Sparsamkeit an Worten, zu der die knappe Form des Eddaliedes zwingt, verleiht dem einzelnen Ausspruch eine bewundernswerte Prägnanz. Als indirektes Charakterisierungsmittel zeichnet deshalb das gesprochene Wort sehr scharf. Das Heldenlied, das seinen Höhepunkt in der leidenschaftlich gesteigerten Rede, in welche es Gemütsbewegungen umsetzt, erreicht 1 , kennt nicht die breite, beschauliche Schilderung. Diese typische „epische Kürze" im Ausdruck findet sich auch in den Familiengeschichten. Daraus folgert, daß sich die Rede der Sagamenschen auf das Allernotwendigste konzentriert. Für den Isländer sind es die „konkreten Fälle" 2 . Gefühle bilden keinen Gesprächsstoff 3 , sie sind aber um so stärker hinter den Worten spürbar und müssen vom Hörer empfunden werden. Die Saga „geht so weit in ihrer Gewohnheit, das seelische Leben ihrer Personen erraten zu lassen, daß sie jene nur das sagen läßt, was man auch im gewöhnlichen Leben ausspricht. Der Wahrscheinlichkeit zuliebe setzt sie sich selbst der Gefahr aus, einmal 1 2 3
Berendsohn „Altgerm. Heldendichtung" S. 641. Heinzel „Beschreibung" S. 193. Heinzel „Beschreibung" S. 193. Krause „Die Frau in der Sprache d. altisl. Fam." S. 242: „gegenüber der Sentimentalität in vielen anderen Literaturen g i l t . . . in der Sagasprache . . . Objektivität . . . als Richtschnur für die Ausdrucksform".
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undeutlich zu werden" 1 . Heusler gibt die psychologische Begründung für diese Erscheinung, wenn er sagt: „Zu dem bäuerlichen Wesen gehört jene Nüchternheit, die sich dem Leser der Saga als erster Eindruck aufdrängt. Abwägende Vorsicht dämpft die Rede dieser Leute; eine Scheu vor dem Zuvielsagen, vor grellen Superlativen. Beschauliche, nachdenkliche Anlage steht dahinter und das Mißtrauen des Landmannes, der im Zustand der Selbsthilfe lebt" 2 .
2. Der Affekt wird genannt. Freude: Auch stark verschlossene Menschen werden im alltäglichen Leben zuweilen veranlaßt, ihr Empfinden auszusprechen. Die Sagas sind wirklichkeitstreu, wenn sie die knappen Äußerungen bringen, wie sie im ungezwungenen Gespräch vorkommen, aus der Unmittelbarkeit des Fühlens heraus, ohne bewußte Reflexion oder getragen von der Absicht, dem anderen einen verstehenden Blick in sein Inneres zu gewähren. Nj. 263, 21: er fegit oröit hjarta mitt tilkvdmu pinni. Vgl. Bjarn. 41, 28. — Gret. 123, 15: pykkir mér at ódaufliga. Gret. 247, 9: pé ert svà manna, at mér er mest gleöi at. Häufiger sind die Ausdrücke für Leidempfindungen: Eg. 258, 14: hver van er, at ek muna Ufa vilja viò härm penna?. Vgl. Harö. 25, 19; Nj. 376, 8; Heiö. 101, 6; Eg. 218, 25; Reykd. 69, 10; Eg. 123, 9. — Nj. 256, 1 : pat er satt at segja, at svà fellr mér petta nser um trega, at mir pcetti betra at hafa làtit tvà sonu mina. Vgl. Hallfr. 20, 25. — Nj. 248, 10: svà nser hjarta sem pü hefir mér hgggvit. Als Ausdruck des Leides wird die Form pykkja mikit gebraucht: Hgskuldr kvaz pat mikit pykkja, ef pau skulu skilja (Laxd. 15, 14). Vgl. Gret. 247, 15; Vatnsd. 11, 20; Flóam. 42, 18. — Jtorö. hr. 58, 23: kvebst pungt pykkja. Ljósv. 40, 9: petta er mér mikill skabi. —jporst. hv. 13, 14: hvärt pótti per of litil min skapraun, ef pü sóttir mik eigi heim blindan karl ok gamlan. Vgl. Finnb. 43, 5. Leidtun, Bedauern wird angedeutet mit: er illa (Gret. 221, 1) ; Pykkja illa (Band. 46, 11). — Man spricht vom Leid, wenn es vorüber ist: kvab lokit pvi heban af, at hann mundi hafa ngkkura sorg eòa angr i sinu hjarta (Hav. 39, 22). Unzufriedenheit und Mißfallen finden ihren unmittelbaren Ausdruck: Gret. 48, 23: pykkjumikill, ok pungr hefir hann mér orbit. — Laxd. 34, 5: kvaò sér ok leitt vera, at Ingjaldr snakabi um hüs hennar. Vgl. Valla Lj. 16, 24; Svarfd. 36, 5. — vera leitt drückt Überdruß aus: Ljósv. 26, 17; Laxd. 209, 3. — Reykd. 39, 6: hann kvabst pat illa pykkja. Vgl. Gret. 111, 11; 161, 17. — Vatnsd. 55, 13: Uni kvab sér illa lika gli frestin. Vgl. 1 2
Niedner, Thüle Einleitungsband S. 110. Heusler „Sittenlehre" S. 179.
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Bjarn. 56, 22; Korm. 51, 4; Valla Lj. 16, 5 (mislika).i— Nj. 150, 11: illa uni ek vib, segir hann. Vgl. Vatnsd. 99, 21; Valla Lj. 24, 16. — Hens. 10, 17: eige hugnar mer pat. Vgl. Korm. 40, 10. — Hallfr. 6, 16: eigi gezt mer at Jcvämum pinum (e-m gezk at = es sagt jem. zu). — Korm. 50, 14: sagbi ser öskapfelt vera um kvämur Kormäks. Die persönlichen Aussprüche der Unlustempfindungen sind häufig. Ein gern gebrauchter Ausdruck ist die Negation von nenna Lust haben, etwa 20mal. — Treffend ist die Verneinung von füss = öfüss, die auf das innere Unbereitsein hindeutet, etwa 12mal. — Gret. 161, 9: ÄIi kvaz Pess enga fyst hafa. Vgl. Nj. 181, 1. — Laxd. 81, 4: porgerbr kvab ser litit vera um pat. Vgl. Ljösv. 37, 27; Fostbr. 29, 1; J)6rö. hr. 33, 24. — Fostbr. 38, 7: er mer pat litt at skapi. — Hav. 10, 16: ek hefi eigi skaplyndi lengr. — V. Gl. 4, 18: litill hugr er mer d pvi. Vgl. ]x>rst. hv. 5, 8. — Nj. 272, 21: eru vir pvi traubir. — Valla Lj. 23, 16: er ek tregr til störvirkjanna. — Floam. 18, 7: kvab pess enn eigi kost. — Gret. 182, 13: ekki er mer um Pat. — Nj. 384, 31: illt Pykki mer. Vgl. Ljösv. 38, 23; Gret. 247, 15. — Siehe noch: Hrafnk. 10, 2; Heiö. 29, 24. Die unmittelbaren Bekenntnisse freudigen Bereitseins sind selten. Die kritische Einstellung zur Außenwelt neigt mehr zum Negieren. Lustempfindungen: Gret. 131, 14: Grettir kvab ser hug d. Vgl. Laxd. 119, 19; 133, 14. — Nj. 70, 16: sagbi ser pat vera nser skapi. Vgl. Hav. 41, 20. — Valla Lj. 7, 5: fysir mik pangat at fara. — Joörö. hr. 4, 20: füllfüss em ek at hefna. — Vatnsd. 78, 16: forvitni vseri mer a at freista, at ver gsetim fundit porgrim. Lustbetont ist das Gefühl der Zufriedenheit: Vatnsd. 33, 15: nü uni ek allvel vib minn kost. — Gret. 88, 1: Grettir kvab ser pat allvel lika. Zuneigung: Die Saga empfindet eine zarte Scheu vor dem Bekenntnis einer Affektion. Es sind wenige aber aufrichtige Beispiele der Freundschaft und Liebe: Nj. 160, 13: halda muri ek vib pik minum trunabi til daubadags. — Nj. 107, 31: göbar eru gjafar pinar, segir Gunnar, en meira pykki mer verb vindttapin ok sonaPinna. Vgl. Finnb. 99, 16; Heiö. 105, 31; Laxd. 54, 11. — Ljösv. 109, 9: er ek spurba vel hefir oss vib pik likat. — Nj. 282, 15: ok er ek spurba , at hann var veginn, pötti mer slokt et scetasta Ijös augna minna, ok heldr vilda ek mist hafa allra sona minna ok lifbi hann. (Vgl. Heinzel „Beschreibung" S. 193). — V. Gl. 4, 25: unnumst vit mikit. Vgl. V. Gl. 57, 1; Harö. 23, 9. — Eyrb. 96, 13: ek hefi svd mikinn dstarhug til hennar feit, at ek fas pat eigi &r hug mer ggrt. — Gisl. 2, 14: eigi var ek af pvi Ära gipt, at ek vilda pik eigi heldr dtt hafa. — Nj. 40, 20: vel er um dstir okkrar. Vgl. J)örö. hr. 58, 6. Die oben erwähnten Beispiele waren meist der Ausdruck von Augenblicksempfindungen. Wo die Zuneigung ausgesprochen wurde, ging schon eine kurze Eigenbeobachtung voraus, ein Sich-besinnen auf die innere Einstellung. In der folgenden Gruppe fühlt man die vorhergehende Reflexion deutlicher.
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Knien Höhepunkt der Sagakunst bedeuten die Worte der alternden Gudrun, die nur einmal in ihrem Leben, in einer Stunde leidvoller Erinnerung, ihr Herz aufschließt. Die schmerzlichste Tat war durch die gefährliche Mischung von Liebe und Haß verursacht: die Veranlassung von Kjartans Tod (Brünhildenmotiv): ßeirn var ek verst, er ek unna mest (Laxd. 232, 4). Mit wundervollem künstlerischen Feingefühl hat der Erzähler die Gestalt der Gudrun gezeichnet. Eine innere Steigerung hegt in dem Verhalten Gudruns von dem früheren charakteristischen Schweigen bis zur Stunde des großen Selbstbekenntnisses. — Vatnsd. 10, 4: sevin hefir ofggr verit; endo, er nu goldit at verbugu (diese Reflexion ist christlich; vgl. Vogt, Einl. S. X L I ) . — Vatnsd. 32, 6: uni ek pvi bezt vib sevi mina, at ek hefir verit engi ägangsmabr vid menn (christliche Begründung). — Man wird sich einer inneren Hemmung bewußt: Ljosv. 104, 20: kvabst eigi nenna, at engi ksemi mannhefnd fyrir brobur sinn. Vgl. Harö. 46, 20; 47, 29; Heiö. 67, 22. — J>orö. hr. 16, 3: Pykki mer vän, at sjd kona myndi geta ästir af mer. Vgl. ferner: Hallfr. 41, 29; Harö. 7, 15; Bjarn. 26, 20; Gret. 138, 16; 136, 7; 243, 1; 199, 4; 246, 22; Vatnsd. 62, 12; Gret. 276, 3; 191, 2; Gunnl. 29, 21. —
Innere Konflikte veranlassen Reflexion: Nj. 292, 3 (Schwanken zwischen Ehrenhaftigkeit und Neidingstat); V. Gl. 6, 9 (Konflikt zwischen Bruderhebe und der Pflicht der Gastfreundschaft). In diesem Zusammenhang können die Bemerkungen erwähnt werden, welche sich auf die Kenntnisse des eigenen Wesens beziehen, durch längere Selbstbeobachtung gewonnen: Glum kennt sein hitziges Temperament; er warnt, ihm zu trotzen: Pvi ek em kapstyggr, ef mer likar eigi vel (Gret. 123, 8). Vgl. ferner: Ljosv. 24, 1; Nj. 83, 2; Finnb. 85, 27; Ljösv. 22, 10; Nj. 72, 7; 150, 17; Jjorst. st. 81, 21; Bjarn. 8, 20. — Gunnar hat über seine Wesensart reflektiert und ist sich dabei einer auffallenden Besonnenheit vor jeder Tat bewußt geworden. Es taucht wohl die Frage auf, ob es ihm irgendwie an Tapferkeit mangle: hvat ek veit, segir Gunnar, hvdrt ek mun pvi ovaskari mabr en abrir menn, sem mer pykkir meira fyrir en gbrum mQnnum at vega menn1. (Nj. 123, 6). Hat man seine Gemütsanlagen erkannt, so betrachtet man sie als feste, unveränderliche Gaben 2 . Die Familiengeschichten bringen keine Charakterwandlungen3. Die Persönlichkeit hat ihren Wert in der einmal anerkannten Geschlossenheit. Wir können hier nicht als Gegenbeweis den Askeladdentyp 4 , ein beliebtes Märchenmotiv, anführen, weil es sich 1
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Heusler, Thüle I V S. 12: „der persönlichste, empfundenste Ausspruch der ganzen Saga". So fest verbunden mit dem Individuum gelten die Charaktermerkmale, daß beim Verkauf eines Knechtes auf dessen gefährliche Anlagen aufmerksam gemacht werden muß, soll der Handel nicht B e t r u g sein. (Vgl. Nj. 117, 13.) Hrafnk. 30, 14 ist mehr Berechnung als wirkliche Sinnesänderung. Svarfd. c. 1 ; V. Gl. c. 5 ; E g . 76, 1; vgl. Vogt, Einl. der Vatnsd. S. X L I I I u. Liest0l „ U p p h a v e t " S. 156.
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nicht um charakterologische Wandlungen eines aktiv irri Leben stehenden Mannes handelt, sondern u m die Ausreifung und E n t f a l t u n g der gehemmten körperlich-geistigen Entwicklung.
3. Der Affekt wird aus den Worten empfunden. Diese Gruppe überwiegt quantitativ bei weitem. Sie charakterisiert mit am treffendsten den isländischen Wesenszug, die Gemütsbewegung zu verbergen. Aber „unter der leichten Decke der W o r t e die schwer arbeitende Seele fühlen zu lassen", ist „die oft bewährte K u n s t dieser Geschichten" 1 . Die Person spricht von sich selbst: Ein von den Sagas gern angewandtes Mittel indirekter Gefühlsäußerung ist die A h n u n g 2 . J e d e Ahnung setzt die Richtungsbestimmung der Gedanken auf ein Geschehen hin, das allmählich durch das öftere Bewußtwerden sich im Wahrscheinlichkeitsgrade steigert. Äußere Objekte, Reflexion, starke affektive Bindung an einen Menschen werden die Ursache zu Ahnungen. H a b e n die äußeren Umstände eine den Gedankengängen analoge Verlagerung erfahren, dann wird die Ahnung ausgesprochen: Vatnsd. 106, 6: pviat mer segir illa hugr um kann. Vgl. Vatnsd. 79, 9; Valla Lj. 11, 13; N j . 160, 2; J>orst. hv. 7, 14; Vatnsd. 63, 21; Finnb. 6, 15; E y r b . 72, 14; 95, 7; Vatnsd. 9, 6; Harö. 8, 11; Gunn. 207, 25; Harö. 23, 2; Hallfr. 13, 4; Gret. 276, 30; Laxd. 117, 24 u. 28f.; Laxd. 70, 17. — Die Abschiedsstunde ist häufig von dunklen Ahnungen erfüllt: er pat mitt hugbob, at sjd verbi fundar olckarr enn sibasti (Eg. 61, 5). Vgl. Eg. 112, 17; Svarfd. 8, 27; Laxd. 26, 15; Hallfr. 25, 18. — Zu Ahnungen gibt ein Wesenszug des Menschen Anlaß: telr po, at honum segi meballagi hugr um felag peira, fyrir sakir övinveitts skaplyndis Einars (|)orst. hv. 4, 23). Vgl. Gret. 146, 2; Jjorö. hr. 24, 25; Laxd. 220, 15. — — gruna argwöhnen kann stark ahnungsbetont sein: mik grunar, sagbi hann, at her hafi eigi vinir um velt (Gret. 79, 18). Vgl. Svarfd. 4, 4. Noch einzelne Wendungen, wo die Person von sich spricht und die Gemütsbewegung deutlich wird: mer varp allgott vip, er ek sä pik (Hans. 9, 11). Vgl. ferner: Gret. 90, 13; Vatnsd. 79, 26; Finnb. 99, 27; Gisl. 69, 7; Ljosv. 28, 19; Vatnsd. 58, 15; Finnb. 90, 25; V. Gl. 74, 28; Ljosv. 27, 22; H a v . 19, 14; N j . 165, 10 (besonders tief empfunden); N j . 165, 23; Fostbr. 24, 29. Zu den persönlichsten Bekenntnissen von Gemütsbewegungen müssen wir die poetischen Bestandteile der Familiengeschichten rechnen: die S t r o p h e n . Aus folgenden Gründen haben wir sie hier zu berücksichtigen: 1 2
Neckel, Thüle X I I S. X X I I . Vgl. Neuberg „Der Aberglaube in den Islendinga Sögur" S. 27.
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a) Sie gehören zum Wirklichkeitsstoff der Familiengeschichten und sind nicht lediglich Ergänzungen oder Beglaubigungen wie in den Königsgeschichten 1 . b) Sie sind wesentliche Quellen zum Verständnis des Innenlebens mancher Helden; sie sind die persönlichsten Offenbarungen2. Niedner sagt z. B . von den Strophen der Eg. S.: „In der Egilssaga bildet die Dichtung einfach das Gerüst für die Ausmalung gewaltiger Begebenheiten und die Zeichnung eines mächtigen Charakters. Sie allein charakterisiert den Helden in seinem Tun und Denken unmittelbar" 3 . Durch die Einschaltung von Strophen verwendet die Saga eine Stilform, welche ihrem charakteristischen Merkmal, der starken Stilisierung, entspricht 4 . Der Satz Heuslers, daß die poetischen Teile zum Wirklichkeitsstoff gehören, widerlegt diese Auffassung nicht. Die Neigung der Isländer, meist improvisierte Strophen in das Gespräch einzuflechten, ist bekannt. Insofern ist der Wechsel von Prosa und Poesie realistisch. Aber die Strophen bekunden oft ein recht tiefes Erleben, das also vorhanden war, jedoch seinen Ausdruck nicht in der Prosa fand. Ferner kann die einfache Rede sehr verletzend sein, aber durch die gebundene Form werden Hohn und Spott zur äußersten Bitterkeit gesteigert. Das einfache Geständnis von Kummer und Leid kann als Schwäche ausgelegt werden. So ist der Held in seinen geheimsten Gefühlen gebunden. Man wählt deshalb gern die gehobene Sprache der Poesie, wo die Empfindungen zwar intensiv, aber durch die ausgewählten Worte halb versteckt zum Ausdruck kommen. Egil erfüllt erst seine Rachepflicht und gedenkt dann wehmütig des Bruders. Doppelt ist der Schmerz, weil er sich nicht frei seinem Leid hingeben kann (Eg. 158 Str. 17). Vgl. ferner: Gret. 166 Str. 30; Eg. 267 Str. 57. Das „persönlichste Bekenntnis", „welches das vorchristliche Germanentum hinterlassen hat" 5 , ist Egils Sonatorrek, wo sich tiefstes Leid um den Verlust des Sohnes und die unerträgliche Vorstellung vom Untergang der Sippe zu einem gewaltigen Gemälde des bitteren Schicksales vereinen. — Trauer um den Toten: Nj. 315 Str. 14; 324 Str. 16; Gisl. 33 Str. 4. — Kummer wegen mangelnder Freundeshilfe: Korm. Str. 41; weil der Freund zum Gegner wurde: Korm. Str. 43. — Gram und Groll erfassen den altersschwachen Recken, wenn er nicht mehr der Rachepflicht genügen kann: Eg. 73 Str. 1; Gret. 226 Str. 50; V. Gl. 82 Str. 1 3 . — Für Gisli ist es schmerzlich, von seiner Schwester verraten zu werden: Gisl. 48 Str. 10. — D a s rätselhafte Schicksal verursacht Sorge: V. Gl. 58 Str. 4. — Grettirs Vater quält Sorge um den Sohn: Gret. 45 1
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Heusler „Anfänge" c. 22, 23. Daselbst auch die andere Bedeutung der Strophen in den irischen Sagas. Niedner, Thüle Einleitungsband S. 105. Niedner, Thüle I I I S. 36. Siehe Schluß. Neckel „Altgerm. Kultur" S. 89.
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Str. 10. — Verzagtheit bemächtigt sich des Mannes, sobald die Lebensfreude erlischt: V. Gl. 77 Str. 9; Gret. 8 Str. 1. Eine Sonderstellung nehmen die Liebesstrophen ein, die besonders häufig in den Skaldengeschichten auftreten. Es sind Proben tiefer Empfindsamkeit 1 . Der erste große Sänger der Liebe ist Kormak (A. Bugge „Die Wikinger" S. 263). Weiter hebt A. Bugge hervor (S. 265), „daß diese Gedichte Kormaks einen Durchbruch im Gefühlsleben im Norden bezeichnen, einen Übergang zu der mehr zärtlichen und innigen Auffassung des Mittelalters vom Weibe". Liebesfreude: Korm. Str. 8. — Liebesschmerz: Gunnl. 22 Str. 14; 25 Str. 19; Korm. 65 Str. 83; Bjarn. 13 Str. 2; Eyrb. 105 Str. 24. — Liebessehnsucht: Korm. Str. 1, 2, 3, 4, 16, 23, 25, 33, 35, 54, 56; Hallfr. Str. 4, 22, 33. Die Dankesstrophen verraten Innigkeit: Gret. 55, 15 (diese tiefe Verbundenheit mit der Mutter ist ein feiner Zug im Wesen Grettirs); Gret. 97 Str. 22 u. 23; 192 Str. 41; Eg. 223 Str. 43. Freude: Dropl. 170 Str. 7f.; Korm. Str. 44; Eg. 162 Str. 20. Der Vorliebe der Isländer für spitze Reden (s. u.) entsprechen die Haßund Drohstrophen. A. Bugge sagt („Die Wikinger" S. 65), nachdem er hervorgehoben hat, daß die Lyrik altnordischem Wesen fernhegt: „Halb satirische Verse hingegen . . . stimmen jedenfalls besser mit den Charaktereigentümlichkeiten der alten Nordleute überein". — Beißende Worte für feige Menschen: Gret. 87 Str. 20. — Satire: Hallfr. Str. 19 u. 20; Bjarn. Str. 6—12; 18; 19; 21; 26—28; 31; 32. — Hinweise auf Spottverse: Ljösv. 24, 8; Hallfr. 38, 14; Gret. 56, 10. — Verachtung: Gret. 289 Str. 67; Gisl. 53 Str. 11 u. 12. — Zorn, Drohung, Verwünschung: Harö. 10 Str. 2; Gret. 142 Str. 28; Hallfr. 10 Str. 2 u. 3; Eg. 179 Str. 28; Gret. 10 Str. 2. Allgemein a f f e k t b e t o n t e Rede. Entrüstungsrede: heyrib fddsemi segir kann, kann setlar at koma mgnnum ä hendr mir! Ver ä brott ok Icom eklci ä petta mal vib mik siban (Häv. 19, 10). Vgl. ferner: Harö. 13, 28; Vatnsd. 13, 2; Nj. 263, 26; Vatnsd. 3, 22; 64, 7 ; 69, 11; Nj. 79, 4; Gisl. 20, 2; Nj. 202, 22; Bjarn. 11, 9; Hrafnk. 10, 24; 29, 26; Hons. 11, 21. Der Ausspruch von D r o h u n g e n und V e r w ü n s c h u n g e n bedeutet eine Steigerung der Erregung. — Drohungen unbestimmten Inhalts: ger nu slcjott um, at pu sei fram goborbit, ebr anwirr skal verri. (J>orst. S. 8, 9). 1
Vgl. Heusler „Sittenlehre" S. 165. „Die leidenschaftliche Liebesgeschichte ist im Kreise der Saga wohl bekannt". „Die Spannung liegt einmal in der seelischen Leidenschaft, in der entbehrenden Sehnsucht des Mannes (weit weniger der Frau) und dann in der Fehde, die mit dem erfolgreichen Nebenbuhler erwächst." (Vgl. Niedner, Thüle Einleitungsband S. 111). Die Saga „ist das keuscheste Schrifttum der Erde. Das sinnlich Spannende und Berauschende, die lockende Entblößung, all die Reizmittel der körperlichen Liebe: diese ganze Gegend ist so gut wie unbekannt". Zum Verbergen der Liebesleidenschaft vgl. Krause „Die Frau in der Sprache. . . " S. 3f.
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Vgl. ferner: Hàv. 10, 12; Nj. 91, 23; Hallfr. 22, 5; Eyrb. 112, 25; 117, 12; 141, 18; Ljósv. 70, 6; 43, 14; Gret. 118, 3; Laxd. 21, 4; Eg. 282, 9; Gret. 162, 20; Ljósv. 93, 4; Finnb. 3, 1. — Körperliche Bedrohungen: pu rek erende duganda, epa ek legg suerz higlten à naser per (H0ns. 15, 9). Vgl. ferner: Harö. 16, 8; Ljósv. 101, 10; Vatnsd. 100, 5; Väpnf. 30, 27. — Totschlagsdrohungen: svà skal sigla sem ek vii, ella siglir pü aldri heöan lifs (Svarfd. 39, 23). Vgl. ferner: |)orst. S. 7, 20; Svarfd. 15, 7; Vatnsd. 30, 15; Gret. 141, 22; Laxd. 224, 6. — Vgl. noch: Nj. 100, 8; |)0rö. hr. 28, 9. — Verwünschungen: a) böse Wünsche: munda ek vilja, at fm kcemir paban eigi heill i brott (Eg. 170, 9). Vgl. ferner: Eyrb. 73, 8; 150, 4; Nj. 195, 7; Laxd. 113, 5; Gret. 272, 24; Reykd. 80, 12; Nj. 331, 6; 342, 1; Laxd. 108, 13; Eyrb. 42, 9; Gunn. 202, 20; Gret. 105, 23. — b) fluchartige Wendungen: troll hafi pik allan ok sva gull pitt (Korm. 49, 8). Vgl. ferner: Nj. 79, 18; 387, 18; Vatnsd. 88, 3; Band. 55, 6; Dropl. 160, 31; Svarfd. 51, 15; Nj. 116, 16. — Feindliche Personen werden verflucht: pà legg ek pai à vib pik, at pessi augu sé per jajnan fyrir sjónum, sem ek ber eptir (Gret. 137, 1). Vgl. ferner: Korm. 12, 16; Eg. 189, 2f. — Ein Gegenstand wird verflucht, um dem Besitzer Unheil zu bringen (Laxd. 87, 1 ein Schwert). R e d e m i t A f f e k t w o r t : dregz sü mannfyla mjók óparfi til, hann porgrimr skinnhüfa, at reità oss (Vatnsd. 77, 24). Vgl. Nj. 122, 32; 85, 6; Vatnsd. 66, 18; 67, 25; 89, 8; Bjarn. 71, 1; Nj. 116, 13. — HeiÖ. 98, 5: nidingr1. — Gisl. 85, 4: vesall mabr. Harö. 46, 18: illr mabr. Vgl. Korm. 19, 3; Häv. 12, 24; Gisl. 85, 3; Vatnsd. 64, 8. — Korm. 12, 18: vända kerling. Vgl. Korm. 20, 23; Vatnsd. 60, 11. — Laxd. 8, 16: litilmenni. — Vatnsd. 60, 26: manndjgfull. —Vatnsd. 61, 9: fjdndi. Vgl. Vatnsd. 71, 20; 76, 17; 80, 14; — J>orst. st. 81, 18: heljarmabr. Vgl. Vatnsd. 74, 15; Gret. 272, 15. — Weitere Affektworte siehe: Vatnsd. 61, 20; 75, 3; Harö. 48, 8; Svarfd. 41, 16; Gret. 41, 16; Vatnsd. 80, 15; 87, 10; 106, 16; Laxd. 162, 16; Gisl. 69, 3; Vatnsd. 63, 9; Hons. 22, 24; Häv. 4, 9; 10, 5; V. Gl. 39, 25; Häv. 8, 17; Laxd. 226, 5; Valla L j . 20, 5; Band. 55, 9; Gisl. 94, 17; Band. 46, 23; Harö. 46, 15; 52, 5; Jjorö. hr. 57, 14; Harö. 15, 29; Eg. 41, 10; Heiö. 62, 5; J>orst. st. 86, 4; Nj. 100, 5; Band. 50, 7; Hàv. 42, 30; V. Gl. 57, 20; Gisl. 6, 3; Flóam. 49, 19; Eg. 237, 1; Harö. 75, 17; V. Gl. 77, 12; Väpnf. 29, 27; Svarfd. 68, 9; Häv. 23, 7; Finnb. 63, 3; Nj. 274, 10; 265, 17; Gret. 289, 4; Finnb. 96, 5; 96, 18. Z y n i s c h e , b o s h a f t e R e d e : Typisch für den Isländer ist die Umsetzung des Zornaffektes in zynische, boshafte Rede. Kongeniale Gegner suchen sich oft in wahren Wortgefechten zu schmähen. Vedel stellt letztere unter den Begriff „Zank". „Zank war seit altersher ein Vorläufer des Waffengangs. Aber unter den Isländerindividuuen wird der Zank zu einer wesentlichen Kampfform und nimmt in den Sagas einen bestimmten Platz ein. Dabei wird eine eigentümliche polemische Redekunst ent1
Vgl. Heusler „Sittenlehre" S. 183. 4
Gödecke.
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faltet, vorsichtige Andeutungen, verblümte Verdächtigungen, schnelle und scharfe Antworten auf Verdächtigungen. Man hütet seine Zunge, wägt seine Worte — die Atmosphäre ist ja geladen — aber man exzelliert in Sticheleien, tückischen Rededolchstößen und vergifteten Wortpfeilen" 1 . Der Zynismus ist die geistige Kraft des Isländers, sich über die tief gefühlte Problematik alles Seins hinwegzusetzen2. Der Kampf mit seinen wechselnden Geschicken gab häufig Gelegenheit zu zynischen Worten: Skolskegg hat Kol ein Bein abgeschlagen. Als er sich die Wunde betrachtet, sagt ersterer zu ihm: eigi pxvrft pm at Uta ä, jafnt er sem per syniz, af er fötrinn (Nj. 142, 6). Vgl. ferner: Dropl. 163, 3; Heiö. 94, 23; Gret. 164, 6 3 , Gisl. 30, 12; Eir. r. 43, 20; Nj. 169, 11; Nj. 85, 16; Nj. 191, 14; Reykd. 30, 14; Eyrb. 211, 21; Laxd. 171, 9; Nj. 29, 22. Das tägliche Leben gibt mannigfachen Anlaß zu sarkastischen Worten: Skarphedin verfolgt mit stillem Spott den leidenschaftlichen Kampf der beiden Frauen. Zuweilen kann er seinen Hohn nicht verbergen: miklu eru preelar atgorbameiri en fyrr hafa verit, peir fluguz pä ä, ok potti pat ekki saka, en nü vilja peir vegaz (Nj. 86, 11). Vgl. ferner: Nj. 89, 19; Laxd. 98, 12; ]a6rö. hr. 60, 16; Nj. 279, 11; Ljosv. 26, 1; Laxd. 85, 5; Bjarn. 84, 17; Nj. 286, 25; Laxd. 153, 24; 165, 20; Hav. 14, 10; Gisl. 76, 6; Eyrb. 52, 6. I m p u l s i v e A u s r u f e , I n t e r j e k t i o n e n : Thorbjörn ist über die Tat seiner Söhne entsetzt: verbib i brott, vdndir öhappamenn (Häv. 42, 24). Vgl. ferner: Dropl. 168, 24; Eg. 118, 5; Heiö. 91, 16; Ljösv. 115, 21; 92, 14. — Impulsiv wird ein zorniger Befehl gegeben: hafiorst. S. 20, 3f.; Laxd. 88, 16f.; V. Gl. 25, 15f.; Hrafnk. 1, 15. Bestätigen Angst- und Konfliktträume eine lang gehegte Befürchtung, die aber den Plänen entgegensteht, dann lehnt sich der Held trotzig auf. 1
Wölfe sind oft die personifizierten Gedanken der Gegner: Gisl. 32, 16; Häv. 52, 2 2 f . ; Dropl. 160, 15f.; Heiö. 84, 2 4 f . ; Harö. 66, 19f.;f>orö. hr. 19, 5 f . ; u . 43,13f. Siehe auch „Atlamäl en grcenlenzku" Str. 22.
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Das en po, mit dem man sich über alle Skrupel hinwegsetzt, enthält eines der tiefsten seelischen Momente der Familiengeschichten. Hier fand die dichterische Gestaltungskraft ein menschliches Problem 1 . Vgl. z. B . Gret. 140, 20; 230, 7; 280, 25f.; Eyrb. 42, 1; Laxd. 153, 10 usw. Wir müssen hier auch die halluzinatorischen Erscheinungen berücksichtigen, die als Zeugnisse starker seelischer Erregungen sehr instruktiv für die innere Bewegtheit sind (skripi = Halluzination). — Karl ist erfüllt von der Rache für Klaufis Tod. E r hört bald Klaufis rachemahnende Stimme vom Dach herab, bald erscheint Klaufi selbst ok haföi höfubit i hendi ser (Svarfd. 55, 16). Die Gedanken eilen weiter nach der Stätte, wo die Rache vollzogen werden muß — Klaufi zeigt den Weg. Als Karl kämpft, denkt er so intensiv an Klaufi, daß er ihn neben sich sieht: pä kom Klaufi i bardaga, ok barbi blöbgu höfbinu ä bdbar hendr bsebi hart ok tibum (Svarfd. 59, 1). Vgl. ferner: Laxd. 226, 8; Nj. 93, 28f.; V. Gl. 51, 25; Eir. r. 24, 15f. — Als Hinweise vgl. Gret. 139, 1; Nj. 153, 12. 1
Vgl. auch Heinzel „Beschreibung" S. 119.
C. Schluß. Für die Auswertung unseres Materials ist es praktischer, die in den Familiengeschichten vorkommenden Affekte zu Gruppen zusammenzufassen : a) Z o r n (reibi f.). b) U n w i l l e (gnadd n.), Unzufriedenheit, Unlust, Abscheu. c) A b n e i g u n g (dstleysi n.), Verachtung, Verhöhnung. d) N e i d (öfund f.), Eifersucht. e) B e g i e r d e (ägirni f.), Geiz (Ehrgeiz). f) Ü b e r s c h ä t z u n g (ofmetnaör m.), (Hochmut). g) K u m m e r (dhyggja f.), Leid, Harm, Wehmut, Sehnsucht. h) F r e u d e (glebi f.), Lust, Zufriedenheit, Dank. i) Z u n e i g u n g (äst f.; vinätta f.), Mitgefühl, k) F u r c h t (ögn f.; hrseddr m.), Schreck, Angst. Wir ordnen nach folgenden Gesichtspunkten: 1. In welchem Verhältnisstehen die Darstellungsmitteluntereinander? 2. Welche Darstellungsart bevorzugen die Affektgruppen ? 3. In welchem Verhältnis stehen die einzelnen Affektgruppen untereinander ? 1. Zur Beantwortung dieser Frage ist es notwendig, daß wir die Gruppe der rechtlichen Selbsthilfeaktionen mit berücksichtigen, die in ihrer Eigenschaft als Vergeltungshandlungen stark affektbetont sind1. Wir verwenden Heuslers Zählung (vgl. S. 41 Anm. 2). Die Anzahl der Handlungen vermehrt sich dadurch um 470. Wir erhalten folgende Proportion: 15 (B) : 3 (S) : 7 (H) : 8 (R) : i/2 (T)*. Die einfache Benennung hat durchaus dominierende Stellung. In den wenigen Fällen, wo die Angabe durch Betrachtung erweitert wird (z. B. in den c. 1—6 der Vatnsd.), liegt spätere Bearbeitung vor 3 . Die knappe Form der Affektbenennung entspricht der Verhaltenheit des Isländers allem Gefühlsmäßigen gegenüber. Der berichtende Charakter der einfachen Bezeichnung erinnert lebhaft an den täglichen Sprachgebrauch. Die Häufigkeit der Andeutung würde kaum verständlich sein, wenn man für die Sagas nicht das Vorbild der mündlichen Erzählung voraussetzt. Die einfache Benennung bleibt jedoch die primitivste Darstellungsart der Gemütsbewegungen. Sie trifft nicht die feineren Züge, wie sie die 1
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Wir rechnen diese Handlungen ihrem Affektgehalt nach zu Gruppe a. Damit soll nicht gesagt sein, daß Zorn der allein wirkende Affekt ist. Haß und Begierde spielen eine wesentliche Rolle, aber bei der Handlung selbst herrscht doch starke Zorneserregung vor. B = Benennungen; S = sinnlich wahrnehmbare Äußerungen; H = Handlungen ; R = Rede; T = Träume. Einheit = 100. Vogt, Einl. der Vatnsd. S. 41 f.
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indirekten Darstellungsmittel (S, H, R, T) aufdecken. Die letzteren sind die Träger der künstlerischen Gestaltung; in ihnen entfaltet die Saga ihre ganze individualisierende Kunst. Die Verwendung dieser Mittel, sowie die Vermeidung von Analyse und Reflexion, charakterisieren die Familiengeschichten als echte, wertvolle Volkskunst. „Das Volk denkt gegenständlich und setzt alle abstrakten Begriffe in anschauliches Geschehen um. So werden Gemütsbewegungen durch ihre sinnlichen Äußerungen oder durch aus ihnen entspringende Handlungen dargestellt, wie man in jedem echten Märchen sehen kann" 1 . Auch die Befreiung der Angstaffekte durch Träume und die mit diesen verknüpften symbolhaften Erscheinungen weisen auf die Verwandtschaft mit der Volksdichtung hin. Die Bevorzugung der Rede erklärt sich einmal aus dem Ursprung der Saga 2 , zum andern aus der Beeinflussung durch die Heldendichtung3, wo das leidenschaftlich gesteigerte Wort eine Hauptrolle spielt 4 . An der Kunst der Heldendichtung, durch das Wort indirekt zu charakterisieren, hat sich die Saga geschult. „Det heltediktingi gav settesogone var i mindre mun ferdigt tilfang. Det var meir psykologisk sans og skarpsyn, evne til ä teikna individet so det verkar levande og fser indre samanhang og sjseleleg struktur" 5 . 2. Folgende Proportionen geben die Verwendung der Darstellungsmittel für die einzelnen Affektgruppen an: B H R S 18 5 58 19 a) — 21 2 10 b) o) 1 10 9 2% 7 1 3 3 d) 10 10 6 9 e) 1 4 1 19 f) 12 7 iy> 10 g) 21 25 6 h) y2 62 8 3 3 i) 1 k) y2 Der Saga fehlen einige Darstellungsmittel, wie sie z. B . dasBeowulflied besonders in der Stilschicht des anglisch-christlichen Bearbeiters 1
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Berendsohn „Die Darstellung der Gemütsbewegungen im Beowulf-Epos" (vgl. S. 9 Anm. 1). Vgl. Meißner „Strengleikar" S. 71 f. Heusler „Anfänge" bes. Kap. 27. Liestol „Upphavet" bes. S. 55. Näheres s. Liestöl „Upphavet" bes. c. VI. Vgl. S. 42 Anm. 1. Liest0l „Upphavet" S. 169. Vgl. das. S. 120: „Den klare uppfatningi av personane, evna til a lata ein manns tale vera utrykk for karakteren hans og lata handlingane hans vera i samsvar med karakteren syner at sogone hev vore emnet for „day-dreams", at diktaren ikkje berre historikaren hev havt si hand med i utformingi". Einheit 10, bei d u. f 1.
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aufweist 1 : die Umsetzung der Gemütsbewegungen in Danksagung, in Reflexion, in negative Umschreibung, die starke Reflexion voraussetzt; oder die Verwendung von Bildern für innere Bewegungen (vgl. die Wortbildung breostwylm), die sicher erst auf den Einfluß des Christentums, mit seiner Bückrichtung nach innen, zurückzuführen sind. Ferner kennt die Saga nicht das leidenschaftliche Jammern und die breite Entfaltung des inneren Lebens wie z. B. in den fünf Frauenelegien der jüngeren Eddadichtung. " I t was not any congenital dulness or want of sense that made the sagas generally averse to elegy. No mere writer of Sagas was made of stronger temper than Egil, and none of them need have been ashamed of lamentation after Egil had lamented. But they saw t h a t it would not do, t h a t the fabric of the Sagas was not made for excessive decoration of any kind, and least of all for parenthesis of elegy . . . the lament is turned into dramatic action" 2 . Seite 58 wiesen wir auf das Märchen hin, mit dem die Saga die Vorliebe für die sinnlichen Darstellungsmittel gemeinsam hat. Dem Märchen dagegen ist die leidenschaftliche Rede fremd. Es ergibt sich, daß die Verwendung der Darstellungsmittel für Gemütsbewegungen eine für die Sagas typische ist: sie charakterisiert die Stileigentümlichkeit der Familiengeschichten. 3. Die Affektgruppen verhalten sich folgendermaßen zueinander 3 : 100(a) : 76(i) : 53(h) : 33(b) : 31(g) : 22(c) : 8(k) : 3(e) : 2(f) : 1(d). Bedenken wir, daß Gruppe i sich aus vielen Angaben mit formelhaftem Charakter zusammensetzt, so gehört ihr die zweite Stelle nur zahlenmäßig, nicht nach Affektintensität. Es überwiegen durchaus die stark erregenden Affekte: Zorn, Unwille (a, b) — Freude (h) — Kummer (g). Für die Gruppe h weisen wir auf die Bemerkung S. 29 hin: das befreiende, fröhliche Lachen ist sehr selten. Die gesamte Gruppe zeigt überhaupt nur wenig Symptome eines lebhaften Frohsinns. Es bleibt somit ein starkes Vorherrschen der Unlustaffekte. Ist diese Tatsache im Sinne einer pessimistischen Lebensanschauung zu deuten ? Die positive Antwort würde in starkem Widerspruch zu der allgemeinen Lebensbejahung des Isländers stehen; das irdische Leben ist ihm der Güter höchstes. Die gewonnenen Resultate lassen sich nur folgendermaßen erklären: Germanisches Wesen empfindet von jeher das Schwere, Düstere besonders stark. Die Dichtung als Ausdruck der innersten Regungen sucht ihren Stoff aus den ernsten Lebensproblemen, und besonders für die Sagas wird eine heldische, düstere Stilisierung des Lebens mit zum Hauptkennzeichen. Die einfachen Bezeichnungen und die indirekten Darstellungsmittel der Affekte geben nur das Allernotwendigste zum Verständnis seelischer Erregungen, aber das „Notwendige ist das Künstlerische" 4 . Die Saga verlangt vom Hörer starkes selbständiges Miterleben; darin liegt ein bleibender Wert. Dem wesensadäquaten Verbergen aller Gemütsbewegungen steht die 1 2
N a c h B e r e n d s o h n „ D i e D a r s t e l l u n g d. G e m ü t s b e w . i. B e o w u l f - E p . " . 3 4 K e r „ E p i e a n d R o m a n c e " S. 248. E i n h e i t 10. Meißner „ S t r e n g l e i k a r " S. 53.
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bewußte Selbstbeherrschung zur Seite, „das willensstarke Verbeißen aller leiblichen und seelischen Schmerzen" 1 . Die sinnlich wahrnehmbaren Äußerungen, die affektbetonten Handlungen und Reden stehen alle unter der Idee der Beherrschung. Auch die Träume, als Offenbarungen von willentlich unterdrückten Affekten, weisen darauf hin. Die rein nordische Schöpfung des Berserkertyps 2 ist ein Beweis für die Neigung des Nordländers, den Mangel an Beherrschungsvermögen und die Affektsteigerung bis zum Paroxismus als pathologische Erscheinung zu werten. Ibsen würdigt die bewundernswerte Gefühlsbeherrschung des Isländers mit den schönen Worten des Skalden Jatgejr von der „Schamhaftigkeit der Seele". „Jeg har sjselens blygsel; derfor klseder jeg mig ikke af, när der er sa mange i hallen" 3 . Bei einer Charakteristik der Saga betont man gern ihren Realismus. Ohne Zweifel wirkt sie durch ihre Lebensnähe realistisch; aber sie ist keineswegs ein treues Abbild der Wirklichkeit 4 . Ebenso wäre es ganz verfehlt, anzunehmen, daß sie uns die gesamte seelische Welt des Isländers erschließt. Unsere Untersuchung zeigt, daß gewisse Züge unberücksichtigt bleiben, obwohl sie im realen Leben vorhanden sind. Die Saga wählt aus. Abgesehen von unserem Gebiet wird diese Tatsache auch durch die Wahl der Personen deutlich ; die aristokratische Oberschicht steht im Mittelpunkt 5 . Zwar berichtet die Saga, im Gegensatz zur Heldendichtung, häufiger von Unfreien, Besitzlosen, aber nur, wo es die Handlung erfordert. Den Sagastoff macht nicht schlechthin die Alltäglichkeit aus, sondern die großen Momente im Leben der Menschen. Aber dennoch ahmt die Saga nicht den idealisierenden Stil der Heldendichtung nach. Die Ideale werden bei weitem nicht von allen erreicht (man denke z. B. an das ungleiche Brüderpaar Gisli und Thorkel, deren Charaktere ein gutes Beispiel für die individualisierende Kunst der Menschendarstellung der Saga sind). Die U n t e r s u c h u n g der D a r s t e l l u n g der G e m ü t s b e w e g u n g e n in der i s l ä n d i s c h e n F a m i l i e n s a g a ist a l s o ein Beit r a g zur S t i l c h a r a k t e r i s t i k der G a t t u n g . Die G r u n d l a g e der Saga ist realistisch, und ihr R e a l i s m u s verleiht ihr eine S o n d e r s t e l l u n g in der g e s a m t e n m i t t e l a l t e r l i c h e n L i t e r a t u r . D o c h u n t e r s c h e i d e t er s i c h v o m R e a l i s m u s s p ä terer Zeit und P r ä g u n g durch die heroische, a r i s t o k r a t i s c h e A u s l e s e aus der B r e i t e des w i r k l i c h e n Lebens. Der Sagastil ist b e s t i m m t durch die D a r s t e l l u n g des Held i s c h e n auf r e a l i s t i s c h e m G r u n d e . Diese S t i l f o r m k o m m t b e s o n d e r s d e u t l i c h in d e n D a r s t e l l u n g s m i t t e l n d e r h e r o ischen A f f e k t w e l t zum Ausdruck. 1
Heusler „Sittenlehre" S. 192. Näheres: Neuberg „Der Aberglaube in den Islendinga Sögur" S. 20. 3 Ibsen „Kongsemnerne" IV S. 411. Samlede vserker II, Kebenh. 1898. 4 Paasche, Norsk Litteratur Historie I S. 316: „sagaens heiste kunstnerike maal er et andet end at avbilde den ytre verden; fremstillingen vii ind til sjselslivet". 5 Vgl. Gisl. 74, 15.
Literatur. I.
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