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German Pages [352]
Hermann Michael Niemann Die Daniten
V&R
H E R M A N N MICHAEL N I E M A N N
Die Daniten Studien zur Geschichte eines altisraelitischen Stammes
VANDENHOECK & RUPRECHT IN G Ö T T I N G E N
Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments Herausgegeben von Wolfgang Schräge und Rudolf Smend 135. Heft der ganzen Reihe
CIP-Kurztitelaufnahme Niemann,
der Deutschen Hermann
Bibliothek
Michael:
Die Daniten : Studien zur Geschichte e. altisraelit. Stammes / H e r m a n n Michael Niemann. - Göttingen : Vandenhoeck und Ruprecht, 1985. (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments ; H . 135) ISBN 3-525-53808-1 NE: G T
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft © Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985 - Printed in Germany. O h n e ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf foto- oder akustomechanischem Wege zu vervielfältigen. Gesetzt aus G a r a m o n d auf Digiset 2 0 0 T 2 . Gesamtherstellung: H u b e r t & Co., Göttingen
Vorwort D e n hier veröffentlichten Studien liegen „ U n t e r s u c h u n g e n zur H e i k u n f t und G e s c h i c h t e des Stammes D a n " zugrunde, die im W S 1 9 7 9 / 8 0 v o n der Fakultät für T h e o l o g i e der W . Pieck—Universität R o s t o c k als D i s sertation a n g e n o m m e n w u r d e n . V o n M ä r z bis D e z e m b e r 1982 habe ich sie unter Einarbeitung mir vorher nicht z u g ä n g l i c h e r s o w i e z w i s c h e n 1978 u n d E n d e 1982 erschienener Literatur überarbeitet u n d z u g l e i c h komprimiert. Zum Aufbau der Arbeit ist zu bemerken, daß die einschlägigen Textabschnitte zunächst streng f ü r sich untersucht wurden. Die gewonnenen Datierungen der jeweiligen Danitentraditionen erklären die A n o r d n u n g der Kapp. 1-5. Im 6. Kap. werden vereinzelte Überlieferungselemente mit Bezügen zu Dan(iten), Danitennamen etc. ins Auge gefaßt. Die Untersuchung des „Daniten-Danuna-Problems" (8. Kap.) war ursprünglich in breiterer Form als 2. Hauptteil der Dissertation geplant. Die Anregung dazu ging von der Tatsache aus, daß die Hypothese C . H . G O R D O N S von einer Verbindung der Danuna, Danunlm und Danaoi mit den israelitischen Daniten immerhin schon in dem knappen „Bibel-Lexikon", hg. von H . H A A G , Art. Dan, der Erwähnung wert erachtet und inzwischen (zusammen mit ähnlichen Hypothesen zur Sache von Y . Y A D I N ) mehrfach aufgegriffen worden ist. Hier sollte eine Klärung versucht werden. Die P r ü f u n g der Berechtigung dieser Inanspruchnahme der Daniten setzt eine genaue P r ü f u n g der Daniten-Uberlieferungen voraus, die der 1. Hauptteil der Dissertation liefern sollte, eine Aufgabe, die umfassend bisher noch nicht in Angriff genommen worden ist, sieht man von den anregenden, aber auch eigenwilligen Studien E. TÄUBLERS einmal ab. Hierin bestand neben der Daniten-Danuna-Frage der zweite Hauptanstoß zu meiner Arbeit. Als mir - leider erst nach mehrmonatiger Einarbeitung - M . C . A S T O U R S „Hellenosemitica" bekannt wurden, ist der Plan des ursprünglich vorgesehenen 2. Hauptteils zugunsten des jetzigen Vorgehens im 8.Kap. fallengelassen worden, da A S T O U R das Verhältnis der Danuna, Danunlm und Danaoi zueinander m. E. im wesentlichen plausibel rekonstruiert hat. Für die bei A S T O U R in der Argumentation nahezu keine Rolle spielenden Daniten habe ich meine Ergebnisse den seinigen zugesellen und so in eine Diskussion mit G O R D O N und Y A D I N eintreten können. Einen dritten aktuellen Anstoß f ü r meine Arbeit bildeten die 1966 begonnenen Ausgrabungen auf dem Teil el-Qädi. W e r sich u m P r o b l e m e der Frühgeschichte Altisraels b e m ü h t hat, weiß, w i e spannend, aber auch w i e w e n i g aussichtsreich im Blick auf endgültige Ergebnisse diese Arbeit ist. „Konstruiren muss man bekanntlich die Geschichte i m m e r . . . D e r U n t e r s c h i e d ist nur, o b man gut o d e r schlecht konstruirt." (J. W E L L H A U S E N , P r o l e g o m e n a zur G e schichte Israels, 3 1886, 383) Im letzteren Falle h o f f e ich, immerhin w e i -
terführenden Widerspruch herauszufordern, der bei der Menge gegenwärtig erscheinender Literatur zweifellos nicht eine so lange Zeitspanne auf sich warten lassen wird, wie sie seit der letzten Rostocker Monographie de rebus Daniticis von J. FECHT, De idolo Michae, Rostock 1695, vergangen ist. Eine Publikation wie diese bietet willkommene Gelegenheit, Lehrern, Kollegen und Freunden öffentlich Dank zu sagen, die mich viele Jahre auf meinem persönlichen und wissenschaftlichen Weg kritisch begleitet, gefördert und bereichert haben. An erster Stelle ist dabei mein „Doktorvater", Herr Prof. Dr. Klaus-Dietrich SCHUNCK, zu nennen. Er hat mir das Thema dieser Arbeit vorgeschlagen und die Beschäftigung damit in jeder ihm möglichen Weise tatkräftig unterstützt. Seine über das rein Fachliche nicht selten hinausgehende Begleitung und Beratung sind mir Grund zu bleibender Dankbarkeit. Stellvertretend für meine weiteren Lehrer seien hier die Herren Dr. theol. habil. P. H E I D R I C H und Dr. phil. habil. A. FAHS genannt. Jener hat mich mit ungewöhnlicher Intensität u.a. in die Welt der Religionen und ihre Geschichte, dieser in das Gebiet der Vergleichenden Sprachwissenschaft eingeführt. Beiden verdanke ich über viele Jahre sich erstreckende philologische Beratung. Die Herren Prof. Dr. Dr. K.-H. BERNHARDT und Prof. Dr. H.-F. W E I S S haben sich als Gutachter im Promotionsverfahren dankenswerterweise der Mühe eines Korreferats unterzogen. Mein Kollege und Freund Dr. E.A. KNAUF hat sich meine Dankbarkeit dadurch erworben, daß er brieflich und gesprächsweise zahlreiche Anmerkungen zur maschinenschriftlichen Fassung der Dissertation gemacht sowie sorgfältig die Korrekturen dieser Druckfassung mitgelesen hat. Für wichtige Hilfe bei der Beschaffung manchmal schwer erreichbarer Literatur über viele Jahre hinweg bin ich Frau Renate KLIMESCH zu Dank verpflichtet. Frau Dr. Mechthild KELLERMANN und Herr Dr. Diether KELLERMANN haben mir während der Druckvorbereitung sehr freundlich durch Aufsatzkopien geholfen, eine Reihe von Literaturlücken zu schließen. Den schwierigen Weg der Drucklegung eines so umfangreichen Manuskriptes haben in den Anfängen die Herren Prof. Dr. SCHUNCK und Prof. Dr. W . H . S C H M I D T gebahnt. Daß die Veröffentlichung jedoch schließlich in dieser Form zustande kam, ist das Verdienst von Herrn Prof. Dr. Rudolf SMEND D. D., der in einer Zeit immer knapper werdender Mittel mit Geduld und Geschick alle Hindernisse aus dem Wege geräumt hat. Neben der Deutschen Forschungsgemeinschaft für den Druckkostenzuschuß sowie Herrn Dr. Arndt R U P R E C H T und seinen Mitarbeitern für die verlegerische Betreuung gilt ihm daher mein besonders herzlicher Dank.
Rostock, am 180. Geburtstag von
EDUARD REUSS
H.M.N.
Inhalt Vorwort
5
1. Die Danitennotiz in Ri 1 1. Die Danitennotiz im Kontext 2. Jos 19,47a-48a LXX und Ri 1,34-35: Ein Strukturvergleich . . . 3. Ri 1,34. 35 a 4. Zusammenfassung
9 9 18 26 35
2. Der Danspruch im Deboralied (Ri 5,17 a ß) 1. Wann ereignete sich die Deboraschlacht? 2. Waren die Daniten zur Zeit der Deboraschlacht noch in ihrem südlichen oder schon im nördlichen Wohngebiet? 3. Der Danspruch Ri 5,17 a β 4. Zusammenfassung
37 37
3. Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18) 1. Ri 17-18 EXKURS: Ephod-Teraphim-Pesel-Massecha in Ri 17-18 EXKURS: Michas Levit und der Dan-Priester Jonatan, der Sohn des Gerschom, des Sohnes Moses/Manasses 2. Literarisch-redaktionsgeschichtliches Ergebnis 3. Erwägungen zur Datierung der danitischen Nordwanderung . . . 4. Zusammenfassung
61 61 96 110 129 137 143
4. Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16) 1. Ri 13 EXKURS: Manoach - Manahat(iter) - Manhate - Μανοχω . . . . 2. Ri 14-15 Γ 3. Ri 16 4. Zusammenfassung
149 149 152 175 183 191
5. Die Stammessprüche über Dan in Gen 49 und Dtn 33 1. Gen 49,16. 17 1. Gen 49,17 2. Gen 49,16 2. Dtn 33,22
195 195 196 204 212
. . . .
48 56 59
6. Erwägungen zur Herkunft der Daniten und zur Frage einer danitischen Einwanderung in das Westjordanland 1. Gibt es Beziehungen Dans zu anderen Stämmen Israels, die es erlauben, aus deren Herkunft und Einwanderung Rückschlüsse auf solche Vorgänge bei Dan zu ziehen? 1. Beziehungen zwischen Dan und Naftali? 2. Beziehungen zwischen Dan und Benjamin sowie zwischen Dan und Efraim? EXKURS: Lev 24,10-14. 23 a 2. Die Daniten und das Gebiet um Jerusalem in der 2. Hälfte des 13. Jh. v. Chr 3. Danitennamen und die Frage nach der Herkunft der Daniten . . 4. Zur Organisationsform der Daniten 5. Zusammenfassung
7. Die Ergebnisse der bisherigen Ausgrabungen auf Tel Dan (Teil el-Qädl) im Vergleich mit den danitischen Uberlieferungen 1. Ausgrabungsergebnisse 2. Vergleich der exegetischen und der archäologischen Ergebnisse . .
8. Daniten und Danuna. Zur Frage möglicher Zugehörigkeit der israelitischen Daniten zu den in ägyptischen Texten (einschließlich der Amarnakorrespondenz) genannten Danuna, den DanunTm der Kilamuwa- und der Karatepe-Inschriften sowie den griechischen Danaoi Die Thesen von C . 2. Die Thesen von Y . 3. Zusammenfassung 1.
221
225 227 230 233 237 244 254 257
259 259 267
273
H . GORDON
273
YADIN
281 290
9. Rückblick: Grundlinien danitischer Geschichte
293
Literatur
301
Abkürzungen
333
Stellenregister
335
Namen-und Sachregister
341
Register hebräischer Worte
347
1. Die Danitennotiz in Ri 1 1.1. Die Danitennotiz im Kontext Ri 1,1-2,5 gehört zu den in verschiedener Hinsicht mit ungelösten Problemen besonders belasteten Texten des Alten Testaments. Wie ist der Abschnitt als Ganzer im Kontext zu verstehen? Worin besteht seine Funktion? Nicht geklärt sind Fragen der Gliederung und des Gliederungsprinzips sowie der Gattung des Ganzen und der Teile. Umstritten ist mancherlei im Inhaltlichen wie auch im Formalen der Einzelstücke und wiederum deren Details. In welchem Verhältnis zueinander stehen die Uberlieferungen, die, mehr oder weniger gleichlautend, in Ri 1 konzentriert, im Josuabuch aber verstreut auftreten 1 ? Die Beantwortung dieser und weiterer Fragen steht in enger Beziehung zu der weitergehenden Frage, ob und wieweit aus Einzelheiten der sich in Ri 1 darbietenden Skizze des Seßhaftwerdens von Einzelgruppen späterer Israeliten, nicht zuletzt auch im Vergleich mit der andersartigen gesamtisraelitischen Landnahmevorstellung (Numl3-Jos 24) 2 , tragfähige Schlußfolgerungen für einen Versuch der Rekonstruktion der Frühgeschichte Israels gezogen werden können. Entsprechend den seit langem auseinandergehenden Antworten auf die wenigen angedeuteten Fragestellungen besteht auch in der Beurteilung des Wertes der Überlieferungen Unsicherheit, sobald man über allgemeine Charakterisierungen hinausgeht und konkretere Bestimmungen versucht. Der seit vielen Jahrzehnten immer wieder versuchte Zugang zu Ri 1,1-2,5 durch die Zuordnung (des Ganzen oder von Teilen) zu einer der Pentateuchquellen 3 hat bis heute zu keinem allgemein 1 Vgl. für einen ersten Überblick zu diesen Fragen die „Einleitungen in das Alte Testament" von O. EISSFELDT, 337 ff.; G. F O H R E R , 213 bis 216; O. KAISER, 86. 130. 136, die Kommentare zu Ri 1 sowie u. a. W. R U D O L P H , „Elohist", 263 ff.; M. N O T H , ÜSt, 7 ff. 211; S . M O W I N C K E L , Tetrateuch, 15 f. 1 7 ff.; E . O ' D O H E R T Y , Problem; C . H . J . DE G E U S , Richteren; DERS., Tribes, 85f.; G . S C H M I T T , Frieden, 46-80; J . H A L B E , Privilegrecht, 349ff.; A . G .
AULD, J u d g e s ; J. Μ . MILLER, O c c u p a t i o n , 2 3 6 - 2 3 9 ; R. SMEND, E n t s t e h u n g , 115; B. LINDARS, T r i b e s , 9 9 f f . 2
Vgl. zur Spannung zwischen beiden Vorstellungen u.a. schon W . R U D O L P H , a.a.O., zuletzt, G . S C H M I T T , a.a.O., 7 8 ; R. DE V A U X , History, 6 6 1 ; J . M . M I L L E R , a.a.O., 2 1 5 - 2 1 7 . Daß Ri 1 dem wirklichen historischen Hergang viel eher gerecht wird, ist allgemein anerkannt, vgl. früher u. a. O. EISSFELDT, Hexateuch-Synopse, 8 3 , in letzter Zeit ζ. B . 265;
R. SMEND, G e s e t z , 5 0 3 . 5 0 6 ff. 3 Nach einer zuerst von Ε . M E Y E R , Kritik, 1 1 7 ff., vertretenen These bildet Ri 1 , 1 - 2 , 5 den Landnahmebericht von J bzw. eine aus J geschöpfte Landnahmeübersicht (vgl. u.a.
10
Die Danitennotiz in Ri 1
anerkannten Ergebnis geführt. Aber selbst wenn in dieser Richtung eine überzeugende Klärung gelänge, lieferte dies lediglich einen ungefähren terminus ad quem für die Zusammenstellung des durch die Quelle aufgenommenen Traditionsmaterials 4 . Die Untersuchung wäre dann im Blick auf dieses Traditionsmaterial sogleich überlieferungsund traditionsgeschichtlich weiterzutreiben. Dies liegt um so näher, als nicht nur in der Quellenzuordnungsfrage keine Klärung erreicht ist, sondern speziell J als Pentateuchquelle in seiner Datierung neuerdings wieder stärker diskutiert 5 bzw. sogar in seiner Existenz als Quelle im Sinne der Urkundenhypothese in Frage gestellt worden ist'. Ohne auf diese letzteren Probleme näher eingehen zu können, dürfte m.E. eine gewisse Lösung von der jahrzehntelangen Fixierung auf die Quellenzuordnungsfrage bei der Analyse von Ri 1,1-2,5 methodisch einen Fortschritt darstellen, ohne daß damit natürlich die Zugehörigkeit des Kapitels oder von Teilen desselben zu einer Quelle ausgeschlossen wäre. Wie kaum anders zu erwarten, gehen die Auffassungen allerdings auch bei denjenigen, die nicht oder nicht von vornherein mit der Zugehörigkeit von Ri 1,1-2,5 zu einer Quelle rechnen, nicht unerheblich auseinander 7 .
K. BUDDE, Bücher, 1-89. 155-166; DERS., Richter, X I I ff.; C. F. BURNEY, Judges, 1; M o WINCKEL, a . a . O . ,
1 7 f f . , b e s . 3 2 ; DERS., E r w ä g u n g e n , 4 9 . 1 0 7 . I l l ;
M . WEINFELD,
Period,
9 7 ; Ο . KAISER, E i n l e i t u n g , 8 6 . 1 3 0 F . ) . F ü r R U D O L P H , a . a . O . , 2 6 6 . 2 7 2 , w a r R i 1 v o r j a h w i s t i s c h ; EISSFELDT, H e x a t e u c h - S y n o p s e ,
8 3 ; DERS., E i n l e i t u n g , 3 3 7 f . 3 4 0 u n d
G . FOHRER,
Einleitung, 2 1 4 f . denken an L bzw. N, vgl. dazu auch G. SCHMITT, a . a . O . , 53. 4
Z u r D a t i e r u n g v o n L v g l . EISSFELDT, E i n l e i t u n g , 2 6 2 - 2 6 4
(950-850 v.Chr.), für
Ν
vgl. FOHRER, Einleitung, 179 (um 800 v . C h r . o d e r bald danach), zu J vgl. zuletzt d e n Ü b e r b l i c k b e i R . SMEND, E n t s t e h u n g , 9 2 - 9 4 ( 1 0 . - 7 . J h .
v.Chr.).
5
Vgl. vor allem Η . H . SCHMID, Jahwist, bes. 154 ff. sowie R. SMEND, Entstehung, 94 (Lit.). '
V g l . R . RENDTORFF, P r o b l e m , p a s s i m ( z u RENDTORFF v g l . u . a. W . M C K A N E , V T
28
[1978], 371-382; E. ZENGER, BZ 24 [1980], 101-116). 7 So hielt es NOTH, ÜSt, 211, immerhin noch f ü r eine nicht bestreitbare Möglichkeit, wenn deren Wahrscheinlichkeit auch nicht sehr g r o ß sei, d a ß mit bzw. in Ri 1 Teile einer alten Pentateuchquelle vorlägen. Auf der einen Seite des gegenwärtigen Diskussions- u n d M e i n u n g s s p e k t r u m s dagegen hält C. H . J. DE GEUS o h n e G e d a n k e n an eine Pentateuchquelle Ri 1 f ü r ein als Einheit komponiertes D o k u m e n t eines Autors aus deuteronomistischen Kreisen nach 587 v.Chr., seinem Material nach auf alten anekdotischen, w a h r scheinlich mündlichen Uberlieferungen basierend, o h n e d a ß deren Alter bestimmbar sei, sowie auf Uberlieferungen, die dem A u t o r gerade zur V e r f ü g u n g standen, als er Ri 1 f ü r den gegenwärtigen Kontext als Einleitung des Richterbuches komponierte u n d damit das Bild des deuteronomistischen Josuabuches korrigierte (Richteren; DERS., Tribes, 85 f.). Auch A. G. AULD ist im Blick auf Ri 1 dem G e d a n k e n an eine Pentateuchquelle (J) abgeneigt (Judges, 279), vermerkt vielmehr, daß durch ihre Kriterien f ü r die Bestimmung von J viele Frühere irregeleitet w o r d e n seien ( a . a . O . , 285). Speziell hinter V. 27-33 vermutet er einen oder mehrere ziemlich u n f ä h i g e Kompilatoren (nicht Autoren) ( a . a . O . , 279). Lösungen sucht er vor allem im Vergleich von Ri 1 mit den Parallelstücken in anderen Büchern (Josua) sowie S t r u k t u r u n t e r s u c h u n g e n des stark zusammengesetzten Kapitels u n d
Die Danitennotiz im Kontext
11
Bemerkenswert für das weitere Vorgehen in der vorliegenden Untersuchung ist nun vor allem, daß in der Diskussion Vertreter verschiedenster Auffassungen in zwei grundsätzlichen Punkten weitgehend übereinstimmen: 1. Ri 1,1-2,5 enthält wahrscheinlich ursprünglich ganz selbständige Einzelüberlieferungen; der Abschnitt bildet ein in seinen Teilen uneinheitliches „Konglomerat" (M. NOTH) 8. 2. Die Quelle von Ri 1,1-2,5 bzw. der Sammler oder Redaktor hat altes (älteres) Material verarbeitet 9 . läßt die Frage der „sources" am Ende ausdrücklich offen (a.a.O., 284f.). Ebenso wie einzelne Teile von Ri 1 „editorial notes" sind, sei auch das ganze Kapitel „a late prefatory note to the book of Judges which supplements, corrects and explains the treatment by the Deuteronomistic History of the period of the Judges", möglicherweise „contemporaneous with the division of the long Deuteronomistic History into the now familiar separate books" (a.a.O., 285). Auf der anderen Seite hat R. SMEND redaktionsgeschichtliche U n tersuchungen u.a. zu Ri 1 , 1 - 2 , 9 angestellt, die ihn u . a . zu der Vermutung führten, es könnten sich „im Zusammenhang mit weiteren Beobachtungen zur deuteronomistischen Redaktorentätigkeit . . . neue Perspektiven auf den alten Streit" ergeben, „ob wir in Ri 1 den Schluß der jahwistischen Pentateuchquelle vor uns haben" (Gesetz, 508). Eher unter traditionsgeschichtlichem Aspekt hat G. SCHMITT u. a. in Ri 1 ein altes Vertreibungsgebot bzw. Friedensschlußverbot herausgearbeitet, das nach SCHMITT wahrscheinlich von allen Pentateuchquellen und von alten Landnahmetraditionen bezeugt sei (Frieden, 27 ff. 81 ff.). Wer mit einer zweiten jahwistischen Quelle rechne, könne diese in Ri 1 wiederfinden (a.a.O., 53. 76). Ergebnisse von SCHMITT aufnehmend, h a t j . HALBE den traditionsgeschichtlichen Hintergrund u.a. von Ri 1; 2,1-5 noch umfassender aufzuhellen versucht (Privilegrecht, 308 ff. 347ff. 385 ff. 506 ff.). Ri 1 gehört danach mit Ri 2 , 1 - 5 zusammen in alte „privilegrechtliche Tradition" ( a . a . O . , 506f.); beide nicht f ü r den jeweils anderen Abschnitt gemacht (a.a.O., 385), seien sie aber schon „seit alters" gemeinsam tradiert (a.a.O., 388), wenn auch durch sehr späte Redaktion gemeinsam an die jetzige Stelle gesetzt, eine Redaktion, die mit Ri 1 Zugang zu alter Tradition hatte (a.a.O., 385). V. 27-35, das älteste Stück in Ri 1, habe seinen O r t „nicht allzu fern von der Reichsgründung - und im Umkreis des Jahwisten" (a.a.O., 308-311, Zitat 311). Wenn auch die vorgeschlagene Z u o r d n u n g von Ri 1 zum „Umkreis des Jahwisten" nach den traditionsgeschichtlichen Arbeiten von SCHMITT und HALBE auf breiterer Basis steht als zu Zeiten der alten Literarkritik, dürfte dennoch das redaktionsgeschichtliche Problem von Ri 1 noch nicht endgültig gelöst sein (vgl. R. SMEND, Entstehung, 115; W. H . SCHMIDT, Einführung, 73). 8
V g l . u . a . K . B U D D E , B ü c h e r , 3 f f . 1 2 f . 2 3 ; EISSFELDT, H e x a t e u c h - S y n o p s e , 8 3 ; A . A L T ,
Gaue,
276f.;
A n m . 2. 2 1 1 ;
DERS.,
System,
G.E.WRIGHT,
197f.;
Problem,
W.RUDOLPH, 107.
109;
„Elohist",
264f.;
NOTH,
S . MOWINCKEL, T e t r a t e u c h ,
ÜSt,
9,
23. 27;
DE
G E U S , R i c h t e r e n , 3 7 . 4 3 . 5 1 - 5 3 ; DERS., T r i b e s , 8 5 f . ; R . S M E N D , G e s e t z , 5 0 7 ; DERS., E n t s t e h u n g , 1 1 5 ; R . DE V A U X , H i s t o r y , 6 8 4 ; H . W E I P P E R T , S y s t e m , 8 4 , A n m . 1; A . G . A U L D , J u d g e s , 2 6 5 f . 2 7 4 . 2 7 7 . 2 7 9 ; J . M . M I L L E R , O c c u p a t i o n , 2 3 8 f . ; Z . KALLAI, J u d a h , 2 5 4 ; B . L I N -
DARS, Tribes, 101 (ff.); S. HERRMANN, Geschichte, 120 (ff.); daneben die Kommentare z. St., zuletzt R. G. BOLING, Judges, 63 (ff.). '
V g l . u . a . BUDDE, a . a . O . , 3. 12. 17. 2 3 . 161 f f . ; ALT, S y s t e m , 1 9 7 f . ; RUDOLPH, a . a . O . ,
265ff.;
NOTH, a . a . O . ,
9. 2 1 1 ; WRIGHT, a . a . O . ,
107;
E. O'DOHERTY, P r o b l e m ,
6;
WINCKEL, a . a . O . , 2 7 - 3 3 ; EISSFELDT, E i n l e i t u n g , 3 3 8 ; DE G E U S , R i c h t e r e n , 3 7 . 4 1 . 4 3 .
MO50f.
5 3 ; DERS., T r i b e s , 8 5 f . ; M . W E I N F E L D , P e r i o d , 9 7 . 1 0 0 ; Y . A H A R O N I , L a n d , 1 9 7 , A n m . 6 2 ; Α . E . CUNDALL, A p o l o g y ,
1 7 9 ; G . S C H M I T T , F r i e d e n , 5 I f f . 7 6 f f . 8 6 ; R . DE VAUX,
a.a.O.,
12
D i e Danitennotiz in Ri 1
D a ß Ri 1,1-2,5 als Ganzes so schwer faßbar und bestimmbar ist, mag in der Tat nicht zum wenigsten daran liegen, daß es nach dieser überwiegenden Anschauung schon auf den ersten Blick formal und inhaltlich sehr verschiedenartige Überlieferungsstücke vereint, die sich dementsprechend einer vereinheitlichenden Bestimmung entziehen. Ganz folgerichtig finden sich aufgrund dieser Schwierigkeit neben dem erwähnten Trend überlieferungs- und traditionsgeschichtlicher sowie literarkritischer und redaktionsgeschichtlicher Analysen von Ri 1,1-2,5 insgesamt in letzter Zeit auch verstärkt detaillierte Untersuchungen einzelner Uberlieferungen und ihrer Hintergründe mit vorwiegend oder ausschließlich historischen, geographischen, topographischen und traditionsgeschichtlichen Fragestellungen 1 0 , so daß das schwierige Kapitel zugleich von „außen" als gewachsene Einheit als auch von „innen" durch Untersuchung möglicher Einzeltraditionen neu in den Blick genommen wird. Dieser Linie entsprechend ist die Danitenüberlieferung Ri 1,34 f. einerseits formal im Vergleich zu den anderen Überlieferungsstücken in Ri 1 sowie andererseits inhaltlich als vermutlich selbständige Tradition zu untersuchen. Fragen der Struktur von Ri 1 sind in letzter Zeit eindringlich behandelt worden 1 1 . D a ß der erste Hauptteil des Kapitels (V. 1-21) auf dem geographisch-politischen Hintergrund des Südreiches Juda, der zweite (V. 22-36) dagegen auf demjenigen des Nordreiches Israel zu sehen ist, das Ganze geographisch von Süden nach N o r d e n angeordnet ist 12 , liegt auf der H a n d . Diese - ohnehin grobe - Gliederung führt hier aber nicht wesentlich weiter. Bedeutsamer sind formale bzw. Gattungsgesichtspunkte. Hierin zeigen die beiden Teile ein charakteristisch unterschiedliches Gepräge: D e r erste Hauptteil
( V . 1 - 2 1 ) w i r d in s e i n e m P r o f i l d u r c h u r s p r ü n g l i c h w a h r -
scheinlich selbständige Anekdoten, Episoden und ätiologische N o t i z e n u
689;
R.
SMEND,
Gesetz,
503.
507F.;
DERS., E n t s t e h u n g ,
115;
H.WEIPPERT,
a.a.O.,
A n m . 1; J . HALBE, a . a . O . , 3 8 5 - 3 9 0 ; F . A . SPINA, D a n S t o r y , 6 3 ; J . M . MILLER, a . a . O . , A. D . H .
MAYES, P e r i o d ,
2 8 7 ; Τ . VEIJOLA, K ö n i g t u m ,
120, A n m . 24;
Z . KALLAI,
2 5 4 ; B . LINDARS, a . a . O . , 1 0 1 f . ; G . FOHRER, E i n l e i t u n g , 2 1 4 ; S . H E R R M A N N , a . a . O . ,
be-
84, 239;
a.a.O., 120(ff.)
sowie die Kommentare z.St., zuletzt R. G. BOLING, Judges, 36 f. 63; J. D . MARTIN, Judges, 16. 10
V g l . K . - D . S C H U N C K , J u d a ; DERS., H a r H e r e s ; H . Y . PRIEBATSCH, J e r u s a l e m ; S . M I T T -
MANN, Siedlungsgebiet; N . Na'aman, Inheritance. 11
Z u l e t z t v g l . v o r a l l e m DE G E U S , R i c h t e r e n ; G . S C H M I T T , F r i e d e n , 4 6 f f . ; A . G . A U L D ,
J u d g e s ; e i n Ü b e r b l i c k b e i J . M . MILLER, O c c u p a t i o n , 12
236-239.
Darauf wies früher schon L. ROST, Einleitung, 81; zuletzt A. MALAMAT, Leadership, 1 5 4 mit Anm. 5 . 13 Selbständige Komplexe sind: Juda, Simeon und der Kampf mit Adoni-Besek (mit Ergänzungen, V. 4. 8 b); Kaleb, Otniel und die Gewinnung von Kirjat-Sefer; N o t i z über die Söhne Hobabs; weitere bruchstückhafte N o t i z e n in V. 10. 17. 20, die redaktionell formuliert sind.
Die Danitennotiz im Kontext
13
stimmt, deren zunächst eigenständige Ü b e r l i e f e r u n g in jeweils lokalem bzw. Stammes- o d e r Sippenrahmen zu vermuten ist. Dazwischen finden sich kleinere Stücke u n d W e n d u n g e n , deren Auswahl, Formulierung u n d Intention im K o n text in stärkerem M a ß e auf den R e d a k t o r z u r ü c k g e h e n d ü r f t e n ; sie zeigen teils summarisches G e p r ä g e 1 4 o d e r erinnern an die schematisch strenge Gestaltung des zweiten Hauptteils 1 5 . D e r zweite Hauptteil ( V 2 2 - 3 6 ) 1 6 wird wesentlich gekennzeichnet d u r c h ein grundlegendes Schema 1 7 : „(Stamm) Α vermochte nicht, die Bewohner (oder: K a n a a n ä e r ) von Β (und C und D etc.) zu vertreiben." D e r jeweilige Nachsatz, ebenfalls durch schematische Formulierungen geprägt, enthält immerhin eine einzige feine A b s t u f u n g 1 8 : Bei Manasse (V. 27 f.), E f r a i m (V. 29) u n d Sebulon (V. 30) blieben die K a n a a näer inmitten des von jenen G r u p p e n beanspruchten Gebietes w o h n e n . U m g e kehrt heißt es von Ascher (V. 31 f.) u n d Naftali (V. 33), d a ß sie ihrerseits inmitten der K a n a a n ä e r wohnten, die nicht zu vertreiben waren; letzteres eine weniger günstige Lage u n d wohl eine A n d e u t u n g weiterer kanaanäischer D o m i n a n z . D a n schließlich (V. 34 f.) wird ü b e r h a u p t kein E r f o l g zuteil. So bietet der zweite Hauptteil ein Bild stufenweise z u n e h m e n d e n Erfolgsmangels bis z u r völligen Erfolglosigkeit.
Den erzählerisch wenig befriedigenden, eintönig-schematischen Charakter des zweiten Hauptteils kann man sich auf zweierlei Weise zu erklären versuchen: 1. Diese Darstellungsweise w u r d e absichtlich g e w ä h l t " ; die strenge E i n t ö nigkeit hat auf ihre Weise tatsächlich etwas Eindrückliches an sich. 2. Die karge, fast statistische Darstellungsweise geht auf das dem R e d a k t o r z u h a n d e n e bzw. fehlende Material z u r ü c k 2 0 . Er hatte eben nur diese nackten Fakten, nicht aber illustrierende, verlebendigende A n e k d o t e n u n d Episoden z u r Verfügung21.
Μ. E. stellen beide Vorstellungen keineswegs einander ausschließende Möglichkeiten dar. Bei einem bewußt arbeitenden Redaktor darf 14
V. 9. 18. 19. V. 21. 16 Vgl. zum folgenden besonders SCHMITT, Frieden, 48 ff. 17 Es ist hier weniger wichtig, ob ursprünglich bei der Nennung jedes Stammes in V. 27-35 auch jedes der Strukturelemente des Schemas Verwendung fand, aber im Laufe der Uberlieferung einzelne Elemente verlorengingen oder umgekehrt anfänglich kein ganz regelmäßiger Aufbau vorlag und später eine angleichende Auffüllung geschah. Ζ. B. fehlt in V. 29. 30. 33. 34 die Schlußformulierung vom Nichtvertreibenkönnen entsprechend V. 28. 32; ist das Auslassung an jenen oder Ergänzung bewußt nur an diesen Stellen? V. 29. 31 LXX findet sich ergänzt der in M T fehlende Hinweis auf die Fron der Kanaanäer. 15
18
V g l . BUDDE, B ü c h e r , 16.
19
V g l . SCHMITT, F r i e d e n ,
20
Ä h n l i c h ζ . B. MOWINCKEL, T e t r a t e u c h , 2 7 - 2 9 .
53-55.
21 Daß der sich steigernde Erfolgsmangel im Gebiet des (späteren) Nordreiches auftritt und so deprimierend nüchtern formuliert ist, kann vielleicht einen Hinweis auf den Standort des Redaktors bieten.
14
Die Danitennotiz in Ri 1
vorausgesetzt werden, daß er das ihm zugängliche - möglicherweise lückenhafte - Material einer beabsichtigten Tendenz entsprechend ordnet. Wie man diese Frage auch entscheidet, es stellt sich im Blick auf beide Hauptteile von Ri 1 eine strukturelle Verschränkung heraus: Ebenso wie sich im ersten Hauptteil neben den individuellen Anekdoten und Notizen einzelne Formulierungen finden, die an die schematische Gestaltung des zweiten Hauptteils erinnern und auf die Hand eines Redaktors weisen, so stehen inmitten des weitgehend schematischen zweiten Hauptteils, sich deutlich vom Kontext abhebend, in sich geschlossene Episoden und Notizen, denen die schematischen Elemente fehlen: V. 22-26 n , V. 34 f. und V. 36. Alles dies unterstreicht die These von der Komposition des Kapitels aus verschiedenartigen Bestandteilen durch redaktionelle Arbeit. Die hier vor allem interessierenden Vv. 34-35 zeichnen gleich mehrere Besonderheiten 23 in ihrer literarischen Umgebung aus: 1. V. 34 beschreibt einen Vorgang anstelle einer bloßen Feststellung nicht gelungener Eroberung und ist damit im Kontext einzig nicht dem Schema von V. 27-33 unterworfen, das lediglich Namen von Städten und deren Nichteroberung sowie (teilweise) den (späteren) Frondienst ihrer Bewohner konstatiert. V. 34 ist dagegen eher den individuellen Anekdoten des ersten Hauptteils an die Seite zu stellen. Im Einzelnen 24 : Die Vv. 27-33 beginnen regelmäßig „(Stamm) X hat nicht ..." bzw. „Nicht hat X verdrängt ...". V. 34 nicht so, vielmehr inhaltlich umgekehrt: Die Danken ihrerseits wurden verdrängt. Aber dies wird nicht einmal in diesem nur umgekehrten Wortlaut und Subjektaustausch, sondern gänzlich ohne die in den Vv. 27-33 üblichen Worte ausgedrückt. Allein in V. 34 findet sich das Verbum einmalig gegenüber V. 27 ff. auch, daß die Nichtverdrängbaren aktives Subjekt sind. Schon K . B U D D E hatte hierzu betont, eine andere Sache bringe auch andere Formulierung mit sich 25 . Wenn aber der Redaktor Wert auf das strenge, auf 22 Die Uberlieferung nimmt im Grunde eine Sonderstellung deutlich zwischen beiden Hauptteilen ein: Josef gehört zum Nordreich ( = 2 . Hauptteil), aber dem literarischen Charakter nach neigt die Erzählung, in sich geschlossen und abgerundet, klar zum 1. Hauptteil (vgl. besonders V. 11-15), zumal Efraim und Manasse zu Beginn des 2. Hauptteils nochmals erscheinen. Wenn man V. 22-26 mit Recht als späte redaktionelle Einfügung betrachten darf (vgl. SCHUNCK, Benjamin, 77, Anm. 132), könnte deren Urheber dem betrüblichen Erfolgsmangel der Nord(reich)stämme (V. 27 ff.) damit haben entgegenwirken wollen. In diesem Zusammenhang mag in V. 35 b „Efraim" in „Haus Josef" umgewandelt worden sein, so d a ß das Gebiet der (späteren) Nord(reich)stämme deren dominierende Gruppe beginnt und schließt (vgl. AULD, Judges, 278). 23 Es fällt auf, daß V. 34 f. des öfteren, und zwar ohne (nähere) Begründung, von Vv. 27-33 abgehoben wird, vgl. zuletzt u.a. R. DE VAUX, History, 661; S. MITTMANN, Siedlungsgebiet, 226, Anm. 32; J. M . MILLER, Occupation, 215; Ζ. KALLAI, Judah, 254; LIN-
DARS, T r i b e s , 1 0 2 f . 24
Z u m f o l g e n d e n v g l . v o r a l l e m BUDDE, B ü c h e r , 15 f f . ; SCHMITT, F r i e d e n , 6 4 f . ; AULD,
Judges, 274 ff. 25 Bücher, 17; vgl. auch SCHMITT, a . a . O . , 65.
Die Danitennotiz im Kontext
15
seine Weise eindrückliche Schema in V. 27 ff. legte, so hätte ohne weiteres die Möglichkeit bestanden, diesem Schema entsprechend zu formulieren: „Und nicht haben die Daniten verdrängt die Bewohner von Har-Heres, Ajalon und Schaalbim. So gelang es den Amoritern, dort wohnen zu bleiben . .." 26 . Daß dies nicht geschehen ist, läßt sich am einfachsten so verstehen, daß die Uberlieferung, wie sie V. 34 darbietet, dem Redaktor vorgegeben war und zu Gebote stand und er sie gern benutzte, wie er in gleicher Weise Erfolge der Südgruppen im ersten Hauptteil nach Möglichkeit mit kurzen, aber immer farbigen überlieferten Erzählungsstücken gestaltete. Im übrigen zeigt die probeweise vorgenommene Umformung von V. 34. 35 a nach dem Schema von V. 27 ff., daß dabei ein Uberschuß an Information bleibt, nämlich ein Handlungsablauf, der V. 27 ff. durchgängig fehlt. Dies alles weist darauf hin, daß mit der aus dem Schema von V. 27-33 herausfallenden Formulierung in V. 34. 35 a auf überliefertes Material zurückgegriffen werden konnte 27 . 2. V. 34 spricht von statt den einfachen Stammesnamen zu verwenden und steht damit völlig allein in V. 27-33. Vergleichbares findet sich wiederum im ersten Hauptteil (V. 8. 9. 16. 21). Allerdings kann auf dieser Besonderheit nicht allzuviel Gewicht gelegt werden, da die Ausdrucksweise auf eine Überarbeitung zurückgehen könnte 2 8 . 3. Die Vv. 34-35 fallen besonders dadurch auf, daß die Gegner die ansonsten im Kapitel nirgends mehr erwähnten Amoritersind29. Uberall sonst in den 26
Eine etwas andere U m f o r m u n g bei SCHMITT, a . a . O . , 65. Vgl. auch unten, Anm.41.
27
V g l . a u c h SCHMITT,
28
Vgl. hierzu SCHUNCK, Benjamin, 77f.; DERS., Juda, 51, Anm. 19; SCHMITT, a . a . O . ,
a.a.O.
6 5 ; AULD, a . a . O . , 274. 277. 29 Nach wie vor ungeklärt ist der sich gegen eine klare Systematisierung sperrende Gebrauch des Terminus „Amoriter" ( = A) im Alten Testament. Eine Problemübersicht bietet A. VAN DEN BORN, Art. Amoriter; vgl. weiter Ε. A. SPEISER, Amorites; Κ. M. KENYON,
A m o r i t e s ; Y . A H A R O N I , R e z . K E N Y O N ; A . HALDAR, A m o r i t e s ; C . H . J . DE G E U S , A m o r i t e s ;
zuletzt umfassend M. LIVERANI, Amorites, der Kriterien f ü r die Verwendung von „Amoriter" und „Kanaaniter" ( = K) erarbeitet: 1. Die Verwendung von Α oder Κ hängt von der Vorliebe des Autors f ü r einen der Termini oder von seiner vorgegebenen Tradition ab; beliebt ist die Unterscheidung: Ε benutzt A, J dagegen Κ (vgl. u.a. M. NOTH, N u m 21, 188 u.v.a.), jedoch räumt LIVERANI (a.a.O., 125) wie schon NOTH (a.a.O., 189) ein, daß dieses Kriterium nicht alle Fälle erfaßt. 2. Α wird verwendet, wo Κ nicht paßt (ζ. B. f ü r Transjordanien; Details bei LIVERANI, a . a . O . , 125). 3. Α sind besonders mit dem Gebirge verbunden und dessen zerstreuter, „pastoraler", nicht urbaner Bevölkerung (a.a.O., 126). Speziell in Ri 1,34f. sei Α nur „deceptively specific" (a.a.O., 125). Aber eine Erklärung f ü r das im Kontext auffallende Α findet sich bei LIVERANI nicht. Vielmehr müßte nach seinem 2. und 3. Kriterium dort eigentlich Κ stehen: Ebenenbewohner drängen die Daniten ins Gebirge! Im übrigen muß man mit Veränderungen im Gebrauch der Bezeichnungen rechnen: Die Gleichungen Κ = Stadtbewohner, A = „pastorale" Bevölkerungen von Gebirgsgegenden, wenn man es überhaupt so verkürzen darf, trifft allenfalls f ü r das 2., nicht mehr f ü r das 1. Jt. v.Chr. zu (vgl. DE GEUS, a . a . O . , 60). - Fast gleichzeitig mit LIVERANI zeigte VAN SETERS (Terms, 64 ff.), d a ß Α in deuteronomistischer Literatur wie in den Listen von „Nationen", die Jahwe vertrieben hatte und von denen es sich fernzuhalten galt, als archaischer Terminus f ü r die präisraelitische Bevölkerung Palästinas mit „ideologischer und rhetorischer" Absicht benutzt sei (a. a. O., 72 ff.) und in Paralleltexten Α durch Κ ersetzt werden könne (a.a.O., 75), d . h . Α und Κ nicht (primär) historisch oder
Die D a n i t e n n o t i z in Ri 1
16
V v . 2 7 - 3 3 h a n d e l t e s sich . u m K a n a a n ä e r . A u c h h i e r b i e t e t d e r e r s t e H a u p t t e i l a m e h e s t e n V e r g l e i c h b a r e s , w e n n a u c h k e i n e A m o r i t e r , s o d o c h statt d e r K a n a a näer andere V ö l k e r n a m e n 3 0 . 4. A l s negativer
Höhepunkt™
w e r d e n d i e D a n i t e n m i t e i n e m V o r g a n g u n d ei-
n e r F o r m u l i e r u n g v o r g e s t e l l t , d i e sie i m S ü d e n d e s L a n d e s w i e d e r u m in n ä c h ster N a c h b a r s c h a f t der S ü d g r u p p e n des ersten H a u p t t e i l s v o n Ri 1 zeigt. D i e s e N o t i z v o m E r g e h e n d e r D a n i t e n i m S ü d e n w i r d in d e r g e o g r a p h i s c h e n A b f o l g e v o n Süden n a c h N o r d e n an das E n d e der D a r s t e l l u n g nach N o r d e n versetzt, w o D a n höchst erfolgreich w a r . D e m R e d a k t o r g e h t es j e d o c h a n s c h e i n e n d m e h r u m d i e n e g a t i v e T e n d e n z d e s z w e i t e n H a u p t t e i l s , s o d a ß er d i e U m s t e l l u n g u n d s a c h l i c h e I n k o n s e q u e n z in K a u f n i m m t . 5. E i n anderer S t a m m v e r m a g s c h l i e ß l i c h d i e G e g n e r d e r g ä n z l i c h e r f o l g l o s e n D a n i t e n u n t e r s e i n e F r o n h e r r s c h a f t z u b r i n g e n ( V . 3 5 b). E i n s o l c h e r Fall k o m m t s o n s t in d e n V v . 2 7 - 3 3 n i c h t vor; d i e T a t s a c h e k ö n n t e m ö g l i c h e r w e i s e mit Struktur u n d R e d a k t i o n des zweiten Hauptteils e n g z u s a m m e n h ä n g e n 3 2 . ethnisch a u s d e u t b a r seien (so zuletzt auch DE VAUX, History, 133). D a h e r hilft VAN SETERS hier nicht weiter. Für den R e d a k t o r von Ri 1 w a r allerdings o h n e h i n n u r wichtig, d a ß ü b e r h a u p t FremdvölWer im von Israel beanspruchten Gebiet blieben, ob dies n u n Α o d e r Κ waren, spielte, soweit erkennbar, keine Rolle. D a in V. 34 f. redaktionell eine angleic h e n d e N a m e n v e r ä n d e r u n g von Α zu Κ o h n e Schwierigkeit möglich gewesen wäre, f ü h r t die Tatsache, d a ß dies nicht geschah, zu d e r A n n a h m e , d e r R e d a k t o r sei hier von einer vorgegebenen, speziellen I n f o r m a t i o n abhängig (vgl. A. ALT, Völker, 37, A n m . 1), wobei unwichtig ist, was ethnisch hinter A in V. 34 f. steht. Bemerkenswert ist immerhin, d a ß ein Krieger Davids aus Schaalbim (2 Sam 23,32) als N a m e n b e s t a n d t e i l den N a m e n d e r hurritischen/hethitischen u n d auch amoritischen G ö t t i n H i p a f ü h r t (vgl. B. MAISLER, U n t e r s u c h u n g e n , 38; DERS., Jerusalem, 189). 30
Perisiter (V. 4 f.), Keniter, Amalekiter (V. 16), Söhne A n a k s (V. 20), Jebusiter (V. 21). 31 Vgl. d e r Sache nach schon BUDDE, Bücher, 16; auch DE GEUS, Richteren, 42 sowie die folgende A n m . 32 Diese historisch gegebene T a t s a c h e f ü g t sich genau in die T e n d e n z w a c h s e n d e n Erfolgsmangels in V. 2 7 f f . bis hin z u r totalen Erfolglosigkeit (V. 34f.). V. 35 b zieht d u r c h V e r w e n d u n g von Elementen des Vv. 2 7 - 3 3 verbindenden Schemas die individuell f o r m u lierte D a n i t e n t r a d i t i o n n ä h e r an Vv. 2 7 - 3 3 heran. G e n a u diese deutliche Absicht aber läßt an ursprüngliche N i c h t Z u s a m m e n g e h ö r i g k e i t von V. 34. 35 a u n d V. 3 5 b d e n k e n (vgl. u . a . schon RUDOLPH, „Elohist", 266). D a n n mag V. 3 5 b auf einen R e d a k t o r z u r ü c k g e h e n , d e r die T r a d i t i o n V. 34. 35 a aufgriff und mit H i l f e von V. 3 5 b f o r m a l an den K o n t e x t V. 27 ff. anglich (SCHUNCK, Benjamin, 77). SCHUNCK verwies auch schon auf die Bezieh u n g von V. 3 5 b zu V. 2 2 ( - 2 6 ) ( a . a . O . , 78); es ergibt sich dabei, d a ß der 2. H a u p t t e i l von Ri 1, der das Gebiet des N o r d r e i c h s z u m G e g e n s t a n d hat, mit d e m „ H a u s J o s e f " beginnt (V. 22-26) u n d endet (V. 35 b). Vielleicht w u r d e deshalb „ E f r a i m " (Jos 19,48 a L X X ) in „ H a u s J o s e f " (Ri 1,35) g e ä n d e r t (vgl. AULD, Judges, 278). W a r d e r V. 35 b an V. 34. 35 a f ü g e n d e R e d a k t o r zugleich derjenige, d e r Vv. 2 2 - 2 6 einschob (SCHUNCK, a. a. O., 77, Anm. 132)? H.WEIPPERT vermutete, d a ß V. 34 f. einmal hinter V. 21 g e f o l g t sei (System, 81. 86). D a f ü r spräche nicht nur die geographisch stimmige Folge der S t ä m m e von Süd nach N o r d , sondern auch die f o r m a l e Andersartigkeit von V.34, 35 a im jetzigen K o n t e x t wie die Vergleichbarkeit mit den ebenfalls a n e k d o t i s c h e n u n d n o t i z e n h a f t e n , nichtschematischen T r a d i t i o n e n des 1. Hauptteils. Schließlich weist V. 35 innerhalb von V. 27 ff. am ehesten U b e r e i n s t i m m u n g e n mit V. 27 f. auf (vgl. besonders V. 27 b u n d V. 35 a), so d a ß eine f r ü h e r e Stellung am E n d e des 1. Hauptteils nicht n u r aus inhaltlichen
D i e Danitennotiz im Kontext
17
Für die Interpretation und Bewertung von Ri 1,34. 35 a ergeben sich folgende Gesichtspunkte: 1. Die Danitenüberlieferung erweist sich im engeren Kontext (V. 27ff.) als auffallend anders und selbständig in Formulierung und Inhalt. 2. Nächste Parallelen vor allem von V. 34 im weiteren Kontext sind eine Reihe von wertvollen Anekdoten und Notizen im ersten Hauptteil des Kapitels, die keinem Schema unterworfen sind und wahrscheinlich alte Lokal- oder Stämme- bzw. Sippentraditionen bewahren. 3. Dies f ü h r t zu der Vermutung, die Danitenüberlieferung sei nicht f ü r den sich formal deutlich abhebenden, in sich weitgehend einheitlich-schematischen Kontext verfaßt, sondern schon in der jetzigen Form aus anderem Zusammenhang oder Traditionsfundus hierher übernommen 3 3 . 4. Da V. 34 f. als einzige individuell formulierte Notiz innerhalb des schematischen zweiten Hauptteils 3 4 dennoch mit V. 35a Anteil an einem, mit V. 35 b sogar an mehreren Elementen des Schemas in V. 27 ff. hat 3 5 , stellt die Danüberlieferung als solche, aber auch durch ihre Stellung im Ganzen des Kapitels ein Beispiel f ü r die Kompilations- und die Redaktionstätigkeit in R i l , m . a . W . f ü r die Zusammengesetztheit des Kapitels dar. V. 34 f. insgesamt nimmt eine Mittelstellung zwischen den jeweils eigengeprägten Anekdoten des ersten und den strenger schematischen Formulierungen des zweiten Hauptteils ein. 5. Eine so knappe und isolierte Aussage wie V. 34 f. ist ihrer ursprünglichen Traditionsverwurzelung nach kaum konkret zu bestimmen. O b es sich um eine speziell danitische Uberlieferung handelt 3 6 , ist nicht schlüssig beweisbar. D a ß sich eine solche Einzelerinnerung entweder im begrenzten Raum des durch den beschriebenen Vorgang angedeuteten Gebiets oder in den Traditionen der dargestellten Gruppe am ehesten erhält, mag einleuchten.
und formalen Gründen möglich scheint, sondern auch die sich damit ergebende N ä h e zuV. 27 f. nicht zufällig sein mag. D i e Vermutung ist dann nicht aus der Luft gegriffen, daß der Redaktor, der V. 35 b zu V. 34. 35 a fügte, zugleich Vv. 2 7 - 3 3 wachsend schematisch nur noch unter N e n n u n g von Stamm, Städtename(n) und Grad der NichtVertreibung der V o r b e w o h n e r formulierte und um einer bestimmten T e n d e n z willen (vgl. oben Pkt. 4) auch V. 34 f an den jetzigen Platz versetzte mit dem zusätzlichen Effekt, daß das „Haus Josef" um den 2. Hauptteil eine Klammer bildet. 33
Damit ist natürlich nicht der vermutlich frühere, äußerlich-literarische Zusammenhang mit Ri 1,21 gemeint (vgl. oben, Anm. 32): positiv gesagt dürfte V. 34. 35 a aus demselben Fundus stammen, aus dem die alten Anekdoten in Ri 1 , 1 - 2 1 herstammen (spezielle Südreich-Traditionen?). 34 Zur späteren Z u f ü g u n g von Vv. 2 2 - 2 6 vgl. oben, Anm. 22 und 32. 35 Vgl. oben, Anm. 32. 36
G . SCHMITT, F r i e d e n , 6 5 .
18
D i e Danitennotiz in Ri 1
Insgesamt sind diese Beobachtungen geeignet, in Ri 1,34. 35 a eine beachtenswerte, ursprünglich selbständige Tradition über die Daniten zu vermuten 3 7 . 1.2. Jos 19,47a-48a
LXX
und Ri 1,34-35: Ein
Strukturvergleich
In letzter Zeit ist gelegentlich eine Vernachlässigung bzw. geringere Schätzung der LXX des Josuabuches gegenüber dem M T kritisiert 3 8 sowie mit Nachdruck der Wert - wenn nicht weithin der Vorrang - der Josuaparallelen zu Ri 1 unterstrichen worden 3 9 . Da die Danitenüberlieferung in Ri 1,34 f. eine besonders auffällige und ausführliche Parallele in Jos 19,47a. 48a LXX aufweist, ist eine genauere vergleichende Betrachtung angebracht, die vor allem die formalen und strukturellen Besonderheiten sowie die Frage nach der eventuellen Priorität des einen oder anderen Textes ins Auge faßt. Im Unterschied zu Jos 19,40-48 MT, wo zwischen danitische Ortsliste und Abschlußformel mit V. 47 die Bemerkung über den Mißerfolg der Daniten und die darauf folgende Nordwanderung mit Eroberung Lajischs und Niederlassung dort als deutlich sekundäre, korrigierende Glosse eingeschoben ist 40 , bleibt der Abschnitt über das „Los" Dans in Jos 19,40-47 L X X ohne solchen Einschub in sich geschlossen: Überschrift (V. 40), Ortsliste (V. 41-46), Schlußformel (V. 47). Von der inhaltlichen Seite her ist es besonders bemerkenswert, daß die Situationen in V. 47 a-48 a L X X einerseits und V. 40-47 L X X andererseits völlig verschieden und unvergleichbar sind. Jener Formulierung ist ein unverhältnismäßig kleinerer geographischer Blickwinkel eigen; es geht um eine Ebene (V. 47 aß LXX), diejenige von Ajalon (V. 48 a a LXX), also um einen sehr kleinen Ausschnitt des umfänglichen Gebietes von V. 41-46 LXX. Bei den Städtenamennennungen bietet sich folgendes Bild: 37
So auch SCHMITT, a . a . O . , 65. 77 f. Vgl. Η . M. ORLINSKY, H e b r e w Vorlage; A. G. AULD, Judges, 264. 274; DERS., Joshua, vor allem im Anschluß an S. HOLMES, Joshua. 38
39
AULD, J u d g e s , 2 7 8 . 2 8 1 . 2 8 3 - 2 8 5 ;
349; NOTH, Josua, 90.
100. 1 0 4 - 1 0 6 .
umgekehrt
u.a.
H . HOLZINGER in H S A T
1 2 3 , z u l e t z t O . KAISER, E i n l e i t u n g ,
(Κ)
I,
1 2 9 f f . ; FOHRER,
Einleitung, 215. D a ß die Parallelen in Ri 1 und Jos nicht unmittelbar voneinander abhängig seien, sondern auf eine ältere Vorlage und gemeinsame Quelle zurückgingen, meinten früher u.a. BUDDE, Bücher i f f . , bes. 24f.; C. STEUERNAGEL, Deuteronomium, Josua, 148, in letzter Zeit u . a . F. NÖTSCHER, Richter, 8; E. O'DOHERTY, Problem, 2, Anm. 8. N a c h B. LINDARS, Tribes, 101, ist Ri 1 meist von den Josuaparallelen abgeleitet, o b w o h l er auch Sondergut und die Möglichkeit einer eigenen Quelle für Ri 1 zugesteht. DE GEUS, Richteren; DERS., Tribes, 83, differenziert insofern, als „in most cases" die Josuaparallelen „older and better preserved" seien; d e n n o c h soll Ri 1 „not directly dependent" von jenen sein, „for both g o back to the same source, a document or an oral tradition in anecdotal form". 40
So schon BUDDE, a . a . O . , 28.
Jos 1 9 , 4 7 a - 4 8 a L X X und Ri 1 , 3 4 - 3 5 : Ein Strukturvergleich
Jos 19,41-42 LXX Jos 19,48 a LXX Ri 1,35 a M T
Ir-Schemesch Har-Heres
+ Schaalbim Ajalon + Ajalon
19
+ Ajalon + Schaalbim + Schaalbim
Der Sachverhalt in dieser Übersicht kann eine inhaltliche Abhängigkeit der Überlieferung Jos 19,48 a LXX von Ri 1,35 a M T oder zumindest eine Beziehung beider andeuten und dürfte zugleich auf ursprüngliche literarische NichtZusammengehörigkeit von Jos 19,41-47 LXX und Jos 19,47a-48a LXX weisen. Daß V. 48a LXX die Ortsnamen nicht aus V. 41-47 LXX schöpfte, geht neben der Namenumstellung auch aus der Auslassung von Ir-Schemesch hervor. Gemeinsam mit dem erwähnten, deutlich unterschiedlichen geographischen Blickwinkel führt dies zu der Auffassung, daß Jos 19,40-47 LXX durch die ursprünglich unabhängige Überlieferung Jos 19,47 a-48 a LXX ergänzt worden ist. Diese Auffassung ist nicht neu. Darf man aber, falls die Übereinstimmung in der Reihenfolge der Ortsnamen in Jos 19,48a LXX und Ri 1,35a M T nicht zufällig ist, an eine Beziehung oder gar Abhängigkeit begründetermaßen denken? Zur Vorsicht mahnt immerhin der Umstand, daß als Subjekt der Handlung in Ril,34. 35 a die Amoriter, in Jos 19,47aa LXX dagegen die Daniten auftreten 41 . Schwerwiegender aber ist folgendes: Da der (erste) Name Har-Heres in Ri 1,35 a M T nicht aus Jos 19,48 a LXX stammen kann, da er dort fehlt, muß er entweder aus einer beiden Formulierungen vorliegenden Überlieferung stammen, wobei der Josuatext den Namen ausließ (warum?), der Richtertext ihn dagegen überlieferte, oder Ri 1,34-35 M T muß eine zusätzliche selbständige Tradition zugrunde liegen, die den Namen Har-Heres einschloß. Das bedeutet, daß hinsichtlich der drei Ortsnamen Ri 1,34-35 M T nicht unmittelbar von Jos 19,47a-48 a LXX abhängig sein 42 , allenfalls von einer mit Jos 19,47 a 48 a LXX gemeinsamen Vorlage herkommen kann, andererseits aber der Josuatext vielleicht vom Richtertext unter Auslassung von Har-Heres abgeleitet werden kann 4 3 . Eine gewisse Unsicherheit besteht für die 41 G e n a u g e n o m m e n handelt es sich nicht nur um einen Austausch der Subjekte. D i e V e r ä n d e r u n g der Subjekte bewirkt eine V e r s c h i e b u n g des A u s s a g e a k z e n t e s , die nicht u n wichtig ist: In Ri 1,34 f ist das Subjekt (Amoriter) erfolgreich, in Jos 19,47 a L X X ist das Subjekt ( D a n i t e n ) erfolglos. In dieser Formulierung s c h w i n g t deutlich die A n s c h a u u n g mit, die D a n i t e n hätten nicht g e s c h a f f t , w a s eigentlich fraglos hätte erreicht w e r d e n müssen, während jene Formulierung die Aktivität und Initiative voll auf Seiten des Fremdvolkes liegen läßt. D a s entspricht in beiden Fällen völlig d e m jeweiligen K o n t e x t und dessen Intention; beide Stücke sind nicht austauschbar. 42
S o anscheinend BUDDE, a . a . O . , 31, o h n e die H e r k u n f t des in Jos 19,48 a L X X f e h lenden N a m e n s H a r - H e r e s im M T zu erklären. 43 D i e Auslassung des ersten N a m e n s ( H a r - H e r e s [Ri 1,35 a M T ] ) in Jos 19,48 a L X X v. äre vielleicht leichter verständlich, w e n n dieser T e x t auf Ri 1,35 a L X X beruhte (anders BUDDE, a . a . O . , 30, o h n e genauer auf die N a m e n e i n z u g e h e n , aber auch nicht z w i n g e n d ) ,
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Die Danitennotiz in Ri 1
letztere Aussage allerdings dann, wenn man in Jos 19,47 aγ LXX selbständiges Sondergut gegenüber Ri 1,34-35 M T zu erblicken hätte 44 . Relativ enge Verwandtschaft in der Formulierung besteht hingegen zwischen Jos 19,47 a β LXX und Ri 1,34 b M T sowie zwischen Jos 19,48 a LXX und Ri 1,35 MT, wobei jedoch festzuhalten bleibt, daß V. 48 a LXX kein Äquivalent für Har-Heres (V. 35 a MT) bietet, und jener Topos Εφραιμ, dieser dagegen *ρν~;ΐ'η bietet 45 . Zusätzliche Überlegungen erfordert Jos 19,48 LXX. Daß es statt „Söhne Judas" vielmehr „Söhne Dans", statt „Lachisch" vielmehr „Lajisch" und „Lajisch-Dan" für Λασενδακ heißen muß 46 , ist leichter einzusehen als die Entstehung der jetzigen Textform einleuchtend zu erklären 47 . Von Gewicht ist hier zunächst die Entscheidung der Frage, ob V. 47 a—48 a LXX eine zusammengehörige Einheit darstellt, aus der Ri 1,34-35 M T und Jos 19,47 M T inhaltlich jeweils für sich entnommen sind 48 oder ob V. 48 LXX von V. 47a. 48 a LXX erst sekundär gerahmt worden ist. Für die zweite Alternative 49 spricht folgendes: 1. V. 47 b M T und die weithin gleichlautende Formulierung V. 48 L X X entsprechen einander in der Funktion, eine Verstehensbrücke, einen Ausgleich zwischen dem jeweils vorhergehend aufgeführten, gewaltigen „Losanteil" Dans einerseits und dem allgemein bekannten bescheidenen Besitz der Daniten an den Jordanquellen zu schlagen. Eine Beziehung zwischen V. 48 L X X und V. 47 b M T wird dadurch bekräftigt, daß sich eine Verlesung des seltsamen, ja, unsinnigen Λ α σ ε ν δ α κ am besten aus dem nur Jos 19,47 b M T belegten p DP^ wo die Ortsnamen offenbar den Übersetzern auch schon unklar und nicht mehr als solche verständlich waren (Ri 1,35 a LXX A : έν τφ δρει τοΟ Μυρσινώνος, ού αϊ αρκοι και αί άλώπεκες; Ri 1,35 a LXX B : έν τφ ορει τφ οστρακώδει, έν φ αί αρκοι και εν φ αί άλώπεκες, έν τφ Μυρσινώνι και έν θαλαβιν). Vgl. I. SOISALON-SOININEN, Textformen, 77; DERS., a.a.O., 17f. 29-31, verzeichnet bemerkenswerte Beispiele für Fehler und Irrtümer bei Eigennamen im Richterbuch der LXX. 44 Vgl. dazu unten, 22-25. 45 Der letztere Unterschied ist hier nicht von Bedeutung (vgl. aber oben, Anm. 22. 32). Einen Uberblick zur Frage des Verständnisses von "Haus Josef" einerseits und „Efraim/ Manasse" andererseits bieten zuletzt DE GEUS, Tribes, 70 ff.; DE VAUX, History, 642 ff.; A. D . H . MAYES, P e r i o d , 305 f. 46 Vgl. LXX A z. St. Daß aus einem im Kontext sinnvollen Text durch ein - wie auch immer hervorgerufenes - Versehen ein von den Namen her abwegiger Text entsteht, ist viel wahrscheinlicher als daß sich aus einem ursprünglich im Zusammenhang völlig unpassenden Text (was soll Juda hier!?!) durch äußerst geringfügige Korrektur zufällig eine sachlich exakt passende mehrgliedrige Folge von Sätzen ergibt. Wie leicht in der LXX Namenirrtümer und Veränderungen entstanden, zeigen die aufschlußreichen Beispiele bei SOISALON-SOININEN, Textformen, 1 7 f. 47 Nicht einleuchtend die Erklärung von AULD, a . A . O . , 2 7 8 . 48 So BUDDE, Bücher, 28-32, bes. 31. 49 Falls allerdings Jos 19,47 a γ LXX eigenständiges Sondergut gegenüber Ri 1,34 f. (vgl. u., 25), oder eine Entsprechung bzw. einen bloßen Ersatz der LXX für Jos 19,47 a M T darstellt (BUDDE, a.a.O., 30), muß die Alternative genauer lauten: „Ob V. 47ay.48 LXX von V. 4 7 a a ß . 48a LXX sekundär gerahmt worden ist ...".
Jos 1 9 , 4 7 a - 4 8 a L X X und Ri 1,34-35: Ein Strukturvergleich
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erklären läßt. Der korrigierende und zurechtrückende Nachtrag V. 47 b M T wird durch den knappen, keinerlei Hinweis auf konkrete Ursachen der Gebietsveränderung bietenden, als redaktionelle Uberleitung aber hinreichenden Satz 50 nna p-'J3-Vi3J ΚΠ mit der Ortsliste verbunden. 2. Daß die neutral-blasse redaktionelle Überleitung V. 47 a M T irgendwann als konkretisierungsbedürftig empfunden und - durchaus sachgemäß - zu diesem Zweck auf Ri 1,34-35 LXX 5 1 zurückgegriffen worden ist bzw. die Konkretisierung auf der Grundlage von Ri l,34f in der Form von Jos 19,47aaß. 48 a LXX der älteren Überleitung (Jos 19,48 LXX? 52 ) vor- bzw. nachgeschaltet wurde 53 , erscheint mir vorstellbar. Die hier vorgeschlagene Entwicklung ist zudem aus zwei Gründen wahrscheinlicher als ihre Umkehrung: 1. Auf ursprüngliche NichtZusammengehörigkeit von V. 47 a. 48 a LXX einerseits und V. 48 LXX andererseits weist die stilistische Verschiedenheit. V. 48 LXX besteht aus zahlreichen dürren Kurzsätzen, die unspezifisch und mit schematischen Formulierungen 54 , abgesehen von den Eigennamen, informieren. Völlig anders die umgebenden Vv. 47 a. 48 a, die in ausführlichen Sätzen von Zielen und enttäuschten Hoffnungen, vom Mißerfolg der einen und vorläufigem Erfolg der anderen Seite berichten. 2. Als verwunderlich und auffällig muß im Kontext der Beschreibung des danitischen „Loses" das ausführliche Interesse am Ergehen der Amoriter registriert werden. Daß das Nichtantretenkönnen des Erbteils Jos 19,40-47 LXX durch Hinweis auf die die Ansiedlung (nur in der Ajalon-Hochebene! [V. 48 a LXX]) verhindernden Amoriter motiviert wird (V. 47 a LXX), ist immerhin noch scheinbar sachgemäß und zweckmäßig im Kontext. Wenn aber von der Erwähnung der Nordwanderung und des endgültigen Dan-Besitzes im Norden (V. 48 LXX) nochmals zu den Amoritern zurückgelenkt wird (V. 48 a LXX), so muß man fragen, warum diese Erzählungslinie, die mit dem Dan-Erbteil V. 40-47 LXX nichts zu tun hat, hier so weit ausgezogen wird. Im Zusammen50 Jos 19,47 a M T . KX' „hinausgehen", „entgehen", „entschwinden", hier im Sinne von „verlorengehen"; für Begründung und Belege vgl. D I L L M A N N , Josua, 5 6 7 ; H O L Z I N G E R in H S A T (Κ) I, 3 5 8 ; EISSFELDT, Hexateuch-Synopse, 2 4 1 * . 2 8 3 * . A . S C H U L Z , Josue, 6 3 ; H E R T Z B E R G , A T D 9 , 1 0 7 ; N O T H , Josua, 1 1 8 . KX'L zu ändern (so B U D D E , Bücher, 3 0 ; STEUERNAGEL, Deuteronomium, Josua, 2 3 0 ; S . H O L M E S , Joshua, 1 5 ; N Ö T S C H E R , Josua, 5 8 ; vgl. Lit. bei Η . H . ROWLEY, Joseph, 84 f., Anm. 3) besteht kein Grund. 51 Vgl. oben, Anm. 43. 52 Vgl. dazu unten, 22. 25 sowie schon die folgende Anm. 53. 53 D a ß die Abfolge der Informationen in Jos 1 9 , 4 7 a - 4 8 a L X X , d.h. die Rahmung von V. 48 durch Vv. 4 7 a. 4 8 a (umgekehrt STEUERNAGEL, a. a. Ο., 2 3 0 ) , inhaltlich folgerichtig und in sich abgerundet ist, beweist nicht ihre ursprüngliche Zusammengehörigkeit und damit den Vorrang von L X X (BUDDE, a.a.O., 31), sondern eher die bewußte, sachgemäße Arbeit des Redaktors (gegen die Bedenken von S . H O L M E S , Joshua, 1 5 f. 7 0 f., und A U L D , Judges, 277f.). 54 Zu „Schlagen mit der Schneide des Schwertes" vgl. N u m 21,24; Dtn 13,15 (f.); 20,13; Jos 8,24; 10,28. 30. 32. 35. 37. 39; 11,11. 12. 14; Ri 1,8. 25; 18,27; 20,37. 48; 21,10; 1 Sam 22,19; 2 Sam 15,14; 2 Kön 10,25; Ijob 1,15. 17; J e r 2 1 , 7 . Vgl. auch W. R I C H T E R , Untersuchungen, 53 f.; F. STOLZ, Kriege, 18 f.
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Die Danitennotiz in Ri 1
hang von Ri 1 hingegen ist eben dieses ausgedehnte Interesse an den Amoritern völlig am Platze, geht es doch dort um die nicht vertriebenen Fremäwölker55. Die Vermutung erscheint deshalb als nicht unbegründet, daß, besonders wenn die Abhängigkeit von Ri 1,34-35 M T von Jos 1 9 , 4 7 a - 4 8 a L X X im Blick auf die Ortsnamen oben mit Recht als unwahrscheinlich bezeichnet wurde, umgekehrt eine Ri 1,34-35 M T entsprechende Überlieferung 56 als Begründung f ü r die danitische Unfähigkeit der Ansiedlung im Süden bzw. der Besetzung des Gebiets von V. 41-46 L X X en bloc mitsamt dem im Josuakontext inhaltlich nicht erforderlichen V. 35 hierher übernommen und in historisch-erzählerisch sachgerechter Abfolge vor und nach V. 48 L X X eingefügt wurde 5 7 . Ein gesonderter Blick ist schließlich noch auf Jos 19,47αγ L X X zu richten. Beim Vergleich von Jos 19,47 M T und Jos 1 9 , 4 7 a - 4 8 a L X X lassen sich sprachlich-inhaltlich aufeinander beziehen: V. 47 b M T und V. 48 LXX sowie V. 4 7 a a ß . 48 a LXX und Ri 1,34-35 M T . Es bleiben übrig einerseits V. 47 a M T und V. 47 a γ L X X andererseits, die einander nicht in demselben M a ß e entsprechen. V. 47 a MT: „Aber es entschwand das Gebiet der Söhne Dans von ihnen" (d. h. es ging ihnen verloren) 58 . V. 47 ay LXX: „Und sie machten ihnen ihr Erbgebiet zu enge" 5 '. Oder: „Und sie drückten (drängten) weg von ihnen die Grenze (das Gebiet) ihres Anteils" (?).
D a ß bei dem den Daniten, die später im wesentlichen in dem Bereich einer Stadt lebten, zu eng (!) gemachten Gebiet unmöglich an das weite Gebiet von Jos 19,41-46 gedacht werden kann, bedarf keiner Diskussion. V. 47 a γ L X X hat vielmehr genau denselben geographischen Bereich im Auge wie die ihn umgebenden Vv. 4 7 a a ß . 4 8 a LXX und kann 55 In Ri 1 bildet die Danitentradition V. 34f. den negativen Höhepunkt (vgl. o., 16 mit Anm. 31) durch Dans totalen Mißerfolg gegenüber den Amoritern; an einer Andeutung des späteren Erfolges im Norden, etwa durch eine Formulierung wie Jos 19,47 b MT//48 LXX, besteht von der Tendenz des Kapitels her (wachsender Erfolgsmangel) kein Interesse, sie fehlt also nicht zufällig, ist auch nicht vom Ri 1-Redaktor aus der angeblichen Vorlage Jos 1 9 , 4 7 a - 4 8 a LXX ausgelassen worden (so BUDDE, a.a.O., 31; AULD, Judges, 278), sondern hat nie in Ri 1 gestanden. 56 Ob das Ri 1,34-35 M T selbst oder Ri 1,34-35 LXX oder eine Vorlage war, kann nicht mit Sicherheit entschieden werden (vgl. auch oben, Anm. 43). 57 Die Bedenken, die S. H O L M E S , Joshua, 15 f. 70 f. und, H O L M E S folgend, A U L D , a.a.O., 277f., von der Annahme eines bei der Kompilation von Jos 19,47a-48a LXX sachgerecht und überlegt vorgehenden Bearbeiters abhalten und die Priorität dieser Kompilation gegenüber M T annehmen lassen, während M T „any mention of the failure of Dan ... omitted" wie auch „the section which relates that the Amorites continued to dwell in Elom" (HOLMES, a.a.O., 15), leuchten mir nicht ein (vgl. auch oben, Anm. 53). 58 Zur Übersetzung vgl. oben, Anm. 50. 59 So die - allerdings auf Emendation beruhende, nicht unumstrittene - ( R ü c k ü b e r setzung von BUDDE, a.a.O., 30; ebenso HOLMES, Joshua, 15.
Jos 19,47 a - 4 8 a L X X und Ri 1 , 3 4 - 3 5 : Ein Strukturvergleich
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dann im Zusammenhang mit seinem Kontext etwa in dem Sinne verstanden werden, daß die Amoriter, nachdem sie den danitischen Versuch des Eindringens in die Ebene Ajalon zurückgeschlagen hatten (V. 4 7 a a ß ) , ihrerseits den Daniten im Verfolg ihres Abwehrsieges ins Gebirge hinauf bis in deren Ausgangsgebiet nachsetzten und dabei ihr Gebiet bzw. ihre Grenze auf Kosten der Daniten vorschoben. Eine geringfügig andere Nuance, die vielleicht ein wenig stärker den angedeuteten Gegen-Angriff der Amoriter in den Vordergrund rückt, sprachlich aber etwas klarer als die zweite obige Ubersetzung erscheint, bietet ein dritter Ubersetzungsversuch von V. 4 7 a y L X X : „Und sie (d.h. die Amoriter) drückten weg von sich (άπ αύτών reflexiv") die Grenze ihres (d.h. der Amoriter) Anteils."
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Ist diese Übersetzung zutreffend, so drückt sie ebenfalls aus, daß die Amoriter ihre Grenze zuungunsten der abgewehrten Daniten von sich weg, d.h. gegen die Daniten vorschoben. Alle Ubersetzungsversuche von V. 47 a γ L X X verbindet dies, daß der Satz allem Anschein nach in enger inhaltlicher Verbindung mit dem Bemühen des die Dan-Ortsliste Jos 19,40 ff. ergänzenden Zusatzes V. 47 a - 4 8 a L X X insgesamt steht, den veränderten, nicht V. 40ff. entsprechenden Dan-Besitz und die dazu führenden Umstände im Vergleich zu Jos 19,47 a M T konkreter offenzulegen. Es ist leicht zu sehen, daß eine Beziehung oder Abhängigkeit hinsichtlich der Formulierung zwischen V. 4 7 a M T und V. 4 7 a y L X X kaum glaublich gemacht werden kann 6 2 . Daß mit V. 47 M T eine Einfügung (zwischen V. 46 und V. 48 M T ) , mit V. 47 a - 4 8 a L X X eine Anfügung (an V. 4 0 - 4 7 L X X ) redaktioneller Art vorliegt, ist unumstritten. Eine vergleichende Betrachtung liefert zudem einzelne Hinweise, daß V. 47 a M T und V. 47 a γ L X X ihrem jeweiligen Kontext individuell angepaßt sind 63 . Das führt zu der Auffassung, daß innerhalb der redaktionellen Stücke V. 47 M T und V. 47 a - 4 8 a L X X noch differenziert werden muß. Möglicherweise bereits fester formulierte Passagen, die wenig bzw. nicht verändert auch an anderer Stelle wieder begegnen (zu 60
V g l . I. SOISALON-SOININEN, T e x t f o r m e n , 4 5 .
Zur Möglichkeit reflexiver Übersetzung vgl. E. SCHWYZER, Griechische Grammatik II, 193 f. 196. 6 2 BUDDE erschien V. 47 a γ L X X in seiner emendierten Ubersetzung als „ein vortrefflicher Ersatz für das . . . ungeschickte ΒΠβ ρ '33 (>OJ XX'l" (V. 47 a M T ) (a. a. O., 30), ohne daß klar wird, warum ein „Ersatz" für den durchaus verständlichen und keineswegs sonderlich „ungeschickten" V. 47 a M T notwendig sei. 61
6 3 V. 4 7 a M T z.B. schließt mit direkt an Viaj (V. 41 M T ) an. V. 4 7 a γ L X X setzt das Subjekt des Vorsatzes voraus, wobei das ein redaktionell hergestellter Zustand sein kann; ebenso aber setzt V. 47 a γ L X X auch denselben, von V. 40—47 L X X sich unterscheidenden geographischen Blickwinkel wie seine umgebenden Vv. 4 7 a a ß . 48 a L X X voraus.
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Die Danitennotiz in Ri 1
Jos 19,47aaß. 48a LXX vgl. Ri 1,34-35) stehen neben anderen, die keine Parallele haben (V. 47a MT; Y. 47 ay LXX). Das läßt vermuten, daß bei der redaktionellen Ergänzung von Jos 19,40-46 M T bzw. Jos 19,40-47 LXX neben der Verwendung überlieferter Passagen auch relativ frei nach den Bedürfnissen des Kontextes oder noch eher nach den Neigungen oder dem zuhandenen Material des Redaktors mehr oder weniger ausführlich zusätzliche Informationen in eigener Formulierung beigesteuert wurden. Die soeben vorgenommene Differenzierung erlaubt noch einen kleinen weiteren Schritt, der eine bereits geäußerte Vermutung 64 von einem anderen Blickpunkt her bekräftigt. Die inhaltlich so unterschiedlichen Formulierungen V. 47 a M T und V. 47 a LXX entsprechen einander jedoch in ihrer jeweiligen Überleitungsfunktion zwischen der Beschreibung des weiträumigen theoretischen Erbteils Dans Jos 19,40-46 MT//Jos 19,40-47 LXX und der ergänzenden Darlegung des am Ende tatsächlich von den Daniten in Besitz genommenen, viel bescheideneren Gebietes um Lajisch/Dan. V. 47 a M T sieht dabei vollständig von der Erwähnung von Ursachen, von jeglichem inhaltlichen Aspekt ab und beschränkt sich auf die bloße Feststellung des Gebiets-„Verlustes" als Beweggrund für die Nordwanderung Dans (V. 47b MT). Der inhaltlich auf ein Minimum reduzierte Satz hat nahezu ausschließlich funktionalen Charakter und dürfte deshalb für seinen jetzigen Zusammenhang formuliert sein. V. 4 7 a a ß LXX dagegen erfüllt die Uberleitungsfunktion durch inhaltlich-konkrete Darlegung von Ursachen der DanNordwanderung. Da sich bisher schon ergeben hatte, daß Ri 1,34-35 nicht bzw. nicht direkt von Jos 19,47 a. 48 a LXX abgeleitet sein kann, liegt es am nächsten, daß Jos 19,47aaß. 48 a LXX (als konkretisierender Ersatz für Jos 19,47 a MT? 6 5 ) eine Übernahme von Ri 1,34-35 darstellt. V. 4 7 a γ LXX allerdings kann nicht dorther stammen 66 , wenn der Satz auch, wie oben gesagt, in enger inhaltlicher Beziehung zu V. 4 7 a a ß . 48a LXX und damit auch zu Ri 1,34-35 steht. Zur Herkunft des Satzes können nur Möglichkeiten aufgezeigt werden. Es könnte sich um eine vom Redaktor in Ergänzug der aufgegriffenen Tradition 67 sachlich zutreffende, aber frei formulierte Ausmalung des danitischen Mißgeschicks gegenüber den Amoritern 68 handeln. Ebensowenig auszuschließen wie zu beweisen ist die andere Möglichkeit, daß
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Vgl. oben, 21 (Pkt. 2 [oben]). Vgl. nochmals oben, 21 (Pkt. 2). 66 Gegen BUDDE, a.a.O., 30 (vgl. oben, 23 mit Anm.62). 67 Ri l,34//Jos 1 9 , 4 7 a a ß LXX. 68 Bei Gelegenheit des Zurückdrängens der Daniten auf dem Gebirge schoben die Amoriter ihre Grenze/ihr Gebiet zuungunsten der Daniten vor, so daß diese, was folgerichtig V. 48 LXX berichtet, schließlich ganz aus dieser Gegend abziehen mußten. 65
Jos 19,47a-48a LXX und Ri 1,34-35: Ein Strukturvergleich
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V. 47 ay LXX eine in Ri 1,34 ausgelassene Uberlieferung zugrunde liegt, ein Stück Sondergut in Jos 19,47 a. 48 a LXX. Die Beobachtungen zur Stellung im Kontext und zur Struktur von Jos 19,47 a - 4 8 a LXX auf dem Hintergrund von Jos 19,47 M T und Ri 1,34-35 ergeben folgendes: Die Ortsliste Jos 19,40-47 LXX wird von V. 4 7 a - 4 8 a LXX ergänzt, einer Überlieferung, die, einen anderen (kleineren) geographischen Gesichtswinkel besitzend und (schon deshalb) aus anderem Zusammenhang stammend, hier als nicht in der gesamten Aussage sachlich notwendiger Zusatz angefügt und in sich nicht einheitlich ist (Einzelelemente: V. 4 7 a a ß . 48 a; 47aγ; 48). Der Beobachtung enger inhaltlicher Beziehung (Ortsnamen-Reihenfolge) und weitgehend verwandter Formulierungen in Jos 19,47 a. 48 a LXX und Ri 1,34-35 stehen jeweilige Besonderheiten gegenüber, von denen hier wichtig sind: 1. Ri 1,35 M T enthält den Ortsnamen Har-Heres, der Jos 19,48 a LXX fehlt. 2. Jos 19,47ay LXX hat in Ri 1,34-35 kein Äquivalent; ob V. 47ay LXX allerdings echtes Sondergut oder ein redaktionelles Ausziehen der Handlungslinie von V. 4 7 a a ß LXX darstellt, ist nicht sicher zu entscheiden. Zur Frage eventueller Priorität eines der beiden Texte ergibt sich: 1. Ri 1,34-35 M T kann nicht von Jos 1 9 , 4 7 a - 4 8 a LXX abgeleitet sein 69 , da jener Text mit „Har-Heres" ein von diesem nicht ableitbares Plus enthält. 2. Jos 19,47aaß. 48a LXX läßt sich als sachgemäß bearbeitete Ergänzung von Jos 19,40-47 LXX auf der Grundlage von Ri 1,34-35 M T selbst oder einem beiden Stellen zugrundeliegenden Traditionsfundus verstehen. Die Frage, ob V. 47ay LXX Sondergut oder Formulierung des Redaktors ist, bleibt offen. Abschließend ist festzuhalten: 1. Der im Gegensatz zu Jos 19,47a-48a LXX von Ri 1,34-35 M T bewahrte Eigenname Har-Heres unterstützt die bereits geäußerte Auffassung vom Wert und der Selbständigkeit sowie der Priorität dieser Uberlieferung. 2. Jos 19,47a-48a LXX enthält keine Ri 1,34-35 widersprechenden oder in Frage stellenden, vielmehr diese bestätigende Informationen, vielleicht mit Jos 19,47 a γ LXX sogar einen zusätzlichen Aspekt. " Gegen AULD, Judges, 278; DERS., Joshua, 6; früher schon BUDDE, a.a.O., 31.
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Die Danitennotiz in Ri 1
1.3. Ri 1,34-3 5 a70 Ri 1,34 enthält bei näherem Hinsehen mehr an Informationen, als der knappe Satz zunächst vermuten läßt: „Und die Amoriter drängten die Söhne Dans auf das Gebirge ...". Zur Erläuterung von fnV liefern Num 22,25 und vor allem 2.Kön 6,32 bildhafte Beispiele: Wie die Ältesten sich auf Elischas Befehl zur Abwehr des königlichen Boten von innen gegen die Tür stemmen, so haben sich die Amoriter gegen die Danken gestemmt, die in ihren Lebens- und Wirtschaftsbereich eindringen wollten 71 . Daß die Amoriter die Daniten auf das Gebirge (mnn 7 2 ) hinaufdrängten, bleibt ohne Einbeziehung von Ri 1,34 b in die Betrachtung eine nur vage Gebiets- und Richtungsbeschreibung. Der Halbvers „und 73 ließen sie 74 nicht zur 75 Ebene herabsteigen" vermag aber weiteres Licht in den Vorgang zu werfen, indem er in direkter Ergänzung zur ersten Vershälfte das berichtet, was die Amoriter mit dem Sichstemmen gegen die Daniten erreichen wollten und auch erreichten: Abwehr 76 des danitischen Versuchs des Herabsteigens (IT) vom Gebirge. Umgekehrt: Was die Amoriter nicht zulassen wollten OfiJ), war der Übertritt, das Eindringen der Daniten aus der Gebirgsregion in die Ebene. Der zweite Halbvers präzisiert den ersten dahingehend, daß die Amoriter die Daniten anscheinend spätestens am Fuß des Gebirges be70
Vgl. zur Ausgrenzung von V. 35 b oben, Anm.32. F.A. S P I N A S Deutung von ρπϊ» mit „politischer Unterdrückung" (Dan Story, 63-65) beruht ausschließlich auf Belegstellen von ynb, die mit Ri 1,34 nicht vergleichbar bzw. schlicht unpassend sind, zudem läßt S P I N A m n n in Ergänzung des Verbs außer acht. Zu seiner Fehldeutung trägt bei, daß er die Amoriter mit den Philistern vermischt, von denen in Ri 1,34 f. keine Spur zu erkennen ist. 72 Vgl. R. M E Y E R , Grammatik II, 49 f.; E. T Ä U B L E R , Studien, 72 f. 73 Gegen T Ä U B L E R , a.a.O., 73, ist das '3 besser in der (von T Ä U B L E R abgelehnten) Weise zu verstehen, wie H . GUNKEL, Genesis, 343, und etwas anders E. KÖNIG, Genesis, 1. Aufl. 1919, 598; 2./3. Aufl. 1925, 617, das 'D in Gen 31,16 deuten: affirmatives „ja" (GUNKEL), kausales „denn" bzw. „fürwahr" (KÖNIG). Es werden in beiden Halbversen zwei Aspekte eines einheitlichen, zusammenhängenden Vorgangs mit einer gewissen Steigerung dargestellt: Das Nichtzulassen des Herabkommens aus dem Gebirge (V. 34 b) wird durch das (Gegen-)Drängen bewerkstelligt (V. 34 a), ja, der Abwehrerfolg durch das Hinaufdrängen auf dem Gebirge befestigt (vgl. hier Jos 19,47 a γ LXX!). 74 Vgl. BHS App. z. St.; E . A U E R B A C H , Untersuchungen, 290, Anm. 1; E . T Ä U B L E R , a . a . O . , 70, Anm. 3; G. S C H M I T T , Frieden, 65. 75 Zu \ als präpositionaler Richtungspartikel vgl. R. MEYER, Grammatik III, 79 (§ 107). 76 Wenn die Daniten auch vielleicht nicht auf Gewaltanwendung aus waren, sind sie doch wohl selbst diejenigen gewesen, die die Amoriter zum abwehrenden Zurückdrängen provoziert haben. Der /IteeArcharakter des amoritischen Drängens muß daher unterstrichen werden. Es ist unpräzise und leicht mißverständlich, wenn nicht selten gesagt wird, die Amoriter (oder Kanaanäer!) hätten die Daniten (von sich aus!?) bedrängt (so viele, zuletzt DE VAUX, History, 779. 782) oder die Philister (!?) hätten sie politisch unterdrückt (SPINA, Dan Story, 68) bzw. die Daniten hätten sich nicht gegen kanaanäischen D r u c k behaupten können (so z.B. zuletzt W . T H I E L , Entwicklung [ 1 9 8 0 ] , 1 0 2 ) . 71
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Ri 1,34. 3 5 a
reits a b f i n g e n , b e v o r d i e s e ü b e r h a u p t d e n R a n d d e r E b e n e b e t r e t e n hatten. D a s Z u r ü c k d r ä n g e n f a n d d a n n nicht aus der E b e n e ins
Gebirge,
sondern s c h o n v o n den Ausläufern des Gebirges aus w i e d e r weiter hinauf statt77, v o n w o die D a n i t e n h e r g e k o m m e n waren. W a s aber meint „die E b e n e " in V . 3 4 b? D e r a l t t e s t a m e n t l i c h e S p r a c h g e b r a u c h b e z e i c h n e t m i t pay, s i e h t m a n v o n nicht durch N a m e n spezifizierten Fällen und solchen, w o einfach der G e g e n s a t z z u B e r g e n b z w . z u m G e b i r g e g e m e i n t i s t 7 8 , ab, n e b e n g r o ß e n N i e d e r u n g e n , a n d e n e n e i n e m e h r o d e r w e n i g e r g r o ß e Z a h l v o n O r t e n A n t e i l h a t 7 9 , in e t w a d e r H ä l f t e aller Fälle b e s t i m m t e , e i n z e l n e T a l e b e n e n b z w . d i e T a l e b e n e bei u n d von bestimmten Orten80. A n einer s o l c h e n E b e n e , n ä m l i c h d e r E b e n e A j a l o n , l i e g e n in d e r T a t die b e i d e n O r t e A j a l o n u n d S c h a a l b i m . W a s l i e g t d a n n n ä h e r als dies, d a ß die D a n i t e n sich eine solche im V e r g l e i c h z u m kargen fruchtbare Ebene zunutze
Bergland
z u m a c h e n suchten? E b e n s o n a h e liegt
aber auch, daß die B e w o h n e r der Ebene sich zusätzlichen u n d fenen,
aus
dem
Gebirge
herabkommenden
R a n d e ihrer W i r t s c h a f t s z o n e , d . h . der Ebene,
Nutznießern
es
ungeru-
gleich
am
entgegenstemmten81.
D i e Identifizierung v o n Ajalon mit Y ä l ö 8 2 unterliegt keinem Zweifel, diejenig e n v o n S c h a a l b i m m i t SelbTt k a n n z w a r n i c h t als g e s i c h e r t g e l t e n , es g i b t jed o c h auch keine gewichtigen Gegengründe bzw. Alternativen83. Schwierigkeiten bereitet d a g e g e n die Identifizierung v o n H a r - H e r e s . Seit l a n g e m wird dieser N a m e g e r n m i t I r - S c h e m e s c h (Jos 1 9 , 4 1 ) s o w i e m i t B e t - S c h e m e s c h ( T e i l er77
Vgl. Jos 19,47 a L X X (έν τ φ δ ρ ε ι ) ; TÄUBLER, Studien, 72 f.; SCHUNCK, H a r H e r e s , 156. Vgl. d a z u auch besonders Jos 1 9 , 4 7 a y L X X , w o diese Linie noch ein kleines Stück inhaltlich ausgezogen wird (oben, 2 2 - 2 5 ) . 78 Z . B . l . K ö n 20,28; Mi 1,4; P s 6 5 , 1 4 . 79 Vgl. z . B . die E b e n e Jesreel (Jos 17,16; R i 6 , 3 3 ; 1. Sam 31,7 u.ö.), die S c h a r o n Ebene (1. C h r 27,29). 80 Z . B . diejenigen von H e b r o n ( G e n 37,14), A j a l o n (Jos 10,12), B e t - R e h o b (Ri 18,28), Bet-Schemesch ( l . S a m 6 , 1 3 ) , G i b e o n (Jes 28,21), S u k k o t ( P s 6 0 , 8 ) sowie das T e r e b i n thental (1. Sam 17,2. 19), das Königstal (2. Sam 18,18), das Lobpreistal (2. C h r 20,26) usw. 81 Das gilt f ü r die Ebenen des W e s t j o r d a n l a n d e s g e g e n ü b e r den Frühisraeliten insgesamt, wie Ri 1 zeigt; vgl. nach A.ALT, L a n d n a h m e , 1 1 3 f f . 124f. zuletzt u . a . D . BALY, H a n d b u c h , 6 3 f . ; W . T H I E L , E n t w i c k l u n g ( 1 9 7 6 ) , 3 4 2 f f . 3 8 5 f f . ; DERS., E n t w i c k l u n g
(1980),
ff. 9 2 ff. 82 Z u r Identifikation vgl. A.ALT, Institut 1925,71 f.; K. ELLIGER, Art. Ajalon, 54; J. SIMONS, G T T , 178 (§328). 284 (§536). 83 F ü r diese Identifikation vgl. K. ELLIGER, H e l d e n , 50-53; J.SIMONS, a . a . O . , 200 (§336); J. STRANGE, Inheritance, 121; Y. AHARONI, Land, 109. 111.214; SCHUNCK, H a r H e res, 155; mit Z u r ü c k h a l t u n g z u s t i m m e n d M.WEIPPERT, L a n d n a h m e , 25 mit A n m . 2; weniger skeptisch als f r ü h e r (Josua, 121) zuletzt auch M . NOTH, Könige, 68. Vgl. auch die oben (Anm. 29) e r w ä h n t e B e o b a c h t u n g von B. MAISLER, die bekräftigt, d a ß Schaalbim eine A m o r i t e r s t a d t wie Ajalon war. N e b e n diese Ü b e r e i n s t i m m u n g tritt die gemeinsame N e n n u n g neben Ri 1,35 in Jos 19,42; l . K ö 4,9, die g e o g r a p h i s c h e N ä h e anzeigt. Vgl. auch noch T . H.THOMPSON, Settlement, 320. 88
Die Danitennotiz in Ri 1
28
Rumele bei 'En Sems 84 ) verbunden. Während die Identität von Ir-Schemesch und Bet-Schemesch wohl einhellig zugestanden wird 8 5 , versehen manche Forscher die Gleichsetzung dieser beiden Ortsnamen einerseits und H a r - H e r e s andererseits mit vorsichtigen Prädikaten wie „umstritten", „nicht sicher", „wahrscheinlich" 8 '. Tatsächlich ist die Gleichsetzung von Ir-Schemesch/Bet-Schemesch und H a r - H e r e s keineswegs zwingend und benötigt vielmehr einige Zwischenstufen beim Aufweis, die sie durchaus fraglich machen. Immerhin kann O^in wie die Bedeutung „Sonne" haben (Ri 14,18; Ijob 9,7; vielleicht auch Jes 19,18 [em.]). Daneben steht das Faktum, daß sich in der „danitischen" Ortsliste Jos 19,40 ff. der Ortsname Ir-Schemesch findet. Aufgrund dieser beiden selbständigen Fakten kann man aber noch nicht H a r - H e r e s ( = „Sonnenberg"), das die Daniten gerade nicht und auch nicht später erobern konnten, mit IrSchemesch ( = „Sonnenstadt") der Liste Jos 19,40 ff. identifizieren. Das Verbindende zwischen H a r - H e r e s (Ri 1,35a) und Ir-Schemesch (Jos 19,41) ist lediglich dies, daß die Daniten in beiden Zusammenhängen in verschiedener Weise und Zeit 8 7 eine Rolle spielen. Dieses bloße äußerliche Faktum reicht in keiner Weise f ü r eine Identifizierung aus. Zwar ist weiterhin wahrscheinlich, daß Ir-Schemesch wiederum mit Bet-Schemesch in l . K ö n 4 , 9 gleichzusetzen ist, schließlich auch der Danit Simson im Umkreis von Bet-Schemesch lebte. Die Beziehung zwischen dem „danitischen" Ir-Schemesch = Bet-Schemesch und dem Daniten Simson ist aber wieder eine sehr indirekte. Es fragt sich dann, was überhaupt das H a r - H e r e s der Amoriter-Daniten-Tradition Ri 1,34-35 mit dem Ir-Schemesch der „danitischen" Ortsliste zu tun hat bzw. mit Bet-Schemesch, das nur über Simson mit Daniten in eine allenfalls indirekte Beziehung gebracht werden kann. N u n hat neuerdings K.-D. S C H U N C K Erwägungen angestellt, die die sprachlichen Probleme der hebräischen und der Septuaginta-Uberlieferungen der N a men Har-Heres, Ir-Schemesch und Bet-Schemesch in ihrem Zusammenhang sowie historisch-geographische und topographische Überlegungen und Gegebenheiten zu einem bedenkenswerten neuen Identifizierungsvorschlag zusammenfassen 8 8 . Nach S C H U N C K wäre H a r - H e r e s nicht als eine andere NamenÜberlieferungsform f ü r Bet-Schemesch, überhaupt nicht als Name einer amori-
84
Zur Identifizierung und Lokalisierung vgl. E. GRANT, Ain Shems Excavations 1,7; 1 0 3 f.; K. ELLIGER, Art. Beth-Semes, 2 2 9 ; G . E . W R I G H T , Art. Beth-Shemesh, 248. 85 BRL, 1 0 4 ; J. S I M O N S , GTT, 2 0 0 ( § 3 3 6 ) . 2 8 4 ( § 5 3 4 f.); B. M A Z A R , Cities, 6 7 ; Κ . ELLIGER, a.a.O., 2 2 9 ; J. E M E R T O N , Beth-Shemesh, 1 9 7 ; J . STRANGE, Inheritance, 1 2 1 ; Μ . N O T H , Josua, 1 2 1 ; Y. A H A R O N I , Land, 2 1 4 . 2 8 7 ; A. VAN DEN B O R N , Art. Beth-Semes, 2 0 6 ; G. E . BRL,
WRIGHT, a . a . O . , 86
248.
Vgl. ELLIGER, M A Z A R , E M E R T O N , A H A R O N I , VAN DEN B O R N und schon B R L (oben, Anm. 85). Unbedenkliche Gleichsetzung aber wieder bei SOGGIN, Judges, 25. 30. 226. 87 Daß es sich bei Jos 19,41 b-45 um eine administrative Ortsliste der späten Königszeit handelt (NOTH, Josua, 122), ist unbestritten; zur Diskussion vgl. ALT, Gaue, 276ff.; F . M . C R O S S / G . E . W R I G H T , Boundary and Province Lists, 202 ff.; K A L L A I - K L E I N M A N N , Town Lists, 134 ff.; DERS., Note, 223 ff.; A H A R O N I , Province-List, 225 ff.; DERS., Land, 222, Anm. 123. 265-267; B. M A Z A R , Cities, 65 ff.; S C H U N C K , Benjamin, 156-164; J. S T R A N G E , Inheritance, 120ff.; P.WELTEN, Königs-Stempel, 93ff.; SOGGIN, a.a.O., 225-227. 88 Har Heres, 153 ff.
Ri 1,34. 35a
29
tischen Stadt 8 ' neben Ajalon und Schaalbim zu betrachten, sondern hätte als „Eigenname eines am Ost- bzw. Südostrand der Ebene von Ajalon ... gelegenen Gebirgszuges" zu gelten, der „als .Schorfberg' bzw. .Schorfgebirge' zu übersetzen" sei 90 . Als konkrete Haftpunkte weist SCHUNCK auf Hirbet Hirsa (ca. 3 km ostsüdöstlich von Yälö) oder auch Hirbet Harsls (ca. 3 km südsüdöstlich von Yälö), wo eventuell der alte Name noch erhalten geblieben sei". Bei diesem Vorschlag bleibt allerdings folgendes unerklärt: Beide vorgeschlagenen hirab haben anscheinend keine alten Siedlungen getragen, sie weisen so geringe Besiedlungsreste auf' 2 , daß man wohl nicht von einer städtischen Siedlung sprechen kann. Wieso aber nennt Ri 1,35 a zwei Städte neben dem Namen eines Hügels bzw. Berges oder Gebirgszuges? Der einfache Wortlaut von V. 35 a setzt doch drei von Amoritern (weiterhin) bewohnte Städte voraus. Har-Heres, der „Schorfberg", müßte auf jeden Fall, wenn er schon eventuell keine Amoriterstadt getragen haben soll, doch unbedingt irgendeine die Nennung neben den Städten Ajalon und Schaalbim rechtfertigende Bedeutung und Funktion gehabt haben. Darf man, besonders wenn man für Heres doch die Bedeutung „Sonne" heranzieht, auf dem „Sonnenberg" eine Kultstätte der Bewohner der Ebene Ajalon bzw. der Städte Ajalon und Schaalbim vermuten? Daß in dieser Gegend Sonnenkult beheimatet war, liegt im Blick auf den Namen des unmittelbar südlich benachbarten Bet-Schemesch nahe. Ob dies aber genügt, um die Nennung neben den Städten, in denen Amoriter „wohnen blieben", zu rechtfertigen? Hier bleiben Fragen offen 9 3 . Zunächst ist festzuhalten: Im Verlauf einer Wanderbewegung - über irgendwelche Motive derselben verlautet expressis verbis nichts - suchten die Daniten aus dem kargen Gebirge herab in den Bereich der fruchtbaren Ebene Ajalon vorzustoßen, wurden aber von den amoritischen Bewohnern der dort gelegenen Ortschaften ([Har-Heres?] Ajalon und Schaalbim) bereits am Rande ihrer Wirtschafts- und Interessenzone, d. h. vor Erreichen der Ebene abgefangen und auf das Gebirge
89 Es gibt dann im Alten Testament keinen Stadtnamen mit dem Element in (SCHUNCK, a.a.O., 154). Damit ist die Möglichkeit eines Stadtnamens Har-Heres allerdings nicht ausgeschlossen, obwohl die von F. S. FRICK, City, 47 mit Anm. 135, erwähnten ugaritischen Beispiele bei C.H. GORDON, UgT, 465 (Nr. 1984: Text 83,6. 9; 2040,22; 2074,39) kaum weiterführen. 90
91
SCHUNCK, a . a . O . , 157.
A.a.O., 156 f. 92 Vgl. SCHUNCK, ebd. Bei T. H.THOMPSON, Settlement, werden diese hirab (deshalb!?) überhaupt nicht aufgeführt. 93 Wer deshalb die Möglichkeit einer Beziehung der Namen Har-Heres und BetSchemesch doch nicht gänzlich ausschließt, muß dann allerdings zwei danitische Vorstöße annehmen, nämlich neben dem an der Ebene Ajalon auch einen an dem bei BetSchemesch nicht weniger verlockenden, fruchtbaren Wädi es-Sarär, was sachlich wohl nicht auszuschließen ist. Dagegen macht SCHUNCK (a.a.O., 155. 156, Anm. 23) auf den Singular des Wortes „Ebene" (V. 34) aufmerksam. Aber vielleicht ist damit „die (jeweilige) Ebene" von Ajalon und Schaalbim einerseits und Bet-Schemesch andererseits gemeint oder vgl. zur Erklärung auch GesK, 402 (§ 126 t).
30
Die Danitennotiz in Ri 1
hinauf zurückgedrängt. Falls man Jos 19,47 a γ LXX als selbständige Uberlieferung auffassen darf 9 4 , bereichert sie die Darstellung Ri 1,34 a um eine weitere Nuance: Die Amoriter konnten den Abwehrerfolg möglicherweise durch einen Gebietsgewinn noch ausbauen. Ri 1,35a: „Und 9 5 die Amoriter setzten es durch 96 , in Har-Heres, in Ajalon und in Schaalbim wohnen zu bleiben." Der Satz bringt weniger an neuen Informationen als vielmehr die bestätigende Feststellung, daß das siegreiche Abwehren, ja, Zurückdrängen der Daniten den Amoritern fortdauernde und unbestrittene Herrschaft über ihre Städte und ihre Wirtschaftszone sicherte. Die Betonung des Bleibens der Amoriter 97 stellt zusätzlich klar, daß es den Daniten nicht etwa um einen Durchbruch durch die amoritische Ebene, einen Durchmarsch durch die Ebene Ajalon hinab in die Küstenebene zu tun war 98 , der ja das Bleiben der Amoriter in ihren Städten nicht grundsätzlich in Frage gestellt hätte. Vielmehr dürfte das Ziel der Daniten tatsächlich ein Anteilhaben an der fruchtbaren Hochebene gewesen sein, jedoch durchaus nicht der Besitz (einer) der Städte selbst. Im Blick auf die Frage, woher die Daniten genauer kamen, geben die unscharfen Formulierungen „auf das Gebirge drängen" (V. 34 a) und „(nicht) zur Ebene herabsteigen lassen" (V. 34 b) nur sehr allgemein die Richtung des danitischen Vorgehens nach Westen vom Gebirge herab bzw. die Abwehrhandlungen der Amoriter nach Osten ins ansteigende Gebirge an. Um einige Nuancen schärfer werden der mögliche Weg und die Herkunft der Daniten sichtbar, wenn man das Ziel ihres Vordringens ins Auge faßt und von dort den Blick zurück ins Gebirge hinauf richtet. Es zeigt sich, daß die Bewohner der Städte der Ebene Ajalon die Daniten von ihrer Ebene her kaum anders ins Gebirge hinaufund wegdrängen konnten als in Richtung Südosten die Täler hinauf: Richtet man von Ajalon und Schaalbim den Blick nach Südosten, so
94
Vgl. oben, 22-25. Oder auch 1 = „so", vgl. HAL, 248 b, Nr. 26. 96 Am treffendsten hat wohl K . B U D D E das Wortfeld von Hi. abgesteckt (Richter, 12); vgl. auch E. GERSTENBERGER, T H A T 1,22 (s.v. nas); A. S. KAPELRUD, Art. ThWAT III, 383 f. 97 Unverständlicherweise meinte BUDDE, die Amoriter hätten nach den Vorgängen von Ri 1,34. 35a die von den Daniten verlassenen (!?) drei Orte besetzt (Büchcr, 28). Ebenso seltsam ist es, daß nicht selten in die Vorgänge zwischen Amoritern und Daniten die Philister hineingemischt werden (vgl. z.B. TÄUBLER, Studien, 71-74; ZOBEL, Stammesspruch, 95; zuletzt GLOBE, Muster, 180; DE VAUX, History, 779; SPINA, Dan Story, 63-65), wozu Ri 1,34 f. keine Spur eines Hinweises bietet. 98 So auch T Ä U B L E R , a.a.O., 7 1 f. Es wäre auch unverständlich, warum sich die Daniten für einen solchen Durchbruch ausgerechnet törichterweise eine mit verteidigungsfähigen Städten verbarrikadierte Ebene ausgesucht hätten. 95
Ri 1,34. 35 a
31
f ü h r e n (in N o r d - S ü d - R e i h e n f o l g e ) das W ä d i Qatanne, das W ä d i elH ö d und das W ä d i 'All hinauf ins G e b i r g e " . In derselben Blickricht u n g von Kirjat-Jearim nach Südosten k o m m t man weiter über Q a l ö n y ä und 'En Kärim schließlich an den westlichen bzw. südwestlichen R a n d Jerusalems 10°. Aus dieser Richtung d ü r f t e n die Daniten bei ihrem V o r stoß g e k o m m e n sein. D e r Versuch, die V o r g ä n g e in Ri 1,34. 35 a zeitlich einzuordnen, ist ebenso wichtig wie schwierig. Schaalbim ist nicht einmal mit Sicherheit lokalisiert. Ajalon wird im Alten T e s t a m e n t n u r wenige Male genannt; diese neun bzw. zehn E r w ä h n u n g e n sind f ü r den hiesigen Zweck o h n e verwertbare Substanz. Die Archäologie kann f ü r beide O r t e keine D a tierungshinweise liefern. Auch der dritte O r t s n a m e in V. 35 a, H a r - H e res, bietet, falls es sich mit SCHUNCK nicht überhaupt um einen Berg o d e r einen Gebirgszug statt um eine Amoriterstadt handelt 1 0 1 , keinerlei Hilfe. Sind somit keine konkreten Daten zu ermitteln, müssen wenigstens einige allgemeine und vorläufige Überlegungen zur chronologischen Orientierung angestellt werden. D e r Versuch der Daniten, am Rande der Ebene Ajalon Fuß zu fassen, war am tatkräftigen Widerstand der dortigen Amoriterstädte gescheitert. Was taten die Daniten nun? W a r der dortige Niederlassungsversuch der einzige seiner Art? H a t t e n sie vorher schon einen weiteren Versuch o d e r gar mehrere u n t e r n o m m e n ? Brachen sie unmittelbar nach dem Fehlschlag von Ri 1,34. 35 a o h n e weitere Versuche nach N o r d e n auf (Ri 18)? Ri 18,1 besagt nur, d a ß ihnen vor der N o r d w a n d e r u n g keine d . h . kein „Wohnsitz" im Sinne einer d a u e r h a f t e n Ansiedlung, keine „ H e i m a t " zuteil geworden war 1 0 2 . N u n k ö n n e n Ri 18,1 u n d das Fehlen von Hinweisen allerdings weitere mißglückte Niederlassungsversuche weder beweisen noch ausschließen. Schon ein flüchtiger Blick auf die Uberlieferungen der Daniten zeigt immerhin, d a ß sie als unternehmungslustig, k ü h n und nicht gerade als skrupulös und schüchtern dargestellt sind (Ri 18; Gen 49,17; D t n 33,22; auch Ri 13-16). Fest steht immerhin durch Ri 13-16, d a ß Daniten irgendwann doch in der fruchtbaren, der Ebene Ajalon südlich benachbart gelegenen Ebene Sorek (Wädi es-Sarär) bei Z o r a und Eschtaol haben Fuß fassen k ö n n e n . W a n n etwa geschah dies? Die Ergebnisse der Ausgrabungen von BetSchemesch (Teil er-Rumele bei 'En §ems) am Südrand des ebenenartig " Vgl. H. GUTHE, Bibelatlas, Nr. 14, N k I; Nr. 20, N k I; Palästina, Historisch-Archäologische Karte, Blatt Süd, D 8 (in B H H IV); R. KOEPPEL, Palästina, Abb. 118. 100 Vgl. Anm. 99 genannten Karten sowie J. SIMONS, G T T , M a p I; G. DALMAN, Jerusalem, 2 1 4 f . 2 3 7 f f . ; für die Bedeutung der Ebene Ajalon als Verkehrsverbindung auf das Gebirge bis Jerusalem vgl. D . BALY, Handbuch, 9 3 - 9 5 ; M. HAR-EL, Jerusalem, 12-16. 101 Vgl. oben, 28 f. 102
Z u Π^Π] v g l . G . GERLEMAN, N u t z r e c h t , 3 1 8 f f .
32
Die Danitennotiz in Ri 1
breiten Wädi es-Sarär, gegenüber Zora gelegen, können vielleicht immerhin einen Hinweis bieten 103 . G e g r ü n d e t in der F r ü h b r o n z e z e i t , k ö n n e n sechs B e s i e d l u n g s s c h i c h t e n der O r t s l a g e u n t e r s c h i e d e n w e r d e n , v o n d e n e n das k a n a a n ä i s c h e Stratum I V die G l a n z z e i t d e s O r t e s darstellt 1 0 4 , unterteilt in Stratum I V A (zerstört v o r 1350 v . C h r . ) 1 0 5 u n d I V B (zerstört u m o d e r bald n a c h 1200 v . C h r . ) 1 0 6 . Stratum III erweist sich als deutlich b e s c h e i d e n e r e A n s i e d l u n g u n d läßt a l l g e m e i n e i n e n m e r k l i c h e n N i e d e r g a n g g e g e n ü b e r Stratum IV, speziell s c h l e c h t reparierte, vernachlässigte B e f e s t i g u n g s a n l a g e n u n d auch e i n f a c h e r e H a u s b a u w e i s e e r k e n n e n 1 0 7 . D a ß mit der Z e r s t ö r u n g u m o d e r bald n a c h 1200 v . C h r . die Stadt an K r a f t u n d W e h r f ä h i g k e i t e i n b ü ß t e u n d sie sich a n s c h e i n e n d , w a s ihre strategische, das W ä d i es-Sarär b e h e r r s c h e n d e R o l l e u n d ihre S e l b s t ä n d i g k e i t betrifft, d a v o n nicht w i e d e r erholt h a t 1 0 8 , ist hier v o n B e d e u t u n g 1 0 ' . E i n e Stadt w i e Bet103 Ausgrabungsbericht: E. GRANT, Ain Shems Excavations (Palestine). I—II. Haverford 1931/32; DERS., Rumeileh, Being Ain Shems Excavations (Palestine) Part III. Haverford 1934; DERS./G. E.WRIGHT, Ain Shems Excavations. IV-V. Haverford 1938/39; ein Überblick bei J. A. EMERTON, Beth-Shemesh; sehr knapp auch G. Ε. WRIGHT, Beth-Shemesh; A. VAN DEN BORN, Art. Beth-Semes. 104 EMERTON, a . a . O . , 198f.; W.F.ALBRIGHT, Archäologie, 76f.; WRIGHT, Art. BethShemesh, 251; VAN DEN BORN, a . a . O . , 206. 105 106
V g l . WRIGHT, a . a . O . , 2 5 1 ; EMERTON, a . a . O . , 199. GRANT/WRIGHT, A i n S h e m s E x c a v a t i o n s V , 11 f.; WRIGHT, P r o b l e m , 113; DERS.,
Art. Beth-Shemesh, 251; EMERTON, a . a . O . , 199; Y. AHARONI, Land, 214f. 107 EMERTON, a. a. O., 200 f.: „ . . . a marked decline f r o m the finest days of the Canaanite occupation in the Late Bronze Age. T h e city wall was badly repaired, and buildings were not well constructed." Vgl. auch WRIGHT, Problem, 113; DERS., Art. Beth-Shemesh, 252; VAN DEN BORN, a . a . O . , 206.
108 v g l . EMERTON, a . a . O . , 200f. In diese Richtung weist auch die Tatsache, d a ß Rehabeam nicht Bet-Schemesch, sondern Zora als Festung ausbaute (2 C h r 11,10). 109 Wer Bet-Schemesch Stratum IV Β zerstört hat, ist unsicher. An Ägypten (so EMERTON, a.a.O., 199, ohne genauere Begründung) wird man um oder kurz nach 1200 v.Chr. während der unbedeutenden Pharaonen der ausgehenden X I X . Dynastie nach Merneptah schwerlich denken dürfen (vgl. E.OTTO, Ägypten, 174; J.CERNY, Ramessiden, 277ff.; R. O . FAULKNER, Egypt, 235 ff.). Die Philister, deren A n k u n f t in Palästina durch das 8. Jahr Ramses' III. (1176 v. Chr.) festgelegt ist, kommen noch nicht in Frage. So wird man am ehesten an einen kanaanäischen Nachbarstaat denken müssen, vielleicht Geser (Teil ö e z e r ) . Nachdem Geser durch Merneptah oder evtl. schon durch Ramses II. in dessen späterer Regierungszeit eine Zerstörung erlitten hatte (vgl. W. G. DEVER, Art. Gezer, 439; A. KEMPINSKI, R e z . W . G . DEVER e t alii, G e z e r II, 2 1 3 f.; T . C . MITCHELL, P h i l i s t i a , 4 1 1 ) ,
könnte es in der Zeit des Niedergangs der X I X . Dynastie sich de facto wieder größerer Unabhängigkeit von Ägypten erfreut und einen gewissen Aufschwung genommen haben, was sich gut zu Ri 1,29 fügte, wonach in der Zeit nach der efraimitischen Einwanderung am Ende des 13. Jh. v.Chr. (vgl. K.-D. SCHUNCK, Benjamin, 18ff.) Geser als eine starke Festung den Efraimiten allein widerstehen konnte und vorerst kanaanäisch blieb. Ein erneutes Erstehen des kanaanäischen Geser nach der Zerstörung durch Merneptah läßt sich vielleicht durch archäologische Ergebnisse auf Teil ö e z e r bestätigen: Stratum 12 in Field II ( = Stratum 5, Field I) reicht von jener Zerstörung bis ca. 1180 v.Chr., w o philistäische Beeinflussung bzw. Herrschaft beginnt (KEMPINSKI, a.a.O., 213; vgl. G. E. WRIGHT, Evidence, 77). Allerdings ist der archäologische Befund nicht ganz eindeutig: Stratum X I V ( = Stratum 12, Field II; = Stratum „post 6", Field VI) weist auf etwas
Ri 1,34. 35 a
33
S c h e m e s c h Stratum III, in Wirtschaftskraft und V e r t e i d i g u n g s f ä h i g k e i t beeinträchtigt, ist in viel h ö h e r e m M a ß e als eine Stadt o h n e solche Beeinträchtigung Einflüssen aus der U m g e b u n g ausgesetzt und gerät leicht(er) in w e c h s e l n d e A b hängigkeit 1 1 0 . Es ist ebenfalls bedeutsam und liegt in derselben Linie, d a ß die N i e d e r l a g e der Stadt um 1200 v . C h r . allem A n s c h e i n nach eine A u f l ö s u n g der ethnischen Einheitlichkeit nach sich g e z o g e n hat, i n d e m im Laufe der f o l g e n den Zeit N e u a n k ö m m l i n g e unter der alten a u t o c h t h o n e n Bevölkerung Fuß fassen k o n n t e n 1 1 1 , w e n n auch der frühere Bevölkerungsstamm n o c h längere Zeit der überwiegende g e w e s e n zu sein scheint 1 1 2 . W i e das numerische Verhältnis auch g e w e s e n sein mag: D a ß das V o r h a n d e n s e i n verschiedener ethnischer Elemente in einer Stadt Interessenverschiedenheiten o d e r gar - g e g e n s ä t z e hervorrufen kann und möglicherweise die n o t w e n d i g e A k t i o n s e i n h e i t erschwert s o w i e die Verteidigungsfähigkeit im Bedrohungsfall mindert, leuchtet ein 1 1 3 .
Mit der gebotenen Zurückhaltung wird man von diesen Tatbeständen her immerhin vermuten dürfen, daß ein Eindringen und Sichniederlassen der Daniten, wie es im Hintergrund von Ri 13-16 erkennbar wird, im Bereich des Wädi es-Sarär, d. h. im Wirtschafts- und Machtbe-
eingeschränkten Besiedlungsumfang zwischen jener Zerstörung und 1180 v.Chr. (vgl. DEVER et alii, Further Excavations, 128. 131; DEVER, Art. Gezer, 438-441). O b das aber ausreicht, Geser alle Expansionsgelüste und -aktionen abzusprechen? Gerade in dieser Schwächezeit Ägyptens scheint mir ein Vorstoß gegen Bet-Schemesch durch Geser, dessen Machtbereich zumindest zeitweise Ajalon und Zora eingeschlossen zu haben scheint (vgl. EA 272,20-24) und damit bis vor die Tore von Bet-Schemesch reichte, nicht ausgeschlossen zu sein. WRIGHT (Art. Beth-Shemesch, 251 f.) läßt die Frage offen, erwägt aber vorsichtig, ob wegen zweier „silos" mit „transitional pottery", „later than I V - Β but earlier than stratum III" an israelitische Zerstörer zu denken sei. Aber selbst wenn die zeitlichen Bestimmungen von Silos und Inhalten stimmen, müssen sie nicht notwendig auf die Zerstörer von Stratum IVB deuten. 110 Dies wird anschaulich illustriert durch reichliche Funde philistäischer Töpferware in Stratum III, durch Waffen aus Eisen, Schmuck u . a . m . (vgl. G. E.WRIGHT, Evidence, 74; DERS., A r t . B e t h - S h e m e s h , 252; Κ . M . KENYON, A r c h ä o l o g i e , 2 2 9 ; EMERTON, 200 s o w i e
die Ausgrabungsberichte). 111 l . S a m 6 kennt Israeliten unter der Bevölkerung von Bet-Schemesch, wenn auch nicht deutlich wird, ein wie großer Teil jene sind und seit welcher Zeit sie sich dort bereits befinden. EMERTON hält die Stadt z.Zt. von Stratum III mit Hinweis auf l.Sam 6 für israelitisch (a.a.O., 200), F. STOLZ für philistäisch (Buch Samuel, 49). Aber gerade die Grenzlage des Ortes zwischen Frühisraeliten und Philistern (J. SIMONS, GTT, 373 [§ 1005]; AHARONI, Land, 252; K. A. KITCHEN, Philistines, 63) erweist dies als zu einseitig und macht für die Stadt allmählich wachsenden Philistereinfluß (ökonomisch-materiell und politisch) bei bleibenden autochthon kanaanäischen sowie hinzukommenden frühisraelitischen und vielleicht auch einigen philistäischen Bevölkerungsteilen wahrscheinlich (zu differenzieren versuchen auch WRIGHT, Art. Beth-Shemesh, 252; H. J. STOEBE, Buch Samuelis, 147f., Anm. 9; vgl. auch SCHUNCK, Benjamin, 100). 112 Vgl. dazu B. MAISLER, Untersuchungen, 49. 53; DERS., ( = MAZAR), Cities, 67-69. Vielleicht deutet in die gleiche Richtung, daß „representations of fertility goddesses not only appear in Stratum IV, but continue to be found as late as Stratum l i e " (EMERTON, a.a.O., 199). 113 Vgl. Ri 9,26 ff. mutatis mutandis.
34
Die Danitennotiz in Ri 1
reich d e s n o c h k r a f t v o l l - e i n h e i t l i c h e n u n d r e i c h e n B e t - S c h e m e s c h Strat u m I V B ( v o r 1200 v . C h r . ) n i c h t sehr w a h r s c h e i n l i c h ist, viel u n w a h r s c h e i n l i c h e r j e d e n f a l l s als n a c h der Z e r s t ö r u n g v o n B e t - S c h e m e s c h , d . h . nach 1 2 0 0 v . C h r . Ist n u n i m Z u s a m m e n h a n g mit d e m V o r s t o ß v e r s u c h der D a n i t e n v o m G e b i r g e in die E b e n e A j a l o n auch im B e r e i c h v o n B e t - S c h e m e s c h , d . h . an d e r s ü d l i c h n ä c h s t b e n a c h b a r t e n u n d n i c h t w e n i g e r v e r l o c k e n d e n T a l e b e n e 1 1 4 , v o r h e r o d e r n a c h h e r ein e b e n s o l c h e r V e r s u c h a n z u n e h m e n ? W a s bereits z u r W e s e n s a r t der D a n i t e n a n g e d e u t e t w o r d e n ist, spricht e h e r g e g e n s c h n e l l e s R e s i g n i e r e n n a c h e i n e m ersten A n s i e d l u n g s v e r s u c h . D a ß der l e t z t e u n d s c h l i e ß l i c h e r f o l g r e i c h e V e r s u c h (Ri 18) s o e x t r e m w e i t w e g aus d e m z u n ä c h s t v o n d e n D a n i t e n b e w o h n t e n Landesteil führte, l e u c h t e t a u c h nur d a n n ein, w e n n in d e r n ä h e r e n U m g e b u n g durchaus keine Ansiedlungsmöglichkeit mehr gesehen word e n ist. T h e o r e t i s c h b e s t e h e n drei M ö g l i c h k e i t e n : 1. Die D a n i t e n k ö n n t e n vor o d e r nach dem Versuch an der Ebene Ajalon einen ebensolchen Ansiedlungsversuch auch am wenig südlich gelegenen W ä d i es-Sarär u n t e r n o m m e n haben, aber (ebenso) abgewiesen w o r d e n sein. 2. Sie k ö n n t e n , durch K u n d s c h a f t e r über die Machtverhältnisse u n d ihre sich daraus ergebenden C h a n c e n im Bereich von Bet-Schemesch unterrichtet, auf einen Versuch d o r t wegen (zu) geringer Erfolgsaussichten verzichtet haben. Beiden Möglichkeiten gemeinsam ist dies, d a ß sie in die Zeit vor 1200 v. Chr. weisen, als Bet-Schemesch noch stark u n d ethnisch einheitlich, ü b e r h a u p t verteidigungsfähig(er) war als nach der Z e r s t ö r u n g um 1200 v.Chr., von welcher Zeit an der Machtverfall im Sinne eines M a c h t v a k u u m s geradezu eine gewisse A n z i e h u n g s k r a f t gegenüber ansiedlungswilligen N e u a n k ö m m l i n g e n ausgeübt haben mag. Gegen die erste Möglichkeit spricht vor allem, d a ß man in diesem Falle die E r w ä h n u n g von Bet-Schemesch neben den anderen in der A b w e h r der Daniten erfolgreichen Amoriterstädten in Ri 1,35 a erwarten d ü r f t e . Dafiir, daß die zweite Konstellation besonders gut in die vorausgesetzte Situation u n d zu der Wesensart der Daniten paßt, spricht die von ihnen in Ri 18 bezeugte Gew o h n h e i t eines bedachtsamen, überlegten V o r g e h e n s bei vergleichbaren Gelegenheiten. 3. Die D a n i t e n k ö n n t e n im W ä d i es-Sarär einen Versuch u n t e r n o m m e n haben, der von E r f o l g g e k r ö n t war, was aber am wahrscheinlichsten erst in der Verfallszeit nach der Z e r s t ö r u n g von Bet-Schemesch Stratum I V B a n z u n e h m e n ist. Diese Möglichkeit ist aber d a d u r c h belastet, d a ß erklärt werden müßte, w a r u m die D a n i t e n d o r t sehr schnell wieder abgezogen sind, denn Ri 18,1 überliefert, wie schon erwähnt, sie hätten vor der N o r d w a n d e r u n g keine d a u e r -
114
Zur Beschreibung des Bereichs des Wädi es-Sarär bei Bet-Schemesch und Zora
vgl. C.SCHICK, Artuf, 131 ff., bes. 132 und T f . II; R. KOEPPEL, Palästina, Abb. 123; G. DALMAN, Jerusalem, 2 0 8 - 2 2 5 , bes. 208 f.; DERS., Fliegerbilder, T f . 41; TÄUBLER, Studien,
63f. 73; zur Fruchtbarkeit des Gebiets SCHICK, a.a.O., 138. l.Sam 6,13 erwähnt bei BetSchemesch den Anbau des relativ anspruchsvollen Weizens.
Zusammenfassung
35
hafte Ansiedlung erwerben können. Erschwerend kommt noch hinzu, daß wiederum die Frage zu beantworten wäre, warum Bet-Schemesch in Ri 1,35 a nicht unter den die Daniten abwehrenden Städten aufgeführt wird.
Die zweite Möglichkeit hat am meisten für sich. So wenig belastbar die sich aus ihr ergebende Andeutung eines terminus ad quem um 1200 v.Chr. für die Ereignisse von Ri 1,34. 35a auch ist, mag sie doch zur immer wieder an anderen, selbständig gewonnenen Datierungsergebnissen zu überprüfende - Orientierung dienen.
1.4. Zusammenfassung Aus Richtung Kirjat-Jearim/Jerusalem vom Gebirge herabkommend, unternahmen die Daniten den Versuch, Anteil an der Ebene Ajalon zu gewinnen und sich dort festzusetzen. Den die Ebene beherrschenden Amoriterstädten gelang es jedoch, die Daniten nicht nur an der Ansiedlung in der Ebene, ihrem Lebens- und Wirtschaftsraum zu hindern, sondern sie bereits vor dem Eindringen in die Ebene abzufangen und in den Gebirgsbereich hinauf zurückzuwerfen. Ohne Anspruch auf Sicherheit kann man vielleicht hinsichtlich der Datierung dieser Ereignisse an die Zeit vor 1200 v.Chr. denken.
2. Der Danspruch im Deboralied (Ri 5,17aß) Der kurze Spruch ist vor allem im Blick auf zwei Fragen zu betrachten: 1. Wann ereignete sich die Deboraschlacht? 1 2. Steht hinter V. 17aß die Vorstellung von noch im Süden des Landes (nordwestlich von Jerusalem) wohnenden oder schon die von im Norden (in Lajisch/Dan) ansässigen Daniten? Mit der Beantwortung dieser Fragen ist entweder - wenn die Daniten noch im Süden vorausgesetzt sind - ein terminus a quo für ihre Nordwanderung und die Eroberung von Lajisch oder - wenn sie schon im Norden vorgestellt sind - ein terminus ad quem für dieselben Ereignisse gefunden. 2.1. Wann ereignete sich die Deboraschlacht? Einer der wenigen Hinweise im Deboralied, der für eine Datierung der Schlacht verwendbar sein könnte 2 , sich zumindest selbst als solcher 1 Z w i s c h e n d e m D a t u m d e r Schlacht u n d d e m d e r L i e d e n t s t e h u n g ist u n b e d i n g t z u u n t e r s c h e i d e n (vgl. d a z u in letzter Z e i t P. R. ACKROYD, C o m p o s i t i o n , 161 f.; H . - P . MÜLLER, A u f b a u , 453; A. ELLIGER, F r ü h g e s c h i c h t e , 7 9 - 1 3 6 , bes.88 ff.; J. A. SOGGIN, B e m e r k u n gen, 627). F ü r die hiesige F r a g e s t e l l u n g ist es allerdings relativ u n e r h e b l i c h , w e l c h e r D a t i e r u n g d e r E n t s t e h u n g des D e b o r a l i e d e s b z w . seiner E n d f a s s u n g (es b e s t e h t n a c h wie v o r keine Ü b e r e i n s t i m m u n g , o b es sich v o n A n f a n g an u m eine g a t t u n g s m ä ß i g e E i n h e i t [vgl. u . a . G. GERLEMAN, Song, 171 ff.; A. GLOBE, Structure, 4 9 3 f f . ] o d e r u m eine von e i n e m K e r n h e r allmählich g e w a c h s e n e G r ö ß e h a n d e l t [vgl. u . a . F. STOLZ, Kriege, 1 0 5 f f . ; A. D . H . MAYES, Israel, 9 0 - 9 2 ; SOGGIN, a . a . O . , 635]) i n n e r h a l b des breiten S p e k t r u m s d e r V o r s c h l ä g e die g r ö ß t e W a h r s c h e i n l i c h k e i t z u k o m m t (vgl. aus d e r u m f ä n g l i c h e n L i t e r a t u r f ü r das 12. J h . v . C h r . u . a . K . - D . SCHUNCK, B e n j a m i n , 51; GLOBE, a . a . O . , 509. 511 f.; R. DE VAUX, H i s t o r y , 651. 790; D . Ν . FREEDMAN, H i s t o r y , 3. 13. 19; f ü r d a s [ E n d e d e s ] l l . J h . v . C h r . votieren u . a . R. SMEND, J a h w e k r i e g , 16; MAYES, Israel, 8 4 f f . ; DERS., P e r i o d , 3 1 2 f f . ; J. D . MARTIN, J u d g e s , 69; vgl. a u c h STOLZ, a . a . O . , 110-112; SOGGIN, a . a . O . , 635). Viele d e r sprachlichen, literarischen sowie d e r s t r u k t u r e l l e n P r o b l e m e d e s Liedes sind n a c h wie v o r u n g e k l ä r t ; selbst ein aus d e r K l ä r u n g d e r s e l b e n g e w o n n e n e s , eventuell spätes D a t u m d e r E n t s t e h u n g ( d e r E n d f a s s u n g ) des Liedes schlösse ein viel f r ü h e r e s S c h l a c h t d a t u m keinesfalls aus. 2 D a ß b e s o n d e r s in d e r P o e s i e d a s A r g u m e n t i e r e n mit (tatsächlich o d e r angeblich) arc h a i s c h e r S p r a c h e ( f ü r Ri 5 h e r a u s g e s t e l l t u . a . von GERLEMAN, a . a . O . , 1 6 8 f f . ; SCHUNCK, a . a . O . , 51; P. C. CRAIGIE, C o n q u e s t , 82; A. GLOBE, a . a . O . , 4 9 5 f f . , bes. 5 0 9 f f . ) sehr p r o blematisch u n d o h n e zusätzliche A r g u m e n t e z u r D a t i e r u n g eines T e x t e s k a u m b r a u c h b a r ist, u n t e r s t r i c h z u l e t z t mit R e c h t SOGGIN, a. a. O., 627. 634 f. N a t ü r l i c h spricht diese m e t h o d i s c h berechtigte V o r s i c h t u m g e k e h r t nicht gegen die M ö g l i c h k e i t h o h e n Alters eines T e x t e s . D i f f e r e n z i e r e n d urteilt bei Ri 5 G . W . AHLSTRÖM, J u d g e s , 288, A n m . 11.
38
Der Danspruch im Deboralied (Ri 5 , 1 7 a ß )
präsentiert, ist die E r w ä h n u n g d e s S c h a m g a r b e n A n a t (V. 6). E i n i g k e i t b e s t e h t w e i t h i n s o w o h l d a r ü b e r , d a ß in R i 5 , 6 u n d R i 3 , 3 1 v o n d e r s e l b e n P e r s o n d i e R e d e ist3, als a u c h d a r ü b e r , d a ß es s i c h u m e i n e n N i c h t i s r a e l i t e n h a n d e l t 4 , d e s s e n N a m e w o h l h u r r i t i s c h 5 ist. N e b e n
manchen
k n a p p e n Ä u ß e r u n g e n z u dieser s o kurz u n d nur an d e n g e n a n n t e n beid e n Stellen erwähnten, tatsächlich ziemlich rätselhaften Gestalt haben sich in letzter Z e i t a m u m f a s s e n d s t e n
A . VAN SELMS
u n d Y.
AHARONI
mit
Schamgar befaßt. Beide versuchen, was gegenüber der hervorhebenden I n t e r p r e t a t i o n n u r i r g e n d e i n e s D e t a i l s a u c h e i n l e u c h t e n d e r ist, S c h a m gar in e i n e m zeitlich u n d lokal w e i t e r e n R a h m e n z u verstehen. A H A R O N I w e n d e t sich g e g e n die Ansicht, d a ß S c h a m g a r „with the m a i n p e n e tration o f the Philistines i n t o C a n a a n d u r i n g the first half o f the t w e l t h ( ! ) c e n tury BC" in V e r b i n d u n g z u b r i n g e n s e i 6 . In der D e b o r a s c h l a c h t s e i e n K a n a a näer die G e g n e r der Israeliten g e w e s e n ; v o n einer S c h w ä c h u n g jener d u r c h die Philister ( S e e v ö l k e r ) sei nichts z u e r k e n n e n u n d k ö n n e d a h e r n o c h k e i n e R e d e sein. In M e g i d d o u n d B e t - S c h e a n sei philistäische T ö p f e r w a r e in s o g e r i n g e m U m f a n g g e f u n d e n w o r d e n , d a ß eine philistäische E r o b e r u n g nicht a n z u n e h m e n ist. D a h e r s e i e n die e i n z i g e n Z e i c h e n der „presence o f Sea p e o p l e e l e m e n t s in t h e northern part o f the c o u n t r y d u r i n g an earlier period" die s o g e n a n n t e n „ant h r o p o i d c o f f i n s f r o m B e t h - s h a n " 7 . Sie schreibt A H A R O N I philistäischen S ö l d nern der ä g y p t i s c h e n G a r n i s o n in B e t - S c h e a n , spätestens aus der F r ü h z e i t des 1 2 . J h . v . C h r . , z u 8 . D i e Stadt w u r d e am E n d e d e s 1 3 . J h . v . C h r . zerstört u n d
}
V g l . z . B . Η . H . ROWLEY, J o s e p h ,
80;
H . W . HERTZBERG, A T D
9, 168;
E.TÄUBLER,
Studien, 170 ff.; R. DE VAUX, History, 684. 823; f r ü h e r schon H . GRESSMANN, SAT I, 2, 1 8 8 ; O . EISSFELDT, Q u e l l e n , 2 2 ; A . A L T , M e g i d d o , 4
ALT, a . a . O . ,
261; W.RICHTER,
EISSFELDT, G o t t e s n a m e n ,
112;
261.
Untersuchungen,
Y . AHARONI, A s p e c t s ,
7 2 ; A . V A N SELMS, J u d g e ,
297ff.;
2 5 5 f . ; A . MALAMAT, P e r i o d ,
137;
S. HERRMANN, Geschichte, 156 sowie die meisten Kommentatoren, zuletzt J. D . MARTIN, J u d g e s , 5 1 f . ; a n d e r s n u r GRESSMANN, a . a . O . , 1 8 8 ; E . MEYER, I N , 4 8 9 . 5 So nach B. MAISLER, Shamgar, 192ff. die meisten, z.B. ALT, a.a.O., 261; TÄUBLER, a . a . O . , 170; H . SCHULT, Studien, 131; AHARONI, a . a . O . , 255; CRAIGIE, Reconsideration,
2 3 9 ; MAYES, I s r a e l , 9 3 ; G . A . LEHMANN, „ S e e v ö l k e r " - H e r r s c h a f t e n , 8 9 ; DE VAUX, a . a . O . ,
822f.; S. HERRMANN, a.a.O., 156; anders zuletzt SOGGIN, Judges, 57f. (westsemitisch). ' Aspects, 257. 7 Ebd. ' A . a . O . , 258; zustimmend Ε. M. YAMAUCHI, Evidence, 322, der allerdings von protophilistäischen Elementen sprechen möchte. Dagegen hat E. D. OREN entschieden bestritten, daß die „anthropoid coffins" auf dem Teil el H ö s n auf philistäische Söldner zu beziehen seien (Cemetery, 129 ff.), da - neben anderen Argumenten - die Sarkophage nach neueren Grabungen bereits im ausgehenden 13.Jh. v . C h r . erstmals auftreten (Stratum VII), die Philister aber erst z . Z t . Ramses III. (nach OREN: ca. 1170-1140 oder 1184-1153 v.Chr.), genauer: ab dessen 8. Jahr aufgetreten seien (a.a.O., 139. 146ff.). So überzeugend ORENS diesbezügliche Ausführungen auch sind (vgl. insgesamt hierzu auch G. M.
FITZGERALD, B e t h - S h e a n ;
K . A . K I T C H E N , P h i l i s t i n e s , 6 1 ; A . STROBEL,
Seevölker-
sturm, 85-87; F.JAMES, Art. Beth-Shean, 219-221; Τ . H . THOMPSON, Art. Beth-Sean, 46 f.), so wenig zwingend ist aber seine Alternative, die „coffins" statt Philister-Söldnern nunmehr Danuna-Söldnern zuzuschreiben. Näheres dazu demnächst an anderer Stelle.
39
Wann ereignete sich die Deboraschlacht?
u n t e r Ramses III. wieder a u f g e b a u t 9 . In der ägyptischen Garnison vermutet die von Schamgar geschlagenen Philistersöldner 1 0 und f a ß t z u s a m men: „Shamgar Ben-anath was a military leader of C a n a a n i t e origin w h o was led to smite the Philistines by the inspiration of Jael . . . Shamgar's deed provided the b a c k g r o u n d f o r the crisis which preceded the battle because, as a result of the t e m p o r a r y deliverance, security f o r the inhabitants in the n o r t h e r n z o n e was w e a k e n e d " 1 1 . Die Inspiration d u r c h Jael habe den K a n a a n ä e r Schamgar f ü r die Israeliten akzeptabel gemacht. N a c h d e m durch Jaels u n d Schamgars T a t die ägyptische H e r r s c h a f t abgeschüttelt w o r d e n war, seien der kanaanäische u n d der israelitische Bevölkerungsteil sozusagen unter sich, o h n e O b e r h e r r e n , gewesen. D a m i t habe der Kampf gegeneinander b e g o n n e n . AHARONI
AHARONI erhält damit einen chronologischen R a h m e n : Schamgar zerstört das ägyptische Bet-Schean (Teil el-Hösn) Stratum VII (Ende des 13. J h . v. Chr.). Bald danach begannen „the great decisive clashes in the n o r t h " 1 2 . H i e r z u passen die Grabungsergebnisse von T a a n a c h (Tell T a ' a n n e k ) : Z e r s t ö r u n g um 1125 v.Chr., d a n n Besiedlungslücke bis um 1000 v.Chr. 1 3 . D a Ri 1 eine Situation nicht nach 1125 v . C h r . beschreibe, w o T a a n a c h noch kanaanäisch besiedelt war, eher spätestens um 1150 v . C h r . anzusetzen sei, müsse die D e b o r a schlacht, die eine f r ü h e r e Situation voraussetze, mindestens eine Generation f r ü h e r s t a t t g e f u n d e n haben, nämlich E n d e des 13./Anfang des 12. Jh. v.Chr. 1 4 .
Was, von anderen Einzelheiten abgesehen, A H A R O N I S Entwurf problematisch macht, ist dies, daß seine Hauptthese, Schamgar habe den von Philistersöldnern besetzten ägyptischen Stützpunkt Bet-Schean zerstört 15 , m.a.W., die Philister von Ri 3,31 seien ägyptische Söldner aus Bet-Schean gewesen, nicht mehr als eine ungesicherte Kombination darstellt 16 . Ein wirklich substantieller Gesichtspunkt in dieser Richtung 9
V g l . AHARONI, a . a . O . , 2 5 9 ; FITZGERALD, a . a . O . , 191 f f . ; V . FRITZ, E n d e , 135; THOMP-
SON, a.a.O., 46; insgesamt auch A.ALT, Geschichte, 246 ff.; F. JAMES/A. KEMPINSKI, Art. Beth-Shean, 207-225. 10
A.a.O., 259.
11
A.a.O., 256.
12
A.a.O., 260.
13
V g l . d a z u P . W . LAPP, B A S O R 1 7 3 ( 1 9 6 4 ) , 4 - 4 4 ; 185 ( 1 9 6 7 ) , 2 - 4 3 ; B A 3 0 ( 1 9 6 7 ) , 2 - 2 7 , bes. 8 f.; B A S O R 195 ( 1 9 6 9 ) , 2 - 4 9 ; Α . E . GLOCK, Art. T a a n a c h , 1 1 3 8 - 1 1 4 7 , bes. 1 1 4 7 ; Τ . H . THOMPSON, Art. T h a a n a c h , 3 4 2 - 3 4 4 , bes. 3 4 3 . 14
AHARONI, a.a.O., 260-263. Ähnlich E. D. OREN, Cemetery, 149 f.; anders V.FRITZ, a.a.O., 138 (Zerstörung durch Seevölker). 16 Dies gilt auch, wenn man mit YAMAUCHI (oben, Anm. 8) die ägyptischen Söldner in Bet-Schean gemäß AHARONIS Theorie als protophilistäische Elemente versteht oder nach ORENS Bestreitung, daß es Philister seien (oben, Anm. 8), „Philister" in AHARONIS Bild mit OREN als Allgemeinbezeichnung für Seevölkersöldner begreift (Cemetery, 149). Denn abgesehen davon, ob die ägyptischen Söldner Philister oder von anderer Herkunft waren, bleibt der Bezug Schamgars auf Bet-Schean vollständig unbewiesen. - Wenn die literarische Analyse von Ri 3,31 durch W. RICHTER (Bearbeitungen, 92-97) zutrifft, nach der der Name Schamgar aus Ri 5,6 entnommen und Ri 3,31 von DtrG für die jetzige Stelle verfaßt und dort eingesetzt ist, muß DtrG den in Ri 3,31 über den Namen hinausgehenden Inhalt entweder frei erfunden - wogegen aber die Eigenartigkeit spricht! - oder eine entsprechende Überlieferung gekannt haben (RICHTER, a.a.O., 96, Anm. 44). - Zu der 15
40
D e r D a n s p r u c h im Deboralied (Ri 5 , 1 7 a ß )
fehlt. Durch Ri 3,31 wird diese These nicht gestützt. Ist es nicht auch ganz seltsam, daß die vermutete Eroberung einer so wichtigen Stadt im Zusammenhang von Ri 3,31 oder auch anderswo gänzlich unerwähnt geblieben ist? Warum läßt man sich den halben Triumph entgehen, überliefert den Helden, aber ohne einen (oder: den) wesentlichen Aspekt seiner Tat? Weiterhin vermittelt das seltsame, wegen seiner Unerfindlichkeit sicher eine echte Tradition wiedergebende Kampfgerät 17 für Schamgar alles andere als den Eindruck eines kanaanäischen Königs oder „Dynasten" 18 , eines „military leader" ,9 . Es erinnert vielmehr an einen Volkshelden 20 , einen Recken 21 wie Simson mit dem Eselskinnbacken 22 . Dazu will aber wiederum die Belagerung und Eroberung einer befestigten ägyptischen Garnisonsstadt überhaupt nicht passen 23 . Im Vergleich zu A H A R O N I hat A . VAN SELMS ein etwas weniger konkretes Bild, aber auch eines von weniger gewaltigen Dimensionen entworfen. „Shamgar was a Canaanite warrior from northern Palestine who, sometime previous to Deborah, performed a feat of heroism" 24 . Die von ihm bekämpften gleichfalls unbewiesenen und unbeweisbaren Kombination AHARONIS mit Jael u n d Schamgar (Aspects, 254 ff.) vgl. unten, Anm. 39. 17 Ipan = wörtlich „Lehrmittel f ü r Rinder": Pflugschar, Pflugsterz, Ochsenstekken (F. NÖTSCHER, Richter, 17); vgl. auch die K o m m e n t a r e zu Ri 3,31; B. KRAFT, MV» - I j ? 3 n , 3 5 3 ff.; KBL u n d H A L sub voce. 18 So z.B. A. ALT, Megiddo, 261 ff.; E.TÄUBLER, Studien, 171; A. D . H . MAYES, Israel, 9 3 ; G . A . LEHMANN, „ S e e v ö l k e r " - H e r r s c h a f t e n ,
89.
19
AHARONI, Aspects, 256; gegen alle diese Bezeichnungen mit Recht VAN SELMS, Judge,
301. 20 BUDDE, Richter, 32: Sein K a m p f g e r ä t mag „dem Bauern gelegentlich als eine unverächtliche W a f f e dienen". 21 R. BARTELMUS, H e r o e n t u m , 112-114, verflüchtigt Schamgar zu einem „ H e r o e n der Vorzeit" göttlicher H e r k u n f t (letzteres wegen des Namenteils fljyp), eine Fehldeutung, die vermutlich durch sein ständiges H a n t i e r e n mit einem anscheinend m e h r o d e r weniger vorgefertigten „ H e r o e n k o n z e p t " hervorgerufen w o r d e n ist; der Begriff „ K o n z e p t " bzw. „ H e r o e n k o n z e p t " erscheint allein auf den zweieinhalb Seiten zu Schamgar siebzehnmal!! - P . C . CRAIGIE, Reconsideration, 239f., sieht durch Schamgars „Filiation" W J A das Kriegerische an dem Helden unterstrichen. 22 D a r a n erinnert wie viele andere TÄUBLER, Studien, 170 f., weist aber mit Recht Abhängigkeit zwischen beiden Gestalten zurück. Auch ein h e r v o r r a g e n d e r H e l d u n d seine T a t ( e n ) k ö n n e n z u r Benennung einer Zeitepoche dienen, o h n e d a ß jener H e r r s c h e r über g r o ß e Gebiete gewesen sein m u ß (gegen ALT, M e g i d d o , 261 f.). - Die S c h a m g a r - T r a d i tion Ri 3,31 in ihrer Substanz als eine Variante der T r a d i t i o n von Schamma ben Age (2. Sam 23,11 f.) abzuwerten und aufzulösen (Andeutungen in dieser Richtung bei ZAPLETAL, Richter, 53; BURNEY, Judges, 76 f.; C. A. SIMPSON, Composition, 145; zuletzt W . RICHTER, Bearbeitungen, 96 f.), kann schon wegen der unerfindlichen W a f f e npan mi>a, die die Schamma-Tradition nicht kennt, k a u m überzeugen. 23 Kritisch z u m Entwurf AHARONIS auch MAYES, Israel, 94, Anm. 30; R. DE VAUX, H i story, 823 f. 24 VAN SELMS, Judge, 304. Seine Zugehörigkeit zum N o r d e n Palästinas wird g e w ö h n lich vorausgesetzt, vgl. neben VAN SELMS, a . a . O . , 2 9 7 f . 305 u . a . auch ALT, a . a . O . , 261 ff.;
W a n n ereignete sich die D e b o r a s c h l a c h t ?
41
Philister waren nach VAN SELMS Angehörige der zur Zeit von Ramses III. durch Kanaan gegen Ägypten vorrückenden Seevölker 25 , im Alten Testament summarisch mit dem N a m e n der wichtigsten Gruppe, der Philister 2 6 , bezeichnet. Die Ri 3,31 genannte Zahl von 600 Mann, im Alten Testament öfters Bezeichnung f ü r eine Abteilung 2 7 , deutet VAN SELMS hier als eine gesondert vorgehende Gruppe vielleicht zum Zwecke des Flankenschutzes oder zum Requirieren von Versorgungsgütern f ü r die H a u p t m a c h t (vgl. l . S a m 13,17f.; 14,15). „Shamgar withstood such a raiding party and drove it off", wobei er zweifellos einen f ü r sein Vorhaben taktisch günstigen Platz, etwa ein enges Tal, ausgewählt habe 2 8 . Die knappe Formulierung von Ri 3,31 muß nicht ausschließen, daß er - durch sein Beispiel inspirierend - noch Mitkämpfer hatte, noch muß es sich exakt um 600 Getötete gehandelt haben. „The intention of the popular tradition is rather to suggest that a separate task force of the Philistines was repulsed by Shamgar and his companions" 2 9 .
Schon wenn man bedenkt, daß das einzig Konkrete in Ri 3,31, nämlich das die Notiz beherrschende merkwürdige Kampfgerät, das ohnehin nur auf einer Kombination beruhende, historisch-politisch weiträumige und hochgespannte Bild A H A R O N I S belastet, in den Entwurf VAN SELMS' dagegen gerade gut hineinpaßt und einen festen, konkreten Punkt bildet, wird man dem Vorschlag von VAN SELMS eher zuneigen, selbst unter dem Eingeständnis, daß auch er letztlich keine bewiesenen Tatbestände präsentiert. V A N SELMS kann allerdings von seinem Bild her recht zwanglos die Frage beantworten, wieso Schamgar als Nichtisraelit Eingang in israelitische Tradition, ja, schließlich in die Reihe der „Richter" gefunden hat, nämlich als einer, der den Erzfeind Israels in vorköniglicher Zeit erfolgreich bekämpft hat. Anders gesagt gilt hier das Motto: „Die Feinde meiner Feinde sind meine Freunde" 30 .
A . MALAMAT, Leadership, 154; AHARONI, Aspects, 255; Α . Ε . CUNDALL, Judges, 80; R. G. BOLING, Judges, 90; J. D . MARTIN, Judges, 52; S.HERRMANN, G e s c h i c h t e , 156. W e n n Schamgars Z u n a m e nichts mit B e t - A n a t in N a f t a l i z u tun hat (Jos 1 9 , 3 8 ; Ri 1,33), ist seine Z u g e h ö r i g k e i t z u N o r d p a l ä s t i n a w e n i g e r sicher, aber durch d e n Z u s a m m e n h a n g im D e b o r a l i e d i m m e r n o c h das w a h r s c h e i n l i c h s t e (DE VAUX, a . a . O . , 823; vgl. auch AHARONI, a . a . O . , 256). - A n eine griechische Sagenparallele ( o d e r N a c h b i l d u n g ? ) , die am Karmel lokalisiert ist (!), erinnerte E. BERTHEAU, Richter, 82. 25
VAN SELMS, a . a . O . , 304F.; e b e n s o u . a . CUNDALL, a . a . O . , 80.
26
D i e Philister treten bekanntlich nicht v o r R a m s e s III. unter den S e e v ö l k e r n auf, vgl. d a z u W . HELCK, B e z i e h u n g e n ( 1 9 6 2 ) , 2 4 3 ; DERS., Seevölker, 12 ff.; DERS., B e z i e h u n g e n (1979), 135 f.; B. HROUDA, E i n w a n d e r u n g ; A . MALAMAT, Period, 137; A. STROBEL, S e e v ö l kersturm, 2 3 1 f. 27
Beispiele bei VAN SELMS, a . a . O . , 305; E.TÄUBLER, Studien, 1 7 0 f . ; MALAMAT, M i g r a tion, 9 f.; vgl. auch die K o m m e n t a r e z . S t . , z u l e t z t BOLING, Judges, 89. 28 VAN SELMS, a . a . O . , 306. 29 Ebd. 30 VAN SELMS, a . a . O . , 3 0 7 f . ; vgl. auch u . a . A. E . CUNDALL, Judges, 80; J. D . MARTIN, Judges, 52; MAYES, Israel, 76 f. D i e H y p o t h e s e v o n O . EISSFELDT ( G o t t e s n a m e n , 2 7 6 f f . ; DERS., H e b r e w K i n g d o m , 558 f.), der teilweise G. A . LEHMANN ( „ S e e v ö l k e r " - H e r r s c h a f t e n ,
42
D e r D a n s p r u c h im Deboralied (Ri 5 , 1 7 a ß )
Hat VAN SELMS in etwa das Richtige getroffen, so ist für die Deboraschlacht eine obere Zeitgrenze gefunden: Da Ramses III. die Seevölker in seinem 8. Jahr geschlagen hat (um 1175 v.Chr. 31 ), müssen sie kurz vorher von Norden herangerückt und durch Kanaan gezogen sein 32 . Dabei wäre es also dem Kanaanäer Schamgar geglückt, eine Abteilung aufzureiben oder zu zerstreuen 33 . Auf diese Tat und ihre Zeit wird im Deboralied zurückgeblickt 34 , wobei unklar bleibt, aus wie großer zeitlicher Entfernung 35 . Die Deboraschlacht hat demnach irgendwann nach 1175 v.Chr. stattgefunden. Wenn nun aus der Zeit Deboras und Jaels 36 in die Zeit Schamgars als eine vergangene, aber vergleichbare, d.h. 89) folgt, Schamgar sei Siseras Vater (oder Vorgänger) u n d ein U n t e r d r ü c k e r Israels gewesen, evtl. zu den T k r gehörend, mit den Philistern eingewandert, diese d a n n aber wied e r u m b e k ä m p f e n d (Ri 3,31) (!), ist in keinem P u n k t zwingend o d e r einleuchtend. 31 Für die T e x t e Ramses' III. über die Seevölkerabwehr in seinem 8. J a h r vgl. A N E T , 262 f. u n d die leicht zugänglichen Zusammenstellungen bei M . WEIPPERT, Rez. D o t h a n , 2 f.; R. STADELMANN, Abwehr, 161-165; A. STROBEL, Seevölkersturm, 7 ff. (nicht z u g ä n g lich war mir K . A . KITCHEN, Ramesside Inscriptions V/1, O x f o r d 1970); vgl. noch W . HELCK, Seevölker, 14; DERS., Beziehungen (1979), 136. - Zu den Regierungsdaten Ramses' III. vgl. umfassend E. HORNUNG, Untersuchungen, 95 ff.: sicherer Datierungsbereich 1190/83-1159/52 v.Chr., wahrscheinliche D a t e n 1184-1153 v . C h r . ( a . a . O . , 108), so u.a.
a u c h J . CERNY,
Ramessiden,
293;
A . MALAMAT,
Syrien-Palästina,
201;
J.JANSSEN/
H . BRUNNER, Art. Ägypten, 35; W . HELCK, Geschichte, 193; DERS., Beziehungen (1979), 146 (alternativ z u r um eine M o n d e p o c h e höheren Ansetzung); K. GALLING, Rez. Kenyon, 92;
M.WEIPPERT,
a.a.O.,
6;
R . DE VAUX, H i s t o r y , 4 9 2 .
k e r " - H e r r s c h a f t e n , 7 8 , A n m . 1; N . K .
822;
SANDARS, S e a P e o p l e s ,
G . Α . LEHMANN, 12, A n m . 2;
„Seevöl-
S.HERRMANN,
Geschichte, 122; etwas später Y. AHARONI, Land, 245. 368; B. HROUDA, Einwanderung, 134. Für die im angelsächsischen R a u m gern vertretene „ h ö h e r e " C h r o n o l o g i e vgl. die Zeittafeln in D.W.THOMAS (Ed.), Archaeology; C a m b r i d g e Ancient History 5 II, 2, 1038, wobei allerdings W . F. ALBRIGHT in diesem Band im Gegensatz zu der Zeittafel die T h r o n b e s t e i g u n g R a m s e s ' I I I . ausdrücklich zwischen 1205 und 1180 v . C h r . f ü r möglich erklärt (Syria, 507). - Z u den Seevölker-Abwehrkämpfen unter Ramses III. insgesamt vgl. zuletzt vor allem W . HELCK, Beziehungen (1962), 240 ff.; DERS., Seevölker; DERS., Bezieh u n g e n (1979), 132 ff.; B. HROUDA, Einwanderung; T . C. MITCHELL, Philistia; R. STADELMANN, A b w e h r ;
G . A . LEHMANN, U n t e r g a n g ;
DERS., „ S e e v ö l k e r " - H e r r s c h a f t e n ; A . M A L A -
MAT, Decline; Κ. A. KITCHEN, Philistines, 57 ff.; R. Ο . FAULKNER, Egypt, 241 ff.; R. D . BARNETT, Sea Peoples, 366ff.; W . F. ALBRIGHT, Syria, 507 ff.; A. STROBEL, Seevölkersturm; N.K·SANDARS, Sea Peoples. Vgl. auch unten, 2 7 7 f . 32 Vgl. neuestens zum Anmarsch der Seevölker gegen Ägypten W . HELCK, Seevölker, 13ff. 18; auch unten, 280 mit A n m . 2 3 ; 2 8 6 f . mit A n m . 6 0 . 33 Vgl. auch A. MALAMAT, Period, 137; R. G. BOLING, Judges, 90. 34
35
A . VAN SELMS, J u d g e , 2 9 7 ; E . T Ä U B L E R , S t u d i e n , 1 7 4 ; A . MALAMAT, a . A . O .
V e r m u t u n g e n in der Richtung, d a ß ein Macht-, ein Dynastiewechsel o. ä. zwischen Schamgar u n d Sisera liege, dieser als der o d e r ein „ N a c h f o l g e r " Schamgars als H a u p t der „Könige von K a n a a n " im Jesreelgebiet zu gelten habe (so etwa A. ALT, Megiddo, 261 ff.; in der T e n d e n z ähnlich jetzt A. D . H . MAYES, Israel, 93 f.) helfen nicht zur E i n g r e n z u n g der Zwischenzeit, zumal ihre Voraussetzung, Schamgar sei ein König, sogar H a u p t einer Königskoalition, ganz hypothetisch, wenn nicht falsch ist. 36 Es handelt sich in Ri 5,6 u n d Ri 5,24-27 um dieselbe Jael, vgl. TÄUBLER, a . a . O . , 173 f.; anders E. MEYER, IN, 489, o h n e einsichtigen G r u n d .
W a n n ereignete sich die Deboraschlacht?
43
durch ähnliche Zeiterscheinungen charakterisierte 37 , zurückgeblickt wird 38 , können die durch Debora/Jael einerseits und Schamgar andererseits bezeichneten Zeiträume nicht identisch sein 39 , sondern mögen allenfalls aufeinander gefolgt sein, falls nicht sogar (sich durch andere Zustände abhebende) Zeitabschnitte dazwischen lagen. Es dürfte insofern nicht fehlgehen, zwischen Schamgar und der Deboraschlacht einen Zwischenraum von vielleicht einem oder zwei Jahrzehnten 40 zu vermuten, der die Voraussetzung für die angedeutete Rückschau bildet. Die Zeit um 1160 v.Chr. als terminus a quo für die Deboraschlacht kann dann als wahrscheinlich gelten. W. F. A L B R I G H T hat aus der Tatsache, daß Taanach und die „Wasser Megiddos", nicht aber Megiddo selbst genannt werden, schließen zu dürfen gemeint, daß sich die Schlacht zu einer Zeit der Nichtbesiedlung Megiddos zugetragen habe, nämlich um 1125 v.Chr. 41 . Jedoch ist diese Folgerung fast einhellig und mit Recht zurückgewiesen worden 42 . Auf Megiddo wird überhaupt nicht, weder als zerstört noch als bewohnt,
37 Besonders charakteristisch anscheinend die zuerstgenannte Unsicherheit der Straßen, die zugunsten abgelegener, g e w u n d e n e r P f a d e gemieden werden (zur Ü b e r s e t z u n g dieser Passage vgl. P. C. CRAIGIE, N o t e s [1972], 349f.), was in der T a t mit VAN SELMS' Skizze von den nach Süden v o r s t o ß e n d e n Seevölkergruppen u n d entsprechendem Meiden der Vormarschwege durch die Ansässigen gut verbindbar ist. 38 In diesem Sinne verstehe ich Ri 5,6: „(Wie damals) in den T a g e n Schamgar ben Anats, (so jetzt) in den T a g e n Jaels ...". Für eine Streichung von V. 6 a ß als Glosse (so z u letzt W . RICHTER, U n t e r s u c h u n g e n , 72) wie auch f ü r die Ä n d e r u n g von VY' 'Ö'3 in I>J> 'D'3 (zuletzt J. A. SOGGIN, Bemerkungen, 629) gibt es w e d e r eine textliche noch eine inhaltliche N o t w e n d i g k e i t (vgl. TÄUBLER, a . a . O . , 174; G. GERLEMAN, Song, 179). J ' Beide Personen sind f r e m d e H e l f e r Israels, aber auf verschiedener Ebene, zu verschiedener Zeit und gegenüber verschiedenen Gegnern (vgl. TÄUBLER, a. a. O.; letzlich unverständlich, wieso Schamgar G e g n e r u n d U n t e r d r ü c k e r von Israeliten gewesen sein soll, vgl. ALT, M e g i d d o , 261 ff., bes. 263, Anm. 3; oben, Anm. 30). Auch f ü r AHARONIS beide Gestalten unmittelbar verbindende Zurechtlegung, Jael habe Schamgar zu der T a t von Ri 3,31 inspiriert, die wiederum eine Entwicklung in G a n g setzte, die in die D e b o r a schlacht mit Jaels eigener T a t m ü n d e t e (Aspects, 254 ff.), entbehrt eines Beweises o d e r k o n k r e t e n Anhaltspunktes. 40 U b e r eine solche Zeitstrecke d ü r f t e sich die A t m o s p h ä r e u m eine solche Heldentat, die Schwierigkeiten vorher u n d die Erleichterung nachher, als persönliche E r i n n e r u n g halten. 41 Song, 29; DERS., Archäologie, 116; vgl. zum diesbezüglichen Meinungsbildungsu n d - ä n d e r u n g s p r o z e ß bei ALBRIGHT: E. TAUBLER, Studien, 165 f.; zu M e g i d d o insgesamt
J. N .
SCHOFIELD,
Megiddo;
Α . VAN
DEN
B O R N / H . HAAG,
Art.
Megiddo;
Y. AHARONI/
Y.YADIN, A r t . M e g i d d o ; A . KEMPINSKI, A r t . M e g i d d o . 42
Vgl. A. ALT, Erwägungen, 161, Anm. 2; DERS., M e g i d d o , 266, Anm. 2; S. YEIVIN, Isra-
e l i t e S e t t l e m e n t , 1 0 3 ; TÄUBLER, a . a . O . , 1 6 6 - 1 6 8 ; K . - D . S C H U N C K , B e n j a m i n , 5 1 ; M . N O T H ,
Geschichte, 140, A n m . 1; R. SMEND, Jahwekrieg, 16; P . W . LAPP, T a a n a c h , 8 f.; Y. AHARONI, Land, 204, Anm. 79; DERS., Aspects, 260; G. SCHMITT, Frieden, 73, Anm. 77; V . FRITZ, E n d e , 128 f.; H . RÖSEL, T o p o g r a p h i e , 60 f.; R . DE VAUX, H i s t o r y , 7 9 4 f.; A. D . H . MAYES, C o n t e x t , 3 5 3 f.; DERS., Israel, 93; S. HERRMANN, G e s c h i c h t e , 159, A n m . 28.
Der Danspruch im Deboralied (Ri 5 , 1 7 a ß )
44
Bezug genommen; das Schlachtdatum ist also nicht mit einer Zerstörung oder Nichtzerstörtheit Megiddos verbindbar. Hauptbezugsort der Formulierung V. 19 ist eindeutig Taanach, wo auch immer sich im Einzelnen Kampfhandlungen, Fluchtbewegungen und Verfolgungen zwischen dem Tabor im Norden und Taanach sowie den „Wassern Megiddos" im Süden zugetragen haben 43 . Die „Wasser Megiddos" wird man als weitere poetische Umschreibung des Gebietes der Handlung anzusehen haben 44 . Der konkrete Bezug auf Taanach hätte als solcher allerdings keinen Sinn, wäre der Ort zu dieser Zeit verlassen, zerstört, unbewohnt gewesen 45 . Nun haben die Ausgrabungen auf dem Teil Ta'annek gezeigt, daß der Ort um 1125 v.Chr. eine heftige Zerstörung erlebt hat und danach für „a century or more" unbesiedelt geblieben ist 46 . Damit steht als terminus ad quem für die Deboraschlacht 1125 v.Chr. fest 47 . Es weist nichts darauf hin, daß die Israeliten über den Erfolg gegen die Kanaanäer der Ebene hinaus zum Angriff etwa auf Taanach übergegangen wären. Daher ist es unwahrscheinlich, daß die Zerstörung von Taanach um 1125 v. Chr. ihnen zugeschrieben und mit der Deboraschlacht in Verbindung gebracht werden kann 48 . Insofern stellt das Datum 1125 v.Chr. einen äußersten terminus ad quem dar, und es bewegt sich im Rahmen des Verantwortbaren, den Zeitraum zwischen 1160 und 1130 v.Chr. als den wahrscheinlichsten für die Deboraschlacht anzunehmen 49.
43 Vgl. dazu neben TÄUBLER, a . a . O . , 153-164, bes. 156ff., detailliert H. RÖSEL, a . a . O . , 6 0 - 6 2 (mit Foto und [a. a.O., 55] Kartenskizze). Für interessante Überlegungen zur Geographie der Deboraschlacht, die Taanach als existierende Stadt voraussetzen, vgl. neuestens A. F. RAINEY, Camp Ground, 61* ff., bes. 63*-65*. 44
S o z u l e t z t DE VAUX, a . a . O . , 7 9 5 ; RÖSEL, a . a . O . , 6 1 ; v g l . a u c h TÄUBLER, a . a . O . ,
1 5 7 ff., bes. 161. 45 Vgl. z.B. G. SCHMITT, a . a . O . , 73, Anm. 77; V. FRITZ, a . a . O . , 128f. D a ß (neben anderen) der Stadtkönig von Taanach als Alliierter Siseras am Kampf teilnahm, kann man zwar vermuten (vgl. den Plural „Könige", V. 19; 900 Streitwagen unter Siseras Kommando, R i 4 , 3 , vgl. dazu die bescheidenen Streitwagenzahlen in E A 7 1 , 2 3 f . ; 72,27; 7 6 , 2 4 f f . ; 149,18; 151,14ff. u.ö.), aber nicht beweisen. 46 P.W. LAPP, Taanach, 8; vgl. auch die Belege oben, Anm. 13. 47 So z.B. auch AHARONI, Aspects, 260; V. FRITZ, Ende, 129. 48 So mit Recht auch M.WEIPPERT, Jahresbericht, 294, Anm. 124. 49 Die Vorschläge für das Schlachtdatum reichen von 1200 v.Chr. bis zur Zeit Sauls;
v g l . z . B . K . - D . SCHUNCK, B e n j a m i n , 4 8 - 5 1 ; AHARONI, a . a . O . , 2 6 3 : 1 2 0 0 v . C h r . ; f ü r 1 1 7 5
v.Chr.: S.YEIVIN, Conquest, 124; für 1150 v.Chr. votieren viele, z.B. Η. H . ROWLEY, Jos e p h , 81; EISSFELDT, H i n t e r g r u n d , 7 3 ; H . - J . ZOBEL, S t a m m e s s p r u c h , 9 3 ; G . FOHRER, G e -
schichte Israels, 69; R. DE VAUX, History, 795f.; - TÄUBLER, a . a . O . , 164 bis 168: Kurz nach der Mitte des 12. Jh. v.Chr., ähnlich auch MALAMAT, Period, 136, und G. SCHMITT, Frieden, 73, Anm. 77. An das Ende des 12. Jh. v.Chr. denkt S. HERRMANN, Geschichte, 156, an einen ganz späten Termin „nicht allzu lange vor der Staatenbildung" R. SMEND, Jahwekrieg, 16; ähnlich zuletzt mit Nachdruck A. D . Η. MAYES.
Wann ereignete sich die Deboraschlacht?
45
Die auffällige Spätdatierung der Deboraschlacht (2. H ä l f t e des 11. Jh. v. Chr.) durch A. D. H . M A Y E S 50 geht von der an sich berechtigten Frage nach Situation und Kontext der Schlacht aus, aber schon bestimmte Voraussetzungen bei M A Y E S sind nicht tragfähig: D a Schamgar ein mächtiger Herrscher der Ebene von Megiddo sei 51 und Sisera, der Philister 5 2 , als König in demselben Gebiet geherrscht habe, müsse zwischen dem Philistergegner Schamgar und dem Philister Sisera ein Machtwechsel und etwa ein Jahrhundert Zwischenzeit liegen 5 3 . Da M A Y E S selbst aber diese seine Überlegungen f ü r „not really convincing" hält 5 4 , behauptet er weiter, nur durch eine enge Verbindung der Deboramit der Afekschlacht sei ein historischer Kontext f ü r beide Schlachten zu finden, wobei die letztere Konsequenz und Revanche der Philister f ü r deren Niederlage durch Debora sein müsse 5 5 . Nun ist diese Behauptung an sich angesichts der äußerst bruchstückhaften Uberlieferung der vorstaatlichen Zeit Israels schon überaus gewagt und sicher nicht als selbständiges historisches Argument zu werten. Sie hat aber auch Argumente gegen sich. Es lassen sich durchaus sowohl Motive f ü r sie und Folgen der Deboraschlacht wie auch ganz unabhängig Hintergründe der Afekschlacht aufzeigen. M A Y E S : Die Philister wanderten über ein Jahrhundert vor der Afekschlacht ein; Afek lag auch weit nördlich der Philisterstädte Südpalästinas, deshalb könne diese Schlacht nicht im Rahmen allgemeiner Philisterexpansion erklärt werden. Es müsse vielmehr so gewesen sein, daß Israel in die Ebene Jesreel expandierte und eine Gefahr f ü r die Philister zu werden begann; daraus entwikkelte sich zunächst die Philisterniederlage durch Debora, die ihrerseits die Revanche der Philister bei Afek nach sich zog 5 6 . Von dieser letzteren Zurechtlegung durch M A Y E S trifft m. E. nur zu, d a ß einzelne israelitische Gruppen, wahrscheinlich vor allem Sebulon und Naftali, den Versuch unternahmen, Anteil an der Ebene Jesreel zu gewinnen, wobei sie aber nicht Philistern, sondern den dort ansässigen Kanaanäern gegenüberzutreten hatten 5 7 . Im Rahmen seines Entwurfs müßte M A Y E S zeigen können, inwiefern
50
Context, 353 ff.; DERS., Israel, 84 ff., bes. 93 ff.; DERS., Period, 314 f.; ähnlich LEH-
MANN, „ S e e v ö l k e r " - H e r r s c h a f t e n , 8 9 ; J. A . SOGGIN, B e m e r k u n g e n , 6 3 6 f . 51 52
Das ist aber sehr zweifelhaft, s. oben, 40 f. D a ß er Philister war, ist ebenfalls zweifelhaft, vgl. DE VAUX, a.a.O., 792f.; auch
MALAMAT, P e r i o d , 1 3 7 ; a n d e r s ALBRIGHT, Y a h w e h , 2 1 8 . D e r v o n MAYES ( I s r a e l , 9 4 m i t
Anm. 28) zitierte A. ALT sagt übrigens keineswegs, daß Sisera Philister war, sondern daß er „seinem Namen nach wohl eher aus dem Kreis der Verbündeten der Philister" stammen könne (Megiddo, 266), d.h., daß er meines Erachtens zu den schon seit Ramses II. eingesickerten Seevölkern gehört haben kann, aber nichts konkret nötigt, ihn speziell als Philister zu betrachten. 53 Israel, 93 f. 54 A . a . O . , 94. 55
56
A . A . O . , 9 5 ; z u s t i m m e n d j e t z t SOGGIN, a . a . O . , 6 3 7 .
Israel, 94 f. „Könige Kanaans" als Gegner Deboras und Baraks (V. 19)! Vgl. schon ALT, Megiddo, 267, Anm. 3. 270; TÄUBLER, a.a.O., 168; AHARONI, Land, 203; DE VAUX, a.a.O., 792. Vermutlich gehörte die zeitweilige Gefangennahme des naftalitischen Stammesführers Barak durch (einen) Kanaanäer(könig) (V. 12 b) zu den kampfauslösenden Faktoren (zur Ubersetzung von V. 12B vgl. B H S App.; SOGGIN, a . a . O . , 630). 57
46
D e r D a n s p r u c h im D e b o r a l i e d (Ri 5 , 1 7 a ß )
die Schwächung der Kanaanäer der Ebene Jesreel durch angrenzende israelitische Elemente eine akute G e f a h r f ü r die weit südlich gelegene philistäische Pentapolis bedeutet haben könnte. Diesen Nachweis sehe ich bei ihm nicht. Die durchaus umstrittene These philistäischer H e r k u n f t Siseras aufgrund seines Namens reicht als Basis f ü r die Behauptung einer Koalition von Jesreel-Kanaanäern und südpalästinischen Philistern nicht aus. MAYES meint, daß Megiddo nach der Deboraschlacht kanaanäisch geblieben sei, was bei einer Datierung um 1125 v.Chr. und ohne Verknüpfung mit Afek bedeute, daß die Deboraschlacht keinerlei Ergebnisse gehabt habe 5 8 . Dagegen braucht nur auf die Nachweise einiger allgemeiner und durchaus auch konkreter Folgen der Schlacht hingewiesen zu w e r d e n " . Für einen von der Deboraschlacht ganz unabhängigen historischen Zusammenhang und Hintergrund können m. E. Überlegungen von H.-J. ZOBEL wichtig sein, der einleuchtend nachgewiesen hat, daß etwa seit 1000 v.Chr. zwischen den Philistern und Groß-Juda ein relativ friedlicher modus vivendi herrschte 6 0 . D a mit sinkender Macht und Einflußmöglichkeit Ägyptens mit Beginn des letzten Drittels des 12. Jh. v.Chr.' 1 die Philister in Sudpalästina begannen, von der Küstenebene aus ihren Einfluß allmählich nach Osten auszudehnen, ist es vor dem Hintergrund der Ergebnisse ZOBELS nur zu verständlich, wenn sie ihre H e gemoniebestrebungen vornehmlich gegen die mittelpalästinischen Israeliten, weniger aber gegen Groß-Juda richteten und dementsprechend bei Afek genau westlich gegenüber dem mittelpalästinischen Kernland der dortigen Israeliten ansetzten, damit aber immer noch weit entfernt von der Ebene Jesreel blieben. Die Spätdatierung von MAYES scheitert somit an der nicht überzeugenden sachlichen Verbindung von Afek- und Deboraschlacht als der Voraussetzung der zeitlichen Koppelung beider, ebenso auch an der nicht einleuchtenden Verbindung der allenfalls auch Seevölker-Elemente enthaltenden, von Sisera geführten Kanaanäer der Jesreel-Ebene mit Philistern der südpalästinischen Pentapolis. Einzelne Faktoren k ö n n e n n o c h g e n a n n t w e r d e n , die den bisher vorg e s c h l a g e n e n Zeitraum z w a r nicht weiter e i n e n g e n u n d präzisieren, aber d o c h stützen k ö n n e n . K . - D . S C H U N C K hat dargelegt, daß sich im W e s t j o r d a n l a n d z u d e n S t ä m m e n Efraim u n d Benjamin z u s a m m e n s c h l i e ß e n d e Sippen vorher in g e m e i n s a m e r A k t i o n aus d e m O s t e n e i n g e w a n d e r t waren, w o b e i die d e n Stamm Benjamin b i l d e n d e n Sippen im Laufe der Zeit in w a c h s e n d e A b h ä n g i g k e i t z u Efraim gerieten 6 2 . W ä h r e n d Ri 1 9 - 2 1 nach S C H U N C K
58
Israel, 95 f. Vgl. ALT, a . a . O . , 270, A n m . 1; M . NOTH, Geschichte, 140; TÄUBLER, a . a . O . , 1 6 7 f f . ; G. SCHMITT, Frieden, 73; DE VAUX, a . a . O . , 794; S. HERRMANN, Geschichte, 159. 60 Beiträge, bes. 2 7 1 - 2 7 3 . 61 Vgl. W . HELCK, Geschichte, 1 9 5 f f . 2 0 0 - 2 0 2 ; J. CERNY, Egypt, 61 I f f . ; G . A . LEHMANN, a . a . O . , 79; H.MÜLLER-KARPE, Ende, 6 1 - 6 7 s o w i e unten, 177f., Anm. 153; 179, A n m . 159. 62 Benjamin, 15 ff. 59
W a n n ereignete sich die Deboraschlacht?
47
schließlich den völligen Verlust der Selbständigkeit Benjamins um 1100 v.Chr. erkennen läßt 6 3 , spiegelt das Deboralied offensichtlich einen noch nicht so weit fortgeschrittenen Stand der Dinge wider. SCHUNCK m e i n t d a z u g e n a u e r , d a ß B e n j a m i n z . Z t . d e r D e b o r a s c h l a c h t „ f o r m a l w o h l als e i g e n e r S t a m m g e z ä h l t w u r d e , i n W i r k l i c h k e i t j e d o c h i n s t ä r k s t e r A b h ä n g i g k e i t v o n E p h r a i m s t a n d , d i e d a b e i s o .weit g i n g , d a ß B e n j a m i n u n m i t t e l b a r n a c h E p h r a i m , g l e i c h s a m als A p p e n d i x d i e s e s S t a m m e s g e n a n n t w i r d " ; „ . . . im K r i e g s f a l l . . . war Benjamin g e w i ß dem ephraimitischen H e e r b a n n angeschlossen"64.
Wenn es richtig ist, daß Benjamin um 1100 v.Chr. seine Selbständigkeit schließlich völlig verloren hatte, zur Deborazeit aber immerhin noch als eigener Stamm genannt und als besonders zu erwähnender Bestandteil des gemeinsamen efraimitisch-benjaminitischen Heerbannes aufgeführt wird, dann ist es berechtigt, von dem Zeitpunkt des völligen Verlustes der Selbständigkeit Benjamins eine geraume Zeit abzurücken. Das dürfte den bisher vorgeschlagenen Zeitraum f ü r die Zeit der Deboraschlacht grundsätzlich bestätigen. In keiner einzigen Erzählung des Richterbuches stellt einer der israelitische Gruppen bedrohenden Feinde die Ansiedlung jener grundsätzlich in Frage, vielmehr geht es immer um Versuche der Unterwerfung mit dem Ziel der Tributgewinnung oder einfach um Raub und Ausplünderung. In diesem Sinne ist mit Recht f ü r die Situation des Deboraliedes betont worden, daß die israelitischen Stämme, auch indem sie einen Mehr-Stämme-Heerbann zusammenrufen können, angesiedelt und mehr oder weniger konsolidiert gewesen seien, andererseits die Koalition im Blick auf die sich verweigernden bzw. die hier ungenannten, später hinzukommenden Gruppen und Stämme noch auf dem Weg des Zusammenwachsens waren. Die Teilnahme von sechs Stämmen war anscheinend eine Ausnahme, wenn auch eine wegweisende. Diese Überlegungen verbieten ein Datum f ü r die Deboraschlacht am Anfang, aber auch am Ende der Richterzeit; sie deuten vielmehr auf eine dazwischenliegende, möglicherweise nicht gerade kurze Phase des „Landesausbaus" hin 6 5 , die mit dem vorgeschlagenen Zeitraum vereinbar ist 66 .
63
A . a . O . , 5 7 - 7 9 . 171. A . a . O . , 55. 65 Vgl. NOTH, a . a . O . , 140f.; DE VAUX, a . a . O . , 795; S. HERRMANN, a . a . O . , 156; W. THIEL, Entwicklung (1980), 88 f. 66 D i e öfters als auffällig und als Zeichen h o h e n Alters des Liedes angemerkte Erwähnung v o n Machir (anstatt Manasse) in V. 14 hilft für die Datierung nicht weiter, weil sich die zeitlichen Verhältnisse des Z u s a m m e n h a n g s v o n Machir und Manasse in absoluten D a t e n nicht mit weiterführender Genauigkeit feststellen lassen (vgl. TÄUBLER, a . a . O . , 1 7 6 f f . 1 9 0 - 1 9 3 ; ZOBEL, Stammesspruch, 112-115; DE VAUX, a . a . O . , 5 8 6 f . 6 4 2 f . 6 5 1 - 6 5 3 ; C. H . J. DE GEUS, Tribes, 7 2 f f . ; S. HERRMANN, a . a . O . , 137, Anm. 55. 1 4 3 - 1 4 5 ) . 64
48
Der Danspruch im Deboralied (Ri 5 , 1 7 a ß )
G. SCHMITT wies darauf hin, daß eine Koalition von „Königen Kanaans" (Ri 5,19) nicht habe zustande kommen können, solange die ägyptische Verwaltung Kanaans bis spätestens unter Ramses VI. noch relativ intakt war 67 . Bei diesem auf den ersten Blick ansprechenden Gedanken, der sich auch zum hier vertretenen Zeitraum für die Deboraschlacht gut fügt, ist allerdings doch zu fragen, wie scharf und unmittelbar zeitlich sich der Niedergang der XX. Dynastie als Ursache und eine wachsende Handlungsfreiheit der Vasallen als Wirkung verknüpfen lassen. So bleibt es schließlich bei dem vorgeschlagenen Zeitraum zwischen 1160 und 1130 v.Chr. 68 .
2.2. Waren die Daniten zur Zeit der Deboraschlacht noch in ihrem südlichen oder schon im nördlichen Wohngebiet? Die zu dieser Frage bisher vorgetragenen Argumente zerfallen in drei Gruppen: 1. Argumente, die die Daniten noch im Süden befindlich zeigen sollen; 2. Argumente, die die Existenz von Daniten in der fraglichen Zeit im Norden widerlegen und so indirekt für die „Süd-These" sprechen sollen; 3. Argumente, die die Daniten bereits im Norden nachweisen sollen". Ad 1: a) H.-J. ZOBEL hat angenommen, daß die Nordwanderung der Daniten auf dem Kamm des Gebirges Efraim und durch die JesreelEbene vor sich gegangen sei, was „nach der Niederwerfung der dort herrschenden Kanaanäer (durch Debora - Η. Μ. N.) ungehinderter" 70 möglich gewesen sei. Deshalb habe man die Daniten zur Deborazeit noch im Süden zu suchen. Richtig ist daran, daß die Nordwanderung unter den genannten Bedingungen tatsächlich ungehinderter vonstatten gegangen sein könnte. Daß sie aber vorher nicht möglich oder auch nur 67
Frieden, 73, Anm. 77; Datierung Ramses'VI.: 1147/40-1142/35 (nach E. HORNUNG, Untersuchungen, 108). Zum Niedergang der X X . Dynastie vgl. die in Anm. 61 genannte Lit. 68 Nach J. F. A. SAWYER, Heaven, 87 ff., könnte Ri 5,20, zum Kern des Deboraliedes gehörend, von einem Zeugen der in Megiddo und Taanach am Mittag des 30. September 1131 v. Chr. zu beobachtenden Sonnenfinsternis, die auch mit weiteren astronomischen Besonderheiten verbunden war, verfaßt worden sein! Dagegen spricht G . W . AHLSTRÖM, Judges, 287, im Blick auf den „Kampf der Sterne" und das „Anschwellen des Kischon" lediglich von „literary device". 69 Übersicht und Diskussion älterer Äußerungen zur Sache bei Η . H . ROWLEY, Migration, 468 f.; DERS., Joseph, 79-86. 70 Stammesspruch, 93.
49
Wohngebiet zur Zeit der Deboraschlacht?
weniger wahrscheinlich gewesen sein sollte, ist damit auf keinen Fall nachzuweisen. Dazu ist das Umherziehen von Sippen und anderen Gruppen damals etwas zu Häufiges und Alltägliches gewesen 7 1 . So kann diese Überlegung ZOBELS f ü r sich gesehen die „Süd-These" nicht stützen. b) Ein weiteres Argument ZOBELS knüpft an A . A L T an. A L T meinte, der Ausdruck JTnjnH in Verbindung mit den Daniten im Süden setze ein halbnomadisches, nichtseßhaftes Dasein voraus, zu dem kein Schutz- und Arbeitsverhältnis passe, wie es Ri 5,17 a β annehmen lasse, weshalb A L T Dan zur Deborazeit im Norden voraussetzt. ZOBEL dagegen meint, daß gerade Ansässige, wie die Daniten im N o r d e n es waren, es nicht nötig hätten, sich zu verdingen, wie aber Ri 5 , 1 7 a ß voraussetze. Daher müsse Dan noch im Süden sein 72 . Tatsächlich ist aber das Gegenteil einleuchtend: Halbnomaden 7 3 gehen freiwillig schwerlich dauernde Dienstverhältnisse ein, und wo N o t es vorübergehend erzwingen mag, wird schnellstmöglich ein Ausweg gesucht (Israelgruppe in Ägypten!). Wird eine solche Gruppe aber ansässig, so verliert sie ihre Mobilität, dabei auch möglicherweise ihre Unabhängigkeit 7 3 "und wandert eben nicht mehr (wie die Daniten nach Norden). Umgekehrt sagt ZOBEL nicht, warum denn Ansässige grundsätzlich keine Dienstverpflichtungen eingehen sollten. Vor allem aber müssen noch zwei Einwände gegen Z O B E L geltend gemacht werden: Einerseits hat E. TÄUBLER dargelegt, daß ein Engagement der Daniten, ohne daß sie ihre Unabhängigkeit aufgeben mußten, sehr wohl in ihren Nordsitzen verständlich zu machen ist 74 ; andererseits ist es den Daniten nach Ausweis der obigen Untersuchungen von Ri 1,34. 35 a nicht einmal gelungen, dem ihrem Vordringen nach Westen am Rande der Schefela widerstehenden amoritischen Städteblock eine Ansiedlungsmöglichkeit an deren Wirtschaftsgebiet, der Ebene Ajalon, abzuringen, geschweige denn in die Schefela oder gar die Küstenebene durchzustoßen, so daß an ein regelmäßiges Indienstgehen zur Küste bei Jafo, wie Z O B E L offenbar meint, überhaupt nicht gedacht werden kann. Auch diese Überlegung ZOBELS stützt somit die „Süd-These" nicht.
71
Vgl.
TÄUBLER,
a.a.O.,
79;
Y . AHARONI,
Land,
197;
H . KLENGEL,
Zelt,162ff.;
W.THIEL, E n t w i c k l u n g ( 1 9 7 6 ) , 3 8 5 f f . ; DERS., E n t w i c k l u n g ( 1 9 8 0 ) , 9 2 f f . 72
ZOBEL, S t a m m e s s p r u c h , 9 3 , v g l . ALT, E r w ä g u n g e n , 1 6 0 , A n m . 5, a u c h Η . H . ROWLEY,
Migration, 468. 75 Vgl. dazu in letzter Zeit B. ZUBER, Studien, 100ff.; W.THIEL, Entwicklung (1976), 114 ff. 385 ff. 435 ff.; DERS, Entwicklung (1980), 31 ff. 92 ff. 101 ff. 731 Ein Beispiel dafür könnte Issachar bilden, vgl. zuletzt W.THIEL, Entwicklung (1980),
8 9 m i t A n m . 2 (Lit.);
Z. GAL, Settlement, 79 ff. 74
Studien, 8 9 - 9 2 .
S.HERRMANN, G e s c h i c h t e ,
127-129;
kritisch
neuestens
50
Der Danspruch im Deboralied (Ri 5,17aß)
c) Als Parallele für vermutete Schiffs-Dienstleistungen der Daniten noch während ihres Aufenthalts im Süden ist auf EA 294,18 ff. hingewiesen worden 7 5 . Nähere Betrachtung zeigt jedoch einen wesentlichen Unterschied, der die Parallele als solche weitestgehend entwertet: In EA 294 schickt ein Fürst Untertanen in ein ihm vom Lehensherrn anvertrautes Gebiet zur Erfüllung von Lehenspflichten (EA 294,6 ff.), während in Ri 5,17 a β an derartiges nicht zu denken ist. Die Situationen sind unvergleichbar. Der nur auf den ersten Blick als Parallele erscheinende Vorgang in EA 294 kann keinesfalls wahrscheinlich machen, daß die Daniten als freie Halbnomaden freiwillig (in Jafo 7 6 oder sonstwo) dasselbe taten, was der Absender von EA 294 unter ganz anderen Ausgangsbedingungen als seine Pflicht zu erfüllen hatte. Abgesehen von der Untauglichkeit der „Parallele" gilt hier gegen die Möglichkeit von Dienstleistungen der Daniten an der Küste im Süden das unter b) im Ergebnis der Untersuchung von Ri 1,34. 35a Gesagte 7 7 . d) V . ZAPLETAL meinte, die Daniten müßten sich zur Deborazeit noch im Süden befunden haben, weil „nicht weit davon . . . die Küste mit den phönizischen Schiffen, auf denen Dan diente", gewesen sei 78 . Dagegen hat jedoch schon F. SCHMIDTKE79 betont, dasselbe Argument könne auch auf Lajisch, Dans W o h n o r t im Norden, bezogen werden, denn die Entfernungen von der Küste zu den südlichen bzw. nördlichen Dangebieten seien nicht nennenswert verschieden. Hinzu kommt, daß beide Dangebiete gleichermaßen durch nicht unwichtige Straßen mit der Küste verbunden sind 8 0 . Dadurch, daß die Tyrus, Lajisch/Dan 75 R. KITTEL, Geschichte II, 12, Anm. 4; A. ALT, Palästina, 169, Anm. 6; ZOBEL, a.a.O., 94; zuletzt wieder DE VAUX, a. a. O., 779. 76 Da in Südpalästina kein anderer Hafen in Frage kommt, müssen alle, die Daniten im Süden des Landes an der Küste engagiert sehen, ebenfalls an Jafo denken. Zur Geschichte von Jafo vgl. S.TOLKOWSKY, The Gateway of Palestine. A History of Jaffa. London 1924 (mir nicht zugänglich); J.KAPLAN, Archaeology, 66ff.; außerdem M.S. ENSLIN,
A r t . J a p h o , J o p p e ; A . VAN DEN B O R N / H . HAAG, A r t J a p h o ; H . u n d J. KAPLAN, A r t . J a f f a . 77 ROWLEY spricht von „Dan's maritime aspirations and experiences" (Migration, 468), die „may be more appropriately referred to the south than to the north" (ebd.), kann aber keine konkreten Hinweise und Auswirkungen derselben aufzeigen. Unter Hinweis auf die „danitische Grenze" gegenüber Jafo (Jos 19,46) gibt ROWLEY ZU, es sei „doubtful if Dan ever secured effective control of Joppa, or of the sea-board", wieso aber „it would seem as if some effort was made to establish themselves there" (ebd.), d. h. woran das Bestreben sichtbar wird, zeigt ROWLEY nicht. 78 Richter, 83. 79 Einwanderung, 181; ebenso jetzt wieder DE VAUX, a.a.O., 779. 80 Für Straßenverbindungen zwischen Dans (Süd-)Gebiet nordwestlich von Jerusalem und der Küste vgl. zuletzt M. HAR-EL, Jerusalem, 13 ff.; für die Verbindung von Tyrus über Lajisch/Dan und Bänyäs ins Hinterland vgl. V. SCHWÖBEL, Verkehrswege, 64-67.80;
E . AUERBACH, W ü s t e , 1 0 0 ; M . NOTH, A n g a b e n , 3 1 1 ; D . BALY, H a n d b u c h , 4 4 f . ; A . BIRAN, T e l D a n . B A 3 7 ( 1 9 7 4 ) , 2 7 f.; K . - H . BERNHARDT, L i b a n o n , 9 5 ; v g l . a u c h H . GUTHE, B i b e l -
atlas, Nr. 2 und 3; vgl. hierzu sowie zur in der Nähe Dans verlaufenden Nord-SüdStraße unten, 209, Anm. 67.
W o h n g e b i e t zur Zeit der Deboraschlacht?
51
und Damaskus verbindende Straße, von der Handelsmetropole Tyrus ausgehend, für die Handelsverbindungen mit dem Hinterland von besonderer Bedeutung war, könnte man diese Straße vielleicht sogar als wichtiger und die Entfernung von Lajisch zur Küste bei Tyrus deshalb sogar als relativ kürzer betrachten. So sprechen Überlegungen zur Entferntheit der Nord- und Südsitze Dans von der Küste möglicherweise sogar eher für die „Nord-These" als für die „Süd-These". Ad 2: a) Η . H . ROWLEY wies darauf hin, daß „the northern Dan was well inland, and maritime connexions are not very probable for a district whose distance from Sidon is emphasized (Jg 18,7. 28)"81. Diese bloße Feststellung aber, selbst wenn sie zuträfe, spricht nicht positiv für die „Südthese", sondern negiert lediglich die „Nord-These". Jedoch ist auch diese Negation nicht zutreffend: Lajisch liegt zwar nicht unmittelbar an der Küste, gehört aber jedenfalls in weitaus größerem Maße als das Gebiet der Daniten im Süden zum Einzugsbereich der Küste, denn wie schon (unter 1 d) gesagt, sorgte nicht nur die Straße von Tyrus über Lajisch nach Damaskus zweifellos für Bindungen und Verbindungen, sondern es kann auch für die Zeit vor und nach der Ankunft der Daniten dort das Gebiet um Lajisch/Dan als historisch-geographisch und wirtschaftlich zum Einflußbereich phönizischer Küstenstädte, speziell von Tyrus, gehörig gezeigt werden 82 . Gegen ROWLEY83 muß mit M. N O T H 8 4 daran festgehalten werden, daß schon die bloße Nennung der Sidonier (Ri 18,7. 28) als Bezugspunkt, die bei sehr großer Entferntheit sinnlos wäre, doch unübersehbar auf Beziehungen hinweist; diese Beziehungen sind auch noch in der Königszeit erhalten geblieben 85 . b) Die Fruchtbarkeit des Lajisch/Dan-Gebietes hätte die Bedürfnisse der Daniten so weitgehend befriedigt, daß das Annehmen von Lohndiensten, wie es Ri 5,17 a β voraussetzt, überflüssig und unglaubwürdig sei. Daher sei Dan noch im Süden vorzustellen 86 . Gegen diese Überlegung, die sich teilweise mit der unter 1 b genannten berührt, ist wie schon dort auf E. TÄUBLERS gleich im Einzelnen darzulegende Interpretation zu verweisen 87 , die jener den Boden entzieht. 81
Migration, 468; DERS., Joseph, 82. Vgl. unten, 55.57 f. 83 Migration, 468, ähnlich anscheinend ZOBEL, Stammesspruch, 92; auch DE VAUX, H i story, 779, weist auf die betonte Entferntheit hin, hält aber dessenungeachtet Dienstleistungen der D a n i t e n bei Kanaanäern/Sidoniern für möglich. 84 Geschichte, 78. 85 Vgl. 2. Chr 2 , 1 3 f; H . J . KATZENSTEIN, History, 67. 1 0 0 f . Vgl. auch unten, 52 f. (Pkt. 3 a). 86 ROWLEY, Migration, 468; DERS., Joseph, 82; ZOBEL, a . a . O . , 93; A. GLOBE, Muster, 82
182. 87
Studien, 89 ff., vgl. unten, 57 f.
52
Der Danspruch im Deboralied (Ri 5 , 1 7 a ß )
c) A. GLOBE88 hält es f ü r unmöglich, daß Sidon 8 9 Leute in Dienst genommen hätte, die kurz zuvor in der Nachbarschaft die Stadt Lajisch erobert und zerstört hätten. Deshalb könne sich der Hinweis im Deboralied nicht auf die Daniten im Norden beziehen. Dagegen ist jedoch geltend zu machen: Eine unmittelbare Gefahr bedeutete die Eroberung von Lajisch f ü r die phönizischen Kaufleute wohl nicht. Aber auch mit den neuen Bewohnern und Herren von Lajisch in gute Beziehungen zu treten, mußte zweifellos eine wichtige handelspolitische Aufgabe f ü r den Handelsstadtstaat Tyrus darstellen. Diese konnte kaum anders und besser gelöst werden als so, daß Tyrus die Daniten in wie auch immer aussehenden und im U m f a n g begrenzten Dienst nahm und womöglich auch am Handel(sgewinn) interessierte, um so den Gedanken einer Handelskontrolle zuungusten von Tyrus, einen Gedanken, der Bewohnern einer Stadt wie Lajisch/Dan an einer Ost-West-Verbindung sowie in der Nähe einer Nord-Süd-Route nicht gänzlich verschlossen bleiben mochte, erst gar nicht Gestalt gewinnen zu lassen. Den Interessen der Tyrer war genügend Rechnung getragen, wenn die Daniten die Rolle des kanaanäischen Lajisch als rückwärtiger Handelsstützpunkt von Tyrus zu beiderseitigem Vorteil übernahmen 9 0 . Warum sich die Daniten dem verschlossen haben sollten, ist nicht einzusehen. So kann auch hierin ein indirektes Argument f ü r die „Süd-These" nicht gesehen werden. Ad 3: Dafür, daß die Daniten zur Zeit der Deboraschlacht schon im Norden des Landes waren, spricht folgendes: a) Ri 18,7. 28 bringt eindeutig Lajisch, das die Daniten im Begriff sind zu erobern, in Beziehung zu den Sidoniern (von Tyrus) 9 1 . Beziehungen bestanden demzufolge vor der danitischen Eroberung der Stadt ebenso wie nach derselben 9 2 . Um die Formulierung in Ri 18,7. 28 mit der Betonung der Entferntheit von Tyrus und Lajisch richtig zu werten, muß beachtet werden, daß die Beziehung Tyrus-Lajisch ganz speziell
88
Muster, 182. Es kommen aber viel wahrscheinlicher die „Sidonier" von Tyrus in Frage, wie genauer zu zeigen sein wird, vgl. unten, 86 mit Anm.96. 90 Dagegen leuchtet es schwerlich ein, daß die Sidonier von Tyrus „als Gegenleistung für die Ansiedlung im Hinterland" von den bereits siegreichen Daniten gewissermaßen nachträglich (!) „eine Verpflichtung . . . zu Hafenarbeiten" (W.THIEL, Entwicklung [1980], 89) hätten verlangen können. Ob nämlich als Voraussetzung zu einem solchen Ansinnen die Sidonier „damals Herrschaftsrechte im obersten Jordangraben" (NOTH, Geschichte, 78) besessen haben, ist durchaus unsicher und müßte erst nachgewiesen werden, ehe man folgern darf, daß Dan sich die schon eroberte und vollzogene „Ansiedlung erkaufen mußte mit der Übernahme gewisser Frondienstverpflichtungen" (ebd.). 91 Vgl. W. F. ALBRIGHT, Religion, 149; NOTH, a.a.O., 77F.; H . W . HERTZBERG, A T D 9, 180; TÄUBLER, Studien, 89-92 sowie unten, 86. 92 Vgl. oben, Anm. 85 sowie unten, 57 f. 89
53
Wohngebiet zur Zeit der Deboraschlacht?
aus der Situation der Erzählung Ri 17 f. beschrieben worden ist und entsprechend gedeutet werden muß. Der Satz vom „Fernsein" hat zwei Seiten: Die traditionellen Beziehungen Tyrus-Lajisch bringen es mit sich, daß das Fernsein des Ortes Lajisch überhaupt an den Sidoniern (von Tyrus) gemessen wird. Darin kommt die Verbindung zum Ausdruck. Aus der Erfahrung der Daniten heraus, die nach geglückter Eroberung von Lajisch sehr praktisch erkannt hatten, daß trotz dieser Verbindung Lajisch in der T a t zu „fern von (den) Sidon(iern)" lag, als daß Tyrus bei einem plötzlichen Uberfall noch wirksam helfen konnte, wurde andererseits die Entferntheit konstatiert. Sieht man diese D o p pelbödigkeit der Formulierung, so wird klar, daß durch äußerlichsprachliche Herausstellung der Entferntheit die traditionelle Verbundenheit, ja, vielleicht eine Andeutung von Verpflichtetsein in den Hintergrund der Aussage geraten ist. Selbst wenn es aber zu weit ginge, von Verbundenheit oder Verpflichtung zu reden 9 } , wird man doch auf der Grundlage der Formulierung in Ri 18,7. 28 von Kontakten 9 4 zwischen Tyrus und Lajisch sprechen dürfen, auf deren Hintergrund es ungezwungen verständlich wird, wenn die Daniten als die neuen Herren von Lajisch die Verbindungen der alten Herren weiter pflegen und „bei Schiffen weilen", da es sich, wie noch genauer zu zeigen sein wird, um die Wahrung einer vorteilhaften wirtschaftlichen Kontinuität handelt. Zwischen dem Gebiet der Daniten im Süden und der dortigen Küste lassen sich f ü r die Daniten weder durch sachliche noch durch textliche Belege ähnliche Verbindungsmöglichkeiten zeigen 9 5 . b) Es ist argumentiert worden, die im Deboralied genannten Stämme ließen eine Reihenfolge in der Nennung von Süd nach N o r d erkennen 9 6 . Dies trifft tatsächlich zu, und es ist besonders hoch zu bewerten, daß diese Systematik selbständig sowohl in der Gruppe der kämpfenden als auch in der der nicht erschienenen Stämme eingehalten wird. In der ersteren Gruppe ist die scheinbare Ausnahme, die Nennung Efraims vor Benjamin, durch K.-D. SCHUNCK97 mit dem Nachweis der Abhängigkeit Benjamins von Efraim zutreffend erklärt worden. D a n n folgen der Süd-Nord-Richtung entsprechend Machir sowie Sebulon
93 Von Verpflichtung möchte ich (im Gegensatz zu NOTH und THIEL, vgl. oben, Anm. 90) in einem eher freiwilligen Sinne sprechen, wie noch zu zeigen sein wird. 94
S. HERRMANN, G e s c h i c h t e ,
95
D a z u kann auch nicht Jos 19,46 herangezogen werden, vgl. unten, 55, (Pkt.
157.
3d). 96
So
u.a.
von
TÄUBLER, a . a . O . ,
89f.
191;
K.-D.
SCHUNCK, B e n j a m i n ,
54;
Y.KAUF-
MANN, T h e Biblical Account of the Conquest of Palestine. 1953, 84, Anm. 67 (zit. nach SCHUNCK, a. a. O . , 5 4 , A n m . 3 6 ) ; H . J. KATZENSTEIN, H i s t o r y , 6 6 ; v g l . a u c h DE GEUS, T r i b e s , 119. 97
Benjamin, 15-79, bes. 15-18. 54-57. 79.
54
Der Danspruch im Deboralied (Ri 5 , 1 7 a ß )
und Issachar 98 , die annähernd auf gleicher Höhe ihre Gebiete haben, dann Naftali, der nördlichste Stamm. In der Gruppe der Nichterschienenen, die nicht zufällig sämtlich Randbewohner des Landes sind, geht die Aufzählung ebenfalls vom südlichsten Stamm Ruben nach Norden zu Gilead und weiter zu Dan, um dann, auf etwa gleicher Breite bleibend, bei Ascher an der Küste ihren Abschluß zu finden. Schon allein die Nennung Dans mit Ascher zusammen am nördlichen Ende der Aufzählung spricht für sich". Was H.-J. ZOBEL100 dagegen vorgebracht hat, ist nicht zwingend: Weder ist sein als Alternative vorgeschlagenes Ordnungsprinzip sachlich gleichermaßen einsichtig wie das der Süd-NordRichtung, noch hat er für seine Behauptung, Ri 5,17 a β sei gekürztes Zitat eines ursprünglich längeren Stammesspruches aus anderem Zusammenhang, deshalb hier für geographische Überlegungen irrelevant, einen überzeugenden Nachweis geliefert 101 . Selbst wenn Z O B E L S letztere Auffassung sich beweisen ließe, könnte sie ja keineswegs ausschließen, daß der Deboralieddichter, der dann eben einen gekürzten Danspruch zitierte, dieses Zitat bewußt genau dort einsetzte, wo nach einer Süd-Nord-Aufreihung die Daniten zu seiner Zeit bei Schiffen weilten. Daher kann durchaus die Süd-Nord-Aufzählung der beiden Gruppen von Stämmen als ein tragfähiger Beleg dafür angesehen werden, daß die Daniten damals schon im Norden waren. 98 Diese beiden Stämme in derselben Reihenfolge auch in den alten Spruchsammlungen Gen 49 und D t n 33, ebenso N u m 34,25 f., sonst in Aufzählungen verschiedener Art immer umgekehrt: Gen 29; 35; 46; Ex 1; N u m 1,8f. 28-31; 2; 7; 10; 13; 26; Jos 21,6f. 28ff.; 1 . C h r 6 , 5 7 f f . ; 12,33f.; 27,18f. " Darauf wiesen auch MALAMAT, Period, 136 und DE VAUX, History, 778 f. hin. Zwei abwegige und wohl nicht ganz ernstzunehmende Ordnungsprinzipien f ü r die N e n n u n g der Stämme schlug A. GLOBE, Muster, 177 vor. 100 Stammesspruch, 92, Anm. 134. 101 A . a . O . , 49-51. 93. ZOBELS Behauptung beruft sich auf eine Äußerung von O . GRETHER (Deboralied, 54 f.), die dieser jedoch nur auf Ascher, Gilead, Sebulon und Naftali bezogen hatte. GRETHER selbst zu seiner Äußerung abschließend: „Sicheres läßt sich hier nicht sagen." (a. a. O., 55), was ZOBEL aber nicht mit zitiert. Vielmehr dehnt ZOBEL die Äußerungen GRETHERS sogar auf Ruben und Dan aus (a. a. O., 49). Jedoch ist weder GRETHERS noch ZOBELS Darlegung einleuchtend. Umgekehrt liegt es am Tage, d a ß die Sprüche V. 15 b—17 in unmittelbarer Sachbezogenheit mit dem Schlachtgeschehen f ü r das Lied formuliert sind, denn sie bezeichnen exakt diejenigen (negativen) Eigenschaften und Umstände der Nichterschienenen, die diese am Erscheinen und an der Kampfbeteiligung angeblich oder wirklich gehindert hatten. Die vorwurfsvolle Frageform - naV ist gegen
ZOBEL, a . a . O . , 44. 51 u n d m i t H . - J . KITTEL, S t a m m e s s p r ü c h e , 73; H . - P . MÜLLER, A u f b a u ,
450; SOGGIN, Bemerkungen, 632 beizubehalten! - „Und Dan, warum weilt er als Fremder bei Schiffen?" enthält in diesem poetisch-komprimierten Kontext in sich unausgesprochen eine „Kehrseite", etwa des Inhalts „... statt hier an seinem Platz zu stehn?!"; ähnliches ließe sich bei den anderen Sprüchen formulieren. Die ursprüngliche Zugehörigkeit der Sprüche zum Lied betonten auch u.a. KITTEL, a . a . O . , 73. 108f.; GUNNEWEG, Sitz, 252; W.RICHTER, U n t e r s u c h u n g e n , 9 7 f f . 102; F.STOLZ, K r i e g e ,
505ff.; vgl. auch H . - P . MÜLLER, a . a . O . , 449f.
107; A . GLOBE, S t r u c t u r e ,
55
W o h n g e b i e t z u r Zeit der D e b o r a s c h l a c h t ?
c) Bedenkenswert ist der Gedanke, daß der Machtzuwachs, der durch die Daniten zu dem schon in Galiläa vorhandenen israelitischen Element hinzukam, mit dazu geführt haben kann, daß es schließlich zu kanaanäischen Gegenreaktionen gekommen ist, denen die Deboraschlacht zuzurechnen ist 102 . Auch dies setzt die Ankunft der Daniten im Norden vor der Deboraschlacht voraus. d) Eine komplexe Begründung für danitische Anwesenheit im Norden zur Deborazeit ergibt sich schließlich aus folgenden Überlegungen: Zwischen dem Dangebiet im Süden, nordwestlich von Jerusalem (Ri 1,34. 35 a) und der Küste liegt eine Reihe von Städten, die selbst wohl keine maritimen Ambitionen besaßen 103 . Dagegen, daß die Daniten im Süden von der Küste durch andere Mächte sowie räumliche Entfernung getrennt waren, kann nicht Jos 19,41-46 mit dem angeblichen Gebiet des Stammes Dan „bis zu dem Gebiet gegenüber Jafo" (Jos 19,46) ins Feld geführt werden, wie oft und gern geschehen 104 , denn die in Jos 19,40-48 enthaltene Liste bzw. Beschreibung eines angeblichen Stammesgebietes setzt eine viel spätere Situation voraus und umschreibt ein Gebiet, das mit dem Stamm Dan nichts (mehr) als den Namen gemeinsam hat 105 . Jedoch hätten nicht nur bzw. nicht erst Schefelastädte wie z.B. Geser einem regelmäßigen oder auch nur sporadischen Dienstverhältnis der Daniten zur Küste hin möglicherweise im Wege gestanden. Es war nach Ri 1,34. 35 a bereits die Gruppe der Amoriterstädte Har-Heres, Ajalon und Schaalbim, die die Daniten nicht einmal vom Gebirge herabkommen und am Rande der Schefela, konkret, am Rande der Ebene Ajalon, Fuß fassen ließen. Zwar ist, wie bereits gesagt, die Entfernung in der Luftlinie zwischen dem Süd-Danitengebiet und der Küste etwa derjenigen zwischen Lajisch und Tyrus entsprechend. Während Lajisch aber gewissermaßen zum Hinterland und Einflußgebiet von Tyrus gehört und zwischen beiden auch keine weiteren Machtfaktoren stehen, was einschließlich traditioneller Beziehungen die Entfernung relativ verringert, befinden sich zwischen dem Süd-Danitengebiet und der Küste bei Jafo eine Reihe von selbständigen, mächtigen Stadtstaaten, und von einem Tyrus und Lajisch entsprechenden Verhältnis zwischen Hafen und Hinterland kann keine Rede sein, was insgesamt die Entfernung relativ erhöht. 102
E.AUERBACH, W ü s t e ,
103
Y . AHARONI, L a n d , 2 2 2 , A n m .
100. 123.
104 V g l . j-j H . ROWLEY, M i g r a t i o n , 468, dort w e i t e r e Vertreter dieser A n s c h a u u n g ; n e u e r d i n g s w i e d e r Y.YADIN, D a n , lOf. (vgl. unten, 281). 105
vince
V g l . d a z u A . ALT, G a u e , 2 7 6 f f . ; F. M . CROSS j r . / G . E . WRIGHT, B o u n d a r y a n d
Lists, 2 0 2 ff.; Ζ. KALLAI-KLEINMANN, T o w n
Lists,
Y . A H A R O N I , P r o v i n c e - L i s t , 2 2 5 f f . ; DERS., L a n d , 2 2 2 , A n m . 65ff.; K.-D.SCHUNCK, Benjamin,
n i g s - S t e m p e l , 9 3 ff., bes. 98.
134 ff.; DERS., N o t e ,
Pro-
2 2 3 ff.;
123. 2 6 5 - 2 6 7 ; B.MAZAR, Cities,
1 5 6 f f . ; J.STRANGE, I n h e r i t a n c e ,
1 2 0 f f . ; P.WELTEN,
Kö-
56
Der Danspruch im Deboralied (Ri 5,17aß)
Hier kann nun auch das zutreffende Argument von A. ALT106 wieder aufgegriffen werden, demzufolge Nichtansässige - solche waren die Daniten im Süden - kaum Dienstverhältnisse eingehen im Gegensatz zu Ansässigen - das aber waren die Daniten im Norden! Alle diese Punkte schon jeweils f ü r sich, insgesamt sogar sehr eindeutig, sprechen dafür, Ri 5 , 1 7 a ß im Sinne einer Anwesenheit der Daniten zur Zeit der Deboraschlacht im N o r d e n zu deuten. Es haben sich auch bereits Umrisse der Art und Weise ihrer dortigen Existenz abgezeichnet. Andererseits hat sich keine Wahrscheinlichkeit f ü r die Ansicht ergeben, V. 17aß auf danitische Dienstleistungen an der Küste im Süden Palästinas, etwa bei Jafo, zu beziehen.
2.3. Der Danspruch Ri 5,17 aß Gegenüber der oft 1 0 7 hier herangezogenen Bedeutung der Wurzel TU „als Fremdling weilen" 1 0 8 mit Gedanken an gewissermaßen institutionalisierte O'U ist f ü r Ri 5 , 1 7 a ß eine mehr allgemeine Bedeutung anzunehmen: „sich (als Fremder, nicht ursprünglicher oder dauernder Anwohner) aufhalten", „verweilen" mit Akkusativ „des Ortes, an welchem oder bei welchem man sich aufhält" 1 0 9 . ΠΤ3Κ bezeichnet sehr allgemein „Schiffe", ohne etwas Genaueres über Art und Größe sowie Verwendung anzudeuten 1 1 0 . So allgemein der Ausdruck auch ist, bezeichnet er doch hier sogar zweierlei: Einmal den Bereich, wo sich Daniten „(als Fremde) aufhalten", nämlich - wie nun wohl angenommen werden darf - bei phönizischen Schiffen, d. h. im Gebiet von Tyrus; andererseits erfährt man den Grund des Aufenthalts dort, er muß, zunächst vorsichtig ausgedrückt, mit Schiffen der Tyrer zusammenhängen. flVJN bezeichnet also Gegend und Motiv des gelegentlichen danitischen Aufenthalts 1 1 1 . 106 107
Vgl. oben, 49 (Pkt. lb). Vgl. die Kommentare sowie die Darstellung und Kritik älterer Vorschläge bei
TÄUBLER, Studien, 90 f. 108
Vgl. zu dieser Wurzel neben GesB, KBL, HAL s.v. und früher A. BERTHOLET, Stel-
lung, 2. 2 7 f f . 31, jetzt D . KELLERMANN, Art. "LU, 9 7 9 ff.; R.MARTIN-ACHARD, Art. I N ,
409ff., auch K. L. und Μ. A. SCHMIDT/R. MEYER, Art. πάροικος etc., 840 ff., bes. 842. 109 E. BERTHEAU, Richter, 117. Am besten hat m. E. TÄUBLER die Bedeutung von ML im konkreten Zusammenhang von V. 17 insgesamt erhoben (a. a. O., 91). Vgl. für diese allgemeine Bedeutung von ΊΊ3 Jes 11,6; 23,7; 33,14; Jer49,18; 50,40; Klgl 4,15; Ps 5,5; 15,1. 110 Vgl. besonders Gen 49,13. Das allgemeine n'JK kann durch Beifügungen spezielle Schiffsarten bezeichnen (P'tn/l ill'JR, also Hochseeschiffe, vgl. Jes 2,16; 23,1. 14; 60,9; Ez 27,25; l.Kön 22,49 u.ö.; MK ni'Jlt = kleine Schilfkähne, vgl. Ijob 9,26); ohne Beifügungen: Jona 1,3-5; Ps 104,26; 107,23; Spr30,19 u.ö. 111
D i e v o n P . C . CRAIGIE ( U g a r i t i c N o t e s , 3 8 - 4 1 , im A n s c h l u ß an J. GRAY) a u f g r u n d
ugaritischer Belege vorgeschlagene Änderung von V. 17aß in „and Dan abode at ease" (übernommen von DE VAUX, History, 779 f.; J. A. SOGGIN, Bemerkungen, 630.632: „Dan: weshalb blieb er in Sicherheit wohnen?") erweist sich als völlig überflüssig, denn die text-
57
D e r Danspruch Ri 5,17 a β
Nun ist diese Feststellung nicht gerade neu, sie ist aber in früherer Zeit unbefriedigend interpretiert worden 112 . Es war E. TÄUBLER 113 , der einen m. E. einleuchtenden Vorschlag unterbreitet hat, wie Kontakte der in Lajisch/Dan lebenden Daniten zu Tyrus ausgesehen und auf was für einer Basis sie existiert haben mögen. „Der aus den Nuzu-Texten bekannte, auf Zeit begrenzte Arbeiter-Mietsvertrag" bildet nach T Ä U B LER ein Modell, danitisches Verweilen im Bereich von Schiffen, das „mit den Daniten nur mündlich und immer nur von Saison zu Saison verabredet wurde" 114 und „Arbeiten bei und auf den im Hafen liegenden Schiffen", aber „nicht ... solche auf Schiffen während der Fahrt" 115 zum Gegenstand hatte, zu verstehen. Dieser Vorschlag trägt m. E. der vermuteten Situation der Daniten am weitaus besten Rechnung. Ein rechtliches Abhängigwerden selbst unter Erhalt gewisser neuer Rechte (l!l!116) sowie Dienstverpflichtung der Daniten ist kaum verständlich zu machen bei Halbnomaden, die kurz zuvor in kühnem Handstreich die wohlhabende Stadt Lajisch hatten erobern können. Halb freiwillige Verpflichtungen in der reichen Küstenstadt Tyrus lassen sich jedoch neben dem unbestrittenen Besitz von Lajisch, etwa in der von Feldarbeit freien Zeit, ohne weiteres verständlich machen. An dieser Stelle kann zu T Ä U B L E R S These noch eine etwas modifizierte Deutung gefügt werden: Angesichts der günstigen handelspolitischen Lage von Lajisch/Dan zwischen Tyrus und dem Binnenland spricht nichts gegen die Annahme, daß dieser Ort ein rückwärtiger Binnenumschlagplatz von Tyrus war 117 . Die Daniten wären als neue Besitzer der Stadt auch in die liehe Überlieferung ist eindeutig, M T und die Ü b e r s e t z u n g e n geben keinen Anlaß zur Emendation; der g e g e b e n e T e x t ist auch o h n e weiteres verständlich. D i e v o n GRAY und CRAIGIE h e r a n g e z o g e n e n ugaritischen Belege sind, wie sogar CRAIGIE einräumt ( a . a . O . , 39), z u d e m in ihrem eigenen K o n t e x t unsicher (so mit Recht auch B. LINDARS, Tribes, 108, A n m . 27). Schließlich entziehen die E m e n d a t i o n e n
von
GRAY, C R A I G I E u n d S O G G I N
dem
Danspruch o h n e N o t w e n d i g k e i t die - w e n n auch kritisch gemeinte - M o t i v a t i o n des Fernbleibens, die d o c h bei Ruben, Gilead und Ascher jeweils angedeutet wird, z u g u n s t e n einer in der farbigen Bildpoetik des Liedes u n a n g e m e s s e n farblosen Aussage, die für D a n g e n a u g e n o m m e n kein (zu kritisierendes) M o t i v des Fernbleibens mehr enthält. D i e s A b brechen der konkret-kritischen Spitze und die A n g l e i c h u n g an die Gilead- und Aschersprüche sah DE VAUX, a . a . O . , 780, erstaunlicherweise als Stütze ftir die Ä n d e r u n g v o n GRAY ( u n d CRAIGIE) 112 113
an.
Vgl. unten, 58 mit Anm. 120. Studien, 8 9 - 9 2 ; zustimmend früher H . W . HERTZBERG, A T D 9, 180, zuletzt H . J .
KATZENSTEIN, H i s t o r y , 6 7 . 114 115 114
117
A . a . O . , 91. D i e s e Vorstellung löst auch B e d e n k e n v o n ROWLEY, Joseph, 83, auf. A . a . O . , 92. V g l . d a z u M A R T I N - A C H A R D , a . a . O . , 4 1 0 ; KELLERMANN, a . a . O . ,
983-985.
N i c h t gerechtfertigt ist die V e r m u t u n g von E. BERTHEAU, Richter, 117, daß D a n „selbständig an d e m H a n d e l der Küstenstädte theilnahm"; ähnlich W . F. ALBRIGHT, P e riod, 23; J. BRIGHT, Geschichte, 160. M a n muß scharf z w i s c h e n dieser Vorstellung und
58
Der Danspruch im Deboralied (Ri 5,17aß)
wirtschaftliche Nachfolge ihrer kanaanäischen Vorgänger eingetreten und hätten deren Verpflichtungen bzw. die Abmachungen mit Tyrus zum beiderseitigen Vorteil übernommen 118 . Trifft diese Vermutung grundsätzlich Richtiges, so hat man sich die Aufgaben der Daniten bei ihrem „Aufenthalt bei Schiffen" im Be- und Entladen von Schiffen, vielleicht aber vor allem im Transport nach dem Inland, als Geleitschutz u.ä. vorzustellen, als Umschlagarbeiten im weitesten Sinne 119 . Sowohl T Ä U B L E R S als auch diese etwas modifizierte Anschauung haben den Vorteil, daß sie nicht die sonst notwendige, aber kaum begründbare Behauptung eines vollständigen Wechsels der Lebensweise der Daniten erfordern. Einen solchen zu behaupten ist aber für alle die unumgänglich, die die in V. 17 a β angedeuteten Dienste durch ein danitisches Engagement als „Reisläufer" oder „Ruderknechte" auf phönizischen Schiffen deuten wollen 120 . Auch ein bald nach der Eroberung von Lajisch erfolgtes Abhängigwerden der Daniten, die sich eben erst als kühne Eroberer gezeigt haben, muß dann nicht gegen alle Wahrscheinlichkeit postuliert werden 121 . Gegenüber T Ä U B L E R S Sicht hat die hier vorgetragene modifizierte Auffassung noch den weiteren Vorteil, daß sie mit einem mehr freiwilligen und auf beiderseitigem Nutzen und Einverständnis beruhenden Verhältnis der Daniten zu Tyrus rechnet. Das entspricht dem sich vor allem in Ri 17 f. bestätigenden Bild der Daniten als einer entschlossenen, unternehmungslustigen und kühnen Gruppe mehr als T Ä U B L E R S Vorstellung von Saisonarbeitsverpflichteten, die doch mehr oder weniger den Status von Knechten haben. Die so verstandene Tätigkeit der Daniten mag schließlich noch dadurch ein wenig gestützt werden, daß Ez 27,8-11, wenn auch aus späterer Zeit, ein Hinweis erhalten geblieben ist, wonach fremde Arbeiter, Söldner usw. in Tyrus etwas Normales, Alltägliches gewesen sind. der zuletzt vorgeschlagenen unterscheiden. Selbständiger Handel auf eigene Rechnung ist ein zweifelhaftes Postulat; welche Hafenstadt von einiger Bedeutung ließe das in ihrem Hinterland zu? Die vorgeschlagene Rolle als Binnenumschlagplatz jedoch könnte ohne weiteres von Lajisch/Dan lediglich unter einer - die Bewohner wohl wenig drückenden - gewissen Handelsoberhoheit von Tyrus gespielt worden sein. 118 Vgl. schon oben, 52 (Pkt. 2 c). In dieser eher freiwilligen, da vorteilhaften Art, nicht als von überlegener (Rechts-)Position her abverlangte Gegenleistung für die Ansiedlung (so THIEL, Entwicklung [1980], 89) sehe ich das besondere Verhältnis T y r u s Daniten. 1,9 Vgl. K . - H . BERNHARDT, Libanon, 1 0 5 . 120 So z . B . K. B U D D E , Richter, 46; E . M E Y E R , IN, 525; E . SELLIN, Geschichte, 104; M . W E B E R , Aufsätze, 50, Anm. 1; E . A U E R B A C H , Wüste, 100. 137; H . - J . KITTEL, Stammessprüche, 73. 121 Dies unglaubwürdige Postulat ist für alle die erforderlich, die von den Daniten als abhängigen „Ruderknechten" oder ähnlich sprechen (vgl. Anm. 120), für die die Tyrer die „Brotherren" (so BUDDE, a.a.O.) gewesen seien; vgl. zuletzt J. D. MARTIN, Judges, 71, für den die Daniten bloße Arbeitskraftlieferanten der Sidonier und Tyrer waren.
Zusammenfassung
59
Abschließend ist festzuhalten: 1. Keines der geprüften Argumente konnte die Daniten zur Deborazeit als noch in ihren südlichen Sitzen befindlich beweisen. 2. Die Argumente gegen ihre damalige Anwesenheit im Norden und damit indirekt für die „Süd-These" erwiesen sich als nicht stichhaltig. 3. Vielmehr sprechen eine Reihe von Gründen jeweils schon für sich, gemeinsam sogar recht eindeutig für die Auffassung, daß die Daniten zur Zeit der Deboraschlacht schon geraume Zeit in Lajisch/Dan saßen und sich den vorgefundenen, geographisch-ökonomisch vorteilhaften Verhältnissen angepaßt hatten. 2.4.
Zusammenfassung
Die Deboraschlacht hat wahrscheinlich zwischen 1160 und 1130 v. Chr. stattgefunden. Zu dieser Zeit befanden sich die Daniten bereits seit einiger Zeit im Norden, denn das Deboralied setzt ihre Etablierung in Lajisch/Dan voraus. Der als Tadel innerhalb des Deboraliedes wegen Dans Nichtteilnahme an der Schlacht gemeinte Hinweis auf das Engagement der Daniten vermutlich im Bereich der tyrischen Hafenwirtschaft und im Handelsumschlag sowie im Geleitschutz bei Handelstransporten ins Inland erlaubt einen Blick auf die Art, wie die Daniten sich in Lajisch/Dan eingerichtet und den wirtschaftlich-machtpolitischen Gegebenheiten des neuen Wohngebietes zweckmäßig und nutzbringend eingefügt haben. In der Anpassung und im Eingebundensein in diese Verhältnisse werden auch im wesentlichen die Gründe für das Nichterscheinen anläßlich der Deboraschlacht liegen. Mit dem Termin der Schlacht ist ein terminus ad quem für die Nordwanderung der Daniten gefunden. Sie dürfte demnach am wahrscheinlichsten innerhalb des 1. Drittels des 12. Jh. v.Chr. vor sich gegangen sein.
3. Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18) Daß Ri 17-18 literarisch nicht aus einem Guß ist, wird seit langem nicht bestritten. So hat man in beiden Kapiteln mit verschiedensten Ergebnissen Quellenscheidung betrieben 1 . Dem ist aber bereits J. B E W E R in gründlicher und weithin überzeugender Weise entgegengetreten 2 . In neuerer Zeit wird deshalb meist von der „wesentlichen literarischen Einheitlichkeit" der Kapitel ausgegangen 3 . Dazu steht nicht im Widerspruch, daß - wie sich zeigen wird - in Ri 17-18 spätere Zusätze und Änderungen zu finden sind, die die ursprüngliche Absicht und den Charakter der Erzählung nicht unwesentlich verändert haben. Dem, was früher zu Quellenscheidung Anlaß zu geben schien, wird jedoch eine redaktionsgeschichtliche Betrachtungsweise durchaus gerecht 4 . Eine möglichst genaue Identifizierung und Charakterisierung der Erzählungsschichten nach Herkunft und Intention, eine Eingrenzung ihrer durch Zusätze und Änderungen erkennbaren Absichten erlauben erst die sachgerechte Bewertung ihrer Aussagen. Diese Fragestellungen müssen daher ständig die fortlaufende Analyse begleiten.
3.1. Ri 17-18 17,1: Die Erzählung beginnt mit einer kurzen Vorstellung eines (ersten) Akteurs; Wohngegend 5 und Name werden genannt. Die formale 1 Vgl. früher besonders K.BUDDE, Richter, 110ff.; C. F. BURNEY, Judges, 408ff.; O . EISSFELDT, Quellen, 87 ff., in neuerer Zeit C. A. SIMPSON, Composition, 63 ff.; A. MUR-
TONEN, T h o u g h t s , 2 2 3 f., a u c h EISSFELDT, E i n l e i t u n g , 3 4 7 f . 2
Composition, 261 ff. M . NOTH, Hintergrund, 133, dort (Anm. 2) weitere zustimmende Äußerungen; sogar Vertreter der Aufteilung auf Quellen geben zu v daß die angeblichen „versions of the story were originally closely similar in detail" (BURNEY, a.a.O., 409) bzw. „in all essentials, 3
s t r i k i n g l y s i m i l a r " (DERS., a. a. O . , 4 1 6 ) , ä h n l i c h BUDDE, a. a. Ο . , I L L ; H . GRESSMANN, S A T I, 2, 2 5 2 ; EISSFELDT, a . a . O . , 8 7 u n d s c h o n WELLHAUSEN, C o m p o s i t i o n , 2 3 2 . 4
Vgl. auch NOTH, a.a.O., 133; für diese Tendenz im Blick auf einen größeren Rah-
m e n v g l . E . JENNI, J a h r z e h n t e , 5
106.
Das Gebirge Efraim reicht vom Raum um Bet-El im Süden bis zur Ebene Jesreel im Norden (NOTH, WAT, 53). D a es jedoch im Süden nicht scharf begrenzt werden kann, und das Gebirge Juda erst etwa bei Betlehem beginnt, kann „das Haus Michas auch in Benjamin oder dem nördlichen unmittelbar angrenzenden Gebiet gestanden haben"
62
D a s Heiligtum Michas u n d die D a n i t e n (Ri 17-18)
Art dieser Einleitung begegnet häufig 6 , indem in dürren Worten, mitunter über mehrere Verse hinweg, alle für das Verständnis der folgenden Erzählung wesentlichen Tatsachen und Umstände genannt werden, ehe die Erzählung in Bewegung kommt. Der Vergleich mit Ri 19,1 f.; l.Sam 1,1 ff.; 9,1 f.; l . K ö n 11,26-28 zeigt aber bei Ri 17,1 größere Allgemeinheit und Kargheit 7 . 17,2-4: Unversehens und reichlich abrupt befindet man sich nach der knappen „Vorstellung" des Michajehu 8 inmitten eines höchst delikaten Dialogs zwischen jenem und seiner Mutter. Der Sohn befindet sich in der überaus peinlichen und blamablen Lage, der Mutter eine von ihm an ihr begangene Unterschlagung bzw. einen Diebstahl gestehen zu müssen. Kaum vorgestellt, steht der Mann Micha in einem zweifelhaften, ja, denkbar schlechten Licht da. Davon abgesehen fällt im Vergleich zu den oben genannten Erzählungseinleitungen das jähe und unvermittelte Hereinbrechen der dramatisch zugespitzten Situation zwischen Mutter und Sohn besonders auf 9 . Soll man 17,2-4 als eine dramatisch-dialogische Ergänzung oder Weiterführung der knappen Einleitung in 17,1 auffassen? Andernfalls müßte man annehmen, daß der
(K.-D. SCHUNCK, Benjamin, 11, A n m . 54). Z u r möglichen S ü d a u s d e h n u n g des Gebirges E f r a i m über Bet-El hinaus vgl. noch 2. Sam 20,21 in V e r b i n d u n g mit 2. Sam 20,1 ( H i n weis von K . - D . SCHUNCK). Z u m W o h n o r t Michas vgl. auch unten, 80, Anm. 71. 6 Vgl. W . RICHTER, U n t e r s u c h u n g e n , 12 f. 384-386. 7 Es wird im G e g e n s a t z zu den g e n a n n t e n vergleichbaren Einleitungen kein N a m e v o n V a t e r u n d / o d e r M u t t e r , kein Geschlechtsname, keine A h n e n r e i h e erwähnt. W e n n M i c h a j e h u auch o f t u n d w o h l mit Recht als E f r a i m i t e r angesehen wird (vgl. u . a . R. KITTEL in H S A T [ Κ ] I, 399; A. VAN DEN BORN, Art. Mika, 1153; LODS, Israel, 337), bleibt eine geringe Unsicherheit (vgl. SCHUNCK, a. a. O., 11, A n m . 54 sowie oben, Anm. 5). W a s d a f ü r spricht, d a ß er D a n i t (K. ELLIGER, Art. Bethlehem, 233; A. H . VAN ZYL, Relationship, 60) o d e r Levit (W. F. ALBRIGHT, Yahweh, 174) gewesen sei, sehe ich nicht. 8 „ M i c h a j e h u " g e h ö r t zu den ältesten im Alten T e s t a m e n t e r w ä h n t e n N a m e n mit d e m t h e o p h o r e n E l e m e n t ΠΊΓΡ. N e b e n ihm sind f ü r die Richterzeit n u r noch vier MRT'-haltige N a m e n bezeugt, bemerkenswerterweise zwei davon, eben M'S'S u n d jnnrp in der hier zu b e h a n d e l n d e n Ü b e r l i e f e r u n g ; vgl. noch Ri 6,11; 9,5; l . S a m 8,2. Die L a n g f o r m „Michaj e h u " in Ri 17 f. ist gegenüber d e r K u r z f o r m e b e n d o r t ursprünglich (NOTH, I P N , 107, A n m . 4). NOTHS A u f f a s s u n g , es sei verständlich, d a ß man in den beiden ersten Belegen ( H e r v o r h e b u n g von mir, Η . Μ . Ν . ) , d . h . Ri 17,1. 4, die L a n g f o r m , ab 17,5 die K u r z f o r m b e n u t z t habe (ebd.), ist j e d o c h keineswegs einleuchtend. D a s N a t ü r l i c h e wäre die Langf o r m nur an der ersten Stelle: w e n n man, was sogleich zu zeigen versucht wird (unten, 63 f.), Ri 17,2-4 mit Recht als s e k u n d ä r e n Einschub betrachten darf, wird die Verteilung d e r K u r z - u n d L a n g f o r m in Ri 17 f. verständlich: 17,1 einleitend die volle N a m e n f o r m , d a n a c h nur noch die K u r z f o r m . Die zweite L a n g f o r m 17,4 erklärt sich daraus, d a ß d e r 17,2-4 e i n f ü g e n d e R e d a k t o r sich nach der N a m e n f o r m von V. 1 richtete, d e n n d o r t k n ü p f t e er seinen Einschub an. ' Diese Unvermitteltheit h a t besonders E.TÄUBLER R a u m geboten und angeregt, ein phantasiereiches G e m ä l d e von den Verhältnissen Michas, seinem Besitz, d e r Unterschlag u n g samt M o t i v e n etc. zu e n t w e r f e n , w o v o n einiges möglich sein kann, das meiste aber unbeweisbar ist (Studien, 50-52).
Ri 17-18
63
Erzähler die kargen Angaben in 17,1 als ausreichend f ü r eine den H ö rer ausreichend vorinformierende Einleitung betrachtet hat. 17,5: Hier fällt sofort auf, daß sich erneut der nüchterne Einleitungs- und Vorbereitungsstil von 17,1 findet. Weitere, f ü r das Folgende unentbehrliche Fakten werden aufgeführt. Entsteht damit im Blick auf den plötzlich aufgetretenen Dialog der Eindruck, er sei sekundärer Einschub, so wird dieser Eindruck bei genauerem Hinsehen tatsächlich noch bekräftigt: 17,2-4 und 17,5 berichten nämlich jeweils Ahnliches. 17,2-4 wird ein Schnitz- und Gußbild in Auftrag gegeben, angefertigt und im Hause des Micha aufbewahrt. Nach 17,5 hatte Micha Ephod und Teraphim (anfertigen lassen) und besaß ein Gotteshaus, in dem zweifellos beides aufbewahrt war. Ubereinstimmung: Herstellung von Kultgegenständen und Hinweis, daß sie in Michas Anwesen aufbewahrt wurden. Unterschied: Die Bezeichnungen der Kultgegenstände und der genaue Aufbewahrungsort. Der Eindruck voneinander unabhängiger Parallelen wird dadurch bestärkt, daß beide keinen Bezug aufeinander nehmen. Wenn es sich nun um Parallelen handelt, dürfte nur eine zur ursprünglichen Erzählung gehören. Dies aber muß 17,5 sein, denn zum einen ist das dort Mitgeteilte f ü r die H a n d l u n g im Folgenden unentbehrlich, während bis zum Schluß der Erzählung auf Michas Mutter, das Silber, den Diebstahl desselben und die Rückgabe sowie den mütterlichen Fluch nirgends mehr Bezug genommen wird 1 0 . Zum anderen kommt hinzu, daß beim Auslassen der Vv. 2 - 4 1 1 sich ein nahtloser Zusammenhang von V. 1 zu V. 5 1 2 ergibt: Einführung eines Mannes mit Wohngegend und Name, Nennung der wesentlichen Handlungsfakten f ü r das Folgende, d.h. das Gotteshaus des Micha 1 3 , das Inventar und
10 Lediglich ^OD und nsoa aus 17,2-4 werden ebenfalls 18,14. 17 f. 20. 30 f. genannt, vgl. dazu unten, 96-99. 101, Anm. 147. 11 So schon J.WELLHAUSEN, Composition, 232, u.a. auch G. F. MOORE, Judges, 378 (zit. nach BEWER, Composition, 268); R. Η. PFEIFFER, JBL XLV (1926), 213 (zit. nach
K . - H . BERNHARDT, G o t t , 9 5 ) ; K . BUDDE, R i c h t e r , 1 1 1 . 1 1 3 f . ; C . F . BURNEY, J u d g e s , 4 0 9 ;
dagegen J. BEWER, a. a. O., 268 f. und E. TÄUBLER, a. a. O., 45 f., aber nicht einleuchtend, ebensowenig O. EISSFELDT, Quellen, 87f. und 45* sowie H. GRESSMANN, a.a.O., 249f. 252. 12 Ri 1 7 , 5 a a (Π3'β Β'ΚΠ) ist sehr wahrscheinlich erst nach der Einfügung von 17,2-4 als Wiederanknüpfung an V. 1 zugefügt worden, um die Nahtstelle zwischen V. 4 und V. 5 aß im Blick auf den ursprünglich unmittelbar vorhergehenden V. 1 zu überbrücken, vgl. G. F. MOORE (bei BEWER, a.a.O., 268). Daß V. 5 für T.VEIJOLA „den Eindruck eines Nachtrags" macht (Königtum, 25), liegt nur daran, daß er ihn nicht als Teil des Exposition zu V. 1 zieht und V. 2 - 4 nicht als Einschub erkennt. Bei dieser Sicht erübrigen sich nämlich die Verwunderung VEIJOLAS darüber, daß Micha ein „Gotteshaus" besaß, wie auch die Behauptung angeblicher Unverträglichkeit dieser Mitteilung mit V. 2-4. 13 VEIJOLA meint, Ο'Π^Κ ii'a (ohne Artikel) in V. 5 sei von DtrG als bewußt diffamierender Gegenpol zu D'nVxn Ji'3 in 18,31b gedacht (a. a. O., 27). Jedoch wird damit zu viel in Text und Formulierung hineingelesen. Inhaltlich und sprachlich kann in V. 5 nichts an-
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Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
der (vorläufige) amtierende Priester, den Micha anstellt 14 . So ist stilistisch in einem Zuge und in sachlich folgerichtigem Aufbau der Boden für den Handlungsbeginn vollständig bereitet. 17,6: Diese Formulierung kann nicht mehr zur Einleitung gehören, denn sie blickt kommentierend und unverkennbar distanziert auf das zuvor Berichtete und auf jene Zeit zurück. Es wird daher zweifelhaft, ob sie zum ursprünglichen Erzählungsbestand zu rechnen ist 15 . 17,7: Mit einem Neueinsatz, strukturell und stilistisch völlig mit 17,1. 5 und den oben genannten Beispielen für Erzählungseinleitungen übereinstimmend, wird ein zweiter Akteur samt Angaben zu Person und Herkunft eingeführt: Ein junger Mann aus Betlehem-Juda von der Sippe Juda, ein Levit, der in Betlehem als "13 lebt. Ein Name wird im Unterschied zu 17,1 nicht genannt. Darf man annehmen, daß ein Name für die Hörer nicht als wichtig zu wissen erachtet worden ist, da Einleitungen sonst alle für das Folgende wissenswerten Angaben enthalten 16 ? Von den vier Angaben über den jungen Mann ist die zum Herkunftsort Betlehem sowie die, nach der es sich um einen Leviten handelte, unumstritten. Umstritten sind dagegen die weitere Angabe ΠΤΐΠ' XinDfföa in textkritischer und inhaltlicher, die Bezeichnungen „Levit" und U in inhaltlicher Hinsicht; ebenso gibt es keine Übereinstimmung in der Frage, ob die vier Angaben überhaupt zugleich auf eine einzelne Person zutreffen können 17 . Jedoch hat, nachdem die früheren Erklärungsver-
deres als D'fl^lt il'3 ohne Artikel stehen, wie ein Gegenversuch beweist; auch der Hinweis (a.a.O., 2 7 , Anm. 8 3 ) auf Gen 2 8 , 1 7 . 2 2 besagt nichts in seinem Sinne. Wieso dann Ri 17,5 deuteronomistisch sein soll, vermag ich nicht zu sehen. 14 Die älteste Zeit Israels kennt kein Monopol der Priester auf Kultausübung; f ü r die H a u s - und Wohngemeinschaft ist dazu der pater familias berechtigt (Gen 13,4. 18; 15,9 ff.; 22, I f f . ; 33,20; 35,1 ff.; R i 6 , 2 4 . 26; 11,31. 39; 13,19) oder er betraut andere mit der W a h r n e h m u n g (vgl. 2. Sam 8,18 neben Ri 17,5, auch 1. Sam 7,1). Vgl. hierzu wie auch zu der Redewendung „die H a n d füllen" M. N O T H , Amt, 309 ff., bes. 310-314; K . R U P PRECHT in: Sefer Rendtorff. FS zum 50. Geburtstag von R . R E N D T O R F F , hg. K. R U P P R E C H T . Dielheim 1975 (mir nicht zugänglich, zit. nach Z A W 8 8 [1976], 161); M. DELCOR, Art. Xi-a, 898 f. VEIJOLAS
15 Auf das Inhaltliche wird unten bei Ri 18,1 eingegangen werden, wo die Formulierung (zum Teil) nochmals erscheint. 16 Vgl. aber unten, 110-123. 17 Vgl. f ü r Problemübersicht und Lösungsversuche E . T Ä U B L E R , a . a . O . , 55ff.; A. H . J. G U N N E W E G , Leviten, 15 ff. Vor allem wird argumentiert, es sei nicht vereinbar, daß jemand „von der Sippe Judas" gleichzeitig „Levit" sei. Dahinter steht die Auffassung von Levi und den Leviten als Ahn bzw. Angehörigen eines ursprünglich „weltlichen" Stammes (aus dem südlichen Palästina [Kadesch]?), der sehr f r ü h durch eine Katastrophe (ein Niederschlag derselben vielleicht in Gen 34, dagegen aber zuletzt E. OTTO, Jakob, 169 ff., f r ü h e r u. a. schon S. L E H M I N G , Überlieferungsgeschichte, 228 ff.) nahezu aufgerieben wurde und dessen Reste sich auf Priester- und Kultdienst spezialisierten (vgl. dazu mit Unterschieden im Einzelnen u.a. E . M E Y E R , IN, 78 f. 82 ff.; E . A U E R B A C H , Wüste, 114-116; S. M o WINCKEL, „Rahelstämme", 137; K. K O C H , Art Levi, 1076; DERS., Art. Leviten, 1077-1079;
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Ri 17-18
suche mittels Streichungen, Aufteilung auf Quellen und mehr oder weniger starker Eingriffe in den Text nicht befriedigen konnten bzw. Fragen offenließen oder gar neue schufen, A. H . J . G U N N E W E G überzeugend nachgewiesen, daß die vier Angaben unverändert und nebeneinanR. DE VAUX, L e b e n s o r d n u n g e n II, 2 0 3 - 2 0 7 ; H.-J. ZOBEL, Stammesspruch, 6 9 - 7 2 ; A. CODY, History, 2 9 f f . ; W.THIEL, V e r w a n d t s c h a f t s g r u p p e , 161-164). Vorsichtig b e j a h e n d z u r Existenz eines „weltlichen" Levi-Stammes auch G. FOHRER, Art. Levi, 336; DERS., Geschichte Israels, 49; jetzt auch wieder A. D . H . MAYES, Israel, 2 4 f f . ; E. OTTO, a . a . O . , 187ff.; SOGGIN, Judges, 270, wobei FOHRER anscheinend gleichzeitig a n n i m m t , d a ß diese Leviten u n d die ebenfalls so b e n a n n t e n Priester sowie das spätere T e m p e l p e r s o n a l nichts als den N a men gemeinsam hätten; ebenso ausdrücklich M.WEIPPERT, L a n d n a h m e , 48 f., A n m . 8; D . KELLERMANN, Art. 'li>, 508; f r ü h e r schon M . N o r a , Ü P e n t , 197, A n m . 503; z u r ü c k h a l t e n d z . B . RINGGREN, R e l i g i o n , 33. 4 7 ; G.WIDENGREN, M o s e s , 37 m i t A n m . 57; S. HERR-
MANN, Geschichte, 136, A n m . 53. W e n n m a n neben d e r A u f f a s s u n g von zwei Leviten-Linien noch eine plausible E r k l ä r u n g bietet, w o die W u r z e l der „priesterlichen" Leviten liegen k ö n n t e (vgl. in letzter Zeit FOHRER, Geschichte, 60), so ist die eingangs g e n a n n t e Schwierigkeit b e h o b e n . Gegen „weltliche" Leviten vgl. n o c h GUNNEWEG, a . a . O . , 4 4 f f . ; C. H . J . DE GEUS, Tribes, 97 ff.; das Levitenproblem m u ß nach wie vor in dieser H i n s i c h t als nicht letztlich geklärt gelten (vgl. DE VAUX, History, 737; z u s a m m e n f a s s e n d neuestens D. KELLERMANN, a. a. O., 4 9 9 f f . , bes. 506-510). - Es wird auch immer wieder zu b e d e n k e n gegeben, d a ß j e m a n d „von d e r Sippe Judas" schwerlich als „Fremdling" ( l l ) in BethlehemJuda leben k ö n n e . D i e einfachste vorgeschlagene L ö s u n g bzw. U m g e h u n g einer echten Lösung w a r es, M W ' ΠΠΟΡΟΒ als Glosse zu streichen (Ζ. Β. V. ZAPLETAL, Richter, 258. 260). A n d e r e teilten die strittigen, nicht vereinbaren T e r m i n i auf zwei Q u e l l e n / R e d a k t i o n e n auf (z.B. K. BUDDE, Richter, 115f.; O . EISSFELDT, Quellen, 89; G. HÖLSCHER, Geschichtsschreibung, 362 f.; C . A . SIMPSON, C o m p o s i t i o n , 67); noch anders Ε. AUERBACH mit starker T e x t ä n d e r u n g , die z w a r guten Sinn ergibt, aber schon deshalb den V e r d a c h t der H a r m o nisierung erweckt (Wüste, 99; mit R e c h t kritisch d a z u EISSFELDT, Lade, 294 f., A n m . 4; GUNNEWEG, a . a . O . , 22, A n m . 2). Eine das P r o b l e m e h e r gewaltsam lösende H a r m o n i s i e r u n g v o n 1 7 , 7 m i t 1 8 , 3 0 b f ü h r t z u d e r T e x t ä n d e r u n g ΓΠΊΠ' ΠΠΒ&ΗΗ in
JINSSMN ( s o
B U D D E , a . a . O . , 1 6 ; GRESSMANN, S A T I , 2 , 2 5 0 ; H . W . H E R T Z B E R G , A T D 9 , 2 3 6 . 2 4 1 ) ,
hat
aber keinen A n h a l t in der T e x t ü b e r l i e f e r u n g . G e g e n ü b e r AUERBACH u n d den Zuletztgen a n n t e n ist auch zu sagen, d a ß es d u r c h a u s umstritten ist, ob M o s e Levit war ( d a f ü r u. a. E . MEYER, I N , 7 8 f . ; O . EISSFELDT, M o s e , 2 4 3 . 2 5 0 ; R . DE VAUX, L e b e n s o r d n u n g e n I I , 1 9 7 .
206; H.-J. ZOBEL,Stammesspruch, 72, Anm. 42; Η . CAZELLES, Art. Moses, 1173. 1176; H . SCHMID, M o s e , 107-109; A. CODY, History, 40. 5 0 - 5 2 . 58; A. JEPSEN, M o s e , 319; mit m e h r Recht dagegen u . a . M . N o r a , Ü P e n t , 219, A n m . 545 u n d 236; GUNNEWEG, a . a . O . 6 5 - 6 9 . 80; V . FRITZ, Israel, 111; G . FOHRER, G e s c h i c h t e , 60, A n m . 23; S. HERRMANN, G e -
schichte, 112; W . H . SCHMIDT, Exodus, 65-67). A n n ä h e r n d o h n e T e x t ä n d e r u n g versuchte E.TÄUBLER (Studien 55 f.) a u s z u k o m m e n , aber seine Ü b e r l e g u n g e n b e r u h e n auf u n b e weisbaren Spekulationen (so mit R e c h t GUNNEWEG, a . a . O . , 17, A n m . 1). D a alle V e r s u c h e mit textlichen Eingriffen, Streichungen usw. nicht ü b e r z e u g e n d u n d nicht zu rechtfertigen sind (dies gilt auch vom neuesten Versuch d u r c h T.VEIJOLA, vgl. unten, A n m . 19), m u ß man den masoretischen T e x t in u n v e r ä n d e r t e r F o r m zu verstehen suchen (vgl. so schon E. MEYER, I N , 441, A n m . 4; GUNNEWEG, a . a . O . , 1 6 f . [ f . ] ) . Ein wichtiger H i n w e i s z u r L ö s u n g o h n e T e x t ä n d e r u n g s t a m m t von Y. KAUFMANN (Religion, 196 f., Anm. 12): In Ri 17,7 sei m i n ' iinoima als „in the territory, possessed by t h e family ( = tribe) of J u d a h " zu deuten entsprechend der territorialen V e r w e n d u n g von ππΒίη in D t n 12,5; 2 . S a m 15,2; 24,2; ähnlich jetzt anscheinend auch A. CODY, a . a . O . , 54, A n m . 58. Inhaltlich zu „Levit" und U vgl. noch die f o l g e n d e A n m .
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D a s Heiligtum Michas u n d die D a n i t e n (Ri 17-18)
der verstanden werden können 1 8 . Daher darf festgehalten werden, daß 17,7, seinem Einleitungscharakter für die zweite Handlungsperson entsprechend, die folgenden, nicht entbehrlichen Informationen 1 9 einführt: Ein junger Mann aus Betlehem-Juda aus dem Gebiet Judas, er lebt als Levit, wie auch die anderen Leviten in Israel in ihren jeweiligen Aufenthaltsorten, in seinem Wohnort im Status eines u , d. h. eines Grundbesitzlosen, der rechtlich nicht zur Sippe (Juda) hinzugehört 1 9 a .
18 Leviten, 16-18; vgl. auch schon die vorige A n m e r k u n g . N e b e n dem methodisch geg e n ü b e r den vielen T e x t ä n d e r u n g s v e r s u c h e n einleuchtenderen Versuch, den u n v e r ä n d e r ten T e x t zu interpretieren, ist GUNNEWEG zu d e m ü b e r z e u g e n d e n Ergebnis g e k o m m e n : „Leviten sind Personen, die einen b e s o n d e r e n rechtlichen u n d sozialen Status haben. Sie g e h ö r e n zu keinem d e r anderen S t ä m m e Israels . . . " ( a . a . O . , 220). GUNNEWEG erkannte, d a ß „Levit" „ o h n e Bezug auf eine Z u g e h ö r i g k e i t zu einem V o l k s s t a m m Levi g e b r a u c h t w e r d e n kann u n d hier (Ri 17,7 - Η . Μ . N . ) auch tatsächlich so g e b r a u c h t w i r d " ( a . a . O . , 17). D e r Levit in Ri 17,7 lebt als u , d . h . als j e m a n d mit d e m „Status der rechtlichen NichtStammeszugehörigkeit u n d d e r Grundbesitzlosigkeit" (ebd.). 19 T . VEIJOLA m ö c h t e in 1 7 , 7 b a u n d 7 b ß eine „stilistische D o p p e l u n g " sehen, „in einer Exposition auffällig" ( K ö n i g t u m , 18). F u n k t i o n einer Exposition ist es jedoch, die z u m Verständnis des Folgenden n o t w e n d i g e n U m s t ä n d e vorweg z u r Kenntnis zu bringen u n d damit die eigentliche E r z ä h l u n g zu entlasten. Dies geschieht in V. 7; keine der vier A n g a b e n d e r Exposition ist, wie gezeigt w e r d e n wird, entbehrlich. W e g e n des o f t unverm e i d b a r trockenen, a u f z u z ä h l e n d e n Inhalts einer Exposition (Ri 11,1; 13,2; 1. Sam 1,1 f.; 9,1; 17,12; 1. K ö n 11,26 u. ö.) ist es sicherlich nicht leicht, stilistisch „gut" zu f o r m u l i e r e n . D e s h a l b darf nicht vorschnell das literarkritische Seziermesser „ D o p p e l u n g e n " herausschneiden. Ri 17,7 ist stilistisch nicht schlechter f o r m u l i e r t als die g e n a n n t e n Beispiele (gegen VEIJOLA, a . a . O . , 18 mit A n m . 24, w o er selbst ein Ri 17,7 ähnliches Beispiel einer Exposition mit d e r angeblich „ p l u m p e n " F o r m u l i e r u n g .. Kim n e n n t [ l . S a m 25,3]; d a r ü b e r hinaus w ä r e Ri 11,1 zu nennen!). 17,7bß kann m a n o h n e weiteres als (unentbehrliche) Explikation von 7 b a , das zweite wäw explikativ o d e r auch h e r v o r h e b e n d (GesK, 478 f. [§ 154 a, A n m . 1 b]), das zweite Kim als b e w u ß t w i e d e r h o l e n d e n engen Anschluß verstehen. - VEIJOLA hält 1 7 , 7 b ß f ü r deuteronomistisch, o h n e diesen Z u s a t z sei V. 7 „in keiner Hinsicht widersprüchlich" ( a . a . O . , 18). Aber er ist es auch mit V. 7 b ß nicht, im Gegenteil ist V. 7 bß unentbehrlich (vgl. die Analyse von Ri 17,8). VEIJOLA: D e r Levit w e r d e erst U , „wenn er seine judäische H e i m a t verläßt" ( a . a . O . , 18); dagegen eindeutig V. 7 b : Er w a r „ d o r t " (d. h. in J u d a , vgl. unten, A n m . 19a) U ! VEIJOLA: D a ß V . 7 b ß d e u t eronomistisch sei, zeige die „genaue E n t s p r e c h u n g " in D t n 18,6; eine deuteronomistische R e d a k t i o n habe den Satz von dieser an jene Stelle ü b e r n o m m e n . Eine deuteronomistische R e d a k t i o n müsse es gewesen sein, d a „die Vorstellung vom Leviten als einem p e r m a n e n ten Fremdling vor D t n nicht a n z u t r e f f e n ist" (ebd.). Dies ist aber ein reines Postulat, das auf einem literarkritischen K u r z s c h l u ß b e r u h t (vgl. grundsätzlich K. KOCH, F o r m g e schichte, 84ff., bes. 92). U m g e k e h r t kann man vielmehr hier „den historischen H i n t e r g r u n d f ü r das d t n Levitenbild s e h e n " (so VEIJOLA, a . a . O . , A n m . 25, das von ihm abgelehnte, M. E. aber z u t r e f f e n d e Ergebnis der U n t e r s u c h u n g e n von H . STRAUSS u n d Α. H . J.
GUNNEWEG z i t i e r e n d ) . 19a D a s V. 7 abschließende DP, das sich auf Betlehem o d e r das Gebiet (der Sippe[n]) Juda(s) o d e r auf beides zurückbezieht, k ö n n t e vielleicht weitergehende Bedeutung haben. D e r M a n n w o h n t also als U „ u n t e r Leuten, die nicht blutsverwandt mit ihm sind"
( D . KELLERMANN, A r t . i u , 9 8 3 ; vgl. a u c h R . MARTIN-ACHARD, A r t . n j , 410) in B e t l e h e m
im Gebiet (der Sippe) Judas. W e n n n u n GUNNEWEG recht hat, d a ß d e r U - S t a t u s (neben
Ri 17-18
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17,8: Der Vers verknüpft kunstvoll die beiden bisher sichtbar gewordenen Fäden bzw. Träger der Erzählung. Der Levit verläßt seinen Wohnort und begibt sich ohne ein bestimmtes Ziel auf die Wanderung. W o auch immer er hingelangt 2 0 , w o es sich (günstig) trifft 2 1 , w o er etwas (Passendes) findet 2 2 , dort will er sich erneut niederlassen. Wie jemand seinen Heimat- oder Wohnort verlassen und ohne festes Ziel ins Ungewisse ziehen kann, um irgendwo ein neues Auskommen zu finden, dies wird einem Israeliten nicht leicht begreiflich sein, es sei denn, es handelt sich bei dem Wanderer um einen, der keinen unbedingt festzuhaltenden Väter- und Familienbesitz, keine ererbte Scholle zurückläßt 2 3 . Genau dies aber trifft bei einem Leviten, der im Status eines u lebt, zu 2 4 . Insofern erweist sich letztere Eigenschaft bei der Einführung der zweiten Handlungsperson in 17,7 schon hier in 17,8 als unentbehrlich; eine Aufteilung beider Verse auf verschiedene Quellen 2 5 hat keine Wahrscheinlichkeit für sich 2 6 . Die Geschichte steuert in straffer Erzählungsführung, alles für den Fortgang weniger Wichtige weglassend 2 7 , auf die Begegnung und Kontaktaufnahme der beiden bisher vorgestellten Personen zu. Einzelheiten der Wege, die der Levit gewandert ist,
dem „Eifer f ü r Jahwe") das wesentliche Charakteristikum der Leviten ist, so hätte nach „und er war Levit" der folgende Schlußsatz von V. 7 unter Umständen als überflüssig und selbstverständlich fehlen können. D a ß er dennoch da steht, wird dann bedeutsam sein. Möglicherweise soll der ausdrückliche Schlußsatz besonders unterstreichen, daß der Levit nicht nur als solcher ein "ll, sondern speziell „dort f r e m d " war, w o er momentan weilte, nämlich in Betlehem (und damit) im Gebiet (der Sippe) Judas. Fehlte umgekehrt der letzte Satz von V. 7, so könnte die Meinung entstehen, der junge M a n n lebe als Levit (und damit theoretisch überall als U ) momentan in Betlehem unter seinen Blutsverwandten, damit ein (möglicher) Spezialfall, mit dem GUNNEWEG tatsächlich rechnet (a.a.O., 16f.), der aber durch den Schlußsatz von V. 7 eher ausgeschlossen wird. So zeigt sich schließlich, daß über die persönliche blutsmäßige H e r k u n f t des Mannes in V. 7 überhaupt nichts gesagt ist; sie spielt f ü r die' Erzählung scheinbar keine Rolle. Auch in Ri 19,1. 16 fehlt bei erzählender Einführung von D'U ein Hinweis auf blutsmäßige H e r kunft, Rut 1,1 f. aber findet sich ein Gegenbeispiel. 20
V g l . G . GERLEMAN, A r t . R S » , 9 2 2 .
21
Vgl. HAL, 586a; GERLEMAN, a . a . O . , 923.
22
GERLEMAN, e b d .
23
Für zähes Festhalten am Väter-Erbe beispielhaft: l . K ö n 21; vgl. auch R. DE VAUX, Lebensordnungen I, 269 f. 24
V g l . o b e n , A n m . 1 8 ; R . MARTIN-ACHARD, A r t . n i l , 4 0 9 f f . ; D . KELLERMANN, A r t .
πι,
979ff.; W.THIEL, Entwicklung (1976), 602ff.; DERS., Entwicklung (1980), 154f. 25 So u.a. BUDDE, Richter, 115f.; BURNEY, Judges, 410; EISSFELDT, Quellen, 89; R. KITTEL, in H S A T (Κ) I, 399 f.; MURTONEN, Thoughts, 223 f. 26 Die in der Exposition V. 7 konzentrierten Informationen entlasten den bereits erzählenden V. 8; beide Verse sind durch ihre verschiedenen Funktionen aufeinander bezogen. 27 Das erneute m i n ' nni> n'an ist spätere, überkorrekte Glosse (BURNEY, a . a . O . , 410, Anm.
J ; EISSFELDT, a . a . O . , 8 9 ) .
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D a s H e i l i g t u m Michas und die D a n i t e n (Ri 1 7 - 1 8 )
sind ihr offenbar ebensowenig mitteilenswert 28 wie sein Motiv f ü r das Verlassen Betlehems 29 . 17, 9: Mit einer formelhaft-allgemeinen Wendung leitet Micha das Gespräch ein 3°. Genaugenommen geht der Angesprochene nicht exakt auf die Frage Michas ein; er stellt sich zuerst als „Levit" vor, ehe er dann die Frage nach dem „Woher" mit der dem H ö r e r aus 17,7 bekannten Angabe beantwortet und zusätzlich die Absicht seiner Wanderung gemäß 17,8a kundtut. D a ß der Betlehemiter sich zuerst als „Levit" vorstellt, bedeutet wohl keine Zufälligkeit, sondern eine hervorragende Bewertung dieses persönlichen Umstandes. Man wird aus dieser demonstrativen ersten Selbstkennzeichnung schließen dürfen, daß „Levit" etwas Bekanntes, Bezeichnendes, etwas Bedeutendes, ja, eine Empfehlung ist. Bedenken gegen die Wiederholungen bei der Selbstvorstellung des Leviten in 17,9 gegenüber der Einleitung in 17,7 und in 17,8 hat E . TÄUBLER mit Recht zurückgewiesen 31. Seinen Argumenten kann dies hinzugefügt werden, daß die Informationen aus 17,7 f. in 17,9 durchaus nicht in gedankenloser Weise wiederholt, sondern durch Auswahl, Gruppierung und Reihenfolge 3 2 bewußt und speziell f ü r die 17,9 zugrundeliegende Situation gestaltet worden sind. 17,10": Der Betlehemiter hat sich tatsächlich mit seiner wesentlichsten Eigenschaft vorgestellt: Levit zu sein ist f ü r Micha nicht nur ein Begriff, sondern eine Empfehlung und Anlaß, den Wanderer ohne Umschweife f ü r sein Heiligtum als hochzuschätzenden 3 4 Priester anzuwer-
28 D i e s e l b e Kürze und das Ü b e r g e h e n v o n Einzelheiten der W a n d e r r o u t e in Ri 18,2. 8. 13. 27, s. dort; vgl. auch unten, 80 f. mit A n m . 7 1 f. 29 Ein phantastisches M o t i v hat A . B . EHRLICH, R a n d g l o s s e n III, 144, aus Ri 1 7 , 7 B h e r a u s g e s p o n n e n . In der T a t liegt das M o t i v in V. 7 b, nämlich in d e n dort g e n a n n t e n Eigenschaften; es hat einiges für sich, die Leviten als w a n d e r n d e „Propagandisten" der Jahweverehrung a n z u s e h e n (A. JEPSEN, M o s e , 319; vgl. auch G. FOHRER, Geschichte, 76). 30 Vgl. d a z u TÄUBLER, Studien, 58 mit A n m . 4. 31 A . a . O . , 58. 32 Im U n t e r s c h i e d zu Ri 17,7 steht hier die wichtigste A n g a b e (Levit) voran; dann f o l g t der v o n M i c h a erfragte H e r k u n f t s o r t . D a ß der Levit n o c h jung ist, sieht M i c h a selbst; n o t w e n d i g e r w e i s e fehlen m ü s s e n die A n g a b e n „aus d e m Gebiet Judas" und d a ß er „dort U war", d e n n sie treffen nach seinem W e g g a n g schlicht nicht mehr zu. 33 V. 10b wird mit Recht v o n fast allen K o m m e n t a t o r e n getilgt: vgl. BUDDE (117);
BURNEY ( 4 2 3 f . ) ; ZAPLETAL ( 2 6 1 ) ; A . S C H U L Z ( 9 1 ) ; N Ö T S C H E R ( 6 7 ) ; R . G . BOLING ( 2 5 7 ) ; v g l .
aber immerhin E.TÄUBLER, Studien, 59F.; G. R. DRIVER, Problems, 18. 34 H o c h s c h ä t z u n g und W e r t a c h t u n g k o m m e n e i n e m Priester unabhängig v o n seinem Lebensalter zu, vgl. M i c h a s Bitte an den jungen Leviten, ihm „ Vater und Priester" z u werd e n (unbegründet d a g e g e n BURNEY, a . a . O . , 409). Beide Ehrentitel g e g e n ü b e r d e m jungen M a n n sind hier völlig a n g e m e s s e n (E. JENNI, Art. 38, 7), zumal er als Priester A u f g a b e n des pater familias übernimmt (V. ZAPLETAL, Richter, 261; G. HÖLSCHER, Geschichte, 91;
M . N O T H , A m t , 3 1 4 ; E . L. EHRLICH, K u l t s y m b o l i k , 4 5 ; H . - J . KRAUS, G o t t e s d i e n s t ,
R. DE VAUX, L e b e n s o r d n u n g e n II, 178 ff.).
1 1 3 f.;
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ben 35 . Als Lohn bietet Micha neben freier Kleidung und Kost pro Jahr 36 zehn Silberschekel 37 . Diese Summe steht in einem auffälligen Gegensatz zu den unterschlagenen 1100 Schekeln und den 200 Schekeln, aus denen (oder für die?) Michas Mutter Schnitz- bzw. Gußbild machen ließ 38 . Zehn Schekel sind gewiß keine fürstliche Entlohnung 39 , jedoch immerhin verlockend genug, da sie zusätzlich zu den Hauptbedürfnissen des täglichen Lebens gezahlt werden. Michas Gebot wird daher als gut und realistisch angesehen werden dürfen. 17,11: Der Levit entschließt sich, das Vertragsangebot anzunehmen 40 . Er wird nach der Übernahme des wichtigen priesterlichen Amtes vom Hausvater unter dessen besondere Obhut genommen, vergleichbar wohl am ehesten der Sorgfalt, mit der Micha seine Söhne und Erben im Auge hat 41 . 17,12: Drei verschiedene Bezeichnungen für den Mann aus Betlehem kommen innerhalb dieses Verses vor, die schon früher einzeln auftraten: TJ?3 42, 'iV und |Π3. Daß eine Person diese drei Bezeichnungen 35
Der Levit selbst nennt die Anwerbung drastischer „Mieten" (Ί3Ρ, 18,4), vgl. Gen 30,16; Ri 9,4. Z u r „Handfüllung", der Bestallungsformel in 17,5. 12 vgl. oben, Anm. 14. 36
V g l . E . JENNI, A r t . DL', 7 2 2 m i t R e c h t g e g e n NOTH, a . a . O . , 314, A n m . 11.
37
Der Vergleich der Summe mit anderen Beträgen in ihrem jeweiligen Kontext ist schwierig; nicht gerade gering erscheint sie gegenüber l . S a m 9,8 (Gabe an einen berühmten Seher), l . S a m 13,21 (als extrem hoch empfundener Handwerkerlohn), 2.Sam 18,11 (Prämie f ü r die T ö t u n g eines gefährlichen feindlichen Führers), eher bescheiden jedoch gegenüber Ex 21,32; Dtn 22,19. 29, einigermaßen vergleichbar mit Ri 17,10 ist Gen 37,28; J e r 3 2 , 9 ; H o s 3,2; vgl. insgesamt I. BENZINGER, Archäologie, 196-204; R. DE VAUX, Lebensordnungen I, 327-335. 38 D e r ins Auge springende Kontrast zwischen zehn Schekeln als ehrlich erworbenem Jahresverdienst und den unterschlagenen 1100 Schekeln sowie dem aus einem geringen Teil derselben (zur Sühne?!) hergestellten Gottesbild (vgl. aber Ri 8,26f.!) erweckt einen (beabsichtigten?!) eigenartigen und zwiespältigen Eindruck gegenüber Micha und seiner Mutter, ihrer Handlungsweise und ihrem Charakter (vgl. oben zu Ri 17,2-4)! 39 Gegen BUDDE, Richter, 117; vgl. oben, Anm. 37. 40
V g l . A . BERTHOLET, S t e l l u n g , 3 1 .
41
D a ß diese Sorgfalt und die damit angedeutete Wertschätzung einen beabsichtigten Kontrast gegenüber der (sich später erweisenden) „Undankbarkeit" des Micha verlassenden Leviten bilden soll (so ZAPLETAL, Richter, 261; M . NOTH, Hintergrund, 138), sieht V. I I b einseitig durch die Brille der späteren polemischen Überarbeitung (s.u., Anm. 223). 42 Vgl. z.B. KBL s.v. Es ist nicht berechtigt, bei das Knabenhaft-Jugendliche auf Kosten des Jugendlich-Mannhaften überzubetonen und damit das W o r t in seinem Bedeutungsfeld zu verengen mit der Konsequenz, ein könne nicht gleichzeitig als P'S bezeichnet werden, so daß eine Quellenscheidung vorzunehmen sei (Vertreter dessen oben, Anm. 25). Vgl. dagegen besonders Gen 19,4; Ri 9,54; 2. Sam 18,5. 12. W o ausdrücklich von einem männlichen Kind gesprochen wird, gibt es Zusatzbegriffe ( l . K ö n 11,17). und B'K können somit auf dieselbe Person angewandt werden. - Das Ergebnis der Studie von J. MACDONALD, Status, 147ff., bes. 147. 169f., ist (zumindest f ü r Ri 17f.) nicht überzeugend. Zu nyj jetzt zusammenfassend H . - P . STÄHLI, Knabe; STÄHLIS Schlußfolgerung
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(und auch das allgemeine „Mann") tragen kann, sollte eigentlich keiner größeren Diskussion bedürfen. Dennoch sind diese Bezeichnungen dazu benutzt worden, eine Quellenscheidung vorzunehmen 43 . Solche Versuche sind jedoch leicht zurückzuweisen, weil eine nähere Betrachtung schnell darüber belehrt, daß die verschiedenen Bezeichnungen sehr bedacht der jeweiligen Erzählungssituation entsprechend gewählt worden sind 44 . - Mit der Bestallungsformel, die schon aus 17,5 bekannt ist, findet die Anstellung des Leviten als Priester ihren Abschluß; der Levit tritt in das Hauswesen 4 5 Michas ein. 17,13: Micha kann mit Recht befriedigt auf seinen Erfolg schauen. Seine Genugtuung, wie im Selbstgespräch geäußert, zeigt nicht nur nochmals die hohe Wertschätzung eines Leviten als Priester 46 . Der Ausspruch Michas weist durch die ausdrückliche Nennung Jahwes auch deutlich darauf hin, daß Micha sich als Jahweanhänger versteht bzw. so gesehen worden ist 47 . - Der Vers bildet den vorläufigen organischen Abschluß der in sich abgerundeten Teilhandlung, bevor sogleich der dritte Hauptakteur, die Danitengruppe, die Bühne betritt 48 . aber, wenn in Ri 17,12 jn3 Berufsbezeichnung sei, müsse dies auch bei ny] in V. 12 zutreffen ( = „Sakraldiener"), ist unverständlich und keineswegs zwingend. 4J Gegen diese Auffassung (Vertreter oben, Anm. 25) schon J. BEWER, Composition, 269 f. 44 17, 7: Einführung eines jungen Mannes ( = jM), der Levit ( = L) ist. Priester ( = P) kann er noch nicht genannt werden, da er es noch nicht geworden ist. 17,8: Der jM wird ein einziges Mal als P'R bezeichnet, was nichts als stilistische Auflockerung/Abwechslung ist (vgl. 2.Kön 5,23 f.); daß ein i y j auch als bezeichnet werden kann: vgl. oben, Anm. 42. 17, 9: Der Betlehemiter stellt sich als L vor; jM und Ρ kommen nicht in Frage. 17,11: Der L - als solcher ist er für Micha von Interesse! - willigt ein, Ρ zu werden; noch ist er es nicht, muß also L genannt werden. Mit der Liebe und Sorgfalt eines Vaters behandelt Micha den jM „wie einen seiner Söhne", hinsichtlich der levitischen und Priestereigenschaften respektiert er ihn als „Vater" (V. 10). 17,12: Die Anstellungsformel gilt dem L. Daß der Erzähler danach statt einer Wiederholung der Bezeichnung L vom jM spricht, geht auf das Konto des Stils. 17,13: Im Selbstgespräch rekapituliert Micha den Verhandlungsabiauf: Der L wurde zum P. 18,4: Der L bezeichnet sich selbst nun mit Recht als Ρ und wird von nun an konsequent so genannt: Vom Erzähler 18,6. 17. 18. 20. 27. 30, von Micha 18, 24. Begründete Ausnahme: Die Kundschafter können bei der überraschenden Begegnung noch nichts von der zwischenzeitlichen Bestallung als Ρ wissen, dementsprechend steht 18,3 jM + L, als solchen kennen sie ihn. Dasselbe gilt für 18,15. 18,19: Die Daniten wissen inzwischen, daß der Mann Ρ ist; in dieser für sie wichtigen Funktion werben sie ihn an. Sämtliche Begriffe sind somit im Kontext sinnvoll und nicht auswechselbar. 45 Spekulationen darüber, ob Π3'» /Γ3 hier das Gotteshaus Michas (V. 5) als die Wirkungsstätte des neuen Priesters oder speziell das Wohnhaus Michas bedeute, überlasten den Text. 46 Vgl. GUNNEWEG, Leviten, 1 9 . 47 Dasselbe zeigt die Langform seines Namens, vgl. oben, Anm. 8 und unten, 138. 48 Auf der Grundlage seiner Zuweisung von Ri 17,7bß zu DtrG (vgl. oben, Anm. 19) erklärt T. VEIJOLA den tatsächlich in inhaltlichem Bezug zu 17,7bβ stehenden V . 13 ebenfalls für dtr. (Königtum, 18 f.). Dagegen gilt meine Ablehnung dieser Zuordnung sinnge-
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18,1a: Die schon aus 17,6 bekannte Wendung - wenn auch hier verkürzt - markiert deutlich einen erneuten Einschnitt in der Erzählung, der - wieder nicht zufällig - auch mit dem sachlichen Abschluß der Einführung des zweiten Handlungsträgers zusammenfällt 49 . Die distanziert-kommentierende Bemerkung 18,1a stellt ganz konkret den zuvorstehenden Text (17,7-13), ebenso wie 17,6 es mit 17,1-5 tat, in ein bestimmtes Licht. Zum einen setzt sie Erfahrung mit dem Königtum voraus; zum anderen steht ihr Urheber dem Wortlaut zufolge diesem Königtum uneingeschränkt positiv und vertrauensvoll gegenüber. Der Charakter der kommentierenden Wendung kann nicht anders denn als kritisch-ablehnend beschrieben werden, und zwar kritisch-ablehnend nicht gegenüber allem Berichteten insgesamt 50 , weil dann auch am m a ß auch hier f ü r V . 13. Zusätzlich ist gegen VEIJOLA ZU b e m e r k e n : D a ß es ein G l ü c k ist u n d Segen J a h w e s verheißt, einen Leviten z u m Priester (eines kleinen Privatheiligtums!) zu b e k o m m e n , e m p f a n d ein Israelit nicht erst in d t n . / d t r . Zeit; deshalb m u ß V. 13 nicht einer dtr. R e d a k t i o n z u g e h ö r e n ! W e n n M i c h a tatsächlich E f r a i m i t e r war, damit z u m U m kreis d e r M o s e s c h a r g e h ö r t e (vgl. K . - D . S C H U N C K , Benjamin, 15 ff. 45, A n m . 161), w u ß t e er u m Rolle und B e d e u t u n g d e r Leviten f ü r die J a h w e v e r e h r u n g sogar e h e r als a n d e r e (vgl. F O H R E R u n d JEPSEN oben, A n m . 29). - D a ß M i c h a s H o f f n u n g „in scharfem W i d e r spruch zu d e r F o r t s e t z u n g der E r z ä h l u n g " steht (VEIJOLA, a . a . O . , 19) ist richtig u n d stellt eine P o i n t e dar, die von D a n i t e n mit spitzbübischem V e r g n ü g e n g e h ö r t w o r d e n sein wird u n d die m a n g e r a d e deshalb der danitischen G r u n d s c h i c h t der E r z ä h l u n g (vgl. unten, A n m . 53) nicht absprechen d a r f . - „Rein äußerlich sieht V. 13 wie ein N a c h t r a g aus" (VEIJOLA, ebd.), aber ich sehe nichts, was d a f ü r spräche! - V . 13 sei ein unadressiertes Redestück, „beliebtes Vehikel von D t r G , um . . . K o m m e n t a r e in ältere S t o f f e einzuschalten" (VEIJOLA, ebd.). Dies t r i f f t zu, aber nicht alle unadressierten Redestücke sind dtr. (vgl. u . a . G e n 16,13; 18,12; 2 1 , 6 f . ; 25,22; 26,22; 2 8 , 1 6 f f . ; Ri 16,30; H o s 2,5. 7. 12; 10,3; 12,9; A m 6,13; M i 2,4)! - D e r R e d e a n f a n g ' 3 T Y T IRIIY beweist nichts im Sinne von V E I JOLA; seine Beispiele sind keine „ E n t s p r e c h u n g e n " , die etwas belegen k ö n n t e n (ebd.). D i e A u f f a s s u n g , die Wahrscheinlichkeit dtr. U r s p r u n g s von V. 13 w e r d e e r h ö h t , weil die dtr. W e n d u n g 1 8 , 1 a „in unmittelbarer N ä h e " stehe (VEIJOLA, ebd.), ist hinfällig, weil 18,1 a nicht dtr. ist (vgl. unten, 72 f. mit A n m . 57). 49 Die W e n d u n g steht an „ m a r k a n t e n . . . Nahtstellen", d o r t h i n gesetzt „von j e m a n dem, der die innere Gliederung d e r E r z ä h l u n g d u r c h s c h a u t e " u n d die W e n d u n g e n „auf das jeweils V o r a n g e h e n d e als abschließende Urteile" b e z o g e n wissen wollte (M. N O T H , H i n t e r g r u n d , 142). O b das aber „am ehesten der V e r f a s s e r selbst" (NOTH, ebd.) war, ist unbewiesen u n d keineswegs sicher o d e r n o t w e n d i g (vgl. dagegen s c h o n J. W E L L H A U S E N , C o m p o s i t i o n , 237f., jetzt VEIJOLA, a . a . O . , 15 mit A n m . 2 [Lit.]). Bezieht N O T H die W e n d u n g e n einleuchtend auf das jeweils V o r a u s g e h e n d e , o r d n e t M . W E I N F E L D , D e u t e r o n o m y , 170, sie dagegen um einer vermuteten inhaltlichen T e n d e n z willen willkürlich in 17,6 d e m v o r h e r g e h e n d e n , in 18,1 a dem n a c h f o l g e n d e n T e x t zu, w o f ü r die W e n d u n g e n inhaltlich a b e r keine H a n d h a b e bieten; w i e d e r u m anders T.VEIJOLA ( a . a . O . , 15, A n m . 2), o h n e zu überzeugen. 50 N a c h N O T H ( a . a . O . , 135-140) ist ziemlich alles in Ri 17f. E r w ä h n t e durch „negative Darstellungsweise" g e k e n n z e i c h n e t ( a . a . O . , 136), ein „negativer, .kritischer' T o n " ( a . a . O . , 140) beherrscht diese „ c h r o n i q u e scandaleuse" ( a . a . O . , 137). Auch sonst ist die W e n d u n g 17,6; 1 8 , 1 a pauschal-negativ auf den gesamten Inhalt von Ri 17 f. b e z o g e n w o r d e n , vgl. f r ü h e r O . EISSFELDT, Geschichtsschreibung, 36 f., zuletzt F. C R Ü S E M A N N , W i derstand, 162 ff. (vgl. g e n a u e r unten, A n m . 56). Folge dieser pauschalen, u n d i f f e r e n z i e r -
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Ende der Gesamterzählung die Wendung abschließend und zusammenfassend nochmals zu erwarten wäre 5 1 , sondern speziell gegenüber Sachverhalten in den Abschnitten, an deren Ende die Wendung kommentierend und akzentuierend steht 5 2 . Gehört aber der kritisch kommentierende Akzent, den die Wendung vj'JQ u m B'K V»n®'a Diin D'H'a darstellt, nicht zum ursprünglichen Bestand der Erzählung, so wird es richtig sein, daß Erzähler und H ö r e r der ursprünglichen, noch nicht kommentierten Erzählung eine positiv-bejahende Einstellung zu Inhalt, Verlauf und Ergebnis der Handlung besaßen 5 3 . Dazu dürfte aber der Abneigung erregende Fall des Diebstahls eines Sohnes, begangen an seiner eigenen Mutter (17,2-4), sich nur sehr schlecht fügen. Die Frage liegt nahe, ob die kritischen T ö n e der Bemerkungen 17,6; 18,1a in einer Verbindung mit dem negativen Tatbestand des Einschubs 17,2-4 stehen könnten. Wenn dem so ist, liegt die Möglichkeit auf der Hand, daß 17,2-4. 6; 18,1 a in derselben Absicht eingefügt wurden und auch derselben Uberarbeitungsschicht zuzuweisen sind. Ist dies richtig, so zeichnet sich eine bestimmte Zielrichtung der Wendung und des Einschubs ab: D e r Uberarbeiter bewirkt durch Einschub von 17,2-4 eine Verunglimpfung des ursprünglich nicht negativ vorgestellten Mannes Micha hinsichtlich seiner Kultpraktiken, vor allem im Blick auf den Ursprung seiner Kultgegenstände aus einer höchst zwielichtigen, ja, kriminellen Situation, wonach er ihn durch die Wendung 17,6 billig kritisieren kann. Ebenso kritisiert er in 18,1 a die private Anstellung eines Leviten durch Micha, wie sie 17,7-13 berichtet wird; die Kritik an der ersten Priesteranstellung Michas ist mit in 17,6 enthalten. W o ist der geschichtliche Standort der sich abzeichnenden Überarbeitung zu suchen 5 4 ? Ein Blick auf die Erzählung insgesamt zeigt, daß ten Interpretation ist es, daß weder die Schichtung von Ri 17 f. noch - damit zusammenhängend - der konkrete historische Hintergrund sowie die genaue Zielrichtung der Wendungen 17,6; 18,1 a in den Blick kommt (vgl. dazu weiter unten, 72 f. mit Anm. 54.56; 119 mit Anm. 223). 51 Dies ist am Ende von Ri 19-21 der Fall: 21,25. 52 Vgl. zur Begründung im Einzelnen unten, 119 mit Anm. 223. Obwohl gerade NOTH den konkret-pointierten Einsatz der Wendungen an den „Nahtstellen" der Erzählung erkannte, ist ihm die konkrete Zielrichtung der Formulierungen entgangen, wie seine pauschale Einschätzung zeigt (vgl. oben, Anm. 50). Dadurch wird aber die Hauptthese NOTHS zum historischen Ort der Wendungen nicht in Frage gestellt, sondern durch eine Differenzierung vielmehr bekräftigt. 53 Damit liegt die Vermutung nahe, daß Ri 17 f. eine danitische Überlieferung von der Vorgeschichte des Heiligtums in Dan zugrunde liegt, so NOTH, a.a.O., 134; A. CODY, History, 53, Anm. 53; SOGGIN, Judges, 269. 54 Μ. NOTH hat die Suche nach dem konkreten historischen Standort durch vier inhaltliche Feststellungen befördert: a) Die charakteristischen Wendungen 17,6; 18,1a kommentieren deutlich von der Königszeit her eine Zeit ohne König(tum) (a.a.O., 142). b) Die Wendungen stellen „ein ganz ungewöhnliches Urteil über das Königtum" dar, set-
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die kritische Tendenz der Zusätze nicht Micha allein trifft, sondern ebenso das zukünftige danitische Stammesheiligtum, in dem die unter so beschämenden Umständen entstandenen Gegenstände schließlich aufgestellt werden 55 . Daher ist M. N O T H zu dem einleuchtenden Schluß gelangt, daß hinter der Kritik und der gezielten Polemik in 17,6; 18,1 a „Kreise des von Jerobeam I. begründeten königlich-israelitischen Heiligtums von Dan" stehen, die sich „gegen Widerstände, die der Neuerung des Königs aus älteren kultischen Traditionen erwuchsen" 56 , stellten 57 . zen eine sonst k a u m noch im Alten T e s t a m e n t a n z u t r e f f e n d e „uneingeschränkt positive Einstellung gegenüber der Institution des geschichtlichen K ö n i g t u m s " voraus (ebd.; anders, aber nicht zwingend, F. DORNSEIFF, Buch Richter, 323; S.TALMON, Days, 135 ff. 243 f.; über verschiedene Stellungnahmen im Alten T e s t a m e n t z u m K ö n i g t u m neben NOTH, a . a . O . , 142F., vgl. v o r a l l e m K . - H . BERNHARDT, P r o b l e m , 9 1 - 1 7 7 ; W . EICHRODT,
Theologie I, 295 ff.; G. VON RAD, T h e o l o g i e I, 52 ff. 346-359; J. A. SOGGIN, Königtum, 8 f. 11 f f . ; DERS., B e i t r a g , 10. 15; W . ZIMMERLI, T h e o l o g i e , 72 f f . ; G . FOHRER, G e s c h i c h t e ,
114-143; W . H . SCHMIDT, Kritik, 4 4 0 f f . ; H.WEIPPERT, Beurteilungen, 301 ff.; DIES., O r t , 76 ff., bes. 85 ff.; zuletzt, besonders zur Kultpolitik, umfassend H . - D . HOFFMANN, Reform, 29 ff.; forschungsgeschichtlich speziell zur deuteronomistischen Einstellung z u m Königtum T . VEIJOLA, a.a. O., 5 ff.), c) In den W e n d u n g e n ist „nicht an ein idealisiertes . . . u n d noch viel weniger an ein erst künftiges, ,messianisches' sondern an das reale, geschichtliche Königtum, das der Verfasser kennt", gedacht ( a . a . O . , 143). d) Die W e n d u n gen n e h m e n „die o r d n e n d e M a c h t des Königtums . . . auffälligerweise gerade f ü r den kultischen Bereich in Anspruch"; es wird „eine .königliche' Regelung im kultischen W e s e n als W o h l t a t angesehen" u n d „die Aktivität des .Königs' bei der Einsetzung von Priestern als erwünscht vorausgesetzt" ( a . a . O . , 143). - W e n n es richtig ist, d a ß grundsätzliche Ablehnung des K ö n i g t u m s ein Charakteristikum der Frühzeit ist, die Spätzeit eine d i f f e r e n zierende H a l t u n g durch Kritik der einzelnen Könige einnahm ( K . - H . BERNHARDT, a . a . O . , 152-154. 305; auch H.WEIPPERT, Beurteilungen, passim; VEIJOLA, Königtum, bes. 115ff. sowie die oben g e n a n n t e Lit.), es daneben eine aus historischer Ferne das K ö n i g t u m idealisierende A u f f a s s u n g gab, die aber g e n a u g e n o m m e n n u r das davidische K ö n i g t u m idealisierte (ChrG), d a n n d ü r f t e die pauschal positive H a l t u n g der W e n d u n g e n am ehesten als eine Gegenposition zu einer grundsätzlich königtumskritischen T e n d e n z der f r ü h e n Königszeit verständlich werden (vgl. hierzu neuestens F. CRÜSEMANN, Widerstand). Eine E i n o r d n u n g der W e n d u n g e n in diese grobe Entwicklungslinie hilft hier k o n k r e t jedoch nicht entscheidend weiter, hat es doch wahrscheinlich unter jedem König B e f ü r w o r t e r und Gegner des „Königtums" im Blick auf den jeweils herrschenden König gegeben. Deshalb sollte f ü r den historischen O r t der W e n d u n g e n eine „Kleinraumlösung" erwogen werden in dem Sinne, wie Ri 17 f. eine speziell danitische T r a d i t i o n z u g r u n d e liegt. Dies hatte o f f e n b a r auch NOTH im Auge, wenn er daran erinnerte, d a ß Ri 17 f. eine nordisraelitische Uberlieferung sei, mit kultischen Verhältnissen in D a n aber weder David noch Sal o m o nachweisbar etwas zu tun hatten, u m so mehr aber der ihnen folgende J e r o b e a m I. ( l . K ö n 12,26ff.) ( a . a . O . , 143F.). NOTHS Thesen modifiziert neuestens DOHMEN, Heiligtum, 17 ff., o h n e zwingende Argumente. 55
Zu einem weiteren kritischen A k z e n t vgl. unten, 124-129. 132 f. (zu 18,31).
56
A . a . O . , 144; z u s t i m m e n d J . DEBUS, S ü n d e , 4 7 - 4 9 ; A . D . H . MAYES, I s r a e l ( 1 9 7 4 ) ,
45; J. GRAY, I & II Kings, 317; anders, nämlich zu u n d i f f e r e n z i e r t u n d u n k o n k r e t , jetzt CRÜSEMANN, Widerstand, 162 f.: Die „ H a u p t - u n d G r u n d t e n d e n z dieser Kapitel" (Ri 17-21), die die W e n d u n g e n „nur verstärkend zusammenfassen", sei es, die vorkönigliche Zeit d u r c h eine „Folge von Verbrechen", die „typisch f ü r die Zeit" sei, als Anarchie
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Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
18,1b: Es ist nicht unberechtigt, nach 18,1a eine 17,6b entsprechende Fortsetzung zu erwarten. Statt dessen folgt mit 18,1b unter Wiederaufnahme der beiden Anfangsworte von 17,6a und 18,1a eine etwas steife, belehrende Information. Der Stamm der Daniten sei zu jener Zeit noch auf der Suche nach einer dauerhaften Niederlassung gezu zeichnen. Es gehe um das Königtum im Ganzen als Positivum, besonders hinsichtlich seiner innenpolitischen O r d n u n g s f u n k t i o n . Das aber ist (gegen CRÜSEMANN) im Blick auf die Zusätze der Jerobeam-Anhänger des umfunktionierten Heiligtums in Dan falsch. D a ß ihr konkreter polemischer Kommentar nicht formuliert: „Damals war Jerobeam noch nicht da ...", versteht sich von der Sache her. Die scheinbar vom König tarn schlechthin sprechenden Wendungen können - dem Zeitgenossen selbstverständlich!- nur den konkret herrschenden König (Jerobeam I.) meinen. D a ß spätere H ö r e r in dieser offenen Formulierung hinter „König" auch ihren zeitgenössischen Königsnamen hören konnten, ist eine andere Frage. Die Formulierung läßt es schließlich auch zu, „König" im Sinne von „Königtum" (so CRÜSEMANN) zu verstehen, was möglicherweise die Einfügung von Ri 17-18 (19-21) zwischen Ri 16 und l . S a m 1 (mit) bewirkt hat (vgl. unten, Anm. 260). Die konkreten Bezüge der W e n d u n g e n in Verbindung mit der literarischen Schichtung von Ri 17 f. gilt es, vor einer Einebnung zu bewahren. Vgl. noch unten, Anm. 223. - Die durch die Ausgrabungen auf Teil el- QädT im Blick auf Kultbauten nachgewiesenen, unter Jerobeam I. beginnenden Baumaßnahmen (vgl. unten, 265 f. 271) hat HOFFMANN, Reform, 71 f., Anm. 66, nicht berücksichtigt, wenn er den Ausbau Dans zu einem „Reichsheiligtum" bestreitet. 57
A n d e r s M . WEINFELD, P e r i o d ,
1 1 1 - 1 1 3 ; DERS., D e u t e r o n o m y ,
1 6 9 f., d e r d i e
Wen-
dungen (gegen NOTH) f ü r dtr. und die dtr. Einstellung zum Königtum f ü r restlos positiv hält, allerdings ohne ein sachliches Argument (vgl. dagegen BERNHARDT, Problem, bes. 1 5 2 f . ; VON R A D , T h e o l o g i e I , 3 4 8 ) . I n d e r s e l b e n R i c h t u n g
w i e WEINFELD j e t z t
VEIJOLA:
VEIJOLA ( = V.) beginnt mit dem (Vor-)Urteil, die Wendungen Ri 17,6; 18,1 a seien „auf den ersten Blick" als dtr. „verdächtig" (a.a.O., 16). V.'s eigentliches Argument liegt in der von ihm als „formelhaft" empfundenen zweiten H ä l f t e (nur die Hälfte!) von 17,6. Für sie gebe es „nur eine einzige genaue Entsprechung", die aber „um so beachtlicher" sei: Dtn 12 (V. 8-12). Die Ubereinstimmung sei „so auffallend", daß man an „denselben Verfasser denken" müsse, nämlich D t r G . Hinzu komme, d a ß die W e n d u n g „.Gutes in den Augen Jahwes (nicht) tun' zuerst in der d t n / d t r Literatur . . . belegt" sei (ebd.). Dagegen ist einzuwenden: D a ß Dtn 12,8 tatsächlich die einzige Entsprechung ist, schadete V.'s Argumentation nicht sehr viel, wenn diese nur in jeder weiteren Hinsicht lückenlos wäre! Sie ist es aber nicht. Es handelt sich schon gar nicht um eine „genaue Entsprechung", wie jeder sehen kann, was aber bei einer „formelhaften" W e n d u n g erwartet werden darf. Weiterhin: Schon .. .'J'ya Ί©' (Ri 14,3. 7 u. ö.) ist eine allgemeine W e n d u n g der Umgangssprache, insofern schwerlich als unverwechselbarer, spezifischer Sprachgebrauch f ü r eine(n) Autor(engruppe) beweiskräftig (vgl. dazu G. LIEDKE, Art. 1®', 792; HOFFMANN, Reform, 331, Anm. 17). Zwar tritt unbezweifelbar die W e n d u n g '3'ya ΊΡ'Π „vor allem d t n . - d t r . " a u f (LIEDKE, e b d . ; WEINFELD, D e u t e r o n o m y , 3 3 5 ; HOFFMANN, a . a . O . , V . s e l b s t
nennt eine mögliche Ausnahme: a . a . O . , 16, Anm. 11), ebenso unbestreitbar ist es jedoch, daß "ifVl^!, das sprachliche Rückgrat der Wendung, wegen der allgemein-umgangssprachlichen Verwendung schwerlich durchschlagende Beweiskraft im Sinne V.'s haben kann. Zudem m u ß betont werden, daß die Worte "i?; bzw. up; ohnehin keine dtn.-dtr. D o m ä n e sind, sondern auch mit der „Psalmen- und Weisheitssprache" in Verbindung zu bringen sind (LIEDKE, a . a . O . ) . Die H ä u f u n g des Vorkpmmens von 'J'YA "WH NPY neben anderen Bereichen auch in der dtn.-dtr. Literatur bzw. das V o r k o m m e n von "iwn npy Π1Π' nur in letzterer (LIEDKE, a . a . O . , 729f.) beweist Bedeutung und Popularität sowie Popularisierung in diesem Bereich, kann aber wegen der genannten anderen, auch äl-
Ri 17-18
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wesen. Sollte es sich um eine Einleitung zu 18,2 ff. handeln, vergleichbar denen in 17,1. 5 und 17,7? Jedoch zeigt ein Vergleich schnell, daß 18,1 b in sprachlicher und struktureller Hinsicht ganz anders geartet ist. Schon in der Wortwahl erweist sich 18,1 b von seiner Umgebung als zu auffällig verschieden, als daß die Formulierung die ursprüngliche Einleitung zu 18,2ff. bilden könnte 5 8 . Gehört 1 8 , 1 b deshalb wie auch aus teren Verwendung des Basisbegriffs und auch ähnlicher Wendungen nicht beweisen, d a ß durch die dtn.-dtr. Bewegung die W e n d u n g erfunden, erstmals verwendet wurde und damit der Beweis f ü r den dtr. Ursprung von Ri 17,6 erbracht sei (vgl. methodisch gegen diese Art von Beweisführung K. KOCH, Formgeschichte, 87ff., bes. 92). Selbst WEINFELD, a . a . O . , 335, hält die W e n d u n g in 17,6 nur f ü r möglicherweise, nicht'für sicher dtr. V.'s Argumentation ist also auf keinen Fall so standfest, d a ß man bei Ri 17,6; 18,1a und Dtn 12,8 an „denselben Verfasser denken muß". Abgesehen von einer von V. selbst erwähnten inhaltlich-zeitlichen Differenz zwischen Ri 17,6b und Dtn 12,8 (a.a.O., 16) muß gegen V. auf eine weitere, m. E. entscheidende inhaltliche Schwierigkeit hingewiesen werden. D e r erste Teil der W e n d u n g beurteilt unzweifelhaft den „König" schlechthin positiv (so auch V. selbst, a. a. Ο., 15). Diese Haltung der W e n d u n g ist aber mit m. E. zutreffenden Charakterisierungen von D t r G durch V. nicht vereinbar. Für D t r G sei „eine gewisse Differenzierung in Sachen des Königtums möglich ..."; die Könige werden von D t r G „nicht als eine einzige massa perditionis angesehen" (a.a.O., 119). Freundlich werde Saul dargestellt, ähnlich David und Salomo; auch unter Judas Königen seien zwei restlos, sechs halbwegs positive Gestalten (a.a.O., 118). Das aber, muß man V. entgegenhalten, ist schon alles! Alle anderen Könige sind negativ gesehen (vgl. auch NOTH, USt, 110; SCHUNCK, Benjamin, 66; H . SCHULTE, Entstehung, 103; HOFFMANN, Reform, 29ff.). Kann man dann mit V. glaubwürdig behaupten, daß D t r G angesichts dieses selbst gezogenen, erschütternden Fazits das uneingeschränkt positive Vertrauenszeugnis gegenüber der königlichen O r d n u n g s f u n k t i o n in 17,6 formuliert hat? Ich halte das f ü r undenkbar. Ebenso unglaubwürdig ist es, daß D t r G ausgerechnet in Verbindung mit Dan, dem einen der beiden Orte der Sünde par excellence Jerobeams I. und seiner Nachfolger, von der geschichtlichen E r f a h r u n g und seinem eigenen Urteil radikal abweichen und dem Königtum pauschal uneingeschränktes Vertrauen attestieren könnte, einem Königtum, das genau die in Ri 17 f. kritisierten Zustände, falsche Gottesbilder und nichtlegitimierte Priesterinvestituren, fortlaufend zugelassen, ja, gefördert hat. Die W e n d u n g erweckt, anders gesagt, den Eindruck, das Königtum hätte später alles (kultisch) Böse verhindert. So zu formulieren ist ausgerechnet im Zusammenhang eines der Orte der „Sünde Jerobeams" und ausgerechnet f ü r dtr. Autoren ausgeschlossen (vgl. auch SOGGIN, Judges, 269). Wenn D t r G Könige kritisiert, so geschieht es im wesentlichen, wie V. selbst betont (a. a. Ο., 118, Anm. 16), wegen kultischer Vergehen. Genau um eine solche f ü r D t r G schlimmstmögliche Sünde, nicht wenigstens nur um eine „zivile", handelt es sich bei der „Sünde Jerobeams" (vgl. DEBUS, Sünde, 95; HOFFMANN, a . a . O . , 59ff. [Jerobeam = „exemplarischer, negativer Modellfall"!]) in Bet-El und D a n ! Gerade auch in der Opposition gegen Jerobeams Kultpolitik wuchsen Kräfte, die sich im Kern des Deuteronomiums niederschlugen (S. HERRMANN, Geschichte, 245). Dies alles nötigt dazu, die Zuweisung der dem König (Jerobeam I.) im Zusammenhang mit dem Heiligtum in D a n uneingeschränkt positiv zugeneigten W e n d u n g 17,6; 18,1 a zu D t r G durch V. abzulehnen (vgl. auch CRÜSEMANN, a . a . O . , 61). 58 Ri 18,1 b hebt sich durch die Bezeichnung der Daniten als 'ΠΠ a a p von der Umgebung ab, ebenso nur 18,30b (s. dort), sonst konsequent p - , J 3 ; B3® 18,19 ist ausgleichender Zusatz neben ΠΠΒ5Β (vgl. unten z. St.). Vereinbar mit in derselben Erzählungsschicht ist 'ΠΠ nnDBö (18,11), gestützt durch OilRDlTian p - ' 3 2 (18,2, s. dort), schwierig ein
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inhaltlichen Gründen 5 9 ursprünglich nicht zu 18,2ff., so ist zu erwägen, ob diese Sätze der kritisch-polemischen Redaktion zuzuordnen sein könnten, die die Wendung aus 17,6 auch hier, genau vor dem in Frage stehenden Satz 18,1 b, als kritischen Kommentar, wenn auch nur abgekürzt (18,1 a), eingeschaltet hat. Sollte der Redaktor anstelle der bereits bekannten zweiten Hälfte seiner Bemerkung (17,6b) die historische Notiz 18,1 b eingesetzt haben? Kann diese Auffassung dadurch bekräftigt werden, daß man die 18,1b einleitenden Worte 0ΠΠ D'tt'a als bewußt anknüpfende Wiederholung des Anfangs von 18,1a betrachtet? Diese Überlegung ist deshalb nicht zwingend, weil ihre Umkehrung mindestens ebenso wahrscheinlich ist. Die wörtliche Wiederaufnahme wäre dann keine eng verbindende Selbstwiederholung, sondern kann von einem anderen, späteren Redaktor bewußt als Mittel engerer Anknüpfung seiner eigenen Mitteilungswünsche an die vorgefundene Formulierung 18,1 a benutzt worden sein. Wichtiger ist jedoch, daß 18,1 a und 1 b sich in der inhaltlichen Zielrichtung deutlich unterscheiden: Während (17,6 und) 18,1 a, auf das vorher Berichtete zurückschauend, dieses in ein kritisches Licht setzen, zeigt 18,1 b keinerlei gegen irgendetwas oder -jemanden gerichtete kritische Tendenz, sondern bildet eine steif formulierte, im Wortgebrauch der Umgebung fremde und nachgetragen wirkende Vorinformation zum Verständnis der Erzählungsfortsetzung. Daß eine solche notwendig ist, läßt an Hörer denken, die von Zeit und Ort bzw. vom gesamten Traditionskreis der Erzählung beträchtlich weit entfernt sind. Schon deshalb kommt für die Herkunft von 18,1b außer der danitischen Grundschicht auch die Redaktionsstufe, die mit dem Heiligtum Jerobeams I. in Dan zu verbinden ist, wohl nicht in Frage 60 . Nebeneinander von 'ΠΛ B3® (18,1 b) und 'ΠΠ linBfa (18,11). - Auch der Terminus n^nj hebt 18,1b vom Kontext ab, dessen Belege hauptsächlich frühestens in das ausgehende 8. Jh. v.Chr. und später fallen. D e r Terminus und Wendungen mit ihm sind beliebt, ja, geradezu kennzeichnend f ü r die deuteronomische Theologie und P: G.VON RAD, Gottesvolk, 14. 51; DERS., Land, 87 ff.; DERS., Theologie I, 237; G.WANKE, Art. nVn:, 55-59 (Lit.). Zum Semasiologischen vgl. jetzt überzeugend G. GERLEMAN, Nutzrecht, bes. 318 ff. („Wohnsitz", „Heimatrecht"). Im Richterbuch erscheint sonst nur in den jüngsten Teilen (2,6. 9; 20,6. 23f.). Vgl. VEIJOLA, Königtum, 24, der wegen S3® und Γ0Π3 konkret an „dtr. Verfasserschaft" denkt, sowie unten, Anm. 60. 59 Ri 18, l b ist Rahmenvers, einleitende Information zum Folgenden. Der inhaltliche Unterschied zu 17,1. 5 bzw. 17,7 liegt darin, daß in 18,1 b nicht wie bei jenen Expositionen das H a u p t t h e m a der Erzählung, Gottesbild und Priester(schaft), im Blick ist, sondern ein Nebenthema, die Landsuche der Daniten, der historische Hintergrund der Erwerbung von Bild und Priester. Diese Information über Voraussetzungen und Motive frühdanitischer Geschichte setzt das Fehlen entsprechender Kenntnisse und damit eine gegenüber der danitischen Grunderzählung veränderte nichtdanitische H ö r e r s c h a f t späterer Zeit voraus. 60 D a f ü r spricht weiterhin, daß die vermutete J e r o b e a m - R e d a k t i o n " in D a n selbst zu suchen ist, ihre polemische Aufgabe unter den Daniten in Dan zu erfüllen hat, wo Kennt-
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Da sich 18,1b somit weder mit den kritischen Wendungen 17,6; 18,1a verbinden noch organisch als Einleitung zu 18,2 ff. wahrscheinlich machen und mit 17,1. 5 und 17,7 vergleichen ließ, muß der Halbvers als Zusatz einer weiteren selbständigen Redaktion angesehen werden, der zeitlich nach der Bearbeitung, der 17,6; 18,1a angehören, in den ohnehin schon durch 18,1 a unterbrochenen Zusammenhang eingeschoben sowie durch die Wiederholung der Anfangsworte von 18,1a äußerlich und etwas notdürftig seiner Umgebung angeglichen wurde 6 1 . Vom Sprachgebrauch und vom Vorstellungshorizont her, durch die 18,1 b sich von seiner Umgebung abhebt und als Zufügung zu erkennen gibt, kann f ü r diesen Einschub mit Vorsicht ein Termin etwa ab Mitte des 7. Jh. v.Chr. angenommen werden. 18,2: Wenn es richtig ist, daß 18,1b erst sekundär vor 18,2 gestellt wurde, so ist in 18,2 die Hauptpersonengruppe der Daniten sehr unvermittelt bzw. im Grunde genommen gar nicht eigentlich eingeführt worden, wie das bisher mit den anderen Hauptpersonen geschehen war. Ist eine Einleitung weggefallen, die ursprünglich vorhanden war? O d e r hat es an dieser Stelle eine entsprechende Einleitung nicht gegeben? Tatsächlich hat E. TÄUBLER behauptet, Ri 1,34 f. sei „aus der Einleitung der Erzählung über ihre (der Daniten, Η . Μ. N.) Abwanderung nach dem Norden übernommen" 6 2 worden, jedoch ohne eine Begründung zu bieten. Dem hat K.-D. S C H U N C K mit Einschränkung auf Ri 1,34. 35 a zugestimmt 6 3 . S C H U N C K f ü h r t immerhin eine Begründung an: Ri 1,34 stimme in der Bezeichnung der Daniten (p~'J3) mit Ri 18,2 ff. überein 64 . Zwar trifft dies zu, ist aber eine dünne Verbindung. Dagegen spricht jedoch zweierlei:
nis über die danitische Landsuche und Nordwanderung am ehesten und längsten vorausgesetzt werden konnte und die Nachhilfe-Information 1 8 , 1 b weniger und später als irg e n d w o sonst vonnöten gewesen ist. Zur genaueren zeitlichen Bestimmung kann der 18,1 b und 1 8 , 3 0 b verbindende Sprachgebrauch verhelfen, da 18,30 b eine indirekte Zeitangabe bietet (s. dort), falls man eine Datierung nicht schon von der Verwendung des Terminus n!?n: ableiten darf (vgl. oben, Anm. 58). 61 Wegen ganz ähnlicher Feststellungen zum Sprachgebrauch hat jetzt V E I J O L A (Königtum, 24 f.) Ri 18,1 b sehr zuversichtlich für deuteronomistisch erklärt. Jedoch dadurch, daß 18,1 b möglicherweise dtr. ist, wird dasselbe für 18,1 a keineswegs wahrscheinlich. Diesen Eindruck erweckt V E I J O L A aber, wenn er erklärt, daß 18,1a von dtr. Elementen (17,13; 18,1b) „gerahmt" sei (a.a.O., 25). Tatsächlich ist 17,13 - gegen VEIJ O L A - eben nicht dtr. (vgl. oben, 70 mit Anm. 48), ebensowenig wie 18,1a (vgl. oben, 72 f mit Anm. 57). Schließlich: V E I J O L A bezeichnet das zweimalige D N N Q ' S ' A im angeblich einheitlich zur dtr. Redaktion gehörenden Vers 18,1 verständlicherweise als „störend" ( a . a . O . , 25); um die Störung zu beseitigen, muß V E I J O L A zu einer willkürlichen Textänderung greifen (ebd.). Aber abgesehen von dieser Willkürlichkeit spricht gerade die D o p p e lung als Mittel der Anknüpfung, wie oben vermutet, eher gegen V E I J O L A und für eine Zuweisung von 1 a und 1 b zu verschiedenen Redaktionen. " S t u d i e n , 71.
" Benjamin, 77 .
64
Ebd.
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Im Vergleich mit den Einleitungen 17,1. 5 und 17,7 ist die formale und inhaltliche Andersartigkeit offensichtlich. Ri 1,34. 35 a spricht über die Amoriter, über das, was diese taten, nicht zuließen und schließlich durchsetzten. Die Amoriter stehen im Zentrum der Darstellung und des Interesses, nicht so sehr die Daniten. Ein anderer Unterschied ist der, daß in Ri 17-18 jede einzelne Angabe der knapp und straff gehaltenen Einleitungen f ü r das Verständnis der folgenden Erzählung unentbehrlich ist. In Ri 1,34. 35 a hingegen malen drei volle Sätze verschiedene Aspekte eines einzigen Faktums, des amoritischen Abwehrerfolges, aus. Deshalb ist Ri 1,34. 35 a nach Formulierung und Aussageziel viel besser in dem jetzigen Zusammenhang von Ri 1 am Platze als vor Ri 18,2. Außerdem: Wäre Ri 1,34. 35 a tatsächlich von der Stelle vor Ri 18,2 her übernommen, ist zu fragen, warum das Stück jetzt nur in Ri 1 und nicht auch noch an dem ursprünglichen O r t zu finden ist. Warum ist es an dem (angeblich) ursprünglichen Platz ersatzlos gestrichen worden? D a f ü r gibt es m. E. keine einleuchtende Erklärung. Es ist deshalb die einfachste und glaubhafteste Lösung, daß vor 18,2 nichts fehlt, nichts zu rekonstruieren ist. Zwei Gründe sprechen zudem f ü r diese Annahme: 1. Hätte ursprünglich Ri 1,34. 35 a vor Ri 18,2 als Einleitung gestanden, so wäre die weitere, sich schon in der Bezeichnung der Daniten von Ri 1,34 abhebende Einleitung 18,1 b kaum erklärlich und überflüssig2. Wenn in der ursprünglichen Erzählung vor 18,2 nichts Einleitendes stand, sondern direkt 17,13 bzw. nach einer ersten Überarbeitung 18,1a vorausging, dann entpuppt sich der Einschub 18,1b als das verständliche P r o d u k t einer dort von den derzeitigen H ö r e r n empfundenen Informationslücke. Wenn aber die H ö r e r des 7. Jh. v.Chr. die zu ihrer Information mit 18,1b ausgefüllte Lücke empfunden hatten, wieso empfanden die H ö r e r der vorhergehenden Uberlieferungsschicht sie nicht? Wieso genügte den Früheren der unmittelbare Einsatz in 18,2, um sofort im Bilde zu sein? Die Erklärung ist einfach: Die Erzählung Ri 17-18, die berichtet, wie die Daniten zu ihrem Stammesheiligtum kamen, wird in ihrer positiven, noch nicht mit kritisch-polemischen Zusätzen versehenen G r u n d f o r m wenn nicht speziell an diesem Heiligtum, so jedenfalls in danitischen Kreisen überliefert worden sein 65 . D a ß gerade Daniten an der Stelle, wo in einer Erzählung Daniten eingeführt werden, am wenigsten informierende Einleitungen benötigen, wer die Daniten seien, wo sie herkämen etc., dürfte unmittelbar einleuchten. Dem widerspricht es nicht, daß in 17,1. 5. 7. (andersgeartete!) Einleitun65
Vgl. schon oben, 72 mit Anm.53.
Ri 17-18
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gen vorhanden sind. Das in D a n vor aller Augen existierende Heiligtum war jedem Daniten bekannt, nicht jedoch unbedingt die näheren U m stände von Herkunft und Erwerbung der Kultgegenstände und der Priesterschaft. Dagegen ist es bestens verständlich, daß zu einer Zeit, w o die Stadt D a n und das Heiligtum vielleicht zerstört waren, die D a niten mehrheitlich in die Verbannung geführt worden sind, die Erzählung von der Entstehung des danitischen Heiligtums in nichtdanitischen Kreisen überliefert wird, der derzeitige Erzähler mit 18,1b eine korrekte 6 6 Information einzufügen für notwendig hält. Nachdem nunmehr zwei Handlungsträger eingeführt und miteinander in Beziehung gebracht worden sind, wird der dritte, die Danitengruppe, in den Handlungsablauf hereingeholt. Einer formellen Einführung der Daniten bedarf es nicht, wie soeben gezeigt. Das erste Bild zeigt die Daniten in 18,2 mitten in wichtiger Aktion: Sie senden aus ihrer Sippe 6 7 fünf zweifellos sorgfältig ausgewählte Männer 6 8 aus mit dem Auftrag, „das Land" auszukundschaften. D i e bemerkenswerte U n bestimmtheit des Kundschafterauftrags ist verwunderlich, ja, sie ist einem solchen Auftrag unangemessen. Sollen die Männer „das (ganze)
66 Korrekt insofern jedenfalls, als die Daniten, von dem wirklich dauerhaften W o h n sitz Dan her gesehen, bis zum Beginn der N o r d w a n d e r u n g tatsächlich keine dauernde Niederlassung in jenem Sinne besaßen. N u r dies erklärt ja auch die neuerliche Landsuche. Jedoch ist Ri 18,1b f r ü h e r (vgl. u . a . die Kommentare von E. BERTHEAU, 239-241;
B U D D E , 1 1 7 ; ZAPLETAL, 2 6 2 ; GRESSMANN, 2 5 2 ) u n d b i s i n n e u e s t e Z e i t ( H E R T Z B E R G , A T D 9 ,
242; CUNDALL, Judges, 187; MARTIN, Judges, 182) als u n z u t r e f f e n d ^ Glosse) bezeichnet worden, da den Daniten durchaus ein Erbteil zugefallen sei (unter Hinweis auf Jos 19,41-46 sowie Zora und Eschtaol in Ri 13-18), nur hätten sie sich dort nicht behaupten können. Jedoch ist jede Argumentation mit dem „Dan-Gebiet" Jos 19,40 ff. nach den e i n s c h l ä g i g e n S t u d i e n v o n A . A L T , F . M . C R O S S j r . , G . E . W R I G H T , Ζ . KALLAI-KLEINMANN
und Y. AHARONI, dargestellt und weitergeführt bei K.-D. SCHUNCK, Benjamin, 156 ff., sowie M. NOTH, Josua, 121 ff.; B. MAZAR, Cities, 6 5 f f . und zuletzt P.WELTEN, Königs-Stempel, 93 ff., bes. 98 ff., in jenem Sinne als nicht tragfähig zu bezeichnen; Jos 19, 41-46 trägt f ü r die vorstaatliche Geschichte der Daniten nichts bei. Zudem hat Ri 1,34. 35 a gezeigt (o., 26 ff.), daß der Vormarsch und die Suche der Daniten nach einer festen Ansiedlung am Widerstand der Amoriterstädte der Ebene Ajalon scheiterte und sie nach Südosten ins Gebirge hinauf zurückgedrängt wurden, also weit entfernt vom Großteil des Jos 19,41-46 umschriebenen Gebietes blieben. 67 So M T ; L X X und T a r g u m überliefern den Plural (vgl. BHS App.), haben also im Blick auf den Zusatz 18,1 b („Stamm" Dan; ein Stamm besteht in der Regel aus mehreren Sippen) sowie die längst verfestigte Anschauung von Dan als einem der zwölf traditionellen Stämme Israels ausgleichend geändert. Dafür, daß mit M T Dan ursprünglich als eine Sippe galt, mit Recht alle Kommentare, ebenso EISSFELDT, Quellen, 90; BEWER, Composition, 276, zuletzt W.THIEL, Entwicklung (1980), 102; dagegen nur TÄUBLER, Studien, 63. 74. 80. - Zum Problemkreis Dan als Sippe u n d / o d e r Stamm vgl. unten, 254-258. 68 Zu DJILXPÖ neben den Kommentaren z. St. A . B . EHRLICH, Randglossen III, 145; BEWER, a . a . O . , 276; S.TALMON, Divergences, 51; A. MALAMAT, Migration, 4; anders
TÄUBLER, a . a . O . , 80.
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Land (Kanaan)" durchforschen 69 ? Dem auffälligen Befund vermag derselbe Gedanke eine verständliche Erklärung zu geben, der soeben zur Frage der fehlenden bzw. nicht fehlenden Einführung der Daniten geäußert wurde: Den Daniten, die eben an dem Ort sitzen und die Erzählung hören, den die Kundschafter schließlich ausgespäht haben, muß natürlich nicht erläutert werden, wohin sich die von den Vorfahren damals ausgesandten Kundschafter gewandt haben 70 . Nun findet sich in 18,2 noch eine weitere Lokalangabe von auffallender Allgemeinheit. Unmittelbar nach der in wörtlicher Rede ergangenen Aussendung der Späher heißt es: „Und sie kamen auf das Gebirge Efraim bis zum Hause Michas". Wie und auf welchem Wege sie dorthin kamen, wird nicht gesagt, ebenfalls nicht, wo das Haus Michas lag 71 . Die fehlende geographische Konkretheit läßt sich in diesem Fall nicht wie im Falle des unscharfen Kundschafterziels erklären. Vielmehr weist die lokale Unschärfe hier eher darauf hin, wo die Erzählung Schwergewicht und Aufmerksamkeit konzentriert sehen möchte. Es geht ihr offenbar viel weniger um geographische Einzelheiten und Wanderrouten; dafür aber liegt ihr um so mehr an dem Hauptthema, den Umständen der Erwerbung von Zubehör und Priesterschaft des danitischen Stammesheiligtums. Die lokale Desinteressiertheit in 18,2 ist vergleichbar mit derjenigen, die schon in 17,1. 8 auffiel und noch in 18,8. 13. 27 auftreten wird 72 . Man kann die bisherigen Beobachtungen
69 Kundschafter müssen von der N a t u r ihres Auftrages her genaue Instruktionen bekommen; kein Kundschafter bricht ziellos ins Blaue auf, vgl. z.B. N u m 13,3. 18ff. 70 Vergleichbar ist Jos 2,1: Jeder H ö r e r kennt das Ziel, so kann es unscharf „das Land" heißen; die später unmittelbar, aber lose angehängte Glosse ΊΠ'Ν-JLRL ist als solche deutlich erkennbar. Prinzipiell Vergleichbares hat M . NOTH in der Bileamerzählung beobachtet, wo er auf „die charakteristischen Merkmale einer an O r t und Stelle entstandenen und gepflegten Erzählung mit ihren verschiedenen, nur dem Ortskundigen ganz verständlichen Angaben" verweist (Stämme, 403). 71 Vgl. die fast völlig übereinstimmenden Passagen in 18,2 sowie 17,8 b; 18,13. - Die genauere Lage des Hauses Michas zu ermitteln, scheint aussichtslos. Da der Erzähler zum Verständnis unentbehrliche Fakten mitzuteilen pflegt, ist ihm eine genauere Lokalangabe zum H a u s e Michas anscheinend entbehrlich erschienen. W o in der Literatur überhaupt Überlegungen zur Wohngegend Michas angestellt worden sind, ist das Ergebnis von nichtssagender Allgemeinheit (E. BERTHEAU, Richter, 243; H . GRESSMANN, SAT I,
2, 2 5 2 ; E.AUERBACH, W ü s t e , 9 8 ; H . W . HERTZBERG, A T D 9, 2 3 9 ; TÄUBLER, a . a . O . , 4 5 ; Α . Ε . CUNDALL, J u d g e s , 183; R . G . BOLING, J u d g e s , 257), s p e k u l a t i v ( G . HÖLSCHER, G e -
schichtsschreibung, 90) oder phantastisch und gekünstelt (J. Dus, Stierbilder, 120). Eingehender hat sich nur C. KOPP (La Bethel, 513 ff.) mit dem Problem befaßt und aufgrund talmudischer Überlieferungen, jüdischer und christlicher Pilgerberichte sowie eigener Lokalbeobachtungen zwei Hirben wenige Kilometer südwestlich von Schilo vorgeschlagen. D a ß sich beide nicht direkt an der Straße, aber auch nur wenig abseits von ihr befinden, paßt gut zur Ri 18,3 angedeuteten Situation, die ein „Abbiegen" vom Weg wie auch die Hörbarkeit einer menschlichen Stimme voraussetzt (s. unten z. St.). 72
S. dort; hinzuzurechnen ist noch „das Land" in 18,9. 14.
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zu den Lokalangaben dahingehend zusammenfassen, daß die geographischen Einzelheiten im Umkreis des Hauptthemas der Erzählung ( H e r k u n f t und Erwerb des Kultzubehörs und des Priesters) relativ konkret, die Angaben bei Nebenthemen wie der Wanderung der Kundschafter, die nur Vehikel f ü r das Hauptthema sind, auffallend allgemein gehalten sind, Angaben ζ. B. über Wanderstationen schließlich großzügig übersprungen werden. Die Erzählung steuert immer in größtmöglicher Kürze auf Elemente des Hauptthemas zu, d . h . in 18,2 konkret auf die Begegnung der Daniten mit dem levitischen Priester. Wie ist es aber mit den soeben getroffenen Feststellungen vereinbar, daß in 18,2 sich auch noch die überraschend konkrete Angabe findet, die Daniten hätten ihre Späher „von Zora und von Eschtaol" - und das heißt ja, daß sie dort gewohnt haben sollen - ausgesandt? Diese Ortsangabe ist die letzte in der auffällig langen Reihe von Angaben, die die Erzählung an dieser Stelle stilistisch umständlich und schwerfällig machen 7 i . Es scheint so, als mache sich die Antwort zu leicht, wer wegen der soeben bis auf begründete Ausnahmen (17,1. 5. 7) festgestellten Allgemeinheit und Unscharfe in lokalen Fragen behaupten wollte, „von Zora und von Eschtaol" in 18,2 sei ein späterer Zusatz. Jedoch gibt es mehrere Gründe, die diese Annahme tatsächlich nahelegen: 1. Die Voraussetzung in 18,2 ist höchst zweifelhaft, daß die Daniten damals Zora und Eschtaol in ihre H a n d bekommen und besessen hatten 7 4 . Zu diesem Tatbestand fügt sich auf das beste, daß Ri 18,1b als eine selbständige Überlieferung ausdrücklich feststellt, Dan habe noch keinen Wohnsitz zum Niederlassen bis zu jenem T a g erwerben können 75. 73 Anders, aber in sich widersprüchlich und letztlich nicht überzeugend TÄUBLER, a . a . O . , 80. D a g e g e n haben schon früher Literarkritiker die Uberladenheit des Verses empfunden, sie allerdings zum Anlaß für Quellenscheidung g e n o m m e n (z.B. EISSFELDT, Quellen, 90 und 46*; C. A. SIMPSON, Composition, 6 7 f . 119. 129f.). 74 Im Zusammenhang mit Ri 1,34. 35 a gibt es keinerlei Hinweis in dieser Richtung; vor dem dort bezeugten V o r s t o ß ist der Besitz der Orte oder Ansiedlung in ihnen für die Daniten gänzlich unwahrscheinlich, weil sonst das M o t i v für eben diesen V o r s t o ß entfiele, für die Zeit nach dem Mißlingen dieses Vorstoßes gilt dasselbe, weil andernfalls die Bereitschaft zum Risiko des Ri 18,2 ff. beschriebenen Aufbruchs ins U n g e w i s s e nicht verständlich wird. Anders gesagt: D e r Aufbruch der Kundschafter und später der Danitensippe setzt den Nichtbesitz einer dauerhaften Ansiedlung voraus. Jos 19,40 ff. scheidet als Beleg für danitischen Besitz bzw. danitisches W o h n e n in Zora und Eschatol aus (vgl. oben, A n m . 6 6 ) . Warum auch Ri 13,2. 25; 16,31 a hier entfallen, wird unten (151 ff. 168 ff. 186 ff.) zu zeigen sein. 75 D . h . auch in Zora und Eschatol nicht (vgl. oben, Anm. 66. 74)! Als sachlicher H i n tergrund muß deshalb w o h l die Situation der Daniten nach dem M i ß e r f o l g von Ri 1,34. 35 a unausgesprochen hinter 1 8 , 1 b vorausgesetzt werden, eine für danitische H ö r e r nicht notwendig zu erwähnende, da aus der eigenen Sippengeschichte vertraute Tatsache. U n sicher bleibt der zeitliche Abstand zwischen dem Geschehen in Ri 1,34. 35 a und dem in Ri 18,2 ff., unbezweifelbar aber das Bestehen der zwischenzeitlich unverändert unbefrie-
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2. W o Zora und Eschtaol außer in 18,2 noch in Ri 17-18 genannt werden (18,8. 11), läßt sich zeigen, daß die Nennungen ebenfalls Zusätze sind und die Erzählung stilistisch ungünstig belasten 7 6 . 3. Beide Ortsangaben spielen in der Erzählung nicht die geringste Rolle; ihr Fehlen hinterließe keine Lücke 7 7 . 4. Zu „und die Daniten sandten fünf Männer aus" gehören jetzt nicht weniger als vier Spezifikationen, davon zwei doppelgliedrige, was den Satz sehr schwerfällig macht. D a ß darunter Zusätze sind, liegt sehr nahe 7 S . 5. Die Antwort auf die Rückfrage, was und wer den Zusatz „von Zora und von Eschtaol" hervorgerufen habe, liegt nach den bisherigen Erwägungen auf der Hand: Zur Information späterer nichtdanitischer Hörer wurde er als notwendig empfunden 7 9 . 1 8 , 3 f : Als die Späher am Hause Michas vorbeikamen 8 0 , „erkannten" 81 sie die Stimme des jungen Leviten. Drei Möglichkeiten, das „erkennen" zu deuten, stehen zur Diskussion: 1. Erkennen einer Person an dem, was sie sagt und wie sie es sagt, d.h. Erkennen der Funktion einer Person an der stimmlichen Ausübung dieser Funktion 8 2 . Die Person selbst kann dem Erkennenden ganz unbekannt sein. digenden Situation der Daniten hinsichtlich einer dauerhaften Ansiedlung, die den Anstoß zur Aussendung der Kundschafter gab. 76 18,8: Hinter das erste Rückkehrziel „zu ihren Brüdern" findet sich lose angehängt ein zweites, „Zora und Eschtaol", ohne grammatische Verknüpfung. 18,11: „Und sie brachen von dort auf"; diese Formulierung genügt im G r u n d e vollauf als lokales Informationsglied, als Anstoß f ü r die H a n d l u n g s f o r t f ü h r u n g , entspräche auch der bereits beobachteten Kargheit der Erzählung hinsichtlich lokaler Informationen (vgl. schon oben, 67 f mit Anm. 28). D e r Vers fährt jedoch mit weiteren Ortsangaben fort: „(aus der Sippe der Daniten) von Zora und von Eschtaol (sechshundert M a n n ...)". Dies ist nicht nur wie in V. 8 eine auffallende Doppelung, diesmal hinsichtlich des Abmarschortes, sondern die zweite (Doppel-)Ortsangabe trennt ungeschickt zusammengehörige Satzteile (vgl. unten, 89 f. mit Anm. 109-110). Auch f r ü h e r sind die doppelten Lokalangaben schon aufgefallen, aber verschiedenen Quellen zugeteilt worden (vgl. f ü r 18,8 BURNEY, Judges, 412. 428; EISSFELDT, Q u e l l e n , 9 1 u n d 4 7 * ; HÖLSCHER, A n f ä n g e , 27; SIMPSON, C o m p o s i t i o n , 69; f ü r
18,11 BUDDE, Richter, 120; EISSFELDT, a . a . O . , 91 und 47*; SIMPSON, a.a.O., 70; vgl. auch A . SCHULZ, R i c h t e r , 92 f.; F. NÖTSCHER, R i c h t e r , 69). 77
Vgl. unten, 92ff." (zu 18,12). Vgl. die Auslassungen in L X X und der syrischen Überlieferung (BHS App.), auch oben, Anm. 73. 79 Dazu, daß es sich um eine inhaltlich nicht verifizierbare, ja, ganz unwahrscheinliche Glosse handelt, vgl. oben, Anm.66; 81 mit A n m . 7 4 f . und unten, 92-95 (zu Ri 18,12). Z u r Frage nach der H e r k u n f t der beiden Ortsangaben in diesem Zusammenhang sowie dem Urheber ihrer Einfügung vgl. unten, 134 ff. 80 1 8 , 2 b ß d ü r f t e Randlesart oder Glosse sein, auffällig durch ihre Unverträglichkeit mit DP Π10Ί in Ri 18,3; vgl. auch oben, Anm. 71. . 78
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Z u 133 H i . vgl. G e s B , 5 0 6 a; R . MARTIN-ACHARD, A r t . "DJ, 6 7 ; K B L , 6 1 7 f. S o Z.B. S. OETTLI, R i c h t e r , 2 8 5 ; Ε. BERTHEAU, R i c h t e r , 2 4 6 ; E.TÄUBLER, S t u d i e n , 80 f.; R . VAN DER HART, C a m p , 7 2 2 . 728, A n m . 21. 82
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2. Erkennen an einer mit der eigenen Sprache übereinstimmenden oder sich auffallend abhebenden, allgemein bekannten sprachlichen Eigenart (z.B. Dialekt) 8 3 . 3. Erkennen des Klanges oder T o n f a l l s einer Stimme aufgrund persönlicher Bekanntschaft und Vertrautheit 8 4 . Ad 1: a) Wer diese These vertritt, muß erklären, warum die Daniten wohl spornstreichs von ihrem Wege abwichen und was sie von dem Priester, dessen Stimme sie als priesterliche Worte sprechend „erkannt" hätten, wollten. Der Wunsch nach einem Orakel kann sie kaum zum Abbiegen veranlaßt haben, denn die Existenz eines solchen ist schwerlich an jedem Hausheiligtum zu erwarten. Die Daniten fragen auch nicht danach, sondern zunächst nach Persönlichem. Erst im Verlauf des antwortenden Erzählens des Leviten (18,4) wird den Kundschaftern das Vorhandensein eines Orakels bekannt. b) Es müßte auch erläutert werden, was der Priester laut (außerhalb seines Gotteshauses?) rezitiert haben soll. c) Schließlich sollte erwartet werden, daß in 18,3 formuliert wird: „Und sie erkannten die Stimme des (oder eines) Priesters ...", denn ein solcher war der junge Levit ja seit seiner Anstellung durch Micha. Statt dessen heißt es ungeachtet der berichteten formellen Bestallung (17,12) „ . . . die Stimme des jungen Leviten ,.." 8 5 . Ein solcher ist aber, wie die Erzählung selbst andeutet (17,10 ff.), keineswegs eo ipso ein Priester! Dieses Verständnis bietet somit nicht nur keine hinreichende Erklärung der Situation, sondern wirft sogar neue, nicht befriedigend lösbare Fragen auf. Ad 2: Die Daniten ebenso wie der junge Levit kamen von Süden ins nördlicher gelegene Gebirge Efraim. Konnte ihnen hier etwas als gemeinsam vertraut auffallen, was für beide Teile in fremder Umgebung sich von derselben abhob? Diese gern vertretene These steht jedoch auf schwachen Füßen. Als Hauptstütze wird Ri 12,6 als einzige alttestamentliche Parallele angeführt, der Sache nach wohl mit Recht 8 6 . Aber: a) Wo Dialekt- oder Aussprachegrenzen zu ziehen sind, ist schlechterdings nicht feststellbar. Dialekt bzw. Aussprache können sogar von Dorf zu Dorf wechseln 87 . b) Ist aber ein DialektVAusspracheunterschied, der bei gezielter Aufmerksamkeit tatsächlich auffallen kann (Ri 12,6), ohne solche Aufmerksamkeit f ü r 83
So schon G. L. STUDER, Richter, 376, auch BUDDE, Richter, 118; ZAPLETAL, Richter,
2 6 3 ; G R E S S M A N N , S A T I, 2 , 2 5 3 ; A . S C H U L Z , R i c h t e r , 9 1 ; E H R L I C H , R a n d g l o s s e n I I I ,
145;
Α. H . VAN ZYL, Relationship, 60; STRAUSS, Untersuchungen, 99, Anm. 323; zuletzt R. G. BOLING, Judges, 263; J. D . MARTIN, Judges, 189. Schwankend zwischen dieser und der folgenden Möglichkeit H . W . HERTZBERG, A T D 9, 242; F. NÖTSCHER, Richter, 68. 84
S o BURNEY, J u d g e s , 4 2 5 ; R . KITTEL in H S A T ( Κ ) I, 4 0 0 ; Η . M . ORLINSKY, S e e r -
Priest, 47 f.; A. CODY, History, 54; SOGGIN, Judges, 266. 272. 85 Vgl. dazu schon oben, Anm. 44. 86 Vgl. dazu Ε. A. SPEISER, Shibboleth, 10 ff.; R. MARCUS, Word, 39; SWIGGERS, W o r d , 205 ff.; zur Frage von Dialekten allgemein vgl. G. BERGSTRÄSSER, Grammatik I, 11 (§2G); BAUER-LEANDER, Grammatik I, 28 f. (§ 2 v); R.MEYER, Grammatik I, 29 f. 55; vgl. auch noch D . N . FREEDMAN, Orthography, 55. 87
V g l . C . R A B I N ( b e i C . H . J . DE G E U S , T r i b e s , 1 5 0 , A n m . 1 1 4 ) ; Β . Z U B E R , S t u d i e n ,
114.
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Vorbeigehende (Ri 18,3) so auffällig, d a ß der Unterschied z u r dortigen sprachlichen U m g e b u n g u n d / o d e r U b e r e i n s t i m m u n g mit der eigenen Aussprache sof o r t registriert wird und Folgehandlungen d a r a n g e k n ü p f t werden? K a n n man damit das Abweichen der Späher vom W e g motivieren? Sie b e f a n d e n sich ja nicht auf einem Streifzug durch's Land z u r Suche von Landsleuten. Für dieses Verständnis ist keinerlei substantielle B e g r ü n d u n g erkennbar. Ad 3: Die dritte Möglichkeit gewinnt noch nicht d a d u r c h an W a h r s c h e i n lichkeit, d a ß die beiden anderen sich als unwahrscheinlich und weitere, nicht lösbare Fragen h e r v o r r u f e n d erwiesen haben. Sie erklärt jedoch Sprachgebrauch u n d Situation auf einfache und verständliche Weise und w i r f t auch keine neuen Fragen auf: a) Das alte T e s t a m e n t bietet in Gen 27,22 u n d l . S a m 24,17 sachliche u n d in l . S a m 26,17 eine genau wörtliche Parallele zu Ri 18,3, w o zweifelsfrei am Klang der Stimme ein persönlich Bekannter e r k a n n t wird. b) N u r bei einem solchen unvermuteten Wiederbegegnen eines persönlich Bekannten an einem unvermuteten O r t und auch noch bei unvermuteter T ä t i g keit werden die hervorgesprudelten, überaus erstaunten u n d persönlichen Fragen, mit denen die Daniten den Betlehemiter überschütten, voll verständlich. M a n beachte in jeder der drei Fragen das persönlich a n r e d e n d e „du"! „Wer hat dich hierher gebracht?" H i n t e r dieser Frage steht der G e d a n k e : W i r kennen dich doch von g a n z w o a n d e r s her! Das Erstaunen über die unerwartete Wiederbegegnung ist in den drei Fragen sehr wirklichkeitsnah eingefangen. c) Das persönliche E r k e n n e n der Stimme eines alten Bekannten kann auch das erstaunt-neugierige Abbiegen vom W e g (DV ΠΊΟ'Ί) u n d das anscheinend u n mittelbar darauf folgende Ansprechen des ehemaligen Betlehemiters ungezwungen erklären. d) D a ß nicht zufällig vom E r k e n n e n der Stimme des jungen Leviten, nicht aber des Priesters die Rede ist, der er ja inzwischen g e w o r d e n ist, w u r d e schon vermutet 8 8 . Als „jungen Leviten" k ö n n e n die Daniten ihn ja auch nur kennen; von seinem zwischenzeitlich neuen Amt kann ihnen nichts b e k a n n t sein, wie auch ihre Fragen sowie des Priesters Antworten deutlich zeigen. e) In einem räumlich relativ begrenzten gemeinsamen Wohngebiet, wie es der Raum von Kirjat-Jearim, nahe der Ebene Ajalon (Ri 1,34. 35 a) im N o r d w e sten, Jerusalem u n d Betlehem im Südosten bildet, ist ein persönliches K e n n e n lernen ohne weiteres vorstellbar. 18, 5f.: N a c h d e m die D a n i t e n g e h ö r t h a b e n , d a ß d e r B e t l e h e m i t e r inz w i s c h e n P r i e s t e r g e w o r d e n ist, n e h m e n sie die u n e r w a r t e t e G e l e g e n heit wahr, ihn z u bitten, er m ö g e f ü r sie auf ihrer u n g e w i s s e n u n d sicher n i c h t u n g e f ä h r l i c h e n M i s s i o n das O r a k e l b e f r a g e n . Ü b e r das T e c h n i s c h e der O r a k e l e i n h o l u n g u n d das O r a k e l g e r ä t selbst verlautet nichts. D i e s S c h w e i g e n w i r d auf d a s K o n t o der s t r a f f e n E r z ä h l u n g s f ü h r u n g g e h e n . D a in 1 7 , 5 E p h o d n e b e n T e r a p h i m als g r u n d l e g e n d e H e i l i g t u m s a u s s t a t t u n g g e n a n n t w u r d e n , darf m a n a n n e h m e n , d a ß d e r E p h o d , o h n e hier g e n a n n t z u w e r d e n , z u m O r a k e l e i n h o l e n b e n u t z t w o r d e n 88
Vgl. oben, Anm. 44.
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ist 89 . Die Antwort des Orakels fällt uneingeschränkt positiv und ermutigend für die Daniten und ihr Vorhaben aus. 18,7a: Mit dem Nebenthema der Wanderung nach Lajisch 90 bzw. deren Vorbereitung durch die Kundschafter, ihrem Suchen 9 1 sowie einer Beschreibung ihres Weges hält sich die Erzählung hier nicht auf. Es kann an die Knappheit des Ausdrucks in 17,8; 18,2 erinnert werden, die auch noch in 18,8. 13. 27 zu beobachten sein wird. 89 U n m i t t e l b a r e r Z u s a m m e n h a n g von „ E p h o d " u n d „ B e f r a g u n g J a h w e s " ζ. B. auch l . S a m 3 0 , 7 f . Die D a r s t e l l u n g der Diskussion um P r o b l e m e des E p h o d s k a n n hier u n t e r bleiben. An dieser Stelle von Belang u n d auch gesicherte E r k e n n t n i s ist: a) D e r E p h o d geh ö r t z u r G r u n d a u s s t a t t u n g eines Heiligtums, vgl. neben Ri 17,5 auch Ri 8,27; l . S a m 23,6; G. FOHRER, Geschichte, 104f. b) Er steht in e n g e r Beziehung z u r O r a k e l b e f r a g u n g , vgl. R. DE VAUX, L e b e n s o r d n u n g e n II, 182ff.; FOHRER, a . a . O . , 104f. (Lit.); R. SMEND, Art. E p h o d , 420; I.FRIEDRICH, E p h o d , 6 6 f f . ; A.VAN DEN BORN, Art. E p h o d , 402 f. Insgesamt vgl. noch K. ELLIGER, Art. E p h o d , 521 f.; H . RINGGREN, Religion, 187 f.;
F . CRÜSEMANN, W i d e r s t a n d , 4 8 f . 90
Z u m N a m e n P'V (bzw. DIT^) vgl. die R i c h t e r b u c h k o m m e n t a r e z. St. sowie W . BOREE, O r t s n a m e n , 26; M . NOTH, Josua, 147; GesB u n d H A L s.v. " H i e r liegt die Frage nahe, wie die Späher ausgerechnet in das extrem abgelegene Lajisch k a m e n . H ä u f i g wird die Frage übergangen, gelegentlich gestellt, aber nichtssagend allgemein b e a n t w o r t e t (vgl. z . B . Τ . H . ROBINSON, History, 157). E.TÄUBLER h a t die Frage k o n k r e t e r b e a n t w o r t e n wollen (Studien, 16-20. 44. 74. 78 f.): Die D a n i t e n seien in d e r A m a r n a z e i t von N o r d e n aus d e r mesopotamischen Steppe k o m m e n d südwärts gew a n d e r t , hätten keinen H a l t im Gebiet westlich von J e r u s a l e m g e f u n d e n u n d sich deshalb geradewegs wieder nach N o r d e n z u r ü c k g e z o g e n . „ D a s L a n d " (Ri 18,2. 9) b e d e u t e f ü r jeden Daniten eindeutig „das (von f r ü h e r h e r bekannte, f r ü h e r b e w o h n t e ) Land (im N o r den)". Diese K o n s t r u k t i o n aber scheitert an ihrer Basis, d e r danitischen H e r k u n f t aus dem N o r d e n , die eine bloße B e h a u p t u n g darstellt. ( Z u r E r k l ä r u n g des allgemeinen „das L a n d " vgl. aber oben, 79-81). Eine V e r m u t u n g mit m e h r Wahrscheinlichkeit läßt sich an Ergebnisse von U n t e r s u c h u n g e n Y. AHARONIS k n ü p f e n (Problems, passim; Land, 176 f.; Settlement, 117 ff.). AHARONI hat im Südteil Obergaliläas ein enges N e t z kleiner Siedlungen festgestellt, e n t s t a n d e n zu Beginn d e r Eisenzeit, die er frühisraelitischen Elementen zuschreibt. Die B e w o h n e r dieses Gebietes k o n n t e n sich nach K ä m p f e n mit K a n a a n ä e r n allmählich auch nach N o r d e n u n d O s t e n in f r u c h t b a r e r e Teile Obergaliläas vorschieben (vgl. auch B. MAZAR, Exodus, 82ff.). N a c h dem Z u s a m m e n b r u c h des Stadtstaates H a z o r Stratum X I I I im letzten Drittel des 13. Jh. v. C h r . (zur D a t i e r u n g vgl. J. GRAY, H a z o r , 40; Y . Y A D I N , H a z o r , 2 4 9 . 2 5 4 . 2 5 8 . 2 6 0 ; DERS., S e a s o n , 5 4 ; DERS., A r t . H a z o r , 4 9 4 f . ; V . FRITZ,
Ende, 126) w a r ein V a k u u m in diesem Gebiet entstanden, das zweifellos l a n d s u c h e n d e Elemente anlocken k o n n t e , und z w a r bei der ü b e r r a g e n d e n B e d e u t u n g von H a z o r ü b e r weite E n t f e r n u n g (vgl. f ü r solche S o g w i r k u n g bis in mittelpalästinisches [efraimitisches!] Gebiet AHARONI, Settlement, 119; J. LIVER, Tribes, 206; A. MALAMAT, Societies, 132 f.). Die V e r m u t u n g , d a ß auch die D a n i t e n ( - S p ä h e r ) hiervon K e n n t n i s b e k a m e n u n d sich deshalb so weit nach N o r d e n wendeten, m a g immerhin z u r Diskussion gestellt w e r d e n . Diese V e r m u t u n g bewegt sich auf einem realen archäologischen Boden u n d in einem überschaubaren lokalen u n d zeitlichen R a h m e n . Z u m Zeitlichen: D a die Daniten bis in den äußersten N o r d e n vorstießen, scheinen die südlicher gelegenen Bereiche im wesentlichen besiedelt gewesen zu sein; so d ü r f t e n die Daniten am E n d e d e r auf H a z o r s Fall hin einsetzenden Bewegung nach N o r d e n gestanden haben. AHARONI selbst ist geneigt, den N o r d z u g der D a n i t e n als Folge des H a z o r f a l l e s zu betrachten (Land, 222, Anm. 123; vgl. auch B. MAZAR, a . a . O . , 92f.). Vgl. z u m P r o b l e m auch noch unten, 243, A n m . 9 9 .
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18, 7b: Der Halbvers besteht aus einer außerordentlich langatmigen, vielgliedrigen Reihe von Charakterisierungen der Stadt Lajisch sowie ihrer Bewohner. Einige Charakteristiken sind einander so ähnlich, daß sie den Eindruck nachträglicher Anhäufung erwecken können 9 2 . Außerdem finden sich textlich-sprachliche Unklarheiten, für die trotz ausführlicher Diskussion und ungeachtet vieler Vorschläge bisher keine völlig befriedigende Lösung gefunden worden ist 93 . Immerhin b e s t e h t für die hier anzustellende Untersuchung ausreichend - über folgende charakteristische Aussagen kein Zweifel: 1. Die Bewohner von Lajisch leben „nach Art 9 4 der Sidonier"; 2. sie leben ruhig und in Sicherheit 95 , 3. frei und unabhängig von Mächten der Umgebung: Tyrus 9 6 und Aram 9 7 . 92 Vgl. n a a V ~ ; m ' und nam tapir; zum Inhaltlichen und zum Vergleich von 18,7bß und 18,28 a α vgl. unten, Anm.96; 105 mit Anm. 164. 93 Am gründlichsten zuletzt E.TÄUBLER, Studien, 81-84; W . RUDOLPH, Anmerkungen. 207, jedoch bleiben Schwierigkeiten bestehen, soweit durch ihre Vorschläge nicht gar neue entstehen. Ältere Vorschläge bleiben beachtenswert, vgl. zu D'Vaa HAL, 457 b (s. v. D^D), w o die Lesung ΊΊ0Π» vorgeschlagen wird (so schon BUDDE, Richter, 119; GesB, 349b (s.v. nVa); BURNEY, Judges, 427f. und andere). 94 B0®a in sehr allgemeiner Bedeutung, vgl. Ex 26,30; Ri 13,12; l . S a m 27,11; 2 . K ö n 1,7; ähnlich auch l . K ö n 18,28; 2 . K ö n 11,14. Die (besondere) „Art der Sidonier", hier als Kennzeichen f ü r die Bewohner von Lajisch verwendet, mag „städtisch-händlerisches Wesen . . . in Wohnweise, Kleidung, Sprache, Auftreten" meinen (TÄUBLER, a. a. O., 81). Vgl. weiterhin unten, Anm. 96-98, ebenso zu Ri 18,28. 95
Z u aplP v g l . G e s B u n d K B L s . v . , z u n a a E . GERSTENBERGER, A r t . n a a , 3 0 2 f . ; A . J E P -
SEN, Art. naa, 609. 611; E.TÄUBLER, a . a . O . , 81 (naai Bf® heißt: „ . . . in Frieden und unbekümmert, was nicht von müßiger Sorglosigkeit zu verstehen ist, sondern . . . von dem Bewußtsein, nicht von außen her b e d r o h t zu sein"). 96 D a ß die „Sidonier", wenn auch fern seiend, überhaupt genannt werden, deutet (gegen ZOBEL, Stammesspruch, 92) unbezweifelbar auf Beziehungen zu Lajisch hin (so u. a. HERTZBERG, A T D 9, 180; N o r a , Geschichte, 78). Sidon war längere Zeit hindurch die prominenteste phönizische Stadt (NOTH, Art. Phönizier, 360; H . J. KATZENSTEIN, History, 62f.), daher findet sich „Sidonier" (sicher bis zum Ende des 9. Jh. v.Chr.: KATZENSTEIN, a . a . O . , 62) nicht selten als Allgemeinbezeichnung f ü r „Phönizier" (B. MAISLER, Untersuchungen, 66f.; N o r a , Könige, 90; C. WESTERMANN, Genesis, 695 f.; G. A. LEHMANN, „Seevölker"-Herrschaften, 85 mit Anm. 28). Zeugen dessen neben H o m e r (Belege bei
KATZENSTEIN,
a.a.O.,
6 2 f. m i t
A n m . 106):
G e n 10,15;
D t n 3,9;
Ri 3,3;
10,6.
12;
1. K ö n 5 , 2 0 ; 1 1 , 5 . 3 3 ; 1 6 , 3 1 ; J e s 2 3 , 2 u . ö . ; v g l . a u c h B . M A Z A R , P h i l i s t i n e s a n d t h e R i s e , 4 ,
und zum Ganzen neben KATZENSTEIN auch G.WALLIS, Art. Phönizien, 1464ff.; A. VAN DEN BORN/H.HAAG, Art. Phönizien, 1383ff.; zuletzt K . - H . BERNHARDT, Libanon, 89ff. Ri 18,7 ist schwerlich ein Fernsein, eine - freilich negierte - Beziehungsmöglichkeit gegenüber allen Phöniziern ( = Sidoniern) das, worauf es a n k o m m t . D e r allgemeine Ausd r u c k dürfte f ü r das nächst zu Lajisch liegende sidonische Gemeinwesen stehen: Sidon selbst oder Tyrus. Für Sidon u . a . HERTZBERG, a . a . O . , 180; N o r a , Geschichte, 78; J. SIMONS, G T T , 3 0 3 ( § 6 2 3 ) ; A . MALAMAT, M i g r a t i o n , 5, A n m . 3 ; Y . A H A R O N I , S e t t l e m e n t ,
119;
A. KUSCHKE, Hinterland, 180. M . E . ist aber Tyrus unbedingt vorzuziehen: 1. Dan(iten)-Beziehungen gibt es auch später ausdrücklich nach Tyrus: 2 . C h r 2 , 1 3 f . / / l . K ö n 7,13 (vgl. KATZENSTEIN, a . a . O . , 100).
Ri 17-18
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Es ist verständlicherweise nicht mehr sicher feststellbar, was von den Charakterisierungen tatsächlich von den Spähern beobachtet werden konnte und was, sachlich möglicherweise durchaus zutreffend, bereits erzählerische Interpretation späterer Zeit ist. Das sich in Sicherheit wähnende Leben und das der Stadt und seiner Lage entsprechend ne2. Durch eine wichtige Straßenverbindung ins Inland (nach Damaskus) ist Tyrus mit Lajisch verbunden und damit die näherliegende Sidonierstadt, vgl. SCHWÖBEL, Verkehrswege, 64-67. 80; D. BALY, H a n d b u c h , 40. 44f.; K.-H. BERNHARDT, a . a . O . , 95 (mit Faltkarte); A. BIRAN,Tel Dan. BA 37 (1974), 27f.; E.TÄUBLER,, a . a . O . , 44; f ü r Handel T y r u s Damaskus (wahrscheinlich über diese Straße) vgl. Ez 27,18; da die künstlich angelegten Straßen der Römerzeit in der Regel den älteren Wegen folgten (SCHWÖBEL, a . a . O . , 78; NOTH, WAT, 77), ist hier auch EUSEBS Zeugnis (Onom 76,6-8) von der Straße T y r u s Lajisch/Dan-Bänyäs bedeutsam (vgl. NOTH, Angaben, 311). Die wichtige Straße von Sidon ins Hinterland (nach Damaskus) verläuft viel weiter nördlich und kommt nicht in die N ä h e von Lajisch (vgl. A. KUSCHKE, Hinterland, 185 ff.). 3. D a ß Lajisch natürlicherweise eher zum Hinterland und Einflußbereich von Tyrus als zu dem von Sidon gehört hat, ergibt sich daraus, daß Sidons Südgrenze kaum je über die natürliche Grenzlinie des N a h r el-Qäsimlye hinausgegangen sein wird (vgl. KUSCHKE, a . a . O . , 180; auch A.ALT, Stätten, 453f.). 4. Schließlich ist zweifelhaft, ob die meist zum Zeugnis f ü r Verbindung mit Sidon beanspruchte Formulierung Ri 18,28 („Sidon" statt „Sidonier") die ursprüngliche ist (vgl. unten, 105 Anm. 164). Zur Art der Beziehungen zwischen Lajisch und den „Sidoniem" von Tyrus vgl. oben, 52.57 f.; dementsprechend wird Lajisch sich durch gemeinsame Interessen mit Tyrus verbunden und doch als unabhängig empfunden haben, wenn auch die „Sidonier" von Tyrus über „bedeutenden wirtschaftlichen Einfluß im Hinterland verfügten" (BERNHARDT, a . a . O . , 92 sowie a . a . O . , 89f. 105). Das berechtigt aber nicht dazu, Lajisch als sidonische Kolonie o.a. zu bezeichnen (so f r ü h e r u.a. BUDDE, Richter, 119; ZAPLETAL, R i c h t e r , 2 6 5 ; A. SCHULZ, R i c h t e r , 92; z u l e t z t DE VAUX, L e s c h i s m e , 85; J. SIMONS,
G T T , 303 (§623); AHARONI, Settlement, 119). 97 D7K~ay a n ^ - ρ κ - a n leugnet neben dem Fernsein der Sidonier jegliche weiteren Beziehungen von Lajisch. Dies aber ist wegen der Handelsbeziehungen f ü r Lajisch als Zwischenhandelsplatz äußerst unwahrscheinlich, da ein solcher auf weiterführende Verbindungen geradezu angelegt ist, ebenso wegen der Lage von Lajisch an wichtigen OstWest- bzw. in der N ä h e einer internationalen Nord-Süd-Straße, was fast zwangsläufig Kontakte mit sich bringt (für jene Straße vgl. oben, Anm. 96; f ü r die Nord-Süd-Verbindung durch die Biqä' vgl. M. NOTH, Institut 1955, 60-71; DERS., WAT, 85; AHARONI, Land, 48f.; BERNHARDT, a . a . O . , 13-15. 41; A. KUSCHKE, Hinterland, 185; außerdem unten, 260 Anm. 6. Bei so offensichtlichen Kontaktmöglichkeiten ist die Änderung von Dl» im M T in ΒΊΚ, gestützt durch L X X A (vgl. dazu auch SOISALON-SOININEN, Textformen, 79) berechtigt (vgl. in diesem Sinne die Kommentare zu Ri 18,7. 28 von BUDDE bis BOLING z.St., auch J. SIMONS, G T T , 7 [§ 19]; dagegen nur BERTHEAU, Richter, 248; TAUBLER, Studien, 84; MALAMAT, Migration, 5 Anm. 3). Für die Änderung spricht zudem: 1. Der Bezug auf die Sidonier von Tyrus läßt in dem parallelen Versteil eine ebenso konkrete Angabe erwarten (so schon BURNEY, Judges, 428). 2. Die leichte Verwechselbarkeit von Ί und Ί (auch schon im Althebräischen) ist offensichtlich (Beispiele bei J. SIMONS, G T T , 8 [§ 19]). 3. Ursprüngliches 01K am Ende von Ri 18,28 a α macht die Entstehung der Glosse V . 2 8 a ß durch Stichwortanschluß verständlich (vgl. unten, 105). - Der Hinweis auf nicht bestehende Beziehungen zu Aram(äern) ist natürlich f ü r die Handlungszeit der E r z ä h lung ein Anachronismus und erklärt sich als Rückspiegelung der Erfahrung des danitischen Erzählers, der zu seiner Zeit inzwischen Aramäer als Nachbarn kennt (vgl. unten, 130f. mit Anm.250 a und 201 ff.).
Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
88
ben bodenständigem Wirtschaften auf Handel, genauer auf Zwischenhandel, Warentransport, Geleitschutz u. ä. ausgerichtete T u n und Treiben der Bewohner 9 8 dürfte den Daniten als Gegensatz zu ihrem eigenen seminomadischen Leben aufgefallen sein. Tatsächlich sind dies auch Beobachtungen, die von Kundschaftern beim Erkunden fremden Gebietes gemacht werden müssen. Wenn der Erzähler das Leben in Lajisch als „nach Art der Sidonier" vor sich gehend beschreibt, interpretiert er sachlich richtig mit einer zwar ihm inzwischen bekannten, aber noch nicht den Spähern zu Gebote stehenden Terminologie. Wieweit der Grad der Unabhängigkeit von Lajisch gegenüber benachbarten Mächten (Pkt. 3) den Kundschaftern bekannt werden konnte, läßt sich nicht mehr aufhellen. Sie könnten eine gewisse Isoliertheit der äußeren Lage erkannt haben, die immerhin so weit ging, daß bei einem schnellen Uberfall wohl Hilfe von eventuellen Verbündeten zu spät kommen würde. Diese f ü r die Daniten später angenehme Kehrseite der Unabhängigkeit von Lajisch wird am Ende der Erzählung mit fast gleichlautenden Worten, aber verdeutlichend vorgeschaltetem ^'XH | ' m ( 1 8 , 2 8 ) " wiederholt. Es handelt sich also bei Pkt. 3 um eine im wesentlichen nach der Eroberung gewonnene Erfahrung, die in der rückblickenden Erzählung vom Erzähler zur Charakterisierung der Stadt umfunktioniert worden ist. Was der Vers innerhalb der Erzählung sagen soll, ist klar: Die Späher sehen, daß Lajisch ein lohnendes Ziel darstellt, jedoch nicht nur dies, sondern auch einen Ort, dessen Eroberung sich bewerkstelligen läßt. 18,8: In der nun schon bekannten Knappheit, die Ausmalung von Routen unterlassend 1 0 0 , lenkt der Erzähler zurück zu den im Süden gebliebenen Daniten 1 0 1 . Auf die Frage: „Was (bringt) ihr?" 1 0 2 folgt kein Rapport der Zurückgekehrten, sondern ein anspornender Aufruf. 18, 9: Auch in dem Aufruf findet sich die schon bekannte charakteristische Unbestimmtheit, die nur dem fernstehenden, nichtdanitischen H ö r e r als solche erscheint 1 0 3 : „Laßt uns gegen sie (!) hinaufziehen, denn wir haben das Land (!) gesehen ...". Unter den Daniten scheint jedoch keine übereinstimmende Meinung über die Frage einer Abwande98 Genau diese Arbeiten mögen auch die Daniten später übernommen haben (vgl. o., 52.57f.), natürlich neben Viehhaltung und Bodenbebauung. Jene mit Handel zusammenhängenden Beschäftigungen können durch den Begriff D'JTlf BBPö charakterisiert werden (Ri 18,7; vgl. oben, Anm. 94; anders und m.E. nicht zutreffend ZOBEL, Stammesspruch,
92, A n m . 132; F. S. FRICK, City, 39).
" Zum Verhältnis von 18,28 zu 18,7 vgl. unten, 105, bes. Anm. 164. 100 Vgl. oben, 67f. (zu 17,8); 79-82 (zu 18,2); 85 (zu 18,7a). 101 Zusatz späterer Bearbeitung ist hier VitJlSXl njns, vgl. oben, 81 f. mit Anm. 74-76. 102
S o ZAPLETAL, Richter, 265; TÄUBLER, Studien, 75; vgl. auch G . R. DRIVER, Problems,
18 f.; Rut 3,16 und W. RUDOLPH, Buch Ruth, z.St. 103 Vgl. oben, Anm. 100.
Ri 17-18
89
rung und einer neuen Landsuche zu herrschen. Einige zaudern 104 oder zeigen sich schwerfällig und träge 105 . Warum? Motive der Zauderer werden nicht widerlegt noch überhaupt genannt. Sollte es tatsächlich keine ernstzunehmenden Argumente gegen die Wanderung ins Ungewisse gegeben haben? Man wird dazu nicht mehr als dies sagen können, daß auf Mitteilungen zu dieser Frage für Erzähler und Hörer anscheinend kein entscheidendes Gewicht lag, vielleicht deshalb, weil den ursprünglichen Hörern die entsprechenden Motive bekannt waren oder fehlt das Motiv, weil die Hörer es mißbilligten106? 18,10: Was könnten die Kundschafter noch hinzufügen, nachdem sie das gefundene Land als „sehr gut" gekennzeichnet haben (18,9), um ihren Appell an den Unternehmungsgeist bzw. wider die Trägheit und Unentschlossenheit mancher Sippengenossen zu bekräftigen? Nochmals auf die sorglose Bevölkerung und das weite Gebiet, in dem kein Mangel herrscht, hinweisen? Noch wirksamer als solche Wiederholung dürfte ihre alle Bedenken überwindende Gewißheit und ihr Hinweis sein, es sei gerade „das Land in Besitz zu nehmen" (18,9) „denn D'H^K hat es in eure Hand gegeben" (18,10aß), womit sie ganz offensichtlich auf das ermutigende Orakel (18,6) anspielen. 18,10 a α. b enthält nichts Neues gegenüber 18,7, sieht man von der Angabe ab, das Land sei „nach beiden Seiten breit". Der Versteil 18,10 aß schließt nahtlos an 18,9 an 107 . Er ist eingerahmt von weiteren Lobpreisungen des ausgekundschafteten Landes. Inhaltlich könnte 18,10 a α. b durchaus zu den beschwörenden Ermahnungen der Kundschafter gehören, wird jedoch eher der Heimatbegeisterung eines späteren danitischen Nacherzählers zuzuschreiben sein, vielleicht unmittelbar beim Erzählen eingeflossen.
18,11: Wieder zeigt sich die an nicht unmittelbar zum Hauptthema gehörenden Stellen sehr straffe Erzählungsführung, indem unvermittelt aus dem werbenden und anfeuernden Kundschafterappell heraus übergegangen (nicht übergeleitet!) wird zu dem in sachlich-dürren Worten gehaltenen Bericht: „Und sie brachen von dort auf, von der Sippe der Daniten (...) sechshundert Mann, gerüstet mit Kriegswaffen". Die Verbindung der Daniten mit dem Terminus nnsfftt erinnert an 18,2 und erweckt wie schon dort den begründeten Eindruck einer alten, ursprünglichen Ausdrucksweise, nicht zuletzt durch den Unterschied zu der den später üblichen Sprachgebrauch kennzeichnenden Benennung der Daniten als TälV (18,1b) 108 . Unmittelbar zu „von der Sippe 104
Vgl. zu nun z.B. l . K ö n 22,3. Vgl. zu z.B. Spr22,13. 106 Erzähler und H ö r e r der danitischen Grundschicht in Lajisch/Dan gehörten zu den N a c h k o m m e n der Abwanderer und Lajischeroberer, verachteten also möglicherweise das eventuelle Motiv der Zauderer! 107 So auch EISSFELDT, Quellen, 47*. 108 Vgl. oben, 75, Anm.58. 105
90
D a s Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
der
Daniten"
Mann";
gehört
sachlich
und
grammatisch109
an letzteres schließt sich engstens die
„gerüstet
mit
Kriegswaffen"
an.
Ebenso
„sechshundert
Partizipialkonstruktion
deutlich
wie
sich
somit
18,11 a α. b als sachlich a b g e r u n d e t e A u s s a g e d e r G r u n d e r z ä h l u n g
dar-
bietet, e b e n s o deutlich fällt 18,11 a ß als t r e n n e n d e r u n d s t ö r e n d e r
Ein-
schub auf. D i e s e A u f f a s s u n g beruht keineswegs nur darauf, d a ß die beid e n O r t s a n g a b e n , d i e d i e s e n V e r s t e i l b i l d e n , a u c h s c h o n in 1 8 , 2 . 8 als G l o s s e n z u f i n d e n w a r e n , s o n d e r n d a r a u f , d a ß sie hier g a n z deutlich die Worte dem
eines
ist m i t
zusammengehörigen Dffö b e r e i t s
eine
Ausdrucks
störend
Ortsbestimmung
trennen.
vorhanden,
Außer-
die,
a u c h s e h r a l l g e m e i n , d o c h g a n z u n t e n d e n z i ö s ist u n d k e i n M o t i v
wenn erken-
n e n läßt, d a s sie als E i n s c h u b v e r r i e t e 1 1 0 . G r u n d l a g e , B e d e u t u n g u n d historische Verwertbarkeit der Zahlenangabe von 600 M a n n im Einzelnen k a u m m e h r mit Sicherheit erheben
U 1
lassen
sich
. Immerhin darf
man
w o h l d a m i t rechnen, d a ß es eine r u n d e u n d im Blick auf ihre n u n g zu einer Sippe einigermaßen realistische Zahl
Zuord-
ist112.
W a r u m sind die D a n i t e n aus d e m G e b i e t nordwestlich von J e r u s a l e m Norden
abgewandert?
Ri 18,9
gab Anlaß zu
G r ü n d e o d e r e i n e n G r u n d gegen Die
Grunderzählung
n o c h s o l c h e gegen
erwähnt
der A u f f a s s u n g , d a ß es
eine A b w a n d e r u n g g e g e b e n h a b e n
allerdings
expressis
verbis weder
nach auch
könnte.
Motive
für
den A b z u g . D a r a u s darf der Schluß g e z o g e n werden, d a ß die
F r a g e der M o t i v a t i o n f ü r sie ein N e b e n t h e m a darstellt; N e b e n t h e m e n
behan-
d e l t sie, w i e b e r e i t s m e h r f a c h b e o b a c h t e t , e n t w e d e r s e h r k n a p p o d e r ü b e r g e h t 1 0 9 'ΠΠ nnDlPna als B e i f ü g u n g zu P'R j i m a - B B im Sinne der T e i l u n g / A b s o n d e r u n g (JD in dieser Funktion z . B . G e n 3,1; E x 17,5; Ri 5,24; l . S a m 15,33) o d e r der H e r k u n f t s b e z e i c h n u n g ( z . B . Ri 17,7; Rut 2,1. 3; Ijob 32,2; A m 1,1), vgl. G e s K , 3 7 5 f . (§ 119 v. w); vgl. auch unten, Anm. 111-112.117. 110 v g l . schon oben, 82, A n m . 7 6 ; außer den schon dort Genannten erklären „von Z o r a und E s c h t a o l " in 18,11 als G l o s s e auch GRESSMANN, S A T I, 2, 251; A. SCHULZ, Rich-
t e r , 9 2 ; TÄUBLER, a . a . O . ,
86.
Eine ΠΠΒ&η stellte theoretisch tausend Krieger, so kann sie auch als η^Κ bezeichnet werden (vgl. Ri 6 , 1 5 ; l . S a m 10,19. 21; 23,23); praktisch waren es wohl o f t (viel) weniger (vgl. R. DE VAUX, L e b e n s o r d n u n g e n I, 25; II, 17; zuletzt W.THIEL, Entwicklung [1976], 4 4 3 f f . ; DERS., Entwicklung [ 1 9 8 0 ] , 103f. 118; J . MILGROM, T e r m i n o l o g y , 7 9 f f . ) . Sechshundert als Zahl f ü r ein T r u p p e n k o n t i n g e n t : R i 3 , 3 1 ; 20,47; l . S a m 13,15; 14,2; 23,13; 27,2; 30,9; 2. S a m 15,18; ein halbes Kontingent: Ri 7 , 6 f f . ; A. MALAMAT meint, es handle sich um eine militärische Einheit, eine „ B r i g a d e " (Migration, 9); vgl. auch H . G . KIPPENBERG, Religion, 26; zur späteren Entwicklung J . PEDERSEN, Israel I—II, 50. 111
1 1 2 Für ihren Realismus spricht, daß von einer besonders kleinen nnDWS (theoretisch eine T a u s e n d s c h a f t , vgl. Ri 6,15: ηί>Κ) die Zahl von 300 M a n n überliefert wird, sofern man Ri 7,6 ff. in dieser Weise mit Ri 6,15 verbinden darf (vgl. d a f ü r W. RICHTER, Untersuchungen, 200). D a n n können 600 M a n n das A u f g e b o t einer kräftigen ΠΠΒ®» darstellen. Grundsätzlich wird man sich die Zahlenstärke der Stämme, Sippen usw. eher kleiner vorstellen müssen als sie das Alte T e s t a m e n t angibt (vgl. schon R. KITTEL, Geschichte I, 272, Anm. 4; H . KLENGEL, Zelt, 108 ff.). Z u m Problem der gelegentlich auftretenden gewaltigen Zahlen ( E x 12,37; N u m 1 - 3 ; Ri 8,10; 12,6; 20,2 u . ö . ) vgl. J.W.WENHAM, N u m b e r s , 19 ff., wo j e d o c h neben diskutablen V o r s c h l ä g e n neue Fragen entstehen.
91
Ri 17-18
sie ganz. Die spätere informierende Notiz 18,1b trägt f ü r nichtdanitische spätere H ö r e r nach, was danitische H ö r e r der Grundfassung wußten: Die Daniten waren losgezogen, weil ihnen die Inbesitznahme eines dauerhaften Wohngebietes noch nicht gelungen war. Die Einfügung 18,1b dürfte insofern Richtiges andeuten, als anscheinend dem Wohnsitz, von dem die Daniten ihre Kundschafter lossandten, wünschenswerte Eigenschaften einer dauerhaften Siedlung (wie sie später Lajisch bot) zu fehlen schienen, ζ. B. Ungestörtheit und die U n bestrittenheit des Wohnrechts 113 gegenüber Nachbarn. Um so verständlicher wird es, daß genau diese Eigenschaften den Spähern neben anderen als Kontrast zu ihrem jetzigen Wohngebiet angenehm auffielen (18,7). Die Wurzel der unbefriedigenden Ansiedlungssituation und der konkrete Anlaß der Späheraussendung wird jedoch der den Amoritern der Ajalonebene gegenüber erlittene Rückschlag gewesen sein (Ri 1,34. 35 a). Seit langem wird als Motiv f ü r die Abwanderung der Daniten kurz und bündig Druck der Philister auf jene angegeben bzw. Druck der Philister auf die Amoriter, die diesen Druck an die Daniten weitergegeben und sie so schließlich zum Abzug gezwungen hätten. Da nun aber Ri 1,34. 35 a beim besten Willen kein Hinweis auf Philisterdruck zu entnehmen ist, wird, um die Philister in die Überlegungen zum Abwanderungsmotiv der Daniten einbringen zu können, zusätzlich auf Ri 13-16 hingewiesen 1 1 4 . Aber diese Auffassung wird von keinem ihrer Vertreter hinreichend begründet. Ri 1,34. 35 a bietet, wie gesagt, keine Spur eines Hinweises, daß die Daniten es außer mit den Amoritern auch noch (indirekt) mit den Philistern zu tun hatten. Das gelungene Wohnenbleiben der Amoriter (Ri 1,35 a) widerspricht dem Versuch, einen Druck von Philistern auf jene aus dem Text herauszupressen, im Gegenteil! Die Amoriter bleiben bis auf weiteres (V. 35 b) unangefochtene H e r ren ihres Gebietes. Aber auch Ri 13-16 kann die Einmischung der Philister in die Frage des Motivs der N o r d w a n d e r u n g nicht begründen, da - wie zu zeigen sein wird - das Vordringen der Philister bis in die Schefela, genauer, bis Timna, wie es die Simsonerzählungen erkennen lassen, etwa ein Jahrhundert später anzusetzen ist 115 , als Daniten längst in Lajisch/Dan angesiedelt waren 1 1 6 .
18,11 ist zusammen mit weiteren Erwägungen gelegentlich zur Grundlage für die These gemacht worden, daß sich nur ein Teil der Daniten zur Nordwanderung auf den Weg gemacht habe U 7 . Simson sei 113
Zu NBM vgl. zuletzt einleuchtend G. GERLEMAN, Nutzrecht, 313 ff.
114
V g l . u . a . R . KITTEL, a . a . O . , 3 0 5 ; Τ . H . ROBINSON, H i s t o r y I, 1 5 4 ; TÄUBLER, a . a . O . ,
7 1 - 7 4 ; Η . H . ROWLEY, J o s e p h , 8 4 f . ; H . - J . KITTEL, S t a m m e s s p r ü c h e , 2 9 ; N O T H ,
Geschichte,
150 mit Anm. 2; ZOBEL, Stammesspruch, 95; in letzter Zeit A. D . H . MAYES, Israel, 102, A n m . 5 3 ; A . GLOBE, M u s t e r ,
1 8 0 ; DE V A U X , H i s t o r y , 7 7 9 ; F . A . SPINA, D a n
Story,
63-65.
6 8 ; G . A . LEHMANN, „ S e e v ö l k e r " - H e r r s c h a f t e n , 89; B. LINDARS, T r i b e s , 1 0 8 . 115 116 117
Vgl. unten, 1 7 5 - 1 8 0 . 191. Vgl. oben, 52 ff. 59. S o u . a . v o n BUDDE, R i c h t e r , 1 2 0 ; E . SELLIN, G e s c h i c h t e , 1 1 7 f . ; F. SCHMIDTKE, E i n -
wanderung, 180; ZAPLETAL, Richter, 267; H . H . ROWLEY, Migration, 469; DERS., Joseph, 8 3 f.; R. KITTEL, G e s c h i c h t e II, 21 f. 4 2 ; G . RICCIOTTI, G e s c h i c h t e I, 3 4 2 ; C h . Η AU RET,
Origines, 106; J.BRIGHT, Geschichte, 164; A. E. CUNDALL, Judges, 189; Y. AHARONI, Land, 2 2 2 ; DERS., S e t t l e m e n t , 1 0 1 ; Β. MAZAR, E x o d u s , 9 3 ; DE VAUX, H i s t o r y , 7 7 7 f.; J. D . MARTIN,
Judges, 189. Es wird weiterhin auf ]a im Sinne der Absonderung zur Stützung dieser A u f -
Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
92
mit seiner Familie als Beweis weiterer Anwesenheit von Daniten im Süden nach der Abwanderung eines Teils der Sippe zu betrachten. Dagegen wird - wenn man nicht Simson die Zugehörigkeit zu den Daniten überhaupt abspricht 118 - argumentiert, die Simsonereignisse spielten sich bereits vor der Nordwanderung ab 119 . Diese Fragen werden im folgenden noch untersucht werden 120 ; eine Vorentscheidung darf hier nicht gefällt werden. Ohne daß er als selbständiges Argument verwendet werden kann, soll dennoch auf einen Tatbestand aufmerksam gemacht werden, der sich gegebenenfalls anderen Argumenten für einen nur teilweisen Nordzug bzw. einen im Süden bleibenden Daniten-Rest an die Seite stellen läßt: Das betonte, offenbar unter Daniten vorhandene „Zögern" und die „Trägheit" (18,9) lassen daran denken, daß Bereitschaft und Mut zum Wagnis sowie Uberzeugtheit von der Notwendigkeit und dem Erfolg eines (erneuten - vgl. Ri 1,34. 35 a) Landnahmeversuchs nicht bei allen Daniten vorhanden waren. Wäre es richtig, daß ein Teil der Sippenangehörigen beim Aufbruch zurückblieb, so bekäme die Erwähnung des von den Kundschaftern ohne Verständnis getadelten Zauderns mancher Sippengenossen Gewicht und Bedeutung, während es sonst keine Funktion im Erzählungsablauf hat 121 . 18,12: Nach Darstellung der vorliegenden, bereits in 18,2. 8. 11 durch die Nennung von Zora und Eschtaol glossierten Erzählungsfassung hätten die Daniten wenige Kilometer nach Aufbruch von eben diesen Orten bereits wieder angehalten und ein Lager aufgeschlagen 122 fassung hingewiesen. Jedoch ist eine klare Entscheidung für diese Deutung bzw. gegen ja im Sinne der Herkunft kaum möglich. Falls „sechshundert" eine rein numerische Information über die Personenzahl der Abwandernden sein soll, liegt im Sinne der Teilung/ Absonderung am nächsten, falls die Zahl aber ein komplettes „Kontingent", eine „Brigade" andeuten soll, läge ]!3 im Sinne der Herkunft der dann komplett Abziehenden nahe. Vgl. noch unten, 255. 118 E . MEYER, I N , 5 2 7 - 5 2 9 ; S. A . COOK, T h e o p h a n i e s , 3 7 4 ; G . HÖLSCHER, G e s c h i c h t s schreibung, 89; VAN DAALEN, S i m s o n , 54 f f . 85. 124 f.; BARTELMUS, H e r o e n t u m . 9 7 - 1 0 0 .
119 D.h. die Daniten gingen restlos nach Norden. Altere Vertreter dessen bei E. KÖNIG, Genesis, 736 (K. selbst ist dagegen); ebenso Τ. H. ROBINSON, History, 143. 154-157;
Α . ALT, E r w ä g u n g e n , 160 f.; TÄUBLER, Studien, 86 f.; D . BALY, H a n d b u c h , 9 4 ; EISSFELDT,
Kingdom, 23; J. STRANGE, Inheritance, 131, Anm. 82; S. YEIVIN, Conquest, 115 f.; A. D. H. MAYES, Israel, 7 8 ; DERS., P e r i o d , 3 1 8 ; G . Α . LEHMANN, a . a . O . , 89; R . G . BOLING, J u d g e s ,
224. 257; S. HERRMANN, Geschichte, 125, Anm. 24 und 153; vgl. auch NOTH, Geschichte, 150. 120
Vgl. unten, 149ff. Man wird die ausdrückliche Erwähnung des Zauderns nicht zuletzt deshalb ernst nehmen müssen, weil Ri 17 f. sich durchweg durch straffe, Uberflüssiges weglassende Erzählungsführung auszeichnet, anders gesagt, von einem ausdrücklich erwähnten Faktum ist zu erwarten, daß es eine Funktion in der Erzählung besitzt. Es könnte auch ein Moment der Kritik der Tradition der Losgewanderten gegenüber den damals zurückgebliebenen Sippengenossen enthalten sein. 122 Den auffallenden Tatbestand des Lagerns kurz nach dem Aufbruch erklärte sich BUDDE durch einen „längeren Aufenthalt Dans"; es war „die verwegene Wanderung der 121
Ri 17-18
93
mit so dauerhafter Nachwirkung, daß Jahrzehnte und Jahrhunderte danach Name und Platz noch bekannt bzw. sogar zu besichtigen war: „westlich von Kirjat-Jearim (ist es)". Das ist seltsam. Ebenso seltsam wie auffällig ist es auch, daß in 18,12 ganz gegen die bisherige Darstellungsweise lokale Details mitgeteilt werden, die für den Fortgang der Handlung in keiner Weise von Belang sind und auch nichts mit dem Hauptthema zu tun haben, der Herkunft und dem Erwerb von Heiligtumsinventar und Priester von Lajisch/Dan u i . Drängt sich daher die Frage auf, ob man es vielleicht bei V. 12 mit einer Zufügung zur Grunderzählung zu tun habe, so verrät die ätiologische Formulierung „bis auf diesen Tag" 124 selbst schon großen zeitlichen Abstand vom berichteten Geschehen. Hinzu kommt, daß die hinter 18,12 stehende Vorstellung vom Ablauf der Geschehnisse eine ehemalige danitische Besetzung von Zora und Eschtaol voraussetzt 125 , daher später als 18,1b und frühestens aus der gleichen Zeit wie die Zufügungen der Ortsnamen Zora und Eschtaol in 18,2. 8. 11 herrühren wird. Es entsteht die Frage: Was steht inhaltlich hinter dieser möglicherweise späten Glosse? Ist die Erinnerung an das „Lager Dans" bei Kirjat-Jearim, wenn sie eine spätere Zufügung ist, inhaltlich unglaubwürdig? Da diese Lokalität zur Zeit des Glossators ganz offensichtlich noch bekannt und zu besichtigen war, wird man der langlebigen Tradition eine echte Grundlage nicht vorschnell absprechen dürfen. Μ. E. liegt für den Tatbestand folgende einfache Erklärung am nächsten: Da die Daniten Zora und Eschtaol nicht besessen, daher dort nicht gewohnt haben und infolgedessen auch nicht von diesen Orten aufgebrochen sein können, bietet sich das „Lager Dans" westlich von Kirjat-Jearim selbst als der Ort des Aufbruchs an 126 . Das läßt sich dreifach begründen. 1. Diese Annahme steht in bester Übereinstimmung mit den Ergebnissen der Untersuchung von Ri 1,34. 35 a, wonach die Daniten nach ihrem Vorstoß von Südosten her gegen Har-Heres, Ajalon und Schaalbim von den Bewohnern dieser Amoriterstädte wieder in das Gebirge in gleicher Richtung zurückgedrängt wurden. Damit finden sie sich genau in ein Gebiet zurückgeschlagen, das von Kirjat-Jearim her gesehen „westlich von Kirjat-Jearim" (Ri 18,12) liegt. Daraus
kleinen Schar ein so denkwürdiges Ereignis, daß auch das erste Nachtquartier festgehalten werden konnte" (Richter, 1 2 1 ) , ähnlich C U N D A L L , Judges, 1 8 9 , zuletzt wieder DE V A U X , History, 776. Allerdings ist genaugenommen weder von einem noch von einem Nachtlager die Rede. 123 Vgl, dagegen das Uberspringen von Wegbeschreibungen in 17,8; 18,2. 7f. 27. 124
125
V g l . B. S. CHILDS, S t u d y , 2 7 9 f f .
Zu dieser sachlich unzutreffenden Vorausetzung vgl. oben, 81 f. So nur KITTEL, Geschichte II, 21, Anm. 10, aber ohne Begründung. Ansonsten werden, meist ohne weitere Erwägung, Zora und Eschtaol als Ausgangspunkte der Nordwanderung vorausgesetzt (u. a. von E. T Ä U B L E R , a. a. O., 76 f.; J. S T R A N G E , Inheritance, 120; zuletzt W . T H I E L , Entwicklung [1980], 102). 126
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Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
ergibt sich die naheliegende Schlußfolgerung, daß die Daniten aus dem „Lager Dans" westlich von Kirjat-Jearim bei ihrem Ansiedlungsversuch an der Ebene Ajalon aufgebrochen und eben dorthin auch wieder zurückgedrängt worden sind (Ri 1,34. 35 a) und aus demselben Lager schließlich die sorgfältig(er) geplante und vorbereitete Nordwanderung unternahmen, die sie nach Lajisch führte. Die Daniten stiegen also bei ihrer Abwanderung keineswegs erst von Zora und Eschtaol auf das Gebirge (nVy), wie die Z u f ü g u n g 18,12 einschließlich der Glosse ^κπρκηι n j n x a in 18,11 suggeriert, sondern befanden sich bereits wieder, von den Amoritern zurückgeschlagen, auf dem Gebirge westlich von Kirjat-Jearim. Dementsprechend redet 18,13a, der vermutlich ursprüngliche Anschluß an 18,11, auch zutreffend vom „Hinübergehen" (Ί35>), nämlich vom Bereich des Gebirges Juda ins Gebirge Efraim 1 2 7 . 2. Gegenüber der gleichermaßen unerklärbaren und unwahrscheinlichen Vorstellung, die Daniten zögen sich aus zwei bereits in ihrem Besitz befindlichen Städten samt deren Wirtschaftsgebieten zurück, um sich in das Abenteuer einer möglichen, aber nicht gesicherten Eroberung einer entfernten Stadt zu stürzen, ist die vorgeschlagene Auffassung ungleich einleuchtender: Aus einem unbefestigten Lager brechen die Daniten auf, um nunmehr einen festen, dauerhaften Wohnsitz zu gewinnen 1 2 8 . 3. Mit der vorgeschlagenen These entfällt die nicht einleuchtende H y p o these der aus einer kurzen Wanderzwischenstation oder gar einem einzigen (ersten) Nachtlager (!) der Nordwanderer erwachsenen und über Jahrhunderte lebendig gebliebenen Tradition vom „Lager Dans" westlich von Kirjat-Jearim 1 2 9 . Umgekehrt läßt sich zeigen, wie 18,12 mit seiner Darstellung zustande gekommen sein wird: Mit Hilfe von nur zwei Fakten formulierte der Glossator den Vers: Er war der (unzutreffenden) Meinung, die Daniten hätten Zora und Eschtaol besessen u o , daher mußte er sie von dort ins Gebirge nahe Kirjat-Jearim hinaufstei127 Das Gebirge Juda reicht nördlich etwa bis Bethlehem (M. NOTH, WAT, 51), das Gebirge Efraim beginnt im Süden bei Bet-El (NOTH, a.a.O., 53) oder noch etwas weiter südlich (vgl. oben, Anm. 5). Beide Teile des westjordanischen Gebirges gehen allmählich ineinander über (NOTH, a.a.O., 17), so daß man genaugenommen von einem Hinübergehen aus dem Ubergangsbereich ins Gebirge Efraim sprechen muß. 128 Die Lagerexistenz muß nicht erst seit kurzem bestanden haben; man wird nach neueren Untersuchungen und Funden mit längeren Übergangsfristen rechnen müssen wie auch die Ubergänge von einer halbnomadischen zu einer dauerhaft ansässigen Lebensweise (nicht selten auch umgekehrt bzw. parallel vorkommend) komplizierter und vielschichtiger gewesen sind als früher meist angenommen: Vgl. hierzu zuletzt allgemein V. FRITZ, Erwägungen, 30ff.; W.THIEL, Entwicklung (1976), 385ff.; DERS., Entwicklung (1980), 93 ff.; spezieller FRITZ, Bedeutung, 121 ff.; Y. AHARONI, Israel's Conquest, 55 ff.; B.ZUBER, Studien, lOOff.; A. MAZAR, Giloh, Iff.; auch H. BOBEK, Erde 90 (1959),
259-298.
129 Vgl oben, Anm. 122; völlig anders zum Hintergrund der „Lager Dans" in Ri 13,25 und Ri 18,12 jetzt R. VAN DER HART, Camp, 720 ff., vgl. dazu im Detail unten, 172-174. 130 Zu dieser Meinung kann geführt oder beigetragen haben: 1. die Liste Jos 19,41-46, die allein im Alten Testament Zora und Eschtaol direkt und ausdrücklich im Rahmen einer Beschreibung „danitischen" Territoriums nennt (zum Hintergrund dieser Liste oben, Anm. 66); 2. eine irrige Auffassung der Ortsangaben in Ri 13,2. 25; 16,31, vgl. unten z.St. Mit dieser Meinung steht der Urheber von V. 12 in unmittelbarer Nähe
Ri 17-18
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gen lassen. Daneben war ihm die Tradition des N a m e n s und Platzes des „Lagers Dans" westlich von Kirjat-Jearim bekannt, aus der er - grundsätzlich richtig - herauslas, die Daniten hätten dort einstmals gelagert. Die kurz hingeworfene Bemerkung 18,12 b β erweckt den Eindruck, als erinnere der Erzähler seine Hörer damit an ein leicht und schnell nachprüfbares Faktum, einen nahegelegenen Ort. Darin kann ein Hinweis liegen, daß 18,12 einem Bearbeiter aus dem Bereich des Südreiches Juda zu verdanken ist 1 3 1 .
18,13: Hier findet 18,11 eine organische Fortsetzung. Das für die Grunderzählung charakteristische Uberspringen von Routenbeschreibungen (17,8; 18,2.7. 8) kann auch in 18,13 wieder beobachtet werden. Nach dem Ubergang 132 ins Gebirge Efraim findet der Hörer die Daniten unversehens bei dem Anwesen Michas. 18,14: Die Kundschafter, die Lajisch 133 ausfindig gemacht hatten, weisen ihre Sippengenossen darauf hin, daß sich „in jenen Häusern" ein Gotteshaus befindet, ausgestattet mit Kultgegenständen, und sie erinnern (sich) daran, daß der in diesem Gotteshaus amtierende Priester ihnen mittels Ephod und Teraphim 134 seinerzeit das ermutigende Orakel erteilte (18,6). Für die Daniten dürften Gotteshaus, Gottesbild und Orakel nicht nur wegen dieses Orakelspruches interessant und verlokkend erschienen sein. Deshalb können sich die Späher mit einer indirekten Aufforderung begnügen (l®jm~nö 1JH nnjn), die allerdings an Deutlichkeit kaum etwas zu wünschen übrig läßt und besagt: Dieses Gottesbild und das Orakel, das der danitischen Sache so günstig ist, muß (deshalb) danitisch werden , 3 5 . desjenigen, dem die Zusätze „(von) Zora und (von) Eschtaol" in 18,2. 8. 11 zu verdanken sind, falls nicht beide sogar identisch sind. 131 Anders M. NOTH, Hintergrund, 135, der besonders dann nicht überzeugt, wenn V. 12 einer Bearbeitung nach dem Ende des Reiches Juda zugehören sollte (vgl. unten, 134-137). 132 v g l . 0 b e n > 94 mit Anm. 127; das erneute D5U wird von dem V. 12 einschiebenden Redaktor nach dem Vorbild von V. 11 a hinzugesetzt worden sein. 133 w'? hier - sachlich zutreffende - Glosse, vgl. BHS App. und die Kommentare z. St. ( z . B . BURNEY, 4 3 1 ; ZAPLETAL, 2 6 7 ; HERTZBERG, 2 3 7 ) , z u g e f ü g t f ü r n i c h t d a n i t i s c h e H ö r e r ,
d.h. wahrscheinlich nach 733 v.Chr., vergleichbar der - freilich unzutreffenden - Glosse „(von) Zora und (von) Eschtaol" in 18,2. 8. 11; vgl. auch oben, Anm. 70. 134 Vgl- oben, 84 f. zum Ephod (mit Lit. in Anm. 89); für alle Fragen um Teraphim vgl. neben O. KEEL, Art. Teraphim, und besonders H.A. HOFFNER jr., Hittite TARPlS, 61 ff., z u l e t z t K . SEYBOLD, A r t . D'DIN, 1 0 5 7 f f . D a b e i ist d i e Ä u ß e r u n g SEYBOLDS ( a . a . O . , 1059),
die Nennung in Ri 17 f. sei negativ und solle Spott auslösen, zumindest mißverständlich und zu undifferenziert, da für die Daniten bzw. die danitische Grundschicht der negativspottende Akzent sicherlich (noch) nicht vorhanden war (vgl. auch H. D. PREUSS, Vers p o t t u n g , 6 0 - 6 7 , bes. 63). 135 Es gibt keinen Grund zu bezweifeln, daß der positive Orakelspruch den Daniten als Rechtfertigung ihrer Handlungen erschienen sein wird, falls sie sich überhaupt einer Rechtfertigung bedürftig fühlten. Moralisierende Beurteilungen blieben späterer Zeit bis in die Gegenwart vorbehalten (vgl. zuletzt CRÜSEMANN, Widerstand, 164 f.).
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Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
Zum ersten Mal werden zusammen mit bereits in 17,5 eingeführtem Ephod sowie Teraphim nun in 18,14 - abgesehen von dem Einschub 17,2-4 - Pesel und Massecha genannt. In welchem Verhältnis stehen diese Gegenstände in der Erzählung zueinander? EXKURS:
Ephod - Teraphim - Pesel - Massecha in Ri 17-18
Die vier Begriffe (in diesem Exkurs mit Ε, Τ, Ρ, Μ abgekürzt) haben durch ihr kompaktes Auftreten und das scheinbar regellose Vorkommen verschiedenartige Erklärungs- und Entwirrungsversuche hervorgerufen sowie zur Quellenscheidung angeregt 1 3 6 . Indessen läßt sich durch einige Beobachtungen zeigen, daß durchaus eine O r d n u n g unter den Bezeichnungen und Gegenständen in ihrem Vorkommen in Ri 17 f. herrscht. In 17,3-4 werden nur Ρ und Μ genannt. Das ist kein Zufall, wie im Verlauf dieses Exkurses (sowie in Anm. 147) gezeigt werden wird. Wenn man, wie oben angenommen, 17,2-4 als späteren Zusatz ansieht, können diese Verse hier vorläufig entfallen. In 17,5; 18,14. 17. 18. 20 werden Ε und Τ genannt. Beide Bezeichnungen, anscheinend fest miteinander verbunden, erscheinen immer in dieser Reihenfolge, hintereinander und ungetrennt. Die Verbindung von Ρ und Μ ist dagegen keineswegs fest. Ρ steht immer voran, kann aber auch allein auftreten (18,20. 30 f.), Μ dagegen erscheint nie allein, immer in Verbindung mit Ρ (18,14. 17. 18). Ρ und Μ können in einem Vers genannt werden, dabei jedoch durch Ε und Τ getrennt sein (18,17. 18). Dadurch verliert die Behauptung an Wahrscheinlichkeit, es handle sich hier bei Ρ und Μ um ein Hendiadyoin 1 3 7 . Ρ ist anscheinend das wesentliche und tragende Element, zu dem gelegentlich Μ hinzugefügt werden konnte (18,14. 17. 18); aber dies war nicht notwendig so (18,20. 30. 31). Die Frage erhebt sich: Wieso tritt plötzlich in 18,14 Ρ auf, insofern plötzlich, als 17,2-4 mit der Erwähnung von Ρ sekundär sein soll, Ρ also nicht von dort her als bekannt vorausgesetzt werden kann? H ä t t e Ρ dann nicht in 17,5 eingef ü h r t werden müssen? Da dies nicht der Fall ist, muß dann angenommen werden, daß Ρ (und M) überall in Ri 17-18 Zufügung desselben Bearbeiters ist, der auch 17,2-4 einfügte? D a n n hätte die Grunderzählung nur von Ε und Τ berichtet. Dagegen erheben sich jedoch Bedenken:
136
Vgl. neben den Kommentaren M. NOTH, Hintergrund, 136, Anm. 12. So in letzter Zeit u.a. NOTH, a.a. O. Auch das sonstige Vorkommen von Ρ und Μ im Alten Testament bestätigt in der Regel die Selbständigkeit beider Bezeichnungen bzw. Gegenstände; für ί>ΌΒ bzw. i>0B separat vgl. Jes 42,8; Jer 51,47 bzw. Ex 20,3; D t n 4 , 1 6 . 23. 25; 5,8; Jes 44,9; Jer 10,14 u.ö.; beides als selbständiger Gegenstand, aber parallel zu Masseben, Äscheren, Ba'alen, Sonnensäulen usw. genannt: D t n 7 , 5 ; Hos 11,2; Mi 1,7; 5,12; 2.Chr 33,19; 34,4. 7 u.ö. bzw.Lev26,1; Ps 97,7; Jes 44,15. 17; 45,20 u.ö.; für Π30Ι3 separat vgl. 2. Chr 28,2, auch als nähere Kennzeichnung von ^jy: Dtn 9,16; Neh 9,18 u.ö., als Kennzeichnung von D'ni>R: Ex 32,4. 8; 34,17; l . K ö n 14,8 u.ö.; als selbständiger Gegenstand, aber parallel zu Äscheren: 2.Kön 17,16. 137
Ri 17-18
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1. Ρ läßt sich, selbst wenn es in 18,14. 20 als Zusatz wahrscheinlich gemacht werden könnte (das ist jedoch nur f ü r 18,20 möglich), in 18,18 auf keinen Fall aus der ursprünglichen Erzählung streichen, ohne daß die inhaltliche Logik und Folgerichtigkeit ernsthaften Schaden litte. Die Erwähnungen von Ρ in 18,18 und Ε und Τ in 18,20 bedingen und stützen einander, wie gezeigt werden wird. Aber auch in 18,14 besteht kein Anlaß, Ρ f ü r nicht ursprünglich zu halten. 2. Hinzu kommt, daß Ρ als Bestandteil der Grunderzählung zumindest der Sache nach unentbehrlich ist, da 18,30 a. 31 (wie unten zu zeigen sein wird), aus ihrer Zeit zurückblickend, Ρ anhand des Datums seines Verschwindens aus dem Heiligtum in Dan zeitlich einordnen und damit in die danitische G r u n d schicht der Erzählung verweisen. 18,30 a. 31 wären mit ihrer Datierung sinnlos, existierte Ρ nicht vorher, sondern wäre erst durch die V. 30 a. 31 verursachende Redaktion erfunden worden. Wieso ist aber Ρ in 17,5 nicht eingeführt, aber doch vorausgesetzt und kann deshalb in 18,14 genannt werden? Micha hatte ein Gotteshaus (17,5). Das ist ein erstes Faktum des Verses. Und Micha fertigte Ε und Τ an und setzte einen Priester ein; dies ist das zweite, f ü r die Erzählung wichtigere Faktum. Das Orakelgerät mußte wegen 18,5 f. 9 f. eingeführt werden, die Einsetzung des Sohnes Michas als Priester insofern, als ein Priester zum Orakelgerät gehört, vor allem aber, weil die Existenz des Sohnes als Priester und seine nicht optimalen Qualitäten f ü r dieses Amt die Voraussetzung f ü r die Anstellung des Leviten war, dessen Bedeutung f ü r die Daniten offenkundig ist. Es ist nicht zu übersehen, daß f ü r die Erzählung der Priester sowie Ε und Τ viel stärker im Mittelpunkt stehen als P. Diese etwas geringere Rolle von Ρ aber macht die Annahme tragbar, daß bei der Einf ü h r u n g des Gotteshauses Michas in 17,5 unausgesprochen die Existenz eines Gottesbildes ( = P) in diesem Hause vorausgesetzt worden ist. Ein leeres privates Heiligtum ist eine schlechthin unwahrscheinliche Behauptung. Hierher gehört auch folgende Erwägung: Denkt man an die Aussagen von Ex 20,4; Dtn 5,8; 27,15 usw. (für ^OD) und D t n 7 , 5 . 25; 12,3; Ps 78,58; H o s 11,2; Mi 5,12 usw. (für Vos), so bezeichnet Ρ dort etwas höchst Anstößiges. Ist es bei diesem Tatbestand vorstellbar, daß eine danitische Erzählung einen so anstößigen Begriff im Bericht über die eigene Vergangenheit unbefangen und in positivem Sinne benutzen kann? Könnte statt Ρ ursprünglich eine weniger Anstoß erregende Bezeichnung für das Gottesbild verwendet worden sein? Es ist jedoch möglich, daß Ρ nicht immer und überall eine negativ belastete Bezeichnung gewesen ist 138 . Was nun Μ betrifft, das in 17,3. 4; 18,14 sich 138 Unter Ausklammerung von Ri 17f. tragen bis auf Ri 3,19. 26 alle übrigen 44 Belege von ^03 und V'OD einen mehr oder weniger deutlich negativen, ablehnenden Akzent. ^DB bezeichnet aber von der Wortbedeutung her wertungsneutral ein „(aus Stein gehauenes, aus T o n geformtes, aus H o l z geschnitztes, dann auch aus Metall gegossenes) Gottesbild" (KBL, 770 s.v.; vgl. auch K . - H . BERNHARDT, Gott, 113, Anm. 3; grundsätzlich O . EISSFELDT, Gott, 271 f., bes. Anm. 3). H i n z u kommt, daß zwar BERNHARDT als älteste Form des Bilderverbots eine Fassung mit dem Wort i>0D festgestellt hat (Ex 20,4), für die er an mosaische Zeit denkt (a. a. O., 113), w o m i t die Bezeichnung i>0D allerdings seit ältester Zeit in Israel negativ gekennzeichnet wäre (zum Bilderverbot vgl. noch W. ZIMMERLI, Bilderverbot, 86 ff.; DERS., Grundriß, 103-108). BERNHARDT betont aber auch, daß es das Vorhandensein von (Jahwe-)Bildern ist, das Anlaß z u m Verbot wird(a. a . O . , 95). M a n
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D a s Heiligtum Michas u n d die D a n i t e n (Ri 17-18)
unmittelbar an Ρ anschließt, in 18,17. 18 jedoch auffälligerweise durch Ε und Τ von Ρ getrennt ist, so sprechen mehrere Hinweise dafür, es als spätere Z u f ü gung und Auffüllung anzusehen. Erster Hinweis: Die eben genannte auffallende und seltsame Reihenfolge der Bezeichnungen in 18,17. 18, wo Μ nachhinkt. Weiterhin: In 18,30. 31 ist von Μ keine Rede,was auch nicht notwendig gewesen zu sein scheint, denn eine entsprechende Z u f ü g u n g wäre kein Problem. Schließlich erscheint in 17,4b das Verb wohl nicht zufällig im Singular, so daß Μ dort ursprünglich gefehlt hat 1 3 9 . Tatsächlich besteht sachlich auch keine Notwendigkeit, in 17,2-4 zwei Bildwerke vorauszusetzen, denn Ρ und Μ sind, wie sich gezeigt hat, durchaus unterschiedliche Dinge und Begriffe, die selbständig auftreten können. Eins ist zu Μ noch bemerkenswert: Von den 20 Belegen stehen knapp die Hälfte (9) in unmittelbarer Beziehung zu davon sechs Belege direkt mit diesem W o r t verbunden, 3 Belege in demselben Vers mit Viy bzw. sachlich darauf bezogen (Ex32,4. 8; D t n 9 , 1 2 ( c j ) . 16; l . K ö n 14,9; 2.Kön 17,16; H o s 13,2; Ps 106,19; Neh 9,18). Einer der ältesten Belege, H o s 13,2, wendet sich gegen den Stierbildkult des Nordreiches. Die restlichen elf Belege verstehen unter Μ allgemein Jahwe- bzw. Fremdgötterbilder, haben jedenfalls sämtlich scharf ablehnende Tendenz. Da nahezu die H ä l f t e der insgesamt negativ akzentuierten Belege von Μ einen Bezug auf Stierkult deutlich erkennen lassen, darf man vielleicht vermuten, daß hinter dem später durchweg negativ aufgefaßten Begriff Μ mehr oder weniger unmittelbar der in deuteronomistischer Beurteilung so scharf verurteilte Stierkult Jerobeams I. gesehen wurde, m.a. W., daß bei der Verwendung der Bezeichnung Μ weitgehend - besonders in deuteronomistisch bearbeiteter Überlieferung - die Stierbilder Jerobeams I. den H ö rern oder Lesern in den Sinn kamen - und hier in Ri 17f. kommen sollten! Wenn es also richtig ist, daß Μ in Ri 17 f. eine spätere Zutat ist, so liegt es nahe, daß damit eine (vermutlich deuteronomistische) Kritik und Polemik gegen das durch Jerobeam I. in Israel in Verruf gekommene Heiligtum von Dan geübt wird H 0 , die sich damit auf eine danitische Grunderzählung aufgeschichtet findet, die ihrerseits schon durch eine Bearbeitung aus Kreisen des königlichen wird dann auch aus der N o t w e n d i g k e i t des scharfen V e r b o t s auf das V o r h a n d e n s e i n nicht weniger solcher D'V'OB schließen d ü r f e n , wobei das V e r b o t das V e r b o t e n e bei dem N a m e n n e n n e n wird, den es wirklich trägt, so d a ß der vom V e r b o t Angeredete versteht, was gemeint ist. D u r c h dieses V e r b o t aber ist d a n n erst der negative A k z e n t b e g r ü n d e t w o r d e n . D a n n k a n n man d u r c h a u s damit rechnen, d a ß ^>03 in f r ü h e r Zeit u n d z u d e m bei Besitzern u n d V e r e h r e r n eines solchen Bildes noch nicht negativ belastete Bezeichnung w a r (vgl. d a z u schon BUDDE, Richter, 114; EISSFELDT, G o t t , 271, A n m . 3; zuletzt H . - D . HOFFMANN, R e f o r m , 3 5 6 f . ) . 139
So schon BUDDE, Richter, 114; anders NOTH, H i n t e r g r u n d , 136, A n m . 12 (vgl. oben, 96). 140 Z u r K e n n z e i c h n u n g des vermutlich deuteronomistischen Glossators, d e m Μ in Ri 17f. zu v e r d a n k e n sein k ö n n t e , mag aufschlußreich sein, d a ß l . K ö n 14,9 an die Erw ä h n u n g von J e r o b e a m s I. D ' i n s D'nV« erläuternd von deuteronomistischer H a n d ilODöl a n g e f ü g t w o r d e n ist (vgl. NOTH, Könige, 315), was deutlich an die vergleichbare Glossier u n g in Ri 17f. erinnert; vgl. auch Ex 32,9-14, „ein nach seinem Stil deuteronomistischer Z u s a t z " (NOTH, A T D 5, 200) unmittelbar zu einer zweimaligen E r w ä h n u n g eines ^jy HDO» (Ex 32,4. 8).
Ri 17-18
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H e i l i g t u m s J e r o b e a m s I. polemische A k z e n t e trug. O b diese Ü b e r l e g u n g e n richtig sind, m u ß sich auch bei der U n t e r s u c h u n g der V e r s e zeigen, die die hier ins A u g e g e f a ß t e n B e z e i c h n u n g e n Ε, Τ , Ρ und Μ enthalten; deshalb kann hier abschließend d a r a u f sowie auf die z u s a m m e n f a s s e n d e A n m . 147 verwiesen werden141.
18,15f.: Hinweise und Aufforderung der Kundschafter bewegen die Daniten, die Wanderung zu unterbrechen, um das Bild des Gottes und das Orakel, die der danitischen Sache so günstig waren, für sich zu gewinnen. U m diesen Plan ins Werk zu setzen, nehmen sie, wie der T e x t sicher nicht zufällig ausdrücklich sagt, K o n t a k t mit dem M a n n in Michas Anwesen auf, den sie als „jungen Leviten" kennen. 18,17: Der Vers bietet eine Zusammenstellung von Sätzen und unverbundenen Satzteilen 1 4 2 , die wörtlich bzw. fast wörtlich in 1 8 , 1 4 a a (vgl. dazu 1 8 , 1 7 a a ) und 18,11 b. 1 6 a α (vgl. 1 8 , 1 7 b β y ) vorkamen bzw. in 1 8 , 1 8 a ß y (vgl. 1 8 , 1 7 a ß y ) vorkommen werden; für 1 8 , 1 7 b α kann man auf 18,16 a β zurückverweisen. In 18,17 sind untereinander die grammatischen Formen verschiedentlich ausgeglichen, Determinationen ergänzt worden. E. TÄUBLER ist zuzustimmen, der den Vers als „zusammenfassende Marginale" bezeichnet hat 1 4 3 . Sie ist als solche nicht nur durch ihre Zusammengesetztheit aus Teilen anderer Verse erkennbar, sondern auch daran, daß ein glatter Anschluß von 18,18 an 18,16 entsteht, läßt man sie aus. Allerdings stellt 18,17 m . E . möglicherweise doch noch etwas mehr als eine eigentlich überflüssige Wiederholung bereits bekannter Fakten dar. Der Vers bekommt dadurch, daß er gleichsam eine kurze Zusammenfassung von 18,14-16. 18 bietet, durch diese Verkürzung und Konzentration einen besonderen Akzent: Die Kundschafter gehen hinein, nehmen Gottesbild, E p h o d und T e r a phim 1 4 4 , während der Priester am T o r steht, neben sich die bewaffnete Schar. Ist damit der Priester nicht wehrlos, ohne die Möglichkeit des Eingreifens? Es hat den Anschein, als werde er durch diesen Marginalvers für sein Nichteingreifen bei der Entführung des ihm anvertrauten Heiligtuminventars ein wenig entschuldigt, als solle sein passives Verhalten verständlich(er) gemacht werden. 18,18: Der Vers schließt unmittelbar an 18,16 an. Π^ΚΙ bezieht sich aber über 18,16 hinweg auf die Kundschafter; jene dringen also nach der Begrüßung des Priesters in Michas Gotteshaus ein und nehmen das
Erwägungen zu Material und Form von Michas i>0D unten, 124 f., Anm. 239. Vgl. schon BURNEY, Judges, 432 f. 1 4 3 Studien, 85; weniger wahrscheinlich seine Vorstellungen, wie 18,17 aus 18,15. 18. 27 zusammengestellt sein soll (ebd.). 1 4 4 Die auffallende Reihenfolge der Bezeichnungen P-E-T-M verbindet V. 17 und V. 18; zur Erklärung vgl. die folgende Anm. sowie Anm. 147. 141
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Das Heiligtum M i c h a s und die Daniten (Ri 17-18)
Gottesbild an sich 1 4 5 . D e r Priester sieht das, was sich da vermutlich unmittelbar nach der Begrüßung abspielt, mit an. D a ß Begrüßung und Eindringen in das Gotteshaus ungesäumt nacheinander geschehen sind, darf sicher angenommen werden, wird doch den f ü n f M ä n n e r n daran gelegen haben, im A n w e s e n Michas kein A u f s e h e n zu erregen. Das Empfinden des dabeistehenden Priesters gegenüber dem T u n der Daniten mag sich v o n V e r w u n d e r u n g zu Beunruhigung gewandelt haben, ehe er die Frage hervorstößt: "Was tut ihr denn?!" 18,19: Die Daniten schneiden ihm k u r z e r h a n d das W o r t ab. D a ß sie nun nach dem Gottesbild auch den dazugehörigen Priester gewinnen wollen, ist ebenso konsequent wie verständlich. Ihre A u f f o r d e r u n g hat eher den C h a r a k t e r eines Befehls denn den eines Wunsches. Für den Priester ist die Lage prekär: K a n n er sich diesem Befehl überhaupt entziehen angesichts der B e w a f f n e t e n ? Alarmschlagen verbietet sich unter deren Augen. Entzöge er sich aber dem nachdrücklichen danitischen W e r b e n , so erwartete ihn die Anklage Michas, er habe nichts zum Schutz des ihm anvertrauten Heiligtums getan. K o m m t eine W e i g e r u n g des Priesters demnach kaum in Betracht, so zeigt überdies 1 8 , 2 7 , w o die Daniten den Priester ganz einfach „nehmen", wie sie vermutlich auch hier bei einer W e i g e r u n g v e r f a h r e n wären. Als sie der A u f f o r d e rung zum M i t k o m m e n noch ein psychologisch geschicktes A r g u m e n t anfügen, der Befehl mit einer V e r l o c k u n g umkleidet wird, fällt die Entscheidung: Priester f ü r eine Sippe zu sein 1 4 6 bedeutet zweifellos - auch 1 4 5 Bis zur Erwähnung von Ρ bietet V. 18 keine Schwierigkeit. Grammatisch a u f f a l lend unvermittelt folgen E - T - M , inhaltlich im Widerspruch zu V. 20 (s.u.). Faßt man zu V. 18 auch V. 20 mit ins Auge, so erklären sich beide gegenseitig: Der Priester ergreift in V. 20 nach seiner „Abwerbung" die zu seiner T ä t i g k e i t und Ausrüstung unmittelbar gehörenden Gegenstände Ε und T ; nun folgt, grammatisch korrekt, aber inhaltlich schief, als weiterer Gegenstand P. Uberflüssig hier also P, da schon V. 1 8 a ß genannt als von den Daniten an sich genommen; in V. 1 8 a ß y sind Ε und Τ (und M ) fehl am Platze, da erst in V. 20 sachlich richtig durch den Priester ergriffen. J e d e andere A u f f a s s u n g müßte sich mit der u n g l a u b w ü r d i g e n Konstruktion helfen, die Daniten hätten erst P - E - T - M an sich g e n o m m e n (V. 18), der Priester ihnen aber alles w i e d e r entreißen können (!), um es dann eigenhändig doch w e g z u t r a g e n (V. 20: E - T - P ) ; ähnlich g e z w u n g e n zuletzt TÄUBLER, Studien, 84f. In V. 18 stand ursprünglich also nur P; in V. 20 sind Ε und Τ ursprünglich. Die auffällige Ubereinstimmung in der eigenartigen R e i h e n f o l g e der Bezeichnungen in V. 17 und V. 18 legt nahe, d a ß E - T - M in V. 18 nach dem Vorbild von V. 17 e r g ä n z t w u r den von einem Bearbeiter, dem sachliche Konsequenz in den Einzelheiten nicht am wichtigsten war. Ähnliche spätere „Weiterarbeit" zeigt ζ. B. der geglättete U b e r g a n g von Ρ zu Ε in V. 18 ( L X X ) , die Z u f ü g u n g von Ρ in V. 20 (schon im M T ) , schließlich die A n f ü g u n g von Μ in V. 20 (vgl. B H K App.). 1 4 6 „Stamm" und „Sippe" nebeneinander sind seltsam, wenn auch viele Kommentatoren keine Schwierigkeit dabei zu sehen scheinen. Verschiedene E r w ä g u n g e n ohne Entscheidung dazu bei BUDDE, Richter, 122; ZAPLETAL, Richter, 269, streicht nnspnin metri causa; mit mehr Recht hält GRESSMANN, S A T I, 2, 251, l BapV f ü r späteren Zusatz. Dieser Zusatz wie auch VmP'a wird demselben R e d a k t o r zuzuschreiben sein, der auch 1 8 , 1 b
Ri 17-18
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pekuniär - mehr als die jetzige Stellung bei Micha. Den Entschluß des Priesters mag erleichtert haben, daß es sich bei den Eindringlingen um frühere Bekannte handelte. 18,20: Die in Aussicht stehende bessere Stellung läßt den Priester „guter Dinge sein". Er nimmt daher die zur priesterlichen Orakelerteilung gehörenden Gegenstände (Ephod und Teraphim) und begibt sich in die ihn jetzt schützende Mitte der Daniten. Es ist möglich, daß das ausdrückliche Hineintreten des Priesters oyn nipa als Andeutung der Schutzsuche des Priesters vor dem zu erwartenden Zorn seines ehemaligen Dienstherrn verstanden werden soll; vielleicht ist es auch zugleich ein Hinweis auf die volle Besitzübergabe der Heiligtumsgegenstände an die neuen Herren 147 . - Die Tat ist vollendet, ein Höhepunkt erreicht. 18,21 f.: Die Abziehenden richten sich, vermutlich zum Vergnügen der danitischen Hörer der Grunderzählung, taktisch klug und praktisch auf die zu erwartende Verfolgung ein. Tatsächlich wird das Geschehene einige Zeit später bemerkt. Micha 148 ruft die Männer seines Hauses und der benachbarten Häuser zur Verfolgung auf 149 . 18,23f.: Die Gegenfrage, mit der die Daniten auf den Anruf des Micha reagieren, als er sie eingeholt hat, muß sowohl kaltblütig wie auch formuliert hat, denn 18,1 b und 18,19 heben sich durch Verwendung von Ü35 und ^m®' vom Kontext deutlich ab (vgl. auch V e i j o l a , Königtum, 24). Das bestätigt nns®a als ursprüngliche Selbstbezeichnung der Daniten, vgl. 18,2. 11. 147 Zusammenfassend ergibt sich von hier f ü r das V o r k o m m e n von Ε, Τ , Ρ u n d Μ in Ri 17 f. folgendes Bild (für 18,30 f. s. unten z. St.): Grunderzählung: 17,5: Micha besitzt ein Gotteshaus, zweifellos kein leeres, sondern ein mit dem erstmals 18,14 genannten, hier aber vorauszusetzenden Ρ ausgerüstetes; f ü r seinen Priester läßt er Ε und Τ anfertigen. 18,14: Die Späher weisen auf die ihnen bereits bekannten (18,3-6), f ü r das danitische Vorhaben belangreichen Kult- und Orakelgegenstände Ε, Τ und Ρ hin. 18,18: Die Daniten e n t f ü h r e n P. 18,20: D e r halb gezwungene, halb überredete Priester schließt sich unter M i t n a h m e seiner Orakelausrüstung Ε und Τ an. - 1. Überarbeitung: 17,3. 4: Michas Ρ wird durch Z u f ü g u n g einer beschämenden angeblichen Entstehungsgeschichte diffamiert. 18,17: D e r entschuldigende Marginalvers stellt den Priester als unter Z w a n g handelnd dar; die Daniten e n t f ü h r e n nicht nur Ρ (s. Grunderzählung, 18,18), sondern indirekt durch N ö t i g u n g des Priesters auch Ε und Τ (s. G r u n d e r z ä h l u n g , 18,20). - 2. Überarbeitung: Sie sieht das Micha e n t f ü h r t e und schließlich in D a n aufgestellte Ρ im Licht der übelbeleumdeten Ο'ΊΠΚ Β'Π^Κ, d . h . der JTOO» Jerobeams I. und f ü g t diffamierend Μ in 17,3. 4; 18,14. 17 an Ρ an. 18,18: Wahrscheinlich wurde bei Gelegenheit der Z u f ü g u n g von Μ in 18,17 nach dem Vorbild dieser singulären Reihenfolge die ganze Reihe Ε, Τ und Μ auch nach 18,18 übernommen. - W a r damit o f f e n b a r schon Verständnis oder Interesse f ü r erzählerisch-logische V e r w e n d u n g der Bezeichnungen der Kultgegenstände verloren, so wird vielleicht in dieser oder einer späteren, hier nicht näher fixierbaren Bearbeitung in 18,20 Ρ zugefügt. Die (diffamierende) Glossierung setzt sich weiter f o r t mit Zusatz von Μ in 18,20 ( L X X und altlateinische Überlieferung). 148
V o r D'IlKm hat L X X sachlich richtig Π3'Β1 ergänzt. Die V e r m u t u n g der Aufstellung einer „Privattruppe" (CRÜSEMANN, Widerstand, 166) sieht die Verfolgung überdimensioniert und hat keinen Textanhalt. Micha ist auch kein militärischer Führer (AHLSTRÖM, Aspects, 25). 149
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Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
scheinheilig genannt werden 1 5 0 . Ihre Wirkung auf Micha bleibt nicht aus. Seine wohl empört und mutig begonnene Verfolgung mündet in kleinlaute, hilflose und vorwurfsvolle Worte. Der verhaltene Grimm des Unterlegenen hat sie geprägt. Es fällt auf, daß Micha von seinem D'nVx spricht. D a ß damit sein Gottesbild ( = Pesel) gemeint ist, unterliegt keinem Zweifel; es gibt dafür eine Reihe von Parallelen 1 M , die den gleichen Sprachgebrauch aufweisen. Wenn Micha neben dem entführten Ο'Π^Χ zwar auch seinen verlorenen Priester, nicht aber Ephod und Teraphim „einklagt", so heißt das nicht, daß er auf letztere Gegenstände zu verzichten beabsichtigt. Die vom Priester gehandhabte Orakelausrüstung ist vielmehr bei dessen Nennung mit angedeutet 1 5 2 . Dies unterstreicht zugleich nochmals, daß D'nVx nur das Gottesbild (Pesel) meint, nicht auch Ephod und Teraphim. 18,25f.: Die Daniten antworten Micha schroff abweisend. D'PJK PSJ '"lö meint Menschen, die, in ihrer Existenz und ihren grundlegenden persönlichen, sozialen bzw. politischen Lebensinteressen auf das höchste bedroht oder bereits entwurzelt, mit äußerster Entschlossenheit und Erbitterung reagieren 1 5 3 . Die Erzählung deutet mit dieser Formulierung kein moralisches Werturteil über die Handlungsweise der Daniten an, zumal es sich um eine Selbstcharakterisierung der Daniten handelt 1 5 4 . Die grimmig-drohende Haltung der Daniten wirkt derart, daß Micha sich in sein Schicksal fügt und unverrichteterdinge umkehrt. Eine Beurteilung der Geschehnisse findet nicht statt. Michas Rechtsanspruch wird zwar nicht ausdrücklich in Zweifel gezogen, aber eine Bekundung von Mitleid oder Sympathie mit dem Geschädigten sucht man vergebens. 18,27: Die eigentliche Erzählung ist hier beendet; V. 27 hat abschließenden und abrundenden Charakter. Dazu wird noch einmal mit 150 Bemerkenswert der (vom Erzähler beabsichtigte?!) Kontrast zwischen taktisch kluger Voraussicht (18,21) und unschuldiger „Ahnungslosigkeit" der Daniten (18,23b); danitische Hörer mögen dies mit Vergnügen und Stolz auf die Ahnen gehört haben (danitische Grundschicht!). 151 Vgl. Jes44,10. 15. 17; 45,20 bzw. Jes 42,17; l.Kön 14,9. Auch zu Teraphim kann Β'πί>Κ gesagt werden: Gen 31,30-32. 152 Zur engen Verbindung zwischen Priester und Ephod vgl. u.a. l.Sam 14,3. 18 (LXX); 23,6; 30,7f. sowie oben, Anm. 89. 153 Vgl. besonders l.Sam 22,2; 30,6; 2.Sam 17,8 sowie H.STRAUSS, Untersuchungen, 100; F. A. SPINA, Dan Story, 65-67; CRÜSEMANN, a.a.O., 139f. 154 Dennoch wird immer wieder einmal, nicht zuletzt aufgrund dieser Szene, der Erzählung insgesamt eine undifferenziert negative Haltung gegenüber der Handlungsweise der Daniten zugeschrieben (vgl. zuletzt NOTH, Hintergrund, 139 f.; VEIJOLA, Königtum, 29; CRÜSEMANN, a.a.O., 161 f. 164F.). Wären aber die Daniten sowie praktisch alles in Ri 17 f negativ gesehen, sollte man nach 18,20 und 18,26 (oder 18,27) oder auch nach 18,31 von einem danitenkritischen Redaktor eine kritisch-kommentierende Bemerkung entsprechend 17,6; 18,1 a erwarten dürfen. Sie fehlt aber an diesen Stellen nicht zufällig (vgl. genauer unten, Anm. 223).
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Ri 1 7 - 1 8
bereits Bekanntem eingesetzt: N a c h dem Zwischenfall mit dem sie verfolgenden M i c h a nehmen die Daniten das Gottesbild (Pesel) 1 5 5 und Michas Priester; dann fielen sie über das sorglose Lajisch her 1 5 6 , „und sie schlugen sie (seil, dessen Bewohner) mit der Schneide des Schwertes". D e r Satz, ebenso lapidar wie der von dem „Herfallen über Lajisch" erweist sich für eine historische Fragestellung als besonders unergiebig, da es sich um eine im Alten T e s t a m e n t häufig benutzte, schematisch gewordene Ausdrucksweise handelt 1 5 7 . Die Belege zeigen, daß im deuteronomistischen Bereich eine Neigung zu diesem Ausdruck besteht 1 5 8 . D e r auf diesen Satz folgende Versteil 1 8 , 2 7 b verhilft zu noch schärferer Erfassung des Ursprungs dieser Erzählungsschlußsätze. Die Ausdrucksweise „schlagen mit der Schneide des Schwertes" in unmittelbarer Verbindung mit der Aussage der Verbrennung einer Stadt tritt neben Dtn 1 3 , 1 5 - 1 7 nur innerhalb des sogenannten R a h m e n s des Richterbuches auf, d o r t aber gleich dreimal und in gleicher bzw. sehr ähnlicher Formulierung ( 1 , 8 ; 1 8 , 2 7 ; 2 0 , 4 8 ) . D a s ist deshalb bedeutsam, weil die diese Verse enthaltenden Teile des Richterbuches ohnehin in bemerkenswertem Ausmaß einen gemeinsamen und spezifischen Sprachgebrauch aufweisen 1 5 9 . D e r - um es zunächst vorsichtig auszudrücken deuteronomistischer Terminologie und Anschauung (Dtn 1 3 , 1 5 - 1 7 ; 2 0 , 1 0 ff.) verpflichtete Redaktor, der diese schematischen
S o zu ergänzen mit B H S App. Eine Änderung von ...by lKS'l in ...iy ΙΧΙ'Ί, vorgeschlagen in B H S App., vollzogen bei A. SCHULZ, Richter, 95, verflacht die anschauliche Ausdrucksweise, vgl. vielmehr G e n 3 4 , 2 7 ; I j o b 1 5 , 2 1 ; E z 3 2 , 1 1 . - D i e Glosse naai ap® o y - t y (erkannt, aber als Q u e l l e n bestandteil [ J ] gedeutet von EISSFELDT, Quellen, 4 8 * ; vgl. aber auch SIMPSON, C o m p o s i tion, 7 2 ) ist an dem losen Anschluß durch Wiederholung des vorhergehenden by (zugleich ein Hinweis auf dessen Ursprünglichkeit) erkennbar. Als Wiederaufnahme aus 18,7 bietet sie inhaltlich nichts Neues. Gewicht bzw. Funktion der Formulierungen sind aber unterschiedlich: In V . 7 bildet naai ap® einen unverzichtbaren Bestandteil des K u n d schafterberichts, in V . 27 ist sie entbehrlich. 155 156
1 5 7 Vgl. N u m 2 1 , 2 4 ; Dtn 13,15 (f.); 2 0 , 1 3 ; J o s 8 , 2 4 ; 1 0 , 2 8 . 30. 32. 35. 37. 39; 1 1 , 1 1 . 12. 14; 1 9 , 4 7 ; R i 1,8. 25; 2 0 , 3 7 . 48; 2 1 , 1 0 ; l . S a m 2 2 , 1 9 ; 2 . S a m . 1 5 , 1 4 ; 2 . K ö n 1 0 , 2 5 ; I j o b 1,15. 17; J e r 2 1 , 7 ; vgl. auch (ohne Π33) Gen 3 4 , 2 6 ; E x 17,13; J o s 6 , 2 1 ; R i 4 , 1 5 f . ; l . S a m 1 5 , 8 ; zu dieser Formulierung auch W . RICHTER, Untersuchungen, 5 3 f . ; F. STOLZ,
K r i e g e , 18 f . ; N . LOHFINK, A r t . m n , 1 9 5 f. 158 Z u r Theoriebildung (G. FOHRER, Geschichte, 109: Systematisierung) hinsichtlich der Vorstellung vom (sog. J a h w e - ) K r i e g , verbunden mit einem konsequenten Banngebot, gegenüber der kanaanäischen Bevölkerung in der deuteronomisch-deuteronomistischen Literatur einschließlich ihrer Veränderungen vgl. nach G . VON RAD, D e u t e r o n o m i u m - S t u dien, 132 ff.; DERS., Krieg, 6 f f . 68 ff., DE VAUX, Lebensordnungen II, 69-78 vor allem
F . S T O L Z , a . a . O . , 1 7 f f . 1 5 4 f . ; C . BREKELMANS, A r t . B a n n . B L , 1 6 4 f . ; DERS., A r t . m n ,
638;
P. WELTEN, Art. Bann, 161; N . LOHFINK, a . a . O . , 1 9 5 f . 2 0 1 ff.; H . D . PREUSS, D e u t e r o n o mium, 81 f. 134.140.189 (Lit.). 1 5 9 Beobachtungen dazu bereits bei E . BERTHEAU, Richter, dings wieder A . G . AULD, Judges I, 267 f.
X X I V - X X V , vgl. neuer-
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Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
Formulierungen für Ri 18,27 wählte, hat sich anscheinend keine Gedanken über die innere Wahrscheinlichkeit seiner Darstellung gemacht. Tatsächlich ist es schwerlich vorstellbar, daß die Daniten die Stadt, die sie zu bewohnen gedenken, so weitgehend in Schutt und Asche legen, abgesehen von den unvermeidlichen Verwüstungen, die Kampf und Eroberung immer mit sich bringen, daß sie sie erst wieder neu aufbauen müssen (18,28b), um in ihr wohnen zu können (18,28b) 160 . Ist die Glaubwürdigkeit völliger Vernichtung von Stadt und Bewohnern bei 18,27 überaus gering, so scheinen die bereits zum Vergleich herangezogenen Beispiele bzw. Parallelen Ri 1,8; 20,48 auf den ersten Blick anders gelagert: Die Wahrscheinlichkeit ist hier größer, daß hinter der Formulierung vom Schlagen der Bewohner und Verbrennen der Städte tatsächlich solche radikalen Maßnahmen stehen könnten, denn in beiden Fällen wird von den Angreifern nicht wie in 18,27 mit der Absicht anschließenden eigenen Wohnens vorgegangen. Jedoch scheint die Formulierung in Ri 20,48 bei näherem Hinsehen in ihrer pauschalen Art mehr oder minder direkt dem Banngesetz Dtn 13,15-17 entlehnt zu sein 161 . Bei Ri 1,8 dürfte ähnliches gelten 162 . So wird man der Aussage aller drei Stellen im Blick auf die historische Auswertung mit großer Zurückhaltung begegnen. Der Behauptung vom Ausrotten der Bewohner von Lajisch und der Verbrennung der Stadt, die ihre Heimat werden soll, durch die Daniten muß wegen des theoretisch-schematischen Charakters der Formulierung und ihrer inhaltlichen Widersinnigkeit größte Skepsis entgegengebracht werden. Redaktionsgeschichtlich ist es am wahrscheinlichsten, 18,27aß. b wegen der besonderen Formulierung und des sprachlichen Zusammenhangs mit Ri 1; 19-21 einer Bearbeitung zuzuordnen, die in der Denkweise und Terminologie unter
160 Anders G. S C H M I T T , Frieden, 120 ff.; daß die Daniten mit dem Niederbrennen und Vernichten der Stadt Lajisch einer bewußt geübten Praxis folgten, wobei das Verbrennen die Vollendung des Sieges bzw. eine möglichst schroffe Trennung von den Vorbewohnern bedeutete (a.a.O., 121), daß dies alles nicht dtn.-dtr. Theorie, sondern damalige und auch in diesem konkreten Fall die Praxis war, hätte S C H M I T T erst zu beweisen. 161 In Ri 20,48 ließ sich das konsequente Banngesetz nach D t n 13,15-17 besonders gut und organisch eintragen und als exemplarisches „Ganzopfer" (vgl. H E R T Z B E R G , A T D 9, 253) stilisieren, da für das gegenüber Ri 19-20 vermutlich sekundäre Kapitel Ri 21 erforderlich. 162 Man wird innerhalb des das deuteronomistische Richterbuch umfassenden Rahmens (vgl. W. R I C H T E R , Bearbeitungen, 142; DERS., Art. Richter [Buch], 1477) bei Ri 1,8 wohl ebenfalls von einer Stilisierung bzw. einer freien Gestaltung des Redaktors im Geiste der Bann-Gebote Dtn 13,15-17; 2 0 , 1 0 - 1 8 reden dürfen; die Vernichtung von Stadt und Bewohnern ist auch hier weder historisch sehr glaubwürdig (vgl. 2. Sam 5,6!) noch archäologisch nachweisbar (vgl. K . M . KENYON, Jerusalem [1968], 58; DIES., Jerusalem [1974], 95-97), obwohl andererseits ein Überfall ohne Besetzungsabsicht, eine Plünderung auch nicht ausgeschlossen werden kann ( K . - D . S C H U N C K , Juda, 52ff.). Vgl. genauer hierzu noch unten, 238 mit Anm.75.
Ri 17-18
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dem Einfluß und der Nachwirkung deuteronomisch-deuteronomistischer Systematisierung alter Jahwekriegs- und Bannpraxis steht 1 6 3 . 18,28: D e r Vers erläutert, was zum Siege der Daniten über Lajisch beigetragen hat: D i e Isoliertheit der Stadt von potentiellen Helfern, ein Tatbestand, der durch fast wörtliche Wiederholung von 18,7 ausgedrückt wird. Lajisch war fern von (den) Sidon(iern) und hatte keine Beziehung zu A r a m , 6 4 . D i e ursprüngliche Lesart DTK statt DTK165 ermöglicht es,V. 28 aß recht einfach als eine spätere nähere Erläuterung, angeregt durch das Stichwort „Aram", zu verstehen. D i e Formulierung soll die Lage von Lajisch in der N ä h e des südlichen Zugangs zur Biqä', „die 163 Vgl. oben, 103 mit Anm. 158. - Zu Ri 18,27 a ß.b wird niaai ap>® ny-Vy zu rechnen sein, insofern der Urheber von V. 2 7 a ß . b mit dem Suffix in 0ΠΊΚ an das zu dieser Glosse (vgl. oben, Anm. 156) gehörende Dy statt an P'V-ty anknüpft. 164 Ein Vergleich der Wendung in 18,28 mit der entsprechenden in 18,7 legt nahe, daß sie trotz der Überladenheit von 18,7 dort ursprünglich ist und in 18,28 eine Wiederaufnahme darstellt (zum drittenmal wiederaufgenommen in Ri 18,9 LXX A !, vgl. SoiSALON-SOININEN, Textformen, 87f.): 18,7: m s - o y nri^-pR - a n o y i s n rinn t r p n n nyn 18,28: D7X-0y Dni>-|'K 1311 J1TXB n p m '3....TJM Für beide Wendungen gilt, daß sie aus der Zeit nach der geglückten Eroberung eine Erfahrung von bestehenden bzw. möglichen Beziehungen der Stadt Lajisch widerspiegeln, die durch ihr Nichtfunktionieren bzw. Nichtbestehen den Daniten die Eroberung erleichterten. Diese Erfahrung konnten die Späher nicht oder nur in geringem Maße gemacht haben (vgl. oben, 87 f.). Daß die Erklärung im Nachhinein gegeben wird, zeigt sich daran, daß Aram(äer) (zur Änderung DIR zu DIR s.o. Anm. 97) anachronistisch als potentielle Helfer für Lajisch in Erwägung gezogen werden (vgl. oben, Anm.97; unten 201). Wichtig ist, daß die Wendungen in 18,7 und 18,28 anscheinend nicht gleichermaßen der danitischen Grundschicht zugehören. Einerseits dürften sich die Pluralformen in 1 8 , 7 b ß y auf nyn in V. 7 b a beziehen. Im Gegensatz dazu fallen im ersten Teil der Phrase in 18,28 die Singularformen auf; sie werden sich - grammatisch korrekt - auf Tyn (18,27b) beziehen. Für 18,27b hat sich oben die Vermutung deuteronomistischer Herkunft ergeben, so daß sich die auf v y n in 18,27 b beziehende Fortsetzung frühestens derselben Zeit und demselben Redaktor zuschreiben läßt, der demnach den inhaltlich aus 18,7 bekannten Satz grammatisch seinem Vorsatz (18,27 b) bzw. dem Beziehungswort Tyn anglich. Außerdem hat er „Sidonier" aus 18,7 (dort ging das hier in 18,28 fehlende „nach Art der Sidonier" vorweg!) in V. 28 zu „Sidon" verkürzt. Das spricht dafür, daß ihm der Sprachgebrauch „Sidonier" = Phönizier (KATZENSTEIN, History, 62: Sicher bis zum Ende des 9. Jh. v.Chr. verwendet; ist das richtig, könnte man dies Datum vielleicht als ungefähren terminus a quo für den Redaktor betrachten) nicht mehr geläufig war. Der Redaktor war aber nicht nur zeitlich von den Ereignissen in Ri 17 f., sondern wohl auch geographisch von Lajisch/Dan weit entfernt, da ein Danit zweifellos wußte, daß die Beziehungen von Lajisch zu den „Sidoniern" von Tyrus, nicht aber bzw. nicht in vergleichbarem Maße zu Sidon bestanden (vgl. oben, Anm. 96). Der zweite Teil der Phrase in 18,28 ist entweder ganz mechanisch aus 18,7 abgeschrieben oder noch später als der erste Teil in V. 28 unter Außerachtlassen der grammatischen Veränderung desselben aus V. 7 übernommen worden. Das nach dem Ende der Phrase V. 28 a α den Versteil 28 a ß beginnende (t'Hl knüpft über Κ'Π-ηρΠΊ (V. 28 aα) an Tyn (V. 27b) an und unterstreicht die Zusammengehörigkeit aller dieser Zusätze. 165
Zur Begründung vgl. oben, Anm. 97.
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Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
nach Bet-Rehob (führt)" (V. 28 aß) 1 6 6 , kennzeichnen. Möglicherweise aber meint dieser Ausdruck auch, daß Lajisch selbst nach der traditionellen Auffassung in dem Bereich, in der N ä h e eines Tales liegt, das zu(m Territorium des Staates) Bet-Rehob ( = Zoba) gehört 1 6 7 ; für das Tal kommt dann wohl nur die Ard el-Hüle in Frage 168 . Hilfe für das bedrohte Lajisch, ob mit Recht erwartet oder nicht, blieb jedenfalls aus. Die abschließende Formulierung, die Daniten hätten die Stadt wieder aufgebaut (18,28 b α), kann nicht älter sein als die sachlich unzutreffende deuteronomistische Behauptung vom Niederbrennen der Stadt (18,27 b) 1 6 9 , die die Bemerkung vom Wiederaufbau erst erforderlich gemacht hat 1 7 0 . 18,29: Mit der Mitteilung der Niederlassung und der Umnennung, die als Abschluß der Besitzergreifung von Lajisch durch die Daniten „das Hoheitsrecht, das der Umbenennende über dem Umgenannten ausübt" 171 , anzeigt, kommt das Nebenthema der Landnahme der Daniten zum Ende. Auffälligerweise wird der Eponym der Daniten, dessen Namen die Stadt nun tragen wird, bezeichnet als einer, „der dem Israel geboren wurde". Gewöhnlich werden die Eponymen der zwölf Stämme als „Söhne Jakobs" bezeichnet 1 7 2 . Daneben findet sich in einem leicht eingrenzbaren literarischen Feld, der Joseferzählung, Jakob in 27 Fällen unter dem N a m e n „Israel" 173 . Aber auch außerhalb der Joseferzählung 166
Für > = „(in der Richtung) auf (etwas) hin" vgl. GesK, 288 (§ 102c), konkret vielleicht l . K ö n 12,16; dazu f ü g t sich gut die Identifikation von Bet-Rehob mit (Aram-)Zoba durch M.WEIPPERT, Edom, 268ff., vgl. auch J.SIMONS, G T T , 6 f . (§19); AHARONI, Land, 70; MALAMAT, Aramaeans, 141, die immerhin Bet-Rehob im Südteil der Biqä' suchen. Zu älteren und neueren, nicht wahrscheinlichen Identifikationen vgl. WEIPPERT, a.a.O., 269; diese kommen schon wegen der beträchtlichen Entfernung zu Lajisch hier nicht in Frage, weshalb sie auch keinesfalls die Lage von Lajisch bezeichnen können. Anders E. OTTO, Jakob, 106, Anm. 8. 167 WEIPPERT, a . a . O . , 270; f ü r die Zeit der Lajischeroberung ist diese Aussage und territoriale Zuteilung anachronistisch, s. u., 143 in Verbindung mit 130, Anm. 250 a; 202 f. 168 So WEIPPERT, a . a . O . , 270. Diese Vorstellung hat die (von WEIPPERT, a . a . O . , 271, selbst genannte) Schwierigkeit gegenüber meinem oben (mit Anm. 166) genannten Vorschlag, daß dann im Zoba-Herrschaftsgebiet am südlichen Zugang zur Biqä' kaum Raum f ü r den Staat von Bet-Maacha bleibt, falls er nicht sehr begrenzt war. 169 S. oben, 103-105. 170 Nach den aufeinander bezogenen und einander bedingenden Zusätzen in 18,27 f. kann erst na iae'1 am Ende von V. 28 wieder den Faden der Grunderzählung darstellen; jene Worte schließen an V^'by IKa'l (V. 2 7 a a ) tatsächlich nahtlos an. 1 8 , 2 8 b a . ß ist später zusammenhängend übernommen in Ri 2 1 , 2 3 b ß . y . 171
172
A . S . VAN DER W O U D E , A r t . DC, 9 4 3 .
Vgl. u.a. Gen 35,22b. 23-26; 45,25. 27; 46,5. 8 a ß ; 49,33; Ex 1,1b; l . K ö n 18,31; 2. Kön 17,34; vgl. auch Gen 29,31 ff. 173 Gen 37,3. 13; 42,5; 43,6. 8. 11; 45,21. 28; 46,1. 2. 5. 29. 30; 47,27. 29. 31; 48,2. 8. 10. 11. 13 (2 X). 14. 21; 50,2. 25. Hinzu kommt Gen 49,2 (EISSFELDT, Hexateuch-Synopse, 102*: L; FOHRER, Einleitung, 161: J; GUNKEL, Genesis, 479: Nebenquelle von J). Die Joseferzählung wird weithin sowohl J als auch Ε zugeschrieben (vgl. EISSFELDT, Einlei-
RI
17-18
107
kommt Jakob als „Israel" vor 1 7 4 . Dieser Namengebrauch ist somit keine alleinige Eigenart der Joseferzählung. Für Ri 18,29 a erhebt sich angesichts dieser Belege die schwer zu beantwortende Frage, ob hier ein so vereinzelter Einfluß der Joseferzählung bzw. von Pentateuchquellen angenommen werden muß. Die Auffassung dürfte vorzuziehen sein, daß der Sprachgebrauch „Israel" f ü r den Erzvater Jakob im 10./9. Jh. v. Chr. bekannt und verbreitet war, wenn diese Aussage auch sehr allgemein bleiben muß 1 7 5 . Daneben muß aber berücksichtigt werden, daß sich der gleiche Namen-Sprachgebrauch noch in sechs Fällen innerhalb später, nachexilischer Listenrahmungen findet 1 7 6 . Das bedeutet, daß der Sprachgebrauch noch sehr spät (wieder) Verwendung fand, somit R i l 8 , 2 9 a ß ebenfalls so späten Datums sein könnte. Eine Entscheidung ist kaum zu treffen, falls man nicht größeres Gewicht darauf legt, daß 18,29 a β sich mit dem größten Teil der beiden vorhergehenden Verse in unmittelbarer Nähe sehr später Formulierungen befindet. O d e r könnte sich in V. 29 a β eine im Nordreich Israel besonders beliebte Benennung Jakobs als „Israel" im Sinne einer Vereinnahmung des Erzvaters niedergeschlagen haben 1 7 7 ?
tung, 2 6 5 - 2 6 7 ; FOHRER, a . a . O . , 161. 167; GUNKEL, a . a . O . , 3 9 5 f f . ; N o r a , Ü P e n t , 2 2 6 f f . ; K.GALLING, Art. J o s e p h , 8 5 9 f . ; e t w a s anders A.JEPSEN, Ü b e r l i e f e r u n g s g e s c h i c h t e , 2 6 6 - 2 6 8 , der eine ältere manassitische J a k o b - R u b e n - S c h i c h t (Richterzeit) v o n einer Israel-Juda-Schicht ( S a l o m o z e i t ) unterscheidet, w o keine s e l b s t ä n d i g e n Q u e l l e n vorlägen, s o n d e r n der e i n e E r z ä h l f a d e n seine T r a d i t i o n durch Z ü g e des a n d e r e n e r g ä n z t und beid e s v e r s c h m o l z e n habe. O b das Ergebnis mit J g l e i c h z u s e t z e n sei o d e r J das V e r s c h m e l z u n g s p r o d u k t v o r g e f u n d e n u n d seinerseits bearbeitet habe, läßt JEPSEN o f f e n . I n z w i s c h e n ist die J o s e f e r z ä h l u n g in z a h l r e i c h e n Arbeiten v o n n e u e m s o w o h l im Sinne der P e n t a t e u c h q u e l l e n t h e o r i e als a u c h g e g e n sie in A n s p r u c h g e n o m m e n w o r d e n , vgl. z u l e t z t H . - C . SCHMITT, J o s e p h s g e s c h i c h t e (mit f o r s c h u n g s g e s c h i c h t l i c h e r S k i z z e , 1 f. 5 ff.). 174
G e n 3 5 , 2 1 . 2 2 a: V o n e i n i g e n (EISSFELDT, H e x a t e u c h - S y n o p s e , 7 3 ; DF.RS., E i n l e i -
t u n g , 2 5 8 ; FOHRER, E i n l e i t u n g , 1 7 5 ) z u L / N , v o n a n d e r e n ( E . MEYER, I N , 2 7 6 ; GUNKEL,
Genesis, 3 8 3 f.; NOTH, Ü P e n t , 230, A n m . 568; VON RAD, A T D 2 / 4 , 276; SEEBASS, Erzvater, 21, ältere Vertreter bei H . C . SCHMITT, a . a . O . , 120, A n m . 121) z u J g e r e c h n e t ; nach H . - C . SCHMITT aber ist es n a c h e l o h i s t i s c h e , ja, nachpriesterliche E r g ä n z u n g (a.a. O., 121). E b e n falls außerhalb der J o s e f e r z ä h l u n g vgl. G e n 3 2 , 2 9 ; 3 5 , 1 0 und d a z u H . SEEBASS, Erzvater, 2 0 f f . , aber auch n e u e s t e n s H . - C . SCHMITT, a . a . O . , 1 1 7 - 1 2 0 ; vgl. schließlich l . K ö n 18,31; 2. K ö n
17,34.
175
D i e s c h w i e r i g e Frage des z e i t g e s c h i c h t l i c h e n H i n t e r g r u n d s der J o s e f e r z ä h l u n g ist umstritten, die V o r s c h l ä g e reichen v o n der ramessidischen bis z u r p t o l e m ä i s c h e n Zeit, vgl. J. N E L I S / H . HAAG, A r t . A u s z u g , 1 4 3 f.; HERRMANN, A u f e n t h a l t , 5 4 f.; H . SEEBASS, E r z v a t e r ,
24, A n m . 61; Τ . H . THOMPSON/D. IRVIN, J o s e p h and M o s e s Narratives, 149 £f.; e i n e n Ü b e r b l i c k z u l e t z t b e i H . ENGEL, V o r f a h r e n , 1 5 5 - 1 5 7 ; H . - C . SCHMITT, a . a . O . , 176
130-173.
G e n 4 6 , 8 a a ( d a z u EISSFELDT, H e x a t e u c h - S y n o p s e , 95*: N i c h t q u e l l e n h a f t e r Z u s a t z zu P; GUNKEL, Genesis, 4 9 2 f . ; FOHRER, Einleitung, 195); E x 1,1 a a (EISSFELDT, Einleitung, 250: P; e b e n s o W . H . SCHMIDT, E x o d u s , 11. 22; aber FOHRER, Ü b e r l i e f e r u n g , 125: später Z u s a t z nach P; P.WEIMAR, U n t e r s u c h u n g e n , 1 7 - 4 1 : exilische P - V o r l a g e ; vgl. z u l e t z t auch TENGSTRÖM, T o l e d o t f o r m e l , 38, A n m . 58); l . C h r 2 , l ; 5,1 ( 2 X ) . 3. 177
V g l . d a z u auch H . SEEBASS, Erzvater, 24, A n m . 61.
108
Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
18,29 b ist inhaltlich überflüssige Glosse 178 , Produkt eines übergenauen Redaktors, da Lajisch bereits im Verlauf der Erzählung bei diesem Namen genannt worden ist (18,7. 27) 179 . 18,30: Der Vers zerfällt deutlich in V. 30 a (Pesel) und V. 30 b (Priesterschaft in Dan). Inhaltlich bietet 18,30 a nichts Auffälliges bzw. Neues, indem der Halbvers das an sich Selbstverständliche berichtet, daß die Daniten das mitgebrachte Gottesbild in der eroberten Stadt aufstellen. So lenkt der Satz zum Hauptthema des Gottesbildes zurück, mit dessen vordanitischer Entstehungsgeschichte die Erzählung begonnen hatte. Wenn die Zugehörigkeit von 18,30 a als abschließende Wiederaufnahme des Hauptthemas zur Grunderzählung auch möglich ist, so kann ein nochmaliges abschließendes Aufgreifen des Gottesbildthemas - freilich unter negativem Vorzeichen - auch im Interesse der dem Jerobeam-Heiligtum in Dan nahestehenden Kreise gelegen haben , 8 0 . 178 Gegen EISSFELDT, Quellen, 95, der als Parallele auf Gen 28,19 hinweist, aber dort liegt der Fall anders: Der mit D^lXl beginnende Satz mag zur ursprünglichen Umnennungsnotiz gehören, weil der alte Name Lus vorher nicht vorkommt, also keine störende Wiederholung ist. Vor Ri 18,29 b war Lajisch aber längst erwähnt! Für Gen 28,19 b als Glosse: GUNKEL, Genesis, 320; für Ri 18,29 b als Glosse die Richter-Kommentare von
BUDDE, 1 2 3 ; ZAPLETAL, 2 7 1 ; BURNEY, 4 1 4 ; GRESSMANN, 2 5 2 ; z u l e t z t BOLING, 2 6 5 , f r a g e n d
NÖTSCHER, 70. Manche lassen den redaktionellen Zusatz in V. 29 schon bei DIPS (z.B. BURNEY, GRESSMANN) oder bei HPK (Ζ. B. BUDDE, ZAPLETAL) beginnen, was unsicher bleiben muß (vgl. oben, 107). 179 T.VEIJOLA meint, Jos 19,47 lehne sich terminologisch so eng an Ri 18,27-29 an, daß literarische Abhängigkeit bestehen müsse. Aber: Jos 19,47 von Ri 18,27-29 oder umgekehrt? Ersteres sei „nicht ganz von der Hand zu weisen", aber für VEIJOLA „liegt der Gedanke näher, daß der dtr Redaktor, der später vom Schicksal der Daniten berichtet, bereits in seiner Aufzählung der danitischen Wohnsitze in der Schephela auch die spätere Entwicklung berücksichtigt" (Königtum, 24 f.) Tatsächlich besteht aber sachlich-terminologische Ubereinstimmung lediglich in den drei Redewendungen vom „Schlagen mit der Schneide des Schwertes", vom „Niederlassen" und vom „Nennen nach dem Namen ihres Vaters Dan"; zudem sind die erste und die dritte Wendung durchaus nicht wörtlich übereinstimmend und bei der zweiten vom „Niederlassen" kann man kaum von einer „Wendung" sprechen. Eine nicht einmal genaue Ubereinstimmung in zudem häufigen Wendungen besagt dann kaum etwas im Sinne VEIJOLAS und beweist keine literarische Abhängigkeit. Auch Unterschiede sind zu beachten: nvb (Jos 19,47) und P'V (Ri 18,7.27. 29); Ri 18,27-29 ist eng mit dem Kontext verknüpft und mit ihm gewachsen und besitzt gegenüber Jos 19,47 konkretes Sondergut. Jos 19,47 dagegen bildet eine in einheitlichgleichmäßigem Stil in viele kurze Sätze gefaßte, eher blasse und nüchtern dokumentierende Zusammenfassung von bzw. einen Auszug aus Ri 18,27-29. Der zusammengesetzte Charakter von Ri 18,27-29 macht das viel wahrscheinlicher als die umgekehrte Anschauung VEIJOLAS (vgl. zu Jos 19,47 und Ri 18,27-29 schon oben, 18 ff. 102 ff. Richtig ist allenfalls, daß die übereinstimmenden Redewendungen vermutlich aus der gleichen deuteronomistischen Sprach- und Ausdruckswelt stammen. 1 8 0 Daß 18,30 a ein Abschluß einer Erzählungsfassung gewesen sein sollte, ist nicht ganz leicht glaubhaft zu machen; der Schluß wäre unvermittelt, man könnte nach V. 30 a eine Abschlußformel (ΠΤΠ ΒΊ'Π DXy iy?) erwarten, die später zugunsten des jetzigen V. 30 b weggebrochen wurde. Zur Möglichkeit der Einbeziehung von V. 30 a in die „JerobeamRedaktion" vgl. unten, 128 f.
Ri 17-18
109
Daß 18,30 b nicht die ursprüngliche Fortsetzung von 18,30 a gewesen ist, geht mit großer Wahrscheinlichkeit aus zwei Beobachtungen hervor, 1. aus den verschiedenen Benennungen der Daniten als ΉΠ aa® in 18,30 b einerseits und als p~'J3 in 18,30 a andererseits 181 . 2. Da kein Grund besteht, die Einheitlichkeit von 18,30 b zu bezweifeln 182 , wird durch die Formulierung „bis das Land in die Verbannung ging" oder „bis zum Tage der Wegführung des Landes" 183 ein Termin der Amtsdauer der danitischen Priesterschaft und damit auch ein eindeutiger terminus a quo für das Alter des Versteils geboten. Entgegen älteren und neueren Einwänden 184 steht hinter dem angedeuteten Termin die Vernichtung des Nordreiches Israel in seinem nördlichen Teil und die Wegführung der dortigen Bevölkerung (d.h. im wesentlichen der Führungsschicht und anderer für die Sieger wichtiger Gruppen, Handwerker usw.) nach Assyrien durch Tiglat-Pileser III. im Jahre 733 v.Chr. (2.Kön 15,29) 1 8 5 . Da 18,30b somit erst nach 733 v.Chr. formuliert sein kann, kommt der Versteil weder für die danitische Grunderzählung noch für die Redaktion aus dem Umkreis des königlichen HeiVgl. schon oben zu Ri 18,1 b. 2. 11. Gegen NOTH, Hintergrund, 145; zur Begründung vgl. auch den Exkurs, unten,
181 182
110 ff. 183
Z u NFCI v g l . H . - J . ZOBEL, A r t . N ^ J , 1 0 1 8 f f . , b e s 1 0 2 0 f . ; C . W E S T E R M A N N / R . ALBERTZ,
Art. n^J, 418 ff., bes. 420. 184 Unter Rückgriff auf den Vorschlag von DAVID K I M C H I ist mit Hinweis auf l . S a m 4 in Ri 18,30b nicht selten ]ΠΚΠ statt ΡΚΠ gelesen worden (ältere Befürworter bei BERTHEAU, Richter, 253; vgl. auch J. BEWER, Composition, 282 f.; BURNEY, Judges, 415. 435; Α. S C H U L Z , 95). Folgte man diesem Vorschlag, so entstünden in 18,30b und 31 b Paralleldatierungen, die denselben Zeitpunkt mit verschiedenen Worten bzw. Tatbeständen, die zeitgleich geschahen (vgl. l . S a m 4,11. 17ff.), ausdrücken. Man könnte aber über diese von ihren Vertretern nicht ausreichend begründete Konjektur hinweggehen, da BERTHEAU bereits die wesentlichen Argumente dagegen zusammengestellt hat (Richter, 254). Jedoch hat Α. Β. E H R L I C H immerhin ein zu erwähnendes sachliches Argument für die Konjektur angeführt: p x könne, vor allem in Prosa, wohl die Bewohner der ganzen Erde, nicht aber die eines einzelnen Landes bezeichnen (Randglossen III, 147). Dieser Hinweis kann aber dennoch eine MT-Änderung nicht begründen, denn als eigentlicher Beweis kann er nicht gelten. Dagegen mag auch die Verwendung von p x in Jer 22,29 und Am 7,10 sprechen. Neben dem, was schon BERTHEAU anführte, ist schließlich auf die vollkommen einheitliche Uberlieferung von ρ κ π hinzuweisen, aber auch zu unterstreichen, daß in 18,30 b und 18,31 von völlig Verschiedenem, nicht notwendig zeitlich und sachlich Verbundenem, die Rede ist (so schon J. WELLHAUSEN, Composition, 232), daher auch keinerlei Anlaß besteht, durch Textänderung die unterschiedlichen Daten zur Lebensdauer von Priesterschaft einerseits und Gottesbild andererseits in Ubereinstimmung zu bringen und Paralleldatierungen herzustellen. BUDDE, Richter, 1 2 4 ; C H . H A U R E T , Origines, 1 1 1 ; HERTZBERG, A T D 9 , Hintergrund, 1 5 4 ; S . H E R R M A N N , Geschichte, 3 0 8 f. 3 1 1 ; R. G. BOLING, Judges, 2 6 2 . 2 6 6 ; J. D . M A R T I N , Judges, 1 9 6 ; Τ . V E I J O L A , Königtum, 1 9 ; B . O T Z E N , Israel, 185 V G I .
243; 104.
U
A
M . NOTH,
110
D a s Heiligtum Michas und die D a n i t e n (Ri 1 7 - 1 8 )
ligtums Jerobeams I. in Frage. Vielmehr ist 18,30 b der Überarbeitung zuzurechnen, die schon in 18,1b die besondere, sich vom Kontext abhebende Benennung der Daniten als aufwies und ihn hier wieder verwendet. Hier hat sie sich nun auch einen terminus a quo abgewinnen lassen. Besonderes Aufsehen hat schon immer die in 18,30 b an so später Stelle der Erzählung geschehene Einführung des Namens des Priesterschaftsahnen von Dan erregt, der zudem noch eine so ausführliche Genealogie aufweist. Die Tatsache dieses auffälligen Fakten- bzw. Namenreichtums am Ende der Erzählung steht in dieser Beziehung im Gegensatz zu ihrem Hauptteil und fordert neben der Deutung der Zeitund Namenangaben selbst die Beantwortung der Frage, wieweit die Angaben von 18,30 f. verläßlich und tragfähig sind, welches ihr sachlicher Hintergrund ist und ob das Motiv der Zufügung noch festgestellt werden kann. Mit den Namen in 18,30 b sind eine große Zahl ebenso komplizierter wie wichtiger Probleme literarkritischer, überlieferungs- und redaktionsgeschichtlicher sowie historischer Art verbunden, deren Lösung entscheidend zur inhaltlich-historischen Klärung und Datierung der Geschehnisse um die Daniten beitragen kann. Sowohl die Wichtigkeit als auch die Kompliziertheit der anstehenden Probleme erfordern das ausführliche und schrittweise Vorgehen in dem folgenden Exkurs.
EXKURS:
Michas Levit und der Dan-Priester Jonatan, der Sohn des Gerschom, des Sohnes Moses/Manasses
Wenn, wie schon vermutet, die in 18,30 b genannte Genealogie der Dan-Priester weder der Grunderzählung noch deren erster Überarbeitung im Heiligtum Jerobeams I. zuzuschreiben ist 1 8 6 , scheinen auf den ersten Blick beide entweder die N a m e n nicht gekannt oder sie aus irgendwelchen Gründen nicht für mitteilenswert gehalten zu haben. Eine innerhalb der Erzählung und auch redaktionsgeschichtlich so spät dennoch auftretende Information scheint dann, wie auch o f t vermutet, wenig tragfähig zu sein. Es könnte sich um einen späten, erfundenen Legitimationsversuch handeln. Allerdings wäre die Kühnheit dieser Behauptung angesichts der Prominenz des vorgeblichen Ahnen so beträchtlich, daß sie der Glaubwürdigkeit in entscheidendem Maße Abbruch tun könnte. Wiederum erregen U m f a n g und Detailliertheit der Angabe Aufsehen und erwecken den Eindruck, sie könne wohl kaum aus der Luft gegriffen sein. Alle
186 D i e allgemeine Vermutung, die Genealogie in Ri 18,30 b sei besonders w e g e n ihres nachträglich und verspätet wirkenden Auftretens sekundärer Zusatz, findet sich früher schon u.a. bei GRESSMANN, S A T I, 2, 254; ZAPLETAL, Richter, 271; in neuerer Zeit u.a. bei CH. HAURET, a . a . O . , 107f.; H . STRAUSS, Untersuchungen, 102; E.TÄUBLER, Studien, 52;
NOTH, a.a.O.,
1 3 4 , A n m . 6 ; G U N N E W E G , L e v i t e n , 2 0 ; D E V A U X , H i s t o r y , 7 8 0 ; Β . LINDARS,
Tribes, 111, Anm. 33.
111
Ri 1 7 - 1 8
derartigen Erwägungen sind aber zu wenig greifbar und führen nicht wirklich weiter. Das Problem stellte sich jedoch völlig anders dar, wäre noch nachweisbar, daß aus bestimmten, n a m h a f t zu machenden Gründen die lediglich redaktionsgeschichtlich spät auftretende Genealogie in früheren Bearbeitungen unterdrückt worden ist und aus anderen einsichtigen Gründen später doch genannt wurde. Die Ausgangsfrage und eine der Hauptfragen ist die, ob der im Verlauf der Erzählung niemals mit einem Namen genannte Levit Michas identisch ist mit dem in 18,30 b genannten Jonatan. Wäre dem nicht so, ließe sich an der N a menlosigkeit des Leviten in 17,7 bis 18,29 nichts Verdächtiges oder auch nur Verwunderliches finden; dann allerdings hätten die Namen als späte, in ihrem Wert und ihrer H e r k u n f t kaum bzw. überhaupt nicht nachprüfbare Eintragungen (evtl. des Namens irgendeines späteren Danpriesters?) zu gelten, die jedenfalls mit dem dann namenlos bleibenden levitischen Danpriester der Grunderzählung Ri 17-18 und damit unmittelbar mit der danitischen N o r d w a n d e r u n g nichts zu tun hätten. N u n ist die Identität, wenn überhaupt als Problem empfunden, o f t ohne große Umstände angenommen worden 1 8 7 . Dennoch darf sie nicht gleichsam selbstverständlich vorausgesetzt werden 1 8 8 ; d a f ü r ist die späte Nennung doch allzu auffällig. Dem versuchte man gerecht zu werden durch das Postulat, der Name des Leviten müsse ursprünglich in 17,7 genannt worden sein. Diesen Vorschlag hat mit Nachdruck J. B E W E R vorgetragen und in 17,7 den M T 05?~U Kim in D5HJ p Kim geändert, woraus nach Ausfall von ]3 der jetzige Text geworden sei 1 8 '. C. F. B U R N E Y stellte einen ähnlichen Gedanken zur Diskussion, griff aber noch stärker in den M T ein 1 , 0 ; anders, aber auch mit starker Textänderung, konjizierte E . A U E R B A C H 1 9 1 . Die Vorschläge von B E W E R und B U R N E Y griff E. T Ä U B L E R auf, wollte aber die Argumentationsrichtung umgekehrt wissen. Nicht mit Hilfe von 18,30 b sei 17,7 zu ändern, sondern von 17,7 her sei die Entstehung der Genealogie in 18,30 b zu verstehen. Ein deuteronomistischer Redaktor habe in 17,7 tatsächlich „Gerschom" statt gelesen und sei „dadurch auf den Gedanken gekommen, ihn als Vatersnamen zu dem wohl in der Priesterfamilie von Dan heimischen Namen Jonathan hinzuzufügen, der vielleicht tatsächlich schon dem ersten Priester in Dan zugehörte. Die Wurzel von alledem lag aber tiefer; sie wird darin zu sehen sein, daß Gersom Gn 46,11; Ex 6,16 u . ö . als der Erstgeborene Levis genannt ist. Von hier aus würde die Kontamination mit dem Sohn des Mose erfolgt sein." 1 , 2 Diese These vom Herausspinnen des Namens Gerschom aus 17,7 erklärte 187
Τ. H.
V g l . J . BEWER, C o m p o s i t i o n , ROBINSON, H i s t o r y ,
156;
273;
H . H .
BURNEY, J u d g e s ,
ROWLEY, J o s e p h ,
416; 79.
86;
E.AUERBACH, W ü s t e , HAURET, a . a . O . ,
99;
1 0 8 f.;
H . STRAUSS, a . a . O . , 102; N o r a , a . a . O . , 134, Anm. 6; G.WIDENGREN, M o s e s , 36, A n m . 52; J . D . M A R T I N , J u d g e s , 1 9 5 ; DE V A U X , a . a . O . , 7 8 0 ; B . LINDARS, a . a . O . , 1 1 1 u n d a n d e r e ; v o r -
sichtig z u s t i m m e n d auch A. MALAMAT, Migration, 13. 188
Z w e i f e l n d z . B . H . SCHMID, M o s e , 98; skeptisch und letztlich ablehnend GUNNE-
WEG, L e v i t e n , 2 0 - 2 2 ; v g l . a u c h EISSFELDT, Q u e l l e n , 9 5 ; DERS., L a d e , 2 9 4 f . , A n m . 4 ;
u . a . s c h o n BUDDE, Bücher, 144; DERS., Richter, l l l f . 123. 189 1,0 191 192
C o m p o s i t i o n , 273. Judges, X X und 422. Wüste, 99; vgl. auch ZAPLETAL, Richter, 258 f. Studien, 57 f.
früher
112
D a s H e i l i g t u m M i c h a s u n d die D a n i t e n (Ri 1 7 - 1 8 )
Α . H . J. G U N N E W E G für möglich, ebenso aber auch die andere, nach der sich „die Jonathan-Priesterschaft von Dan . . . wirklich von einer nicht näher zu bestimmenden Zeit an von Gersom ben Mose abgeleitet" haben könnte, jedoch sei in beiden Fällen „die Verknüpfung des namenlosen Leviten mit Jonathan ben Gersom sekundär" 1 9 J . Ob letzteres richtig ist, steht hier noch zur Debatte; zutreffend ist aber, daß die Verknüpfung des Leviten Michas mit der Nennung des Namens Jonatan innerhalb von Ri 17 f. literarisch sekundär ist. Gegen die hier dargestellten Thesen, denen neuerdings die T Ä U B L E R S Vorschlag modifizierende Vorstellung von T . V E I J O L A hinzuzufügen ist 1 9 4 , sind nun aber eine Reihe von Bedenken geltend zu machen: Die Annahme, in 17,7 müsse ein Name zu finden sein, ist nichts als eine Behauptung; für diese Kombination ist bisher keine stichhaltige Begründung beigebracht worden 1 9 5 . Wie oben bei der Untersuchung von 17,7 gezeigt worden ist, gehört die Angabe Kim zur einführenden Vorstellung des jungen Leviten und kann im Blick auf das Folgende nicht entbehrt werden. Es geben auch weder M T noch L X X Anlaß, eine Textänderung zu erwägen. Die Wortverbindung D5?"U ist auch keineswegs so selten 196 , daß aufgrund angeblicher Seltenheit des Ausdrucks ein Irrtum oder Mißverständnis vermutet und deshalb ein Anspruch auf Berechtigung erhoben werden könnte, jedenfalls einen Namen erwarten zu dürfen anstelle dieses Ausdrucks. Weiterhin hat C H . H A U R E T 1 9 7 mit Recht gefragt, warum denn der Name des Leviten in der Erzählung nach 17,7 nie benutzt werde, wenn er vorher bereits bekanntgegeben sei. Außerdem ist nach dem Konsonantenbestand in 17,7 auch nur der Vatersname, nicht aber der zu erwartende eigene Name des Leviten enthalten 198 ; der Gründer der Priesterschaft müßte dann den Namen Gerschom tragen. Die Erklärung von BE-
Leviten, 20 f. „ D e r N a m e des Vaters des J o n a t h a n . . . steht in einer k a u m verhüllten V e r b i n d u n g mit d e m dtr Z u s a t z Off 13 Kirn ( 1 7 , 7 ) . . . . D t r G w u r d e . . . d u r c h den aus D t n ( 1 8 , 6 H . M . N . ) entliehenen S a t z η® u mill an den S o h n des M o s e , G e r s o m , erinnert . . . E s w ä r e j e d o c h h ö c h s t u n s a c h g e m ä ß gewesen, in dieser v o r g e r ü c k t e n P h a s e d e r G e s c h i c h t e einen S o h n M o s e s auftreten z u lassen. D e s h a l b f ü h l t e er sich g e z w u n g e n , den S t a m m b a u m um eine G e n e r a t i o n w e i t e r z u b a u e n " . D i e „ Z u v e r l ä s s i g k e i t d e r Mitteilung ist angesichts ihres konstruierten C h a r a k t e r s eher zu b e z w e i f e l n " ( K ö n i g t u m , 19 f.). VEIJOLA erklärt aber nicht, woher, wenn nicht aus der U b e r l i e f e r u n g , der N a m e J o n a t a n g e n o m m e n w o r d e n sein soll. W e n n er aber aus der T r a d i t i o n k a m , w a r u m stand er nicht in 1 7 , 7 ? A u ßerdem: W a s sollte D t r G b e w o g e n haben, a u s g e r e c h n e t d e m bereits vernichteten, z u d e m nach dem eigenen Urteil äußerst übel beleumdeten H e i l i g t u m in D a n ( l . K ö n 1 2 , 2 8 - 3 0 ) einen s o prominenten P r i e s t e r s c h a f t s a h n e n nachträglich a n z u d i c h t e n ? G e g e n VEIJOLA gilt aber vor allem, d a ß Ri 1 7 , 7 b w e d e r d e u t e r o n o m i s t i s c h noch ü b e r h a u p t Z u s a t z ist; u n d d a ß die F o r m u l i e r u n g Dff—13 m m (Ri 17,7 b) a u s g e r e c h n e t aus D t n 18,6 entliehen sein soll, ist eine unbewiesene V e r m u t u n g (vgl. z u m G a n z e n oben, A n m . 19). S o d ü r f t e wohl VEIJOLAS A u f f a s s u n g selbst „ a n g e s i c h t s ihres konstruierten C h a r a k t e r s eher z u bezweif e l n " sein. 193
194
S o auch Α. H . J . GUNNEWEG, Leviten, 20, A n m . 3. G e n 3 5 , 2 7 ; D t n 18,6; E s r a 1,4; vgl. auch G e n 12,10; J e s 5 2 , 4 ; J e r 3 5 , 7 ; 4 2 , 1 5 . 17. 22; 4 3 , 2 ; 4 4 , 8 . 14. 28. 1 9 7 Origines, 109; e b e n s o s c h o n A. SCHULZ, Richter, 96. 1 9 8 S o jetzt a u c h VEIJOLA, a . a . O . , 20. 195
196
Ri 17-18
113
WER durch die alleinige N e n n u n g des Vatersnamens werde Verachtung ausgedrückt (vgl. J e s 7 , 4 f . 9; 8,6), muß f ü r die danitische Grunderzählung, der nicht gut ein negatives Verhältnis zu dem Leviten angelastet werden kann, als gänzlich unwahrscheinlich angesehen werden. Nach diesen Einwänden vor allem gegenüber B E W E R , B U R N E Y und A U E R B A C H ist gegen T Ä U B L E R und V E I J O L A sowie G U N N E W E G , soweit er T Ä U B L E R folgt, zu bedenken: Folgte man T Ä U B L E R in der literarischen Ableitung der Genealogie, so kann aus ihr ein verläßlicher Schluß auf eine echte Abstammung oder auch nur auf den Anspruch auf eine solche tatsächlich schwerlich abgeleitet werden 2 0 0 . Jedoch ist der Gedanke an eine solche rein literarische, d . h . fiktive Genealogie ohne die Darlegung eines sie hervorrufenden Motivs äußerst unwahrscheinlich. Ein solches Motiv fehlt aber bei den Verfechtern dieser These. Wenn G U N N E W E G immerhin vermutet, diese Ableitung könne im Falle ihres Zutreffens allenfalls den Zweck gehabt haben, das Anrüchige der danitischen Heiligtumsgründung durch Legitimation der dortigen Priesterschaft zu neutralisieren, so leidet diese Vermutung an ihrer Unbestimmtheit: W e r soll diesen Zweck wann und wem gegenüber verfolgt haben? Welche Notwendigkeit soll f ü r einen so späten ( T Ä U B L E R / V E I J O L A : deuteronomistischen) Erzählungsbearbeiter bestanden haben, eine Genealogie f ü r ein nicht mehr existierendes Heiligtum nachträglich zu erfinden? Denn um eine rein literarische Erfindung auf der Grundlage des Konsonantenbestandes von 17,7 bzw. um eine Gedankenassoziation soll es sich ja handeln. Ist es vorstellbar, daß ausgerechnet ein deuteronomistischer oder auch nur in Zeit und Einflußbereich deuteronomistischen Denkens lebender Redaktor gerade das Heiligtum, das neben Bet-El als das ketzerische Heiligtum par excellence, als die Sünde des Hauses Jerobeams, ja, des Nordreiches Israel galt, per Erfindung mit einer noch dazu höchst prominenten Priesterschaftsgenealogie versehen haben sollte 2 0 1 ? Es kann zunächst festgehalten werden, daß keine tragfähigen Argumente zu der Annahme nötigen, der N a m e Gerschom sei aus 18,30 b nach 17,7 oder umgekehrt aus 17,7 nach 18,30 b übertragen worden. Es erweist sich als nicht begründbar und unwahrscheinlich, daß der Name aus dem Konsonantenbestand von 17,7 herausgesponnen, also einfach Erfindung sei 202. Umgekehrt ist es dann schon aus methodischen Gründen erforderlich, auch mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die Genealogie entweder einen traditionellen Anspruch oder eine echte Erinnerung und eine Tatsache darstellt, die ein Redaktor, gleichgültig wie er zu ihr stand, nicht einfach übergehen konnte. Mit der Zurückweisung der soeben dargestellten Thesen haben wir Argumente aufgegeben, die die Identität des Leviten und Jonatans zu beweisen bzw. 1,9
Composition, 273. Das hat GUNNEWEG, a. a. O., 21, gegenüber TÄUBLER betont; dasselbe gilt gegenüber VEIJOLA (vgl. aber dazu oben, Anm. 194). 201 D a ß gerade auch in der Opposition gegen die von Jerobeam I. ausgehende Kultpolitik, die sich u.a. in den Stierbildern in Bet-El und D a n manifestierte, Kräfte wuchsen, die sich „viel später im Kern des D e u t e r o n o m i u m s niederschlagen sollten", deutet S. HERRMANN, Geschichte, 245, an; vgl. H . - D . HOFFMANN, Reform, 5 9 f f . D a s dürfte eine Erfindung der Genealogie in dtn.-dtr. Kreisen zusätzlich als besonders unwahrscheinlich erscheinen lassen. 200
202
So zuletzt auch DE VAUX, History, 780.
114
D a s H e i l i g t u m M i c h a s und die D a n i t e n (Ri 1 7 - 1 8 )
zumindest zu zeigen suchten, daß der Eindruck der Identität beider den H ö rern nahegelegt werden sollte. Dadurch wäre eine relative Tragfähigkeit der Genealogieangaben in 18,30 b aufgezeigt worden. Das Verzichten auf diese Argumente ist aber um so weniger bedauerlich, als das Akzeptieren derselben die Identifikation als eine nur sekundäre literarische Kombination oder als eine auf unbewiesenen Textänderungen beruhende Manipulation ohnehin sehr unsicher gelassen und. somit als historisch nicht stichhaltig gezeigt hätte. Anders als die bisher Genannten hat O. EISSFELDT 2 0 3 , mit der Nichtidentität des Leviten Michas und Jonatans rechnend, die Konsequenzen dieser Auffassung deutlich werden lassen: Nach E I S S F E L D T muß die Erwähnung des durch die gesamte Erzählung namenlos bleibenden Leviten und die unvermittelte und ausführliche Namennennung in 18,30 b so verstanden werden, daß von zwei verschiedenen Personen die Rede ist, wobei von einer nicht mehr bestimmbaren Zeit an der namentlich nicht bekannte Levit am Stammesheiligtum der Daniten durch Jonatan ersetzt worden ist. Diese Auffassung ist grundsätzlich möglich, ihr Mangel besteht jedoch darin, daß es keinen positiven Hinweis zu ihrer Stützung gibt. Sähe man aber einmal davon ab, so läge die Konsequenz f ü r die historische und die Datierungsfrage darin, daß die Amtszeit des namenlosen Leviten bei den Daniten zwischen das gesuchte Datum der Nordwanderung und das Datum der Amtsübernahme Jonatans gestellt und damit das Wanderungsdatum um den unbekannten Zeitraum der Amtsführung des namenlosen Leviten von Jonatans Amtsübernahme an in die Vergangenheit hinausgeschoben werden müßte. Die unbekannte Zwischenzeit kann sogar noch größer als vermutet werden, denn theoretisch könnten zwischen dem Leviten und Jonatan auch mehrere Priester als Zwischenglieder existiert haben 2 0 4 . Nach wie vor ist also die Identität des Leviten (17,7) und Jonatans (18,30b) nicht erwiesen, aber auch das Gegenteil ließ sich nicht beweisen. Bei dem unentschiedenen Stand der Dinge liegt die einzige Möglichkeit eines weiterführenden Schrittes, soweit ich sehe, darin, eine einleuchtende Begründung d a f ü r beizubringen, warum die in 17,7 nicht ganz zu Unrecht erwartete, aber gleichwohl fehlende, erst am Ende der Erzählung und redaktionsgeschichtlich so spät erscheinende Genealogie in früheren Bearbeitungen nicht genannt, gestrichen, unterdrückt, später aber doch nachgetragen worden sein könnte. Damit wäre indirekt die Identität bekräftigt. Zu diesem Versuch muß an einem neuen Punkt eingesetzt werden. Mit Recht sind z.B. E . TÄUBLER 2 0 5 und A . H . J . GUNNEWEG 2 0 6 davon ausgegangen, daß der Name Jonatan als ein nicht weiter ableitbares oder irgendwie einer Tendenz verdächtiges Faktum ernstgenommen werden muß 2 0 7 . Dasselbe hat m.E. von den in 17,7 eingeführten Fakten zu gelten, nach denen der junge 203
Q u e l l e n , 95; DERS., Lade, 2 9 4 f., A n m . 4. Ähnlich jetzt DE VAUX, a . a . O . , 780. 205 Studien, 57. 206 Leviten, 20. 207 D a s m ü ß t e im G r u n d e a u c h V E I J O L A tun, d e n n w o h e r , w e n n nicht aus der U b e r l i e ferung, sollte D t r G , durch Ri 18,7 b β „an den S o h n des M o s e , G e r s o m , erinnert" ( K ö n i g tum, 20), den nur Ri 18,30 b v o r k o m m e n d e n N a m e n „Jonatan" g e n o m m e n haben? VEIJ O L A äußert sich aber nicht d a z u , w o h e r D t r G seiner M e i n u n g nach den N a m e n hat. 204
Ri 17-18
115
Mann aus Betlehem kam und Levit war. Beide Angaben sind im Erzählungsablauf unentbehrlich und nicht herauslösbar. Man muß also mit einer Tradition am Heiligtum von Dan rechnen, die die Priesterschaft von einem Leviten Jonatan herleitete. Unsicherheit beginnt erst bei der Frage, ob bzw. inwieweit die beiden anderen genealogischen Glieder als primäre und unverdächtige, untendenziöse Mitteilungen gelten dürfen. GUNNEWEG208 ist skeptisch, denn „schon die H ä u f u n g dieser Eponymen macht den kombinatorischen Charakter dieser Notiz deutlich". Jedoch wird GUNNEWEG diesen seinen Eindruck nicht als tragfähiges Argument ausgeben können. Eine dreigliedrige Genealogie kann f ü r orientalische Vorstellungen, noch dazu an einem so wichtigen Lebenszentrum wie einem Heiligtum und bei dessen Priesterschaft, nicht als etwas Auffälliges, Verdächtiges oder offensichtlich Künstliches hingestellt werden. Da sich aber bereits ergeben hat, daß der Anschauung vom „Herausspinnen" des Namens Gerschom aus 17,7 keine Wahrscheinlichkeit zukommt, muß mit zwei M ö g lichkeiten gerechnet werden: Entweder sind sowohl Gerschom als auch Mose/Manasse rein erfundene Genealogieglieder, erfunden gemäß der oben angestellten redaktionsgeschichtlichen Überlegungen von einem Redaktor nach 733 v.Chr. Dagegen erhebt sich sogleich wieder die Frage, wer aus welchem G r u n d e ein Interesse gehabt haben könnte, eine (falls die folgende P r ü f u n g des dritten Genealogiegliedes „Mose" als ursprüngliche Namensform bestätigt, sogar äußerst prominente) dreigliedrige Priesterschaftsahnenreihe f ü r ein bereits nicht mehr existierendes, seit den und durch die kultpolitischen Maßnahmen Jerobeams I. in ein permanent schlechtes Licht geratenes Heiligtum nachträglich und völlig frei zu erfinden. Solange darauf keine befriedigende Antwort vorgetragen worden ist, braucht mit dieser Möglichkeit nicht gerechnet zu werden. Als Alternative bietet sich nur die Möglichkeit an, daß in der Genealogie grundsätzlich eine überlieferte Kenntnis vorliegt. Dabei kann zunächst unberücksichtigt bleiben, ob man mit einem historisch zutreffenden Tatbestand oder mit einem bloßen Anspruch der Danpriesterschaft zu rechnen hat. Zur weiteren P r ü f u n g ist zunächst „Gerschom" f ü r sich ins Auge zu fassen und das bereits gewonnene Ergebnis festzuhalten, daß aus 17,7 der Name nicht herausgesponnen worden ist. Auch sonst ist kein Grund zu sehen, der dazu veranlaßte, in dem Namen eine Erfindung zu vermuten. Deshalb sollte in dieser Angabe, unabhängig davon, ob Mose oder Manasse die ursprüngliche dritte N a m e n f o r m ist, bis zum Erweis des Gegenteils eine unverdächtige Uberlieferung gesehen werden. Hinsichtlich des letzten Genealogiegliedes ist beachtenswert, daß M T völlig einheitlich nicht HP», sondern (mit Nün suspensum) liest. Diese auffallende Schreibung hat seit rabbinischer Zeit nur eine einzige plausible Erklärung gefunden, daß nämlich mit dem vorsichtigen, aber durchschaubaren und als Änderung erkennbaren Eingriff in den Konsonantenbestand der Versuch unternommen worden ist, den prominentesten Führer Israels von dem Makel zu befreien, der Ahn der Priesterschaft an demjenigen Heiligtum zu sein, das spätestens seit deuteronomistischer Zeit in den geistig-geistlich das ganze Volk prä-
208
L e v i t e n , 20.
116
D a s Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
genden Kreisen als erzketzerisch galt 209 . Daher kann „Mose" als die ursprüngliche Lesart erklärt werden, die aus noch erkennbaren Gründen geändert worden ist 210 . Es darf nunmehr angenommen werden, daß jedenfalls der Anspruch der Danpriesterschaft, von Mose abzustammen, tatsächlich und unzweifelhaft erhoben worden ist, und zwar offenbar so nachdrücklich, breitenwirksam und dauerhaft nachwirkend, daß der Redaktor der Zeit nach 733 v.Chr. diesen Anspruch überlieferte und allem Anschein nach nicht unterdrücken zu können meinte. Das ist umso höher zu bewerten, je sicherer der hinter 18,30 b stehende Redaktor deuteronomistischen Kreisen 211 zugeordnet werden kann. Daß dieser Anspruch der Mose-Abkunft durch Einfügen des Nün (suspensum) vertuscht werden sollte, ist eine Operation, die nur dann als notwendig erscheint, wenn es sich um einen ernstzunehmenden Anspruch handelt, der einerseits alt und im allgemeinen Bewußtsein verwurzelt, also nicht einfach vom Tisch zu wischen, andererseits aber auch gefährlich und bekämpfenswert war. Mit anderen Worten: Der Anspruch der Danpriesterschaft war nicht so offensichtlich unbegründet, daß einfach über ihn hinweggegangen werden konnte. Dieses Ergebnis erlaubt es, mit der gebotenen methodischen Vorsicht damit zu rechnen, daß dem Anspruch der Danpriester auf Abstammung von Mose ein gewisses Maß an Glaubwürdigkeit und historischer Wahrscheinlichkeit zukommt. Folgt man außerdem der m.E. am meisten einleuchtenden Definition eines „Leviten" durch A. H.J. G U N N E W E G , S O steht der Möglichkeit einer blutsmäßigen Verwandtschaft des jungen Leviten (17,7) mit Mose nichts im Wege. Der Blick muß noch auf einen Aspekt des Namens Gerschom zurückgelenkt werden. Gerschom bildet das Verbindungsglied zwischen Jonatan und Mose. Beide letzteren Angaben für sich bieten, wie sich abgezeichnet hat, keinen Grund, ihre Richtigkeit in Zweifel zu ziehen. Von einem Mose-Enkel Jona212
209 Meist wird neben der M o s e entlastenden Wirkung des N ü n (suspensum) auf die damit zugleich hergestellte, das Heiligtum von D a n verunglimpfende Assoziation zu dem berüchtigten K ö n i g Manasse ( 2 . K ö n 21) hingewiesen, falls nicht sogar das letztgenannte Motiv für wichtiger gehalten wird (für Vertreter dieser M e i n u n g e n vgl. die folgende Anm.). Da jedoch nach dem Ende von Heiligtum und Priesterschaft in D a n die Polemik weniger dringlich, der Schutz des Andenkens M o s e s dagegen weiterhin angebracht war, dürfte das Schutzmotiv sicher primär sein, zumal die Möglichkeit der Änderung ausgerechnet zu „Manasse" sich nur zufällig zugleich ergab. 210
Dies ist nahezu die opinio communis, vgl. u.a. BERTHEAU, Richter, 2 5 2 f . ; J. BEWER,
C o m p o s i t i o n , 2 7 3 . 2 8 3 ; BUDDE, R i c h t e r , 1 2 4 f.; BURNEY, J u d g e s , 4 3 4 ; Ε. MEYER, I N , 7 2 ;
EISSFELDT, Q u e l l e n , 4 9 * ; GRESSMANN, S A T I , 2, 2 5 2 ; ZAPLETAL, R i c h t e r , 2 7 1 ; NOTH, Ü P e n t , 1 7 4 ; DERS., A T D 5 , 2 5 ; H E R T Z B E R G , A T D 9 , 2 4 3 ; C H . H A U R E T , O r i g i n e s , 1 0 7 f . ; Τ . H .
BINSON, H i s t o r y ,
RO-
156; Η . SCHMID, M o s e , 9 8 , A n m . 2; GUNNEVPEG, L e v i t e n , 2 2 , A n m . 3;
Α. E. CUNDALL, Judges, 191; DE VAUX, Lebensordnungen II, 196f.; DERS., History, 780; Y . AHARONI, S e t t l e m e n t , 100, A n m . 14; R . G . BOLING, J u d g e s , 2 6 6 ; J. D . MARTIN, J u d g e s ,
195 f.; Α. JEPSEN, M o s e , 320; B. LINDARS, Tribes, 111 mit Anm. 33; anders, aber nicht überzeugend, A. SCHULZ, Richter, 96; F. NÖTSCHER, Richter, 7 0 f . ; H . STRAUSS, Untersuchung e n , 103; S. HERRMANN, G e s c h i c h t e , 112, A n m . 2 6 ; L. ROST, S t u d i e n , 3 1 . 211
So auch zuletzt VEIJOLA, Königtum, 19f. 27; B. LINDARS, a . a . O . , 111, A n m . 3 3 . Leviten, 1 4 f f . 65 ff. 220; vgl. auch A. CODY, History, 58; W. H . SCHMIDT, Exodus, 6 5 - 6 7 sowie oben, Anm. 17 und 18. 212
117
Ri 1 7 - 1 8
tan ist sonst nirgends mehr im Alten Testament die Rede. Daher gewinnt es natürlich eine gewisse Bedeutung, wie tragfähig das Bindeglied „Gerschom" als solches zwischen Jonatan und Mose ist. Die Beziehung Jonatan-Gerschom konnte als unverdächtig bezeichnet werden. Wie steht es mit der Beziehung Gerschom-Mose? Von Gerschom, dem Sohn Moses, ist außer in Ri 18,30 b nur noch in Ex 2,22; 18,3; l . C h r 23,14-16; 26,24 die Rede. Davon können die ChronikBelege außer Betracht bleiben, handelt es sich bei ihnen doch sogar innerhalb des Chronistischen Werkes um späte Zusätze 2 1 3 . Interessant und bezeichnend sind sie nur insofern, als nach Gerschom die Genealogie dort nicht mit Jonatan, sondern Vsia» weitergeführt wird 2 1 4 . D a ß damit eine bewußte Änderung vorliegt, eine „gereinigte" Mosegenealogie hergestellt worden ist, ein der M o s e / Manasse-Anderung vergleichbarer Vorgang 2 1 5 , liegt auf der H a n d . Die Mosegenealogie hat also ursprünglich anders ausgesehen als sie sich jetzt in den Chronik-Stellen darbietet. Die über Gerschom-Mose zur Verfügung stehenden Uberlieferungen beschränken sich somit auf Ex 2,22; 18,3 abgesehen von Ri 18,30b. Beide Exodusbelege sind etwa 800 v.Chr. anzusetzen 2 1 6 , in ihrem Stoff jedoch vermutlich älter. Damit dürfte klar sein, daß sie gemeinsam mit Ri 18, 30 b eine gegenüber der „gereinigten" chronistischen Form ältere Stufe der M o segenealogie bewahrt haben. Die Kargheit der Uberlieferung über die Verbindung Gerschom-Mose, die zudem nur an wenig pointierter Stelle erhalten geblieben ist, spricht f ü r ihre Ursprünglichkeit, die durch die chronistische Form und Änderung nur noch bestätigt wird. Dem kann schließlich noch folgendes hinzugefügt werden: Die Tatsache, daß Jonatan, der vermutliche Gründer der Danpriesterschaft, nur ein einziges Mal im Alten Testament Erwähnung findet trotz seiner - zumindest beanspruchten - prominenten Abstammung, wird im Lichte des Rufes, in den Dan als Kult- und Heiligtumsort durch die kultpolitischen Maßnahmen Jerobeams I. geraten ist, nur zu verständlich und spricht nicht gegen, sondern f ü r die Verläßlichkeit der Namenüberlieferung in Ri 18,30 b. „Jonatan, der Sohn Gerschoms, des Sohnes Moses" kann somit als älteste greifbare Fassung eines Stücks der Mosegenealogie und zugleich als die ursprüngliche Form der Ahnenreihe des Gründers der Danpriesterschaft, jedenfalls als Anspruch, wahrscheinlich aber auch als begründete Überlieferung gelten 2 1 7 . 213
Vgl. FOHRER, Einleitung, 264; O. KAISER, Einleitung, 164; früher schon NOTH, ÜPent, 174, Anm. 453; DERS., ÜSt, 114f. 214 Aufschlußreich ist die talmudische D e u t u n g ( b T Baba Bathra 110 a) des N a m e n s des G e r s c h o m s o h n e s nach den Chronikstellen, die klar auf die Verbindung mit Jonatan in Ri 18,30 b abgestellt ist: Jonatan werde unter dem N a m e n aufgeführt, weil er bereut habe und zu Gott zurückgekehrt sei (vgl. CH. HAURET, Origines, 107). Zum N a m e n TAIAV
bzw.
I>K3LLP
vgl.
S. KREUZER, S c h u b a e l ,
H . BAUER,
Eigennamen,
7 4 f.;
M.WEIPPERT,
Nomaden,
428;
443-445.
215
S o S.TALMON, zustimmend zitiert bei A. MALAMAT, Migration, 13, Anm. 1. Zur Quellenzuordnung von Ex 2,22 vgl. EISSFELDT, Hexateuch-Synopse, 110*; FOHRER, Einleitung, 161.175; N o r a , A T D 5, 25; W. H . SCHMIDT, Exodus, 81; für Ex 18,3 216
v g l . EISSFELDT, a . a . O . , 1 4 4 * ; FOHRER, a . a . O . , 1 6 1 . 167; NOTH, a . a . O . , 1 1 9 . 217
hen
Keinen Grund zu Zweifeln an der Tragfähigkeit der Genealogie in dieser Form se-
u.a.
BURNEY, J u d g e s ,
415-417;
HAURET, O r i g i n e s ,
107;
E.NIELSEN,
Shechem,
272;
118
D a s H e i l i g t u m M i c h a s u n d die D a n i t e n (Ri 1 7 - 1 8 )
Auf die eine der Hauptfragen dieses Exkurses, ob der Levit Michas mit Jonatan ben Gerschom ben Mose identisch sei oder nicht, hat sich bisher immer noch keine Antwort ergeben. Eine Entscheidung zugunsten der Identität könnte, wie schon angedeutet, herbeigeführt werden durch die Existenz eines überzeugenden Motivs, das zur Auslassung bzw. Unterdrückung des Namens des Leviten geführt hätte, bis in einer späteren Redaktion der N a m e in 18,30 b aus einem ebenfalls festzustellenden Grund doch (wieder) genannt worden ist. Ein solches Motiv wird in der T a t sichtbar, wenn man die durch die redaktionsgeschichtliche Betrachtung sich abzeichnende Schichtung der Erzählung in den Blick nimmt. Dies kann nunmehr unter der Voraussetzung des bisherigen Ergebnisses geschehen, demzufolge die Genealogie Jonatan ben Gerschom ben Mose keine Konstruktion sekundärer Art, sondern in dieser Form ursprünglich und wahrscheinlich mehr als ein bloßer Anspruch der Danpriesterschaft war. 1. Wir beginnen mit der Bearbeitung, die aus dem Einflußbereich des Heiligtums Jerobeams I. stammt. 18,30 b, selbst aus der auf die „Jerobeam-Redaktion" folgenden Überarbeitung stammend (nach 733 v.Chr.), bezeugt eine Kontinuität des Priestergeschlechts in Dan von der frühen Richterzeit bis 733 v.Chr. Es besteht tatsächlich keinerlei Anlaß zu der Annahme, die levitische Priesterschaft in Dan habe gewechselt 218 , etwa während und anläßlich der kultischen Maßnahmen Jerobeams I. ( l . K ö n 12,26ff.). Zur Stützung dieser Auffassung läßt sich auch nicht der Bericht in l . K ö n 12,26ff. ins Feld führen 2 1 9 . Tatsächlich verhält es sich in einer Hinsicht mit der levitischen Priesterschaft in D a n ähnlich wie mit den Stierbildern Jerobeams I.: Man ist sich heute weithin darin einig, daß Jerobeam I. mit ihnen an ältere bzw. älteste Traditionen in Israel anknüpfte, und zwar mit Bedacht; keinesfalls wollte er umstürzende Neuerungen einführen, keineswegs einen nichtlegitimierten, nichtjahwistischen Kult begründen 2 2 0 . Vielmehr mußte es f ü r Jerobeam I. von größtem Wert sein, neben der Änderung im Kultgegenstand - eine Änderung war es trotz der alten Tradition der Neuerung - immerhin durch die Priesterschaft Kontinuität zu
H E R T Z B E R G , A T D 9 , 2 4 3 ; A . C O D Y , H i s t o r y , 5 1 , A N M . 5 0 ; Β . LINDARS, T r i b e s , 1 1 1 . F ü r d a s
Alter dieses A n s p r u c h e s spricht a u c h der H i n w e i s v o n NOTH, d a ß später die Priesters c h a f t e n sich lieber auf A a r o n b z w . Levi als auf M o s e z u r ü c k f ü h r t e n ( U P e n t , 2 0 2 f.; DERS., A T D 5 ,
25;
L e v i t e n , 2 2 0 f f . ; W. 218
vgl.
HAURET,
107;
R . SMEND, J a h w e k r i e g ,
94f.;
GUNNEWEG,
95).
S o N O T H , H i n t e r g r u n d , 1 4 1 . 1 4 6 ; DERS., K ö n i g e , 2 8 5 f . ; e b e n s o J . D E B U S , S ü n d e , 3 9 ,
4 7 f f . ; S. HERRMANN, G e s c h i c h t e , 219
a.a.O.,
H . SCHMIDT, a . a . O . ,
245.
Für levitische Priesterschaft in D a n auch unter J e r o b e a m I. viele, f r ü h e r z . B .
E . BERTHEAU, R i c h t e r , 2 5 5 f . ; J . P E D E R S E N , I s r a e l I I I / I V , 1 7 0 f f . ; DE V A U X , L e S c h i s m e , neuerdings mit Recht wieder S.TALMON,Divergences,
87;
5 2 f . ; M . A B E R B A C H / L . SMOLAR, A a -
ron, 136; A. CODY, a . a . O . , 53, A n m . 53. I l l ; a n s c h e i n e n d auch VEIJOLA, K ö n i g t u m , 2 6 f . ; z u l e t z t H . - D . HOFFMANN, R e f o r m , 6 7 f. 7 3 ; SOGGIN, J u d g e s , 220
Vgl.
u.a.
DE V A U X ,
a.a.O.,
81;
EISSFELDT,
Lade,
269.
294-296;
H.JUNKER,
Untersu-
c h u n g , 233 f.; Y. KAUFMANN, R e l i g i o n , 2 7 0 - 2 7 2 ; J. BRIGHT, G e s c h i c h t e , 231 f.; W . F. ALBRIGHT, Y a h w e h ,
1 7 1 f . ; H . SEEBASS, E r z v a t e r , 2 4 , A n m . 6 1 ; J . D E B U S , a . a . O . , 3 7 - 4 1 .
M . ABERBACH/L.SMOLAR, GUNNEWEG, G e s c h i c h t e ,
a.a.O., 92;
135f.;
NOTH,
Könige,
W . ZIMMERLI, B i l d e r v e r b o t ,
Η . ΜΟΤΖΚΙ, B e i t r a g , 4 7 6 f. 4 8 5 ; E.WÜRTHWEIN, A T D r a e l , 4 5 ; F. CRÜSEMANN, W i d e r s t a n d ,
122, A n m . 59.
284;
45f.;
Y . AHARONI, T e m p l e s ,
87 ff.;
H.DONNER,
Götter,
71; 48;
1 1 , 1, 1 6 3 - 1 6 5 ; A . D . H . M A Y E S , I s 161; H . - D . HOFFMANN, a . a . O . ,
71.
Ri 17-18
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wahren und damit einen stabilisierenden Faktor innerhalb seiner Kultpolitik z u besitzen. D a ß es sich bei der Priesterschaft in D a n n o c h dazu um eine mit d e m prominenten A h n M o s e handelte, dürfte neben d e m G e d a n k e n an ein K o n t i nuum für Jerobeam den Wert dieser Priesterschaft beträchtlich gesteigert u n d seine B e m ü h u n g , sie auf seine Seite zu ziehen, kräftig angespornt h a b e n 2 2 1 . D a ß diese W e r b u n g für Jerobeam schwierig g e w e s e n ist, wird man im Blick auf Ri 18,19 f. w o h l billig b e z w e i f e l n dürfen. Vergegenwärtigt man sich einmal, an w e l c h e n Stellen der Erzählung die „Jer o b e a m - R e d a k t i o n " in Erscheinung tritt, so sind dies drei Fälle: a) 17,6, w o die private Anstellung des S o h n e s Michas als Priester kritisch kommentiert wird, b) 18,1 a, w o der kritische K o m m e n t a r die Anstellung des Leviten als Priester am Privatheiligtum Michas begleitet. c) D u r c h die Einschaltung 1 7 , 2 - 4 erfährt das d e m M i c h a später entführte (erste) Gottesbild v o n D a n scharfe Kritik. D a m i t sind die Absichten der R e d a k t i o n klar g e k e n n z e i c h n e t : D i f f a m i e r u n g des ältesten Bildes v o n D a n ( z u g u n s t e n des neuen Bildes Jerobeams I.!) und Kritik an den o r d n u n g s l o s e n Z u s t ä n d e n im Bereich des Kults, genauer, des Kultpersonals, speziell an privaten Priesterinvestituren ( z u g u n s t e n der als positiver G e g e n s a t z betrachteten, mit königlicher Autorität an d e n [ R e i c h s - ] H e i l i g tümern e r f o l g e n d e n Priesterernennungen 2 2 2 durch Jerobeam, vgl. l . K ö n 12,31, w e n n auch Jerobeam g e g e n ü b e r feindlich formuliert 2 2 3 ). A n einer Diskreditie221 Daß Jerobeams Bemühungen um die Danpriesterschaft erfolgreich waren, mag folgende Überlegung nahelegen: In der jetzigen Fassung ist Ex 32 von Gegnern Jerobeams I. polemisch in der Weise gestaltet, daß gerade Mose und die Leviten als schärfste Gegner des Stierkultes, hinter dem Jerobeams Kult gesehen werden soll, auftreten. Damit wird versucht, den Einfluß zu neutralisieren, den nicht zuletzt die mosaische Priesterschaft in Dan durch ihr vermutliches Akzeptieren der Maßnahmen Jerobeams diesem König (und damit seinen Stier-Kultbildern) mittels ihrer prominenten H e r k u n f t zu leihen imstande war (vgl. in dieser Richtung ABERBACH/SMOLAR, a.a.O., 135f.). Anders gesagt: Daran, daß solche scharfe Polemik in Ex 32 notwendig erschien, wird wahrscheinlich, daß es Jerobeam I. gelungen ist, die Danpriester auf seine Seite zu ziehen. 222
Vgl. für die königliche Funktion der Priesterinvestitur u.a. DE VAUX, Lebensordnungen I, 184-186; II, 213f.; A. CODY, a.a.O., 87ff.; zuletzt H.WEIPPERT, Ort, 85f. 223 Im Gegensatz zu den hier bezeichneten kritischen Ansatzpunkten der „JerobeamRedaktion" hat M. NOTH (Hintergrund, 135-141) nahezu alles in Ri 17 f. als polemisch, kritisch und negativ empfunden (ebenso pauschal jetzt CRÜSEMANN, Widerstand, 162): 1. die „Silberstatuette fragwürdiger Herkunft" (a.a.O., 144), 2. das privatim statt vom König errichtete Heiligtum (ebd.), 3. die „Priesterschaft von .vagabundierenden' Leviten", die a) nicht ordnungsgemäß von einem König eingesetzt (ebd.), b) deren Gründer „undankbar", „unerfreulich" und „treulos" handle (a.a.O., 138) und demzufolge ein „unzweideutig . . . negatives Urteil" (a.a.O., 139) erhalte; 4. die Daniten, die als „unzweideutig ... heimtückisch und brutal gebrandmarkt" (ebd.) und „eindeutig als niederträchtig bezeichnet" (a.a.O., 140) würden; (ähnlich jetzt CRÜSEMANN, a.a.O., 157. 161 f. 164f., vgl. dagegen noch die feine Differenzierung bei WELLHAUSEN, Prolegomena, 243f.). Dieses pauschale Urteil NOTHS muß aber differenziert werden. Ihm ist zuzustimmen bei Pkt. 1, 2 und 3 a: Gegenüber Pkt. 1 wird Kritik ausgedrückt, aber m.E. (gegen NOTH) durch den Zusatz 17,2-4; die Kritik betreffs Pkt. 2
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rung der Priesterschaft von Dan durch Diffamierung ihres Begründers konnte Jerobeam aber nicht das geringste gelegen sein, wollte er sie auf seine Seite ziehen. Insofern ist es nur zu verständlich, daß der Begründer der alten und neuen, also auf ihrem Posten bleibenden Priesterschaft in der mit den Neuerungen Jerobeams sympathisierenden, aber im oben genannten Sinne polemisch überarbeiteten Erzählungsfassung nicht bzw. nicht mehr namentlich genannt wurde, um ihn von vornherein aus dem Bereich der Kritik dieser polemisch ausgerichteten Erzählungsfassung herauszuhalten. und 3a enthält die Wendung 17,6; 18,1 a (ebenso NOTH). Daß aber auch der Levit und Priester in negativem Licht dargestellt sein soll, leuchtet nicht ein: Daß das Wanderleben des Leviten (17,7-9) noch nichts Ungünstiges über ihn aussagt, räumt NOTH ein (a.a.O., 137), spricht aber wenig später (a.a.O., 144) abwertend von „ .vagabundierenden' Leviten". NOTHS Behauptung, ein Levit sei in alter Zeit „keine sehr angesehene Erscheinung, wenigstens in den Augen mancher Kreise in Israel" nicht (a.a.O., 138), ist unscharf und auch falsch, gibt doch NOTH selbst wenige Zeilen später zu, daß einen Leviten zum Priester zu haben Anlaß sei, sich glücklich zu preisen (17,13). „Der Erzähler von Ri 17-18 freilich war kaum dieser Meinung", behauptet NOTH wiederum (a.a.O., 138; vgl. aber WELLHAUSEN, a.a.O., 244): Die ausführliche Bestallungsbeschreibung des Leviten habe „gewiß den Sinn", sein späteres Verhalten „als besonders undankbar und unerfreulich erscheinen zu lassen". Ich sehe aber nichts, was zu dieser Ansicht nötigte. Woher weiß NOTH weiterhin, daß der Priester „ruhig" (ebd.) am Tor stand, während das Gottesbild seines Herrn entführt wurde? Der Text gibt keinerlei Hinweis darauf, daß er „ruhig", nicht aber vielmehr sprachlos, entsetzt, erschrocken, verstört oder gar von den Bewaffneten festgehalten dort gestanden habe. Woraus schließt NOTH, daß wir es in 18,18 b mit einer „lahmen Frage" zu tun haben, nicht aber vielmehr mit einer vorwurfsvoll, entgeistert oder protestierend ausgestoßenen? NOTH: Der Priester habe gar nicht einmal daran gedacht, seinen Herrn von dem Raub zu informieren bzw. ihn zu alarmieren (ebd.). Meint NOTH denn, die Daniten hätten ihm Gelegenheit dazu geboten? Besonders fragwürdig erscheint NOTH am Verhalten des Priesters, daß er sich „so ungehemmt" entführen ließ (a.a.O., 139). Dagegen: Die Daniten fahren ihn rauh an: „Halt' deinen Mund!" (18,19). Im Lichte dieser Redeweise und vor dem Hintergrund der Bewaffneten kann man die Aufforderung „Zieh' mit uns!" kaum als Bitte, sondern nur als Befehl auffassen. Was hätte der Priester zu erwarten? Von den Daniten im Weigerungsfall Gewaltanwendung, sie hätten ihn einfach „genommen" (18,27), denn sie waren „Verzweifelte", d.h. zu allem Entschlossene (18,25); von seinem Herrn war beim Zurückbleiben Strafe zu befürchten wegen des nicht behüteten Gottesbildes. Das Winken mit besserem Verdienst signalisiert zudem die kaltblütige Entschlossenheit und Klugheit der Daniten. Schließlich kann NOTHS Beurteilung der Daniten nicht zugestimmt werden: NOTH räumt ein, daß ihr Landnahmeunternehmen „nicht sicher" als „ungünstig beurteilt" angesehen werden müsse (ebd.); der Überfall auf Lajisch sei „für altisraelitische Begriffe . .. nicht notwendig tadelnswert" (ebd.). Jedoch sei das danitische Handeln beim Raub des Kultbildes und des Priesters „heimtückisch und brutal" (ebd.). Wie aber paßt dazu, daß Daniten in derselben Erzählung als „tapfer" (ί"Π '33: KBL, 295 s.v.) bezeichnet (18,2) und ihr Unternehmen ausdrücklich als Jahwe wohlgefällig (18,6) dargestellt werden? A. LODS erkannte im Gegenteil in der Erzählung Sympathie für die „cleveren" Entführer (Israel, 337)! Auch CRÜSEMANN (Widerstand, 161 f.) hat neuestens gegenüber NOTH erkannt, daß mit pauschaler Polemik gegen den danitischen Stammeskult und seine Entstehung die Anhänger und Vertreter des Jerobeam-Heiligtums in Dan sich selbst den Traditionsboden entzogen hätten, auf dem das königliche Heiligtum und seine Autorität befestigt werden sollten. Aber auch CRÜSEMANN erkennt nicht die vor allem durch die Wendungen
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Es scheint mir auch kein Zufall zu sein, daß die kritisch kommentierende Wendung 17,6; 18,1 a eben nicht an einer Stelle nochmals vom Redaktor aufgenommen worden ist, wo sie von einem allgemein-moralischen Standpunkt her möglicherweise angebracht sein könnte, allerdings eindeutig den Begründer der Priesterschaft Dans und damit die dortige Priesterschaft schlechthin treffen würde, nämlich beispielsweise nach 18,20. Hätte dies in der Absicht des Redaktors gelegen, so wäre es zweifellos leicht durch die Einschaltung der Wendung zu bewerkstelligen gewesen. Im Gegenteil mag man sogar in 18,17 eine Art vorbeugender Verteidigung des Priesters gegen den Vorwurf der Treulosigkeit gegenüber Micha sehen, wenn man den Vers als bewußt gedrängte Zusammenfassung des Inhalts von 18,15 f. 18 betrachtet; die verkürzte Form in 18,17 vermittelt verstärkt den Eindruck der Nötigung gegenüber dem Priester 2 2 4 . Somit liegt in den Intentionen der „Jerobeam-Redaktion" der Grund, weshalb der N a m e des Leviten in und seit dieser Fassung der Erzählung weggelassen worden ist. Zugleich wird man aber klar betonen müssen, daß die auf solche Weise manipulierte Version der Erzählung sich zweifellos nicht ausnahmslos durchgesetzt haben wird, so daß nur noch die „namenlose Fassung" umlief. Da die „Jerobeam-Redaktion" eine polemische ist, hat sie auch Gegner gehabt. Zumindest in deren Kreisen wird neben der „offiziellen" Version ohne N a m e n auch noch die andere, ursprünglich danitische Version erhalten geblieben sein, die den Namen des Leviten sicherlich mitteilte, wohl voll Stolz über den berühmten Priester der Vorfahren. Insofern blieben die Tatsache der Identität von Michas Leviten und Jonatan, die nunmehr - soweit dies möglich ist - als begründet gelten darf, sowie die Genealogie des Priesters bekannt. 2. Eine Betrachtung der nach 733 v.Chr. entstandenen Redaktion der Erzählung ist imstande, die Identität des Leviten mit Jonatan zu bekräftigen. Sie erlaubt es, ein Motiv namhaft zu machen, das die erneute N e n n u n g des N a mens, wenn auch an der späteren Stelle in 18,30 b, verstehbar macht. Diese nach 733 v.Chr. anzusetzende, wohl im Südreich Juda beheimatete Redaktion besaß keine den Anhängern des Jerobeam-Heiligtums in Dan und ihrer Erzählungsfassung entsprechenden unmittelbaren, auf den Ruf der Priesterschaft Dans 17,6; 1 8 , 1 a bezeichneten konkreten und differenzierenden Zielpunkte der „JerobeamRedaktion" und ihrer Kritik, sondern setzt so NOTHS Irrtum fort und versteht die W e n dungen wie die ganze Erzählung wieder pauschal diffamierend ( a . a . O . , 160ff., bes. 161), nur nicht - wie NOTH - von Anhängern des Jerobeam-Heiligtums her, sondern „aus der Sicht Jerusalems vor der Reichstrennung", wobei er genauer an vage „levitische Kreise" denkt (a. a. O., 166). D a s ist w o h l auch der Grund, weshalb er den Leviten von der Kritik der W e n d u n g e n bzw. der Erzählung ausgenommen sehen möchte (a. a. O., 161, Anm. 44). Die Ursache der undifferenzierten D e u t u n g der W e n d u n g e n durch CRÜSEMANN liegt w o h l in seiner Hauptthese, die durchgeführt werden soll; die W e n d u n g e n zusammen mit Ri 17-21 sollen „so genau in die bisher erarbeiteten Auseinandersetzungen der frühköniglichen Zeit" hineinpassen ( a . a . O . , 163), daß sie ein komplettes Gegenbild zu CRÜSEMANNS D e u t u n g von Ri 9; 1.Sam 8 , 1 - 3 . 10-17; 1 2 , 3 - 5 ergeben. Bedenklich gegen CRÜSEMANN stimmt es, daß nahezu alle Belege für seine Vorstellung eben nicht aus Ri 17 f., sondern aus Ri 19-21 stammen ( a . a . O . , 163-166); 1 7 , 2 - 4 als Ausnahme davon entstammt der Verleumdungspropaganda der „Jerobeam-Redaktion" (vgl. oben, 62 f.; unten, 131); zur angeblichen „Privattruppe" Michas ( a . a . O . , 166) vgl. oben, 101, Anm. 149. 224
Vgl. oben, 99 (zu Ri 18,17).
122
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u n d dessen Schutz bedachten Beziehungen z u m Heiligtum und zu den Priestern in D a n u n d unterlag keinen Verpflichtungen jenen gegenüber, die wie in der „Jerobeam-Redaktion" z u m U n t e r d r ü c k e n der Genealogie genötigt hätten. Sie sah sich aber anscheinend auch nicht in der Lage, die o f f e n k u n d i g auch damals noch b e k a n n t e T a t s a c h e der Ableitung der Danpriesterschaft von J o n a t a n ben Gerschom ben M o s e zu verschweigen u n d zu übergehen. Jedoch hat sie durch das N u n (suspensum) den im N o r d - wie im Südreich hoch angesehenen M o s e 2 2 5 vor dem Makel schützen wollen, mit dem besonders aus dem Blickwinkel des Sudreiches ketzerischen Kult in D a n in V e r b i n d u n g gebracht zu werden. D a ß a u ß e r d e m durch das eingeschobene N u n dem D a n - H e i l i g t u m die Berechtigung abgesprochen w u r d e , sich von M o s e herzuleiten, m u ß nicht unbedingt primär im Blick der b e t r e f f e n d e n Redaktion gelegen haben, mag ihr aber als N e b e n p r o d u k t der Ä n d e r u n g nicht unwillkommen gewesen sein 2 2 6 . Möglicherweise ist aber dem R e d a k t o r nach 733 v . C h r . die Ä n d e r u n g von „ M o s e " in „Manasse" nicht n u r wegen des Schutzes des N a m e n s Moses und des Absprechens der Herleitungsberechtigung der Danpriester von M o s e wichtig gewesen; es d ü r f t e auch die seit langem geäußerte V e r m u t u n g nicht grundlos sein, d a ß die Ä n d e r u n g des M o s e n a m e n s gerade in den N a m e n des äußerst negativ beurteilten Königs Manasse von J u d a ( 2 . K ö n 21) der T e x t ä n d e r u n g eine zusätzliche und dem R e d a k t o r ebenfalls willkommene polemische N o t e gegen J e r o beam I. u n d seine K u l t m a ß n a h m e n verliehen hat 2 2 7 . Die Priorität k o m m t aber jedenfalls dem erstgenannten Motiv f ü r die N a m e n ä n d e r u n g zu. 3. O b die danitische G r u n d f a s s u n g die N a m e n der Genealogie von 18,30 b bereits genannt hatte, etwa in 17,7 2 2 8 , läßt sich nicht m e h r feststellen. Es d ü r f t e jedoch wahrscheinlich sein, d a ß sie sich das Ruhmesblatt der mosaischen Abstammung ihrer Priesterschaft zu überliefern nicht hat entgehen lassen. Positiv nachweisen läßt sich das nicht mehr, da die „Jerobeam-Redaktion" eben an dieser Stelle (Priester D a n s u n d deren Genealogie) starke Interessen hatte u n d d e m z u f o l g e besonders hier stark u m p r ä g e n d in die E r z ä h l u n g eingegriffen hat.
Abschließend kann nun für sehr wahrscheinlich erklärt werden, daß der Levit Michas identisch ist mit dem in 18,30 b namentlich genannten Gründer der Priesterschaft von Dan. Die Genealogie „Jonatan ben Gerschom ben Mose" ist eine glaubwürdige Angabe über den Abstammungsanspruch bzw., wahrscheinlich darüber hinausgehend, über die
225
Vgl. dazu NOTH, ÜPent, 203 mit Anm. 522; W. ZIMMERLI, Bilderverbot, 88; Wi-
DENGREN, M o s e s , 226
46.
Dies besonders dann, wenn die Mose/Manasse-Änderung in Verbindung mit deuteronomistischen Kreisen zu bringen ist, denen an einer Distanzierung von dem Heiligtum in Dan und seiner Priesterschaft gelegen sein mußte. 227 Vgl. dazu oben, Anm. 209 und 210. 228 Vgl. HERTZBERG, A T D 9, 236. Ein eventueller Urtext n s u - j a | n : m ' istn] ΊΪ> κιπι 0®—13 Klill [nua~J3 löste wohl auch die (ohnehin nicht zwingenden, vgl. oben, 66, Anm. 19) stilistischen Bedenken VEIJOLAS (Königtum, 18) gegen die Ursprünglichkeit von 17,7bβ neben 1 7 , 7 b a auf. Die angebliche stilistische Doppelung wäre dann im Ergebnis der Auslassung des Namens entstanden. Mehr als Vermutungen sind dies aber nicht.
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tatsächliche Abstammung der Danpriesterschaft. Es handelt sich um eine literarisch-redaktionsgeschichtlich jüngere Mitteilung alter, aus noch rekonstruierbaren Gründen in der „Jerobeam-Redaktion" der Erzählung unterdrückter Uberlieferung. 18,31: Nach der in 18,31 a kaum veränderten Wiederholung von 18, 30 a teilt 18,31 b, sich durch detaillierte Datenmitteilung vom Hauptteil der Erzählung ähnlich abhebend wie 18,30 b durch die Priesterschaftsgenealogie, mit, wie lange das Gottesbild Michas in Dan existiert hat. Die Formulierung „alle Zeit 229 , die das Gotteshaus in Schilo war" muß genau betrachtet werden, da sie ebenso wichtig wie umstritten ist. MT und LXX lesen einheitlich nVpi. Seit längerem besteht aber die Meinung, „die Erwähnung von Silo" sei „hier schwer zu verstehen" 23°. Manche Erklärer, die immerhin MT beibehalten, gelangen jedoch zu einer - wie zu zeigen sein wird - nicht überzeugenden Auffassung der literarischen und redaktionsgeschichtlichen Verhältnisse innerhalb von 18,30 f.231, andere bieten eine unbefriedigende bzw. nicht einleuchtende Deutung der Erwähnung Schilos als Bezugspunkt der Datierung 232. Noch weniger gerechtfertigt ist es aber, kurzerhand den Text zu ändern, wie in der Vergangenheit gern geschehen 233. Dagegen muß vor allem auf die eindeutig einheitliche Textüberlieferung hingewiesen werden 234 sowie auf folgende Punkte, die für Beibehaltung des überlieferten Textes sprechen: 22»
Q1 ,
+ JNF ; m sinne von „Zeit, Zeitraum, unbestimmter Zeitpunkt": E. JENNI, Art.
DT, 7 1 9 .
Anmerkungen, 2 0 8 ; vgl. zuletzt J . D . M A R T I N , Judges, 1 9 6 . Damit hängt gewöhnlich auch eine nicht einleuchtende sachliche Interpretation der Datierungsandeutungen in V. 30 b und V. 31 b zusammen; diese werden mit verschiedener Begründung als Parallel- bzw. Doppeldatierungen gedeutet u. a. von J. BEWER, Composition, 282 f.; A . S C H U L Z , Richter, 95 f.; C. A . S I M P S O N , Composition, 73; Α. Ε. C U N D A L L , Judges, 192; J. VAN R O S S U M , Silo, 328 f.; vgl. dagegen sogleich unten, Pkt. 2 mit Anm. 237. 232 Nach E . BERTHEAU, Richter, 2 5 5 f., bezeichnet V . 3 1 b die Epoche, „da die Wohnung Gottes in Schilo war" in Abgrenzung von derjenigen, wo sie in Jerusalem war. Anders B U D D E , Richter, 1 2 4 ; BURNEY, Judges, 4 3 6 ; Η . STRAUSS, Untersuchungen, 1 0 4 ; phantasiereich und gewunden, aber in keiner Weise einleuchtend NOTH, Hintergrund, 146 f.; J. D A Y , Destruction, 93f., vermutete zuletzt, z.T. ähnlich wie schon STRAUSS, a.a.O., und VEIJOLA, Königtum, 2 6 , daß in V . 3 1 b der legitime Tempel von Schilo dem illegitimen von Dan gegenübergestellt werden solle, übersieht aber dabei, daß Ri 17 f. nirgends den DanTempel als illegitim bezichtigt, außerdem in V. 31 b vom „shrine" in Dan überhaupt keine Rede ist, sondern vom Bild (Pesel)! 233 Vgl. R. S M E N D , J E in den geschichtlichen Büchern, 1 9 1 ; EISSFELDT, Quellen, 9 5 , Anm. 3 ; ZAPLETAL, Richter, 2 7 1 f.; G R E S S M A N N , SAT I, 2 , 2 5 2 ; F . N Ö T S C H E R , Richter, 7 1 ; H E R T Z B E R G , A T D 9 , 2 4 3 ; J . S I M O N S , GTT, 3 0 3 ( § 6 2 6 ) , die weithin ohne nähere Begründung n^to in np'Va ändern; dagegen W. R U D O L P H , Anmerkungen, 2 0 8 , aber auch R U DOLPHS eigene Alternative (mV&a statt NI>P3) ist unnötig. 234 So auch NOTH, Hintergrund, 145, Anm. 36. 230
231
W . RUDOLPH,
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1. Nach der Umnennung von Lajisch in 18,29 a ist das Auftreten des Namens Lajisch nicht mehr gerechtfertigt 235 , das die Textänderung „Schilo" (so MT) in „Lajisch" 236 mit sich brächte. 2. Ein Harmonisierungsversuch zwischen 18,30 b und 18,31 b, wie er vorgeschlagen worden ist, um durch Textänderung zwei verschiedene sprachliche Ausdrücke für dasselbe Zeitereignis zu erhalten, die ihrerseits das Ende von Bild und Priesterschaft Dans markieren sollen, ist überflüssig bzw. falsch, weil zwei verschiedene Redaktoren zwei verschiedene Dinge (Bild und Priesterschaft) völlig sachgemäß durch Verbindung mit zwei verschiedenen Ereignissen datieren wollen 237. 3. Unvoreingenommene Betrachtung legt ein sehr einfaches Verständnis nahe. Danach war der Zeitpunkt, bis zu dem sich das Gotteshaus in Schilo befand, aufgrund der gesamtisraelitischen Bedeutung dieses Heiligtums ohne Zweifel so bekannt, daß er zur eindeutigen und schnellen zeitlichen Orientierung auch späterer Hörer bestens geeignet war, auf das weniger bekannte Ereignis des Verlustes des Gottesbildes in Dan hinzuweisen und es zeitlich zu fixieren 238. Bekräftigend kommt folgendes hinzu: Wenn die zeitliche Nachbarschaft der Ereignisse um das Heiligtum von Schilo zum Ende des Gottesbildes von Dan auch die Voraussetzung bildete, das eine Geschehen mit Hilfe des anderen zu datieren, so gibt es doch auch noch andere Gründe, die es dem Urheber der Bemerkung wahrscheinlich sehr willkommen erscheinen ließen, ausgerechnet mit dieser Datierungshilfe zu arbeiten. Zunächst: Wer ist der Urheber, bzw. welcher Redaktion gehört 18,31 b an? Es ist die Rede vom Ende des durch die Daniten auf der Nordwanderung erworbenen bzw. entführten Gottesbildes. Daher kann die Bemerkung kaum Bestandteil der danitischen Grunderzählung gewesen sein, die unverkennbar das Ziel hat, die Vorgeschichte des Heiligtums, der Kultgegenstände und der Priesterschaft zu bewahren, aber nicht deren Untergang. An den Untergang des bereits durch 17,2-4 verunglimpften Bildes Michas mag dagegen die „Jerobeam-Redaktion" mit Genugtuung erinnert haben um des Kontrastes zum eigenen neuen (Stier-)Bild willen 239. Die Erwähnung von Schilo wiederum 235
236
S o mit R e c h t NOTH, ebd.
Vgl. oben, Anm. 233. 237 So schon mit Recht W E L L H A U S E N , Composition, 2 3 2 f.; zuletzt wieder VEIJOLA, a.a.O., 26, Anm. 81; anders z.B. NOTH, a.a.O., 145, der ohne hinreichende Gründe meint, „daß diese beiden Zeitangaben sich nicht mit einander vertragen". 238 Das Verfahren eines solchen Synchronismus ist bekannt genug und keineswegs selten, vgl. nur 2.Kön 25,27; Am 1,1; Jes 20,1 f.; Ez 1,2 sowie die gegenseitigen Datierungen der Könige von Juda und Israel. 239 Die Frage nach Art und Form des Bildes Michas und der Daniten ist oft überhaupt nicht gestellt worden, ebenso oft hat man es sich auch sehr leicht gemacht: Jerobeam I. habe ausdrücklich an Überkommenes angeknüpft, deshalb sei von seinen (goldenen) Stierbildern ( l . K ö n 12,28) auf ein (silbernes) Stierbild Michas (Ri 17,4) zu schließen (so
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fügt sich ausgezeichnet in das Gesamtbild dieser Redaktion ein, damit ihrerseits die Beibehaltung der Lesart n^ffa stützend, denn Schilo liegt auf dem Gebiet des Nordreiches; im Interesse Jerobeams I. lag es, die Traditionen der Stämme und der alten Heiligtümer, z . B . Schilos warum nicht auch auf dem indirekten W e g e einer Datierungshilfe? wo immer möglich zu betonen und zu pflegen. Es ist auch an dieser Stelle erwähnenswert, daß es in der Anfangszeit der getrennten Reiche Israel und Juda Konkurrenz und Polemik zwischen Schilo und Jerusalem gegeben hat, Polemik von Seiten Jerusalems gegen Schilo sowie m i t U n t e r s c h i e d e n viele, u . a . E . AUERBACH, W ü s t e , 1 4 8 ; BERTHEAU, R i c h t e r , 2 4 2 ; GRESSMANN, S A T I, 2, 2 5 4 ; H.JUNKER, U n t e r s u c h u n g , 2 3 7 ; C . KOPP, B e t h e l , 5 1 3 ; TÄUBLER, S t u d i e n , 2 0 7 ; MALAMAT, M i g r a t i o n , 12; CUNDALL, J u d g e s , 1 8 4 ; A . PENNA (zit. bei SOGGIN, J u d -
ges, 268); mit einigen Besonderheiten J . Dus, Stierbilder, 117 ff.). Die Erzählung selbst läßt aber nicht das geringste über die Form verlauten. Zum Material sagt nur 17,2-4 etwas. Diese Verse gehören zur polemischen „Jerobeam-Redaktion"; ihre Information muß unter Beachtung der Tendenz des Redaktors bewertet werden. Die Polemik träfe ins Leere, gäbe sie das Material des Bildes unzutreffend an. Damit steht fest, daß Michas Bild aus Silber bestand. Und die Form? l . K ö n 12,28ff. vermittelt den Eindruck, daß die Maßnahmen Jerobeams I., namentlich der Stierkult, von Bet-El ausgingen und von dort auf Dan ausgedehnt wurden. (Dabei setze ich die weitaus überwiegend vertretene, m. E. überzeugende Auffassung voraus, daß Jerobeam, dem M T entsprechend, zwei Stierbilder hat anfertigen lassen, so u.a. EISSFELDT, Lade, 294f.; J . PEDERSEN, Israel III/IV, 228. 576. 6 3 9 ; R . DE VAUX, L e S c h i s m e , 78 f . ; DERS., H i s t o r y , 7 8 3 ; K . - H . BERNHARDT, A r t .
Bild,
B H H 1 , 2 4 9 f.; H . SEEBASS, V e r w e r f u n g , 171 f., A n m . 2 8 ; J . DEBUS, S ü n d e , 3 8 f.; NOTH, K ö nige, 2 6 6 . 2 8 5 ; S. HERRMANN, E n t w i c k l u n g e n , 1 4 4 ; DERS., G e s c h i c h t e , 2 4 4 ; H . DONNER,
Götter, 45 [ff.]; DERS., States, 382. 387. 404; J . GRAY, I & II Kings, 315 f.; dagegen nur wenige, vgl. E.NIELSEN, Shechem, 196; Η. Μοτζκι, Beitrag, 475 f.; H.-D. HOFFMANN, Reform, 71 f., Anm. 66; aber eine Kritik und Polemik, die wider die augenscheinlichen Tatsachen Jerobeam I. ein zweites Stierbild in Dan nur andichtet, bringt sich ja um jegliche Glaubwürdigkeit und Wirkung!) Danach scheint der Stierkult seinen Wurzelboden speziell in Bet-El gehabt zu haben (vgl. u.a. GUNNEWEG, Leviten, 88ff. 114f.). Nun schließt das noch nicht zwingend einen Stierkult vor Jerobeam I. in Dan aus, wenn er auch unwahrscheinlich ist, denn warum sollte sich Jerobeam in diesem Fall nicht seiner bedient und gerühmt haben? Es wurde aber o., 72f. 119, festgestellt, daß im Heiligtum Jerobeams I. in Dan gegen das Silberbild Michas und der Daniten polemisiert worden ist. Dann kann dieses alte Bild bzw. die nach dem Verlust des Bildes Michas irgendwann vermutlich angefertigte Nachbildung selbstverständlich nicht dem neuen Stierbild Jerobeams in Dan entsprochen haben, sollte die Polemik nicht das eigene Bild Jerobeams (mit)treffen. Das heißt, daß die Daniten kein goldenes Stierbild wie Jerobeam besessen haben. Kann es, da sie jedenfalls ein silbernes Bild hatten, ein Stier von Silber gewesen sein? Der Unterschied lediglich im Material wäre aber viel zu wenig prägnant, um von Seiten des Jerobeam-Heiligtums eine Polemik von der in der „Jerobeam-Redaktion" beobachteten Schärfe zu provozieren. Umgekehrt ist es wenig wahrscheinlich, daß ein solcher Unterschied die hinter der (Abwehr-)Polemik Jerobeams zu vermutende danitische Opposition hervorzurufen in der Lage war. Daher wird der Anlaß zu der Opposition der Daniten wie der Gegenpolemik der Jerobeam-Anhänger sehr wahrscheinlich in der zum alten Gottesbild der Daniten verschiedenen Form des Stierbildes Jerobeams I. gelegen haben; nur diese Möglichkeit bleibt, da auch die Priesterschaft durch ihre Kontinuität keinen Zündstoff zur Opposition geliefert haben kann. Fazit: Micha bzw. die Daniten besaßen ein Silberbild, über dessen Form sich nur noch sagen läßt, daß es sicher kein Stierbild war.
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Kreise, die hingegen Schilo als bevorzugte „Gottesoffenbarungsstätte" betrachteten 240. Daß diejenigen, die Schilo aufwerteten, im Nordreich zu suchen sind, liegt überaus nahe 241 . Es leuchtet daher ein, daß die „Jerobeam-Redaktion" speziell das Ende des alten danitischen Gottesbildes mit Hilfe eines Ereignisses um das Schilo-Heiligtum datiert. Das weniger bekannte Geschehen in Dan soll durch den offenbar allgemein bekannten Zeitpunkt - nur dann hat der Hinweis Sinn - , bis zu dem das Haus Gottes in Schilo war, zeitlich eingeordnet werden. Beide Ereignisse, das bekannte wie das weniger bekannte, haben zeitlich benachbart stattgefunden; auch das ist vorausgesetzt, sonst hat der Hinweis wiederum keinen Sinn. Aber durch welche als Datierungshilfe verwendbaren Ereignisse nahm das Schilo-Heiligtum ein Ende? Am nächsten liegt es, an l . S a m 4 zu denken 242. Das Zusammentreffen der DoppelNiederlage Israels gegen die Philister, des Verlustes der Lade und des Untergangs des Hauses Elis, des Priesters am Schilo-Heiligtum, bildet in der Tat eine ungewöhnliche Häufung katastrophaler Ereignisse 243. Zwar wird in 1. Sam 4 eine Zerstörung Schilos bzw. des dortigen Heiligtums im Verlauf der Kämpfe nicht erwähnt 244 . Die Annahme einer 240
M. NOTH, Samuel, 151. 155 f. NOTH läßt die historischen Hintergründe der angedeuteten Front Schilo-Jerusalem weithin im Dunkel. Daß es diese Front früher nicht gab, eher durch Bemühen Davids ein Zusammengehen Schilos und Jerusalems gegen das von Saul bevorzugte Heiligtum Gilgal, zeigte E. OTTO, Silo, bes. 74 ff. Könnten sich aber nicht hinter der Frontstellung Spuren einer Auseinandersetzung zwischen Jerusalemer Zadokiden und in den Hintergrund gedrängten, ursprünglichen Schilo-Eliden erhalten haben? Während sich die Zadokiden von bestimmter Zeit an gern der alten Schilo-EliTradition anschlossen (vgl. GUNNEWEG, Leviten, 98-116), mag dieser Anspruch von Resten echter Schilo-Eli-Nachfahren bzw. Trägern der Schilo-Tradition (Ahija, l . K ö n 11, 29 ff.; 14,2?!) durch Hervorhebung Schilos gegenüber Jerusalem bestritten und bekämpft worden sein, letztlich ohne Erfolg (vgl. l . K ö n 2,26f.; E.WÜRTHWEIN, A T D 11,1, 23); vgl. a u c h A . CODY, H i s t o r y , 1 0 8 - 1 1 0 . 241 242
Vgl. l . K ö n 11,29 ff.; 14, Iff.; NOTH, Samuel, 156. So viele, u.a. BUDDE, Richter, 124; A.SCHULZ, Richter, 95; E.AUERBACH, Wüste,
170; J. M . MYERS, J u d g e s , 808; Α. Ε . CUNDALL, J u d g e s , 192; R . G . BOLING, J u d g e s , 2 6 6 ;
T.VEIJOLA, Königtum, 26; zuletzt J. DAY, Destruction, 90. 93 f. 243 Vgl. H . J . STOEBE, Buch Samuelis, 84. 118. Es ist völlig verständlich, daß diese umfassende Katastrophe noch von Jeremia exemplarisch genannt werden konnte. Für Bezug von Jer 7,12. 14; 26,6. 9 auf l.Sam 4 vgl. u.a. P.VOLZ, Jeremia, 92; W. RUDOLPH, Jeremia, 49; A.WEISER, A T D 20, 63f.; VEIJOLA, a.a.O., 26; J. DAY, a.a.O., 87ff. Dagegen haben J. VAN ROSSUM, Silo, 325 f.; S. HOLM-NIELSEN, Art. Shiloh (city), 822, gegenüber dieser Beziehung Zweifel angemeldet und den Hinweis Jeremias lieber auf die der Zeit Jeremias tatsächlich näher liegende Vernichtung Schilos um 600 v.Chr., die sich im Gegensatz zu der allenfalls möglichen Zerstörung zur Zeit von l.Sam 4 archäologisch nachweisen läßt (vgl. unten, Anm. 245), beziehen wollen. Jedoch ist der Hinweis Jeremias m. E. überhaupt nicht notwendig auf eine Zerstörung der Stadt Schilo zu beziehen (vgl. Anm. 245); so jetzt auch A. CODY, a.a.O., 110, Anm. 5; J. DAY, a.a.O., 88f. 92f. 244 Das ist oft mit Recht betont worden, in letzter Zeit u.a. von H . W . HERTZBERG, A T D 10, 34; H. J. STOEBE a.a.O., 135. Dennoch wurde eine solche aufgrund von l.Sam 4 und Jer 7,12. 14; 26,6. 9 und unter Berufung auf die Ausgrabungen auf Hirbet Selün
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Zerstörung des Ortes oder auch nur des „Hauses Gottes" um 1050 v.Chr. 245 ist aber auch keineswegs notwendig, stellt doch das Zusammenfallen der genannten unglücklichen Umstände ohnedies einen sehr markanten, für eine Datierungshilfe voll ausreichenden, ja, bestens geeigneten historischen Fixpunkt dar. Diese Wertung als historischer Einschnitt (um 1050 v.Chr. oder bald danach 246) steht mit der Beobachdurch H . K J A E R (vgl. P E Q 29 [1927], 202-213; J P O S 10 [1930], 87-174; P E Q 31 [1931], 71-88; Z D P V 5 4 [1931], 90-92), der eine Zerstörung um 1050 v.Chr. annahm, weithin als gesichert angesehen, vgl. u.a. E I S S F E L D T , Silo, 417f.; G . E . W R I G H T , Evidence, 77; 3 Ε . K U T S C H , Art. Silo. R G G V I , 35; K . E L L I G E R , Art. Silo. B H H I I I , 1975; M . N O T H , Geschichte, 154; A. VAN D E N B O R N , Art. Silo. B L , 1590; T . C . M I T C H E L L , Philistia, 414; Κ . A. K I T C H E N , Philistines, 63; G. F O H R E R , Geschichte Israels, 82; S . H E R R M A N N , Geschichte, 169 f., Anm. 1. 245
Gegen die auf die unvollendeten und räumlich geringfügigen Ausgrabungen von gegründete These von der Zerstörung Schilos um 1050 v.Chr. hat sich, gestützt auf eigene, neuere Ausgrabungen, S. H O L M - N I E L S E N , Excavations, bes. 9-10, gewandt. (Für die freundliche Ubersendung einer Kopie des Vortragsmanuskripts bin ich dem Autor zu D a n k verpflichtet.) H O L M - N I E L S E N weist darauf hin, daß K J A E R S Auffassung, „that pottery from the transition period f r o m Iron I to Iron II is lacking, which again confirms the . . . view that Shiloh was destroyed by the Philistines about 1050 B.C." (a.a.O., 9), nach der neuen Grabung von 1963 nicht mehr ohne weiteres aufrechterhalten werden kann. „When we, in 1963 dug through the tip layers on the north western slope, . . . we found pottery f r o m Iron II in abundance, but nothing whatever from Iron III - i.e. post 600 B.C. This seems to support the theory that Shiloh existed as a walled city right through Iron I and Iron II . . . It seems generally accepted that the excavations prove the preconceived idea that Shiloh was destroyed sometime in the 11th century B.C., and one can only with difficulty escape the impression that this same preconceived idea may have been behind the dating of the sherds. However, this idea does not accord with the evidence of the excavations. Sure enough, there are traces of a destruction by fire both to the west and to the north, but these layers lie above the pottery f r o m the Iron II. At least it cannot be maintained that the town was desolate t h r o u g h o u t the Iron Age, on the contrary it gives the impression of having been quite a big city." (a.a.O., 9f.). Β. OTZEN, der an der Grabung auf Hirbet Selün 1963 beteiligt war, urteilt „mit allem Vorbehalt", „daß eine Zerstörung um 1050 unter keinen Umständen bewiesen werden kann, aber doch möglich ist". Die Brandhinweise "im westlichen Feld können lokal sein; hat eine größere Zerstörung stattgefunden, kann eine schnelle W i e d e r a u f f ü h r u n g geschehen sein" (brieflich, 5. September 1978; Hervorhebung von OTZEN). Vgl. hierzu auch J. VAN ROSSUM, Silo, 322. 330-332. Y . S H I L O H , Rez. M . - L . B U H I 7 S . H O L M - N I E L S E N , Shiloh, 69, merkt jedoch mit Recht an, daß die Tatsache einer durch H O L M - N I E L S E N festgestellten weitergehenden Besiedlung in Ei II nicht zwingend eine Zerstörung Schilos nach der Afekschlacht ausschließe. Besonders dann allerdings, wenn das „Haus Gottes" in Schilo, von dem die Grabungen keine Spur gefunden haben, außerhalb Schilos lag (vgl. STOEBE, a. a. O., 90. 135 f.; H O L M - N I E L S E N , Art. Shiloh, 823), spielt die Frage einer Zerstörung oder NichtZerstörung der Stadt Schilo selbst f ü r Ri 18,31 b keine Rolle; es geht in V. 31 b um das Ende des Heiligtums bzw. seiner Bedeutung (so jetzt mit Recht J. DAY, a . a . O . , 92 f.). KJAER
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Gegen eine Ansetzung wesentlich f r ü h e r als 1050 v . C h r . spricht, daß das Vordringen der Philister von Küstenebene und östlich angrenzendem Hügelland in das weiter östlich gelegene Bergland nicht vor dem Ende des 12.Jh. v. Chr. begann (s.u., 177-179, mit Anm. 151.153.161), so daß der entscheidende Zusammenstoß mit den israelitischen Stämmen nördlich Jerusalems bei Afek etwa in die Mitte des 11. Jh. v.Chr., also ans Ende
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D a s Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
tung in guter Übereinstimmung, daß die Bedeutung Schilos im Vergleich zur Zeit vorher allem Anschein nach entscheidend zurückging 247 . Das bedeutet aber, daß Schilo nach der Katastrophe von 1050 v. Chr. nie mehr eine so hervorragende Rolle gespielt hat, daß ein Ereignis in diesem oder um diesen O r t das Gewicht besessen hätte, mit dem Namen Schilos verbunden als sofort H ö r e r weitester Kreise orientierende Datierungshilfe dienen zu können. Was nun den damit datierten Verlust des Pesels der Daniten betrifft: Ist das Gottesbild im Rahmen innerstädtischer Auseinandersetzungen in Dan oder begrenzter nordisraelitischer Streitigkeiten vernichtet worden? Oder muß man bei der exponierten Grenzlage Dans an Uberfälle von Grenznachbarn denken? Die Frage muß hier offen bleiben 248. Bedenkt man nach den inhaltlichen Überlegungen noch einmal das literarisch-redaktionsgeschichtliche Verhältnis der beiden vieldiskutierten Schlußverse 18,30 f. zueinander, so hat sich sprachlich und inhaltlich für 18,30b die Zugehörigkeit zu einer Redaktion nach 733 v.Chr. ergeben sowie enge Beziehung zu 18,1 b nahegelegt. 18,30 a Schloß sich sowohl in der Bezeichnung der Daniten als auch im Interesse an dem Gottesbild (Pesel) an den Hauptteil der Erzählung an. Das heißt, daß 18,30 b später als eine zusätzliche Information an 18,30 a angeschlossen worden ist. Da 18,31 a gegenüber 18,30 a inhaltlich nichts anderes mitteilt, fragt man sich, warum dieser Satz, in der Wortwahl wenig verändert, wiederholt worden ist. Wenn man 18,30 b als sekundären Einschub anerkennt, wird es unmöglich, 18,30 a und 18,31a demselben Redaktor zuzuschreiben, denn beide Halbverse können nicht hintereinander stehen. Da 18,31 b sich aber inhaltlich sehr gut an 18,30 a anschließt und am besten der „Jerobeam-Redaktion" zugeschrieben wird,
der sich verschärfenden Konfrontation fiel (so zuletzt G. FOHRER, Geschichte Israels, 82; M. KOCHAVI, History, 82). D a s Schweigen über Schilo(s Heiligtum) nach diesen Ereignissen sowie die Existenz der schiionischen Eli-Priesterschaft nunmehr in N o b ( l . S a m 21 f.) zur Zeit Sauls (d.h. im letzten Jahrzehnt des 11.Jh. v.Chr.) legen das Ende des „Hauses Gottes" in Schilo in den Jahrzehnten vorher nahe. D i e hier vorausgesetzte Verbindung der Nob-Priesterschaft mit Schilos Eliden ist bestritten worden von GUNNEWEG, Leviten, 104-116; vgl. dagegen mit Recht K . - D . SCHUNCK, Benjamin, 112; DE VAUX, Lebensordnungen II, 208; R. SMEND, Jahwekrieg, 63, A n m . 4 7 ; ZOBEL, Stammesspruch, 119; H . J. STOEBE, a . a . O . , 395 mit Anm. 1; A. CODY, History, 85; Ε. OTTO, Silo, 70; J. DAY, a . a . O . , 91 f. 247 Erkennbar am Schweigen über Schilo und am U m z u g der Eliden nach N o b (s. vorige Anm.); vgl. auch K. ELLIGER, Art. Silo, 1795; Y. SHILOH, Camp, 300; H . J. STOEBE, a . a . O . , 84. 118; EISSFELDT, Silo, 417. 4 1 9 f . Auch S. HOLM-NIELSEN meint, daß die Weiterexistenz der Stadt Schilo und die Erwähnung des Ahija ( l . K ö n 1 4 , 2 f f . ) nicht beweisen könnten, daß (auch) das (bzw. ein) Heiligtum in Schilo weiterexistiert habe (Art. Shiloh, 822). Die betonte Existenz von Bet-El und D a n unter Jerobeam I. zeigt nach J. DAY, a. a. Ο., 93, daß Schilo als Heiligtum nicht mehr zur V e r f ü g u n g stand. 248
Vgl. aber unten zu G e n 4 9 , 1 7 ( 1 9 6 - 2 0 4 ) .
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Literarisch-redaktionsgeschichtliches Ergebnis
m u ß 18,30 a. 3 1 b als abschließende R a h m e n n o t i z dieser Redaktion angesehen werden 249 . D a m i t ergibt sich, daß nach Einschub der N o t i z 18, 30 b von demselben Redaktor der Satz 1 8 , 3 1 a nach dem Vorbild v o n 18,30 a formuliert w o r d e n ist, um den von ihm selbst unterbrochenen Zusammenhang durch Anschluß an das T h e m a des Gottesbildes wiederherzustellen. D a ß die nach 733 v.Chr. zu datierende Redaktion in 1 8 , 3 1 a ausdrücklich v o n dem Bild des Micha spricht, darf nicht verwundern, wird d o c h damit unterstrichen, daß in der Erzählung nicht von dem später in D a n stehenden (Stier-)Bild Jerobeams I. berichtet wird, sondern durchaus scharf zwischen beiden zu unterscheiden ist und deshalb die Verbindung zur Grunderzählung gesucht wird.
3.2. Literarisch-redaktionsgeschichtliches
Ergebnis
N e b e n der danitischen Grunderzählung sind drei Bearbeitungen dieser Erzählung sichtbar geworden, die ein jeweils eigenes Profil aufweisen und eigene Intentionen verfolgen. 1. Danitische Grunderzählung 17,1. 5. 7. 8 - 1 0 a . 11-13. 1 8 , 2 a (außer Vwi&Km njHX»). b a . 3 - 7 . 8 (außer Vxil&xi njnx). 9. 1 0 a ß . 11 a a . b. 13 (außer D»a). 14 (außer und nDoal). 15 (außer Π'3 Π3'!2). 16. 18 (außer Π30»Π "ΠΙΟ D'D-mn-JllO n s s n ) . 19 (außer 1 aair^ und ί > Κ Ί η ) . 20 (außer Vosn-riKl). 2 1 - 2 6 . 2 7 a a (bis P'V). 28 (nur na la&'l). 2 9 a a ( ? ) . 30a(?). Es handelt sich um eine selbständige und abgeschlossene Erzählung. Handlungsträger werden nicht vorausgesetzt, sondern nacheinander 249 y . v E I j O L A h a t neuestens wieder mit Recht betont, V. 31b sei locker in den Text eingefügt, insofern als Zusatz erkennbar (Königtum, 26). Dies f ü h r t aber keineswegs, wie V E I J O L A meint, notwendig zur Annahme ausgerechnet eines deuteronomistischen Urhebers. V E I J O L A will zwei Aussageabsichten f ü r V . 31 b im deuteronomistischen Sinne erheben, eine „theologische" (schon zur Zeit des Schiloheiligtums ein illegitimer Kult in Dan, „eine frühe Entsprechung f ü r den späteren unheilvollen Gegensatz: bämöt auf dem Lande, das Zentralheiligtum in Jerusalem"), die aber die Aussage von V. 31 b eindeutig überlastet. Das Ungenügen bzw. die Unsicherheit der ersten vielleicht empfindend, nennt V E I J O L A eine zweite „postulierte Intention": V . 31b deute das Abhandenkommen des Kultbildes zur Zeit des Untergangs von Schilo an. Dies ist m. E. die einzig mögliche und einleuchtende Intention von V. 31b. An ihr vermag ich aber beim besten Willen keine Spur eines Anzeichens ausgerechnet deuteronomistischer Urheberschaft festzustellen. Welche Notwendigkeit DtrG, V E I J O L A zufolge (a.a.O.), getrieben haben soll, durch V. 31b „Raum f ü r die spätere Kultstiftung Jerobeams I. in Bethel und Dan . . . zu schaffen", bleibt mir unverständlich, entstand doch diese Kultstiftung unabhängig von dem alten Stammeskult bzw. sogar ohne Rücksicht auf ihn, allenfalls neben ihm.
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D a s Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
eingeführt und mit allen für das Folgende wichtigen Eigenschaften vorgestellt. Die innere Geschlossenheit zeigt sich auch in dem ebenso durchsichtigen wie kunstreich gestaffelten Aufbau der Erzählung 250 . Die wechselvolle Gestaltung durch Dialoge und erzählende Darstellung weist Ri 17-18 als erzählerisch durchgeformtes Traditionsstück im Gegensatz zu einem nüchternen Bericht aus. Etwas setzt die Erzählung in bemerkenswert großem Maße voraus: Kenntnisse an Einzelheiten, wie Daten, Lokalitäten und Routen. Moralische Wertungen fehlen. Als Ziel der Erzählung kann man die Beantwortung der Frage ansehen: Wie kam es zu dem Heiligtum der Daniten und ihrer Priesterschaft in Dan? Wer kann diese Geschichte erzählt bzw. wer kann Interesse an ihrer Uberlieferung gehabt haben? Die Aufmerksamkeit der Erzählung erstreckt sich vom sachlich entferntesten Punkt, dem Haus des Micha irgendwo im Gebirge Efraim, wo Gottesbild und Priester in die Handlung eintreten bzw. entstehen, bis zu dem Punkt, auf den die Erzählung abschließend zuführt, der daher nicht selbst Mittelpunkt sein kann, nämlich das Heiligtum in Dan, wo Gottesbild und Priester, deren Erwerbung den Mittelpunkt bilden, schließlich ihre Stätte finden. Dann darf wohl als wahrscheinlichste Antwort gelten: Der Erzähler ist, wenn nicht im Heiligtum von Dan selbst, so doch jedenfalls unter den Daniten zu suchen. Aus dem Kreis der Daniten bzw. dem Heiligtum Dans geht der Blick des Erzählers und soll der Blick der Hörer den erfolgreichen Weg der wandernden Väter zurückverfolgen. Daß es sich um eine für Daniten geschaffene und zunächst unter ihnen kursierende Erzählung handelt, wird wesentlich dadurch gestützt, daß die Erzählung hinsichtlich der Erwähnung von Daten, Lokalitäten und Routen auffallend karg, knapp und sehr allgemein gehalten ist und voraussetzt, daß die Hörer unmittelbar erfassen, welches „das Land" (18,2. 9f. 14) ist, daß sie aus anderen Erzählungen ihrer Väter wissen, warum aus danitischem Geschlecht fünf Männer eines Tages ausgesandt werden mußten, um „das Land" zu erforschen (18,2), daß ihnen ohne weiteres verständlich ist, wieso die Kundschafter einen früher in Betlehem wohnenden Leviten kennen konnten (18,3) 250a . 250
N u r wenige Andeutungen: 1. Bild: Einführung der Handlungsperson A (17,1. 5), Einführung der Handlungsperson Β (17,7), verknüpfende H a n d l u n g Α + Β ( 1 7 , 8 - 1 3 ) ; 2. Bild: Einführung der Handlungsperson(engruppe) C ( 1 8 , 2 a . b a ) , verknüpfende H a n d l u n g Β + C ( 1 8 , 3 - 2 0 ) ; 3. Bild: verknüpfende H a n d l u n g Α + Β + C ( 1 8 , 2 1 - 2 6 ) ; Abschluß ( 1 8 , 2 7 - 2 8 * . 2 9 a [ ? ] . 3 0 a [ ? ] ) . D e r sorgfältige Aufbau der danitischen Grunderzählung wird im Nachhinein auch dadurch deutlich, daß durch den in sich eine eigene H a n d l u n g bildenden Zusatz 1 7 , 2 - 4 mit seiner Eigendramatik die Einführung der H a n d lungsperson Α zu einer selbständigen Erzählung zerdehnt und damit die dreiteilige Staffelung der Erzählung in eine zweiteilige umgewandelt wird, was sich schließlich zuletzt in der gegenwärtigen Kapiteleinteilung bemerkbar gemacht hat.
Literarisch-redaktionsgeschichtliches Ergebnis
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2. Erste Bearbeitung der danitischen Grunderzählung in Kreisen des Reichsheiligtums Jerobeams I. in Dan 17,2-4 (außer HDOSI in V. 3 und 4). 6. 18,1a. 17 (außer naoarrrixi). 2 9 a a ( ? ) . aß(?). 30a. 31b. D a ß der „Jerobeam-Redaktor" nicht Autor, sondern Bearbeiter war, geht daraus hervor, daß er allem Anschein nach eine vielfach erzählte und dadurch schon im mündlichen Uberlieferungsstadium weithin fest formulierte Erzählung an wenigen Stellen mit seinen gezielt eingesetzten Kommentaren, Einfügungen und Bemerkungen versah und damit wirksam in der Aussage veränderte. Die kritischen Lichter, die er der ursprünglichen Erzählung aufsetzte, bilden Wegweiser zu den Gegenständen seiner Polemik. 17,2-4 unterbrechen deutlich die Einführung der ersten Handlungsperson innerhalb der Grunderzählung. Das Gewicht dieser eingefügten Episode ist so groß, daß der sorgsame Aufbau der Grunderzählung, die mit der knappen Einführung Michas (in 17,1. 5) und der etwas ausgedehnteren Einführung des zweiten Akteurs samt Verknüpfung beider (17,7-13) eine abgestufte Erweiterung des Handlungsrahmens und eine ausgewogene H i n f ü h r u n g bis zur Einführung des dritten bzw. Hauptakteurs, der Danitensippe, und deren Zusammenführung mit den ersteren Handlungspersonen erreichte, deutlich gestört wird. Durch die Einführung der prekären innerfamiliären Unterschlagungsszene 2 5 1 mit der ihr innewohnenden Dramatik erhält das Geschehen vor der Einführung des jungen Leviten das Eigengewicht einer selbständigen kleinen Erzählung. Auch bekommt 17,13 durch den Einschub eine völlig andere Tendenz. In der ursprünglichen Fassung (ohne 17,2-4) ein Ausspruch gut verständlicher und berechtigter Freude und Befriedigung, verwandelt er sich nach Einschub von 17,2-4 zu einem Satz, dessen Sprecher bei den H ö r e r n als einen (noch ahnungslosen) betrogenen Betrüger statt Mitleid eher Schadenfreude oder gar H o h n erwartet. Die „Jerobeam-Redaktion" betreibt also Polemik durch Verunglimpfung: Das Bild Michas, das danach den Daniten als Kultbild dienen wird, ist ein verächtliches, im Zusammenhang einer Unterschlagung von Geld durch einen Sohn gegenüber seiner Mutter entstanden. Die Absicht: Eine möglichst düstere Darstellung des früheren Gottesbildes 250a Wenn Jj e Konjektur „Aram" in 18,7. 28 und ihre Deutung richtig sind, dürfte die Etablierung der Aramäer (etwa ab 1100 v.Chr.) einen ungefähren terminus a quo für die danitische Grunderzählung in dieser Form (mit „Aram") darstellen. 251 T^R THIEL, Entwicklung (1980), 115, weist darauf hin, daß der Reichtum der Mutter Michas, die anscheinend als Witwe im Hause ihres Sohnes lebt, eine Seltenheit gewesen sein dürfte. Das Postulat einer solchen seltenen Ausnahme wird aber überflüssig, wenn man diese Szene als polemische Erfindung der „Jerobeam-Redaktion" akzeptiert. Die hohe Summe ist neben dem Faktum des Diebstahls selbst Element der Polemik.
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D a s H e i l i g t u m M i c h a s und die D a n i t e n (Ri 1 7 - 1 8 )
von Dan zugunsten des im Rahmen der kultpolitischen Maßnahmen Jerobeams I. dort aufgestellten neuen (Stier-)Bildes. 17,6; 18,1a kritisieren die jeweils vor beiden Äußerungen erzählte private Anstellung von Priestern durch Micha an dessen Winkelkultstätte. Wieder muß man als beabsichtigten Hintergrund und positives Gegenstück, das sich vorteilhaft dagegen abheben soll, die mit königlicher Autorität angestellten Priester Jerobeams I. an dessen Heiligtümern sehen, wenn diese Heiligtümer und ihre durch Jerobeam ernannten Priester auch in der Verzerrung der Jerobeam I. feindlichen Äußerungen l . K ö n 12,31; 2 . C h r 11,15 nur unter negativem Vorzeichen Erwähnung finden. Wer spricht in diesen kritischen Worten und wem wird damit entgegnet? Genaueres wird sich kaum herausfinden lassen als dies, daß hier in der „Jerobeam-Redaktion" Befürworter der Neuerungen Jerobeams I. im Heiligtum von Dan den Anhängern des alten Stammeskultes der Daniten entgegentreten 2 5 2 . Indem die „Jerobeam-Redaktion" die alte danitische Erzählung f ü r ihre polemischen Zwecke benutzt, läßt es sich nicht gänzlich vermeiden, daß durch die Kritik an der privaten Priesterinvestitur des Sohnes und des Leviten durch Micha ein ungünstiges Licht nicht nur auf Micha fällt - das ist ja beabsichtigt! - , sondern auch auf den Leviten und Priester, der zunächst vor dem ebenfalls kritisierten Gottesbild ( = Pesel) dient und mitsamt demselben durch die Daniten entführt wird 253. Schon 18,16. 27 a innerhalb der Grunderzählung deuten aber an, daß dem Priester auch bei einer anfänglichen Weigerung schließlich keine andere Wahl geblieben wäre als mit den Daniten zu gehen. Darüber hinaus mag in 18,17 ein vorsichtiger zusätzlicher Versuch vorbeugender Art der „Jerobeam-Redaktion" erhalten geblieben sein, die Zwangslage des Priesters den Daniten gegenüber noch zu unterstreichen und ihn, der ja auch der Ahn der unter Jerobeam I. und seinen Nachfolgern weiter amtierenden Priester war, auf diese Weise so weit wie möglich vom Bereich der aus anderen Gründen wiederum f ü r nötig gehaltenen Kritik, die die Redaktion übte, fernzuhalten. Durch Darstellung seiner Zwangslage konnte der Vorwurf der Undankbarkeit gegenüber seinem früheren Dienstherrn einigermaßen abgebogen werden. Es ist möglich, daß die Abschlußnotizen der Redaktion in 18,30 a. 31b neben der hauptsächlichen Datierungsabsicht noch in Übereinstim252 S o mit NOTH, H i n t e r g r u n d , 144 (vgl. o b e n , 72 f.); vgl. d a g e g e n den p a u s c h a l e n u n d v e r s c h w o m m e n e n U r h e b e r k r e i s nach CRÜSEMANN, W i d e r s t a n d , 165 f. O b es ausreicht, v o n V e r s p o t t u n g z u reden ( H . D . PREUSS, V e r s p o t t u n g , 63), scheint mir fraglich. 253 D a ß diese G e f a h r besteht, b e w e i s t die G e s c h i c h t e der F o r s c h u n g über Ri 17 f., z u letzt NOTHS pauschal negative Beurteilung ( a . a . O . , 1 3 6 f f . ) V g l . auch H . D . PREUSS, a . a . O . , 62.
Literarisch-redaktionsgeschichtliches Ergebnis
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mung mit dem kritisch-polemischen Charakter der Zusätze der „Jerobeam-Redaktion" dem zeitgenössischen Hörer sagen sollen: „Nur etwa bis zur Zeit des Untergangs des Schiloheiligtums existierte auch das fragwürdige Gottesbild in Dan. Dann verschwand es verdientermaßen. Jetzt ist bekanntlich das königlich autorisierte (Stier-)Bild an seine Stelle getreten." 3. Zweite Bearbeitung der Grunderzählung (nach 733 v.Chr.) 18,1b. 19 (nur 1 und 29aa(?). aß(?). 30b. 31a. Zufügung von Π3001 in 17,3. 4; 18,14 bzw. π30ηπ~ηκΐ in 18,17. Zufügung von Π300Π-Χ1Κ1 D ' D m r r n i O "ηΒΧΠ in 18, 18 253a . In 18,30b Einfügung des Nün (suspensum) in den Namen „Mose". Es handelt sich um eine aktualisierende Redaktion in doppeltem Sinne; zum einen rein informativ, indem 18,1b eine redaktionelle Bemerkung zur Orientierung und zum Verständnis des geschichtlichen Hintergrundes der folgenden Erzählung und 18,30 b eine Datierungsnotiz bieten, zum anderen in einem wertenden bzw. umwertenden, d. h. kritisch neu prägenden Sinne, indem die bereits als Datierung genannte Notiz 18,30 b eine bewußte Entstellung des Namens ΠΕ?η zu HtfJB enthält. Diese Entstellung soll positiv Mose, den Ahn der Danpriesterschaft, von dem Makel des Zusammenhangs mit dem seit Jerobeams Kultmaßnahmen übel beleumdeten Heiligtum befreien und stellt gleichzeitig die Abstammung der Danpriesterschaft von Mose in Abrede. Eine zusätzliche Polemik gegen das Heiligtum von Dan kann in dieser Entstellung enthalten sein, ungesucht, aber sehr willkommen denen, die sie hervorgerufen hatten, indem sich der Name Manasse auf den in der deuteronomistischen Geschichtsschreibung sehr negativ dargestellten König des Reichs Juda gleichen Namens beziehen ließ. Die vom äußerlichen Umfang her geringfügig erscheinende Zufügung von nDOH lädt der Erzählung zu der schon durch die „JerobeamRedaktion" auf ihr lastenden Kritik gegen das Stammesheiligtum der Daniten noch weitere Schmach auf, indem durch diesen Begriff deutlich auf die „Sünde Jerobeams", deren Inbegriff das „gegossene Kalb" ( Π 3 0 Η biy) geworden war, hingewiesen und das Heiligtum in Dan auch auf diese Weise nachdrücklich mit dieser Sünde verbunden wird. Eine zeitliche Fixierung dieser Redaktion ist außer der oberen Begrenzung (733 v.Chr.) nur unscharf möglich. Wenn es richtig ist, die Zufügung von Π30Β hier einzuordnen und auch die Änderung von 253a
D a ß die nicht sachentsprechende, ziemlich gedankenlose Auffüllung von 18,18 mit Π 3 0 η η - η κ ΐ D ' D i n n - l i m Π Ο Κ Π nach dem Vorbild von 1 8 , 1 7 nicht in dieser (vgl. oben, Anm. 147), sondern erst in einer späteren Überarbeitung erfolgt ist, kann nicht völlig ausgeschlossen werden.
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Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
„Mose" in „Manasse" tatsächlich neben ihrem Hauptzweck mit Seitenblick auf Manasse von Juda geschehen ist, wird die obere zeitliche Grenze am Ende des 7. Jh. v. Chr. zu konkretisieren sein. Wahrscheinlicher ist es aber, für die Redaktion an das 6. Jh. v. Chr. zu denken, wenn man vor allem in 18,1 b deuteronomistischen Sprachgebrauch erkennen darf 2 5 4 . 4. Dritte Bearbeitung der G r u n d e r z ä h l u n g
18,2. 11 (darin jeweils nur ^RiitfKm njnxn). 18,8 (nur VKfl&Kl njnx)· 12. 13 (nur D®ö). 27 (ab DjrVy). 28 (außer na i n r i ) . 2 9 a a . aß(?). b (?). 18,27aß. b erinnert in seiner radikal-martialischen Formulierung an die deuteronomisch-deuteronomistische Systematisierung der Vorstellung vom Jahwekrieg und der Bannung alles Besiegten, obwohl hier von einem Jahwekrieg nicht gesprochen werden kann. Der formelhafte Sprachgebrauch mag hier vor allem wegen fehlender konkreter Uberlieferungen zur Eroberung der Stadt Lajisch übernommen worden sein, daneben vielleicht aber auch, weil das Banngebot und seine konsequente Durchführung dem Redaktor am Herzen lag. Nun wird man allein wegen dieses Sprachgebrauchs sich nicht auf einen deuteronomistischen Redaktor festlegen können, weil diese Formulierungen auch, zumindest teilweise, anderswo erscheinen 255. Es kommt aber hinzu, daß die Redeweise vom Schlagen der Bewohner und Verbrennen ihrer Städte fast wörtlich übereinstimmend dreimal im Rahmen des Richterbuches auftritt (1,8; 18,27; 20,48), dabei sachlich-historisch unglaubwürdig und unbeweisbar ist und daher sehr wahrscheinlich Ausgestaltung des das Richterbuch rahmenden Redaktors sein wird 256. So mag es sich tatsächlich um einen Gedanken bzw. um Begriffe handeln, die dem Redaktor ebenso wichtig wie geläufig waren, weshalb er sie bei sich bietender Gelegenheit in jeder der drei größeren Einheiten (Ri 1; 17-18; 19-21) verwendete, die er zur Rahmung des deuteronomistischen Richterbuches benutzte und anläßlich dieser Verwendung überarbeitet hat. Die Zufügungen „von Zora und von Eschtaol" hat die literarkritische und redaktionsgeschichtliche Untersuchung als im Zusammenhang sekundär gezeigt. Die Fassungen der Erzählung bis zu der nach 733 254 Es sei hier daran erinnert, daß noch F. MAASS, Art. Richterbuch, 1096; E.JENNI, Art. Richterbuch, 1600, das Fehlen jeglicher Spuren deuteronomistischer Überarbeitung in Ri 1 und Ri 17-18 (19-21) konstatiert haben; dagegen jetzt mit Nachdruck auch VEIJOLA, Königtum, 15-29. 255 Vgl. F.STOLZ, Kriege, 18f.; für AM 'DI> vgl. auch W.RICHTER, Untersuchungen, 53 f. 256 Vgl. oben, 104, mit Anm. 161 und 162.
Literarisch-redaktionsgeschichtliches Ergebnis
135
v.Chr. anzusetzenden gehen, wie letztere in 18,1b ausdrücklich sagt, davon aus, daß die Daniten bis zum Zeitpunkt der Nordwanderung noch keine Niederlassung hatten erwerben können. So können die beiden Ortsnamen frühestens der das deuteronomistische Richterbuch rahmenden Redaktion zugesprochen werden. Damit klärt sich das weitere Problem, woher denn die beiden zugefügten Ortsnamen stammen und warum sie eingefügt worden sind: Bei der Anfügung von Ri 17-18 an das deuteronomistische Richterbuch, das bereits die Simsongeschichten (Ri 13-16) enthielt 257 , wird der Redaktor aus den dort vorgefundenen Formulierungen in 13,2. 25; 16,31 den nach dem Wortlaut auch nicht ganz unberechtigten, dennoch falschen Eindruck gewonnen haben, die Daniten hätten vor ihrer Abwanderung nach Norden in Zora und Eschtaol gewohnt 258 . Faßt man nämlich kritiklos die literarische Abfolge von Ri 13-16. 17-18 als eine zeitlich-historische auf, so entsteht tatsächlich der Anschein, die Abwanderung sei nach der Simsonzeit erfolgt 259 . Hatte also der Redaktor, die literarische Reihenfolge als zeitliche mißverstehend, die örtlichen Verhältnisse der Daniten aus Ri 13-16 für die älteren und insofern für die Abwanderungssituation der Daniten angesehen, so konnte er sich für berechtigt halten, Zora und Eschtaol auch in Ri 17-18 als Abwanderungsorte einzutragen. Dieses Mißverständnis ist sogar nicht ganz unverständlich, da weder Ri 13-16 noch Ri 17-18 eindeutige Bemerkungen darüber enthalten, wann sich die jeweiligen Ereignisse zugetragen haben sollen 260. Von 257 Vgl. W.RICHTER, Bearbeitungen, 129-131. 140; DERS., Art. Richter (Buch), 1477; R. DE VAUX, History, 687-689; A. D. Η . MAYES, Period, 290f. 309. 318; anders NOTH, ÜSt, 61. 258 Zu der unscharfen bzw. unzutreffenden Auffassung vom W o h n e n in Zora und Eschtaol vgl. schon oben, 81 f. mit A n m . 7 4 f . und noch unten, 150 f. 259 Z u r zeitlichen Eingrenzung der Simsonerzählungen, die, wie zu zeigen sein wird, erheblich später anzusetzen sind, vgl. unten, 175 ff. 191. 260 Es bedarf weiterer Untersuchung, ob die angenommene 2. (vermutlich deuteronomistische) Bearbeitung von Ri 17 f. zu der Annahme nötigt, daß die Erzählung in dieser Fassung bereits Bestandteil des deuteronomistischen Richterbuches war (so VEIJOLA, Königtum, 27, dort [Anm. 86] weitere Vertreter) oder erst von einem spät- bzw. nachdeuteronomistischen Redaktor dem deuteronomistischen Richterbuch angeschlossen worden ist (so bzw. ähnlich in letzter Zeit die oben, Anm. 257, Genannten, frühere Vertreter bei VEIJOLA, a . a . O . , 15f., Anm. 4). Beachtung verdient in diesem Zusammenhang die (auf R. SMEND zurückgehende) These von VEIJOLA zur Funktion von Ri 17-21 in der deuteronomistischen Komposition (a.a.O., 27-29) mit der Einschränkung, daß m.E. Ri 17f. selbständig an das deuteronomistische Richterbuch angeschlossen worden sein mag. D e r Anlaß kann ganz äußerlich der gewesen sein, daß Ri 13-16 und 17f. gleichermaßen von Daniten in der Vorkönigszeit handeln. Die Aufstellungen VEIJOLAS zur Funktion von Ri 17-21 in der deuteronomistischen Komposition passen im G r u n d e auch kaum zu Ri 17f., erheblich besser aber auf Ri 19-21, z.B. die „gesamtisraelitische Ausrichtung" (VEIJOLA, a . a . O . , 29) in 19-21, die in 17f. fehlt. So kann Ri 19-21 der Komplex zwischen Richterzeit und l . S a m 4 sein, der nach VEIJOLA die Funktion der Phase zwischen dem T o d des „Richters" Simson und der Niederlage Israels gegen einen äußeren Feind (Phili-
136
Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
demselben Gedankengang her, aufgrund dessen die eben besprochenen Ortszufügungen vorgenommen worden sind, muß auch 18,12 verstanden werden. Einerseits war dem Redaktor offenbar eine Lokalität namens ρ·"Π3ΠΜ westlich von Kirjat-Jearim bekannt 261 . Andererseits fand er bei der Bearbeitung des deuteronomistischen Richterbuches in Ri 13,25 ebenfalls den Lokalnamen p~mna, jedoch „zwischen Zora und Eschtaol", vor. Nach der Übertragung der irrtümlichen Anschauung vom ursprünglichen Wohnen der Daniten in Zora und Eschtaol aus Ri 13-16 nach Ri 17-18, die ihren Niederschlag in der Eintragung beider Ortsnamen in 18,2. 8. 11 gefunden hatte, konnte das „Lager Dans zwischen Zora und Eschtaol" mit dem anderen, dem Redaktor bekannten „Lager Dans" westlich von Kirjat-Jearim nur in ein verständliches Verhältnis gebracht werden, indem dieses zweite „Lager Dans" zu einem (ersten) Nacht-Lager der nach Norden aufgebrochenen Daniten erklärt wurde, nachdem sie aus dem angeblich ersten, ursprünglichen Lager zwischen Zora und Eschtaol abgewandert waren. Daher hängt die Einfügung von „Zora und Eschtaol" in 18,2. 8. 11 mit der Angabe in 18,12 einschließlich der Deutung des Namens eng zusammen. Mit beidem hat der Redaktor jedoch gezeigt, daß er zumindest an diesen Punkten von den tatsächlichen Zusammenhängen und den örtlichen Gegebenheiten ster) ausübt, der Phase, in der Israel wieder „Böses tat". Ri 17 f. ließ man dabei an seinem Platz hinter Ri 13-16 stehen, ja, Ri 17-18 mag in mancher Beziehung (die W e n d u n g 17,6; 18,1a; das Motiv des Leviten vom Gebirge Efraim; s.o., 106, Anm. 170) anregend auf die Komposition von Ri 19 f. 21 gewirkt haben. Ist dies richtig, so ergeben sich f ü r Ri 17 f. möglicherweise zwei deuteronomistische Bearbeitungen: Deren erste, bei der Anf ü g u n g von 17 f. an das deuteronomistische Richterbuch unter deuteronomistischer Bearbeitung geschehen ( = 2. Bearbeitung der Grunderzählung), wäre z.B. mit ihrer Aussage in Ri 18,1 b (noch kein dauerhafter Wohnsitz) in Übereinstimmung mit der von der voranstehenden Simsonerzählung her vorausgesetzten Vorstellung (Daniten zwischen Zora und Eschtaol noch in einer Lagersituation). Die zweite Überarbeitung ( = 3. Bearbeitung der Grunderzählung, vorgenommen gelegentlich der spätdeuteronomistischen Rahmung des Richterbuches) könnte aus Ri 13-16 ungenau danitisches W o h n e n in Zora und Eschtaol erschlossen und, ungeachtet des Widerspruchs zu Ri 18,1 b, als Abwanderungssituation in 18,2. 8. 11 eingetragen sowie infolge dessen das tatsächliche Ausgangslager westlich von Kirjat-Jearim zum ersten Wanderlager uminterpretiert haben (18,12). Daneben mag sie, der von VEIJOLA vermuteten Intention entsprechend, Ri 19-21 als Beispiel f ü r „Böses tun" Israels komponiert und dem schon vorhandenen, der Intention immerhin einigermaßen entsprechenden Beispiel Ri 17 f. hinzugefügt und dabei die (gegen VEIJOLA) bereits seit der Jerobeam-Redaktion in Ri 17 f. befindlichen Wendungen 17,6; 18,1 a, freilich dem ursprünglich konkreten tagespolitisch-polemischen Zusammenhang aus der Zeit Jerobeams I. enthoben, nach 19,1; 21,25 übertragen haben, womit der überzeugenden Darlegung NOTHS (Hintergrund, 142) Rechnung getragen wird, daß die Wendungen in Ri 19-21 redaktionsgeschichtlich nicht auf derselben Stufe mit denjenigen in 17 f. stehen (für eine ähnliche Differenzierung zwischen den Wendungen in Ri 17 f. und 19-21 aus sachlich-inhaltlichen Gründen vgl. jetzt SOGGIN, Judges, 280f.). Vgl. noch unten, Anm. 262. Z u r Funktion von Ri 17-21 im Kontext vgl. noch BUBER, Königtum, 34 f. 261
S. oben, 92-95.
Erwägungen zur Datierung der danitischen Nordwanderung
137
sowie dem Ablauf der Geschehnisse in ihrem zeitlichen Zusammenhang keine zutreffenden Informationen und Vorstellungen mehr besaß. Daß die hier zusammengestellten Zusätze tatsächlich dieser einen Redaktion zugehören, wird durch eine alle verbindende Gemeinsamkeit bestätigt: Sie setzen alle die Existenz des deuteronomistischen Richterbuches voraus, sei es aus sprachlich-terminologischen Gründen (18,27aß. b sowie der dazugehörige V. 28 a. ba), sei es, daß Angaben aus dem deuteronomistischen Richterbuch übernommen worden sind (in 18,2. 8. 11. 12) 2 ". 5. Stücke u n b e s t i m m b a r e n Alters
17,8 (nur m m ' 0Π1? n'aa). 10b; 18,2bß. 10aa. b. 14 (nur tf'V). 15 (nur Π3'ϊ3 Ji'n). 20 (nur VoDrrnKl). 29b.
3.3. Erwägungen zur Datierung der danitischen
Nordwanderung
Die Grunderzählung enthält keine direkten Hinweise und Angaben für eine Datierung der beschriebenen Ereignisse. Das darf nicht verwundern, geht es doch der Erzählung um das „Wie" der Ereignisse bei dem Erwerb von Gottesbild und Priester(schaft) durch die Daniten. Die Nordwanderung, gelegentlich derer die Daniten zu beidem kamen, bildet lediglich den Hintergrund. Kenntnisse der Daten und zeitlichen Verhältnisse setzt der Erzähler bei den ursprünglichen danitischen Hörern ebenso voraus wie solche vom Abwanderungsort und vom Motiv der Abwanderung 263, von Einzelheiten des Wanderweges und der Eroberung von Lajisch. Alle diese Dinge stehen nicht im Zentrum des Interesses. Gibt es demnach keinerlei Datierungshinweise? 262
Die Frage, ob die hier herausgearbeitete Redaktion mit der von R. S M E N D (Gesetz, 494 ff., bes. 506 ff.) „DtrN" genannten verbunden werden kann, bedürfte ausführlicherer Untersuchung. Nur soviel: Daß hier eine anscheinend deuteronomistische Bearbeitung neben DtrG ( = 2. Bearbeitung von Ri 17 f.) tritt, könnte auf DtrN weisen. Wenn der redaktionelle Zusammenhang von Ri 1 , 1 - 2 , 5 (SMEND, a.a.O., 508: „vermutlich von DtrN in das Werk des DtrG eingefügt") mit Ri 17-21 zutreffend konstatiert worden ist (oben, 103 f.), zeigt dies in dieselbe Richtung. Das Interesse dieser Redaktion am Banngesetz (Ri 1,8; 18,27; 20,48) fügt sich ebenfalls gut dazu (vgl. oben, 104 mit Anm. 161 f.). Schließlich: Wenn S M E N D feststellt, man bekomme nicht den Eindruck, „daß den DtrN ... Abweichungen besonders erschwert hätten", die gelegentlich zwischen von ihm verwendeten Materialien aufträten, es ihm „auf erzählerische Konsequenz ... offenbar nicht in erster Linie" ankam (a.a.O., 509), so paßt dazu, daß der durch (angebliches) Abwandern „von Zora und von Eschtaol" gegenüber der vorgefundenen Angabe Ri 18,1 b ( = DtrG) entstehende Widerspruch (bisher noch kein dauerhafter Wohnsitz) anscheinend auch nicht „besonders beschwert" hat. 263
Zum Motiv der Nordwanderung vgl. immerhin oben, Anm.91; 90f.; unten, 242f.
138
Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
1. Einen Hinweis kann der Name des Micha geben, betrachtet man ihn in seiner in der Erzählung noch bewahrten Vollform (17,1). Der Name Michajehu muß als ein unerfindliches Faktum der Erzählung angesehen werden. Man kann unterstellen, daß es sich angesichts der theophoren Namenform bei Micha um einen Jahweanhänger handelte; dies geht zudem auch aus 17,13 hervor. Es besteht auch kein Anlaß zu bezweifeln, daß Micha Efraimiter war, wenn es auch nicht expressis verbis gesagt wird. Wenn die Einwanderung der Moseschar, die die mosaische Jahwereligion mit nach Palästina brachte 264 und mit den späteren efraimitischen Sippen identisch sein dürfte 2 ' 5 , in die 2. Hälfte des 13. Jh. v.Chr. zu datieren ist 2 ", und die Daniten den inzwischen angesiedelten und wohlhabenden, ein eigenes Hausheiligtum besitzenden Micha im Gebirge Efraim vorfinden, als sie nach Norden wandern, darf man es für das wahrscheinlichste halten, daß diese Wanderung kaum vor dem Beginn des letzten Viertels des 13. Jh. v.Chr. vor sich gegangen ist. Dieser frühestmögliche Termin findet Ergänzung durch das Ergebnis der Untersuchung von Ri 1,34. 35 a, demzufolge der Vorstoß der Daniten gegen die Amoriterstädte der Ajalonebene vermutlich um 1200 v.Chr. bereits abgeschlagen worden war. Das bedeutet, daß für den Vorstoß gegen die Amoriter und die darauf folgende Nordwanderung vorläufig die Zeit zwischen 1225 und 1200 v.Chr. grundsätzlich in Frage kommt. 2 . Ein anderer möglicher Hinweis, in letzter Zeit z.B. von Y . Y A D I N betont 267 , stützt sich auf folgende Überlegung: Ist es nicht wahrscheinlich, daß die danitische Eroberung von Lajisch in einer Zeit der Schwäche der Sidonier bzw. der mit Lajisch sicherlich ebenso wie später mit Dan in Handelsverbindung stehenden Sidonierstadt Tyrus stattgefunden hat, da doch anderenfalls Tyrus, wie Ri 18,7 nahelegt, Lajisch zu Hilfe geeilt wäre?
Während Y . Y A D I N diesen Gedanken auf Sidon statt auf Tyrus bezogen hat, wurde oben zu zeigen versucht 2 ' 8 , daß in Ri 18,7. 28 die Sidonier von Tyrus gemeint sind 2 ". Immerhin ist Sidon wie auch andere Städte der phönizischen 264
G . FOHRER,
Überlieferung,
120;
DERS., G e s c h i c h t e ,
58 ff.
76;
DERS.,
Geschichte
Israels, 5 5 ff.; vgl. auch W . H. SCHMIDT, Jahwe, 5 0 ff.; DERS., Exodus, 1 4 4 ff.; R. DE V A U X , History, 388. 265 Bzw. mit deren Kern; vgl. FOHRER (S. Anm.264); K.-D. SCHUNCK, Benjamin, 45, Anm. 161; W . H . SCHMIDT, Jahwe, 53; DERS., Exodus, 150f.; E. O T T O , Jakob, 257f. 246
267
K . - D . SCHUNCK, a . a . O . ,
170.
Dan, 21; vgl. auch B. MAZAR, Philistines and their Wars, 172. 268 Vgl. oben, 86, Anm. 96; zu den „Sidoniern" vgl. zuletzt wieder W. F. ALBRIGHT, Syria, 519. 2 " Selbst wenn tatsächlich Sidon gemeint wäre, stünde YADINS Theorie auf schwachen Füßen: Die von ihm in Erwägung gezogene Schwächeperiode Sidons ist die Zeit um 1100 v. Chr. Jedoch ist keineswegs sicher, daß Tiglat-Pileser I. bei seinem Feldzug in dieser Zeit Sidon erobert und zerstört, also geschwächt hat. Daß er die Stadt als tributzahlenden Ort neben Byblos und Arwad nennt (vgl. ANET, 275), muß nicht bedeuten, daß er sie tatsächlich erobert und geschwächt hat (KATZENSTEIN, History, 63), auch nicht, daß Sidon durch die Kampagnen des Assyrers daran gehindert wurde, seine landeinwärts gelegenen
Erwägungen zur Datierung der danitischen Nordwanderung
139
Küste um 1200 v.Chr. im Verlauf des Seevölkereinbruchs schwer in Mitleidenschaft gezogen worden 270. Aber auch Tyrus hatte in demselben Zusammenhang eine Schwächeperiode durchzustehen, ob es nun durch die Seevölker zerstört wurde oder nicht 271 . Zweifellos waren durch die durchziehenden Seevölkerhorden die Verbindungen zum Festland und zu den landeinwärts gelegenen Stützpunkten und Umschlagplätzen mindestens zeitweise erschwert. Auf jeden Fall liegt um 1200 v.Chr. für Tyrus ein wichtiger Einschnitt der Geschichte: Auf Kosten von Sidon gewann Tyrus nach diesem Zeitpunkt an Bedeutung und wohl nicht zufällig findet sich von dieser Zeit an eine neue Zeitrechnung für die Stadt 272 . Tatsächlich ist die Annahme nicht von der Hand zu weisen, daß die Wahrscheinlichkeit für das Gelingen der Einnahme von Lajisch in einer Zeit, wo Tyrus durch eigene Schwäche ausreichend mit der Sorge um die eigene Sicherheit beschäftigt war, höher zu veranschlagen ist als zu anderer Zeit. Eine solche Schwächezeit war für Tyrus um 1200 v.Chr. gegeben. Allerdings hat schon E. A U E R B A C H gegen Gedanken in der eben geäußerten Richtung Bedenken angemeldet: Die tyrischen Interessen an dem Handelsumschlagplatz Lajisch wären genügend gewahrt, wenn die neuen Bewohner ebenso wie die alten die Handelsverbindungen pflegten. Daher dürfte nicht unbedingt ein militärisches Eingreifen der Tyrer erwartet werden 273.AUERBACH ist aber zumindest entgegenzuhalten, daß für die Tyrer doch wohl nicht von vornherein klar sein konnte, ob die neuen Lajischbewohner in die alten Beziehungen eintreten würden. Der Verlust des Umschlagplatzes wäre im negativen Fall für Tyrus eine kaum zu unterschätzende Handelsbeeinträchtigung, die zu vermeiden sich für eine Handelsstadt von selbst als dringliche Angelegenheit versteht. Stützpunkte gegebenenfalls zu unterstützen (vgl. auch S. MOSCATI, Phöniker, 31 f.). D e r zweite Grund, dessentwegen YADIN an Schwäche Sidons um 1100 v.Chr. denkt: JUSTIN (XVIII, 3, 5) berichtet von einem Sieg des Königs der „Askalonier" (Aschkeloniter) über die Sidonier (YADIN, Dan, 21; KATZENSTEIN, a.A.O., 59). Aber auch dieser Hinweis YADINS ist hinfällig, denn MOSCATI (a.a.O., 30f.) hat klargestellt, daß die sidonische Niederlage gegen die „Askalonier" ( = Seevölker) nicht 1100 v.Chr., sondern „kurz nach 1200 v.Chr." stattgefunden hat (vgl. ebenso u.a. EISSFELDT, Philister, 25; R. STADELMANN, Abw e h r , 1 6 8 ; KATZENSTEIN, a . a . O . , 5 9 - 6 2 ; R . D . BARNETT, S e a P e o p l e s , 3 7 0 ; G . A . LEHMANN,
„Seevölker"-Herrschaften, 97 f.). 270
V g l . u . a . M O S C A T I , a . a . O . , 3 0 f . ; EISSFELDT, a . a . O . , 2 4 f . ; A . MALAMAT, S y r i e n - P a l ä -
s t i n a , 2 0 0 f . ; DERS., D e c l i n e , 2 9 ; KATZENSTEIN, a . a . O . , 5 9 ; STADELMANN, a . a . O . , 1 6 8 ; BRIGHT, a . a . O . , 5 1 8 f . ; R . D . BARNETT, a . a . O . , 3 7 0 ;
G . A . LEHMANN, a . a . O . , 9 7 f . ;
ALzum
Ende von Ugarit in dieser Zeit vgl. zuletzt M . S . DROWER, Ugarit, 146ff.; A. STROBEL Seevölkersturm, 55 ff. 70 ff.; Ν . Κ. SANDARS, Sea Peoples, 151 ff. 271 KATZENSTEIN, a.a.O., 59 mit Anm. 83; vgl. auch die Lit. in Anm. 270. 272 Vgl. FL. JOSEPHUS, Contra Apionem I, 18; M . NOTH, Art. Phönizien, 361; S. MOSCATI, a . a . O . , 3 1 ; A . VAN DEN B O R N / H . H A A G , A r t . P h ö n i z i e n , 1 3 8 5 ; KATZENSTEIN, a . a . O . , 5 8 - 6 2 ; A . STROBEL, a . a . O . , 9 8 , A n m . 2 3 2 ; R . STADELMANN, a . a . O . ,
a.a.O., 9 7 f . 273 Wüste, 100.
1 6 8 ; G . A . LEHMAIMN,
140
Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
Es ist aber ein anderer Gedanke, der die Erwägung militärischen Eingreifens von Tyrus zugunsten von Lajisch anläßlich der Eroberung der Stadt durch die Daniten von vornherein als eine rein theoretische zeigt: Da die Taktik der im 13.Jh. v.Chr. nach Palästina einwandernden Gruppen weitgehend die der Überraschung und der List war und bei den meist gut befestigten Kanaanäerstädten auch sein mußte 274, wird man auch bei der Lajischeroberung durch die Daniten an einen schnellen Überraschungsangriff zu denken haben. Einem solchen hätte Tyrus, ob nun in einer Schwächeperiode befindlich oder nicht, wohl kaum noch wirksam entgegentreten können. War die Eroberung aber erst einmal vollzogen, so lag eine geschäftsmäßige Einigung der Tyrer mit den neuen Bewohnern viel näher als eine verspätete Militärhilfsaktion für die Besiegten. Eine zwingende Notwendigkeit, die Lajischeroberung in eine Schwächeperiode von Tyrus zu datieren, wofür allerdings nur die Zeit um 1200 v.Chr. in Frage käme, besteht somit nicht. Nur wenn weitere, unabhängige Argumente in derselben zeitlichen Richtung gefunden werden, kann diese Datierung als zusätzliche Hintergrundillustration ein gewisses Gewicht erhalten. 3. Ri 18,30 b enthält die genealogische Angabe zur Danpriesterschaft bzw. zu dessen Gründer. Wieweit kann sich daraus ein Hinweis für einen terminus a quo der Nordwanderung ergeben? Wir hatten festgestellt, daß die Nennung Moses als Ahn der Danpriesterschaft für eine nicht erfundene und wahrscheinlich verläßliche Angabe gehalten werden darf. Ihre Verwertbarkeit gilt für den Fall, daß die Ableitung von Mose begründet und mit Recht überliefert wurde, aber in wenig verringertem Maße auch dann, wenn es sich nur um einen Anspruch der Priesterschaft handeln sollte. Je weniger nämlich ein Abstammungsanspruch sich an einen einleuchtenden zeitlichen Rahmen hält, desto mehr verliert er von vornherein an Glaubwürdigkeit und Zutrauen. M. a.W.: Wer eine zeitlich unmögliche genealogische Verknüpfung behauptet, verspielt damit jegliches Vertrauen seiner Hörer. Das bedeutet hier: Selbst wenn Jonatan nicht wirklich Sohn des Gerschom ben Mose gewesen sein sollte, sondern es sich um eine bloße Behauptung handelte, hat sich die Priesterschaft von Dan mit diesem Anspruch doch auf die Zeit der zweiten Generation nach Mose festgelegt. Daher ist es von großem Interesse, was zur Lebenszeit Moses feststellbar ist 275 .
Vgl. Y.YADIN, Aspects (1960), 8f.; zuletzt A. MALAMAT, Conduct, 35 ff. (mit Bibliographie, 54 f.). 275 Zur Geschichte der Mose-Forschung vgl. EISSFELDT, Mose, 240 ff.; R. SMEND, M o 274
s e b i l d ; E . OSSWALD, Bild; DIES., Art. M o s e s , 1 1 5 1 f f . ; H . SCHMID, M o s e ; H . CAZELLES, Art.
Moses, 1172 ff.
Erwägungen zur Datierung der danitischen Nordwanderung
141
Die radikale Skepsis v o n M . NOTH g e g e n ü b e r den Fragen, was v o n M o s e
persönlich-biographisch feststellbar und wo er in den Pentateuchtraditionen ursprünglich verwurzelt sei 2 7 ', ist in der neueren Diskussion zwar noch gelegentlich aufgenommen und modifiziert worden 2 7 7 , aber insgesamt gesehen zurückgetreten 2 7 8 . Die Streitpunkte lagen auch mehr im Bereich seiner ursprünglichen Funktion(en) und bei der Frage nach seinem ursprünglichen Verwurzelungspunkt in den Uberlieferungen, weniger bei den wenigen bekannten biographischen Aspekten. D a ß Mose eine historische Gestalt war, wird grundsätzlich kaum bestritten 2 7 '. Was ist nun konkret zur Lebenszeit Moses feststellbar? Das, was durch die neuere Forschung f ü r die Veranschaulichung des historischen Hintergrundes des Aufenthaltes israelitischer Elemente im Ägypten der zu Ende gehenden XIX. Dynastie bekannt geworden ist 280 , „reduziert . . . die scheinbar breite Skala der Möglichkeiten auf einen plausibel kleinen geographischen Bereich und auf eine passende und überzeugende Zeitlage. Der wichtigste geographische Hinweis steht in Ex 1,11 und verbindet sich zugleich mit einer unerfindbaren zeitlichen Fixierungsmöglichkeit" 2 8 1 . D a ß in Ex 1,11 „der historische Kern der Erzählung" 2 8 2 liegt und „für historisch wahrscheinlich oder gesichert" gehalten werden darf 2 8 3 , ist weithin anerkannt 2 8 4 . Im hiesigen Zusammenhang erweist es sich vor allem als wichtig, daß die N e n n u n g von „Pitom und Ramses" in Ex 1, 1 1 285 als die Orte der Bedrückung (auch) der späteren israelitischen 276
Vgl. ÜPent, 48 ff. 172 ff.; DERS., Geschichte, 127 f. auch Α . H . J . G U N N E W E G , Mose, 1 ff.; DERS., Geschichte, 2 3 f.; V . FRITZ, Israel, 1 2 3 ff.; eine extreme Position: T H O M P S O N / I R V I N , Joseph and Moses Narratives, 1 4 9 ff. 278 Vgl. dazu u.a. E . O S S W A L D , Art. Moses, 1153f.; R . S M E N D , Jahwekrieg, 7 9 f f . 8 7 f f . ; G. FOHRER, Geschichte, 55 ff.; DERS., Geschichte Israels, 55 ff.; S . H E R R M A N N , Aufenthalt, 60ff.; DERS., Mose, 301 ff.; DERS., Geschichte, 109-111; R . R E N D T O R F F , Mose, 157 ff. Vgl. auch noch G . W I D E N G R E N , Moses, 21 ff.; umfassend W. H . S C H M I D T , Exodus, 4 9 f f . (Lit.). 279 Vgl. E. O S S W A L D , Art. Moses, I 1 5 3 f.; J. B R I G H T , Art. Mose, 1241; O . EISSFELDT, Mose, 243. 250; R . S M E N D , Jahwekrieg, 87 ff.; S . H E R R M A N N , Mose, 301 ff.; DERS., Geschichte, 91 ff.; H. CAZELLES, Art. Moses, 1172; R . R E N D T O R F F , a.a.O., 159ff.; F O H R E R , Überlieferung, 120f.; DERS., Geschichte, 57ff.; G . W I D E N G R E N , Moses, 21 ff.; W . H. S C H M I D T , Jahwe, 46 ff.; DERS., Exodus, passim; R . DE V A U X , History, 327 ff. 280 Vgl. besonders S. H E R R M A N N , Aufenthalt, passim; DERS., Mose; DERS., Geschichte, 82-115; J. N E L I S / H . H A A G , Art. Auszug, 142-154; auch EISSFELDT, Exodus, 307-330; B. M A Z A R , Exodus, 69 ff.; R. O. FAULKNER, Egypt, 232-239; R. DE V A U X , History, 291-392; zur Chronologie dieser Epoche vgl. E. H O R N U N G , Untersuchungen, 95 ff.; forschungsgeschichtlich jetzt umfassend H . ENGEL, Vorfahren. 281 S. H E R R M A N N , Geschichte, 87. 282 W . H . S C H M I D T , Exodus, 1 4 . 283 A . a . O . , 40; vgl. auch a.a.O., 34. 284 Vgl. u.a. A. M A L A M A T , Syrien-Palästina, 206f.; R. S M E N D , Jahwekrieg, 81 f.; G . FOHRER, Geschichte, 58; S. H E R R M A N N , Aufenthalt, 87 f.; A. H . J . G U N N E W E G , Ge277 VGL.
s c h i c h t e , 2 1 ; M . N O T H , A T D 5 , 1 1 ; DE V A U X , a . a . O . , 3 2 5 . 3 8 9 ; v g l . a u c h H . E N G E L , a . a . O .
(Register zu Ex 1,11); skeptisch T. H . T H O M P S O N , Joseph and Moses Narratives, 153f., aber nicht überzeugend. 285 Vgl. dazu neben S . H E R R M A N N , Aufenthalt, 34 ff.; DERS., Geschichte, 87 ff., zuletzt vor allem W. H . S C H M I D T , Exodus, 36-38; forschungsgeschichtlich vgl. H . E N G E L , Vorfahren, Register (s.v. Pitom; Ramses[stadt; Deltaresidenz der Ramessiden]).
142
Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
Elemente sehr eindeutig auf die Zeit Ramses' II. (1290-1223 v.Chr.) weist 286 . Allerdings besteht keine Einigkeit darüber, ob der Auszug noch unter Ramses II. oder (unter Hinweis auf Ex 2,23) erst zu Anfang der Regierungszeit des Merneptah (1223-1203 v.Chr.) stattfand 287 . Jedoch ist nicht sicher, ob die Unterscheidung zwischen einem „Pharao der Bedrückung" und einem „Pharao des Auszugs" mit Bezug auf Ex 2,23 überhaupt sachgemäß ist 288 . Wie dem auch sei, der wahrscheinlichste Zeitraum für den Auszug der Ägyptengruppe unter Mose läßt sich ungefähr auf das Jahrzehnt um 1230 v.Chr. eingrenzen 28 '. Ungeachtet der relativ konkreten Ergebnisse der Forschungen der letzten Zeit ist doch kaum einmal der Versuch unternommen worden, sie - natürlich im Bewußtsein der bleibenden Unsicherheiten und Unwägbarkeiten solcher Versuche - in eine zumindest grobe Skizzierung der Lebensdaten Moses umzusetzen. Immerhin stellte G. F O H R E R fest, daß Mose „vor 1200 gestorben" sei290, und S. HERRMANN 2 ' 1 meinte, daß Moses Tod „offenbar zu früh" erfolgt sei 2 ' 2 . Darüber hinaus ist es aber m. E. vertretbar, mit der gebotenen Zurückhaltung folgende Erwägungen anzustellen: Da Mose zur Zeit des Auszugs (etwa 1235/25 v.Chr.) mindestens schon im beginnenden Mannesalter gestanden haben muß, also ca. 25-40 Jahre alt gewesen sein wird, dürfte es nicht völlig fehlgehen, wenn man die Geburt Moses etwa um 1270/60 v.Chr. vermutet. Ist dieser Rahmen der Lebenszeit Moses ungefähr richtig gezeichnet, so kann ein Sohn Moses (Gerschom) um 1250/40 v.Chr. und ein Enkel (Jonatan) um 1230/20 v.Chr. geboren sein 293 . So hypothetisch diese Ansetzungen auch sind, sie erweisen sich als notwendig, um überhaupt eine gewisse Vorstellung vom zeitlichen Rahmen und vom Ablauf der
286 M . N O T H , Geschichte, 114; A . M A L A M A T , Syrien-Palästina, 206; S. H E R R M A N N , Aufenthalt, 18. 3 5 f f . W. H. S C H M I D T , Exodus, 38; Y. A H A R O N I , Land, 178; G. FOHRER, Geschichte Israels, 57f.; R. DE VAUX, History, 325; vgl. auch (mit weiterer Literatur) H. S C H M I D , Mose, 15; anders H. CAZELLES, Art. Moses, 1175; kritisch, aber wiederum nicht einleuchtend, T H O M P S O N , a.a.O., 153f. 166. 287 Für Ramses II. als Pharao des Auszugs u.a. A . A L T , Erwägungen, 1 6 2 f f . ; J . B R I G H T , Geschichte, 1 1 2 ; Y . A H A R O N I , Land, 1 7 8 ; H . CAZELLES, Art. Moses, 1 1 7 5 ; G U N N E W E G , Geschichte, 2 1 ; DE V A U X , a.a.O., 3 9 2 ; für Merneptah z . B . J . N E L I S / Η . H A A G , Art. Auszug, 1 5 3 ; G. F O H R E R , Geschichte, 5 8 f.; DERS., Geschichte Israels, 5 9 ; bedingt auch Η. E N G E L , a.a.O., 2 2 , Anm. 2 3 . Ohne Entscheidung zwischen beiden Möglichkeiten J . J A N S S E N / Η . B R U N N E R , Art. Ägypten, 3 5 ; M A L A M A T , a.a.O., 2 0 6 . 288 Vgl. dazu J . N E L I S / H . H A A G , a.a.O., 1 5 3 f . ; S . H E R R M A N N , Geschichte, 9 3 ; zurückhaltend auch W. Η. S C H M I D T , a.a.O., 9 5 f . 289 Zur Datierung des Auszugs vgl. neben der in Anm. 2 8 0 f f . genannten Literatur zusammenfassend bis etwa 1960 H. G. A S M U S S E N , Datierung. 290 Geschichte, 61 f.; acht Jahre später: „um 1200" (Geschichte Israels, 64). 291 Geschichte, 115. 292 H E R R M A N N sagt allerdings nicht, in welcher Hinsicht „zu früh": Im Blick auf noch nicht hohes Alter oder „zu früh", um die Landnahme noch zu erleben? Im zweiten Fall wäre die Äußerung für Moses Lebensdaten natürlich irrelevant. 293 Zur Lebenserwartung damaliger Zeit vgl. L. KÖHLER, Mensch, 27 ff. 48 ff.; Κ. M. K E N Y O N , Archäologie, 187; H . W . W O L F F , Anthropologie, 177-179; W . T H I E L , Entwicklung (1976), 188f.; DERS., Entwicklung (1980), 40.
Zusammenfassung
143
Ereignisse geben zu können, die hier in Frage stehen. Danach ist die obere Zeitgrenze für die Nordwanderung der Daniten innerhalb des zunächst ins Auge gefaßten letzten Viertels des 13. Jh. v.Chr. nicht vor 1210 v.Chr. zu ziehen, als der (angebliche oder wirkliche) Enkel des Mose ein „junger Mann" (Ri 17,7; 18,3) war 294 . Zieht man die aus der Untersuchung von Ri 1,34. 35 a und Ri 5,17 aß gewonnenen Ergebnisse mit heran, so ergibt sich folgendes Bild: Wenn Jonatan vielleicht um 1230 v.Chr. geboren ist, können die aus der Umgebung Jerusalems und Betlehems, wo sich Daniten und der Levit kennenlernten (18,3), abziehenden Daniten nicht vor 1210 v.Chr. von dort gegen die Amoriter der Ajalonebene losgezogen sein, denn Jonatan muß mindestens schon am Rande des Erwachsenseins gestanden haben („junger Mann"). Denn es ist auszuschließen, daß die Daniten sich beim Hause Michas an ein in der Nähe ihres früheren Wohnortes lebendes Kind erinnern konnten bzw. in der Stimme eines Mannes die Stimme eines ihnen früher bekannten Kindes wiedererkannt haben sollten (18,3). Nach 1210 also könnten die Daniten begonnen haben, in Richtung der Ebene Ajalon abzuwandern. Spätestens bald nach 1200 v.Chr. wird der Versuch, sich am Rande dieser Ebene und im Wirtschaftsbereich der sie beherrschenden Amoriterstädte niederzulassen, bereits fehlgeschlagen sein; die Daniten wurden ins Gebirge zurückgeworfen. Wieviel Zeit danach noch verstrich, bis die Abwanderung nach dem Norden begann, läßt sich nicht mehr feststellen. Da aber nach dem Ergebnis der Untersuchung von Ri 5,17aß die Daniten zur Zeit der Deboraschlacht (zwischen 1160 und 1130 v.Chr.) in Dan bereits fest ansässig und im Norden des Landes integriert waren, kann der für die Nordwanderung wahrscheinlichste Zeitraum auf die Jahre zwischen 1200 und 1160, auf das 1. Drittel des 12. Jh. v.Chr., eingegrenzt werden.
3.4. Zusammenfassung Die in Ri 17-18 enthaltene Grunderzählung ist eine danitische Uberlieferung. Sie berichtet, wie die Daniten zu einem Gottesbild und einer levitischen Priesterschaft gekommen sind. Dieses Thema steht deutlich im Mittelpunkt des erzählerischen Interesses. Alle zum Verständnis der Ereignisse um dieses Thema erforderlichen Informationen werden so 2,4
Ähnlich Y. AHARONI, Settlement, 100 f. - Gegen den Einwand, in der Genealogie Ri 18,30b könnten Glieder ausgefallen sein (Τ. H. ROBINSON, History, 156; MALAMAT, Migration, 13, Anm. 1 f.), was die hier angestellten Überlegungen relativierte, vgl. Η. H. ROWLEY, Migration, 470 f.; DERS., Joseph, 86. Jos 7,24 als angebliches Beispiel für das Ausfallen von Genealogiegliedern (vgl. Jos 7,18) trifft hier nicht zu (vgl. NOTH, Josua, 42).
144
Das Heiligtum Michas und die Daniten (Ri 17-18)
detailliert wie nötig mitgeteilt. D a ß die Erwerbung der Kultgegenstände und des Priesters während der Wanderung eines Teils der Daniten aus der Gegend von Kirjat-Jearim in den Norden Palästinas geschah, stellt dagegen nur den Hintergrund, ein Nebenthema, dar. Deshalb und weil die danitischen H ö r e r mit der Tatsache der H e r k u n f t ihrer Vorväter aus dem Süden des Landes ohne Zweifel vertraut waren, enthält die Grunderzählung hinsichtlich der Abwanderungssituation im Süden, des Abmarschortes, der Wanderungsrouten und der Zeit sowie der Einzelheiten der Eroberung von Lajisch keine bzw. keine detaillierten Informationen. Immerhin wird im Ergebnis der Untersuchung von Ri 17f. und unter Hinzuziehung der aus Ri 1,34. 35a und Ri 5 , 1 7 a ß gewonnenen Erkenntnisse folgendes Bild sichtbar: Aus dem Gebirge nordwestlich von Jerusalem nach 1210 v.Chr. in nordwestlicher Richtung vordringend, scheiterten die Daniten bei dem Versuch, im Bereich der Ebene Ajalon Fuß zu fassen. Die amoritischen Bewohner von Har-Heres, Ajalon und Schaalbim setzten sich erfolgreich gegen die Neuankömmlinge zur Wehr. Vermutlich um 1200 v. Chr. oder bald danach war der Vorstoß der Daniten bereits zurückgeschlagen und diese wieder ins Gebirge hinaufgedrängt. O b der mißlungene Vorstoß aus dem „Lager Dans" westlich von Kirjat-Jearim vorgetragen wurde oder das Lager erst nach dem Rückschlag gegenüber den Amoriterstädten bezogen worden ist, läßt sich nicht entscheiden. Immerhin kann die Zeit danitischen Wohnens in diesem Lager nicht allzu kurz gewesen sein, denn die konkrete Erinnerung an das Lager hat sich so hartnäckig in der Gegend gehalten, daß sie ein Redaktor noch Jahrhunderte später erfahren und in die Erzählung einfügen konnte. Das mag vielleicht doch eher f ü r die erstere Auffassung sprechen. Die Daniten faßten nach dem Mißerfolg gegen die Amoriter den Entschluß, sich nach einem anderen Gebiet mit dauerhafter Siedlungsmöglichkeit umzusehen und sandten zu diesem Zweck Kundschafter aus, vielleicht wegen des vorhergegangenen Fehlschlags nun gründlichere Vorbereitung f ü r notwendig erachtend. Die Späher trafen im Gebirge Efraim auf einen ihnen persönlich bekannten Leviten, der wie sie selbst einmal in der Gegend von Jerusalem, genauer, in dem wenig südlich gelegenen Betlehem gewohnt hatte und inzwischen, gleichfalls von dort weggezogen, im Hausheiligtum eines Privatmannes eine Anstellung als Priester angenommen hatte. Auf Bitten der Daniten befragte er f ü r sie das Orakel und erhielt eine den Daniten günstige Antwort im Blick auf ihre Vorhaben, eine in den Augen der danitischen H ö r e r der Erzähler sicher wichtige Legitimation des Vorgehens ihrer Vorväter bei der späteren Aneignung von Priester und Kultgegenständen sowie dem Uberfall auf Lajisch. Tatsächlich entdeckten die Kundschafter in Lajisch ein sowohl lohnendes als auch einnehmbar erscheinendes Erobe-
Zusammenfassung
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rungs- und Siedlungsziel. Ins „Lager Dans" westlich von Kirjat-Jearim (nicht nach Zora und Eschtaol, wie eine spätere Überarbeitung vielmehr fälschlich durch entsprechende Einfügung glauben machen will!) zurückgekehrt, konnten sie jedoch nicht alle Daniten für das Unternehmen begeistern. So zog nur ein aktiverer und unternehmungslustigerer Teil der Sippe aus dem „Lager Dans" westlich von Kirjat-Jearim los. Er bemächtigte sich unterwegs beim Hause Michas im Gebirge Efraim des ihrem Vorhaben so günstig gesonnenen Jahweorakels samt Priester und Gottesbild. Dem Orakel entsprechend gelang die Einnahme der sich zu ihrem Schaden in Sicherheit wiegenden Stadt Lajisch. Das Bild Michas wurde in der Stadt aufgestellt und so ein Heiligtum mit dem mitgebrachten Priester installiert. Diese Ereignisse haben sich aller Wahrscheinlichkeit nach innerhalb des 1. Drittels des 12.Jh. v.Chr. abgespielt. Eine (erste) Überarbeitung z.Zt. Jerobeams I. hat die Grunderzählung mit polemischen Akzenten versehen. Sie stammt aus Kreisen des von Jerobeam I. eingerichteten königlichen Heiligtums, das sich schon wegen der Statusänderung (Staatsheiligtum statt Lokalheiligtum der Daniten,) und wegen der kultpolitischen Maßnahmen Jerobeams I., vor allem der Aufstellung des Stierbildes, gegen Widerstände der Anhänger des alten Danitenheiligtums zur Wehr zu setzen hatte. Die levitische Priesterschaft, die von dem Priester Michas aus dem Gebirge Efraim, Jonatan ben Gerschom ben Mose, abstammte und schon der Danitensippe gedient hatte, ließ sich vielleicht nicht ungern von Jerobeam I. in königlichen Dienst nehmen - eine erneute Rangerhöhung nach dem Aufstieg ihres Ahnen Jonatan vom Privatpriester Michas zum Priester der erfolgreichen Daniten in Dan! Jerobeam werden die Dienste dieser prominenten Priesterschaft sehr willkommen gewesen sein, versuchte er doch, wo immer es ging, an alte israelitische Traditionen anzuknüpfen. Mit der Übernahme der traditionsreichen mosaischen Priesterschaft von Dan wie auch mit dem von Bet-El nach Dan überführten ZweitStierbild ließ sich Traditionstreue öffentlich demonstrieren. Um die Konkurrenz für Jerobeams Stierbild in Dan, nämlich das Micha entführte Gottesbild (Pesel), genauer, dessen Nachfolgebildnis 295, in der Gunst der Bewohner des Nordreiches Israel herabzuwürdigen, verleumdete die „Jerobeam-Redaktion" es auf ebenso einfache wie wirksame Weise, indem sie es durch Einschaltung von 17,2-4 als aus einer höchst prekären, ja, geradezu kriminellen Situation entstanden beschrieb. Das Hervorgehen eines Kultbildes aus solchen anrüchigen Verhältnissen sowie die eigenmächtige Anstellung von Kultpersonal für ei295 Ein solches ist mit Sicherheit angefertigt worden, nachdem das Bild Michas bei einer unbekannten Gelegenheit um 1050 v.Chr. verlorengegangen ist (Ri 18,30a. 31 b), vgl. oben, 123 ff.
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D a s H e i l i g t u m M i c h a s u n d die D a n i t e n (Ri 17-18)
nen privaten Winkelkult sind in der Sicht der „Jerobeam-Redaktion" höchst bedenkliche Zustände. Sie bieten ihr jedoch sehr willkommene Gelegenheit, nicht nur die auf diesen zweifelhaften Ursprüngen basierende Konkurrenz und den Ruf des Stammesheiligtums der Daniten gezielt zu diffamieren, sondern eröffnen ihr zugleich die Möglichkeit, das kultische Belange wohltuend privater Willkür entziehende, sie vielmehr zentral ordnende Königtum (Jerobeams) aller dieser früheren Wirrnis und U n o r d n u n g bewußt als positive Alternative entgegenzustellen (17,6; 18,1 a). Da aber der erste Priester des so arg verleumdeten ehemaligen Sippenkultes auch der Ahn der Priesterschaft des königlichen Heiligtums von Dan war, hat die „Jerobeam-Redaktion" zwar den Namen Michas überliefert, nicht aber den des zuerst bei Micha dienenden jungen Leviten und Ahnen der danitischen und schließlich jerobeamischen Priesterschaft. Der Name des Jonatan ben Gerschom ben Mose wurde weggelassen, um ihn so weit wie möglich von der Schußlinie der durch die „Jerobeam-Redaktion" betriebenen Polemik fernzuhalten. Ein zusätzlich-vorsorglicher Entschuldigungsversuch gegen den eventuellen Vorwurf der Untreue und Undankbarkeit zugunsten des Priesters Jonatan könnte vielleicht in 18,17 erhalten geblieben sein; ist dies richtig, so bestätigt dieser Entlastungsversuch indirekt das weitere Amtieren der levitischen Priester unter Jerobeam, das auch andere Gründe ohnehin nahelegten. Eine (zweite) Überarbeitung erfolgte nach 733 v.Chr., frühestens am Ende des 7. Jh. oder erst im Verlauf des 6. Jh. v. Chr. Die konkrete Notwendigkeit zu der Rücksichtnahme, die in der „Jerobeam-Redaktion" zu der Unterdrückung des Namens des Priesterschaftsahnen von Dan geführt hatte, bestand f ü r diese Redaktion nicht mehr. Daher hat sie zur Orientierung der nunmehr vom Zeitpunkt des beschriebenen Geschehens schon erheblich entfernt lebenden H ö r e r die berühmte und zweifellos trotz der Manipulationsbemühungen der „Jerobeam-Redaktion" nie ganz in Vergessenheit geratene Genealogie des ersten Priesters am Heiligtum in Dan samt einer Datierungsnotiz über das Ende des Amtierens von dessen Nachkommen während der Ereignisse von 733 v.Chr. eingefügt. Gleichzeitig versuchte sie ihrerseits, die Abstammung der nach Micha der Danitensippe und schließlich Jerobeam und seinen Nachfolgern dienenden Priesterschaft von Mose durch Einfügen eines N ü n (suspensum) in den Mosenamen zu verdunkeln. Ziel des möglicherweise deuteronomistischen Kreisen zugehörenden Redaktors war es einerseits, Namen und Andenken Moses vor einer diskreditierend nahen Beziehung zu dem in den Augen speziell deuteronomistischer Kreise erzketzerischen Heiligtum von Dan zu schützen, wobei andererseits durch diesen Einschub das Recht der Danpriesterschaft, sich von Mose herzuleiten, bestritten werden konnte, und even-
Zusammenfassung
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tuell zusätzlich mit dem zu „Manasse" entstellten Namen eine Gedankenassoziation zu dem besonders im kultischen Bereich äußerst übel beleumdeten König von Juda gleichen Namens hervorgerufen werden konnte. Seinerseits hat der Redaktor einen nachträglichen polemischen Beitrag gegenüber Jerobeam geleistet, indem er den durch dessen „Guß-Kälber" spätestens von nun an dauerhaft negativ belasteten Begriff nsoa einfügte. Eine weitere (dritte) Überarbeitung faßte beim Anschluß von Ri 17-18 an das deuteronomistische Richterbuch, die literarische Abfolge als eine zeitliche mißverstehend, Zora und Eschtaol in Ri 13-16 irrtümlich als Ausgangspunkte der danitischen Nordwanderung auf, ohne den dadurch zu 18,1b entstehenden Widerspruch auszugleichen. Diese Redaktion hat außerdem mit der aus diesem Irrtum resultierenden Umdeutung der Ortsbezeichnung „Lager Dans" westlich von Kirjat-Jearim aus dem tatsächlichen Ausgangspunkt der Wanderung zu einer Wanderzwischenstation (18,12) und schließlich der Z u f ü g u n g einer schematischen Eroberungsnotiz (18,27aß. b. 28a. b a ) gezeigt, daß sie zeitlich weit enfernt von den beschriebenen Vorgängen war und von ihnen keine zutreffenden Vorstellungen und Einzelkenntnisse mehr besaß.
4. Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16) Die Kapitel Ri 13-16 erzählen von dem Helden Simson. Die Verwandtschaftsgruppe, der er angehört, tritt weitestgehend hinter seiner Person und seinen Taten, die sämtlich die eines Einzelgängers sind, zurück 1 . Das Interesse dieser Arbeit besteht aber gerade an den Aspekten der Simsonerzählungen, die den Helden vor dem Hintergrund seiner Verwandtschaftsgruppe und deren lokaler und zeitlicher Verwurzelung zeigen. Wir können uns hier daher auf den Hintergrund der Erzählungen beschränken und konzentrieren. Simson als der Vollbringer beeindruckender und ergötzlicher Heldentaten, deren Ablauf und Einzelheiten, der Erzählungskranz als Ganzes wie auch in seinen Einzelteilen in literarisch-erzählerischer Hinsicht ebenso wie in theologischer Bewertung, alles dies tritt nur insoweit in den Bereich unserer Aufmerksamkeit, als es zur Aufhellung des geographischen und chronologischen Hintergrundes der Simsonerzählungen beitragen kann.
4.1. RH32 Allein Ri 13,2 bildet die Erzählungseinleitung. Die große Zahl der in diesem Vers enthaltenen Informationen ermöglicht es, bereits in V. 3, mit allen zum Verständnis des Folgenden erforderlichen Kenntnissen ausgerüstet, in die sich entfaltende Handlung einzutreten. Ein Mann aus Zora 3 wird eingeführt, aber anscheinend nur, um sofort von dessen Frau sprechen zu können, die zunächst jedenfalls die Hauptrolle spielt 4 . Der Mann stammt nach V. 2 a ' Π Π nriDffaH 5 . Wird somit eindeu1 In der Tat ist dies so weitgehend der Fall, daß früher (E. MEYER) wie auch heute (VAN DAALEN; BARTELMUS) bestritten worden ist, daß Simson Danit gewesen sei (vgl. dazu unten, 168 mit Anm. 109 f.). 2 Für die neueste Strukturanalyse mit umfassenden Literaturhinweisen zu Ri 13 vgl.
J. C . EXUM, P r o m i s e . J Zora ( = Sar'ä) liegt auf einem dominierenden Bergrücken am Nordrand des in OstWest-Richtung verlaufenden Wädi es-Sarär, fast gegenüber dem am Südrand dieses Tales liegenden Bet-Schemesch; zur Lage und zur genauen Beschreibung der Gegend vgl. J. SI-
MONS, G T T , 2 0 0 ( § 3 3 6 ) . 301 ( § 6 0 4 ) ; C. SCHICK, Artuf, T a f e l II (sehr detaillierte Karte!); E.TÄUBLER, S t u d i e n , 6 3 f. 4
Vgl. dazu besonders zuletzt EXUM, Promise, 48. 53. 58 f. Daran zu zweifeln besteht kein Grund. Es lebten auch noch andere israelitische Gruppen in der Gegend (Ri 15,9 ff.), so daß keine zwingende Notwendigkeit bestand, den Mann ausgerechnet zum Daniten zu erklären, sofern seine Sippenzugehörigkeit von 5
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Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
tig ein Danit als Bewohner der Stadt Zora dargestellt, so erhebt sich die wichtige Frage, ob und wann bzw. ab wann Zora in danitischer Hand war oder zumindest Daniten sich dort neben anderen Bevölkerungselementen niederzulassen vermochten. In der Amarnazeit wird Z o r a als ein O r t genannt, der anscheinend traditionell Beziehungen z u m Stadtstaat Geser b e s a ß 6 u n d mitten in den häufigen Auseinandersetzungen der kanaanäischen Städte s t a n d 7 ; man kann v e r m u t e n 8 , d a ß Z o r a (mit Ajalon) in einer gewissen Abhängigkeit von Geser sich b e f a n d . R e h a beam ließ Z o r a befestigen ( 2 . C h r 11,10), d a h e r m u ß es spätestens einige Zeit vorher judäisch geworden sein. Es ist nun die Frage, ob die J u d ä e r den K a n a a näern als H e r r e n der Stadt unmittelbar gefolgt s i n d ' o d e r ob zwischendurch die Daniten Z o r a hatten erobern k ö n n e n 1 0 , in welchem Falle die V e r b i n d u n g mit Ri 13,2 naheläge, o d e r ob schließlich die Stadt zwischenzeitlich auch einmal philistäisch w a r 1 1 . Von archäologischer Seite ist keine Entscheidungshilfe zu erwarten, da die Ortslage nicht ausgegraben ist. In literarischer Form findet sich von einer E r o b e r u n g w e d e r durch die J u d ä e r noch durch die D a n i t e n o d e r durch die Philister ein ausdrücklicher Hinweis. W a s nun eine eventuelle danitische Besetzung von Z o r a betrifft, so ist sie nach den bisher untersuchten danitischen Uberlieferungen höchst unwahrscheinlich. Es w a r ja die offensichtliche Erfolglosigkeit im Gebiet westlich von Jerusalem, die die Daniten, vermutlich aus Richtung Südosten bzw. der Gegend von Jerusalem g e k o m m e n , über das zeitweilige Lagern westlich von Kirjat-Jearim u n d den Versuch des Fußfassens an der Ebene Ajalon zu der Entscheidung f ü r die zweifellos nicht gefahrlose u n d im E r f o l g nicht gesicherte N o r d w a n d e r u n g g e f ü h r t hatte (Ri 1,34. 35 a; 18). Diese weite u n d nicht ungefährliche Aktion ließe sich kaum hinreichend motivieren, hätte sich eine Ansiedlungsmöglichkeit f ü r die Daniten bereits gef u n d e n , wie sie Ri 13,2 a n z u d e u t e n scheint. Die U n t e r s u c h u n g von Ri 17-18 hat zudem gezeigt, d a ß Z o r a u n d Eschtaol in dieser E r z ä h l u n g ursprünglich nicht genannt w o r d e n sind u n d auch als A b w a n d e r u n g s o r t e nicht in Frage k o m m e n 1 2 . D a r ü b e r hinaus hatte Ri 18,1b eindeutig unterstrichen, den D a n i ten sei vor der N o r d w a n d e r u n g keine feste u n d d a u e r h a f t e Ansiedlung gelungen. So kann, falls in Ri 13,2 ü b e r h a u p t eine z u t r e f f e n d e u n d tragfähige U b e r lieferung vorliegt, danitisches Eindringen in Z o r a n u r nach der Zeit der N o r d w a n d e r u n g erfolgt sein. Das aber heißt, d a ß nicht alle Daniten nach N o r d e n Interesse, aber nicht bekannt war. Die Sippenzugehörigkeit spielt aber in der gesamten Simsonerzählung weder für Manoach noch für Simson die geringste Rolle und findet nicht einmal mehr weitere Erwähnung (vgl. nur Ri 13,25, dazu unten, 168 ff.). Damit entfällt der Verdacht einer tendenziösen Erfindung; vgl. auch unten, 168 f. mit Anm. 109 f. 6 Vgl. EA 273,20-24 und dazu ΚΕΑ, 1328; H.-J. ZOBEL, Stammesspruch, 90. 7 EA 273, 8 ff. und ΚΕΑ, 1328 f. 8 Mit Y. A H A R O N I , Land, 162. ' So A H A R O N I , a.a.O., 252. 10 So viele, u.a. C. F. BURNEY, Judges, 340; Μ. N O T H , Ansiedlung, 196; E . T Ä U B L E R , Studien, 63. 68-70; E. JENNI, Art. Zora, BHH III, 2246. 11
12
G . E. WRIGHT, E v i d e n c e , 7 5 f.
Vgl. oben zu Ri 18,2. 8.11; vgl. auch oben, 134-137; zuletzt wieder W. THIEL, Entwicklung (1976), 439 f.; DERS., Entwicklung (1980), 102.
Ri 13
151
abgewandert sind. Sollte dies alles richtig sein, so bliebe noch ungeklärt, ob dem im Süden gebliebenen Rest der Daniten eine Eroberung von Zora gelungen ist oder mit einem friedlichen Einsickern in den Stadtbereich gerechnet werden sollte. Letzteres dürfte wahrscheinlicher sein 13 , und zwar nicht nur deshalb, weil nichts von einer Schwächung der strategisch günstig liegenden Stadt Zora bekannt ist, die die Daniten zu kriegerischer Einnahme verlockt oder sie begünstigt haben könnte. Eine solche Informationslücke wäre bei unserer sporadischen Informiertheit über die Einzelheiten dieser Epoche nicht als schlüssiges Argument zu werten. Es will aber auch nicht einleuchten, daß dem Rest der Daniten mehr gelungen sein sollte als das, was sogar die ungeteilte Gruppe an der Ebene Ajalon nicht durchzusetzen vermochte, nämlich nicht nur an einer fruchtbaren Ebene Anteil zu gewinnen, sondern sogar eine Stadt zu besetzen. O b es sich bei der Gruppe, zu der Simsons Vater gehörte, um eine so geringfügige Splittergruppe handelte, daß ihr Einsickern in die Stadt oder eine Ansiedlung im Stadtbereich in den Augen der Zoratiter keine Gefahr bildete? Uber das Abwägen von Möglichkeiten wird man an dieser Stelle nicht hinauskommen. Immerhin z e i c h n e t sich ab, daß die Möglichkeit eines W o h n e n s v o n D a n i t e n in Z o r a erst nach der Zeit der danitischen N o r d w a n d e r u n g in Frage k o m m t 1 4 . V. 2 überliefert auch den N a m e n des D a n i t e n aus Zora: M a n o a c h . D i e s e r E i g e n n a m e 1 5 k o m m t nur in den S i m s o n e r z ä h l u n g e n vor. Es fällt auf, daß der s o b e z e i c h n e t e M a n n , der Vater Simsons, außer in der G e burtsgeschichte S i m s o n s (Ri 13) u n d der A b s c h l u ß n o t i z der S i m s o n e r z ä h l u n g e n (Ri 16,31) nirgends mit seinem N a m e n g e n a n n t wird. In Ri 14, w o er immerhin im ersten Teil des Kapitels mit der M u t t e r Sims o n s z u s a m m e n auftritt, fällt der N a m e M a n o a c h nicht; Ri 15 erwähnt schließlich w e d e r d e n N a m e n n o c h die P e r s o n des Vaters Simsons. M a n m a g fragen: Ist angesichts dieser U n a u s g e g l i c h e n h e i t der N a m e nicht auch in Ri 13; 16,31 entbehrlich, wie es in Ri 14 f. der Fall ist u n d f ü r die M u t t e r S i m s o n s in der gesamten E r z ä h l u n g z u t r i f f t 1 6 ? D i e T a t sache aber, d a ß in einem Teil der S i m s o n e r z ä h l u n g e n eindeutig ein Ei-
13
Anders anscheinend M. NOTH, a.a.O., 196, Anm. 56. Vgl. dazu noch unten, 170 ff. 15 Von der Wurzel ml abgeleitet, bedeutet er „Ruhe(platz)", „Ruhe(ort)", vgl. H. SCHULT, Studien, 152f. F. STOLZ, Art. nu, 43; früher schon GesB, 436b, s.v. II. man; E. KÖNIG, Wörterbuch, 230a, s.v.; KBL, 537b, s.v. II nun; anders M. NOTH, IPN, 228 und Anm. 11, N O T H folgend auch HAL, 568 a, s.v. II nun. Noch anders H. L. G I N S B E R G / B. MAISLER, Hurrians, 260-262, und daran anknüpfend W. FEILER, Namengut, 45 f.; jedoch erweisen sich schon die Auffassungen von G I N S B E R G / M A I S L E R als durch viele Kombinationen (vgl. dazu meinen Exkurs, u., 152 ff.) belastet und letztlich nicht haltbar. Warum „Manoach" Kurzform eines Satznamens sein soll (R. G. BOLING, Judges, 219), ist nicht einzusehen. 16 Die Mutter bleibt namenlos, obwohl sie in Ri 13 im Grunde die gewichtigere Rolle gegenüber dem Vater einnimmt (vgl. EXUM, oben, Anm. 4). 14
152
Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
genname für den Vater des Helden verwendet wird, rät davon ab, den Namen vorschnell für eine bloße Erfindung zu halten 17 , der in solchem Falle doch mit Leichtigkeit konsequent in allen Erzählungsteilen an entsprechender Stelle hätte verwendet werden können. Bei einer reinen Erfindung des Namens bestünde auch die Möglichkeit, daß er als Erfindung an einem bestimmten Zweck erkennbar würde, zur Erfüllung einer bestimmten Funktion im Erzählungsablauf hinzugesetzt. Eine solche ist aber nicht zu sehen. Der Name hat in seiner Bedeutung 18 keinen erkennbaren Bezugspunkt und keine Funktion in den Simsonerzählungen. Kann er, bedenkt man seine Bedeutung, überhaupt als echter Personenname gelten"? Erweckt er nicht eher den Eindruck eines Ortsnamens? Um eine für die Simsongeschichten geschaffene Erfindung zu sein, ist der Name einfach zu wenig passend. Er sollte deshalb zunächst bis auf weiteres für eine unerfindliche, tendenzlose und damit ernstzunehmende Uberlieferung gehalten werden. Nun ist der Name Manoach Ausgangspunkt für verschiedene weitreichende Kombinationen und Vermutungen hinsichtlich seiner sprachlichen und sachlichen Herkunft und damit der Herkunft Simsons und der Daniten insgesamt gewesen, sowohl früher als auch in der Gegenwart. Ihre verwirrende Vielfalt und Kompliziertheit sowie die Tatsache, daß nicht selten Auffassungen früherer Forscher ungeprüft übernommen worden sind und darauf weitergebaut wurde, erfordern eine schrittweise vorgehende Prüfung. Ihr widmet sich der folgende Exkurs.
EXKURS:
Manoach - Manahat(iter) - Manhate - Μανοχω
1. Manoach und Manahat(iter): In der V e r g a n g e n h e i t ist i m m e r wieder, z u m e i s t o h n e nähere B e g r ü n d u n g , aber gern unter B e r u f u n g auf die v o n i h m selbst nicht im E i n z e l n e n b e g r ü n d e t e V e r m u t u n g J . W E L L H A U S E N S 2 0 h a u p t s ä c h l i c h w e g e n der N a m e n ä h n l i c h k e i t ein Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n M a n o a c h u n d M a n a hat b z w . M a n a h a t i t e r n ( l . C h r 1,40; 2 , 5 2 ( c j ) . 54; 8 , 6 ; G e n 3 6 , 2 3 ) m e h r o d e r w e n i g e r zuversichtlich v e r m u t e t o d e r b e h a u p t e t w o r d e n 2 1 . Fast allen A u ß e r u n 17 Großzügig mit solchen Aussagen ist A. G. VAN DAALEN, für den manches in den Simsongeschichten „constructed", „created" u. ä. ist; nicht nur jegliche Verbindung von Manoach zu den Daniten (Simson, 5 4 - 5 7 . 7 9 . 8 4 f. 1 2 4 f.) sei sekundär geschaffen, auch der Name Simson sei Namen wie Gideon, Elon, Abdon usw. nur nachgebildet (a.a.O., 87. 126). Dagegen C. F. BURNEY, Judges, 341 (der Name Manoach und seine Verbindung mit Simson und Zora „must be of respectable antiquity".). 18 Vgl. oben, Anm. 15. 19 Vgl. dazu neben dem folgenden Exkurs (152ff.) auch unten, 165-168. 20
In: J.WELLHAUSEN ( H r g . ) , F. BLEEK, Einleitung, 197; DERS., C o m p o s i t i o n , 231; auch
schon in seiner Dissertation von 1870 (zit. bei W. R U D O L P H , Chronikbücher, 11). 21 So u.a. von E. M E Y E R , I N , 338-340; H . G R E S S M A N N , SAT I, 2, 238; R . KITTEL, Geschichte I, 31, Anm. 4; II, 43; S. A. COOK, Theophanies, 373 f.; M. NOTH, Liste, 123; H. L. G I N S B E R G / B . M A I S L E R , Hurrians, 260-262; J . W . R O T H S T E I N / J . H Ä N E L , Erstes Buch der
153
Ri 13
gen zur Sache ist dies gemeinsam, daß sie schnell der Verlockung des Gleichklangs der Namen erliegen und ohne umfassende philologische, geographische und historische Prüfung die Namenähnlichkeit bereits als Argument für die sachliche Identifizierharkeit gelten lassen. Daß die Angaben über Manahat(iter) in ihren jeweiligen Kontexten dunkel und unklar in Herkunft und Bedeutung sind, erleichtert die Möglichkeit, schwer nachprüfbare Behauptungen in diesem Zusammenhang aufzustellen. Die Erwähnung der Manahatiter in l.Chr 2,52(cj). 54 ist Bestandteil genealogischer Angaben über Kaleb innerhalb des Judastammbaumes 1. Chr 2 22 . Die verwickelten Verhältnisse dieser genealogischen Aufstellung hat in letzter Zeit 23 m . E . am einleuchtendsten W . RUDOLPH erklärt: Von den beiden in l . C h r 2 feststellbaren Kalebstammbäumen sei der eine ( l . C h r 2,42-50aα) als der ursprüngliche zu betrachten, während der andere ( l . C h r 2,18f. 50aß-55) eigentlich nur einen Nachtrag darstelle 24 . Der erstere setze Kalebiter im Süden um Hebron voraus 25 und sei von der Davidzeit „nicht allzuweit" entfernt anzusetzen 26 , wogegen der spätere Nachtrag „greifbar nachexilische Verhältnisse" zeige 27 , in denen Kalebiter, vor dem Druck aus dem Süden nachdrängender Edomiter ausweichend, nach Norden in ehemals judäisches Gebiet gezogen seien 28 . So stammt von Schobal ben H u r ben Kaleb, dem „Vater von Kirjat-Jearim" die eine, irgendwie mit Zora verbundene Hälfte der Manahatiter ab 2 ', während die „andere" 30 , „die ,nicht'-zoreatitische Hälfte von Manachat" 3 1 von Salma ben H u r ben Kaleb, dem „Vater von Betlehem" herkommt. Es handelt sich also bei den beiden Hälften der Manahatiter um Teile einer in nachexilischer Zeit in judäisches Gebiet zugewanderten Bevölkerung von Kalebitern aus dem Süden 32 . Die Frage, wie die auffallende Rede von den „Hälften" der Manahatiter zu verstehen sei, ist nicht leicht und auch nicht völlig schlüssig zu beantworten. Chronik,
12.
34;
W . FEILER, N a m e n g u t ,
45f.;
G.HÖLSCHER, A n f ä n g e ,
73;
DERS.,
Ge-
s c h i c h t s s c h r e i b u n g , 8 9 ; A . LODS, I s r a e l , 3 5 0 ; H . GESE, A r t . S i m s o n . R G G 3 V I ,
41-43,42;
H.-J.
120.
ZOBEL, S t a m m e s s p r u c h , 8 9 ; z u l e t z t R . BARTELMUS, H e r o e n t u m , 9 7 , A n m .
22
Für knappe Orientierung zum Verhältnis von Kaleb und Juda vgl. M. NOTH, Art. Kaleb. RGG 3 III, 1100; A. VAN DEN BORN, Art. Kaleb. BL, 908 f.; vgl. in letzter Zeit auch R . DE VAUX, S e t t l e m e n t ; H . - J . ZOBEL, B e i t r ä g e . 23 Chronikbücher, 10ff.; anders M. NOTH, Liste, 97ff., kritisch dazu aber RUDOLPH, a.a.O., besonders 13f. 24 Chronikbücher, 11. 25 A . a . O . , 14. 26 A . a . O . , 22. 27 A . a . O . , 23, dort die Einzelheiten; vgl. auch a.a.O., 14. 28 A . a . O . ; vgl. auch schon ROTHSTEIN/HÄNEL, a.a.O., 32f. 35f. 38. 29 l . C h r 2,52 (cj): vgl. W. RUDOLPH, a.a.O., 20. 24. Der folgende V. 53 scheint bei aller Undurchsichtigkeit immerhin anzudeuten, daß, nimmt man mit RUDOLPH (a. a. O., 24) für die Interpretation hier l . C h r 4,2 zu Hilfe, die Ausbreitung der ankommenden kalebitischen Schobaliter über Kirjat-Jearim verlief, an der Weiterführung des genealogischen Weges über die Zoratiter (und Eschtaoliter) dann in nicht ganz durchsichtiger Weise die eine Hälfte der Manahatiter angeknüpft ist. 30 So übersetzt K. GALLING, A T D 12, 21 in l . C h r 2, 54. 31 So RUDOLPH, a.a.O., 22 bei l . C h r 2 , 5 4 . 32
RUDOLPH, a . a . O . , 2 3 .
154
D e r E r z ä h l u n g s k r a n z über S i m s o n (Ri 1 3 - 1 6 )
Handelt es sich bei „Manahat" um eine Orts- oder eine Sippenbezeichnung 3 3 ? Für l . C h r 2 , 5 2 ( c j ) . 54 scheint die Annahme am ungezwungensten, daß zwei kalebitische Gruppen, die in judäisches Gebiet gekommen waren, über KirjatJearim bzw. Betlehem ihren genealogischen Weg nehmend 3 4 zu einer Einheit von „Manahatitern" zusammenkamen, ursprünglich unabhängig und in der Rückschau vor der Gemeinsamkeit natürlich „Hälften" darstellend 3 5 . Der gemeinsame N a m e könnte „von den Kalibbitern geschaffen sein" 36 , bei Gelegenheit der gemeinsamen Ansiedlung oder Eroberung einer f r ü h e r anders benannten Ortslage angenommen 3 7 . Beide Gruppen könnten aber auch nacheinander an den später gemeinsam bewohnten Ort gekommen sein. Schließlich ist die Möglichkeit, daß ein früher schon vorhandener Ortsname übernommen wurde, nicht auszuschließen. Bei diesen Erwägungen zur Frage der „Hälften" der Manahatiter wurde zunächst die Annahme zugrunde gelegt, daß die beiden in die Gegend von KirjatJearim bzw. Betlehem gekommenen Kalebitergruppen den Namen Manahat nicht schon aus dem Süden mitgebracht hatten. D a n n muß allerdings auch vorausgesetzt werden, daß die Manahat-Tradition in Gen 36,23 und die von ihr abhängige in l . C h r 1,4 0 38 Rückprojizierungen der nachexilisch entstandenen Verhältnisse sind, nach denen von Kirjat-Jearim ( = Schobal) über Zora die Manahatiter ausgingen. Diese Voraussetzung wird aber hinfällig, wenn man Gen 36,23 als Bestandteil der älteren Pentateuchquellen anzusehen hat 3 9 . In diesem Falle haben Schobal und Manahat als Namen und auch in dieser Verbindung als alte, vorexilische Traditionselemente zu gelten. Der N a m e Manahat muß dann von seinen Trägern aus dem Süden mitgebracht worden sein. Die Frage nach den „Hälften" wird man sich dann so versuchen müssen zu beantworten, daß die Kalebitergruppe (der) Manahat(iter), die sich letztlich von Schobal ( = Kirjat-Jearim) herleitete, in einem irgendwie gearteten besonderen Verhältnis zu Zora stand und unter nicht weiter bekannten Umständen mit einer anderen Gruppe „Salma" ( = Betlehem) zu einer Einheit zusammenwuchs. In der Rückschau sind beide Gruppen verständlicherweise „Hälften", unterscheidbar daran, daß der Gruppe Salma (== Betlehem) die besondere Beziehung zu Zora fehlt 4 0 , die der Gruppe Schobal ( = Kirjat-Jearim) eigen ist. Wenn hier auch noch Fragen offenbleiben, wird soviel doch erkennbar, daß (die) Manahat(iter) in l . C h r 2,52(cj). 54 sowie Gen 36,23 und l . C h r 1,40 mit Manoach und den Daniten nicht verbunden werden können. Außer der eine 33
V g l . g r u n d s ä t z l i c h RUDOLPH, a . a . O . , 21 u n d s o g l e i c h u n t e n (mit A n m . 36F.). Genauer: D i e eine über Kirjat-Jearim u n d Z o r a ( l . C h r 2 , 5 2 [cj]). 53, die andere über B e t h l e h e m , aber nicht über Z o r a ( l . C h r 2 , 5 4 ) . 35 S o a n s c h e i n e n d auch RUDOLPH, a . a . O . , 2 4 f . 34
36
37
RUDOLPH, a . A . O . ,
24.
D i e s e r G e d a n k e liegt nahe, w e n n man (wie W . BOREE, O r t s n a m e n , 45) d e n O r t s n a m e n M a n a h a t v o n n m n = „Gabe" (der G o t t h e i t an die G r u p p e ) ableitet; die G r u p p e b e k a m d a n n ihrerseits d e n O r t s n a m e n als G r u p p e n n a m e n . 38 Z u dieser A b h ä n g i g k e i t vgl. die K o m m e n t a r e , z . B . ROTHSTEIN/HÄNEL, a . a . O . , 9 ( f f . ) ; RUDOLPH, a . a . O . , 6 f . 39 O . EISSFELDT, H e x a t e u c h - S y n o p s e , 7 5 * (LJE); G . FOHRER, Einleitung, 161. 167. 175 (JEN); vgl. a u c h E. MEYER, I N , 329; H . GUNKEL, Genesis, 392. 40 Vgl. RUDOLPH ZU l . C h r 2 , 5 4 ( a . a . O . , 22).
155
Ri 13
sachliche Verbindung nicht beweisenden Namenähnlichkeit findet sich bei näherem Hinsehen f ü r diese auch in letzter Zeit wieder vertretene Verbindung 4 1 kein überzeugendes Argument. Der wichtigste Einwand gegen die Verbindung besteht in der sehr großen zeitlichen Differenz zwischen dem jedenfalls in die Richterzeit zu datierenden Manoach und den erst in nachexilischer Zeit aus dem Süden in das Gebiet vorgedrungenen kalebitischen Manahatitern. Hierher gehört schließlich auch noch die Erwähnung des Namens Manahat in l . C h r 8,6. Sie ist noch schwerer zu deuten als die bisher genannten Belege und ist inhaltlich ganz dunkel. W e r f ü h r t hier einige benjaminitische Familienhäupter aus Geba nach Manahat und warum? W a n n fanden diese Ereignisse statt? Das größte Gewicht f ü r unsere Fragestellung liegt aber auf dem Problem: Welches ist der Verbannungsort Manahat? W o liegt er? Eine Verbannung, die die Verbannten in nächster Nähe des ursprünglichen Wohnortes beläßt, kann nicht als solche bezeichnet werden. Deshalb ist es höchst unwahrscheinlich, daß Manahat in l . C h r 8,6, wie gelegentlich vorgeschlagen 4 2 , mit einem von Geba so wenig entfernten O r t wie Μανοχω (Jos 15,59 LXX) identifiziert werden darf 4 3 . Die Entfernung zwischen beiden Orten beträgt kaum mehr als 15 km, eine f ü r eine Verbannung, soll sie ihren Zweck erfüllen, unzureichende Distanz. W. R U D O L P H lehnt diese Identifizierung auch deswegen ab, weil N ^ J „nach dem üblichen Sprachgebrauch eine Deportation von Palästina weg bedeutet" 4 4 . M a n wird kaum über das nüchtern-vorsichtige Urteil von R U D O L P H hinauskommen können, demzufolge f ü r das Manahat in l . C h r 8,6 entweder das im edomitischen Süden gelegene von l . C h r 1,40 oder „ein anderes uns unbekanntes Manachat" in Frage kommt, „falls der N a m e überhaupt richtig überliefert ist" 4 5 . Kommt somit eine Lokalisierung von Manahat in l . C h r 8,6 in der Umgebung von Geba und Jerusalem und damit in der N ä h e von Zora und Eschtaol nicht in Frage, so scheidet auch dieser Beleg f ü r die Möglichkeit eines Nachweises von Beziehungen mit Manoach und über ihn mit den Daniten aus 4 6 . 41
Zuletzt wieder H.-J. ZOBEL, Stammesspruch, 89, mit weitreichenden Folgerungen.
42
Vgl.
F. BUHL, G e o g r a p h i e ,
165;
B . REICKE, A r t .
Manahath.
B H H II,
1136;
KBL,
539a, s.v. II Jim»; J. S I M O N S , GTT, 155 (§322); S . Y E I V I N , Conquest, 85. 97; DERS., Benjaminite Settlement, 148, Anm. 37; zurückhaltender M. NOTH, Josua, 99. 43 Μ α ν ο χ ω (Jos 15,59 LXX) ist nämlich mit el-Mäliha bei Bet-Ter zu identifizieren (A. ALT, Institut 1926, 15; vgl. auch F.-M. ABEL, Geographie II, 377). 44 A.a.O., 79, vgl. auch C. W E S T E R M A N N / R . ALBERTZ, Art. Π 1 ?!. T H A T I, 418-426, bes. 419-421; H.-J. ZOBEL, Art. nVj. ThWAT I, 1018-1031, bes. 1019 bis 1021. Genaugenommen lehnt R U D O L P H expressis verbis nur eine Identifizierung des Manahat in l . C h r 8,6 mit dem in l.Chr 2,52. 54 zu erschließenden Manahat ab. Da aber sein Hauptgedanke bei dieser Ablehnung mit Recht der ist, daß eine Deportation in einen nahegelegenen Ort wenig sinnvoll sei, kann seine Argumentation bzw. Ablehnung auch auf das Geba relativ nahegelegene Μ α ν ο χ ω ( = el Mäliha) übertragen werden. 45 A.a.O., 79. Dem hat sich (im Unterschied zu KBL) jetzt HAL, 569b, s.v. II 2., angeschlossen, indem für l . C h r 8,6 ein unbekanntes Manahat angenommen wird. Textliche Änderungen in l.Chr 8,6 ohne schlüssige Lösung versuchte H . W . H O G G , Genealogy, 106 f. 46 Ganz abgesehen von der erheblichen Differenz zwischen der Zeit Joschijas oder noch späterer Zeit, in der R U D O L P H den Abschnitt l . C h r 8,1-7 (bzw. l.Chr 8,1-32) ver-
156
Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
Zusammenfassend kann zu (den) Manahat(itern) in l . C h r 2,52(cj). 54; Gen 36,23; l . C h r 1,40; 8,6 gesagt werden, daß ein einsichtiger Zusammenhang dieses ursprünglich südpalästinischen Traditionselements, das erst in nachexilischer Zeit nach Norden in judäisches Gebiet gelangte, mit dem im Erzählungsrahmen von Ri 13-16 als Simsons Vater vorgestellten Manoach und damit den Daniten nicht festzustellen ist. Daß sich Manahatiter in nachexilischer Zeit zufällig in ungefähr demselben Gebiet finden, in dem lange vorher die Ereignisse um den Sohn Manoachs sich abgespielt haben 47 , kann natürlich keine Verbindung zwischen diesen zeitlich so weit getrennten Faktoren begründen 48 . 2. Manoach, Manahatiter und Manhate: H.-J. Z O B E L 4 9 hat den Namen Manoach nicht nur mit den Manahatitern in Verbindung gebracht und in ihnen ein „ursprünglich danitisches Geschlecht" sowie in Simsons Vater Manoach den dazu gehörigen „Stammvater" sehen wollen 50 ; er hat auch eine Verbindung von jenen zu dem in EA 292,30 genannten Ortsnamen Manhate herzustellen versucht 51 . Dieser Ortsname führe „wahrscheinlich in den gleichen Landstrich, auf den die biblischen Aussagen über Manoah und die Manahtiter verweisen" 52 , weshalb man „den Namen der Stadt kaum von dem biblischen Namen trennen" könne und in jenem „einen mit der Geschichte der Daniten eng verknüpften Ort finden" müsse 53. Für die Argumentation von Z O B E L ist es wichtig, daß der wahrscheinlich in Geser residierende Addadäni, Absender von EA 292, dem Pharao mitteilt, er werde von „Leuten vom Gebirge" bedrängt 54 . Z O B E L mag Recht darin haben, daß diese Leute wohl von Osten her vom Gebirge Juda gegen das Gebiet des Stadtstaates Geser vorgestoßen sind und wohl kaum zu einem anderen Stadtstaat gehört haben 55 . Weiterhin erklärt Z O B E L , aus EA 273,20-24 gehe hervor, daß zur Regierungszeit des Milkilu, des Vaters des Addadäni, Ajalon und Zora noch zum Stadtstaat Geser gehört hätten. Aus der Tatsache, daß beide Ortschaften in den Briefen der Söhne des Milkilu nicht mehr genannt werden, zieht Z O B E L den Schluß, beide Orte seien inzwischen Geser verlorengegangen. Diejenigen, die Geser die Orte entrissen hätten, seien eben die „Leute vom Gebirge" gewesen, die außer Ajalon und Zora auch den „Hügelstreifen westlich Jerusalems zum Abfall in die Küstenebene" in ihren Besitz gebracht hätten und von denen „eine Sippe sich erobernd nach Südwesten vorschob, eine Stadt einnahm und sie nach dem Namen ihres Vaters Manhate oder ähnlich benannte" 56 . In letzterer Sippe möchte Z O B E L die Sippe Manoach wurzelt sieht (a.a.O., 77-79; anders S.YEIVIN, Conquest, 85. 97, der, m.E. nicht überzeugend, an die Richterzeit denkt) und der Zeit, die für Simson und Manoach in Frage kommt. 47 Auch C. F. BURNEY trug keinerlei Bedenken, in diesem Zusammenhang von Zufall zu sprechen (Judges, 341; vgl. auch a.a.O., 353). 48 Zur Frage der sprachlichen Verbindbarkeit von Manahat und Manoach vgl. unten, Anm. 93. 49 50 Stammesspruch, 89-92. A.a.O., 89. 51 Der Versuch der Herstellung einer Verbindung zwischen (den) Manahat(itern) und Manhate kann schon vor ZOBEL auf eine längere Tradition zurückblicken; vgl. unten, ΑηιτιΓ59. 52 Stammesspruch, 89. 54 53 Ebd. EA 292, 28-29. 56 " A . a . O . , 90 . A.a.O., 91.
Ri 13
157
sehen, z u der a u c h S i m s o n g e h ö r t e ; u n d die „Leute v o m G e b i r g e " aus E A 2 9 2 i n s g e s a m t hält er f ü r d e n S t a m m D a n 5 7 . N u n z e i g t e i n e nähere Ü b e r p r ü f u n g aber, d a ß die K o m b i n a t i o n Z O B E L S auf s c h w a c h e n F ü ß e n steht u n d in k a u m e i n e m P u n k t k o n k r e t n a c h w e i s b a r ist. O b e n ist bereits z u z e i g e n versucht w o r d e n , d a ß die ursprünglich südpalästinis c h e n Manahatiter, die in n a c h e x i l i s c h e r Zeit in N o r d j u d a a u f t a u c h e n , mit M a n o a c h nichts z u tun haben. Es trifft a l s o nicht zu, d a ß die Manahatiter, w i e ZOBEL a n n i m m t 5 8 , ein „ursprünglich danitisches G e s c h l e c h t " sind u n d mit M a noach zusammenhängen. Auch ZOBELS Behauptung, M a n o a c h und Manhate g e h ö r t e n „ w a h r s c h e i n l i c h in d e n g l e i c h e n Landstrich", stellt kein t r a g f ä h i g e s A r g u m e n t dar, d e n n M a n h a t e ( E A 2 9 2 , 3 0 ) hat b i s h e r k e i n e s w e g s e i n e a u c h nur e i n i g e r m a ß e n zuverlässige I d e n t i f i z i e r u n g e r f a h r e n 5 9 . A b e r selbst w e n n m a n die A n n a h m e v o m g l e i c h e n „Landstrich" akzeptierte, hilft d o c h eine s o d e h n b a r e Feststellung w e n i g weiter. E i n i g e r m a ß e n fest s t e h t nur, d a ß M a n h a t e w o h l in d e m allerdings nicht g e r a d e k l e i n e n Stadtstaat G e s e r l a g 6 0 . 57
58 Ebd. A . a . O . , 89. H . CLAUSS (Städte, 42) hatte m . W . Manhate ( u r u Ma-an-ha-te, EA 292, 30) zuerst mit Manahat(itern) ( l . C h r 2 , 5 4 ; 8,6), „unfern S o r a gelegen", in Verbindung gebracht und vermutet, daß sich beide N a m e n „vielleicht... im heutigen wädi el-menäch westlich von 'ain schams erhalten" hätten (Hervorhebung von mir, H . M . N . ) . Hier muß sogleich eingewandt werden, daß, abgesehen von dem Problem des gewaltigen, von CLAUSS durch die Namen zusammengefaßten Zeitraums von der Amarnazeit bis zum heutigen Wädi elMenäh, zwar aus den Chronikstellen irgendeine Beziehung zwischen Manahat(itern) und Zora, nicht aber die Notwendigkeit hervorgeht, daß M a n a h a t „unfern S o r a gelegen" haben muß. Mag Manhate vielleicht rein sprachlich mit M a n a h a t verbindbar sein; wo M a nahat aber lag, ist dessenungeachtet ganz unklar. Der moderne N a m e des Wädi elMenäh kann nicht sichern, daß Manhate oder M a n a h a t in diesem Wadi gelegen haben. Dennoch wurde die Vermutung von CLAUSS ohne weitere Argumente übernommen von (O.WEBER), ΚΕΑ, 1344 und GesB, 437b, s.v. JIM». Auch F.-M. ABEL, Geographie II, 28, will den N a m e n Manhate in dem des Wädi el-Menäh, nordöstlich von el-Dennäbe, erkennen und f ü g t hinzu, „le teil proche de ce village, nomme Kh. el-Mensiye, est envisage comme le site en question"; diese H i r b e sei auch hinter l . C h r 8,6 zu sehen (a.a.O., 28, Anm. 1). KBL, 539 a, s. v. II JIM» stützt sich auch wieder nur auf H . CLAUSS bei der Gleichsetzung M a n a h a t = Manhate, verbindet beide N a m e n darüber hinaus mit el-Mäliha bei Jerusalem, erwähnt aber das Wädi el-Menäh nicht. W . HELCK (Beziehungen [1962], 190 f. 198) verknüpft Manhate, M a n a h a t und Wädi el-Menäh, wobei außer EA 292 überhaupt kein Beleg genannt wird, auch CLAUSS nicht. Auch H.-J. ZOBEL (Stammesspruch, 89 mit Anm. 116) begnügt sich mit einer Berufung letztlich auf CLAUSS. Y. AHARONI, (Land, 162. 224. 381) setzt ohne N e n n u n g von Gewährsleuten M a n h a t e = M a n a h a t = el-Mäliha, ebenso jetzt B H H IV, [237] 63. Vgl. auch Käthe ELLIGER/ K. ELLIGER in BL, X V I - X V I I (Liste 2): Manahat in i . C h r 8,6 = Manhate; so zuletzt auch wieder M . HAR-EL, Jerusalem, 15. - Macht man sich nicht die Mühe, den Weg des beliebten Rückverweises bis zu CLAUSS zurückzuverfolgen (wenn CLAUSS überhaupt genannt wird), so entsteht der Eindruck, CLAUSS habe die Gleichsetzung Manhate = M a n a h a t = Wädi el-Menäh verläßlich nachgewiesen. Davon, wie auch von einer Lokalisierung von Manhate und Manahat, kann aber keine Rede sein. So haben mit Recht M. NOTH (Josua, 99) und zuletzt HAL, 569b, s.v. II *JIRUN, die Beziehung von Manahat, Μ α ν ο χ ω und el-Mäliha zu Manhate nur mit Vorbehalt erwähnt. 59
40
Vgl. EA 292, 29-38; zu seiner Ausdehnung wohl von der Mittelmeerküste im Westen bis hinter Ajalon und Zora im Osten vgl. W. HELCK, Beziehungen (1962), 191. 197, A n m . 109; ZOBEL, S t a m m e s s p r u c h , 90.
158
Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
D e r entscheidende Einwand gegen ZOBELS Zurechtlegung ist der, d a ß die von ihm vorgeschlagene Gleichsetzung der „Leute vom Gebirge" in EA 292 mit den Daniten d u r c h seine Darlegungen unbewiesen bleibt. Die Gleichsetzung hat als Ausgangspunkt u n d Basis nichts aufzuweisen als die Ähnlichkeit der N a m e n M a n o a c h u n d M a n h a t e , deren Vereinbarkeit in sprachlicher Hinsicht noch zu untersuchen sein wird 6 1 . Eine unbewiesene V e r m u t u n g ZOBELS bleibt es, d a ß die N i c h t e r w ä h n u n g von Z o r a und Ajalon in den Briefen der Söhne Milkilus den Verlust dieser Städte bedeuten müsse. D a s Schweigen kann rein zufällig sein u n d wäre bei der Lückenhaftigkeit der A m a r n a k o r r e s p o n d e n z nicht allzu verwunderlich. Aber selbst wenn Geser diese Städte verloren hätte, sehe ich nicht, w o r a u s hervorgeht, d a ß auf jeden Fall die „Leute vom Gebirge" sie erobert haben müssen. U n d wären sie es d e n n o c h gewesen u n d hätten tatsächlich M a n h a t e eingenommen, um die Stadt nach einer weiteren V e r m u t u n g ZOBELS aber wieder an A d d a d ä n i zu verlieren, so bleibt ZOBEL wiederum den hier entscheidenden H a u p t b e w e i s schuldig, d a ß es sich bei den „Leuten vom Gebirge" um die Daniten u n d bei dem angeblich M a n h a t e erobernden Teil derselben um eine „Sippe M a n h a t e " handle, die mit M a n o a c h , Simson u n d den D a niten in V e r b i n d u n g gebracht werden k ö n n e n . Entschieden gegen ZOBELS H y pothesen spricht auch f o l g e n d e r U m s t a n d : Die „Leute vom Gebirge" ( = D a n i ten) sollen nach ZOBEL etwa zwischen 1400 u n d 1370 v. Chr. Ajalon, Zora, M a n hate und wahrscheinlich damit den Hügelstreifen westlich von Jerusalem z u m Abfall in die Küstenebene besessen, den alten, starken Stadtstaat Geser bedroht, ja, vielleicht sogar das mächtige, in seiner Blüte stehende Bet-Schemesch um 1370 v . C h r . zerstört h a b e n 6 2 . Diese unbewiesene K o n s t r u k t i o n von einer sehr beträchtlichen danitischen M a c h t e n t f a l t u n g u n d beachtenswerten E r f o l g e n gegenüber mehreren traditionell mächtigen Stadtstaaten im 14.Jh. v . C h r . läßt sich schwerlich in verständliche Übereinstimmung u n d einleuchtenden historischen Z u s a m m e n h a n g bringen mit den vergleichsweise sehr bescheidenen, aber dennoch nicht erreichten Ansiedlungszielen des Danitenvorstoßes an der Ebene Ajalon, f ü r den in Ri 1,34. 35 a immerhin ein unzweideutiges Zeugnis vorliegt 6 3 , das auf das Ende des 13. Jh. v . C h r . weist 6 4 . Wie wäre der Verlust der verschiedenen, nach ZOBEL von den Daniten eroberten O r t e und Gebiete zu erklären, den die danitischen „Leute vom Gebirge" schließlich erlitten? Wieso hat sich von den von ZOBEL postulierten f r ü h e r e n großen Erfolgen der Daniten u n d ihrem N i e d e r g a n g keine Spur in der T r a d i t i o n erhalten? Die zahlreichen o f f e n bleibenden Fragen wie schon die ungesicherten V o r aussetzungen legen es deshalb nahe, die H y p o t h e s e n von ZOBEL vollständig fallenzulassen. Ein sachlicher Z u s a m m e n h a n g zwischen M a n h a t e und M a n o a c h bzw. den Daniten ließ sich somit nicht nachweisen. 3. Manoach und Μανοχω: W e n n einerseits Ri 1,34. 35 a der V e r m u t u n g eines Z u s a m m e n h a n g s zwischen M a n o a c h und dem O r t M a n h a t e aus EA 292,30 61
Vgl. unten, 163-165; sie ist, wie ich zu zeigen versuche, zweifelhaft.
62
ZOBEL, a . a . O . , 91 m i t A n m . 127.
63
Vgl.oben, 26ff.; ZOBEL hat in seinem Buch Ri 1,34.35a bezeichnenderweise nicht in
seine Untersuchung einbezogen! 64 Für einen terminus a quo vgl. oben, 143, für einen terminus ad quem oben, 35.
159
Ri 13
soeben zum Zwecke der Ablehnung entgegengehalten werden mußte, so kann jene Uberlieferung andererseits auf einen anderen und bisher nicht recht beachteten Punkt hinweisen, an den die Überlieferung von „Manoach", dem Vater Simsons „aus danitischem Geschlecht" angeknüpft werden kann. Bei der Untersuchung von Ri 1,34. 35 a war deutlich geworden, daß die Daniten vom Gebirge herab in Richtung auf die Ebene Ajalon vorgestoßen waren. W e r diesen Weg in umgekehrter Richtung nach Südosten verfolgt, gelangt von der Ebene Ajalon in die Gegend von Jerusalem. Tatsächlich stellt die Ebene Ajalon einschließlich der weiterführenden Wadis die wichtigste Verkehrsverbindung auf das nördliche Gebirge Juda und nach Jerusalem bzw. umgekehrt dar 6 5 . Es wurde daher schon oben 6 6 vermutet, daß die Daniten aus der Richtung und der Gegend von Jerusalem gegen die in Ri 1,35 a genannten Amoriterstädte vorgestoßen waren. N u n findet sich am südwestlichen Rand von Jerusalem in genauer Weiterführung einer Linie von Schaalbim über Ajalon nach Kirjat-Jearim, also der Vorstoßrichtung der Daniten nach Ri 1,34, nur knapp zehn Kilometer (Luftlinie) südöstlich von Kirjat-Jearim entfernt die Ortslage el-Mäliha, die allgemein mit dem im A T nur in Jos 15,59 LXX erwähnten Μ α ν ο χ ω gleichgesetzt wird 6 7 . Die Vermutung liegt nahe, daß zwischen diesem Namen und O r t auf der einen Seite und dem Mann Manoach aus danitischem Geschlecht auf der anderen Seite eine Beziehung bestehen könnte. Um diese Vermutung aber berechtigterweise vertreten zu dürfen, soll sie dreifach geprüft und begründet werden, nämlich in geographisch-territorialer und in historischchronologischer Hinsicht gegenüber den bisher sichtbar gewordenen Linien der Geschichte der Daniten sowie in sprachlicher Hinsicht auf die Verbindbarkeit der nur griechisch überlieferten Form des Ortsnamens Μ α ν ο χ ω mit dem hebräischen rtu» hin. Zum ersten ist bereits im vorhergehenden Absatz das Notwendige gesagt worden: Angesichts des relativ engbegrenzten Gebietes zwischen Jerusalem und el-Mäliha einerseits und dem Lager Dans westlich von Kirjat-Jearim (Ri 18,12) andererseits sowie der Tatsache, daß eine Wege-Verbindung von der Küstenebene nach Jerusalem hinauf über Ajalon und Kirjat-Jearim führt, somit das Danitenlager bei Kirjat-Jearim mit el-Mäliha am Südwestrand Jerusalems nahezu direkt verbindet, drängt sich unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Ri 1,34. 35a, wo eine H e r k u n f t der Daniten aus der Jerusalemer Gegend sich abzeichnete, die Vermutung eines Zusammenhangs zwischen Μ α ν ο χ ω und Manoach bzw. den Daniten geradezu auf. Sie findet erhebliche Unterstützung in Ri 18,3: D a ß die Daniten einen ehemals in Betlehem wohnenden Leviten als persönlichen Bekannten in fremder Umgebung erkennen und begrüßen, führte 65
V g l . G . DALMAN, J e r u s a l e m , 2 3 7 - 2 4 0 ; D . BALY, H a n d b u c h , 9 3 - 9 5 s o w i e 8 2 ( K a r t e )
und Karte IX; Y. AHARONI, Land, 55; zuletzt M. HAR-EL, Jerusalem, bes. 14 ff. 66 Vgl. oben, 30 f. 8 2 - 8 4 . 67 A. ALT, Institut 1926, 15; F.-M. ABEL, Geographie II, 377. O f t findet sich neben Zustimmung zu dieser Identifikation zugleich eine Identifizierung mit Manahat (z.B. bei M . NOTH, J o s u a , 9 9 ; J. SIMONS, G T T ,
151 [ § 3 1 9 ] ;
L. H . GROLLENBERG, B i l d a t l a s ,
60,
Karte 13) und auch noch mit Manhate (z.B. bei Y. AHARONI, a . a . O . , 161. 224. 3 0 0 f . 381; vgl. auch oben, Anm. 59). Zur Beschreibung des Gebiets von Μ α ν ο χ ω = el-Mäliha vgl. ALT, a . a . O . , und DALMAN, a . a . O . , 58. 2 1 0 f . 3 5 8 - 3 6 1 ; für detaillierte Karten vgl. DALMAN, a. a. O . , n a c h 3 9 0 ; J. SIMONS, a. a. O . , M a p I.
160
Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
nahezu notwendig zu der Auffassung, die Daniten müßten sich in einem Stadium ihrer Geschichte, das vor Ri 1,34. 35 a lag, in dem Bereich zwischen Jerusalem und Betlehem aufgehalten haben. Genau dort, ca. 6 Kilometer von Betlehem entfernt, liegt aber Μανοχω. Möglichkeiten persönlichen Kennenlernens zwischen Betlehemitern und Bewohnern von Μανοχω dürften sich angesichts dieser benachbarten Lage häufig geboten haben. Umgekehrt gesehen: Die allein aus Ri 18,3 nicht genauer erklärbare persönliche Bekanntschaft zwischen den Daniten und dem Leviten findet hier eine zwanglose Erklärung". Zum zweiten ist dies zu bedenken: Während Manoach der Richterzeit zugeordnet werden kann, gehört die einzige Erwähnung von Μανοχω in Jos 15,59 LXX zu einer administrativen Liste der Königszeit, deren jetzige Fassung und Zusammenfügung aus früheren Einzellisten nach einer längeren Geschichte von Veränderungen und Bearbeitungen zwar wohl nachexilisch ist, aber im Kern wie dem Einteilungssystem (Gausystem) vermutlich bis ins 9. Jh. hinaufreicht". Es darf wohl angenommen werden, daß die Liste auf ältere Vorlagen, vielleicht solche bis aus der Zeit Davids, zurückgreifen konnte 70 . Wann auch immer innerhalb der Geschichte dieser Listenüberlieferung Μανοχω erstmals in einer Listenfassung genannt worden sein mag, der Ort muß selbstverständlich bereits vor dieser Ersterwähnung existiert haben. Die günstige Lage des Ortes 7 1 und die Tatsache, daß er es war, der „sich mit Jerusalem in den Besitz der wirtschaftlich so wertvollen Rephaim-Ebene teilte" 72 , sprechen dafür, daß die Ortslage gern und schon seit ältester Zeit besiedelt worden sein dürfte. Daß diese an sich günstigen Faktoren keine Entwicklung zu größerer Bedeutung bewirkt haben, liegt wohl daran, daß der Ort im Schatten von Jerusalem stand. Damit mag es auch zusammenhängen, daß der Name nicht öfter im AT begegnet; ohne die Septuaginta-Uberlieferung hätte uns überhaupt keine Kunde von diesem Ort erreicht. Der Annahme, daß die Ortschaft Μανοχω bereits zu Beginn der Eisenzeit existiert hat, steht m.E. grundsätzlich nichts im Wege 73 . Wenn nun zum dritten die Möglichkeit sprachlichen Zusammenhangs zwischen Μανοχω und Γ Π 3 » geprüft wird, so muß dies zum Zweck einer möglichst 68
Vgl. oben, 82-84. " Vgl. neben den Jos-Kommentaren zuletzt besonders Y. AHARONI, Land, 297-304; P. WELTEN, Königs-Stempel, 93 ff.; Skizzen zum Gang der Diskussion um die Gauliste Judas, zu der Jos 15,21 ff. gehört, seit den grundlegenden Arbeiten von A.ALT: K.-D. SCHUNCK, Benjamin, 156ff.; P . W E L T E N , a.a.O., 94ff., auch O . K A I S E R , Einleitung, 132-134. 70 Vgl. F . M . CROSS j r . / G . E . W R I G H T , Province Lists, 2 2 4 f f . ; A . AHARONI, ProvinceList, 2 4 5 F . ; K . - D . SCHUNCK, a . a . O . , 1 6 2 ; WELTEN a . a . O . , 1 0 0 , Anm. 2 0 3 . 1 0 2 . 71 Eine „nach Westen, Norden und Osten von der Umgebung völlig isolierte Kuppe" (A.ALT, Institut 1926, 15); sie erhebt sich bis zu einer Höhe von 7 5 0 m (ABEL, a.a.O., 3 7 7 ) , v g l . a u c h DALMAN, a . a . O . , 72
ALT,
58.
a.a.O.; zur Fruchtbarkeit des Gebietes vgl.
DALMAN,
a.a.O.,
212; N . L.TID-
WELL, I n c u r s i o n s , 2 0 2 ( f f . ) . 73 Zu Wesen und Art frühisraelitisch-früheisenzeitlicher Siedlungen vgl. M . N O T H , Ansiedlung, 186 ff.; Y. AHARONI, Problems; DERS., Land, 176 f.; DERS., Settlement, 117 f.; V . F R I T Z , Bedeutung, 121 ff.; W . T H I E L , Entwicklung (1976), 385ff.; DERS., Entwicklung
( 1 9 8 0 ) , 9 2 f f . ; DERS., A n f ä n g e , 1 3 2 f f . ; A .
MAZAR, G i l o h ,
Iff.
161
Ri 13
sorgfältigen Absicherung in zwei Schritten geschehen: Zunächst soll nach der hebräischen Entsprechung des nur in griechischer Form erhaltenen Ortsnamens Μανοχω gefragt werden; sodann muß die erschlossene hebräische Form von Μανοχω mit dem Personennamen ΠΊ3» auf Vereinbarkeit hin geprüft werden. a) Μανοχω läßt folgende, nur orthographisch verschiedene Formen im Hebräischen erwarten: *ΠΠ3»74 oder *1Π3» oder *nnun oder *inua. Ein Blick auf die Ortsnamen des AT und seiner näheren Umwelt zeigt schnell, daß Μ α ν ο χ ω bzw. *nn[l]jn/*in[l]j» einem keineswegs seltenen Ortsnamentyp zuzurechnen ist 75 . b) Bei einer Gegenüberstellung von Μανοχω und *nn[l]J» bzw. *in[l]ja einerseits und man andererseits ergeben sich auf den ersten Blick scheinbar zwei Hindernisse für eine Verbindung beider Formen: Während sich bei nu» in der zweiten Silbe ein langer o-Laut findet, weist Μ α ν ο χ ω an entsprechender Stelle einen kurzen o-Laut auf. Da nun Μ α ν ο χ ω nur ein einziges Mal im AT genannt wird (Jos 15,59 LXX), auch man als Personenname in sehr begrenzter Zahl im AT vorkommt 7 ', ist ein Vergleich auf breiterer Basis nicht möglich. Ein allgemeiner Hinweis auf die Tatsache, daß die Anwendung der scriptio plena bzw. defectiva im Hebräischen durchaus inkonsequent geschieht 77 , Μανοχω vielleicht auf einer zufällig defektiv geschriebenen hebräischen Form beruhe, befriedigt allein ebensowenig wie ein Hinweis auf das leicht nachweisbare Schwanken der Formen bei der Übertragung hebräischer Eigennamen ins Griechische 78 . Mehr als diese zwar zutreffenden, aber recht allgemeinen Feststellungen vermag die Gegenüberstellung einer Auswahl von Ortsnamen in ihrer hebräischen (MT) und griechischen (LXX) Form zu überzeugen, die deutlich werden läßt, daß hinter einem kurzen o-Laut (OmTkron) in einem Ortsnamen der LXX im hebräischen Text des AT nicht nur ein kurzer, sondern durchaus auch ein langer o-Laut (plene oder defektiv geschrieben) stehen kann 7 '. 74 Vgl. hier und bei den folgenden Formen GesK, 31 ff. (§ 7); G. matik, 44-46 (§ 7 d - g ) ; W. BOREE, Ortsnamen, 65 ff. 75
BERGSTRÄSSER,
Gram-
V g l . W . BOREE, a . a . O . , 6 5 f .
76
Nur in Ri 13 (15X) und Ri 16,31, also immer für dieselbe Person, Simsons Vater, auch immer in derselben Schreibung. 77 Vgl. GesK, 34 f. (§ 7 g); BERGSTRÄSSER, Grammatik, 45 (§ 7e); R . M E Y E R , Grammatik I, 48 ff. (§ 9). 78 Vgl. BOREE, a.a.O., 8f.; BERGSTRÄSSER, a.a.O., 59 (§10c); F . W U T Z , Wege, 36f. (der allerdings nicht speziell auf die Übertragung von Eigennamen eingeht); I. S O I S A L O N - S O I NINEN, T e x t f o r m e n , 17 f. 2 9 f f . 79
Ich führe keines der sehr häufigen Beispiele auf, w o im M T ein langer o-Laut in Defektivschreibung gegenüber einem Omlkron in LXX auftritt, sondern nur eine Auswahl besonders deutlicher Beispiele, wo im M T ein langer o-Laut in Pleneschreibung steht und auch dafür sich in LXX ein Omlkron findet. MT
LXX
Belegstellen
lyny
Αροηρ
Jos 12,2; 13,9. 16. 25; Ri 11,26 (cj). 33; 2. Sam 24,5; Jer48,19
ViKJi&x
Εσθαολ
Jos 15,33 (LXX A ); 19,41 (LXX A )
162
Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
Ein weiteres Problem scheint der unterschiedliche Wortausgang bei Μ α ν ο χ ω bzw. der erschlossenen Form *nn[i]ja/*in[l]ja einerseits und nua andererseits, mit anderen Worten, der lange o-Laut des Wortausgangs im Falle des Ortsnamens, der dem Personennamen fehlt, zu bieten 8 0 . Jedoch liegt das eigentliche Problem dieses Wortausgangs in der Frage seiner sprachgeschichtlichen Herkunft und Entwicklung, die allerdings umstritten sind 8 1 . Dieser Streit ist jedoch für unsere Fragestellung nicht von Belang und kann auf sich beruhen. Wichtig ist dagegen, daß sich der lange o-Laut im Wortausgang entgegen andersartigen Erklärungsversuchen 8 2 als suffigierte Lokalkennzeichnung bestimmen läßt 8 3 . Damit erweist sich der unterschiedliche Wortausgang, nämlich MT
LXX
Belegstellen
Π31Β 131®
Σοκχωθ (LXX A ) Σοχχω (LXX B ) Σογχω
l.Sam 17,1 (bis); 2.Chr 11,7
n x n i'y
πηγη Ασορ
Jos 19,37
nxn
Ασομ (LXX B )
Jos 12,19
80
Daß dagegen das Patah furtivum hier kein Problem darstellt, da es lediglich ein die Koartikulation erleichternder Uberleitungsvokal ohne bedeutungsmodifizierende Funktion ist, außerdem eine sprachgeschichtlich späte Erscheinung darstellt (vgl. R . M E Y E R , Grammatik 1,93 [§22,3], bedarf keiner Erörterung. 81 Nach B O R E E ist das auslautende - 5 des hier besprochenen Ortsnamentyps eine sekundäre Kennzeichnung ursprünglich endungsloser Ortsnamen (Ortsnamen, 66f.). So einleuchtend dieses Ergebnis m. E. tatsächlich ist, so zweifelhaft scheint mir dagegen die weitere Annahme von BOREE, dieses -ö sei aus -ön durch Weglassen des / n / entstanden (a.a.O., 67); vgl. dagegen schon mit Recht J. B A R T H , Nominalbildung, 321 (§ 194c 2). 363f. (§ 224b); GesK, 233 f. (§ 85 v); B A U E R - L E A N D E R , 503 (561g 1 ). Unklarer ist die Herkunft des -ö: B A U E R - L E A N D E R , a.a.O., lassen die Frage offen, ebenso J. B A R T H , a.a.O., 364; anders wenig später H . B A U E R , Eigennamen, 75, dem „möglicherweise" R. M E Y E R , Grammatik I I , 42, meint zustimmen zu können, während schon W. BOREE gegenüber BAUER eine kritisch-fragende Stellung bezog (a.a.O., 67, Anm. 1). 82 Gleich zwei völlig verschiedene Deutungen des auslautenden -ö sind im Gegensatz zu BOREE (vgl. Anm. 81) im Rahmen von Erklärungen des Ortsnamens Ι Π ' Τ vorgetragen worden, wobei das -ö jeweils integrierender Bestandteil des zweiten Teils des als Kompositum gedachten Namens, nicht aber suffigierte Lokalkennzeichnung sein soll (J. H E J C L , Etymologie, 395ff.; G. R. D R I V E R , Brief Notes, 12f.). Mahnt aber schon die völlige Verschiedenheit der beiden Deutungen zur Vorsicht, so erregen die Kompliziertheit und die Notwendigkeit des Rückgriffs auf Sonderformen noch mehr Bedenken. Während KBL, 404b, DRIVERS Deutung hervorhob, hat HAL, 418b s.v., sie nicht mehr erwähnt, dafür aber, wenn auch mit Fragezeichen, die alte, u. a. schon von BOREE (a. a. O., 65) und bis heute meist vertretene Deutung (vgl. u.a. J. N E L I S , Art. Jericho. BL, 814-818, 814) als „Mondstadt" genannt, d. h. indirekt -ö als Lokalkennzeichnung akzeptiert. Neuestens halten H. W E I P P E R T / M . W E I P P E R T , Art. Jericho, 152 dies „vielleicht" für zutreffend. 83 Das machen besonders solche klar durchschaubaren Ortsnamen deutlich wie Ulm (vgl. BOREE, a. a. O., 66), in'!' (vgl. BOREE, a. a. O., 65 und oben, Anm. 82), 1T0J (vgl. BOREE, a.a.O., 65, Anm. 6), Π31& (vgl. K B L , 917a, s.v. *Π311Ρ; Μ. N O T H , Josua, 150); imp (vgl. BOREE, a.a.O., 66; KAI II, 172), aber auch ii>'® (?) (vgl. N O T H , a.a.O., 150), nsp ( B O R E E ,
Ri 13
163
die Lokalkennzeichnung bei dem Ortsnamen und deren Fehlen bei dem Personennamen, als völlig sachgerecht. Somit haben sich die beiden Hindernisse f ü r eine Verbindung der beiden untersuchten Eigennamen in sprachlicher Hinsicht als nur scheinbare erwiesen. In diesem Zusammenhang kann auch, besonders im Blick auf die obigen Thesen von ZOBEL, die Frage kurz ins Auge gefaßt werden, ob die soeben als sprachlich verbindbar gezeigten Namen man und Μ α ν ο χ ω bzw. *nn[l]j»/ * Ί Π [ Ί ] ί » auch mit dem Ortsnamen Manhate (EA292,30) verbunden werden können 8 4 . Dazu gilt es zu prüfen, wie Μαν0χω/*ππ[ΐ]30/*ΐπ[ι]3» im Amarnabrieftext vermutlich lauten würden und ob diese erschlossene Form mit dem Namen Manhate übereinstimmt. Ebenso ist zu erwägen, wie „Manhate", die N a m e n f o r m des Amarnatextes, im hebräischen Kontext lauten könnte 8 5 . a) Es ist zweckmäßig, bei dem Rekonstruktionsversuch drei alttestamentliche Namenbeispiele des Typs, dem Μ α ν ο χ ω / * π π [ ι ] 3 » / *ιπ[ι]3» zugehört, heranzuziehen, die ebenfalls in den Amarnabriefen genannt werden und zweifelsfrei identifiziert sind:
MT
LXX
EA
VTJ»
Μαγεδδω Μεκεδω
Ma-gid-da Ma-ki-da uru Ma-gi-id-da uru Ma-kid-da (Belege: ΚΕΑ, 1578; vgl. auch GÖRG, Untersuchungen, 137 ff.)
(z.B. Ri 5,19)
(z.B. Ri 5,19; l . K ö n 4,12)
13? (z.B. Ri 1,31)
Ακχω (z.B. Ri 1,31)
ID'
Ιοππη
uru
uru
uru
Ak-ka (Belege: ΚΕΑ, 1571)
uru
Ia-pu Ia-a-pu (Belege: ΚΕΑ, 1576)
uru
(ζ. Β. Jos 19,46)
(ζ. Β. Jos 19,46)
Während die erste zu rekonstruierende Silbe nach den genannten und auch anderen Beispielen 86 zweifellos Ma- lautet, werden die zweite und dritte, den obigen Beispielen entsprechend 8 7 , -nu-/-na- bzw. -hu/-ha lauten 8 8 . a . a . O . , 6 6 ; K A I I I , 1 8 4 , N r . 1 8 5 , 2 ) ; v g l . i n s g e s a m t BOREE, a . a . O . , 6 5 - 6 7 . F ü r Ί Π ' Τ v g l .
die
v o r i g e Anm., f ü r M A vgl. n e b e n A. KEMPINSKI, Art. M e g i d d o , 2 1 3 auch M . GÖRG, U n t e r s u c h u n g e n , 151 ff., bes. 154 f. 84
V g l . z u ZOBELS T h e s e n oben, 1 5 6 - 1 5 8 . V g l . d a z u Y. AHARONI, Land, 100 ff.; M . GÖRG, U n t e r s u c h u n g e n , passim; die O r t h o graphie der A m a r n a k o r r e s p o n d e n z ist allerdings nicht g e r a d e als r e g e l m ä ß i g z u b e z e i c h nen, vgl. Κ Ε Α , 1341; F. M . T . BÖHL, Sprache, passim. 85
86 Vgl. vgl. Κ Ε Α , 87 Vgl. und noch 88
z . B . u r u H a - s ü - r a = ΠΧΠ ( Κ Ε Α , 1575, dort Belegstellen); für w e i t e r e Beispiele 1571 f f . (Register). hierzu auch BÖHL, a . a . O . , 25 (§ 1 3 d - g ) . 34 ( § 2 3 c ) . 82 (§ 3 7 g ) . 87 (§ 3 7 o - r ) BERGSTRÄSSER, Grammatik, 1 4 3 - 1 4 5 (§ 25).
A u c h hierzu bei Κ Ε Α , 1 5 7 I f f . (Register) w e i t e r e Beispiele.
D e r E r z ä h l u n g s k r a n z über Simson (Ri 13-16)
164
V o n d e m Z w i s c h e n e r g e b n i s , d a s aus d e n drei N a m e n f o r m e n Μ α ν ο χ ω = * n n [ l ] i » / * i n [ l ] : a = * M a - n u / n a - h u / h a besteht, m u ß nun der Ortsname M a n h a t e ( u n l M a - a n - h a - t e , E A 2 9 2 , 3 0 ) sich d u r c h U n v e r e i n b a r k e i t a b h e b e n o d e r d i e s p r a c h l i c h e U b e r e i n s t i m m u n g m u ß o f f e n s i c h t l i c h w e r d e n . D a s erstere ist m. E. aus z w e i G r ü n d e n z u t r e f f e n d : Z u m einen w e i s t M a - a n - h a - t e am W o r t a n f a n g eine g e s c h l o s s e n e Silbe a u f 8 9 , w o g e g e n M a - n u / n a - , z w e i o f f e n e Silben, die erste u n d z w e i t e Silbe d e r ers c h l o s s e n e n F o r m * M a - n u / n a - h u / h a b i l d e n . D e r W o r t a u s g a n g - t e in M a - a n h a -te, d e r in d e r e r s c h l o s s e n e n F o r m * M a - n u / n a - h u / h a f e h l t , bildet e i n e n z w e i ten Unterschied zwischen beiden Ortsnamen, der nicht o h n e weiteres beiseite geschoben werden darf90. b) H a t sich d a m i t d i e N i c h t V e r e i n b a r k e i t u n d N i c h t Z u s a m m e n g e h ö r i g k e i t der N a m e n f o r m e n u n l M a - a n - h a - t e (EA 2 9 2 , 3 0 ) einerseits und * M a - n u / n a - h u / h a a n d e r e r s e i t s h e r a u s g e s t e l l t , s o k a n n n u n m e h r a b s c h l i e ß e n d als e i n e A r t G e g e n p r o b e die F r a g e n a c h d e r v e r m u t l i c h e n h e b r ä i s c h e n E n t s p r e c h u n g v o n M a n h a t e g e s t e l l t w e r d e n . M i t Blick auf d i e in A n m . 9 0 g e g e b e n e Z u s a m m e n s t e l l u n g 89
Ma-an- =
M a n - , vgl. BÖHL, a . A . O . , 4 (§ 2 d ) u n d
oft.
90
H.-J. ZOBEL macht sich die Sache zu leicht, wenn er in dem Bestreben, die N a m e n M a n o a c h u n d M a n a h a t mit M a n h a t e zu verbinden, den W o r t a u s g a n g -te in M a n h a t e k u r z u n d bündig so „erklärt", d a ß in den Amarnabriefen „häufig ein -te o d e r -ti an den O r t s n a m e n g e h ä n g t " werde (Stammesspruch, 89, Anm. 117). U b e r C h a r a k t e r u n d Bedeut u n g des -te o d e r -ti kein W o r t ! Es hat bei ZOBEL den Anschein, als k ö n n e dieses Element willkürlich a n g e h ä n g t oder auch weggelassen werden. Eine Zusammenstellung der von ZOBEL genannten (ebd.) u n d n o c h anderer Beispiele gibt aber klare A u s k u n f t über den C h a r a k t e r der keineswegs willkürlich a u f t r e t e n d e n E n d u n g -te/-ti: EA
MT
un,
Qi-el-ti, u r u Q i - e l - t e ( f ü r Schreibung u n d Belege vgl. ΚΕΑ, 1330f. 1577) (vgl. BOREE, a . a . O . , 40)
uru
H a - z a - t i , u r u Az-za-ti (vgl. ΚΕΑ, 1311.1574)
• m y > nry (vgl.BoREE, a . a . O . , 39)
un,
Gi-im-ti, u r u Gi-ti(vgl. ΚΕΑ, 131 I f . 1574)
ni, - n a
unl
irrun>y
As-tar-te, u r u As-tar-ti (vgl. ΚΕΑ, 1292. 1572)
( v g l . BOREE, a . a . O . , 4 8 )
Weitere Beispiele wären: u r u R u - b u - t e (vgl. ΚΕΑ, 1342. 1579) = * Γ 3 ΐ [ π ] > (vgl. BOREE, a . a . O . , 40; zur Identifikation mit H i r b e t er-Rumele (?) Y. AHARONI, Land, 151. 160-162. 285 f.); ü n l M u - u h - r a - a s - t i (vgl. ΚΕΑ, 1356. 1579) u n d viele andere. D a s A u f t r e ten von -te in u n l M a - a n - h a - t e bzw. Fehlen des Elements bei * M a - n u / n a - h u / h a ist also belangvoll u n d nicht zu vernachlässigen. D a ß die Amarna-Beispiele mit dem Bildungselement -ti/-te sowie die vermutlichen hebräischen Entsprechungen jeweils einzeln f ü r sich untersucht w e r d e n müssen, außerdem hinsichtlich des ursprünglichen C h a r a k t e r s eines affigierten -(a)t in O r t s n a m e n sprachgeschichtlich wohl keine einheitliche Bestimm u n g möglich ist, b r a u c h t hier n u r festgestellt, aber nicht weiter erörtert zu w e r d e n (vgl. dazu BOREE, a . a . O . , 35ff., bes. 4 1 - 4 3 . 45f.).
Ri 13
165
von N a m e n f o r m e n aus den Amarnabriefen kann m. E. wenig Zweifel daran bestehen, d a ß f ü r M a n h a t e eine hebräische Form *nnj» > ΠΠ3» zu erwarten ist". Mit diesem Ergebnis aber wird die von H.-J. ZOBEL92 vermutete Verbindung von M a n h a t e und n u n (sowie den Manahatitern) auch vom sprachlichen G e sichtspunkt her als u n z u t r e f f e n d erwiesen 9 3 . Das Ergebnis des letzten Abschnittes lautet somit: Die Ortsnamen M a n h a t e und Μ α ν ο χ ω bzw. *nn[l]3n/*in[i]3J3 können sprachlich nicht miteinander verbunden werden. 4. Zusammenfassung des Exkurses: N a c h e i n a n d e r und unabhängig voneinander wurden die öfters behaupteten, aber fast nie einer umfassenden und detaillierten P r ü f u n g u n t e r w o r f e n e n Möglichkeiten von Beziehungen zwischen den in der Exkurs-Überschrift genannten Personen(-Gruppen) und O r t e n untersucht. D e r historisch-geographische und der sprachliche Untersuchungsgang erbrachten jeweils in den einzelnen Abschnitten übereinstimmende Ergebnisse hinsichtlich Vereinbarkeit bzw. Nichtvereinbarkeit. D a n a c h besteht a) zwischen Π13Β und Μ α ν ο χ ω ein hohes M a ß an historisch-geographischer Vereinbarkeit, das dadurch zusätzlich gestützt wird, d a ß beide N a m e n sprachlich miteinander verbunden und in eine sachlich einleuchtende Beziehung zueinander gebracht werden k ö n n e n . Dies ist sogleich noch weiter a u s z u f ü h r e n . b) Dagegen ist zwischen n u n und Μ α ν ο χ ω einerseits und dem N a m e n uru M a - a n - h a - t e ( E A 2 9 2 , 3 0 ) andererseits weder sachlich noch sprachlich ein Z u s a m m e n h a n g nachweisbar. c) Ein Z u s a m m e n h a n g zwischen π υ » / Μ α ν ο χ ω u n d den erst in nachexilischer Zeit nach N o r d j u d a gelangten Manahatitern bzw. M a n a h a t , dem in l . C h r 8,6 genannten O r t gänzlich unklarer Lokalisation, ist schon wegen dieses sehr großen zeitlichen Abstandes überaus unwahrscheinlich, ganz abgesehen von der völligen Unklarheit über den O r t M a n a h a t . Solange nicht neue Gesichtspunkte auftauchen, sollte daher mit den drei voneinander unabhängigen Traditionselementen, die sich herausgeschält haben, nämlich M a n o a c h / Μ α ν ο χ ω , (kalebitischen) Manahatitern bzw. M a n a h a t sowie dem O r t M a n h a t e in EA 292,30 gerechnet werden.
Wenn nun wieder an die Nennung des Namens Manoach in Ri 13,2 angeknüpft wird, so geschieht das unter dem Eindruck des Ergebnisses des obigen Exkurses, demzufolge ein Zusammenhang zwischen dem Personennamen Manoach und dem Ortsnamen Μανοχω (Manöhö) 91
So schon BOREE, a.a.O., 45; oder soll man an eine Wurzel M N denken? Stammesspruch, 89; vgl. oben, 156-158. 93 Es bleibt schließlich zu fragen: Besteht ein sprachlicher Zusammenhang zwischen Μ α ν ο χ ω / π υ η und Manahat? Er ist vertreten (BAUER-LEANDER, 608 [§ 77 i]), andererseits eher mit Zurückhaltung betrachtet bzw. abgelehnt worden (vgl. Μ. NOTH, IPN, 228 mit Anm. 11 und DERS., Josua, 99. 147). Tatsächlich sollte man Manahat von n:n ableiten (anders NOTH, Josua, 147); nicht völlig auszuschließen ist allerdings die Herleitung von nu. Wie immer man entscheidet, eine Untersuchung erübrigt sich hier, da selbst im Falle einer sprachlichen Beziehung das obige Ergebnis historischer NichtZusammengehörigkeit von Manoach und Manahat allein damit nicht umzustoßen wäre. 92
166
Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
angenommen werden kann. Die Vermutung, daß hinter dem Namen des Vaters Simsons noch mehr bzw. anderes stecken könnte als nur der Name eines danitischen Mannes, ist allerdings nicht neu. Verschiedentlich findet sich die Auffassung, Manoach sei die Personifikation oder der Ahn oder Eponym einer danitischen Sippe, Simson sei nachträglich zum „Sohn" des Sippeneponymen, der Eponym zum „Vater" Simsons erklärt worden ' 4 . Verallgemeinert gehört dieser Tatbestand zu der insgesamt in der entsprechenden Gattung der Weltliteratur, aber auch schon innerhalb des AT nicht selten anzutreffenden Erscheinung, daß eine Beschreibung der Jugend oder gar der (wunderbaren) Umstände der Geburt hervorragender Persönlichkeiten, ihrer Bedeutung entsprechend ausgeschmückt, nachträglich den bereits umlaufenden Erzählungen über ihre Taten, die sie berühmt machten, hinzugefügt worden ist 95 . Daß dabei nach Möglichkeit und Kenntnis an Lokaltraditionen, Namen u.ä. aus dem Umkreis des Lebensgebietes des jeweiligen Helden angeknüpft wird, versteht sich von selbst 96 . Hinzu kommt, daß solche nachträglich angefügten Geburts- und/oder Jugendgeschichten wie Ri 13 eine Neigung zu typischer Struktur und charakteristischen Motiven aufweisen. Da die typischen Züge der Erzählung 97 natürlich kein 94
S o u . a . E . REUSS, G e s c h i c h t e , 1 3 3 ; E . MEYER, I N , 3 4 0 . 5 2 7 ; K . BUDDE, R i c h t e r ,
93;
H . GUNKEL, S i m s o n , 5 0 ; H . GRESSMANN, S A T I, 2 , 2 3 8 ; S . A . C O O K , T h e o p h a n i e s , 3 7 3 . 3 8 2 ,
in letzter Zeit H . GESE, Art. Simson, 42; H.-J. ZOBEL, Stammesspruch, 89; zuletzt R. BARTELMUS, Heroentum, 97f., Anm. 120; vgl. auch E.TÄUBLER, Studien, 88, Anm. 2. 95 Bei Ri 13 wiesen darauf und auf die damit zusammenhängende Neigung zur Typik u . a . K.BUDDE, a . a . O . , 91 f.; H . GUNKEL, a . a . O . , 48; C . F. BURNEY, J u d g e s , 336 f.; H . GRESSMANN, a . a . O . , 240; O . EISSFELDT, Q u e l l e n , 81; R . KITTEL, G e s c h i c h t e II, 42 m i t
Anm. 5; M. N o r a , IPN, 223, Anm. 4; S.A. COOK, a . a . O . , 374; E.TÄUBLER, a . a . O . , 85; J. BLENKINSOPP, S t r u c t u r e , 68; E.JENNI, A r t . S i m s o n , 1800; H . GESE, A r t . S i m s o n , 4 2 f . ;
H . SCHULTE, Entstehung, 84; zuletzt BARTELMUS, a . a . O . , 79ff., bes. 101; J. C. EXUM, Promise; allgemein R. RENDTORFF, Mose, 159 mit Anm. 31 (Lit.); vgl. auch unten, Anm. 97. " Es geht viel zu weit, anknüpfend an den Namen „Simson" (Deminutiv von van: N o r a , IPN, 38; R.MEYER, Grammatik II, 37 u.v.a.; anders z.B. C. F. BURNEY, a . a . O . , 352) und den des zum Lebensraum Simsons gehörenden Ortes Bet-Schemesch Simson f ü r einen vorisraelitischen Sonnengott oder -heros zu halten (so früher u. a. E. STEINTHAL, Ζ VPs
2 [1862],
1 1 0 f f . ; Η . STAHN, S i m s o n s a g e ;
E.MEYER, I N ,
529;
G.HÖLSCHER,
Ge-
schichtsschreibung, 67. 89; A. LODS, Israel, 350; zuletzt wieder BARTELMUS, a . a . O . , 79ff., bes. 97; zu differenzieren versucht BURNEY, a . a . O . , 391-408. Allenfalls mag in dieser Gegend von Bet-Schemesch Sonnenverehrung existiert haben (so u.a. R.KITTEL, Geschichte II, 42 mit Anm. 2; A . T . E. OLMSTEAD, History, 272; vgl. auch S.YEIVIN, C o n quest, 115), was die Benennung eines Sohnes durch die Eltern als „Sönnchen" hinreichend verständlich macht. Kritisch gegenüber Simson als Sonnengott oder -heros bzw. seiner Verbindung mit Sonnenmythos f r ü h e r u.a. E. BERTHEAU, Richter, 21 I f f . 219; Ε . REUSS, G e s c h i c h t e , 133; Κ . BUDDE, a . a . O . , 1 0 9 f . ; H . GUNKEL, a . a . O . , 61 f f . ; R . KITTEL,
a . a . O . , 42f.; H . GRESSMANN, a . a . O . , 249; V. ZAPLETAL, Richter, 214. 249ff.; in neuerer Zeit u . a H . GESE, a.a.O., 43; E.JENNI, a.a.O., 1799; Α. E. CUNDALL, Judges, 155. 160; R . G . BOLING, J u d g e s , 2 2 3 f.; H . RINGGREN, R e l i g i o n , 42 f. 97
25,21;
a) Die Unfruchtbare gebiert doch: Ri 13,2f. 7. 24, vgl. Gen 11,30; 16,1 ff.; 18,9ff.; 29,31; 30,22; l . S a m l , 2 f f . b) Furchtbarkeit des Göttlichen: Ri 13,6, vgl.
Ri 13
167
spezifisch danitisches Gepräge besitzen, besteht f ü r sie hier kein weiteres Interesse. Großes Gewicht kommt dagegen den atypischen Elementen, Namen usw. zu, die als Kristallisationskerne für die Komposition von Ri 13 gedient haben, d.h. den spezifisch danitischen Zügen. Welche gehören dazu? 1. Zweifellos ist hier der Name Manoach zu nennen; in ihm liegt eine schlechterdings unerfindliche Tradition vor 9 8 . Wie mag dann aber der Zusammenhang zwischen Manoach und Μ α ν ο χ ω konkret beschaffen sein? Die Beobachtung, daß der Name Μ α ν ο χ ω (Manöhö) seiner Bedeutung nach viel eher zu einem O r t als zu einer Person p a ß t " , bekommt hier Gewicht. Dazu kann eine bemerkenswerte Parallele im Richterbuch herangezogen werden. Als Vater des Gileaditers Jiftach (Ri 11,1a) wird „Gilead" genannt (Ri 11,1 b). Das Vorkommen des Eigennamens als Landschafts- und als Personenname in unmittelbarem Zusammenhang überrascht. Gilead ist ursprünglich (vorisraelitischer) Landschaftsname 10°, nicht aber Personenname; er hat sich auch später nicht zum Personennamen entwickelt 101 . Dieser auffallende Tatbestand in Ri 11,1 wird deshalb am einfachsten dadurch erklärt, daß in bzw. mit Ri 11,1b ein Glossator 1 0 2 Jiftach mangels genauerer Kenntnis genealogisch durch Verwendung der territorialen Herkunftsbezeichnung als Vatersnamen zu verankern suchte, m.a.W., die allein bekannte landschaftliche H e r k u n f t wurde personifiziert 1 0 3 . Ganz ähnlich liegen die Dinge m.E. bei Manoach und Μ α ν ο χ ω (Manöhö). Wiederum findet sich im Zusammenhang einer nachträglichen Ergänzung des Hauptteils eines Erzählungskranzes eine Herkunfts- und Ortsbezeichnung, die Gen 28,17. c) Besonderer Name der (göttlichen) Erscheinung, Frage nach jenem: Ri 13,17-19, vgl. Ri6,24, auch Gen 32,30 und vielleicht E x 3 , 1 3 f . d) Gastfreundschaft gegenüber göttlichen Wesen: Ri 13,15 ff., vgl. Ri 6,18 ff., auch Gen 18,1 ff. e) Das Opfer im Feuer auf dem Felsen: Ri 13,19 f., vgl. Ri 6,20 f. f) Todesfurcht wegen des Anblicks Gottes: Ri 13,22, vgl. Ri 6,22 f. wie auch Gen 32,30; Ex 33,20. 23; Jes 6,5. - Für umfassenden Vergleich zwischen Ri 13 und Ri 6 vgl. W . B Ö H M E , Darstellung; S.A. C O O K , Theophanies; W. R I C H T E R , Untersuchungen, 140-143; P. K Ü B E L , Epiphanie; Y . Z A K O VITCH, Sacrifice; J . C . E X U M , Promise; R. BARTELMUS, a.a.O., 91 ff.; L . R O S T , Studien, 17 ff. Für Typisches sowie Strukturfragen in Ri 13 vgl. außerdem BURNEY, Judges, 336 f. 3 4 7 F . ; H . G R E S S M A N N , a.a.O., 238-240; J. BLENKINSOPP, Structure; zuletzt S O G G I N , Judges, 230. 98
Vgl. oben, 151 f. „Ruhe-Ort", vgl. oben, 151 f. mit Anm. 15 und unten, 254 mit Anm. 154. 100 So M . O T T O S S O N , Gilead, 2 2 - 2 9 ; R. DE V A U X , History, 7 4 8 ; C. H. J. DE G E U S , Tribes, 1 1 0 ; zur Etymologie des Namens vgl. O T T O S S O N , a . a . O . , 1 5 - 1 7 . 101 Abgesehen von Ri 11,1 als echter Personenname nur l.Chr 5,14 für einen Gaditen z.Zt. Jotams von Juda und Jerobeams II. von Israel, vgl. W. R U D O L P H , Chronikbücher, 46-49. 102 Vgl. K . B U D D E , a.a.O., 83; B U R N E Y , a.a.O., 303f. 308; C. A. S I M P S O N , Composition, 45; W. R I C H T E R , Überlieferungen, 496f.; M. O T T O S S O N , a . a . O . , 157f. 99
103
S o C. F. BURNEY, a . a . O . , 308; e b e n s o s c h o n OETTLI, Richter, 266.
168
Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
zum Vatersnamen des Helden umfunktioniert worden ist, da die Nennung eines Vatersnamens in einer Heldengeburtsgeschichte, d.h. die Abstammungsfrage, dem Ergänzer anscheinend wichtig erschien, jedoch nur die Herkunft dem Orte nach bekannt war. So entstand - allerdings etwas notdürftig 104 - aus dem Ortsnamen *nn[l]3?a/*in[l]3tt der „Personenname" nun. Zu beachten ist übrigens, daß der Eigenname des Vaters Simsons im Erzählungsablauf von Ri 13 sachlich ebenso entbehrt werden könnte wie der der Mutter, der tatsächlichen Hauptperson 105 ; bei ihr fehlt er in der Tat 106 . Bei Entbehrlichem dürfte aber die Wahrscheinlichkeit einer Erfindung geringer sein als bei unentbehrlichen Erzählungselementen. Es ergibt sich, daß Μ α ν ο χ ω (Manöhö) eine Ortschaft ist, mit der die danitische Überlieferung Beziehungen und Erinnerungen verbindet, m. a.W., wo einmal Daniten gewohnt haben werden 107 . Dieses Ergebnis steht mit Ri 1,34. 35 a und Ri 17-18 in bester Übereinstimmung bzw. ergibt sich aus diesen Traditionen in Verbindung mit dem Traditionselement „Manoach" 108 . 2. Die grundlegende Angabe, daß Simson und sein „Vater" Manoach „aus danitischem Geschlecht" (Ri 13,2) stammen, ist zwar gelegentlich bezweifelt worden 10 ', jedoch ohne stichhaltige Begründung 110 . So darf diese Angabe als zutreffend angesehen werden. 104
Vor allem wegen seiner inhaltlichen Bedeutung, vgl. oben, Anm. 15. Ihr besonderes Gewicht f ü r die Erzählung unterstrich zuletzt EXUM, Promise, bes. 48. 53. 58 f. 106 In Ri 14 wurden die Eltern Simsons ursprünglich sogar überhaupt nicht erwähnt (vgl. unten, 176, Anm. 146). Z u r einzigen weiteren namentlichen N e n n u n g Manoachs (Ri 16,31a) vgl. unten, 186-188. 107 Unweit dieser Ortschaft hat neuestens A. MAZAR eine frühisraelitische Siedlung der Früheisenzeit aufgedeckt (Giloh, I f f . ; DERS., Sites, 167ff.)! 108 Vgl. oben, 30 f. 82 ff. Dabei erledigt sich wohl auch die Anschauung, Manoach sei Personifikation der Sippe Simsons bzw. der (einer) danitischen Sippe (vgl. oben, 166 mit Anm.94); vielmehr ist hier ein f r ü h e r e r danitischer Wohnort personifiziert. 105
109
V o n E . MEYER, I N , 5 2 7 - 5 2 9 ( d a g e g e n s c h o n A . A L T , E r w ä g u n g e n , 161, A n m . 1); S. A . COOK, T h e o p h a n i e s , 374; G . HÖLSCHER, G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g , 89; A . G . VAN DAA-
LEN, Simson, 54 ff. 124 f.; zuletzt von R. BARTELMUS, Heroentum, 97-100. Gegen die Auffassung, Manoach und Simson seien als Daniten betrachtet worden, nur weil in der Gegend, in der beide beschrieben werden, die Daniten einmal gewohnt hätten (so zuerst H . STAHN, Simsonsage, 80), braucht nur gesagt zu werden, daß nach allen bisherigen Ergebnissen die Daniten sich vor der N o r d w a n d e r u n g gerade nicht zwischen Zora und Eschtaol festsetzten konnten, deshalb dort auch keine danitische Traditionsbildung erfolgt sein kann; d. h. die Manoach-Simson-Überlieferung konnte nicht an eine danitische Lokaltradition anschließen! 110 R. BARTELMUS (a.a.O., 96-100) trennt künstlich und unnötig in Ri 13 eine Altarbau- oder O p f e r - von einer Zeugungs- oder Geburtsgeschichte mit der Konsequenz, d a ß der Simson der Geburtsgeschichte mit dem Daniten Manoach aus der Altarbaugeschichte nichts zu tun haben, also kein Danit sein könne. Wenn BARTELMUS jedoch M a n o a c h in einem Teil von Ri 13 vermißt, erklärt sich das so, daß Manoach dort schlicht keine Funk-
Ri 13
169
3. In Verbindung mit Manoach und Simson erwähnt Ri 13 folgende lokale Haftpunkte: Manoach ist „aus Zora" (V. 2); als Ausgangspunkt der Abenteuer Simsons wird das „Lager Dans zwischen Zora und Eschtaol" genannt (V. 25); schließlich spielt ein Felsaltar, offenbar zwischen Zora 111 und Eschtaol 112 , eine wichtige Rolle. Mit dem letztgenannten Haftpunkt beginnend, kann wenig Zweifel bestehen, daß es sich bei dem Ri 13,19 f. genannten Felsaltar um denjenigen handelt, der im Jahre 1884 etwa 700 Meter südöstlich von Sar'ä in Richtung auf 'Artüf und „schon auf dem Gebiet dieses Dorfes" 113 gefunden worden ist. Er stellt eine bemerkenswert konkrete lokale Verwurzelung der Erzählung tion auszuüben hat! Manoach und seine (namenlose) Frau haben in der gesamten Geschichte ohnehin nur eine Rolle am Rande zu spielen, da sie f ü r das allein wichtige T h e m a des Kapitels, das selbst nur vorgebautes, hinführendes „Portal" zu den eigentlichen Heldengeschichten ist (GRESSMANN, SAT I, 2, 240; SOGGIN, Judges, 230 f.), nämlich die wunderbare Geburt des zukünftigen Recken, nun einmal unentbehrlich sind: Die Mutter als Gebärerin, der Vater als Verkörperung der Abstammung. Danach verschwinden sie vollständig von der Bühne (zu Ri 14,1-10 vgl. unten, Anm. 146). Ich sehe also nichts, was BARTELMUS berechtigen könnte, zwei ursprünglich unabhängige Geschichten in Ri 13 zu unterscheiden. BARTELMUS entzieht seiner Auffassung auch selbst den Boden, wenn er an anderer Stelle ( a . a . O . , 99, Anm. 132) Manoach als Konstruktion des Bearbeiters erklärt. Damit hängt BARTELMUS' angebliche selbständige Altarbaugeschichte ohne den Altarbauer irgendwie in der Luft. Aus welchem Material soll nach BARTELMUS die Person des Manoach aber konstruiert sein? Ri 13,25 und die Manahatiter ( l . C h r 2 , 52. 54) kommen d a f ü r (gegen BARTELMUS, a. a. O., 97, Anm. 120; 99) nicht in Frage (vgl. oben, 152ff. [zu l . C h r 2,52.54] und u., 170ff. fzu Ri 13,25]). Vielmehr ist die durchaus zusammengehörige Altarbau- und Geburtsgeschichte eine der typischen Heldengeburtsgeschichten, deren reale Grundlagen der Ortsname M a n ö h ö (vgl. o., 167 f.) und ein Altar bei Zora darstellen (s. unten, sogleich), wogegen das Erzählungsmuster vor allem auf Ri 6,11-24 zurückgeht (vgl. unten, 188, Anm. 194). Die Verflüchtigung des urwüchsigen, allzumenschlichen Simson zu einem Halbgott (BARTELMUS, a.a.O., 97, dagegen oben, Anm. 96) stellt die Sache eher auf den Kopf. Die damit verbundene unnötige Entwurzelung Simsons vom danitischen Wurzelboden, dessen Elemente M a n o a c h / M a n ö h ö und das Lager Dans zwischen Zora und Eschtaol sind, zwingt BARTELMUS, die Simsonerzählung im Stamm Juda beheimatet zu sehen, was sich nicht rechtfertigen läßt, ebensowenig wie BARTELMUS die von ihm selbst gestellte Frage, warum Simson auf den Stamm D a n übertragen worden sei, einleuchtend zu beantworten vermag ( a . a . O . , 99f.). 111
Zu Identifizierung und Lage vgl. oben, Anm. 3. Früher meist mit Eschwa' in Verbindung gebracht (vgl. E. BERTHEAU, Richter, 220 und die meisten Kommentare danach; neuestens wieder SOGGIN, Judges, 236), aber ohne archäologische Grundlage (M. NOTH, Josua, 94). Die stereotype Verbindung beider N a men in Ri 13-18 weist auf N ä h e zu Zora. Die Namenähnlichkeit E s c h t a o l - E s c h w a ' reicht aber wohl nicht zur Identifizierung aus, deshalb denken A. ALT (Erwägungen, 152, 112
A n m . 5 ) , K . ELLIGER ( A r t . E s h t a o l , 4 4 5 ) , J . SIMONS ( G T T , 1 4 6 [ § 3 1 8 ] ) , J . STRANGE ( I n h e r i -
tance, 121) lieber an 'Artüf, was gut zur Beschreibung der Gegend durch C. SCHICK paßt (Artuf, 131 ff.). Allerdings hat A. KUSCHKE die Gleichsetzung Eschtaol = 'Artüf als noch nicht ausreichend gesichert bezeichnet (Beiträge, 312). 113
C. SCHICK, Artuf, 140, dort detaillierte Beschreibung (140 f. mit T f . III; G. DALMAN, Schalensteine, 41-43; R. KITTEL, Felsaltäre; AOB, 445; E. GRANT, Ain Shems Excavations 1, PI. III; A. REICHERT, Art. Altar, Abb. 2, 3).
170
Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
Ri 13 innerhalb des eng begrenzten Gebietes von nicht mehr als ca. 1000 m Durchmesser zwischen Zora und Eschtaol dar, die zu den beiden anderen Ortsangaben vorzüglich paßt 114 . Eben diese beiden Angaben in V. 2 und V. 25, auf den ersten Blick problemlos vereinbar, dürften, wie nähere Betrachtung erweist, wohl doch nicht ohne weiteres zugleich zutreffen. Manoach wohnt in Zora (V. 2). Sein Sohn Simson lebt und beginnt sein „Wirken" nach V. 25 „im Lager Dans", in der Talebene „zwischen Zora und Eschtaol", nicht in Zora und/oder in Eschtaol. Wenn ein Gebiet in seiner Ausdehnung durch zwei Orte, die es begrenzen, gekennzeichnet wird, ist damit beileibe nicht vorausgesetzt, daß diese mit zu jenem gerechnet werden müssen. Ein Gebiet wie der Bereich des Wädi el-Mutlaq bzw. der eines Lagers in demselben wird daher völlig zutreffend und verständlich mit den es einschließenden bzw. begrenzenden Orten beschrieben, ohne daß dadurch die Notwendigkeit des Einschlusses beider Orte in das „Lager" gegeben ist. V. 2 mit der klaren Voraussetzung städtischen Wohnens Manoachs fügt sich nicht ungezwungen zu V. 25, der ein Lagerleben andeutet. Nach dem, was sich bisher zur Geschichte der Daniten feststellen ließ, wäre es ein ebenso auffälliger wie schwer erklärbarer und belegbarer Tatbestand, wenn sie sowohl Zora als auch Eschtaol und schließlich auch noch ein Lager zwischen diesen beiden Orten bewohnt haben sollten 115 . Zwar kann man bei Halbnomaden grundsätzlich mit abwechselndem Wohnen in oder bei städtischen Ansiedlungen sowie zu anderer Jahreszeit in Lagern im Steppenbereich rechnen. Dieser konkrete Fall liegt aber insofern anders, als unmittelbar benachbart und dauernd-gleichzeitig anscheinend Wohnen in Stadt und Lager angedeutet scheint; darüber hinaus bezöge sich dieses Wohnen in Zora und Eschtaol und außerdem im Lager zwischen den Orten auf eine sehr kleine Gruppe, die damit ja völlig zerrissen und aufgelöst wäre, wenn man bei einer so kleinen Gruppe, vielleicht ein 18 n'3, überhaupt solche Zersplitterung wahrscheinlich machen kann. Auffallenderweise müßte die Trennungslinie in der Wohnweise sogar den Familienkern zerschneiden, indem der Vater (Manoach) in der Stadt Zora, der Sohn 114 Es kann sich bei dem Felsen nicht um einen Brandopferaltar entsprechend Ri 13,19f. handeln (so mit Recht früher D A L M A N , a.a.O., 42, neuestens G A D E G A A R D , Altar, 35; ROST, Studien, 23, Anm. 14). Das bestätigt indirekt, daß Ri 13 eine mit Hilfe von wenigen danitischen Traditionselementen, vor allem aber in vielen Details nach Vorbild von Ri 6, besonders auch mit dem dort erwähnten Brandopfer, ausgestaltete Einleitungserzählung zu Ri 14 f. ist. Selbstverständlich kann das Faktum des Felsaltars von Sarä die Erzählung in Ri 13 nicht „beweisen" oder bestätigen (A. REICHERT, a.a.O., 7), bekräftigt aber unzweifelhaft, daß die sekundäre Geburtsgeschichte, der Simsontradition Ri 13,25*; 14 f. folgend, genau hier zwischen Sar'ä und 'Artüf die Legende anzusiedeln genötigt war. 115 Besitz beider Orte durch die Daniten nahm z.B. C. F. BURNEY, Judges, 339f., an, vgl. dagegen schon oben, 81 f. 134-137.
171
Ri 13
(Simson) im „Lager Dans zwischen Zora und Eschtaol" wohnt 1 1 6 . Angesichts dessen dürfte die Frage berechtigt sein: Ist eine der beiden Angaben in V. 2 und 25 unkorrekt bzw. unzutreffend? Gebührt einer von beiden der Vorrang? Zum Zweck der Klärung dieser Frage muß der jeweilige Stellenwert von V. 2 und V. 25 innerhalb von Ri 13 geprüft werden. Ri 13,2 muß als integrierender Bestandteil der Geburtsgeschichte angesehen werden, als unverzichtbare Einleitung mit der notwendigen Einführung der Hauptpersonen und ihrer f ü r die Erzählung wesentlichen Umstände. Ri 13,25 dagegen wurde schon vor längerer Zeit als eine kurze Notiz in volkstümlichem Stil, der Volksüberlieferung entnommen, charakterisiert 1 1 7 , die außerhalb der Geburtsgeschichte steht 1 1 8 . Für die Frage nach dem Wert beider Mitteilungen bedeutet dies: Als Bestandteil der Geburtsgeschichte, die nachträglich komponiert und den Simsonerzählungen vorgeschaltet wurde 1 1 9 , verliert die Aussage, Manoach sei „aus Zora", an Gewicht als Primärinformation, zumal der Gestalter der Geburtsgeschichte die konkrete und daher so zuverlässig wirkende Herkunftsangabe f ü r Manoach aus der merkwürdigen und unerfindlichen Notiz Ri 13,25 geschöpft haben kann, indem er kurzerhand den erstgenannten O r t in Ri 13,25 als Herkunftsort verwandte 12°. Ja, der Entwicklungsweg muß sogar so verlaufen sein, denn der umgekehrte Weg, daß Ri 13,25 aus 13,2 geschöpft sei, ist dadurch schon ausgeschlossen, daß dann die Erwähnung von Eschtaol in V. 25 in der Luft hinge, die Nennung dieses Namens und seine H e r k u n f t in diesem Zusammenhang unerklärt bliebe 121 . Daher muß die Lokalinformation in Ri 13,25 derjenigen in Ri 13,2 vorgezogen werden; jene stellt die Primärangabe dar, von der diese abgeleitet ist. V. 25 zufolge haben Daniten in einem „Lager Dans" zwischen Zora und Eschtaol gelebt, 116 D a s „Haus seines Vaters" (Ri 14,19) kann nicht beweisen, daß Simsons Vater auf jeden Fall in einem (gemauerten) H a u s in Zora wohnte, sondern meint hier eher die Rückkehr Simsons in den „Schoß der Familie", den „Hausstand seines Vaters", vgl.
E . JENNI, A r t . N ' 3 , 3 1 1 ; H . A . H O F F N E R , A r t . JI'3, 117
118
636-638.
Η . GUNKEL, S i m s o n , 4 6 ; H . GRESSMANN, S A T I, 2 ,
241.
GRESSMANN, a . a . O . , 241; vgl. auch E.TÄUBLER, Studien, 65; zuletzt J. C. EXUM, Promise, 45 f., Anm. 8, früher schon O . EISSFELDT, Quellen, 84. EISSFELDTS Bemerkung aber, die Lokalangabe in V. 25 sei unangebracht, leuchtet ebensowenig ein wie seine A u f fassung, sie zerreiße den Zusammenhang mit Ri 14,1; im Gegenteil, die Merkwürdigkeit der Angabe (auch EISSFELDT betont sie!) spricht für ihre Unerfindlichkeit. 119 Sie soll dem Ganzen „eine theologische Deutung" geben (E. JENNI, Art. Simson, 1800; vgl. auch SOGGIN, Judges, 236); vgl. auch oben, 166 mit Anm. 95 sowie Anm. 110. 120 Diese aus dem Blickwinkel eines Historikers etwas (zu) unbekümmerte H a n d lungsweise mag durch sein vorrangig theologisches Interesse verständlich werden, dem er historisch-geographische Details unterordnete. 121 Aus Ri 18,2. 8. 11, w o beide Ortsnamen sekundäre Glossen sind, kann der Ortsname Zora nicht stammen ( s . o . zu diesen Stellen); Ri 16,31 ist in den genannten Fakten keine selbständige Uberlieferung, sondern wesentlich aus Ri 13,25 geflossen (vgl. dazu unten, 186-188). S o bleibt Ri 13,25 als Ursprung der Ortsnamenkenntnis in V . 2 übrig.
172
Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
d.h. im Bereich des Wädi el-Mutlaq einschließlich vielleicht dessen Verlängerung auf Eschwa' zu. In welchem Verhältnis steht dieses „Lager Dans" zwischen Zora und Eschtaol zur Zeit Simsons zu dem „Lager Dans" „westlich von KirjatJearim" (Ri 18,12)? Es ist nicht unverständlich, d a ß bei d e m A u f t r e t e n z w e i e r O r t e b z w . Lager D a n s in s o relativ g e r i n g e r E n t f e r n u n g v o n e i n a n d e r 1 2 2 nicht selten die A n s c h a u u n g vertreten w o r d e n ist, e i n e der b e i d e n O r t s a n g a b e n sei als sekundär, als Irrtum, V e r w e c h s e l u n g der e i n e n mit der a n d e r e n o . a . z u b e t r a c h t e n 1 2 3 . E i n e r anderen A u f f a s s u n g z u f o l g e w ä r e n beide „Lager D a n s " identisch u n d z w i s c h e n Z o r a u n d E s c h t a o l g e l e g e n 1 2 4 . A n d e r e V e r s u c h e , das a u f f a l l e n d e N e b e n e i n a n der z u klären, s e h e n die L ö s u n g in einer T e x t ä n d e r u n g 1 2 5 o d e r a u c h in völlig anderen K o m b i n a t i o n e n mit d e m N a m e n „Lager Dans", die schließlich z u d e m Ergebnis f ü h r e n , d a ß der N a m e b z w . die Lager mit d e n D a n i t e n ü b e r h a u p t nicht in B e z i e h u n g z u b r i n g e n s i n d 1 2 6 . A u ß e r d e m gibt es seit l a n g e m die M e i -
122
Ca. 12 Kilometer, vgl. C. SCHICK, Artuf, T f . II. Die N e n n u n g des „Lagers Dans" erklärte in Ri 18,12 f ü r sekundär, in Ri 13,25 f ü r ursprünglich: E. REUSS, Geschichte, 135 f.; umgekehrt sahen Ri 13,25 als aus Ri 18,12 123
b z w . 1 6 , 3 1 g e s c h ö p f t a n : z . B . K . BUDDE, R i c h t e r , 9 7 . 121; E . MEYER, I N , 526, A n m . 2; C . F. BURNEY, J u d g e s , 353; Ο . EISSFELDT, Q u e l l e n , 84; C.A.SIMPSON, C o m p o s i t i o n , 56; J.SIMONS, G T T , 3 0 1 ( § 6 0 6 ) ; H . - J . ZOBEL, S t a m m e s s p r u c h , 93. BARTELMUS, H e r o e n t u m ,
99, kommt durch fehlende Untersuchung von Ri 13-16. 17-18 und ohne Beachtung von deren überlieferungs- und redaktionsgeschichtlichen Gesamtverhältnissen im Blick auf die „Lager D a n s " zu ganz unhaltbaren Kombinationen. 124 H . GRESSMANN, SAT I, 2, 238; anscheinend auch DE VAUX, History, 776. 125
S . A . COOK, T h e o p h a n i e s , 3 7 2 f.
126
So R. VAN DER HART, Camp, 720 ff.: Die beiden „Lager D a n s " seien ursprünglich Ruheplätze der Lade während der regelmäßigen Ladewanderung, wobei „ D a n " „presumably a title of the divinity connected with the Ark" sein soll (724). Sekundär seien in Ri 13-18 die „Lager Dans" zu Lagern von Daniten-Flüchtlingen umgedeutet und absichtlich in Zusammenhang mit den negativ verstandenen Gottesbildern Michas und der unwürdigen Priesterschaft Schilos (für VAN DER HART ist das Micha-Heiligtum identisch mit dem Schilo-Heiligtum!) gebracht worden. VAN DER HART sieht hierin eine gezielte Diskreditierung der mit dem Ladekult früher verbundenen Heiligtümer D a n und Schilo, ins Werk gesetzt durch Kreise des Jerusalemer Heiligtums. - Bei näherem Hinsehen erweisen sich jedoch nahezu alle Einzelargumente VAN DER HARTS als nicht ausreichend begründet bzw. die Voraussetzungen als haltlos. Zweifelhafte Stützen der These VAN DER HARTS sind z.B.: Seine Wiederbelebung der Textänderung p K in JIIK (Ri 18,30) ohne neue Argumente f ü r die Änderung (722 f.), vgl. dagegen oben, 109; die Auffassung vom Erkennen des Leviten am Singen von H y m n e n o. ä. (Ri 18,3) (722), vgl. dagegen o., 82-84; unbewiesen bleibt VAN DER HARTS Identifikation des Micha-Heiligtums mit dem Schilo-Heiligtum (721) und andere Folgerungen und Kombinationen (Weggang des Leviten Michas mit den Daniten verursachte letztlich den Verlust der Lade an die Philister! [722f.]; die „Lager Dans" seien keine Siedlungen gewesen [720 f.], vgl. gegen die letztere Behauptung oben, 170 f.; unhaltbar ist auch die phantasiereiche und gewagte „Identifikation" des „Lagers Dans" bei Kirjat-Jearim mit dem Hause des Abinadab [ l . S a m 7,1] sowie des „Lagers Dans" zwischen Zora und Eschtaol mit dem Feld Joschuas [ 1. Sam 6,14] durch VAN DER HART [ 7 2 5 - 7 2 8 ] ) .
Ri 13
173
nung, beide „Lager Dans" hätten durchaus nebeneinander bestanden 127 , eine Meinung, die schon insofern Beachtung finden muß, als das Ungenügen der vorhergenannten nicht zu übersehen ist. A. ALT hat die letztgenannte Auffassung weitergeführt auf der Grundlage der zutreffenden Annahme, die Daniten seien, wenn von einem Lager die Rede ist, wohl noch nicht fest angesiedelt. Daher deutete er die beiden Lager als wechselweise aufgesuchte Sommer- bzw. Winterlager 128 . Dem stimmte TÄUBLER12' weitgehend zu und unterstützte ALT durch Hinzufügung einer fast zeitgenössischen Parallele 13°. Beide haben damit zumindest gezeigt, daß keine zwingende Notwendigkeit besteht, eine der beiden Lager-Traditionen zu eliminieren. Ein Mangel der grundsätzlich diskutablen These besteht aber darin, daß die Möglichkeit solchen Weide- und Ortswechsels noch nicht beweist, daß genau dies im Falle der Daniten und der beiden „Lager Dans" tatsächlich stattgefunden hat 131 . So ist auch nach anderen Lösungsmöglichkeiten Ausschau zu halten. Μ. E. ist der Gedanke wichtig und weiterführend, daß nichts zu der Voraussetzung zwingt, beide „Lager Dans" als gleichzeitig existierend zu betrachten. Nach den bisherigen Ergebnissen ist es höchst unwahrscheinlich bzw. sogar auszuschließen, daß die Daniten in der Zeit vor der Abwanderung aus dem „Lager Dans" westlich von Kirjat-Jearim, d.h. in der Zeit vor dem und um das Geschehen, das Ri 1,34. 35a beschreibt 132 , ein Lager zwischen Zora und Eschtaol haben einrichten können. Aus Ri 1,34. 35 a war nichts über einen dem Vorstoß ins Ajalontal vorausgehenden Siedlungsversuch im Gebiet von Zora und Eschtaol zu entnehmen, obwohl ein entsprechender Versuch bei unserer begrenzten Quellenlage nicht prinzipiell und von vornherein völlig auszuschließen ist. In dem Falle, daß ein solcher Versuch stattgefunden hätte, wäre es auf jeden Fall sehr schwer verständlich, daß der den späteren Parallelversuch im Ajalontal bezeugende Verfasser von Ri 1,34. 35 a einen solchen vorhergehenden Versuch gegenüber dem Nordostausläufer des Wädi es-Sarär nicht gleich mit erwähnt hätte. Ein solcher Versuch müßte aber jedenfalls mit Sicherheit fehlgeschlagen sein, denn im gegenteiligen Fall des Erfolgs 133 entfiele jegliche Motivation für den dann als zweiten Versuch zu rechnenden Vorstoß gegen das Ajalontal sowie nach dessen Fehlschlagen 127
S o u . a . E. BERTHEAU, Richter, 220; V . ZAPLETAL, Richter, 214; F. NÖTSCHER, R i c h -
ter, 56. 69. 128 Erwägungen, 152. 129 Studien, 64-70. 130 A . a . O . , 66. 131 Das wird auch nicht durch ALTS Bemerkung, Erwägungen, 152, Anm. 7, gesichert: Es ist durchaus zu bezweifeln, daß eine zweimal (!) vorkommende Formulierung als „stereotype Ortsbestimmung" (ALT) bezeichnet werden kann, zumal die Formulierung „Lager Dans zwischen Zora und Eschtaol" in Ri 16,31 von der in Ri 13,25 abhängig ist (vgl. unten, 186-188). 132 Vgl. oben, 2 6 - 3 5 . 9 2 - 9 5 . 133 Das die Gegend beherrschende Bet-Schemesch müßte die Besetzung der ihr gegenüberliegenden Bergstadt Zora oder mindestens das danitische Einnisten im Gebiet von Zora und Eschtaol geduldet, die eingedrungenen Daniten dann aber doch wieder vertrieben haben, weil sonst der folgende Vorstoß gegen die Ebene Ajalon in der Luft hinge bzw. für ihn kein Motiv vorläge. Das bedeutet aber eine Belastung durch mehrere zusätzliche Hypothesen.
174
D e r Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
schließlich für die Abwanderung, die aber unzweifelhaft stattgefunden hat, und zwar aus dem „Lager Dans" westlich von Kirjat-Jearim U 4 . Einzig möglich ist somit vielleicht ein - jedenfalls fehlgeschlagener! - Angriff oder eine Erkundung mit hoffnungslosem Ergebnis vor oder unmittelbar nach dem Mißerfolg gegenüber der Ebene Ajalon, obwohl das Fehlen jeglichen Zeugnisses hiervon diese ohnehin sehr geringe Möglichkeit noch schwer belastet. Die hinter Ri 13-16 deutlich stehende und, wie zu zeigen sein wird, durchaus reale und nachweisbare Einrichtung eines Lagers Dans zwischen Zora und Eschtaol kann man darauf keinesfalls bauen. In diese Richtung weist es auch, daß die Nordwanderung, zumal sie unter schwierigen und nicht ungefährlichen Bedingungen vorbereitet und durchgeführt wurde, nicht ohne eine Motivation denkbar ist, die auf der Einsicht in die Zwecklosigkeit weiterer Siedlungsbemühungen im bisherigen Gebiet westlich bzw. nordwestlich von Jerusalem basierte. Da eine Lagermöglichkeit zwischen Zora und Eschtaol diese Motivation auflöste, bedeutet dies alles, daß das in Ri 13,25 eindeutig bezeugte Lagern von Daniten zwischen Zora und Eschtaol nicht vor, sondern nur nach der Nordwanderung wahrscheinlich gemacht werden kann. Das führt unweigerlich zu der weiteren Vermutung, das Ri 13-16 vorausgesetzte Wohnen zwischen Zora und Eschtaol müsse sich auf einen nicht mit nach Norden gezogenen Teil der Daniten beziehen 1 3 5 . Eine genaue zeitliche Eingrenzung der hier behandelten Situation muß zunächst zurückgestellt werden, bis die eigentlichen Simsonerzählungen auf ihren Zeitbezug hin untersucht worden sind 136 . Zur Frage des Verhältnisses beider „Lager Dans" zueinander kann zunächst festgehalten werden: Es spricht nichts g e g e n die bisher von uns vertretene Auffassung, derzufolge das „Lager Dans" westlich von Kirjat-Jearim als das ältere, bis zur N o r d w a n d e r u n g eines Teils der D a niten einzige Lager D a n s und damit als der Ausgangspunkt der N o r d wanderung anzusehen ist. Weiterhin hat sich als wahrscheinlich erwiesen, daß zu einem bisher nicht näher bestimmbaren späteren Zeitpunkt ein anderes, jedenfalls zur Zeit Simsons existierendes „Lager Dans" zwischen Zora und Eschtaol entstanden ist. D i e näheren Umstände, die es den im Süden verbliebenen Daniten ermöglichten, sich in die fruchtbare Talebene zwischen beiden Orten einzuschieben sowie der genauere Zeitpunkt des Abwanderns dieser Danitengruppe aus dem alten Lager westlich von Kirjat-Jearim nach Südwesten 1 3 7 bleiben im D u n -
134
Vgl. schon oben, 9 2 - 9 5 . Die Vermutung, daß sich die Danitengruppe bei Gelegenheit der N o r d w a n d e r u n g teilte, ergab sich schon bei der Untersuchung von Ri 18 (vgl. oben, 91 f.). Wer diese M ö g lichkeit von vornherein ausschließt, ist genötigt, Simson vor die N o r d w a n d e r u n g zu datieren (für Vertreter dessen vgl. oben, 92, Anm. 119); dagegen vgl. oben, 91, Anm. 117. 136 Vgl. unten, 1 7 5 - 1 8 0 . 1 9 1 . 137 Für das Beziehen des neuen „Lagers Dans" zwischen Zora und Eschtaol ergibt die Obergrenze der Zeit Simsons immerhin einen terminus ad quem, vgl. unten, 178-180. 135
Ri 14-15
175
kel 1 3 8 . Vermutlich ging aber der Übergang von dem früheren zum späteren „Lager D a n s " nicht unmittelbar nach der Abwanderung der späteren „Lajisch-Daniten" vonstatten, da eine etwas längere Lagerzeit zumindest der im Süden bleibenden Gruppe die Verwurzelung und lange Lebensdauer der Tradition vom „Lager D a n s " westlich von Kirjat-Jearim besser erklärt, die immerhin noch einem späten Bearbeiter der Erzählung Ri 17-18 bekannt war 1 3 9 . So ergibt sich schließlich folgende Sicht: Die Notiz vom „Lager Dans" westlich von Kirjat-Jearim (Ri 18,12) bewahrt eine Uberlieferung aus der Zeit des fehlgeschlagenen danitischen Vorstoßes gegen Amoriterstädte an der Ebene Ajalon (Ri 1,34. 35 a); aus diesem Lager wanderte nach dem Mißerfolg ein Teil der D a niten nordwärts ab 1 4 0 . Das „Lager D a n s " zwischen Zora und Eschtaol (Ri 13,25) bildet eine zweite, selbständige Uberlieferung, völlig sachgemäß und nicht zufällig nur im Zusammenhang mit der noch genauer einzugrenzenden Zeit und den Geschichten um Simson genannt. V o r der danitischen N o r d wanderung existierte als einziges „Lager D a n s " dasjenige westlich von Kirjat-Jearim; das „Lager Dans" zwischen Z o r a und Eschtaol bestand zur Zeit Simsons ebenfalls als einziges Danitenlager 1 4 1 . Es beherbergte den nicht mit nach N o r d e n gewanderten Rest der Danitensippe, der einige Zeit nach Abzug des anderen Teils seinerseits das Lager bei KirjatJearim aufgegeben haben wird und statt dessen „zwischen Zora u n d Eschtaol" Fuß fassen konnte.
4.2. Ri 14-15 Das erste Erlebnis Simsons beginnt damit, daß er eine Philisterin 1 4 2 sieht, die ihm gefällt und die er heiraten möchte (Ri 14,1. 7 f.). Dabei ist wichtig, daß allem Anschein nach die Anwesenheit von Philistern im
138
Daß dies für die bei weitem keine Sippe umfassende Restgruppe der Daniten möglich war, leuchtet besonders ein zu einer Zeit, als Bet-Schemesch nach Zerstörung der reichen und mächtigen Stadt Stratum I V B (ca. 1190 v.Chr.) eine Phase des Niedergangs und des Zerfalls der ethnischen Einheitlichkeit erlebte (vgl. oben, 32 f.). 139 Vgl. oben, 92-95.136. ho Yg| schon oben, 93 f.; 144; anders (Nordwanderung vom „Lager Dans" zwischen Zora und Eschtaol aus) zuletzt u.a. R. de Vaux, History, 776; W.Thiel, Entwicklung (1980), 102. 141 Uber vermutliche Lager der Nordwanderer bis zur Lajisch-Eroberung kann nichts gesagt werden; von solchen ist hier abgesehen. 142 Anders A. van Selms, Man, 74: Eine Frau „probably ... from the old Canaanite stock".
176
Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
Lande, speziell in Timna 1 4 3 , für den Erzähler im Rahmen der dargestellten Zeitumstände nichts (mehr) war, was Aufsehen erregen konnte, was erklärt oder betont werden mußte. Dies ist ein - wenn auch nicht sehr genauer - Hinweis auf die obere Zeitgrenze f ü r die Simsonereignisse. Da das Eindringen der Philister in Palästina innerhalb des Seevölkersturms relativ genau auf 1176/75 v.Chr. datierbar ist 144 , besteht angesichts des Eindrucks, den die Philister als seit geraumer Zeit im Lande befindliche Gruppe machen, kein Anlaß, die hier vorliegende Situation auf eine Zeit vor der Mitte des 12.Jh. v.Chr. zu deuten. In diese Richtung weist die offensichtliche Unbefangenheit des Verkehrs zwischen Israeliten (Daniten) und Philistern 145 , ebenso auch die Tatsache, daß ohne das Lautwerden irgendwelcher Bedenken Kontakte bis hin zu einer Heirat als akzeptabel angesehen werden 1 4 6 . Das f ü r das Entstehen solcher Kontakte notwendige allmähliche Kennenlernen braucht seine Zeit. Die Philister sind anscheinend bereits im Lande fest etabliert; im philistäisch besetzten Timna haben sie sich eingerichtet (Ri 14,18) 147 , bestellen Felder und Gärten bzw. lassen dies von der älteren, jetzt Untertanen Bevölkerungsschicht tun (Ri 15,5). Nach dem unerfreulichen Ausgang der Hochzeitsfeier Simsons, den Simson rächend mit dem groben Brandstiftungs-Schabernack quittiert 143 T i m n a wird nach neueren F o r s c h u n g e n nicht m e h r mit H i r b e t Tibne, s o n d e r n mit Teil el-BatäsT identifiziert (Y. AHARONI, P E Q 90 (1958), 28 f."; DERS., Land, 248; dem
f o l g e n d u. a. Z . KALLAI-KLEINMANN, T o w n Lists, 145; G . E.WRIGHT, E v i d e n c e , 76; Κ . ΕΙΧΙ-
GER, Art. T h i m n a ( t ) , 1972; Β. MAZAR, Cities, 66; J. STRANGE, Inheritance, 121. A u s g r a b u n g e n auf d e m T e l l seit 1977: G . L. KELM/Α. MAZAR, T e l B a t a s h ( T i m n a h ) . I E J 27 (1977), 1 6 7 f.; 2 8 ( 1 9 7 8 ) , 1 9 5 f.; 2 9 ( 1 9 7 9 ) ,
241-243.
144
Vgl. oben, 42 mit Anm.31.
145
Vgl. A . VAN SELMS, J u d g e , 308; Α. Ε . CUNDALL, J u d g e s , 161.
146
Dagegen scheinbar Ri 14,3; jedoch wird seit längerem mit Recht angenommen, das Elternmotiv in Ri 14,1-10 sei sekundär eingefügt wie auch Ri 13 sekundär vor Ri 14-15 gestellt worden ist (vgl. schon H. GUNKEL, Simson, 47; auch C. A. SIMPSON, Composition, 57; vorsichtig H . W . HERTZBERG, A T D 9, 230; zuletzt H . SCHULTE, Entstehung, 83 und J. A. WHARTON, Secret, 55). Zu den durch die Einarbeitung des Elternmotivs entstandenen Unstimmigkeiten vgl. u. a. K. BUDDE, Richter, 97 f.; C. F. BURNEY, Judges, 353-355; Α. SCHULZ, Richter, 77 f.; H. GRESSMANN, SAT I, 2, 241 f. 244; anders, aber nicht überzeugend, O. EISSFELDT, Quellen, 84; A. G. VAN DAALEN, Simson, 94 f. Über Ri 14,1-10 hinaus spielen die Eltern nicht mehr die geringste Rolle; alle sie betreffenden Teile in Ri 14,1-10 lassen sich auch ohne Hinterlassen einer Lücke herauslösen (14,2-4. 5a. 6 a [Π1Π' n n l'ty ni>sm].b.9a [ab v a s - ^ x 10 [nur V3K]). So ist die Wahrscheinlichkeit sekundärer Einfügung groß. Als Urheber muß man an den Schöpfer der Geburtslegende Ri 13 selbst oder an einen Redaktor bei der Verknüpfung von Ri 13 mit dem Komplex Ri 14 f. denken. Mit dem Elternmotiv entfällt auch der ebenfalls sekundäre philisterkritische Akzent (14,3). 147 Die l'yn (Ri 14,18) stehen auf Seiten der philistäischen Braut, sie werden von ihr 'ay '31 genannt (V. 16f.), sind also Philister (so u.a. BUDDE, a.a.O., 100; BURNEY, a.a.O., 355). Daraus kann nicht geschlossen werden, in Timna lebten nur Philister; gesichert ist dagegen ein etablierter philistäischer Stadtbevölkerungsanteil.
177
Ri 14-15
(Ri 14,10-15,5), „zogen die Philister hinauf" (Ri 15,6) nach Timna, um den Schwiegervater Simsons und seine Familie als die eigentlichen Verursacher des Schadens zu strafen. Von w o her sie „hinaufziehen", ist wohl kaum zweifelhaft, nämlich von Ekron 148 . Diese Stadt darf sehr wahrscheinlich als philistäische Neugründung im Laufe des 12. Jh. v. Chr. angesehen werden 149 . Da die Philister nach ihrem Eindringen in Palästina und ihrer Niederlage gegen Ramses III. (1176 v.Chr.) zunächst mit schweigender Billigung oder sogar Förderung durch den Pharao, nach anderer Anschauung aber eher gewaltsam und gegen den Willen Ägyptens, Aschkelon, Aschdod und Gaza besetzten 150 und damit eine Weile beschäftigt waren, wird noch einige Zeit vergangen sein, bis sie das im Hinterland gelegene Ekron gegründet 151 , sich - wiederum wohl kaum sofort danach - von dort aus allmählich nach Timna als Vorpostensiedlung 152 vorgeschoben 153 und neben der alteingesessenen 148
E k r o n = H i r b e t e l - M u q a n n a ' (nach J. NAVEH, K h i r b a t al-Muqanna', 87 ff. 165 ff.),
d e m z u s t i m m e n d u . a . J. SIMONS, G T T , V f ; B. MAZAR, C i t i e s , 6 5 f f . ; Y. AHARONI, L a n d , 2 4 8 ; G . E . WRIGHT, E v i d e n c e , 76; Τ . C . MITCHELL, P h i l i s t i a , 4 0 5 f.; K . A . KITCHEN, P h i l i -
stines, 62; vgl. auch K. ELLIGER, Art. E k r o n , 385; anders M . NOTH, Josua, 75; W . F. ALBRIGHT, Syria, 509, Anm. 3; S. HERRMANN, Geschichte, 123 ( = ' Ä q i r ) . 149
K . ELLIGER, a . a . O . , 3 8 5 ; Y. AHARONI, L a n d , 2 5 1 f.; G . E . W R I G H T , a . a . O . ; T . C .
MITCHELL, a . a . O . , 4 1 2 ; W . HELCK, B e z i e h u n g e n ( 1 9 7 9 ) ,
142.
150
D e r ersteren A n s c h a u u n g neigen zu z.B. A.ALT, Tempel, 228 ff.; G. E. WRIGHT, Evidence, 74; Y. AHARONI, a . a . O . , 246f.; W. F. ALBRIGHT, a . a . O . , 511; A. STROBEL, Seevölkersturm, 74. 87. 91 f. 98. 214; die letztere ziehen vor z.B. R. STADELMANN, Abwehr, 1 6 8 - 1 7 0 ; M.WEIPPERT, R e z . D o t h a n , 3 f.; K . A . KITCHEN, P h i l i s t i n e s , 60; W . HELCK, Be-
ziehungen (1979), 141. D a ß beide Anschauungen W a h r e s enthalten, meinen A. MALAMAT, Decline, 34; G. Α. LEHMANN, „Seevölker"-Herrschaften, 81 f. 151 Vielleicht kann man ein oder zwei J a h r z e h n t e als Zwischenzeit veranschlagen. Κ. A. KITCHEN ist abgeneigt, die Philisteransiedlung in den Iniandstädten E k r o n u n d G a t „much after their final establishment in the m o r e coastal towns" a n z u n e h m e n ( a . a . O . , 61; so f r ü h e r auch E.AUERBACH, Wüste, 165 f.). Einleuchtender nimmt B. MAZAR ein m e h r schrittweises u n d langsameres V o r d r i n g e n ins Inland an (Philistines and the Rise, 10). D a f ü r spricht auch, d a ß E k r o n eine N e u g r ü n d u n g , nicht aber eine s o f o r t „beziehbare" Stadt war; eine Parallele f ü r langsames Wachsen einer Philisterneugründung stellt Teil Q a s l l e d a r , v g l . B . MAISLER ( M A Z A R ) , I E J 1 ( 1 9 5 0 - 5 1 ) , 6 1 f f . 1 2 5 f f . 1 9 4 f f . ; T . D O T H A N /
I. DUNAYEVSKY/A. MAZAR, A r t . T e i l Q a s i l e , 9 6 3 f f . ; H . MÜLLER-KARPE E n d e , 68 f. V g l . a u c h
unten, Anm. 153. 152
T i m n a als „a suburb" (Β. MAZAR, Philistines and their Wars, 175), „a subsidiary" (AHARONI, Land, 252) Ekrons; falls die Stadt in der SpBr wirklich nicht befestigt war, wie die bisherigen Ausgrabungen vermuten lassen (vgl. IEJ 28 [1978], 195; 29 [1979], 242), wäre sie eine relativ leichte Beute der vordringenden Philister von E k r o n gewesen. Für Philisterware vgl. IEJ 27 (1977), 167; 28 (1978), 195 f. 153 Für allmähliches, schrittweises Ansiedeln sowie anschließendes Vorschieben u n d Ausbreiten nach Osten in Z u s a m m e n h a n g mit dem fortschreitenden Machtverfall Ägyptens nach Ramses III. (vgl. oben, 46) vgl. neben A. ALT und B. MAZAR (in Anm. 150 f.) auch
H.H.
ROTCLEY, J o s e p h ,
85;
K.M.
KENYON, A r c h ä o l o g i e ,
219 ff.; G . A.
LEHMANN,
a . a . O . , 7 9 f f . ; W . HELCK, a . a . O . , 141-143; S. HERRMANN, Geschichte, 123. Bei einem Stand der A u s d e h n u n g nach Osten bis T i m n a (vgl. AHARONI, a . a . O . , 249 = M a p 19) hat es anscheinend eine gewisse Pause innerhalb der Ostexpansion der Philister gegeben
178
D e r Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
kanaanäischen Bevölkerung 1 5 4 festgesetzt haben. D a ß Timna nur ein Philistervorposten, eine vorgeschobene Siedlung war, mag dadurch Bekräftigung finden, daß anscheinend militärische Macht der Philister im Bedarfsfalle aus Ekron „hinaufziehen" mußte (Ri 15,6), also nicht in Timna selbst oder gar in Bet-Schemesch stationiert war. An die Einrichtung eines Netzes von Philisterposten im Bereich der israelitischen Stämme selbst, wie sie in der verschärften Situation besonders nach der Konfrontation bei Afek ( l . S a m 4 ) kennzeichnend wurden 1 5 5 , ist aber anscheinend noch nicht zu denken. Das alles rechtfertigt als oberste Zeitgrenze f ü r die Situation der Simsonerzählungen die Mitte des 12. Jh. v.Chr. einschließlich etwa der folgenden beiden Jahrzehnte. Die gespannte Situation zwischen Israel und Philistern kurz vor der Zeit der Afekschlacht (Mitte 11. Jh. v. Chr.) ist noch in keiner Weise spürbar 1 5 6 . So liegt die untere Zeitgrenze f ü r die Geschehnisse um Simson eher einige Zeit vor der Mitte des 11. Jh. v.Chr. Für Simson kann demnach etwa der Zeitraum des letzten Drittels des 12. und des 1. Drittels des 11. Jh. v.Chr. als der wahrscheinlichste gelten. Die Richtigkeit dieser Eingrenzung läßt sich noch bekräftigen, ja, die vorgeschlagene Zeitspanne vielleicht noch ein wenig verringern. Es fällt auf, daß nirgends, wann immer die Philister in den Simsonerzählungen nach Osten vorrücken, etwas von Okkupationsabsichten im Hintergrund zu spüren ist, die über den erreichten Besitzstand der Philister hinausgingen. Stets handelt es sich um Re-Aktionen auf Taten Simsons (Ri 15,4 f. und 15,6; 15,8 und 15,9), nicht aber (gleichzeitig) um Offensiven mit dem Ziel der Einrichtung von Posten und Stützpunkten zur andauernden Ausweitung und Befestigung philistäischen Einflusses. Von der angege(AHARONI, a . a . O . , 252; KENYON, a . a . O . , 219). Insofern muß nach dieser Konsolidierung eine zweite Phase der Philisterexpansion nach Osten von der ersten unterschieden werden, die erst nach 1100 v.Chr. begann. In der Zeit nach der Eben-Eser/Afek-Niederlage Israels ( l . S a m 4 ; 2. Hälfte des 11. Jh. v.Chr.) lag die Grenze zwischen Israel und Philistern erst w e n i g östlich von T i m m a bei Bet-Schemesch ( l . S a m 6,12). Vgl. noch unten, 179 mit Anm. 161. 154
Timna war keine Philistergründung (gegen G. E. WRIGHT, Evidence, 76), denn die w o h l erste Stadt stellten die Ausgrabungen in der MBr fest (G. L. KELM/A. MAZAR, IEJ 29 [1979], 242) sowie „a continuous stratigraphic sequence" über S p B r I ( ? ) , SpBr II (zwei Strata), Ei I (philistäisch), Ei II (drei Strata) bis zur Perserzeit; vgl. noch IEJ 28 ('78), 196. 155 l . S a m 10,5; 13,3f.; 14,1. 4. 6. 11. 15; 2 . S a m 23,14. H i n z u k o m m e n noch unregelmäßige Überfälle und Streifscharunternehmen der Philister: 1. Sam 13,16 ff.; 17, I f f . ; 23,1. 27. D a ß nicht noch mehr derartiges bekannt ist, wird Zufall sein (ALT, Staatenbildung, 10, Anm. 4).; selbst ein Teil der genannten Fälle ist nur gelegentlich anderer Darlegungen mit erwähnt; vgl. auch G. A. LEHMANN, a . a . O . , 87f.; N . L.TIDWELL, Incursions, 200 f. 156 YG] A VAN SELMS, Judge, 308 f. In anderer Absicht, aber völlig richtig, stellte TÄUBLER, Studien, 86, fest: Es „ w e i s t . . . alles überwiegend auf Vorkommnisse und Erfahrungen hin, welche einen Konflikt einleiten ..." (Hervorhebung von mir, Η . Μ . N.); vgl. auch AHARONI, Land, 252.
179
Ri 1 4 - 1 5
benen oberen wie der unteren Zeitgrenze muß man sich deshalb wohl gleichermaßen etwas fernhalten, denn der zuletztgenannte Aspekt läßt auf einen gewissen erreichten Besitzstand einerseits und eine Phase vor weiterer Expansion andererseits schließen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das, was die Judäer Simson vorwerfen, nachdem die Philister dessen Auslieferung gefordert haben (Ri 15,11). Jene zeigen sich nicht wenig ungehalten darüber, daß Simson die Philister provoziert hat, die doch „über uns herrschen" (V. 11). Die Judäer sind bei aller Loyalität gegenüber dem anscheinend von ihnen als verwandt empfundenen Simson nicht bereit, die Philister durch Solidarisierung mit jenem auch gegen sich aufzubringen. Es hat den Anschein, daß sie den nicht näher bezeichneten, aber durch eine gewisse Abhängigkeit gekennzeichneten modus vivendi mit den Philistern nicht durch Simsons Abenteuer gefährdet sehen möchten 1 5 7 . Wenn H.-J. ZOBEL158 dargelegt hat, daß eine philistäische Oberhoheit über Groß-Juda etwa ab 1100 v.Chr. anzunehmen ist, so stimmt das gut damit überein, daß die Gelegenheit f ü r wachsende Einflußnahme der Philister in Palästina mit dem Schwinden der Macht Ägyptens in diesem Gebiet spätestens nach Ramses IV. von der Mitte des 12. Jh. v.Chr. an ständig gestiegen war 1 5 9 und im letzten Viertel des 12.Jh. v.Chr. den hinter den Worten von Ri 15,11 stehenden Grad der Herrschaft über das östlich der Küstenebene gelegene Land erreicht haben wird. Eine aktive und planmäßige Expansion nach Osten, nicht so sehr mit dem Ziel des Bodengewinns, eher dem des Ausbaus der philistäischen Oberherrschaft 1 6 0 , bildet nach 1100 v.Chr. die folgerichtige Fortsetzung dieser Entwicklung 1 6 1 . Auf dem Hintergrund des bei grundsätzlicher Unterordnung unter die Philister relativ guten, klar abgegrenzten Verhältnisses zwischen diesen und den 157 H.-J. ZOBEL hat A s p e k t e des b e s o n d e r e n Verhältnisses der Judäer z u d e n Philistern ü b e r z e u g e n d a u f g e z e i g t (Beiträge, 2 5 3 ff., bes. 271 f f . ) . 158 Beiträge, 273. 275. 159
Z u r C h r o n o l o g i e ( D a t i e r u n g Ramses' III.) vgl. s c h o n o b e n , 42, A n m . 3 1 ; z u d e n R a m e s s i d e n n a c h R a m s e s III. u n d d e m Machtverfall Ä g y p t e n s in dieser Zeit vgl. b e s o n ders W . HELCK, G e s c h i c h t e , 195 ff.; J. CERNY, Egypt, 6 0 6 - 6 4 3 . Beredtes Z e u g n i s der Z u stände dieser E p o c h e ist der Reisebericht des W e n - A m u n am E n d e der X X . D y n a s t i e (für T e x t a u s g a b e n in Ü b e r s e t z u n g vgl. unten, 285, A n m . 5 6 ) . 160 A. ALT, Staatenbildung, 9; G . FOHRER, G e s c h i c h t e Israels, 82; z u l e t z t G. A. LEHMANN, a . a . O . , 161
87f.
Für ein D a t u m
a b 1 1 0 0 v . C h r . u . a . A . A L T , T e m p e l , 2 3 0 , A n m . 1; Η . H .
ROWLEY,
Joseph, 85; K . - D .
SCHUNCK, B e n j a m i n , 9 9 ; Κ . M . KENYON, A r c h ä o l o g i e , 2 2 9 ; Κ . A .
CHEN, P h i l i s t i n e s ,
63;
H . - J . ZOBEL, B e i t r ä g e ,
2 7 3 f . ; z u l e t z t A . STROBEL,
KIT-
Seevölkersturm,
91 f. Für etwas früheren B e g i n n der E x p a n s i o n G. E.WRIGHT, a . a . O . , 7 4 ( f f . ) u n d G. A. LEHMANN, a . a . O . , 8 0 f . 88 f. ( n o c h am E n d e des 12. Jh. v. Chr.); d a g e g e n sieht Y. AHARONI, Land, 252, bis z u r M i t t e des 11. Jh. v . C h r . „ n o e v i d e n c e that the Philistines tried t o imp o s e their rule o n the hill country", e b e n s o V. Fritz, B e d e u t u n g , 135. V g l . in d i e s e m Sinne l . S a m 6 , 1 2 ( o b e n , A n m . 153 am E n d e ) .
180
Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
Judäern 1 6 2 wird die Reaktion der letzteren in Ri 15,11 voll verständlich; man wird die Judäer nicht vorschnell schäbiger Kleinmütigkeit oder mangelnder nationaler Solidarität bezichtigen dürfen. Zwar bleiben alle diese zeitlichen Beobachtungen so unscharf, daß sie bestenfalls in Jahrzehnten angegeben werden können. Sie stimmen aber darin überein, daß die für Simson wahrscheinlichste Zeitspanne von beiden obengenannten äußersten Zeitgrenzen ein gutes Stück entfernt sein wird. Es ist daher verantwortbar, sich auf das Halbjahrhundert um 1100 v.Chr. festzulegen 1 6 3 . Nach Überlegungen zur zeitlichen Festlegung der Simsonereignisse sollen nun einige auffallend konkrete lokale Mitteilungen in Ri 14 f., besonders in Ri 15,8. 9-11, ins Auge gefaßt werden. Nachdem die Philister Simsons Braut samt deren Angehörigen verbrannt hatten, richtete Simson unter jenen, die nach Timna hinaufgezogen waren (Ri 15,6 b), ein Blutbad an. Danach zog er sich vor dem zu erwartenden Gegenschlag der Philister zurück „und stieg hinab 1 6 4 und wohnte in der Felskluft Etam" (Ri 15,8). W o lag diese Felskluft? Simson wird bei seinem Rückzug in Richtung seines Heimatgebietes „hinaufgegangen" sein, wie er von dort auch nach Timna „hinabgegangen" war (Ri 14,1. 5. 7. 10). Von Timna aus gibt es ein „Hinabsteigen" nur in Richtung Mittelmeerküste und damit f ü r Simson geradewegs in die Arme der rachedürstenden Philister. Das kann hier jedoch unmöglich gemeint sein, auch deshalb nicht, weil die Simson verfolgenden Philister hinter ihm das Wädi es-Sarär „hinaufsteigen" (Ri 15,9), um seiner habh a f t zu werden. Simson muß demzufolge in östlicher Richtung ins aufsteigende Gebirge „hinabgestiegen" sein. So widersinnig das zunächst auch klingt, so passend erweist sich dieser sprachliche Befund, wenn man bedenkt, daß eine Kluft oder Felsspalte in einen Felsen eingesenkt ist und jemand, der sich in der Kluft verbergen will, in sie „hinabsteigen" muß. Das beim Kommen Simsons aus Timna korrekterweise erst noch vorher zu erwähnende „Hinaufsteigen" auf das Gebirge wird hier als dem mit der Landschaft vertrauten H ö r e r selbstverständliche Voraussetzung übergangen worden sein 165 . Dem entspricht es, daß die Ju162
V g l . H . - J . ZOBEL, B e i t r ä g e , 2 6 6 . 2 7 1 f f . u n d d i e v o n V . FRITZ f e s t g e s t e l l t e n , a u f d e m
Hintergrund der Ergebnisse ZOBELS besonders interessanten Beziehungen der Bewohner der unbefestigten Hirbet el-Msäs zu den Philistern (Bedeutung, 129f.). 163 Genauere zeitliche Eingrenzung Simsons (z.B. S. YEIVIN, Conquest, 124: 1120 ν. Chr.; Α. Ε. CUNDALL, Judges, 33: 1070 v.Chr.) setzt Erkenntnisse voraus, die den nicht als historische Erzählungen konzipierten Simsonabenteuern begründet nicht abzugewinnen sind. 164 Die in HAL, 415a für Π ' Qal in Ri 15,8 angenommene Bedeutung „hinaufgehen" im Blick auf den im Hebräischen möglichen Gegensinn bei Wort- und Begriffsbildungen (vgl. R. MEYER, Gegensinn) ist hier, wie gleich zu zeigen ist, wohl nicht nötig. 165 Wiederum ein Beispiel dafür, wie das Vertrautsein ursprünglicher Hörer einer Lokalerzählung mit lokalen Einzelheiten vorausgesetzt wird, vgl. oben, 67.79ff. 85.88.
181
Ri 14-15
däer auf der Suche nach Simson zur Felskluft Etam „hinabsteigen" (Ri 15,11) und den Gesuchten wieder „hinaufführen" (Ri 15,13). Gerade die zunächst seltsam anmutenden Formulierungen vom Hinabsteigen in das aufsteigende Gebirge erweisen sich somit als sinnvoll. Sie belegen intime Vertrautheit von Erzähler und Hörern mit den Lokalitäten. C. S C H I C K hat im Zusammenhang genauer Untersuchungen bei Zora, Eschtaol und dem im Osten angrenzenden Gebiet ein Felsversteck gefunden, knapp 3 Kilometer von 'Artüf entfernt, das in jeder Beziehung der Beschreibung in Ri 15,8 ff. vorzüglich entspricht 1 ". D a ß Simson sich in ein Versteck in der näheren Umgebung seiner Wohngegend zurückzieht, ist ebenso verständlich wie die Tatsache, daß er sich nicht im „Lager Dans" selbst zu verbergen sucht. Kontaktmöglichkeiten zu den Seinen blieben erhalten, ohne daß das Lager durch seine Anwesenheit gefährdet wurde.
Neben Etam wird Simson mit einer Örtlichkeit namens Lehi (Ri 15,9. 14. 19) bzw. Ramat-Lehi (Ri 15,17) verbunden 167 . Man muß auf sie stoßen, wenn man wie die Philister aus Richtung Ekron bzw. Timna das Wädi es-Sarär heraufzieht (Ri 15,9). Sie muß auch westlich von Etam liegen, da die vom Gebirge zu den Philistern nach Lehi herabkommenden Judäer nach ihrem Gespräch sich wieder ostwärts wenden und nach Etam hinabgehen (Ri 15,11), die Judäer also zwischen den bei Lehi umherstreifenden Philistern einerseits und dem in Etam versteckten Simson andererseits stehen; sonst hätten die Philister Simson ja selbst greifen können. Wiederum hat C . S C H I C K auch f ü r Lehi einen diesen Gegebenheiten bemerkenswert gut entsprechenden Lokalisierungsvorschlag vorgelegt 1 6 8 . Der f ü r „Lehi" vorgeschlagene Hügel mit seiner Lage ca. zwei Kilometer südlich von Zora und Eschtaol macht auch das „Ausbreiten" der Philister bei und nördlich des Hügels im ebenenartig breiten Wädi es-Sarär verständlich und steht in einem einleuchtenden geographischen und Entfernungsverhältnis zu Etam. In den bisher festgestellten, relativ engen lokalen Rahmen f ü r Simsons Taten, das
166
Artuf, 143-145; grundsätzlich positiv zu diesem Vorschlag F. BUHL, Geographie,
9 0 f.; K . BUDDE, R i c h t e r ,
103;
C . F . BURNEY, J u d g e s ,
371;
Α . SCHULZ, R i c h t e r ,
8 1 ; J. S I -
GTT, 301 (§ 609); in letzter Zeit Α. E. C U N D A L L , Judges, 170. 167 Es ist hier unwichtig, ob bei Lehi tatsächlich dieses bzw. diese Abenteuer Simsons (so) stattfand(en) oder eher eine vorhandene landschaftliche Gegebenheit Anlaß war, Simson ein aus ihr gesponnenes Erlebnis zuzuschreiben; vgl. auch N . L . T I D W E L L , Incursions, 199 f. sowie unten, Anm. 170. 168 Artuf, 152-154 mit Tf. II (Karte); kritisch gegenüber diesem Vorschlag, der tatsächlich Schwierigkeiten enthält, schon H. G U T H E (bei S C H I C K , Artuf, 154, Anm. 1); zurückhaltend-vorsichtig auch F. B U H L , Geographie, 91; ein anderer Vorschlag bei TIDWELL, a.a.O., 199, Anm. 3 8 ; frühere Vorschläge bei G U T H E , a.a.O.; BERTHEAU, Richter, 226, aber alle nicht einleuchtender als der von S C H I C K ) . MONS,
182
D e r E r z ä h l u n g s k r a n z über S i m s o n (Ri 1 3 - 1 6 )
„Lager Dans" zwischen Zora und Eschtaol, Timna und Etam fügt sich SCHICKS Lehi-Identifikation auffallend gut ein 1 6 9 .
Wenn die hier genannten Vorschläge auch nicht beweisen können, daß die in Ri 15 beschriebenen Abenteuer Simsons tatsächlich dort und in dieser Weise geschehen sind, so hat S C H I C K immerhin gezeigt, daß in der begrenzten Gegend, in der die Simsonerzählungen seine Taten darstellen, der Darstellung gut entsprechende Ortlichkeiten vorhanden sind. Der Erzähler beweist intime Ortskenntnis und setzt sie gleicherweise beim Zuhörer voraus. So dürften die Erzählungen vom Daniten Simson in ihrem Hintergrund ihre konkrete, ureigene Lokalverwurzelung mit überliefert haben. Auf dieser Feststellung liegt größeres Gewicht für die vorliegende Untersuchung als auf der Frage, was an den Taten Simsons als ursprünglich mit seiner Person verbunden gelten darf und wieviel bzw. was später dem Erzählungsgrundbestand angefügt worden ist 170 . Neben den Hinweisen auf danitische Lokalverwurzelung erweist sich Ri 15,9 ff. noch in anderer Hinsicht als aufschlußreich: Die Philister zogen (das Wädi es-Sarär) hinauf und streiften auf der Suche nach Simson bei Lehi „in Juda" (Ri 15,9) umher. Dabei trafen sie nicht auf Daniten oder gar auf Simson selbst, sondern auf - Judäer! Dies scheint nicht besonders verwunderlich 1 7 1 und wird auch nicht als auffällig betont, sondern eher beiläufig erwähnt. Die Judäer fragen: „Warum seid ihr gegen uns heraufgezogen?" (Ri 15,10), beziehen also den Streifzug ohne weiteres auf sich. Das heißt, daß sie mit keinem anderen Stamm, keiner anderen Sippe oder Gruppe rechnen, denen statt ihrer die Aktion gelten könnte, auch nicht mit den Daniten Simsons. Der Gedanke drängt sich auf, daß allein Simson und ein kaum beachtenswerter bzw. beachteter Rest der Daniten sich in der Gegend zwischen Zora und Etam, Eschwa', Eschtaol und Lehi befand, in der die Judäer offensichtlich dominierten. Tatsächlich erinnern sich diese anscheinend erst Simsons bei der anklagenden Nennung seines Namens durch die Philister. D a s räumt auch H . GUTHE (a. a . O . , 155, A n m . 1) u n g e a c h t e t seiner V o r b e h a l t e ein; zustimmend: BURNEY, Judges, 371; A.SCHULZ, Richter, 81, unter Vorbehalt: F. BUHL, a . a . O . , 91; J. SIMONS, G T T , 301 (§ 610). 170 Als A n f ü g u n g darf sicherlich Ri 15,18 f. gelten. D i e inhaltliche V e r b i n d u n g z u m V o r h e r g e h e n d e n ist dünn. D i e in Ri 1 5 , 1 - 1 7 f e h l e n d e „ f r o m m e " Färbung fällt auf, die an Ri 13,2 ff. und die davon abhängige Bearbeitung in Ri 1 4 , 1 - 1 0 (vgl. oben, A n m . 146) erinnert. Z w i s c h e n Ri 15,18 f. und Ri 1 3 , 2 f f . ; 1 4 , 1 - 1 0 * gibt es k o n k r e t e U b e r e i n s t i m m u n g e n in der W o r t w a h l (Philister als D'inyn in Ri 15,18 w i e sonst nur Ri 14,3; nynmn Ri 15,18, vgl. Ri 13,5 Γ5>ιπϊ>). V g l . H. GRESSMANN, S A T I, 2, 247; H. GUNKEL, Simson, 4 9 f . ; auch C. A. SIMPSON, C o m p o s i t i o n , 60, anders EJSSFELDT, Q u e l l e n , 85. 171
Zur frühen Geschichte der Judäer vgl. nach M . NOTH, Ansiedlung, in letzter Zeit besonders R. DE VAUX, Settlement; DERS., History, 540 ff.; K . - D . SCHUNCK, Juda; H . - J . Z O BEL, Beiträge; a u ß e r d e m unten, 237 ff.
Ri 16
183
D i e G e r i n g f ü g i g k e i t des Restes der D a n i t e n wird vielleicht auch dadurch n o c h unterstrichen, daß - w e n n die Identifikation v o n Lehi nach C . SCHICK richtig ist - das „Lager D a n s " z w i s c h e n Zora u n d Eschtaol, das d o c h in sehr geringer E n t f e r n u n g v o n Lehi lag, recht b e d e u t u n g s l o s g e w e s e n sein muß, weil die Judäer es - u n d damit die A n w e s e n h e i t v o n Nichtjudäern, d e n e n der Philisterangriff gelten k o n n t e - z u n ä c h s t anscheinend glatt übersehen hatten. M u ß man von diesen Erwägungen her auch annehmen, daß die geringen Reste der Daniten mit Simson sich den Judäern angeschlossen hatten 1 7 2 ? In der T a t kann das W o r t „uns" (Ri 15,11 bis!) die Judäer selbst und sie allein, aber auch sie einschließlich der Daniten unter der Voraussetzung eines danitischen Anschlusses an Juda meinen. Für wie gegen einen Anschluß kann man die zwiespältige Handlungsweise der Judäer Simson gegenüber deuten, insofern sie einerseits den Querulanten um der Erhaltung des Friedens willen ausliefern, andererseits sein Leben ausdrücklich nicht anzutasten versprechen. Eher f ü r einen Anschluß spricht es, daß die Judäer, auf Simson hin angesprochen, sich ohne weiteres f ü r ihn (mit)verantwortlich bzw. f ü r seine Auslieferung zuständig f ü h len, ohne daß die Philister dies expressis verbis von ihnen gefordert hätten. Dennoch kann ein regelrechter Anschluß der Restdaniten an Juda aus diesen Faktoren nicht sicher abgeleitet werden. Sie mögen eine lose Verbindung andeuten, die sich bevorzugt in Fällen äußerte, wo Nichtisraeliten als gemeinsame Gegenspieler auftraten. Je fortgeschrittener man allerdings diese Annäherung an Juda interpretiert, desto eher empfiehlt sich eine Simsondatierung am Ende des 12. Jh. oder gar am Anfang des 11. Jh. v.Chr.
4.3.
RH6
V. 1-3: S i m s o n s Aktionsbereich erstreckt sich unerwartet u n d erstmals 173 auffällig w e i t bis z u d e m v o n Zora u n d Eschtaol ca. 65 km entfernten G a z a . D a g e g e n betrug sein B e w e g u n g s r a u m in Ri 1 4 - 1 5 z w i schen T i m n a im W e s t e n u n d Etam im O s t e n k a u m mehr als 12 km. Eine M o t i v a t i o n dafür, daß S i m s o n ausgerechnet in die entfernteste der 172 Von größeren Gruppen (Sippen, Stämmen) abgespaltene Familien pflegen nicht gesondert weiterzubestehen, sondern schließen sich in der Regel anderen Sippen (oder Stämmen) an, vgl. M. N O T H , WAT, 59; A. M A L A M A T , Societies, 133; Y. A H A R O N I , Settlement, 100 ff. 124 f.; J. LIVER, Tribes, 201. 204 ff.; auch K.-D. S C H U N C K , Art. Stamm,
1851 f.; G. SAUER, Art. Sippe, 1808 f.; R. DE VAUX, L e b e n s o r d n u n g e n I, 2 0 f f . ; C. H . J . DE
Tribes, 136f.; W . T H I E L , Entwicklung (1980), 110ff. - Simson wird in später (talmudischer) Zeit tatsächlich - vor allem über seine Mutter - als Halbjudäer betrachtet, vgl. J. S. R E N Z E R , Hauptpersonen, 37; A. G. VAN D A A L E N , Simson, 85, Anm. 1. R. BARTELMUS, Heroentum, 98-100, hält ihn anscheinend sogar ursprünglich für einen Judäer bzw. einen Halbgott aus judäischem Milieu. GEUS,
173
H.
Ri
als Glosse: vgl. die Kommentare von B U D D E , BURNEY, A . S C H U L Z , z.St.; auch C.A. S I M P S O N , a.a.O., 59; G U N K E L , a.a.O., 47, Anm. 2; Studien, 88. 14,19A
GRESSMANN
TÄUBLER,
184
Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
Philisterstädte geht, ist nicht zu sehen. Unerwartet taucht er in Gaza auf; abrupt verläßt ihn der Erzähler nach der titanenhaften Tat auf der Höhe des Berges gegenüber Hebron (V. 3) 174 . Diese Episode spielt sich ohne jegliche lokale Verbindung zu der Heimat des Helden ab. Bislang ergab sich jeder Handlungsort aus dem vorhergehenden; alle zusammen bilden, nahe beieinanderliegend, einen einleuchtenden, geographisch zusammenhängenden Raum. Unklar stellen sich die Verhältnisse der Gaza-Episode auch in zeitlicher Hinsicht dar. Es ist keine Spur eines konkreten Hinweises feststellbar 175 . Bemerkenswert, vielleicht sogar bedeutungsvoll mag es sein, daß Simsons Gegner in der Stadt nicht als Philister, sondern als „Gazatiter" bezeichnet werden 176 . Dagegen heißen seine Widersacher in der anschließenden Erzählung (Ri 16,4-31), die zur Hälfte auch in Gaza spielt, dennoch nicht „Gazatiter", sondern „Philister". Mißt man dieser Beobachtung auch nur einiges Gewicht bei, so kann für Ri 16,1-3 auf der Suche nach zeitlichen Hinweisen nicht einmal das Eindringen der Philister in Palästina eine obere Zeitgrenze liefern. Ri 16,1-3 fällt somit in mehrfacher Hinsicht aus dem Rahmen der bisher betrachteten Simsongeschichten: Plötzliche weite Entfernung aus dem sonstigen Wirkungskreis, Unmöglichkeit zeitlicher Festlegung, andersartige Benennung der Gegner und deutliche literarische Abgrenzbarkeit vom Kontext 177 . Daß besonders im Blick auf diese Episode in Simson ein vorisraelitischer Held, ein Sonnenheros aus Hebron bzw. hinter ihm gar ein Sonnengott vermutet werden konnte 178 , ist zumindest verständlich. Tatsächlich muß den festgestellten Besonderheiten von Ri 16,1-3 Rechnung getragen werden, aber nicht so, daß die Andersartigkeit dieser einen Erzählung alle anderen Simsongeschichten in der Interpretation beeinflußt. Die Besonderheiten nötigen vielmehr zu dem Schluß, in der Gaza-Episode einen der Simsongestalt ursprüng174
Die erstaunlich große Strecke des Transports der Torflügel zwischen Gaza und Hebron (ca. 60 km) durch Hinweis auf einen Berg nahe Gaza in Richtung Hebron zu v e r k ü r z e n (ZAPLETAL, R i c h t e r , 2 3 3 ; H . W . HERTZBERG, A T D 9, 2 3 3 ; A . E . CUNDALL, J u d -
ges, 174 f.), verdirbt die Pointe; vgl. zu 'JD-Vy (Ri 16,3) auch J. F. DRINKARD, JBL 97 (1978), 285 f. 175 Simson scheint bereits bis ins ferne Gaza als zu fürchtender Recke bekannt zu sein, aber dies ist allenfalls eine relative Zeitangabe und die ganze Überlegung eine Uberinterpretation. 176 Ri 16,2; gewöhnlich werden sie selbstverständlich als Philister betrachtet, in letzter Zeit wieder bei J. A. WHARTON, Secret, 52 ff. 177 Vorweg die deuteronomistische Formulierung Ri 15,20 (NOTH, ÜSt, 61; W. RICHTER, Bearbeitungen, 75. 86), nach Ri 16,3 deutlicher Neueinsatz mit Ρ-'ΙΠΚ 'ΓΡΙ. 178 Vgl. A. LODS, Israel, 128 f. 350, unter Hinweis auf Scheschai von Hebron ( N u m 1 3 , 2 2 ; J o s 1 5 , 1 4 ; Ri 1 , 1 0 ) ; z u B e z i e h u n g e n d e r N a m e n
Judges, 9 f.
u n d PEA® v g l . BURNEY,
185
Ri 16
lieh fremden Stoff zu sehen 179 , der nur oberflächlich den anderen Geschichten angeglichen und ohne Glättung der literarischen Ubergänge eingefügt worden ist. Diese Annahme macht die zeitliche Unbestimmtheit im allgemeinen (mythischer Stoff!) und die unterschiedliche Bezeichnung der Gegenspieler im Vergleich zum Kontext ebenso verständlich wie das Fehlen zeitlicher und lokaler Verbindungen zu den eigentlichen Simsonerzählungen. Deshalb kann aus Ri 16,1-3 keine Information zur zeitlichen und lokalen Verwurzelung des Daniten Simson erwartet und entnommen werden. V. 4-31: Im Gegensatz zum Fehlen jeglichen Bezugs zum Heimatgebiet Simsons in Ri 16,1-3 nennt gleich V. 4 das Tal Sorek (Wädi es-Sarär) 18°. Damit steht Simson (wieder) in dem engbegrenzten Gebiet seiner früheren Abenteuer. Im Vergleich zu den bisher genannten konkreten Ortsnamen bildet die Nennung des Tales Sorek allerdings eine wenig exakte Angabe. Der Unterschied zu Ri 14 f. liegt offen zutage: Das Verstehen des Handlungsablaufs in Ri 14 f. wurde in nicht geringem Maße bedingt durch die vorausgesetzte Kenntnis der örtlichen Besonderheiten der Schauplätze. Anders hier! Offensichtlich hängt nichts an der Nennung oder Nichtnennung des genauen Wohnortes der Frau, an der sich Simsons Schicksal entscheiden wird. Zwar kann man annehmen, daß Delila 181 im nicht unmittelbar philistäisch beherrschten Teil des Landes bzw. Tales wohnte, m.a.W., östlich von Timna 182 ; östlich dieses Ortes verlief die (unscharfe) Grenze zwischen dem philistäischen 179 Die vier Besonderheiten in Ri 1 6 , 1 - 3 passen einerseits gut zur selbständigen Scheschaigestalt, heben das Stück andererseits deutlich von den Simsonerzählungen ab. D i e Namenähnlichkeit sowie der gleiche Handlungsort haben die Eingliederung des Scheschaistoffes in den Simsonkomplex befördert, wenn nicht bewirkt. - O b diese Anreicherung von danitischem Erzählgut mit einer mythischen Heldengeschichte aus dem Bereich Groß-Judas (Hebron) eine Zeit der Assimilation der Rest-Daniten an Juda signalisiert? 180 Zum Wädi es-Sarär vgl. G. DALMAN, Jerusalem, 2 0 8 - 2 2 5 . 237 ff.; D . BALY, H a n d buch, 93 f. und Karte IX; M . HAR-EL, Jerusalem, 14 ff. 181 Eine u n g e z w u n g e n e und unverdächtige Erklärung des N a m e n s bei J. J. STAMM, Frauennamen, 331 (bbl = „klein, gering sein", = „die Kleine"), während bei ande-
r e n D e u t u n g e n ( z . B . E . BERTHEAU, R i c h t e r , 2 3 1 ; N O T H , I P N , 2 2 7 ; Η . G R E S S M A N N , S A T I,
2, 248; ZAPLETAL, Richter, 236; KBL und H A L s.v.; R. G. BOLING, Judges, 248) die vorgeschlagene Bedeutung so vorzüglich zum Inhalt der Erzählung paßt, daß der Verdacht entsteht, entweder sei die D e u t u n g vom Erzählungsinhalt beeinflußt oder der N a m e für die Erzählung bzw. die Frau geschaffen worden. Ein Uberblick bei VAN DAALEN, Simson, 110 f., Anm. 2; vgl. auch SOGGIN, Judges, 253. 182 Dies w e g e n V. 4 f. 18 (die Philister k o m m e n ins Tal Sorek hinauf, sind sonst nicht dort); V. 9. 12. 14. 20 (der Ruf „Philister über dir" deutet normalerweise nicht zu erwartendes an). Deshalb war Delila wohl keine Philisterin, wie o f t a n g e n o m m e n (vgl. die
Kommentare
von
BUDDE,
105;
ZAPLETAL,
236;
GRESSMANN,
248;
A . SCHULZ,
84;
W . HERTZBERG, 2 3 4 ; F . NÖTSCHER, 6 2 ; Α . E . CUNDALL, 1 7 5 ; e b e n s o H A L , 2 1 3 b , s . v .
H.
N^L;
unentschlossen BURNEY, Judges, 377; J. D . MARTIN, Judges, 152. 177; SOGGIN, Judges, 253); dagegen mit Recht ZOBEL, Stammesspruch, 95.
186
Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
und dem kanaanäisch-israelitischen Bereich, wie noch l . S a m 6 , 1 2 zeigt 183 . Aber eine Präzisierung der Wohnangabe „Tal Sorek" bedeutet das nicht. Nächster und letzter Schauplatz: Gaza (Ri 16,21-30). Die Wegführung Simsons in die fernste Philisterstadt ließe sich einleuchtend mit der Gefährlichkeit des Recken und dem Sicherheitsbedürfnis der Philister erklären, das nach mißlungenen Versuchen nun auf endgültige Ausschaltung des unberechenbaren Feindes zielt 184 . Allerdings ist in dieser Frage keine Sicherheit zu gewinnen 1 8 5 . Immerhin ergibt sich die Überschreitung des sonst Simsons Aktionen beschreibenden lokalen Rahmens im Falle dieses unfreiwilligen Gaza-Aufenthalts relativ organisch aus dem Erzählungsverlauf. Enthält Ri 16,4-31 nach dem mageren, bestenfalls bekannte Angaben bestätigenden, aber nicht einmal präzisierenden Ergebnis hinsichtlich lokaler Fixpunkte wenigstens Neues f ü r die Datierung Simsons? Das den V. 4 und damit die gesamte Erzählung einleitende, nur notdürftig an Ri 16,1-3 anknüpfende |3~ηπκ 'ΠΊ läßt die Ausmaße möglicher Zeitzwischenräume völlig offen. Haben dem Erzähler darüber Kenntnisse gefehlt? O d e r hielt er Mitteilungen hierzu für überflüssig? D a ß die Philister das Tal Sorek nicht direkt besetzt hatten, sondern je nach Erfordernis zu Delila hinaufzogen (V. 5. 18), ihre Anwesenheit in diesem Gebiet nicht das normale war, bietet keine Hilfe zur Bestimmung eines engeren Zeitraumes, die über das aus Ri 14-15 Erschließbare hinausgeht. Die letzten zwei bis drei Jahrzehnte des 12. Jh. kommen f ü r diesen Zustand philistäischer Dominanz ohne direkte Besetzung ebenso in Frage wie die ersten Jahrzehnte des 11. Jh. v.Chr. Das unbezweifelbare, aber nur die relative Chronologie der Simsongeschichten betreffende Faktum, daß Ri 16,4-31 das Ende von Simsons „Wirken" bezeichnet, f ü h r t auch nicht weiter. Weitere Datierungshilfen sind nicht erkennbar. So muß das Ergebnis f ü r Ri 16,4 ff. betreffs zeitlicher Hinweise als ebenso mager bezeichnet werden wie dasjenige bei der Frage nach dem lokalen Hintergrund. Einen gesonderten Blick verdient der den gesamten Simsonkomplex abschließende V. 31. Das ebengenannte negative Ergebnis scheint ihm Unrecht anzutun, enthält er doch die bemerkenswert konkrete Lokalangabe eines Grabes. 183
184
V g l . Y . AHARONI, L a n d , 2 4 9 ; K . A . KITCHEN, P h i l i s t i n e s , 6 3 .
Neben der Verschleppung in den fernsten Philisterort noch Blendung, Doppelfessel (D'fllfn:) und Auferlegung monotoner, zermürbender Sklavenarbeit (V. 21), mehr an Vorsicht ist kaum denkbar! 185 Aus Rache wegen der Tat in Ri 16, 1-3 kann die Uberstellung nach Gaza allerdings nicht erfolgt sein (vgl. o., 184 f.), eher wird Ri 16, 1-3 sekundär vor V. 4 ff. gestellt sein (vgl. oben, Anm. 179 und unten, Anm. 203).
Ri 16
187
Vorweg ist auf inhaltliche Auffälligkeiten hinzuweisen: Auf die aus Gaza bis in Simsons Heimat gedrungene Kunde von seinem T o d ( ! ) hätten „seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters", von denen sonst nie die Rede war 1 8 6 , sich quer durch das gesamte Philistergebiet (!) auf den Weg gemacht, um von den Erzfeinden ihres Verwandten mit Erfolg (!) die sterblichen Überreste Simsons zu erbitten 1 8 7 , die unter dem Trümmerberg des zusammengestürzten Gebäudes (!) lajgen. Man wird den Wunderlichkeiten wohl am ehesten gerecht, bedenkt man, daß die gesamte Formulierung dieser „Heimholung" Simsons bei näherem Hinsehen recht summarisch und allgemein, ja, nichtssagend anmutet. O h n e Namennennungen, ohne Erwähnung eines zeitlichen Abstandes der Aktion vom T o d e Simsons sowie der geringsten Wegbeschreibung bringt der Vers zunächst nicht mehr zum Ausdruck als dies, daß Simson würdig und in seiner Heimat eine letzte Ruhestätte fand. Das ist einerseits nicht wahrscheinlich und kann andererseits in dieser Allgemeinheit von irgendeinem zeitlich weit entfernten Redaktor ohne engere Beziehung zum Simsonstoff und ohne eigene, zusätzliche Faktenkenntnisse formuliert worden sein. Die Vermutung ist deshalb grundsätzlich berechtigt, daß die Formulierung von V. 31a mehr von der Verehrung des Helden und dem Nationalstolz als von dem Wunsch nach historischer Dokumentation veranlaßt worden ist. Wenn dies richtig ist, wird man mit historischer Auswertung sehr zurückhaltend sein müssen. Dieser Skepsis scheint aber der Boden entzogen zu werden durch die anschließende Erwähnung konkreter, mit danitischer Uberlieferung zweifelsfrei verbundener Orte, denn man begräbt Simson „zwischen Zora und Eschtaol im Grabe des Manoach, seines Vaters". Diese Fakten sind zwar konkret, substantiell aber nicht neu.-Daß Daniten „zwischen Zora und Eschtaol" lebten, hatte bereits die als alt und zuverlässig aufgefaßte Uberlieferung Ri 13,25 mitgeteilt. Darüber hinaus wird man fragen müssen, ob die Beschreibung in Ri 16,31 a f ü r die Lage eines Grabes nicht reichlich vage ist 188 . Der Gedanke liegt nicht fern, daß sie kurzerhand aus Ri 13,25 übernommen worden ist 189 , wo die Formulierung „zwischen Zora und Eschtaol" f ü r die Bezeichnung der Lage eines Lagers durchaus angemessen und normal anmutet, anders jedenfalls als hier bei dem Grab 1 9 0 . T r i f f t dies zu, so bleibt in Ri 186
Zur sekundären Einarbeitung des Elternmotivs vgl. oben, A n m . 146. Ein ähnlich scheinender, aber unvergleichbarer u n d o h n e weiteres glaubwürdiger Bericht in l . S a m 3 1 , 1 2 : B e w a f f n e t e (!) h o l e n nachts heimlich (!) über eine E n t f e r n u n g v o n ca. 20 km (Luftlinie) (!) die Leichen Sauls und seiner S ö h n e . 187
188
Ein V o r s c h l a g v o n C. SCHICK (Artuf, 138. 1 5 0 f . ) zur Lage des Grabes bietet nichts Greifbares (so auch H . GUTHE bei SCHICK, 156 f.); vgl. unten, A n m . 190. 189 U m g e k e h r t , aber nicht einleuchtend, anscheinend J . BLENKINSOPP, Structure, 67. 190 N o r m a l e r w e i s e w u r d e in Israel nicht in, s o n d e r n außerhalb b z w . am Rande der Stadt begraben (FOHRER, Art. Begräbnis, 212; R. DE VAUX, L e b e n s o r d n u n g e n I, 102). In-
188
Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
16,31a nichts mehr an unabhängiger Information von primärem Rang übrig. Dann handelt es sich bei V. 31 a um eine mit Hilfe von Fakten aus den vorliegenden Simsonerzählungen frei formulierte redaktionelle Abschlußnotiz 191 . Diese Auffassung läßt sich noch weiter untermauern. Außer bei Simson heißt es im Richterbuch nur noch von Gideon (Ri 8,32), daß er „im Grabe des X, seines Vaters" begraben worden sei 192 . Diese scheinbar geringfügige Ubereinstimmung wiegt aber doch schwer, wenn man bedenkt, daß gerade zwischen den Geschichten von Gideon und Simson neben der genannten noch eine ganze Reihe anderer, auffälliger Ubereinstimmungen beobachtet worden sind" 5 , die in dieser Massierung nicht als Zufälle, sondern nur durch Einflußnahme des einen Erzählungskranzes auf den anderen erklärt werden können 194. Daher kann die Annahme als begründet gelten, daß die Grabnotiz für Simson (V. 31a) eine unter Änderung des Namens vorgenommene, sich an die Grabnotiz für Gideon (Ri 8,32) anlehnende redaktionelle Nachbildung darstellt. sofern scheint Ri 16,31 a Normales und Zutreffendes anzudeuten. Dennoch ist dem nicht so. Ungeachtet dessen, daß die Praxis eben die war, außerhalb des Ortes zu begraben, wird dies nicht so exakt ausgedrückt, sondern man spricht verkürzend vom Begraben „in X " (vgl. Jos 24,30. 33; Ri 8,32; 10,2. 5; 12,7 (cj). 10. 12. 15; 2.Sam 2,32 (cj); 4,12; 21,14 u.ö.). Indem Ri 16,31 a ausnahmsweise sachlich korrekt formuliert, fällt es auffallend aus der üblichen Art der Ortsangaben über Gräber heraus und legt eine H e r k u n f t aus anderem, sachfremdem Zusammenhang nahe. D a die Formulierung „zwischen Zora und Eschtaol" in Ri 17-18 als sekundär erkannt worden ist, neben Ri 13,25; 16,31 a aber nirgends mehr auftritt, f ü r eine Grab-Lokalangabe jedoch ungeachtet der zufälligen inhaltlichen Sachgemäßheit auffallend, unüblich und singulär ist, bleibt als H e r k u n f t s o r t der Ortsangabe in Ri 16,31 a (wie auch derjenigen in Ri 18,2. 8. 11) nur Ri 13,25 übrig, wo sie auch unbedingt angemessen ist. 1.1 Auf den sekundären Charakter von V. 31 wurde gelegentlich schon in allgemeiner Weise hingewiesen (K. BUDDE, Richter, 109; H . GUNKEL, Simson, 47, Anm. 1; R. G. BoLING, Judges, 252; J. D. MARTIN, Judges, 181, zuletzt R. BARTELMUS, Heroentum, 99, aber von problematischen Voraussetzungen her); f ü r V. 31b, auf dem f ü r diese Arbeit kein Gewicht liegt, vgl. K.-D. SCHUNCK, Richter, 254; Anm. 5; W. RICHTER, Bearbeitungen, 117 f. 1.2 Dies war das, was der Israelit sich wünschte (R. DE VAUX, a . a . O . , 103). Genau übereinstimmend findet sich diese Formulierung außerhalb des Richterbuches nur noch 2. Sam 21,14. G r ü n d e f ü r Abhängigkeit der Richterbuchbelege von jener Stelle sehe ich nicht; von 2. Sam 21,14 kann somit abgesehen werden. 1.3 Diese fallen auf Seiten der Simsonerzählungen vor allem in der vorgeschalteten Ankündigungs- und Geburtsgeschichte Ri 13,2-24 im Vergleich zu Ri 6,11-24 auf, also im weiteren Sinne im Rahmen, zu dem auch die Abschlußnotiz Ri 16,31 gehört, so daß auch hier Einflußnahme naheliegt; f ü r Beziehungen zwischen Ri 13,2-24 und Ri 6,11-24 vgl. oben, Anm. 97 sowie die folgende Anm. 1.4 Auf Beeinflussung von Ri 13,2-24 durch Ri 6,11-24 wiesen im Einzelnen schon u.a. R. KITTEL, Felsaltar, 104-106 („konsequente Weiterbildung von Kap. 6", 106); GRESSMANN, SAT I, 2, 240 (Ri 13 „jüngere Nachbildung"); teilweise auch SOGGIN, Judges, 122; vgl. auch W. RICHTER, Untersuchungen, 142, der aber dennoch „literarische Selbständigkeit" f ü r Ri 13 vermutet.
Ri 16
189
Ri 16 hat in der Frage der chronologischen Einordnung Simsons die Feststellungen aus Ri 14-15 nicht durch neue, zusätzliche Hinweise bestätigen, geschweige denn präzisieren können. Der mit Hilfe von Ri 14 f. abgesteckte lokale Rahmen wurde durch Ri 16,1-3 gesprengt, aber durch Ri 16,4-31 a wiederum grundsätzlich bestätigt. Insgesamt muß der Mangel an eigenständigen lokalen und chronologischen Akzenten in Ri 16 bzw. deren Allgemeinheit, wo sich doch solche zeigten, besonders gegenüber Ri 14f. auffallen. Wie ist das zu erklären? Der Vergleich, das kann vorweggenommen werden, wird zeigen, daß der Mangel an eigenständigen und zusätzlichen Zeit- und Ortshinweisen in Ri 16,4-31 a wie auch Ri 13,2-24 keineswegs auf Zufall beruht, sondern in Herkunft und Entwicklungsgeschichte begründet liegt, in Ziel und Form, die dem Stoff durch den bzw. die Erzähler gegeben worden sind. Dieser Tatbestand besitzt Bedeutung bei der Beurteilung des Verwertbarkeitsgrades der in Ri 13-16 enthaltenen Angaben über danitischen Zeit- und Lokalhintergrund. a) Z u n ä c h s t sind f ü n f Faktoren in Ri 1 6 , 4 - 3 1 a z u nennen, die Ri 1 3 , 2 - 2 4 g a n z o d e r teilweise ähnlich z u b e o b a c h t e n sind, w ä h r e n d sie in Ri 1 4 - 1 5 f e h l e n o d e r Andersartiges auftritt: - ein sorgfältiger, planvoller, erzählerisch kunstreicher A u f b a u 1 , 5 - ausgeprägt religiöse, geschichtstheologische A k z e n t u i e r u n g 1 , 4 - ein Hintergrund v o n nationaler G r ö ß e n o r d n u n g 1 , 7 1,5 Ri 16,4ff. besteht aus zwei Hälften (V. 4-21; 23-31 a), „wie die beiden Schalen einer Muschel" (GUNKEL, Simson, 46 f.). Bemerkenswert dazwischen V. 22, eine verhaltene Andeutung, Wende- und Angelpunkt des Ganzen. Auch die Einzelteile zeigen sorgfältigen Aufbau. Elemente der Gliederung: Drei variiert wiederholte Vor-Versuche (V. 6-15) vor der Katastrophe des 1.Teils (V. 16-21); in V. 23-30 z.B. eine Kontrastierung zwischen V. 24 (scheinbar siegreicher Dagon) und V. 28 (ff.) (Jahwe der letztlich Stärkere). Weitere Hinweise in dieser Richtung bei BLENKINSOPP, Structure, 74 f.; J. A. WHARTON, Secret, 61. - Ähnliches gilt bei Ri 13,2-24, vgl. besonders GUNKEL, a.a.O., 48f., auch VAN DAALEN, Simson, 92 ff., zuletzt EXUM, Promise; für einzelne Hinweise vgl. die Kommentare, z.B. GRESSMANN, a.a.O., 238-240. Hinter der sorgsamen formalen Gestaltung wird die einheitliche Konzeption sichtbar. - Anders Ri 14f.: Aufreihung von schwankhaften Volks-Heldenerzählungen, die weniger durch formale Gestaltung als durch ihre perlenhafte Aufreihung und Farbigkeit beeindrucken. Die Kette wird allmählich gewachsen und verwachsen sein (vgl. neben den Kommentaren früher GUNKEL, a.a.O., 47f., jetzt u.a. WHARTON, a.a.O., 55f.), ist solchem Wachstum jedenfalls offener (vgl. die Zusätze 14,19 a [dazu oben, Anm. 173]; 15,18 f. [dazu oben, Anm. 170]; auch das Elternmotiv in Ri 14 [dazu oben, Anm. 146]) als die aus einem G u ß entstandenen Stücke 13,2-24; 16,4-31 a, wo nur kleine Splitter eingedrungen sind (13,5. 7 b ß . y ; 16,27aß (?) . b a ) . 196 Vgl. besonders Ri 16,17. 20. 28; für Ri 13 vgl. GUNKEL, a.a.O., 48; GRESSMANN, a. a. O., 240, zuletzt VAN DAALEN, a. a. O., 92. Zusätze sind die dem scheinbar widersprechenden Stücke Ri 14,4 (vgl. oben, Anm. 146); Ri 14,6; 15,14 (jeweils n w ΠΠ vl>y nVsm) (vgl. unten, Anm. 202); Ri 14,19a; 15,18f. (vgl. oben, Anm. 195). 1,7 Ri 16,5. 8. 18. 23.27. 30 („die Fürsten der Philister" anscheinend insgesamt); 16,23. 25 (Simson als Feind der Ph. schlechthin, der „unser Land verwüstet"); 16,27 („alle Fürsten der Ph."); vgl. A. E. CUNDALL, Judges, 175 (Simson „a national menace"). In Ri 13
190
Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
- eine Ausweitung der Taten Simsons ins Übermenschlich-Titanenhafte 1 9 8 - das Nasir- und das Langhaar-Motiv 1 ". Mit diesen Faktoren wird der Rahmen des lokal bedeutsamen Helden verlassen. Ubergeordnete Interessen des bzw. der Erzählungsgestalter(s) treten hervor, für die die konkret-kleinräumige Verwurzelung des danitischen Lokalhelden weniger wichtig bzw. sogar hinderlich ist und daher aus dem Blick und der Erzählung gerät. Ri 13,2-24; 16,4-31 a sind daher von Ri 14-15 abzuheben. Damit wird auch der unterschiedliche Ertrag der Untersuchung beider Komplexe hinsichtlich detaillierter danitischer Hintergrundinformationen verständlicher. b) Eine weitere Gruppe von Beobachtungen betrifft motivische Beziehungen von Ri 16 zu Ri 14 f. 200 . Sie führen zu der Auffassung, daß bei der Formulierung des Ri 16 zugrundeliegenden Stoffes Motive, ja, sogar Worte aus Ri 14 f. anregend gewirkt haben bzw. aufgenommen worden sind. c) Das sich abzeichnende Verhältnis beider Erzählungsblöcke zueinander findet schließlich Bestätigung durch vier weitere Beobachtungen, die den sekundären Anschluß von Ri 16,4-31 a an Ri 14f. bekräftigen 2 0 1 . Sie deuten an, daß nicht nur Motive und Wendungen aus Ri 14 f. in Ri 16,4-31 a Verwendung fanden, sondern auch umgekehrt Stücke und Formulierungen in Ri 14 f. eingearbeitet worden sind, die deutlich die charakteristischen Merkmale von Ri 13,2-24; 16,4-31 a an sich tragen und bereits früher als Zufügungen in Ri 14 f. erkannt worden sind. Das erklärt sich einfach dadurch, daß diese Stücke bei Gelegenheit der Anfügung von Ri 16,4 ff. an Ri 14 f. und im Zuge einer dabei findet sich die Ausweitung ins Nationale diesmal auf Seiten Israels (V. 5). Anders wieder Ri 14 f., wo der Rahmen lokaler Ereignisse und begrenzter Konflikte nicht überschritten wird; die Philister sind jeweils nur diejenigen von Timna und Ekron. 1,8 Ri 16 gipfeln die Taten Simons in einer (V. 29 f.), die nicht mehr die eines „normalen" Recken genannt werden kann, sondern schon als titanenhaft bezeichnet werden muß. So ist sie jedenfalls gemeint (V. 30 b !), selbst wenn die Funde philistäischer Tempel das Ganze etwas weniger riesig vorstellen lassen als früher manchmal geschehen (vgl. A. MAZAR, IEJ 23 [1973], 65-71; DERS., BA 36 [1973], 42-48; DERS., BA 40 [1977], 82-87; DERS., EAEHL, 972 f.). Als „wunderbar" will auch Ri 13,2ff. das Berichtete ausdrücklich verstanden wissen (V. 18f.!). Die Taten in Ri 14f. zeugen zwar von außergewöhnlichem und bewundernswertem Format des Helden; die Skala reicht vom groben Schabernack (15,4) bis zum staunenswerten Heldenkampf gegen Tier (14,5f.) und Mensch(en) (15,8. 15 f.; dabei ist „tausend" eine runde, stark aufgerundete Zahl). Alles bleibt aber im Rahmen dessen, was unter außergewöhnlichen Umständen gerade noch vorstellbar ist. Vgl. auch L. KÖHLER, Mensch, 18. 199 Es spielt eine unverzichtbare, zentrale Rolle in dem Angelpunkt-Vers Ri 16,22 (s.o. Anm. 195), ebenso in Ri 16,13ff. kuc\\ in Ri 13,2-24 nimmt es, wohl von Ri 16,4ff. her eingeführt, einen wichtigen Platz ein ( V . 5. 7, vgl. besonders WHARTON, Secret, 5 9 ff.). In Ri 14f. findet sich davon keine Spur. 200 a) Die Simson bedrängende (plü) und überredende Frau: Ri 14,16f.//Ri 16,15 f.; b) Binden mit „neuen Stricken", wörtlich übereinstimmend Ri 15,13//Ri 16,11 ff.; c) Fesseln fallen „wie von Feuer versengte Fäden" ab: Ri 15,14//Ri 16,9; d) „frischer" Eselskinnbacken und „frische" bzw. „unbenutzte" Saiten: Ri 15,15//Ri 16,7 f. 201 Umgekehrt GUNKEL: Die Delilageschichte ist die „eigentliche Simson-Sage" (Simson, 55).
Zusammenfassung
191
vom Anliegen des Erzählers von Ri 16,4 ff. her vorgenommenen Überarbeitung an ihrer jetzigen Stelle eingefügt worden sind 202 . Diese skizzenhaften Andeutungen mögen immerhin sowohl die unterschiedliche Konkretheit und Ergiebigkeit von Ri 13,25*; 14 f. * einerseits und Ri 13,2-24; 16,1-3. 4 - 3 1 a andererseits hinsichtlich lokaler und chronologischer Informationen erklären helfen als auch einige - sicherlich noch weiter zu überprüfende - Gesichtspunkte zur Redaktionsgeschichte von jener Beobachtungsreihe her neu unterstreichen und herausstellen 20J .
4.4.
Zusammenfassung
Simson, der am wahrscheinlichsten in die Zeit zwischen 1125 und 1075 v.Chr. zu datieren ist, gehörte zu einer Danitengruppe, die ein „Lager Dans" zwischen Zora und Eschtaol bewohnte. Aus der Lage des Lagers am Rande des Einfluß- und Machtbereichs der Philister ergaben sich persönliche Reibereien und Auseinandersetzungen teils todernsten und blutigen, teils grob-schalkhaften Charakters zwischen Simson und den Philistern der Umgebung. Die älteren Simsonerzählungen (Ri 13,25*; 14f.*) lassen an keiner Stelle die Anschauung zu, es handle sich in ihnen um Reflexe von Auseinandersetzungen zwischen den Philistern
202 a) Ri 14,19a, wo die Überschreitung des sonst in Ri 14 f. gewahrten lokalen Rahmens überraschend und unmotiviert, sowie der Übergang zu 14,19 b nicht bruchlos geglückt ist, denn nach der Bezahlung des Wettpreises, zugleich eine Rache an den Philistern, stellt der erneute Zornesausbruch eine Doppelung dar. Vom bis Gaza reichenden Horizont in Ri 16,4 ff. aus gesehen bleibt der „Ausflug nach Aschkelon durchaus im Rahmen. b) Die massiv religiöse Formulierung des feierlichen Jahwe-Anrufes Ri 15,18 wirkt befremdlich im Munde des bedenkenlosen, schnell zu Händeln aufgelegten Volkshelden, vgl. aber Ri 16,28! c) Ri 14 f. vollführt Simson autonome Krafttaten. Dagegen steht n^xm Π1Π' Π1Ί l'Vy (14,6. 19a; 15,14) eindeutig in der Linie der Intention von Ri 13,2ff.; 16,4ff. (vgl. zuletzt WHARTON, a.a.O., 56, früher GUNKEL, a.a.O., 46). Auch Ri 13,25a (bis lnyD^) ist spätere Ausführung in diesem Sinne (GUNKEL, ebd.). 203 Ri 13,25 (nur die Lokalangaben); 14-15* bilden den Urbestand des volkstümlichen Heldenerzählungskranzes mit engbegrenztem lokalem Rahmen. Ri 13,2-24 ist eine demgegenüber sekundäre, legendarisch gestaltete Einleitungserzählung ohne zeitliche Anhaltspunkte, aber mit enger Anknüpfung an die gegebene lokale Verwurzelung der Simsontradition. Ri 16,4-31 a stellt eine literarisch ausgefeilte Erzählung dar mit stärkerer theologisch-religiöser Prägung, deshalb wahrscheinlich mit nur oberflächlicher lokaler Anknüpfung an die Tradition und ohne chronologische Hinweise, die über die älteren Simsonüberlieferungen hinausgehend informieren. Könnte nicht schließlich Ri 16, 1-3 im Zusammenhang der Komposition von Ri 16,4-31 a als ursprünglich nicht zur Simsontradition gehörende Sagenüberlieferung des Hebrongebietes, durch den Bezugspunkt „Gaza" und die Namenähnlichkeit Simson-Scheschai veranlaßt, in die Simsonüberlieferung eingebaut worden sein? Eine umgekehrte motivische Einflußnahme von V. 1-3 auf V. 4 ff. vermuten jetzt R. WENNING-E. ZENGER, Held Simson, 46. 49 f. 54, Anm. 43, aber nicht überzeugend.
192
Der Erzählungskranz über Simson (Ri 13-16)
und den Daniten (oder gar den Israeliten) insgesamt 2 0 4 . Auch die Meinung, die Kämpfe seien breiterer Natur gewesen, aber sekundär auf die Person Simsons eingeschränkt und zugeschnitten worden, hat keine haltbare Basis. Was die Simsonerzählungen an lokalen Hinweisen bieten, ist sehr konkret und auf einen Umkreis von wenigen Kilometern beschränkt, im wesentlichen auf das Gebiet zwischen Timna im Westen, Etam im Osten, Eschwa' und Eschtaol im Norden und Lehi im Süden. Diese Feststellung unterstützt die Meinung, daß es sich bei der Gruppe, zu der Simson zählte, um eine nur kleine Danitengruppe, vielleicht ein Ji'3 18, gehandelt hat. Zusammen mit der vorgeschlagenen Datierung der Simsonereignisse bedeutet dies, daß nicht alle Daniten bei der Ri 17-18 beschriebenen Wanderung mit nach Norden gezogen sind. Dem im Süden gebliebenen Rest gelang dank veränderter Zeitumstände und Machtverhältnisse etwas, was der noch ungeteilten Danitengruppe seinerzeit bei dem Vorstoß an der Ebene Ajalon (Ri 1,34. 35 a) nicht gelungen war, nämlich sich in das Wirtschafts- und Machtgebiet nichtisraelitischer Städte einzuschieben und dort festen Fuß zu fassen, in diesem Falle in das fruchtbare Gebiet am oberen Ende des breitesten Teils des Wädi es-Sarär zwischen Zora und Eschtaol, ohne anscheinend von den vermutlich durch den Machtverfall nach der Zerstörung von Bet-Schemesch (Stratum IVb) um 1200 v.Chr. oder etwas später geschwächten Amoritern daran gehindert werden zu können. An diesem engbegrenzten Gebiet mit einem Durchmesser von ca. 2 Kilometern haften die Traditionen um Simson. Der ältere Grundbestand der Überlieferung (Ri 13,25*; 14f.*) hat mit seiner konkreten Lokalverwurzelung am besten den lokal begrenzten Charakter des Danitenhelden bewahrt. In Ri 16,4 ff., aber auch in Ri 13,2-24 kann ein in dem vorgenannten Komplex fehlendes religiöses und geschichtstheologisches Interesse sowie eine nationale Ausweitung des Geschehens beobachtet werden. Spätere Übermalungen und Einfügungen dieser Art lassen sich in Ri 14 f. leicht vom alten Bestand abheben, wogegen im Falle von Ri 13,2-24 und Ri 16,4-31 a die Stoffe von vornherein ganz im Sinne dieser Tendenzen gestaltet worden sind. Bei Ri 16,1-3 handelt es sich um einen ursprünglich der Simsontradition fremden Stoff. Im Blick auf das vieldiskutierte Problem der beiden „Lager Dans" zwischen Zora und Eschtaol (Ri 13,25; 16,31) bzw. westlich von Kirjat-Jearim (Ri 18,12) stellte sich als das wahrscheinlichste die Anschauung von zwei verschiedenen, nicht gleichzeitig existierenden Lagern in jeweils besonderer Situation heraus. Die Daniten wohnten bis zur Nordwanderung eines Teils ihrer Sippe im Lager westlich von Kirjat-Jearim. Unbestimmte Zeit nach dem Abzug der nach Norden Wandernden, aber 204
In dieser Richtung z.B. GRESSMANN, SAT I, 2, 249; AUERBACH, Wüste, 98.
Zusammenfassung
193
wohl nicht unmittelbar danach, hat auch der restliche Teil der Daniten dieses Lager verlassen und ein neues zwischen Zora und Eschtaol aufschlagen können, begünstigt durch den nach der Nordwanderung inzwischen eingetretenen Machtverfall von Bet-Schemesch (Anfang des 12. Jh. v.Chr.). Die Uberlieferung des Namens des Vaters Simsons darf als bemerkenswertestes und interessantestes Element der Simsonüberlieferung im Blick auf die danitische Geschichte gelten. Eine umfassende Untersuchung des Namens Manoach und der mit ihm verbundenen und bisher geäußerten Thesen hat unter Heranziehung von Ergebnissen der Untersuchungen von Ri 1,34. 35 a und Ri 17-18 zu einem negativen und einem positiven Ergebnis geführt: 1. Die seit langem vorgeschlagene und verteidigte Verbindung des Namens des Daniten Manoach und damit der Daniten insgesamt mit dem O r t Manahat und den Manahatitern sowie mit dem in dem Amarnabrief 292 erwähnten O r t Manhate kann aus sachlichen wie auch sprachlichen Gründen nicht überzeugen. 2. Es gibt keinen Grund, den Namen Manoach als eine echte danitische Uberlieferung in Zweifel zu ziehen. Bei diesem Namen, der jetzt den „Vater" Simsons bezeichnet, handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine zum Personennamen umgebildete und umfunktionierte Form des Ortsnamens Μ α ν ο χ ω ( = *nn[l]:a/*in[l]3?a). Dieser Ortsname ist kaum willkürlich gewählt worden, nur um den berühmtesten Daniten mit einem Vatersnamen auszustatten, ohne daß eine spezielle Beziehung der Daniten zu diesem Ort(snamen) bestand. Just in der Richtung, aus der nach Ri 1,34. 35a die Daniten in der Zeit vor 1200 v.Chr. gegen die Amoriterebene Ajalon vorgestoßen sind, und in einer relativ geringen Entfernung vom Ausgangspunkt des Vorstoßes, dem „Lager Dans" westlich von Kirjat-Jearim, läßt sich ein O r t namens Μ α ν ο χ ω nachweisen. Die von der Simsonüberlieferung unabhängige Nachricht in Ri 17,7 f.; 18,3 bezeugt danitische Beziehungen bzw. sogar danitisches Wohnen in unmittelbarer Nähe Betlehems, wo Μ α ν ο χ ω zu suchen ist, und zwar zu einer Zeit, die vor der Nordwanderung und auch vor dem Vorstoß von Ri 1,34. 35 a liegt. Diese Feststellungen erlauben es, den O r t Μ α ν ο χ ω und die Gegend unmittelbar südwestlich von Jerusalem als ein Gebiet mit danitischer Tradition anzusehen, die zeitlich noch vor die bisher als früheste Danitenüberlieferung angesehene Notiz in Ri 1,34. 35 a zu setzen ist.
5. Die Stammessprüche über Dan in Gen 49 und Dtn 33 Der Wert der Stammessprüche liegt wesentlich darin, daß ihre Entstehung nur innerhalb der Zeit lebendigen Stammesbewußtseins anzunehmen ist, eine Grundlage, die mit der Herausbildung des israelitischen Königtums weitgehend und in wachsendem M a ß e entfiel 1 . Aus diesem ungefähren terminus ad quem ergibt sich die Folgerung, daß die Sprüche sehr alte, richterzeitliche Traditionen enthalten. Hinzu kommt, daß die meist poetische Formung spätere Änderungen unwahrscheinlich macht oder relativ leicht erkennen läßt. So darf über lange Zeiträume hinweg unveränderte Uberlieferung erwartet werden 2 . Schwierigkeiten bereiten dagegen bei vielen Sprüchen ihre Kürze, ihre häufig anzutreffende Art, nur verhaltene Andeutungen und Stichworte zu bieten. Den zeitgenössischen Hörern stand bei ihrer Rezitation zweifellos ein viel reicher gegliedertes Bild vor Augen als uns 3 . Die gefüllten Bilder der Sprüche scheinen manchmal weniger zu offenbaren als vielmehr im Bild zu verhüllen 4 oder auch durch ihre Fülle die unterschiedlichsten Deutungen zuzulassen, w o f ü r die Geschichte der Exegese genügend Beispiele bereithält.
5.1. Gen 49,16. 17 D a ß es sich bei dem sogenannten Jakobsegen Gen 49 um eine Zusammenstellung von Sprüchen verschiedenen Alters und verschiedener Herkunft, unabhängig voneinander entstanden und früher auch selbständig tradiert, handelt, ist weitgehend mit Recht unumstritten 5 . Wei1 Vgl. früher H . GRESSMANN, S A T I, 2, 181 f. in letzter Zeit H.-J. ZOBEL, Stammesspruch, 54 f. 2
3
GRESSMANN, a . a . O . ,
181.
D a s betonten u.a. H . GUNKEL, Genesis, 476; GRESSMANN, a . a . O . 4 GUNKEL, a . a . O . Vielleicht nicht zuletzt dieser Aspekt reizt immer wieder dazu an, die von den Spruchdichtern sicherlich nicht zufällig (A. H . J. GUNNEWEG, Sitz, 253), s o n dern aus der „Wirklichkeit des Gebiets und des Geschehens" (E.TÄUBLER, Studien, 95) gewählten, kennzeichnenden Bilder, Vergleiche und Wortspiele nach dem historischen Hintergrund zu durchleuchten. 5 Vgl. u.a. M. NOTH, System, 8, Anm. 1; S. MOWINCKEL, „Rahelstämme", 139; O.EissFELDT, Silo, 419; DERS., Einleitung, 304 f.; H.-J. STOEBE, Art. Jakobsegen. R G G 3 III, 524 f.,
196
Die Stammessprüche über Dan in Gen 49 und Dtn 33
testgehende Übereinstimmung herrscht auch darin, daß beide Dansprüche keine Einheit bilden, sondern ursprünglich unabhängig waren 6 . Von diesen Feststellungen her ist es möglich, ohne Berücksichtigung der zahlreichen Probleme des Jakobsegens als Ganzheit sogleich zur Untersuchung der beiden ursprünglich selbständigen Dansprüche jeweils für sich überzugehen. 5.1.1. Gen 49,17 Das einleitende 'Π' wird fast übereinstimmend als Jussiv gedeutet 7 , obwohl es formal auch Imperfekt sein kann 8 . Es kennzeichnet hier einen Erfahrungshorizont, der auch gegenwärtig f ü r Dan Aktualität besitzt. Dan befindet sich nach wie vor in der Lage der Schlange, die das Pferd in die Ferse beißt, beißen will oder auch beißen muß. Wenn man mit den meisten Kommentaren dem Spruch einen jussivischen Akzent geben will, so heißt das, daß das anscheinend erprobte Verhalten Dans weiterhin erwünscht, erhofft, empfohlen wird. Dabei ist zu beachten, daß das in der Entfaltung des Vergleichs (V. 17 b) dargestellte Verhalten so detailliert und auch eigentlich nicht typisch zwischen Schlange, Pferd und dem das Pferd Lenkenden ist, daß die Folgerung nicht abweisbar ist, das dargestellte Bild sei bereits Abstraktion einer Reihe von Beobachtungen und Erfahrungen. V. 17 a beschreibt Dan in Parallelgliedern, wobei V. 17 a α mit Ε?Π3 und "]Π die weitaus häufigeren und gebräuchlicheren Worte der beiden Paare bietet. V. 17 a β enthält mit ρ'ΟΡ ein hapax legomenon, während ΓΠΚ ohne eine spezifisch eigene Nuance und von eng verwandter Be-
5 2 4 ; H . - J . KITTEL, S t a m m e s s p r ü c h e , 29; K . - D . SCHUNCK, B e n j a m i n , 13. 7 1 . 74, A n m . 101; A . H . J . GUNNEWEG, Sitz, 2 4 5 ( f f . ) ; R . DE VAUX, S e t t l e m e n t , 132; A . VAN DEN BORN, A r t . J a -
kobsegen. BL, 802 f., 802; H.-J. ZOBEL, Stammesspruch, 53; G. FOHRER, Einleitung, 71, außerdem die Kommentare, ζ. Β. H. GUNKEL, Genesis, 477; H. GRESSMANN, SAT I, 2, 182 (ff.); G. VON RAD, ATD 2/4, 346. Überblicke zur Forschungsgeschichte bieten H.-J. KITTEL, a.a.O., 1-6; H.-J.ZOBEL, a.a.O., 1-3, zur Form- und Gattungsgeschichte KITTEL, a . a . O . , 6 5 f f . ; ZOBEL, a . a . O . , 5 3 - 6 1 . 6 S o u . a . GUNKEL, a . a . O . , 4 7 7 f . 4 8 4 ; GRESSMANN, a . a . O . , 178; O . PROCKSCH, G e n e s i s ,
272. 284f.; G. VON RAD, a.a.O., 351; KITTEL, a.a.O., 26. 29. 97f.; ZOBEL, a.a.O., 18; anders, aber nicht überzeugend, B.JACOB, Buch, 916; TÄUBLER, a.a.O., 95. 7 So unter den Genesiskommentaren A. DILLMANN, 467; H. Holzinger, 260; DERS. in H S A T (Κ) I, 9 4 ; H . GUNKEL, 4 7 5 ; H . GRESSMANN, 178; E . KÖNIG, 7 3 5 m i t A n m . 2; B . J A -
COB, 916; G. VON RAD, 345, außerdem u.a. J. HEMPEL, Literatur, 47; H.-J. KITTEL, a.a.O., 28. 69. 8
Vgl. GesK, 207 (§75s). 303ff. (§107). 314 (§ 109k), auch 127 (§ 48fg) sowie BAUER
-LEANDER, 2 7 4 (§ 361); R . MEYER, G r a m m a t i k III, 4 7 f . (§ 1 0 0 , 4 ) . E b e n s o Α . B. EHRLICH,
Randglossen I, 248, aber lediglich von inhaltlicher Voraussetzung her, die nicht überzeugt. Daß 'Π' ein von V. 17 zu trennender Zusatz sei (ZOBEL, a.a.O., 18), leuchtet nicht ein.
Gen 49,16. 17
197
deutung 9 mit γ π ist, das recht allgemein ein „(betretener und dadurch festgetretener) W e g " 1 0 ist. Aus beiden Wege-Bezeichnungen kann keinerlei Hinweis auf den geographischen Hintergrund Dans in der Situation von V. 17 entnommen werden 1 1 . Entgegen der schon früher häufig geäußerten, fast traditionellen Anschauung, Dan in V. 17 sei in Lajisch, im Norden des Landes, vorausgesetzt, hat H.-J. Z O B E L zuletzt nachdrücklich das Gegenteil vertreten. Er meinte die Schlangenbezeichnung |D'DP geradezu als Kriterium ansehen zu können, das „bei der möglichen Wahl zwischen den nördlichen und südlichen Niederlassungen Dans . . . den Ausschlag für die letzteren" zu geben vermöge 1 2 . Ist das berechtigt? Z O B E L 1 3 hält die Schlange jD'DP für wahrscheinlich zur Gattung der Cerastes gehörig 1 4 , wogegen andere an die Familie der Colubridae bzw. die Gattung Zamenis denken 1 5 . Ein überzeugendes argumentatives Ubergewicht ist bei keinem der beiden Vorschläge erkennbar. Ob es dem Spruchdichter überhaupt auf eine bestimmte Schlangengattung ankam? Sodann muß gegenüber Z O B E L bemerkt werden, daß das südliche Dangebiet zwischen der Ebene Ajalon und Jerusalem gegenüber dem nördlichen um Lajisch nicht so unterschiedlicher Art hinsichtlich Boden- und Vegetationsverhältnissen ist 1 6 , daß Schlangen, die im südlichen Gebiet kennzeichnend und anzutreffen sind, im nördlichen unmöglich zu finden wären oder umgekehrt, so daß eine Schlange „als Hinweis auf die Gegend, in der Dan lebt, angesehen werden" könnte 1 7 . Zu dem gleichen, gegenüber Z O B E L negativen Ergebnis führt es auch, wenn man gewissermaßen zur Kontrolle einmal ' Vgl. HAL, 84a, s.v. rnfc. 1 0 G . SAUER, Art. " p l , 457; zur Terminologie bei Wegen und Straßen, u.a. auch zu "|~n und rrm, vgl. zuletzt M . HAR-EL, Jerusalem, 11 f., daneben M . NOTH, W A T , 76 ff.; Y . AHARONI, L a n d , 3 9 f f . 1 1 Selbst wenn ZOBEL recht hätte, daß m x speziell „eine Karawanen- und Heerstraße" bedeutet (Stammesspruch, 18), bewirkte das keine geographische Eingrenzung des D a n gebiets. Aber die von ZOBEL angeführten Belege beweisen keineswegs seine spezielle Interpretation. Ijob 6,18 bezeichnet ζ. B. den W e g einer Karawane vielmehr "ρτ, nicht aber
mit. 1 2 Stammesspruch, 88; für Dan zur Zeit des Spruches im Süden votiert auch KITTEL, Stammessprüche, 28 f., jedoch ohne Bezug auf die Schlangenbezeichnung. 1 J Stammesspruch, 18. 1 4 So auch E. KÖNIG, Genesis, 735; H . GUNKEL, Genesis, 484; O . PROCKSCH, Genesis, 272; GesB, s.v. ( 8 5 7 B ) , die alle letztlich auf Hieronymus verweisen; weitere Vertreter bei
ZOBEL, a . a . O . , 18, A n m . 8 7 . 1 5 So früher B.JACOB, Buch, 916 (der allerdings Colubridae neben der Gattung Cerastes für möglich hält); in letzter Zeit K B L s.v. ( 1 0 0 4 a ) , während für Cerastes cornutus 3l®5y, für Cerastes vipera und Cerastes cornutus D'ir stehen soll ( K B L , 1265). 1 6 Vgl. W . KLAER, Art. Palästina. B H H III, 1 3 6 5 - 1 3 7 7 , bes. Abb. 1 (Karte); M . NOTH, W A T , 1 2 - 1 4 . 4 1 - 4 4 (zum Lajisch/Dan-Gebiet). 1 5 f . (zum südlichen Dan-Gebiet); zu den Klimatypen beider Dan-Gebiete vgl. D . BALY, Handbuch, Karte II sowie a . a . O . , 142. 17
ZOBEL, S t a m m e s s p r u c h , 8 8 .
198
Die Stammessprüche über Dan in Gen 49 und Dtn 33
umgekehrt die Biotope der für |D'DP vorgeschlagenen Schlangengattungen ins Auge faßt 18 . Keine der Gattungen läßt sich als so typisch für eine der beiden danitischen Wohngegenden erweisen, daß sie als Kriterium für die hinter V. 17 stehende stammesgeographische Situation Dans dienen könnte. V. 17 a bietet, für sich betrachtet, daher keine Antwort auf die geographische Frage, ob Dan schon im Norden oder noch
18 Nach O . BÖTTGER sind die sandgelb, schwarzgelb gewürfelt, olivbraun und noch anders gefärbt vorkommenden Zamenidae im gesamten Mittelmeerraum, in Südeuropa, N o r d a f r i k a wie auch Palästina-Syrien verbreitet; sie werden bei Haifa und Jerusalem, in Galiläa wie um Beirut gefunden (Reptilien, 17 ff., bes. 17-21; vgl. noch umfassender:
O . BOETTGER u n d PECHUEL-LOESCHE, K r i e c h t i e r e , 2 8 3 - 2 8 7 ) . F. BODENHEIMER h a t Z a m e -
nidae in sehr unterschiedlichem Milieu beobachtet: Im Bereich des Toten Meeres, an steinigen Orten, in trockenem Buschwerk, auf Sandbänken kleiner Flüsse (Tierwelt II, 5 f.; weitere Angaben über Aufenthalts- und Fundorte im Wasser und auf dem Lande, in Flußgegenden, in Städten, Gärten, im Gemäuer, im Berg- und Hügelland bei O. BOETTGER und PECHUEL-LOESCHE, a . a . O . , 285f.). Schon die beobachtete Häufigkeit dieser Schlangenart spricht dagegen, sich unter Berufung auf sie f ü r Dan auf die N o r d - oder Südsitze festzulegen. Z u r Verhaltensweise der Zamenidae wird folgendes beobachtet: „Wenn sie gestört werden, richten sie sich zischend empor und beißen um sich." (BODENHEIMER, a . a . O . , 5). W ä h r e n d einige Arten der Zamenidae angriffig sind, so z.B. die Zamenis trabalis ( „ . . . pflegt sich zwar zurückzuziehen, ein Pferd aber oder den Reiter nicht zu fürchten; ja, wenn sie von letzterem überrascht wird, ohne weiteres zum Angriff überzugehen"), sind „trotz ihres Namens .Zornschlangen' . . . nicht alle von zornwütigem Gebaren; im Gegenteil sind z.B. . . . besonders die Diademschlange (Zamenis diadema) überaus sanfte und liebenswürdige Geschöpfe" (O. BOETTGER und PECHUEL-LOESCHE, a . a . O . , 286 bzw. 283). Andere Beobachter haben betont, d a ß die Zornnatter „erst wütend um sich beiße, wenn man sie greifen wolle" (a.a.O., 286). Dies zeigt wohl eindeutig, d a ß bei einer Identifizierung der Bezeichnung JD'SP mit der Familie der Colubridae bzw. der Gattung Zamenis mit dieser Schlangenbezeichnung keine Entscheidung zwischen N o r d oder Südsitzen Dans begründet werden kann. Beide Gebiete lassen sich ohne Schwierigkeit in die beobachteten Biotope einordnen. Aber auch die zur Familie der Viperidae gehörende Gattung Cerastes, genauer: Cerastes cornutus ( H o r n o t t e r oder Hornviper), ist keinesfalls typisch f ü r eines der beiden Dangebiete. O. BÖTTGER hat ihr V o r k o m m e n von der Sahara bis Palästina, bis in die Gegend des T o t e n Meeres nachgewiesen (Reptilien, 37; vgl. zu dieser Gattung insgesamt auch O. BOETTGER und PECHUEL-LOESCHE, a . a . O . , 430-433). Z u r gleichen Gattung gehörende Vipern sind exakt in Galiläa, überhaupt in ganz Palästina, besonders häufig auch im Libanongebiet, aber auch in Kleinasien, Transkaukasien usw. zu finden (BÖTTGER, Reptilien, 35-37). Auch F. BODENHEIMER hat das Auftreten der Hornviper im südlichen wie auch im nördlichen Palästina-Syrien unterstrichen (Tierwelt II, 8). Für Vorkommen der Cerastes in Ägypten und im Irak vgl. F. S. BODENHEIMER, Animal, 65. I l l ; Κ . Τ . KHALAF, Reptiles of Iraq. Bagdad 1959; f ü r beide Gattungen vgl. insgesamt noch F.WERNER, Lurche, 347ff. 527ff. Auf eine charakteristische Häufigkeit von Schlangen im Gebiet der Jordanquellflüsse weist E.TÄUBLER, Studien, 96. - Auch wer unter Berufung auf die beobachtete Vorliebe der Hornvipern, sich in „Löchern und Fahrgeleisen" zu verbergen (A. DILLMANN, Genesis, 467) und so ein „besonderer Schrecken der Pferde" (E. KÖNIG, Genesis, 735) zu sein, sich d a f ü r entschiede, in IS'D® eine Hornviper zu sehen, weil in Gen 49,17 von Pferden die Rede ist, wird aus Löchern und Fahrgeleisen kein geographisches Kriterium f ü r Dans N o r d - oder Südsitze gewinnen können.
Gen 49,16. 17
199
im Süden vorausgesetzt ist. Die Aufmerksamkeit ist nunmehr dem V. 17 b zuzuwenden. Danitisches Geschick wird in einem Bild, in einem Geschehen zwischen einem Pferd, einer Schlange und einem das Pferd Lenkenden 19 zusammengefaßt, das für sich gesehen zeitlos ist und auch schwer an eine bestimmte Gegend gebunden werden kann. Der Vorgang 20 ist wohl nicht der alltäglichsten einer, aber dem Bewohner Palästinas doch sicherlich so weit vertraut, daß er als Bild verwendet werden konnte. Es lohnt sich, den Vorgang als solchen genauer auszuleuchten: 1. Eine (kleine 21 ) Schlange am Wege geht gegen ein Pferd, ein im Verhältnis zu ihr sehr großes Tier, an, das vorbeikommt und von dem sie sich aufgestört, möglicherweise bedroht fühlt. Sie setzt sich zur Wehr 22 . Damit wird die Schlange keineswegs als aggressiv gekennzeichnet, sondern als ein Wesen, das sich in Bedrohung verteidigt. Es leuchtet nicht ein, daß, um jemanden als aggressiv zu kennzeichnen, ausgerechnet und nur die Schlange das passende Tiervergleichsbild sein soll. Wer Tücke und Aggressivität darstellen will, läßt nicht ein kleines Tier ein vielfach größeres, an Kraft außerdem weit überlegenes besiegen. Ein solches Bild ist geeignet, Achtung vor Mut und Geschick des kleinen Tiers zu wecken. Das wird hier gemeint sein. Daher besteht keine Berechtigung, Dan in V. 17 vom Bild der aufgestörten, aufgereizten Schlange her für tückisch, hinterlistig, aggressiv oder ähnlich zu er-
" 33T bedeutet ebenso „reiten" wie „fahren" (vorsichtig abwägend R. FICKER, Art. 33-1. T H A T II, 777-781, bes. 778-780), vielleicht ist das Fahren aber doch primär (H. WEIPPERT, Art. Pferd, 253). Historisch gesehen geht wohl im Blick auf Streitwagen und Reiterkrieger die erstere Kriegstechnik allmählich in die zweite über, vgl. R. DE VAUX, Lebensordnungen II, 24-28; H . WEIPPERT, a . a . O . , 250 ff. (Lit.); besonders zuletzt W. MAYER, Gedanken, 175 ff. O b Gen 49,17 an einen Reiter oder einen (Streit-)Wagenlenker gedacht ist, läßt der knappe Kontext nicht sicher entscheiden, jedoch dürfte f ü r die Frühzeit angesichts der feststellbaren historischen Entwicklung (H.WEIPPERT, a . a . O . , 254) das letztere wahrscheinlich sein (allgemein SMITH, Interconnections, 24; spez. H.-J. ZOBEL, Stammesspruch, 18). - In diesem Zusammenhang d ü r f t e es nicht uninteressant sein, daß kürzlich bei den Grabungen auf Teil el-QädT im Gebiet des oberen Tores ein Siegel aus dem 8. Jh. v . C h r . mit Abbildung von Pferd und Streitwagen sowie drei M a n n Besatzung gefunden wurde ( I E J 2 7 [1977], 244; BA 43 [1980], 178. 182). 20
Abbildungen von Wagen, wo beim Aufbäumen der Pferde das Herausstürzen der Insassen leicht vorstellbar ist: A N E P , Abb. 165 f. 172. 190; Abbildungen, wo tatsächlich Insassen herausstürzen: A O T , Abb. 62. 105; A N E P , Abb. 314f. 319. 328. 330. 333. 337. 21
22
V g l . B. JACOB, B u c h , 9 1 6 f .
Nach F. BODENHEIMER, Tierwelt, 5. 8, greifen sowohl Zamenidae als auch Cerastes Lebewesen, die sie nicht zur N a h r u n g verwenden, nicht ohne Ursache oder Störung von deren Seite an; sie sind z . T . eher als träge zu bezeichnen, was allerdings ihrer Wehrbereitschaft im Notfalle keinen Abbruch tut. Ein Erlebnis von TRISTRAM mit Pferd und solcher Schlange zitiert B.JACOB, a . a . O . , 916, ein anderes berichtet A. MUSIL, Arabia Petraea II, 1, 35; vgl. auch oben, Anm. 18.
200
Die Stammessprüche über Dan in Gen 49 und Dtn 33
klären, für einen Räuberstamm gar 23 . Wo die Stammessprüche von einem Räuberstamm, einem Stamm mit räuberischen Eigenschaften sprechen zu müssen meinen, wird das eindeutig und ohne Bedenken getan 24 . Für Schöpfer und Hörer des Danspruches V. 17 ist anscheinend der Größenunterschied zwischen den Tieren des Vergleichsbildes wichtig, die große Wirkung, die das kleine, unscheinbare Tier bei dem großen Gegenspieler hervorzurufen vermag. 2. Woran soll der Hörer bei dem Lenker des Pferdes denken? An einen zufällig des Weges kommenden friedlichen Einzelreisenden? Ein so wenig spektakuläres Alltagsereignis dürfte schwerlich einen Stammesspruch angeregt haben, der auf engem Raum Wesentliches sagen, mit einem gefüllten Bild charakterisieren soll. Vielmehr soll der Hörer an eine Bedrohung, einen Angreifer denken, der von gefährlicher Größe ist (vgl. Pkt. 1), gegen den weniger Muskelkraft und große Zahlen, als vielmehr Mut und Geschicklichkeit, gepaart mit Schnelligkeit und dem Uberraschungseffekt eingesetzt werden können. 3. Nunmehr treten wir aus dem Bild heraus. Im Süden waren die Danken noch in einem halb mobilen Zustand. Vor Angriffen großer und mächtigerer Feinde pflegen halb mobile Gruppen lieber auszuweichen und weiterzuwandern, ehe sie sich um jeden Preis und bei Gefahr der Vernichtung widersetzen. Ganz anders verhalten sich Ansässige, die ihre Scholle, je länger sie bereits auf ihr wohnen, desto zäher verteidigen. Bei den Daniten kann in diesem Zusammenhang nur an die Nordgruppe in Lajisch/Dan gedacht werden, die sich nunmehr nach verschiedenen Ansiedlungsversuchen und relativ weiträumigen Wanderungen an der geglückten Eroberung zweifellos festzuklammern entschlossen war 25 . 4. Ist es richtig, Dan in V. 17 in seinen nördlichen Sitzen vorauszusetzen, so könnte ein weiterer Aspekt des Vergleichsbildes wichtig werden: Zu einer Schlange gehört nicht notwendig, daß sie am Wege liegt. Wenn dies aber im Bilde gleich zweimal betont wird, dürfte es eine beabsichtigte Anspielung sein. Sie weist dann nachdrücklich auf Dan in seinem nördlichen Gebiet, wo, abgesehen von der Nord-Süd-Verkehrsverbindung durch die Biqä', die nahe an Lajisch/Dan vorbeiführt, die 23
So E . M E Y E R , I N , 526; R . KITTEL, Geschichte I, 441, Anm. 1 (etwas anders DERS., Geschichte I I , 12!); G. F. M O O R E , zit. bei E . T Ä U B L E R , Studien, 94; O . P R O C K S C H , Genesis, 272; Τ. H. R O B I N S O N , History, 79; A. VAN DEN B O R N / H . H A A G , Art. Dan. B L , 308. Zutreffender interpretieren die Haltung der Schlange ( = Dan) als Abwehr: H. GUNKEL, Genesis, 484; H.-J. KITTEL, Stammessprüche, 28 f.; G. VON R A D , A T D 2/4, 351; E . T Ä U B L E R , a.a.O., 93. 95. 24 Gen 49,9. 27. 25 Auch von hier ergibt sich noch einmal die Unwahrscheinlichkeit der Anschauung, Dan sei im Spruch V. 17 als aggressiver, provozierender Angreifer gedacht (vgl. oben, Anm. 23).
Gen 49,16. 17
201
wichtige Ost-West-Straße von Damaskus nach Tyrus von einem Rang ist, mit dem die „international" kaum wichtigen, allenfalls lokal bedeutenden, erst seit Jerusalems Erhebung zur israelitischen Reichshauptstadt aufgewerteten Straßen im Bereich der Südsitze Dans schwerlich konkurrieren können 26 . Auf die existentielle, vor allem ökonomische Bedeutung der Ost-West-Straße für die Stadt ist bereits hingewiesen worden 27 . 5. Der Spruch stellt Dan ausdrücklich als erfolgreich dar bzw. erhofft (weitere) Erfolge. Erfolgreich aber war Dan im Süden ja gerade nicht 28 , so daß der aktive und unternehmungslustige Teil der Gruppe abwanderte, der nun im Norden bei der Feindabwehr den gleichen Mut zeigt, der im Süden zum Aufbruch ins Ungewisse führte. 6. Wer steht hinter dem Roß und seinem Lenker, wer ist der große und gefährliche Feind und Störenfried der Bewohner von Dan? Daß an die nördlich und nordöstlich benachbarten Aramäer29 gedacht werden muß, ist aus mehreren Gründen wahrscheinlich: a) Die Aramäer sind die einzige bedeutende Macht in der Umgebung, auf die das Bild von der Schlange und dem Pferd auch hinsichtlich des Größen- ( = Macht-)Verhältnisses paßt 30 . b) Hier ist an Ri 18,7. 28 zu erinnern: Neben den Phöniziern (Sidoniern) waren es nur Aramäer, die dem Erzähler einfielen, wenn es galt, damals bedeutende Mächte der Umgebung von Lajisch zu nennen 31 . Machtfaktoren von Bedeutung sind dort auch später nicht hinzugekommen. c) Zu den Aramäern paßt auch die Wahl des Pferdes als direkter Gegenspieler der Schlange im Bilde, denn das Gebiet der Aramäer, Syrien 2
' Zu diesen Straßenverbindungen von Lajisch/Dan vgl. 50, Anm. 80; 86f., A n m . 9 6 f . Vgl. oben, 52 f. 5 7 f . 8 6 - 8 8 . 28 Vgl. oben, 16. 2 6 - 3 5 . 29 Auf Aramäer als Gegner der Daniten wiesen früher schon H . GRESSMANN, S A T I, 2, 178; O. PROCKSCH, Genesis, 272, aber ohne nähere Begründung. An kanaanäische Stadtfürsten dachte H.-J. KITTEL, a . a . O . , 28, ohne durchschlagendes Argument. E. KÖNIG, G e nesis, 735, vermutete hinter V. 17 die Kämpfe Simsons mit den Philistern. H.-J. ZOBEL, Stammesspruch, 18. 88, der sich durch eine (unzutreffende) Vorentscheidung auf die südlichen D a n - S i t z e festgelegt hat (vgl. o., 156 ff.), schwankt zwischen „durchziehenden ägyptischen Truppen und kanaanäischen Stadtfürsten". Nachdrücklich auf die Aramäer wies in letzter Zeit nur TÄUBLER, Studien, 93 f. 30 Die Phönizier scheiden w e g e n der besonderen und guten Beziehungen zu Lajisch/ D a n als der mächtige Feind aus (vgl. o., 5 6 - 5 8 ) . Kanaanäische Städte in der U m g e b u n g rechtfertigen nicht das in V. 17 gezeichnete Bild mit den bewußt gewählten kennzeichnenden Größen- (d.h. Macht-) Unterschieden. 27
31 S. oben, 8 6 - 8 8 . 1 0 5 . Ri 18,7.28 stellen damit durch die Aramäer-Erwähnung für die Zeit der Eroberung von Lajisch durch die Daniten (1. Drittel des 12. Jh. v. Chr.) einen Anachronismus dar (s. unten, 202 f.) und weisen die Grundfassung von Ri 17-18, wenn Ri 18,7.28 zu ihr zu rechnen sind, in die Zeit nach 1100 v.Chr.
202
Die Stammessprüche über Dan in Gen 49 und Dtn 33
einschließlich des angrenzenden Teils Anatoliens, ist mit Pferden und Pferdezucht seit alters besonders verbunden 32 . d) Der Gedanke an aramäische Gegner der Daniten liegt auch sehr nahe, wenn man sich Aufstieg und Entwicklung der aramäischen Macht in Syrien vor Augen führt: „ W o h l im L a u f e des 12. vorchristlichen Jahrhunderts sind die A r a m ä e r an allen R ä n d e r n d e s N o r d t e i l s der g r o ß e n syrisch-arabischen W ü s t e als kulturlands u c h e n d e E i n d r i n g l i n g e " e r s c h i e n e n , „fast g l e i c h z e i t i g mit der L a n d n a h m e israelitischer Sippen im n ö r d l i c h e n O s t j o r d a n l a n d e a u c h ihrerseits d o r t a u f g e taucht, aber z u n ä c h s t n o c h selbst d a m i t b e s c h ä f t i g t g e w e s e n , auf d e m B o d e n d e s o s t j o r d a n i s c h e n K u l t u r l a n d e s f e s t e n F u ß z u f a s s e n " 3 3 , e h e sie e t w a v o n der W e n d e des 12. z u m 1 1 . J h . v . C h r . an, durch i h n e n g ü n s t i g e p o l i t i s c h e U m stände g e f ö r d e r t 3 4 , eine R e i h e v o n Staaten im syrischen R a u m z w i s c h e n T a u r u s u n d D a m a s k u s u n d v o m unmittelbaren H i n t e r l a n d der p h ö n i z i s c h e n K ü s t e bis z u m Eufrat errichten, f e s t i g e n u n d a u s b a u e n b z w . in s c h o n b e s t e h e n d e n R e i c h e n als F ü h r u n g s s c h i c h t die Z ü g e l der R e g i e r u n g in die H a n d n e h m e n k o n n t e n 3 5 . U b e r diese Aramäerstaaten ist aus der Zeit z w i s c h e n 1100 u n d 1000 v. Chr. z w a r w e n i g K o n k r e t e s bekannt, aber sie w a r e n jedenfalls z u r Z e i t der E n t s t e h u n g d e s israelitischen K ö n i g t u m s über die P h a s e der Stabilisierung be32
V g l . H . F R E H E N / H . HAAG, A r t . P f e r d . B L ,
1369f.;
H.KLENGEL, Zelt,
157. In
den
Alalah-Tafeln wird „Amurru" als „place of origins of horses" bezeichnet (A. MALAMAT, N o r t h e r n Canaan, 166). Karkemisch ist seit ca. 1700 v . C h r . wichtiger Pferde-Umschlagplatz (H.KLENGEL, Geschichte Syriens 1, 11 ff.; H.WEIPPERT, Art. Pferd, 251). Auf die große Rolle des Pferdes in Ugarit im 14. Jh. v.Chr. und auf die Möglichkeit, in der ugaritischen Literatur eine Stufe ohne Kenntnis von Pferden von einer mit derselben zu unterscheiden, weisen H . FREHEN/H. HAAG, a . a . O . Für Pferdezucht, -dressur und -handel in dem durch Hatti, Kilikien, Urartu, Mitanni und Ugarit angedeuteten Großraum vgl. H . WEIPPERT, a . a . O . ; W. MAYER, Gedanken, 181 ff., bes. 183. Die Aramäer haben immer beachtenswerte Streitwagenkontingente besessen, vgl. 2.Sam 8,4; 10,18; l . K ö n 22,31; 2. Kön 6,14 ff.; 2 . K ö n 7; vgl. auch A N E T , 278 f. Unter den Gegnern Salmanassars III. bei Karkar bieten interessanterweise neben H a m a t nur die Aramäer von Damaskus, Dans Nachbarn, ein beträchtliches, ja, das größte Reiterkontingent auf (W. MAYER, Gedanken, 183). Salomo bezog Pferde aus Südost-Kleinasien ( l . K ö n 10,28, vgl. M. NOTH, Könige, z.St.). Vgl. schließlich K. GALLINGS Formulierung, daß, wenn Israel etwa ab 8. Jh. v.Chr. Reiterei gehabt haben sollte, dies durch Vermittlung und Einfluß der nördlichen aramäischen Nachbarn geschehen sein könnte (BRL, 425). 33 M. NOTH, Nachbarn, 449; vgl. auch a . a . O . , 452; DERS., Geschichte, 147; DERS., WAT, 234; A.ALT, Völker, 30f.; R . T . O'CALLAGHAN, Aram Naharaim, 93FF. 119ff.; S. MOSCATI, Geschichte, 149 f.; M. F. UNGER, Israel, 38-46; H . KLENGEL, Geschichte Syriens 3, 243 ff.; DERS., Zelt, 77 ff.; W. F. ALBRIGHT, Syria, 529-536; A. MALAMAT, Aramaeans, 134 ff.; A. VAN DEN BORN, Art. Aramäer. BL, 96-98; R. DE VAUX, History, 519-521; Ε. OTTO, Jakob, 104-107; S. HERRMANN, Geschichte, 39. 70. 140. 34
Vgl. S. MOSCATI, a . a . O . , 150; A . JEPSEN, A r t . A r a m ä e r , 531; M . F. UNGER, a . a . O . ,
43; KLENGEL, Geschichte Syriens 3, 244-246; wesentlich war die Schwäche Assurs nach 1100 v.Chr. 35 A. ALT, a . a . O . , 30F.; M . NOTH, Geschichte, 152; A. JEPSEN, a . a . O . , 531; M. F. UNGER, a.a.O., 42ff.; S. MOSCATI, a . a . O . ; A. MALAMAT, Kingdom, 101 f.; DERS., Aramaeans, 135 f f . ; B. MAZAR, E m p i r e , 101 f.; H.KLENGEL, G e s c h i c h t e , 117; DERS., G e s c h i c h t e Sy-
riens 3, 244 f.; DERS., Zelt, 77. 7 9 f .
Gen 49,16. 17
203
reits hinausgelangt 3 6 , stießen u.a. auf ihre Nachbarn im Südwesten, nämlich nordisraelitische Gruppen 3 7 und bedrängten sogar die Assyrer am Eufrat südlich von Karkemisch 3 8 . Zwar ist f ü r das 11. Jh. v.Chr. nichts Detailliertes über aramäische Aktionen mit expansionistischer T e n d e n z gegenüber den Gebieten der nordisraelitischen Gruppen überliefert. David aber gelang es nur durch sein Kriegsglück sowie sein diplomatisches Geschick, die Aramäer von Israels Grenzen zeitweise fernzuhalten bzw. sogar unter seinen Einfluß zu zwingen 3 9 ; latentes Expansionsstreben der Aramäer läßt sich aber schon zu seiner Regierungszeit an ihrer breiten Beteiligung am Kampf der Ammoniter gegen David beobachten (2.Sam 10,6ff.). Ganz offen zeigen sich diese Neigungen dann unter Salomo und noch mehr unter Jerobeam I. und seinen Nachfolgern, wo die Nordgrenze Israels ständig durch aramäische Ubergriffe gefährdet war 4 0 . Dann dürften die Ansätze dieser aramäischen Expansionstendenzen durchaus bereits im 11.Jh. v.Chr. sich entwickelt haben. Sie richteten sich naturgemäß besonders und zuerst auf solche Punkte im Grenzgebiet, die f ü r die Aramäerstaaten wie (Bet-)Maacha, (Bet-)Rehob und Damaskus von besonderem strategischem und wirtschaftlichem Interesse waren, z.B. Abel 4 1 und Dan. M a n wird wohl am ehesten an einzelne, überraschende Kommandounternehmen gegen nordisraelitische Grenzorte denken dürfen 4 2 . Ein V e r s u c h zeitlicher E i n g r e n z u n g der Situation des Spruches ist schwierig. Wir hatten a n g e n o m m e n , daß das Bild in V. 17 seine V e r w e n d u n g entsprechenden Erfahrungen v e r d a n k t 4 3 . Z w i s c h e n d e m Beginn der aramäischen Staatenbildung als einer V o r a u s s e t z u n g v o n Exp a n s i o n s t e n d e n z e n der Aramäer u m 1100 v . C h r . und der Zeit, in der der Spruch formuliert w o r d e n ist, m u ß daher eine Zeitspanne liegen, in der die D a n i t e n in D a n entsprechende E r f a h r u n g e n mit aramäischen Ü b e r g r i f f e n g e m a c h t haben k ö n n e n . Wieviel Zeit ist dafür z u veranschlagen? D i e G r u n d s t i m m u n g des Spruches kann als positiv u n d z u versichtlich b e z e i c h n e t w e r d e n . Danitischer T r i u m p h g e g e n ü b e r schein36 M. NOTH, Nachbarn, 452. 455 ff. weist darauf hin, daß sie z.Zt. Davids schon das wichtige Damaskus in ihrer Hand hatten; vgl. DERS., WAT, 73 f.; S. HERRMANN, Geschichte, 140; H . KLENGEL, Geschichte, 117; DERS., Zelt, 80. 37
B. MAZAR, E m p i r e , 101 f.
38
A . MALAMAT,
39
Kingdom, 101 f. Vgl. 2.Sam 10; Μ . F. U N G E R , a.a.O., 47ff.;
S . HERRMANN,
a.a.O., 204f.; insgesamt
vgl. J. A . SOGGIN, K i n g d o m , 3 4 9 f f . 40 Vgl. l . K ö n 11,23ff.; 15,16ff.; l . K ö n 2 0 ; l . K ö n 2 2 ; 2 . K ö n 6 , 8 f f . 24ff.; 8,28f.; 10,32 f.; 13,3-5; Am 1,3. Zweifellos im Blick auf die Aramäer hatte auch schon Salomo Hazor ausgebaut und befestigt ( l . K ö n 9,15). Vgl. zum Ganzen auch M. NOTH, Nachbarn, 462f.; B . MAZAR, a.a.O., 98ff.; M . F . U N G E R , a.a.O., 56-82; S. HERRMANN, a.a.O., 223. 250. 267-269. 41 Vgl. H.TADMOR, Border, 118. 120 (Karte). 42 Es ist nicht auszuschließen, daß die Angriffslust der Aramäer im 11. Jh. v. Chr. u. a. auch dadurch gefördert wurde, daß ihnen, was durch die benachbarte Lage nicht gänzlich verborgen bleiben konnte, mit den nordisraelitischen Grenzstädten kein geschlossenes Staatswesen mit seiner größeren Verteidigungskraft gegenüberstand. 43 Vgl. oben, 196.
Die Stammessprüche über Dan in Gen 49 und Dtn 33
204
bar überlegenen Gegnern wird beschrieben und wohl auch weiterhin gewünscht. Ob diese zufrieden-optimistische Haltung und Formulierung nach der schweren Katastrophe, die sich für Dan in Ri 18,31 angedeutet fand und von uns auf die Mitte des 11. Jh. v. Chr. datiert worden war, noch vorstellbar ist, scheint fraglich. Wenn der Spruch daher spätestens kurz vor 1050 v.Chr. als Zusammenfassung von Erfahrungen der Daniten mit den Aramäern entstanden ist, so liegen die angedeuteten Aramäerübergriffe vermutlich in den zwei oder drei Jahrzehnten zuvor. Während dieser Zeit haben die Daniten in Dan in der exponierten Lage einer einzelnen und relativ entlegenen Grenzstadt sich mit Kühnheit und Geschick erfolgreich gegen aramäische Gefährdung 4 4 , seien es gezielte Expansionsunternehmen oder einzelne Streifzüge von schnellen, beweglichen Kommandotrupps gewesen, zur Wehr gesetzt. Das in Ri 18,31 angedeutete unglückliche Geschehen, in dessen Zusammenhang das im Heiligtum der Stadt befindliche Bild Michas vermutlich verlorengegangen ist, könnte in dem hier vermuteten Rahmen der Ereignisse möglicherweise als ein konzentrierter Gegenschlag der Aramäer für eine Reihe von danitischen Abwehrerfolgen gegenüber aramäischen Streifscharen verstanden werden. 5.1.2. Gen 49,16 „Dan schafft Recht 45 seinem Volk wie einer der Stämme Israels." Den Auftakt des Spruches 46 bildet ein Wortspiel mit dem Namen Dan. Ob dieses Wortspiel, das als „beherrschendes Stilelement" 47 des Spruches gelten kann, allein von dem Stammesnamen angeregt, also vom „Recht schaffen" allein um des Namens und des damit verbindbaren Wortspiels willen die Rede ist, oder ob in dem Ort Dan, wenn man hinter dem Spruch die Daniten im Norden voraussetzt, eine besondere Rechts- bzw. Rechtsprechungs-Tradition beheimatet war 48 , dann also 44
Ob es sich speziell um angreifende Aramäer von (Bet-)Rehob, von (Bet-)Maacha (so z.B. H. G R E S S M A N N , SAT I, 2, 178; vgl. auch M. N O T H , Nachbarn, 457f. 462, Anm. 118), von Damaskus, für die die Stadt Dan an der Straße nach Tyrus von strategischem und wirtschaftlichem Interesse sein mochte, oder noch andere gehandelt hat, muß offen bleiben. 45 Zu dieser Übersetzung vgl. H A L , 211 a, s.v. ρ ; G. LIEDKE, Art. p . 446f.; V. H A M P Art. p , 201. 203; in den Kommentaren früher u.a. A. D I L L M A N N , Genesis, 467, jetzt u.a. G. VON R A D , A T D 2/4, 345; auch H.-J. ZOBEL, Stammesspruch, 17; anders u.a. C. R A B I N , Miscellanea, 88, aber nicht einleuchtend. 46
Z u m F o r m a l e n vgl. H.-J. KITTEL, Stammessprüche, 2 6 f . 8 9 f . ; H.-J. ZOBEL, a . a . O . ,
17. 5 6 f . ; A. 47
H . J . GUNNEWEG,
Sitz,
248.253
f.
ZOBEL, a . a . O . , 56.
48 So unter Hinweis auf 2. Sam 20,18 (LXX) früher E. MEYER, IN, 525; jetzt G. VON RAD, a. a. O., 350. Daß die Frau als erste die eigene Stadt Abel erwähnt bzw. im M T allein sie, muß aus der berichteten Situation der Bedrohung Abels her verstanden werden; Dan
205
G e n 49,16. 17
eine doppelte Veranlassung f ü r das Wortspiel vorlag, scheint nur auf den ersten Blick schwer zu entscheiden. Tatsächlich ist der Gruppenname als solcher ja älter als der Ortsname Dan. So könnte es sich allenfalls um eine der Dangruppe eigene, von ihr mitgebrachte Tradition handeln. Da aber auf jeden Fall der Gruppenname das konstituierende Element des Wortspiels ist, könnte eine mit dem vordanitischen Lajisch verbundene Rechtstradition, falls es eine solche gab, bestenfalls f ü r das O h r eines davon Kunde Besitzenden als zusätzlicher Akzent hinzugekommen sein. Gut vorstellbar ist es dagegen, daß sich umgekehrt auf der Grundlage des Namens und des beobachteten Geschehens, das das Wortspiel Gen 49,16 hervorrief, eine Rechtstradition des Ortes entwikkelte 4 9 . Die Mehrdeutigkeit des Subjektes p , das im Rahmen der im Jakobsegen als angesprochen vorgestellten Eponymen scheinbar eindeutig den Heros eponymos der Dangruppe bezeichnet, erfordert eine besondere Überlegung, wer mit p gemeint sei. Faßt man den Namen als nomen tribus auf, so entsteht die Schwierigkeit, daß Subjekt und Objekt identisch sind 5 0 . Aber auch die Auffassung von „Dan" als personifiziertem Gruppenahn 5 1 will nicht einleuchten, denn der selbständige Stammesspruch außerhalb des Jakobsegens hat zweifellos die Gruppe, nicht aber den Ahnen charakterisieren sollen. Nicht zufällig wird angesichts dieser Schwierigkeiten in letzter Zeit nur noch sehr vorsichtig und allgemein, aber auch anscheinend eher empfindungsmäßig als detailliert begründet, gesagt, wer gemeint sein könnte, nämlich „ein den Stamm verkörpernder Repräsentant" 5 2 oder „die Führer des Stammes Dan" 5 3 . Die Frage mag hier zunächst offen bleiben. Eins sei aber schon hier angemerkt: Es gibt eine einfache Erklärung, warum diese mehrdeutige statt irgendeiner anderen Formulierung bzw. Namenform gewählt wurde. N u r die N a m e n f o r m p gewährleistet das kurze, geschliffene und einprägsame Wortspiel J'T p . Es wäre aber falsch, aus der wichtigen Rolle des Wortspiels im Spruch den Schluß zu ziehen, es ginge hier nur um eine Wortspielerei auf rein vokabelmäßiger Basis. Das widerist nicht in die bedrohliche Lage Abels einbezogen. S o braucht auch nicht aus der N i c h t erwähnung D a n s im M T etwa ein drastisches Absinken der Bedeutung des D a n - H e i l i g tums zu dieser Zeit oder ein (zeitweiliges) Ubersiedeln desselben nach Abel abgeleitet zu werden. M ö g l i c h wäre in Abel ein Filialkult von D a n wie auch eine eigene Orakeltradition. 49 D e r Spruch mit dem Wortspiel könnte natürlich, anders gesagt, bewirkt haben, daß in D a n ein besonderes Bewußtsein von bzw. Gewicht auf Rechtspflege hervorgerufen, gefördert und geradezu kultiviert w o r d e n ist; der N a m e wurde dann gewissermaßen zur Verpflichtung. Wäre dies richtig, so hätte der Ausgangspunkt jedoch beim Gruppennamen gelegen, nichts dagegen mit dem Ort Lajisch/Dan als solchem zu tun. 50
H . - J . KITTEL, a . a . O . , 8 9 f .
51
D a s erwog u.a. KITTEL, a . a . O . , 89f., ohne sich klar dafür zu entscheiden.
52
ZOBEL, a . a . O . ,
18.
53
G . LIEDKE, A r t . p ,
446.
206
Die Stammessprüche über D a n in Gen 49 und D t n 33
spräche dem Wesen der Stammessprüche, die in jedem Falle Wesentliches, Kennzeichnendes zum Ausdruck bringen sollen. H.-J. Z O B E L hat zutreffend fomuliert, daß hier in V. 16 nicht der Name erklärt werden solle, „sondern umgekehrt aus dem Namen das Geschick seines Trägers in einer bestimmten historischen Situation" hergeleitet werde 5 4 . Der erste Halbvers teilt also mit dem Stilmittel des Wortspiels mit: In Dan herrschen Recht und Sitte. Die Rede vom „Recht schaffen" ist zumindest im wesentlichen, wenn nicht allein um des Wortspiels willen geschehen. Zugespitzt heißt das, daß vom „Recht schaffen" nur gesprochen worden ist, weil der Name Dan nur mit der Wurzel p"T ein Wortspiel erlaubt. Grundsätzlich hätte auch eine andere Eigenschaft oder Situation Dan in einem Stammesspruch charakterisieren können, allerdings dann ohne dieses knappe, geschliffene Wortspiel. Somit kann auf der Grundlage dieses Spruches das „Recht schaffen" nicht als alleinige oder auch nur als spezielle Domäne Dans unter den zwölf Söhnen Jakobs ( = Stämmen Israels) beansprucht werden. Dann wiederum hat E. TÄUBLER ZU viel in den Spruch hineingelesen, wenn er meinte, im Hintergrund des Verses stehe „die objektive Tatsache, daß der kleine Stamm seine Rechtsautonomie beibehielt" 55 . Auch bedeutet nach T Ä U B LERS Interpretation der Spruch eine egalisierende Aussage, daß nämlich Dan das erreichte, was die Regel f ü r die anderen Stämme war oder sein sollte, bietet aber keine spezifizierende Kennzeichnung und Charakterisierung Dans durch etwas Besonderes und Hervorhebenswertes im Kreis der anderen Gruppen, wie man es bei einem Stammesspruch doch wohl erwarten darf. Wenn also das Wortspiel zwar das beherrschende Stilmittel darstellt und damit vorrangig eine formale Aufgabe hat, wo liegt dann das inhaltliche Schwergewicht des Spruches? TÄUBLER hat richtig betont, in V. 16 liege f ü r Dan eine „subjektive Anerkennung" 5 6 , nun aber nicht, wie TÄUBLER meinte, dessen, daß Dan „den Willen und die Kraft hatte", Rechtsautonomie beizubehalten, sondern daß in Dan Wille und Kraft vorhanden waren, zum Beispiel (!) Recht zu schaffen 5 7 oder sein Volk zu schützen oder zum Sieg oder zur Beute zu führen o. ä., kurz, einen Status zu erreichen und zu wahren, wie ihn der Spruchdichter in seiner Gegenwart anerkennend beobachten kann, nämlich „wie einer der Stämme Israels" (V. 16 b) zu sein. Anders ausgedrückt: Die wesentliche Charakterisierungsaussage, daß Dan „wie einer der Stämme Israels" sei, wird wegen der Möglichkeit des schönen Namen-Wortspiels am Beispiel der Fähigkeit zur Schaffung von Rechtssicherheit getroffen. 54 55 54 57
A . a . O . , 56; vgl. jedoch auch E. KÖNIG, Genesis, 735. Studien, 93. Ebd. Dieses Beispiel deshalb, weil es das Wortspiel erlaubte!
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G e n 49,16. 17
Für das weitere Verständnis des Spruches ist der Beginn des vergleichenden Halbverses noch genauer zu betrachten. Eine Untersuchung der zwölf Vorkommen von 1ΠΚ3 bzw. i n X D I mit folgendem j a oder Genitiv neben Gen 49,16 zeigt nämlich, daß in allen Fällen das Verglichene gerade nicht selbst zu der Art oder Kategorie des zum Vergleich Herangezogenen, das jeweils nach 1ΠΚ3 genannt ist, gehört 5 8 . Von diesem Ergebnis 5 9 her stehen formal zwei Verstehensmöglichkeiten des Vergleichs zur Wahl: Entweder wird Dan mit den Stämmen Israels verglichen, ohne zu ihnen zu gehören; oder Dan wird verglichen mit den Stämmen Israels, ohne zu Israel zu rechnen. Wäre das zweite gemeint, so müßte in sehr frühe Zeit zurückgegangen werden. Zur Zeit der Deboraschlacht (zwischen 1160 und 1130 v.Chr.) rechnen die Daniten bereits wie selbstverständlich zu Israel. Ihre Beteiligung beim Abwehren eines Israel gefährlichen Feindes wird ohne weiteres erwartet, das Nichterscheinen entsprechend getadelt. Die Situation Dans in Gen 49,16 müßte deshalb mindestens einige Jahrzehnte vor der Deboraschlacht liegen. Dagegen sind aber zunächst schon äußerlich-formale, strukturelle Gründe und solche der Formulierung bzw. des Vokabulars geltend zu machen 6 0 . Vor allem die Vorstellung von einem relativ scharf umrissenen festen Kreis von „Stämmen Israels", der durch die Formulierung von V. 16 b schimmert, kann für das Ende des 13. und den Anfang des 12.Jh. v.Chr. nicht glaubhaft gemacht werden. Selbst in dem einige Zeit später anzusetzenden Deboralied ist von „Stämmen (Israels)" keine Rede, ein „System von Stämmen" nicht erkennbar 6 1 . Die Beteiligten bzw. Nichtbeteiligten am Kampf unter der Führung Deboras lassen-sich auch nicht einer gemeinsamen soziologischen Organisationsform oder Größenordnung (ζ. B. „Stamm") zuordnen 6 2 . Dagegen steht anscheinend hinter Gen 49,16 eine Auffassung von „Israel", das einheitlich aus Stämmen besteht, wobei ein 58 Diese Beobachtung schon bei R. SMEND, Erzählung, 112; dazu ZOBEL, a . a . O . , 18: eine „treffliche Beobachtung"! 59 Es ist unscharf bzw. in falsche Richtung gehend, w e n n ZOBEL von hier zu dem Ergebnis kommt, D a n sei nach erfolgreichen Kämpfen der Aussage von V. 16 z u f o l g e zur Unabhängigkeit gelangt ( a . a . O . , 18. 96); ähnlich früher u.a. E. MEYER, IN, 505.526; H . GRESSMANN, S A T I, 2, 178; H . GUNKEL, Genesis, 484; weitere Vertreter der Meinung, V. 16 ziele auf „eigene Verwaltung und Gerichtsbarkeit" sowie „Selbständigkeit" bei B.JACOB, Buch, 915. Es geht hier jedoch nicht um Anerkennung der (tatsächlich w o h l vorhandenen) Unabhängigkeit, sondern um anerkennende Feststellung der bemerkenswerten Vergleichbarkeit zweier unterschiedlicher Größen, wie gleich zu zeigen sein wird. 60
61
V g l . d a z u KITTEL, a . a . O . , 2 6 f . 8 9 F . ; Z O B E L , a . a . O . , 5 5 - 5 7 . 6 0 f .
96.
Skeptisch in dieser Richtung auch zuletzt S. HERRMANN, Geschichte, 157 f.; zur Sache vgl. auch H . SEEBASS, Erwägungen, 196 ff. 62 N e b e n den zweifellos unter sich verschieden umfangreichen Gruppen späterer traditioneller Stämme (V. 14-18) findet sich die gleichermaßen kampfverpflichtete, aber nicht erschienene einzelne Stadt Meros (vgl. A. ALT, Meros).
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Die Stammessprüche über Dan in Gen 49 und Dtn 33
Nicht-Stamm in einer bestimmten Beziehung sein kann „wie (irgendeiner der Stämme Israels". Da Dan zur Deborazeit bereits zu „Israel" gehörte, ein höheres Alter von Gen 49,16 gegenüber dem Deboralied schon wegen der in Gen 49,16 weiter entwickelten und verfestigten Vorstellung von grundsätzlich gleichgeordneten, d. h. zum Vergleich unterschiedslosen heranziehbaren „Stämmen Israels" unwahrscheinlich ist, kommt f ü r Gen 49,16 die Möglichkeit, daß Dan dort noch nicht zu „Israel" gerechnet wird, nicht in F r a g e " . Damit wird klar, daß der Vergleich zwischen „Dan" und „Stämmen" stattfindet. Dan wird verglichen mit den Stämmen Israels, ohne als ein solcher gerechnet zu werden. Aber wenn nun Dan nicht als Stamm angesehen wird, als was dann? Tatsächlich gilt Dan spätestens seit der frühen Königszeit eindeutig als Stamm und zählt zu den zwölf klassischen Stämmen 6 4 . Da in dem Spruch V. 16 ein anerkennender T o n nicht zu überhören ist, dürfte Dan in den Augen des Spruchdichters und der H ö r e r zwar weniger als ein Stamm sein, denn ein Vergleich, der anerkennt, vergleicht nach „oben", mit einer höheren Kategorie; jedoch „Dan schafft Recht seinem Volk wie einer der Stämme Israels", d.h. Dan und die Stämme sind immerhin vergleichbar in einem sehr wesentlichen Punkt wie der Schaffung von Rechtssicherheit f ü r ihre Glieder. Zusammen mit der Frage, was Dan in V. 16 sei, wenn kein Stamm, muß hier noch einmal die oben offen gebliebene Frage aufgegriffen werden, wer denn mit p genaugenommen gemeint sei. Mögliche Antworten: Auf der literarischen Ebene der Ansprache Jakobs an seine Söhne natürlich der Stammeseponym; im Rahmen des selbständigen Stammesspruches war vorgeschlagen: Ein Repräsentant (ZOBEL) oder die Altesten (LIEDKE). Aber „Dan" in V. 16 a soll mit „Stämmen" in Vergleich gebracht werden, wie sich eben gezeigt hat. Kommt dann nicht viel einleuchtender die Gruppe der Daniten in Frage, die die Bewohnerschaft der Stadt Dan bildet, an Macht, Einfluß, Verteidigungsfähigkeit usw. als Stadt soziologisch-organisatorisch durchaus vergleichbar mit „Stämmen"? Dies gilt noch mehr, wenn man in der poetischen Form des hier vorliegenden Spruches Dan bzw. die Stadt Dan bildlich als 63 Abzulehnen sind auch die Auffassungen, nach denen im Hintergrund von V. 16 das Wissen um eine Nichtebenbürtigkeit Dans („Halbblut"- oder „Magd"-Stamm; Vertreter dieser Meinung z . B . C. F. BURNEY, Judges, 392; DERS., Settlement, 54; andere zitiert, selbst ablehnend, B.JACOB, Buch, 915; gegen diese Auffassung vgl. u., 222ff.) bzw. eine ursprüngliche Fremdheit Dans unter den Stämmen Israels, ein Zugewandertsein aus den Seevölkergruppen stehe (so besonders Y.YADIN, Dan, 10; J. KAPLAN, Archaeology, 83), was mit der im Spruch erreichten Situation überwunden und aufgehoben sei (gegen
YADIN v g l . u n t e n , 2 8 1 f f . ) . 64
Vgl. unten, 211 mit Anm.72.
G e n 49,16. 17
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eine „Mutter" (2. Sam 20,18 f. LXX) versteht, die ihrem (Kinder-)Volk durch Gewähren von Schutz nach außen und Sicherheit im Innern auch Rechtssicherheit verschafft. Stellt „Dan" in V. 16 daher die Bewohnerschaft der Stadt Dan insgesamt dar, so erhebt sich die Frage, ob Dan nur hier und zu dieser Zeit nicht als Stamm galt. Aber die bisherigen Untersuchungen der anderen, älteren Danitenüberlieferungen hatten keinen Hinweis und auch keine Formulierung ans Licht gebracht, die die Daniten als Stamm ausgewiesen hätten 6 5 . Dagegen sind in Ri 13 wie auch Ri 17-18 ältere Überlieferungen erhalten geblieben, die die Daniten ausdrücklich als ΠΠΟΙΡΰ bezeichnen. Da die Daniten im Norden lediglich eine einzelne Stadt erobert hatten, so daß diese die gesamte Gruppe der Daniten umfaßte 6 6 , also nicht nur dem Namen, sondern auch dem U m f a n g nach Stadt und Gruppe zusammenfielen, kann man eigentlich bei V. 16 von einem „Stadtspruch" reden. Gen 49,16 bietet somit eine Spur eines Zwischenstadiums auf dem Wege der Entwicklung der Danitensippe zu einem der zwölf „klassischen" Stämme Israels. Aus dem, was sich bisher über die Daniten feststellen ließ, kann eine Reihe von Faktoren zusammengestellt werden, die dazu beitrugen, daß der relativ kleinen, sich dazu noch spaltenden und schließlich bis auf Reste in einer einzelnen Stadt konzentrierten Gruppe eine dieser äußeren Geringfügigkeit gegenüber unverhältnismäßig große Rolle und Bedeutung zukommen konnte, Faktoren, die auch die Anerkennung als Stamm ermöglicht und bewerkstelligt, jedenfalls gefördert haben: 1. Die Lajisch-Eroberung durch die Daniten hat eine nicht leicht zu unterschätzende Bedeutung f ü r die Stärkung des israelitischen Elements im Norden des Landes gegenüber den Kanaanäern gehabt. Dies vor allem deshalb, weil die alte Stadt Lajisch an einer wichtigen N o r d Süd- sowie einer ebenfalls bedeutenden Ost-West-Verkehrsverbindung lag, eine Lage, die ihr zugleich als Zwischenhandelsplatz zweifellos Reichtum und Einfluß nach allen Seiten eintrug 6 7 .
65
In Ri 18,1. 19 war die Bezeichnung „Stamm" f ü r die Daniten späterer Bearbeitung der E r z ä h l u n g zuzuweisen, vgl. oben, 74ff.; 100, Anm. 146; 133. 66 Es kann hier von dem relativ geringfügigen Rest, der bei der N o r d w a n d e r u n g im Süden verblieb und wohl die Familie Simsons darstellte (vgl. o., 91 f. 174 f. 175-180) abgesehen werden. Er ist vermutlich auch irgendwann später in nordjudäischen Sippen aufgegangen (vgl. 182 f.). 67 Zu dieser strategisch und wirtschaftlich günstigen Lage vgl. oben, 50 mit Anm. 80; 86 f. mit Anm. 96 besonders f ü r die Lage D a n s an der Straße T y r u s - D a m a s k u s ; zu der westlich in der N ä h e Dans verlaufenden alten N o r d - S ü d - V e r b i n d u n g von Ägypten über M e g i d d o und H a z o r durch die Biqä' nach Nordsyrien, Kleinasien und M e s o p o t a m i e n v g l . M . N O T H , I n s t i t u t 1 9 5 5 , 6 0 - 7 1 ; DERS., E i n n a h m e , 114 m i t A n m . 1 4 f . ; Y . AHARONI,
Land, 48 f.; A. KUSCHKE, Hinterland, 185; K . - H . BERNHARDT, Libanon, 13-15. 41.
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D i e Stammessprüche über D a n in Gen 49 und D t n 33
2. In der exponierten Lage einer Grenzstadt Israels im äußersten Norden kam Lajisch/Dan überdurchschnittliche Bedeutung zu 6 8 . 3. Die Daniten in Dan erwiesen sich als fähig, in dieser Lage erfolgreich Vorstöße mächtiger Grenznachbarn zurückzuschlagen (Gen 49,17) 6 9 . 4. Es ist wahrscheinlich, daß das von den Daniten eingerichtete Heiligtum in Dan nach nicht langer Zeit Bedeutung weit über die Stadt hinaus gewonnen hat. Dazu dürfte zweifellos die Priesterschaft mit ihrer Beziehung zu Mose entscheidend beigetragen haben 7 0 . In 2.Sam 20,18 f. (LXX) wird ausdrücklich auf das Alter einer (auch) in Dan beheimateten besonderen Tradition hingewiesen, wahrscheinlich einer Orakeltradition, die sicherlich mit dem Heiligtum verbunden war. D a ß Jerobeam I. mit seinem nördlichen Reichsheiligtum in Dan nur zu gern an die Tradition des bereits berühmten älteren Daniten-Heiligtums anknüpfte, versteht sich von selbst 71 . 5. In diesem Zusammenhang ist auch Simsons zu gedenken. Seine populären Abenteuer dürften nicht nur dazu beigetragen haben, die Erinnerung an den danitischen Aufenthalt im Süden des Landes durch die Verknüpfung mit konkreten Örtlichkeiten dort nachdrücklich aufrecht zu erhalten. Die Zugehörigkeit des berühmten Helden zu Dan hat wohl auch einen Abglanz auf seine Herkunftsgruppe insgesamt geworfen. Die Untersuchung von Gen 49,16 hat folgendes ergeben: 1. „Dan" meint die Stadt der Daniten an den Jordanquellen, die wegen der allmählichen Verschmelzung des bei der danitischen Nordwanderung im Süden gebliebenen Restes wohl mit den Judäern in zunehmendem M a ß e allein die Dangruppe repräsentierte. Diese Repräsentation einer Gruppe, die später als Stamm gilt, durch eine einzelne Stadt stellt eine Besonderheit unter den zu Israel gehörenden Gruppen dar. 2. Der Spruch hat anerkennenden Charakter. Dan wird als vergleichbar mit den Stämmen Israels bezeichnet, ohne selbst bereits als solcher gerechnet zu werden. 68
Für etwas spätere Zeit zeigt dies die wohl bereits unter David begonnene Bautätigkeit größeren Stils in D a n (Y. AHARONI, Activities, 13 ff.). N i c h t zufällig nennt auch die formelhafte Bezeichnung der größten N o r d - S ü d - A u s d e h n u n g Israels als nördlichen Grenzpunkt D a n , also den funktional bedeutendsten Grenzort, nicht die geographisch tatsächlich am weitesten nördlich liegenden Orte Ijon, Abel oder Janoach (vgl. auch J. BOEHMER, D a n , 1 3 9 f f . ) .
" Wenn es richtig ist, die in G e n 49,16 ausgedrückte Anerkennung auch auf die danitischen Erfolge bei der Aramäerabwehr zu beziehen, ergibt sich ein Hinweis auf das zeitliche Verhältnis beider Dansprüche in Gen 49 zueinander. 70 Vgl. oben, 110-123. 71 Zu noch älteren, vorisraelitischen bzw. vordanitischen Kulttraditionen am Ort vgl. R. DUSSAUD, Cultes cananeens, 238 ff.
Gen 49,16. 17
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3. Der Spruch hat nicht nur dadurch anerkennenden Charakter, daß er allgemein die Vergleichbarkeit der Stadt Dan mit den Stämmen Israels herausstellt, sondern er bezeichnet auch einen konkreten Bereich, in dem sich D a n Anerkennung verdient hat und einen Vergleich aushalten kann: Dan besitzt Fähigkeit und Kraft, f ü r seine Bewohner Recht zu schaffen. Die Wahl ausgerechnet dieses Bereichs, um die Vergleichbarkeit Dans mit den Stämmen auszudrücken, hat ihren wesentlich äußerlichen Grund in der Möglichkeit des Wortspiels p . So hat das Stilmittel des Wortspiels Einfluß auf die inhaltliche Seite des Spruches genommen. Die Fähigkeit zur Schaffung von Rechtssicherheit dürfte allerdings tatsächlich ein angemessenes Beispiel sein, um die Souveränität einer Gruppe und ihre Vergleichbarkeit mit den Stämmen Israels zu bescheinigen. 4. Der anerkennende Vergleich beleuchtet ein f ü r die Rekonstruktion danitischer Geschichte instruktives Zwischenstadium der Entwicklung von der Sippe zu einem der zwölf „klassischen" Stämme Israels. Seltsamerweise verlief diese Aufwertung über eine Spaltung der Danitengruppe zur Eroberung einer einzelnen, aber bedeutenden, strategisch und wirtschaftlich günstig gelegenen Stadt und wurde auch durch eine Reihe weiterer, günstiger Faktoren gefördert. Zur Zeit der Zusammenstellung und Rahmung der Sprüche des Jakobsegens rechnet Dan ohne weiteres zu den Stämmen Israels (V. 28a!), d . h . nach dem meist angegebenen Datum im 10. Jh. v.Chr. 7 2 . 5. Die Voraussetzungen f ü r die Anerkennung der Danitensippe als Stamm hängen ganz wesentlich mit der Eroberung der Stadt Lajisch zusammen. Damit wird noch einmal unterstrichen, daß Gen 49,16 die Stadt Dan mit den sie bewohnenden Daniten im Blick hat, nicht aber die Daniten in einer früheren Zeit noch im Süden Palästinas meint. 6. Gen 49,16 formuliert eine Erfahrung, das Ergebnis der Beobachtung eines Zeitabschnitts, nicht aber eines Zeitpunkts. Deshalb läßt sich zur Datierung auch kein Zeitpunkt, sondern nur ein zeitlicher Rahmen vorschlagen. Wenn, wie oben vermutet, die in V. 16 anerkennend konstatierte Festigung der Stellung Dans die hinter Gen 49,17 stehenden Erfolge gegen die Aramäer voraussetzt und mit durch sie begründet wurde, darf man der Zeit kurz vor der Mitte des 11. Jh. v.Chr. sowie vielleicht den beiden folgenden Jahrzehnten f ü r die Formulierung des Spruches die größte Wahrscheinlichkeit zubilligen. 72 V g l . u . a . M . NOTH, S y s t e m , 7 f.; H . - J . STOEBE, A r t . J a k o b s e g e n , 525; K . - D . SCHUNCK, B e n j a m i n , 13. 74; H . - J . ZOBEL, S t a m m e s s p r u c h , 61; G . VON RAD, A T D 2 / 4 , 346;
G. FOHRER, Einleitung, 71. 161; etwas f r ü h e r W. F. ALBRIGHT, Yahweh, 17.
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Die Stammessprüche über D a n in G e n 49 und D t n 33
5.2. Dtn 33,22 Ungeachtet anderer Unterschiede gilt für den sogenannten Mosesegen 73 ebenso wie für den Jakobsegen die grundsätzlich kaum umstrittene Feststellung, daß diese Sammlung aus ursprünglich nicht zusammenhängenden Einzelsprüchen besteht 74 . Daher kann auch hier unter Absehung von den Problemen der Spruchsammlung des Mosesegens als solcher sogleich der Danspruch V. 22 ins Auge gefaßt werden. Der Danspruch fällt, wie gelegentlich schon früher betont 75 , aus der Reihe der anderen Stammessprüche von Dtn 33 heraus. Er besitzt in den Sprüchen von Gen 49 engere Parallelen 76 . In V. 22, einem Vergleich mittels eines Tierbildes 77 , wird Dan mit einem jungen Löwen verglichen 78 . Da ein Stammesspruch ja charakteri73
Vgl. z u m „ M o s e s e g e n " insgesamt neben den K o m m e n t a r e n u . a . H.-J. KITTEL,
S t a m m e s s p r ü c h e ; H . - J . ZOBEL, M o s e s e g e n . B H H II, 1243; DERS., S t a m m e s s p r ü c h e ; DERS.,
Stammesspruch; H.-J. STOEBE, Art. Mosessegen, Moseslied und Meerlied. R G G 3 IV, 1 1 5 5 - 1 1 5 7 ; K . - D . SCHUNCK, a . a . O . , 7 0 f f . ; z u l e t z t C . J . LABUSCHAGNE, T r i b e s , 9 7 f f . ; H . SEEBASS, S t ä m m e l i s t e , 158 f f . 74
K.BUDDE, S e g e n , 44; M . NOTH, S y s t e m , 8, A n m . 1. 22; H . GRESSMANN, S A T I, 2,
182; K.-D. SCHUNCK, a . a . O . , 71; H.-J. ZOBEL, Stammessprüche, 84.91 und viele andere; grundsätzlich ebenso, aber mit speziellen Akzenten, LABUSCHAGNE, a . a . O . , 9 8 f f . 112. 75 Α. H . J. GUNNEWEG, Sitz, 251 f.; ZOBEL, Stammessprüche, 90; vgl. auch die f o l g e n d e Anm. 76
I m E i n z e l n e n vgl. ZOBEL, S t a m m e s s p r ü c h e , 90; DERS., S t a m m e s s p r u c h , 41 f.; KITTEL,
a . a . O . , 60, sowie unten, A n m . 82. 77
78
V g l . d a z u KITTEL, a . a . O . , 6 0 ; GUNNEWEG, a . a . O . , 2 5 0 .
Vergleiche mit einem Löwen auch D t n 33,20 f. (Gad); Gen 49,9 (Juda); N u m 23,24; 24,9 (Israel). S. GEVIRTZ will neuestens „ A d u m b r a t i o n s of D a n in Jacob's Blessing on J u d a h " entdecken. D a ß jedoch J u d a in G e n 49,9 wie D a n in D t n 33,22 als Π'ΊΚ TU beschrieben werden, nötigt keineswegs zu GEVIRTZ' weitgespannten bzw. weithergeholten K o n s e q u e n z e n . Weil das Bild des L ö w e n j u n g e n im J u d a s p r u c h im U n t e r s c h i e d z u m D a n s p r u c h keine ersichtliche F u n k t i o n habe, soll es im letzteren primär, im ersteren aber s e k u n d ä r verwendet sein. N u n müßte, ehe Priorität eines d e r beiden Sprüche gegenü b e r dem a n d e r e n zu erweisen versucht wird, erst einmal nachgewiesen sein, d a ß es sich bei der verwendeten gleichen M e t a p h e r in der T a t um eine unmittelbar und direkt a b h ä n gige Bildwahl handelt, was bei GEVIRTZ jedoch nicht der Fall ist. GEVIRTZ versucht, die von ihm vermutete Priorität D a n s zu belegen, indem er nachzuweisen sich b e m ü h t , d a ß J u d a die ehemals von D a n b e w o h n t e n Gebiete ü b e r n o m m e n habe. E r m u ß dabei a n n e h men, D a n h a b e vor der N o r d w a n d e r u n g bzw. vor d e r Königszeit das Gebiet von Jos 19,40-48 besessen bzw. b e a n s p r u c h t (Adumbrations, 33 f.). Diese V o r a u s s e t z u n g ist jedoch nicht haltbar (vgl. o., 79, A n m . 66). D a ß J u d a tatsächlich das überaus b e s c h r ä n k t e W o h n g e b i e t der D a n i t e n im Süden ( M a n ö h ö sowie das „Lager D a n s westlich von KirjatJearim") nach deren N o r d w a n d e r u n g ü b e r n a h m , k a n n keinesfalls den stolzen J u d a s p r u c h bzw. die Ü b e r n a h m e des Bildes vom L ö w e n j u n g e n motiviert h a b e n (vgl. GEVIRTZ, a. a. Ο., 32 ff.). E b e n s o w e n i g einleuchtend ist es, d a ß die Ü b e r n a h m e des Dan-Bildes vom L ö w e n jungen, entstanden vielleicht neben anderen G r ü n d e n im Blick auf die L a j i s c h - E r o b e r u n g , die H e r r s c h a f t s ü b e r n a h m e J u d a s (!) bzw. Davids ü b e r die Stadt D a n widerspiegele (GEVIRTZ, a . a . O . , 36f.). Davids Reich u m f a ß t e letztlich alle Stammesgebiete. Es ist unverständlich, w a r u m J u d a , Davids Stamm, ausgerechnet u n d n u r das Dan-Bild, nicht aber die
213
Dtn 33,22
sieren soll 79 , führt die Klärung der kaum zufälligen Bildwahl sicherlich auf Wesentliches zurück. Schon früher 8 0 wie auch in neuerer Zeit 8 1 findet sich die Meinung, mit dem Löwen werde auf Lajisch, den alten Namen der Danitenstadt, angespielt. Tatsächlich begegnet das Appellativum „Löwe" in Jes 30,6; Ijob 4,11 und Spr 30,30. Eine solche versteckte Anspielung innerhalb des Tiervergleichs ist im Bereich der Stammessprüche mit ihrer Freude an Wortspielen, Etymologien etc. gut verständlich 8 2 . In welchem Verhältnis steht aber die Fortführung des Vergleichs in V. 22 b zu dieser Deutung? Dieser Halbvers läßt einen eigenständigen und zusätzlichen Akzent erwarten, da die Aussage dieses Versteils nicht allein durch den alten Ortsnamen Lajisch angeregt worden sein kann: Der Name Lajisch enthält ebensowenig eine zwangsläufige Beziehung zu Baschan wie zu dem Bild eines Löwenjungen. Nach H.-J. K I T T E L kommt es nicht auf den Löwen als solchen an, sondern es geht um die „den Tieren typische Verhaltensweise" 8 3 . Was den Bezug auf das reiche und fruchtbare Baschangebiet betreffe, so unterstreiche es nur, daß der Löwe „Rassevieh" sei 84 . Dan hätte auch mit einem beliebigen anderen Raubtier verglichen werden können 8 5 . Auf die Frage etwaiger Anspielungen auf danitische Geschichte im Spruch geht K I T T E L nicht ein. In dieser Richtung ist indessen H.-J. Z O B E L weitergegangen. Die Frage, warum überhaupt der Vergleich ausgerechnet mit einem (jungen) Löwen geführt wird, ist f ü r ihn anscheinend uninteressant. Davon abgesehen aber interpretiert Z O B E L konkret: Der zwar noch kleine Löwe ( = kleine Stamm) Dan hat dennoch durch plötzlichen Uberfall Erfolg erzielen ( = die Stadt Lajisch erobern) können 8 6 . Die Nennung Metaphern anderer, viel wichtigerer Stämme, usurpiert haben sollte. Insgesamt gibt es m.E. bei GEVIRTZ kein einziges stichhaltiges Argument, das dazu nötigt, die Wahl der gleichen, nicht seltenen Metapher bei Juda und Dan (in verschiedenen Stammesspruchreihen!) im Sinne einer Anspielung aufeinander bzw. einer historischen Beziehung zu deuten. Verschiedene Textinterpretationen bei GEVIRTZ scheinen zudem von der Absicht geleitet zu sein, Daniten-Traditionen mit Gen 4 9 , 8 - 1 2 vereinbar zu machen (Adumbrations, 30ff.); z.B. ist die Deutung von J»3 (Dtn 33,22b) als .serpent, viper' ( a . a . O . , 30f.) nicht zwingend oder notwendig (vgl. auch M.WEIPPERT, Landnahme, 79). 79
G R E S S M A N N , S A T I , 2 , 1 8 3 ; KITTEL, a . a . O . , 7 5 f f . 9 0 f . 9 5 . 1 0 5 ; H . J . STOEBE, A r t . J a -
kobsegen, 524; GUNNEWEG, Sitz, 253 f.; ZOBEL, Stammesspruch, 127 f.; DERS., Stammessprüche, 84 f. 91. 80
Z.B.
bei
A . BERTHOLET,
H . GRESSMANN, a . a . O . , 81
82
Deuteronomium,
110;
E.KÖNIG,
Deuteronomium,
231;
178.
E . T Ä U B L E R , S t u d i e n , 9 6 ; S . GEVIRTZ, a . a . O . ,
30.
Auch einer der Dansprüche im Jakobsegen ist ein Wortspiel (V. 16)! 83 A . a . O . , 68. 84 85 A. a. O., 60 mit Anm. 3. 68. A. a. O., 68. 86 Stammesspruch, 42. 94; ebenso schon u.a. GRESSMANN, a . a . O . , 178; E.TÄUBLER, a . a . O . , 96.
214
Die Stammessprüche über Dan in Gen 49 und Dtn 33
von Baschan in V. 22 b deute die Richtung an, aus der der Löwe ( = Dan) beim Hervorspringen ( = Angriff) kam 8 7 . Bei näherer P r ü f u n g treten gegenüber dieser zunächst einleuchtend erscheinenden Interpretation allerdings Schwierigkeiten auf. Zu V. 22 a: Die Erklärung Z O B E L S ZU dem Löwenjungen ( Η ' Ί Κ T U ) und die Übertragung auf Dan erweisen sich als keineswegs passend, vielmehr als gezwungen und sogar widersprüchlich. Einerseits stellt Z O B E L fest, daß TU an allen Stellen im A T „ein junges, auf den Schutz der Mutter angewiesenes, teilweise sogar von ihr gesäugtes Tier" bezeichnet, Π'ΊΚ TU wie in Gen 49,9 so auch in Dtn 33,22 „ein noch nicht selbständig raubendes Löwenjunges" ist 88 . In klarem Gegensatz dazu soll nun aber das Bild in V. 22 mit diesem (nach Z O B E L nicht selbständig raubenden, ja, auf Schutz angewiesenen!) Löwenjungen Uberfall und Eroberung von Lajisch darstellen, welche doch die Daniten ganz selbständig vorgehend und ohne Schutz und Hilfe durch Verbündete ausgeführt haben. D a ß V. 22 auf die Eroberung von Lajisch anspielt, kann durch diese Argumentation nicht als erwiesen gelten. Z O B E L ist weiterhin an dem f ü r Dan gewählten Vergleichstier das Raubtierhafte, das Beutemachen, Überfallen wichtig 8 9 . Tatsächlich werden sonst, wo ein Stamm Israels oder Israel selbst mit einem Löwen verglichen wird, auch immer ausdrücklich die typisch löwenhaften Eigenschaften des Raubens, Besiegens, Zerschmetterns und Eroberns betont 9 0 , aber ausgerechnet nicht in Dtn 33,22. Daher ist m . E . nachdrücklich die Möglichkeit offenzuhalten, daß in V. 22 doch eben nicht auf die danitische Eroberung von Lajisch hingedeutet werden soll. Könnte nicht vielmehr im Bild des Löwenjungen der Gedanke der H o f f n u n g , des Hoffnungsträchtigen unterstrichen werden sollen, den ein entwicklungsfähiges Jungtier 9 1 vermittelt, das dabei ist, die Kräfte laufend weiter zu üben und zu stählen und noch manchen Sieg erwarten läßt 9 2 ? 87 A.a.O., 42; ausdrücklich dagegen S. O E T T L I , Deuteronomium, 118; E . K Ö N I G , a.a.O., 231. K. BUDDE, Segen, 42f., findet die Erwähnung von Baschan überhaupt unpassend, jedoch ohne zwingenden Grund. 88 89 Stammesspruch, 11, vgl. auch a.a.O., 42. A . a . O . , 11 f. 42. 90 Gen 49,9 (Juda); Dtn 33,20 f. (Gad); N u m 23,24; 24,8 b. 9 a (Israel); Mi 5,7 f. (Rest Jakobs); vgl. auch Nah 2,12-14. 91 Wie sich ein Jungtier hoffnungsvoll entwickeln kann, beschreibt Gen 49,9: Der Junglöwe wird zum Löwen, benimmt sich jetzt schon so, ja, ist praktisch schon erwachsen und erfolgreich wie ein ausgewachsenes Tier. Bei Dan fehlt die ausdrückliche Bestätigung, daß der Junglöwe bereits wie ein Löwe handelt. Sollte das nicht gerade bei einer so komprimierenden Form wie einem Stammesspruch Absicht sein? Das Jungsein ist dann betont. Darin liegt der Unterschied zwischen dem Junglöwen Juda (Gen 49,9) und dem Junglöwen Dan (Dtn 33,22), der nicht verwischt werden darf, dies auch gegenüber GEVIRTZ (s.o., Anm. 78). 92 So schon S. OETTLI, Deuteronomium, 118.
Dtn 33,22
215
Worauf bezieht sich „Baschan" in V. 22 b konkret? Grundsätzlich ist die Beziehung sowohl auf D a n als auch auf das Löwenjunge möglich. Keineswegs zwingend aber erscheint es mir, „daß sich V. 22 b nicht, wie allgemein angenommen, auf das Löwenjunge von V. 22 a, sondern auf den Stamm bezieht" 9 3 . V. 2 2 a stellt einen reinen Tiervergleich dar, V. 22 b dessen Entfaltung. V. 22 b enthält das tertium comparationis 9 4 . M . a . W . , das Bild V. 22 b liefert über den relativ blassen Wortvergleich in V. 22 a hinaus die entscheidende Eigenschaft des Löwenjungen, die (im Bilde) auch Dan zu kennzeichnen vermag 9 5 . Damit aber steht fest, daß sich V. 22 b zunächst als die entscheidende Entfaltung des Vergleichsstichwortes „Löwenjunges" in V. 22 a auf dieses bezieht; das Vergleichsbild insgesamt ist dann auf D a n zu übertragen 9 ', nicht aber allein das Löwenjunge in V. 22 b mit Z O B E L unmittelbar auf Dan zu beziehen 97. Nach dem Muster des Issachar-Spruches im Jakobsegen (Gen 49, 14 f.), ebenfalls ein Tiervergleich (V. 14 a) mit Entfaltung (V. 14 b), bei dem jedoch eine Deutung mit überliefert ist (V. 15) 98 , deren inhaltlicher Kern den Stammesspruchdichter letztlich dazu angeregt hat, Issa93
ZOBEL, a . a . O . ,
42.
94
D a f ü r , daß „in der Regel der zweite Stichos die direkte Deutung des Bildes" bringt, nennt ZOBEL als Beispiele Gen 49,20. 21. 27 neben Dtn 33,22 (a.a.O., 42). Während ZOBELS Auffassung allenfalls auf V. 21 zutreffen könnte, bleibt sie zu V. 20. 27 und, wie zu zeigen sein wird, auch zu Dtn 33,22 zweifelhaft. Bei Gen 49,20 wird im zweiten Stichos der Spruch bzw. die Aussage (ein Bild ist es überhaupt nicht) des ersten Stichos erweitert, weitergeführt, entfaltet, aber nicht gedeutet; bei V. 27 wird im zweiten und dritten Stichos das Bild des ersten (doppelt) entfaltet, aber wiederum nicht gedeutet, denn die beiden Stichen führen lediglich die f ü r den Tiervergleich als Vergleichspunkt wichtige Eigenschaft des Vergleichstiers (doppelt) aus. Verallgemeinert: Der Tiervergleich besteht aus Stammesname + Appellativum des Vergleichstiers, in der Regel mit kennzeichnendem Adjektiv + Entfaltung des Tiervergleichs. Hinzu kann eine (direkte oder indirekte) Deutung kommen (vgl. d a f ü r Gen 49,14 und [die D e u t u n g ] 15; vgl. zum Hintergrund ZOBEL, a . a . O . , 87; etwas zurückhaltender S. HERRMANN, Geschichte, 127f.). Eine unmittelbare Beziehung besteht also zunächst notwendig zwischen Tier(appellativum) und dessen zum Vergleich wesentlicher Eigenschaft, sodann zwischen diesem Tiervergleich mit Entfaltung insgesamt und der zu vergleichenden Gruppe (Stamm). Vgl. auch unten, Anm. 97. 99. 116. 95
Dabei bleibt jedoch der Spruch bis zum Schluß „im Bild". Eine mehr oder weniger deutlich aus dem Bild heraustretende Deutung fehlt in Dtn 33,22 ebenso wie in den Tiervergleichen Gen 49,17. 27. 96 Vgl. oben, Anm. 94 (am Ende); schon A. BERTHOLET, Deuteronomium, 110; C. STEUERNAGEL, Deuteronomium, 128, haben, freilich mit anderer Argumentation, V. 22 b (anders als ZOBEL) auf den „Junglöwen" bezogen, ebenso jetzt mit Nachdruck TÄUBLER, Studien, 97. 97 Es ist, überträgt man ZOBELS Auffassung einmal auf Gen 49,14 f., meines Wissens auch keinem Exegeten eingefallen (auch ZOBEL, a . a . O . , 16, nicht), die „ H ü r d e n " (oder „Sattelkörbe": G. VON RAD, A T D 2/4, 345) in Gen 4 9 , 1 4 b unmittelbar auf Issachar statt auf den Esel des Vergleichsbildes zu beziehen. 98 Vgl. dazu oben, Anm. 94. 95. 97.
216
D i e Stammessprüche über D a n in Gen 49 und Dtn 33
char mit einem Esel und in der beschriebenen Weise zu vergleichen, kann nun für den hier zu verhandelnden Danspruch versucht werden, die nicht aufgeführten Gründe ( = Deutung) aufzuspüren, die D a n ausgerechnet mit einem Löwenjungen vergleichen ließen, das aus Baschan hervorspringt. Angedeutet wurde bereits, daß die Wahl des Vergleichstieres im allgemeinen vielleicht auch auf den alten Ortsnamen Lajisch zurückgehen könnte; viel mehr Gewicht liegt aber darauf, daß ausdrücklich von einem hoffnungsvollen, entwicklungsfähigen Jungtier die Rede ist. Mit welcher T e n d e n z entfaltet nun V. 22 den letzteren Akzent? Zwei Dinge sind unabhängig voneinander aufzuhellen, nämlich der Hintergrund des „Hervorspringens" und der des Hervorspringens „aus Baschan". Sicherlich kann auf beiden Zügen gleichermaßen ein beabsichtigtes Gewicht liegen, jedoch ist dies nicht notwendig s o " . M a n wird nicht behaupten können, zwischen „(hervorspringenden) Löwenjungen" und „Baschan" bestehe eine notwendige Beziehung 1 0 0 . Ebensowenig wird sich aber bestreiten lassen, daß es dort Löwen gegeben haben kann; besonders weil Baschan für seine guten Weiden und dementsprechend für seine fetten und reichen Viehbestände berühmt war 1 0 1 , werden in einem solchen Gebiet die Raubtiere nicht gefehlt haben. D a n n dürfte Baschan 1 0 2 im Vergleichsbild für D a n vor allem deshalb genannt worden sein, weil es einfach das D a n am nächsten liegende reiche Weideland, in dem sich Raubtiere gern aufhalten, war. Somit stellt „Baschan" den eher untergeordneten Teil der Entfaltung des Tiervergleichs 1 0 3 , lediglich eine lokale Anbindung des bisher immer noch recht statischen, nicht sehr lebendigen Vergleichs, dar. Aktion, Lebendigkeit und Farbe bringt erst das Verb f>JT104 in den Spruch ein. Ein Löwenjun-
" Vgl. nochmals G e n 4 9 , 1 4 f . : D i e beiden Faktoren der Entfaltung (V. 14b) sind nicht von gleichem Gewicht; während das ruhige, gemächliche L a g e r n des Esels den entscheidenden Punkt der Entfaltung darstellt, wie die A n k n ü p f u n g daran in der D e u t u n g (V. 15) erkennen läßt, hat die N e n n u n g der „ H ü r d e n " (oder „Sattelkörbe") nur die beigeordnete A u f g a b e , das Bild des lagernden Esels noch etwas plastischer werden zu lassen. 1 0 0 Nicht nur d o r t lebten Löwen; ja, Baschan ist nicht einmal in besonderem M a ß e f ü r L ö w e n bekannt (STEUERNAGEL, D e u t e r o n o m i u m , 128). 1 0 1 Vgl. Dtn. 32,14; Ps 2 2 , 1 3 ; J e r 50,19; E z 3 9 , 1 8 ; Am 4,1; M i 7,14. 102
F ü r d a s m i t „ B a s c h a n " b e z e i c h n e t e G e b i e t v g l . B . MAISLER, L a n d s c h a f t ; M .
NOTH,
Land, 348. 3 5 1 - 3 5 3 ; DERS., N a c h b a r n , 4 4 1 - 4 4 8 ; J. SIMONS, G T T , 12f. (§33) und M a p V b i s ; H A L , 1 5 8 a , s . v . ; H . J . B O E C K E R , A r t . B a s a n , B H H I , 2 0 3 F . ; A . VAN DEN B O R N , A r t . B a s a n . B L , 171 f.; Y . AHARONI, L a n d , 3 4 f. 1 0 3 Vgl. oben, Anm. 99. D a s berechtigt aber keineswegs, „ B a s c h a n " ohne N o t w e n d i g keit und nur im Interesse einer anderen Gesamtinterpretation des Spruches durch eine andere, spezielle (und zweifelhafte) D e u t u n g zu ersetzen sowie damit den Spruch auch strukturell zu verändern (S.GEVIRTZ, Adumbrations, 21 ff., besonders 30 f.; vgl. oben, Anm. 78. 1 0 4 H a p a x legom.! Vgl. H A L , 2 6 5 a , s.v. I f]T „hervorspringen".
D t n 33,22
217
ges, voll sich entfaltender Kraft, gefräßig und ungeduldig und nur schwer von den älteren Tieren zu zügeln, springt aus der schützenden Höhle oder Kluft 1 0 5 , z.B. des Baschan, hervor. Dabei mag die noch nicht in ihrer Fülle vorhandene Löwenkraft des Jungtieres durch die Plötzlichkeit des Hervorstürzens ausgeglichen werden. Es kann nunmehr festgehalten werden, daß der wesentliche Akzent des Tiervergleichsbildes von Dtn 33,22 auf dem durch unberechenbares Hervorstürzen gekennzeichneten Angriff des Löwenjungen liegt. Der reine Tiervergleich (V. 22 a) und seine Entfaltung (V. 22 b) ergänzen sich zu einem abgerundeten Bild 106 . Nach allem, was bisher über die Daniten festgestellt worden ist, läßt sich die kleine Gruppe, die ungewisses Wagnis und Kampf nicht scheut, sehr gut in diesem Bild wiedererkennen. Diese einfache, wenig spektakuläre Deutung des Danspruchs wird aber nicht selten, wie schon die Meinung von Z O B E L zeigte, als zu wenig prägnant empfunden, wenn sie nicht zugleich direkt auf die Lajisch-Eroberung bezogen wird. In der T a t kann nicht grundsätzlich geleugnet werden, daß das Bild des angriffslustigen Löwen nicht schlecht auch darauf passen würde 1 0 7 . Im Zusammenhang mit dieser Auffassung ist aber noch ein weiterer Schritt getan worden: Aus Richtung Baschan sollen nämlich die Daniten ihren Angriff gegen Lajisch vorgetragen haben 1 0 8 , dies sei der Zweck der Erwähnung Baschans. Wenn aber, wie wir zu zeigen versuchten, eine Deutung von V. 22 auf die danitische Lajisch-Eroberung zweifelhaft bleibt, zudem die Erwähnung Baschans einen eher zufälligen Charakter und jedenfalls untergeordneten Rang hat, muß der auf solchem unsicheren Boden gegründeten These von der Angriffsrichtung Baschan mindestens skeptisch begegnet werden. Ihr stehen aber auch f ü r sich gesehen Schwierigkeiten entgegen: Zunächst muß gesagt werden, daß sich keine Spur einer Angabe über taktische Einzelheiten der Eroberung von Lajisch in der Tradition findet (Ri 18,27f.). Wenn man überhaupt Erwägungen darüber anstellen will, aus welcher Richtung die Daniten gegen die Stadt vorgingen, - damit bewegt man sich in jedem Falle auf gänzlich hypothetischem Boden - , ist die Richtung des Angriffs von Baschan her, also aus Südosten, sogar unwahrscheinlicher als andere Richtungen, z.B. Süden 1 0 9 oder 105
Vgl. Ps 17,12. Das Bild des Löwen aus Baschan als A n d e u t u n g der Angriffslust bzw. des M u t e s schon u.a. bei A. BERTHOLET, D e u t e r o n o m i u m , 111; C. STEUERNAGEL, D e u t e r o n o m i u m , 106
128; K . MARTI in H S A T ( Κ ) I, 3 2 6 .
107 Vgl. dagegen aber schon oben, 213 f. 108
S o ZOBEL, S t a m m e s s p r u c h ,
42, a u c h J . GARSTANG, zit. bei ZOBEL, a . a . O . ,
42,
Anm. 71; Kritiker dieser M e i n u n g oben, Anm. 87. 109 Vgl. Y. AHARONI, Land, 48 f. 221 f.; H . SEEBASS, Stämmeliste, 162, Anm. 11; auch oben, Anm. 67.
218
Die Stammessprüche liber Dan in Gen 49 und Dtn 33
Südwesten. Die kleine Danitengruppe hätte sich auf ihrem Zug von Süden nach N o r d e n etwa südlich des Sees Kinneret durch ein Abweichen nach Osten über den Jordan auf einen langen Umweg in ganz fremdes Gebiet begeben müssen, das zudem - f ü r ein danitisches Durchziehen ungünstig - mit vielen Ortschaften stärker besiedelt war 1 1 0 als Galiläa, besonders der südliche, gebirgige Teil Obergaliläas 1 1 ', um schließlich wieder im Bogen nach N o r d e n und Nordwesten durch Baschan auf Lajisch vorzustoßen. In dem ebengenannten Teil Galiläas siedelten seit Anfang der Eisenzeit den Daniten verwandte israelitische Gruppen 1 1 2 . Insofern wäre ein Anmarsch aus Südwesten f ü r die Daniten viel günstiger und wohl auch gefahrloser. Man muß auch fragen, ob in Situationen, in denen Stammessprüche entstehen 1 1 3 , Interesse an einer solchen ausgefallenen Einzelheit wie der Angriffsrichtung bei einer Stadteroberung erwartet werden darf, ja, überhaupt die Kenntnis einer solchen Einzelheit bei einem Autor, der möglicherweise nicht zu dem hier charakterisierten Stamme gehörte 1 1 4 , vorausgesetzt werden kann. Schließlich gehört ein solches Detail auch nicht zu den Charakteristika, die geeignet sind, eine Gruppe in einem Stammesspruch zu kennzeichnen. Die Analyse von Dtn 33,22 kann wie folgt zusammengefaßt werden: Dem Danspruch liegt ein Tiervergleich zugrunde. Der allgemeine Gedanke an das zum Vergleich verwendete Tier kann vielleicht durch Lajisch, den früheren Namen der Stadt Dan, mit angeregt worden sein. Entscheidendes Gewicht liegt aber f ü r den Spruch im Blick auf seine inhaltliche Seite darauf, daß es sich um ein Löwenjunges, ein Jungtier, handelt, mit dem sich die Erwartung noch weiter entwicklungsfähiger, kühner Kraft verbindet, das durch unberechenbares Hervorstürzen aus dem Versteck die noch nicht voll verfügbare Kraft eines ausgewachsenes Tieres ausgleichen kann und so - sogar unerwartete - Erfolge zu erringen vermag. Die Wohngegend der Daniten, dem westlichen Rand des als Weideland berühmten Baschan benachbart, das für seinen Viehund damit vermutlich auch Raubtierreichtum bekannt war, legte die Nennung Baschans als die Gegend nahe, aus der der Junglöwe des Bildes hervorstürzt.
110
V g l . D t n 3 , 3 - 5 ; M . N O T H , N a c h b a r n , 4 3 5 - 4 4 9 , b e s o n d e r s 4 4 2 f.; AHARONI, L a n d ,
191. 111 Vgl. zu Besiedlung, Bevölkerung und Bevölkerungsdichte an der Schwelle zur Eisenzeit in diesem Gebiet Y. AHARONI, Problems, 145 ff.; DERS., Land, 176 f.; DERS., Settle-
ment, 112
114-120. V g l . d i e v o r i g e A n m . , a u ß e r d e m B. MAZAR, E x o d u s , 9 1 - 9 3 .
113
Vgl. dazu die Literaturangaben oben, Anm. 79. Daß in Stammessprüchen die Stämme angesprochen wurden, der jeweilige Spruch über den Stamm von anderen gesprochen worden ist, unterstrich mit Recht ZOBEL, Stam1,4
messprüche, 8 7 - 8 9 . 91.
Dtn 33,22
219
Es bedeutet eine unangemessene Einengung der Entfaltung (V. 22 b) des Tiervergleichs, das Hervorstürzen des Löwenjungen allein auf den Überfall der Daniten auf Lajisch zu beziehen. D a ß dieser Spezialfall erfolgreicher - bzw. wenn auch nicht stets erfolgreicher, so doch immer kühner - Aktionen der Daniten mit unter den Assoziationen der H ö r e r hervorgerufen worden sein mag, ist nicht auszuschließen, läßt sich aber auch nicht eindeutig nachweisen. Der Stammesspruch scheint eher eine Tendenz zu zusammenfassender und verallgemeinernder Charakterisierung des danitischen Wesens aufzuweisen. Das kleine Tier und die kleine Dangruppe, die beide Wagnisse eingehen, müssen darauf bedacht sein, durch Überraschung fehlende Stärke auszugleichen U 5 , eine Devise, die f ü r die danitische Existenz insgesamt Gültigkeit gehabt hat. Auszuschließen ist die Meinung, die Erwähnung Baschans solle die Herkunftsrichtung des danitischen Überfalls auf Lajisch andeuten. Im Vergleich zu dem Danspruch Gen 49,17, mit dem Dtn 33,22 formal und inhaltlich zusammengestellt werden kann 1 1 6 , ist das Bild des letzteren allgemeiner, daher die historische Situation des Spruches noch weniger konkret greifbar 1 1 7 . Gen 49,17 ließ sich immerhin als Verallgemeinerung einer historisch greifbaren, konkreten Gefährdung deuten. Dtn 33,22 aber bietet einen Tiervergleich, der eine die historische Einzelsituation weit überhöhende Kennzeichnung danitischer Haltung darstellt, eine danitische Eigenart, die der Hervorhebung in einem Stammesspruch f ü r wert erachtet wurde 1 1 8 . Bisher schon Bekanntes über die Daniten findet daher in verallgemeinerter Form Bestätigung; neue Einzelheiten zur Geschichte bietet der Spruch nicht. 115
Überraschungsangriffe, Operationen nachts und im Morgengrauen, A n w e n d u n g von Kriegslist, sorgfältiges Ausspionieren, Vermeidung o f f e n e r Feldschlachten und Belagerungen, Ausnutzung ethnischer Rivalitäten unter den Kanaanäern usw. dürften für die Frühisraeliten allgemein als bevorzugte M e t h o d e n der Kriegführung gegenüber der Überlegenheit der Kanaanäer in Militärtechnik und Kampfausbildung gegolten haben; vgl. Y.YADIN, Archaeological Aspects, 8 f.; zuletzt A. MALAMAT, Conduct, 35 ff. (Bibliogr.!). 116
Beides sind Tiervergleiche (V. 1 7 a / / V . 22a) mit folgender Entfaltung (V. 1 7 b / / V. 22 b), dabei V . 17 in jedem Teil doppelgliedrig, strukturell also kein wesentlicher U n terschied. Eine nachfolgende D e u t u n g wie im Fall von G e n 4 9 , 1 4 a (Vergleich). 14b (Entfaltung). 15 (Deutung) fehlt jeweils. Beide Dansprüche bleiben immer „im Bild" (anders KITTEL, Stammessprüche, 68, zu G e n 49,17: „ . . . direkte Aussage über den Adressaten"! Aber: Beißt etwa [ein] D a n f i t ] Pferde in die Ferse?). 117
118
V g l . H . SEEBASS, S t ä m m e l i s t e , 1 6 2 .
D a s läßt einen Datierungsversuch wenig aussichtsreich erscheinen. Immerhin legt vielleicht die strukturelle wie inhaltliche Verwandtschaft mit Gen 4 9 , 1 7 nahe, die Situation des Spruches in derselben optimistisch gestimmten Periode erfolgreicher Behauptung D a n s in seiner exponierten Grenzlage zu suchen (2.Viertel des 11. Jh. v.Chr.; vgl. oben, 2 0 3 f . ) .
6. Erwägungen zur Herkunft der Daniten und zur Frage einer danitischen Einwanderung in das Westjordanland Anhand größerer und kleinerer Uberlieferungseinheiten konnte bisher die Geschichte der Daniten im Westjordanland vom ausgehenden 13. bis zur 2. Hälfte des 11. Jh. v. C h r . skizziert werden. F ü r weitere U n t e r suchungen stehen keine in sich abgerundeten Uberlieferungsstücke mehr zur Verfügung. Ist es dennoch möglich, weitere Anhaltspunkte zur Geschichte der Daniten zu gewinnen? Zwei Thesen sind zu erwähnen, die eine Antwort auf die F r a g e der H e r k u n f t und Einwanderung der Daniten ins Westjordanland bieten, wogegen sonst, wenn überhaupt Thesen hierzu vertreten werden, lediglich auf Ri 1 , 3 4 f. als frühestes M o m e n t danitischer Geschichte hingewiesen wird, die Daniten allenfalls darüber hinaus als Bestandteil irgendeiner „Einwanderungswelle" gerechnet werden. Ausgehend von seiner Deutung der „ibrim -habiru als der am Ufer (des mittleren Euphrat) Sitzendensieht E . T Ä U B L E R nach einer Ruben, Simeon, Levi und Juda umfassenden Gruppe als eine zweite Hapiru-Gruppe die galiläischen Stämme Issachar, Sebulon, Naftali und Dan in der Amarnazeit nach Süden in das Westjordanland vordringen 2 . Die kleine Dangruppe sei bei ihrer Südwanderung im Mittelgebirge hängengeblieben. Nachdem sie dort aber „auf die Dauer keinen Halt" fand, sei sie „in einer planvoll nach Norden gerichteten Bewegung" in Erinnerung an den „ursprünglich vorhanden gewesenen Zusammenhang mit den Nordstämmen" nach Norden zurückgekehrt 3 . Nun ist zwar weder T Ä U B L E R S Hapiru/'Apiru-Deutung haltbar 4 noch die wesentlich darauf gegründete Hypothese von den Einwanderungswellen von Norden auch nur einigermaßen sachlich begründet und abgesichert. Dennoch kommt T Ä U B L E R in diesem Zusammenhang immerhin das Verdienst zu, die wichtige, sonst kaum jemals scharf gestellte Frage ins Auge gefaßt sowie wenn auch nicht einleuchtend - den Versuch einer Beantwortung unternommen zu haben, warum die nordwestlich von Jerusalem sitzenden Daniten auf 1
E . TÄUBLER, S t u d i e n , 1 7 ( H e r v o r h e b u n g v o n
2
A . a . O . , 19; vgl. auch a . a . O . , 1 5 f f . 6 8 .
TÄUBLER).
A . a . O . , 19; vgl. auch a . a . O . , 6 8 f . 7 8 f . Z u s a m m e n f a s s u n g der älteren Diskussion zur Sache bei Η . H . ROWLEY, J o s e p h , 3 7 - 5 6 ; zum Stand der gegenwärtigen Diskussion vgl. zuletzt M.WEIPPERT, L a n d n a h m e , 6 6 - 1 0 2 ; R. DE VAUX, H i s t o r y , 1 0 5 - 1 1 2 . 2 0 9 - 2 1 6 ; W . F. ALBRIGHT, A m a r n a Letters, 110ff.; C . H . J . DE GEUS, Tribes, 1 8 2 - 1 8 7 ; G. FOHRER, Geschichte Israels, 3 6 - 3 8 ; H . ENGEL, V o r fahren, 1 7 9 - 1 8 2 ; S. HERRMANN, Geschichte, 78, A n m . 4 1 . 3 4
222
Erwägungen zur H e r k u n f t der Daniten
der Suche nach einer geeigneten neuen Niederlassung so außerordentlich weit von dem bisherigen Wohngebiet weg nach N o r d e n g e z o g e n sind. S. YEIVIN hat in bezug auf die H e r k u n f t der Daniten die Meinung vertreten, der N a m e D a n sei nicht von dem der Dina zu trennen 5 . YEIVIN spricht von den „mixed Israelite and autochthonous clans of Dan, the descendants of the 'forcible' union of D i n a h with the Son of S h e c h e m " ' . „This mixed family remained (at least partly) in the vicinity of rebuilt Shechem, and, probably constituted a large element of the rebuilt city's p o p u l a t i o n " 7 . Weiterhin meint YEIVIN, „the fact, that this tribe is considered a descendant of a 'handmaiden' of J a c o b indicates its 'mixed' (not purely Israelite) character" 8 . „ T h e assumption that the tribe of D a n is descended f r o m an early assimilation of Israelite and Canaanite elements, as reflected in the Dinah story, will explain not only the lowly genealogical status of the tribe, but also its very restricted number (one family), as well as the fact that it had received no help whatsoever f r o m its more numerous and powerful Israelite neighbours in its lonely and desperate struggle against the Philistines." 9 Übrigens sei D a n s „ M u t t e r " gerade Bilha, also die M a g d der „ M u t t e r " J o s e f s , welcher später das Gebirge E f r a i m eroberte 1 0 . Als die J o s e f leute kamen, hätten sie den Misch-Clan Dan, aus Sichern- und Dina-Elementen bestehend, an die Südwestecke des Gebirges E f r a i m gedrängt 1 1 , wo die Daniten zum einen Teil in „mixed pre-Israelite-Benjaminite clans" eingingen, zum anderen Teil „in the Aijalon valley and its vicinity, the 'original' Danite territory in biblical lists" siedelten 1 2 . D e r Kern dieser Thesen YEIVINS liegt in der Verbindung von D a n und Dina. Sollte sich zeigen, daß YEIVIN diese Verbindung zu Unrecht hergestellt hat, wäre schon damit seine gesamte Darstellung samt allen darauf aufgebauten Folgerungen hinfällig. In sprachlicher Hinsicht gibt es f ü r die Verwandtschaft der N a m e n D a n und D i n a kein Hindernis 1 3 . In sachlicher Hinsicht ergeben sich jedoch Schwierigkeiten, die m . E . eine Verbindbarkeit beider Größen ausschließen: 1. D a ß hinter der Gestalt der Dina kein Stamm, keine Sippe, überhaupt keine Gruppe steht, ist in letzter Zeit in wachsendem M a ß und mit Recht zur allgemeinen A u f f a s s u n g geworden. Selbst die kleine Minderheit 1 4 , die sich für einen Stamm oder eine Sippe Dina eingesetzt hat, vermag außer dem N a m e n selbst keinen einzigen nachprüfbaren Aspekt dieser „ G r u p p e " aufzuzeigen. D a s ist aber doch sehr auffällig angesichts der Tatsache, daß sogar von den relativ wenig greifbaren Stammesverbänden der Kalebiter, Otnieliter, Keniter und Jerachmeeliter, so wenig es auch sein mag, doch jedenfalls einiges mehr als nur 5 6 8 10 12
C o n q u e s t , 19; vgl. a u c h a . a . O . , 74. A . a . O . , 74. A. a. O . , 74. 232, A n m . 2. A . a . O . , 74. A . a . O . , 99.
7
A . a . O . , 99.
9
A. a. O . , 19. A . a . O . , 86. 99.
11
V g l . G . LIEDKE, Art. p , 4 4 6 f . ; H A L 2 1 1 b , s.v. n r i ; V. HAMP, Art. p , 203. F r ü h e r C . STEUERNAGEL, E i n w a n d e r u n g , 3 f . 1 4 f . 21. 28; H . HOLZINGER in H S A T ( Κ ) I, 67 (zu G e n 34); n e u e r d i n g s G . FOHRER, T e s t a m e n t , 100 f.; DERS., G e s c h i c h t e Israels, 47 f. Allerdings rechnet FOHRER mit d e m S t a m m D i n a neben d e m S t a m m D a n , s o d a ß seine A u f f a s s u n g nicht z u r U n t e r s t ü t z u n g YEIVINS in A n s p r u c h g e n o m m e n w e r d e n k a n n . 13 14
223
B e z i e h u n g e n z u anderen S t ä m m e n ?
der Name in der Überlieferung erhalten blieb 1 5 . Vielmehr ist die Auffassung weithin anerkannt, daß „Dina" nach Person und Rolle im Erzählungszusammenhang von Gen 34 nichts anderes als die Personifizierung eines Erzählungsmomentes darstellt, der N a m e aus der Situation der Erzählung heraus künstlich gebildet worden ist 16 . 2. Außer der sprachlichen Namenverwandtschaft von Dan und Dina, deren sachliche Verbindung aber selbst das Kernstück der hier erst zur Debatte stehenden These Y E I V I N S bildet, und die somit keinen eigenen Beweischarakter haben kann, läßt sich nicht der geringste Hinweis einer irgendwie gearteten Beziehung der Daniten zu Sichern oder auch nur dem Sichemgebiet finden. 3 . Damit ist die Feststellung zu verbinden, daß der von Y E I V I N behauptete Vorgang des Abdrängens der Dina-Sichem-„Daniten" aus dem Gebiet von Sichern in die Südwestecke des Gebirges Efraim durch nichts zu belegen ist 1 7 . 4 . O h n e Schwierigkeiten geht es auch nicht ab, wenn man Y E I V I N S Zurechtlegung aus der genealogischen Sicht von Gen 2 9 , 3 1 - 3 0 , 2 4 betrachtet: Wenn Dan der Verbindung der (israelitischen) Leatochter Dina mit dem (kanaanäischen) Sichern entsprang, sollte man doch erwarten, daß Dan der Lea oder, da als „Enkel" der Lea nur mittelbar mit ihr verbunden oder auch wegen der Mischung mit nichtisraelitischem Blut, der Lea-Magd Silpa zugeteilt wird, nicht aber der Rahel-Magd Bilha. 5 . Ungeklärt bleibt bei Y E I V I N die Frage, wie es zu den unterschiedlichen Namen Dan und Dina kam. W a r u m war die Namenänderung der Sippe Dina zu Dan bei der Mischung mit Sichern nötig? Hätte nicht außerdem das entstandene Mischgeschlecht ebensogut den Namen Sichems oder eine von diesem Namen abgeleitete Bezeichnung tragen können 1 8 ? 15
Z u diesen G r u p p e n vgl. in letzter Zeit u. a. R. DE VAUX, Settlement; V . FRITZ, Israel;
J . LIVER, T r i b e s , 2 1 0 f . ; Y . A H A R O N I , S e t t l e m e n t , 1 0 2 f f . ; R . DE V A U X , H i s t o r y , 5 2 3 f f . ; H . - J . ZOBEL,
Beiträge,
261 ff.;
V.FRITZ,
Erwägungen;
Y . AHARONI,
Israel's
Conquest;
DERS.,
Settlement o f the Tribes; S. MITTMANN, Siedlungsgebiet. 16
R.KITTEL,
Ge-
s c h i c h t e I, 2 9 7 , A n m . 5 ; Μ . N O T H , I P N , 1 0 ; DERS., S y s t e m , 9 ; DERS., Ü P e n t , 9 4 , A n m .
256;
H.W.
Vgl.
schon
Η . GUNKEL, G e n e s i s ,
HERTZBERG, A r t .
Dina.
3 7 1 f.;
B H H I, 3 4 5 ;
DERS., S A T I ,
237;
S. LEHMING, Ü b e r l i e f e r u n g s g e s c h i c h t e ,
G . VON R A D , A T D 2 / 4 , 2 6 9 f f . ; J . J . S T A M M , F r a u e n n a m e n , H . SEEBASS, E r w ä g u n g e n ,
1, 2 3 .
331;
G . LIEDKE, A r t . p ,
234; 447;
1 9 6 f . ; R . DE VAUX, H i s t o r y , 7 1 9 f .
17
YEIVIN scheint eine S t ü t z e für d i e s e n G e d a n k e n darin z u sehen, d a ß dort in der S ü d w e s t e c k e des G e b i r g e s E f r a i m die D a n i t e n , nur aus einer „family" b e s t e h e n d (nämlich H u s c h i m , l . C h r . 7 , 1 2 ; G e n 4 6 , 2 3 ) teilweise a u f g e s a u g t w o r d e n seien „into the m i x e d pre-Israelite-Benjaminite clans", w o r a u f das V o r k o m m e n des N a m e n s H u s c h i m (als Frauenname!) im benjaminitischen S t a m m b a u m ( l . C h r 8,8. 11) h i n d e u t e ( C o n q u e s t , 86. 99; vgl. auch DERS., Benjaminite Settlement, 1 4 7 - 1 5 0 ) . J e d o c h k a n n der N a m e H u s c h i m keinesfalls eine B e z i e h u n g z w i s c h e n D a n und Benjamin herstellen und b e l e g e n (zur Beg r ü n d u n g vgl. u n t e n A n m . 123). D a m i t fehlt der T h e s e der A b d r ä n g u n g v o n Sichern nach S ü d w e s t e n jegliche G r u n d l a g e . 18 Ein N a m e aus k a n a a n ä i s c h e r T r a d i t i o n läge für das e n t s t a n d e n e M i s c h g e s c h l e c h t auch deshalb nahe, weil in Sichern u n g e a c h t e t verschiedenartiger K o n t a k t e mit Israeliten lange Zeit das kanaanäische E l e m e n t d o m i n i e r e n d blieb, a u c h über die A b i m e l e c h - E p i s o d e (Ri 9) hinaus, die allem A n s c h e i n nach auch m e h r eine k a n a a n ä i s c h e als eine israelitische A n g e l e g e n h e i t w a r (vgl. d a z u nur ALT, E r w ä g u n g e n , 129 f.; DERS., Staatenbildung,
6 f . , b e s . 7 , A n m . 1; FOHRER, G e s c h i c h t e I s r a e l s , 7 1 ; H E R R M A N N , G e s c h i c h t e ,
163f.).
224
Erwägungen zur Herkunft der Daniten
Es sprechen aber nicht n u r die genannten Schwierigkeiten gegen YEIVIN. Auch drei Faktoren, die nach seiner M e i n u n g besonders gut mit seiner T h e s e verständlich zu machen sind, finden auf andere Weise eine mindestens ebenso einleuchtende, wenn nicht bessere Erklärung; o d e r aber die Behauptung von der guten Verständlichkeit der T a t b e s t ä n d e speziell auf dem H i n t e r g r u n d seiner Thesen t r i f f t einfach nicht zu: 1. Die Rede vom „lowly genealogical status" des Stammes D a n k a n n sich n u r auf Gen 2 9 , 3 1 - 3 0 , 2 4 berufen, denn nur d o r t wird die U n t e r s c h e i d u n g zwischen „ H e r r i n " - u n d „ M a g d " - S t a m m g e t r o f f e n . M i t dieser Feststellung ist bereits die d e n k b a r schmale Basis aller Behauptungen angesprochen, die diese U n t e r s c h e i d u n g direkt „übersetzen" möchten, etwa im Sinne YEIVINS: „ M a g d " - S t a m m = Stamm mit nichtisraelitischem o d e r teilweise nichtisraelitischem Blut, o d e r auch: „ M a g d " - S t a m m = R a n d s t a m m , Stamm von gering e r e r ) Bedeutung u n d / o d e r Macht. Aber bei solchen D e u t u n g e n bleiben Ink o n s e q u e n z e n bestehen. Betrachtungen aller Stämme im Einzelnen zeigen, d a ß beide genannten Gesichtspunkte nicht konstitutiv f ü r die Darstellung eines Stammes als „ M a g d " - o d e r „Herrin"-Stamm, als „halbbürtiger" o d e r „vollbürtiger" Stamm sind 1 9 . Es d ü r f t e bei unserer geringen Kenntnis der f r ü h e s t e n Stämmegeschichte am besten sein, bei der Frage nach f r ü h e n stammesgeschichtlichen I n f o r m a t i o n e n gegenüber Einteilung u n d G r u p p i e r u n g der Stämme in Gen 2 9 , 3 1 - 3 0 , 2 4 auf größte Z u r ü c k h a l t u n g zu a c h t e n 2 0 u n d keine D e u t u n g e n allein darauf zu g r ü n d e n . Die zweifelhafte Rede vom „lowly genealogical status" kann somit in keiner Richtung als Beweismittel dienen. 2 . D a ß der geringe U m f a n g der D a n g r u p p e von „one family" durch YEIVINS A u f f a s s u n g gut verständlich werden soll, bleibt mir unverständlich. Sollte man nicht eher im Gegenteil anläßlich der Vermischung von Dina u n d Sichern ein W a c h s t u m über „one family" hinaus erwarten d ü r f e n ? 3. W a r u m die Daniten von den g r ö ß e r e n israelitischen N a c h b a r n keine H i l f e im Kampf gegen die Philister erhielten, vermag YEIVINS T h e s e keineswegs besonders gut zu begründen. N a c h unseren obigen Ergebnissen der U n t e r s u 19 Nur wenige Andeutungen: Ruben und Simeon z.B. sind geographisch am Rande lebende Stämme und von geringerer Bedeutung (Macht), aber dennoch keine „Magd"-, sondern „Herrin"-Stämme. Gad ist sowohl Rand- als auch „Magd"-Stamm, aber dennoch kräftig und bedeutend (vgl. Gen 49,19; Dtn 33,20f.; M. NOTH, Stämme, 414ff.; DERS., Gilead, 542 f.; H.-J. ZOBEL, Stammesspruch, 98-100). „Herrin"-Stamm ungeachtet relativ früher Aufnahme nichtisraelitischer Elemente ("fremden Blutes") ist Manasse (vgl. A. ALT, Meros, 275). Die „Magd"-Stämme scheint das Dasein als Randstamm zu vereinen, aber dieses Kriterium gilt wiederum auch für die „Herrin"-Stämme Ruben und Simeon. Daß ein früher bedeutender Stamm im Laufe der Zeit schwächer oder gar bedeutungslos werden (so Ruben, vgl. ZOBEL, a.a.O., 62—65) oder ein anderer an Macht gewinnen kann (so Gad, vgl. ZOBEL, a.a.O., 98-100), wird ebenfalls nicht durch das Schema in Gen 29,31-30,24 erfaßt und erweist seine weitgehende Unbrauchbarkeit. 20
So
M . NOTH, S y s t e m ,
8 3 f.; J . BRIGHT, G e s c h i c h t e ,
145;
R . DE VAUX,
History,
718-720; Τ. H.THOMPSON, Joseph and Moses Narratives, 160; J. M. MILLER, Occupation, 243. Bezeichnenderweise verzichtet selbst G.FOHRER, a.a.O., 45-53, der neuerdings wieder unter hoher Bewertung von Gen 29,31-30,24 die zwölf Stämme aus vier Urstämmen (Lea, Rahel, Bilha, Silpa) herleitet, auf eine „Übersetzung" der gegebenen Gliederung. Vgl. auch unten, 226 mit Anm.27.
Beziehungen zu anderen Stämmen?
225
chung der Simsonerzählungen21 handelte es sich bei Simsons Auseinandersetzungen mit den Philistern lediglich um persönliche Reibereien. Die Daniten bzw. der damals nur noch in den südlichen Sitzen befindliche Rest derselben stand keineswegs in seiner Gesamtheit im Kampf mit den Philistern. Dieser Danitenrest wird an Auseinandersetzungen wahrscheinlich ebensowenig interessiert gewesen sein wie die israelitischen Nachbarn der Daniten. Darin, nicht aber in den von Y E I V I N vermuteten Gründen, liegt die Ursache der reservierten bzw. ablehnenden Haltung der Nachbarn der Daniten gegenüber Simsons Kämpfen. Angesichts aller aufgeführten Schwierigkeiten müssen die Auffassungen von E . T Ä U B L E R und S . YEIVIN f ü r die Klärung der vor der Zeit von Ri 1,34. 35 a liegenden Geschichte bzw. der Herkunfts- und der eventuellen Einwanderungsfrage ausscheiden.
6.1. Gibt es Beziehungen Dans zu anderen Stämmen Israels, die es erlauben, aus deren Herkunft und Einwanderung Rückschlüsse auf solche Vorgänge bei Dan zu ziehen ? Texte, die expressis verbis Angaben über H e r k u n f t und eventuelle Einwanderung von Daniten ins Westjordanland machen, gibt es im Alten Testament nicht. N u n wird aber bei Gruppen, die später ebenso wie Dan zu den Stämmen Israels gerechnet werden, im Gegensatz zu Dan mehr oder weniger direkt und ausführlich über H e r k u n f t und Einwanderung berichtet, so daß sich ein relativ tragfähiges Bild der Einwanderung dieser Gruppen zeichnen läßt. Dies gilt etwa f ü r Efraim und Benjamin 2 2 . Just diese beiden Stämme sind es, mit denen Dan im Stämmesystem nach der „Genealogie" von Gen 2 9 , 3 1 - 3 0 , 2 4 sowie Gen 35, 16 ff.; 46,19 f. durch Rahel und ihre Magd Bilha enger zusammengestellt wird. Die später die Stämme Efraim und Benjamin bildenden Sippen sind wahrscheinlich gemeinsam ins Westjordanland eingewandert 2 3 , also keineswegs zufällig auf die eine Ahnfrau zurückgeführt worden. Will die Uberlieferung damit offensichtlich eine Verbindung betonen, die zu anderen Stämmen so nicht bestand, so entsteht ein vergleichbarer Eindruck, wenn Dan neben Naftali als Sohn der RahelMagd in mittelbare Beziehung zu den Rahelstämmen Efraim und Benjamin gesetzt wird. Es scheint, daß Efraim und Benjamin sowie Dan und Naftali eine besondere Gruppe bilden, deren Verbindungen, wenn 21
Vgl. oben, 175 ff.; 191 ff. Vor der Zeit Simsons gab es nach allen vorhandenen Uberlieferungen keine Berührungen zwischen D a n i t e n und Philistern. 22 Vgl. d a z u K . - D . SCHUNCK, Benjamin, 4 - 4 8 . 23 SCHUNCK, a . a . O . , 18ff.; DERS., Art. Ai, 130. Zur Frühgeschichte Efraims vgl. auch A . ELLIGER, F r ü h g e s c h i c h t e , 4 f f . ; 2 7 1 f f .
226
Erwägungen zur Herkunft der Daniten
auch untereinander wieder abgestuft, zu anderen Stämmen so nicht bestanden. Das alles ist bekannt. Wenn aber die Verbindung Efraims und Benjamins als historisch begründet angesehen werden darf, kann dann eine historische Grundlage f ü r die Beziehung Dans über Bilha zu N a f tali sowie f ü r Dan über Rahel zu Efraim und Benjamin nicht immerhin möglich sein, falls sich Anhaltspunkte über das System in Gen 2 9 , 3 1 - 3 0 , 2 4 hinaus finden? Damit steht man zunächst wieder vor der schwierigen Frage nach der Berechtigung, dieses System historisch auszumünzen, nach der Bedeutung der Aufteilung der Stämme auf die vier Mütter und vor der Problematik der Unterscheidung von „Herrin"und „Magd"-Stämmen 2 4 . Die Meinungen hierzu waren früher und sind heute noch bzw. wieder kontrovers. Während einerseits die Position und Beziehung eines Jakobsohnes ( = Stammes) zu den Müttern und Brüdern bis in Einzelheiten in Geschichte, Verwandtschaft und Stämmegeographie „übersetzt" worden ist 25 , wurde andererseits die Bedeutsamkeit der Zuordnung zu dieser oder jener Mutter bzw. der Status als „halbbürtiger" oder „vollbürtiger" Sohn ( = Stamm) sowie die Stellung der Söhne zueinander f ü r die Feststellung der Stämmegeschichte mehr oder weniger skeptisch beurteilt 2 6 . Beide Auffassungen dürften aber in extremer Form nicht zutreffen; vielmehr ist ein bei jedem Stamm einzeln und neu abwägender, nüchterner Mittelweg unbedingt vorzuziehen 2 7 . Speziell f ü r die Daniten ist deshalb zu fragen: Beruht die Zuordnung Dans zu Rahel und Bilha auf noch erkennbaren Beziehungen Dans zu den anderen, denselben Müttern zugeordneten Stämmen, mit deren Hilfe man die Entstehung der vorliegenden Verbindung in Gen 2 9 , 3 1 - 3 0 , 2 4 einleuchtend erklären kann 2 8 ? Wenn ja, welcher Art und wie gewichtig sind sie? Stützen sie sich auf Faktoren, die erst westjorda-
24 Vgl. o., 223 f. Über Genealogien im A T und ihre Bewertung, Wurzeln, Formen und Funktionen vgl. zuletzt J . LIVER, Tribes, 1 9 8 ff.; A . M A L A M A T , Societies; R . R . W I L S O N , Old Testament Genealogies; DERS., „Azel". Mir momentan nicht zugänglich: M. D . J O H N S O N , T h e Purpose of the Biblical Genealogies. N e w York 1 9 6 9 ; R . R . W I L S O N , Genealogy and History in the Biblical World. N e w Haven 1977. 25 Am konsequentesten von C . STEUERNAGEL, Einwanderung; kritisch gegenüber STEUERNAGEL schon E. SELLIN, Geschichte, 2 8 ff.; vgl. auch die beiden folgenden Anmerkungen. 26 U . a . von M . N O T H , System, 2 7 f . ; F . S C H M I D T K E , Einwanderung, 1 6 9 f . E . T Ä U B L E R , Studien, 1 9 . 1 2 2 ; S. M O W I N C K E L , „Rahelstämme", 1 3 5 f. 1 5 0 ; J . B R I G H T , Geschichte, 1 4 5 . 27 In diesem Sinne u.a. M . N O T H , a.a.O., 1 0 f . 8 3 f . ; O. EISSFELDT, Jakob-Lea, 1 7 0 - 1 7 5 ; S. M O W I N C K E L , a.a.O., 1 5 0 ; J. B R I G H T , a.a.O., 1 4 5 ; J. LIVER, Tribes, 1 9 8 - 2 0 4 ; A. M A L A M A T , Societies, passim, bes. 1 3 5 f . ; S. H E R R M A N N , Geschichte, 1 3 6 - 1 3 8 . Im allgemeinen vgl. R . R . W I L S O N , Old Testament Genealogies; DERS., „Azel". 28 Anders gesagt: Die achronische, novellistische Erzählung Gen 2 9 , 3 1 - 3 0 , 2 4 (vgl. O . EISSFELDT, Elemente, 1 5 6 - 1 5 8 ; S. L E H M I N G , Erzählung, 7 4 f f . ) kann nicht Ausgangspunkt unserer Überlegungen sein, was die Stämmegliederung betrifft. Man hat von prinzipiell gleicher Stellung der Stämme auszugehen (BRIGHT, Geschichte, 145).
Beziehungen zu anderen Stämmen?
in
nischen Gegebenheiten zugeschrieben werden können oder solchen, die sich nicht aus westjordanischen Verhältnissen erklären lassen und so auf eine Landnahme- und Einwanderungssituation zurückweisen? Fänden sich Hinweise letzterer Art, so könnte man wenigstens dies von der H e r k u n f t und Einwanderung Dans sagen, daß sie wahrscheinlich zeitlich und sachlich in die Nähe der besser bekannten Herkünfts- und Einwanderungsgeschichte Efraims und Benjamins zu setzen sind. Dies ist nun zu prüfen. 6.1.1. Beziehungen zwischen Dan und Naftali? C . STEUERNAGEL als der wohl konsequenteste Vertreter einer möglichst unmittelbaren „Ubersetzung" der Beziehungen von Gen 29,31 bis 30,24 in Stammesgeschichte hat dem Schema entsprechend sehr enge Beziehungen zwischen Dan und Naftali gemeint feststellen zu können. Beide waren Söhne Bilhas (Gen 30,5-8). Beide Gruppen seien ursprünglich wegen der Bezeichnung Dans in Ri 13,2; 18,2. 11 als ΠΠ3ΡΪ2 „Geschlechter oder Clans des Stammes Bilha" gewesen 2 9 . Unter der weiteren Voraussetzung, daß der Stamm Bilha sich erst nach der Einwanderung teilte 30 , folgerte STEUERNAGEL, daß das f ü r Dan klar nachweisbare anfängliche Siedeln im Süden Palästinas auch f ü r Naftali zutreffen müsse. Er fügt auch noch gleich die Vermutung an, Naftali sei wohl gemeinsam mit Dan und aus demselben Grund nach Norden gezogen 3 1 . Da er f ü r diese Konstruktion keinerlei stichhaltige Beweise bieten kann, wie gleich zu zeigen sein wird, weist er in einem indirekten Beweisversuch auf „einige sonst unerklärliche Angaben des Alten T e staments" hin, die durch seine Auffassungen besonders gut erklärt würden. Zunächst aber folgendes zu den Grundlagen seiner Konstruktion: Entgegen der, wie er ausdrücklich einräumt, „schon Jos 19,38" durch den Zusammenhang nahegelegten Annahme, daß Naftali wegen der beiden nach Ri 1,33 nicht eroberten Orte Bet-Schemesch und Bet-Anat von Anfang an im N o r d e n zu vermuten sei, weist STEUERNAGEL darauf hin, daß „Städte dieses Namens . . . im N o r d e n nicht nachweisbar" seien. Dagegen existiere ein O r t Bet-Schemesch in der Nähe des südlichen Dangebiets, wo er Naftali deshalb vermutet. Allerdings sei BetAnat dort ebensowenig wie im Norden nachweisbar, aber in dieser südlichen Gegend sei immerhin Anat verehrt worden, wie der Name des Schamgar ben Anat (Ri 3,31; 5,6) zeige, der wie Simson gegen die Philister gekämpft habe, woraus die Berechtigung abzuleiten sei, Schamgar
29 Einwanderung, 5; genauso neuerdings G. FOHRER, Geschichte Israels, 48, ohne neue Begründung. 30 Einwanderung, 7. 28. 31 A . a . O . , 28; ebenso FOHRER, a.a.O., 50; vgl. auch B. MAZAR, Exodus, 87. 92f.
228
Erwägungen zur Herkunft der Daniten
wie Simson in der Gegend von Bet-Schemesch wirkend zu denken 3 2 . Die Brüchigkeit und Gewundenheit dieser Argumentation sind m.E. offensichtlich. D a ß „Bilha" einen ursprünglichen Stamm darstelle, wird mangels jeglichen positiven Beweises in letzter Zeit nahezu ausnahmslos nicht mehr behauptet, wie STEUERNAGEL auch von Anfang an kaum Gefolgschaft in dieser These gefunden hat 3 3 . Die Bezeichnung Dans als Sippe (nnopn) bedeutet f ü r sich auf keinen Fall einen positiven Beweis, daß D a n eine Sippe eines „Stammes Bilha" ist. Nichts weist darauf, daß Naftali eine bzw. die andere „Sippe" des „Stammes Bilha" wäre, nichts überhaupt auf die Existenz eines „Stammes Bilha". Nichts führt STEUERNAGEL zugunsten seiner Vermutung an, Naftali sei mit Dan nach Norden gezogen. Auch STEUERNAGELS indirekte Beweisversuche, die geraume Zeit übernommen und vertreten worden sind, ohne daß im Laufe der Zeit ein einziges stützendes Argument hinzugefügt worden wäre 3 4 , haben keine Beweiskraft: Ri 1,33 besagt, daß Naftali die Kanaanäer (nicht die Amoriter, wie Ri 1,34 bei D a n ausdrücklich sagt) von Bet-Schemesch (nicht von H a r Heres, wie Ri 1,34 wiederum ausdrücklich anders sagt) und Bet-Anat nicht vertreiben konnte. Es spricht nichts dafür, daß das Bet-Schemesch der Kanaanäer, das den Naftaliten versagt blieb, in dessen Umgebung ihnen aber Niederlassung möglich war, identisch ist mit dem H a r - H e res der Amoriter, das die Daniten erfolgreich zusammen mit anderen Städten zurückdrängte. Gegen STEUERNAGEL wird durch Ri 1,33 bekräftigt, daß Naftali im Gebiet der Kanaanäer dieser Städte sich immerhin festsetzen und sie später sogar unterjochen konnte, während die Daniten nicht nur der gegnerischen Amoriterstädte nicht H e r r werden konnten, sondern in ihre Ausgangsstellungen im Gebirge zurückgedrängt wurden. Und auch später gelang es den Daniten im Gegensatz zu den Naftaliten nicht, die mißlungene Besitzergreifung nachzuholen. Da Naftali also allem Anschein nach trotz anfänglichen Mißerfolgs im Gebiet von Bet-Schemesch und Bet-Anat blieb und beide Städte später doch fest in die H a n d bekam, jedoch in späterer Zeit eindeutig im N o r den Palästinas saß, kann das naftalitische Bet-Schemesch im N o r d e n nicht identisch mit dem O r t gleichen Namens im Süden sein 35 . STEUERNAGELS Versuch, über den Namen Bet-Schemesch die Gebiete von Ri 32
Einwanderung, 29. Ihm folgte früher C . F . B U R N E Y , Settlement, 2 2 - 2 4 , jetzt F O H R E R , a. a. O . , 4 7 ff., beide ohne über STEUERNAGEL hinausgehende Argumente; vgl. dagegen u. a. M. N O T H , System, 27 f. 34 Vgl. C . F . B U R N E Y , a.a.O.; R . KITTEL, Geschichte I , 3 0 2 F . ; E . A U E R B A C H , Wüste, 8 1 . 35 Übrigens beruht STEUERNAGELS These auf der Identifikation von Har-Heres (Ri 1,35 a) mit Bet-Schemesch (Hirbet er-Rumele), die aber neuestens von K.-D. S C H U N C K in Frage gestellt worden ist (vgl. oben, 2 8 f.). 33
Beziehungen zu anderen Stämmen?
229
1,33 und 1,34 f. zu identifizieren und damit Naftali in die Nachbarschaft des südlichen Dangebiets zu verpflanzen, ist damit gescheitert. Aus dem Ortsnamen Bet-Anat, der im Süden, wie STEUERNAGEL selbst zugab, nicht nachzuweisen ist, konnte ohnehin keine Stütze für seine These gewonnen werden. Die gewundene Theorie, die mit dem bloßen Stichwort „Kampf gegen Philister" zwischen Schamgar und Simson eine lokale Verbindung knüpfte und in dem angeblich gemeinsamen Schamgar-Simson-Gebiet einen Ort Bet-Anat oder wenigstens ein Gebiet von Anat-Verehrung postulierte, spricht gegen sich selbst. Es vermag die These STEUERNAGELS auch nicht zu retten, daß Bet-Schemesch und Bet-Anat im galiläischen Naftaligebiet nicht sicher identifiziert worden sind. Immerhin gibt es diesbezügliche Vorschläge Für ein weiteres, allerdings selbst von STEUERNAGEL „mit bedeutend stärkerem Vorbehalt" genanntes Argument naftalitischer Anwesenheit im Süden, demzufolge 0' und DIU im Naftalispruch Dtn 33,23 die philistäische Meeresküste und die Schefela meine 3 7 , kann auf die K o m mentare zur Stelle verwiesen werden, die die Worte und damit die lokale Situation des Spruches anders und einleuchtender, nämlich in Nordgaliläa, bestimmt haben 3 8 . Insgesamt ist zu sagen: D a die Daniten zweifelsfrei zunächst im Süden des Landes, nordwestlich von Jerusalem und vorher schon in unmittelbarer Nähe Jerusalems zu siedeln versuchten, ehe sie nach Norden zogen, von Naftali dagegen zu keiner Zeit im Süden eine konkrete Spur nachweisbar ist 3 9 , muß eine gemeinsame Herkunft und Einwanderung ausgeschlossen werden 4 0 . Die Herleitung von derselben „Mutter" Bilha kann dann nur der Niederschlag der späteren Nachbarschaft beider Gruppen im Norden des Landes sein 4 1 , also erzählerische Gestaltung territorial-historischer Gegebenheiten innerhalb des Westjordanlandes. 3 6 Zu Bet-Schemesch: J . SIMONS, G T T 186 (§331): el-'Abedlje (?), ebenso K. ELLIGER, Art. Beth-Semes, 229; dagegen Y. AHARONI, Land, 200-202. 213 f. 374: Hirbet Teil er-Ruwesi (?) = Tel Rös. Zu Bet-Anat: Y. AHARONI, Land, 373: Safed el-Battlh; J . SIMONS, G T T 198 (§ 335), unter Vorbehalt: Der Hannä; L. H . GROLLENBERG, Bildatlas, 65 (Karte). 144: B e t ' Enün. 3 7 Einwanderung, 29 f.; vgl. auch C. F. BURNEY, Settlement, 23 f. 3 8 Vgl. z . B . S. OETTLI, 118; A. BERTHOLET, 111; E.KÖNIG, 232; H . GRESSMANN, 178; K. MARTI, in H S A T (Κ) I, 326; H.JUNKER, 102; G.V.RAD, 149; ebenfalls H.-J. ZOBEL, Stammesspruch, 43. 3 9 In diesem Sinne schon A. ALT, Erwägungen, 165 mit Anm. 2; E.TÄUBLER, Studien, 227f.; in letzter Zeit u.a. A. VAN DEN BORN/W. BAIER, Art.Naphtali. BL, 1217; H.-J. ZOBEL, Stammesspruch, 106. Vgl. auch noch Y. AHARONI, Settlement, 117 f. mit Anm. 71, sowie die folgende Anm. 40. 4 0 Nach S.YEIVIN, Israelite Settlement, 99; DER?., Sidelights, 265 f.; DERS., Conquest, 20, kamen die Naftaliten aus dem Osten über Bet-Schean nach Galiläa und waren nie im Süden in der N ä h e der Daniten. 4 1 S o u.a. M . N o r a , System, 11; A. ALT, Erwägungen, 165; Τ . H . ROBINSON, History, 100; S. MOWINCKEL, „Rahelstämme", 148. 150; O . EISSFELDT, J a k o b - L e a , 171; S.YEIVIN,
230
Erwägungen zur H e r k u n f t der D a n i t e n
6.1.2. Beziehungen zwischen Dan und Benjamin sowie zwischen Dan und Efraim ? Im Bereich der vor allem von K . - D . S C H U N C K 4 2 herausgearbeiteten Grundlinien der Früh- und Einwanderungsgeschichte Benjamins und Efraims finden sich für Naftali wie auch für Dan keine Ansatzpunkte, die eine Verbindung dieser Gruppen mit der Einwanderung jener nahelegten. Nun wäre es immerhin möglich, daß nur zufällig ausdrücklich gemeinsame Traditionen vom Einwanderungsvorgang nicht erhalten geblieben sind, jedoch andere gemeinsame Traditionselemente aus älterer Zeit überkommen sind, die, wenn nicht selbst unmittelbar an die Einwanderungszeit heranreichend, doch die Annahme gemeinsamer Frühgeschichte und Einwanderung möglich erscheinen ließen. S . YEIVIN hat Berührungen von Benjaminiten und Daniten in frühester Zeit im Westjordanland aufzuzeigen versucht, die hier von Interesse sein könnten, weil sie im Falle des Erweises ihrer Stichhaltigkeit Informationen über Daniten vor der Zeit von Ri 1,34. 35 a böten. Im Rahmen einer benjaminitischen Ausbreitung nach Westen hat es nach YEIVIN nicht wenige Fälle von Vermischung benjaminitischer und nichtbenjaminitischer Elemente gegeben 43 . Y E I V I N nennt z.B. Schaharajim 44 , dessen dritte Frau in der Benjamingenealogie O'tfin ist ( l . C h r 8,8). In 1. Chr 7,12 (cj) aber ist Dt?n der einzige Nachkomme Dans. Auf der Grundlage seiner oben schon besprochenen (und abgelehnten 45 ) These, Dan sei eine Mischgruppe aus israelitischen Dina- und kanaanäischen Sichem-Leuten, vermutet YEIVIN hier nun weiter, daß, als die Rahelstämme in das Sichemgebiet eindrangen und zu siedeln begannen, „they began to push out the Dinah-Dan group towards the south-western border of the territory" 4 6 . Indem Y E I V I N D®N, den Sohn Dans ( l . C h r 7,12), als Repräsentanten eines Teils der aus Sichern vertriebenen Dina-Dan-Gruppe ansieht 47 , vermutet er weiterhin, daß „in the course of this movement ... a splinter group of Hushimite origin became attached to the Shaharahimite clans, whose path they crossed on Conquest, 20. 160, Anm. 1; vgl. auch J. BRIGHT, Altisrael, 129 f., der nach ähnlicher Darleg u n g o h n e weitere Argumente sagt, es sei „aber viel leichter z u glauben, d a ß dieses Verwandtschaftsgefühl (zwischen D a n und Naftali, H . M . N . ) auf B e z i e h u n g e n z w i s c h e n den Stämmen zu einer Zeit vor der Ansiedlung zurückgehe". 42 Vgl. oben, Anm. 22 und 23. 4} Benjaminite Settlement, 144 f f . 44 A . a . O . , 1 4 7 f f . ; vgl. auch DERS., Conquest, 99. 160, Anm. 3. 5 f . Dieser N a m e in l . C h r 8 , 8 f f . ist im Z u s a m m e n h a n g nicht unproblematisch, wie YEIVIN selbst bemerkt (Benjaminite Settlement, 147; zu seinen Lösungsvorschlägen vgl. J . W . ROTHSTEIN/ J. HÄNEL, Erstes Buch der Chronik, 157; K. GALLING, A T D 12, 34; anders W . RUDOLPH, Chronikbücher, 76). 45 Vgl. oben, 222 ff. 46 47 Benjaminite Settlement, 150. A . a . O . , 149.
Beziehungen zu anderen Stämmen?
231
their way to . . . Beth-Shemesh-Zoreah-Eshtaol" 4 8 . So wurde aus dem D a n - S o h n DPn „by intermarriage with Shaharahimite clans" in der benjaminitischen Genealogie D'üin, die Frau des Schaharajim, „an eponymous 'mother'" benjaminitischer Familien 4 9 . Problematisch werden diese Thesen Y E I V I N S schon durch eine allgemeine Überlegung: Ist gemeinsame H e r k u n f t und Einwanderung vorstellbar, wenn Daniten einerseits und Benjaminiten/Efraimiten andererseits in der von Y E I V I N vermuteten Weise mit verschiedenen Ausgangspunkten bereits im Westjordanland gewandert sind, ehe sie Kontakt bekamen, der darin bestand, daß D a n auf der einen Seite durch den ankommenden Efraim aus dem Sichemgebiet verdrängt, auf der anderen Seite von Efraims Bundesgenossen und Miteinwanderer Benjamin mindestens zum Teil assimiliert worden ist? V o r allem müssen aber zwei f ü r unsere Überlegungen wichtige Punkte Y E I V I N S in Frage gestellt werden. Neben der unhaltbaren Herleitung D a n s aus einer Vermischung von „Dina" und „Sichern", mit deren Ablehnung auch die These von der angeblichen Verdrängung aus der Sichemgegend gegenstandslos wird, sind gegen Y E I V I N S Identifizierung von D P N ( l . C h r 7 , 1 2 ) und Ο'ΡΊΠ (1. C h r 8,8) Bedenken anzumelden. Selbst wenn man von der Seltsamkeit des Geschlechtswechsels absieht, ist die Tragfähigkeit dieser Identifizierung, auf der dann die gesamte Beweislast f ü r eine eventuelle Beziehung zwischen D a n und Benjamin liegt, zweifelhaft: Zwar ist heute allgemein anerkannt, daß nach der Aufzählung der Söhne Benjamins in 1. C h r 7,6-11 in V. 12 sowohl der Abschluß der Benjamingenealogie als auch eine Dangenealogie erwartet werden d a r f 5 0 . Überzeugend hat W. R U D O L P H angenommen, d a ß durch einen graphisch leicht erklärbaren Textfehler in l . C h r 7 , 1 2 der mit D a n in Verbindung zu bringende N a m e D®n fälschlich f ü r Dm® steht 5 1 . Klammert man deshalb den danitischen DTFN als Argument f ü r Y E I V I N S These aus 5 2 , so bleibt nach der Zurückweisung der Auffassung von Dans Entstehung aus „Dina" und „Sichern" und der angeblichen V e r d r ä n g u n g von Sichern nach Südwesten sowie angesichts des absonderlichen Geschlechtswechsels von der maskulinen Danitenperson Dtrn zur femininen Benjaminitenperson Ο'ϊΠΠ nichts Tragfähiges mehr an seinen Argu48 49 50
A.a.O., 150. A.a.O., 149. Vgl.
die
Chronikkommentare,
z.B.
S. OETTLI, 3 3 ;
ROTHSTEIN/HÄNEL,
132-136;
W . RUDOLPH, 6 7 - 6 9 ; K . GALLING, 3 3 - 3 5 . 51 Letzterer aber in Num 26,42 (die Liste Num 26 beruht auf vorstaatlichem Material, M. NOTH, A T D 7, 176 f.) erhalten geblieben, vgl. W.RUDOLPH, Chronikbücher, 67 f.; ebenso falsch übernommen wie in l . C h r 7,12 ist der Name schließlich in Gen 46,23. Ausführlicher hierzu unten, Anm. 123. 52 Möglicherweise ist D'BW auch in l.Chr 8,8 zu korrigieren, vgl. W.RUDOLPH, a.a.O., 76; vgl. auch BHS z.St.
E r w ä g u n g e n zur H e r k u n f t der D a n i t e n
232
menten übrig 5 3 . Es kann nunmehr festgestellt werden, daß nicht nur keine direkten Zeugnisse und Hinweise gemeinsamer Vorgeschichte und Einwanderung Dans und Benjamins zu ermitteln sind, sondern auch in ältester Zeit der Anwesenheit dieser Gruppen im Westjordanland keine Anzeichen besonderer Beziehungen zu finden sind, die Rückschlüsse auf gemeinsame Vorgeschichte gestatteten. Die Aufmerksamkeit muß nun gleicherweise auf Efraim gerichtet werden. Neben der Auffassung YEIVINS, die Daniten seien durch die Rahelstämme, also auch Efraim, aus dem Sichemgebiet vertrieben worden, ist auch die entgegengesetzte Meinung vertreten worden, derzufolge Dan ursprünglich ein Clan Efraims gewesen sei 54 . Außer dieser nicht ausreichend begründeten Behauptung begegnet nicht selten eine vereinfachende und irreführende Redeweise, bei der die Einwanderung verschiedener Stämme des späteren Israels nach der Gruppierung von Gen 29,31-30,24 gewissermaßen gruppenweise behauptet wird, d.h. für Dan spricht man kurz und bündig von der Einwanderung der Rahelstämme (mit den Bilhastämmen) oder von „the House of Joseph and their followers" 55 , eine Ausdrucksweise, die in ihrer Unscharfe nicht brauchbar ist und die Differenziertheit der Einwanderungsvorgänge einebnet. Da alle drei genannten Auffassungen entweder ungenügend begründet oder zu wenig konkret sind, um irgend etwas Substantielles zur danitischen Frühgeschichte, zur Frage der eventuellen danitischen Einwanderung und Beziehung zu Efraim beizutragen, scheint die Schlußfolgerung berechtigt, daß Beziehungen Dans zu Efraim erst im Rahmen der Nachbarschaft beider Gruppen im Westjordanland gewachsen sind (vgl. Ri 1,35b; 17,1; 18,2ff.). Dem scheint aber die Überlieferung Lev 24,10-14. 23 a zu widersprechen, die in neuerer Zeit zweimal umfassend erörtert worden ist, einmal davon mit einer auffallenden historischen Deutung. 53 D i e s ist auch o h n e h i n s c h o n der Fall, w e n n man mit RUDOLPH die hinter l . C h r 8 stehenden Ereignisse in joschijanischer Zeit o d e r (evtl. n o c h wahrscheinlicher) in nachexilischer Zeit ansiedeln darf ( a . a . O . , 77; s o w o h l auch GALLING, A T D 12, 36). 54
S. MOWINCKEL, „ R a h e l s t ä m m e " , 1 4 7 f.
55
B . MAZAR, E x o d u s , 8 5 ( f f . ) ; v g l . ä h n l i c h z . B . Τ . H . ROBINSON, H i s t o r y , 1 3 2 ; S . Y E I -
VIN, Israelite Settlement, 9 9 f f . ; DERS., Sidelights, 265 f.; DERS., C o n q u e s t , 124 und passim; Y . AHARONI, P r o b l e m s ,
1 4 0 ; A . MALAMAT, P a l ä s t i n a - S y r i e n ,
2 0 9 f . ; W . F. ALBRIGHT,
Yah-
w e h , 133 f.; FOHRER, Geschichte Israels, 45 f f . D a g e g e n für differenzierte Einzeluntersuc h u n g jedes S t a m m e s S. MOWINCKEL, „Rahelstämme", passim; praktisch d u r c h g e f ü h r t hat dies H.-J. ZOBEL, Stammesspruch, o h n e Rücksicht auf traditionelle Stämmegruppen. V g l . auch S. HERRMANN, Geschichte, 147.
Beziehungen zu anderen Stämmen?
EXKURS:
233
Lev 2 4 , 1 0 - 1 4 . 23 a
56
Wie K.-D. SCHUNCK dargelegt hat, sind die später den Stamm Efraim bildenden Sippen mit dem Süden Palästinas zu verbinden (Isaak-Gruppe um Beerscheba). Sie dürften es auch im wesentlichen gewesen sein, die, von der IsaakGruppe abgesplittert, nach Ägypten gerieten, nach der Rückkehr von dort durch die Wüste zogen und sich vor der Einwanderung in das Westjordanland mit den späteren Benjaminiten zu einem Zweckbündnis zusammenschlossen. Die in Ägypten weilende Gruppe wird auch mit der sogenannten „Moseschar" gleichzusetzen sein 57 . Nun findet sich in Lev 24,10 ff. bei einer Folge verschiedener Gesetze eine Rahmenerzählung (V. 10-14. 23 a), die ganz konkret eine Frau namens ii'ö^W Π31 na vom Stamme Dan nennt (V. 11). Will man diese Rahmenerzählung unmittelbar historisch ausmünzen 5 8 , so hieße das, daß mit der Moseschar in der Wüste auch Daniten gewandert wären. Aber ist dies eine diskutable Annahme? Wie muß das auffallend konkrete Namenmaterial bewertet werden? Wenige Jahre nach den in Anm. 58 genannten Arbeiten kam A. BERTHOLET ZU dem ganz von jenen verschiedenen Ergebnis, daß es sich bei der Rahmenerzählung um eine „Art Haggada oder ... Midrasch" handle, „als Illustration zum Gesetze V. 15f. entstanden" 5 9 . M. N o r a hielt Lev 24,10-14. 23a nicht für eine echte Erzählung, sondern es werde die „Rechtssatzung in der Gestalt eines ,erzählten' Präzedenzfalles gegeben", wobei der auslösende „Vorgang in die urbildliche Sinai-Mose-Zeit zurückverlegt" worden sei, „obwohl die betreffenden Stücke in 3.Mose 24 ... zweifellos erst aus sehr viel späterer Zeit stammen". Die Formulierung weise in exilische oder nachexilische Zeit. Für einen noch späteren Zusatz hält N o r a die Namennennung der Mutter des Fluchenden, die den Zusammenhang störe. Was nun die konkreten Namen betreffe, so bleibe „deren Grundlage dunkel" 6 0 . Im großen und ganzen wird man N o r a s Analyse zustimmen. Für die hier besonders interessierende Frage nach der Grundlage der konkreten Danitennamen bleibt er aber die Antwort schuldig. Da es aber vergleichbare Traditionsstücke gibt, die ohne Namennennungen auskommen (Num 9,6-13; 15,32-36), sollte doch die Frage eindeutig gestellt werden, warum hier Namen genannt werden und welche Grundlage sie haben könnten, welche Absicht und welcher Wert ihnen beizumessen ist. Um es vorwegzunehmen: Gerade diese Frage beantwortet auch die eine der beiden neueren Analysen, die von K. E L L I G E R ' 1 , nicht. Ansonsten kommt ELLIGER aber zu überzeugenden Ergebnissen: Das ursprünglich nicht selbständige Stück Lev 24,10-23 ist ad hoc f ü r den jetzigen Zusammenhang der priesterlichen Geschichtserzählung komponiert (332). Der (in sich einheitlichen) Rahmenerzählung V. 10-14. 23 liege somit „zweifellos keine historische Tradition" zugrunde, sie sei „eine Gesetzesätiologie", „dem Bedürfnis der sittlich-religi56
Benjamin, 15 ff.
57
M i t K . - D . SCHUNCK, a . a . O . , 18, A n m . 2 2 ; 4 5 , A n m . 1 6 1 .
58 So z.B. noch C.F.KEIL, Leviticus, N u m e r i und D e u t e r o n o m i u m . Leipzig 1870 ( = BC 1,2), 158; A. DILLMANN, Exodus u n d Leviticus, 652. 59 60 Leviticus, 84. Alle Zitate von M . NOTH aus A T D 6, 156. 61
Leviticus, 3 2 9 - 3 3 5 .
234
Erwägungen zur Herkunft der Daniten
Ösen Unterweisung entsprungen". D a die E r z ä h l u n g nicht die gesamte Breite der Bestimmungen in V. 15-22 decke, sei das sicherstes Zeichen, d a ß die E r z ä h lung erst s e k u n d ä r z u m Gesetzestext h i n z u k a m (330). Literarisch gesehen seien aber E r z ä h l u n g u n d Gesetzestext vom selben Verfasser niedergeschrieben, ob er „die E r z ä h l u n g nun, was das Wahrscheinlichste ist, direkt aus dem ihm vorgegebenen gesetzlichen Material herausgesponnen o d e r auch bei ihr auf einen älteren Stoff z u r ü c k g e g r i f f e n hat" (331). An dieser Stelle k ö n n t e man eine Äuß e r u n g E L L I G E R S über Grundlage, mögliche H e r k u n f t u n d W e r t der k o n k r e t e n N a m e n erwarten. G e h ö r t das N a m e n g u t auch z u m „ H e r a u s g e s p o n n e n e n " ? D a z u schweigt E L L I G E R jedoch. D e r Fall der R a h m e n h a n d l u n g ist nach E L L I G E R deutlich konstruiert. Die Fragestellungen, auf die der Gesetzestext antwortet, gehören in eine späte Zeit der Geschichte Israels zur Zeit wachsenden Einströmens fremdvölkischer Elemente in die jüdische Gemeinde (333). Die R a h m e n e r z ä h l u n g berichtet, d a ß man dem Fluchenden den P r o z e ß machte. „Auf Letzteres deutet die Feststellung des N a m e n s sowie der Sippen- und Stammesangehörigkeit der M u t t e r " , bei welchen Angaben es sich damit nach E L L I G E R (gegen N o r a ) „nicht um sek u n d ä r e T e x t e r w e i t e r u n g " handelt (333). „Vielmehr ist die Mitteilung gerade an dieser Stelle o f f e n b a r d u r c h die Gepflogenheit der Gerichte veranlaßt, mit solchen Feststellungen den P r o z e ß zu e r ö f f n e n " , denn an diesen h ä n g t auch die Zuständigkeit des Gerichts (334). - D a m i t hat E L L I G E R auf interessante Weise zu erklären versucht, w a r u m ü b e r h a u p t N a m e n g e n a n n t werden 62 . O f f e n bleibt wiederum die f ü r uns wichtigere Frage, w a r u m diese N a m e n erscheinen u n d welche G r u n d l a g e sie haben. Aber auch zu E L L I G E R S Deutung, w a r u m ü b e r h a u p t N a m e n g e n a n n t werden, ist kritisch zu fragen: Bei seiner Begründ u n g ( P r o z e ß e r ö f f n u n g u n d Zuständigkeitserklärung) w ü r d e die Feststellung der Nationalität u n d des N a m e n s des T ä t e r s u n d / o d e r dessen Vaters genügen u n d wäre ü b e r h a u p t eher zu erwarten als der der M u t t e r . Die N a m e n von T ä t e r u n d Vater fehlen aber. D a ß übrigens die N a m e n il'aV» u n d 'Ί3Τ n u r noch im Chronistischen Geschichtswerk v o r k o m m e n , wie E L L I G E R betont (334), mag ein Anlaß sein, ihren W e r t sehr gering zu veranschlagen. Zwingend ist er aber doch nicht. Es k ö n n t e n echte N a m e n sein, die in einem exilisch-nachexilischen P r ä z e d e n z f a l l eine Rolle spielten. D a m i t wäre d a n n allerdings doch jeder W e r t f ü r die hier in Frage stehende Problematik dahin. W ä h r e n d E L L I G E R f ü r Lev 24,10-14. 23 a eine historische G r u n d l a g e letztlich ausgeschlossen hat, geht H . M I T T W O C H 6 3 , was die historische Glaubwürdigkeit betrifft, o f f e n b a r mit uneingeschränktem Vertrauen an die E r z ä h l u n g heran. D u r c h enge inhaltliche V e r k n ü p f u n g des Abschnitts mit den T e x t e n Ex 2,11-15. 23 a; 4,19f.; N u m 15,32-36 sieht er Lev 2 4 , 1 0 - 2 3 „in a wider context" u n d (re)konstruiert folgendes Bild: N a c h d e m M o s e den Ägypter erschlagen hatte (Ex 2,11 ff.), mögen die Ältesten der Israeliten beraten haben, wie die d r o h e n d e Rache der Ägypter abgewendet werden k ö n n e . D a habe, so vermutet M I T T W O C H , ein M a n n namens Dibri sich erboten, seine T o c h t e r Schelomit d e m Sohn des erschlagenen Ägyp62
Ein neuer Vorschlag ohne hier weiterführende historische Konsequenzen bei J. B. Hand, 2 2 7 . " Story, 386 ff.
G A B E L - C . B. WHEELER,
B e z i e h u n g e n zu anderen Stämmen?
235
ters zu geben, um Aussöhnung zu bewirken. Nachdem der (ägyptische) Mann der Schelomit vielleicht bei der T ö t u n g der Erstgeburt umgekommen war, sei Schelomit mit einem aus dieser Ehe entsprungenen Sohn mit der Exodusgruppe gezogen. Der Sohn habe irgendwann von Moses T a t gehört und versucht, einen Prozeß gegen den M ö r d e r seines Großvaters anzustrengen. Er suchte dazu im Lager Israels den einzigen Zeugen der Mordtat, den er auch fand. Der M a n n weigerte sich aber, gegen den Volksführer auszusagen. Bei der Auseinandersetzung fluchte der Sohn der Israelitin dem Namen Jahwes. Zu Mose gebracht, erkannte der sofort die Gefährlichkeit der Lage f ü r sich selbst: Jahwes und Moses Autorität stand auf dem Spiel! Aber das Volk bzw. mindestens diejenigen, die den Flucher angezeigt hatten, brauchten eine Klärung. Der einzige, der (außer Mose selbst) aufklären konnte, nämlich der „gewisse Israelit" ( ' V m r n ® ' R ) ' 4 , den MITTWOCH mit dem Mann von N u m 15,32 ff. identifiziert, war in die Wüste verschwunden. D o r t wurde er am Sabbat beim Holzsammeln gefunden und f ü r dieses Vergehen getötet. Damit, so meint MITTWOCH, opferte er sich bewußt, um nicht gegen Mose aussagen zu müssen und sühnte zugleich f ü r sein leichtfertiges Reden (Ex 2,14). Da der einzige mögliche Zeuge gegen Mose somit freiwillig schwieg, konnte Mose den Fall des Fluchers an Aaron und das Volksgericht delegieren, ohne unerwünschte Aufklärung über seine eigene T a t befürchten zu müssen. Angesichts dieser Darstellung wird man H . MITTWOCH Phantasiereichtum und Sinn f ü r geistreiche Kombinationen zugestehen. Jedoch bringt ein einziger Einwand seine Konstruktion zum Einsturz: Die sachlich-inhaltliche Verknüpf u n g von Ex 2,11 ff. und Lev 24,10-14. 23 a (wie auch die Verbindung mit N u m 15,32ff.) ist durch kein tragfähiges Argument zu begründen 6 5 . Hiervon abgesehen findet sich bei MITTWOCH jedoch ein f ü r die Frage nach H e r k u n f t , Hintergrund und Tragweite der konkreten Namen in Lev 24,10 ff. erhellender Hinweis. MITTWOCH zitiert G . R . DRIVER: „Names are often related to stories" Tatsächlich passen die Namen hier derart gut zu den wesentlichen Vorgängen der Erzählung, daß man sich nicht des Eindrucks erwehren kann, 64
Lev 2 4 , 1 0 ; „the w e l l - k n o w n Israelite w h o m all w h o heard the story w o u l d at o n c e recall t o mind" (so G. R. DRIVER, zit. v o n MITTWOCH, Story, 387, A n m . 1); vgl. aber d a g e gen B H K und B H S App. ζ. St. 65 A u c h im Detail ist m a n c h e s e i n z u w e n d e n : D e r für MITTWOCH wichtige U m s t a n d , d a ß M o s e s T a t nur einen Z e u g e n hatte, läßt sich aus Ex 2 , 1 1 ff. nicht erheben. D e r in V. 14 S p r e c h e n d e hat auch den anderen M a n n (V. 13) z u m Mitwisser gemacht, falls der nicht s c h o n alles wußte. U b e r h a u p t wird bereits H . GRESSMANN, M o s e , 18 f., das Richtige g e t r o f f e n haben, daß nämlich u. a. Ex 2,11 ff. „nicht singulare, s o n d e r n typische Ereignisse" schildert. Es ist auch h ö c h s t befremdlich, daß der „Zeuge" seine T a t „sühnt" durch B e g e h u n g eines schweren Sakrilegs. Seltsam auch, d a ß er die S ü h n e durch eine T a t freiwillig zu bewirken b e s c h l o s s e n haben soll, die erst (nach der Ü b e r l i e f e r u n g ) durch das Beispiel dieser seiner T a t als t o d e s w ü r d i g e s Verbrechen erkannt w o r d e n ist. H e i ß t das nicht, nimmt man MITTWOCHS K o m b i n a t i o n als richtig an, d a ß der M a n n sich nur freiwillig hat o p f e r n k ö n n e n , w e n n er s c h o n vorher wußte, d a ß seine T a t mit Sicherheit die T o desstrafe zur F o l g e hatte und ihn damit sicher von der A u s s a g e g e g e n M o s e entband? V e r g e h e n und Strafe m ü ß t e n also s c h o n bekannt g e w e s e n sein. D a n n kann der Fall dieses k o n k r e t e n „gewissen Israeliten" aus Lev 2 4 , 1 0 ff. in N u m 1 5 , 3 2 ff. aber nicht tatsächlich auslösender P r ä z e d e n z f a l l der Vorschrift, auf die der Abschnitt zielt, g e w e s e n sein. 66
Story, 388, A n m . 1.
236
Erwägungen zur H e r k u n f t der Daniten
sie seien für die Erzählung geschaffen, anders gesagt: Der Erzähler drückt mit den Namen der Handelnden wesentliche Faktoren des Inhalts aus. Noch anders formuliert: Er gibt seinen konstruierten Gestalten als Namen die wichtigen Züge im Erzählungsablauf. „ . . . Shelomith, faithful to her name, brought about the pacification . . . " ' 7 . Dibri, der im Rat der Ältesten aufsteht und in wohlgesetzter Rede den rettenden und ägyptische Rache abwendenden Vorschlag formuliert, heißt nicht zufällig so, denn „Dibri means 'eloquent, talkative' or the like"' 8 . Über MITTWOCH und DRIVER hinausgehend liegt es dann sehr nahe, auch in der danitischen Stammeszugehörigkeit der Mutter des Fluchers (Wurzel |'7 „richten, jm. Recht schaffen, Gericht halten"; J7 „Rechtsstreit, -fall, -Spruch") einen bewußt hervorgehobenen Erzählungsakzent zu erkennen, was sehr gut zu einer Gesetzessammlung bzw.deren Rahmenerzählung über ÜDW» ΊΠΚ (Lev 24,22), über Rechtsfindung und Gericht, paßt. MITTWOCH und DRIVER ist also zuzustimmen, insofern die Namen aus wesentlichen Erzählungsfaktoren abgeleitet sind. Gegen MITTWOCH gilt aber: Da die Konstruktion des „weiteren Kontextes" durch MITTWOCH nicht aufrechtzuerhalten ist, läßt sich „Schelomit" nicht in der auf seine konstruierte Geschichte hin angelegten Weise mit einer zwischen Israel und Ägypten Frieden stiftenden Heirat erklären. Dieselbe Ablehnung gilt dem „eloquenten" Dibri, ihrem „Vater". Ob der Name Schelomit eher dem kurz zuvor stehenden Stichwort ΠΧ3 (V. 10) als bewußter Gegenbegriff zu verdanken ist? Der Anlaß zu „Dibri" mag vielleicht darin liegen, daß es sich bei dem Gesetz, auf das die Rahmenerzählung vor allem zugeschnitten ist, um „Wort"-Vergehen handelt (V. 15 f. 22). Das bleibt aber unsicher. Zum Stammesnamen Dan ist bereits oben das Notwendige gesagt. Sind diese Überlegungen grundsätzlich richtig, so bedeutet dies, daß die Namen in der Rahmenerzählung von Lev 24,10 ff. jeglichen Wert für eine historische Betrachtung verlieren. MITTWOCH hat mit den Anregungen zur Deutung der Namen letztlich selbst zur Ablehnung seiner historischen Rekonstruktion beigetragen. Auch auf der Grundlage von Lev 2 4 , 1 0 - 1 4 . 23 a sind für die Zeit vor und während einer eventuellen Einwanderung ins Westjordanland somit Beziehungen zwischen D a n und Efraim nicht nachweisbar. E s ist festzuhalten: Dafür, daß eine danitische Einwanderung ins Westjordanland in Verbindung mit der Einwanderung anderer israelitischer Gruppen geschehen ist, hat sich durch das traditionelle Eingebundensein Dans in das Zwölfstämmesystem, speziell in die Gruppe der Rahel- und Bilhastämme, und auch in der relativ gut bekannten Einwanderungsgeschichte Efraims und Benjamins kein Anhaltspunkt gefunden. So wird man davon auszugehen haben, daß die Daniten zu Beginn ihrer erkennbaren Geschichte im Westjordanland und auch im Falle einer Einwanderung von außen als selbständige Gruppe operiert haben. 67
MITTWOCH, Story, 3 8 7 f.
68
DRIVER bei MITTWOCH, a . a . O . , 3 8 8 , Anm. 1.
D i e Daniten und das Gebiet um Jerusalem
237
6.2. Die Daniten und das Gebiet um Jerusalem in der 2. Hälfte des 13. Jh. v. Chr. Der vorhergehende Abschnitt hat lediglich ein negatives Ergebnis hervorgebracht. Um einen Schritt weiterzukommen, ist ein neuer Ansatz nötig. Als ältesten lokalen H a f t p u n k t der Daniten im Westjordanland haben wir den O r t M a n ö h ö festgestellt. Auf ihn hatten Hinweise im Zusammenhang der Untersuchung von Ri 1,34. 35a, Ri 18 und Ri 13-16 aufmerksam gemacht. Ri 1,34. 35 a zufolge befanden sich die Daniten kurz vor 1200 v.Chr. nicht mehr im Gebiet von Manöhö, sondern in einer Auseinandersetzung mit amoritischen Städten im Bereich der Ebene Ajalon. An dieser Stelle muß daher der Faden der danitischen Geschichte aufgenommen werden. Da direkte Aussagen über Daniten und ihr Ergehen vor 1200 v.Chr. im Gebiet von M a n ö h ö nicht existieren, dürfte es nützlich sein, die Situation dieser Gegend in der fraglichen Zeit aufzuhellen, soweit dies möglich ist. Deren entscheidender Faktor sind zweifellos die judäischen Sippen gewesen, die sich wahrscheinlich in der 2. Hälfte des 13. Jh. v.Chr. hier festzusetzen begannen. M. NOTH69 hat das Fußfassen und erste Ausbreiten der Judäer südlich Jerusalems als ein hauptsächlich wenig geräuschvolles und gewaltsames Sicheinschieben in Siedlungslücken und wenig bzw. nicht befestigte Landstädtchen beschrieben, das naturgemäß in der Uberlieferung kaum Spuren hinterlasse. Auch wie Juda in den Besitz seines Hauptortes Betlehem gelangt sei, lasse sich nicht mehr feststellen. Für die erste Etappe der judäischen Ansiedlung kommt NOTH daher nur zu allgemeinen, konturenarmen Erkenntnissen. Zu konkreteren Ergebnissen im Blick auf die Einwanderung der judäischen Sippen und ihren Weg ins Gebiet um Betlehem ist K.-D. SCHUNCK70 gelangt. Judäische (und simeonitische) Sippen überschritten ihm zufolge vor der Mitte des 13.Jh. v.Chr. südlich von Bet-Schean den Jordan und besiegten den ihnen dort entgegentretenden kanaanäischen Stadtkönig von Besek (Hirbet IbzTq) 71 . Anschließend weiter nach Süden ziehend, gelang es ihnen, den O r t Lus durch Verrat unzerstört einzunehmen und nach T ö t u n g der Bewohner zu besetzen (Mitte
69 Ansiedlung, 1 8 6 f f . Zu N o r a s Rückschlüssen aus l . C h r 2 . 4 ( a . a . O . , 191 ff.) vgl. aber W. RUDOLPH, Chronikbücher, 10 ff. 70 Juda, 50 ff.; DERS., Art. Ai, 130 f.; DERS., Art. Bethel, 7 5 7 - 7 5 9 ; ohne neue, wesentliche Ergebnisse ist der neueste Uberblick bei J. J. SCHMITT, Jerusalem, 101 ff. 71 Ri 1,3. 5 - 7 a; K . - D . SCHUNCK, Juda, 54; vgl. auch Y. AHARONI, Land, 197 f. Luftbild der Jordanfurt bei Besek: M. HAR-EL, Pride, 73.
238
Erwägungen zur H e r k u n f t der Daniten
des 13. Jh. v.Chr.) 72 . Um 1240/35 v.Chr. ist archäologisch eine Zerstörung von Lus festgestellt worden, die K . - D . S C H U N C K einem Angriff kanaanäischer Nachbarstädte gegen die frühisraelitischen Bewohner, in denen S C H U N C K mit Vorsicht spätere judäische Sippen vermutet, zuschreibt 73 . Da Ri 1 , 7 b. 8 für S C H U N C K eine durchaus glaubwürdige Tradition darstellt 74 , rechnet er im Zusammenhang des weiteren Vordringens der späteren Judäer nach Süden mit einem Kampf gegen Jerusalem und einer Zerstörung der Stadt, ohne daß die Judäer die attakkierte Stadt besetzt hätten und auch unbedingt hätten besetzen müssen 75 . Südlich von Jerusalem hat Juda schließlich auf nicht mehr feststellbare Weise Betlehem erworben 76 . Während Juda etwa ab 1230/20 72
R i 1 , 2 2 - 2 6 ; K . - D . SCHUNCK, a . a . O . , 5 2 f . 55; DERS., A r t . B e t h e l , 7 5 8 ; J. L. KELSO,
Art. Bethel, 190-193, bes. 191 f., denkt bei den ersten Israeliten in Lus/Bet-El eher an das „Haus J o s e f / B e n j a m i n ; vgl. auch noch Y. AHARONI, Land, 197. 73
SCHUNCK, A r t . B e t h e l , 7 5 7 f . ; vgl. a u c h J . L. KELSO, A A S O R 39 ( 1 9 6 8 ) , 48.
74
Juda, 52-55; vgl. auch H . W . HERTZBERG, A T D 9, 150; Y. AHARONI, Settlement, 108. Juda, 52 ff.; vgl. auch WRIGHT, Problem, 108; YEIVIN, Israelite Settlement, 100,
75
A n m . 3; HERTZBERG, A d o n i b e s e k , 2 8 ; H . W . HERTZBERG, A T D 9, 150 ( E r o b e r u n g d e r F l u r
im Süden Jerusalems, weniger der Stadt selbst); J. GRAY, Joshua, Judges and Ruth, 247 (zit. nach DE VAUX, Settlement, 126, Anm. 53); Y. AHARONI, Land, 197; DERS., Settlement, 108; H . Y . PRIEBATSCH, J e r u s a l e m , 18. 2 0 f f . ; B. MAZAR, A r t . J e r u s a l e m , 5 8 7 . L e t z t e r e r b e -
tont jedoch, daß das archäologische Material zu mager sei, um eine Eroberung zu dieser Zeit durch Juda zu beweisen oder auch zu widerlegen. Man muß tatsächlich fragen, ob eine Zerstörung der leicht zu verteidigenden (2. Sam 5,6) und von David nur durch List eingenommenen Stadt historisch wahrscheinlich ist, zumal die Sieger die Stadt nicht einmal besetzten. Die schematische dtr. Formulierung vom „Schlagen mit der Schneide des Schwertes" verbunden mit dem „Verbrennen im/mit Feuer" (Ri 1,8) hatte sich auch sonst schon als dem dtr. Banngebot (Dtn 13,12 ff.) verpflichtet und auch gegen alle historische Wahrscheinlichkeit angewandt (vgl. o., 103 f.) herausgestellt. Tatsächlich wird Juda in Ri 1,1-20 als überaus gehorsam gegenüber Jahwe und dem Banngebot stilisiert und auch entsprechend mit Erfolgen belohnt, die z . T . mit Sicherheit historisch unzutreffend sind (V. 18, vgl. aber LXX). Archäologisch ist eine Zerstörung Jerusalems (für möglich bzw. w a h r s c h e i n l i c h g e h a l t e n v o n SCHUNCK, AHARONI u n d MAZAR, S.O.) g e m ä ß R i 1,8, z . B . im
Blick auf das Terrassensystem mit seinen Stützmauern, auf jeden Fall nicht exakt nachweisbar (das räumt auch MAZAR, a.a.O., 587, ein), wenn auch gerade dieses wichtige, gegen Feindeinwirkung, aber auch schon gegenüber Erdbeben und Wolkenbrüchen anfällige Terrassensystem mit den Stützmauern deutlich Spuren von Zusammenbrüchen und Abrutschungen verschiedener Ursachen (!) bewahrt hat (Κ. M. KENYON, Jerusalem [ 1 9 6 8 ] , 58; DIES., J e r u s a l e m [ 1 9 7 4 ] , 9 5 - 9 7 ) . E i n e b e t r ä c h t l i c h e S c h w ä c h u n g d e r M a c h t b a -
sis Jerusalems dürfte es auch schon bedeutet haben, wenn die Judäer ohne Zerstörung der Stadt die natürliche Flur im Süden mit Betlehem besetzten; vgl. dazu die in diese Zeit gehörende, wohl judäische Siedlung an der Ebene Refaim, die neuestens A. MAZAR freilegte ( G i l o h , I f f . ; DERS., Sites, 1 6 8 - 1 7 1 ) . 76 M. NOTH, Ansiedlung, 190; R. DE VAUX, Settlement, 125 ff. - Die Inbesitznahme von Betlehem wäre besonders gut nach einer Eroberung und Zerstörung Jerusalems (vgl. vorige Anm.) vorstellbar, wenn außerdem Betlehem, wie aufgrund von EA 290, 15 f. seit langem vorgeschlagen, zum Stadtstaat Jerusalem gehörte (frühere Vertreter dessen bei SCHUNCK, Juda, 52, Anm. 27; auch AHARONI, Land, 161; zuletzt PRIEBATSCH, Jerusalem, 23, Anm. 17, der aber auch Bet-Anot für möglich hält; vorsichtiger R. DE VAUX, History,
Die Daniten und das Gebiet um Jerusalem
239
v.Chr. südlich von Jerusalem mit Kern in Betlehem eine wachsende Rolle zu spielen begann 7 7 , ist nahezu gleichzeitig (um 1220 v.Chr.) im Norden Jerusalems Benjamin im Verein mit Efraim erschienen 7 8 . Diese Gruppen besiedelten neben anderen Ortslagen in bescheidenem U m fang, wie der archäologische Befund ergibt, in der Folgezeit Ai (Benjamin) 79 bzw. Lus (Efraim) 8 0 . Der Auffassung von S C H U N C K steht eine besonders von R. D E V A U X 8 1 vertretene Sicht entgegen, derzufolge Ri 1,4-7 keine tragfähige Basis für eine Rekonstruktion der Einwanderungs- und Frühgeschichte Judas darstelle, da die Episode um Adoni-Besek vielmehr zur Frühgeschichte Simeons, nicht aber Judas urspünglich gehöre 8 2 . Die Ansiedlung judäischer Sippen im Gebiet von Betlehem sei wahrscheinlich von Süden her erfolgt 8 3 und überhaupt friedlich verlaufen 8 4 , keineswegs aber auf einen siegreichen Kampf gegen Jerusalem (Ri 1,8) gefolgt; Ri 1,8 gehe auf eine Kombination des Verfassers dieses Verses mit Ri 1,4-7 unter gleichzeitiger Verwechselung von Adoni-Besek mit Adoni-Zedek (Jos 10, I f f . ) zurück 8 5 . Es gebe keinen wirklich alten Text mit verläßlichen Nachrichten über Juda vor David; dieser erst habe durch seinen Amale540f.; skeptisch M. A V I - Y O N A H , Art. Bethlehem, 200). - Andere Vorschläge für u™BTtNIN.URTA in E A 290,15 f.: Bet-Schemesch ( E . LIPINSKI, Beth-Schemesch, 443-445; scharf dagegen PRIEBATSCH, a.a.O., 23, Anm. 17); Bet-Horon (Z. K A L L A I / H . T A D M O R , E I 9 [1969], 138-147 [mir nicht zugänglich], zustimmend M . W E I N F E L D , Rez. Blenkinsopp, 61; OTTO, Jerusalem, 34). Beide Annahmen sind jedoch für eine judäische Besetzung Betlehems nicht unbedingt notwendig (vgl. grundsätzlich V. FRITZ, Bedeutung, 132 ff.). Daß ein frühjudäischer Ort befestigt war (vgl. A. M A Z A R , Giloh, 12 ff. 32; DERS., Sites 168. 170), der ebenfalls zur näheren Umgebung Jerusalems gehörte, könnte für ein weiterhin Oberhoheit ausübendes, kampffähiges Jerusalem und damit gegen eine tiefgreifende Zerstörung sprechen. 77 N O T H , Ansiedlung, 188 ff.; Y. A H A R O N I , Land, 197ff.; DERS., Settlement, 1 0 5 ff.; K . - D . S C H U N C K , Juda, 5 2 ; H.-J. ZOBEL, Beiträge, 2 7 3 f. vgl. auch unten, 2 4 0 mit Anm. 9 1 . 78 S C H U N C K , Benjamin, 18 ff.; DERS., Art. Ai, 130. 79 SCHUNCK, Art. Ai, 130; Einzelheiten bei J . A . CALLAWAY, Art. Ai, 36 ff. 80 SCHUNCK, Art. Bethel, 7 5 8 ; J . L . KELSO, Art. Bethel, 1 9 1 f.; DERS., AASOR 3 9 , 4 8 - 5 0 . 81 Settlement, 124 ff.; DERS., History, 540-550. 82 History, 5 4 1 f. Dies hatte nach H . W . H E R T Z B E R G , der zugleich die Besek-Episode von der Jerusalemerwähnung (Ri 1 , 4 - 7 ) trennte (ATD 9 , 149f.), auch P . W E L T E N unterstrichen, der einen forschungsgeschichtlichen Rückblick bietet und Überlegungen H E R T Z BERGS weiterführt (Bezeq, 1 4 1 - 1 4 6 ) . Zur Früh- und Einwanderungsgeschichte Simeons vgl. unten Anm. 141. 8} Settlement, 1 3 0 f.; DERS., History, 5 3 3 f. 5 4 5 f.; ebenso A. D. H. MAYES, Israel ( 1 9 7 4 ) , 1 0 0 . 1 0 6 f f . ; S. H E R R M A N N , Geschichte, 1 2 4 . Zwar ist DE VAUX die Einwanderung von Süden wahrscheinlicher, er schließt aber auch eine solche von Osten nicht völlig aus. Keine Entscheidung zwischen beiden Herkunftsrichtungen treffen M. NOTH, Geschichte, 75 und M . W E I P P E R T , Landnahme, 4 9 f. 84 Settlement, 125. 130. 133 f.; DERS., History, 540. 542. 545; vgl. früher NOTH, Ansiedlung, 1 8 6 f.; zuletzt V . FRITZ, Erwägungen, 4 3 ; DERS., Bedeutung, 1 2 1 ff. 85 Settlement, 1 2 5 F . ; DERS., History, 5 4 1 ; ebenso P . W E L T E N , Bezeq, 1 4 5 F . ; J . M . M I L LER, Occupation, 2 3 9 ; S. M I T T M A N N , Siedlungsgebiet, 2 1 5 . d
240
Erwägungen zur Herkunft der Daniten
kitersieg (1. Sam 30) und sein persönliches diplomatisches Geschick (1. Sam 30,26 ff.) einen festeren Zusammenschluß der Südstämme bewirkt 86 . Nun kann die schwer entscheidbare Frage der Einwanderung Judas von Norden oder Süden (oder auch von Osten) hier auf sich beruhen 87 . Unbestritten ist es jedoch, daß Juda sich zunächst in Betlehem festsetzte und von dort her ausbreitete. Wann geschah dies etwa? Da Efraim/Benjamin mit Wahrscheinlichkeit spätestens um 1220 v.Chr. in das Gebiet nördlich Jerusalems eingewandert sind, muß Juda entweder vorher von Norden durch dieses Gebiet gekommen ( S C H U N C K , A H A R O N I u.a), oder danach von Süden bis Betlehem heraufgezogen sein (z.B. DE VAUX). Nach der ersteren Sicht wäre die Zuwanderung Judas also etwa zwischen 1240 und 1220 v.Chr. anzunehmen, DE VAUX bringt, ohne Nennung eines Datums, die von ihm als wahrscheinlicher angenommene Einwanderung Judas von Süden mit derjenigen Simeons sowie einem vorhergehenden Ägyptenaufenthalt beider in Verbindung 88 . Damit kommt er ungeachtet der unterschiedlichen Einwanderungsrichtung in dieselbe Zeit wie S C H U N C K . In eben diese Zeitspanne führen auch überzeugende Ergebnisse von H.-J. ZOBEL89, demzufolge es entgegen der Meinung von DE VAUX nicht erst zur Zeit Davids, sondern als Reaktion auf verschiedene Gefährdungen, besonders durch die Amalekiter, in Groß-Juda, d. h. im judäischen Gebirge bis zum Rand der Wüste im Süden, bereits „im Verlauf des 12. Jh. zur inneren Einigung, zum Zusammenschluß aller dort lebenden Stämme" gekommen sei 90 . Von daher ist die Einwanderung judäischer Sippen in das Kerngebiet um Betlehem - von wo her auch immer - am Ende des 13. Jh. v. Chr. durchaus wahrscheinlich. Schließlich wirft, diese Sicht bestätigend, neuestens die Ausgrabung eines „fortified herdsmen village" südlich der RefaimEbene und in unmittelbarer Nachbarschaft von Manöhö (el-Mäliha) ein überraschend konkretes Licht auf frühisraelitische, wohl mit Frühjudäern zu verbindende Ansiedlungspraxis am Ende der Spätbronzezeit im Jerusalemer Gebiet 91 . 86
Settlement, 131-134; DERS., History, 546-549. Vielleicht ist diese scharf alternative Formulierung überhaupt falsch, so daß man mit einer Einwanderung der sich allmählich zu einem „Groß-Juda" zusammenfindenden Gruppen (vgl. H.-J. ZOBEL, Beiträge) möglicherweise von Süden und Norden (und Osten?) (vgl. B. MAZAR, Exodus, 89 f.) rechnen muß, wobei der später, nicht zuletzt durch David, besonders geschichtsträchtige Teil im Bereich Betlehems bzw. Nordjudas Fuß faßte (Sippe Perez?, vgl. dazu A. MAZAR, Giloh, 31 f.; DERS., Sites, 170 f.) 88 History, 320. 533 f. 546. 89 Beiträge, 253 ff. 90 A . a . O . , 274; vgl. auch a . a . O . , 268-274. 91 Vgl. A. MAZAR, Giloh, 1 ff., bes. 31 f. 35; DERS., Sites, 170 f. MAZAR schlägt die Identifikation der Ortslage mit Baal-Perazim (2. Sam 5,20; l . C h r 14,11) vor und denkt an Bewohner aus dem judäischen Clan Perez. 87
Die Daniten u n d das Gebiet um Jerusalem
241
Damit ist ein in lokaler und zeitlicher Hinsicht f ü r diese Frühzeit bemerkenswert konkreter Rahmen abgesteckt, innerhalb dessen sich die Phase der danitischen Geschichte abgespielt haben dürfte, die vor dem in Ri 1,34. 35 a berichteten Geschehen liegt. Was das Lokale betrifft: Der danitische H a f t p u n k t M a n ö h ö liegt ebenso wie Jerusalem genau zwischen Efraim/Benjamin im Norden und Juda im Süden. Eine zeitliche Frage ist nun die, ob sich die Daniten beim Erscheinen Judas südlich von Jerusalem, also im Bereich auch von Manöhö, bereits dort befunden hatten oder erst nach Juda in das Stadtstaatsgebiet Jerusalems eingedrungen sind. Bedauerlicherweise sind Kriterien zur Entscheidung dieser Frage, soweit ich sehe, nicht auffindbar. Allenfalls lassen sich allgemeine Überlegungen anstellen. So ist es sicherlich möglich, daß sich die Daniten bereits dort befanden. Es mag dabei ein regelmäßiger Aufenthalt, vielleicht sogar ein vertraglich geregeltes Gewohnheitsrecht anzunehmen sein 92 . In einem solchen Fall müßte der terminus a quo f ü r danitischen Aufenthalt in der Nähe Jerusalems unbestimmt, d. h. in die Vergangenheit hinauf offen bleiben. Ebenso gut möglich dürfte aber auch der andere Fall sein, daß eine Schwächung Jerusalems durch die Stadt bedrängende und beengende Ankömmlinge (Judäer) eine ebenso anlockende Sogwirkung auf ähnliche, ansiedlungswillige Elemente der Umgebung ausgeübt hat, wie dies f ü r das Gebiet Galiläas nach dem Fall des kanaanäischen H a z o r von B. MAZAR mit Recht unterstrichen worden ist 93 . T r i f f t dies zu, so muß die Ankunft der Daniten zwischen 1240 und 1225 v.Chr. angesetzt werden. Später als 1225/20 v.Chr. kann der Ankunftstermin aber in keinem Falle liegen, denn Daniten und Judäer müssen, wie die Untersuchungen von Ri 1,34. 35 a; 17-18 ergaben, eine geraume Zeit nebeneinander im engeren Bereich südlich Jerusalems gewohnt und Kontakte haben aufnehmen können. Denn es sei hier daran erinnert, daß die Daniten den zunächst in Betlehem wohnenden Leviten, den sie später bei Micha auf dem Gebirge Efraim wiedertrafen, bereits vor dem Vorstoß gegen die Amoriterebene Ajalon (Ri 1,34. 35 a), also noch von M a n ö h ö aus, kennengelernt hatten. Um 1200 v.Chr. finden wir die Daniten aber schon in die Auseinandersetzung mit den Amoritern der Ebene Ajalon verwickelt. Weiterhin ist einzukalkulieren, daß die Daniten erst eine nicht zu kurze Zeit nach der Ankunft der Moseschar aus der Gegend von Jerusalem weggezogen sein können, nachdem sich nämlich der Levit und Moseenkel inzwischen in Betlehem niedergelassen und die Daniten (bzw. sie ihn) kennengelernt hatte(n), und zwar mehr als nur einmalig-flüchtig, so daß die Daniten ihn später wiedererkannten (Ri 18,3).
92
"
Vgl. V. FRITZ, Bedeutung, 132 ff. B. MAZAR, Exodus, 92 f.
242
Erwägungen zur Herkunft der Daniten
Es kann daher festgehalten werden: Falls die Daniten nicht schon längere, und das hieße: unbestimmte, Zeit in der Gegend von Jerusalem gesessen haben, darf man ihren Ankunftstermin spätestens um 1225/20 v. Chr. vermuten. Von diesem Termin ab dürften sie sich bis kurz vor 1200 v.Chr. in Manöhö aufgehalten sowie schließlich den Vorstoß gegen die Amoriterebene Ajalon begonnen haben. Eine weitere Frage von besonderem Interesse ist die nach Ursache und Zeitpunkt des danitischen Abwanderns aus dem Jerusalemgebiet. Etwas einfacher zu beantworten scheint der zweite Aspekt der Frage: Wenn es richtig ist, daß Leviten mit Efraim/Benjamin (Moseschar) im Laufe des drittletzten Jahrzehnts des 13.Jh. v.Chr. ins Westjordanland gekommen sind, kann man vielleicht ein bis zwei Jahre später den Leviten, den die Daniten später bei Micha widertreffen, in Betlehem voraussetzen. Da die Daniten ihn als dort ansässig kennengelernt hatten, werden sie ca. 1220 v.Chr. oder bald danach noch in der Nähe Betlehems, nämlich in Manöhö, gesessen haben. Um 1200 v.Chr. stehen sie schon im Konflikt mit den Amoritern am Rande der Schefela. Es muß daher innerhalb der beiden letzten Jahrzehnte des 13. Jh. v.Chr. die noch zu erörternde Ursache die Daniten veranlaßt haben, aus Manöhö weg in Richtung der Ebene Ajalon zu wandern. Worin mag diese Ursache gelegen haben? Wenn innerhalb von zwei bis drei Jahrzehnten und in einem recht eng begrenzten Gebiet eine kräftige Sippengruppe wie die der Judäer eindringt und Fuß faßt und eine in demselben Gebiet bereits befindliche oder annähernd gleichzeitig gekommene Gruppe (die Daniten) von dort weg- und weiterzieht, so liegt nichts näher als die Annahme, daß beide Vorgänge zusammenhängen. Die größere und mächtigere Gruppe wird sich ausbreiten auf Kosten der kleineren. Daß die Judäer mehr als nur Betlehem benötigt und bald bewohnt haben, steht außer Zweifel 94 . Während jedoch wenigstens nach Süden etwas Raum zur Ausbreitung zur Verfügung stand, waren die Möglichkeiten im Norden und Nordwesten ungleich beschränkter. Nicht fern lag Jerusalem, und jenseits dieser Stadt im Norden saß inzwischen Benjamin. Eine der wenigen für Juda in Frage kommenden Ortschaften in nächster Nähe zu Betlehem war Manöhö, ca. 5-6 km nordnordwestlich und an der wirtschaftlich verlockenden Refaim-Ebene 95 gelegen. So drängt sich die Annahme auf, daß das danitische Manöhö zu den ersten Zielpunkten judäischer Ausdehnung gezählt haben mag 96 . 94
Zum Vorgang der Ausbreitung Judas vgl. M . NOTH, Ansiedlung, 189ff.; R. DE
VAUX, S e t t l e m e n t , 1 2 4 f f . ; DERS., H i s t o r y , 5 4 0 . 5 4 2 . 7 9 6 f.; Y . AHARONI, S e t t l e m e n t , 1 0 2 f f . ; H . - J . ZOBEL, B e i t r ä g e , 2 5 3 f f . 95
Zur Identifikation vgl. A.ALT, Institut 1926, 15; G. DALMAN, Jerusalem, 58. 211 f. In der Zeit Simsons (frühestens letztes Viertel des 12. Jh. v.Chr., s.o., 191) standen die Judäer bereits östlich von Eschtaol (Ri 15,9ff.). AHARONI rechnet sogar damit, daß 96
Die Daniten und das Gebiet um Jerusalem
243
Bei dieser Sicht der Dinge wird auch ohne weiteres deutlich, warum die Daniten, aus Manöhö abgedrängt und abziehend, sich ausgerechnet nach Nordwesten wenden: In nordöstlicher und nördlicher Richtung versperrten Jerusalem bzw. Benjamin den Weg; aus Osten und Süden drängte Juda, das seinerseits nur im Westen und Nordwesten Möglichkeiten der Ausbreitung hatte 97 . So blieb für die Daniten nur der Abzug in westliche oder nordwestliche Richtung auf Kirjat-Jearim zu übrig 98 . Diese Feststellungen fügen sich nahtlos an das, was sich bei der Untersuchung von Ri 1,34. 35a, Ri 17-18 und Ri 13-16 an Hinweisen auf die Herkunftsrichtung der Daniten bei dem Vorstoß gegen die Amoriter herausgestellt hatte ". Da 1. die dargestellten Vorgänge im Gebiet süd- und südwestlich von Jerusalem sich auf relativ engem geographischem und zeitlichem Raum zusammendrängen und dabei ein in den Einzelheiten gut ineinandergreifendes Bild ergeben, daneben 2. dieses Bild sowie seine Einzelzüge mit Feststellungen aus unabhängig hiervon untersuchten Danitenüberlieferungen übereinstimmen bzw. sie sich gegenseitig bestätigen und ergänzen, darf dem vorgeschlagenen Bild vom danitischen Aufenthalt in Manöhö bei Jerusalem während der letzten drei Jahrzehnte und von der Wanderung der Daniten nach Nordwesten spät innerhalb der letzten beiden Jahrzehnte des 13. Jh. v.Chr. im Rahmen verantwortbarer Vermutungen eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit beigemessen werden.
Zora zur Simsonzeit schon judäisch war (Land, 252), jedoch ohne zwingenden Grund, vgl. dagegen NOTH, Ansiedlung, 195 f.; wiederum anders S.YEIVIN, Conquest, 116. - Die Ausbreitung Judas ging anscheinend in unterschiedlichen Formen vor sich, durch Konnubium (Gen 38), Neugründungen von Siedlungen (vgl. A. MAZAR, Giloh, 4. 12; DERS., Sites, 167 ff.) und, wie vermutlich im Falle des danitischen Manöhö, durch Verdrängung einer vorhergehenden Ortsbevölkerung. 97 R. DE VAUX, Settlement, 125; DERS., History, 540. 542. 796 f. 98 Mit dem Abwandern vom Südwestrand Jerusalems nach Kirjat-Jearim (Ri 18,12) haben die Daniten ohnehin keine wahllos herausgegriffene Route eingeschlagen. Gerade über Kirjat-Jearim laufen mehrere der wichtigsten Straßen von Jerusalem zur Küste bzw. umgekehrt (vgl. neben AHARONI, Land, 54 f. vor allem M. HAR-EL, Jerusalem, 10 ff., bes. 14). An dieser Linie orientiert sich auch nicht zufällig die Nordgrenze Groß-Judas von Jerusalem nach Kirjat-Jearim (vgl. J. SIMONS, GTT, 138 ff.; SCHUNCK, Benjamin, 169; PRIEBATSCH, J e r u s a l e m , 2 1 f.). 99 Bei der Untersuchung von Ri 1,34. 35 a lag die Frage nahe, warum die Daniten nicht, von den Amoritern zurückgeschlagen, in ihr Herkunftsgebiet nach Südosten zurückkehrten. Hier klärt sich dies durch die nachdrängenden Judäer. Von hier fällt auch Licht auf das Problem, warum die Kundschafter ausgerechnet im Norden neue Siedlungsmöglichkeiten suchten (Ri 18,2 ff.): Im Süden und Osten standen Judäer, im Westen sperrten Amoriter. Daß die Gebietssuche nach Norden über das Gebirge Efraim (weit) hinaus führte, wird durch die kurz vorher beginnende Besiedlung des Gebirges durch Efraimiter zumindest mitbedingt.
244
Erwägungen zur H e r k u n f t der Daniten
6.3. Danitennamen
und die Frage nach der Herkunft der
Daniten
Einschließlich des Stammesnamens Dan und ausschließlich des N a mens eines Halbdaniten (2.Chr 2,12 f.), der zudem in eindeutig so spätem historischem Kontext vorkommt, daß er auf keinen Fall hier etwas Weiterführendes beitragen kann, überliefert das Alte Testament 16 (17) danitische Eigennamen. Hiervon können acht N a m e n sogleich ausgeschaltet werden, weil sie durch ihr Auftreten in literarisch und historisch von der Frühzeit weitem zeitlichem Abstand sowie dadurch, daß sie innerhalb der israelitischen Namengebung mit großer Wahrscheinlichkeit als jung bzw. jedenfalls nicht ausschließlich als alt eingestuft werden können, für die hiesige Fragestellung nichts beitragen können. Es handelt sich um folgende acht Namen: 1.
VK'ay100
5.
2.
'Vm101
6.
HM105
3.
'pl
102
7.
VK-ITJ? 1 0 6
'Vr
103
8.
• ΠΤ107
4.
Zu dem vom Typ her älteren Namen gehören die beiden folgenden: 3ΚΛ>ΠΚ108
9. 100
N u r N u m 13,12 als Danitenname; die ihn enthaltende Liste ist nachexilischen U r sprungs (NOTH, A T D 7, 92; vgl. DERS., Mari, 229). D e r Namentyp kommt sowohl f r ü h (NOTH, IPN, 44. 76-78) als auch nachexilisch vor (NOTH, a . a . O . , 8). 101 N u r N u m 13,12 vorkommend; zur Liste N u m 13,4-15 s. Anm. 100; zur Beurteilung des Namens NOTH, IPN, 182; DERS., Mari, 229; K. SEYBOLD, Art. VttJ. T h W A T II, 24-35,31 f. 102 N u r N u m 34,22; vgl. W'pa ( l . C h r 2 5 , 4 . 13). Die diesen N a m e n enthaltende Liste ist trotz darin befindlichen älteren Namenmaterials als Ganzes spät (NOTH, IPN, 8; DERS., Mari, 229; DERS., A T D 7, 216). D e r Name ist wegen seiner rein profanen Bedeutung ( N O T H , I P N , 2 2 6 ; H A L , 1 4 3 a , s . v . PAPA) z e i t l i c h k a u m z u f i x i e r e n . 103 N u r N u m 34,22; zur Liste N u m 34,16 ff. vgl. Anm. 102. Etymologie und Übersetzung sind unsicher (vgl. C. WESTERMANN/R. ALBERTZ, Art. NH. T H A T I, 418-426, 419; Vorschläge bei NOTH, IPN, 244; HAL, 369a, s.v.; etwas anders H . SCHULT, Studien, 144 f.). 104 Außer Lev 24,11 nur im Chronistischen Geschichtswerk (K. ELLIGER, Leviticus, 334, Anm. 7). Personennamen mit der Wurzel D^tP (G. GERLEMAN, Art. DV®. T H A T II, 919ff., 920) sind häufig (NOTH, IPN, 165; GERLEMAN, a . a . O . , 932), f ü r zeitliche Eingrenzung ungeeignet. 105 N u r Lev 24,11: möglicherweise künstlicher N a m e (vgl. o., 235 f.). Z u r Bedeutung
vgl. NOTH, I P N , 240. 106 Als Danitenname l . C h r 27,22; der Name kommt nur im Chronistischen Geschichtswerk vor. Z u r ihn sowie Nr. 8 enthaltenden Liste vgl. die Kommentare. D e r Struktur nach handelt es sich um einen Satznamen mit Wortfolge Perfekt - Nomen, die in ältester Zeit sehr wenig zahlreich sind, auch im ungeteilten Israel noch selten, danach zahlreicher werden, nachexilisch sehr häufig sind (NOTH, IPN, 21). 107 Als Danitenname l . C h r 27,22; außer 1.Sam 1,1 nur im Chronistischen Geschichtswerk. Die profane Bedeutung macht eine zeitliche Fixierung nahezu unmöglich. 108 Der N a m e kommt im A T nur f ü r die hier gemeinte Person und nur im Zusammenhang der zu Ρ bzw. P-Nachträgen (vgl. unten Anm. 110) gehörenden Traditionen über
D a n i t e n n a m e n und die Frage nach der H e r k u n f t der Daniten
245
Der Name gibt durch den jetzigen literarischen Zusammenhang vor, in der Zeit der Wüstenwanderung Israels verwurzelt zu sein. M. NOTH hat dagegen gemeint, er sei in diesem Zusammenhang sicher unhistorisch, wenn auch nicht unbedingt künstlich gebildet 109 . In der Tat wäre die Auffassung vertretbar, daß der Autor 110 dem Zelt(!)-Handwerker einen wenn auch nicht häufigen, so doch echten, gelegentlich vorkommenden Personennamen 111 seiner Zeit um des ersten Namenelements willen zugelegt hat 112 . Jedoch ist es m.E. wahrscheinlicher 113 , daß hinter den Namen Oholiab und Bezalel einschließlich der Zuordnung zu Dan und Juda „geschichtliche Gestalten von Künstlern stehen, die einmal für die Ausstattung des Heiligtums tätig gewesen sind" 114 . Hintergrund und geschichtlicher Wert der Uberlieferung vom Daniten Oholiab lassen sich durch die Schwierigkeit, sie zeitlich und sachlich konkret zu fixieren, nicht mehr in wünschenswerter Weise bestimmen. Dieser Mangel, der den Namen für die Frage nach der Herkunft der Daniten allein schon wertlos macht 115 , wird auch dadurch nicht ausgeglichen, daß wie Oholiab strukturierte Namen mit dem Element 38 zu einem sehr alten Typ der israelitischen Namengebung gehören 116 . Da dieser Typ aber zugleich allgemein nordsemitisch ist 117 , kann auch von
die A n f e r t i g u n g von Zelt, Lade u n d Heiligtumsinventar vor (Ex 31,6; 35,34; 36, i L ; 38,23). 109 I P N , 158, Anm. 3. 110
Ρ b z w . e i n E r g ä n z e r / Ü b e r a r b e i t e r d e r P - E r z ä h l u n g : K . GALLING b e i G . BEER, E x -
o d u s , 13. 1 5 0 ; M . N O T H , A T D 5, 1 9 6 . 111
Beispiele bei F. ULMER, E i g e n n a m e n , 3 4 f . ; NOTH, I P N , 158 f.
112
S o N O T H , I P N , 1 5 8 , A n m . 3 ; v g l . a u c h GALLING b e i G . BEER, E x o d u s ,
150.
113
Bei der A u f f a s s u n g NOTHS von 1928 bleibt unerklärt, wieso O h o l i a b dem Stamm D a n z u g e o r d n e t wurde, a u ß e r d e m hängt sein Vatersname, der inhaltlich nicht einleuchtend mit Zelt- u n d Ladebau verbindbar ist, in der Luft. Vielleicht änderte deshalb NOTH später seine A u f f a s s u n g ( Ü P e n t 205; A T D 5, 197). 114 NOTH, A T D 5, 197; anders GALLING bei BEER, Exodus, 150. Für eine echte Person O h o l i a b u n d vor allem f ü r berechtigte Z u o r d n u n g zu D a n spricht, d a ß von den wenigen namentlich im A T genannten bildenden Künstlern ausgerechnet zu der kleinen D a n i t e n gruppe sogar noch ein zweiter gehört, Huram(-Abi) ( 2 . C h r 2,12f.; wieso er nach L.Kön 7,13F. ( H a l b - ) N a f t a l i t g e n a n n t wird, erklärt einleuchtend J. LIVER bei H . J . KATZENSTEIN, History, 100; anders löst W. RUDOLPH, C h r o n i k b ü c h e r , 199, den Widerspruch). D a ß israelitische Künstler aus Stämmen kamen, die bau- u n d bildkünstlerisch weiter entwickelten Völkern benachbart lebten, leuchtet ein. O h n e h i n besaß D a n traditionelle K o n takte mit den Phöniziern (von Tyrus), s.o., 5 6 f f . 8 6 f f . Übrigens stammen von den vier Namenbeispielen bei NOTH mit dem Element Vnx aus dem außeralttestamentlichen Bereich immerhin zwei aus Phönizien ( I P N , 158). NOTH hat sich zuletzt m . E . zu skeptisch zu Huram(-Abi) geäußert (Könige, 148). 115
Dies gilt auch, wenn man H u r a m grundsätzlich f ü r eine historische Gestalt hält; bestenfalls weist der N a m e in die Salomozeit. 116
N O T H , I P N , 1 5 f . 5 2 f . 6 6 f f . ; DERS, A T D 5, 1 9 7 .
117
NOTH, I P N , 6 6 f f .
246
Erwägungen zur H e r k u n f t der Daniten
dieser Seite her für die Herkunftsfrage keine Einsicht gewonnen werden. In engem Z u s a m m e n h a n g mit dem zuvor behandelten N a m e n steht 10.
ηηο'πκ
D e r N a m e , der nur als der des Vaters des Oholiab im Alten T e s t a ment auftritt, gehört strukturell und besonders mit seinem ersten Element zu einem alten und häufigen T y p der nordsemitischen N a m e n g e b u n g 1 1 8 . Aber sowohl die weite Verbreitung des T y p s als auch beider Namenbestandteile stehen einer nutzbringenden Verwendung für die Herkunftsfrage der Daniten entgegen. Drei weitere Namen, nämlich 11. 12.
13.
P U 9 > der Stammesname selbst, ΠΙ]»120 und
jltf»» 1 2 1
sind als K u r z - bzw. profane W o r t n a m e n für die F r a g e nach der H e r kunft der Daniten nicht ergiebig, weil sie sich weder in zeitlicher noch in namengeographischer Hinsicht mit in der vorliegenden Fragestellung weiterführender Genauigkeit in die semitische N a m e n g e b u n g einordnen lassen 1 2 2 . Z u r Gruppe der letztgenannten drei N a m e n gehört im Blick auf Art und Unergiebigkeit auch der N a m e 14.
Dü?n
1 1 8 Vgl. N o t h , I P N , 6 6 f f . 75. 78 (zum ersten Namenelement); a . a . O . , 2 0 f . 48. 5 2 f . (zu Struktur und Alter); DERS., A T D 5, 197. Die W u r z e l ρ (G. LIEDKE, Art. p . T H A T I, 4 4 5 - 4 4 8 ; V . HAMP, Art. p . T h W A T I I , 2 0 0 - 2 0 7 ; H A L , 211 s.v.) ist als Namenelement häufig, vgl. allein außerhalb des A T z . B . E A 2 9 2 , 3 ; 2 9 3 , 3 ; 2 9 4 , 3 ; 2 9 5 , 3 ; assyrische Beispiele bei E . FORRER, Provinzeinteilung, 32. 39. 41 (mehrere E p o n y m e n ) ; M . NOTH, I P N , 17; für M a r i vgl. NOTH, Mari, 228; Η. B . HUFFMON, Names, 182f.; für Ugarit vgl. das D a n ' e l - E p o s (J.AISTLEITNER, T e x t e , 65 ff.; K . - H . BERNHARDT in W . BEYERLIN, T e x t b u c h , 2 4 2 f.; weitere Beispiele verschiedener Sprachen (mit Lit.): H A L , 2 1 9 a s.v. ^Κ'Π; G . LIEDKE, a . a . O . , 4 4 6 . Z u m N a menbildungstyp, dem VK'II bzw. ]7 als K u r z f o r m zugehört, vgl. NOTH, I P N , 35. 82 ff. 187; DERS., Mari, 2 2 4 . 227 f. Umfassenden Überblick bietet STAMM, Namen, 4 6 1 - 4 6 9 . 1 2 0 V o n Π11 abzuleiten, so mit R e c h t H . SCHULT, Studien, 1 5 2 f . ; F.STOLZ, Art. nil. T H A T II, 43-46, 43; anders M . NOTH, I P N , 228, übernommen in H A L 568 a s.v. II n u n ; wie SCHULT und STOLZ schon BAUER-LEANDER, 491 (§61 GΖ). E s handelt sich sehr wahrscheinlich überhaupt nicht um einen echten Personennamen, vgl. oben, 165—168. 1 2 1 Vgl. T . HARTMANN, Art. w a r T H A T II, 9 8 7 - 9 9 9 , 9 8 7 . N a m e n dieser "Wurzel finden sich im A T und außerhalb häufig (HARTMANN, a . a . O . , 9 8 9 ) ; vgl. auch oben, 166, Anm.96. 1 2 2 f ü r den in anderer Hinsicht aber sehr wichtigen N a m e n nun vgl. oben, 1 5 1 - 1 6 8 .
Danitennamen und die Frage nach der Herkunft der Daniten
247
Allerdings ist dieser in l . C h r 7 , 1 2 für einen Dan-Sohn genannte Name ohnehin für die hiesige Problematik irrelevant, weil die Namenform zugunsten der in Num 2 6 , 4 2 f. begegnenden Form 14 a.
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aufzugeben ist 1 2 3 . Übrig bleiben die beiden Danitennamen aus der Liste Num 1 , 5 - 1 5 : 15.
-ΙΤΓΠΚ
16.
n r n y
Beide gehören wie Nr. 9 und 10 sowohl der Struktur als auch den einzelnen Namenbestandteilen nach zu den ältesten israelitischen N a 1 2 3 Num 2 6 , 4 2 f . heißt der einzige Nachkomme Dans ΟΠ1Ρ, in l . C h r 7,12 an sehr zerstörter Textstelle DVn, in Gen 46,23 D'tpn. Als älteste, maßgebende Namenform wird nicht selten mehr oder weniger vorsichtig die in Num 2 6 , 4 2 f . bevorzugt (vgl. u.a. J . W . ROTHSTEIN/J. HÄNEL, Erste Buch der Chronik, 133; GesB s.v.; K B L , 342a, s.v. DBH; W . RUDOLPH, Chronikbücher, 67; vgl. auch B H S zu Gen 4 6 , 2 3 ) oder lieber keine Entscheidung getroffen (HAL, 348a, s.v. Dum). Für Num 2 6 , 4 2 f . spricht nicht nur die Unsicherheit einschließende Trümmerhaftigkeit von l . C h r 7,12, sondern auch das besonders von M . NOTH nachdrücklich betonte hohe Alter des in Num 26,5 ff. verarbeiteten Namenmaterials (System, 1 2 2 - 1 3 2 ; DERS., A T D 7, 1 7 6 - 1 7 8 ; vgl. O . EISSFELDT, Einleitung, 33; G. FOHRER, Einleitung, 197 und schon G. E. MENDENHALL, Census Lists, 52 ff.; kritisch, jedoch für das hiesige Problem nicht zwingend, S. MOWINCKEL, „Rahelstämme", 1 3 9 - 1 4 2 ) . Da Gen 4 6 , 2 3 sich von l . C h r 7,12 bei dem Namen des Danitensohnes nur durch PieneSchreibung, also orthographisch unterscheidet, bilden sie kein doppeltes, sondern nur ein einfaches Argument gegenüber Num 26,42 f. So entscheidet NOTH klar: Num 2 6 , 4 2 f. liegt l . C h r 7 , 1 2 b (sowie Gen 4 6 , 2 3 ) zugrunde (ÜSt, 118). Die dabei vorausgesetzte K o n sonantenvertauschung läßt sich m . E . durch eine sehr eng verwandte Parallele bekräftigen, vgl. ntnn ( l . C h r 4 , 4 ) mit Γτπι® ( l . C h r 4,11). Aber auch das in Gen 46,23 im Gegensatz zu l . C h r 7,12 vorhandene * der zweiten Silbe stellt kein ernsthaftes Problem dar; zieht man L X X zu Rate, so zeigt sich, daß der T-Laut, der den zweiten Unterschied gegenüber 0ΠΊ® (Num 2 6 , 4 2 f.) ausmacht, keineswegs sehr fest verwurzelt ist: Während für den Namen in l . C h r 7,12 der L X X - T e x t keine verwendbare Entsprechung bietet, hat Gen 46,23 L X X für ö'tpn Α σ ο μ . Vergleicht man damit den edomitischen Königsnamen Α σ ο μ ( L X X ) = Dim ( M T ) in Gen 3 6 , 3 4 f . bzw. DBin in l . C h r 1,45, so zeigt sich, daß Α σ ο μ in Gen 46,23 L X X durchaus auf eine Vorlage 0ΒΠ zurückgehen kann. Dazu paßt wiederum gut, daß L X X in l . C h r 8,8. 11 Ω σ ι μ für Ο'ΠΠ ( l . C h r 8,8 M T ) bzw. B'«m ( l . C h r 8,11 M T ) bietet, also L X X durchaus l (Jöta) für langen i-Laut (HTreq) zu setzen wußte, deshalb ein Fall, wo es nicht geschah, immerhin ernst zu nehmen ist. Die Entwicklung der von Num 2 6 , 4 2 f. abweichenden Versionen mag dann so gewesen sein, daß nach der Vertauschung der vorderen Konsonanten sich die Form own = Α σ ο μ (so noch Gen 46,23 L X X ; l . C h r 7,12 M T ) darbot und sodann in Analogie zu der von DBIIP (cj) und DDIRT (Num 2 6 , 3 9 ) in DDP und ΠΒΠ ( l . C h r 7 , 1 2 a ) geänderten Vokallesung (W. RUDOLPH, Chronikbücher, 66; M . NOTH, ÜSt, 118) ebenfalls sich zu own (1. Chr 7 , 1 2 b ) entwickelte, vielleicht zusätzlich mitbeeinflußt durch D'TNN bzw. Α'ΡΠ in l . C h r 8,8. 11, falls man nicht mit W . RUDOLPH (Chronikbücher z. St.) den Namen ändert. So darf man m . E . mit recht großer Wahrscheinlichkeit die Namenform in Num 2 6 , 4 2 f . für ursprünglich halten. Damit werden die Erwägungen von S.YEIVIN zur Verbindung von Daniten und Benjaminiten (o., 230 f.) hinfällig. - Die Bedeutung von 0ΠΊΙΡ ist ganz unklar ( n i f : vgl. KBL, 9 5 4 b s.v. -I- Afformativ N-: vgl. GesK, 233 [§ 8 5 t ] ; BAUER-LEANDER, 504 [§ 61 j 1 ] oder Mimationsrest?).
248
Erwägungen zur H e r k u n f t der Daniten
men 124 . Die Bedeutung von Nr. 15 und 16 über Nr. 9 und 10 hinaus liegt darin, daß sie mit den anderen Namen der Liste Num 1,5 ff. zwar in einer literarisch jungen Quellenschicht stehen, möglicherweise aber sehr altes Überlieferungsmaterial darstellen können 125 . Hinzu kommt, daß die Gottesbezeichnung (El) Schaddai als besonders altertümlich gilt 126 . Für -1ΤΓΠΝ kann auf das zu " p O ' n x (Nr. 10) hinsichtlich der Struktur und der Stellung in der semitischen Namengebung Gesagte verwiesen werden 127 . Der Name '"Tfl'ay gewinnt hier besondere Bedeutung, weil er möglicherweise einen zwar sehr schmalen, aber doch weiterführenden Hinweis auf den geographischen Bereich bieten mag, dem der Träger des Namens und mit ihm die Daniten in ihrer frühesten Geschichte zuzuweisen sein könnten. Dazu soll nach dem Hintergrund und nach möglichen lokalen Haftpunkten der Gottesbezeichnung Schaddai Ausschau gehalten werden. Die bisherigen Bemühungen hierzu sind fast ausschließlich der etymologischen Seite des Problems nachgegangen, haben dabei jedoch die Anzahl der Deutungsversuche nur laufend erhöht, ohne zu einer allgemein anerkannten und überzeugenden These und Ubereinkunft zu gelangen 128 . Begründete Äußerungen zu einem ur-
124
Μ. NOTH, IPN, 15f. 18. 52f.; vgl. auch a . a . O . , 6 6 f f . 7 5 f f . und die folgende Anm. Vgl. M. NOTH, IPN, 8. 16; DERS., System, 15-18. 153-156; DERS., Mari, 229f.; DERS., A T D 7, 19ff.; G. MENDENHALL, Census Lists, 52ff.; A. D. Η . MAYES, Israel (1974), 125
1 6 f f . , b e s o n d e r s 2 2 . 3 1 . 5 5 ; DERS., P e r i o d , 3 0 5 ; M . W E I P P E R T , A r t . H P , 8 8 0 ; W . T H I E L , E n t -
wicklung (1976), 444 f.; DERS., Entwicklung (1980), 104; J. MILGROM, Terminology, 65 ff., besonders 81. Wenn auch die N a m e n insgesamt mit Wahrscheinlichkeit f ü r hohes Alter der Liste N u m 1,5-15 und ihre Authentizität als Ganzheit ins Feld geführt werden können (skeptisch bleibt D. KELLERMANN, Priesterschrift, 6. 16. 155-159), bleibt wichtig als zusätzliches Argument f ü r die Bewertung der N a m e n die Fragen nach dem Motiv f ü r ihre Überlieferung (das betonen KELLERMANN, a . a . O . , 158; E.A. KNAUF, El Saddai, 25). Aber hier ist keine eindeutige Klarheit mehr erreichbar. Falls die N a m e n nicht völlig ad hoc aus der Luft gegriffen sind, was aber wegen der Entbehrlichkeit der Namenliste schon gänzlich unwahrscheinlich ist, und außerdem müßte auch f ü r die Erfindung ein Motiv benennbar sein, d ü r f t e es das wahrscheinlichste sein, daß die Namenliste aus einem anderen, älteren Kontext übernommen wurde (so z.B. in letzter Zeit auch DE VAUX, History, 724). Diese Möglichkeit räumt auch KELLERMANN, a . a . O . , 16, ein; ein vergleichbares außerbiblisches Beispiel ist der griechische Schiffskatalog aus der Ilias, vgl. dazu Ν. K. SANDARS, Sea Peoples, 190 f. und schon F. DIRLMEIER, Epos, 30 (mit zahlreichen weiteren Beispielen). Allerdings bleibt die Frage des konkreten zeitlichen und sachlichen Hintergrunds von N u m 1,5-15 offen (DE VAUX, a . a . O . , 724). Vgl. aber noch unten, 250f. 126
V g l . A . ALT, G o t t , 6 f . 10 f f . ; M . N O T H , I P N , 1 3 0 f . ; DERS., M a r i , 2 3 0 ; E . J A C O B , A r t .
Schaddai. B H H III, 1680; M.WEIPPERT, Art. HP, 873f. 880f.; dagegen neuestens E.A. KNAUF, E l S a d d a i , 2 0 f f . 127
Vgl. oben, 246; vgl. auch Anm. 124. Überblicke zuletzt KBL, 950a, s.v.; E.JACOB, a . a . O . ; (ohne Vf.), Art. Schaddaj. BL, 1530; M.WEIPPERT, a . a . O . , 875ff. 128
D a n i t e n n a m e n u n d die Frage nach der H e r k u n f t der Daniten
249
sprünglichen lokalen oder regionalen Haftpunkt sind selten 129 . 130 K . K O C H hat jedoch vor wenigen Jahren in einem Aufsatz alle 4 8 Belegstellen sowie die „bei Ρ in den Listen von uralten Stammeshäuptlingen" 131 vorkommenden drei Personennamen mit dem Element „Schaddai" auf wort-, satz- und gattungssemantischer Grundlage untersucht. Bei der Betrachtung der Schaddai-Belege bei Ρ bestätigt sich f ü r KOCH die von ihm zuerst nur als Frage formulierte Auffassung, daß wohl „P noch um eine Saddaj-Verehrung bei ostjordanischen Völkern" wisse. „Durch die Belege bei Ρ schimmert fast durchweg eine poetische Vorstufe hindurch." Während Ρ die Geschehnisse, in denen Schaddai auftritt, „mit Kultorten verbindet, scheint auf der Vorstufe die Gottheit ohne Ortsgebundenheit vorgestellt zu sein" U 2 . „Die Umrisse einer Sippengottheit schälen sich also heraus, welche ausgesprochen altertümliche Züge an sich trägt und keine Bindung an die ökonomischen Verhältnisse des Kulturlandes verrät. W o h e r hat Ρ diese Vorstufe übernommen? . . . Da die Hauptmasse auch der Kultsatzungen in Ρ nicht aus Jerusalem stammt, sondern vielleicht aus dem judäischen Süden, könnte auch die H e r k u n f t der Saddaj-Überlieferung in ähnliche Richtung weisen." 1 3 3 Die Sippenbezogenheit von Schaddai schimmert auch in den Ijob-Beispielen durch. Außerdem gehört Schaddai „für den Hiobdichter zu den Leuten des Ostens (Hervorhebung durch K. KOCH) . . . Ebenso lassen die P-Aussagen darauf schließen, daß edomitische und ismaelitische Clans an der El-§addaj-Verehrung partizipieren, d. h. Völker des Ostens und Südostens." 1 3 4 Die von KOCH als „frühe Belege" zusammengefaßten Stellen bestätigen, erweitern und präzisieren die zu Ijob und Ρ getroffenen Feststellungen 1 3 5 . Zwar hat Ρ konkretere Angaben über den H a f t p u n k t einer Schaddaiverehrung, die nach Mittelpalästina weisen, jedoch sprechen gewichtigere und auf frühere Zeit zielende Argumente „für eine Zugehörigkeit von Saddaj zum Abrahamkreis und zu Südpalästina" 1 3 6 . Als Hinweis in dieser Richtung sieht KOCH neben einer Reihe anderer Argumente auch die das Element Schaddai enthaltenden N a men der in N u m 1,5. 6. 12 genannten alten Führer von Ruben, Simeon und Dan an 1 3 7 . KOCH resümiert schließlich, es lasse sich f ü r Schaddai „ein Bezug zu den Stämmen der östlichen und südlich angrenzenden Wüste feststellen. Schon Ρ hält offenbar Saddaj auch f ü r Edom, Ismael (und Aram?) zuständig. N u m xxiv spricht der östliche Seher Bileam von El und Saddaj. Vor allem aber sind die Redner des Hiobdialogs nichtisraelitische Steppenbewohner des Ostens und Südens; es spricht alles dafür, daß der Dichter sich dabei an die dort herrschenden tatsächlichen Gottesbezeichnungen gehalten hat." 1 3 8 129 Vgl. immerhin O . EISSFELDT, El, 396, Anm. 1 (Lit.); R. DE VAUX, L e b e n s o r d n u n gen II, 113. 130 Saddaj, 229 f. 131 A . a . O . , 304. Für den „einzigen vorbiblischen Beleg f ü r s a d d a j in dem semitischen P e r s o n e n n a m e n eines ägyptischen Dieners des späten 14.Jh. v . C h r . " vgl. M.WEIPPERT, a . a . O . , 873f.; ein nicht sicheres Beispiel aus Mari bei M . NOTH, Mari, 230. 132 K.KOCH, Saddaj, 324. 133 134 135 A . a . O . , 325. A . a . O . , 326. A . a . O . , 326f. 136 137 138 A . a . O . , 328. Ebd. Ebd.
250
Erwägungen zur Herkunft der Daniten
Folgendes kann festgehalten werden: 1. Die Schaddai-Verehrung haftet ursprünglich wahrscheinlich im Süden und Südosten (Syrien-)Palästinas, d.h. etwa im Raum westlich, östlich und südöstlich des Toten Meeres. 2. Sie läßt noch, dem angegebenen Raum entsprechend, Spuren einer ursprünglichen Verwurzelung in einer Sippengesellschaft erkennen, die, noch ohne Bindung an Kulturlandverhältnisse und selbst ortsungebunden, auch ihre Gottheit entsprechend darstellt. Wenn man nun auf der Grundlage des erstgenannten Punktes mit Zurückhaltung und im Bewußtsein der sehr schmalen Basis eines einzelnen Namens eines Danitenführers die Vermutung wagt, die Daniten hätten Beziehungen zu dem für die Schaddai-Verehrung angenommenen Gebiet besessen und seien vielleicht von dort in das Gebiet von Jerusalem gelangt, so findet sie immerhin Unterstützung in den beiden folgenden Gesichtspunkten: 1. Namentraditionen in Verbindung mit einer Gottesbezeichnung, wie sie hier in einem Fall vorliegen und Anlaß einer weiteren Vermutung werden, pflegen äußerst zählebig zu sein, das heißt, daß solche Uberlieferungen auch in literarisch später Umgebung Anspruch auf Glaubwürdigkeit erheben können. 2. Die Daniten sind zweifelsfrei eine solche seminomadische Gruppe gewesen, wie sie K O C H für den Kreis der Schaddai-Verehrer annimmt; sie sind es sogar noch längere Zeit im Kulturland geblieben 139 . Gehen diese Erwägungen ungefähr in die richtige Richtung, so entsteht sogleich die weitere Frage, ob sich noch etwas zur eventuellen Herkunft der Daniten entweder aus dem südjudäischen oder aus dem Gebiet östlich und südöstlich des Toten Meeres erkennen läßt, den Gebieten, die oben als Verbreitungsgebiete des Gottesnamens Schaddai angesprochen wurden. Zwei Gesichtspunkte könnten - wiederum in aller Vorsicht - eher an das südliche Ostjordanland denken lassen. 1. Sollte es ein bloßer Zufall sein, daß die beiden anderen Stämme, die in der Liste Num 1,5 ff. außer Dan auch Namen von Stammesvertretern mit dem Namenbestandteil Schaddai aufweisen, vermutlich dem Ostjordanland bzw. dem südlichen Palästina ihrer Herkunft nach zugehören? Ruben stammt mit großer Wahrscheinlichkeit ursprünglich aus dem südlichen Ostjordanland und ist überwiegend dort seßhaft gewe139 Letztlich bis zur Lajisch-Eroberung; vgl. o., 56. 74. 81. 172-175. Es ist übrigens bemerkenswert und wohl kein Zufall, daß die nach KOCH ursprünglich besonders im Milieu steppenbewohnender Seminomaden feststellbare Gottesbezeichnung Schaddai als Personennamenelement ausgerechnet und ausschließlich bei Angehörigen der drei Gruppen bzw. Stämme überliefert ist, die unter den Stämmen des späteren Israel länger als andere „lagged behind in the process of settlement" (Y. AHARONI, Settlement, 96; vgl. auch J. LIVER, Tribes, 195, Anm. 20), nämlich Ruben, Simeon und Dan.
D a n i t e n n a m e n u n d die Frage nach der H e r k u n f t d e r D a n i t e n
251
sen 14C). Und Simeon war mit dem Süden Palästinas, eventuell aber auch mit dem Ostjordanland verbunden 141 . Dann darf eine Beziehung dorthin auch für Dan mit Zurückhaltung immerhin in Erwägung gezogen werden. 2. Faßt man das über das südliche Ostjordanland Feststellbare 142 im 13. Jh. v.Chr. ins Auge, der Zeit, die vor dem ersten relativ sicher da140
S o E. MEYER, I N , 5 3 1 f.; A.JEPSEN, Ü b e r l i e f e r u n g s g e s c h i c h t e , 2 7 2 f f . ; O . EISSFELDT,
G a b e l h ü r d e n , 6 1 - 6 6 ; E.TÄUBLER, Studien, 226-229; J. BRIGHT, Geschichte, 162; H.-J. ZOBEL, Stammesspruch, 6 2 - 6 5 ; Y. AHARONI, Land, 190f.; DERS., Settlement, 120-123; Μ . Ο τ TOSSON, G i l e a d , 7 1 . 7 4 f f . 1 4 0 . 190 f . ; J . M . MILLER, O c c u p a t i o n , 2 8 3 ; R . DE VAUX, H i s t o r y ,
576-584. 591 f. 6 7 5 f . 7 4 6 f . H i e r h e r g e h ö r t wohl auch E. OTTO, d e r z w a r R u b e n erst im Sichemgebiet, nach der K a t a s t r o p h e des Stammes d o r t aber im südlichen O s t j o r d a n l a n d siedelnd zu zeigen sucht (Jakob, 93. 182-225). D a aber die E n d e des 14. J h . v . C h r . vom S t e p p e n r a n d d e r syrisch-arabischen W ü s t e g e k o m m e n e J a k o b s i p p e mit ihrer Ansiedlung im Sichemgebiet als T e i l p r o z e ß d e r S e ß h a f t w e r d u n g d e r mittelpalästinischen L e a s t ä m m e zu interpretieren sei ( a . a . O . , 226), k o m m t auch bei OTTO R u b e n letztlich aus d e m O s t j o r d a n l a n d ( a . a . O . , 225-227). F ü r ursprünglich w e s t j o r d a n i s c h e Rubeniten f r ü h e r STEUERNAGEL, E i n w a n d e r u n g , 15-20, zuletzt S. HERRMANN, Geschichte, 142 f. - Z u den Landverteilungslisten an R u b e n (und G a d ) vgl. zuletzt M.WÜST, U n t e r s u c h u n g e n , 9 I f f . 119 ff. 241 ff. 141 O b Simeon aus d e m O s t j o r d a n l a n d ü b e r Besek u n d Mittelpalästina nach Südpalästina gelangt ist (so H . W . HERTZBERG, Adonibesek, 28 ff.; NOTH, Geschichte, 74; Y. AHARONI, Land, 197 f.; K.-D. SCHUNCK, J u d a , 53-55; ähnlich zuletzt E. OTTO, J a k o b , 175 ff. 182-227) o d e r aus d e r Sichem-(Besek-)Region nach Süden v e r d r ä n g t und bis nach Ägypten verschlagen, aber wieder von Süden nach N o r d e n ( H o r m a ) eingewandert ist (DE VAUX, Settlement, 111 f f . 122ff. 125f. 130f.; DERS., H i s t o r y , 171-174. 320. 526-534. 538. 746f.; vgl. auch S. MOWINCKEL, „Rahelstämme", 146; A. H . J . GUNNEWEG, Geschichte, 33; zuletzt N . NA'AMAN, Inheritance, 139ff.; S. HERRMANN, Geschichte, 113F. 125. 143f.), o b man schließlich mangels verwertbarer U b e r l i e f e r u n g e n lieber auf Aussagen z u r H e r k u n f t d e r Simeoniten verzichtet, aber immerhin unbezweifelbares f r ü h e s Siedeln bzw. A n s p r ü che im H o r m a g e b i e t a n n i m m t sowie auf die in N u m 2 1 , 1 - 3 vorausgesetzte H e r k u n f t aus d e m Süden verweist (so V. FRITZ, Israel, 89-93; DERS., E r w ä g u n g e n , 33 ff., bes. 40 ff.; vgl. auch Y. AHARONI, C o n q u e s t , 75; DERS., Settlement of t h e Tribes, 3 ff.), in jedem Falle bef i n d e t m a n sich mit einer vermuteten H e r k u n f t aus d e m O s t j o r d a n l a n d o d e r Südpalästina im Bereich d e r von KOCH herausgearbeiteten S c h a d d a i - V e r e h r u n g . - A n d e r e r A u f f a s s u n g z u r S i m e o n h e r k u n f t u n d - f r ü h g e s c h i c h t e ist S. MITTMANN, Siedlungsgebiet, 217 f., Anm. 14. 219. 226, A n m . 32, vgl. dagegen aber OTTO, a . a . O . , 184, Anm. 4. 142 Eine detaillierte Aussage fällt hier schwer, weil z u r Zeit in diesem Bereich vieles (neu) in Fluß geraten ist. G r ü n d e liegen darin, d a ß d u r c h verstärkte archäologische Aktivität der letzten J a h r e im O s t j o r d a n l a n d wahrscheinlich m a n c h e neuen u n d möglicherweise u n e r w a r t e t e n Ergebnisse ans Licht k o m m e n bzw. s c h o n g e k o m m e n sind (vgl. ζ. B. J . B . HENNESSY, Excavation, 155ff.; die A u s g r a b u n g e n auf Teil H i s b ä n , vgl. u n t e n , A n m . 148; IBRAHIM/SAUER/YASSINE, East J o r d a n Valley Survey, 41 ff.; zuletzt J. M . MILLER, Survey, 43 ff.; DERS., Developments, 169ff.; A. LEONARD jr., K a t a r e t es-Samra, 53 ff.; J . R . KAUTZ, Moabites, 27ff.; B. MACDONALD, BA 45 (1982), 58f.; DERS., W ä d i e l - H a s ä Survey, 169ff.; Μ. WEIPPERT, R e m a r k s , 153ff.; R . H . DORNEMANN, Beginning, 135ff.), aber - damit z u s a m m e n h ä n g e n d - auch darin, d a ß abgesichert geglaubte archäologische Ergebnisse besonders von N . GLUECK, zumal seine T h e o r i e vom o c c u p a t i o n a l gap' zwischen dem 18. u n d 13. Jh. v . C h r . im O s t j o r d a n l a n d mit seinen K o n s e q u e n z e n , sich als revisionsbedürftig erwiesen haben (vgl. d a z u z.B. A. KUSCHKE, Rez. W i n n e t t , 99f.; H . J . FRANKEN/W. J. A. POWER, Explorations, 119 ff.; S.M.WARNER, Dating, 458 f.; M.WEIP-
252
Erwägungen zur Herkunft der Daniten
tierbaren Auftreten der Daniten zwischen M a n ö h ö und den drei Amoriterstädten von Ri 1,34. 35 a liegt, so kann man vielleicht noch einen kleinen Schritt weitergehen. Es läßt sich dort eine geschichtliche Konstellation in groben Zügen aufweisen, in der zeitlich wie räumlich eine zeitweilige Existenz und folgende Abwanderung der Daniten aus dem Ost- in das Westjordanland vorstellbar ist: Wohl seit Beginn des 13.Jh. v.Chr. begannen die Moabiter nach möglicherweise schon früheren, aber zeitlich begrenzten Weidenutzungsperioden östlich des Toten Meeres festen Fuß zu fassen, vor allem bis zum Arnon als Nordgrenze, aber mit der ständigen Tendenz zur Ausbreitung darüber hinaus , 4 3 . Nach traditioneller Ansicht befand sich nördlich von ihnen das Amoriterreich des Sihon von Heschbon, das nicht nur von den Moabitern und den nördlich an Heschbon (Teil Hisbän) grenzenden, vielleicht etwa gleichzeitig mit den Moabitern sich ansiedelnden und diesen verwandten Ammonitern nicht überwältigt werden konnte, sondern anscheinend M o a b sogar zeitweise bedrängt hat 1 4 4 . Im Verlauf des 13.Jh. v.Chr. haben die möglicherweise wenig später als die Moabiter ankommenden Gaditen und Rubeniten, nachdem sie zuvor zwischen M o a b und Ammon, wohl auf der H ö h e von Heschbon, eingedrungen waren und sich festzusetzen begonnen hatten 1 4 5 , Sihon überwältigt 1 4 6 . Besonders im Blick auf die Uberlieferung N u m 21,27-30 und die Rolle Sihons in ihr ist dieses Bild zuletzt von M. W E I P P E R T jedoch überprüft und korrigiert worden 1 4 7 . Danach feiert N u m 21,27-30 einen israelitischen Sieg über Moab, der, ausgehend
„Conquest", 25ff.; DERS., Remarks, 153ff.; J . R. KAUTZ, a.a.O., 29ff.; J . M . MILLER, Developments, 171 ff.). Neuestens vgl. noch L.G. HERR, BA 46 (1983), 223-229. 143 YGJ z u £LI E S E N Vorgängen A . ALT, Emiter; M. N O T H , Stämme, 391 ff.; DERS., Nachbarn, 470 ff.; DERS., Geschichte, 142 ff.; Α. H . VAN ZYL, Moabites, 102 ff., bes. 108 ff.; Κ. A. KITCHEN, N e w Light, 50. 53-55. 63 ff.; A. VAN DEN BORN, Art. Moab, 1161 ff.; Y . AHARONI, Land, 184 ff.; DERS., Settlement, 97. 120 ff.; M. O T T O S S O N , Gilead, passim, bes. 184-193; J. R . BARTLETT Sihon, 258 ff.; DERS., Moabites, 229ff.; N . GLUECK, Transjordan, 434. 447; R . DE VAUX, History, 516-519. 565f.; A. D . T U S H I N G H A M , Art. Dibon, 330-333; M . W E I P PERT,
PERT, „ C o n q u e s t " , 2 7 f f . ; v g l . a u c h J . R . KAUTZ, M o a b i t e s . 144
M . NOTH,
1 1 6 2 ; AHARONI,
Stämme, 4 1 5 F . ; Α . H. VAN ZYL, a.a.O., 113ff.; VAN Land, 1 8 7 - 1 8 9 ; OTTOSSON, a . a . O . , 5 3 f f . , bes. 5 7 - 6 6 .
DEN BORN,
a.a.O., Hi-
1 8 9 ; DE VAUX,
story, 565 f. 145 M. NOTH, Stämme, 394-417; DERS., Gilead, 501-504. 533 ff.; DERS., Geschichte, 63; Y. AHARONI, Land, 188 ff.; DERS., Settlement, 121-123; Μ. O T T O S S O N , a. a. Ο., 53 ff. 189ff.; vgl. auch Α. H. VAN ZYL, a.a.O., 118ff.; DE VAUX, a . a . O . , 5 7 2 f f . 591. 146 N O T H , S t ä m m e , 4 1 4 f f . ; DERS., N a c h b a r n , 4 7 1 f . ; DERS., G i l e a d , 5 4 2 f . ; DERS.,
schichte,
144
f.;
AHARONI,
Land,
187-189;
DERS.,
Settlement,
97.
121
ff.;
Ge-
M . OTTOSSON,
a . a . O . , 5 5 f f . ; DE VAUX, H i s t o r y , 5 6 5 f . 5 9 1 f . 147
„Conquest",
15
ff.; vgl. schon
J.
R.
BARTLETT,
Reference,
94
ff.;
DERS.,
Sihon,
257
ff.,
b e s . 2 5 9 ; DERS., M o a b i t e s , 2 3 4 ; J . VAN SETERS, C o n q u e s t , 1 8 2 f f . ; z u l e t z t J. M . MILLER, O c -
cupation, 227; ein Überblick einschließlich Forschungsgeschichte bei DE VAUX, History, 564-567.
D a n i t e n n a m e n und die Frage n a c h der H e r k u n f t der D a n i t e n
253
vom israelitischen Heschbon, das moabitische Gebiet nördlich des Arnons in Israels H a n d brachte. Ein Kampf von Israeliten gegen Sihon hat nie stattgefunden, sondern ist aus der Bezeichnung Heschbons als ]ΠΌ nnp (Num 21,28) herausgesponnene spätere, historisch nicht verwertbare Ausmalung 1 4 8 . Obwohl M o a b einerseits und die späteren Israelstämme Gad und Ruben andererseits, die vermutlich hinter den Kämpfen gegen M o a b stehen, sich wohl als verwandt empfanden und wenigstens zeitweise friedlich nebeneinander wohnten, ja, sogar gemeinsamen Kult pflegten 1 4 9 , hat es anscheinend unter ihnen Reibereien und Kämpfe gegeben, nicht nur zwischen M o a b und Gad 1 5 0 , sondern auch zwischen Gad und Ruben, wobei die Kämpfe zwischen diesen beiden schließlich zuungunsten Rubens ausgingen 1 5 1 . Den gegebenen Kräfteverhältnissen entsprechend, hat Gad sich in seinen erkämpften Sitzen auf die Dauer mit wachsendem Erfolg als entscheidende israelitische Macht im südlichen Ostjordanland behauptet 1 5 2 , einen Teil Rubens aufgesogen, während vermutlich ein anderer Teil es vorzog, ins Westjordanland auszuweichen 1 5 3 . D a ß die relativ kleine Danitengruppe, innerhalb dieser oder ähnlicher Geschehnisse in wörtlichem und übertragenem Sinne Randwanderer, aber auch Leidtragender solcher Reibereien gewesen sein kann, dürfte ebensogut möglich wie allerdings schwerlich beweisbar sein. Der kräftigen Gruppe der Gaditen gelang es, sich mit Erfolg in diesem Gebiet durchzusetzen und entsprechend deutliche Spuren in der Uberlieferung zu hinterlassen. Dasselbe 148 WEIPPERT, „Conquest", 21 f. A u f f a l l e n d und hierzu p a s s e n d ist es, d a ß die A u s g r a b u n g e n auf T e i l H i s b ä n z u n ä c h s t keine früheren F u n d e als s o l c h e v o m 7. Jh. v . C h r . ab erbrachten, also keine S p B r - R e s t e (R. S. BORAAS/S. H . HORN, H e s h b o n , 1971, 9 - 1 6 . 69 f. 8 7 f . 112. 115. 1 2 6 - 1 3 1 ; S. H . HORN, Art. H e s h b o n , 510. 5 1 3 f . ) . D a h e r vermutete WEIPPERT „the Late B r o n z e A g e center o f the H e s h b o n area" vielleicht in d e m n a h e g e l e g e n e n Elale (el-'Äl) („Conquest", 22, A n m . 25), w o Keramik aus FrBr, M B r , Ei I und Ei II g e f u n d e n w u r d e . Ab 1974 scheint es j e d o c h erste Z e i c h e n v o n Ei I - F u n d e n z u g e b e n (WEIPPERT, a . a . O . , ) , s o w o h l auf T e i l H i s b ä n (R. S. BORAAS/L.T.GERATY, A n d r e w s U n i v e r s i t y H e s h b o n E x p e d i t i o n . T h e Fifth C a m p a i g n at T e l l H e s b a n [ 1 9 7 6 ] , A U S S X V I / 1 [ 1 9 7 8 ] [mir bisher nicht z u g ä n g l i c h ] , vgl. I Z B G 26, 1979/80, 3 3 1 - 3 3 3 , N r . 2 5 1 8 - 2 5 3 6 ) als a u c h in der U m g e b u n g (Galül, n e b e n Ei auch SpBr). 149 V g l . NOTH, S t ä m m e , 4 0 2 ff.; DERS., N a c h b a r n , 4 7 2 f.; DERS., G e s c h i c h t e , 144; Α . H . VAN ZYL, M o a b i t e s , 109. 118 ff.; S. HERRMANN, G e s c h i c h t e , 114. 150 NOTH, Stämme, 4 1 6 f f . ; DERS., N a c h b a r n , 470ff.; DERS., Gilead, 502ff. 5 3 4 . 5 4 2 f . ; DERS., Geschichte, 1 4 4 f . ; Α . H . VAN ZYL, a . a . O . , 1 2 0 - 1 2 4 ; VAN DEN BORN, a . a . O . , 1162; OTTOSSON, a.a.O., 6 2 f f . 191. 151 AHARONI, Settlement, 123; H . - J . ZOBEL, Stammesspruch, 64 f. 9 9 f . ; DE VAUX, a . a . O . , 5 8 0 f . 591 f.; C. H . J . DE GEUS, Tribes, 1 1 0 f . 152 n O X H j S t ä m m e , 4 1 4 ff.; DERS., Gilead, 533 ff.; DERS., Geschichte, 145; ZOBEL, a.a.O., 99f.; AHARONI, Settlement, 122f.; OTTOSSON, a.a.O., 74ff., bes. 80ff. u n d 118ff., bes. 133. Z u d e n Territorien G a d s u n d R u b e n s in der literarischen Ü b e r l i e f e r u n g vgl. z u letzt M.WÜST, U n t e r s u c h u n g e n .
153
Y. AHARONI, Land, w i e o b e n , A n m . 140.
190f.; DERS., Settlement, 123; vgl.
a u c h VAN ZYL,
a.a.O., 127
so-
254
E r w ä g u n g e n zur H e r k u n f t der Daniten
blieb der Danitengruppe wohl wegen ihrer geringeren Macht versagt. Ihre Kleinheit und der daraus folgende Fehlschlag bei einem den Gaditen und Rubeniten vergleichbaren dauernden Ansiedlungsversuch mögen nicht nur einen eventuellen Entschluß zur Wanderung nach Westen über den Jordan, sondern auch das Fehlen von Uberlieferungen hierüber bewirkt haben. Der Entschluß zum Weiterwandern mag unter diesen Umständen kein ganz freiwilliger gewesen sein; aber an dieser Stelle läßt sich dazu nichts Näheres mehr ausmachen 1 5 4 . Auch die Frage, ob - das hier skizzierte hypothetische Bild einmal als richtig vorausgesetzt - alle Daniten das Ostjordanland verlassen haben, wird offenbleiben müssen. Denkbar wäre die Abspaltung eines Teils, wie auch im Falle Rubens erwogen 1 5 5 . Über den hypothetischen Charakter der an den Namen Ammischaddai hier geknüpften Vermutungen darf kein Zweifel bestehen. Deshalb muß daneben die Möglichkeit offengehalten werden, daß die Daniten seit langem als Seminomaden im Westjordanland wohnten, als solche vielleicht, die schon einige Zeit in einer Art Symbiose mit kanaanäischen städtischen Siedlungen zu existieren versuchten 156 . Diese Vorstellung könnte für die Daniten möglicherweise deshalb besonders unmittelbar einleuchten, weil für sie gleich zwei Niederlassungsaktionen im Wirtschaftsbereich kannaanäischer Städte überliefert sind, eine zeitweilig gelungene in Manöhö bei Jerusalem und eine von vornherein abgeschlagene an der Ebene Ajalon.
6.4. Zur Organisationsform
der
Daniten
Häufig wird als auffällig unterstrichen, daß der zu den zwölf „klassischen" Stämmen Israels gehörende Stamm Dan im Grunde eine Sippe zu sein scheine bzw. aus nur einer Sippe bestanden habe 1 5 7 . Solche pauschalen Äußerungen werden aber, wie sich bisher schon gezeigt hat, der Sachlage nicht gerecht, weil sie die Entwicklung der Danitengruppe unberücksichtigt lassen. Es bietet sich an, die Frage nach der Organisa1 5 4 Überlegungen zu Beweggründen einer Ansiedlungsbewegung im Ost- und Westjordanland im 13. J h . v . C h r . bei WEIPPERT, „ C o n q u e s t " , 3 0 f f . V o n längeren Ansiedlungsbemiihungen der Daniten her läßt sich allerdings die N a m e n g e b u n g des schließlich gefundenen S i p p e n - „ R u h e o r t e s " ( = M a n ö h ö ) besonders gut verstehen. 1 5 5 S. oben, 253 mit Anm. 153. 156
V g l . V . FRITZ, B e d e u t u n g , 1 3 2 f f .
157
Vgl. neben den K o m m e n t a r e n zu Ri 13,2; 18,1 f. 11 u . a . E. MEYER, I N , 441. 5 0 2 f .
5 0 6 . 5 2 5 f.; N O T H , S y s t e m , 4 0 ; B . D . EERDMANS, S t u d i e n , 7 9 ; E . A U E R B A C H , W ü s t e ,
130;
J . PEDERSEN, Israel I—II, 30-33. 47; C . U.WOLF, T e r m i n o l o g y , 47; S. MOWINCKEL, „Rahelstämme", 147 f.; H . M . ORLINSKY, Seer-Priest, 47, Anm. 14; J . LIVER, Tribes, 184 f.; W. THIEL, V e r w a n d t s c h a f t s g r u p p e ,
156.
Zur Organisationsform der Daniten
255
tionsform am Ende der Untersuchung aller danitischen Überlieferungen im Z u s a m m e n h a n g zu stellen. Auf die Darstellung, D e f i n i t i o n und A b g r e n z u n g s o z i o l o g i s c h e r Termini, der O r g a n i s a t i o n s f o r m e n und ihrer Entwicklung im allgemeinen unter N o m a d e n b z w . S e m i n o m a d e n sowie speziell in Israel kann hier verzichtet werden, gibt es d o c h leicht greifbare, gut informierende Darstellungen und Z u s a m m e n f a s s u n gen158.
Uberblickt man die danitischen Uberlieferungen auch nur flüchtig, so ergibt sich tatsächlich der Eindruck von einer relativ kleinen Gruppe, die - für einen Stamm normalerweise zu klein, für eine Familie (3K Ji'a) zu groß - vor allem unter H i n w e i s auf die Ri 18,11 genannte Zahl v o n (rund) 600 D a n i t e n 1 5 9 in der T a t an eine einzelne, kräftige Sippe denken läßt 1 6 0 . D i e s gilt um so mehr, w e n n man einen Zusammenhang zwischen der „Sippe" (ΠΠΒΡΏ) und der „Tausendschaft" (l^K) als dem A u f g e b o t der Kriegstüchtigen einer Sippe annehmen darf 1 6 1 . Auf der anderen Seite kann an der Bezeichnung und A u f f a s s u n g D a n s als eines der zwölf Stämme Israels weithin in der alttestamentlichen Überlieferung keinerlei Zweifel bestehen 1 6 2 . So widersprüchlich diese beiden Tatbestände bei isolierter Betrachtung auch scheinen, so sinnvoll und verständlich werden sie, w e n n man sie auf dem Hintergrund des bisher erarbeiteten Verlaufs der Geschichte der Daniten sieht 1 6 3 . Eine Schlüssel158
Vgl. u.a. L. ROST, Vorstufen, 41 ff.; J. PEDERSEN, Israel I—II, 29-54; C.U.WOLF, Terminology; K.-D. SCHUNCK, Art. Stamm. B H H III, 1851 f.; G. SAUER, Art. Sippe. B H H III, 1808 f.; R. DE VAUX, Lebensordnungen I, 19. 20-35; M. N o r a , WAT, 58 f.; J. LIVER, Tribes, 183-189; H.KLENGEL, Zelt, 103ff.; W.THIEL, Verwandtschaftsgruppe, 153ff.; DERS., Entwicklung (1976), 174 ff. 435-5Θ0; DERS., Entwicklung (1980), 37-45. 101-126; C. H . J . DE GEUS, Tribes, 133-150; Η . G. KIPPENBERG, Religion, 25 ff.; terminologiegeschichtlich zuletzt J. MILGROM, Terminology. 159 Μ. Ε. ist es durchaus möglich, daß mit dieser Zahl nicht die Kriegsfähigen der Sippe, sondern die Gesamtzahl gemeint ist, also „600 Leute aus danitischem Geschlecht (einschließlich solcher, die) mit Waffen gerüstet (waren)". 160 Die Sippe ist die grundlegende Organisationseinheit der (Semi-)Nomaden, aus der sich (die) Stämme (Israels) zusammensetzen und in die sie bei Gelegenheit auch wieder zerfällt; sie lebt, wohnt und wandert in der Regel zusammen. Vgl. besonders PEDERSEN, a.a.O., 46ff.; LIVER, a.a.O., 188. 204ff. 211; THIEL, Entwicklung (1976), 435-448; DERS., Entwicklung (1980), 39ff. 101-105; DE GEUS, a.a.O., 136ff. 144ff. 141 Vgl. dazu u.a. E. MEYER, IN, 498ff.; AUERBACH, Wüste, 130; PEDERSEN, a.a.O., 50; C . U . W O L F , a.a.O., 48; A. L O D S , Israel, 196; MENDENHALL, Census Lists, 52ff.; R. DE VAUX, a . a . O . , 2 5 ; MALAMAT, M i g r a t i o n , 9, A n m . 3; J. LIVER, a . a . O . , 185; FREEDMAN, H i -
story, 14; W.THIEL, Entwicklung (1980), 104; J. MILGROM, a.a.O., 79f.; vgl. schon oben, 90, Anm. 111 f. 162 Yg| n u r regelmäßige Auftreten Dans in den Sammlungen der Stammessprüche Gen 49; Dtn 33 sowie Ri 1, Ri 5 und den zahlreichen anderen Listen des AT; zu einer größeren Zahl derselben zuletzt H.WEIPPERT, System; umfassend R. DE VAUX, History, 717-749. 165 Eine isolierte Betrachtung der Bezeichnungen f ü r die Danitengruppe hilft nicht weiter. Die literarisch ältesten Stellen (Ri 5,17a; Gen 49,16f.; Dtn 33,22) sprechen nur
256
Erwägungen zur Herkunft der Daniten
Stellung kommt dem Danspruch Gen 49,16 zu, der einen wirklichen Angelpunkt dokumentiert: Dan befindet sich auf dem Wege, als ein Stamm gerechnet zu werden, d. h. daß Dan vorher nicht als Stamm angesehen worden war, sondern (nur) als Sippe galt 1 6 4 . Ist dies richtig, so verlangt das Faktum eine Erklärung, daß nach N u m 26,42 f. von der Sippe Dan (ungeachtet dessen, daß sie später als Stamm gerechnet worden ist) wiederum eine Sippe Schuham abgeleitet wird, m.a.W., daß die Leute der einzigen danitischen Sippe Schuham zugleich die Gesamtheit der (wenn auch später als Stamm gerechneten) Sippe der Daniten darstellen. Es könnte der Gedanke auftreten, daß bei diesem Zusammenfallen der Sippe Dan und der Sippe Schuham nur eine Doppelbenennung, ein Wechselname vorliege. Damit wäre aber das Problem nur hinausgeschoben, denn die nächste zu klärende Frage wäre die nach dem Grund des Wechsels. Es ist nun kaum zu übersehen, daß der Name „Dan" bzw. „Daniten" ( p ~ ' J l ) eindeutig eine gewichtigere und übergeordnete Rolle gegenüber dem, zudem nur einmal genannten, Sippennamen Schuham spielt 165 . Dan ist der Eponym, nicht aber Schuham! Die Annahme bietet sich an, es sei der Name Schuham enger mit der Sippe als solcher zu verbinden, wobei man an ein wirkliches Sippenhaupt denken könnte, während „Dan" als der Ahn der Gruppe gegolten haben mag 1 6 6 . Dann ist es möglich, daß der alte Ahnenname Dan von der Gruppe schon bei einer eventuellen Einwanderung ins Westjordanland mitgebracht worden ist. Wenn es nun in N u m 26,42 neben dem Ahnennamen Dan f ü r die „Söhne Dans" noch den untergeordneten - d . h . in einer Genealogie: unterteilenden - Namen Schuham gibt, so ist nicht auszuschließen, daß neben Schuham von dem Ahnen D a n ursprünglich noch ein oder mehrere „Nachkommen" ( = Sippen) abgeleitet worden sind. Andernfalls wäre schwer einzusehen, warum die, die sich über Schuham von dem Ahnvater Dan ableiteten, dies nicht auf direktem Wege taten. So liegt es nahe, daß eine Differenzierung unter „Söhnen Dans" bestand, bei der sich eine Sippe „Schuham" abgegrenzt findet - wogegen, wenn nicht gegen mindestens von „Dan" (Anrede im Vortrag des Spruches!). Literarisch vermutlich jüngere Belege, die aber insofern bedeutsam sind, weil sie den Anspruch erheben können, danitische Uberlieferung zu sein, sprechen von der ΉΠ iinswa (Ri 13,2; 18,11. 19). Schließlich gibt es zahlreiche Formulierungen, die literarisch spät sind bzw. an literarischen Nahtstellen, d.h. terminologisch leicht beeinflußbar, stehen sowie auch in der Terminologie deutlich unter dem Einfluß später, schematisierender Ausdrucksweise von Dan als einem der zwölf -, Stämme Israels stehen (l7 :a na»; Η"'33; Η na»; 'JIM BSP). 164
Zur Begründung vgl. o., 204-211. Vgl. jetzt auch W.THIEL, Entwicklung (1980), 105. Dagegen stellt A. D. H . MAYES, Israel (1974), 32, Anm. 53, wie schon mancher vor ihm, die Entwicklung auf den Kopf. 165 Vgl. Ri 5 , 1 7 a ß ; G e n 4 9 , 1 6 f . ; Dtn 33,22. Vgl. dazu A. MALAMAT, Societies, 126ff., bes. 129. 135f.; R.R.WILSON, „Azel", 11 ff., bes. 18 ff.
Zusammenfassung
257
eine andere danitische Sippe? Wenn es aber mit N u m 26,42 richtig ist, daß im Westjordanland nur eine Danitensippe 1 6 7 , nämlich Schuham, existierte, so mögen irgendwo (im Ostjordanland?) Daniten zurückgeblieben sein 168 . Diese Folgerung mag unsicher erscheinen. In der T a t kann von Sicherheit nicht gesprochen werden. Theoretisch könnte es sich bei „Dan" um die Ahnengestalt der einen (und einzigen) Sippe (der) Schuham(iter) handeln, ohne daß sich von „Dan" (eine) weitere Sippe(n) abgeleitet hätte(n). Immerhin bleibt es dann auffällig, daß die Sippe, abgesehen von der einzelnen Listenüberlieferung N u m 26,42 f., in allen historischen Notizen, Erzählungen sowie den alten Sprüchen als „Dan" ( p ΠΒΗ; p ~ ' j n ; ' Π Π I23B; p ) statt als „Schuham" erscheint. Wie es allerdings dazu überhaupt kam, ist vielleicht nicht so sehr schwer zu verstehen. Die relativ große Bedeutung der kleinen Danitengruppe in der alttestamentlichen Uberlieferung hängt insgesamt ganz wesentlich an ihrem Besitz der Stadt Dan. Deren Heiligtum, die Geschichte von dessen Entstehung, die prominente Priesterschaft, die geographisch und strategisch bedeutsame Grenzlage verliehen der Gruppe, die, allerdings auch durch bemerkenswerte Unerschrockenheit ausgezeichnet, die wohlhabende Ortschaft Lajisch zu erobern imstande war, einen über ihre äußerliche Kleinheit hinausgehenden Rang 1 6 9 . Wenn die erfolgreiche Eroberergruppe ihre Eroberung nicht etwa mit dem Namen ihrer Sippe, sondern mit dem ihres Ahnvaters Dan (Ri 18,29) benannte, so ist das durchaus verständlich, ebenso wie die Tatsache, daß die alttestamentliche Überlieferung die Gruppe, deren Bedeutung im Besitz der Stadt Dan liegt und die noch dazu im U m f a n g mit dieser Stadt identisch ist, selbst auch ebenso nennt.
6.5.
Zusammenfassung
1. Hinweise auf besondere, enge Beziehungen der Daniten zu anderen Stämmen Israels, deren besser bekannte Früh- und Einwanderungsgeschichte Rückschlüsse auf die der Daniten hätte zulassen können, fanden sich nicht. So haben die Daniten vermutlich als selbständig operierende Gruppe ihre ältesten Sitze im Westjordanland erreicht.
167 Die Pluralformen in N u m 26,42 f. sind ein „Beispiel der mechanischen Beibehaltung des Plurals als statistische Rubrik, obwohl nur 1 Glied folgt" (W. RUDOLPH, C h r o nikbücher, 8). Vielleicht ist der Plural in V. 43 a zugleich ein Ausgleichsversuch zu der hohen Zahl der Gemusterten (vgl. N o r a , A T D 7, 180). 168 Für diese Möglichkeit ist das Faktum wichtig, daß die Sippe die grundlegende soziologische Einheit darstellt, die sich relativ leicht von anderen verwandten Sippen lösen kann; vgl. Anm. 160. " » Vgl. oben, 209 f.
258
Erwägungen zur H e r k u n f t der Daniten
2. Eine Untersuchung der Situation und der Ereignisse im Gebiet von Jerusalem im 13. Jh. v.Chr., besonders in dessen 2. Hälfte, erlaubte die Skizzierung folgenden Bildes: Die Daniten erreichten Manöhö, falls sie nicht überhaupt aus dieser Gegend stammten, möglicherweise in der Zeit nach 1250, spätestens aber etwa 1225 v.Chr., wurden jedoch durch die Judäer, die sich etwa ab 1230 v.Chr. ebenfalls südlich von Jerusalem festsetzten, wenig später verdrängt. Zur Weiterwanderung kurz vor 1200 v.Chr. blieb den Daniten, da im Osten und Süden Judäer saßen, nördlich von Jerusalem inzwischen Efraimiten und Benjaminiten etwas später als die Judäer im Süden festen Fuß gefaßt hatten, nur die nordwestliche Richtung auf Kirjat-Jearim zu offen. An dieses Ergebnis schließen nahtlos die Untersuchungsbefunde der Analysen von Ri 1,34. 35a und Ri 17-18 an. 3. Der zu den ältesten überkommenen Danitennamen zählende Personenname Ammischaddai bot Anlaß zu der - allerdings angesichts der sehr schmalen Basis mit größter Zurückhaltung vorzutragenden - Auffassung, die Daniten könnten aus dem südlichen Ostjordanland ins Westjordanland übergewechselt sein. 4. Die im Alten Testament als Daniten Bezeichneten stellen nur eine Sippe (Schuham) dar. D a ß die Glieder dieser Sippe durchweg nach ihrem Ahnen „Söhne Dans", nicht aber „Schuhamiter" oder „Söhne Schuhams" genannt werden, hängt vorrangig mit ihrer Eroberung der in verschiedener Hinsicht bedeutenden Stadt Lajisch zusammen. Diese wurde nach der Eroberung mit dem Namen des Ahnvaters Dan benannt. Da die Stadt, abgesehen von einer im Süden, westlich von Jerusalem, zurückgebliebenen Danitenfamilie, die gesamte Danitengruppe beherbergte, dürfte der Ahnen- und Stadtname auch bald f ü r die Sippe als Selbstbezeichnung gegolten haben. Es ist möglich, daß die im Westjordanland allein unter der Bezeichnung „Daniten" auftretenden Glieder der Sippe Schuham einen abgespaltenen Bestandteil eines Verbandes von „Söhnen Dans" darstellen.
7. Die Ergebnisse der bisherigen Ausgrabungen auf Tel Dan (Teil el-Qädl) im Vergleich mit den danitischen Uberlieferungen 7.1.
Ausgrabungsergebnisse
Die 1 9 6 6 unter der Leitung von AVRAHAM BIRAN begonnenen Ausgrabungen sind noch nicht zu einem Abschluß gekommen; eine abschließende Grabungspublikation steht also noch aus Die Hauptergebnisse, speziell im Blick auf die stratigraphischen Fragen, liegen aber inzwischen allem Anschein nach fest. Für die ältesten Stadien der Besiedlung der Ortslage 2 sei hier nur erwähnt, daß die Gründung vom Ausgräber in der Frühbronzezeit (Mitte des 3. Jt. v.Chr.) angenommen wird 3 . Die 1 Vorläufige Grabungsberichte von A. BIRAN: IEJ 16 (1966), 144-145; 19 (1969), 121-123. 239-241; 20 (1970), 118-119; 22 (1972), 164-166; 23 (1973), 110-112; 24 (1974), 262-264; 26 (1976), 54-55. 202-206; 27 (1977), 242-246; 28 (1978), 268-271; 31 (1981), 103-105; 32 (1982), 138 f. Parallelberichte von B I R A N in R B 75 (1968), 379-381; 76 (1969), 402-404; 77 (1970), 383-385; 78 (1971), 415-418; 80 (1973), 563-566; 82 (1975), 562-566; 83 (1976), 278-281; 84 (1977), 256-263; 85 (1978), 402-408; 86 (1979), 107-109; 89 (1982), 229-235. Z u s a m m e n f a s s e n d e Zwischenberichte: A. BIRAN, Tel D a n . BA 37 (1974), 26-51; DERS., Teil D a n . Five Years Later. ΒΑ 43 (1980), 168-182. (Beide Zwischenberichte sowie die Berichte von B I R A N in IEJ 1966ff. werden im folgenden o h n e A u t o r e n n a m e n und n u r unter N e n n u n g von Zeitschriftenabkürzung, Jahres- u n d Seitenzahlen zitiert.) - Weitere Überblicke: A. BIRAN, Art. Tel D a n . E A E H L I, 313-321 (Stand 1971); H . W E I P P E R T , Art. D a n . BRL 2 , 55 f. (Stand A n f a n g 1976). - Weitere Literatur zu Tel D a n : A. BIRAN, Archaeological Activities 1966: Tel D a n . C N F I 18 (1967), 24-25; DERS., Tel D a n . BTS 125 (1970), 4 - 1 5 ; DERS., A Mycenean Charioteer Vase f r o m Tel D a n . IEJ 20 (1970), 92-94; DERS., An Israelite H o r n e d Altar at D a n . BA 37 (1974), 106 f.; DERS., T w o Discoveries at Tel D a n . IEJ 30 (1980), 89-98; DERS., T h e Discovery of the M i d d l e Bronze Age Gate at D a n . BA 44 (1981), 139-144; Ο . NEGBI, A Canaanite Bronze Figurine f r o m Tel D a n . IEJ 14 (1964), 270-271; A. NEGEV, Soundings at Tel Dan. Ariel 16 (1966), 71-75; N . A V I G A D , An Inscribed Bowl f r o m Dan. P E Q 100 (1968), 42-44; P. W A P N I S H / Β . H E S S E / A . O G I L V Y , T h e 1974 Collection of Faunal Remains f r o m Tell D a n . BASOR 227 (1977), 35-62. - M i r nicht zugänglich waren: A. BIRAN, Laish-Dan. Secrets of a Canaanite City and an Israelite City. Q a d m o n i o t 4 (1971), 2 - 1 0 ; V. K A R A G E O R G H I S , Notes on the Mycenaean Charioteer Vase f r o m Tel D a n . ebd., 11-13; A. B I R A N / V . T Z A F E R I S , A Bilingual Dedicatory Inscription f r o m Tel D a n . Q a d m o n i o t 10 (1977), 114f.; A. BIRAN, " T o the G o d w h o is in Dan", in: A. B I R A N (Ed.), Temples and H i g h Places in Biblical Times. Jerusalem 1981 (vgl. Z A W 93 [1981], 471). 2
Z u r Beschreibung des Tells, z u r G r ö ß e usw. vgl. A. BIRAN, Activities, 24; IEJ 1966, 145; BA 1974, 27; A. N E G E V , Soundings, 73. Eine Gesamtansicht des Tells: H . B A R D T K E , Bibel, 245 (Tf.79); Luftbild bei A. BIRAN, Art. Tel D a n , 314. 5
BA
1974, 27; B A
1 9 8 0 , 1 6 8 ; BIRAN, D i s c o v e r y ,
144.
260
Ausgrabungen auf Tel D a n
beträchtliche Menge der aus dieser Epoche gefundenen Töpferware deutet auf eine bereits damals große und prosperierende Stadt hin 4 . Das wird vollauf verständlich, wenn man bedenkt, daß Lajisch sowohl an einer perennierenden Quelle 5 als auch „on the highway between Damascus and the coast" 6 sowie an einer wichtigen Nord-Süd-Verkehrsverbindung lag 7 . Als charakteristisch und wesentlich für die Mittelbronzezeit ( = MBr) erwiesen sich bedeutende „walls" und „ramparts", die die Bewohner 8 von MBr II errichtet haben'. Jene Befestigungsanlagen wie auch ein seit 1979 ausgegrabener, sehr gut erhaltener Torkomplex aus MBr 1 0 lassen auf eine bedeutende, wohlhabende Stadt dieser Epoche schließen, die sich sowohl ihrer Wohlhabenheit als auch der aus ihr sowie der von mehreren Seiten leicht erreichbaren Lage der Stadt resultierenden Gefahren bewußt war 1 1 . In der Spätbronzezeit ( = SpBr) wird der Eindruck relativer Wohlhabenheit durch Funde anschaulich n , unter denen ein Grab mit sehr rei4
BIRAN, A c t i v i t i e s , 2 4 f.; DERS., A r t . T e l D a n , 3 2 1 ; B A 1 9 7 4 , 2 7 ; I E J 1 9 7 7 , 2 4 5 f.; B A 1980, 168 f.; BIRAN, D i s c o v e r y , 1 4 3 f .
1974, 28; vgl. auch W. F. A L B R I G H T , J o r d a n Valley, 16. BA 1974, 28; A. M A L A M A T , Destinations, 36. Diese Lage machte Lajisch zu einem (Zwischen-)Handelsplatz geeignet, trug sicher auch zum Bekanntwerden des Ortes über den engeren lokalen Kreis hinaus bei. Außeralttestamentlich wird Lajisch bereits in den Ächtungstexten des 19./18. Jh. v . C h r . genannt (vgl. G. P O S E N E R , Princes, 92; A. J I R K U , Listen, 168; A . A L T , H e r r e n , 67; W . H E L C K , Beziehungen (1962), 61; A. M A L A M A T , N o r t h e r n C a n a a n , 169 ff.; Y. A H A R O N I , Land, 133; vgl. dagegen ablehnend S. Y E I V I N , Conquest, 116, Anm.230). Aus einem M a r i - T e x t des 18. Jh. v . C h r . geht hervor, d a ß Lajisch ein bedeutender, im H a n d e l (u. a. mit Zinn) eine Rolle spielender O r t auf der H a n d e l s r o u t e zwischen dem Mittelmeer und M e s o p o t a m i e n war (vgl. A. M A L A M A T , N o r t h e r n Canaan, 164 ff., bes. 168 ff.; DERS., Destinations, 34-36). E r w ä h n u n g findet Lajisch auch in den topographischen Listen T u t h m o s i s ' III. am G r o ß e n Amuntempel in Karnak (vgl. J. S I M O N S , H a n d b o o k , 209, auch A . J I R K U , Listen, 9; A. M A L A M A T , H a z o r and its N o r t h e r n Neighbours, 102ff. 137; DERS., N o r t h e r n Canaan, 171; Y. A H A R O N I , Land, 148). 5
BA
6
7
Z u r O s t - W e s t - sowie zur N o r d - S ü d - V e r b i n d u n g vgl. o., 50, Anm. 80; 86 f., Anm. 96 f. Für den H e r r s c h e r von Lajisch ist in den Achtungstexten ein westsemitischer N a m e belegt (vgl. W . H E L C K , Beziehungen [1962], 61; A. M A L A M A T , N o r t h e r n C a n a a n , 169); in dem bereits erwähnten M a r i - T e x t (oben Anm. 6) erscheint f ü r den Lajisch-Herrscher ein hurrischer N a m e (vgl. M A L A M A T , Destinations, 35 f.). 8
' BIRAN, A c t i v i t i e s , 24; I E J 1966, 145; I E J 1969, 122. 2 4 0 ; BIRAN, A r t . T e l D a n , 3 1 4 f . ;
IEJ 1972, 165; IEJ 1973; l l l f . ; IEJ 1974, 264; BA 1974, 30f. 34; IEJ 1976, 205f.; IEJ 1 9 7 8 , 2 6 9 ; BA 1 9 8 0 , 1 6 9 - 1 7 2 ; IEJ 1 9 8 1 , 1 0 3 f. Seine f r ü h e r e D a t i e r u n g der Errichtung der „ramparts" in M B r II Β möchte B I R A N nach der E n t d e c k u n g des M B r - T o r e s (s. sogleich mit Anm. 10) in Richtung M B r II Α zeitlich etwas hinausschieben, vgl. BIRAN, Discovery, 144. - Z u r Diskussion um die „ M B ramparts" vgl. auch Y. YADIN, Fifth Season, 62 f., u n d C . H . J . DE GEUS, Amorites, 57 f. 10
BA
1980,
171;
BIRAN, D i s c o v e r i e s ,
89-95;
IEJ
1981,
104 f.; BIRAN,
Discovery,
139-144. 11 BIRAN, Art. Tel Dan, 315f.; BA 1974, 34; BA 1980, 172; vgl. auch oben A n m . 6 und 7. 12 IEJ 1969, 122 f.; BA 1980, 172 f.
Ausgrabungsergebnisse
261
chen und reichlichen Beigaben aus SpBr II, darunter viele Importgüter, hervorragt 1 3 . In MBr wie auch SpBr ist keine Besiedlung außerhalb der „ramparts" festgestellt worden 1 4 . So blieb es auch anscheinend noch in der Eisenzeit ( = Ei) I; erst Jerobeam I. hat die Stadt weiter ausgedehnt 15 . Vor Beginn der Ei bzw. am Ende der SpBr konnte in Lajisch keine „terrible conflagration" durch die Grabungen festgestellt werden 1 6 , wie es dagegen in einer Reihe anderer Städte Syrien-Palästinas für diese Zeit der Fall war, so z . B . in Hazor 1 7 . Dagegen gibt es nach B I R A N Hinweise auf eine weniger schwere Zerstörung von Lajisch vor dem ersten Stratum des eisenzeitlichen Ortes (Stratum VI) 1 8 . Uber dem reichen sog. „mykenischen Grab" aus SpBr II fand B I R A N eine Aschenschicht, die Stratum VII von Stratum VI trennte 19 . In diesem Zusammenhang ist die Beobachtung B I R A N S bemerkenswert, daß die Bewohner von Stratum VI anscheinend keine Kenntnis von dem reichen „mykenischen Grab" unter ihren Füßen hatten 20 . Das läßt im Zusammenhang mit der Zerstörung an einen Besitzerwechsel für die Stadt denken. Eine interessante Aufhellung des Ubergangs von SpBr Stratum VII zu Stratum VI sowie von Stratum VI zum folgenden Stratum V ergibt sich durch den Hinweis von B I R A N auf Hazor Stratum XIII und den
13
I E J 1 9 6 9 , 2 4 0 ; I E J 1 9 7 0 , 1 1 8 f . ; BIRAN, A r t . T e l D a n , 3 1 6 ; B A 1 9 7 4 , 3 4 ; B A
1980,
172. A b b i l d u n g des Grabes: BA 1974, 32 (Fig. 6). D i e vielen u n d b e d e u t e n d e n F u n d s t ü c k e r e i c h e n von e i n f a c h e r e r e i n h e i m i s c h e r T ö p f e r w a r e ü b e r k u n s t v o l l e r e u n d f r e m d l ä n d i s c h e , ζ. B. z y p r i s c h e T ö p f e r e i , L a m p e n v e r s c h i e d e n e r Art, M ü n z e n , ( B r o n z e - ) W a f f e n , K o s m e t i k g e f ä ß e , Elfenbein, G o l d - u n d S i l b e r g e s c h m e i d e (vgl. die A b b i l d u n g e n BA 1974, 33 [Fig. 7 ] ; 35 [Fig. 8 ] ; BA 1980, 175) bis zu e i n e r in d i e s e r G e g e n d a u ß e r g e w ö h n l i c h e n u n d b e s o n d e r s s c h ö n e n m y k e n i s c h e n „ c h a r i o t e e r vase" ( A b b i l d u n g : BIRAN, Art. T e l D a n , 315; BA 1974, 33 [ F i g . 7 ] ; BA 1980, 175; mit g e n a u e r e r U n t e r s u c h u n g : BIRAN, C h a r i o t e e r V a s e ; V.KARAGEORGHIS, N o t e s ) . W e g e n des R e i c h t u m s des G r a b e s u n d speziell d e r f r e m d l ä n d i s c h e n F u n d e d e n k t BIRAN an d a s G r a b eines A d l i g e n , eines Fürsten o d e r e i n e s m y k e n i s c h e n H ä n d l e r s (BA 1974, 34). Auf die B e d e u t u n g des G r a b e s b z w . T o t e n m a g h i n w e i s e n , d a ß es i n n e r h a l b d e r S t a d t g r e n z e n lag (IEJ 1970, 119). In j e d e m Falle b e l e g t es k o m m e r z i e l l e B e z i e h u n g e n z w i s c h e n Lajisch u n d d e r ä g ä i s c h e n W e l t ( I E J 1969, 2 4 0 ) . BIRAN r e c h n e t mit e i n e m B e n u t z u n g s z e i t r a u m f ü r d a s G r a b von M i t t e des 14. bis 2. H ä l f t e des 13. J h . v . C h r . (BA 1974, 34.) 14
BIRAN, A c t i v i t i e s , 2 5 ; I E J 1 9 6 6 , 1 4 5 ; I E J 1 9 6 9 , 1 2 3 ; B A 1 9 7 4 , 3 4 .
15
BIRAN, A r t . T e l D a n , 3 2 1 ; B A 1 9 8 0 , 1 7 7 .
BA 1974, 35, vgl. a u c h 36 („ . . . the a r c h a e o l o g i c a l m a t e r i a l d o e s not seem to i n d i cate a big g a p b e t w e e n the Late B r o n z e and Iron a g e s . . . " ) . 17 Y. YADIN, H a z o r , 252 f. 260; DERS., Art. H a z o r , 494 f. F ü r Z u s a m m e n s t e l l u n g e n von O r t e n , die an d e r W e n d e von S p B r zu Ei in S y r i e n - P a l ä s t i n a z e r s t ö r t w u r d e n , vgl. 16
V . FRITZ, E n d e ,
1 3 5 ; H . J . FRANKEN, P a l e s t i n e , 3 3 4 ; A . STROBEL, S e e v ö l k e r s t u r m ,
H . MÜLLER-KARPE, E n d e , 5 7 f f . , b e s . 6 8 ; W . HELCK, B e z i e h u n g e n ( 1 9 7 9 ) , 1 4 1 f .
BA 1974, 35. " I E J 1966, 145; I E J 1970, 119; vgl. a u c h A. NEGEV, S o u n d i n g s , 75. 20 I E J 1970, 119. 18
55-66;
262
Ausgrabungen auf Tel D a n
dortigen Übergang zu den Strata XII/XI 2 1 . Die eisenzeitliche Töpferware von Lajisch/Dan Stratum VI hat BIRAN zufolge die engste Parallele in Hazor Stratum XII 2 2 . Hazor Stratum XII folgt auf die Totalzerstörung der letzten kanaanäischen SpBr-Stadt Hazor Stratum XIII 2 3 . Neben der Ähnlichkeit der Töpferware sind Hazor Stratum XII und Lajisch/Dan Stratum VI gleichermaßen durch viele „pits" und Silos gekennzeichnet 24 . In diesen „pits" in Lajisch/Dan fanden sich u.a. Gefäße des sog. „collared rim"-Typs, ebenfalls Gefäße mit roten und schwarzen Streifen, die am ehesten wieder an Hazor Stratum XII erinnern 25 . Ein weiterer Vergleichspunkt ist der, daß mit dem Wechsel von SpBr zu Ei in Hazor, d. h. zwischen Stratum XIII und XII, ein Wechsel von einer reichen, hochentwickelten kanaanäischen Stadt zu einer beträchtlich ärmeren und viel kleineren, von Seminomaden bewohnten Stadt vor sich ging, so daß von einem Kulturwechsel gesprochen werden kann 26 . Das folgende Stratum XI läßt eine deutliche Konsolidierung bei gleichbleibender Bevölkerung erkennen 27 . Auch auf dem Teil el-Qädl kann an der Wende von SpBr zu Ei, d.h. zwischen Stratum VII und VI, der Wechsel von einer relativ reichen Kanaanäerstadt zu einer 21
BA 1974, 35-37; IEJ 1976, 54; vgl. auch unten A n m . 6 9 . BA 1974, 35; IEJ 1976, 54. Die T ö p f e r w a r e aus H a z o r Stratum X I I (und XI) wied e r u m ähnelt sehr derjenigen, die Y. AHARONI in den von ihm untersuchten kleinen obergaliläischen (israelitischen) Siedlungen feststellte, vgl. Y. AHARONI, Land, 207; DERS., Art. U p p e r Galilee, 407; G . W . AHLSTRÖM, G o d Figurine, 54f.; Y. YADIN, H a z o r , 254. 258 f. 23 BA 1974, 36; Y. YADIN, H a z o r , 2 5 4 f . 2 5 9 ; DERS., Art. H a z o r , 485.487.495. 24 Für H a z o r vgl. Y. YADIN, H a z o r , 254f.; DERS., Fifth Season, 53; DERS., Art. H a z o r , 485. 487; f ü r Lajisch vgl. BA 1974, 36f.; IEJ 1976, 205; BA 1980, 173f.; IEJ 1981, 105; Abbildung eines Beispiels von Teil el-Qädl: IEJ 1976, PI. 12 (A); BA 1980, 176f. 25 IEJ 1976, 54; vgl. auch schon IEJ 1972, 166; IEJ 1973, 111, zuletzt BA 1980, 174; IEJ 1981, 104 f. - D e r „collared rim" genannte G e f ä ß - ( r a n d - ) T y p ist so häufig in vermutlich frühisraelitischem Kontext g e f u n d e n worden, d a ß er weithin als besonders charakteristisch, ja, als Kennzeichen f ü r f r ü h e israelitische Siedlungen gilt (W. F. ALBRIGHT, A r c h ä o 22
l o g i e , 1 1 6 f . ; v g l . a u c h Y . AHARONI, P r o b l e m s , 1 3 6 . 1 4 6 . 1 4 9 ; J . A . CALLAWAY, A r t . A i , 5 2 ;
zuletzt vgl. A. MAZAR, Giloh, 5), obwohl diese G e f ä ß r a n d f o r m u. a. auch in k a n a a n ä ischem Kontext v o r k o m m t (vgl. H . J . FRANKEN, Palestine, 332). Kritisch gegen eine ausschließliche Zuweisung des T y p s zu Frühisraeliten schon M.WEIPPERT, L a n d n a h m e , 130 (eher „Modeerscheinung der beginnenden Eisenzeit"); differenzierend zuletzt auch A. MAZAR, Giloh, 26-31 (Lit.!). N a c h ALBRIGHT tauchte der T y p erstmals in der 1. H ä l f t e des 12. Jh. v . C h r . auf und verschwand zugunsten neuer F o r m e n etwa im 3. Viertel des 11. Jh. v . C h r . (Archäologie, 117; vgl. BA 1974, 35; A. MAZAR, Giloh, 30.) 26
V g l . Y . YADIN, H a z o r , 2 4 8 f f . 2 5 4 f f . ; DERS., A r t . H a z o r , 4 7 6 f f . 4 8 5 f f . ; Y . AHARONI,
L a n d , 2 0 7 . 2 2 0 ; G . W . AHLSTRÖM, G o d F i g u r i n e , 5 4 . 5 7 ; V . FRITZ, E n d e , 1 2 6 ; I E J 1 9 7 6 , 5 4 .
Bemerkenswert, d a ß auf die Z e r s t ö r u n g der letzten SpBr-Schicht (Unterstadt: l a ; O b e r stadt: XIII) erst nach einer gewissen Zwischenzeit (YADIN, H a z o r , 254; DERS., Art. H a z o r , 485; H . BARDTKE, Bibel, 209f.) die erste Ei-I-Schicht (XII) folgt. Z u m G a n z e n vgl. auch J . GRAY, H a z o r ; A . MALAMAT, H e a d ; DERS., H a z o r ; YADIN, E x c a v a t i o n s ; DERS., F i f t h S e a -
son; DERS., Art. H a z o r , 495 (stratigrapisch-chronologische Tabelle); allgemeinverständlich H . BARDTKE, Bibel, 202 ff. 27
YADIN, H a z o r , 2 5 5 f . 2 6 0 ; DERS., A r t . H a z o r , 4 8 7 .
Ausgrabungsergebnisse
263
ärmlicheren Seminomadensiedlung beobachtet werden 2 8 . Und, wieder vergleichbar mit Hazor, kann man auf Teil el-Qädl die auf Stratum VI folgende Schicht V als konsolidiert und entwickelter bei gleichbleibender, jetzt etablierter Bevölkerung bezeichnen 2 9 . Da die Materialien von Stratum VI und Stratum V auf Teil el- Q ä d l ähnlich sind 3 0 , möchte BiRAN beide als eigentlich ein Stratum mit unterschiedlichen Phasen ansehen, zumal ein Übergang bzw. Bruch zwischen VI und V, den beiden Ei-I-Strata, kaum auszumachen sei 31 . Auch das erinnert wieder an H a zor Strata X I I und XI, die beide die Epoche Ei I bilden. Die Parallelität zwischen Lajisch/Dan Stratum VII sowie VIA 7 ' einerseits und H a z o r Stratum XIII sowie X I I / X I andererseits ist tatsächlich nicht zu übersehen, eine soziokulturelle Vergleichbarkeit der Entwicklung offensichtlich: Kräftige, aber kulturell unterlegene Ankömmlinge dringen in die alte, entwickelte Stadtkultur, vielleicht nach einem zeitlich unbestimmten vorherigen Aufenthalt in der Umgebung 3 2 , ein und bringen sie zu einem gewissen Absinken, während die eigene Kultur der Ankommenden sich nicht zuletzt durch den Kontakt mit der neuen Umgebung und ihrer traditionellen Kultur im Laufe der Zeit entfaltet und verfeinert 3 3 . Da das archäologische Material keine große Lücke zwischen SpBr und Ei(-I) annehmen läßt, vertritt A. B I R A N folgende Auffassung hinsichtlich des Ubergangs vom letzten SpBr-Stratum VII zu Stratum VI: Wenn Lajisch/Dan Stratum V etwa in der Mitte oder im 3. Viertel des 11. Jh. v.Chr. zerstört worden ist 34 und f ü r die davorliegenden Strata V I / V zutreffend etwa drei bis vier Generationen in Anschlag gebracht werden können 3 5 , bedeutet dies, daß die mit einem Kulturwechsel einhergehende Eroberung und Besetzung von Lajisch Stratum VII und damit der Beginn von Stratum VI ü r d i e 1. H ä l f t e des 12. Jh. v.Chr. fallen dürften 3 6 . Wer waren neben den übriggebliebenen Kanaanäern die 28
IEJ 1976, 54; BA 1980, 172 f. " IEJ 1976, 54 („The material cultures of strata VI and V are similar, except that stratum V is more developed"); BA 1980, 173 f. 30 S. vorige Anm.; BA 1974, 36 (Ähnlichkeit zwischen Strata V und IV [sie !]) dürfte entsprechend IEJ 1974, 263; IEJ 1976, 54 D r u c k f e h l e r sein und Strata V und VI meinen. 31 D i e s e Beobachtung eines Doppelstratums findet sich seit IEJ 1972, 165; vgl. auch BA 1974, 36; IEJ 1976, 54; BA 1980, 174. 32 Vgl. V. FRITZ, Bedeutung, 121 ff., bes. 132 ff. 33 Vgl. hierzu auch unten Anm. 73. 34 D i e Zerstörung v o n Stratum V datierte BIRAN 1971 in die Mitte des 11. Jh. v . C h r . (Art. Tel D a n , 316), dann in die Mitte oder spätestens die 2. H ä l f t e des 11. Jh. v.Chr. (BA 1974, 36), in die 2. H ä l f t e (IEJ 1974, 263), etwas später aber wieder in die Mitte des 11. Jh. v.Chr. (IEJ 1976, 5 4 f . ) , um zuletzt w i e d e r die 2 . H ä l f t e des 11. Jh. v.Chr. zu favorisieren (IEJ 1978, 270; BA 1980, 174). 35 BA 1974, 36. 36 BA 1980, 173; etwas anders n o c h BA 1974, 38. 37 BA 1974, 38.
264
Ausgrabungen auf Tel D a n
neuen, dominierenden Bewohner von Stratum VI und V? „Were they Canaanites, Sidonians or Israelites? There is no sure answer." 3 7 Immerhin weist nach B I R A N die beschriebene Parallelität von Tell el-Qädl Stratum VII sowie V I / V mit H a z o r Stratum XIII sowie XII/XI, d. h. der Ubergang von SpBr zu Ei, der sich als Ubergang von wohlhabenden und entwickelten kanaanäischen Städten zu ärmlich(er)en, seminomadisch besiedelten Ortschaften darstellt, in dieselbe Richtung einer Antwort, die sich auch aufdrängt, „if the abundance of collar-rim jars is considered to be a distinctive element of Israelite settlement"; dann spricht doch vieles „for the conclusion that, in the Iron I period, Tel Dan was settled by Israelites" 38 . Tell el-Qädl Stratum VII stellt somit die letzte Kanaanäerstadt der SpBr dar, Stratum VI die erste frühisraelitische (danitische) Siedlung von Ei I 3 9 . Teil el-Qädl Stratum V wurde durch eine große Feuersbrunst zerstört 4 0 . Das reichliche Vorkommen von „collared rim"-Vorratskrügen im Schutt dieses Stratums weist nach B I R A N auf eine Zerstörung bald nach der Mitte des 11.Jh. v.Chr., also in der 2. Hälfte des 11.Jh. v.Chr. 4 1 . Dazu paßt es, daß in Stratum IV keine Gefäße dieses Typs mehr gefunden worden sind 4 2 . N u r wenig Zeit ist nach der Zerstörung von Stratum V vergangen 4 3 . Die nahezu unmittelbare Aufsiedlung des folgenden Stratums IV folgte in den Grundrissen der Bebauung von Stratum V 4 4 . Daher wird man mit einer Kontinuität im Blick auf die Bevölkerung rechnen dürfen. BIRAN datiert Stratum IV in das 11.-10.Jh. v.Chr. 4 5 . Ein ähnlich enger Anschluß an das vorhergehende Stratum hinsichtlich der Bebauung konstatierte der Ausgräber auch f ü r das folgende Stratum III (10.-9. Jh. v.Chr.) 4 6 . Dies und noch weitere Beobachtungen B I R A N S sprechen auch hier für eine kontinuierliche Besiedlung durch die gleiche Bevölkerung. Neben den stratigraphischen Ergebnissen und den bisher erwähnten kleineren Einzelfunden sind zwei der wichtigen G r o ß f u n d e von Teil elQädl zu erwähnen 4 7 , die im wesentlichen in das Stratum III gehören. 38
Ebd. BA 1980, 173 f.; IEJ 1981, 105. 40 IEJ 1970, 119; BA 1974, 35; IEJ 1974, 263; IEJ 1976, 55; IEJ 1981, 105; vgl. auch A. NEGEV, Soundings, 74 (dicke Aschenschicht, „twelve to eighteen inches deep", auf Stratum V). 41 Zu den D a t e n vgl. oben A n m . 3 4 . Z u m „collared r i m " - T y p als Datierungshilfe vgl. oben A n m . 2 5 . 42 IEJ 1976, 55; BA 1980, 174. 59
43
44
I E J 1 9 7 4 , 2 6 3 ; BIRAN, T e l D a n , 12; B A 1 9 8 0 , 1 7 4 .
IEJ 1970, 119; IEJ 1974, 263; IEJ 1976, 55; BA 1980, 174. 46 IEJ 1974, 263; BA 1980, 174. IEJ 1974, 263; BA 1980, 175. 47 D e r dritte, hier nicht weiter zu behandelnde G r o ß f u n d sind die MBr-Wälle (vgl. oben, 260 mit Anm.9), der vierte G r o ß f u n d ist der M B r - T o r k o m p l e x (vgl. oben, 260 mit Anm. 10). 45
265
Ausgrabungsergebnisse
1. Die Kulthöhe 48 : Der Komplex der Kulthöhe wurde im Nordwestteil des Ausgrabungsbereichs (Areal T) in einem von Quellen umgebenen Gebiet entdeckt. Das schön ausgeführte Mauerwerk erinnert an die königlich-israelitischen Bauwerke in Samaria und Megiddo. An der Südwand der zentralen Plattform wurde eine monumentale Treppe aufgedeckt 49 , direkt an die Außenmauer gebaut. Ein Hofraum umgab die Kulthöhe an drei Seiten und war mit Mauern abgeschlossen 50 . Eventuell existierte bereits in MBr in diesem Bereich ein kultisches Bauwerk 51 . In der israelitischen Zeit unterscheidet B I R A N drei Entwicklungsstadien der Kulthöhe 52 : Kulthöhe Α aus dem 10.Jh. v.Chr. (höchstwahrscheinlich von Jerobeam I.) Kulthöhe Β, vermutlich um 850 v.Chr. (von Ahab) Kulthöhe C, 1. Hälfte des 8. Jh. v.Chr. (Jerobeam II). Auch nach der Zerstörung durch die Assyrer lebte die kultische Tradition in diesem Bereich nachweislich bis in die hellenistische und römische Zeit fort 5 3 . 2. Ein israelitischer Stadttor-Komplex kam im Laufe der Ausgrabungskampagnen ans Licht. Er umfaßte ein Vier-Raum-Haupttor, ein Außentor, Stadtmauer und eine gepflasterte Straße, die vor dem Außentor mit einem gepflasterten Platz begann und durch das Haupttor hindurch erst westwärts, dann nordwärts bis auf die Hügelspitze führte 5 4 . In der Nähe des Haupttoreingangs fand sich an der Außenmauer des Nordosttorturms eine Bank aus Quadersteinen (4,5 m lang) 55 ; in ihrer 48
I E J 1 9 6 6 , 1 4 5 ; I E J 1 9 6 9 , 2 4 0 f . ; I E J 1 9 7 0 , 1 1 8 f . ; BIRAN, A r t . T e l D a n , 3 1 9 - 3 2 1 ;
IEJ
1972, 165; IEJ 1974, 262, BA 1974, 4 0 - 4 1 . 43 (mit Abb.: 38, Fig. 11; 39, Fig. 12); IEJ 1976, 55. 2 0 3 - 2 0 5 ; IEJ 1977, 2 4 4 f . ; IEJ 1978, 2 6 9 f . ; BIRAN, Discoveries, 91. 9 5 - 9 8 (dazu vgl. STAGER/WOLFF,
Production;
Ο . BOROWSKI, N o t e ,
58)
BA
1980,
175f.
178;
IEJ
1981,
1 0 3 - 1 0 5 . Z u m Begriff usw. einer K u l t h ö h e vgl. K . - D . SCHUNCK, Zentralheiligtum, 132 ff.; DERS., A r t . n n a , 6 6 2 f f . ; P . H . V A U G H A N , M e a n i n g ; M . D . FOWLER, I s r a e l i t e b ä m a . 49
A b b i l d u n g : BIRAN, A r t . T e l D a n , 3 1 9 ; B A 1 9 7 4 , 4 0 ( F i g . 1 3 ) .
50
Zu Details vgl. IEJ 1974, 262; IEJ 1976, 2 0 3 f . ; zu d e m dort g e f u n d e n e n Hörneraltar vgl. BIRAN, H o r n e d Altar; eine weitere Abbildung: IEJ 1974, PI. 56 A. Für ähnliche Altäre v g l . Y . AHARONI, T h e H o r n e d A l t a r o f B e e r - s h e b a . B A 3 7 ( 1 9 7 4 ) , 2 - 6 ; DERS./Y. YADIN,
Art. M e g i d d o . E A E H L , 8 3 0 - 8 5 6 , 846; W . F . ALBRIGHT, Archäologie, T f . 2 6 . 51
IEJ 1 9 7 0 , 118; B A 1 9 7 4 , 4 3 .
52
IEJ 1974, 262; IEJ 1977, 244 f.; BA 1980, 175 f. Für Einzelheiten vgl. die A n m . 4 8 genannten Belege. " IEJ 1969, 241; IEJ 1970, 118 f.; BA 1974, 42 f.; IEJ 1976, 204 f.; IEJ 1977, 244 f.; IEJ 1978, 269 f.; BA 1980, 171. 176. 1 7 8 - 1 8 2 . 54
I E J 1 9 6 9 , 1 2 1 f . 2 3 9 ; I E J 1 9 7 0 , 1 1 9 ; BIRAN, A r t . T e l D a n , 3 2 0 ; I E J 1 9 7 2 , 1 6 4 f . ; I E J
1973, 110; BA 1974, 4 3 - 5 0 ; IEJ 1976, 202 f.; IEJ 1977, 2 4 2 - 2 4 4 ; IEJ 1978, 268 f.; BA 1980, 1 7 6 - 1 7 9 . 182; IEJ 1981, 103. D i e Straße erreicht z . T . eine Breite von 9 m (IEJ 1969, 239; IEJ 1972, 164). Für Pläne, P h o t o s und R e k o n s t r u k t i o n s z e i c h u n g e n v o n T o r k o m p l e x und S t r a ß e v g l . B A 1 9 7 4 , 4 4 ( F i g . 1 6 F . ) ; BIRAN, A r t . T e l D a n , 3 1 8 ; B A 1 9 8 0 , 55
IEJ 1 9 6 9 , 2 3 9 ; IEJ 1 9 7 2 , 1 6 5 ; BA 1 9 7 4 , 4 5 (Fig. 1 8 ) .
182.
266
Ausgrabungen auf Tel D a n
Nähe wurde ein Bau aus Quadern aufgedeckt, der an den Ecken schmale Säulen besessen hat, die verzierte Kapitelle oder Basen aufwiesen, von denen drei (zwei sogar in situ!) gefunden worden sind 56 . Der Zweck dieses letzteren Bauwerks ist nicht mit Sicherheit aufzuklären. Der Ausgräber vermutete einen „Thron" (vielleicht eines Gouverneurs, Richters oder des Königs) 57 ; andere Vorschläge nehmen eher eine kultische Funktion an 58 . Steinbank und „Thron" befinden sich in dem beachtlich weiträumigen Platz zwischen dem Außen- und dem Haupttor, der an beiden Seiten durch die Stadtmauer ebenfalls geschützt wird 59 . Der gesamte Komplex stellt eine ideale Illustration der alttestamentlichen Ausdrücke „im Tor sitzen" und „auf dem Platz am (im) Stadttor" 6 0 dar. Die umfassende Anlage des gepflasterten Platzes vor dem Außentor, des Platzes zwischen Außen- und Haupttor sowie der Straße bis zur Hügelspitze haben BIRAN zu der Annahme einer königlichen „ceremonial route" veranlaßt 61 . Wann ist der Torkomplex errichtet worden? B I R A N hat ihn früher Jerobeam I. zuschreiben wollen 62 . Gegen diese Einordnung erhob Y. A H A R O N I 63 Einwände und setzte den Torkomplex u. a. unter Vergleich mit dem auffällig ähnlichen, von David erbauten Tor in Beerscheba 64 und dem deutlich andersartigen, von Salomo erbauten in Megiddo 65 in der zweiten Hälfte der Davidzeit an 66 . In dieselbe Richtung, d.h. auf davidische Befestigungstätigkeit, könnten vielleicht „Israelite fortifications of the tenth century B. C. E., or possibly earlier" weisen, die 1979 gefunden wurden 67 . BIRAN selbst möchte zuletzt aber die Errichtung des Torkomplexes eher Ahabs Regierungszeit zuweisen, während ältere Mauerreste am Fuße des Hügels (vielleicht ein früheres Tor?) sowie eine ältere Pflasterung der Straße ihm zufolge auf Jerobeam I. zurückgehen können 6 8 . "
B A 1974, 4 5 - 4 7 (mit Fig. 19 f.); vgl. auch IEJ 1969, 122; BIRAN, Art. T e l D a n , 320. IEJ 1972, 165; BA 1974, 45. 47; BA 1980, 177. 58 Y . AHARONI, Building Activities, 14, dachte unter H i n w e i s auf 2 K ö n 2 3 , 8 an „a high place (bamah) at the entrance of the gate", nicht zuletzt w e g e n des Fundes eines Räucheraltares an der gleichen Stelle im T o r v o n Beerscheba. Andere Vorschläge zuletzt bei Y . SHILOH, Sanctuaries, 152. " Ausmaße: 1 9 , 5 x 9 , 4 m (BA 1974, 48); vgl. auch IEJ 1972, 1 6 4 f . 40 Vgl. G e n 19,1; Rut 4,1; 2 C h r 3 2 , 6 ; P s 6 9 , 1 3 ; 127,5; A m 5 , 1 0 . 1 5 u . ö . ; IEJ 1972, 165; BA 1974, 45. " BA 1980, 177; vgl. schon IEJ 1977, 242 f. " IEJ 1969, 122. 239; IEJ 1973, 110; BA 1974, 49. 63 Building Activities, 13-16, bes. 15 mit A n m . 7 . 64 Zu diesem T o r vgl. Y. AHARONI, Excavations, 111 ff., bes. 119. " Vgl. Y. AHARONI, Building Activities, 14 f., dort (14, Fig. 1) eine vergleichende Skizze der genannten T o r e . 66 67 A . a . O . , 13. 15. IEJ 1981, 103. 68 IEJ 1977, 243; IEJ 1978, 268 f.; BA 1980, 1 7 6 - 1 7 9 . 57
Vergleich der exegetischen und der archäologischen Ergebnisse
7.2.
26 7
Vergleich der exegetischen und der archäologischen Ergebnisse
a) Die Ausgrabungen haben das Bild einer florierenden, wohlhabenden Stadt der SpBr (Stratum VII) vermittelt, die einerseits Zugang zu Importgütern hatte, welche zweifellos einen Weg über das Mittelmeer und phönizische Häfen (Tyrus) genommen hatten, andererseits auch Verbindungen ins Inland pflegte, die nachweisbar bis nach Mesopotamien (Mari) reichten. Die Lage der Stadt an einer Verbindungsstraße zwischen so wichtigen Orten wie Tyrus und Damaskus sowie in der Nähe der Verkehrsverbindung von Palästina nach Norden durch die Biqä' und noch darüber hinaus ihre Wohlhabenheit machen es sehr wahrscheinlich, daß sie eine Zwischenstations-, eine Vermittler- bzw. Umschlagplatz-Rolle zwischen dem phönizischen Tyrus und dem inländischen Handels-Einzugsbereich der phönizischen Händler in Richtung Damaskus und überhaupt östlich von Tyrus inne gehabt hat. Die seit MBr II festgestellten gewaltigen Befestigungs- und Verteidigungsanlagen werden von diesen Faktoren her gut verständlich. Sie dokumentieren ein begreifliches Sicherheitsbedürfnis und das Bewußtsein der Gefährdung durch nichtseßhafte, umherziehende und räuberische Elemente (ab MBr bis einschließlich E i l keine Besiedlung außerhalb der Mauern!), machen aber im Schutz der gewaltigen Befestigungen auch das Aufkommen eines Gefühls der Sorglosigkeit und Sicherheit vorstellbar. Dies alles bestätigt die Charakterisierung der Stadt Lajisch und ihrer Bewohner als wohlhabend und begehrenswert bzw. sorglos und sicher wohnend (Ri 18,7. 10. 27), aber auch dies, daß die Stadt zwar schwer mit Gewalt und offenem Angriff, aber doch durch List und Überraschung eingenommen werden konnte. Die Gefährdung der Stadt, wie sie Gen 49,17 andeutet, erfährt ebenso Beleuchtung wie das von Seiten der in der Deboraschlacht kämpfenden Stämme gesehen kritikwürdige Fernbleiben der Daniten (Ri 5,17aß) bei diesem Kampf. Die Ausgrabungsergebnisse unterstreichen die exegetisch gewonnene Annahme vom Engagement der Daniten u. a. vermutlich im Zwischenhandel, allgemein gesprochen, eine Interessenverflechtung mit den Tyrern, ebenso wie die wahrscheinlich nicht nur zu einem geringen Teil auf Handel, Handelswegen und auswärtigen Verbindungen beruhende Bedeutung von Lajisch, die mit seiner Lage gegeben ist. Dabei braucht den Daniten als den Erben des kanaanäischen Lajisch keineswegs eine bald angenommene, wenig kampflustige Kaufmannsmentalität nachgesagt zu werden. Ihr Verhalten bei Gelegenheit der Deboraschlacht wird bereits durch das Eingebundensein in die Situations- und Territorialbedingungen mit ihren Rechten und Verpflichtungen, in die sich die Daniten durch ihre Zuwanderung und Eroberung gestellt fanden, ausreichend motiviert.
268
Ausgrabungen auf Tel D a n
b) Die Zerstörung von Lajisch Stratum VII zu Anfang der Ei, vom Ausgräber in der 1. Hälfte des 12. Jh. v.Chr. angesetzt, läßt sich gut mit der aus den danitischen Uberlieferungen gewonnenen Datierung der Lajisch-Eroberung durch die Daniten im 1. Drittel des 12.Jh. v.Chr. vereinbaren. Besonders bemerkenswert ist es, daß die Zerstörung keineswegs die Heftigkeit und den Umfang anderer Zerstörungen palästinischer Orte dieser Zeit erreicht hat. Dem "Wortlaut von Ri 18,27 f. widerspricht dieser Tatbestand allerdings, denn dort wurde von radikaler Vernichtung gesprochen. Der Widerspruch löst sich aber dadurch auf, daß sich bereits bei der Exegese die Aussage von der radikalen Vernichtung der Stadt und ihrer Bewohner als eine spätere, schematische Formulierung herausgestellt hatte. Diesem exegetischen Ergebnis tritt nun der archäologische Befund einer weniger schweren Zerstörung ergänzend und befestigend an die Seite. In der Tat wäre auch eine vollständige oder auch nur weitgehende Vernichtung von Stadt und Bewohnern von der Absicht und der Situation der erobernden Daniten her geradezu widersinnig: Eine niedergebrannte Stadt war gerade nicht das Ziel, sondern eine, in der sich die Eroberer möglichst ohne Mühe und mit größtmöglichem Nutzen niederlassen konnten. Daß bei der Eroberung doch Feuer ausbrechen und sich ausbreiten konnte, wie die Grabungsergebnisse andeuten, ist bei der enggedrängten orientalischen Häuserbauweise leicht zu verstehen. Ri 17-18 berichtet von einem Wanderungs- und Eroberungszug mit der Absicht der Neuansiedlung. Dem entspricht sowohl der Tatbestand der nicht sehr starken Zerstörung von Stratum VII als auch die unmittelbar folgende Aufsiedlung (Stratum VI) durch neue Kulturträger 69 sowie schließlich eine feststellbare Kontinuität auf ökonomischem Gebiet 70 . 69
N e b e n der o., 2 6 1 - 2 6 3 , beschriebenen soziokulturellen Vergleichbarkeit zwischen H a z o r Stratum XIII sowie X I I / X I einerseits und Lajisch/Dan Stratum VII sowie V I / V andererseits, die sich in parallelen Erscheinungen äußerte, gibt es Unterschiede, die den verschiedenen Charakter der Eroberung von H a z o r Stratum XIII sowie Lajisch Stratum VII deutlich machen: a) D i e Zerstörung von H a z o r Stratum XIII war eine vollständige, die Unterstadt kam zu einem völligen Ende (Y. YADIN, H a z o r , 252 f.; DERS., Art. H a z o r , 477 ff. 495). D a g e g e n war die Zerstörung von Lajisch Stratum VII nicht besonders schwer (BA 1974, 35). b) In H a z o r findet sich zwischen Stratum XIII und X I I außer der Aschenschicht „a certain gap" (YADIN, Hazor, 254; DERS., Art. H a z o r , 485), eine Erdschicht ( H . BARDTKE, Bibel, 210), die sich ansammelte, bevor die Frühisraeliten von Stratum X I I dort siedelten. D a g e g e n kann auf Teil el-QädT zwischen Stratum VII und VI keine Besiedlungslücke oder Erdschicht nachgewiesen werden. Mit beidem wird unterstrichen, daß in H a z o r die Eroberer nur eine Zerstörungs-, nicht aber eine Besiedlungsabsicht hegten (vgl. Jos 1 1 , 1 0 - 1 3 ) . U m g e k e h r t sprechen auf Teil el-Qädl beide Tatbestände für eine eigene, unmittelbare Niederlassungsabsicht der Eroberer.
Vergleich der exegetischen und der archäologischen Ergebnisse
269
c) Der Übergang von Stratum VII zu Stratum VI wurde neben der erwähnten Brandzerstörung von einem charakteristischen und eindeutigen Wechsel in der materiellen Kultur begleitet. An die Stelle der wohlhabenden kanaanäischen Stadt von Stratum VII trat die bescheidenere seminomadische Siedlung Stratum VI, die u.a. einen neuen, wenn auch nicht nur spezifisch frühisraelitischen, so doch f ü r Ei I bezeichnenden Keramiktyp („collared rim") enthielt. Bei den Bewohnern dieses Stratums an die bisher allenfalls vorübergehend, nicht aber auf lange Dauer fest angesiedelten Daniten gemäß Ri 17-18, besonders Ri 18,1, zu denken, liegt nahe. D a ß Stratum VI ohne einen eigentlichen Bruch in Stratum V übergeht, so daß der Ausgräber von zwei Phasen eines Stratums sprechen möchte, Stratum V sich in der materiellen Hinterlassenschaft bei aller Ähnlichkeit mit Stratum VI allerdings kulturell fortgeschrittener und konsolidiert zeigt, läßt sich als eine bestätigende Illustration unserer exegetischen Ergebnisse zu Ri 5,17 a β deuten: Die Daniten haben sich als Besitz- und Rechtsnachfolger der Lajisch-Kanaanäer in die lokalökonomische und -politische Situation des Gebietes und der Stadt selbst eingefügt und sind zur Zeit der Deboraschlacht allem Anschein nach wirtschaftlich mit Tyrus verbunden. Das wachsende Eingebundensein in einen städtischen Organismus, sich herausbildende wirtschaftliche Bindung bzw. Eintritt in die traditionellen Bindungen an die Phönizier und Anteil, d. h. Interessiertheit am Zwischenhandel erklären das Fernbleiben der Daniten von der Deboraschlacht ebenso wie das gegenüber Stratum VI in Stratum V (wieder) angestiegene materiell-kulturelle Niveau 7 1 . Die allgemeine und spezielle Parallelität der Erscheinungen in H a z o r Stratum XIII sowie Stratum X I I / X I einerseits und Lajisch/Dan Stratum VII sowie Stratum V I / V andererseits, ebenso wie die relative zeitli70 Ein M o m e n t der Kontinuität von Lajisch Stratum VII zu VI besteht zweifellos im weitergehenden Kontakt mit Tyrus, unabhängig davon, ob es sich um direkte Dienstleistungen dort, um Geleitschutz oder Zwischenhandelsgeschäfte gehandelt hat (vgl. dazu auch IEJ 1978, 270; BA 1980, 175). D a n e b e n ist in Lajisch/Dan die seit alters hier betriebene Bronzeherstellung fortgeführt w o r d e n (IEJ 1974, 263; IEJ 1976, 205; BA 1980, 174). Auf traditionelle Bronzeherstellung in Syrien-Palästina in MBr II Β wies A. MALAMAT, Northern Canaan, 164f.; zum Zinnhandel im Zusammenhang damit zwischen M e s o p o t a mien und H a z o r vgl. YADIN, H a z o r , 245 mit A n m . 5 ; MALAMAT, a . a . O . , 164ff., bes. 164. 168. 170; für die Handelsverbindungen von Lajisch mit der Mittelmeerwelt und M e s o p o tamien (Zinnhandel) vgl. MALAMAT, Destinations, 34 ff. D i e s alles illustriert das zu erwartende Interesse der danitischen Eroberer am weiteren Florieren der einheimischen traditionellen Wirtschaft, dem möglicherweise die alte kanaanäische Bevölkerung dienstbar gemacht worden sein wird. 71 H i n z u k o m m t zur Begründung des Fernbleibens vom Deborakampf aber sicherlich D a n s Lage am Rand des israelitischen Stämmegebietes. N i c h t zufällig sind alle getadelten Stämme in Ri 5 Randsiedler!
270
Ausgrabungen auf Tel D a n
che Nähe der Siedlungsumbrüche (Machtwechsel) in Hazor (Ende des 13.Jh. v.Chr. 72 ) und Lajisch (1. Drittel des 12.Jh. v.Chr.) machen es wahrscheinlich, daß beide Ereignisse in dieselbe geschichtliche Bewegung der allmählichen Ablösung alter kanaanäischer Stadtstaatenherrschaften durch präisraelitische bzw. frühisraelitische Aufsiedlung jener, völlige Neuansiedlungen oder Neuaufsiedlungen schon länger verlassener Teils an der Wende von SpBr zu Ei I mit ihren teilweise bleibenden Verbindungslinien, aber auch ihren neuen, veränderten Momenten 7 3 einzuordnen sind. Die spektakuläre Vernichtung von Hazor, dem „Haupt aller dieser Königreiche" (Jos 11,10) im Norden des Landes, könnte eine Art von Sogwirkung auf jene Ansiedlungswilligen ausgeübt haben, zu denen auch die Daniten zu rechnen sind 74 . Damit ergibt sich ein Hinweis auf ein zumindest partielles Motiv der Daniten zur Wanderung ausgerechnet in den fernen Norden, ins galiläische Gebiet und von dort nach Lajisch 75 . d) Eine Verstehenshilfe bieten die Ausgrabungen auf Teil el-Qädl auch für die Mitteilung und Datierung des Endes des Pesels Michas (Ri 18,31). Die festgestellte heftige Zerstörung von Stratum V etwa im 3. Viertel des 11. Jh. v.Chr. bildet eine Gelegenheit, bei der das Pesel vernichtet worden sein mag und die zeitlich nach dem Wortlaut von Ri 18,31 etwa mit dem Zeitpunkt zusammenfiel, bis zu dem „das Gotteshaus in Schilo war" 76 . Die Analyse von Ri 17-18 hatte gezeigt, daß Ri 18,31 mit der Schilo-Anspielung nicht zur ursprünglichen danitischen Überlieferung gehört, sondern redaktionell zur Orientierung viel später lebender, nichtdanitischer Hörer hinzugefügt wurde. Daß der Erzähler bzw. Redaktor seinen Hörern das Ende des Pesels in Dan, also ein rela72 Vgl. Y. YADIN, H a z o r , 258. 260; DERS., Fifth Season, 54 (2. Hälfte des 13. Jh. v.Chr. bzw. 1230 v.Chr.); DERS., Art. H a z o r , 494 (2. Drittel des 13. Jh. v.Chr.); J. GRAY, H a z o r , 40 (1225 v.Chr.); vgl. aber V. FRITZ, Ende, 126 (um 1200 v.Chr.; FRITZ möchte die Zerstörung den Seevölkern zuschreiben, a . a . O . , 138f.). 73 Zu dieser Ubergangsphase vgl. forschungsgeschichtlich vor allem M. WEIPPERT, Landnahme; neuerdings in sehr knapper Form Y. YADIN, Transition; in letzter Zeit und konkret, z . T . im Blick auf Einzelbeispiele, vgl. z . B . H.J.FRANKEN, Palestine, 3 3 2 f f . ;
Η . M Ü L L E R - K A R P E , E n d e ; M . WEIPPERT, „ C o n q u e s t " , b e s . 2 5 - 3 4 ; J . A . CALLAWAY, A r t .
Ai,
4 9 f f . ; V. FRITZ, Bedeutung, 121 ff., bes. 132ff.; DERS., Israelite „Conquest", 61 ff.; Α. ΒΙRAN, BA 1980, 173 f.; B. MAZAR, Settlement, 75 ff.; vgl. auch die Untersuchungen von Y. AHARONI in Obergaliläa (dazu s. oben, 85 mit A n m . 9 1 ) sowie besonders wichtig und aufschlußreich neuestens die Ergebnisse der Untersuchung der früheisenzeitlichen Siedlung Giloh am Südrand der Ebene Refaim durch A. MAZAR, Giloh, 1 ff., bes. 18 ff. 26 ff. 30. 32 ff.; DERS., Sites, 167 ff. 74
Vgl. dazu schon oben, 85, A n m . 9 1 ; 2 6 1 - 2 6 3 . 268, A n m . 6 9 . Die Daniten könnten durchaus eine Weile in friedlicher Symbiose mit den autochthonen Kanaanäern Nordgaliläas gelebt haben (vgl. die grundsätzlichen Erwägungen bei V. FRITZ, Bedeutung, 132 ff.), ehe sie den Überraschungscoup gegen Lajisch unternahmen. 76 Vgl. oben, 123-128. 75
Vergleich der exegetischen und der archäologischen Ergebnisse
271
tiv unbekanntes, nur lokal bedeutsames Ereignis zeitlich mit Hinweis auf ein in ganz Israel jedem Menschen zweifellos (zeitlich) bekanntes Ereignis erläutert, ist leicht zu verstehen; möglich war dieser Zeitbezug, weil beide Ereignisse zeitlich nahe beieinander gelegen haben müssen! Auch von hier erweisen sich daher die bereits in der Exegese abgelehnten textkritischen Operationen am masoretischen als überflüssig. Die Ausgrabungsergebnisse, denen zufolge nur wenig Zeit zwischen der heftigen Zerstörung von Stratum V und dem Wiederaufbau der Stadt in Stratum IV verging, auch zum Teil Mauern wiederbenutzt und auf alten Fundamenten gebaut wurden, deuten auf einen plötzlichen, schnell vorübergehenden Uberfall eher als auf eine längerdauernde, fremde Besetzung oder gar einen Bevölkerungs- oder Besitzerwechsel hin. Die Zerstörung könnte möglicherweise Folge des Uberfalls oder reines der Uberfälle (mit Raub- und Vernichtungsabsicht, deshalb die heftige Zerstörung, nicht aber mit Ansiedlungsabsicht der Angreifer!) sein, denen Dan in seiner Grenzlage mehr als andere Ortschaften ausgesetzt war und deren Abwehr den Hintergrund von Gen 49,17 bildet. e) Mit der am Areal der Kulthöhe in der 2. Hälfte des 10. Jh. v. Chr. und dem gewaltigen Torkomplex in der 1. Hälfte des 9.Jh. v.Chr. sichtbar werdenden königlichen Bau- und Befestigungstätigkeit geht die Herrschaft bzw. Regie über die Geschehnisse im allgemeinen und die Großbauten im besonderen in Dan als einem strategisch wichtigen Grenzort deutlich aus den H ä n d e n der Daniten in die H ä n d e des Königtums über. Die Daniten verlieren ihre Rolle als allein prägender Faktor der Stadt. An die Stelle der Stammesinteressen treten in wachsendem Maße Staatsinteressen.
8. Daniten und Danuna Zur Frage möglicher Zugehörigkeit der israelitischen Daniten zu den in ägyptischen Texten (einschließlich der Amarnakorrespondenz) genannten Danuna, den Danumm der Kilamuwa- und der Karatepe-Inschriften sowie den griechischen Danaoi Die Untersuchungen zur Geschichte der israelitischen Daniten könnten mit der Feststellung schließen, daß, was H e r k u n f t und frühestes Auftreten betrifft, sich die Spur dieser Gruppe im Ostjordanland in der 1. Hälfte des 13. Jh. v.Chr. verliert, vielleicht unsere Kenntnis aber auch schon mit dem Aufenthalt der Daniten in M a n ö h ö seit Beginn des letzten Drittels des 13.Jh. v.Chr. ihren frühesten Punkt erreicht hat. Jedoch sind die Daniten zuerst von C. H . G O R D O N , dann von Y . YADIN in jeweils besonderer Weise in Hypothesen einbezogen worden, die f ü r die Frage nach ihrer H e r k u n f t von erheblicher Bedeutung wären und über das hier Erarbeitete einen beträchtlichen Schritt hinausführten, erwiesen sich diese Hypothesen als stichhaltig. U m es zur leichteren Orientierung vorwegzunehmen: Sowohl G O R D O N als auch YADIN geht es bei beträchtlichen Unterschieden im Ausgangspunkt und in den Einzelheiten der Argumentation - darum zu zeigen, daß die israelitischen D a niten ursprünglich Bestandteil einer im gesamten Ostmittelmeerraum verbreiteten Volksgruppe bzw. eines Großstammes waren, alle in der obigen Kapitelüberschrift genannten Gruppen umfassend.
8.1. Die Thesen von C. H .
GORDON1
Nach G O R D O N war Palästina in viel stärkerem Maße „a mediterranean country" als dies in weiten Teilen des Alten Testaments zum Ausdruck kommt. „Historie Greece and Israel sprang f r o m a basically Semitic Minoan-Canaanite culture of the second millenium; later they developed respectively their distinctive classical cultures during the first two thirds of the first millenium; finally they came together in the predominantly Greek Hellenistic Order." 2 M . a . W . „ . . . Israel and Greece were rooted in the same West Semitic World of the second millenium B. C., mutatis mutandis"1. Wenn auch die Intensität der Verbindungen zwischen dem griechischen Raum und Palästina in verschiedenen Zeiten 1
Factor, 19 ff.
2
A . a . O . , 21.
3
A . a . O . , 20.
274
Daniten und D a n u n a
unterschiedlich gewesen sei, so habe es doch immer solche Verbindungen gegeben 4 . „The Philistines from the Aegean" nennt G O R D O N als eines der Verbindungsglieder; auch sonst habe es „some give-and-take between Greece and Israel" gegeben 5 . Als ein weiteres Bindeglied stellt G O R D O N die Daniten dar. „The role of Dan is of particular importance." 6 Auf welche Argumente stützt G O R D O N sich? a) Ri 5,17 zeige, daß Dan „a sea people, dwelling in ships" gewesen sei. b) Dan sei „related onomastically to Danan-/Danun(a) with the suffix - ä n > - ö n " . Diese Gruppe Danan-/Danun(a) müsse sehr groß gewesen sein, „for it is well nigh ubiquitous": G O R D O N rechnet zu ihr die griechischen Danaoi, die in den Inschriften Ramses' III. genannten Danuna (Denyen), die in den Karatepe-Texten erwähnten Danunlm und andere. c) Die Richtigkeit der Identifizierung aller dieser Namen (bzw. Gruppen) als verschiedensprachige Bezeichnungen von Teilen eines zusammengehörigen Großstammes voraussetzend, meint GORDON, es sei „quite possible that the tribe of Dan was a segment of that great sea people" der D a n u n a / D a n a o i / D a n i t e n 7 . In diesem Entwurf werden die israelitischen Daniten in einen außerordentlich weiten historisch-geographischen Rahmen gestellt. Ist diese Einbeziehung aber sachlich gerechtfertigt? Ad a) Die Deutung von Ri 5 , 1 7 a ß in dem von G O R D O N angenommenen Sinne ist weder die einzig mögliche noch auch die wahrschein4
A . a . O . , 19. A . a . O . , 21. 6 Ebd. 7 Ebd. - Im H i n t e r g r u n d der hier so kurz formulierten These von GORDON steht die seit Jahrzehnten währende Diskussion um die H e r k u n f t der gegen Ägypten anrückenden fünf Seevölker im 8. Jahr Ramses' III. Die umfangreiche Literatur zur Sache, die gerade in den letzten Jahren stark angewachsen ist, kann hier nicht einmal im Ausschnitt genannt werden, vgl. aber immerhin unten Anm. 16. Speziell zur Diskussion um die H e r k u n f t der D a n u n a unter den Seevölkern vgl. am umfassendsten M . C . ASTOUR, Hellenosemitica, 1-112 (s.u., 276ff.), wogegen die kurze Behandlung bei A. STROBEL, Seevölkersturm, 201-207, in diesem P u n k t im Vergleich zu ASTOUR eher einen Rückschritt bildet. - W ä h rend die Gleichsetzung der Seevölker-Danuna mit den D a n a o i schon seit langem vertreten wird (m.W. seit E. DE ROUGE, 1861 [zit. bei A. GARDINER, Onomastica I, 125*]; vgl. 5
u . a . A . GARDINER, a . a . O . , 124*—127*; F. SCHACHERMEYR, F r ü h g e s c h i c h t e , 4 7 f . ; DERS., A r t .
D a n u n a , 120; V. GEORGIEV, Sur l'origine, 136ff.; P. KRETSCHMER, Danaver, 190ff.; G. A. WAINWRIGHT, Teresh, 205 f.; B. MAZAR, Philistines and their Wars, 167, Anm. 10; R. O . FAULKNER, Egypt, 242; F. Η . STUBBINGS, Recession, 339f.; R . D . BARNETT, Sea Peoples, 365. 377; zuletzt A. STROBEL, a . a . O . , 203ff.; eher zurückhaltend KAI 11,39, deutlich ablehnend z.B. D . L . PAGE, History, 1 mit Anm. 1 (auf S.21-23); W . HELCK, Beziehungen (1979), 138; vermittelnd K.A. KITCHEN, Philistines, 58 mit Anm. 36), hat wohl erst GORDON die israelitischen Daniten betont in die D a n u n a / D a n a o i - H e r k u n f t s d e b a t t e einbezogen. Vgl. auch noch unten Anm. 61.
D i e T h e s e n v o n C . H . GORDON
275
lichste. Vielmehr hat sich uns eine andere Deutung ergeben, die f ü r 8 G O R D O N S Auffassung keinen Raum läßt . Ad b) Die sprachliche Vereinbarkeit der verschiedenen Gruppennamen, selbst wenn sie bereits bewiesen wäre (der Nachweis fehlt aber bei GORDON!), reicht allein nicht aus, um ethnische Zusammengehörigkeit klar zu beweisen. Ad c) Diese Vermutung G O R D O N S steht auf schwankendem Boden, weil die dabei von G O R D O N vorausgesetzten Identifizierungen von ihm nicht nur nicht sprachlich nachgewiesen wurden, sondern auch f ü r eine historische und geographische Zuordnung der Daniten zu den Danuna/Danaoi kein stichhaltiges Argument geboten worden ist 9 . Die Möglichkeit f ü r GORDON, in den Daniten ein Argument f ü r seine These von einem ostmediterranen Kulturzusammenhang 1 0 zu finden, hängt also an der von ihm nicht nachgewiesenen sprachlichen und sachlichen Identifizierbarkeit der unter b) genannten Bezeichnungen und Gruppen. Ließen sie sich auf eine gemeinsame Wurzel zurückführen und dabei auch die israelitischen Daniten begründeterweise mit einbeziehen, so stellte selbst das Scheitern von G O R D O N S unter a) erwähnten Interpretation von Ri 5,17 a β kein Hindernis mehr dar. Es wäre mit der erwiesenen Richtigkeit der These G O R D O N S zudem ein bemerkenswerter Hinweis auf die H e r k u n f t der israelitischen Daniten gefunden. Da G O R D O N aber, wie bereits gesagt, den Nachweis einer gemeinsamen Basis der genannten Bezeichnungen bzw. einer eventuellen ursprünglichen Zusammengehörigkeit der Danuna, Danaoi und Daniten nicht antritt, jedoch M . C . ASTOUR sich in einer breit angelegten und m. E . ebenso sorgfältigen wie material- und kenntnisreichen Studie 1 1 u.a. gerade die8 Vgl. oben, 56-58. ' D e r Spruch Gen 49,16, den GORDON in diesem Z u s a m m e n h a n g a n f ü h r t (Factor, 21 f.), bildet kein Argument in seinem Sinne. Selbst falls er besagte, d a ß D a n in einen bestehenden Stämmebund a u f g e n o m m e n wurde, dem er vorher nicht angehörte (vgl. dagegen aber oben, 204-211), belegt er keinesfalls, daß die Daniten vorher zu den D a n u n a der Seevölker gehörten! 10 Factor, 27; vgl. ähnlich S. MARINATOS, Hints, 266 f. Weitere Lit. zum Verhältnis bzw. zur Ähnlichkeit griechischer und nahöstlicher Zivilisation bei A. F. CAMPBELL, H o mer, 30, Anm. 1, der selbst scharfe Kritik in sachlicher und methodischer Hinsicht an GORDON übt (a.a.O., 45). CAMPBELL gesteht f ü r den ostmittelmeerischen Raum kulturell (literarisch, mythologisch) durchaus „some form of contact" zu (a. a. Ο., 44), warnt aber vor der zu schnellen Behauptung gemeinsamer „Wurzeln" (so GORDON, Factor, 20 u. ö.) auf der Basis zu schmaler Untersuchungen und zu allgemeiner Vergleichspunkte ( a . a . O . , 44 f.) oder der Behauptung einer parallel strukturierten griechischen und hebräischen Zivilisation auf gemeinsamem ostmediterranem Fundament (so GORDON, Bible, 9 und passim; DERS., Factor, 20 f. 27. 29; dagegen CAMPBELL, a. a. O.). N o t w e n d i g sind hier differenzierende Detailuntersuchungen wie ζ. B. F. DIRLMEIER, Epos; W . BAUMGARTNER, Sagenbe-
z i e h u n g e n ; M . C . ASTOUR, H e l l e n o s e m i t i c a ; F. SCHACHERMEYR, Ä g ä i s ; G . G . COHEN, S a m -
son; neuestens besonders W. HELCK, Beziehungen (1979). 11
Hellenosemitica, darin bes. 1-112.
276
Daniten und Danuna
ser Aufgabe, soweit ich sehe, am eingehendsten gewidmet hat, ist es angebracht, seine Ergebnisse hier einzuschalten: Ein Reich westsemitischer Danuna ist im ostkilikisch-nordwestsyrischen Raum 12 spätestens bald nach 1400 v.Chr. 13 dokumentarisch nachweisbar, das damals bereits eine dynastisch geregelte Thronfolge kannte, also schon auf Entwicklung und Geschichte zurückblicken konnte. Ebenfalls inschriftlich belegt ist das Reich der Danunlm in Ostkilikien bis kurz vor 700 v. Chr.14. Teile der westsemitischen Danuna Ostkilikiens zogen zwischen 1550 und 1450 v. Chr., wahrscheinlich entlang der südkleinasiatischen Küste, in einer Expansionsbewegung bis nach Griechenland, etablierten sich auf der Peloponnes, entwickelten sich zu einer beachtenswerten Bevölkerungsgruppe (Danaoi), deren Ahnfigur Danaos zusammen mit anderen, aus Kilikien mitgebrachten Elementen Eingang in die griechische Mythenwelt fand 15 . Im Verlauf 12
Hierher weist die Erwähnung des Landes Danuna ( k u r D a - n u - n a ) in EA 151, 52 ff. entsprechend dem von N o r d e n nach Süden fortschreitenden Bericht des Abimilki von Tyrus. Das durch die Kilamuwa-Stele und die Karatepe-Inschriften f ü r spätere Zeit in Ostkilikien bezeugte Reich der D a n u n l m stützt und präzisiert diese Lokalisierung; anders neuerdings N . K . SANDARS, Sea Peoples, 156. 161 f. (unter Berufung auf A. GOETZE, Cilicians, 50), die das Danuna-Gebiet im Raum zwischen Iskenderun und H a t a y an der Küste nördlich der O r o n t e s m ü n d u n g sucht. 13 Zur Datierung des von einem Thronwechsel im Lande D a n u n a ( k u r Da-nu-na) berichtenden Briefes des Abimilki (EA 151, 52-55) vgl. f r ü h e r J. DE KONING, Studien, 136. 202f.; E.F. CAMPBELL Jr., Chronology, 71. 135 (zwischen 1365 und 1358 v.Chr.); zuletzt H . J . KATZENSTEIN, History, 33-45 (13. Jahr Echnatons). Vgl. auch W.F.ALBRIGHT, Araarna Letters, 101 f. Zum historischen Hintergrund vgl. neben KATZENSTEIN, a . a . O . , 28-45, und ALBRIGHT, a . a . O . , passim, auch G. A. WAINWRIGHT, Abimilki's News, 175f.; A. GOETZE, Struggle, 1 ff.; C. ALDR'ED, Egypt, 49ff.; J. GRAY, Ugarit, 151 f. - Falls man mit E. EDEL die f r ü h e r von ihm mit Rhodos (Ortsnamenlisten, 33 ff. 53 ff.), zuletzt aber mit dem kilikischen Danuna-Reich (Identifikationen [1974], 20; Identifikationen [1975], 63 f.) verbundene Erwähnung eines Landes tj-n!-jj-w in einer Inschrift Amenophis' III. sowie vielleicht auch einer Inschrift Tuthmosis' III. (s.u. Anm. 15) hinzuziehen dürfte, begänne die Bezeugung des Danuna-Reiches in Kilikien sogar schon Mitte des 15. Jh. v. Chr. Jedoch muß gegenüber EDEL ein anderer Identifizierungsvorschlag von W. HELCK b e r ü c k s i c h t i g t w e r d e n , m i t d e m a u c h K . A . KITCHEN, A . STROBEL u n d G . A . LEHMANN ( s . u .
Anm. 15) übereinstimmen. 14 Stele des Kilamuwa von Sam'al (Zeit Salmanassars III., 858-824 v.Chr.), vgl. KAI I,4 f.; II, 30-34 (Nr. 24) und schon A N E T , 500f. (jeweils mit Bibliographie); vgl. zuletzt M. O'CONNOR, Rhetoric, 15ff. - Zu den Bilinguen des Azitawadda (ca. 720 v.Chr.) auf dem Karatepe vgl. A N E T , 499 f. und KAI 1,5 f.; II, 35-43 (Nr. 26), jeweils mit Bibliographie; vgl. darüber hinaus noch R . T . O'CALLAGHAN, Phoenician Inscription, 233 ff.; P. KRETSCHMER, Danaver, 186 ff.; insgesamt auch ASTOUR, Hellenosemitica, 1 ff.; M .
WEIPPERT, Z D M G S u p p l . I: 1 ( 1 9 6 9 ) , 191 f f . 15 Zu dem von ASTOUR vorgeschlagenen Zeitraum der Abwanderung von Danunlm aus Ostkilikien nach Westen f ü g t sich nicht nur die A n k u n f t des Danaos in Griechenland um 1520 v.Chr. nach dem parischen M a r m o r (ASTOUR, a . a . O . , 109; ähnliche Angaben zusammengestellt bei STROBEL, Seevölkersturm, 204-206), sondern chronologisch und geographisch auch die Erwähnung eines Fürsten von tj-n'-jj in einer Tributliste des 42. Jahres Tuthmosis' III. (1448/7 v.Chr.) (vgl. hierzu u.a. J. STRANGE, Caphtor, 96f.) sowie
277
D i e T h e s e n v o n C . H . GORDON
der Seevölkerwanderungen nach 1200 v.Chr. 16 zogen gemeinsam mit anderen Volksgruppen(teilen) des kretisch-ägäischen Raumes 17 Teile dieser ehemals aus dem Osten gekommenen Danaoi = Danuna (wieder) nach Osten (zurück). Sowohl die Danuna unter den Seevölkerdie Nennung eines Landes tj-n'-jj-w auf der Liste E N eines Statuensockels des Totentempels Amenophis' III. (1405/02-1367/63 v.Chr.) (Abb. der Liste und Kommentar bei E. EDEL, Ortsnamenlisten, 33 ff. u. T f . III; J. STRANGE, Caphtor, 21-23), wenn man mit W. HELCK, Rez. Edel, 73; DERS., Beziehungen (1979), 29-33, bes. 30; K.A. KITCHEN, Philistines, 54; A. STROBEL, Seevölkersturm, 107 f. 201 f.; G.A.LEHMANN, „Seevölker"-Herrschaften, 93, Anm.67, dieses tj-n'-jj-w mit den Danaoi und einem entsprechenden Reich in Griechenland, vielleicht einem Großteil der Peloponnes, identifizieren darf. Für einen Überblick zum Problem der letzteren Inschrift sowie eigene Vorschläge vgl. zuletzt J. STRANGE, Caphtor, 21-27 (mit weiterer Lit.) - Zu der seit langem vermuteten Verbindung der Seevölker-Danuna mit den Danaoi vgl. oben Anm.7. 16 Aus der sehr umfangreichen Literatur zum Problem der Seevölker seien aus neuerer Zeit wenigstens auswahlweise folgende Beiträge hervorgehoben: Am umfassendsten zuletzt A. STROBEL, Seevölkersturm; N . K . SANDARS, Sea Peoples (mit Bibliographie, 214f.), daneben T . Dothan, Reflections; G. A. WAINWRIGHT, Sea-Peoples; W. HELCK, Beziehungen (1962), 240ff.; DERS., Seevölker; DERS., Beziehungen (1979), 132ff.; B. HROUDA, Ein-
w a n d e r u n g ; T . C . MITCHELL, P h i l i s t i a ; R . STADELMANN, A b w e h r ; M . WEIPPERT, R e z . D o -
than; A. MALAMAT, Decline; R. DE VAUX, History, 501-516; Κ. A. KITCHEN, Philistines; R. D . BARNETT, S e a
Peoples;
W.F.ALBRIGHT, Syria;
A . NIBBI, S e a
Peoples;
W . WID-
MER, Darstellung. - Zum weiteren Umkreis vgl. neben ASTOUR, Hellenosemitica, u.a. H . KLENGEL, G e s c h i c h t e S y r i e n s 1 - 3 ; J. GRAY, U g a r i t ; G . A . LEHMANN, U n t e r g a n g ; DERS.,
„Seevölker"-Herrschaften; A. GOETZE, Struggle; DERS., Hittites; M. S. DROWER, Ugarit; R . O . FAULKNER, Egypt; H . W . CATLING, Cyprus; Η . MÜLLER-KARPE, Ende. - Zur (krisenhaften) Situation in Ägäis und mykenischem Griechenland sowie möglichen Ursachen der Seevölkerbewegung vgl. z.B. A . M . SNODGRASS, D a r k Age, bes. 296ff. 360ff.; R. A . CROSSLAND/A. BIRCHALL ( E d s . ) , B r o n z e A g e M i g r a t i o n s ; F. Η . STUBBINGS, R e c e s s i o n ; V . R . d ' A . DESBOROUGH
and
Ν . G . L . HAMMOND,
End;
A . STROBEL,
Seevölkersturm,
173-175. 265ff.; P. ALIN, Decline; N . K . SANDARS, Sea Peoples, bes. 55ff. 179ff.; W. Η . STIEBING, End (mit Bibliographie). - Für die ägyptischen Quellen über die Seevölkerkämpfe Ramses' III. vgl. H . H . NELSON u.a. (Eds.), Medinet Habu I; W. ERICHSEN, Papyrus Harris, 92f.; K.A. KITCHEN, Ramesside Inscriptions V/1. O x f o r d 1970 (mir nicht zugänglich); BREASTED, Records IV, 33 ff.; A N E T , 262 f. und zuletzt die leicht zugängliche Zusammenstellung bei A. STROBEL, Seevölkersturm, 7-19. Für die wichtigsten Abbildungen der Seevölkergefangenen Ramses' III. vgl. R. LEPSIUS, Denkmäler III, 211; H . H . NELSON, Medinet Habu I, pl. 41—44; DERS., Naval Battle. 17 Die H e r k u n f t der Ägypten nach 1200 v.Chr. angreifenden Seevölker ist seit Jahrzehnten umstritten (vgl. die Literaturauswahl der vorigen Anm.), auch heute existiert keine opinio communis. Immerhin scheint gegenwärtig eine Neigung in den Vordergrund zu treten, die H e r k u n f t weniger in großer Entfernung (Balkan [vgl. d a f ü r in letzter Zeit z.B. R. STADELMANN, Abwehr, 163f.] oder noch nördlicheres Europa) als vielmehr im griechisch-ägäischen Raum einschließlich Kreta sowie in West-, Süd- und Südostanatolien, wenn nicht evtl. sogar in Nordwestsyrien zu suchen, ohne daß in der genaueren Eingrenzung von einzelnen Seevölker-Herkunftsgebieten Ubereinstimmung und Sicherheit besteht, vgl. neben dem Überblick bei R. DE VAUX, History, 502 ff.: R. D. BARNETT, Sea Peoples, 372 ff.; A. NIBBI, Sea Peoples, 66; A. STROBEL, Seevölkersturm, 48-54. 101 ff. 159ff., bes. 163ff. 190-209. 233ff.; G.A. LEHMANN, „Seevölker'-Herrschaften, 83. 92ff.; W. HELCK, Seevölker, 15-18; DERS., Beziehungen (1979), 137f.; N . K . SANDARS, Sea Peoples, 161 f. 166ff. 198 ff.; J. STRANGE, Caphtor, 157ff. A. STROBEL brachte diese T e n d e n z
278
Daniten u n d D a n u n a
Gegnern Ramses' III. als auch die griechischen Danaoi haben demnach letztlich ihre Wurzel in der westsemitischen Bevölkerung des DanunaStammlandes Ostkilikien. Eine detaillierte Auseinandersetzung mit A S T O U R unter Berücksichtigung seither erschienener Literatur18 ist hier nicht möglich. Unzweifelhaft bildet seine Sicht einen imponierend in sich geschlossenen und diskutablen Entwurf. M.E. hat A S T O U R den westsemitischen Charakter des Danunareiches eindrücklich unterstrichen. Die Möglichkeit der von ihm erstmals angenommenen Expansion des Danunareiches nach Westen wird nicht unbesehen bestritten werden können, bedarf aber weiterer Nachprüfung und Nachweise 19 . Es darf aber auch nicht übersehen werden, daß man bei dem Versuch des Nachweises eines Zusammenhanges zwischen „östlichen" Danuna/DanunTm und „westlichen" Danaoi bei den letzteren keinesfalls auf auch nur annähernd gleichwertig festem, nämlich dokumentarisch gesichertem Boden steht wie bei den kilikischen Danunlm bzw. den Seevölker-Danuna 20 .
bereits auf die Formulierung vom „Zentrum des Seevölker-Aufbruchs im R a u m der spätmykenischen G r o ß k o i n e " ( a . a . O . , 257, vgl. auch a . a . O . , 169. 173-175. 237). D a z u f ü g e n sich gut die zuletzt von N . K . SANDARS, Sea Peoples, 5 5 f . 179ff. 197ff., u n d W . H . STIEBING, End, 7 f f . (weitere Lit. hierzu s. vorige Anm.), herausgestellten krisenhaften Erscheinungen dieses Raumes. - Vgl. z u r H e r k u n f t speziell der D a n u n a noch unten Anm. 61. 18 N e b e n schon in Anm. 16 g e n a n n t e r Literatur vgl. u . a . noch D.J. WISEMAN, Alalakh; O . R. GURNEY, Bogazköy; J. M . COOK, Settlement; G. S. KIRK, H o m e r i c Poems; weitere wichtige Lit. z u r Sache bei N . K . SANDARS, Sea Peoples, 2 1 4 f . Ü b e r die von ASTOUR verarbeitete Literatur hinaus vgl. u . a . F. SCHACHERMEYR, Frühgeschichte, 27ff.; Α . H . GARDINER, Onomastica I, 124* ff. 195* ff.; R . T . O'CALLAGHAN, Portal Inscription; DERS., P h o e nician Inscription; F. DIRLMEIER, Epos; KAI II, 31 ff. 38 ff. 19 Vgl. schon ASTOUR selbst, Hellenosemitica, passim, bes. 323-361. An hier notwendigen Spezialstudien vgl. zuletzt u. a. SMITH, Interconnections; F. SCHACHERMEYR, Ägäis; W . HELCK, B e z i e h u n g e n
(1979); vgl. a u c h
R . A . C R O S S L A N D / A . BIRCHALL ( E d s . ) ,
Bronze
Age Migrations; Ε. FRENCH, Reassessment, 53 ff.; V. HANKEY, Mycenaean T r a d e with the South-Eastern M e d i t e r r a n e a n . M U S J 46,11-30; DERS., T r a d e between the Aegean and the South-Eastern Mediterranean during the thirteenth cent. B. C., in: Unpublished Resümee of Paper presented at the T h i r d Int. Colloquium on Aegean Prehistory, 1973, Sheffield (mir beides nicht zugänglich, zit. nach J. STRANGE, C a p h t o r , 197). - In den genannten (mir zugänglichen) Studien geht es weithin um den H a n d e l zwischen Ägäis und O r i e n t (knapper, guter Überblick: BUCHHOLZ, Syrien, 3 0 9 f f . [Lit.!]), was Beziehungen in beiden Richtungen bezeugt. Eine W a n d e r u n g von D a n u n l m aus Ostkilikien nach Westen wird sich aber wohl nicht leicht in vergleichbarer Weise nachweisen lassen, da von Kilikien keine dem mykenischen Griechenland e n t f e r n t vergleichbare materielle Kultur als G r u n d l a g e f ü r ausgedehnte H a n d e l s b e z i e h u n g e n ausgegangen ist, ganz abgesehen von fehlenden H ä f e n f ü r Fernhandel. D e r wichtige H a n d e l lief ganz wesentlich über Zypern und damit an Kilikien vorbei (vgl. schon ASTOUR, Hellenosemitica, 15 f.). Es f r a g t sich deshalb, ob ü b e r h a u p t ein a n d e r e r Expansionsnachweis zu erwarten ist als ASTOUR ihn mit den nach Griechenland gewanderten bzw. mitgenommenen Mythengestalten des D a n a o s u n d des M o p s o s zu f ü h r e n versucht hat ( a . a . O . , 53ff.). Vgl. hierzu besonders W. HELCK, Bezieh u n g e n (1979), 235-255.
Die T h e s e n von C . H . GORDON
279
Von ASTOURS Ergebnis her ist nun der Bogen zurück zum Entwurf von G O R D O N zu schlagen. Füllen die Ergebnisse von ASTOUR die Beweislücke bei G O R D O N ? G O R D O N hatte behauptet, die israelitischen Daniten seien für den Nachweis der Verbindungen, des Gebens und Nehmens zwischen Israel und Griechenland ein bedeutender Beweisfaktor, da man sie als Teil des nahezu allgegenwärtigen Großstammes der Danuna zwischen Griechenland und der östlichen Mittelmeerküste und dadurch als Teil eines echten und lebendigen Bindegliedes ansehen könne. Den Beweis der Zugehörigkeit der Daniten zu diesem „Großstamm" war er indessen schuldig geblieben. ASTOUR hat das bislang differenzierteste Bild der Beziehungen zwischen Danuna, Danaoi und Danunlm von Griechenland bis zur Levanteküste entworfen, wonach im ostkilikischen Danunlm-Gebiet die Wurzeln für die griechischen Danaoi wie auch letztlich die Danuna der Seevölkerbewegung liegen. Der israelitische Stamm Dan, der bei G O R D O N innerhalb des Danuna-Problems eine „role ... of particular importance" spielt, bekommt bei ASTOUR jedoch eine kaum 20 D a r ü b e r ist sich auch ASTOUR d u r c h a u s im klaren ( a . a . O . , 69). Seine Kapitel „ D a naos and Danel: A Mythological C o m p a r i s o n " (69-80), „ N e a r Eastern R o o t s and Parallels of the Io M y t h " (80-92) und „ T h e H y k s o s B a c k g r o u n d of the D a n a a n M y t h Cycle" (92-103) bieten d e m e n t s p r e c h e n d die meisten Zielpunkte d e r Kritik. H i e r bleibt m a n c h e s fraglich u n d sogar zweifelhaft. U n e r k l ä r t bleibt z.B., wie die beiden nach ASTOUR ihren N a m e n auf den ugaritischen Danel z u r ü c k f ü h r e n d e n westsemitischen Stämme der D a n u n a u n d d e r (israelitischen) D a n i t e n historisch z u s a m m e n h ä n g e n k ö n n t e n ( a . a . O . , 72). ASTOURS Interpretation von G e n 49,16 f. z u r U n t e r s t ü t z u n g der V e r b i n d u n g von D a n e l mit den D a n i t e n ist u n h a l t b a r (ebd.). - Starke Zweifel sind angebracht, w e n n ASTOUR bei d e r Parallelisierung von D a n a o s - u n d D a n e l - M y t h e n gleichermaßen die D i n a - E r z ä h l u n g (Gen 34) als parallelen „ S i c h e m - M y t h o s " ansieht ( a . a . O . , 75f.). - D e r G r u n d m y t h o s von Io, der D a n a o s u n d Aigyptos als B r ü d e r verbindet, k a m aus d e m O s t e n nach Griechenland, wie ASTOUR an elf nahöstlichen „Varianten" zeigen möchte. O b m a n aber die H a gar-Geschichte ( G e n 16) u n d die Gestalt der Lea einschließlich ihres Sohnes Levi u n d des Leviten M o s e als hebräische V a r i a n t e n des I o - M y t h o s bezeichnen darf ( a . a . O . , 8 6 f . 90 f.), scheint mindestens z w e i f e l h a f t . - „ C o m m o n t h e m a t i c pivot" sieht ASTOUR in „Argive and H e b r e w legends a b o u t Egypt", vergleicht dabei M o s e u n d D a n a o s in verschiedenen Eigenschaften sowie verschiedene N a m e n des D a n e l - M y t h o s mit alttestamentlichen N a m e n ( a . a . O . , 98-100), o h n e d a ß h ä u f i g a u ß e r evtl. sprachlich-äußerlich V e r b i n d b a r e m irgendeine sachlich-inhaltliche Brücke e r k e n n b a r wäre. - Es zeigt sich insgesamt, d a ß bes o n d e r s die alttestamentlichen b z w . danitischen F a k t o r e n u n d A r g u m e n t e bei ASTOUR nicht ü b e r z e u g e n (vgl. auch noch u n t e n A n m . 2 1 ) . - T r o t z dieser kritischen Einzeleinw ä n d e hat ASTOUR j e d o c h den westsemitischen U r s p r u n g des D a n a o s - M y t h o s m. E. z u t r e f f e n d b e t o n t ; die H y k s o s b e w e g u n g bzw. -Vertreibung in seinem H i n t e r g r u n d zu sehen, h a t einige G r ü n d e f ü r sich. M e h r Z u r ü c k h a l t u n g ist m. E. bei seiner D e u t u n g des I o - M y thos insgesamt als westsemitisch am Platz.
Z u m P r o b l e m des Verhältnisses von griechischem M y t h o s und geschichtlicher Realität vgl. u . a . D . L . PAGE, H i s t o r y ; zuletzt G.S. KIRK, H o m e r i c Poems, 820ff., dessen m e t h o d i scher F o r d e r u n g , d a ß hinsichtlich der „poems" „their chief use . . . must be to lend s u p p o r t to w h a t is c o n j e c t u r e d o n o t h e r g r o u n d s " (a. a. O., 849), ASTOURS Analyse im wesentlichen entspricht.
280
Daniten und D a n u n a
erwähnenswerte Nebenrolle zugewiesen 21 . So hat A S T O U R den bei G O R DON fehlenden Beweis der Zugehörigkeit der Daniten zum Kreis der Danuna-, Danaoi- und DanunTm-Gruppen also nicht nachgeliefert. Es fehlt nach wie vor der Nachweis, daß Israels Daniten die Rolle des Bindegliedes zwischen Griechenland und Israel zukommt, die G O R D O N ihnen zugedacht hat 22 . Die beträchtliche räumliche Entfernung zwischen dem danunischen Stammland Ostkilikien und dem südkanaanäischen Lebensraum der israelitischen Daniten, besonders in ihrer ältesten Zeit, stellt eine der Schwierigkeiten gegenüber einer Verbindung beider Gruppen dar. Bei einem Zweig des Danuna-Volkes, den Danuna der Seevölkerbewegung, wird das Argument der Entferntheit allerdings relativiert, da diese Danuna mit den anderen Seevölkergruppen an der Küste des östlichen Mittelmeeres nach Süden vordrangen 23 und damit in größere Nähe der Daniten gelangten. An dieser Stelle setzt Y . Y A D I N ein und versucht zu zeigen, daß Israels Daniten von den Danuna der Seevölkerbewegung, die von der Küste ins Inland gedrängt wurden, herkommen. Die Zahl derjenigen, die unter Berufung auf G O R D O N oder Y A D I N oder beide eine Entwicklung von Danuna der Seevölker zu israelitischen Daniten befürworten, wächst in den letzten Jahren: J. K A P L A N 2 4 , Α.
H .
JONES25,
J.
M .
MILLER26,
F. A.
SPINA27,
Ν .
K.
SANDARS28,
21 N u r drei E r w ä h n u n g e n f i n d e n sich: Stamm und Stadt D a n als Beispiele des semit. W o r t s t a m m e s „ d ä n " (Hellenosemitica, 46); der israelitische Stamm D a n leite seinen Epo n y m e n von d e m in U g a r i t b e z e u g t e n „mythical h e r o D a n / D a n e l " ab, w o z u G e n 49,16 f. Beweishilfe leisten soll (a. a. O., 72); schließlich e r w ä h n t ASTOUR o h n e Beleg ein mir u n b e k a n n t e s „serpent emblem of the tribe of D a n " ( a . a . O . , 100). 22 Vgl. mutatis mutandis die Schwierigkeiten, die israelitischen Benjaminiten mit den in M a r i bezeugten B a n ü - j a m i n a zu verbinden, die K . - D . SCHUNCK, Benjamin, 6 f.; M . WEIPPERT, L a n d n a h m e , 110 ff., mit Recht betont haben. 23 Die Frage, w o die Landschlacht des 8. Jahres Ramses' III. s t a t t g e f u n d e n hat, ist dabei von u n t e r g e o r d n e t e r Bedeutung. Allem Anschein nach gibt es w e d e r f ü r die A n n a h m e einer Schlacht n a h e d e r G r e n z b e f e s t i g u n g e n Ägyptens am O s t r a n d des Deltas (so z.B.
R . STADELMANN, A b w e h r , 1 7 0 ; M . WEIPPERT, R e z . D o t h a n , 3 ; A . NIBBI, S e a P e o p l e s , 6 9 f . ;
N . K . SANDARS, Sea Peoples, 120) noch f ü r einen Kampf in Syrien (südlich von A m u r r u ) ( s o z . B . W . HELCK, B e z i e h u n g e n [ 1 9 6 2 ] , 2 4 4 ; G . A . LEHMANN, U n t e r g a n g , 7 1 ; DERS., „ S e e v ö l k e r " - H e r r s c h a f t e n , 7 8 ; R . D . BARNETT, S e a P e o p l e s , 3 7 2 ; A . STROBEL, S e e v ö l k e r s t u r m ,
6 9 - 7 2 ) wirklich eindeutige Hinweise; z u r ü c k h a l t e n d deshalb R. DE VAUX, History, 501; R . O . FAULKNER, E g y p t , 2 4 2 f. 24
Archaeology, 82-84. Bronze Age Civilization. - Zu dieser u m f ä n g l i c h e r e n Arbeit ist n u r a n z u m e r k e n , d a ß ihren d u r c h a u s phantasie- u n d ideenreichen Postulaten weithin aber einigermaßen exakte und ausreichende wissenschaftliche B e g r ü n d u n g e n sowie (aktuelle) literarische Absicherungen u n d Belege fehlen, so d a ß eine A u s e i n a n d e r s e t z u n g k a u m sinnvoll erscheint. 26 Occupation, 243. 282. 27 D a n Story, 62. 68. 28 Sea Peoples, 163 f. 25
Die Thesen von Y. YADIN
281
J. STRANGE29. Von keinem der Genannten ist jedoch ein über GORDON und YADIN hinausführendes Argument vorgetragen worden. Auch sind die Überlieferungen der israelitischen Daniten entweder überhaupt nicht oder nur unzureichend untersucht worden, obwohl sie doch den einen der beiden Pfeiler der These ausmachen. YADIN selbst hatte sich immerhin, wenn auch in Kürze, dieser Aufgabe unterzogen. Daher kann sogleich zur Auseinandersetzung mit seinem Aufsatz übergegangen werden.
8.2.
Die Thesen von
Y. YADIN30
Zunächst behandelt YADIN die alttestamentlichen Daniten-Belege: Gen 49,16 spiegele eine Bundes-Aufnahme Dans durch einen „Amphiktyonie-Rat" wider, besage also indirekt, daß Dan bis zu dieser Zeit nicht zur Amphiktyonie gehört habe 3 1 . Daß diese Interpretation jedoch nicht zutrifft, wurde oben gezeigt 32 . Zum „Problem of the Portion of the Tribe of Dan" konstatiert YADIN zwei scharf widersprüchliche alttestamentliche Aussagen 33 : Nach Ri 18,1 habe Dan noch keinen Landbesitz erwerben können, aber nach Jos 19,41-46 und Jos 21,23 f. besitze Dan ein beträchtliches Gebiet, das bis ans Mittelmeer reiche. Wenn man die Angaben von Jos 19 in die Zeit Salomos datiere und gleichzeitig voraussetze, daß Dan nie an der Küste gewohnt habe, bleibe unverständlich, zu welchem Zweck Dan unzutreffenderweise dieses große Gebiet zugeschrieben worden sei. Daher müsse Jos 19,41-46 aus einer viel älteren Tradition stammen und eine echte Besitzerinnerung der Daniten bewahrt haben. Jedoch kann YADIN hierin nicht überzeugen. Die Liste Jos 19,41 ff. stammt mit Sicherheit nicht aus der Richterzeit oder einer noch früheren Zeit, sondern beruht auf viel späteren, administrativen Erfordernissen der Königszeit 34 , wobei die Verwendung dieser Liste für die Beschreibung des „Stammlandes" Dans von den traditionell mit den Daniten verbundenen Orten Zora und Eschtaol hervorgerufen worden sein mag. Das Hinausschieben des Ursprungs der Liste in eine nicht überprüfbare graue Vorzeit stellt keine Lösung, sondern eine Verdunkelung der Frage des Entstehungshintergrunds der Liste dar. Unter Hinweis auf Ri 1,34 f. und Ri 17-18 entwickelt YADIN die Auffassung, die Daniten seien in der Zeit ihres Aufenthalts „zwischen Zora und Eschtaol" einem Druck von Westen (durch die Philister) und gleichzeitig von Osten (durch die Amoriter) ausgesetzt gewesen, was " 32
Caphtor, 160. Vgl. oben, 204-211.
30 33
Dan, 9 ff. Dan, 10 f.
31 34
A.a.O., 10. Vgl. oben, 28.55.
282
Daniten und Danuna
schließlich zur Nordwanderung geführt habe 35 . Daß mit dieser Darstellung aber zwei, wenn nicht sogar drei verschiedene Situationen und nicht gleichzeitige Geschehnisse in eine Zeitebene zusammengeworfen und vermischt werden, dürfte aus der obigen Untersuchung von Ri 1, 34f.; Ri 17-18 und Ri 13-16 ersichtlich sein 36 . Einen Druck auf Daniten von Osten (durch Amoriter) hat es nie gegeben, ebensowenig Druck von Osten und Westen (durch Amoriter und Philister) gleichzeitig. Im Zusammenhang mit Ri 1 7 - 1 8 äußert YADIN: Die Übernahme des Priesters und des Bildes Michas scheine seltsam, wenn man nicht beides als einen Wechsel der Daniten in Religion und „worship" auffasse 37 . Dagegen ist jedoch besonders auf die obige Analyse von Ri 18,3 f. und die daraus sich ergebenden Folgerungen zu verweisen 38 . Auch ist nicht einzusehen, wieso Aneignung eines Priesters und eines Kultbildes Religionswechsel bezeugen müsse. Eher belegt die Aneignung Interesse an beidem, was Bekanntschaft mit bzw. Zugehörigkeit zu der entsprechenden Religion voraussetzt und einschließt. Ri 5,17 a β sei besonders schlecht zu verstehen, meint YADIN, wenn man Dan im Norden voraussetze; aber auch die „Süd-These" bereite Schwierigkeiten. Dennoch entscheidet sich YADIN ohne Begründung letztlich für die „Süd-These" 39 . Damit haben aber die von YADIN selbst eingangs erwähnten Probleme, ob Dan überhaupt jemals am Meer gwohnt habe und wie der Schiffsbezug zu erklären sei, keine Lösung gefunden, denn wie schon bei Jos 19,41-46 geht YADIN vor, indem er den Knoten des Problems nicht löst, sondern zerschneidet: „In order to overcome these difficulties one must inevitably (!) reach the conclusion that this verse, as it stands, refers to a stage at which Dan dwelt by the shores of the Great Sea and engaged in ships ..." 4 0 . Es genügt, gegenüber dieser Art von „Argumentation" auf die obige Analyse von Ri 5, 17aß zu verweisen 41 . YADIN behauptet, weder genealogische Liste(n) noch Bericht(e) und Details von Eroberungen des „Erbteils" der Daniten im Süden seien überliefert 42 . Aber dies trifft nicht bzw. so nicht zu. Es existieren durchaus (scheinbar verstümmelte) Angaben dieser Art, die einige Schlußfolgerungen und Vermutungen zur danitischen Genealogie zu35
Dan, 11 f. Zur Zeit von Ri 1,34. 35 a waren die Daniten nur dem Gegendruck der Amoriter ausgesetzt (s.o., 26-35. 91). Durch diesen Gegendruck in Richtung Osten und die Unmöglichkeit der Rückkehr nach Osten ins Gebiet von Jerusalem, von wo sie vorher nur durch den Expansionsdruck der Judäer nach Nordosten gedrängt worden waren, sahen sie sich letztlich zur Nordwanderung gezwungen (s.o., 90f. 144. 237ff.). Von einem danitischen Wohnen zwischen Zora und Eschtaol sowie von Philisterdruck auf Daniten kann erst zur Zeit Simsons gesprochen werden (s.o., 150f. 169-183). 37 38 39 Dan, 12. Vgl. oben, 82-89. 95-101. 144 f. Dan, 12-14. 40 41 42 A.a.O., 14. Vgl. oben, 37-59 . Dan, 14. 56
D i e T h e s e n v o n Y . YADIN
283
lassen 43 . Von einem Fehlen von Landnahmeberichten und Eroberungserzählungen über die Dan von Y A D I N im Süden zugeschriebenen Städte kann tatsächlich - aber anders als von Y A D I N gemeint! - gesprochen werden. Alle diese Städte hat Dan niemals erobert 4 4 , daher kann es keine Eroberungsberichte und -details geben. Andererseits existiert sehr wohl in Ri 1,34. 35 a eine Notiz über ein - allerdings mißlungenes - versuchsweises Ansiedlungsunternehmen. Diese Notiz genau zu analysieren und auszuwerten hat Y A D I N zum Schaden seines Aufsatzes unterlassen. Mit ihrer Hilfe hätten gewichtige Fehlinterpretationen vermieden werden können. An Ri 1 3 - 1 6 möchte Y A D I N zeigen, daß Simsons Stamm Dan mehr auf die Seite der Philister bzw. allgemein der Seevölker gehört als auf die Seite Israels. D a ß Simson seine Taten nicht infolge äußeren Drucks auf seinen Stamm, auch nicht aus nationalen Beweggründen, sondern aus persönlicher Rache vollbringt 4 5 , ist zwar richtig. Aus diesem lokalen bzw. sippenbezogenen oder gar persönlichen Gesichtswinkel muß man es aber auch verstehen, daß keine deutlicheren Zeichen von Verbindungen zwischen Simson und seiner Sippe einerseits und Israel andererseits sowie allen anderen Stämmen sichtbar werden. Die Erzählungen wollen von Simson und seinen Abenteuern berichten, die er eben nur mit und bei den Philistern erlebt. Sie stellen Simson heraus, seine Volksgenossen und seine Familie aber nur dort, wo der Erzählungsfortgang im Rahmen des Simson-Philister-Wechselgeschehens es sachlich erforderlich macht 4 6 . So zeigen die Philister in den Simsonerzählungen entgegen Y A D I N S Meinung nicht die H e r k u n f t und Verwandtschaft, sondern im Gegenteil die Front- und Kampfrichtung Simsons an. Im übrigen bezeugt Ri 15,9 ff. durchaus Beziehungen Dans (in der Person Simsons) zu einem anderen israelitischen Stamm (Juda) 4 7 . Was f ü r „evidence of any close link ... between his (Simsons, Η . Μ. N.) family, or the Tribe of Dan as such, and the other Tribes of Israel" 4 8 erwartet Y A D I N sonst noch? D a ß Simson bzw. D a n auf die Seite der Philister eher gehöre als auf die Seite Israels, hat Y A D I N damit nicht zeigen 43
Vgl. oben, 247 mit Anm. 123; 2 5 4 - 2 5 8 . D a ß Jos 19,40 ff. ein Gebiet umschreibt, das niemals im Besitz des Stammes D a n war, wurde schon mehrmals betont (vgl. o., 28, Anm. 87; 55). Auch von den fünf Städten in Jos 19,40 ff., die tatsächlich einmal wenigstens in mittelbarer B e z i e h u n g zu D a n i t e n standen, haben diese, wie Ri 1,34. 35 a zeigt, H a r - H e r e s , Ajalon und Schaalbim wahrscheinlich nicht einmal erobern wollen, geschweige denn erobern können. Auch Zora und Eschtaol sind nicht erobert worden; allenfalls sind relativ spät v o n den nach der N o r d w a n d e r u n g im Süden gebliebenen D a n i t e n der Familie Simsons etliche dort eingesickert (s.o., 1 4 9 - 1 5 1 . 1 6 9 - 1 7 5 ) . 44
45
D a n , 14. Zum Einbau der Eltern als H a n d l u n g s p e r s o n e n (Ri 1 4 , 1 - 9 ) nach dem Vorbau der Geburtsgeschichte (Ri 1 3 , 2 f f . ) s.o., 176, A n m . 1 4 6 . 47 48 Vgl. YADIN, D a n , 15, Anm. 1 und d a g e g e n oben, 1 7 9 - 1 8 3 . Dan, 14. 46
284
Daniten und D a n u n a
können. Auch seine Behauptung, vor Beginn der dauernden gegenseitigen Racheaktionen zwischen Simson und den Philistern hätten normale familiäre Beziehungen zwischen beiden Seiten geherrscht, entbehrt jeder konkreten Grundlage, kann demzufolge auch keine gemeinsame Seevölker-Herkunft von Philistern und Daniten beweisen 49 . Wechselbeziehungen bis hin zu Heiraten sind besonders in nichtkriegerischen Zeiten zwischen benachbarten Völkern etwas, das kein Verwundern hervorrufen kann, ohne daß die Völker sich deshalb als verwandt empfinden müßten. Genau im Grenzgebiet aber wohnte Simson 5 0 . Auch Y A D I N S Behauptung, Simson und seine Familie unterhielten enge Verbindungen „with the Philistines alone" 5 1 , ist unbegründet und falsch. Y A D I N will hier aus dem klar begrenzten Blickwinkel der Erzählungen ein unberechtigtes argumentum e silentio gewinnen. Hinsichtlich einzelner Taten und Eigenschaften Simsons will Y A D I N Vergleichsmöglichkeiten und letztlich Verwurzelung Simsons im griechisch-danunischem Mythenboden erkennen. Aber z.B. das sehr verbreitete Motiv der Kraft in den Haaren ist ausgerechnet bei den von Y A D I N zum Vergleich herangezogenen Heroen nicht zu finden 5 2 , ebensowenig etwas der Schlägerei unter Verwendung des Eselskinnbackens und der Fuchsgeschichte Vergleichbares. Zu allgemein gebräuchlich in Heroengeschichten, um als Spezifikum für einen Kulturkreis oder einen Mythenkreis gelten zu können, sind z.B. ein Löwenkampf, das Rätselerraten und Ortsbenennungen nach einem oder durch einen Helden. Daß Simson ein Sonnenheros gewesen sei, ist durch seinen Namen auf keinen Fall zu belegen. Auch das seinem Wohnort benachbarte Bet-Schemesch stützt diese Behauptung Y A D I N S , die zwar in früheren Jahrzehnten häufig, jetzt aber nahezu nirgends mehr vertreten wird, nicht. Der Stadtname könnte allenfalls Sonnenverehrung in der fraglichen Gegend anzeigen sowie eventuell einen Anstoß für Simsons Eltern zur Namengebung gebildet haben 5 3 . Die von Y A D I N aufgeführten Vergleichspunkte und Überlegungen, die Simson und die Daniten von israA . a . O . , 15; vgl. d a g e g e n oben, 175-193. N a c h Ri 14,1; 16,4 f. in V e r b i n d u n g mit 1 S a m 6 , 1 2 lag die G r e n z e zwischen Philistern und Israeliten zwischen ausgehendem 12. J h . und Mitte des 11. Jh. v . C h r . zwischen T i m n a und Bet-Schemesch. 51 Dan, 15. Z w a r ist Simsons erste Geliebte tatsächlich eine Philisterin (Ri 14,1), aber die Geschichte von der H u r e in G a z a hat wahrscheinlich ursprünglich weder mit Simson noch mit den Philistern etwas zu tun (s. ο., 184 f.). U n d Delila ist nicht von vornherein „the confidante of the chiefs of the Philistines" (Dan, 15); vielmehr mußte sie erst hoch bestochen werden (Ri 16,5. 18). 52 Dan, 15. D a s Motiv von der K r a f t in den H a a r e n ist übrigens so weit verbreitet, daß es im Wert f ü r die Behauptung der Abhängigkeit von S t o f f e n untereinander „nicht überschätzt werden d a r f " (W. BAUMGARTNER, Sagenbeziehungen, 163). 53 Vgl. d a z u schon oben, 166 mit A n m . 9 6 . - G e g e n die von YADIN behauptete Z u g e hörigkeit von Ri 14,19 zu der ursprünglichen S i m s o n e r z ä h l u n g ( D a n , 15) vgl. oben, 183, 49 50
Die Thesen von Y. YADIN
285
elitischer Seite ab- und auf die Seite der Seevölker hinüberziehen sollten, können im Einzelnen wie insgesamt nicht überzeugen. Im zweiten Teil seines Aufsatzes geht Y A D I N zur Darstellung außeralttestamentlicher Tatbestände über mit dem Ziel, die Ubereinstimmung und Zusammengehörigkeit der D a n u n a der Seevölkerbeweg u n g 5 4 mit den Daniten Israels in Geschichte und Uberlieferungen deutlich zu machen. Aber auch hier erweist sich seine Argumentation an den entscheidenden Punkten als nicht stichhaltig und nicht ausreichend. Y A D I N untersucht zunächst die Bevölkerungssituation an der Küste Palästinas im 12. Jh. v.Chr. 5 5 . Auch außeralttestamentlich bezeugt sind dort die Philister sowie im Gebiet von D o r die mit diesen zusammen eingewanderten T k ( k ) r 5 6 . Y A D I N entwickelt nun folgende Hypothese: Unter den fünf Seevölkergruppen, die durch Ramses III. besiegt wurden, ähneln sich in der äußeren Erscheinung gemäß Abbildungen im Totentempel des Pharao in Medinet H a b u die Philister, D a n u n a und T k ( k ) r so weitgehend, daß man sie als eine besondere, zusammengehörige Gruppe betrachten müsse 5 7 . D a an der palästinischen Küste die Philister von J a f o an südwärts und die T k ( k ) r im N o r d e n um D o r gesiedelt hätten, müßten die Danuna, ebenso aussehend, gleicher Herkunft und auch mit jenen eingewandert, nun auch zwischen Philistern und Tk(k)r, d. h. zwischen J a f o und Dor, an der Küste gesiedelt haben. D a ß dies theoretisch möglich ist, kann nicht gänzlich in Abrede gestellt werden, aber es ist nur eine Kombination, die handfester Belege bedarf; solche aber sind nicht zu sehen. Genauere N a c h p r ü f u n g dieser Kombination zeigt nämlich, daß sie durchaus nicht zwingend ist. Philister, T k ( k ) r und D a n u n a stellen im Blick auf ihr Aussehen, besonders den K o p f s c h m u c k 5 8 , keineswegs eine exklusive Gruppe d a r 5 9 . D a vielmehr Anm. 173. - Zum Vergleich der Simsonerzählungen mit Stoffen anderer Mythenkreise vgl. besonders W. BAUMGARTNER, Sagenbeziehungen. 54 Für eine Literaturauswahl vgl. oben Anm. 16. 55 Dan, 16-18. 56 Für die letzteren vgl. den Reisebericht des Wen-Amun; Text bei A. ERMAN, Literatur,
225-237;
AOT,
71-77
(H.RANKE);
ANET,
25-29
(J-A. WILSON);
TGI,
41-48
(E. EDEL); A.JEPSEN (Hg.), Sinuhe, 112-119 (S. HERRMANN). Die Reise Wen-Amuns fand um 1070 v.Chr. statt. Letzte Bearbeitung des Reiseberichts von Η . GOEDICKE, T h e Report of Wen Amun. Baltimore & London 1975 (mir nicht zugänglich). 57 Dan, 17, unter Berufung auf G . A. WAINWRIGHT, Sea-Peoples, 74 ff.; vgl. auch M. WEIPPERT, Rez. Dothan, 7, A n m . 2 7 ; G . A . LEHMANN, „Seevölker'-Herrschaften, 82f.; W. HELCK, Seevölker, 16, Anm. 61. Vgl. aber unten Anm. 59. 58 Mit K . GALLING, Kopfzier, 247 ff., handelt es sich um hochgebundenes Haupthaar; zustimmend M . WEIPPERT, Rez. Dothan, 3, Anm.8. 7f.; W. HELCK, Beziehungen (1979), 137. 143; anders früher besonders R. HERBIG, Philister, 58 ff.; F. SCHACHERMEYR, Hörnerhelme, 451 ff.; zuletzt N . K . SANDARS, Sea Peoples, 134-137; ein Versuch kritischer D i f f e renzierung bei A. STROBEL, Seevölkersturm, 246 ff. " Gegenüber der hier von YADIN (Dan, 17 f.) vertretenen A u f f a s s u n g muß ein weder von WAINWRIGHT (Sea-Peoples, 74 ff.), YADINS Gewährsmann, noch von W. WIDMER (Dar-
286
Daniten und D a n u n a
Sakalus ebenso dargestellt werden können, die Vermutung gemeinsamer Herkunft von Philistern, Danuna und Tk(k)r ebenfalls nicht stichhaltig ist 60 , muß Y A D I N S als Argument völlig wertlos gewordene Kombination fallengelassen werden. Stellung, 74) e n t k r ä f t e t e r T a t b e s t a n d unterstrichen werden, der auch die Sakalus im Aussehen zu Philistern, D a n u n a u n d T k ( k ) r stellt: Auf der Abbildung M e d i n e t H a b u I, pl. 44, f ü h r t Ramses III. A m u n u n d M u t Seevölker-Gefangene zu. Im vertikalen T e x t links vom P h a r a o werden Philister, D a n u n a u n d Sakalus erwähnt (Z. 14f.). D e m e n t s p r e c h e n d finden sich rechts vom P h a r a o die G e f a n g e n e n in drei Reihen dargestellt. Ein horizontales Schriftband zwischen G e f a n g e n e n r e i h e 1 und 2 nennt D a n u n a (Z. 23), dasjenige zwischen Reihe 2 und 3 Philister (Z.24). Für ein drittes Schriftband, das entsprechend dem vertikalen Text nun die Sakalus erwähnen müßte, ergibt sich von der künstlerisch-bildnerischen R a u m a u f t e i l u n g her kein entsprechender Platz mehr. D e n n o c h kann kein Zweifel bestehen, daß die im vertikalen Text genannten drei Seevölker in den drei horizontalen G e f a n genenreihen abgebildet sind (so auch E.F. WENTE, Shekelesh, 170; K.A. KITCHEN, Philistines, 57, Anm.27). Es gibt zwischen den Philistern, D a n u n a u n d Sakalus der drei Reihen im Aussehen keinen Unterschied, ebensowenig wie zwischen ihnen und einer Reihe von Seevölkergefangenen, die an anderer Stelle in M e d i n e t H a b u über einer parallelen Reihe von gefangenen Libyern abgebildet (Medinet H a b u I [ed. H.H.NELSON], pl.43) u n d durch den T e x t über ihren K ö p f e n eindeutig als T k ( k ) r gekennzeichnet sind (Z. 19). D a mit steht fest, d a ß neben Philistern, D a n u n a u n d T k ( k ) r auch Sakalus mit dem gleichen Kopfschmuck gekennzeichnet werden konnten (so jetzt auch A. NIBBI, Sea Peoples, 79 f.; Ν . Κ . SANDARS, Sea Peoples, 131 f. 134.; J.STRANGE, Caphtor, 139. 159). Dies Ergebnis wird auch d a d u r c h nicht in Frage gestellt, daß G . A . WAINWRIGHT ( a . a . O . , 83ff.) auf die Darstellung eines - wie er meint - Sakalus in einer summarischen Aneinanderreihung von Feindfürsten in M e d i n e t H a b u hinwies, der das H a a r in eine nach hinten ausladende M ü t z e (oder ein K o p f t u c h ) eingebunden trägt (vgl. A N E P , Abb. 9). Es ist jedoch ganz unsicher, ob es sich dabei um einen Sakalus handelt (zustimmend K. GALLING, Kopfzier, 254 f.), da von der links danebenstehenden Volksbezeichnung nur das einleitende s ! .' erhalten ist und der verbleibende Platz im Schriftband n u r noch R a u m f ü r ein bis zwei Schriftzeichen läßt, keinesfalls genug f ü r den langen Sakalus-Namen. Unsicherheit bringt es auch mit sich, d a ß die Darstellung des Gefangenen in keinem erkennbaren historischen Z u s a m m e n h a n g steht (vgl. dazu besonders W. HELCK, Seevölker, 8. 16f.). Bemerkenswert ist in diesem Z u s a m m e n h a n g der Hinweis von W. WIDMER, Darstellung, 71. 73, d a ß auf den Darstellungen der historischen Kriege Ramses' III. unter den ägyptenfeindlichen Angreifern kein T r ä g e r einer solchen ausladenen Mütze, wie sie WAINWRIGHT bei Sakalus f ü r charakteristisch hält, auszumachen sei. D a ß aber Sakalus unter den Gegnern Ramses' III. waren, unterliegt keinem Zweifel. So wird E . F . WENTE im Recht sein, der den fraglichen Feindfürsten (wie andere vor ihm) als Sasu identifiziert hat (Shekelesh, 167 ff.; dem zustimmend G.A. LEHMANN, „Seevölker"-Herrschaften, 94, A n m . 7 0 ; W. HELCK, Seevölker, 12, Anm.32; DERS., Beziehungen [1979], 137, Anm.37). Beispiele f ü r solche ausladenden M ü t z e n bzw. K o p f t ü c h e r bei Sasu: Stele von el-Bälü': A N E P , Abb.488; vgl. auch A N E P , Abb. 326 sowie K. GALLING, Kopfzier, 254 f.; M . WEIPPERT, N o m a d e n , 269-271. 275-277. Die ausführliche Replik von WAINWRIGHT (Shekelesh, 40 ff.) gegenüber WENTE bringt, wenn ich recht sehe, keine durchschlagend neuen Argumente f ü r seine alte These. - Die hier dargestellte Diskussion zeigt auf jeden Fall gegenüber YADIN, daß ungesicherte T a t bestände beim Aussehen der Seevölker eine sehr unsichere Basis f ü r darauf aufgebaute weitere Kombinationen bilden. 60
Diese V e r m u t u n g erwähnt YADIN zwar nicht ausdrücklich, setzt sie aber mit dem von ihm zitierten Aufsatz von G . A . WAINWRIGHT (Sea-Peoples, 71 ff.), wo dieser Philister, D a n u n a und T k ( k ) r als exklusive G r u p p e nicht n u r durch gleiches Aussehen, sondern
D i e T h e s e n v o n Y . YADIN
287
Anscheinend war Y A D I N selbst nicht zufrieden mit seinem bisherigen kombinatorischen Beweisversuch. Da die Danuna offensichtlich zwischen Jafo und Dor an der Küste nicht direkt nachweisbar sind, versucht er, einen Nachweis auf dem Umweg über die Danaoi zu führen, die er - ebenso wie M. C. A S T O U R - mit den Danuna der Seevölker identifiziert 61 . Beziehungen der Danaoi zur palästinischen Küste will auch durch ursprünglich gemeinsames, benachbartes W o h n e n in Südostkleinasien nachzuweisen suchte, voraus (Dan, 17). Aber auch diese V o r a u s s e t z u n g YADINS ist hinfällig. Philister u n d T k ( k ) r sollen nach WAINWRIGHT aus Westkilikien stammen, den ostkilikischen D a n u n a benachbart, dies vor allem a u f g r u n d von WAINWRIGHTS Gleichsetzung Kilikiens mit K a f t o r (Sea-Peoples, 77 ff.; vgl. schon DERS., Keftiu, I f f . ; DERS., C a p h t o r , 199ff.; einen Überblick z u m Problem bei J. STRANGE, C a p h t o r , 126 ff.), dem üblicherweise a n g e n o m m e n e n H e r k u n f t s g e b i e t der Philister. Gegen diese Gleichsetzung, die n u r wenig G e f o l g s c h a f t g e f u n d e n hat, vgl. zuletzt mit N a c h d r u c k A. STROBEL, Seevölkersturm, 101 ff.; G.A.LEHMANN, „Seevölker"-Herrschaften, 92f., die zugleich die Identifizierung von K a f t o r mit Kreta bekräftigen, ebenso wie in letzter Zeit z.B. K . A . KITCHEN, Philistines, 54; R.DE VAUX, History, 504-506; W. HELCK, Rez. Edel, 72; DERS., Beziehungen (1979), 26 ff.; anders neuestens J. STRANGE, C a p h t o r . Ist aber die Gleichsetzung K a f t o r = Kilikien hinfällig, ist auch WAINWRIGHTS wesentlich auf ihr basierende T h e s e von der westkilikischen Philister- und T k ( k ) r - H e r k u n f t entwertet. D e m entspricht es, d a ß K a f tor = Kreta (bzw. die Agäis) als H e r k u n f t s g e b i e t (oder Durchgangsgebiet?) der Philister nach der neuesten Diskussion das wahrscheinlichste bleibt (vgl. f r ü h e r u . a . A. GARDINER, O n o m a s t i c a I, 201* ff., jetzt B. HROUDA, Einwanderung, 134 f.; T . C. MITCHELL, Philistia, 408f.; 413; K . A . KITCHEN, Philistines, 54-56; R . D . BARNETT, Sea Peoples, 372ff.; Α. STROBEL, a.a.O., 159ff.; G.A.LEHMANN, a . a . O . , 83. 9 2 f f . ; W . HELCK, Beziehungen [1979], 137f.). Bei den T k ( k ) r wird im Gegensatz zu WAINWRIGHT durchweg an eine H e r k u n f t aus Nordwestkleinasien gedacht (so z.B. R. DE VAUX, a . a . O . , 502; R . D . BARNETT, a . a . O . , 376f.; A. STROBEL, a . a . O . , 4 8 f f . ; G . A . LEHMANN, a . a . O . , 83. 92ff.; N . K . SANDARS, Sea Peoples, 170.201; J. STRANGE, a . a . O . , 160f.). - Mit der Bestreitung gemeinsamer benachbarter H e r k u n f t von Philistern, D a n u n a und T k ( k ) r wird keineswegs zugleich bestritten, d a ß diese zusammen gegen Ägypten vorgestoßen sind. Jedoch nötigt ein gemeinsamer V o r s t o ß keineswegs zu der A n n a h m e benachbarter Herkunftsgebiete. D a s von Ramses III. in seinem Bericht vom 8. J a h r erwähnte Feldlager der Seevölker in A m u r r u kann so interpretiert werden, d a ß sich erst d o r t die f ü n f Seevölker komplett und endgültig z u s a m m e n f a n d e n , nicht aber unbedingt schon längere Zeit und längere Strecken alle zusammen gewandert sein müssen (vielleicht meint W. HELCK, Seevölker, 18; DERS., Beziehungen [1979], 136f., ähnliches). Sollte sich aber gemeinsames Antreten zum Sturm gegen Ägypten u n d entsprechende gemeinsame E r w ä h n u n g der f ü n f Seevölker durch R a m ses III. erst aus diesem Sammellager ableiten, wäre f ü r YADINS H y p o t h e s e die H e r k u n f t s frage ü b e r h a u p t irrelevant. D a n n m u ß YADIN zwischen Philistern im Süden u n d T k ( k ) r im N o r d e n um D o r mit jedem der drei übrigen Seevölker rechnen, nicht n u r mit D a n u n a , auch mit Sakalus u n d Wasas: Alle sind gemeinsam eingewandert, alle bis auf die Wasas nachweislich gleich aussehend (s. vorige Anm.); und auch die letzteren k ö n n t e n gleiches Aussehen haben, n u r gibt es keine beischriftlich gesicherte Abbildung von Wasas. 61 Dan, 18. Wie schwierig u n d noch nicht mit wünschenswerter Sicherheit geklärt das Problem der Beziehungen der D a n u n a , D a n u n l m u n d D a n a o i untereinander ist, zeigt die Tatsache, d a ß fast alle n u r möglichen Identifizierungskombinationen versucht werden. Einige Beispiele n u r aus letzter Zeit: Seevölker-Danuna = kilikische D a n u n l m (so ζ. B. KAI 11,39; M . WEIPPERT, Rez. D o t h a n , 4; W . HELCK, Seevölker, 18; DERS., Beziehungen [1979], 138; E. EDEL, Identifikationen [1975], 63 f., dabei HELCK mit ausdrücklicher
Daniten und D a n u n a
288
anhand dreier Heroen nachweisen: Danaos, Perseus und Mopsos 6 2 . Was er dann jedoch zu Danaos ausführt, enthält mit wenigen Stichworten einen minimalen, unvollständigen Ausschnitt der durch ASTOUR63 gründlich analysierten Überlieferungen im Hintergrund des Danaosmythos zur Herkunft des Danaos aus dem semitischen Osten, aber schlechterdings nichts an Bezugspunkten zum palästinischen Küstengebiet, speziell dem zwischen Dor und J a f o . Für Mopsos und seine möglicherweise nur indirekten Beziehungen zu den Danuna bzw. Danaoi kann gegen Y A D I N auf A S T O U R S eingehende Untersuchung verwiesen werden 6 4 . Im übrigen sind YADINS Bemerkungen zu Mopsos denkbar unkonkret im Blick auf Beziehungen zur Küste südlich von Dor, so daß sie seine Auffassung keineswegs stützen. Bei Perseus vermag Y A D I N mit der Geschichte von Andromedas Rettung im Meer bei J a f o immerhin auf einen konkreten Ortsnamen zu verweisen. Ob dieser einzige Gesichtspunkt aber, selbst wenn man ihn trotz der Ungeklärtheit eventueller historischer Hintergründe 6 5 und uneinheitlicher Uberlieferungen 6 6 als Argument im Sinne Y A D I N S akzeptierte, „close (!) ties between the coast of Palestine and the Danai or their heroes" (Plural!) sowie „a proof of some connection between the Greek Danai and this stretch of the Mediterranean coast" 6 7 bedeuten kann, muß m. Ε. sehr zweifelhaft bleiben. Auf diese angeblichen „close ties" einerseits und die vage und höchst zweifelhafte Behauptung einer Ansiedlung von Danuna zwischen Philistern und Tk(k)r andererseits stützt Y A D I N sogar noch weitergehende Hypothesen. In der auf Teil QasTle, also in dem von Y A D I N für die Danuna beanspruchten Küstenbereich, ausgegrabenen Siedlung möchte er eine danunische Gründung sehen 68 , während die Ausgräber und andere stets von einer philistäischen Siedlung sprechen 69 . Von eiYADIN
Trennung der Danuna/DanunTm von den Danaoi). - Seevölker-Danuna = Danaoi, aber strikt zu trennen von kilikischen Danunlm (so G . A . LEHMANN, „Seevölker"-Herrschaften, 93, Anm.67 und 98, Anm.91). - Seevölker-Danuna = Danaoi, aber mit einer „Ur-Verbindung", d. h. Abstammung beider von kilikischen Danunlm (so vor allem M . C. ASTOUR, Hellenosemitica, 1-RL 12, s.o., 2 7 6 f f . ; ähnlich R.DE VAUX, History, 502; R.D.BARNETT, Sea Peoples, 365. 377; A. STROBEL, Seevölkersturm, 203f.). 62 Dan, 18 f. " Hellenosemitica, 69 ff. 64
A . a . O . , 5 3 - 6 7 ; v g l . a u c h R . D . BARNETT, S e a P e o p l e s , 3 6 3 - 3 6 6 ; A . STROBEL, S e e v ö l -
kersturm, 3 1 - 3 8 ; J.STRANGE, C a p h t o r , 8 0 - 8 3 .
133-135. Z u m
Namen
M o p s o s vgl.
noch
A . HEUBECK, L y d i a k a , 4 3 f. 65
V g l . M . AVI-YONAH, P e r s e u s , 5 2 f.
66
V g l . W . BAUMGARTNER, S a g e n b e z i e h u n g e n ,
67
YADIN, D a n , 1 9 f .
157.
A.a.O., 20f. Vgl. B. MAISLER, T h e Excavations at Tell Qasile. IEJ 1 (1950/51), 61-76. 125-140. 194-218; A. MAZAR, Excavations at Tell Qasile, 1971-72. IEJ 23 (1973), 65-71; DERS., A Philistine Temple at Tell Qasile. BA 36 (1973), 42-48; DERS., Additional Philistine T e m ples at Tell Qasile. BA 40 (1977), 82-87; Τ . DOTHAN/I. DUNAYEVSKY/A. MAZAR, Art. Tell Qasile, 963-975. 68
69
Die T h e s e n von Y. YADIN
289
nem literarischen oder archäologischen Beleg f ü r seine Annahme findet man jedoch bei YADIN keine Spur 7 0 . YADIN legt sich nun folgendes Bild zurecht: Nach der Gründung ca. 1150 v.Chr. wird die erste Stadt (Stratum XII) durch heftiges Feuer zerstört. Stratum X I trägt jedoch wiederum deutlich den Charakter einer Philistersiedlung, was die archäologischen Funde betrifft. YADIN deutet das so, daß die - nach seiner unbewiesenen Vermutung danunischen - Gründer und Bewohner von Stratum X I I um 1100 v.Chr. von einer anderen Seevölkergruppe, „who may have been Shardans", gewaltsam aus der Stadt vertrieben wurden, wobei die heftige Feuersbrunst entstand. Von diesen neuen, ebenfalls zu den Seevölkern zählenden Bewohnern von Teil QasTle (Stratum XI) nach Osten vertrieben, von den Amoritern (Ri 1,34 f.) wiederum nach Westen gedrängt, blieb den Danuna von Teil QasTle Stratum XII, die YADIN nun als die alttestamentlichen Daniten erkennen zu können meint, um 1100 v. Chr. nur der Ausweg nach Norden, wo sie Lajisch eroberten 7 1 . Tatsächlich ist dies nichts als eine unbegründete Zurechtlegung. Völlig unbewiesen und ungesichert ist die Identifizierung der Bewohner von Teil Qaslle Stratum X I I mit den Danuna; dasselbe gilt von der Gleichsetzung derselben mit den Daniten. Aber selbst wenn die Einwohner von Teil Qaslle Stratum XII tatsächlich Danuna gewesen wären, erweist sich YADINS Gleichsetzung derselben mit den Daniten aus zeitlichen Gründen als unhaltbar, denn zur Zeit der Zerstörung von Stratum XII (um 1100 v.Chr.), als die angeblichen Danuna ( = Daniten) YADIN zufolge nach Norden zogen, sogar schon zur Zeit der Gründung von Stratum X I I um 1150 v.Chr. saßen die Daniten nach einer wechselvollen, nachweisbaren Geschichte in Palästina tatsächlich bereits einige Zeit in Lajisch/Dan 7 2 . Ja, bereits beim Erscheinen der Danuna von Norden entlang der Küste Palästinas im 8. Jahr Ramses III. (1176 v.Chr.) hatten die Daniten im Bereich des westjordanischen Gebirges Wanderungen und mindestens zwei Niederlassungsversuche (Manöhö; Lager Dans westlich von Kirjat-Jearim) unternommen und waren wieder verdrängt worden 7 3 . Somit mögen die Einwohner von Teil QasTle Stratum XII allenfalls Danuna gewesen sein, obwohl auch das gänzlich unbewiesen ist. Mit den israelitischen Daniten können sie
70
Mit welcher Begründung YADIN k o n k r e t die nicht sehr klare Stelle Fl. JOSEPHUS, Antiquitates, V, 87 (zu zeitlichem und historischem H i n t e r g r u n d vgl. J. STRANGE, Inheritance, 130 f.) auf die Seevölker-Danuna bzw. zugleich auf die israelitischen Daniten der Deborazeit beziehen will, wird nicht ersichtlich (Dan, 22 mit Anm.33). 71 Dan, 20 f. 72 Vgl. oben, 59. 144 f. 73 Vgl. oben, 29-35. 90f. 93-95. 144f. 241-243. 250-254. 258.
290
Daniten und Danuna
jedenfalls nichts zu tun haben. Y A D I N S Hypothese steht übrigens auch Ri 1,34. 35 a klar entgegen: Die nach Westen vordrängenden Daniten scheiterten bereits am Rande des Gebirges an den Amoritern der Ebene Ajalon. D a ß sie sich irgendwann zwischen Amoritern und Philistern, zwischen dem westlichen Rand der Schefela und der Küste befanden, wie Y A D I N S Bild es erfordert, kann in Ermangelung jeglichen Hinweises in dieser Richtung ausgeschlossen werden. Es bleibt noch anzumerken, daß die nach Y A D I N in ältester Zeit „danitischen" Orte aus Jos 19,41-46 gerade nicht zwischen Jafo und Dor, sondern südlich von Jafo liegen 74 . Das widerspricht klar Y A D I N S Dreiteilung des Küstenstreifens unter Philister, Danuna und Tk(k)r. Die gesamte These von Y A D I N ist als nicht haltbar und nicht überzeugend zurückzuweisen. Die israelitischen Daniten und die Danuna der Seevölkerbewegung können nicht miteinander verbunden werden.
8.3.
Zusammenfassung
C . H . G O R D O N hatte vorgeschlagen, in den israelitischen Daniten einen Teil eines umfassenden, weitverbreiteten Volkes zwischen der Agäis und der Levante zu sehen, zu welchem er griechische Danaoi, die Danuna der Seevölkerbewegung, die Danunlm Ostkilikiens von der Zeit der Amarnakorrespondenz bis zu den Karatepe-Inschriften sowie die Daniten Israels rechnet. Die Zusammengehörigkeit dieser Gruppen wird jedoch von G O R D O N nur aufgrund der Namenähnlichkeit ohne detaillierte Argumentation behauptet. Speziell zu den Daniten fügt er lediglich noch hinzu, daß diese nach Ri 5 , 1 7 a ß als „sea people, dwelling in ships" bezeichnet werden könnten. Diese Beweisführung muß jedoch als in keiner Weise ausreichend gekennzeichnet werden. M. C. A S T O U R hat die Frage der Zusammengehörigkeit von Danuna, Danaoi und Danunlm am bisher sorgfältigsten untersucht, die israelitischen Daniten aber nur ganz nebenbei und am Rande erwähnt. Er kommt zu dem Ergebnis, daß seit dem 16./15. Jh. v.Chr. bis zum 8. Jh. v. Chr. in Ostkilikien ein Reich westsemitischer Danunlm existierte, von dem aus als dem danunischen Kernland Teile spätestens ab 1450 v.Chr. nach Westen bis in den griechischen Raum gelangten (Danaoi), von dort zum Teil wiederum im Rahmen der Seevölkerbewegung in umgekehrter Richtung gewandert sind und von Ramses III. unter den von
74 Abgesehen von Gat-Rimmon, falls dessen Identifizierung mit dem Teil ö e r l s e (so B. MAISLER, Excavations, 63; J.SIMONS, G T T , 201 (§ 336); Y. AHARONI, Land, 376; N . AVIGAD, Art. Teil Jerishe, 578) zutrifft. W e n n man es aber mit Räs Abu H a m i d identifiziert (J. STRANGE, Inheritance, 122-129), liegt überhaupt keiner der Orte von Jos 19,41 ff. nördlich von Jafo.
Zusammenfassung
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ihm geschlagenen Seevölkern erwähnt werden. A S T O U R hat damit zwar den differenziertesten und umfassendsten Vorschlag einer Zusammenordnung von Danuna, Danaoi und DanunTm vorgetragen, den bei GORDON fehlenden Nachweis, daß die israelitischen Daniten zu der D a nuna-Danaoi-Danunlm-Volksgruppe gehören, jedoch nicht nachgeliefert. Y . Y A D I N ist bei seinem Versuch einer historischen Zusammenordnung von Daniten und Danuna umgekehrt von den israelitischen Daniten ausgegangen. Er versuchte nachzuweisen, daß die Daniten aus mit Schiffen gekommenen (Ri 5,17aß) und zunächst u.a. in Teil Qaslle bei Jafo (Jos 19,41-46) als Nachbarn der Tk(k)r im Norden und der Philister im Süden siedelnden Danuna hervorgegangen seien, welche fünfzig Jahre später (ca. 1100 v.Chr.) von konkurrierenden Seevölkergruppen aus Teil Qaslle gewaltsam verdrängt, ins Inland geschoben (Ri 1,34 f.) und schließlich nach wachsender Entfremdung von den miteingewanderten Philistern, ja, nach steigender Bedrängnis durch dieselben (Ri 13-16) wie auch durch die Amoriter (Ri 1,34 f.), um 1100 v.Chr. in den Norden des Landes nach Lajisch abgezogen seien, wo sie wieder ansässig wurden und schließlich in die Gemeinschaft Israels als Stamm Dan Aufnahme fanden (Gen 49,16). Jedoch müssen YADINS Erwägungen im Ganzen wie im Einzelnen abgelehnt werden. Weder sind seine Interpretationen der alttestamentlichen Danitenüberlieferungen haltbar, noch gibt es, selbst wenn die Ansiedlung gerade der Danuna unter den Seevölkern in Teil Qaslle gesichert wäre, einen einzigen Hinweis dafür, daß die Bewohner von Teil Qaslle Stratum XII nach Zerstörung ihrer Stadt vertrieben, ins Inland gedrängt, von den anderen Seevölkern abgerückt und in den Umkreis der Israeliten geraten seien. D a ß diese vertriebenen Einwohner von Teil Qaslle sich zu israelitischen Daniten entwickelt hätten, läßt sich vollends nicht glaubhaft machen. Die Danuna der Seevölker und die Ausgrabungsergebnisse von Teil Qaslle lassen sich sachlich und chronologisch im Sinne YADINS nicht in Zusammenhang mit den Danitenüberlieferungen bringen. Eine Zusammengehörigkeit bzw. Verbindung der israelitischen Daniten mit den verschiedenen Gruppen der Danuna, Danaoi und DanunTm kann somit nach dem gegenwärtigen Stand der Erkenntnisse mit größter Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.
9. Rückblick: Grundlinien danitischer Geschichte Ri 1,34. 35 a markiert zwar nicht die älteste Spur der Daniten im Alten Testament, stellt aber diejenige zusammenhängende Aussage dar, die sie erstmals in einer datierbaren geschichtlichen Situation zeigt. Dieser Notiz zufolge scheiterten die aus südöstlicher Richtung vom Gebirge herab gegen das Gebiet der Amoriterstädte Ajalon, Schaalbim (und Har-Heres?) in der Ebene von Ajalon vordringenden Daniten in der Zeit vor 1200 v.Chr. bei dem Versuch, sich in die Wirtschaftszone dieser Städte einzuschieben. Sie wurden vielmehr bereits am südöstlichen Rande der Ebene von den Amoritern abgefangen und ins Gebirge hinauf zurückgedrängt. Vereinzelte indirekte Hinweise auf vor diesen Ereignissen liegende Phasen danitischer Geschichte erlauben zusammengenommen mit Vorsicht die Andeutung noch früherer Linien der Geschichte Dans. So kann vermutet werden, daß die Daniten, vielleicht aus dem südlichen Ostjordanland gekommen, im Westjordanland als eine einzelne, möglicherweise von einem größeren Verband von „Söhnen Dans" abgespaltene Sippe im Verlauf des 13. Jh. v.Chr. in Erscheinung zu treten begannen. Die P r ü f u n g anderer, noch weitergehender Vermutungen zur H e r k u n f t der Daniten, wie sie in letzter Zeit durch deren Verknüpfung mit den griechischen Danaoi und den kilikischen und den Seevölker-Danuna geäußert worden sind (C. H . G O R D O N ; Y. YADIN), hat zur Ablehnung jener Thesen geführt. Das Überwechseln der Daniten ins Westjordanland könnte mit der Etablierung und Ausbreitung der Gaditen und Rubeniten im Ostjordanland sowie mit Reibereien derselben mit anderen, in demselben Raum befindlichen Gruppen oder mit vergleichbaren Vorgängen zusammenhängen, Auseinandersetzungen, denen die Daniten bzw. diejenigen von ihnen, die ins Westjordanland auswichen, auf solche Weise zu entgehen suchten. D e r vermutete Ubergang der Daniten nach Westen dürfte spätestens um die Mitte des 13. Jh. v.Chr. vor sich gegangen sein. Im Westjordanland haben die Daniten in der 2. Hälfte des 13. Jh. v.Chr. im Gebiet von Jerusalem vielleicht unter Ausnutzung einer Schwächeperiode oder auch im Rahmen vertraglicher Regelungen mit der Stadt Fuß fassen können, und zwar südwestlich von Jerusalem in Manöhö. In diesem Bereich und zu derselben Zeit, etwa ab 1240/35 v. Chr., kam es zu Berührung und Nachbarschaft mit Judäern, die in dieser Zeit bei Betlehem ihr späteres Kerngebiet erreichten. In dem wenig umfänglichen Gebiet zwischen Betlehem und M a n ö h ö ergab sich ebenfalls ein Kennenlernen der Daniten und eines in Betlehem niedergelassenen, später bei Micha im Gebirge Efraim angestellten Leviten
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(Ri 17). Nur wenig später als die Judäer waren nördlich von Jerusalem Efraimiter und Benjaminiter in ihre späteren Stammesgebiete eingerückt. Damit fand die Möglichkeit der Ausbreitung der kräftigen judäischen Sippen nach Norden schnell eine Grenze. Dagegen hat die kleine Danitengruppe dem Entfaltungsdruck der Judäer auf die Dauer keinen nachhaltigen Widerstand entgegensetzen können. Wie möglicherweise schon im Ostjordanland waren damit die Daniten auch hier wieder zwischen ihnen überlegene Gruppen geraten und wichen vor deren Druck aus. Die Richtung des Ausweichens nach Nordwesten war vorgegeben, da im Norden und Nordosten Efraim/Benjamin, im Osten und Südosten Judäer saßen. Die Wanderung nach Nordwesten noch vor 1200 v.Chr. führte die Daniten jedoch am Ubergang vom Gebirge zum östlichen Rand der Schefela in den Wirtschafts- und Interessenbereich der Amoriterstädte der Ebene von Ajalon, deren Bewohner sie noch vor Erreichen der Ebene abfingen und auf das Gebirge hinauf zurückschoben. Während der Zeit nach der Abwanderung von Manöhö und dem Versuch des Vordringens in die Ebene Ajalon bewohnten die Daniten ein „Lager Dans" westlich von Kirjat-Jearim. Nach diesen bisher insgesamt wenig günstigen, jedenfalls nicht zu dauerhaftem Erfolg führenden Niederlassungsversuchen entschlossen sich die Daniten, nunmehr eine besonders sorgfältig vorbereitete Erkundungsaktion durch fünf ausgesuchte Männer unternehmen zu lassen mit dem Ziel, ein Wohngebiet ausfindig zu machen, das nicht mit den ungünstigen Faktoren behaftet wäre, die bisher eine dauerhafte Ansiedlung der Sippe verhindert hatten, d. h. vor allem ein Gebiet, das möglichst nicht im Schnittpunkt sich überlagernder Interessen anderer Gruppen lag. Die Etablierung frühisraelitischer Gruppen in Obergaliläa, für den Anfang der Eisenzeit archäologisch nachgewiesen, könnte im Laufe der Erkundungen der danitischen Kundschafter vielleicht die allgemeine Richtung ihres Suchens mit bestimmt haben. Ob dabei das nach dem Fall der letzten kanaanäischen Stadt Hazor Stratum XIII entstandene Machtvakuum konkret eine anlockende Rolle gespielt hat, läßt sich nur vermuten, nicht aber erweisen. Nach der Entdeckung des in verschiedener Hinsicht für die Zwecke der Daniten geeigneten Lajisch brach ein größerer, unternehmungslustigerer Teil der Sippe zu der Wanderung nach Norden auf. Die ersten Jahre nach dem Ende des 13. Jh. v.Chr. kommen als oberste Grenze für den Abzug in Betracht. Bereits die danitischen Kundschafter hatten bald nach ihrem Aufbruch aus dem Lager westlich von Kirjat-Jearim noch im Gebirge Efraim im Anwesen des Micha den Leviten getroffen und wiedererkannt, der ihnen schon aus dem früheren danitischen Wohngebiet südwestlich von Jerusalem persönlich bekannt war. Der Levit hatte den Kundschaftern durch einen Spruch seines Jahwe-Ora-
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kels einen erfolgreichen Verlauf ihrer Mission angekündigt. Das ermutigende Orakel mag nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, daß es den Kundschaftern gelang, nach ihrer Rückkehr die überwiegende Zahl ihrer Sippengenossen zu dem zweifellos nicht gefahrlosen Unternehmen der Wanderung in den fernen Norden zu entflammen. D a ß die aus dem Lager Dans westlich von Kirjat-Jearim (nicht aus Zora und Eschtaol!) Aufgebrochenen keinen Moment zögerten, sich beim Vorbeikommen an dem Anwesen Michas des Bildes des ihnen so günstig gesonnenen Gottes sowie des Priesters samt des von ihm bedienten O r a kels zu bemächtigen, kann kaum verwundern. D a ß es sich bei dem Priester sehr wahrscheinlich um einen Enkel Moses handelte, hat allerdings im Moment des Entschlusses zur Entführung wohl schwerlich eine Rolle gespielt. Das Gewicht dieses Faktums wirkte sich erst später f ü r die Daniten aus; es tritt hinter den verschiedenen Überarbeitungen von Ri 17-18 noch erkennbar zutage. Der günstige Orakelspruch mag vielmehr schon genügt haben, um sowohl die die Entführung ausführenden Daniten als auch die die Erzählung später überliefernden Daniten nachfolgender Generationen gegenüber dem Vorwurf, hier sei ein Skandal, ein Verbrechen geschehen, weitgehend verständnislos und unempfindlich zu machen. Die alte, auf eine Zeit vor der Anstellung bei Micha zurückgehende Bekanntschaft der Daniten mit dem Leviten kommt noch hinzu, indem sie ein Gefühl der Zugehörigkeit des Leviten mehr zu ihrer, der Daniten, Seite unterschwellig vermittelt haben kann. Die Exegese der einschlägigen Daniten-Überlieferungen wies auf eine Datierung der Nordwanderung im 1. Drittel des 12. Jh. v.Chr. Damit steht das Ausgrabungsergebnis auf Teil el-Qädl in gutem Einklang. Es verzeichnet einen deutlichen Kulturwechsel an der Wende von der Spätbronze- zur Eisenzeit, außerdem eine nicht allzu schwere Zerstörung (Brandschicht) der letzten spätbronzezeitlichen Stadt. Letzteres entspricht der historischen Wahrscheinlichkeit und dem Interesse der Daniten, die an einer möglichst unversehrten Stadt (soweit eine kriegerische Eroberung das zuläßt!) als ihrem neuen Domizil interessiert sein mußten. Das Ergebnis der Ausgrabung befindet sich damit in bemerkenswertem Gegensatz zu der historisch nur schwer glaublichen und tatsächlich ganz unabhängig vom Grabungsbefund als literarisch sekundär nachweisbaren, durch bestimmte deuteronomistische Vorstellungen diktierten Behauptung einer völligen Zerstörung bzw. Verbrennung von Lajisch (Ri 18,27). Die unterste Zeitgrenze f ü r die Nordwanderung markiert das Deboralied, das die Daniten zur Zeit der Deboraschlacht (zwischen 1160 und 1130 v.Chr.) bereits in Lajisch/Dan etabliert kennt. D o r t hatten sie sich inzwischen der spezifischen Situation der Stadt angepaßt, indem sie in die traditionellen, vorteilhaften Beziehungen der Kanaanäerstadt
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Lajisch mit den phönizischen Tyrern ihrerseits eingetreten waren. Wie die eingegangenen Bindungen und Verpflichtungen im Einzelnen auch immer ausgesehen haben mögen, sie waren es, die - ob mit Recht oder nicht - vom Deboralied zum Anknüpfungspunkt des kritisch-fragenden Tadels wegen der danitischen Nichtbeteiligung am Kampf gegen Sisera genommen worden sind. Wohlstand und Einfluß, die aus dem Besitz dieses - einzigen! - Ortes den Daniten zuwuchsen, sowie die prominente mosaische Priesterschaft ihres Heiligtums haben die Stadt und ihre Besitzer allem Anschein nach zu einer Bedeutung erhoben, die f ü r die bisher so erfolglose Danitensippe im Rahmen ihrer eigenen Geschichte beispiellos war und ihr in ihrem jetzigen geographischen Umkreis wahrscheinlich eine beachtete Stellung eingetragen hat. Allerdings brachte die exponierte Grenzlage im äußersten Norden des israelitischen Bereichs der Stadt und ihrer Bewohnerschaft auch konkrete Gefährdung ein. Die Aramäer in Syrien traten nicht lange nach der Etablierung ihrer verschiedenen kleineren Reiche um 1100 v.Chr. mit Ubergriffen an der N o r d - und Nordostgrenze der israelitischen Stämme spürbar in Erscheinung. Gegen sie haben sich die Daniten anscheinend mit nicht unbeträchtlichem Geschick und Erfolg zur Wehr gesetzt, so daß diese Haltung einer kleinen Gruppe über den engeren lokalen Rahmen hinaus Lob und Anerkennung fand, beispielsweise in Form des anerkennenden Stammesspruches Gen 49,17. Dies in Gemeinschaft mit der erwähnten Wohlhabenheit und dem sicherlich beträchtlich über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Heiligtum wirkt wie eine ideale Illustration auch eines anderen Spruches (Gen 49,16) über die Stadt Dan und die sie bewohnende Danitensippe, der darin nachgesagt wird, sie befinde sich auf dem Wege, den Rang eines Stammes einzunehmen, sei jedenfalls schon vergleichbar mit (den) Stämmen (Israels). Die hier angedeutete Entwicklungsstufe hatte Dan nicht lange vor der Mitte des 11. Jh. v.Chr. erreicht. T r o t z dieser erfolgreichen Entwicklung haben die Daniten von Dan um 1050 v.Chr. einen vermutlich durch Aramäer verübten Überfall auf ihre Stadt nicht verhindern können, bei dem das Gottesbild des Micha in Verlust geriet (Ri 18,31). Es liegt nahe, diesen Überfall mit einer heftigen Zerstörungs- und Brandschicht über Stratum V auf Teil el-Qädl in Verbindung zu bringen, die der Ausgräber etwa Mitte des 11. Jh. v. Chr. datiert. Ungeachtet dieser Geschehnisse spricht alles dafür, daß die Daniten weiter grundsätzlich unangefochten die Herren der Stadt blieben; der Ausgrabungsbefund deutet in dieselbe Richtung. Es wurde f ü r Stratum V eine schnelle Wiederaufsiedlung durch dieselben Kulturträger festgestellt. Für das f r ü h e israelitische Königtum bestand der Wert der Danitenstadt anscheinend zunächst nicht so sehr in dem dort befindlichen Hei-
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ligtum einschließlich der mosaischen Priesterschaft, sondern in der strategischen Schlüsselstellung im Grenzgebiet zu den unruhigen aramäischen Nachbarn hin. Unter Salomo und Jerobeam I., vielleicht aber schon am Ende der Zeit Davids, wird nach Ausweis der Ausgrabungen mit dem Bau bedeutender Befestigungsanlagen, besonders eines mächtigen Stadttorkomplexes, begonnen. Jerobeam I. vor allem hat die Heiligtums· und Priesterschaftstradition Dans der religionspolitischen Komponente seiner Abgrenzung gegenüber dem Südreich Juda dienstbar gemacht. Die spezielle Stammesverbundenheit von Heiligtum und Priesterschaft in Dan geriet trotz des Widerstands von seiten der Daniten ins Hintertreffen, wobei die zeitgenössischen Priester am Heiligtum sich möglicherweise nicht unwillig in den Dienst des Mächtigeren, nämlich des Königs Jerobeam I., haben ziehen lassen, eine Haltung, die sie mit ihrem berühmten Ahnen Jonatan mutatis mutandis verband. Es ist möglich, wenn auch nicht sicher anhand der Grabungsergebnisse nachweisbar, daß die älteste Stufe der auf Teil el-QädT ausgegrabenen Kulthöhe (Stufe A), die der Ausgräber nicht genauer als mit dem 10. Jh. v.Chr. datiert hat, mit den kultischen Maßnahmen Jerobeams I. verbunden werden darf. Damit hat Jerobeam I. eine T e n d e n z auf kultisch-religiösem Gebiet fortgesetzt, die bereits sein königlicher Vorgänger im ungeteilten Reich durch (verteidigungs-)politische Maßnahmen eingeleitet hatte, durch die nämlich der Charakter Dans als (einziger) Stadt des Stammes Dan, als Stammeszentrum also, durch staats-, verteidigungs- und religionspolitische Beanspruchung des Ortes in der Uberlieferung immer stärker überdeckt worden ist. Dennoch ist damit die Geschichte der Daniten nicht an ihr Ende gelangt. Sie währt nach dem Hinweis in Ri 18,30 noch mindestens bis 733/32 v.Chr., bis zur Verheerung des Nordens des Landes durch die Assyrer. Jedoch haben, wie gesagt, die Staatsinteressen in Dan mit und seit Jerobeam I. den Stammescharakter so weitgehend überlagert, daß Dan als Stadt der Daniten in der alttestamentlichen Überlieferung nicht mehr in Erscheinung tritt. Zweifellos gibt es eine vergleichbare T e n denz nach der Einführung der Staatsform des Königtums ganz allgemein in Israel. Da aber bei den Daniten der Besitz des Stammes mit der einzelnen Stadt Dan nahezu zusammenfiel, wirkte sich diese Entwicklung in der Uberlieferung besonders schnell und radikal aus. Bei der Nordwanderung innerhalb des 1. Drittels des 12.Jh. v.Chr. blieb im Lager Dans westlich von Kirjat-Jearim ein kleiner Rest von Daniten, vermutlich eine Familie (3K fl'l) zurück, aus der etwa zwei bis drei Generationen später Simson hervorging. Die kleine Gruppe hat nach einer nicht mehr genauer feststellbaren, allerdings wohl nicht zu kurzen Zeitspanne dieses Lager verlassen. Sie konnte sich dank inzwischen veränderter Machtverhältnisse in dem Raum des geographischen
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Dreiecks festsetzen, das die Stadtgebiete von Bet-Schemesch, Zora und Eschtaol bilden, in dem fruchtbaren Gebiet nämlich, wo die danitischen Vorfahren vor 1200 v.Chr., falls überhaupt ein Versuch in dieser Richtung unternommen worden ist, gegenüber dem mächtigen und reichen Bet-Schemesch Stratum IV Β keine Chance der Ansiedlung hatten. „Zwischen Zora und Eschtaol" entstand damit eine neue Tradition von einem „Lager Dans" (Ri 13,25), die später in Ri 17-18 zusätzlich neben derjenigen von Ri 18,12 Eingang fand, als Ri 17-18 selbst literarisch an die Simsonerzählungen (Ri 13-16) angeschlossen wurde. Simson, ein reckenhafter Mann, schnell verliebt und ebenso schnell ergrimmt, geriet bei seinen Amouren, seinen ganz persönlichen Reibereien und groben Scherzen gewöhnlich an Philister, weil seine Familie unmittelbar im Grenz- und Berührungsgebiet zwischen Israeliten und Philistern lebte. Stets allein vollführte er seine Taten, die ihn nicht nur in Gegensatz zu den Philistern, sondern auch gelegentlich zu den östlich benachbarten Judäern brachten. Diese befürchteten nicht zu Unrecht Auswirkungen der Reibereien Simsons mit den Philistern auf ihr eigenes, ausbalanciertes Verhältnis zu den mächtigen philistäischen Nachbarn im Westen. Die Simsonerzählungen lassen als zeitlichen Hintergrund die Jahrzehnte um die Wende vom 12. zum 11. Jh. v.Chr. (1125-1075 v.Chr.) erkennen. In diesem Zeitraum hatten die Philister nach einigen Jahrzehnten des Ansiedeins und der Etablierung in der Küstenebene und der östlich angrenzenden Schefela damit begonnen, zwar nicht zu einer dauernden Besetzung, aber doch einer Ausdehnung ihres Einflusses über die Gebirgsregion im Osten fortzuschreiten. Diese Zielsetzung fällt zeitlich nicht zufällig mit einer ausgeprägten Schwächeperiode Ägyptens zusammen, die schon in der Mitte des 12. Jh. v.Chr. begonnen hatte. Die Philister traten damit in gewissem Maße das Erbe der nach 1150 v.Chr. immer kraftloser gewordenen X X . Dynastie an. Gestalt und Abenteuer Simsons weisen ausgesprochen populäre Züge auf. Dieser Danit dürfte viel dazu beigetragen haben, die Erinnerung an den Aufenthalt der Daniten im Süden des Landes lebendig zu halten. Wenn in Jos 19,41-46 anachronistisch ein Gau des Reiches Juda mit den Ortsnamen Zora und Eschtaol an der Spitze und nachfolgender A u f f ü h r u n g von Ir-Schemesch (Bet-Schemesch), Schaalbim und Ajalon (cf. Ri 1,35 a) zur Kennzeichnung des (theoretischen) „Erbteils" der Daniten verwendet worden ist, so liegt das vermutlich nicht zuletzt auch daran, daß durch die mit dem „Lager Dans zwischen Zora und Eschtaol" verbundene volkstümliche Simsongestalt eine gewisse geläufige Assoziation von „Zora und Eschtaol" einerseits und „Daniten" andererseits entstanden war. Geschichtliche Auswirkungen auf längere oder wenigstens kürzere Sicht haben die Taten Simsons in keiner Weise nach sich gezogen. Es
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ist möglich, daß die Reste der Daniten zwischen Zora und Eschtaol allmählich in benachbarten judäischen, benjaminitischen oder efraimitischen Sippen aufgegangen sind. Uberblickt man die Gesamtheit der danitischen Uberlieferungen, so zeigt es sich, daß die Daniten überhaupt nur etwas mehr als 300 Jahre in der Geschichte Israels in selbständiger Weise in nennenswerte Erscheinung getreten sind. Nie standen die Söhne Dans im Brennpunkt israelitischer Geschichte. D a ß sie dann doch innerhalb der alttestamentlichen Überlieferung eine relativ auffällige Stellung, einen quantitativ bemerkenswert breiten Raum - zumindest im Vergleich mit einer Reihe anderer, zahlenmäßig wahrscheinlich umfänglicherer Stämme und Gruppen, von denen kaum mehr als der Name überliefert worden ist - eingenommen haben, verdanken sie zum einen ihrem - allerdings nicht unumstrittenen - Heiligtum und seiner mosaischen Priesterschaft, und zwar nicht nur der Tatsache des Besitzes beider schlechthin, sondern auch dem Umstand, daß die das Heiligtum beherbergende Stadt sich in einer exponierten Grenz- und auch günstigen Verkehrslage befand. Hinzu kommt noch, daß die Stadt D a n mit diesem Heiligtum das Gegenüber des anderen, noch bedeutenderen Grenzheiligtums Jerobeams I. in Bet-El war. Es ist dabei bemerkenswert, daß Jerobeam I. zugleich auf der einen Seite den Stamm als alleinbestimmenden Faktor in Dan auf dem wichtigen Gebiet des Kultus zurückdrängte, auf der anderen Seite Dan dadurch in einen gesamtisraelitisch-politischen bzw. -religionspolitischen Bezugsrahmen hob. Aufgrund dessen wird die Überlieferung Ri 17-18 dann wohl überhaupt erst den Weg von einer nur regional bedeutsamen und auch vor allem unter Daniten weitergegebenen Überlieferung in das gesamtisraelitische Richterbuch gefunden haben. Zum anderen wird die relativ bedeutende Rolle Dans unter den kleinen Stämmen Israels wohl auch auf Gestalt und Abenteuer des Daniten Simson zurückzuführen sein, die ein so bedeutendes M a ß an Popularität genossen zu haben scheinen, daß Simson, obwohl im Grunde alles andere als bruchlos an die Reihe der Gestalten und Taten in den Ri 13-16 vorhergehenden Kapiteln des Richterbuches anschließend, dennoch der Anfügung an Jahwes und Israels „Heldengalerie" f ü r würdig befunden worden ist. O b man Dan unter den Stämmen Israels nun als relativ bedeutende oder als geringfügige Erscheinung einschätzt, so liefern die Traditionen der Daniten doch auf jeden Fall ein bemerkenswert farbiges und facettenreiches Bild vom Wandern, Kämpfen und Ergehen eines der kleinen israelitischen Stämme, mit denen zusammen die großen und vor allem geschichtswirksamen Stämme erst das Ganze der Geschichte Alt-Israels bilden.
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Nachtrag Epitoma historiarum Philippicarum Pompei Trogi, ed. siae 1907
JUSTINUS,
F. RUEHL.
Lip-
Abkürzungen Folgende Abkürzungen werden in der vorliegenden Arbeit von S. SCHWERTNER, Internationales Abkürzungsverzeichnis f ü r Theologie und Grenzgebiete. Berlin/New York 1974, abweichend bzw. zusätzlich verwendet: ABLAK
BN BAUER-LEANDER
EA EAEHL
GesB
GesK HAL
JSOT ΚΕΑ
KISchr I—III
KISchr I - V
LXX
MT
= NOTH, M., Aufsätze zur biblischen Landes- und Altertumskunde, hg. H.W.WOLFF, Bd. I und II. NeukirchenVluyn 1971 = Biblische Notizen (Hg. M . GÖRG). Bamberg = BAUER, H . / L E A N D E R , P., Historische Grammatik der hebräischen Sprache des Alten Testamentes I. Halle a.S. 1922 = El-Amarna-Tafel (Nr.) = A V I - Y O N A H , M . / S T E R N , E. (Hgg.), Encyclopedia of Archaeological Excavations in the H o l y Land I-IV. London 1975-1978 = GESENIUS,W./BUHL, F., Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament. Berlin/Göttingen/Heidelberg 1962 = G E S E N I U S . W . / K A U T Z S C H , E . , Hebräische Grammatik (26. Aufl.) Leipzig 1896 = Hebräisches und Aramäisches Lexikon zum Alten T e stament (...) dritte Aufl., neu bearbeitet von W . BAUMGARTNER et al. Lfg. I. Leiden 1967; Lfg. II. Leiden 1974 = Journal f o r the Study of the Old Testament. Sheffield = KNUDTZON, J. A. (Hg.), Die El-Amarna-Tafeln mit Einleitung und Erläuterungen. Anmerkungen und Register von O . W E B E R und E . EBELING. I: Die Texte. II.: Anmerkungen und Register. Leipzig 1915 ( = VAB 2,1. 2) = ALT, Α., Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel. I: München 1953; II: München 1953; III: München 1968 = EISSFELDT, O., Kleine Schriften. I: Tübingen 1962; II: Tübingen 1963; III: Tübingen 1966; IV: Tübingen 1968; V: Tübingen 1973. = SEPTUAGINTA id est Vetus Testamentum Graece iuxta LXX interpretes edidit A. RAHLFS. Stuttgart 1965 = masoretischer Text
Stellenregister Bibelstellen sind f ü r diejenigen Seiten nicht in das Register a u f g e n o m m e n w o r den, w o ihre E r w ä h n u n g bzw. B e h a n d l u n g aus den Kapitel- b z w . Abschnittsü b e r s c h r i f t e n leicht ersichtlich ist. Bei lediglich lexikalischen Z u s a m m e n s t e l l u n gen sind die Stellen hier ebenfalls nicht a u f g e f ü h r t .
1. Altes Genesis 11,30 16 16, I f f . 18, I f f . 18,9 ff. 25,21 27,22 28,17 28,19 29,31 29,31-30,24 30,5-8 30,22 31,16 32,30 34 35,16 ff. 36,23 36,34 f. 37,27 37,28 38 46,11 46,19 f. 46,23 49 49,8-12 49,9 49,14 f. 49,16 49,17
166 279 166 167 166 166 84 167 108 166 223-227 227 166 26 167 64. 222 f. 279 225 152. 154. 156 247 103 69 243 111 225 223. 231. 247 212 212 212. 214 2 1 5 - 2 1 7 . 219 255 f. 275. 279 f. 291. 296 31. 215. 219. 267. 271. 296
Testament 49,19 49,20 f. 49.27 49.28 a
224 215 215 211
Exodus 1,11 2,11-15.23 a 2,14 2,22 2,23 3,13 f. 4,19 f. 6,16 18,3 20,4 21,32 32 32,4.8.9-14 33,20.23
141 234 f. 235 117 142 167 234 111 117 97 69 119 98 167
Levitikus 24.10 24,10-14.23 a 24.11 24,15 f. 24,22
236 232-236 244 236 236
Numeri 1,5.6.12 1,5-15 9,6-13 13-Jos 24
249 247 f. 250 233 f. 9
336 13,4-12 13,12 13,22 15,32-36 21,1-3 21,27-30 21,28 22,25 23,24 24 24,9 26,5 ff. 26,39 26,42 26,42 f. 34,16 ff. 34,22
Stellenregister 244 244 184 233-235 251 252 253 26 212 249 212 247 247 256 f. 231 247 244 244
Deuteronomium 5,8 7,5.25 9,12.16 12,3 12.5 12,8-12 13,12 ff. 13,15-17 18.6 22,19.29 27,15 33,20 f. 33.22 33.23
97 97 98 97 65 74 f. 238 103 f. 66.112 69 97 212. 224 31. 255 f. 229
15.59LXX 19,37 19,38 19,40-48 19,41 19,41 L X X 19,41-46
19,41 b - 4 5 19,42 19,46 19,47 21,23 f 24,30.33
Richter 1 1,1-20 1,1-2,5 1,1-2,9 1,3.5-7 a 1,4-7 1,7b.8 1,8 1,10 1,22-26 1,29 1,31 1.33 1.34 f.
Josua 2,1 7,18.24 10, I f f . 11,10 12,2 12,19 13,9 13,16 13,25 15,14 15,21 ff. 15,33LXX
80 143 239 270 161 162 161 161 161 184 160 161
155. 159-161 162 41. 227 18. 23 f. 28. 55. 212 28 161 22 f. 55. 79. 81. 94. 281-283. 2 9 0 f . 298 28 27 53. 163 18. 20-25. 30. 108 281 188
1,35a 3,19.26 3,31 4,3 5
39. 104. 134 238 9 - 1 8 . 137 11 237 239 238 103 f. 134. 137. 238 f. 184 238 32 163 41. 2 2 7 - 2 2 9 12-35. 49 f. 55. 77-79. 81. 9 1 - 9 4 . 138. 143 f. 150. 158-160. 168. 173. 175. 192 f. 221. 225. 228-230. 232. 237. 241. 243. 252. 258. 281-283. 289-291. 293 298 97 38-43. 227 44 269
337
Stellenregister 5,6
38 f. 4 2 f. 2 2 7
5,12b
45
5,17 a ß
143 f. 2 5 5 f. 267.
17-18
53. 58. 168. 193. 209. 241. 243. 258. 2 6 8 - 2 7 0 . 2 8 1 f. 295. 2 9 8 f.
269. 274f. 282. 290 f
17-21
74. 135. 137 232
5,19
44f. 48. 163
17,1
5,20
48
17,7f.
193
5,24-27
42
18
31. 34. 150. 2 3 7
6
167. 170
18,1
31. 34. 269. 2 8 1
6,11
62
18,1b
150
6,11-24
169. 188
18,1 f. 11
2 5 4 f.
6,18 ff.
167
18,1.9
209
6,20 f.
167
18,2 ff.
232. 2 4 3
6,22 f.
167
18,2.8.11
150. 171
6,24
167
18,2.11
227
8,26 f.
69
18,3
1 5 9 f. 193. 2 4 1
8,32
188
18,3f.
282
9
223
18,7
267
9,5
62
18,7.28
51-53. 201
10,2
188
18,10
267
10,5
188
18,11.19
256
18,12
159. 172. 175. 243.
11,1
167
11,26
161
11,33
161
18,27
267. 2 9 5
12,6
83
18,27 f.
217. 2 6 8
12,7
188
18,29
257
12,10
188
18,30
172. 2 9 7
12,12
188
18,31
204. 270. 2 9 6
12,15
188
19-21
46. 72. 74. 104. 121.
13-16
31. 33. 91. 135 f. 147. 237. 243.
19,1
136
2 8 2 f. 291. 2 9 8 f.
298
134-136 19,1 f.
62. 6 7
13-18
79. 169. 172
19,16
67
13
209
20,48
103 f. 134. 1 3 7
13,2
81. 94. 135. 227.
21,23
106
21,25
72. 136
254. 2 5 6 13,2 ff.
283
13,25
81. 94. 135 f. 2 9 8
14,1
284
1. Samuel
14, 1 - 9
283
14,3.7
74
1,1 1,1 ff.
14,18
28
1,2 ff.
62 166
14,19
284
4
126. 135. 178
15,9 ff.
242. 2 8 3
4,11.17 ff.
109
16,4f.
284
6
33
16,5.18
284
6,12
178 f. 185. 2 8 4
16,31 (a)
81. 94. 135
6,14
172
17
294
7,1
172
244
338
Stellenregister
8,2 9, I f . 9,8 10,5 13,3 f. 13,16 f f . 13,21 14,1.4.6.11.15 17,1 17, I f f . 21 f. 23,1.27 24,17 26,17 30 30,26 ff. 31,12
62 62 69 178 178 178 69 178 162 178 128 178 84 84 240 240 187
2. Samuel 2,32 4,12 5,6 5,20 8,4 10,6 f f . 10,18 15,2 18,11 20,1.21 20.18f.LXX 21,14 2 3 , 1 1 f. 23,14 24,2 24,5 1.
188 188 104. 238 240 202 203 202 65 69 62 204. 209 f. 188 40 178 65 161
Könige
4,9 4.12 7.13 7 , 1 3 f. 9,15 10,28 11,23 f f . 11,26-28 12,16 12,26 f f .
27 f. 163 86 245 203 202 203 62 106 73. 118
12,28-30 12,28 f f . 12,31 14,2 f f . 14,9 15,16 f f . 20 22 22,31 2.
112 124 f 119. 132 128 98 203 203 203 202
Könige
6,8 ff. 6,14 ff. 6,24 ff. 6,32 7 8,28 f. 10,32 f. 13,3-5 15,29 17,16 21 23,8 25,27
203 202 203 26 202 203 203 203 109 98 122 266 124
Jesaja 6,5 7,4f.9 8,6 19,18 2 0 , 1 f. 30,6
167 113 113 28 124 212
Jeremia 7,12.14 22,29 26,6.9 32,9 48,19
126 109 126 69 161
Ezechiel 1,2 27,8-11 27,18 32,11
124 58 87 103
339
Stellenregister Nehemia
Hosea
9,18
69 97 98
3,2 11,2 13,2
1.
124 203 109
Micha 5,12
97
Psalmen 78,58 106,19
97 98
1job 4.11 6,18 9,7 15,21 Sprüche
212 197 28 103
2.
Salomos
30,30
67
2. 7 1 , 2 3 f. 72,27 76,24 ff. 149,18 151,14 ff. 151,52 f f . 273,8 ff. 273,20-24 2 9 0 , 1 5 f. 292
44 44 44 44 44 276 150 150. 156 238 f. 1 5 6 - 1 5 8 . 193
152. 1 5 4 - 1 5 6 247 1 5 2 - 1 5 4 . 156 f. 169 247 247 167 231 223. 230 f. 2 4 7 232 152. 1 5 5 - 1 5 7 . 165 247 230 f. 223 247 247 240 117 244 117 244
Chronik
2 , 1 2 f. 2 , 1 3 f. 11,7 11,10 11,15
212
Rut 1,1 f.
Chronik
1,40 1,45 2,52.54 4,4 4,11 5,14 7,6-11 7,12 8 8,6 8,8 8 , 8 (ff.) 8,8.11 8,8.11 L X X 8,11 14,11 23,14-16 25,4.13 26,24 27,22
Arnos 1,1 1,3 7.10
98
244 f. 51. 86 162 150 132
el-Amama-Tafeln 292,3 292,29-38 292,30 293,3 294 294,3 294,6 ff. 294,18 ff. 295,3
246 157 156 246 50 246 50 50 246
340
Stellenregister 3.
bTBabaBathra
110 a
Talmud
117
4. Griechische und lateinische JOSEPHUS, Contra Ap. 1,18 JOSEPHUS, Ant. V, 87
139 289
Quellen
JUSTIN, Epitoma XVIII, 3,5
Namen- und Sachregister Aaron 118 Abdon 152 el-'Abedlje 229 Abel 203-205. 210 Abimelech 223 Abimilki 276 Abinadab 172 Abraham 249 Addadäni 156. 158 Adoni-Besek 239 Adoni-Zedek 239 Afek(schlacht) 45 f. 127. 178 Ahab 265 f. Ahi ja 128 Ai 239 Ajalon (Stadt; Ebene) 15. 18 f. 21. 23. 27. 29-31. 33-35. 49. 55. 79. 84. 91. 93f. 138. 143f. 150f. 156f. 159. 173-175. 192 f. 197. 222. 237. 241 f. 254. 283. 290. 293 f. 298 uru Ak-ka 163 el-'Äl 253 Alalah 202 Amalekiter 239 f. Amenophis III. 276 f. Ammischaddai 254. 258 Ammoniter 203. 252 Amoriter 15 f. 19. 21-24. 26 f. 29-31. 34 f. 49. 55. 78 f. 91. 93. 138. 143 f. 159. 175. 192. 228. 237. 241-243. 252. 281 f. 289-291. 293f. Amun 286 Amurru 287 Anat 227. 229 anthropoid coffins 38 'Apiru 221 Äqir 177 Aram(äer) 86f. 105. 131. 201-204. 21 Of. 249. 296 Ard el-Hüle 106 Arnon 252 f.
'Artüf 169 f. 181 Arwad 138 Aschdod 177 Ascher 13. 54. 57 Aschkelon(iter) 139. 177. 191 uru As-tar-te 164 Azitawadda 276 Baal-Perazim 240 el-Bälu 286 Bann-Gebot (-Gesetz) 103 f. 137.238 Banü-jamlna 280 Bänyäs 50. 87 Barak 45 Baschan 213-219 Beerscheba 233. 266 Besek 237. 239. 251 Benjamin(iter) 46 f. 53. 222 f. 2 2 5 227. 230-233. 236. 238-243. 258. 280. 294. 299 Bet-Anat 4 1 . 2 2 7 - 2 2 9 Bet-Anot 238 Bet-El 61 f. 75. 94. 113. 125. 128 f. 145. 238. 299 B e t ' E n ü n 229 Bet-Horon 239 Betlehem(iter) 61. 64-70. 84. 115. 130. 143 f. 153 f. 159f. 193. 237-242. 293 Bet-Maacha 106. 203 f. Bet-Rehob 106. 203 f. Bet-Schean 38 f. 229. 237 Bet-Schemesch 27-29. 31-35. 149. 158. 166. 173. 175. 178. 192f. 227f. 231. 239. 284. 298 Bet-Schemesch (Naftali) 227-229 Bet-Ter 155 Bezalel 245 Bild Michas (Form) 124 f. 204 Bileam 249 Bilha(stämme) 222-229. 232. 236
342
Namen- und Sachregister
Biqa 87. 105 f. 200. 209. 267 BIt- d NIN.URTA 239 Byblos 138
un,
Cerastes cornutus 197-199 Cerastes vipera 197-199 collared rim 262. 264. 268 Colubridae 197 f. Damaskus 51. 87. 201-204. 209. 260. 267 Dan (Stadt) 50-52. 57. 59. 72-76. 79. 87. 89. 91. 93. 97f. 105. 108. 110-113. 115. 117-126. 128-133. 143. 145 f. 172. 200 f. 203-212. 218 f. 257. 261-263. 269. 271. 280. 289. 295. 297. 299 Danaoi 273-280. 287 f. 290 f. 293 Danaos 276. 278 f. 288 Dan'el 279 f. Danuna 38. 273-280. 284-291. 293 kur Da-nu-na 276 Danunim 273. 276. 278-280. 287f. 290 f. 293 David 73. 160. 203. 210. 212. 238-240. 266. 297 Deboraschlacht(datum) 37-48. 59. 267. 295 Delila 185 f. 190. 284 ed-Dennäbe 157 Der Hannä 229 Dibri 234-236 Dina 222-224. 230 f. 279 Dor 285. 287f. 290 Eben-Eser 178 Adom(iter) 153 Efraim (Gebirge; Stamm) 13 f. 16. 20. 32. 46-48. 53. 61 f. 71. 80. 83. 85. 94f. 136. 138. 144f. 222f. 225-227. 230-233. 236-243. 258. 293 f. 229 Ekron 177f. 181. 190 Elale 253 Eli(den) 126. 128 Elon 152 'En Kärim 31
Έ η Sems 28. 31. 157 Ephod 63. 84 f. 95-102 Eschtaol 31. 79. 81 f. 90. 92-95. 134-137. 145. 147. 153. 155. 168175. 181-183. 187. 191-193. 231. 242. 281-283. 295. 298 f. Eschwa 169. 172. 182. 192 Etam 180-183. 192
Gad(iter) 224. 251-254. 293 Galiläa s. Obergaliläa Öalül 253 Gat 177 Gat-Rimmon 290 Gaza(titer) 177. 183-187. 191 Geba 155 Geser 32f. 55. 150. 156-158 Gideon 152. 188 Gilead 54. 57. 167 Gilgal 126 Giloh 270 utu Gi-im-ti 164
Hagar 279 Hamat 202 Hapiru 221 Har-Heres 15. 19 f. 25. 27-31. 55. 93. 144. 228. 283. 293 uru Ha-su-ra 163 UIU Ha-za-ti 164 Hazor 85. 203. 209. 241. 261-264. 268. 270. 294 Hebron 184 f. 191 Hirbet HarsTs 29 Hirbet Hirsa 29 Hirbet IbzTq 237 Hirbet el-Msäs 180 Hirbet el-Muqanna' 177 Hirbet Selün 126 f. Hirbet Teil er-Ruwesi 229 Hirbet Tibne 176 Homer 86 Horma 251 Huram-Abi 245 Huschim 223. 230 Hyksos 279
Namen- und Sachregister uru
Ia-pu 163 Ijon 210 Ir-Schemesch 19. 27 f. 298 Isaak 233 Ismael(iter) 249 Issachar 49. 54. 215 f. 221
Jael 39 f. 42 f. J a f o 49f. 55. 285. 287f. 290f. Jakob ( = Israel) 106 f. 206. 208. 222. 251 Jakobsegen 195 f. 205. 211 f. Janoach 210 Jerachmeeliter 222 Jerobeam I. 73-76. 98 f. 101. 108. 110. 113. 115. 117-126. 128 f. 131-133. 136. 145 f. 203. 210. 261. 265 f. 297. 299 Jerobeam II. 265 Jerusalem 31. 35. 50. 84 f. 123. 125-127. 143 f. 150. 155-160. 172. 174. 193. 197. 200. 221. 229. 237-243. 250. 254. 258. 282. 293f. Jesreel(ebene) 45 f. 48 Jiftach 167 Jonatan b. Gerschom b. M o s e / M a nasse 110-123. 140. 142 f. 145 f. 241. 297 Joschua 172 Josef (erzählung) 106 f. Josef (Haus) 14. 16 f. 20. 222. 232. 238 Juda (Gebirge; Stamm) 20. 46. 61. 64-66. 94. 107. 150. 153. 156. 159. 169. 179-183. 185. 210. 212. 221. 237-243. 245. 258. 282f. 293f. 298 f. Kadesch 64 K a f t o r 287 Kaleb(iter) 153-155. 222 Kanaan(äer) 13. 15 f. 26. 32 f. 38-42. 44-47. 55. 58. 80. 85. 150. 175. 178. 186. 201. 209. 219. 223. 228. 238. 254. 264. 268. 270 Karatepe-Inschrift 273 f. 276. 290 Karkar 202 Karkemisch 202 f.
343
Karmel 41 Karnak 260 Keniter 222 Kilamuwa—Inschrift 273. 276. 290 Kinneret (See) 218 Kirjat-Jearim 31. 35. 84. 93-95. 136. 144. 150. 153 f. 159. 172-175. 192. 243. 258. 289. 294f Kischon 48 Lachisch 20 Lade 172 Lager Dans westlich von Kirjat-Jearim 92-95. 136. 144 f. 147. 159. 172-175. 192 f. 212. 289. 294f. 297 Lager Dans zwischen Zora und Eschtaol 136. 169-175. 181-183. 191-193. 298 Lajisch 18. 20. 37. 50-53. 55. 57. 59. 85-89. 91. 93-95. 103-106. 108. 120. 124. 134. 136. 138-140. 144 f. 175. 197. 200 f. 205. 209-214. 216-219. 250. 257 f. 260-263. 267-270. 289. 291. 294-296 Lea(stämme) 223 f. 251. 279 Lehi 181-183. 192 Levi(t) 64-72. 81-84. 99. 110-123. 131 f. 136. 143-146. 159 f. 172. 221. 241 f. 279. 293-295 Lus 237-239 Machir 47. 53 Ma-gid-da, u r u Ma-gi 5 -da etc. 163 el-Mäliha 155. 157. 159. 240 Manahät(iter) 152-165. 169. 193 Manasse 13 f. 20. 47. 224 Manasse (König) 122. 133 f. 147 uru Ma-an-ha-te 152-165. 193 M a n o a c h " 150-171. 187. 193 M a n ö h ö 165. 167-169. 212. 237. 240-243. 252. 254. 258. 273. 289. 293 f. Μ α ν ο χ ω 152-165. 167 f. 193 Mari 260. 267. 280 Massecha 96-101 Medinet H a b u 286 Megiddo 43-46. 48. 209. 265f. Merneptah 32. 142 uru
344
Namen- und Sachregister
Mesopotamien 85. 260. 267. 269 Michajehu 62(ff.). 138 Milkilu 156. 158 Moab(iter) 252 f. Mopsos 278. 288 Mose 65. 110-123. 133f. 140-143. 145 f. 210. 234 f. 279. 295. 299 Moseschar 71. 138. 142. 233. 241 f. Mosesegen 212 ün, Mu-uh-ra-as-ti 164 M u t 286
Ramses III. 32. 39. 41 f. 177. 179. 274. 277f. 280 284f. 287. 289f. Ramses IV. 179 Ramses VI. 48 Ramses(-Stadt) 141 Räs Abu H a m i d 290 Refaim(ebene) 160. 238. 240. 242. 270 Ruben 54. 57. 107. 221. 224. 249-254. 293 un, Ru-bu-te 164
Naftali 13.41.45.54.221.225-230. 245 N a h r el-Qäsimlye 87 N o b 128 N o r d w a n d e r u n g (der Daniten) 48. 52. 59. 77. 85. 90f. 93f. 137-143. 151. 174f. 192. 243. 268. 294f.
Safed el-Battlh 229 Sakalus 286 f. Salma b. H u r . b. Kaleb 153 f. Salmanassar III. 202. 276 Salomo 73. 107. 202f. 245. 266. 281. 297 Samaria 265 Sar'ä 149. 157. 169 f. §asu (§ 3 sw) 286 Saul 126. 128. 187 Schaalbim 15f. 19. 27. 29-31. 55. 93. 144. 159. 283. 293. 298 (El-) Schaddai 248-251 Schaharajim 230 f. Schamgar b. Anat 38-43. 45. 227. 229 Schamma b. Age 40 Schelomit 234-236 Scheschai 184 f. 191 Schilo 80. 123-129. 133. 172. 270 Schobal b. H u r b. Kaleb 153 f. Schucham(iter) 256-258 Sebulon 13. 45. 53. 221 Seevölker 38 f. 41-43. 45 f. 139. 208. 274. 277-279. 283-285. 287. 290 SelbTt 27 Sichern 222-224. 230-232. 251. 279 Sidon(ier) 51-53. 86-88. 105. 138 f. 201. 264 Sihon von Heschbon 252 f. Silpa 223 f. Simeon 221. 224. 237. 239f. 249. 251 Simson(erzählungen) 28. 40. 91 f. 135f. 201. 210. 225. 227-229. 242f. 282-285. 297-299
Obergaliläa 85. 218. 221. 229. 241. 262. 270. 294 Oholiab 245 f. Ostjordanland 202. 249-254. 257 f. 273. 293 f. Ostkilikien 276. 278-280. 287 f. 290. 293 Otnieliter 222 Peloponnes 276 f. Perez 240 Perseus 288 Pesel 96-103.128.132.145.270. Philister 26. 30. 32 f. 38 f. 41 f. 45 f. 91. 126 f. 135 f. 150. 172. 175-187. 189. 191. 201. 222. 225. 227. 229. 274. 281-291. 298 Phönizien (Phönizier) 50-52. 56-59. 86. 105. 201 f. 245. 267. 269 Pitom 141 Qalönyä 31 Qi-el-ti 164
uru
Rahel(stämme) 224-226. 230. 232. 236 Ramat-Lehi 181-183. 192 Ramses II. 32. 45. 142
Namen- und Sachregister Sisera Sorek
42. 44-46. 296 31. 185 f.
Ugarit
29. 202
Viperidae Taanach 39. 43 f. 48 Taurus 202 Tel Dan s. Teil el-Qädl Tel Rös 229 Teil el-BatäsT 176 Teil Öerlse 290 Teil Öezer 32 Teil Hisbän 251-253 Teil el-Hösn 38 f. Teil el-Qädi 74. 199. 259-271. 295-297 Teil QasTle 177. 288 f. 291 Teil (Hirbet) er-Rumele 27 f. 31. 164. 228 Teil T a ' a n n e k 39.44 Teraphim 63. 84. 95-102 T k r (Tk[k]r) 42. 285-288. 290f. Tiglat-Pileser I. 138 Tiglat-Pileser III. 109 Timna 91. 176-178. 180 f. 183. 185. 190. 192. 284 Tuthmosis III. 260. 276 Tyrus 50-53. 55-59. 86 f. 105. 138-140. 201. 204. 209. 245. 267. 269. 295
345
199
Wädi 'All 31 Wädi el-H5d 31 Wädi el-Menäh· 157 Wädi el-Mutlaq 170. 172 Wädi Qatanne 31 Wädi es-Sarär 29. 31-34. 149. 173. 180-182. 185. 192 Wasas 287 Wen-Amun 179. 285 Westjordanland 46. 221. 225. 227. 229-233. 236 f. 242. 252-254. 256-258. 289. 293 Westkilikien 287 Yälö
27. 29
Zadok(iden) 126 Zamenis (Zamenidae) 197-199 Zamenis diadema 198 Zamenis trabalis 198 Zoba 106 Zora 31-34. 79. 81 f. 90. 92-95. 134-137. 145. 147. 149-158. 168-175. 181-183. 187. 191-193. 231. 243. 281-283. 295. 298 f.
Register hebräischer Worte Ο'ΠΠ
2 3 0 f. 2 4 7
•τκ
87
!>πκ
245
ΟΠΠ
247
3Χ'^>ηκ
244
αοπ
247
246
ηχπ
ηηο'πκ ΊΤνπκ
2 4 7 f.
ο^ο
90. 255 iii'JK, n'JK πτκ
1 9 6 f.
ans
87
ymiWR 3 « ji'3 ηον-η'3 ρ
'33
D'sm
56
0®Π
162 f. 2 8 f. 247 2 3 0 f. 2 4 6 f. 30
161
'^1'
170. 192. 255.
244
18'
163
KS'
21
297
i t
180
20
ΟΠΤ
244
15. 2 1 . 7 5 . 1 0 9 .
ΙΠ'Τ
162-163
2 5 6 f. W
p
40
rni>
'p3
244
P'V
|®3
213
p-DP1?
nj ηηκ π ι
56 212. 214
n^j
155
ITBJ
162
'Vbj
244
n? D'-IJ Dtru m J'7
57. 6 4 - 6 7
vna p-njna p-'33 na» ρ
nan
np>3n i b V B Π138
56
Vit ρ
1 1 1 f.
163 49. 136 256 256-257 40 151. 159. 165.
246.
164 2 0 5 f. 2 1 1 . 2 3 6 . 196
*nn[i]:a/*m[i]:a
185
161-165.
168.
193 nnja
154. 165
Π30Β
63. 9 6 - 9 8 .
133.
147
205. 208. 211. 236. 246
m m
213 20. 85
160-163.
246 nV'Vl
14. 2 6
nnspa
65. 8 9 - 9 0 .
101.
209. 227-228.
164
255 par
217
•sin
247
m m ' ηπΒ®»[η]
πηπ
247
asva
' n n nnspa
7 5 - 7 6 . 149. 2 5 6 6 4 - 6 5 . 90 86
Register hebräischer Worte 151. 2 4 6 76-77 196 82
imp ]ΠΌ JiHp
162 253
69-70 ΠΧ3 2 3 6 96. 98 n s o n biy 133 nty 164 ^ « u y 244 n x n | ' y 162 i s y 163 244 Heray 247-248 p a y 27 - l y n y 161 ' j ' y s u r n niry 74 jiviiiwy 164
33Ί 1318Ί
199 162
1315?, Π3Ί»
162
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VOD, ^ 0 3 nV'yp ixp
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Biblisch-historisches Handwörterbuch (BHH) Landeskunde - Geschichte - Religion - Kultur. Hrsg. von Bo Reicke und Leonhard Rost. IV Bände 1963-1979. Zus. 1438 Seiten, 4 farbige und 60 schwarz-w. Tafeln, 24 Karten, 1 Faltkarte, 2 färb. Blätter, Leinen. »Für die Predigtvorbereitung, für den Unterricht auf allen Stufen, zur eigenen historischen und theologischen Weiterbildung wird das mit gediegenem Karten- und Bildmaterial versehene Werk ein geschätzter Helfer werden.« Kirchenblatt für die reformierte Schweiz »Man kann diesem Wörterbuch der biblischen ,Realien' bleibende Aktualität und Unentbehrlichkeit für lange Zeit voraussagen.« Evangelische Theologie »This is an important book in the series which has been carefully planned and carried out according to the best scholarly standards. In text, plates, linedrawings and maps high quality has consistently been maintained.« Gregorianum „Der Registerband erleichtert nicht nur die Benutzung dieses wertvollen Werkes, sondern es kann in seiner ganzen Fülle ausgeschöpft werden." Theologische Literaturzeitung
Martin Noth · Geschichte Israels 9. Auflage 1981. 435 Seiten, 1 Karte, kart. „Martin Noths klassische Geschichte Israels basiert bewußt und entschieden auf der Analyse der literarischen Dokumente des Alten Testaments, wobei Formkritik und Überlieferungskritik das meiste beitragen. Die Ergebnisse der archäologischen Forschung werden kritisch berücksichtigt." Bibel und Kirche „Ein besonderer Vorzug dieses Buches ist die klare Komposition und die schöne Sprache, die den Leser von der ersten Seite an fesselt und ihm das Studium dieses gewichtigen Werkes zu einem Genuß macht." • Bibel und Liturgie
Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen und Zürich
Ein Hilfsmittel, das Reisende zu den biblischen Stätten bisher vermieten. - Ein Arbeitsmittel für jeden, der sich gründlich mit der Bibel beschäftigt
Othmar Keel / Max Küchler Orte und Landschaften der Bibel Ein Handbuch und Studienreiseführer zum Heiligen Land Band 1: Geographisch geschichtliche Landeskunde. Unter Mitarbeit von Chr. Uehlinger. Mit Beiträgen von U. Staub. 1984. 751 Seiten, 171 Abb., geb.; Band 2: Der Süden. 1982. XXII, 997 Seiten, 645 Textabb. und Teilpläne, geb.; Band 3: Der Norden und Band 4: Jerusalem in Vorbereitung (Vandenhoeck/Benziger) Dieses Handbuch und zugleich Reiseführer will möglichst umfassende geographische, historische und archäologische Informationen über Landschaft, Städte und Dörfer, wichtige Stätten, Berge etc. geben. Es will zudem Lebensbedingungen und Lebensweise, Kultur und Religion jener Menschen veranschaulichen, die vor 2000 und mehr Jahren das biblische Land bewohnten. Die einzelnen Orte werden nicht in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt, sondern anhand von großen Routen, um so den heutigen Reisenden darauf hinzuweisen, was er am Weg biblisch Relevantes sehen kann. Zahlreiche Orts- und Landschaftspläne sowie Sachillustrationen erläutern den Text. Alle Angaben beruhen auf den neuesten Forschungen und wurden zu einem großen Teil an Ort und Stelle verifiziert.
Palästina Historisch-archäologische Karte Zwei vierzehnfarbige Kartenblätter (1:300 000) mit Einführung und Register. Sonderdruck aus: „Biblisch-historisches Handwörterbuch". Hrsg. von Bo Reicke und Leonhard Rost. Redaktion: Ernst Höhne. Kardiographie: Hermann Wahle. 1979. XVI, 110 Seiten, Kartenband Diese Karte faßt die Forschungsarbeit der letzten fünfzig Jahre zusammen. Sie erschließt erstmals das z.T. weit verstreute, bisher kaum dem Spezialisten überschaubare Material. Sie enthält rd. 8.000 Ortsnamen aus allen Epochen der Geschichte. Das Begleitheft mit über 12.600 Stichwörtern bietet zusätzliche Informationen über die historischen und modernen Bezeichnungen der einzelnen Orte. Neun Nebenkarten erfassen den gesamten syrisch-palästinensischen Kulturraum. „
ein ungemein aufschlußreiches Hilfsmittel."
Jörg Zink
Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen und Zürich