181 21 9MB
German Pages 138 [198] Year 1989
DEUTSCHES
ARCHÄOLOGISCHES
DIETRICH
DIE
BILDNISSE
AUF GRUND
BOSCHUNG
DES
MIT EINEM
BEITRAG
HANS-MARKUS
VON
DER VORARBEITEN
HANS
GEBR. MANN
INSTITUT
UND
CALIGULA
VON
KAENEL
MATERIALSAMMLUNGEN
JUCKER
VERLAG
· BERLIN
VON
C!P-Titelaufnahme
der Deuischen Bibliothek
D:u romu,he Hemcherbild I Dt. Archäolog. Ins 1. - Berlin: Gebr_ Mann Abt. 1. Hr~g. von Klau~ Finschen . NE: Fit1schen, Klaus [Hrsg.]; Deuuches Archäologische~ lns1itu1 (Berlin, Wrn) Bd. 4. Die Bildnisse des Caligula. - 1989
Die Bdd11im dts Caligula I Dietrich Boschung. Mit e. Beitr. \"On Hans-Markus von Kaend. Auf Grund d. Vorarbeiten u. M:uerialsammlungen \"OnHans Jucker. - Bulin: Gebr. Mann, 1989 ( D.H römiKhe Hemcherbild: Abt. 1. Hrsg. von Klaus Fimchen; Bd. 4) ISBN 3-78/J 1-1524-9 NE: Boschung, Dimich [Mnverf)
Copyright © 1989 by Gebr. Mann Verlag · Berlin Alle Rechte vorbehalten Gesamtherstellung: H. Heenemann · Berlin Printed in Germany · ISBN 3-7861- 1524-9
DAS RÖMISCHE HERRSCHERBlLD I. ABTEILUNG BAND
4
DEUTSCHES
ARCHÄOLOGISCHES
INSTITUT
DAS RÖMISCHE
"
HERRSCHERBILD 1. ABTEILUNG
HERAUSGEGEBEN VON KLAUS FITTSCHEN, TONIC HÖLSCHER UND PAUL ZANKER
GEBR. MANN
VERLAG
· BERLIN
DEM
ANDENKEN
AN HANS
JUCKER
GEWIDMET
INHALT VORWORT
DER
HERAUSGEBER.
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS WICHTIGE
DATEN
7
....
ll
DES CALIGULA.
13 14
Stammbaumdes Caligula . . . . . DAS CALIGULABILDNIS AUF MÜNZEN, von Hans-Markus von Kaenel ....................... . I. Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Überblick über die Münzprägung Caligulas ... . III. Das Caligul~bildni~ in Reichsprägung .... . A. Das Cahgulabildms m der Edelmetallprägung B. Das Caligulabildnis in der Aesprägung . . . . . . C. Das Caligulabildnis in der Reichsprägung 37-41 .
15 17 20 20 22 24
DIE
27
9~r
BILDNISSE
DES
CALIGULA,
von Dietrich Boschung
Vorwort ...................... , .. • I. Zur Frage der Benennung . . . . . . . . . . . . . . II. Die Typen der Caligula-Bildnisse und ihre Repliken l. Der Haupttypus . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Marmorrepliken . . . . . . . . . . . . . . a. Kerngruppe . . . . . . . . . . . . . . . . b. Der Kerngruppe nahestehende Repliken .......... . c. Abweichende Repliken des Haupttypus mit Mittelgabelung . d. Varianten des Haupttypus mit verschobener Haargabelung . e. Umgearbeitete Repliken des Haupttypus .......... . B. Bronzerepliken des Haupttypus . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Kameen mit Bildnissen des Haupttypus ............ . D. Rekonstruktion des Urbildes und Uberlegungen zu seiner Verbreitung .......................... . 2. Der 1. Nebentypus ....................... . 3. Die Büste Kopenhagen 637 und die Frage eines 2. Nebentypus 4. Zur Frage der Prinzenporträts . . . . . . . . .
15
27 28 31 32 32 32 35
38 40 44 48 51
53 58 60
62
III. Schriftquellen zum Erscheinungsbild des Caligula I. Zum Aussehen und Auftreten des Kaisers . . . 2. Zur Kleidung des Kaisers . . . . . . . . . . . .
71 71 73
rv. Literarische
80
V.
und epigraphische Quellen zu Statuen des Caligula .
Zu den Bedeutungselementen t. Stirnhaar 2. Bart ... 3. Kränze . 4. Kleidung
der Caligulaporträts
.
84 84 87 87 89
5. 6.
A. Toga ............. . B. Panzer . . . . . . . . . . . . . C. Andere Gewänder des Kaisers Andere Attribute ..... Gruppenzusammenhang A. Münzen . . . . .• . B. Kameen . . . . . . . C. Fundgruppen . . . .
89 90 92 92
93 93 95 96
VI. Versuch einer kurzen Entwicklungsgeschichte des Caligulabildnisses .
100
VII.Zusammenfassende Wertung der Caligulabildnisse .
102
KATALOG ................... . 1. Repliken des Haupttypus (Kat. 1-Kat. 36) .. 2. Repliken des 1. Nebentypus (Kat. 37-Kat. 42) 3. Die Panzer-Büste in Kopenhagen (Kat. 43) .. 4. Prinzen-Porträts (Kat. 44-Kat. 45) ..... . 5. Unsichere Caligula-Porträts (Kat. ?46-Kat. ?48) ........ . 6. Ikono&-raphischunergiebige Caligula-Porträts (Kat. 49-Kat. 52) 7. Neuzeitliche Caligula-Bildnisse (Kat. *53-Kat. lf-55) ...... . 8. Fälschlich als Caligula benannte Porträts (Kat. *56-Kat. *99) ..
105 107 ll6 Jl8 119
INDICES
:
120 121 121
Allgemeines Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Aufbewahrungsorte . . . . . . . . . . Verzeichnis der antiken Schriftquellen und Inschriften
ABBILDUNGSNACHWEISE A-E ................. ABBILDUNGSNACHWEISE MÜNZTAFELN TAFELN
119
1-47
A-E
FÜR
DIE
125 128
132
MÜNZTAFELN
.
135
FÜR
DIE
TAFELN
1-47
. . . t37
Vorwort der Herausgeber Das Buch über die Bildnisse des Caligula war eines der vielen Vorhaben, die sich Hans Jucker für die Zeit nach seiner Emeritierung vorgenommen hatte. Viele Jahre hatte er sich schon mit dem Gegenstand befaßt, zahlreiche Aufsätze sind als Parerga aus dieser Beschäftigung hervorgegangen. Der zu fruhe Tod von Hans Jucker am 9. März 1984 hat verhindert, daß er dieses Werk noch selbst vollenden und veröffentlichen konnte. Immerhin waren die Vorarbeiten so weit gediehen, daß eine Fertigstellung des Bandes nicht aussichtslos schien. Es darf als glückliche Fügung gelten, daß zwei Schüler von Hans Jucker bereitstanden, das Werk ihres Lehrers zu vollenden und zum Druck zu bringen. Von den rundplastischen Porträts lag im Nachlaß neben einzelnen Notizen eine nahezu vollständige photographische Dokumentation vor. Auf dieser Grundlage konnte Dietrich Boschung die Bearbeitung der Ikonographie des Caligula in verhältnismäßig kurzer Zeit durchführen. Der nun vorgelegte Text ist ausschließlich sein Werk. Zur Münzprägung des Caligula lag ein längerer ausformulierter Text von Hans Jucker vor, der auch die Provinz- und Städte-Prägungen umfaßte, dem allerdings die Anmerkungen noch weitgehend fehlten. Dieser Teil wurde Hans-Markus von Kaenel zur Überarbeitung anvertraut. Zunächst schien es so, als könnte der Juckersche Text in großen Teilen übernommen werden, eine erneute Kontrolle der Münzen und vor allem die neugefundenen Aivalakten ergaben jedoch, daß die von Jucker vertretene Chronologie der Münzen nicht zu halten und eine Vorlage des Textes in der geplanten Form deswegen auch in seinem Sinne nicht zu verantworten war. Auf Wunsch der Herausgeber hat sich Hans-Markus von Kaenel bereitgefunden, die Münzprägung des Caligula gänzlich neu z.u bearbeiten; der die Münzbildnisse in der Reichsprägung betreffende Teil wird hier als Vorspann zur Behandlung der rundplastischen Bildnisse vorgelegt; der im engeren Sinne numismatische Teil wird dagegen in der „Schweizer Numismatischen Rundschau"' 1987 erscheinen. Diejenigen Teile des Juckerschen Manuskriptes, die von der veränderten Chronologie nur wenig betroffen sind, allerdings zur Ikonographie des Kaisers auch nicht viel beitragen, nämlich die umfänglichen Analysen der Münzrückseiten, sollen im ,.Archäologischen Anzeiger" veröffentlicht werden; die Herrichtung dieses Teiles liegt ebenfalls in den Händen von Hans-Markus von Kaenel. Mit der Herausgabe dieses Buches ist es nun endlich gelungen, einen ersten Band der Abteilung I in der Reihe „Das Römische Herrscherbild" vorzulegen. Diese Abteilung ist der Ikonographie der Angehörigen der iulisch-claudischen Familie gewidmet. Die Bände der Abteilungen II und III über die Ikonographie der Kaiser der mittleren und späteren Kaiserzeit sind ja inzwischen fast vollständig und z. T. bereits vor geraumer Zeit erschienen. (Der erste Band ist sogar schon fast ein halbes Jahrhundert alt!) Daß es gerade bei der Bearbeitung der Bände über die frohe Kaiserzeit zu deranigen Verzögerungen gekommen ist, hat vielfältige und verschiedenartige Gründe. Einer der entscheidenden ist die schwierige Materie selbst. Keine andere Phase der kaiserzeitlichen Porträtgeschichte weist eine so reiche archäologische Überlieferung auf, aber in keiner Phase sind zugleich auch die primären Probleme der Identifizierung und Datierung so groß wie hier. Hinzu kommt, daß die Menge der inzwischen zu bewältigenden Literatur und die Fülle der Meinungsäußerungen zum Thema kaum mehr überschaubar sind und auch den fleißigsten Forscher entmutigen können. 7
Als wir im Jahre 1983 von der Zentraldirektion des Deutschen Archä.ologischen Instituts damit beauftragt wurden, die Bände der Abteilung I zu betreuen und herauszugeben, sahen wir uns mit einer Aufgabe konfrontiert, deren Konzeption einer zurückliegenden Periode der archäologischen Forschung angehört; heute wird Porträtforschung unter verändenen und erweiterten Fragestellungen betrieben; die Suche nach dem „wahren" Aussehen der römischen Kaiser wird nicht mehr als einzig ausreichendes Ziel der Beschäftigung mit diesem Gegenstand angesehen. Als besonders wichtig sind die Fragen nach Funktion und Bedeutung dieser Bildnisse in der antiken Gesellschaft, nach ihrer Rezeption und ihren Voraussetzungen in dieser Gesellschaft erkannt worden. Wie problematisch es ist, die Ikonographie römischer Kaiser isoliert zu betreiben, wird z. B. sofort deutlich, wenn es darum geht, Kaiserbildnisse und stilistisch oder physiognomisch ähnliche Privatporträts voneinander zu scheiden; jeder Bearbeiter der Bände der Abteilung I dieser Reihe wird sich mit diesem Problem herumschlagen müssen. Eine Lösung ist, wenn überhaupt, nur möglich, wenn die Gesamtheit der Porträtkunst einer bestimmten Periode erfaßt wird. Natürlich waren wir uns darüber im klaren, daß es unter den gegebenen Umständen nicht unsere Aufgabe sein konnte, die noch herauszugebenden Bände an diesen neuen Fragestellungen auszurichten; die Homogenität der Reihe hätte darunter allzusehr gelitten, und die Bearbeiter der einzelnen Bände, die schon feststanden, bevor wir die Herausgeberschaft übernommen haben, wären vor unerwartete Probleme gestellt worden. So haben wir uns damit abgefunden, die Reihe in derselben Richtung fortzusetzen, in der sie angetreten war. Allerdings nicht ganz. Auf einige Änderungen gegenüber den bisherigen Bänden glaubten wir doch nicht verzichten zu können: Im Mittelpunkt der Untersuchungen muß stärker als bisher die Typologie der Porträts stehen; sie allein ist für die Ordnung der erhaltenen Denkmäler maßgebend. Die Kopienrezension, die zunächst vor allem die Überlieferung des Typus zu klären hat, muß zugleich auch dem Ziel dienen, das verlorene Urbild zu rekonstruieren und seine Entstehungszeit einzugrenzen. Um diese Arbeitsgänge nachvollziehbar und nachkontrollierbar zu machen, muß die Dokumentation erweitert und verbessert werden. Es ist deshalb das erklärte Ziel, jedes erhaltene, erreichbare und aussagefähige einschlägige Bildnis abzubilden, wenn möglich in mehreren Ansichten. Denn nur eine corpusartige Erschließung der Denkmäler setzt uns in die Lage, uberlieferungsgeschichtliche und rezeptionsgeschichdiche Fragen wirklich zu lösen. Probleme der Identifizierung, die die Diskussion gerade der iulisch-daudischen Porträts seit langem beherrschen, müssen mit Zurückhaltung behandelt werden; nur wo ein hoher Grad an Evidenz vorliegt, können Benennungen ohne Vorbehalte ausgesprochen werden; oft wird man sich mit Vorschlägen begnügen oder auf Benennungen vorerst verzichten müssen, soll das Unternehmen nicht erneut ins Stocken geraten oder sich in widersprüchliche Ansichten verzetteln. In vielen Fällen wird eine endgültige Festlegung erst möglich sein, wenn alle Bä.nde der Reihe oder zusätzliche Untersuchungen, etwa zu den Statuengalerien, vorliegen; manchmal wird man aber wohl auch in Zukunft auf klärende Neufunde angewiesen bleiben. Beim gegenwärtigen Stand der Forschung muß es schon als Gewinn gelten, wenn es gelingt, einen Typus innerhalb der Überlieferung zu isolieren, selbst wenn der Name des Dargestellten sich nicht sogleich feststellen läßt. Einzelstücke, d. h. Bildnisse, die sich einem bestimmten Typus nicht oder nicht eindeutig zuweisen lassen, können deshalb nur berücksichtigt werden, wenn ihre Zugehörigkeit zur kaiserlichen Ikonographie anderen Argumenten hinreichend deutlich gemacht werden kann. Die Abweisung von Benennungsvorschlägen in den sog. Negativ-Katalogen muß so knapp wie irgend möglich gehalten werden. Da fast jedes Bildnis gerade aus iulisch-claudischer Zeit schon einmal, wenn nicht gar mehrfach eine kaiserliche Namenstaufe erfahren hat, können nur solche Vorschläge berücksichtigt werden, die wenigstens diskussionsfähig sind. 8
Die Münzen und die Werke der Glyptik, Kameen, Gemmen, Glaspasten und Glasphalerae, haben in der Diskussion der Porträts von Angehörigen der iulisch-claudischen Familie immer eine herausragende Rolle gespielt. Ihre Bedeutung für die Identifizierung der Bildnisse werden sie auch weiterhin behalten, für die Konstituierung von Bildnistypen sind sie aber zumeist von untergeordnetem Wen. Das gilt leider auch für die Münzen. Die Professionalität in der Bearbeitung von Münzen hat heute einen Grad erreicht, der es fraglich erscheinen läßt, ob Arbeitsaufwand und Gewinn für die kaiserliche Ikonographie noch in einem vertretbaren Verhältnis zueinander stehen. Wir werden daher bei der Herausgabe der einzelnen Bände nicht abwarten, bis die Münzen der einzelnen Kaiser eine diesem Standard entsprechende Bearbeitung erfahren haben. Wo nicht gesonderte Untersuchungen schon vorliegen, wie im Fall des Claudius, oder von Spezialisten eigens erarbeitet wurden, wie f Ur diesen Band, wird man sich - wie bisher - mit einer Auswahl begnügen müssen. Wir glauben, das vertreten zu können; denn andernfalls riskierte man, daß das Erscheinen der Bände insgesamt auf unbestimmte Zeit verschoben würde. Damit aber ist niemandem gedient. Die Erweiterung der Dokumentation im Tafelteil bringt notgedrungen eine andere Aufteilung der Bände mit sich. Konnte in den anderen Abteilungen die Ikonographie mehrerer Kaiser in jeweils einem Band vereinigt werden, so wird nun fast jeder Kaiser einen eigenen Band beanspruchen. Die Verteilung im einzelnen sieht so aus (die jeweiligen Bearbeiter in Klammern): Band 1 : Die Bildnisse Caesars (Wilhelm Hornbostel) Band 2: Die Bildnisse des Augustus (Dietrich Boschung-Paul Zanker) Band 3: Die Bildnisse desTiberius (Wolf-R. Megow) Band 4: Die Bildnisse des Caligula (Dietrich Boschung-Hans-Markus von Kaenel) Band 5: Die Bildnisse des Claudius (Anne-Kathrein Massner) Band 6: Die Bildnisse des Nero sowie des Galba, Otho und Vitellius (Marianne Bergmann) Band 7: Die Bildnisse des Agrippa und der Prinzen der iulisch-claudischen Familie (Klaus Fittschen) Band 8: Die Bildnisse der Octavia, Livia und lulia (Rolf Winkes) Band 9: Die Bildnisse der Antonia minor und der Agrippina major (Walter Trillmich) Band 10: Die Bildnisse der Agrippina minor und der anderen Prinzessinnen der iulisch-claudischen Familie (Denise Kaspar) Bei einigen Bänden werden wegen des Umfangs der Dokumentation möglicherweise noch Unterteilungen nötig (z.B. bei den Bänden 2 und 7). Die größere Zahl der Bände und ihr größerer Umfang können natürlich nicht ohne Folgen auf die Herstellungskosten und den Preis bleiben. Auch diese Konsequenz glauben wir verantwonen zu können. Einerseits wird die Erscheinungsfolge der Bände voraussichtlich nicht sehr dicht sein, so daß sich die Kosten auf einen längeren Zeitraum verteilen; zum anderen hat sich in den letzten Jahren deutlich gezeigt, daß Bücher, die dem Benutzer Vollständigkeit zu bieten in der Lage sind, durchaus ihren Markt haben. Zum Schluß bleibt nur noch, allen denen zu danken, die zum Zustandekommen dieses Bandes beigetragen haben. Unser Dank gilt zunächst lnes Jucker; sie hat mit größter Selbstverständlichkeit den Nachlaß ihres Mannes zur Verfügung gestellt und Dietrich Boschung und Hans-Markus v. Kaenel jede Hilfe bei ihren Arbeiten zuteil werden lassen. Diesen beiden Schillern von Hans Jucker danken wir, daß sie sich der Bearbeitung dieses Bandes mit Enthusiasmus angenommen und sich den besonderen und bisweilen lästigen Wünschen der Herausgeber nicht verschlossen haben. Dem Präsidenten des Deutschen Archäologischen Instituts, Edmund Buchner, sowie dem Gebr. Mann Verlag danken wir, daß sie fur unsere Wünsche in bezug auf die verändene Form der Serie ein offenes Ohr hatten und deren Realisierung ermöglicht haben. Januar 1987 K. Fiuschen - T. Hölscher - P. Zanker 9
Abkürzungsverzeichnis Alföldi, Lorbeerbäume Alföldi, Repräsentation Alföldi, Vater
Barteis Bernoulli II 1; II 2 Brilliant, Caligula CNR VI; VIII;
XII;Xlll;XVI Eikones Fabbrini, RM Faur Felletti Maj, EAA Fittschen, Erbach Fimchen - Zanker I. III
Hausmann, ANRW Hertel, Diss. Hertel, MM Inan - AlföldiRosenbaum Inan - Rosenbaum Johansen, Caligula Johansen, Portraetter Johansen, Sculpted Portraits
A. AJföldi, Die zwei Lorbeerbäume des Augustus ( 1973) A. Alföldi, Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreiche (1970; Reprint aus: RM 49, 1934, 3- 118; 50, 1935, 3-158) A. Alföldi, Der Vater des Vaterlandes im römischen Denken ( 1978; Reprint aus: MusHelv 7, 1950, l ff.; 8, 1951, 190 ff.; 9, 1952, 204 ff.; 10, 1953, 103 ff.; 11, 1954, 133 ff.} H. Barteis, Studien zum Frauenporträt der augusteischen Zeit ( 1964) J.J. Bernoulli, Römische Ikonographie II 1 (1886); II 2 (1891} R. Brilliant, An Early Imperial Portrait of Caligula, ActaAArtHist 4, 1969, 13-17Taf. 1-7 A. Banti L. Simonetti, Corpus Nummorum Romanorum VI (1974); VIil (1975); XII (1976); XIII(1977); XVI (1978) Eikones. Studien zum griechischen und römischen Bildnis. Festschrift H. Jucker, 12. Beih.AntK (1980) L. Fabbrini, Caligola. II ritratto dell'adolescenza e il ritratto della apostesi, RM73/74, 1966/67, 134-146Taf.41-50 J.-C.Faur, Un nouveau visage de Caligula, in: ActaArch 42, 1971, 35-42 B. M. Felleui Maj, Caligola, in: EAA II (1959) 273-275 K. Fiuschen, Katalog der antiken Skulpturen in Schloß Erbach, AF III (1977) K. Fittschen - P. Zanker, Katalog der römischen Porträts in den Capitolinischen Museen und den anderen kommunalen Sammlungen der Stadt Rom I, Kaiser- und Prinzenbildnisse ( 1985); III, Kaiserinnen- und Prinzessinnenbildnisse. Frauenporträts ( 1983) U. Hausmann, Zur Typologie und Ideologie des Augustusporträts, ANRW II 12,2 (1981) 513-598 E. D. Hertel, Untersuchungen zu Stil und Chronologie des Kaiser- und Prinzenporträts von Augustus bis Claudius (Diss. Bonn 1982) D. Hertcl, Caligula-Bildnisse vom Typus Fasanerie in Spanien, in: MM 23, 1982, 258-295 Taf. 40-45 J. Inan - E. Alföldi-Rosenbaum, Römische und fruhbyzantinische Porträtplastik aus der Türkei. Neue Funde ( 1979) J. Inan - E. Rosenbaum, Roman and Early Byzantine Portrait Sculpture in Asia Minor ( t 966) F. Johansen, Antike Porträts von Caligula in der Ny Carlsberg Glyptotek, in: Römisches Porträt, WissZBerl 31, 1982 H. 2/3, 223 f. Abb. 65-67 F. Johansen, Portraetter af C. lulius Caesar Germanicus kaldet Caligula, MeddelelsGlyptk0b 37, 198 t, 70-99 F. Johansen, The Sculpted Portraits of Caligula, in: Ancient Portraits in the J. Paul Getty Museum 1, Occasional Papers on Antiquities 4 ( t 987) 87 - 106 11
H. Jucker, Bildnisstrafen gegen den toten Caligula, in: Praestant Interna. Festschrift U. Hausmann (1982) 110-118 Taf. 14-16 H. Jucker, Das Bildnis im Blätterkelch ( 1961) Jucker, Blätterkelch H.Jucker, Caligula, AnVirg 1973, 2, 16-25 Jucker, Caligula H.Jucker, Der große Pariser Kameo, in:Jdl 91, 1976, 211-250 Jucker, Kameo Jucker, Palimpseste H. Jucker, Julisch-claudische Kaiser- und Prinzenporträts als Palimpseste, in:Jdl 96, 1981, 236-316 Jucker, Phalerae H. Jucker, Die Glasphalerae mit dem Porträt des Nero lulius Caesar, in: SchwMbll 25, 1975, 50-60 Jucker, PorträtH. Jucker, Ikonographische Anmerkungen zu frühkaiserzeitlichen Porträtkameen kameen, in: BABesch 57, 1982, 100-109 Jucker, Prinzen H. Jucker, Die Prinzen des Statuenzyklus von Veleia, in: Jdl 92, 1977, 204-240 Jucker, Ravenna H. Jucker, Die Prinzen auf dem Augustus-Relief in Ravenna, in: Melanges d'histoire ancienne et d'archeologie offerts a P. Collart (1976) 237-267 Jucker - Willers, H. Jucker - D. Willers (Hrsg.), Gesichter. Griechische und römische Gesichter Bildnisse aus Schweizer Besitz (Kat. Bern 1982) Kiss, Princes z.Kiss, L'iconographie des princes iulio-claudiens au temps d' Auguste et de Tibere (1975) Kyrieleis, AA H. Kyrieleis, Zu einem Kameo in Wien, in: AA 1970, 492-498 Laser,AA S. Laser, Zur Ikonographie des Caligula, in: AA 1954, 241-251 Massner A.-K. Massner, Bildnisangleichung. Untersuchungen zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Augustusponräts (43 v. Chr. - 68 n. Chr.), Herrscherbild IV ( 1982) Megow W.-R. Megow, Kameen von Augustus bis Alexander Severus, AMuGS XI ( 1987) Niemeyer, Studien H. G. Niemeyer, Studien zur statuarischen Darstellung der römischen Kaiser, MAR 7 ( 1968) Pekary T. Pekary, Das römische Kaiserbildnis in Staat, Kult und Gesellschaft, dargestellt anhand der Schriftquellen, Herrscherbild III 5 (1985) Polacco, Tiberio L. Polacco, II volto di Tiberio (1955) Poulscn, Acta 1946 V. Poulsen, Studies in Iulio-Claudian konography, in: ActaArch 17, 1946, 32-39 Poulsen, Acta 1958 V. Poulsen, Portraits of Caligula, in: ActaArch 29, 1958, 175-190 Poulsen, Medd. 1957 V. Poulsen, Caligulas billede, in: MeddelelsGlyptk0b 14, 1957, 29-47 V. Poulsen, Les portraits romains I ( 1962) Poulsen, Portraits l Poulsen, Prinzen V. Poulsen, Claudische Prinzen ( 1960) B. Schneider, Studien zu den kleinformatigen Kaiserporträts von den AnSchneider, Studien fängen der Kaiserzeit bis ins 3. Jh. (Diss. München 1976) Traversari G. Traversari, Museo archeologico di Venezia, I ritratti ( 1968) Vierneisel - Zanker K. Vierneisel - P. Zanker (Hrsg.), Die Bildnisse des Augustus (Kat. München 1979) West I R. West, Römische Portrait-Plastik I ( 1933) Zanker, ActiumP. Zanker, Studien zu den Augustus-Porträts I. Der Actium-Typus, AbhTypus Göttingen 3 (1973) Nr. 85 Übrige Abkürzungen nach Archäologische Bibliographie und AA 1985, 757 ff. Antike Quellen nach Der kleine Pauly I, hrsg. von K. Ziegler - W. Sontheimcr ( 1964) S. XXI ff. Jucker, Bildnisstrafen
12
Wichtige Lebensdaten des Caligula 31. 9. 12 in Ancium geboren 10. 10. 19 Tod des Vaters Germanicus 29 Leichenrede für Livia seit 31 bei Tiberius auf Capri Pontifex anstelle des Bruders Nero 33 Quaestor 34 Duumvirat von Pompeii 35 Heirat mit Iunia Claudilla 16. 3. 37 Tod des Tiberius 18. 3. 37 dies imperii t. 7 .-31. 8. 37 1. Konsulat, zusammen mit Claudius 30.-31. 8. 37 Einweihung des Divus-Augustus-Tempels in Rom 21. 9. 37 Annahme des pater-patriae-Titels Herbst 37 schwere Krankheit Frühjahr 38 Tod des Tiberius Gemellus und des Macro 10. 6. 38 Tod der Drusilla Caligula in Kampanien und Sizilien Konsekration der Drusilla Heirat mit Lollia Paulina 1.-31. 1. 39 2. Konsulat Sommer 39 Brücke bei Baiae Herbst 39 Caligula am Rhein; Niederschlagung des Gaetulicusaufstandes; Schwestern Winterquartier in Lyon; Heirat mit Milonia Caesonia 1.-13. 1.40 3. Konsulat, in Lyon, sine collega Britannischer Feldzug Sommer 40 in Kampanien 31.8.40 wieder in Rom t.-7. 1. 41 4. Konsulat 24.1.41 ermordet
13
Verbannung der
Stammbaum des Caligula C. IuJius Caesar 1 1
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DAS CALIGULABILDNIS AUF MÜNZEN Hans-Markusvon Kaenel I. VORBEMERKUNG Hans Jucker beabsichtigte, das MUnzbildnis im geplanten Herrscherbildband ,Caligulac ausfuhrlich darzustellen. Er schrieb das betreffende Kapitel unter Verwendung älterer Vorarbeiten in seinem letzten Urlaubssemester im Herbst und Winter 1977 /78 in Rom. Das nachgelassene Manuskript umfaßt 130 Schreibmaschinenseiten 1. Es behandelt in der Hans Jucker eigenen Intensität die caliguläische Reichs- und Provinzprägung, numismatische wie inhaltliche Fragen 2 und natUrlich das Münzbildnis. Das Manuskript war jedoch nicht druckreif. Trotz eines Vermerks »kontr. 8. 2. 78« auf der ersten Seite zeugen handschriftliche Korrekturen und Ergänzungshinweise von einer weiteren Beschäftigung mit dem Text. Auch sollte, wie aus brieflichen Äußerungen hervorgeht, bei der Schlußredaktion des Herrscherbildbandes das Ganze nochmals überarbeitet werden. In diesem Zusammenhang hätte wohl auch der Anmerkungsteil, in dem viele Nummern offengeblieben waren, fertiggestellt werden sollen. Zunächst wurde vom Schreibenden versucht, das umfangreiche Münzkapitel sachlich auf den heutigen Kenntnisstand zu bringen. Dabei konnte es natürlich nicht darum gehen, den Text Hans Juckers so umzuschreiben, daß er sich schließlich so gelesen hätte, als ob er heute geschrieben worden wäre. Es galt vielmehr, in vielen Fällen Kompromisse einzugehen, sollten nicht wichtige Gedankengänge Hans Juckers, die auf mittlerweile überholten numismatischen Grundlagen ruhten, weggestrichen werden. Das Ergebnis konnte als Ganzes jedoch nicht befriedigen. Gemeinsam wurde von den Herausgebern der Reihe ,Das Römische Herrscherbild• und den Bearbeitern des vorliegenden Caligula-Bandes beschlossen, auf den Abdruck des von Hans Jucker verfaßten Münzkapitels im Rahmen des ,Herrscherbildes• zu verzichten. Ein Teil, die Interpretation der RUck.seitenbilder, soll dagegen in der Zeitschrift ,Archäologischer Anzeiger• erscheinen. Die Materialgrundlage, die Hans Jucker überblickte, war beträchtlich: eine eigene Foto- und GipssammlungJ, die Caligula-Münzen aus Schweizer Auktionen seit den Sechziger Jahren umfaßte, ebenso eine Auswahl aus den Beständen der wichtigsten öffentlichen Sammlungen Europas. Hinzu kamen eine Kopie des interessierenden Teils der Fotokartei des Wiener Instituts\ die ihm Robert Abkürzungsverzeichnis Giard Kent-Overbeck-Stylow-Hirmer R[C2
197)
J.-B. Giard, Lc monnayage de l'atclier de Lyon des origines au regne de Caligula (43 avantj.-C. - 41 apres J.C.). Numismatique Romaine 14 (1983) J. P. C. Kem - B. Overbeck - A. U. Scylow - M. u. A. Hinner, Die römische Münze(1973) C. H. V. Sutherland, The Roman Imperial Coinage 12 ( 1984)
1 Das Manuskript und die zugehörige umfangreiche Dokumentation wurden mir von [. Jucker, Bern, zur Bearbeitung übergeben. Ich danke Frau Jucker für Venrauen und Untemützung. M. R.-Alföldi und H. Schubert, Frankfun, sowie S. Hurur, U. Friedl1lnder und F. Sternberg, alle Zürich, bin ich für das Überlassen von Fotos verpflichtet. l H. Jucker hat mehrfach Einzelfragen herausgelöst und gesonde" behandelt, vgl. etwa H. Jucker in: Forschungen und Funde. Festschrift Bernhard Neutsch (1980) 205 ff. und Praestant Interna. Festschrift für Ulrich Hausmann (1982) 114 ff. ' Nun im Münzkabinett Wintcnhur deponie". ~ R. Gobl, NumZ 87 /88, 1972, 18.
15
Göbl zur Verfügung gestellt hatte, und natürlich die damals vor kurzem erschienenen Bände des ,Corpus Nummorum Romanorum,. Hans Jucker sah jedoch von eigenen Stempeluntersuchungen anhand seiner Materialsammlung ab. Die jüngste numismatische Arbeit, die er berücksichtigte, war das im Jahre 1976 erschienene Buch ,The Emperor and the Coinage< von C. H. V. Sutherland, eine eindrückliche, wenn auch in manchem sehr persönliche Synthese der Forschung der letzten Jahrzehnte. Mit dem Aufsatz J.-B. Giardss, in dem erstmals Ergebnisse von Stempeluntersuchungen von caliguläischen Gold- und Silbermünzen veröffentlicht wurden, setzte sich Hans Jucker erst nachträglich brieflich auseinander. Nicht mehr berilcksichtigt ist denn auch die gesamte seither erschienene numismatische Literatur 6 • Die wichtigste, for die caliguläische Münzprägung insgesamt zentrale Neuerscheinung bildete jedoch die Vorlage der neugefundenen Fragmente der Arvalakten 7 , die die Datierung der Übernahme des Pater Patriae-Titelssichern (21. September 37). Sie ist nicht nur von Hans Jucker nicht mehr eingearbeitet, sondern ebenso von J.-B. Giard, C. H. V. Sutherland und W. Szaiven 1 übersehen worden. Die Möglichkeit, den Titel PaterPatriaegenau zu datieren, stellt die Diskussion um die Organisation der Münzprägung des Jahres 37 /38 auf eine neue Basis. Der Schreibende hat unter Auswenung von Ergebnissen eigener Stempeluntersuchungen die weitreichenden Konsequenzen an anderer Stelle aufgezeigt und diskutiert 9 • Hier genügt es, einen Überblick über die Abfolge der unter Caligula ausgeprägten Emission zu geben und damit die Grundlagen zu skizzieren, auf denen anschließend das Münzbildnis beschrieben werden wird. Auf die Provinzial- und Lokalprägung wird im folgenden nicht eingegangen. Die Bedeutung der betreffenden Münzbildnisse darf im Zusammenhang mit der Beschreibung der Typologie des Caligula-Bildnisses nicht überschätzt werden. Bevor Porträts auf Münzen aus nichtstaatlichen Prägestätten überhaupt in die Diskussion um die Typologie des Kaiserbildnisses einbezogen werden dürfen, müssen sie in ihrem jeweiligen numismatischen Zusammenhang beurteilt und anschließend auf ihre Abhängigkeit von den Vorbildern, in der Regel Reichsprägungen, hin untersucht werden. Provinz- und Lokalprägungen sind somit eher für die Rezeptionsgeschichte des Kaiserbildnisses denn für dessen formale und inhaltliche Definition von Interesse.
~Num 1976,69 ff. In der Reihenfolge des Erscheinens u, a, W. Trillmich, Familienpropaganda der Kaiser Caligula und Claudius, AMuGS V111( 1978); Giard; RIC 2 ; W. Szaivert, Die Munzprllgung der Kaiser Tiberius und Caius (Caligula) 14/ 4 I, Moneta Imperii Romani 2/3 (1984). 7 ]. Scheid-H. Broise, MEFRA 92, t 980,215 ff. bes. 240 ff. 1 Vgl. die o. Anm, 6 genannten Werke. 9 H.-M. von Kaenel, SchwNR 66, 1987, 135 ff. Dieser und der vorliegende lkitrag sind gleichzeitig enmanden und bilden eine Einheit, Da sie sich jedoch an verschiedenr l..t:serk.reisev.·tnden, ist der numismatische Teil in einer numismatischen Zeitschrift veröffentlicht worden. ~
6
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II. ÜBERBLICK ÜBER DIE MÜNZPRÄGUNG CALIGULAS Edelmetall10 (Aureus, Quinar, Denar) 1. Emission(Taf. A) Die Edelmetallprägung Caligulas setzte mit einer Emission bestehend aus zwei Münztypen ein, 11 und einem nur in Gold ausgeprägten Halbstück 12• Diese erste Emission steht noch deutlich in der Tradiüon der überischen Edelmetallprägung 1J, die entSprechend organisiert war. Aufgrund der Umschrift, die das Konsulat nennt, ist sie in dieses, d. h. in den Zeitraum zwischen dem 1. Juli und 31. August 37, zu datieren. einem sowohl als Aureus wie als Denar
1. Emission(T af. B 1- 4) Mit der zweiten Emission erfolgte die Umstellung auf ein System aus drei verschiedenen, wiederum als Aurei und Denare ausgeprägten Münztypen H. Alle drei zeigen die gleiche Vorderseite 15, die Rückseiten sind verschieden. Die zweite Emission muß nach dem Konsulat, zwischen dem 1. und spätestens 21. September 37 geprägt worden sein.
J. Emission(Taf. B 5-7) Die dritte Emission umfaßte erstmals vier Münztypen 16, die in Gold und Silber ausgeprägt wurden. Drei entsprechen denen der zweiten Emission, neu ist der Eichenkranztypus mit dem Titel Pater Patriae,den der Kaiser am 21. September 37 annahm. Mit dieser Vierereinheit ist die Organisation der caliguläischen Edelmetallprägung abgeschlossen und deren Prä.geprogramm abgesteckt. In den Jahren 40 und 4 t wird es unverändert wiederholt. Die Übernahme des Pater Patriae-Titels am 21. September 37 gibt für die Datierung der dritten Emission einen Terminuspost, vielleicht sogar ad quem. Aufgrund der auffallenden Seltenheit von Exemplaren des Eichenkranztypus 17 wird man deren Ausprägung - und damit die der gesamten Emission - nicht allzuweit von diesem Ereignis abrücken können: Ende September-Dezember(?) 37. Die Abfolge der Edelmetallemissionen in den folgenden Prägejahren ist durch datierende Umschriften gegeben: 4. Emission
Zwischen dem 18. März 38 und dem 17. März 39 wurde ein einziger Münztyp in Gold, ein Quinar ausgeprägt.
1 ',
J. Emission(faf. B 9-13)
Im Januar 40 erfolgte die Wiederholung der dritten Emission, vier Münztypen 19,jeweils als Aurei wie Denare ausgeprägt. 10 Auf die Diskussion um die Lokalisierung der Edelmetallprligung, die für die Beschreibung des Münzbildnisses keine entscheidende Rolle spielt, wird hier nich1 eingegangen. Daf(k und für die gesamten Belege zum vorliegenden Überblick kann auf die in Anm. 9 genannte Arbeit verwiesen werden. 11 RICl 1.2. 12 RIC25. IJGiard47f.114 ff. u RIC2 9.10; 7.8; 11.12. 1~ Fllr die Stempelverbindungen vgl. Gi;i.rd 132 ff. Nr. 159-165. 16 RIC 2 15.16; 13.14; 17.18; 19 (flilschlich nur als Denar aufgeführt). Fllr die Scempelvtrbindungtn ~-gl.Giard 135 H. Nr. 166-174. 17 Giard 140 Nr. 173 (! Aureus) und 174 (2 Denare). II RIC220. 1~ RIC 1 23.24; 21.22; 25.26; 27.28. Für die Stempelverbindungen vgl. Giard 140 ff. Nr. 176-183.
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6. Emission(faf. B 8)
Zwischen dem 18. März und 31. Dezember 40 gelangte zum dritten Male der Goldquinar2° zur Ausprägung. 7. Emission Im Januar 41 sollte offensichtlich die aus vier Münztypen 21 bestehende Prägeeinheit in Gold und Silber erneut wiederholt werden. Die vier Münztypen sind allerdings sehr schlecht belegt 22 , was nicht überrascht, wurde doch Caligula bereits am 24. Januar umgebracht und damit die in Ausprägung begriffene Emission gestoppt. Es ist wahrscheinlich, daß frisch geschlagene Caligula-Münzen eingeschmolzen und als Geldstücke des Nachfolgers Claudius 2' neu geprägt wurden.
Aes (Sesterz, Dupondius, As, Quadrans) Das Gerüst der Aesprägung Caligulas bildet eine Reihedatierter Sesterz-, Dupondius-, As- und Quadranstypen. Um sie sind mehrere undatierte, teils aufgrund der Legende sicher, teils aus inhaltlichen Gründen wahrscheinlich caliguläische Münztypen zu gruppieren. Für die für die Kenntnis der Organisation der Aesprägung Caligulas entscheidende Einheit, die Sesterze, hat der Schreibende Stempeluntersuchungen 24 durchgeführt. Dabei wurde fur die Münztypen mit übereinstimmenden Vorderseiten eine bemerkenswerte Anzahl an Stempelverbindungen festgestellt, womit als erwiesen gelten kann, daß diese jeweils in einem durch die Organisation des Ausprägevorganges bedingten Zusammenhang stehen (Emission). Ein Ergebnis der Stempeluntersuchungen, das im Zusammenhang mit dem Münzbildnis besonders interessiert, besteht im Nachweis, daß im ersten Regierungsjahr mit der Sestcrzprägung sicher erst nach dem 21. September, dem Tage der Annahme des Pater Patriae-Titels,begonnen worden ist. Drei Münztypen 25 hängen durch Vorderseiten aus ein und demselben Vorderseitenstempel engstens zusammen (f af. C 1-4). Der vierte datierte Sesterztyp 26 aus dem Jahre 37 /38 kann erst nach der von den Quellen auf den 31. August 37 datierten Weihung des Divus Augustus-Tempels geprägt worden sein (faf. C 5). Es ist wahrscheinlich, daß er zusammen mit den drei genannten ausgegeben worden ist. Anzuschließen ist wohl ein fünfter, undatierter Sesterztyp 27 mit dem Bildnis der Agrippina Maier (faf. C 6). Beim derzeitigen Kenntnisstand ist es unmöglich zu entscheiden, ob die Agrippina-Sesterze nur in einer oder in allen drei Emissionen ausgegeben worden sind. Im Gegensatz zur dritten Edelmetallemission scheint der Eichenkranztypus mit dem PaterPatriae-Titelin der Aesprägung von Anfang an geplanter Bestandteil des Prägeprogramms gewesen zu sein. Dies bedeutet, daß mit dem Ausprägen der Sesterze höchstwahrscheinlich erst nach Abschluß der dritten Edelmetallemission und damit der gesamten Edelmetallprägung des ersten Regierungsjahres begonnen worden ist. Von den unter Caligula geprägten Dupondiustypen ist nur einer, der Brüder-Dupondius 21 , datiert (Taf. C 8), ein zweite?, undatierter mit dem Bildnis des Divus Augustus auf der Vorderseite zeigt 20
R1029. RIC 2 30 i 31 jeweils nur als Denare; es fehlen der Germanicus- und Eichenkranztypus. 12 Giard 145 Nr. 185-187. ll Zur ersten Emission des Claudius H.-M. von Kaenel, Munzpd.gung und MUnzbildnis des Claudius, AMuGS IX (l 986) 7.243. H s. o. Anm. 9. 2s RlO 32; 33; 37. 26 RIC236. 27 RJCl 55. n RIO 34.42.49. 19 RIO 56. 21
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auf der Rückseite, ikonographisch eindeutig identifizierbar, den Kaiser (Taf. C 7). Ob dieser Münztyp nur im ersten Prägejahr ausgegeben worden ist oder auch in den folgenden, muß offen bleiben. Der dritte Dupondiustypl 0 ist ebenfalls undatiert und wird allein aus inhaltlichen Gründen der Aesprägung Caligulas zugewiesen (Taf. C 9). Eine weitere Unterteilung auf die drei in Frage kommenden Emissionen ist auch hier mangels Spezialstudien unmöglich. Von den unter Caligula geprägten Assen zeigt nur ein Münztyp das Kaiserbild (sog. Vesta-Asse)3 1 (Taf. D 1-8). Er ist ebenso wie ein zweiter, mit dem Germanicus-Bildnisl 2 , datiert (Taf. D 9). Aufgrund von inhaltlichen und prägetechnischen Erwägungen wird ein dritter As-Typ in die Regierungszeit Caligulas gewiesen, die sog. Agrippa-Assen (Taf. D 10). Sie sind undatiert und beim gegenwärtigen Forschungsstand nicht weiter zu differenzieren und auf die drei Emissionen, in denen Asse ausgegeben wurden, zu verteilen. Unter Caligula gibt es nur einen einzigen Quadranstyp 34, der allerdings viermal ausgeprägt wurde. Die caliguläische Aesprägung kann somit wie folgt geordnet werden:
Sesterz
Dupondius
As
Quadrans
1. Emission:nach dem 21. September 37 und vor dem 17. März 38
Adlocutio (RIC 2 32) Schwestern (33) Eichenkranz P P (37) Divus Aug.-Tempel (36) Agrippina(55)
Vcsta (RIC 1 38) Germanicus (35) Agrippa (58)
Bruder(RIC 2 34) Divus Aug. (56) Germanicus (57)?
2. Emission:zwischendem 18. März und 31. Dezember 39
Pileus (39) 3. Emission:zwischen dem 1.Januarund Adlocutio (40) Eichenkranz PP (46) Divus Aug.-Tcmpcl (44) Agrippina (55) ?
17. März 40
Brüder (42) Divus Aug. (56) ? Germanicus (57) ?
Vesta (47) Germanicus (43) Agrippa (58) ?
Pileus (45)
4. Emission:zwischen dem 18. März und 31. Dezember 40
Pileus (52) 5. Emission:zwischen dem l. und 24. Januar 41
Adlocutio ( 48) Eichenkranz PP (53) DivusAug.-Tempel (51) Agrippina (55) ?
lO
Brüder (49) Divus Aug. (56) ? Germanicus (57) ?
Vesta (54) Germanicus (50) Agrippa (58) ?
Pileus ( - ),s
RIC257.
,. RJC238.47.54. 32
RIO 35.43.50.
l♦
Rl058. RlC2 39.45.52.
Jl
In RIO fehlt der letzte Quadrans1yp (COS QVAT PON M TR P IIII PP), vgl. dagegen rich1ig RIC 41 ( 1. Auflage 1923).
)l
19
III. DAS CALIGUlABILDNIS IN DER REICHSPRÄGUNG
A. Das Ca/igu/abildnisin der Edelmetallprägung Die Beschreibung des Münzbildnisses hat der Zeitstellung der Emissionen folgend von der Edelmetallprägung auszugehen. Die drei Emissionen des ersten Regierungsjahres wurden ausgeprägt bevor mit Schlagen von Aesmilnzen begonnen wurde. Bei der Beschreibung der Münzbildnisse auf Gold- und Silbermünzen wird vorzugsweise auf die von Giard publizienen Abbildungen verwiesen. Die getroffene Auswahl darf, wie nicht zuletzt die Fotound Gipssammlung Hans Juckers bestätigt, für das heute überblickbare Material als repräsentativ gelten. 1. Edelmetallemission
Nur in ihr kommen Caligulabildnisse vor, die durch einen annähernd quadratischen Kopfumriß mit ausladendem Hinterkopf gekennzeichnet sind (Taf. A 2). Münzbildnisse mit dieser stark an den Vorgänger Tiberius (T af. A 1) er-innernden Kopfform) 6 stehen in der Menge der Münzbildnisse der ersten Emission freilich isoliert da und sind vorzugsweise einem einzigen Stempelgraveu~ 7 zuzuweisen. Charakteristisch fur die Art der Wiedergabe des Kaiserbildnisses haben vielmehr hohe, eckige Kopfumrisse zu gelten (Taf. A 8.9) 38 • Gemeinsam ist allen Münzbildnissen eine auffallend hohe Stirn, deren steile Profillinie regelmäßig in der Mitte eine Einziehung aufweist, die sich über die ganze Stirn bis in die Schläfenpartie fortsetzt und den unteren Teil der Stirn leicht gewölbt hervortreten läßt. Die zum Nasenansatz herabgezogenen Augenbrauenbogen heben sich vielfach kräftig und kantig ab, lassen die Augen tief zurückliegend erscheinen. Der Ansatz der Nase wird gegenüber der Stirn leicht abgesetzt, das breite lange Nasenbein gerade bis leicht gebogen, die Nasenflügel kräftig gewölbt und in eine oft knollenartig verdickte Nasenspitze übergehend wiedergegeben (Taf. A 8.9.11). Auf einigen wenigen Stempeln schwingt die Nasenspitze'' gegen außen aus. Der Mund ist klein, die Lipp-en dünn, die Unterlippe eingezogen, das Kinn tritt spitz hervor. Die Halsmuskulatur ist stets kräftig durchgebildet. Die Stirn- und Schlä.fenhaare unterstreichen durch ihre nahezu waagrechte bzw. senkrechte Begrenzungslinie und die in der Regel stark ausgeprägten Geheimratsecken die langgestreckten, rechteckigen Kopfproportionen. Das hoch über der Stirn ansetzende Stirnhaar wird in einigen wenigen Locken vom Profil weg zur Seite gelegt und trifft am Übergang zur Schlä.fenpartie auf eine bis zwei entgegengesetzt angeordnete Locken, womit ein Zangenmotiv 40 entsteht (Taf. A 6). Öfters ist der eine Arm der Zange leicht nach unten verschoben (Taf. A 8-10) 41 • Einzelne Stempel zeigen über der Zange eine horizontal verlaufende locke (Taf. A 2.6.7)41• Das aus kräftigen, meist waagrecht angeordneten Locken gebildete Haupthaar reicht im Nacken bis maximal auf die Höhe der Kinnlinie. 2. Edelmetallemission
In der zweiten Emission liegen keine ,tiberiusähnlichen( Münzbildnisse mehr vor. Das Caligulabild-
J6 Giard Taf. 33 Nr. 142/ I a.2a.3a.3e. J7
Giard Taf. Giard Taf. J 9 Giard Taf. ~J GiardTaf. H Giard Taf. 4 l GiardTaf. lS
36 f. Nr. 156/ la.2a.2b.3a.Sa; 157/Sa. 37 Nr. l 56/ IOa. 16a; l 57/13a. 37 Nr. 157/7b. 37 Nr. 156/IBa; 157/6a. 37 Nr. 157/ 15:.. 37 Nr. 157/6a.
20
nis wird vielmehr ausschließlich in den beschriebenen hohen eckigen Umrissen wiedergegeben. Nicht verändert hat sich auch die Gestaltung der Physiognomie und des Haarschemas. Einzelne Stempel geben dieses äußerst differenzien wieder, wie etwa der auf Taf. B. 1 abgebildete Aureus beweist. Das Haarschema zeigt hier nicht nur die Zange, sondern zusätzlich eine Doppellocke, die sich praktisch waagerecht zur Zange legt und diese teilweise überdeckt (Sonderlocke). Deutlich zu erkennen ist ebenfalls die waagerechte Locke uber der Zange. Etwas häufiger als in der ersten Emission scheinen Stempel vorzukommen, auf denen die Nasenlinie nach außen schwingt (Taf. B 3) 0 . In der Menge der Stempel der zweiten Emission bilden sie jedoch eine kleine Gruppe, die sich sonst in keiner Weise von den anderen Münzbildnissen unterscheidet. Entsprechend gebildete Nasen scheinen somit nichts mit der ikonographischen Vorlage zu tun zu haben, sondern dürften vielmehr mit der individuellen Gestaltung der Münzbildnisse durch die betreffenden Graveure zu erklären sein.
3. Edelmetallemission In der dritten Emission tragen die Münzbildnisse erstmals den Lorbeerkranz. Auf manchen Stempeln verdeckt er die für das Haarschema entscheidende Stelle, den Bereich am Übergang von den Stirn- zu den Schläfenhaaren 44 • Man gewinnt den Eindruck, daß des Kranzes wegen die Zange Ober der Stirnecke häufiger als bisher leicht nach unten rutschte 45• Sie war den Graveuren jedoch wichtig, wie Beispiele46 zeigen, wo die zum Stirnhaar entgegengesetzt verlaufende Locke sorgfältig, noch über das Kranzblan in den Stempel geschnitten worden ist. Unter der Menge der Stempel der dritten Emission liegen nur noch einige wenige vor, die die Zange korrekt in Stirnhaarhöhe 47 wiedergeben. Während die Nackenhaare bisher höchstens auf die Höhe der Kinnlinie reichten, kommen nun Stempel vor, auf denen die Haarlocken noch tiefer in den Nacken fallen (Taf. B 5)41. In der Wiedergabe der Physiognomie sind gegenüber den beiden vorangehenden Emissionen keine Veränderungen zu notieren. 4. - 7. Edelmetallemission Das Münzbildnis auf den Edelmetallprägungen aus den späteren Regierungsjahren stimmt in allen wesentlichen Punkten mit den bisher angefühnen Merkmalen überein. Wie fur die dritte Emission des Jahres 37 beobachtet, ist die entscheidende Zange über der Stirnecke des Kranzes wegen öfters nicht sichtbar. Es liegen jedoch genügend gut geschnittene Stempel 49 vor, die das offensichtlich weiterhin gültige Schema genau wiedergeben. Ebenso unverändert entsprechen sich Kopfproportionen, Gliederung von Stim-, Nasen-, Mund~ und Kinnpartie sowie die Gestaltung der Nackenhaare.
Zusammenfassung:Das Caligulabildnisin der Edelmetallpragung Die Charakterisierung des stets im Rechtsprofil wiedergegebenen Caligulabildnisses in der Edelmetallprägung führt zum Ergebnis, daß sich das Münzbildnis in allen Emissionen weitestgehend entSpricht. Dies wiederum läßt darauf schließen, daß die Graveure von Anfang an nach einer einzigen für alle unverändert verbindlichen Vorlage gearbeitet haben. Der Katalog der für diese spezifischen Merkmale kann wie folgt umschrieben werden: 43
GiardTaf. u GiardTaf. •S Giard Taf. 46 Giard Ta(. 47 Giard Taf. u Gia.rdTaf. 49 Giard Taf.
38 Nr. 162/5a; 164/h. 39 ff. Nr. 166/18a; 167/6.a.lh; 169/11 a; 172116b. 39 Nr. 167/h. 39 f. Nr. 166/6a; 168/ I a.9 a; 169/ l a. 40 Nr. 169/12a; 170/Ja; 171/Ja. 39Nr.166/la; l67/l0a.12a.15a. 41 f. Nr. 176/ 1a; 182/ I0 a.
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länglicher, eckiger Kopfumriß. Die Linie Hinterkopf-Nacken verläuft leicht schräg bis gerade. steile, hohe Stirn, in der Mitte eingezogen, unterer Teil vielfach etwas gewölbt. kräftige, kantige gegen den Nasenansatz herabgezogene Augenbrauenbogen, tiefliegende Augen. leicht abgesetzter Nasenansatz, lange kräftige, gerade bis leicht gebogene Nase mit schweren Nasenflügeln und knollenartiger Spitze. kleiner Mund mit dünnen Lippen, Oberlippe oft etwas gewölbt, Unterlippe stets eingezogen. Kinn spitz hervortretend. Kräftige Nacken- und Halsmuskulatur. hoch über der Stirn ansetzendes Haar, am Übergang zur Schläfenpartie ausgeprägte Geheimratsecken. mehrere von der Profilmitte zur Seite gestrichene Stirnlocken, die am Übergang zur Schläfe auf ein bis zwei entgegengesetzt angeordnete Locken treffen und eine Zange bilden. Am differenziertesten gibt dieses Haarschema der Stempel, aus dem der Aureus Taf. B 1 stammt, wieder. Die Position der Zange variiert; sie erscheint auf Höhe der Stirnhaare, der linke Arm der Zange kann aber auch nach unten verschoben sein. Die unbekränzten Bildnisse zeigen im Haupthaar über der Zange eine waagrecht verlaufende Locke, eine weitere waagrechte fuhrt zur Zange und überdeckt diese teilweise (Sonderlocke). Die in waagrechte kräftige Strähnen gegliederten Nackenhaare reichen bis über die Kinnlinie hinab. In der Art der Wiedergabe dieser Merkmale über die sieben Emissionen hin lassen sich nur geringfügige Abweichungen feststellen. Diese sind stilistischer und nicht typologischer An. So schneiden die Graveure in den Jahren 40 und 41 die Haarsträhnenso in der Regel kleiner, feiner, setzen sie weniger voneinander ab. Gleichzeitig zeigt sich die Tendenz, Gesicht und Hals weniger differenziert, großflächiger durchzugestalten, die plastische Substanz abzubauen. Die späteren Münzbildnisse wirken deshalb insgesamt einheitlicher, aber linearer, spröder als die ersten. Diese Entwicklung ist in der Münzprägung nicht neu, sondern kann geradezu als Regel gelten.
B. Das Caligulabi/dnisin derAespragung Die Beschreibung des Kaiserbildnisses in der Aesprägung beginnt mit demjenigen auf Assen des ersten Regierungsjahres. Die betreffenden Münzen zeigen auf der Vorderseite ein nach links gerichtetes Porträt, das im Gegensatz zu dem auf Sesterzen keinen Kranz trägt. Damit können die durch die Wiedergabe des Kranzes entstehenden Unklarheiten vorerst umgangen werden.
DieAsse(J7138) Die Menge der für die Asprägung verwendeten Stempel zeigt einen länglichen, eckigen Kopfumriß (Taf. D l.3) 51 • Es liegen jedoch auch Stempel mit eher rundlichem Schädel und breitem Hinterkopf vor (Taf. E 3) 52• Wenn man die Materialsammlung Hans Juckers und diejenige des CNR als repräsentativ ansieht, so sind die länglichen Bildnisse in der Überzahl. Es fällt jedoch auf, daß diese insgesamt nicht ganz so ,eckig, sind wie das Gros der Münzbildnisse der Edelmetallprägung, sondern etwas rundlicher, mehr )Substanz, haben als jene. Taf. E 4 entsprechende hagere Bildnisse sind selten.
so GiardTaL 41 f. Nr. l77/6a; 181/1 a; 185/1 a s1Vgl. auch CNR XIII 27 Nr. 126. s2 Vgl.
auch CNR XIII 20 ff.
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Die hohe Stirn weist in der Mitte eine leichte Einziehung auf, die Augenbrauenbogen treten scharf hervor. Der Nasenansatz ist in der Profillinie leicht abgesetzt, die Nase kräftig, gerade bis leicht gebogen, mit schweren N asenflUgeln und knollenartiger Nasenspitze. Das Kinn tritt kräftig hervor. Das Haar setzt hoch an, die Stirnhaare treffen fast rechtwinklig auf die Schläfenhaare, auf vielen Stempeln hat der Kaiser ausgeprägte Geheimratsecken. Die Stirnhaare sind in eine Reihe vom Profil weg gelegter Loc.ken gegliedert. Über der Stirnecke bilden sie mit ein bis zwei entgegengesetzten, in der Regel besonders deutlich herausgearbeiteten Locken eine Zange. Die beiden Arme der Zange liegen jedoch kaum jemals auf derselben Höhe wie die Stirnhaare, sondern der rechte Arm der Zange reicht meistens eine Loc.kenreihe tiefer (Taf. E 4.6). Die Schläfenhaare schwingen oft in großen Locken zum Ohr hin (Taf. D 3.6. E 2). Das tief in den Nacken fallende Haupthaar ist in mehrere gegen die Mitte hinziehende Lockenreihen gegliedert.
Die Sesterze(J 7/38) Drei Sesterz.typen tragen auf der Vorderseite das bekränzte, nach links blickende Porträt des Kaiserss3 • Die beiden höchstwahrscheinlich von einer Hand geschnittenen, qualitativ herausragenden Stempel Taf. D 11.12 zeigen längliche, eckige Kopfumrisse. Der Hinterkopf ist wenig ausgebildet, die Linie Hinterkopf-Nacken verläuft leicht schräg bis gerades4. Die Stirn weist, vor allem auf dem besser erhaltenen Exemplar Taf. D 12 gut sichtbar, eine Einziehung auf, die bis in die Schläfen weitergeht. Die Augenbrauenbogen sind scharf abgesetzt und ziehen zum Nasenansatz herab, die Augen liegen tief. Die lange, leicht gebogene, kräftige Nase setzt praktisch ohne Absatz an, die Nasenflügel sind stark gewölbt, die Spitze knollenartig ausgebildet. Der kleine spitze, zusammengekniffene Mund besteht aus hochgezogener Ober- und zurückgesetzter Unterlippe, das Kinn springt kräftig hervor. Das Haar über der Stirn setzt hoch an. Die vom Profil zur Seite gelegten Stirnlocken treffen am Übergang zur Schläfenpartie auf eine bis zwei entgegengesetzt verlaufende Locken, womit eine Zange entsteht. Auf vielen Stempeln ist diese Zange des Kranzes wegen nicht sichtbar oder der rechte Arm der Zange nach unten versetzt. Die vollen, in mehrere teilweise wellenförmige Lockenreihen gegliederten Hinterkopfhaare fallen tief in den Nacken. Wenn man die Menge der Sesterzvorderseitcnstcmpel überblickt, stellt man fest, daß die genannten Kennzeichen fur alle Münzbildnisse in bemerkenswert einheitlicher Art und Weise verbindlich gewesen sein müssen. Sie dürfen somit für die verwendete gemeinsame Vorlage als charakteristisch bezeichnet werden. Auf zwei Sesterz.typen wird der Kaiser als ganze Figur wiedergegeben, einmal bei der Ansprache an die Gardetruppen~ 5 und einmal beim Opfer vor dem am 31. August 37 geweihten Divus AugustusTempels'. Die betreffenden Miniaturbildnisse sind auf gut erhaltenen Exemplaren ikonographisch eindeutig identifizierbar. Sie zeigen übereinstimmend die länglichen, eckigen Kopfumrisse, die hohe steile Stirn, den hohen Ansatz der Stirnhaare, die GeheimratSecken, die tief in den Nacken fallenden Haare. Bei entSprechender Vergrößerung erkennt man sogar das oben beschriebene Haarschema.
Die Dupondien Auf die Dupondien muß im Zusammenhang mit dem Münzbildnis nicht näher eingegangen werden. Ein einziger, undatierter Typs, zeigt auf der Rückseite den Kaiser, aber wiederum in ganzer Gestalt und demzufolge mit einem Miniaturbildnis. n RIC232.33.37. H
Vgl. auch CNR XII 243 Nr. 36/2; CNR XIII 8 Nr. 100.100/3.
ss RIC232. ~'RJC236. l7
RIC256.
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Exemplare aus gut geschnittenen Stempelns 1 geben das Caligulabildnis ikonographisch korrekt wieder. Taf. C 7 zeigt ein Kaiserbildnis, das trotz seines Formats (3 mm) in jeder Beziehung neben Bildnisse auf Sesterz- und Asvorderseiten gehalten werden kann: alle für diese als charakteristisch erkannten Merkmale sind präzise wiedergegeben.
Sesterzeunt!AsseausdenJahren40 und 41 Die Wiedergabe des Kaiserbildnisses auf Aesprägungen der Jahre 40 und 41 unterscheidet sich typologisch in keiner Weise von der auf Milnzen aus dem ersten Regierungsjahr.
Zusammenfassung:Das Caligulabildnisin derAesprägung Wie in der Edelmetall- so sind auch in der Aesprägung die Milnzbildnisse ohne Kranz für die Ikonographie des Kaiserbildnisses ergiebiger als die bekränzten. Der Kranz verdeckt die für das Haarschema entscheidende Stelle über der Stirnecke. Für die Wiedergabe des Caligulabildnisses scheint auch in der Aesprägung eine einzige Vorlage verbindlich gewesen zu sein. Übereinstimmend zeigen die stets im Linksprofil dargestellten Ponrä.ts eine steile hohe, in der Mitte leicht eingezogene Stirn, kantige zum Nasenansatz herabgezogene Augenbrauenbogen, einen leicht abgesetzten Nasenansatz, eine kräftige, an der Spitze knollenanig verdickte Nase, einen kleinen spitzen Mund mit zurückgezogener Unterlippe und ein vorspringendes Kinn. Der Ansatz der Stirnhaare liegt hoch und zieht sich an den Schläfen weit nach hinten (Geheimratsecken). Über der Stirnecke bzw. über den Stirnlocken zeichnen sich auf manchen Stempeln eine oder mehrere waagrecht verlaufende Locken ab (Taf. E 3.4.6). Die zur Seite gelegten Stirnlocken treffen am Übergang zur Schläfe auf ein bis zwei entgegengesetzte Locken (Zange). Diese setzen in der Regel erst auf der Höhe des Stirnhaares an, die beiden Arme der Zange sind deshalb gegeneinander verschoben. Die Schläfenhaare sind oft in große zum Ohr hinschwingende Locken gegliedert. Die differenzien, aber nicht einheitlich gebildeten Nackenhaare reichen tief, bis über die Kinnlinie hinab. Sie bestehen aus mehreren übereinander vom Nacken zum Gesicht hinziehenden Lockenreihen, die teilweise mit den darüberliegenden Zangen bilden. Der Kopf ist mehrheitlich langgezogen, eckig. Es liegen jedoch von Anfang an auch gedrungenere, rundlichere Schädelformen vor. Die Tendenz, das Caligulabildnis auf diese An und Weise zu gestalten, wird in den letzten beiden Emissionen stärker.
C. Das Caligulabi/dnisin der Reichspra'gung 3 7-41 Die für Edelmetall- und Aespragung getrennt vorgenommene Beschreibung des Münzbildnisses hat gezeigt, daß sich dieses jeweils unveränden nach einer einzigen Vorlage richtet. Da Edelmetall das Rechts-, Aes jedoch das Linksprofil wiedergeben, gilt nun abzuklliren, ob sich die beiden Profile spiegelbildlich entsprechen oder vielmehr voneinander abweichen. Es empfiehlt sich, zunächst die unbekränzten Münzbildnisse, diejenigen der ersten und zweiten Edelmetallemission und die der Vesta-Asse, miteinander zu vergleichen. Anhand der Physiognomie kann die Frage nicht diskutiert werden, entscheidend sind vielmehr die Stirn- und Schläfenhaare. Man hat den Eindruck, daß auf Bildnissen der Edelmetallprägung die Zange über der Stirnecke, gleich ob sie auf Höhe des Stirnhaares liegt oder die beiden Arme schräg gegeneinander versetzt sind, optisch mehr Gewicht hat als die entsprechende Zange des Linksprofils auf den Assen. Diese 58
H.-M. von Kaend, SchwMbll 28, 1978, 39 ff_
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fällt weniger auf, ordnet sich mehr in den Verlauf der Schläfen haare ein. Unterhalb der Zange folgt auf Bildnissen der Edelmetallprägung eine Reihe senkrechter, zum Hinterhaupt gerichteter sichelförmiger Locken. Die entsprechenden Schläfenhaare auf Assen zeigen dagegen größere S-förmige, schräg zum Ohr hinziehende Locken. Die beiden Profilansichten entsprechen sich somit in bezug auf Stirn- und Schläfenhaare nicht spiegelbildlich. Freiplastische Caligulabildnisse im Haupttypus~ 9 weisen ebenfalls zwei leicht voneinander abweichende Profilansichten auf. Die Unterschiede sind dieselben wie die hier für die MUnzprofile herausgearbeiteten. Die bekränzten Münzbildnisse der dritten bis siebenten Edelmetallemission und der Sesterze geben in der Frage, um die es hier geht, keine weiteren Aufschlüsse. Im Gegenteil, der Kranz verdeckt oder verunklän die entscheidenden Haarpanien häufig. Eine Reihe von MUnzbildnissen zeigt unter dem Kranz hervortretende Schläfenhaare in übereinander angeordnete, kleine horizontale Lockengeglieden (Taf. B 9-11). Am nächsten käme jenen das den ersten Nebentypus~ kennzeichnende Haarschema. Da im Linksprofil der Aesprägung keine dem Haarschema des plastischen ersten Nebentypus entsprechenden Schläfenhaare vorkommen und im Rechtsprofil der Edelmetallprägung trotz Kranz genUgend Bildnisse eindeutig den Haupttypus vertreten, darf die Möglichkeit, daß die erwähnten Münzbildnisse im ersten Nebentypus wiedergegeben sind, mit guten Gründen verworfen werden. Die beschriebenen Abweichungen sind nicht typologischer An, sondern finden ihre Erklärung im Rahmen der Variationsbreite, mit der bei der Herstellung eines Massenproduktes zu rechnen ist. Als Ergebnis der Sichtung der Münzbildnisse hat somit zu gelten, daß für Edelmetall wie Aes von der ersten bis zur letzten Emission unverändert dieselbe Vorlage verbindlich war. Deren Kennzeichen können wie folgt umschrieben werden: hohe steile Stirn mit leichter Einziehung in der Mitte. kantige zum Nasenansatz herabgezogene Augenbrauen. leicht abgesetzter Nasenansatz, große kräftige, gerade bis leicht gebogene Nase mit breiten Nasenflügeln und knollenartiger Spitze. kleiner spitzer Mund mit eingezogener Unterlippe, kräftiges Kinn. in mehreren Locken zur Seite gelegte Stirnhaare, die über der Stirnecke auf ein bis zwei entgegengesetzt verlaufende Locken treffen und eine Zange bilden. Vielfach wird der eine Arm der Zange auf Höhe des Stirnhaares, der andere jedoch eine Reihe nach unten versetzt, wiedergegeben. Auf den Bildnissen der Edelmetallprägung (Rechtsprofil)tritt die Zange deutlich hervor. Auf den differenzienesten Stempeln folgt hinter der Zange eine fast waagrechte ,Sonderlocke•, eine weitere, entsprechend gestaltete, taucht oben auf der Schädeldecke auf. Die Schläfenhaare unterhalb der Zange bestehen aus einer Reihe senkrechter, zum Hinterkopf gedrehter Locken, darunter, vor dem Ohr, folgen entgegengesetzt verlaufende Locken (Koteletten). Auf Bildnissen der Aesprägung (Linksprofi/) ordnet sich die Eckzange mehr in die Schläfenhaare ein, die sich in der Regel in großen, schrägen S-förmigen Locken zum Ohr hinziehen. Die Haare reichen tief in den Nacken; sie sind in der Regel in mehrere Reihen waagrechter oder wellenförmiger zum Kiefer hin gedrehter Locken gegliedert. Vielfach bilden zwei übereinanderliegende Endlocken eine Zange. Die Kopfform wird nicht durchweg einheitlich wiedergegeben. Gedrungenere, rundlichere, eher einem Quadrat einzubeschreibende Köpfe kommen neben länglichen, eckigeren vor. Letztere sind in der Münzprägung insgesamt die häufigeren. In der Edelmetallprägung treten ~9 l,[I
s.
s. u. 31 ff. s. u. s.58 ff.
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die ►quadratischen• Bildnisse nur am Anfang auf, in der Aesprägung durchgehend, in den letzten Emissionen sogar vorherrschend. Alle genannten Kennzeichen charakterisieren zugleich auch den Bildnistypus, in dem weitaus die meisten freiplastischen Bildnisse vorkommen, den sog. Haupttypus.Für dessen eingehende Behandlung kann auf das Folgende'" verwiesen werden. Hier genügt es, darauf hinzuweisen, daß Münzbildnisse und freiplastische Porträts 62 engnens übereinstimmen. Einige instruktive Beispiele vermögen, dies zu illustrieren: Die Stirnhaare des Aureus Taf. B 1 sind sehr differenziert gestaltet. Sie entsprechen in allen Einzelheiten dem Haarschema von Kat. 5, einem Marmorporträt, das zur Kerngruppe des Haupttypus gerechnet wird. Unter Verwendung der Lockennummern der betreffenden Skizze 56) lassen sich für das Münzbildnis vom Profil her die Locken 6-5-4 (rechter Arm der Zange) -3 (linker Arm der Zange) -2-11 (Sonderlocke, doppelt) auseinanderhalten. Unterhalb der Buchstaben ER von GERM der Umschrift zeichnet sich eine weitere, aus der Gestaltung des Haupthaares allein nicht verständliche, horizontale Locke ab. Diese Locke gehört ebenfalls zum Schema des Haupttypus und taucht auch auf anderen Stempeln auf, z.B. Taf. A 2.6.7. Bemerkenswert ist auch der Vergleich der Asse Taf. D 5.6 und E 2 mit dem Profil des Marmorportr!its Kat. 2 (Skizze 2),,._ Drei vom Profil weg gelegte Locken entsprechen den Locken 7 - 8-9 der Skizze, die Zange über der Stirnecke den Locken 10 bzw. 18. Die beiden Arme der Zange liegen nicht auf derselben Höhe, sondern der rechte ist jeweils nach unten versetzt. Die Schläfenhaare ziehen in übereinstimmender Weise schräg nach unten zum Ohr hin. Damit ist klar, daß die Vorlage, die für die Stempelgraveure verbindlich gewesen war, zwei voneinander abweichende Profilansichten umfaßte und somit am ehesten plastisch zu rekonstruieren ist oder zumindest als zwei nach einem freiplastischen Vorbild gearbeitete Profilmodelle vorgelegen haben muß. Die Stempelschneider haben diese Vorlage anfänglich präzise umgesetzt. Was trotz des geringen Durchmessers eines Stempelrundes möglich ist, zeigen eindrückJich Prägungen wie die auf Taf. B 1 abgebildete. In der Art der Umsetzung der Vorlage, in der Beherrschung der Technik des Stempelschnittes treten zugleich die individuellen ,Handschriften• der beteiligten Graveure hervor. Für die Wiedergabe des Kaiserbildnisses in der Gattung •Münze« zeichnet sich somit eine ähnliche Situation ab wie für die Verbreitung des freiplastischen Bildnisses. Der offizielle Bildnistypus, in der Münzprägung ein einziger, der Haupttypus, wird nach einem plastischen Vorbild kopiert bzw. umgesetzt und kopiert. Durch vielfache Reproduktion in einer Masse von durch verschiedene Hände geschaffenen Stempeln entstehen Abweichungen und Varianten. Die Münzen sind besonders geeignet, die Grenzen eines solchen Vorganges aufzuzeigen. Diese für Caligula in allen Einzelheiten zu beschreiben, ist jedoch nicht Ziel des vorliegenden Überblicks, sondern wird erst aufgrund einer umfassenden Analyse des numismatischen Materials möglich sein.
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s.31 ff.
62
Für einen Vergleich von Münz- und plastischen Bildnissen vgl. auch Massner l 07 ff_ s. 1.1. JJ. S- U. 5. 33.
bJ
64
s_
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DIE BILDNISSE DES CALIGULA von DietrichBoschung
Vorwort Hans Jucker hat sich lange und intensiv mit den Bildnissen Caligulas befaßt, deren Bearbeitung fur »Das römische Herrscherbildc er übernommen hatte. Die scheinbar einfache Fragestellung komplizierte sich rasch, denn die kontroversen Meinungen zu den frühkaiserzeitlichen Herrscher- und Prinzenporträts erfordenen die Klärung zahlreicher Detailfragen, die vor allem das Verhältnis der Bildnisse Caligulas zu denen seiner Vorgänger und seiner Verwandten betreffen. Diese Sichtung der Replikenreihen iulisch-claudischer Kaiser- und Prinzenporträts hat H. Jucker engagien und unermüdlich betrieben. Aus den geplanten Vorarbeiten wurden dadurch umfangreiche Studien zu frühkaiserzeitlichen Prinzenponräts, zu Ponrätkameen, zu Glasphalerae und zu umgearbeiteten Repliken; diese eingehenden Untersuchungen hätten den Rahmen des »Herrscherbilds« gesprengt und wurden deshalb nach und nach einzeln publizien (s. Abkürzungsverzeichnis). Die eigentliche Kernfrage, das Porträt des Kaisers Caligula, blieb dabei weitgehend ausgespart. Die umfangreiche Materialsammlung zum Caligulaporträt, die mir Ines Jucker Ende 1984 anvertraute, bestand vor allem aus Museumsnotizen und Photographien sowie aus Manuskripten zu den erwähnten Vorarbeiten. An analysierenden oder zusammenfassenden Texten fand sich ein umfangreiches Manuskript zur Münzprägung Caligulas, dessen Bearbeitung H.-M. von Kaenel übernahm. Text und Katalog des vorliegenden Bandes entstanden so auf der Grundlage der Materialsammlung H. Juckers, aber selbständig und in kritischer Auseinandersetzung mit seinen Prinzenaufsätzen. Zu danken habe ich vor allem und zuerst Ines Jucker, Bern, die diese Arbeit durch mancherlei Hilfe förderte und ermutigte; dann dem Deutschen Archäologischen Institut und den Herausgebern. Die Kritik und die Anregungen von K. Fittschen, Göttingen, T. Hölscher, Heidelberg und P. Zanker, München, aber auch von M. Pfanner 1 München und Ch. Reusser, Basel/Rom, haben viel zur Präzisierung des Textes beigetragen. Dank schulde ich ebenfalls allen im Tafelverzeichnis genannten Personen und Institutionen; darüber hinaus auch A. Datsulis-Stavridis, Athen; Th. Schäfer, Athen; D. Willers, Bern; H.-U. Cain und Ch. Grunwald, Bonn; R. A. Fazzini, Brooklyn; F. Johansen, M. Moltesen und K. Slej, Kopenhagen; M. Meyer und R. Senff, München; M. L. Anderson, New York; F. Baratte, Paris; H.-M. von Kaenel, Rom; A.-K. Massner, Schriesheim; N. Ouertani, Tunis; A. Bernhard-Walcher, Wien; S. Petrie Hachey, Worcester; R. Schinz, Zürich. Das Manuskript wurde im Oktober 1986 abgeschlossen.
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KAPITELi ZUR FRAGE DER BENENNUNG Das methodische Vorgehen der Benennung eines römischen Kaiser- oder Prinzenbildnisses hat sich seit Bernoullis grundlegender Zusammenstellung kaum geändert: Fehlen inschriftlich benannte großformatige Porträts, so ist vor allem von den Münzbildnissen auszugehen. Es gilt in diesem Fall, die charakteristischen Züge der durch Umschrift gesicherten Kaiserköpfe auf Münzen bei rundplastischen Porträts wiederzufinden. Dabei hat sich freilich gezeigt, daß auch die geprllgten Darstellungen ein und desselben Kaisers erheblich voneinander abweichen können. Das bedeutet, daß der Ponrä.tforscher für seine Benennungen nicht willkürlich ein zufällig verfügbares oder besonders gut passendes Geldstück heranziehen darf; vielmehr muß durch sorgfältige Vergleiche festgestellt werden, welche Stempel das Vorbild am treusten wiedergeben; die geprägten Kaiserköpfe müssen also einer Replikenrezension unterzogen werden, bevor die Münzen für eine Benennung herangezogen werden dürfen. Für die Münzbildnisse Caligulas können wir uns glücklicherweise auf umfangreiche Vorarbeiten stützen 1 • Es ist zudem klargeworden, daß sich Privatbildnisse eng an die Portrllts der Kaiser und ihrer Verwandten anlehnen können 2• Auch daraus ergeben sich methodische Konsequenzen für die Ikonographie der römischen Herrscher: Die ungefähre Ähnlichkeit eines einzelnen Kopfes mit einem Münzbildnis ergibt nicht zwingend eine Benennung des rundplastischen Porträts. Wir können nur dann annehmen, daß wir es mit der Darstellung eines Princeps zu tun haben, wenn ein Einzelstück besondere, dem Kaiser vorbehaltene Attribute aufweist, oder wenn es sich einem Ponrättypus mit mehreren Repliken zuweisen läßt, der sich mit Munzbildnissen des Herrschers verbindet. Diese methodische Prä.misse führt dazu, daß zwei in der neueren Forschung allgemein Caligula zugewiesene Bildnisse als •unsicher« eingeordnet werden müssen (Kat. ?46 und ?48). Bis zu Bernoullis Zeiten galt der Typus eines augusteischen Prinzen (Kat. •62), dessen bekannteste Replik die Büste Imperatori 11 im Kapitolinischen Museum ist, allgemein als Caligula 3 • Bernoulli selber• äußene vorsichtige Zweifel an der Richtigkeit dieser Benennung und empfahl statt dessen den Kopf in Venedig (Kat. 4. Taf. 4,1-4) als mögliches Caligulaponrä.t. Zutreffend erkannte er bei diesem die Proponionen und die Gesichtszüge der Münzbildnisse wieder, wobei ihm der Widerspruch zu den antiken Beschreibungen auffiel. Den Namen C. Cesare Caligola hat für das Venezianer Porträt bereits 1740 A. M. Zanetci vorgeschlagens. Freilich galt der Kopf seit dem apodiktischen Urteil Dütschkes für falsch'. Bernoulli fühne zwar gute Gründe fur eine antike Entstehung an, wagte aber nicht, seine Entdekkung mit dem nötigen Nachdruck zu vertreten. Andere Forscher späterer Zeit hielten es für unmöglich, daß die •vornehmen und freundlichen« Köpfe, die sich später als Caligulabildnisse
hier S. 15 ff. P. Zank.er in: Römisches Ponrlt, WissZBerl 31, 1982, H. 2/ 3, 307 ff. lntereuant ist in diesem Zusammenhang das fragmentiene Bildnis eines mauretanischen Königs in Cherchel, denen Stirnhaar dem Haupttypus Caligulas angeglichen ist (Mittdgabelung, ansteigende Stirnbegrenzung, Eckzangen); vgl. K. Fittschen, MM 15, 197'4, 165 Anm. 25 Taf. 25 c. d.-Ders., in: Alessandria eil mondo ellenistico-rom~o, Femchrift A. Adriani 1 ( 1983) 165 f. J Fittschen-Zanker J 25 f. Nr. 21 (Z.: Agrippa Postumus). 4 Bernoulli II 1, 301 ff. bes. 315 ff. 319. Vgl. dagegen ebenda 17-4Nr. 24, wo Kat. 2 als .unbekannter ClaudierK angeführt wird; das Replikenverh:tltnis in also nicht erkannt. ~ A. M. Zanctti, Delle amiche statue grechc e romane ehe nell' amisala della libreria di S. Marco e in altri luoghi pubblici di Venezia si trovano 1 ( 17'40) 10. "Dutschke V 128 Nr. 326. 1 Vgl.
2
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herausstellen sollten, diesen von Seneca und Sueton als häßlich und abstoßend beschriebenen Kaiser darstellen könnten 7• Der Weg zur Erkenntnis des tatsächlichen CaligulaponrätS wurde erst durch eine kurze Notiz Studniczkas von 1910 freigemachtt, der, ebenfalls von Münzbildnissen ausgehend, den Einsatzkopf in Heraklion (Kat. 1. Taf. 1, 1-4) sowie die Büsten in Kopenhagen (Kat. 43. Taf. 36,1-4; 44) und Paris (Kat. 13. Taf. 13,1-4; 46,4) zutreffend identifizierte. Zugleich verwarf er, entschiedener als vor ihm Bernoulli, den Namen Caligula fur die Büste Imperatori 11 (Kat. *62), in der er einen der Agrippasöhne sah. Zuvor war die richtige Benennung der Büste in Triest (Kat. 9. Taf. 9,1-4; 46,t) durch J. Banko 9 unbeachtet geblieben; nun aber setzte sich die Erkenntnis des »wahren Caligula• rasch durch. Neufunde und Neuentdeckungen ließen die Zahl rasch anwachsen; 1926 umfaßte die Liste F. P. Johnsons bereits zehn Porträts Caligulas: neben den bereits genannten die Köpfe in Kopenhagen (Kat. 18. Taf. 17; 181 1-4) und Worcester (Kat. 20. Taf. 20; 21,1-4), die New Yorker Marmorbüste (Kat. ?46. Taf. 37,1-4; 47,l) sowie die Bronzen in Colchestcr (Kat. 28. Taf. 26,1-4; 45,4), New York (Kat. 29. Taf. 26,5-8) und in Schweizer Privatbesitz (Kat. 27. Taf. 25,1-4; 46,2) 10• Eine Scheidung nach Typen nahm jedoch erst V. Poulsen 1957 vor 11, die freilich nicht in allen Punkten überzeugt und daher zu revidieren ist. Auch seither haben die bekannten Caligula-Bildnisse zahlenmäßig stetig zugenommen 12. Vom Haupttypus des Caligulabildnisses lassen sich bis heute mit allen Varianten mindestens 26 rundplastische Marmorrepliken nachweisen, ferner funf kleinformatige Bronzen und fünf Karneen D. Zwei Marmorköpfe wurden zusammen mit weiteren Angehörigen des iulisch-daudischen Kaiserhauses gefunden'\ Zwei weitere Köpfe weisen Kolossalformat auf, einer trägt den Eichenkranz 15. Schon daraus folgt zwingend, daß es sich um einen Kaiser handeln muß. Mehrere Köpfe dieses Typus sind ferner sekundär zu Bildnissen des Kaisers Claudius umgearbeitet worden, dem nur wenige postume Statuen errichtet worden sind 16• Es muß sich also um einen Vorgänger des Claudius handeln. Von diesen sind die Bildnisse des Augustus und des Tiberius gut bekannt; sie lassen sich nicht mit der fraglichen Replikenreihe verbinden. Es gibt zwar Ähnlichkeiten mit Tiberiusbildnissen, die auch gelegentlich zu Verwechslungen geführt haben 17 , doch sind die signifikanten physiognomischen Unterschiede bei guten Repliken zu groß, als daß eine Verbindung mit dem zweiten Kaiser möglich wäre. Somit läßt sich diese Porträtreihe nur für dessen Nachfolger Caligula in Anspruch nehmen. Dieses Ergebnis bestätigt sich durch den Vergleich der Münzporträts mit den physiognomisch am meisten differenzierten Marmorrepliken 18 • Durch sehr enge physiognomische Verwandtschaft lassen sich an diesen Haupttypus, aber auch an die erwähnten Münzbildnisse, drei weitere Köpfe anschließen, die durch den Eichenkranz wiederum als Kaiserporträts zu erkennen sind, deren
L Mariani, AJA 1, 1897, 267 (zu Kat. 1). Ähnlich G. M. A. Richter, BMmMus 9, 1914, 60 f. (zu Kat. 46). F. Studniczka, AA 1910, 532 ff. 'J. Bank6, AEM 18, 1895, 67 ff. Nr. 18 (Kat. 4 und 43 ebenfalls auf Caligula bezogen). 10 F. P.Johnson,AJA 30, 1926, 159 ff. 11 Poulsen, Acta 1958, 175 ff.: "The young princ:eu: Kat. • 57. •76. "The young emperor": Kat. 1. 2. 4. 5. 15. 27-29. 31. 32. •90_ - "The mourning emperor": Kat. 9. 13, e\'entuell Kat. ,.84. - "The despot": Kal. 18. 20. 37. 40. ?46. -Ähnlich Poulsen, Medd. 1957. 12 z.B.: Fabbrini, RM (Kat. 8. 14). - Kyrieleis, AA (Kat. 34). - Jucker, Caligula (Kat. 3. 11. 12. 39). - Jucker, Palimpseste (Kat. 21-26). - Jucker, Bildnimrafen (Kat. 30). - Jucker-Willers, Ge,ich1er Nr. 166 (H. J., Kat. 41 ). - Hertel, MM (Kat. 16. 17). 13 Kat. 1-36 (Taf. 1-30). 14 Kat. l (Heraklion; Taf. 1, 1-4) und 7 (Jesi; Taf. 7, 1-4). Vgl. umen Kap. V 6 C. I} Kat. 6 (Sahratha; Taf. 6, 1-4) und 25 (Vatikan, Sala Rotonda, Taf. 24,4). Kat. 20 (Worcester; Taf. 20; 21, 1-4) ist ebenfalls deutlich überlebensgroß. Zu Eichenkranz vgl. Kap. V 3. 16 Kat. 21-26 (Taf. 22-24). Vgl. Kap. II I Ac. Zu postumen Staiuen des Claudius: Ptk:iry 33. 17 Vgl. hier Kat. •6,-.'"69. 18 Vgl. Kap. 12 und III Aa;oben Anm. 1. 7
8
•n.
29
~n.-
Stirnhaarschema jedoch abweicht 19• Zwei davon gehören zu einer Replikenreihe, die vier rundplastische Bildnisse, einen Kameo sowie Glasphalerae umfaßt 20• Auch hier haben wir es also sicher mit Darstellungen des Kaisers Caligula zu tun. 19
K11. 38. 39 (vgl. Kap. II 2). Kat- 43 (Kap. U 3).
20
Kat. 37-42(Taf.31-35).
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KAPITEL II DIE ITPEN DES CALIGUIA-BILDNISSES UND IHRE REPLIKEN Das folgende Kapitel versucht eine Scheidung der Caligulaporträts nach Typen, wobei durch eingehende Vergleiche der Kopien authentische Zilge des Vorbildes ermittelt werden sollen. Ziel ist die Rekonstruktion des Urbildes, das allen Repliken mittelbar zugrunde liegt und das daher eine vom Kaiserhof gebilligte Porträtfassung dargestellt haben muß. Wir können allerdings nicht davon ausgehen, daß sich unter den erhaltenen Bildnissen direkte Kopien des ursprünglichen Entwurfs finden lassen; vielmehr sind sie wohl Kopien von Kopien, stehen also jeweils am Ende einer Kopienreihe, deren Länge und deren Zwischenglieder wir nicht kennen 21 (Schema). verlorene Zwischenglieder
⇒
genaue Kopien
verlorenes Urbild
⇒
variierende Kopien
erhaltene Repliken
⇒
sehr genaue Kopien
⇒
annähernd genaue Kopien
⇒
abweichende Kopien
⇒
Varianten
Schema: Stufen der Abweichung vom Urbild Erschwerend kommt hinzu, daß die manuelle Kopierweise je nach Sorgfalt und Fertigkeiten der Bildhauer sowie den lokalen Traditionen der Werkstätten zu erheblichen Abweichungen vom Vorbild führen konnte, sogar dann, wenn Originaltreue angestrebt wurde 22• Diese Verä.nderungen müssen mit der Länge der Repliken reihe zugenommen haben: je mehr Zwischenglieder die erhaltene Kopie vom verlorenen Entwurf trennten, desto größer und zahlreicher wurden die Abweichungen. Wir mtisscn also bei der Rekonstruktion des Urbildes mit einer ganzen Reihe von unwägbaren Einflüssen und Zufälligkeiten rechnen, die es verbieten, von einzelnen Repliken aus direkt auf das Vorbild zu schließen: Dies ist erst nach dem Vergleich aller erhaltenen Kopien untereinander möglich2l. Die Anordnung und Einteilung der Repliken in diesem Kapitel ist bereits ein Ergebnis dieses Vorgehens. Im folgenden werden vor allem die Anordnung des Haares und die Physiognomie untersucht, zum Teil auch die Kopfwendung. Davon ist das Schema der Stirnlocken entscheidend für die Zuweisung an einen Typus und die Reihenfolge der Repliken. Es ist leicht zu lesen und läßt sich auch graphisch erfassen, war also auch filr einen mäßig begabten Bildhauer ohne Schwierigkeit genau zu übertra-
21 Vgl. Fittschen, Erbach 6
ff. - K. Fittschen, Jdl 86, 1971, 222 f. - M. Bergmann, Marc Aurel, Liebieghaus Monographie 2, 1978, 13 f.- Vgl. Kap. III D mit Anm. 35. 36. 11 Vgl. Bergmanna. 0. 16. - Vierneisel-Zanker 56. H Methodisch unhaltbar ist es auch, ohne Replikcnrei:ension einzelne Kopien inhaltlich auszudeuten, wie dies Massner 106 ff. bes. 112 f. für das Caligulaponrllt tut.
31
gen, wenn ein zuverlässiges Vorbild vorlag. Das Vorgehen bei antiken Umarbeitungen zeigt zudem, daß auffällige Motive von Stirn- und Nackenhaar durchaus als individuelle Merkmale gesehen werden konnten 24· Die Physiognomie mit den für ein Individuum charakteristischen Gesichtszügen ist zusammen mit der Anordnung des Haares entscheidend für die Benennung der Replikenreihen. Es handelt sich bei den physiognomischen Zügen jedoch um differenzierte plastische Formen, die für den Kopisten schwieriger nachzubilden waren und deren Nuancen auch für den modernen Betrachter oft nur schwer präzis zu beschreiben sind. Die durch Landschaftsstil und Qualität der Ausführung bedingten Unterschiede der einzelnen Stücke sind daher größer als beim Haar. Die Kopfwendung kann für die Bildung der Replikenreihe allenfalls ein sekundäres Kriterium sein. Bei Fragmenten ist sie oft nicht mehr mit Sicherheit auszumachen. Bei vielen Repliken, sogar bei im übrigen sehr genauen, wird der Statuentypus oder der Gruppenzusammenhang in diesem Punkt eher bestimmend gewesen sein als das Vorbild. Die Kopien eines Bildnistypus werden nach dem verwendeten Material (Marmor; Kleinbronzen; Halbedelstein) gruppiert. Dieses Vorgehen empfiehlt sich aus mehreren Gründen: jede dieser Materialgruppen des Caligulaporträts wurde von einer anderen Künstler-»Zunh.- hergestellt, von denen jede ihre eigenen Herstellungstechniken und zum Teil, wie die Kameenschneider, eine eigene Formensprache benutzte. Zusätzlich ist zu bedenken, daß jede Gattung ihre Standardgröße hat: Ein leicht überlebensgroßer Marmorkopf ist mit dem Kameenporträt im Format eines Fingernagels nur mit Vorbehalten zu vergleichen. Innerhalb dieser Materialgruppen soll die Reihenfolge den wachsenden Abstand vom Vorbild ausdrücken.
1. Der Haupttypus
A Marmorrepliken a Kerngruppe Kat. 1: HerakJion (Taf. 1,1-4) Kat. 2: Louvre MA 1267 (Taf. 2,1-4) Kat. 3: Genua-Pegli (Taf. 3,1-4) Kat. 4: Venedig(Taf. 4,l-4) Kat. 5: Fasanerie (Taf. 5, 1-4) Die fünf zur Kerngruppe zusammengefaßten Marmorrepliken zeigen ein differenziertes und auch in Details sehr ähnlich ausgeführtes Schema des Stirn- und Schläfenhaares. Die davon abweichenden Gestaltungsweisen der anderen Bildnisse des Haupttypus zeigen durchweg entscheidende Merkmale der Kerngruppe; die Angabe der Details variiert jedoch gegenüber Kat. 1-5 oder vereinfacht die dort gezeigten differenzierten Formen. Die Köpfe Kat. 6-20 vertreten unterschiedliche Varianten des Lockenschemas, ohne daß sich eine der Kerngruppe vergleichbare enge Verwandtschaft mehrerer Repliken ergibt. Wir dürfen daher davon ausgehen, daß die Haargestaltung von Kat. 1-5 das Vorbild am genauesten wiedergibt. Haar (vgl. Skizzen 1-5): Stirnmitte: Die Haargabelung über der Nasenwurzel ist nicht genau zentriert, sondern leise nach links verschoben, so daß sie über dem Ansatz der linken Braue liegt. Dies ist deutlich bei den
2~Jucker, Palimpseste 315 f.-1\-I, Bergm~nn - P Zanhr,Jdl
96, 19S1.317 ff_
32
11
II
11
Skizze 2
Skizze 1 (Kat. !)
(Kat. 2)
11 11
II
Skizze 3
(Kat. 3)
Skizze 4
(Kat. -4)
11
--..... 1
Skizze 5
(Kat. 5)
Repliken Kat. 2 und 5, weniger stark betont bei Kat. 1 und 3, wo die Verschiebung durch die Kopfwendung korrigiert wird. Nur beim Kopf in Venedig (Kat. 4) liegt der Winkel zwischen den Locken 6 und 7 annähernd in der Gesichtsachse. Von der Gabelung aus ist das Stirnhaar nach außen gestrichen, wodurch eine geschlossene Stirnbegrenzung entsteht, die zu den Seiten hin ansteigt. Gelegentlich verläuft sie über der linken Stirnhälfte flacher (Kat. 3 und 5), über der rechten dagegen stärker ansteigend. Die Locken im Mittelteil
33
neben der Gabelung ( 4-9) sind deutlich dicker als die anschließenden, die nach innen gedreht sind (2,3, 10).
Rechte Gesichtshälfte: Drei voluminöse, eng zusammengeschobene Strähnen (~) sind von der Gabelung an nach außen gestrichen; bei Kat. 2 und 4 ist die äußerste noch halbien (4 a-b). Neben der Strähne 4 liegt eine breite halbkreisförmige locke 3, deren Spitze nach innen gedreht ist und unter das Ende von 4 reicht; sie ist bei Kat. 2 und 5 der Lä.nge nach unteneilt. Parallel dazu liegt eine dUnne, zur Mitte gedrehte Haarsträhne 2, deren Spitze weiter herabreicht; die Enden der Haarbündel 2 und 3 sind voneinander getrennt. Es folgt eine kleine Gabelung, von der an das Schläfenhaar herabgestrichen ist. Die erste nach unten gekehne Locke l ist etwas herausgezogen. Über die dünne Strähne des äußeren Zangenarmes (2) und die außen anschließende kleine Gabelung legt sich eine flache Locke (11) des Schläfenhaares, die nach oben führt (Kat. 1-3.5). Vor den Ohren wird der kleine Ansatz eines Backenbanes sichtbar, dessen Haarspitzen nach vorne gezogen sind. Linke Gesichtshälfte: Drei Strähnen des Stirnhaares (7-9) sind nach links gebürstet; die erste ist gelegentlich halbien (7 a-b), so bei Kat. 3 und 4. Die äußerste (9) ist halbkreisförmig nach oben gewandt; ihre Spitze liegt auf dem äußeren Arm der Zange (10). Darüber legen sich im Haupthaar zwei weitere parallele Strähnen (18, 19); es folgen nach hinten gedrehte Sichellocken (Kat. 1-4). Das Schläfenhaar darunter ist zurückgekämmt, ebenso das kurze Haar vor den Ohren, dessen Spitzen aber im Halbkreis nach vorne gef uhn sind. Der Kopf in Schloß Fasanerie (Kat. 5) weicht in der Anlage des Schläfenhaares ab: Es ist in zwei Register geglieden; oben, hinter der Zange des Stirnhaares, wenden sich die Locken gleichmäßig nach vorn, darunter sind sie zurückgestrichen. Die Haare des Kotelettenansatzes sind auch hier nach vorn gebürstet. Zweite Lage des Stirnhaares: Über den Mittelteil des Stirnhaares legt sich eine weitere Haarschicht. Je eine Sichellocke ( 13 und 17), deren Spitze nach innen zeigt, liegt über den äußersten Strähnen der Mittelgabelung (4 und 9); von ihrem Beginn an fuhn jeweils ein kleines Haarbüschel waagrecht nach rechts (12 und 16). Dazwischen liegen zwei dünne Strähnen (14 und 15), deren Spitzen über den inneren Locken der Mittelgabelung (6 und 7) enden. Nackenhaar: Über den Ohren zeigen die Haarspitzen auf beiden Seiten der Köpfe nach vorne, dann wenden sie sich nach einer Gabelung abwärts. Ein Büschel des Nackenhaares ist nach oben gedreht, so daß ein Lockenauge entsteht; der unterste Teil weist nach einem weiteren Richtungswechsel wieder abwärts (Kat. 2 und 4); bei Kat. 5 und an der rechten Seite von Kat. 3 fehlt die unterste Gabelung. Hinten ist das Haar in horizontale Reihen kurzer, paralleler Büschel gegliedert. Bei Kat. 5 sind die Locken des zweituntemen Registers gescheitelt, die darunter liegenden Strähnen werden nahezu waagrecht geführt (vgl. Kap. II 1 D). Die fünf besprochenen Repliken schließen sich durch die gleiche Anordnung des Haares eng zusammen. Sie entspricht dem Lockenschema der Munzbildnisse mit Mittelgabelung, ansteigender Stirnbegrenzung, Eckzangen'und den Uber das Stirnhaar gelegten Sonderlocken (vgl. S. 25 f.). Am stärksten weicht der Kopf in Schloß Fasanerie (Kat. 5) ab, wo das Haarschema an der linken Schläfe und am Hals vereinfacht ist. Die Replik in Venedig (Kat. 4) läßt das Uber die Haargabel der rechten Stirnseite gelegte Haarbüschel ( 11) weg und verlegt die Mittelgabelung des Stirnhaares in die Gesichtsachse. Kat. 2-4 weisen eine Besonderheit auf, die später bei der Betrachtung weiterer Repliken wiederkehren wird, die aber Kat. 1 und 5 nicht teilen: Die Gliederung einzelner Strähnen ist markanter, so daß die äußerste nach rechts gestrichene oder die erste nach links gewandte Strähne verdoppelt erscheint (4a-b bzw. 7 a-b). Kat. 1 kommt somit der Haargesultung des verlorenen Vorbildes von allen Repliken am nächsten. Physiognomie: Die fünf Repliken der Kerngruppe zeichnen sich durch einen langgezogenen Schädel aus, der in der Vorderansicht bei der Stirn und am Hinterkopf breit auslädt, zum Kinn hin aber bei Kat. 1, 4 und 5 34
spitz zuläuft; bei Kat. 2 und 3 ist das Untergesicht breiter. Die Stirn steigt steil, im Profil nahezu senkrecht an. In der Mitte ist sie leicht eingezogen, im unteren Teil etwas vorgewölbt. In der Vorderansicht verbreiten sie sich nach oben, während die Schläfen etwas eingezogen sind. Über dem Nasenansatz entstehen durch das leichte Zusammenziehen der Brauen weiche, fast nur angedeutete Steilfalten (Kat. 4 und 5). Die Brauen sind im unteren Teil kantig und steigen geradlinig an, die rechte etwas steiler (Kat. 3-5); bei Kat. 2 verlaufen sie gleichmäßig und sind stärker geschwungen. Bei Kat. 1,2 und 4 fällt der äußere Augenwinkel leicht ab; der innere ist bei allen Repliken tief in die Augenhöhle eingedrückt. Die Orbitalhaut ist herausgewölbt und legt sich beim äußeren Augenwinkel über das kurze Oberlid. Die Unterlider sind lang und dünn und stehen etwas vor, sind aber nicht scharf von den Wangen abgesetzt. Die Replik in Venedig (Kat. 4) bildet Tränensäcke ab; sie sind wahrscheinlich bei der neuzeitlichen Reinigung verdeutlicht worden, denn in dieser ausgeprägten Form sind sie bei anderen Repliken nicht zu finden. Weicher und unpräziser kehren sie bei Kat. 1, 10 und t 4 wieder. Die Nase ist eher kurz und springt markant vor (Kat. 1, 4 und 5); im Profil ist der Ansatz gegenüber der Stirn kaum vertieft. Sie verläuft fast geradlinig, jedoch mit einem leichten Höcker; die kugelige Spitze steht etwas über die Profillinie des Nasenrückens vor. Dieser ist in der Vorderansicht auffällig schmal, die Spitze dagegen verdickt. Besonders deutlich ist dies bei Kat. l und 4, weniger ausgeprägt bei Kat. 5. Die Wangen sind weich bewegt; die Jochbeine nicht betont. Neben Nase und Mund bilden sich kurze, weiche Falten. Die Winkel der kurzen, geschwungenen Lippen drücken sich leicht in die weiche Haut der Wangen ein. Die Oberlippe ist im Profil vorgezogen, die Unterlippe dagegen zurückversetzt und unter die obere geschoben (Kat. 1, 3 und 5). Ein Grübchen trennt die Unterlippe vom Kinn, das in der Vorderansicht lang und spitz erscheint, im Profil gerundet (Kat. 1, 4 und 5). Von den filnf besprochenen Repliken fällt Kat. 2 durch die Glättung der Stirn auf; die mimische Bewegung der übrigen Bildnisse ist hier unterdrückt. Kat. 2 und 3 weichen durch das vollere Untergesicht ab; Kat. 4 ist durch neuzeitliche Reinigung und Ergänzungen verändert. Kat. 1 und 5 überliefern also die Physiognomie des Haupttypus am genauesten. Da diese beiden Repliken in der Gestaltung von Augen, Nase und Mund aber erheblich voneinander abweichen, läßt sich erst nach der Musterung aller Repliken entscheiden, welche Züge nun tatsächlich für das Urbild in Anspruch genommen werden dürfen (Kap. II l D). Die Gesichtszüge der Kerngruppe sind denen der zuverlässigen Münzbildnisse eng verwandt (vgl. S. 25). Gemeinsam sind: Die hohe, steile Stirn, die in der Mitte etwas eingezogen ist; die vom Ansatz an kantig ansteigenden Brauen; die annähernd geradlinige Nase mit dem kaum vertieften Ansatz und der knollenartigen Spitze; die fliehende Unterlippe; das knappe, kräftige Kinn. Die Kopfhaltung der fünf Repliken ist nicht einheitlich. Während Kat. 4 und 5 nach links gedreht sind, wenden sich die anderen nach rechts. b
Der Kerngruppe nahestehende Repliken
Kat. 6: Sabratha (Taf. 6,1-4) Kat. Kat. Kat. Kat.
7: 8: 9: 10:
Jesi (Taf. 7,1-4) Gortyn (Taf. 8,1-3; 41,1.2) Triest (Taf. 9,1-4; 46,l) Athen, NM 3590 (Taf. 10,1-4)
Kat. 6: Die Strähnen 6 und 7 beidseits der etwas nach links verschobenen Haargabelung sind abweichend von der Kerngruppe voluminöser und länger als die anschließenden. Die Stirnlocken über dem rechten Auge (4-6) sind der Länge nach unteneilt. Die Spitze des äußeren Teils der
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ll
Skizze 6
Skizze 7
(Kat. 6)
(Kai. 7)
Haarzange (3) liegt höher als das Ende des inneren (4). An der rechten Schläfe kehrtdas von zuverlässigen Repliken schon bekannte, nach oben gewandte Haarbüschel wieder (11). Das Schema der zweiten Schicht des Stirnhaares (12-17) entspricht ebenfalls der Kerngruppe, doch ist hier die ganze Lockengruppe nach links verschoben. Das Nackenhaar, das bis auf die Höhe der Kinnspitze reicht, ist waagrecht gelegt und weist auf halber Höhe eine Gabelung auf. Darüber zeigen die Lockenspitzen nach oben, die unteren zeigen abwärcs. Das von vorne gesehen spitz zulaufende Gesicht wiederholt die physiognomischen Züge der Kerngruppe trotz des kolossalen Formates recht genau: Die breite, hohe Stirn verläuft im Profil steil mit einer Einziehung auf halber Höhe; die kantigen Brauen sind zum kaum vertieften Nasenansatz herabgezogen; die kurze Nase und das markante lange Kinn springen kräftig vor. Der Kopf ist nach rechts gewandt. Kat. 7: An der rechten Seite sind vier Strähnen (4 a-b, 5 und 6} von der Gabelung an nach außen gestrichen; die anschließenden beiden nach innen gewandten Locken 2 und 3 sind zusammengeschoben; auf die äußere legt sich eine flache, nach oben gebogene Locke ( 11). Das anschließende Schläfenhaar ist geschlossen nach unten gekämmt. Links führen drei Zweiergruppen von Strähnen (7 a-b, 8 a-b, 9 a-b) nach außen. Die anschließenden drei zur Mitte gebogenen Locken 1O, 18 und 19 sind nicht wie bei der Kerngruppe in die Höhe gestaffelt, sondern schräg nach unten. Das tiefer liegende Schläfenhaar ist nach hinten gestrichen. Die wenigen kurzen Locken des Kotelettenansatzes vor dem rechten Ohr führen wie bei Kat. 1-5 nach vorne. Das Gesicht ist langgezogen und spitz zulaufend wie bei Kat. t, 4 und 5. Die hohe steile Stirn, die kantig herabgezogenen Brauen, die nach außen abfallenden Augen, die zurückversetzte Unterlippe und die kräftig vorspringenden Nase und Kinn entsprechen gut den bei der Kerngruppe und den Münzbildnissen aufgezeigten Zügen. Die langen, weit herabreichenden Unterlider deuten Tränensäcke an, die aber weniger scharf herauspräpariert sind als bei Kat. 4. Die leichte Kopfdrehung nach rechts entspricht Kat. 1, 2 und 6. Kat. 8: Das Stirnhaar ist weitgehend nach der Kerngruppe angelegt, jedoch stärker horizontal ausgerichtet. An der rechten Hälfte sind die äußeren Strähnen der Zange (2 und 3) zu einem Büschel zusammengefaßt; das Schläfenhaar ist herabgekämmt, bis auf ein kleines, nach oben gedrehtes Löckchen (11), das sich wie bei den Repliken Kat. 1-3 und 5 über den äußeren Ast der Zange legt. Links ist der äußere Arm der Zange (10) durch die Locken 18 und 19 verstärkt. Dahinter und darunter ist das Schläfenhaar nach hinten gestrichen wie bei Kat. 1-4. Wie bei diesen sind die Haare vor den Ohren halbkreisförmig in die Wangen gezogen, doch sind die Locken des Bartansatzes
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11
Skizu 8 (Kat- 8)
II
Skizze 9
(KaL 9)
länger. Es fehlt die zweite Haarschicht über der Stirn. Physiognomisch stimmen mit der Kerngruppe die steile, breite Stirn mit den konkaven Schläfen, die geradlinig ansteigenden, kantigen Brauen und das spitze Kinn überein. Dagegen ist die Nase länger, die Augen sind größer als sonst. Der Kopf wendet sich leicht zur Rechten. Kat. 9: Auch die Büste in Triest kopiert das Haarschema der Kerngruppe recht genau, doch ist die Mittelgabelung genau zentriert. Die Linie der Haarspitzen steigt über beiden Stirnhälften nur wenig an; die beiden äußeren, parallelen Äste der rechten Zange (2 und 3) sind wie bei Kat. 4 zusammengeschoben, über den äußeren legt sich eine nach oben gerichtete Locke (11). Die rechts anschließende Haarspitze (1) liegt innerhalb der geschlossenen Haargrenze an der rechten Schläfe. Die Haarspitzen vor dem rechten Ohr sind nach vorn gezogen. Das Stirn- und Schläfenhaar links ist wie bei den fünf Repliken der Kerngruppe geordnet; dagegen fehlt die zweite, ober das Mittelmotiv des Stirnhaares gelegte Lockenschicht (12-17). Physiognomisch weicht Kat. 9 von zuverlässigen Repliken erheblich ab: gegenüber der Kerngruppe ist das Untergesicht breiter; die senkrechte Stirn lädt seitlich kaum aus. Der Gesichtsumriß ist daher weniger deutlich zugespitzt als bei den bisher betrachteten Repliken. Die Unterlippe ist kaum zurückversetzt und geht im Profil ohne klare Abgrenzung in das Kinn über. Die nur wenig ansteigenden, gesch'11-'l.rngenenBrauen entsprechen am ehesten Kat. 2. Die abfallenden äußeren Augenwinkel, die schon bei Kat. 1, 2 und 4 auffielen, sind hier besonders ausgeprägt. Kat. 10: Die Mittelgabelung liegt wie bei Kat. 1-3 und 5 nicht in der Gesichtsachse, sondern über der Stelle, wo die linke Braue in den Nasenansatz ilbergeht. Von da an weicht die Begrenzung des
Skizze 10 (KaL 10)
37
Stirnhaares auffällig zurück. Nach rechts sind drei Strähnen (4-6) zur Seite gestrichen, denen zwei zusammengeschobene Sichellocken (2 und 3) begegnen, die breiter sind als bei den anderen Repliken. Die aufgebogene Strähne 11 ist weit herabgerutscht. Nach links sind von der Mitte aus vier Locken (7 a-b, 8, 9) gestrichen. Das einwärts gedrehte Haarbüschel 10 läßt sich nicht mehr mit Sicherheit ausmachen, ebenso die zweite Lage des Stirnhaares. Das Nackenhaar reicht tief herab; seine nach vorn gebürsteten Lockenenden und die Koteletten wiederholen recht genau die Anordnung der Kerngruppe. Am Hinterkopf ist abweichend von Kat. 2, 3 und 5 auf eine Einteilung des Haares in parallele Register verzichtet. Physiognomisch weicht der Kopf von Kat. 1-5 ab durch das leicht fliehende Stirnprofil, die bald auslaufenden Brauen, das volle Untergesicht mit den schlafferen Wangen und den schmalen Lippen sowie durch die stärker herausgewölbte Orbitalhaut, die das Oberlid fast ganz überlagert. Darin steht Kat. 10 dem 1. Nebentypus näher, vor allem dem Kopf in Fossombrone (Kat. 39). Die abfallenden äußeren Augenwinkel und die langen Unterlider entsprechen dagegen Kat. 1 und 7. c Abweichende Repliken des Haupttypus mit Mittelgabelung Kat. 11: Richmond (faf. 11,1-4; 42,1-4; 43) Kat. 12: Malibu (faf. 12,1-4) Kat. 13: Louvre MA 1234 (Taf. 13, 1-4; 46,4) Kat. 14: Tunis; einst Karthago (Taf. 14,1-4) Kat. 15: Rom, Villa Albani
Kat. 11 : Gegenüber der Kerngruppe ist das Lockenschema über dem linken Auge durch Verdoppelung des Zangenmotivs variiert: Die von der Gabelung aus nach 7 a und 7 b dritte Strähne (8) ist zur Gesichtsmitte gewandt. Die anschließende locke (9) ist abweichend von der Kerngruppe waagrecht getrennt; die untere Hälfte wendet sich abwärts und leitet zu der nach innen gedrehten Strähne 10 über, während der obere Teil wie bei Kat. 1-5 halbkreisförmig aufgebogen ist. Die Anordnung der rechten Hälfte mit der herabgezogenen Locke 2 des äußeren Zangenarmes und das Haar an der rechten Schläfe stimmen mit Kat. 1 gut überein. Auch die aufgebogene Locke 11 ist zu finden. Die Haarspitze 1 ist aus der Linie des Schläfenhaares gelöst, das ebenso wie der Ansatz der Banhaare Kat. 1-3 entspricht, während das Nackenhaar an der linken Seite des Halses das Lockenauge ausläßt. Am Hinterkopf ist das Haar unterhalb des windradförmigen Wirbels wie bei Kat. 5 in vier Register geteilt, deren Locken aber anders als dort gleichmäßig zur Seite gestrichen sind; nur zuunterst sind sie gescheitelt. Verglichen mit den meisten anderen Repliken ist das Untergesicht voller und breiter und entspricht damit Kat. 2 und 10. Das Kinn ist wie bei Kat. 9 und 10 im Profil weniger deutlich von der Unterlippe abgesetzt als bei der Kerngruppe und stößt nicht so markant vor. Auch verläuft das Nasenprofil steiler als bei Kat. 1, 4 und 5; die Stirn flieht in der Seitenansicht wie bei Kat. 10 leicht zurück. Kat. 12: Das Haar des Einsatzkopfes in Malibu variiert das Schema des Haupttypus gleich mehrfach. Von der Mittelgabelung aus führen über dem linken Auge vier Strähnen nach außen (7 a-b, 8, 9), über dem rechten Auge aber nur drei (4-6). Beide Eckzangen sind verdoppelt, wobei die jeweils äußere Schere schon in das Schläfenhaar verschoben ist. An der rechten Seite ist die nach innen gedrehte Locke 2 weiter herabgezogen als bei der Kerngruppe und zugleich hinter die erste abwärts geführte Strähne des Schläfenhaares verschoben. Dadurch entsteht an dieser Seite die bereits erwähnte zweite Eckzange. Das Schläfenhaar ist an der rechten Seite deutlich vereinfacht, an der linken aber annähernd genau kopiert. Die Spitzen des Nackenhaares sind wie bei Kat. 2-4 gelegt, 38
--. r Skizze 11 (Kat. 11)
Skizze 12 (Kat. 12)
entsprechen also der Kerngruppe. Das Haar am Hinterkopf ist nicht wie bei anderen Repliken in horizontale, sondern in diagonal ansteigende Reihen paralleler Locken aufgelöst. Von den Gesichtszügen erinnern die geschwungenen Brauen an Kat. 2; die leicht fliehende Stirn an Kat. 10 und 11. Nase, Mundpanie mit fliehender Unterlippe und Kinn entsprechen der Kerngruppe. Kat. 13: Das Stirnhaar der Büste im Louvre ist k.Jeinteiligund symmetrisch ausgerichtet; die Stirnbegrenzung steigt zu den Seiten hin nur wenig an. Die beiden Zangen bestehen aus drei Strähnen außen und sechs innen; die Locken 4-9 sind somit halbien. Diese selbständigen Halblocken sind wiederum der Länge nach zweigeteilt. Die kleinen Strähnen von Schläfen- und Nackenhaar sind zu großen Bewegungen zusammengefaßt. Im Nacken fehlt das Lockenauge; an den Schläfen ist das Haar zurückgestrichen. Die Haarbüschel sind zu waagrechten Reihen zusammengeschoben, ohne daß dadurch starre Register entstehen. Die Gesichtszüge des Kaisers sind zum Teil auffällig betont, zum Teil unterdrückt. Die Stirn ist nicht nur leicht vorgewölbt wie bei den meisten Repliken, sondern lädt nach oben hin auch im Profil deutlich aus. Die kantigen, zum Nasenansatz herabgesenkten Brauen sind stärker zusammengezogen als üblich. Die abfallenden äußeren Augenwinkel und die langen Unterlider erinnern an KaL 1, 4, 7 und 10. Mund und Nase stimmen gut mit der Kerngruppe überein; das Kinn ist dagegen kürzer als bei Kat. l-5. Der Schädel ist verkürzt und wie bei Kat. 12 einem Quadrat angenähert. Eine auffä1lige und bewußte Abweichung stellen der eingepickte Ban und die brüske Wendung des Kopfes nach rechts dar.
11
Skizze 14 (Kat. 14)
Skizze 13 (Kat. 13)
39
Kat. 14: Das Lockenschema über der linken Stirnhälfte (7-10) wiederholt die Anordnung des Haupttypus; die äußerste Strähne ( 10) ist dabei vergröbert. Die rechte Zange ist dagegen verändert: Den inneren Arm bilden zwei dicke, ansteigende Locken, den äußeren drei zusammengeschobene Haarbüschel. Das Schläfenhaar der linken Seite ist wie bei Kat. 5 in Registern bewegt. Die Anordnung des Nackenhaares andererseits läßt sich nicht vom Haupttypus ableiten. Dagegen findet sich wie bei der Kerngruppe der Ansatz eines Wangenbartes, dessen Lockenspitzen nach vorne gestrichen sind. Das im Vergleich zu anderen Repliken breitere Untergesicht und die nur wenig zurückversetzte Unterlippe entsprechen Kat. 3. Abweichend von allen anderen Repliken sind die Augen auffällig klein, die äußeren Lidwinkel hochgezogen. Die langen Unterlider als Andeutung von Tränensäcken sind uns dagegen schon von Kat. 1, 4, 7 und 10 vertraut. Das steile, in der Mitte etwas eingezogene Stirnprofil und die kantig ansteigenden Brauen wiederholen Züge der Kerngruppe. Singulär ist dagegen die heftige Drehung des Kopfes nach oben. Kat. 15: Das Stirnhaar ist hier weitgehend ergänzt; nach dem erhaltenen Rest des Haares an der linken Schläfe gehört der Kopf aber zum Haupttypus des Caligulaporträts. d Varianten des Haupttypus mit verschobener Haargabelung Spanische Variante: Ein lokaler Replikenstrang Kat. 16: Huelva (Taf. 15,1-4) Kat. 17: Malaga (Taf. 16,1-3) Die beiden spanischen Repliken überliefern einige Feinheiten der Kerngruppe des Haupttypus, so die tiefer herabgezogene, dünne locke 2 parallel zum äußeren Arm der rechten Zange (3) und die stärker nach vorne gezogene Strähne des Schläfenhaares 1, die hier jedoch dicker ausgefallen ist als bei der Kerngruppe. Daneben sind sie aber durch eine Reihe von Merkmalen vom Haupttypus abgesetzt und unter sich verbunden: die Mittelgabelung ist hier deutlich nach links verschoben und liegt über dem linken Auge. Dadurch ist die rechte Zange stärker betont, doch bleibt das zahlenmäßige Verhältnis der Locken gleich wie bei der Kerngruppe. Die zweite Schicht des Stirnhaares ist fächerartig ausgebreitet. Eine weitere Besonderheit ist die Isolierung der nach innen gedrehten Locken 2 und 3 der rechten Seite, die hier zudem steiler verlaufen als sonst. Die Haare vor dem rechten Ohr sind bei beiden Köpfen in der gleichen Weise bewegt, wobei die eckige Führung der Strähnen beim Haupttypus sonst nicht zu finden ist. An der linken Seite sind die Spitzen der zweiten nach außen gedrehten Strähne 8 und der zur Gesichtsmitte gerichteten (10) gegeneinander bewegt und enden auf gleicher Höhe, so daß sie sich fast berühren. Das dritte nach außen gestrichene
11
10
Skizze 15
Skizze 16
(Kat. 16)
40
(Kat. 17)
Haarbüschel (9) wird so durch die beiden benachbanen Strähnen gerahmt. Die beiden Köpfe variieren also das Haarschema des Haupttypus auf die gleiche Weise; sie können daher nicht unabhängig voneinander entstanden sein. Entweder sind beide direkt nach dem gleichen, wohl südspanischen Vorbild kopien, das seinerseits bereits eine Variante des Haupttypus gewesen sein müßte; oder der Kopf in Malaga (Kat. 17) ist nach der differenzierteren Replik in Huelva (Kat. 16) gearbeitet. Das Nackenhaar beider Köpfe weicht von der Kerngruppe stark ab. Bei Kat. 16 reicht es zwar bis auf die Höhe der Kinnspitze herab und ist auf beiden Seiten des Halses nach vorne gezogen; auch ist an der linken Seite die unterste Gabelung der Spitzen des Nackenhaares erhalten; am Hinterkopf aber sind nur wenige grobe Strähnen angegeben, die bei den anderen Repliken in dieser Weise nicht wiederkehren. Bei Kat. 17 endet das Nackenhaar höher; die nach vorne gezogenen Strähnen sind parallel gelegt, so daß die bei der Kerngruppe beschriebene Abfolge von Gabelungen und Zange im Nackenhaar ausbleibt. Eine Analyse der physiognomischen Besonderheiten beider Köpfe ist der schweren Beschädigungen wegen nur bedingt möglich. Klar ist, daß beide den gedrängten, breiteren Gesichtsumriß mit vollem Untergesicht von Kat. 2. 3. 10. 11 und 14 aufweisen. Beide zeigen die von Kat. t. 4. 7. 9 und 10 her bekannte Augenpartie mit herabgezogenen äußeren Winkeln und angedeuteten Tränensäcken. Mehr läßt sich zu den Gesichtszügen von Kat. 17 kaum sagen; Kat. 16 zeigt dagegen die kurze Nase, die fliehende Unterlippe und das abgesetzte kräftige Kinn der Kerngruppe. Wie Kat. 4 und 5 ist der Kopf in Huelva (Kat. 16) nach links gedreht, während sich Kat. 17 mit den meisten anderen Repliken des Haupttypus zur Rechten wendet. Variante Kopenhagen 637 a: Eine Typenk.litterung Kat. 18: Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek 637 a (Taf. 17; 18, 1-4) Kat. 19: Rom, Nationalmuseum (Taf. 19, 1-4; 46,3) Der Kopf in Kopenhagen, der zu den bekanntesten Caligulabildnissen zählt, weist Elemente auf, die auf den l. Nebentypus verweisen, der unten (Kap. II 2) besprochen wird. Es sind dies die Trennung der Stirnlocken durch Lücken und das nach vorne gestrichene Schläfenhaar. Beides ist freilich auch bei sicheren Repliken des Haupttypus zu finden: die deutlichere Trennung der Stirnhaare bei Kat. 10. 12. 16 und 20; das waagrecht zum Gesicht gezogene Haar der Schläfen bei den Kleinbronzen Kat. 27 und 28 und an der rechten Seite von Kat. 8. Die Hauptgabelung des Stirnhaares liegt über der Mitte des linken Auges, während sie beim Haupttypus über dem Ansatz der linken Braue, beim l. Nebentypus über dem äußeren Winkel des linken Auges zu finden ist. Auch bei Kat. 16 und
Skinr
17
(Kat. 18)
41
17 ist der Richtungswechsel der Stirnlocken nach links verlagert, bei Kat. 18 beträgt die Verschie+ bung aber die doppelte Strecke. Dennoch ergeben sich deutliche Gemeinsamkeiten mit dem Haupt+ typus. Dies zeigt am deutlichsten ein Vergleich der Eckzangen. Bei den Repliken des 1. Nebentypus sind sie sehr klein ausgefallen und geschlossen. Bei Kat. 39 (Skizze 32), wo die Zange Uber dem rechten Auge etwas geöffnet ist, verläuft der äußere Arm fast waagrecht, während er bei Kat. t 8 aus zwei parallelen Locken besteht (2 und 3), die annähernd senkrecht ausgerichtet sind und deren Spitzen ursprünglich tiefer herabreichten als das nach außen gekämmte Stirnhaar; die innere (3) ist halbiert wie bei Kat. 13 und 14. An der linken Stirnecke sind drei Strähnen zur Schläfe gestrichen (7-9); eine herabgezogene Locke (10) wendet sich nach innen. Dies entspricht nun genau dem Haupttypus, ebenso die gleichmäßig ansteigende Linie der nach rechts gestrichenen Stirnlocken. Kat. 18 hat also eine ganze Reihe von Elementen der Stirnhaarfrisur des Haupttypus übernommen, verzichtet aber auf die charakteristische Mittelgabelung und frisiert das Schläfenhaar nach An des 1. Nebentypus. Auch die Verschiebung der Hauptgabelung erscheint als Anpassung an den 1. Nebentypus. Durch sie wurden die drei nach links gestrichenen Strähnen (7-9) in ihrem Volumen deutlich reduziert. Rechts wurde gegenüber Kat. 1-5 die Verbreiterung um eineinhalb Locken nötig: Der Bildhauer zerlegte die äußerste (4), die auch bei zuverlässigen Repliken (Kat. 2-4) gelegentlich halbiert ist, in zwei gleichwertige Locken und halbierte zusätzlich die innerste. Das Nackenhaar ist nur an der linken Seite des Halses erhalten. Die Spitzen der waagrechten Strähnen wenden sich nach einer kleinen Gabelung hinter den Ohren gleichmäßig abwärts. Dieses gegenüber der Kerngruppe des Haupttypus vereinfachte Schema entspricht ebenfalls dem 1. Nebentypus (Kat. 37-41), ist aber auch bei Repliken des Haupttypus recht häufig anzutreffen (Kat. 11, linke Seite. 13. 21. 22. 27. 29. 30). Das Gesichtsprofil von Kat. 18 zeigt alle Züge der Kerngruppe; nur das Kinn ist runder und weicher. Die Vorderansicht ergibt im Vergleich mit Kat. 1-5 erhebliche Abweichungen: die Brauen sind begradigt und kantig herabgezogen; die Augen liegen tiefer in den Höhlen; die inneren Winkel sind stärker eingedrückt. Die Lippen werden durch eine Bohrrille getrennt, die bis zu den flachen Hautfalten neben den Mundwinkeln reicht. Der Mund wirkt dadurch breiter, die Unterlippe ver+ schwindet fast ganz. Die getreue Überlieferung der physiognomischen Züge des Haupttypus verbietet es, für Kat. 18 ein ungenaues Vorbild anzunehmen, das die Frisur entstellt wiedergegeben hätte. Vielmehr handelt es sich um eine Typenklitterung, d. h. um eine absichtliche Verschmelzung von Merkmalen verschiedener Replikenstränge:s. Kat. 19 schließt sich durch einige Besonderheiten mit Kat. 18 zusammen, doch bleiben die qualitativen, stilistischen und typologischen Unterschiede beträchtlich. Auffällig ist bei Kat. 19 zunächst die 9 IO
Skiize 18 (Kat. 19)
K. Finschen, MM 25, 198-4,203 ff.- Poulsrn, Acta 1958, 185 ff. und Hrnd. MM 265 Anm. 19 ordnen Kat. 18 und 20 beim 1. Nebentypusein.
2S Vgl.
42
Begradigung der oberen Stirngrenze, die einer horizontalen Linie angeglichen ist. Von der Gabelung über dem inneren Winkel des linken Auges sind sechs Strähnen nach außen gestrichen; gegenüber dem Haupttypus sind die Locken 4--6 also wie bei Kat. t 3 jeweils halbien. Ihnen begegnen rechts vier zur Mitte gewandte Haarbüschel. Die Zahl der Locken an der rechten Seite hat sich somit verdoppelt. Wie bei Kat. 18 ist das Haar beider Schläfen gelegt, das wie die sehr kurzen waagrechten Locken vor den Ohren nach vorne gestrichen ist. Unterschiedlich ist die Zange über dem linken Auge ausgefallen, wo bei Kat. 19 zwei nach außen gestrichenen Strähnen drei einwä.ru gedrehte begegnen. Das Haar im Nacken und am Hinterkopf von Kat. 19 ist in kleine Strähnen aufgeteilt, deren Anordnung nicht auf den Haupttypus zurückgeht. Physiognomisch entspricht Kat. 19 im wesentlichen dem Haupttypus; die breite, steile Stirn, die Nase mit verdickter Spitze, die flach bewegten Wangenfalten und die fliehende Mundpanie sind Züge der Kerngruppe. Der Nasenansatz ist wie bei Kat. 5 leicht venieft; die Brauen sind begradigt wie bei Kat. 18; die Steilfalten der Stirn sind wie bei Kat. 20 und 27 stärker betont. Der Übergang von der Kinnspitze zum Hals ist weich und voll; er erscheint wie der Ansatz eines Doppelkinns. Dieser Zug findet sich auch bei den Marmorrepliken Kat. 2 und t 1, jedoch in abgeschwächter Form. Die Kleinbronzen (Kat. 27-31), die im Format Kat. 19 am besten entsprechen, sind dagegen in diesem Punkt deutlicher und statten den Kaiser mit einem veritablen Doppelkinn aus. Das zum Kinn spitz zulaufende Untergesicht teilt die kleine Marmorbüste mit Kat. 1. 4. 5. 7 und 8. Die Abweichungen von der Kerngruppe sind bei Kat. 18 und 19 im wesentlichen dieselben. Beide gleichen das Lockenschema des Haupttypus durch Verschieben der Hauptgabelung an den 1. Nebentypus an und übernehmen dessen Gestaltung des Schläfenhaars. Unterschiedlich sind die Lage der Hauptgabelung, die bei Kat. 18 entschiedener verlegt wird, und die Gestaltung der linken Eckzange. Das Stirnhaar ist bei Kat. 19 dichter zusammengeschoben und endet auf einer horizontalen Linie; es fehlt zudem die Reihe waagrecht gelegter Locken über der Stirn. Es scheint also, daß beide Köpfe unabhängig voneinander durch Typenklitterung zu ähnlichen Ergebnissen fanden. Ein gern.einsames Vorbild, das bereits eine Typenklitterung hätte sein mUssen, läfü sich jedenfalls nicht wahrscheinlich machen. Eine Weiterentwicklung des Haupttypus: Kat. 20: Worcester (T af. 20; 21, 1-4) Nur als selbständige Weiterentwicklung des Haupttypus ist der Einsatzkopf in Worcester zu verstehen. Zunächst ist die Gabelung des Stirnhaares nach rechts verschoben und liegt über dem
1
Skizze 19 (Kat. 20)
43
Ansatz der rechten Braue. Vor allem im Mittelteil sind die Haare aufgewühlt und dadurch stärker bewegt, besonders auch jene der zweiten Lage. Die weitgehend geschlossene Stirnbegrenzung des Haupttypus ist hier aufgerissen: Die drei von der Stirnmitte aus nach rechts gestrichenen Strähnen (4--6) sind nicht wie bei der Kerngruppe zusammengeschoben; vielmehr legt sich die Spitze der ersten (6) über ihre beiden Nachbarn; die dritte ist nach oben verschoben und liegt über dem äußeren Arm der Zange (3). Über dem rechten Auge wenden sich vier Locken nach außen (7 a--b. 8. 9) i die ersten drei sind wie das Stirnhaar des 1. Nebentypus und wie bei Kat. 18 voneinander gelöst, die äußerste führt schwungvoll nach oben. Die kurzen Strähnen vor den Ohren sind zum Gesicht gestrichen. Ihre Anordnung rechts entspricht eher Kat. 11 als der Kerngruppe. Vor dem linken Ohr ist diese Partie durch Einschieben einer Reihe kurzer gegenläufiger Sichellocken verändert, was ohne Parallele bei anderen Repliken ist. Das Nackenhaar an der linken Seite des Halses wiederholt die Motive des Haupttypus, wenn auch verschoben. An den Seiten und hinten ist die Haarmasse in halbmondförmige Locken aufgeteilt, die unterschiedliche Reliefhöhe haben und die vielfach gegeneinander bewegt sind. Größere Partien paralleler Locken sind vermieden; ebenso ist am Hinterkopf auf eine Gliederung in Register verzichtet. Das Haarschema des Haupttypus ist bei Kat. 20 also stark variiert in dem Bemühen, die Haarmasse zu beleben 26 . Physiognomisch entsprechen Stirn, Brauen und Nase den Repliken Kat. 1-4; Kinn-Mund-Partie und gelängte Kopfform sind auch bei Kat. 5 und 7 zu finden. Dem aufgewühlten Haar entspricht die unruhige Bewegung des Gesichts. Der Kopf ist brüsk zur Seite gewandt. Die betonten Steilfalten neben der Nasenwurzel verstärken wie bei Kat. 27 den Eindruck einer momentanen Regung. Das linke Auge liegt deutlich höher als das rechte, die Nase verläuft schräg. Kat. 20 wirkt nervös und angespannt und erinnert damit unwillkürlich an die Beschreibung Philons (Kap. III SQ 5--6). Kat. 18-20 zeigen, daß der Haupttypus von den Werkstätten in verschiedene Richtungen weiterentwickelt werden konnte. Unklar ist, ob und in welchem Maße solche TypenkJitterungen und Typenvarianten wiederum kopiert wurden. In jedem Falle ist damit zu rechnen, daß es neben den zahlreichen Bildhauern, die sich möglichst exakt an ihre Vorlagen hielten, einige andere gab, die sie bewußt variierten. Von dergleichen Abänderungen waren vor allem die Locken betroffen. Deren Grundschema bleibt zwar erhalten, doch sind wichtige Elemente so stark verändert, daß es sich dabei nicht um zufällige Verschiebungen handeln kann. Die physiognomischen Züge sind bei den betrachteten Beispielen dagegen nicht nennenswert verändert. Kat. 16-20 zeigen eine ganze Palette von möglichen Veränderungen des vorgegebenen, in allen Details festgelegten Entwurfs: Kat. 16-17 die unwillkürliche, durch lokale Vorlagen bedingte Variante; Kat. 18 und 19 die bewußte Kombination mit Elementen eines anderen Bildnistypus desselben Kaisers; Kat. 20 die absichtsvolle Umgestaltung mit veränderter Aussage - und damit die teilweise Aufgabe des Haupttypus. e Umgearbeitete Repliken des Haupttypus Kat. 21: Athen, NM 348 (Taf. 22, 1-4) Kat. 22: Arles (faf. 23,1-4) Kat. 23: Berlin (Taf. 24, 1. 2; 47 ,3) Kat. 24: Hannover (Taf. 24,3) Kat. 25: Vatikan, Sala Rotonda (Taf. 24,4) Kat. 26: Vatikan, Magazin (faf. 24,5) Darauf läßt ~ich a~r keim: Datierung des Kopfes in neronisch.e Zeit .:ibstützcn Uucker, Caligula 20. - Mas~ner, Angleichung 112); vgl. die \'On U. W. Hiesinger, AJA 79. 1975, 113 ff. Taf. 17 ff. und M. Bergmann - P. Z.:inker, Jdl 96, 1981. 321 ff. zu5amrnengt:"5telhen :-.lerobildnisse.
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Von den 26 Marmorrepliken des Haupttypus des Caligulaponräts sind mindestens sechs nachweislich zu Claudiusbildnissen umgearbeitet. Damit ist klar, daß nach der Ermordung Caligulas dessen Statuen und Büsten oft nicht einfach zerschlagen und zerstört wurden; in vielen Fällen ließen sparsame Stifter die teuren Standbilder auf den Nachfolger ummeißeln 27 • Die Bildhauer gingen dabei unterschiedlich vor, was bisher vielleicht nicht genügend beachtet worden ist. Bei den im folgenden besprochenen »Palimpsesten« (Kat. 21-26) haben sich genügend Reste der ursprünglichen, zum Caligulaponrät gehörenden Frisur erhalten, um den Zusammenhang mit dem Haupttypus zu sichern. Kat. 21 : Das Stirnhaar Caligulas ist hier unverändert stehengeblieben; es entspricht in allen wesentlichen Zügen dem Haupttypus. Von der zentrierten Mittelgabelung aus führen fünf Strähnen leicht ansteigend nach rechts (3, 4 a-b, 5 und 6); die Spitze der fünften (3) reicht tiefer herab als die anderen und wendet sich zur Mitte; sie entspricht also dem äußeren Arm der Zange bei der Kerngruppe. Auf sie legen sich die Spitzen von zwei flachen, aufwärts gedrehten Locken (11). Von hier an ist das Schläfenhaar abwärts gekämmt. An der linken Seite sind drei Locken nach außen gestrichen (7-9); der äußere Arm der Zange (10) ist in den Umriß des Schläfenhaares einbezogen. Das Haar an der linken Schläfe wiederholt im Wechsel von vor- und zurückgestrichenen Locken die Anordnung der Kerngruppe recht genau (Kat. 1-4). Die kurzen Haare des Bartansatzes sind vor dem rechten Ohr wie bei der Kerngruppe nach vorn gezogen; links dagegen sind sie erheblich verkürzt. Die Anordnung der Enden des Nackenhaares mit der Abfolge Gabelung - Zange auf der rechten Seite entspricht ebenfalls dem Haupttypus; wie bei Kat. 5 und wie an der rechten Seite von Kat. 3 fehlt die unterste Gabelung. An der linken Seite des Halses ist das N ackenhaar wie bei Kat. 18 gleichmäßig herabgezogen. Während das Haar von Kat. 21 wie gezeigt eindeutig nach dem Haupttypus des Caligulaporträts frisiert ist, lassen sich die Gesichtszüge nicht damit verbinden. Die waagrechten, bald auslaufenden Brauen, die lange und steile Nase, die vorgeschobene, volle Unterlippe und das kurze, breite Kinn finden sich bei sicheren Caligulabildnissen nicht. Diese Züge sind vielmehr das Ergebnis einer äußerst sparsamen Umarbeitung: Der Ansatz der Brauen ist nach oben verlegt; so wurde die Nase länger, die Brauen horizontal. Das Profil der Nase, die Oberlippe und das Kinn wurden zusätzlich zurückgcarbeitet. Am deutlichsten ist dieses Vorgehen in der linken Profilansicht zu beobachten, wo der ursprüngliche Nasenansatz sich noch ablesen läßt. Die Nasenflügel sind in die Wangen eingedrückt und bis auf die Linie der Mundwinkel zurückgenommen.
1
11
18
Skizze 20
27
(Kat. 21)
Pek:iry 134 ff. - Jucker, Bildnimrafen
Skizze 21
110 ff. - Jucker, Palimpsc-ste 154 ff.
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(Kat. 22)
Kat. 22: Ähnlich, wenn auch weniger geschickt, ging der Bildhauer vor, der dem Einsatzkopf in Arles zu einer neuen Identität verhalf: auch er ließ das ursprüngliche Stirnhaar unverändert, das sich wiederum ohne Schwierigkeiten mit dem Haupttypus Caligulas verbinden läßt. Die Mittelgabelung ist wie bei Kat. 4 und 21 genau zentriert. Die anschließenden Locken sind schwungvoll und in axialsymmetrischer Anordnung zur Seite gestrichen, wie wir dies auch bei zwei Kleinbronzen finden (Kat. 27. 28). Das Lockenschema der Kerngruppe ist dabei vergröbert und schematisiert: Die Zangen neben der Mittelgabelung bestehen aus je drei dicken Haarbüscheln innen und einer weit herabgezogenen Locke außen; die Differenzierung der Eckzangen, die die Kerngruppe auszeichnet, ist hier verschwunden. Die zweite Lage des Stirnhaares fehlt; die Bewegungen der Locken im Nacken und an den Schläfen sind vereinfacht. Die kurzen Haare des Bartansatzes sind wie bei Kat. 1-5 schwungvoll nach vorne gewandt. Die verräterischen langen Nackensträhnen sind dagegen zurückgeschnitten, doch ist an der linken Seite zu erkennen, daß die Lockenspitzen wio.bei Kat. 18 und 21 gleichmäßig herabgestrichen waren. Wie bei Kat. 21 sind auch hier die Gesichtszüge for ein Caligulaporträt untypisch. Befremdend wirken vor allem das überaus schwere und kurze Kinn und das steile Profil der Nase, von dem nur ein Rest erhalten ist. Die breit ausladende Stirn und die herabgezogenen Brauen sind uns dagegen als zuverlässige Elemente der Caligulaphysiognomie vertraut. Auch hier haben wir es mit einer Umarbeitung zu tun, bei der das Stirnhaar und der obere Teil des Gesichtes unverändert blieben, während Nase, Mund und Kinn kräftig reduziert wurden. Bei einigen der zu Claudius umgearbeiteten Caligulaporträts ist zwar das Stirnhaar ebenfalls betroffen, doch läßt sich die erste Fassung noch weitgehend rekonstruieren. Das ursprüngliche Lockenschema von Kat. 23 steht der Kerngruppe (Kat. 1-5) sehr nahe, wie die Umzeichnung der erhaltenen Reste (Skizze 22) zeigt. Einzig die aufwärts gedrehte locke 11 ist wie bei Kat. 4 weggelassen oder bei der Umarbeitung entfernt worden. Die nach vorne gekämmten Spitzen des Nackenhaares wiederholen hinter dem linken Ohr die fur Caligula bezeichnende Abfolge von Gabelung und Lockenauge. Die untersten Strähnen sind bei der Umarbeitung zurückgeschnitten worden; nach den erhaltenen Resten wandten sie sich nach einer weiteren Gabelung wieder abwärts. Am Hinterkopf ist das Haar in breite dicke Locken geteilt; ihre bewegte Anordnung entspricht am besten Kat. 27 und ?46. Bei dem Kopf in Hannover (Kat. 24) sind die Locken über dem rechten Auge teilweise abgeplatzt, zum Teil aber auch bei der Überarbeitung zurückgeschnitten worden. Deutlich ist das bei der
11
1D
- --Skizze 22
Skiue 23
(Kat- 23)
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(Kai. 24)
1 Skizze 2a.Ä:i'tc;, 61tO'tEilO'ICOL 'tO eit;ßtOGICOUpo~· OO"tl ÖEÖte IClt't(QKai 30pcrto Kai. µE'TEO'K&Oll~ETO, O"l'e(j)llVOLi; µtv aKUVO&LÖEO'l TTIVKEq>a.ÄflV ava6ouµEvrn;, 'tO~OV6& tij EOO)VUµq> ICUlßrJ..l) tcpa'tpaKa TÖV'AJ.L;«Vöpou, fü~yr, V,.syr,, Kai tn' awupy11, nolu µtv xpucriov noÄAOöi;M Kai )..lSou,;'Ivöuc:oö,;fxoooav, auT(i) x).aµuoo CJTIPlKTJV tru:vt6u, ~upo,; TEnape~rooaTO Kai cion{öa Uaßt Kai 6put tcneq,avrocmto ... aveKoµiCJSTtfüd tili; autfK yeq>u~ tq>'lipµat~ xmi'>vaxpuo61tetCJTOV tv6ui; · ftyov 6t autöv ol aSlt1T«l '{1t1t0l
oi ~lOVlKOtUTOl
•
(Als es bereit war, zog er den Panzer Alexanders an, wie er ihn nannte, und dartlber eine purpurne Seidenchlamys, die reich mit Gold verziert war und mit vielen indischen Steinen, band sich ein Schwert um, ergriff einen Schild und bekränzte sich mit Eichenlaub ... Er gelangte auf einem Wagen über dieselbe Brücke zurück, bekleidet mit einem goldbestickten Chiton. Die erfolgreichsten Rennpferde zogen ihn.) SQ 17 (Sucton, Caligula9)
Caligulaecognomencastrensiiocotraxit, quia manipulariohabitu intermilites educabatur. (Den Übernamen Caligula zog er sich durch einen Soldatenwitz zu, als er in der Uniform eines Legionärs unter den Soldaten erzogen wurde.) SQ 18 (Sueton, Caligula10, 1) (Zur Leichenrede für Livia, 29 n. Chr.:) ... quam defunctampraetextatus etiam tune pro rostris
laudavfr. (Der Verstorbenen hielt er, noch in der Knabentoga, von den Rostren die Leichenrede.) SQ 19 (Sucton, Caligula35,3) (Beim Verlassen des Theaters:) ... cafcatalaciniatogaepraecepspergradusiret ... ( ... als er auf den Zipfel der Toga trat, fiel er kopfüber die T reppc hinunter.) SQ 20 (Sueton, Caligu/a13) (Caligula begleitet die Leiche des Tibcrius) lugentishabitu (in Trauerkleidung.)
(Sueton, Caligula54) , .. thrax et auriga, idem cantor atque saltator,battuebatpugnatoriisannis, aurigabatextructopluri/ariam circo... saltabatautem nonnumquam etiam noctu; et quondam tres consularessecundavigilia in Palatium accitos multaque et extrema metuentis super pu/pitum conlocavit, deinde repente magno tibiarum et scabellorumcrepitucumpalla tunicaquetalariprosiluitac desaltatocanticoabiit.
SQ 21
(Er war Gladiator und Wagenlenker, sogar Sänger und Tänzer, schlug sich mit Gladiatorenwaffen und lenkte an vielen Orten, wo er Rennbahnen errichtet hatte, den Wagen ... Gelegentlich tanzte er nachts. Einmal ließ er spät in der Nacht drei ehemalige Konsuln auf den Palatin kommen, führte die tief Verängstigten auf eine Tribüne, sprang plötzlich unter großem Lärm der Flöten und Fußklappern hervor, im Schauspielergewand und langer Tunica, tanzte zur Musik und verschwand.) In der Schilderung der Audienz bei Caligula durch Philon (SQ 5-6) erscheint als zentrales Anliegen Caligulas die Betonung seiner Göttlichkeit. Philon (SQ 7), Cassius Dio (SQ 8) und Sueton (SQ 10) sind sich einig darüber, daß der Kaiser in häufig wechselnden Götterkostümen auftrat 9\ wobei Philon und Dio dies in die spätere Regierungszeit datieren. Athenaios (SQ 9) erwähnt seine Verkleidung als Dionysos. Diese Göttertravestien mußten nach der bekannten Zurückhaltung des Tiberius besonders sensationell wirken 94 • Von Augustus ist zwar bekannt, daß er sich einmal (noch vor 31 v. Chr.) als Apollon verkleidet hatte, was damals übel kommentiert wurde 9 s. Der Zusammenhang ist dort aber ein anderer, da Octavian in dieser Rolle an einer privaten Tischgesellschaft teilnahm, die ÖCOOEKCt-9Eo,:;; hieß. Caligula dagegen soll alle Götterkostüme für sich in Anspruch genommen haben und damit öffentlich aufgetreten sein. Die Selbstapotheose Caligulas hat also im römischen Bereich keine direkten Präzedenzen in der frühen Prinzipatszeit. Ausgangspunkt war vielmehr die Götterangleichung hellenistischer Könige 96 • In den griechischen Städten des östlichen Mittelmeergebietes war Caligulas Urgroßvater M. Antonius als Zeus, Dionysos und Herakles aufgetreten, teilweise gemeinsam mit Kleopatra, die als Aphrodite gekleidet war 97 • Hier wird eine Nahtstelle sichtbar zwischen der Götterangleichung hellenistischer Herrscher und der kultischen Verehrung römischer Magistrate und später der Kaiser im griechischen Osten. Neu und unerhön war, daß Caligula in Italien und in Rom als Gott auftrat. Er mußte sich in seinem Vorgehen dadurch bestätigt sehen, daß selbst Teile der römischen Senatsaristokratie seine Göttlichkeit anerkannten, so etwa L. Vitellius, der vor ihm die Götterproskynese vollzog 9 8 • Wie sehr dem Kaiser an seiner Vergöttl ichung noch zu Lebzeiten gelegen war, zeigt sich daran, daß
9J
Vgl. Seneca, Dr ira I 20, 8-9. - los. am. iud. 18, 8,1 (257 fL). - Malalas, Chronographia 10, 243, 3 f. nennt Caligula dir: Inschrift IGR N 145 ( = SIG 1 798): v~ "H),.io~ r«i~ Kaiaa.p uß«at~ rtpµavu..:o;. Vgl. Jucker, Pom!ltlu.mren 103. 9 ~ Vgl.J.-P. Rollin, Untersuchungen zu Rc-chufragen rOmischer Bildnisse ( 1979) 102 ff. und Tac. ann. 4, 37; vgl. 4, 15. 55. 56. 95 Surt., Aug. 70. Vgl. da.zu P. Zanker, Augustus und dir Mach1 der Bilder ( 1987) 57 f. 96 G. Grimm in: H. Maehlcr- V. Strocka (Hrsg.), Das ptolemäische Ägypten, Akten des internationalen Symposions 1976 in Berlin (1978) 103 ff. -Juckrr, Ponr!ltkamrr:n 102 f. - Dir: systrmatischr Aneignung der Attribute :illr:r Götter r:rinnr:rt an Münzporträt.S Ptolemaios' III mit Strahlenkranz., Dreizack und Aegis: H. Kyrieleis, Bildnisse dr:r P1olemärr (1975) 25 ff. Taf. 17, 1-4. - G. Grimm, Götter-Pharaonen, Ausstellungskat. (1978) Nr. 90. - Zum hr:llr:nis1ischen Hr:rrscherkult: Ch. Habicht, Gottmenschentum und griechische S1id1e2 , Ze1emata 14 (1970) bes. 138 ff. - S. Price, Rituals and Power (1984) 23 ff. 97 Plu1arch, Antonius 4, 1-2 vgl. 60, 2-3 (als Herakles); 24,3 \·gl. 60,2-3. Athen. IV 148 b. c (Dionysos). - Plutarch, Antonius 26 (Kleopatra-Aphrodite besucht Antonius-Dionysos). Vgl. Plutarch, Antonius 54 ( Kleopatra-lsis). M. Anton mit Ar:gis:H. Jucker, ANRW II 12,2 (1981) 675 ff. Taf. 6 ff.; vgl. auch "X'.-R. Mr:gow, Jdl 100, 1985, 489 ff. -Alföldi, Repräsentation 223 f. qi :\lföldi, Rrpdhenmion 50. 63. - Cass. Dio 59,27,2-6. - Suet., Vit. 2,5. - In dir: gleiche Richtung ,.,eist der Fußkuß: Sen., brnef. 2.12. - Cm. Dio 59,27, 1. Vgl. Alföldi, Repräsentation 39. 64. - H. Jucker, AmK 3, 1960, 92.
··m.1~ rafo~;
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er für sein numenTempel errichten ließ. Bezeugt ist dies fur Milet und fur die Hauptstadt Rom, wo ihm ein Tempel auf dem Palatin geweiht wurde9'1.Auch der provozierende Befehl, in den Synagogen Statuen des Kaisers zu errichten, ist nur vor diesem Hintergrund verständlich. Sueton berichtet einige bemerkenswerte Elemente des Kultes für das numen Caligulas: Im Tempel stand eine goldene Ponrätstatue des Kaisers, die täglich entsprechend der jeweiligen Tracht des Kaisers gekleidet wurde. Die Priesterschaft bestand aus Mitgliedern der vornehmsten Familien, die für ihre Aufnahme beträchtliche Summen zahlten. Als Opfertiere wurden exotische Vögel geschlachtet 100• Die übrigen Gewänder beschreibt am ausführlichsten Sueton (SQ l 0). Dabei ist zu beachten, daß diese Passage illustrieren soll, Caligula habe sich weder wie ein Mann noch wie ein Mensch gekleidet, und damit die Ermordung des Kaisers begründet wird 101• Sueton betont denn auch die skurrilen Züge der kaiserlichen Erscheinung. In dieser Aufzählung fehlt bezeichnenderweise gerade jenes Kleid, das bei einem römischen Kaiser zuerst zu erwarten wäre: die Toga 1c2 • Die Liste der extravaganten und luxuriösen Kleider und die Auslassung des römischen Nationalgewandes stehen in krassem und wohl bewußtem Gegensatz zur Schilderung der Kleidungsgewohnheiten des Augustus bei Sueton 103 • Dagegen zeigte sich Caligula in der paenula. dem Arbeits- und Reisegewand 10•. Dies kann nur anstößig gewirkt haben, wenn er sie auch bei offiziellen Anlässen trug und sie nicht nur als bloße Reisekleidung benutzte. Auch der überaus prunkvolle und aufwendige Schmuck des Gewandes mußte Aufsehen erregen. Die Frauentracht (cyclas) 10s könnte zum Göttinnen- oder zum Bacchuskostüm gehört haben; ebenso die cotumi, die für Dionysos und sein Gefolge charakteristisch waren 1°6 • Bei den Armringen kann es sich um Schauspieler- oder Frauenschmuck gehandelt haben 107• Die Kothurne fanden ebenso wie die crepidae10~ Verwendung als Theaterschuhe; beide sind wie die ebenfalls fur Caligula Oberliefene chuamys(SQ 15-16) und die palla (SQ 21) Teil der griechischen Tracht. Ein orientalisches Trachtclement sind die Pantoffeln (soccos),von denen Plinius präzisiert (SQ 14), daß sie mit Perlen verziert warento9 • Aber auch die Seidengewänder des Kaisers müssen befremdet haben (SQ l 0. l 3. 16), da ein vom Senat 16 n. Chr. erlassenes Gesetz Seidenkleider fur Männer verbot 110• Die Quintessenz der besprochenen Suetonstclle ist also, daß der Kaiser anstelle der Toga fremdländische und verschwenderische Kleider trug. Die Bedeutung dieser Passage wird durch die TiberiusVita. Suetons erhellt. Dieser berichtet 111, der Stiefsohn des Augustus habe während seines Aufenthaltes in Rhodos deposito patrio habitu die griechische Tracht (pa/lium et crepidas)getragen. Nach Sueton war dieses unrömische Verhalten mit Grund dafür, daß Tiberius an Achtung und Wertschät-
C. J. Simpson, Latomus 40, 1981, 489 ff. bes_ 501 ff_ - Tempel in Milet: Pricc a_ 0. 257 Nr_ 40_ - Cass- Dio 59,28, 1. - ARchm, Didyma 2, Die lnschrificn ( J 958) 120. 132 f. Nr. 148. - Ein Naiskos in Kalymna wurde schon vor 37 n. Chr. errichtet,
99
5- Anm- 131. ,:xi
Suet., Cal. 22,3. - Suct., Claud. 9,2. - Cm. Dio 59,4,4; 59, 26, 1O; 59,28 ,5.6.
1: 1 Vgl. Suet., CaL 56. 101 1936) 1651
ff. s. v. T og:i (Gocthcrt). Aug. 73 vgl. 40,5. 134 F. Kolb, RM 80, 1973,69 ff. bes.106 f.
RE VIA (
1CJ Suet.,
los RE 4_ Suppl. (1924) 1125 ff. s. \".kykl~s (Hartmann). LC6 RE XI ( 1921) 1520 ff. s. v_ Kothurn (Bieber)_ mA. Alföldi in: Late Classical and Mediaeval Studies in Honor of A. M. Friend jr_ ( 1955) 49 f. - Denkbar, aber wenig '1.'ahrschrinlich ist, daß militärische Abzeichen gemeint sind, vgL V. A. !-.bxfield, The Mili1ary Decoration of the Romln Army (1981) 89 f. m RE XI ( 1921) J711 ff_ S- v. Krepis (Bieber}. 109 Alföldi, Reprliscnmion 183 Anm. 8. 1 1~ Tac., ann- 2,33. -Cass. Dio 57,15, 1. 111 Sue1., Tib. 13, 1.
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zung verlor und seine Statuen in Nemausus umgesttirzt wurden. Als Kaiser freilich tadelte Tiberius das Auftreten seines Adoptivsohnes Germanicus in griechischen Gewändern in Ägypten - wenn auch nur lenibusverbis'12• Mehrere Stellen bei Cicero zeigen die ambivalente Haltung der Senatsaristokratie gegentiber der bequemeren griechischen Tracht. Zur Veneidigung des Rabirius Postumus gibt er an, daß viele Römer, auch Senatoren, in ihren Gänen und Villen die griechische pa/1,atrugen, aber auch in den griechischen Städten. Von L. Scipio Asiagenus, dem Sieger über König Antiochos III, stand sogar eine Statue auf dem Kapitol, die ihn mit chlamysund crepidaedarstellte 11l. Rabirius Postumus selber war gezwungen, in Alexandria das pallium anzulegen 114 • An einem römischen Beamten dagegen wurde bei seinem Auftreten in der Öffentlichkeit die Toga erwartet; hellenische Kleidung bei Amtshandlungen galt als anstößig. Wiederum ist Cicero der Hauptzeuge. Er wirft Verres vor, daß dieser, ein praetorpopuli Romani, in amtlicher Funktion das purpurne pallium und die lange tunica trug 115 • Am ehemaligen magisterequitum M. Antonius bemängelt er, daß dieser in Gallien sich in Galoschen und im Kapuzenmantel sehen ließ (galliciset lacerna/16 • Noch Valerius Maximus kritisiert Sulla, der in der Griechenstadt Neapel mit Chlamys und crepidaeumherging 117 • Caecina wurde es als Überheblichkeit ausgelegt, daß er 69 n. Chr. in Hosen und buntem Überwurf in Oberitalien zu römischen Btirgern sprach, die in der Toga angetreten warenm. A. Alföldi hat deutlich gemacht, daß der Vorwurf der Verweichlichung und des unmännlichen Auftretens in der späten Republik regelmäßig zur Diffamierung des innenpolitischen Gegners benutzt wurde; Ausgangspunkt dafür war oft die Kleidung des Angegriffenen. Ebenso galt Kleiderluxus als Zeichen ethnischer und politischer Dekadenz; gold- und edelsteinbesetzte Prachtgewänder als Tracht des Tyrannen. Nach diesen Maßstäben wurde auch der Princeps gemessen"'. Um so schlimmer mußte sich in den Augen eines römischen Lesers das Benehmen des Kaisers Caligula ausnehmen. In anderem Zusammenhang wird freilich auch bei Sueton klar, daß Caligula bei öffentlichen Auftritten die Toga durchaus getragen hat (SQ 18-19). Gut bezeugt ist auch die Vorliebe des Kaisers fUr den Triumphalornat (SQ 10-13), zu dem auch die goldbestickte Purpurtoga gehörte, ferner die tunicapalmata, Lorbeerkranz, coronaEtruscaaus goldenen Eichenblättern und Adlerszcpter 120 • Nach Cassius Dio trug er dieses hochfeierliche Kleid bei der Einweihung des Augustustempels (SQ 12). Bei der Bestattung seiner Verwandten im Augustusmausoleum kleidete er sich mit der togapraetextader Beamten, trat aber sonst wie beim Triumph auf (SQ 11). Auch Sueton betont ausdrücklich, daß Caligula bereits vor seiner expeditio als Triumphator erschien (SQ 10). Der Triumphalornat kann daher bei Caligula zunächst keinen konkreten Bezug auf militärische Erfolge gehabt haben. Die Ablösung des Ehrengewandes vom eigentlichen Anlaß hatte freilich schon in der späten Republik eingesetzt. Besonders zu erwähnen ist der Bericht Dios, wonach es Caesar 44 v. Chr. gestattet wurde, diese Tracht beliebig oft zu tragen. Augustus und Tiberius scheinen sich in diesem Punkt größte Zurtickhaltung auferlegt zu haben 121 • Dagegen läßt Sueton
Tac., ann. 2,59. Cic., Rab. Post. 10, 26.27. 114 Ebenda 9, 25.26. rn Cic., Verr. 5,IJ,31; 5,16,40; 5,33,86; 5,52, 137. 11~ Cic., Phil. 2,30,76. 117 Val. Max., 3,6,3. 11 8 Tac., hisr. 2,20. 119 A. Alföldi in: Late Classical and Mediae,·al Studies in lionor of A. M. Friend jr. ( 1955) 15 ff. bes. 22 f. Die Kleidung eines Kaisers ist noch in der Historia Augusta wichtig (ür seine Beurteilung: F. Kolb in: Bonner Historia Augusta-Colloquium 1971 (1974)8lff. m M. Pfanncr, Der Titusbogen ( 1983} 65 f.-Alfoldi, Rcpr~senmion 144 ff - H. S. Versnel, Triumphus ( 1970) 56 f. 11 1 Al(öldi, Repr!lscnta.tion 9 3 ff. 143 ff. 111
11;
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(SQ 10) vermuten, daß Caligula zur Haltung Caesars zurückkehrte. Der Unterschied war allerdings, daß der eine zuvor über Gallien, Ägypten, Pontus und Afrika triumphiert hatte, der andere aber nie ein militärisches Kommando gehabt hatte. Dazu kommt, daß der junge Princeps diese höchste Ehrung der Republik auch noch in erweiterter Form in Anspruch nahm (SQ 12). Dadurch aber mußten andere Bezüge der Triumphalkleidung stärker in den Vordergrund treten. In diesem Zusammenhang scheint es bedeutungsvoll, daß sie als omatus /ovis maximi optimi und als Tracht der alten römischen Könige galt 121• Die Triumphaltracht Caligulas nimmt sich daher - ohne den konkreten militärischen Gehalt - wie eine Vorstufe seiner späteren Götterkostüme aus. Gewaltigen Eindruck muß Caligulas Zug über die Schiffsbrücke bei Puteoli gemacht haben, von dem Sueton (SQ 15) und Cassius Dio (SQ 16) ausführlich berichten. Stellte schon der Bau der Schiffsbrücke fur sich einen offensichtlichen Triumph über die Elementedarm, so unternahm der Kaiser alles, um seine eigene Überlegenheit ins rechte Licht zu rücken: Am ersten Tag ritt er über die Brücke, bekleidet mit dem angeblichen Panzer Alexanders des Großen und der purpurnen Seidenchlamys hellenistischer Könige und geschmilckt mit dem Eichenkranz, den auch Augustus getragen hatte 124• Nach dieser Demonstration militärischer Sieghaftigkeit fuhr er am nächsten Tag auf einem Gespann der erfolgreichsten Rennpferde zurück, begleitet von den Prätorianern und von vornehmen parthischen Geiseln. Die übrigen Nachrichten ergänzen dieses Bild in einigen Punkten. Als Kind trug der junge Caligula die Uniform eines Soldaten (SQ 17); bei der Leichenrede für Livia 29 n. Chr. noch die Knabentoga (SQ 18). Nach dem Tode seines Großvaters Tiberius begleitete er dessen Leichnam in Trauerkleidung nach Rom, also wohl in der schwarzen Toga (SQ 20)m. Nach Sueton soll sich der Kaiser auch als Gladiator, Wagenlenker, Sänger und Tänzer gezeigt haben (SQ 21), bei der Rück.fahrt über die Schiffsbrücke soll er das Gewand eines Wagenlenkers getragen haben (SQ 15). Cassius Dio (SQ 16) beschreibt es freilich neutraler als goldbestickten Chiton. So ist SQ 2 t das einzige Zeugnis dafür, daß der Princeps öffentlich als KUnstler oder Athlet auftrat. Da Sueton hier zudem sehr allgemein bleibt, scheint diese Nachricht wenig glaubhaft. Vielleicht sind die Erfahrungen mit Kaiser Nero auf dessen Onkel Caligula zuruckprojiziert worden 126• 122 Alfoldi,
Repräsentation 147. - Versnel a. 0. 66 ff. Vgl. Cass. Dio S9, 17,11. 12• H.-W. Ritter, JNG 21, 1971, 81 ff. betont v. a. die Bezllge zur Panherpofüik. (1970) 90 ff.-Zum Eichenkranz unten Kap. V 3. 12s Vgl. RE VIA (1936) 2229 f. s. v. Trauerkleidung (Herzog- Hauser). m Suet., Nero 20-25. l2J
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J. D'Arms, Romans on the Bay of Naples
KAPITEL IV LITERARISCHE UND EPIGRAPHISCHE QUELLEN ZU STATUEN DES CALIGULA Die Schriftquellen vermögen über die Statuen des Kaisers Caligula nicht erschöpfend Auskunft zu geben, weder was deren Aussehen oder Aufstellungsort angeht, noch in bezug auf ihre Verbreitung oder ihre Häufigkeit. Immerhin klären sie einige Punkte, die sonst dunkel bleiben müßten 127 • Da ist zunächst die Frage nach der Existenz und der Häufigkeit von Bildnissen Caligulas vor seiner Thronbesteigung. Zu den Ehrungen, die der Senat Ende 19 n. Chr. für den verstorbenen Germanicus beschloß, gehörte auch ein marmorner Bogen im Circus Flaminius, auf dem ein Standbild des Germanicus im Triumphwagen errichtet wurde, ferner die Statuen seiner Eltern Drusus und Antonia, seiner Gattin Agrippina und seiner Geschwister Claudius und Livilla sowie seiner Söhne und Töchter. Auch der siebenjährige Caligula kam also damals zu Bildnisehren. Vielleicht wurde das gleiche Bildprogramm bei den übrigen vom Senat beschlossenen Bauten wiederholt, bei den Bögen in Syrien und am Rhein und den Denkmälern in Amiochia und Epidaphne. Von den Kolonien in Italien und den Provinzen, in denen der entsprechende Senatsbeschluß verbreitet wurde, mögen sich manche veranlaßt gesehen haben, die Statuengruppe des Bogens zu wiederholen 128 • Wir haben also spätestens ab Ende 19 n. Chr. mit Statuen des Germanicussohnes Caligula zu rechnen. Bei der großen Beliebtheit des Knaben Caligula bei den Legionen am Rhein scheint es wahrscheinlich, daß es schon früher Kinderporträts gegeben hat, wie dies für einen seiner frühverstorbenen Brüder bezeugt ist 12~. Nach 31 n. Chr. wurden Caligula und Tiberius Gemellus durch Ehrungen für die Väter Germanicus und Drusus II als Thronfolger angekündigtm. Weihinschriften aus Kalymna und Viennau 1 bezeugen jedoch, daß Caligula schon vor seiner Thronbesteigung Statuen errichtet wurden, die aber zahlenmäßig den Weihungen filr andere tiberische Kronprinzen, vor allem Germanicus und Drusus II, unterlegen gewesen sein müssen 132 • Auch die Städte, in denen er vor 37 n. Chr. Munizipalä.mter bekleidete, werden seine Bildnisse aufgestellt haben, so daß Porträts des Kronprinzen wenigstens auch in Caesaraugusta, Pompeii und Nova Carthago zu bewundern gewesen sein dürftenm. Es scheint aber fraglich, ob die Inschriften in Kalymna wie vermutet schon 18 n. Chr. anläßlich der Orientreise des Germanicus für den damals sechsjährigen Knaben errichtet worden sindm. Sie
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zum Thema allgemein: Pek:i.ry, pa~sim. ZPE 55, 1984, 55 ff. - F. Cas1agnoli, ArchCI 36, 1984, 329 ff. 129 Suet., Cal. 7. 1io H. Grsche, JNG 21, 197 I, 37 ff. brs. 60 ff. 131 Kalymna: M. Segre, Tituli Calymnii, ASAtene 22/23, 1944/45 (1952) Nr. 108 (Gebälkstuck eines Naiskos for Caligula und Apollo Dalios Krrsios, in drm wohl auch Staturn standrn). 109 (Tuffsteinbasis, beim Apollotempel gefunden). 143 (Rundba5is): Alle drei Inschriften vor 37 n. Chr. - Vienna: CIL XII I B48. 1849: 33-37 n. Chr .. - Vgl. fc-mer: Veii: CIL XI 7744; die Inschrift soll vom gleichen Ort stammen wie die auf 31-37 n. Chr. zu datierende Weihung CIL XI 3786. 3787 fur Tiberius, Germanicus und Drusus II. - Ruscino: E. Esperandieu, lnscriptions latins de la Gaule (Narbonnaise) (1929) Nr. 610, vgl. Nr. 616-629. - Jucker, Prinzen 239. M. Gayrand in: Ruscino I, 7. Suppl. RANarb ( 1980) 66 ff. bes. 76 ff. Nr. 5. 9. - Auch in weiterrn ,iberischen S1arnengruppen drr Grrmanicusfamilir kann das Standbild des Prinzen Caligula grStanden haben, vgl. z_ 8.: Ch. Borker - R. Merkelbach, Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien XII, Die Inschriften von Ephesos 2 (1979) 256. Viellricht aus den Jahren 23-26 n. Chr. Frrner: C!L VI 31 274 (Rom); XI 3788. 3789 (Veii oder Caerc:). - IG XIl 1 212. 213 (Mytilene). ui M. S1u:m, AJA 43, 1939, 604 f.- PIR 2 IV 3 (1952-56) 1219 221. 1-'J Pompeii: 34 n. Chr. duum1°ir(CIL X 901. 902; \'gl. 904 ). - Carthago No\'a: Quinqumn::ilis unter Tiberius: CNR XIII 141 ff. - Caesaraugusta: duum'l,itunter Tiberius: CNR Vill 66 f. Nr. 50, 51. 51 bi1. 1~• So z. B. Kis1, Princes 149. - Johansen, Portraetter 79. 12!
J. Gonzalrs,
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könnten auch erst später gestiftet worden sein, als sich die Thronfolge des jüngsten Germanicussohnes bereits abzeichnete. Einen bemerkenswerten Einblick in das Procedere der Aufstellung der Statuen ermöglicht das inschriftlich überlieferte Resk.ript des Kaisers vom 19. August 37 an den Bund der Achaier, Lokrer, Phoker und Euboierm. Der Kaiser dankt darin für die Opfer und Ehrenbeschlüsse anläßlich seiner Thronbesteigung. Er bittet weiter, von den zahlreichen beschlossenen Standbildern nur schlichte Statuen in Olympia, Nemea, Delphi und am Isthmos (von Korinth) zu errichten, also an den berühmten Heiligtümern und Wettkampfstätten. Caligula folgte damit der vorsichtigen Bildnispolitik des Tiberiusu". Die Aufstellung der Ehrenstatuen war, wie sich hier zeigt, eine langwierige Sache; selbst die kaiserliche Billigung wurde erst fünf Monate nach der Thronbesteigung erteilt. Dem Kaiser gaben solche Anfragen Gelegenheit, Präzedenzfälle zu schaffen, nach denen sich seine Untergebenen bei ähnlichen Gelegenheiten richten konnten. Wir wissen leider nicht, auf wie viele Statuen Caligula verzichtet hat und wo sie hätten stehen sollen. Die vier akzeptierten Standbilder dürften ihrer Standorte wegen jedoch ohnehin zu den prominentesten gehört haben, die das Koinon anzubieten hatte. Aus der zweiten Hälfte, wohl aus den Monaten Juli bis September des Jahres 37, stammen Inschriften aus St. Maurice im Wallis und St. Jean-de-la-Porte in der Gallia Narbonnensis, die wahrscheinlich zu den Statuenbasen gehören. Sie bezeichnen Caligula als cos, aber noch nicht als pater patriaem. Vor dem Tempel des Iupiter Optimus Maximus auf dem Kapitol standen statuaeconsul:ires des Kaisers (und wohl auch des Claudius), vor denen die Arvalbrüder am 1. Juli 38 einen Stier opferten; sie müssen anläßlich des ersten Konsulates des Kaisers aufgestellt worden sein m _Ebenfalls in der frühen Regierungszeit erfolgte nach dem Zusammenhang bei Suetonm die Verehrung der Bildnisse der Kaiser durch den Partherkönig Artabanos. Cassius Dio 140 präzisiert, daß es sich um Porträts des Augustus und des Caligula handelte. Die Basis einer Caligulastatue aus dem AphroditeHeiligtum von Kouklia auf Zypern bezeichnet den Kaiser als 1tat1'lprunpioor;, datiert also sicher nach dem 21. September 37; nach dem Vorschlag des Herausgebers ist sie 38 n. Chr. entstanden 141 • Spätestens 39 n. Chr. ist eine Statuengruppe in Aphrodisias geschaffen worden, von der die Basen der Agrippina maior, des Germanicus und des M. Lepidus erhalten sind; Lepidus, der Gatte der Drusilla, wurde im Herbst 39 hingerichtet. Wahrscheinlich gehörte auch eine Statue des Kaisers zu diesem Zyklus 142• Auf den 28. April 39 ist eine Statuenbasis aus Syene (Assuan) datiert 10 . Im gleichen Jahr errichtete der Redner Domitius Afer ein Standbild Caligulas mit der Inschrift, dieser sei mit 27 Jahren bereits zum zweiten Male Konsul geworden 144• Ebenfalls 39 n. Chr. beschloß der Senat jährliche Opfer für die c/ementiades Kaisers, fur die ein goldenes Bildnis Caligulas auf das Kapitol gebracht werden. sollte 145 ; im folgenden Jahr stellten die Schauspieler Standbilder der Drusilla und
IG VII 2711, Zeile 2142. -E. M. Smallwood, Documcms lllustr.:uing 1hc Principatcs of Gaius, Claudius and Nero ( 1967) f. 116 J. P. Roll in, Untersuchungen zu Rcchufragcn römischer Bildnisse (1979) 102 ff.; vgl. ebenda 106 ff. l 08 ff. 1'1 G. Walser, Römische Inschriften in der Schweiz 3 ( 1980) Nr. 272. -A. Allmer, Bdl 1869, 266 .., CIL XII 2331. 131 J. Scheid- H. Broise, MEFRA92, 1980, 215 ff. bes. 22-4Zeile 32-35; S. 236 ff. 1>9 Suet., Cal. 1-4,3. uo Cass. Dio 59,27,3. 141 T. B. Mitford, OpArch 6, 1950, 56 ff. Nr. 30. Zur Annahme des pater patriae-Titels am 21. September 37: Scheid - Broise a. 0. Zeile 56-60 S. 2-40ff. und oben S. 17. 142 SEG 30, 1980 Nr. 1250-1252. -AE 1980 Nr. 87-4-876. Zu M. upidus: PIR J2(1933) A 371. 10 CIL III 141471.-11.S 8899. IH Cass. Dio 59,19,2: t6tt 6t tru:1611 thcova nva autoO ottrcr~ tn(ypaµµa ai>tf) tntypa~c 6111>.&v ön l:~6oµov i,;ai clicocnovb~äywv &i>i:tpov u-nat&OOl ... Vgl. Pekiry 10. ·~~ Cas5. Dio 59, 16, 10: ... dKovoi; TE llUTO\l XP\loflt;&; TO Kam T(l)AlO\' avo:yoµi;VTJr; ... IH
Nr. 361.-Vgl.Pekäry23.61
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des Kaisers auf, die kultisch verehrt wurdenm. In die Zeit des Aufenthaltes Philons in Italien, gleichfalls 40 n. Chr., fällt der Befehl Caligulas, in den Synagogen seine Statuen aufzustellen 147 • Im Tempel von Jerusalem sollte eine vergoldete Kolossalstatue aus Bronze errichtet werden, die ihn als luppiter zeigte 141, und der Tempel in ein Heiligtum des ~tö~ tmcpavo~ vtou ra(ou umgestaltet werden 149 • Bereits etwas froher hatten die alexandrinischen Griechen im Verlaufe antijUdischer Ausschreitungen in den Synagogen Statuen des Caligula aufgestellt, darunter eine bronzene auf einem Viergespann, wozu sie laut Philon einen alten Wagen von einer Statuengruppe der Kleopatra III wiederverwendeten 150. In die zweite Hälfte des Jahres 40 fällt die Einrichtung des Heiligtums für das numen des Kaisers und somit auch der darin aufgestellten goldenen Porträtstatue 151• Im selben Jahr wurde in Milet ein Tempel mit Kuhstatue für den Kaiser errichtet 152• In den letzten Monaten seiner Regierung soll Caligula versucht haben, beriihmte Statuen nach Rom zu bringen und ihnen sein Porträt aufzusetzen, so auch dem Zeus in Olympiam. Mindestens acht weitere Statuen sind nach dem Formular der allein erhaltenen Basen in der Regierungszeit Caligulas errichtet wordenm. Die durch Schriftquellen faßbaren Statuen verteilen sich somit wie folgt: vor dem 18. März 37: 5 Statuen, davon: Ende t 9: Rom, auf dem Ehrenbogen für Germanicus 31-37: Veii? 33-37: Vienna Während der Regierungszeit Caligulas: mindestens 24 Statuen, davon 18. März-31. Dezember 37: 7 Statuen (Olympia; Nemea; Delphi; Isthmos; St. Maurice; St. Jean-de~la-Porte; Rom, statuaconsularis) 38: Kouklia 39: 3 Statuen (Syene; Rom, Statue des Domitius Afer; goldenes Bildnis vom Senat) 40: 5 Statuen (Statue der Schauspieler; Statuen in den Synagogen, namentlich in Alexandria und - geplant - in Jerusalem; Statuen auf dem Palatin und in Milet) Das oben erwähnte Reskript bestätigt die Darstellung bei Cassius Dio 15\ Caligula habe zuerst die Errichtung von Statuen verboten; seine Antwort an das Koinon der Achaier scheint somit als Ausdruck einer allgemeinen Zurückhaltung, die ein Übermaß von Statuenweihungen vermied. Später, so fährt Dia jedoch fort, habe der Kaiser Kultbilder (ayru.µata), Opfer für seine WX11und
tto Cass. Dio 59,24,7: Kai ,1va Kai ol b: rij~ 6pxiJcrtpai. avfipei; naviJyupiv TE&1tEtt4aav Kai naptcrxovTO. Kai d1e6va OUJOClVT&i; cooioooav. Vgl. Pekiry B. 110. TOOn: ratou Kai Tfl~~poOOW..1)1; H 7 Philon, Legatio ad Gaium 184 ff. 346: tv Ta~ 6.U.a~ 1tOA.rolltpocrt:!JX. ISI C. J. Simpson, Latomus 40, 1981, 501 ff. - Suet., Cal. 22,3. - Vgl. W.-H. Gross, Quas iconicas \'Ocam, NachrAkGött (1969) 8 f. m Vgl. Anm. 99 und Pekary 17. 62. IB Suet., Cal. 22,2; 57,1.-Vgl. los., ant. iud. 19,l,l (7. 8). 154 CIL XI 4778 (Spoleto); XIII 1189 (Avaricum; Bouges). - IG XII 2,209 (Mytilene; wahrscheinlich nach dem 21. September37) XII 7, 4)7 a; IGR IV 1001 (Aegialc); XIII 3, 116 Nr. IV 19 (Ermioupolis); SEG 11703 (bei Perge); IG 11-1111 3266 (Athen}; R. Mellor, Thea Roma (1975) 106. 211 Nr. 40 (Exarchos); vielleicht auch IG II-IIJ2 3267 (Athen}. Vgl. M. Stuart, AJA H, 19)9, 608 Anm. l. Da ein großer Teil dieser Inschriften nark fragment.icn oder ver!chollen ist, kann nich1 überprüft werden, ob es sich 1au/l.chlich durchwegs um Sockelinschrift~n für Statuen handelt. 155 C:m. Dio 59,4,4.
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Tempel verlangt. Auch dies bestätigt sich, vor allem durch den Befehl, Kaiserstatuen in den Synagogen zu errichten 1s6 • Wie erwähnt, errichteten 40 n. Chr. die Schauspieler Statuen für Caligula und Drusilla (s. Anm. 146). Eine Basis von der Athener Akropolis trug - nach der wahrscheinlichsten Erklärung ebenfalls die Statuen des Kaisers und seiner Lieblingsschwester 157 • Drusilla war nach ihrem Tode konsekriert worden; sie erhielt in Rom Tempel und goldene Statuen und wurde für würdig befunden, in allen Städten göttliche Ehren zu erlangenm. Zahlreiche Sockelinschriften von Statuen der Diva Drusilla, vor allem aus Italien und dem griechischen Osten, bezeugen, daß die Städte diese Anregung auch tatsächlich befolgten 159• Die Statuen der neuen Diva dürften meistens zusammen mit solchen des Kaisers aufgestellt gewesen sein; außer für die beiden schon erwähnten Beispiele läßt sich dies für die Gruppe von V eleia zeigen 160 (s. Kap. V 6 C). In Delphi stand bereits ein Caligulaporträt, als die Statue der Drusilla errichtet wurde 161• Im Jahre 40 beschloß der Senat, die Standbilder Caligulas bewachen zu lassen 162 • Dafür kann es nur einen Grund gegeben haben: Es sollte verhindert werden, daß der Kaiser durch Epigramme oder Attribute, die man heimlich seinen Statuen hinzufügte, verhöhnt wurde. Octavian wurde Ende 43 v. Chr. durch Inschriften verspottet, die man auf eine seiner Statuen schrieb 16'. Gegen Ende der Regierung Neros wurden dessen Statuen mehrfach mit Zutaten und drohenden Aufschriften versehen11>4. Einer der zahlreichen Ehrenbögen Oomitians mußte sich ein zweideutiges Graffito gefallen lassen 16s. Für Caligula ist dergleichen nicht ausdrück.lieh bezeugt, doch wäre der erwähnte Senatsbeschluß ohne ähnliche Ereignisse nicht verständlich. Nach der Ermordung Caligulas wurden seine Statuen vom Sockel gestürzt und geschleift; kleinformatige Bildnisse warf man in den Tiber. Was die ersten Stunden nach dem Sturz des Caligula überstand, ließ Claudius nachts beiseite schaffen. Manches davon wurde zu Bildnissen des neuen Kaisers oder des Divus Augustus umgearbeitet 166 • Eine bezeichnende Passage bei Flavius Josephus ist bisher in diesem Zusammenhang nicht beachtet worden: in der Senatssitzung unmittelbar nach der Ermordung Caligulas hielt der amtierende Konsul Cn. Sentius Saturninus eine flammende Rede gegen den verhaßten Tyrannen und bemerkte dabei nicht, daß er selbst in einem Ring noch das geschnittene Ponrät des Caligula am Finger trug; dieses sollte ursprünglich seine Loyalität zum Kaiser ausdrücken. Trebellius Maximus streifte ihm den Ring ab, wobei der Stein zerbrach 161 . m Vgl. auch Cass. Dio 59,6,4. - Pekiry 5 f. 15. 18. 61 f. IS7 P. Gr:iindor, BCH 38, 1914, '401 ff. IS8 Cass. Dio 59,11,3. 159 CIL V 5722 (Vimcrc,:ate bei Mailand); XI 1168 (Veleia). 3598 (Caere). 7744a? (Veii); XII 1026 (Avennio). - IG IV t 2Nr. 600 (Epidauros); F. Hiller von Gaertringen, Inschriften von Priene (1906) NL 228 (Priene); 0. Kern, Die Inschriften von Magnesia am Maeander ( 1900) Nr. 156 (Magnesia); R. Herzog, SBBerlin 1901, 493 Nr. 5 - IGR IV 1098 (Halasame, Kos); P. Hermann, AM 75, 1960, 118 a (Samos); A. Maiuri, Nuova Silloge epigrafica di Rodi e Cos (1925) Nr. 467 (Kos); J.Jannoray, BCH 60, 19)6, 382 ff. (Delphi); M. Tordli, Elogia Tarquiniensia (1975) 151 ff. Nr. 3 (Tarquinia); Th. Wiegand, 6. mrb.ufiger Bericht über Ausgrabungen in Milet und Didyma ( 1908) 27 (Milet). Vgl. NSc 1950, 197 f. (Gebiilkstück, S. Massimo di Collegno). CIL XIII 1194; XlV 3576. Eine f/,,minica divat Dntsi/'4t in CIL V 7345. Vgl. P. Herz, Historia 30, 1981, 324 ff. 160 Jucker, Prinzen bes. 209. 211. 101 Oben Anm. 135. - Vgl. dagegen NSc 19S0, 197 f., wo eine Aedicula für Drusilla und dh·a Auguna bezeugt ist, der Kult für Drusilla muß also noch in claudischer Zeit benanden haben. 1°2Cass. Dio 59,26,): toiH;;avf>ptavtw;; ai>toO q,po1>pd0Sa1. Pekiry 140 f. deum dies al~ •besondere Auszeichnung•. lül Suet., Aug. 70,2. 1(>4Suet-, Nero 45,2. 165 Suei., Dom. 13,2. 166 Cass. Dio 59,30, 1a; 60,4,5. - Jucker, Palimpseste 236 ff. - Jucker, Bildnismafen 110 ff. - Pek.iry 137, der diµµi:vo~ t6ooµ.&ui:toaimp . ..
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KAPITEL V ZU DEN BEDEUTUNGSELEMENTEN
DER CALIGULAPORTRÄTS
Im folgenden Kapitel soll untersucht werden, welche gedanklichen Assoziationen die Bildnisse Caligulas bei seinen Zeitgenossen auslösen konnten, also bei den eigentlichen Adressaten. Es gilt daher, die formalen Besonderheiten seiner Porträts im Verhältnis zu seinen Vorgängern zu deuten und die Aussage ihrer semantischen Bezüge zu klären. Dies setzt eine Deutung der zugehörigen Attribute voraus; es gilt aber auch festzustellen, in welchen erzählerischen, statuarischen oder funktionalen Zusammenhängen das Bildnis des Kaisers auftritt. 1.
Stirnhaar
Das Lockenschema des Haupttypus des Caligulaporträts (Kap. II 1) ist ähnlich beim Vorgänger, beim Vater und beim Nachfolger zu finden und unterscheidet sich von ihnen nur in Details. Von den Bildnissen des Vorgängers Tiberius ist ein Bildnistypus mit Haargabelung Uber dem mittleren Teil der Stirn und Eckzangen der weitaus häufigsten Fassung des Caligulaponräts eng verwandt 168 . Die Stirnlocken enden hier aber auf einer waagrechten Linie, während diese bei Caligula bekanntlich zu den Seiten hin ansteigt. Auch sind bei den differenziertesten Repliken dieses Tiberiustypus die Locken über der Stirn durch Lücken getrennt 169• Ein Replikenstrang, dem etwa der Kopf im Palazzo Braschi in Rom angehön, verlegt die Haargabelung wie beim Haupttypus Caligulas ober den Ansatz der linken Braue und schiebt die Stirnlocken zusammen 170 • Die äußeren Arme beider Zangen sind breiter und reichen damit weiter in die Stirn hinein als bei Caligula 171• Über dem linken Auge enden beide Zangenäste auf gleicher Höhe; nur bei der späten Gruppe um den Kopf aus Veii ist der äußere Teil der Schere wie bei Caligula herabgezogen 172. Die ansteigende Stirnbegrenzung über dem rechten Auge und die Zange mit den beiden weiter herabgezogenen Locken des äußeren Armes zeigt ähnlich wie der Haupttypus Caligulas schon das ,Adoptionsporträt< des Tiberiusm, der linke Teil des Lockenschemas ist aber unterschiedlich gestaltet. Der Typus Gabii des Germanicusbildnisses weist ebenfalls Mittelgabelung und Eckzangen auf11•: die Zangenmotive sind beidseits des Mittelscheitels annähernd symmetrisch; die Stirnbegrenzung steigt zu den Seiten hin an wie bei den Bildnissen Caligulas 17~. Die Haargabelung ist nicht zentriert, sondern deutlich zur rechten Seite hin verschoben. Bei den Köpfen in Rom und Sydney fallen die seitlich herausgezogenen Eckzangen auf 176; dieses Lockenschema gleicht, von der verschobenen Gabelung abgesehen, dem mutmaßlichen Prinzenbildnis Caligulas (Kat. 47). Die Porträtreihe Korinth-Stuttgart, die wahrscheinlich den Caligulabruder Nero Germanici darstellc177,zeigt eine ähnliche Anlage des Stirnhaares; sie kombinien die Gabelung über dem Mittelteil der Stirn und die Eckzangen des Germanicus Typus Gabii mit der zu den Seiten hin abfallenden Stirnbegrenzung der Germanicusbildnisse vom Typus Beziers. Den Caligulabildnissen entspricht 1 ~~ Fituchen - Zanker I 13 ff. Nr. 12 (Z.). Anders Hertd, MM 281 f. - K. Fimchen in: Pompeji, l.cben und Kunst in den V esuvsc;tdcen, Aumellungskac. 197 3, H f. - U. Hausmann in: Eikones 136 f. - Vgl. Anm. 56. 16~ Fittschen - Zanker I Nr. 12 Anm. J-5. 17c Ebenda Anm. 10. 171 z.B. louvre MA 1253: Fimchen-Zanker I Nr. 12Anm. 13 B~il. 15 c.d.-Jesi:Jucker,Palimpseste262 ff. Abb. 29 ff. 172 Fimchen-Zanker I Nr. 12 Anm. 13. - Hercel, MM 282 f. 173 Fittschen - Zanker I 10 ff. Nr. 10 (Z.). - Massner 50 ff.- Verf. in Katalog der Sammlung Ludwig III (im Druck). 1,,Vgl. oben Anm. 52. 175 Besonders bei den Repliken in F.rbach; Rom, Kapitol; Castellamare; s. Anm. 52. ll~ Vgl. Anm. 52,Jucker Repliken C und G; Fimchen, Repliken 6. 7. 177 Vgl. hier Kap. ll 4.
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vor allem die Haargabelung über dem Ansatz der linken Braue, der herabgezogene äußere Arm der linken Schere und die Gestaltung der zusammengeschobenen Zange über dem rechten Auge. Diese auffällige Verwandtschaft hat die Scheidung von Bildnissen der Germanicussöhne beträchtlich erschwen und vielfach zu Verwechslungen gefühn 178 • Unterscheidungsmerkmale sind neben den physiognomischen Kennzeichen die ansteigende Haargrenze und die lebendigere Formulierung der Locken bei Caligula, wo die Haarsträhnen stärker geschichtet werden. Mittelgabelung und Eckzangen sind auch die Hauptelemente des wichtigsten Typus des Nachfolgers Claudius 179 • Gegenüber dem Haupttypus Caligulas ist die Grenze des Stirnhaares begradigt und nahezu horizontal ausgerichtet, wobei die Eckzangen oft etwas abfallen; die äußeren Äste sind breiter. Diese Haartracht des Claudius entspricht eher dem eben besprochenen Typus des Onkels Tiberius als denen Caligulas. Das Lockenschema des Haupttypus Caligulas erweist sich somit als konventionell; es schließt bruchlos an die Entwicklung der tiberischen Zeit an. Dieser Befund warnt gleichzeitig vor dem Versuch, das Lockenschema als Ausdruck eines konkreten Programms ausdeuten zu wollen; Kaiser Claudius hätte seine Frisur wohl stärker von der seines verfemten Vorgängers abgesetzt, wenn ein antiker Betrachter die charakteristische Abfolge von Haarzangen und Lockengabelungen als Ausdruck einer politischen Haltung hätte interpretieren können. Es bleibt festzuhalten, daß Tiberius, Germanicus und seine Söhne Nero und Caligula ebenso wie der Germanicusbruder Claudius Frisuren mit Mittelgabel und Eckzangen tragen, die einander so ähnlich sind, daß sie nicht unabhängig voneinander konzipiert sein können. Dies ist besonders auffällig, weil der zweite tiberische_ Kronprinz, Drusus II, wesentlich andere Frisuren trägt 18 □. Dieser Befund läßt sich jedoch verschieden interpretieren, solange die Entstehung der erwähnten Typen nicht zuverlässig datien werden kann. Der Prozeß der Angleichung der verschiedenen Bildnisversionen ist vorerst nicht in seinen Einzelheiten zu fassen. Zunächst ist angesichts der zentralen und dominierenden Stellung des jeweils regierenden Kaisers davon auszugehen, daß sein Bildnis Richtschnur und Vorbild für die Gestaltung der Prinzen- und Privatporträts war 111• Besonders deutlich ist dies bei den Prinzen augusteischer Zeit: Während Gaius und Lucius Caesar nach dem Actium- bzw. nach dem Primapona-Typus des Princeps frisiert sindm, sind die Lockenschemata des Drusus maior und das Adoptionsporträt des Tiberius vom Typus Forbes des Augustus abhä.ngig1u. Bei der eben erläuterten Verwandtschaft der Porträts Caligulas und seines Vaters Germanicus ist zu bedenken, daß die frühsten Statuen Caligulas und seiner Brüder zusammen mit Standbildern des Germanicus errichtet wurdenm. Ein erster Bildnistypus des jüngsten Germanicussohnes durfte daher eigens fur gemeinsame Aufstellung mit den Porträts des Vaters entworfen worden sein: das Köpfchen des Grand Camee (Kat. 44. Taf. 35,6) gibt uns eine Vorstellung vom Kindsporträt Caligulas; es wiederholt denn auch die Frisur des Gcrmanicus auf der spä.taugusteischen Gemma Augusteam. Auch das vermutete Prinzenporträt
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Hier Kat. "'74-"77. Palimpseste 261 Ski::i:ze3. - Fimchen, Erbach 55 ff. Nr. 17.- Fiu.schcn - Zanker 116 Nr. 15 Taf. 16 (Z.). 180 Vgl. Anm. 51. 181 Vgl. P. Zanker in: Römisches Poru:11, WissZBcrl 31, 1982, H. 2/3, 307 ff. - Mauner, passim, wo das Ph1lnomen oft überimerpretien wird. 112 Zanker, Actium-Typus 47 ff. - Viemeisrl - Zanker 9-4.- Fimchen-Zanker 121 ff. Nr. 20 (F.). -Anders Massner53 ff. 111 Zu Dnuus I: Fiuschen - Zanker I 29 (F.). -Tiberius, Adopiionnypus: Oben Anm. 173. - Vgl. Fimchen - Zanker I 7 ff. Nr. 8 Taf. 9. 10 Beil. 7. B. - Eine programmatische Ähnlichkeit mit dem Actiumtypus des Augustus (Massner 50) vermag ic:h nicht zu sehen. 114 J. Goni:ales, ZPE 55, 1984, 55 ff. Vgl. hier Anm. 131 zu den Gruppen in Ve1i, Ruscino und Ephesos. m H. K1lhler, Albeni Rubcni dissenatio de Gemma i\ugus1ea ( 1968) Taf. 7. - W. Oberleitner, Gc-schniuene Steine ( 1985) 40 ff. 179 Jucker,
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(Kat. 45. ?47. Taf. 35,7; 38) lehnt sich an Germanicus an; es stellt eine Weiterentwicklung des Kinderbildnisses dar und diente seinerseits als Grundlage für die Konzeption des Haupttypus. Die Legitimation der Herrschaft Caligulas beruhte bekanntlich in erster Linie auf der Abstammung von Germanicus; es ist daher verständlich, daß gerade beim Haupttypus Caligulas die Ähnlichkeit mit dem Vater beibehalten wurde. Eindeutiger als beim Haupttypus lassen sich die Abhängigkeiten beim 1. Nebentypus Caligulas fassen, der in dessen Regierungszeit geschaffen wurde (s. Kap. VI). Hier ist das Stirnhaarschema des Typus Beziers mit einigen Veränderungen übernommen, der für den Kronprinzen Germanicus verwendet wurde und oft zusammen mit Tiberius und Drusus II aufgestellt worden ist. Wie beim Vater ist das Stirnhaar Caligulas zwischen zwei kleinen Eckzangen nach rechts gestrichen (s. Kap. II 2), wobei die Locken voneinander getrennt werden 116• Beim Sohn sind die Locken kürzer, besonders über den Stirnecken. Die Gabelung ist nach links verschoben; dadurch wird die linke Zange kleiner. Die Frisur der Replikenreihe Beziers des Germanicus ist freilich wiederum nichts anderes als das spiegelbildlich übertragene und etwas aufgelockerte Haarschema des Tiberiustypus Kopenhagen 624, der wohl 14 n. Chr. anläßlich der Thronbesteigung des zweiten Kaisers geschaffen wurde 1117• Caligulabildnisse des 1. Nebentypus haben das Schläfenhaar an beiden Seiten in die Stirn gestrichen, was bei den Germanicusponräts in dieser ausgeprägten Weise nicht zu finden ist, wohl aber bei dem eben erwähnten Tiberiustypus. Dieses Element dürfte also direkt vom Vorgänger übernommen sein. Auch der zweithäufigste Typus des Caligulaporträts greift also bei der Gestaltung des Haares auf Elemente der Bildnisse des Vaters und des Vorgängers zurück. Beiden Caligulatypen liegt somit eine Konzeption zugrunde, die auf die tiberische Zeit zurückgeht. Aber auch der Kopf in Kopenhagen Kat. 18 (Taf. 17; 18,1-4) und die Büste Kat. 19 (Taf. 19; 46,3) lehnen sich durch die Verschiebung der Haargabelung an den Typus Beziers des Vaters an. Damit ist klar, daß Caligula und seine Umgebung nach dem Tode des Tiberius keine Veranlassung sahen, Anklänge an dessen Bildnisse zu unterdrücken 198• Die Genese und damit auch die Bedeutung der beiden wichtigsten Caligulatypen ist dennoch verschieden. Während der Haupttypus ein Lockenschema weiterentwickelt, das in tiberischer Zeit für Angehörige des Kaiserhauses in ähnlicher Form verschiedentlich verwendet wurde, nimmt der l. Nebentypus bewußt und unmißverständlich auf das Kronprinzenbildnis des Vaters Bezug und macht damit nicht nur die Kontinuität der Dynastie, sondern auch die Berechtigung der eigenen Regierung deutlich. Die übrigen Caligulabildnisse, die sich keinem der beiden eben besprochenen Typen anschließen lassen, sind schwieriger zu beurteilen, da die zugrundeliegenden Vorbilder nicht sicher zu rekonstruieren sind (s. Kap. II 3). In ihnen scheint sich aber eine Abkehr von tiberischen Bildniskonzepten anzukündigen. Diese Ansätze konnten sich jedoch in der kurzen Regierungszeit nicht entfalten und wurden unter dem Nachfolger Caligulas nicht weiterentwickelt. Die deutliche, wenn auch zusammengeschobene Haarzange über der Stirnmitte von Kat. 43 und 46 (Taf. 36; 44; 37; 47,1) erinnen an den Primaportatypus des Augustus 18'. Aufgrund der schmalen Materialbasis dieser Gruppe des Caligulaporträts muß aber offenbleiben, ob es sich hier um ein bewußtes Zitat handelt oder um eine zufällige Variante.
m Vgl. Anm. 52. 187 l~ij 1ij 9
desTypus Kopenhagen 624: Fittschen- Zanker 1 14 Nr. 12 Anm. 8. Der methodische Ans:nz \"On Laser, AA ist daher falsch. Vgl. auch Hertel, MM 279 ff. Vierneisel-Zanker 51 ff. 60 ff. 64 ff.- Hausmann, ANRW 565 ff. Abb. 35 ff.- Fiuschen - Zanker 13 ff. Taf. 4-6 (Z.). So auch Massner 90. - Replikenlistt
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2. Bart Die Büste im Louvre (Kat. 13. Taf. 13, 1-4 ), aber auch die beiden Kameen Kat. 34 (Taf. 30, 1. 2) und 41 (Taf. 35,3) zeigen den Kaiser unrasien. Der Bart ist nicht gelockt wie bei den Bildnissen des Vaters und der Brilder 190, sondern in die Wangen eingepickt. Er gehört nicht zu einem bestimmten Typus, sondern kommt beim Haupttypus (Kat. 13 und 34) wie beim 1. Nebentypus vor (Kat. 41). Damit kann nicht die Lanugo,der Milchbart, gemeint sein, denn der Wiener Kameo muß in die Regierungszeit Caligulas gehören. Von den beiden anderen Möglichkeiten, Militärdienst und T rauer 191, ist die erste unwahrscheinlich: der Militärbart des Vaters sieht anders aus, und keines der bärtigen Caligulabildnisse trägt die Offizierskleidung. Dagegen Uberliefert Sueton (Kap. III 1, SQ 4 ), daß der Kaiser nach dem Tode der Drusilla am 10. Juni 38 n. Chr. das Barthaar wachsen ließ. Die drei aufgezählten Bildnisse stellen daher am ehesten den um seine geliebte Schwester trauernden Kaiser dar 192 •
J. Kränze Von den erhaltenen Bildnissen Caligulas tragen vier den Eichenkranz 1'13 • Drei davon sind mit Einsatzköpfen verbunden, von diesen wiederum ist einer kolossal (Kat. 25. Taf. 24,4). Der vierte Eichenkranz wird von der Panzerbüste in Kopenhagen (Kat. 43. Taf. 36,1-4; 44) getragen. Die Bedeutung des Eichenkranzes für Caligula erschließt sich aus den Münzen, die nach dem 21. September 37 geprägt wurden 19•. Sie zeigen auf der Rückseite den Eichenkranz mit der Legende s(enatus)p(opulus)q(ue)R(omanus)p(atri) p(atriae) ob cives seroatos.Es handelt sich bei dem Eichenkranz, den Caligula trägt, also um die coronacivica,die für die Rettung römischer Bürger verliehen wurde, und die als Zeichen der clementiades Herrschers galt 19~. Die Bedeutung von pater-patriae--Titel und corona civica ist von A. Alföldi eingehend untersucht worden 19b. Beides gehörte zu den bedeutendsten Auszeichnungen, die die römische Republik zu vergeben hatte 197 • Die coronawurde zuerst aus konkretem Anlaß vergeben, fur die Rettung eines römischen Bürgers in der Schlacht. Diese Ehrung einfacher Soldaten ist noch für die Regierungszeit des Tiberius bezeugtm. Der pater-patriae-Titel wurde in der Zeit der Republik an militärische oder politische Führer verliehen,.. die den Staat aus schweren Gefahren gerettet hatten 199 • Von den Kaisern trug Augustus diesen Titel 200 ; Tiberius lehnte ihn ab, während Caligula ihn bereits am 21. September 37 annahm 2O1• Auch in der Kaiserfamilie war der Eichenkranz nicht an die Verleihung des pater-patriae-Titels gebunden; Augustus, Claudius und Nero trugen das Insigne vor dem Titel2°2• Tiberius, der den Titel überhaupt
190 s.o. mit Anm. 53. 65. 67. 70. - Jucker, Phalcr;ie 50 ff. - Jucker, Rllvenna 240 Anm. 13. - Jucker, Prinzen 218 ff. Fituchcn, Erbach 53. 191 Die Frage nach der inhaltlichen Bedeutung des Bartes in der frühen Kaiserzeit ist nicht systematisch untenucht; vgl. vorerst RE III (1899) 32 ff. s. v. Bart (Mau). - A. Linfen, Jdl 91, 1976, 157 ff. (Seine Kernthese, der Ban sei Ausdruck der Ansprüche eines Thronprlltendenu:n, ist wenig einleuchtend und kann für den Wiener Kameo·[Kat. 34] nicht zuueffen). Jucker, Kam eo 222 f. - Jucker, Ra;venna 262 f. mit Anm. 10. 192 Massncr 109. 125. 193 Vatikan, Sala Rotonda (Kat. 25): Haupuypus. - Pozzuoli (Kat. 38), Fossombrone (Kat. 39): 1. Nebentypus. - Kopenhagen 637 (Kat. 43). 194 j. Scheid- H. Broise, MEFRA 92, 1980, 224 f. Zeile 55-63; 240 ff. 19~ Alföldi, Vater 92. Zur ClcmenLia Caligulas s. u. Anm. 282. 19" Alföldi, Reprllscntation 128 ff. Alföldi, Vater, passim. - Ferner Hcml, MM 287 ff. - H.-W. Ritter, JNG 21, 1971, 81 ff. "' Alföldi, Vater 49 ff. 191 Ebenda 72 ff. 19' Ebenda 46 f. 80. m Ebenda 92 ff. (2 v. Chr.). 20 1 H.-W. Ritter,JNG 21, 1971, 92. -Zu Caligula hier Anm. 194. 1c2 Alföldi, Vater 67 ff. 76.
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ablehnte, hat auf dem Grand Camee den Kranz aufgesetzt, der vereinzelt auch auf seinen Münzen erscheint 203• Drusus maior und Germanicus erhielten postum den Eichenkranz, nicht aber den Ehrennamen 2 ~~. Auch Caligula kann daher die corona civica bereits vor dem 21. September 37 getragen haben 205, nicht aber zu Lebzeiten des Vorgängers. Alföldi rechnet den Eichenkranz gleichzeitig zum luppiterkostUm des Kaisers. Tatsächlich erkennt Ovid die lovis domusdes Kaisers an der quema corona1-0f,. Die Marmorbüste in Kopenhagen (Kat. 43) verbindet Panzer und Eichenkranz, betont also die traditionelle militärische Bedeutung der corona.Die Verbindung ist fur Caligula auch literarisch bezeugt; bei dem berühmten Ritt über die Schiffsbrücke bei Baiae im Sommer 39 n. Chr. trug er Panzer und Eichenkranz 207• Ungeklärt ist, welche Rolle Caligula bei der übemahme des Eichenkranzes als Herrscherattribut spielte. Nach den literarischen Berichten trugen ihn schon Statuen Caesars 20~. Von Augustus und Tiberius sind zahlreiche Bildnisse mit diesem Attribut überliefen, deren Entstehungszeit jedoch genauer zu bestimmen bleibt. Die Tiberiusbildnisse mit Eichenkranz könnten nach dem heutigen Stand der Forschung postum sein, also caliguläisch oder claudisch 209 • Die eichenbekränzten Ponräts des Augustus dagegen sind mindestens teilweise zu seinen Lebzeiten entstanden, was angesichts der großen Bedeutung der corona civica in der augusteischen Prinzipatsideologie nicht ilberrascht 210 • Caligula hat also die querceacoronaals Kennzeichen des Herrschers nicht neu eingeführt; allenfalls kann er das unter Tiberius vielleicht vernachlässigte Attribut wieder aufgegriffen und häufiger verwendet haben. Von den sieben Kameo-Bildnissen Caligulas tragen sechs den Lorbeerkranz 11 '; nur der Sardonyx in Paris (Kat. 45. Taf. 35,7) behält den Kranz ebenso wie die Aegis dem regierenden Kaiser vor, während der Prinz barhäuptig bleibt. Der New Yorker Kameo (Kat. 32. Taf. 29,1. 2) bildet den Herrscher im Panzer ab; der Sardonyx in der Bibliothek des Vatikans (Kat. 33. Taf. 30,3) zeigt ihn capitevelato (s. u. Kap. V 4 A). Auf dem Wiener Chalzedon (Kat. 34. Taf. 30,l. 2) sitzt Ca~gula auf dem Sphingenthron neben Roma; vielleicht stellte der Stein vollständig die Apotheose der Drusilla dar212• Die beiden glyptischen Porträts in Privatsammlungen (Kat. 35 und 41. Taf. 30,3; 35,3) bilden nur den Kopf des Kaisers ab. Bei Kat. 34 und 41 trägt er den Trauerbart (s. Kap. V 2). A. Alf öldi hielt den Lorbeerkranz für den »ständigen Kopfschmuck des Princeps« und glaubte, er sei dem Kaiser vorbehalten gewesen 211 • Im sakralen Zusammenhang ist die corona laurea aber weit verbreitet; so tragen sie auf den Hauptfriesen der Ara Pacis Augustae fast alle Teilnehmer des Zuges 11'. Die Verbindung von zum Opfer verhülltem Haupt und Lorbeerkranz bei Kat. 33 ist daher ZC.IVgl. Anm. 56; ferner Ritter a. 0. 92. - A. Geissen, Kat.alog alexandrinischer Kaisermünzen der Sammlung des Insti1uu für Altertumskunde der Universillt zu Köln I (1974) Nr. 46. zo,J. P. C. Kent - B. Overbeck-A. U. Stylow, Die römische Müni:e (1973) Taf. 47 Abb. 177; vgl. D. Sab:.mann, AA 1976, 262. -Alföldi, Reprhenmion 254. - Fimchen-Zanker I 30 Nr. 23 Anm. 2 (F.). 1C5 H.-W. Ritter,JNG 21, 1971. 82 f. z:o Alföldi, Repräsentation 129 f.; Ov. trist.! 3, 35 ff. Vgl. den Augustus derGemma Augustea (hier Kap. V 6 B). zc7 Ritter a. 0. 8 ♦ f. Hier Kap. III SQ 15. 16. i:i Cass. Dio H,4,5. -App., civ. 2, 106. -Alföldi, Vater 66. zcqHenrl, MM 287 ff. mi1 älterer Literatur. Zur Augustu5büste im Museo Capitolino: Fiuschrn - Zanker I 9 Nr. 8 (Z,: nicht wrona (i1,i,4, sondern Triumphatorcnkranz). 21~ FimchenZanker 1 25 Anm. 35. So auch H. R. Goem, AA 1984, 588 Anm. 51. Vgl. 2.ur Münchner Büste: Viemeisel Zankrr 60 f. Nr. 5. 9. 93: Spätaugusteisch, ,,;as eher einleuchtet als Hertels Datierung in claudische Zeit (a. 0. 287 Anm. 114). Vgl. Alföldi, Lorbeerb~umr 6 ff. - Lim der Augus1u~portr~ts mit Eichenkranz: F. Johansen in: Studia Romana in honorem P. Krarup septuagenarii ( 1976) 57 Anm. 23. 111 K:11.32 (:,./ew York), 3 J (Vatikan), 34 und 36 (Wien), 35 und 41 (Prirn1brsi1z). l I l K ,·rieleis, AA 492 ff. 1I) Aiföldi, Repräsentation 137 f. 11 ' G. Moreui. Ara Pacis Augus1:ie ( 1948). - Zuletzt E. La Ro-1:ca,Ara Pal'is Augustae. In occasione del restauro della fronte oricnt:ilr ( 198 3) bes. 6C (ausgewählte l.iu.-ratur)
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sinnvoll und für sich betrachtet nicht auffällig. Für die anderen fünf Kameen ist diese Erklärung freilich ausgeschlossen. Der Lorbeerkranz war zunächst Teil der Triumphaltracht 21s. Am Ende der Republik erscheint er auf den MUnzen zusammen mit Herrschafts- und Glückssymbolen, aber auch mit Opfergeräten 216; Genius Senatus und Honos werden mit Lorbeer bekränzt 211 • Die Münzbildnisse der Kaiser tragen ihn seit Caesar und Augustus regelmäßig 218• Auf dem Kameo im Louvre (Kat. 45. Taf. 35,7) unterscheidet er zusammen mit der Aegis den regierenden Kaiser vom Prinzen. Keiner der erwähnten Kameen bildet zusätzliche Elemente der Triumphaltracht ab; Kat. 32 verdeutlicht den Zusammenhang zwischen militärischer virtus und coronalaureadurch den Panzer des Imperators, der bekanntlich nicht zum Triumphalornat gehört. Der Lorbeerkranz muß daher eine weitere allgemeinere Bedeutung haben: Er hebt den Bekränzten ober die Menge der Sterblichen und verbreitet eine Aura des Sakralen, wie sie auch vom Namen Augustusausgeht 219 • 4.
Kleidung A Toga
Die beiden ganz erhaltenen Statuen Caligulas stellen den Kaiser in Tunica, Toga und calceisenatorii dar (Kat. 8 und 11); die Büste in Triest (Kat. 9) dürfte neuzeitlich aus dem Fragment einer Togastatue umgearbeitet sein. Auch die kleine Bronzebüste in Colchester (Kat. 28) und der Kameo Kat. 33 tragen die traditionelle Tracht des römischen Bürgers und der republikanischen Beamten; ebenso die später zu Claudius umgearbeitete Statue aus Veleia 220 • Dabei läßt sich an den Marmorstatuen nicht mehr entscheiden, wie das Gewand durch Bemalung charakterisiert war, ob als die toga praetexta des Konsuls, die togapicta des Triumphators oder einfach als die togapura des römischen Bürgers. FUr den Zeitgenossen des Kaisers war dies aber eine wichtige inhaltliche Unterscheidung 211 • Die Standbilder in Gonyn (Kat. 8. Taf. 41,1. 2) und aus Veleia sowie der vatikanische Kameo Kat. 33 stellen den Kaiser capite velato dar, zeigen ihn also bei der Erfüllung seiner priesterlichen Aufgaben. Gleichzeitig signalisieren sie dadurch dem Betrachter pietas; eine Tugend, derer sich Caligula selbst gerne rühmte 222 • Die zahlreichen Einsatzköpfe, die getrennt vom zugehörigen Rumpf erhalten sind~ ermöglichen nur selten sichere Rückschlüsse auf die Bekleidung der Statue. Die Köpfe in Herak.lion (Kat. 1), Jesi (Kat. 7) und Arles (Kat. 22} lassen jedoch Zurichtungen erkennen für die Einlassung in Togastatuen mit verhülltem Haupt. Am deutlichsten ist dies bei Kat. 1, wo ein Teil der Falten der hochgezogenen Toga aus dem gleichen Block gearbeitet ist wie das Gesicht. Bei den Wiederholungen in Jesi (Kat. 7) und Arles (Kat. 22) sind die Haare nur soweit ausgearbeitet, wie sie in der Vorderansicht sichtbar werden. Das Bildnis in Jesi hat keinen Hinterkopf, sondern nur eine grob zurechtgehauene Rückseite; beim Caligula in Arles ist der Hals m Alföldi, Repräsentation 137.- M. Pfanner, DerTitusbogen (198)) 65. 216 BMC, Grueber, Coins I S29 Nr. 4064-4069 Taf. 52, ~ (45 v. Chr.; T. Carisius): mir Globus, Füllhorn, Steuerruder, Suprer); S. 490 Nr. 3912-3915 Taf. 48,23; 49,1 (Faunus Comelius Sulla, 54 v. Chr.): Globus zwischen vier Krllnzen, "'PINstre und Korn; ll )58 f. Nr. 52 ff. Taf. 100, 12. 13 (76 v. Chr., Cn. Comelius Lentulus): Globus, Steuerruder, Szepter, Lorbeerkranz. - Vgl. ebenda ll 357 f. Nr. 47-51 (79-77 v. Chr.; Q. Caecilius Pius Me1ellus) mii lituusund urceus. 217 Ebenda 1 406 Nr. 3329 f. Taf. 42,23 (74 v. Chr.; P. Comelius Lcntulus): Genius Senatus; S.415 f. Nr. 3358 ff. Taf. 43,5 (72 v. Ch.r.; Q. Fufius Kalenus Cordus): Honos. m Alföldi, Repräsentation 137. 139. - Vgl. A. Alföldi, Caesar in 44 v. Chr. (1974). 219 Alföldi, Lorbecrbllume bes. 6 ff. m C. Saletti, II ciclo statuario dclla basilica di Velleia (1968) 109 f. Nr. 10 Taf. 3!.32. - H. Blanck, Witderven-.·rndung :altrr Statuen als Ehrendenkmäler bei Griechen und Römern (1969) 27 f. A 2 Taf. 2.3. - F. W. Goethert, RM 54, 1939, 192. Jucker, Palim~ste 256 f. 221 P. Zanker, Gymnasium 86, 1979, 354. m H. Freier, Caput velart ( 1963} be5. 39 ff. - Z:inker a. 0. (s. o. Anm. 221) 358. - P. Herz, BJb 181, 1981, 105 f. - Fcrnt'r Sut"t., Cal. 12,3, 22 (Pius al5 Beiname). Vgl. Kap. V 6 A zu den Sr11erun mit drm Divus Augu11us-Trmpel.
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auffällig flach. Dies ließ sich am einfachsten verbergen, aber auch praktisch ausnützen, wenn die Köpfe in den hochgezogenen Togabausch eingelassen wurden. Die Einsatzköpfe in Malibu (Kat. 12), Worcester (Kat. 20), Huelva (Kat. 16) und Neapel (Kat. 38) zeigen einen engen, herabgezogenen Brustausschnitt, wie er bei Togastatuen über dem oberen Tunicasaum sichtbar wird. Nehmen wir noch den auf Claudius umgearbeiteten Kameo Kat. 36 hinzu, so lassen sich neun Caligulabildnisse nachweisen, die den Kaiser in der Toga darstellen; bis auf zwei waren sie capite velato. Vier weitere Einsatzköpfe gehönen wahrscheinlich ebenfalls zu Togastatuen.
B Panzer Häufig sind auch Darstellungen Caligulas im Panzer. Dabei ist die Panzerstatue nicht bezeugt; alle erhaltenen Beispiele haben die Form einer Büste. Die meisten sind kleinformatig, nur die berühmte Büste in Kopenhagen (Kat. 43. Taf. 44) ist lebensgroß. Die runden Öffnungen für Hals und Arme sind don von einem Zinnenmuster gesäumt; darunter wird am Hals ein Ledercollier sichtbar. Die Schulterklappen sind vorne auf der Brust verschnUn; sie zeigen je einen Blitzstrahl. Dazwischen ist frontal ausgerichtet ein Gorgoneion angebracht; diese Verzierung ist schon für die hellenistische Zeit bezeugtm. Der untere Bilstenrand zwischen den Armöffnungen des Panzers war als Kreissegment gestaltet, was im heutigen Zustand durch den Bruch an der linken Seite etwas verunklän wird. Aus dieser gleichmäßigen Rundung stehen die Oberarmlaschen fast waagrecht heraus. Diese Büstenform galt lange als Indiz für eine neuzeitliche Entstehung 224 • Inzwischen ist die Panzerbüste durch Neufunde aus der Isolation befreit worden. Die Bildnisse der Kaiser und Prinzen wurden seit augusteischer Zeit mit Panzerbüsten verbunden. Das frühste rundplastische Beispiel ist die Kleinbronze in Leningrad (Kat. ~59), die wohl L. Caesar darstellt. Der Büstenausschnitt ist schmäler als beim Kopenhagener Caligula; der untere Rand bildet einen Halbkreis. Die Oberarmlaschen stehen nur wenig vor; die Büste wirkt dadurch lyraförmig und ist im Verhältnis zum Kopf sehr klein. In der Kleinkunst findet sich das Motiv in augusteischer Zeit bei Metallreliefs, die von Soldaten und Offizieren der Legionen am Rhein getragen wurden und deren Loyalität zum Kaiserhaus ausdrucken sollten. Eine Reihe von Schwenscheidenmedaillons bildet die Büste des Augustus ab, mit Panzer und Paludamentum bekleidet und von Victoria bekränztm. Ein Schwenblech in Bonn stellt die beiden Kronprinzen und Adoptivsöhne des Kaisers, C. und L. Caesar neben ihrer Mutter lulia dar, nicht als Panzerbüsten, sondern als gepanzerte Figurenausschnitte vom cingulum an aufwärts 226 • Sie tragen ferner das Schwertgehänge und den Mantelbausch auf der linken Schulter. Auf der Brust ist wie bei Kat. 43 ein frontal ausgerichtetes Gorgoneion befestigt. Die Schulterklappen sind unten wie bei der Bronzebüste in Leningrad (Kat. *59) und bei Kat. 43 durch eine stufenartige Einziehung verschmälert. Die Basaltbüste des Germanicus in London 227 könnte ebenfalls noch in spätaugusteische Zeit gehören; der Büstenausschnitt ist etwas weiter als beim Gewicht in Leningrad, die lyraförmige Begrenzung ist leicht verbreitert. Die Schulterlaschen, die bei L. Caesar (Kat. "'59) kaum in Erscheinung treten, sind hier ilberhaupt nicht angegeben; plastische Dekoration des Panzers fehlt hier wie don. Das Fragment im Louvre, das demselben Bildnistypus angehön, zeigt Germanicus ebenfalls gepanzert 228 ; ein Kameo m P.Jaeckcl in:Waffcn und Kostümkunde(i965) 104 Nr. 32.-G. M. A. Richter, ThcPortraitsof Nr. 2 Abb. 1723 (Alexandermosaik). m G. Lippold, RM 33, 1918, 26 f. m Jucker- Willm, Gesichter Nr. 175 (H. j.). 216 Viernciscl - Zankcr 22. P. Zanker, Augustus und dic Mach1 der Bilder ( 1987) 220 f. Abb. 172. 127 Massner 86 ff. Taf. J9b. - Vgl. Anm. 52. m Ebenda Taf. ls Ohr ,ur Hälfte 11:eggebrochen, rechtes bestoßen. Beschädigungen an linker Schläfe und linkem Auge, wohl durch Pickelhiebe. W'urzclspurcn an der rechten Gesichmeite.
Kopf etwas nach links gewandt. Das Gesicht spiegelt die Züge des Haup1typs von allen Repliken am genau5len, ._,ährend das Haar an der linken Schl:lfe abweicht, s. Kap. II 1 Aa. Poulsen, Acta 1958, 178 f. Nr. 1 Abb. 3. 4. - N. Kunisch, AA 1967, 612 Anm. 3. - Dcrs., Burlington Magazine 1967, 329 f. - H. von Heint.ze, Die antiken Porullts in Schloß Fasanerie bei Fulda (1968) 30 f. 99 f. Nr. 21 Taf. 34-36. 114 a. 116 a. - Traversari 41. - Brilliant, Caligula 14 Taf. 3 a. 7 a. - H. Kyrieleis, M 1970, 492 ff. Abb. 8. - Faur 37 Abb. 7. - H. Jucker, Gnomon 43, 1971, 806. - Zanker, Actium-Typus 19 Anm. 22. 31 Anm. 38. - Kiu, Princes 151 f. Abb. 544. 545. - Inan - Alföldi-Rosenbaum 70. - Vierneiu:1-Zanker 95. 118 Nr. 10,6. - Hausmann, ANRW 563. - Johansen, Portraetter 90 Abb. 11. - Johansen, Caligula 223. - Hend, Diss. 48 f. 128 f. 235 Nr. 60. - Henel, MM 267 Nr. 1 Taf. Ha. c-eider Ohrmuscheln, rech~r Unteral'"m, linke Hand, Teile der Togafalten, linke Fußspitze. Auf der Rückseite Wurzelspuren; ferner ein großes, wohl modernes Zapfloch. Rechtes Bein entlastet zur Seite ges1ellt, rechter Arm und linker Unterarm nach vorne gefohn; Kopf nach rechts gedreht. Haarzange Ober der linken Stirnhälfte verdoppelt. Voller, geschwungener Mund; Unterlippe nur wenig zurückgenommen. Matz-Duhn l J61 f, Nr, 1247, - Jucker, Caligula 17 ff. Abb. 1 ff. - Ancient An in the Virginia An Museum (197.l) 122 Nr. 139. -J. Tembach, An in Virginia 14,2, 1974, 29 ff. - M. Jentoft-Nilsen. Anciem Ponraiture. The Sculptor's Art in Coins and Marble (Ausstellungskatalog R.ichmond, )980) Nr. 59. - Jucker, Palimpseste 255. 262. - C. C. Vermeule, Greek and Roman Sculpture in Amer-ica ( J981) 292 f. Nr. 249 Taf. 22. - Johansen, Ponraetter 92 Abb. 12. - Johansen, Caligula 22.l. - Hertel, Diss. 50 f. 237 Nr. 6.f. Henel, MM 268 Nr. 3. - Massner 124 Anm. 688. - Johansen, Sculpted Portraits 9.f Abb. 16 a-c; S. 96. Hier S. 29 (Anm. 12). 38 f. Skizze 11. 53 ff. 61. 89. Kai. 12 (Taf. 12,1-4) Malibu, J. Paul Get~y Museum Ace. No. 72 A/\ 155 Einsatzkopf Weißer, gelb patinierter Marmor Fundort: Aus Kleinasien. Einst im Kunsthandd in Frankfun. Maße: H 43 cm; Kopf 24 cm; Gesicht 19 cm. B vor den Ohren 15,5 cm. Ohrmuscheln weggebrochen; Kinn und Nasenspiue l>enolkn. Ein Teil der Oberfläche im Nacken abgeplatzt. Ausschnitt über dem un 1eren Rand schräg abgearbeitet. Wurzelspuren an der linken Gesichtsh:tlf1e. Kopf nach rechts gedreht und etwaserhoben. Haarzangen Uber der Stirn an beiden Ecken verdoppelt. Haar oben und im Nacken flach, Locken am Haarwirbel nur angelegt. Die nach vorne gcklmmtrn Spiuen des Nackenhaares ~ind kan_tig geschniuen. Brauen flach gesch~ngen. Nase ~m Profil geradlinig; dünner Nasenrücken, Sp1t::teetwas verdickt. Jucker, Caligula 20 Abb. lJ. - Vierneisel - Zanker 96. 118 Nr. 10,7. - Inan -Alföldi-Rosenbaum 69 f. Nr. 16 Taf. 13,3. 4; 14,2. 3. - Jucker, Palimpsrste 276. - Johansen, Ponraeuer 92 Abb. 14. - Johansen, Caligula 223. - J. Frei, Roman Portraits in the Genv Museum (1981) 38f. 123 Nr. 24. Hertel, MM 272 Nr. J. Chamay - J. Frei - J.-L.Maier, Le mondr des Ctsars, Hellas et Rome 1 (1982) 87 Taf. 13; 1.h. b. - J. Pollini, JWal~rsArtGal40, 1982, 5 Abb. 11. Massner l13ff. 125 Taf.30d. 31a. - Fimchen-Zanknl 97 ff. Nr. 23 Anm. 6. - Johansen, Sculpted Poruaiu Abb. 20a. 20b. H irr S. 29 (Anm. 12). 38 f. Skizze 12. 53. 54 ff. 90.
24.-
Kat. 13 (Taf. 13, 1-4; 46,4) Paris, Musee National du LounC' MA 1234
&lste, lebensgroß Weißer, großkristalliner Marmor
Fundon: Angeblich aus Thrakirn; 1895 erworben 18 cm; Kopf 24 cm; Gesicht 19,3 cm. - B der Büste: 27,5 cm; ursprünglich ca. 34 cm. Kopf 15,4 cm; Augen außen 10,0 cm; innen 4 cm; Mund 4,9 cm. Horizontaler Bruch unterhalb des Halsansatzes; jeu1 aus zwei Stücken zusammengesetzt. Es fehlen: linkes Ende der Büste mit dem größten Teil des Mantdbausches, Teil~ des Bostenrandes. Hinten an der linken Schulter aufgep1ckte moderne Stückungsflä.che. Auf der Brust roter Rostfleck. Auf der Schädeldecke und hinter dem linken Ohr Mulden Maße: H 47 cm; Schulterhöhe
fur Stockungen.Im Hur Restevon Sinter; sonn vorzüglich erhalten. An der Brust links Reste eines weggebrochenen Gewandes, vennutlich eines Mantelbausches. Kopf stark zur Linken gedreht und geneigt; leicht nach unten blickend. Ha~r in ~~ehe kleine Strähnen unteneilt; wirkt dennoch als emhe1tl1che Masse. Stirnhaar zusammengeschoben; Begrenzung nicht geradlinig, an der linken Kopfhlllftc eiwas ansteigend. Mittelgabelung in der Gesicht5achse; Zangen etwas herabgezogen. Wangcn mit weichen, kurzen Falten neben der Nase; eingepickter WangC'nban. F. Studniczka, M 1910, 533 (Caligula). - F. Poulsen, Ikonographische Miszellen (1921) 66 Abb. 17; 68 f. - Cat. somm. 71. - F. P. Johnson AJA 30, 1926, 161. - West 1 201 ff. Taf. 53, 233. - E. Michon, La sculpture romaine au Muste du Louvre (1936) unpaginien. - EncPhotTEL, Le Musee du Louvre III (1938) 279 C. - Poulsen, Medd. 1957, .f0. 46 Nr. 1 Abb. 5. 6. - Poulsen, Acta 1958, 181 f. 184 Nr. 1 Abb. 7. 8. - Felletti Mai, EAA 274. - J. Charbonneaux, La sculpture grecque et romaine au Muste du Louvre (1963) 156 Nr. 1234. - Brilliant., Caligula 14 f. Taf. 3b. - Faur 37. 40 Abb. 9. - U. Hausmann in: Eikones 136 Anm. 14. - Johansrn, Ponractter 94 Abb. 19. -Johansen, Caligula 224. Hmel, Diss. 280 Nr. 145. - Henel, MM 272 Nr. 22. - Massner 109. 12S Taf. 25c. - Fiuschen-Zanker I Nr. 12 Anm. 13. - K. de Kersauson, Musfr du LouHe, Catalogue des portraits romains 1 (19B6) 1B0f. Nr. 8-t-.- Johansen, Sculpted Portraits J00Abb. 26; S. 104. Hier S. 29. 38 f. Skizze 13. 54 ff. 72. 87. 100. Kai. 14 (Taf. 14,1-4) Tunis, lnstitu1 National d'Archtologie et d'An; einst Karthago Einsa1zkopf, überlebrnsgroß Weißer Marmor Fundon: Mustis, hinter dem• Tempel der Fonuna Augusta• Maße: H 48 cm; Kopf 26 cm.
Es fthlcn beideOhrmuschelnund die Nase. Beswßungenan rechter Braue, Kinn, Lippen, Strähnen und Mittelgabelung. Kopf nach rechts gedreht und erhoben. Haar hinten nicht ausgearbeitet; oben und seitlich sind die Locken durch schmale, flache Kerben geteilt. Haarzange rechu weit ausgreifend. Augen kleiner als sonst und weiter auseinan?er. Wangen mit flachen !'alten neb-en der Nase. Untergesicht breiter als bei den meisten anderen Repliken. Unterlippe nur wenig zurtlckgenommen, aber deutlich vom Kinn abgeseut.
110
Jucker, BIJtterkelch 49 Anm. 10. - Fabbrini, RM 1 ♦ 4 f. Taf. 49. 50. - P. Romanelli, Topografia e a.rcheologia dell' Africa Romana, Encidoped ia dassica III 10,7 ( 1970) 303 Taf. 225a. - Jucker, Caligula 20. - Johansen, Portraetter 90 Abb. 10. - Johanscn, Caligula 223. - Henel, Diss. 276 Nr. 1}8. - Herul, MM 271 Nr. 18. - Massner 124 Taf. 32a. - J. Pollini, JWaltersAnGal 40, 1982, 4. 6 Abb. 12. - Johansen, Sculpted Pomaiu 92 Abb. 14; S. 95. Hier S. 29 (Anm. 12). 38 ff. Skizze 14. 50. 54 ff.
nur zum Ge-sieht hin und an den Enden des Nackenhaares aufgelöst. Haargabelung Uh!!r das linke Auge verschoben. Strllhnen des Stirnhaares durch tiefe Bohrung getrennt. • Whiskers• vor dl!m rl!chten Ohr zurückgeklmmt, dann schwungvoll nach vorne gefühn. An der linken Seit!! und oben nicht ausgefohn und nur grob angelegt, nur die nach vorn gestrichenen Spitzen des Nackenhaarl!s sind etwas sorgfllt.iger gearbl!itet (fllr eine Togastnue a,pitt vr'4toi'). J. M- Luz6n Nogut - M. P. Uon Alonso, Habis 4, t 973, 257 f. Taf. 10. 11 (Tiberius). - Heru-1, MM 260 Taf. 40. 41 (Caligula). Hier S. 29 (Anm. 12). 40 f. Ski zu 15. 52. 55 ff. 90.
Kat. 15 Rom, Villa Albani, Porticus Nr. 54
Erg!lnztcrKopfauf obcrlcbcnsgroßcrPanursmue H des Kopfes mit Ergllnzungen 26 cm (freundliche Mitteilung von R. Bol, Mainz). Etwas zu kleiner Kopf auf stark ergänzter, schwerlich zugehöriger Panzernatue mit zwischengeschobenem Hals. Am Kopf ist der Oberschädel mit Stirn, rechtem Auge und rechter Jochbeinpartie modern. In dem übergangenen antiken T !!il sind die!Nase! und das link!! Ohr ergänzt. Dem Caligulaponrllt in Adolphscck (Kat. 5) entsprechen sehr veitgehend die Mundpartie (Lippenform und Bettung der Mundwink!!I), das SchlJfl!n- und Nackenhaar. Die Lockenzange links im Nacken kehn beim Kopf in Frankfuner Privatbesitz (Kat. 12) nur wenig abwärtS verschoben vieder. Das Kinn stößt weiter vor als hl!i diesen bl!idl!n Köpfen, ist aber in dieser Form sicheren Caligulaponr1ts nicht fremd (Gortyn, Kat. 8 und Heraklion, Kat. l), so daß die! sehr entschi!!dene Identifizierung durch V. Poulsen benJ.tigt werden kann. Das Fragment hat, zumal bei dem Verschmutzungszustand und der hohen, von dl!r Rückseite unzugllnglich!!n Aufstellung, lu.um mehr als statistische Bedeutung (Text H. Jucker). Bernoulli II 1, 148 Nr. 13 (Tibl!rius?); II 2, 55 Nr. 2 (!!her Domitian). - H. von Rhodcn in: Bonner Studien, Festschrift R. Kekult ( 1890) 11 (Tiberius?). - Helbig 2 II Nr. 759. - G. Mancini, BullCom 50, 1922, 179 Nr. 6 (Tiberius). - Den., EA Nr. 3289 (Claudier). - D. Sieveking, 91. BWPr 1931, 14 Anm. 8 (Tiberius). - Poulsen, Acta 1958, 179 Nr. 4 (Caligula). - C. C, V!!rmeule, B!!rytU3 13, 1959, 42 Nr. 65. - C. Daltrop, Die Flavier, Herrscher-bild II l (1966) 107. - K. Stl!mml!r, Untersuchungen zur Typologie, Chronologie und lkonographie der Panzerstatuen, AF 4 (1978) 8 Nr. I 8. Kat. 16 (Taf. 15,1-4) Hu!!lva, Museo Provincial Einsatzkopf; Uberlebensgroß Fl!inkörnigl!r Marmor Fundort: 1967/8 in der antiken Füllung eine~ römischen Schachm in Tharsis Maße:H 40,2 cm; Kopf 29,0 cm; Gesicht 20,0 crtt.B (Schläfen) 17,0 cm; Augenabstand außen 10,9 cm; Mund 5,1 cm. Nase! und Ohr!!n weggebrocheri. Oberfläche abgewinen, v. a. an Hals und Wangen zerfressen infolge der Lagerung im Wasser. Rötlich!! Patina. Unterhalb dl!s Nackenhaares an d!!r rechten Seite des Halses eine vertiefte Fläche (Beginn einer Überarbeitung?). Kopf war nach der Bewegung der Halsmuskulatur deutlich nach links gewandt. Haar flach, geschlossene O~rfülche;
Kat. 17 (Taf. 16,1-3) Milaga, Museo Arqueol6gico Provincial lnv. 553 Kopf, uberlebensgroß Marmor Fundort: C.\rtama, 20 km westlich Malaga Maße:H 34 cm; Kopf 27,5 cm; Gesicht 18 cm. B Ohr-Ohr 18,5 cm; Augenabstand außen 10,8 cm; Mund 5,6 cm. Erhalten sind der Kopf und !!in Teil des Halses. Starke Beschädigungen an Gesicht und Haar; Stirnlocken, Stirn, Brauen, Augen, Mund und Ohren z. T., Nase und Kinnspitze ganz weggebrochen.
Kopf wu :rnrReehtengedreht.Hur: Miti.elg~lung etwu über das linke Auge verschoben. Nackenhaar hinten flach ausgearbeitet und in langen Strähnen gegen die Ohren gefuhrt. M. R. Berlanga, Catilogo del Museo Loringiano (1903) 95 Nr. XV Taf. 26. - Herttl, MM 261 Taf. 42. Hil!r S. 29 (Anm. 12). 40 f. Skizze 16. 52. 55. 57. Kat. 18 (Taf. 17; 18,1-4) Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptmek 6 37 a (lnv. 2687) Kopf, leicht Uberlebensgroß
Marmor Fundort: Ang!!blich aus ls1anbul; 1923 in Paris erworben
Mafk H 31 cm; Kopf 27,7 cm; Gesicht 18,6 cm. B (Schläfen) 14,5 cm;Augenabstand außen 10,1 cm; Mund 4,9 cm. Am Hals gebrochen. Hinterkopf und hinterer Teil des Halses waren separat gearbeitet und fehlen; der größtl! Teil der Ansatzflllche weggebrochen. Rand der Ohrmuschd rechts teilweise verloren; sonst abgesehen von kleinen Abschurfungen vorzüglich erhaltl!n. Raspelspuren unter dem linken Ohr. Farbspuren: Am linken Auge dreieckige Wimpem und Pupillen dunkel aufgemalt, Tris etwas hdler. Am rccht!!n Auge schwache Farbreste bl!i dl!r Iris. Haar der linken Schläfe ebenfalls mit schwarzer Farbe bemalt, die Spitun der gemalten Locken reichen ober die Grenze des plastis.ch ausgl!arbeitl!tl!n Haarl!s h!!!rab.Auch die Spitzen des Nackenhaares an der linken Seite waren schwarz aufgemalt. Zwischen den Lippen hellrot. An der linken Braue Rest!!! dunkler Farbe. Der Kopf war nach links gedreht und leicht genl!igt. Haar: Stirnlocken durch Lücken gl!trennt; Gabelung über der Mitte des linken Auges. Die Spirun der Zangen-Locken sind zum Teil nachträglich abgeschnitten. Schlllfenhaar in
11/
die- Seim gc-scrichen. Stirn horizontal bc-grc-nzt. Die inneren Augenwinkel sind .1o.uffalhgtirf eingedruck1. Lingrr Mund mit schmalen Lip~n. die durch eine Bohrrille getrennt ~ind.
Marmor
F. Pouhc-n, RA 17.1, 1923, 223 ff. - ~rs„ Problemt: der römischen lkonogr:i.phie ( l'H7l H TJ.f.65 :\bb. 77. - .\Br 1171-117!. - C. Pietr;ingeli. La famiglia di Auguno ( 193~) 4~ f. - Lasc-r, A:\ 1-41 ff. - Poulsen, ~ledd. 1957. 42. 47 :",;r 113 .\bb. 12. 13 - Poulsen, Acta 1958. 187 '.\lr II 3. ~·esc 1 2: 1 - Fellmi ~laj, EA:\ 27_. Abb. 41 '.::.- P. Rc-u1erw2rd, Studien zur Pol,·chromic- der Plastik \ 196:) 2 11 ff. :\bb. B T:i.f. 15. - Jucker, BL:i11t'rkekh H. - H \·on HC'intzc-, Römische Ponr:itpbstik 11%1) 9. IS Taf.11. - Poul~n. Portraits 1. S,.u1 dem Tib('r in Rom ~b!!e: H I b.4 ..-m; Kopf 7 .S cm; Gesi,·ht b.3 cm. B der Buste 12.~ ,m; .'l.ug('nabs1and aulkn 3.5 ~-m; ~(und l.b cm.
Es iehlt die- '.'..11c-mp1tu. Erglnzt smd BüHeniu!! und lnnensrnuc-. brb,purcn am H.1ar. d.11 him,-, d('n Ohren rc..•cli,h m; n.1ch Lanciam .1. 0. cimc .1uch an \lamel und 'IX'1mp,em. '.'-ahezu tr.1p('zform1ge Bu11e. him('n ni,·ht .1u1geh,,hll. 1ondC'rn kc1ll,>rm1g 1ubuf('nd. ~lamelhuKh Khng über den Ru.:ken gtiuhn: und .1ui der hnkC'n Schulter .1utl,c-g,:-nd. K,,pf nKh rn:hts gedreh1 und c1„1s geneigt Hln Jur..-h k.1mige Kerben und vc-rtici1e Blnder gegliedert; uber der S11rn h,,r11,,m.1I .1bja:;csd1lossen H:urg.1bclung ut,er d..-m linken .'1.ui;e, Schl.:iienh.ur gcgcn Ju: Stirn gc-,trichen. :",;asc,:!;t:r.1J!m1g. neben den :",;.1sentlugt'ln ,.-..-,ehe '-X'.1ngenfalcC'n. d,c (l.tld .1u,l;rnicn \lund kurz mit s,hmJkr Obc-rl1pp< und zuruck, er,ctzlcr 1_·mtrh['f'C'-
R lJncuni. "-Sc 1:-~t>. 2~1.2}21T:bntuS '.'-r. 4 T Ji. -44b. - \lassner 11 ! T lf. 25 a-c I nc-ro1 '.'.r. 2t>. .\nm. 7. - Joh.1.n~n, m~,h ~ - Fim,hen-Zankc-r 5..-ulptc-d Pürtr.11t, 1:; f. _.>,.bb32 a. 3! b. Hier S 29. -4J ff. Skiue
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1
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F:n ....ltl"'~•rf. U.'."lt'~:t.:..,t
- Schn.-ider. 25: .'l.nm 41 B,kln,,;u.1Bu:!C,,m 4 :.
Einl:i.lhapfcn unten ,·erkü.rzt. Rc-chcc- Ohrmuschel gebrochen. Smterspuren an H:u.r, Einlaßz.1pfc-n und Gesicht. Cbc-r dc-m linkc-n Ratsherren,.·mk.-1 Haar modern abgeflachc. Sonn rnrzuglich erhahc-n.
lI 2
11reiche, kune Wangenfalten. Kurze, schmale Oberlippe: volle, etwas vonrnende Unterlippe; Mundwinkel leicht eingedrückt. Die heutige Form von Augen, Nase, Mund und Kinn sind das Ergebnis einer antiken Umarbt'ltung, wohl auf Claudius. A. Stawidis, RM 85, 1978, 477 Taf. 153. 154 (fitus). - Inan -Alföldi-Rosrnbaum 76 f. Nr. 21 Taf. 18,1. 2 (iulisch-claudischer Prinz). - Jucker, Palimpsc-ste 311 ff. Abb. 79. 80 (Caligula, zu Titus umgearbeitet). - Hertel, MM 272 Nr. 25 (Caligula, nicht umgearbeitet). -A. Datsulis-Stavridis, 'P(l.)µai,c:t. Wangen mit Andrutung ,.,eicher, kur• zu Falten neben Nase und Mund. Mund groß mit vollen Lippen; Umerlip~ etwa1 zurückgenommen und fliehend; kunes, knappes Kinn. L. Curtius, Md) 1, 1948, 87 K (Germanicus). - Poulsen, Prinun 29 Nr. 5 (Germanicus). - J. Fink in: Antike und Universalgeschich~. Femchrift H. E. Stier (1972) 281 f. Taf. 2. 3 (Gumanicus). - M. BC'rtoldi, BdA 58, 1973, 41 Nr. 10 Abb. 24. 25 (iulisch-claudischer Prinz). -Juckc-r, Ravenna 249 Anm. 6-4 (Caligula als Prinz). - Jucker-Willers, Gesichter 256 (H. J.:Caligula als Prin;i;},
Kat. 50 (Taf. 40, l. 2) Rom, Musei Capitolini, Braccio Nuow Im·. 2443 Einsat:i:kopf Marmor 1941 aus Privatbesitz erworben
Maße:H 35,8 cm; Kopf 25 cm; Gesicht 17 cm. Vom ursprünglichen Bildnis, das Caligula darstellte, ist nur das Nackenhaar erhalten; Gesicht, Schilfen- und Stimhur sind Ergebnis der Umarbeitung auf Claudius. R. West.Pantheon 21, 1938, 188 ff.-B. Schweitzer, RM 57, 1942, 111 f. Anm. 1, D 1. - N. Bonacasa, RM 67, 1%C, 130 f. Taf. 40,1. - C. Pietrangeli, MuRi Capitolini, Guida breveS (1974) 118 Nr. 10. - Helbig• Nr. 1618 (H. von Heimze). - Fituchen, Erbach 57 Anm. 4p. - Jucker, Palimpseste 274 ff. {Caligula, zu Claudius umgearbeitet). - Hertd, Diss. 292 f. Nr. 166. - Henel, MM 276 (nicht umgearbeitet). - Massner 128 Anm. 706 Nr. 4 - Fimchen-Zanker 1 16Nr.15Taf.16.
Hier S. 62 (Anm. 41 ). 69. 84. 100.
Kat. ?48 (Taf. 39, 1-4; 45,5) Brooklyn, The Brook.lyn Museum, Depanment An Ace. No. 21.479.12 Paludamentumbusu, Mini:uurformat Bronu Fundort: Schenkung William H. Herriman, also wohl aus Rom oder Mittelitalien
ubrrlebensgroß
Maße: H 12 cm.
of Anciem
Rom ( 1921); Kat. 51 (Taf. 40,3)
Maße: H 14,2 cm; Büste bis Hahansatz 3 cm; Kopf 4 cm; Dm der Basis 4,8 cm. Am Sockel dicke Patina_ Antikum 150 220): hnt. Neg. Rom 7C.1485; 79.508; 70.1487; 70.1481!.
137
Tafel 39, 1-4 lyn Museum.
?Kat. 48 (Brooklyn): Coumsy of the Brook-
5-6 Kat. 49 (Aquileia): 5 L. Benacchi. - 6 Gabinetto Fotografico Nazionale E 60938. Tafel 40, 1-2 Kat. 50 (Rom, Musei Capitolini): Inst. Neg. Rom 41.2564; 41.2568. 3 Kat. 51 (Trieu, Museo Civico 2228): Museo Ci,·ico, Triest, Neg. 2315- D. Tafel 41, 1-2 Kat. 8 (Gonyn, Antiquarium): H.Jucker. Tafel 42, 1-4 Kat. 11 (Virginia An Museum, Richmond): Museumsaufnahme. Tafel -43 wie Taf. 42, 1-4.
Tafel H
Kat. 42 a (London): H. Jucker.
4
Kat. 28 (Colchcster): Museumsaufnahme. ?Kat. 48 (BrookJyn): CouneS}' of the Brooklyn Mu-
5 seum.
Tafel 46, l Kai. 9 (Triest, Museo Civico 2177): Inn. Neg. Rom 81.412-t. 2
Kai. 27 (Priva1brsiu):
K, Buri, Bern.
3 KaL 19 (Rom, Nationalmuseum): 80,969.
•
Kat. 43 (Kopenhagen, Ny Carhberg Glyptotek
637): Museumsa11fnahme. Tafel -45, 1 Kat. 30 (Privatbesitz): J Zbinden. Reprodukiionsaufoahmen 2 Kat. 40 (verschollen): nach Photographien der Ny Carlsberg Glyptotek.
3
Ins1. Neg. Rom
Kat. 13 (Louvre 123-t): Museums:aufnahme.
Tafel 47, 1 Kat. -t6 (New York, Metr0poliu.n Museum of Aru l-t.37;RogersFund): MuscumJaufnahmc. 2 Kat. 31 (New York, Metr0politan Museum of Ans 23. 160. 23; Rogers Fund 1923): Museumsaufnahme. 3 Kat. 23 (Berlin, Staatliche Museen): Museumsaufnahme.
138
MÜNZTAFELN
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1 (2: 1)
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1-4 Heraklion (K~11)
1
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2
1-4
Paris, Louvre MA 1267 (K~l. 2)
TAFEL
1--4 Genua-Pegli (Ka·t. 3)
3
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4
1-4
Venedig {K3t. 4}
TAFEL
1-4
Schloß F,5anerie (Kat. 5)
5
TAFEL
6
1-4
Sabraih~(Kat. 6)
TAFEL
4
Je,i (Kat. 7)
7
TAFEL
8
1-3
Gonyn (Knt. 8)
TAFEL
1--4 Triest (Kat. 9)
9
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10
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' ... 1
1-4
Athen, Nltionalmuseum 3590 (Kat. 10)
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1-4
Richmond (Ka L 11)
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12
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~lnlibu (K~1. 12)
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1--4 Pyis, Louvre MA 123-4(Kat. 13)
13
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14
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Tunis
1
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Huclvn 16
(K,1.
)
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16
1-3
Malaga (Kat. 17)
TAFEL
Kopenhagen, Ny Carlsbcrg GlyplOlek 637 a (K2L 18)
17
TAFEL
18
1--4 Kopenhagen, Ny Carlsberg Gl)'ptotck 637 a {Kat. 1S:)
TAFEL 19
l-4
Rom, N,1ion,lmuseum (K>t. 19}
TAFEL
20
Worcester (Kat. 20)
TAFEL
1-ll
Worcester(Kat. 20)
21
TAFEL
22
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1-4
Athen, N otionolmuseum 348 (Kat. 21)
TAFEL
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1-4
Arles(Kat. 22)
23
TAFEL
24
1-2
Berlin (Kat. 23)
5 3
Hannover (Kat. 24)
4
Rom, Va'tikan, Sala Rotonda (Kat. 25)
Rom, Vatikan, Magazin (Kau. 26)
TAFEL 25-
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1-4
Kleinbronze, Zürich (Kat. 27)
.
TAFEL 26
3
2
4
5
1 ......_,. ........---.-.-t
6 1-4 5-8
7 Kleinbronz.e, Colchester (Kai. 28)
Kleinbronze, New York, lvle1ropoli1•n Museum 25.78.35 (Kai. 29)
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1
8
TAFEL
t>~t~··
rivatbesi,, ( Kat. JC)
27
TAFEL
28
1-4
BronzebUs1e,New York M.eiropol11anMuseum 23.160.23 (Kat. 31)
TAFEL 29'
1-2
Kameo, New York, Meuopolitan Museum 11.195.7 (Kat. 32)
3
Kameo. Rom, Vatikon, Bibliothek (Kat. 33)
TAFEL
3C
t-2
3
K•mco, Wien, Kunnhiswrischcs l\.1uscumIX• 59 (KaL 34)
Kamco, S•mmlung lonidcs (Ka,. 35)
4
Kamco, Kunsthistorisches Museum IX • 23 (Ka,. 36)
TAFEL
•
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New Haven (Kat. 37)
31
TAFEL
32
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1-3
New Havcn (KaL 37)
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33
TAFEL
34
1-4
Fossombrone (Kat. 39)
TAFEL
1-2
Kleinbronze, verschollen (Kat. 40)
4-5
3
6
Gla.sphalera, London (Kat. 42:,)
Kamco, Privatbesitz (Kat. 41)
Dcrnil des Grand Camie. Paris (Kai. 44)
7
K!tmco, Paris, Louvre (Kat. 45)
35
TAFEL
36
•
1-1
Korcnhagcn. Ny C,rlsbcrg Glyp,01ck 637