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German Pages [649] Year 2014
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
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Die Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche Quellen und Materialien Band 2: Die Konkordienformel
Herausgegeben von Irene Dingel im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland zusammen mit Marion Bechtold-Mayer und Hans-Christian Brandy
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-525-52102-1 Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhältlich unter: www.v-r.de © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen/ Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A. www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany. Satz: Marion Bechtold-Mayer und Johannes Hund Druck und Bindung: O Hubert & Co, Göttingen Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
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Inhalt Editionsrichtlinien ............................................................................................... 1
Vorstufen der Konkordienformel ............................................................ 3 Die Fünf Artikel, 1568/69 Einleitung (Hans-Christian Brandy) ...................................................... 5 Text (bearbeitet von Hans-Christian Brandy) .................................... 14 Die Sechs Predigten, 1573 Einleitung (Hans-Christian Brandy) .................................................... 21 Text (bearbeitet von Hans-Christian Brandy) .................................... 26 Die Schwäbische Konkordie, 1573/74 Einleitung (Irene Dingel und Marion Bechtold-Mayer) ................... 83 Text (bearbeitet von Marion Bechtold-Mayer) .................................... 85 Die Schwäbisch-Sächsische Konkordie, 1575 Einleitung (Irene Dingel und Marion Bechtold-Mayer) .................. 137 Text (bearbeitet von Marion Bechtold-Mayer) .................................. 141 Die Maulbronner Formel, 1576 Einleitung (Irene Dingel und Marion Bechtold-Mayer) .................. 277 Text (bearbeitet von Marion Bechtold-Mayer) ................................. 279 Das Torgische Buch, 1576 Einleitung (Irene Dingel und Marion Bechtold-Mayer) ................... 341 Text (bearbeitet von Marion Bechtold-Mayer) ................................. 344
Vorstufen der Vorrede zu Konkordienformel und Konkordienbuch, 1578–1580 ................................................................ 509 Einleitung (Irene Dingel und Marion Bechtold-Mayer) ................... 511 Texte (bearbeitet von Marion Bechtold-Mayer) ................................ 518 1. Theologenvorrede, Dezember 1578 ........................................... 518
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Inhalt
2. Erstentwurf der Fürstenvorrede durch Jakob Andreae, Dezember 1578 ................................................................................ 550 3. Jüterboger Fürstenvorrede, Januar 1579 ................................... 557 4. Pfälzische Korrektur der Jüterboger Fürstenvorrede, 20. April 1579 .................................................................................. 567 5. Überarbeitung der Jüterboger Fürstenvorrede durch Hartmann Pistorius, Mai 1579 ....................................................... 578 6. Heidelberger Rezess, 31. Juli 1579 ............................................. 586 7. Erstdruck der Vorrede zu Konkordienformel und Konkordienbuch, 1579 ................................................................... 597 Abkürzungsverzeichnis .................................................................................. 608 Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur ........................................................ 613 Personenregister .............................................................................................. 625 Bibelstellenregister .......................................................................................... 628 Sachregister ...................................................................................................... 635
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Editionsrichtlinien Diese Richtlinien gelten für die Editionen der Vorredentexte, der Schwäbischen Konkordie, der Schwäbisch-Sächsischen Konkordie, der Maulbronner Formel sowie des Torgischen Buches, nicht jedoch für die der Fünf Artikel und Sechs Predigten.1 Die Texte werden mit zwei Apparaten versehen. Der erste, sachliche Apparat dient dem Nachweis von Bibelstellen. Auf Nachweise weiterer Quellen und sonstige Erläuterungen wird verzichtet. Der zweite, wirkungsgeschichtliche Apparat dokumentiert Korrekturen und Veränderungen, die in die hier edierten Handschriften eingetragen wurden, so dass die Entwicklung zu einer weiteren Vorstufe der Konkordienformel nachvollzogen werden kann. Offensichtliche Schreibfehler werden im Text verbessert und im wirkungsgeschichtlichen Apparat nachgewiesen. Dies gilt nicht für die Angabe von Bibelstellen, die in der vorgefundenen Form belassen werden. Gegebenenfalls wird im sachlichen Apparat auf die korrekte Stelle verwiesen. Groß- und Kleinschreibung wird bei Drucken beibehalten. In Handschriften gilt allgemein das Prinzip der Kleinschreibung. Großgeschrieben werden lediglich Satzanfänge, Namen, biblische Bücher, Orte, Länder und Völker. Doppelte Großbuchstaben am Satzanfang werden vereinfacht. Hervorhebungen durch Großschreibung, Unterstreichung, gesperrte Schrift oder andere Schrifttypen werden aus der Vorlage nicht in den edierten Text übernommen. Die Zeichensetzung folgt zum besseren Verständnis den modernen Regeln. Die Texte werden in gemäßigt paläographischer Weise wiedergegeben. i und j sowie u, v und w werden an moderne Orthographie angepasst. Punkte über o und u bleiben erhalten. Doppel-n wird bei Handschriften moderner Orthographie gemäß reduziert. Diakritika und Distinktionszeichen werden nicht wiedergegeben. Häufig verwendete Abkürzungen (z. B.: h. für heilig) werden im Abkürzungsverzeichnis gesammelt; im Text werden sie daher nicht aufgelöst. Allgemein gebräuchliche und eindeutig verständliche Abkürzungen (z. B.: nomina sacra) sowie feststehende Kürzungszeichen (z. B. & für et/und) werden stillschweigend, alle anderen in eckigen Klammer (z. B.: Augus[tinus]) aufgelöst. Die Marginalien der Vorlagen werden übernommen. Alle editorischen Zusätze im Text stehen in eckigen Klammern, dies gilt auch für Blatt- und Seitenangaben. Kursiv gesetzte Seitenangaben im Fließtext sind aus dem Zusammenhang ergänzt.
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Denn deren Bearbeiter hatte seine Edition lange vor der Wiederaufnahme des Projektes der Neuedition der Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche abgeschlossen. Sie wird deshalb hier nahezu unverändert übernommen.
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Editionsrichtlinien
Zahlzeichen werden gemäß der Vorlage wiedergegeben, Ordinalzahlen immer mit einem Punkt versehen. rennungen und Zusammenschreibungen entsprechen der Vorlage.
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Vorstufen der Konkordienformel
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Die Fünf Artikel, 1568/69 Einleitung (Hans-Christian Brandy)
Die Entstehung der Fünf Artikel Im Sommer 1568 unternahm der Tübinger Theologieprofessor und Universitätskanzler Jakob Andreae den Versuch, die innerprotestantischen theologischen Streitigkeiten durch Abfassung eines gemeinsamen Bekenntnisses zu schlichten. Äußerer Anlass war ein erster Aufenthalt Andreaes in Wolfenbüttel ab September 1568 zur Mithilfe bei der Reformation des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel. Zunächst hatte Andreae ausführliche, auch Antithesen enthaltende Konkordienartikel in lateinischer Sprache1 verfasst, die er etwa im Herbst 1568 David Chyträus vorlegte2 und auch bereits verschickte.3 Für sein geplantes Unternehmen, gemeinsame Artikel von sämtlichen CA-Verwandten unterzeichnen zu lassen, ließ er diese Frühform jedoch wieder fallen und verfasste fünf knappere deutschsprachige Artikel (5A), die nur ganz pauschale und vage Antithesen4 enthielten. Dies geschah besonders mit Rücksicht auf die sog. Wittenberger Philippisten, die Andreae in diesem Stadium in die Konkordie mit einbeziehen wollte. Zu den Themen (1.) Rechtfertigung, (2.) Gute Werke, (3.) Freier Wille, (4.) Adiaphora und (5.) Abendmahl verfasste er rein affirmative Darstellungen, die unter Verzicht auf Diskussion der Streitpunkte, die er für bloßes Wortgezänk und Folge terminologischer Missverständnisse ohne sachliche Relevanz hielt, den Konsens der lutherischen Theologen „leichtlich“ herbeiführen sollten.5 Mit intensivem persönlichen Einsatz, unterstützt von Herzog Julius von BraunschweigLüneburg und von Landgraf Wilhelm von Hessen, der die Rolle des im Dezember 1568 verstorbenen Herzogs Christoph von Württemberg über1
Diese lange vermissten Artikel hat Inge Mager wieder gefunden und ediert (Jacob Andreaes lateinische Unionsartikel von 1568, in: ZKG 98 (1987), 70–86). Zum Ganzen vgl. Inge Mager, Die Konkordienformel in Braunschweig-Wolfenbüttel. Entstehung – Rezeption – Geltung (SKGNS 33), Göttingen 1993, 33–45; Jobst Christian Ebel, Jakob Andreae (1528–1590) als Verfasser der Konkordienformel, in: ZKG 89 (1978), 78–119, hier: 85–102. 2 Dieser berichtet darüber später im Schreiben an Johannes Marbach (21. November 1569), vgl. Johann Fecht, Historiae ecclesiasticae saeculi A.N.C. XVI. Supplementum, plurimorum et celeberrimorum ex illo aevo theologorum epistolis [...], Frankfurt/Main/Speyer 1684, 282 [hier falsch datiert: 1568]. 3 Dies geht hervor aus einem Bericht von Johannes Wigand und Tilemann Heshusius vom Januar 1570 (wiedergegeben bei Theodor Pressel, Leben und Wirken Dr. Jakob Andreae, Kanzler in Tübingen. Nach gleichzeitigen gedruckten und ungedruckten Quellen dargestellt. Bd. 2, 176 [ungedruckt]; Manuskript: LB Stuttgart, Cod. hist. 2° 898. Fasc VII). 4 Ausnahme ist der letzte Satz von Artikel II; vgl. dazu Ebel, Andreae, 91 Anm. 64. 5 Begleitschreiben Andreaes an Markgraf Hans von Brandenburg und Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg vom 3. August 1569 (SA Nürnberg, Fürstentum Ansbach, Religionsakten, Suppl. Bd. 2, prod. 25, fol. 148r).
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Einleitung
nommen hatte, bemühte sich Andreae während der folgenden knapp eineinhalb Jahre um Zustimmung zu seinen Artikeln. Im Januar 1569 reiste Andreae ein erstes Mal nach Wittenberg, wo er nur den erkrankten Georg Major antraf, dem er seine Artikel mündlich vortrug. Obwohl Major, nach Andreaes Bericht, zunächst positiv reagierte, antwortete er am 8. Februar 1569 auf die vereinbarte Zusendung der schriftlichen Fassung der Artikel deutlich reserviert, besonders hinsichtlich eines ihm wohl neuen „appendix de maiestate hominis Christi“.6 Andreae hatte offenbar sehr bald nach dem Gespräch vom 9. Januar die deutschen Artikel schriftlich abgefasst7 und zwar einschließlich jenes ausführlichen Anhangs zu Artikel V „Vom heiligen Abendmahl“, der die Abendmahlsthematik mit Sätzen der württembergischen Christologie verband (vgl. dazu unten 1.4). Der weitere Weg der Artikel Gemäß einer Absprache mit Landgraf Wilhelm8 bei seiner Visite in Kassel Ende Januar ging Andreae zunächst daran, die Artikel „den vornembsten Kirchen und stedten in Obern Teutsch und Schwabenlande zu überschicken“9. Sein Unternehmen war hier weithin erfolgreich; die meisten Unterschriften der Theologen hatte er bis zum Sommer zusammen.10 Im Juni 1569 machte sich Andreae zum zweiten Mal auf den Weg nach Wolfenbüttel. Mit einem Empfehlungsschreiben (vom 17./18. Juli) von Landgraf Wilhelm und Herzog Julius unternahm er von hier aus von August bis Dezember zwei Reisen durch große Teile Mittel- und Norddeutschlands, um Zustimmung für seine Artikel zu erlangen. Seine erste Reise führte ihn über Kursachsen – wo er zwar die Unterschriften nicht erhielt, aber doch den Eindruck weitgehender Übereinstimmung gewann11 – v. a. nach Brandenburg und Pommern, wo er erfolgreich war. Ablehnung erfuhr er dagegen auf der Durchreise in Mansfeld, in Anhalt, nun-
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Schreiben Georg Majors an Andreae vom 8. Februar 1569, bei Pressel, Andreae, 163. Vielleicht auch schon vorher (Andreae spricht bei seinem Vortrag vor Major, allerdings aus größerer zeitlicher Distanz, von „abgelesen“ [Gründtlicher / War=||hafftiger / vnd bestendiger Bericht: || Von || Christlicher Einigkeit der Theo=||logen vnd Predicanten / so sich in einhelligem / || rechtem / warhafftigem / vnd eigentlichem verstandt / zu || der Augspurgischen Confession / in Ober vnd Nie=||der Sachsen / sampt den Oberlendischen vnd || Schwebischen Kirchen bekennen. || Durch || Etlicher Christlicher || Fürsten Gesanten im LXIX. etc. || vnd diesem lauffenden LXX. Jhar [...] || erkündiget / vnd zu Zerbst auff dem Synodo durch || [...] versamlete Theo=||logen / den 10.Maij [...] || erkleret. || Wolfenbüttel: Konrad Horn 1570, A4r [VD 16 A 2641 und 2642]); es wäre dann aber nicht recht erklärbar, warum Andreae den Text erst später nach Wittenberg zurücksandte, statt ihn, wie sonst immer, gleich dazulassen. 8 Vgl. Mager, Konkordienformel, 52. 9 Andreae, Gründtlicher Bericht, B2r. 10 Darüber berichtet Andreae, Gründtlicher Bericht, B 3v. B 4r. 11 Im Zuge der Verhandlungen verfasste er hier eine weitere, sehr gemäßigte Erklärung zur Christologie, die sich im Anhang von zwei Abschriften (e, h) findet, also eine gewisse weitere Verbreitung fand. 7
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mehr in Magdeburg12 sowie in der Stadt Braunschweig, wo Martin Chemnitz dann 1570 einen Alternativtext verfasste13. Auf der zweiten Reise besuchte er ab Oktober 1569 die Städte Celle, Lüneburg, Bremen, Hamburg, Kiel und Lübeck sowie Schleswig, Holstein, Dänemark, Mecklenburg und noch einmal Pommern. Trotz mancher Widerstände beurteilte Andreae diese Reise als erfolgreich: „alle Fürsten und Stette ihnen diesen einigen wegk zur einigkeit [...] gantz woll gefallen lassen“14. Das Scheitern des Unternehmens Dass der Weg zur Einigkeit noch keineswegs gebahnt war, wurde im Dezember 1569 exemplarisch durch die Jenaer Veröffentlichung der Akten des Altenburger Kolloquiums deutlich. Bei diesen Verhandlungen zwischen philippistischen Kursachsen und gnesiolutherischen Theologen des Herzogtums Sachsen (21. Oktober 1568–9. März 1569) war es zu keiner Einigung gekommen.15 Wichtigster Streitpunkt war die Rechtfertigungslehre. Die Veröffentlichung der Akten bedrohte Andreaes Versuch, faktischen „Consenß und Einigkeit“ der Lutheraner im „Grunde und fundament aller Artickel“ aufzuweisen.16 Er reagierte durch ein neues Bemühen um beide Sachsen im Januar/Februar 1570. Für die hinhaltend taktierenden Kursachen erstellte er eine wesentlich ausführlicher argumentierende neue Version der Fünf Artikel17, die jedoch wieder nicht deren eindeutige Zustimmung erlangte. Vom 29. Januar bis 9. Februar besuchte er erstmals das Herzogtum Sachsen, wobei es zu schweren Zusammenstößen mit Tilemann Heshusius und zur scharfen Ablehnung durch die Jenaer Theologen kam, die in Andreaes „wunderlichem Mengwerk“ die Eindeutigkeit des lutherischen Bekenntnisses in These und Antithese vermissten. Der Plan, Einheit aller Anhänger der Confessio Augustana auf der Basis eines Minimalkonsenses allgemeinverbindlich positiv formulierter Artikel zu errei-
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So Mager, Konkordienformel, 70 mit Blick auf Christoph Irenäus. Einfeltige christliche Erklerung [...], HAB Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 11.10 Aug. 2°H; nach Theodor Mahlmann, Art. Chemnitz, Martin, in: TRE 7 (1981), 714–721, hier: 717, vom 10. Mai 1570. Zu Fall brachte aber nur diese Schrift Andreaes Projekt nicht. 14 Andreae an Herzog Julius, 24. November 1569, zitiert nach der Hs. bei Mager, Konkordienformel, 85. 15 Vgl. Heinrich Heppe, Geschichte des Deutschen Protestantismus in den Jahren 1555 bis 1581. Bd. 2, Marburg 1853, 206–231. 16 Andreae, Gründtlicher Bericht, D1r. 17 Abgedruckt in Unschuldige Nachrichten 1718, 188–227; Original: HSA Dresden, Geheimer Rat, Geheimes Archiv, Loc. 10302, fol. 27v ff. – Es konnten zwei neue Abschriften dieser Version im SA Darmstadt („Declaratio et Explicatio der funff Articull so inn der christlichen Kirchen streittig sein“, Sign. E1 B Nr. 1/17) und im SA Marburg (derselbe Titel von derselben Hand, Bestand 22 A Nr. 1 Pak. 6) gefunden werden. Die Hessen hatten sich durch ihren Rat Heinrich von der Luhe an dem neuen Bemühen um die Kursachsen beteiligt. Auffällig sind erhebliche Differenzen zwischen den hessischen Versionen und der sächsischen (in den Unsch.Nachr.), wiederum im Artikel über Abendmahl und Christologie. 13
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Einleitung
chen, war faktisch gescheitert. Auf einem von Landgraf Wilhelm und Herzog Julius initiierten gesamtlutherischen Konvent in Zerbst (7.–10. Mai 1570) wurden die Artikel endgültig zugunsten eines Corpus normativer Lehrschriften fallen gelassen.18 Der (auch in sich misslungene) Versuch, alle Flügel unter Ausblendung der Kontroverspunkte zu integrieren, scheiterte am Widerstand der auf eindeutige Gewissheit und begriffliche Klarheit des Glaubens bedachten Theologen. Das Problem des christologischen Anhangs und der Authentizität des Textes der Fünf Artikel Der bisherigen Forschung galt als Charakteristikum der Konkordienbemühungen Andreaes 1568–1570 die „Variabilität der Formulierungen“19 seines Textes, und zwar so wohl im Hinblick auf Verzicht oder Gebrauch des Anhangs als auch im Blick auf den Text der Artikel selbst. Dieses Urteil ist aufgrund eines neuen Quellenbefundes zu korrigieren. Der Anhang Für die oben formulierte These, dass der christologische Anhang zu Artikel V bereits bei dessen ersten Auftauchen im Januar 1569 zum Text der Artikel gehörte, spricht, (1.) dass Major bereits Anfang Februar die Artikel von Andreae samt Anhang zugeschickt erhielt, zu einem Zeitpunkt, als der Schwabe noch auf der Rückreise in seine Heimat war.20 Ein ebenso wichtiges Indiz ist (2.) Andreaes Reiseroute auf der Rückreise von Wittenberg. Sie führte ihn über Magdeburg (12.–17. Januar 1569), Kassel, Marburg (2. Februar 1569) und Frankfurt zurück nach Süddeutschland.21 Genau dieser Reiseroute entsprechen aber die Unterschriften der in der Universitätsbibliothek Erlangen erhaltenen Abschrift der Fünf Artikel einschließlich des Anhangs.22 Danach hat Andreae also bereits ab Mitte Januar in Magdeburg und Hessen die Artikel mit einiger Wahrscheinlichkeit samt Zusatz unterschreiben lassen. Auch die Handschriften, die die Unterschrift des Superintendenten Sebastian Boëtius aus Halle/Saale (zum Erzstift Mag-
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Confessio Augustana, Apologie, Schmalkaldische Artikel, Luthers Katechismen, Schriften von Luther, Brenz und (auf Wunsch der Kursachsen) Melanchthon. 19 Ebel, Andreae, 91. 20 Terminus ad quem ist der 17. Februar (vgl. Christian Gotthold Neudecker, Neue Beiträge zur Geschichte der Reformation mit historisch-kritischen Anmerkungen. Bd. 2, Leipzig 1841, 156). 21 Andreae, Gründtlicher Bericht, A 4v–B 3r. 22 Nach Johann Konrad Irmischer (Handschriftenkatalog der Königlichen Universitätsbibliothek Erlangen, Frankfurt am Main/Erlangen 1852, Nr. 1169) liegt dieser Abschrift von 1715 eine alte Frankfurter Handschrift zugrunde. Auch dieser Ursprungsort passt genau in das Bild der Reise Andreaes und der Subskriptionen. Entweder er ließ das seit Magdeburg mitgeführte Exemplar in Frankfurt, oder es wurde dort – wie auch sonst öfter – mitsamt den bereits dazugehörigen Unterschriften kopiert.
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Einleitung
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deburg gehörig) tragen, den Andreae ebenfalls im Januar 1569 traf23, enthalten vor der Unterschrift den Zusatz. Die Fünf Artikel können in keinem Stadium ohne den ausführlichen Anhang zur Christologie nachgewiesen werden. Sie haben nie ohne ihn existiert. Damit sind die Thesen von Ebel24 – Andreae habe den Zusatz im Mai 1570 verfasst – und Mager25 – Andreae habe den Zusatz erst mit Rücksicht auf die Süddeutschen Theologen angehängt – haltlos. Andreae hat sehr wohl in Norddeutschland den Anhang mit vorgelegt. Außerdem hätte der „kluge Taktiker“ doch niemals den christologischen Anhang ausgerechnet den Wittenbergern gesandt, mit denen er und Brenz bereits eine lange Kontroverse zur Christologie ohne Einigung geführt hatten (1560–1565). Das Bild des allzu wendigen Taktikers Andreae ist doch eher eine Karikatur. Allerdings konnte der Anhang von den Artikeln auch wieder getrennt werden, sei es von Andreae selbst, sei es von anderen, denen an dem Anhang weniger gelegen war. Eine lateinische Übersetzung der Artikel (Hs. g), die Landgraf Wilhelm anfertigte, enthält den Zusatz nicht.26 Auch in zwei Archiven fanden sich die Artikel ohne den Anhang.27 Die Artikel Der schon von der zeitgenössischen Polemik immer wieder erhobene Vorwurf, Andreae habe den Wortlaut der Fünf Artikel „wie die Chamäleontes und Polypi“28 nach Bedarf manipuliert, ist so nicht aufrechtzuerhalten. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass Andreae während seiner sämtlichen und keineswegs immer unproblematischen Reisen im Lauf des Jahres 1569 den Text der Artikel bewusst verändert hätte. Er hat einmal vor Beginn der Werbung mit Rücksicht auf die Wittenberger die ursprünglichen lateinischen Artikel reduzierend umgeformt. Und er hat dann ein zweites Mal gut ein Jahr später, erst als durch die Veröffentlichung der Altenburger Akten die Aporie des Unternehmens erkennbar wurde, wieder für die Wittenberger durch
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Andreae, Gründtlicher Bericht, B 1r. Ebel, Andreae, 90. 25 Vgl. Mager, Konkordienformel, 59 mit Anm. 11. 26 Gerade hier spricht einiges dafür, dass nicht Andreae den Zusatz unterschlug (er legte ja vermutlich die in Erlangen überlieferte Form vor), sondern dass der Hesse ihn abkoppelte, der traditionell der württembergischen Christologie skeptisch gegenüberstand, während er die Artikel selbst unterstützte. 27 In Hamburg und Dresden. In Bremen aber findet sich beispielsweise der Anhang, obwohl dessen Christologie hier auf Widerspruch stieß und Andreae mit dem melanchthonischen Bürgermeister Daniel van Büren eine kontroverse Disputation darüber führte. Auch hier war Taktik kein Grund, den Anhang zu verschweigen. 28 Johannes Wigand und Tilemann Heshusius bei Pressel, Andreae, 176. 24
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deutliche Umformungen reagiert – nach den hessischen Handschriften unter der ausdrücklichen Überschrift „declaratio und explicatio“ der Fünf Artikel.29 Gewiss hat Andreae nach einer konsensfähigen Version der Artikel gesucht. Keineswegs aber hat er sich in den Formulierungen einfach „um jeden Preis auf sein Gegenüber einzustellen“30 bemüht, sondern während der Werbungsphase an einem authentischen Text festgehalten.
Überlieferung Andreaes Artikel müssen in einer sehr großen Anzahl von Kopien im gesamten (protestantischen) deutschen Raum verbreitet gewesen sein. Durch eine Rundfrage in etwa 90 Archiven konnten zehn erhaltene Abschriften nachgewiesen werden. Sie entsprechen sich weitgehend, repräsentieren also den Normaltypus des von Andreae verbreiteten Textes. Auch die Drucke, der erste noch aus demselben Jahr, stimmen damit im Wesentlichen überein. Bei den meisten der Handschriften ist dem fünften Artikel der christologische Anhang hinzugefügt. In zwei Fällen findet sich ergänzend bzw. alternativ eine vermittelnde Erklärung Andreaes „De persona Christi“, die er am 26. August 1569 in Wittenberg zur Verständigung mit den dortigen Theologen abgegeben hatte.31 Bei einigen der Handschriften folgen den Artikeln Unterschriften aus jeweils anderen Orten als dem Bestimmungsort des Exemplars. Offensichtlich ließ Andreae die Subskriptionen angesehener Theologen mit abschreiben, um den Artikeln zusätzliche Autorität zu verleihen.
Handschriften: a:
Dekanatsarchiv Schwäbisch Hall, Nr. 14, Bl. 151–160. Abschrift der Artikel (153–156) einschließlich des Anhangs (156–160); der Text weist gegenüber den anderen Handschriften einige Eigenheiten auf. Den Artikeln vorangestellt ist ein lateinisches Begleitschreiben Andreaes vom 13. Mai 1569 an die Theologen in Schwäbisch-Hall, Rothenburg o. d. T. sowie in den Grafschaften Hohenlohe und Limburg (151f). Nach der dem Ganzen vorausgehenden Überschrift sind die Artikel am 2. Juni von den Theologen aus Schwäbisch Hall und Umgebung unterschrieben und zurückgeschickt worden. Auf Bl. 161–164 folgen die subscriptiones.
b:
HSA Dresden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10302/18, fol. 3r–5v. Abschrift ohne den Anhang, „Doctor Jacobi Andreae gesuchte Concordia in Religions sachen“. Vorangestellt auf fol. 1r–2v ist das Empfehlungsschreiben für Andreae bei Kurfürst August von Landgraf Wilhelm und Herzog Julius vom 17. Mai 1569, übergeben in Dippoldiswalde bei Dresden am 7. August 1569.
29 Die zeitgenössischen Belege für den Vorwurf der fehlenden Authentizität des Textes, die Ebel und Mager anführen, datieren dann auch alle erst ab Mai 1570 (vgl. Mager, Konkordienformel, 64 mit Anm. 20). Auch die scharfe Polemik der Thüringer nennt lediglich diese drei Stufen. 30 Mager, Konkordienformel, 65. 31 Vgl. Mager, Konkordienformel, 64f. Siehe auch Fecht, Historiae, 412; Pressel, Andreae, 167.
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Einleitung
c:
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StA Lüneburg, AA, E1, Nr.13a/24. Unpaginierte Abschrift einschließlich des Anhangs; im Anschluss sind von derselben Schreiberhand angefügt die Unterschriften von Andreae, von dem Superintendenten Sebastian Boëtius in Halle a. d. Saale sowie von 16 Straßburger Theologen32, u. a. den Ordinarien der Theologie, v. a. von Johann Marbach33.
d:
SA Bremen, 2–T.1.c.2.b.2.c.4 /1/. Unpaginierte Abschrift einschließlich des Anhangs. Im unmittelbaren Anschluss folgt von derselben Hand ein knapp dreiseitiges, vom 4. August datiertes Schreiben desselben Sebastian Boëtius, der auch unter Handschrift c als Subskribent verzeichnet ist34. Boëtius hebt darin die Zustimmung des gesamten Erzstifts Magdeburg zu den Artikeln hervor und unterstützt das Unternehmen Andreaes nachhaltig. Auch der Dorsaltitel weist die Abschrift als aus Halle stammend aus. Ein späterer Nachtrag auf dem letzten Blatt notiert als Datum der Übergabe durch Andreae den 26. Oktober 1569.35
e:
SA Hamburg, Ministerium Bd. III, A1b, Nr. XLIII, Bl. 319–322. Abschrift ohne den Anhang. Laut Dorsaltitel übergeben am 1. November 1569.36 Statt des Anhangs findet sich auf dem folgenden Blatt (317), aber von anderer Hand, Andreaes Erklärung „De persona Christi“.
f:
LA Schleswig-Holstein (Schloss Gottdorf, Schleswig), Abt. 7, Nr. 2054, fol. 36r–45r. Abschrift der Artikel (36r–39v) einschließlich des Anhangs (40r–45r).
g:
SA Darmstadt, Bestand E1, Nr. B1/17. „Jacobi Andreae Vorschlag und Handlung“. Unpaginierte lateinische Übersetzung der Artikel (ohne den Anhang) von Landgraf Wilhelm selbst, vermutlich von Andreae überarbeitet und autorisiert.37 Der Übersetzung zugrunde liegt die Fassung der Artikel, die Andreae bereits Ende Januar 1569 auf der Rückreise von Wolfenbüttel nach Stuttgart in Kassel ließ.38 Es handelt sich also bei dieser Grundlage um die älteste
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Dieselben Unterschriften finden sich in Handschrift h. Auch 1573 liegt Andreae noch daran, den guten Namen Marbachs für seine Sache nutzbar zu machen (Fecht, Historiae, 446, s. in diesem Band zu den Sechs Predigten). 34 Andreae hatte Boëtius im Zuge seines Besuches im Erzstift Magdeburg (12.–17. Januar 1569) gesehen (s. o.). Die Datierung von Boëtius’ Brief (4. August) legt die Annahme nahe, dass Andreae auf der Reise von Wolfenbüttel nach Dresden (Ankunft: 7. August) noch einmal im direkt am Wege liegenden Halle gewesen ist (von diesem Aufenthalt war bisher nichts bekannt). Er nahm hier vermutlich Boëtius’ Brief mit, in dem dieser über eine inzwischen durchgeführte Visitation im Erzstift Magdeburg berichtet. Andreae maß der Zustimmung dieses Theologen offenbar besondere Bedeutung bei. 35 Dies stimmt mit den von Andreae berichteten Daten seiner Reise überein, ebenfalls mit den Berichten über die während seines Aufenthaltes in Bremen gehaltene Disputation zur Christologie mit Bürgermeister van Büren (s. o.) (vgl. Andreae, Gründtlicher Bericht, D 2r–D 3r). 36 Auch diese Angabe stimmt mit den bekannten historischen Daten überein. 37 Dies geht aus einem Schreiben Wilhelms an Andreae vom 21. Mai 1569 hervor, das Heinrich Heppe, Geschichte der hessischen Generalsynoden. Bd. 1: 1568–1577, o. O. 1847, 46f, abdruckt. Wilhelm hatte die eigene Übersetzung angefertigt, nachdem ihn die „auf ein eil“ erstellte des Superintendenten Bartholomäus Meyer nicht befriedigt hatte. Die bei Heppe dokumentierten Textauszüge stimmen mit der Handschrift wörtlich überein. Der Originaltext der fürstlichen Übersetzung, der auch Heppe vorlag, konnte also nachgewiesen werden. 38 Diese Version müsste i entsprechen (s. dort). Wegen des freien Charakters der Übersetzung sind aber markante Übereinstimmungen nur an wenigen Stellen erkennbar. Vgl. Andreae, Gründtlicher warhafftiger Bericht, A1vf. 33
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Einleitung Fassung der Artikel in der endgültigen Form. Die Übersetzung ist zwar sorgfältig, aber sprachlich bewusst frei; nach Wilhelms ausdrücklichem Willen war sie zwar „in dem Grund und der Substanz“, nicht aber „nach den deutschen Worten“ der Vorlage entsprechend. Ob es sich bei Abweichungen in g um Varianten in der Vorlage oder um Freiheiten der Übersetzung handelt, ist in einer Anzahl von Fällen schwer zu entscheiden. Nicht kollationiert.
h:
SA Greifswald, Rep. 5, Titel 1, Nr. 9, fol. 7r–9v und 11r–14r. Abschrift der Artikel (7r–9v) einschließlich des Anhangs (11r–14r39). Im Anhang dieselbe Straßburger Subskribentenliste wie bei Hs. c, mit gleich lautendem Einleitungstext, aber z.T. in anderer Reihenfolge der Subskribenten, mit einigen Zusätzen und zwei weiteren Namen, dafür ohne die Unterschriften Andreaes und Boëtius’. Auf Folio 15r/v folgt schließlich Andreaes Erklärung „De persona Christi“, wie bei Hs. e.
i:
UB Erlangen, Ms. 693, Bl. 1–23. Abschrift der Artikel ([neue Paginierung] 1–10) und des Anhangs (10–23) in einem Sammelband mit Texten zur Konkordie aus dem Jahr 1715 nach einer älteren Handschrift. Im Anhang vier Seiten mit Unterschriften (23–27), und zwar von den Magdeburger Theologen (einschließlich Boëtius), von den Marburger Theologieprofessoren Johannes Lonicer und Heinrich Orth sowie dem Frankfurter Pastor Hartmann Beyer (zur Deutung s. o.).
j:
Archiwum Państwowe Szczecin, Herzoglich Stettiner Archiv. „Dr. Jacob Andreae Werbung in etlichen streitigen Religions Sachen“ 1569. Nicht eingesehen.
Editionen: Andreae zitiert in zwei Veröffentlichungen aus dem Jahr 1570 viermal den Inhalt seiner Artikel40. Dabei handelt es sich jedoch um freie Paraphrasen, die für die Textgestalt keine Relevanz besitzen. Es existieren drei wörtliche Abdrucke des Textes und eine englische Übersetzung: Ed. 1: Bedencken || Vnnd Erinnerung || auff einen vorschlag einer Conci=||liation / in den streittigen Re=||ligions sachen.|| Durch || Die Theologen zu Jhena gestellet.|| Jena: Christian Rödinger 1569 (VD 16 B 1462). Diese polemische Schrift der Thüringer41 gegen Andreae druckt den Text der Artikel einschließlich des Anhangs wörtlich ab (E4v–G3r). Die Fassung weist charakteristische Ähnlichkeit mit Handschrift a aus Schwäbisch-Hall auf. Der Text dokumentiert die Fassung der Artikel, wie sie lange vor Andreaes Besuch in Weimar im Januar 1570 nach Thüringen gelangt sind – mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit aus Süddeutschland.
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Blatt 10 enthält den Dorsaltitel „Braunschweigisch Handlung“. Andreae, Gründtlicher Bericht, b 1r–b 3r. D 3v–D 4r. P 1r–P 3r. – Ein || Christliche Pre=||digt / von Christlicher Einigkeit || der Theologen Augspürgischer Confession / || zu Dressden den XXII. Martij || Anno 1570. gehalten. || Durch || Jacobum Andreae / der Heiligen || Schrifft Doctorn / Probst zu Tübingen / || vnd bey der Vniuersitet daselbst || Cantzlern. || Wolfenbüttel: Konrad Horn 1570 (VD 16 A 2533), D 2r–G 1v. (Die Seitenangaben bei Mager, Konkordienformel, 58 Anm. 1 sind unzutreffend). 41 Johannes Wigand, Tilemann Heshusius, Johann Friedrich Coelestin, Timotheus Kirchner. 40
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Einleitung
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Ed. 2:
Leonhard Hutter, Concordia Concors. De origine et progressu Formulae Concordiae ecclesiarum Confessionis Augustanae, Frankfurt und Leipzig 1690, 109–112 (Artikel), 112–117 (Anhang).
Ed. 3:
Heinrich Heppe, Geschichte des deutschen Protestantismus in den Jahren 1555–1581, Bd. 2, Marburg 1853, 250–254 (Artikel), 260–264 (Anhang).
Ed. 4:
Robert Kolb, Andreae and the Formula of Concord. Six Sermons on the way to Lutheran Unity, St. Louis 1977, 88–60. Englische Übersetzung ohne den Anhang auf der Basis von Ed.2 und Ed.3. Nicht kollationiert.
Aufgrund der hohen Zahl von – in der Mehrzahl nicht erhaltenen – Abschriften aus dem Zeitraum von weniger als einem Jahr ist die Erstellung eines Stemmas problematisch. Signifikant ist eine Verwandtschaft der Handschriften c und d sowohl durch die Unterschrift von Boëtius als auch durch einige textliche Eigenheiten; eindeutiger noch ist die Verwandtschaft von a und Ed.1 (Ed.1 repräsentiert ja ebenfalls eine Handschrift aus dem Jahr 1569) sowie die Differenz dieser beiden zu allen anderen Überlieferungen außer i, das mit den beiden häufig parallel geht, aber auch auffällige Eigenheiten aufweist. Diese Gruppe (a, Ed.1, i) repräsentiert wohl die früheste Form der Artikel, die v.a. in Süddeutschland in der ersten Jahreshälfte verbreitet wurde. Die Handschriften c und d stimmen in einigen Fällen mit dieser Gruppe überein. Handschrift g stimmt an einigen Stellen mit i überein und hat diese oder eine sehr ähnliche Handschrift als Grundlage (vgl. o.). Dem Abdruck hier liegt Handschrift f zugrunde, die statistisch die wenigsten Abweichungen gegenüber den anderen Abschriften aufweist und den ab Sommer 1569 verbreiteten Normaltypos repräsentiert. Der Text ist entsprechend den Empfehlungen zur Edition frühneuzeitlicher Texte (JHF 6 (1980), 85–96) wiedergegeben. „unnd“ wird einheitlich als „und“ gedruckt, doppeltes „n“ in Endsilben wird vereinfacht. Im textkritischen Apparat werden nur inhaltlich relevante Abweichungen verzeichnet. Interpunktion und Kennzeichnung von Zitaten stammen vom Editor. Im Sachapparat werden lediglich Bibelstellen nachgewiesen.
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Fünf Artikel
[36r] I. Von der rechtfertigung des glaubensa Vom articull der rechtfertigung des armen sunders vor Gottb glauben, lehren und bekennen wir vermög Gottes worts und inhaltz unserer christlichen augspurgischen confession, daß der arme, sundthafftigec mensch vor Gott gerechtferttiget, daß ist von seinen sunden absolvirt und dledig gesprochend werd und vergebung derselbene erlangef allein durch den glauben1 umb deß unschuldigen, volkomenen, einigen gehorsams, bitter leidens und sterbens unsers hern Jesu Christi willen undg nicht von wegen der einwohnenden, wesentlichen „gerechtigkeit Gottes“2 oder umb einigerh dem glauben vorgehenden, igegenwertigenj oder nachfolgenderi gutter werck willen, und verwerffen alle leer, so diesem glauben und bekhantnußk zuwider ist. [36v] Dann obwoll Gott vatter, sohn und Heyliger Geyst in den glaubigen wohnet, der die wesentliche gerechtigkeit selbs ist, und sie treibet, recht zuthun und nach seinem gottlichen willen zuleben, so macht siel doch solche einwohnung Gottes in diesem leben nicht vollkommen, darumb sie auch umb derselben willen nicht gerechtm vor Gott gehaltten werden, sondern all ir trost stehet allein auff dem einigen undn unschuldigen gehorsam, bitter leiden und sterben unsers hern Jesu Christi, welcher gehorsam allen bußferttigen sundern zur gerechtigkeit vor Gott zugerechnet wirtt. II. Von den gutten wercken Von den gutten wercken glauben, lehren und bekennen wir vermög oGottes worttso und inhalts der christlichen augspurgischen [37r] Confession, daß wir durch dieselbigen, wie siep nhamen haben, vor Gott weder gerecht noch selig werden, dann die seligkeit hatt uns Christus qzugleich wieq auch die gerechtigkeit, daß ist vergebung der sunden, alleinr mit seinem unschuldigen gehorsamb, bitterns leiden und sterben verdient, welcher allen glaubigent zur gerechtigkeit allein durch den glauben zugerechnet wirtt. Und verwerffen alle, dieu anders leren. Darneben lehren wir auch mit allem fleiß, wer ein wahrhafftiger christ sein und ewig selig werden wölle, der sey schuldig und soll auch gutte wercke thun, nicht die seligkeit dardurch zuverdienen oder zuerlangen, sondern seinen glauben und dangkbargkheit fur den verdienst Christi und seinen schul-
a a, c, i, Ed.1, Ed.2 zeigen folgende Überschrift: Bekantnus und kurtze [nicht in i] erklerung ettlicher zweispaltiger artickel, nach welcher [welchen i] eine christliche einigkeit in den kirchen der christlichen, augspurgischen confession zugethan, getroffen und die ergerliche, langwirige spaltungen [spaltung i] hingelegt werden möchten | b danach gestr.: lehren f | c sundig i | d – d losgesprochen d | e korr. aus: der sünden i | f empfange Ed.2, Ed.3 | g nicht in Ed.3 | h eigener Ed.2, Ed.3 | i – i nicht in a b | j nicht in i Ed.1, Ed.2, Ed.3 | k lehr i | l nicht in b | m nicht in i | n nicht in Ed.1 | o – o göttliches worts Ed.2, Ed.3 | p danach: ein a Ed.2; einen Ed.1, Ed.3 | q – q zugleichen c; gleichwie Ed.3 | r nicht in b | s nicht in a, i, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | t rechtglaubigen i | u danach: so i 1
Vgl. Röm 3,28. | 2 Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3
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digen gehorsam gegen Gott zubeweisen, wie geschriben stehet: „Wo ir nach dem fleisch lebet, so werdet ir sterben mussen, wo ir aber durch den Geist die gescheffte [37v] deß flaisches todtet, so werdet ir leben.“3 Und verwerffen alle die, so da lehren, das uns die gerechtigkeit vor Gott umb der werck willen, die wir thun auß dem glauben, zugerechnet oder die seligkeit dardurch verdienet oderw erlangt werde. III. Vom freyen willen
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Vom freyen willen deß menschen nach dem fall glauben, lehren und bekennen wir vermög Gottes worts und inhaltz der christlichen augspurgischen confession, daß wir arme sunder durch die sunde und ubertrettung (so vihl die widergepurrt geistliche und himlische sachen und Gott dem hern wolgefellige werck belangt) nicht allein todtlich verwundet, sondern auch, wie s. Paulus zeuget,4 gantz todt sind. Derwegenx wir auch aus uns selbst, yals aus uns selbsty z, nicht tuchtig sind, etwas gutts zugedencken, [38r] sondern ader Herra wircket durch denb Heiligen Geist „beydes, das wöllen und dasc volbringen“5, auff daß die ehre Gottes allein sey, der außd gnaden uns widerumb auß dem todt der sunden lebendich, gerecht und selig machet. Gleichwoll, dieweil der mensch nicht ein block, sondern ein vernunfftige creatur auch nach dem fall geplieben, hatt ehr auche in eusserlichen dingen fein freyenf doch schwachen willen, aberg in gottlichen und geistlichen sachen und geheimnussen des reichs Gottes wieh der verstandt gantz und gahr blindt, daß ehr nicht vernimmet, waß deß Geists Gottes isti. Es ist ihm einj thorheit und kann eß nicht erkennen, dannk ehr wirdt von geistlichen sachen gefraget. Also ist auch sein will gefangen und zum gutten erstorben. Und da nicht Gott lder Heilig Geist durch die predig deßm gottlichen worttsl in demselben ein neuer wöllen erschaffet, kann [38v] ehr sich selbst weder uffrichten noch außs ihm selbst und seinen eigenen krefften die gnade Gottes, uns in Christo erzeigt, annhemen. Und verwerffen alle die, so anders lehren. IIII. Von mitteldingen, adiaphora genant
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Von ceremonien und kirchen gebreuchen, dien Gott in seinem wortt weder gepotten noch verpotten hatt, glauben, lehren und bekennen wir vermög Gottes worts und inhalts dero augspurgischen confession, daß dieselben der reinen leer Gottes wortts nicht vor, sondern nachgesetzt werden sollen. Und da die verleugnung der christlichen religion, lehr und bekhantnußs auff anv – v nicht in a, c, d, i, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | w und a, b, d, Ed.2, Ed.3 | x Derhalben d | y – y nicht in e, Ed.2, Ed.3 | z nicht in i | a – a er i | b seinen i | c nicht in c, d | d danach: lauter a, c, d, i, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | e noch i | f – f eine freiheit i | g nicht in Ed.1, Ed.2, Ed.3 | h ist c | i danach: (1. Cor. 2) Ed.1; am Rand i | j nicht in i | k wan c, Ed.2, Ed.3 | l – l nicht in a, b, d, i, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | m seines c n das a | o danach: christlichen h 3
Röm 8,13 | 4 Vgl. Röm 5,12; Röm 6,23. | 5 Phil 2,13
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vRom. 8v
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Fünf Artikel
nhemung derselben gestellet oder anhangen soltte, daß sie nicht mehr frey, sondern sollenp underlassen und mit gutem gewissen nicht mogenq gebraucht werden. Und verwerffen alle die, sor anderss lehren. [39r] V. Vom heiligen abendtmahl
Joan. 5b
Vomt hochwirdigen sacrament deß leibs und bludts unsers hern Jesu Christi glauben, lehren und bekennen wir vermöge Gotts wortts und inhaltz der christlichen augspurgischen confession, daß in demselben mit brodt und wein der wahrhafftige leib und bludt unsers hern Jesuu, auffv ein himlische und menschlicher vernunfft unerforschliche weyse gegenwerttig, außgetheilet und empfangen werden von allen denen, sow sich dieses sacraments nach seinem bevelch und einsatzung gebrauchen. Wir glauben, leren und bekennen auch, daß nicht allein die rechtglaubigen und wahrhafftigen christen, sondern auch die gottlosen und unbuesfertigen heuchlerx, so getaufft und unter den gottseligen christen vermischet, den wahrhafftigen leib und bludt Christiy im heiligen [39v] sacrament doch zum gericht empfahen6, welches gericht entwederz ein zeitliche straffe ist an denen, die bueßs thun, oder ein ewige straffe an denen, so in ihrem sundtlichen leben verharren und sich nicht zu Gotta bekehren. Dann Christus nicht allein ein wahrhafftig heylandt und seligmacher, sonder auch ein richter ist, cdem alles gericht vom vater ubergeben istd c 7, welcher so woll das gericht in den unbußfertigen, die sich under die rechtglaubigen im brauch dieses sacraments vermischen, alß das leben in den wahrhafftigen christen gegenwerttige wircket. Dessenf jegenwerttigkeit nicht bestehet auff der wirdigkeit oder unwirdigkeit der menschen, so dieses sacrament außtheilen oder sich desselben geprauchen, sondern auff dem wortt der stifftung und einsatzung Christi. Und verwerffeng demnach alle die, so anders von diesem sacrament lehren.
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nicht in h | q mügen i | r nicht in a | s davor: da a, b, c, d, e, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | t i hat statt des folgenden Textes von Artikel V an dieser Stelle den ähnlich lautenden, etwas kürzeren sekundären Anfang des Anhanges (s. u.) | u danach: Christi a, c, d, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | v auch b | w die a, b, d, e, h, Ed.2, Ed.3; danach: die c | x danach: welche nach der lehre Christi erger sein dann die offentlichen sunder c (wohl aus dem sekundären Beginn des Anhages hierher gelangt) | y nicht in a, c, d z danach: in Ed.2, Ed.3 | a danach: warhafftich d | b nicht in c, d, h, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | c – c nicht in Ed.3 | d nicht in c | e nicht in a, e, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | f Daß Ed.3 | g danach: nach d 6
Vgl. I Kor 11,29. | 7 Vgl. Joh 5,22.
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[40r] Derh grundt unsersi glaubens jvom heiligen abendtmahlj sindt die einfalttigen wortt der einsatzung und stifftung dieses sacraments, dak Christus gesagt: Nemet, esset, das ist mein leib, der fur euch gegeben wirttl. Nemet hinm und trincket, das ist mein bludt deß neuwen testaments, daß fur euch und fur vihle vergossen wirtt zur vergebung der sunden.8 Weil ehr dan wahrhafftig ist in seinen wortten, dar zu die almechtigkeit selbst, so mußs eßn auch wahr sein, waß ehr redet, und ist so mechtich, daß erßs auch thun khann. Glauben also einfelttiglich diesen seineno wortten, welchs wordt sind seines testaments und letzten willens, darinnen ehr nicht verbluembte wortt, sondern einfalttige reden gebraucht hatt, welche zuvorstehen sindt, wie sie lautten und anders nicht dann mit peinfalttigen glaubenp konnen gefaßt und begriffen werden. Und vermahnen demnach [40v] alle christen, daß sie bei dieser einfalt pleiben und sich davon nicht abtreiben lassen. Da man uns aber bey diesem einfalttigen bekantnußs, glauben und verstandt der wortt Christi nicht wil bleiben lassen und furgibt, solcher unser glaube, meinung und verstandt sey wider den artickell unsers christlichen, apostolischen glaubens, da wir bekennen, daß Christus mit seinem leibe in himmel gefaren sey und bleibe daselbst biß an den jungsten tag, da ehr wider khomen werdeq, drumb rsein leibr im heiligens abendtmahl nicht gegenwerttig sein solle. Hie ist vonnötten und kann keins wegs umbgangen werden, daß man einfelttig erklere den artickel von der menschwerdung des sohns Gottes und auffs einfalttigeste anzeige, welcher gestalt beide naturen, die gottliche und diet menschliche, sich inu Christo personlich vereiniget. Darauß verstanden werde, wie hoch die menschliche natur in [41r] Christo durch diese persoenliche vereinigung gesetzt und erhöhetv worden sey. Nemblich, daß Chrish
davor: Dieser funffter artickell wirdt mit sampt angehengter erklerung auf diese nachfolgende weyse beschrieben: Von dem hochwirdigen sacrament des h. abendtmals glauben, lehren und bekennen wir, das in demselbigen mit brodt und wein der warhafftige leib und bludt unsers herren Jesu Christi gegenwertig sey, ausgetheilt und empfangen werden von allen denen, die sich dieses sacraments nach seinem bevehl und insatzung gebrauchen. Wir glauben, lehren und bekennen auch, das nicht allein die rechtglaubigen und warhafftigen Christen, sondern auch die unbussfertigen heuchler, welche nach der lehre Christi erger sindt dann die offentlichen sunder, den warhafftigen leib und bludt Christi im sacrament zum gericht empfahen, welcher endtweder zeitlich ist, da sie buße thun, oder ewig auf ihnen bleibet, da sie sich nicht warhafftig zu godt bekeren. Dann Christus nit allein ein heilandt und selichmacher, sundern auch ein richter ist, dem alles gericht von seinem vater ubergeben ist, welcher sowoll das gericht in den unbusfertigen, godtlosen, so sich unter die rechtglaubigen in brauch dieses sacramments vermischen, alß das leben in den warhafftigen Christen wirckett a, h, Ed.1, Ed.2, Ed.3 Wiedergabe des Textes nach h; dieser Zusatz ist bis auf einige Abweichungen identisch mit Art. V., i hat ihn anstelle des Textes von Artikel V. | i dieses a | j – j nicht in a, c, d, i, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | k das a, Ed.2, Ed.3 | l am Rand: Matth. 26, Mar. 14, Luk. 22, 1. Cor. 11 c | m nicht in d, i | n nicht in c | o nicht in a | p – p glaubigen herzen Ed.3 | q danach: und d | r – r nicht in d; er a, i, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | s hochwurdigen Ed.2, Ed.3 t nicht in h, i | u danach: unserm herrn a | v erhabet d 8
Vgl. Mt 26,26–28; Mk 14,22–24; Lk 22,19f; I Kor 11,23–25.
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tus nach seiner menschlichen natur hoeher geworden den alle himmel, wie der apostel redet9,der ursachen ehr auchw zu Nicodemo sagt: „Niemandt fehret in himmel, den der vom himell khomen istx, ydeß menschen sohn“, der im himel isty z.10 Dan mitt Gott eine person sein ist vihla höher dann im hymell sein. Darumb die eusserliche, sichtbahrliche himmelfart Christi, nach welcher ehr im himmel und nicht auff erden ist, der gegenwerttigkeit deß leibs und bluedtz Christi im heiligen abendtmahl nichts gibt und nichts nimpt. Dann Christus diese sacrament eingesetzt und außgeteilet hatt, ehe ehr ist in himell gefahren, sondern damalsb leiblich umbschrieben bey seinen jungern an einem gewissen ortt gewesen. Demnach auch diese jegenwerttigkeit auff ein andere und vihl hoeher weyse zugehet, [41v] dann wie ehr bey seinen jungern gesessen und in himel gefaren ist, welche wir anbeten und mitt der vernunfft nicht erforschen sollen. Alßo ist auchc vonnötten, daß wir den artickell unseres christlichen glaubens vom sitzend zur rechten Gottes erkleren, wie derselbig auff das einfälttigest in unserem kinderglauben begriffen ist. Dae dann die rechte Gottes nicht kann verstanden werden fur ein leibliches oder himlischs gewißsf ortt, weil Gott ein geist ist11 g und kein leiblich weßen, und demnach bei ihm oder in seinem wesen weder lincke noch rechte, sondern die rechte Gottes ist nichts anders dann Gottes almechtigkeit und unendtliche krafft, die der Sohn Gottesh selbest ist alß daß almechtige wortti durch welches der vatter alles erschaffen12 und seine macht in allen creaturen beweisen hatt. Derhalben dieß sitzen zur rechten Gottes heißt anders nicht, da man es [42r] uff das einfelttigest erkleren solle, dan in diese almechtigkeit eingesetzt sein und sich derselben gebrauchen, mitt Gott dem vater alles jegenwerttig regieren, das Christo nach seiner menschlichen naturj zugeschrieben wirdt. Umb welcher mitgeteiltten maiestat willen Christus auch nach seiner menschlicher natur kauff ein himlische und menschliche vernunfftk unerforschllicher weise gegenwerttig ist, alles im himell und auff erden regieretl. Diese maiestat aber ist nicht nurm ein blosser nhame oder titell, der Christo nach seiner menschlicher natur gegeben, sondern eß ist ein wahrhafftige maiestet, darhein Christus, alß deß menschen sohn, daß ist nach seiner menschlicher natur, und sonst kein engel noch mensch ist eingesetzet worden. Dann nach seiner gottlichen natur sitzet ehr nicht zur rechten Gottes, weill ehr [42v] die rechte Gottes selber ist, dardurch himell und erden der vatter alß durch sein almechtigs wortt erschaffen hatt. Sondern diese person, w
nicht in a, d | x danach: nemblich c, d, i | y – y nicht in a, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | z am Rand: Joh. 3 i nicht in a, b, c, d, e, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | b alls i | c nicht in c | d am Rand: Dextera Dei quid i e nicht in Ed.1 | f nicht in a, Ed.2, Ed.3 | g nicht in a, Ed.2, Ed.3 | h nicht in d | i am Rand: Johan. 4 i | j danach: und umb der menschlichen natur willen a, c, d, h, i, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | k – k nicht in a, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | l nicht in h | m nicht in a a
9 Vgl. Eph 4,10; Hebr 7,26. | 10 Joh 3,13 | 11 Vgl. Joh 4,24. | 12 Vgl. Joh 1,1–3; I Kor 8,6; Kol 1,16f; Hebr 1,2.
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welche die rechte Gottes selbest istn, sitzet aucho zur rechten Gottesp nach der menschlichen natur, wie dann alle artickel deß glaubens also zuverstehen sindt. Ehr ist geboren von Maria nach der menschlichen naturq, rist gestorben nach ders menschlichen naturr, ist ufferstanden und jen himmel gefaren nach der menschlichen natur. Also sitzet ehr auch zur rechten Gottes nach der menschlichen natur, daß ihmet nach der menschlichen natur ist „gegeben alle gewalt im himmel und uff erden“13, ist gesetzet uber alle gewaldt herschafftu. Ihm sindt underworffen alle himlische, irdische und hellischev creaturen.14 Da aber jemandt der bloessen menschheitt [43r] solches alles wölltew zuschreiben und sagen: die menschheit hatt gelitten, xisty gestorbenx, sitzet zur rechten Gottes, der redet unrecht. Dann die menschheit Christz ist nicht vor sich selbest eine person, sondern ina einigkeit die person des sohns Gottes uffgenhomen. Darumb sollichs alles der person doch umb der menschlichen natur willen zugeleget wirtt. Derhalbenb eß ihme weder unmuglich (wie etliche furgeben) noch schwer, sondern gantz leichtc ist, unsd seinen leib im heiligen abendtmahl zu essen zugeben, daß s. Petro unmuglich ware, dan ehr sitzet nicht zur rechten Gottes, ist auch nicht mitt Gotte eine person wie Christus, der sohn Mariae. Daß ist unser einfalttiger catechismus und christlicher kinder glaube und sollf nicht anders, gkan auch nichtg einfelttigerh erkleret werden. Dardurch die menschliche [43v] natur in Christo weder verleuchnet noch abgetielgeti, die naturen weder getrennet noch vermischetj, wie dann solches der h. Athanasius in seinem symbolo durch die gleichnuß der seelen und des leibes erkleret, in welcher zusehen, daß deß leibes und der seelen natur kund eigenschafftk nicht miteinander vermischet werdenl, whann die seele dem leibe auch irem eigenschafft mittheilet, welche der leib nicht hatt, wan die seele darauß gescheiden ist, sondern ohne alle vermischung derselbigen, auch irer weßentlichen eigenschafften, zugehetn, dardurcho uffs einfelttigst erkleret wirtt die maiestat deß menschen Christi, welcher gestalt Christus nach seiner menschlichen natur inp diese gottliche maiestat eingesetzt sey worden, umb welchs willen ehr uns sein leib und bludt im abendtmahl qgeben khannq. An diesem grundtr ist uns christen nicht allein die wahrhafftige jegenwerttigkeit deß leibs [44r] und bluedts Christi, sondern auch all unser trost, heill und seligkeit gelegen. Dann da wir diese maiestatt (welche die heilige schrifft deß n
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nicht in a, d, i, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | o nicht in a, c, d, h, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | p danach: auch h, i danach: hat gelitten nach der menschlichen natur a, c, d, h, i, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | r – r nicht in Ed.3 | s nicht in d | t danach: auch d, i | u danach: thronen a, c, d, h, Ed.1, Ed.2, Ed.3 v himmelische d | w thedt i | x – x nicht in Ed.1 | y nicht in a, c, i, Ed.2, Ed.3 | z nicht in Ed.3 | a ist a | b Derwegen c; danach: ist i | c gleich i | d nicht in Ed.2, Ed.3 | e ihme Ed.1 | f kan d, i g – g oder a, i, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | h davor: anders noch c | i abgetheilet i | j danach: werden Ed.1 k – k nicht in Ed.2, Ed.3 | l nicht in a, d, i, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | m seine d | n nicht in a, d, i, Ed.1 o nicht in a, d, i, Ed.1; darinnen Ed.2, Ed.3 | p nicht in i | q – q gedenckhen i | r nicht in a q
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Mt 28,18 | 14 Vgl. Eph 1,21f.
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Fünf Artikel
menschen sohn, daß ist Christo, nach seiner menschlichen natur zuschreibet und derhalben sauch nach der menschlichen naturs ine uber alle engel und leiblichen creaturen15 als ein gemachten herren setzet) Christo nach seiner menschlichen natur entziehen und in dieser person allein von der gottlichen natur verstehen mußen und alsot die menschliche natur nichts dann den nhamen darvon haben soltte, daß ehr almechtig und jegenwerttigk nach der menschlichen natur woll genennet, aber in der wahrheit nicht sein soltte, wurdenu wir sein leib und bluedt nicht allein im heiligen nachtmahlv wnicht habenw, sondern auch Christum gantz und gahr verlieren und nur ein gemahltenx Christum nach der menschlichen natur behaltten, von [44v] dem grosse dinge gesagt, aber im wercke nichtes, sondern nur blosse nhamen und titel sein sollen. Derwegen wiry auß keinem furwitz oder unnodtwendiger spitzfundigkeit uns in diese disputation einlassen, sondern gerne mitt jederman freidlich und einig sein wöllen, die uns bei den einfeltigen wortten deß hern Christi bleiben lassen und mitt uns die wahrhafftige gegenwerttigkeit deß leibs und bluedtz Christi bekennen. Da man uns aber von dieser unserz einfalt mitt verkerung der artickel deß glaubens treiben will, soll uns niemandt verdencken, daß wir bey dem grunde bleiben, den uns die artickell unsersa christlichenb glaubens geben, und dieselbige auff das einfelttigest erkleren, welchs doctoris Martini Lutheri grundt je und allewegen gewesen, wie seine bekantnuß vom heiligen abendtmahl außweiset, und durch uns nichts spitzfundiges noch neuwes eingefuhret wirtt, [45r] sondern cdiesen grundtc behaltten mussen, wollen wir anders Christum nicht gahr verlieren etc.
s – s nicht in a, d, i, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | t nicht in a, d, i, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | u weill den i | v abendmal a, c, i, Ed.2, Ed.3 | w – w nicht in a, c, d, i, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | x gemachten Ed.2, Ed.3 | y danach: auch d; uns auch Ed.2, Ed.3 | z nicht in Ed.2, Ed.3 | a des a, c, d, h, i, Ed.1, Ed.2, Ed.3 | b nicht in c c – c nicht in a, Ed.1, Ed.2, Ed.3; den d 15
Vgl. Eph 1,21.
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Die Sechs Predigten, 1573 Einleitung (Hans-Christian Brandy)
Im Februar 1573 unternahm Jakob Andreae einen zweiten Konkordienvorstoß. Im Anhang an seine 1567 in Esslingen gehaltenen und 1568 zuerst erschienen 33 Predigten gegen Auseinandersetzungen im Christentum seiner Zeit veröffentlichte er Sechs Predigten (6P), in denen er zu zehn innerprotestantischen Kontroversen Stellung nahm. Diese Sechs Predigten verstand er als Vorschlag zu einer Konkordie. Er widmete sie dem Wolfenbütteler Herzog Julius und sandte sie unmittelbar nach Erscheinen nach Wolfenbüttel, aber auch an Martin Chemnitz in Braunschweig und David Chytraeus in Rostock.1 In der Tat bestand Grund zu der Erwartung, dass mit den Niedersachsen nunmehr eine Übereinkunft möglich sein werde. Im Herbst 1572 hatte Nikolaus Selnecker, zu dieser Zeit Generalsuperintendent in Wolfenbüttel, seine „Institutio religionis christianae“ dem Herzog Ludwig von Württemberg gewidmet und so unter besonderem Lob der „scripta Doctoris Brentij“, des 1570 verstorbenen wichtigsten württembergischen Theologen, der wegen seiner Christologie in Norddeutschland umstritten war, Übereinstimmung zwischen Braunschweig-Wolfenbüttel und Württemberg signalisiert. Auf diese Übereinstimmung hatte bereits 1571 auch Chemnitz gezielt, als er seine gegen den sog. kursächsischen Kryptocalvinismus gerichtete „Wiederholte Christliche Gemeine Confeßion und Erklerung, Wie in den Sechsischen Kirchen [...] gelehret wird“2 mit der Bitte um zustimmende Unterstützung nach Tübingen gesandt hatte. Auf diese Linie schwenkte Andreae jetzt ein. Die gemeinsame Abgrenzung gegenüber den Wittenbergern – 1569 hatte Andreae sie noch in die Konkordie miteinbeziehen wollen3 – war eines der wichtigsten Charakteristika der Sechs Predigten. „Es bestehe keine Hoffnung mehr im Blick auf die Wittenberger“, hatte Andreae bereits vorher an Philipp und Erasmus Marbach in Straßburg geschrieben, als er sie bat, auf einer Reise nach Niedersachsen für ihn um Vertrauen zu werben und seine kritischen Äußerungen über die Kur-
1
Heinrich Bünting/Johannes Letzner, Braunschweig-Lüneburgische Chronica, Oder: Historische Beschreibung Der Durchlauchtigsten Herzogen zu Braunschweig und Lüneburg [...]. Bd. 3: Das Neue Haus Braunschweig-Lüneburg samt dem Anhang oder Nachlese, und Register, bearb. von Philipp Julius Rehtmeyer, o. O. 1722, 439; Inge Mager, Die Konkordienformel in BraunschweigWolfenbüttel. Entstehung – Rezeption – Geltung, Göttingen 1993 (SKGNS 33), 168f. 2 Martin Chemnitz, Wiederholte || Christliche Gemeine || Confeszion vnd Erklerung. || Wie in den Sechsischen Kirchen ver=||möge der heiligen Schrifft / vnd Augspürgischen || Confession / nach der alten Grundtfest D. Lutheri / || wieder die Sacramentierer/ gelehret wird [...] || Wolfenbüttel: Konrad Horn 1571 (VD 16 C 2229). 3 Dies war nicht zuletzt auf Drängen des hessischen Landgrafen Wilhelm geschehen, der sich von dem neuen Unternehmen wegen der Ausgrenzung der Wittenberger zurückzog, vgl. Mager, Konkordienformel, 169f.
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Einleitung
sachsen dort bei Gelegenheit zu erwähnen.4 Die Sechs Predigten enthalten namentliche, auch gegen die Wittenberger gerichtete Verwerfungen. Sehr viel umfangreicher als 1568/69 und anders als damals „nicht allein in thesi, sondern auch in Antithesi“5 erörtert der Tübinger Kanzler die strittigen Probleme. Die Reihenfolge der Themen allerdings ist geblieben: 1. Rechtfertigung (1. Predigt) 2. Gute Werke (2. Predigt) 3. Erbsünde (3. Predigt) 4. Freier Wille 5. Adiaphora (4. Predigt) 6. Gesetz 7. Gesetz und Evangelium 8. Dritter Gebrauch des Gesetzes 9. Notwendigkeit guter Werke (5. Predigt) 10. Christologie (6. Predigt). Wie bereits das Titelblatt deutlich macht, will Andreae auf bewusst allgemeinverständlichem Niveau, aus dem Katechismus und dem Kinderglauben, die schwierigen Fragen lösen. In genau diesem Konzept der Problemreduktion lag dann aber einer der Schwachpunkte der Predigten.6 Die Sechs Predigten Andreaes fanden in Norddeutschland prinzipiell positive Aufnahme, etwa bei Martin Chemnitz, Joachim Westphal und David Chytraeus. Ihre Bedeutung für die Konkordienformel liegt aber trotzdem lediglich in ihrer initiatorischen Bedeutung, indem sie nord- und süddeutsche Lutheraner im Bemühen um eine Konkordie vereinten. Der Text der Predigten wurde noch im selben Jahr von Andreae völlig umgearbeitet und durch die Schwäbische Konkordie abgelöst; die Predigten hatten so keinen unmittelbaren Einfluss auf den Text der Konkordienformel.7 Über die Genese der Konkordienformel hinaus fanden Andreaes Sechs Predigten erhebliche Verbreitung. Das belegen die sechs Ausgaben, die sie selbstständig oder als Anhang der 33 Predigten bis 1580 erlebten. Andreae selbst verlieh ihnen öffentlich ein starkes Gewicht.8 Ihre lang anhaltende Rezeption wird unterstrichen durch die Tatsache, dass noch sein Enkel Johann Valentin 4
„si quibusdam esset exosum meum nomen, potestis authoritate Nominis, vestrique Parentis [Johann Marbach] illis fidem facere. [...] Quod de proditoribus veritatis Wittenbergensibus Doctoris locutus sum, occasione oblata non dissimuletis. [...] Postquam video, nullam amplius de Wittenbergensibus spem esse“, Johann Fecht, Historiae ecclesiasticae saeculi A.N.C. XVI. Supplementum, plurimorum et celeberrimorum ex illo aevo theologorum epistolis [...], Frankfurt/Main/Speyer 1684, 446; vgl. in den Sechs Predigten, u. S. 27. 5 An Herzog Julius, 30. März 1573 und 28. Mai 1573, zitiert nach Mager, Konkordienformel, 168 mit Anm. 19 und 169 mit Anm. 25. 6 Jobst Christian Ebel, Jakob Andreae (1528–1590) als Verfasser der Konkordienformel, in: ZKG 89 (1978), 78–119, hier: 108. 7 Ebel, Andreae, 107. 8 „Und sollen also dise Eßlinger und derselben angehenckte Predigen mein Testament und ein offentliche Zeugnuß vor Gott [...] sein“, Andreae, 33 Predigten. Vorrede, B 4r.
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Einleitung
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Andreae rät, die Pastoren sollten neben Martin Luther und der Konkordienformel auch Andreaes Predigten lesen.9
Überlieferung Drucke: A1: Sechs Christlicher Pre=||dig / || Von den Spaltun=||gen / so sich zwischen den Theologen || Augspurgischer Confession / von Anno 1548. || biß auff diß 1573. Jar / nach vnnd nach erhaben / || [...] || Durch || Jacobum Andree / D. Probst zuo Tü=||bingen / vnd bey der Vniuersitet da=||selbsten Cantzlern. || [...] || Tübingen: Georg Gruppenbach 1573 (VD 16 A 2699). A2: Der fünffte Theil || von den Spaltun-||gen, so sich zwischen den Theologen || Augspurgischer Confession / von Anno 1548. || biß auff diß 1573. Jar nach vnd nach erhaben [...], in: Drey vnd dreissig || Predigen || Von den fürnemsten || Spaltungen in der Christlichen Reli=||gion / so sich zwischen den Bäpstischen / Lutheri=||schen / Zwinglischen / Schwenckfeldern || vnd Widerteuffern halten. || [...] Geprediget zuo Eßlingen / durch Jacobum An=||dree / D. Probst zuo Tubingen / vnd bey der || Vniuersitet daselbsten || Cantzlern.|| Von newem [...] viderumb vbersehen/ vnd || mit sechs Predigen [...] || gemehret. || Tübingen: Georg Gruppenbach 1573 (VD 16 A 2610) (liegt dem Abdruck in diesem Band zugrunde). Die Texte sind nahezu identisch. Ex: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Sign.: Alv.: U 119 (1).
B:
Sechs christlicher Pre-||dig von den Spaltun-||gen, so sich zwischen den Theologen || Augspurgischer Confession / von Anno 1548. || biß auff diß 1573. Jar nach vnd nach erhaben [...], in: Drey vnd dreissig || Predigen || Von den fürnemsten || Spaltungen in der Christlichen Reli=||gion / so sich zwischen den Bäpstischen / Lutheri=||schen / Zwinglischen / Schwenckfeldern || vnd Widerteuffern halten. || [...] Geprediget zuo Eßlingen / durch Jacobum An=||dree / D. Probst zuo Tubingen / vnd bey der || Vniuersitet daselbsten || Cantzlern. || Von newem [...] viderumb vbersehen / vnd || mit sechs Predigen [...] || gemehret. || Tübingen: Georg Gruppenbach 1573 (VD 16 A 2610). Dieses Exemplar ist bisher nicht bibliographisch erfasst und schließt sich an A2 an. Es fehlt die Lage mit den Seiten 25–32, die darauf folgende Lage ist dafür zweimal eingebunden.
C:
Sechß Christlicher Predig / || Von den Spaltun-||gen / so sich zwischen den Theologen || Augspurgischer Confession / von Anno 1548. || biß auff diß 1573 / Jar / nach vnd nach erhaben / || [...] || Durch || Jacobum
9 Dass allerdings die Predigten 1582 in Württemberg pastorale Pflichtlektüre wurden (so Mager, Konkordienformel, 168 Anm. 21), war bisher nicht nachweisbar.
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Einleitung
Andree / D. Probst zuo Tü=||bingen / vnd bey der Vniuersitet da=||selbsten Cantzlern. || Widerumb mit fleiß übersehen / || vnd gebessert. || [...] || Tübingen: Georg Gruppenbach 1574 (VD 16 A 2700). D:
Sechs Christlicher || Predig. || Von den Spaltun=||gen / so sich zwischen den Theolo=||gen Augspurgischer Confession / von Anno || 1548. biß auff diß 1573. Jar / nach vnd || nach erhalten / [...] || Durch || Jacobum Andreae / D. Probst zu || Tübingen / vnd bey der Vniuersitet || daselbsten Cantzlern. || [...] Lübeck: Aswer Kroeger 1584 (VD 16 ZV 25958).
E:
Der fünffte Theil || von den Spaltun-||gen, so sich zwischen den Theologen || Augspurgischer Confession / von Anno 1548. || biß auff diß 1573. Jar nach vnd nach erhaben [...], in: Drey vnd dreissig || Predigen || Von den fürnemsten || Spaltungen in der Christlichen Reli=||gion / so sich zwischen den Bäpstischen / Lutheri=||schen / Zwinglischen / Schwenckfeldern || vnd Widerteuffern halten. || [...] Geprediget zuo Eßlingen / durch Jacobum An= ||dree / D. Probst zuo Tübingen / vnd bey der || Vniuersitet daselbsten || Cantzlern. || Von newem widerumb [...] vbersehen / vnd || mit sechs Predigen [...] || gemehret. || Tübingen: Georg Gruppenbach 1576 (VD 16 A 2611).
F:
Der fünffte Theil || von den Spaltun-||gen, so sich zwischen den Theologen || Augspurgischer Confession / von Anno 1548. || biß auff diß 1573. Jar nach vnd nach erhaben [...], in: Drey vnd dreissig || Predigen || Von den fürnemsten || Spaltungen in der Christlichen Reli=||gion / so sich zwischen den Bäpstischen / Lutheri=||schen / Zwinglischen / Schwenckfeldern || vnd Widerteuffern halten. || [...] Geprediget zu Eßlingen / durch Jacobum An=||dree / D. Probst zu Tübingen / vnd bey der || Vniuersitet daselbsten || Cantzlern. || Von newem widerumb [...] vbersehen / vnnd || mit sechs Predigen [...] || gemehret.|| Tübingen: Georg Gruppenbach 1580 (VD 16 A 2612). Editionen:
Ed.1:
Heinrich Heppe, Geschichte des deutschen Protestantismus in den Jahren 1555–1581, Bd. 3, Marburg 1857, Beilage I: Die sechs Predigten Jacob Andreäs vom Jahre 1573, 1–75. Nicht kollationiert.
Ed.2:
Robert Kolb, Andreae and the Formula of Concord. Six Sermons on the Way to Lutheran Unity, St. Louis 1977, 61–120 (englische Übersetzung auf der Grundlage von A1). Nicht kollationiert.
Die Drucke sind durch eine Unzahl orthographischer Varianten unterschieden. Im textkritischen Apparat sind ausschließlich sinnverändernde inhaltli-
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Einleitung
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che Abweichungen aufgeführt. Im Sachapparat werden lediglich Bibelstellen nachgewiesen. Der Text ist entsprechend den Empfehlungen zur Edition frühneuzeitlicher Texte (JHF 6 (1980), 85–96) wiedergegeben. ,Unnd‘ wird einheitlich als ,und‘ gedruckt. Hervorhebungen durch anderen Satz, etwa bei Eigennamen und lateinischen Begriffen, werden nicht berücksichtigt. Interpunktion und Kennzeichnung von Zitaten stammen vom Editor.
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Sechs Predigten
[A1r] aDer fünffte Theila. Von den Spaltungen, so sich zwischen den Theologen Augspurgischer Confession von Anno 1548. biß auff diß 1573. Jar nach und nach erhabenb. Wie sich ein einfältiger Pfarrerc und gemeiner, Christlicher Leye, so dardurch möcht verergert sein worden, auß seinem Catechismo darein schicken soll. Durch Jacobum Andree D. Probst zu Tübingen und bey der Universitet daselbsten Cantzlern.d Den Innhalt einer jeden Predig würstu Christlicher Leser gleich hernach finden. Gedruckt zu Tübingen bey Georg Gruppenbach. M. D. LXXIII. [A1v] Innhalt volgender sechs Predigen. 1. Von der Gerechtigkeit deß Glaubens und der wesentlichen einwonenden Gerechigkeit Gottes. 2. Von notwendigkeit der gutten Werck zur Seligkeit. 3. Von der Erbsünde, was sie sey. 4. Vom freien willen deß Menschen in Göttlichen sachen. 5. Von Kirchen Ceremonien, so man Adiaphora nennet. 6. Vom Gesatz Gottes, ob man dasselbig auch bey den Christen predigen soll. 7. Vom underscheid deß Gesätzes und Evangelii und was Evangelium eigentlich heisse und seie. 8. Vom dritten Brauch deß Gesätzes, ob er auch die Glaubige angehe. 9. Ob die gutte Werck nöttig oder frey seien und wie sie von den Glaubigen geschehen. 10. Von der Person und Maiestät Christi, Gottes und Mariae Son.
1. Cor. 9 | S. Paulus ein fürbild aller rechtschaffner Prediger.
Hertzog Julii liebe und befürderung zur Christlichen Concordien.
[A2r] Dem Durchleuchtigen, Hochgebornen Fürsten und Herren, Herrn Julio, Hertzogen zu Braunschweig und Lunenburg, meinem gnädigen Fürsten und Herren, etc. Durchleuchtiger hochgeborner Fürst, Gnädiger Herr. Es schreibet S. Paulus an die Corinther: „Wiewol ich frey bin von jederman, hab ich mich doch selbs jederman zum Knecht gemacht, auff das ich irer vil gewinne.“1 Mit wölchen wortten der H. Apostel sich selbs allen getreuen Kirchendienern zu einem exempel und Fürbild hat fürgestelt, nach wölchem sie ir Ampt nutzlich in der Kirchen füren sollen. Demselben hab ich mich auch als ein unwürdiger Diener Gottes Worts schuldig erkennet, in meinem gantzen Beruff, sonderlich aber in dem heilsamen, löblichen und hochnotwendigen Werck nachzuvolgen, wölchs E.F.G. nach absterben weiland deß auch Durchleuchtigen, Hochgebornen Fürsten und Herren, Her[A2v]ren Christoffen, Hertzogen zu Würtemberg und Teckh, Graven zu Mümpelgarten etc., hochlöblicher und seliger Gedächtnuß, gantz a–a
Sechs Christlicher predig B, C, D | fleiß übersehen und gebessert C 1
b
erhalten D |
c
Pfarrherr C |
d
danach: Widerumb mit
I Kor 9,19
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Christlich und Fürstlich darzu nit mit geringem Kosten befürdert, Darmit wa müglich durch Gottes Gnad under den Theologen Augspurgischer Confession on allen abbruch der Göttlichen warheit widerumb ein Christliche einigkeit angestelt werden möcht. Daß aber dasselbig noch nicht gäntzlich bey allen in Schrifften erlangt, wie auß deren allenthalben mündtlich beschehen Erklärungen und darauff ervolgten Zerbstischen Christlichen Abschid verhoffet worden, seind fürnämlich zwo verhindernussen eingefallen. Das nämlich der ein theil die fürsorg getragen, als solten durch dise vorgenommene Handlung alle innerhalb zweintzig und mehr Jaren in die Kirchen Augspurgischer Confession eingerissene Corruptelen, Irrthumben und verfälschungen der Lehr deß H. Evangelii durch etlich wenig Theologen Augspurgischer Confession eingefüret, bemäntelt, verschmiert und also stillschweigendt in die kirchen Gottes eingeschoben und treue Diener und Wächter derselben [A3r] undergetruckt werden. Der ander Theil aber wol gutte wort geben und sich gegen mir in beywesen der Politischen, mir zugegebenen, abgesandten Räthen also erkläret, daß ich daran ein gut vernügen gehabt. Da sie sich dann rund vernemmen lassen, daß sie mit den Schwäbischen und Nidersächsischen Kirchen, sonderlich mit D. Brentio, als umb die Kirch Gottes wolverdienten Mann und getreuen nachvolgern D. Luthers, gantz wol in allen Artickeln unserere Religion zu friden, Die sich hernach aber uber alles mein und viler anderer Gottseliger Christen versehen vil anderst erkläret. Umb wölcher willen auch vil Guthertziger, als die sich ihrer Sünd und offentlich erklärten Irrthumben nit theilhafftig machen wöllen, biß daher mit erklärung gegen disem Werck obergestanden, fdie sichf doch sonsten nicht allein schrifftlich, sonder auch durch den offentlichen Truck zu den vorgeschlagenen Schrifften reiner Lehr, als nämlich und zuvorderst zu den Schrifften der Propheten und Aposteln, als der einigen Regel und Richtschnur derg warheit, und dann auch den dreyen Symbolis – Apostolico, Niceno und Athanasii –, der Augspurgischen Confession, Apologien, [A3v] Schmalkaldischen Artickeln und Catechismo Lutheri, so dem Zerbstischen Abschid alle zumal einverleibt, als sollichen Schrifften, die von Gelehrten und Ungelehrten gelesen, und nach derselben anleittung und erklärung alle Irrthumb leichtlich mögen erkennet und gestrafft werden, bekennet. Damit ich nun dem Exempel und furbild deß H. Apostels auch in disem hohen Werck gehorsamlich volgete, wölches ich nicht eigens willens one Göttlichen, ordenlichen Beruff auff mich genommen, sonder in demselben nach meinem ringfügen Dienst allein schuldigen Gehorsam der gantzen Kirchen Gottes zu nutz und wolfart Christlichen und Gottseligen Fürsten, von wölchen ich gesandt worden, geleistet und darüber von beiden theilen nicht geringe Schmach, Hon und Spott auff mich geladen und biß daher durch Gottes e
danach: Christlichen C | f – f wölche C | g danach: Göttlichen C
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Was die schrifftliche Erklärung der Einigkeit biß daher gehindert. Die erste Ursach. Theologen in Thüringen, Mansfeld, Regenspurg etc.
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hNeue Theologen zu
Wittemberg.h
Sechs Predigten
Gnad mit gedult tragen, Hab ich nicht underlassen, unangesehen allen vorgehenden undanck, nochmals mich jedermans und also auch diser leutten Knecht zur befürderung dises heilsamen und hochnotwendigen Wercks willig und gern zumachen. Und [A4r] zu ableinung deß ersten Theils (so sonsten mit uns in allen Artickeln unserer Christlichen Religion einig) gefaßten verdachts diß Werck nit mit blossen Wortten, sonder mit außfürlicher Erklärung aller in die Augspurgischen Confession verwandten Kirchen eingefalnen Zwispalt nach notturfft entschuldigen wöllen. Und solche erklärung in etlich wenig einfältige Predigen für die einfaltigen Pfarrer und Leyen auff die weise, wie ich in meinen Predigen, zu Eßlingen gehalten, wider die Papisten, Zwinglianer, Schwenckfeldianer und Widertäuffer gethon, verfasset. Darauß zusehen, daß mein gemüt niemals gewesen, wie auch nochmals nicht ist (inmassen ich solches mit Gott bezeugen kan und E.F.G. wie auch vilen andern Christen unverborgen), durch vilgedachte vorhabende Concordien die geringste Corruptelen oder verfälschung reiner Lehr in einem oder mehr Artickeln zubillichen, zubeschönen, zuverschmieren oder zubemänteln. Und verhoff demnach, weil die erklärung der Einigkeit under den Lehrern Augspurgischer Confession durch dises vorhabend Werck auffrichtig und allein zu befürderung der Göttlichen warheit gesucht, es soll [A4v] inen hiemit aller dings genüg beschehen und sie demnach als Liebhaber nicht weniger Christlicher einigkeit als der Göttlichen warheit das Werck nicht länger auffhalten, noch die einhällige erklärung Christlicher Concordien im Grund und Fundament der Lehr an inen ferner erwinden lassen. Was dann den andern Theil belangt, der nun vil Jar her leider zu solcher ergerlichen Zwispalt ursach gegeben und jüngst uber alles vilfältig, freundtlich erinnern, vermanen, bitten und flehen, sovil an inen, mit ihrem ungegründten Bericht sollich Christlich Werck nit allein gehindert, sonder auch uber alle vorgehende ergernuß ein neuen Streit von der Person Christi, (der lang in inen gelegen und sie sich doch desselben vor diser zeit nicht offentlich mercken lassen dörffen) eingefüret, dardurch nicht allein dem Zwinglianismo, sonder auch andern Ketzereien der Weg in die Kirchen Augspurgischer Confession bereittet. Darzu D. Luthers seligen Grundfeste, so er wider gedachte Irrthumb und Ketzerey gelegt, sich understanden umbzustossen und was wider ire vermeinte neue Grundfeste in Truck durch die reine Kirchen, [B1r] Schulen und derselben Diener verfertiget, verbotten in ihren Schulen zuverkauffen, auff daß die arme Jugendt (in die sollich Gifft gepflantzet) ires Betrugs nicht gewar, noch davor gewarnet und also darvon abgehalten, biß sie mit disem Irrthumb eingenommen und gantz und gar vergifftet werden. Das muß man dem Allmächtigen biß auff sein zeit bevelhen, da dann die Herrschafften selbigen orts deß Grunds der sachen mit der zeit berichtet, gebürend einsehen, one zweifel werden wissen geschehen zulasseni. Wölchs h–h
nicht in C | i danach: sol C
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dann sovil dester eher one zweifel erfolgen wurde, da die reine Kirchen und Schulen fein, auffrichtig und redlich gegen einander ihr Christliche und Gottselige einigkeit (wie Gott lob dieselbige nicht weniger in Nidersachsen als durch gantz Schwaben sich im grund helt) in einer offentlichen Schrifft nicht stucks weise, sonder samentlich mit eigen handen allen frommen Christen zum Trost und freuden wider das vilfaltig löstern unserer Widersächer erklären wurden, dardurch dann solche betrügerj (die sich in disem gespaltnen Wesen schreyen und schreiben) in unsern Kirchen auffhalten [B1v] und leichtlich verbergen, grundtlich erkundiget undk alsdann, wie sich gebüret, in die recht Schul gefüret und demnach meniglichen offenbar gemacht, an wölchem theil die recht Christlich einigkeit biß daher erwunden, der gestalt dann gewißlich unsere Kirchen widerumb in den stand der lieblichen und holdseligen einigkeit gebracht werden möchten, wie sie Anno etc. 30. gewesen, als unsere Christliche Confession zu Augspurg Keiser Carolo V. in höchster einigkeit der damals sich darzu bekennenden Churfürsten, Fürsten, Stätt und Theologen uberantwortet wordenl. Und irret mich keines wegs, daß mir hie jemandts sagen wolt, es weren zu allen zeiten Zwispalt und Ergernussen in der Kirchen gewesen, darumb werde man es auch jetzt nicht alles richtig machen. Ich weiß es zwar selbst wol und weisen es die Kichenhistorien gnugsam auß, Dann man würdt zu aller zeit verwirte unrühige Köpff finden.2 Aber darumb soll man die händ nicht in die Schoß legen noch, wie etliche unrecht meinen, es gehn lassen, wie es geht [B2r] und nichts darzu thon, sonder sovil desto mit grösserm ernst und fleiß zu der einigkeit verhelffen, je mehr der Teuffel sich understeht, dieselbige zuverstören, wöllen wir anderst nach der trauung S. Pauli3 nicht von einander selbst auffgefressen werden. Darumb ich dann unangesehen, was mitler zeit zu allen theilen vorgeloffen und mir widerwertigs begegnet, an disem Werck keines wegs verzaget, noch mich von demselben abschrecken lassen, sonderlich weil mir aller fürnembster Kirchen und Schulen Augspurgischer Confession, die ich verschiner Jaren alle besucht, gelegenheit gutter massen wol bekannt und der Personen nit sovil, wölche mit falscher unreiner Lehr beflecket, auch der beyfahl noch nit so groß ausserthalb, die sie mit falschem ungegründtem Bericht eingenommen, der aber in die lenge kein bestand haben würdt, sonderlich wann die, so von inen betrogen, sehen und greiffen [B2v] werden, wie auffrichtig und redlich allein zu befürderung der Göttlichen warheit deß H. Evangelii diß Werck fürgenommen, dardurch fride und Gott gefellige einigkeit gesucht. Demnach dann sie, wie auch alle andere liebhaber Göttliches worts, diß heilsam Werck verhoffentlich nach irem besten vermögen und nach eines jeden Beruff befürdern werden. Darzu uns dann nicht allein die ernstlichen j
cj.: betürger A2 | k cj.: uud A2 | l cj.: wroden A2
2
Vgl. Mt 18,6–18; I Kor 11,18f. | 3 Vgl. Gal 5,15.
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In der Kirchen zu aller zeit: unrichtige köpff. Matth. 18 1. Cor. 11
Der Einigkeit soll man sich befleissigen.
Galat. 5
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Joan. 2
Eccles. 3 1. Cor. 3
Joan. 17
Sechs Predigten
vermanungen Christi, sonder auch die gegenwertig not vermanen und treiben solt. Der ursach dann, allen bösen verdacht von disem löblichen und hochnotwendigen Werck abzuwenden, hab ich nicht allein das Werck an ime selbst, sonder auch zur befürderung desselben alle die, so zu sollichem gerathen, geholffen und ihnen dasselbig gefallen lassen, offentlich vor der gantzen Christenheit mit gutem, reinen, unverletzten Gewissen und zeugnuß der warheit wider so vilfaltige lösterung und hindernussen entschuldigen sollen, daß solches, wie hievor gemeldet, anderst nicht dann Christlich allein zu der ehr Gottes, zu außbreittung seines H. Worts wider alle Abgötterey, Ketzerey und allerley schädliche verfälschungen reiner Lehr gemeint, auff das sovil muglich auch schädliche ergernus[B3r]sen verhüttet und die Kirchen widerumb in Gott gefällige Einigkeit zusamen gebracht werden möchten, Wölchs kein vernünfftiger, Gottseliger Christ und liebhaber deß fridens und der Göttlichen warheit, Da er der Sachen recht und grundtlich berichtet, nimmermehr schelten würdt. Dieweil aber sollichs nicht eins Menschen, sonder deß Sons Gottes Werck ist, der zu seiner Mutter auff der Hochzeit in Chana Galilee saget: „mein stund ist noch nicht kommen“4, So wöllen wir ime sollichs auch mit Glauben und Gebett bevelhen und seiner Stunde nach der Lehr Salomons (der bezeuget, daß alles sein zeit habe5) mit gedult erwartten. Wir haben gepflantzt und begossen6, das ist dem Herren Christo unsern schuldigen Dienst geleistet in dem Werck, das er uns nicht allein bevolhen, sonder auch vor seinem letsten Kampff, so ernstlich von seinem Vatter gebetten hat, da er sagt: „Heiliger Vatter, erhalte sie in deinem namen, Daß sie eins seien, gleich wie wir.“7 Darumb wöllen wir hoffen, er werde auch das gedeien darzu [B3v] geben, daß die angewendte arbeit im Herren nit umb sonst seie. Geschicht es nicht gleich alsbald, so würdt es doch endtlich auch sein stund finden. Dann weil diß Werck alle die, so deß grunds desselben rechtschaffen und nach notturfft berichtet worden, inen nicht allein wol gefallen lassen und derhalben E.F.G. und allen denen, so dasselbig getriben, gedancket, sonder auch alle befürderung darzu gethon und mich vermanet, nit nachzulassen biß es zu dem erwünschten end gebracht, unangesehen was ich für beschwerliche Nachreden, Spott und Schmach darüber erlitten oder noch erleiden möchte, Bin ich noch der gäntzlichen zuversicht, es werde es der Herr durch sein H. Geist nicht one grossen nutz und frucht der Kirchen erweckt haben, und wann man vermeint, daß man am fernesten von der Einigkeit seie, man villeicht und verhoffentlich allernächst dieselbige durch sein gnad und wunderbarliche Schickung zu der zeit, die er in seinem Raht bestimbt hat, erlangen werde. Im fahl es aber je gantz und gar nicht erfolgen solt, so soll dannoch dise arbeit nit umb sonst [B4r] geschehen sein, sonder iren lohn finden. Und wöllen wir 4
Joh 2,4 | 5 Vgl. Koh 3,1. | 6 Vgl. I Kor 3,6. | 7 Joh 17,11
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Sechs Predigten
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in der herrlichen Zukunfft deß Sohns Gottes, unsers Herren Jesu Christi, darvon er uns dann mit einem herrlichen, neuen, ungewonlichen und vor niemals gesehenen Stern von Himmel herab als dem zeichen deß Menschen Sons prediget, das zeugnuß mitbringen und haben, daß wir als seine liebe Kinder, Brüder und Glider dem Gottseligen friden in rechter auffrichtiger liebe der warheit nachgejaget haben, der alle darüber erlitne Schmach mit ewiger glori und Herrligkeit gewißlich und reichlich vergelten würdt. Demselben hiemit E.F.G. sampt deren Christlichen, Gottseligen Gemahln, jungen Herren und Fräulein in sein gnädigen Schutz und Schirm und derselben mich underthänig zu gnaden bevelhend. Geben zu Tübingen, den 17. Februarii 1573. E.F.G. Underthäniger williger Jacobus Andree D. [B4v leer] [1] Die erste Predig: von der Gerechtigkeit deß Glaubens vor Gott
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Biß daher haben wir gehandelt von den Artickeln unser Christlichen Religion, in wölchen sich mit unsern Kirchen zweien, die sich zu der Augspurgischen Confession nicht bekennen, als da seind Papisten, Zwinglianer, Schwenckfeldianer und Widertäuffer. Nun wöllen wir auch hören von ettlichen Artickeln, uber wölcher rechtem Spaltungen zwischen und eigendtlichem verstand der Augspurgischen Confession verwandte den Theologen Augspurgischer Theologen und Lehrer sich getrennet und nicht gleichförmige Lehr geführt Confession. haben, als namlich: Von der Gerechtigkeit Christi, die uns durch den Glauben zugerechnet würdt, Von notwendigkeit der gutten Wercken zur seligkeit, Von der erbsünde, Vom freien Willen, Von Kirchengebreuchen, die von Gott weder gebotten noch verbotten seind, so man Adiaphora nennet, Vom rechten brauch deß Gesetz Gottes in der Kirchen, Vom rechten und eigendtlichen underscheid deß Gesetzes und Evangelii und was eigendtlich die Lehr deß Evangelii seie. Endtlich auch von der Person Christi und Gemeinschafft der Eigenschafften der gött[2]lichen und menschlichen Natur in Christo. Von wölchen allen und einem jeden insonderheit wir auff das einfeltigest handlen und das urtheil dem gemeinen Layen auß seinem einfaltigen, Christlichen Catechismo anzeigen wöllen. Und auff dißmal allein von der Gerechtigkeit Christi reden, was I. Zwispaltung von der Gerechtigkeit deß dardurch verstanden werden soll, wann man lehret, daß uns die- Glaubens. Was sie eigendtlich heisse und seie. selbig zur Gerechtigkeit zugerechnet werde. Dann nachdem auß den Schrifften der Propheten und Aposteln alts und neus Die Gerechtigkeit der Testaments gnugsam und uberflüssig erwisen, das „die gerechtigkeit, so vor armen Sünder vor Gott allein in Christo zuGott gilt“,8 deren sich die arme Sünder in ihren höchsten anfechtungen suchen.
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Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3
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1. Cor. 1 | Esa. 53
Was durch die Gerechtigkeit Christi verstanden werden soll.
Andreas Osiander. Von der Wesentlichen Gerechtigkeit Gottes.
Rom. 1
Sechs Predigten
zutrösten haben, nicht mkönde nochm soll in unsern Tugenden oder guten Wercken gesucht noch mögen gefunden werden, wie droben wider die Papisten gnugsam erwisen, sonder daß man sie allein in Christo, dem herrn, suchen soll, der uns von Gott zur Gerechtigkeit gemacht ist9 und durch sein erkanndtnuß alle Rechtglaubige Christen gerecht und selig machet10. Hatt sich ein neue Disputation under ettlichen Lehrern der Augspurgischen Confession erhebt: Wie namlich solliche gerechtigkeit Christi, die uns durch den Glauben zugerechnet würdt, zuverstehn und zuerklären seie. Dann so Christus oder die Gerechtigkeit Christi genennet würdt, finden sich drey underschidne ding, die under disemo namen Christi begriffen seind. Namlich und zum ersten sein Göttliche Natur und ewige Gottheit. Zum andern sein menschlich [3] Natur, die er von Maria, der hochgelobten Jungfrauen, an sich genommen hat. Zum dritten sein Gehorsam, den er under dem Gesätz seinem himmlischen Vatter biß in den Todt geleistet hat. Weil dann drey underschidne ding seind, Göttlich und menschlich Natur und der Gehorsam, den er seinem himmlischen Vatter geleistet hat, ist die frag, Was under disen dreien Stucken uns durch den Glauben zur gerechtigkeit zugerechnet werde, darvon die heilig Schrifft, besonders S. Paulus, so außführlich disputiert und der Kirchen hinderlassen hat. Hie ist der ein theil zugefahren und fürgeben, das durch die Gerechtigkeit Christi soll verstanden werden die ewige wesendtliche „Gerechtigkeit Gottes“11, die Christus als warhafftiger Gott selbst seie, wölche durch den Glauben in den außerwölten wohne und sie treibe, recht zuthun. Wölchs kein Werck thun könde, sonder es müsse anders nichts dann Gott selbst sein, gegen wölches Gerechtigkeit aller Menschen Sünde seien, wie ein tropff Wasser gegen dem grossenp Meer12. Der grund aber sollicher außlegung ist diser gewesen, Daß namlich diser theil erstlich gesehen hat, auff die wort, so S. Paulus gebraucht hat, da er zun Römern geschriben: „Seitemal geoffenbaret würdt die Gerechtigkeit, qdie für Gott giltq“13 etc. Wölche seinem fürgeben nach eigendtlich anderst nichts heissen könde, denn das Wesen Gottes und also auch sein wesendtliche Gerechtigkeit, [4] gleichr wie die Güte und Barmhertzigkeit Gottes anderst nichts sein noch heissen denn Gottes Natur und Wesen, in wölchen nicht ein anders ist sein Wesen und ein anders seine Gerechtikeit, Güte und Barmhertzigkeit, sonder solliche Tugenden in Gott seien sein Göttlich Wesen selbst. Darumb er auch unwandelbar ist und sich nicht verwandelt oder endert wie ein Mensch, in dem ein anders ist sein Wesen, ein anders seine Tugenden und, da er dieselbige verleuret, noch ein warhafftiger Mensch ist und bleibet.
m – m nicht in B, C, D, E, F | n danach: darinnen B, C, D, E, F | o dem B, C, D, E, F | p nicht in B, C, D, E, F | q – q Gottes B, C, D, E, F | r cj.: leich A2 9 Vgl. I Kor 1,30. | 10 Vgl. Jes 53,11f. | 11 Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | 8). | 13 Röm 1,17; vgl. Röm 3,21; Röm 10,3.
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Vgl. Sir 18,10 (Vg
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1. Von der Gerechtigkeit des Glaubens vor Gott
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Derhalben hat er gelehret, so ein Mensch dies Gerechtigkeit Christi ergriffen habe durch den Glauben, so werde er umb derselben willen vor Gottt für gerecht gehalten und könde in Gott so wenig verwerffen, so wenig der Vatter sein lieben Son Christum verwerffen könde, Denn er hab der Göttlichen Natur gemainschafft. Wasu istv aberw Gottes Natur? Es ist ewige Warheit, Gerechtigkeit, Weißheit, ewigs leben, fride, freude, seligkeit und was man guts nennen kan. Wer nun Gottes Natur theilhafftig würdt, der uberkombt diß alles: daß er ewig lebet und ewigen fride, freud und seligkeit hat und lautter, rein, gerecht und allmechtig ist wider den teuffel, Sünde und Tode. Auff disen verstand hat er hernach alle Sprüch alts und neus Testaments gezogen, die von der Gerechtigkeit Christi reden, so den Glaubigenx soll mitgetheilet und zugerechnet werden. Sonderlich aber die Sprüch Jeremie und Danielis, da namlich also geschriben stehet: „Sihe es [5] kombt die zeit, sprücht der Herr, daß ich dem David ein gerecht Gewächs erwecken will und soll ein König sein, der wol regieren würdt und Recht und Gerechtigkeit auff Erden anrichten. Und diß würdt sein Name sein, daß man ine nennen würdt Herr, der unser Gerechtigkeit ist.“14 Darauß hat er also geschlossen, Weil hie gesetzt seie der grosse name Gottes, Herr, wölcher keiner Creatur zugelegt werde und also weder menschlicher Natur noch einichem Werck eines Menschen gemein ist und derselbig Herre soll unser Gerechtigkeit sein, so könde und müsse dardurch anders nichts, denn die ewige, natürliche, wesendtliche Gerechtigkeit Christi, deß Sons Gottes verstanden werden, die in den Glaubigen wohne, wölche ist Christus, der herr, selbst, und daß umb derselben willen sie für gerecht gehalten werden. Der ander Spruch ist genommen auß dem propheten Daniel, da der Prophet also von der zukunfft Christi geschriben hat und anzeigt, was er uns auff Erden heilsams außrichten solle: „Sibentzig Wochen seind bestimpt uber dein Volck und uber deine heilige Stette, so würdt dem ubertretten geweret und die sünde zugesigelt und die Missethat versönet und die ewige Gerechtigkeit gebracht“15 etc. Und hat diser Theil also auß disem Spruch geschlossen: Die ewige gerechtigkeit, die der Messias mit sich bringen werde, die seie anders nichts, denn die wesentliche Gerechtigkeit deß Sons Gottes, unsers Herrn Christi, der in seinen außerwölten ewig wohnen und bleiben werde. Und wie [6] er in inen alles sein werde, also werde er auch ir Gerechtigkeit sein, wölches durch sein Einwonung in uns auff Erden anfahe doch schwächlich, aber im andern Leben volkommen sein und bleiben werde. Der dritt Spruch ist auß S. Paulus Epistel an die Corinthier genommen, da S. Paulus also geschriben hat: Christus ist uns von Gott gemacht „zur Weißheit s
danach: wesentliche B, C, D, E, F | t am Rand: Mal. 3 C | u davor: Dann B, C, D, E, F | v danach: spricht er C | w nicht in B, C, D, E, F | x danach: umb deß verdiensts Christi willen C 14
Jer 23,5f; vgl. Jer 33,15f. | 15 Dan 9,24
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Jere. 23
Dan. 9
1. Cor. 1 | Jere. 9
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Rom. 3
Gegenlehr der Christlichen Augspurgischen Confessions verwandten Theologen. D. Mörlin etc.
Was eigentlich die Gerechtigkeit deß Glaubens seie oder heisse.
Was eigentlich das wort Rechtfertigen heisse.
Sechs Predigten
und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung, auff daß, wie geschriben stehet, ,wer sich rhümet, der rhüme sich deß Herren‘.“16 und hat diser Theil hirauß also geschlossen, Weil Christus uns darumb zur Gerechtigkeit gemacht seie, auff daß wer sich rhüme, deß Herrn sich rhüme, der Name aber Herr seie, der grosse Name Gottes, dardurch nichts denn das Göttlich Wesen verstanden werde. So müsse volgen, das Christus allein nach der Göttlichen Natur unser Gerechtigkeit seie, dessen ewige und wesentliche Gerechtigkeit uns zugerechnet werde durch den Glauben. Auff disen Verstand seind von disem Theil alle Sprüch alts und neus Testaments gezogen worden, die von der Gerechtigkeit deß Glaubens reden, sonderlich aber die von der einwonung Christi in unsern Hertzen lautten, Als Ro. 3: „Nun ist ohne zuthun deß Gesätzes die Gerechtigkeit Gottes geoffenbaret, damit er darbiete sein Gerechtigkeit, auff das er allein gerecht seie und gerecht mache den, der da ist deß Glaubens an Jesu.“17 Item Ro. 10y: „Sie erkennen die Gerechtigkeit Gottes nicht und [7] trachten, ir eigne Gerechtigkeit auffzurichten, und seind der Gerechtigkeit Gottes nicht underthon.“18 2. Cor. 5z: „Gott hat den, der von keiner Sünde wußte, zur sünde gemacht, auff daß wir in ime wurden die Gerechtigkeit Gottes.“19 Psal. 71a: „Errette mich durch deine Gerechtigkeit.“20 Item: „mein Munde soll verkündigen dein Gerechtigkeit.“21 Item: „ich preise dein Gerechtigkeit alleine.“22 Item: „meine Zunge dichtet täglich nach deiner Gerechtigkeit.“23 Wölche sprüch alle zumal, wie andere vilmehr allein von der wesentlichen Gerechtigkeit Gottes von disem theil verstanden und auff die Gerechtigkeit deß Glaubens gezogen werden, darvon S. Paulus an die Römer und in andern seinen Episteln geschriben hat. Der ander theil aber hat gehalten, gelehret und geschriben, daß durch das Wort „Gerechtigkeit Gottes“ in der Lehr von der Gerechtigkeit deß Glaubens nicht soll verstanden werden die wesentliche „Gerechtigkeit Gottes“24, die Gott selbst ist und durch den Glauben auch in den außerwölten wohnet, sonder es heisse anders nichts denn vergebung der Sünden umb Christi willen, der Gott und Mensch ist und hat für uns das Gesatz Gottes volkommen erfüllet. Oder daß ichs noch deutlicher sage: Es heisse eigentlich den gehorsam Christi, der uns durch den Glauben zur Gerechtigkeit zugerechnet werde, gleich wie auch der Glaub an Christum mit gewächselter Rede uns zur gerechtigkeit würdt zugerechnet. [8] Und hat diser Theil fürnemlich auff den eigentlichen und rechten Verstand deß Worts „Rechtfertigen“ gesehen und getrungen, wie sollichs von S.
y
am Rand: Rom. 10 D | z am Rand: 2. Cor. 5 D | a am Rand: Psal. 71 D
16
I Kor 1,30f; Jer 9,22; vgl. Röm 5,11; II Kor 10,17. | 17 Röm 3,21.26 | 18 Röm 10,3 | 19 II Kor 5,21; vgl. Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3. | 20 Ps 71 (Vg 70),2 | 21 Ps 71 (Vg 70),15 | 22 Ps 71 (Vg 70),16 | 23 Ps 71 (Vg 70),24 | 24 Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3
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1. Von der Gerechtigkeit des Glaubens vor Gott
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Paulo in disem Handel nach art der Hebraischen Sprach ist gebraucht worden, In wölcher es heißt Recht sprechen und für gerecht halten oder von der Ungerechtigkeit absolvieren und ledig sprechen, wie geschriben stehet, Esa. 5: Weh denen, die den Gotlosenb Recht sprechen umb Gelts willen.25 Pro. 17: „Wer den Gottlosenc Recht spricht und den Gerechten verdambt, die seind beide dem Herrn ein Greuel.“26 Psal. 51: „Auff das du recht behaltest in deinen Worten,“ wann du gerichtet würst.27 Job. 9: „Wann ich mich schon selbs will rechtfertigen, daß ist für gerecht halten, so verdampt er mich doch.“28 In wölchen Sprüchen allen, wie andern dergleichen mehr, das Wort „Rechtfertigen oder Rechtfertiget werden“ anders nichts heißt, denn für gerecht gehalten und gesprochen und von der ungerechtigkeit absolviert, das ist ledig und loß gesprochend, werden. ln disem verstand habe S. Paulus auch in der Disputation von der Gerechtigkeit deß Glaubens das Wort „Rechtfertigen“ in der Epistel an die Römer und in andern seinen Schrifften gebrauchet, das namlich Rechtfertigen ein armen Sünder oder gerechtfertiget werden, heisse anders nichts, denn von seinen Sünden ledig und loß gesprochen werden, vergebung der Sünden erlangen, für fromm und gerecht gehalten werden. [9] Wölchs sonderlich auß S. Paulus Reden wol zuverstehn seie, dieweil er die zwey Wort, Rechtfertigen und Verdammen, gleich wie auch Salomon zusamen setzet, da er also schreibt: „Wer will die außerwölten beschuldigen, Gott ist, der Rechtfertiget. Wer will verdammen, Christus ist hie, der gestorben ist.“29 Da dann lautter und klar, daß das wort Rechtfertigen heisset anders nichts dann Absolvieren, ledig und loß sprechen von Sündene und also für gerecht halten. Was aber Gott ansehe, wann ein armer Sünder für den Richterstul Gottes gefüret und seiner sünden halben von dem Teuffel und seinem eignen Gewissen anklaget würdt, das zeiget S. Paulus mit klaren Worten an. Nämlich nit deß armen Sünders Gerechtigkeit, Tugend oder gute Werck, sonder er sagt: Christus ist hie, das ist, der himmelisch Vatter sihet Christum an. Was sihet er aber an, sein Göttlich Natur, sein wesendtliche Gerechtigkeit? Nein, sonder er spricht: Der gestorben ist etc. Darmit S. Paulus den gantzen Gehorsam Christi begreiffet, den er dem Vatter under dem Gesetz geleistet hat biß in den schmählichsten Tod deß Creutzes.30 Dann das ist das letst und das schwerest gewesenf, nämlich sein leiden und sterben. Darumb eigentlich zureden, so ist der Christen Gerechtigkeit auff erden vor Gott und also die Gerechtigkeit deß Glaubens anders nichts dann vergebung der sünden auß lautter gnaden Gottes durch den glauben umb deß einigen
b e
danach: rechtfertigen, das ist C | c danach: rechtfertiget, das ist C | d cj.: gesprowen A2 danach: und der verdamnuß C | f danach: an seinem Gehorsam, den er für uns geleistet hat C
25 Vgl. Jes 5,23. | 5,15–19; Phil 2,8.
26
Prov 17,15 |
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Ps 51 (Vg 50),6 |
28
Hi 9,20 |
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Röm 8,33f |
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Vgl. Röm
In was verstand S. Paulus das wort Rechtfertigen gebraucht.
Rom. 8
Was Gott ansehe, wann er ein armen Sünder rechtfertiget.
Phil. 2 | Rom. 5
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Rom. 3
Phil. 3
hRom. 4h
Gal. 3 Col. 2
Sechs Predigten
Gehorsams Christi, deß Sons Gottes und Marie, willen, der uns [10] zur Gerechtigkeit zugerechnet würdt. Auff diesen verstand seind alle Wort S. Pauli gerichtet, die er nicht allein in der Epistel an die Römer, sonder auch an alle andere Kirchen geschriben hat. Als da er schreibet: „So halten wir es nun, das der Mensch Rechtfertiget werde oder gerecht werde ohn deß Gesetzes Werck allein durch den Glauben.“31 Item Rom. 5g: „Gleich wie durch eines Menschen ungehorsam vil Sünder worden seind, also auch durch eines Gehorsam werden vil gerecht.“32 Wie aber verstanden werden soll, das er sagt, durch eines Gehorsam, auff daß nicht ein anders unser Gerechtigkeit und eines anders der gehorsam seie, dardurch wir die gerechtigkeit vor Gott erlangen, erkläret S. Paulus an die Philipper mit hellen worten, da er schreibet: „Was mir gewin war, das habe ich umb Christus willen für schaden geachtet. Dann ich achte es alles für schaden gegen der uberschwencklichen erkanndtnuß Christi Jesu meines Herren, umb wölchs willen ich alles habe für schaden gerechnet und achte es für dreck, auff das ich Christum gewinne und in ime erfunden werde, daß ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die auß dem Gesätz, sonder die durch den Glauben an Christo kompt, Namlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem glauben zugerechnet würdt, zuerkennen ine und die Krafft seiner Aufferstehung und die gemeinschafft seines leiden, das ich seinem Todt ehnlich werde, damit ich entgegen komme zur Aufferstehung der Todten.“33 [11] Hie erkläret S. Paulus deuttlich die Gerechtigkeit deß Glaubens, warinn sie bestehe und was Gott an seinem Sone ansehe, umb deßwillen er uns unser Sünden nicht entgelten leßt, sonder für Gerecht halte, ob wir gleich unserer verderbten Natur halben noch Sünder seien, Nämlich die Krafft seiner Aufferstehung und die Gemeinschafft seines Leiden, das Christus Leiden und Tod unser Tod ist, dem wir durch den glauben ehnlich werden und der Krafft seiner Aufferstehung geniessen. Wie er abermals zun Röm. 4. schreibet: „Er ist umb unser Sünde willen dahin gegeben und umb unser Gerechtigkeit willen widerumb aufferwecket.“34 Das ist, so bald Christus von Todten erstanden, ist die krafft seiner Aufferstehung so groß, daß, wer an ihn glaubt, für kein Sünder mehr gehalten, sonder vor Gott gerecht gehalten ist und angezogen hat den gehorsam Christi, den er dem Vatter biß in den Tod geleistet hat. Wie geschriben stehet: „Wie vil euer getaufft seind, die haben Christum angezogen.“35 Und abermals: „Ir seid mit ihme begraben durch die Tauffe, in wölchen ir auch seid aufferstanden durch den Glauben, den Gott würcket, wölcher in aufferweckt hat von den Todten und hat euch auch mit im Lebendig gemachet, da ihr Tod warend in den Sünden und hat uns geschenckt alle Sünde und außgetilget die Handgeschrifft, so wider uns war.“36
g 31
am Rand: Rom. 5 D | h – h nicht in C Röm 3,28 | 32 Röm 5,19 | 33 Phil 3,7–11 | 34 Röm 4,25 | 35 Gal 3,27 | 36 Kol 2,12–14
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Auß wölchem allem lautter und klar ist, Wann von der Gerechtigkeit deß Glaubens und von unser Rechtfertigung vor Gott in der H. Schrifft [12] geredt würt, daß dardurch anderst nichts gemeinet noch verstanden werde, dann wie wir unser Sünden vor Gott ledig und loß werden, die wir begangen haben und unserm Fleisch noch anhangen, die wir auch nicht gantz und gar ablegen könden, so lang wir in diser Welt leben. Und was Gott ansehe, umb dessen willen er uns weder für Sünder halten, noch als sündige, ungehorsame Kinder ewig verwerffen und verdammen wölle, Namlich anders nichts dann den Gehorsam Christi, den er zur Buß und bezalung für unser Sünde und zu unser Gerechtigkeit seinem Vatter biß in den Tod geleistet hat. Daher S. Paulus an dem ort, da er von unser Rechtfertigung vor Gott redet, deß Propheten Davids Zeugnuß einführet von Vergebung der Sünden und spricht: „Nach wölcher weise auch David saget, das die seligkeit sey allein deß Rom. 4 Menschen, wölchem Gott zurechnet die Gerechtigkeit ohne zuthun der Werck, da er spricht: ,Selig seind die, wölchen ire ungerechtigkeit vergeben Psal. 32 seind und wölchen die Sünde bedecket seind. Selig ist der Mann, dem Gott keine Sünde zurechnet‘37.“38 Da dann klarlich angezeigt würdt, daß unser Gerechtigkeit vor Gott anderst nichts seie, dann vergebung der Sünden, daß Gott Sünde zudecket mit dem Blut seines Sons und zur Verdamnuß nicht zurechnet. Dann Rechtfertigen oder gerecht machen, ungerechtigkeit vergeben, sünde bedecken, sünde nicht zurechnen, S. Paulo einerley Reden seind und eine für die ander genommen und verstanden würdt. [13] Nachdem aber in heiliger Schrifft nicht auff einerley weise Ungleiche reden von der Gerechtigkeit von dieser Gerechtigkeit geredet, sonder die Reden ein ander deß Glaubens in der heiligen Schrifft: wie sie mit einander sollen verglichen ettwas ungleich scheinen, daher ist auch entstanden, daß unglei- werden. cher verstand derselben ist eingefallen, wölchs aber der einfältig Laye also mercken soll. Dann in der gerechtigkeit deß Glaubens allwegen drey ding zusamen kom- Was zur Gerechtigkeit men und bey einander seind und keins ohne das ander den Menschen vor vor Gott erfordert werde. Gott rechtfertiget. Erstlich ist es die lauttere Gnad Gottes. Zum andern der Gehorsam oder Verdienst Christi. Zum dritten der Glaube. Dann wa die Gnad Gottes, deß Vatters, nicht ist, da ist weder der Verdienst Christi noch der Glaube. Und widerumb, wa man Christum in seinem Gehorsam nicht hat, da ist kein Gnad Gottes zuhoffen. Item, wa der glaub nicht ist, da nutzet weder die Gnad Gottes noch der Gehorsam Christi. Darumb in der Rechtfertigung deß armen Sünders vor Gott gehören dise drey ding zusamen, Gottes Gnad, der Gehorsam Christi und ein warhafftiger Glaube. Dann Gott ist allein gnädig umb Christus Gehorsam willen durch den Glauben. Und dise drey Stuck werden zun zeitten alle zusamen gesetzt, als da Christus spricht: „Also hat Gott die Welt geliebet, das er sein eingebornen Son gabe, Joan. 3 37
Ps 32 (Vg 31),1f | 38 Röm 4,6–8
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Rom. 3
Rom. 4
Der Gehorsam Christi in heiliger Schrift auff vilerley weise außgesprochen.
Sechs Predigten
auff das alle, die an in glauben, nicht verloren werden, sonder das ewig Leben haben.“39 Hie hats Christus alle drey begriffen, die Liebe, das ist die [14] Huld und Gnad Gottesi, den Gehorsam Christi seines Sons und den glauben an ihne. Wa sich dise drey Stuck beisamen finden, da findet sich auch die Gerechtigkeit deß Glaubens, wölche ist vergebung der Sünden. Gleicher gestalt hat sie auch S. Paulus zusamen gesetzt, da er also schreibt: „Es ist hie kein underscheid, sie seind alle zumal Sünder und mangeln deß Rhumbs, den sie an Gott haben sollen und werden ohne Verdienst gerecht auß seiner gnade durch die erlösung, so durch Christum Jhesum geschehen ist, wölchen Gott hat fürgestelt zu einem Gnadenstul durch den Glauben in seinem Blut, damit er die Gerechtigkeit, die für ihme gilt, darbiete, in dem das er die Sünden vergibet“40 etc. Hie meldet S. Paulus außtruckenlich dise obgesetzte drey Stuck, die Gnad Gottes, den Glauben und das Blut Christi, dardurch er seinen Gehorsam verstehet und zeiget klar an, das die Gerechtigkeit, die Gott darbiete, seie anders nichts dann vergebung der sünden. Zun zeitten aber würdt nur eins allein, zun zeitten zwey gemeldet und müssen die andern darbey verstanden werden. Als da S. Paulus schreibet: „Dem aber, der nicht mit Wercken umbgehet, glaubet aber an den, der die Gottlosen gerecht machet, dem würdt sein Glaube zur Gerechtigkeit zugerechnet.“41 Hie würdt allein der Glaub genennet, der zur Gerechtigkeit zugerechnet würdt. Aber es muß darbey verstanden werden Christus, an den er glaubet, und die gnad Gottes, auß wölcher Gnaden wir glauben. [15] Also auch Christus, da er sagtj: Der heilig Geist werde „die Welt straffen umb die gerechtigkeit, dann er gehe zum Vatter,“42 nennet allein seinen Gang, daß ist sein Gehorsam, der unser Gerechtigkeit sein werde, wölcher doch ohne den Glauben niemand nutzet. Es ist auch wol zumercken, das der gehorsam Christi in heiliger Schrifft auff mancherley Weise außgesprochen würdt. Wölches, da es der Christlich Leser nicht wol warnimbt, ihme gedancken bringen möcht, als ob die Christen vilerley Gerechtigkeit deß Glaubens hetten. Dann ettwa würdt erk verstanden durch das wort Blut, Rom. 3l: „Wölchen Gott hat fürgestelt zu einem Gnadenstul durch den Glauben in seinem Blut.“43 Und 1. Jo. 1m: „Das blut Jhesu Christi, seines Sons, reiniget uns von allen Sünden.“44 Ettwa durch das wort Gang, Jo. 16: Dann „ich gehe zum Vatter“45; ettwa durch das wort „Leiden“, Phil. 346; ettwa durch das wort „Tod“, Col. 247, Und dergleichen, dardurch doch anderst nichts gemeinet denn der unschuldig gehorsam, den er dem Vatter für uns und zu unser Erlösung und Rechtfertigung geleistet hat.
i danach: deß Vatters C | j am Rand: Johann. 16 D | D | m am Rand: 1. Johan. 1 D 39 Joh 3,16 | 40 Röm 3,23–25 | 41 Röm 4,5 | 16,10 | 46 Phil 3,10 | 47 Kol 1,22
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sollicher gehorsam C |
Joh 16,8.10 |
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am Rand: Rom. 3 I Joh 1,7 |
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1. Von der Gerechtigkeit des Glaubens vor Gott
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Ja, spricht aber ein einfeltiger Laie, ich höre wol, daß zu beiden theilen dem Herren Christo unser Gerechtigkeit vor Gott zugeleget würdt, aber nicht in einerley Verstand, und höre doch, daß beide theil die heilig Schrifft anziehen. Wer will aber mir sagen, wölcher theil recht oder unrecht darvon rede? Dann ich bin ein einfeltiger Laie, kan weder schreiben noch lesen, wem soll ich glauben oder volgen? [16] Hie soll ein einfeltiger Lay seinen einfeltigen Christlichen Kinderglauben herfür nemen und darinnen sein Gerechtigkeit suchen, so würdt er bald sehen, wölcher theil recht oder unrecht daran seie. Dann ein jeder einfeltiger Christ muß sein Gerechtigkeit vor Gott allein in seinem Christlichen Glauben suchen, sonst würdt er sie nirgend finden. Dann in den zehen Gebotten findet er wol ein Gerechtigkeit, die aber ime zuschwer ist, die auch ihne stetigs anklaget und verdammet, vor wölchen er weder rhu noch rast hat, biß er die Gerechtigkeit findet und erlanget, die in seinem Christlichen Glauben begriffen ist. Wa stehet sie dann? Da du also sprichst: Ich glaube vergebung der Sünden, das ist, ich glaube, ob ich wol ein armer Sünder bin und umb meiner Sünden willen billich solte verdampt werden, so zweiffele ich doch nicht, Gott werde mich meiner sünden nicht entgelten lassen, sonder mir dieselbige auß gnaden verzeihen. Ja, spricht einer, Gott ist nicht allein gnädig, sonder auch gerecht, der will seine Gebott gehalten haben und alle ubertretter derselben straffen. So antworte du: Das hat er gestrafft an seinem lieben Son, an den ich glaube, wie dann mein Christlicher Glaube außweiset, da ich also bekenn: Ich glaub in Jesum Christum sein eingebornen Son, unsern Herrn, der empfangen ist vom heiligen Geist, Geborn auß Maria, der Jungfrauen, Der gelitten hat under Pontio Pilato, gecreutziget, gestorben und begraben, abgefahren zur Hölle, am dritten [17] tag wider aufferstanden, etc. Das alles ist von unser armen Sünder wegen geschehen und nicht von seinet wegen, der es als der aller heiligst nicht verschuldet noch bederfft hat, Dern „ist uns gegeben, uns geboren“48, „uns gestorben und umb unser Rechtfertigung willen wider aufferstanden“49, das ist, Er hat mit seiner aufferstehung bezeuget und gwaltig erwisen, das durch sein Gehorsam, Leiden und Sterben alle unser Sünde volkommen gebüsset und wir von derselben gerechtfertiget, (das ist) ledig und loß gemacht worden seien, das Glaub ich und daran zweiffel ich nicht. Also fellet der einfältig, Christlich Kinderglaub das urtheil und bezeuget, was unser Gerechtigkeit vor Gott seie, nämlich nicht die einwonende, wesentliche Gerechtigkeit Gottes50, sonder der Gehorsam Christi, Gottes und des Menschen sons, den er nicht schuldig gewesen, dieweil er nicht ein pur lautter Mensch wie andere Menschen, sonder auch der warhafftig natürlich Son n 48
Diser C Jes 9,5 | 49 Röm 4,25 | 50 Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3
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Wie ein Christlicher Lay dise Zwiespalt auß seinem einfaltigen Kinderglauben entscheiden und urtheilen solle. Underscheid der Gerechtigkeit deß Gesetzes und deß Glaubens.
Einrede
Widerlegung
Esa. 9 | Rom. 4 Rom. 4
Urtheil deß Glaubens von der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.
40
Widerlegung deß andern theils Grunde.
1. Cor. 6 | Joan. 14 | Rom. 8
Dan. 9 | 1. Cor. 13
Sechs Predigten
Gottes geweseno und denselben für uns und zu unser Rechtfertigung dem Vatter geleistet hat, der uns durch den glauben zugerechnet würdt, wann wir Christum durch denp Glauben ergreiffen und uns zueignen. Was wöllen wir aber sagenq zu deß andern theils meinung und grundr, der fürgibt, das auch die wesentliche Gerechtigkeit unser und in uns seie und treibe uns rechtzuthun und da sollicher trib Gottes nicht in uns seie, so sey auch unser glaube nichts. Darauff soll ein einfältiger Christ also antworten: War ist es, das Gott die Gerechtigkeit wie [18] auch die weißheit und warheit selbst ist. Es ist auch warhafftig also, das nämlich Gott, der die ewig Gerechtigkeit selbst ist, in den glaubigen und außerwölten als in seinem Tempel wohnet und heiliget sie und treibet sie Recht zuthun.51 Aber sollichs ist gar ein andere Frag und gehöret nit hieher, wann man fraget, was Gott anschaue an einem armen Sünder, umb dessen willen er ine für fromm und gerecht halte nicht anderst, als wann er den volkomnen Gehorsam deß Gesetzes sgeleistet hettes mit Hertzen, Gedancken, Worten und Werckent. Dann hie sihet der Vatter seinen Son an allein in dem Gehorsam, den er für die Sünder geleistet hat, Und umb desselben Gehorsams willen rechtfertiget er den Sünder von seinen Sünden, daß ist, er spricht in ledig. Und nachdem er zu Gnaden auffgenommen und seiner Sünden vergebung erlanget hat, so wohnet als dann nicht allein Christus, sonder auch der Vatter und heiliger Geist in einem sollichen armen Sünder, uin dessenu Natur noch die Sünde stecketv, helffen, ime darwider streitten und fahen an in auch frömmer und heiliger in seiner Natur machenw, biß die ewige volkomne Gerechtigkeit volget, darvon Daniel weissaget52, wann nämlich der Glaube und Hoffnung auffhören und wirx nicht allein für gerecht gehalten, sonder auch mit der That und Warheit in unser Natur und Wesen volkommen gerecht und selig sein und ewig bleiben werden. Darumb, ob wol der Anfänger dises Streits [19] und verthedinger diser Meinung sich hin wider erkläret, das er in Anfechtungen niemandt zu der wesentlichen Gerechtigkeit (sich derselben vor Gottes Gericht zutrösten) weisey, sonder allein auff das bitter leiden und sterben Christiz, so ist doch dise Rede (wir seind vor Gott gerecht durch die wesendtliche „Gerechtigkeit Gottes“53) in der heiligen Schrifft nicht gebräuchlich, darauß auch oberregter Streitt entstanden und soll billich ferner, ergernuß und uneinigkeit zuverhütten und die reine Lehr von der Gerechtigkeit deß Glaubens zuerhalten, nicht ge-
o nicht in C | p warhafftigen C | q nicht in C | r danach: sagen C | s – s nicht in C | t danach: geleistet hette C | u – u unangesehen, daß in desselben C | v danach: aber nicht herschet C w zumachen C | x danach: als dann C | y nicht in C | z danach: weise C 51 Vgl. Joh 14,23; Röm 8,9–17.28–39; I Kor 6,19. | Röm 3,21; Röm 10,3
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Vgl. Dan 9,24; I Kor 13,10. |
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Röm 1,17;
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1. Von der Gerechtigkeit des Glaubens vor Gott
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braucht, sonder die Sprüch S. Pauli in irem rechten eigendtlichen verstand erhalten werden. Unda das sey genug gesagt von dem ersten Artickel, darüber die Theologen der Augspurgischen Confession sich mit einander gezweiet. Und ob es wol ein gantz ärgerlicher Streit gewesen, so hat doch Got, der nichts böses geschehen liesse, wann er nicht ettwas guts darauß machen köndte, seiner Kirchen disen nutzen dardurch geschöpffetb, daß der Hauptartickel unsers Christlichen Glaubens, daran unser seligkeit gelegen, dermassen erleuttert, das nicht ein Spruch im alten oder neuen Testament verblibenc, der nicht auff die Wag gelegt und erwegen und sich endlich befunden, das der armen Sünder Gerechtigkeit weder in unsern Tugenden noch Wercken noch in der inwohnung Gottes wesendtlicher Gerechtigkeit in uns, sondern allein im Gehorsam unsern Herrn Jesu Christi zu suchen seie, Wölcher uns durch den glauben zur Gerechtig[20]keit zugerechnet und umb desselben willen allein uns alle unsere Sünde verzigen und vergeben werden. Und ist auch diser Streit dermassen durch Gottes Gnad verloschen, das meines wissens niemandt vorhanden, der sich desselben anneme oder sich under stünde, die Kirchen Gottes verner darmit zubetrieben. Darumb dem Allmächtigen billich zu dancken und zubitten, das dergleichen mit andern zweispalten auch geschehe, von wölchen wir in den nachvolgendend Predigen handlen wöllen. Demselben sey lob, ehr und preise in ewigkeit. Amen.
Was für Nutz auß disem streit entstanden.
Die ander Predig: von gutten Wercken
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Es hat sich fast eben auch umb dieselbige zeit als die ergerlich Zweispalt von der Gerechtigkeit deß Glaubens sich erhaben, ein Streit uber etlich Reden von den gutten Wercken under der Augspurgischen Confession verwandten Theologen zugetragen. Das namlich einer nachvolgenden worten sich vernemen lassen: Gutte Werck seien nöttig zur seligkeit, und: unmuglich seie, one gutte Werck selig werden, Und: Niemand seie jemals ohne gutte Werck selig werden, Und: Es seie unmüglich, ohne gutte Werck selig werden. [21] Dise reden seind fürnemlich umb zweier ursachen willene für ärgerlich und unleidenlich gehalten worden. Erstlich, Das sie der Lehr von der Rechtfertigung deß Glaubens, darinnen die seligkeit stehet, zuwider lautten, da S. Paulus klarlich bezeuget, das wir Gerecht und selig werden allein durch den Glauben umb deß einigen verdiensts Christi willen ohn alle Werck, wie in der Epistel S. Pauli an die Römer klarlich zusehenf.54 a
nicht in C | b geschaffet C | c überbliben C | d cj.: nachvolden A2 | e danach: angefochten C danach: wie geschrieben steht: So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde ohne deß Gesetzes Werck, allein durch den Glauben, Rom. 3 C f
54
Vgl. Röm 3,28.
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II. Die ander Zweispalt, uber dem Artickel von gutten wercken.
D. Georgius Major
Warumb dise Reden ärgerlich. 1. Rom. 3
42 2.
Vermeinte Grunde deß ersten Theils Meinung.
Rom. 10
1. Cor. 13
D. Nicolaus von Ambsdorff
Matth. 1
Phil. 5
Phil. 3
Sechs Predigten
Zum andern, daß sie eben zu der zeit auff die Ban gebracht worden, da die Papisten hart auff ein lauttere Bekanndtnuß getrungen: Ob wir die Werck von der Gerechtigkeit deß Glaubens gäntzlich außschliessen und allein dem Glauben zumessen? Da nun solche Reden den Papisten eingeraumbt, werde hiemit der Artickel von unserg Rechtfertigungh nicht allein verdunckelt, sonder endtlichi der Bäpstisch verdampt irrthumb widerumb bestetiget, daß die Leut ir seligkeit, wo nicht gantz und gar, doch zum theil auff ihre gutte Werck setzen, wölches keins wegs zuleiden noch nachzugeben. Der Grund aber, damit diser Theil seine Reden sich understanden zubeweisen, ist fürnemlich auff die Sprüch H. Schrifft gesetzt, wölche von den Rechtglaubigen und zu Gott bekerten Christen gute Werck als Früchten deß Glaubens und desselben Gerechtigkeit erfordern. Als nämlich da S. Paulus geschriben: „So man mit dem Munde bekennet, so würdt man selig.“55 Nun seie die Bekannt[22]nuß deß Namens Christi notwendig, darumb seie sie auch notwendig zur Seligkeit. Item, daß S. Paulus abermals geschriben: „wann ich allen glauben hette, also das ich Berg versetzte und hette die Liebe nicht, so were ich nichts.“56 Item, die gute Werck haben ire Belonung in diser und zukünfftiger Welt, darumb seien sie nötig zur Seligkeit. Dargegen hat der ander Theil geschriben: Die gute Werck seien nicht allein nicht nötig, sonder auch schädlich zu der Seligkeit. Dann die Seligkeit seie nicht ein Werck unserer Händen, daß ist, die wir durch den Verdienst unserer Werck erlangen, sonder sie seie allein durch das Werck der Erlösung, daß ist durch den Verdienst deß allerheiligsten und unschuldigen gehorsams Christij, erlanget und verdienet worden. Darumb, wann man von der Seligkeit disputiere, wie dieselbige uns seie verdienet worden, dak soll man aller Menschen Werck, wie heilig sie immer gewesen seien, so weit hindan setzen, so weit der Himmel von der Erden ist, auff daß dem Herren Christo sein Ehr bleibe, die er keinem andern geben will, der darumb den Namen Jhesus getragen, dann sagt der Engel: „Er würdt sein Volck von seinen Sünden selig machen.“57 Daher dann S. Paulus alle seine Gerechtigkeit für Schaden und Dreck achtetl 58, auff daß er Christum gewinne und nicht in seiner eigen Gerechtigkeit, sonder in der Gerechtigkeit erfunden werde, die von Gott dem Glauben zugerechnet würdt, [23] wölche stehet in der „Gemeinschafft der Leiden undm Krafft der Aufferstehung“ Christi59. Darumb wann ein Mensch der Meinung gute, daß ist von Gott bevolhne, Werck thu, das er dardurch verhoff, die Seligkeit zuerlangen, so seien solich Werck ihme zur Seligkeit schädlich, dann was Christo allein zugehöret, das g k 55
der C | h danach: vor Gott C | i danach: auch C | nicht in C | l geachtet C | m nicht in F
j
danach: allen büßfertigen Sündern C
Röm 10,10 | 56 I Kor 13,2 | 57 Mt 1,21 | 58 Vgl. Phil 3,8. | 59 Phil 3,10
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2. Von guten Werken
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lege er seinen Wercken zu, daß Sünde unrecht und demnach auch schädlich seie. Hie spricht ein gemeiner Laye: wie soll ich mich in diser Spaltung richten? Dann sie führen zu beiden theilen die heilig Schrifft. Und ist je nöttig, das man die Lehr vom Glauben und gutten Wercken zugleich und mit einander treibe, darmit nicht ein sollicher glaube verstanden werde, der Tod und ohne gute Werck seie. Dann spricht er: es stehet meines erachtens eben so ein grosse gfahr auff dem vermeinten Epicurischen Glauben, der sich keins gutten Wercks befleissiget und sich selbst nicht destmindern verwenet, er wöll selig werden, Als auff dem gleßnerischen vertrauen auff die gutte Werck, dardurch die gleißner verhoffen, die seligkeit zuerlangen oder zuverdienen. Darmit nun ein einfältiger Laye sich wisse in disen Streit zuschicken, so nemme er abermals seinen alten, einfältigen, Christlichen Glauben für sich, darinnen allein und sunst nirgendt er sein seligkeit wie auch sein Gerechtigkeit vor Gott suchen muß und sehe, Ob in demselben auch seiner gutten Werck gedacht werde. Findet er sie darinnen, so seind sie ge[24]wißlich zu seiner seligkeit nöttig, findet er sie nicht darinnen, so seind sie auch gewißlich zur seligkeit nicht nötig. Aber da findestu, lieber Christ, allein deines lieben Herrn und einigen Seligmachers Jhesu Christi Werck, Nämlich sein unschuldigen Gehorsam, den er dem Vatter under dem creutz biß in Tod geleistet hat. Diß Werck allein, allein, allein ist dir nötwendig zur seligkeit und ohne diß Werck kanstu nicht selig werden, und wann du gleich sunst der gantzen Welt gutte Werck hettest, so werden sie doch zur seligkeit dir nichts helffen. Dann so sie ohn glauben geschehen, seind sie vor Gott sünde60, oder geschehen sie auß dem Glauben, so seind sie doch unvolkommen und verdienen derhalben die seligkeit nicht, dieweil sie mit gnaden angesehen werden müssen, sollen sie Gott gefallen und nicht sampt der Person verworffen werden.61 Darumb so stehet in deinem Christlichen Glauben, darinnen von deiner seligkeit gehandelt würdt, gantz und gar nichts von deinem Wercke, sonder allein von dem werck Christio, das er gelitten habe under Pontio Pilato, gecreutziget, gestorben, begraben, abgefahren zu der Höllen und hab dir und allen bußfertigen Sündern darmit erlangt vergebung der Sünden, das ist unser Gerechtigkeit vor Gott, und das ewig leben, das ist unser seligkeit. Diß ist ein einfaltiger bscheide. Möcht aber hie ein einfaltiger Laye sagen, die weil zu beiden theilen bekannt ist, daß wol allein der [25] Glaub an Christum gerecht und selig mache, doch nicht ein todter Glaube, sonder ein sollicher Glaube, der durch die liebe thätig seie. Was dann sovil daran gelegen seie, man brauche dise Reden: Gutte Werck seind nöttig zu der seligkeit oder nicht, wann sie allein Christlich und n 60
destweniger C | o danach: namlich C Vgl. Röm 14,23. | 61 Vgl. Jes 64,7; Röm 7,6–13.
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Wie ein einfeltiger Laye sich in dise Zweispalt schicken solle.
Dise Zweispalt muß auß dem Glauben entscheiden werden.
Rom. 14
Rom. 7 | Esa. 64
Einrede
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Notwendige Lehr von gesunden Reden und Worten. | p2. Timoth. 1p
Wie man die leut bey irer seligkeit von sünden abschicken solle.
Gefahrliche und ärgerliche reden soll man in [27] der Kirchen Gottes ausmustern.
Sechs Predigten
dermassen erkläret werde, darmit die seligkeit nicht unsern Wercken zugeschriben und gleichwol auch nicht ein Todter Epicurischer Glaube gelehret werde. Hierauff ist zuantworten, daß S. Paulus seinem Jünger Timotheo ernstlich aufferlegt und bevolhen, daß er mit fleiß „halte an dem fürbild der heilsamen Lehr“62, da er dann nicht allein gesunde Lehr erfordertq, sonder auch gesunde Wort und Redenr, die nicht Zanck, Streit oder irrthumb geberen. Weil dann dise Wort nicht allein nirgendt in der H. Schrifft gefunden werden: Gute Werck seindt nötig zur Seligkeit, sonder sie stincken auch nach der verdampten Lehr deß Bapstumbs, darauff die Leut durch solliche Reden leichtlich geführet werden mögen, so sollen sie in der Kirchen Gottes außgemustert werden. Wie sie dann auch an ihn selbst nicht gut Teutsch, sonder vil mehr Lateinisch oder Hebraisch Teutsch, daß ist nicht nach art der Teutschen Sprach, geredet seindt. Dann da man im gesunden Verstand die Lehr von guten Wercken treiben und die Leut von Sünden bey irer Seligkeit abschrecken will, so soll man nicht sagen, gute Werck seindt nötig zur seligkeit, das auff gut Bäpstisch geredet ist, sonder also soll man auff gut Teutsch reden und die [26] Leut von den Sünden vermög Gottes Worts abschrecken: Du bist bey deiner seligkeit schuldig, das du nicht fluchest, nicht lösterst den Namen Gottes, Gottes Wort nicht verachtest, deine Eltern ehrest, dich nicht vol sauffest, nicht tödtest, dein ehe nicht brechest, nicht stälest, nicht liegest und was dergleichen mehr ist. Dann so du dich mit disen lastern besudelst, soltu wissen, daß du den Glauben, den heiligen geist, dein ewigs leben und seligkeit verloren habest und, so du nicht Buß thust und darvon abstehest, auch endtlich nicht köndest selig werden. Und das ist gut Teutsch geredet, bedarff nicht vil glosierens, da man einem mit verlust seiners seligkeit trawet und den papisten doch iren verdampten Irrthumb mit sollichen zweiffelhafftigen Reden nicht einraumet, die denselben auff dem rucken tragen. Gleiche gestalt hat es auch mit der andern Rede, Die nicht weniger ärgerlich lauttet und ein Epicurisch leben anstifften möcht, da man sagt: Gutte Werck seind schädlich zur seligkeit, darauß man spinnen möchte: Als solt es eim Christen ein schaden an seiner seligkeit bringen, da er sich der gutten Werck beflisse. Und werden auch dise wort in S. Paulus Epistel nicht gefunden on einichen zusatz, also bloß wie sie hie gesetzt seind. Dann S. Paulus, da er sagt, Er halte es „alles für schaden“63, setzet er hinzu gegen der uberschwencklichen erkanntnuß meines Herrn Jhesu. Darumb ist nichts sicherer, dann solche ärgerliche und gefahrliche Reden auß der Kirchen [27] Gottes außgemustert und bey den gesunden worten der p–p 62
nicht in E, F | q nicht in C | r danach: erfordert C | s der B, C, D, E, F
II Tim 1,13 | 63 Phil 3,8
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2. Von guten Werken
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heiligen Schrifft gebliben und, da einem ein gefährliche oder ärgerliche Rede entfahren, nit mit glosen verthedigen. Sonder da sie gleich nicht so gefährlich der Vermanung Sanct Pauli gevolget, der von sich selbst schreibet: „So die Speise mein Bruder ärgeret wolt ich nimmermehr fleisch essen, auff daß ich mein Bruder nicht ärgerte.“64 Also wann ich sehe, das man sich an einer meiner Reden ärgerte, und ich köndte mein meinung mit ander worten darthun, wolt ich mich derselben Reden nimmermehr gebrauchen. Dann letstlich, da man gleich sunst der sachen einig, gerhatet man in ein schädlichen Wortzanck, der, wie S. Paulus zeuget, „nirgend zu nutz ist, dann zuverkehrn die zuhörer“65, wölche darab nicht gebessert, sonder geergeret und verkehret werden. Und sovil auch von disem Streit uber ettlichen Reden von gütten Wercken wie man bescheidenlich, vorsichtig und nicht gfahrlich oder zweiffelhafftig Reden führen, sonder bey den gesunden worten der heiligen Schrifft bleiben und mit denselben die reine Lehr treiben, die andern aber als ärgerlich und schädlich außmustern soll. Auff das die Kirchen erbauen, Zanck verhüttet und durch Gottes Gnad reine Lehr ohn ärgerlichen Zanck erhalten werde. Demselben sey lob, ehr und preise in ewigkeit. Amen.
1. Cor. 8
2. Tim. 2
[28] Die dritte Predig: vom Streit uber der Erbsünde, was die seie, wie dardurch deß Menschen Natur verderbet und ob der Mensch in geistlichen sachen noch ein freien Willen habe
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Euer liebe hatt biß daher von zweien Artickeln gehöret, darüber ettlich Theologen der Augspurigschen Confession mit einander gestritten haben, darbey angezeigt worden, wölcher theil recht oder unrecht habe und wie sollichs ein Laye auß seinem einfältigen Christlichen Kinderglauben erkennen und urtheilen möge. Nun wöllen wir auch ettwas hören vom dritten Streit. Nämlich von der Erbsünde, was dieselbige seie, wie weit sie sich erstrecke und wölcher gestalt deß Menschen Natur in geistlichen sachen verderbet seie. Darauß dann nachmals auch die Disputation vom freien Willen deß Menschen entstanden, was derselbig in Geistlichen und Göttlichen sachen besonders in seiner bekerung zu Gott vermöge. Sovil nun die Erbsünde belanget, finden sich hie zweierley meinung. [29] Ein theil hat darfür gehalten, gelehret und bekennet: Das die Erbsünde nicht seie ettwas zufelligs in deß Menschen Natur, sonder es sey deß Menschen Natur selbst, namlich sein vernünfftige Seel mit allen iren kräfften, wölche nach dem fahl unser ersten Eltern deß Teuffels geschöpff und Werck seie, dem geschöpff und Werck Gottes zuwider, ein Brunquel und ursprung aller würcklichen Sünden, so der Mensch mit Gedancken, Worten und Wercken begehet.
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I Kor 8,13 | 65 II Tim 2,14
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III. Die dritte zweispalt von der Erbsünde.
1. Matthias Flacius Illyricus
46 Grunde deß ersten theils meinung von der Erbsünde. 1. Joan. 3
Meinung deß andern theils, D. Hesshusii, D. Wigandi etc.
Grund des andern theils meinung. | Psal. 5
Viererley stände deß ersten Menschen.
Rom. 7 Gen. 3
Sechs Predigten
Und ist dises theils grund gesetzt auff den Spruch Joannis, da er also geschriben: „Die Sünd ist das unrecht“66 oder das wider Gottes Gesätz ist. Darauß schleust er also: Was wider Gottes gesetze ist, das ist die Sünde, deß Menschen gantze Natur und Wesen von Leib und Seel und allen seinen krefften ist dem Gäsetze Gottes zuwider. Darumb volgt, daß deß Menschen Natur und Wesen die Sünde selbst seie und nichts zufelligs in seiner Natur und Wesen. Auff disen grund bestehet deß einen theils Meinung; gantz und gar und zubestetigung desselben werden hieher alle Sprüch der heiligen Schrifft gezogen, die von der verderbung Menschlicher Natur reden, da der verderbt Mensch verglichen würdt den Dornen, Disteln und sein Hertz einem harten Stein und faulen verderbten Baum, der sein gut Wesen gantz und gar verloren habe. Der ander Theil aber helt das Widerspil, Nämlich daß die Erbsünde nicht seie deß Men[30t]schen Natur, Wesen oder vernünfftige Seel selbst, sonder es seie etwas zufelligs in derselben, also daß ein anders seie der Mensch, sein Natur, Wesen, Leib und Seel und ein anders die Sünde im Menschen, in seiner Natur, Wesen, Leib, Seel und allen seinen Krefften. Der Grund dises theils Meinung ist dieser, das Gott allein seie ein Schöpffer der Natur, deß Wesen, deß Leibs und der Seel deß Menschen und nicht der Teuffel. Item, das Gott nicht seie ein ursach der Sünde.67 Da aber die Erbsünde deß Menschen Wesen, sein Leib und Seeleu were, so wurde volgen, weil Gott deß Menschen Wesen, Leib und Seel erschaffen, das er auch ein erschaffer und ursacher der Sünde were, wölches abscheulich zuhöern. Darumb seien es zwey underschidne ding, der Mensch von Leib und Seel und die Erbsünde. Der Mensch oder sein Wesen, sein Leib und Seel seien nicht die Erbsünde, so seie auch die Erbsünde nicht der Mensch, sein Wesen, sein Leib oder Seel, sonder die Sünde seie ettwas in deß Menschen Leib und Seel. Will sollichs durch ein Exempel deuttlich erklären. Adam, der erst Mensch von Gott erschaffen, findet sich selbst in vier ungleichen Ständen. Dann anfangs, wie er von Gott erschaffen ist, hat er kein Sünde an ime gehabt. Zum andern nach dem Fahl ist er ein Sünder gewesen und hat Sünde an im gehabt. Zum dritten, nach dem er [31] von Gott wider zu Gnaden auffgenommen, ist er zumahl ein Sünder und gerecht gewesen. Dann die Sünde hat er wol in seiner Natur gehabt, aber umb deß Weibs Samen68 willen ist sie ime nicht zugerechnet und der heilig Geist hat sie zum theil anfahen außkeren69. Zum vierdten in der Aufferstehung würdt er widerumb gantz und gar one Sünde und von aller Sünde gereinigt sein. Hie ist die frag, ob ein anderer Adam seie, der gesündiget habe, dann der von Gott erschaffen und ob ein anderer Adamv seie, der umb der Sünde willen gestorbenw und ein anderer Adam, der von den Todten umb der Gerechtigkeit willen aufferweckt werden soll? t 66
cj.: 03 A2 | u danach: selbst C | v danach: seinem Wesen nach C | w cj.: gesiorben A2 I Joh 3,4 | 67 Vgl. Ps 5,5–7. | 68 Vgl. Gen 3,15. | 69 Vgl. Röm 7,7–25.
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Darauff kan ein jeder einfeltiger Christ antworten und sagen, Es seie ein einiger Adam und nicht nach dem Wesen zwen, drey oder vier underschidlicher Adam, dann eben der Adam, der erschaffen ist, der ist auch ein Sünder und der gestorben ist, eben derselbig nach seinem Wesen würt xwiderstehenx. Allein ist diß der Underscheid, das Adam vor dem Fahl ist fromme ohne Sünde, nach dem Fahl aber ist er ein Sünder, vor der Aufferstehung würt er für fromb gehalten und hat gleichwol noch Sünde an Leib, Seel und allen seinen Krefften, aber nach der aufferstehung würdt er ohne Sünde volkommen Gerecht und Heilig sein. Doch ist es ein einiger Adam, nach seiner Natur, Substantz, Wesen und nicht ein andere Seel die sündiget, ein andere die recht thut. [32] Darauß lauter und klar ist, daß die Sünde nicht seie die Natur, Substantz und Wesen deß Menschen, dann der Mensch bleibt nach seiner Substantz, Natur und Wesen ein Mensch, Er sündige oder sündige nicht. Allein ist diß der Underscheide, wann er Gottes Gebott nicht aller dinge gemeß ist oder dieselbige ubertritt, so ist er ein Sündiger Mensch, wann aber sein Natur denselben gleich formig ist und sie helt, so ist er ein frommer, heiliger Mensch. Darumb ist ein ander ding die Erbsünde und ein ander ding deß Menschen Substantz, Natur und Wesen; die Erbsünde ist nicht die Natur und Substantz deß Menschen, sonder ein verderbung derselben, daß nämlich deß Menschen Verstand, vernunfft, wille und alle Krefften deß Leibs und der Seelen also verderbet, daß sie in Göttlichen Sachen auß inen selbst nichts vermögen, sonder von Gott dem höchsten Gut zu dem bösen verkeret seindt. Derhalben dann die Sünde nicht für sich selbst sein kan, sonder sie ist im Geschöpff Gottes und da das Geschöpff Gottes nicht werey, als da seind die Teuffel und Menschen, so were auch die Sünde nicht und ist und bleiben doch der Teuffel und die verdampte Menschen Geschöpff Gottes auch nach dem Fahl, die Sünde aber in inen ist deß Teuffels Werck, deren anfänger der Teuffel ist, wölcher nichts schaffen, aber was gut geschaffen ist, auß Gottes verhengnuß verderben kan. Und das zeiget S. Paulus mit klaren Worten an, da er schreibet: „Ich weiß, das in mir, das ist in [33] meinem Fleisch, nichts guts wohnet.“70 Item: „So ich thu, das ich nicht will, so thu ich dasselbig nicht, sonder die Sünde, die in mir ist.“71 Item: „So finde ich nur ein Gesätz, der ich will das gut thun, das mir das böß anhanget.“72 Hie macht S. Paulus ein klaren underscheid zwischen ihm, das ist zwischen seinem Wesen und der Sünde, und sagt nicht, daß Er oder sein Natur die Sünde seie, sonder daß die Sünde in im seie und ime anhange, und daß er beger der Sünde ledig und loß werden. Darumb ist ein anders S. Paulo sein Natur, Substantz, Wesen, Leib und Seel und ein anders die Sünd, die in S. Paulus Substantz, Natur, Wesen, Leib und x–x 70
wider aufferstehn B, C, D, E, F | y danach: und blibe seinem wesen nach C
Röm 7,18 | 71 Röm 7,20 | 72 Röm 7,21
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Urtheil eines jeden einfeltigen Christen.
Die Sünde ist nicht die Natur und Wesen deß Menschen.
Was die Erbsünd eigentlich seie.
Rom. 7 Rom. 7
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Wie ein einfeltiger Christlicher Laye dise Zweispalt auß seinem Kinderglauben entscheiden soll.
Widerlegung deß ersten theils vermeindten grunds.
Was dem Gesätz eigendtlich und allein zuwider seie.
IIII. Die vierdte Zwispalt von deß Menschen freien Willen und was er in Göttlichen sachen vermöge. Meinung deß ersten Theils. Victorinus Strigelius und sein anhang.
Grund diser Meinung.
Rom. 1
Sechs Predigten
Seel stecket und ihme anhanget, das Wesen hat er von Gott, die Sünde aber von dem bösen Feinde, der sie unsern ersten Eltern angehenckt hat. Und das kan ein jeder einfeltiger Laye auß seinem einfeltigen Kinderglauben urtheilen, da wir bekennen: Ich glaube in Gott, Vatter, Allmächtigen Schöpffer Himmels und der Erden, das ist zaller ding, die im Himmel und auff der Erden seien, von dem wir haben Leib und Seel, Augen, Ohrn etc.z Aber hie hören wir nicht, daß er die Erbsünde geschaffen habe. Das aber gesagt würdt, deß Menschen Natur ist gantz und gar dem Gesätz Gottes zuwider, darumb ist sie die Erbsünde selber. Darauff ist also zuantworten: Deß Menschen Natur ist dem Gesätz Gottes zuwider, allein umb der Sünde willen. Dann da sie nicht mit der Sünde befleckt were, so [34] were sie dem Gesätz nicht zuwider, als zuvor und ehe Adam gesündiget hat, ist Adams Substantz, Natur und Wesen dem Gesätz Gottes nicht zuwider gewesen; darumb seind es zwey underscheidne ding deß Menschen wesen und die sünde, da keins das ander ist, ob wol eins von dem andern befleckt werden kan und ist dem Gesätz nichts zuwider, dann die Sünde, und das mit der Sünde befleckt würdt, ob gleich sein Wesen bleibet doch ein unrein befleckt sündig wesen. Und sovil vom ersten Streit und wie ein einfeltiger Christ denselben erkennen und urtheilen solle. Die ander Frag ist, wölcher Gestalt deß Menschen Natur durch die Erbsünde verderbt und was in derselben noch für krefften seien ubergebliben, wie weit sich auch dieselbige erstrecken, besonders in geistlichen sachen, das ist in der bekerung deß Menschen zu Gott, ob er noch ettwas auß ime selber vermöge oder gar nichts. Hie finden sich abermals zweierley Meinung. Ettlich haben dafür gehalten, Ob wol der Mensch durch den ersten fahl unserer Eltern und also erblich von seiner Geburt an ein verderbten und verkerten Willen habe, Jedoch habe er noch ein klein wenig krefften von der ersten erschaffung uberig, das er sich gleich wol auß eignen krefften nicht vermög wider auffzurichten. Aber wann der heilig Geist darzu komme und dieselbigen ubergeblibnen Krefften mit seiner Krafft auffhelffe und stercke, so vermög der Mensch durch die Krafft [35] seines nach dem Fahl noch habenden freien Willens doch mit hilff und beistand deß heiligen Geists sich widerumb zu Gott bekerena. Dann der Mensch seie nicht ein klotz oder stein, sonder wie ein unwidergeborner Mensch, habe ein vernünfftige Seel und also Vernunfft und Verstand, mit wölchen er noch ettlicher massen das gut und das böse wisse zuunderscheiden. Und wie der Apostel zun Römern von den unglaubigen Heiden bezeugetb, auch noch ein solliche Erkanntnuß Gottes, umb wölcher willen sie sich vor Gott nicht entschuldigen können, dann spricht er: „Sie haben kein z – z Ich glaub, daß mich Gott geschaffen hat sampt allen Creaturen, mir Leib und Seel, Augen, Ohrn und alle Glider, vernunfft und alle Sinne gegeben hat, und mich erhalt, etc. C a zubekehren C | b danach: so haben die Menschen nach dem Fahl C
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Entschuldigung, dieweil sie wußten, daß ein Gott ist und haben in nicht gepreiset als ein Gott“73, also sagen sie, habe der Mensch auch in seinem willen noch ein verborgne Krafft, daß er sich möge zu Gott bekehren, nicht anderst, als wann in einer Aschen von einem grossen Feur ein füncklin Feurs verborgen lege, wölchs sich selbst wol nit zum Feur machen kan, aber da man darein blaset, so nimpt es zu und mag ein groß Feur darauß werden. Und auff disen Verstand werden gezogen alle Sprüch der heiligen Schrifft, in wölchen Gott die Menschen anklaget, daß sie nicht gewolt, wie Christus selbst spricht von Jerusalem: „Wie offt hab ich deine Kinder versammlen wöllen, wie ein Henne versammlet ire Junge under ire Flügel und ir habt nit gewolt?“74 Da je nicht Gottes hilff oder beistand, sonder deß Menschen Wille angeklaget würdt, daß er nicht gewolt, wölchs ein vergebliche Klag gewesen were, wann der Mensch nicht noch ein Willen hette, sich zu Gott bekeren. [36] Dargegen spricht der ander Theil, daß, sovil den freien Willen in Geistlichen Sachen und in der Bekerung zu Gott belanget, von demselben nichts ubergebliben seie, dann der bloß Name, dann deß Menschen Wille seie nicht nur geschwecht, sonder gantz und gar zum guten erstorben, habe auch so gar kein Krafft noch Lust zum guten, daß er ein Feind Gottes seie worden und demselben widerstrebe gleich wie auch sein Vernunfft75, sovil die rechte Erkanntnuß Gottes und seines Willens belanget, nicht nur geschwecht, sonder gantz und gar verderbt und starblind, wie der Apostel bezeuget: „Der natürlich Mensch“, das ist, der mehr nicht hat, dann sein vernünfftige Seel, „vernimpt nicht, was deß Geists Gottes ist, es ist ime ein Torheit und kan es nicht erkennen, dann es muß Geistlich gerichtet sein.“76 Darumb würdt auch sein Hertz einem harten Stein verglichen, das sich nichts an Gott und sein Wort keret, biß Gott ein weich fleischd Hertz darauß machet, wie der Herr durch den Propheten spricht: „Ich will das steinern Hertz wegnemen auß euerm Leibe und ein fleischern Hertz geben, auff daß sie in meinen Sitten wandlen.“77 Und abermals: „Ich will euch ein neu Hertz und ein neuen Geist in euch geben und will das steinern Hertz auß euerm Fleisch wegnemen und euch ein fleischern Hertz geben.“78 Darumb auch David im Psalmen gebetten: „Herr, schaffe in mir ein neu Hertz und gib mir ein neuen, gewissen Geist.“79 Da nun der [37] Mensch noch einen freien Willen hette, daß er sich auß eignen Krefften doch schwächlich köndte zu Gott bekeren, was bedörfftee es der Erschaffung eines neuen Hertzen und Verwandelung deß steinern Hertzen in ein fleische Hertze? Sonder deß Menschen Hertz blibe wie es ist, allein der heilig Geist müßte ime ein wenig under die Arm greiffen und helffen.
c
cj.: 3. A2 | d fleischern B, C, D, E, F | e cj.: bedröffte A2
73 Röm 1,20f | 74 Mt 23,37 | 75 Vgl. Röm 8,4–7. | 76 I Kor 2,14 | 77 Ez 11,19f | 78 Ez 36,26 | 79 Ps 51 (Vg 50),12
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Gleichnuß
Matth. 23
Meinung deß andern Theils. Illiricus, D. Heßhusius, D. Wigandus, Nicolaus Gallus, D. Museus Rom. 8
1.c Cor. 2
Ezech. 11
Ezech. 36
Psal. 53
50 Zweiffel der einfeltigen Christen.
Wie ein einfeltiger Laye aus seinem Catechismo die Zweispalten urtheilen und bey sich selbst entscheiden soll.
Die Bekerung deß Menschen ist allein deß heiligen Geists Werck. Ephes. 2
Joan. 15
Psal.g 115 Psal. 100
Die Laien seien nicht schuldig bey irer seligkeit zuwissen, wie alle Sprüch der H. Schrifft mit einander vergliechen werden sollen.
Was Gott für ein Ordnung in der bekehrung [39] deß sünders halte. jRom. 10j
Sechs Predigten
Hie spricht abermals ein einfältiger Christ: wölchem Theil soll ich volgen? Dann sie führen zu beiden Theilen die heilig Schrifft, daß ich nicht weiß, wie ich disen Streit urtheilen solle. Das kan er auch leichtlich auß seinem einfeltigen, Christlichen Glauben thun, da er also spricht: Ich glaube in den heiligen Geist, ein heilige Christliche Kirch. Das ist, ich glaube, das der H. Geist seie die dritt Person in dem ewigen Göttlichen Wesen, mein Herr und Gott, und daß ich nicht auß eigner Vernunfft noch Krafft an Jesum Christum unsern Herrn glauben noch zu ime kommen kan, sonder der heilig Geist hat mich durchs Evangelium beruffen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiliget und erhalten, gleich wie er die gantze Christenheit auff Erden berufft, sammlet, erleichtet, heiliget und bey Jhesu Christo erhelt im rechten einigen Glauben. Ist nun diß alles des heiligen Geists Werck, so ist es nicht das Werck unser Vernunfft noch unsers Willens, der nicht frey sonder gefangen, ja sovil die Geistliche sachen belanget, tod ist wie der Apostel zeuget: „Da wir“, spricht er, „durch die Sünde [38] tod weref“80 und sagt nicht halbe tod oder nur geschwecht, sonder tode. Daher auch Christus saget: „Ohne mich vermögen ir nichts“81, das heisset ja alle menschlichen kräfften, sie seien groß oder klein, gantz und gar zuboden geschlagen. Auff daß der Mensch nicht ime selbst sonder Gott allein die ehre gebe82 und mit David sage: „Erkennet, daß der Herr Gott ist, der hat uns gemacht und nicht wir uns selbs zu seinem Volck und zun Schafen seiner weide.“83 Ich kan, spricht ein gemeiner Lay, das nicht widersprechen. Wie wilt du aber die Sprüch der H. Schrifft miteinander vergleichen, die zu beiden theilen angezogen worden seind? Ist dann der H. Geist wider sich selbst? Nein. Diß kan nicht ein jeder Laye, dann die Weissagung, das ist die eigendtliche erklärung H. Schrift und vergleichung derselben Sprüch, so da scheinen wider einander sein, ist ein besondere Gabe deß H. Geists, die nicht ein jeder hat, der in der heiligen Bibel lesen kan. Darmith sich auch ein gemeiner Laye ihie nichti einlassen soll, auch sollichs zuthun, nicht schuldig ist. Dann ime ists gnug, daß er ursach seines Glaubens auß seinem Catechismo anzeigen könde. Auff das wir aber eigendtlich verstehn, das der H. Geist nicht wider sich selbs und derhalben auch die angezogne Sprüch nicht wider einander seien, so soll E.L. wol mercken, wie Gott mit einem sündigen Menschen umbgehe, den er bekehren will. Dann Gott, wann er seiner gemeinen Ordnung nachgehet, pflegt die Menschen nicht ohne Mittel [39] zubekehren, sonder braucht darzu die Predig seines Worts, wie S. Paulus zun Röm. am 10. cap. zeuget: „Wie sollen sie f
waren C; weren D, E, F | g cj.: Pal. A2 | h Der gestalt C | i – i sich in kein disputation C | j – j nicht in C 80
Eph 2,5 | 81 Joh 15,5 | 82 Vgl. Ps 115 (Vg 113B),1. | 83 Ps 100 (Vg 99),3
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glauben, von dem sie nichts gehört haben?“84 Es köndte wol Gottk auchl ohne die Predig heimlich den H. Geist geben, wem er wölle, aber er hat ein Ordnung, darauff er uns weiset. Darumb sagt S. Paul weitter: „so kombt nun der Glaube auß dem gehöre oder auß der Predig (dann es hat einerley verstande) auß dem gehöre aber Gottes Worts.“85 So ist nun diß Gottes Ordnung, wann die Leut sollen zu Gott bekehret werden, so soll man erstlich predigen das wort Gottes. Zum andern die Predig soll man hören. Wer nunm die Predig nit besucht, nit höret, sonder verachtet, der soll nimmermehr gedencken, so lang er in diser Verachtung steht, das in Gott erleuchten oder bekehren werde. Und haben sich die verächter deß worts Gottes, S. Pauli exempels nicht zutrösten, der kein verächter sonder ein eifferer über dem Gesätz Gottes gewesen, Ob er wol ein verfolger Christi und seiner Kirchen gewesenn, darumb nicht ein jeden der Herr also mit einem Strahel von Himmel zuhauffen schlahen und bekehren würt, wie S. Paulus ist bekehret worden. Aber wann man gleich eifferig prediget und mit fleiß zuhöret, so ist doch der Mensch noch nicht bekehrt, noch glaubig, ja wann nicht ettwas weitters darzu kompt, würdt er auch in ewigkeit nimmermehr glaubig. Darumb gehört der dritman darzu, nämlich Gott selbst, Gott, der Vatter, und sein lieber Son Jesus Christus sampt dem heiligen Geist, der greiffet deß Menschen Hertz in der Predig an und endert dasselbig, macht auß eim steinern [40] Hertz ein fleischeren Hertz und schaffet sollicher gestalt ein neu Hertz und verendert im sein Geist und schaffeto psollicher gestaltp ein neuen Geist in dem Menschen, der bekehrt werden soll. Diß Werck ist deß H. Geists Werck gantz und gar, und hat hie deß Menschen krafft oder vermögen mit dem H. Geist nichts gemein, sonder die ehre ist allein Gottes und nicht deß bekehrten Menschen. Erq ist der Töpffer oder Haffner, der disen Thon oder Erden also formiert, nicht der Mensch selber, der in allweg Gottes Geschöpff und hie auch in der bekerung allein Gottes Werck ist.86 Da man nun das Werck Gottes und die Mittel, dardurch Gott würcket, mit fleiß underscheidet, so würdt sich auch finden, daß obangezogne Sprüch nicht widereinander seien, deßgleichen auch recht verstanden werden mag, wölcher gestalt der Mensch in seiner bekehrung kein stock noch klotz und doch auch vil ärger dann ein stock und klotz seie. Dann die Bekehrung würcket Gott durch die Predig deß heiligen Evangelii, wie hievor angezeigt ist, wölche Predig mit leiblichen ohren muß angehöret werden.
k danach: ein jeden Menschen mit dem Plitz von Himmel darnider schlagen, wie er S. Paulo gethon, oder C | l danach: sonst C | m am Rand: 3. C | n war C | o danach: auff C | p – p solliche weise C | q Gott allein C 84
Röm 10,14 | 85 Röm 10,17 | 86 Vgl. Röm 9,20–23.
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Rom. 10
1. | 2.
Widerlegung einer einrede. | Epicurer und verächter Gottes worts.
Rom. 11
Wie die Sprüch H. Schrifft mit einander zuvergleichen.
52 Underscheid zwischen einem unbekehrten Menschen und einem stock oder block.
Warinnen der Mensch nach dem fahl ein freien Willen behalten.
Was für ein gehorsam Gott von den unbekerten vor irer bekerung erfordere.
Die Gottlosen an irem verderben selbst schuldig. Sünde deß volcks Israels. Matth. 23
Der uberig frey Wille in unbekehrten Menschen nichts in Götlichen sachen.
Gottes erbämbd die ursach unsers heils. Rom. 9 | r1. Cor. 3r
Sechs Predigten
Sovil nun disen Werckzeug deß heiligen Geists, das ist die Predig Gottes worts, belanget, so ist ein grosser underscheid zwischen einem stock oder klotz und einem unbekerten Menschen. Dann der Mensch ist ein vernünfftige Creatur und kan das wort hören, wölchs der klotz oder block nicht ist, auch nicht vermag, wölcher weder vernünfftig ist noch hören kan. [41] Und hie findet sich auch noch ein stuck deß freien Willens im Menschen, das nach dem fahl ubergebliben ist, nämlich daß ein Mensch mag in die Kirchen gehn, da man das Wortt Gottes prediget, oder heraussen bleiben. Er mag zuhören oder die ohren zustopffen, wie die hohen Priester in der Apostel geschicht am 7. capit[el] uber der Predig Stephani gethon.87 Nun erfordert unser Herr Gott von denen, die da sollen bekert werden, disen Gehorsam, daß sie zur Kirchen gehn und das wort hören sollen. Und da sie sollichs nicht thun, die Kirchen, die Predig und das wort verachten, nicht sagen könden, wann sie nicht bekehret werden, daß Gott an irem verderben schuldig seie, sonder sie selbst in dem, daß sie dem H. Geist sein Mittel und Werckzeug verachten und sich bey demselben nicht finden lassen, dardurch er die bekerung würcket. Und hieher nämlich auff dise Ordnung Gottes gehöret der Spruch Christi: „Jherusalem, wie offt hab ich deine Kinder versamlen wöllen und du hast nicht gewölt?“88, das ist, du hast die Predig verachtet, die Propheten und Apostel von dir gestossen, sie nit wöllen hören, dardurch ich meine Kinder sammle und die bekehrung mit der Krafft meines H. Geists wircke. Der gestalt du dein heil selbst gehindert hast. Aber herwiderumb ist das auch war, wann der Prediger gleich lang prediget und der Sünder ihm lang zuhöret, so ist doch der Prediger nicht so kräfftig, das er dem zuhörer den verstand ins Hertz [42] gebe. Es ist auch der Zuhörer nicht so starck, daß er auß sein eigen kräfften das geprediget Wort begreiffen und demselben glauben kan. Und hieher gehöret der Spruch S. Pauli, da er schreibet: „So ligt es nun nicht an jemands wöllen oder lauffen, sonder an Gottes erbarmen.“89 Und abermals: „Ich habe gepflantzt, Apollo hat begossen, aber Gott hat das gedeien geben. So ist nun weder der, da pflantzet, noch der, da begeußt ettwas, sonder Gott, der das gedeien gibt.“90 Das ist sovil gesagt, wann gleich einer den Willen hat, daß er begert selig zuwerden, wie dann keiner, so Gottloß ist, der nicht wölt, das er ewig selig werde. Item, er laufft auch darnach, das ist, er stellet nach der seligkeit, kombt zu der Predig. Item, der Prediger laßt ihm ernst sein im lehren, vermanen, straffen, trösten, noch dannoch ist und geschicht kein bekehrung, sonder es ist und bleibt der Mensch seiner Natur und eignen Kräfften halben in alle ewigkeit unbekehret. Darumb ist und vermag die menschlich Natur in und zu ihr–r 87
1. Cor. 9 C; nicht in F Vgl. Act 7,57. | 88 Mt 23,37 | 89 Röm 9,16 | 90 I Kor 3,6f
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rer bekehrung gar nichts auß iren eignen kräfften und muß demnach an derselben verzagen. Aber wann der dritt darzu kompt, namlich der heilig Geist, der das gedeien gibt zum predigen und hören, alßdann geschicht die bekehrung wölche weder deß Predigers noch deß Zuhörers Werck ist, dann sagt S. Paulus, der pflantzt und begeußt, ist hie nichts. Item, es ligt nicht am wöllen oder lauffen deß Zuhörers, das ist, es thuts nicht, es vermags nicht, sonder es ist allein, allein deß H. Geists [43] Werck, der endert deß Menschen Hertz mit seiner Gnad, das der Mensch durch sein eigen kräfften nicht endern kan und würcket in demselben ein neuen Willen und gibt ein neuen Geist, der das gepredigt Wort annimbt, im glaubet, lust und liebe gewinnet, darnach zuleben. Und hieher gehören die Sprüch deß andern theils, so auß H. Schrifft angezogen, daß deß Menschen Wille zum gutten erstorben, sein Natur und Wesen gantz verderbet, das er auß ihme selbst nichts guts wöllen, glauben, noch volbringen kan in geistlichen sachen unser seligkeit belangend, wölche den vorgehnden Sprüchen der H. Schrifft nicht zuwider seien. Dann wa in H. Schrifft unser Wille angeklagt würdt, daß wir nicht gewölt haben, ist sollichs alles auff das ordenlich Mittel deß H. Geists, nämlich auff das Predigampt und Kirchendienst und eusserliche gehör und gebrauch desselben zuziehen, das die Gottlosen von sich gestossen und weder die Prediger noch die Predigen leiden wöllen und also dem H. Geist sein Mittel und Werckzeug verachtet, dardurch er die bekehrung würcket, daß sie nicht solten gethon haben und doch hetten das widerspil thun könden und deßwegen billich gestraffet werden. Wann aber die heilig Schrifft von deß Menschen verderbten Art und Natur redet und sagt, daß dieselbig tod seie, blind in Göttlichen sachen und ein Feind Gottes und also auch zu einem harten Stein worden91, ist sollichs alles zuverstehns von deß Menschen kräfften, das gehört Wort zu[44]verstehn, anzunemen und demselben auß eignen kräfften zuglauben und ein ja Wort zugeben, wölche Krafft in uns Tod, gantz und gar verloren ist und muß allein durch den heiligen Geist in uns gepflantzt werden, sonst würdt in ewigkeit kein bekehrung geschehen. Durch dise Lehr würdt dem heiligen Geist und dem Herrn Christo allein die ehr gegeben und hat gleich wol niemandt ursach, Gottlose und ärgerliche Reden außzustossen, wie ettlich sagen: Wann ich dann nit vermag, auß eignen krefften mich zubekehren zu meinem Gott, so will ich immer Gottloß dahin leben, will mich Gott bekehren, so würdts geschehen, wils ers nicht thun, so kan ich ine nicht zwingen, dann mein wöllen ist nichts. Nein. Es heisset nicht also, sonder also spricht Gott: „So war ich lebe, Ich will nicht den Tod deß Sünders, sonder das er sich bekehre und habe das leben.“92 s 91
nicht in C Vgl. Joh 15,18–25; Röm 8,7; I Kor 2,6–16; Eph 2,1.5; Kol 2,13. | 92 Ez 33,11
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Wie die bekehrung geschehe.
Wie die Sprüch H. Schrifft zuverstehn seien, die deß Menschen kräfften in geistlichen sachen verdammen.
Ephes. 2 | Col. 2 1. Cor. 2 | Rom. 8 Joan. 15 | Ezech. 11
Wie nutzlich, heilsam und tröstlich dise Lehr seie. Gottlose Reden der Epicurer wider die reine Lehr vom freien Willen. Widerlegung | Ezech. 32 | Luc. 3.17 | Matth. 3 | Mar. 1 | Luc. 24
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Der sagt vom Himmel herab von seinem Son, „den höret“, derselbig prediget Buß und vergebung der Sünden.93 Das höre in der Gemein, die uber dich bettet und Gott anrüffet, in wölcher Gemein der heilig Geist ist und die wort in Warumb nicht all den Hertzen der Zuhörer lebendig machet. Daß aber vil hören und doch zuhörer bekeret nicht glaubig noch recht bekehret werden, das lasse dich nicht irren, du weist werden. Rom. 10 nicht wie sie hören, von denen S. Paulus schreibet. Dann sollicher Leut vil wöllen „ir eigne Gerechtigkeit auffrichten, darumb seind sie der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, nicht underthon“94. Trost der ge[45]taufften Christen, wann Zudem haben die getaufften alle zumal dise zusa[45]gung, das ir sie gefallen seind. unglaub Gottes zusagung nicht auffhebe und da wir gleich ihn Rom. 3 | 2. Tim. 2 | Esa. 65 verlaugnen, so kan er doch sich selbst nicht verlaugnen, dessen Hand für und für außgestreckt ist.95 Wie ein Christ wider Darumb soll ihme keiner dise Gedancken einstecken, weil du dich selbst die feurige Pfeil deß nicht kanst zu Gott bekeren, so weistu auch nicht, ob dich Gott wölle beTeuffels in Anfechtungen streitten solle. keren, sonder wider disen Gedancken als deß Teuffels feurig Pfeil soltu mit dem Schilt deß Glaubens kämpffen und sagen, Ich weiß auß dem wort Gottes, daß Gottes Will nicht ist, daß ich verdampt werde, darumb halt dich zu seinem Wort, so würdt die Gnad und Krafft deß heiligen Geists nicht außbliben, sonder sich in dir zur bekehrung, besserung, leben und seligkeit befinden. Beschluß | 1. Und sovil auch vom dritten und vierdten Streit under den Theologen augsWas die Erbsünde seie. purgischer Confession. Nämlich von der Erbsünde, was dieselbig seie, nicht des Menschen vernünfftige Seel, Hertz, Natur oder Wesen selbst, sonder ettwas in deß Menschen Seel, Hertz, Natur und Wesen. Nämlich ein greuliche verderbung derselben, daß deß Menschen verstand verfünstert und er in geistlichen sachen unser seeligkeit belangend gantz blind, sein wille verkehret und ein feind Gottes worden, deßgleichen alle innerliche und ausserliche krefften verderbt, das von der Schaittel deß Haupts biß auff die fußsolen nichts gesunds am Menschen nach dem fahl gewesen und solliche verderbung auff alle Adams Kinder geerbet sey. 2. Deßgleichen vom freien Willen deß Menschen [46] in seiner Bekerung, Das er sovil das eusserlich und deß heiligen Geists Werckzeug belanget noch einen freien Willen habe, in die Kirchen zugehn oder heraussen zubleiben, das Wort hören oder die Ohren zuverstopffen. Da dann Gott ein Gehorsam fordert, den ein Mensch leisten kan und soll. Aber das Wort verstehn, begreiffen, annemen, glauben und das jawort darzugeben, das ist nicht in deß Menschen Kräfften, weder zum halben noch gantzen theil, sonder es ist allein deß heiligen Geists Werck, der durch das gepredigt Wort sollichs alles in den Hertzen der außerwölten würcket. Wer anderst lehrt, der verstehet nicht, was für ein Jamer die Erbsünde im Men-
93 Lk 9,35; vgl. Mt 3,16f; Mk 1,10f; Lk 3,21f; Lk 17,3f; Lk 24,47. | 94 Röm 10,3; vgl. Röm 1,17; Röm 3,21. | 95 Vgl. Jes 65,3; Röm 3,1–8; II Tim 2,13.
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3. Von der Erbsünde
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schen ist, nimpt Gott sein Ehr und schreibt sie der Creatur zu und verführet also die fromme Hertzen. Der Allmächtig Gott und Vatter unsers Herrn Jhesu Christi verleihe die Gnad seines heiligen Geists, daß wir die grösse unserer Sünden und unsers Jamers erkennen, denselben beweinen, uns nichts aber Gott dem Herrn alle Ehr zuschreiben, zu seinem Wort uns halten, darinnen wir Gnad, Gerechtigkeit, Leben und Seligkeit finden, demselben seie Lob, Ehr und Preise in Ewigkeit. Amen. [47] Die vierdte Predig: von Kirchen gebreuchen und Mitteldingen, so man Adiaphora nennet, wie man sich zur zeit der Bekanndtnuß in denselben
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verhalten solle
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Es hat sich zum fünfften under den Theologen Augspurgischer Confession auch ein anderer Streit zugetragen von den Mitteldingen, so man adiaphora nennet, dast ist von sollichen sachen in der Kirchen, die von Gott weder gebotten noch verbotten seind und mögen demnach auff gutachten der Kirchen ohne verletzung deß Gewissen außerhalb zwangs und der Bekanndtnuß gehalten oder underlassen werden. Dise Zweispalt hat sich sonderlich zu der zeit begeben, da Keiser Carle V. hin und wider den Evangelischen Kirchen nicht allein Bäpstische Kirchengebräuch und Ceremonien, wölche durch die Lehr deß Evangelii lange zuvor gefallen und abgethon, sondern auch die Bäpstische Lehr außerhalb ettlicher wenigen Artickeln begeret auffzutringen. Da sich dann, als in dem Probierjar, ungleiche urtheil gefunden. Ettlich haben nicht allein gedachte Keiserliche Declaration angenommen, sonder [48] sich gantz und gar für voll widerumb zum Bapstumb bekennet. Ettlich aber haben es für vol, gantz und gar verworffen und verdampt als abgöttisch und Gottes Wort zuwider und da gleich ettwas guts darinnen, doch dasselbig, allein das böse darmit zubeschönen und die Leut zubetriegen, hinein geflickt worden. Ettlich aber haben wol die gröbeste Irrthumb darinnen gestrafft, aber auß Forcht dem Teuffel zuhofieren, den Keiser und andere zubetriegen, ettliche Stuck in derselben erklärung sonderlich die gefallne Ceremonien widerumb auffzurichten, sich erbotten und bewilliget, ettlich auch in das Werck gebracht, auff daß der Keiser und die Bäpstischen gedencken sollen, Es seie vermög gedachter Declaration und erklerungu durchauß und völlig gnug geschenv und gantzlich angerichtet. Da ist nun ein Zweifacher Streit eingefallen. Der ein hat belanget die sach an ir selbst, nämlich Ob man zur zeit der Bekanndtnuß den Feinden der warheit Göttlichs Worts zugefallen, mit unverletztem Gewissen könne ettliche Mit-
t
am Rand: Was adiaphora seien C | u danach: inen C | v cj.: gesehen A2
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V. Die fünffte Zweispalt von Mitteldingen in den Kirchen.
Wie sich die Leut zur zeit der Bekanntnuß Anno etc. 48. und 49. gehalten. | 1. 2.
3.
Was der Streit uber dem Adiaphoris oder Mitteldingen gewesen.
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Sechs Predigten
telding, das ist Kirchengebreüch, die vor langest gefallen und abgethon seind, widerumb auffrichten. Meinung deß einen Hie hat der ein theil darfür gehalten, es könde und möge wol geschehen, theils der Wittenberger Dann ob es wol an ime selbst nicht so gar löblich, Jedoch wann man betrachwund Bäpstischenw x Theologen; ursach te die gegenwertige not, das nämlich, so man es nicht thäte, die Kirchen verderselbenx. lassen oder dieselbigy den Wölffen bevolhen und treue Diener der Kirchen mit ihren armen Weisenz und Kindern in das [49] Elend verjagt werden. Hinwiderumb so man dise Dienstbarkeit litte, die Kirchen reine Lehr und ire Prediger behalten möchten, haben sie gerhaten, man soll ein solliche Dienstbarkeit ein zeitlang leiden, biß es dermal eins besser werde. Meinung deß andern theils. Illyricus, Dargegen hat der ander theil gelehret und ernstlich gestritten, Nico[laus] Gallus, Heßhusius, Wigandus. daß man zu sollicher zeit und in sollichem fahl das gerinngst, den Und Nidersächsische Theologen. Feinde Gottes worts zugefallen, nicht nachgeben noch annemen solte. Grund irer Meinung. Dann es hie nicht umb ein Chorhembd oder dergleichen, sonder umb ein hohen Artickel unser Christlichen Religion zuthun seie, nämlich umb die Christliche Freiheit, uber wölcher S. Paulus so ernstlich wider die falschen Gal. 2 Apostel gestritten hat und dargegen an die Galatera geschriben: „da ettlich falsche Brüder sich mit eingedrungen und neben eingeschlichen waren, zuverkundtschaffen unser freiheit, die wir haben in Christo Jhesu, das sie uns gefangen nemen, Wichen wir denselbigen nicht eine stund underthon zusein, auff daß die Warheit deß Evangelii bey euch bestünde.“96 So trage auch solliche heüchlerey, wölche an ir selbst ein grosse Sünde ist, ein zwifache ärgernuß auff ir, Daß die Feinde Gottes worts in irem Irrthumb gesterckt, wann sie sehen, das man anfahet, sich wider zu inen neigen und hinwiderumb die guthertzigen werdenb in grossen zweiffel ihres rechten Glaubens gesetzt, als solte man in abschaffung deß Bäpstischen gräuels unrecht gethon haben, Dieweil sonderlich das gemein Volck mehr auff diß eusserlich wesen dann auff die Lehr und den [50] Gottesdienst selbst achtung gibt. Derhalben die Christlich Freyheit zuretten, darmit man nicht widerumb mit Menschensatzungen gefangen und mit der zeit in die verdampte Bäpstische Abgötterey eingefieret werde, soll man den Feinden Gottes Worts nicht ein Haar breit weichen, so lang und vil sie sich nicht rein in der Lehr und gantzem Gottesdienst durchauß verglichen haben. Einrede Möcht aber jemandt sagen, man kan aber mit sollicher Dienstbarkeit vil ubels fürkommen und derwegen die reine Lehr und Kirchen erhalten, die sunst Rom. 3 verwüstet werden, Darauff antwort S. Paulus, man soll nicht böses thun, auff das guttes darauß komme97. So ist es auch ein armes erhalten der reinen Lehr, wann es auff solche weg soll zugehn. Dann da dem gegentheil sein vornemen gelungen und vortgangen, würde es darbey nicht gebliben sein, sonder es w–w 96
nicht in C | x – x nicht in F | y cj.: dieselbi A2 | z weibern C | a danach: also C | b nicht in C
Gal 2,4f | 97 Vgl. Röm 3,8.
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4. Von Kirchengebräuchen
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hette der gantz Bäpstisch gräuel volgen müssen, dem mit disen stucken der weg bereitten worden were. Es seind aber in disem Streit nicht eittel, pur lautter Mittelding fürgefallen, sonder vil greulicher Bäpstischer Irrthumben, die man unter den Adiaphoris oder Mitteldingen hat verkauffen und also widerumb in die Kirchen einstecken wöllen, als da seind: Verfälschung der Lehr von der Rechtfertigung, von der Buß, erforderung der siben Sacramenten, underscheide der Messe und Communion, einsatzung der Bäpstischen Bischof[51c]fen, von denselben als Feinden Gottes Worts die ordenliche Weyhe zuempfahen, Kirchen Gebott, auff gewisse tag nicht Fleisch essen, Wölchs Sanct Paulus Lehre der Teuffel nennet und dergleichen98. Hie ist nun abermals die frag, Was ein gemeiner Lay darvon urtheilen und, da sich ein sollicher fahl widerumb zutriege, mit unverletztem Gewissen verhalten solle? Sovil die erste Frag belangt von lautter Mitteldingen, die an inen selber von Gott weder gebotten noch verbotten seien und man sie ime aber mit gwalt will aufftringen und da ers nicht annimpt, darüber leiden muß, Soll ein Lay in seinem Catechismo die zehen Gebott herfür suchen und das erst Gebot für sich nemen, da gesagt würdt: Ich bin der Herr dein Gott etc. Du solt nicht andere Götter neben mir haben. Diß Gebott hat der Herr selber durch Mosen also erkläret: „Alles was ich euch gebiete, das solt ir halten, daß ir darnach thut und solt nicht darzu thun noch darvon thun.“99 Darauß soll ein Lay also schliessen, was nöttig ist, das hat uns Gott in seinem Wort gebotten, was er nun nicht gebotten hat, das ist nicht nöttig. Da man mir dann ettwas wider die Christlich Freyheit aufftringen wölt, als müste es sein, hie hab ich ein Bevelch: Ich soll nichts zu Gottes Gebott thun, auch nichts darvon thun. Darumb wie der unrecht thut, der mich gewaltiger weise oder lüstiglich mit Menschen [52] Gebotten beschwären will, also thet auch ich unrecht, wann ich andern zum ärgernuß mich darmit beschwären liesse. Derhalben ob wol das jenig, so mir zugemuttet würdt, an ihme selbst ein frey Mittelding ist (als, das ich ein exempel gebe, an einem Freitag oder in der Fasten mag ich mit unverletztem Gewissen Fleisch essen oder nicht, nachdem es sich schicket und ich habe), So ist es doch in sollichem fahl mir nicht mehr frey, sonder es würdt ein Gebott und Zwang, den der Christlich Glaub nicht leiden kan, noch leiden soll, Darmit die Warheit deß H. Evangelii bestehe. Und gilt hie gar nicht, das man sagen wölt, es were der Oberkeit und nicht der Kirchen Gebott. Dann die Oberkeit hofieret hiemit dem Antichrist, dem Bapst, darumb auch sollicher Betrug ernstlich zustraffen ist. Diß einfältig urtheil auß dem ersten Gebott Gottes ist in H. Schrifft vil und offt angezeigt und erkläret, Als da S. Paulus an die Galater schreibet: „So bestehet nun in der Freyheit, damit uns Christus befreiet hat und lasset euch c 98
cj.: 15 A2 Vgl. I Tim 4,1–3. | 99 Dtn 13,1 (Lutherbibel 1545: Dtn 12,32)
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Was für grober Irrthumb unter die Adiaphora eingemenget worden.
1. Tim. 4
Wie ein gemeiner Lay die Zwispalt bey sich selbst urtheilen und entscheiden soll aus seinem Catechismo.
Deut. 12
Gal. 5
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Col. 2 Ibidem
Matth. 15
1. Reg. 18
Exempel deß Martyrers Barlaam.
Zur zeit der Bekanndtnuß soll man nicht heucheln auch im wenigsten. | Matth. 10
Wie sich, die gefallen seind, zur zeit der Bekanntnuß verhalten sollen.
Den fahl soll man nicht beschönen.
Der Bäbstische Greuel in das Bapstumb zuschicken.
Man soll das Bapstumb nicht stucks weiß annemen. Apo. 14
Sechs Predigten
nicht widerumb in das knechtisch Joch fangen. Sihe, ich, Paulus, sage euch: Wa ir euch beschneiden lasset, so ist euch Christus keinnutz“100; und abermals: „So lasset nun niemandt euch Gewissen machen uber Speise und Tranck und uber bestimpte Feiertage.“101 Item: „So ir nun abgestorben seidt mit Christo den Satzungen der Welt, was lasset ir euch dann fangen mit den Satzungen als lebtet ihr noch in der Welt?“102 Und Christus spricht: „Vergeblich dienen sie [53] mir, dieweil sie lehren solliche Lhere, die nichts dann Menschengebot seind.“103 Und Elias spricht: „Wie lang hincket ihr auff beiden seitten? Ist der Herr Gott, so volget ime nach. Ists aber Baal, so volget ime nach.“104 Und hieher gehöret das Exempel deß herrlichen Martyrers Barlaam, dem die recht Hande auff den Altar gebunden, das er sie umbwenden, aber nicht hindersich vom altar ziehen kundt, dem warend feurige kolen in die Hand gelegt und Weyrach darauff. Wölcher ime eh die Hand liesse durch brennen, dann daß er sie umbwenden und den Weyrach auff den Abgöttischen Altar schütlen wolt. Dann da es also heüchlen gellte, wurden keine Martyrer nimmermehr worden sein. Es will unser Herr Christus das Bekanndtnuß rein haben: „Wer mich verleugnet vor den Menschen, den will ich“, spricht er, „auch verleugnen vor meinem Himmlischen Vatter.“105 Darumb wer auß menschlicher schwachheit diß fahls gesündiget, der bekenne es fein rund Gott und den Menschen, bereue es und thu Buß, der kompt am allernächsten darvon, wie dann in der ersten Kirchen, da die verfolgungen groß gewesen, vil geschehen ist. Da man es aber verthedigen und recht gethon haben will, daß ist im boden keinnütz, darmit man auch die sachen nicht besser macht, sonder Gott zum Zorn bewegt, das er solliche Leut endtlich mit grosser blindheit schlecht, daß sie, wa sie nicht umbkehren, Christum zu letst gar verlieren, Wie leider der [54] Exempel vil angezeigt werden mögen. Da es aber nicht freie Mittelding, sonder an im selbst grobe, greiffliche Irrthumben seind, als die Bäpstische Oelung, die Bäpstische Weihe, Bäpstische Firmung, Bäpstische Meß, umbtragen deß Sacraments am tag Corporis Christi und dergleichen, da bedarff es keins neuen Berichts, sonder es soll ein jeder einfeltiger Christ den Bericht widerumb erholen, der daroben im ersten theil der Predigen, so ich zu Eßlingen gehalten, von allen fürnembsten Bäpstischen Irrthumben gesetzt ist. Dann wie wir das gantz Bapstumb und allen seinen Antichristischen Greuel fliehen und meiden sollen, also sollen wir auch denselben nicht stucksweiß annemen und wider in die Kirchen einfüren, wie geschriben stehet: „So jemand diß Thier anbettet und sein Bilde und nimpt das Mahlzeichen an seine Stirne oder an seine Hand, der würdt von dem Wein deß Zorns Gottes trin100
Gal 5,1f | 101 Kol 2,16 | 102 Kol 2,20 | 103 Mt 15,9 | 104 I Reg 18,21 | 105 Mt 10,33
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4. Von Kirchengebräuchen
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cken.“106 Und abermals: „Gehet auß von ir mein Volck, daß ir nicht theilhafftig werdet irer Sünden, auff daß ir nicht empfahet von iren Plagen, dann ire Sünde reichet biß in den Himmel und Gott gedenckt an iren Frävel.“107 Diß seie auch gnug gesagt von den Kirchengebreuchen und Mitteldingen, die an in selber weder gut noch böß, von Gott weder gebotten noch verbotten, wann sie der Kirchen zur zeit der Bekanntnuß mit gwalt auffgetrunge, dieselbige mit Ergernuß der schwachglaubigen und Sterckung der halßstarrigen in irem Irrthumb zu abbruch [55d] und schmelerung der Christlichen Freiheit anzunemen, daß in sollichem Fahl keins wegs frey den Feinden Gottes Worts zuweichen oder nachzugeben, sonder daß ein Christ die Christliche Freiheit und also die Warheit deß heiligen Evangelii zubehalten schuldig sey, fein rund zubekennen und darüber zuleiden, was ime Gott der Herr zuschicke, der auch wol on solliche Heüchlerey die reine Lehr und sein Kirchen zuerhalten weist. Der Allmächtig wölle sein liebe Kirchen in disen Landen vor dergleichen Beschwernuß behütten. Da sie aber nach seinem verhengnuß widerumb volgen oder noch beschwerlicher werden solten, wölle er die Gnad seines heiligen Geists verleihen, sein Wort und Warheit rein und bestendig zubekennen, den Feinden desselben nicht zuheüchlen, sonder mit Gedult zuleiden und zuüberwinden, auff daß wir mit ihme ewig selig werden. Das verleihe uns der Allmächtig Gott und Vatter unsers Herrn Jhesu Christi durch den heiligen Geist. Amen.
Apo. 18
Beschluß
[56] Die fünffte Predig: vom rechten Underscheid deß Gesätzes und Evangelii und was das Evangelium eigentlich seie und ob man das Gesätz auch bey den Widergebornen in der Christenheit treiben soll
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Es ist ein alter Streitt in der Kirchen Augspurgischer Confession bald am Anfang deß widergeoffenbarten Evangelii vom rechten Brauch deß Gesätz Gottes gewesen, Nämlich ob man das Gesätz, das ist die zehen Gebott und denselben Gottes angehenckte Straffen und Teurungene, auch bey den Christen treiben soll. Da hat sich einer funden, der hat fürgeben, daß man die Christen mit dem Gesätz solle zufriden lassen, Dann das Gesetz seie den Juden und nicht den Christen gegeben, wölche gerecht seind und deß Gesätzes nicht bedürffen, wie geschriben stehet: „dem gerechten ist kein Gesätz gegeben.“108 Wie dann auch Christus gesagt, „das Gesätz und die Propheten biß auff Johannem“109, nach wölchem das Gesätz und die Propheten auffhören und demnach under den Christen nicht solle geprediget werden.
d
cj.: 56 A2 | e Träwungen B, C, D, E, F
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Apk 14,9f | 107 Apk 18,4f | 108 I Tim 1,9 | 109 Mt 11,13
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VI. Der sechst Streit, ob man das Gesetz auch bey den Christen predigen soll. Anno etc. 1538.
Johann Agricola Eißleben | Grund
1. Tim. 1 Matth. 11
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Jo. 16
Meinung deß andern theils. D. Luther
Grund
Matth. 5.6.7
Rom. 3 Matth. 3 | Luc. 24
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[57] Sonderlich aber hat er hart darauff getrungen, daß die Christen von dem Gesätz seind frey und ledig gemacht, wölchs seie gewesen ein treiber, dessen Stab Christus zerbrochenf und seinen glaubigen den heiligen Geist erworben und gegeben, der in ihnen ein freiwilligen Geist schaffeg, wölcher nicht auß Zwang, sonder auß freiem Geist nach dem willen Gottes lebe. Und da man ye die Sünde straffen soll, könde man dasselbig eben so wol, ja besser, durch das Evangelium dann durch das Gesätz thun. Wölches die Haupsünde, nämlich den unglauben an Christum straffe, darvon das Gesätz nichts wisse, auch nit predige, wie geschriben stehet, der heilig Geist würt die Welt straffen umb die Sünde110, Daß sie nicht glauben an mich und sagt nicht, Das Gesätz würt die Welt straffen. Dargegen aber hat D. Luther anfangs und die es mit seiner Lehr durchauß gehalten gelehret, Daß das Gesätz, das ist die zehen Gebott, ein gemeine Predig seie, die von anfang der Welt her in der Kirchen Gottes gewesen und biß an das ende der Welt in der Christenheit soll gehalten und ernstlich getriben werden. Dann Christus, der Herr, selber hab die zehen Gebott geprediget und derselben rechten verstand wider der Phariseer falsche glosen dargethon und erkläret und darauff ernstlich alle seine Zuhörer vermanet, daß sie sich nach disen Gebotten als nach dem heiligen, gerechten und unfehlbarn willen Gottes verhalten sollen, Wie Matthei am 5. 6. 7. Cap.111 gelesen würdt. [58] Deßgleichen haben die liebe aposteln auch gethon, wölche nicht allein den Glauben an Christum geprediget, sonder auch die Buß und Erkanndtnuß der Sünden und ein Christlich Leben nach der Regel deß Gesätzes Gottes mit allem ernst getriben haben, wie sollichs alle ire Straff und Bußpredigen, auch vermanungen, zu einem Christlichen Leben, besonders aber die Episteln S. Paulus außweisen. So gibt und erfordert es auch das Werck selbst, eh man vergebung der Sünden predige, daß man zuvor die Leutte zu erkanntnuß irer Sünden bringe. Nun spricht Sanct Paulus mit klaren worten: „Durch das Gesatz kommt die erkanntnuß der Sünde.“112 Darumb auch Christus sein Predig an der Buß angefangen und seinen Jünger bevolhen, in seinem Namen Buß und vergebung der Sünden predigenh.113 Dieweil dann zu aller zeit, auch mitten in der Kirchen, Leut seien, die der Bußpredig bedörffen, angesehen daß der Teuffel heut disen morgen ein andern, ein auff disen den andern auff ein anderen weg zum fahl bringet, sollen solliche Leut widerumb zu gnaden Gottes auffgerichtet werden, so muß auch zuvor das Gesatz geprediget werden, darauß sie ihren fahl lehrnen, erkennen und warhafftige Buß thun, Wölches alles anderst nicht dann mit der Predig deß Gesätzes geschehen muß und da durch dieselbige die Hertzen darnider f
am Rand: Esa. 9 C | g am Rand: Psalm 51 C | h zupredigen C
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Vgl. Joh 16,8f. | 111 Vgl. Mt 5–7. | 112 Röm 3,20 | 113 Vgl. Mt 3,2; Lk 24,47.
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5. Von Gesetz und Evangelium
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geschlagen, siei durch die Predig deß Evangelii widerumb auffgerichtet, wölchs ihnen verkündiget, daß Christus das Gesätz für sie erfüllet und sie Gal. 4 | Rom. 10 von desselben Fluche ledig und frey gemacht habe114. [59] Disen Streit kan auch ein Christ auß seinem einfältigen Catechismo ur- Wie ein einfaltiger Laye theilen und bald sehen, wölcher theil recht oder unrecht habe. Dann under disen Streitt auß seinem Catechismo urtheilen den sechs Hauptstucken Christlicher Lehr, wölche seind die zehen Gebott, und entscheiden solle. der Christlich Glaub, das Vatter unser, die heilige Tauffe, das heilig Abendtmal und das ampt der Schlüssel deß Himmelreichs, findet er keins, das die Sünde straffet und sie anklaget und verdammet, weder allein die zehen Gebott. Und dise seind das Gesätz Gottes, wölchs saget, was Sünde oder nicht Sünde, Allein das Gesätz zeiget recht oder unrecht seie und trewet den ubertrettern desselben Gottes Zorn, und klaget die sünde an. alle Straffen und Plagen. Darumb muß man eintweder in der Christenheit kein Sünde straffen oder aber man muß in derselben die zehen Gebott so wol als das heilig Evangelium predigen. Ja, sprechen ettlich, die Buß kan man eben so wol auß dem Evangelio als auß Einrede dem Gesatz predigen und die Sünde straffen, ja besser dann durch das Gesätz, Namlich die Hauptsünde und Wurtzel aller Sünden, namlich den Unglauben, daß die Leut nicht glauben an Christum, darvon das Gesätz nicht weisset. Darumb Christus im Evangelio bevolhen, man soll in seinem Namen Buß Luc. 24 und vergebung der Sünden predigen.115 Hie hat sich ein neuer Streit erhebt, dardurch der vorgehend, wölcher schier VII. Der sibend Streitt, vergraben gewesen, widerumb erneuert, Nämlich darüber, was eigentlich das was eigendtlich das Evangelium seie. Anno Evangelium für ein Predig seie und heisse. 1559. [60] Der ein theil hat fürgeben, das Evangelium heisse eigendtlich ein Buß- Meinung deß ersten predig und ein Predig von vergebung der Sünden mit einander. Und zu Er- theils. | Scolastici Wittenbergenses. | D. weisung irer meinung angezogen, das Christus gesagt hat: „Also mußt Chris- Pezelius und tus leiden und aufferstehn von den Todten am dritten tage und predigen Wittenbergische theologen. | Luc. 24 lassen, in seinem Namen Busse und vergebung der Sünde under allen Völckern.“116 Hie, sagen sie, habe Christus mit klaren worten angezeigt, was eigentlich Evangelium heisse und seie, nämlich ein Bußpredig und ein Predig von vergebung der Sünden. Neben disem Zeugnuß Christi haben sie auch andere eingefieret, die auff gleichen schlag lautten. Dargegen hat der ander Theil fürgeben, Das Evangelium werde Meinung deß andern theils. | Illyricus, bißweilen für das gantz Predigampt genommen und begreiffe also Nicol[aus] Gallus, D. Heßhusius, D. Wigandus und Nidersächsischen beides, das Gesätz und das Evangelium, die nach dem Bevelch theologen. Christi sollen geprediget werden. Aber hie seie ein andere Frag, wann das Gesätz und Evangelium gegen einander gehalten werden, was als dann das Evangelium eigendtlich heisse, und i
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Vgl. Röm 10,3f; Gal 4,4f. | 115 Vgl. Lk 24,47. | 116 Lk 24,46f
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Eigentlicher underscheid deß Gesätzes und evangelii.
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Wie ein christlicher Laye auch disen streit urtheilen und bey sich underscheiden solle.
Matth. 9.10 | Mar. 16
Sechs Predigten
wardurch dise beide Lehren das Gesätz und Evangelium underscheiden werden? Darauff sie geantwort, Das Evangelium sey eigendtlich anderst nichts dann ein fröliche, tröstliche Predig von vergebung der Sünden allein umb unsers Herrn Jesu Christi willen und keines wegs ein Bußpredig, dardurch das Gesätz und Evangelium mit einander vermischet und dem Bapst wider die Thür zu seiner verdampten Lehr auffgethon werde. [61] Dann diß seie eigentlich der underscheid deß Gesätzes und deß Evangelii, Daß das Gesätz lehret, was Sünde seie, klage uns an von wegen der Sünde, vermane uns zur Buß und lehre uns, wie wir unser leben nach Gottes willen anrichten sollen. Das Evangelium aber predige von vergebung der Sünden, absolvier von Sünden und zeige uns den Mitler zwischen Gott und dem Menschen, umb wölchs willen wir vergebung der Sünden und das ewig leben auß lautter Gnaden haben und nicht umb unsers Gehorsams willen, den wir mit unsern Wercken Gott geleistet haben. Und in diesem verstand habe auch Christus zu seinen Jüngern gesagt: „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium allen Creaturen. Wer da glaubet und getaufft würdt, der würdt selig, wer aber nicht glaubet, der würdt verdampt werden.“117 Da Evangelium eigendtlich anders nichts heisse, dann ein fröliche, freudenreiche Bottschaft von der gnädigen vergebung der Sünden und da wir derselben nicht glauben, so begehn wir ein Sünde wider das erste Gebott Gottes, dessen ende und erfüllung allein Christus ist, Rom. 10118, wölchen das Evangelium zeiget. Disen Streit zuunderscheiden, ist einem Christlichen Layen gantz leicht, wann er das sechst Hauptstuck seines Christlichen Catechismi vom ampt der Schlüssel für sich nimpt, wölches gegen den armen Sündern gebraucht würdt, deren Hertzen durch die Predig der zehen Gebott in die erkanndtnuß irer Sünden gefieret und erschreckt [62] seind, daß sie sich vor Gottes Zorn fürchten und gern ein gnädigen Gott hetten, der inen irer Sünden lasts abhelffe und wider zu gnaden auffneme, im Gesätz Gottes aber kein Trost, kein Rhu noch Rast finden. Denen hat Christus bevolhen, das Evangelium zupredigen, das ist, die fröliche Bottschaft zuverkündigen, daß er umb der Sünder willen in dise Welt kommen sey, sie selig zumachen und da sie es glauben und auff seinen Namen getaufft werden, sollen sie selig werden.119 Das aber der ander theil auff seinem Streit beleibet und will, das Evangelium heisse eigendtlich nicht allein ein Predig von vergebung der Sünden, sonder auch ein Straff und Bußpredig, ist nichts an inen, dann ein ertzender nichts werder mutwill. Dann sie wissen wol, daß sie nicht recht haben, zancken derhalben mutwilliger weise und uber das Zeugnuß ihrer eigen Gewissen so lang uber dem Evangelio, biß sie die Epistel und schier Christum gar verlieren. 117
Mk 16,15f | 118 Vgl. Röm 10,4. | 119 Vgl. Mt 9,13; Mt 10,5–8; Mk 6,7–13; Mk 16,15; Lk 9,2–6.
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Dann das sie sagen, Christus hab in seinem Namen bevolhen zupredigen Bußj und vergebung der Sünden, das ist war. Er hat aber nicht gesagt, daß das Evangelium eigendtlich heisse ein Bußpredig, sonder wie Christus selbst zumal beide Predigen gefieret hat deß Gesätzes und Evangelii, in massen dann dise beide Predigen von anfang der Welt her ye und allwegen neben einander in der Kirchen Gottes getriben worden, weil keine [63] ohne die andern selig machet, so hat auch Christus gewölt, daß seine Jünger nach seiner Himmelfart sie beide mit einander treiben sollen. Es ist aber zumal ein grob Stuck an den andern theil, daß er in disem Streitt hat fürgeben dörffen, der Unglaub an Christum seie nicht ein Sünde wider das Gesatz. Item, das Gesatz predige auch nichts vom Unglauben oder Glauben an Christum, So doch „das ende deß Gesatzes ist Christus“, Rom. 10120, und kein anderer Gott im Evangelio dann im Gesatz, ein einiger ewiger Gott, der durch das Gesatz im ersten Gebott erfordert den Glauben und durch das Evangelium gibt er ihn. Darumb auch „das Gesatz ein Zuchtmeister“ von Sanct Paulo genennet würt „auff Christum“.121 Nachdem es ein volkomnen Gehorsam von uns erfordert und wir denselben nicht leisten könten, so weiset es uns auff Christum, deß Gehorsam uns zur Gerechtigkeit und zu erfüllung deß Gesätzes zugerechnet würdt. Darumb soll E.L. wissen, daß es an dem einen theil nichts dann ein greifflicher Muttwill seie, der auß lauterm Hochmut und Stoltz hadert und ob er wol die Warheit sihet und greiffet, auch so gelehrt ist, das er wol außrechnen kan, daß under disem seinem fürgeben der Teuffel ein beschwerliche verfünsterung reiner Lehr widerumb einführen möcht, da der eigentlich Underscheid deß Gesätzes und Evangelii nicht erhalten wurden, darauff dann zur zeit deß widergeoffenbarten Evangelii mit al[64]lem ernst ist getrungen worden, wölcher auch ist als ein schön herrlich Liecht zuachten, dardurch besonders der Artickel von der Rechtfertigung deß armen Sünders vor Gott durch Gottes Gnad rein erhalten. Jedoch mögen sie weder Gott noch seiner betriebten und in vil weg zerrißnen Kirchen nicht sovil zu lieb oder zugefallen thun, das sie der Warheit zum Zeugnuß nur mit einem Wort derselben dises ergerlichen Strits abhelffen und sagen möchten: Sie verstienden durch das Wort Evangelium die gantze Lehr, die Christus beides auß dem Gesätz und Evangelio geführet und also zumahl die Buß, das ist rechte Erkanntnuß der Sünden und vergebung der Sünden geprediget habe, so were disem Stritt auch abgeholffen. Wöllen sie es aber nicht thun, so soll der einfältig Lay sich iren Muttwillen nicht irren lassen, die ire Straff gewißlich zu seiner zeit von wegen dises wie auch andern mehr stucken wegen finden werden.
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cj.: Bub A2
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Röm 10,4 | 121 Gal 3,24
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Widerlegung deß grunds der Wittemberger.
Der unglaube ist ein Sünde wider das erste Gebott.
Gal. 3
Böser muttwill an den Wittenbergischen Theologen.
Wie leuchtlich diser Streitt hinzulegen gewesen und noch.
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Sechs Predigten
Es ist auch in disem Artickel der dritt Streit fürgefallen, Nämlich von dem dritten Brauch deß Gesätzes bey den warhafftigen recht frommen Christen, die warhafftig widergeboren und mitk dem heiligen Geist begabet seind: Ob nämlich dieselbige auch deß Gesätzes bedürffen als einer Regel und Richtschnur, nach wölches sie ir Leben anrichten sollen? Ob den Widergebornen auch das Gesätz Item, Ob dieselbige auch mit dem straffen und treuungen deß zu predigen seie. Gesätzes zutreiben und im Gehorsam zuerhalten seien. Meinung deß ersten [65] Hie hat der ein theil fürgeben, die Glaubige, erleuchte und mit dem heitheils. | D. Andreas ligen Geist begabte Christen bedörffen deß Gesätzes nicht, dann sie seien geMusculus zu Franckfurt recht. Dem gerechten aber seie kein Gesätz gegeben, dann er thu für sich an der Odern. selbst, was recht seie und bedörffe keins Gesätzes. So habe er auch den heiligen Geist, wölcher ist ein Lehrer der Warheit, der werde in lehren und treiben, was er thun soll und nicht das Gesatz. Da dann die Meinung Agricole wider auff die Ban gebracht, darvon im ersten theil diser Predig gehandelt worden. Meinung deß andern Dergegen hat der ander Theil gelehret, daß auch die Rechtglaubige, gerechttheils. | lTheologen fertigte und widergeborne Christen deß Gesätzes bedürffen, darauß sie tägWittenbergenses.l | Abdias Pretorius, lich den Willen Gottes lehrnen und sich darnach befleissigen zurichten. Christophorus Lasius | Dann David, als ein Widergeborner, spräche den Menschen selig, der sein Psal. 1. „lust habe im Gesätz deß Herren, dichte und rede von seinem Gesatz tag und nacht“122. Und im 119. Psalmen, wölcher von der Rechtglaubigen Leben und Wandel redet, würdt durchauß getriben das Gesatz deß Herren: „Woldenen, die ohn wandel leben, die im Gesatz deß Herren wandeln.“ „Wann ich schaue allein auff deine Gebott, so werde ich nicht zuschanden.“ „Ich such dich von gantzem Hertzen. Laß mich nicht fählen deiner Gebott.“ „Ich hab den Weg der Warheit erwölet: Deine Recht hab ich für mich gestellet.“123 Zweiffel der Layen. Hie spricht abermals ein einfältiger Laye, wie soll ich mich da verhalten? Dann da werden abermals zu beiden theilen Sprüch der heiligen Schrifft [66] eingefieret und haben beide theil ein ansehen, daß ich nicht weiß, wölchem ich volgen soll. Was es für ein Gestalt Zuvor und ehe ich auff dise Frag antworte, soll ich euer Liebe anzeigen, was mit den Rechtglaubigen es für ein gestalt mit einem Rechtglaubigen und gerechtfertigten Menschen Christen auff Erden habe. habe, so lang er noch auff Erden in diser Wellt lebet. Die Glaubigen, in diser Dann wie E.L. in vorgehnden, sonderlich aber in der ersten Predig von unser welt nicht volkommen, Rechtfertigung vor Gott gehöret, so seind die Glaubigen in diser Wellt nicht haben vil mängel. der gestalt gerecht, daß sie volkommen neu geboren und kein Sünde mehr an inen haben solten. Dann die Sünde hanget inen an ir lebenlang, darwider sie Gal. 5 biß in den Todt zukämpffen haben. Darzu behelt das Fleisch für und für sein lust, begird und neigung zun Sünden,124 Daß also die außerwölte Kinder Gottes in diser Welt ihren ergsten Feinde stetigs bey sich im Busen tragen. DarVIII. Die achte Zweispalt under den Theologen Augspurgischer Confession. Von dem dritten Brauch des Gesätzes.
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danach im Zeilenwechsel ein überzähliges mit A2 | l – l Wittenbergische Theologen C
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Ps 1,1f | 123 Ps 119 (Vg 118),1.6.10.30 | 124 Vgl. Gal 5,17.
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über S. Paulus zun Röm[ern], 7. Capittel, klaget: „Ichweiß, daß in mir, das ist Rom. 7 in meinem Fleisch, nichts guttes wonet, das Gesätz in meinen Glidern nimpt mich gefangen in das Gesätz der Sünden, wölchs ist in meinen Glidern.“125 Weil dann „das Fleisch stetigs gelustet wider den Geist und den Geist wider Gal. 5 das Fleisch“, spricht S. Paulus, „das ir nicht thut, was ir wöllet“126, so befindet sich, daß der glaubig Mensch zum theil widergeboren, zum theil nicht widergeboren ist, wölchs dann ein richtig Urtheil in diser Zweispalt gibt. Dann so Urtheil in diser ferne der glaubig Mensch widergeboren ist, volget er dem Geist Gottes, der in Zwispalt. ime ist [67] als die Regel und Richtschnur der Gerechtigkeit und Heiligkeit. So ferne er aber nicht widergeboren ist, gebraucht der heilig Geist die Lehr und vermanungen deß Gesätzes deß Herren, von dessen Gehorsam die Christen nicht absolviert noch ledig gesprochen, sonder darumb zu gnaden auffgenommen seind, daß sie hinfüro im Gehorsam der Gebott Gottes leben und wandeln sollen. Dann da gleich der Mensch nicht gefallen und niemals gesündiget hette, were er doch nimmermehr ohn ein Gesatz gewesen, sonder hette das Gesätz, das ist den unwandelbaren Willen Gottes, in seinem Hertzen geschriben gehabt, nachdem er auch hett alle seine Gedancken, Wort und Werck gerichtet. So ist nun diser Spruch Sanct Pauls, da er spricht: „Dem Gerechten ist kein Widerlegung deß ersten Gesätz geben“127, nicht also bloß zuverstehn, Dann einmal dem Adam, da er theils vermeindten grunds. | 1. Tim. 1 | noch gerecht und heilig was, vor dem fahl ein Gesatz geben ist im Paradiß128, Gen. 2 sonst hett er kein Sünder werden könden, dann wa kein Gesatz ist, da ist auch kein ubertrettungm. Sonder S. Paulus meinung ist dise, daß dem jenigen, so volkommen gerecht Wie zuverstehn seie, seie, nicht not seie der Zwang deß Gesätzes, weil er für sich selbst thut, was er daß dem Gerechten kein Gesätz gegeben. zuthun schuldig ist, sonder den ungerechten, daß sie im Gehorsam gehalten werden, wie dann unser gantze Natur in irem wesen ein ungerechte sündige Natur ist und bleibt biß in den tode. Darumb sie auch also deß Gesätzes bedarff, das sies täglich höre, anschaue und darmit umbgehe. [68] Auß disem Grund würdt auch leichtlich entscheiden der IX. Die neündte Zweispalte, von notwendigkeit der gutten Wercke. vierdt Streit, der sich bey disem Artickel zugetragen hat. Da der ein theil gestritten hatn: Die gute Werck, ob sie wol nicht zur seligkeit Wittenbergenses nötig seien, so seien sie dennoch nöttig, das ist, man seie sie schuldig zuthun, Theologi. | Abdias Pretorius dann es seie doch die Creatur schuldig, seinem Schöpffer gehorsam zusein, wie geschriben stehet: „wir seind Schuldner nicht dem Fleisch, daß wir nach Rom. 8 dem Fleisch leben“129 etc. Der ander Theil aber hat gestritten, daß die gutte Werck auch nicht nötig D. Andreas Musculus seien, sonder sollen frey sein, das ist auß einem freien Geist geschehen, gleich wie die Sonne nicht auß Zwang, sonder frey für sich selbst iren Lauff volbringet, wie dann David umb ein sollichen freywilligen Geist gebetten, der nicht m 125
cj.: ubertretrung A2 | n Wittenbergische Theologen C Röm 7,18.23 | 126 Gal 5,17 | 127 I Tim 1,9 | 128 Vgl. Gen 2,16f. | 129 Röm 8,12
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Ephes. 5
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auß Zwang, sonder frey willig sich nach Gottes Bevelch richtet, Psal. 51.130 Und hat dem andern theil sein Meinung außgeleget, als solt ihme „nötig“ sovil als ein Zwang heissen, das die gutte Werck nicht auß einem freien Geist herfliessen solten. Diser Streitt hat das ansehen, als seie es nur ein Wortzanck, namlich ein Disputation uber disen zweien worten »Nöttig und Frey», wie dieselbige zuversten seien, da ye ein theil dem andern seine wort nicht recht verstanden und außgelegt haben solle. Aber wann man die Sach recht ansihet, so befindet sich, daß es umb ettwas anders, namlich umb die Lehr an ir selbs zuthun seie. Dann es seind beide theil so gelehrt gewesen, daß [69] sie einander wol verstanden haben, Namlich daß deß einen theils meinung niemals gewesen, daß er dafür gehalten haben solt, als solte es einem Christen Menschen frey sein, das ist, in seinem freien willen stehn, wann er wolte und es ine geluste, gutte Werck zuthun und wann es in nicht luste, das er es wol underwegen lassen möge und könde dannoch ein Rechtglaubiger Christ sein und bleiben. Dann wer wolt doch so thöricht sein und ein sollichen groben greifflichen Irrthumb fürbringen dörfen, sonderlich under gelehrten, verstendigen, erbarn Leutten? Sonder daß ist seino meinung gewesen, daß er gelehret und gehalten hat, die gutte Werck fliessen und wachsen auß einem rechten Christlichen Glauben wie die früchte auffp einem Baum, durch wölchen Glauben das Hertz gereiniget und der Geist frey gemacht, daß man hie weder deß Gesätzes noch desselben treuung, noch der Straffen darzu bedörffe, sonder es gehe alles zu durch den freien treibe Gottes deß heiligen Geists wie die früchte auß dem tribe deß Baums. Darumb hat er auch das Wort „Nötig“ nicht leiden wöllen, dardurch er vermeinet, daß diser frey trib deß heiligen Geists verdunckelt und leichtlich auff ein Zwang (der Freiheit der Kinder Gottes zuwider) möchte gezogen werden. Dargegen hat der ander theil das wort „Nötig“ keins wegs von einem sollichen Zwang verstanden, als solten die gutte Werck nicht auß einem freien Geist herkommen, der durch den Son Gottes ist [70] frey gemacht worden, sonder aller dings von den Glaubigen erzwungen werden müssen. Sonder er hat es verstanden von der Ordnung Gottes, daß namlich, wie der heilig Apostel zeuget, die Glaubigen zun „gutten Wercken geschaffen“ seien131, daß sie dar innen wandlen sollen, der gestalt dann die gutte Werck und der neu angefangen Gehorsam nöttig, das ist nach der Ordnung und willen Gottes schuldig und also dem freien Geist der Glaubigen nichts abgebrochen, aber denselben dem Willen und der Ordnung Gottes underworffen, ob er gleich sollichs nicht auß Zwang, sonder freywillig thut.
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am Rand: Andreas Musculus C | p auß B, C, D
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Vgl. Ps 51 (Vg 50),12. | 131 Eph 2,10
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Aber es kan ein jeder Christ leichtlich abnemen, besonders der deß andern theils Schrifften mit fleiß gelesen, daß er under diser meinung den Irrthumb verborgen habe, da er vermeint, als solten die Glaubigen durch den heiligen Geist also frey gemacht sein und gutte Werck thon, daß sie hierzu keines treibens deß Gesätzes noch desselben treuungen oder auch der straffen nicht bedürfften. Wölcher Irrthumb im ersten theil diser Predig gnugsam widerlegt und in disem Streit widerumb erneuert ist. Nun hette es ein richtigen bescheid, wann der Mensch gleich nach der Wi- Urtheil diser Zwispalt. dergeburt in diser Welt geschaffen were, wie er nach der Aufferstehung von den Todten sein würdt, Namlich volkommen gerecht und from, da es dann keins Zwangs bedürffte. Aber mit den Glaubigen ist es in diser Welt also geschaffen, daß die gutte Werck von selbigen nicht allein der Ordnung, wie es Gott geord[71]net (der gestalt sie dann auch als ein schuldiger dienst nöttig seind), sonder auch zumal auß freiem und auß einem gezwungnen Geist geschehen. Namlich also: Sovil der Mensch neugeborn ist auß dem Geist Gottes, so thut er das gut nicht auß Zwang oder genöttiget, sonder frey willig, Dann sein wille ist dergestalt zum theil wider frey gemacht132. Sovil er aber Joan. 8 noch nicht widergeboren ist und die verderbte Natur noch an sich hat und dieselbige nicht hinlegen kan, wölchs S. Paulusq das Fleisch nennet133, so ist es ein lautterer Zwang, da ein Mensch sein verstand, vernunfft, verderbten Willen und alle seine widerwertige kräfften durch den Geist Gottes muß gefan- 2. Cor. 10 gen nemen in den Gehorsam Christi134 und sich also unsers Herrn Gottes 1. Cor. 9 weißheit und willen underwerffen135. Diß haben wir zwey herrlicher Exempel an den zweien fürnems- Exempel der unvolkommenheit der heiligen Gottes in disem irdischen leben. ten Aposteln S. Petro und S. Paulo. Dann von S. Petro sagt Christus selbst: „Da du jünger warest, gürtest du dich Joan. 21 selbst und wandlest, wahin du woltest. Wann due aber alt würst, würstu deine Hände außstrecken und ein anderer würdt dich fieren, dahin du nicht wilt.“136 Nun ist ohne zweiffel S. Petrus willig umb Christus willen gestorben, gleichwol ist Christus warhafftig, da er sagt: Er würdt dich fieren, dahin du Wie S. Petrus willig und nicht wilt, das ist also zuverstehn Nach dem Geist und innerlichen Menschen, unwillig geflohen seie. das ist sovil er widergeboren gewesen, ist er willig gewesen und hat lust gehabt, umb deß Herrn willen zuleiden. Aber nach dem eusserlichen oder natürlichen Menschen, sovil [72] derselb noch nicht widergeboren was, hat er weder willen noch lust darzu gehabt. Wie dann der alt Adam, der uns anhanget biß in die Gruben, nimmermehr lust hat zuleiden, sonder zeucht hindersich, fleucht und krümmet sich, so lang er kan. Also schreibet Sanct Paulus von sich selbst: „Ich züchtige mein leibe und zä- 1. Cor. 9 me in, daß ich nicht den andern predige und selbs verwerfflich werde.“137 Da q
am Rand: Gal. 5 C
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Vgl. Joh 8,36. | 133 Vgl. Gal 5,16–21. | 21,18 | 137 I Kor 9,27
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Vgl. II Kor 10,5. |
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Vgl. I Kor 9,16f. |
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nun sein Leib als eines widergebornen für sich selbst willig were, so bedörffte er deß beteübens, züchtigens und zämens nichts. Darzu dann der heilig Geist nicht allein das Gesatz und seine ernstliche treuung, sonder auch offtermals ernstliche straffen und plagen braucht, wie an David und andern lieben Heiligen zusehen, „darmit sie nicht mit der Welt verdampt werden“, 1. Cor. 11138. Darumb wenn der ein theil sagt: Die Glaubigen bedörffen keines Zwangs, keines nöttigen, keines zämen, sonder sollichs gehör allein dem alten Esel, namlich dem alten Adam zu, der noch nicht widergeboren seie, so frage du ine widerumb (wie heilig er auch ist), ob er nicht auch noch ein stuck von diser alten Eselßhaut habe oder ob er sie gantz und gar auß gezogen habe? Sagt er dir, Er habe sie gar außgezogen, so ist er frömmer dann kein Heilig auff Erden nie gewesen ist, die alle zumal uber dise alte Eselßhaut geklagt haben und ye frömmer sie gewesen, ye mehr sie darüber geklagt haben, wie S. Paulus, David und anderer Exempel außweisen. Sagt er dann ja, wie er dann sagen muß, er wöl[73]le dann wider das Zeugnuß seines Hertzen und Gewissen reden und will gleichwol der Rechtglaubigen Christen auch einer sein, so hat er hiemit sein Irrthumb selbst erkennet, gestrafft und verdampt, darbey du es auch bleiben lassest und auff die fürgefallne Frag ein lauttern grundtlichen Bericht hast. Alsor hat nun euer Lieb in diser Predig ein einfaltigen Bericht auff vier underschidliche Zwispaltungen vom Gesätz Gottes eingenommen und gelehrnet, wie sie dieselbige nach dem einfaltigen Catechismo urtheilen und entscheiden solle. Und darauß sovil verstanden, daß die sachen an ir selbst nicht so dunckel, da nicht ein muttwill mitlieffe, wann dem irrenden theil sein Irrthumb deutlich, hell, klar under die augen gestelt. Er aber weder Gott noch seiner Kirchen sovil zu gefallen thun will, daß er dem andern theil weichen und zu Christlichem friden verhelffen solt. Dieweils aber sollichs nicht neu, sonder in der ersten Kirchen vil und offt geschehen, so sollen sich fromme Christen daran nicht ärgern, sonder den nutzen darauß empfangen, wie streittig und hartneckig solliche Leut sein und bleiben, daß dannoch der warheit nichts abgebrochen, sonder dieselbige immerdar durch tringet, wie dann auch in disem vierfachen Streit vom Gesätz Gottes zusehen.t Das die predig deß Gesätzes als ein notwendige predig in der Kirchen Gottes auch bey den Außerwölten bleibet undu gleichwol der underscheid deß Gesätz und Evangelii erhalten, darinnen angezeigt, daß [74] das Evangelium eigendtlich anderst nichts ist dann ein tröstliche, fröliche Predig von vergebung der Sündenv allein umb Christus verdienst willen, diew
r am Rand: Beschluß diser Predig C | s am Rand: Man soll sich ab den zweispaltungen nicht ergern C | t am Rand: I. Nutz der zwispaltung in der Religion C | u am Rand: II. C | v am Rand: III. C | w der E, F 138
I Kor 11,32
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allein denen zugehöret, wölcher Hertzen durch die Predig des Gesätzes zur Buß und rechter Erkanntnuß ihrer Sünden gebracht und erschröcket seind und sollichs Trosts bedürffen. xDeßgleichen auch lautter angezeigt, ob wol der Geist der Rechtglaubigen durch den Geist Christi ist frey gemacht, daß sie freiwillig guts thon, jedoch weil inen die verderbte Natur noch anhanget und nicht gäntzlich außgefeget und also ein stettiger Kampff in den Glaubigen bleibet, daß sie nicht allein der ernstlichen Lehr und Vermanungen, sonder auch der Trewungen und Straffen deß Gesätzes bedürffen, wie dann Gott sein Kirchen umb deß alten Adams willen, denselben in inen zutödten, stetigs under dem Creutz helt, biß er ein anders mit uns in der zukünfftigen Welt machet, da wir weder deß Gesätzes, Evangeliums, noch der Epistel mehr bedürffen, sonder in volkomner Gerechtigkeit auß gantz freiem Geist dem Herren in alle Ewigkeit dienen und mit ime leben werden. Demselben sey Lob, Ehr und Preise in Ewigkeit. Amen. [75] Die sechste Predig: von der Person, beiden Naturen der Göttlichen und Menschlichen, auch derselben Eigenschafften, warhafftigen Gemeinschafft und Maiestet Christi unsers einigen Heilands
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Die zehend Zwispalt under den Theologen Augspurgischer Confession ist von der Person unsers Herrn Jesu Christi uber diser Frage, weil in der Person Christi zwo Naturen zusamen kommen, die Göttlich und Menschlich, und ein jede Natur ire eigenschafften hat und behelt, wölcher gestalt dise beide Naturen mit einander vereiniget seien und was ein Natur der andern mitgetheilt habe? Diser Streit aber hat nicht erstlich under den Theologen Augspurgischer Confession angefangen, sonder rhüret ursprünglich zu unsern zeitten von den Zwinglianern her. Dann so bald Zwinglius hat angefangen zulehren, daß im heiligen Abendtmal nicht warhafftig gegenwertig seie der Leib und Blut Christi, sonder Brot und Wein bedeutten allein den abwesenden Leib und Blut Christi, und das auß dem Grunde, Das Christus habe und [76] behalte ein warhafftigen Leib, mit wölchem er seie gehn Himmel gefahren, darumb könde er nicht im heiligen Abendtmal gegenwertig und zumahl im Himmel sein, Ist man gleich in dise Disputation gerhaten, weil der Leib Christi wol nach dem Wesen außerhalb der Sünde unserm Leib gleich, aber nicht ein schlechter Leib, sonder deß Sons Gottes eigner Leib seie, darumb dann ein grosser mercklicher underscheid seie zwischen dem Fleisch und Fleisch Christi, dann das Fleisch seie keinnütz, aber das Fleisch Christi seie nütz, dann es habe den lebendig
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am Rand: IIII. C
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X. Die zehende Zwispalt von der person Christi.
Ursprung diser Zwispalt von den Zwinglianern. Der fürnembst Grunde deß Zwinglischen Irrthumbs. Wie man anfangs in dise Disputation gerhaten seie.
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Matth. 28
Zwinglii Irrthumb.
Matth. 28 | Joan. 3
Widerlegung D. Luthers.
Die Neuen Theologen zu Wittenberg den Zwinglianern ein offentlichen beyfahl gethon.
Arglistigkeit der neuen Theologen zu Wittenberg. D. Brentius und seine mitbrüder.
Sechs Predigten
machenden Geist139, hat man gefragt, was doch der Son Gottes seiner menschlichen Natur durch die persönliche vereinigung für ein Maiestet mitgetheilt habe. Dieweil allein Marien Son könde mit warheit sagen: Ich bin alle zeit bey euch und sonst kein abgestorbner Mensch.140 Da hat alßbald Zwinglius sein Alliosin auff die Ban gebracht, das ist, er hat fürgeben, man müsse solliche Wort, die von der Maiestet deß Menschen Sons reden, nicht verstehn, wie sie lautten, sonder wann deß Menschen Son sage: „Ich bin alle zeit bey euch“141. Item: „niemand fehret gehn Himmel, dann der von Himmel kommen ist, deß Menschen Son, der im Himmel ist“142, diß müsse man also verstehn, daß namlich ein Natur für die andern genommen und verstanden werden soll und es sovil heisse, mein Göttlich Natur würdt allwegen bey euch sein. Dise Alliosin, das ist dise Verkerung der herrlichen Sprüch von der Gegenwertigkeit deß gantzen Christi, hat D. Luther widersprochen und mit [77] Gottes Wort auch rechter, eigendtlicher erklärung der artickel unsers Christlichen Glaubens von der Menschwerdung deß Sons Gottes und seinem sitzen zu der Rechten der Maiestet Gottes erwisen, daß durch dise verkehrte außlegung Zwinglii die Person unsers Herrn Christi getrennet und unser Christlicher Glaube von Christo gefälschet und verkeret werde. Nachdem nun der Streit von deß Herren Abendtmal verschiner jaren wider auff die Ban gebracht, haben die neuen Theologen zu Wittenberg lang hinder dem Busch gehalten und sich offendtlich nichts vernemen lassen. Aber durch heimliche Schrifften sovil zuverstehn geben, daß sie das ohr auff der Zwinglianer seitten gehenckt und da sie ir gelegenheit ersehen (wie dann dises Geists art ist, das er im finstern schleücht), seind sie mit offentlichen Schrifften herauß gefahren und in disem Artickel von der Maiestet deß Menschen Sons den Zwinglianern ein offendtlichen beifahl gethon und was zuvor D. Luther wider die Zwinglianer geschriben, das auch zu Wittenberg getruckt und seinen Büchern einverleibt als ein Eutychianische Kätzerey verdampt und verworffen. Und das haben sie gleichwol nicht unter D. Luthers Namen gethon. Dann derselbig noch der zeit bey vilen auch ihren eignen Leutten ein grosses ansehen hat, sonder under deren Namen, die D. Luthers Lehr und Schrifften wider die Zwinglianer angezogen und gefieret haben. Darmit sie noch der zeit die Leutt mit grober verdammung [78] D. Luthers, ires Preceptors, nicht für den Kopff stossen, biß der Zwinglisch Irrthumb den Leutten noch besser eingebildet, daß sie alsdann D. Luthern gantz und gar ohn scheu außmustern dörffen. Wiewol nun diser Artickel in den Predigen wider die Zwinglianer gnugsam gehandelt, darauß ein einfaltiger Laye satten Bericht einnemen kan, Dise neue Zwinglianer auch abzufertigen und derhalben wol unvonnötten gewe139
Vgl. Joh 6,63. | 140 Vgl. Mt 28,20. | 141 Mt 28,20 | 142 Joh 3,13
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sen, ein besondere Predig darüber zustellen, sonder hetten solliche Gesellen nur stracks under die Zwinglianer gewisen werden sollen, jedoch weil diser Irrthumb auch under dem Namen der Augspurgischen Confession will verkaufft und vortgetriben werden, der doch von allen reinen Lehrern und Bekennern derselben ye und allwegen als der vermeindt Grund deß Zwinglischen Irrthumbs ist verworffen und verdampt worden. Darzu uns besonders an disem Artickel vil und hoch, namlich unser seligkeit, als namlich an der rechten erkanndtnuß Jhesu Christi gelegen, wie geschriben stehet: „Diß ist das ewig Leben, daß sie dich, daß du allein warer Gott bist und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen“143, darvon man nicht zuvil hören kan. Wöllen wir auff das aller kürtzest und einfältigst den gantzen handel, verhoffenlich durch Gottes Gnad, so deutlich, hell und klar darthun, daß meniglich deß gegentheils Irrthumb, der nur sein einfältigen Kinderglauben gelehrnet, sehen und greiffen soll. Anfangs ist zu beiden theilen bekanndt, daß in [79] Christo zwo Naturen zusamen kommen, die Göttlich und menschlich Natur. Es ist auch zu beiden theilen bekannt und kein Streit, daß ein jede Natur ire Eigenschafften habe und behalte und der andern Natur Eigenschafften nimmermehr werden noch werden könden. Die Frage aber ist, ob die menschlich Natur in Christo, wölche ir Wesen und Eigenschafften behelt, mit der Göttlichen Natur in Christo und derselbigen Eigenschafften ein warhafftige Gemeinschafft, das ist mit der That und Warheit, habe oder nicht. Will sollichs durch ein Exempel erklären. Der Göttlichen Natur Eigenschafft ist, allmechtig sein. Dann Gott ist allein Allmechtig, darumb ist es auch sein Eigenschafft. So ist nun die Frag, weil der Allmechtig Son Gottes in Einigkeit seiner Person hat angenommen menschliche Natur, was die menschlich Natur in Christo von diser Allmechtigkeit habe? Namlich ob Christus nach diser Natur mehr nicht dann den Namen der Allmechtigkeit habe oder ob er die Allmechtigkeit selbst habe und also als deß Menschen Sony Allmechtig worden seie? Hie sagen dise vermeindte Augspurgischer Confession verwanndte Theologen mit allen Zwinglianern, Das Christus als Marien Son, das ist nach der Menschheit mit der Allmechtigkeit deß Sons Gottes oder, daß ichs noch deuttlicher sage, das die menschlich Natur mit der Allmechtigkeit der Göttlichen Natur warhafftig, das ist mit der [80] That und Warheit nichts gemein, sonder allein den Namen darvon habe, mit der That und Warheit aber gar nicht. Der Grund irer Meinung ist diser, Dann die Allmechtigkeit seie ein Eigenschafft allein der Göttlichen Natur. Wie nun die Göttlich Natur nicht köndte y
danach: mit der that und warheit C
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Joh 17,3
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Wie hoch uns an disem Artickel gelegen. Joan. 17
Warüber man in disem Artickel zu beiden theilen einig.
Was die Hauptfrage in diser Zwispalt seie.
Der Wittenberger, Heidelberger und Zwinglianer Glaube.
Vermeinter grund deß Irrthumbs der Wittenberger, Heidelberger und Zwinglianer.
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Summarische Lehr der neuen Wittenberger von Christo.
Sechs Predigten
der menschlichen Natur mitgetheilt werden, dann die Göttlich Natur seie ein unendtlich Wesen, dessen kein Creatur fähig ist, noch dasselbig begreiffen kan, also seie auch die Allmechtigkeit Gottes unendtlich und da sie der menschlichen Natur mitgetheilt und die menschlich Natur dieselbig mit der Gottheitz solte gemein haben, so wer sie kein Eigenschafft der Göttlichen Natur mehr. Dann was zweien dingen gemein seie, das seie deß einen theils nicht mehr eigen. Dergestalt dann auch die Person deß Sons Gottes der angenomnen menschlichen Natur nicht mitgetheilt oder gemein seie. Dann das seie auch der Person Eigenschafft, daß sie incommunicabilis, das ist, einem andern nit mitgetheilt werden könde. Darauß schliessen sie in gemein, daß der menschlichen Natur in Christo weder die Göttlich Natur noch die Person deß Sons Gottes noch seine Eigenschafften noch sein Maiestet noch seine Würckungen mit der That und Warheit mitgetheilt worden seien. Dise Lehr ziehen die Zwinglianer in den Handel von deß Herren Abendtmal und geben für, daß under andern Eigenschafften deß Göttlichen Wesens seie auch diese (zumal an vilen oder allen orten [81] gegenwertig sein), wölche Eigenschafft keiner Creatur könde mitgetheilt werden, darumb es auch unmüglich seie, daß der Leib Christi, wölcher ein Creatur ist, zumahl im Himmel und auff Erden im heiligen abendmal gegenwertig sein könde. Demnach erklären sie das Geheimnuß der persönlichen Vereinigung beider Naturen und der Gegenwertigkeit Christi nach seiner menschlichen Natur mit ettlichen groben Gleichnussen, als eines Edelgesteins in ein gulden Ring gefasset, Item, eins Planeten und seines Circkels, darinn er gehet, Item, eins Baums mit seinen Nästena, Item, eins Menschen Haupts mit seinen Glidern und geben für, Wie es nicht volge, daß wo der gantz Circkel deß Planeten und der gantz Ring seie, da seie auch der Planet oder das Edelgestein im Ring. Also könde man auch nicht sagen, daß wa die Gottheit seie, da seie auch die menschlich Natur Christi. Dann wie der Zirckel deß Planeten sich weitter erstrecke, dann der Planet und der Ring weitter umb sich begreiffe, dann das Edelgestein so im Ring ist, Also auch greiffe die Gottheit weitter umb sich dann die menschlich Natur Christi, wölche an einem ort, als jetzunder im Himmel mit Gottb vereiniget seie, gleich wie das Edelgestein nicht allenthalben im Ring stecke, sonder allein an einem ort, darein es gefasset seie. Darumb sey im h. Abendmal allein die Gottheit Christi gegenwertig und werde sein Leib mit dem Brot deß abendmals allein bedeuttet. Diß ist der Hauptgrund, darauff die Zwinglianer ihre Meinung gleich anfangs gesetzt haben. [82] Aber weil der Name der Zwinglianer so gar verhasset, lassen sich dise vermeindte Augspurgische Confessions verwandte neue Theologen noch nicht so weit hinauß, sonder geben für, sie halten es noch in der Lehr von der gegenwertigkeit deß Leibs und Bluts Christi im heiligen Abendtmal mit D. z
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Luthernc, allein die Lehr von der Person Christi (die doch Luther geführet und darauff sein Lehr vom heiligen Abendtmal gegründet und bewisen, das der gestalt wie Gott und Mensch in Christo ein Person seie, sein Leib zumal im Himmel und auff Erden sein könde) verwerffen und verdammen sie offentlich. Darwider hat D. Luther geglaubt, gelehrt, bekennet, geschriben und geprediget, biß in sein Gruben, daß die Göttlich und menschlich Natur in Christo sich also miteinander vereiniget haben, daß der Son Gottes sein Göttlich Natur der menschlichen Natur warhafftig und mit der That und also auch alle sein Maiestet derselben mitgetheilet habe, darumb dann der Apostel geschriben, Daß in „Christo alle völle der Gottheit leibhafftig wonet“144, als nämlich in deß Sons Gottes eignem Leib. Die völle der Gottheit aber heisse und seie alles, was von Gott gesagt mag werden, alle sein Allmächtigkeit, Weißheit, Krafft und Würckung, wie abermals der Apostel geschriben: „In wölchen alle Schätz der Weißheit und des Erkanntnuß verborgen ligen.“145 Daher auch Christus als deß Menschen Son gesagt habe: „Mir ist geben aller Gewalt im Himmel und auff Erden“146, der gestalt ime auch nach der [83] menschlichen Natur alle ding underthenig und seinen füssen underworffen seiene, die er nicht abwesend sonder gegenwertigkeitf (doch nicht auff ein irdische, raumliche, sonder auff ein Göttliche, Himmlische weise) regiere. Und daher hab Christus auch die Macht und Gwalt, daß er mehr vermöge, dann sunst ein anderer heiliger Mensch, dieweil er als deß Menschen Son zur Rechten der Maiestet und Allmächtigen Krafft Gottes mit der That und Warheit gesetzt seie und bedörffe der verfluchten und verdampten Alliosi Zwinglii gar nichts, daß man die Rede müste anderst verstehn, dann wie sie lautten, daß namlich ein Natur für die ander genommen werden solt. Sonder weil die Göttlich und menschlich Natur in Christo persönlich vereiniget seien, so haben sie ein warhafftige gemeinschafft mit einander. Item, Weil er nach der menschlichen Natur, in deren er gelitten und sich erniderigt hat, seie zur Rechten Gottes gesetzt, so seie er auch mit der That und also warhafftig sein menschlich Natur in die Göttliche Maiestet deß Sons Gottes eingesetzt. Darumb könde und wisse er auch ein weise, wie er mit seinem Leib im heiligen Abendtmal gegenwertig seie, Und das vermög seiner Worten, die nach dem laut deß Buchstaben zuverstehn und kein anderer verstand inen zugelegt werden soll. Dise Lehr hat D. Brentius säliger nach D. Luthers seligen Tod wider die Zwinglianer treulich gefieret und ist umb derselben willen von den Wittenbergern als ein Eutychianer und Marcio[84]niten außgeruffen worden, als solte er die menschlich Natur Christi gantz und gar verleugnen, in dem das c
am Rand: Die Wittenberger verdammen D. Luthers lehr C | d danach: wider die neue Wittenberger B, C, D | e am Rand: Psal. 8., Heb. 2. C | f gegenwertig B, C, D, E, F
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Kol 2,9; vgl. Kol 1,19. | 145 Kol 2,3 | 146 Mt 28,18
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D. Luthers Lehr von der person und Maiestet Christid.
Col. 1
Col. 2
Matth. 28
D. Brentii Lehr von der Person und Maiestet Christi.
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Dise Disputation einem gemeinen Layen nicht zuhoch. Wie ein Lay auß seinem einfaltigen glauben sich in disen Streit schicken soll. Der ander Artickel unsers Christlichen Glaubens.
Rechter verstand dises Artickels.
Der neuen Theologen zu Wittenberg Glaub von Christo.
Sechs Predigten
er, wie D. Luther vestiglich geglaubt, gelehret, geschriben, auch darauff gestorben, das namlich der Son Gottes seiner angenomnen menschlichen Natur alle seine Göttliche Maiestet mit der That und Warheit mitgetheilt und mit derselben persönlich gemein habe und in seinem Testamentg auff das ernstlichsth vermanet, das man sich von diser Lehr von der Maiestet deß Menschen Sons nicht abfieren lasse. Hie spricht abermals ein einfaltiger Christ, wölchem theil soll ich volgen? Dise Frag oder Disputation ist mir zuhoch, ich weiß mich nicht darein zuschicken. Nein, mein lieber Christ, dise Frag ist dir gar nit zuhoch, zuscharpff oder zusubtil, sonder neme nur dein einfaltigen, Christlichen Glauben für dich, so kanst du dich gar leichtlich darein schicken und greiffen, wölcher theil der warheit verfehle und greulich irre. Dann also bekennen wir in unserm einfeltigen, Christlichen Glauben: Ich glaub in Jhesum Christum, seinen eingebornen Son, unsern Herren, der empfangen ist von dem heiligen Geist, geboren auß Maria, der Jungkfrauen, der gelitten hat under Pontio Pilato, gecreutziget, gestorben und begraben, abgefaren zu der Hölle, am dritten tage wider aufferstandeni von den Todten, auffgefaren gen Himmel, sitzet zu der rechten Gottes deß Allmächtigen Vatters, Von dannen er kommen würdt, zurichten die Lebendigen und die Todten. [85] Dise einfeltige Wort nimm für dich, so werden sie dir das Urtheil von diser Zwispalt in dein Hand geben. Dann hie hastu nur ein Christum und nicht zwen Christus, das der ein Gottes, der ander deß Menschen Son, der ein von Gott, der ander von Maria geboren, der ein gelitten, der ander nicht gelitten, der ein von Todten erstanden, der ander jnicht erstandenj, der ein in der Maiestet, der ander nicht, Sonder es ist ein einiger Christus, Gottes und Marien Son. Darauß mach dir dise einfeltige Rechnung, die nimmermehr fehlen kan, und ist keiner so einfeltig, der es nicht solt mercken könden. Der Son Gottes ist die ander Person in der H. Treifaltigkeit und hat die Göttlich Natur mit dem Vatter und heiligen Geist gemein, deßgleichen auch alle Eigenschafften der Göttlichen Natur, als namlich sein Allmechtigkeit, unendtliche Weißheit, Krafft etc. und der nimbt die menschliche Natur an sich auß dem Leib der Hochgelobten Jungkfrauen Marien. So ist nun die frag, was er seiner menschlichen Natur durch dise annemung, wölche man nennet die persönliche Vereinigung, mittheile. Die Wittenberger (auß dem Munde der Zwinglianer) sagen, er theile ir nicht mit sein Göttlich Natur, auch nicht sein Person, auch nicht seine Eigenschafften, das ist sein Allmächtigkeit, onentliche Weißheit, Krafft etc., wie daroben angezeigt ist. Dann sprechen sie, das kan
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am Rand: D. Brentii Testament und letster wille C | noch im Grab lege C
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ernstlich B, D |
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nicht sein, sonst wurde die menschlich Natur in die Göttliche verwandelt werden. [86] So frage du nun weitter: der Son Gottes, sovil sein Wesen belangt, hat nichts dann die Göttliche Natur, sein Person und derselben beiden Eigenschafften, das er der eingeboren Son Gottes und Allmächtig ist, was hat er dann seiner menschlichen Natur mitgetheilt? Wann sie deren dingen nichts mit dem Son Gottes gemein hat? Darauff antworten siek, er hab ir grössern Gwalt, grössere Weißheit, grössere Herzligkeit, grössere Maiestet und Glori geben, dann sonst keiner Creatur. Aber mit der Allmechtigkeit Gottes, die deß Sons Gottes Eigenschafft seie, hab er mit der That und Warheit nichts gemein, wie auch mit aller anderl seiner Maiestet, Krafft und Würckung. Jetzt nim für dich die Artickel deß Christlichen Glaubens auff das aller einfaltigest und examinier sie auff dise, ire Lehr und hab acht darauff, was du für ein Christum finden werdest, oder was sie dir doch endtlich auß Christo machen. Dann dein Christlicher Glaub lehrt dich, daß der eingeborn Son Gottes sey umb deinet willen in Marien Leib empfangen, von ir geboren, hab gelitten under Pontio Pilato, seie gestorben, gehn Helle gefaren, aufferstanden, etc. Dargegen lehren dich dise Theologen, geboren werdenm, leiden, sterben, aufferstehn, etc. sein eigenschafften menschlicher Natur. Nun hab abern Son Gottes kein warhafftige gemeinschafft mit der menschlichen Natur und das weder nach seiner Göttlichen Natur, noch nach seiner Person, noch nach seinen eigenschafften, Maiestet oder Wür[87]ckungen. Weil dann kein warhafftige gemeinschafft, irem fürgeben nach, in allen disen Stucken ist, wie kan man dann mit warheit sagen, das der eingeborn Son Gottes, für uns von einem Menschen geboren, gelitten und wir durch Gottes Blut seien erlöset worden? Und das ist im grund eben deß Nestorii Kätzerey, da er saget: Rhüme dich nicht, O Jud, dann du hast nicht Gott, sonder ein Menschen gecreutziget. Daher sagen sie auch und gebrauchen der Reden sehr vil und offt, die menschlich Natur Christi sey für uns gestorben, wann man aber sagt, der Son Gottes sey für uns gestorben, so soll man es nicht verstehn, wie die wort lautten, sonder hie werde ein Natur für die andern genommen und heisse sovil, als die menschlich Natur ist für uns gestorben, wölche mit dem Son Gottes verknipfft oder verbunden, aber doch mit Gottes Natur und iren eigenschafften in Christo kein warhafftige gemeinschafft habe. Also auch wann man redet von der Maiestet deß gecreutzigten Christi, das er sey gesetzt zu der Rechten der Maiestet und krafft Gottes, das ist, das er seie Allmächtig, seie im „aller Gewalt im Himmel und auff Erden“ geben147, Er seie „uber alle Himmel gefaren, auff das (wie S. Paulus sagt) er alles erfülle“148. k
nicht in E | l cj.: anderr A2 | m cj.: worden A2 | n danach: der B, C, D, E, F
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Mt 28,18 | 148 Eph 4,10
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Examen der neuen Wittenberger Lehr nach den Artickeln deß Christlichen Glaubens.
Die neue Wittenbergischen Theologen offendtliche Nestorianer.
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oWas für ein gewalt die
neuen Wittenberger deß Menschen Son zuschreiben.o
D. Luther To. 3. Ger. Jhen. fol. 478.
Weissagung D. Luthers von der Zwinglianer Geist.
Rechter Glaub von der Allmechtigkeit Christi.
Sechs Predigten
Hie sprechen die neuen Wittenberger auß dem Mund der Zwinglianer: Diß muß man nicht verstehn, wie die wort lautten, sonder erkleren durch Zwinglii Alliosin und durch ire erdichte communi[88]cationem Idiomatum, die ihnen nichts anderst ist dann ein wächßlung der Namen, nach wölcher ein Natur für die ander genommen werde. Darumb weil die Rechte Gottes nichts anders seie dann die Allmächtigkeit Gottes, die Allmächtigkeit Gottes aber seie ein eigenschafft Gottes, die keiner Creatur könne mitgetheilt werden, so hab wol Christus nach seiner menschlichen Natur grössern Gwalt dann kein Engel noch Mensch, aber mit der Allmächtigkeit Gottes habe er weder theil noch gemein. Also erfülle er jetzt auch nicht alles als ein Mensch, sonder sein Göttlich Natur allein, doch hab sein menschlich Natur den Namen darvon, per phrasim und modum loquendi, das ist, auff ein solliche art zureden, nach wölcher nicht soll verstanden werden, das er auch als ein Mensch mit diser Maiestet ein warhafftige gemeinschafft mit der That haben soll. So halt nun dein einfeltigen Glauben, wie du in biß daher auff das allereinfeltigst geglaubt hast, und dise Lehr gegen einander und urtheile darauff, wie sie mit einander stimmen. Hie ist unmüglich, wann einer die sach recht versteht, daß er nicht als bald sage: pfui dich Teuffel, ist das die hüpsch Lehr de communicatione Idiomatum, das ist von Gemeinschafft der Eigenschafften Göttlicher und menschlicher Natur in Christo, darmit man also branget, stecket das darhinder? Ja lieber Christ eben das und nichts anders. Darvon D. Luther mehr dann vor dreissig Jaren geweissaget und kurtz vor seinem ende widerholet hat: Ich besorg, spricht er, der Teu[89]fel such ein anders hierinnen (dann wer ist under uns vor dem Teufel sicher?), Namlich weil er weist, daß Christus ein Sacrament in der Schrifft heisset als, 1. Tim. 3149, so wölle er dahinauß, daß auch figürliche Wort sein sollen, wann man sagtp: Christus ist Gott und Mensch, er alfentzt nicht umb sonst also. Dise Weissagung haben die neue Theologen zu Wittenberg mit irer Phrasi und modo loquendi erfüllen sollen, wann sie sagen, es seie nur ein art und weise also zureden, aber mit der That und Warheit hie kein gemeinschafft, darvon am ende diser Predig soll weitter gesagt werden. Wider dise verdampte Lehr, sagt ein einfeltiger Christ: Es verbiet mir mein Gott, daß ich mich in Ewigkeit bereden lassen solt zuglauben, Das Christus Jhesus, Marien Son, mein Fleisch und Blut, mein Bruder, nit solt warhafftig allmechtig sein, oderq nach seiner menschlichen Natur mit der allmechtigen Krafft Gottes mehr nicht dann nur den Namen gemein haben, mit der That aber gar nichts. Ich glaube aber vestiglich, daß er als der ewig Son Gottes mit dem Vatter die Allmächtigkeit selbst seie und nach der menschlichen Natur
o – o Was für ein gewalt die neuen Wittenberger B; Was für ein gewalt die Wittenberger Christo nach seiner Menschheit zuschreiben C; nicht in D | p am Rand: Das lehren die neue Wittenberger B, C, D, E, F | q das ist B, C, D, E, F 149
Vgl. I Tim 3,16.
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dise Allmächtigkeit empfangen habe, darumb daß sein Göttliche und menschliche Natur in Christo persönlich vereiniget, das, wie die angenomne Menschheit deß Sons Gottes eigen ist, also auch der Son Gottes mit aller völle der Gottheit der angenommen Menschheit eigen seie und sollichs nicht mit blossem Tittel und Namen, sonder mit der That [90] und Warheit dieselbige persönlich miteinander gemein haben. Umb wölcher warhafftigen Gemeinschafft willen dem Leib Christi alles das zugelegt würt, was er sonst nimmermehr nach seiner Natur und Wesen weder ist noch sein kan, sonder darumb das er deß Sons Gottes Leib ist. Alsor ist die Krafft „lebendig zumachen“ ein Eigenschafft deß Sons Gottes. Da nun die menschlich Natur Christi mit diser wesentlichen Eigenschafft deß Sons Gottes kein warhafftige Gemeinschafft „realiter“, das ist mit der That, hett, wie köndte sein Fleisch ein lebendigmachend Fleisch sein und ich mit demselben im heiligen Abendtmal gespeiset werden? Gleich wie deß Menschen Auge sihet, wölche Krafft es nicht für sich selbsts hat, sonder auß der warhafftigen Gemeinschafft, die das Auge mit der Seel hat. Wiet dann die Kirchenlehrer durch die Gleichnuß deß Leibs und der Seel solliche warhafftige Gemeinschafft beider Naturen in Christo etlicher massen vil und offt erkläret haben. Darauß kan auch ein gemeiner, einfeltiger Laye unwidersprechlich schliessen, daß dise neue Theologen, so noch der Augspurgischen Confession zugethon sein wöllen, den groben greifflichen und vil mal widerlegten Irrthumb der Zwinglianer offenbarlich bestetigen, die zur erweisung desselben angezogen haben den Spruch Christi: „Das Fleisch ist nicht nütz, der Geist macht lebendig“150 und darauß geschlossen, das im heiligen Abendtmal nicht das Fleisch Christi außgetheilt werde, sonder es seie allein der Geist Christi gegenwertig, der lebendig [91] mache, wölches gewißlich warhafftig also were, wann diser neuen Theologen fürgeben bestiende, da sie schreiben: Daß deß Herren Christi Fleisch mit den eigenschafften Göttlicher Natur (under wölchen auch ist lebendigmachen) kein warhafftige gemeinschafft hette und also nicht warhafftig ein lebendigmachend Fleisch worden were. Darwideru die 200 Vätter auff dem Concilio zu Epheso gehalten und geschriben, daß wir im heiligen Abendmal deß Leibs und Bluts Christi theilhafftig werden nicht als eins geheiligten Menschen, sonder eins sollichen Fleischs, das warhafftig lebendig mache. Wer im nur dise gemeinschafft der eigenschafft deß Sons Gottes entzeucht, der ist ein Zwinglianer und fieret ein verdampte Lehr, die ein jeder Christ als den Teuffel selbst fliehen, verdammen und in abgrund der Höllen verfluchen soll.
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am Rand: Erklärung der maiestet Christi nach der menscheit durch ein exempel B, C, D, E, F danach: oder auß ihm selbst C | t am Rand: August[inus], Athanas[ius], Cyrillus, Justinus B, C, D, E, F | u am Rand: Das Fleisch Christi machet warhafftig lebendig B, C, D, E, F s
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Widerlegung deß gegentheils Grunds.
Einrede Widerlegung
Wie Christus als Mensch Allmechtig seie.
Sechs Predigten
Wasv sagst du aber, spricht ein gemeiner Laye, auff deß Gegentheils grund, der da fürgibt, es könde nicht sein, dann die Göttlich Natur seie ein unendtlich Wesen, dessen kein Creatur wie auch aller seiner eigenschafften fähig seie? Hie soll E.L. mercken, was für ein groben, dölpischen, fleischlichen gedancken dise Leut von dem Göttlichen wesen haben. Namlich als ob es seie ein groß, lang, breit außgespannen wesen. Darumb sie die Gottheit vergleichen einem Circkel eines Planeten oder einem Ringw und die menschlich Natur Christi einem Planeten oder einem Edelgestein, das in eim Ring ist eingefaßtx, dardurch sie in dise grobe Gedancken kommen, daß sie das Geheimnuß der Mensch[92]werdung deß Sons Gottes nicht recht glauben könden. Aber es hat hie vil ein andere meinung mit der persönlichen vereinigung beider Naturen in Christo, Dann die gantz Gottheit und alle völle derselben wonet in der menschlichen Natur Christi leibhafftig, wie geschriben steht, Col. 2: „In ihme wonet alle völle der Gottheit leibhafftig.“151 Aber der Circkel stecket nichty im Planeten noch der Ring in dem Edeln gesteinz, darumb seind alle ihre Gedancken falsch und nichts dann ein fleischlich Gedicht, das mit disem Geheimnuß sich nicht vergleichet, Dann kan alle völle der Gottheit ain dem Menschen Christoa wonen, so kan auch der Mensch Christus derselben fähig sein. Ja, sprechen sie, in Christo wonet die völle der Gottheit nach der Göttlichen Natur, aber nicht in der menschlichen Natur Christi. Antwort: Hie ist kein Lehrer in der gantzen Christenheit zuzeigen, der das geglaubet oder gelehret hete. Dann wann von der Einwohnung Gottes in Christo geredet würdt, so würdt es allwegen verstanden von seiner Menscheit, daß namlich in Christob nach der Menscheit oder in seiner menschlichen Natur wone die völle der Gottheit leibhafftig, darumb sie auch das Wort „leibhafftig“ erkläret habenc als in seinem eignen Leibe. Das ist gut Teutsch, das es jederman greiffen kan, noch derffen dise Leut fürgeben, hie sey kein warhafftige Gemeinschafftd mit der völle der Gottheit, wölche nichts anders heisset dann sein allmechtigkeit, unendtliche Weißheit etc. [93] So halten und glauben wir auch keines wegs ein solliche Gemeinschafft der Göttlichen Allmechtigkeit in der menschlichen Natur, das die menschlich Natur solliche für sich selbst in irem Wesen von dem Göttlichen Wesen deß Sons Gottes abgesöndert haben solte. Dann solcher gestalt zwen Christus gemacht werden, da ein jeder sein Allmechtigkeit und Werck für sich selbst hetten, Sonder wie in dem Menschen nur ein Seel ist und was deß Menschen
v am Rand: Einrede C | w danach: oder dem grossen, weitten Meer C | x danach: Item, der Statt Antorff, die am grossen Meer gelegen C | y danach: gantz B, C, D, E, F | z danach: noch das grosse Meer in der Statt Antorff C | a – a in Christo nach der menschheit C | b danach: verstehe B, C, D, E, F | c am Rand: Cyrillus C | d danach: menschlicher natur C 151
Kol 2,9; vgl. Kol 1,19.
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Leib mehr vermag dann sonst ein Leib, der kein Seel hat, im alles umb der Seel willen zugeschriben würdt, mit deren er ein warhafftige Gemeinschafft hat, wie auch mit derselben Würckungen. Also ist auch in Christo ein einige Allmechtigkeit, nämlich die ewig Göttlich Allmechtigkeit, die der Göttlichen Natur eigen ist, dise hat die menschlich Natur mit der Gottheit gemein, dergestalt warhafftig, das Gottheit und Menschheit in Christo ein Person seind und das mit der That und Warheit. Nun volget keins wegse, wann der Son Gottes sein Natur, seine eigenschafften, sein Maiestet, seine Würckung mit der menschlichen Natur persönlich, das ist der gestalt, wie er die menschlich Natur in einigkeit seiner Person angenommen, gemein hette, so weren es nicht mehr seine eigenschafften und geschehe ein vermischung der Naturen. Dann wie die Seel und ire eigenschafften nicht mit dem Leib vermischet werden, wann sies schon mit dem Leib dergestalt gemein hat, wie Leib und Seel vereinigt, da die Seel nichts ohn den Leib thut [94] und der Leib nichts ohne die Seel vermag, Also bleiben auch die eigenschafften deß Sons Gottes in alle ewigkeitf; aber so wenig der Son Gottes sich von der angenomnen Menschheit absöndert, so wenig gebraucht er auch sein Allmechtigkeit ohne die angenomnen Menschheit, darumb daß sie sich mit einander persönlich, das ist in ein Person vereiniget, wölche vereinigungg one dise gemeinschafft der Naturen nicht bestehen kan, darauß die gemeinschafft der eigenschafften ervolgen, Das also der gantz Christus im Himmel und auff Erden alles würcket und hie kein Natur für die andern genommen würdt, noch genommen oder verstanden werden soll. Auß diser kurtzen Erklärung ist offenbar, was für ein greulicher Irrthumb under diser Meinung verborgen ligt, wann man fürgibt, das die angenomne menschliche Natur mit der Gottheit und derselben Allmechtigkeit „realiter“, das ist mit der That und Warheit, nichts gemein habe, dardurch alle Artickel unsers einfeltigen Christlichen Glaubens verkehret und verfälschet werden. Und ist also im Grund anders nichts, dann deß Nestorii Kätzerey, da offenbarlich zwen Christus in zweien Naturen gemacht, da keiner mit dem andern nichts gemein hat. Darauß dann letstlich die arrianisch Kätzerey volget, das Christus, Marien Son, für ein pur lauter Mensch gehalten würdt. Dann so den Leutten durch dise neue Theologen eingebildet werden soll, das Christus, Marien Son, nach seiner mensch[95]lichen Natur nichts mit der Göttlichen, Natur noch mit der Person, noch mit der Allmechtigkeit, unendtlichen Weißheit, Krafft lebendig zumachen etc. gemein habe, sonder allein ein Phrasis und Modus loquendi seie, das ist, man mög es wol sagen, aber es seie nichts dann ein Rede, was kan endtlich anderst darauß ervolgen, dann das Marien Son muß für ein pur lautter Menschen gehalten werden?h Dann auß der Nestorianer Kätzerey ist e danach: das dise Leut wider die Warheit fürgeben C | f danach: mit der menschlichen Natur unvermischet C | g danach: (merck wol auff du Christlicher Leser) C | h danach: Darauß endtlich der Mahometisch Glaub volget C
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Was für greuliche Irrthumb under der neuen Wittenberger Lehr verborgen seie.
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Einfeltiger Glaube.
Joan. 17
Sechs Predigten
auch der Türckisch, Mahometisch Alcoran ervolget, wie dann Sergius ein Nestorianer gewesen, der denselbig hat helffen schmiden, darinnen Christus Gottheit auff daß höchst geschändet und Christus für ein pur lautter Menschen fürgeben würdt. Diß ist leider auch zu unsern zeitten nach der Weissagung Doctor Luthers ervolget, daß unsere Zwinglianer so lang wider die Maiestet deß Sons Marien gestritten, biß ettlich under inen und nicht die geringsten endtlich sein Gottheit gantz und gar verlaugnet und zu Arrianeri worden seind. Die Exempel findet man in Poln, in Sibenbürgen und zu Heidelberg. Darumb bitt ich lautter umb Gottes willen alle Christen, sie wöllen sich vor disem Geist fleissig fürsehen, der umb sich frisset, wie der Arrianismus, und da er die oberhand uberkommen solt, nicht weniger würgen wurde alle die, so iren verdampten Irrthumb und Kätzerey nicht billichen, inmassen die Exempel außweisen. Wer nun dise Malzeichen dises Geists sich nicht will warnen und von diser verdampten Lehr abschröcken lassen, der fahre im[96]mer hin, dann er will mutwillig verführet und verloren sein. Ich zwar, für mein Person, will hiemit offentlich vor der gantzen Christenheit bezeugt haben, daß ich disen lösterlichen verdampten Irrthumb, der dem Son Marie, das ist Christo, auch nach seiner menschlichen Natur sein Allmechtigkeit und alle Göttliche Maiestet raubet und ime nach der Menschheit mehr nicht dann derselben Tittel und blosse Namen leßt, niemals gebillicht, auch vermittelst Göttlicher Gnaden in alle Ewigkeit nicht billichen, sonder alle Menschen darvor als vor dem laidigen Teuffel selbst warnen will, auß dessen eingeben er auch ist wider erwecket worden. Dargegen aber alle fromme Christen vermanet haben, daß sie bey den einfeltigen Artickeln ihres Christlichen Glaubens bleiben, Christum inen nit lassen trennen, sonder denselben gantz, Gott und Mensch in seinem Wort, in sein heiligen Sacramenten und allen iren nötten behalten, da sie dann deß Herren Wort nicht derffen nach der Zwinglianer irrigen fürgeben anderst verstehn dann wie sie lautten, sonder glauben denselben einfeltig, dieweil er ist die Allmechtigkeit selbst als Gott und hat die Allmechtigkeit als ein warhafftiger Mensch, das er vermag zuthon, was sein Wort verheisset, so haben sie Christum recht und in ime das ewig Leben152. Also hat nun E.L. auch ein kurtzen, einfeltigen, grundtlichen Bericht von den zehen Zwispalten angehört, die sich under ettlich wenig Kirchendienern und Schullehrern Augspurgischer Confession zu[97]getragen, darvon unser gegentheil die Papisten, so ein groß geschrey machen und umb derselben willen fürgeben, als solte man under allen Kirchendienern Augspurgischer Confession nicht zwen finden, die in allen Artickeln vilgedachter Augspurgischer Confession einig seien, da es sich dann, Gott lob, vil anderst helt. Dann etti
danach: und offentlichen Mahometisten C
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Vgl. Joh 17,2.
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6. Von der Person Christi
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lich under disen, besonders die erste also erloschen, daß sich kein Mensch mehr meines Wissens derselben annimpt. Die andern aber zum theil wenig Personen angehn, außerhalb wölchen ettlich tausent Predicanten in allen und jeden Artickeln Augspurgischer Confession ein warhafftige bestendige und keins wegs geferbte Einigkeit halten. Wie zu seiner zeit mit grossem Frolocken viler frommen Menschen durch Gottes Gnad offenbar gemacht werden soll. Esj sollen sich aber Gottselige Hertzen so gar nit von derselben durch jetzgemelte Spaltungen abschröcken lassen, daß sie sich eben der ursachen vil mehr darzu bekennen und standhafft darbey zuhalten bewegt werden sollen. Dann nachdem sich der leidig Sathan, der in Gottes wort durchauß gegründten Augspurgischen Confession auff so vil und mancherley weise nit allein durch die offentlichen Feinde, sonder auch durch falsche Brüder (so sich mit dem Namen der Augsprugischen Confession bedecken und under derselben ire Irrthumben fort treiben wöllen) zugesetzt und nach der Weissagung Simeon153 k als dem auffgesteckten Zeichen widersprochen, ist sie gleichwoll biß daher in irem rechten einfältigen Verstand als [98] die unfehlbar Warheit unbewegt und auffrichtig gebliben. Undm weil sie auff dem Felsen Gottes worts gegründet, hat sie alle dise Sturmwind leichtlich außstehn könden, darwider auch endtlich die Pforten der Höllen der Teuffel mit allen falschen Lehrern nichts vermögen noch außrichten werden.154 Darumb dann alle frommen Hertzen den Allmechtigen Gott ernstlich anrüffen und bitten sollen, das er uns alle bey derselben standhafftig und bestendig erhalten wölle. Und also verhoffe ich auch zu dem Allmechtigen, ich soll bey allen Guthertzigen frommen Christen, sovil die eingerißne Spaltungen in die Kirchen Augspurgischer Confession belanget, gnugsam entschuldiget sein, das ich einich Verfälschung der Lehr, es seye in den Worten oder in der Sachen selbst, nicht gesinnet zubillichen noch vilweniger zudecken oder außzubreitten. Bin auch ehrbietig, zu aller zeit auffrichtig und redlich allen Menschen Rechenschafft zugeben meiner Lehr, Glaubens und Bekantnuß, so offt es die notturfft erheischet und billich von mir erforderet würdt. Ende diser Predig. [99] Dieweil diß blat ledig gestanden, hab ich hieher setzen wöllen, was die Sächsische Kirchen von der Lehr Brentii de Maiestate filii hominis halten: Charissime Iuvenalis, oro te, meminisse velis, cum redieris Tubingam, ut reverendum et clarissimum virum D. Guilielmum Bidenbachium, Theologiae
j am Rand: Warumb sich niemandt die Uneingkeit von der Augspugischen Confession abschrecken lassen soll B, C, D | k am Rand: Luc. 2 B, C, D | l am Rand: Die Aug[spurgische] Confession besteht noch vest auf dem Felsen Christo C | m am Rand: Matth. 7.16 B, C, D 153
Vgl. Lk 2,34. | 154 Vgl. Mt 7,24–29; Mt 16,18.
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Wittenbergenses intellegit.
Sechs Predigten
Doctorem, meis verbis officiose et reverenter salutes ac dicas, me magnas agere gratias pro Epistola erudite et pie scripta ad D. Doctorem Iacobum Andreae, qua hortatus et eum, ut omissis Semicinglianis, ad sua reverteretur. Valde utilis fuit haec Epistola in Ecclesiis Saxonicis, quae probant ac constanter retinent doctrinam de coena Domini, et D. Ioannis Brentii sanctae memoriae beneficia, quae praestitit toti Ecclesiae Dei, asserendo Maiestatem filii hominis, adversus Sacramentarios, eius oppugnatores, gratae agnoscunt, et optant eam doctrinam multis locis et ubique integram conservari. Dices etiam nos petere, ut pergat, de Ecclesia bene mereri, et sua dona in sanctum hunc usum conferre, ut gloria filii hominis, a Deo ei data asseratur: nos precibus nostris adiuvabimus eum et nostra officia ei deferimus. Ioachimus Westphalus, Pastor Ecclesiae Hamburgensis, in Parochia ad S. Catharinam.
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Die Schwäbische Konkordie, 1573/74 Einleitung (Irene Dingel und Marion Bechtold-Mayer)
Jakob Andreae war mit seinen „Sechs christlichen Predigten von den Spaltungen“ nicht auf große Resonanz gestoßen. Insbesondere in Niedersachsen traf er auf Ablehnung. Als Grundlage für einen lehrmäßigen Konsens schienen sie ungeeignet. Dies teilte ihm Martin Chemnitz mit, der damals als Superintendent in Braunschweig und Kirchen- und Konsistorialrat des Herzogs Julius von Braunschweig-Lüneburg wirkte. Andreae nahm daraufhin eine Umarbeitung vor, die allein schon durch ihre Gliederung in einzelne Artikel besser dazu geeignet schien, die seit 1548 ausgetragenen Kontroversen um das theologische Erbe der Wittenberger Reformation zu schlichten. Diese Schwäbische Konkordie (SC) von 1574 erhielt sowohl die Zustimmung der Tübinger Theologischen Fakultät als auch des Stuttgarter Konsistoriums.1 Die Schwäbische Konkordie beginnt mit einem historischen Rückblick, der die in den Kirchen der Augsburger Konfession aufgetretenen Lehrstreitigkeiten thematisiert und die Notwendigkeit eines endlich zu schaffenden Konsenses begründet. Nicht nur die bestehende theologische Uneinigkeit solle endlich beigelegt werden, sondern auch den von altgläubiger Seite geäußerten Invektiven sei Einhalt zu gebieten. Denn die Vorwürfe an die Evangelischen zielten darauf, die unübersichtliche Vielfalt in der Bekenntnisbildung, Uneinigkeit hinsichtlich einer sich permanent entwickelnden und deshalb Veränderungen unterworfenen theologischen Lehre und die mutmaßliche innere Orientierungslosigkeit der Anhänger der Confessio Augustana anzuprangern. Andreae verwies deshalb auf die Grundkonstanten evangelischer Bekenntnisbildung und Bekenntnisbindung. Er nahm auf diese Weise die inhaltliche Struktur des späteren Konkordienbuchs – auch in Anlehnung an bereits bestehende Corpora Doctrinae, denen bisher nur territoriale Geltung zukam – vorweg, ohne hier allerdings den Terminus Corpus Doctrinae einzuführen. Er setzte den Akzent auf das unverbrüchliche Bekenntnis zu den prophetischen und apostolischen Schriften des Alten und Neuen Testaments als ausschließliche Richtschnur für Glauben und Lehre, das Bekenntnis zu den altkirchlichen Symbola – Apostolicum, Nicänum und Athanasianum –, zur Confessio Augustana und ihrer Apologie sowie zu den Schmalkaldischen Artikeln und den Katechismen Martin Luthers als Interpretation und Zusammenfassung biblischer Lehre. Ihnen maß er Orientierung gebende Kraft in der Beantwortung offener Streitfragen zu. In diesen Horizont ordnete Andreae die nachfolgenden Artikel der Schwäbischen Konkordie ein, deren Ziel es war, Rechenschaft über die jeweiligen Streitigkeiten abzulegen und Konsensformulierungen anzubieten, ohne ein neues Bekenntnis darstellen zu 1
Fertiggestellt war die Schwäbische Konkordie wohl bereits im November 1573 (vgl. BSLK, XXXV), Andreae schickte sie jedoch erst Ende März nach Wolfenbüttel s.u.
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Einleitung
wollen. Es sollte den Zeitgenossen und der Nachwelt vor Augen geführt werden, was man zu jedem der aufgeführten theologischen Lehrstücke als Bekenntnis formuliert und wie man sie zu unterschiedlichen Zeiten theologisch entfaltet habe, ohne jemals von der unwandelbaren, beständigen Wahrheit abgewichen zu sein. Der vorliegende Konsensvorschlag zielte darauf, dies verständlich zu rekapitulieren. Die Fronten sollten nicht gegeneinander ausgespielt, sondern vielmehr der Nachweis geführt werden, dass man die in der Confessio Augustana bekannte theologische Wahrheit zu keiner Zeit verlassen hatte, geschweige denn in unsteter Weise zwischen verschiedenen Lehren und Bekenntnissen hin und her geschwankt sei. Die sich an diese einleitenden Erklärungen anschließenden 11 Artikel greifen die Themen der Sechs Predigten auf, bieten sie in neuer Aufteilung und Reihenfolge und ergänzen sie durch weitere theologische Loci2. Diesen von württembergischer Seite her autorisierten Text sandte Andreae, datiert auf den 22. März 1574, an Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg und mit Datum des darauffolgenden Tages an seinen Kollegen Chemnitz mit der Bitte um Beurteilung und Verbreitung in Niedersachsen.3 Die Versendung an Herzog Julius geht auch aus dem Umschlag hervor, der der hier edierten Handschrift angeheftet ist. Am 10. Mai 1574 wurde er dem Herzog in Wolfenbüttel präsentiert.
Überlieferung Handschrift: SA Wolfenbüttel, 2 Alt 14898, fol. 6r–62r (liegt dem Abdruck in diesem Band zugrunde). Davor auf fol. 5r ein Aktenvermerk: „Praesentirt Wullffenbuttell am 10ten Maii a[nn]o etc. 74, von D. Iacobo Andrea einkommen und durch doctoris Martini Kemnitii diener uberantworteth.“
Drucke: Keine zeitgenössischen Drucke. Hermann Hachfeld, Die schwäbische Confession nach einer Wolfenbütteler Handschrift, in: ZHTh 36 (1866), 230–301.4
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Neu hinzu gekommen sind Artikel zu Abendmahl, Vorsehung, Rotten und Sekten. Die Daten nach Heinrich Heppe, Geschichte des deutschen Protestantismus in den Jahren 1555–1581. Bd. 3, Marburg 1857, 41f. 4 Bei der Lektüre der vorhandenen älteren Darstellungen ist Vorsicht geboten, da sie, ähnlich wie Heppe, zu tendenziösen Darstellungen neigen, vgl. – neben Heppe, der sich an dem im folgenden genannten Werk orientierte – Gottlieb Jakob Planck, Geschichte der protestantischen Theologie von Luthers Tode bis zur Einführung der Konkordienformel, Leipzig 1800 (Geschichte der Entstehung, der Veränderungen und der Bildung unseres protestantischen Lehrbegriffs vom Anfang der Reformation bis zur Einführung der Konkordienformel 6), 409–411. 3
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[6r] Nachdem nun etlich jar in den kirchen, so sich zur christlichen und in Gottes wort wolgegründten augspurgischen confession bkent, vil und mancherlay ergerliche trennung und spaltungen sich zu getragen, darüber die liebhaber der göttlichen wahrhait, alß fromme, gottselige hertzen zum höchsten betrüebet, die feind aber Gottes worts gefrolocket, und daher ein ungezweifelte hoffnung geschöpfft, es solten ermelte unsere kirchen sich selbst durch die eingerißne uneinigkait, endtlich gantz und gahr zu grund und boden richten, auch ihre vil sich nicht gescheucht durch den offentlichen truck in und außerhalb dem H. Römischen Reich Teutscher Nation außzugeben, daß nicht bald zwen predicanten zu finden, die in allen und jeden artickeln augspurgischer confession mitt einander durchauß einig weren. Ist für ein hohe notturfft gehalten worden, daß sich christliche, raine kirchendiener mitt hertzen, hand und mund besonders uber den streitigen artikeln gegen einander erkläreten. Wölche erklärung keinswegs dahin gemeint, dardurch der göttlichen wahrhait, etwaß umb zeitlichs [6v] fridens und einigkait willen zuvergeben, oder ein neue confession zu stellen oder anzunemen und die alte, christliche augspurgische confession fallen zu lassen, noch jemand, wer der sein möcht, dardurch zubeschweren, sonder allein darzu fürnemblich angesehen, der wahrhait Gottes worts, zeugnuß zugeben, und gottselige bestendigkait, in rainer lehr zubefürdern. Darauff auch allein die gottgefällige einigkait gegründet und da dieselbige im wenigsten verletzt oder geschwecht, keine vergleuchung dem allmächtigen gefällig, auch in die lenge einichen bestand nicht haben, sonder beneben dem undergang der kirchen, auch andere beschwernußen ervölgen wurden, damitt Gott den abfahl von rainer lehr gemeiniglich an den königreichen, land und leuten ernstlich heimgesucht und gestrafft hatt. Demnach und auff daß einiger irthumb nicht under dem schein und deckmantel der einigkait in unsere kirchen einschleichen, sonder sovil müglich, dieselbige mitt allem vleiß außgesetzt, und die kirchen darvor gewarnet, ist auch für nutzlich angesehen, daß nicht allein die raine lehr an ihr selbst, auff daß aller deutlichst und einfälligst, nicht mitt verschlagnen, duncklen und zweifelhafttigen worten dar[7r]gethon, die auff schrauffen gestelt und also in widerwertigen sinn gezogen werden mögen, sonder auch außtruckenlich die falsche gegen lehr gesetzt, darmitt meniglich wissen und eigentlich verstehn möge, wass solche lehrer für die göttlich wahrhait in allen und jeden, besonders aber den strittigen artikeln, unserer wahrhafftigen christlichen religion gehalten und dargegen alle die jenige, so der selben entgegen und zuwider, außtruckenlich alß falsch und unrecht verwerffen und verdammen. Dardurch einfältige und gottselige christen, in dem rechten und seligmachenden glauben gesterckt, da sie sehen, daß die jetzige diener der kirchen in ihrer vorfahren fußstapffen einhellig tretten und bestendig darinnen verharren, so anfangs sich zu vilgedachter, christlichen augspurgischen confession und der darauff ervolgter christlicher apologi oder erklärung standhafft be-
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kennet und darüber nicht geringe gefahr außgestanden, deßgleichen je lenger je mehr freundtlichs, bruederlichs und gottseligs vertrauen zwischen den rainen lehrern gepflantzt und erhalten. Dargegen aber allermeniglich erwisen, daß unsern kirchen in dem gewalt und unrecht beschehe von den papisten, da sie mitt unauffhörlichem lestern fürgeben, alß solte bey dem h. evangelio und unser christlichen bekantnuß kein theologus mitt dem andern halten, [7v] sonder alle tag neue confessiones gemacht und die lehr dermassen bey unß verendert werden, daß wir letstlich schier selbst nicht mehr wissen solten, waß die augspurgisch confession seye, darauff wir unß so vilfältig gezogen haben, dergestalt die raine unverfälschte lehr, durch Gottes gnad, nicht allein auff unser nachkommen gebracht, sonder auch mitt disem werck inen anlaitung gegeben, auff was mittel und weg auch sie die von unß empfangne raine lehr, vermittelst göttlicher gnaden, standhafftig handhaben und gleichs fahls auff ihre nachkommen gelangen lassen sollen. Wölches alles zur ehr deß allmächtigen, zu verner außbraitung deß h. evangelii und der hochbetruebten christen freud, sterckung und ergötzung wider so manche entstandene, beschwerliche ergernuß gemeint, dardurch auch künfftiglich dergleichen schädlichen spaltungen, als vil bey diser argen welt geschehen kan, verhuetet werden möchten. Demnach haben wir hie underschribne theologen nachvolgender weise unß gegen einander mitt hertzen und mund erkläret und einhellig bekennet. Erstlich zu den prophetischen und apostolischen schrifften, alts und neus testaments, alß zu dem rainen lautern brunnen Israëls, wölchs allein die einige, wahrhafftige richtschnur sein, nach denen alle lehrer und lehr zu richten und zu urtheilen seyen. [8r] Zum andern: Zu den dreyen symbolis, nemblich dem apostolischen, nicaenischen und deß h. Athanasii, alß zu der kurtzen christlichen und in Gottes wort gegründten herrlichen bekantnuß deß glaubens, in wölchen allen denen kätzereyen, so zur selbigen zeit sich in der christlichen kirchen erhaben, lauter und bestendig widersprochen würdt. Zum dritten: Dieweil die hocherleuchte theologen, so damahls der kirchen vorgestanden, alß die christliche augspurgische confession kayser Carlen dem fünfften ubergeben, gahr nahend alle im Herren seliglichen entschlaffen, und aber die jenigen, so in ihrem beruoff bey den kirchen und schulen an ihr statt und also durch Gottes gnad, in ihr fußstapffen getretten und die mitt pflantzung und erhaltung der rainen lehr getreulich und bestendig ersetzen sollen, haben wir unß auch derwegen erkläret und bekennet zu der auch christlichen und in Gottes wordt wolgegründten aug[spurgischen] confession allermassen, wie sie anno etc. 30 in schrifften verfasset und dem kayser Carlen V. von etlichen christlichen chur, fürsten und ständen deß H. Römischen Reichs für ihr bestendige bekantnuß zu Augspurg ubergeben, alß diser zeit unserm symbolo, durch wölches unsere reformierte kirchen von
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den papisten und andern verworffnen und verdampten secten und kätzereyen abgesöndert worden, inmassen dann sollichs in der alten kirchen [8v] also herkommen und gebreuchlich gewesen, daß die volgende synodi, christliche bischoff und lehrer sich auff daß nicaenisch symbolum gezogen und darzu bekent haben. Zum vierdten: Waß dann vilermelte aug[spurgische] confession aigentlichen und wahrhafftigen verstand belangt, damitt man sich gegen den papisten, außfüerlicher erklärete und verwahrte und nicht under derselben namen verdampte irrthumb in die kirchen Gottes einschleuchen und selbiger sich zu behelfen understhen möchten, ist nach ubergebner confession ein außfüerliche apologi gestelt, zu derselben bekennen wir unß auch einhellig, darinnen gedachte augspurgische confession nicht allein notturfftiglichen außgefüeret und verwahret, sonder auch mitt hellen, unwidersprechlichen zeugnußen der h. schrifft erwisen worden. Zum fünfften bekennen wir unß auch zu den artickeln zu Schmalcalden, in grosser versamblung der theologen gestelt, so uff dem concilio zu Mantua, oder wo es gehalten, im namen höchst und hochermelten chur, fürsten und stätt alß derselben bekantnuß, darauff sie durch Gottes gnad zuverharren entschlossen, uberantwurtet werden sollen, in wölchen ermelte lehr aug[spurgischer] confession widerholet und darneben uhrsachen und grundt, warumb man von bäpstischen irthumben und [9r] abgötterey abgetretten, auch mitt denselben irthumben kein gemeinschafft zuhaben, sich auch uber solchen mitt dem bapst nicht zuvergleichen wisse noch gedencke, notturfftiglichen angezaigt worden. Und dann zum sächsten, weil dise hochwichtige sachen auch den gemainen mann und layen belangen, wölche irer seligkait zu gueten, dennoch alß christen zwischen rainer und falscher lehr underschaiden müessen, haben wir unß auch einhellig, zu dem kleinen und grossen catechismo Lutheri bekennet, in wölchem die christliche lehr für die einfältigen layen auff daß richtigst und einfältigst begriffen und gleicher gestalt noturfftiglich erkläret worden. Wölche schrifften alle zumahl zusamen getragen, inmassen solche diser unser widerholten bekantnuß zu ende angehengt worden, dem christlichen leser, wölcher lust und liebe zu der göttlichen wahrhait tregt, ein lautern, richtigen beschaid von allen und jeden streittigen artikeln unser christlichen religion geben, waß er, vermög Gottes worts, der propheten und apostel schrifften bey seiner seelen haill und seligkait zu glauben schuldig seye. Damitt aber nicht allein die jetzt lebende, sonder auch unsere nachkommen, uber die hievor in erzehlten schrifften und symbolis verworffnen secten und kätzereyen, auch von den spaltungen, so ungefehrlich innerhalb 23 jaren unter etlichen [9v] theologen aug[spurgischer] confession entstanden, bericht haben mögen, in wölchen artikeln sich trennung und irthumb erhoben, haben wir von denselben allen und einem jeden insonderhait unser glauben und bekantnuß rund, lauter und klar setzen wöllen. Darmitt der grund gött-
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licher wahrhait in allen artikeln offenbar und alle unrechtmessige, zweifelhafftige, verdächtige und verdampte lehr außgesetzt werde, in wölcher sich der christlich leser nach aller noturfft ersehen und solche gegen oberzehlten schrifften halten mag, darauß er aigentlich befinden würdt, waß von einem jeden artickel anfangs bekent, nachmahls zu underschidlichen zeiten erkläret und durch unß in diser schrifft widerholet, keins wegs wider einander, sonder die einfältig, unwandelbar, bestendige wahrhait, und daß wir demnach nicht von einer lehr zu der andern gefallen, wie unsere widersächer fälschlich außgeben, sonder bey der einmahl ubergebnen augspurgischen confession und in einhelligem christlichen verstand derselben begeren unß finden zu lassen und darbey durch Gottes gnad standhafft und bestendig wider alle eingefallne verfälschung zuverharren. Darmitt aber der christlich leser dise unser erklärung uber die gemelte strittige artikel dest leichter und richtiger hab, gegen den vorerzehlten schrifften, der dreyen symbolen, aug[spurgischen] confession, apologien, schmalcaldischen artikeln etc. zuhalten und zu sehen, daß in denselbigen nicht widerwertige, sonder durch auß mitt [10r] worten und in verstand einhellige lehr von unß durch Gottes gnade gefüert werde, so wöllen wir in erklärung derselben, nicht der zeit, wie sie sich zu underschidlichen jaren nach einander zugetragen, sonder der ordnung nach gehn, wie dieselbig ungefahrlich in der aug[spurgischen] confession und vorgemelten schrifften von artikeln zu artikeln gehalten werden.
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Von der erbsünde Und erstlich hatt sich unter etlichen theologen aug[spurgischer] confession ein zwaispalt von der erbsünde zugetragen, waß eigentlich dieselbige seye. Dann ein theil hatt gestritten, daß deß menschen natur und substantz, sein leib und seel und deßelben fürnembsten kräfften eigentlich die erbsünde seye, wölche natur oder person sunde genent werde, darumb daß es nicht ein gedanck, wort oder werck, sonder die natur selbst seye, darauß alß auß der wurtzel alle andere sunden entsprungen. Der ander theil aber hatt dargegen gelehrt, daß die erbsünde eigentlich nicht seye deß menschen natur, leib oder seel oder derselben vornembste kräfften, wölche zumahl alle geschöpff und creatur Gottes seyen und bleiben auch nach dem fahl deß menschen, sonder etwaß in deß menschen na[10v]tur, leib, seel und allen seinen kräfften, nemblich ein greuliche verderbung derselben, dardurch die gerechtigkait verloren, in wölcher der mensch anfangs erschaffen und in gaistlichen sachen zum gueten erstorben, auß wölcher verderbung und angeborner sünde, so in der natur stecke, alle würckliche sünde herfliessen. Dise zwaispalt christlich und nach Gottes wort zuerklären und durch sein gnad hinzulegen, ist unser einhelliger glaub, lehr und bekantnuß wie volgt:
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Von der erbsünde, wölche nach dem fahl unserer ersten eltern, Adam und Eva, auff alle menschen geerbt, glauben, lehren und bekennen wir, daß dieselbige nicht Gottes, sonder deß teuffels geschefft und werck seye, dardurch aller menschen natur, so von Adam und Eva herkommen, dermassen an leib und seel und allen derselben kräfften verderbet, daß sie daß bild Gottes, zu wölchem der mensch anfangs in wahrhafftiger gerechtigkait und hayligkait erschaffen,1 verlohren und so jamerlich verstellet worden, daß ihr verstand in göttlichen sachen blind und nicht vernimpt, waß deß Gaists Gottes ist, der wille verkeret und alle innerliche und eusserliche kräfften zum ungehorsam wider Gott gerichtet seyen, also daß nicht allein die gedancken, wort und werck deß menschen verkeret, sonder auch sein natur und wesen also verderbet, daß es alles zumahl durch die sünde verunreiniget und derhalben Gottes gerechten zorn und dem ewigen tod underworffen [11r] ist, also da gleich kein böser gedanck, wort oder werck volgeten, so seyen doch alle menschen von natur, daß ist von ihrem samen, wurtzel und uhrsprung, von der empfengnuß und geburt an, verdampte und verlohrne menschen, wölcher jamer in der menschlichen natur grösser ist, dann ine kein mensch erkennen noch ausprechen kan. Wir halten aber hinwiderumb auch gueten underschid zwischen der natur deß menschen, nemblich der person seiner seel und leibs (so ferne sie Gott erschaffen) und zwischen der erbsünde. Dann die natur deß menschen an ihr selbst, nach ihrem wesen, ist und bleibt auch nach dem fahl unserer ersten eltern ein geschöpff Gottes, wie geschriben steht: „Er hatt uns gemacht und nicht wir unß selber.“2 Die sünde aber ist nicht Gottes, sonder ein werck deß teuffelß, wie geschriben steht: „Darzu ist der son Gottes erschinen, daß er die werck deß teuffelß aufflöse und zerstöre.“3 Demnach befinden sich bey einem jeden menschen viererlay underschidliche ding, nemblich 1. die natur oder person, 2. gedancken, 3. wort, 4. wercke, wölche an in selber alß person, als gedancken, alß wort, alß werck, Gottes geschöpff seyen, dann nicht allein die natur deß menschen ist ein geschöpff Gottes, sonder auch daß ein mensch etwaß gedencken, reden und würken kan, kompt alles von Gott her, deß werck es ist, dann ohn Gott köndte unser leib und seel keinen augenblick bestehn, wir köndten auch keine gedancken, wort, würkung und krefften haben. [11v] Aber dise vier stuck zumahl alle sind durch die sünd dermassen befleckt, daß sündig ist und haisset, alles waß wir sind, waß wir gedencken, waß wir reden, waß wir thun und würcken. Und nachdem gueter underschid zwischen der erbsünde und den würcklichen sünden zuhalten, so würdt die erbsünde alß die wurtzel aller anderer würcklichen sünden recht ein natur oder person sünde genennet (wie d. Lu1
Vgl. Gen 1,27; Gen 9,6. | 2 Ps 100 (Vg 99),3 | 3 I Joh 3,8
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Psalm
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therus etwo davon geredet), hiemitt anzuzaigen, da gleich der mensch nichts böses gedächte, redet oder würcket, daß sein natur und person an ihr selber also verkeret und verderbt sey, daß nichts rain in derselben gelassen, sonder alles gantz und gahr mitt der sünde, alß mitt einem gaistlichen außatz durchtriben und verderbet sey. Wölche aber keins wegs dahin zuverstehn, alß solt zwischen der natur deß menschen nach dem fahl und der erbsünd kein underschaid sein. Dann ob wol die erbsünde nicht ein würkliche, sonder ein natur oder person sünde ist, so ist sie doch nicht aigentlich die person oder die natur selber, sonder etwaß in der natur und person, nemblich ein jämerliche verstellung und verderbung derselben. Darumb allen mißverstand und irthumb zu fürkommen, da man aigentlich reden will, so ist die natur und person nicht ohn allen underschaid die sünde, sonder sie ist sündig von wegen der sünde, die in der natur ist und stecket. [12r] Diß ist wol zu mercken, den underschaid der natur oder person, so in der erschaffung guett gewesen, und der sünde, die niemahls guett gewesen ist noch sein würdt (zur ehr Gottes unsers schöpfers, dessen werck deß menschen natur und nicht die sünde ist) dardurch zu behalten. Also sind aller unwidergeborner menschen, gedancken, wort und werck sündig, den underschid zwischen den gedancken, wort und wercken (alß dem geschöpff Gottes) und der sünde, so in den gedancken, wort und wercken (alß dem werck deß teuffels) anzuzaigen, die dem werck Gottes anhanget und daßelbig verderbet, dann die sünd ist nicht etwaß selbstendig für sich selbst, sonder allweg in einem andern, also daß das böß nicht sein und für sich selbs bestehn köndte, wann es nicht in einem gueten geschöpff Gottes wer, deß verderbung es ist. Daher recht gesagt würdt, weil nichts in dem menschen unverderbt gepliben, daß alles sünde seye, daß ist mitt der sünden beflecket waß der mensch ist, waß er gedenckt, waß er redet, waß er thut, wie geschriben steht: „All unser gerechtigkait ist wie ein unrain thuch“4, daß man ehren halb nicht wol nennen darff. Demnach verwerffen und verdammen wir einhellig mitt mund und hertzen, der alten und neuen pelagianer falsche lehr, die fürgeben, daß in dem menschen nach dem fahl die natürliche krafft noch gantz und unverletzt gepliben sey. [12v] Wir verwerffen und verdammen auch, da fürgeben würdt, daß die erbsünde nicht seye etwaß in der natur deß menschen, sonder aigentlich, die menschlich natur an ihr selbst, nemblich die vernünfftige seel deß menschen, sampt allem ihrem wesen, dardurch enttweder Gott zu einem uhrsächer der sünde oder der teuffel zu einem schöpfer menschlicher natur gesetzt, wölchs baids ein gottslesterung ist zusagen.
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Diß ist unser lehr, glaub und bekantnuß von der erbsünde und der hierüber fürgefallnen spaltung, dardurch Gott sein ehr und werck nicht genommen, dem teuffel nichts denn die sünd und die verderbung deß wercks Gottes zugeschriben, die erbsünde nicht ein schlecht oder ringschätzig, angeflogen ding, sonder, wie sie an ihr selbst ist, vermög Gottes worts gelehret, dardurch denn auch der verdienst Christi und daß werck unserer erlösung, zum höhsten geruembt und gepreiset würdt. Wann wir nemblich den grossen schaden der sünden recht erkennen, wölcher so tieff in deß menschen natur und allen seinen kräfften stecket, daß unß darauß niemand, denn der einig und allmächtig son Gottes, unser Herr Jesus Christus, hatt erlösen könden. Vom freyen willen deß menschen
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[13r] Die ander zwaispalt hatt sich under etlich theologen aug[spurgischer] confession vom freyen willen deß menschen nach dem fahl zugetragen, wölche dem vorgehenden artikel anhanget und darauß volget. Da denn der ein theil darfürgehalten, daß der mensch, weil er kein stock noch block, sonder ein vernünfftige creatur Gottes auch nach dem fahl gepliben, von der ersten erschaffung her noch ein klein wenig kräfften auch in gaistlichen sachen uberig habe, daß er sich wol allein auß aignen solchen kräfften, nicht vermög auffzurichten, aber wann der H. Gaist darzukomme, und dieselbigen uberblibne kräfften mitt seiner gnad auffhelffe und stercke, so vermög der mensch durch die krafft seines nach dem fahl noch habenden freyen willens sich widerumb zu Gott bekeren. Der ander theil aber hat auß Gottes wort darwider gelehret und getriben, daß, sovil den freyen willen in gaistlichen sachen und in der bekerung zu Gott belanget, von demselben nichts uberbliben seye denn der name, weil derselbige durch den fahl unser ersten eltern nicht nur geschwecht, sonder gantz und gahr zum gueten erstorben, daß sein vernunfft in göttlichen sachen, unser seligkait belangendt, blind und sein wille Gottes feind worden, und da derselbig nicht durch den son Gottes frey gemacht, kein bekerung zu Gott nimmermehr beschehe. Von diser zwaispalt, dieselbig nach anlaitung Gottes worts vermög unsers christlichen glaubens zuerklären und vermittelst gottlicher gnaden hinzulegen, ist unser glaub, lehr und bekantnuß wie volgt: Nachdem der mensch nicht in dem stand gepliben, wie [13v] er anfangs von Gott zu seinem ebenbild erschaffen5, sonder durch die ubertrettung deß gebotts Gottes6, in seiner natur verderbet worden, inmassen in erklärung deß vorgehenden artikels von der erbsünde angezaigt, findet sich derselbig in vier underschidlichen und ungleichen ständen, nach wölchem underschaid auch die zwaispalt vom freyen willen deß menschen zuerklären. Darmitt abermahls dem Herren Christo sein ehr gegeben und dem menschen nicht mehr 5
Vgl. Gen 1,27; Gen 9,6. | 6 Vgl. Gen 3,3–7.
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noch weniger zugeschriben, denn ime Gottes wort in einem jeden stand zuleget. Dann erstlich ist der mensch von Gott also geschaffen, daß er in seiner natur und wesen, deßgleichen auch in gedancken, worten und wercken ohne sünd gewesen, wölcher in seiner erschaffung ein rechte wahrhafftige erkantnuß Gottes und seines göttlichen willens gehabt, deßgleichen auch ein solchen willen, der dem willen Gottes in keinem stuck zu wider, sonder demselben in allen dingen underworffen, also daß auch kein böse naigung in dem menschen gewesen, sich dem willen Gottes im wenigsten zu widersetzen. Darauß dann der freywillig gehorsam in allen glidern und kräfften deß menschen an leib und seel ervolget ist, daß also der gantz mensch von leib und seel, von allen deßelben kräfften dem unwandelbaren willen und gesetz Gottes gemeß und ehnlich gewesen. Zum andern: Nachdem der mensch nicht auß aigner, eingepfantzter naigung, sonder auß anregung und betrug der alten schlangen deß teuffels [14r] beredt, daß er Gottes gebott ubertretten7, hatt er die bildnuß Gottes, der gerechtigkait und hayligkait, darinnen er anfangs von Gott erschaffen, durch solche ubertrettung und demnach auch die rechte, wahrhafftige erkantnuß Gottes und die krafft seines freyen willens zum gueten in gaistlichen sachen verlohren. „Also daß er alß ein natürlich mensch nicht mehr vernimpt waß deß Gaists Gottes ist, es ist im ein thorhait und kan es nicht erkennen, denn er würdt von gaistlichen sachen gefragt.“8 Deßgleichen sein wille also verkeret, daß er nicht mehr Gott liebet, sonder ein feind Gottes worden ist, wie geschriben steht: „Flaischlich gesinnet sein, ist ein feindschafft wider Gott, sintenmahl er dem gesetz nicht underthon ist, denn er vermag es auch nicht.“9 Darauß dann der ungehorsam in allen glidern und kräfften deß menschen an leib und seel ervolget. Also daß der mensch gantz und gahr von Gott nicht allein abgewendet, sonder zu allem bösen gewendet und gekeret, daß er Gott und sein gesatz hasset, sünd und ungerechtigkait liebet, under die sünd verkaufft, der sünden gefangner und derselben knecht worden ist. Darumb dann der mensch wol der gestalt allein nach dem fahl ein freyen, daß ist, ein ungezwungnen willen hatt, doch allein zu sündigen, dann sein verkerte art und natur hatt lust und liebe zu sündigen, nachdem sie von der gerechtigkait abgetretten ist. [14v] Er hatt auch nach dem fahl in eußerlichen dingen, sovil die eußerliche werck und burgerlichs leben belangt, noch ein freyen doch schwachen willen, etliche eußerliche werck deß natürlichen gesetzes zuthun, daran er doch leichtlich und offt gewendt oder gahr verhindert würdt. Aber in gaistlichen, göttlichen sachen zum gueten und zur gerechtigkait, die vor Gott gilt, ist deß menschen wille ein gefangner wille, nicht dergestalt, alß wann ein gesunder mensch an allen seinen glidern mitt sailen gebunden, daß er dieselbige nicht 7
Vgl. Gen 3,4f. | 8 I Kor 2,14 | 9 Röm 8,7
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seinem willen nach gebrauchen köndte, die doch an inen selbst unverletzt bleiben, sonder deß menschen kräfften sind zum gueten also verderbt, daß in deß menschen natur nicht ein füncklin der krefften uberbliben, mitt wölchen er auß im selber, sich zur gnad Gottes beraitten, oder die angebottne gnad annemen, noch derselbig für sich selbst fähig sein köndte, wie geschriben steht: „Ohn mich vermögt ihr nichts.“10 Und abermahls: „Da ir tod waren durch ubertrettung und sünd, in wölchen ihr weiland gewandlet habt, nach dem lauff diser welt“11, etc. Zum dritten: Nachdem Gott, der vatter, daß menschlich geschlecht im tod der sünden nicht ligen noch verderben lassen, sonder sein son für unß in tod geben, auff daß wir von der [15r] sünd erledigt und frey gemacht widerumb leben und unß sein gnad, durch die predig deß h. evangelii angebotten und bevolhen, daßelbig zuhören und mitt glauben anzunemmen, ist bey der predig deß h. evangelii der H. Gaist wie auch die gantz heylig treifaltigkait gegenwertig und würcket durch daß gepredigt und gehört wordt wahrhafftige bekerung zu Gott, die sonst dem natürlichen menschen unmüglich, schaffet und erwecket also in unß den glauben, darmit daß wort Gottes angenommen, darauff sich alß denn der glaubig mensch verlasset und umb Christus verdienst willen vor Gott für from und gerecht gehalten und ewig selig würdt. Wie dann auch Gott durch daß gehört und geglaubt wort einen neuen gehorsam in ime anfahet und würcket, „dann Gott ists, der in unß würket, daß wöllen und volbringen“12. Dise bekerung zu Gott, weil sie in diser welt nicht volkommen ist (dann wir allein die erstling des gaists empfangen), so pleiben in dem menschen, so lang er nach seiner bekerung auff erden lebt und im flaisch wallet, zwen widerwertige willen, „da daß flaisch wider den gaist und der gaist wider daß flaisch gelustet“13, daß also der rechtgleubig mensch ein stetigen, immer werenden krieg in ime selber hatt auff erden, so lang er lebet. [15v] Wölcher streitt auch bezeuget und außwaiset, daß an eim christen zumahl, der alt und neu mensch sich finden, under wölchen doch der alt mensch von tag zu tag abnemmen, sein werck und geschefft getödtet, der neu mensch aber zunemmen und uber die sünd herschen, sich aber dieselbig nicht regieren lassen soll. Derhalben so fern und vil ein christ neugeboren ist, so hatt er lust am gesatz Gottes nach dem innerlichen menschen, aber nach dem gesetz seiner glider, daß ist nach der sündigen art, so unß von Adam her angeboren und den widergebornen anhanget, dem sie auch biß in den tod nicht gantz und gahr von sich legen könden, widerstrebet er dem gesetz seines gemuets, daß in gefangen nimpt in daß gesetz der sünden14. Daß also der gleubig und zu Gott wahrhafftig bekeret mensch zumahl ein freyen und gefangnen willen hatt, frey ist er, so fern er durch Gott widergeboren und durch den sohn Gottes frey gemacht worden ist, gefangen ist er, so 10
Joh 15,5 | 11 Eph 2,1f | 12 Phil 2,13 | 13 Gal 5,17 | 14 Vgl. Röm 7,22f.
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weit im noch die verderbte und sündige Adams art anhanget und in ime ihr würkung hatt, die wir anderst nicht den durch den tod gahr hinlegen könden. Deßwegen der apostel rüefft: „Ich elender mensch, wer würdt mich erlösen auß dem leib dises tods?“15 [16r] Zum vierdten: Nach der aufferstehung deß flayschs, wenn die menschlich natur an leib und seel und allen derselben kräfften widerumb von der sünd gantz und gahr gereiniget und die wurtzel aller sünden, nemblich die erbsünde, mitt allen ihren früchten verdorben, alß dann würdt der mensch nicht allein die volkomne freyhait haben, so er vor dem fahl seiner ubertrettung gehabt, daß er nemblich kein naigung mehr zur sünd haben unt also mitt allen seinen kräfften dem willen Gottes freywillig underworffen sein würdt, daß er mitt gedancken, worten und wercken darwider nichts handle, sonder ein solche volkommenhait in seiner freyhait erlangen, daß er in derselbigen gnad von Gott bestettiget ewiglich, wie die h. liebe engel, nimmermehr sündigen, noch von Gott abtretten könden, sonder alzeit bey dem Herren sein und bleiben würdt. Derhalben, wann vom freyen willen deß menschen im andern stand, nemblich nach dem fahl, gefragt würdt, waß derselbig in göttlichen sachen auß im selbst vor seiner bekerung vermöge, da denn daß wordt „freyer wille“ zumahl deß menschen verstand oder vernunfft und seinen willen begreifft, ist unser runde, klare, dirre, helle antwurdt und bekantnuß, daß, sovil die gaistliche sachen und sein bekerung zu Gott belanget, von den krefften deß [16v] freyen willens, so er in seiner erschaffung von Gott empfangen, dem menschen nichts ubergepliben, sonder dieselbige gantz und gahr verlohren seyen, dann deß menschen natur, sovil die gaistliche sachen belanget, verstand und wille nicht nur geschwecht, sonder gantz und gahr zum gueten dermassen erstorben, je lenger er auß sein aignen kräfften und liecht seiner vernunfft nach Gott und seinem willen gedenckt, je weniger er in recht erkent, sonder immermehr und mehr von seiner rechten wahrhafftigen erkantnuß abweichet, so lang und vil biß in der H. Gaist widerumb erleuchtet und daß wahrhafftig erkantnuß Gottes in im recht anzündet. Also auch sein wille dermassen von Gott abgewendet und verkert, daß er Gott und sein gesatz nicht liebet, sonder hasset, wölches er nicht halten kan, auch kein lust derzu hatt, sonder durch eußerlichen zwang und straff, dahin gehalten werden muß, daß er nicht gahr gröblich wider daßselbig handle. Wann aber Gott unsern blinden verstand erleuchtet und verkerten willen endert, geschicht solches nicht durch ein solchen zwang, den inen die leut fälschlich einbilden und sagen möchten: Weil ich auß meinen aignen natürlichen kräfften mich selbs nicht vermag zu bekeren, will ich warten biß mich Gott mitt gewalt wider meinen willen bekeret, sonder durch die predig seines h. worts bricht er unsere hertzen, wann der H. Gaist durch die predig deß 15
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[17r] gesätzes den menschen zu erkantnuß seiner sünden fueret und daß hertz durch offenbarung deß zorns Gottes und der straffen schrecket und nachmahls durch die predig von der gnadenreichen vergebung der sünden in Christo widerumb tröstet und auffrichtet. Solchs predig will Gott, daß sie mitt ernst und vleiß besucht und gehört und keins wegs versaumbt oder verachtet werde. Dann dise baide stuck, nemblich die predig Gottes worts und daß gehör, sind deß H. Gaists werckzeug, bey, mitt und durch wölche er mitt seiner krafft würcken und die menschen bekeren will. Daß werk aber der bekerung ist nicht unser weder zum halben, gantzen, noch zu einigem wenigsten theil und also weder deß predigers noch zuhörers, sonder allein Gottes, wie geschriben steht: „So ist nun weder der, der da pflantzet, noch der da begeust etwas, sonder Gott, der daß gedeyen gibt.“16 Und abermahls: „Es ligt nicht an jemands wöllen oder lauffen, sonder an Gottes erbarmung“17, daß also „der glaub kompt auß dem gehör Gottes worts“18, aber daß predigen und zuhören wer alles umb sonst, würde auch in ewigkait kein bekerung darauß volgen, wann nicht deß H. Gaists krafft und würkung darbey were, wölcher den menschen in daß hertz den glauben gibt, den sie von natur nicht haben, auch inen selbst nicht geben, noch erwecken könden, darmitt sie daß wort annemmen und endert also die hertzen und rainiget sie durch den glauben19, [17v] daß sie auß ihren kräfften nimmer mehr weder zweyten, dritten, vierdten, halben oder gantzen theil vermöchten. Dardurch den zumahl der verzweifflung und dem groben epicurischen wesen geweret würdt, das sich niemand der ewigen fürsehung und wahl Gottes mißbrauchen und auff ein zwang deß H. Gaists außerhalb dem gepredigten wort warten solle. Dann Gottes will ist nicht, daß jemand verdampt werde, wie geschriben steht: „So war ich lebe, ich will nicht den tod deß sünders, sonder daß er sich bekere und habe daß leben“20, wölcher vom himmel herab von seinem lieben son rueffet und sagt: „Den höret.“21 Derselbig prediget buß und vergebung der sünden in seinem namen22, die predig sollen alle die hören, so da sollen selig werden, in solche gemein verfüge sich, lauffe und wölle, der da begert selig zu werden, denn Gott will, daß du zur predig lauffen und sie hören sollest, in wölchen eußerlichen stucken der mensch auch nach dem fahl ein freyen willen hatt, daß er zur kirchen gehn oder nicht gehn, der predig zuhören oder nicht hören mag! Aber wie deß predigers sehen, pflantzen, begiessen nichts ist, es gebe denn Gott, daß gedeyen darzu, also ist auch daß lauffen deß zuhörers nichts, wann nicht Gott auß lauter erbarmbs [18r] die gnad seines H. Gaists darzu gebe, daß die menschen sollichem wort glauben und daß ja wort darzu geben kön-
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I Kor 3,7 | 17 Röm 9,16 | 18 Röm 10,17 | 19 Vgl. Act 15,9. | 20 Ez 33,11 | 21 Mt 17,5; Mk 9,7; Lk 9,35; vgl. Lk 3,22. | 22 Vgl. Lk 24,47.
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den. An wölcher gnad die prediger und zuhörer nicht zweiflen, sonder gewiß sein sollen, wann daß wort Gottes nach dem bevelch und willen Gottes rain und lauter geprediget und die menschen mitt vleiß und ernst zuhören, daß gewißlich Gott mitt seiner gnad gegenwertig seye und gebe, daß der mensch auß sein aignen kräfften weder nemmen noch geben kan. Da aber ein mensch die predig nicht hören will, sonder verachtet (daß wort und die gemein Gottes) und stirbt also und verdirbt in seinen sünden, der kan weder Gottes ewige wahl noch sein barmhertzigkait anclagen. Dann Christus (in dem wir erwehlet sind und nicht außerhalb ime) allen menschen sein gnad in wort und h. sacramenten anbeut und ernstlich will, daß man es hören soll und hatt verhaissen, wa zwen in seinem namen versamblet seyen und mitt seinem wort umbgehn, wöll er mitten under inen sein23. Aber ein solcher mensch verachtet deß H. Gaists werckzeug und will nicht hören, so geschicht ime auch nicht unrecht, wann der H. Gaist in nicht erleuchtet, sonder in der finsternuß seines unglaubens stecken und verderben lesset, davon geschriben steht: „Wie offt hab ich deine kinder versamblen wöllen, wie ein henne versamblet ihre jungen under ihre flügel und ihr habt nicht gewölt!“24 Da denn Christus nicht redet von dem wöllen deß glaubens, sonder davon Paulus redet: Sie haben nicht wöllen daß wort hören, wölches deß [18v] H. Gaists werckzeug ist, dardurch der H. Gaist daß wöllen deß glaubens würcket, dann daß erst wöllen, nemblich daß wort mitt den eusserlichen ohren zuhören, steht noch in unserm freyen willen, aber daß ander wöllen, nemblich dem wort beyfallen und daßelbig mitt glauben annemmen, ist allein deß H. Gaists werck in unß und nicht menschlicher stercke oder kräfften, wie dann sollichs in andern unserer kirchenlehrer schrifften vilfältig und außfüerlich erkläret worden.25 Demnach verwerffen und verdammen wir nachvolgende irthumb alß Gottes wort und hievor erzehlten schrifften zuwider: Der erst ist: Da für geben würdt, ob wol der mensch durch den fahl unserer ersten eltern ein verderbten und verkerten willen habe, so seye er doch, sovil seine kräfften in geistlichen sachen belanget, nicht gantz und gahr verderbt, sonder hab noch von der ersten erschaffung her ein klein wenig kräfften uberig, daß er sich gleichwol auß aignen kräfften nicht vermöge wider auffzurichten. Aber wann der H. Gaist darzu komme und dieselbigen uberblibnen kräfften, wie ein glüenden funken in einer aschen verborgen, mitt seiner krafft auffblase, so vermög der mensch durch krafft seines nach dem fahl noch habenden freyen willens doch, mitt hilff und beystand deß H. Gaists sich widerumb zu Gott bekeren. [19r] Der ander irthumb ist, da den wiedersprechern deß freyen willens in geystlichen sachen nach dem fahl furgeworffen würdt, das Gott seyne auserwehlten, die er wölle seelig machen, mitt gewalt beköre und zum glauben 23
Vgl. Mt 18,20. | 24 Mt 23,37 | 25 Vgl. Röm 10,14–18.
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wieder ihren willen zwinge. Und so viel auch von dem freyen willen deß menschen, waß derselbig auß sein aigen krefften in geystlichen sachen nach dem fall unserer ersten eltern in unser bekerung zu Gott vermöge, dardurch Gott allein die ehre gegeben und dem menschen weytter nicht zugeschriben, denn soviel die euserliche mittell und wergkzeug belangtt, daß werck aber unser bekehrung zu Gott allain Gottes aigen ist und bleibt, wie geschriben steht: „Bekere mich, so werde ich bekerett.“26 Von der gerechtigkaytt deß glaubens vor Gott
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Die dritte zweyspaltt unter ettlich wenigen theologen augspurgischer confession entstanden, ist von der gerechtigkaytt Christi oder deß glaubens, die von Gott durch den glauben den armen sundern zur gerechtigkeit zugerechnett wirdt. Dann ein theill hatt gestrithen, daß die gerechtigkeitt deß glaubens, welche der apostel die „gerechtigkeit Gottes“27 nennet, sey die wesentliche gerechtigkeitt Gottes, welche Christus, als der warhafftig, [19v] naturlich, wesentlich son Gottes selbst seye, der durch den glauben in den ausserwelten wohne und sie treybe recht zuthuen und also ir gerechtigkaitt seye, gegen wölchs gerechtigkait aller menschen sünde seyen, wie ein tropff wasser gegen dem grosen meer28. Dargegen hatt der ander theil geglaubtt, gelertt und gehalltten, das die gerechtigkeytt deß glaubens nicht seye die wesentliche „gerechtigkeitt Gottes“29, so in den gleubigen wohne, sondern anders nichts, denn die vergebung der sunden umb Christus gehorsam willen, welcher allen rechtgleubigen zur gerechtigkaitt zugerechnett und wie umb desselben willen sie von allen irer ungerechtigkeitt absolviert werden. Diese zweyspaltt christlich, vermög Gottes worts zur erkleren und durch sein gnad hinzulegen, ist unser leer, glaub und bekanntnus wie volget: Von der gerechtigkaitt deß glaubens vor Gott glauben, lehren und bekennen wir einhellig, das der arm, sundig mensch vor Gott gerechtfertiget, daß ist absolvirt und ledig gesprochen werde von allen seinen sunden, allein durch den glauben ohn alle vorgehende, gegenwerttige oder auch volgende wergk umb deß einigen vordinsts, gantzen gehorsams, bithern leydens und sterbens unsers heren Christi willen, deß gehorsam allen bueßfertigen und rechtgleubigen christen zur gerechtigkeytt zugerechnet würdt. Demnach daß wortt „rechtfertigen“ hie anders nicht haist, denn gerecht und ledig von den sunden sprechen und derselben ewigen [20r] straff ledig zehlen, wie dann sollcher gebrauch und verstandt dieses wortts in h. schrifft alts und neues testaments gemein ist, Prov. 17: „Wer den gottlosen recht spricht und den gerechtten verdamptt, die sind beyde dem Herren ein greuel.“30 Esa. 5: „Wee denen, die 26 Jer 31,18 | 27 Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | 3,21; Röm 10,3 | 30 Prov 17,15
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Vgl. Sir 18,10 (Vg 8). |
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Gal. 5
Rom. 4
1. Cor. 6
Rom. 8
Schwäbische Konkordie
den gottlosen recht sprechen umb geschencke willen und das recht der gerechten von inen wenden.“31 Rom 8: „Wer will die ausserweltten Gottes beschuldigen, Gott ist hie, der rechtfertiget“32, das ist von sunden absolvirt und ledig sprichtt. Dann nachdem durch würkung deß H. Gaists die ausserweltten an Christum glauben, werden sie in dieser welltt vor Gott nicht dergestalldt gerecht, daß inen kein ungerechtigkeit mehr sollt anhangen, sonder weyll Christus mitt seinen unschuldigen gehorsam, all ire sunde zu decket, die doch in der natur stecken, so werden sie durch den glauben umb solchis gehorsams Christi willen, den er dem vatter von seiner geburt an biß in den allerschmehlichsten tod des creutzes gelaistet hat, für fromm und gerecht gesprochen und gehaltten, ob sie gleich irer verderbtten natur halben noch sunder sein und bleiben biß in die gruben. Diese gerechtigkeit aber deß glaubens ist in den auserweltten christen nimmer ohn die liebe, denn allein „der glaub“ gerecht und seelig machett, „der durch die liebe thättig ist“, wie der apostel zeugett33. Hergegen und wiederumb wie wohl der glaub, liebe und hoffnung alltzeytt bey ein ander seyen in den rechtgleubigen, so verläst sich doch der glaube in der rechtfertigung vor Gott weder auff [20v] die liebe noch uff ander tugenden, wie auch Gott hirinnen nicht auff dieselbige sihet, sonder allein uff Christum und in demselbigen auff seinen volkommen geleisten gehorsam, welcher den gleubigen zur gerechtigkeitt zugerechnett würdtt, wie geschrieben stehet: „Dem aber, der nicht mit wercken umbgehet, gleubt aber an den, der den gottlosen rechtfertigett, dem würdt sein glaub gerechnett zur gerechtigkeitt.“34 Und obwohl durch solchen glauben in den ausserweltten Gott vatter, sohn und H. Geist, der die ewig und wesendtliche gerechtigkeit ist, wohnett (denn alle christen sindt tempel Gottes deß vatters35, sohns und H. Geists, welcher sie auch treibtt recht zuthuen), so ist doch sollche einwonung Gottes nitt die gerechtigkeitt deß glaubens, darvon Paulus handlet und sie iustitiam dei, das ist die „gerechtigkeitt Gottes“36, nennett, umb welcher willen wir vor Gott gerecht gesprochen werden, sonder sie volget uff die vorgehende gerechtigkeitt deß glaubens, welche anderst nichts ist, dann die gnedige annehmung der armen sunder, allein umb Christus gehorsam und verdiensts willen. Demnach, weyll in unsern kirchen zwischen den theologen augspurgischer confession bekanndt, das all unser gerechtigkeitt, außerhalb unser und aller menschen verdienst, wergken, tugendtt und würdigkeitt zu suechen und allein uff dem Herrn Christo stehett, so ist wohl zubetrachtten, wölcher gestalltt Christus in diesem handell der rechtfertigung unser gerechtigkeitt genennt [21r] werde. Nemlich nicht nach seiner ewigen selbststendigen gerech-
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Jes 5,23 | 32 Röm 8,33 | 33 Gal 5,6 | Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3
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I Kor 3,16; vgl. I Kor 6,19; II Kor 6,16.
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Von der Gerechtigkeit des Glaubens vor Gott
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tigkeitt (wölche die gottheitt selbst ist), als die in unß wohne und also unß auch zugerechnett werde. Deßgleichen da Christus gleich vom H. Geyst ohn sund empfangen und geboren und in menschlicher natur allein alle gerechtigkeitt erfullett und aber nicht wahrer, ewiger Gott gewesen, möchte unß solche, der menschlichen natur gehorsam und leyden, auch nicht zur gerechtigkeitt zugerechnet werden. Demnach so glauben, leren und bekennen wir, daß der gantzen person Christi gantzer gehorsam, welchen er dem vatter biß in den aller schmehlichsten tod deß creutzes gelaistet hatt37, unß zur gerechtigkaitt zugerechnett werde. Dann die menschlich natur ohn die göttliche dem ewigen, allmechtigen Gott weder mitt gehorsam noch leiden fur allerweltt sunde genug thuen, die gottheitt aber ohn die menschheitt zwischen Gott und unß nicht mittlen mögen. Weyll aber (wie oben vormeldett) der gehorsam der gantzen person ist, so ist es ein vollkommene gnug thuung und versünung des menschlichen geschlechts, dardurch der ewigen unwandellbaren „gerechtigkeitt Gottes“38 gnug geschehen und also die gerechtigkeitt ist, darauff sich der glaub vor Gott verlest und die Gott dem glauben zurechnet, wie geschrieben stehett: „Gleich wie durch eins menschen ungehorsam viel sunder worden seindt, also auch durch eins gehorsam, werden viel gerecht.“39 Und: „Das bluht Jesu Christi, des sohns Gottes, reinigett unß von allen sunden.“40 Und: „Der gerecht wird seines glaubens leben.“41 Solcher gestalldt würdt unß weder die göttlich [21v] noch menschlich natur Christi fur sich selbst zur gerechtigkeitt deß glaubens zu gerechnett, sonder allein der gehorsam dieser person, welche zumal Gott und mensch ist. Da dann in der rechtfertigung deß armen sünders vor Gott weder die göttlich noch menschlich natur Christi fur sich selbs oder eine on die ander, sonder allein der gehorsam und verdienst, den Christus in seinen gang zum vatter, daß ist in seinen gantzen, vollkommenen gehorsam, von seyner heyligen geburt an biß in thod seinem himmelischen vatter fur unß arme sunder geleistett und damitt allen unseren ungehorsam, der in unser natur, derselben gedancken, wortten und wercken stekett, zugedeckt, das er unß zur verdamnus nicht zu gerechnett, sonder auß lautter gnaden allein umb Christus willen verzigen und vergeben wurdt. Demnach verwerffen und verdammen wir einhellig nachvolgende irtumb als die Gotts wordt, der lehr der phropheten und aposteln und unsern christlichen glauben zu wieder seyen: Daß gelertt würdt, das Christus unser gerechtigkeytt sey vor Gott allein nach seiner göttlichen natur. Daß Christus unser gerechtigkeytt seye allein nach der menschlichen natur. Daß in den spruchen der propheten und aposteln, da von der gerechtigkeitt deß glau[22r]bens gerett würdt, daß die wortt rechtfertigen und gerechtfertigett werden nicht sollen heißen von sunden ledig sprechen und vergebung 37
Vgl. Phil 2,8. | 38 Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | 39 Röm 5,19 | 40 I Joh 1,7 | 41 Hab 2,4
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Rom. 5
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I.
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IIII.
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Schwäbische Konkordie
der sunden erlangen, sonder von wegen der durch den H. Geyst eingegossne liebe, thugendt und darauß volgende werck mitt der thadt und warheitt gerecht gemachtt werden. Daß der glaube nitt allein ansehe den gehorsam Christi, sonder sein göttlich natur in seynem lieben sohn, gegen welcher aller wellt sünde wie ein tropff wassers gegen dem weitten, grossen, tieffen mehr42 zuachten und also durch sein einwohnung in einem menschen verdrockne. Daß der glaub ein sollich vertrauen sey auff den gehorsam Christi, wölcher in einem menschen sein und bleiben könde, der kein warhafftige liebe habe, sonder wieder sein gewissen in den sünden verharre. Das nicht Gott, sonder allein die gaben Gottes in den gleubigen wohne. Diese irtumb alltzumahl verwerffen wir einhellig als dem klaren wortt Gottes zu wieder und verharren durch Gottes gnad standthafft und bestendig auff der lehr von der gerechtigkeitt deß glaubens vor Gott, wie dieselbig in der augspurgischen confession und der darauff ervolgten apologia im funfften artickel gesetzt, außgefürdt und mitt Gottes wortt erwisen ist.
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[22v] IIII. Von gueten wercken Die vierdte zweyspalltt, von den guetten wercken, hatt sich uber ettlich gebrauchten reden zugetragen. Das ein theil sich nachvolgender wordt und artt zu reden gebrauchtt: Guette wergk sindt nohtwendig zur seeligkeytt. Niemandt ist jemals ohne guete werk seelig worden. Und: Es ist unmuglich ohne gute wergk seelig werden. Und: Niemand sey jemals ohn gute wergk selig worden. Und: Das der ursachen, weyll von den rechtgleubigen guete wergk als frücht deß glaubens erfordertt und der glaub ohn die lieb todt, obgleich solche liebe kein ursach der seeligkeitt seye. Der ander theill aber hatt geschrieben, guette wergk seyen schedlich zu der seeligkeitt, damitt der verdienst Christi nicht geschmelertt, welcher allein unser aller seeligmacher ist und mitt den einigen wergk seines gehorsams unß gerecht und selig machett, darmitt denn die vorgehenden reden in der kirchen nitt zugedulden. Diese uneinigkeitt christlich und nach anleittung Gottes wordts zu erkleren und durch sein gnade gentzlich hinzulegen, ist unser leer, glaub und bekanntnus wie volgtt: Von gueten wercken glauben, lehren und bekennen wir einhellig wie volgtt: Erstlich von den wercken, so da gehören zu erhalttung eusserlicher zucht, welche auch von den ungleubigen und unbekerten geschehen und erfordert werden, obwohl vor der weldt dieselbige [23r] löblich darzu auch von Gott in dieser welltt mitt zeittlichen gütern belohnet werden. Jedoch die weil sie nicht auß rechttem glauben gehen, das sie vor Gott sunde, das ist, mitt sunde 42
Vgl. Sir 18,10.
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befleckt seyen und vor Gott fur sünde und unrein umb der verderbten natur willen gehaltten werden, wie geschrieben stehett: „Was nicht auß glauben gehett, das ist sünde“43, dann es mus zuvor die person Gott gefellig sein und das allein umb Christus willen, sollen ime anderst auch derselben person wergk gefallen, Gen. 4.44 Zum andern glauben, lehren und bekennen wir, das der recht gueten und Gott wohlgefelligen wercken, die Gott in dieser und zukunfftigen welltt belohnen will, mutter und ursprung seye, der glaub, der durch die liebe thetig ist, wölche liebe sambt der hoffnung sich bey den ausserweltten finden, so baldt sie von Gott mitt dem glauben begabet worden sindt. Darumb sie denn recht früchte deß glaubens wie auch des Gaists von s. Paulo genennett worden.45 Denn der glaube ohne die liebe kein rechter lebendiger und seeligmachender glaube, sonder ein todter glaube und also anders nichts, denn allem ein wohne, ist, der auch bey den verdamptten teuffeln gefunden wirdt, von welchen geschrieben stehett: „Die teuffel glauben auch und erzittern.“46 Solche liebe aber, beides, gegen Gott und den menschen, ob sie sich wohl bey den rechtschaffenen, lebendigen glauben gewißlich findet, so gibt sie doch dem glauben die krafft nicht, das er den armen sunder vor Gott gerecht und seelig mache, denn der glaube in wergken der rechtfertigung sihet auff kein vorgehend, gegenwertige [23v] oder nachvolgend wergk und also auff kein vorgehende, gegenwertige oder nachvolgende thugendt, sonder wie hievor gesagt, sihet und verlasset sich allein auff den einigen verdienst, thugendt, wergk und gehorsam deß Herren Christi, der allein allen gleubigen menschen zur gerechtigkeitt vor Gott zugerechnett würdt und gibt die liebe dem glauben so gar die krafft nicht vor Gott gerecht zumachen, das sie, die liebe selbst, all ir krafft und würkung allein auß den vorgehenden glauben hatt, also das, wo der mensch durch den glauben umb Christus verdienst willen mitt Gott zuvor nicht vereinigtt und für fromm, gerechtt und heylich gehaltten würdt, solche rechtte, warhafftige liebe Gottes und deß nechsten umb Gottes willen nicht seyn köndte. Dann erst nach dem wir durch den glauben in unserm hertzen versichertt und vergewißett sindt, das wir durch Christumb bey Gott ausgesönet und mitt ime vertragen seyen, fahen wir an, Gott als ein vatter und den nechsten umb Gottes willen als unsern brueder oder schwester wahrhafftig und hertzlich zu lieben. Das also die recht, warhafftig, christlich liebe dem glauben nitt vorgehett, sondern demselben zu aller zeytt nachvolgett, gleich wol der warhaftig, lebendig und gerechtmachende glaube nimmer ohne die liebe, deßgleichen die rechte, warhafftige, christliche und Gott wohlgefellige liebe, nimmer ohne den glauben ist, wie geschrieben stehett: „In Christo Jesu gildt weder beschneidung noch vorhautt ettwas, sonder der glaube, der durch die liebe 43
Röm 14,23 | 44 Vgl. Gen 4,4–7. | 45 Vgl. Gal 5,22. | 46 Jak 2,19
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Schwäbische Konkordie
thättig ist.“47 Und abermals: „Wenn ich allen glauben hette, [24r] also das ich berge versezte und hette der liebe nicht, so were ich nichts.“48 Demnach verwerffen, und verdammen wir einhellig alle nachvolgende irthumb: Erstlich, das fürgeben würdt, der mensch könde Gott mitt sein eußerlichen, gueten, bürgerlichen wercken, die vor der bekerung geschehen und vor dem glauben her gehn, bewegen und umb Gott verdienen, das er ime den rechtten warhafftigen und seligmachenden glauben an Christum mitthaile und ihme zu der seligmachenden erkanndtnuß Gottes kommen lasse, dann es stehett geschriben: „Aus gnaden seydt ir selig worden durch den glauben und dasselbig nicht auß euch: Gottes gab ist es, nicht auß den werken, auff das sich nicht jemandt rhüme.“49 Und abermals: „Da aber erscheine die freundtligkeitt und leuttseligkaitt Gottes unsers heilands nichtt umb der werck willen der gerechtigkeitt, die wir gethan hatten, sonder nach seiner barmherzigkeitt machett er unß selich.“50 Item: „Ich bin gefunden von denen, die mich nicht gesuchtt haben.“51 Also auch verwerffen wir nachvolgende propositiones: guete werck sindt nottwendig zur seligkaitt; es ist unmueglich ohn gutte werck selig werden, als die in Gottes wortt, in der augpurgischen confession, apologi, schmalcaldischen [24v] artickeln und catechismis Lutheri nicht gebrauchtt, auch nichtt allerdings mitt denselbigen einschlagen, darzu auch den angefochttnen betrüebten gewissen, den trost deß evangelii benemmen, den zweiffell stercken und in vil weg gefarlich, aber die vermessenhaitt aigner gerechtigkaitt und vertrauen auff aigne werck stercken, darzu von den papisten angenommen und zu ihren vorthayll wieder unß gefüertt werden. Deßgleichen verwerffen wir auch diese proposition als ergerlich und demnach in der kirchen Gottes schädlich, da fürgeben würdt: Guete wergk sindt schädlich zu der seeligkeitt, welche reden gleicher gestalldt wie die vorgehenden auch in der h. schrifft und obvermeltten christlichen büchern, nicht so bloß gefunden würdt, dardurch auch ein roh, wüst, wild leben angestelltt und alle zucht und erbarkaitt geschwechtt werden möchtt. Dann obwohl alle guete werck, wie sie namen haben mögen, das sie gegen den verdienst und uberschweglichen erkanndtnuß Christi gehaltten nach der lehr s. Pauli für schaden und kat zuhaltten52, so bringtt es doch den gleubigen kein schaden an ihrer seligkaitt, wenn sie sich in gueten wercken ueben, wie dann auch der Herr nicht will, [25r] daß sie mueßig gehn, sonder arbeitten und ihren beruff und wahl vest machen sollen, wie geschriben steht: „Alle schrifft, von Gott eingeben, ist nutz zur lehre, zur straffe, zur beßerung, zur züchtigung, in der gerechtigkeit, daß ein mensch Gottes seye volkommen zu allen guetten wercken geschickt.“53 Und abermahls: „Wir sind sein werck, ge-
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Gal 5,6 | 48 I Kor 13,2 | 49 Eph 2,8f | 50 Tit 3,4f | 51 Jes 65,1; vgl. Röm 10,20. | 52 Vgl. Phil 3,8. II Tim 3,16f
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schaffen in Christo Jesu zu guetten wercken, zu wölchen uns Gott zuvor beraittet hatt, das wir darinnen wandlen sollen.“54 Und abermahls: „Er hatt sich selbs fur uns gegeben, auff das er uns erlösete von aller unreinigkait und reiniget im selbs ein volck zum aigenthumb, das fleyßig were zu guetten wercken.“55 Item: „Die gottseligkeit ist zu allen dingen guett und hatt verheißung nicht allein diser, sondern auch des zukunfftigen lebens.“56 2. Pet. 1: „Wendet“, spricht er, „allen vleyss daran und raichet dar ime euern glauben thugendt und in der thugendt beschaidenhaitt und in der beschaidenheitt mäßigkeit und in der mäßigkait gedult und in der gedult gottseligkeitt und in der gottseligkeit brüderliche liebe und in der brüderlichen liebe gemeine liebe. Denn da solche reichlich bey euch ist, würdte euch nicht faul noch unfruchtbar sein lassen in der erkanntnuß unßers Herrn Jesu Christi, wölcher aber solches nicht hatt“, spricht er weitter, „der ist blind und tappett [25v] mitt der hande und vergißet der reinigung seiner vorigen sunde.“57 Solcher gestalt würdt Christo dem Herrn an seiner ehr nichts entzogen, die er allein haben und niemand andern geben will, das er unser einiger seligmacher seye und gleichwoll kein ursach zu ainichem rohen, wilden, wüsten, leben gegeben noch yemand von den guetten wercken der gerechtigkeit abgehalten, sonder zum fleißigsten darzu vermanet und angehalten, und durch den einwohnenden Geist Gottes getriben. Von nottwendigkeit und freywilligkeitt der güetten wercken
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Was dann die nottwendigkeit der güetten werck an inen selbst belanget, davon auch in unsern kirchen zwischen ettlichen theologen ein zwayspalt eingefallen, da ein theil dise rede, guette werckh seind nöttig, gefüeret, alls die von Gott gebotten und auß dem rechten, wahrhafftigen glauben volgen. Der ander theil aber dieselbige alls in der kirchen Gottes unleidenlich angefochten und dargegen getriben, die guette werck geschehen nicht auß nott und zwang, sonder auß einem freywilligen geist, von denen, die durch den son Gottes frey gemacht worden. [26r] Von disem glauben, lehren und bekhennen wir einhellig wie volgt: Zum ersten, das hierinnen zwischen der lehr an ihr selbst und der rede, damit dieselbige außgesprochen, guetter underschaid zu halten. Dann sovil die red an ihr selbst belangt, güette werckh seind nöttig, befindet sich, das der Heilig Geist der gleichen reden sich selbst gebraucht, alls zun Römern 13: „So seyt nun auß nott underthon.“58 Item, 1. Cor. 9: „Das ich das evangelium predige, darff ich mich nit rhumen, dann ich muß es thun und wee mir, wann ich das evangelium nit predige.“59 Item, Act. 5: „Man muß Gott mehr gehorsam sein, dann den menschen.“60 Item, Act. 14. cap.: „Durch vil trubsal mußen wir eingehn in das reich Gottes.“61 54 61
Eph 2,10 | 55 Tit 2,14 | 56 I Tim 4,8 | 57 II Petr 1,5–9 | 58 Röm 13,5 | 59 I Kor 9,16 | 60 Act 5,29 Act 14,22
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Schwäbische Konkordie
Gleichwoll aber, weil eben dise wordt nach dem buchstaben nicht in der h. schrifft gefunden, guette werck sind nöttig, darzu auch auff inen selbst kein gefahrlichen mißverstand tragen und in der kirchen Gottes gebreüchig, so halten wir, das von den selben nach der vermanung s. Pauli nicht zu streitten, sonder über der lehr an ihr selbst treulich zu halten. Demnach glauben, lehren und bekhennen wir, sovil disen zwayspalt belangt, das die guette werck auß einem freyen [26v] geist herflüßen, in allen denen, die der son Gottes von dem band der sunden freygemacht hatt und verwerffen einhellig nachvolgende irrige lehr: Erstlich, wann furgeben wurde, das gutte werck durch den Geist Gottes in uns aller dings wider der glaubigen willen gewircket und der gestaltt durch das gesetz genöttiget und erzwungen sein solten. Zum andern, das guette werck der gestalt frey seyen, das es in des menschen freyen willen stehn soll alls ein mittel ding, recht oder unrecht, guetts oder böses zuthun, welches alles unangesehen der mensch nicht dest weniger Gottes huld und gnad behalten künde. Nach dem aber von disen puncten im artickel vom gesetze und seinem rechten gebrauch weitter gesagt werden muß, wöllen wir es hierbey auff diß mahl bleiben lassen und die auß fuerliche erklärung an sein ortt sparen.
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Va. Vom gesetz und evangelio
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[27r] Nachdem der underscheid des gesetzes und evangelii ein besonder herrlich liecht ist, welches darzu dienet, das Gottes wortt recht getheilt und der heyligen propheten und apostel schrifften eigentlich erkläret und verstanden, ist mit besonderm fleiß über den selben zu halten, darmit dise zwo lehren nicht mit einander vermischt, dardurch der verdienst Christi vertunckelt und die betrübten gwißen ihres trosts beraubt, den sie sunst in dem h. evangelio haben, wann dasselbig lautter und rein gepredigt und sich in ihren hochsten anfechtungen wider die schräcken des gesätzs uff halten kündt. Nun ist hie gleicher gestalt, zwischen ettlichen theologen augspurgischer confession ein zwayspalt ein gefallen, das der ein theil fürgegeben, das evangelium sey aigentlich ein predig der buß, welche die größeste sunde, nemlich den unglauben, straffe und die verheyßung der gnaden Gottes durch Christum verkündige. Der ander theil aber hatt gehalten und gestritten, das das evangelium nit eigentlich sey ein bußpredig, die den unglauben straffe, welches aigentlich dem gesatze Gottes zugehöre, das alle sünde und also auch den unglauben straffe, sonder das evangelium sey aigentlich ein predig von der gnad und huld Gottes umb Christus willen, durch welchen den bekerten [27v] zu Christo der unglaub, in wölchen sie zuvor gesteckht, verzigen werde, den das gesätz Gottes gestrafft hatt. a
cj.: VI.
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Da wir nun dise zwayspalt recht bedencken, ist solche fürnemlich durch das wordt „eigentlich“ und waß daßelbig im verstand mit sich bringt verursacht worden. Dann das wortt „evangelium“ nicht in einerley und gleichen verstand allwegen, sonder auff zwayerley weyße in h., göttlicher schrifft, wie auch von den alten und neuen kirchenlehrern, gebraucht und verstanden worden. Dann einsmahls wirdt es gebraucht, das dardurch verstanden die gantze lehr Christi, unsers Herren, die er auff erden in seinem predigampt gefüeret und allso damit die erklärung des gesätzs und verkündigung der huld und gnad Gottes, seines himlischen vatters, begriffen hatt, wis Marci am ersten geschriben steht: „Diß ist der anfang des evangelii von Jesu Christo, dem son Gottes.“62 Die summa aber solcher seiner lehr hatt Christus mit wenig wortten zusamen gefaßet, da er Luc. 24 sagt: „All so ists geschriben und allso mußte Christus leiden und aufferstehn von den todten am dritten tage und predigen laßen in seinem namen buß und vergebung der sünden under allen heyden“63, wie er dann sein predig selbs [28r] mitt der buß angefangen und allso nicht allein die gnadenreiche verheißung, sonder auch das gesätz Gottes außgelegt und getriben. Darnach wirdt das wortt „evangelium“ in ein andern verstand gebraucht, da es die predig von der buß nicht begreifft, sonder allein die predig von der gnad Gottes, wie gleich hernach volget, da Christus sagt: „Thut buß und glaubet dem evangelio“64; an welchem ortt buß thun anders nichts heyßet, dann die sünde warhafftig erkennen, hertzlich bereuen und darvon abstehn, wölche erkantnuß auß dem gesätz kompt. Aber zur volkomnen bekherung zu Gott nicht gnug ist, wann nicht der glaub an Christum darzu kompt, deßen verdienst die tröstlich predig des h. evangelii allen bußfertigen sündern anbeütt, so durch die predig des gesätz erschreckt sind. Auff das aber meniglich sehen möge, das wir in angeregter zwayspalt nichts verschlahen, sonder dem christlichen leser den handel fein lautter under augen stellen. Demnach glauben, lehren und bekennen wir einhelliglich: Das das gesätz aigentlich seye eine göttliche lehr, darinnen der gerecht, unwandelbar wille Gottes geoffenbaret, wie der mensch in seiner natur, [28v] gedancken, wortten und wercken geschaffen sein solt, das er Gott gefällig und angenem seye und trawet dem übertrettern deßelben Gottes zorn zeittliche und ewige straffen. Dann alles was die sünde strafft ist und gehört zum gesätz, dessen aigen ampt ist straffen und zur erkantnuß der sünden füren, und nachdem der unglauben ein wurtzel und brunnenquell aller sträfflichen sünden, so strafft das gesätz fürnemlich auch den unglauben. Das evangelium aber seye eigentlich ein lehr, nachdem der mensch das gesetze Gottes nicht gehalten, sonder daßelbig übertretten, darwider sein verderbte natur, gedancken, wortt und werck streitten und der ursachen dem 62
Mk 1,1 | 63 Lk 24,46f | 64 Mk 1,15
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Gen. 3 Gen. 22 Esa. 9 42 Esa. 53
Schwäbische Konkordie
zorn Gottes, dem todt, allen zeittlichen plagen und der straff des hellischen feurs underworffen, die da lehret, was der mensch glauben soll, das er bey Gott die vergebung der sünden erlange, nemlich das der son Gottes, unser Herr Christus, den fluch des gesetz auff sich genomen und getragen, alle unsere sünde gebüeßet und bezalet, durch welchen allein wir bey Gott wider zu gnaden khommen, vergebung der sünden erlangen, auß dem tod und allen straffen der sünden erlediget und ewig selig werden. Dann alles was tröstet, die huld und gnad Gottes den übertrettern des gesatzes anbeütt, ist und heißt aigentlich evangelium, ein gutte und fröliche [29r] bottschafft, das Gott sünden nicht straffen, sonder umb Christus willen vergeben wölle. Demnach ein yeder bußfertiger sünder glauben, das ist allein sein vertrauen allein auff den Herren Christum setzen soll, das er „umb unser sünden willen seye dahin gegeben und umb unser rechtfertigung willen widerumb aufferstanden“65, welcher umb unsert willen zur sünden worden, „der von keiner sünden wüßte, auff das wir in ime wurden die gerechtigkeit Gottes“66, der „uns zur gerechtigkeit gemacht“67, deße gehorsam uns zur gerechtigkeit vor Gott in seinem strengen gericht zugerechnet würdt68, das allso das gesatz ein ampt ist, das durch den buchstaben tödtet und die verdamnuß prediget69, das evangelium aber ist ein krafft Gottes, selig zu machen alle die, so daran glauben, das die gerechtigkeit prediget und den Geist gibt. Dise zwo predigen seind von anfang der welt her in der kirchen Gottes neben einander je und allwegen mit gebürendem underscheid getriben worden. Dann die nachkommen der lieben altvätter, wie dann auch die altvätter selbst, sich nit allein stättigs erinnert, wie der mensch anfangs von Gott gerecht und heylig erschaffen70 und durch betrug der schlangen Gottes gebott übertretten71, zu sunder worden und sich selbst sampt [29v] allen iren nachkommen verderbt, in den tod und ewige verdamnuß gestürtzt haben, sonder auch sich widerumb auffgerichtet und getröstet, durch die predig von des weibs samen, wölcher der schlangen den kopff zertretten soll72, item, von Abrahams samen, in wölchem alle völcker gesegnet werden sollen73, item, von Davids sohn, der das reich Israël widerumb auffrichten74 und das „liecht der heyden“ sein soll75, wölcher „umb unser sünd willen geschlagen und umb mißethat willen verwundet, durch deß wunden wir hail worden sind“76. Solche bayde lehr glauben und bekennen wir, das sie für und für biß an das ende der welt, vleyßig doch mit gehorttem gutten underscheid in der kirchen Gottes zu treiben seyen. Darmit durch die predig des gesatzes und deßelben trawungen die hertzen der unbußfertigen menschen nicht allso geschreckt und zur erkantnuß ihrer sünden und buß gebracht, das sie darinnen verzagen und verzweifflen. Durch die predig aber deß h. evangelii, von unserm Herrn Christo widerumb allso 65
Röm 4,25 | 66 II Kor 5,21; Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | 67 I Kor 1,30 | 68 Vgl. Röm 5,19. Vgl. II Kor 3,6. | 70 Vgl. Gen 1,27; Gen 2,7. | 71 Vgl. Gen 3,4–6,13. | 72 Vgl. Gen 3,15. | 73 Vgl. Gen 22,18. | 74 Vgl. Jes 9,5f; Jes 49,6. | 75 Jes 42,6; Jes 49,6 | 76 Jes 53,5 69
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Von Gesetz und Evangelium
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getröstet und gesterckht, das nämlich inen Gott all ihr sünd durch Christum vergeben, sie umb seinet willen an kündtstatt angenommen und auß lautter gnaden, ohn allen ihren dienst, gerecht und selig mache, das sie sich der gnaden Gottes nicht mißbrauchen und auff die selbige sündigen. Demnach und auff das bayde leer des gesätz und evangelii nicht in einander ge[30r]menget und vermischt und der einen zu geschriben werde, was der andern zugehörett, dardurch den leichtlich der verdienst und gutthat Christi verdunckelt und das evangelium widerumb zu einer gesatz leer gemacht, wie im bapstumb geschehen, und allso die christen des rechten trosts beraubt, den sie im evangelio haben und dem bapstumb widerumb die thür in der kirchen Gottes auffgethon werde. So verwerffen und verdammen wir als unrecht, wann gelehrt wirdt: I. Das das evangelium eigentlich ein buß und straff predig sey. II. Item, das das gesatz den unglauben nit straff. Vom dritten brauch des gesätz Gottes
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Nach dem in unsern kirchen ein gutte zeitt einhellig geleert worden, daß die wahrhafftig zu Gott bekerte und widergeborne ein neuen gehorsam nach dem gesatz Gottes anstellen sollen, hatt sich ein ander zwispalt zwischen ettlich wenig theologen zutragen: Da der ein theil gelehrt und gehalten, das die widergeborne den neuen gehorsam nicht auß dem gesätz lehrnen, noch mitt deßelben lehr zu treiben seyen, weill sie durch den son Gottes frey gemacht, seins geists tempel worden und allso frey, gleich wie die sonn, ohn einigen trib für sich selbs ihren ordenlichen lauff volbringt, allso auch sie für sich selbs auß eingebung und trib des H. Geists thun, was Gott von inen erfordere. Dargegen hatt der ander theil gelehrt, obwoll die rechtgläubige wahrhafftig durch den Geist [30v] Gottes getriben werden und allso auß einem freyen geist den willen Gottes thun, so gebrauch doch eben derselbig H. Geist das geschriben gesatz bey inen zur leere, dardurch er auch die rechtglaubige leere, Gott nicht nach iren aignen gedancken, sonder nach seinem geschribnen gesätz und wortt zu dienen, wölches ein gewiße regel und richtschnur seye eines gottseligen lebens und wandels nach dem ewigen und unwandelbaren willen Gottes anzurichten. Zu erklärung und entlicher hinlegung diser zwayspalt glauben, lehren und bekennen wir einhellig, das, ob woll die rechtglaübigen und wahrhafftig zu Gott bekerte und gerechtfertige christen vom fluch deß gesetzes erlediget und frey gemacht seyen, das sie sich doch im gesätz des Herrn täglich üben sollen, wie geschriben steht: „Woll dem, der lust zum gesätz des Herrn hatt und redet von seinem gesatz tag und nacht.“77
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Ps 1,1f
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Dann das gesätz ist ein spiegel, in welchem der wille Gottes und was ime gefällig, eigentlich abgemahlet ist, das man den glaubigen stettigs fürhalten und bey inen ohn underlaß fleyßig treiben soll. Dann ob woll „dem gerechten kein gesatz gegeben ist“78, wie der apostel zeügt, sonder den ungerechten, so ist doch solches nicht also bloß zuverstehn, das die gerechten ohne gesatz leben sollen, dann das gesez Gottes inen in das hertz geschriben und dem ersten menschen gleich nach seiner erschaffung auch ein gesatz geben79, darnach er sich verhalten sollen, sonder die meinung s. Pauli ist, das die volkommen gerecht sind nicht durch zwang des gesätzes, sonder für sich selbs und freywillig ohne allen zwang nach [31r] Gottes unwandelbaren willen leben. Derhalben obangereckter spruch s. Pauli von denen gerechten zuverstehn, die nicht allein von der ungerechtigkeit absolviert und ledig gesprochen, sonder auch gantz und gar in ihrer natur und allen derselben kräfften mitt der that der sünden ledig worden seyen. Solche gestalt aber hatt es mit den christen nicht, so lang sie in diser weltt in ihrer sündigen art und natur stecken, wölche sünde wol mit dem blutt Christi bedeckt, das sie den glaubigen zum verdamnuß nicht zugerechnet, aber gleich woll auch den widergebornen und wahrhafftig vor Gott gerechtfertigen menschen biß in die grueben anhanget. Darumb, sovil die glaubigen und außerwölte künder Gottes belangt, wann sie durch den einwohnenden Geist Gottes volkomlich widergeboren werden, bederfften sie keines gesätz und allso auch keines treibers, sonder sie thäten für sich selbs auß trib Gottes des H. Geists, was sie zu thun schuldig seyen, gleich wie die sonn, der mon und das gantz himlisch gestirn sein ordenlichen lauff ohne zwang oder nöttigung für sich selbst unverhindert hatt, nach der ordnung Gottes, die inen Gott einmahl gegeben hatt. [31v] Nachdem aber die glaubigen in diser welt nicht volkommenlich widergeboren und allso nicht gantz und gar verneuert und gericht, sonder es hangt inen noch der alt Adam in ihrer natur und allen deßelben innerlichen und eüßerlichen kräfften ahn, davon der apostel geschriben: „Ich weiß, das in mir, das ist in meinem fleisch, wohnet nichts gutts.“80 Und abermahls: „Ich waiß nicht was ich thue, denn ich thue nicht, das ich will, sonder das ich haße, das thu ich.“81 Item: „Ich sehe ein ander gesätz in meinen glidern, das da widerstreittet dem gesätze in meinem gemuette und nimpt mich gefangen in der sünden gesätze.“82 Item: „Das fleisch gelustet wider den geist und den geist wider das fleisch, dieselbige sind wider einander, das ihr nicht thut, was ihr wöllet.“83 Darumb so bedörffen die rechtgläubigen, außerwölte und widergeborne kinder Gottes von wegen solcher gelüsten deß fleischs nicht allein des gesatzes täglicher leer und vermanung, sonder auch offtermahls der straffen, damit sie auffgemundert und dem Geist Gottes volgen, wie geschriben steht: „Es ist mir 78
I Tim 1,9 | 79 Vgl. Gen 2,16f. | 80 Röm 7,18 | 81 Röm 7,15 | 82 Röm 7,23 | 83 Gal 5,17
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guett Herr, das du mich demuetigest, auff das ich deine recht lerne.“84 Und abermahls: „Ich betruebe meinen leib und zäme in, das ich nit den andern predige und selbst verwerfflich werd.“85 Und abermahls: „Seyt ihr ohn züchtigung, [32r] wölcher sie alle sind theilhafftig worden, so seyt ihr bastartt und nicht kinder.“86 Derhalben, obwoll nicht das gesätz, sonder der Geist Gottes (wölcher durch die predig deß h. evangelii und nit durch das gesatz gegeben würdt87) die guette werckh in und durch die glaubigen thut, so thut doch derselbig Heylig Geist solches nicht ohne das gesätz, sonder durch das gesätz, allso das er bayde ampter zumahl furet, er tödtet und macht lebendig, er „fueret gehn helle und füeret wider herauß“88. Wölches ampt ist nicht allein trösten, sonder auch straffen, wie geschriben steht: „Wann der H. Geist kompt, der wirdt die welt (darunder auch der alt Adam ist) straffen, umb die sünde und umb die gerechtigkeit und umb das gericht.“89 Sunde aber ist alles, das wider das gesatz Gottes ist, und weil der glaube furnemlich durch das gesätz von uns erfordert wurdt, so wirdt der H. Geist durch das gesätz dis welt von wegen ihres unglaubens straffen, das sie nicht an Christum glauben. Und s. Paulus sagt: „Alle schrifft, von Gott eingegeben, ist nütz zur leer, zur straff etc., sunde aber ist alles, was wider das gesatz ist.“90 Darumb, so offt die glaubigen strauchlen, werden sie gestrafft durch den Geist Gottes auß dem gesätz und durch den selben Geist wider auffgericht und getröstet mit der predig des h. evangelii. [32v] So ist auch solche lehr des gesatzs den glaubigen darumb nöttig, auff das sie nicht auff aigne heiligkeit und andacht fallen und under dem schein des Geists Gottes aigen erwölten Gotts dienst anrichten, wie geschriben steht: „Ir sollt dern keins thun, ein yeder was in recht gedunckt“91, sonder horet die gebott und recht, die ich euch gebuette, „ihr sollt nichts darzu thun, das ich euch gebiete und solt auch nichts darvon thun“92. Solcher gestallt sind die christen nicht under dem zwang des gesatzes, sonder auß dem geist Christi, thun willig, was Gott gefällig ist, frey ungezwungen, sovil sie nach dem innerlichen menschen neugeboren seyen, gleichwoll aber fueren sie ein stättigen kampff wider den alten Adam, denn der allt Adam, alls der unstellig, streittig esel, ist auch noch ein stuck an inen, das sie nicht allein mit des gesatzes leer und vermanung, sonder auch offtermahls mit dem knüttel der straffen und plagen in den gehorsam Christi zu zwingen, biß das fleisch der sünden gantz und gar außgezogen und der mensch volkhommenlich in der aufferstehung erneuert, da er weder der predig des gesatzes noch seiner trawungen und straffen wie auch des evangelii nicht mehr bedörffen wirdt, dis in diß unvolkommen leben gehören, sonder wie sie Gott
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Ps 119 (Vg 118),71 | 85 I Kor 9,27 | 86 Hebr 12,8 | 87 Vgl. Gal 3,2. | II Tim 3,16 | 91 Dtn 12,8 | 92 Dtn 4,2; vgl. Dtn 13,1.
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von angesicht zu angesicht anschauen. Allso werden sie auß krafft des einwohnenden Geists [33r] Gottes freywillig ohn gezwungen den willen Gottes thun und sich in dem selbig ewig erfreuen. Demnach verwerffen und verdammen wir alls ein schedliche und christlicher zucht, auch unserer seelen heil und seeligkeit nachtheiligen irthumb, wann gelehrt würdt, das das gesatz nicht bey den christen und rechtglaubigen, sonder allein bey den unglaubigen unchristen und unbußfertigen getriben werden soll.
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VII. Von kirchengebreüchen, so man adiaphora oder mittelding nennet
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Von ceremonien und kirchengebreüchen, wölche in Gottes wortt weder gebotten noch verbotten sind, sonder guetter meinung in die kirch ein gefüert worden, umb guetter ordnung und wollstands willen, oder sunst christliche zucht zuerhalten, ist gleicher maßen ein zweyspalt under ettlichen theologen augspurgischer confession entstanden: Da der ein theil gehalten, das man auch zu der zeitt, wann die feind des h. evangelii sich gleich mitt uns in der lehr nit vergleichen, dennoch mit unverletztem gewißen ettliche gefallne ceremonien, so an in selbst mittelding und von Gott weder gebotten noch verbotten, widerumb auffrichten möge. [33v] Der ander theil aber gestritten, das solches mit unverletztem gewißen und ohne nachtheil der göttlichen warheitt keins wegs geschehen künde. Disen streitt zu erklären und durch Gottes gnad entlich hinzulegen, geben wir dem christlichen leser hiervon disen einfeltigen satten bericht: Erstlich glauben, lehren und bekennen wir, das solche ceremonien an inen und für sich selbst kein gottesdienst, auch kein theil deßelben, sonder von solchem gepürlich underscheiden werden sollen, wie geschriben steht: „Vergeblich dienen sie mir, dieweil sie lehren solche leer, die nichts denn menschen gebott sein.“93 Demnach glauben, lehren und bekennen wir auch, das die gemein Gottes yedes orts und zu yeder zeitt derselben gelegenheitt nach guetten fug, gewaltt und macht hab, dieselbige ihres gefallens zu endern, zu mindern und zu mehren, wie es yeder zeitt zu erbauung der christlichen gemein zum nutzlichsten und zum bestenb angesehen würdt. Wir glauben, lehren und bekennen auch, das zur zeitt der bekantnuß, da die feind Gottes wortts die reine lehr des h. evangelii begeren underzutrucken, ein jeder christenmensch, besonders aber die diener des wortts, alls die [34r] vorsteher der gemein Gottes, schuldig seyen, vermög Gottes wortts und des zeugnuß ihres aignen gewißens in solchen mitteldingen nicht zu weichen noch leiden sollen, inen die selbige von den feinden zu schwechung des rech-
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ten Gottes diensts und pflantzung und bestättigung der abgötterey, mit gwalt oder hinderlistlich auffzutringen, wie geschriben steht: „So besteht nun in der freyheit, damit uns Christus befreyet hatt und laßt euch nit widerumb in das knechtisch joch fangen.“94 Item: „Laßet euch niemand gewissen machen über speiß und tranckh und uber bestimpte feyrtage.“95 Item: „Da ettlich falsche brüder sich mitt eingetrungen und neben eingeschlichen waren, zuverkundtschafften unser freyheyt, die wir haben in Christo Jesu, daß sie uns gefangen nemen, wichen wir denselben nicht ein stunde underthon zu sein, auff das die warheitt deß evangelii bey euch bestünde.“96 Dann hie ist es nicht mehr umb die eüßerliche ding zu thun, wölche ihrer natur und wesen nach für sich selbst frey sind und bleiben und demnach kein gebott noch verbott leiden mögen dieselbige zu brauchen oder zu underlaßen, sonder es ist erstlich zu thun umb den hohen artickel unsers christlichen glaubens, wie der apostel zeiget, „auff das die warheitt deß [34v] evangelii bestehe“97, wölche durch solchen zwang und gebott verdunkelt und verkehrt wurdt. Deßgleichen auch umb den artickel von der christlichen freyheit, wölchen zu erhalten der H. Geist durch den mund des h. apostels seiner kirchen, wie yetz gehörtt, so ernstlich befolhen hatt, denn sobald derselbig geschwecht und menschen gebott mit zwang der kirchen als nöttig auffgetrungen worden, ist der abegötterey der weg schon beraittet, dardurch nachmahls menschen gebott gehauffet und fur ein Gottes dienst nicht allein den gebotten Gottes gleich, sonder über die selbige gesetzt werden. So werden auch durch sollich nachgeben, da man zuvor in der lehr nit christlich vereiniget, die abgöttischen in ihrer abgötterey gestercket, dargegen die rechtglaübigen, wölches baids ein jeder christ, bey seiner seelen heil und seligkeit zu meiden schuldig ist, wie geschriben steht: „Wee der wellt der ergernuß halben.“98 Item: „Wölcher den geringsten ergertt deren, die an mich glauben, dem were bößer, das ime ein mühlstein an seinem halß hienge und er erseüfft wurde im meer, da es am tieffesten ist.“99 Sonderlich aber ist zu bedencken, daß Christus saget: „Wer mich bekent vor den menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himlischen vatter.“100 [35r] I. Demnach verwerffen und verdammen wir als unrecht, wann menschen gebott für sich selbst als ein gottsdienst oder stuekh deßelben gehalten werden. II. Wir verwerffen und verdammen auch alß unrecht, wann solche gebott mit zwang alß nottwendig der gemein Gottes auffgetrungen werden. III. Wir verwerffen und verdammen auch als unrecht deren meinung, so da halten, das man zur zeitt der verfolgung den feinden des hailigen evangelii (das zu abbruch der warheitt dienet) in dergleichen mitteldingen möge wilfahren. 94
Gal 5,1 | 95 Kol 2,16 | 96 Gal 2,4f | 97 Gal 2,5 | 98 Mt 18,7 | 99 Mt 18,6 | 100 Mt 10,32
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IIII. Wir verwerffen und verdammen auch, wann solche mittelmeßige ding der gestaltt abgeschaffen werden, als solt es der gemein Gottes nit frey stehn jeder zeitt und ortt, derselben gelegenheitt nach wie es der kirchen am nutzlichsten, sich eines oder mehr zu gebrauchen. Solcher gestalt werden die kirchen von wegen ungleichheitt der ceremonien, da eine weniger oder mehr derselben hatt, ein ander nicht verdammen, wann sie sunst in der lehr und allen der selben artickel auch rechtem gebrauch der h. sacramenten mit einander einig nach dem wolbekanten spruch: Dissonantia ieiunii non dissolvit consonantiam fidei. Ungleichheitt deß fastens soll die einigkeit deß glaubens nicht trennen.
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[35v] VIII. Vom h. abendtmal Diser artickel von deß Herrn abendmahl sollte vileicht ettlicher beduncken nach billich nicht hieher gesetzt, sonder underlaßen worden sein, dieweil wir vorhabens allein dise artickel zu erklären, so allein under den theologen augspurgischer confession in zweyspalt gezogen. Jedoch nachdem ettliche theologen aug[spurgischer] confession auch in demselben den zwinglianern ein offentlichen beyfahl gethon und wider das zeügnuß ihres gewißens die aug[spurgische] confession auff dem zwinglischen irrthumb mitt gewalt ziehen, alls solte in disen artickel derselben aigentlicher verstand sein, wie die zwinglianer je und allwegen vom abendtmahl Christi gelehrt, haben wir der göttlichen warheitt zum zeügnuß, und das wir mitt vil gedachten irrthumb nichts gemein haben, denselben auch der aug[spurgische] confession, wie auch den wortten Christi, keins wegs gemeß erkennen, unser bekantnuß hiemitt offentlich widerumb erholen und alle frommen christen vor disem schädlichen und vilmahls verdampten irrthumb warnen wöllen. Und ist demnach unser bestendige leer, glaub und bekantnuß vom h. abendmahl wie volgt: Vom h. abendtmahl unsers Herren Jesu Christi glauben, lehren und bekennen wir, daß in demselben warhafftig und wesentlich gegenwertig sey und mit brott und wein außgethailt und empfangen werd der warhafftig leib und blutt unsers Herren Jesu Christi, die gedachtnuß seines bittern leyden und sterben darbey zuhalten, durch wölche himlische speyß der außerwölten kinder Gottes glaub gestärckht, die [36r] liebe anzündet, die gedult in aller widerwertigkeit gemehret, warhafftige anruffung und dancksagung erweckt würdt. Wir glauben, lehren und bekennen, das nicht allein die rechtglaubigen und außerwehlte kinder Gottes als die würdigen gest, sonder auch die unwirdigen, das ist, die unbußfertige, unglaubige heüchler, so sich under die warhafftige gemein Gottes mit undermischen, das gantz sacrament, das ist nicht allein brott und wein, sonder auch den waren leib und blut unsers Herren Christi empfahen.
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Solches aber empfahen sie nicht zum trost noch leben, sonder, wie der apostel zeügt, zum gericht,101 das ist zur straffe, wölche allein zeittlich ist, wann sie buß thun, nach dem spruch s. Pauli: „So wir gerichtet werden, so werden wir vom Herren gezüchtiget, auff das wir nicht mit der wellt verdampt werden.“102 Da man aber in der unbußfertigkeit verharret, so ist und bleibt das gericht oder straff ewig. Dann solche leutt an dem leib und blut Christi schuldig werden, als die den leib deß Herrn in dißer himlischen mahlzeitt nach der vermanung s. Pauli nicht underschaiden, wölches allein der recht glaub thun khan. Darumb ist auch Christus nicht den unbußfertigen und unglaubigen, sonder allein dem bußfertigen und rechtgläubigen ein speise des lebens, wölche durch den glauben leben, wie geschriben steht: „Der gerecht wurdt seines glaubens leben.“103 Wie abermahls der [36v] apostel zeüget: „Ich lebe, aber nicht ich, sonder Christus in mir.“104 Deß leib und blutt ist auch ihr warhafftige speise und tranckhe, deßen lebendig machende krafft sie auch warhafftig und wircklich empfinden so offt sie zum hochwurdigen sacrament gehen und sein warhafftigen leib und blut mit brott und wein deß abendmals empfangen. Den unglaubigen aber und unbußfertigen sundern, die sich stellen under der gemein Gottes mit ihrer bekantnuß, alls ob sie auch ein rechten glauben hetten, ist Christus der Herr ein strenger richter, wölcher so gegenwertig, mächtig und kräfftig das gericht in den unbußfertigen wurcket durch iren unglauben, so gegenwertig, mächtig und krefftig er das leben und trost in den rechtglaubigen wircket. Dann es ist ein Christus und nicht zween Christus, nit allein ein seligmacher, sonder auch ein richter der lebendigen und der todten, wölcher nicht allein am jungsten tag die gantze wellt richten würdt, sonder auch yetz zur rechten der maiestet und krafft Gottes sitzend sein gericht uber den gottlosen ubet, wie geschriben steht: „Der vatter richtet niemand, sonder alles gericht hatt er dem son gegeben, dorumb das er deß menschen sone ist.“105 Derhalben weichet der Herr Christus von seiner stifftig nicht umb ires unglaubens willen, aber sie empfahen sein leib und blutt allein zum gericht, wie s. Paulus klarlich zeüget: „Wer unwürdig isset von disem brott und [37r] trincket von disem kelch, der ist schludig am leib und bluet deß Herren.“106 Das es aber nicht ein schlecht brott seye, sonder mit dem eußerlichen brott und wein, der leib und bluet Christi, hat er hievor erkleret, do er geschriben: „Daß brott, das wir brechen, ist das nicht ein gemeinschafft des leibs Christi? Der gesegnet kelch, welchen wir segnen, ist der nit die gemeinschafft des bluets Christi?“107 Und abermalhs: „Welcher unwürdig isset und trincket, der isset und trincket im selber das gericht.“108 Darmit das er nit underscheidet
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den leib des Herren und sagt nicht darumb, das er nicht underschaidet diß brott von eim anderen gemeinen brott, welchs er geschriben hette, da er geglaubt und leren wöllen, das nichts denn brott und wein im h. abentmal seye. Wir glauben, lehren und bekennen aber hiemitt kein fläyschliche, raumliche gegenwertigkeit deß leibs und bluets Christi im h. abendtmal, wölche auff naturliche weise nach art und aigenschafft der naturlichen leibe geschehe, wie dan die capernaiten deß Herren Christi wort von essen seines fleischs verstanden, sonder ein solche gegenwertigkeit, wölche der leib Christi on alles uff und niderfahren von himmel daher hatt, das er des sohns Gottes aigner leib ist, der sein menschlich natur zur rechten seiner maiestät und allmächtigen krafft erhöhet hatt, daher es auch nicht allein lebet, wie eins anderen menschen fleysch und bluet, sonder auch andere lebendig machet und allso ein lebendigmachende speise ist109. Demnach, da er gleich mit solchem seinem leib [37v] im himmel propter veri corporis modum, das ist nach der weiß und aygenschafft eines wahrhafftigen leibs, wie der h. Augustinus redet, so ist er doch bei uns in seinem h. abendtmahl nach laut der wort seiner verhaisung auff weise und weg, so ime allein bekant ist und wir anderst nicht dan mit glauben alß ein hohes geheimnuß fassen können. Der grund aber unsers glaubens von solcher wahrhafftigen gegenwertkeit deß leibs und bluets unsers Herren Christi im h. abendtmahl, sind die wort seiner stifftung und einsatzung, wie solche durch die evangelisten und s. Paulum beschriben sindt, da Christus sagt: „Nemendc, essend, das ist mein leib“ etc., „nemmet, trincket, das ist mein bluet“110 etc., welche wort wir einfeltig versthen, wie sie lautten. Gleich wol glauben, lehren und bekennen wir, das das brott und der wein nicht wesentlich in den leib und bluet Christi verwandelt werden. Dann zuegleich wie Christus seine junger angeblasen und zuo ihnen gesagt hatt: „Nemmet hin den H. Gaist“111 etc. Diser sein athem oder anblasen, ist nicht in den H. Geist verwandelt worden, in welchem anblasen er doch ihnen den H. Geist geben hatt. Item, wie die menschlich stimme, darmit das wortt und der ewig unwandelbar will Gottis außgesprochen württ, ein menschliche stimme ist und bleibt, unangesehen das es ein mittel und werckzeug Gottis ist, in [38r] welchem daß ewig unwandelbar wort Gottis, durch den H. Gaist den menschen sein hailigen, göttlichen willen lehrett, also das wer solche stim oder wort nit hören will, sonder verachtett, in dem will auch der allmächtig sohn und das ewig wort des vatters durch den H. Gayst den glauben und die bekerung nicht wurckhen. Item, wie in der h. tauffe das wasser ist wasser und bleibt wasser, auch im brauch der h. tauffe, unangesehen das es ist ein wasser der widergeburtt, dac
cj.: nemtend
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Vgl. Joh 6,22–59. | 110 Mt 26,26–28; vgl. Mk 14,22–24; Lk 22,19f; I Kor 11,24f. | 111 Joh 20,22
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durch der H. Geist die erneuerung wurcket, allso das wer dises wasser verachtet, der widergeburt auch solle beraubt sein112. Allso ist und bleibt auch brott und wein im h. abendtmahl brott und wein ihrer natur, substantz und wesen nach vor und in dem gebrauch des hochwürdigen sacraments, mit wölchem doch vermög der wort der einsatzung, der wahrhafftig leib und bluet Christi sacramentlich verainigett, außgethailet werden, nach dem claren zeugnuß Irenei, der bezeuget vermög der einfältigen wortt Christi, das in disem sacrament zway ding beysamen seyen, ein irdisch, brott und wein, ein himlisch, der leib und bluot Christi, umb welcher sacramentlichen verainigung willen ettlich kirchenlehrer geschriben, das das brott in den leib Christi verwandelt werde, darmit sie doch anderst [38v] nichts verstanden noch lehren wöllen, denn das brott und wein im h. abendtmahl in einem andern brauch verwendet werden, das sie nicht ein bauchspeise sein, sonder zur außpendung des leibs und bluots Christi im h. abentmahl, das ewig leben in den rechtgläubigen zuostercken und zuerhallten, dienen sollen. Das wir aber solchen wortten des testaments Christi kein andern verstand andeutten, denn wie sie lautten, sonder sie gehörter massen einfältig verstehn und glauben, sind unsere gründ, darauff wir in diser sach je und allwegen nach erregter zwayspalt von disem artikel gestanden, dise, wie d. Luther dieselbige gleich anfangs wider die sacramentierer mit nachvolgenden wortten gesetzt hatt: Der erst ist diser artikel unsers glaubens: Jesus Christus ist wesentlich, naturlicher, wahrhafftiger, völliger Gott und mensch in einer person unzertrent und ungethailt. Der ander: Das Gottis rechte hand allenthalben ist. Der dritt: Das Gottis wort nit falsch ist oder lügen. Der vierdt: Das Gott mancherley weyse hat und waißt ettwa an einem ort zuo sein und nicht allein die einige, wölche die philosophi „localem, raumlich“ nennen. Dann wie das flaisch Christi doher ein wahrhafftige, lebendigmachende speise ist, welchs sunst keines heiligen menschen flaisch widerfahren ist, darumb das er mit dem sohn Gottis ein person ist, der das leben selbst [39r] ist,113 und Christus nach der menschlichen natur zur rechten der maiestät und allmächtigen crafft Gottis gesetzt114, der nach der gotthait die rechte Gottis des vatters selbst ist115, in welcher menschlichen natur Christi und sonst keines hailigen menschen „alle völle der gotthait leibhafftig wohnet“116. Allso hatt er auch doselbsten her dise maiestät, daß er vermög seines worts im h. abentmahl ohn alles auff und niderfahren von himmel gegenwertig sein kan. Darumb wir dan auch gantz und gar kein ursach haben, an seinem einfeltigen wort zuo zweifeln oder furwitziger weise im selben zugrubeln, wie solches geschehen könde, sonder uff die red des engels mit Maria sagen: „Mir geschehe nach dem wort des Herren.“117 Sollicher gestallt bleibt dem Herren Christo
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Vgl. Tit 3,5; Eph 5,26. | 113 Vgl. Joh 14,6.9–11. | Kol 2,9; vgl. Kol 1,19. | 117 Lk 1,38; vgl. Lk 1,26–38.
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Vgl. Eph 1,20. |
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Vgl. Hebr 1,1–4.
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Lutherus in der grossen bekantnuß vom h. abendtmal, tom. jhe. germ. 3 fol. 497 anno etc. 56. impress.
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sein ehr seiner allmächtigkeit, so er nach der menschlichen natur empfangen, weil er zur rechten der allmächtigen crafft Gottis gesetzt ist, deßgleichen sein hayligs, einfältigs wort unglosiert und behallten wir in unserm hertzen und gewüssen, frid und rhu und württ alles unnottwendig und spitzfindig disputieren verhuetet, wie solches zuogehe, wölchs alles wir der allmächigkeit Christi und seinem wahrhafftigen wortt zuoschreiben und darinnen nicht grüblen. Darauß auch leichtlich zuomercken, welcher gestallt sich die jhenigen irren, die Christi des Herren maiestät nach seiner menschlichen natur widersprechen und furgeben, daß Christus nach derselben seiner menschlichen [39v] natur mit der allmächtigkeit Gottes kein gemeinschafft mit der thatt und warhait, sonder allein den tittel und namen habe, darvon in nachvolgenden artikeln von der person Christi weittläuffiger bericht geschehen soll, und dem nach dem glauben zuo schreiben, was der allmächtigkeit Christi, deß menschen sohns, zuogehört und lehren, das nicht die allmächtigkeit Christi, sonder der glaub der menschen den leib Christi im h. abendtmahl gegenwertig mache, durch wölchen glauben sie hinauff steigen in den ort des himmels, do Christus mit seinem leib seye, und do selbsten sein geniessen sollen. Demnach wan ein mensch sollichen glauben nicht habe, mit welchem er an den ort deß himmels steigen könde, do der leib Christi seye, so habe er auch den leib Christi nicht gegenwertig, sonder allein brott und wein. Dergestallt dann dem glauben mehr zugeschriben wurdt, dann der allmächtigkeit deß menschen Christi, wölchs ein schädlicher irthumb ist. Dann was wir im h. abentmahl Christi mehr haben dann brott und wein, daß ist nit unsers glaubens werckh, sonder allein ein werckh der allmächtigkeit Christi, welche er nit allein nach seiner gotthait, sonder auch nach seiner menschait hat, wölcher auch allein und sonst kein mensch noch engel zur rechten der maiestät und allmächtigen crafft Gottes gesetzt ist, darumb er dann auch keins auff- noch niderfahrens von himmel zu diser [40r] gegenwertigkeit seins leibs und bluots im h. abendtmahl bedarff, sonder dieselbige durch sein allmächtigkeit verschaffen kan und nach seinem wahrhafftigen wort auch thutt, do er sagt: „Nemmet, esset, das ist mein leib“ etc.118 und zuo solchem werckh unsers glaubens gar nicht bedarff, wie dann auch der menschen unglaub ine daran nichtz hindert. Dann die menschen glauben oder glauben nicht, so bleibt Christus in seinen wortten wahrhafftig, do er saget: „Nemmet, esset, das ist mein leib“ etc.119 und würcket solches durch sein allmächtigkeit. Aber das es dem menschen ein nutze und hailsame gegenwertigkeit seye, darzuo ist der glaub nottwendig, ohn welchen glauben die speise und tranck
118 Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; vgl. I Kor 11,24. | 11,24.
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nicht nutzlich seind, sonder dem menschen zum gericht dienen, wie der apostel zeuget120. Wir halten auch fur nottwendig, den christenlichen leser zuerinnern, worin die unwürdigkeit der tisch gäst bey diser malzeit stehe, darunder sich ettlich lerer understehn ihren irthumb zuversteckhen, das allein die gleubigen den leib Christi im h. abendtmal empfahen und allso der glaub die gegenwertigkeit des leibs Christi machen solle, do sie furgeben, das die würdigkeit stehe in unser geschickhligkeit, das wir nämlich uns recht mit unserm nechsten versönet und mit dem leben und wandel sollicher malzeit gemesß [40v] beraittet haben, inmassen vor diser zeit im bapstumb gelehrt worden, und do der mensch sich nicht in alweg gnugsam erforschet und allso eusserlich in seinem leben und wandel gegen Gott und dem nechsten geschickt, solcher mensch allein (weil er ein rechten glauben habe, der den leib Christi gegenwertig mache) empfahe auch den leib Christi, aber doch zum gericht etc. Wölchs ein gantz schädliche lehr ist, dardurch die rechtgläubigen in ein steten zweifel gesetzt, besonders die schwachgläubigen, die nach sollicher lehr nimmermehr bei sich selbst gewüß sein köndten, ob sie würdig oder unwürdig zum leben oder zum gericht das sacrament empfahen, under welcher mainung zwen groben irthumb verborgen steckhen: Erstlich, das die würdigkeit uff unsern thugendten stehn sollte, welche doch allein auff der wurdigkeit und verdienst Christi steht, die uns durch den glauben zuogerechnet wurdt. Zum andern, das ein mensch rechtgläubig sein köndte, der in den sünden wider das gewussen verharret und solcher gestallt allein ein unwürdiger gast Christi sein sollte. Dann wie nun zwayerlay menschen auff erden sind, die Christus in zwen hauffen theilen würdt, nemlich die glaubigen und ungläubigen, wie geschriben stehet: „Wer glaubt und getaufft würdt, der würt seelig, wer aber nicht glaubt, der wurdt verdampt.“121 Allso ist auch gewuß und wahr, das allein [41r] die ungläubige menschen (so wol den namen Christi tragen und denselben mit dem mund bekennen, aber mit den werckhen laugnen) die unwürdige gäst seyen, so das h. abendtmahl zum gericht empfahen. Die aber wahrhafftig gläubig seyen, ob gleich ihr glaub nun ein glimmend dächlin und wie ein senffkernlin und allso gantz schwach ist, jedoch weyl die crafft Gottes mächtig gespüret würdt in den schwachen122, so halten und glauben wir, daß dieselbige nicht unwürdige, sonder würdige und angenäme gäst bey diser himlichen malzeit seyen, ja solche gäst, umb welcher furnemlich ihren schwachen glauben zuo sterckhen, der Herr sein h. abendtmahl eingesetzt hatt. Demnach obwol ein jeder christenmensch sein gantzes leben zuvor und ehe er zum tisch des Herren geht mit fleiß erforschen, sein sünde bereuen, mit 120
Vgl. I Kor 11,29. | 121 Mk 16,16 | 122 Vgl. II Kor 12,9.
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dem nächsten sich versönen und in allweg haylig und geburlich darzuo schickhen und ein steiffen fursatz haben, sein sündigs lebens zuo bessern oder gantz und gar darvon bleiben soll, jedoch wan er gedenckt von der würdigkeit, so dises sacrament erfordert, soll er solches alles auß den augen setzen und all sein geschickligkeit und würdigkeit in Christo durch den glauben suchen und auff ihn allein stellen. Wie die künder in ihrem catechismo gelehrt werden, do sie allso sprechen: Fasten und eusserlich sich beraitten, ist wol ein feine eus[41v]serliche zucht, aber der ist recht, würdig und wolgeschickt, wer den glauben hatt an dise wort: „Fur euch gegeben und vergossen zur vergebung der sünden.“123 Wer aber disen worten nicht glaubet oder zweifelt, der ist unwürdig und ungeschickt, dann daß wort „fur euch“ fordert eytel gläubige hertzen. Der ursach dan auch die rechtgläubige christen, wann sie ihr leben ansehen, do es am besten, dieweil alles mit der sünd befleckt ist, nichtz dan sünde mit ihnen zum tisch des Herren bringen und allso bei sich selbst in rechter, wahrhafftiger, christlicher, ungefärbter demmut vor Gott sich fur die aller grösseste sünder hallten und allein uff die gerechtigkeit und hayligkeit Christi all ihr würdigkeit gesetzt haben, die ihnen zur gerechtigkeit zuogerechnet und sie wahrhafftig würdig machet, dises h. abendtmahl zum trost und leben zuoempfahen. Allso das wan ein christenmensch auß rechtem, wahrhafftigem glauben ein vatter unser betten kan, neben welchem aber der vorsatz, in den sünden zuverharren, nicht bestehn kan, er nicht zweiflen, sonder bei sich selbst gewuß schliessen soll, das er ein würdiger gast seie und in solchem glauben zum abendtmahl ohn forcht und schreckhen deß gerichtz, so allein den ungläubigen, unbußfertigen heuchlern zuogehört, gehn möge. Demnach verwerffen und verdammen wir mit mund und hertzen alle nachvolgende artikel, als die dem wort Gottes und unserm [42r] christlichen glauben zuowider seyen, da furgeben würdt: Erstlich, daß das brott und der wein des abendtmahls wesentlich in den leib und bluot Christi verwandlet werden, allso das nicht mehr die substantz des brotts bleibe, sonder in die substantz des leibs Christi verwandelt werde und allein die gestallt des brotts und weins bleibe. Zum andern verwerffen und verdammen wir auch, da gelehrt wurdt, daß das brott und der wein des h. abendtmahls den leib und das bluot Christi allein bedeutten, ein figur und zeichen deß in allweg abwesenden leibs und bluots Christi seyen. Wir verwerffen und verdammen auch, do gelehrt würt, daß nicht allein die wort und die allmächtigkeit Christi, sonder der glaub den leib Christi im h. abendtmahl gegenwertig machen, do nemlich die gläubigen den leib Christi nicht vermög der wort der einsatzung Christi bei dem brott und wein des abendtmahls suchen, sonder vom brott des abendtmahls mit ihrem glauben 123
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in himmel an das ort gewisen werden, do der Herr Christus mit seinem leib seye, das sie daselbsten sein geniessen. Wir verwerffen und verdammen auch, do gelehrt würt, das die ungläubigen und unbußfertigen, böse christen, die allein den namen Christi tragen, aber den rechten, wahrhafftigen, [42v] lebendigen und selig machenden glauben nicht haben, nicht den leib und bluot Christi, sonder allein brott und wein empfahen. Wir verwerffen und verdammen auch, do gelehrt würt, das die unwürdigkeit nicht allein im unglauben, mit wölchem der leib Christi nicht underschaiden würt, sonder auff des menschen beraittung stehe, das er sich eusserlich und innerlich mit der liebe nit recht gegen Gott und dem nächsten schicke. Wir verwerffen und verdammen auch, do gelehrt würt, das auch die rechtgläubigen, die ein rechten, wahrhafftigen, lebendigmachenden glauben haben und behallten, diß sacrament zum gericht alß die unwürdige gäst empfahen könden. IX. Von der person Christi
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Es hat sich auch ein zwayspallt zwischen den theologen aug[spurgischer] confession von der person Christi zuotragen, wölche doch nicht erst under ihnen angefangen, sonder ursprünglich von den zwinglianern herrüret. Dann nach dem d. Lutther wider die zwinglianer die leibliche gegenwertigkeit Christi im h. abendtmal mit bestendigem grund Gottes worts erhallten, ist ime von den zwinglianern furgeworffen, wan der leib Christi zuomahl im himmel und auff erden im h. abendt[43r]mahl gegenwertig seye, so könd es kein rechter, wahrhafftiger, menschlicher leib sein, denn solliche maiestät allein Gottes eigen, deren der leib Christi nicht vähig seye. Alls aber d. Luther sollichs widersprochen und gwalltig widerlegt, wie seine schrifften vom h. abendtmahl außweisen, zuo welchen wir uns hiemit offentlich so wol als zu sein leerschrifften bekhennen, haben nach seinem todt ettlich theologen aug[spurgischer] confession sich wol nicht zuo den zwinglianern von deß Herrn abendtmahl bekhennet, aber doch furgeben, das die göttlich und menschlich natur in Christo sich allso mit einander verainiget, das der sohn Gottes sein göttliche maiestätt alls sein allmächtigkeit, ohnentliche weißheitt und krafft seiner angenomnen menschlichen natur kheins wegs mit der thatt und wahrheit mittgethailt, sonder mehr nicht, dann den namen und tittel geben per phrasin et modum loquendi, das man wol sage möge, der mensch Christi sey allmächtig, wölches aber keins wegs allso zuo verstehn seie, das Christus nach seiner menschait, mit der allmächtigkeit des sohns Gottes gemeinschafft habe, sonder es sei nur ein wechslung der namen, das mensch fur Gott gesetzt seye. Dann Gott allein seye allmächtig, die menschlich natur aber seie der allmächtigkeit Gottes, wie auch anderer seiner göttlichen maiestätt, nicht vähig.
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Dargegen hatt der ander theil gelehret, [43v] das der sohn Gottes die menschlich natur allso in einigkeit seiner person hab angenommen, das er derselben all sein göttlich maiestät, allmächtigkeit, onendtliche weysheit und krafft habe mitgethailt und mit ihr gemein habe, allso das man nicht allein sagen könde, der mensch Christus ist allmächtig, das es auch nicht nun sey phrasis und modus loquendi, das ist nur ein rede, sonder es seye auch mit der thatt und wahrhait allso, das Christus nach der menschlichen natur die allmächtigkeit wahrhafftig empfangen und allso auch nach der menscheit allmächtig seye, doher im aller gwallt im himmel und auff erden gegeben, doher sein fleisch lebendig machen könde und ein speiß des lebens seye, das sonst keins menschen fleisch vermöge. Dise zwayspalt christlich vermög Gottes wortts nach anlaittung unsers einfältigen christlichen glaubens zuo erklären und durch Gottes gnad gäntzlich hinzuo legen, ist unser einhellige leer, glaub und bekandtnuß wie volgt: Wir glauben, lehren und bekennen, das Christus Jesus in einer person zuomahl ein wahrhafftiger ewiger Gott seye, vom vatter von ewigkeit geborn und ein wahrhafftiger mensch, von der hochgelobten jungckfrauen Marien geboren, wie geschriben stehet: „Auß wölchen Christus herkompt nach dem flaisch, der do ist Gott, uber alles gelobt in ewigkeit.“124 Wir glauben, lehren und bekennen allso in der einigen unzertrenten person Christi zwo underschidlichen naturen, die gottlich und die men[44r]schlich, wölche nimmermehr in der person Christi weder getrennet noch mit einander vermischet oder eine in die ander verwandelt, sonder ein jede ihn ihrer natur und wesen in der person Christi in alle ewigkeit bleibet. Wir glauben, lehren und bekennen auch, wie gemellte baide naturen ihn ihrer natur und wesen unvermischt und unabgetilgkt bleiben, das allso auch ein jede natur ihre naturliche, wesentliche eigenschafften behallte und ihn alle ewigkeit nicht von sich lege, nach einer natur eigenschafften, der andern natur eigenschafften immer mehr werden. Allso glauben, lehren und bekennen wir, das allmächtig sein, ewig, unendtlich, allenthalben, zumahl naturlich, das ist, nach eigenschafft der natur und ihrens naturlichen wesens, fur sich selbst gegenwertig sein, alles wissen seyen wesentliche aigenschafften der göttlichen natur, welche der menschlichen natur eigenschafften in ewigkeit nimmermehr werden. Hinwiderumb ein leiblich geschöpff oder creatur sein, flaysch und bluot sein, endtlich und umbschriben sein, leiden, sterben, auff- und abfahren, von einem ort zuo dem andern sich bewegen, hunger, durst, frost, hitz leiden und dergleichen seyen eigenschafften der menschlichen natur, wölche der göttlichen natur eigenschafften nimmermehr werden. Wir glauben, lehren und bekennen auch, das Christus nicht zwo underschaidne, sonder ein [44v] einige person seye, unangesehen daß zwo un124
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derschidliche naturen an ihren naturlichen wesen und eigenschafften unvermischet an ime erfunden werden. Doher glauben, lehren und bekennen wir auch, daß nicht ein pur lautter mensch fur uns empfangen und geboren, durch wölches empfengnuß und geburt, unser unraine empfengnuß und geburt gerainiget, sonder ob wol die gottheit von der jungkfrauen Marien ihren anfang nicht hat, so hat doch der sohn Gottes die menschlich natur im leib der junkhfrauen Marien an sich genommen und ist allso Christus wahrer Gott und mensch von Marien geborn, darumb sie dann auch nit allein genennet, sonder mit thatt und wahrheit Gottes mutter ist. Wie dann auch nicht ein pur lauter mensch oder allein menschlich natur fur uns gelitten und mit leiden uns erlöset, denn menschlich natur solliche nicht vermächt hette, sonder der eingeborn sohn Gottes, Christus, hatt fur uns gelitten im flaysch und mit dem bluot des sohns Gottes, als des unschuldigen lämlins, sind wir erlöset worden. Dann ob wol die göttlich natur fur sich selbst nicht leiden kan, weil leiden ein eigenschafft ist der menschlichen natur, die der göttlich natur eigenschafft in ewigkeit nicht werden kan, so hat doch nicht ein blosse menschliche natur fur uns gelitten, weil sie fur sich selbst kein abgesönderte person gewesen, sonder es hat der sohn Gottes, Christus, nach diser natur gelitten, die deß lei[45r]dens vähig gewesen, wölche doch nicht von dem sohn Gottes abgesondert gelitten hatt. Wir glauben, lehren und bekennen auch, weil Gott und mensch in Christo ein unzertrennet person, in wölcher die göttlich und menschlich natur mit einander in ein person verainiget, das alles was des sohns Gottes aigen ist, der sohn Gottes mit der angenomnen menschlichen natur gemein habe, darumb das nicht zwen, sonder ein Christus Gott und mensch ist. Umb diser persönlichen vereinigung und der darauß ervolgten gemeinschafft der maiestät willen glauben, lehren und bekennen wir auch, das des menschen sohn allmächtig nicht allein genennet werde, sonder auch mit der thatt und wahrheit seye, der alles wayß, alles vermag, alles in allen gegenwertig würcket. Und das nicht mit blossen tittel oder namen, sonder mit der thatt und wahrheit, das allso allein diser mensch Jesus, Marien sohn, unser flaisch und bluot, und sonst kein mensch, weder im himmel noch auff erden, wahrhafftig allmächtig ist, alles wayßt, sihet, höret, allem gegenwertig ist. „Dann in ihm wohnet die gantze völle der gotthait leibhafftig“125, das ist, alls in seinem aignen leibe, wölchem auch allein „aller gewallt im himmel und auff erden“ gegeben ist126, der allein zur rechten der maiestät und allmächtigen crafft Gottes gesetzt ist127, wölcher allein nach der weissagung Danielis (so er im gaist gesehen) [45v] fur den allten gebracht, der ime allein hat geben gewallt, ehre und reich, und sein gewallt ist ewig, sagt Daniel128. 125
Kol 2,9; vgl. Kol 1,19. | 126 Mt 28,18 | 127 Vgl. Eph 1,20. | 128 Vgl. Dan 7,27.
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Wir verstehn aber solche zeugnuß der h. schrifft nicht allso, das solche göttliche maiestät, wölche des sohns Gottes und allso der göttlichen natur eigen seyen, in der menschlichen natur Christi der gestallt seyen, das Christus nach der menschlichen natur, von derselben allein den namen aber mit der thatt und wahrheit kein gemeinschafft mit ihr haben solt. Dann auff solche weise (weil Gott ein geistlich, unzertrent wesen und demnach allenthalben und ihn allen craturen ist und ihn, wölchen er ist doselbsten, solche seine maiestät mit und bey sich hatt) auch mit wahrheit gesagt werden möchte, daß in allen creaturen, in wölchen Gott ist, alle völle der gottheit leibhafftig wohne, alle schätz der weyßheit und des erkentnuß verborgen, aller gewallt im himmel und auff erden gegeben were,129 dergestallt dan zwischen Christo und andern heiligen menschen kein underscheid gemacht und allso Christus seiner maiestät, so er vor allen creaturen alls ein mensch hatt, beraubet, so doch allein diser mensch Gott ist und sonst kein creatur, kein mensch noch engel weder Gott ist noch genennet würdt, unangesehen daß Gott mit aller völle seiner gottheit ihn ihnen ist, aber nicht leibhafftig ihn ihnen wohnet. Demnach glauben, lehren und bekennen wir, das allein die menschlich natur, so der sohn Gottes auß dem leib der hochgelobten jungkfrauen an sich genommen und mit derselben persönlich vereiniget, in solcher persönlichen vereinigung der [46r] gestallt uber alle creaturen erhöhett, daß sie allein und sonst kein andere englische oder menschliche natur gemeinschafft habe mit solcher allmächtigen crafft unendtlicher weyßheit, deren der sohn Gottes eigen, wie auch sie deß sons Gottes eigen ist. Durch dise gemeinschafft, so die menschlich natur mit dem sohn Gottes in einigkeit der person hatt, ist auch allen gläubigen erlangt, daß auch sie, wie Johannes zeuget, gemeinschafft haben mit dem vatter und mit seinem sohn Jesu Christo130 und, wie Petrus lehret, dardurch der göttlichen natur theilhafftig werden131, welche in den gläubigen wohnet, aber nicht leibhafftig und persönlich wie in Christo, umb welcher einwohnung und gemeinschafft willen wir doch weder Gott sein noch genennet werden, sonder das ist allein des menschen sonhs Jesus Christus, der von ewigkeit mit dem vatter und Hailigen Geist Gott ist, gebenedeiet in ewigkeit und in einigkeit seiner göttlichen person, sein angenomne menschliche natur in sein allmächtigkeit mit der thatt und wahrheit eingesetzt und solche mit derselben gemein hat. Wir glauben, lehren und bekennen aber keins wegs ein solche außgießung der maiestät Gottes und aller derselben eigenschafften in die menschlichen natur Christi, dardurch die göttlich natur geschwecht oder ettwas von dem ihrem eind andern übergebe, das sie nit fur sich selbst behiellte, oder das die menschlich natur in ihrer substantz und wesen gleiche [46v] maiestät emd
danach ein überzähliges ein
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Vgl. Kol 2,3; Mt 28,18. | 130 Vgl. I Joh 1,3. | 131 Vgl. II Petr 1,4.
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pfangen haben sollt, von der natur und wesen deß sohns Gottes abgesondert und underschaiden, allß wan aus einem gefäß in das ander wässer, wein oder öl gegossen würdt. Dann die menschlich natur, wie auch auch kein andere creatur, weder im himmel noch auff erden solcher gestallt der allmächtigkeit Gottes vähig ist, das sie fur sich selbst ein allmächtig wesen werde, dardurch die menschlich natur in Christo geleugnet und in die gottheit gantz und gar verwandelt, wölchs unserm christlichen glauben, auch aller propheten und apostel lehr zuowider. Sonder wir glauben, lehren und bekennen, das Gott, der vatter, seinen Geist Christo, seinem geliebten sohn, nach der angenomnen menscheit allso gegeben (darumb er dan auch messias, das ist der gesalbt, genennet würdt), das er nicht mit der maß, wie andere hailigen, deßelben gaben empfangen habe. Dann auff Christo, dem Herren, „rhuet der geist der weyßheit und des verstandtz, des raths, der stercke und des erkentnuß“132, daß er nicht nur ettlich ding wußte und vermöchte, sonder weil Christus nach der gottheit die ander person in der h. trifälttigkeit ist und von ime wie auch vom vatter der H. Geist außgehet und allso sein und deß vatters eigner Geist ist und bleibt in alle ewigkeit von dem sohn Gottes nicht abgesondert. So ist Christo [47r] nach dem flaisch, so mit dem sohn Gottes personlich vereiniget ist, alle völle deß Geists Gottes mitgetheilt, das er nicht nur ettlichs wüsse und ettlichs nicht wüsse, ettlichs vermöge, ettlichs nicht vermöge, sonder er waißt und vermag alles, uff welchen der vatter ohn maß den Geist der weyßheit und krafft außgegossen, das er alls mensch alles erkantnuß, allen gewallt und allso ein allmächtigen gewallt mit der thatt und wahrheit empfangen hat, die er auch alls mensch, das ist nach der menscheit, mit Gott dem vatter und Heiligen Geist, non per phrasim et modum loquendi, das ist nicht mit blossen titteln und leeren wortten, sonder mit der thatt und wahrheit, gemein hat. Dann so Gott von seinem Geist hohe und vil gaaben außgeußt über den menschen, mit wölchem er doch sich nit persönlich vereiniget und der mensch deßhalben ettwas gemeinschafft mit Gott hatt, wie Johannes sagt: „Unser gemeinschafft ist mitt dem vatter“133 etc. Und s. Petrus: „Wir werden theilhafftig der göttlichen natur“134 etc., wie sollt die ewige gottheit des sohns ihrer angenomnen menschait nicht alle ihre maiestät und krafft in der wahrheit mit getheilt haben und sie, die menscheit, mit gedachter gottheit (von deren sie in einigkeit der person angenommen) kein gemeinschafft der allmächtigkeit, weyßheit und crafft Gottes mit der thatt und wahr[47v]heit haben? Umb diser persönlichen vereinigung und darauß ervolgenden gemeinschafft willen, so die göttlich und menschlich natur in der person Christi mit der thatt und wahrheit miteinander haben, würdt Christo nach dem fleisch zuge132
Jes 11,2 | 133 I Joh 1,3 | 134 II Petr 1,4
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Esa. 11
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Nota. Gemeinschafft menschlicher natur mit den eigenschafften der göttlichen natur etc.
Math. 18 Math. 28
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Schwäbische Konkordie
legt, das sein fleisch seiner natur und wesen nach fur sich selbst nimmer sein und außerhalb diser vereinigung nicht haben kan, das nemblich sein fleysch ein wahrhafftige speise und sein bluot ein wahrhafftig tranckh ist, wie die 200 vätter des ephesini concilii bezeugt haben, deren wort allso lauten: Sic etiam ad mysticas benedictiones accedimus et sanctificamur participes sancti corporis et praeciosi sanguinis Christi omnium redemptoris effecti, non ut communem carnem percipientes (quod absit), nec ut viri sanctificati et verbo coniuncti secundum dignitatis unitatem aut sicut divinam possidentis habitationem, sed vere vivificatricem et ipsius verbi propriam factam. Vita enim naturaliter ut deus existens, quia propriae carni unitus est, vivificatricem eam esse professus est. Et ideo quamvis dicat ad nos: Amen, amen dico vobis, nisi manducaveritis carnem filii hominis et biberitis eius sanguinem135, non tamen eam ut hominis unius ex vobis existimare debetis (quomodo enim iuxta naturam suam vivificatrix esse poterit caro hominis?), sed ut vere propriam eius factam, qui propter nos filius [48r] hominis factus et vocatus. Wölche wort auff teutsch allso lauten: Allso gehn wir auch zuo dem segen deß geheimnuß (das ist zuo dem h. abendtmahl) und werden geheiliget und theilhafftig des h. leibs und theuren bluots unser aller erlösers Christi, nicht das wir do ein gemein flaysch empfahen sollten, welchs ferne von uns seye, auch nicht eins geheiligten und mit dem wort nach der würdigkeit vereinigten, noch alls eines im dem Gott wohnet, sonder ein sollich fleisch, daß wahrhafftig lebendig machet und des worts ist eigen worden, dann weyl er alls Gott das leben naturlich ist, so hatt er auch von seinem fleysch gezeugett, das es wahrhafftig lebendig mache. Darumb, ob er wohl zuo uns sagt: „Wahrlich, wahrlich sage ich euch, werdet ihr nicht essen das fleysch des menschen sohns und trincken sein blout“136 etc., so sollen wir doch sein fleysch nicht wie eines andern menschen fleysch, sonder darfur hallten, das es sein eigen fleysch seye, wölcher umb unsert willen, des menschen sohn ist und auch genennet werden. Hac tenus patres concilii ephesini. Daher auch diser mensch allein und sonst kein mensch, weder im himmel noch auff erden mit wahrheit sagen kahn: „Wa zwen oder drey in meinem namen versamblet sind, do bin ich mitten [48v] under ihnen.“137 Item: „Ich bin allezeit bey euch biß an der wellt ende.“138 Wölche zeugnuß wir auch nicht allso verstehn, das bey uns allein die gottheit Christi gegenwertig sein und solche gegenwertigkeit Christum nach seiner menscheit in allweg nichtz angehn sollt. Dergestallt Petrus, Paulus und alle heiligen, in denen die gottheit ist, auch bey uns uff erden weren, wölchs doch allein von Christo und sonst keinem andern menschen die h. schrifft bezeuget,139 sonder wir hallten, daß durch dise wort die maiestät des menschen Christi erklärt werde, die Christus nach seiner menscheit zur rechten der maiestät und crafft Gottes
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Joh 6,53 | 136 Joh 6,53 | 137 Mt 18,20 | 138 Mt 28,20 | 139 nicht verifiziert
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empfangen, in wölche er nach der menscheit mit der thatt und wahrheit vermög unsers christlichen glaubens ist eingesetzt worden. Darumb wir es fur ein schädlichen irthumb hallten, da Christo nach der menschait solche maiestät entzogen. Dardurch den christen ihr höchster trost genommen, den sie in vor angezeigten verhaisungen Christi haben, der ihnen versprochen hatt, daß nicht die blosse gottheit bey ihnen sein werde, welche ein verzerend feur ist, sonder er, er der mensch, der mit ihnen geredt hatt, der alle trubsaal versuchet hatt, der mit uns alls mit menschen, auch ein mitleiden haben kan, der wölle bey uns sein ihn allen unsern nötten.140 [49r] Daher schreiben wür auch dem fleisch und blut unsers Herrn Christi dise maiestas zu, das wür die gegenwertigkait seines leibs und bluts im h. abentmal vermög der wort seiner stifftung ungezweifelt, und das sie on alles auff oder niderfaren vom himmel geschehe, glauben, dieweil es kein natürliche, fleyschliche, irdische, capernaitische gegenwertigkeit seins leibs und bluts ist, sonder ein himlische, ubernatürliche, ja ein gehaimnuß, das all unser vernunfft, sinn und verstandt ubertrifft. Demnach erforschen wür auch solche gegenwertigkeit nicht mit unser vernunfft, sonder laßen uns an seinem einfältigen wort genügen, da er gesagt hatt: „Daß ist mein leib“ etc., „das ist mein blut“.141 Wölchem wort wür einfältig und fest glauben und bevelhen es seiner allmächtigkeit wie solches zu gehe. Dann ist er so allmächtig, daß er sein flaisch zu einer warhafftigen speise und sein blut zu einem warhafftigen tranck gemacht, wölches sonst keines hayligen flaisch widerfahren, darmitt er vermög seines worts uns auch warhafftig speißet und trenckt, nicht zu dem irdischen, sonder zu dem ewigen leben, so ist er auch als der allmächtig son Gottes und nach dem flaisch zur rechten der allmächtigen [49v] krafft Gottes gesetzt, so mächtig und gewaltig, das er weise und maß weißet, wie er solche gegenwertigkeit verschaffe, in maßen daroben bey dem artikel vom h. abendmal genugsam angezeigt worden. Derhalben verwerffen und verdammen wir einhellig mit mund und hertzen alle nachvolgende ihrtumb, alß den prophetischen und apostolischen schrifften, den rainen dreyen symbolis und unser christlichen augspurgischen confession zu wider. Erstlich, da von jemand geglaubt oder gelert werden solte, das die menschlich natur umb der persönlichen vereinigung willen mit der göttlichen vermischet oder in die selbige verwandlet worden sein solt. Item, das die menschlich natur in Christo der gottlichen natur an ihrer substantz und wesen oder an der selbigen wesentlichen aigenschafften solle exaequiert und gleich worden sein. Item, das die menschlich natur in Christo auff solche weyse wie die gotthait allenthalben gegenwertig. 140
nicht verifiziert | 141 Mt 26,26.28; Mk 14,22.24; Lk 22,19f; I Kor 11,24f
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126 IIII.
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VII.
VIII.
Schwäbische Konkordie
Item, das die menschait Christi in alle ort deß himmels und der erden reumlich aussgespannen sey, wölches auch der gotthait nicht soll zu gemessen werden. Item, das Christi menschliche natur für unß gelitten und uns erlößet habe, mitt wölcher der son Gottes im leiden [50r] kein gemainschafft habe. Item, das Christus allein nach seiner gotthait bey uns auff erden bey dem gepredigten wort und rechtem gebrauch der h. sacramenten gegenwertig seye und solche gegenwertigkait Christi nach dem flaisch gantz und gar nichts angehn, auch mit der that und warhait kein gemeinschafft mit derselben habe. Item, das Christus nach der gotthait also allein allmächtig seye, daß mit seiner allmächtigkeit sein menschlich natur nichts mit der that und warhait, sonder allein den tittel und namen gemein habe. Item, daß Christus als Gott allein alle ding wiße und ein hertzenkündiger seye, aber nach seiner menschlichen natur nicht alles auch der hertzen gedancken nicht wiße, sonder allein den tittel und namen solcher maiestat habe. Dise ihrtumb alle zumalh verwerffen und verdammen wir alß dem rainen wort Gottes, der h. propheten und apostel schrifften und unserm christlichen glauben und bekantnuß zuwider und vermanen alle christen, dieweil Christus ein „geheimnuß“ in der h. schrifft genennet würdt142, darüber alle kätzer den kopff zerstoßen, daß sie nicht fürwitziger weyse mitt ihrer vernunfft in solichem [50v] geheimnuß grublen, sonder mitt den lieben aposteln einfältig glauben, die augen der vernunfft zuschließen und ihren verstand in den gehorsam Christi gefangen nemmen und sich deßen trosten und überheben und also on underlaß freuen, das unser flaisch und blut in Christo so hoch zu der rechten der maiestat und allmächtigen krafft Gottes gesetzt, das er als unser bruder, der alles wiße, der bösen menschen räth und anschläg wider die frommen, so wol als der gottseligen gedancken, so werden sie gewißlich in aller widerwertigkeit bestendigen trost finden und vor schädlichen irthumb wol bewaret bleyben.
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X. Von der ewigen vorsehung und wall Gottes Wiewol under den theologen augspurgischer confession kein offentliche, ergerliche zweyspaltung von der ewigen walh der kinder Gottes vorgefallen, jedoch nach dem diser artickel in andern orten in gantz beschwerlichen streit gezogen, darzu von den theologen nicht allwegen gleiche reden gefieret, derhalben vermittlest göttlicher gnaden auch künfftiglich bey unsern nachkhomen, so vil an [51r] uns, uneinigkeit und trennung in solichem zu furkhomen, haben wir deßelben erklerung auch hieher setzen wöllen, auff daß meniglich wissen möge, waß auch von disem artickel unser einhellige lehr, glaub und bekhantnuß gewesen sey. 142
Kol 1,27
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Von der ewigen vorsehung Gottes und wahl seiner kinder zu der ewigen seligkait ist der underschaid mit vleiß zu mercken, dann die ewig fürsehung Gottes geht über alle creaturen, gut und böß, weil vor Gott nichts vorgangen noch zukunfftig, sonder alle ding, guts und böses, ime gegenwertig seyen, wie geschriben steht: „Kaufft man nit zwen spärling umb ein pfenning, noch felt derselben keiner auff die erden ohn euern vatter.“143 Und abermals: „Deine augen sahen mich, da ich noch unberaittet war, und waren alle tage auff dein buch geschriben, die noch werden sollen und derselben kheiner da war.“144 Die ewige walh Gottes aber geht nicht zumal uber die frommen und bösen, sonder allein die kinder Gottes, die zum ewigen leben erwölet seind, ehe der welt grund gelegt wardt, von wölchen Christus spricht: „Vil sind beruffen, aber wenig außerwölet.“145 Die fürsehung Gottes helt auch in den bösen ihr ordnung, da von Gott dem bösen, wölchs Gott nit will, sein zil und [51v] maß gesetzt ist, wie ferne es gehn und wie lang es wehren solle. Deßen anfang und ursach aber nicht Gottes vorsehung ist, sonder des teüffels und des menschen böser verkerter wille, wie geschriben steht: „Isräel du bringst dich in unglück, aber dein hail steht allein bey mir.“146 Item: „Du bist nicht ein Gott dem gottloß wesen gefalle.“147 Die ewige wahl Gottes aber ist ein ursach unserer seligkeit, darauff auch unser seligkait also gegrundet ist, das die pforten der hellen nichts dar wider vermögen sollen, wie geschriben steht: „Meine schaffe würdt mir niemandt auß meiner hand reißen.“148 Und abermals: „Und es wurden glaubig, so vil ihr zum ewigen leben verordnet waren.“149 Dise ewige walh oder verordnung Gottes zum ewigen leben, ist auch nicht also bloß wie die vorsehung Gottes in dem haimlichen, unerforschlichen rath Gottes zu betrachten, nämlich solcher gestalt, daß jemand sich bereden laßen und bey ime selbst sagen möchte: Wölchen Gott verordnete hat, das er selig werde, der würdt selig und khan nicht verdambt werden. Und wölchen Gott zur verdamnuß vorordnet hatt, der würdt verdambt und khann nicht selig werden, er thu gleich was er wölle, gleich wie ich mit warhait sagen khan, was Gott hat versehen, das würdt gewißlich geschehen. [52r] Dann wie Gott nicht ist ein ursach der sünde, also ist er auch nit ein ursach der verdambnuß, deren einige ursach die sünde ist, wie geschriben steht: „Der sünden sold ist der tode.“150 Und wie Gott die sünde nicht wüll, auch kein gefallen an der sünde hat, wie geschriben stehet: „Du bist nicht ein Gott dem gottloß leben gefalle“151, also wüll er auch nicht den todt des sünders, hat auch kein gefallen uber ihrem verdambnuß, sonder er will, das alle menschen selig werden und „zur erkantnuß der warhait khomen“152, wie geschriben steht: „Warumb wiltu also sterben, du hause Isräel? Dann ich hab e
cj.: verodnet
143 Mt 10,29 | 144 Ps 139 (Vg 138),16 | 145 Mt 20,16; Mt 22,14 | 10,28 | 149 Act 13,48 | 150 Röm 6,23 | 151 Ps 5,5 | 152 I Tim 2,4
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Joh
Math. 10 Psal. 139
Math. 20
Osee 13
Jo. 10 Act. 13
Rom. 6 Psal. 5
1. Tim. 2 Ezech. 18
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Ezech. 33
Eph. 1
Luc. 3 Math. 11
Jo. 14
Jo. 14 | Jo. 10
Jo. 1
Math. 4 Jo. 6
Jo. 3
Jo. 6
Rom. 1
Schwäbische Konkordie
kein gefallen am todt des sterbenden, spricht der Herr, darumb bekeret euch, so werdet ihr leben.“153 Und abermals: „So war alß ich lebe, spricht der Herr, ich hab kein gefallen am todt deß gottlosen, sonder das sich der gottlose bekere von seinem gottlosen wesen und lebe.“154 Darumb, ob wol Gott etwas vorsehen hat, das es geschehen werde, so gefelt es imme doch nicht und will es nicht haben, ob er es gleich geschehen last. Aber das gut will Gott und gefelt ime, also auch das leben und seligkeit und wüll, das seine außerwehlte ewig selig werden. [52v] Dem nach soll dise ewige wahl Gottes in Christo und nicht außerhalb oder ohne Christo betrachtet werden. Dann in Christo, zeüget der h. apostel Paulus, seind wir „erwölet, ehe dann der welt grund gelegt worden ist“, wie geschriben steht: „Ehr hatt uns geliebt in dem geliebten.“155 Solche wahl aber würdt offenbar von himmel durch das gepredigt wort, da der vatter spricht: „Diß ist mein lieber son, an dem ich ein wolgefallen habe, den höret.“156 Und Christus: „Kommet zu mir alle, die ihr beschwerdt und beladen seidt, ich will euch erquicken.“157 Und vom H. Gaist sagt Christus: „Er wirdt mich erklären und euch erinnern alles, was ich euch gesagt habe.“158 Daß also die gantze haylig treyfältigkeit, Gott vatter, son und Hayliger Gaist, alle menschen auff Christum weiset, als auff das buch des lebens, in dem sie deß vatters ewige wahl suchen sollen. Dann daß ist von ewigkeit bey dem vatter beschloßen, wen er wölle seligmachen, den wölle er durch Christum seligmachen, wie er selber spricht: „Niemandt kumpt zum vatter den durch mich.“159 Und abermals: „Ich bin die thür, so jemands durch mich eingeht, der würdt selig werden.“160 Christus aber, als der „eingeboren son Gottes, der in deß vatters schoß“ ist161, hatt [53r] uns deß vatter willen und also auch unser ewige wahl zum ewigen leben verkündiget, nämlich da er saget: „Thut buß, denn das reich Gottes ist nahe herbey khommen.“162 Item, er saget: „Daß ist der wille des, der mich gesandt hatt, daß, wehr den son sihet und glaubt an ine, habe das ewig leben.“163 Und abermals: „Also hat Gott die welt geliebt, daß er seinen eingebornen son gabe, auff das alle, die an in glauben, nicht verloren werden, sondern das ewig leben haben.“164 Dise predig will der vatter, das alle menschen hören und zu Christo khommen sollen, die auch Christus nicht von sich treibt, wie geschriben steht: „Wehr zu mir kumpt, den werde ich nicht hinauß stoßen“165, sonder durch sein H. Gaist würket er durch das gehört wort den warhafftigen glauben, wie der apostel zeüget, da er schreibt: „So kumpt nun der glaube auß dem gehöre, auß dem gehör Gottes worts, wann daßelbig lauter und rein gepredigt würdt.“166
153 Ez 18,31f | 154 Ez 33,11 | 155 Eph 1,4.6 | 156 Mt 17,5; vgl. Mk 9,7; Lk 9,35; Lk 3,22. | 157 Mt 11,28 | 158 Joh 14,26 | 159 Joh 14,6 | 160 Joh 10,9 | 161 Joh 1,18 | 162 Mt 4,17 | 163 Joh 6,40 | 164 Joh 3,16 | 165 Joh 6,37 | 166 Röm 10,17
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Derhalben wölcher mensch selig werden will, der soll sich selbst nicht bemiehen noch plagen mit den gedancken von dem haimlichen raht Gottes, ob er auch zum ewigen leben erwölet und verordnet seye, darmit der laidig Satan fromme hertzen pflegt anzufechten [53v] und zu vexieren, sonder sie sollen Christum hören, wölcher ist das buch des lebens und ewigen wahl Gottes zum ewigen leben allen kindern Gottes, der bezeügt allen menschen ohn underschid, daß Gott wölle, das alle menschen zu mir khommen, die mit sünden beschwerdt und beladen seyen, das sie erquicket und selig werden167. Nach diser seiner lehr sollen sie von ihren sünden abstehn, buß thon, seiner verheißung glauben und sich gantz und gar auff in verlaßen. Nach dem aber inen solches auß aignen kräfften zu thon unmüglich, sollen sie Gott umb sein gnad anruffen, die er inen in der h. tauffe zugesagt und versprochen hat und nicht zweyfflen, er werdt inen dieselbige, vermög seiner verhaißung, mitthailen, wie er versprochen hat: „Wa bittet under euch ein sohn den vatter umbs brott, der im ein stein darfür biette? Und so er umb ein fisch bittet, der ime ein schlangen für den fisch biette? Oder so er umb ein ay bittet, der ime ein scorpion darfür biette? So dann ihr, die ihr arg seyt, können euern kindern guets geben, vil mehr würdt der vatter im himmel den H. Gaist geben denen, die in bitten.“168 Und nach dem der H. Gaist in den außerwehlten wohnet, als in seinem tempel,169 [54r] der in inen nicht mießig geht, sonder die kinder Gottes treibet zum gehorsam der gebott Gottes170, sollen die glaubigen gleicher gestalt auch nicht mießig sein, noch vil weniger dem tribe deß Gaist Gottes sich widersetzen, sonder in allen christlichen tugenden, in aller gottseligkeit, beschaidenhait, mäßigkait, gedult, brüederlicher liebe sich uben und allen vleiß thon,171 daß sie ihren beruff und erwölung fest machen, damit sie desto weniger daran zweiflen, je mehr sie des Gaists krafft und sterck in inen selbs befinden. Dann der Gaist Gottes den außerwelten zeügnuß gibt, das sie kinder Gottes seyen,172 und ob sie gleich etwan in so dieffe anfächtung gerhaten, das sie vermeinen, sie entpfinden khein krafft des einwonenden Gaist Gottes mehr und sagen mit Davidt: „Ich sprach in meinem zagen: Ich bin von deinen augen verstoßen“, so sollen sie doch widerumb mitt David darauff sagen, unangesehen was sie in inen selbst befinden: „Dennoch hörstu meines flehens stimme, da ich zu dir schreye.“173 Dann unser wahl zum ewigen leben nit auff unser frombkeit oder tugendt, sonder allein auff Christus verdienst und gnädigen willen seines vatters gegründet ist, „der khan sich selbs nit verlaugnen“174, wölcher in seinem willen und wesen unwandelbar ist und demnach auch ein vatter ist und bleibt ewiglich, [54v] wann gleich seine kinder auß dem gehorsam tretten und strauchlen und da wür durch warhafftige buß uns wider zu ime bekeren, er nicht ein
167
Vgl. Mt 11,28. | 168 Lk 11,11–13 | 169 Vgl. I Kor 3,16; I Kor 6,19. | 170 Vgl. Röm 8,14. | 171 Vgl. II Petr 1,5–7. | 172 Vgl. Röm 8,16. | 173 Ps 31 (Vg 30),23 | 174 II Tim 2,13
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Math. 11
Luc. 11
1. Cor. 6 Rom. 8
2. Petr. 1
Rom. 8
Psal. 31
Ibid[em]
2. Tim. 2 Mala. 3
130
Jer. 3
Jo. 5
Gen. 3
Rom. 9
2. Tim. 2
Schwäbische Konkordie
neu hertz gegen uns faßet, wie ein mensch, der sich endert, sonder das alt vatters hertz immer zu behelt und erzeigt allen denen, die sich ob seinem wort förchten und von hertzen wider zu ime bekeren175, wie geschriben steht: „Wann sich ein man von seinem weib schaiden lest und sie zeücht von ime und nimbt ein andern man, tharff er sie auch wider annemen? Ists nichts also, das das land verunreinigt wurde? Du aber hast mit vil bulern gehuret, doch komb wider zu mir, spricht der Herr.“176 Das aber gesagt würdt: „Niemand khomme zu Christo, der vatter ziehe in dan“177, so ist doch weder deß vatters noch des sohns wille, das ein mensch die predig seines worts nicht hören oder verachten und also auf das ziehen des vatters ohn wort und sacramenten warte, dann der vatter zeucht woll mit der krafft seines H. Gaists, jedoch seiner gemeinen ordnung nach durch das gehör seines göttlichen wortts als mit einem netze, dardurch die außerwelte auß dem rachen des teüffels gerißen werden, darzu sich ein jeder armer sünder verfüegen, daßelbig mit vleiß hören und am ziehen des vatters nit zweiflen solle. Daß aber nicht alle die, so es gehört, glauben und derhalben so vil desto tieffer verdampt werden, ist nicht die ursach, daß inen Gott die seligkeit nicht [55r] gegöndt hette, sonder sie selbst sind schuldig daran, die solcher gestalt das wort gehört, nicht daß sie begert zu lehrnen, sonder daßelbig allein zu verachten, zu lestern und zu schänden, wie es ein gestalt zur zeit Christi mit den phariseern und ihrem anhang gehabt178. So underschaidet der apostel mit sonderm vleyß das werck Gottes, der allein gefeß der ehren179 machet, und das werck des teüffels und deß menschen, der sich selbst auß eingebung des teüffels und nicht Gott zum gefeß der unehren gemacht hat180, da er also schreibt: „Gott hatt mit großer gedult getragen die gefeße deß zorns, die da zugericht sindg zur verdamnuß, auff das er kundt thete den reichtumb seiner herrligkeit an den gefeßen der barmhertzigkeit, die er beraittet hat zur seligkeit.“181 Da dann der apostel deütlich sagt, Gott habe die gefeß deß zorns mit großer gedult getragen und sagt nicht, er habe sie zu gefeße des zorns gemacht, dann da es sein wille gewesen were, hett es keiner großen gedult darzu bederfft, daß sie aber beraitet seyen zur verdamnuß, daran seind der teüffel und die menschen selbs und nicht Gott schuldig, dann alle beraittung zur verdamnuß ist vom teüffel und menschen durch die sünde und gantz und gar nicht von Gott, der nicht will, das ein mensch verdambt werde, wie solt er dann ein menschen zur verdamnuß beraitten? [55v] Darumb auch s. Paulus mit lautern worten bezeüget, daß auß den gefeßen zun unehrn, gefeß zun ehren werden mögen, da er also schreibet: „So nun jemand sich reiniget von solchen leüten, f
cj.: thar | g cj.: seid
175
Vgl. Mal 3,6f.24. | 176 Jer 3,1 | 177 Joh 6,44 | 178 Vgl. Mt 23,26–36; Lk 11,37–54; Joh 7,48; Joh 8,13; Joh 9,16.41; Joh 12,42. | 179 Vgl. II Tim 2,20f. | 180 Vgl. Gen 3,1–7. | 181 Röm 9,22f
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der würdt ein gehayliget gefeß sein zu den ehren, dem haußherren breuchlich und zu allem gutten werck beraittet“182, dann wehr sich reinigen soll, der muß zu vor unrein und demnach ein gefeß der unehren gewesen sein. Aber von den gefeßen der barmhertzigkeit sagt er klar, das der Herr selbst sie „beraittet habe zur herrligkeit“183, wölches er nicht sagt von den verdambten, die sich selbst und nicht Gott zun gefeßen der verdamnuß beraittet haben. Es ist auch mit vleyß zu bedencken, wann Gott sünde mit sünde straffet, das sollichs nicht dahin gezogen werde, als wehre es Gottes wollgefelliger wille niemals gewesen, daß solche leut zu erkantnuß der warheit khommen und selig werden. Demnach auch Pharao, von dem geschriben steht: „Eben darumb hab ich dich erweckt, das mein krafft an dir erscheine und mein name verkündiget werde in allen landen“184, nicht darumb zu grund gangen, daß Gott ime die seligkeit nicht gegöndt haben solt, der da will das jederman selig werde, sonder das er ime sein hertz verhärtet hett, daß nämlich Pharao immer fort und fort sündiget,185 das ist ein straff seiner vorgehenden sünde und greulicher tyranney gewesen, die er an [56r] kindern Isräel vil und mancherley gantz unmenschlich und wider das anklagen seines eigenen hertzens und gewißens geüebet hat, daß nemlich Gott bey ime die hand abzeücht und nach dem er alle warnung verachtet, Gott sein gerechtigkait an ime erzeigt, dem er anderst nichts denn das hellisch feur schuldig war, wie denn der h. apostel daß exempel Pharao auch anderst nicht einfüert, denn hiemit die „gerechtigkeit Gottes“186 zu erweißen, die er über die unbußfertigen und verächter seines worts erzeigt, keins wegs aber dahin gemeint noch verstanden, daß Gott ime oder einichem menschen die seligkeit nicht göndte, sonder also in seinem heimlichen rath zur ewigen verdamnuß verordnet, daß er nicht solt könden noch mögen selig werden. Durch dise lehr und erklärung von der ewigen und selig machenten walh der außerwelhten kinder Gottes, würdt Gott sein ehr gantz und völlig gegeben, daß er auß lautter barmhertzigkeit ohn allen unsern verdienst oder vorgehente guete werck uns selig mache, nach dem vorsatz seines willens187, wie geschriben steht: „Er hat uns verordnet zur kindtschafft gegen ime selbst durch Jesum Christ nach dem wollgefallen seines willens, zu lobe seiner herrligkait, gnade, durch wölche er uns hat angenem gemacht in dem geliebten.“188 [56v]Dann nicht allein ehe wir etwas guets gethon, sonder auch ehe wir geboren worden, hat er uns „erwelet, ehe der welt grund gelegt worden ist“189, und auff das der fürsatz Gottes bestunde nach der wahle, ward „zu ihr gesagt: Nicht auß verdienst der werck, sonder auß gnade deß beruffes, also ,der gröst
182 II Tim 2,21 | 183 Röm 9,23 | 184 Röm 9,17 | 185 Vgl. Ex 9,7.34. | 186 Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | 187 Vgl. Röm 8,28; Eph 1,11. | 188 Eph 1,5f | 189 Eph 1,4
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Rom. 9
Exod. 9
Eph. 1
Eph. 1
Rom. 9 Gen. 25
132 Mal. 1
Jo. 10
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I.
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III.
Schwäbische Konkordie
soll dienstbar werden dem klainern‘190, wie dann geschriben sthet: ,Ich hab Jacob geliebet, aber Esau hab ich gehaßet.‘191 “192 Deßgleichen gibt sie niemand uhrsach weder zur kleinmiettigkeit noch zu einen frechen wilden leben, wann die leüt gelehrt werden, das sie die ewige walh in Christo und seinem hayligen evangelio, als dem buch des lebens, suchen sollen, wölchs kein bußfertigen sünder auß dem selbigen außschleüst, sonder zur buß und erkantnuß ihrer sünden und zum glauben an Jesum Christum alle arme, beschwerdte und betrüebte sünder locket und ruffet und den Hayligen Gaist zur reinigung und erneuerung verhayßet und also den aller bestandigsten trost einem betrübten, angefochtnen menschen gibt, das sie wißen, daß ihr seligkeit nicht in ihrer handt steht, sonst wurden sie dieselbige vil leuchtlicher, als Adam und Eva im paradeiß beschehen, ja alle stund und augenblick verlieren, sonder in der gnädigen wahl Gottes, die er uns in Christo geoffenbaret hat, auß des hand uns niemand reißen würdt193. Demnach, wölcher die lehr von der gnädigen wahl Gottes also füeret, das sich die [57r] betrüebten christen derselben nicht trösten könden, so ist ungezweyfelt gewiß und wahr, das dieselbig lehr nit nach dem wort und willen Gottes, sonder nach der vernunfft und auß anstifftung des laydigen teüffels getriben werde. Dann wie der apostel zeüget: „Alles waß geschriben ist, das ist uns zur lehr geschriben, auff das wir durch geduld und trost der schrifft hoffnung haben.“194 Da uns aber durch die schrifft solcher trost und hoffnung geschwecht oder gar genomen, so muß sie wider des H. Gaists willen und meinung verstanden und außgelegt werden. Derhalben so verdamen und verwerffen wür nachvolgende schädliche irthumb, da gelehrt würdt: Das Gottes unwandelbarer, doch uns verborgner wille gewesen seye, daß der mensch, so von ime zu seinem ebenbild in warhafftiger gerechtigkait und hailigkait erschaffen, in die sünde und übertrettung seines gebotts fallen sollen. Item, das Gott in seinem ewigen und haimlichen, verborgnen raht beschloßen habe uber etlich menschen, das er sie nit wölle seligmachen, wölle auch nicht, das sie zu erkantnuß der warhait khommen. Item, wann Christus sagt: „Kompt zu mir alle, die ihr beschwert und beladen seyt, ich wil euch erquicken“195, das sein wille oder ernst nicht seye, das jedermann [57v] zu ime komme, die solche fraindtliche vermanung und verhaißung hören, sonder allein etliche, die er in seinem ewigen, heimlichen raht beschloßen habe, denen ehr solche gnade gönne, den andern aber so gar nicht, das er inen eben darumb predigen laße, damit ihr verdamnuß desto tieffer und beschwerlicher seye.
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Gen 25,23 | 191 Mal 1,2f | 192 Röm 9,11–13 | 193 Vgl. Joh 10,28f. | 194 Röm 15,4 | 195 Mt 11,28
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Von der ewigen Vorsehung
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Item, das nicht die menschen durch ihren aignen willen, sonder Gott selbst gefeß der unehren und seines zorns mache, daß sie zu gefeßen der ehren nimmehr werden konden. Wider dise gefahrliche und hochschädliche artickel, darauß anders nichts den verzweiflung bey den angefochtnen oder ein wiest, wild wesen bey den rolosen leütten volget, streitten die gantz hailige, prophetische und apostolische schrifften des alten und neuen testaments, wölche einhellig bezeügt, daß Gott nicht gewölt habe, das der mensch sündige, sonder das es wider sein göttlichen willen geschehen, darmit der mensch Gott zum höchsten erzürnet, sich selbst und seine nachkhomen in zeitlich und ewig verderben gestürtzt hat. XI.
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Und sovil von den zwaispaltigen artikeln, die under den theologen [58r] augspurgischer confeßion nun vil jar dispudiert, dainnen sich etliche geirret und darüber schwere controversiae entstanden, auß wölcher unserer erklärung fraind und feind und also meniglich klar abzunemen, das wir nicht bedacht, umb zeitlichs fridens, rhu und einigkeit willen etwas der ewigen unwandelbaren warhait Gottes (wie auch solches zu thun in unser macht nicht steht) zubegeben, wölcher fride und einigkeit, da sie wider die warheit und zu undertruckung derselben gemeint auch keinen bestandt haben wurde, noch vil weniger gesinnet, verfälschung der rainen lehr und offentliche verdampte irthumb zu schmucken und zu decken, sonder zu sollicher einigkeit hertzlichen lust und liebe tragen und die selbige unsers thails nach unserm eusersten vermögen zu befürdern von hertzen genaigt und begirig, durch wölche Gott sein ehr unverletzt der göttlichen warheit des h. evangeli nichts begeben, dem wenigsten ihrtumb nichts eingeraumbt, die armen sünder zur rechten, wahrhafftigen buß gebracht und im einigen verdienst Christi durch den glauben auffgericht, im neuen gehorsam gesterckt und also allein durch den einigen verdienst Christi gerecht und ewig selig werden. [58v] Von andern rothen und secten, so sich niemals zu der augspurgischen confession bekennet
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Was aber die secten und rotten belangt, die sich zur augspurgischen confeßion nit bekennet, als da sindt die widerteüffer, schwenckfeldianer, grobe sacramentschwermer, neue arianer und antitrinitariern, deren ihrtumb einhellig von allen kürchen augspurgischer confeßion verdambt worden, haben wür derselben der ursach in unser diser erklärung nicht in sonderhait und fürnemlich meldung thon wellen, dieweil auff diß mal allein das gesucht, nach dem unser gegenthail mit unverschembtem mund fürgeben und in aller welt unser kürchen und derselben lehrer außgeruffen, das nicht zwen predicanten gefunden, die in allen und jeden artickeln der augspurgischen con-
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feßion einig, sonder dermaßen under einander zerrißen und getrennet, das sie schier selbs nicht mehr wißen, was die augspurgisch confeßion und derselben aigentlicher verstandt sey, haben wir nicht mit kurtzen bloßen worten oder namen uns zusamen bekennen, sonder von allen vorgefallnen artickeln, so allein under den theologen augspurgischer [59r] confeßion disputiert und angefochten, ein lautere, helle, underschidliche erklärung thon wöllen, auff das meniglich sehen möge, das wir solches alles nicht arglüstiger weyse verschlahen oder verdecken oder uns allein zum schein vergleichen, sonder der sachen im grundt helffen und unser meinung also hiervon darthon wöllen, das auch unsere widersächer selbst bekennen mießen, daß wir in solchem allem bey dem rechten, einfältigen, naturlichen und eigentlichen verstand der augspurgischen confeßion durch Gottes gnad begeren standhafftig biß an unser ende zubleyben und, sovil an unserm dienst gelegen, nicht zusehen noch stillschweigen wöllen, das derselben zuwider etwas in unsere kürchen und schulen eingefieret werde, darinnen uns der allmächtig Gott und vatter unsers Herrn Jesu Christi zu lehrern und hürten gesetzt hat. Darmit uns aber nicht stillschweigendt oberzelter rotten und secten verdampte irhtumb zugemeßen werden, wölche meher thails an denen orten und sonderlich zu der zeit heimlich, wie solcher gaister art ist, eingeschlichen, da dem reinen wort deß h. evangelii nicht platz noch raum gegeben, sonder all deßelben rechtschaffner lehrer und bekenner verfolgt [59v] werden und die tieffe finsternuß des bapstumbs noch regiert und die armen, einfältigen leüt, so des bapstumbs offentliche abgötterey und falschen glauben greiffen mießen, in ihrer einfalt laider angenommen, was nach dem evangelio genennet und nicht pepstisch war, haben wür nicht underlaßen könden, uns darwider auff offentlichen vor der gantzen christenhait zu bezeügen, daß wir mit derselben ihrtumb, es seyen ir vil oder wenig, weder theil noch gemein haben, sonder solche allezumal als unrecht und kätzerisch, der hailigen propheten und apostel schrifften, auch unsere christlichen und in gotts wort wolgegrindten augspurgischen confeßion zu wider, verwerffen und verdammen.
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Irrige artickel der widerteüffer
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Als nemlich der widerteüffer irrige, kätzerische lehr, die weder in der kürchen, noch in der policey, noch in der haußhaltung zu dulden und zu leiden, da sie lehren: Das unser gerechtigkait vor Gott nicht allein uff dem einigen gehorsam und verdienst Christi, sonder in der erneuerung und unser aigen frombkeit stehe, in wölcher wir vor Gott wandlen. [60r] Das die kinder, so sie nicht getaufft, vor Gott nicht sünder, sonder gerecht und unschuldig seyen und also in ihrer unschuld ohne die tauff, deren sie nicht bederffen, selig werden. Das die kinder nicht sollen getaufft werden, biß sie zu ihrem verstandt khommen und ihren glauben selbst bekennen könden. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
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Von anderen Rotten und Sekten
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Daß diß kein rechte, christliche versamlung und gemein seye, in deren noch sünder erfunden werden. Das man kein predig hören in den tempeln und besuchen soll, darinnen zuvor meß gelesen worden. Das man nichts mit den kürchendienern, so das h. evangelium vermög augspurgischer confeßion predigen und der widerteüffer ihrtumb straffen, zu schaffen haben, inen weder schaffen noch arbaiten, sonder als die verkerer Gottes worts fliehen und meiden soll. Das die obrigkait kein gottseliger standt im neuen testament seye. Das ein christen mensch mit guttem, unverletztem gewißen das ambt der obrigkait nicht tragen könde. Das ein christ mit unverletztem gewißen das ambt der obrigkeit in zufälligen sachen wider die bösen nicht brauchen, [60v] noch derselben underthonen iren gewalt anruffen mögen. Das ein christen mensch mit guttem gewißen kein ayd vor gericht schweren, noch mit dem ayd seinen landtsfürsten oder oberherren die erbschuldigung thun könde. Das die obrigkait mit unverletztem gewißen die ubelthetter am leben straffen nicht könde. Das ein christ mit guttem gewißen nichts aignes behalten noch besitzen könde, sondern schuldig seye, deßelbig in die gemeine zu geben. Das ein christ mit guttem gewißen kein gastgeber, kauffman oder meßerschmid sein könde. Das eheleüt umb des glaubens willen sich von einander schaiden und eins das ander verlaßen und mit einem andern, das seines glaubens ist, sich verehlichen möge. Und dergleichen andere artickel mehr, wie sie dann under einander in vil hauffen zerthailt und einer mehr, der ander weiniger ihrtumb hat und also ihr gantze sect im grund anderst nichts dann ein neue muncherey ist.
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Irrige artickel der zwinglianer Deßgleichen verwerffen wür auch die [61r] zwinglische irthumb von dem hochwürdigen sacrament des leibs und bluts Christi, da sie lehren: Das im h. abentmal nit wahrhafftig und wesentlich gegenwertig seyen der leib und blut Christi, sonder abwesendt durch brodt und wein allein bedeütet werden. Daß die unwürdigen nicht den leib und blut Christi im h. abentmal, sonder allein brodt und wein des abentmals empfangen. Irrige artickel der schwenckfeldianer Deßgleichen und zum dritten, da die schwenckfeldianer fürgeben:
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Schwäbische Konkordie
Das alle, die kein rechte erkantnuß des regierenden himmelkönigs Christi haben, die Christum nach dem flaysch für ein creatur halten. Das der kürchendienst nicht seye ein mittel oder werckzeüg, dardurch Gott, der Haylig Gaist, die menschen lehre und zur seligmachenten erkantnuß Christi fiere. Das das tauffwaßer nicht seye ein mittel oder werckzeüg, dardurch Gott, der Herr, die kindschafft versigle und die widergeburt würcke. Das brodt und wein im h. abentmal nicht mittel und werckzeüg [61v] seyen, dardurch Christus sein leib und blut außthaile. Das ein christen mensch, der warhafftig durch den Gaist Gottes widergeboren, das gesatz Gottes könde volkhommen halten und erfüllen. Das kein rechte christliche gemein seye, da der außchluß nicht gehalten werde. Das der diener der kürchen ander leüt nicht nutzlich lehren könde, der nit für sein person wahrhafftig widergeboren seye.
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Irrig articel der neuen arianer I.
Item und zum fuerten, da die neuen arianer lehren, Das Christus nicht ein wahrhafftiger, wesentlicher, natürlicher Gott, eines ewigen, göttlichen wesens mit Gott, dem vatter, sonder allein mit göttlicher maiestet under und neben Gott, dem vatter, gezieret seye.
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Irrige artickel der neuen antitrinitarier Item und zum fünfften, da etliche andere antitrinitarier lehren: Das nicht ein einig, ewig, göttlich wesen seye des vatters, sons und Hayligen Gaists, sonder wie drey underschidlich personen seyen Gott vatter, sohn und Hayliger Gaist, also hat auch [62r] ein jede person ihr underschidlich und von andern personen abgesondert wesen, die doch alle drey, als sonst drey underschidne und in ihrem wesen abgesonderte menschen, gleichs gewalts, weißhait, maiestet und herrligkeit seyen. Dise artickel alle zumal und waß denselben anhangt und darauß volget, verwerffen und verdamen wür als unrecht, falsch, kätzerisch, dem wort Gottes, den dreyen symbolis, der augspurgische confession und apologi, den schmalcaldischen artickeln und catechismis Lutheri zuwider, vor wölchen sich alle fromen christen hüetten wöllen, als lieb inen ihrer seelen hail und seligkait ist. Derwegen wür uns vor dem angesicht Gottes und der gantzen christenhait bey den jetzt lebenden und so nach uns kommen werden, bezeügt haben wöllen, das dise jetzt gesetzte erklärung von den streittigen artickeln und kein anders unser lehr, glaub und bekantnuß gewesen, in wölcher wür auch durch die gnade Gottes mit unerschrocknen hertzen vor dem richterstul Jesu Christi erscheinen und des halben rechenschafft geben wöllen. Dem selben sey lob, ehr und preiß in ewigkait. Amen.
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Die Schwäbisch-Sächsische Konkordie, 1575 Einleitung (Irene Dingel und Marion Bechtold-Mayer)
Die Schwäbisch-Sächsische Konkordie (SSC) ist das Ergebnis einer intensiven Umarbeitung der Vorlage Jakob Andreaes.1 Denn dessen Initiativen, seinen Konsensvorschlag auch unter den Niedersachsen zur Anerkennung zu bringen, hatten keinen nennenswerten Erfolg. Am 1. Mai 1574 hatte er sein Anliegen per Brief nochmals bei Martin Chemnitz in Erinnerung gebracht. Die Theologische Fakultät der Universität Tübingen unterstützte ihn darin und sandte unter dem 10. Mai ein Schreiben an Chemnitz und die einflussreichsten Theologen in Niedersachsen, das die neu aufgestellten Konkordienartikel nachhaltig zur Annahme empfahl. Auch Herzog Julius machte sich aufs Neue dieses Anliegen zu eigen. Das zeigt sich darin, dass er mit Datum des 15. Juni 1574 einen Kredenzbrief für Martin Chemnitz ausstellte, der an alle Fürsten, Grafen, Bürgermeister und Räte gerichtet war, sowie einen weiteren an alle General- und Superintendenten in Niedersachsen. Darin betonte er die Notwendigkeit eines Konsenses auf der Grundlage der Heiligen Schrift, der Confessio Augustana und ihrer Apologie sowie der Katechismen und Schmalkaldischen Artikel Martin Luthers. Er empfahl seinen Superintendenten Martin Chemnitz und bat alle Obrigkeiten, den Konkordienvorschlag von ihren Theologen beraten zu lassen.2 Chemnitz wurde zum Propagator und Motor des Einigungswerks im Norden des damaligen Reichsverbands. Vermutlich hat er zunächst selbst an der Schwäbischen Konkordie weitergearbeitet. Jedenfalls lässt eine von Heppe edierte Abschrift aus dem Jahre 1647 darauf schließen.3 Die Reihenfolge der Artikel der Schwäbischen Konkordie ist noch unangetastet, dagegen u.a. ein Abschnitt über den Nutzen eines einheitlichen Corpus Doctrinae eingefügt.4 Wahrscheinlich war es dieser bereits modifizierte Text, der an zumindest einige norddeutsche Stände versandt wurde.5 Er sammelte die eingehenden Stellungnahmen und leitete sie – manchmal nach weiterer Zwischenbegutachtung – an die Theologische Fakultät Rostock weiter, deren Einfluss und Autorität im norddeutschen Raum allgemeine Anerkennung genoss. Sie war es denn auch, wohl unter Federführung des David Chytraeus, die die Überarbeitung der Schwäbischen Konkor1
Vgl. die Schwäbische Konkordie, s. o. 85–136. Vgl. dazu Heinrich Heppe, Geschichte des deutschen Protestantismus in den Jahren 1555–1581. Bd. 3, Marburg 1857, 43f mit Quellennachweisen bei Johann Georg Bertram, Das evangelische Lüneburg. Oder Reformations- und Kirchen-Historie der Altberühmten Stadt Lüneburg […], Braunschweig 1719. Heppe schildert den weiteren diffizilen Fortgang des Beratungs- und Ratifizierungsprozesses, vgl. Geschichte III, 44–69. 3 Vgl. Heppe, Geschichte III, 75–166, der diese Vorstufe fälschlich als Schwäbisch-Sächsische Konkordie bezeichnet. Dazu Inge Mager, Die Konkordienformel in Braunschweig-Wolfenbüttel. Entstehung – Rezeption – Geltung, Göttingen 1993 (SKGNS 33), 200f. 4 HAB Wolfenbüttel, Cod. Guelph. 110 Helmst., fol. 1r–66v; vgl. Heppe, Geschichte III, 78–80. 5 Vgl. Mager, Konkordienformel, 200 mit Anm. 5. 2
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Einleitung
die zur sogenannten Schwäbisch-Sächsischen Konkordie in Angriff nahm, und zwar auf der Grundlage der von Chemnitz weitergeleiteten Zensuren und der Stellungnahmen der drei Städte Lübeck, Hamburg und Lüneburg (erste Etappe). Das Ergebnis wurde unter dem 18. Mai 1575 an die Theologen der drei Städte gesandt. Der so entstandene Text zeichnete sich durch folgende Charakteristika aus: 1. Man hatte die Artikel über das Abendmahl und den freien Willen vollkommen neu gefasst. 2. Die Reihenfolge der Artikel war – soweit möglich – an dem Vorbild der Confessio Augustana ausgerichtet worden. 3. Gegen den Einspruch der Stadt Lüneburg hielt man an der Lehre von der Allgegenwart nicht nur der Gottheit, sondern auch der Menschheit Christi fest, grundgelegt in der unio personalis von Gottheit und Menschheit in der Person des Gottessohns und bezogen auf das Abendmahl. Eine zweite Etappe der Überarbeitung wurde durch den Konvent zu Mölln eingeleitet, an dem die drei Städte Lübeck, Hamburg und Lüneburg über die Annahme dieser Vorlage vom 10. bis zum 12. Juli 1575 berieten.6 Die verabschiedeten Korrekturen und Überarbeitungswünsche hielten sich aber in Grenzen. Wichtiger als diese wurde für den weiteren Fortgang des Konkordienwerks die Anregung, die der Lübecker Superintendent Andreas Pouchenius im Namen aller vortrug, nämlich ein Corpus Doctrinae zu erstellen und drucken zu lassen, auf das alle theologischen Funktionsträger in Kirchen und Ausbildungsstätten zu verpflichten seien. Dieses Corpus Doctrinae, das, außer den von Andreae in der Schwäbischen Konkordie bereits genannten Schriften7, drei weitere, für den Standpunkt der drei Städte wichtige Schriften beinhalten sollte,8 könne sodann die Richtschnur für zukünftig zu entscheidende Lehrstreitigkeiten bieten. Die Rostocker Bearbeitung der Schwäbischen Konkordie, versehen mit den auf dem Möllner Konvent eingetragenen – wenigen – Bemerkungen wurde daraufhin von Chemnitz erneut einer glättenden Revision unterzogen und an die benachbarten Fürstentümer und Städte versandt. Auch diese Vorlage stieß nicht auf einhellige Akzeptanz. Immer wieder kamen Beanstandungen ein, die sich nicht zuletzt auf die bereits in Rostock vorgenommenen Umarbeitungen bezogen. Ob dies und Chemnitz’ Rückmeldung an die drei Städte 6
Der Rezess dieses Konvents wird bei Heppe referiert, vgl. ders., Geschichte III, 55. Vgl. o. S. 83. 8 Pouchenius verwies auf die gegen das Interim gerichtete Schrift der drei Städte (vgl. C&C 1, 274–479 [Nr. 9]), die Lüneburger Artikel (Joachim Mörlin, Erklerung aus Got=||tes Wort / vnd kurtzer bericht / der Her=||ren Theologen / Welchen sie der Erbarn Sech=||sischen Stedten Gesandten / auff den Tag || zu Lüneburgk / im Julio dieses 61. || Jars gehalten / fürnemlich auff || drey Artickel gethan || haben. || Was das Corpus doctrinae belanget / darbey man || gedenckt zu bleiben. || Von der Condemnation streittiger lehr / puncten || vnd Secten. || [...] Magdeburg: Wolfgang Kirchener 1561 [VD 16 M 5875]) sowie die von den Theologen der drei Städte gegen Georg Major herausgebrachte Schrift (SENTENTIA || MINISTRORVM CHRISTI IN || Ecclesia Lubecensi, Hamburgensi, Luneburgen=||si & Magdeburgensi, de corruptelis doctri=||nae iustificationis, quibus D. Georg, || Maior adserit, || Bona opera esse necessaria ad salutem. || Neminem unquam saluatum esse sine || bonis operibus. || Impossibile esse quenquam sine bonis || operibus saluari. || [...] Magdeburg: Michael Lotter 1553 [VD 16 S 5883]). 7
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Einleitung
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die Gestalt der Schwäbisch-Sächsischen Konkordie noch einmal tiefgreifend verändert hat, ist schwer zu ermitteln und vermutlich negativ zu beantworten. Jedenfalls sandte er mit Datum des 5. September 1575 das Ergebnis, d.h. eine mehrfach überarbeitete Schwäbisch-Sächsische Konkordie, an Andreae nach Tübingen zurück mit der Bitte, sie den dortigen Theologen zu unterbreiten. Herzog Julius begleitete diese Aktion, indem er sich parallel in drei verschiedenen Schreiben vom 20. Oktober 1575 an Herzog Ludwig von Württemberg, ebenfalls an Andreae und an die Tübinger und Stuttgarter Theologen wandte. In ihnen drückte sich seine Zufriedenheit mit dem Erreichten aus. Nicht nur sah er in dem Schriftstück die vielversprechende Grundlage eines allgemeinen Konsenses, sondern auch ein lehrmäßiges Fundament für seine geplante Helmstedter Universität (Kaiserliches Privileg vom 9. Mai 1575; Ausarbeitung der Statuten Anfang 1576). Zusammen mit Chemnitz versuchte er, ihr umfassende Geltung zu verschaffen.9 Anders als die Schwäbische Konkordie insistiert die Schwäbisch-Sächsische in einem ausführlichen Einleitungsteil explizit auf der Notwendigkeit eines allgemein gültigen Corpus Doctrinae. Darauf folgen elf Artikel, deren Reihenfolge in den verschiedenen Überarbeitungsstadien variiert. Inhaltlich gegenüber der Schwäbischen Konkordie komplett neu ausgeführt sind der Abendmahlsartikel und jener über den freien Willen (s. o.). Am Rand finden sich Angaben über den rhetorischen Aufbau.
Überlieferung Handschriften: SSC[W]
HAB Wolfenbüttel, Cod. Guelph. 110 Helmst., fol. 67r–174r (liegt dem Abdruck in diesem Band zugrunde). Dieser Text repräsentiert das Ergebnis der Rostocker Überarbeitung, in die weitere Umarbeitungen und Korrekturen eingetragen wurden. Die Handschrift lässt zwei Bearbeitungsgänge vermuten: 1. die Weiterentwicklung des Textes nach dem Konvent in Mölln; 2. die zum Torgischen Buch hinführenden Korrekturen. Beide Überarbeitungsstufen scheinen in dieselbe handschriftliche Vorlage eingearbeitet worden zu sein. Unsere Edition rekonstruiert die Fassung der Schwäbisch-Sächsischen Konkordie, wie sie unter Federführung der Rostocker Fakultät erarbeitet wurde (s.o.). Die Anmerkungen im textkritischen, wirkungsgeschichtlich ausgerichteten Apparat enthalten die zum Torgischen Buch führenden Umarbeitungen, von denen die in Mölln vorgenommenen – geringfügigen – Änderungen nur im Blick auf die Zählung der Artikel eindeutig zu unterscheiden sind. Im Wolfenbütteler Exemplar der SchwäbischSächsischen Konkordie sind einige Wortteile durch den Falz unkenntlich ge-
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Der Konkordie traten bei: die Herzogtümer Braunschweig, Lüneburg, Grubenhagen, Magdeburg; die Grafschaften Eisleben, Hoja, Oldenburg; die Universitäten Rostock und Helmstedt; die Städte Lübeck, Hamburg, Lüneburg, Goslar, Halle Halberstadt, Hildesheim, Hannover, Einbeck, Göttingen, Hameln, Goslar, Osnabrück, Minden, Höxter und Braunschweig. Allerdings gab es auch bei vielen Ständen große Zurückhaltung. Diese Liste sowie ein kurzer Überblick über diejenigen, die sich fernhielten, findet sich bei Heppe, Geschichte III, 67f.
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Einleitung worden. Diese Stellen werden unter Zuhilfenahme der Dresdner Handschrift konjiziert.
SSC[D]
HSA Dresden, Geheimer Rat, Geheimes Archiv, Loc. 10308/6, fol. 1r–163v. Dieses Exemplar weist ebenfalls zahlreiche Korrekturen auf. Der Text wurde von verschiedenen Personen geschrieben; die in Mölln vorgenommene Umstellung der Artikel ist insofern nachvollziehbar, als die alte Zählung unter den Streichungen noch zu erkennen ist.
FB Gotha/Erfurt, Chart. A 1361, fol. 84r–272v. Bei diesem als Schwäbisch-Sächsische Konkordie bezeichneten Exemplar dürfte es sich allerdings um eine saubere Abschrift inklusive jener Korrekturen handeln, die dann zum Torgischen Buch hinführten.
HAB Wolfenbüttel, Cod. Guelph. 110 Helmst., fol. 1r–66v. Es handelt sich um eine Abschrift aus dem Jahre 1647, die eine erste Überarbeitungsstufe der Schwäbischen Konkordie vermutlich durch Martin Chemnitz repräsentiert (s.o.). Diese Abschrift wurde von Heppe unter der irreführenden Bezeichnung Schwäbisch-Sächsische Konkordie abgedruckt: Ders., Geschichte des deutschen Protestantismus in den Jahren 1555–1581. Bd. 3, Marburg 1857, Beilage II: Die schwäbisch–sächsische Concordie, 75–166.
Drucke: Keine zeitgenössischen Drucke. Heinrich Heppe, Geschichte des deutschen Protestantismus in den Jahren 1555–1581. Bd. 3, Marburg 1857, Beilage III: Formula concordiae inter Suevicas et Saxonicas Ecclesias, 166–325.
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
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[70r] Formula concordiae inter suevicas et saxonicas ecclesias Nach dem nu etleich jhar in den kirchen, so sich zur christlechen undt ihn
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Bedencken, welcher massen vormuge Gottes worts die eingerissene spaltung zwischen den theologen augspurgischer confession christlich vorglichen undt beigelegt werden muchten. Nachdeme auss sondern gnaden und barmhertzigkeitt des almechtigen die lehre von den furnemsten articeln unser christlichen religion (welche durch menschen lehre und satzung unter dem bapstumb greulich verfinstert gewesen) durch d. Luttern seliger und heiliger gedechtnuss wiederumb auss Gotes wordt erleutertt und gereinigtt, die bepstliche irthumb, missbreuch und abgotterey gestrafftt und aber solche reine reformation von dem kegenteil fur eine neue lehr geachtett, auch, als ob sie dem wordt Gottes und den christlichen ordnungen gentzlich zu wider, heftig (gleichwol mit ungrundt) angezogen, darzu mit unerfindlichen calumnien und aufflagen beschwerett, haben die christlichen chur und fursten, auch stende, welche damal die reine lehr des h. evangelii angenomen und ihre kirchen christlich dem wordt Gottes gemess reformiren lassen, auff der grossen reichs vorsamlung zu Augspurck an[no] 1530 eine christliche confession auss Gottes wordt stellen lassen und dieselbe keyser Carolo V. uberantwortett, darinnen sie lautter undt rundt ihre christliche bekentnisse gethan, was von den furnembsten artickeln (sunderlich denen, so zwischen inen und den bepstischen streitig worden) in den christlichen, evangelischen kirchen gehalten und geleret werde, welche von dem kegentheil gleichwoll saur angesehen, aber Gott lob bis auff diesen tagk unwiderleget und unummegestossen geblieben. Zu derselbigen christlichen undt in Gottes wort wol gegrundeten augspurgischen confession bekennen wir uns nachmals hiemit von grundt unsers hertzens, bleiben bei derselbigen einfeltigen, hellen und lauttern vorstande, wie solchen die wort mit sich bringen und halten gedachte confession fur ein rein christlich symbolum, bei dem sich rechte christen negest Gottes wort sollen finden lassen, wie den auch vor zeiten in der kirchen Gottes uber etzliche furgefallene, grosse streit christliche symbola und bekentnusse gestellet worden, zu denen sich die reinen lehrer und zuhorer mit hertzen undt mundt bekandt haben. Wir gedencken auch vormittelst der gnaden des almechtigen bei mehrgemelter christlicher confession, wie sie keiser Carolo V. anno 1530 ubergeben, bis an unser ende bestendig zuvorharren. Und ist unser vorhaben nicht, weder in diesser noch anderen schrifften, von vielgedachter confession im weinigsten abe zuweichen, noch eine andere und neue confession zustellen. Wiewol aber die christliche lehre in derselbigen confession mehrers teils (ausserhalb was von den papisten geschehen) unangefochten geblieben, so kan gleichwol nicht geleugnet werden, das ettliche theologi von ettlichen artickeln gemelter confession [67v] ettwas abgewichen und den rechten verstand derselbigen entweder nicht erreicht oder ja nicht dabei bestanden, ettwa auch deren ein frembden vorstandt anzudeuten sich unterwunden und doch neben dem allen der augspurgischen confession sein und sich derselbigen behelffen und ruhmen wollen. Daraus den beschwerliche und schedtliche spaltungen in den reinen evangelischen kirchen entstanden, wie den auch noch bei lebezeiten der h. aposteln unter denen, so Christen heissen wolten undt sich der lehr Christi berumeten, gleichfals erschreckliche irthumb eingefallen, daher ettliche durch die wercke des gesetzes wolten gerecht und sehlig werden, Acto. 15, ettliche die aufferstehung der todten wiedersprochen, 1. Corinth. 15, etliche nicht gleubeten, das Christus warer, ewiger Gott wehre, wieder welche sich die h. aposteln in ihren predigten undt schrifften hefftigen legen mussen [cj.: pflegen rusten], ob wol solche hochwichtige irthumb und ernstliche streit domals auch nicht ohne grosse ergernusse, beide, der ungleubigen undt schwachgleubigen, abgangen, in massen heutiges tages unsere wiedersacher, die papisten, uber denen spaltungen, so unter uns enstanden, frolocken, der unchristlichen undt vergeblichen hoffnung, als solten diese uneinigkeiten zu endtlichem untergang der reinen lehre gereichen. Die schwachgleubigen aber, so sich darob ergern undt eins theils zweiffelen, ob die reine lehre bei uns unter so grossen spaltungen sei, eins theils nicht wissen, welchem theil sie in den streittigen artikeln beifallen sollen, den die eingefallene streitte nicht nur mißverstende oder worttgezencke sein do fur es ettliche halten mochten, do ein theil der andern meinunge nicht genugsam eingenommen hette und sich also der span allein in ettlichen weinigen worten, an welchen nicht viel gelegen, hielte, sondern es sein wichtige und grosse sachen, daruber gestritten wurde undt also geschaffen, das des einen undt irrenden theils meinung in der kirchen Gottes nicht kan noch soll geduldet, noch viel wei-
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Gottes wordt wolgegruntten augspurgischen confession bekandtt, viell undt mangerlei trennungen undt spaltungen sich zugetragen, daruber die liebhaber der godtleichen warheitt undt alle frome, godfurchtigeb hertzen zhum hogesten betrubett, die feinde aber Gottes worttes gefrolocket undt daher ein ungezweiffelte hofnung geschepfett, es solten ermelte unse kirchen durch solche eingerissene uneinigkeit endtlech gantz undt ghar zugrundtte undt zu boden gehen. Auch ihrer viell sich nicht gescheuhet durch den offendtlechen druck ihn undt ausserhalb dem H. Römischen Reich Deutscher Nation aufzugeben, das nicht bald zwen predicanten zufinden, die in allen undt jeden artikeln auspurgischer confession miteinander durch aus einig weren, undt weill sunderleich mit solcher falscher aufflage die schwebische und sechsische kirchen, als ob sie ihm grundte weder in thesi noch antithesi der lehr einig wehren, von papisten, sacramentirern undt anderen secten beschweret, ist fur ein hohe nodtorffttc gehalten worden, das sich zufurders christleche, reine lehrer beiderseits kirchen mit hertzen, hand undt mundte von den offendtlechen gemeinen corpore doctrinae, zu welchem die kirchen, so der augspurgischen confession verwandt, sich allewege referiret undt bekenet, besunders aber uber etleche jetziger zeitt streitigen artikeln jegen einander bruderlech, deutlech undt austrucklech erklereten, welche erklerung keins weges dahin gemeinet, dardurch der gotlechen warheit etwas umb zeitleches fridens und einigkeit willen zuvergeben oder ein neu confession zu stellen oder anzunemen und die alte, christlech augsp[urgische] confession fallen zu lassen, noch einign reinen lehrer oder bestendign bekener der warheit dardurch zu beschweren, sunder allein darzu furnemlech angestelt, der warheit Gottes wortes zeuchniß zugeben und grundtleche, bestendige, Godt gefellige einigkeitt [70v] ihn reiner lehr zubefurderen, darauff auch alleine die Godt gefellige einigkeit ihn der kirchen Gottes gegrundet undt do die reine lehr ihm weinigsten verletzt oder geschwecket oder valsche lehr im geringsten verdeidigt, beschonet, bementelt oder mit reiner lehr conciliirt, vergleichet oder vermengt wirdt, kein vereinigung oder vergleichung dem almechtigen gefellig, auch in die lenge einig bestandt nicht haben, seunder beneben dem undergang der kirchen auch mher beschwernus erfolgen wurden, damit Godt den abfall vhon reinerd lehre gemeinleich ahn dem kunigreichen, landt und leutten ernstleich heimgesucht und gestrafft hatt. Danach und auf das einiger ihrtumbe nicht under dem scheine undt deckmantel der einigkeit ihn unsere kirchenf einschleichen, sunderen so viel mugleich dieselbig mit allem vleiss
niger entschuldiget oder bestritten werden. Derwegen die notturfft erfordert, solche streittige artikel aus Gottes wort und bewerten schrifften also zuerkleren, das menniglich, so eines christlichen verstandes, mercken konne, welche meinung in den streittigen puncten dem wort Gottes und der christlichen augspurgischen confession gemes sei oder nicht undt sich also gutthertzige Christen, denen die warheit angelegen, vor den eingerissenen irthumben undt corruptelen haben zuverhutten und zuverwahren | b cj.: godfruchtige | c cj.: notrofftt | d cj.: rein[…] | e cj.: ihrt[…] f cj.: kir[…]
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ausgesetzt undt die kirchen dafur gewharnet, ist auch fur nutzleich angeseheng, das fürnemleich ihn den streitigen artikeln nicht allein die lehr rein in thesi ahn ihr selbst auf das aller deutleichst undt eintfaltigst nichth mit verschlagenen, dunckelen undt zweivelhafftigen wurtten, die auff schreufen gesteldt undt also ihn wederwertigen sinn gezogen werden mugen, repetiret und erholet soll werten, sonder auch außtrucklech die falsche jegenlehr ausgesetzt und verworffen, damit meniglech wissen und eigentlech versthen mug, was ihn disen kircheni fur die godtleche warheit inj alle und jeden, besunders aber den streitigenk artikeln unserer warhafftigen, christlechen religion gehalten und darkegen alles was demselben ungemes, entegen und zuwiderl austrucklech als falsch und unrecht verworffen und verdammet werdte. Dardurch eintfaltige und godtsalige christen ihn dem rechten und salichmachenden glauben gesterckt, da sie sehen, das wir ihn derer fustappen einhellig tretten und bestendihlech darinenm verharren, so anfanger sich zu vielgedachter, christlicher augsp[urgischer] confession und der darauff ervolgter christlecher apologia odern erklerung standthafft bekenett und druber nicht geringer gefhar ausstandeno, [71r] desgleichen je lenger jhe mherr freundtleches, bruderleiches undt godtsaliges vertrauwen zwisschen den reinen lehrern gepflantzt undt erhalten. Dargegen aber allermenigleich erweisen, das unseren kirchen ihn deme gewaldt undt unrecht geschehe von den papisten undt anderen secten, do se mit unauffhorlechem lesteren furgeben, als solten bei dem heiligen evangelio und unserer christlechen bekantnus kein theologus mit dem anderen halten, seunder alletag neuwe confessiones gemacht und die lehr dermassen bei uns verendert werden, das wir letzleich schir selbst nicht mher wissen solten, was die augsp[urgische] confession sei, darauff wir uns so vielfaltig gezogen haben, also undt dergestaldt wurdte die reine lehre ahne alle verfelschung durch Gotts gnad nicht allein auff unser nagkomen gebracht, seunder auch mit disem werck ihnen ahnleitung gegeben, auf was mittel und wege auch sie die von uns empfange, reine lehr vermittelst godtleicher hulff standthafftig handthaben und gleichfals auf ihre nachkommen gelangen lassen sollen, welches alles zhur ehre des almechtigen, zu verner ausbreitung des h. evangelii und der hochbetrubten christen freude, sterckung undt ergetzung wider so mannige endtstandene, beschwerleche ergernus gemeint. Dadurch auch kunfftlech dergleichen schedlechen spaltungen, als viel bei diser argen weldt geschehen khan, verhutet werden muchte.a
g cj.: angese[…] | h cj.: ni[…] | i cj.: kirche[…] | dari[…] | n cj.: od[…] | o cj.: aussta[…]
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Von einem gewissen, einhelligen, gemeinen, offendtleichen corpore doctrinae Undt weill zugrundtleicher, bestendiger einigkeit ihn der kirchen fur allen dingen von noten ist, das mhan hab und brauche ein einhelliges, gewisses und gemeines corpus doctrinae, darin die algemeine, summarische lehr, dazu die kirchen, so einer relligion sein, sich bekennen, aus Gottes wortte zusamen gezogen sey, wei dan die alte kirche [71v] allewege zu solchem brauch ihre gewisse symbola gehabt undt aber ein solch corpus doctrinae ecclesiasticae nicht kan noch soll auff privata scripta gesetzt werden, sunder auff solche schrifft oder bucher, die publico nomine undt ihn gemein von denen kirchen, so zu einer lehr und relligion sich bekennen, dafur und dazu approbiret und angenomen sindt, so haben wir uns gegen einander mit hertz und mundt erkleret, das wir kein sunderleiches oder neuwes corpus doctrinae machen oder ahnnemen wollen, sunder zu den offendtlechen, algemeinen schrifftenp, so fur solche symbola oder gemeine confessiones ihn den kirchen der augsp[urgischen] confession je und allewege gehalten und gebraucht wurden, uns einhellig bekennen. Als erstleich, zu den prophetischen undt apostolischen schrifften altes und neuwes testamentes, als zu den reinen, lauteren brunen Israelis, welche alleine die einige, warhafftige richtschnur sey, nach den alle lehrer undt lehre zu richten undt zu urteilen sein. Undt weill fur alters die ware, christleche lehre ihn reinem, gesunden verstandte aus Gottes wordt ihn kurtze artikel oder haubtstucke wider die ketzer verfelschung zusamen gezogen ist, bekenne wir uns zhum anderen zu den dreyen algemeinen symbolis, nemlech dem apostolischen, nicenischen und des heiligen Atanasii, als zu der kurtzen, christleichen und in Gottes wordt gegrunten, herlechen bekantnis des glaubens, in welchen allen denen ketzereien, so zur selbigen zeit sich ihn der christlechen kirchen erhaben, lauter und bestendig widerspruchen wirdtt. Zum dritten: Dieweill ihn diesen letzten zeiten der gutige Godt aus besunderen gnaden die warheit seines wortes aus der greuleichen finsternus des babstumbs durch den getreuen dienstq des teuren mannes Gottes d. Luthers weider ans licht gebracht hatt undt dieselbige lehre aus und nach Gottes wordte wider desr [72r] bapstumbs und auch anderer secten verfelschung in die artikell undt heubtstuck der ausp[urgischen] confession zusamen gezogen ist, so bekenen wir uns auch zu derselbign ausp[urgischen] confession nicht derwegen, das sie von unserns theologis gestellett, seundern weil sie aus Gottes wordt genomen und darin fest wolgegrundet ist, allermassen wiet sie anno etc. 30 in schrifften verfassett und dem keiser Carolo V. von etleichen christlechen churfursten und stenden des H. Romischen Reichs als ein algemein
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cj.: schriffte[…] | q cj.: die[…] | r cj.: de[…] | s cj.: unsenn | t cj.: wei
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bekentnus der reformirten kirchen zu Augspurg ubergeben und folgendes anno 1531 durch offendtlechen druck publicirt, als dieser zeit unserem symbolo, durch welches unse reformirte kirchen von den papisten und anderen verworffenen secten und ketzereien abgesondert worden, in massen dan solches in der alten kirchen also herkummen und gebreuchleich gewesen, das die folgende synodi, christleiche bisschoff und lehrer sich auff das nicenisch symbolum gezogen und dazu bekannd haben. Zum vierden: Was dan vielermelte augsp[urgische] confesion eigentlechen und warhafftigen verstandt belangt, damit man sich gegen den papisten ausfurlicher erklerete und verwarete und nicht unter dem nhamen der augsp[urgischen] confession verdamptte irthumb ihn die kirch Gottes einschleichen und derselben sich zubehelffen understehen muchten, ist nach ubergebener confesion ein ausfurliche apologia gesteldt und a[nn]o 1531 durch offentleichen druck publicirt. Zu derselben bekenne wir uns auch einhellig, darin gedachte augsp[urgische] confession nicht allein notturfftichlechenu ausgefhurett und verwharett, sunderen auch mit hellen, unwidersprecklechen zeuchnissen der h. schrifft erwisen wurdten. Zum funfften bekenen wir uns auch zu den artikeln, zu Schmalkalden in grosser versamlung der theologen gestellett, approbiret und angenhomen, so auff dem concilio zu Mantua, oder wo es gehalten, ihm nhamen hochst und hochermelten churfursten [72v] und stenden als derselben bekenttnis, daruff sie durch Gotts gnade zuverharren enttschlossen, uberanttwortet hett werden sollen, in welche ermelte lehre augsp[urgischer] confession widerholet und etlech artikel aus Gottes wordtt weiter erklerett, auch darneben ursachen und grund, worumb man von papistischen ihrtumen und abgottereien abgetretten, auch mitt denselben irthumen kein gemeinschafft zu haben, sich auch uber solchen mit dem babst nicht zuvergleichen wisse noch gedencke, notturfftichlechen angezeigt werden. Und dan zum sechsten, weil deise hochwerdige sachen auch dan gemeinenv mhan und leyen belangen, welche ihrer seligkeit zu gutem dannoch als christen zwisschen reiner und valscherr lehr underscheiden mussenw, bekenen wir uns auch einhellig zu dem kleinen und grossen catechismo Lutheri, weil dieselb von allen der augs[purgischen] confession verwanten kirchen einhellig approbiret, angenhomen und offentleich ihn kirchen, schulen und heuseren gebraucht worden sein, und weil auch in denselbigen die christleiche lehre aus Gottes wordte fur die eintfaltigen leien auff das richtigst und einfaltigst begriffen und geleicher gestaldt nottorfftichlechx erkleret worden. Diese offendtlech gemeine schrifften sind ihn unser kirchen alzeit ghalten wurden als corpus et forma doctrinae, als die summa und furbildt der lehre, welche d. Luther seliger ihn seinen schrifften aus Gottes wortte wider das
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cj.: nottrufftichlechen | v cj.: gemein[…] | w cj.: mus[…] | x cj.: nottrofftichlech
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babstumb und andere secten stadtlich ausgefurety undt wolgegrundet hatt, auff welches weitere ausfurleiche erklerungz in seiner lher und streittschrifften wir uns heimit referiret und gezogen haben wollen, amit dem austrucklechen underscheidt, dass allein Gottes wordtt die einige richtschnur und regula aller lehr sein und bleiben solle, welchem keines menschen schrifften gleich geachtet, seunder demselbigen alles underworffen soll werden. Es werden aber ander gutte, nutzlech, reine bucher als auslegungen der heiligen schrifft, widerlegungen der irthumb, erklerung der lher artikel [73r] und sunderlech die vor anderen wolgefasten schriffte des heren Philippi heimit nicht verworffen, welche, so ferne sie dem jetzgemelten furbild der lehr gemes, als ordentlech, nutzleich auslegung und erklerung billig commendiret und nutzlech gebraucht konen und solten werden, sunder was bisher de corpore doctrinae gesagt, wirdt allein dahin gemeinett, das mhan habe ein einhellige, gewisse, algemeine summam der lehre, dazu sich unsere reformirtte kirchen sembtleich und ihngemein bekennen, aus und nach welcher, weil sie aus Gottes wordt genomen, alle andere scripta, weifern sie zu probiren und ahnzunemen, judicirt undt reguliret sollen werden.a
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Von streitigen artikeln was die antithesin oder jegenlehr belangt Weil auch zu erhaltung reiner lehre und zu grundtleicher, bestendiger, godtgefelliger einigkeit in der kirchen von noten ist, das nicht allein die reine, heilsame lhere recht gefuhrt, seunder das auch die widersprecher, so anders
y cj.: ausgefur[…] | z cj.: erkleru[…] | a – a gestr., dafür von fol. 67v–68r eingewiesen: es werden aber hiemit andere guete, nutzliche, reine bucher, auslegungen der heiligen schrifft, wiederlegungen der irthumen, erklernuss der lehrartikell nicht vorworffen, [68r] welche, wo fern sie dem itzgemelten furbilde der lehre gemes, als nutzliche außlegungen und erklerungen gehalten undt nutzlich gebraucht konnen werden, sondern was bishero de corpore doctrinae, das ist von der summa unser christlichen lehr, gesagt, wirdt alleine dahin gemeinet, das man habe ein einhellig, gewisse, algemeine summa der lehre, dartzu sich unser reformierte kirchen semptlich und in gemein bekennen, aus und nach welcher, weil sie aus Gottes wort genommen, alle andere schrifften, wie ferne sie zu probieren undt anzunemen, judiciret, geurtheilet und reguliert sollen werden, den das wir oberzelete schrifften, nemlich die auspurgische confession, apologiam, schmalkaldische artikel, groß undt kleine catechismos Lutheri undt andere dieses mannes schrifften, vielgedachten corpori doctrinae, das ist der summa unser christlichen lehr, einverleibet, ist der ursachen geschehen, das solche fur dem communem consensum, das ist gemeinen, einhelligen vorstande, unserer kirchen je und allewege gehalten worden, als die auch von den vornembsten, hocherleuchten theologen, dieselbige zeitt untherschrieben, oder sunsten alle kirchen undt schuelen innen gehapt, wie sie auch alle geschrieben undt ausgangen, ehe die controversien und zweispaltungen unter den theologen augspur[gischer] confession entstanden. Und dan, weil sie fur unparteisch gehalten undt von keinem theil deren, so sich in streith eingelassen, konnen oder sollen verworffen werden, auch keiner, so ohn falsch, der augsp[urgischer] confession ist, sich dieser schrifften beschweren, sundern sie als zeugen gern annemen undt gedulden wirt, so kan uns niemandt verdencken, das wir auch aus denselbigen erleuternuß undt enscheidt der streittigen artikell erholen und nemen undt wie wir Gottes wort als die ewige wareit zum grunde legen, also auch die schrifften zum zeugniß der warheit undt fur den einhelligen, rechten verstand unserer vorfarn einfuhren und anziehen.
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lehren, gestrafft werden, 1. Tim. 1; Tit. 11, dan treue hierten, wie Lutherus redett, sollen beides thun, die scheffein weiden oder nheren und dem wolffe wheren, das sie fur der frembden stimmen flihen mugen, Johan. 102, und „das köstleiche von dem schnoden scheiden“, Hierem. 153. So haben wir uns auch daruber und davon jegeneinander grundleich und deutlech erklerett, also das ihn allewege ein unterscheidt sol und mus gehalten werden, zwisschen unotigen, unutzen gezencken, domit, weil es mher verstehret als bauett, die kirche billich nicht soll verwirett werden, und zwisschen notigen streitt, wan nemleich solcher streidt furfellet, welchen de artikell des glaubens oder die furnhemen haubtstucke christleicher lehr angehett, do mus trauwen zur rettung der warheitt falsche [73v] jegenlehre gestrafft werden. Und weiwoll nu die schrifften des obgemelten corporis doctrinae alle zumal zusamen getragen, in maßen solche dieser unser widerholten bekantnus zu ende angehengt werden, dem christleichen leser, welcher lust und leibe zu der godtleichen warheit tregt, ein lauteren, richtigen bescheidt von allen und jeden streitigen artikelen unser christlechen relligion geben, was ehr furmuge Gottes wordes, der propheten und apostell schrifften fur recht undt whar halten und ahnemen und was er als falsch und unrecht verwerffen, flihen und miden solle, so haben wir doch, damitt die warheitt als der deutleicher und klarer behalten und von allen ihrthumen unterscheiden und nicht unter gemeinen worten etwas fursteckt und vorborgen muchte werden, uns von den furnemesten undt hochwichtigesten artikelen, so deise zeitt ihn streitt gezogen, in specie hiruber deutleich und austruckleich kegen einander erklerett, das es ein offentleiches, gewisses zeuchnus nicht allein bei den jetzlebenden, seunderen auch bei unseren nachkomen sein muge, was unserer kirchen einhellige meinung und urteil von den controversiis oder streitigen artikeln gewesen sey und bleiben solle, nemlich: Zum ersten, das wir verwerffen und verdammen alle ketzerey und irthumb, so in der ersten, alten, rechtgleubigen kirchen aus wharem, bestendigen grundte der heiligen, godtlechen schrifft verworffen undt verdammet sein. Zum anderen verwerffen und verdammen wir alle secten und ketzerien, so in itzgemelten schrifften unseres corporis doctrinae reprobiret und verworffen seind. Zum dritten, weil innerhalb 25 jharen von wegen des interimß und sonsten etlech spaltung unter etleichen theologen augs[purgischer] confeßion entstanden, haben wir von denselben allen und einem jeden ihn sonderheitt unser glaubens und bekandtnus rundt, luter und klar in thesi et antithesi, lehr und jegenlehr, repetiren und erholen wollen, damit der grund gotleich warheit in allen artikeln offenbar und alle unrechtmessige, zweiffelhafftige, verdachtige und verdampte lehr ausgesetzt werden. [74r] In welcher declaration sich der christleiche leser nach aller notturfft ersehen und solche gegen ober1
Vgl. I Tim 3,9; Tit 1,9–14. | 2 Vgl. Joh 10,12–16.27. | 3 Jer 15,19 (Vg)
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zhelten schrifften halten mag, daraus ehr eigendtleich befinden wirdtt, was von einem jeden artikel in corpore doctrinae anfangs bekanntt, nachmals zu unterscheitleichen zeiten erkleret und durch uns ihn dieser schrifft widerholett, keines weges widereinander, sunder die eintfaltig, unwandelbar, bestendige warheit sey, und das wir demnach nicht von einer lehre zu der anderen fallen, wie unsere widersacher felschleich ausgeben, seunder bei der einmall ubergebenen augsp[urgischen] confession und ihn einhellign, christlechen verstandt derselben begeren, uns finden zu lassen und dabei durch Gottes gnadte standthafftig und bestendig weider alle eingefallene verfelschungen zuverharren. Damit aber der christleich leser diese unse erklerung uber die bemelte streitige artikell desto leichtleicher und richtiger habe gegen den vorerzelten schrifften, der dreien symbolen, augspurgischer confession, apologien, schmalkaldischen artikelen und catechismus Lutheri zu halten und zu sehen, das ihn denselbigen niht widerwertige, seundern durchaus mit worten und ihm verstandte einhellige lehre, durch Gottes gnade gefhurett werde, so wollen wir in erklerung derselbigen nicht nach der zeitt, wei sei sich zu underscheidtleichen jharen nach einander zugetragen, seunder der ordenung nachgehen, wei dieselbige ungefehrleich ihn der augspurgischen confession und furgemelten schrifften von artickeln zu artickelen gehalten wurden. Und wei doselbst die lehre und die gegenlehre ahn ihr selbst ihn gemein gegeneinander gesetzt, wollen wir demselben exempel und furbild auch folgen. Was aber anlangt die autores et patrones der gegenlehr und ihn welchen schrifften dieselben zufinden, derer meldung stehet einer jeden kirchen nach erheischung christlicher nottorfftb und nach glegenheit der zuhorer, so viell zu notwendiger warnung und heilsamer erbauung nutzlech und furderlich ist, frey. [74v leer]
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[75r] I. Von der erbsunde Narratio 1.
Und erstlich hat sich unter ettlichen theologen augspurg[ischer] confession ein zweispalt von der erbsunde zugetragen, was eigentlich dieselbe sey. Das eine teil hatt gestritten, weil durch Adams fall ist gantz vorderbet menschlich natur und wesen, das nu mehr nach dem fal des vorterbten menschen natur, substantz, wesen oder ja das furnemeste, hoheste teil seines wesens, als die vernunfftige seele in ihrem hogsten gradt odder furnemesten krefften, die erbsunde selbs sey, welche natur oder personen sunde genennet werde, darumb das es nicht ein gedancke, wordt oder werck, sonder die natur selbst sey, darauß, als auß der wurtzell, alle andere sunde entspringen und sey der wegen itzund nach dem fall, weil die natur durch die sunde verderbt, gans und gar kein underscheid zwischen des menschen natur oder wesen und zwischen der erbsunde. b
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Der ander teil aber hatt dargegen gelehret, das die erbsunde eigentlich nicht sey des menschen natur, substantz oder wesen, das ist des menschen leib oder seele, welche auch itzundt nach dem fall in uns Gottes geschepff und creaturen sein und bleiben, sondern sey etwas in des menschen natur, leib und seel und alle seynen krefften, nemlich eine greuliche, tieffe, unaußsprechliche verderbung derselben, dadurch die gerechtigkeit verloren, in welcher der mensch anfangs erschaffen, in geistlichen sachen zum guten erstorben und zu allen bosen verkeret, und das von wegen solcher verderbung und angeborner sunde, so in der natur steckt, auß dem hertzen alle wirckliche sunde herfliessen. Und musse also ein unterscheid gehalten werden zwischen des menschen natur und wesen oder seynem leib und seele, welche Gottes geschepff und creaturn in uns auch nach dem fall synd, und zwischen der erbsunde, welche ein werck des teuffels ist, dadurch die natur verderbtt. Nu ist dieser streitt von der erbsunde nicht ein unnotig gezenck, sondern wan diese lehr auss und nach Gottes worte recht gefhuret und von allen pelagianischen und manicheischen irthumen abgesondert wirt, so werden (wie die apologia spricht) des Heren Christi wolthaten und sein thueres vordienst, auch die gnadenwirckung des He[iligen] Geistes desto besser erkantt und mehr gepreiset, es wirt auch Gotte seine eher gegeben, wen Gottes werck und geschepff am menschen von des teuffels wercken, dadurch die natur verderbt, recht unterscheiden wirt. Der wegen diese zweispalt christlich und nach Gottes wordt zu erkleren und die rechte, reine lehr von der erbsunde zuerhalten, wollen wirs auss vermelten schrifften des corporis doctrinae die thesin und antithesin, rechte lehr und gegenlehr, in kurtze heubstucke fassen. Und erstlich ists whar, das christen fur sunde halten und erkennen sollen nicht allein die wirckliche ubertrettung der geboten Gottes, sundern das die greulichs, schreckliche erbseuche, durch welchs die gantze natur verderbtt, fur allen dingen wharhafftig fur sunde solle gehalten und erkant werden, ja fur die heubtsunde, welche eine wurtzell und brunquell ist aller wircklichen sunde und wirt von d. Luthero eine natur oder personsunde genennet, damit anzuzeigen, da gleich der mensch nichts boses gedechte, redet oder wirckt, das gleichwoll seine natur und person sundlich ist, das ist, durch die erbsunde als mit einem geistlichen aussatz durch und durch, gantz und ghar fur Godt vergifftt und verderbet sey, umb welcher verderbung willen [75v] und von wegen des fals der ersten menschen die natur oder person von Gottes gesetz beklagtt und verdampt wirt, also das wir von natur „kynder des zorns“4, des todts und der verdamniß sind, wo wir nicht durch das verdienst Christi davon erloset werden. Zum andern ist das auch klar und whar, wie der 19. artikell in confessione augustana lehret, das Gott nicht ein scheppher, stiffter oder ursach der sunden, sondern auß anstiftung des teuffels „durch einen menschen ist die sunde 4
Eph 2,3
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(welche ist ein werck des teuffels) in die welt komen“, Rom. 5; 1. Joh. 35, und noch heut zu tage in dieser verderbung schaffet und macht Godt in uns die sunde nicht, sondern mit der natur (welche Godt heut zu tage an den menschen noch schaffett und machet) wirdt die erbsunde durch die fleischlich entpfengenuß und geburdt von vatter und mutter auß sundtlichem samen mit propagiret und gepflantzett. Zum dritten, was dieser erbschade sey, weis und kennet keine vernunfftc nicht, sondern es muss, wie die schmalkaldischen artikel reden, auß der schrifftt offenbarung gelehrett und gegleubtt werden, und in der apologia wirt dasselbige kurtzlich in diese heubstucke gefassett: 1. Das es sey eine genßliche darbung oder mangelung der angeschaffnen erbgerechtigkeit im paradeiß oder des bildes Gottes, nach welchem der mensch anfenglich in wharheit, heiligkeitt und gerechtigkeitt geschaffen6, und zu gleich ein unvermugen und unduchtigkeit zu allen Gottes sachen, oder wie die latinsche wordt lauten: Descriptio peccati originalis detrahit naturae non renovata et dona et vim seu facultatem et actus incoandi et efficiendi spiritualia. 2. Das die erbsunde an der menschlichen natur nicht alleine sey ein solcher genßlicher mangel alles guten in geistlichen, godtlichen sachen, sondern dasd sie zugleich auch sey an stadt des verlornen bildes Gottes in dem menschen eine tieffe, bose, greuliche, grundlose, unerforschliche und unaußsprechliche verderbung der gantzen natur und aller kreffte, sonderlich der hochsten, furnemsten kreffte der seele, im verstandt, hertz und willen, das dem menschen numehre nach dem fall angeerbett wirt, eine angeborne, bose ardt und inwendige unreinigkeit des hertzens, bose lust und bose neigung, das wir alle von ardt und natur solch hertze, sinn und gedancken von Adam ererben, welchs nach seynen hochsten krefften und liecht der vernunfft naturlich stracks widder Godt und seyne hochste gebodt gesinnet und geartet, ja eine feindschafftt widder Godt ist, was sonderlich geistliche, godtliche sachen belanget. Dan sunst in naturlichen, eusserlichen sachen, so der vernunfft unterworffen, hat der menschf noch ettlicher massen verstandt, kreffte und vermugen, wiewoll ghar sehr geschwechtt, welchs doch alles auch durch die erbseuche vergifftet und verunreinigtt wirtt, das es fur Godt nicht taugk. 3. Die straffe und pein der erbsund, so Godt auff Adams kynder und die erbsunde gelegtt, ist der todt und andere leibliche ubel der tyranney und herschafftt des teuffels, das die menschliche natur dem reich des teuffelsg unterworffen und unter des teuffels gewaldt dahin gegeben und unter seynemh reich gefangen, der manichen grossen, weysen menschen in der weltt miti
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cj.: vernun[…] | d cj.: […] mit SSC[D] | sey[…] | i cj.: […] mit SSC[D] 5
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cj.: num[…] |
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cj.: me[…] |
Röm 5,12; vgl. I Joh 3,8. | 6 Vgl. Gen 1,27; Eph 4,24.
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schrecklichem irthumb, ketzerey und anderer blindheitt beteubet und verfhurettj und sonst die menschen zu allerley laster dahin reissett. 4. Derselbe erbschade ist so groß und greulich, das er allein umb des Herrenk Christi willen in den geteufften und gleubigen fur Godt zugedecktt undl vergeben muß werden. Es muß auch und kan die dadurch verrucktte und verderbtte menschliche natur alleine durch des H. Geistes widdergeburth und erneuerung geheilet werden, welches doch in diesem leben nur angefangen, aber aller erst in jenem leben vollkomen seyn wirtt. Diese puncta, so alhie alleine summarischer weyse angezogen, werden inm obgemelten schrifften des corporis doctrinae aussfhurlicher erklerett. Diese lehr aber muß nu also erhalten und verwaret werden, das sie nicht [76r] abweiche entweder auff die pelagianische oder auff die manicheische seyten. Derhalben soll auch kurtzlich gemeldet werden, welche gegenlehr von diesem artikel in unser kyrchen außgesetzett und verworffen werde: Und erstlich, widder de alten und neue pelagianer werden gestrafftt und verworffen diese falsche opiniones, als were die erbsunde alleine ein reatus oder schultt von wegen frembder verwirckung ohne einige unser natur verderbung, item, alß weren die sundtlichen, bose luste nicht sunde, sondern conditiones oder angeschaffen und wesentliche eigenschafften der natur, oder als were der obgemelter mangel und schade nicht eigentlich fur Godt solche sunde, darumb der mensch ausser Christo ein kyndt des zorns7 und verdamnuß auch im reich und unter der gewald des satans seyn muste. Es werden auch außgesetzett und verworffen diese und dergleichen pelagianische opiniones, als das die natur auch nach dem fall unverderbtt und sonderlich in geistlichen sachen gantz gudt und rein und in ihren naturalibus folkomen seyn solte, oder das die erbsunde nur von aussen ein schlechter, ringschetziger, eingesprengkter fleck oder anfligende makel vel corruptio tantum accidentium aut qualitatum were, dabey und darunter die natur gleichwoll ihre gute und krafftt auch zu geistlichen sachen habe und behalte, oder das die erbsunde nicht eine beraubung oder mangelung, sondern nur eine eusserliche hindernuß solcher geistlichen, guten krefften were, als wen ein magnet mit knoblauchsafftt bestrichen wirtt, dadurch seyne naturliche krafft nicht wegkgenomen, sondern nur alleine gehindertt wirtt, oder das dieselbe makel leichtlich kone abgewischett werden, wie ein fleck vom angesicht oder farbe von der wandt. Gleichfals werden auch gestrafftt und verworffen, so da lehren, es sey woll die natur durch den fall sehr geschwechtt und sehr verderbtt, habe aber
j
cj.: v[…]fhurett | k cj.: […]ren | l cj.: u[…] | m cj.: […] mit SSC[D]
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Vgl. Eph 2,3.
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gleichwoll nicht ganß und gahr nzu grunde verderbttn, sondern habe noch auß und von der naturlichen geburdt, wie klein, weinig und gering es auch sey, dennoch etwas gudts, als feheigkeitt, geschickligkeitt, duchtigkeitt oder vermugen in geistlichen sachen etwas anzufhan, wircken oder mitwircken, den was eusserliche, zeittliche, weltliche sachen und hendel, so der vernunfftt unter worffen, belangtt, davon soll in folgenden artickeln erklerung gescheen. Diese und dergleichen gegen lehr wirtt darumb gestrafftt und verworffen, dan Gottes wordt lehret, das die verderbte natur fur der wiedergeburdt auß und von ihr selbst in geistlichen, godtlichen sachen nichts gutts, auch nicht das weinigste, als gute gedancken, vermuge und nicht alleine das, sondern das sie ohn den Geist Gottes fur Godt nichts anders den sundigen kone, Gen. 6.88. Also muß auch diese lehr auff der andern seiten fur der manicheer irthumb verwaret werden, derhalben werden auch diese und dergleichen opiniones verworffen, als das itzt nach dem fall die menschliche natur erstlich rein und gudt geschaffen, und das darnach von aussen die erbsund als etwas wesentlichs durch den satan in die natur eingegossen oder eingemenget wurde, wie gifftt unter wein gemengett wirdt. In Adam und Eva ist woll die natur erstlich rein, gudt und herlich geschaffen, eß ist aber durch den fall die sunde in ihr natur komen, nicht also wie die manicheer geswermett hebben, als hette der satan etwas wesentliches boses geschaffen oder gemacht und mit ihrer natur vermengett, sondern do auss verleitung des satans durch den fall nach Gottes gericht und urtell der mensch zur straffe die angeschaffene erbgerechtigkeitt verloren, ist durch solche privation oder verlihrung die menschliche natur also, wie droben gesagtt, verkert und verderbet und mit demselbigen mangell der verderbung wirdt itzund die natur allen menschen, so naturlicher weyse von vatter und mutter entpfangen und geben werden, angeerbtt. Dan itzundt nach dem fall wirdtt die menschliche natur nicht erstlich rein und gudt geschaffen und darnach aller erst durch die erbsunde verderbtt, sondern im ersten [76v] augenblick conceptionis ist der same, darauß der mensch formirett wirdto, sundtlich und verderbtt. So ist auch die erbsunde mehr etwas fur sich selbst, in oder auß des menschen natur selbstendig, wie sie auch des menschen eigen wesen, leib und seel oder der mensch selber nicht is. Es kan und soll auch die erbsunde und die dadurch verderbte menschlichep natur nichtt also unterscheiden werden, als were die natur fur Godt rein, gudtq, heilich und unverderbtt, aber allein de erbsunde, so darin wohnet, wehrer bose. Item, wie Augustinus von den manicheern schreibet, als ob nichtt der ver-
n–n
gest., dafür vom Rand eingewiesen: alles gudt, was zu gottlichen, geistlichen sachen gehoret, verlorn, sey auch nicht wie man in unsern kirchen singet: Durch Adams fall ist gans verderbtt, menschlich natur und wesen etc. | o cj.: wi[…] | p cj.: menschli[…] | q cj.: gu[…] | r cj.: weh[…] 8
Vgl. Gen 6,5; Gen 8,21.
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derbte mensch selber von wegen der angebornen erbsunde sundigtes, sondern etwas anders und frembdes in dem menschen, und das also Godt durchs gesetze nicht die natur als durch die sunde verderbtt, sondern nur allein die erbsunde darinnen anklage und verdamme. Dan wie droben in thesi erklerett, ist die gantze natur des menschen, so naturlicher weyse von vatter und mutter geboren wirtt (dan von Christo, so vom Heil[igen] Geist entfangen, reden wir hie nicht), an leib und seele und in allen krefften durch und durch auffs eusserstet, was ihr im paradiß angeschaffeneu gutigheitt, wahrheitt, heilgkeitt und gerechtigkeit betrifftt und anlangt, durch die erbsunde verderbett und verkeret, non tamen in aliam substantiam genere aut specie diversam priori abolita transmutata est. Es wirdt auch von wegen solcher verderbung die gantze verderbte natur des menschen durchs gesetze angeklaget und verdamptt, wo nicht die sunde umb Christus wyllen vergeben wirdt. Es beklaget aber und verdammet das gesetz unsere natur nicht darumb, das wir menschen von Godt erschaffen syndt, sondern darumb das wir sundig und bose synd, oder nicht darumb und so ferne die natur und das wesen auch nach dem fall in uns ein werck, geschepff und creatur Gottes ist, sondernv darumb und so ferne sie durch die sunde vergifftett und verderbtt ist. Aber wie woll die erbsunde die gantzen menschlichen natur wie ein geistlich gifftt und aussatz (wie Lutherus redet) vergifftett und verderbett hatt, das man in unser verderbten natur augenscheinlich nicht zeigen kan und weysen die natur besunders fur sich und die erbsunde auch besunders fur sich, so ißts doch gleichwoll nicht ein dingk die natur oder des wesen des menschen, leib und seel oder der mensch selber, von Gott erschaffen, darin die erbsunde wohnet, dadurch auch natur und wesenw oder der gantze mensche verderbet ist, und die erbsunde selbst, die in des menschen natur oder wesen wonett und dieselbige verderbtt, wie auch in dem eusserlichen aussatz der leib so aussetzig ist und der aussatz an oder im leibe nicht ein ding ist, wen man eigentlich reden will. Sondern es muß ein underscheidt gehalten werden zwischen unser natur, wie sie von Godt erschaffen ist und erhalten wirdt, darin die sunde wohnet, und zwischen der erbsunde, so in der natur wohnett. Die beide mussen und konen auch unterschiedlich betrachtett werden und solchen unterschiedt zu halten, dringen und zwingen die furnemsten artikell unsers christlichen glaubens. Als erstlich: Im artikel von der schepfhung zeuget die schrifftt, das Godt nichtt allein fur dem fall menschliche natur geschaffen habe, sondern das auch nach dem fall in dieser verderbung der menschlichen natur Godt ein schepfer sey dieser unser natur, dieses unsersx wesens, unseres leibs und unserer seele, also das der mensch nach dem wesen wie er leib und seele hatt auch itzund nach dem fall eine creatur und werck Gottes sey, Deuteron. 32;
s cj.: sundig[…] | unses
t
cj.: eusserse |
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cj.: angescha[…]ne |
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cj.: sond[…] |
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cj.: wes[…] |
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Peccatum originale non est substantia hominis.
I. Confirmatio
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A contrario et absurdo.
I.
2.
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Esaia 45.54.64; Acto. 17; yJob. 10; Psal. 139; Eccles. 12; Apo. 4y 9. Wie auch unser kleiner catechismus in der auslegung des ersten artikels solchs bekenett,z wiewoll dieselbea creatur und das werck Gottes durch die sunde jemmerlich verderbett ist, den die massa, darauß Godt itzund den menschen formirett und machett, ist in Adam verderbett und verkeret und ist also auff uns geerbett. Und hie sollenb billich frome, christliche hertzen die unaußsprechliche gute Gottes bedencken, das solche verderbte, verkertte, sundtliche massam Godt nicht also baldt von sich wirfftt ins helschec feur, sondern darauß formirett und machett die itzige menschliche natur, so durch die sunde jemmerlich verderbett, auff das er sie durch seinen leiben son von sunden reinigen, heiligen und selig machen muge. Aus diesem artikel findet sich nu der unterschied unwidersprechlich und klar, dan die erbsunde kumptt nichtt von Godt her, Godt ist nicht ein schepfer oder stiffter der sunde. Es ist auch die erbsunde nichtt ein creatur oder werck Gottes, sondern ist des teuffels werck. [77r] Wen nu ganß und ghar keyn unterschied sein solte zwischen der natur oder dem wesen unsers leibs und seele, so durch die erbsunde verderbtt, und zwischen der erbsunde, dadurch die natur verderbtt ist, so wurde volgen, das entweder Godtt, weil er ist ein schepfer unser natur, auch die erbsunde schaffte und machte, welche auch also sein werck und creatur sein wurde, oder weil die sunde ein werck des teuffels ist, das der satan ein schepfer were dieser unser natur, unsers leibs und seele, welche auch ein werck oder geschepff des satans sein muste, wen ohn alle unterschied unsere verderbte natur die sunde selbs sein solte, welches beydes wider diesen artikell unsers christlichen glaubens ist. Derwegen, das Gottes geschepff und werck am menschen von des teuffels wercke underschieden muge werden, sagen wir, das es Gottes geschepff sey, das der mensch leib und seele hatt; item, das es Gottes y – y dafür von fol. 68r–68v eingewiesen: Deine hende, spricht Job, haben mich gearbeitett und gemachtt [68v] alles was ich umb und umb bin und versengkest mich so gans? Gedencke doch das du mich aus leim gemacht hast und wirst mich wider zur erden machen. Hastu mich nicht wie milch gemolken und wie kese lassen gerinnen? Du hast mir hautt und fleisch angezogen, mit beinen und mit adern hastu mich zusamen gefuget, leben und wolthatt hastu an mir gethan und dein auffsehen bewaret meinen athem, Job. 10. Ich dancke dir, spricht Davidt, das ich wunderbarlich gemachtt bin, wunderbarlich sind deine wercke, und das erkennet meine seele wol. Es war dir mein gebein nicht vorholen, do ich im vorborgenen gemachtt wartt, do ich gebildet wartt unden in der erden. Deine augen sehen mich, do ich noch unbereitet war, und waren alle tag auff dein buch gechrieben, die noch werten solten und derselben keyner da war, Psal. 139. In prediger Salomonis stehet geschrieben: Dan der staub muß wider zur erden komen, wie er gewesen ist, und der geist wider zu Godt, der ihn gegeben hat, Eccles. 12. Diese spruche zeugen lauter, das Godt auch nach dem fall des menschen scheppher sey, ihm leib und seel geschaffen, darumb kan der mensche nichtt die sunde selbst sein, sonst were Godt ein scheppher der sunde | z danach sollen gemeß Anweisung auf fol. 68v integra verba der außlegung im articuli eingefügt werden, s. u. S. 357 Text des TB: da also geschrieben bis vornunft und vorstandt, ect. | a cj.: diese[…]be | b cj.: sol[…] c cj.: hels[…] 9 Vgl. Dtn 32,5f; Jes 45,11; Jes 54,5; Jes 64,7; Act 17,25f; Hi 10,8–12; Ps 139 (Vg 138),14–16; Koh 12,7; Apk 4,11.
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werck sey, das der mensch etwas gedencken, reden, thun und wircken kone, „dan in ihm leben, weben und sind wir“, Acto. 1710. Das aber die natur verderbtt, gedancken, wordt und werck bose sind, das ist anfenklich ein werk des satans, der durch die sunde Gottes sein werck in Adam also verderbett hatt, welchs daher auff uns geerbett wirdt. Zum andern: Im artikel von der erlosung zeuget die schrifftt gewaltig, das Gottes son unsere menschliche natur ohn sunde angenomen, also das er uns, seynen brudern, allenthalben gleich worden sey, außgenomen die sunde, Heb. 211. Unde veteres dixerunt, Christum nobis fratribus suis consubstantialem esse secundum assumptam naturam, quia naturam, quae excepto peccato eiusdem generis, speciei et substantiae est, cum nostra assumpsit et contrariam sententiam manifestae haereseos damnarunt. Das ist: Daher alle alte, rechtgleubige lehrer gehalten, das Christus nach der angenomen menscheitt mit uns, seynen brudern, eines wesens sey, den er hatt die menschliche natur, welche (alleine die sunde außgenomen) unser menschlichen natur in ihrem wesen und allen wesentlichen eigenschafften durch auß gleich ist, an sich genomen und haben die gegenlehr als offentliche ketzerey verdammett. Wen nu kein underscheid were zwischen der natur oder dem wesen des menschen und zwischen der erbsunde, so musste volgen, das Christus entweder unsere natur nicht angenomen, weil er die sunde nicht hatt angenomen, oder, weil er unsere natur angenomen hette, das er auch die sunde angenomen hette, welches beydes wider die schrifft ist. Weil aber Gottes son unsere menschliche natur und nicht die erbsunde an sich genomen, so ist hirauß klar, das er nichtt ein ding sey, sondern unterscheiden musse werden. Zum dritten: Im artikel von der heiligung zeuget die schrifftt, das Godt den menschen von der sunde abwasche, reinige, heilige und das Christus sein volck von ihren sunden selig mache. So kan ja der mensch selber die sunde nicht seyn, dan den menschen nimptt Godt umb Christus willen zu gnaden auff, aber der sunden bleibtt er in ewigkeit feindt. Ist derhalben unchristlich und abscheulich geredtt, das die erbsunde im namen der heil[igen] dreifaltigkeitt getaufftt, geheiligett und geseheliget werde. Zum vierden: Von der aufferstehung zeuget die schrifftt, das eben dieses unsers fleischs substantz, aber ohn sunde, aufferstehn wirdt, und das wir im ewigen leben eben diese seele haben werden, aber ohne sunde. Wen nu gantz und ghar kein unterschied wehre zwischen unserm leib oder seele und zwischen der erbsunde, so wurde wider diesen artikel unsers christlichen glaubens volgen, das entweder diß unser fleisch am jungsten tagk nicht aufferstehen, und das wir im ewigen leben nicht diß wesen unsers leibs und seelen, sondern ein ander substantz oder eine andere seele haben wurden, weil wir do werden ohn sunde sein, oder das auch die sunde aufferstehn und im ewigen leben in den ausserwelten sein und pleiben wurde. 10
Act 17,28 | 11 Vgl. Hebr 2,17.
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2. Confirmatio
A contrario et absurdo. 1. | 2.
Conclusio
3. Confirmatio
A proprio dei. Ab absurdo.
4. Confirmatio
A contrario et absurdo.
1.
2.
156 Conclusio
De formis loquendi. 1.
2. Expositio voca[bulorum].
1. | 1. Naturae procatio quotuplex. 2.
3.
2. Substantiae et accidentis procationes.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
Hirauß ist klar, das die lehr mitt allem, so ihr anhangtt und drauß volget, musse verworffen werden, das die erbsund des menschen natur, substantz, wesen, leib oder seele selbs sey, also das [77v] ganß und ghar kein underscheid solle seyn zwischen unser natur, substantz und wesen und zwischen der erbsunde, den die furnemsten artikell unsers christlichend glaubens zeugen starck und gewaltig, worumb ein unterscheidt solle und mussee gehalten werden zwischen der natur oder substantz des menschen, so durch die sunde verderbtt, und zwischen der sunde, damit und dadurch der mensch verderbt istf. Und diß wehr zur einfeltigen erklerung der lehr und gegenlehr in thesi und antithesy von diesem streidt, so viel die heubtsach an ihr selbst betrifftt an diesemg ordt, do nicht außfurliche disputationes, sondern artikels weise die furnemsten heubtstucke gehandelt werden, genugsam. Was aber die worter und weyse zu reden ahn langtt, ist das beste und sicherste, das man das furbilde der gesunden wordt, wie in der heiligen schrifftt und in den obgemelten buchern des corporis doctrinae von diesem artickel geredet wirdt, brauche und behalte. Es sollen auch aequivocationes vocabulorum, das ist die worter und redenh, so in manigerley verstandt (nicht in einerley verstande) gebraucht werden, wortgezencke zuverhuten, fleissig und unterschiedlich declarirtt werden, als wen man sagtt: Godt schaffet die natur des menschen, so wirt verstanden das wesen, leib und seele des menschen, offt aber nenet man die ardt oder unarth eines dinges seyne natur, als wen man sagtt, der schlangen naturi ist, das sie stichet und vergifftett. Also sprichtt Lutherus, das sunde und sundigen des verderbten menschen art und natur sey. Also heist die erbsunde eigentlich die tieffe verderbung unser natur, wie sie in schmalcaldischen artikeln beschrieben wirt. Zu zeiten aber wirt das concretumj oder subiectum, darin die sunde ist und steckt, mit begriffen, darumb und also weil es durch die sunde verderbet, vergifftett und sundig ist, als wen Lutherus sprichtt: Deine geburdt, dein natur und dein gantzes wesen ist sunde, das ist sundig und unrein. Natursunde, personsunde, wesentliche sunde, erkleret Lutherus selbst, das ers also meine, das nicht alleine die wercke sunde sindt, sondern das die gantze natur, person und wesen des menschen durch die erbsunde zugrunde gentzlich verderbtt sey. Was aber die schulewordt, dialectica et philosophica substantiae et accidentis, anlangtt, soll die einfeltige kirche, weil die wordt dem gemeinen man unbekandtk, damit billich verschonet werden und werden also dieselbige worter billich in die schulen an die gelerten geweisett. Quando enim eruditi inter se in scholis vel alias in hac disputatione vocabulis artium vel terminis dialecticis utuntur, tunc pro immediata divisione sumunt, ut quicquid sit vel sub-
d cj.: christlic[…] | e cj.: mu[…] | concr[…] | k cj.: un[…]kandt
f
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stantia sit vel accidens, qua divisione Cyrillus etiam et Basilius utuntur. Et quia theologicum principium est, quod omnis substantia in quantum substantia vel sit Deus ipse vel opus et creatura dei, ideol Augustinus contra manichaeos in multis scriptis ex professo cum tota veram antiquitate illam prpositionem damnavit, peccatum originis esse substantiam vel naturam. Et quia ab omnibus eruditis et sanis semper receptum et approbatum fuit hoc axioma, quod scilicet id, quod non per se subsistitn nec pars est alterius, sed in alio inest mutabiliter, non substantia sit, sed accidens, ideo Augustinus constanter ita loqui solet, peccatum originis non esse naturam, sed accidens vitium in natura. Atque hoc modo nostrae etiamo scholae dialectici ante natum hoc certamen libere locutae sunt. Iam vero quidam ab usu vocabuli accidentis in hac controversia ideo alieniores sunt, quod appellatio videatur frigidior et levior, quam qua magnitudo, gravitas et abominatio peccati originalis recte exprimi possit et existimant ipsum sonum vocabuli „accidentis“ extenuationem quandam mali originalis significare cum etiam constet scholasticos [78r] doctores ex imaginatione similitudinis vulgarium accidentium, quae in subiectis ita haerent, ut interiorem substantiae bonitatem integram et illaesam relinquant, impie extenuasse malum originis et disputatione de integritate naturalium totam hanc doctrinam depravasse. Sed inter eruditos, qui veritatis et pacis amantes sunt, de huiusmodi vocabulis artium, quorum usus in ecclesia, si modo absque detrimento doctrinae veritatis usurpentur, liber esse debet, facile constitui potest, ne generentur λογομαχίαι. Qui igitur dialectico vocabulo in hac disputatione uti voluerint ad evitandam extenuationem peccati originalis et ad praemuniendam doctrinae coelestis veritatem de mali huius magnitudine et abominatione addere possunt et debent diligentem et disertam declarationem, quod non intelligant tale leviculum et vulgare accidens aut qualitatem, sicut dialectica de communibus suis accidentibus et physicis qualitatibus philosophatur sed talem ac tantam totius substantiae hominis depravationem, quam nec mens cogitando concipere nec lingua dicendo eloqui potest. Ita Lutherus vocabulum qualitatis licet, magnitudinem peccati originalis non satis exprimat, non damnat in hac disputatione, sed addit necessariam declarationem, ut in Psal. 90. Sive qualitatem sive morbum vocaveris peccatum originis certe extremum malum est. In apologia etiam vocatur habitus pravus, sed additur declaratio, quod non sit talis habitus, sicut dialectici suos habitus describunt. Omnino tamen cavendum est, ne philosophicis aut scholasticis disputationibus et argutiis de formis substantialibus et accidentibus et qualitatibus simplicitas et puritas doctrinae in scriptura de peccato originis traditae turbetur aut depravetur. Das ist: Dan wen die gelehrten unter sich in schulen oder sunst in dieser disputation solche schule und kunstworter, die eigentlich in die l
cj.: die[…] | m cj.: ve[…] | n cj.: subsi[…] | o cj.: e[…]
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Ab autoritate patrum.
Ab exemplo maiorum nostrorum. Occupatio de voce accidentis. Ratio
Comprobatio
Solutio
Cautela de declaratione.
Ab exemplo Lutheri.
Ab exemplo apologia conf[essionis] august[anae].
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dialectica gehoren, gebrauchen, so nemen sie fur eine immediatam divisionem solche teilung, da zwischen kein mittel ist, das alles, was da ist, musse entweder substantia, ein selbstendig wesen, oder accidens, ein zufelliges ding, seyn, das nicht fur sich selbs wesentlich bestehet, sondern in einem andern selbstendigen wesen ist und davon kan unterscheiden werden, welche teilung auch Cyrillus und Basilius gebrauchen. Und dieweil unter andern dieses auch ein ungezweiffelter, unwidersprechlicher grundspruch in der theologia ist, das ein jeden substa[ntia] oder selbstendiges wesend, so fern es ein substa[ntia] ist, entweder Godt selber oder ein werck und geschepff Gottes sey, so hatt Augustinus in vielen schrifften wider die manicheer mit allen wharhafftigen lehreren ex professo und mit ernst die rede: Peccatum originis est substantia vel natura, erbsunde ist des menschen natur oder wesend, verdammett und verworffen. Nach dem auch alle gelehrte und verstendige allezeit gehalten, das das jenige, so nichtt fur sich selbs bestehett noch ein teil ist eines andern selbstendigen wesens, sondern in einem andern ding wandelbarlich ist, nicht ein substa[ntz], sondern ein accidens, also pfleget Augustinus bestendiglich auff diese weyse zu reden, die erbsunde sey nicht die natur selbst, sondern ein accidens vitium in natura, ein magel und schade in der natur. Und eben auff solche weyse hatt man auch in unsern schulen nach der dialectica fur diesem zancke frey und unverdechtig geredet. Itzund aber sind ettliche in diesem streitt dem wordte accidens darumb iniquiores und weiniger geneigtt, das es viele geringer und unkrefftiger ist, den das dadurch die grosse und swere gruel der erbsunde deutlich genug dagethan und erklerett kone werden und meinen, das eben der [78v] lautt des wordts accidens den schaden der erbsunde gering und kleinschetzig mache, sonderlich dieweil offenbar, das die scholastici die erbsunde wider Gottes wordt verkleinert und diese gantze lehr verfelschett haben, dieweil sie sich die gleichnuß der andern gemeinen accidentium eingebildett, welchep ohne verhinderung und verletzung der inerlichen krefften und volkommenheit des wesens der substa[ntia] anhengig sein konnen. Daher auch die disputatio, das die naturalia oder naturlich wesend und krefften im menschen noch ganß sein, entsprungen ist. Es konnen aber gelerthe leute, die warheit und friede lieb haben, dieser schule und kunstworter halben (welcher gebrauch, so ferne die godtliche warheitt dadurch nicht verletzet, in der kirchen Gottes freygelassen ist) sich leichtlich vergleichen und fur unutzen wordgezenck huten. Derhalben, so jemand in dieser disputation das wordt accidens gebrauchen will, der kan und sol zuverhuten aller verklenerung der erbsunde und die wharhafftige, christliche lehr von dem grossen, erschrecklichen gifftt und greuel der erbsunde zuverwahrn, diese außdruckliche erklerung hinzuthun, das dadurch nicht ein leydenlich und geringschetzig accidens oder qualitet, wie die dialectica und physica von ihren gemeinen accidentibus philosophip
cj.: wel[…]
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Von der Erbsünde
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ret, verstanden werden, sondern das die erbsunde ein solcher und so grosse verderbung der gantzen menschlichen natur sey, die von keynes menschen sinne oder zunge genugsamq kan erreichtt oder außgeredt werden. Also hatt auch Lutherus in dieser disputation das wordt qualitas nicht verworffen, ob woll durch daß selbige die grosse der erbsunde nicht kan genugsam bedeutet und dargethan werden. Ehr hat aber ein notige erklerung hiezu, alß Psal. 90: Du heissest die erbsunder ein qualitet oder heissest sie einen schaden oder kranckheitt, so ist sie wharlichs ein uberauß grosser und eusserster schaden. Also auch in der apologia wird sie ein boser habitus genent und bald die erklerung hinangethan, das es nicht ein solcher habitus sey, wie er in der dialectica beschrieben wirdtt. Idoch sol man sich genßlich befleissen, das nicht durch solche philosophische worter und schule subtiliteten de formis substantialibus de accidentibus et qualitatibus etc. die einfeltige und reine lehr der heiligen schrifftt von der erbsunde zuruttett und verfelschett werde. [144r] II.u Von der person Christi Es hatt sich auch ein zweispaltt zwischen den theologen augspurgischer confession von der person Christi zugetragen, welche doch nicht erst unter ihn angefangen, sondern ursprunglich von den sacramentirern herrurett. Dan nachdem d. Luther wieder die sacramentirer die whare, wesentliche jegenwertigkeitt des leibs und blutts Christi im abentmael auß den worten der einsetzung mit bestendigem grundt erhalten, ist ihm von den zwinglianern furgeworffen, wan der leib Christi zumal im himmel und auff erden im heil[igen] abentmal gegenwertig sey, so konte es kein rechter, warhafftiger, menschlicher leib seyn, den solche maiestet allein Gottes eigen, derer der leib Christi nicht fheig sey. Als aber d. Luther solchs widersprochen und gewaltig nidergelegtt, wie seyne lehr und streittschrifften vom h. abendmal aussweysen, zu welchen wir uns hiemit offentlich so woll alse zu seynen lehrschrifften bekennen, haben nach seinem todt, ettliche theologen augspurg[ischer] confession sich zwar noch nicht offentlich und außdrucklich zu den zwinglianern von des Hern abendmal bekennen wollen, aber doch fast eben dieselbige fundamentav von der person Christi, dodurch die sacramentirer die ware, wesentliche gegenwertigkeit des leibs und bluts Christi auss seinem abendmal wegk zu reumen sich unterstanden, gefhuret und gebrauchet, das nemlich der menschlichen natur in der person Christi nichts soll zugeschrieben werden, was uber oder wider ihre naturliche, wesentliche eigenschafften sey und haben daruber d. Lutheri lehr und alle die jenigen, so derselbigen als Gottes wordt gemeß folgen, mit bezichtigung vast aller alten, ungeheuren ketzeryen beschweret. Diese zweispalt christlich vermoge Gottes wordt nach anleitung unsers einq cj.: genu[…] | r cj.: erbs[…] | s cj.: whar[…] | t cj.: wir[…] | u davor gemäß der neuen Zählung: IX. locus | v übergeschrieben: grundfeste
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Narratio
Occasio
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faltigen, christlichen glaubens auß Gottes wordt zuerkleren und durch Gottes genade gentzlich hinzulegen, ist unser einhellige lehre, glaub und bekantnuß wie volgett: Wir glauben, lehren und bekennen, ob wol der son Gottes eine sunderliche, unterschiedene, gantze, godtliche person und also warer, wesentlicher, volliger Godt mit vater und dem H. Geist von ewigkeit gewesen, das er gleichwoll, do die zeitt erfullett12, auch menschliche natur in einigkeit seiner person angenomen, nicht also das nu zwo personen oder zween Christi weren, sondern das Christus Jesus numehr in einer person zumal warhafftiger, ewiger Godt sey, vom vater von ewigkeit geborn, und ein warhafftiger mensch von der hochgelobten jungfrauen Maria geborn, wie geschrieben stehe, Rom. 9: „Auß welchem Christus herkumptt nach dem fleisch, der da ist Godt uber alles gelobtt in ewigkeitt.“13 Wir glauben, lehren und bekenen, das numehr in derselbigen, einigen, unzertrenten person Christi zwo unterschiedliche naturen seyn, die godtliche, so von ewigkeit, und die menschliche, so in der zeitt, in einigkeitt der person angenomen, welche zwo naturen nimermehr in der person Christi, weder getrennet noch mit ein ander vermischett oder ein in die ander verwandelt, sondern eine jede in ihrer natur und wesen in der person Christi in alle ewigkeit bleibett. Wir glauben, lehren und bekenen auch, wie gemelte beyde naturen in ihrer natur und wesen unvermischett und unabgetilget bleiben, das auch also ein jede ire naturliche, wesentliche eigenschafften behalte und in alle ewigkeit nicht von sich lege, noch einer natur eigenschafften [144v] der andern natur eigenschafften nimermher werden. Also glauben, lehren und bekenen wir, das almechtig seyn, ewig, unendlichw, allenthalben, zumal naturlich, das ist nach eigenschafft der naturx und ires naturlichen wesens, fur sich selbst jegenwertig seyn, alles wissen sind wesentliche eigenschafften der godtlichen natur, welche der menschlicheny natur in ewigkeitt nimermehr werden. Hinwiderumb ein leiblich geschepff oder creatur sein, fleisch und bludt sein, entlich und umbschriebenz seyn, leiden, sterben, auff- und abfharen, von einem ordt zum andern sich bewegen, hunger, durst, frost, hitze leyden und dergleichen sind eigenschafften der menschlichen natur, welche der gottlichen natur nimermehr werden. Wir glauben, lehren und bekenen auch, das numehr nach der menschwerdunga nichtt eine jede natur in Christo fur sich selbst also besthee, das ein jede eine sonderbare person sey oder mache, sondern das sie also vereinbarett seyn, das sie eine einige person machen, in welcher zugleich personlich ist und bestehet beyde, die godtliche und die angenomene menschlicheb w
cj.: un[...]lich | x cj.: na[...] | y cj.: mens[...]chen | z cj.: umschr[...] | a cj.: menschwer[...] | b cj.: me[...]liche 12
Vgl. Gal 4,4. | 13 Röm 9,5
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Von der Person Christi
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natur, also das nu mehr nach der menschwerdung zu der gantzen person Christi gehore nicht alleine seyne godtliche, sondern auch seyne angenomene menschliche natur, und das wir ohne seine gottheit, also auch ohne seine menscheitt die person Christi incarnati nicht ganß oder volkomenc sey, doher Christus nicht zwo unterschiedene, sondern eine einige person ist, unangesehn das zwo unterschiedliche naturen an iren naturlichen wesen und eigenschafften unvermischett an ihm erfunden werden. Wir glauben, lehren und bekennen auch, das die angenomene menschliche natur in Christo, nicht alleine naturliche, wesentliche eigenschafften hat und behalte, sondern das sie daruber dorch die personliche vereinigung mit der godtheitt und hernach durch die verklerung oder glorification erhöhett sey an maiestett, krafft und gewaltt uber alles was genenet kan werden, nichtt allein in dieser, sondern auch in der kunfftigen weltd, außgenohmen den, der sie erhöhet hatte. c
cj.: [...]komen | d cj.:w[...] | e danach von fol. 145r–146v eingewiesen: So viel nu diese maiestet belanget, zu welcher Christus nach seiner menscheit erhaben, hat ehr solche nicht erst entfangen als ehr von der doten erstanden und ghen himel gefaren, sonder do ehr in mutter leibe entfangen und mensche geworden und die godtlige und menschliche natur mit einander personlich vereiniget worden. Welche personliche vereinigung doch nicht also zu verstheen, wie etliche dieselbige unrecht auslegen, alss solten beide naturen, godtliche und menschliche, mit einander vereiniget sein, wie zwei bretter zusamen geleimet, daß sie realiter, das ist mit that und warheit, gans und gar kein gemeinschafft miteinander haben solten. Dan solcher ist Nestorii und Samosateni ihrtumb und ketzerei gewesen, welche wir Suidas [cj.: suthus] und Theodorus presbyter rhetinensis bezeugen, gelert und gehalten haben, (δύο φύσεις ἀκοινωνήτους πρὸς ἑαυτὰς παντάπασιν), h.e. n[atur]as omnimodo incommunicabilis esse, daß ist, das die naturen mitteinander gans und gar keine gemeinschafft haben, dadurch die naturen von einander abgesondert und also zween Christus gemacht, daß ein anderer sei Christus und ein ander Godt das wort, so in Christo wonet. Dan also screibet Theodorus presbyter: Paulus quidem iisdem, quibus Manes temporibus, samosatenus quidem ortu, sed Antiocheae Syriae antistes dominum impie dixit nudum fuisse hominum, et [cj.: in] quo Deus verbum, sicut et in singulis prophetis, habitavit ac proinde duas naturas separatas in citra omnem prosus inter se communionem in Christo esse, quasi alius sit Christus, alius Deus verbum in ipso habitans. Das ist: Ehs hat eben zur selben zeit, da Manes, der ketzer, auch gelebet, einen mit namen Paulus (der wol seiner geburt nach ein samosatener aber ein vorstheer zu Antiochia in Syrien gewesen) godtloß geleret, das der Her Christus nur ein pur lauterer mensch gewesen, in welchem Godt, das wort, habe gewonet wie in einem jeden propheten. Daher ehr auch gehalten, das die godtliche und menschliche natur von einander getrennet und abgesondert, und das [145v] sie in Christo Jesu aller dinges kein gemeinschafft mit einander haben, geleich alss wen ein anderer wer Christus und ein anderer Godt, das wort, so in ihm wonet. Wider diese verdampte ketzerey hat die christliche kirche je und alle wege einfaltig geglaubt und gehalten, das die godtliche und menschliche natur in der person Christi also vereinigt, das sie eine warhafftige gemeinschafft mit einander haben, dadurch die naturen nicht in ein wesent, sondern (wie d. Luther schreibet) in ein person gemenget. In masse umb solche personlichen vereinigung und gemeinschafft willen die alten lehrer der kirchen vielfeltig vor und nha dem chalcedonischen concil das wort mixtio, vormischung, in gutem verstande und weisheit gebraucht und die personliche voreinigung und gemeinschafft mit dem gleichnuß ferri candentis, das ist einer feurigen eisen, erkleret, dan feur und eisen nicht per phrasis oder modum loquendi oder verbaliter, das ist, das es nur eine weise zu reden und blose wort sein solten, sonderen vere et realiter, das ist mit der tadt und warheit, gemeinschafft mit einander haben, noch viel eine hohere und unausprechlichere gemeinschafft und vereinigung ist zwischen der godtlichen und menschlichen natur in der person Christi umb welcher voreinigung
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A tempore communicationis.
Declaratio unionis iuxta communicationem idiomatum. | Simile δύο φύσεις ἀκοινωνήτους πρὸς ἑαυτὰς παντάπασιν.
Declaratio a simili.
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Auß diesen fundamentisf, welche fest, gewiß und unleugbar sind, folgett ein-
A testimonio Lutheri.
A testimonio patrum.
Illatio 1.
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4.
Marc. 16
5.
und gemeinschafft willen Gott ist mensche und mensch ist Godt, dadurch weder die naturen mit derselben eigenschafften mit einander vermischet werden, sondern ess behelt eine jede natur ihr wesen und eigenschafft. Umb dieser personlichen voreinigung willen, welche ohn solche warhafftige gemeinschafft der naturen nicht gedacht werden und sein kan, hatt nich die blosse menschliche natur fur der gantzen welt sunde gelitten, deren eigenschafft ist leiden und sterben, sondern ess hatt der sone Gottes selbst, warhafftig doch nach der angenomenen menschlichen natur gelitten und ist (vormug unseres einfeltigen christlichen gelaubens) warhafftig gestorben, wiewol die godtliche natur weder leiden noch sterben kan, wie d. Luther solches in seiner grossen bekentnisse von dem heiligen abentmal wider der gotteslesterliche alliosin [146r] Zwinglii, do ehr gelert, das eine natur fur die andere genomen und vorstanden werden sol, die ehr alß des teuffelß larven bis in affgrundt der hellen verdampt, ausfurlich erklert hatt. Der ursach dan die alten kirchen lerer beide wordt κοινωνία und ένοσις, communio et unio, das ist gemeinschafft und vereinigung, in erklerung dieses geheimniß zusamen gesetzt und eins durch ander erkleret haben: Ireneus libro 4 cap. 3, Athanasius in epistola ad Epictetum, Hilarius de trinitate lib. 9, Basilius et Nissenus in Theodoreto Damascenus, libro 3 cap. 19. Umb dieser personlichen vereinigung und gemeinschafft willen der godtlichen und menschlichen natur in Christo gleuben, lheren und bekenen wir auch vermug unsers christlichen, einfaltigen glaubens, was gesaget wird von der maiestet Christi nach seiner menscheit zu rechten der almechtigen krafft Gottes und was derselbigen anhanget, welches alles nicht where noch gescheen konde, wo dieser personliche vereinigung und gemeinschafft der naturen in der person Christi nicht realiter, das ist mit der that und warheit, bestunde. Umb dieser personlichen voreinigung und gemeinschafft willen der naturen hatt Maria, die hohgelobte junckfrauwen, nicht einen pur lauteren menschen, sondern einen solchen menschen, der warhafftig der son Gottes, des allerhogesten, ist, geboren, wie der engel zeuget, welcher seine godtliche maiestet auch in mutter leibe erzeiget, das ehr von einer junckfrauwen, unvorletzt ihrer junckfrauwschafft, geboren, darumb sie warhafftig Gottes mutter und geleichwol eine junckfrauwe geblieben ist. Daher hat ehr auch alle seine wunderwerke gewurket und solche seine godtliche maiestet nach seinem gefallen, wen und wie ehr gewolt, und alse nicht erst allein nach seiner aufferstehung und himelfart, sonder auch im stande seiner erniderung, geoffenbaret, alss auff der hochzeit in Cana Galilea, item, do ehr zwolff jar alt gewesen unter den gelerten, item, im garten, do ehr mit einem wort seine feinde zu boden geschlagen, des geleichen im todt, do ehr nicht slecht wie ein anderer mensche gestorben, sonderen mit und ihn seinem tode die sunde, todt, teuffell, helle und ewige verdamniß uberwunden, des menschliche natur nicht alleine hellen vermucht, wen sie nicht mit der godtlichen natur also personlich vereiniget und gemeinschafft gehabt hette. [146v] Daher auch die mensliche natur die erhohung nach der auffersthehung von den toden uber alle creatur im himel und auff erden, welche nichtes anders is, den das ehr knechts gestalt gans und gar von sich gelegt und ihn die vollige possess und gebrauch der godtlichen maiestet nach der angenomenen menschlichen natur eingesetzet, welche maiestet (cj.: ahen) ehr doch gleich in seiner empfengniß auch in mutterleibe gehabt, aber, wie der apostel zeuget, sich derselben geeussert und, wie d. Luther erkleret, im stande seiner ernedderung sich heimlich gehalten und nicht allezeit, sondern wen ehr gewollt, gebrauchet hat. Itzunder aber, nach dem ehr nicht slecht wie ein anderer heiliger ghen himel, sondern, wie der apostell zeuget, uber alle himel gefaren, auch warhafftig alles erfullet und allenthalben nicht alleine alß Godt, sonder auch alß mensch gegenwertig regiret von einem mher zum anderen, Ps. 8. 93, Zach. 9, wie die propheten weissagen und die apostel bezeugen, das ehr allenthalben mit ihnen gewurckt und ihr wort bestetiget habe durch nachfolgende zeichen. Doch solchs nicht auff eine irdische weise zusagen, sonderen, wie d. Luther erkleret, nach art godtlicher rechten, welcher kein gewissen orth im himel, wi die sacramentirer ohne grundt der schrifft furgeben, sonder anders nichts den die almechtige krafft Gottes ist, die himel und erden erfullet, in welche Christus nach seiner menscheit realiter, das ist mit der that und warheit, eingesetzet worden, aus welcher mitgedeilter krafft, vormug der wort seines testamentes, ehr mit seinem leibe und blut im abendmal warhafftig gegenwertig sein kan und ist, das sonst keinen menschen muglig, dieweil kein mensche solcher gestalt mit der godtlichen natur voreiniget und ihn solche gottlichen, almechtige maiestet und krafft eingesetzet, wie Jesus, der sone Marien, ihn den die gott-
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feltige, grundtliche erklerung des gantzen handels, daruber in diesemg artikel der streitt ist. Und ist der aller einfeltigste, sicherste wegk, das diese lehrh mit geburendem unterscheid gehandelt und erklerett werde, dan die propositionesi oder praedicationes, wie man von der person Christi, von derselben naturen und eigenschafftenj redet, haben nicht einerley ardt und weyse, und wen ohn geburendenk unterschied davon geredt wirtt, so wirt die lehr verwirrett und der einfeltige leser leichtlich irre gemachtt. Es kan aber der unterschied umb einfeltiger, geliebter kurtze willen in drey heubtpunct gefasset werden: Als erstlich, weil in Christo zwo unterscheidliche naturen an ihrem naturlichen wesen und eigenschafften unverwandelt und unvermischett sein und pleiben und aber der beyden natur nur ein einige person ist, so wirdt dasselbige, was gleich nur einer natur eigenschafft ist, nicht der natur allein als abgesondertt, sondern der gantzen person, welche zugleich Gott und mensch ist (sie werde genennet Gott oder mensch oder Christus), zugeschrieben. Aber in hoc genere folget nicht, was der person zugeschrieben wirtt, das dasselbige zugleich beyder naturen eigenschafft sey, sondern wirt unterschiedlich erkleret, nach welcher natur ein jedes der personen zugeschrieben wirdt. Also ist Gottesl son geborn „auß dem samen Davidts nach dem fleisch“, Rom. 1.14 Item: Christus „ist getotett nach dem fleisch“ und hatt fur uns gelitten im oder ahm fleisch, 1. Pet. 3 et 4.15 Hinwider aber auß solchem unterschied folget nicht, das ein pur lauter mensch fur uns entfangen, geborn, durch welchesm empfengnuß und geburtt unser unreine empfengnuß und geburtt gereiniget, sondern, ob woll die godtheitt von der jungfrauen Marien ihren anfang nicht hatt, so hatt doch der son Gottes die menschliche natur im leib der jungfrauenn Marien an sich genomen und ist also Christus warer Godt und menscho von Marien geborn, darumb sie auch nicht alleine genenet, sondern mit der that und warheitt Gottes mutter ist. [147r] Wie dan auch nichtt ein pur lauter mensch oder allein menschliche natur fur uns gelitten und mitt leyden uns erlosett, den menschliche natur solchs nicht vermochtt hette, sondern der eingeborne son Gottes, Christus, hatt fur uns gelitten in seynem eigenen, angenomen fleisch und mit dem blutt des sons Gottes, als des unschuldigen lemlinß, sind wir erlosett worden. Dan ob woll die godtliche natur fur sich selbst nicht leyden kan, weil leyden ein eigenschafftt ist der menschlichen natur, die der godtlichen natur eigenschafft in ewigkeitt nicht werden kan, so hatt doch nichtt nur blosse menschliche natur fur uns liche und menschliche natur mit einander personlich voreiniget, eine solche hohe, inerliche, unaussprechliche gemeinschafft habe, daruber sich auch die engel verwunderen und solches zuschauwen, wie s. Petrus bezeuget, ihr lust und freide haben, wie solches alles ordentlich herna etwas weitleufftiger sol erklaret werden | f übergeschrieben: grunden | g cj.: dies[...] | h cj.: [...] mit SSC[D] | i cj.: proposi[...] | j cj.: [...]schafften | k cj.: geburen[...] | l cj.: [...]tes | m cj.: wel[...] | n cj.: [...]frauen | o cj.: m[...] 14
Röm 1,3 | 15 I Petr 3,18; vgl. I Petr 4,1.
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2. Illatio de 3 gradibus communicationis.
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gelitten, weil sie fur sich selbst kein abgesonderte person gewesen, sondern es hatt der son Gottes, Christus, nach dieser natur gelieden, die des leydens fehig gewesen, welche doch nicht von dem sone Gottes abgesondertt gelitten hatt. Zum andern, was anlangett die verrichtung des ampts Christi, do handelt und wirckett die person nicht in, mit, durch oder nach einer natur allein, sondern in, nach, mit und durch beyde naturen, oder wie das concilium chalcedonense redet: Eine natur wircket mit gemeinschafft der andern, was einer jeden eigenschafft ist. Alß ist Christus unser mittler, erloser, koning hohepriester, heupt, hirte etc. nicht nach einer natur allein, es sey die gottliche oder die menschliche, sondern nach beyden naturen, wie diese lehr anderswo außfurlicher gehandelt wirtt. Ita magnum discrimen est inter propositiones seu praedicationes primi generis et huius secundi generis. Zum dritten, aber ists noch viel ein anders, wan davon gefragett, geredet oder gehandelt wirdt, ob dan die naturen in der personlichen vereinigung in Christo nichts anders oder nicht mehr, den nur alleine ire naturliche, wesentliche eigenschafften haben, dan das sie dieselbige haben und behalten ist oben gemeldett. Und was die godtliche natur in Christo anlangett, weil bey Godt „keine verenderung ist“, Jacob. 116, ist seiner gottlichen natur durch die menschwerdung an ihrem wesen und eigenschafften nichts ab- oder zugangen, ist in oder fur sich dadurch weder gemindert noch gemehrett. Was aber anlangtt die angenomene menschliche natur in der person Christi, haben woll ettliche streiten wollen, das dieselbige auch in der personlichen mitt der gottheit vereinigung anders und mehr nicht habe, dan nur alleine ihre naturliche, wesentliche eigenschafften, nach welchen sie ihren brudern allenthalben gleich ist, und das der derwegen der menschlichen natur in Christo nichts solle noch konne zugeschrieben werden, was uber oder wider ihre naturliche eigenschafften sey, wen gleich der schrifftt zeugnuß dafur lauten. Aber das solche meinung falsch und unrechtt sey, ist aus Gottes worte so klar, das auch ihre eigene mit verwanten nhu mehr solche irthumb straffen und verwerffen. Dan die heilige schrifftt und die alten patres auß der schrifftt zeugen gewaltig, das die menschliche natur in Christo dorumb und doher, weil sie mit der gottlichen natur in Christo personlich vereinigtt und hernach, nach abgelegter knechtlicher gestalt und ernidderung, glorificirtt und zur rechten der maiestett und krafftt Gottes erhohett, neben und uber ihre naturliche, wesentliche, bleibende eigenschafften, auch sonderliche hohe, grosse, ubernaturliche, unerforschliche, unaußsprechliche, himlische praerogativas an maiestett herligkeitt, krafftt und gewaltt uber alles was genennet magk werden, nicht allein in dieser, sondern auch in der kunfftigen weltt empfangen habe, das also die menschliche natur in Christo zu den wirckun16
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gen des amptts Christi auff ihre maß und weyse mitgebrauchtt werde und auch ihre efficaciam, krafftt oder wirckung habe, nicht allein auß und nach ihren naturlichen, wesentlichen eigenschafften oder [147v] allein so fern sich das vermugen derselben erstrecktt, sondern furnemlich auß und nach der maiestett herligkeit, krafftt und gewaltp, welche sie durch die personliche vereinigung glorification und erhohung empfangen hatt. Und diß konen oder durffen auch numehr die wiedersacher nichtt leugnenq, allein das sie disputiren und streiten, das es nur erschaffene gaben oder finitae qualitates sein sollen, wie in den heiligen, damit die menschliche natur in Christo begabet und gezirett, und das sie nach ihren gedancken und auß ihren eigen argumentationibus abmessen und außrechnenr wollen, was die menschliche natur in Christo ohn derselben abtilgung fehig konne seyn und was sie nichtt fehig konne oder solle seyn. Aber der beste, gewisseste und sicherste wegk in diesem streitt ist dieser, nemlich was Christus nach seyner angenomenen menschlichen natur durch die personliche vereinigung, glorification oder erhohung empfangen habe und wes seyne angenomene menschliche natur uber die naturlichen eigenschafften ohne derselben abtilgung fehig sey, das solches niemandts besser oder grundtlicher wissen kone dan der Herr Christus selber. Derselbe aber hatt solches, so viel uns in diesem leben davon zu wissen von nothen, in seynem wordt offenbarett, wovon wir nu in der schrifftt in diesem fhall klare, gewisse zeugnuß haben, das sollen wir einfaltig glauben und in keynem wege dawider disputirn, als kone die menschliche natur in Christo dasselbigen nicht fehig sein. Nu ist das woll rechtt und whar, was von den erschaffenen gaben vel qualitatibus habitualibus, so der menschlichen natur in Christo gegeben und mittgeteilett, das sie dieselbige an oder fur sich formaliter, habitualiter vel subiective sicut scholae loquuntur habe, gesagtt wirdt, aber dieselbige erreichen noch nichtt die maiestet, welche die schrifftt und die patres auß der schrifftt der angenomenen menschlichen natur in Christo zuschreiben, dan lebendig machen, alles richten, alle gewalt haben im himmel und auff erden, alles in seynen henden haben, alles unter seynen fussen unterworffen haben, von sunden reinigen sind nicht erschaffene gaben oder qualitates, sondern gottliche unendtliche eigenschafften, welche doch nach aussage der schrifft dem menschen Christo gegeben und mitgeteilet sind, Joh. 5.6; Matth. 28; Dan. 7; Johan. 3.13; Matth. 11; Ephes. 1; Ebre. 2; 1. Corin. 15; Joh.t 117. Und das solche mitteilung nicht per phrasin et modum loquendi von der person allein nach der godtlichen natur, sondern nach der angenomenen
p cj.: gewa[...] | q cj.: leug[...] | menhang korrigiert
r
cj.: ausr[...]nen |
s
cj.: nie[...] |
t
cj.: 1. Joh. aus dem Textzusam-
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Vgl. Joh 5,21.26f; Joh 6,39f; Mt 28,18; Dan 7,14; Joh 3,31.35; Joh 13,3; Mt 22,44f; Eph 2,5f; Hebr 2,8; I Kor 15,27; Joh 1,3.10f.
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Vera scientia.
Christus novit suas praerogativas. Maior
Minor instituta colationem et differentiam.
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Cautela
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
menschlichen natur zuverstehen sey, beweysen drey starcke unwiderlegliche argumenta: 1. Ist eine einhellige regula der gantzen alten, rechtgleubigen kirchen, was die schrifftt zeugett, das Christus in der zeitt empfangen habe, das er dasselbe nicht nach der godtlichen (nach welcher er alles von ewigkeit hat), sondernu das die person ratione et respectu humanae naturae oder nach der angenomenenv menschlichen natur dasselbige in der zeit empfangen habe. 2. Zeuget die schrifftt klerlich, Joh. 5 et 6, das die krafftt lebendig zu machen und das gericht zu halten, Christo gegeben sey, darumb das er des menschen son ist und er fleisch und blutt hatt.18 3. Saget die schrifftt nicht allein in gemein von der person des menschensons, sondern deutett auch außdrucklich auff sein angenomene menschliche natur, 1. Joh. 1: „Das blutt Jesu Christi reiniget uns von allen sunden“19, nichtt allein wie ein verdienst, welcher am creutz einmal verrichtett, sondern Johanes redett an demselben orhtt davon, das im werck oder handelung der rechtferthigung nichtt alleine die gottliche natur in Christo, sondern auch sein bludt per modum efficaciae reiniget uns von allen sunden, also, Johan. 6, istw das fleisch Christi eine lebendige speise20, wie darauß auch das concilium ephesinum geschlossen hatt, das das fleisch Christi die krafft habe, lebendig zu machen, wie von diesem artikel andere viele herliche zeugnisse der alten rechtgleubigen kirchen anderswo angezogen sindt. Das nu Christus nach seiner menschlichen natur solches empfangen und derx angenomenen menschlichen natur in Christo solches gegeben und mitgeteilety sey, sollen und mussen wir nach besage der schrifftt gleuben. Aber wie droben gesagtt, weil die beyden naturen in Christo also vereinigett, dasz [148r] sie nichtt mit einander vermischett oder eine in die ander verwandeltt, auch ein jede ihre naturliche wesentliche eigenschaffte behalte, also das einer natur eigenschafften der andern naturen eigenschafften nimermehr werden, muß diese lehr auch rechtt erkleret und mit fleiß wider alle ketzereyen verwarett werden. Und erdichten wir hie nichts neues von uns selber, sondern nemen an und erholen die erklerung, so die alte rechtgleubige kirche auß gutem grunde der schrifftt hievon gegeben hatt, nemlich das solche gottliche krafftt, leben, gewalt, maiestett und herligkeitt der angenomen menschlichen natur in Christo gegeben sey, nicht also wie der vater dem son nach der godtlichen natur sein wesen und alle godtliche eigenschafften von ewigkeitt mitgeteilet hat, doher er eines wesens mit dem vater und Gotte gleich ist, den Christus ist allein nach der godtlichen natur dem vater gleich, aber nach der angenomenen menschlichen natur ist er unter Godt, so ist auch die krafftt lebendig zu u z 18
cj.: son[...] | v cj.: angeno[...] | cj.: [...] mit SSC[D]
w
cj.: [...] mit SSC[D] |
x
cj.: [...] mit SSC[D] |
Vgl. Joh 5,21.27; Joh 6,39f. | 19 I Joh 1,7 | 20 Vgl. Joh 6,22–59, bes. 33 und 35.
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machen nicht also in dem fleisch Christi, wie in seiner gottlichen natur, nemlich alse eins wesentliche eigenschafftt oder formaliter inhaerens. Es ist auch solche communication oder mittheilung nicht geschehn durch eine wesentliche oder naturliche außgiessung der eigenschafften der godtlichen natur in die menschliche, ut formaliter secundum se sive subiective (sicut in scholis loquuntur) humanitati inhaereant, oder als hette dadurch die menschliche natur in Christo ire naturliche, wesentliche eigenschafften gar abgelegtt und wehr numehr entweder in die godtheitt verwandelt oder derselben qualitatibus, attributis vel proprietatibus in und fur sich derselben gleich worden oder das numehr beyder naturen einerley oder ja gleiche naturliche, wesentliche eigenschaffte und wirckunge sein solten. Dan solche und dergleichen opiniones sind in den alten, bewerten conciliis auß grundt der schrifftt billich verworffen und verdamptt. Nullo enim modo vel facienda vel admittenda est aut conversio aut confusio aut exaequatio sive naturarum in Christo sive essentialium proprietatum. So halten und lehren wir nu mit der alten, rechtgleubigen kirchen, wie dieselbe diese lehr auß der schrifftt erklerett hatt, das die menschliche natur in Christo sollche maiestett empfangen habe nach ardt der personlichen vereinigung, nemlich weil die gantze fulle der godtheitt in Christo wohnett21, nicht wie in andern heiligen menschen oder engeln, sondern leibhafftig oder personlich als in ihrem eigen leibe, das sie mit alle irer maiestett, krafftt, heiligkeitt und wirckung in der angenomenen menschlichen natur freywillig, wen und wie er will, leuchtett, mit, in und durch dieselbe seyne gottliche krafftt, herligkeit und wirckung beweyset, erzeigett und verrichtett, wie das feuer in einem gluenden eisen thutt (dan durch solche gleichnuß hatt die gantze alte kyrche diese lehr erkleret), solches ist zur zeitt der nidrung verborgen und hinderhalten worden, wie Augustinus sagtt contra Felicianum cap. 1: Glorificata est caro Christi maiestate dum maiestas humiliata docetur in carne, aber itzundt nach abgelegter, knechtischer gestaltt geschichtt solche vollig, gewaltig und offentlich fur allen heiligen im himmel und werden auch wir in jenem leben solche seyne herligkeit von angesichtt zu angesichtt schauen, Joh. 1722. Also ist und bleibtt in Christo nur eine einige gottliche, almechtige krafftt, maiestet und herligkeit, welche allein der godtlichen natur eigen ist, dieselbige aber leuchtett, beweyset und erzeiget sich vollig aber doch freywillig in, mitt und durch die angenomene, erhöhete menschliche natur in Christo, gleich wie in einem gluenden eisen nicht zwierley krafftt zu leuchten und zu brennen ist, sondern die krafftt zu leuchten und zu brennen ist des feurs eigenschafftt. Aber weil das feur mit dem eisen vereinigtt, so beweisets und erzeigts solche seine krafftt zu leuchten und zu brennen in, mit und durch das gluende eisen, also das auch das gluende eisen doher und also durch sol21
Vgl. Kol 1,19; Kol 2,9. | 22 Vgl. Joh 17,24.
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Conclusio
Expolitio
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Illatio negativa.
Ab absurdo. | 1.
2.
3.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
che vereinigung die krafftt [148v] hatt zu leuchten und zu brennen ohne verwandtlung des wesens und der naturlichen eigenschafften des feuers und eisens. Und in diesem artikel gehen wir nichtt weiter, den so vern wir außdruckliche klare zeugnuß der schrifftt haben, was daruber ist sparen wir in die kunfftige ewige schule, do wir die herligkeit Christi von angesicht zu angesicht schauen werden, wie dan diese gantze lehr in der gemeinen repetirten confession der sechsischen kirchen, so an[no] 71 außgangen, von diesem artikell, zu welcher auch die schwebische kirche mit ihrer confession sich bekennen, außfurlich ist weiter erkleret worden. Derwegen verstehen wir solche zeugnuß der h. schrifftt, so von der maiestett, zu welche die menschliche natur in Christo erhohet ist, reden, nicht also das solche godtliche maiestet, welche der godtlichen natur des sons Gottes eigen ist, der person des menschen sons aber schlechtt nur allein nach seyner gottlichen natur zugeschrieben solle werden, oder das dieselbe maiestett in der menschlichen natur Christi allein der gestaltt sein solte, das Christus seyne menschliche natur von derselben allein den blossen titel und namen per phrasin et modum loquendi, aber mit der that und warheitt ganß und ghar keyne gemeinschafftt mit ir haben solte. Dan auff solche weyse (weil Godt ein geistlich unzertrennet wesen und demnach allenthalben und in allen creaturen ist und in welchen er ist, sunderlich aber in den gleubigen und heiligen wonet, doselbsten solche seyne maiestet mit und bey sich hat) auch in warheitt gesagtt werden mochte, das in allen creaturen, in welchen Godt ist, sonderlich aber in den gleubigen und heiligen, in welchen Godt wohnett, alle volle der godtheitt leibhafftig wohne23, „alle schetze der weißheitt und der erkentnuß verborgen“24, „aller gewaldt in himmel und auff erden gegeben“ werde25, weil ihnen der Heilige Geist, der alle gewalt hat, gegeben wirdt. Der gestaltt dan zwischen Christo nach seyner menschlichen natur und den andern heiligen menschen keyn unterschied gemachtt und also Christus seyner maiestett, so er vor allen creaturen als ein mensch oder nach seyner menschlichen natur empfangen hatt, beraubett, dan sonst keyn creatur, weder mensch noch engel, sagen kan oder soll: „Mir ist gegeben alle gewalt im himmell und auff erden“26, so doch Godt mit aller volle seyner gotheit, die er ohn zweiffell allenthalben bey sich hat, in den heiligen ist, aber nicht leibhafftig in ihnen wonett oder personlich mit ihnen vereinigett ist wie in Christo. Dan auß solcher personlichen vereinigung
23
Vgl. Kol 1,19; Kol 2,9. | 24 Kol 2,3 | 25 Mt 28,18 | 26 Mt 28,18
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kumpts, das Christus auch nach seyner menschlichen natur spricht: „Mir ist gegeben alle gewalt im himmel und auff erden“, Matth 25.27 a Wir glauben, lehren und bekenen aber keines weges eine solche außgiessung der maiestett Gottes und aller derselben eigenschafft in der menschlichen natur Christi, dadurch die godtliche natur geschwecht oder etwas von dem irem einem andern ubergebe, das sie nicht fur sich selbst behielte, oder das die menschliche natur in ihrer substantz und wesen gleiche maiestett empfangen haben solte, von der natur und wesen des sons Gottes abgesondertt und unterschieden, als wen auß einem gefeß in das ander wasser, wein oder oel gegossen wurdeb, dan die menschliche natur, wie auch keyne andere creatur weder im himmel noch auff erden, solcher gestaltt der almechtigkeit Gottes fehig ist, das sie fur sich selbst ein almechtig wesen wurde oder almechtige eigenschafften an und fur sich hette, dadurch die [150r] menschliche natur in Christo geleugnet und in die gottheitt ganß und ghar verwandeltt, welches unserm christlichen glauben, auch aller propheten und apostel lehr zu wider. Sondern wir glauben, lehren und bekennen, das Godt, der vater, seynen Geist Christo, seynem geliebten son, nach der angenomenen menscheitt also gegeben (darumb er dan auch messias, das ist der gesalbtte, genennet wirdt), das er nicht mit der maß wie die andere heiligen desselben gabe empfangen habe, dan auff Christo, dem Heren, nach seyner angenomen menschlichen natur (weil er nach der gottheit mit dem H. Geist eines wesens ist) „ruhet der geist der weißheit und des vorstandes, des rhadts, der stercke und der erkentnuss“28 nicht also, das er dadurch und doher als ein mensch nur ettliche dinge wuste, vermochte wie andere heiligen durch Gottes Geist, welche alleine erschaffene gaben in ihnen wirckett, wissen und vermugen, sondern weil Christus nach der godtheitt die ander person in der heiligen treifaltigkeit ist und von ihm wie auch vom vater der H. Geist außgeet und also sein und des vaters eigener Geist ist und bleibett in alle ewigkeitt von dem son Gottes nicht abgesondertt, so ist Christo nach dem fleisch, so mit dem son Gottes personlich vereinigtt ist, die gantze fulle des Geistes, wie die patres sagen, durch solche personliche vereinigung mitgeteilett, welche sich freiwillig mit aller krafft dorin, domitt und dadurch beweysett und erzeigett, das er nichtt nur ettliches wisse und ettliches nicht wisse, ettliches vermoge, ettliches nicht vermoge, sondern er weiß und vermag alles, auff welchen der vater ohn maß den geist der weißheitt und krafftt außgegossen, das er als mensch durch solche personliche vereinigung alles erkentnuss, alle gewaltt mit der thatt und warheitt empfangen hat. Und also sind „alle schetze der weisheitt in ihm ver-
a
danach von fol. 149r eingewiesen: Johan. 13: Da Christus wuste, das ihme der vater alles in seine handt gegeben hatte. Item, Colloss. 2: In ihme wonet die gantze fulle der godtheit leibhafftich. Item: Du wirst ihnen zum herrn machen uber deiner hende werck, alles hastu unter seine fusse gethan. | b cj.: w[...]de 27
Mt 28,18 | 28 Jes 11,2; vgl. Jes 61,1.
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2. Illatio negativa.
Illatio affirmativa.
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borgen“29, also ist ihm „alle gewald gegeben“30 und ist gesetzt zur rechten der maiestett und krafft Gottes. Und auß den historien ist wissentlich, das zur zeitt des keysers Valentis unter den arianern eine sonderliche secta gewesen, welche agnoëten genent sind worden, darumb und doher das sie getichtet haben, das der son des vaters wordt wol alles wisse, aber seyne angenomene menschliche natur sey vielen ding unwissend, wider welche auch Gregorius magnus geschrieben hatt. Umb dieser personlichen vereinigung und darauß erfolgenden eigenschafften willen, so die gottliche und menschliche natur in der person Christi mit der thatt und warheitt miteinander haben, wirdt Christo nach dem fleische zugelegtt, das sein fleisch seiner natur und wesen nach fur sich selbs nicht sein und ausserhalb dieser vereinigung nicht haben kan, das nemblich sein fleisch eine warhafftige lebendigmachende speise und sein bludt ein warhafftig lebendigmachendt tranck ist, wie die 200 patres des ephesini concilii bezeuget haben: Carnem Christi esse vivificam seu vivificatricem. Daher auch dieser mensch allein und sonst kein mensch, weder im himmel noch auff erden, mit warheit sagen kan: „Wo zween oder drey in meinem namen versamlet sein, da byn ich mitten unter ihn“31, item: „Ich byn alzeit bey euch biß an der welt ende“32, welche zeuchniss wir nicht auch also verstehen, das bey uns in der christlichen kirchen und gemein allein die gottheit Christi gegenwertig sey und solche gegenwertigkeit Christum nach seyner menscheitt in keynem wege gar nichtts angehn solte. Der gestaltt dan Petrus, Paulus und alle heiligen im himmel, weil die godtheitt, so allenthalben ist, ihn ihnen wohnet, auch bey uns auff erden wehren, welches doch allein von Christo und sonst keynem [150v] andern menschen die heilige schrifft bezeuget, sondern wir halten, das durch diese wordt die maiestet des menschen Christi erklert werdec, die Christus nach seyner menscheitt zur rechten der maiestett und krafftt Gottes empfangen, das er nemlich auch nach und mit derselbigen, seyner angenomenen menschlichen natur gegenwertigk seyn kone, wo er willd und sonderlich, das er bey seyner kirchen und gemeine auff erden als ihr mittler, heubtt, koning und hoherpriester nicht halb oder die helftee allein, sondern die gantze person Christi, zu welcher gehoren beyde naturen, die godtliche und die menschliche, gegenwertig sey, nicht alleine nach seiner gottheitt, sondern auch nach und mit seyner angenomenen menschlichen natur, nach welcher er unser bruder ist und wir fleisch synd von seynem fleisch und bein von seynen beynen33, wie er das zu gewisser versicherung und vergewissung sein h. abentmall eingesetztt hatt, das er auch nach der na-
c 29
cj.: wer[...] | d cj.: wi[...] | e cj.: hel[...] Kol 2,3 | 30 Mt 28,18 | 31 Mt 18,20 | 32 Mt 28,20 | 33 Vgl. Gen 2,23.
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tur, nach welcher er fleisch und bludt hatt, bey uns seyn, in uns wohnen, wircken und krefftig sein wolle.f Darumb wir es fur einen schedtlichen irthumb halten, do Christo nach seyner menscheitt solche maiestet entzogen, dodurch den christen ihr hoheste trost genomen, den sie in vorangezeigter verheissung von der gantzen gegenwertigkeitt und beywonung ihres heubtts kunings und hohenpriesters haben, der ihnen versprochen hatt, das nicht allein seyne blosse godtheitt bey ihnen sein werde, welche gegen uns arme sunder wie ein verzerendes feur gegen durre stoppel ist, sondern er, er der mensch, der mitt ihnen geredt hatt, der alle trubsall in seyner angenomen menschlichen natur versucht hatt, der auch daher mit uns als mit menschen und seynen brudern ein mittleyden haben kan, der wolle bey uns sein in alle unser nöten, auch nach der natur, nach welcher er unser bruder ist und wir fleisch von seynem fleisch synd34. Daher schreiben wir auch dem fleisch und bludt unses Heren Christi die maiestet zu, das wir die gegenwertigkeitt seynes leibs und bluts im h. abendmal, vermoge der wordtt seyner stifftung, ungezweiffeltt, und das sie ohn alles auf
Reiectio antitheseos. 1.
f danach von fol. 151r–v eingewiesen: [151r] Auff solchen bestendigen grundt hat d. Luther seliger auch von der maiestet Christi nach seiner menschlichen natur geschriben. In der grossen bekentniss vom abentmal schreibet er von der person Christi also: Nun ehr aber ein solch mensch ist und auser diesem menschen kein Godt ist, so muß folgen, das (...) ehr auch nach der dritten, ubernaturlichen weise sei und sein moge, allenthalben won Godt ist, und alles durch und durch vol Christus sei auch nach der menscheit, nicht nach der ersten, leiblichen, begreifflichen weise, sondern nach den ubernaturlichen, godtlichen weise. Dan hie mustu sehen und sagen: Christus, nach der godtheit, wo er ist, da ist eine naturliche und godtliche person und ist auch naturlich und personlich daselbst, wie das wol beweiset seine entfengniß in mutter leib. Dan sol ehr Gottes sone sein, so muse ehr personlich und naturlich in mutterleibe sein und mensch werden. Ist ehr nun naturlich und personlich, wie ehr ist, so muß ehr auch daselbst mensch sein, dan es sein nicht zwo zertrente person, sondern die einige unzertrente person. Und wo du kanst sagen: Hie ist Godt, so mustu auch sagen: So is Christus der mensch auch dar. Im buchlein von den lesten worden Davidis, welche d. Luther kurze vor seinem todt beschrieben, saget also: Nach der anderen, zeitlichen, menschlichen geburth ist ihm auch die ewige gewalt Gottes gegeben, doch zeitlich und nicht von ewigkeit her. Dan die menscheit Christi ist nicht von ewigkeit gewest wie die godtheit, sondern wi man zelet und schreibet ist Jhesus, Marien son, dieses jares 1543 jar alt. Aber von dem augeblitz ahn, da godtheit und menscheit ist vereiniget in einer person, da ist, und heist der mensch, Marien son, almechtiger ewiger Godt, der ewige gewalt hatt und alles geschaffen hatt und erhelt per comunicationem idiomatum, darumb das er mit [151v] der godtheit ein person und auch mher Godt ist. Davon redet ehr, Math. 11: Alles ist mir vom vater gegeben. Und Math. am letsen: Mir ist alle gewalt gegeben im himel und auff erden. Welchem mir? Mir, Jhesu von Nazareth, Marien son und mensch. Geboren von ewicheit, habe ich sie vam vater, ehe ich mensch warth habe ich zeidlich entfangen nach der menscheit und heimlich gehalten bis auf mein auffersthehung und auffarth, so ehr hat sollen offenbaret und erkleret werden, wie s. Paulus Rom. 1 spricht: Eher ist erklert und erweiset ein son Gottes krefftichleich, Joannes nennet es vorkleret. Der geleichen zeugnuß werden in d. Luthers schrifften, besonderen aber im buch, das diese wort noch veste beschrieben und in der grossen bekentnisse vom h. abentmal gefunden, auff welche schrifften als wolgegrundete erklerung der macht Christi zur rechten Gottes und seines testamentes wir unß umb kurtze willen in diesem artikel so woll alß von dem h. abentmal, in massen hie vor gemelt, gezogen haben wollen. 34
Vgl. Gen 2,23.
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oder nider fharen vom himmel geschee, gleuben, dieweil er keyne naturliche, fleischliche, irdische, capernaitische gegenwertigkeitt seynes leibs und bluts, sondern ein himlische, ubernaturliche, ja ein geheimnuß, das aller unser vernunfftt, sin und verstand ubertrifftt. Demnach erforschen wir auch solche gegenwertigkeitt nicht mit unser vernunfftt, sondern lassen uns an seynem einfaltigen wordt genugen, das er gesagtt hatt: „Das ist mein leib“35, „das ist mein blut“,36 welchem wordt wir einfaltig und fest gleuben und befheln es seyner almechtigkeitt, wie solches zughee. Dan ist er so almechtigk, das er seyn fleisch zu einer warhafftigen, lebendigmachender speyse und sein bludt zu einem warhafftigen, lebendigmachenden dranck gemachtt, welches sonst keynes heiligen fleisch widerfharen, darmitt er vermoge seynes wordts uns auch warhafftig speisett und dranckett, so ist er auch also der almechtige son Gottes und nach dem fleisch zur rechten der almechtigen krafftt Gottes so mechtig und gewaltig, das er weise und maß wisse, wie er solche gegenwertigkeitt, die er in den worten seines abendmals versprochen, verschaffe, in massen bey dem artikel vom h. abendmal genugksam angezeigtt worden. Derhalben verwerffen und verdammen wir einhellig mit mundt und [152r] hertzen alle irthumb, so der vorgesetzen lehr nichtt gemeß, als den prophetischen und apostolischen schrifften, den reinen symbolis und unser christlicher augsburgischer confession zuwyder. Als da von jemandt gegleubt oder gelerett solte werden, das die menschliche natur umb der personlichen vereinigung willen mit der godtlichen vermischett oder in dieselben verwandeltt worden seyn solte. Item, das die menscheitt Christi in alle ordt des himmels und der erden reumlich außgespannen sey, welches auch der godtheitt nichtt soll zugemessen werden. Das aber Christus durch seyne godtliche almachtt mit seinem leibe, den er gesetzt hatt zu der rechten der maiestett und krafftt Gottes, gegenwertigk seyn konne, wo er will, sonderlich do er solche seyne gegenwertigkeit, als im abentmall, in seynem wordt versprochen, das kan seyn almachtt und weisheitt woll verschaffen ohn verwandlung oder abtilgung seyner wahren menschlichen natur. Item, das die blosse menschliche natur Christi fur uns gelitten und uns erlosett habe, mit welcher der son Gottes im leyden gar keine gemeinschafftt gehabtt. Item, das Christus allein nach seyner gottheitt bey uns auff erden bey dem gepredigtem wordt und rechten gebrauch der h. sacramenten gegenwertigk sey und solche gegenwertigkeitt Christi seyne angenomene menschliche natur gantz und gar nichts angehe. Item, das die angenomene menschliche natur in Christo mit der gottlichen 35
Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24 | 36 Mt 26,28; Mk 14,24
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krafftt, gewaldt, weissheitt, maiestett und herligkeitt ganz und gar keyne gemeinschafftt mit der thatt und warheitt, sondern allein den blossen titel und namen gemein habe. Diese irthumb und alle, so der obgesetzten lehr zu wider und entgegen, verwerffen und verdammen wir, als dem reinen wordt Gottes, der h. propheten und apostell schrifften und unserm christlichen glauben und bekentnuß zu wider und vermanen alle christen, dieweil Christus ein geheimnuß in der schrifftt genenet wirtt, daruber alle ketzer den kopff zustossen, das sie nichtt furwitziger weyse mit ihrer vernunfft in solchem geheimnuß grublen, sondern mit den lieben aposteln einfaltig gleuben, die augen der vernunfftt zu schliessen und iren verstandt in den gehorsam Christi gefangen nemen37 und sich dessen trosten und also ohn unterlaß freuen, das unser fleisch und bludt in Christo so hoch zur rechten der maiestett und almechtigen krafft Gottes gesetzt. So werden sie gewißlich in aller widerwerdigkeitt bestendigen trost finden und for schedtlichen irthumb woll bewaret bleyben.
Admonitio
[94r] III. Von der gerechtigkeit des glaubens fur Gott
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Die dritte zweispalt, unter ettlichen wenigen teologen der augspur[gischen] confession entstanden, ist von der gerechtigkeit Christi oder des glaubens, die von Gott durch den glauben den armen sunderen aus gnaden zur gerechtigkeit zugerechnet wird. Dan ein teil hatt gestritten, das die gerechtigkeit des glaubens, welche der apostel die „gerechtigkeit Gottes“38 nennet, sei die wesentlliche gerechtigkeit Gottes, welche Christus als der warhafftiger, naturlicher, wesentlicher sone Gottes selbst sey, der durch den glauben in den außerwehlten wohne und sie treibe recht zuthun, und also ihr gerechtigkeit sei, gegen welches gerechtigkeit aller menschen sunde, sey wie ein dropffen wasser gegen dem grossen mehehr39. gDagegen hatt der ander teil gegleubt, gelehret und gehalten, das die gerechtigkeit des glaubens nicht sei die wesentliche gerechtigkeit Gottes, so in den gleubigen wohnet und wircket, sondern anders nichts, denn die vergebung der sunden umb des ainigen gehorsamsg Christi willen, welchicher allein durch den glaubenh allen rechtgleubigen zur gerechtigkeit zugerechnet und g – g gestr., dafür von separater Seite ohne Zählung eingewiesen: Dagegen haben etlige gehalten und gelhart, das Christus unser gerechticheit sei allein nach seiner menschliken natur, wider welche beide teil einhellich von den andern lehrn augsburgischen confession geprediget, das Christus unser gerechticheit nicht allein nach der götlichen natur und nicht allein nach der menschlichen natur, sondern nach beiden naturn sei, welcher alse Gott und mensche uns von unsern sunden durch seinen unschuldigen gehorsam erlöset, gerecht und selich gemacht hatt, das also die gerechticheit des glaubens sei vorgebunge der sunden, versonung mit Gott, und das wir zu kindern Gottes angenhomen werden umb des einigen gehorsams | h danach vom Rand eingewiesen: aus lauter gnaden 37
Vgl. II Kor 10,5. | 38 Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | 39 Vgl. Sir 18,10 (Vg 8).
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Narratio
1.
2.
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3.
Commendatio articuli.
Propositio confessionis.
Definitio fidei.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
sie umb desselben willen von aller ihrer ungerechtigkeit absolvirt werden. Uber das sindt aus dem interim und sonst andere mehr disputationes von dem artikel der rechtfertigung verursachet und erregt, die hernach in antithesi sollen erkleret werden. Dieser artikel von der rechtfertigung des glaubens ist (wie die apologia sagt) der furnemste der ganzen christlichen lehr, ohne welchen kein arm gewissen ainigen bestendigen trost haben oder den reichtumb der gnaden Christi recht erkenen mag. Und von diesem artikel saget Paulus [94v] in sonderheit, das „ein wenig saurteig den gantzen teig verseure“40. Daher Paulus die particulas exclusivas in diesem artikel mit so grossem eyver und ernst treibt, domit anzuzeigen, das in diesem artikel neben reiner lehr die antithesis, dadurch alle gegenlehr abgesondert, außgesetht und verworfen werden, in sonderheit von noten sey. Derwegen diese zwispalt christlich vermogen Gottes wortts zu erkleren und durch seine gnade hinzuleggen, ist unser lehr, glaub und bekentniß wie folget: Von der gerechtigkeit des glaubens fur Gott gleuben, lehren und bekenen wir einichlich, wie in den schrifften obgemelts corporis doctrinae weitlufftig und grundtlich auß Gottes wort erweiset wirdt, das der arm, sundiger mensch in christlicher buß und bekerung fur Gott gerechtfertiget, das ist, absolvirt, loß und ledich gesprochen werde von allen seinen sunden und von dem urteil der wolverdineten verdamniß, auch angenomen werde zur kindschaft und erbschafft des ewigen lebens ohn einig unser verdienst oder werdigkeit, auch ohn alle vorgehende, gegenwertige oder auch folgende wercke aus lauter gnaden, allein umb des ainigen vordienstes des gantzen gehorsams, bittern leidens, sterbens und auferstehung unsers Herren Christi willen, welche guter unß in der verheissung des evangelii durch den Heiligen Geist furgetragen werden und ist allein der glaube das einige mittel, dodurch wir sie ergreiffen, anemen und uns appliciren. iUnd gilt einsi, wen Paulus spricht, das wir durch den glauben gerecht werden, Rom. 341, oder das der glaube uns zur gerechtigkeit zugerechnet werde, Rom. 442, und wen er spricht, das wir durch des einigen mitlers Christi gehorsam gerecht werden, oder das durch eins gerechtigkeit die rechtfertigung des glaubens uber aller menschen kome, Rom. 543. Dan der glaube machet gerecht nicht darumb und daher, [95r] das er so ein gutt werck und schone tugend ist, sondern weil er in der verheissung des evangelii das verdienst Christi ergreift und annimpt. Dan dasselbige mueß i–i
gestr., dafür vom Rand eingewiesen: und zueignen, welcher ist ein liecht und vertrauen, so der shon Gottes durch sein wort und Haligen Geiste in uns würcket, damit wir des evangelion von der person und gutthaten Christi und alle artikel christlicher lehr fur gewisse whar halten und gewiß glauben, des uns Godt durch Jesum Christum unsern einigen heilandt aus gnade, ohne allen unseren vordienst, unser sunde vorgeben und das ewige leben schencken und also ein gnediger vater sein und uns alse seine kinder und erben in ewigkeit halten wolle, demnach fur eins gehalten und genhomen wirt 40
I Kor 5,6; Gal 5,9 | 41 Vgl. Röm 3,28. | 42 Vgl. Röm 4,5. | 43 Vgl. Röm 5,18f.
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uns durch den glauben applicirt und zugeeignet werden, wen wir dadurch gerecht sollen werden, das also die gerechtigkeit, die fur Gott dem glauben oder den gleubigen auß lauter gnaden zugerechnet wirt, ist der gehorsam und das leiden und aufferstehen Christi, do er fur uns dem gesetz gnuch gethan und bezalet hat. Dieselbige gerechtigkeit wirdt durchs evangelium und in den sacramenten von dem Heiligen Geiste uns furgetragen und durch den glauben applicieret und angenomen, daraus, darumb und doher die gleubigen haben versonunge mitt Godt, vergebung der sunden, Gottes gnad, die kintschafft und erbschafft des ewigen lebens. Demnach das wort rechtfertigenj hie heist, gerecht und ledich von den sunden sprechen und derselbigen ewigen straff ledich zehlen, wie den solcher gebrauch und vorstandt dieses worts in heiliger schrifft altes und neues testaments gemein ist, Prov. 17: „Wer den gottlesen rechtspricht und den gerechten verdampt, die sint beide dem Heren ein greuel.“44 Esai. 5: „Wehe denen, die den gottlosen rechtsprechen umb geschencks willen und das recht der gerechten von ihnen wenden.“45 Rom. 8: „Wer wil die außerwelten Gottes beschuldigen, Gott ist hie der rechtfertigt“46, das ist von sunden absolvirt und ledich spricht. kDan nachdem durch wirkung des Heiligen Geistes die außerweleten an Christum gleuben, werden sie in dieser welt fur Gott nicht dergestalt gerecht, das ihnenk kein ungerechtigkeit nach der widergeburt im wesen und leben mher solt anhangen, sondern das Christus mit seinem volkomenen gehorsam alle ihre sunde zudecket, die doch in der natur in diesem leben stecken, so werden [95v] sie durch den glauben und umb solchs gehorsams Christi willen, den ehr dem vatter von seiner geburt an biß in den allersmelichsten dothe des creuzes fur uns geleistet hatt, fur from und gerecht gesprochen und gehalten, ob sie gleich irer verderbten natur halben noch sunder sein und bleiben biß in die gruben, diß aber hatt gleichwol auch die meinung nicht als mochten oder solten wir ohn busse, bekerunge und besserunge den sunden j cj.: rerchtfertigen | k – k gestr., dafür vom Rand eingewiesen: Dieweil aber zu zeiten das wordt regeneratio, widergeburt, fur das wordt iustificatio, rechtfertigung, gebraucht, ist von noten, das solch wort eigentlich ercleret, damit die verneuerung, so der rechtfertigung des glaubens nachfolget, nicht mit der rechtfertigung des glaubens vermenget, sondern eigentlich von einander unterschieden werden. Den das wort regeneratio, das ist widergeburt, erstlich also gebraucht wirt, das es zugleich die vergebung der sunden allein umb Christus willen und die nachfolgende verneuerung begriffen, welche der Heilige Geist wircket in denen, so durch den glauben gerechtfertiget sein. Darnach wirt es gebraucht allein pro remissione peccatorum et adoptione in filium Dei, das ist, das es heisset allein vergebung der sunden und das wir zu kindern Gottes angenhomen werden. Und in diesen andern verstande wirt in der apologia viel und offt dies wort gebraucht, da geschrieben: Iustificatio et regeneratio, das ist die rechtfertigung fur Gott und die widergeburt, wie s. Paulus solche wort unterschiedlich gesetzt, Tit. 3: Ehr hatt uns selig gemacht durchs bade der widergeburt und erneuerung des Heiligen Geistes, wen wir aber lehren, dadurch die wirkung des Heiligen Geists wie neu geboren und gerecht werden, hat es nicht die meinung, das dem gerechtfertigten und widergebornen keine ungerechtigkeit etc. 44
Prov 17,15 | 45 Jes 5,22f | 46 Röm 8,33
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Cautela de antecedentibus et consequentibus iustificationem fidei.
Ratio a differentibus. 1.
2.
3.
Conclusio vel illatio. | 1.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
folgen, darin bleiben und furtfaren. Dan buß muß furhergehn und die also, wie gesagt, aus lauter gnaden umb des ainigen mittlers Christi willen, allein durch den glauben, ohn alle wercke und vordienst fur Gott gerecht, das ist zu gnaden angenomen werden, denen wird auch der Heilige Geist gegeben, der sie verneuert und heiliget, in inen wirckt liebe gegen Gott und gegen den nechsten, sonderen weil die angefangene verneuerunge in diesem leben unvolkomen und die sunde noch im fleische auch bey den widergebornen wohnet, ßo stehet die gerechtigkeit des glaubens fur Gott in gnediger zurechnung der gerechtigkeit Christi ohn zuthun unser werck, das uns unsere sunde vergeben und zugedeckt sind und nicht zugerechnet werden, Rom. 447. Aber hie mueß mit sunderm fleiß darauf ghar gutel acht gegeben werden, wen der artikel der rechtfertigung rein bleiben soll, das nicht das jenige, was fur dem glauben hergehet und was dem selbigen nachfolget, zu gleich mit in den artikel der rechtfertigung als dazu nötig und gehorig eingemenget oder ein geschoben werde. Und ist nicht eins oder gleich von der bekerung und von der rechtfertigung reden, den nicht alles was zur bekerung gehoret, auch zu gleich in den artikel der rechtfertigung gehoret, in und zu welchen allein gehoret und von noten ist: Gottes gnade, das verdienst Christim, der glaube, so solches in der verheissunge des evangelii annimbt, dadurch uns die gerechtigkeit Christi zugerechnet wirdt, daher wir erlangen und haben [96r] vergebung der sunden, versonung mit Gott, die kindschafft und erbschafft des ewigen lebens. Also ist ein wahrer, selich machender glaube nicht in denen, so ohn busse, reu und leidt einen bosen fursatz, in sunden zu bleiben, haben und behalten, sondern ware busse gehet vorher und rechter glaube ist in oder bey warer buß. Es ist auch die liebe ein frucht, so dem waren glauben gewislich nottwendig folget, den wer nicht liebet, das ist eine gewisse anzeigung, das er nicht gerechtfertiget, sondern noch im tode sey, wie Johanes sagt, 1. Joh. 348. Aber wen Paulus spricht: „Wir werden durch den glauben gerecht ohne wercke“49, zeigt er domit an, das weder die vorgehende buß noch folgende wercke in den artikel oder handel der rechtfertigung des glaubens gehoren, den gute wercke gehen nicht vor der rechtfertigung her, sondern folgen derselben und die person mueß erst gerecht sein, ehe sie gute wercke thun kan. Gleichfals auch, wiewol die verneuerung und heiligung auch ein wolthat des mittlers Christi und ein werck des Heiligen Geistes ist, gehoret sie doch nicht in den artikel oder in den handel der rechtfertigung, sondern folget derselben, weil sie von wegen unsers verterbten fleisches in diesem leben nicht ganz rein und volkomen ist. Derwegen, auff das betrubte hertzen einen bestendigen gewissen trost haben, auch das dem vordienst Christi und der gnaden Gottes seine geburliche ehr gegeben werde, so lehret die schrifft, das die l 47
cj.: gu[…] | m cj.: Christ[…] Vgl. Röm 4,5–8. | 48 Vgl. I Joh 3,14. | 49 Röm 3,28; Gal 2,16
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gerechtigkeit des glaubens fur Gott bestehe allein in gnediger versonung oder vergebung der sunde, welche auß lauter gnade und umb des einigen verdienstes des mittlers Christi willen uns geschenckt und allein durch den glauben in der verheissung des evangelii empfangen wird. Also verlesset auch sich der glaub in der rechtfertigunge fur Gott weder auff die buß, noch auff die liebe oder andere tugende, sondern allein auff Christum und in demselbigen auf seinen volkomen gehorsam, domit er fur uns das gesetz erfullet, welcher den gleubigen zur gerechtigkeit zugerechnet wird. Es ist auch weder [96v] buß oder liebe oder andere tugende, sondern allein der glaube das einige mittel und werckzeug, damit und dadurch wir Gottes gnade, das verdienst Christi und vergebung der sunden, so uns in der verheissung des evangelii furgetragen werden, empfangen und anemen konnen. Es wirt auch recht gesagt, das die gleubigen, so durch den glauben an Christum gerecht worden sind, in diesem leben erstlich die zugerechnete gerechtigkeit des glaubens, darnach auch die angefangene gerechtigkeit des neuen gehorsams oder der guten wercken haben. Aber diese beide mussen nicht in einander gemengt, oder zu gleich in den artikel der rechtfertigung des glaubens fur Gott eingeschoben werden. Dan weil diese angefangene gerechtigkeit oder verneuerung in uns von wegen des fleisches in diesem leben unvollenkomen und unrein, kan damit und dadurch die person fur Gotts gericht nicht bestehen, sondern allein die gerechtigkeit des gehorsams, leidens und sterbens Christi, so dem glauben zugerechnet wird, kan fur Gottes gericht bestehen, also das allein darumb und dadurch die person (auch nach irer verneuerunge viel guter wercke hatt und im besten leben ist) Gott gefalle und angeneme werde und sey zur kindtschafft und erbschafft des ewigen lebens. Hierher gehore auch, das Paulus schreibt, Rom. 4, das Abraham fur Gott gerecht sey worden allein durch den glauben umb des mittlers willen, ohn zuthun seiner werck, nicht allein do er erstlich von der abgotterie bekeret und keine gute wercke hatte, sondern auch do er hernach durch den Heiligen Geist erneuert und mit vielen herlichen, guten wercken gezieret war, Gen. 15; Ebr. 1150, und setzet Paulus diese frage, Rom. 4, worin und worauff als den Abrahams gerechtigkeit fur Gott, darumb, domit und dodurch er einen gnedigen Gott gehabt, ihme gefellig und angeneme gewesen [97r] zum ewigen leben, gestanden sey51. Er antwortet aber: „Dem, der nicht mit wercken umb gehet, glaubet aber an den, der die gottlosen gerecht macht, dem wirt sein glaube gerechnet zur gerechtigkeit, wie auch David sagt, das die seeligkeit sei allein des menschen, welchem Gott zurechnet die gerechtigkeit ohn zuthun der werck.“52 Also wen gleich die bekerten und gleubigen haben angefangene verneuerung, heiligung, liebe, tugende und gute wercke, so konnen doch, mussen und sollen dieselbigen nicht eingezogen oder eingemengt werden in den artikel der rechtfertigung fur Gott, auf das dem erloser Christo seine 50
Vgl. Gen 15,6; Hebr 11,8; Röm 4,3. | 51 Vgl. Röm 4,1. | 52 Röm 4,5–8; vgl. Ps 32 (Vg 31),1f.
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2.
3.
2. Cautela de fide et nova vita.
Ratio ab adiunctis piorum.
Ab exemplo Abrahae.
A dicto Davidis.
Conclusio
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Comprobatio ab exemplo Pauli.
Adiuncta huius articuli. 1.
2.
3.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
ehere bleibe, und weil unser neuer gehorsam unvolkomen und unrein, das die gewissen einen bestendigen trost mugen haben. Und das ist des apostels Pauli meinung, wen ehr in diesem artikel die particulas exclusivas so vleissig und ernstlich treibet, auß gnaden, „ohn verdienst“53, ohne gesetz54, ohn werck55, nicht auß den wercken56 etc., welche exclusivae alle zusamen gefasset werden, wen man sagt, „allein durch den glauben“57 werden wir fur Gott gerecht und seelig, denn dadurch werden die wercke außgeschlossen, nicht der meinunge, als konte ein wahrer glaube wol sein ohn busse oder als solten, musten und durften die guten wercke dem wahren glauben tanquam individui fructus et effectus nicht folgen, oder als ob die gleubigen nicht durften noch musten etwas gutes thun, sondern von dem artickel der rechtfertigung fur Godt werden die guten wercke außgeschlossen, das sie in den artikel und in die handelung der rechtfertigung des armen sunders fur Gott als dazu notig oder gehorig nicht solden mit eingezogen, eingeflochten oder eingemenget werden. Und stehet der rechte verstandt particularum exclusivarum in articulo iustificationis darin, sollen auch midt allem fleiß und ernst bey diesem artikel getrieben werden: [97v] 1. Das dadurch alle eigen verdienst, wirdigkeit, rhum und vertrauen aller unser wercke in dem artikel der rechtfertigung gantz und ghar außgeslossen werden, also das unsere wercke weder ursach oder verdienst der rechtfertigung, darauf Gott in diesem artickel und handelunge sehen oder wir uns darauf verlassen mochten oder solten, noch zum ganzen, noch zum halben, noch zum weinigsten teil gesetz und gehalten sollen werden. Den ob wol der glaube uff einer seite Christum in seinem wortt und sacramenten ergreifft und annimpt, uff der anderen seiten durch die liebe thetig ist und als ein guter baum nicht ohn gute fruchte ist58, so macht er uns doch nicht darumb gerecht und seelig, daso ehr durch gute wercke thetig ist, sonderen allein darumb, das ehr unseren einigen mitler und heilandt Jhesum Christum, der allein mit seinem vollkomen gehorsam und unschuldigen leiden und sterben fur unser sunde gnug gethaen hatt, ergreift und annimpt. 2. Das das ampt und eigenschafft des glaubens allein sey und bleibe, das er und sonst nicht anders sey das mittel oder werckzeug, damit und dadurch Gottes gnade und das verdienst Christi in der verheissung des evangelii empfangen, ergriffen, angenomen und uns applicirt werde, und das von dem selbigen ampt und von der eigenschafft applicationis die liebe und alle andere tugende oder werck außgeschlossen werden. 3. Das weder neuerung, heiligung, tugende oder gute wercke, tanquam forma aut pars aut causa iustificationis gemacht und gesetz oder sonst unter einigerlei schein, titel oder namen in den artikel der rechtfertigung als dazu notig n 53 58
cj.: werd[…] | o cj.: d[…] Röm 3,24 u. ö. | Vgl. Mt 7,17.
54
Vgl. Röm 3,21. |
55
Vgl. Röm 3,28 u. ö. |
56
Vgl. Röm 11,6. |
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und gehorich eingemenget sollen werden, sondern das die gerechtigkeit des glaubens allein stehe in vergebunge der sunden lauter auß gnaden, allein umb des verdienstes Christi willen, welche guter in der verheissunge des evangelii uns furgetragen und allein durch den glauben empfangen, angenomen und appliciret werden. [98r] Also mueß auch bleiben und erhalten werden die ordenuge zwischen dem glauben und guten wercken, item, zwischen der rechtfertigung und erneuerunge oder heiligunge, dan gute wercke gheen nicht fuer dem glauben heer, auch nicht die heiligung vor der rechtfertigung, sondern erstlich wird in wahrer buß durch den H. Geist der glaube auß dem gehore des evangelii in uns angezundet, derselbige ergreift Gottes gnade in Christo, dadurch die person gerechtfertiget ist. Darnach, wen die person gerechtfertiget ist, so wirt sie auch durch den Heiligen Geist verneuert und geheiliget, auß welcher verneuerung und heiligung als dan die fruchte der guten wercke folgen. Et haec non interruptis aut longis temporum intervallis divelluntur, sed ordine causarum et effectuum, antecedentium et consequentium ita distribuuntur. Manet enim, quod Lutherus recte dicit: Bene conveniunt et sunt connexa inseparabiliter fides et opera, sed sola fide est, quae apprehendit benedictionem sine operibus et tamen nunquam est sola. Es werden auch viel disputationes nutzlich und wol erkleret durch diese warhafftigen unterscheid, welchen die apologia uber den spruch Jacob. 259 handelt, den wen man redet von dem glauben, wie der gerecht mache, so ist s. Pauli lehr, das der glaube allein gerecht mache ohn wercke60, in dem er uns das verdienst Christi, wie gesagt, applicieret. Wen man aber fragt, woran und worbei ein Christ entwedder bei sich selbs oder an anderen erkennen und unterscheiden muge einen wharen, lebendigen glauben von einem geferbten, todten glauben, weil viel faule, sichere christen inen einen whan vom glauben einbilden, do sie doch keinen wahren glauben haben, darauf gibt die apologia diese antwort: Jacobus nennet todten glauben61, wo nicht allerlei gute wercke und fruchte des geistes folgen, lebendigen glauben nennet er, do gute fruchte folgen. Und in dem fall auff die mainunge sagt die lateinische apologia: [98v] Iacobus recte negat, nos tali fide iustificari, quae est sine operibus, hoc est quae mortua est. Es redet aber Jacobus, wie die apologia sagt, von wercken der jenigen, welche schon durch Christum gerecht worden, mit Gott versönet sind und vergebunge der sunden durch Christum erlanget haben. Wen man aber fragt, worauß und worher der glaub das habe und was datzu gehore, das ehrp gerecht und seelich mache, ists falsch und unrecht wer da sagt: Fidem non posse iustificare sine oberibus, vel fidem, quatenus charitatem, qua formetur, coniunctam habet, iustificare vel fidei, ut iustificet, necessariam esse praesentiam bonorum operum aut ad iustificationem necessariam esse p 59
cj.: […] mit SSC[D] Vgl. Jak 2,24. | 60 Vgl. Röm 3,28. | 61 Vgl. Jak 2,20.26.
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5.
Adversativa
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Conlusio
Antitheses
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praesentiam bonorum operum, dan der glaube mache gerecht allein darumb und daher, weil ehr Gottes gnade und das verdinst Christi in der verheissung des evangelii, als ein mittel und wergkzeuch ergreifft und annimbt. Diß were noch gelegenheit jetziger schrifft eine summarische erklerung der lehr von der rechtfertigung des glaubens, weliche in den schriften obgemeltes corporis doctrinae ausfurlicher gehandelt wird. Und hieraus ist auch die antithesis klar, nemlich das uber die vorgesetzte auch diese und der gleichen gegenlehr, so wider die obgesetzte erklerung streiten, gestrafft, ausgesetzt und verworffen mussen werden: Als wen geleret wird, das unser liebe oder gute werckhe, verdienst oder ursach sind der rechtfertigung fur Gott entweder gentzlich oder jo zum teill, oder das durch gute wercke der mensche sich datzu wirdich und geschickt machen musse, das im das verdienst Christi mit geteilet muge werden, vel formalem nostram iustitiam coram Deo esse inhaerentem nostram novitatem seu charitatem, oder das zwey stucke oder teil zu der gerechtigkeit des glaubens fur Gott gehoren, darin sie bestehe, nemblich die gnedige vergebung der sunde und dan zum andern auch die verneuerung oder heiligung. [99r] Item, fidem iustificare tantum vel initialiter vel partialiter vel principaliter et novitatem vel charitatem nostram iustificare etiam coram Deo vel completive vel minus principaliter. Item, credentes coram Deo iustificari vel iustos esse coram Deo simul et imputatione et inchoatione vel partim imputatione, partim incoatione novae obedientiae. Item, applicationem promissionis gratiae fieri et fide cordis et confessione oris62 ac reliquis virtutibus. Es ist auch das unrecht, wen gelehret wird, das der mensch anderer weise oder durch etwas anders seelich musse werden, dan wie er fur Gott gerechtfertiget wird, also das wir wol allein durch den glauben ohne wercke gerecht werden, aber ohne wercke seelig zu werden oder die seeligkeit ohn wercke zu erlangen sey unmuglich. Diß ist darumb falsch, den es ist stracks wider den spruch Pauli, Rom. 4: „Die seligkeit ist des menschen, welchem Gott die gerechtigkeit zurechnet ohne wercke.“63 Und Pauli grund ist, das wier auf eine weise wie die gerechtigkeit also auch die seeligkeit erlangen, ja das wir eben damit, wen wir durch den glauben gerecht werden, auch zu gleich empfangen die kyndschafft und erbschafft des ewigen lebens und seligkeit. Und derhalben setzt Paulus und treibt die particulas exclusivas (auß gnaden, ohn wercke) ja so starck bey dem artikel der seligkeit als bey dem artikel der gerechtigkeit. Gleichfals muß auch die disputation von der einwhonung der wesentlichen „gerechtigkeit Gottes“64 in uns recht erkleret werden, dan ob wol durch den glauben in den außerwelten, so durch Christum gerecht werden und mit Gott versonet sind, Gott vater, sohn und H. Geist, der die ewige und wesentliche gerechtigkeit ist, wonet (den alle christen sind „tempel Gottes“65, des vaters, 62
Vgl. Röm 10,10. | 63 Röm 4,6 | 64 Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | 65 I Kor 3,16; II Kor 6,16
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sons [99v] und H. Geistes, welcher sie auch treibet recht zuthun), so ist doch soliche einwhonunge Gottes nicht die gerechtigkeit des glaubens, davon Paulus handelt und sie iusticiam Dei, „die gerechtigkeit Gottes“, nennet66, umb welcher willen wir fur Gott gerecht gesprochen werden, sonder sie volget auf die vorgehende gerechtigkeitq des glaubens, welche anders nicht ist, dan die gnedige annemunge der armen sunder allein umb Christus gehorsam und verdienstes willen. Demnach weil in unsern kirchen zwischen den theologen august[aner] confession bekandt, das all unser gerechtigkeit ausserhalb unser und aller menschen verdienst, wercken, tugenden und wirdigkeit zu suchen und allein auff dem Herren Christo stehet, so ist wol zu betrachten, welcher gestalt Christus in diesem handel der rechtfertigung unser gerechtigkeit genenet wird, nemlich nicht nach seiner ewigen, selbstendigen gerechtigkeit (welche die gottheit selbst ist), als die in uns wohne und also uns auch zugerechnet werde, des gleichen da Christus gleich vom Heiligen Geist ohne sunde empfangen und geboren und in menschlicher natur allein alle gerechtigkeit erfullet hette und aber nicht wahrer, ewiger Gott gewesen, mochter uns solche der menschlichen natur gehorsam und leiden auch nicht zur gerechtigkeit zugerechnet werden. Demnach so gleuben, bekennen und lehren wir, das der ganzen person Christi ganzer gehorsam, welcher er fur uns dem vater biß in den allerschmeligsten doth des creutz geleistet hatt, uns zur gerechtigkeit zugerechnet werde. Dan die menschliche natur ohn die gottliche dem ewigem almechtigen Gotte weder mit gehorsam noch leiden fur aller welt sunde gnuch thun, die gottheit aber ohne die menscheit zwischen Gott und uns nicht mittelen mogen. Weil aber (wie oben vermeldet) der gehorsam der ganzen person ist, so ist ehr eine volkomene genugthuung und versonunge des menschlichen geschlechts, [100r] dadurch der ewigen, unwandelbaren „gerechtigkeit Gottes“67, so im gesez offenbaret, gnug geschehen, und ist also die gerechtigkeit, die fur Gott gilt, so im evangelio offenbaret wird, darauf sich der glaub fur Gott verlest und die Gott dem glauben zurechnet, wie geschrieben stehet, Rom. 5: „Gleich wie durch eins menschen ungehorsam viel sunder worden sindt, also auch durch eines gehorsam werden viel gerecht.“68 Und 1. Johan. 1: „Das bluth Jesu Christi, des sohns Gottes, reiniget uns von allen sunden.“69 Und: „Der gerecht wird seines glaubens leben“, Hab. 2.70 Solicher gestalt wird uns weder die gottliche noch menschliche natur Christi fur sich selbst zur gerechtigkeit zugerechnet, sondern allein der gehorsam der person, welche zu mal Gott und mensch ist, und sihet also der glaube auff die person Christi, wie diselbe fur uns unter das gesetz gethan, unser sunde q
cj.: ger[…]tigkeit | r cj.: moch[…]
66 Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | 1,7 | 70 Hab 2,4
67
Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 |
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Röm 5,19 |
69
I Joh
Quomodo sit Christus nostra iustitia.
Neg[ativa]
Affirm[atio]
Ratio ab iustis fructibus causis.
A dictis scripturae.
Expolitio
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4.
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getragen und in seinem gang zum vatter den ganzen fulkomenen gehorsam von seiner heiligen geburt an biß in den doth seinem himelschen vatter fur uns armen sunder geleistet und damit allen unsern ungehorsam, der in unser natur, derselben gedancken, worten und wercken stecket, zugedecket, das ehr uns zur verdamniß nicht zugerechnet, sondern auß lautern gnaden, allein umb Christus willen, verzeichen und vergeben wird. Demnach verwerffen und verdammen wir einhellig uber die vorgesezte auch nachfolgende und alle der gleichen ihrtumb, als die Gottes wort, der lehr der propheten und aposteln und unsern christlichen glauben zu wider sein: 1. Da gelehret wird, das Christus unser gerechtigkeit sey fur Gott allein nach seiner gottlichen natur. [100v] 2. Das Christus unser gerechtigkeit sey allein nach der menschlichen natur. 3. Das in den spruchen der propheten und aposteln, do von der gerechtigkeit des glaubens geredt wird, das die word rechtfertigen und gerechtfertiget werden, nicht solten heissen von sunden leddich sprechen und vergebung der sunden erlangen, sondern von wegen der durch den Heiligen Geist eingegossene liebe, tugend und daraus folgende wercke mit der that und warheit gerecht gemacht werden. 4. Das der glaube nicht allein ansehe den gehorsam Christi, sondern sein gottliche natur, wie dieselbige in uns whonet und wirckt, und durch solche einwohnunge unser sunde fur Gott zugedeckt werden. 5. Das der glaub ein solch vertrauen sey auff den gehorsam Christi, welcher in einem menschen sein und bleiben konde, der gleich keine warhafftige busse habe, do auch keine liebe volge, sondern wider sein gewissen in den sunden verharre. 6. Das nicht Gott, sondern allein die gaben Gottes in den gleubigen wohnen. Diese irthumb und dergleichen alle zumal verwerffen wir einhellig, als dem klaren wort Gottes zu wider und verharren durch Gottes gnade standthafftich und bestendich auff der lehr von der gerechtigkeit des glaubens fur Gott, wie dieselbige in der augusta[ner] confession und darauff erfolgten apologia gesetzt, außgefurt und mit Gottes gnads erwisen ist.t
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[103r] IIII. Von guten wercken Narratio 1.
Die vierte zweyspalt von den guten wercken hat sich uber ettlichen gebrauchten reden zugetragen. Das ein teil sich nachfolgender wort und art zu reden gebraucht: Gute wercke sind nottwendich zur selichkeit, und: Es ist
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gestr., dafür eingefügt: wort | t danach eingefügt: Was dan ferner zu eigentlicher erklerung dieses hohen und furnhemen artickels der rechtfertigung fur Gotte von noten, dran unser seelen seligkeit gelegen, wollen wir meniglich auff die schone und herliche außlegung d. Luthers uber die epistel s. Paulus gewiesen und, umb geliebter kurtze willen, hiemit gezogen haben
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unmugelich, ohn guthe wercke selig werden, uund haben des ursachen angezeigt, weil von den rechtgleubigen guthe wercke alß fruchte des glaubens erfordert und der glaube ohn die liebe todt, ob gleich solche liebe keine ursache der seligkeit seiu. Das ander teil aber hat dagegen gestritten, das gute wercke wol notig sein, aber nicht zur selicheit, sunderen umb anderer ursachen willen, und das derwegen vorgehende propositiones, als die dem furbild der gesunden lher und wortt ungemeß und von dem bepstischen alweg und noch entgegen gesetz werden der lehre, das allein der glaube gerecht und selig mache, in den kirchen nicht zugedulden, damit der vordeinst Christi, unsers salichmachers, nicht geschmelert werde und die verheissunge der seligkeit den gleubigen fest und gewiß sein und bleiben muge. In diesem streit ist auch von ettlichen wenigen diese streitige proposition gefuret, das guthe wercke zur seligkeit schedlich sein. Es ist auch von ettlichen disputirt wurden, das gute wercke nicht notig, sondern freywillig sein, dieweil sie nicht durch furcht und straffe des gesetz ertzwungen, sonderen auß freiwilligenv hertzen geschehen sollen.w Diese uneinigkeit christlich und nach anleitunge Gottes worts zuerkennen und durch seine gnade genzlich hinzuleggen, ist unser lher, glaub und bekentniß wie folget: [103v] Erstlich ist in diesem artickel von volgenden viel puncten unter den unseren kein streit, alß das Gottes wille ordnunge und bevelch sey, das die gleubigen in guthen wercke wandeln sollen, und das rechtschaffene gute wercken sein nicht, die im ein jeder guten meinunge selbst erdencket oder die noch menschen satzungenx geschehen, sonderen die Gott selber in seinem wortt furgeschrieben und befholen hatt, das auch rechtschaffene guthe wercke nicht auß eigenen naturlichen krefften geschehen, sondern also wen die person durch den glauben mit Godt vorsonet und durch den H. Geist verneuwert oder, wie Paulus redet, in Christo Jesu neuwe geschaffen wirt zu guten wercken71. Es ist auch daß ohn streitt, wie und worumb der gleubigen guthe wercke, ob sie gleich in diesem fleische unrein und unvullenkomen, Gott gefellich und
2.
Propositio 1. An sint opera necessaria. | 2. Quae sint illa.
3. Causa eorum.
Quomodo placeant.
u – u gestr., dafür von fol. 102r eingewiesen: weil von rechtgleubigen guthe wercke alse fruchte des glaubens erfordert und der glaube onhe die liebe todt, ob gleich solche liebe keine ursache der seligkeit sei | v danach vom Rand eingewiesen: geist und froligem | w danach von fol. 102r eingewiesen: Solcher streit hat sich angefangen uber dem worde necessitas und libertas, das ist A causa notwendich und frei, zugetragen, weil besonder das wort necessitas, notig, nicht alleine die ewige, unwandelbare ordnung, nach welcher alle menschen Godt zugehorsamen sculdich unde pflichtig sein, sonder auch zu zeiten ein zwanck heiße, damit das gesetz die leute zu guthen wercken dringet. Nachmals aber haben ander nich von worten disputirt, sondern auf das heftigste die lehr an ihr selbst angefochten und gestritten, das der neu gehorsam in den widergebornen von wegen der obgemelten Gotthes ordnung nicht notig sei oder notwendig dem glauben und der versonung folgen musthe | x cj.: satzu[...] 71
Vgl. Eph 2,10.
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A disparantis.
A ordine causarum et effectuum. Illatio
Praecisio
2. De necessitate et libertate. | Usus vocis necessitas. 1.
2.
Illatio
Usus cur.
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angeneme sein, nemlich umb des Heren Christi willen, durch den glauben, weil die person Gott angeneme ist. Dan die wercke, so gehoren zu erhaltung euserlicher zucht, welche auch vony den ungleubigen und unbekerten geschehen und erfordert werden, ob wol fur der welt, mit zeitlichen gutern belonet werden, jedoch dieweil sie nicht auß rechten glauben gehen, sind sie fur Godt sunde, daß ist mit sunden befleckt und werden fur Godt fur sunde und unrein umb der vorderbten natur willen gehalten, „dan ein boser baum kan nicht guthe fruchte bringen“72, wie auch geschrieben stehet, Rom. 14: „Was nicht auß glauben gehet, das ist sunde.“73 Dan es mueß zuvor die person Gott gefellig sein, und das allein umb Christus willen, sollen ihn anderstz auch der person wercke gefallen. Derhalben der recht guthen und Gott wolgefelligen wercke, die Gott in dieser und zukunfftigen welt belhonen will, mutter und ursprung mueß der glaub sein, darumb sie dan rechte fruchte des glaubens wie auch des Geistes van s. Paulo genennet werden74, den ein rechter, lebendiger und seligmachender glaube ist nicht ohn vorgehende buß [104r] und ohn volgende liebe, dan sonst ist ein todter glaube, Jacob. 275, und die durch den glauben an Christum gerecht worden sindt, denen wirt auch der H. Geist gegeben, der sie verneuwert und heiliget, doher rechte, gute wercke ihren ursprunck haben und darumb auch fruchte des Geistes genenet werden, Gal. 576. Aber weil von diesen puncten unter den unsern kein streit, wollen wir dieselbigen alhie noch der lenge nicht handelen, sunderen von den streitigen puncten uns eintfeltich und deutlich gegen einander erkleren. Und erstlich waß belangt notwendigkeit oder freywilligkeit der guthen wercken ist offenbar, das in confessione augustana et apologia gebraucht und offt widerholet werden diese reden: Das guthe werck notigk sein. Item, daß es notig sey, guthe wercke thun, welche auch notwendich dem glauben und der vorsonungea folgen sollen. Item, das wir notwendich gute wercke, so Gott geboten, thun sollen und thun mussen. So wirdt auch in der schrifft selber das wort „nott, nötig und notwendig, item, sollen und mussen“ also gebraucht, waß wir von wegen Gottes ordnunge, befelh und willen zu thun schuldich sindt, als Rom. 13; 1. Cor. 9; Act. 5; Johan. 15; Joh. 477. Werden derhalben gemelte reden oder propositiones in diesem christlichen und eigentlichen verstande unbillich von ettlichen gestrafft und vorworffen, welche billich, den sicheren epicurischen wahn zu straffen und zu verwerffen, sollen gefuret und gebraucht werden. Do viel inen einen todten glauben oder wahn, der do ohn buß und ohn guthe wercke ist, dichten, als konte wol zu gleich in einem herzen sein rechter glaub und boser fursatz in sunden zuverharren und fortzufharen, welches unmuglich ist, oder als konte wol einer wharen glauben, gerechtichkeit und selichkeit haben und behalten, wen ehr gleich ein y
cj.: v[...] | z cj.: ander[...] | a cj.: vosohnunge
72 Mt 7,18; vgl. Lk 6,43. | 73 Röm 14,23 | 74 Vgl. Gal 5,22; Eph 5,9. | 75 Vgl. Jak 2,17. | 76 Vgl. Gal 5,22. | 77 Vgl. Röm 13,5f.9; I Kor 9,8–10; Act 5,29; Joh 15,12; I Joh 4,11.
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fauler, unfruchtbar baum ist und bleibet, do ghar keine guthe fruchte folgen, ja wen ehr gleich in sunden widers [104v] gewissen verharret, oder widerumb sich auff solche sunde fursetzlich begibt, welcher unrecht und falsch ist. Es muß aber auch die erinnerunge von diesem unterscheid hiebei gesetz werden, das verstanden solle werden necessitas ordinis mandati et voluntatis divinae non autem necessitas coactionis, wie sonst, 2. Cor. 9 et ad Philemonem, item, 1. Pet. 5, „aus nott“ genenet wirt, waß einem widder seinen willen durch zwang oder sonst abgenotiget wirdt, daß ehr eusserlich zum schein, aber doch ohn und widder seinen willen etwas thu, dan solche schein wercke wil Godt nicht haben78, sondern daß volck des neuen testaments sol sein ein williges volck, Psal. 11079, und willig opfern, Psal. 5480, nicht mit unwilligen oder auß zwang, sundern von herzen gehorsam sein, 2. Cor. 9, Rom. 681, „den einen willigen geber hat Gott lieb“, 2. Cor. 882. Und also in dem vorstande auch in der meinung ists recht geredet und gelheret, das rechte guthe wercke willig oder auß freigewilligem geist von denen, die der sone Gottes gefreiet hatt, geschehen sollen, wie den uff diese meinunge furnemblich die disputation von freywilligkeit der guten wercke von ettlichen gefuret ist. Aber hie ist widerumb der unterscheid, davon Paulus sagt, Rom. 7: „Ich bin willig und habe lust zu Gottes gesetz nach dem inwendigen menschen, aber in meinem fleisch finde ich ein ander gesetz, welchsb nicht allein unwillich und unlustig ist, sunderen dem gesetz meines gemuts widerstrebet.“83 Und was das unwillige, widerspenstige fleisch belanget, da sagt Paulus, 1. Cor. 9: „Ich beteube und zeme meinen leib.“84 Und Gal. 5, Rom. 8: „Christo angehoren, die crutzigen, ja todten, ihr fleisch sampt seinen lusten, gebirden und geschefften.“85 Daß aber ist falsch und muß gestraffet werden, als weren die guthen wercken den gleubigen also frey, das ehs in ihrem freien wilkur stunde, ob sie die thun oder lassen oder da wider handelen wolten oder muchten und sie nicht destoweiniger den glauben, Gottes huld und gnad behalten konen. [105r] Zum anderen, wen gelehret wird, das guthe wercke von noten sind, muß auch erkleret werden, worumb und auß was ursachen sie von noten sind, wie die ursachen in augustana confessione et apologia erzelet werden. Als erstlich von Gottes wegen, dieweil sie Gott unser Herr und vatter geboten, 1. Thessa. 486, dem wier alse gehorsame kinder folgen sollen, Eph. 587, und werden uns die sunde durch Christum darumb vergeben und der Heilige Geist geschencket, das wir forthin nicht der sunden dienen, Rom. 6; Tit. 2; 1. Pet. 1 et 288, sonderen Gott midt guten wercken preisen sollen, Matt. 5; Phil.
b
cj.: welch[...]
78
Vgl. II Kor 9,7; Phlm 14; I Petr 5,2. | 79 Vgl. Ps 110 (Vg 109),3. | 80 Vgl. Ps 54 (Vg 53),8. Vgl. II Kor 9,7; Röm 6,17. | 82 II Kor 9,7 | 83 Röm 7,22f | 84 I Kor 9,27 | 85 Gal 5,24; vgl. Röm 8,13. | 86 Vgl. I Thess 4,1–3. | 87 Vgl. Eph 5,1. | 88 Vgl. Röm 6,6–18; Tit 2,11–15; I Petr 1,2f.14–16; I Petr 2,1f.11f. 21–25. 81
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Definitio necessitate a disparatis. A dictis.
Illatio de libertate.
Cautela
Adversativa de libertate.
Causae necessitatis.
1. 2.
186 3. 4.
5. 6. 7.
Correctio de fiducia operum abiicienda. Illatio
Rationes | 1.
2. 3. | 4. 5.
6.
7.
3. De operibus salutem conservantibus. Quaestio Ratio
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
189. Darnach umb unser selbst willen, das wir gewisse anzeigunge eines rechten glaubens haben, 1. Joha. 4; 2. Pet. 1; 1. Johan. 2.3; Jacob. 290, und Gottes gnaden, vergebunge der sunden und seligkeit nicht verlieren, 1. Timo. 1. 5.6; 2. Pet. 1.2; Rom. 691, und nicht zeitlich und ewiglich von wegen der sunde widder das gewissen gestrafft werden, 1. Cor. 6; Heb. 1392. Letzlich auch umb des nehsten willen, das im dadurch gedienet und geholffen, 1. Johan. 393, und niemandt ergerniß gegeben werde, 2. Cor. 6; 1. Tim. 6; 1. Pet. 2.394. Aber hie muß man sich ghar woll fursehen, daß die wercke nicht etwa in den artikel der rechtfertigung und seligmachung gezogen und eingemenget werden. Der halben werden billich die propositiones verworffen, das den gleubigen gute wercke zu seligkeit von noten sein, also das es unmuglich sey ohn guthe wercke selich werden, dan sie sindt stracks wider de lhere de particulis exclusivis in articulo iustificationis et salvationis, wie im vorgehenden artikel erkleret, benemen den armen, angefochtenen, betrubten gewissen den trost des evangelii, geben ursach zum zweiffel, sindt in viel wege geferlich, stercken die vermessenheit eigener gerechtigkeit, werden dazu von den papisten angenomen und zu ihrem vorteil wider die reine lehr von dem allein seligmachenden glauben gefhuret, so sind sie auch wider das furbilde der gesunden wordt, Rom. 4, beatitudo sine operibus95, et in augustana confessione articulo 6: Salvus sine operibus fide. Und weil d. Luther dieselbigen propositiones verworffen und verdammet hat, 1. an den falschen propheten bei den Ga[105v]latern, 2. an den papisten an gar vielen orten, 3. an den widerteuffern, da sie also glosiren, man solle wol den glauben auff der wercke vordienst nicht setzen, aber man musse sie dennoch gleichwol haben als notige dinge zur seligkeit, 4. auch an etzlichen anderen unter den seinen, so diese propositionem also glosieren wolten. Ob wir gleich die wercke erforderen als notig zur seligeit, so lehren wir doch nicht, das vertrauwen auff die wercke sezen. Item, Gen. cap. 22, sol es billich in unseren kirchen dabei bleiben, das gemelte propositiones nicht gelehrt, vertediget oder beschonet, sondern auß unseren kirchen außgesetz und verworffen werden, als die zur zeit der verfolgunge, do am meisten klare, richtige bekantnisse wider allerlei corruptelas des artikels der rechtfertigung von noten war, auß dem interim widerumb verneuert, hergeflossen und in disputation gezogen sindt. Zum dritten, weil auch disputiret wird, ob guthe wercke die selichkeit erhalten oder ob sie notig sein, den glauben, gerechtigkeit und seligkeit zu erhalten, und aber hieran hoch und viel gelegen, „dan wer verharret biß ans ende, wird selig werden“, Matth. 2496, item, Ebr. 3: „Wir sind Christus teilhafftig worden, so wir anders daß angefangene wesent biß anß ende feste behalten“97, mueß diß ghar wol erkleret werden, wie die gerechtigkeit und seligkeit 89 Vgl. Mt 5,16; Phil 1,11. | 90 Vgl. I Joh 4,11–13; II Petr 1,5–11; I Joh 2,3–6; I Joh 3,10.24; Jak 2,14–26. | 91 Vgl. I Tim 1,19; I Tim 5,24f; I Tim 6,9-12; II Petr 1,5–11; II Petr 2,20f; Röm 6,1–23. 92 Vgl. I Kor 6,9–11; Hebr 13,1–12. | 93 Vgl. I Joh 3,10f. | 94 Vgl. II Kor 6,3; I Tim 6,1.13f; I Petr 2,12; I Petr 3,15f. | 95 Vgl. Röm 4,6. | 96 Mt 24,13 | 97 Hebr 3,14
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erhalten, das sie nicht verlhoren werden. Und ist erstlich dieser falscher, epicurescher whan ernstlich zu straffen und zuverwerffen, das etzliche dichten, es konne der glaube, die entfangene gerechtigkeit und selichkeit durch keine auch mutwillige und forsetzliche sunde oder bose wercke verlohren werden, sunder wenn ein christ gleich ohn furcht und scham den bosen lusten folget, dem H. Geist widerstrebet und auff sunde widers gewissen fursezlich sich begibt, das ehr gleichwol nichts desto weiniger glauben, Gottes gnade, gerechtigkeit und seligkeit behalte. Wider disen schedlichen whan mussen den christen mit allem fleiß und ernst diese warhafftige, unwandelbare, gottliche drauwunge und ernstlichec, scharffe vermanunge, zu denen, so gerecht worden sin, offte widerholet und offt eingebildet werdet: 1. Cor. 5: „Irret nicht, kein hurer, kein ebrecher, kein gitziger, etc. wirt das reiche Gotts erben.“98 Gal. 5, Eph. 5: „Die solches thun, werden daß reich Gottes nicht besitzen.“99 Rom. 8: „Who ihr nach dem fleisch lebet, so werdet ihr sterben mussen.“100 Colos. 3: „Umb solcher willen kumpt der zorn Gottes uber die ungehorsamen.“101 Wie nu auß diesem grunde die vermanunge zu guthen wercken ohn nachteil des glaubens und des artikels der rechtfertigung konne gescherfft werden, zeiget die apologia ein fein furbild, do sie articulo 20 uber den spruch [106r] Petri: „Fleisset euch, euwren beruff feste zumachen“102, also saget: Petrus lehret, worumb man gute wercke thun soll, nemlich das wir unseren beruff fest machen, das ist, das wir nicht auß unserem beruff fallen, wen wir widerumb sundigen. Thuth gute wercke, spricht ehr, daß ihr bei euwrem himelschen beruff bleibet, daß ihr nicht wider abfallet und verliehret Geist und gaben, die euch nicht umb der folgenden wercke willen, sondern auß gnaden durch Christum widerfaren sind und nhu erhalten werden durch den glauben. Der glaube aber bleibt nicht in denen, die sundtlich leben furen, den H. Geist verlihren, die busse von sich stossen etc. Haec apologia. Auff diese meinunge wirt recht und christlich von etlichen geredet, das wir gute wercke darumb thun sollen, das wir den glauben und die alleine durch Christum unß erworbene und auß lauter gnade geschenckte und allein durch den glauben entfangene gerechtigkeit und seligkeit nicht widerumb verlieren, wen wir mussich und unfruchtbar sein oder nach dem flesche leben, 2. Pet. 1; Rom. 8103, sonderen durch Gottes gnade und krafft behalten mugen, 1. Pet. 1104, den wer wissentlich und vorsetziglich bose wercke thut, der wirt das reich Gottes nicht besitzen, weil ehr dadurch den glauben verleuret, Colos. 3105. Dagegen aber hat es diese meinunge nicht, das der glaube allein im anfange die gerechtigkeit und seligkeit ergreiffe und darnach sein ampt den wercken ubergebe, das dieselbige hinfurder die entfangene gerechtigkeit und seligkeit c
cj.: erns[...]
98 I Kor 6,9f | 99 Gal 5,21; Eph 5,5 | 100 Röm 8,13 | 101 Kol 3,6 | 1,3–10; Röm 8,13. | 104 Vgl. I Petr 1,13–25. | 105 Vgl. Kol 3,1–6.
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II Petr 1,10 |
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Vgl. II Petr
Responsio | 1. Reputatio falsae opinionis.
Refutatio 1. A minis dei. 2. A mandatis dei.
Compilatio a testimonio.
Fides conservat salutem.
Illatio
A dictis.
A contrario.
Cautela de fide et operibus.
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A dicto Pauli. | 1.
2. 3.
Illatio
4. De operum damno quomodo loquendam.
A dicto Pauli.
Correctio Rationes 1.
2. 3. | 4. 5. Conclusio Ratio 1. | 2. 3.j
Illatio
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erhalten musen, sonderen auff das die verheissung der gerechtigkeit und seligkeit nicht allein zu entfangen, sonderen auch zu behalten unß fest und gewiß muge sein, gibt Paulus, Rom. 5, dem glauben nicht allein den eingang zur gnaden, sundern auch daß wir in der gnaden stehen und uns rhumen der zukunfftigen herligkeit,106 das ist anfang, mittel und ende gibt ehr alles dem glauben allein. Colos. 1: „Ehr wirt euch darstellen heilich und unstrefflich fur ihm selbs, so ihr anders bleibt im glauben.“107 1. Pet. 1: „Wir werden auß Gottes macht durch den glauben bewaret zur seligkeit.“108 Item: „Ihr werdet das ende euwers glaubens davon bringen, nemlig der seelen seeligkeit.“109 Und weil nu der glaube das eigentliche eigene mittel ist, dadurch gerechtigkeit und seligkeit von Gott nicht allein entfangen, sunder auch erhalten wert, sol billich verworffen werden, das in tridentino concilio gelehret wirt, das unsere gute wercke die seligkeit erhalten oder das die empfangene gerechtigkeit des [106v] glaubens, oder auch der glaube selbst, durch unsere guthen wercke, entwedder genzlich oder jo zum theil erhalten und bewhart werden.d Zum vierten, waß die proposition belanget, das gute werck zu seligkeit schedtlich sein sollen, erkleren wir uns deutlich: Also wen jemandt die guten wercke in den artikel der rechtfertigung zeugt, seine gerechtigkeit oder das vertrauwen der seligkeit darauff sezet, wil damit gnade verdienene und dadurch selig werden, in dem fal sagt Paulus und widerholz dreymal, Phil. 3, das eim solchen mensche seine wercke nicht alleine unnuzlich und hinderlich, sonder auch schedtlich sein110. Aber darauß folget in keinem wege, das man simpliciter und bloß sagen solle, guthe wercke sindt den gleubigen zu oder an ihrer seligkeit schedlich, dan in den gleubigen sindt gute wercke, wen sie propter veras causas et ad veros fines geschehen, anzeigunge der seligkeit, Philip. 1111. Auch ist Gottes wille und befehl, das die gleubigen gute wercke thun sollen, der H. Geist wircket sie in den gleubigen, Godt lest sie ihm auch umb Christi gefallenf und verheisseth inen herliche belohnunge in diesem und im kunfftigen leben. Derwegen wirdt auchg diese proposition in unseren kirchen gestrafft, außgesetz und verworffen, dieweil sie, also bloß gesetzth, falsch und ergerlich ist, dodurch zucht und erbarkeit geschwechet, der rhohe, wilde, sichere epicureismusi eingefuret und gesterket muchte werden, dan was einem zu seiner seligkeit schedtlich ist, dafur sollk ehr sich ja mit hogsten fleiß huten. Weil nhu christen von den guthen wercken nicht sollen abged danach von fol. 107r eingewiesen: Dan ob wol vor diesem streit etliche viel reine lerer solich und dergleichen reden in auslegung der scrift gebraucht, hiemit aber keines weges gesinnet, obvermelthe ihrtumb der papisten zu bestetigen, jedoch, weil nachmals uber solcher weise zu reden streit (cj.: sein) erstanden, daraus allerlei ergelich (cj.: ergelist) weiterung erfolget ist, es am aller (cj.: alder) sichersten, nach der vermanung s. Pauli uber dem furbild der gesunden wort, so viel alse uber der reinen lher selbst zuhalten, dadurch viel unnotigs gezenck abgesnitten und die kirche vor viel ergerniß behutet werden moge | e cj.: ver[...]nen | f cj.: gefal[...] | g cj.: au[...] | h cj.: gese[...] i cj.: epicureism[...] | j cj.: 4 | k cj.: so[...] 106 Vgl. Röm 5,2. | 107 Kol 1,22f | 108 I Petr 1,5 | 109 I Petr 1,9 | 110 Vgl. Phil 3,7–9. | 111 Vgl. Phil 1,28.
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halten, sonderen zum fleissigesten darzu vermanet und angehalten werden, so kan und soll diese blosse proposition in der kirchen nicht geduldet, gefuret oder vertediget werden. [107v leer] [108r] V. Von dem gesetze und evangelio
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Nachdeme der unterscheit des gesetz unt evangelii ein besunder herligk leicht ist, welches dazuu deinet, das Godds wort nit geteilet und der heiligen propheten und apostell schrifften eigentlich erkleret und vorstanden, is mit besunderen vleis uber denselben zu halten, damit diese zwo lehren nit mit einander vormischet, oder aus dem evangelio ein gesetz gemachet, dardurch der vordienst Christi vortunckelt unt die betrubten gewissen ihres trostes beraupt, den sei sonst in dem heiligen evangelio haben, wen dasselbige lauter und rein geprediget unt sich in ihren hogesen anfechtungen witer die schreckunge des gesetzes aushalten konnten. Nun is hei gelicher gestalt zwischen etzlichen theologen augsburgischer confession zweispalt eingefallen, da der ein theil vorgeben, das evangelium sei eigentlich nit alleine eine gnaden predigt, sunter auch zugleich ein predigt der buse, welche die groseste sunde, nemblich den ungelauben, straffe. Der ander theill aber hat gehalten unt gestritten, das das evangelium nit eigentlich sei eine buß oder straffe predigt, welches eigentlich dem gesetz Godts zugehore, das alle sunde unt also auch den ungelaupen straffe, sunderen das evangelium sei eigentlichen eine predige von der gnade unt hulde Godts umb Christus willen, durch welchen den bekerten zuu Christo der unglaube, in welchem sie zuvorn gestecket, vorzihen werde, den das gesetze Godts gestraffet hatt. Da wir nhun diese zweispalt recht bedencken, ist solche vornemplichen daheer vorursachet worden, den das wort „evangelium“ nicht in einerlei unt gleichem vorstant allewegen, sunderen auf zweierleil weise in h. godtlicher schrifft wei auch von den alten [108v] unt neuwen kirchen lehren gebraucht unt vorstanden worden. Dan einsmahll wirt es gebraucht, das dadurch vorstanden die gantze leher Christi, unsers Heren, die ehr uf auf erden in seinem predige ampt gefurt unt ihm neuwen testamente zuvoren bevholen, unt also damit de vorklerunge des gesetzes und vorkundigungk der hulde unt gnade Godts, seines hemmelschen vaters, begripfen hat, wie Marci ahm ersten beschriben steihetm: „Dus is die anpfangk vom evangelii von Christo Jesu, dem son Godts.“112 Unt balde daruff werden die summarischen heubetstucke gesetztn: Buß unt vorgebunge der sunden. Also do Christus nach seiner auferzstehunge den aposteln bevholen, das evangelium in alle welt zuu predigen, Marci ahm 16.113, fasset ehr die summa solcher seiner leher mit wenigk wor-
l
cj.: zweilrlei | m cj.: stei[...] | n cj.: geset[...]
112
Mk 1,1 | 113 Vgl. Mk 16,15; Mt 28,19.
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Exordium ab utili.
A contrario.
Narratio 1.
2.
A causis.
1. Procatio evangelii.
A dictis. 1.
190 2.
3.
Illatio
Ab exemplis.
2. Procatio evangelii.
A dictis.
Paenitentiae | 1. Procatio 2. Procatio Agere paenitentiam.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
ten zuusamehen, da ehr Luce 24 sagt: „Also is geschreben und also muse Christus leiten und uferstehen von den dothen ahm dritten tage und predigen lassen in seinem nhamen bus unt vorgepunge der sundeo unterp allen heiden.“114 Gleiches fals auch nennet Paulus seine gantze lehre das evangelium, Act. 20115. Ehr fasset aber die summa seiner lehre in diese heubtstucke: Buß zu Godt unt den gelauben ahn Christum. Und in dem vorstande ist die generalis definitio recht, das evangelium sei eine predige von der buß unt vorgebungk der sunden, den es haben Johannes, Christus unt die apostell ihre predige von der buse angefangen unt also nit alleine die gnadenreiche vorheisunge von vorgepunge der sunden, sunderen auch das gesetz Godts ausgelecht und getriben. Darnach wirt das wort „evangelium“ in einem anteren vorstande geprauchet, da es die predige von der buse nit begript, sunter alleine die predig von der gnade Godts, wei gleich hie nach volget, Marci 1, da Christus saget: „Thut buse unt geleubt dem evangelio.“116 [111r] Nu wirt das wortlein bus zu zeiten gepraucht unt genhomen fur die gantzen bekerunge des menschen, als Luce 13 et 15117, aber ahn diesem orte, Mar. 1, wei auch anders wo, do unterschetlich gesetzet wirt die buse und der gelaube ahn Christum, Act. 20118, oder bus unt vorgepunge der sunden, Luc. 24119, heisset bus thun anders nichtes, den die sunde wahrhafftigk erkennen, hertzlich davon rauwen unt davon abstheen, welche erkantnusse aus dem gesetze kumpt, aber zuur volkomuge bekerunge zu Godt nit genuch is, wen nit der gelaube an Christum dazu kumpt. Diesen verdienst die trostliche predige des h. evangelii allen busfertigen sunderen ahn beut, so durch die predige des evangeliiq erschrechet seint. Den das evangelium prediget vorgebung der sunden nit den rohenr, sicheren hertzen, sunderen den zerschlagenen unt busfertigen, Luc. 4120. Unt das aus der reu oder erschrechens des gesetzes nit muge eine vorzweifelunge werden, mus die predige des evangelii dozu kommen, das es muge sein „reuet zur seligkeit“, 2. Cor. 7121.u
o cj.: sun[...] | p cj.: unt | q gestr., dafür eingefügt: gesetz | r cj.: rochen | s gestr., dafür eingefügt: erschreckung | t gestr., dafür eingefügt: eine reue | u danach von fol. 109r–110r eingewiesen: [109r] Ratio a testimoniis Dan weil die bloße predigt des gesetz ohn Christo entwedder vermeßene leuthe macht, die sich Lutheri. dafur halten, das sie das gesetz mit euserliken wercken erfullen konnen, oder gans und gar in verzweiflung geraten, so nimpt Christus das gesetz in seine hende und leget daßelbe geistlich aus, Mat. 5; Ro. 7, unde offenbaret also seinen zorn vom himel herab uber alle sunde, wie groß dieselbe sei. Dadurch sie in das gesetz geweiset werden und aus demselben erst recht lernen ire sunde erkennen, welches erkenteniß Moses nimmermer aus inen hette erzwingen konnen. Dan wie der apostel zeuget: Do gleich Moses gelesen wirt, so bleibet doch immer die decke, so ehr fur sein angesichtt hinge, unufgedeckt, das sie das gesetz geistlich und wie große dinge es von uns erfordert, und weil wir solches nicht halten konnen, wie tieffer es verfluche oder verdamme, nicht erkennen. Wan sie sich aber zum Hern bekert haben, alse dan wirt solche decke abgethan, 2. Cor. 3: Darumb muß der Geist Christi nicht alleine trosten, sunder auch durch das ampt des gesetzes straffen die welt umb der sunde willen und also im neuwen testament thun, wie der propheth sagt, 114
Lk 24,46f | 115 Vgl. Act 20,24. | 116 Mk 1,15 | 117 Vgl. Lk 13,5; Lk 15,7. | 118 Vgl. Mk 1,15; Act 20,21. | 119 Vgl. Lk 24,47. | 120 Vgl. Lk 4,18; Jes 61,1. | 121 II Kor 7,10
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Also sagen die schmalkaldischen artichel: Das neue testament behalt unt treibet das ampt des gesetzes, das die sunde unt Godts zorn openparet. Aber zu solchem ampt thut es fluches die vorheisunge diev gnade durches evangelium. Undt die apologia sprichet: Zu einer rechten buse ist nit gnugk alleine das gesetz zu predigen, sundern es mus dazuu komen auch das evangelium. Also sunt beide lehre bie einander unt mussen auch neben einander getreben werden, aber einw gewisser ordenunge unt mit geburlichem unterscheit. Und werden die antinomi oder gesetzsturmer billigk vordampt, welche die predige des gesetzes aus der kirchen vorwerpfen unt wollen, das nurx sunde straffen, reu unt leit lehren solle, nicht aus dem gesetz, sunteren aus dem evangelio. [111v] Auf das aber menigklicher sehen muge, das wir in angerechter zwispalt nichtes vorslagen, sunder dem christlichen leser den handell fein lauter unter augen stellen, demnach gleuben und bekenen wir einheiligk, das das gesetz eigentlichen sei eine godtliche lehre, darinnen der gerechte, unwundelbahr wille Godts geopenbaret, wei der mensch in seiner natur, getancken, worten unt wircken geschaffen sein solte, das ehr Godt gevelligk und angenhemen sei. Unt dreuet den ubertretheren desselben Godts zorn zeitliche unt ewige straffen. Denn alles was die sunde straffet ist unt gehort zum gesetz, desseny eigen ampt ist sunde straffen unt zur erkentnusse der sunden fuhren, Rom. 3 et 7122. Unt nachdem der ungelaube ein wurtzell unt brunenquell aller straflichen sunden, so straffet das gesetz furnhemlichen auch den ungelauben. Es ist aber dis einfeltigk unt wahr, das das gesetz mit seiner lehre in vihlen stuchen durch das evangelion illustrieretz und erkleret wirt unt bleibet gleichs woll des gesetz eigentlich ampt, die sunde strafen unt von guten werken lehren. Also straffet das gesetz ingemein allen ungelauben, wen man Godts wort nit geleubt, weill nhun das evangelion, welcher alleine eigentlich lehret opus alienum ut faciat opus proprium, das ist, ehr muß ein frembt ampt verrichten, welches is straffen, bis ehr kompt zu seinen eignen wercken, trosten und von der gnade predigen. [109v leer] [110r] Darumb ehr dan uns durch Christum erworben und gesanth und der ursachen auch der troster genennet wirt, in maßen d. Luther in der auslegung des evangelii dominica 5. post trini[tatem] mit nachfolgenden worten ercleret hat: Es ist alles des gesetzes predigt, was davon unsern sunden und Gottes zorn geprediget, es geschei wie oder wen es wolle. Widerumb is das evangelium eine solche predigt, die nicht anders alse gnathe unde vergebung in Christo zeiget und gibt, wiewol es war und recht ist, das die aposteln und prediger des evangelii, wie auch Christus selbsts gethan hath, die predigt des gesetzes bestedigen und anfahen bei denen, die noch nich ire sunde erkennen, noch fur Gottes zorn erscrocken sein, wie ehr, Joh. 16, sagt: Der Heilige Geist wirt die welt straffen umb die sunde, darumb das sie nicht an mich gleuben. Ja was ist fur ein ernstlicher, screcklicher anzeigung und predigt Gottes zorns uber die sunde den eben das leiden und sterben Christi, seines sons? Aber so lange dis alles Gottes zorn predigt und den menschen screcket, so ist es noch nicht das evangelii nach Christum eigene predigt, sondern Mosis und des gesetzes uber die unbusfertigen, dan das evangelium und Christus ist je nicht geordnet noch gegeben, zu screcken noch zuverdammen, sondern die, so erscrecken und blode sint, zu trosten und aufzurichten | v gestr., dafür eingefügt: der | w gestr., dafür eingefügt: in | x gestr., dafür eingefügt: man | y cj.: diesese mit SSC[D] | z cj.: inustrieret 122
Vgl. Röm 3,20; Röm 7,7.
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Comprobatio a testimonio.
Illatio
Propositio confessionis. | 1. Lex quid proprie.
Ratio a proprio. A dictis. Illatio ac incredulitate.
Appendix de connexis legis et evangelii. | Correctio
192
2. Evangelium quid.
Ratio a proprio.
Fiducia applicans.
Expolitio per collationem.
Ab exemplo maiorum.
1. Patriarcha
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
unt befilt, ahn Christum gleuben, Godts wort ist, so straffet das gesetz auch den eingemeinden unglauben widera das evangelium, welches doch alleine eigentlich lehret von dem seligkmachenden glauben ahn Christum. Das evangelium sei eigentlich eine leher (nachdem der mensch das gesetze Godts nit gehalten, sunderen dasselbige ubertretten, darwiter seine vorderpte natur, getanchen, wort unt wercke streiten unt der ursachen dem zorn Godts, dem tod, [keine Foliierung: 111c] allen zeitlichen plagen unt der straffe des hellischen feuers unterworpen), die dar lehret, was der mensche glauben sall, das ehr bie Godt de vorgebunge der sunde erlange, nemplichen das der son Godts, unser Heer Christus, den flugk des gesetzes auf sich genhomen unt getragen, alle unser sunde gebueset unt bezalet, dardurch welchen allein wir bie Godt witer zu genaden komen, vorgebunge der sunden durch den glauben ehrlangen, aus dem todt unt allen strapfen der sunden ehrlediget unt ewigk seligk werden. Den alles was trostet, die hulde undt gnade Godts den ubertretheren des gesetzes ahnbeut, ist unt heiset eigentlichen evangelium, ein gute unt frohliche bottschafft, das Godt die sunde nit straffen, sundern ump Christus willen vorgeben wolle. Demnach ein jeder busfertiger sunder glauben, das ist, sein vortruwent alleine uf den Heren Christum setzen soll, das ehr „ump unser sunde willen sei darhen gegeben, welcher ump unser rechtfertigungk willen witerump aufferstanden“123, welcher ump unsert willen zur sunden geworden, „der von keiner sunde wuste, auf das wir ihn ihme worden die ,gerechtigkeit, die vor Godt gelt‘ “124, „der uns zur gerechtigkeit gemachet“125, dessen gehorsam uns zur gerechtigkeit vor Godt in seinem strengen gericht zugerechenet wirt, das also das gesetze ein ampt, das durch den buchstaben dothet unt die vordamnus prediget.126 Das evangelium aber ist „ein krafft Godts seligk zumachen alle, die darahn geleuben“127, das die „gerechtigkeit predigt“ unt „den Geist gipt“128. Dusse zwo predige sint von anpfangk der welt her in den kirchen Godts neben einander je unt alle wege mit geburenden unterscheit getriben worden. [keine Foliierung: 111d] Dann die nachkommen der lieben altvetter, wei den auch die altvetter selbest, sich nit alleine stedes erinnert, wie der mensche anpfanges von Godt gerecht unt heiligk erschapfen unt durch betrugk der slangen Godts gebot ubertrethen, zuu sunder geworden unt sich selbest sampt allen ihren nachkomen vorderbet, in den dodt unt ewige vordamnuß gesturtzet haben, sunderen auch sich witerump aufgerichtet unt getrostet durch die predige von des weibes sahmen, welcher den slangen den kopf zutretten soll129, item, von Abrahams samen, in welchem alle volcker gesegent werden sollen130, item, von Davits sone, der das reich von Israell witterump aufrich-
a
cj.: wiher
123
Röm 4,25 | 124 II Kor 5,21; Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | 125 I Kor 1,30 | 126 Vgl. II Kor 3,6. | 127 Röm 1,16; I Kor 1,18 | 128 II Kor 3,9.8; vgl. Gal 3,2. | 129 Vgl. Gen 3,15. | 130 Vgl. Gen 22,18; Gen 27,28f.
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ten131 unt das licht der heiden sein solle132, welcher ump unser sunde willen geslagen und ump unser sunde unt missethat vorwundet, durch des wunden wi heill worden sundt133. Solche beide lehre gleuben und bekenen wir, das die fur undt fur bis ahn dat ende der welt vleissigk, doch mit gehortem, guten unterscheidt in der kirchen Godts zu treiben sei, darmit durch die predige des gesetzes unt desselben drowunge dei hertzen der unbusfertigen menschen geschicket und zur erkentnusse ihrer sunden unt zur buse gepracht, aber nit also, das sie darine vorzagen undt vorzweifeln, sunter durch die predige des h. evangelii von unserem Heren Christo witterump also getrostet und gestercket, das nemplichen ihnen, so sie dem evangelio geleuben, Godt ihre sunde durch Christum vorgeben, sie deselben ahn kintschaf ahneme unt us lauter gnade ohne allen ihren vordienst gerecht unt seligk machen, aber doch nit also, das sie sich der gnaden Godts misprauchen unt auf dieselben sundigen, wie Paulus, 2. Cor. 3, den unterscheitb zwischen dem gesetz und dem evangelii gruntlig undt gewaltigk erweiset134. [112r] Demnach und auf das beide lehre, des gesetzes undt evangelii, nit ineinanter vormenget unt vormischet unt der einen zugeschriben werde, was der ander zugehort, dardurch den leichtlichen die vordiens unt guthaten Christi vortunckelt und das evangelium witterump zu einer gesetz lehre gemachet, wei ihm bapstumb gescheien, undt also den christen des rechten trostes beraubet, den sie ihm evangelio witer das schrecken des gesetzes haben, undt dem bapstumbc widerump die thuer in den kirchen Godts auff gethaen werden, so mus mit allem vleis die wahre, eigentliche unterscheit zwischen dem gesetz unt evangelio getrieben unt ehrhalten, und was zur confusion inter legem et evangelium ursache gepen muchte, vleisigk vorhutet werden. Ist derhalben geferligk undt unrecht, das mehn aus dem evangelio, wens eigentlichen also genennet, wei es vom gesetz unterscheden wirt, eine buß oder straffe predige machen solle. Den suns was ihm gemeinen vorstanden wirt von den gantzen lehre, so saget auch die apologia etzliche maehll, das evangelium sei eine predige von der bues unt vorgepungk der sunden. Es zeichet auch darheneven die apologia auch ahnd, das evangelium eigentlichen sei die vorheisunge der vorgepunge der sunden unt der rechtfertigungk durch Christum, das gesetze aber sie ein wort, das die sunde straffet unt vordammet.
b
cj.: un[...]scheit | c cj.: baupstumb | d cj.: nho
131
Vgl. Ps 110 (Vg 109),1. | 132 Vgl. Jes 49,6. | Kor 3,6–9.
133
Vgl. Jes 50,6; Jes 53,5f; Lk 1,67–79. | 134 Vgl. II
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2. Nos
Ratio ab effectu.
Correctio
Admonitio ex causis.
Illatio refutationis.
Correctio A testimonio.
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Schwäbisch-Sächsische Konkordie
[114r] VI. Vom dritten brauch des gesetzes Gottes Nachdem ihn unsern kirchen ein guthe zeidt einhelligen gelerett worden, das die warhafftig zue Gott bekerthe undt widergeborne einen neuwen gehorsam nach dem gesetz Gottes ahnstellen sollen, hadt sich eine ahndere zweispallt ethtlicher weinich theologen zugethragen, da der eine theill gelerett undt gehallthen, daß die widergeborne den neuwen gehorsam, oder ihn wellchen guthen werken sihe wandelln sollen, nichts aus dem gesetz lernen, noch dieselbige lher zuthreben sei, weill sihe durch den shon Gottes frei gemacht, seineß geistes thempell135 worden, undt also frei, gleich wie die sonne ohne einigen threib fur sich selbst ihren ordenthlichen lauff vollbringt, allso auch sihe vor selbst auß eingeben undt threib des Heiligen Geistes thun was, Gott von ihne ahnforderdt. Dagegen hadt der ander theill gelerett, ob woll die rechtgleubigen warhafftihgk durch den Geist Gotts gethreiben werden undt allso nach dem ihnwendigen menschen aus einem freien geiste den willen Gottes thun, so gebrauche doch eben der Heilige Geist daß geschribene gesetz bei ihnen zur lhere, dardurch auch die rechtgleubigen lernen, Gott nicht nach ihren eignen gedanken, sundern nach seinem geschribenen gesetz undt worthen zue dienen, wellchß eine gewisse regell undt richtschnur sei eineß gottseligen lebens undt wandellß, nach dem ewigen undt uhnwandellbaren willen Gottes ahnzurichten. Zue ehrklerung undt endtlicher hinlegung dieser zweispalt gleuben, leren undt bekennen einhellhichleich, daß ob woll die rechtgleubigen undt warhafftigk zue Gott bekerten undt gerechtfhertigten christen vom fluch deß gesetzeß ehrledicht undt freigemacht sein, daß sihe sich doch ihm gesetz deß Herren theglich uben sollen, wie geschriben stehett, Psal. 1 undt 119: „Woll dem, der lust zumf gesetze des Herren hadt undt redett von seinem gesetz thag undt nacht.“136 Dann das gesetz ist ein spigell, ihn welchen der wille Gottes undt waß ihm gefellich eigendtlich abgemallt ihst, daß man dem gleubigen stetigs furgehallthen undt bei ihnen ohn uhntherlaß fleisich threiben soll. [114v] Denn ob woll den „gerechten kein gesetz gegeben“ ist, wie der apostell zeugt137, sondern den uhngherechen, so ist doch sollchß nicht allso bloß zuverstehen, daß die gherechten ohn gesetz leben sollen, denn daß gesetz Gottes ihnen ihn daß hertze geschriben138 undt dem ehrsten menschen gleich nach seiner ehrschaffung auch ein gesetz geben, darnach ehr sich verhalthen e
Narratio | 1.
2.
Propositio Regenerati debent vivere iuxta legem.
A dictis.
A proprio legis.
Obiectio Solutio A notitia legis naturali.
Causa dissensionis.
e – e gestr., dafür von fol. 113r eingewiesen: Nach deme das gesetze Gottes nicht alleine darzu nutzet, das dadurch euserliche zucht und erbarkeit wider die wilden ungehorsamen leute erhalten, desgleichen der durch solches die menschen zu erkenteniß irer sunden gebracht, sundern auch wen sie durch den Geist Gottes neu geborn, zu dem Hern bekert und also inen die decke Moße aufgedecket, in dem gesetz lebe und wandeln, hath sich uber diesen 3ten und lesten brauch des gesetzes ein | f cj.: undt 135
Vgl. I Kor 6,19. | 136 Ps 1,2; Ps 119 (Vg 118),1 | 137 I Tim 1,9 | 138 Vgl. Röm 2,15.
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Vom dritten Gebrauch des Gesetzes
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sollt139, sundern die meinung s. Pauli ist, das daß gesetz die jenigen, so durch Christum mith Gott versonett, midt seinem fluch nicht beschweren kann, auch die widergebornen midt seinem zwanck nicht quelen durffe, weill sihe nach dem ihnwendigen menscheng lust haben ahn Gottesh gesetz140. Undt zwar, wenn die gleubigen undt außehrwellthen kinder Gottes, wenn sihe durch den einwonenden Geist ihn diesem leben vollkomlichi wider geboren oder verneuwerdt werden, allso daß sihe ihn ihrer nathur undt allen derselben krefften gantz undt gar der sunde leddich werhen, bedurfen sihe keineß gesetzeß undt allso auch keineß werbersj, sundern sihe thethen vor sich selbst undt gantz freiwillich, ahn alle lehr, vermanunkg, ahnhalthen undt threiben deß gesetzeß, waß sihe nach Gotteß willen zue thun schulthigk sein, gleich wie die sunn, der mhon undt daß gantze himlische gestirn sein ordendlichenk lauff ohn vermanung, ohn ahnhalthen, threiben, zwank oder nothigung vor sich selbst uhnverhindertt hadt nach der ordnungk Gottes, diel ihnen Gott ein mall gegeben hatt, ja weie die lieben engell einen gantz freiwilligen gehorsam leisten. Nach dem aber die gleubigen ihn dieser wellt nicht vollkomlich gantz undt gar, completive vel consumative, verneuwerdt werden – den ob woll ihre sunde durch den vollkomen gehorsam Christi bedekt, daß msie denm gleubigen zur verdamniß nicht zugerechnett ist, auch durch den Heiligen Geist die abthothung deß allthen Adams und die verneuwerung ihm geiste ihreß gemuts ahngefhangen, so hangett ihnen doch noch ihmmer der allthe Adam ihn ihrer hautt und nathur, darzu auch ihn allen desselben ihnerlichen undt eusserlichen krefften ahn, davon der apostell geschriben: „Ich weiß, daß ihn mir, das istn [115r] ihn meinem fleische, wonett nichs guts“141, undt abermallß: „Ich weiß nicht waß ich thue, den ich thu nicht, daß ich will, sundern das ich hasse, das thue ich“142, item: „Ich sehe ein ahnder gesetz ihn meinen gliedern, daß da widerstreihett dem gesetz ihn meinem gemutht undt nimpt mich gefangen ihn der sunden gesetze“143, item: „Daß fleisch gelustet wider den geist undt der geist wider daß fleisch, dieselbigen sein widereinahnder daß ihr nicht thutt, was ihr wollett“144 – darumb so bedurffen ihn diessen leben die rechtgleubigen, außehrwellthen undt widergeborne kinder Gotts von wegen sollicher lusten deß fleischeß nicht allein das gesetzeß thechlicher lher undt vermhanungk, warnung undt thrauung, sundern auch offtermallß der straffen, damidt sihe auffgemundhert undt dem Geist Gottes follgen, wie geschriben stehett: „Es ist mir guth Herr, daß du mich demutigst, auff daß ich deine rechte lerne.“145 Undt abermallß: „Ich betheube meinen leib undt zeme ihn, daß ich nicht den ahndern predige undt selbst verwerfflich werde.“146
g cj.: mensch[...] | h cj.: Gottest | i cj.: vollkom[...] | ordend[...] | l cj.: d[...] | m – m cj.: sehen | n cj.: i[...] 139
Vgl. Gen 2,17. | 140 Vgl. Röm 7,22. | 141 Röm 7,18 | 5,17 | 145 Ps 119 (Vg 118),71 | 146 I Kor 9,27
j
gestr., dafür eingefügt: treibers | 142
Röm 7,19 |
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cj.: Gal
A mente Pauli.
A proprietate piorum.
Adversativa
A dicto Pauli.
Illatio
Ab utili. | Psal. 119
1. Cor. 9
196 Heb. 12
Correctio de differentia efficatiae legis ac evangelii. Legis proprium. Evangelii vis.
Legis proprium.
S[piritus] s[anc]tus agit legis et evangelii officium. A dictis.
Illatio
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
Undt aber malß: „Seidt ihr ohn zuchtigung, wellcher sihe alle sindt theillhafftigk worden, so seidt ihr bastardt undt nicht kinder.“147 Es muß aber auch uhntherscheidtlich erklerdt werden, was das evangelium zu dem neuwen gehorsam der gleubigen thue, schaffe undt wircke undt waß hir ihn, so viel die guthen werk der gleubigen ahnlangt, des gesetzes ampt sey. Den daß gesetz sagt woll, es sey Gots will undt befhell, daß wir ihm neuwen leben wandelln sollen, eß gibt aber die krafft undt daß vermugen nicht, daß wirs ahnfangen undt thun kunen, sundern der H. Geist, wellcher nicht durchß gesetz, sundern durch die predigt deß h. evangelii gegeben undt empfhahen wirdt, Gal. 3148, ehrneuerth das hertz. Darnach braucht der H. Geist daß gesetz darzu, daß ehr auß demselben die widergeborne leret undt ihn den zehen gebotten ihnen zeigt undt weisett, wells da sey der wollgefellige wille Gottes, Rom. 12149, ihn wellchen „guthen werken sihe wandellen sollen, die Gott zufhor bereithet hadt“, Eph. 2150, vermanett sihe dazu undt, so sihe ihn dem von wegen deß fleischeso faull, nachlessich undt widerspenich sein, [115v] strafft ehr sihe darumb durchs gesetze allso, daß ehr beide empter zu mall furett: „Ehr thothett undt macht lebendich, ehr fhurett ghen helle undt furett wider herauß“151, wellchß ampt ist nicht allein throsten, sundern auch straffen, wie geschriben stehett: „Wen der H. Geist kumpt, der wirdt die wellt (darunder auch der allthe Ahdam ist) straffen umb die sunde undt umb die gerechtigeidt undt umb das gericht.“152 Sunde aber ist alleß, daß wider daß gesetz Gotts ist undt s. Paulus sagt: „Alle schrifft, von Gott gegeben, ist nutz zur lher, zur straffe“ etc.153 undt straffen ist daß eigendtliche ampt deß gesetzes. Darumb, so offt die gleubigen strauchelen, werden sihe gestrafft durch den Geist Gottes auß dem gesetz undt durch denselbigen Geist wider auff gericht und getrostett midt der predigt deß h. evangelii.p o
cj.: fleischesches | p danach von fol. 116r und 117r eingewiesen: [116r] Damit aber, so viel muglich, aller misverstandt verhutet und der underscheit zwisken den wercken des gesetzes undt Geistes eigentlich geleret unde gehalten werde, ist mit besonderm vleiß zumercken, wan von guten wercken geredet wirt, die dem gesetz Gottes gemeß sein (dan sonst sint es nich guthe wercke), das hei das wort gesetz einerlei heisset, nemlich den unwandelbaren willen Gottes, nach welchem sich die menschen in irem leben verhalten sollen. Der underscheit aber ist in den wercken von wegen des underscheidts der menschen, die nach solchem gesetz und willen Gottes sich befleissen, zu halten. Dan so lange der mensche nich wider geborn ist und sich nach dem gesetz helt und thut die werck, darumb das sie also geboten sint, aus furch der straffe oder gesuch des lons, der ist noch unter dem gesetz und seine wercke werden von s. Paulo eigentliche wercke des gesetzes genennet, dan sie werden vom gesetz gezwungen wie die knechte und das sindt cainische heiligen. Wan aber der mensch durch den Geist Gottes neu geborn und von dem gesetz frei gemacht, das ist von diesem treiber ledig worten und von dem Geiste Christi getriben wirt, so lebet ehr nach dem unwandelbaren willen Gottes im gesetze begriffen, ad Timo. 1, undt thut alles, so viel ehr neu geborn ist, aus freien, lustigen geist. Und solches heissen nich wercke des gesetzes, sundern wercke undt fruchte des geistes oder, wie es s. Paulus nennet, des gesetzes gemuth und gesetz Christi. Dan solche leut sint nich mher unter dem gesetz, sundern unter der gnaden, wie s. Paulus sagt. [116v leer] [117r] Nachdem aber die gleubigen in dieser welt nich volkomen wider 147 Hebr 12,8 | 148 Vgl. Gal 3,2.14. | 16,8 | 153 II Tim 3,16
149
Vgl. Röm 12,2. |
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Eph 2,10 |
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So ist auch sollche lhere deß gesetzes den gleubigen darumb nothigq, auff daß sihe nicht auff eigene heilicheidt undt ahndacht fallen undt uhnterr den schein deß Geistes Gottes eigen ehrwelthen gottesdienste ohn Gottes wordt undt befhell ahnreichten, wie geschrieben stehett, Det. 12: „Ihr sollett deren keineß thun, ein jeder waß ihm recht dunkt“154, sundern hoerett die gebotte undt rechte, die ich euch gebiethe, „undt sollett auch nichtes davon thun“155. So ist auch die lhere des gesetzes in undt bey den guthen werken der gleubigen darumb vonothen, den sunst kann ihm der mensch gar leicht einbillden, daß sein werck undt lebens gantz rein undt vullenkomen sey. Aber daß gesetz Gotts schreibet dem gleubigen die guthen werck allso fur, das es zugleich wie ihn einem spigell zeigett undt weisett, daß sihe ihn unß ihn diesem leben nocht uhnvollenkomen undt uhnrein sein, das wir nicht dem lieben Paulo sagen mussen, wen ich mir gleich nichts bewust bin, so bin ich darin nicht gerechtfertigtu.156 Allso do Paulus die neugeborenenv zu guthen werken vermanett, hellt er ihnen ausdruklich fur die zehen gebott, Rom. 13157, undt das seine guthe werke unvullenkomenw undt uhnrein seien, ehrkenett ehr auß dem gesetz, Rom. 7158. Undt Davidt spricht, Psalmo 119: Viam mandatorum tuorum cucurri, „Ich wandelex auff den wegen deiner gebotten“159, „aber gehe midt deinem [118r] knecht nicht ihns gerichte, dann sonst wirth kein lebendiger vor dir gerecht sein“, Ps. 143160. Wie aber undt worumb die guthen werk der gleubigen, ob sihe gleich ihn diesem leben von wegen der sunde ihm fleische uhnvollenkommen undt uhnrein sein, denoch Gotte ahngenem undt wollgefellich sindt, sollchß lherett nicht daß gesetz, wellchß einen gantz vollkomenen, reinen gehorsam, wo ehr Gotte gefallen soll, ehrfhorderdt, sundern daß evangelium lherett, daß unsere geistliche opfer Gott ahngenem sein durch den glauben umb Christus willen, 1. Pet. 2; Ebr. 11161. Sollcher gestallt sein die christen nicht unther dem gesetze, sundern uhnther der gnaden, weill die person von dem fluch und verdamniß deß gesetzeß durch den glauben ahn Christum gefreiett, undt weill ihr guthen werke, ob sihe gleich nicht vullkomen undt uhnrein, durch Christum Gott ahngenem
geborn, sundern der alte Adam hanget inen ahn biß in die gruben, so bleibt auch in inen der kampf zwischen dem geiste und fleische. Darumb haben sie wol lust am gesetz Gottes nach dem innerlichen menschen, aber das gesetz in iren glidern widerstrebet dem gesetz in iren gemuthe, dergestalt sie nimmer ohn gesetz und geleichwol nich under, sunderen in gesetz sein, im gesetze des Hern leben und wandeln und doch auß treib des gesetzes nich thun. So viel aber den alten Adam belangeth, muß derselbige nicht allein mit gesetz, sundern auch mit klagen getrieben werden, der doch alles wider seinen willen unde gezwungen thut, nicht weiniger alse die gotlosen durch trauwung des gesetzes getrieben und im gehorsam gehalten werden, 1. Cor. 9; Rom. 7 q cj.: noth[...] | r cj.: uhn[...] | s cj.: le[...] | t cj.: n[...] | u cj.: gerechtfergt | v cj.: neugebore[...] w cj.: vullenkomen | x cj.: [...]dele 154
Dtn 12,8 | 155 Dtn 13,1 (Lutherbibel 1545: Dtn 12,32) | 156 Vgl. I Kor 4,4. | 157 Vgl. Röm 13,9. Vgl. Röm 7,7.18–21. | 159 Ps 119 (Vg 118),32 | 160 Ps 143 (Vg 142),2 | 161 Vgl. I Petr 2,5; Hebr 11,4. 158
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Ab utili. | 1.
2.
Ab exemplo Pauli.
Quomodo opera placeant.
Effectus
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Illatio
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sein, weill sihe auch nicht auß zwank deß gesetzeß, sundern auß verneuerung deß H. Geistes von hertzen willich undt ungezwungen thun, waß Gott gefellich ist, so viell sihe nach dem ihnnerlichen menschen wollgeborn sein. Gleichwoll aber furen sihe einen stethigen kampff wider den allthen Adam, den der allthe Adam, allß der unstellige, streithige esell, ist auch noch ein stuck ahn ihnen, daß nicht allein midt deß gesetzeß lhere vermanungk threiben undt drauen, sundern auch offtermallß mit dem knuttell der straffen undt plagen ihn dem gehorsam Christi zu zwingen, biß das fleische der sunden gantz undt gar außgezogen undt der mensch vullkomlich ihn der auffehrstehung verneuerdt, do ehr weder der predigt des gesetzeß noch seiner thrauung undt straffen, wie auch des evangelii nicht mher bedarff, wirdt, die ihn diß unvollenkomen leben gehoeren, sundern wie sihe Gott von ahngesicht zue ahngesicht ahnschauen, allso werden sihe durch krafft deß einwonenden Geisteß Gotteß freywillich, uhngezwungen, uhngehinderdt, gantz rein undt volligen mit eithell freudt den willen Gotteß thun uhndt sich ahn demselbigen ewich ehrfrheuen. [118v] Demnach verwerfen wir undt verdammen alls ein schedlichen, der christlicher zucht oder warer godtselicheidt nachteilligen ihrthumb, wenn geleret wurdt, daß daß gesetz obgemellther weise undt maß nicht bey den christen undt rechtgleubigen, sundern allein bey den uhngleubigen, uhnchristeny undt unbussferthigen gethrieben werden soll etc.
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[120r] VII. Von kirchen gebreuchen, so man adiaphora oder mittelding nennett Finis
Narratio | 1.
2.
Von ceremonien und kirchen gebreuchen, welche in Gottes wortt weder geboden noch vorboten sind, sonder guther meinung in die kirche eingefuret worden, umb guter ordenung und wolstandes willen oder sonst cristliche zucht zuerhalthen, ist gleicher massen ein zwiespalt under ethlichen theologen augspurgischer confession enstanden, da der eine theil gehalten, das man auch zu der zeit der vorfolgungen und im fall der bekenthnuß, wan die feinde des h. evangelii sich geleich mitt uns in der lehre nicht vorgleichen, dennoch mit unvorletzen gewissen etliche gefallene ceremonien, so an ihn selbst mitteldinge und von Godt wedder geboten noch vorboten, auff der widersacher dringen und ehrforderen weiderumb auffrichten und man sich also mit ihnen in solchen adiaphoris odder mitteldingen wol vorgleichen muge. Der ander theil hatt aber gestritten, das zu zeith der vorfolgung im fall der bekentnisse, sonderlich wenn die wider sacher damit umbgehen, das se entweder durch gewalt und zwang odder hinderlistiger weise die reine lehr unterdrucken und ihre falschen lehre in unsere kirchen gemehlich wider einschreiben mugen, solles, wie gesaght, auch in mitteldingen mith unvorletzen gewissen und ohne nachteil der gottlichen warheit keines weges geschehen kunde. y
cj.: uhnckrersten
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Diesen streidt zu erkleren und durch Gottes gnade entlich hinzulegen, geben wir dem christlichen leser hirvon deisen einfeldigen bericht: Nemlich wenn solche vormeinte adiaphora unter den titel und schein der eusserlichen mitteldinge furgeben werden, welche, ob ihn geleich eine ander farbe angestrichen wirdt, dennoch im grunde wider Gottes word seind, das die selbige nicht alse freie mitteldinge gehalten, sondern als von Godt vorbottene dinge vormeiden sollen werden, wie auch unter de rechte, freye adiaphora odder mitteldinge nicht sollen gerechnet werden solche ceremonien, die den schein haben odder, dadurch [120v] verfolgung zuvormiden, den schein geben wolthen, als were unsere religion mith der papistischen nicht weit von einander oder were uns dieselbige ja nicht hoch entgegen, oder wenn solche ceremonien dahin gemeinet, also erforderth oder auffgenomen werden, als offt damit und dadurch beidez wider wertige opiniones conciliirt und ein corpus werden oder widerumb ein zutreidt zum bapsthumb und ein abweichen von der reinen lehr des evangelii und waren religion geschehen oder gemehlich darausa erfolgen solthe. Dann in disen fall sol und mus gethan, das Paulus schreibtb, 2. Cor. 6: „Ziehet nicht ahm frembden joch, was hatt das liecht fur ein gemeinschafft mith der finsterniß? Darum gehet aus von ihnen und sundert euch ab, spricht der Herr.“162 Gleichsfals sind auch nicht rechte adiaphora, wens unutzec, nerrische spectakel seind, so weder guder ordnung, christlicher disciplind oder evangelischen wolstande in der kirchen nutzlich, sonder was rechte adiaphora oder mitteldinge (wie die feirkleider) seind, gleuben, lehren und bekennen wir, das solke ceremonien an ihnen und vor sich selbest, kein Gottes dienst auch kein theil desselbigen, sonderen von solchen geburlich unterscheiden werden sollen, wie geschriben sthet: „Vorgeblich dienen sie mir, die weile sie leren solche lehree, die nichtes denn menschen gebodt sein.“163 Demnach gleuben, lehren und bekenen wir, das die gemein Gottes jedes ords und ider zeith derselben gelegenheit nach guthemf fuge gewaldt und macht habe, dieselbige ohn leichtferticheit und ergernisg ordenlicher und geburlicher weise zu enderen, zu mindern und zu mehren, wie es jeder zeith zu guter ordnung, christlicherh disciplin, evangelischen wolstande und nutzlicher erbauunge deri kirchen am nutzlichsthen, furderlisten und besten angesehen wirdj. Wie man auch den swachen im gelauben, ihn solchen euserleichenk mitteldingen mit guthen gewissen weichen und nachgebenl konne, lehret Paulus, Rom. 14164, und beweiset mit seinem exempel, Act. 16 et 21; 1. Cori. 9165.
z cj.: be[...] | a cj.: dar[...] | b cj.: [...] mit SSC[D] | c cj.: unn[...] | d cj.: disci[...] | e cj.: leh[...] | f cj.: guth[...] | g cj.: [...]gernis | h cj.: christ[...] | i cj.: [...] mit SSC[D] | j cj.: [...] mit SSC[D] | k cj.: eus[...]leichen | l cj.: n[...]geben 162
II Kor 6,14.17 | 9,19–23.
163
Mt 15,9 |
164
Vgl. Röm 14,1–23. |
165
Vgl. Act 16,3; Act 21,26; I Kor
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Propositio Definitio adiaphorum. 1. Negat[io]
2. Nega[tio]
Ratio a dicto.
3. Neg[atio]
1. Affirm[atio]
Causa efficiens.
Causa fin[is].
Obiecta
200 2. Affirm[atio]
A dicto.
Ab exemplo.
Ab exemplo contrario ratione obiecti.
A mandato.
Ab exemplo.
Comprobatio a finali causa.
Gal.p 2
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
[121r] Wir gleuben, lehren und bekenen auch, das zu zeith der bekantnuß, da die feynde Gottes wordt die reine lehre das heyligen evangelii begeren under zu drucken, die gantze gemeine Gottes, ja ein ider christen mensche, besonders aber die diener des wordes, also die forsteher der gemeine Gottes, schuldich sein, vormogen Gottes worths, die lehre und was zur ganzen religion gehoret frei, offentlich, nicht allein miht worten, sondern auch ihn werken und mit der that zu bekennen, und das also dan ihn solchem fall auch, auch in solchen mitteldingen den widersachern nicht zu weichen noch leiden sollen, ihnen die selbigen von den feinden zu swechung des rechten Gottes dienstes und pflantzung und bestatigung der abgotterige mit gewaldt oder hinderlisticheit auffdringen zu lasen, wie gegeschreiben steit, Gal. 5: „So bestehet nu ihn der friheit, damit uns Christus befreyet hatt und lassen euch nicht wieder umb in das knechtische joch fangen.“166 Gal. 2: „Da ethliche falsche bruder sich mith eingetrungen und neben eingeslichen waren, zu verkundschaffen unser friheit, die wir haben ihn Christo Jesu, das se uns gefangen nemen, wichen wir den selben nicht eine stunde unther than zu sein, auff das die warheit des evangelii uns beistunde“167. Und redet Paulus an dem selbigen ordt von der besnidunge, welche zu der zeit ein frei mitteldinge war, 1. Cor. 7168, auch ihnm christlicher freiheit, sonst von Paulo gebraucht wort, Act. 16169. Da aber die falschen apostel zu bestettigung ihrer falschen lehre, als weren die werk des gesetz zu der gerechtigkeit und sellicheit von nothen, die besneidunge erfordern und mißbrauchen, do spricht Paulus, das ehr denen nicht eine stunde habe weichen wollen, auff das die warheit des evangelii bestunde170. Also weichet Paulus und gibt den swachen nach in speise und zeit oder tage, Ro. 14171, aber den falschen apostelen, die solchesn alß notige dinge aufs gewissen legen wolthen, weil ehr auch in solchen, an ihnen selbst freie mitteldinge nicht weichen, Col. 2: „Lasset euch niemand ogewissen machen ubero speise, drank oder bestimte firtage.“172 Und da Petrus und Barnabas ihn solchem fal ehr was nach geben, straffet sie Paulus offentlich, als die in dem nicht richtich nach der warheit des evangelii wandeln, Gal. 2173. [121v] Dann hie ist es nicht nuhr umb der auserliche mitteldinge zu thun, welcher ihrer natur und wesen nach fur sich selbst frei sein und bliben und demnach kein vorbott noch gebott leiden mogen, deselbigen zu gebrauchen oder zu underlassen, sonder es ist erstlich zuthun umb den hohen artikel unsers christlichen gelaubens, wei der apostel zeuget, „auff das die warheit des evangelii bestehe“174, welcheq durch solken zwang oder gebodt vordunkelt und vorkeret wirth, weil solche mitteldinge als dan zu bestetigung falscher lehre, aberglaubens und abgetterey und zu underdruckunge reiner lehre und
m
cj.: ehin | n cj.: sleches | o – o cj.: gewesen brach aber mit SSC[D] | p cj.: 2. Gal. | q cj.: w[...]
166 Gal 5,1 | 167 Gal 2,4f | 168 Vgl. I Kor 7,18. | 169 Vgl. Act 16,3. | 170 Vgl. Gal 2,5. | 171 Vgl. Röm 14,6. | 172 Kol 2,16 | 173 Vgl. Gal 2,11–21. | 174 Gal 2,5
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christlicher freyheit entweder offentlich erfordertr oder doch darzus von den widersachern gemeisbraucht und also uffgenomen werdent. Desgleichen ist auch zuthun umb den artikel der christlichen freiheit175, welchen zuerhalten der H. Geist durch den mund des heiligen apostels seiner kirchen, wie itz gehoeret, so ernslich bevolen hat, den so bald des selbige geswecht und menschen gebodt mith zwange der kirchen als notich uffgedrungen werden, alse were underlaßunge der selben unrecht und sunde, ist der abgotterey der wegk schon bereitet, dadurch nach mal menschen gebodt geheufft und vor einen Gottes dienst nicht allein den gebotten Gottes gelich, sondern uber dieselbige gesetz werden. So werden auch durch solche nachgeben und vorgleichen inu eusserlichen dingen, da man zu vhor ihn der lehre nicht christlichv vereiniget, dei abgoeteschen ihn ihre abgoterige gesterket, dargegen dei rechtgleubigen betreubt, geerget und in ihrem glauben geswechet, welchs beides ein ider Christ bei seiner seelen heil und sellicheit zu meiden schuldich ist, Matth. 18, wie geschrieben stehet: „Weh der welt der ergernissen halven.“176 Item: „Wer dem geringsten ergerdtw derer, de an mich gleuben, dem were besser, das ihm ein mullenstein an seinem halse henge und er erseuffet wurde im meer, da is am teiffesten ist.“177 [122r] Sonderlich aber ist zu bedencken, das Christus saget: „Wer mich bekenet fur den menschen, den wil ich auch bekenen vor meinem himleschen vater.“178 x cj.: erforde | s cj.: d[...]zu | t cj.: w[...] | u cj.: [...] mit SSC[D] | v cj.: chr[...] | w cj.: erger danach von fol. 123r und 124r eingewiesen: [123r] Das aber solche je unde alwege die furnemsten lerer der ausburgischen confession glaub und bekantenuß von solchen middeldingen gewesen, in derer fus stapfen wir getretten und durch Gottes gnade bei solcher irer bekanteniße gedencken zuverharren, weisen nachfolgende zeugnisen, aus den smalkaldischen artikeln gezogen, welche anno etc. 37 und 40 gestellet und underscrieben worden. Aus den smalkaldischen artikeln anno 1537 etc.: Die smalkaldischen artikel sagen heivon also: Wir gesthehen inen (den pepstischen bischoven) nich, das sie die kirche sein, und sint es auch nich, unde wollen es auch nich horen, was sie uns unter dem namen der kirchen gebiethen oder verbiethen, dan es weis Godt lob ein kint bei 7 jaren, was die kirche sei, nemlich die heiligen, gleubigen und die sceflein, die irer hirten stimme horen etc. Und kurtz zuvorn: Wan die bischove wollen rechte bischove sein und sich der kirchen und des evangelii annemen, so mochte man ine das umb der liebe und einigkeit willen, doch nich aus zwang, noch laßen gegeben sein, das sie uns und unsere prediger ordinirten und confirmirten, doch hindan gesetzt alle larven und gespenß unchristlikes lesens oder geprengs. Nu sie aber nicht rechte bischove sein oder auch nich sein wollen, sondern weltliche hern und fursten, die weder predigen noch leren, noch teuffen, noch communicieren, noch einiges werck oder ampt der kirchen treiben wollen, dazu die jenigen, die zu solchem ampte beruffen, vertreiben, verfolgen und verdammen, so muß dennoch die kirche umb irentwillen nich ohne diener bleiben. Und unter dem artickel von des papstes primath oder herscaft sagen die smalkaldischen artikel also: Darumb, so weinich den teufel selbst fur einen hern oder Godt anbeten konen, so weinich konen wir auch seinen apostel, den papst oder antechrist, in seinem regiment zum heupt oder hern leiden, dan augen undt wort, leib unde seel zuverderben ewichlich, das ist sein pepstische regiment eigentliche. Und in der scrift von der gewalt und obrigkeit des papsts, welche den smalkaldischen artikeln angehent und von den damals anwesenden theologen auch mit eignen
A periculo.
A damnatio per collationem.
A mandato Christi.
r
x
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Vgl. I Kor 6,12; I Kor 10,23. | 176 Mt 18,7 | 177 Mt 18,6 | 178 Mt 10,32
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Nota confirmatio a testimonio nostrorum maiorum.
1.
2.
3.
202 Illatio | 1.
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3.
4.
5.
Utilitas doctrinae.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
Demnach vor werffen wir und vordammen als unrecht, wan menschen gebodt fur sich selbst alß ein Gottes deinst oder stuck desselben gehalten werden. Wir verwerffen und verdammen auch als unrecht, wenn solche gebodt mith swange als notwendich der gemeine Gottes uffgetrungen werden. Wir verwerffen und verdammen auch als unrecht deren meinung, so da halten, das man zu zeit der verfolgunge den feinden des heiligen evangelii (das der abbruch der warheit dienet) in der gelichen mitteldingen moge wilfaren oder sich mit ihm vergelichen. Geleichesfals halthen wir auch straffwurdige sunde, wo zur zeit der verfolgung entweder in mitteldingen oder ihn der lehr und was sonst zur religion gehoret umb der feiende des evangelii willen im werk und mit der thaty dem christlichen bekentnuss zu wider und entjegen etwas gehandelt ist oder hinfordere gehandelt mochte werden. Wir verwerffen und verdammen auch, wenn solche mittelmeissige dinge der gestaldt abgeschaffet werden, als solte es der gemeine Gottes nicht freystehen jeder zeit und ord, derselben gelegenheit nach wei es der kirchen am nutzlichsten, sich eines oder mehr in christlicher freiheit zu gebrauchen. Solcher gestalth werden die kirchen von wegen ungelicheit der ceremonien, da ihn christlicher freiheit einer weniger, der mehr der seilven hat, ein ander nicht verdammen, wenn sie sonst in der lere und allen der selben artikeln, auch rechten [122v] gebrauch der hilligen sacramenten mit ein ander einich, nach dem wolbekandten spruch: Dissonantia ieiunii non dissolvit consonantiam fidei. Ungleicheit des fastens sol die einicheit des glaubens nicht trennen.
4. handen unterschrieben, stehen diese wort: Niemandt sol die kirchen besweren mit eignen satzun-
gen, sondern frei sol es also heißen, das keines gewalt noch ansehen mher gelte, dan das wort 5. Gottes. Und balde darnach: Weil dem nu also ist, sollen alle Christen auf das fleisigste sich huten,
das sie solcher gotloser lhere, gotteslesterunge und unbilliger zeuberei sich nich teilhafftich machen, sunder sollen vom papst und seinen gelidern oder anhang, alse von des antechristen reich weichen und es verfluchen, wie [124r] Christus befolen hat: Hutet euch fur den valschen propheten. Undt Paulus gebeut, das man falsche prediger meiden und alse ein greuel verfluchen sol. Und 2. Cor. 6 spricht ehr: Zihet nicht am frembden joch, dan was leicht fur gemeinschaft midt der finsterniß. Swer ist es, das man sich von so viel landen und leuten sich trenne und eine sondere lere furen will, aber hei seit Gottes befelich, das iderman sich sol huten und nich mit denen einhellich sein, so unrechte lere furen oder nur wuterei zuerhalten gedencken. Aus den smalkaldischen artikelen anno 1540 etc.: Dieweil man von vergleichen geredt, wollen wir unsere bedencken in 3 stucke deilen: 1. von der lere, 2. von euserlichen, notigen ceremonien, 3. von euserlichen middeldingen oder adiaphoris. Von der lere mussen sich die widdersacher erstlich vernemen lassen, ob sie diese lere unserer consistorien oder bekentnisse fur recht halten und bei den iren zulassen wollen. Von euserlichen middeldingen aber kan nichts gehandelt werden, wo die bischove oder andere verfolger bleiben etc. Es were eben, alse wen man dem wolfe eine hierthe scaffe befhelen wollte. Zusehen aber, das die bischove und andere fursten wolten teutscher nation zu gut eine vergleichung furnemmen, bedencken wir, das dazu so viel muglich zu helfen. Unde erstlich von kirchen ceremonien zureden, so sie die lere und notigsten alse abthuung der privaten meß, canon, heilige anruffen, annemen, sint inen dagegen in euserlichen middeldingen nachzulassen die gewonlichen geseng | y cj.: th[…]
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Vom heiligen Abendmahl
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[125r] VIII. Vom heyligen abentmahl
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Dieweile der ewige Gottes sohn, unser Herr und heylandt Jhesus Christus, in dem hochwichtigen sacrament des heyligen abendtmahls alse in seinem testament und letztten willen die heuptlehr und den kern der gantzen christlichen religion von seiner heyligen menschwerdung, bittern leiden und sterben und vergiessung seines teuwebaren bluts zu vergebung unser sunden und erwerbung unserer ewigen selicheit kurtz gefasset und ein stetts gedechtenisse seiner person, ampts, alles seines thuns, leiden und wolthaten, einen steden gnaden bundt und versiegelung der högesten verheissung der gnaden und ewigen seelichkeit, erweckung und ubung des glaubens und danckbarkeit fhur die högesten gudt thaten Gottes, ein zusamen bindung und fureinigung aller gelidtmassen der christlichen kirchen mit Christo ihrem heupte und unther einander ein gewisses kennezeichen, der christen und ihrer bekentenisse, dadurch sie von allen anderen völckern und ketzern untherschieden und abgesondert wurden, ein bandt aller gemeinen zusamenkunfft und versamlung der christen an allen örthern, ein trost, versicherung und auffrichtung aller betruebten und umb yhrer sunde willen erschrockenen hertzen etc. yn diesem sacrament eingesetzt, geordenet und gestifftet hath, so geburet ya nu allen christen sonderlich, aber den lehrern und furstehern der christlichen kirchen, das sie mit högesten fleyß, ernst und andacht dieses yhres heylandes und erlösers Jhesu Christi testament nicht alleine fur yher person mit aller demuth und reverentz lesen, betrachen und in den eintfeldigen, eigentlichen verstande, wie die worth nach den buchstaben lauten, mit glauben annemen und behalten und zu geleubiger gedechtnisse der menschwerdung, leidens und sterbens und aller gudt thathen Christi zur vergebung unser sunden, zu sterckung unsers swachen glaubens, zu trost des erschrockenen gewissens, zu erwirckung hertzlicher danckbarheit fur alle gutthaten Gottes, zuvermerung der liebe Gottes und des negesten und alles christlichen gehorsams gegen Godt gebrauchen, sondern auch die widersacher, so dieses testament anfechten, verenderen, verkeren, misbrauchen oder stummelen oder yhres gefallens und gudtduncken die wort diese testaments nach yhrer yrrigen vernunfft drehen, krummen und also deuten wollen (das sie die kern draus nemen und uns die leddigen schalen lassen), mit christlichem ernst und eiffer widerlegen und ob dem eigentlichen, warhafftigem vorstandt der wort dieses testaments, wie sie [125v] von der ewigen weisheit dem son Gottes selbs auff das aller fursichtigste und bedechtigeste außgeredt, vestichlich halten und mit keinen yrrigen glossen und deuteleien unserer blinden vernunfft, verkeren lassen, wie s. Paulus selbs, Gal. 3, befihlet: „Vorachtet man doch eines menschen testament nicht, wen es bestetiget ist, und thut auch nichtes darzu“ etc.179 Wiewol nu die erklerung diese artikels vileichte ettliches bedencken nach bil179
Gal 3,15
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Fructus coenae dominicae. | 1.
2.
3.
4.
5.
6. 7.
Propositio exordii constans admonitione duplici. | 1.
2.
Ab exemplo Pauli
Obiectio
204 Ratio
Solutio Ratio
A fine.
Propositio generalis. | 1. | 2.
1. Specialis
2. Confirmationis pollicitatio.
3.
4.
1. Pars Narratio controversiae.
1.
1. Sacramentariorum sententia generalis et specialis. 2.
Expositio verae illorum sententiae.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
lich nicht in diese schrifft solte gesetzt werden, drinnen wir die artikel, so unther den theologen auspurgischer confession (von welcher sich die sacramentirer baldt anfencklich als die confession zu Augspurg anno 1530 erstlich gestellet und dem keyser ubergeben, gentzlich geeussert und abgesondert und yhre eigene confession ubergeben haben) in zweispalt gezogen, zu erkleren furhaben sein, so haben wir doch, nachdem leider ettliche theologen und andere, so sich zur augspurgischen confession rhumen, die negesten yare den sacramentirern in diesem artikel nicht heimlich, sondern zum theil offentlich beiffal gethan und wider yhr eigen gewissen die augsburgischen confession, alse die mit der sacramentirer lehr in diesem artikel gantz ubereinstimmen, mit gewalt anziehen und verkeren wollen, nicht untherlassen können noch sollen, auch in dieser schrifft mit unserem bekentenusse der gottlichen warheit zeuchenisse zugeben und die rechten meinung und eigentlichen verstanth der wort Christi und der augspurgischen confession von diesem artikel widerumb zuerholen und, so viel an uns ist, durch Gottes hülffe auch auff die nachkommen und unsere zuhorer sampt anderen fromen christen fur diesem schedtlichen und dem h., gottlichem worthe und der augspurgischen confession gantz widerwertigk und vielmahls verdampten ihrtumb treulich zuvorwarnen. Wollen derhalben mit Gottes hülffe christlich, worvon der streitt zwischen unser und der sacramentirer lehr in diesem artikel furnemlich sey, deutlich setzen und, was der augspurgischen con[fession] rechte meinung und eigentliche verstanth allezeit gewesen, ausfurlich darthun und erweisen, zum andern, diese eigentliche, rechte meinung von der warhafftigen und wesentlichen gegenwortigkeit des leibs und blutts Christi im heyligen abentmahl aus Gottes wort gruntlich bestetigen und befestigen, danach von dem untherscheit des geystlichen und sacramentlichen oder muntlichen [127r] essens des leibs Christi handelen, welches den wirdigen und unwirdigen, frommen und bösen gemein ist, und zum letzten, auff ettliche wichtig argumenta und gegenwurff kurtzlich antworthen und die furnemsten sacramentirische irthumb ordentlich antzeigen und verwerffen.
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Status controversiae Der heuptstreit zwischen unser und der sacramentirer lehr in diesem artikel ist: Ob wol ettliche sacramentirer sich befleissigen mit worten auff der aller negeste der augsburgischen con[fession] und dieser kirchen formas gebrauchen und bekenen, das ym abendtmahl der ware leib Christi warhafftich von den gleubigen entfangen wirt, dennoch, wan man sie yhre meinung eigentlich, aufrichtigk und deutlich antzuzeigen drenget, so erkleren sie sich alle eindregtichlig also, das der ware, wesentliche leib und blutt Christi vom gesegneten brodt und wein im abentmal ja so weit alse der högeste hymel von der erden abwesent sey. Abesse Christi corpus et sanguinem a signis tanto intervallo dicimus, quanto abest terra ab altissimis coelis. Verstehen der© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
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halben solche gegenwortigkeit des leibs Christi nicht alhie auff erden, sondern allein respectu fidei, das unser glaube durch die sichtbarlichen zeichen gleich wie durch das gepreddiget wort erinnert und erwecket, sich erhebe, uber alle hymele auffsteige und den alda im hymel gegenwertig den leib Christi, ja Christum selbst, sampt allen seinen guthaten warhafftig und wesentlich, aber doch nor geystlich, empfhahe und geniesse. Den wie das brodt und wein alhie auff erden und nicht ym hymel, also sey der leib Christi itzunth ym hymel und nicht auff erden, werde der halben mit dem munde nichts anderst im abendmahl alse brodt und wein entpfangen.z Nu gebrauchen sie unterweilen dieser herliche, scheinliche wort, dadurch viele hoge leuthe zu hoffe und sonst betrogen worden. Wir sinth, sprechen sie, keiner anderen meinung, den das der Herr Christus Jhesus warhafftich, wesentlich, lebendig in seinem abentmahl gegenwertig sey, solchs versthen sie aber von seiner gottlichen natur oder von seines leibes krafft [127v] und wirckung, aber nicht mit der substants seines leibes, der nach nu ym hymel und nirgent anderswo sey und gibt uns mit brott und wein seinen waren leib und blutt zu essen (aber das verstehen sie wie mit dem gepreddigten wort des evangelii geystlich durch den glauben, aber nicht leiblich mit dem munde zugeniessen) und bezeuget hie mit, das wir seine gelidtmassen sein, appliciret uns sich selbst und wircket in uns, wie Hilarius spricht: Haec sumpta et hausta faciunt, ut Christus sit in nobis et nos in ipso. Dieweile aber niemandt Christi glidtmaß ist den durch den glauben, sliessen sie aus diesem spruch Hilarii, das wir alleine mit dem glauben, geystlich, den leib Christi essen. Dan sie die wort des abentmahls, „esset, das ist mein leib“180, nicht eigentlich, wie sie lauthen, nach den buchstaben, sondern alse verblumete reden figurate verstehen, also das esset den leib Christi, nicht anders heysse alse glauben, oder leib so viel alse ein symbolum, zeichen oder figur des leibes Christi, welcher nicht im abentmal auff erden, sondern alleine ym hymel sey, oder sacramentaliter seu modo significativo deuten, ne quis rem cum signis putet ita copulari, ut Christi quoque caro nunc in terris adsit modo quodam invisibili et incomprehensibili, das ist, der leib Christi sey mit dem brodt sacramentlich oder bedeudtlich vereiniget also, das die geleubigen, fromen christen so
Ratio a comparatis.
Effectus damni.
Rationes eorum. | 1. 2.
3.
z danach von fol. 126r eingewiesen: Nu haben sie erstlich furgeben, des Heren nachtmal sey nur Expolitio ein eusserlich zeichen, da bey man die Christen kenne, und werde darynne nicht anders alse slecht broth und wein (die des abwesendes leibes blosse zeichen sein) gereichet. Alse die den stiech wolte, haben sie bekannt, der Herr Christus sei warhafftich in seinem abendmal gegenwertich, nemlich per communicationem idiomatum, das ist allein nach seiner godtlichen natur, aber nicht mit seinem leib und blutt. Darnach alse man sie mit den worthen Christi gedrungen zu bekennen, das der leib Christi ym abendmal zugegen sey, haben sie es doch nicht anders verstanden und erkleret als geystlich, das ist mit seiner krafft, wirckung und gutthaten durch den glauben zugeniessen, weil durch den Geyst Christi, der allenthalben ist, unsere leibe, dar yn der Geyst Christi alhie auff erden wonet, mit dem leib Christi, der ym hymel ist, vereingt werden 180
Mt 26,26; vgl. Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24.
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2. Augustanae confessionis sententia. | 1. 2.
Rationes | 1.
2.
3.
4.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
gewisse alse sie das brodt mit dem munde essen, so gewisse auch den leib Christi (so droben ym hymel ist) mit dem glauben geystlich geniessen. Aber das der leib Christi ym abentmal alhie auff erden wesentlich, wiewol unsichtbarlich und unbegreifflich, gegenwertigk und mit dem gesegneten brodt mundtlich auch von heuchlern und schein christen entfangen werde, das pflegen sie alse eine grausame gotteslesterung zu verfluchen und verdammen. Dagegen wirt vom abentmal des Herren in der augspurgischen con[fession] aus Gottes wort also gelehret, das warer leib und blutt Christi warhafftich unter der gestalt des brodts und weins gegenwerig sey und das ausgeteilet und genomen werde, und wirt die gegenlehr (nemlich der sacramentirer, so eben dieselbigen zeit zu Augspurgk yhre eigen bekentenisse, das der leib Christi, dieweile ehr gegen hymel gefaren, nicht warhafftich und wesentlich alhie auff erden ym sacrament gegenwertig sey, ubergeben haben) verworffen, wie eben [128r] diese meinung ym kleinen cathechismo (das sacrament des altares ist der ware leib und blutt unsers Heren Jhesu Christi unther dem brodt und weine uns christen zu essen und zudrincken von Christo selbs eingesetzet) und noch deuttlicher in der apologia nicht alleine erkleret, sondern auch mit dem spruch 1. Corinth. 10 und Cyrilli bestetiget wirt mit diesen worten: Der zehnde artikel ist angenomen, daryn wir bekennen, das ym abentmahl des Heren der leib und blutt Christi warhafftich und wesentlich gegenwertig seindt und mit den sichtbaren elementen brodt und wein warhafftich gereichet werden denen, die das sacrament entfangen. Den dieweile Paulus sagt, das brodt, das wir brechen, sey die gemeinschafft des leibes Christi181 etc., wurde folgen, das das brodt nicht des leibes, sondern des Geystes Christi gemeinschafft were, wen der leib Christi nicht warhafftich gegenwertig were. So wissen wir, das nicht alleine die romische, sondern auch die griechische kirche die leibliche gegenwart Christi ym abentmal lehret und wirt aus Cyrillo angezogen, das Christus auch leiblich ym abendtmahl durch mittheilung seines leibes in uns wohne. Darnach, alse die yenigen, so zu Augspurgk yhre eigen bekentenisse von diesem artikel ubergeben, sich unserer kirchen confession verwant gemacht, ist zu Wittenberg ano 1536 diese formula concordiae gestellet und von d. Martino Lutther und anderen beiderseitz theologen untherschrieben worden: Wir haben gehort, wie der herr Martinus Bucerus seine und der anderen predicanten meinung, so mit yhme aus den steten kommen sind, von dem heyligen abendtmal des leibes und blutes Christi verkleret haben, nemlich also: Sie bekennen lauts der worte Irenaei, das in diesem sacrament zwey ding sein, eines hymlischen und eines erdischen. Demnach halten und lehren sie, das mit dem brodt und weine warhafftich und wesentlich zugegen sey und da gereichet und entpfangen werde der leib und das blutt Christi, und dieweile sie keine transubstantiation halten, auch nicht halten, das der leib und das 181
Vgl. I Kor 10,16.
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blutt Christi localiter, reumlich, yns brodt eingeslossen oder sonst leiblich damit vereiniget werde ausser der niessung des sacramentes, doch so lassen sie zu, das durch sacramentliche einigkeit das brodt sey der leib Christi etc. Den ausser der niessung, so man das brodt beyseitz legt und behelt ym sacrament heuselein oder in [128v] in der procession umbtregt und zeiget, wie ym papsthumb geschicht, halten sie nicht das Christi leib zugegen sey. Zum andern halten sie, das die einsetzung dieses sacramentes durch Christum gescheen krefftich sey in der christenheit, und das es nicht ligt an der wirdigkeit oder unwirdigkeit des dieners, so das sacrament reichet, oder deß, der es empfheth. Darumb, wie s. Paulus sagt, das auch die unwirdigen das sacrament niessen182, also halten sie auch, das den unwirdigen warhafftich dar gereichet werde der leib und das blutt Christi und die unwirdigen warhafftich dasselbe entfangen, so man des Heren Christi einsetzung und befhel helt. Aber solche empfahens zum gerichte, wie s. Paulus sprigt,183 den sie misbrauchen des sacramentes, weile sie es ohne ware busse und ohne glauben empfahen. Den es ist darumb aufgesetzet, das es zeuge, das denen die gnade und wolthat Christus alda zugeigenth werde, und das die Christo eingeleibet und durch das blutt Christi gewaschen werden, so da ware busse thun und sich trosten durch den glauben an Christum. In folgendem yare also die furnemesten der augspurgischen confess[ion] zugethanen theologen aus gantzem teutschen lande zu Smalkalden versamlet und, was ym concilio dieser kirchen lehr halben furzulegen, beradtslaget, sind mit gemeinem rathe von d. Lutthern die smalkaldische artikel gestiellet und von allen theologen semptlich und sonderlich, auch von hern Philippo, unterschrieben, in welchen die eigentliche und rechte meinung mit kurtzen, runden worden, so am genauisten mit Christi worten einstymmen, deutlich gefasset und den sacramentirern (so die vorgangen yhares auffgerichte formulam concordiae zu yhrem vortheil also deuthen, das mit dem brodt nicht andere weise alse mit dem worte des evangelii der leib Christi sampt allen seinen gudthaten dargereichet und durch die sacramentliche einigkeit nicht anders alse die geystliche gegenwerdigkeit des leibes Christi durch den glauben solte gemeinet sein) alle ausflucht und slupflöcher verstopfet worden, nemlich das brodt und wein ym abendmal sey der warhafftige leib und blutt Christi Jhesu, welcher gereichet und empfangen werde nicht alleine von fromen, sondern auch von bosen christen.a a
5.
Nota
danach von fol. 129r–v eingewiesen: [129r] Es erkleret und bestetiget auch solche meinung d. 6. Lutther weitleufftich uber Gottes wort ym grossen catechismo, da also geschrieben steth: Was ist nu das sacrament des altars? Antwort: Es ist der ware leib und blutt Christi yn und unther dem brott und wein, durch Christus wort uns Christen befholen zu essen und zu trincken. Und bald darnach: Das wort, sage ich, ist das, das ein sacrament machet und unterscheidet, das es nicht lauter brott und wein, sondern Christi leib und blutt ist und heist. Aus dem worte kanstu dein ge- Effectus wissen stercken und sprechen: Wen hundert tausent teuffel sampt allen swermern herfharen und 182
Vgl. I Kor 11,27. | 183 Vgl. I Kor 11,29.
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Und hath d. Lutther, welche ya die rechte eigentliche meinung der augspurgischen confession vor anderen [130r] verstanden und bestendiglich biß an
sprechen, wie kan brot und wein Christi leib und blutt sein? So weis ich, das alle geyster und gelerte auff einen hauffen nicht so klug sein alse die godtliche almacht ym kleinesten fingerlin. Nu steth hie Christi wort: Nemet, esset, das ist mein leib. Trincket alle darauß, das ist das neuwe testament in meinem blutt. Da bleiben wir bey und wollen die ansehen, die yhn meistern und anders machen werden, den ehr geredt hatt. Das ist wol war, wan du das wort davon thust oder ohne wort ansihet, so hastu nichtes den lauter brott und wein, wan sie aber dabey bleiben, wie sie sollen und mussen, so ist lautt derselben warhafftich Christus leib und blutt, dan wie Christus nimmdt, Illatio redet und spricht, also ist es, als der nicht liegen oder trugen kann. Da her ist im leicht zu antworten auff allerley frage, damit man sich jetzt bekummert, alse diese ist, ob auch ein boser priester konne das sacrament handelen und geben und was mehr dergeleichen ist, den da sliessen wir und sagen: Ob gleich wol ein bube das sacrament nympt und gibt, so nimpt ehr das rechte sacrament, das ist Christi leib und blutt, eben so wol alse der es auffs aller wirdigest handelt, den es ist nicht gegrundet auff menschen heyligkeit, sondern auff Gottes wort. Und wie kein heyliger auff erden, ja kein engel ym hymel das brott und wein zu Christi leib und blutt machen kan, also kans auch niemant enderen noch wandelen, ob es geleich misgebraucht wirt, den umme der person oder ungleubigen willen wirt das wort nicht falsch, da durch es ein sacrament und eingesetzet worden ist, den ehr spricht nicht: Wen yhr geleubich oder wirdich seid, so habt ihr mein leib und blutt, sondern: Nemet, esset und trincket mein leib und blutt, item: Solchs thut (nemlich das ich jetzt thue, einsetze, euch gebe und nemen heisse), das ist so viel gesaget, du seist wirdich oder unwirdich, so hastu hie sein leib und blutt aus krafft dieser wort, so zu dem brott und wein komen. Admonitio Solches mercket und behaltet nur wol, den auff den worten steiht all unser grundt, schuetz und wehr und alle irthumb und verfurung, so yhe kummen seind und noch komen mugen. Bisher der grosse catechismus, yn welchem die ware gegenwerdigkeit des leibs und blutes Christi ym heyligen abendmal aus Gottes worte befestiget und dasselbige nicht allein auff die gleubige oder wirdi7. ge, sondern auch auff die ungleubige und unwirdige verstanden wird. Dieweile aber dieser hocherleuchter man ym geyste gesehen, das ettliche yhm nach seinen tode werden wollen verdechtnuß machen, als ob ehr yetzgedachter lehr und anderen christlichen artikeln abzuweichen, hath ehr [129v] grossen bekentenus nachfolgend protestation angehenget: Weil ich sehe, das des rottens und yrrens ye lenger ye mehr wirt und kein auffhoren ist des tobens und wutens des sathans, damit nicht hinfort bey meinem leben oder nach meinem todt deren etliche zukunfftich sich mit myhr behelffen und meine schrifften, ihn irthumb zusterken, felschlich furen muchten, wie die sacrament und tauff swermer anfangen zuthun, so wil ich mit dieser schrifft fur Godt und aller welt meinen glauben von stuck zu stuck bekennen, darauff ich gedencke zu bleiben bis in den todt, darinne (das mir Godt helffe) von dieser welt zuscheiden und fur unsers Heren Jhesu Christi richtstuel zukomen. Und so jemanth nach meinem tode wurde sagen: Wen d. Lutther jetzt lebete, wurde ehr diesen oder jennen artikel anders lehren und halten, den ehr hath yhn nicht genuchsam bedacht, da wider sage ich jetz alse dan und dan alse jetz, das ich von Gottes gnaden alle diese artikel habe affes fleissichest bedacht, durch die schrifft und wider hindurch offtmals gezogen und so gross dieselbigen wolt verfechten, alse ich itzt habe das sacrament des altars verfochten. Ich bin itzt nicht truncken noch unbedach, ich weis was ich rede, fuele, auch wol was mirs gilt auff des Herrn Jhesu Christi zukunfft am jungesten gericht. Daraus sol mir niemanth schertz oder lose teding daraus machen, es ist myhr ernst, denn ich kenne den sathan von Gottes gnaden ein groß teil. Kan ehr Gottes worth und schrifft verkeren und verwirren, was solt ehr nicht thun mit meinen oder eines andern worten? Auff solche protestation setzet Lutherus seliger unter anderen artikelen auch diesen: Eben so rede ich (spricht ehr) auch und bekenne, das das sacrament des altars, das da selbest warhafftich den leib und blutt ym brott und wein werde mundtlich gessen und getruncken, ob geleich die priester, so es reichen, oder die, so es entfhan, nicht geleubeten oder sonst misbraucheten, den es steth nicht auff menschen gelauben oder unglauben, sondern auff Gottes wort und ordnung, es were den, das sie zufhor Gottes wort und ordnung enderen und anders deuten, wie die jetzigen sacramentsfeinde thun, welche freilich eitel brott und wein haben, den sie haben auch die wort und eingesetzte ordnung nicht, sondern dieselbigen nach yhrem eigen dunckel verkeret und verendert
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sein ende da bey geplieben und verthetigt hath, unlangst fhor seinem todt in seinen lesten bekentenisse seinen glauben von diesem artickel mit grossem eyver widerholet: Ich rechne sie alle in einen kuchen, das ist fhur sacramentirer und swermer, wie sie auch sind, die nicht gleuben wollen, das des Heren leib im abendmahl sey sein rechter, naturlicher leib, welchen die gottlose oder Judas eben so wol mundlich empfehet alse s. Paulus und alle heiligen. Wer das, sage ich, nicht wil geleuben, der lasse mich nur zufrieden und hoffe bey mir keiner gemeinschafft, da wirt nicht anders auß. Aus diesen erklerungen kan ein yeder verstendiger mensche, der warheit und frieden lieb hath, was der augspurgischen confession eigentliche meinung und verstandt in diesem artikel allezeit gewesen sey, ungezweifelt vornemen, den das neben diesen reden Christi und Pauli, das brodt ym abendtmal ist der leib Christi oder die gemeinschafft des leibes Christi184, auch diese formen, unther dem brodt, mit brodt, im brodt, gebrauchet werden, ist die ursache, das die papistische transubstantiation vorworffen und des unvorwandelten wesens des brodes und des leibes Christi sacramentliche voreinigung angezeiget wurde, geleich wie diese propositio verbum caro factum est185, durch geleichstymmende reden, das wort wonet yn uns186, in Christo „wohnen die gantze fulle der gottheit leibhafftich“187, „Godt war mit yhm“188, „Godt war in Christo“189 und dergeleichen widerholet und erkleret wirt, nemlich das nicht das godtliche wesen in die menschliche natur verwandelt, sondern die beide unverwandelten naturen personlich vereiniget sein. Wie den eben diese geleichenisse viele furnemen, alder lehrer – Justinus, Cyprianus, Augustinus, Leo, Gelasius, Theodoretus, Chrysosthomus und andere – von der proposition „das ist mein leib“190 brauchen, das geleich wie in Christo zwo unterscheidtliche, unverwandelte naturen unzertrenlich vereiniget sein, also ym heiligen abendmal die zwey wesen, das naturliche brodt und der ware, naturliche leib Christi, in der geordenten handelung des sacramentes allhie auff erden zusamen gegenwertig sein (welchs d. Lutther und die unsern in der formula concordiae anno 1536 und sonst sacramentalem unionem nennen), damit sie antzeigen, das, ob sie schon die formas in pane, [130v] sub pane, cum pane auch brauchen, dennoch die wort Christi eigentlich und wie sie lauthen angenomen (und in der proposition, hoc est corpus meum191, nicht ein figuratam praedicationem, sondern inusitatam verstanden) haben, wie Justinus spricht: Dieses entfangen wir nicht alse ein gemein brodt und gemein dranck, sondern geleich wie Jhesus Christus, unser heylanth, durchs wort Gottes fleisch geworden192, auch fleisch und blutt umb unser seelicheit willen gehabt, also geleuben wir, das die durchs wort und gehorsam ym gesegente speyse des Heren Jhesu Christi fleisch und blutt sey. Wie den auch d. Lutther in seinem grossen und sonderlich ym letzten beken184
Vgl. I Kor 10,16f. | 185 Joh 1,14 | 186 Vgl. Joh 1,14. | 187 Kol 2,9; vgl. Kol 1,19. | 188 Act 10,38 II Kor 5,19 | 190 Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24 | 191 Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24 | 192 Vgl. Joh 1,14.
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Hic Calvinum notat.
Appendix De modis loquendi.
Causa impulsiva.
A pari.
Ab extremis.
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Illatio
2. Pars confirmatio ex verbo dei. | Propositio
1. Maior
Minor
Conclusio
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
tenusse vom abendtmal eben diese form zu reden, welche Christus ym ersten abendtmal gebrauchet, mit grossem eyver und ernst vertediget. Dieweile man aber d. Lutthern auch fur ein gelidmaß, wo nicht den fornemesten lehrer der kirchen, so sich zur augspurgischen confession bekenen, billich halten muß, als dessen gantzen lehr, ynhalt und summa, in den selbigen artickel confessionis augustanae verfasset, dem keyser ubergeben ist, so kan und sol ya der augspurgischen con[fession] eigentliche verstandt und meinung aus keines anderen den aus den Lutheri lehrschrifften und strittschrifften eigentlich und besser genomen werden, wie den eben diese yetz erzelte meinung uff den einigen, festen, unbeweglichen und unzweiffelhafftigen felß dero warheit auff den worten der einsetzung ym heiligen, gottlichen worte gegrundet und von den heyligen evangelisten und aposteln und yhren discipeln und zuhörer also verstanden, gelehret und fort gepflantzet ist. Den dieweile unser Herr und heylandt Jhesus Christus, von wellichem alse von unserem einigen lehrmeister dieser ernster befhel vom hymel erab allen menschen gegeben wirt: Hunc audite!193, welche nicht ein slechter mensch oder engel, auch nicht allein warhafftich, weiß und mechtich, sondern die ewige warheit und weisheit selbst und almechtiger Godt ist, der gar wol weiß, was und wie ehr reden soll und kan, auch alles das yenige, was er redet und verheisset, krefftichlich ausrichten und [131r] yns werck setzen, wie ehr sprigt: „Hymel und erden mussen vergehn, aber meine wort mussen nicht vergehn.“194 Item: „Mir ist gegeben alle gewalt yn hymel und auff erden.“195 Wiewol nu dieser warhafftiger, almechtiger Herr, unser schopfer und erlöser Jhesus Christus, nach dem letzten abendtmal, da ehr nu sein bitter leiden und sterben fhor unsere sunden anfhahet zu der traurigen letzten zeith, mit grossem bedacht und ernst yn einsetzung dieses hochwichtigen sacramentes, welchs bys ans ende der welt mit grosser reverentz und gehorsam gebraucht werden und ein stets gedechtenuß196 seines bitteren leidens und sterbens und alle seiner gutthaten, ein versiglungdes neuwen testamentes197, ein trost aller betruebten hertzen und stetes bandt und vereinigung der christen mit yhrem heupt Christo und unter sich selbst sein sollte, diese wort in stifftung und einsetzung des heyligen abendmals von dem gesegneten und dargereichneten brodt gesprochen hath: „Nemet hyn und esset, das ist mein leib, der fur euch gegeben wirt“198, und von dem kelche oder weine: „Das ist mein blutt des neuen testaments, welchs fhur euch vergossen wirt zur vergebung der sunden“199, so sinth wir ya schuldich dieses des ewigen, warhafftigen und almechtigen sonß Gottes, unsers Heren, schöpffers und erlösers, Jhesu Christi wort nicht alse verblumpte, figurliche, frembt reden anders zu deuthen und außzulegen, wie es unser vernunfft gemeß scheinet, sondern die wort, wie sie da lauthen, yn yhrem eigentlichen klaren verstande mit eintfaldigem glauben 193
Mt 17,5; Mk 9,7; Lk 9,35 | 194 Lk 21,33 | 195 Mt 28,18 | 196 Vgl. Lk 22,19; I Kor 11,24f. Vgl. Mt 26,28; Mk 14,24; Lk 22,20; I Kor 11,25. | 198 Lk 22,19; vgl. Mt 26,26; Mk 14,22; I Kor 11,24. | 199 Mt 26,28; vgl. Mk 14,24; Lk 22,20; I Kor 11,24. 197
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und schuldigem gehorsam anzunemen und uns durch keine furwurff, aus menschlicher vernufft gesponnen, wie lieblich sie auch dere vernufft scheinen, davon abwenden lassen. Wie Abraham, da er Gottes wort von auffopferung seines sohns höret, ob er wol ursach genug gehabt zu disputiren, ob die wort, dieweile sie nicht alleine wider die vernunfft und wider das gottliche und naturliche gesetze, sondern auch wider den hohen artikel des glaubens von verheissenem samen Christo, der von Isaac solte geborn werden, öffentlich streitten, nach dem buchstaben oder mit einer leidtlichen, sanfften glosen solten zuverstehen sein.200 Dennoch, wie ehr zufhor alse yhme die verheissung von dem gebenedeieten samen auß Isaac gegeben wirt, wiewol [131v] alse seiner vernunfft unmugelich scheinet, Gotte die ehr der warheit gibt und auff das aller gewisseste bey sich geslossen und gegleubt hath, das Godt, was ehr verheisset, sollichs auch thun kan201, also versteht und gleubet ehr auch alhie Gottes wort und befhelet eintfeldich und slecht, wie sie nach den buchstaben lauthen, und lesset es Gottes almechtigkeit und weisheit befholen sein, welch ehr weyß, das sie viel mehr weyse und wege hath, die verheissung des samens aus Isaac zu erfullen, alse ehr mit seiner blinden vernunfft begreiffen kan. Also sollen wir auch mit aller demuth und gehorsam unsers schöpffers und erlösers deutlichen, festen, klaren und ernsten worten und befhel ohn allen zweiffel und disputation, wie es sich mit unser vernunfft reyme oder mugelich sey, eintfeldich geleuben, den dieser Herr solche wort geredet hatt, der unentlichen weissheit und die warheit selbst ist und alles, was ehr verhesset, gewißlich auch ins werck setzen kan. Nun zeugen alle umstende dero einsetzung dieses abendtmals, das diese wort unsers Herrn und heylandes Jhesu Christi, so an sich selbst eintfeldich, deutlich, klar, fest und ungezweivelhafftich sein, anders nicht den yn yhrer eigentlichen und gemeinen deutungb konnen und sollen verstanden werden. Den dieweile Christus diesen befhel uber tisch und ob dem nachtmal thuth, ist ya kein zweifel, das ehr von rechtem, naturlichen brodt und von naturlichem weine, auch mundtlich essen und drincken redet, das kein metaphora ym wort brodt sein kan, alse das der leib Christi geistlich brodt oder ein geistliche speise der seelen sey. So verwars auch Christus selbsc, das keine metonimia in dem worte leyb sey, und das ehr nicht von einem zeichen seines leibes oder von einem bedeuthen oder figurlichen leibe oder von der krafft seines leibes und wolthaten, die ehr mit auffopferung seines leibes erworben hath, redet, sondern von seinem waren, wesentlichen leibe, den ehr fur uns in den todt gegeben und von seinem waren, wesentlichem blutt, das [132r] fur uns am stammen des creutzes zu vergebung der sunden vergossen ist. b
cj.: detung | c cj.: sebs
200
Vgl. Gen 22,1–14. | 201 Vgl. Gen 18,10–14; Gen 22,15–18.
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Amplificatio ab exemplo.
Applicatio exempli.
Ratio a potentia et sapientia Christi.
2. Expolitio a circum stantiis.
1. Locus et eius adiuncta.
2. Additio declarationis.
212 3. Persona loquens.
4. Mandatum docendi eadem.
5. Testimonium consensio.
6. Expolitio a declaratione Pauli.
A contrario. | 1.
2.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
Nun ist ya kein treuer und gewisser ausleger der wort Jhesu Christi den eben der Herr Christus selbst, der sein wort und hertzen und meinung am besten verstehet und dieselbigen zuerkleren am wissesten und verstendigesten ist, welcher alhie alse in stifftung seines letzten willens und testamentes und stett werender buntenusse und vereinigung (wie sonst in allen anderen artikeln des glaubens) und aller andere bundt und gnadenzeichen oder sacrament einsetzung, alse der besneidung, der manigerley opffer ym alten testament, der heiligen tauffe etc., nicht verblumbte, sonder gantz eigentliche, eintfeldige, unzweifelhafftige und klare wort gebrauchet und, damit ya kein misverstandt eingefallen könne, mit den worten: „Fur euch gegeben, fur euch vergossen“202, deutlicher erkleret. Lesset auch seine junger in dem eintfeldigen, eingentlichem verstande bleiben und befihlet yhnen, das sie alle volcker also leren sollen, alles zuhalten, was ehr yhnen, den aposteln, befholen hatt203. Derhalben auch alle drey evangelisten, Mat. 26, Mar. 14, Lu. 22, und s. Paulus, der nach der hymelfhart Christi dasselbe entfangen, 1. Cor. 11, einhellich und mit einerley wort Christi, „das ist mein leib“204, gantz auff einerley weyse von dem gesegneten und dargereichten brodt ohne alle deutung und enderung widerholen. Ist darumb kein zweiffel, das auch von anderen theil des sacraments diese wort Lucae und Pauli: „Dieser kelch ist das neue testament in meinem blutt“205 keine andere meinung konnen haben, den die s. Mattheus und Marcus geben: „Das (nemlich das yhr aus dem kelche mundtlich drincket) ist mein blutt des neuen testamentes“206, dardurch ich dyß mein testament und waren bundt, nemlich die vergebung der sunden, mit euch menschen auffrichte, versiegele und bekrefftige. So ist auch diese widerholung, bestetigung und erklerung der wort Christi, die s. Paulus, 1. Co. 10, thut, alse ein sonderlichs helles zeugnuß der waren, wesentlichen gegenwertigkeit und austeilung des leibes und bludes Christi ym abendtmal mit allem fleiß und ernst zubetrachten: „Den gesegnete kelch, wellichen wir segenen, ist der nicht [132v] die gemeinschafft des bluttes Christi?“207 Dar auß wir klerlich lernen, das nicht allein den kelch, den Christus ym ersten abendtmal gesegenet, und nicht allein das brodt, wellechs Christus gebrochen und ausgeteilet hatt, sondern auch das wyr brechen und segenen, sey die gemeinschafft des leibs und blutts Christi, also das alle, die dieß brott essen und auß dem kelche drincken, warhafftig empfhahen und theilhafftich werden des waren leibs und bluts Christi. Den wo der leib Christi nicht warhafftich und wesentlich, sondern allein nach seiner krafft und wirckung gegenwertig und genossen wurde, so wurde das brott nicht eine gemeinschafft des leibs, sondern des geistes krafft und gutthaten Christi musten genennet werden, wie die apologia argumentiret. Und so Paulus allein von der geystlichen gemeinschafft des leibs Christi durch den glauben 202 204 207
Lk 22,19f; vgl. Mt 26,28; Mk 14,24; I Kor 11,24. | 203 Vgl. Mt 28,19f; Mk 16,15; Lk 24,47. Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24 | 205 Lk 22,20; I Kor 11,25 | 206 Mt 26,28; Mk 14,24 I Kor 10,16
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redete208, wie die sacramentirer diesen spruch erkleren, so wurde ehr nicht sagen: das brott, sondern der geyst oder glaube were die gemeinschafft des leibs Christi. Nun saget ehr, das brott sey die gemeinschafft des leibes Christi, das alle, die des gesegneten brodes geniessen, auch des leibs Christi theilhafftig werden, so muß er ya nicht von geystlicher, sondern von sacramentlicher und mundtlicher niessung des leibs Christi, die den fromen und gottlosen gemein ist, reden, wie auch die ursach und umbstende derselben gantzen preddigt s. Pauli ausweisen, so von gotzen opffer assen und mit heidnischen teuffels diensten gemeinschafft hetten und geleich wol auch zum tische des Heren gingen und des leibs und blutes theilhafftich wurden, abschrecket und warnet, das sie nicht yhnen selbst zum gerichte und verdamnuß den leib und blutt Christi empfangen solten209, den alle, die des gesegeneten kelchsd und gebrochenen brots ym abendmal theilhafftich werden, auch mit dem leib Christi gemeinschafft haben, so muß er ya nicht von der geystlichen gemeinschafft mit Christo reden, die niemandt mißbrauchen kan und dafhor man auch niemandt warnen soll. Derhalben auch unsere liebe vethern und praeceptorese, als Lutherus fan vielen orten und Philippus in libro visitationis saxonicaef, diesen spruch Pauli alseg erkleren, das er am aller genauestenh mit den worten Christi ubereinstimti: Das brott, das wir brechen, ist der außgeteilte leib Christi, oder: Der gemeine leib Christi unter die geteilet, so das gebrochen brott empfangen. [133r] Panis, quem frangimus, est communicatum corpus Christi. Wiej dieser eintfelding erklerung dieses herlichen zeuchnisß, 1. Co. 10210, bleiben wir eintregtichlichen und vorwunderen uns billich, das etzliche so kune sein, das sie diesen spruch, den sie fhorhin den sacramentirern entgegen gesetzet, jetzunth fur einen grundt ihres irthumbs, das ym abentmal der leib Christi alleine geystlich genossen werde, anzihen durffen: Panis est communicatio corporis Christi, hoc est id, quok fit societas cum corpore Christi (quod est ecclesia), seu est medium, per quod fidelesl unimur Christo, sicut verbum evangelii fide appraehensum est medium, per quod Christo spiritualiter unimur et corpori Christi, quod est ecclesia, inserimur. Den das nicht allein die godtseligen, fromen und geleubigen christen, sondern auch die unwirdigen, gottlose heucheler, alse Judas und seine gesellen, so eine geistliche gemeinschafft mit Christo haben und ohne busse und bekerung zu Gott zum tisch des Herrn gehn, auch den waren leib und blutt Christi im abentmal mundtlich entfangen und sich mit yhrem unwirdigen essen und drincken am leib und blutte Christi swerlich versundigen, lehret s. Paulus ausdrucklich, 1.
d gestr. | e gestr., dafür eingefügt: vorfaren | f – f gestr., dafür eingefügt: und andere vorneme lehrer der augspurg[ischen] confession | g gestr., dafür eingefügt: mit solchen worten | h gestr., dafür eingefügt: best | i danach eingefügt: da sie also schreiben | j gestr., dafür eingefügt: Bey | k cj.: quod l cj.: fide 208
Vgl. I Kor 10,16f. | 209 Vgl. I Kor 10,14–22; I Kor 11,29. | 210 Vgl. I Kor 10,16f.
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Ab adiunctis.
3.
Conclusio
Ratio ab obiectio coenae.
214
A testimonio Basilii.
Complexio
4. Expolitio a consensu patrum. | 1.
2.
3.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
Co. 11: „Wer unwirdig von diesem brott isset und von dem kelche drincket, der vorsundiget sich“ nicht alleine am brotte und weine, nicht alleine an zeichen und symbolis und figur des leibs und blutts, sondern „wirt schuldig am leib und blutt des Herrn Jhesu Christi“211, welchen ehr alda yegenwertig verunehret, mißbrauchet und schendet, geleich wie die juden, welche sich mit der dadt wircklich an dem leibe Christi vergriffen und ihn erwurget haben. Den also sprigt Basilius: Lasset uns also zum tische des Heren gehn, das wir entgehn dem gerichte derer, die den Heren erwurget haben, den da steit geschrieben: „Wer unwirdig isset von diesem brott, der wirt schuldig am leibe des Heren“212 und wirt die grausame schult gemacht und das gerichte oder ewige und zeitliche straffe verdienet nicht alleine mit den ungeleubigen, unbussfertigkeit und anderen sunden, die ohn das yhre gerichte sonst haben, sondern mit den unwirdigen essen und drincken dieses brottes und kelchs des Heren, mit welchem der ware wesentliche leib und blutt Christi warhafftig ubergeben wirt. Darumb nennet auch Paulus des Heren kelch, den die unwurdigen und unbußfertigen empfhangen, darumb das in yhme gereichet wirt das blutt des Heren, an dem der unwirdig schuldig wirt.213 [133v] Und bald hernach sprigt er, das man sich das gerichte esse,214 darumb, das ehr in diesem abentmal den leib des Heren (der mit dem brotte ubergeben und entfangen wirt) nicht unterschiede und viel edler und hoher achte, den andere gemeine speise, sondern denselben also unehre und unechtlich zu sich neme, alse were dar nichtes anders den gemeine brott. Dieweile nu Paulus alhie das gesegnete brott, welchs die unwirdigen oder unbußfertigen und ungeleubigen essen, den leib des Heren nennet, gibt ehr deutlich zu verstehen, das der leib Christi ym abentmal warhafftich gegenwertig sey und nicht alleine von den geleubigen, fromen christen, sondern auch von den unwirdigen, verdamlichen scheinchristen entfangen werde, wie mit s. Paulo eintrechtig die alten christlichen lehrers, nicht alleine Cyprianus de lapsis, Chrisostomus in episto[la] 1 in 1. Co. 11: Geleich wie die Christum gestochen haben, nicht das sie sein blutt drincken, sondern das sie es vergiessen wollen, also thut der, der Christi blutt unwirdig drincket, und empfhet uber al keinen nutz auß dem drincken; Basilius lib. de bapt[ismo] ca[pitulo] 3: Qui ociose et inutiliter edere audet corpus et bibere sanguinem d[omini] n[ostri] I[esu], sonder auch Augusti[nus] selbst, welchen sonst die sacramentirer gantz auff ihre meinung zu zihen vermeinen, in vielen orthen ausdrucklich lehret, das es mit keiner sophisterey kan verblumet werden, alse contra fulgentium donatistam: Den auch Judas, der vorrether, hatt den guden leib Christi entfangen; lib. 5 de baptis[mo] contra dona[tistas] cap. 8: Geleich wie Judas, dem der Herr den einigen tauchten bissen reichet, nicht etwas boß entfangen, sondern das ers bößlich entfanget, raum gab dem teuffel, alß ein jeder der unwirdig das sacrament des Heren entfehet, macht nicht, das es böß sey, weil 211
I Kor 11,27 | 212 I Kor 11,27 | 213 Vgl. I Kor 11,27–29. | 214 Vgl. I Kor 11,29.
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ehr böß ist oder weil ehrs nicht zur seeligkeit entfehet, das ehrs nicht entfhahe, den nicht desto weiniger ist der ware leib und das blutt des Heren, auch denen, von welchen der apostel sagt: „Welcher unwirdig isset und trincket, der ysset und trincket yhm das gerichte“215; episto[la] 162: Der Herr leidet Judam, den diebm und seinem vorrether, und lest ihn sampt den unschuldigen jungern entfangen, das die geleubigen kennen unseren schatz, und das zu unser erlosung gegeben ist; contra donatistam post collationem: Guthe und bose christen essen und trincken zugleich den leib und das blutt Christi, aber mit grossem unterschiet, jene zum heyl, diese zum gerichte. Den ya gewiß und unwiderspreglich ist, das beide, die godtliche, heilige schrifft, Joh. 6; Mat. 26; 1. Co. 11, und die alten christlichen lehrer, von zweierley essen [134r] oder niessung und gemeinschafft des leibs und bluts Christi, unterschietlich reden,216 wie die yetz angetzeigte spruche Augustini contra donatistas und de verbis domini, quisquis blasphemaverit etc., austrucklich zeuget, Joh. 6: „Wer mein fleisch ysset und trincket mein blutt, der bleibt in myn und ich in ihm“217, wie wollen wiers vorstehn können? Wie auch hie die verstehn von denen der apostel sagt, das sie ihnen das gerichte essen und trincken, dieweile sie das ware fleisch essen und das ware blutt trincken218. Ob auch Judas, seines meisters vorkeuffer und gottlosen verrether, weil er sampt anderen des sacramentes des leibs und blutes Christi, mit seinen henden gesegenet, aß und tranck, wie Lucas zeuget219, blieb in Christo oder Christus in ihm? Viele auch die mit falschen hertzen das fleisch Christi essen und sein blutt trincken, oder wen sie gessen und getruncken haben abtrunnich werden, ob die auch in Christo bleiben oder Christus in ihnen? Aber das ist eine besunder weise zu essen und zu trincken das fleisch und blutt Christi, auff welche weise der da isset und trincket in Christo bleibt und Christus in ihm. Hactenus Augustinus. So ist nu zweierley essen des fleisches Christi, eines geystlich, da von ehr, Jo. 6220, furnemlich handelt, welchs nicht anders alse mit dem geyste und glauben in der preddigt und betrachtung des evangelii eben so wol alse ym abentmal geschicht und fur sich selbs nutze und heylsam und allen christen zu allen zeithen zur seeligkeit notig ist, ohne welche geistliche niessung auch das sacramentliche oder mundtliche essen im abentmal nicht allein unheylsam, sondern auch schedtlich und verdamlich ist. Solches geystlichs essen aber ist nicht anders alse der glaube, nemlich Gottes wort, darin uns Christus, warer Godt und mensch, sampt allen gutthaten, die er uns mit seinem fleisch, fhur uns in den todt gegeben, und mit seinem blute, fur uns vergossen, erworben hatt, nemlich Gottes gnade, vergebung der sunden, gerechtigkeit und ewiges leben, furgetragen wirt, horen, mit glauben m
cj.: leib
215 I Kor 11,27.29 | 216 Vgl. Joh 6,31–58; Mt 26,26–28; I Kor 11,23–29. | Kor 11,27.29. | 219 Vgl. Lk 22,1–6.21f. | 220 Vgl. Joh 6,48–58.
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Joh 6,56 |
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Vgl. I
3. Pars de differentia sumptionis spiritualis et corporalis.
1. Spiritualis
216
Ratio a simili.
A pari.
2. Corporalis
Correctio
A testimonio patrum.
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anemen und sich selbs zueigen und auß diesem trost, das wir einen gnedigen Godt und ewige seligkeit umme des Heren Jhesu Christi willen haben, uns mit gewisser zuversicht und vertrauwen festiglich verlassen und in aller anfechtung und noth halten. Den wie durch das brott der matthe, hungerich leib eines ychlichen, der das brott isset und geniesset, gespeiset, gesetiget und erquicket wirt, also wirt durch den Heren Jhesum Christum und seine gudtthaten ein ichlich, der sie [134v] mit dem glauben annimpt, geistlich gespeiset und zu dem ewigen leben erhalten. Und geleich wie die juden das gebratene osterlam essen mussen, also mussen alle, die des rechten, waren osterlams Christi geniessen wollen, desselbigen fleisch essen und sein blutt trincken geistlich durch den glauben und leiblich oder mundtlich durch den brauch desselbigen abentmals. Also ist das ander essen des leibs und bluts Christi mundtlich oder sacramentlich, da im heiligen abentmal der ware, wesentliche leibn und blutt Christi von allen, die das gesegnete brott und wein im abendmal essen und trincken, von den geleubigen zu einem gewissen pfandt und versicherung, das ihnen gewislich yhre sunde vergeben sinth und Christus in ihne wohne und krefftich sey, von den ungeleubigen aber zu ihrem gerichte und verdamniß auch mundtlich entfangen und genossen wirt, wie die wort der einsetzung Christi außtrucklich lauten, da ehr uber tisch und ob dem abentmal seinen jungeren naturlich brott und naturlichen wein reichet, welcher ehr seinen waren leib und sein wares blutt nennet und da bey sagt: „Esset“ und „trincket“221, so kan yo solchs befheel vermuge der umbstende nicht anders alse von dem mundtlichen essen und trincken, aber nicht auff grob fleisliche und capernaitische weyse, verstanden werden, dazu nachmals der ander befhel ein anders und geystlichs essen setzet, da der Herr Christus weiter spricht: „Solchs thuth zu meinem gedechtenisse“222, da ehr den gelauben erfurdert. Derhalben alle alte, christliche lehrer nach diesen worten der einsetzung Christi und des h. Pauli erklerung austrucklich und mit den gantzen christlichen kirchen eintregtig lehren, das der leib Christi nicht allein geistlich mit dem glauben, welchs auch ausserhalb des sacramentes geschicht, sondern auch mundtlich nicht allein von geleubigen fromen, sondern auch von unwirdigen, ungeleubigen, falschen und bosen christen entfangen werde. Ja Theodoretus selbs, den doch die sacramentirer sonst (unangesehn das ehr die heiligen canones concilii ephesini contra Nestorium schrifftlich und mundtlich auff das aller hesligeste widerfochten, auch solchs nie widerruffen, sondern Nestorium vertetigen und allezeit sanctissimum et chariss[imum] suum patrem genenet und in zweien heubt conciliis ephesino I und constantinopolitano V, wollen des concilii ephesini II gesweigen, austrucklich und n
cj.: nicht in SSC[W] mit SSC[D]
221
Mt 26,26f; Mk 14,22f | 222 Lk 22,19; I Kor 11,24f
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mit namen verdammet und anathematizert ist) alß gantz autenticum hinden und fornen anzihen, screibt offentlich zu 1. Cor. 11: Ignominia et dedecore afficere Christum, qui sanctissimum eius corpus immundis manibus accipiunt et in pollutum et incestum os immittunt [135r], wie ehr den kurtz zufhor sagt: Christum non tantum undecim discipulis sed etiam Iudae proditori preciosum corpus suum impertiisse. Chrisosto[mus] sermo[ne] 3 in Ephe. 1: Wie wiltu fur dem richtstuele Christi erscheinen, der du mit unreinen henden und lippen seinen leib anruren durffest. Homi[lia] 59 in Mattheum: Que venia nobis dabitur, imo vero quae supplicia non perpetiemur, quando linguam nostram, qua dominicam gustavimus carnem, diabolo servire in laedendis aliis sinemus. In I. Cor. 11: Haec facis ea praesertim die, qua carnem eius lingua contingere dignus effectus es. Homi[lia] 11 ad populum: Si nemo purpuram regiam manibus accipere inquinatis auderet, quomodo dominicum corpus lingua polluta suscipiemus. Homi[lia] 21: Perniciosum est tam tremendis ministranteo mysteriis linguam sanguine tali purpuratam ad convitia et contumelias transferre. Cyprianus von den gefallenen, so Christum verleugnet und den auch mit gewalt zum tisch des Heren gehn wollen: Plus modo in Dominum manibus et ore delinquunt, quam cum Dominum negaverunt. Iacens stantibus et integris vulneratus minatur et quod non statim Domini corpus inquinatis manibus accipiat aut ore polluto Domini sanguinem bibat, sacerdotibus sacrilegus irascitur. Leo ser[mone] 6 de ieiunio: Hoc ore sumitur, quod fide creditur. Gregorius: Eius quippe caro ibip sumitur, cuius sanguis iam non in manus infidelium, sed in ora fidelium funditur. Item: Qui sanguis (agni) super utrumque postem ponitur,223 quando non solum ore corporis sed etiam ore cordis hauritur. Ambro[sius]: Quo ore preciosum sanguinem hauries a quo tantum innocentis sanguinis effusum est? August[inus] epistol[a] 118: Das hath dem Heiligen Geyste wolgefallen, das, dem herlichen, hohen sacrament zuehren, erst in den mundt der christen des Heren leib eingehen soll, den andere gemeine speyse. Auß welchen zeuchnissen offentlich erscheinet, wie unverschampt und boßhafftich etzliche furgeben, das die alte kirche nichtes von der mundtlichen empfahung des leibes Christi gewust habe und wie gifftich die yenigen nicht allein des lieben Lutheri und dieser heyligen vether, sondern auch des Heren Christi und Pauli selbst spotten, die diese mundtliche und der eintregtigen niessung duos pilos caudae equinae et commentum cuius vel ipsum sathanam pudeat qgenanth habenq. Den ob schone die mundtliche oder sacra-
o cj.: ministrantem | p cj.: ubi | q – q gestr., dafür von Rand eingewiesen: wie auch die lehr von der majestet Christi: Excrementum satanae quo diabolus sibi ipsi et illugat genant haben, das sie so erschreklich davon reden, das sich auch ein frommer schemen sol, dasselb zu verdolmetschen 223
Vgl. Ex 12,6f.
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Illatio
218
Definitio indignorum et dignorum. | 1. Indigni
2. Digni
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
mentliche niessung des leibs Christi alleine nicht heylsam ist ohne die geistliche niessung, das ist, ohne den waren gelauben an diese wort: Fur euch gegeben, fur euch vergossen zu vergebung der sunden224, so mussen wir doch bekenen, das sie von unserem Herr Godt, des weisheit und macht unentlich und unbegreifflich ist, auß hochwichtigen ursachen eingesetzet und in der gantzen christlichen kirchen von anfang an und ye und alle wege fur ein grosses und werdes heiliges mysterium gehalten ist. Daraus auch die alten, christlichen lehrer Cyrillus, Hilarius, Tertullianus und andere gar schone, lieblichen, heylsamen und reichen trost in allerley anfechtungen und trubsall und in todes nöthen, [135v] auch von der gewissen aufferweckung dieses unsers sterblichen, vorweslichen fleisches geschöpffet und gesterckettr haben. Es muß aber mit fleise erkleret werden, welche da sein die unwirdigen geste dieses abentmals, welche ohne reuwe und leidt uber yhre sunde und ohne waren glauben und guten fursatz, ihr leben zu bessern, zu diesem sacrament gehn und ihn selbst das gerichte, das ist zeitliche und ewige straffen, mit ihrem mundtlichen essen des leibs Christi selbs auff den halß laden und am leib und blutte Christi schuldig werden. Den die swachen und kleingleubigen, bloden, betrubten christen, die von wegen der grosse und menge ihrer sunden von hertzen erschrocken sein und furchten, das sie in dieser grossen unwirdigkeit dieses edlen schatzes und der gutthaten Christi nicht wert sein und ihre swacheit des gelaubens fulen und beklagen und von hertzen begeren, das sie mit sterckerem und freudigerem gelauben und reinerem gehorsam Godt dienen möchten, diese sinth die rechten, wirdigen geste, fur welche dis hochwirdige sacrament fur nemlich eingesetzet und verordent ist, wie Christus spricht: „Komet her zu mir alle, die ihr mueselig und beladen sein, ich wil euch erquicken.“225 Item: „Die gesunden bedurffen des arsten nicht, sondern nuhr die krancken.“226 Item, Rom. 14: „Nemet den swachen im gelauben auff, den Gott ihns auffgenomen.“227 Den „wer an den sohn Gottes gegleubet (es sey mit einem starcken oder swachen geleuben), der hatt das ewige leben.“228 Nau steit die wirdigkeit nicht in groesse und kleinheit des gelaubens, sondern ym verdienste Christi, welchs der kleinegleubige betruebte vather, Mar. 9229, eben so wol geniesset alse Abraham, Paulus und andere, so einen freidigen, stercken gelauben gehatt haben. Wer nu seine swacheit fuelet und vhor ein funcklein des glaubens hatth und hertzlich gerne Gotte gefellich sein und dienen, der sol mit den lieben aposteln beten: Ach Herre, „stercke uns den gelauben“230, und mit dem armen man, Mar. 9: „Ich gelaube Herr, aber hilff du meinem ungelauben“231, und sollen wissen, das Godt das hochwirdige sacrament zuerweckung und sterr
cj.: gesterchett | s cj.: nie
224 228
Vgl. Mt 26,28; Mk 14,24; Lk 22,19f; I Kor 11,24f. | 225 Mt 11,28 | Joh 3,36 | 229 Vgl. Mk 9,24. | 230 Lk 17,5 | 231 Mk 9,24
226
Mt 9,12 |
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ckung unsers gelaubens gestiffet und von den selbigen furnemlich sol gebrauchet werden. Das sey von der waren gegenwerdigkeit und zweierley niessung des leibes Christi, so entweder mit dem gelauben geystlich oder auch mundtlich, beide von wirdigen und unwirdigen, geschicht, bis hie her geredet. Dieweile auch von der consecration und von der gemeinen regel, das nicht sey ausser dem eingesetzen gebrauch, mißverstandt und spaltung zwischen ettlichen der augspurgischen con[fession] lehrer eingefallen seint, haben wir auch von diesen sachen uns bruderlich und eintregtig miteinander auff [136r] negest folgende meinung erkleret, nemlich das die wirckliche ursache oder causa efficiens der waren gegenwertigkeit des leibs und bluts Christi im abentmal nicht einiges menschen wort oder werck, es sey das vordienst oder sprechen des dieners oder das essen und trincken oder glaube der communicanten, sondern alleine des almechtigen Gottes krafft und unsers Heren Jhesu Christi wort, einsetzung und ordenung zugeschrieben sol werden. Den die warhafftigen und almechtigen wort Jhesu Christi, in der ersten einsetzung gesprochen, seint nicht allein ym ersten abendtmal krefftich gewesen, sondern werden gelten, wircken und seinth noch krefftich, das in allen orthen, da das abentmal nach Christi einsetzung gehalten und seine wort gebrauchen werden, auß krafft und vermugen derselbigen wort, die Christus im ersten abendmahl gesprochen, das leib und blutt Christi warhafftigen werden außgeteilet und entfangen, den Christus selbst, wo man seine einsetzung helt und seine wort uber dem brodt und kelch sprigt und das gesegnete brott und kelch außgeteilet, durch die gesprochene wort aus krafft der ersten einsetzung krefftich ist, wie Chrisosthomus sprigt im serm[on] de pass[ione]: Christus richte diesen tisch selbst zu und segenet ihnen, den kein mensch das furgesetzte, so brott und wein zum leib und blutt Christi machet, sondern Christus selbst, der fhur uns gekreutzigt ist. Die wort werden durch des priesters mundt gesprochen, aber durch Gottes krafft und gnade, durch das wort, da er spricht: „Das ist mein leib“232, werden die furgestellten elemente im abentmal gesegenet. Und wie diese rede: „Wachset und vermehret euch und erfullet die erde“233, nohe ein mal geredet, aber allezeit krefftich ist in der natur, das sie wachset und sich vermehret, also ist auch diese rede wol ein mal gesprochen, aber bis auff diesen tag und bis an seine zukunfft ist sie krefftich und wircket, das im abendmal der kirchen sein warer leib und blutt gegenwertig ist. Und Luttherus, tom. 6 fol. 99: Solchs sein befhel und einsetzung vermag und schaffet, das wir nicht slecht brott und wein, sondern seinen leib und blutt darreichen und entfangen, wie seine wort lauthen: „Das ist mein leib“234, „das ist mein blutt“235, das auch unsere wort und sprechen, sind der befhel und
232 Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24 | Kor 11,24 | 235 Mt 26,28; Mk 14,24
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Gen 1,28 |
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Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; I
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Conclusio
Appendix | 1. De consecratione.
Causa efficiens praesentiae Christi quae. Neg[atio]
Aff[irmatio] | 1. | 2. 3. Ratio ab efficatia Christi.
Comprobatio dicto Chrystostomi.
Ab exemplo creationis.
A testimonio Lutheri.
220
Modus consecrationis.
Ab exemplo Pauli.
Adversatio
2. Appendix de regula coenae domini.
Usus quid.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
ordenung Christi, das brott zum leib und den wein zum blutt machet, von anfanck des ersten abendmals bis an der welt ende und durch unseren dinst und ampt teglich gereichent wirt. Item, tom. 3 fo[lio] 446: Also hie auch: Wen icht geleich uber alle brodt spreche, das ist Christi leib, wurde freilich nichts darauß folgen, aber wen wir seine [136v] einsetzung und heissen nach im abentmal sagen: „Das ist mein leib“236, so ist sein leib nicht unsers sprechens oder tedel wort halben, sondern seines heissens halben, das er uns also zusprechen und zuthun, an unser sprechen gebunden hatt. Nu sollen die wort der einsetzung in der handelung des abentmals offentlich von der versamlung deutlich und klar gesprochen oder gesungen und keinesweges underlassen werden, damit dem befhel Christi: „Das thut!“237, gehorsam geleistet und der zuhörer glaub von wesen und frucht dieses sacramentes (von der gegenwertigkeit des leibs und blutts Christi, von vergebung der sunden und allen gut thaten, so uns durch Christi todt und blutt vergiessen erworben und im testament Christi geschencket sint) durch Christi wort erwirket, gestercket und vergewissert und die element des brotts und weins zu diesem heiligen brauch, das uns damit Christi leib und blutt zu essen und zu trincken gereicht werde, geheiliget oder gesegenet werden, wie Paulus spricht: „Der gesegnete kelch, welchen wir segnen“238, welchs ya nicht anders den durch widerholung oder erzelung der wort der einsetzung geschicht. Aber diesen segen oder die erzelung der wort der einsetzung Christi, wo nicht die gantze action des abendmals, wie die von Christo geordenet, gehalten wirt, alse wan man das gesegnete brott nicht austeilet, empfhet und geneusset, sondern einsliesset und auffopfert oder umbhertreget, macht allein nicht ein sacrament, sondern es muß der befhel Christi: „Das thut!“239, welcher der gantzen action dieses sacramentes, das man in einer christlichen zusamenkunfft brott und wein neme, segene, austeile, empfhehe, esse, trincke und des Heren todt da bey verkundige, zusamen fasset, unzertrennet und unverrucket gehalten werden, wie uns auch s. Paulus die gantze action des brottbrechens oder austeilens und empfahens fur die augen stellet240. Diese warhafftige christliche lehr vom heiligen abendmal zuerhalten und vielerley abgottische misbreuch und verkerung dieses testamentes zu meiden und auszutilgen, ist diese nutzliche regel und richtschnur auß den worten der einsetzung genomen: Nihil habet rationem sacramenti extra usum a Christo institutum oder: extra actionem divinitus institutam, welche mit nichten zuverweffen, sondern nutzlich in der kirchen Gottes kan und sol getrieben und erhalten werden. Und heisset alhie usus oder actio furnemlich nicht der glaube, auch nicht alleine die mundtliche [137r] niessung, sondern die gantze t
cj.: wen
236 Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24 | 237 Lk 22,19; I Kor 11,24f | 238 I Kor 10,16 | 239 Lk 22,19; I Kor 11,24f | 240 Vgl. I Kor 10,16f.
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sichtbare, eusserliche, von Christo geordnete handlung des abendmals, der consecration oder wort der einsetzung, die außteilung und empfahung oder mundtliche niessung des consecrirten brotts und weins, leibes und blutts Christi, ausser wellichem gebrauch, wen das brott in der papistischen meß nicht ausgeteilet, sondern aufgeopfert oder eingeslossen, umbgetragen und anzubeten furgestellet wirt, es fur kein sacrament zu halten, geleich alse das teuffwasser, wen es die glocken zu weien oder den aussatz zu heiligen gebrauchet wirt, oder sonst anzubeten furgestellet wurde, kein sacrament oder tauffe ist, den sollichen papistischen mißbreuchen diese regel ernstlich entgegen gesetzet und von d. Lutther selbst, tom. 4 jen., erkleret ist. Daneben mussen wir auch dis erinneren, das die sacramentirer deste nutze und notige regel hinderlistich und boßlich zverleugung der waren, wesentlichen gegenwertigkeit und mundtlichen niessung des leibes Christi, so alhie auff erden, beide von wirdigen und unwirdigen, geleichu geschiet, verkeren und auff den usum fidei oder geystlichen und ynnerlichen gebrauch des glaubens deuthen, alse were es den unwirdigen kein sacrament und geschehe die niessung des leibs Christi alleine geystlich durch den glauben, oder alse muchte der glaube den leib Christi im h. abentmal gegenwertig und derhalben die unwirdigen, ungeleubigen heuchler den leib Christi nicht gegenwertig entfiengen. Nu machet unsere glaub das sacrament nicht, sondern allein unsers almechtigen Gottes und heylandes Jhesu Christi warhafftiges wort und einsetzung, welliche stets krefftich ist und bleibet in der christenheit und durch die wirdicheit oder unwirdigkeit des dieners oder des, den es empfehet, ungelauben nicht uffgehoben oder unkrefftich gemacht wirt, geleich wie das evangelion, ob es schon die gottlosen zuhorer nicht geleuben, dennoch nicht desto weniger daß ware evangelion ist und bleibet, alleine das es in den ungeleubigen nicht zur seligkeit wircket, also die empfahen des sacramentes gelauben oder gelauben nicht, so bleibt Christus nichts desto weniger in seinen worten warhafftich, das ehr saget: „Nemet, esset, das ist mein leib“241, und wircket sollichs nicht durch unseren glauben, sondern durch seine allmechtigkeit. Derhalben es ohne zweiffel ein schedlicher, unverschambter irthum ist, das itzliche auß listiger verkerung dieser gewontlichen regel unseren glauben, alse der allein den leib Christi gegenwertig mache und geniesse, mehr alsev der almechtigkeit unsers Heren und heilandes Jhesu Christi zuschreiben. wDen das wir die gewontlichen schulworter gebrauchen, so ist die wirckliche ursache [137v] oder causa efficiens der waren gegenwertigkeit des leibs und bluttes Christi ym abendmal nicht unser glaube, sondern allein des warhafftigen und almechtigen sons Gottes unsers Herrn und heylandes Jhesu Christi u
cj.: gegeleich | v danach ein überzähliges: alse | w – w gemäß der Anweisung am Rand zu streichen: hic, quae sequuntur, sunt omissa in nova formula usque ad, das man auch furgebtt, fol. sequenti 241
Mt 26,26; vgl. Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24.
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Exempla 1. 2.
Adversativa de sacramentariorum errore et malitia.
Refutatio a causa efficientae per contentionem.
A pari.
Enumeratio causarum omnium.
222
1.
2. 3.
4. Pars de argumentis adversariorum. Obiectio
Solutio
2. Obiectio
Solutio
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
wort oder einsetzung, wille und ordnung, das er wil sein, wo man seine einsetzung helt und seine wort saget krafft der ersten einsetzung, geleich wie er wil weitzen geben krafft der ersten schöpffung, wo man weitzen sehet. Causa instrumentalis est pronunciatio verborum (die gesprochen wort der einsetzung), da durch Christus selbst wircket und krefftich ist. Causa materialis sindt de elemente naturlich brott und wein und der ware, wesentliche leib und blutt Jhesu Christi. Causa formalis ist die gantze handelung, die consecration, außteilung und empfhahung des brotts, weins, des leibes und blutes Christi, von welcher wesentlichen form dieses sacramentes die gemeine regel: Nihil habet rationem sacramenti extra institutam actionem seu usum. Causae finalis et effectus seind die application und zueigung oder niessung dero krafft und gutthaten, die uns Christus mit seinem leib und blutt erworben hatt, nemlich vergebung der sunden und ewige seeligkeit, welliche durch dieses mittel geleich wie durchs wort den geleubigen zugeeignet, applicirt und versiegelt wirt. Item, erweckung und sterckung des glaubens, gnedige verbuntenisse und vereinigung mit Christo, da durch wir ihme eingeleibet und seine gelidmassen werden und von ihme erhalten, regiret, gestercket und nach dem todt wider zum ewigen leben ufferwecket werden, dieweile unsere leib mit dem unsterblichen leibe Christi gespeiset seint, wie den diese und andere mehr frucht und nutzbarkeiten dieses abentmals in den geleubigen anders wo erzelet werden. Diese frucht und wirckung, nemlich vergebung der sunden, gerechticheit, leben und seligkeit, nenen die vether rem sacramenti, welcher die ungeleubigen nicht theilhafftich werden, ob sie schon das sacrament, das ist den leib und blutt Christi, empfahen. Nu bleibet das wesen oder materia et forma der sacrament gantz und gar vollkommen, ob schon diex end ursachen und wirckung wegen unsers ungelaubens nicht allezeit folgen. Den das furgegeben wirt, dem, der da nicht gleubet, sey die verheissung nichtich, nu sey der leib Christi im abentmal verheissen, [138r] darumb werden die ungeleubigen sein nicht theilhafftich. Da antwort Augusti[nus] auff lib. 3 de baptis[mo] contra dona[tistas] ca[pitulum] 14: Es ligt nichts daran, wen man von des sacraments volkommenheit und heiligkeit handelt, was der, der das sacrament empfehet, glaube und was er fur einen gelauben habe, es ist wol, was seine seligkeit belanget, viel daran gelegen, den es kan einer das gantze sacrament empfahen und geleich wol keinen rechten gelauben haben.w Das man auch furgibt, der leib Christi sey nymmer ohn den Geyst Christi, nun haben die ungeleubigen den Geyst Christi nicht, darumb sey auch seines leibs im sacrament nicht können theilhafftich werden, ist offentlich, das der Heilige Geyst alse warer Godt sampt dem vather und sohn allenthalben den frommen und gottlosen gegenwertig ist, Psa. 139: „Wo wil ich hin gehen fur x
danach ein überzähliges: die
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deinem Geyste? Fhare ich henunther in die helle, so bistu da.“242 Derhalben, ob schon die gottlosen den Geyst ja so wol alse den leib Christi nicht zu ihrem heyl, leben und seligkeit empfahen, das er trost und freude in ihne wircke, so kan doch darinne die ware gegenwertigkeit des Geystes so wol alse das leib Christi im sacrament nicht geleugnet werden. Das auch die sacrament geystliche sachen seind (dar durch der Heilige Geyst wircket und krefftich ist) und zum geystlichen reich Christi gehoren und zu labung und speisung der seelen und sterckung des glaubens gestifftet sein, ist unleugbar, das aber die wort Christi im abendmal allegorice (welches man auch geystlich nennet) oder figurlich sollen gedeuthet und nicht wie sie lauthen von der waren, wesentlichen gegenwerdigkeit des leibes und bluttes Christi verstanden werden, das folget gantz und gar nicht, dieweile das wort geystlich aequivoce in ungeleichem verstande gebraucht wirt. Was den spruch, Joh. 6, belanget: „Der geist ist, der lebendig machet, das fleisch ist kein nutze“243 etc., ist offentlich, das Christus daselbst nichtes von seinem abendmal, wellichs ein gantz yar hernach allererst eingesetzet ist, handelt, auch nicht von seinem heyligen fleisch, dardurch ehr uns die hoheste nutz und teuerste schetze, vergebung der sunden und ewiges leben erworben hatt und mittheilet, redet, sondern von unserem sundlichen, verdorbenem, vergiffteten fleisch, das den Geyst Gottes zuwider ist, wie der capernaiten gedancken nach der vernunfft von den absurdis und ungereimpten folgen, welche die vernunfft aus Christi reden von essen seines leibes klaubet und auffmutzet, gantz nichts zur seligkeit [138v] nutze seyn, da durch der Geyst Christi krefftich ist, der machet lebendig und wurcket vergebung der sunden und ewige seligkeit. Die spruche Christi von seinem abschied und abwesen auß dieser welt, Mat. 26; Joh. 16.17244 etc., antreffend, ist offentlich, das Christus nicht mer in diesem sichtbarlichen, eusserlichen, naturlichen leben ist, das die welt braucht und lebet, dar in man essen, trincken, arbeiten und der welt und aller nothurffty dieses lebens brauchen muß, wie er selbst nach seiner aufferstehung, da ehr mit leib und seele bey seinen jungeren steth, denoch austrucklich saget, ehr sey nicht mer bey ihnen, nemlich wie fhorhin, wie die armen bey uns sein, die wir stethes sehn, greiffen, ettzen und drincken konen.245 Aber darumb ist ehr nicht aller ding aus der welt geschieden, sondern ist und bleibet allezeit personlich bey uns gegenwertig bis ans ende der welt, da ehr widerumb sichtbarlich zu uns komen und uns zur ewigen beywohnung und gemeinschafft seiner ewigen herrligkeit zu sich nemen wirt, Mat. 28: „Ich wil bey euch sein alle tage bis ans ende der welt.“246 Item: „Won zwey oder drey in meinem namen versamlet sein, da bin ich mitten unther ihnen.“247 y
cj.: nothrufft
242 245
Ps 139 (Vg 138),7f | 243 Joh 6,63 | 244 Vgl. Mt 26,11.64; Joh 16,5.10.16–33; Joh 17,11.13. Vgl. Joh 12,8. | 246 Mt 28,20 | 247 Mt 18,20
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224 6. Obiectio
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A dictis.
A comparatis. 1.
2.
A dictis.
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Hie gegen wirt nun dieses ansehnelichs argument angezogen, welches der sacramentirer scheinlichster und sterckester grundt, den sie allenthalben anzuzihen und auff das herlicheste auffmutzen pflegen, das ein warer, naturlicher leib nicht könne auff eine zeit an vielen und allen orthen im abentmal gegenwertig sein. Dieweile nu Christus einen waren, naturlichen leib auch nach seiner aufferstehung und verklerung behelt, welcher nun im hymel ist und zur rechten Gotts sitzet, so sey unmugelich, das der ware leib Christi her wider bey uns auff erden im abentmal wesentlich gegenwertig sein konne. Es folget aber dieses gar nicht und ist ser ubel von hoch gelarten leuten argumentirt, von deme der erschaffenen natur aigen oder unmugelich ist, zu dem das viel und hochen gottliche eigenschafft hatt und almechtig ist. Uns menschen ist es nach ordenung der natur unmuglich, das einer zugeleich im Zweitzerland und Saxen mit seinem leib wesentlich sein solte, aber diesen hohen menschen Jhesu Christo, almechtigen Gottes sohn, der da selber sprigt: „Wo zwe oder drey in meinem namen versamlet sind, da bin ich mitten unther ihnen“248, item: „Myr ist alle gewalt gegeben in hymel und auff erden, und seht ich bin beu euch alle tage bis ans ende [139r] der welt“249, ist es nicht alleine muglich, sondern auch leicht, an allen orthen in seiner christenheit gegenwertig zusein und seinen waren leib und blutt an allen enden, da sein abendmal nach seiner einsetzung gehalten wirdt, warhafftich und wesentlich allen, so das sacrament gebrauchten, zuverreichen. Wie nu der jungfrauwen Mariae auff der geleichen zwinglischen argument auß menschlicher vernunfft gesponen, es ist unmuglich nach ordenung der natur, das eine jungfrauwe ohne beywohnung eines mannes einen sohn zeuge250, von dem engel Gabriel geantwortet wirt: „Bey Godt ist kein ding unmugelich.“251 Wie Abraham, ob es ihm schon unmuglich deuchte, das der vorheissene same Christus aus seinem sohn Isaac, den er slachten solte, geboren werden konte252, dennoch Gotte die ehre gibt, das er warhafftich sey und gewiß geleubt, das, was Godt verheisset, ehr sollichs auch thun kan. Also wir auch in diesem grossen geheymnuss billich diese aller gewisseste und unbeweglichste principia theologica, heuptspruch und gruntfesten des christlichen glaubens, Psa. 33: „Des Heren wort seint war hafftich, was er zusaget, das helt ehr gewiß“253, Rom. 4: „Was Godt verheisset, das kan ehr gewiß thun“254, Eph. 3: „Gott kan uberswencklich thun und wircken uber alles, das wir verstehen und bitten können“255, Lu. 1: „Bey Gott ist kein ding unmuglich“256 etc., billich und hoher und glaubwirdiger halten sollen, alse dis philosophische und aus unser vernunfft gesponnen argument, das ein warer, naturlicher leib nicht könne auff ein mal mehr alse an einem orthe sein. So ist es nach der phisica und unser vernunfft jo so unmuglich, das ein warer, naturlicher leib durch versigelten grabstein und verschlossen thuer durch dringen solte (wie dieses
248 Mt 18,20 | 249 Mt 28,18.20 | 250 Vgl. Lk 1,34. | 251 Lk 1,37 | 252 Vgl. Gen 17,16–19; Gen 22,1–19. | 253 Ps 33 (Vg 32),4 | 254 Röm 4,21 | 255 Eph 3,20 | 256 Lk 1,37
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mirakel die gantze erudita antiquitas, darauff sich die sacramentirer stetiges beruffen, und hernach alle patres, Hilarius de trin[itate] lib. 12 ca[pitulo] 53, Chrysosth[omus], Augusti[nus] episto[la] ad Volu[sianum] 3: Ipsa virtus per inviolata matris virginea viscera membra infantis eduxit, quae postea per clausa ostia iuvenis membra introduxit etc.; in talibus rebus tota ratio facti est potentia facientis; item, tracta[tu] 121 in Johan[nem] sermo[ne] 3 de resurrectione Christi, eintregtich anzihen), alse das ein leib solte zugeleich an zweien orthen sein. Den Christi leib, ob er wol auff erden sichtbarlich gangen, raum geben und genomen hatt, so ist ehr doch an die ordenung der natur nicht also gebunden, dieweil ehr personlich mit Gott, dem almechtigen, ist vereiniget und auch [139v] ihme nach seiner menschlicher natur aller gewalt im hymel und auff erden gegeben ist. Und ob wol war ist, das ehr alle wesentliche eigenschafften menschlicher natur auch nach der aufferstehung behelt, so is doch reumlich und umbschrieben an einem orthe sein (esse in loco circumscriptive) nur eine zufellige eigenschafft in praedicamento ubi, wie ihr prophetz und apostel Aristoteles selbs frey bekennet, lib. 4 phisico[rum], das der sichtbare himel nicht in einem gewissen orthe beslossen sey. Auch ist der Herr Christus durch seine hymelfhart und sitzen zur rechten Gottes nicht also von uns abgescheiden, das er jetzunth in einem gewissen leiblichen orthe im himel raumlich, also umbschrieben, begriffen und eingenomen sey, wie ettliche die wort Petri, Acto. 3257, felslich verkeren, das er nicht mehr bey uns auff erden sein wolte oder konte, den er auch nach seiner hymelfart dem apostel Paulo leiblich und sichtbarlich alhie auff erden ettliche mahl erschienen ist, 1. Co. 15; Act. 9.22.25 und Stephano Acto. 7258. So ist das sitzen Christi zur rechten Gottes nicht anders alse in gottlicher gewalt, ehren, macht, maiestet und herligkeit, alse ein herr, kreaturen und heupt der kirchen alles im himel und erden und in seiner lieben kirchen gegenwertig regiren, zu wellicher hohen, unermeslichen, göttlichen gewalt und herschafft der mensch Jhesus Christus durch seine aufferstehung und himelfhart auch nach seiner menschlichen natur erhohet ist, Eph. 1 et 4; Phil. 2; Act. 2; Ebr. 1.4.9259. Daraus gewislich und unwiderspreglich folget, das dieser almechtiger Herr Jhesus Christus an allen enden, wo christen sein und wo sein heilige abendmal nach seiner einsetzung gehalten wirt, mit seinem waren, wesentlichen leib und blutte gegenwertig sein könne und wölle. So ist das himelreich nicht ein solcher beslossener, abgemessener und ausgezirkelter ort, wie die sacramentirer dichten, uber dem firmament oder diesen
z
cj.: proht
257 Vgl. Act 3,21. | 258 Vgl. I Kor 15,5–8; Act 9,3–17; Act 22,6–21; Act 25,19; Act 7,55f. | Eph 1,20–23; Eph 4,8–10; Phil 2,9–11; Act 2,33–36; Hebr 1,2–4; Hebr 4,14; Hebr 9,24.
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259
Vgl.
A testimonio patrum.
Ab efficacia unionis dua in naturarum.
Ab adiunctis ascensionis et sessionis.
Ab extremis.
A proprio sessionis.
Conclusio
A definitione regni coelorum.
226
De loco regni coelorum. Ab absurdo.
Antithesis sanae doctrinae.
Propositio
1. Ratio
2.
3. 4.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
sichtbaren hymel (die im feur vergehn werden, 2. Pet. 3260), sondern ist das geistliche, ewig, himlische und gottlich leben, dar in wir ohne sunde und todt, ohne alle truebsall und jammer Gott jegenwertig anschauwen, mit gottlichem licht, weysheit und gerechticheit geziret und gleich den engeln261 mit allen außerwelden in unendtlicher freude und herligkeit leben und Gott, den vather, und unseren heyland Jhesum Christum von angesichte zu angesichte ewiglich sehen, loben und preysen werden. [140r] Dieser himel ist allenthalben, wo Gott ist und seine gottliche weisheit, leben und gerechtigkeit mit theilet, sonst, wen Christus darumb, das ehr gehn himel gefaren und yetzunth im himel ist, nicht auch zugeleich auff erden sein kunte, wurde eben dasselbige auch von der gottheit folgen, weile wir sagen: „Unser vather, der du bist ym himel“262 und der himel ein ort und stett, wonung Gottes in der heiligen schrifft genennet wirt263. Aber was alle diese spitzige, vielfeltige und scheinliche der sacramentirer gegen argumenta von den wesentlichen oder naturlichen eigenschafften eines menschen leibes und von der hymelfhart Christi, von seinem abschied aus dieser welt und desgeleichen anlangt, das wir uns dadurch nicht wollen, konnen, noch sollen lassen abfuren von dem einfeldigen, deutlichen, klaren verstande des wortes, des testamentes Christi auff freumede meinung, anders den wie sie lauthen, sondern gehörter massen eintfeldich verstehn und gleuben, seindt unsere grundt, darauff wir in dieser sachen je und alle wege nach erregter zweispalt von diesem artikel gestanden, diese, wen d. Lutther dieselbigen gleich an fanges wider die sacramentirer mit nachfolgenden worten gesetzet hatt: Der erste ist dieser artikel unsers glauben: Jhesus Christus ist wesentlicher, naturlicher, warhafftiger Gott und mensch in einer person, unzertrennet und unzerteilet. Der ander, das Gottes rechter handt allenthalben ist und das derenthalben Christus agemäß dera wort der einsetzung mit seinem leibe, darin die fülle der gottheit wohnet264, welche auch zur rechten der maiestet und krafft Gottes erhohet ist, in seinem abendmal, wo das nach seiner stifftung auff erden gehalten wirt, gegenwertich sein konne. Der dritte, das Gottes wort nicht falsch ist oder leuget. Der vierthe, das Gott manigerley wese hatt, etwan an einem orthe zu sein und nicht alleine die einige, welche die philosophi localem, raumlich, nennenb, begreiffliche, leibliche weise, wan ehr auff erden leiblich ging, da er raum gab und nam nach seiner grösse. Solche weise kan ehr noch gebrauchen, wen ehr wil, wie er nach der aufferstehung thett und am jungsten tag gebrauchen wirt,
a – a cj.: der | b danach von unten eingewiesen: dan Christus einiger leib dreyerley weise oder alle drey weyse hat, etwa zu sein. Erstlich die 260 Vgl. II Petr 3,7.10.12f. | 1,19; Kol 2,9.
261
Vgl. Lk 20,36. |
262
Mt 6,9 |
263
Vgl. I Reg 8,49 u. ö. |
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Vgl. Kol
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wie Paulus sagt, 1. Tim. 6: „Welche wirt zeigen zu seiner zeit der selbige Godt“265 etc., und Coll. 3: „Wen Christus euer leben sich offenbaren wirt“266 etc. Auff solche weise ist ehr noch nicht in Gott oder bey dem vather noch im himel, wie der tolle geist treumet, den Gott ist nicht ein leiblicher rauhm oder stett. [140v] Und hierauf gehn die spruche, so die geystler furen, wie Christus die welt verlasse und zum vather gehe. Zum andern die unbegeiffliche weise, da er keinen rahum nimpt noch gibt, sondern durch alle creaturen fehret, wo er will, wie cmein gesichtec (das ich grobe gleichnisse gebe) durch lufft, licht, wasser fehret und ist und nicht raum nimpt noch gibet, wie ein kling oder don durch lufft oder wasser oder brete und wanth fehret und ist und nicht raum gebet noch nimpt. Item, wie licht und hitze durch lufft und wasser, glaß, cristallen und dergeleichen fehret und ist und auch nicht rauhm gibt noch nimpt und der gleichen viel mehr. Solcher weise hath er gebrauchet, do er auß verslossenem grabe fhur und durch verslossene thur gieng und im brott und wein im abentmal und, wie man geleubet, da er von seiner mutter leib geboren wart. Zum dritten die godtliche himlische weise, da er mit Gott ein person ist, nach wellichem freilich alle creaturen ihm gar viel durchleufftiger und gegenwertiger sein mussen, den sie sein nach der andern weise. Ob nu Gott noch mehr weise habe und wisse, wo Christi leib etwo sey, wil ich hie mit nicht geleugnet, sondern anzeigt haben, wie grobe hempell unsere swermer sein, das sie Christus leib nicht mehr den die erste, begreiffliche weise zugeben, wie wol sie auch dieselb nicht konen beweisen, das sie wider unsern verstanth sein, den ichs in keinem wege leugnen will, das Gottes gewalt nicht solte so viel vermugen, das ein leib zugleich an vielen orthen sein muge auch leiblicher und begreifflicher weise. Dan wer wils beweisen, das Gott solchs nicht vermag? Wer hath seiner gewalt ein ende gesehen? Die swermer dencken wol also, Gott vermuge es nicht. Aber wer wil ihrem dencken geleuben? Wo mit machen sie solche gedancken gewiß? Hactenus Lutherus. Also ist unsere glaube in diesem artikel von der waren gegenwertigkeit des leibs und blutts Christi im heiligen abentmal auff des warhafftigen und allmechtigen Gottes, unsers Heren und heilandes Jhesu Christi, warheit und allmechtigkeit gebauwet, welche grundt, unseren glauben in allen anfechtungen dieses artickels halb zu stercken und zubefestigen und da gegen alle der sacramentirer furwurff, wie ahn nemlich und scheinlich sie der vernunfft ymmer sein mugen, ummezustossen und zuwiderlegen, starck [141r] und fest gemutich sein, darauff sich auch ein christlich hertz sicher und fest lehnen und verlassen kan. Demnach verwerffen und verdammen wir mit hertzen und munde alse c–c
cj.: in SSC[W] eine Lücke, mit SSC[D]
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I Tim 6,15 | 266 Kol 3,4
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Conclusio
Illatio damnationis.
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1.
2.
Contra sacramentarios.
1.
2.
3.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
falsch, irrige und ferfurisch irthum, so dieser obgesetzsten und in Gottes worte gegrunteten lehr ungemeß, zu wider und entgegen sein. Als erstlich die papistische transubstantiation, da gelehret wirt, das das consecrirte brott und wein im heiligen abendmal sein substantz und wesen gantz und gar verlieren und in die substantz des leibs und blutts Christi furwandelt werden, also das alleine die blosse gestalt des brotts und weins oder accidentia sine subiecto uberich bleiben, unther welcher gestalt des annihillirten brots der leib Christi auch ausserhalb der handelung des abendmals, wen das brott in das sacrament heuselein eingeslossen oder zum schauspiel und anzubeten umbhergetragen wirt, gegenwertig sei, den nichtes sacrament sein kan, ausser Gottes befhel und geordenten brauch, dazu es in Gottes worte eingesetzet ist. Desgleichen verwerffen und verdammen wir alle andere papistische misbreuche dieses sacramentes alse den greuwel der opffermeß fur die lebendigen und todten. Item, das den layn nur eine gestalt des sacramentes wider den offentlichen befehl und einsetzung Christi gereicht wirt, wie dieselbigen papistischen misbreuche in unser kirchen gemeinen confession und apologia, der smalkaldischen artickeln und andere der unseren schrifften ausfurlich aus Gottes wort und der alten kirchen zeugnisse widerlegt werden. Dieweile aber in dieser schrifft wie furnemlich alleine von der waren gegenwertigkeit des leibes und blutes Christi wider die sacramentirer, deren ettliche sich unther der augspurgischen confession namen in diese kirche unverschampt eindringen, unsere bekentenusß und erklerung zuthun furgenomen, so wollen wir auch der sacramentirer irthumb furnemlich alhie setzen und erzellen, damit unsere zuhorers, das sie sich dafhur huethen und fursehen konnen, zuverwarnen. Demnach verwerffen und verdammen wir mit mundt und hertzen alse falsch, irrich und verfurisch alle sacramentirische opiniones, so dieser obgesetzten und in Gottes wort gegrundeten lehr ungemeß, zuwider und entgegen sint. Alse wen die wort der einsetzung nicht einfeldich in ihrem eigentlichen verstande, wie sie lauthen, von der waren, wesentlichen gegenwertigkeit desd [141v] leibes und blutes Christi im abendmahl verstanden, sondern durch tropos oder figurliche deuthungen auff einen anderen, neuen, fremben vorstande gezogen werden, wie wir hiemit alle sacramentirische opiniones, wie vielffeltich und manigerley dieselbigen sein, verwerffen. Item, wo die mundtliche niessung des leibs und blutes Christi im abendmal geleugnet und dagegen gelehret wirt, das der leib Christi im abendmal alleine geistlich durch den glauben genossen werde, also das unser mundt im abendmal nohr alleine brott und wein empfahe. Gleichsfalß auch, do gelert wirt, das das brott und wein im abendmal nicht mehr seyn den kennezeichen, da durch die christen untereinander zuerkend
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nen oder das sie nur sein bedeutungen, gleichnusse und anbildung des weit abwesenden leibs und blutes Christi, der gestalt das, gleich wie brott und wein unsers leibes eusserliche speise ist, also sey auch der abwesende leib Christi mit seinen verdienste unsere seelen geistliche speise. Oder das es nicht mer sein dan warzeichen oder gedenckzeichen des abwesenden leibes Christi, durch welche zeichen, alse durch ein eusserliches pfandt, wir versichert solten werden, das der glaube, der sich vom abendmal abwendet und uber alle himel steiget, droben ya so warhafftich des leibes und blutes Christi theilhafftich werde, also war wir im abendmal mit dem munde die eusserliche zeichen entfangen, und das also die bekrefftigung und versicherung unsers glaubens ime abendmal geschehe alleine durch die eusserliche zeichen und nicht durch den warhafftigen, gegenwertigen und uns uberreichten leib Christi. Oder das im abendmal dem glauben alleine die krafft, wirckung oder verdienst des weit abwesenden leibes Christi ausgeteilet werde und also des abwesenden leibes theilhafftich werde, und das auff die itzt ertzelte weise unio sacramentalis die sacramentliche vereinigung zuversthen sey de analogia signi et signati, oder das der leib oder blutt Christi anders nicht den allein geystlich durch den glauben empfangen und genossen werde. Wir verwerffen und verdammen auch, da gelehret wirt, das Christus von wegen seiner himelffart mit seinem leibe alse in einem gewissen orthe im himel begriffen und umbfangen sey, das er mit demselbigen bey uns im abendmal, welchs nach der einsetzung auff erden gehandelt wirt, warhafftich und wesentlich nicht gegenwertig sein könne oder wolle, sondern sey so weit da von alse himel und erden von einander sein. Item, das Christus die ware, wesentliche gegenwertigkeit seines leibes und bluts in seinem abendmal nicht habe verheissen noch leisten könne oder wolle, weil die natur [142r] und eigenschafft seiner angenomene mensliche natur solchs nicht leiden noch zugeben könne. Wir verweffen und verdammen auch, do gelehret wirt, das nicht alleine die wort und allmechtigkeit Christi, sondern der glaube den leib Christi im heiligen abendmal gegenwertig mache, doher von ettlichen die wort der einsetzung in der handelung des abendmals untherlassen werden. Dan ob wol die papistische consecration, in welcher dem sprechen alse dem wercke des geistes die krafft zugemessen wirt, alse mache derselbige ein sacrament, billich gestrafft und verworffen wirt, so können und sollen doch die wort der einsetzung in der handelung des abendmals in keinem wege aussgelassen werden, wie solchs in furgehnder explication erkleret ist. Wir verwerffen und verdammen auch die lehre, das die gleubigen den leib Christi nicht vermuge der wort der einsetzung Christi bey dem brodt und wein des abendmals suchen, sondern vom brote des abendmals mit ihrem e
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Generalis reiecto.
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glauben im himel an den orth gewiessen werden, do der Herr Christus mit seinem leib sey, das sie doselbs sein geniessen sollen. Wir verwerffen und verdammen auch, do gelehret wirt, das die ungleubigen und unbusfertigen, bose christen, die alleine den namen Christi dragen, aber den rechten, warhafftigen, lebendigen und selichmachenden glauben nicht haben, im abendmal nit den leib und blutt Christi, sondern alleine brodt und wein entfangen. Wir verwerffen und verdammen auch, do gelehret wirt, das die wirdigkeit nicht alleine im waren glauben, sondern auff des menschen eygener bereithung stehe. Wir verwerffen und verdammen auch, do gelehret wirt, das auch die rechtgleubigen, die einen rechten, warhafftigen, lebendigmachenden glauben haben und behalten, des sacrament zum gerichte alse die unwirdigen geste entfangen kunten. Wir verwerffen und verdammen auch, do gelehret wirt, das die elemente oder sichtbarliche species des gesegneten brotes und weins angebettet sollen werden. Das aber Christus selbst warer Godt und mensch, so im abendmal warhafftich und wesentlich gegenwertig, solle im geyste und warheit angebetet werden, kan und wirt niemanth leugnen, ehr sey dan ein arrianischer ketzer. Wir verwerffen und verdammen auch alle furwitzige, spottische, lesterliche frage und rede, so auff grobe, fleisliche, capernaitische weise von dem ubernaturlichen, hymlischen geheymnisß dieses abendmals furgebracht werden. Andere und mehr antitheses oder verdamliche gegenleren seint in furgehender erklerung gestraffet und verworffen worden, welche wir geliebter kurtz halben alhie nicht widerholen wollen, und was noch mehr uber das verdamliche opiniones seint, kunnen aus der obgesetzten erklerung leichtlich genomen und specificiret werden. Dan wir alles, was der obgesatzten und in Gottes worten wol gegrunteten lehr ungemeß, zuwider und entgegen ist, verwerffen und verdammen. [142v-143v leer] [152v leerf]
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[156r] Von der ewigen vorsehung und wahll Gottes [156v leer] Causae impul[sativae].
[157r] Vong der ewigen vorsehung und wahll Gottes Wiewoll undter den theologen augsburgischer confession noch gentzlich kein ofentliche, ergerliche zweyspaltung von der ewigen wall der kinder Gottes vorgefallen, jedoch noch deme diser artikell an anderen orthen in gantz f von fol. 153r–155v ist der 10. Artikel des Torgischen Buches Von der höllenfahrt Christi eingefügt worden. Er ist textgleich mit dem Abruck des Torgischen Buches und wird deshalb hier nicht gesondert wiedergegeben | g davor gemäß der neuen Zählung: XI. locus
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beswerliche strit gezogen und auch unter den unseren etwas darfon geredet worden, dazu von den theologen nicht allwege gliche reden gefurhet, derhalben, vermittels gotlicher gnaden auch kunfftiglig bey unsern nachkomen, so viel an uns, in eynigkeit und trennung in solchem vorzukomen, haben wir derselben erklerung auch heyher setzen wolden, auff das menniglig wissen muge, was auch von disem artikell unser einhellige lher, glaub und bekentnuß sey. Dann man jo de lhere von disem artikell, wenn se aus und nach dem vorbilde des gotlichen wortes gefüret, nich kan noch soll vor unnutze oder unnotigk, viell weynig vor ergerlich oder schetlich gehalten, weill die schrift des artikels nicht an eynem orthe etwho one gefher allein gedenckt, sonderen an vielen orthen denselben greuntlich handelet und triebet, so muß man auch umb misbrauchs oder misvorstandes willen die lher des gotlichen wortes nicht unter lassen oder vorwerffen, sonderen eben derhalben allen misbrauch und misvorstandt abzuwenden, muß der rechte vorstant aus grunde der schrift erkleret werden. Und steit nun die einfeltige summa der lher von diesem artikell darauf: Von der ewigen vorsehung Gottes und wahll syner sunderh zu der ewigen seligkeit, ist der unterscheit mith vleiß zu merckende, dan praescientia vel praevisio, das Gott alles unterscheit vorher sihet und weis, welches [157v] man die vorsehunge Gottes nennen mochte, gehet uber alle creaturen gutt und böse, das ehr nemblich alles zuvor sihet und weis, was da ist oder seyen werdt, was da geschicht oder geschein wert, ess sy gutt oder bose, weill fur Gotte alle dinck seyni vergangen oder zukunfftigk, unvorborgen und jegenwertigk seyn, wie geschriben steit, Matt. 10: „Kaufft man nich zwei sparling umb eynen pfennigk? Noch felt derselben keiner auf die erden ohn euwern vater.“267 Und, Psalm 139: „Deine augen sahen mich, do ick noch unbereitet war, und wharen alle dage auf din buchj geschreiben, die noch werden solenk und derselben kein da war.“268 Item, Esa. 37: „Ich kenne dinen auszug und dinen einzug und dein thoben wider mich.“269 Die ewige wall Gottes aber vel praedestination, Gottes vorordnunge zur seligkeit, gehet nich so woll uber die frommenl und bosen, sonder allein uber die kinder Gottes, die zum ewigen lebende erwelet und vorordent sein, „ehe der welt grundt geleget wart“, wey Paulus spricht, Ephe. 1: „Ehr hat uns erwelet in Cristo Jesu und vorordnet zur kintschafft.“270 Die vorsehung Gottes, praescientia, sihet und weis zuvor auch das bose, aber nich also das es Goddes gnediger wille where, das es gescheen solte, sondern was der bose, vorkerter wille des teuffels und der menschen vornemen und thuen werde und wolle, das sihet und weis Got alles zuvor und helt seine praescientia auch in den bosen hendelen oder wercken ihr ordenunge, davon Gott deme bosen, welchs Gott nich will, sein zeil und maß gesetzet werdt, wie h
übergeschrieben: kinder | i davor ein überzähliges: sey | j cj.: bauch | k cj.: sol[…] | l cj.: fro[…]
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Mt 10,29 | 268 Ps 139 (Vg 138),16 | 269 Jes 37,28 | 270 Eph 1,4f
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De vocabulis.
Praescientia
A dictis.
2. Praedestinatio | Obiectum quod.
Differentia inter praescientiam et praedestinationem. | 1.
232
2.
Adiuncta praedestinationis.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
ferne es gehen und wie lange es wahren sollen, wanm und wie ehr hinderen und straffen wolle. Der anfang aber und ursach des bosen ist nicht Gottes vorsehunge (dann Gott schaffet und wircket das bose nich, hilfts und beferdert es auch nicht), [158r] sonderen des teuffels und des menschen boser, vorkerter wille, wie geschriben stehet: „Israell, du bringest dich in ungluck, aber din heyll stehet allein by mir.“271 Item: „Du bist nicht ein Godt, deme gotlos wesen gefalle.“272 Die ewige wall Gottes aber sihet und weis auch alleine zuvor der auserwelten seligkeit, sondern ist auß gnedigem willen und wolgefallen Gottes in Cristo Jesu eyne ursach, so da unsere seligkeit und was zu derselbigen gehorett, schaffet, wircket und befordert, darauf auch unser seligkeit also gegrundet isst, das die pforten der hellen nichts dawider vermugen solten273, wie geschriben stehet: „Meine schaffe wirt mir niemandt aus myner handt reissen.“274 Und abermall: „Es wurden gleubich, so viell ihr zum ewigen lebende vorordent wharen.“275 Dieselbige ewige wahll oder vorordnunge Gottes zum ewigen lebende ist auch nich also blos in dem heimlichen, unerforchlichen rahte Gottes zubetrachten, als halte die nich mer in sich oder alse gehorte nich mer dazu und wehre nicht mer daby zubedenken, dan das Gott zuvor vorsehen, welche und wieviel selig, welche und wie viell vordampt sollen werden, oder das ehr allein solche musterung gehalten. Diser soll seligk, jener soll vordampt werden, diser soll bestendig bliben, jener soll nicht bestendig bliben. Dann daraus nhemen und fassen ihrer viele seltzsame, geferliche, schetliche gedancken, entweder sicherheit und unbusfertigkeit oder kleinmutigkeit oder verzweiflungk daher zuvorursachen und stercken, das sie gedenken oder sagen: Weill Gott seine auserwelten zur seligheit vorsehen hatt, „ehr der welt grund geleget ward“, Eph. 1276, und Gotts vorsehen nich feilen, noch von jemande gehindert oder geendet werden kann, Isa. 14; Rom. 9277. [158v] Bin ich dann zur seligkeit vorsehen, so kann mirs daran nich schaden, ob ich gleih ohn busse allerley sunde und schande treibe, wordt und sacrament nich achte, weder mith busse, glauben, gebet oder gottseligkeit mich bekummere, sondern ich werde und muß doch selich werden, denn Gotts vorsehen muß gescheen. Bin ich aber nich vorsehen, so hilft es doch nich, wenn ich mich gleich zum wordte helte, bus thete, glaubete etc., dann Gotts vorsehunge kan ich nich hinderen oder enderen. Und solche gedanken fallen auch gottseligen hertzen ein, wenn sie gleich aus Gotts gnaden, buß, glauben und guten vorsatz haben, das sie gedenken: Wen du aber nich von ewigkeit zur seligkeit vorsehen bist, so ists doch alls ummensunst und sonderlig wenn sie auff ihr swackheit sehen und auf die exempell derer, so nich vorharret, sondern wider abgefallen sein. m
cj.: w[…]
271 Hos 13,9 | 272 Ps 5,5 | 273 Vgl. Mt 16,18. | 274 Joh 10,28 | 275 Act 13,48 | 276 Eph 1,4 | 277 Vgl. Jes 14,27; Röm 9,14–29.
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Wider diesen valschen whan und gedanken soll man diesen klaren grundt, der gewiß ist und nich feilen kan, setzen, nemblich weill alle schrift, von Got eingegeben, nich zur sicherheitn und unbusfertigkeit, sondern zur straffe, zugtigung und besserung dienen soll, 2. Tim. 3278, item, weil alles in Gotts wordte, darmit uns furgeschriben ist, nich das wyr dadurch in vorzwiflung getriben sollen werden, sonderen „das wyr dorch gedult und trost der schrift hofnung haben“, Rom. 15279, so ist ahn allen zwifell in keinem weg das der gesunde vorstandt auch rechter gebrauch der lher von der ewigen vorsehunge Gotts, dadorch entweder unbusfertigkeit oder vorzwifflung vorursachet oder gesterket werden, so fhurt auch die schrifft dise lehre nich anders, [160r] den also das sie uns dadurch zum worteo weiset, Ephe. 1; 1. Cor. 1280, zur busse vermanet, 2. Tim. 2281, zur gotseligkeit anhelt, Ephe. 1; Johan. 15282, den glauben sterket und unsere seligkeit uns vergewissert, Ephe. 1; Johan. 10; 2. Thessa. 2283. Derwegen, wen man von der ewigen wall oder von der praedestination und vorordnung der kinder Gotts zum ewigen lebende recht und mith frucht gedenken und reden will, soll man sich gewenen, das man nich von der blossen, heimblichen, vorborgen, unaußforchlichen vorsehunge Gotts speculire, sondern wie der rath, vorsatz und vorordnung Gotts in Cristo Jesu, der das rechte, whare „buch des lebendes“284 ist, durchs wordt uns ofenbart ist, nemlich das die gantze lere von dem vorsatz, rath, willen und vorordnunge Gotts belangendt unser erlosunge, beruf, gerecht und selich machung zu samen gefasset werden, wie Paulus also disen artikell handelt und erkleret, Rom. 8; Ephe. 1285, und auch Cristus in der parabell, Matt. 22, nemlich das Gott in synem fursatz und rath vorordnet habe286: 1. pDas und wie de erlosunge und aussonung des menschlichen geschlechts geschehen, wie und wo durch uns Cristus gerechtigkeit und seligkeit erwerben soltep. 2. Das solch verdienst und wolthaten Cristi durch sein wordt und sacramenta uns sollen furgetragen, dargereicht und ausgeteilet werden. 3. Das ehr mith synen Hilligen Geiste durch das wordt, wens gepredigt, gehort und betrachtet wurde, in uns wolle krefftig und tetigk sein, die hertzen zu wahrer busse bekeren und in rechtem glauben erluchten. 4. Das ehr alle dieq, [160v] so ihn wharer busse durch rechten glauben Cristum anhemen, gerecht wolde machen, sie zu gnaden, zur kintschafft und erbschafft des ewigen lebendes annehmen. 5. Das ehr die auch also gerechtfertig un heiligen wolle in der
n cj.: sicher[…] | o cj.: wurde | p – p gestr., dafür von fol. 159r eingewiesen: Das warhafftig das menschliche geschlechte erloset unde mit Godt vorsonet sy durch Christum, der uns mit synem unschuldigen gehorsam, leiden unde sterben gerechticheidt, de fur Godt gilt, unde das ewige leben vordienet hat | q danach im Seitenwechsel ein überzähliges: die 278
Vgl. II Tim 3,16. | 279 Röm 15,4 | 280 Vgl. Eph 1,13f; I Kor 1,21. | 281 Vgl. II Tim 3,16. Vgl. Eph 1,15–23; Joh 15,16f. | 283 Vgl. Eph 1,9; Joh 10,27–29; II Thess 2,13–15. | 284 Phil 4,3; Apk 20,15 | 285 Vgl. Röm 8,28–39; Eph 1,4–14. | 286 Vgl. Mt 22,1–14. 282
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Illatio de modo loquendi et inquirendi hanc doctrinam.
234
Appendix
De signis praedestinationis.
1.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
leibe, wie Paulus, Eph. 1r 287, saget. 6. Das ehr sie auch in ihrer grossen swacheit wider teuffell, welt und fleisch schutzen und auf synen wegen regiren und fhuren, do sie struchelen, wider auf richten, in creutz und anfechtunge trosten und erhalten wolle. 7. Das ehr auch in inen das gute werck, so ehr angefangen hatt, sterken, mheren und sie bis ans ende erhalten wolle, wo sie an Gottes worte sich halten, fleissig beten, an Gottes gute plieben und die entfangene gaben treulich brauchen. 8. Das ehr entlichen dieselbige, so ehr erwelet, beruffen und gerecht gemachet hatt, auch in ewigen lebende ewig selich und herlich machen wolte. Und hatt Gott in solchem synem rathe, fursatz und vorordnunge nich allein in gemein die seligkeit bereitet, sondern hats auch alle unde jede personen der auserweleten, so durch Christum sollens selig werden, in gnaden bedacht, zur seligkeit erwelet auch vorordnet, das und wie ehr sie auff disse weise, wie itz gemeldet, durch seine gnade, gaben und wirkung dazu bringen, helfen, furdern, sterken und erhalten wolle. Dis alles wirt nach der schrift darint begriffen, soll auch darunder vorstanden werden, wen man redet von dem vorsatz, vorsehung, whal und vorordnung Gotts zur seligkeit, und wen also nach der schrift die gedanken von disem artikell gefasset werden, so kanu man sich durch Godtes gnaden einfeltig darein richten. Es gehoret auch das zu ferner erklerung und heilsamen gebrauch der lhere von der vorsehunge Gottes zur seligkeit, weil allein die auserwelten selig werden und derer [161r] namen geschrieben stehen im „buch des lebendes“288, wie man das wissen, worauß und wobey erkennen konne, welches die ausserwelten sein, die sich dieser lehr zum trost annemen konnen und sollen. Und hievon sollen wir nicht urtheilen nach unserer vornunfft, auch nicht nach dem gesetze oder auß einigem eusserligen scheine, auch sollen wir uns nicht understehen den heimbligen, vorborgenen abgrundt godtlicher versehung zu forsthen, sonder auff den offenbarten willen Gotts acht geben. Den ehr hatt unß offenbartt und wissen lassen, das geheimnuß seines willenß und hatt daßelbige herfhur bracht durch Christum, daß ehs geprediget wurde, Eph. 1v; 2. Tim. 1289. Daßelbige aber wirdt unß also offenbartt, wie Paulus spricht, Rom. 8: Die Gott versehen, erwelet und vorordnet hatt, die hatt ehr auch beruffen.290 Und Godt berufft nicht ohne mittell, sonder durch daß wordt, do ehr befohlen hatt, zupredigende buß und vorgebunge der sunden, den wir sein „bodschafften an Christus stadt und Godt vormahnet durch unß. Lasset euch versohnen mith Gotte!“, 2. Corinth. 5291. Und die geste, die der konig zu seines shonß
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cj.: nicht in SSC[W], aus dem Textzusammenhang ergänzt | s cj.: sol[…] | t gestr., dafür vom Rand eingewiesen: in der lehr von der ewigen whal Gottes zur kindschafft und ewigen seligkeit u cj.: k[…] | v cj.: nicht in SSC[W], aus dem Textzusammenhang ergänzt 287 291
Vgl. Eph 1,4. | II Kor 5,20
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Phil 4,3; Apk 20,15 |
289
Vgl. Eph 1,9f; II Tim 1,9f. |
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Vgl. Röm 8,29f.
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hochzeitt haben will, lesset ehr durch seine außgesandte diener beruffen, Matth. 22292, ethliche zur ersten, ethliche zur anderen, drutten, sechsten, neuenden auch woll zur elfften stunde, Matth. 20293. wUnd hiew mussen wir in alle wege steiff und vest doruber halten, daß wie die predigt der buß also auch die verheissung des evangelii universalis sey,294 dan Godt hatt die welt geleibett und der seinen sohn [161v] gegeben, Joh. 3295. Christus hatt der welt sunde getragen, Joh. 1.296 Sein fleisch gegeben „fur der welt lebendt“, Joh. 6.297 Sein bluth ist die versonung fur der gantzen welt sunde, 1. Joh. 1.298 Christus spricht: „Kohmet zu mich alle, die ihr beladen seidt, ich will euch erquicken“, Matth. 11.299 „Godt hatt alles beschlossen undter den ungelauben, auff daß ehr sich aller erbarme“, Rom. 11.300 „Der her will nicht, daß jemandt verlhoren werde, sondern daß sich iderman zur busse bekere“, 2. Pet. 3.301 „Eß is all zumal ein herr, reich uber alle, die ihn anruffen“, Rom. 10.302 Die gerechtichkeitt „kompt durch den gelauben an Christum zu allen und auff alle, die gleuben“, Rom. 3.303 Daß der wille deß vatterß, daß alle, die an Christum geleuben, das ewige lebendt haben sollen, Joh. 6.304 Also ist Christi befehl, daß in gemein allen, denen buße gepreidiget wirdt, auch diese verheissunge des evangelii soll furgetragen werden, Luc. 24; Mar. 16x 305. Und solchem beruff Gottes, so durch die predigt des wordtes geschicht, sollen wir fur kein speigelfechtent halten, sondern wissen, daß dadurch Godt seinen willen offenbaret, daß ehr in denen, die ehr also berufft, durchs wordt wircken wolle, daß se ehrleuchtet, bekehret und selich werden mogen. Dan daß wordt, dadurch wir beruffen werden, ist ein ampt deß geistes, das den Geist gibt oder da durch der Geist gegeben wirtt, 2. Corint. 3306, und ein krafft Gottes, Rom. 1307. Und dieweil der Hillige Geist durchs wordt krefftigk sein, stercke, kreffte und vermugen geben will, so ist Gottes wille, das wir daß wordt annhemen, gleuben und deme folgen sollen, und da zu will Gott durchs wordt krefte und vermugen in unß wircken. Darumb und daher werden die ausserwelten also besc[162r]hreiben, Jo. 10: „Meine schaffe horen meinen stimmen und ich kenne sie und sie folgen mir und ich gebe ihnen daß ewige lebendt.“308 Und Eph. 1: Die nach deme fursatz furordnet seindt zum erbtheill, die horendt evangelium309, gleuben an Christum, betten und dancken, werden geheiliget in der liebe, haben hoffnung, geduldt und trost im creutz, Rom. 8310. Und ob diss alles gleich sehr schwach ihny ihnen ist, haben sie doch hunger und durst nach der gerechtigkeit, Matth. 5311. Und also gibt der Geist Gottes den außerwelthen zeuchnuß, daß w – w gestr., dafür vom Rand eingewiesen: Derhalben, wen wir unsere ewige whal zur seligkeit betrachten wollen | x cj.: […] mit SSC[D] | y cj.: ihr 292 Vgl. Mt 22,2–14. | 293 Vgl. Mt 20,1–16. | 294 Vgl. Lk 24,47. | 295 Vgl. Joh 3,16. | 296 Vgl. Joh 1,29. | 297 Joh 6,51 | 298 Vgl. I Joh 1,7.9; I Joh 2,2. | 299 Mt 11,28 | 300 Röm 11,32 | 301 II Petr 3,9 302 Röm 10,12 | 303 Röm 3,22 | 304 Vgl. Joh 6,40. | 305 Vgl. Lk 24,47; Mk 16,15. | 306 Vgl. II Kor 3,8. | 307 Vgl. Röm 1,16. | 308 Joh 10,27f | 309 Vgl. Eph 1,11.13. | 310 Vgl. Röm 8,25. | 311 Vgl. Mt 5,6.
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2. 3. | 4.
236 5. 6.
Admonitio
Obiectio Solutio 1.
2. 3.
4.
5.
6.
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sie kinder Gottes sindt und do sie nicht wissen, waß sie beten sollen, wie sichs geburdt, vertridt ehr sie mith unaußprechligen seufftzen, Rom. 8312. So zeuget auch die hillige schrifft, das Gott, der unß beruffen hatt, so getruwe sey, wen ehr das gute werck in uns angefangen hatt313, daß ehrß auch biß anß ende erhalten und volenfuren wollen, wo wir unß nicht selbest von ihme abkerhen, sondern das angefangene weßen biß anß ende fest behalten, dazu ehr dan seine gnade verheissen hatt, 1. Corint. 1; Phil. 1; 2. Pet. 3; Ebrae. 3314. Mith diesem offenbaren willen Gotts sollen wir unß bekummeren, demeselben zufolgen (will die Heilige Geist durchs wordt, dadurch ehr unß berufft, gnade krafft und vermugen dazuverlehet), uns befleissigen und den abgrundt der verborgenen vorsehung Gotts nicht forschen, wie Luc. 13, do einer fraget: „Her, meinestu, daß weinig selich werden?“ Anthwordt Christus: „Ringett ihr darnach, das ihr durch die enge pforte eingehet.“315 Also spricht Lutherus: Folge du der epistel zun Romern in irer ordenunge. Bekummere dich zuvorn mith Christo und dem evangelio, das du deine sunde und seine genade erkennest, darnach mith der sunde streitest, wie Paulus vom ersten biß in das achte capittell lheret. Darnach, wen du im achten capitel in anfechtunge [162v] under creutz und leiden kommen wirst, das wirt dich lehren im 9., 10. und 11. capitelln die versehunge, wie trostlich die sey. Daß „aber viel beruffen sein, aber weinig außerwelet“316, kompt nicht daher, alß hette eß mith Gottes beruff, so durchs wordt geschicht, die meinunge, alß spreche Godt: Eusserlich durchs wordt beruff ich euch woll alle, denen ich mein wordt gebe zu meinem reich, aber ihm hertzen meine ichs nicht mith allen, sundern nur mit weinigen und will, das der grosseste theill von denen, so ich durchs wordt beruffe, nicht sollen erluchtet oder bekeret werden, sondern verdampt sein und pleiben, ob ich mich geleich durchs wordt im beruff anderst gegen sie erklehre. Hoc enim esset Deo contradictorias voluntates affingere, so doch Godt solche untugendt, do man sich eines erklert und ein anderß im hertzen gedencket und meinet, auch an menschen strafft, Psalm 5 et 12317; und wurde unß auch damith der notige, trostliche grundt gentzlich ungewiß unde zu nichte, daß wir allein auß Gottes worde, dadurch ehr mith unß handelet und berufft, lhernen und schleissen sollen, waß sein wille jegen unß sey und waß unß das zusagen und vorheissen, das wir das gewiß gleuben und daran nicht zweivelen sollen. Derhalben auch Christus die verheissunge des evangelii nicht allein in gemein lest furtragen, sundern durch die sacramente, die ehr alse siegel der verheißung angehengt, appliciert und obsignirt ehr dieselbige in sonderheitt einen iden geleubigen. Und darumb behalten wir auch, wie augustana confessio art. 11 sagt, privatam absolutionem und lehren, das eß Gottes gebott sey, das wy der absolution geleuben sollen und gewiß dafur halten, das wir so
312 315
Vgl. Röm 8,16.26. | 313 Vgl. Phil 1,6. | 314 Vgl. I Kor 1,8; Phil 1,6; II Petr 3,9; Hebr 3,14. Lk 13,23f | 316 Mt 22,14 | 317 Vgl. Ps 5,10f; Ps 12 (Vg 11),3f.
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warhafftich, wen wir dem wordt der absolution geleuben, Gottes versohnet werden, alse horten wir eine stimme vam himmel, wie die apologia diesen artickel erkleret. Dieser trost aber wirdt unß gar genhomen, wen wir [163r] nicht auß dem beruff, dardurch das wordt und durch die sacramente geschehen, von Gottes willen jegen unß schleissen sollen. Eß wurde unß auch der grundt umbgestossen und genohmen, daß der Heil[ige] Geist bei deme gepredigten, gehorten, betrachten worde gewisslich sein und dodurch krefftich sein und wircken veille. Derhalben hats die meinung der vor gedacht in keinem wege, sonder diß ist die ursache, daß „viell beruffen seindt und weinig außerwehlt“318, dan mit der versehung oder whall Gottes hates nicht die meinunge, daß die jenigen die außerwelthen wheren, so durchs wordt beruffen werden, wen sie geleich daßelbige vorachten, von sich stossen, lesteren und verfolgen, Matth. 22; Act. 15319, oder wen sie eß horen, ihre hertzen verstocken, Ebrae. 4320, dem Heiligen geist widerstreben, Act. 7321, ohne buß in sunden verharren, Luc. 14322, an Christum nicht warhafftich geleuben, Marc. 16323, nicht einen eusserlichen schein fuhren, Matth. 7 et 22324, oder ausser Christo andere wege zur gerechtikeit und seligkeit suchen, Rom. 9325, sondern, wie Godt in seinem radt verordenet hatt, das der H. Geist die außerwelten durchs wordt beruffen, erleuchten und bekeren soll, und daß ehr alle die, so durch rechten glauben Christum annhemen, gerecht und selich wil machen, also hatt ehr auch in seinem radt diß beschlossen, das, ehe die jenigen, so durchs wordt beruffen werden, wen sie das wordt von sich stossen und den H. Geist, der in ihnen durchs wordt krefftig sein und wircken will, widderstreben und darine verharren, verstocken, verwerffen und verdammen wolle. Und also „seindt viele beruffen und weinig außerweleth“326, dan weinig nhemen das wordt an und folgen ihme, der groseste hauff verachtet daß wordt und will zu der hochtzeitt nicht khomen327, und dissen ursach ist nichtz Gottes versehung, sundern deß menschen verkerter wille, der das mittel und wirckzeugk deß [163v] Hilligen Geistes, so ihm Godt in den beruff furtregt, von sich stosset oder vorkehret, und dem H. Geiste der durchs wordt krefftig sein will und wircken, widerstrebet, wie Christus spricht: „Wie offt habe ich dich versamelen wolt und du hast nicht gewoldt.“328 Also nehmen ihrer viel daß wordt mith freuden ahn, aber darnach fallen sie wider abe, Luc. 8329, aber nicht der ursach, alse wolte Gott inen, in welchen ehr daß gute werck angefangen, die gnade zur bestendicheit nicht geben, dan daß ist wider s. Paulus, Phil. 1330, sundern die ursach ist, weill sie sich mutwillich von dem hiligen gebott wider abwenden, den Heiligen Geist betruben und verbittern, in den unflath der welt sich wieder einflechten, dem teuffel
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cj.: nicht in SSC[W] mit SSC[D]
318 Mt 22,14 | 319 Vgl. Mt 22,5f; Act 13,40f.46. | 320 Vgl. Hebr 4,2.7. | 321 Vgl. Act 7,51. | 322 Vgl. Lk 14,18.24. | 323 Vgl. Mk 16,16. | 324 Vgl. Mt 7,15; Mt 22,15. | 325 Vgl. Röm 9,30–33. | 326 Mt 22,14 | 327 Vgl. Mt 22,5. | 328 Mt 23,37 | 329 Vgl. Lk 8,13. | 330 Vgl. Phil 1,6.
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7.
Conclusio verae sententiae.
Causa damnationis.
238
Effectus doctrinae.
1.
2.
3.
4.
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die herberge deß hertzenß wider schmucken, und mit denen wirdt daß letzte erger dan das erste, 2. Pet. 2; Luc. 11; Ebrae. 10331. So fern ist unß daß geheimbnuß der versehung in Gottes worde offenbardt, und wen wir dabey pleiben und unß daranhalten, so ists gar ein nutzliche, heilsame, trostliche lehre, den sie bestetiget gar gewaldich den artickel, daß wir ohn alle unse werck und verdienst, lauter auß ganden sollen umb Jesus Christus willen gerecht und seligk werden, den vor der zitt der welt, ehe wy gewesen seindt, ja „ehe der welta grundt gelecht“332, do wy jo nichtes gutes haben thun konnen, seindt wir nach Gottes fursatze auß gnaden in Christo zur selichkeit erweleth, Rom. 9; 2. Timo. 1333. Eß werden auch dadurch alle opiniones von den krefften unsers naturlichen willenß nider gelecht, weil Godt in seinem rade vor der zeitt der welt bedacht und verordenet hatt, daß und wie ehr alleß, waß in unserer bekerung gehoret, selbst durch seinen Heilligen Geist durchs wordt in unß schaffen und wircken wolle. Es gibt auch also diße lehre den schonen, herlichen trost, das Gott meine bekerung, gerechtichkeit und seligkeit so hoch ihme lest angelegen sein und eß so treuwelich damith meine, [164r] daß ehr „ehe der welt grundt gelecht wardt“334 daruber radt gehalten und in seinen fursatz verordenet hatt, daß und wie ehr mich dozubringen und darihne erhalten wollte, item, daß ehr meine seligkeit so woll und gewisse habe verwaren wollen, dieweill sie durch schwacheit und boßheitt unserß fleisches auß unsern henden leichtlich konthe vorlohren oder durch list und gewalt deß teuffels und der welt darauß balde konthe gereissen und genhomen werden, daß ehr dieselbigen in seinem ewigen fursatz, der nicht feilen noch ummegestossen werden kan, verordenet und ja die allmechtige handt unserß heilandes Jesu Christi, darauß unß neimandt reissen kan, zubewahren, belegt hatt, Joh. 10335, daher auch Paulus saget, Rom 8: Dieweill wir nach dem fursatze Gottes berauffen sein, wer will unß den scheiden von der leibe Gottes in Christo?336 Eß gibt auch dieße leher in crutz und anfechtungen herlichen trost, nemlich das Gott in seinem rade vor der zeitt der weltb bedacht und beslossen habe, das ehr in nothen unß beystehen, geduldt verlehen, trost geben, hoffnunge wircken und einen solchen außganck verschaffen will, daß eß unß selichleich sein muge. Item, wie Paulus diß gar trostlich handelt, Rom. 8, das Godt in seinem fursatz vor der zeitt der welt verordenet habe, durch waß crutze und leiden ehr einem jeden seiner außerwelten gleich wolt machen dem ebenbilde seines sohns, und daß einem jeden sein crutz zum besten deinen solle und muße, weill sei nach dem fursatz beruffen seindt, darauß schleist Paulus: „So
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cj.: werlt | b cj.: werlt
331 Vgl. II Petr 2,10; Lk 11,24f; Hebr 10,26. | 332 Eph 1,4; I Petr 1,20 | 333 Vgl. Röm 9,11; II Tim 1,9. | 334 Eph 1,4; I Petr 1,20 | 335 Vgl. Joh 10,28. | 336 Vgl. Röm 8,28.35.
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bin ich gewiß, das wedder trubschall noch angest, wedder thott noch leben unß scheden konen von der leibe Gottes in Christo Jesu.“337 Eß gibt auch dißer artickell ein herliches zeugnuß, das die kirche Gottes wedder alle pfarten der helle sein und pleiben werde und lehret auch, welche die rechte kirche Gottes sey, daß wir unß an dem grossen ansehen der falschen kirchen nicht ergern, Rom. 9338. [164v] Es werden auch auß diesem artickel mechtige vermanunge und warnungen genhomen, alß Luc. 7: Sie „verachteten Gottes radt wiederc sich selbest.“339 Luc. 14: „Ich sage euch, daß der menne keiner mein abentmahell schmecken wirdt.“340 Item: „Viell seindt beruffen, aber weinig außerwelet.“341 Item: „Wer ohren hatt zu horende, der hore.“342 Und: „Sehet zu, wie ihr horet!“343 Also kan die lehr von diesem artickel nutzlich, trostlich und selichlich gebruchet werden. Eß muß aber mith sonderem vleiß underscheidt gehalten werden zwischen deme, waß im wordte außtrucklich offenbart ist, und wasß nicht außtrucklich dar in uffenbaret ist, dan uber das, so hievon in Christo offenbaret, hatt Gott von diesem geheimnuß noch veill verschwigen und verborgen, allein seiner weißheitt und erkentniß furbehalten, dasselbe sollen wir nicht forschen, darin mith unsern gedancken nicht folgen und schleissen, nicht grubelen, sondern an das offenbarte wordt unß halten. Aber damith hatt unser furwitz viel mher lust sich zubekummeren, alß mith deme, das Gott uns davon in Gottes worde offenbaret hatt, weill wir eß nicht zusamen reimen konnen, welches unß doch zuthun, nicht befohlen ist. Also ist daran kein zweiffell, das Gott gar velld und auffs gewisseste von der zeit der werlt zuvorn ershen habe und noch wisse, welche von denen, so beruffen werden, gleuben oder nicht gleuben werden. Item, welche von den bekerten bestendig, welche nicht bestendig bleiben werden, welche nach dem fahll widerkeren, welche in verstockungee fallen werden, so ist auch die zall, wie feill derselbigen beider seitz sein werden, Gott ohne allen zwivell bewust und bekandt. fEß ist auch daß gewiß, das alles, was Godt zuvorn ersehen hatt und weiß, nicht anderß sein kan noch feilen, weill aber solch geheimnuß Gott seiner weißheitt furbehalten und unß im worde davon nichtes offenbaret, veill weiniger, solches durch unsere gedancken zuvorsthende, unß bevohlen,f sunder ernstlich davon abgehalten hatt, Rom. 11344, sollen wir mit unseren gedancken nicht folgen und schleissen, darin [165r] nicht grubelen, sonder unß an sein offenbartes wordt, dar an ehr unß gewiset, halten. Also weis auch Godt ohn zweivell und hatt einen jeden zeitt und stundt seines beruffs, bekerung und widerkerung bestimmet. Weill aber solches uns c
cj.: nicht in SSC[W] mit SSC[D] | d übergeschrieben: wol | e cj.: versocken | f – f gestr., dafür vom Rand eingewiesen: Weil aber solche geheimnuß Godt seyner weißheit furbehalten und uns im wordt davon nichts offenbaret, viel weiniger, solchs durch unser gedancken zu erforschen, uns bevolen
337 341
Röm 8,38f; vgl. Röm 8,28f.35. | 338 Vgl. Röm 9,8–13.30–33. | Mt 22,14 | 342 Lk 8,8 | 343 Lk 8,18 | 344 Vgl. Röm 11,33f.
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Lk 7,30 |
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Lk 14,24
5.
6.
Quae non inquirenda hoc in loco.
1.
2. 3. 4.
5.
240
6.
7.
Non omnia inquirenda.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
nicht offenbart, haben wir befehl, das wir sollen immer mit dem worde anhalten, zeitt und stunde Gotte befehlen, Acto. 1345. Gleichfalß, wen wir sehen, das Gott sein wordt an einem orte gibt, am anderen nicht gibt, von einem orthe hinwegk nimpt, am anderen orthe pleiben lest. Item, einer wirdt verstocket, verblendet, in verkertem sin gegeben, eyn ander, so woll in geleicher schuldt, wirdt widerumb bekert etc. In diesen und dergeleichen fragen setzet unß Paulus ein gewisses zyll, wie ferne wir gehen sollen, nemlich das wir bey einem theill erkennen sollen Gottes gerichte, den eß seindt veile vordeinte straffen der sunden, wen Godt an einen lande oder weldt die verachtunge seines wordts also straffet, daß eß auch uber die nachkhomen gehet, wie an den juden zusehen, und Gott zeiget den seinen an etlichen landen und personen seinen ernst, waß wir alle well vordeinet hatten, werdich und werdt weheren, weill wir unß jegen Gottes wort ubelverhalten und den Heiligen Geist offt schwerlich betruben, auff das wir in Gottes furchtg leben und Gottes guthe ohn und wider unsern verdeinst an und bey unß, denen eher sein wordt gibt und lest, die eher nicht verstocket und verwirffet, herkennen und preisen. Dann weil unsere natur durchh die sunde verterbt, Gottes zorn und der vordamniß wirdich und schuldich, so ist unß Gott weder wordt, geist oder gnade schuldich, und wen eher auß gnaden gibt, so stossen wir offt van unß und machen uns unwerdich deß ewigen lebendes, Act. 13346. Und solches sein gerechtes, wolverschultes gericht lest ehr unß schauwen an etlichen lendern, volckern und personen, auff daß wir ex collatione [165v] des fleissiger Gottes lauter unvordeinte gnade an den „gefassen der barmhertzickeit“347 erkennen und preisen lehrnen. Dan denen geschicht nicht unrecht, so gestraffet werden und in sunden soldt entfangen. An den anderen aber, do Godt sein wordt gibt und erhelt, die leuthe erluchten, bekeren und erhalten werden, da preisen Godt seine luther gnade und barmhertzickeit ohn und wider unser verdeinst. Wen wir so ferne in disem artickell gehen, so bleiben wir auff der rechten bahn, wie geschreiben stehet, Oseae 13: Israel, das du verdirbst, die schult ist deine, das dir aber geholffen wirdt, daß ist lutter meine gnade.348 Was aber in dieser disputation zu hoch und ausser diesen schrancken lauffen will, da sollen wir mith Paulo den finger auff den mundt legen, gedencken und sagen: „Wer bistu mensch, das du mit Godde richten wilt?“349 Den waß wir in dissen artickell nicht alleß ausforschen und außgrunden konnen noch sollen, bezeuget der h. apostel s. Paulus, welcher, do eher von diesem artickel auß dem offenbarten wordte viel gedisputirt, wie ehr daran kompt, waß Godt von diesem geheimniß seiner verborgenen weißheitt furbehalten, druckt ehrs nider und schneidet eß abe mit diser exclamation: „O, welche eine teiffe des reichtumbs, bede der weißheitt und erkentniß, Gottes! Wie gar unbegreifflich sein seine gerichte und unvorforschlich seine wege! Den wer hatt des Heren syn g
cj.: frucht | h – h cj.: nicht in SSC[W] mit SSC[D]
345
Vgl. Act 1,7. | 346 Vgl. Act 13,46. | 347 Röm 9,23 | 348 Vgl. Hos 13,9. | 349 Röm 9,20
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erkandt“?350, nemlich außer und uber deme waß ehr in seinem worde uns offenbaret hatt. Demnach soll diese ewige wille Gottes in Christo und nicht ausserhalb oder ohne Christo betrachtet werden, dan in Christo, zeugett der h. apostel Paulus, seindt wir erwehlett, „ehr dan der welt grundtfest gelecht wardt“351, wie geschreiben stehet: Ehr hatt unß geleibet in dem geleibten.352 [166r] Solch whall aber wirdt offenbar vom himel durch daß gepredigete wordt, do der vatter spricht: „Das ist mein leiber sohn, an dem ich ein wollgefallen habe, den solt ihr horen!“353 Und Christus spricht: „Kompt zu mir alle, die ihr besweret sein, ich will euch erquicken.“354 Und vom Heiligen Geiste saget Christus: „Ehr wirdt mich erkleren“355 und euch erinneren alles, waß ich euch gesaget habe, daß also die gantze heillige treifaltigkeit, Godt vater, son und Hillig Geist, alle menschen auff Christum weisen, alß auff das „buch des lebendes“356, in deme sie des vaters ewige wahll suchen sollen, dan das ist van ewicheitt bey dem vatter beslossen, wen ehr wolle selich machen, den wolle er durch Christum selig machen, wie ehr selbest spricht: „Neimandt kompt zum vater den durch mich.“357 Und abermalß: „Ich bin die thuer, so jemandt durch mich eingeith, der wirdt selick werden.“358 Christus aber, alß „der eingeborn sohn Gottes, der in des vatterß schoß ist“359, hatt unß des vatters willen und also auch unsere ewige wahll zum ewigen lebende verkundigett, nemlich daß ehr saget: „Thutt buß und gleubet dem evangelio“, dan das reich Gottes ist nhar herbey kohmen.360 Item, ehr saget: „Daß ist der wille deß, der mich gesendt hatt, daß, wehr den sohne siehet und gleubet an ihn, habe das ewige lebendt.“361 Und abermal: „Also hatt Godt die welt geleibet“ etc.362 Diese predige will der vater, das alle menschen horen und zu Christo kohmen sollen, die auch Christus nicht von sich tribet, wie geschreiben stehet: „Wer zu mir kompt, den werde ich nicht hinauß stossen.“363 Und auff das wir zu Christo kohmen mogen, wircket der H. Geist durch das gehor des wordtes den warhafftigen gleuben, wie der [166v] apostel zeuget, do ehr spricht: „So kompt nun der glaub auß deme gehor Gottes wordes“, wen das selbige lautter und reine geprediget wirdt.364 Derhalben, welcher mensche seligk werden will, der soll sich selber nicht bemuhen oder plagen mit den gedancken von dem heimlichen rath Gottes, ob ehr auch zum ewigen lebende erwehlet und verordenet sey, damit der ledige sathan frome hertzen pfleget anzufechten und zu vexiren, sonder sey sollen Christo horen, welcher ist das „buch des lebendes“365 und der ewigen wahll Gottes zum ewigen leben allen kinderen Gottes. Der bezeuget allen menschen ohn underscheidt, das Gott wolle, das alle menschen zu ihm kommen, die mit sunden beschweret und beladen sein, auff das sie erquicket und 350 Röm 11,33f | 351 Eph 1,4; I Petr 1,20 | 352 Vgl. Eph 1,6. | 353 Mt 17,5; vgl. Mk 9,7; Lk 3,22; Lk 9,35. | 354 Mt 11,28 | 355 Joh 16,14 | 356 Phil 4,3; Apk 20,15 | 357 Joh 14,6 | 358 Joh 10,9 | 359 Joh 1,18 | 360 Mk 1,15 | 361 Joh 6,40 | 362 Joh 3,16 | 363 Joh 6,37 | 364 Röm 10,17 | 365 Phil 4,3; Apk 20,15
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Causa materialis per quam sive meritum.
A dictis.
Causa formalis.
Conclusio constans admonitione. | 1.
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5.
Occupatio de tentationibus.
Solutio
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
seligk werden. Nach dieser seiner lehr sollen sie nun ihren sundern abesthen, buß thuen, seiner verheissung gleuben und sich gantz und gar auff ihne verlassen, und weill wir das auß eigen krefften von unß selbst nicht vermugen, will solches, nemlich buß und gleuben, der Heilige Geist in unß wircken durchs wordt und die sacramenta. Und das wir solches mugen volfuhren, darine verharren und bestendich bleiben, sollen wir Gott umb seine gnade anrauffen, die ehr unß in der heilligen tauffe zugesaget und versprochen hatt, und nicht tweivelen, ehr werde unß dießelbige vermog seiner verheissung mittheilen, wie ehr vorsprochen hatt, Luc. 11: „Wo bittet under euch ein sohn den vatter umb brodt, der ihme einen stein dafur beite? Und so ehr umb einen fisch bittet, der ihme eine slange fur den fisch beite? Oder so ehr umb ein eye bittet, der ihm einen schorpion dafur beite? So dan ihr, die ihr arg sein, kundt euweren kinderen gutes geben, veill mehr wirdt der vater im himell den H. Geist geben denen, die ihnen bitten!“366 Und nach dem der Hillige Geist in den außerwelten, die glaubig geworden sein, wohnet alß in seinem tempel, der in ihnen nicht mussich ist, sonder die kinder Gottes treibet zum [167r] gehorsam der gebott Gottes, sollen die gleubigen gleicher gestalt auch nich mussig sein, noch viell weyniger dem treiben des Geistes Gottes sich widersetzen, sunderen in allen cristlichen tugenden, in aller gottseligkeit, beschedenheit, messigkeit, gedult, broderlicher liebe sich uben und allen vleis thuen, das sie ihren beruff und erwhelung fest machen, damit sie desto weiniger daran zwifelen, je mer sie des Geistes kraft und sterke in inen selbest befinden. Dan der Geist Gotts den auserweleten zeugniß gibt, das sie „kinder Goddes sint“, Rom. 8367, und ob sie gleich etwan in so teiffe anfechtunge geraden, das sie vormenen, sie empfinden kene krafft des einwonenden Geistes Gottes mer und sagen mith David, Psalm 31: „Ich sprach in meynem zagende: Ich bin von dinen augen vorworffen“, so sollen sie doch widerumb mit David darauf sagen, unangesegen was sie in ihnen selbst befinden by dem: „Denoch horestu mynes flehendes stimme, do ich zu dir schrie.“368 Und weil unser whall zum ewigen lebende nich auf unser fromicheit oder thugent, sondern allein auf Cristus verdeinst und gnedigen willen seins vaters gegrundet ist, der sick selbst nich voleuchnen kann, welcher in synem willen und wesen unwandelbar ist, derhalben wenn syne kinder aus dem gehorsame treten und struchelen, lesset ehr sie durchs wordt wider zur busse ruffen, und will der Geist dadorch in ihnen zur bekerung krefftig sein, und wen sie in warem geiste durch rechtem glauben sich wider zu ihme bekeren, will ehr das alte vaters hertze immer erzegen allen denen, die sick ob synem wordte furchten [167v] und von hertzen wider zu ihme bekeren, wie geschriben stett, Jerem. 3: „Wen sick ein man von synem wibe scheiden lest und sie zeucht von ihme und nimpt eynen anderen man, tarf sie ihn auch widernhemen? Ists 366
Lk 11,11–13; vgl. Mt 7,9–11. | 367 Röm 8,16 | 368 Ps 31 (Vg 30),23
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nicht also, das das lant vorunreiniget wurde? Du aber hast mith viell buhlen gehuhrt, doch kum wider zu mir, spricht der Herr.“369 Das aber gesagt wert: Nemant kome zu Cristo, der vater ziehe ihme danne370, ist recht und wahr. Aber der vater will das nich thuen ahne mittell, sondern hat darzu sein wort und sacrament alse ordentlich mittell und werckzeug vorordnet und ist weder des vaders noch des sons wille, das ein mensch, der de predigt seines worts nich horet noch vorachtet, und also auf das zeichen des vaters ohn wort und sacrament warte, den der vater zeugt woll mit der krafft synes H. Geistes, jedoch syner gemeinen ordnung nach durch dasi gehor synes hilligen, gotlichen wortes alse mit eynem netze, dadurch die auserwelte aus dem rachen des teuffels gerissen werden, dazu sich ein ider armer sunder verfugen, dasselbigej mit vleis horen und am zeihen des vaters nich zwifelen sol, den der Hillige Geist wil mit syner kraft by dem worte sein und dadorch werken, und das ist das zeichen des vaters. Das aber nich alle die, so es gehoret, gleuben und derhalben so viell desto deper vordampt werden, ist nich die ursach, das ihnen Gott, der Her, die seligkeit nich gegont hette, sundern sie selbest sein schuldich daran, die solcher gestalt das word gehert, nich das sie begert zu lernen, sundern dasselbe allein zu verachten, lesteren und zu schenden, und das sie dem Hilligen Geiste, der durchs word in ihnen werken wollte, widerstrebet haben, wie es eyne gestalt zur zeit Cristi mit den [168r] phariseern und irem anhang gehabt. So underscheidet der apostell mit sunderlichem vleis das werck Gottes, der allein gefes der ehren machet, und das werck des deufels und des menschen, der sich selbest aus eingaben des teuffels und mit Gots zum gefes des unehren gemacht hatt, Rom. 9: „Gott hat mit grosser gedult gedragen die gefes des zorns, de da zugericht sein zum verdamnis, auf das ehr kunt dede dem richetumb syner herlicheit an den gefessen der barmhertigkeit, die ehr bereitet hatt zur seligkeit.“371 Da dan der apostell deuckligk saget, Gott habe de gefesse des zorns mit grosser gedult gedragen und saget nicht, ehr habe sie zu gefesse des zorns gemacht, dan da es sein wille gewesen were, hette ehr kener grossen gedult darzu bedorffet. Das sie aber bereitet sein zur vordamnus ist vom teuffell und menschen durch die sunde und gantz und gar nich von Gott, der nich will das ein mensch vordampt werde. Wie solte ehr dan eynen menschen zur vordamnuß selbs bereiten? Dan wy Got nich ist ein ursach der sunden, also ist er auch nich ein ursach der verdamnis, derer ewige ursach ist die sunde, dan „der sunden solt ist der todt“372. Und wy Got die sunde nich will, auch kein gefallen an der sunde hatt, also will ehr auch nich den dodt des sunders, hat auch ken gefallen uber ihrem verdamnuß, den ehr wil nich, „das jemant vorloren werde, sunder das sich iderman zur busse kere“, 2. Petri 3373. Und wie i
cj.: d[…] | j cj.: dasse[…]
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Jer 3,1 | 370 Vgl. Joh 6,44. | 371 Röm 9,22f | 372 Röm 6,23 | 373 II Petr 3,9
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Alia occupatio. Solutio
Alia obiectio. Solutio
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De obducatis in penato.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
geschriben stehet, Ezech. 18 et 33: „Ich habe kein gefallen am dode des sterbenden, den so war alse ich lebe, wil ick nich den dot des sunders, sunder das ehr sich bekere und lebe.“374 Und s. Paulus bezuget mith [168v] lauteren wordten, das aus den gefessen zu unehren gefesse zu ehren durch Gottes krafft und wirkunge werden mugen, do ehr also schribet, 2. Tim. 2: „So nun jemant sich reiniget von solchen leuten, der wirt eyn gehilliget was sein zu den ehren, dem hushern breuchlich und zu allem guten werck bereitet.“375 Dan wer sick reinigen soll, der mus erst unrein sein und demnach ein gefes der unehren gewesen sein. Aber von den gefessen der barmhertzigkeit sagt ehr klar, das der Her sie selbest bereitet habe zur seligkeit, welches ehr nich sagt von den vordampten, die sich selbest und nich Got zu gefessen der vordamnus bereitet haben. Es ist auch mit vleis zu bedenken, wen Gott sunde mit sunde, das ist, wen Got die jenigen, so bekeret gewesen, von wegen volgender ihrer sicherheit, unbusfertigkeit und mutwilligen sunden hernach mit vorstockung und vorblendung straffet, das nich solches dahin gezogen werde, alse were es Gotts wolgefelliger wille niemals gewesen, das solche leute zur erkentnisse der warheit kemen und selig wurden, dan es ist beides Gots offenbarter wille: Erstlich, das Gott alle, so bose thuen und an Cristum glauben, zu gnaden aufnemen wolle. Zum anderen, das ehr auch die, so sick mutwillig von dem heiligen gebott wider abkeren und in den unflat der welt wider eyn flechten, 2. Pet. 3376, dem satan das hertze smucket, Lu. 11377, den hilligen schenden, Eb. 10378, straffen wolle und do sie darin vorharren, das sie vorstock, vorblendet und ewig vordampt sollen werden. Demnach auch Pharao (von deme geschreiben steit: „Eben darumb hab ich dich erwecket, das meine krafft an dir erschine und min name vorkundiget wurde in allen landen“379) [169r] nich darumb zu grund gangen, das ihme Got die seligkeit nich gegoennet haben solte oder sein wolgefelliger wille gewesen were, das ehr solte vordampt und vorloren werden, den ehr „wil nich das jemant vorloren werde, hat auch keinenk gefallen am dodt des sunders, sunder wil, das ehr sich bekere und lebe“380. Das aber Got Pharaoni syn hertze vorhartet, das nemlich Pharao immer fort und fort sundiget und je mer ehr vormanet je vorstockter ehr wert,381 das ist eyn straffe syner vorgehenden sunden und greulicher tyrannie gewesen, die ehr an den kindern von Israel viel und manigerlei, gantz unmenscklich und wider das anklagent synes hertzens geubet hat. Und wil ime Got sin wort predigen und vorkundigen lies, und aber Pharao sich mutwilligens, stracks wider alle vormanunge und warnunge aufflienete, hat Got die hant von ime abgezogen und ist also das hertze vorhartet und vorstocket. Und Got sein gericht an ime erzeget, dan ehr ank
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374 Ez 18,23; Ez 33,11 | 375 II Tim 2,21 | 376 Vgl. II Petr 2,20. | 377 Vgl. Lk 11,24f. | 10,29. | 379 Röm 9,17; Ex 9,16 | 380 Ez 33,11; vgl. II Petr 3,9. | 381 Vgl. Ex 7,13 u. ö.
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ders nichts dan des hellischen feurs schuldig war, wie den der hillige apostell das exempel Pharaonis auch anders nich enfureth, den de gerechtigkeit Goddes zuerwissen, die ehr uber die unbusfertigen und die vorrehter synes wordes erzaget, kens wegs aber dahin genent noch vorstanden, das Got ihme oder einigen menschen die gerechtigkeit nich gonnete, sonderen also in synem heimlichen rathe zur ewigen vordamnis verordent, das ehr nicht solle, kennen oder mogen selig werden. Durch dise lehre und erklerung von der ewigen und seligmachenden whall der auserweleten kinder Goddes [169v] wirdl Godt sein ehr gans und vollig gegeben, das ehr lauter barmhertzigkeit in Cristo ohn allen unsern vordeinst oder gute werck uns selig mache nach dem vorsatz synes willens382, wie geschriben stehet, Eph. 1: „Ehr hat uns vorordnet zur kintschaft gegen ihme selbest durch Jesum Cristum nach dem wolgefallen synes willens, zu lobe syner herligkeit und gnade, dorch welche ehr uns hat angeneme gemacht in dem geliebten.“383 Dan nich allein ehr etwas gutes gethan, sondern auch ehr wy geboren worden, hat ehr uns in Cristo erwelet, ja „ehr der welt grundt gelegt wart“384, und „auf das der fursatz Goddes bestunde vor der whale, wart zu ime gesagt – nich aus vordeinst der werke, sonder aus gnaden des beruffs – ‚also der grosse soll deinstbar werden dem klenen‘, wie dan geschriben stehet: ‚Ich habe Jacob gelebet, aber Esau hab ick gehasset‘ “, Rom. 9m; Genes. 25; Mala. 1385. Desgleichen gebe dise lher nemant ursach weder zur kleinmütigkeitn noch zu eynem frechen, wilden leben, wen de leute geleret weren, das sie ihreo ewige wall in Cristo und synem hilligen evangelio, alse „buch des lebendts“386, suchen sollen, welches kenem busfertigen sunder aussleisset, sunder zur bus und erkentnis ihrer sunde und zun glauben an Cristum alle arme beswerte und betrubte sunder locket und ruffet und den Hilligen Geiste zur reinigung und erneurunge vorheisset und also den aller bestendigester trost einem betrubten, angefochtenen menschen gibt, das sie wissen, das ihre saligkeit nich in ihrer hant stehet, sonst wurden dieselbige viell lichter alse Adam und Eva im paradiß geschehen, in alle stunde und augenblick verlieren, sondern in der gnadigen [170r] whall Gottes, die ehr uns in Cristo geoffenbart hatt, aus des hant uns nemant reisen wert, Joan. 10; 2. Tim. 2387. Demnach, welcher die lher von der gnedigen whall Gotts also furhet, das sich die betrubten Cristen derselben nich trosten konnen, sonderen dadurch zur vorzwifflung vorursachet und die unbusfertigen in ihrem mutwillen gestarket werden, so ist ungezwifelt gewiß und whar, das dieselbige lher nich nach dem wort und willen Gottes, sunder nach der vornunfft und anstiftung des
l cj.: […] mit SSC[D] | m cj.: nicht in SSC[W], aus dem Textzusammenhang ergänzt | klanmodigkeit | o cj.: ih[…] 382
n
cj.:
Vgl. Eph 1,11. | 383 Eph 1,5f | 384 Eph 1,4 | 385 Röm 9,11–13; Gen 25,23; Mal 1,2f | 386 Phil 4,3; Apk 20,15 | 387 Vgl. Joh 10,28; II Tim 2,19.
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Effectus 1.
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3.
Adversativa
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Conclusio
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
leidigen teuffels getrieben werde, dan wie der apostel zeuget: Alles „was geschreben ist, das ist uns zur lher geschreben, auff das wir dorch gedult und trost der schrift hoffnung haben.“388 Da uns aber dorch die schrift solcher trost und hoffnung geswechet oder gar genhomen, so must sie wider des Hilligen Geistes willen und menunge vorstanden und aus gelegt werden. By diser entfeltigen, richtigen, nutzlichen erklerung, die in Gotts ofenbartem willen bestendigen guten grundt hat, pleiben wir, flehen und miden alle hohe, spitzige fragen und disputationes und was diser warhaftigen, einfeltigen, nutzligen erklerung zuwider und entkegen ist, das verwerffen und verdammen wir. Und so viel von dem zwispaltigen artikell, die unter den theologen aug[sburgischer] confession nu viel jar disputiert, darinne sich etliche geirret und daruber swere contoversiae erstanden, aus welcher unser erklerung freund und feindt und also menniglich klar abzunemen, das wir nich bedacht umb zeitlichen friedens und einigkeit willen, etwas der ewigen, unwandelbaren warheit Gottes (wie auch solchs zu thun in unser mecht nich stehet) zubegeben, [170v] welcher friede und einigkeit, da sie wider die warheit und zu underdruckunge derselben gemanen, auch kenen bestant haben wurde, noch viel weiniger gesinnet, verfalschung der reinen lher und ofentliche, verdampte irtumb zu smucken und zudecken, sunder zu solcher einigkeit hertlig lust und lebe tragen und deselbe, unsers teils nach, unserm usersten vermuge zubeferden, von hertzen genegt und begert, durch welche Got sine ehre unvorletzet der gotlichen warheit des h. evangelii nichts begeben, dem weinigsten irtumb nichts ingereumt, die armen sunder zu rechter warhaftiger busse gebracht und im einigen vordenst Cristi durch den glauben aufgerichtet, in neuen gehorsam gesterket und also allein dorch den einigen vordienst Cristi gerecht und ewig selig werden. Amen. Finis.
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[79r] X.p Vam freien willen oder menscklichen krefften Status controversiae.
De eigentliche und vornemeste frage in diesem artikel ist, ob wir menschen, deweile wir auch nach dem falle nicht stocke oder blocke noch unvornunfftige thier, sunder vornunfftige creaturen Goddes mit vorstandt und ettlicher massen freiem willen in eusserlichen dingen und weltlichen sachen begabet sind, auch in geistlichen sachen, belangend unser bekerunge zu Godt, noch kreffte und vermogen ubrig haben, das wir Godt recht erkennen, das evangelium vorstehen und gleuben, uns mit unsern hertzen zu Godt bekeren, de gutthaten Christi und ewige selicheidt hertzlich begeren und annemen, Godt
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am Rand: Locus recognitus est a Chytraeo
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von hertzen furchten, lieben und ihme vertrauen und dem gesetze Goddes gehorsamen und genuchthun konnen. Und deweile menschlicher krefften vorstandes, willens und hertzens blindtheidt, unvormogen und bosheidt wider Goddes wordt und willen feindtlich strebende, aus Gottes wordt und der erfarunge offenbar bekandt, das ohne Goddes gnade und hulffe und wirckunge des Hilligen Geistes, auß eigener vornunfft und krafft neimandt an Jesum Christum gleuben oder zu ihm komen kan, so ist weiter nicht allein mit den papisten, sunder auch under ettlichen der augspurgischen confession vorwandten theologen diese frage und zweispaldt ingefallen: wen Godt, der Hillige Geist, ein unbekerten, verdampten sunder erstlich dorchs wordt zur busse beruffet und ihm Gottes gnade, vergebunge der sunde und ewige selicheidt anbeut und vorheisset und deselbigen mit glauben anzunemen undt Godt von hertzen zu furchten und gehorsam zu syn, vermanet und anhelt, ob den der mensche noch so veil freies willens oder vormogen, duchticheidt, geschicklicheidt, fehigkeit von syner ersten erschaffunge nach dem falle fur syner widergebordt und verneuerunge ubrig habe, das er uß diesen synen eignen, naturlichen krefften dem beruff des Hilligen Geistes folgen, sich widerumme zu Godt bekeren, oder zu syner selbst erster bekerunge etwas mit helffen, die im evangelium vorhessene, angebotene gnade annemen oder das jawordt darzu geben oder sunsten etwas viel oder weinig zu syner bekerunge gerechticheidt und seligkeidt, heilsames gedencken wollen wircken oder mittwircken konne? [79v] Nach dem aber die heubtlehre und summa des gantzen christenthumbs ist: „Thutt busse und gleubet dem evangelio“389 und: „Schaffet rechtschaffene fruchte der busse“390, so ist jo zum hohisten notig, auss Gottes wordt eigendtlich und grundtlich anzuzeigen, wie und woher wir de krafft und vormuegen, solches anzufahen und zuvoreichten, erlangen und uberkomen. Und erstrecken sich de erklerunge dieses artikels ghar nahe in alle hauptstucke christlicher lehre: Wie der mensche erstlich von Godt erschaffen und was der freie wille und furnemsten kreffte in ihm gewesen sein vor dem falle. Von verderbunge der menschlichen kreffte nach dem falle dorch de erbsunde. Von dem sone Gottes, der uns von der sunde widerumme frey machet und erloset. Von den ursachen, de unsere bekerunge und rechtfertigunge und de application der gutthaten Christi wircken und usrichten. Von dem gesetze Gottes, was es vor einen gehorsam von uns fordert, ob und wie fern wir demselben gehorsam leisten. Von eusserlicher zucht. Von dem neuen gehorsam der widergeborn. Vom underscheidt zwischen eusserlicher zucht oder unser eigen gerechticheidt und der innerlichen, neuen gerechtigkeidt des neuen gehorsams, so in unsern hertzen dorch den Hilligen Geist angefangen wirdt. Derhalben wir auch, diesen artikel und die davon eingefallene zweispaldt uß Gottes wordt fleissig und grundtlich zu erkleren und vermittelst gottlicher 389
Mk 1,15 | 390 Lk 3,8
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Narratio controversiae circa et apud quos.
1. | 2.
Expolitio status controversiae.
Causae impulsivae explicationis. | 1. A necessario.
2. Ab adiunctis. | 1.
2. 3. 4. 5.
6. | 7. 8.
Propositiones patres.
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1. | 2. 3.
4. 5.
6.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
gnaden byzulegen, diese stucke ordentlich nach einander erkleren und de rechte lehre beide, wider de pelagianer und enthusiasten, treulich vorwaren wollen. 1. Was der freie wille sy? 2. Und was er nach dem falle auß naturlichen krefften noch ettzlicher massen zu thun vormuege? 3. Was der freie wille in dieser vorderbten natur auß eigen, naturlichen krefften zu thun nicht vormuege, sunder das do der mensche musse dorch den Heiligen Geist widergeborn und erneuert werden. 4. Wie der mensche erstlich zu Godt bekeret, widergeborn und erneuert werde. 5. Von mittwerckung des dorch den son Gottes frey gemachten willens in allen christlichen tugenden und guten wercken der widergeborn. 6. Und letzlich, welche gegenlehre und irthumb in diesem artickel furnemlich außzusetzen und zu straffen und wie etzliche harde reden und schulgezenck recht zu erkleren und zu urteilen sein.
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[80r] I. Definitio libri arbitrii
Abusus vocis.
Illatio 4 statuum liberi arbitrii.
1. 2. 3.
4.
Usus distributionis.
Obiecta liberi arbitrii ponderanda.
1. Ante lapsum.
Und erstlich, so heisset das wordt freier wille in gemeinem gebrauch in der kirchen Gottes gleich so viel, alß des menschen vorstandt, hertz und willen mit allen ihren krefften im menschen, davor er eigentlich ein mensche ist und heisset, und von allen unvornunfftigen creaturen underscheiden is. Nu werden gemeinlich mancherley disputationes undereinander geworffen, wen man fraget, ob der mensche einen freien willen habe und was der freye wille vormuge oder nicht vormuege, dadorch de lere vorwirret und allerley zwispaldt mit betrubunge und vorwirrunge vieler armer gewissen erreget und geheuffet werden. Derhalben haben auch de alten umb einfaltiger, deudtlicher, richtiger erklerunge willen de lehre dieses artickels underscheiden in 4 status liberi arbitrii, das ist, das der mensche mit dem freien willen in vier underscheidtlichen stenden gefunden undt betrachtet musse werden, nemlich: Zum ersten, was der mensche vor einen freien willen gehabt vor dem valle. Zum andern, was er damit fur eine gelegenheidt habe nach dem falle, vor der widergeborth und erneuerunge des H. Geistes. Zum dritten, was vor einen gefreieten willen der mensche in der bekerunge durch erneuerunge des H. Geistes bekomen und wie de bekerunge gesche. Zum vierden, was nach der uffersteunge die usserwelten im ewigen leben fur einen freyen willen haben werden. Und nach diesem underscheidt kan de zweispaldt vam freien willen des menschen am aller einfeltigsten und besten erkleret und auch am richtigesten vorstanden und eingenomen werden. Es haben auch die alten die disputationes vom freien willen nutzlich erkleret ex discrimine obiectorum, das is, das underscheidlich erkleret und betrachtet werde, in welchen dingen, sachen oder hendeln der freie wille etwas vormuge oder nicht vermuge und uff solche nutzliche und grundtliche der alten erinnerunge und distinctiones soll diese gantze erklerunge gerichtet werden. Was nun belanget den freien willen des menschen vor dem falle, hatt Godt den menschen anfenglich also geschaffen, mit vornunfft und freiem willen dermassen begabet, das er Gottes ebenbilde syn solte, doher er in syner natur © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
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und wesen, vorstandt, hertzen und willen, deßgleichen auch in allen krefften gantz rein und one sunde gewesen, hatt im vorstande rechte, warhafftige erkentenisse Gottes und synes godtlichen willens gehabt, dadurch das rechte und gute vam unrechte und bose zu underscheiden, deßgleichen auch im hertzen und willen eine heilige gerechticheidt ohn [80v] alle bose neigungeq und widerspenstigkeit, auch einen freien, ungehinderten willen, rechtes zuthun unde Godt ohn allen widerwillen und ohn alle sunde gehorsam zu syn. Das der mensche also vor dem valle an leib und seele und an allen desselben krefften dem willen Gottes gemeß und enlich gewesen, hatt aber eine freie wahle gehapt des guten und bosen und hatt also demselbigen, herlichen, freien willen entweder dorch Gottes gnade behalten oder durch ungehorsam vorlieren konnen. Davon is nun in diesem stritt nicht vornemlich de frage, den nach dem der mensche dorch de alte schlange verfuret, das er Gottes gebott ubertreten, hatt er das bilde Gottes, der warheitt, heiligkeitt und gerechtigkeit, darin er anfenglich geschaffen, und demnach auch den herlichen, freien willen zum guten in geistlichen, godtlichen sachen gantz und gar vorlorn, das also de frage itzt vornemlich ist von dem freien willen des menschen nach dem falle. Und in dieser frage sindt auch diese worter in der h. schrifft itzundt gar nach einerley meinunge und deutunge: der mensch, der naturliche mensche391, der alte mensche392, der alte Adam393, fleisch394, des menschen hertze395, freyer wille396, fleischlicher sinn397 etc. und werden gebruchet von gantzen menschen mit synem naturlichen vorstande, willen, hertzen und krefften, wie er von vater undr mutter geborn, unde noch nicht durch Gottes wordt und Geist widergeborn und vorneuert is. Was nun zum anderen belanget die frage, was der freie wille des menschen nach dem falle uß synen naturlichen krefften noch etzlicher massen zu thun vormuge, is gewisse und nicht allein in der erfarunge, sunder auch in Gottes wordt gegrundet, das wir menschen in dieser vorderbtens natur auch vor der widergeburt noch dyse macht und vormogen etlicher massen frey haben, das wir in eusserlichen, zeittlichen unde weltlichen sachen und hendelen, so der vornunfft underworffen, in eusserlicher, erlicher zucht und meidunge grober laster, in weltlicher regerunge, in haußhalten, in allen kunsten und handtwercken arbeitt, in allen eusserlichen handel und wandel noch ettlicher massen vorstehen und lernen und richten kunnen, was recht oder unrecht, gudt odder boß, war oder nicht war sy. Item, kunnen das jenige, so uns vorgestellet unde geweyset wirt, gutes oder boses erwelen und begeren oder nicht wollen, sunder vorwerffen und kunnen den eusserlichen gliettmassen, henden, fussen, zungen, augen etc. gebieq
cj.: toneigunge | r cj.: vun | s cj.: vorderb[…]
391 Vgl. I Kor 2,14. | 392 Vgl. Röm 6,6. | 393 Vgl. Röm 5,14. | 394 Vgl. Röm 3,20; I Kor 1,29; Gal 2,16. | 395 Vgl. I Kor 2,9. | 396 Vgl. Mt 15,13. | 397 Vgl. Röm 8,6f.
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Expolitio
Reiectio Ratio ab effectu lapsus primi.
Assumptio
De modis loquendi et vocibus usitatis.
2. Post lapsum.
Asseveratio iuxta obiecta certa. | 1.
2. 3.
250
4.
Confirmatio a dictis.
Expositio dictorum.
Correctio
Ratio a testimonio. A simili A dicto
Finis correctionis.
Liberi arbitrii efficacia in actibus ac politia.
A causa eff[icaciae]. A fine
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
ten und dieselbige durch unsere gedancken und willen regieren oder aufhalten, das se eusserliche wercke, nach dem es dem vorstande und willen gefellig, thun oder lassen, also das sie die eusserlichen, groben laster – dodtschlag, diebstal, ehebruch, lugen, lesterunge – miden und den begirden im hertzen oder affectibus nicht alle zeitt volgen, sundern ettliche und im gesetze gebottene, eusserliche wercke thun, alse eusserliche wercke oder phariseische geberde des eusserlichen goddesdienste zuerzeigen, [81r] vater und mutter und der obrigkeit gehorsam syn, dem negsten mit raedt, geldt oder anderer hulffe gutes thun, fleissig in unserm beruffe arbeiten, warhafftig syn und festiglich halten, was wir zusagen, in der schule und anderswo gute kunste und nutze bucher fleissig lernen und lesen etc. Von diesem vormogen des freyen willens auch vor der widergeburt zeigen diese spruche: Rom. 2: De heiden thun von natur des gesetzes wercke und bewysen, des gesetzes wercke syn geschrieben in irem hertzen, sintemal ir gewissen se bezeuget etc.398 Titum 3: „Nicht umme der wercke willen der gerechtigkeit, de wir theten, macht er uns selig.“399 1. Timo. 1: Das gesetze is den ungerechten und ungehorsamen gegeven, nemlich das se dadurch im zaum gehalten und gestraffet werden.400 Matth. 5: „Es sy dan euer gerechtigkeit besser den der schrifftgelerden und phariseer gerechtigkeit, so werdet ir ins himmelreich nicht komen.“401 Hieruß volget, das in der phariseer und anderer unheiligen leute vormoge ettlicher masse stehe, das sie eusserliche und burgerliche gerechtigkeit leisten konnen, Rom. 3: Aus den wercken des gesetzes wirt kein mensche vor im gerecht werden.402 So kan ja der mensche de eusserlichen wercke des gesetzes etzlicher massen thun, wiewol deselbigen in keinem wege „de gerechticheidt“ syn, „de vor Godt gilt“,403 dan, wie de apologia lehret, de hertzen de ohn den Hilligen Geist syn, sindt godtlos. Nu kan „ein boser baum nicht gute fruchte bringen“404 und ohn glauben kan niemandt Godt gefallen405, sundern „was nit uß dem glauben gehet, das is sunde“406. Diese erinnerunge is darumb von noten, das nicht der eusserlichen disciplin ohn und wider Gottes wordt zuviel zugeschrieben werde, aber sonsten ist diese freyheit oder vormogenheidt des menschlichen vorstandes und willen in eusserlichen, weltlichen sachen, so nach dyser verderbten natur ubrig is, ein quel und ursprungk aller lehre in allen guten kunsten und aller weltlichen regierunge und ehrlichen zucht oder eusserlicher gerechtigkeit und gehorsams, dadurch Godt dieses eusserliche leben wil regieren und erhalten und derhalben obrigkeit, gesetz, gericht und straffen eingesetzet hat, das sie eusserliche und ehrliche zucht oder gehorsam gegen Gottes gesetz furderen und handthaben sollen, welchen gehorsam auch alle menschen, die gleich noch nicht durch den Heiligen Geist widergeborn, ettlicher massen dorch de krafft
398 Vgl. Röm 2,14f. | 399 Tit 3,5 | 400 Vgl. I Tim 1,9. | 401 Mt 5,20 | 402 Vgl. Röm 3,20. | 403 Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | 404 Mt 7,18; vgl. Lk 6,43. | 405 Vgl. Hebr 11,6. | 406 Röm 14,23
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Vom freien Willen
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ires freyen willen leisten konen und sollen, umme dieser funff hochwichtiger ursache willen: 1. Wegen der ernsten gottlichen bevehls. 2. Das se de grausamen straffen, damit Godt fur sich selbst oder durch obrigkeit auch in diesem leben de bosen thaten gewißlich straffet, entfliehen und meiden, dan Godt wil das in straffe der boßhafftigen [81v] syne godtliche gerechtigkeit und underscheidt zwischen tugend unde untugendt erkandt und andere leute durch de exempel der straffe von untugendt abgescheuet und de fromen und zuchtigen geschutzet werden. 3. Das andere leute dorch unser exempel zu tugendt und ehrlicher zucht gereitzet werden. 4. Umme des gemeinen friedes willen, das ander leute in diesem burgerlichen leben dorch untugende und bose thaten – dodtschlag, ebruch, diebstal – nicht vorunreiniget noch beschediget werden. 5. Weil das „gesetze ein zuchtmeister is uff Christum“407, welliches aber in keinem wege also vorstanden sol werden, alse kondte ein unverneuerter mensche dorch solche eusserlicher disciplin, uß synen eigen, naturlichen krefften sich selbst disponiren, prepariren oder bereiten zur gnade, dan das is der papisten meritum congruit, sundern weil das gesetze durch syn straffen und fluchen den sunder zu Christo treibet, unde de eusserliche disciplin dazu dienet, das de leute uß Gottes wordt von Christo kunnen geleret, underweyset und underrichtet werden, den das gehor des wortes is das ordentliche mittel, dardurch der H. Geist in den hertzen wil krefftig syn und wircken408, also und uff diese meinunge et de lege et de externa disciplina recte dicitur, quod sit paedagogia ad Christum409. Wiewol die sundtliche, verderbtt natur auch dieses vorkeret, das de phariseer solche eusserliche erbarheidt als „eine gerechtigkeit, so vor Godt gilt“, auffwerffen und derwegen Christo und dem evangelio, welche solche gerechtigkeit straffet, und eine andere „gerechtigkeit, so vor Godt gilt“410, leret, feindt werden, Rom. 5. Ob nun wol diese freyheidt und macht eusserliche laster zu meiden unde tugendtliche, erbare wercke zu thun, erstlich durch de angeborne erbsunde und blindtheidt, durch de bose luste und neigunge im hertzen, zum andern, durch mancherlei eusserliche anreitzungen, welche die bosen neigunge und lust in uns uffwecket und locket und uns ursach und gelegenheidt eusserlich zu sundigen geben, zum dritten durch der teuffel anblasen und trieben, de ohn unterlaß umme uns herziehen und gelegenheidt suchen, das se uns in sunde und laster werffen und vorschlingen, vielfeltig geschwechet und vorhindert
t danach von fol. 68v eingewiesen: das ist, das die schullehrer furgeben, wen ein unbekerter mensche eusserliche zucht heltt und erbar lebtt, das billich sey und er hiemit und Gott verdiene, das ihne Gott sein erkentnuß offenbare 407 Gal 3,24 | Röm 5,10.
408
Vgl. Röm 10,17. |
409
Vgl. Gal 3,24. |
410
Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3; vgl.
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Extrema disciplina necessaria. 1. 2.
3.
4.
5. Correctio de merito congrui.
De impedimentis liberi arbitrii in externa disciplina. | 1. 2.
3.
252 Efficacia liberi arbitrii.
Causae adiuvantes.
3. Post lapsum in divinis et aeternis. | A simili.
Applicatio
Divina et aeterna quae.
Negatio plana et perspicua. Partes rerum negatatum.
Affirmatio plana et perspicua.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
wirt, so kan doch des menschen wille, so er fleissig und treulich anhelt, den bosen neigungen und eusserllichen anreitzungen, in solchen eusserlichen sachen dieses lebens und der vornunfft underworffen, ettlicher massen widerstehen und in denen, so nicht widergeborn sindt, helffen viel zu erlicher zucht und allen tugenden, guthe lehre, vormanunge, ehrliche gesetze, gutte exempel, ernstliche kinderzucht, straff der ungezogenen und furnemlich gute, naturliche zuneigunge, de Godt zu erhalten, friede, zucht, regiment und rechten ettlichen leuten vor andern mitteilet. [82r] Was aber de wiedergebornen belanget, davon wirdt hernach gesagtt werden. Zum dritten, was aber der freyer wille in dieser verderbten natur auß eigen, naturlichen krefften vormoge, davon hatts diese meinunge: Geleich wie unsere augen, ob se wol am hellen mittage de erden und anders, so nahe by und umb uns is, klar sehen und begriffen konnen, dennoch, wen wir se kegen den himmel uffheben und die liebe helle sonne anschauenu, gantz vorblendet und verdunckelt werden. Also kan wol menschlicher vorstandt und wille diese weltliche und erdische sachen, was eusserliche, ehrliche zucht, leibliche regierunge, haußhaltunge, allerlei kunsten und handtwercken arbeidt und anderen handell und wandell hie uff erden anlangend, ettlicher massen ußrichten, aber in den hohen geistlichen und godtlichen sachen, de nicht von natur bekandt noch dieses zeittliche leben oder eusserliche sitten antreffen, sunder von dem Heiligen Geiste dorch Gottes wordt offenbaret sindt, und das geistliche und ewige leben belangen, alse da sindt: 1. endtledigung van der sunde und ewigem dode, 2. ware, godtfellige gerechtigkeit und heiligkeit, 3. warhafftige erkentenisse des waren Gottes und unsers heylandes Jesu Christi, wie er syn godtlich wesen und willen im evangelio geopenbarett hatt, 4. ware und heilsame bekerunge to Godt, die widergeburt und verneuerunge des H. Geistes, 5. warhafftig und von hertzen erkennen Gottes gestrenge und schreckliche gerichte wider de sunde im gesetze geoffenbaret, 6. recht und warhafftigen sich zu der gnade Gottes schicken, praepariren, appliciren und wenden, von hertzen dem evangelio gleuben und de gutthaten Christi ernstlich begeren und annemen, 7. warhafftigen, innerlichen, hertzlichen gehorsam gegen Godt ohne heuchelie leisten, alse ernstliche fruchte, liebe und anruffunge Gottes, bestendige bekentnisse und gedult im creutze und liden, in warem glauben bis ans ende bestendig vorharren und im eusserlichen vorlangen und begirde des ewigen lebens in friede und freude an Christo uß dysem leben abscheiden etc. In diesen geistlichen und godtlichen sachen kan der freie wille oder des menschen vorstandt, hertze und wille auß eigenen, naturlichen krefften, ehe den er durch den H. Geist erleuchtet und bekeret is, gantz und gar nichts 1. recht vorstehen, 2. ernstlich gleuben, anehmen, 3. gedencken, 4. willen, 5. anfangen, 6. verrichten, 7. thun, 8. wircken oder mittwircken, sundern is gantz und gar zum guten erstorben und vordorben, also das in des u
cj.: anschonwen
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menschen natur nach dem falle fur der widergeburt nicht ein funcklein der geistlichen kreffte ubergeplieben oder noch vorhanden, mit welchen ehr uß ihm selber sich zur gnade Gottes bereiten oder de angeborne gnade annehmen, [82v] noch derselben fur und van sich selbst fehig syn oder sich dozu applicirn konne, oder uß synen eigenen krefften ettwas zu syner bekerunge weder zum gantzen noch zum halben oder zu einigem, dem wenigesten oder geringesten teil helffen, thun, wircken oder mittwircken konne von ihm selbst, alse von ime selbst, sunder is der sunden knecht, Johan. 8411, und des tufels gefangener, davon er getrieben wird, Ephe. 2; 2. Timoth. 2412. Daher der naturliche freye wille syner verkerdten ardt unde natur nach alleine zu dem jenigen, das Godt mißfellig und zuwider is, krefftigk und duchtigk is. Diese erklerunge und hauptandtwordt auff die im ingange dieses artikels gesetzte hauptfrage und statum controversiae bestedigen und bekrefftigen volgende grund des h., godtlichen wortes, welche, ob so wol der hoffertigen vornunfft und philosophie zu wider syn, so wissen wir doch, das dyser vorkerten welt wisheidt nur thorheidt vor Gott is413, und das van den artikeln des glaubens allein auß Godtes worte sol geurtheilet werden. Den erstlich, des menschen vornunfft oder naturliche verstandt, ob er noch wol ein dunckel funcklein der erkentenisse, das ein Godt sy, und von der lehre des gesetzes hatt414, dennoch also unwissendt, blindt und verkleret is, das, wen schon de aller sinreichesten und gelertsten leute auff erden das evangelium vom sone Gottes und verheissunge der ewigen saligkeit lesen oder horen, dennoch dasselbige uß eigenen krefften nicht vernehmen, fassen, recht verstehen, noch glauben und vor warheitt halten konnen, sunder wo mit grosserm fleiß und ernst se de geistlichen sachen mit ihrer vernunfft begriffen wollen, so se es weiniger verstehen oder gleuben und allein vor thorheit und fabeln halten, ehr se dorch den H. Geist erluchtet und gelehret werden, 1. Cor. 2: „Der naturliche mensche verstehet nichts vam Geiste Gottes, den es ist im eine torheidt und kans nicht begriffen, den es wirt geistlich ergrundet.“415 1. Cor. 1: „Deweile de welt dorch ihre weisheidt Godt in syner wisheidt nicht erkandt, hat es Godt also gefallen, durch de predige des evangelii, welches de welt fur torheitt helt, de gleubigen selig zu machen.“416 Ephe. 4: De andern menschen (de nicht dorch Gottes Geist widergeborn sint) „wandeln in der eitelkeit ires sinnes, welcher verstandt verfinstert is und sind frembd von dem leben, das aus Godt is, durch de unwissenheit, die in inen is, durch die blindtheitt ires hertzen“417. Matth. 13: „Mit sehenden augen sehen se nicht und mit horenden ohren horen se nicht, den se verstehen es nicht. Euch aber ist es gegeben, das ihr das geheimenisse des himmelreiches vernemen.“418 Rom. 3: „Da is nicht, der verstendig is, da is nicht, der nach Godt frage. Se sint allesampt abegewichen und allesampt unduchtig geworden. Da
411 Vgl. Joh 8,34. | 412 Vgl. Eph 2,2; II Tim 2,26. | 413 Vgl. I Kor 3,19. | 1,19–21.28.32. | 415 I Kor 2,14 | 416 I Kor 1,21 | 417 Eph 4,17f | 418 Mt 13,13.11
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Vgl. Röm
Expolitio negativa.
Expolitio affirmativa a dictis. Illatio contrarii.
De modo confirmationis per occupationem. Ratio a proprio rationis humanae. A proprio verbi dei.
1. Confirmatio ab experientia doctis si morum virorum et eorum propriis adiunctis. 1. Adiunctum notitiae defectus.
A dictis scriptura. | 1.
2.
3.
4.
5.
254
6.
7.
Illatio a simili.
8. | A testimonio Lutheri.
2. Adiunctum ascensionis defectus.
A dictis scriptura.
Adiunctum operationis defectus. A dictis. Usus dicti Paulini.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
is neimandt, der guts thu, auch nicht einer.“419 [83r] Also nennet die schrifft den naturlichen menschen in geistlichen und godtlichen sachen stracks eine finsternisse, de Godt nicht kennet noch achtet, Ephe. 5; Act. 26 et Johan. 1: „Das licht leuchtet in der finsternisse“, das ist in der finstern, blinden welt, „und de finsternisse habens nicht begriffen.“420 Item, leret, das de mensche in sunden nicht alleine schwach und kranck, sonder gantz erstorben und thodt sy, Ephe. 2; Collos. 2421. Wie nun der mensche, so leiblich dodt is, sich nicht kan auß eignen krefften bekehren, bereiten und schicken, das er das zeittliche leben widerbekome, also kan der mensche, so geistlich dodt ist, in den sunden, sich nicht uß eigener macht zu erlangunge des geistlichen und himlischen gerechtigkeit und lebens schicken oder wenden, wo er nicht durch den son Gottes vom todt der sunden entfreyet und lebendig gemacht wirt. Wie dan hievon d. Lutherus in synem kurtzen bekentenisse, tomo jenensi 3, pag. 509, spricht, so er ano 28 geschrieben hat: Weil usser Christo der dodt und de sunde unsere Heren und der teuffel unser Godt und furste is, kan da keine krafft noch macht, kein witz noch verstandt syn, domit wir zur gerechtigkeit und lebens uns kondten schicken oder trachten, sondern mussen geblendet und gefangen des teufels und der sunden eigen syn, zu thun und zugedencken, was inen gefelt und Godt mit synen gebotten zu wider ist. Also nimpt de schrifft des naturlichen menschen verstandt, hertzen und willen alle tuglicheidt, geschickligkeit und vermogen, in geistlichen sachen ettwas gutes und gerechtes zu gedencken, zu verstehen, kennen, anfangen, wollen, vornehmen, thun, wircken oder mitwircken alß von ihm selbst, 2. Cor. 3: „Wir sindt nicht tuglich, etwas zu gedencken von uns selber alse von uns selber, sonder das wir duchtig sindt ist von Godt.“422 Rom. 3: „Se sindt allesampt unduchtig.“423 Johan. 16: „Ich habe euch noch veil zusagen, aber ihr konts itz nicht tragen.“424 Matth. 19: „Das wordt fasset nicht iderman, sonder denen es gegeben is.“425 Johan. 8: „Myne rede fehet nicht in euch.“426 Jo. 1: „De finsternisse habens nicht begriffen oder angenomen.“427 1. Cor. 2: „Der naturliche mensche vernimpt nicht“, oder, wie das grekische wordt eigenlich lautet, fehet oder fasset nicht, nimpt nicht an, „was des geistes is“ oder is nicht fehig der geistlichen sachen, „den er halts vor thorheitt und kans nicht verstehen“428. Viel weniger wirt er dem evangelio warhafftig gleuben oder das jawordt dazu geben oder vor warheitt halten konnen. Rom. 8: „Des fleisches oder naturlichen menschen sinn ist eine feindtschop wider Godt, sintemal er dem gesetze Gottes nicht underthan is und vermuch es auch nicht.“429 [83v] Und in summa bleibt ewich war, das der sone Gottes spricht: „Ohne mich konnet ihr nichts thun.“430 Und Paulus, Philip. 2: „Godt is, der in euch wircket beide, das wollen und das thun nach synem wolgefallen“431, welcher lieblicher spruch 419 Röm 3,11f; vgl. Ps 14 (Vg 13),1.3. | 420 Joh 1,5; vgl. Eph 5,8.11; Act 26,18. | 421 Vgl. Eph 2,1.5; Kol 2,13. | 422 II Kor 3,5 | 423 Röm 3,12 | 424 Joh 16,12 | 425 Mt 19,11 | 426 Joh 8,37 | 427 Joh 1,5 428 I Kor 2,14 | 429 Röm 8,7 | 430 Joh 15,5 | 431 Phil 2,13
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allen fromen christen, de ein kleines funcklein und sehnen nach Gottes gnaden und der ewigen seligkeit in ihrem hertzen fulen, sehr trostlich is, das se wissen, das Godt diesen anfangk der waren godtseligkeit in iren hertzen angezundet hatt und wolle se in irer grossern schwacheidt ferner stercken und ihnen helffen, das se im waren glauben bis an das ende verharren etc. Hieher gehoren auch alle gebedt der hilligen, darin se bitten, das se von Godt gelehret, erluchtet unde gehilliget werden, und eben damit anzeigen, das se das jenige, das se von Godt bitten, auß eigenen naturlichen krefften nicht haben muegen, wie allein, Psal. 119, David mehr alse zehen male bittet, das ihme Godt wolte verstandt mitteilen, das er syne godtliche lehr recht fassen und lernen muge.432 Dergleichen gebedt sint in Paulo, Ephe. 1; Collos. 1; Philip. 1433, welche gebedt und spruche von unser unwissenheidt und unvormugen uns nicht der ursachen halben vorgeschrieben sindt, das wir faul und trach werden sollen, Gottes wordt zu lesen, horen und betrachten, sunder das wir sollen Godt van hertzen dancken, das er uns uß der finsternisse der unwissenheidt und gefenckenisse der sunden und des dodtes durch synen son entfuret und dorch de tauffe und H. Geist widergeborn und erleuchtet hatt. Darnach das wir den anfanck der waren erkentnisse Gottes und des glaubens, den Godt dorch synen H. Geist in der tauffe in uns angezundet und gewircket hat, treulich bewaren und mit teglicher ubunge, Gottes wordt zu lesen, horen und betrachten, vermehren und teglich Godt van hertzen bitten, das er uns lehren, erleuchten und regieren wolle, das wir ihn, den waren Godt, recht erkenen und prysen mogen. Den wo Godt nicht selbst schulmeister is, so kan man nichts, das ihm angenem und uns und andern heilsam is, studieren und lehrnen, Johan. 6.434 Zum anderen zeuget Gottes wordt, das des naturlichen, unwidergebornen menschen verstandt, hertz und willen in Gottes sachen gantz und gar nicht allein van Godt abgewendet, sonder wider Godt zu allen bosen gewendet und verkeret sy, item, nicht allein schwach, unvermogen, unduchtigk und zum guten erstorben, sondern auch dorch de erbsunde also jemmerlich, verkeret, durchgifftet und verderbet sy, das van artt und natur gantz bose und Godt widerspenstigk und fyendt und zu allem, das Godt mißfelligk und zu wider is, alzu krefftigk, lebendig und thetigk sy. Gen. 8: „Das dichten und trachten des menschen hertzen is nur boß van jugend auff.“435 [84r] Jere. 17: „Des menschen hertz ist trotzig und vorzagt“ oder verkert und vul elendes, „das nicht ußzugrunden is.“436 Diesen spruch erkleret s. Paulus, Rom. 8: „Des fleisches sin is eine feindtschop wider Godt“437, das is, des naturlichen menschen, so nicht dorch Goddes Geist widergeborn und regieret wirt, sinn oder vernunfft, will und hertz hatt godtlose und godtwiderwertige gedancken, das Godt sich unser nicht anneme, das diese lehre von Godt nicht warhafftig sy, das Godt
432 Vgl. Ps 119 (Vg 118),18f.26f.33f.66.124f.135. 144.169. | 433 Vgl. Eph 1,17f; Kol 1,9–11; Phil 1,9f. | 434 Vgl. Joh 6,44f. | 435 Gen 8,21 | 436 Jer 17,9 | 437 Röm 8,7
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Comprobatio confirmationis a facto omnium piorum. 1. Ab exemplo Davidis.
2. Ab exemplo Pauli. Finis 1.
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Ratio ab impossibili.
2. Confirmatio a proprio hominis.
A dictis scriptura. | 1. 2.
3.
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4. 5.
Illatio
Conclusio ex praecedenti loco sumpta.
Comprobatio a simili in scriptura. | Lapis Truncus | Bestia
Expositio per occupationem.
Ratio a dicto Lutheri.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
unser gebedt nicht achte, das kein gerichte und leben nach diesem leben volgen werde etc. Das hertz und will des menschen is van Godt abgewendet, hatt mehr lust zu eigener ehre, rhum, wollust alse zu dem, was Godt gefellig is. Wens wol gehet, so is das hertze sicher und trotzig und achtet Godt nicht, wens ubel gehet, so is es vorzaget und murrech wider Godt, alse einen ungutigen, zornigen tyranen und hasset Gottes gerechtes gerichte. Darumme Godt diese verderbte natur widerumb hasset und in ewige vordamniß wirffet, deweil se dem gesetze Gottes nicht gleichformig und gehorsam, sonder viel mehr widerspenstigk und fiend ist. Galat. 5: „Das fleisck gelustet wedder den geist, deselbige sindt wider ein ander.“438 Rom. 7: „Wir wissen, das das gesetze geistlich ist (nicht allein eusserlichen, leiblichen, fulkomen gehorsam fordere). Ich aber bin fleischlich unter der sunde verkaufft.“439 Und balde hernach: „Ich weis, das in mir, das is in mynem fleische, nichts gutts wonet etc. Den ich habe lust an dem gesetze Gottes nach dem inwendigen menschen, so durch den H. Geist widergeborn is. Ich sehe aber ein ander gesetze in mynen gliedern, das widerstreitet dem gesetze in meynem gemute und nimpt mich gefangen in der sunden gesetze.“440 Wen nun in s. Paulo und andern widergebornen de naturliche oder fleischliche freye wille auch nach der widergeburt Gottes gesetze noch widerstrebet, viel mehr wirt er vor der widergebort Gottes gesetze und willen widerspenstigk und fiend syn. Darauß offenlich is, wie in dem artikel van der erbsunde wider erkleret, dazu und darauff wir uns geliebter kurtze halben referiren, das der frye wille auß synen eigen, naturlichen krefften nicht allein nichts zu syner selbst bekerunge, gerechtigeit und seligkeit wircken oder mitwircken, noch dem H. Geiste, so ihm dorch das evangelium Gottes gnade und die seligkeit anbeut, folgen, gleuben oder das jawort dazu geben kan, sonder aus angeborner, boser, widerspengstiger arth Godt und synem willen feindtlich widerstrebet, wo er nicht dorch den Geist Gottes uberwunden, erleuchtet und regiret wirt etc. [84v] Derhalben auch de h. schrifft des unwidergebornen menschen hertz einen harten stein, so dem, der in anruret, nicht wichet, sunder ihm widerstehet441, und einen ungehobelten block442 und wilden, unbendigen thier443 vorgleichet, nicht das der mensche nach dem falle nicht mehr eine vornunfftige creatur sei, oder ohne gehor und betrachtunge des godtlichen wortes zu Godt bekeret werde, oder in eusserlichen, weltlichen sachen nichts guetes oder boses verstehe oder freiwillig thun oder lassen kondte etc. Den wie d. Luther im 90.v Psalm spricht: In weltlichen und eusserlichen geschefften, was de narunge und leibliche notturfft betrifft, da is der mensche witzigk, vernunfftig und vast schefftigk. Aber in geistlichen und godtlichen v
cj.: 91
438 Gal 5,17 | 439 Röm 7,14 | 440 Röm 7,18.22f | 44,19. | 443 Vgl. Ps 73 (Vg 72),22; Dan 5,21.
441
Vgl. Jer 5,3; Ez 11,19; Ez 36,26. |
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Vgl. Jes
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sachen, was der seelen heil betrifft, da is der mensche wie eine saltzseule, wie Loths weib444, ja wie ein klotz und stein, wie ein todt bilde, das wider augen noch mundt, wider sinn noch hertze bruchet, sintemal der mensche den grusamen, grimmigen zorn Gottes uber sund und todt nicht sehet noch erkennet, sunder fehret immerfordt in syner sicherheit auch wissentlich und williglich und kumpt daruber in tausendt fehrlicheidt endtlich in den ewigen dodt und vordamniße, und da hilffet kein bitten, kein flehen, kein vormanen, ja auch kein drauwen, schelten, ja alles lehren und predigen ist by inen verlorn, ehe er dorch den H. Geist erleuchtet, bekeret und widergeborn wirdt, dazu dan kein stein oder block, sunder allein der mensche erschaffen ist. Und do Godt nach synem gerechten, gestrengen gerichte de gefallenen, bosen geister gentzlich in ewicheidt verworffen, hatt er doch auß besonderer, lauter barmhertzihkeit gewolt, das de arme, gefallene, verderbte, menschliche natur widerumb der bekerunge der gnade Gottes und des ewigen lebens fehig und teilhafftig werden und syn mochte nicht uss einiger, naturlicher, wircklicher geschichlichheit, duchtigkeit und fehigkeit, dan es ist eine widerspenstige feindtschafft wider Godt, sonder auß lauter gnaden, dorch gnedige, krefftige wirckunge des H. Geistes. Und das heissen ettliche nicht ubel capacitatem non activam sed passivamw, wie dan Augustinus, lib. 2 contra Julianum, et Lutherus, tomo 1, pag. 236, diese wordt also brauchen. Aber zuvor und ehe der mensche durch den H. Geist erleuchtet, bekeret, widergeborn, verneuert und gezogen wirt, khan er von sich selbst und auß synen eigen, naturlichen krefften, in geistlichen sachen und syner selbst bekerunge und widergeburt zu erwecken, [85r] anzufahen, wircken oder mittwircken gleich so wenig alse ein stein oder block. Den ob er schon de eusserlichen gliedtmassen regieren und das evangelium horen und ettlicher massen betrachten, auch davon reden kan, wie in den phariseern und heuchlern zu sehen is, so „helt ers doch vor thorheit und kan es nicht gleuben“445, helt sich auch in dem falle erger den ein block, das er Gottes willen widerspenstig und fiendt is, wo nicht der H. Geist in ime krefftig is und den glauben und andere godtsalige tugendt und gehorsam in ihm anzundet und wircket. Wie dan zum dritten de h. schrifft de bekerunge, den glauben an Christum, die widergeburt, erneuwerunge und alles was zu derselbigen wirklichen anfang und volziehung gehoret nicht den menschlichen krefften des naturlichen fryen willens weder zum gantzen, noch zum halben, noch zum einigen und wenigesten oder geringesten teyl zulegt, sondern in solidum, gantz und gar allein der godtlichen wirckunge und dem H. Geiste zuschreibet, wie auch de
w danach von fol. 68v eingewiesen: das ist ein solche vhehigkeitt, nicht das der unwidergeborne mensch auß eigenen krefften die gnade Gottes ergreiffen konte, sondern das ihn Gott also erschaffen, wan er durch den Heil[igen] Geist erneuert, Godt sein heilsam werck etc. 444
Vgl. Gen 19,26. | 445 I Kor 2,14
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Amplificatio expositionis a testimoniis.
3. Confirmatio a propria efficacia dei per collationem. A testimonio apologiae.
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A dictis scriptura.
A testimonio Augustini.
A testimonio confessionis augustanae. | 1.
2.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
apologia saget. De vernunfft und frey wille vermag ettlicher massen eusserlich erbar zu leben, aber neue geborn werden, inwendig ander hertz, sinn und muth krigen, das wircket allein der H. Geist, der offnet den vorstandt und das hertze, de schrifft zu verstehen und auffs wordt acht zu geben, Lucae 24; Act. 16446. „Wircket in uns beide, das wollent und vullenbringen“, Philip. 2.447 „Gibtt busse“, Act. 5 et 2. Timo. 2.448 Wircket den glauben.449 Philip. 1: Euch ist von Godt gegeben, das ir an in gleubet.450 Ephe. 2: „Gottes gabe xisst esx.“451 Johan. 6: „Das ist Gottes werck, das ir an in gleubet, den er gesendt hat.“452 Gibt ein verstendiges hertz, sehende augen und horende oren, Deut. 29; Matth. 13.453 Ist ein geist „der widergeburt und verneuerunge“, Titum 2.454 Nimmet das harte, steineren hertze weg und gibt ein neues, weiches, fleisches hertz, das wir in je synen gebotten wandeln, Ezechi. 11.36; Deut. 30; Psal. 51.455 „Schaffet uns in Christo Jesu tho guden wercken“, Ephe. 2.456 Und zu „neuen creaturen“, 2. Cor. 5; Gal. 6.457 Und in summa: „Alle gute gaben ist vom Godt“, Jacobi 1.458 Neimandt kan zu Christo komen, „der vater zihe ihm den“, Johan. 6.459 „Neimandt kennet den vater, den weme es der sone offenbaret“, Matth. 11.460 „Neimandt kan Christum einen Heren nennen ohne dorch den H. Geist“, 1. Cor. 12.461 Und „ohne mich“, spricht Christus, „konnet ihr nichts thun“, [85v] Johan. 15.462 Den alle unse tuchticheit is van Godt, 2. Cor. 3.463 „Und was hastu, das du nicht entfangen hast? Was ruhmestu dan, alse der es nicht entfangen hette?“ 1. Cor. 4.464 Wie den sunderlich van diesem spruche s. Augustinus schreibet, das er dadurch uberzeuget sy, syne vorige, irrige meinunge fallen zu lassen, da er gehalten habe, de praedestinatione cap. 3: Gratiam Dei tantum in eo consistere, quod in praeconio veritatis Dei voluntas nobis revelaretur, ut autem praedicato evangelio consentiremus nostrum esse proprium et nobis ex nobis esse. Item, erravi, inquit, cum dicerem nostrum esse credere et velle: Dei autem dare credentibus et volentibus facultatem opperandi.y x – x cj.: issets | y danach von fol. 68v-69v eingewiesen: Diese lehr ist in Gottes wordt gegrundet und der augspurgischen confession, auch andern schrifften, der oben gemeldet, gemeß, wie die nachvolgenden zeugnissen außweysen: Im 20. artikel sagt die confession also darzue: Die menschen, ausser Christo, ohne glauben und Geist sein in des teuffels gewaltt, der treibet sie auch zu manigerley offentlichen sunden. Darumb lehren wir zuvorn vom glauben, dadurch der Heil[ige] Geist gegeben wirdt, und das Christus uns hilfftt und wider den teufel behutett. Und gleich (cj.: gleubet) darnach: Den menschliche vornunfftt und krafft ohn Christo ist dem teufel viel zu swach, der sie zu sundigen treibet. Diese spruche zeugen klar, das die augspurgische confession des menschen willen in geistlichen sachen gar nicht fur frey erkentt, sondern sagtt, er sey des teufels gefangener. Wie solt er sich dan konnen auß eigenen krefften zum evangelio oder Christo wenden? Die apologia lehrett vom freyen willen also: Und wir sagen auch, das die vornunfftt etlicher massen einen freien willen habe, dan in den dingen, welche mit der vernunfftt zu fassen, haben wir einen freyen willen. Und bald darnach: Solche hertzen, die ohn den H. Geist, 446 Vgl. Lk 24,45; Act 16,14. | 447 Phil 2,13 | 448 Act 5,31; II Tim 2,25 | 449 Vgl. Kol 2,12. | 450 Vgl. Phil 1,29. | 451 Eph 2,8 | 452 Joh 6,29 | 453 Vgl. Dtn 29,3; Mt 13,15. | 454 Tit 3,5 | 455 Vgl. Ez 11,19; Ez 36,26; Dtn 30,6; Ps 51 (Vg 50),12. | 456 Eph 2,10 | 457 II Kor 5,17; Gal 6,15 | 458 Jak 1,17 459 Joh 6,44 | 460 Mt 11,27 | 461 I Kor 12,3 | 462 Joh 15,5 | 463 Vgl. II Kor 3,5. | 464 I Kor 4,7
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Derweile aber diese lehre van unvormogenheit und bosheitt unsers freyen die sind ohn Gottes furcht, [69r] ohn glauben, vertrauen, gleuben nicht, das Godt sie erhöre, das er ihre sunde vergebe, und das er ihn in noten helffe, darumb sind sie godloß. Nun kan ein boser baum, nicht gute fruchte tragen, und ohn glauben kan niemand Godt gefallen. Darumb, ob wir gleich nachgeben, das es in unserm vermugen, solche eusserliche werck zuthuen, so sagen wir doch, das der frey wille und vornunfftt in geistlichen sachen nichts vermuge etc. Hierauss lauter zusehen, das die apologia des menschen willen kein vermugen zuschreibett, weder das guthe anzufahen, noch fur sich selbst mit zu wircken. In den schmalkaldischen artickeln werden auch nachvolgende irthumb vom freien willen vorworffen: Das der mensch hab einen freyen willen, gutes zuthun und boses zulassen und widerumb gutes zu lassen und boßes zu thun. Und bald darnach wirtt als ein irthumb verworffen, es sey nicht in der schrifftt gegrundet, das zu den guten wercken von nothen sey der H. Geist mit seiner gnade. Ferner stehet in den schmalkaldischen artickeln also: Und diese busse bey den Christen bleibt biß in den todt, den sie beist sich mit der ubrigen sunde im fleisch durchs gantze leben, wie s. Paulus, Rom. 7, zeuget, das er kempffe mit dem gesetze seyner glieder und das nicht durch eigene kreffte, sondern durch die gabe des H. Geistes, welche volgett auf die vorgebung der sunde. Dieselbige gabe reiniget und feget teglich die ubrige sunde auß und arbeitett, den menschen recht, rein und heylig zu machen. Diese wordt sagen gar nichts von unserm willen, oder das derselbig auch in den neugebornen menschen etwas auß ihm selbst wircke, sondern schreibet es zu der gabe des H. Geists, welche den menschen reiniget und ihn teglich fromer machett und heiliget und werden hievon unsere eigen kreffte genßlich ausgeslossen. Im grossen catechismo d. Luthern stehet also geschrieben: Derselben christlichen kirchen bin ich auch ein stuck und gliedt, aller guter, so sie hatt, teilhafftig und mitgenoß, durch den H. Geist dahin gebracht und eingeleibet, dadurch das ich Gottes wortt gehöret habe und noch höre, welches ist der anfang hinein zu komen. Dan vorhin, ehe wyr darzu zur christlichen kirchen komen, sind wir gar des teuffels gewesen, als die von Godt nichts gewust haben. So bleibtt der H. Geist bey der h. gemeine der christenheit bis auff den jungsten tagk, dadurch er uns holet und brauchtt sie dazu, das wort zu fhuren und treiben, dadurch er die heiligung machet und mehrett, das wir teglich zunemen und starck werden im glauben und seynen fruchten, so er schafftt, etc. In diesen worten gedencket der catechismus unsers freyen willens oder zuthuns mit keynem wortt, sondern gibts alles dem H. Geist, das er durchs predigamptt uns in die christenheitt bringe, darin heilige und vorschaffe, das wir teglich zunemen im glauben und guten wercken. Und ob wol die neugebornen auch in diesem leben so ferne komen, das sie das gutte wollen und es ihnen liebet, auch gutes zuthun und in demselbigen zunemen, so ist doch solchs (wie droben vermeldet) nicht aus unserm wollen und unserm vermugen, sondern der H. Geist, wie Paulus selbst davon redett, wirckett solches wollen und volbringen, Philip. 2. Wie er, Ephes. 2, solche wercke alleine Gott zuschreibett, do er sagtt, wir sein seyn werck, geschaffen in Christo Jesu zu guten wercken, in welchem uns Godt zuvor bereitet hatt, da wir in wandeln sollen. Im kleinen catechismo d. Lutheri stehett also geschrieben: Ich glaube, das ich nicht auß eigener vornunfftt noch krafftt etc. [69v] Und in der außlegung des vater unsers in der andern bitte sind diese wortt: Wie geschichtt das? Nemlich das Gottes reich zu uns kome? Antwortt: Wen der himlische vater uns seynen H. Geist gibtt, das wir etc. Diese zeugnuß sagen, das wir auß eigenen krefften zu Christo nicht komen mogen, sondern Godt musse uns seynen H. Geist geben, dadurch wir erleuchtett, geheiligett und also zu Christo durch den glauben gebrachtt und bey ihm erhalten werden und wirtt weder unsers willens noch wirckens gedachtt. Hierauf wollen wir einen spruch setzen, da sich d. Lutter nochmals mit einer protestation (das er bey solcher lehre biß an sein ende zuverharren gedencktt) erklerett, im grossen bekentnuß vom h. abentmal, da er also sagtt: Hiemit vorwerffe und vordamme ich alß eitel irthumb alle lehre, so unserm freyem willen preysen, als die stracks widder solche hulffe und gnade unsers heylands J[esu] Christi strebett. Dan weil ausserhalb Christo der todt und die sunde unsere herrn und der teuffel unser Godt und furst ist, kan do kein krafftt noch machtt, kein witz noch verstand sein, damit wir in der gerechtigkeitt und leben uns konten schicken oder trachten, sondern mussen verblenthe und gefangene der sunde und des teuffels eigen sein, zu thun und zu dencken, was ihm gefeltt und Godt und seynen gebothen zu wider ist. In diesen worten gibtt d. Lutter seliger und heiliger gedechtnuß unserm freyen willen keyne einige krafftt, sich zur gerechtigkeitt zu schicken
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A testimonio articul[orum] smal[caldenses].
A testimonio catechismi.
A testimonio catechismi.
A testimonio Lutheri.
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Abusus huius doctrinae. 1.
2.
Illatio 4. Partis huius loci de regeneratione. | Distributio partium.
Causa efficiens.
Causa instrumentalis.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
willens und von unser bekerunge und widergeburtt, das se alleine Gottes unde nicht unserer krefften werck sy, beides von enthusiasten und epicureern unchristlich mißbruchet wirt und viele leute dorch solche reden wuste und wilde und zu allen christlichen ubungen in beten, lesen und christlicher betrachtunge faull und trag werden, in deme se sagen, weil se uss iren eigenen naturlichen krefften sich nicht vermugen, zu Godt bekeren, wollen se Gotte imer zu gentzlich widerstreben, oder warten bis sie mit gewalt Godt wider iren willen bekere. Oder, weil sie in diesen geistlichen sachen nichtes thun konnen, sonder alles allein des H. Geistes werck sey, se wollen weder wordt noch sacramenta achten, horen oder lesen, sunder warten, bis ihn Godt vam himmel ohne mittel syne gabe ingiesse, das se usdrucklich fulen konnen, das se Godt bekeret habe. Andere kleinmutige hertzen auch in schwere gedancken und zweiffel fallen mochten, ob se Godt gewehlet und dorch den H. Geiste solche syne gaben in inen auch wircken wolle, dewyle se keinen starcken, brennenden glauben und hertzlichen gehorsam, sunder eitel schwacheit, angst und elende fuhlen. So wollen wir itzundt zum veerden ferner uß Gottes wordt berichten, wie der mensche zu Godt bekeret werde und wie und durch was mittel, nemlich das mundtliche wordt und de heilige sacramenta, der H. Geist in uns krefftig sein und ware busse, glauben und neue geistliche kreffte und vermugen zum guten in unsern herzen wircken und geben wolle und wie wir uns kegen solche mittel verhalten und derselbigen bruchen sollen. Gottes wille is nicht, das jemandt verdampt werde, sondern das alle menschen sich zu ihm bekeren und ewig selig [86r] werden, Eze. 33: „So war ich lebe“ etc.465 „Den also hatt Godt de welt geliebet“ etc.466 Derhalben lesset Godt uß unermeslicher gute und barmherticheidt syn gottliche, ewige gesetze und den wunderbarlichen radt von unser erlosunge, nemlich das heilige, allein salichmachende evangelion von synem lieben son, unserm einigen heylande und seligmacher Jesu Christo, offenlich predigen, da durch er ihme eine ewige kirche uß dem menschlichen geschlechte samlet
oder darnach zutrachten, sondern sagtt, das der mensch verblendett und gefangen, alleine des teuffels willen und was Godt, dem Heren, zu wider ist, thue. Darumb ist hie kein mittwircken unsers willens in der bekerung des menschens, und muß der mensch gezogen und auß Godt neu geborn werden. Sonst ist kein gedancke in unserm hertzen, der sich zum heil[igen] evangelio, dasselbige anzunemen, von sich selbst wenden mochte, wie auch d. Lutter von diesem handel im buch de servo arbitrio, i. e. von dem gefangenen willen des menschen, wieder Eraßmum geschrieben und diese sache wol und grundtlich außgefuret und erhalten und nachmals in der herlichen außlegung des ersten buchs Mosi widerholet und erklerett hatt, darauff wir uns auch Conclusio hiemitt wollen gezogen und andere dohin weisen. Derhalben ist es unrecht gelehrett, wan man fur gibtt, das der mensch so viel kreften habe, das er begere, das evangelium anzunemen, sich mit dem selbigen zu trosten und also der menschlich wille in der bekerung etwas mitwircke, dan solche irrige meinung ist der h., gottlichen schrifft, der christlichen augsp[urgischen] confession, derselbigen apologia, den schmalkaldischen artickeln, dem grossen und kleinen catechismo Lutheri und anderen vortrefflichen, hocherleuchteten theologen schrifften zuwider 465
Ez 33,11 | 466 Joh 3,16
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und in der menschen hertze ware busse und erkentenisse der sunden, waren glauben an den sone Gottes, Jesum Christum, wircket. Und wil Godt dorch dieses mittel und nicht anders, nemlich durch syn heiliges wort, so man dasselbige predigen horet, vleissigk leisset, betrachtet und de sacramenta nach synem wort gebruchet, de menschen zur ewigen salicheitdt beruffen, zu sich ziehen, bekeren, widergebenz, heiligen und ein recht erkentenisse synes gottlichen wesendes und willens, waren glaubens, vergebunge der sunde, Hilligen Geist und ewiges leben mitteylen. 1. Cor. 1: „Deweile de welt dorch ire wisheidt Godt nicht erkandte, gefiell es Godt wol, durch torichte predigt selig zu machen de, so dran gleuben.“467 Acto. 11: „Petrus wirt dir das wordt sagen, dadurch du und dyn gantzes hauss selig werdest.“468 Rom. 10: „Der glaube kumpt uß der predige, das predigen aber dorch Gottes wordt.“469 Johan. 17: „Heilige se vater in dyner warheit, dyn wordt is de warheit. Ich bitte aber fur alle, de dorch ihr wort an mich gleuben werden“470, Psal. 1.119; 1. Pet. 1; Act. 2; 2. Cor. 3; Jaco. 1.471 Derhalben der ewige vater vom himel herab von synem lieben sone und allen, so in synem namen buß und vergebunge der sunden predigen, ruffet: „Den solt ir horen.“472 Diese predigt sollen nu alle de horen, de da wollen salich werden, den de predig Gottes wortes und das gehore sindt des H. Geistes werckzeuck, bey, mydt und dorch welche er krefftig wircken und de menschen zu Godt bekeren und in inen „beide, das wollen und das vullenbringen“473, wircken will. Dieses wordt kan der mensche, so auch noch nicht zu Godt bekeret und widergeborn is, horen, lesen und ettlicher massen betrachten, den in diesen eusserlichen stucken (wie oben gesagt) der mensch auch nach dem falle ettlicher massen einen freyen willen hatt, das er zur kirchen gehen, der predigt zu horen oder nicht horen magk. [86v] Durch dieses mittel, nemlich durch de predigt synes wortes, wircket Godt und bricht unsere hertzen und zihet den menschen, das er durch de predigt des gesetzes syne sunde und Gottes zorn erkennet unde warhafftiges schrecken, reue und leidt im hertzen fulet. Und durch de predigt und betrachtunge des h. evangelii von der gnadenreichen vergebunge der sunden in Christo ein funcklein des glaubens in ime angezundet wirt, de vergebunge der sunden umb Christi willen ahn nimpt unde sich mit der verheissunge des evangelii trostet. Und wirt zugleich der Heilige Geist ins hertze gegeben, welcher, den alten Adam zu todten oder das hertze von der angebornen blindtheit, verkerunge und boßheidt zu entledigen und zu reinigen und ein neues, reines hertze oder neuen willen zu schaffen, anfehet, welcher nu dorch krafft und hulffe des Heiligen Geistes, der in den widergebornen menschen wonet,
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cj.: wdergeben
467 I Kor 1,21 | 468 Act 11,14 | 469 Röm 10,17 | 470 Joh 17,17.20 | 471 Vgl. Ps 1,1–3; Ps 119 (Vg 118); I Petr 1,23–25; Act 2,37–47; II Kor 2,17; Jak 1,17f. | 472 Mt 17,5; Mk 9,7; Lk 9,35 | 473 Phil 2,13
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Causa formalis.
Ratio a dictis.
A facto dei patris.
Expolitio de causis externis.
Effectus 1.
2.
3. | Expolitio
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De certitudine regenerationis.
Ratio ab experientia impotentia. Adversativa a certitudine verbi promittentis.
A contrario et eius effectu.
Ratio a mandate omissi.
A promissione.
A contrario.
A dicto.
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sich dem willen Gottes untergeben und warhafftigk an Christum gleuben und dem angebornen zweiffel und bosen neygungen und lusten widerstehen kan und bittet immerdar umb vermerung des glaubens, trostes, hoffenung, freude und liebe Gottes und hatt einen fasten fursatz, mit sonderlichem fleiß und fursichtigkeit den bosen anreitzungen der sundtlichen natur zu widerstehen und die sunden zu meiden und unsern Hern Godt in warer forcht, liebe und anruffunge, gedult sanffmutt und allen andern tugenden von herten gehorsam zu seyn. Wiewol nu beide, des predigers pflantzunge und begiessunge474 und des zuhorers lauffen und wollen475, umbsunsten weren und keine bekerunge daruff folgen wurde, wo nicht des H. Geistes krafft und werckunge dazu keme, welche durch das gepredigte, gehorte unde bewarhtede wort de hertzen erleuchtet und bekeret, das de menschen solchem wordt glauben und das jaword dazu geben, so sol doch weder prediger noch zuhorer an dieser gnade und wirckunge des Heiligen Geistes zweiffeln, sonder gewisse syn, wen das wordt Gottes nach dem beveel und willen Gottes rein und lautter geprediget und de menschen mit fleiss und ernste zuhoren und dasselbige betrachen, das gewislich Godt mit syner gnade jegenwertig sy und gebe, wie gemeldet, das der mensche sunsten aus synen eigenen krefften weder nemen noch geben kan, den von der gegenwerdigkeit, wirckungen und gaben des H. Geistes soll und kan man nicht allwege ex sensu, wie und wen mans fulet, urteilen, sondern weils offt mit grosser schwackheitdt [87r] verdecket wirt und zugehet, sollen wir auß und nach der vorheissunge gewisse syn, das das gepredige, gehorte und betrachetet wordt Gottes sey ein ampt des H. Geistes, dadorch ehr in unsern hertzen gewißlich krefftig ist und wircket, 2. Cor. 3476. Da aber ein mensche de predigte nichts horen noch Gottes wordt lesen oder betrachten wil, sunder das wordt und de gemeine Gottes verachtet und stirbet also und verdirbt in synen sunden, der kan weder Gottes ewigen wahl sich trosten, noch syn barmhertzigkeit erlangen, dan Christus (in deme wir erwelet sind) allen menschen syne gnade im wordt und heiligen sacramenten anbeuth und ernstlich wil, das man es horen sol und hatt vorheissen: Wo zwey oder drey in synem namen vorsamlet syn und mit synem wordt umb gehen, wil er mitten unter inen syn.477 Aber ein solch mensche, do er verachtet des Heiligen Geistes werckzeugk und wil nichtes horen, so geschicht ime auch nicht unrecht, wen der H. Geist ihn nicht erleuchtet, sonder in der finsternisse synes unglaubens stecken und verderben lesset, da von geschrieben stehet: „Wie offt habe ich dyne kinder vorsamlen wollen, wie eine henne vorsamlet ire jungen unter ire flugel und ihr habt nicht gewolt“, Matth. 23.478 Dan das der mensche dem H. Geiste widerstreben konne und leider alzu offt widerstrebe, wen er durchs wordt in ime wircken will, ist leider alzu war. Es
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Vgl. I Kor 3,6–8; Koh 3,2. | Mt 23,37
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Vgl. Röm 9,16. |
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Vgl. II Kor 3,14–17. |
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Vgl. Mt 18,20.
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ist aber eine grosse, schwere sunde, dadurch der H. Geist betrubet und vorbittert wirt, wie solches in anderen unserer kirchen schrifften vielfeltig und außfurlich erkleret wirt. Es ist aber alhie auch diese erinnerunge notig, das Godt in des menschen vorstandt und willen, den ehr bekeret, nicht allerding wie in einem steine oder holtze (welches nicht darumb weyß, solches auch nicht fulet noch wil) wircket, vertilget auch nicht gentzlich des alten menschen substantz und wesen, leib, seel und hertz, so viel de substantz belanget, sonder erlediget und reiniget des alten Adams verstandt, hertz und willen von der angebornen blindtheit, sunde und boßheit, und verneuert sie und bringet sie zu rechte, also das er des menschen verstandt, so von natur unwissendt und blindt, durch das gepredigte wortt des evangelii erleuchtet und ein neue liecht der waren erkentenisse Gottes und glaubens darin anzundet. Und wiewol des menschen verstandt, darzu das es erstlich [87v] erleuchtet und das erste funcklein des gleubens in ime angezundet wirdt, gantz nichtes zuvor uß synen eigenen krefften mit wurcken und helffen kan, so verstehet er doch und weiß, wen ehr nu dorch den glantz der sonnen der gerechtigkeidt479 oder von dem sone Gottes erleuchtet is, das er Godt recht erkenne und gedencket unde gleubet selber, was zu warer erkentenisse Gottes und syner seligkeit gehoret und kan nu aus grundt und hulffe des H. Geistes godtselige gedancken, gueten radt und heylsame lehre etzlicher massen verstehen betrachten und mittwircken. Also bekeret Godt des menschen hertze und willen, welcher von Godt gantz abgekeret und auß eigener krafft und mit synem modo agendi in geistlichen sachen nicht anders alse das bose und das Godt zu wider is thun kan, das ehr desselbigen wesen nicht gantz uß dem menschen usrottet, sonder dorch de predigt synes wortes und durch de betrachtunge godtlicher trauwungen und verheissungen widerumb zu sich bekeret und mit syner godtlichen krafft und wirckunge den bosen willen in einen guten willen wandelt und widergeburt und demselbigen hilfft, das er furthin gern und willig Godt gleuben, furchten, lieben, anruffen und ihm dienen will und kan, und das heist, die schrifft den menschen widergeberen, das steneren hertze wech nemen und ein neues hertze schaffen und geben480. Derhalben is des menschen wille nicht gantz alse ein stock und block, welcher, ob ehr schon von aussen mit gewalt beweget wirt, dennoch hernach dieselbige bewegunge nicht fuhlet, nicht verstehet, noch begeret, noch Godt dafur dancket. Des menschen will aber, wen er von aussen durch Gottes wortt, das er horet und betrachtet und im hertzen durch Gottes Geist beweget, gezogen, bekeret, erleuchtet, verneuert und wider geborn und uß einem bosen, unwilligen willen gutt willig worden is, so wirt er nicht per modum coactionis, auß zwang, darzu gedrungen, sonder wil und begeret und thut 479
Vgl. Mal 3,20. | 480 Vgl. Ez 11,19.
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De causa formali regenerationis. | Neg[atio]
Aff[irmatio]
Expolitio causae formalis.
Illatio de modis loquendi. | 1. Truncus
2. Coactio
264
Differentia inter truncum et hominum regeneratum. | 1. 2.
3.
5. Pars de cooperatione regeneratae voluntatis.
1. A dictis scripturae.
2. Causa a fine regenerationis.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
nach dem neuwen, innerlichen menschen vortthin willig und gern und mit freuden (wiewol noch imer das fleisch gelustet wider den geist481 und viele schwackheit mit anklebet), was Godt gefellig und dancket Godt van hertzen, das ehr zu Godt bekeret is. Diese erklerunge zeiget deuttlich genoch an, das auch in der bekerunge zwischen des menschen willen und einem stein und block gar ein grosser unterscheidt is, viel weiniger ist des [88r] menschen verstandt und wille einem steine und blocke zu vergleichen in eusserlichen und weltlichen sachen, so der vernunfft unterworffen sein, und noch viel weiniger nach der widergeburt, wen er nu uß der sunden gefencknisse entlediget, gefreyet unde bekeret is unde hulffe hatt vom H. Geiste, welcher nicht ein faull und mussigk wesend is, sonder zundet an ein licht und flammen in der seelen und hertze und verneuwert das bildtniß Gottes in uns, das wir ime anfahen, gleichformig zu werden in warer gerechtigkeit und heiligkeit und ihme dienen in gutten wercken, de ehr bereittet hat, das wir darinne wandelen482. Zum funfften, alse balde, also wie gesaget, durchs wordt und h. sacramenta solch syn wercke der widergeburdt und erneuerunge in uns angefangen hatt, so ist gewiß, das wir auß und von solcher wirckunge des H. Geistes, wiewol noch in grosser schwackheit, ihm vorstande, hertzen und willen ein neues licht, neue geistliche gaben, kreffte und vermuegen zum gutten empfangen, uberkomen und haben und in allen christlichen, godtlichen tugenden neben dem Heiligen Geiste mittwircken konnen und sollen nicht auß fleischlichen, naturlichen krefften, sonder auß den neuen krefften und gaben, so der H. Geist in der bekerunge in uns angefangen hat. Wie Paulus usdrucklich und ernstlich vermanet, das wir alse mitthelffer de gnade Gottes nicht vergeblich empfangen483, sonder solche gaben des H. Geistes in exercitiis, poenitentiae, fidei, orationis, spei, patientiae etc. wol brauchen und fleissigk uben sollen, den Godt hatt uns darumb durch syne gnade uß der gefenckniß der sunden erloset und dorch synen H. Geist gehilliget, das wir furthin nicht mussigk und faul syn, sonder eine gute ritterschafft uben484, den glauben und gudt gewissen behalten, den bosen neigungen und lusten und des teufels anreitzungen widerstehen sollen und umb verneuerunge des glaubens, trost, hoffenunge und ander tugenden bitten und unserm Hern Godt mit warer fruchte, liebe, anruffunge, dancksagunge, gutigkeidt, gerechtigkeit von hertzen gehorsam sein.a a
danach vom Rand eingewiesen: Darumb ist ein grosser unterscheidt unter den getaufften und ungetaufften menschen, den weil nach der lehr s. Pauli, Galat. 3, alle, die getaufft sein, haben Christum angezogen und also warhafftig widergeboren, haben nhun arbitrium liberatum, wie Christus sagt, sie sein widerumb freigemacht, der ursachen den sie nicht allein das wort hören, sondern auch demselben befal thun und anhemen können. Da sie aber wider das gewissen gehandelt, die sunde in inen herschen lassen und also den Heiligen Geist in ihren selbs betrubt und verliren, mussen sie widerumb bekhunerett werden, inmassen hie vhor nottrofftiglich vermeldet 481
Vgl. Gal 5,17. | 482 Vgl. Eph 2,10. | 483 Vgl. II Kor 6,1. | 484 Vgl. I Tim 1,18.
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Es mueß aber alhie auch auff diesen unterscheitt gudt acht gegeben werden, dan nach der ufferstegung im ewigen leben wirt de menschliche natur in den ausserwelten seligen an leib [88v] und an seel und in allen krefften von der sunde gantz und gar gereiniget sein. Und wirt der mensch nicht allein die vullenkomende freyheit haben, so er vor dem falle gehapt, das er nemlich ohn einige neigunge zur sunde und ohn allen widerwillen und widerspenstigkeit mit allen krefften den willen Gottes freywillig und vullenkomlich unterworffen, gleichformig und ehnlich sein wirdt, sonder wirt in syner fryheit eine solche volkomenheit haben, das er in derselbigen gnade von Godt bestediget, ewiglich wie die lieben engel nimmer mehr sundigen, noch von Godt abtretten, sondern allezeit by dem Hern sein und bleiben wirth. Aber in diesem leben, weil der H. Geist das werck der widergebort und erneuwerunge nicht alß bald uff ein mal fulkomlich in uns verrichtet, sonder es wirt in grosser schwacheidt in diesem leben angefangen, von tage zu tage durch den H. Geist gestercket unde gemehret und wird doch allererst im kumpftigen leben vulkomen sein, so mussen de leute mit fleisse vermanet werden, das verstandt, hertz und willen in denen, da der H. Geist das werck der vorneuwerunge anfahet, nicht soll so lange mussigk syn, bis de vorneuerunge fulkomen sy oder bis der mensch fulkomen, das er mit gewalt von Godt gezogen werde, sonder wer ein funcklein hatt, sol ehr gedencken, das er gern wolte in Gottes gnaden sein, der sol wissen, das Godt diesen anfangk in ime gemacht habe, und das er diß angezundete schwach glimmende funcklein weiter uffwecken und stercker machen wolle. Wir sollen aber beide de betrachtunge der gottlichen zusagen und anruffunge mit uben und mit dem betrubten manne, Mar. 9, sprechen: „Ich gleube heer, aber ich bitte dich, hilff mynem schwachen glauben.“485 Sollen auch wissen, das Gottes ernstliche wille und beveel is, das wir der vorheissunge glauben sollen und obschon der glaub schwach ist, das er dennoch Godt angeneme sey, wo wir ihn nur selbst nicht usstossen oder gantz verleschen laßen, sonder dorch tegliches gehor und betrachtunge des godtlichen wortes erwecken und umb vermehrunge und sterckung des glaubens bitten und also hilfft der H. Geist unser schwackheitt uff486. Und sollen de bekerten vliessig vermanet werden, das sie de empfangene gaben nicht widerumb durch nachlessigkeit oder muttwillen vorlieren oder ausstossen, sonder vliessig, wie gemeldet ist, uben und brauchen und allzeit gedencken an den spruch Christi, Lucae 8: „Wer da hatt, dem wirt gegeben werden, wer aber nicht [89r] hatt, von dem wirt genomen werden, auch was er meinet zu haben.“487 Darumb Christus, Lucae 11, spricht: „Wie viel mehr wirt euer himmelsche vater den H. Geist geben den, die ihn darumb bitten.“488 Rom. 6: „So lasset nu de sunde nicht herschen in euerm sterblichen worden 485
Mk 9,24 | 486 Vgl. Röm 8,26. | 487 Lk 8,18 | 488 Lk 11,13
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Admonitio ad exercitia verbi. | 1.
2.
3.
266
Illatio de causis regenerationis.
Renatorum adiacentia perpetua.
Ab exemplo Pauli.
A dicto.
Ab experientia.
A proprio officio santissimi.
A testimonio Augustini.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
leibe, den de sunde wirt nicht herschen konnen uber euch, sintemal ir nicht unter dem gesetze, sonder unter der gnaden seit.“489 Philip. 2: „Schaffet mit furcht und ziteren euer seligkeit, den Godt ist, der in euch wircket beide, das wollen und das thun, nach synem wolgefallen.“490 2. Timo. 1: „Erwecke de gabe Gottes, die in dir ist, den Godt hat uns geben den Geist der krafft und der liebe.“491 Also komen in diesem innerlichen, neuwen gehorsam, in den bekerten zu wircken, drey ursachen zu sambde: die erste und vornemeste: Godt vater, son und Heiliger Geist, welcher dorch syn wordt in uns krefftigk und thetigk is, ohn den wir nichts thun konen. Die ander: Gottes beveell, drauwungen und verheissungen, so uns in Gottes wort vorgehalten werden, welches wir mit allem vleiß horen, lesen und betrachten sollen. Die dritte: Des menschen verstandt, so durch den H. Geist erleuchtet, welcher Gottes bevehl betrachtet und verstehet und unser neuer oder widergeborner wille, de vom H. Geiste regiret wirt und nun hertzlich gern und willig, wiewol in großer schwackheit begert, Gottes wordt und willen untertenig und gehorsam zu sein. Jedoch bleibet auch in den widergebornen und bekerten noch grosse schwackheitt, ungehorsam und widerspenstigkeit des alten, naturlichen, freyen willens wider Gottes gesetze und willen, welcher viel boser niegunge zu zweiffel, sicherheitt, hoffardt, mißtrauwen, ungeduldt, rachier und andere bose lusten und begerden wider Gottes gesetze fiendtlich stridende erwecket und gebieret, wie s. Paulus von sich selber klaget, das in ime die bosen niegungen in synen gliederen einen fiendtlichen krieg furen und hefftig widerstreben dem gesetze Gottes492. Und Gala. 5 beschriebetb er einen ewigen und in diesem leben nicht auffhorenden krieg zwischen dem geiste und fleiscke493, wie dis auch aller hilligen erfarunge und trauriges klagen außweiset. Derhalben wir cauch immer und allwegen nach der bekerunge, wen wir ghar widergeborn sindtc, des H. Geistes gnade und hulffe bedurffen, der mit syner wirckunge imerdhar by uns syn, unser [89v] schwackheit ufhelpen, das angefangene werck furderen, stercken, mehren, erhalten und bis ans ende fulfuhren muß, Rom. 8; 1. Cor. 1; Philip. 1; 1. Pet. 5494, welches geschihet, wen wir uns auch nach angefangener vorneuerunge des H. Geistes ohne unterlaß zum wordt und sacramenta fleissig halten, die empfangene geistliche gaben vleissig uben und Godt umb hulffe und bystandt des H. Geistes ohn unterlaß anruffen, wie der h. Augustinus fein richtigk und rundt mit dem underscheidt gratiae operantis und cooperantis gefasset. Den wen der H. Geist ohn unsers naturlichen, freien willens zuthuen und mitwirckung das gute werck der bekerung durchs wordt in uns anhebet, das heisset Augustinus gratiam
b cj.: beschreiber | c – c gestr., dafür vom Rand eingewiesen: fur und fur zu aller zeit auch nach der bekherung, wen wir schon widergeboren sindt 489 Röm 6,12.14 | 490 Phil 2,12f | 491 II Tim 1,6f | 492 Vgl. Röm 7,23. | 493 Vgl. Gal 5,17. | 494 Vgl. Röm 8,1–17; I Kor 1,8; Phil 1,6; I Petr 5,10.
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praevenientem et operantem. Weil wir aber zu den neuen geistlichen gaben und bewegungen noch umb des H. Geistes gnade, hulffe und bystandt bedurffen, das heisset Augustinus gratiam subsequentem, adiuvantem et cooperantem etc. Diß sey also nach gelegenheit dieser schrifft eine summarische erklerunge dieser controversiae vom freyen willen, dohin gerichtet, das man nicht allein von diesem artikel rechtd disputiren eund reden muegee, sondern auch wie die lehr in rechter, christlicher ubunge zur erbauwunge gebraucht werden muege. Dan das ist ein mahl wahr, das in warer bekerunge mueß eine enderunge, neue regunge und bewegunge im verstande, willen und hertzen gescheen, das das hertze de sunde erkenne, fur Gottes zorn sich furchte, von der sunde sich abewende, de verheissunge der gnaden in Christo erkenne und annehme, gute, geistliche gedancken, christlichen fursatz und vleiß habe und wider das fleisch streite, den wo der keins geschicht oder ist, da ist auch keine ware bekerunge. Weil aber de frage is de causa efficiente, woher der mensche das heb und wie er dazu kome, so berichtet diese lehr, deweile de naturlichen krefften des menschen dazu nichts thun oder helffen konen, 1. Cor. 2; 2.f Cor. 3495, das Godt uß unermeßlicher gute und barmhertzigkeit uns zuvor kohmen und syn heiliges evangelium, dodurch der H. Geist solche bekerunge und vorenderunge in uns wircken und außrichten will, predigen laße und durch de predige und betrachtung synes worts den glauben und andere godtfellige tugende in uns anzundet, das es gaben und wirckungen des H. Geisten allein syn und wiset uns dyse lehr zu den mittelen, dodurch der H. Geist solches anfangen und wircken wil, erinnert auch, wie deselben gaben erhalten, gestercket und gemehret werden und vermanet, das wir dieselbige gnade [90r] Gottes an uns nicht sollen laßen vergeblich syn, sonder fleissig uben in betrachtunge wie schwere sunde es sy, solche wercke des H. Geistes hinderen und widerstreben. Auß dieser grundtlichen erklerung der gantzen lehr vom freien willen kunnen auch zum sechsten und letzten die itzigen schulgezencke – an homo ante, in, post conversionem sp[iritui] sancto repugnet, vel pure passive se habeat? An homo convertatur ut truncus? An sp[iritus] sanctus detur repugnantibus? Et an conversio hominis fiat per modum coactionis etc. – geurteilet und de jegenlehr und irthumb erkandt, ausgesetzet, gestraffet und verworffen werden: Als der stoicorum und manicheer unsinnigkeit, das alles was geschicht, musse also gescheen et hominem coactum omnia facere, und das des menschen wille auch in eusserlichen wercken keine freiheit oder vermuge habe, eusserliche gerechtigkeit und ehrliche zucht zu leistende und die
d danach vom Rand eingewiesen: in den schulen | e – e gestr., dafür vom Rand eingewiesen: und fur der gemeine Gottes und den einfeltigen leien ohne ergernisse und verwirrung der gewissen reden sol | f cj.: nicht in SSC[W], aus dem Textzusammenhang ergänzt 495
Vgl. I Kor 2,6–15; II Kor 3,4–12.
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Conclusio a fine. 1. 2.
Repetitio causae efficientis regenerationis.
6. Pars de antithesibus reiectis.
1. Stoicorum et manichaeorum.
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2. Pelagianorum
Semipelagianorum | 1.
2.
3. Papistatum
4. Enthusiastatum | 1.
2.
A testimonio Augustini.
3.
Schwäbisch-Sächsische Konkordie
eusserliche sunde und laster zu meiden, oder das der menschen will zu bosen, eusserlichen thaten, unzucht, raub und mordt etc. gezwungen werde. Darnach der groben pelagianer irthumb, das der frey wille uß eigenen, naturlichen krefften ohn den H. Geist sich selbst zu Godt bekehren, dem evangelio gleuben und Gottes gesetze mit hertzen gehorsam sein und mitt diesem synem freiwilligen gehorsam vergebunge der sunde und ewiges leben verdienen konne. Oder, wen es ein weiniger subtiler gemacht wirt, das der mensch uß synen naturlichen krefften konne den anfang zum guten und zu syner selbst bekerung machen, und das alß dan der H. Geist, weil der mensch zum vullenbringen zu schwach, dem auß eigenen naturlichen krefften angefangenem gutem zu hulffe komme. Oder ob wol der freie wille zu schwach is, den anfangk zu machen und sich selbst uß eigenen krefften zu Godt zu bekehren und dem gesetze Gottes mit hertzen gehorsam zu sein, darnach wen der H. Geist den anfangk machet und uns durchs evangelium beruffet und syne gnade, vergebunge der sunden und ewige seligkeit anbeut, das alß den der freie wille auß synen eigenen naturlichen krefften ettlicher maßen ettwas, wie wol weinigk und schwechlick, dozu thun, helffen und mittwercken, sich zur gnade Gottes schicken und appliciren und dieselbige ergriffen und annehmen und dem evangelio glauben konne. Dajegen aber is oben nach der lenge erwiesen, das solche krafft [90v] facultas applicandi se ad gratiam nicht uß eigenen, naturlichen krefften, sonder allein dorch des H. Geistes wirckunge herkome. Item, diese der bapstlichen und munche lehren, das der mensche konne nach der widergeburt das gesetze Gottes in diesem leben gentzlich erfullen und durch diese erfullunge des gesetzes fur Godt gerecht sey und das ewige leben verdiene. Dajegen sint auch mit allem ernste de enthusiasten zu straffen und keines weges in der kirchen Gottes zu duldende, welche dichten, das Godt ohne alle mittel, ohne gehor und betrachtung des godtlichen worts und ohne gebrauch der h. sacramente den menschen zu sich ziehe, erleuchte, gerecht und seligk mache. Item, die da tichten, das Godt in der bekerung und widergeburt ein neues hertze und neuen menschen also schaffe, das des alten Adams substantz und wesen und sonderlich die vornunfftige seele gantz vertilget und ein neues wesen der seelen uß nichts erschaffen werde. Diesen irthmb straffet Augustinus außdrucklich in Psalmo 25, da ehr den spruch Pauli: Deponite veterem hominem496, anzeugt und erkleret mit dysen worten: Ne aliquis arbitretur, deponendam esse aliquam substantiam, exposuit quid esset deponite veterem hominem et induite novum etc., cum dicit in consequentibus: Quapropter deponentes mendacium, loquimini veritatem. Ecce, hoc est deponere veterem hominem et induere novum. Item, wo diesse uneigentliche, gefehrliche reden unerkleret gebraucht werden, das des menschen will vor, in und 496
Eph 4,22; vgl. Kol 3,9.
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nach der bekerunge dem H. Geiste widerstrebe, und das der Heilige Geist werde gegeben denen, so im widerstreben. Den uß vorgehender erklerunge ist offentlich, wo durch den H. Geist gar keine verenderung zum guten im vorstande willen und hertzen geschicht und der mensch der verheissung gantz nicht gleubet und sich zu gnaden nicht appliciret, sonder gantz und gar dem wordt widerstrebet und dem H. Geist widerstehet, das da keine bekerung geschehe oder sein kone. Dan die bekerung ist eine solche vorenderung durch des H. Geistes wirckung in des menschen verstande, willen und hertzen, das der mensch wil und kan dem worte byfallen und gleuben, dem H. Geiste folgen und zum guten sich halten, appliciren und schicken und zwar alle die, so des H. Geistes wirckung und bekerung, die durchs wordt geschehen, widerspenstigk widerstreben, de entfangen nicht, sonder vertrieben, betruben und verlieren den H. Geist. [91r] Darneben ist aber diß auch auß vorhin gesetzeden grunden gewiß, das der naturliche wille uß sich selbst vor der angefangenen widergeburt und verneuerung des H. Geistes nichts gutes wollen khan, auch von natur und auß synen naturlichen krefften ohn den H. Geist sich selbst nicht konne wenden oder bekehren und dohin bringen, das er Godt und synem h. wordt nicht widerstrebe, sondern bypflichte und gehorche, den das tichtend und trachend des menschlichen hertzen ist nur boß immerdahr und von jugend auff, Gen. 6 et 8497, und ist eine widerspenstige fiendtschafft wider Godt, Rom. 7 et 8498, das wir aber Godt nicht widerstreben, sonder etwas gutes wollen und thun mugen, das muß der Geist der gnaden und des gebetts499 durchs wordt und den gebrauch der sacramenten in uns wircken, durch welchen wir ruffen: „Abba, lieber vatter“500, und umb vermehrung des glaubens und anderer gaben des H. Geistes immerdahr bitten, darvon der spruch, Lucae 11, redet: „Wie viel mehr wirt der himmelsche vater den H. Geist geben denen, de in darumb bitten.“501 Darauß offentlich scheinet, das die offt gesetzten reden, wen sie also weittleuffig, ins gemeine und ohne genugsame erklerunge gefuhret werden, mit dem vorbilde der gesunden lehre, dadurch die kirche gebauwet wirdt, nicht ubereinstimmen. Derhalben wir auch viel lieber des h. Augustini fleiß darinnen folgen sollen, der diese syne rede also messiget und erkleret, das er die rechte meinung, beide von pelagianer und enthusiasten absondert. Denn also redet er in enchiridio und anderswo, das der H. Geist, wen er wil de menschen erstlich bekehren und from machen, keine naturliche krafft in ihnen finde, dardurch sie sich zu Godt bekeren oder einen guten willen haben kondten, sonder das ehr auß syner godtlichen krafft durchs wordt inwendigk in den menschen hertzen wircke und auß den unwilligen willige mache und hernacher in den willigen wohne. Und ad Bonifacium, lib. 4 cap. 6, als ihme Pela-
497 Vgl. Gen 6,5; Gen 8,21. | 8,15; Gal 4,6 | 501 Lk 11,13
498
Vgl. Röm 7,18–25; Röm 8,7–15. |
499
Vgl. Sach 12,10. |
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Correctio
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gius hatte vorgeworffen, das die gnade Gottes einen iden helffe, der einen guten vorsatz hette, aber doch nicht dem widerstrebendem lust zur tugendt eingiesse und auch keinen wider synen willen lust und liebe zum gutten [91v] einbliesse, antwordet der hillige Augustinus also: Reluctanti prius aditus divinae vocationis ipsa Dei gratia procuratur ac deinde in illo, iam non reluctante spiritus accenditur, das ist, dem, so zuvor widerstrebete, wirdt durch Gottes gnade der zuganck des godtlichen beruffs eroffnet und wirt in deme, so itzundt auß Gottes gnaden nicht widerstreben, die lust und liebe zur tugendt angezundet. Nuhn bleibet gleichwohl auch in den widergebornen eine widerspenstigkeit, dan de schrifft meldet, das dem fleische geluste wider den geist502, item, das de fleischliche luste wider die seelen streiten503, und das das gesetze in den gliedern widerstrebe dem gesetze in dem gemute504. Derhalben der mensch, so nicht widergeborn ist, Godt gentzlich widerstrebet und ist ganß und ghar ein knecht der sunden505, der widergeborne aber hatt lust am gesetze Gottes nach dem inwendigen menschen, sihet aber gleichwol in synen gliedern der sunden gesetze, welliches widerstrebet dem gesetze im gemute. Derhalben so dienet er mit dem gemute dem gesetze Gottes, aber mit dem fleiscke dem gesetze der sunden, Rom. 7506. Auff solche weise sol und kan die rechte meinung grundtlich, deudtlich und bescheidenlich erkleret und gelehret werden.g Also auch wen Lutherus spricht, das sich der mensch zu syner bekerung pure passive hab, das ist, gantz und gar nichts dazu thue, sonder nur lide, was Godt in ihme wircket, ist syne meinung nicht, das de bekerung geschehe, ohn die predigt und gehor des godtlichen worts. Ist auch die meinung nicht, das in der bekerung vom H. Geiste gar keine neuwe bewegung in uns erwecket und keine geistliche wirckung angefangen werde, sonder er meinet, das der mensche von sich selbst oder auß synen naturlichen krefften nichts vormoge oder helffen konne, und das die bekerung nicht allein zum willen, sondern gantz und gar sy eine wirckung, gabe und geschencke des Heiligen Geistes allein, der se durch syne krafft und macht durchs wordt im vorstande, willen und hertzen des menschen (tanquam in subiecto patiente) außrichte und wircke, nicht alß ein bild in einen stein gehauwen oder ein siegel ins wachß, welches nicht darumb
g danach vom Rand eingewiesen: Wen aber gesagtt wirt, hominis voluntas in conversione non est ociosa, sed agit aliquid. Item, trahit Deus, sed volentem trahit, id est, der mensche ist nich mussig in der bekherung, sondern wurcket was. Item, Gott zeucht, aber die da wollens. Ist solchs nicht von dem naturlichen unbekanten willen zuverstehen, als ob de menschen wille fur seiner bekherung aus ihm selbs noch so viel krafft habe, das ehr vor dem anfange seiner bekherung etwas mitwircken konte, dan ehr ist zum guten gestorben, sonder von dem willen, den on Heilig Geist ist angefangen, durch das wort zubekhern und zu erneuen 502 506
Vgl. Röm 7,15.23; Gal 5,17. | Vgl. Röm 7,22f.25.
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Vgl. I Petr 2,11. |
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Vgl. Röm 7,23. |
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weiß, solches auch nicht fuhlet noch wil, gedruckt wirt, sondern also und auff diese weise, wie kurtz zuvor erzellet und erkleret ist. [92r] Also auch wen man drei ursachen der busse oder besserung und anderer guten wercke und tugenden zusamen setzet, ist solches recht und eigentlich zu erkleren. Dan deweile das gantze leben eines christen menschen (in deme nach der ersten widergeburt viel gebrechen und sunden uberpleiben) ein tegliche und stetswerende busse und besserung des lebendes ist, darumb des menschen bekerter und neu geschaffener will nicht gantz krafftloß und mussigk ist, auch nicht mehr dem Heiligen Geiste widerstrebet, sondern neben dem H. Geiste mittwircket, so werden drey ursachen der besserung des lebens und des neuwen gehorsams und aller guten wercke in den widergebornen, nemlich der H. Geist, die betrachtung des godtlichen wortes und unsers neuen widergebornen willens, fleiß und mittwirckung, wol und christlich zusamen gesetzet. Aber doch eigentlich zu reden ist allein Godt, der H. Geist, die wahre, wirckliche ursache oder causa efficiens principalis, das gepredigte wordt aber ist das mittel oder instrument, dadurch der H. Geist den menschen bekert und in ihm wircket. Des menschen hertze und wille aber ist das subiectum oder causa materialis, in qua efficax est et operatur sp[iritus] sanctus et quae ad Deum conversa et a sp[iritu] sancto acta simul agit. Wen man aber de primo motu conversionis von den ursachen, so die erste bekerunge und widergeburdt, darin der mensch (so von natur ein kindt des zorns und leidigen teuffels und ewigen todes ist) erstlich wider zu Godt bekeret und ein kindt Gottes und ewigen lebens widergeborn wirt, zu wircken und anfahen, handelt, so ist allein der H. Geist die wirckliche ursache unser bekerung, das wordt ist das mittel oder werckzeug, aber der menschliche, naturliche, unwidergeborne wille ist in keinem wege causa vel efficiens vel adiuvans primae conversionis, sonder materia in qua oder subiectum convertendum, darin der Heilige Geist de bekerung und ander geistliche bewegungen wircket und anzundet, auff die weise, wie oben im vierden stucke dieses artikels nach der lenge erkleret ist etc.h [171r] Voni anderen rotten und secten, so sich niemals zu der augspurgischen confession bekennet Was aber die secten und rotten belanget, die sich zur außburgischen confesh
danach auf fol. 92v eingefügt: Also ist der menschen wille ein subiectum patiens, das ist, der nichts wircket, sonder nur leidet, doch alleine respectu divinae efficaciae, in accendendis novis primis motibus, das ist, wen der Geist Gottes durch das gehörte wort oder im brauche der heiligen sacramenten, des menschen willen angreifft und wircket die neue geburt und bekherung. Wen aber der Heilige Geist solches gewircket und außgerichet und des mensche wille allein durch seine götliche krafft und wirckung geendert und erneuert, als den ist solcher neuer wille ein instrumente und werkzeug Gottes, des Heiligen Geistes, des ehr nicht allein die gnade Gottes annimpt, sonder auch in folgenden wercken des Geists mitwirket | i davor gemäß der neuen Zählung: XII. locus
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4. De tribus causis in renovatione vitae et bonis operibus convertentibus.
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Alia correctio.
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sion nie bekennet, als da sein widerteuffer, schwenckfeldianer, neue arrianer und antitrinitarien, deren irthumb einzillig von allen kirchen augspurgischerj confession verdampt werden, haben wir derselbigen der ursake in dieser erklerung nicht insonderheit und furnemlich meldung thun wollen, deweil auf diß mal das gesucht: Nach dem unser jegenteil mit unvorschemeten munde furgeben und in aller welt unser kirchen und der selbigen lehrer ausrufen, das nicht zwein predicanten gefunden, die in allen und jeden artikel der außpurgischen confession einig, sondern dermassen untereinander zirrissen und getrennet, das sie selbs nicht mehr wissen, was die außpurgischer confession und derselbigen eigentliche vorstandt sei, haben wir nicht mit kurtzen, beschlossen worten oder namen uns zusamende bekennet, sondern von allen vorgefallen artikeln, so allein unter den theologen außpurgischer confession disputirt und ahngefochten eine lautere, helle, unterschietliche erklerung thun wollen, auf das menniglich sehen muge, das wir solches alles nicht arglistiger weise verslahen oder verdecken, oder uns allein zum scheine vorgleichen, sondern der sachen mit grundt helfen und unsere meinunge also hievon darthun wollen, das auch unsere widersacher selbst bekennen mussen, das wir in solchem allein bei dem rechten, einfaltigen, naturlichen und eigentlichen [171v] vorstandt der außpurgischer confession durch Gotts gnade begeren, standthaftig biß ahn unsere ende zu pleiben und, so viel ahn unserem dienst gelegen, nicht zusehen, noch stille schweigen wollen, das derselben zuwider etwas in unsere kirchen und schulen eingefuret werde, darinn uns der allmechtige Gott und vater unsers Herren Jhesu Christi zu lehrern und hirten gesetzet hat. Damit uns aber nicht stillschwigent oberzelter rotten und secten vordampte irthumb zu gemessen werden, welche mehrtheils an denen orten und sonderlich zu der zeit heimlich, wie sollicher geister art ist, ein geschlichen, da dem reinen wort des h. evangelii nicht platz noch raum gegeben, sondern alle desselben rechtschaffener lherer und bekenner vorfolget werden und die tiefe finsternisse des bapstumbs nach regiret und die armen einfaltigen leute, so des bapstumbs offentliche abgotterie und falschen glauben greifen mussen, in ihrer einfalt leider angenhomen, was nach dem evangelio genennet nicht pebstlich war, haben wir nicht unterlassen konnen, uns darwider auch offentlichen, fur der gantzen christenheit zu bezeugen, das wir mit derselben irthumb, es sein ihr viel oder wenig, wider theil noch gemein haben, sonder solliche allzumal als unrecht und kettzirsch, der heiligen propheten und apostell schrifften, auch unsere christlichen und in gottswordt wolgegrundten augspurgischen confession zuwider vorwerffen und vordammen etc.
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[172r] Irrige artikel der widerteufer Als nemlich der widerteufer irrige, kettziesch lehr, die wider in der kirchen, j
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noch in der policei, noch in der haushaltung zu dulden und zu leiden, da sie lehren: Das unsere gerechticheit fur Gott nicht alleine auf dem einigen gehorsam und vordienste Christi, sonder in der erneuunge und unser eigen frommigkeit stehe, in welcher wir fur Gott wandelen, welche die mehrerteils auf eigene sonderliche satzunge und selbst ehrwelete geistlicheit wie auf eine neu muncherei setzen. Das die kinder, so nicht getauft, fur Gott nicht sunder, sondern gerecht und unschuldig sein und also in ihrer unschuld ohne die taufe, derer sie nicht bedarfen, selich werden, verlaugnen und furwerfen also die gantze lehr von der erbsunde und was derselben anhengig. Das die kinder nicht sollen getauft werden, biß sie zu ihrem verstandt kommen und ihren glauben selbst bekennen konnen. Das diß kein rechte, christliche vorsamlung und gemeine sei, in derer noch sunde gefunden werden. Das men kein predigt horen in den tempeln und die besuchen soll, darinnen zuvor meß gelesen worden. Das man nichts mit den kirchen dienern, so das heilige evangelium vormoge außpurgischer confession predigen und der widerteufer irthumb strafen, zu schaffen haben, ihnen auch wider dienen noch etwas arbeiten soll, sondern als die vorkerer gottsworts fliehen und meiden solle. Das die obricheit kein gottseliger standt sei im neuen testament. [172v] Das ein christen mensche mit guetem, unvorletztem gewissen das ampt der obricheit nicht dragen konne. Das ein christ mit unvorletztem gewissen das ampt der obricheit in zufelligen sachen wider die bosen nich brauchen, noch derselbigen untterthanen ihren gewalt angreifen mogen. Das ein christen mensche mit guetem gewissen kein eidt fur gerichte schweren, noch mit dem eidt seinem landes fursten oder oberherren die erbhuldigung thun konte. Das die obricheit mit unvorletztem gewissen die ubeltheter ahm lebende nicht strafen konte. Das ein christe mit gutem gewissen nichts eigens behalten noch besitzen konne, sondern schuldig sei, dasselbige in die gemeine zugeben. Das ein christe mit gutem gewissen kein gastgeber, kaufman oder messer smidt sein konte. Das eheleute umb des glaubens willen sich von einander scheiden und eines das ander furlassen und mit einem andern, das seines glaubens ist, sich vorehelichen muge. Das Christus sein fleisch und bludt nicht von Marien, der jungkfrauen, ahngenomen, sondern vom himel mit sich gebracht. Das er auch nicht warer wesentlicher Gott sei, sondern nuhr mehr und hoher gaben und herlicheit den ander menschen habe.
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Und dergleichen andere artikel mehr, wie sie dann unter einander in viele haufen zu theilt und einer mehr, der ander weiniger irthumb hatt und also ihr gantze sect im grundt anders nichts, dan eine neue municherei ist. [173r] Irrige artikel der schwenckfeldianer I.
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Dergleichen, da die schwenckfeldianer furgeben: Erstlich, das alle, die keine erkantnisse des reigiren des himmel koniges Christi haben, die Christum nach dem fleische fur eine creatur halten, und das das fleisch Christi durch die erhogung alle gottliche eigenschaft angenhomen, also das es an macht, krafft, maiestat, herlicheit dem vatter und dem ewigen worte, allenthalben gleich und der einerlei wesen eigenschaft, willen und glori beider naturn in Christo sei, und das also Christi fleisch zu dem wesen der heiligen treifaltigkeit gehore. Das der kirchen dienste, das predigte und gehorte wortt nicht sei ein mittel oder werckzeug, dardurch Gott, der Heilige Geist, die menschen lehre, selichmachende erkantnuß Christi, bekerung, buß, glauben, waren gehorsam in ihnen wirke. Das das taufe wasser nicht sei ein mittel oder werckzeug, da durch Gott, der Here, die kindtschaft vorsigele und die wider geburt wircke. Das brodt und wein im heiligen abentmale nicht mittele und werckzeug sein, dardurch Christus sein leib und bludt außtheile. Das ein christen mensche, der warhaftigk durch den Geist Gottes wider geborn, das gesetze Gottes konte fulkommen halten und erdulden. Das kein rechte, christliche gemeine sei, da der außschluß nicht gehalten werde. Das der diener der kirchen andere leute nicht nutzlich lehren oder rechte, warhaftige sacramenta reichen kunte, der nit fur sein person warhaftigk verneuert, gerecht und fromb sei.
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[173v] Irrige artikel der neuen arrianer Item, da die neuen arrianer lehren, das Christus nicht eink warhaftiger, wesentlicher, naturlicher Gott eines ewigen godtlichen wesens mit Gott, dem vatter, sonder alleine mit gottlicher maiestet unter und neben Gott ,dem vatter, geziret sei.
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Irrige artikel der neuen antitrinitarien Item, da etliche antitrinitarien die alte bewerte symbola nicenum et athanasianum beide, was die meinunge und wort belanget, vorwerfen und furdammen und lehrenl, das nicht ein einigk, ewigk, gottlich wesen sei des vatter, sons und Heiligen Geistes, sondern wie drei unterschiedtlichem personen sein k
cj.: e[…] | l cj.: leh[…] | m cj.: unterschiedtl[…]
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Gott vater, son und Heiliger Geist, alse hab auch ein jede person ihr unterschiedtliche und von anderen personen abgesundert wesen, die doch entweder alle drei, als sonst die unterschiedne und in ihrem wesenn abgesonderte menschen, gleicher gewalt, weisheit, maiestett und herlicheit sein oder ahn wesen und eigenschaften ungleich, das alleine der vatter rechter, warer Gott sei. Diese und dergleichen artikel alzumal und was denselben anhanget und draus folget, vorwerfen und vordammen wir als unrecht, falsch, kettziesch, dem wort Gotteso, den drein symbolis, der außpurgischer confession und apologi, den schmalcaldischen artikeln und catechismi Lutheri zuwider, fur welchen sich alle fromme christen huten wollen und sollen, als lieb ihnen ihrer seelen heil und selicheit ist. Derwegen wir uns fur dem angesichte Gottes und der gantzen christenheit bei den itz lebenden und so nach uns kommen werden bezuget haben wollen, [174r] das diese itzgedane erklerung von den streitigen artiklen und kein anders unser lehr, glaub und bekentnuß gewesen, in welcher wir auch durch die gnade Gotts mit unerschrocknen hertzen, fur dem richtstuel Jesu Christi erscheinen und deshalben rechenschaft geben wollen. Demselbigen sei lob, ehre und preiß in ewigkeit. Amen etc.
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Die Maulbronner Formel, 1576 Einleitung (Irene Dingel und Marion Bechtold-Mayer)
Angesichts der Tatsache, dass sich die Schwäbisch-Sächsische Konkordie weder flächendeckend durchsetzen ließ, noch bei Jakob Andreae und seinen Gesinnungsgenossen auf uneingeschränkte Akzeptanz stieß, darf man daran zweifeln, ob die Schwäbisch-Sächsische Konkordie ihren Namen zu Recht trägt. Die Niedersachsen waren offenbar von ihr und ihrer einigenden Kraft überzeugter als die Württemberger, die eine neue Initiative zu einer theologischen Einigung unternahmen. Dies war mit ausgelöst durch die veränderten religionspolitischen Gewichtungen im Reich. Denn seit im Kurfürstentum Sachsen im Jahre 1574 aufgedeckt worden war, dass die dortigen Theologen – insbesondere an der Universität Wittenberg – bereits seit einigen Jahren einem Philippismus anhingen, der starke Affinitäten zu der Genfer Theologie Johannes Calvins und Theodor Bezas aufwies und deshalb als Kryptocalvinismus wahrgenommen wurde, war Kurfürst August von Sachsen – auch vor dem Hintergrund reichspolitischer und reichsrechtlicher Faktoren1 – in das Lager der Konkordienförderer übergegangen. Offenbar war es sein nun offen geäußertes Interesse an der Etablierung einer umfassenden theologischen Eintracht, das Herzog Ludwig von Württemberg, Markgraf Karl von Baden und Graf Georg Ernst von Henneberg dazu veranlasste, eine Theologenkommission einzusetzen. Sie sollte ein Gutachten darüber erstellen, wie ein Konsenspapier konzipiert sein müsse, das die Kontroversen in den Kirchen der Augsburger Konfession schlichten und dissentierende Gruppen ausschließen könne. Der Kommission gehörten der Württembergische Hofprediger Lucas Osiander und der Propst der Stuttgarter Stiftskirche Balthasar Bidembach sowie der hennebergische Hofprediger Abel Scherdinger an. Auf der Grundlage dieses Gutachtens2, das nicht nur den wünschenswerten Aufbau und die inhaltliche Struktur des zu erstellenden Konsensdokuments umriss, sondern auch empfahl, sich im Zweifels- und Konfliktfall eher an den Schriften Luthers als an denen Melanchthons zu orientieren, wurden Osiander und Bidembach mit der Abfassung eines neuen Konkordienvorschlags beauftragt. Das Ergebnis war eine Unionsformel, die sodann von 1
Ihm lag – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Blutbades der Bartholomäusnacht 1572 an den Hugenotten in Frankreich – an einem guten Verhältnis zum Kaiser. Außerdem sagte der Augsburger Religionsfrieden von 1555 nur den Anhängern des Augsburger Bekenntnisses reichsrechtliche Duldung zu. Der Verdacht, calvinistische Tendenzen im eigenen Land zu dulden oder gar zu fördern, konnte unliebsame politische Konsequenzen nach sich ziehen. 2 Es handelt sich um das: Bedencken etlicher darzu verordenten Theologen […] Welches nachmals von allen dreyen Fursten Mundlich und Schrifftlich approbirt und angenommen etc. Darauff die folgende erklerung zu Maulbrunn gerichtet, abgedruckt bei: Leonhard Hutter, Concordia concors. De origine et progressu Formulae Concordiae ecclesiarum Confessionis Augustanae [...], Wittenberg 1614, fol. 88v–89v.
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Einleitung
einer im Kloster Maulbronn zusammengekommenen Theologengruppe, bestehend aus weiteren hennebergischen und badischen Kollegen, einer genauen Prüfung unterzogen wurde. Am 19. Januar 1576 unterzeichneten diese die Maulbronner Formel (FM). Sie wurde unverzüglich dem Markgrafen Karl von Baden und dem Grafen Georg Ernst von Henneberg überstellt. Georg Ernst sandte sie unter dem 9. Februar 1576 an Kurfürst August von Sachsen, der zu jenem Zeitpunkt auch die Schwäbisch-Sächsische Konkordie von Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg erhalten hatte.3 Der in insgesamt neun Artikel gegliederte Text der Maulbronner Formel ist inhaltlich neu konzipiert. Der theologische Locus der „Vorsehung“ und der Umgang mit „Rotten und Sekten“ werden nicht eigens behandelt. Gegenüber der umfangreichen Schwäbisch-Sächsischen Konkordie ist der deutliche Wille zur Straffung sichtbar. Die Formel argumentiert nicht nur mit Belegen aus der heiligen Schrift, sondern zieht außerdem in stets gleicher Reihenfolge jene Bekenntnisse und Schriften heran, die sie als Autoritäten geltend machen will. Sie rekurriert auf deren Aussagen zu den einzelnen theologischen Fragestellungen und betont damit die Kontinuität der lutherischen Lehre.
Überlieferung Handschriften: HSA Dresden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10308/6, fol. 164r– 247v (liegt dem Abdruck in diesem Band zugrunde). Dieses Exemplar enthält die Unterschriften der Beteiligten. Im einleitenden Teil, im Christologie-Artikel (Art. II) und im Artikel vom Freien Willen (Art. VIII) befinden sich Korrekturen, die die Überarbeitung hin zum Torgischen Buch dokumentieren, so dass davon auszugehen ist, dass dieses Exemplar dem Konvent in Torgau 1576 vorlag. Danach aber verzichtete man wohl auf das Eintragen von Korrekturen in die FM, da die Differenzen zu den sonst herangezogenen Texten zu groß waren. Dies ist zugleich ein Indiz dafür, wie wenig die FM letzten Endes das Torgische Buch und die Endgestalt der Konkordienformel, das Bergische Buch, beeinflusst hat.
FB Gotha/Erfurt, Chart. A 1361, fol. 12r–83v. SA Meiningen, GMA II, Akte 80, fol. 9r–66r. Drucke: Keine zeitgenössischen Drucke. Theodor Pressel, Zwei Actenstücke zur Genesis der Concordienformel, aus den Originalen des Dresdner K. Archivs, in: JDTh 11 (1866), 640–742, hier: 640–711.
3
Vgl. zu den hier geschilderten Entwicklungen, Heinrich Heppe, Geschichte des deutschen Protestantismus in den Jahren 1555–1581. Bd. 3, Marburg 1857, 73–76.
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Maulbronner Formel
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[164r] Kurtzer und einfeltiger bericht, was fur strit under etlichen theologen der augspurgischen confession uber etliche derselben articul sich erhaben und ein zeitlang enthalten. Darinnen beider teil meinung kurtz und deutlich gesetzt und aus Gottes wort, den alten christlichen symbolis, augsburgischer 5
confession und apologi, schmalkaldischen articuln, grossen und und kleinem cathechismo Lutheri, auch andern seinen schriefften wegweisung und anleitung gegeben wird, zu erkennen, welcher teil recht oder unrecht, auch wie nahe oder ferne man von eynander, und dan weiter dargethan, wie man sich christlich ohne abbruch der warheit uber diesen spaltungen ohne fernere
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weiterung vorgleichen konne und billich solle, etc. [164v leer] [165r] Nach dem aus sondern gnaden und barmhertzikeit des almechtigen die lehre von den vornembsten articuln unserer christlichen religion (welche durch menschen lehre und satzungen under dem babstumb greulich vorfinstert gewesen) durch d. Luthern, seliger und heiliger gedechtnus, widerumb aus Gottes wort erleutert und gereiniget, die bäbstische irtumb, misbreuch und abgotterey gestrafft und aber solche reine reformation von dem gegenteil fur ein neue lehre geachtet, auch, als ob sie dem wort Gottes und den christlichen ordnungen gentzlich zuwieder, hefftig (gleichwol mit ungrund) angezogen, dartzu mit unerfindlichen calumnien und aufflagen beschwert, haben die christlichen chur- und fursten auch stende, welche dahmal die reine lehre des heiligen evangelii angenomen und ihre kirchen christlich dem wort Gottes gemeß reformiren lassen, auff der grossen reichsvorsamblung zu Augsburgk anno etc. 30 ein christliche confession aus Gottes wortt stellen lassen [165v] und dieselbige keyser Carolo V. uberantwort, darinnen sie leuter und rundt ihr christliche bekentnus gethan, was von den vornebsten articuln (sonderlich dehnen, so zwischen ihnen und den bebstischen strittig worden) in den christlichen, evangelischen kirchen gehalten und gelehrt werde, welche von dem gegenteil gleichwol sauer angesehen, aber gotlob biß auff diesen tag unwiederlegt und unumbgestossen geblieben. Zu derselbigen christlichen undt in Gottes wort wolgegrundeten augspurgischen confession bekennen wir uns nochmal hiermit von grundt unsers hertzens, bleiben bey derselben einfeltigem, hellen und lautern vorstandt, wie sollichen die wort mit sich bringen, und halten gedachte confession für ein rein christlich symbolum, bey dem sich rechte christen nechst Gottes wort sollen finden lassen, wie den auch vor zeiten in der kirchen Gottes uber etlichen vorgefallene, grosse [166r] stritt christliche symbola und bekentnusse gestelt worden, zu denen sich die reine lehrer und zuhörer mit hertzen und mundt bekant haben. Wir gedengken auch vormittelst der gnaden des almechtigen bey mehrgemelter christlicher confession, wie sie kaiser Carolo anno etc. 30 ubergeben,
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biß an unser end bestendig zuvorharren und ist unser vorhaben nicht, weder in dieser noch andern schrifften, von viel gedachter confession im wenigsten abzuweichen, noch ein andere und neue confession zustellen. aMan sola aber bund kan nicht laugnen, ob wolb die christlich lehre in derselbigen confession mehrers teils (ausserhalb was von den papisten geschehen) unangefochten geblieben, cdas gleichwolc etliche theolgi von etlichen articuln gemelter confession etwas abgewichen und den rechten vorstand derselbigen entweder nicht erreicht oder ja nicht darbey bestanden, etwa auch deren ein frembden vorstand anzudeuten sich unter wunden und doch neben dem allem der augspurgischen confession sein [166v] und sich derselbigen behelffen und rumen wollen. Darauß dan beschwerliche und schedliche spaltungen in den reinen evangelischen kirchen entstanden, wie dan auch noch bey lebzeiten der heiligen aposteln unter denen, so christen heissen wolten und sich der lehr Christi berümbten, gleichfals erschregliche irtumb eingefallen, daher etliche durch die werck des gesetzes wolten gerecht und selig werden, Act. 151, etliche die aufferstehung der todten widersprachen, 1. Cor. 152, etliche nicht glaubten, das Christus warer, ewiger Got wehre, wider welche sich die heiligen aposteln in ihren predigten und schrifften hefftig legen müssen, ob wol solche hochwichtige irtumb und ernstliche streit dahmals auch nicht ohne grosse ergernus, bede der unglaubigen und schwachglaubigen, abgangen. Inmassen heutigs tags unsere widersacher, die papisten, uber denen spaltungen, so unter uns entstanden, froloken, der unchristlichen und vorgeblichen hoffnung, alß solten diese uneynikeiten zu endtlichem untergangk der reinen lehre [167r] gereichen, die schwach glaubigen aber sich darob ergern und eins teils zweiffeln, ob die reine lehr bey uns unter so grossen spaltungen seye, eins teils nicht wissen, welchem teil sie in den stritigen articuln beifallen sollen. Dan die eingefallene stritt nicht nur misvorstendt oder wortgezengk seyen (darfur es etliche halten möchten), do ein teil des andern meynung nicht gnugsam eingenomen hette und sich also der span allein an etlichen wenig worten (an welchen nicht viel gelegen) hielte, sonder es seind wichtige und grosse sachen, daruber gestritten wurdt, undt also geschaffen, das deß einen und irrenden teils meinung in der kirchen Gottes nicht khan noch sol geduldet noch viel weniger entschuldigt oder bestritten werden. Derwegen die notturfft erfordertt, solche streitige articul aus Gottes wortt und bewerten schriefften also zuercleren, das menniklich, so eines christlichen vorstands, mergken könne, welche meinung in den streitigen puncten dem wort Gottes [167v] und der christlichen augspurgischen confession gemeß sey oder nicht und sich also guthertzige christen, denen die warheit an a–a
gestr., dafür vom Rand eingewiesen: Wiewol | sen: so khan gleichwol nit geleugnet werden, das
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gestr. |
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gestr., dafür vom Rand eingewie-
Vgl. Act 15,1–21. | 2 Vgl. I Kor 15,12–28.
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gelegen, for den eingerissenen irtumben und corruptelen haben zu hueten und zuvorwaren. dWir wollen aber allein diese articul fur die hand nemen, welche zwischen denen, so sich zu der augspurgischen confession bekennen, streitig worden, und nicht disputiren was die jenigen, so dergleichen spaltungen erregt, in ihrem hertzen geglaubt und wie gut oder ubel sie es gemeinet, dan solches dem almechtigen als dem einigene hertzen kundiger zu bevelhen, sondern wöllen die lehr, so sie getrieben und vorfochten und soviel die buchstab yhrer schrifften und handlungen mit sich bringt, fur uns nehmen und dieselbige erwegen, ob sie zu forderst dem wort Gottes und dan auch den christlichen symbolis, der christlichen augspurgischen confession, derselben apologi, den schmalkaldischen articuln, dem grossen und kleinen cathechismo Lutheri und andern vornembden büchern dieses hoch erleuchten mannes (als solchen schrifften, welche nuhemer von den evangelischen kirchen angenomen) gemeß sey oder nicht. [168r] Dan ob wol die heilige, götliche schriefft allein gnugsam ist, die warheit aller articul unserer christlichen religion zu ercleren und zu erweisen, alle controversias und streit, so sich daruber ye und alwegen erhoben und noch erheben, auch furder erheben mögen, zuentscheiden, die irrige meinung zu widerlegen und die warheit zu handhaben, derwegen wir auch den gantzen handel darauff setzen und das urteil danach fellend, fjedoch weil obvormelte schrifftenf, nemblich die augsburgische confession, apologi, schmalkaldische articul, groß und clein catechissmus Lutheri und andere dieses mannes schrieffteng, fur den communem consensum und den gemeinen, einhelligen vorstand unserer kirchen ye und alweg gehalten worden, als die auch von den vornembsten, hocherleuchten theologen dieselbige zeit unterschrieben oder sunsten alle kirchen und schuelen ynnen gehabt, wie sie auch alle geschrieben und ausgangen, ehe die controversien under den theologen augspurgischer confession entstanden, undt dan weil sie fur unparteisch gehalten und von keinem teil deren, so sich in streit eingelassen, konnen oder sollen vorworffen [168v] werden, auch keiner, so ohne falsch der augspurgischen confession ist, sich dieser schrifften beschweren, sonder sie als richter oder ja als zeugen gerne annemen und gedulden wurdt, so kan uns niemandt vordengken, das wir auch aus denselbigen erleuterung undt entschied der streitigen articul erholen und nehmen, und wie wir Gottes wort als die ewig warheit zum grund legen, also auch dise schriefften zum zeugnuß der warheit und fur den einhelligen, rechten vorstand unserer vorfaren einfuhren und anziehen. hInmassen den die reinen, bestendigen lehrer in disputationibus wider Arium und andre seins gleichen ihrer vorfahren (die solche controversias nicht erled – d gestr., darüber eingefügt: fol. 4 in altera scriptura insere titulus de corpore doctrinae | e cj.: eini[…] | f – f gestr., dafür vom Rand eingewiesen: das wir oberzellte schrifften | g danach vom Rand eingewiesen: vilgedachtem corpori doctrinae einverleibt ist, der ursach geschehen, das solliche | h – h gestr.
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bet) schriefften angezogen und sie als unparteische zeugen producirt und der elteren kirchen consensum mit ihnen hierdurch erwiesen und mit grossem ansehen und nutzen dargethan haben, auß deren ursach wir auch in dieser unser schrifft uns nachmals und heutigs tages auff itzgemelte symbola beruffen und sie nach der schrifft an ihrem ort einfüren und Athanasii symbolum allegieren, nicht [169r] als eines einigen mannes glauben und bekantnuß, sonder als das der rechtglaubigen kirchen gemeinen consensum fasset, der gstaltt wir auch in diesem handel Lutheri schriefften allermeist gebrauchen, etc. Der anderen controversien und spaltungen, welche von beden parteyen bishero vordambt worden (als der arianer, widerteuffer, schwenckfeldianer, der ersten groben sacramentirer als Zwingl, Carlstad und ihres gleichen) wollen wir uns in dieser schriefft nichs annemen, welche abscheuliche secten wir auch hirmit in gemein yetzt und alle zeit vorwerffen und als greuliche yrtumb und Gotts lesterungen vordammen. Und wollen mit erclerung der furgefallenen spaltungen die ordnung halten, nicht wie sie der zeit und den jarn nach auff eynander erfolgt, sondern wie dieselbige die articul der augsburgische confession ihrer ordnung nach an die hand geben und umb geliebter kürtz willen die articul, so zwischen den theologen augsburgischer confession nicht streitig worden, ubergehen und allein die jenigen setzen, uber denen ein zeit lang hero gestritten worden und wollen im namen des almechtigen zun sachen greiffen.h
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[169v] Von der erbsunde Art. 2
Von diesem articul lehret die christliche augspurgische confession also: Weiter wird gelehrt, das nach dem fall Adae alle menschen, so naturlich geborn werden, in sunden entpfangen und geborn werden, das ist, das sie alle von mutterleib ahn voller böser lust und neigung seind und keine ware Gottes furcht, kein ware Gottes liebe, kein waren glauben an Got haben können, das auch dieselbige angeborne seuch und erbsundt warhafftiklich sund sey, undt vordamme alle die jeinigen under ewigen Gottes zorn, so nicht durch die tauff und Heilgen Geist widergeborn werden. Hie werden vorworffen die pelagianer und andere, so die erbsund nicht fur sundt halten, darmit sie die natur frumb machen durch naturliche krefft zu schmach dem leiden und vordienst Christi. Bishero die confession, etc. Bey diesem articul ist ein hefftiger streit entstanden, was die erbsund eigentlich sey, etc. [170r] Der ein teil hat furgegeben und gestritten, weil durch Adams fal gantz menschlich natur und wesen vorterbt, so sey die erbsundt nuhe mer nach dem faal die natur, substantz und wesen des vorterbten menschens. Ja, es sey das vornembste, hochste teil des menschen wesens, als die vornufftige seel in ihrem hohesten gradt oder vornembsten krefften nicht allein sundlich, sonder die erbsund selbst undt also kein accidens oder etwas zufelligs, sondern etwas wesentlichs. Und sey itzundt nach dem fall zwischen © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
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des menschen natur oder wesen und zwischen der erbsundt kein underschied. Der ander teil aber hat gelehrt, ob wol der mensch durch den fal Adams gantz vorderbt und an leib und sel mit der sundt vorgiefft, ja in sunden todt sey, das er Got nicht erkenne, in geistlichen sachen stokblind und sein wil von Got abgewendet, allein zum bösen geneigt und nichts guts zu thuen vormöge, welche greuliche vorterbung der natur kein menschlicher vorstand begreiffen noch ein menschliche zung aussprechen könne, als aus deren vorkerung alle wirckliche sundt und laster entspringen und derowegen [170v] der mensch allein umb dieser vorterbung willen (da er gleich nymmermer kein wirgkliche sund tete) nicht allein des zeitlichen, sondern auch des ewigen tods und vordamnuß werd sey. Jedoch sey und bleibe auch des vorterbten menschen leib und seel warhafftig ein geschopff Gottes und sey ein grosser unterschiedt zwischen des menschen natur und wesen, das ist zwischen seinem leib und der seel, und zwischen der erbsundt, welche in des menschen leib und seel ist. Dan des menschen natur und wesen hab Got erschaffen, die erbsund aber komme vom teuffel her. Derowegen mög die erbsund wol ein accidens oder zufellig ding genent werden, doch ein solchs accidens, das den ewigen tod mit sich bringe, wohe uns nicht durch Christum darvon geholffen wurde, welchs accidens wir nicht selbst von uns in diesem leben abscheiden oder hinlegen können oder mögen. Die erste meinung, welche zwischen des menschen wesen, substans und natur und zwischen der erbsundt kein underschied halten wil, ist unrecht und der h., gotlichen schrifft gentzlich zu wider. [171r] Den s. Paulus unterscheidet vleissig zwischen dem menschen selbst und zwischen der erbsund, die im menschen ist, als do er sagt: „Ich sehe ein ander gesetz in meinen gliedern, das widerstrebet dem gesetz in meinem gemuet und nimbt mich gefangen in der sunden gesetz, welches ist in meinen gliedern“, Ro. 7.3 Die erbsund nennet alhie Paulus der sunden gesetz (wie unwiedersprechlich) und sagt nicht, das sein hertz und glieder die sunde seyen, sondern das der sunden gesetz (die erbsundt) in seinen gliedern sey. Und abermals spricht er: „Dahe nam aber die sund ursach am gebot und erregt in mir allerley lust“, Ro. 7.4 Die sund aber, welche allerley lust im menschen erreget, ist ja die erbsundt, von der sagt s. Paulus, das sie in ihme allerley lust erwegket habe und sagt gar nicht, das er selbst die selbig sundt sey. Und abermals sagt er: „So ich aber das thue, das ich nicht wil, so thu ich dasselbig nicht, sondern die sund, die in mir wohnet“, Ro. 7.5 Hie unterscheidet Paulus lauter zwischen ihme selbst undt [171v] zwischen der sundt, die in ihm wohne, derwegen sol billich, vormöge angezogener sprüch, zwischen dem menschen selbst und der erbsund, die im menschen ist, guther unterschied gehalten werde. 3
Röm 7,23 | 4 Röm 7,8 | 5 Röm 7,20
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Zu deme zeuget die heilig schriefft, das der mensch heutigs tags auch nach dem faal von Got mit leib und seel erschaffen werde, dohe nun zwischen der erbsundt und zwischen des menschen substantz, das ist zwischen seinem leib und der seele, kein unterschied wehre, so muste entweder Got die erbsund erschaffen haben und also autor und causa peccati, das ist ein anfenger und ursprung der sunde, sein, welchs gotslesterlich, oder aber Got muste nicht die menschen erschaffen, sondern sie musten vom teuffel (als von dem die erbsundt herkombt) erschaffen werden, welchs abermals ein erschregkliche gotslesterung wehre. Das aber Got und nicht der teuffel auch nach dem faal noch heutigs tages den menschen mit sel und leib erschaffe, zeugen volgende spruche: [172r] „Deine hend (spricht Job) haben mich gearbeitet und gemacht, alles was ich umb und umb bin, und vorsengkest mich so gar? Gedengk doch, das du mich aus leymen gemacht hast und wirdest mich wider zur erden machen? Hastu mich nicht wie milch gemolken und wie kaeß lassen gerinnen? Du hast mir haut und fleisch angezogen, mit beynen und adern hastu mich zusamen gefuegt, leben und woltat hastu an mir gethan und dein auffsehen bewaret meinen adem“, Job. 10.6 „Ich dangk dir (spricht David), das ich wunderbarlich gemacht bin, wunderbarlich seint deine wergk und das erkennet mein seel wol. Es war dir mein gebein nicht vorholen, dohe ich in vorborgenem gemacht ward, dahe ich gebildet ward unden in der erden, deine augen sahen mich, dohe ich noch unbereitet war und waren alle tag auff dein buch geschrieben, die noch werden solten und derselben keiner da war“, Ps. 139.7 Im prediger Salomonis stehet geschrieben: „Dan der staub muß wider [172v] zur erden komen, wie er gewesen ist und der geist wider zu Got, der in gegeben hat“, Eclesiastis 12.8 Diese spruche zeugen lauter, das Got auch nach dem fal des menschen schepfer sey und ihme leib und seel erschaffe, darumb kan der mensch nicht die sunde selbst sein, sonst were Got ein schepffer der sunden. Auch wurde sonsten viel unleidenliches dinges folgen, welchs mit der h. schrifft streitet, wan die erbsunde solte des menschen substantz und wesen selbst sein. Dan der apostel zun Hebreern sagt: „Nach dem nun die kinder fleisch undt blut haben, ist ers (der Her Christus) gleicher massen teilhafftig worden“9 etc. Und bald hernach: „Dan er nimbt nirgend die engel an sich, sondern den samen Abrahams nimbt er an sich, daher must er allerdings seinen brudern gleich werden“, Hebr. 2.10 Hat nun der sohn Gottes warhafftig Abrahambs sahmen, das ist, ware [173r] menschliche natur aus dem gschlecht und gebluet Abrahams an sich genomen und ist uns, seinen brüdern, gleich worden, so muß ja zwischen unser menschlichen natur, in derer unß Christus gleich worden, und zwischen der 6
Hi 10,8–12 | 7 Ps 139 (Vg 138),14–16 | 8 Koh 12,7 | 9 Hebr 2,14 | 10 Hebr 2,16f
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erbsund, mit deren er nicht beflegkt ist, grosser unterschied sein, sonst must er entweder auch die erbsund an sich haben oder muste nicht Abrahams sahmen an sich genomen haben. Undt weil Christus deß weibs sahmen ist, Gen. 311, so muste entweder Christus nicht warhafftig aus dem fleisch und blut der hochgelobten jungfrauen Maria das wesen seines fleisch und bluts genomen, oder aber er muste die erbsund auch an sich genomen haben, wan zwischen des menschen substantz, natur und wesen kein underschied were, welchs beder erschrogkliche irtumb und lestrüngen wehren. So werden wir ja mit unserem leib, den wir itzt haben (welcher gleichwol vorclert wird), am jungsten tag auferstehen und wird eben die seel, die wir itzt haben, wider zu ihrem leib komen, wie Job sagt: „Ich weis, das mein erlöser lebt und er [173v] wird mich hernach aus der erden aufferwegken und werde hernach mit dieser meiner haut umbgeben werden undt werde in meinem fleisch Got sehen, den selben werd ich mir sehen und meine augen werden ihn schauen und kein frembder“ etc., Job 19.12 So nun zwischen des sundlichen menschen natur, substantz und wesen, das ist zwischen seiner seel und leib, und zwischen der erbsundt kein underschied solte sein, so musten entweder unsere leib an jenem tage nicht widerumb aufferstehen undt die vorige seel nicht widerumb zum leib komen oder es muste die erbsund am jungsten tag auch in den auserwelten und seeligen widerumb erstehen, welche aber dan zumal aller dings wird abgethan sein. Derowegen, weil Paulus selbst zwischen der erbsund und dem sundigen menschen unterscheidet und durch obberurten irtumb entweder Got zur ursach der sunde oder der teuffel zum schepffer des menschen gemacht und entweder Christus nicht ware, menschliche natur hette oder aber die erbsund sambt der menscheit muste angenomen haben und wir entweder nicht von todten erstehen oder die erbsund [174r] mit uns erstehen müste (welches alles heiliger, gotlicher schrifft in viel weg zuwieder), kan man solchen irtumb in der christlichen kirchen nicht leiden. Und ist dieser irtumb unserm algemeinen apostolischem symbolo und glauben zu wieder, dohe wir bekennen: Ich glaub in Got, den almechtigen vater, schepffer himels und der erden. Dohe wir jha ihnen nicht allein fur des himels und der erden, sondern auch fur aller menschen schepffer erkennen und bekennen, welcher aber nicht die erbsund, sondern uns menschen erschaffen hat. Desgleichen sagt das symbolum nicaenum: Wir glauben an eynen Got, den almechtigen vater, welcher alles, was sichtbar und unsichtbar ist, gemacht hat. Nu hat ja Got nicht die erbsund gemacht, sonder uns menschen hat er mit leib und seel erschaffen.
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Vgl. Gen 3,15. | 12 Hi 19,25–27
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So macht das athanasianum symbolum allein Got den vater, sohn [174v] und Heilgen Geist zum schepffer aller creaturen, welcher aber nicht die sund, sondern den menschen mit leib und seel erschaffen hat. Auch sagt die augspurgische confession, wie droben angezogen, nicht, das der mensch die erbsund selbst sey, sondern spricht, das alle menschen von mutterleib an voller böser lust und neigungen sindt. Also das sie zwischen dem menschen, der voller böser neigung ist, und zwischen den bösen neigungen, so im menschen seind, unterscheidet. Und nennet ausdrugklich die erbsundt ein angeborne seuche. Wie nun zwischen einem menschen und zwischen der tödtlichen kranckheit an ihm ein unterscheid, also ist auch zwischen des mensch substantz, natur und wesen und zwischen der todtlichen angebornen seuche, der erbsunde, auch ein warhafftiger und grosser unterschied, als zwischen dem wergk Gottes und zwischen der vorderbung des wergks Gottes. In der apologi der augspurgischen confession wurd also gelesen: [175r] Damit ich nun anzeigte, das uns solche uncristliche meinung (nemblich der sophisten) nicht gefiele, hab ich dieser wort gebraucht: Alle menschen von mutter leib an seind alle vol böser lust und neigung und nenne die erbsund auch darumb ein seuche, anzuzeigen, das nicht ein stugk, sonder der gantze mensch mit seiner gantzen natur mit einer erbseuche von art in sunden geboren wurdt. Item, und sagt die apologia alhie recht, das nicht ein stugk des menschen, sonder der gantz mensch von art in sunden geboren werde. Und nennet dieselbigen angeborne sunde ein erbseuch, zu unterscheiden den menschen an ihm selbst, so fern er Gottes geschopff ist, und die erbseuche, welche vom teuffel herkombt. Und abermal sagt die apologia: Auff die meinung redet auch Augustinus, do er also sagt: Die erbsund wurd in der tauffe vorgeben, nicht das sie nicht mer sey, sonder das sie nicht zugerechnet werde. Da bekennet Augusti[nus] offentlich, das die sunde in uns [175v] bleibet, wiewol sie uns nicht zugerechnet wird. Und dieser spruch Augustini hat den lehrern hernach so wol gefallen, das er auch im decret angezogen wurd. Und wider Julianum sagt Augustinus: Das gesetz, das in unsern gliedern ist, ist wegk gethan durch die geistlich wiedergeburt und bleibt doch im fleisch, welches ist sterblich. Es ist hinwegk gethan, dan die schuld ist gantz loß durch das sacrament, dadurch die glaubigen neu geboren werden und bleibt doch da, dan er wirket böse lust, wieder welche die glaubigen kempffen. Das doc[tor] Luther also helt und lehret, wissen die widersacher fast wol und so sie es nicht konnen anfechten, sondern selbst bekennen mussen, vorkeren sie yhme böslich die wort und deuten ihm seine meinung felschlich, die warheit unterzudrugken und unschuldig zuvordammen. Bishero die apologia, welche lauter zeuget, das die erbsundt sey etwas in uns und sey eben das gesetz der sünden in unseren gliedern, von wel-
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chem Paulus zun Ro[mern] am 7. cap. saget13, und bleibt im fleisch, obwol solche sund im heiligen tauff vorgeben wurdt. [176r] Von der erbsund list man in den schmalkaldischen articuln also: Hye mussen wir bekennen, wie s. Paulus, Rom. 5, sagt, das die sunde sey von Adam, dem einigen menschen, herkomen, durch welchs ungehorsam alle menschen sind sunder worden, dem tod und teuffel unterworffen.14 Diß heist die erbsundt aber haubtsundt. Solcher sunden frucht seind darnach die böse wergke, so in den zehen gebotten vorbotten sind, als unglaub, falscher glaub, abgötterey, ohne Gottes furcht sein, vormessenheit, vorzweiffeln, blindheit und summa Got nicht kennen oder achten, darnach liegen, bey Gottes namen schweren, nicht beten, nicht anruffen, Gottes wort nicht achten, eltern ungehorsam sein, morden, unkeuscheit, stelen, trigen etc. Solche erbsund ist so gar ein tieffe, böse vorderbung der natur, das sie kein vornufft nicht kennet, sondern muß auß der schrifft offenbarung geglaubt werden, Psalm 51, Rom. 5, Exod. 33, Gen. 315. Bishero die schmalkaldische articul, in welchem lauter gesagt wird, das die erbsundt sey ein vorterbung der natur undt [176v] wurd keins wegs gelert, das die erbsundt die natur, substantz und wesen des menschen selbst sey. Ihm grossen catechismo Lutheri stehet also geschrieben: Das mein und glaub ich, das ich Gottes geschepff bin, das ist, das er mir geben hat und on unterlaß erhelt leib, seel und leben, gliedmaß klein und groß, alle sin, vornunfft und vorstandt, etc. Bisher der catechismus. Wan aber nun der mensch selbst, sonderlich sein seel, sin, vornufft und vorstandt, die erbsund wehren, so hetten wir die erbsund von unserem Hern Got, als der sie uns erschaffen und gegeben hette, welchs aber unchristlich zulehren und christlichen ohren zu hören abscheulich. Im cleinen catechismo Lutheri stehen diese wort: Ich glaub, das mich Got geschaffen hat sambt allen creaturen, mir leib und sel, augen, ohren und alle glieder, vornufft und alle sin gegeben hat und noch erhelt, etc. Bis hieher der klein catechismus, welcher gleichsfals zeuget, das wir noch heutigs tages Gottes geschepff sein und er unß [177r] leib und seel und vernufft gegeben. So nun des menschen leib und seel und vornufft (als des menschen substantz, natur und wesen) die erbsund selbst were, wurde abermals der almechtig schepffer zum anfenger und ursache der erbsund und vorterbens des menschlichen geschlechs gemachet, welche lesterung in der christenheit sambt der lehre, darauß solche erfolget, nicht geduldet werden kan. So schreibt auch d. Luther uber das 3. cap. Gen.: Qui isto veneno peccati originalis a planta pedis usque ad verticem infecti sumus, siquidem in natura adhuc integra accidere, das ist, wir sind durch das giefft der erbsund von der fussolen ahn biß auff die scheitel vorgiefftet. Dieweil solches noch in der vol-
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Vgl. Röm 7,23. | 3,6–19.
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Vgl. Ps 51 (Vg 50),7; Röm 5,12–21; Ex 33,20; Gen
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Von der sündt
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komenen natur zugestanden oder zugefallen ist, darmit sich d. Luther lauter ercleret, das er die erbsund nicht fur des menschen substantz und wesen, sondern fur ein accidens, das ist fur ein zugestanden oder zufelligen (gleich wol fur ein vordamlichen) schaden, gehalten. Dieweil nun dieser irtumb, das die erbsund sey des vorderbten, sundigen [177v] menschen substantz, natur und wesen, also das zwischen seinem wesen, natur undt substantz und zwischen der erbsundt kein unterschiedt der h., gotlichen schrifft, den christlichen symbolis, augspurgischer confession, auch der selbigen angehengten apologi, schmalkaldischen articuln, dem grossen und kleinen catechismo Lutheri, auch andern schrifften dieses hocherleuchten mannes zu wieder und entkegen, so mussen wir gedachten irtumb vorwerffen und vor demselbigen menniklichen vorwarnen. Wie wir auch hir mit alles das jenig, so von der erbsund ferners geschrieben oder gelert und den obgesetzten testimoniis entkegen (do gleich der vorderbten natur zuviel gegeben oder sie gar zur sundt gemacht wurde), hirmit als irrig vorworffen haben wöllen, von welchem hernach an seinem geburlichen ort ferner gehandelt wurdt. Dagegen ist diß die ware, christliche lehre und bekantnuß von der erbsund, nemblich das alle menschen von Got erschaffen und ihr substantz und wesen von Got haben, aber durch des teuffels neid und list und des menschen volge und bewilligen sey die sunde in die menschlich natur komen, diselbige gantz und [178r] gar eingenomen und durchgedrungen an allen ihren krefften, leibs und der seele, also das vor der widergeburt an derselbigen nichs guts ist, sondern alles vorderbt, sundtlich, zum guten erstorben und des ewigen tods schuldig. Jedoch nach dem der sohn Gottes menschlich natur an sich genomen und in derselben das gesetz erfullet und den todt geliedden, wurd den glaubigen solche sund nicht zugerechnet, und wen Got am jungsten tag yhre wesentliche leib wider erwegken und sie mit der seel wesentlich widerumb voreynigen wurdt, so wurd die erbsundt gantz und gar dahin abgethan und des menschen natur und wesen von der selbigen allerdings erledigt sein. Und wie die erbsund hievor der natur zugefallen und zugestanden, also wurd sie danzumal wieder von derselben hingefallen und ab sein. Und so viel sey gesagt von dem streit, so sich der erbsundt halben erhoben. Wir wollen nun zur erclerung einer andern spaltung schreiten, etc. [178v] Von der person Christi Art. 3
Hirvon lehrt die augspurgische confession im dritten articul also: Item, es wurdt gelert, das Got, der sohn, sey mensch worden, geboren aus Maria, der reinen jungfrauen, und das die zwo naturen, goetliche und menschliche, in einer person also unzurtrenlich voreinigt ein Christus seindt, welcher warer Got und warer mensch ist, warhafftig geboren, gelitten, gecreutziget, gestorben und begraben, das er ein opffer were nicht allein fur die erbsund, sonder auch fur all andere sundt und Gottes zorn vorsoenet. Item, das derselbig © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
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Christus abgestiegen zur hellen, warhafftig am dritten tag von den todten aufferstanden, auffgefaren gen himel, sitzend zur rechten Gottes, das er ewig hersche uber alle creatur und regiere, das er alle, so an ihn glauben, durch den Heiligen Geist heilige, reinige, stergke, tröste, ihnen auch leben und allerlei gaben und guter austeile undt wider den teuffel und wider die sundt [179r] schutze und beschirme. Item, das derselbig Her Christus endlich wurdt offentlich komen, zu richten die lebendigen und die todten, laut des symboli apostolorum, undt vordambt allerley ketzerey, so diesem articul entkegen sindt. Bishieher die confession. Bey diesem articul hat sich ein streit zwischen den theologen augsburgischer confession und zwischen etlichen, so sich derselben angemast, zu getragen, welcher eigentlich von den zwinglianern her rüret. Dan als die zwinglianer die ware kegenwertikeit des leibs und bluts Christi im heiligen abentmal widerfochten, haben sie zur beschönung yhres yrtumbs under andern vormeinten beweisungen vorgeben, der Her Christus konne mit seinem leib nicht zumal an zweyen, mehren oder an allen örten sein, den solches sey ein eigenschafft, welche allein der götlichen natur zugehöre, dan alles wissen, almechtig, allenthalben sein seyen solche eigenschafften, deren die menschlich natur anders nicht, dan mit dem namen [179v] aber nicht mit der that möge teilhaffig werden und seye also die communicatio idiomatum als mitteilung der almacht in Christo nicht ein realis, sondern ein verbalis communicatio, das Christus werde almechtig genent und man sagen mög, er sey allenthalben, doch das er allein von seiner gotheit und gar nicht von der menscheit vorstanden werden solle, dan solche eigenschaffte oder krafft konne die gotheit der menscheit nicht mit der that mitteilen. Und dahe solche eigenschafft oder krafft der menschlichen natur auch mitgeteilt, wurde sie auffgehaben und zur gotheit gemacht etc. Mit diesem vorgeben haben die zwinglianer etliche andere theologen (welche sich doch sonsten nicht zum zwinglianismo bekennen) dahin gebracht, das dieselbige nun ein zeitlang auch bestritten, das durch die voreinigung beder naturen in Christo die gotlich natur der menschlichen ihre almechtikeit nicht mit der that mitgeteilt, sondern der mensch Christus werde allein darumb almechtig genennet, das er mit der al[180r]mechtigen, götlichen natur personlich voreiniget sey und konne derowegen Christus nach seiner menscheit gleichwol an etlichen aber nicht an allen orten zumal sein und kegenwertig in himel und erden zu einer zeit allenthalben regieren. Dakegen hat der ander teil gelehret, das gleich wol in der person Christi zwo naturen sind, die gotliche und menschliche, deren in ewigkeit keine in die ander vorwandelt oder untereynander vormischt werde. Aber gleichwol, weil der sohn Gottes menschlich natur hab in ein person angenomen, das nur ein Christus und nicht zwen seyen, so habe sich die göttliche mit der menschlichen also vor einiget, daß sie derselbigen ihre götliche eigenschafft oder krafft und almacht mitgeteilt, das Christus nach seiner menscheit nicht allein
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den namen hab, das er almechtig, alwissend und allenthalben kegenwertig genent möget werden, sonder er habe solche almechtige krafft nun auch nach seiner menscheit, welche doch dieselbige von der gotheit empfangen, [180v] mit deren sie ein einige person ist worden, gleich wie leib und seel ein person sindt und an einem lebendigen menschen die seel dem leib ihre eigenschafft oder krefft der gestalt mitteilet, das der mundt redet, die augen sehen, die ohren hören, das hertz gedengkt und vorstehet, der gantz leib entpfindet, welches alles von der seelen herkombt und gleichwol die seel nicht in den leib noch der leib in die seel vorwandelt wurd. Oder gleich wye ein gluend eisen die eigenschafft krafft und wirkung des feuers entpfahet, das es leuchtet und brennet und bleibt dannoch ein warhafftigs eisen und wird nicht in das feuer vorwandelt, ob es wol des feuers wirkung und krafft bekombt, also habe auch die menscheit in Christo von der gotlichen natur durch die personlich voreinigung mit der that die goetliche krafft undt almacht entpfangen, das Christus auch nach seiner menscheit almechtig, alwissend undt allenthalben kegenwertig regiere. Welche mitteilung der eigenschafften doch nicht also zuvor stehen, als ob die eigenschafft der götlichen natur itzundt der menschlichen natur eigenschafft wehre worden, [181r] wie auch der menschlichen natur eigenschaften nicht werden der götlichen natur eigenschafften. Jedoch so hab die gotliche natur solche gemeinschafft mit der menschlichen, das sie derselbigen was ihr eigen derogestalt mitteilt, dass sie solche krafft und wirkung mit hat, doch nicht also eigen, als ob sie es aus ihr selbst und nicht von der gotlichen natur entpfangen hette, derhalben auch nicht zwo almacht oder zwo alwissenheit in Christo seyen, sonder nur eine von wegen der einigen person, in welcher die zwo naturen einer krafft und wirkung gemeinschafft haben. Und ob wol Christus solche herlikeit und macht, weil er im stand seiner erniedrigung und in der knechts gestalt war, vor seiner aufferstehung und himelfart den wenigern teil gebraucht und erzeigt, yedoch nach dem er zur rechten Gottes auch als ein mensch gesetzt worden, sey er itzt in volkomener ubung seiner herlikeit und almechtikeit, das er auch als ein mensch alles wisse, alles vormöge und allenthalben (doch auff ein himblische und menschlicher vornunffti unbegreifflicher weiß und gar nicht außgedehnet oder aus gespannen) kegenwertig regiere in himel undt erde etc. [181v] Die erste mainung, das Christus nach seiner menscheit allein mit dem namen aber nicht mit der that almechtig, alwissend und derowegen entweder nicht an zweyen oder aber ja nicht an allen orten zumal sein und kegenwertig regieren könne, ist der h., goetlichen schrifft zu wieder. Dan Joannes sagt von Christo auch vor seiner aufferstehung: „Es wuste Jhesus, das ihm der vater alles hatte in seine hend gegeben“, Jo. 13.16 Alles aber in i 16
cj.: vernufft Joh 13,3
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seinen henden haben heist, ein almechtigen gewalt uber alle creatur haben, und weil solchen gewalt der Her Jhesus vom vater entpfangen, so muß er ihnen nach der menscheit entpfangen haben, dan nach der gotheit hat er ihn von ewigkeit gehabt. Solchen almechtigen gewalt hat die menscheit daher, daß sie mit der gotheit personlich voreinigt, „dan ihn ihme (Christo) wonet die gantz fulle der gottheit leibhafftig“, Col. 217. Auch sagt der Her Christus: „Mir ist gegeben alle gewalt im himel und auf erden“, Mat. 28.18 Aller gewalt aber im himel [182r] und erde ist ein almechtigerj gewalt, und weil er ihme gegeben ist, so muß er ihm nach der menscheit gegeben sein. Darauff spricht er auch: „Syhe ich bin bey euch alle tag biß an der welt ende“, Mat. 28.19 Ist er aber bey der gantzen christenheit, welche in die weite welt zurstreuet, so ist er ja zumal an viel tausent örten und ist zugleich auch bey den heiligen im himel. Warumb wolt er dan nicht konnen allenthalben sein? Darumb spricht Paulus: „Der hinunter gefahren ist, das ist derselbig, der auffgefaren ist uber alle himel, auff das er alles erfullet“, Eph. 4.20 Welches ja von seiner menscheit, nach deren er hinunter und hynauff gefahren ist, vorstanden werden muss. Was aber in der schrifft heisse alles erfullen, khan aus volgendem spruch vorstanden werden: „Bin ich nicht ein Got der nahe ist, spricht der Herr, und nicht ein Got, der ferne sey? Meinstu, das sich yemand so heimblich vorbergen könne, das ich ihn nicht sehe, spricht der Herr, bin ich nicht, der himel und erden erfülle, spricht [182v] der Herr“, Jer. 23.21 So heist nun alles erfullen, allenthalben kegenwertig regieren. Von solchem herlichem regiren, welchs Christus auch nach der menscheit hat von wegen personlicher voreynigung, redet Paulus mit volgenden worten: Welche (krafft) „er gewirgktt hat in Christo, do er ihn von den todten aufferwegkt hat und gesetzt zu seiner rechten im himel uber alle furstentumb gewalt, macht, herschafft und alles, was genent mag werden, nicht allein in dieser weltt, sondern auch in der zukunfftigen und hat alle ding unter seine fuess gethan und hat ihn gesetzt zum haubt der gemeind uber alles“, Eph. 1.22 Daher er dan als das haubt der christlichen kirchen „etlich setzt zu aposteln, etlich zu propheten, etlich zu evangelisten, etlich zu hirten und lehrern, das die heiligen zu gericht werden“ etc., Eph. 423. Dieweil nun die heilig schrifft dem Hern Christo auch nach seiner menscheit ein almechtigen gewalt und kegenwertige regirung in himel und erden gibt, so kan neben dem allen nicht bestehen, [183r] das Christus nach seiner menscheit allein mit dem namen aber nicht mit der that almechtig sey, und das er nicht zumal an vielen oder ja nicht an allen örten konne sein. j 17 23
cj.: olmechtiger Kol 2,9; vgl. Kol 1,19. | Eph 4,11f
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Mt 28,18 |
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Mt 28,20 |
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Eph 4,10 |
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Jer 23,23f |
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Eph 1,20–22
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So sagt auch das symbolum apostolicum, Christus sey kegen himel gefaren und sitze zur rechten Gottes des almechtigen vaters. Desgleichen sagt das simbolum nicaenum: Er sitzt zur rechten des vaters. Weil aber Got, der vater, ein geist ist und seine rechte nichs leiblichs noch viel weniger ein gewisser umbschriebener ort, sonder sein götlicher, almechtiger gewalt ist, welcher nicht an einem allein oder zweyen, sondern an allen orten ist und aber Christus auch nach seiner menscheit zur rechte Gottes gesetzt, so ist er ja als ein mensch in ein solchen almechtigen gewalt eingesetzt, das er zur rechten Gottes allenthalben kegenwertig in himel und erden herschet. Im symbolo Athanasii stehet also geschrieben von Christo: Wiewol er Got und mensch ist, so ist er doch [183v] nicht zwen, sonder ein Christus, einer, nicht das die gotheit in die menscheit vorwandelt sey, sonder das die gotheit hat die menscheit an sich genommen, ja einer ist er, nicht das die zwo naturen vormenget sein, sondern das er ein einige person ist, den gleich wie leib und seel ein mensch ist, so ist Got und mensch ein Christus etc. Dieses symbolum leidet auch nicht, das man die menscheit durch einigen ort von der gotheit scheide, sonst wurden zwen Christus, und vorgleichet die vor einigung beder naturen dem leib und der seelen, welche ja also mit eynander voreynigt, das sie mit eynander wirgken und die seel durch den leib ire eigenschafften erzeigt und ihre geschefft vorrichtet, gleich wie der sohn Gottes seine almechtige wergk durch die angenomene menscheit wirgket und dieselbe derogestalt mit ihr gemein hat. Die augspurgische confession gibt dem Hern Christo auch von wegen der personlichen voreynigung almechtigen gewalt und kegenwertige regierung uber alle creaturen, dahe sie saget (laut oberzeleter [184r] wort art. 3), das die zwo natur, gotliche und menschliche, in einer person unzertrenlich voreinigt. Item, das er sitzend zur rechten Gottes ewig hersche uber alle creaturen und regiere etc. Item, das sie sagt, er gebe das leben, welches eigentlich ein götliche krafft und ein almechtig werck ist. Item, das der selbe Her Christus endlich wurdt offentlich komen etc. Darauß lauter zuvorstehen, das die menscheit durch kein ort von der gotheit getrennet werden möge, und das Christus itzt unsichtbar kegenwertig uber alle creaturen regieret, der zu seiner zeit wurd offentlich komen, zu richten uber lebendige und todte. Und also sein widerkunfft mehr ein offenbarung, dan ein vorenderung des orts (dahe er von ferne herkomen muste) sein werde. Und ist solche lehr in der apologia nicht dispütirt worden, dan derselben dahemals die papisten nicht widersprochen und unter den theologis augspurgischer confession nicht streitig, sondern bey denselbigen die gemeine lehr gewesen, welche sie den zwinglianern und andern sectariis entkegen gesetzt, als die zuvor von d. Luther seliger wider die zwinglianer gewaltiklichen er[184v]halten und kein theologus augsburgischer confession einigs bedengken darinnen gehabt, sonder solche lehr mit ihme helffen vorfechten, wie Pomerani,
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Justi Moenii, Urbani Regii und vieler andern schrifften bezeugen, deren vielfeltige zeugnussen vor dieser zeit zusamen gedrugkt ausgangen seyen. In den schmalkaldischen articuln wird dieser handel auch nicht disputirtt, den dahemals kein theologus augspurgischer confession diser algemeinen, christlichen lehr von der person Christi widersprochen, sonder wie für ubergebung der augsburgischen confession also auch hernach biß auff den schmalkaldischen tag die einhellig lehr gewesen, wie aller erst vormeldet. Im grossen catechismo Lutheri wird die leher von der herlichen regierung Christi mit diesen worten summarischer weiß angeregt: Darnach (ist er) wider auferstanden, den tod vorschlungen und gefressen und endtlich ghen himel gefaren undt das regiment genomen zur rechten des vaters, das ihm teuffel und alle gewalt muß untherthan sein und zu [185r] fussen liegen so lang, biß er uns endlich am jungsten tag gar scheide und sondere von der bösen welt, teuffel, tod, sunde etc. Mit welchen worten der catechismus dem Hern Christo, als der nach seiner menscheit zur rechte Gottes gesetzt, das regiment gibt uber alle creaturen. Welches eigentlich von der menscheit Christi zuvorstehen, dieweil er sagt, das er solch regiment genommen, das ist, entpfangen habe. Dan nach der gotheit hat er es alwege und von ewigkeit gehabt etc. Ihm kleine catechismo Lutheri wirdt von der person Christi also gelehret: Ich glaub, das Jhesus Christus warhafftiger Got, vom vater in ewigkeit geboren, und auch warhafftiger mensch, von der jungfrauen Maria geboren, sei mein Herr, der mich vorlornen und vordambten menschen erloset hat, erworben, gewonnen und von allen sunden, vom tod und aller gewalt des teuffels nicht mit golt oder silber, sondern mit seinem teuren blut und mit seinem unschuldigen leiden und sterben, auff das ich sein eigen sey und in seinem reich under ihm lebe und ihm diene in ewiger gerechtikeit, unschult und seelikeit, gleich wie er ist aufferstanden vom tod, lebt und regirt in ewigkeit, das ist, gewislich war etc. Mit diesen worten [185v] fasset der catechismus die zwo naturen in Christo in ein person zusamen und schreibt derselbigen nicht allein nach der gotlichen, sondern auch nach der menschlichen natur almechtige wergk zu, nemblich von sundt, tod und teuffel erlöse und setzt den Hern Christum auch als einen menschen in ein ewigs reich und macht ihn zum Herren; wie auch Petrus Act. 2 sagt: „Diesen Jhesu, den ihr gecreutziget etc., hat Got zum Hern und Christo gemacht“24, also hat Christus auch nach der menscheit ein ewigs reich, welches reich sich uber alle creaturen und ört erstregket. Von disem handel find man seer viel herlicher zeugnussen auch in andern vornemen schrifften Lutheri. In der grossen bekantnuß vom abentmal schreibt er von der person Christi also: Nun er aber ein solch mensch ist, der ubernaturlich mit Got ein person ist undt ausser diesem menschen kein Got ist, so muß folgen, das er auch 24
Act 2,36
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To. witt. 6 germ. fol. 16
To. wit. sex. ger. fol. 98
To. wit. 2. ger. fol. 191
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To. 5 ger. wit. fol. 545
Ibidem fol. 546
Ibid. fol. 545
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nach der dritten, ubernatturlichen weise sey und sein möge allenthalben, wohe Got ist und alles durch und durch vol Christus sey, auch nach der menscheit nicht nach der ersten, leiblichen, begreifflichen weiß, sondern nach der ubernaturlichen, götlichen weiß, dan hie mustu stehen und sagen: Christus [186r] nach der gotheit, wo er ist, dahe ist er ein naturliche, gotliche person und ist auch naturlich und personlich daselbst, wie das wol beweiset sein entpfengnuß in mutterleib. Dan solt er Gottes sohn sein, so muste er naturlich und persönlich in mutterleib sein und mensch werden. Ist er nun naturlich und personlich wohe er ist, so muß er daselbst auch mensch sey, dan es sind nicht zwo zurtrente personen, sonder ein einige person, wahe sie ist, da ist sie die einig unzurtrente person und wohe du kanst sagen: Hie ist Got, da mustu auch sagen: So ist Christus der mensch auch da etc. Im buchlein von den letzten worten Davids, welchs d. Luther kurtz vor seinem tod beschrieben, sagt er also: Nach der andern, zeitlichen, menschlichen geburt ist ihm auch die ewig gewalt Gottes gegeben, doch zeitlich und nicht von ewikeit hero. Dan die menscheit Christi ist nicht von ewigkeit gewest wie die gotheit, sonder, wie man zelt und schreibt, ist Jhesus Mariae sohn diß jhars 1543 jar alt. Aber von dem augenbligk ahn, da gotheit und menscheit ist voreinigt in einer person, dohe ist und heist der mensch, Mariae sohn, almechtiger, ewiger [186v] Got, der ewige gewalt hat und alles geschaffen hat und erhelt per communicationem idiomatum, darumb das er mit der gotheit ein person und auch rechter Got ist, darvon redet er, Mat. 11: „Alles ist mir vom vater ubergeben.“25 Und Mat. am letzten: „Mir ist alle gewalt gegeben im himel und auff erden.“26 Welchem mir? Mir, Jhesu von Nazaret, Marien sohn und menschen, geborn von ewikeit, hab ich sie vom vater, ehe ich mensch ward, aber da ich mensch wardt, hab ich sie zeitlich entpfangen nach der menscheit und heimblich gehalten biß auff mein aufferstehung und auffart, do es hat sollen offenbart und erclert werden wie s. Paulus, Rom. 1, spricht: „Er ist ercleret und erweiset ein sohn Gottes krefftiklich.“27 Joannes nennets vercleret.28 kUnd hernach von Christi sitzen zur rechten Gottes spricht er: Darumb ruhmet sich nicht allein David, sonder auch sein gantzes haus (wie er spricht: „Was ist mein haus?“29) der herlikeit, das aus ihrem fleisch und blut ein solcher sohn komen soll, der zur rechten hand Gottes sitzen werde. Und kurtz zuvor: Was kan heissen zu meiner rechten [187r] sitzen, anders den Got gleich sitzen? Dan er sitzt ihm nicht zun haubten noch zun fussen, weder hoher noch niedriger, sonder zur rechten ihm gleich. Das der himel ebenso wol
k – k daneben am Rand eingefügt: Dergleichen zeugnussen werden in d. Luthers schrifften, besunders aber im buch, das dise wort auch fest stehn und in der grossen bekantnus vom h. abendmal gefunden, auff wölche schrifften, als wolgegründte erklerung der maiestet Christi zur rechten Gottes und seines testaments, wir uns umb kurtze willen gezogen haben wöllen 25
Mt 11,27 | 26 Mt 28,18 | 27 Röm 1,4 | 28 Vgl. Joh 7,39. | 29 II Sam 7,18
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sein stuel und die erde sein fuss bangk ist, wie er spricht, Mat. ult[imo]: „Mir ist geben aller gewalt in himel und erden.“30 Und, Marci ult[imo]: „Er ist auffgenomen gehn himel und sitzt zur rechten handt Gottes“ etc.31 k Diese sprüch Lutheri fassen die bede naturen in Christo auch also zusamen, daß sie durch keinen ort mögen getrent werden und geben dem Hern Christo auch nach seiner menscheit almechtigen gewalt undt setzen ihn auch als ein menschen in die regierung mit Got nicht allein im himel, sondern auch auff dem gantzen erdboden. Derwegen vorwerffen wir die kegenlehr, als die der heiligen schrifft, den symbolis, der augsburgischen confession, grossem und kleinen catechismo Lutheri und andern furnemen, herlichen schrifften dises hocherleuchten mannes zu wider, nemblich das von etlichen gelert wird, der sohn Gottes hab die menschlich natur also in ein person angenomen, das er derselbigen nicht mit der that seine [187v] götliche krafft und almacht mit geteilet, derowegen sie auch nicht mit der that almechtig sey. Item, das Christus nach seiner menscheit auch itzt im stand seiner herlikeit nicht alles wisse und nicht alles vormöge, auch mit seiner heiligen menscheit nicht könne zumal an vielen oder ja an allen orten kegenwertig sein und kegenwertig regieren uber himel, erden und alle creaturen. Dagegen ist dieses die rechte undt reine lehre von der person Christi, das der ewig sohn Gottes hab aus dem fleisch und blut der hochgelobten jungfrauen Maria warhafftige menschliche natur von leib und sehl angenomen, das also aus der götlichen und menschlichen natur in Christo ein einige, unzurtrente person, in welcher kein natur in die andere vorwandelt, noch untereinander vormischt worden, noch in ewigkeit vormischt werde. Und hab der sohn Gottes seiner angenomenen menscheit, seine gotliche krafft und almechtikeit der gestalt mitgeteilt, das er durch die selbigen, wie die seel durch den leib, seine goetliche, almechtige werck vorrichtet und die menschliche natur mitwirkett, das also Christus auch als ein mensch alles [188r] weiß, alles vormag und allenthalben seiner christenheit kegenwertig, und das er als ein mensch zur rechten Gottes gesetzt, mit Got regiere in almechtigem gewalt kegenwertig an allen und yeden örten in himel und erden uber alle creaturen und das alles auff ein himblische undt menschlicher vornufft unbegreiffliche weiß. Und so viel von dem streit uber der person Christi. Wir wollen nun zu erclerung einer andern controversien greiffen. [188v] Von der rechtfertigung des glaubens
40
Von diesem articul lehrt die augsburgisch confession im vierdten articul also: Und nach dem die menschen in sunden geborn werden und Gottes gesetz nicht halten, auch nicht von hertzen Got lieben können, so wurd gelehrt, das wir durch unsere wergk oder gnugthuung nicht konnen vorgebung der sun30
Mt 28,18 | 31 Mk 16,19
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Art. 4
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den vordienen, werden auch nicht von wegen unserer wergk gerecht geschetzt fur Got, sondern wir erlangen vorgebung der sunden und werden fur gerecht geschetzt fur Got umb Christus willen aus gnaden durch den glauben, so das gewissen trost entpfahet an der vorheissung Christi und glaubet, das uns gewislich vorgebung der sunde gegeben wurd, und das uns Got wolle gnedig sein uns gerecht schetzen und ewigs leben geben umb Christus willen, der durch seinen tod Got vorsönet hat und fur die sund gnug gethan. Wer also warhafftiklich glaubet, der erlangt vorgebung der sunde, wurd Got angenem und fur Got gerecht geschetzt umb Christus willen, Ro. 3.4.32 Bishieher die confession. [189r] Bey disem articul hat sich auch ein streit erhoben, was doch eigentlich sey die gerechtikeit des glaubens, von deren Paulus zu Romern so vielfaltig schreibet, durch die wir fur Got gerecht seyendt und ewig selig werden. Der ein teil hat gelert und gestritten, das die gerechtikeit des glaubens, welche der apostel Paulus nennet die „gerechtikeit Gottes“33, sey die wesentliche gerechtikeit Gottes, welche Christus als der warhafftige, naturliche, wesentliche sohn Gottes selbst sey, der duch den glauben in den auserwelten wohne und sie treibe recht zuthuen und also ihr gerechtikeit sey, kegen welches gerechtikeit aller menschen sund seind, wie ein tropff wassers kegen dem grossen meer34. Der ander teil hat gelert, das die gerechtikeit des glaubens sey nicht die wesentliche gerechtikeit Gottes, so in den glaubigen wohnet und wirket, sondern anders nichts dan vorgebung der sunden umb des einigen gehorsams Christi willen, welcher allein durch den glauben auß lauter gnade allen rechtglaubigen [189v] zur gerechtikeit zu gerechnet und sie umb desselben willen von aller ihrer ungerechtikeit absolvirt werden. Und wan Paulus nennet iustitiam dei35, vorstehen sie es (wie es auch Lutherus recht vertrit) die gerechtikeit, die fur Got gielt, und nicht die wesentliche gerechtikeit Gottes, die Got selbst ist. Des ersten teils meinung ist heiliger, götlicher schrifft ungemeß und zuwieder wie aus folgenden spruchen zuvornemen: Sanctus Paulus schreibt also: „Nach welcher weiß auch David sagt, das die selikeit sey des menschen, welchem Got zu rechnett die gerechtikeit ohn zuthuen der wergk, da er spricht: ,Selig sind die, welchen ihre ungerechtikeit vorgeben sind undt welchen ihre sund bedegkt sind! Selig ist der man, welchem Got kein sundt zu rechnet!‘ “, Rom. 4.36 Dieser spruch lehret, das uns die gerechtikeit zugerechnet werde, welche stehe in vorgebung unserer ungerechtikeit. Und abermal spricht Paulus: „Sie werden ohn vordinst gerecht durch die [190r] erlösung, so durch Christum Jhesum geschehen ist, welchen Got hat
32 35
Vgl. Röm 3,21–26; Röm 4,5. | 33 Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | 36 Röm 4,6–8; Ps 32 (Vg 31),1f
34
Vgl. Sir 18,10 (Vg 8).
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fur gestelt zum gnaden stuel durch den glauben in seinem bluet, domit er die gerechtikeit, die vor ihm gilt, darbiete, in dem das er sund vorgibt“ etc., Rom. 3.37 Hie sagt s. Paulus, das uns darmit gerechtikeit gegeben werde, wan uns Got die sundt vorgiebt, welche vorgebung Christus mit seinem blut vordinet hat und wir derselben durch den glauben an ihn teilhafftig werden. Auff diese weiß redet auch Zacharias in seinem lobgesang, das die erkentnuß des heils gebest seinem volk, die da ist in vorgebung ihrer sunden durch die hertzliche barmhertzikeit unsers Gottes, durch welche uns besucht hat der auffgang auß der höhe, Lu. 1.38 Dieser spruch stelt unser selikeit (welche so viel ist als unser gerechtikeit) in die vorgebung unsere sunden, die da herfleust aus der hertzlichen barmhertzikeit Gottes. Und dieweil die angebotene vorgebung der sunden anders nicht dan mit dem glauben khan gefast werden, welcher sich auff den gantzen vordienst Christi vorlesset, so zeuget die schrifft, das uns der glaub [190v] zur gerechtikeit gerechnet werde39, nemblich weil er die vorgebung der sunde, welche uns Christus vordienet, ergreifft und fassett. „Dem aber (spricht Paulus), der nicht mit wergken umbgehet, glaubet aber an denen, der die gotlosen gerecht macht, dem wird sein glaub gerechnet zur gerechtikeit“, Rom. 4.40 Und abermals: „Dan er (Abraham) zweiffelt nicht an der vorheissung Gottes durch unglauben, sondern ward stargk im glauben und gab Got die ehre und wust auffs aller gewissest, das was Got vorheisset, das kan er auch thuen. Darumb ists ,ihm auch zur gerechtikeit gerechnet‘, das ist, aber nicht geschrieben umb seinet willen, das ihm zugerechnet ist, sondern auch umb unsert willen, welchen es sol zugerechnet werden, so wir glauben an den, der unsern Hern Jhesum aufferwegkt hat von den todten“, Ro. 4.41 Diese sprüche alle weisen uns nicht auff die einwonende, wesentliche gerechtikeit Gottes, sonder auff die vorgebung der sunden, welche wir haben durch den vordinst Christi und fassen die selbige mit [191r] dem glauben. Darumb ist oberzelte meynung, als die der schrifft zu wider, unrecht und zuvorwerffen. Im symbolo apostolorum wird erzelet, das Christus entpfangen vom Heiligen Geist, geboren aus der jungfrauen Maria, hab gelitten unter Pontio Pilato, gecreutziget, gestorben, begraben, gen hel gefaren, am dritten tag von todten erstanden, auffgefaren ghen himel etc., welches ja alles darumb geschehen (wie bey allen christen unzweiffenlich), das er uns vorgebung der sunden vordiente und erlangte, wohe aber die sund vorgeben ist, da ist gerechtikeit und ewige selikeit und sehet also unser seelikeit in vorgebung der sunden, durch Christum uns erworben, wie auch daselbig beschleust und sagt: Ich glaub vorgebung der sunde, aufferstehung des leibs und ein ewigs leben.
37
Röm 3,24f | 38 Vgl. Lk 1,67–80. | 39 Vgl. Röm 4,5.9. | 40 Röm 4,5 | 41 Röm 4,20–24; Gen 15,6
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So sagt das symbolum nicaenum von Christo: Er ist umb unserer sund willen und von unsers heils wegen von himel herab gestiegen und hat menschlich natur an sich genomen durch den Heiligen Geist, ist mensch worden von der jungfrauen Maria, ist fur uns gecreutziget, hat gelitten, ist begra[191v]ben und am dritten tag nach der schrifft auferstanden, auffgefaren ghen himel etc. In dem er aber fur uns gecreutziget, hat er uns vorgebung der sunden, das ist die gerechtikeit des glaubens, und also das ewig heil erworben. Hirmit stimbt auch das symbolum Athanasii, der do sagt: Welcher gelitten hat umb unser seelikeit willen, zur hellen gefahren, am dritten tag aufferstanden von den todten etc., das also unser selikeit auff dem leiden Christi stehet, domit er uns vorgebung der sunden vordient hat. Art. 4 Die augspurgisch confession sagt lauter: Wir erlangen vorgebung der sunden und werden fur gerecht geschetzt fur Got umb Christus willen auß gnaden durch den glauben. Und abermals: Wer also warhafftiklich glaubet, der erlangt vorgebung der sunden, wirdt Got angenem und fur Got gerecht geschetzt umb Christus willen etc. Wie dan die confession offt meldet die iustitiam imputativam, das ist die zu gerechnete gerechtikeit, und gerecht werden [192r] heist ihr soviel als Got angenem sein. Und unter dem titel von unterschied der speis sagt sie: Derhalben hat s. Paulus hefftig wider das gesetz Mosi und menschliche traditiones gefochten, das wir lernen sollen, das wir fur Got nicht frumb werden aus unsern wergken, sondern allein durch den glauben an Christum, das uns Got umb Christus willen, ohn unser vordienst, sund vorgeben und gerecht schetze etc. Under dem titel was der In der apologi stehet also geschrieben: Dan der glaub nicht darumb fur Got glaub sey frumb und gerecht macht, das er an ihm selbst unser wergk und unser ist, sondern allein darumb, das er die vorheissene, angebotene gnad ohn vordinst aus reichem schatz geschenkt nimbt. Under dem titel, das wir Item, sagt sie ferner: Vorgebung der sunden erlangen und haben, dasvorgebung der sunde allein selbig heist vor Got gerecht und fromb werden, wie der 32. Psalm sagt: durch den glauben an Christum 42 erlangen „Wol dem, dem die ubertretung vorgeben ist.“ Vom ambt und wergk In den schmalkaldischen articuln stehet also geschrieben: Sie sind alzu[192v]Christi mal sunder und werden ohn vordinst gerecht aus seiner gnade durch die erlösung Jhesu Christi in seinem blut, Ro. 3.43 Dieweil nun solches muß geglaubt werden und sonst mit keinem wergk gesetz noch vordienst mag erlangt oder gefast werden, so ist es clar und gewiß, das allein solcher glaub uns gerecht macht, wie, Ro. 3, s. Paulus spricht: „Wir halten, das der mensch gerecht werde ohn werck des gesetzes durch den glauben.“44 Item: „Auff das er allein gerecht sey und gerecht mache, den der do ist des glaubens an Jhesum.“45 Von diesem articul kan man nichs weichen, es fall himel und erde oder was nicht bleiben wil etc.
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Ps 32 (Vg 31),1 | 43 Vgl. Röm 3,3f. | 44 Röm 3,28 | 45 Röm 3,26
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Item, hernach under dem titel wie man fur Got gerecht wird, stehet also geschrieben: Was wir davon bisher und stetigklich gelehrt haben, das wissen wir gar nicht zuenderen, nemblich das wir durch den glauben (wie s. Petrus sagt) ein ander, weit, rein hertz kriegen46 undt Got umb Christi willen, unsers mitlers, uns fur gantz gerecht und heilig halten wil und helt, ob wol die sundt im [193r] fleisch nicht gar wergk oder tod ist, so wil er sie doch nicht rechen noch wissen. Der groß catechismus Lutheri sagt von unser rechtfertigung und seelikeit also: Wan man nun fragt: Was glaubstu im andern articul von Jhesu Christo? Antwort auffs kurtzte: Ich glaub, das Jhesus Christus, warhafftiger Gottes son, sey mein Her worden. Was ist nun das, ein Her werden? Das ists, das er mich erlöst hat von sund, vom teuffel, vom tod und allem unglugk. Undt bald darnach: Dan da wir geschaffen wahren und allerley guts von Got dem vater entpfangen hatten, kam der teuffel und bracht uns in ungehorsam, sund, tod und alles unglugk, das wir in seinem zorn und ungnad lagen, zu ewiger vordamnuß vorurteilt, wie wir vorwirgkt und vordient hatten. Do war kein rat, hilff noch trost, biß das sich diser einige und ewige Gottes sohn unsers jamers und elends aus grundtloser guethe erbarmet und von himel kam, uns zu helffen. Also seind nun jhene tyrannen und stogkmeister alle vortrieben und ist an ihre stat getreten Jhesus Christus, ein Her [193v] des lebens, gerechtikeit, alles guts und seelikeit und hat uns arme vorlorne menschen aus der hellen rachen gerissen, gewonnen, frey gemacht und widerbracht in des vaters huld und gnadt. Und bald darnach: Das sey nun die summa dises articuls, das das wörtlein Herr auffs einfeltigst so viel heisse als ein erlöser, das ist, der uns vom teufel zu Got, vom tod zum leben, von sund zur gerechtikeit gebracht hat und dabey erheltt. Die stugk aber, so nacheinander in diesem articul folgen, thuen nichs anderß, den das sie solche erlösung vorcleren und ausdrugken wie und wohe durch sie geschehen sey, das ist, was ihn gestanden und was er dran gewendt und gewaget hat, das er uns gewonne und zu seiner herschafft brechte, nemblich das er mensch worden von dem heilgen Geist und der jungfrauen, ohn alle sundt entpfangen und geboren, auff das er der sunden her were, darzu gelitten, gestorben und begraben, das er fur mich gnug thete und bezalete, was ich vorschult habe, nicht mit silber noch golt, sondern mit seinem eigenen und teuren blut etc. [194r] Und bald hernach: Auch stehet das gantz evangelium, so wir predigen, darauff, das man diesen articul wol fasse, als an deme all unser heil und selikeit ligt etc. Diese zeugnus alzumal weisen uns nicht zu der wesentlichen, einwonenden gerechtikeit Gottes, sondern auff den vordinst unsers Hern Christi, mit wel-
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Vgl. Act 15,9.
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To. wit. ger. 1 fol. 1
Ibid. fol. 78
To. wit. 4 germ. fol. etc.
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chem er uns vorgebung der sunden vordient, das wir also durch den glauben an unsern mitler Christum gerecht und selig werden. Im kleinen catechismo Lutheri stehet also geschrieben: Ich glaub, das Jhesus Christus, warhafftiger Got, vom vater in ewigkeit geboren, und auch warhafftiger mensch, von der jungkfrauen Maria geboren, sey mein Her, der mich vorlornen und vordambten menschen erlöst hat, erworben, gewonnen und von allen sunden, vom tod und von der gewalt des teuffels nicht mit golt oder silber, sondern mit seinem teuren blutt und mit seinem unschuldigen leiden und sterben, auff das ich sein eigen sey und in seinem reich unter ihm lebe etc. Dieser cathechismus furt uns auch [194v] nicht auff die einwonende, wesentliche gerechtikeit Gottes, sondern weiset uns zu dem vordinst unsers heilands Jhesu Christi, durch welches wir zu gnaden komen, vorgebung der sunden durch den glauben entpfahen und die seelikeit erlangen. Diese lehre hat d. Luther seliger in seinen andern schrifften auch vleissig getrieben. In seinem herlichen commentario uber die epistel Pauli zun Galatern sagt er also: Diese gerechtikeit aber des glaubens ist gar viel besser und köstlicher, dan die andern alle sambt, nemblich als die uns ohne unsere vordienst allein umb Christus willen von Got zugerechnet wird und kombt weder aus weltrechten, noch ceremonien, noch aus Gottes selbst gesetz etc. Hie aber ist dieses die haubtsache darmit man zu thuen hat, das man fragt nicht, ob man auch guthe wergk thuen und lieben soll, sondern wohe durch man doch gerecht für Gott und seelig werden möge. Und da antworten wir mit s. Paulo also, das wir allein durch den glauben an Christum gerecht werden und nicht durch des gesetzes wergk oder durch die liebe. [195r] Und uber das 16. cap. Joannis sagt er also: So das war ist, wo bleibt dan gerechtikeit? Oder wie sol man dazu komen? Antwortet alhie Christus: Das ist gerechtikeit, das ich zum vater gehe etc.47 Da mustu sie suchen und finden, nicht bey dir noch auff erden bey menschen, sie seyen wer und wie sie wollen. Dan die christen sollen kein ander gerechtikeit wissen, darmit sie for Got bestehen und gerecht gesprochen werden, vorgebung der sunden und ewigs leben erlangen, dan disen gang Christi zum vater, welcher ist nichts anders (wie offt gesagt), dan das er unser sundt auff sein hals genomen und sich umb derselben willen lassen am creutz tödten, begraben und in die hel gefharen, aber nicht under der sundt noch tod und hel blieben, sondern hindurch gangen durch sein auferstehung und himelfart und nun gewaltiklich herschet zur rechten hand des vaters uber alle creaturen etc. Hie weiset uns Lutherus im handel von der rechtfertigung nicht auff die wesentliche, einwonende gerechtikeit, sondern auff den vordienst Christi, durch welchen wir haben vorgebung der sunde und ewigs leben.
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Vgl. Joh 16,10.
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Von der Gerechtigkeit des Glaubens vor Gott
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[195v] Und in seinem schönen commentario uber Genesis cap. 15 sagt er also: Ir sollett Paulum lesen und ihn gar vleissig lesen, so werdet ihr sehen, das er aus disem spruch auffbauet den vornembsten articul unsers christlichen glaubens, welchen die welt und der teuffel nicht leiden kan. Nemblich das allein der glaub gerecht mache, undt das diß der glaub sey, nemblich den götlichen vorheissungen beifallen und darfur halten, das sie war seyen. Und bald darnach: Dise meinung hat der Heilig Geist wollen eigentlich an diesem orth ausdrugklich und clar setzen, das die gerechtikeit nichs anders sey, dan den vorheissungen Gottes glauben. Und bald darnach: Wie hat nun Abraham die gerechtikeit erlangt? Allein also das Got redet und Abraham glaubt Got, dem Hern, der mit ihm redet. Hirzu kömbt der H. Geist als ein glaubwurdiger zeug und sagt, das diß glauben oder diser glauben sey die gerechtikeit oder werde von Got zugerechnet zur gerechtikeit und werd fur gerechtikeit gehalten etc. Bishieher Lutherus, welcher eben mit Paulo stimbt, das der glaub uns zur gerechtikeit gerechnet werde, dan er ergreifft Gottes huldt und gnad, welche uns durch Christum erworben ist etc. [196r] Derwegen sol diser irtumb vorworffen werden, das unser gerechtikeit fur Got, dadurch wir gerecht und seelig werden, sey die wesentliche gerechtikeit Gottes in uns wonend, oder das uns die inwonende gerechtikeit (welche die gotliche natur in Christo selbst sey) zugerechnet und wir umb derselbigen willen fur Got fromb undt gerecht seyen, als welche yrrige meinung der heiligen, gotlichen schrifft, den symbolis, der augspurgischen confession, derselben apologi, den schmalkaldischen articuln, den grossen und kleinen catechismo Lutheri auch andern vornemen schrifften dises hocherleuchten mans gentzlich zuwieder etc. Dakegen aber ist diß die rein und heilsam lehr von der rechtfertigung des armen sunders vor Got, das wir allesambt vor Got sunder seyen, der Her Christus aber sich uber uns erbarmbt, das gesetz fur uns gehalten und erfult, auch fur uns gelitten und am creutz gestorben und hab uns mit seinem blut vordient vorgebung der sunden und ewigs leben, und wan wirs von hertzen glauben und also auff unsern mitlern und erlösern Christum von hertzen vortrauen, so werden wir [196v] von Got for frumb und gerecht gehalten umb des vordinsts Christi willen, welcher uns zugerechnet wirt durch den glauben, also das wir haben auß lauter gnad vorgebung der sunde und ewigs leben. So viel aber die gerechtikeit der wergk anlangt und ob die werk auch in articulum iustificationis gehoren, wurd dasselbig drunden an seinem ort auch gehandelt werden. Wollen itzt zu einer andern controversien schreiten. [197r] Vom gesetz und evangelio
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Vom evangelio, was es sey, lehrtt die augspurgische confessio im volgenden 5. articul: Solchen glauben zu erlangen, hat Got das predig ambt eingesetzt, evangelium und sacramenta geben, dadurch als durch mittel der H. Geist wirkt und die hertzen tröstet undt glauben gibt, wohe undt wenn er wil, in © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
Art. 5
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denen, so das evangelium horen, welches lehret, das wir durch Christus vordinst ein gnedigen Got haben, so wir solchs glauben. Und werden vordampt die widerteuffer und andere, so do lehren, das wir ohne das leibliche wort des evangelii den H. Geist durch eigene bereitung und wegk vordienen. Bishero die confessio. Bey diesem articul ist zwischen etlichen theologis augspurgischer confession ein strit entstanden. Dan der ein teil hat gestritten, das evangelium, eigentlich davon zu reden, sey nicht allein ein predig von der gnad und barmhertzikeit Gottes, uns in Christo er[197v]zeigt, sonder sey auch ein buspredig, durch welche die gröste sundt, nemblich der unglaub, gestrafft und vordambt werde. Dagegen hat der ander teil gelehrt, ob wol das wort „evangelium“ unterweilen fur die gantz christlich lehr genomen undt also auch das gesetz darunter begrieffen, yedoch wan man eigentlich darvon reden wolle, was das evangelium sei, so sol dasselbig nicht fur ein gesetz oder bußpredig gehalten werden, sondern es sey eigentlich ein predig von der gnad und barmhertzikeit Gottes, das er uns umb Christi willen wolle alle unsere sundt (es sey gleich vorgehender unglaub oder kleingleubikeit oder ander sundt) vorzeihen und uns aus gnaden ewig seelig machen. Die erst meinung ist irrig und h. götlicher schrifft zuwider, welche zwischen dem gesetz, das die sund straffet, und zwischen dem evangelio, welchs gnad predigt, ghar vleissig unterscheidet. Also sagt Paulus: „Welcher auch uns tuchtig gemacht hat, zu fuhren das ambt des neuen testaments nicht des buchstabens, sondern des Geistes, den der buchstab todtet, aber der Geist macht lebendig“, 2. Cor. 3.48 [198r] Das gesetz nennet s. Paulus das ambt des buchstabens. Dakegen das evangelium (welchs fur nemblich zu predigen die apostel beruffen waren) nennet er das ambt des geistes, darumb das dadurch der H. Geist gegeben wurd, wen mans mit glauben annimbt und schreibet dem evangelio zu, das es lebendig mache, dem gesetz aber, das es tödte. Die sunde aber anklagen und straffen gehört zum ambt des buchstabens, der da tödtet, nemblich zum gesetz und nicht zum evangelio, welches die sunder nicht anklaget, sondern absolvirt und von sunden ledig spricht und lebendig macht und ein „krafft Gottes ist, selig zumachen alle, die dran glauben“, Ro. 149. Also spricht Christus im propheten: „Der Geist des Herrn ist uber mir, darumb hat mich der Her gesalbet. Er hat mich gesandt den elenden zu predigen, die zurbrochen hertzen zuvor binden, zu predigen den gefangnen, ein erledigung den gebundenen, ein öffnung zu predigen, ein gnedigs jhar des Herren und ein tag der rach unsers Gottes (diese rach gehet nicht wider die arme sunder, [198v] sonder wider unsere feind den teuffel, todt und hel), zu trösten alle traurige, zu schaffen den traurigen zu zion, das ihnen schmuck 48
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fur aschen und freudenoele fur traurikeit und schöne kleider für ein betruebten geist gegeben werde“, Esa. 61.50 Diese wort zeigen ahn, das des evangelii eigentliche art sey nicht anklagen, straffen und engstigen, sondern absolviren, erquiken und trösten. Also sagt auch Joannes: „Das gesetz ist durch Mosen gegeben, die gnad und warheitl ist durch Jhesum Christum worden“, Jo. 1.51 Gnad und warheit nent er die vetterliche liebe und treue Gottes und gibt dem Mosi das gesetz, welches Gottes ungnad undt zorn vorkundigt, dem Hern Christo aber das evangelium, welches uns Gottes huldt und gnad vorhelt. Von der predig des evangelii weissagt der prophet Nahum also: „Sihe auff den bergen komen füs eines guthen boten, der da friede prediget.“52 Diesen spruch zeucht s. Paulus ahn zun Römern und erzelt ihn also: „Wie lieblich sind die fueß deren, die den fried vorkundigen, die das gut vorkundigen“, Ro. 10.53 So ist nun die predig des evangeliums ein predig [199r] des friedens und alles guthen und nicht des unfriedes und anklagens. Derhalben die erst meinung, das nemblich die predig des evangeliums, eigentlich davon zu reden, sey ein predig der buß, widerstrebt der heiligen, götlichen schrifft und vordungkelt den underschied des gesetzes und evangelii und nimbt den angefochtenen betrubten gewissen den trost, den sie am evangelio Christi haben sollen. In den dreyen hiervor offtermals angezogenen symbolis werden die woltaten Christi, durch welche wir Gottes huldt und gnad erlangen, erzelet und uberal nichs vom gesetz darunder vormischet, darmit auch angezeigt wird, das man das gesetz und das evangelium von den wolthaten Christi nicht sol untereynander mengen. Bede lehre mussen zwar in der kirchen Gottes doch ein yede an ihrem ort getrieben werden, also das durch das gesetz die sund geoffenbart, gestrafft und die sunder geschrekt, durch das evangelium aber die gnad Gottes vorkundigt, angebotten die arme sunder getröst werden. Dieser unterschied und eigentliche art des evangelii ist lauter gnug angezeigt in der augsburgische confession in oberzelten [199v] worten, do gesagt wirdt, das das evangelium darumb gegeben sey, den glauben dadurch zuerlangen und die hertzen zutroesten. Item, das evangelium lehr uns, das wir durch Christus vordinst ein gnedigen Got haben. Sundt straffen aber tröstet ja nicht undt gibt nicht den glauben und vortrauen auff Christum, lehrt auch nicht von der gnad, sonder vom zorn Gottes, darumb ist sund straffen nicht ein wergk oder ambt des evangelii. Die apologi unterscheidet vleissig zwischen dem gesetz und evangelio und sagt also, die gantze schrifft, bede altes und neuesm testaments, wurd in die zwey stugk geteilet und lehret dise zwey stugk, nemblich gesetz und gotliche vorheissungen, dan an etlichen örten helt sie uns fur das gesetz, an etlichen l 50
cj.: warh[...] | m cj.: neu[…] Jes 61,1–3 | 51 Joh 1,17 | 52 Nah 2,1 | 53 Röm 10,15
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Im art. wie man vor Got gerecht werd, to. 6 ger. fol. 387
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orten beut sie gnad ahn durch die herliche vorheissung von Christo. Als wan im alten testament die schrifft vorheist den zukunfftigen Christum und beut ewigen segen, benedeyung, ewigs heil, gerechtikeit und ewigs leben durch ihn ahn. Oder im neuen testament, wan Christus, seidhero er komen ist, auff erden im evangelio vorheist vorgebung der sunden, ewige gerechtikeit, ewigs leben. Und hernach sagt sie: Dan das gesetz fordert von uns unser wergk und wil [200r] haben, das wir inwendig im hertzen gotsforchtig und gantz recht schaffen sein. Aber die gotlich zusag die beut uns ahn als den jenigen, so von der sund und tod uberweldigt sein hilff, gnad und vorsoenung umb Christi willen. Was konte doch lauteres gesagt werden vom underscheid des gesetzes und evangelii, dan das das gesetz unsere wergk, nemblich auch die ynnerliche wergk (als da sind Got furchten, an Got glauben), fordere, das evangelium aber biete uns gnad und vorgebung der sunden ahn? Die schmalkaldischen articul unterscheiden auch vleissig zwischen dem gesetz und evangelio und geben einem yeden sein ambt, nemblich also: Wo aber das gesetz solch sein ambt allein treibt ohn zuthuen des evangelii, da ist der tod und die hel und muß der mensch vorzweiffeln wie Saul und Judas, wie s. Paulus sagt: „Das gesetz toedtet durch die sunde.“54 Widerumb gibt das evangelium nicht einerley weiß trost und vorgebung, sondern durchs wort sacra[200v]ment und dergleichen, wie wir horen werden, auff das die erlösung ja reichlich sey bey Got, wie der 130. Psalm sagt,55 wider die grosse gefenknis der sunden etc. Und hernach under dem titel vom evangelio: Wir wollen nun wider zum evangelio komen, welchs gibt nicht einerley weiß, rat und hilff wider die sund, dan Got ist uberschwengklich reich in seiner gnade, erstlich durchs mundtlich wort darinne gepredigt wird vorgebung der sunden in aller welt, welches ist das eigentlich ambt des evangelii etc. Hyraus ist ja lauter zu sehen, das auch die schmalkaldischen articul dem evangelio diese eigenschafft geben, das es nicht ein gesetz oder straff predig, sondern ein trost predig von vorgebung der sunden sey. Im grossen catechismo Lutheri stehet also geschrieben: Auß dem sihestu nu, das der glaub gar viel ein ander lehr ist, dan die zehen gebot, dan jene lehrt wol was wir thuen sollen, diese aber sagt, was uns Got thue und gebe etc. Mit diesen wenig worten ist sehr klar der underschiet des [201r] gesetzes und evangelii vormeldet, nemlich das es nicht des evangelii, sonder des gesetzs ambt sey, lehren was wir thuen sollen. Im cleinen catechismo Lutheri werden die woltaten Christi, so uns im heiligen evangelio furgetragen und angebotten, vleissig und lauter ercleret in den articuln des christlichen glaubens, wie wir aber Got lieben, furchten und ihm 54
Röm 7,10; II Kor 3,6 | 55 Vgl. Ps 130 (Vg 129),7.
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uber alle ding vortrauen sollen, das wird in der auslegung des ersten gebots gesetzt mit diesen worten: Wir sollen Got uber alle ding furchten, lieben und ihm vortrauen etc. Wie nun diß gebot das vortrauen und glauben fordert, also strafft und vordambt es auch das misvortrauen und unglauben und ist solches diß gebots eigen wergk. Auch ist im demselbigen kostlichen, kleinen und heilsamen büchlein durchaus vleissig vorkommen, das nichs vom gesetz under das evangelium noch etwas vom evangelio under das gesetz vormischet worden. So hat auch d. Luther, seliger und heiliger gedechtnuß, in andern seinen schrifften gar vleissig ob dem underscheid dieser beder lehr gehalten. Sonderlich aber zeigt [201v] er in der vorred uber das neu testament lauter ahn, was eigentlich das evangelium fur ein lehre sey und spricht also: Dan evangelium ist ein gregkisch wort und heist auff deutsch guthe botschafft, guthe meer, guthe neue zeitung, gut gschrey davon man singet, sagt und frolich ist, als dohe David den grossen Goliath uberwand, kam ein gut geschrey und tröstliche neue zeitung under das judisch volk, das ihr greulicher feind erschlagen und sie erlöset zu freud und friedt gestelt wehren, davon sie sungen und sprungen und frölich waren. Also ist das evangelium Gottes und neu testament ein guete meer und geschrey in alle welt erschollen durch die apostel von einem rechten David, der mit der sundt, todt und teuffel gestritten und uberwunden habe und damit alle, die so in sunden gefangen, mit dem tod geplagt, vom teufel uberweltigt gewesen ohne ihr vordinst erlöset, gerecht, lebendig und selig gemacht hat und damit zu fried gestelt und Got wider heimbracht, davon sie singen, dangken, gotloben und frölich sind ewigklich, so sie das anderst fest glauben und im glauben bestendig bleiben. Und hernach: So ist nun das evangelium nichs anders den ein predig von [202r] Christo, Gottes und Davids sohn, warem Got und menschen, der fur uns mit seinem sterben und aufferstehen aller menschen sund, tod und hel uberwunden hat, die an ihn glauben. Und bald hernach spricht er, das man allenhalben sihet wie das evangelium nicht ein gesetz buch ist, sonder eigentlich ein predig von den woltaten, Christi uns erzeigt und zu eigen gegeben, so wir glauben. Moses aber in seinen buechern treibt, dringet, dreuet, schlecht und straffet greulich, den er ist ein gesetz schreiber und treiber. Bishieher Lutherus, welcher ja auch aus dem evangelio kein straffpredig, sondern ein freudenreiche, liebliche trostpredig machet. Derwegen sol die mainung, das das evangelium, eigentlich zu reden, ein buspredig sey, vorworffen werden, als welche der heiligen, götlichen schrifft, den h. symbolis, der christlichen augsburgischen confession, der selben apologi, den schmalkaldischen articuln, dem grossen und kleinen catechismo Lutheri, auch andern vornemmbden schrifften dieses teuren, hocherleuchten mannes zu wieder.
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In der vorred uber das neu testament
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[202v] Darkegen ist dises hiervon die rechte und reine lehre, das das h. evangelion eigentlich sey ein trostpredig, darinnen nicht unsere wergk erfordert oder unser sundt gestrafft werden, sondern darin uns Christi wergk, die er zu unserer erlösung gethan, fur gehalten und uns die liebe Gottes kegen den armen, vorlornen sundern gepreiset wurd, das wir durch solche lehr des evangelii sollen in unserem gewissen getröst, an den Hern Christum als unsern einigen heiland glauben undt uns mit dem evangelio wider die anklag und fluch des gesetzs wehren und auffhalten und also aus gnaden selig werden. Und so viel sey von diesem streit gnug gesagt. Wir wollen zu erclerung anderer controversien oder spaltungen fortschreiten.
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[203r] Von gueten wercken Im 6. articul
Hyrvon redet die augspurgische confession im sechsten articul also: Auch wirdt gelert, das solcher glaub gute frucht und guthe wergk bringen sol, und das man musse guthe werk thun allerley, so Got gebothen hat, umb Gottes willen, doch nicht auff solche wergk zuvertrauen, das wir durch unser wergk Gottes gesetz gnug thuen oder von wegen unserer wergk gerecht geschetzt werden, dan wir entpfahen vorgebung der sunden und werden gerecht geschetzt durch den glauben umb Christus willen, wie Christus spricht: „So ihr alles gethan habt, solt ihr sprechen: Wir seind untuchtige knecht.“56 Also lehren auch die veter, den Ambrosius spricht: Also ists beschlossen bey Got, das, wer an Christum glaubt, selig sey und nicht durch wergk, sondern allein durch den glauben ohn vordinst vorgebung der sunden hab. Bishero die augspurgische confession. Bey diesem articul ist auch ein streit entstanden, ob gute wergk zur selikeit nötig sein oder nicht. Dan der eine teil hat geschrieben, gute wergk seyen zur seelikeit nötig, es sey [203v] niemand yemals ohn gute wergk selig worden, ja es sey unmuglich ohne gute wergk selig zu werden. Und ob wol das vortrauen nicht auff unsern vordinst oder guthe wergk zu setzen, yedoch mussen gute werck dasein zu der zeit, wen der mensch durch den glauben gerechtfertigt werde, weil ein glaub, der ohn wergk ist, ein todter glaub sey. Der ander teil hat gelehrt, ob wol gute wergk notwendig und der recht glaub gewislich gute frucht bring, jedoch sey es nicht recht gelehrt, wen man sage, guthe wergk sein nötig zur selikeit und man könne ohn guthe wergk nicht gerecht oder seelig werden, sondern man musste die guthe wergk im handel von des menschen rechtfertigung nicht mit einschliessen oder einmengen, domit unser glaub und seelikeit fest und gewiß bestehe allein auff der gnad Gottes und gar nicht auff unserm thuen oder lassen. Die erst meinung, das gute wergk zur seeligkeit notwendig seyen, ist der heiligen, götlichen schrifft zuwider wie aus nachfolgenden spruchen zusehen. 56
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Dan selig sein und gerecht sein ist dem heiligen apostel Paulo ein ding, als do er [204r] wil beweisen, das der mensch ohne zuthuung der wergk gerecht werde, daß ist vorgebung der sunde erlange, zeucht er zur beweisung ahn den spruch Davids: „Seelig sind die, welchen yhre ungerechtikeit vorgeben sind“ etc.57 Und braucht Paulus die wörtlein selikeit und gerechtikeit im handel der rechtfertigung ye eins furs ander ohne unterschied, wie aus dem 4. cap. zun Römern lauter zusehen.58 Desgleichen auch zun Ephesern heist ihme selig sein nichs andreß, dan gerecht sein, dohe er spricht: „Aus gnaden seit ihr seelig worden und dasselb nicht aus euch“ etc., Eph. 259. Und ist nicht wunder, dan wer gerecht ist, der ist auch seelig, gleichwol noch in der hoffnung und wan der mensch im selben augenblick, dahe er den glauben an Christum bekomen, sterbe, so werde er gewislich ewig seelig und wer seelig ist, der muß ja gerecht sein fur Got. Wan man nun sagt, die gute wergk sind nötig zur seelikeit, ists im grund so viel gesagt, als die guthe werck seind notwendig zur gerechtikeit vor Goth und es ist niemandt yemals ohn gute wergk gerecht worden und es ist unmuglich ohne guthe wergk gerecht zu werden und wan nicht gute wergk da sind, so kan der mensch nicht [204v] gerecht werden. Diese reden alle seindt der heiligen schrifft entkegen, welche im handel der rechtfertigung unsere guthe werck aller dings ausschleust und von denselbigen nichts wissen will. S. Paulus sagt: „Die mit des gesetzes wercken umbgehen (nemblich im handel der rechtfertigung), die sind under dem fluch, dan es stehet geschrieben: ,Vorflucht sey yderman, der nicht bleibt in alle dem, das geschrieben stehet im buch des gesetzes, das ers thue‘ “, Gal. 3.60 Darumb, wer mit wergken umbgehet (wan man darvon handelt, wie man gerecht und seelig werde), der felt wider unter das gesetz, das macht ihn aber nicht gerecht, sondern vorflucht ihn. Daher auch Paulus sagt: „Ihr habt Christum vorlohren, die ihr durchs gesetz gerecht werden wolt und seid von der gnad gefallen“, Gal. 5.61 Dan unser gerechtikeit und selikeit lasset sich nicht halbieren, das zu derselbigen eins teils die wergk und vordienst Christi eins teils aber unsere wergk nötig weren. Thuens die werck Christi gar und alles, so sind unsere wergk nicht nötig, seind aber unsere wergk nötig zur selikeit, so sein die [205r] werck Christi zu unser gerechtikeit undt selikeit zu geringe. So spricht auch s. Paulus: „So halten wir es nun, das der mensch gerecht werde ohne des gesetzes werck allein durch den glauben“ etc.62 Das ist eigentlich so viel gesagt, wir schliessen entlich, das der mensch selig werde ohne seine wergk, dan ob wol gewiß, das die gerechtfertigte menschen hernach guthe wergk sollen thuen, so gehöret doch dieselbig frag nicht in den handel, wen man fragt, wie man fur Got gerecht und selig werde.
57 Ps 32 (Vg 31),1 | 58 Vgl. Röm 4,6–8. | 59 Eph 2,8 | 60 Gal 3,10; Dtn 27,26 | 61 Gal 5,4 | 62 Röm 3,28
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Weiter spricht s. Paulus: „Nach welcher weiß auch David sagt, das die seelikeit sey allein des menschen, welchem Got zurechnet die gerechtikeit ohn zuthuen der werck“, Ro. 3,63 do im griechischen stehet χωρὶς ἔργων, welches eigentlich heist ohn wergk, sine operibus, also das Paulus schlecht und rundt die wergk von unserer selikeit ausschleust. Also saget er auch zun Ephesern: „Auß gnaden seit ihr seelig worden durch den glauben und dasselbig nicht aus euch. Gottes gabe ist es, nicht aus den wergken, auff das sich nicht yemands ruhme“, Eph. 2.64 [205v] Wan aber auch unsere wergk nötig weren zur seelikeit, so wer unser selikeit nicht lauter gnad und gab Gottes und wir konten uns ruhmen, das wir dannoch auch etwas darzu gethan, ohn welchs unser seelikeit nicht were volkomen gewesen, welchs schlechts wider Paulum ist, der do sagt: „Ists aber aus gnaden, so ists nicht aus vordinst der werck, sonst wurde gnad nicht gnad sein. Ists aber aus vordinst der wergk, so ist die gnad nichs, sonst were vordienst nicht vordienst.“65 Wollen wir auch unserer seelikeit gewiss sein, so mussen wir die wergk davon auschliessen. Dan s. Paulus spricht: „Derhalben mus die gerechtikeit durch den glauben komen, auff das sie sey aus gnade und die vorheissung fest bleib allem samen“, Ro. 4.66 Wan nun unsere wergk nötig wehren zur seelikeit oder gerechtikeit (dan es gilt gleich), so wehren wir unserer seelikeit nymmer mehr gewiß, dan wir musten zweiffeln, ob unserer wergk genug undt ob sie auch gut gnug wehren und wirdt uns also die vorheissung nicht fest bleiben. Zu dem spricht Christus: „Ein fauler [206r] baum kan nicht gute frucht bringen.“67 Sol nun der mensch gute wergk thuen, so muß er zuvor durch den glauben gerechtfertiget und also auch (fur Got in der hoffnung) selig sein, darumb folgen die gute wergk allererst, wan man schon gerecht und seelig ist und kan, ja es muß der mensch gerecht und fur Got seelig sein, ehe dan sich gute wergk erzeigen. Derowegen befindt sich, das dieses ein irtumb und heiliger, gotlicher schrifft zu wieder, wen man vorgibt, guthe werck seyen zur selikeit notwendig; es sey niemand yemals ohne guthe werck selig worden, item, es sey unmuglich ohne gute wergk seelig werden, item, es mussen gute wergk in der rechtfertigung des menschen da sein. Die drey symbola, das apostolisch, nicaenisch und Athanasii, da sie von unserer seelikeit handeln, wie sie uns Christus erworben, weisen sie uns nicht auff unsere wergk, sondern auff das leiden, sterben und aufferstehen Christi, derowegen darauß offenbar, das die reine, christliche kirche ye und alwege unsere wergke im handel unserer [206v] gerechtikeit und selikeit nicht mit ein gemengt, sondern sich an den wergken Christi begnugen lassen. Die augspurgische confession sagt gleichwol (wie recht ist und wir auch lehren), das der glaub guthe fruchte und gute wergk bringen soll. Sie schleust 63
Röm 4,6; vgl. Ps 32 (Vg 31),1. | 64 Eph 2,8f | 65 Röm 11,6 | 66 Röm 4,16 | 67 Mt 7,18; Lk 6,43
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aber hernach mit Ambrosio und spricht: Also ists beschlossen bey Got, das, wer an Christum glaubt, selig sey und nicht durch wergk, sondern allein durch den glauben ohne vordinst vorgebung der sunden habe etc. Und da im deutzschen stehet: Nicht durch wergk, do stehet im lateynischen exemplar und im Ambrosio: Sine opere, das ist ohn wergk. Also das die confession lauter sagt: Wir werden selig ohn wergk, so mussen ja die werck nicht nötig sein zur selikeit. Die apologi lehrt hirvon also: So sagt nun Paulus, der sey selig, welchem die gerechtikeit wird zugerechnet durch den glauben an Christum68, ob er gleich kein gut werck gethan hat. Das ist der recht, bestendig trost, welcher in anfechtung bestehet, darmit die hertzen und gewissen können gestergkt und getrost werden, nemblich [207r] das umb Christi willen durch den glauben uns vorgebung der sundt, gerechtikeit undt ewigs leben gegeben wurd etc. Hie schleust die apologi unsere wergk von der gerechtikeit und selikeit als unnötig auch auß, darmit unser trost fest allein auff den wergken unsers heilands Christi bestehen. In den schmalkaldischen articuln wird hirvon also gelesen: Wie droben auch zum teil angezogen, was wir darvon bisher und stetiklich gelert haben, das wissen wir gar nicht zu endern, nemblich das wir durch den glauben, wie s. Petrus sagt, ein ander, neu, rein hertz kriegen69 und Got umb Christi willen, unsers mittlers, uns fur gantz gerecht und heilig halten wil und helt, ob wol die sund im fleisch nicht gar wegk oder tod ist, so wil er sie doch nicht rechen noch wissen und auff solchen glauben, vorneuerung und vorgebung der sunden folgen dan gute werck etc. Diese articul sagen lauter, das auff den glauben und nach dem man durch den H. Geist vorneuert und albereit vorgebung der sunden [207v] hat, so folgen dan die guthen werck, nemblich wen der mensch schon gerecht und seelig ist. Darumb seind die guthen werk nicht nötig zur selikeit, sie folgen aber, wen man allein durch den glauben albereit ist gerecht und selig worden. Der groß catechismus Lutheri sagt also: Er hat uns arme, vorlorne menschen aus der hellen rach geriessen, gewonnen, frey gemacht und widerbracht in des vaters huld und gnad und als sein eigentumb unter sein schutz und schirm genomen, das er uns regiere durch sein gerechtikeit, weisheit, gewalt, leben und selikeit etc. Hie gehet unser erlosung, durch Christum beschehen, vorher, darauff folget, das er uns durch sein H. Geist regiere undt guthe wergk in uns wirke etc. Ihm kleinen catechismo Lutheri stehet geschrieben (wie droben zum teil auch angezogen): Ich glaub, das Jhesus Christus, warhafftiger Got vom vater in ewikeit geboren und auch warhafftiger mensch, von der jungfrauen Marien geboren, sey mein Her, der mich vorlornen und vordambten menschen erlöset [208r] hat, erworben, gewonnen und von allen sunden, vom tod und 68
Vgl. Röm 4,6. | 69 Vgl. Act 15,9.
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In widerlegung der widersacher argumenten
Wie man fur Got gerecht werd
Im andern articul des glaubens
Im andern articul des glaubens
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To. wit. ger. 1 fol. 16
Ibid. fol. 10
Ibid. fol. 18
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von der gewalt des teuffels nicht mit golt oder silber, sondern mit seinem teuren blut und mit seinem unschuldigen leiden und sterben, auff das ich sein eigen sey und in seinem reich unter ihm lebe und ihm diene in ewiger gerechtikeit, unschult und seelikeit etc. Dieser catechismus erzelet erstlich die wergk Christi, die zu unserer selikeit notwendig waren und mischet gar nichts von unsern werken drunder. Darnach erzelt er warumb Christus solche wergk gethan, nemblich das wir sein eigen sein und ihme vorauß dienen sollen, und mussen wir also zuvor erlöset, gerecht und seelig sein, darnach volget aller erst unser dangkbarkeit, das wir ihme mit guten werken dienen. Es hat auch Lutherus seliger undt heiliger gedechtnus in andern seinen schrifften unsere wergk von der rechtfertigung und unserer seelikeit vleissig unterscheiden, ja vleissig ausgeschlossen. In dem herlichen commentario uber die epistel zun Galatern sagt er also: Wan [208v] wir aber den glauben an Christum also gelernt haben, als dan lehren wir auch von guten wergken, nemblich, also weil du Christum durch den glauben ergrieffen und erlangt hast, durch welchen du gerecht bist, so gehe nun hin und lieb auch widerumb Got und deinen nehisten, ruffe Got ahn, dangk, lobe, preise und bekenn ihn, thue wol und diene deinen nehisten, thu was dir in deinem stand oder ambt bevholen ist etc., welchs dan die rechtschaffene gute wergk seind, so do fliessen aus dem glauben und lust des hertzens, nachdem man die vorgebung der sunde aus gnaden durch Christum erlangt hatt etc. Und zuvor sagt er: Also thuen auch s. Petrus, Paulus und alle christen des gesetzes werck, wan sie durch den glauben gerecht worden sind und werden gleichwol umb solcher wergk willen nicht gerecht geschetzt. Sehr gewaltig aber redet er hirvon in folgenden worten: Wir gebens wol zu, das man von der liebe und guthen werken auch lehren sol, doch also das es geschehe wan und wohe es vonnöten ist, [209r] als nemblich wan man ausserhalb diser sachen von der rechtfertigung von wergk sunst zu thuen hat, hie aber ist dises die hauptsach darmit man zuthuen hat, das man fraget nicht, ob man auch gute wergk thuen und lieben sol, sondern wodurch man doch gerecht fur Got und selig werden möge, und do antworten wir mit s. Paulo also, das wir allein durch den glauben an Christum gerecht werden und nicht durch des gesetzes wergk70 oder durch die liebe. Nicht also das wir hirmit die wergk und liebe gar vorwerffen, wie die widersacher uns mit unwarheit lestern und schult geben, sonder auff das wir uns allein von der haubtsachen, domit man hie zuthuen hat, nicht auff ein andern fremden handel, der in diese sache gar nichs gehort, abfuren lassen, wie es der sathan gern haben wolt, derhalben, alle die weil und so lang wir in diesem articul von der rechtfertigung zuthuen haben, vorwerffen und vordammen wir die werk, sintemal es umb diesen articul also gethan ist, das er keinerlei disputa70
Vgl. Röm 3,28.
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tion oder handlung von den wercken nicht [209v] leiden kan, darumb schneiden wir in dieser sach alle gesetz und gesetzes werk kurz ab. Bishieher Lutherus. Also ercleret sich Lutherus seliger rund und lauter, wan man davon handle, wie man gerecht und selig werde, so mussen die wergk vorworffen und vordambt und von diesem handel abgeschnitten werden. Derwegen befindt sich, das es unrecht gelert ist, wen man sagt, gute wergk seind zur selikeit nötig, niemandt ist yemals ohne gute wergk selig worden, es ist unmuglich, ohn guthe wergk selig werden, item, es mussen gute werck vorhanden sein, wan der mensch gerechtfertiget wird. Dan solche lere ist der h., gotlichen schrifft, den christlichen dreyen symbolis, der christlichen augspurgischen confession, derselben apologi, den schmalkaldischen articuln, dem grossen und cleinen catechismo Lutheri, auch andern herlichen schrifften dieses teuren mannes zu wieder etc. [210r] Dagegen ist diß die recht und rein lehre von disem handel, das zu des menschen gerechtikeit und selikeit nicht unsere wergk, sondern allein das leiden und die wergk unsers erlösers Christi notwendig seyen, welche uns durch den glauben zugerechnet werden, als hetten wir sie selbst gethan, welche auch zu unserer seelikeit allein gnugsam sein. Wan wir aber gerecht und selig sind worden und itzt in der gnad Gottes und erben des ewigen lebens, so sollen wir guthe wergk thuen, unsern glauben damit zu beweisen und unsern Hern Got fur seine wolthaten dangkbarkeit zu erzeigen, als dan seyen solche wercke, die aus dem glauben von den gerechtfertigten und gotgefelligen menschen geschehen nicht schedlich, sondern Got gefellig, dem nehisten erbaulich und haben vorheissung dieses und des kunfftigen lebens, so dakegen den unbusfertigen und die sich des glaubens felschlich ruhmen und ein schein haben der gotselikeit aber ihr krafft vorlaugnen, ernstlich gesagt wird, das sie kein teil am reich Gottes haben, 1. Cor. 6 und Gal. 571, und s. Paulus auch die bekerten warnet und spricht: „Wohe ihr nach dem fleisch lebet, so werdet ihr sterben“, Ro. 8.72 [210v] Wie hinwiederumb Got, der Her, burgerliche tugent und was an ihm selbst erbar und recht gethan mit zeitlichen gaben in diesem leben (auch denen, so kein rechts erkentnuß Gottes gehabt) belohnet, dakegen aber der phariseer vormeinte gottesdinst und heuchlerische wergk, dardurch sie sich selbst gerechtfertigt, fur ein greuel rechnet, Luce 1673. Und s. Paulus von solchen werken schreibt: „Ich war nach der gerechtikeit im gesetz unstrefflich, aber was mir gewin war, das hab ich umb Christus willen fur schaden geachtet, dan ich acht es alles fur schaden kegen der uberschwengklichen erkantnus Christi Jhesu, meines Herren, umb welches willen ich alles habe fur schaden gerechnet und achte es fur dregk, auff das ich Christum gewinne und in
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Vgl. I Kor 6,9f; Gal 5,21; Eph 5,5. | 72 Röm 8,13 | 73 Vgl. Lk 16,14–18.
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ihm erfunden werde, das ich nicht habe mein gerechtikeit, die aus dem gesetz, sonder die durch den glauben an Christum kombt“, Phil. 3.74 Und so viel von diesem artikul. Wollen nun zur erclerung einer andern controversien greiffen. [211r] Vom heiligen nachtmal unsers Hern Christi Art. 10
Hiervon lehret die augspurgische confession im 10. articul also: Von dem abentmal des Herrn wirdt also gelehrt, das warer leib und blut Christi under gestalt des brots und weins im abentmal kegenwertig sey und da ausgeteilt und genomen wirdt, derhalben wir auch die kegenlehre vorwerffen. Bishieher die confession. Bey diesem articul hat sich ein strit von der wahren kegenwertikeit des leibs und bluts Christi erhoben zwischen den theologen der augspurgischen confession und zwischen den zwinglianern, welche sich anno etc. 30, da die christlich augsburgisch confession keiser Carln uberantwort, abgesondert und ein eigene confession dahemals ubergeben, derhalben derselbige streit billich nicht solte unter diese spaltungen, welche sich unter den theologen, so sich bederseits zur augsburgischen confession bekennen, erzelt werden. Jedoch nach dem sich die zwinglianer under die augspurgische confession mit gewalt eindringen, seid her der hoch vorpente religionsfriede auffgerichtet, in welchem der augs[211v]burgischen confessions vorwandten frey gelassen wurdt, ihre religion ohne menniklichs vorhinderung zu uben und zugebrauchen, so mussen wir diesen articul auch fur die hand nemen und solche under der augsburgischen confession nicht gedulden. Und das so viel desto mehr, weil es ihnen nicht darumb zuthuen, das sie ihre vörige meinung geendert oder sich der warheit genehert und unterworffen, sonder (wie es die zeit und das wergk gibt) mehr umb zeitlichs friedes, und das sie sich des religion friedes auch behelffen möchten, dan umb gewissens und recht christlichs friedes und einikeit in der lehr willen gesucht. Wollen derwegen auch von disem streit aus dem wort Gottes und anderen bewerten schrifften bericht thuen, nicht der meinung, das wir die zwinglianer fur vorwandte der augsburgischen confession erkennen, sondern weil sie mit worten sich derselben ruhmen, damit man sehe wie weit ihr meinung von Gottes wort und viel gedachter augspurgischer, christlicher confession abgesondert sey und warumb wir sie nicht mit uns in die augsburgisch confession einlassen konnen. Es haben aber bishero die zwinglianer (so sich der augsburgischen confession mit ungrundt ruhmen) gestritten, im heiligen nachtmal Christi werden brot und wein [212r] als zeichen des abwesenden leibs und bluts Christi entpfangen, dergestalt das der leib und blut Christi allein droben im himel zur rechten Gottes an einem gewissen ort sey und derwegen anders nicht dan allein 74
Phil 3,6–9
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geistlich, das ist, mit dem glauben entpfangen werde und das den leib und blut Christi essen anders nichs sey, dan an den Hern Christum glauben, also das der leib Christi so weit vom heiligen nachtmal sey als der himel von der erden und Christus mit seinem leib und blut vor dem jungsten tag nymmermer auff erden komme, noch alhie leiblich mit brot und wein möge empfangen werden, das auch die unglaubige den leib und blut Christi nicht nemen, dieweil sie kein glauben haben, mit welchem allein Christi leib geessen und sein blut getrungken werde. Dakegen hat der ander teil gelehrt, das gleichwol im heiligen nachtmal brot und wein nicht in den leib und blut Christi vorwandelt werde, sondern brot und wein bleibe, ye doch werde mit brot und wein kegenwertig und wesentlich der war leib undt blut unsers Hern Jhesu Christi warhafftig und mundlich geessen und getrungken, und entpfahen denselbigen die glaubigen [212v] zu stergkung ihres glaubens und beforderung des neuen lebens ihn ihnen, die unglaubigen aber entpfahen den leib und blut Christi ihnen selbst zum gericht und vordamnus, wohe sie nicht buß thuen. Die erste meinung ist der h., götlichen schrifft stragks zuwieder wie aus den claren worten der einsatzung des h. nachtmals zu sehen ist. S. Matheus sagt: „Dahe sie aber assen, nam Jhesus das brot, dangket und brachs und gabs den jungern und sprach: Nemet, esset, das ist mein leib. Und er nam den kelch und dangket, gab ihn den und sprach: Tringket alle drauß, das ist mein blut des neuen testaments, welchs vorgossen wirdt vor viele zur vorgebung der sunde“, Mat. 26.75 S. Marcus beschreibt die einsetzung der h. nachtmals also: „Und in dem sie assen namb Jhesus das brot, dangket und brachs und gabs ihnen und sprach: Nemet, esset, das ist mein leib undt nam den kelch und dangket und gab ihn den und sie trungken alle drauß, undt [213r] er sprach zu ihnen: Das ist mein blut des neuen testaments, das vor viel vorgossen wurd“, Mar. 14.76 S. Lucas sagt also: „Und er nam das brot, dangket und brachs und gabs ihnen und sprach: Das ist mein leib, der fur euch gegeben wird, das thut zu meinem gedechtnus. Desselben gleichen auch den kelch nach dem abentmal und sprach: Das ist der kelch des neuen testament in meinem blut, das fur euch vorgossen wirdt“ etc., Lu. 22.77 S. Paulus beschreibt das nachtmal Christi mit volgenden worten: „Ich hab es von dem Hern entpfangen, das ich euch gegeben habe, dan der Her Jhesus in der nacht da er vorraten ward, nam er das brod, dangket und brachs und sprach: Nemet, esset, das ist mein leib, der fur euch gebrochen wird, solchs thut zu meinem gedechtnuß. Desselben gleichen auch den kelch nach dem abentmal und sprach: Dieser kelch ist das neu testament in meinem blut. Solchs thut so offt ihrs tringket zu meinem gedechtnus“, 1. Cor. 11.78
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Mt 26,26–28 | 76 Mk 14,22–24 | 77 Lk 22,19f | 78 I Kor 11,23–25
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Item, sagt auch s. Paulus vom h. nachtmal Christi: „Der gesegnet kelch, welchen wir segenen, ist der nicht die gemeinschafft des bluts Christi? Das brot, das wir brechen, [213v] ist das nicht die gemeinschafft des leibs Christi?“, 1. Cor. 10.79 Diese spruche alle zeugen, das der Her Christus uns im heiligen abentmal seinen leib und blut gebe zu essen und zu tringken, und das die jenigen, welche von dem gesegneten kelch und gebrochnen (das ist ausgeteilten) brot esse, die werden des leibs und bluts Christi teilhafftig, nemblich darmit das sie dieselbige mit brot und wein essen und tringken. Welchs doch nicht also zuvorstehen, als ob das brot und wein in den leib undt blut Christi vorwandelt wurde, dan s. Paulus sagt: „So offt ihr von disem brot esset und von diesem kelch tringket, solt ihr des Hern tod vorkundigen, bis das er kombt“ etc.80 In welchen worten s. Paulus bey dem h. abentmal last brot und wein in seiner substantz bleiben, doch solch brot und wein, mit denen der leib und blut Christi ausgeteilt werden, wie die wort der einsetzung klar lauten. Das aber auch die gotlosen warhafftig den leib und blut Christi essen und tringken, gleichwol zum gerichte, be[214r]zeugt Paulus in volgenden worten: „Welcher nun unwirdig von diesem brot isset oder von dem kelch des Hern tringket, der ist schuldig an dem leib und blut des Herren“, 1. Cor. 11.81 Und abermals: „Dan welcher unwirdig isset und tringket, der isset und tringket ihm selber das gerichte, damit das er nicht unterscheidet den leib des Hern“, 1. Cor. 11.82 Diese spruch zeugen clar, das man mit unwirdigem essen und tringken schuldig werde nicht an brot und wein, sondern an dem leib und blut des Hern Christi, undt also das schuldig werden hie nicht stehet allein im unglauben, sondern geschicht im essen und tringken, darumb das die unwirdigen solche hohe gabe nicht von gemeiner speiß unterscheiden, sonder dieselbigen unwirdig handeln und entpfahen. Derowegen ist der jenigen meinung, welche allein brot und wein im heiligen nachtmal behalten und den leib Christi allein geistlich mit dem glauben essen wollen, welche auch vorgeben, das die unglaubigen den leib und blut Christi nicht entpfahen, gantz irrig und heiliger götlicher schrifft zu wider. Die drey simbola, zwar das apostolische, nicaenisch und Athanasii, thuen des heiligen [214v] nachtmals in specie nicht melden, den auch dahemals noch kein strit vom heiligen nachtmal erwegket gewesen, und haben die christen zu derselbigen zeit fein einfeltig den worten Christi geglaubet, der do sagt: „Das ist mein leib“ etc., „das ist mein blut“83 etc. Haben nicht disputirt, ob solches geschehen könne oder wie solches zu gehe oder muglich sey. Und wehre zuwundschen, das die widersacher auch bey solcher christlicher einfalt geblieben, so hette es diser unserer erclerung nicht bedurffet.
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I Kor 10,16 | 80 I Kor 11,26 | 81 I Kor 11,27 | 82 I Kor 11,29 | 83 Mt 26,26–28; Mk 14,22–24; Lk 22,19f; I Kor 11,24f
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Die augspurgisch confession schleust deutlich und clar den zwinglischen irthumb auß, in dem sie (wie ober vormeldet) sagt, das der ware leib und blut Christi unter der gestalt brots und weins im abentmal kegenwertig sey etc. Dan das abentmal wird in hynieden auff erden und nicht droben im obersten himel gehalten, dahin die zwinglianer den leib und blut Christi setzen und ihnen hynieden auff erden vor dem jungsten tag nicht haben wollen. Desgleichen sagt die augspurgisch confession von der niessung der unglaubigen, das im heiligen nachtmal der leib und blut [215r] Christi ausgeteilt und entpfangen werde, welchs in gemein von allen, so hinzugehen, zuvorstehen ist. Und domit man lauter wisse, das die christliche, evangelische chur–, fursten und stende nichs mit dem zwinglischen irtumb zuthuen haben wollen, ist hinzugesetzt worden, derhalben wir auch die kegenlehr vorwerffen, welche wort die papisten gar nichs angehen, sondern stragks wieder die zwinglianer gesetzt, deren irtumb dohe mals die evangelische stend rundt vor allen andern stenden des reichs vorworffen haben. Die apologia sagt also: Den 10. artikel fechten die widersacher nicht ahn. Darinnen wir bekennen, das unsers Hern Christi leib und blut warhafftig im nachtmal Christi zugegen und mit den sichtbarn dingen, brot und wein, dargereicht und genomen wirdt, wie man bisanhero in der kirchen gehalten hat, wie auch der Greken canon zeuget. Und Cyrillus spricht, das uns Christus leiblich gereicht undt gegeben wird im abentmal, dan, so sagt er, wir laugnen nicht, das wir durch den rechten glauben und reine liebe Christo geistlich voreinigt werden, das wir aber nach dem fleisch gar kein voreinigung mit ihm haben [215v] solten, dohe sagen wir nein zu und das ist auch wider die schriefft, dan wer wil zweyfeln, das Christus auch also der weinstogk sey, wir die reben84, das wir safft und leben von ihm haben? Hore wie Paulus sagt: „Wir sind alle ein leib in Christo, wiewol unser viel sind, so sind wir doch in ihme eins, dan wir geniessen alle eines brots.“85 Meinstu, das wir die krafft des götlichen segens im abentmal nicht wissen? Dan wan der geschicht, so macht er, das durch die niessung des fleisches und leibs Christi Christus auch leiblich in uns wonet. Item, darumb ist zu mergken, das Christus nicht allein durch geistlich einikeit, durch die liebe, sonder auch durch naturliche gemeinschafft in uns ist und wir reden von der kegenwertikeit des lebendigen leibs, dan wir wissen, wie Paulus sagt, das der tod furthin nicht uber in herschen wird86. Bishero die apologi, welche lauter sagt das im heiligen abentmal warhafftig der leib und blut Christi kegenwertig sey und mit brot und wein ausgeteilt und genomen werde und macht hirin kein underschiedt zwischen den wirdigen und unwirdigen. [216r] In den schmalkaldischen articuln wird also davon gelert: Vom sacrament des altars halten wir, das brot und wein im abentmal sey der warhafftig
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Vgl. Joh 15,5. | 85 Röm 12,5; I Kor 10,17 | 86 Vgl. Röm 6,9.
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Vom sacrament des altars
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leib und blut Christi und werd nicht allein gereicht und entpfangen von fromen, sonder auch von bösen christen. Und bald darnach: Von der transsubstantiation achten wir der spitzigen sophisterey gar nichs, das sie lehren, das brot und wein vorlassen und vorlieren ihr naturlich wesen und bleibe allein gestalt und farb des brots und nicht recht brot, dan es reumbt sich mit der schrifft auffs best, das brot da sey und bleibe, wieß s. Paulus selbst nennet: „Das brot das wir brechen.“87 Und: „Also esse er von dem brot“88 etc. Dieser articul behelt auch den waren leib und blut Christi im heiligen nachtmal und vorwandelt dannoch das brot nicht in den leib auff bebstische weiß und sagt lauter, das auch die bösen christen, nemblich die unwirdige den leib und blut Christi entpfahen. Da also geschrieben stehet: Was ist nun das sacrament des altars? Antwort: Es ist der ware leib und blut des Hern Christi in und unter dem brot und [216v] wein, durch Christus wort uns christen bevholen zu essen und zu tringken. Undt bald darnach: Das wort, sag ich, ist das, das diß sacrament machet und unterscheidet, das es nicht lauter brot und wein, sonder Christus leib und blut ist und heist. Und bald darnach: Aus dem wort kanstu dein gewissen stergken und sprechen: Wan hundert tausent teuffel sambt allen schwermern herfahren, wie kan brot undt wein Christus leib und blut sein? So weiß ich, das alle geister und gelerte auff einen hauffen nicht so klug sein, als die gotliche maiestet im cleinesten fingerlein. Nu stehet hie Christus wort: „Nemet, esset, das ist mein leib, tringket alle darauß, das ist das neu testament in meinem blutt“89 etc. Do bleiben wir bey und wollen sie ansehen, die ihne meistern werden und anders machen, den er gered hat. Das ist wol war, wan du das wort davon thust oder ohne wort an siehest, so hastu nichs den lauter brod undt wein, wan sie aber dabey bleiben, wie sie sollen und mussen, so ists laut dieselben warhafftig Christus leib und blut. Dann wie Christus mundt redet und spricht, also ist es, als der nicht liegen und triegen kan. Daher ist nun leicht zu antworten auff allerley frag, damit man sich itzt bekümert, [217r] als dise ist, ob auch ein böser priester konne das sacrament handlen und geben undt was mer der gleichen ist. Den da schliessen wir und sagen: Ob gleich ein bube das sacrament nimbt oder gibt, so nimbt er das recht sacrament, das ist Christus leib und blut eben so wol, als der es auffs aller wirdigst handelt, dan es ist nicht gegrundet auff menschen heilikeit, sondern auff Gottes wort und wie kein heilig auff erde, ja kein engel im himel, das brot und wein zu Christi leib und blut machen kan, also kans auch niemandt endern noch wandeln, ob es gleich misbraucht wirdt. Dan umb der person oder unglaubens willen wird das wort nicht falsch, dadurch es ein sacrament worden und eingesetzt worden ist. Dan er spricht nicht, wan ihr glaubt oder wirdig seid, so habt ihr mein leib und blut, sonder: Nemet, esset
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I Kor 10,16 | 88 I Kor 11,28 | 89 I Kor 11,25f
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und tringket, das ist mein leib und blut.90 Item: „Solchs thut“91 (nemblich das ich itzt thue, einsetze, euch gebe und nemen heisse), das ist so viel gesagt, Got geb, du seist wirdig oder unwirdig, so hastu hie sein leib undt blut auß krafft diser wort, so zu dem brot und wein komen. Solchs mergk und behalt nur wol, dan auff den worten stehet all unser grundt, schutz und wehr wider alle irtumb undt vorfurung, so ye komen seind oder noch komen moegen. Bishero der grosse catechismus, in welchem [217v] die ware gegenwertikeit des leibs und bluts Christi im heiligen nachtmal auß Gottes wort befestiget und dasselbige nicht allein auff die glaubige und wurdige, sonder auch auff die ungleubige und unwirdige vorstanden wirdt. Der clein catechismus Lutheri sagt also: Was ist das sacrament des altars? Antwort: Es ist der ware leib und blut unsers Hern Jhesu Christi unter dem brot und wein, uns christen zu essen und zu tringken von Christo selbst eingesetzt etc. Diese wort geben auch lauter, das der ware leib und blut Christi im heilgen nachtmal unter brot und wein geessen und getrungken werden. Was dan andre schrifften Lutheri seligen betriefft, ist meniklichen bekant, mit was grossen eiver er uber der waren kegenwertikeit des leibs und bluts Christi im heilgen nachtmal (es werde gleich von wirdigen oder unwirdigen entpfangen) viel jhar, ja biß in seinen todt gestritten. Dan es sind noch seine buecher vorhanden, die er wider die himbliche propheten geschrieben. Item, wider die Zwinglianer das buch, das die wort (das ist mein leib etc.) noch fest stehen. Item, sein grosse bekantnuß vom heiligen abentmal. Item, sein kurtze bekant[218r]nuß und andere viel predigten und schrifften, dahe er gewaltig auß Gottes wort ausfurlich dargethan, das im heilgen nachtmal mit brot und wein der warhafftig leib und blut Christi den wirdigen und unwirdigen ausgeteilt und vom selbigen entpfangen werde; auff welche schrifften alle und jede wir uns umb geliebter kurtz willen hirmit referiren. Dieweil aber dieser hocherleucht man im geist gesehen, das etliche ihnen nach seinem tod werden wollen vordechtig machen, als ob er von itzt gedachter lehr und andern christlichen articuln abgewichen, hat er in seiner grossen bekentnuß nachfolgende protestation angehenget: Weil ich sehe, das des rottens und irrens ye lenger ye mer wird und kein auffhören ist des tobens und wuetens des sathans, damit nicht hinfort bey meinem leben oder nach meinem tod deren etliche zukunfftig sich mit mir behelffen und meine schrifften ihre yrtumb zu stergken felschlich fuhren mochten, wie die sacraments und tauffs schwermer anfangen zu thuen, so wil ich mit dieser schriefft vor Got und aller welt mein glauben von stugk zu stugk bekennen. Darauff ich gedengk zu bleiben biß in den tod, darinnen (des mir Got helff) von dieser welt zu scheiden und fur unsers Hern Jhesu Christi richtstuel zukomen. Und so yemandt [218v] nach meinem tod wurd sagen: Wohe der Luther itzt lebt, wurde er diesen oder diese articul anderß lehren und halten, dan er hat ihn nicht gnugsam bedacht 90
Vgl. Mt 26,26.28; Mk 14,22.24; Lk 22,19f; I Kor 11,24. | 91 Lk 22,19; I Kor 11,24
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To. wit. 2 ger. fol. 243
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Fol. 245
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etc. Darwider sage ich itzt als dan und dan als itzt, das ich von Gottes gnaden alle dise articul habe auffs vleissigste bedacht durch die schrifft und wider hindurch offtermals gezogen und so gewiß dieselben wolt vorfechten, als ich itzt habe das sacrament des altars vorfochten. Ich bin nicht trungken noch unbedacht, ich weis was ich rede, füle auch wol, was mirs gielt auff des Hern Jhesu Christi zukunfft am jungsten gericht, darumb sol mir niemandt schertz oder lose teidung darauß machen, es ist mir ernst, dan ich kenn den sathan von Gottes gnaden, ein groß teil kan er Gottes wort vorkeren und vorwirren, was solt er nicht thuen mit meinen oder eines andern worten? Auff solche protestation setzt Lutherus seliger under andern articul auch diesen: Eben so rede ich, spricht er, auch und bekenne das sacrament des altars, daß daselbst warhafftig der leib und blut im brot und wein werde mundtlich geessen und getrungken, ob gleich die priester, so es reichen, oder die, son [219r] es entpfahen, nicht glaubten oder sonst mißbrauchten. Dan es stehet nicht auff menschen glauben oder unglauben, sonder auff Gottes wort und ordnung, es were dan, das sie zuvor Gottes wort und ordnung endern und anders deuten, wie die itzigen sacraments feind thun, welche freilich eitel brot und wein haben, dann sie haben auch die wort und eingesetzte ordnung Gottes nicht, sondern dieselbigen nach yhrem eigenen dungkel vorkert undt vorendert. Bishieher Lutherus. Aus welchen worten zu sehen, mit waß christlicher bestendikeit er bey der reinen lehr von der waren kegenwertikeit des leibs und bluts Christi im heilgen nachtmal zuvorharren gedacht, wie er auch in derselbigen durch Gottes gnad beharret, wie die christlichen predigten bezeugen, welche diser teurer man wenig tag fur seinem tod zu Eisleben in seinem vaterland gethan, in welchen er den zwinglischen irtumb mit grossem eiver und ernst vorwirfft, die wir umb geliebter kurtz willen hieher zusetzen unterlassen. Derwegen ist offenbar, das dises ein beschwerlicher und in der kirchen Gottes unleidlicher irtumb, dohe man lehret, das im heilgen nachtmal Christi der leib und blut Christi nicht hieniden auff erden mit brot und wein aufgeteilt und von wir[219v]digen und unwirdigen entpfangen werde, sonder allein die glaubigen den leib und blut Christi geistlich im glauben droben zur rechten Gottes im himel entpfangen, das ist, an den Hern Christum glauben. Dan solcher irtumb zu forderst der heilgen, götlichen schrifft und einsetzung des heilgen nachtmals Christi, folgends auch der christlichen augspurgischen confession, derselben apologi, den schmalkaldischen articuln, auch dem grossen und cleinen catechismo Lutheri, auch andern dieses vortrefflichen theologen schrifften widerstrebett. Dagegen aber ist dieses die rein, recht und heilsam lehr vom h. nachtmal Christi, das gleichwol im heiligen abentmal warhafftig brot und wein in yhrer substantz und wesen unvorendert bleiben, aber mit denselben werden uns n
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ubergeben warhafftig undt wesentlich der ware leib und blut unsers Hern Christi und werden der leib und blut Christi entpfangen mit dem mundt nicht allein von den glaubigen und wirdigen, sonder auch von den unglaubigen [220r] und unwirdigen, von disen zwar zum gericht, von jhenen aber zu stergkung des glaubens und beforderung des ewigen lebens. Und so viel auch von diesem articul. Wir wollen fort zu andern ubrigen controversien, dieselben zu ercleren, auch schreiten. [220v] Von kirchengebreuchen, so man adiaphora oder mittelding nennet
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Hiervon wird in der cristlichen augsburgischen confession im 15. articull also gelehret: Von kirchenordnungen, von menschen gemacht, lehrt man die jenigen halten, so ohne sund mögen gehalten werden und zu frieden und guther ordnung in der kirchen dienen, als gewisse feier, fest und dergleichen. Doch geschicht underricht dabey, das man die gewissen darmit nicht beschweren soll, als sind solche ordnungen nötige Gottes dienste ohne die niemand fur Got gerecht sein könne. Daruber wird gelehrt, das alle satzungen und tradition von menschen der meinung gemacht, das man dadurch Got vorsoenen, oder vorgebung der sunden vordiene, oder gerecht fur Got geschetzt werde, dem evangelio oder der lehr vom glauben an Christum entkegen sind. Derhalben sind closter gelubdt und ander tradition von unterschied der speis, tag etc., dadurch man vormeint, vorgebung der sunden und selikeit zuvordienen, als durch Gottes dienst, untuchtig und wieder das evangelium etc. Bishero die confession. [221r] Bey diesem articul hat sich auch ein streit erhaben zwischen den theologis, so sich zur augsburgischen confession bekennen. Der ein teil hat gehalten, das man zur zeit der vorfolgung, wan gleich die feind des heiligen evangelii sich mit uns in der lehr nicht vorgleichen, dannoch man mit unvorletztem gewissen etliche gefallene ceremonien (so vorlangst abgetan gewesen), welche an ihnen selbst mittelding und von Got weder gebothen noch vorbotten, auff der widersacher erforderen und dringen widerumb auffrichten und man sich also mit ihnen in solchen adiaphoris oder mitteldingen wol vorgleichen möge. Darkegen hat der ander teil gelehrt, das zur zeit der vorfolgung (als da die bekantnuß der reinen lehr am meisten vonnöten, sonderlich wan die widersacher damit umbgehen, entweder durch gewalt und zwang oder hinderlistiger weise die reine lehr unter zu drugken und ihre falsche lehr in unsere kirchen gemächlich widerumb ein zu schieben) als dan die gefallene ceremonien (ob sie wol an yhnen selbst mittelding) nicht widerumb ahne vorletzung des gewissens und gefarliche ergernus, auch ohn nachteil der reinen [221v] lehr mogen widerumb auffgerichtet werden. Die erste meinung stimmet mit Gottes wort nicht uber ein, wie aus folgenden spruchen der heiligen schrifft zu sehen:
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Die beschneidung war nach der himelfart Christi ein adiaphorum worden, also das ein christ dieselbe mocht gebrauchen oder unterlassen. Darumb ließ Paulus den Timotheum (welcher doch ein christ war worden) beschneiden umb der juden willen, domit sie Timotheum desto ehe möchten fur einen lehrer leiden und durch ihnen dem Hern Christo gewonnen werden, Act. 16.92 Do aber etlich juden (welche gleichwol sonsten den christlichen glauben etlicher massen hatten angenomen) drauff drungen, man muste noch das gesetz Moses halten und sich beschneiden lassen, wolte man anderst selig werden, wolte Paulus den Titum nicht beschneiten lassen, Gal. 293, auff das er nicht der bekerten juden falschen wahn damit sterket und spricht ferner: „Daselbsten dan, da etlich falsche bruder sich mit eindrungen und neben eingeschliechen waren, zuvorkundtschafften unser freyheit, die wir haben in Jhesu Christo, das sie uns gefangen nemen, wichen wir denselbigen nicht ein stund unterthan zu [222r] sein, auff das die warheit des evangelii bey euch bestünde“, Gal. 294. Hie hat s. Paulus nicht aus eigensinnikeit, sondern aus christlichem, notwendigen eivar sich den bekerten juden wider setzet und Titum nicht wollen beschneiten lassen, so doch die beschneitung ein adiaphorum damals war, dahe er gespurt, das solchs wolte dahin gemeint werden, als were die beschneidung nötig, welches als den were der christlichen freyheit zuwieder und der reine lehr des evangelii abbruchig gewesen. Darumb, ob gleich sonsten ein christ in eusserlichen sachen und mitteldingen, die Got weder gebothen noch vorbotten, thuen mag, was sein und guthertziger christen gelegenheit, yedoch wan falsche lehrer solche sache von inen fordern und sonderlich, wen man darauff dringet als musten solche satzungen oder ceremonien notwendig gehalten werden, so ist man schuldig, yhnen sich hyrin zuwidersetzen und ob der christlichen freyheit zuhalten, wye Paulus in gleichem fal gethan. Dan also schreibt er an die Galater: „Die sich angenem wollen machen nach dem fleisch, [222v] die zwingen euch zu beschneiden, allein das sie mit dem creutz Christi nicht vorfolgt werden. Dan auch sie selbst, die sich beschneiden lassen, halten das gesetz nicht, sondern sie wollen das ihr euch beschneiden last, auff das sie sich von euerem fleisch rumen mögen“95 etc. Hie weiset und sterket s. Paulus die Galater nachmals drauff, das sie die beschneitung, welche doch (vormög des exempels Timo[thei]) ein mittelding, nicht halten sollen, ob sie gleichwol dadurch der vorfolgung etwas uberhaben möchten werden und vorweyset den falschen lehrern, das sie der vorfolgung zu entpfliehen auff die beschneitung drungen, wil auch nicht, das durch solch nachgeben die widersacher in ihrem vornemen gestergkt werden und sich von den christen rumen mögen, das dieselbige yhnen gewichen und ihr christliche freyhet faren lassen.
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Vgl. Act 16,3. | 93 Vgl. Gal 2,3. | 94 Gal 2,4f | 95 Gal 6,12f
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Darumb spricht auch Paulus: „So bestehet nun in der freyhet und last euch nicht widerumb in das knechtische joch fangen“, Gal. 5.96 Derwegen den widersachern, welche die ceremonien und menschen satzungen als notwendig den [223r] christen auffdringen wollen, hyrinn nicht zuwilfharen. Ferner sagt s. Paulus von dergleichen menschen satzungen: „So ihr den nun abgestorben seid den satzungen der welt, was last ihr euch den fangen mit satzungen, als lebetet ihr noch in der welt: (die da sagen) du solt das nicht angreiffen, du solt das nicht kosten, du solt das nicht anruren? Welches sich doch alles unterhanden vorzeret und ist menschen gebot und lehre, welche haben ein schein der weisheit durch selbst erwelete geistlikeit und dehemut und dadurch das sie des leibs nicht vorschonen und dem fleisch nicht sein ehr thuen zu seiner notturfft“, Colos. 2.97 Hie warnet s. Paulus dye christen vor den menschen satzung, die doch dahemals an ihnen selbst mittelding wahren und wil, sie sollen sich nicht damit fangen, das ist, ihnen solche nicht auffdringen lassen. Wan ja die widersacher die irtumb, misbreuch und abgötterey fallen liessen und die reine lehre des h. evangelii annemen [223v] wolten und begherten, das wir in etlichen mitteldingen etwas wolten thuen damit gleichformikeit in der kirchen in ceremonien und dergleichen sachen gehalten wurde, do wusten frome christen wol, was sie nach art christlicher liebe solten nachgeben. Die weil aber die widersacher den wenigsten irtumb nicht erkennen und zu unser reinen lehre nicht treten wollen und also in der lehr und rechten Gottes dinst von uns gescheiden und in ihren irtumben und abgöttereyen halstarrig bleiben, können wir zu yhnen noch viel weniger mit guthem gewissen treten, noch auch der mittel ding halben uns mit ihnen in vorgleichung einlassen. Und hieher gehort der spruch Pauli: „Ziehet nicht an frembden joch mit den unglaubigen, den was hat die gerechtikeit fur genieß mit der ungerechtikeit? Was hat das liecht fur gemeinschafft mit der finsternuß? Wie stimmet Christus mit Belial? Oder was fur ein teil hat der glaubig mit dem unglaubigen?“, 2. Cor. 6.98 Weil nun die widersacher unser lehr nit wollen annemen, warumb wolten wir uns [224r] dan mit inen vorgleichen in ceremonien und mitteldingen und also wider die lehr Pauli mit yhnen am joch ziehen? Derwegen ist hyraus clar, das man vormög heiliger, götlicher schrifft in den mitteldingen sich nicht vorgleichen könne mit den widersachern, wan sie die reine lehr nicht wollen annemen, noch viel weniger aber kan man die mittelding annemen, wan sie als notwendig den christen wider die christlich freyheit wollen auffgedrungen werden. In den dreyen symbolis, dem apostolischen, nicenischen und Athanasii, wird von adiaphoris oder mitteldingen nichs gemeldet, dan in den symbolis allein die vornembste stugk des christlichen glaubens gehandelt und begriffen, welche viel höher und notwendiger sein dan die adiaphora und mittelding. Wie 96
Gal 5,1 | 97 Kol 2,20–23 | 98 II Kor 6,14f
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Von der kirchen
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dan das symbolum Athanasii beschleust: Diß ist der recht, christlich glaub und wer an dem nicht treulich helt, der wird ohne zweiffel ewig vorlohren. Daraus dan offenbhar, das unser seelikeit und vordamnuß nicht auff den [224v] euserlichen ceremonien, sondern auff dem glauben oder unglauben bestehet und man ohn solche euserliche ding wol kan selig werden. Die christlich augspurgisch confession (wie droben zum teil vormeldet) gibt hirvon diesen bericht, das man die gewissen nicht sol mit solchen sachen beschweren, als seyen solche ordnungen nötige gottesdinst ohne die niemandt fur Got gerecht sein möge. Und spricht ferner: Derhalben sind clostergelubt und andere tradition von unterschied der speis und tag etc., dadurch man vormeint, vorgebung der sunde und selikeit zuvordienen (als durch gottsdinste), untuchtig und wider das evangelium etc. Dieweil aber die widersacher uns solche traditiones und menschen satzungen als notwendig wöllen auffdringen und sie solche fur hohe und kostliche Gottes dinst halten, mit denen sie vorgebung der sunde zuvordienen (als mit fasten etc.) unterstehen, kan man sie (mit vorwilligung derselben) nicht mit guthem gewissen ihn ihren yrthumben stergken, noch unser [225r] leut in solche irtumb (mit widerauffrichtung der gefallenen menschen satzungen) mit der zeit gerathen lassen. In der apologi stehet von disen sachen under dem titel von den menschen satzungen also: Die apostel, wie das evangelium anzeiget, brechen frisch solche satzungen und werden von Christo derhalben gelobt, dan man muß es nicht allein mit lehren predigen, sondern auch mit der that den phariseern anzeigen und beweisen, das solche Gottes dinst nichts nutz sein zur selikeit und darumb, ob die unsern gleich etliche tradition und ceremonien unterlassen, so sind sie doch gnugsam entschuldiget. Dan die bischoff fordern solches als nötig zur selikeit, das ist ein irtumb, der nicht zu leiden ist, etc. Und hernach sagt sie also: Dan er gibt den bischoffen nicht ein eigen herschafft und herrengewalt ausser dem evangelio, so sollen auch die bischoff nicht wider das evangelium satzung machen noch ihre satzunge wider das evangelium auslegen, dan wan sie das thuen, so vorbeut uns das [225v] evangelium ihnen gehorsam zu sein, wie Paulus zun Galatern: „So euch yemandt würde ein ander evangelium predigen, der sey vorflucht“99 etc. Also wil auch die apologi nicht zu geben, das ihnen die christen sollen menschen satzungen (ob es gleich mittelding sind) lassen auffdringen und sagt, wan die bischoff ihre satzungen wider das evangelium auslegen, das ist, als notwendig erforderen und ein Gots dinst drauß machen, so sol man ihnen nicht gehorsam leisten etc. Die schmalkaldische articul sagen hirvon also: Wir gestehen ihn (den bepstischen bischoff) nicht, das sie die kirch seyen und seindt es auch nicht und wollens auch nicht hören, was sie uns under dem namen der kirchen gebieten 99
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oder vorbieten, dan es weiß Got lob ein kind von 7 jaren was die kirch sey, nemlich die heilgen, glaubigen und die schefflein, die ihres hirten stim hören etc. Und kurtz zuvor: Wan die bischoff wölten rechte bischoff sein und sich der kirchen und des evangelii annemen, so möchte man ihnen das umb der liebe [226r] und einikeit willen doch nicht aus not lassen gegeben sein, das sie uns und unsere prediger ordinirten und confirmirten doch hindangesetzt alle larven und gespenst unchristlichs lesens oder geprenge. Nu sie aber nicht rechte bischoffe seyen oder auch nicht sein wollen, sondern weltliche hern und fursten, die weder predigen noch lehren, noch teuffen, noch comunicieren, noch einigs wergk oder ambt der kirchen treiben wollen, darzu die jenigen, die solch ambt beruffen, treiben, vorfolgen und vordammen, so muß dannoch die kirch umb yhret willen nicht ohne diener pleiben. Und unter dem articul von des pabsts primat oder herschafft sagen die schmalkaldischen articul also: Darumb, so wenig wir den teuffel selbst fur ein hern oder Got anbeten können, so wenig konnen wir auch seinen apostel, den babst oder antichrist, in seinem regiment zum haubt oder hern leiden, dan lügen und mord, leib und sehl zuvorterben ewigklich, das ist sein bebstisch regiment eigentlich. Und in der schrifft „von der gewalt und obrigkeit des babsts“, welche den schmal[226v]kaldischen articulen angehengt und von den dahemals anwesenden theologen auch mit eigenen handen unterschrieben, stehen diese worte: Niemand sol die kirch beschweren mit eigenen satzungen, sondern hie sol es so heissen, das keines gewalt noch ansehen mer gelte, den das wort Gottes etc. Undt bald darnach: Weil nun dem also ist, sollen alle christen auffs das vleissigst sich hueten, das sie solcher gotlosen lehre, gotslesterung und unbillicher wuterey sich nicht teilhafftig machen, sonder sollen vom babst und seinen gliedern oder anhang als von des antichrists reich weichen und es vorfluchen, wie Christus bevohlen hat: „Hütet euch fur den falschen propheten.“100 Und Paulus gebeut, das man falsche prediger meiden und als ein greuel vorfluchen sol.101 Und 2. Cor. 6 spricht er: „Ziehet nicht an frembdem joch mit den unglaubigen, den was hat das liecht fur gemeinschafft mit der finsternuß?“102 Schwer ist es, das man von so viel landen und leuten sich trennen und ein sondre lehr fuhren wil, aber hie stehet Gottes befhel, [227r] das yederman sich sol hueten und nicht mit denen einhellig sein, so unrechte lehr fuhren oder mit wueterey zuerhalten gedengken etc. Diese spruche lehren, das die widersacher nicht macht haben, uns menschen satzungen (wan es gleich mittelding wehren) auffzulegen, das wir auch den babst und seinen geistlichen anhang nicht fur unsern hern sollen erkennen, noch uns von ihnen in geistlichen sachen etwas gebieten lassen, noch uns
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Von der weihe und vocation
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To. jhen. ger. 5 fol. 114 etc.
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under stehen in geistlichen sachen mit ihnen einikeit zu suchen, so lang sie in ihren yrtumben und tyranney wider die warheit vorharren. In dem grossen und cleinen catechismo wird von mitteldingen nichs gelehrt, weil solche disputation nicht fur kinder gehörig und im catechismo billich allein die vornembste und wichtigste stugk unsere selikeit betreffend gehandelt werden sollen. Daraus abermals zuvornemen, das die eusserlichen ceremonien nicht nötig zu unser selikeit, sonst hette deren im catechismo auch mussen gedacht werden. Es weiset aber der catechismus zu forderst auff den glauben und was den euserlichen Gots dinst und cerimonien betriefft auff die zehen gebot und sacrament und weiß von keinen ander satzungen oder not wendigen ceremonien etc. [227v] Was aber d. Luther, seliger und heiliger gedechtnus, von solchen sachen gehalten, ist auß seinen schreiben, die er anno etc. 30 an etliche theologen, welche dahemals zu Augsburg wahren, gethan, lauter zuvornemen. Auff die frag, ob man etliche euserliche weiß in der kirchen sol wideranrichten, das ein vorgleichung sey allenthalben, antwort Lutherus also: Wohe man der haubtsachen nicht eynig wird, was hilffts von disen schweiffenden sachen viel geben oder nehmen? Wurde man aber der haubtsachen eynig, so wolten wir in disen schweiffenden sachen leiden und thuen, was wir sollen und sie wollen, dan wohe Christus das seine erhelt, wollen wir, das unser gern umb seint willen fahren lassen, aber darmit sie nicht dengken, das wir steiff sein wollen, ob gleich die haubtsach spennig bleibt, so bin ich fur mein teil willig und erbötig, alle solche euserliche weise anzunehmen umb frieds willen, so fern mir mein gewissen nicht domit beschwert werde, das ich mich doch sonst alzeit fast in allen buchern erbotten habe, wolte Got, das sie es also [228r] wolten annemen, aber gewissen darmit zu beschweren, das kan mein Christus nicht leiden. Wiewol nun doct[or] Luther hette können die mittelding leiden, wan sie von den widersachern den unsern nicht als notwendige ding wehren auffgedrungen, sonder allein umb frieds willen von den unsern wehren begert worden (welchs auch dahemals von Luthero geschrieben, als man noch in der tractation mit den papisten gestanden, die confession allein ubergeben und noch nicht darauff geschlossen, sondern noch etwas hoffnung war, das die papisten die confession, wohe nicht annemen, doch nicht vordammen wurden), yedoch nach dem er ferner bericht entpfangen, wie halstarrig die papisten ihn ihrem streit vorharreten, die reine lehr lesterten und vordambten und dieselbige zuvorfolgen sich offentlich hören liessen, hat er sich ferner in einem brieff an d. Philippum also ercleret: Die sach aber ist villeicht lang weiter komen, ehe mein brieff euch uberantwortet seind, wie ich mich auch albereit bedungken ließ, als ich schriebe, aber ich wil [228v] warlich fur mein person nicht ein haerbreit weichen oder neuerung anrichten lassen und solts mir gleich das leben kosten, weil sie so gantz halstarrigklich vorfaren etc.
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Und in einer andern epistel an d. Philippum schreibt er also: Ihr schreibt, man hab den bischoffen den gehorsam, item, ihre jurisdiction und gemeine ceremonien wider uberlassen, sehet euch dannach wol fur und gebt nicht mer den ihr habt, das ihr nicht von neuem an zu einem beschwerlichen und fehrlichen kampff gedrungen werdet, das evangelium zuerhalten. Ich weis wol, das ihr das evangelium in solchen vorträgen alzeit aufnembt, besorg aber, sie werden uns hernachmals fur meyneidig und unbestendig schelten, so wir nicht halten, was sie wollen, dan sie werden unser nachgeben weitlauffig, noch weitlauffiger, auffs aller weitlauffigst annemen ihres aber werden sie eng, noch enger, auff aller engst spannen etc. Eben von dieser sach hat er auch kegen Augsburg geschrieben an d. Just[um] Jonam: Also gedengkt, das ihr nicht ein trennung [229r] unter uns selbst machet, es mag der fried gleissen wie schön er wil, so ist doch der her des friedes und scheider des kriegs grösser und hoher zu achten dan der fried. Uber das gehört uns nicht zu, das wir vom kriege weissagen, uns gehört zu, stragks zu glauben und bekennen. Solches schreib ich nicht darumb, das ich meine, ihr werdet ichtes nachgeben, sonder der grosse ernst der brieffe, mit welchen ich von den unsern angelangt werde, zwingt mich alles zu besorgen, auch da nichs zu sorgen ist, ich wil hernachmals fur mein person unsern widersachern nicht ein haer breit weichen, weil ich sehe, das die hoffertigen stoltze leute uns so nerren und effen von wegen unserer schwacheit, dadurch sie sich auffblasen und sicher sind. Und bald darnach: Ich berste schir vor zorn und widerwillen und bitte schneidet die sach nur ab, horrt auff, weiter mit ihnen zu handeln und kombt wider haimb etc. Aus oberzelten spruchen und schriefften ist offenbar, das nicht recht gelehrt worden, in dem dahe man furgegeben, das man in mitteldingen oder adiaphoris (zur zeit der vorfolgung und dahe sonderlich die bekantnuß [229v] der reinen lehr notwendig, auch man weiß, was der kegenteil suchet) möge den widersachern etwas nachgeben und etlich gefallene ceremonien und menschen satzungen widerumb auffrichten, dan solches ist der heiligen gotlichen schrifft, der christlichen augspurgischen confess[ion], derselben apologi, den schmalkaldischen articuln, auch andern geistreichen schrifften Lutheri gentzlich zu wieder. Darkegen ist dises hirvon die rechte, reine und richtige lehr, das die adiaphora oder mittel ding, wan sie den christen als notwendige sachen auffgetrungen werden wollen, nicht mer fur mittel ding zu halten. Dan sie streben als dan wider die christliche freyheit und reine lehr des evangelii. Und ist der wegen den widersachern der warhait mit auffrichtung solcher mittel ding nicht zu wil fahren, auff das sie nicht in ihren yrtumben gestergkt, die schwachglaubigen geergert und es das ansehen haben möchte, als wolt man mit der zeit auch mit vorlaugnung der reinen lehr zu den widersachern tretten.
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Und so viel sey auch von diesem streit gnug. Wir wollen zu erclerung eines andern streits fort schreiten etc. [230r] Vom freien willen Art. 18
Von diesem puncten stehet in der augsburgischen confession im 18. articul also geschrieben: Vom freien willen wird also gelehrtt, das der mensch etlicher massen ein freien willen hat, eusserlich erbar zu leben und zuwelen unter denen dingen, so die vornufft begreifft, aber ohn gnad, hilff und wirkung des Heiligen Geistes vormag der mensch nicht Got gefellig zu werden, Got hertzlich zu furchten, zu lieben oder zu glauben oder die angeborne, böse luste aus dem hertzen zu werffen, sonder solches geschicht durch den Heiligen Geist, welcher durch Gottes wort gegeben wird, den Paulus spricht, 1. Cor. 2: „Der naturlich mensch vornimbt nichs vom Geist Gottes.“103 Und darmit man erkennen möge, das hyrinne kein neuigkeit gelehrt wird, so sind das die claren wort Augustini vom freien willen hiebey, geschrieben aus dem dritten hypognostiχῶν: Wir bekennen, das in allen menschen ein freyer wil ist, den sie haben ja alle angebornen vor[230v]stand und vornufft, nicht das sie etwas vormogen, mit Got zu handeln, als Got von hertzen zu lieben, zu furchten, sondern allein in eusserlichen wergken dieses lebens haben sie freyhet guts oder böses zu wehlen. Gut mein ich, das die natur vormag, als auff dem acker zu arbeiten oder nicht zu essen, zu tringken, zu einem freundt zu gehen oder nicht ein kleid an oder aus zu thuen, zu bauen, ein weib zu nehmen, ein handtwergk zu treiben und dergleichen etwas nutzlichs und guts zu thuen. Welchs alles doch ohn Got nicht ist noch bestehet, sondern alles aus ihm und durch ihn ist, dakegen kan der mensch auch böses aus eigener wal furnemen, als fur ein abgot nider knien, ein todschlag zu thuen etc. Hie werden die jenigen vorworffen, so lehren, das wir Gottes gebot ohn gnadt und Heiligen Geist halten konnen, dan ob wir schon eusserliche wergk der gebot zuthuen von natur vormögen, so konnen wir doch die hohen gebot im hertzen nicht thuen, nemblich Got warhafftigklich furchten, lieben, Got glauben etc. Bishieher die confession. [231r] Bey diesem articul hat sich ein streit zwischen etlichen theologen augsburgischer confession zu getragen, was doch der frey wille vermöge. Der ein teil hat gestritten, ob wol der mensch durch Adams fal also vorderbt, das er nicht sich selbst aus eigenen krefften zu Got bekheren konne, yedoch sey er nicht ein stogk und blogk, sondern er konne Gottes wort hören oder nicht hören nach seinem willen und so unser vorstand und will sein heiligs wort zubetrachten und sich damit zu trösten, muglichen vleiß ankheret und sich das hertz durch die predig des evangelii tröstet, auffrichtet und also im kampff bestehet, das er alß dan warhafftig gezogen und vorneuert werde vom Heiligen Geist und also der mensch in seiner bekherung mit seinem willen 103
I Kor 2,14
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auch mitwirgke, daher sie auch tres causas, das ist, drey mitwirkende ding in der bekerung des menschen gesetzt, nemblich Got, das wort und des menschen willen oder beyfhal. Darkegen hat der ander teil gelert, das des menschen vorstand und wil dermassen unserer ersten geburt nach zu allem guthen erstorben, das der mensch nicht allein geistliche gehaimnuß des götlichen worts nicht vorstehen, sonder [231v] auch sein wil also vorkert, das er auß eigenen krefften der predig des h. evangelii nit beifallen oder noch derselbigen (sich daraus zu trösten) trachten könne. Und ob wol der mensch sonsten mit vornufftiger seel begabet, so sey er doch seiner ersten geburt und seinem freyen willen nach viel ungeschigkter zur bekherung dan ein blogk oder stein, dan er widerstrebe mit seiner vornufft und willen dem götlichen wort so lang und viel, biß Got durch sein heilig evangelium und Heiligen Geist eines solchen menschen hertz erleuchte und seinen willen ziehe, das er Gottes wort mit glauben anneme und sich zu Got bekhere, das auch der neu geboren mensch so viel und so lang guts thue, als viel und lang er von dem Geist Gottes durchs wort getrieben wurdt. Die erst meinung ist heilger, götlicher schrifft zuwider, wie nachfolgende spruche bezeugen. Dan sanct Paulus sagt: „Do wir tod waren in sunden, hat er uns sambt Christo lebendig gemacht“, Eph. 2.104 Welcher spruch zeuget, das wir von natur in sunden tod seyen. Wie nun ein todter mensch das wenigst nicht kan thuen zu seiner erwegkung, sonder muß ohne all sein zuthuen vom tod erwegkt werden, also kan auch der mensch das wenigst nicht thuen zu seiner bekherung, sondern Got muß thuen [232r] durchs wort und wirkung des H. Geists vom tod der sunden erwegken. Und helt sich der mensch in seiner bekherung pure passive, er wirgkt und thut nichs, sondern leidet allein, das Got in ihm wirkett, ohn das er mit seinem alten Adam uber das auch der götlichen wirkung wider strebet und der Heilig Geist ymmer damit zu thuen hat, das er den alten menschen tödte, damit derselbige nicht widerumb das gut wergk vorterbe, das der H. Geist durchs wort im menschen wirket. Der Her Christus sagt ausdrugklich: „Niemand kan zu mir komen, es sey yhm dan von meinem vater gegeben“, Jo. 6.105 Und abermals: „Es kan niemand zu mir komen, es sey dan, das ihn zyhe der vater, der mich gesandt hat“, Jo. 6.106 Derwegen sol sich der mensch zu Christo wenden und sich mit dem h. evangelio trösten und sich also zu Got warhafftig bekeren, so geschicht solches gar nicht aus seinen krefften, sondern Got muß ihn ziehen, er gehet nicht selbst, sondern wird gezogen doch durch das predigambt und thut der mensch aller ding nichs zu seiner bekerung, Got aber thuts alles, der ihn zeucht und im neuen leben erhelt und stergkt. [232v] Wie auch das exempel der Lydia purpurkremerin bezeugt, von welcher in der Apostelgeschicht am 26. cap. also geschrieben stehet: „Lydia horet zu, 104
Eph 2,5 | 105 Joh 6,65 | 106 Joh 6,44
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Maulbronner Formel
welcher tete der Her das hertz auff, das sie darauff acht hette, was von Paulo geredt wardt“107 etc. Diese Lidia kombt gleichwol zur predigt Pauli, das sie aber auff mergkt und die predig mit glauben annimbt, das ist Gottes wergk, der ihr das hertz geöffenet. Darumb spricht Paulus: „Got ists, der in euch wirket, bede das wollen und das volbringen, nach seinem wolgefallen“, Phil. 2.108 Derhalben wirgkt nicht der mensch das gut wollen (sich zu Got zubekeren), sondern Got muss es wircken, und wan der mensch da rein bewilligt, so ist es nicht aus ihm selbst, sondern es ist des Heiligen Geists angefangen wergk. Wie auch der mensch, vor der bekherung und ihn dem ihnen Got das wort horen lest, so gar kein lust (aus ihm selber) darzu habe, bezeuget Paulus, da er spricht: „Der naturlich mensch vornimbt nichts vom Geist Gottes, es ist ihm ein torheit und kan es nicht erkennen“ etc.109 Daruber auch Christus klagt von denen leuten, die ihnen und Joannem selbst gehöret: „Wir haben euch geclagt und ihr habt nicht wollen weinen. Wir haben euch [233r] gepfiffen und ihr nicht wöllen dantzen.“110 Daraus zuvornemen, wie lustig der mensch von ihm selbst sey, Gottes wort zuhoren und dasselbig anzunemen. Ja wan der mensch gleich bekert ist, so muß dannoch sein wil stetigs vom Heiligen Geist getrieben und gut erhalten werden, sonst thut er nichs guts. Daher s. Paulus sagt: „Welche der Geist Gottes treibet, die sind Gottes kinder“, Ro. 8.111 Und Christus spricht auch von den neu gebornen menschen: „Ohn mich konnet ihr nichs thuen“, Jo. 15.112 Derwegen der mensch, so ferne guts wil und thuet, so ferne ihn Got zeucht und treibet, und wen Gott sein hand anzeucht ein augenbligk, so ligt der mensch widerumb in ungehorsam und sunden, wie solches auch vornemer heiliger leut exempel im alten und neuen testamentt bezeugen. Ist derohalben diese meinung heiliger götlicher schrifft zuwider, das der mensch in seiner bekerung etwas fur sich selbst wirgke aus eigenen krefften, es sey gleich so wenig es wölle. Im apostolischen symbolo bekennen wir, das wir glauben an den Heiligen Geist, welcher darumb der Heilig Geist genent wird, nicht allein das er ahn ihn selbst heilig ist, sonder das er uns arme sunder heiliget oder heilig machet, darumb, so lang er eß [233v] nicht an unß ansehet und uns heiliget undt neu gebieret, so ist an uns weder vorstandt, wil, wort, gedangke noch wergk heilig, sondern alles unheilig und Gottes wort undt willen widerspenstig. Im symbolo nicaeno wird gesagt: Et in spiritum sanctum, dominum et vivificantem, das ist: Ich glaub an den Heiligen Geist, den Hern, der da lebendig macht etc., welches nicht alhie von dem naturlichen, sondern von dem geistlichen leben zuvorstehen ist, und muß uns also Got, der H. Geist, durchs predigambt lebendig machen, sonst seyen und bleiben wir tod in sunden und
107
Act 16,14 | 108 Phil 2,13 | 109 I Kor 2,14 | 110 Mt 11,17 | 111 Röm 8,14 | 112 Joh 15,5
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konnen auß unsern krefften zum evangelio weder lust noch liebe haben, noch es annemen biß unß Got lebendig machet. Die christlich augspurgische confession sagt lauter mit Augustini worten (wie droben vormeldet), das der frey wil nicht vormöge, etwas mit Got zuhandeln, sonder die menschen haben allein in euserlichen wergken dieses lebens ein freyheit, guts oder böß zu wehlen, als den acker zu bauen oder nicht etc. Undt ob der mensch wol eusserliche wergk des gesetzes thuen konne, so vormöge er doch die hohe gebot im hertzen nicht zuthuen etc., sonder [234r] solchs geschehe durch den heilgen Geist, welcher durch Gottes wort gegeben wurdt. Derwegen kan er auch nicht aus ihm selbst sich mit dem evangelio trösten, welchs das höchst und best werck ist. Also weiß die augsburgisch confession nur von zweyen causis conversionis, das ist von zweyen mitwirkenden dingen zu unserer bekerung, nemblich von Got, dem Heiligen Geist, der die bekerung in uns wirgket, und von dem wort, dadurch er es wirket und gedengket der dritten (des menschen willens) nicht. Itemo, im 20. artigkel sagt die confession also dazu: Die menschen ausser Christo und ohn glauben und Heilgen Geist seind in des teuffels gewalt. Der treibt sie auch zu mancherley offentlichen sunden, darumb lehren wir zuvor vom glauben, dadurch der Heilig Geist gegeben wird, und das Christus uns hilfft und wider den teuffel behütet etc. Und gleich darnach: Den menschliche vornunfft und krafft ohn Christo ist dem teuffel viel zu schwach, der sie zu sundigen treibt etc. Diese spruch zeugen klar, das die augsburgische confession des menschen willen in geistlichen sachen gar nicht fur frey erkennet, sonder sagt, er sey des teuffels gefangener, wie solt er sich dan [234v] konnen aus eigenen krefften zum evangelio oder Christo wenden. Die apologia lehrt vom freyen willen also: Und wir sagen auch, das die vornuft etlicher massen ein freyen willen hatt, dan in den dingen, welche mit der vornufft zufassen, haben wir einen freyen willen. Und bald darnach: Solche hertzen, die ohn den Heiligen Geist sindt, die sind ohne Gottes furcht, ohn glauben, vortrauen, glauben nicht, das Got sie erhore, das er ihre sund vorgebe, das er ihnen in nöthen helffe, darumb sind sie gotloß: „Nie kan ein böser baum nicht gute frucht tragen.“113 Und: „Ohn glauben kan niemandt Got gefallen.“114 Darumb, ob wir gleich nachgeben, das in unserm vormögen sey, solche eusserlich wergk zu thuen, so sagen wir doch, das der freye wil, vornufft in geistlichen sachen nichts vormag etc. Hieraus lauter zu sehen, das die apologi des menschen willen kein vormögen zuschreibt, weder das gute anzufahen noch fur sich selbst mit zu wirken. In den schmalkaldischen articuln werden auch nachfolgende irtumb vom freyen willen vorworffen, das der mensch hab ein freyen willen, guts zu thuo
gestr., dafür am Rand: Dise lehr ist in Gottes wort gegründet und der augspurgischen confession auch andern schrifften, daroben vermeldet, gemess, wie die nachvolgende zeugnusse aussweisen 113
Mt 7,18 | 114 Hebr 11,6
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Art. 18
Uber den 18. articul
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Von der bueß
Uber den 3. articul des christlichen glaubens
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en und [235r] böses zulassen und widerumb guts zulassen und böses zu thuen. Und bald darnach wird als ein irtumb vorworffen, es sey nicht in der schrifft gegrundet, das zum guthen wergk vonnöthen sey der H. Geist mit seiner gnadt etc. pNu ist ja der besten wergk eins, Gottes wort wollen hören, dasselbig begehren anzunemen und sich darmit zu trösten. Darumb muß ja solches nicht in des menschen krefften stehen, sondern ein pur lauter wergk des Heiligen Geistes sein, wie oben aus den zeugnussen der heiligen schrifft bewiesen.p Ferner stehet in den schmalkaldischen articuln also: Und diese buß wehret bey den christen biß in den tod, dan sie beist sich mit der ubrige sund im fleisch durchs gantz leben, wie s. Paulus, Ro. 7, zeuget, das er kempff mit dem gesetz seiner glieder115 etc., und das nicht durch eigene kreffte, sonder durch die gab des Heiligen Geists, welche folget auff die vorgebung der sunde. Dieselbige gabe reiniget und feget teglich die ubrige sunde aus und arbeitet, den menschen recht rein und heilig zu machen. Diese wort sagen gar nichs von unserem willen, oder das derselbig auch in den neu [235v] gebornen menschen etwas auß ihm selbst wirgke, sonder schreiben es zu der gab des Heiligen Geistes, welche den menschen reinige und ihn teglich frömer und heiliger mache, und werden hirvon unser eigene krefften gentzlich auß geschlossen. Im grossen catechismo Lutheri stehet also geschrieben: Derselben (christlichen kirchen) bin ich auch ein stugk und glied aller güter, so sie hat, teilhafftig undt mit genoß durch den Heiligen Geist dahin gebracht und eingeleibt, dadurch das ich Gottes wort gehört hab und noch höre, welches ist der anfang hynein zukommen, dan vorhin, ehe wir darzu (zur christlichen kirche) komen sind, seind wir gar des teufels gewest, als die von Got und von Christo nichs gewust haben. So bleibt der H. Geist bey der heiligen gemein der christenheit biß auff den jungsten tag, dadurch er uns holet und braucht sie darzu, das wort zu furen und treiben, dadurch er die heiligung machet und mehret, das wir teglich zunemen und stargk werden im glauben und seinen fruchten, so er schaffet etc. In diesen worten gedengkt der catechismus unsers freien willens oder zuthuens mit keinem wort, sondern gibts alles dem Heiligen [236r] Geist, das er durchs predigambt uns in die christenheit bringe, darin heilige und vorschaffe, das wir teglich zunemen im glauben undt guthen werken. Und ob wol die neugebornen auch in diesem leben so ferne kommen, das sie das guthe wöllen und es ihnen liebet, auch guts thuen und in demselbigen zunemen, so ist doch solchsq nicht auß unserem wöllen und unserm vormögen, sonder der Heilig Geist (wie Paulus selbst davon redet) wirket solch wollen und volbringen, Philip. 2116. Wie er auch zun Ephe[sern] 2 solchs werp–p 115
gestr. | q danach vom Rand eingewiesen: (wie droben vormeldet) Vgl. Röm 7,23. | 116 Vgl. Phil 2,13.
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ke allein Got zuschreibet, do er sagt: „Wir sind sein wergk, geschaffen in Christo Jhesu zu guthen wergken, zu welchen uns Got zuvor bereitet hat, das wir darin wandeln sollen.“117 Ihm cleinen cathechismo Lutheri stehet also geschrieben: Ich glaub, das ich nicht aus eigener vornufft noch krafft an Jhesum Christum, meinen Hern, glauben oder zu ihm komen kan, sonder der Heilig Geist hat mich durchs evangelium beruffen, mit seinen gaben erleuchtet, in rechtem glauben geheiliget und erhalten, gleich wie er die gantze christenheit auff erden berufft, samblet, erleucht, heiliget und bey Jhesu Christo erhelt in recheten einigen glauben. [236v] Und in der auslegung des vater unsers in der andern bitt seind dise wort: Wie geschicht das? (Nemblich das Gottes reich zu uns komme?) Antwort: Wan der himblisch vater uns seinen Heiligen Geist gibt, das wir seinem heiligen wort durch seine gnad glauben und götlich leben etc. Diese zeugnuß sagen, das wir auß eigenen krefften zu Christo nicht komen mögen, sondern Got musse uns seinen Heiligen Geist geben, dadurch wir erleuchtet, geheiliget und also zu Christo durch den glauben gebracht und bey ihm erhalten werden. Und wird weder unsers willens noch mitwirkens gedacht etc. Hierauff wollen wir ein spruch setzen, da sich d. Luther nachmals (mit einer protestation, das er bey solcher lehr biß an sein ende zuvorharren gedengkt) ercleret ihm grossen bekantnuß vom heiligen abentmal, do er also sagt: Hirmit vorwerffe und vordamme ich als eitel irtumb alle lehre, so unsern freyen willen preisen, als die stragks wider solche hilff und gnad unsers heilands Jhesu Christi strebt, dan weil ausserhalb Christo der tod und die sund unsere herren und der teuffel unser Got [237r] und furst ist, kan do kein krafft noch macht, kein witz noch vorstand sein, domit wir zu der gerechtikeit und leben uns könten schigken oder trachten, sonder mussen vorblendte und gefangen der sundt und des teufels eigen sein, zu thun und zudengken was ihnen gefelt und Got mit seinen geboten wider ist etc. In diesen worten gibt d. Luther seliger und heiliger gedechtnuß unserem freyen willen kein einige krafft, sich zur gerechtikeit zu schigken oder darnach zu trachten, sonder sagt, das der mensch vorblendt und gefangen allein des teuffels willen und was Got dem Hern zu wider ist thue, darumb ist hie kein mit wirken unsers willens in der bekerung des menschen und muß der mensch gezogen und auß Got neu geboren werden, sonst ist kein gedangke in unserm hertzen, der sich zu dem heilgen evangelio, dasselbig anzunemen, von sich selbst wenden mochte, wie auch d. Luther von disem handel im buch de servo arbitrio wider Erasmum geschrieben und diese sache wol und
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grundtlich ausgefurt und erhaltenr, darauff wir uns auch referirens und andere dahin weisen. Derhalben ist es unrecht gelert, wen man vorgibt, das der mensch noch so viel krefften [237v] habe, das er begehrt das evangelium anzunemen, sich mit demselbigem zu trösten und also der menschlich wille in der bekerung etwas mitwirgke. Dan solche yrrige meinung ist der h. götlichen schrifft, tden symbolist, der christlichen augspurgischen confession, derselben apologi, den schmalkaldischen articuln, dem grossen und kleinem catechismo Lutheri und andern dises vortrefflichen, hocherleuchten theologen schrifften zu wider. Dakegenu ist diß die recht und rein lehr von diesem handel, das des menschen vorstand und wille dermassen in geistlichen sachen blind, vorterbt, ja todt sey, das der mensch aus eigenen krefften nichs nach Gottes wort oder dem heiligen evangelio frage, noch viel weniger sich desselbigen fur sich selbst (trost daraus zu holen) anneme, sondern so lange in der blintheit und gotlosem wesen vorharre, biß Got den menschen durch das wort und seinen Heiligen Geist erleuchte, das er zu Got gezogen werde, dergestalt das der mensch nicht allein, nicht aus eigenen krefften sich zum evangelio ergeben oder [238r] sich nach demselbigen sehnen, sondern das er auch nach der wider geburt und vorneuerung so lang und viel guts wölle undt thue, so lang und viel ihnen der Heilig Geist treibet, das also alle ehr allein dem almechtigen unsern krefften aber uberal nichs zugeschrieben werde. Und dis sey auch von diesem handel genug. Wir wollen noch ein controversiam erwegen etc.
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[238v] Vom dritten gebrauch des gesetzes Gottes Art. 20
Hirvon stehet im zwanzigsten articul der augspurgischen confession also geschrieben: Solcher glaub, so er das erschrogken hertz tröstet, entpfahet den Heiligen Geist, der fehet an in den jenigen, so Gottes kinder worden sind, zu wirken, wie Paulus spricht, Rom. 8: „Diß sind kinder Gottes, welche der Geist Gottes leitet“118, so wirgkt nun der Heilig Geist erkantnus der sunde undt glauben, das wir die hohe und grosse barmhertzikeit, in Christo zugesagt, fur und fur clerer erkennen und stergker glauben und ewigen trost und leben darauß schepfen. Darnach wirgket der Heilig Geist auch andere tugenden, nemblich die Got gebotten hat in zehen gebotten: Got furchten, lieben, dangken, anruffen, ehren, den nehisten lieben, gedultig, keusch sein, die obrikeit als Gottes ordnung erkennen und ehren etc. Dan wir lehren, das wir Gottes gebot, welche uns auffgelegt sind, sollen und mussen thun. Bishieher die confession. r danach vom Rand eingewiesen: und nachmals in der herrlichen außlegung deß ersten buchs mose widerholet und ercleret hatt | s gestr., dafür eingefügt: hiermit gezogen | t – t gestr. | u davor am Rand: Dieweil 118
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[239r] Bey diesem articul hat sich unter etlich wenigen theologen der augsburgischen confession ein streit zu getragen, nach dem das gesetz darumb gegeben, erstlich den gotlosen, groben leuten euserliche greuliche laster zu wehren, zum andern den menschen yhre sundt zu offenbaren, das sie zu erkantnus derselben komen, ob auch das gesetz Gottes den dritten gebrauch habe, das es nemblich die bekerten und wider gebornen menschen zu guthen wergken anhalten und ihnen furschreib, was sie fur werck thun sollen, welche Got wolgefallen etc. Der ein teil hat gehalten, das die neu gebornen menschen nicht aus dem gesetz lernen, wie sie Got sollen gehorsam leisten mit guthen wergken, es sey auch solcher gehorsam nicht aus dem gesetz Gottes zu treiben, weil sie durch den sohn Gottes frey gemacht, seines geists tempel worden und also frey, gleich wie die son, ohn einigen trieb fur sich selbst ihren ordenlichen lauff volnbringet, also auch die widergeborne fur sich selbst aus eingeben und getrieb des Heiligen Geists thuen, was Got von yhnen erfordert. Dakegen hat der ander teil gelehrt, ob wol die recht glaubigen warhafftig durch [239v] den Geist Gottes getrieben werden und also nach dem inwendigen menschen aus einem freyen geist den willen Gottes thuen, so gebraucht doch eben der Heilig Geist das geschriebene gesetz bey ihnen zur lehre, dadurch auch die rechtglaubigen lehrnen, Got nicht nach ihren eigenen gedangken, sondern nach seinem geschriebenen gesetz und wort zu dienen, welchs ein gewisse regel und richtschnur sey eines gotseligen lebens und wandels, nach dem ewigen und unwandelbaren willen Gottes anzurichten und sey also das gesetz ein wergkzeug des Heiligen Geists, durch welchen er die christen zum gehorsam treibe. Die erst meinung, das nemblich die christen nicht durchs gesetz sollen zu guthen werken angewiesen und getrieben werden, ist dem heiligen wort Gottes ungemeß, wie aus nachfolgenden sprüchen zu sehen. S. Paulus spricht zun Romern: „Wie heben wir den das gesetz auff durch den glauben? Das sey ferne, sondern wir richten das gesetz auff “, Rom. 3.119 Damit er lehret, das durch die predig des evangeliums vom glauben an Christum das gesetz nicht abgethan, sondern viel mer aller erst recht auff[240r]gerichtet werde, nicht als ob es die glaubigen vorfluche oder auch rechtfertige, sonder das es von den glaubigen gehalten werde, so viel in diesem schwachen leben geschehen kan. Also schreibt auch s. Paulus an die christen zu Rom, welche ja glaubig und durch den Heiligen Geist wider geboren waren: „So gebet nun (spricht er) yederman was ihr schuldig seit, schoß dem schoss geburt, zol dem zol geburt, forcht dem die forcht geburt, ehre dem die ehre geburt. Seid niemandt nichs schuldig, den das ihr euch unternander liebet. Dan wer den andern liebet, der hat das gesetz erfullet, dan das da gesagt ist: ,Du solt nicht ehebrechen, du solt 119
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nicht toedten, du solt nicht stelen, du solt nicht falsch zeugnuß geben, dich sol nichs gelusten‘ und so ein anders gebot mer ist, das wird in diesem wort vorfasset: ,Du solt deinen nehisten lieben als dich selbst.‘ Die liebe thut dem nehisten nichs böses. So ist nun die liebe des gesetzes erfüllung“, Ro. 13.120 In diesen worten vormant ja s. Paulus die christen zu einem gerechten, erbarn leben und stelt ihnen das gesetz fur, das sie vormög desselbigen sollen eynander lieben als sich selbst, so werden sie [240v] dem menschen nichs arges thun, darümb sollen die wider gebornen christen durchs gesetz zu guthen werken vormahnet werden. Der Her Christus sagt: „Wer eines von diesen cleynesten gebotten aufflöset, der wird der cleinest heissen im himelreich, wer es aber thut und lehret, der wirdt gros heissen im himelreich“, Mat. 5.121 Hie wil ja Christus, das man das gesetz nicht bey den glaubigen abschaffe, sondern lehren und (so viel uns ymmer muglich) halten sollen. So sagt auch die schriefft: „Alles was ich euch gebiete, das sollet ihr halten, ir solt nichts darzu thun noch darvon thun“, Deut. 12.122 Und weiset uns also Got, der Her, auff seine gebot, dan es ist sehr gefehrlich dasselbige aus den augen zu stellen, weil man als dan leichtlich auff selbst erwelete Gottes dinste fellet, an welchen doch Got kein gefallen hat. Darumb warnet s. Paulus die christen treulich vor selbst erweleter eigener andacht und heilikeit und spricht: „Last euch niemand das ziel vorrugken, der nach eigener waal einher gehet in dehemut und geistlikeit der engel, des er nie keins gesehen [241r] hat“, Coll. 2.123 Und abermals im selbigen capitel sagt er von solcher selbst erweleter geistlikeit: „Und (spricht er) ist menschen gebot und lehr durch selbst erwelete geistlikeit und dehemut“ etc.124 Sollen wir nun nicht selbst erwelete geistlikeit vornemen und nicht nach eigener wal leben, so mussen wir ja die gebot Gottes fur uns nehmen und nach denselbigen wandeln und also Gottes wort lassen unsere fueß leuchte (oder latern) und es ein liecht auff unserem wege lassen sein, wie uns der hundert und 19. Ps[alm] lehret125. Das man aber nicht allein aus dem gesetz lernen musse, was Got gefalle oder nicht, sonder auch wir durchs gesetzs getrieben und zum gehorsam angehalten werden, lehren uns folgende sprüche: „Alle schrifft (spricht Paulus), von Gott eingegeben, ist nutz zur lehre, zur strafe, zur besserung, zur züchtigung in der gerechtikeit, das ein mensch Gottes sey volkomen zu allem guthen wercke geschigkt“, 2. Tim. 3.126 Hie redet ja Paulus auch vom gesetz, wie er dan mit seinem eigen exempel beweiset, da er offt und ernstlich auff den gehorsam dringet und mitt dem gesetz dahin treibet, als da er sagt: „Rechet euch nicht selbst, dan es stehet geschrieben (Deut. 32): ,Mein ist die rach, [241v] ich wil vorgelten‘.“127 Item: „Niemandt vorforteile seinen bruder im 120 Röm 13,7–10; vgl. Ex 20,13–17; Lev 19,18; Mt 22,39; Gal 5,14; Jak 2,8. | 121 Mt 5,19 | 122 Dtn 13,1 | 123 Kol 2,18 | 124 Kol 2,23 | 125 Vgl. Ps 119 (Vg 118),105. | 126 II Tim 3,16f | 127 Dtn 32,35; Röm 12,19
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handel, dan der Her ist recher uber diß alles“, 1. Thes. 4.128 Item: „Wer gestolen hat, der stele nicht mer“ etc.129 „Leget ab die lugen und redet die warheit.“130 Item, das der arbeiter seines lohns werd sey131, zeucht Paulus das gesetz ahn und spricht: „Sagt nicht solches das gesetz auch, den ihm gesetz Mosi stehet geschrieben: ,Du solt dem ochssen nicht das maul vorbinden, der da dreschet‘, dan es ist ja (spricht er) umb unsert willen geschrieben“, 1. Cor. 9.132 Aus welchen spruchen zu sehen, das s. Paulus die christen ihres ambts und was sie fur guthe wergk thuen sollen aus dem gesetz erinnert und treibet. Derwegen stimbt die meinung, das die wider gebornen nicht sollen mit dem gesetz zu guthen wercken gewiesen und getrieben werden, nicht mit Gottes wort uberein. In den dreyen symbolis wird nicht davon gehandelt, wie man das leben sol anrichten, sondern allein vormeldet, was wir glauben sollen, das wir vorgebung der sunden und ewigs leben, durch Christum erworben, erlangen mögen, darumb reden sie nichs vom gesetz und seinem gebrauch. [242r] Die augspurgische confession aber sagt also: Darnach wirket der Heilig Geist auch andere tugenden, nemblich die Got gebothen hat in zehen gebothen etc. Und bald darnach: Dan wir lehren, das wir Gottes gebot, welche uns auffgelegt sind, sollen und mussen thuen. Diese wort zeugen, das wie der H. Geist durch die predig des evangelii in uns wircket den rechten glauben und also unser selikeit, also weiset und treibet er uns zu den fruchten des glaubens, nemblich zum neuen gehorsam, und erleidet und weret uns die sunde durch die predig der gebot Gottes. Derhalben sollen und mussen sie auch bey uns gelehrt und getrieben werden. Wol ists war, das das gesetz die glaubigen nicht auff solche weiß treibet wie die unglaubigen, welche dem gesetz mit grossem unwillen den eusserlichen gehorsam leisten, dannoch leitet uns das gesetz Gottes, ja der Heilig Geist, durchs gesetz, das wir nach den gebothen Gottes unser leben anrichten. Die apologi sagt also: Es stehet geschrieben im propheten: „Ich wil mein gesetz in ihr hertz geben.“133 Und Ro. 3 sagt Paulus: „Wir heben das gesetz nicht auff durch den glauben, [242v] sondern richten das gesetz auff.“134 Item, Christus sagt: „Wiltu ewig leben, so halt die gebot.“135 Item, zu den Corinthern sagt Paulus: „So ich nit die lieb hab, bin ich nichs.“136 Diese und derogleichen spruch zeigen ahn, das wir das gesetz halten sollen, wan wir durch den glauben gerecht worden sein und also ye lenger je mer im geist zunemen. Wir reden aber hie nicht von ceremonien Mosi, sondern von den zehen gebothen, welche von uns fordern, das wir von hertzen grund Got recht furchten und lieben sollen. Und hernach: Darumb lehren wir die hertzen und gewissen, das sie sich trösten durch dieselbige vorheissung Gottes, welche fest stehet und beut gnad
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I Thess 4,6 | 129 Eph 4,28 | 130 Eph 4,25 | 131 Vgl. I Tim 5,18; I Kor 9,9. | 9,10 | 133 Jer 31,33 | 134 Röm 3,31 | 135 Mt 19,17 | 136 I Kor 13,2
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Dtn 25,4; I Kor
Art. 20
Von der liebe
Unter dem titel: Antwort auff die argument der widersacher
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Von der kirchen
Wie man fur Got gerecht werde und von guthen wergken
To. wit. 6 ger. fol. 73
Ibid. fo[lio]v 2
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ahn und vorgebung der sunde umb Christus willen nicht umb unserer wergk willen. Darnach lehren wir auch von guthen wergken undt von dem gesetz nicht, das wir durch das gesetz vordienen vorgebung der sunden, oder das wir umb das gesetz willen Got angenem sind, sonder das Got guthe wergk haben will etc. Also wil auch die apologi, das wir, nach dem wir durch den glauben gerechtfertiget, das gesetz, nemblich die zehen [243r] gebot, halten sollen und nach der lehre vom glauben werde auch vom gesetz gelehrett, darumb das Got gute wergk von uns haben will. Derhalben werden wir auch nach der widergeburt durch das gesetz zu guthen wergken getrieben. Die schmalkaldischen articul sagen also: Dan also beten die kinder: Ich glaub ein heilig, christlich kirch. Diese heilikeit stehet nicht in chorhemdern, platten, langen rögken und andern ihren ceremonien, durch sie uber die heilig schrifft erdichtet, sondern ihm wort Gottes und rechtem glauben. Und bald darnach: Und auff solchen glauben, vorneuerung und vorgebung der sunden volgen dan guthe wergk etc. Und abermals: Wir sagen auch weiter, das wohe guthe wergk nicht folgen, so ist der glaub falsch und nicht recht etc. In disen spruchen werden nicht allein guthe werck erfordert von den glaubigen (welchs nicht stritig), sondern es werden die erdiechten, selbst erweleten wergk (die ausserhalb Gottes wort erdacht sein) vorworffen und ein christ auff Gottes wort gewiesen, so er wil ein heiligs, gotseligs leben fuhren. Das gesetz aber und nicht das evangelium ist dasselbig wort [243v] Gottes, das uns lehret, was recht und unrecht, Got gefellig oder nicht gefellig sey, wie droben im articul von underscheit des gesetzes undt evangelii grundtlich erwiesen. Derohalben muß das gesetz bey den glaubigen getrieben werden, domit sie nach demselbigen ein heiligs leben fuhren und also sich als glieder der heiligen, christlichen kirchen erzeigen. Im grossen catechismo Lutheri stehet also geschrieben von diesem handel: So haben wir nun die zehen gebot, ein ausbundt götlicher lehr, was wir thuen sollen, das unser gantzes leben Got gefalle, und den rechten bronnen und röre, auß und in welchen quellen und gehen mussen alles, was guthe wergk sein sollen. Also das ausser den zehen gebothen kein wergk noch wesen guet und Got gefellig sein kan, es sey so groß und kostlich fur der welt wie es wolle. Und hernach uber die wort: „Ich, der Her, dein Got, bin ein eiveriger Got“137 etc., sagt er also: Dieser zusatz, wiewol er (wie oben gehört) zuforderst zum ersten gebot angehengkt ist, so ist es doch umb aller gebot willen gesetzt, als die sich sambtlich hieher ziehen und darauff gericht sollen sein, darumb hab ich gsagt, [244r] man sol solches der jugent auch furhalten und einbleuen, das sie es lerne und behalte, auff das man sehe was uns dringen und zwingen sol, v
cj.: fa.
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solche zehen gebot zu halten. Und sol es nicht anders ansehen, dan als sey diß stugk zu einem yeden sonderlich gesetzt, also das es in und durch sie alle gehe etc. Und bald hernach: Darumb ist nicht umb sonst im alten testament gebotten, das man sol die zehen gebot schreiben an alle thuer, wend und egken, ja auch an die kleider138, nicht das mans allein lasse, da geschrieben stehen und schau trage, wie die juden theten, sonder das mans ohn unterlaß fur augen und in stetem gedechtnuß habe und in all unserem thuen undt wesen treibe. Und ein iglicher lasse es sein tegliche ubung sein in allerley fellen, geschefften und hendeln als stunde es an allen orten geschrieben, wo er hin siehet, ja wohe er gehet und stehet. So wurde man bede fur sich daheimen in seinem hauß und kegen nachtbarn ursach gnug finden, die zehen gebot zu treiben, das niemand weit darnach lauffen durffe etc. Ihn welchen sprüchen der groß catechismus lauter sagt, das alle guthe wergk mussen aus den zehen gebotten herquellen als [244v] aus einem brunnen und sollen uns Gottes dreuungen und vorheissungen, solche gebot zu halten, dringen und zwingen. Es sollen auch die zehen gebot bey uns seligs getrieben werden, domit wir uns nach den selbigen in alle unserm thun und lassen teglich richten. Im cleinen catechismo Lutheri stehet also geschrieben uber die wort: „Ich bin der Her, dein Got“139 etc. Got dreuet zu straffen alle, die dise gebot ubertreten, darumb sollen wir uns furchten vor seinem zorn und nicht wider solche gebot thuen. Er vorheist aber gnad und alles guts allen, die solche gebot halten. Darumb sollen wir ihn auch lieben und vortrauen und gerne thuen nach seinen gebotten etc. Dieser cathechismus lehret auch, das wir christen sollen nach den geboten Gottes leben, auff das er uns guts thue und wir nicht seinem zorn auff uns laden, das heist ja die widergebornen auff die zehen gebot Gottes weisen. Eben auff diese meinung hat d. Luther (seliger und heiliger gedechtnuß) auch an andern orten geschrieben, das nemlich das gesetz nicht derogestalt durch Christum [245r] auffgehoben, das wir es nicht halten dorffen, sondern das es unß mit seinem fluch nicht zum vorzagen dringen khan. Also spricht er in der herlichen vorredt uber das alt testamentt: Darumb, wohe nun Christus kombt, da höret das gesetz auff, sonderlich das levitisch, welches sund machet, do sonst von art kein sundt ist, wie gesagt ist, so horen auch die zehen gebot auff, nicht also das man sie nicht halten noch erfullen solt, sondern Moses ambt hört drinnen auff, das es nicht mer durch die zehen gebot die sund stargk macht und die sundt nicht mer des tods stachel ist. Dieser spruch (wie dergleichen in andern schrifften Lutheri, sonderlich wider die antinomos, viel zu finden) lehret auch, ob wol das gesetz, wan wir an Christum glauben, nicht dergestalt uns zwingen und dringen khan, das es uns die sund scherffe und uns dem ewigen tod ubergebe, jedoch ward das gesetz 138
Vgl. Dtn 6,9; Dtn 11,20. | 139 Ex 20,2; Dtn 5,6
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nicht auffgehoben durch den glauben, sonder es bleib (so viel den gehorsam belangt) in seinen krefften und sol derowegen fur und fur in der kirchen und heusern getrieben werden. Dan ob wol der mensch widergeborn und in diesem leben erneuert wird, so ist doch solche erneuerung nicht so volkomen, das ein christ gantz und gar vom freywilligen geist regirt und getrieben werde, sondern bleibt in yhme noch der alte Adam leider alzu stargk und das fleisch [245v] widerspenstig, also das deshalben der alt Adam und das sundtlich fleisch mit dem gesetz im gehorsam gehalten und zum guthen angehalten musse werden, ob wol eben dieselbige christen im geist und gewissen frey und vom gesetz nicht konnen vordambt werden, wie Lutherus kurtz und gut uber die epistel zun Galatern schreibet: Caro subiecta sit legi non conscientia, das ist, das fleisch sol dem gesetz unterworffen sein nicht das gewissen. Derwegen ist offenbar, das dise meinung, das nemblich die glaubigen und widergeborne, rechte christen des gesetzes nicht mehr bedurffen, sondern ohn das gesetz fur sich selbst recht leben, irrig und der h. gotlichen schrifft, der christlichen augsburgischen confession, der selbigen apologi, den schmalkaldischen articuln, grossem und kleinem catechismo Lutheri und andern schrifften dises furtrefflichen mans und hocherleuchten theologen zu wider. Dakegen aber ist dieses hirvon die recht und heilsame lehre, das gleich wol das gesetz nicht mer mit dem fluch [246r] auff uns dringen kan, wan wir an Christum glauben, unangesehen, das wir dem gesetz nymmermer volkomenlich gnug thun, yedoch sol das gesetz ymmerdar auch bey den christen gelert und getrieben werden, als die noch den alten Adam an sich haben und noch nicht volkomenlich wider geboren, das sie aller dings durch den freywilligen geist regirt werden. Derwegen wir des gesetzes bedorffen, damit wir durch dasselbig zu guthen wergken angehalten und getrieben werden und unser leben nach dem selben anrichten und nicht auffs selbst erwelte geistlikeit gerathen, sondern uns der gebot Gottes vleissen, domit wir unsern treuen, lieben Got nicht erzurnen, sondern allerley gutthaten (welche er denen, so seine gebot halten, vorheissen hat) erlangen mögen. Dieses ist unser einfeltiger, kurtzer, grundtlicher bericht von den spaltungen, so sich zwischen etlichen theologen, die sich zur augsburgischen confession bekennen, erhaben, welche wir guthertziger meinung ercleren wollen, niemandt zu leid oder gunst, [246v] noch viel weniger hirmit zu ferner weiterung oder uneynikeit ursach zu geben, sondern allein zuberichten, worauff die obgedachte strit beruhen, warumb es zwischen den streitenden parteyen eigentlich zu thuen gewesen und welchs teils meinung mit Gottes wort zuforderst und dan mit anderen bewerten schrifften uber einstimme oder nicht, derowegen wir auch nicht vornemen wollen, die vormeinte beweisungen und argument der irrenden parteyen zu widerlegen, sonder allein anzuzeigen, was der heiligen schrifft, den symbolis, der augspurgischen confession, derselben apologi, schmalkaldischen articuln, grossen und cleinen catechismo Lutheri,
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auch andern dieses teuren mans schrifften gemeß oder nicht gemeß sey, daraus auch ein guthertziger und der warheit begieriger christ, deme es nicht umb zangken, sondern umb sein selikeit zu thuen ist, gnugsam sich wurdt resolviren konnen, was er von den vorgfallenen spaltungen urteilen und halten solle. Wir wöllen uns auch hirmit ercleret haben, wohe andere mehr streit erregtt und mer articul der christlichen augspurgischen confession von yemand möchten angefochten oder disputirt und in frembden [247r] vorstand gezogen worden sind, das wir solchs nicht approbirt, noch hirmit gebilligt haben wollen, achten aber darfur, das dieselbige auff diese weiß, wie in den hyrin vorleibten articuln geschehen, noch viel ermelten schrifften von einem christen, dem die warheit angelegen, wol mögen geurteilt undt entschieden werden und er sich wol wurd darein zu richten und sich darinnen christlich zuvorhalten wissen. Da auch hinforder misvorstandt, zweyung und irtumb ferner sich erheben solten uber einen oder mer articuln, halten wir nachmals die viel angezogene schrifften fur gnugsam, die warheit zu ercleren und die corruptelen und irtumben zu entdegken und zuvorwerffen, welche viel ermelte christliche und bewerte schrifften wir auch hirmit allen guthertzigen und der warheit begirigen christen vleissig zu lesen und andere darnach zu judicieren treuhertziger meinung ermanet haben wollen. Und zweiffeln nicht, es seyen alle reine und recht schaffene theologi in der erclerung und erorterung diser streiten mit uns und unter eynander selbst einig, welche anders bey der heilgen, götlichen schrifft [247v] und bey den vielgemelten christlichen, bewerten und von den reinen evangelischen kirchen angenomenen schrifften von hertzen zu bleiben gesinet, wie auch in allen andern articul unserer christlichen religion, uber welchen gotlob bisher zwischen den theologen augsburgischer confession nit gestritten worden. Die ubrigen aber, welche sich allein mit dem titel und schein der augsburgischen confession behelffen und doch widerwertige lehre fuhren, ermanen wir, das sie umb der ehre Gottes, ihres eigenen heils und der kirchen wolfart willen ihre gefaste ihrtumb wollen fallen lassen und mit reiner, ernstlicher bekentnuß auch zu uns treten, auff das wir in Got gefelligem fried und einikeit sein heilig, seligmachendes wort ye lenger ye weiter ausbreiten und sein heilige kirch miteynander in christlicher eynikeit wol aufferbauen mögen. Das wolle uns vorleyhen der Got des friedes durch seinen lieben sohn Christum, den friedesfursten, sambt dem Heiligen Geist, dem bronnen aller heiligen liebe, welch sey lob, ehr und preiß in ewigkeitt. Amen. Actum und unterschrieben zu Maulbron, 19. januarii anno 1576. Von wegen Wurtemberg: Balth[asar] Bidenbach, probst zu Stuttgarten
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Maulbronner Formel
Lucas Osiander d., wurtembergischer hofprediger Von wegen Baden: Rupertus Dürr d., pfarrherr und superintendens zu Pfortzheim Von wegen Hennenbergk: Abel Scherdiger, hennenbergischer hoffprediger etc. Petrus Streck, consistorialis und pfarher zu Sull.
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Das Torgische Buch, 1576 Einleitung (Irene Dingel und Marion Bechtold-Mayer)
Die Tatsache, dass sich Kurfürst August von Sachsen dem Konkordienwerk zugewandt hatte, gab dem Konkordienwerk neue Schubkraft. Für Kursachsen bedeutete dies eine Abwendung von den bisher geltenden theologischen Lehrgrundlagen, wie dem erst 1571 erstellten Consensus Dresdensis1 und vor allem von dem auch jenseits der Territorialgrenzen seit langem einflussreichen Corpus Doctrinae Philippicum (1560), das neben den drei altkirchlichen Symbolen ausschließlich Schriften Melanchthons als Lehr- und Bekenntnisgrundlage heranzog. Im Zuge der nun einsetzenden Neuordnung von Kirche und Universitäten nach dem Sturz des sog. Kryptocalvinismus berief Kurfürst August Jakob Andreae nach Kursachsen, welcher im April 1576 in Dresden eintraf. Außerdem bat er sowohl Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg als auch Herzog Ludwig von Württemberg um die Zusendung der Schwäbisch-Sächsischen Konkordie.2 Auch die Maulbronner Formel ließ er sich zustellen. Sodann lud er zu einem Theologenkonvent in Torgau ein, an dem – neben Jakob Andreae als dem Hauptarchitekten des Einigungswerks – u. a. Georg Lysthenius, Hofprediger in Dresden, Martin Chemnitz und David Chytraeus als Hauptautoren der Schwäbisch-Sächsischen Konkordie und Andreas Musculus sowie Christoph Cornerus aus Kurbrandenburg teilnahmen. Musculus wirkte damals als Generalsuperintendent und, wie Cornerus, als Professor in Frankfurt/Oder. Der Konvent tagte vom 18. Mai bis zum 7. Juni 1576 auf Schloss Hartenfels in Torgau. Ihm zugrunde lag ein präziser Arbeitsauftrag, den Kurfürst August in einer Proposition formuliert hatte. Die Theologen sollten nicht nur über die Art und Weise, wie eine lehrmäßige Einigung zustande kommen könne, beraten, sondern auch über die Lehrartikel selbst. Das Ergebnis sollten sie in einer Schrift zusammenfassen, die als Basis für eine Concordia – freilich nicht mit den Calvinisten – geeignet sei.3 Dabei sollte durchaus auf die bisher erarbeiteten Konsensformeln zurückgegriffen werden. Für das aus den Arbeiten schließlich hervorgegangene Torgische Buch hat man die SchwäbischSächsische Konkordie und die Maulbronner Formel sozusagen ineinander gefächert, wobei – wie unsere Edition des späteren Bergischen Buchs, d. h. 1
Kritisch ediert in: C&C 8, 794-822 (Nr. 10). So Martin Chemnitz an Tilemann Heshusius, 23. Juni 1576: „Scripserat elector ad ducem Julium, petens formulam communicari sibi, quod quidem ego primo arbitrabar fieri non bono concilio. Scripserat etiam eadem de re ad ducem Würtebergicum.“ Zitiert nach Heinrich Heppe, Geschichte des deutschen Protestantismus in den Jahren 1555–1581. Bd. 3, Marburg 1857, 101f, Anm. 1. 3 Vgl. dazu die von Hutter abgedruckte Proposition: Leonhard Hutter, Concordia concors. De origine et progressu Formulae Concordiae ecclesiarum Confessionis Augustanae [...], Wittenberg 1614, fol. 89v–90r. 2
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Einleitung
der Konkordienformel von 1577 belegt4 – über die Schwäbisch-Sächsische Konkordie auch ganze Passagen der Schwäbischen Konkordie in den endgültigen Text Eingang gefunden haben.5 Das Torgische Buch enthält nach einem Vorwort einen einleitenden Vorspann, der – wie die Schwäbisch-Sächsische Konkordie – die Erstellung eines (neuen) Corpus Doctrinae legitimiert. Die Abgrenzung zum Corpus Doctrinae Philippicum, das bereits in nicht wenigen Territorien Geltung erlangt hatte, wird durch die Konzentration auf Schriften Martin Luthers zwischen den Zeilen deutlich. Darauf folgen insgesamt zwölf Artikel, deren Reihenfolge sich an der Confessio Augustana orientiert und weitgehende Übereinstimmung mit der Sächsischen und Schwäbisch-Sächsischen Konkordie vor deren letzten Überarbeitung aufweist. Neu hinzu kam der Artikel über die Höllenfahrt Christi, der eine Streitfrage aufgreift, die die Mansfelder Theologen in Auseinandersetzung mit dem Heidelberger Katechismus von 1563 thematisiert hatten.6 Wenn sich das Torgische Buch – dem späteren Luther folgend – dafür entschied, im Descensus den Beginn der Erhöhung Christi zu verstehen, so stützte dies die theologische Ausrichtung, die die Formel auch in ihren Artikeln über das Abendmahl und die Christologie vertrat, nämlich die Erhöhung der Menschheit Christi in die Allmacht Gottes. Insgesamt boten die 12 Artikel den dogmatischen Aufriss einer Wittenberger Theologie, die sich fortan überwiegend an Martin Luther ausrichtete. Verbleibende Spuren der Lehre Melanchthons wurden dem eingepasst. Das Torgische Buch, von dem der Kurfürst zahlreiche Abschriften herstellen ließ, wurde sodann an alle evangelischen Stände des Reichs versandt. Man bat sie, die Formel durch ihre Theologen begutachten zu lassen und etwaige Desiderate nach Dresden zurückzumelden. Dieser Weg schien nach allen zurückliegenden Erfahrungen am ehesten dazu geeignet, die ersehnte Concordia endlich in die Wege zu leiten. Damit hatte man sich aber auch dezidiert gegen die Veranstaltung einer Generalsynode entschieden, was manche Gegner des Konkordienwerks später in heftiger Kritik thematisierten.7
4
Vgl. BSELK, Konkordienformel. Heppe, Geschichte III, 104f, behauptet zu Unrecht, dass dabei selbst „der Schatten von Anerkennung Melanchthons“ getilgt worden sei. 6 Vgl. Robert Kolb, Christ’s Descent into Hell as Christological Locus in the Era of the „Formula of Concors“, in: LuJ 69 (2002), 101–118. Außerdem: Irene Dingel, Der Heidelberger Katechismus in den konfessionellen Debatten des 16. Jahrhunderts, in: Herman J. Selderhuis (Hg.), Macht des Glaubens. 450 Jahre Heidelberger Katechismus, Göttingen 2013, 41–51. 7 Vgl. Irene Dingel, Concordia Controversa. Die öffentlichen Diskussionen um das lutherische Konkordienwerk am Ende des 16. Jahrhunderts, Gütersloh 1996 (QFRG 63), 637–644. 5
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Einleitung
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Überlieferung Handschriften: SA Wolfenbüttel, 2 Alt 14927, fol. 2r–209r. TB[W] (liegt dem Abdruck in diesem Band zugrunde). Vermutlich eine Abschrift von Martin Chemnitz’ Handexemplar des Torgischen Buches.8
HSA Dresden, Geheimer Rat, Geheimes Archiv, Loc. 10307/4, fol. 1r–291v. TB[D] Beide Texte dokumentieren die Überarbeitungen hin zum Text des Bergischen Buches. Über vielen dieser Korrekturen ist zudem vermerkt, auf wessen Wunsch hin die Veränderungen vorgenommen wurden. Um einen möglichst vollständigen Überblick darüber zu bieten, wie der endgültige Text der Konkordienformel zustande gekommen ist, verzeichnet unsere Edition im textkritischen Apparat die eingetragenen Korrekturen beider Handschriften zusammen mit der Angabe der für sie verantwortlichen Stände und Theologen9. Die Herkunftsangaben, die der Dresdener Handschrift entnommen sind, werden in runde Klammern gesetzt. Dies gilt ebenso für Textkorrekturen, die sich nur im Dresdner Exemplar finden.
Ebd., Loc. 10303/1, fol. 150r–360v. Dieses Exemplar dokumentiert die erste Fassung des Torgischen Buches und ihre Überarbeitungen hin zum versendeten Exemplar mit den Unterschriften der anwesenden Theologen, datiert auf den 7. Juni 1576.
Darüber hinaus existieren Abschriften des Textes in zahlreichen Archiven. Drucke: Keine zeitgenössischen Drucke. Johann Salomon Semler, Abdruck des Torgischen Buchs aus einer gleichzeitigen handschriftlichen Urkunde nebst einem Auszuge der merkwürdigsten Stücke dieser handschriftlichen Sammlung, Halle 1760. Heinrich Heppe, Der Text der Bergischen Concordienformel verglichen mit dem Text der schwäbischen Concordie, der schwäbisch-sächsischen Concordie und des Torgauer Buches, Marburg 21860.
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Vgl. Inge Mager, Die Konkordienformel im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Entstehungsbeitrag – Rezeption – Geltung, Göttingen 1993 (SKGNS 33), 277. 9 Anhalt = Fürstentum Anhalt; Fürstentum Anspach = Brandenburg-Ansbach; Augsp. = Augsburg (Stadt); Ba./Bad. = Markgrafschaft Baden; Br./Branden./Brand. churf. = Kurbrandenburg; Br./Brandenb./Brandenburg f. = siehe Ansbach; Brunsch. f./Brunschw. f. = Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel; Brunss./Baunschwig = Braunschweig (Stadt); civitat. maritimes = Lübeck, Hamburg, Lüneburg; Henn. = Grafschaft Henneberg; Hess. = Landgrafschaft Hessen; Islebienses = die Eislebener; Lün. = Herzogtum Braunschweig-Lüneburg; Mansfeld = Grafschaft Mansfeld; Mechelb. = Herzogtum Mecklenburg; N. = evtl. Niedersächsische Städte; Palatin./Pfalz = evtl. Herzogtum Pfalz-Neuburg; Pom. f. = Herzogtum Pommern; Pr./ Preuss./Pruteni = Preußen; Sachs./Sächs. = Herzogtum Sachsen; Sachs. churf. = Kurfürstentum Sachsen; Wirt., Wirtemb. = Herzogtum Württemberg
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[2r] aBedencken, welchermaßen vormuge Gottes worts die eingerissene spaltung zwischen den theologen augsburgischer confession christlich vorglichen und beigelegt werden mochtena. [2v leer] [3r] Nachdem aus sonder genaden undt barmhertzigkeit des almechtigen die lehre von den furnemesten articuln unserer christlichen religion (welche durch menschen lehre und satzungen unter dem babstumb greulich vorfinstert gewesen) durch doctor Luthern, seliger und heiliger gedechtnus, wiederumb aus Gottes wortt erleutert und gereiniget, die bebstische irthumb, mißbreuch und abgötterey gestraft und aber solche reine reformation von dem gegentheil vor eine naue lehre geachtet, auch, obb sie dem wort Gottes und den christlichen ordnungen gentzlich zuwieder, heftigk (gleichwohl mit ungrundt) angezogen, darzu mit unerfindlichen calumnien und auflagen beschweret, haben die christlichen chur- und fursten, auch stende, welche damal die reine lehre des heyligen evangelii angenommen und ihre kirchen christlich dem wortt Gottes gemes reformiren lassen, auff der grossen reichs vorsamblung zu Augsburgk anno etc. dreissigk, eine christliche confession aus Gottes wortt stellen lassen und dieselbige keyser Carolo V. uberantwortet, darinnen sie lauter und rundt ihre christliche bekentnus gethan, was von den furnemesten articuln (sonderlich denen, so zwischen ihnen und den bebstischen streitigk worden) in den [3v] christlichen, evangelischen kirchen gehalten und gelert werde, welche von dem gegentheil gleichwohl sauer angesehen, aber, Gott lob, bis uff diesen tagk unwiederlegett und unumbgestossen geblieben. Zu derselbigen, christlichen und in Gottes wortt wohl gegrundeten augßpurgischen confession bekennen wir uns nachmals hiermit von grundt unsers hertzens, bleiben bey derselben einfeltigen, hellen und lautern verstandt, wie solchen die wortt mit sich bringen, und halten gedachte confession vor ein rein, christlich symbolum, bey dem sichc rechte christen nechst Gottes wortt sollen finden lassen. Wie dan auch vor zeiten in der kirchen Gottes über etzliche furgefallene grosse streitt christliche symbola und bekentnus gestellet worden, zu denen sich die reinen lehrer und zuhörer mit hertzen und mundtd bekandt haben. Wir gedencken auch, vormittelst der gnaden des almechtigen bey mehr gemelter christlichen confession, wie sie keyser Carolo anno etc. dreissigk ubergeben, bis an unser ende bestendigk zuvorharren, und ist unser vorhaben nicht, weder in dieser noch andern [4r] schrifften von vielgedachter
a – a gestr., dafür eingefügt: Titulus. Algemeine, lautere, richtige und endliche widerholung und erklerung etlicher artickel augspurgischer confession, in welchen ein zeit her unter etlichen theologen streit furgefallen, nach anleitung Gottes worts und summarischen einhalt unserer christlichen leer beygelegt und verglichen; Änderung des Textes auf Wunsch von: Palatin. | b davor eingefügt: als | c danach vom Rand eingewiesen: dieser zeit | d danach vom Rand eingewiesen: dozumal
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confession im wenigsten ab zuweichen, noch eine andere und naue confession zustellen. Wiewohl aber die christliche lehr in derselbigen confession mehrers theils (auserhalb was von den papisten geschehen) unangefochten geblieben, so kan gleichwohl nicht geleugknet werden, das etliche theologi von etlichene artickeln gemelter confession etwasf abgewichen und den rechten vorstandt derselbigen entweder nicht erreicht oder ja nicht dabey bestanden, etwa auch deren ein frembden verstand anzudeuten sich underwunden und doch neben deme allem der augsburgischen confession sein und sich derselbigen behelffen und ruhmen wollen. Daraus dan beschwerliche und schedliche spaltungen in den reinen evangelischen kirchen entstanden, wie dan auch noch bey lebezeiten der heyligen aposteln unter denen, so christen heissen wolten und sich der lehr Christi berumpten, gleichsfals erschreckliche irthumb eingefallen, daher etliche durch die wergk des gesetzes wolten gerecht und selig werden, Act. 151, etliche die auferstehung der todten wiedersprachen, 1. Cor. 152, [4v] etliche nicht glaubten, das Christus wahrer, ewiger Gott wehre, wieder welche sich die heyligen aposteln in ihren predigten und schriften heftigk legen mussen, ob wohl solche hochwichtige irthumb und ernstliche streitt damals auch nicht ohne grosse ergernus, beyde der unglaubigen und schwachgleubigen, abgangen, inmassen heutiges tages unsere wiedersacher, die bapisten, uber denen spaltungen, so under uns enstanden, frolocken der unchristlichen und vorgeblichen hofnung, als solten diese uneinikeiten zu entlichem undergang der reinen lehre gereichen, die schwachgleubigen aber sich darob ergern und eines theils zweifeln, ob die reine lehre bey uns unter so grossen spaltungen sey, eins theils nicht wissen, welchem theil sie in den streitigen articuln beyfallen sollen. Dan die eingefallene streitt nicht nur mißvorstende oder wortt gezencke sein, dafür es etliche halten möchten, do ein theil des andern meinunge nicht genugsamb eingenommen hette und sich also der span allein in etlichen wenig worten, an welchen nicht viel gelegen, hilte, sondern es [5r] seint wichtige und grosse sachen, daruber gestritten worden und also geschaffen, das des einen und irrenden theils meinunge in der kirchen Gottes nicht kan noch soll geduldet, noch vielweniger entschuldiget oder bestritten werden. Derwegen die notturft erfordert, solche streittige articul aus Gottes wortt und bewerten schriften also zuerkleren, das menniglich, so eines christlichen vorstandes, mercken könne, welche meinung in den streittigen puncten dem wortt Gottes und der christlichen augßpurgischen confession gemes sey oder nicht, und sich also gutthertzige christen, denen die warheit angelegen, vor
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danach vom Rand eingewiesen: hoch und furnemen; Änderung des Textes auf Wunsch von: civitat. maritimes (Sachs. TB[D]) | f gestr. 1
Vgl. Act 15,1–21. | 2 Vgl. I Kor 15,12–58.
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den eingerissenen irthumben und corruptelen haben zuvorhutten und zuvorwahren. g
Von einem gewissen, einhelligem, gemeinem, offentlichem corpore doctrinaeg
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Weil zu grundtlicher, bestendiger einigkeitt in der kirchen vor allen dingen vonnöten ist, [5v] das man ein einhelliges, gewisses, gemeines hcorpus doctrinaeh habe, darin die algemeine, summarischei lehre, darzu die kirchen, so einerj religion sindt, sich bekennen, aus Gotts wortt zusammen gezogen, wie dan die alte kirche allewege zu solchem brauch ihre gewisse symbola gehapt und aber solchs nicht auf privat schriften, sondern auf solche bucherk, ldie publico nominel mund in gemein von denen kirchenm, so zu einer lehr und religion sich bekennen, ndafur und dazun approbirt und angenommen sindt, ogesetzt werden solleo, So haben wir uns kegen einander mit hertz und munde erklerett, das wir kein sonderliches oder naues pcorpus doctrinaep machen oder annemen wollen, sondernq zu den offentlichen, algemeinen schriftenr, so vor solche symbola oder gemeine bekantnussen in dens kirchen zurt außpurgischen confession je und alwegen ugehalten und gebraucht worden, einhelligk bekennenu. Als erstlich zu den prophetischen und apostolischen schriften altes und naues testaments, [6r] als zu den reinen, lauteren brunnen Ißraels, welche alleine die einige, warhaftige richtschnure ist, nach der alle lehrer und lehre zurichten und zuurtheilen sein. Und weil vor alters die wahre, christliche lehr in reinem, gesunden vorstande aus Gottes wordt in kurtze artickell oder hauptstucke wieder der ketzer vorfelschung zusammen gezogen ist, bekennen wir uns zum andern zu den dreien algemeinen symbolis, nemblich dem apostolischen, nicenischen und des heyligen Athanasii, als zu der kurtzen, christlichen und in Gottes wortt gegrundten, herlichen bekentnus des glaubens, in welchen allen denen ketze-
g – g gestr., dafür vom Rand eingewiesen: Von dem summarischen begriff, grund, regel und richtschnur, wie alle lere nach Gottes wort geurteilet und die eingefallene irrunge christlich erkleret und entscheiden werden sollen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: churf. Sachs., Hess. TB[D]) | h – h gestr., dafür vom Rand eingewiesen: summarischer begriff und form; (Änderung des Textes auf Wunsch von: churf. Sachs., Hess. TB[D]) | i gestr. | j (gestr., dafür vom Rand eingewiesen: der warhafftigen, christlichen; Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirt., Baden, Henn. TB[D]) | k danach vom Rand eingewiesen: gesetzt werden sollen | l – l (gestr. TB[D]); in TB[W] ein Zeichen am Rand | m – m gestr., dafür vom Rand eingewiesen: im namen der gantzen kirchen n – n gestr., dafür eingefügt: gestellet | o – o gestr. | p – p gestr., dafür vom Rand eingewiesen: bekentnis unsers glaubens | q danach eingefügt: uns | r danach eingefügt: bekennen | s gestr., dafür eingefügt: allen | t gestr., dafür eingefügt: der | u – u gestr., dafür von unten eingewiesen: ehe denn die zwiespalt unter den, so sich zur augspurgischen confeßion bekant, entstanden und so lange man einhelligliche allent halben in allen artickeln bey der reinen lere gottlichs worts, wie sie d. Luther seliger erkleret, geblieben, gehaltten und gebraucht worden; Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirtemberg (Lün. TB[D])
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reien, so zur selbigen zeitt sich in der christlichen kirchen erhoben, lauter und bestendigk wiedersprochen wirdt. Zum dritten, dieweil in diesen letzten zeiten der guttige Gott aus sondern gnaden die warheitt seines worts aus der greulichen finsternus des bapstumbs durch den getreuen [6v] dienst des teuern mannes Gottes d. Luthers wieder ans licht gebracht hatt und dieselbige lehre aus und nach Gotts wordt wieder des babstumbs und auch anderer secten vorfelschung in die artickell und heuptstuck der augßburgischen confession zusammen gezogen ist, so bekennen wir uns auch zuderselben, ersten, ungeenderten außpurgischen confession, nicht derwegen, das sie von unseren theologis gestellett, sondern weil sie aus Gottes wordt genommen und darinnen fest und wohlgegrundett ist, allermassen wie sie anno etc. dreissigk in schriften vorfassett und dem keyser Carol V. von etzlichen christlichen churfursten, fursten und stenden des Römischen Reichs als ein algemein bekentnus der reformirten kirchen zu Augßburgk ubergeben als dieser zeitt unserm symbolo, durch welchs unsere reformirte kirchen von den bapisten und andern verworffenen und vordampten secten und ketzereien abgesondert worden, inmassen dan solchs in der alten kirchen [7r] also herkommen und gebreuchlich gewesen, das die volgende synodi, christliche bischoffe und lehrer sich auf das nycenische symbolum gezogen und darzu bekant haben. Zum vierden, was dan vielgemelter augßburgischen confession eigentlichem und warhaftigem vorstandt belangett, damit man sich gegen den papisten außfurlicher erklerete und vorwahrete und nicht under dem nahmen der augßpurgischen confession vordampte irthumb in der kirchen Gottes einschleichen und derselbigen sich zubehelffen understehen möchten, ist nach ubergebener confession eine außfurliche apologia gestellett und anno etc. 1531 durch offentlichen druck publicirt. Zu derselben bekennen wir uns auch einhelligk, darinnen gedachte augßburgische confession nicht alleine nottturftiglich außgefurt und vorwahrett, sondern auch mit hellen, unwiedersprechlichen zeugnussen der heyligen schrift erwiesen worden. [7v] Zum funften bekennen wir uns auch zu den artickeln, zu Schmalkaldenv in grosser vorsamblung der theologen gestellett, approbirtt und angenommenw, so uf dem concilio zu Mantua, oder wo es gehalten, im namen hochst und hoch ermelten churfursten, fursten und stenden als vorgemelter außpurgischen confession und bekentnus ausfurlichex erklerung, darauf sie durch Gottes gnaden zuvorharren entschlossen, uberantwortet hatt werden sollen, in welcher ermelte lehre außp[urgischer] confession wiederholett und etliche artickell aus Gottes wordt weiter erklerett. Auch darneben ursach und grundt, warumb man von papistischen irthumen und abgottereyen abgetretten und mit denselben keine gemeinschaft zuhaben, sich auch uber solchen mit dem v danach vom Rand eingewiesen: ann[o] 1537 | w danach vom Rand eingewiesen: in massen dieselbige erstlich begriffen und gedruckt worden; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirtemb., Baden, Henn. TB[D]) | x gestr.
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babst nicht zuvorgleichen wisse noch gedencke, notturftiglich angezeigt worden. Und dan zum sechsten, weil diese hochwichtige sachen [8r] auch den gemeinen man und leyen belangen, welche ihrer seligkeitt zuguttem dennoch als christen zwischen reiner und falscher lehre underscheiden mussen, bekennen wir uns auch einhelligk zu dem kleinen und grossen cathechismo Luthersy, weil dieselbe von allen der augßpurgischen confession vorwanten kirchen einhelligk approbirtt, angenommen und offentlich in kirchen, schulen und heusern gebraucht worden sein, und weil auch in derselbigen die christliche lehre aus Gottes wordt vor die einfeltigen leyen uf das richtigst und einfeltigst begriffen und gleicher gestaltt notturftiglichen erklerett worden. Diese offentlich, gemeine schriften sindt in unsernz kirchena alwegen gehalten worden, als bein corpus et forma doctrinae, das ist als dieb summa und furbildt der lehre, welche d. Luther seliger in seinen schriften aus Gottes wordt wieder das babstumb und andere secten stadtlich außgefurtt und wohlgegrundet [8v] hatt, auf welchs weiterec ausfurliche erklerungen in seinen lehr und streit schriften wir uns dhiemit referirt undd gezogen haben wollene, mit diesem faußdrucklichen underschiedtf, das alleine Gottes wordt die einige richtschnur und regell aller lehre sein und bleiben solle, welchem keines menschen schriften gleich geachtett, sondern demselbigen alles underworffen soll werden. Es werden aber hiemitt andere gutte, nutzliche, reine bucher, außlegung der heyligen schrifft, wiederlegunge der irthumen, erklerung der lehr articul nicht vorworffen, welche, wo ferne sie dem itzgemelten furbilde der lehr gemes, als nutzliche außlegungen und erclerungen gbillich commendirtg und nutzlich gebraucht können werden, sondern was bisher hde corpore doctrinae, das ist vonh der summa unser christlichen lehre, gesagt, wirdt alleine dahin gemeinet, das man habe eine einhellige, gewisse, algemeine summa der lehre, [9r] darzu sich unser reformirtei kirchen semptlich und in gemein bekennen, aus und nach welcher, weil sie aus Gottes wordt genommen, alle andere schrifften, wie ferne sie zu probiren und anzunehmen, judicirtj, geurtheilett und regulirt sollen werden. Dan das wir oberzelte schriften, nemlich die außpurgische confession, apologia, schmalkaldische articul, grosse und
y korr. zu: d. Lutheri; danach vom Rand eingewiesen: wie solche beide von im geschrieben und in seynen tomis einverleibet sein; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirt., Baden, Henn. TB[D]) | z gestr., dafür eingefügt: den reinen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: churf. Brand., Brunss., Sachs. TB[D]) | a danach eingefügt: und schulen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: churf. Brand., Brunss., Sachs. TB[D]) | b – b gestr., dafür eingefügt: die | c (gestr. TB[D]); in TB[W] ein Zeichen am Rand | d – d gestr. | e danach vom Rand eingewiesen: auff weise und mass, wie er in der lateinischen vorrede in 1. tom. von seinen schrifftten selbst notturfftige und christliche erinnerung gethan und diesen unterscheid ausdrucklich gesetzt hatt; Änderung des Textes auf Wunsch von: Anspach, Hessen (Brandenburg f. TB[D]) | f – f gestr. | g – g gestr., dafür eingefügt: gehalten | h – h gestr., dafür eingefügt: von | i (gestr., dafür eingefügt: evangelische TB[D]); in TB[W] ein Zeichen am Rand | j gestr.
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kleine catecißmos Lutheri kund andere dieses mannes schriftenk, lvielgedachten corpori doctrinae, das ist derl summa unser christlichen lehre, einvorleibett, ist der ursachen gescheen, das solche vor dem mcommunem concensum nund einign m, gemeinen, einhelligen verstandt unserer kirchen je und alwege gehalten worden, als die auch von den vornemesten, hocherleuchten theologen dieselbige zeitt underschrieben ooder sonsteno alle kirchenp und schulen innen gehaptt, wie sie [9v] auch alleq geschrieben und außgangen, ehe die rcontroversien undr zweispaltungen unter den theologen augßburgischer confession entstanden, und dan weil sie vor unparteisch gehalten und von keinem theil deren, so sich in streit eingelassen, können oder sollen vorworffen werden, auch keiner, so ohne falsch der augßburgischen confession ist, sich dieser schriften beschweren, sondern sie sals richter oder jas als zeugen gerne annehmen und gedulden wirdt, so kan uns niemandt vordencken, das wir auch aus denselbigen erleuterung und entschiedt der streittigen articuln terholen undt nehmen und wie wir Gottes wordt als die ewige warheitt zum grunde legen, also auch diese schriften zum zeugnus der warheitt und vor den einhelligen, rechten vorstandt unserer vorfahrenu einfuhren und anzihen. [10r] Von streitigen articuln, was die anthitesin oder gegenlehre belangett
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Weil auch zuerhaltung reiner lehr und zu grundtlicher, bestendiger, gottgefelliger einikeitt in der kirchen vonnöten ist, das nicht alleine die reine, heilsame lehre recht gefuhrett, sondern das auch die wiedersprecher, so anders lehren, gestraft werden, 1. Timo. 3; Tito. 13, dan treue hirten, wie Lutherus redett, sollen beides thun, die scheflein weiden oder nehren oder den wölffen wehren, das sie vor den frembden stimmen flihen mugen, Joh. 104, und „das kestliche von den schnöden scheiden“, Hiere. 155. So haben wir uns auch daruber und darvon gegen einander grundtlich und deutlich ercleret, also das in allwege ein under[10v]scheidt soll und mus gehalten werden zwischen unnötigen und unnutzen gezenck, damit, dieweil es mehr vorstöret als bauet, die kirche billich nicht soll vorwirret werden, und zwischen nötigem streitt, wan nemlich solcher streitt vorfellett, welcher die articul des glaubens oder die vorneme heuptstucke der christlichen lehr angehett, da zur rettung der warheitt falsche gegenlehr gestraft werden mus. Wiewohl nun diev schriften wdes obgemelten corporis doctrinae, alzumahl zusammen getragen, inmassen solche dieser unser wiederholten bekentnus
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(gestr. TB[D]); in TB[W] ein Zeichen am Rand | l – l (gestr. und korr. zu: vielgedachter TB[D]) (gestr. TB[D]) | n – n gestr., dafür eingefügt: das ist | o – o gestr., dafür eingefügt: und | p davor eingefügt: evangelische | q gestr., dafür vom Rand eingewiesen: alle in massen hievor vormeldet r – r gestr. | s – s gestr. | t – t (gestr. TB[D]); in TB[W] ein Zeichen am Rand | u danach vom Rand eingewiesen: so bey der reinen lere standhafftt gehalten; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Sachs. TB[D]) | v gestr., dafür eingefügt: obgemelte | w – w gestr. m–m
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Vgl. I Tim 3,9; Tit 1,9–14. | 4 Vgl. Joh 10,12–16.27. | 5 Jer 15,19 (Vg)
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angehengett wordenw, dem christlichen leser, welcher lust und liebe zu der gottlichen warheitt tregett, ein lautern, richtigen bescheidt von allen und jedem streittigen articuln unser christlichen religion geben, was er vormöge Gottes wortts, der propheten und aposteln schriften vor recht und wahr halten und annemen [11r] und was er als falsch und unrecht vorwerffen, flihen und meiden solle, so haben wir doch, damit die warheitt desto deutlicher und clärer behalten und von allen irthumen underschieden und nicht under gemeinen wortten etwas vorsteckett und vorborgen möchte werden, uns von dem vornemesten und hochwichtichsten articuln, so dieser zeitt in streitt gezogen, von jedem in sonderheitt hieruber deutlich und außdrucklich kegen einander erclerett, das es ein offentlichs, gewisses zeugnus nicht alleine bey den itzt lebenden, sondern auch bey unsern nachkommen sein möge, was unserer kirchen einhellige meinunge und urtheill von den xcontroversiis oderx streittigen articuln geweseny sey und bleiben solle, nemblich: Zum ersten, das wir vorwerffen und vordammen alle ketzerey und irthumen, [11v] so in der ersten, alten, rechtgleubigen kirchen aus warem, bestendigem grunde der heyligen, gottlichen schrift vorworffen und vordamptt sein. Zum andern vorwerffen und vordammen wir alle secten und ketzereien, so in itzt gemelten schriften zunsers corporis doctrinae reprobiert undz vorworffen seindt. Zum dritten, weil innerhalb funf und zwantzigk jharen von wegen des interims und sonsten etzliche spaltungen under dena theologen augßpurgischer confession entstanden, haben wir von demselben allen und einen jeden in sonderheitt unsern glauben und bekentnus rundt, lauter und klar in thesi et antithesi, das ist die rechte lehr und gegenlehr, brepetiren und wiederholenb wollen, damit der grundt gottlicher warheitt in allen articuln offenbar und alle unrechtmessige, zweifelhaftige, vordechtige und vordampte lehre [12r] caußgesatzt werdec. In welcher erclerung sich der christliche leser nach aller notturft ersehen und solche gegen oberzelten schriften halten muge, daraus er eigentlich befinden wurdt, was von einem jeden articul in dcorpore doctrinaed edes summarischen begrifse unser religion und glaubens anfangs bekandt, nochmals zu underschiedlichen zeiten erklerett und durch uns in dieser schrift wiederholett keines weges wieder einander, sondern die einfaltige, unwandelbare, bestendige warheitt sey, und das wir demnach nicht von einer lehre zu der andern fallen, wie unsere wiedersacher felschlich ausgeben, sondern bey der einmahl ubergebenen außpurgischen confession und in einhel-
x – x gestr. | y (gestr. TB[D]) | z – z gestr. | a korr. zu: etlichen | b – b gestr., dafür eingefügt: setzen und erkleren | c – c gestr., dafür auf fol. 11v unten eingefügt: wo durch dieselbige und in was buchern sie gefunden und wer gleich dieselbige geschrieben oder sich noch derselben annemen wollte, ausgesetzt werde, damit menniglich fur den irthumen, so hin und wider in etlichen theologen schrifften ausgebreitet werden, treulich vorwarnet sey und hirin durch keines menschen ansehen verfuret werde; Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirtemberg, Saxen etc. (Baden, Mansfeld TB[D]) | d – d gestr. | e – e korr. zu: den summarischen begriff
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ligen, christlichen vorstandt derselben begeren, uns finden zulassen und darbey durch Gottes gnade standthaftigkeit und bestendigk wieder alle [12v] eingefallene vorfelschung zuvorharren. fDarmit aber der christliche leser diese unsere erclerunge uber die bemelte, streitige articul desto leichtlicher und richtiger habe gegen den vorerzelten schriften, der dreier symbolen, außpurgischer confession, apologien, schmalkaldischen articuln und cathechismiis Lutheri, zuhalten und zuersehen, das in denselbigen nicht wiederwertige, sondern durchaus mit wortten und in vorstandt einhellige lehr durch Gottes gnade gefuret werde, so wollen wir in erclerung derselbigen nicht nach der zeitt, wie sie sich zu underschiedlichen jharen nacheinander zugetragen, sondern der ordnung nachgehen, wie dieselbigen ungefehrlich in der außpurgischen confession und vorgemelten schriften von artickeln zu articuln gehalten worden, und wie daselbst die lahr und die gegenlahr an ir selbst in gemein gegen einander gesetzt, wollen wir demselbigen exempell und furbilde auch volgen.f [13r] I. Von der erbsunde
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Und erstlich hatt sich under etlichen theologen außburgischer confession ein zwispalt von der erbsunde zugetragen, was eigentlich dieselbe sey. Dan ein theill hatt gestritten, weil durch Adams fall ist ganz vorderbett menschlich natur und wesen, das nuhmer nach dem fall des vorderbeten menschen natur, substantz, wesen oder ja das furnembste, höchste theil seines lebensg, als die vornunftige seel in ihrem hochsten gradt oder furnemsten kreften, die erbsunde selbst sey, welche natur oder persohn sunde genennet worden, darumb das es nicht ein gedancke, wortt oder wercke, sondern die natur selbst sey, daraus als aus der wurtzell alle andere sunde entspringeth. Und sein derowegen itzo nach dem fall, weil die natur durch [13v] die sunde vorderbet, gantz und gahr kein underschiedt zwischen des menschen natur oder wesen und zwischen der erbsunde. Der ander theil aber hatt dagegen gelehrett, das die erbsunde eigentlich nicht sey des menschen natur, substantz oder wesen, das ist des menschen leib oder seel, welche auch itzundt nach dem vall in uns Gottes geschepffe und creaturen sein und bleiben, sondern sey etwas in des menschen natur, leib, seel und allen seinen kreften, nemblich ein greuliche, dieffe, unaussprechliche vorderbung derselben, idadurch die gerechtigkeitt verlohren (in welcher der mensch anfangs erschaffen) undi in geistlichen sachen zum gutten erstorben und zu allem bösen vorkerett, und das von wegen solcher vorderbung und angeborner sunde, so in der natur steckett, aus dem hertzen alle wirckliche sunde herflissen, und musse also ein underscheidt gehalten werden zwischen f – f gestr. | g korr. zu: wesens | h korr. zu: entspringen | i – i gestr., dafür vom Rand eingewiesen: also das der mensch der gerechtigkeit, darin er anfenglichen erschaffen, mangelt und; Änderung des Textes auf Wunsch von: Preussen
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desj menschen natur und wesen [14r] oder seinem leib und seel, welchs Gottes geschöpff und creaturen ahn uns auch nach dem vhall seindt, und zwischen der erbsunde, welche ein werck des teuffels ist, dadurch die natur vorderbtk. Nun ist dieser streitt von der erbsunde nicht ein unnötiges gezenck, sondern wan diese lehre aus und nach Gottes wortt recht gefuhret und von allen pelagianischen und manicheischen irthumben abgesundert wirdt, so werden (wie die apologia spricht) des Herren Christi wohlthaten und sein teueres vordinst, auch die gnaden wirckung des Heyligen Geistl desto besser erkandt und mehr gepreiset, es wirdt auch Gott seine ehre gegeben, wan Gottes werck und geschöpff an menschen von des teufels werck, dadurch die natur verderbett, recht underschieden wirdt. Derwegen diese zwispalt christlich und nach Gottes wortt zuerkleren und die rechte, reine lehre von der erbsunde zuerhalten, [14v] wollen wir aus vorermelten schriften mdes corporis doctrinaem die thesin und antithesin, das ist rechte lehr und gegenlehr, in kurtze hauptstuecke fassen. Und erstlich ists wahr, das christen vor sunde halten und erkennen sollen nicht alleine die wirckliche ubertrettung der gebotten Gottes, sondern das auch die greuliche, schreckliche erbseuche, durch welche die gantze natur vorderbet, vor allen dingen wahrhaftigk vor sunde soll gehalten und erkennet werden, ja vor die hauptsunde, welche eine wurtzell und brun quell ist aller wircklichen sunde. Und wirdt von d. Luthero eine natur oder persohn sunde genennet, damit anzuzeigen, do gleich der mensch nicht böses gedechte, redet oder wirckettn, das gleichwohl seine natur und persohn sundig, das ist, durch die erbsunde als mit einem geistlichen aussatz durch und durch ganz und gahr vor Gott vorgiftett und vorderbett sey, umb welcher vorderbung [15r] willen und von wegen des vhals des ersten menschen die natur oder persohn von Gottes gesetz beclagt und vordammett wirdt, also „das wir von natur kinder des zorns“6, des todes und der vordamnus sindt, wo wir nicht durch das vordinst Christi davon erlöset werden. Zum andern ist auch das klar und wahr, wie der 19. articul in der augßburgischen confession lehrett, das Gott nicht ist ein schöpfer, stifter oder ursacher der sunden, sondern aus anstiftung des teufels „durch einen menschen ist die sunde (welche ist ein werck des teufels) in die weltt kommen“, Rom. 5; 1. Joha. 37. Und noch heute zutage in dieser verderbung schaffett und machett Gott in uns die sunde nicht, sondern mit der natur, welche Gott heute zu tage an dem menschen noch schaffet und machett, wirdt die erbsunde durch die
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danach eingefügt: verderbten | k danach eingefügt: worden | l korr. zu: Geists | m – m gestr. danach vom Rand eingewiesen: (welches doch nach dem fall unser ersten eltern in diesem leben menschlicher natur unmuglich); Änderung des Textes auf Wunsch von: Preussen n
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Eph 2,3 | 7 Röm 5,12; vgl. I Joh 3,8.
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fleischliche empfengnus und geburtt von vater und mutter aus sundtlichem [15v] sahmen mit opropagirt undo fortgepflanztt. Zum dritten, was dieser erbschade sey, weis und kennet keine vornunft nicht, sondern es mus, wie die schmalkaldische artickell reden, aus der schrift offenbarung gelehrnet und gegleubett werden. Und in der apologia wirdt dasselbige kurtzlich in diese hauptstucke gefastp: 1.q Das es sey eine gentzliche darbung oder manglung der angeschaffenen erbgerechtigkeit im paradis oder des bildes Gottes, nach welchem der mensch anfenglich in warheitt, heyligkeitt und gerechtigkeit geschaffen8, und zugleich ein unvormogen und untuchtigkeitt zu allen Gottes sachen, oder wie die lateinischen worttr redens: Descriptio peccati originalis detrahit naturae non regenerataet et dona et vim seu facultatem et actus inchoandi et efficiendi spiritualia. Das ist: Die beschreibung der erbsunde benimpt der unwiedergebornenu natur die gaben, kraft und alle wirckung, in geistlichen dingen etwas anzufahen [16r] und zuwircken. Dasv die erbsunde (an der menschlichen natur) nicht alleine sey ein solcher gentzlicher mangell alles gutten in geistlichen und göttlichen sachen, sondern das sie zugleich auch sey an stadt des vorlohrnen bildes Gottes in dem menschen eine diffe, böse, greuliche, grundtlose, unerforschliche und unaussprechliche vorderbung der gantzen natur und aller kreften, sonderlich der hochsten, furnemsten kreften der sehlen, im vorstande, hertzen und willen, das dem menschen nuhmer nach dem vhall angeerbett wirdt eine angeborne böse artt und inwendige unreinigkeitt des hertzens, böse lust und neigung, das wir alle von artt und natur solch hertz, sinne und gedancken vonw Adam ererben, welchs nach seinen hochsten kreften und licht der vornunft naturlich stracks wieder Gott und seine hochste gebott gesinnet und geartett, ja eine feindtschaft wieder Gott ist, was sonderliche göttliche geistliche sachen belangett, dan sonsten in naturlichen geistlichenx sachen, so der natury underworffen, hatt der mensch [16v] noch etlicher massen vorstandt, krafft und vormugen, wie wohl gahr sehr geschwecht, welchs doch alles auch durch die erbseuche vorgiftett und vorunreinigett wirdt, das es vor Gott nichts daug. Diez straffe und poen der erbsunde, so Gott auf Adams kinder und auf die erbsunde gelegt, ist der todta und andere leibliche ubell, tiranney und herschaft des teufels, das die menschliche natur dem reich des teufels undero – o gestr. | p danach vom Rand eingewiesen: 1. Das dieser erbschade sey die schuld, das wir allesampt von wegen des ungehorsams Adae und Evae in Gottes ungenade und kinder des zorns von natur sind, wie der apostel, Rom. 5; Eph. 2, zeuget; Änderung des Textes auf Wunsch von: Preussen | q korr. zu: 2. | r danach vom Rand eingewiesen: in der apologia | s gestr., dafür eingefügt: lauten | t (gestr., dafür vom Rand eingewiesen: renovatae TB[D]) | u gestr., dafür eingefügt: unwiedererneuerten | v davor Marginalie eingefügt: 3. | w gestr., dafür eingefügt: aus x gestr., dafür eingefügt: euserlichen | y gestr., dafür eingefügt: vernunftt | z davor Marginalie eingefügt: 4. | a danach vom Rand eingewiesen: die ewige vordamnis, auch ander leiblich und geistlich, zeitlich und ewig elend; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Preussen TB[D]) 8
Vgl. Gen 1,27; Eph 4,42.
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worffen und under des teufels gewaltt dahin gegeben und under seinem reich gefangen, der manchen grossen, weisen menschen in der weltt mit schrecklichem irthumb, kezerey und anderer blindtheitt beteubett und vorfuhrett und sonst die menschen zu allerley laster dahin reissett. Zumb vierdenc, derselbe erbschade ist so gros und greulich, das ehr alleine umb des Herren Christi willen in den geteuften und gleubigen fur Gott zugedeckt und vorgeben mus werden. Es muss auch [17r] und kan die dadurch vorruckte, vorderbete menschliche natur alleine durch des Heyligen Geists wiedergeburtt und erneuerung geheilett werden, welchs doch in diesem leben nur angefangen, aber allererst in jenem leben volkommen sein wirdtt. Diese puncta, so alhir alleine summarischer weise angezogen, werden in obbemelten schriften ddes corporis doctrinaed ausfurlicher erklerett. Solche lehr mus nun also erhalten und vorwahret werden, das sie nit abweiche entweder auf die pelagianische oder auf die manicheische seiten. Derhalben soll auch kurzlich gemeldett werden, welche gegenlehr von diesem articul in unsern kirchen außgesetzt und vorworffen werde: Und erstlich, wieder die alte und neue pelagianer werden gestraft und vorworffen diese falsche opiniones und lehren, als wehre die erbsunde alleine ein reatus oder schuldt von wegen frembder vorwirckung ohne einiger unser natur vorderbung. Item, als wehren die [17v] sundtliche, böse luste nicht sunde, sondern conditiones oder angeschaffene und wesentliche eigenschafte der natur, oder als wehre der obgemelte mangell und schade nicht eigentlich und warhaftigk vor Gott solche sunde, darumb der mensch, auser Christo, ein kindt des zorns9 und der vordambnus, auch im reich und under der gewalt des sathans sein muste. Es werden auch außgesetzt und vorworffen diese und dergleichen pelagianische eopiniones unde irthumbe, als das die natur auch nach dem vhall unverderbett und sonderlich in geistlichen sachen gantz gutt und rein und in ihren naturalibus, das ist in ihren naturlichen kreften, volkommen sein solte, oder das die erbsunde nur von aussen ein schlechter, ringschetziger, eingesprengter fleck oder anfligende mackell vel corruptio tantum accidentium aut qualitatum, das ist ein vorderbung allein etzlicher zufelliger dinge an des menschen natur, wehre, dabey und darunder die natur gleichwohl ihre gütte [18r] und krafft auch zu geistlichen sachen habe und behalte, oder das die erbsunde nicht eine beraubung oder mangelung, sondern nur eine euserliche hindernus solcher geistlicher gutten kreften wehre, als wan ein magnet mit knoblochsafft bestrichen wirdt, dadurch seine naturliche kraft nicht weggenohmen, sondern alleine gehindertt wirdt, oder das dieselbige mackell wie
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davor Marginalie eingefügt: 5. | c gestr., dafür eingefügt: V. | meinen bekenntnis unser christlichen lere | e – e gestr. 9
d–d
gestr., dafür eingefügt: der ge-
Vgl. Eph 2,3.
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ein fleck vom angesicht oder farbe von der wandt leichtlich konne abgewischett werden. Gleichsfals werden auch gestraft und vorworffen, so da lehren, es sey wohl die natur durch den vhall sehr geschwecht und vorderbett, habe aber gleichwohl nicht ganz und gahr alles guttes, was zu göttlichen, geistlichen sachen gehörtt, vorlohren, sey auch nicht, wie man in unserer kirchen singett, durch Adams vhall ist gantz vorderbett menschlich natur und wesen, sondern haben noch aus und von der naturlichen geburtt, wie klein, wenigk [18v] und geringe es auch sey, dennoch etwas gutts, als vehigkeit, geschicklikeitt, dichtikeitt oder vormugen, in geistlichen sachen etwas anzufangen, wircken oder mitt wircken, dan was euserliche, zeitliche, weltliche sachen und hendell, so der vornunft underworffen, belangett, darvon soll im nachfolgenden articul erclerung geschehen. Diese und dergleichen gegenlähr wirdt darumb gestraft und vorworffen, dan Gottes wordt lehret, das die vorderbete natur fvor der wiedergeburtf aus und von ihr selbst in geistlichen, göttlichen sachen nichts gutts, auch nicht das wenigste, als gutte gedancken, vormuge, und nicht alleine das, sondern das sie gohne den Geist Gottesg h vor Gott nichts anders dan sundigen konne, Gen. 6 et 810. Also mus auch diese lehr auf der andern seiten vor dem manicheischen irthumb vorwahret werden. Derhalben werden auch diese und dergleichen iopiniones oderi irrige lehren vorworffen, als das itzo nach dem vhall die menschliche natur erstlichj rein und gutt geschaffen und darnach von aussen [19r] die erbsunde (als etwas wesentlichs) durch den sathan in die natur eingegossen und eingemengett werde, wie gift unter wein gemengett wirdt. Dann obwoll in Adam und Eva die natur erstlich rein, gutt und heyligk geschaffen, so ist doch durch den vhall die sunde nicht also in ihre natur kommen, wie die manicheher geschwermet haben, als hette der sathan etwas wesentliches böses geschaffen oder gemacht und mitt ihrer natur vormengett, sondern do aus vorleyttung des sathans durch den vhall nach Gottes gericht und urthell der mensch zur straf die angeschaffene erbgerechtigkeit vorlohren, ist durch solche kprivation oder vorlierungk die menschliche natur also, wie droben gesagt, vorkehrett und vorderbett, und mit demselben mangel und vorderbung wirdtl itzundter die natur allen menschen, so naturlicher weise von vater und mutter empfangen und gebohren werden, angeerbetm, dan nach dem vhall wirdt die menschliche nattur nicht erstlich rein und gutt geschaffen und darnach aller erst durch die erbsunde vorderbett, sondern im ersten [19v] augenblick unser empfengnus ist der sahmen, daraus der mensch f–f
gestr. | g – g (gestr., dafür vom Rand eingewiesen: auß und für sich selbst TB[D]); in TB[W] ein Zeichen am Rand | h danach eingefügt: fur der widergeburt | i – i gestr. | j (gestr., dafür vom Rand eingewiesen: anfangs TB[D]); in TB[W] ein Zeichen am Rand | k – k gestr., dafür vom Rand eingewiesen: mangel, darbung und verwundung, so durch den satan geschehen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Preuss. TB[D]) | l gestr. | m danach vom Rand eingewiesen: wirdt 10
Vgl. Gen 6,5; Gen 8,21.
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formirt wirdt, sundigk und vorderbett, so ist auch die erbsunde nicht etwas vor sich selbest, in oder auser desn menschen natur selbstendigk, wie sie auch deso menschen eigen wesen, leib oder sehle oder der mensch selber nicht ist. Es kann und soll auch die erbsunde und die dadurch vorderbete menschliche natur nicht also underschieden werden, als wehre die natur vor Gott rein, gutt, heyligk und unvorderbett, aber alleine die erbsunde, so darinne wohnet, wehre böse. Item, wie Augustinus von den manicheher schreibt, als ob nicht der vorderbete mensch selber von wegen der angebornen erbsunde sundigte, sondern etwas anders und frembdes im menschen, und das also Gott durchs gesetz nicht die natur als durch die sunde vorderbett, sondern nur alleine die erbsunde darinnen anclage und vordamme. Dan wie droben in thesi, das ist in erclerung der reinen lehre von der erbsunde, gesetzt, ist die ganze natur des menschen, so naturlicher weise von vater und mutter geboren wirdt p(dan von Christo, so vom Heyligen Geist empfangen, reden wir alhie nicht)p, [20r] an leib und sehl, in allen kreften, durch und durch auf das aller euserste (was ihre im paradis angeschaffene guthe, warheitt, heyligkeitt und gerechtigkeitt betrift und anlangett) durch die erbsunde vorderbett und vorkerett, non tamen in aliam substantiam, genere aut specie diversam priori abolita transmutata est, das istq: jedoch nicht ganz und gahr vortilgett oder in eine ander substantz vorwandelt, welche nach ihrem wesen unser natur nicht gleich und also mitt uns nicht eines wesens sein sollte. Es wirdt auch von wegen solcher vorderbung die ganzte vorderbte natur des menschen durchs gesetz angeclagett und vordammet, wo nicht die sunde umb Christi willen vorgeben wirdt. Es beklagett aber und vordammet das gesetz unser natur nicht darumb, das wir menschen von Gott erschaffen sindt, sondern darumb, das wir sundig und böse sindt, oderr nicht darumb und so ferner die natur und das wesen auch nach dem vhall in uns ein wergk, geschepf und creatur Gottes ist, sondern darumb und so ferne [20v] sie durch die sunde vorgiftett und vorderbett ist. Wiewohl aber die erbsunde die ganze menschliche natur wie ein geistlich gift und aussatz (wie Lutherus redett) vorgiftett und vorderbett hatt, das man in unserer vorderbeten natur augenscheinlich nicht zeigen und weisen kan die natur besonders vor sich und die erbsunde auch besonders vor sich, so ist doch gleichwohl nicht ein dingk die vorderbete natur oder das wesen dess menschen, leib und seell oder der mensch selber, von Gott erschaffen, (darin die erbsunde wohnett, dadurch auch diet natur, wesen oder der gantze mensch vorderbett ist) und die erbsunde selbst, die in des menschen natur oder wesen wohnet und dieselbige vorderbett, wie auch in dem euserlichen aussatz der leib, so aussetzigk ist, und der aussatz an oder im leibe nicht ein dingk seyn, wan man eigentlich reden will, sondern es mus ein underschiedt n
(gestr., dafür vom Rand eingewiesen: verderbten TB[D]); in TB[W] ein Zeichen am Rand danach eingefügt: verderbten | p – p gestr. | q danach eingefügt: das sie | r gestr., dafür eingefügt: wie auch | s danach eingefügt: verderbten | t gestr.
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gehalten werden zwischenu unser natur, wie sie von Gott erschaffen ist und erhalten wirdt, darinnen die sunde wohnett, und zwischen der erbsunde, so in der natur wohnett, die beyde mussen und konnen auch underschiedlich betrachtetv [21r] werden, und solchen underschied zuhaltenw, dringen und zwingen die vornemesten artickell unsers christlichen glaubens. Als erstlich im artickell von der schöppfung zeuget die schrifft, das Gott nicht allaine vor dem vahl menschliche natur geschaffen habe, sondern das auch nach dem vhal eine creatur und werck Gotts sey, Deut. 32; Isa. 45.54.64; Act. 17; Apocal. 411. „Deine hende“, spricht Hiob, „haben mich gearbeitet und gemacht, alles was ich umb und umb bin, und vorsenckest mich so gahr? Gedencke doch, das du mich aus leim gemacht hast, und wirdest mich wieder zur erden machen? Hast du mich nicht wie milch gemolcken und wie kese lassen gerinnen? Du hast mir hautt und fleisch angezogen, mitt beinen und adern hast du mich zusammen gefugt, leben und wolthat hast du an mir gethan, und dein aufsehen bewahret meinen athem“, Hiob 10.12 „Ich dancke dir (spricht Davidt), das ich wunder[21v]barlich gemacht bin, wunderbarlich sindt deine wergk, und das erkennet meine sehle wohl. Es war dir mein gebein nicht vorholen, da ich in vorborgenem gemacht wahrdt, da ich gebildett wardt unden in der erden. Deine augen sahen mich, da ich noch unbereitett war, und waren alle tage uff dein buch geschrieben, die noch wehren solten und derselben keiner da wahr“, Psal. 139.13 Im prediger Salomonis stehett geschrieben: „Dan der staub mus wieder zur erden kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der in gegeben hatt“, Ecclesias. 12.14 Diese schpruche zeugen lauter, das Gott auch nach dem vhall des menschen schopffer sey und ihme leib und sehl erschaffe, darumb kan der xmensch nichtx die sunde selbst sein, sonst wehre Gott ein schöpffer der sunden, wie auch unser kleiner cathecißmus in der außlegung des ersten artickels bekennett, da also geschrieben: Ich glaube, das mich Gott geschaffen hatt sampt allen creaturen, mir leib und sehl, augen, ohren und alle glieder, vornunft und [22r] alle synne gegeben hatt und noch erheltt. Desgleichen im grossen cathecismo stehett also geschrieben: Das meine und glaube ich, das ich Gottes geschöpff bin, das ist, das er mir gegeben hatt und ohne underlas erhelt leib, sehle und leben, gliedmas klein und gros, alle synnen, vornunft und vorstandt etc., wiewohl dieselbe creatur und das werg Gottes durch die sunde jemmerlich vorderbett ist, dan die massa, daraus Gott itzundt den menschen formirt und machett, ist in Adam vorderbett und vorkehrett und wirdt also u
davor eingefügt: auch | v gestr., dafür von unten eingewiesen: nach der heiligen schrifft betrachtet, geleret und gegleubet; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Mansfeld TB[D]) | w korr. zu: zuerhalten | x – x gestr., dafür vom Rand eingewiesen: verderbte mensch nicht on allen unterscheid 11 Vgl. Dtn 32,5f; Jes 45,11; Jes 54,5; Jes 64,7; Act 17,25f; Apk 4,11. | 12 Hi 10,8–12 | 13 Ps 139 (Vg 138),14–16 | 14 Koh 12,7
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auf uns geerbett. Und hie sollen billich fromme, christliche herzen die unaußsprechliche gutte Gottes bedencken, das solche vorderbete, vorkerte, sundliche massam Gott nicht als baldt von sich wirfett ins hellische feuer, sondern daraus formirt und machett die itzige menschliche natur, so durch die sunde jemmerlich vorderbett, auf das er sie durch seinen lieben sohn von sunden reinigen, heyligen und seligk machen möge. [22v] Aus diesem artickell findett sich nun der underscheidt unwiedersprechlich und clar, dan die erbsunde kompt nicht von Gott hero, Gott ist nicht ein schopffer oder stifter der sunden, es ist auch die erbsunde nicht eine creatur oder werck Gottes, sondern es ist des teufels werck. Wan nun gantz und gahr kein underschiedt sein solde zwischen der natur und dem wesen unsers leibes und sehlen, so durch die erbsunde vorderbett, und zwischen der erbsunde, dadurch die natur vorderbett ist, so wurde volgen, das entweder Gott, weil er ist ein schopffer dieser unser natur, auch die erbsunde schafte und machte, welche auch also sein werck und creatur sein wurde, oder weil die sunde ein werck des teufels ist, das der sathan ein schöpffer wehre dieser unser natur, unsers leibes und sehle, welche auch ein werck oder geschepffe des sathans sein muste, wan ohne allen underschiedt unser vorderbete natur, die sunde selbst sein solte, welchs beides wider diesen artickell unsers christlichen glaubens ist. Derwegen und auf das Gottes geschepff und wergk am menschen von des teufels werk under [23r] schieden möge werden, sagen wir, das es Gottes geschepf sey, das der mensch leib und sehl habe, item, das es Gottes werck sey, das der mensch etwas gedencken, reden, thun und wircken könne, „dan in ihme leben, weben und sindt wier“, Acto. 1715. Das aber die natur vorderbett, gedancken, wortt und werck böse sindt, das ist anfenglich ein werck des sathans, der durch die sunde Gottes wergk in Adam also vorderbett hatt, welchs daher auf uns geerbet wirdt. Zum andern, im artickell von der erlösung zeugett die schrift gewaltig, das Gottes sohn unsere menschliche natur ohne sunde angenommen, also das er uns, seinen brudern, allenthalben gleich worden sey, außgenommen die sunde, Ebre. 216. Unde veteres dixerunt, Christum nobis, fratribus suis, consubstantialem esse secundum assumptam naturam, quia naturam, quae, excepto peccato eiusdem generis, spetiei et substantiae cum nostra est, assumpsit [23v] et contrariam sententiam manifeste haereseos damnarunt. Das ist: Daher alle alte, rechtglaubige lehrer gehalten, das Christus nach der angenomenen menschheitt mit uns, seinen brudern, eines wesens sey, dan er hatt die menschliche natur, welche, alleine die sunde ausgenommen, unserer menschlichen natur in ihrem wesen und allen wesentlichen eigenschaften durch ausy gleich ist, an sich genommen, und haben die gegen lehre als offentliche kezerey vordampt. Wan nun kein underschiedt wehre zwischen der natur oder y 15
danach vom Rand eingewiesen: (alleine die sunde ausgenomen) Act 17,28 | 16 Vgl. Hebr 2,17.
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dem wesen desz menschen und zwischen der erbsunde, so muste volgen, das Christus entweder unsere natur nicht angenommen, weil er die sunde nicht hatt angenommen, oder, weil er unsere natur angenommen, das er auch die sunde hette angenommen, welchs beides wieder die schrifft ist. Weil aber Gottes sohn unsere menschliche natur und nicht die erbsunde an sich genommen, so ist hieraus clar, dasa nicht ein [24r] dingk sey, sondern underschieden musse werden. Zum dritten, im artickell von der heyligung zeugett die schrift, das Gott den menschen von der sunde abwasche, reinige, heylige, und das Christus sein volck von ihren sunden seligk mache. So kan ja die sunde der mensch selber nicht sein, dan den menschen nimptt Gott umb Christus willen zu gnaden auf, aber der sunden bleibett er in ewigkeitt feindt. Ist derhalben unchristlich und abscheulich geredettb, das die erbsunde im namen der heyligen dreyfaltigkeitt getauft, geheyligett und geseligettc werded. Zum vierden, im artickell von der auferstehung zeuget die schrift, das eben dises unsers fleisches substantz, aber ohne sunde, auferstehen wirdt und das wir im ewigen leben eben diese sehle haben werden, aber ohne sundee. Wan nun ganz und gahr kein underschiedt wehre [24v] zwischen unseremf leib und sehle und zwischen der erbsunde, so wurde wieder diesen artickell des christlichen glaubens volgen, das entweder dis unser fleisch am jungsten tage nicht auferstehen und das wir im ewigen leben nicht dis wesen unsers leibes und sehlen, sondern eine andere substantz (oder eine andere sehle) haben wurden, weil wir da werden ohne sunde sein, oder das auch die sunde auferstehen und im ewigen leben in den auserwelten sein und bleiben wurde. Hieraus ist clar, das diese lehre (mit allen, so ir anhangett und daraus volgett) musse vorworffen werden, da furgegeben und gelert wirdt, das die erbsunde desg menschen natur, substantz, wesen, leib oder sehle selbst sey, also, das gantz und gar kein underscheid zwischen unser vorderbeten natur, substantz und wesen und zwischen der erbsunde sein solle. Dan die vornemesten artickell unsers christlichen glaubens zeugen starck und gewaltigk, warumb ein underscheidt [25r] zwischen der natur oder substantz des menschen, so durch die sunde vorderbett, und zwischen der sunde, damit und dadurch der mensch vorderbett ist, sol und muß gehalten werden. Und dis sey genuch zur einfaltigen erclerunge der lehr und kegenlehr (in thesi und antithesi) von diesem streit, so viel die hauptsache an ihr selbst
z danach vom Rand eingewiesen: verderbten | a danach von unten eingewiesen: die menschliche natur und die erbsunde | b (gestr., dafür vom Rand eingewiesen: zuhören TB[D]) | c gestr., dafür eingefügt: selig gemacht | d danach vom Rand eingewiesen: und der gleichen rede mehr, damit wir einfeltige leut nicht verergern wollen, so in der neuen manicheer schrifften zubefinden; Änderung des Textes auf Wunsch von: Mansfeldenses (Pr. TB[D]) | e danach eingefügt: haben und behaltten werden | f danach vom Rand eingewiesen: verdorbenen | g danach vom Rand eingewiesen: verderbten
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belangett an diesem ortt, da nicht außfurlich disputationesh, sondern articuls weise nur die furnemste hauptstucke gehandeltt werden. Was aber die wörter und weise zu reden anlangett, ist das beste und sicherste, das man das furbilde der gesunden wortt, wie in der heyligen schrift und in den obgemelten buchern ides corporis doctrinaei von diesem artickell geredett wirdt, brauche und behalte. Es sollen auch aequivocationes vocabulorum, das ist die worter und reden, so in mancherley vorstandtj gebraucht werden, worttgezenck zuvorhutten, fleissigk und underschiedlich erklerett [25v] werden, als wan man sagett, Gott schaffet die natur der menschen, sok wirdt durch das wortt „natur“ vorstanden das wesen, leib und sehl der menschen. Oft aber nennet man die artt oder unartt eines dinges seine natur, als wan man sagett, der schlangen natur ist, das sie sticht und vorgiftett, also spricht Lutherus, das sunde und sundigen des verderbeten menschen artt und natur seyl. Also heist erbsunde eigentlich die tieffe vorderbung unser natur, wie sie in schmalkaldischen articuln beschrieben wirdt. Zu zeiten aber wirdt das concretum oder subiectum, das ist der mensch selber mit leib und sehl, darinne die sunde ist und steckett, mit begriffen, darumb das der mensch durch die sunde vorderbett, vorgiftett und sundig ist, als wan Lutherus sprichtt, deine geburth, deine natur und dein gantzes wesen ist sunde, das ist sundigk und unrein. Natur sunde, persohn sunde, wesentliche sunde [28r] erklerett Lutherus selbst, das ehrs also meinett, das nicht alleine die wortt, gedancken und wergk sunde seyn, sondern das die ganze natur, persohn und wesen des menschen durch die erbsunde zugrunde genzlich vorderbett sey. Was aber die schullm wortt substantia und accidens anlangett, soll die einfeltige kirchen, weill solche wortt dem gemeinem man unbekandt, damitn billich vorschonet werden. oUnd werden also dieselbigen wortter billich in die h korr. zu: disputirt | i – i gestr. | j danach vom Rand eingewiesen: gezogen und | k (gestr., dafür eingefügt: da TB[D]) | l danach eingefügt: tom. 1 germ. ienens. pag. 187 | m gestr., dafür eingefügt: lateinische; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) | n danach vom Rand eingewiesen: in offentlichen predigten mit demselbigen | o – o gestr., dafür von fol. 26r–27v eingewiesen: [26r] Wann aber die gelerten unter sich selber sich in diesem handel derselben gebrauchen oder bey andern, welchen solche wort nicht unbekant, in massen Eusebius, Ambrosius und sonderlich Augustinus, wie auch andere fürneme kirchen lerer, mehr aus not, diese lere wider die ketzer zu erkleren, getan, so nemen sie fur ein solche teilung, dazwischen kein mittel ist, das alles, was da ist, musse entweder substantia, das ist ein selbstendig wesen, oder accidens, das ist ein zufelliges ding, sein, das nicht fur sich selbs wesentlich bestehen, sondern in einem andern selbstendigen wesen ist und davon kann unterscheiden werden, welche teilung auch Cyrillus und Basilius gebrauchen. Und dieweil unter andern dieses auch ein ungezweivelter, unwidersprechlicher grundspruch in der theologia ist, das ein jede substantia ist entweder Gott selbst, oder ein werck und geschepff Gottes sey, so hat Augustinus in vielen schrifftten wider die manicheer mit allen warhafftigen lerern wolbedacht und mit ernst die rede peccatum originis est substantia vel natura, das ist die erbsunde ist des menschen natur oder wesen, verdampt und verworffen. Nach welchem auch alle gelerte und verstendige alzeit gehalten, das das jenige, so nicht fur sich selbs bestehet noch ein teil ist eines andern selbstendigen wesens, sondern in einem andern ding wandelbarlich ist, nicht ein substantia, selbstendig ding, sondern ein accidens oder etwas zufelliges sey, [26v] also
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schulen an die gelerten geweiset, dan wan die gelerten under sich in schulen oder sonst in dieser disputaion solche schul und kunst worter, die eigentlich in die dialecticam gehören, gebrauchen, so nehmen sie vor eine immediatam divisionem, das ist, eine solche theilung, dazwischen kein mittell ist, das alles, was da ist, musse entweder substantia, ein selstendigk wesen, oder accidens, ein zufelliges dingk, sein, das nicht vor sich selbst wesentlich bestehet, [28v] sondern in einem andern, selbstendigem wesen ist und davon kan underschieden werden, welche theilung auch Cyrillus und Basilius gebrauchen. Und dieweil under andern dieses auch ein ungezweifelter, unwiedersprechlicher grundtspruch in der theologia ist, das ein jede substantia oder selbstendiges wesen, so ferne es eine substantz ist, entweder Gott selber oder ein pflegt Augustin bestendiglich auff diese weise zu reden, die erbsunde sey nicht die natur selbs, sondern ein accidens vitium in natura, das ist ein zufelliger mangel und schaden in der natur. Wie man denn auch auff solche weise in unsern schulen nach der dialectica vor diesem zanck frey und unvordechtig geredet und deswegen weder von d. Luther noch von einigem rechtschaffenen lerer unserer evangelische kirchen jemals gestraffet worden. Weil denn die unwidersprechliche warheit ist, das alles, was da ist, entweder ein substantz oder ein accidens ist, in massen kurtz hievor mit den zeugnissen der kirchenlerer angezeiget, und kein rechtverstendiger jemals daran gezweivelt, so dringet die not und kan niemand fur uber, wann jemand fragen wolte, ob die erbsunde ein substantz, das ist ein solch ding, das für sich selbt bestehe und nicht in eim andern sey, oder ein accidens, das ist ein solch ding sey, das nicht fur sich selbst bestehe, sondern in einem andern ist und fur sich selbst nicht bestehen noch sein kan, sondern muss fein rund heraus bekennen, das die erbsunde nicht ein substantz, sondern ein accidens sey. Da rumb auch der kirchen Gottes zum bestendigen friede in diesem zweyspalt nimmermehr geholffen, sondern die uneinigkeit viel [27r] mehr gesterckt und erhalten, wann die kirchendiener im zweivel gehalten, ob die erbsunde ein substantz oder accidens sey oder nicht und also recht und eigentlich genennet werde. Demnach, sol den kirchen und geistlichen schulen dieser ergerlichen gezenck halben zu grund abgeholffen werden, ist von nöten, das menniglich deshalben eigentlich berichtet werde. Wann aber weiter gefragt wird, was dann die erbsunde fur ein accidens sey, das ist ein andere frage, darauff kein philosophus, papist, sophist, keine menschliche vernunffet, wie scharff auch dieselbige immer mehr sein mag, antwort geben kann, sondern aller verstand und erklerung mus allein aus heiliger, gottlicher schrifftt genommen werden, welche bezeuget, das die erbsunde sey ein unaussprechlicher schade und solche verterbung menschlicher natur, das an derselben und allen iren innerlichen und eusserlichen krefftten nichts reines und gutes geblieben, sondern alles zumal verderbt, das der mensch durch die erbsunde warhafftig fur Gott geistlich tod und zum guten mit allen seynen krefftten erstorben ist. Dergestalt dann durch das wort accidens (wann es nach Gottes wort also erkleret wird) die erbsunde nicht verkleinert wird (in massen d. Luther wider die verkleinerung der erbsunde mit grossem ernst geschrieben in 3. cap. Genesis latine), sondern solch wort allein dazu dienet, den unterscheid zwischen dem werk Gottes, welches ist unsre natur, unangesehen das sie verderbt ist, und zwischen des teufels werk, welches ist die sunde, im werk Gottes stecket und derselben aller tieffste und [27v] unaussprechliche verderbung anzuzeigen. Also hat auch d. Luther in diesem handel das wort qualitas, wie auch das wort accidens gebrauchet und nicht verworffen, daneben aber auch mit besonderem ernst und grossem eyver auff das aller fleissigste erkleret und menniglich eingebildet, was es für ein greuliche qualitet und accidens sey, dadurch die menschliche natur nicht schlecht verunreiniget, sondern so tieff verderbet ist, das nichts reines noch unverderbet in derselbigen geblieben, wie seine worte uber den 90. Psalm lauten: Sive igitur peccatum originis qualitatem sive morbum vocaverimus profecto extremum malum est non solum pati aeternam iram et mortem aeternam, sed ne agnoscere quidem quae patris. Und abermals in Genesis cap. 3: Qui isto veneno peccati originis a planta pedis usque ad verticem infecti sumus, siquidem in natura adhuc integra accidere, uns zugefallen; Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirtembergenses, Pruteni (Ba., Henn., Brunschw. f. TB[D])
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wergk und geschepf Gotts sey, so hatt Augustinus in vielen schriften wieder die manicheer mitt allen warhaftigen lehrern ex professo wohl bedacht und mitt ernst die rede, peccatum originis est substantia vel natura, das ist, erbsunde ist des menschen natur oder wesen, vordammet und vorworffen, nach welchem auch alle gelerte und vorstendige alzeitt gehalten, das das jenige, so nicht vor sich selbest bestehett noch ein theill ist eines andern selbstendigen wesens, sondern in einem andern dinge wandelbarlich ist, nicht eine substantia, das ist etwas selbstendiges, sondern ein accidens, das ist etwas zufelliges. Also pflegett Augustinus bestendiglich auf diese weise zureden, [29r] die erbsunde sey nicht die natur selbst, sondern ein accidens vitium in natura, das ist ein mangel und schaden in der natur. Und eben auf solche weise hatt man auch in unsern schulen nach der dialectica vor diesem zanck frey und unverdechtigk geredett. Itzundt aber sindt etzliche in diesem streitt dem wortt accidens zufelligk, darumb iniquiores und weniger geneigt, das es viel geringer und unkreftiger ist, dan das dadurch der grosse und schwere greul der erbsunde deutlich genung dargethan und ercleret könne werden, und meinen, das eben der laut des wortts accidens den schaden der erbsunde gering und kleinschetzigk mache, sonderlich dieweil offenbahr, das die scholastici, schullehrer, die erbsunde wieder Gotts wortt vorkleinert und diese lehre gantz und gar vorfelschett haben, dieweil sie ihnen die gleichnus der anderen gemeinen accidentium, zufelliger dinge, eingebildett, welche ohne vorhinderung und vorlegung der innerlichen kreften und volkomenheitt des wesens der substantiae oder wesen anhengigk [29v] sein konnen, daher auch die disputation, das die naturalia, das ist das naturliche wesen, und kreften im menschen noch gantz sein, entsprungen ist. Es konnen aber gelerte leute, die warheitt und frieden lieb haben, dieser schul und kunst worter halben (welcher gebrauch, so ferne die gottliche warheitt dadurch nicht vorletzett, in der kirchen Gottes frey gelassen ist) sich leichtlich vorgleichen und vor unnutzen wortt gezenck hutten. Derhalben, so jhemandt in dieser disputation das wortt „accidens“ gebrauchen will, der kann und soll, zuvorhuttung aller vorkleinerung der erbsunde und die warhaftige christliche lehre von den grossen, erschrecklichen gift und gereuel der erbsunde zuvorwahren, diese ausdruckliche erclerung hinzu thun, das dadurch nicht ein liederlich und geringschetziges accidens oder qualitet, wie die dialectica und physica, das ist, wie die gelerten in der schule reden und von naturlichen dingen lehren, von ihren gemeinen accidentibus philossophirt, vorstanden werde, sondern das die erbsunde eine solche und so grosse vorderbung der gantzen menschlichen [30r] natur sey, die von keines menschen sinne oder zungen genugsamb kan erreicht oder ausgeredett werden. Also hatt auch Lutherus in dieser disputation das wortt „qualitas“ nicht vorworffen, ob wohl durch dasselbige die grösse der erbsund nicht kann genugsamb bedeutett und dargethan werden. Er thut aber eine nötige erclerung hinzu, als im Psal. 90: Du heist die erbsunde eine qualitet oder heist
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sie ein schaden oder kranckheitt, so ist sie warlich ein uberaus grosser und euserster schade. Also auch in der apologia wirdt sie ein böser habitus genannt und baldt die erclerung hinzu gesetzt, das es nicht ein solcher habitus sey, wie er in der dialectica beschrieben wirdt. Jedoch soll man sich gentzlich befleissigen, das nicht durch solche philosophische wörtter und schul subtiliteten de formis substantialibus de accidentibus et qualitatibus die einfaltige und reine lehr der heyligen schrift von der erbsunde zerruttett und vorfelschett werde.o [30v] pII. Vom freyen willen oder menschlichen krefften
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Die eigentliche und furnemeste frage in diesem artickell ist, ob wir menschen (dieweil wir auch nach dem vhall nicht stöcke oder blöcke noch unvornunftige thier, sondern vornunftige creaturen Gottes mit vorstandt und etzlicher massen freyen willen in euserlichen dingen und sachen begabett sein) auch in geistlichen sachen, belangendt unsere bekerung zu Gott, noch diese kreften und das vormugen uberig haben, das wir Gott recht erkennen, das evangelium vorstehen und glauben, uns mit wahrem hertzen zu Gott bekehren, die gutt thaten Christi und ewige seligkeitt hertzlich begeren und annemen,
p – p gestr., dafür auf fol. 34r–v eingefügt: Vom freien willen oder menschlichen krefftten. Nach dem ein zwiespalt nicht allein zwischen den papisten und den unsern, sondern auch unter etlichen theologen der augspurgischen confeßion selbst von dem freien willen eingefallen, wollen wir zuforderst, woruber der streid gewest, eigentlich anzeigen. Dann dieweil der mensch mit seynem freien willen in vier unterschiedlichen, ungleichen stenden gefunden und betrachtet werden kan, ist itzund die frage nicht, wie es umb denselben fur dem fall geschaffen oder was er nach dem fall vor seyner bekerung in eusserlichen sachen, dieses zeitliche leben belangend, vormuge, wie auch nicht, was er in geistlichen sachen, nach dem er durch den Geist Gottes widergeboren und von demselbigen regiret wird oder wann er von den todten erstehet, fur einen freien willen haben werde, sondern die heuptfrage ist einig und allein, was des unwidergebornen Menschen vorstand und wille in seiner bekerung und widergeburt aus eignen und nach dem fall ubergebliebenen krefftten vormöge, wann das wort Gottes geprediget und uns die gnade Gottes angeboten wird, ob er sich zu solcher gnade bereiten, dieselbige annemen und das jawort dazu sagen konte? Dis ist die frage, daruber nu etliche viel jar in der kirchen augßpurgischer confeßion unter etlichen theologen gestritten ist worden. Dann der ein teil hat gehalten und geleret, ob wol der mensch aus eigenen krefftten [34v] nicht vormuge, Gottes gebot zu erfullen, Gott warhafftig trauen, furchten und lieben ohn die gnade des Heiligen Geistes, doch habe er noch soviel naturlicher krefftte vor der widergeburt ubrig, das er etlicher massen sich zu der gnade bereiten und das jawort doch schwerlich gebe, aber wenn die gnade des Heiligen Geistes nicht dazu keme, damit nichts ausrichten konte, sondern im kampff danider ligen muste. So haben auch die alten und neuen enthusiasten geleret, das Gott die menschen on alle mittel und instrument der creaturn, das ist, one die eusserliche predigt und gehör Gottes worts, durch seinen Geist bekere und in die seligmachenden erkentnis Christi ziehe. Wider diese beide teil haben die reinen lerer augspurgischer confeßion geleret und gestritten, das der mensch durch den fall unser ersten eltern also verterbet, das er in gottlichen sachen, unser bekerung und seligkeit belangende, von natur blind, wenn Gottes wort gepredigt wird, dasselbige nicht vorstehen konte, sondern fur eine torheit halte, auch aus ime selbst nicht zu Gott nahen, sondern ein feind Gottes sey und bleibe, bis er mit der krafftt des Heiligen Geistes durch das gepredigte und gehorte wort aus lauter gnade on alle sein zuthun bekeret, gleubig, widergeborn und erneuert werde; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Mechelb. TB[D])
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Gott von hertzen forchten, lieben und ihme vortrauen und dem gesetz Gottes gehorsamen und genug thun können. Und dieweil menschlicher kreften, vorstandes, willens und hertzens blindtheitt, unvermögen [31r] und boßheitt wieder Gottes wortt und willen feindtlich strebende aus Gottes wortt und der erfarunge offenbar bekandt, das ohne Gottes gnade, hulff und wirckung des Heyligen Geists aus eigener vornunft und kraft niemandt an Jesum Christum glauben oder zu ihme kommen kann, so ist weiter nicht alleine mit den papisten, sondern auch under etlichen außpurgischen confession vorwanten theologen diese frage und zwispaltt eingefallen: wan Gott, der Heylige Geist, ein unbekerten, vordampten sunder erstlich durchs wortt zur busse beruffett und ihme Gottes gnade, vorgebung der sunden und ewige seligkeitt vorheischett und anbeutt und, dieselbigen mit glauben anzunehmen und Gott von hertzen zu furchten und gehorsam zusein, vormahnett und anheltt, ob dan der mensch noch so viel freyes willens oder vormugen, tuchtigkeitt, geschickligkeitt, vehigkeitt etc. von seiner ersten erschaffung nach dem vhall vor seiner wieder geburtt und vorneuerung uberig habe, das ehr aus diesen [31v] seinen eigenen, naturlichen kreften den beruff des Heyligen Geists volgen, sich wiederumb zu Gott bekeren oder zu seiner selbst ersten bekerung etwas mit helffen, die im evangelio vorheissene, angebottene gnade annemen oder das ja wortt darzu geben oder sonst etwas, viel oder wenigk, zu seiner bekerung, gerechtigkeitt und seligkeit heilsames gedencken wollen, wircken oder mitwircken konne? Nach deme aber die hauptlahr und summa des gantzen christenthumbs ist: „Thutt busse und glaubett dem evangelio“17, und: „Schaffett rechtschaffene fruchte der busse“18, so ist ja zum hochsten nötigk, aus Gottes wortt eigentlich und grundtlich anzuzeigen, wie und wo her wir die kreften und vormogen, solchs anzufahen und zuvorrichten erlangen und uberkommen. Wie hoch aber daran gelegen, das der articul vom freien willen recht erkleret werde, ist daher abzunehmen, dan die erclerung dieses articuls sich gar nahe in alle hauptstucke christlicher lehre erstrecket, wie nemlich der mensch erstlich von Gott erschaffen und was der freye [32r] wille oder furnemeste kreften in ihme gewesen sein vor dem vhall, von vorderbung der menschlichen kreften nach dem vall durch die erbsunde, von dem sohn Gottes, der uns wiederumb von den sunden frey machett und erlösett, von den ursachen, die unsere bekehrung und rechtfertigung und die application oder zueignung der guttathen Christi wircken und außrichten, von dem gesetz Gottes, was es fur einen gehorsamb von uns fordere, ob und wie ferne wir demselbigen gehorsamb leisten, von euserlicher zucht, von dem nauen gehorsamb der wieder geborenen, von underschiedt zwischen euserlicher zucht oder unserer eigenen gerechtigkeitt und der innerlichen, nauen gerechtigkeitt des nauen
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gehorsambs, so in unsern hertzen durch den Heyligen Geist angefangen wirdt. Derhalben wir auch diesen artickell und die davon eingefallene zwispaltt aus Gottes wortt fleissigk und grundlich zuerkleren und vormittelst gottlicher gnaden beyzulegen, die stucke ordentlich nacheinander handelen [32v] und die rechte lehr, beydes wieder die pelagianer und enthusiasten, treulich vorwahren wollen. Erstlich, was der freye wille sey und was er nach dem vhall aus naturlichen kreften noch etzlicher massen zuthun vormuge. Darnach, was der freye wille in dieser vorderbeten natur aus eigenen, naturlichen kreften zu thun nicht vormöge, sondern weil der mensch durch den Heyligen Geist muß wieder gebohren und erneuert werden. Wie solcher erstlich zu Gott bekerett, wieder geboren und erneuert werde. Und dan von mitwirckung des durch den sohn Gottes frey gemachten willens in allen christlichen tugenden und gutten wercken der wiedergebornen. Und letzlich, welche gegenlehr und irthumb in diesem articul fürnemlich aus zusetzen und zustraffen und wie etliche hartte reden und schul gezenck recht zuerkleren und zu urtheilen sein. [33r] Und erstlich, so heissett das wortt „freyer wille“ in gemeinem gebrauch in der kirchen Gottes gleich so viel als des menschen vorstandt, hertz und willen mit allen ihren krefften im menschen, davon er eigentlich ein mensch ist und heissett und von allen unvornunftigen creaturen underschieden ist. Nun werden gemeinlich mancherley disputationes unter einander geworffen, wan man fragett, ob der mensch einen freyen willen habe? Und was der freye wille vormuge? Oder nicht vormuge? Dadurch die lehre vorwirrett und allerley zwispaltt mit betrubung und vorwirrung vieler armen gewissen erregett und geheuffett werden. Derwegen haben auch die alten umb einfeltiger, deutlicher, richtiger erklerung willen die lehre dieses artickels underschieden in quatuor status liberi arbitrii, das ist, das der mensch mit dem freyen willen in vier underschiedlichen, ungleichen stenden gefunden und betrachtet musse werden. [33v] Zum ersten, was der mensch für einen freyen willen gehaptt vor dem falle. Zum andern, was es damit für eine gelegenheitt habe nach dem falle, vor der wiedergeburt und erneuerung des Heyligen Geist. Zum dritten, was fur einen befreiheten willen der mensch in der bekerung durch erneuerung des Heyligen Geists bekomme und wie die bekerung geschee. Zum vierden, was nach der auferstehung die auserwelten im ewigen leben fur einen freyen willen haben werden. Und nach diesem unterschiedt kan die zwispaltt vom freyen willen des menschen am aller einfeltigsten und besten erklerett und auch am richtigsten vorstanden und eingenommen werden. Es haben auch die alten die disputationes vom freyen willen nutzlich erclerett ex discrimine obiectorum, das ist, das underschiedlich erklerett und betrachtett werde, in welchen dingen, sachen oder händeln der freye wille etwas vormuge oder nicht vormuge, und auf solche nutzliche und grundtliche der alten
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II. Was der freye wille nach dem falle noch zu thun vormuge.
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[35r] erinnerung und distinctiones oder underschiedt soll diese gantze erclerung gerichtett werden. Was nun belangett den freyen willen des menschen vor dem falle, hatt Gott den menschen anfengklich also geschaffen mit vornunft und freyem willen der massen begabett, das er Gottes ebenbilde sein solte, daher er in seiner natur und wesen, verstandt, hertzen und willen, desgleichen auch in allen kreften gantz rein und ohne sunde gewesen, hatt im verstande rechte, warhaftige erkentnus Gottes und seines gottlichen willens gehaptt, dadurch das rechte und gutte vom unrechten und bösen zuunderscheiden, dergleichen auch im hertzen und willen eine heylige gerechtigkeitt ohne alle böse neigung und wiederspenstigkeit, auch einen freyen, ungehinderten willen rechtt zuthuen und Gott ohne allen wiederwillen und ohne alle sunde gehorsam zusein. Das also der mensch [35v] vor dem falle an leib und sehle und ahn allen desselben kreften dem willen Gottes gemes und ehnlich gewesen, hatt aber eine freye wahl gehaptt des gutten und bösen und also denselbigen herlichen freyen willen entweder durch Gottes gnade behalten oder durch ungehorsamb vorlieren konnen. Davon ist nun in diesem streitt nicht furnemlich die frage, den nach deme der mensch durch die alte schlange vorfuhrett, das er Gottes gebott ubertretten, hatt er das bilde Gottes, der warheitt, heyligkeitt und gerechtigkeitt, darin er anfenglich geschaffen, und demnach auch den herlichen freyen willen zum gutten in geistlichen, gottlichen sachen gantz und gahr vorlohren, das also die frage itzundt furnemlich ist von dem freyen willen des menschen nach dem falle, in welcher nachfolgende underscheidne wörtter in der heyligen schrift itzund gar nahe einerley meinung und deutten haben, nemblich wan genennet wirdt der mensch, der naturliche mensch19, der alte mensch20, alte Adam21, fleisch22, des menschen hertz23, freyer [36r] wille24, fleischlicher sin25 etc. und dergleichen, welche zumahl alle gebraucht werden fur den gantzen menschen mit seinem naturlichem verstande, willen, hertzen und kreften, wie er von vater und mutter geboren und noch nit durch Gottes wortt und Geist wiedergeboren und vorneuert ist. Soviel nun zum andern belangett die frage, was der freye wille des menschen nach dem falle aus seinen naturlichen kreften zu thun vormuge, ist es gewis und nicht alleine in der erfahrung, sondern auch in Gottes wortt gegrundett, das wir menschen in dieser vorderbeten natur auch vor der wiedergeburtt noch diese macht und vormugen etzlicher massen frey haben, das wir in euserlichen, zeitlichen, weltlichen sachen und hendlen, so der vornunft underworffen, in euserlicher, erlicher zucht und meidung grober laster, in weltlicher regirung, in haußhalten, in allen kunsten und handwerken, arbeit, in allem euserlichem handell und wandell noch etlicher [36v] massen verstehen,
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Vgl. I Kor 2,14. | 20 Vgl. Röm 6,6. | 21 Vgl. Röm 5,14. | Vgl. I Kor 2,9. | 24 Vgl. Mt 15,13. | 25 Vgl. Röm 8,6f.
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Vgl. Röm 3,20; I Kor 1,29; Gal 2,16.
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lernen und richten können, was recht oder unrecht, gutt oder böß, war oder nicht wahr sey. Item, konnen das jenige, so uns furgestellett und geweisett wirdt, gutts und böses erwehlen und begern oder nicht wöllen, sonder vorwerffen. Item, wir konnen den euserlichen gliedmassen, henden, fussen, augen, zungen etc. gebitten und dieselbige durch unsere gedancken und willen regiren oder aufhalten, das sie euserliche wercke, nach deme es dem verstandt und willen gefelligk, thun oder lasen, als das wir die euserlichen groben laster – todtschlag, diebstal, ehebruch, lugen, lestrungen – meiden und den begirden im hertzen oder affectibus nit allezeitt volgen, sondern erliche und im gesetz gebotene euserliche werck oder phariseische geberde des euserlichen Gottes dinsts thuen, als vater und mutter und der obrigkeit gehorsam sein, dem nächsten mit rath, gelt oder anderer hulff gutts thuen, vleissigk in unserm beruf arbeiten, warhaftigk sein und festiglich halten, was wir zusagen, [37r] in der schull und anderswo gutte kunste und nutze bucher vleissigk lesen und lernen. Von diesem vormugen des freyen willens, auch vor der wiedergeburtt, zeugen diese spruche: Rom. 2: Die heiden thun von natur des gesetzs wergk und beweisen, des gesetzes wergk sey geschrieben in ihrem hertzen, sintemahl ihr gewissen sie bezeugett.26 Tit. 3: „Nicht umb der wercke willen der gerechtikeitt, die wir theten, macht er uns seligk.“27 1. Timoth. 1: Das gesetz ist den ungerechten und ungehorsamen gegeben, nemlich das sie dadurch im zaum gehalten und gestrafft werden.28 Math. 5: „Es sey dan euer gerechtigkeitt besser dan der schriftgelärten und phariseer gerechtigkeitt, so werdet ir nicht ins himmelreich kommen.“29 Hieraus folgett, das in der phariseer und anderer unheiligen leute vermögen (etlicher massen) stehe, das sie gerechte werck thuen [37v] und euserliche oder burgerliche gerechtigkeitt leisten können, Rom. 3: „Aus den wercken des gesetzes wirdt kein mensch vor ihm gerecht werden.“30 So kan ja der mensch die euserlichen wercke des gesetzes etlicher massen thuen, wiewohl dieselbige in keinem wege noch „die gerechtigkeitt“ sein, „die vor Gott gildt“31, dan wie die apologia lehret: Die hertzen, die ohne den Heyligen Geist sein, sindt gottloß. Nun kann „ein böser baum nicht gutte fruchte bringen“32 und ohne glauben kan niemandt Gott gefallen33, sondern „was nicht aus dem glauben gehett, das ist sunde“34. Diese erinnerung ist darumb vonnöten, das nicht der euserlichen disciplin ohn und wieder Gottes wordt zuviel zugeschrieben werde. Sunst aber ist diese freyheitt oder vormögen des menschen vorstandes und willens in euserlichen, weltlichen sachen, so noch in dieser verderbten natur ubrig, ein quel und ursprung aller lehr, in allen gutten kunsten und aller weltlichen regirung und erlicher zucht oder euserliche gerechtigkeitt und gehorsambs, dadurch
26 Vgl. Röm 2,14f. | 27 Tit 3,5 | 28 Vgl. I Tim 1,9f. | 29 Mt 5,20 | 30 Röm 3,20 | 31 Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | 32 Mt 7,18; vgl. Lk 6,43. | 33 Vgl. Hebr 11,6. | 34 Röm 14,23
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Gott [38r] dieses euserliche leben will regiren und erhalten und derhalben obrigkeitt, gesetz, gericht und straffen vorordenet hatt, das sie euserliche, grobe sunde vorbitten und straffen und euserliche, erliche zucht oder gehorsamb gegen Gottes gesetz fördern und handthaben sollen, welchen gehorsamb auch alle menschen, die gleich noch nicht durch den Heyligen Geist wiedergeboren, etzlicher massen durch krefte ihres freyen willen leisten können und sollen, und das umb nachvolgender funff hochwichtigen ursachen willen: Erstlich wegen des ernsten göttlichen bevehls. Zum andern, das sie die grausamen straffen, damit Gott fur sich selbst oder durch die obrigkeit auch in diesen leben die bosen thaten gewißlich straffet, entflihen und meiden, den Gott will, das in straff der boßhaftigen seine gottliche gerechtigkeit und unterschiedt zwischen tugendt und untugent erkant und andere leute durch die exempell der straffen von untugendt abgeschauet und die frommen [38v] und zuchtigen geschutzet werden. Zum dritten, das andere leute durch unser exempel zu tugendt und erlicher zucht gereitzet werden. Zum vierden umb des gemeinen fridens willen, das andere leute in diesem burgerlichem leben durch untugendt und böse thatten, todtschlag, ehebruch, dibstall etc. nicht verunruigett noch beschedigett werden. Zum funften, weil das „gesetze ein zucht meister ist auf Christum“35, welchs aber in keinem wege also vorstanden soll werden, als konte ein unvornauerter mensch durch solche euserliche disciplin aus seinen eigenen, naturlichen krefften sich selbst disponiren, praeparirn oder bereitten zur gnade – dan das heissen die papisten meritum congrui, das ist, da die schullerer fur geben, wan ein unbekerter mensch euserliche zucht heltt und erbar lebett, das billich seye und er hiemit umb Gott vordiene, das ime Gott sein erkentnus offenbahre –, sondern weil das gesetz durch sein straffen und fluchen den sunder zu Christo treibett und die euserliche [39r] disciplin darzu dienet, das die leute aus Gottes word von Christo konnen gelährett, unterwiesen und unterrichtett werden, und das gehör des worttes ist das ordentliche mittell, dadurch der Heylige Geist in den hertzen der menschen will kreftigk sein und wircken36, also und auf diese meinunge et de lege et de externa disciplina recte dicitur, quod sit poedagogia ad Christum, das ist, es wirdt recht vom gesetz und euserlicher zucht gesagt, das sie seyn „ein zuchtmeister auff Christum“37. Wiewohl die sundtliche, vorderbte natur auch diese zucht verkerett, das die phariseer solche euserliche erbarkeitt als eine „gerechtigkeitt, so fur Gott giltt“, auffwerffen und derwegen Christo und dem evangelio, welchs solche gerechtigkeitt straffett und eine andere „gerechtigkeit, so fur Gott giltt“, lehrt, feindt werden, Rom. 1038. Ob nun wohl diese freyheitt und macht, euserliche laster zu meiden und tugentliche, [39v] erbare werck zu thuen, erstlich durch die angeborne erb35
Gal 3,24 | 36 Vgl. Röm 10,17. | 37 Gal 3,24 | 38 Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3; vgl. Röm 5,10.
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sunde und blindtheitt und durch die bösen neigungen und bosen luste im hertzen, zum andern durch mancherley euserliche anreitzungen, welche die bosen neigungen und luste in uns auf wecken und locken und uns ursach und gelegenheitt euserlich zusundigen geben, zum dritten durch der teuffell anblassen und treiben, die ohne unterlas umb uns her jagen und gelegenheitt suchen, das sie uns in sunde und laster werffen und verschlingen, vielfeltig geschwecht und vorhindert wirdt, so kann doch des menschen wille, so er vleissig und treulich anheltt, den bösen neugungen und euserlichen anreitzungen, in solchen euserlichen sachen dieses lebens und der vornunft unterworffen, (etzlicher massen) wiederstehen und in denen, so nicht wieder geboren seindt, helffen viel zu ehrlicher zucht und allen tugenden, gutte lehre, vormanungen, ehrliche gesetz, gutte exempell, ernstliche kinder zucht, straffen der ungezogenen [40r] und furnemliche, gutte, naturliche zuneigung, die Gott zu erhaltung zucht, friedt, regiment und rechtens etlichen leuten fur andern mittheilett. Was aber die wiedergebornen belangett, davon wirdt hernach gesatzt werden. Zum dritten, was aber der freye wille in dieser vorderbeten natur aus eigenen, naturlichen kreften nicht vormuge, davon hatts diese meinunge: Gleich wie unsere augen, ob sie wohl am hellen mittage die erden und anders, so nache bey und umb uns ist, clar sehen und begreiffen können, dennoch, wen wir sie kegen dem himmel aufheben und die helle, liebe sonne anschauen, gantz vorblendet und vortunckeltt werden. Also kann wohl menschlicher vorstandt und wille diese weltliche und irdische sachen, was euserliche, erliche zucht, leibliche regirung, haußhaltung, aller kunsten und handtwercken arbeit und andern händel und wandel hie auf erden anlangett, etzlicher massen außrichten, [40v] aber in den hohen geistlichen und göttlichen sachen, die nicht von natur bekant noch dieses zeitliche leben oder euserliche sitten antreffen, sondern von dem Heyligen Geist durch Gottes wordtt offenbahret sindt und das geistliche und ewige leben belangen, als da seindt: erledigung von der sunde und ewiges todts, wahre, Gott gefellige gerechtigkeitt und heyligkeitt, warhaftige erkentnus des waren Gottes und unsers heylandes Jesu Christi, wie er sein gottlich wesen und willen im evangelio geoffenbahrett hatt, wahre und heilsame bekehrung zu Gott, die wiedergeburth und vorneuerungk des Heyligen Geists, warhaftigk und von hertzen erkennen, das Gottes strenges und erschreckliches gericht, wieder die sunden im gesetz offenbahret, gerecht und wahr sey, sich zu der gnaden Gottes schicken, praepariren, applicirn, vorbereiten, zueignen oder zu derselben werden, von hertzen dem evangelio gleuben und die gutthaten Christi ernstlich begeren und annehmen, warhaftigen, innerlichen [42r] und hertzlichen gehorsamb gegen Gott ohne heucheley erwecken und leisten, als ernstliche furcht, liebe und anruffung Gottes, bestendige bekentnus und gedult im creutz und leiden etc., in wahren glauben bis ans ende bestendig vorharren und im ernstlichem vorlangen und begirde des ewigen lebens in fried und freude an Christo aus
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3. Was der frey wille in geistlichen sachen zuthun nicht vormuge.
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diesem leben abscheiden, etc.p Inq diesenr geistlichen und gottlichen sachen skann der freye wille oder des menschens verstandt, hertz und wille aus eigenen, naturlichen kreften, tehe dan er durch den Heyligen Geist erleuchtet und bekeret istt, gantz und gahr nichts rechtu vorstehen, ernstlichv gleuben, annehmen, gedencken, wöllen anfangen, vorrichten, thuen, wircken oder mit wirckenw, sonder istx gantz und gahr zum gutten erstorben und vordorben, also das in des menschen natur nach dem falle vor der wiedergeburth nicht ein funcklein [42v] der geistlichen kreffte ubrig blieben noch vorhanden, mit welchem er aus ihme selber sich zur gnaden Gottes bereitten oder die angebotene gnade annehmen, noch derselben fur und von sich selbst fehig sein oder sich dazu „appliciren“ oder schicken könne oder aus seinen eigenen kreften etwas zu seiner bekerung, weder zum gantzen noch zum halben oder zu einigen, dem wenigsten oder geringstem theill, helffen, thuen, wircken oder mitwircken konney von ihme selbs, als von ihme selbs, sondern istz der sunden knecht, Johan. 839, und des teufels gefangener, darvon er getrieben wirdt, Ephe. 2; 2. Tim. 240. Daher der naturliche, freyer wille, seiner vorkerten artt und natur nach, alleine zu dem jenigen, das Gott misfellig und zuwieder ist, krefftigk und thettigk ist. Diese erklerung und haupt antwort auf die im eingange dieses articuls gesetzte hauptfrage und statum controversiae bestettigen und bekreftigen folgende grunde des göttlichen wortts, [43r] welche, ob sie wohl der hoffertigen vernunfft und philosophiae zu wieder seindt, so wissen wir doch, das dieser vorkerten weldt weißheitt nur torheitt vor Gott ist41, und das von den articuln des glaubens alleine aus Gottes wordt soll geurtheilet werden. Den erstlichen, des menschen vornunfft oder naturlicher verstandt, ob er gleich noch wohl ein dunckell funcklein des erkentnus, das ein Gott sey unda von der lehr des gesetzes hatt,42 dennoch also unwissendt, blindt und verkerett ist, das wen schon die aller sinreichsten und gelertesten leute auf erden das evangelium vom sohn Gottes und vorheissung der ewigen seligkeitt lesen oder hören, dennoch dasselbige aus eigenen kreften nicht vornehmen, fassen, rechtb vorstehen noch glauben und fur warheitt halten konnen, sondern je grossern vleiß und ernst sie anwenden und diese geistliche [43v] sachen mit ihrer vornunft begreiffen wöllen, je weniger sie vorstehen oder gleuben und solchs alles alleine fur thorheitt und fabeln halten, ehe sie durch den Heyligen Geist erleuchtet und gelehret werden, 1. Corinth. 2: „Der naturliche mensch vornimpt nichts vom Geist Gottes, dan es ist ime eine torheitt und kann es q davor von fol. 41r eingewiesen: Diese zweyspalt nach anleitung Gottes worts christlich zuerkleren und durch seyne gnade hinzu legen, ist unser leer, glaub und bekentnis wie nachfolget. Das nemlich [41v leer] | r gestr. | s – s gestr. | t – t gestr., dafür vom Rand eingewiesen: des unwidergebornen menschen | u gestr. | v gestr. | w danach vom Rand eingewiesen: könne | x gestr., dafür eingefügt: sey | y gestr., dafür vom Rand eingewiesen: vormöge | z gestr., dafür eingefügt: sey a gestr., dafür eingefügt: wie auch | b (gestr. TB[D]) 39
Vgl. Joh 8,34. | 40 Vgl. Eph 2,2; II Tim 2,26. | 41 Vgl. I Kor 3,19. | 42 Vgl. Röm 1,19–21.28.32.
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nicht begreiffen, dan es wirdt geistlich ergrundett.“43 1. Corinth. 1: „Dieweil die welt durch ihre weisheit Gott in seiner weißheit nit erkant, hatt es Gott also gefallen, durch die predig des evangelii, welchs die weltt fur torheitt heltt, die gleubigen selig zu machen.“44 Ephes. 4: Die andern menschen (die nicht durch Gottes Geist wieder gebornen sindt) „wandeln in der eitelkeitt ihres sinnes, welcher verstandt vorfinstert ist und sindt frembde von dem leben, das aus Gott ist, durch die unwissenheitt, die in ihnen ist, durch die blindheitt ihres hertzens.“45 Math. 13: „Mitt sehenden augen sehen [44r] sie nicht, und mit hörenden oren hören sie nicht, dan sie vorstehen es nicht. Euch aber ist gegeben, das ihr das geheimnus des himmelreichs warnehmet.“46 Rom. 3: „Da ist nicht, der verstendig sey, da ist nicht, der nach Gott frage. Sie seindt allesampt abgewichen und allesampt untuchtig worden. Da ist niemandes, der gutts thue, auch nicht einer.“47 Also nennet die schrift den naturlichen menschen in geistlichen und göttlichen sachen stracks eine finsternus, Ephe. 5; Act. 26; Johan. 1: „Das licht leuchtet in der finsternus (das ist in der finstern, blinden weltt, die Gott nicht kennet noch achtet) und die finsternus habens nicht begriffen.“48 Item, die schrift lehret, das der mensch in sunden nicht alleine schwach und kranck, sondern gantz erstorben und todt sey, Ephes. 2; Coloss. 2.49 Wie nun der mensch, so leiblich todt ist, sich [44v] nicht kann aus eigenen kreften bereitten oder schicken, das er zeitlich leben wieder bekomme, also kann der mensch, so geistlich todt ist in den sunden, sich nicht aus eigener macht zuerlangung der geistlichen und himlischen gerechtigkeit und lebens schicken oder wenden, wo er nicht durch den sohn Gottes vom tode der sunden frey und lebendig gemacht wirdt. cWie dan hievon d. Lutherus in seinem kurtzen bekentnus, tomo jen. 3 pagina 509, spricht, so er anno etc. 28 geschrieben hatt: Weil auser Christo der todt und die sunde unsere herren und der teuffell unser Gott und furst ist, kann do keine macht noch kraft, kein witz noch vorstandt sein, damit wir zur gerechtikeitt und leben uns konten schicken oder trachten, sondern mussen geblendett und gefangen des teufels und der sunden eigen sein, zuthun und zugedencken, was ihnen gefelligk und Gott mitt seinen gebotten zu wieder ist.c [45r] Also nimpt die schrift des naturlichen menschen vorstandt, hertzen und willen alle tuglikeitt, geschickligkeitt, seligkeitd und vormugen, in geistlichen sachen etwas guttes und rechtes zu gedencken, zuvorstehen, können, anfangen, wollen, furnemen, thun, wircken oder mitwircken, als von ihme selbst, 2. Cor. 3: „Wir seindt nicht tuchtigk, etwas zugedenken von uns selbst, als von uns selber, sondern das wir tuchtigk sein, ist von Gott.“50 Rom. 3: „Sie sindt allesampt untuchtigk.“51 eJohan. 16: „Ich habe euch noch viel zusagen, c–c 43 48
gestr. | d gestr., dafür eingefügt: fehigkeit | e – e gestr. I Kor 2,14 | 44 I Kor 1,21 | 45 Eph 4,17f | 46 Mt 13,13.11 | 47 Röm 3,11f; vgl. Ps 14 (Vg 13),1.3. Joh 1,5; vgl. Eph 5,8.11; Act 26,18. | 49 Vgl. Eph 2,1.5; Kol 2,13. | 50 II Kor 3,5 | 51 Röm 3,12
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aber ir konnet es itzo nicht alles fassen oder tragen.“52 e Joha. 8: „Meine rede fehett nicht in euch.“53 Joha. 1: „Die finsternus haben es nicht begriffen“ oder angenommen.54 1. Cor. 2: „Der naturliche mensch vornimpt nicht“ oder, wie das grichische wortt eigentlich lautett, fehett oder vasset nicht, nimpt nicht ahn, „was des Geistes ist“, oder ist nicht fehigk der geistlichen sachen, „dan er heltt es fur [45v] torheitt und kans nicht vorstehen.“55 Vielweniger wirdt er dem evangelio warhaftigk glauben oder das jawortt darzu geben und vor warheitt halten konnen. Rom. 8: „Des fleisches“ oder naturlichen menschen sinne „ist ein feindschaft wieder Gott, sintemahl er dem gesetz Gottes nicht underthan ist, dan er vormagk es auch nicht.“56 Und in summa bleibets ewigk wahr, das der sohn Gottes spricht: „Ohne mich könnet ir nichts thun.“57 Und Paulus, Phil. 2: „Gott ists, der in euch wirkett beyde, das wollen und das thunf nach seinem wohlgefallen“58, welcher lieblicher spruch allen frommen christen, die ein kleines funklein und sehnen nach Gottes gnade und der ewigen seligkeitt in ihren hertzen fuhlen und empfinden, sehr tröstlich ist, das sie wissen, das Gott diesen anfang der wahren gottseligkeitt in ihrem hertzen angezundett hatt und wolle sie in der grossen schwacheitt ferner stercken und ihnen helffen, das sie in wahrem glauben bis an das ende vorharren. [46r] Hieher gehören auch alle gebet der heyligen, darinnen sie bitten, das sie von Gott gelehrett, erleuchtet und geheiligett werden und eben damit anzeigen, das sie das jenige, so sie von Gott bitten, aus eigenen, naturlichen kreften nit haben mögen, wie alleine im Psal. 119 David mehr als zehen mahl bittett, das ihme Gott wolle vorstandt mittheilen, das ehr seine göttliche lehr recht fassen und lernen möge59. Dergleichen gebett seindt in Paulo, Eph. 1; Colos. 1; Philip. 160, welche gebett und spruche von unser unwissenheitt und unvormögen uns nicht dero ursachen halben furgeschriben seindt, das wir faul und trege werden sollen, Gotts wortt zu lesen, hören und betrachten, sondern, das wir erstlich Gott von hertzen dancken, das er uns aus der finsternus der unwissenheitt und gefengknus der sunden und des todes durch seinen sohn frey gemacht und durch die tauffe und Heyligen Geist wiedergeboren und erleuchtett hatt. gDarnach, das wir den anfang der waren erkentnus Gottes und des glaubens, den Gott durch [46v] seinen Heyligen Geist in der tauffe in uns angezundett und gewirckett hatt, treulich bewahren und mit teglicher ubung, Gottes wortt zulesen, hören und betrachten, vormehren und teglich Gott von hertzen bitten, das er uns lehren, erleuchten und regieren f
(gestr., dafür am Rand: volbringen TB[D]) | g – g gestr., dafür vom Rand eingewiesen: Und nach dem Gott den anfang durch seynen Heiligen Geist in der tauffe rechte erkentnus Gottes und glauben angezundet und gewircket, ine one unterlass bitten, das er durch denselben Geist und seine gnade, vermittelst teglicher ubung, in Gottes wort zu lesen und uben, in uns den glauben und seyne himlischen gaben bewahren, von tag zu tag stercken und biß ans ende erhalten wölle; Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirtembergenses (Baden, Henn. TB[D]) 52 59
Joh 16,12 | 53 Joh 8,37 | 54 Joh 1,5 | 55 I Kor 2,14 | 56 Röm 8,7 | 57 Joh 15,5 | 58 Phil 2,13 Vgl. Ps 119 (Vg 118),18f.26f.33f.66.124f.135.144.169. | 60 Vgl. Eph 1,17f; Kol 1,9–11; Phil 1,9f.
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wolle, das wir ihne, den wahren Gott, recht erkennen und preysen mögen.g Dan wo Gott nicht selbst schulmeister ist, so kann man nichts, das ihme angenem und uns und andern heilsam ist, studiren und lehren.61 Zum andern zeugett Gottes wortt, das des naturlichen, unwiedergebornen menschen vorstandt, hertz und wille in Gottes sache gantz und gahr nicht alleine von Gott abgewandt, sondern auch wieder Gott zu allem bösen gewendett und vorkehrett sey, item, nicht alleine schwach, unvormöglich, untuchtigk und zum gutten erstorben, sondern auch durch die erbsunde also jemmerlich vorkehrett, durchgiftet und vorderbett sey, das er von artt und natur gantz böß und Gott wiederspenstigk und feindt und zu allem, das Gott misfelligk und zuwieder ist, alzukreftigk, lebendigk und [47r] thedtigk sey. Gen. 8: „Das tichten und trachten des menschlichen hertzen ist nur böse von jugent auf.“62 Hier. 17: „Des menschen hertz ist trotzigk und vorzagt“ oder vorkerett und voll elendes, „das nicht auß zugrunden ist.“63 Diesen spruch erklerett s. Paulus, Rom. 8: „Des fleisches sin ist eine feindtschaft wieder Gott“64, hdas ist des naturlichen menschen, so nicht durch Gottes Geist wiedergeboren und regirett wirdt, sin oder vornunft, will und hertz hatt gottlose und Gott wiederwertige gedancken, das sich Gott unser nicht anneme, das diese lehre von Gott nicht warhaftigk sey, das Gott unser gebett nicht achte, das kein gerichte und leben nach diesem leben volgen werde etc. Das hertz und wille des menschen ist von Gott abgewendett, hatt mehr lust zu eigener ehr, ruhm, wollust, als zu dem was Gott gefelligk ist. Wens wohlgehett, so ist das hertz sicher und trotzigk und achtett Gott nicht, wans ubel gehett, so [47v] ist es vorzagett und murrett wieder Gott als einen unguttigen, zornigen tyrannen und hassett Gottes gerechte gerichte. Darumb Gott diese vorderbete natur wiederumb hassett und in ewige vordambnus wirffett, dieweill sie dem gesetz Gottes nicht gleichformigk und gehorsamb, sondern vielmehr wiederspenstigk und feindt ist.h Gal. 5: „Das fleisch gelustett wieder den geist, dieselbigen sindt wieder ein ander.“65 Rom. 7: „Wir wissen, das das gesetz geistlich ist i(das ist, nicht alleine euserlichen, leiblichen, sondern innerlichen, geistlichen, volkomenen gehorsamb fordere)i. Ich aber bin fleischlich unter die sunde vorkauft.“66 Und baldt hernach: „Ich weis, das in mir, das ist in meinem fleisch, nichts gutts wonett“ etc., „dan ich habe lust an dem gesetze Gottes, nach dem inwendigen menschen, so durch den Heyligen Geist wieder gebohren ist. Ich sehe aber ein ander gesetz in meinen gliedern, das wiederstrebett dem gesetz in meinem gemutt und nimpt mich gefangen in der sunden gesetz.“67 So nun in s. Paulo und andern wiedergebornen [48r] der naturliche oder fleischliche frey wille auch nach der wiedergeburtt Gottes gesetzes wiederstreh–h
gestr. | i – i gestr.
61 Vgl. Joh 6,44f. | 7,18.22f
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Gen 8,21 |
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Gal 5,17 |
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bett, vielmehr wirdt ehr vor der wiedergeburth Gottes gesetz und willen wiederspenstig und feindt sein. Daraus offenbahr ist, wie in dem articul von der erbsunde weiter ercleret, darauf wir uns geliepter kurtz halben gezogen haben wollen, das der freie wille aus seinen eigenen naturlichen kreften nicht alleine nichtes zu seiner selbst bekehrung, gerechtigkeitt und seligkeit wircken oder mitwircken noch dem Heyligen Geist, so ihm durch das evangelium Gottes gnade und die seligkeit anbeuth, folgen, glauben oder das ja wort dazu geben kan, sondern aus angeborner, böser, wiederspenstiger arth Gott und seinem willen feindtlich wiederstrebett, wo er nicht durch Gottes Geist erleuchtett und regirett wirdt. Derhalben auch die heylige schrift des unwiedergebornen menschen hertz einem hartten stain68, so dem, der in anruret, nicht weichett, [48v] sonder wiederstehett, und einem ungehobeltem plock69 und wilden, unbendigen thier70 vorgleichett, nicht das der mensch nach dem fall nicht mehr eine vornunftige creatur sey oder ohne gehör und betrachtung des gottlichen worts zu Gott bekerett werde oder in euserlichen, weltlichen sachen nichts gutts oder böses vorstehen oder freywillig thun oder lassen könne. Den wie d. Luther im 90. Psalm spricht: In weltlichen und euserlichen geschefften, was die narung und leibliche notturft betrifft, ist der mensch witzig, vornunftig und fast gescheftig, aber in geistlichen und gottlichen sachen, was der seelen heyl betrieft, da ist der mensch wie eine salzseule, wie Loths weib71, ja wie klotz und stein, wie ein todt bildt, das weder augen noch mundt, weder sinn noch hertz brauchett, sintemahl der mensch den grausamen, grimmigen zorn Gottes uber sunde und todt nicht sihett noch erkennet, sondern fehret immer fortt in seiner sicherheitt, auch wissentlich und willigk und kompt daruber in tausent gferligkeitt, entlich in [49r] den ewigen todt und vordammnus. Und da hilfft kein bitten, kein flehen, kein vormahnen, ja auch kein dreuen, schelten, ja alles lehren und predigen ist bey ihme vorlohren, ehe er durch den Heyligen Geist erleuchtet, bekeret und wieder gebornen wirdt, darzu dan kein stein oder plock, sondern alleine der mensch erschaffen ist. Und da Gott nach seinem gerechten, gestrengen gerichte die gefallene, böse geister gentzlich in ewigkeitt vorworffen, hatt er doch aus besonder lauter barmhertzigkeitt gewolt, das die arme, gefallene, vorderbete menschliche natur wiederumb der bekerung, der gnaden Gottes und des ewigen lebens fehig und theilhaftigk werden und sein möchte, nicht aus eigener, naturlicher, wircklicher geschickligkeitt, tuchtigkeitt oder fehigkeit, dan es ist eine wiederspenstige feindschaft wieder Gott, sondern aus lautern gnaden durch gnedige, kreftige wirckung des Heyligen Geistes.
68 Vgl. Jer 5,3; Ez 11,19; Ez 36,26. | 69 Vgl. Jes 44,19. | 70 Vgl. Ps 73 (Vg 72),22; Dan 5,21. | 71 Vgl. Gen 19,26.
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Und das [49v] heissen etliche nicht ubel capacitatem non activam sed passivam, das ist, eine solche fehigkeitt, nicht das der unwiedergeborne mensch auf eigenen kreften die gnade Gottes ergreiffen konde, sondern das Gott in also erschaffen, wan er durch den Heyligen Geist erneuert, Gott sein heilsam werck in ime haben und wircken kann, wie dan Augustinus, lib. 2, contra Julianum, und item Lutherus, tom. 1 pag. 236, diese wortt also brauchen.j Aber zuvor und ehe der mensch durch den Heyligen Geist erleuchtett, bekeret, wiedergeboren, vorneuert und gezogen wirdt, kann ehr vor sich selbst und aus seinen eigenen, naturlichen kreften in geistlichen sachen und seiner selbst bekerung undk wiedergeburt zuerweckenl undm anzufangen, wurcken oder mitwircken, gleich so wenig als ein stein oder block oder thon. Dan ob er wohl die euserlichen gliedmassen regiern und das evangelium hören und etzlicher massen betrachten, auch davon reden kann, wie in den phariseern und [50r] heuchlern zusehen ist, so „heltt er es doch fur thorheitt und kann es nicht glauben“72, heltt sich auch in dem fall erger als ein block, das er Gottes wille wiederspenstig und feind ist, wo nicht der Heylige Geist in ihm kreftigk ist und den glauben und andere Gott gefellige tugenden und gehorsamb in ihm anzundett und wirckett. Wie dan zum dritten die heylige schrifft die bekerung, den glauben an Christum, die wiedergeburth, erneuerung und alles, was zu derselben wirklichen anfang und volnzihung gehört, nicht den menschlichen kreften des naturlichen, freyen willens, weder zum gantzen noch zum halben noch zu einigem, dem wenigsten oder geringsten theil zugeleget, sondern in solidum, das ist gantz und gahr, allein der gottlichen wirckung und dem Heyligen Geist zuschreibett, wie auch die apologia sagett. Die [50v] vornunft und freier wille vormag etzlicher massen euserlich erbar zu leben, aber neugeboren werden, inwendig ander hertz, sin und muth bekommen, das wirckett alleine der Heylige Geist, der ofnet den verstandt und das hertz die schrift zuvorstehen und aufs wortt acht zugeben, wie Luc. 24 geschrieben: „Er öfnet inen das vorstendnus, das sie die schrift vorstunden.“73 Item, Act. 16: „Lydia höret zu, welcher that der Herr das hertz auf, das sie darauf acht hette, was von Paulo geredt wardt.“74 „Er wirckett in uns beyde, das wollen und volnbringen“, Philip. 2.75 „Gibt busse“, Act. 2; 2. Timo. 2.76 Wirckett den glauben.77 Philipp. 1: Euch j
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j – j gestr., dafür auf fol. 49r von unten und auf fol. 49v vom Rand eingewiesen: Und das heisst d. Luther capacitatem non activam sed passivam, [49v] die er also erkleret, tom. 1 pag. 236: Quando patres liberum arbitrium defendunt, capacitatem libertatis eius praedicant, quod scilicet verti potest ad bonum per gratiam Dei et fieri revera liberum, ad quod creatum est etc. Das ist: Wenn die vetter den freien willen vorteidigen, reden sie davon, das er der freiheit fehig sey, dergestalt, das er durch Gottes gnade zum guten bekeret und warhafftig frey konne werden, dazu er anfangs erschaffen. Ita Luth[erus] tom. 1 pag. 236. Dergleichen auch Augustinus, lib. 2, contra Julianum geschrieben; Änderung des Textes auf Wunsch von: Luneburg, Islebienses (Pom. f. TB[D]) | k gestr., dafür eingefügt: oder | l gestr., dafür eingefügt: etwas | m gestr. 72
I Kor 2,14 | 73 Lk 24,45 | 74 Act 16,14 | 75 Phil 2,13 | 76 Act 5,31; II Tim 2,25 | 77 Vgl. Kol 2,12.
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ists von Gott gegeben, das ir an in glaubett.78 Eph. 2: „Gottes gabe ist es.“79 Johan. 6: „Das ist Gottes werck, das ihr an den glaubett, den er gesandt hatt.“80 Gibt ein vorstendig hertz, sehende augen und hörende ohren, Deut. 29; Matth. 13.81 Ist ein geist „der wiedergeburth und erneuerung“, Tit. 3.82 Nimmet das [51r] hartte, steinerne hertz wegk und gibett ein naues, weiches, fleischen hertz, das wir in seinen gebotten wandeln, Ezech. 11.36; Deut. 30; Psalm 51.83 „Schaffet uns in Christo Jesu zu gutten wercken“, Ephe. 2.84 Und zu „nauen creaturen“, 2. Cor. 5; Gal. 685, und in summa: „Alle gutte gabe“ ist von Gott, Jacob. 186. Niemand kan zu Christo kommen, „der vater ziehe ihn dan“, Johan. 687. „Niemandt kennett den vater, dan wehme es der sohn offenbahren will“, Matt. 11.88 „Niemandt kann Christum einen Herren nennen, ohne durch den Heyligen Geist“, 1. Corinth. 12.89 Und: „Ohne mich“, spricht Christus, „könnet ir nichts thuen“, Johan. 15.90 Dan alle unser tuchtigkeitt ist von Gott, 2. Corinth. 3.91 „Und was hast du, das du nicht empfangen hast? Was ruhmest du dich dan, als der es nicht empfangen hette?“, 1. Corin. 4.92 Wie dan sonderlich von diesem spruch s. Augustinus schreibett, [51v] das er dadurch uberzeugett sey, seine vorige irrige meinung fallen zulassen, da er gehalten habe, de praedestinatione cap. 3: Gratiam Dei in eo tantum consistere, quod in proeconio veritatis Dei voluntas nobis revelaretur, ut autem nobis praedicato evangelio consentiremus, nostrum esse proprium et ex nobis esse. Item: Erravi, inquit, cum dicerem, nostrum esse credere et velle, Dei autem dare credentibus et volentibus facultatem operandi. Das istn: oVon der ewigen wahl Gottes im dritten capitell:o Die gnade Gottes stehep darinnen, das Gott in der predig der warheitt seinen willen offenbahre, aber das wir dem gepredigtem evangelio beyfall thun, das sey unser eigen werck und stehe in unsern kreften. Item, spricht s. Augustinus weitter: Ich habe geirrett, da ich sagett, es stehe in unser macht, dem evangelio zugleuben und wöllen, aber Gottes werck sey es, zu geben die kraft denen, die da gleuben und wöllen, das sie etwas wircken köndten. [52r] Diese lehr ist in Gottes wordt gegrundett und der augßburgischen confession, auch andern schriften, daroben vormeldet, gemes, wie die nachfolgenden zeugnus außweisen: Im zwanzigsten articul sagtt die confession also: Die menschen, ausser Christo und ohne glauben und Heyligen Geist, sindt in des teufels gewaltt, der treybett sie auch zu mancherley offentlichen sunden. Darumb lehren wir zuvor vom glauben, dadurch der Heylige Geist gegeben wirdt, und das Christus uns hilfft und wieder den teuffell behuttett etc. Und gleich darnach: Den
n danach vom Rand eingewiesen: in dem hab ich geirret, das ich gehalten habe TB[D]) | p danach eingefügt: allein
|
o–o
(gestr.
78 Vgl. Phil 1,29. | 79 Eph 2,8 | 80 Joh 6,29 | 81 Vgl. Dtn 29,3; Mt 13,15f. | 82 Tit 3,5 | 83 Vgl. Ez 11,19; Ez 36,26; Dtn 30,6; Ps 51 (Vg 50),12. | 84 Eph 2,10 | 85 II Kor 5,17; Gal 6,15 | 86 Jak 1,17 87 Joh 6,44 | 88 Mt 11,27 | 89 I Kor 12,3 | 90 Joh 15,5 | 91 Vgl. II Kor 3,5. | 92 I Kor 4,7
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menschliche vornunft und kraft ohne Christo ist dem teufel viel zu schwach, der sie zu sundigen treibet. Diese spruche zeugen clar, das die außpurgische confession des menschen willen in geistlichen sachen gar nicht fur frey erkennet, sondern sagett, er sey des teufels gefangener, wie solt er sich dan konnen aus eigenen kreften zum evangelio oder Christo wenden? [52v] Die apologia lehret vom freyhen willen also: Und wir sagen auch, das die vornunft etzlicher massen einen freihen willen habe, den in den dingen, welche mit der vernunfft zufassen, haben wir einen freien willen. Und baldt darnach: Solche hertzen, die ohne den Heyligen Geist sint, die sindt ohne Gottes furcht, ohne glauben, vortrauen, gläuben nicht, das Gott sie erhöre, das er ihre sunde vorgebe, und das ehr ihnen in nöten helffen, darumb sindt sie gottlos. Nun kan ein böser baum nicht gutte fruchte tragen93 und ohne glauben kan Gott niemand gefallen, darumb, ob wir gleich nachgeben, das in unserm vormugen sey, solche euserliche werck zu thun, so sagen wir doch, das der freye wille und vornunft in geistlichen sachen nichts vermöge etc. Hieraus lauter zusehen, das die apologia des menschen willen kein vormugen zuschreibet, weder das gutte an zufahen noch vor sich selbest mitt zuwircken. In den schmalkaldischen articuln werden auch nachvolgende irthumb vom freien willen [53r] vorworffen, das der mensch habe einen freyen willen, gutts zuthun und böses zu lassen qund wiederumb guttes zu lassen und böses zu thunq. Und baldt darnach wirdt als ein irthumb vorworffenr, es sey nicht in der schrift gegrundett, das zu den gutten wercken vonnöten sey der Heylige Geist mit seiner gnade etc. Ferner stehet in den schmalkaldischen art[iculn] also: Und diese busse weret bey den christen bis in den todt, dan sie beist sich mit der ubrigen sunde im fleisch durchs gantze leben, wie s. Paulus, Rom. 7, zeugett, das er kempfe mit dem gesetz seiner glieder94 und das nicht durch eigene krefte, sondern durch die gabe des Heyligen Geistes, welche volgett auf die vorgebung der sunde95. Dieselbige gabe reiniget und fegett teglich die ubrige sunde aus und arbeitett, den menschen [53v] recht rein und heylig zu machen. Diese wortt sagen gar nichts von unserm willen oder das derselbige auch in den naugebornen menschen etwas auß ihme selbst wircke, sondern schreiben es zu der gabe des Heyligen Geists, welche den menschen reinigen und in teglich frömmer und heiliger mache und werden hievon unsere eigene krefte gentzlich ausgeschlossen. Im grossen catechißmo d. Luthers stehett also geschrieben: Derselben christlichen kirchen bin ich auch ein stuck und gliedt, aller gutter, so sie hatt, teilhaftigk und mitgenos durch den Heyligen Geist, dahin gebracht und eingeleibett dadurch, das ich Gottes wortt gehört habe und noch höre, welchs ist der anfang hinein zu kommen. Dan vorhin, ehe wir dazu zur christlichen q–q 93
(gestr. TB[D]) | r danach vom Rand eingewiesen: da geleret wird
Vgl. Mt 7,17f; Mt 12,33. | 94 Vgl. Röm 7,23. | 95 Vgl. Röm 8,2.
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Uber den 18. art.
Von der Sunde.
Von der busse.
Uber den 3. art. des christlichen glaubens.
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kirche kommen, seindt wir gar des teufels gewesen, als die von Gott und Christo nichts gewust haben, so bleibett der Heylige Geist bey der heyligen gemeine der [54r] christenheit bis uf den jungsten tagk, dadurch er uns heilett, und braucht sie dazu, das wortt zu fuhren und treiben, dadurch er die heyligung machet und mehret, das wir teglich zunehmen und starck werden im glauben und seinen fruchten, so er schaffet, etc. In diesen wortten gedenckett der cathechißmus unsers freyen willens oder zuthuns mit keinem wortt, sondern gibts alles dem Heyligen Geist, das er durchs predigampt uns in die christenheit bringe, darinne heilige und vorschaffe, das wir teglich zunehmen in glauben und gutten werken. Und ob wohl die naugebornen auch in diesem leben so ferne kommen, das sie das gutte wollen und es ihnen liebet, auch guttes thun und in demselbigen zunehmen, so ist doch solchs (wie droben vormeldett) nicht aus unsern wöllen und unsern vormugen, sondern der Heylige Geist, wie Paulus selbst davon redett, wircket solch wollen und volbringen, [54v] Philip. 296, wie er auch, Ephes. 2, solchs werck alleine Gott zuschreibett, do er sagett: „Wir seindt sein werck, geschaffen in Christo Jesu zu gutten wercken, zu welchen uns Gott zuvor bereitett hatt, das wir darin wandeln sollen.“97 Im kleinen cathechißmo d. Luthers stehett also geschrieben: Ich glaube, das ich nicht aus eigener vornunft noch kraft an Jesum Christum, meinen Herren, glauben oder zu ihme kommen kann, sondern der Heylige Geist hatt mich durchs evangelium beruffen, mit seinen gaben erleuchtet, im rechten glauben geheiligett und erhalten, gleich wie er die gantze christenheitt auf erden beruffett, samlett, erleucht, heyligett und bey Jesu Christo erheltt in rechtem einigem glauben. Und in der außlegung des vater unsers in der andern bitt seindt diese wortt: Wie geschicht das? Nemlich, das Gottes reich zu uns komme? Antwort: Wen der himlische vater uns seinen Heyligen Geist gibtt, das wir seinem [55r] heyligen wort durch seine gnade glauben und göttlich leben. Diese zeugnus sagen, das wir aus eigenen kreften zu Christo nicht kommen mögen, sondern Gott musse uns seinen Heyligen Geist geben, dadurch wir erleuchtett, geheyligett und also zu Christo durch den glauben gebracht und bey ihme erhalten werden, und wirdt weder unsers willens noch mitwirckens gedacht. Hierauf wollen wir einen spruch setzen, da sich d. Luther nochmals mit einer protestation (das er bey solcher lehre bis an sein ende zuvorharren gedenckett) erclerett im grossen bekenntnus vom heyligen abentmal, da er also sagett: Hiemit vorwerffe und vordamme ich als eitel irthumb alle lehre, so unsern freyen willen preisen, als die stracks wieder solche hulffe und gnade unsers [55v] heylandes Jesu Christi strebett. Dan weil auserhalb Christo der todt und die sunde unsere herren und der teufel unser Gott und furst ist, 96
Vgl. Phil 2,13. | 97 Eph 2,10
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kann do keine kraft noch macht, kein witz noch vorstandt sein, damit wir zu der gerechtickeitt und leben uns kenten schicken oder trachten, sondern mussen vorblente und gefangene der sunde und des teufels eigen sein, zu thun und zu dencken, was inen gefelt und Gott mit seinen gebotten zu wieder ist, etc. In diesen wortten gibt d. Luther, seliger und heyliger gedechtnus, unseren freyen willen keine einige kraft, sich zur gerechtigkeit zuschicken oder darnach zutrachten, sondern sagett, das der mensch, vorblendett und gefangen, alleine des teufels willen und was Gott, dem Herren, zu wieder ist thue. Darumb ist hie kein mitwircken unsers willens in der bekerung des menschens und mus der mensch gezogen und aus Gott neu geboren werden, sonst ist kein gedancke in unserm hertzen, der sich zu dem [56r] heyligen evangelio, dasselbige anzunehmen, von sich selbst wenden möchte. Wie auch d. Luther von diesem handell im buch de servo arbitrio, das ist von den gefangenen willen des menschen, wieder Eraßmum geschrieben und diese sache wohl und grundlich auffgefurtt und erhalten und nachmals in der herlichen außlegung des ersten buchs Moses wiederholett und erclerett hattt, darauf wir uns auch hiemitt gezogen und andere dahin weisen. Derhalben ist es unrecht geleret, wan man vorgibett, das der mensch auchu so viel kreften habe, das er begere, das evangelium anzunehmen, sich mitt demselbigen zutrösten, und also der menschlich wille in der bekerung etwas mitwircke, dan solche irrige meinung ist der heyligen, göttlichen schrifft, der christlichen, augßpurgischen confession, derselben apologia, den schmalkaldischen articuln, dem grossen und kleinen catecißmo Lutheri und anderer dieser vortreflichen, hocherleuchten theologen schriften zuwieder. [56v] Dieweil aber diese lehr von unvormugen und boßheitt unsers naturlichen, freyen willens und von unser erstenv bekerung und wiedergeburth, das sie alleine Gottes und nicht unserer krefte werck sey, beides von enthusiasten und epicurern unchristlich mißbraucht wirdt und viel leute durch solche reden wuste und wilde und zu allen christlichen ubungen im beten, lesen und christlicher betrachtung faul und trege werden, in deme sie sagen, weil sie aus ihren naturlichen eigenen kreften sich nicht vormugen zu Gott bekeren, wollen sie Gott immer zu gentzlich wiederstreben oder warten, bis sie Gott mit gewalt wieder ihren willen bekehre. Oder weil sie in diesen geistlichen sachen nichts thun können, sondern alles alleine des Heyligen Geistes wirckung sey, so wollen sie weder wortt noch sacrament achten, horen oder lesen, sondern warten, bis ihnen Gott vom himmell ohne mittell seine gaben
s danach vom Rand eingewiesen: und sonderlich uber das 26. cap. am ende | t danach vom Rand eingewiesen: in massen daselbsten er auch etliche andere sonderbare durch Erasmum neben eingefurrte disputationes, als de absoluta neceßitate etc., wie er solchs gemeinet und verstanden wolte haben, wider allen misvorstand und verkerung zum besten und vleissigsten verwahret hat; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N., Brunsch. f. TB[D]) | u danach vom Rand eingefügt: noch | v gestr.
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4. Wie der mensch erstlich wiederumb zu Gott bekeret werde.
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eingisse, das sie eigentlich bey sich selbst fuhlen und mercken können, das sie Gott bekehrett habe, [57r] andere klein mutige hertzen auch in schwere gedancken und zweifell fallen mochten, ob sie Gott erwehlett habe und durch den Heyligen Geist solche seine gaben in ihnen auch wircken wolle, dieweil sie keinen starcken, brennenden glauben und hertzlichen gehorsamb, sondern eitel schwacheitt, angst und elendt empfinden. So wollen wir itzundt wzum vierdenw ferner aus Gottes wordt berichten, wie der mensch erstlichx zu Gott bekerett werde, wie und durch was mittell, nemlich durch das mundtlich wortt und die heyligen sacramenta, der Heylige Geist in uns kreftigk sein und wahre buß, glauben und neue, geistliche krefte und vormugen zum gutten in unsern hertzen wircken und geben wolle und wie wir uns gegen solche mittell vorhalten und dieselbigen brauchen sollen. [57v] Gottes wille ist nicht, das jemandt vordammett werde, sondern das alle menschen sich zu ihme bekehren und ewig selig werden, Ezech. 33: „So wahr ich lebe, will ich nicht den todt des sunders, sondern das er sich bekehre und yselig werdey.“98 „Dan also hatt Gott die welt geliebett, das er seinen eingebornen sohn gab, auf das alle, die an in glauben, nicht vorlohren werden, sondern das ewige leben haben.“99 Derhalben lesset Gott aus unermeslicher gutte und barmhertzigkeitt sein gottlich, ewig gesetz und dem wunderbarlichen rath von unserer erlösung, nemblich das heylige, alleine seligmachende evangelium von seinem lieben sohn, unsern ewigenz heylandt und seligmachers Jesu Christo, offentlich predigen, dardurch er ihme eine ewige kirche aus dem menschlichen geschlecht samlet und in der menschen hertzen wahre busse und erkentnus der sunden, wahren glauben an den sohn Gottes, Jesum Christum, wirckett. Und will [58r] Gott durch dieses mittell und nicht anders, nemlich durch sein heyliges wortt, so man dasselbige predigen hörett, afleissigk list, betrachteta und die sacramenta nach seinem wortt gebrauchet, die menschen zur ewigen seligkeitt beruffen, zu sich zihen, bekehren, wiedergeberenb, heyligen, ctrösten und ihnen rechte erkentnus seines göttlichen wesens und willens, wahren glauben, vorgebung der sunden, Heyligen Geist und ewiges leben mitteilet. 1. Cor. 1c: „Dieweil die welt durch ihre weißheitt Gott nicht erkante, gefiel es Gott wohl, durch törichte predigte selig zumachen die, so daran gleuben.“100 Act. 11: Petrus wirdt die wordt sagen, „dadurch du und dein gantzes haus seligk wirdest.“101 Rom. 10: „Der glaube kompt aus der predigt, das predigen aber durch Gottes wortt.“102 Joh. 17: „Heylige sie, vater, in deiner warheitt, dein wortt ist die warheitt etc. Ich bitte aber vor alle, die durch ihr wort an
w – w gestr. | x gestr. | y – y (gestr., dafür eingefügt: lebe TB[D]) | z (gestr., dafür eingefügt: einigen TB[D]) | a – a gestr. und korr. zu: oder liset | b danach eingefügt: und | c – c gestr., dafür eingefügt: 1. Cor. 1 98
Ez 33,11 | 99 Joh 3,16 | 100 I Kor 1,21 | 101 Act 11,14 | 102 Röm 10,17
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mich glauben werden,“103 dPsal. 1.119.19; 1. Pet. 1; Act. 2; 2. Cor. 2; Jacob. 1104 etc.d Derhalben der ewige vater vom himmell herab [58v] von seinem lieben sohn und allen, so in seinem nahmen busse und vorgebung der sunden predigen, ruffett: „Den soltt ir hören“, Math. 17.105 Diese predigt sollen nun alle die hören, die da wollen selig werden, dan die predigt Gottes wortts und das gehöre desselben seindt des Heyligen Geists werckzeuge, bey, mitt und durch welche er kreftigk wircken und die menschen zu Gott bekeren und in ihnen „beides, das wollen und das volbringen“106, wircken will. Dieses wortt kan der mensch, so auch noch nicht zu Gott bekerett und wiedergeboren ist, hörene, lesen fund etzlicher massen betrachtenf, dan in diesen euserlichen stuckeng, wie oben gesagett, der mensch auch nach dem fall etzlicher massen einen freyen willen hatth, das er zur kirchen gehen, der predigt zuhören oder nicht hören magk. Durch dieses mittell, nemlich die predigt und gehör seines wortts, wirckett Gott und bricht unsere hertzen und zeucht den menschen, das er durch die predigt des gesetzes seine [59r] sunde und Gotts zorn erkennett und warhaftiges schrecken, reue und leidt im hertzen empfinde. Und durch die predigt und betrachthung des heyligen evangelii von der gnadenreichen vorgebung der sunden in Christo ein funcklein des glaubens in ihme angezundett wirdt, die vorgebung der sunden umb Christi willen annimpt und sich mit der vorheissung des evangelii tröstett, und wirdt zugleichi der Heylige Geist in das hertz gegebenj, kwelcher, den alten Adam zu tödten oder das hertz von der angebornen blindtheitt, vorkerung und boßheitt zuentledigen und zureinigen und ein naues, reines hertz oder nauen willen zuschaffen anfehett, welcher nun durch kraft und hulffe des Heyligen Geists, der in dem wiedergebornen menschen wohnett, sich dem willen Gottes undergeben und warhaftigk an Christum gleuben und dem angebornen zweifell und bösen neigungen und listen wiederstehen kann und bittett immerdar umb vormehrung des glaubens, trost, hofnung, freude und liebe Gottes und hatt einen festen vorsatz, mit sonderlichem vleis und [59v] fursichtigkeit den bösen anreitzungen der sundtlichen natur zu wiederstehen und die sunde zu meiden und unserm Herren Gott in wahrer furcht, liebe, anruffung, gedultt, sanftmutt und allen andern tugenden von hertzen gehorsamb zusein etc.k Wiewohl nun beide, des predigers pflantzen und begissen107 und des zuhörers lauffen und wollen108, umb sonst wehre und keine bekerung darauf volgen d–d
gestr. | e danach eingefügt: und; (davor vom Rand eingewiesen: eusserlich TB[D]) | f – f gestr. gestr., dafür eingefügt: dingen | h (gestr. TB[D]) | i gestr., dafür eingefügt: also; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirt., Henn., Baden TB[D]) | j danach vom Rand eingewiesen: der dis alles wircket; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | k – k gestr. g
103
Joh 17,17.20 | 104 Vgl. Ps 1,1–3; Ps 119 (Vg 118); Ps 19 (Vg 18),8–12; I Petr 1,23–25; Act 2,37–47; II Kor 2,17; Jak 1,17f. | 105 Mt 17,5; Mk 9,7; Lk 9,35 | 106 Phil 2,13 | 107 Vgl. I Kor 3,6–8; Koh 3,2. | 108 Vgl. Röm 9,16.
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wurde, wo nicht des Heyligen Geists kraft und wirckung darzu kehme, welcher durch das gepredigte, gehörte lund betrachtel wortt die hertzen erleuchtett und bekehrett, das die menschen solchem wortt glauben und das ja wortt darzugeben, so soll doch weder prediger noch zuhörer an dieser gnade und wirckung des Heyligen Geist zweifeln, sondern gewis sein, wan das wortt Gottes nach dem bevehl und willen Gottes rein und lauter gepredigett und die menschen mit vleis und ernst zuhören und dasselbige betrachten, das gewißlich Gott mitt seiner gnade gegen[60r]wertigk sey und gebe, wie gemeltt, das der mensch sonst aus seinen eigenen kreften weder nemen noch geben kan, dan von der gegenwertigkeitt, wirckungen und gaben des Heyligen Geists soll und kann mans nicht allewege ex sensu, wie und wen mans im hertzen empfindet, urtheilen, sondern weils oft mitt grosser schwacheitt vordeckett wirdt und zugehett, sollen wir aus und nach der vorheissung gewiß sein, das das gepredigte, gehörte mund betrachtem wortt Gottes sey ein ampt und werck des Heyligen Geistes, dadurch er in unsern hertzen gewißlich kreftig ist und wircket, 2. Cor. 2109. Da aber ein mensch die predigt nicht hören noch Gottes wortt lesen noder betrachtenn will, sondern das wortt und die gemeine Gottes vorachtett, und stirbett also und vordirbett in seinen sunden, der kan weder Gottes ewiger wahl sich trösten, noch seine barmhertzigkeitt erlangen, dan Christus, in deme wir erwehlett sein, allen menschen seine gnade im wortt und heyligen sacramenten anbeutett und ernstlich will, das man es hören soll und hatt vorheissen, [60v] wo zwene oder dreye in seinem nahmen vorsamlet sein und mit seinem heyligen wortt umbgehen, will er mitten unter ihnen sein110. Da aber ein solch mensch vorachtet des Heyligen Geistes wergkzeugk und will nicht hören, so geschicht ihme nicht unrecht, wan der Heylige Geist ihn nicht erleuchtett, sondern in der finsternus seines unglaubens stecken und vorderben lesset, davon geschrieben stehett: „Wie oft habe ich deine kinder vorsamblen wollen, wie eine henne vorsamlet ihre jungen unter iher flugell, und ihr habett nicht gewoltt,“ Matth. 23.111 oDan das der mensch dem Heyl–l
gestr.; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Brand. churf., Wirt., Baden, Henn. TB[D]) gestr.; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Brand. churf., Wirt., Baden, Henn. TB[D]) n – n gestr.; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Brand. churf., Wirt., Baden, Henn. TB[D]) o – o gestr., dafür auf fol. 60v–61v am Rand eingefügt: Und in diesem fall mag man wol sagen, das der mensch nicht sei ein stein oder block, denn ein stein oder block widerstrebet nicht dem, der in beweget, verstehet auch nicht und empfindet nicht, was mit im gehandelt wird, wie ein mensch Gott, dem Herrn, widerstrebet mit seynem willen, so lang bis er bekeret wird. Und ist gleichwol war, das ein mensch vor der bekerung dennoch ein vornunfftige creatur ist, welche einen verstand und willen hat, doch nicht einen verstand in gottlichen sachen oder einen willen, etwas gutes und heilsames zu wöllen. Jedoch kann er zu seyner bekerung (wie droben auch gemeldet) gantz und gar nichts thun und ist in solchem fall viel erger denn ein stein und block, denn er widerstrebet dem wort und willen Gottes, bis Gott ime vom tod der sunden erwecket, erleuchtet und verneuert. Und wiewol Gott [61r] den menschen nicht zwinget, das er musse from werden (denn welche alle zeit dem Heiligem Geist widerstreben und sich fur und fur auch der erkanten warheit m–m
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Vgl. II Kor 2,14–17. | 110 Vgl. Mt 18,20. | 111 Mt 23,37
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ligen Geist wiederstreben könde und leider alzu oft wiederstrebe, wan er durchs wortt in ihme wircken will, ist leider alzu wahr. Es ist aber eine grosse, schwere sunde, dadurch der Heylige Geist betrubett und vorbittert wirdt, wie solchs in andern unserer kirchen schriften vielfeltigk und ausfurlich erklerett worden. [61r] Es ist aber alhie auch diese erinnerung nötigk, das Gott in des menschen vorstandt und wille, den er bekerett, nicht aller dinge, wie in einem steine oder holtz, welchs nichts darumb weis, solchs auch nicht empfindett noch will, wirkett, vortilgett auch nicht des alten menschen substantz und wesen, leib, sehl und hertz, schaffet auch nicht ein neuen leib und sehle, so viel die substantz belanget, sondern erledigett und reinigett des alten Adams vorstandt, hertz und willen von der angebornen blindtheitt, sunde und boßheitt und vorneuert sie und bringett sie zu recht, also das er des menschen vorstandt, so von natur unwissendt und blindt, durch das gepredigte wordt des evangelii erleuchtett und ein nau licht des wahren erkentnus Gottes und glaubens darinnen anzundett. Und wie wohl des menschen vorstandt darzu, das er erstlich erleuchtett und das erste funcklein des glaubens in ihme angezundett wirdt, gantz nichts zuvor aus seinen eigenen kreften mitwircken und helffen kan, so vorstehett er doch und weis, wen er nun durch den glantz der
widersetzen, wie Stephanus von den verstockten Juden sagt, Actor. 7, die werden nicht bekeret), jedoch zeucht Gott, der Herr, den menschen, welchen er bekeren wil, und zeucht in also, das aus eynem verfinsterten verstande ein erleuchter verstandt und aus einem widerspenstigen willen ein gehorsamer wille wird, und das meinet die schrifftt, wenn sie setzet, das ein reines hertz erschaffen werde. Derhalben kann auch nicht recht gesagt werden, das der mensch vor seiner bekerung einen modum agendi oder ein weise, nemlich etwas gutes und heilsames in gottlichen sachen zu wirken, habe. Denn weil der mensch vor der bekerung tod ist in sunden, Eph. 2, so kan in ime keine krafftt sein, etwas gutes in gottlichen sachen zu wircken, und hat also auch keinen modum agendi oder weise, in gottlichen sachen zu wirken. Wenn man aber davon redet, wie Gott in dem menschen wircke, so hat gleichwol Gott, der Herr, einen andern modum agendi oder weise, zu wirken in einem menschen, als in einer vernunfftigen creatur, und ein andere, zu wirken in einer anderen unvornunfftigen creatur oder in einem stein und block. Jedoch kan nichts desto weniger dem menschen fur seiner bekerung kein modus agendi, oder einige weise, in geistlichen sachen [61v] etwas gutes zu wircken, zugeschrieben werden. Wenn aber der mensch bekeret worden und also erleuchtet ist und sein wille vorneuert, als dann wil der mensch gutes (sofern er neu geboren oder ein neuer mensch ist) und hat lust am gesetze Gottes nach dem innerlichen menschen, Rom. 7, und thut forthin soviel und so lange gutes, so viel und so lange er vom Geist Gottes getrieben wird, wie Paulus sagt, Rom. 8: Die vom Geist Gottes getrieben werden, die sind Gottes kinder. Und ist solcher trieb des Heiligen Geistes nicht ein coactio oder zwang, sondern der bekerte mensch thut freywillig gutes, wie David sagt: Nach deinem sieg wird dir dein volck williglich opffern. Und bleibt gleichwol auch in den widergebornen, das Paulus geschrieben, Rom. 7: Ich habe lust an Gottes gesetz nach dem inwendigen menschen. Ich sehe aber ein ander gesetz in meynen gliedern, das da widerstreitet dem gesetz in meinem gemute und nimpt mich gefangen in der sunden gesetz, welches ist in meinen gliedern. Item: So diene ich nu mit dem gemute dem gesetz Gottes, aber mit dem fleisch dem gesetz der sunden. Item, Galat. 5: Das fleisch gelustet wider den geist und den geist wider das fleisch, dieselbe sind widernander, das er nicht thut, was er wolle, etc.; Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirtembergens., Preusen (Bad., Henn., Mechelb. TB[D])
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sonnen der gerechtigkeitt112 [61v] oder von dem sohn Gotts erleuchtet ist, das er Gott recht erkenne, und gedencket und gleubet selber, was zu warer erkentnus Gottes und seiner seligkeitt gehörett, und kan nu aus gnade und hulff des Heiligen Geists gottselige gedancken, gutten radt und heylsame lehre etzlicher massen vorstehen, betrachten und mitwircken. Also bekerett Gott des menschen herz und willen, welcher von Gott gantz abgekerett und aus eigener kraft und mit seinem modo agendi, das ist mit seiner weise oder geschickligkeitt zuwircken, in geistlichen sachen nicht anders, als das böse und das Gott zuwieder ist, thun kan, das er dasselbige wesen des menschen nicht vertilget oder gentzlich außrottett, sondern durch die predigt seines worts den willen des menschen endert, den alten menschen in ime tödtet und den nauen schaffet und also durch die betrachtung göttlicher warnungen und vorheissung erneuertt und wiederumb zu sich zeucht und bekerett und mitt seiner göttlichen krafft und wirckung demselbigen [62r] hilft, das er forthin willig und gerne Gott gleuben, furchten, lieben, anruffen und ihme dienen will und kan, und das heissett die schrift den menschen wiedergeboren, das steinerne hertz wegnehmen und ein naues hertz schaffen und geben113. Derhalben ist des menschen will nicht gentzlich als ein stock und block, welcher, ob er schon von aussen mit gewaltt bewegett wirdt, dennoch hernach dieselbige regung nicht entpfindett, verstehett, begert noch Gott dafur danckett. Des menschen will aber, wen ehr von aussen durch Gottes wortt, das er hörett und betrachtett, und im hertzen durch Gottes Geist beweget, gezogen, bekehret, erleuchtett, erneuert und wiedergeborn und aus einem bösen, unwilligen willen gutwillig worden ist, so wirdt er nicht per modum coactionis, das ist aus zwangk, darzu gedrungen, [62v] sondern will und begerett und thutt nach den neuen, innerlichen menschen forthin willigk, gerne und mit freuden (wiewohl noch immer das fleisch gelustet wieder den geist114 und viel schwacheit mit anklebett), was Gott gefellig, und danckett Gott von hertzen, das er zu ihm bekeret ist. Diese erclerung zeugett deutlich genugk ahn, das auch in der bekerung zwischen des menschen willen und einem stein oder block gar ein grosser unterschiedt ist. Vielweniger ist des menschen verstandt und wille einem stein oder block zuvorgleichen in euserlichen und weltlichen sachen, so der vornunft unterworffen sein und noch vielweniger nach der wiedergeburtt, wan ehr nun aus der sunden gefengnus entledigett, gefreiett und bekeret ist und hulffe hatt vom Heyligen Geist, welcher nicht mussigk ist in den auserwelten, sondern zundett ahn ein licht und ein flammen in der seelen und hertzen [63r] und vornauert das bildnus Gottes in ihnen, das sie anfahen, ihme
112
Vgl. Mal 3,20. | 113 Vgl. Ez 11,19. | 114 Vgl. Gal 5,17.
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gleichformig zuwerden in wahrer gerechtigkeitt und heyligkeitt und ihme dienen in gutten wercken, die ehr bereittet hatt, das sie darinnen wandeln115.o pZum funfftenp, als baldt der Heylige Geist, wie gesagett, durchs wortt und heylige sacramenta solch sein werck der wiedergeburt und erneuerung in uns angefangen hatt, so ist es gewis, das wir qaus und von solcher wirckung des Heyligen Geistesq, wiewohl noch in grosser schwacheitt, rin verstandt, hertzen und willen ein naues licht, naue geistliche gaben, kraft und vormugen zum gutten uberkommen und haben und in allen christlichen, gottgefelligen tugenden neben dem Heyligen Geist mitwircken konnen und sollenr, solchs aber nicht aus unsern fleischlichen, naturlichen kreften, sondern auss den neuen kreften und gaben, so der [63v] Heylige Geist in der bekerung in uns angefangen hatt, wie s. Paulus außdrucklich und ernstlich vormahnet, das wir als mithelffer die gnade Gottes nicht vorgeblich empfangen116, sondern ssolche gaben des Heyligen Geists in exertitiis poenitentiae fidei orationis spei, patientiae, das ist in ubung der teglichen busse, des glaubens, gebets, hofnung und gedultt wohlgebrauchen und fleissigk uben sollen, dan Gott hatt uns darumb durch seine gnade aus der gefengnus der sunde erlösett und durch seinen Heyligen Geist geheyligett, das wir vorthin nicht mussigk und faul sein, sondern eine gutte ritterschaft uben117, den glauben und gutt gewissen behalten, den bösen neigungen und listen und des teufels anreitzungen wiederstehen und umb vormöhrung des glaubens, trost, hofnung und anderer tugenden bitten und unsern Herren Gott mit wahrer furcht, liebe, anruffung, dangksagunge, gutthetigkeitt, gerechtigkeitt von hertzen gehorsamb sein sollen.s Darumb ist ein grosser unterschiedt zwischen den [64r] getauften und ungetauften menschen. Den weil nach der lehr s. Pauli, Gal. 3, „alle die, so getauft sindt, Christum angezogen“118 und also warhaftigk wieder geboren, haben sie nun arbitrium liberatum, das ist, wie Christus sagett, sie seindt wiederumb
p–p
gestr., dafür eingefügt: Daraus denn folget | q – q gestr., dafür vom Rand eingewiesen: durch die krafftt des Heiligen Geistes mitwircken konnen und sollen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirt., Bad., Henn. TB[D]) | r – r gestr. | s – s gestr., dafür vom Rand eingewiesen: welchs doch anders nicht denn also soll verstanden werden, das der bekerte mensch soviel und lange guts thue, soviel und lange im Gott mit seynem Heiligen Geist regiret, leitet und treibet und so bald Gott seyne gnedige hand von im abzoge, konnte er nicht ein augenblick in Gottes gehorsam bestehen. Da es aber also wolte verstanden werden, das der bekerte mensch neben dem Heiligen Geiste dergestalt mitwircke, wie zwey pferde miteinander einen wagen ziehen, konnte solchs one nachteil der gottlichen warheit keins weges zugegeben werden; Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirtembergensis (Bad., Henn. TB[D]) 115
Vgl. Eph 2,10. | 116 Vgl. II Kor 6,1. | 117 Vgl. I Tim 1,18. | 118 Gal 3,27
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V.
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frey gemacht119, der ursach, dan sie nicht alleine das wortt hören, sondern auch demselbent beyfall thun und annemen konnen.u Da siev aberw wieder das gewissen gehandeltt, die sunde in ihnen herschen lassen und also den Heyligen Geist in ihnen selbest betrubett und vorlorenx, mussen siey wiederumb bekherett werden, inmassen hievor notturftiglich vormeldett worden. zEs mus aber alhier auch auf diesen underschiedt gutt acht gegeben werden, dan nach der auferstehung im ewigen leben wirdt die menschliche natur in den auserwelten seligen an leib und sehle [64v] und in allen kreften von der sunden gantz und gahr gereinigett sein, da dan der mensch nicht alleine die volkommene freyheitt haben, so er vor dem fall gehaptt, das er nemlich ohne einige neigunge zur sunde und ohne allen wiederwillen und wiederspenstigkeitt mit allen kreften dem willen Gottes freywilligk und volkomlich underworffen, gleichformigk und entlich seyn wurdett, sondern wirdt in seiner freyheitt eine solche volkommenheitt haben, das er in derselbigen gnaden, von Gott bestetigett, ewiglich, wie die lieben engell, nimmermehr sundigen, noch von Gott abtretten, sondern alle zeitt bey dem Herren seyn und bleiben wirdt. Aber in diesem leben, weil der Heylige Geist das werck der wiedergeburt und erneuerung nichtt als baldt, auf ein mahl, volkomlich in uns wirckett, sondern in grosser schwacheitt in diesem leben angefangen, von tage zu tage durch den Heyligen Geist gesterckett und gemehrett und allererst im kunftigen leben volkommen sein wirdt, [65r] so mussen die leute mit vleis vormahnet werden, das der verstandt, hertz und wille in denen, da der Heylige Geist das wergk der vorneuerung anfehett, nicht solle so lange missigk sein, bis die vorneuerung volkomlich geschee oder bis der mensch mercken und empfinden könne, das er mit gewalt von Gott gezogen werde, sondern, da ein christ nur ein fungklein solcher gedancken hatt, das er gerne in Gottes gnaden sein wolte, der soll wissen, das Gott diesen anfangk in ime gemacht habe und das
t danach vom Rand eingewiesen: wie wol in grosser schwachaitt; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirt., Bad., Henn. TB[D]) | u danach vom Rand eingewiesen: Wiewol in grosser schwacheit, dann weil wir in diesem leben allein die erstlinge des Geistes entpfangen und die widergeburt nicht volkomen, sondern in uns allein angefangen, bleibt der streit und kampff des fleisches wider den Geist auch in den auserwehleten und warhafftig widergebornen menschen, da unter den Christen nicht alleine ein grosser unterscheid gespuret, das einer schwach, der ander starck im geist, sondern es befindets auch ein jeder Christ bey sich selbs, das er zu einer zeit freudig im geiste, zur andern zeit furchtsam und erschrocken, zu einer zeit brunstig in der liebe, starck im glauben und in der hoffnung, zur andern zeit kalt und schwach sich befindet; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirt., Bad., Henn. TB[D]) | v (gestr. TB[D]) | w danach vom Rand eingewiesen: die getaufftten; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirt., Bad., Henn. TB[D]) x danach vom Rand eingewiesen: dorffen sie zwar nicht widergetaufftt, sondern; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirt., Bad., Henn. TB[D]) | y gestr. | z – z gestr. 119
Vgl. Joh 8,36.
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er dieses angezundete, schwach glimmende funcklein weiter aufwecken und stercker machen wölle. Wir sollen aber beydes, die betrachtung der göttlichen zusagung und warhaftige anruffung, vleissigk treiben und mit dem betriebten man, Marc. 9, sprechen: „Ich glaube Herr, aber ich bitte dich, hilff meinem schwachen glauben.“120 Wir sollen auch wissen, das [65v] Gottes ernstlicher will und bevehl sey, das wir der vorheissung gleuben sollen, und obschon der glaub in uns schwach, das er dennoch Gott angeneme sey, wo wir nur selbst solchen in uns nicht gantz und gahr vorleschen lassen, sondern durch teglichs gehör und betrachtung des göttlichen wortts erwecken und umb vormehrung und sterckung desselben bitten, der gestaltt dan der Heylige Geist unser schwacheit auffhilftt121 Darumb sollen die bekerten fleissigk vormahnet werden, das sie die empfangenen gaben nicht wiederumb durch nachlessigkeit oder mutwillen vorliehren oder von sich stossen, sondern fleissigk, wie gemeltt, uben und brauchen und alle zeitt gedencken an den spruch Christi, Luc. 8: „Wer da hatt, dem wirt gegeben, wer aber nicht hatt, von dem wirtt genommen, auch das er meinet zu haben.“122 Darumb Christus, Luc. 11, sprichtt: „Wie viel mehr wirdt euer himmelischer [66r] vater den Heyligen Geist geben denen, die ihnen darumb bitten.“123 Rom. 6: „So lasset nun die sunde nichtt herschen in eueren sterblichen leibe, dan die sunde wirdt nicht herschen können uber euch, sintemahl ir nicht unter dem gesetz, sondern under den gnaden seitt.“124 Philip. 2: Schaffett mit furch und zittern euer seligkeitt, dan Gott ists, der in euch wirckett beide, das wollen und das thun, nach seinem wohlgefallen.125 2. Timo. 1: „Erwecke die gabe Gottes, die in dir ist, dan Gott hatt uns geben den geist der kraft und der liebe.“126 Also kommen in diesem innerlichen, nauen gehorsamb, in dem bekerten zu wircken, drey ursachen zusammen: Die erste und furnemste ist, Gott vater, sohn [66v] und Heyliger Geist, welcher durch sein wortt in uns kreftigk und tedtigk ist, ohn den wir nichts thun konnen. Die ander ist Gottes wortt, nemlich Gottes bevehl, trauung und vorheissung, so uns in seinem wortt vorgehalten werden, welchs wir mit allem vleis hören, lesen und betrachten sollen. Die dritte ist des menschen vorstandt, so durch den Heyligen Geist erleuchtett, welcher Gottes bevelich betrachtett und vorstehett, und unser nauer oder wiedergeborner wille, der vom Heyligen Geist regiret wirdt und nun hertzlich gerne und willigk, wiewohl in grosser schwacheitt, begerett Gottes wortt und willen underthenigk und gehorsamb zu sein. Jedoch bleibet auch in den wiedergebornen und bekerten noch grosse schwacheitt, ungehorsamb und wiederspenstigkeitt des alten, naturlichen, freyen willens wieder Gottes gesetz und willen, welcher viel böser neigungen zu
120
Mk 9,24 | 121 Vgl. Röm 8,26. | 2,12f. | 126 II Tim 1,6f
122
Lk 8,18 |
123
Lk 11,13 |
124
Röm 6,12.14 |
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Vgl. Phil
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zweifell, sicherheitt, hoffartt, mißtrauen, ungedultt, rachgir und andere böse lust und begierden, [67r] so wieder Gottes gesetz feindlich streiten, erweckett, wie s. Paulus von sich selber clagett, das in ihme die böse neigungen in seinen gliedern einen feindlichen kriegk fuhren und heftigk wiederstreben dem gesetz Gottes127. Und Gal. 5 beschreibett ehr einen ewigen und in diesem leben immer mehr aufhörenden kriegk zwischen dem geist und fleisch128, wie das auch aller heiligen erfarung und trauriges clagen außweisen. Derhalben wir fur und fur und zu aller zeitt, auch nach der bekerung, wen wir schon wieder geboren sindt, des Heyligen Geistes gnade und hulffe bedurffen, der mit seiner wirckung immerdar bey uns seyn, unserer schwacheitt aufhelffen, das angefangene werck fordern, stercken, mehren, erhalten und bis ans ende volfuhren mus, Rom. 8; 1. Cor. 1; Philip. 1; 1. Pet. 5129, welchs geschicht, wan wir uns auch nach angefangener vornauerung des Heyligen Geistes ohne unterlas zum wortt und sacrament [67v] vleissig halten, in den empfangenen geistlichen gaben uns fleissigk uben und Gott umb hulff und beystandt des Heyligen Geistes ohne unterlas anruffen, wie der heilige Augustinus dis fein, richtigk und rundt mit dem underschiedt gratiae operantis und cooperantis, das ist der gnaden Gottes, da er in uns wirckett und wir aus seiner gnade mittwircken, gefassett. Den wan der Heilige Geist ohne unsers naturlichen, freien willens zuthun und mitwircken das gutte werck der bekerung durchs wortt in uns anhebett, das heissett Augustinus gratiam praevenientem et operantem, das ist die gnade, mitt welcher Gott unserm willen vorkompt und in uns wirckett. Weil wir aber zu den nauen geistlichen gaben und bewegungen noch immer des Heyligen Geists gnade, hulffe und beystandt bedurffen, das heisset Augustinus gratiam subsequentem, adiuvantem et cooperantem, das ist die nachvolgende gnade Gottes, da Gott unsern erneuerten willen hulfft und mitt wirckett, [68r] wan der mensche schon aus lauter gnade bekerett worden ist. Dis sei also nach gelegenheitt dieser schrifft eine summarische erclerung der controversiae oder zwispalt vom freyen willen, welchs alles dahin gerichtett, das man nicht alleine von diesem articul recht in den schulen disputiren und vor der gemeine Gottes und den einfaltigen leyen ohne ergernus und vorwirrung der gewissen reden soll, sondern auch wie solche lehr in rechter, christlicher ubung zu erbauung und erweckung warhaftiger gottseligkeitt gebraucht werden muge.z Den das ist einmahl wahr, das in warhaftiger bekerung musse eine enderung, neue regung und bewegung im vorstande, willen und hertzen geschehen, das nemlich das hertz die sunde erkenne, vor Gotts zorn sich furchte, von der sunde sich abwende, die vorheissung der gnaden in Christo erkenne [68v] und annehmea und die geistliche gedancken, christlichen vorsatz und vleiß a
cj.: annemehme
127
Vgl. Röm 7,23. | 128 Vgl. Gal 5,17. | 129 Vgl. Röm 8,1–17; I Kor 1,8; Phil 1,6; I Petr 5,10.
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habe und wieder das fleisch streitte etc., dan wo der keines geschicht oder ist, da ist auch keine wahre bekehrung. Weil aber die frage ist de causa efficiente, das ist, wehr solchs in uns wircke und woher der mensch das habe und wie er darzu komme, so berichtet diese lehre, dieweil die naturlichen kreften des menschens dazu nichts thun oder helffen konnen, 1. Corin. 2; 2. Cor. 3130, das Gott aus unermeßlicher gutte und barmhertzigkeit uns zuvorkomme und sein heyliges evangelium, dardurch der Heylige Geist solche bekerung und vorneuerung in uns wircken und außrichten will, predigen lasse und durch die predigt und betrachtung seines wortts den glauben und andere Gott gefellige tugenden in uns anzundett, das es gaben und wirckungen des Heyligen Geistes alleine sein. Und weisett uns diese lehre zu dem mittell, dardurch der Heylige Geist solchs anfangen und wircken will, erinnert auch, wie dieselbigen gaben erhalten, [69r] gesterckett und gemehret werden, und vormahnet, das wir dieselbige gnade Gottes an uns nicht sollen lassen vorgeblich sein, sondern vleissigk uben in betrachtung, wie schwere sunde es sey, solche wirckung des Heyligen Geists hindern und wiederstreben. Aus dieser grundtlichen erklerung der gantzen lehr vom freyen willen könden nun auch zu letz die itzigenb schulgezenckc − An homo ante, in, post conversionem Spiritui Sancto repugnet vel pure passive se habeat? An homo convertatur ut truncus? An S[piritus] Sanctus detur repugnantibus etc.? Et an conversio hominis fiat per modum coactionis? Das ist: Ob der mensch vor, in oder nach seiner bekerung dem Heyligen Geist wiederstrebe oder ob er gantz und gar nichts thue, sondern alleine leide, was Gott in ihme wirckett? Item, ob der mensch sich in der bekerunge halte und sey wie ein block? Item, ob der [69v] Heylige Geist gegeben werde denen, die ihme wiederstreben? Item, ob die bekehrung geschee durch einen zwangk, das Gott die menschen wieder ihren willen zu ihrer bekehrung mit gewalt zwinge etc.? − geurteilet und die gegen lähr und irthumb erkandt, außgesatzt, gestraft und vorworffen werde: Als erstlich der stoicorum und manicheer unsinnigkeitt, das alles, was geschicht, musse also geschehen, et hominem coactum omnia facere, das ist, das der mensch alles aus zwangk thue, und das des menschen wille auch in euserlichen wercken keine freyheitt oder vormugen habe, euserliche gerechtigkeitt und ehrliche zuchtd zu leisten und die euserliche sunde und laster zu meiden, oder das des menschen wille zu bösen, euserlichen tadten, unzucht, raub und mordt gezwungen werde.
b
(gestr. TB[D]) | c gestr., dafür vom Rand eingewiesen: eingefallene fragen, daruber nu etliche viel jar gestritten worden, als nemlich; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) | d danach vom Rand eingewiesen: etlicher massen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Branden. churTB[D]) 130
Vgl. I Kor 2,6–15; II Kor 3,4–12.
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Darnach der groben pelagianer irthumb, das der freye wille aus eigenen, naturlichen kreften ohne den Heyligen Geist sich selbst zu Gott bekehren, dem evangelio glauben und Gottes gesetz [70r] mit hertzen gehorsamb sein und mit diesem seinem freywilligen gehorsamb vorgebung der sunden und ewiges leben vordienen konne. eOder wane es ein wenig subtiler gemacht wirdtf, das der mensch aus seinen naturlichen crefften konne den anfangk zum gutten und zu seiner selbst bekerung machen, und das als dan der Heylige Geist, weil der mensch zum volbringen zu schwach, dem aus eigenen, naturlichen kreften angefangenen gutten, zu hulffe komme. Oderg, ob wohl der freye wille zu schwach ist, den anfang zu machen und sich selbst aus eigenen kreften zu Gott zubekeren und dem gesetz Gottes mitt hertzen gehorsamb zusein, dannoch, wan der Heylige Geist den anfang machett und uns durchs evangelium beruffett und seine gnade, vorgebung der sunde und ewige seligkeitt anbeutt, das als dan der freye wille aus seinen eigenen, naturlichen kreftenh etzlicher massen etwas, wiewohl wenig und schwechlich, darzu thun, helffen und mit wircken, sich zur gnade Gottes schicken und appliciren und dieselbige ergreiffen undi [70v] annemen und dem evangelio gleuben könnej. Dagegen aber ist oben nach der lenge erwiesen, das solche kraft, nemlich facultas applicandi se ad gratiam, das ist sich zur gnade zu schicken, nicht aus unsern eigenen, naturlichen kreften, sondern alleine durch des Heyligen Geists wirckung herkomme etc. Itemk, diese, der bebstlichen und munchen lehre, das der mensch könne nach der wiedergeburth das gesetz Gottes in diesem leben gentzlich erfullen und durch diese erfullung des gesetzes vor Gott gerecht sey und das ewige leben vordiene. Dagegenl seind auch mit allem ernst und eifer die enthusiasten zu straffen und keines weges in der kirchen Gottes zu gedulden, welche dichten, das Gott ohne alle mittell, ohne gehör mund betrachtungm des göttlichen wortts und ohne gebrauch der heylige sacrament den menschen zu sich zihe, erleuchte, gerecht und selig mache. Itemn, die da dichten, das Gott in der bekerung und wiedergeburtt ein naues hertz und neuen [71r] menschen also schaffe, das des alten Adams substantz und wesen und sonderlich die vornunftige sehle gantz vortilget und ein naues wesen der sehlen aus nichts erschaffen werde. Diesen irthumb straffett s. Augustinus außdrucklich im Psal. 25, da er den spruch e – e gestr., dafür vom Rand eingewiesen: der papisten und schullerer, die; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | f gestr., dafür eingefügt: und geleret | g gestr., dafür vom Rand eingewiesen: Zum vierden, der synergisten lehr, welche furgeben, das der mensch nicht allerding in geistlichen sachen zum guten erstorben, sondern ubel verwundet und halb tod, derhalben; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr., Wirt., Baden, Henn. TB[D]) | h danach vom Rand eingewiesen: Gott begegenen und | i (gestr. TB[D]) | j gestr., dafür vom Rand eingewiesen: auch in vortsetzunge und erhaltung dieses wercks aus seynen eignen krefftten neben dem Heiligen Geist mitwircken konne; Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirt., Bad., Henn. | k davor Marginalie eingefügt: 5. | l davor Marginalie eingefügt: 6. | m – m gestr. | n davor Marginalie eingefügt: 7.
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Pauli: Deponite veterem hominem, „leget den alten menschen abe“ etc.,131 an zeucht und ercleret mit diesen worten: Ne aliquis arbitretur deponendam esse aliquam substantiam, exposuit quid esset deponite veterem hominem et induite novum etc., cum dicit in consequentibus: Quapropter deponentes mendatium, loquimini veritatem. Ecce, hoc est deponere veterem hominem et induere novum. Das ist: Damit nicht jemandt dafur halten mochte, als muste die substantz oder wesen des menschen abgelegt werden, hatt er selbst erklerett, was da sey, den alten menschen ablegen und den nauen anzihen, da er in nachfolgenden worten sagett: Darumb legett ab die lugen und redett die warheitt. Sihe, das ist den alten menschen ablegen und den nauen anzihen. [71v] Item, wo diese uneigentliche, geferliche reden unerklerett gebraucht werden, das des menschen will vor, in und nach der bekerung dem Heyligen Geist wiederstrebe und das der Heylige Geist werde gegeben denen, so ihm wiederstreben. Den aus vorgehender erklerung ist offentlich, wo durch den Heyligen Geist gar keine voranderung zum gutten im vorstande, willen und hertzen geschicht und der mensch, der der vorheissung gantzo nicht gleubett und psich zur gnade nicht applicirett oder schickettp, sondern gantz und gahr dem wortt wiederstrebett, das da keine bekerung geschehe oder sein könne. Dan die bekerung ist eine solche vorenderung durch des Heyligen Geists wirckung in des menschen vorstande, willen und hertzen, qdas der mensch will und kan dem wortt beyfallen und gleuben, dem Heyligen Geist folgen und zu gnaden sich halten, appliciren und schicken,q und zwar alle die, so des Heyligen Geistes wirckungen und bewegungen, die durchs wordt geschehen, wiederspenstig vorharlichen widerstreben, die empfangen [72r] nicht, sondern vortreibenr, betrieben und vorlieren den Heyligen Geist. sDarneben ist aber dis auch aus vorhin gesetzten grunden gewis, das der naturliche wille aus sich selbst vor der angefangenen wiedergeburtt und vorneuerung des Heyligen Geistes nichts guttes wöllen kan, auch von natur und aus seinen naturlichen kreften ohne den Heyligen Geist sich selbst nicht konne wenden oder bekeren und dahin bringen, das er Gott und seinem heyligen wortt nicht wiederstrebe, sondern beypflichte und gehorche, dan das tichten und trachten des menschlichen hertzens ist nur böse immerdar und von jugent auf, Gen. 6 et 8132, und ist eine wiederspenstige feindtschafft wieder Gott, Rom. 7 et 8133, ja es ist eine feindtschaft wieder Gott und kan aus sich selbst anders nicht, dan Gott wiederstreben. Das wir aber Gott nicht wiederstreben, sondern etwas guttes wöllen und thun mögen, das mus der geist der gnaden o danach eingefügt: und gar | p – p gestr., dafür vom Rand eingewiesen: von Gott zur gnade nicht geschickt gemacht wird; Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirtembergensis (Baden, Henn. TB[D]) | q – q gestr., dafür vom Rand eingewiesen: das der mensch durch solche wirkung des Heiligen Geistes konne die angebotene gnade annemen; Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirt., Bad., Henn. | r (gestr. TB[D]) | s – s gestr. 131
Eph 4,22; vgl. Kol 3,9. | 132 Vgl. Gen 6,5; Gen 8,21. | 133 Vgl. Röm 7,18–25; Röm 8,7–15.
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Rom. 7
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und des gebets134 durchs wortt und gebrauch der sacrament in unß [72v] wircken, durch welchen wir ruffen: „Abba, lieber vater“135 und umb vormehrung des glaubens und anderer gaben des Heyligen Geistes immerdar bitten, davon der spruch, Luc. 11, redett: „Wie viel mehr wirdt der himlische vater den Heyligen Geist geben denen, die ihn darumb bitten.“136 Daraus offentlich scheynett, das die obgesatzten reden, wan sie also weitleuftigk, in gemein und ohne genugsam erklerung gefurett werden, mit dem furbilde der gesunden lehre, dadurch die kirche gebauett wirdt, nicht ubereinstimmen. Derhalben wir auch viellieber des heyligen Augustini vleis hierinnen volgen sollen, der diese seine reden also messigett und erklerett, das er die rechte meinunge, beydes von pelagianern und enthusiasten, absondert. Dan also redett er im enchiridio und anders wo, das der Heylige Geist, wan er will die menschen erstlich bekeren und fromb machen, keyne naturliche kraft in ihnen finde, [73r] dardurch sie sich zu Gott bekehren oder einen gutten willen haben konten, sondern das er aus seiner göttlichen krafft durchs wortt inwendigk in der menschen hertzen wircke und auß den unwilligen willige mache und hernacher in den willigen wohne. Und ad Bonifacium, lib. 4 cap. 6, als ihme Pelagius hette furgeworffen, das die gnade Gottes einem jedem helffe, der einen gutten fursatz hette, aber doch nicht dem wiederstrebenden lust zu tugendt eingisse, auch keinem wieder seinen willen lust und liebe zum gutten einbliesse, antwort der heylige Augustinus also: Reluctanti prius aditus divinae vocationis ipsa Dei gratia, procuratur ac deinde in illo, iam non reluctante spiritus virtutis accenditur. Das ist: Dem, so zuvor wiederstrebete, wirdt durch Gottes gnade der zugang des göttlichen berufs eröfnett und wirdt in deme, so itzt aus Gottes gnaden nicht wiederstrebett, die lust und liebe zur tugendt angezundett.s [73v] Nun bleibett gleichwohl auch in den wiedergebornen eine wiederspenstigkeitt, davon die schrift meldet, das das fleisch geluste wieder den geist137, item, das die fleischliche luste wieder die sehle streitten138 und das das gesetz in den gliedern wiederstrebe dem gesetz im gemute139. Derhalben der mensch, so nicht wiedergeboren ist, Gott gentzlich wiederstrebett und ist gantz und gahr ein knecht der sunde140. Der wiedergeborne aber hatt lust an Gottes gesetze nach dem inwendigen menschen, sihett aber gleichwohl in seinen gliedern der sunden gesetz, welches wiederstrebett dem gesetz im gemutt. Derhalben, so dienet er mit dem gemutt dem gesetz Gottes, aber mitt dem fleisch dem gesetz der sunden, Rom. 7141.
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Vgl. Sach 12,10. | 135 Röm 8,15; Gal 4,6 | 136 Lk 11,13 | 137 Vgl. Röm 7,15.23; Gal 5,17. Vgl. I Petr 2,11. | 139 Vgl. Röm 7,23. | 140 Vgl. Joh 8,34. | 141 Vgl. Röm 7,22f.25.
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Auff solche weise kan und soll die rechte meinung grundtlich, deutlich und bescheidentlich erklerett und gelerett werden. tWan aber gesagett wirdt, hominis voluntas in conversione non est otiosa, sed agit [74r] aliquid, item, trahit deus, sed volentem trahit, das ist: Des menschen wille ist nicht mussigk in der bekerung, sondern wirckett auch etwas, item, Gott zeucht, aber die da wollen, ist solchs nicht von dem naturlichen, unbekerten willen zuvorstehen, als ob des menschen wille vor seiner bekerung aus ihm selbst noch so viel craft habe, das er vor dem anfang seiner bekehrung etwas mitwircken konte, dan er ist zum gutten erstorben, sondern von den willen, den der Heylige Geist angefangen durch das wordt zubekeren und zuerneuern.t Also auch wan Lutherus spricht, das sich der mensch zu seiner bekerung pure passive halte, das ist, gantz und gahr nichts dazu thue, sondern nur leide, was Gott in ihme wirckett, ist seine meinung nicht, das die bekerung geschehe ohne die predigt [74v] und gehör des gottlichen wortts. Ist auch die meinung nicht, das in der bekerung vom Heyligen Geist gar keine naue bewegunge in uns erweckett und keine geistliche wirckung angefangen werden, sondern er meinet, das der mensch von sich selbst oder aus seinen naturlichen kreften nichts vormuge oder helffen könne zu seiner bekerung und das die bekerung nicht alleine zum theill, sondern gantz und gahr sey eine wirckunge, gabe und geschenck und werck des Heyligen Geists alleine, der sie durch seine kraft und macht durchs wortt im vorstandt, willen und hertzen des menschen tanquam in subiecto patiente, das ist, da der mensch nichts thut oder wircket, sondern nur leidett, ausrichte und wircke, nicht als ein bildt in ein stein gehauen oder ein siegell ins wachs, welchs nichts drumb weis, solchs auch nicht empfindett noch will, gedruckt wirdt, sondern also und auf die weise, wie kurtz zuvor erzehlett und erklerett ist.
t–t
gestr., dafür auf fol. 73v und 74r am Rand eingefügt: Was denn die reden belanget, da gesaget wird: Hominis voluntas in conversione non est ociosa, sed agit aliquid. Item: Trahit Deus, sed volentem trahit. Das ist: Des menschen wille ligt in der bekerung nicht mussig, sondern thut auch etwas. Item, Gott zeucht, aber denen, der da wil etc., welche reden zur bestetigung des naturlichen, freien willens in der bekerung des menschen wider die lere von der gnade Gottes eingefuret, ist aus hie vor gesetzter erklerung offenbar, das sie der form gesunder lere nicht ehnlich, sondern derselben zuwider und dem nach, wenn man von der bekerung zu Gott geredt, billich zu meiden, denn die bekerung unsers verterbten willens, welche anders nichts, denn ein erweckung desselben von dem geistlichen tode, ist einig und alleine Gottes werck, wie auch die aufferweckung in der leiblichen [74r] aufferstehung des fleisches allein Gott zugeschrieben werden soll, in massen droben ausfuhrlich angezeiget und mit offenbaren zeugnissen der heiligen schrifftt erwiesen worden. Wie aber Gott in der bekerung aus widerspenstigen und unwilligen durch das ziehen des Heiligen Geistes willige mache, und das nach solcher bekerung in teglicher ubung der busse des menschen widergeborner wille nicht mussig gehe, sondern in allen wercken des Heiligen Geistes, die er durch uns thut, auch mitwircke, ist droben gnugsam erkleret worden; Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirtemberg, Preussen (N. TB[D])
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Also auch wan man drey ursachen der bus oder besserung [75r] und anderer gutten wercke und tugenden zusammen setzett, ist solchs recht und eigentlich zuerkleren, dan dieweil das gantze leben eines christen menschen (in dem nach der ersten wiedergeburt viel gebrechen und sunde uberigk bleibett) ein tegliche und stets werende busse und besserung des lebens ist, darinnen des menschen bekerter und nau geschaffener wille nicht gantz kraftlos und mussig ist, auch nicht mehr dem Heyligen Geist wiederstrebett, sondern neben dem Heyligen Geist mittwirckett, so werden drey ursachen der besserung des lebens und des nauen gehorsambs und aller gutten werck in den wiedergebornen, nemblich der Heylige Geist, die betrachtung des göttlichen wortts und unsers neuen, wiedergebornen willens vleis und mitwirckung, wohl und christlich zusammen gesetzt. Aber doch eigentlich zureden, ist alleine Gott der Heylige Geist die wahre, wirckliche ursach oder causa efficiens principalis, der solchs mit seiner krafft alles wirckett, [75v] das gepredigte wortt aber ist das mittell oder instrument, dadurch der Heylige Geist den menschen bekerett und in ihme wirckett. Des menschen hertz und wille aber ist das subiectum oder causa materialis, in qua efficax est et operatur Spiritus Sanctus et quae ad Deum conversa et a Spiritu Sancto acta simul agit, sicut Augustinus loquitur. Das ist: Es ist das geschepf Gottes, in welchem der Heylige Geist wirckett, und da solches hertz zu Gott bekehrett und von dem Heyligen Geist getrieben wirdt, wirckett es auch, wie der heylige Augustinus redett. Wan man aber de primo motu conversionis, das ist, von dem anfang unser bekerung und also von den ursachen handeltt, so die erste bekehrung und wiedergeburth wircken, das der mensch, welcher von natur ein kindt des zorns und leidigen teufels und des ewigen todes ist, wieder zu Gott bekerett, ein kind Gottes und des ewigen lebens wirdt, so ist alleine der Heylige Geist [76v leer] [77r] die ursach, welcher solche unsere bekerung schaffett. Das wortt ist das mittell oder werckzeug, dadurch der Heylige Geist die bekerung wirckett, der menschliche und naturliche, unwiedergeborne wille aber ist in keinem wege causa vel efficiens vel adiuvans primae conversionis, das u
u – u gestr., dafür von fol. 76r eingewiesen: Weil auch in den schulen die jugend mit der lere von den dreien ursachen unser bekerung zu Gott hefftig irre gemacht worden, welcher gestalt dieselbige (nemlich 1. das gepredigte und gehorte wort Gottes, 2. der Heilig Geist und 3. des menschen wille) zusamen komen, ist abermals aus hievor gesetzter erklerung offenbar, das die bekerung zu Gott, allein Gottes des Heiligen Geistes werck sey, welcher der rechte meister ist, der allein solchs in uns wircket, dazu er die predigt und das gehör seynes heiligen worts als sein ordentlich mittel und wergzeug gebraucht. Des unwidergebornen menschen verstand aber und wille ist anders nicht denn alleine subiectum convertendum, das ist, das bekeret werden soll als eines geistlichen todten menschen verstand und wille, in dem der Heilige Geist die bekerung und erneuerung wircket, zu welchem werck des menschen wille, so bekeret sol werden, nichts thut, sondern lesst alleine Gott in im wircken, bis er widergeboren und als dann auch mit dem Heiligen Geist in andern nachfolgenden guten wercken wircket, was Gott gefellig ist, auff weise und maß, wie droben ausfuhrlich erklert worden; Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirtemberg, Preussen (Bad., Henn. TB[D])
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ist, keine ursach, so die wiedergeburt wirckett oder zu derselben unser ersten bekerung etwas helffen solte, sondern materia, in qua, oder subiectum convertendum, das ist anders nichts, dan das, so bekerett werden soll, darin der Heylige Geist die bekerung und andere geistliche bewegungen wirkett und anzundett, uff die weise, wie oben im vierden stuck dieses artickels nach der lenge erclerett ist. Also ist des menschen wille ein subiectum patiens, das ist, der nichts wirckett, sondern nur leidett, doch alleine respectu divinae [77v] efficatiae in accendendis primis novis motibus, das ist, wan der Geist Gottes durch das gehörtte wortt oder im brauch der heyligen sacramenten des menschen willen angreift und wirckett die naue geburt und bekerung. Wan aber der Heylige Geist solchs gewirckett und außgerichtet und des menschen wille alleine durch seine göttliche kraft und wirckung geendert und erneuert, als dan ist solcher naue wille ein instrument und werckzeug Gottes des Heyligen Geistes das er nicht alleine die gnade Gottes annimpt, sondern auch in volgenden wercken des geistes mitt wircket.u [78r] 3. Von der gerechtigkeitt des glaubens vor Gott
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Die dritte zwispalt, unter etlichen wenigenv theologen der augßburgischen confession entstanden, ist von der gerechtigkeitt Christi oder des glaubens, die von Gott durch den gleuben den armen sundern aus gnaden zur gerechtigkeitt zugerechnett wirdt. Dan ein theil hatt gestritten, das die gerechtigkeit des glaubens, welche der apostell die gerechtigkeitt Gottes nennet, sey die wesentliche „gerechtigkeitt Gottes“142, welche Christus, als der warhaftige, naturliche, wesentliche sohn Gottes selbst sey, der durch den glauben in den auserwelten wohne und sie treibe, recht zuthun, und also ihre gerechtigkeitt sey, gegen welche gerechtigkeit aller menschen sunde sey wie ein dropfe wasser gegen dem grossen mehr143. [78v] Dargegen haben etliche gehalten und gelehrett, das Christus unser gerechtigkeitt sey alleine nach seiner menschlichen natur, wieder welche beyde theyl einhellig von den andern lehrern der augßburgischen confession gepredigett, das Christus unser gerechtigkeitt nicht alleine nach der gottlichen natur, auch nicht alleine nach der menschlichen natur, sondern nach beiden naturen seye, welcher als Gott und mensch uns von unseren sunden durch seinen unschuldigenw gehorsamb erlöset, gerecht und selig gemacht hatt, das also die gerechtigkeitt des glaubens sey vorgebung der sunden, vorsöhnung mit Gott, und das wir zu kindern Gottes angenommen werden umb des einigen gehorsambs Christi willen, welcher alleine durch den glauben, aus lauter
v
(gestr. TB[D]) | w (gestr., dafür am Rand: volkhummnen TB[D])
142
Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | 143 Vgl. Sir 18,10 (Vg 8).
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gnaden allen rechtglaubigen zur gerechtigkeitt zugerechnett und sie umb desselben willen von aller ihrer ungerechtigkeitt absolvirt werden. Uber das sindt aus dem interim und sonst andere mehr disputationes von dem artickell der rechtfertigung vorursachett und erregett, [79r] die hernach in antithesi, das ist in erzehlung der irthumb, so der reinen lehr in diesem artickell zuwieder, sollen erkleret werden. Dieser artickell von der rechtfertigung des glaubens ist (wie die apologia sagt) der furnemeste der gantzen christlichen lehr, ohne welchen kein arm gewissen einigen bestendigen trost haben oder den reichthumb der gnaden Christi recht erkennen magk.x Und von diesem artickell sagt Paulus in sonderheitt, das „ein wenig sauerteig den gantzen teig vorseuere“144. yDaher Paulusy die particulas exclusivas, das ist die wortt nemblich „ohne gesetz, ohne werck, aus gnaden, dadurch die werck der menschen außgeschlossen“, in diesem artickell mit so grossem eifer und ernst dreibett, damitt anzuzeigenz, das in diesem artickell neben reiner lehr die anthitesis, das ist alle gegenlehr, dardurch abgesondertt, ausgesetztt und vorworffen wurde, ain sonderheitt von nöten seya. [79v] Derwegen diese zwispaltt christlich, vormuge Gotts worts zuercleren und durch seine gnade hin zu legen, ist unsere lehr, glaube und bekentnus wie volgett: Von der gerechtigkeit des glaubens vor Gott gleuben, lehren und bekennen wir einhelligk, bwie in den schriften obgemeltes corporis doctrinae oder inhalts unsers glaubens und bekentnus weitleuftigk und grundlich aus Gottes wordt erweisett wirdtb, das cein armer, sundigerc mensch din christlicher bus und bekehrungd vor Gott gerechtfertigett, das ist absolvirt, los und ledigk gesprochen werde von allen seinen sunden und von dem urtheile der wohlvordinten vordamnis, auch angenommen werde zur kindtschaft und erbschafft des ewigen lebens ohn einig unser vordinst oder wirdigkeit oder auch ohne alle vorgehende, gegenwertige oder auch volgende wercke, aus lauter gnade, alleine umb des einigen vordinst, des gantzen gehorsambs, bitter leydens, sterbens und auferstehung unsers Herren [80r] Christi willene, welche gutter uns in der vorheissung des heyligen evangelii durch den Heyligen Geist furgetragen werde. Und ist alleine der glaube das einige mittell, dadurch wir sie
x danach vom Rand eingewiesen: Wie auch d. Luther geschrieben: Wo dieser einiger artikel rein auff dem plan bleibet, so bleibet die christenheit auch rein und fein eintrechtig und on alle rotten, wo er nicht rein bleibet, da ists nicht muglich, das man einigem irrthum oder rottengeist wehren muhe, tom. 5. jenensi pag. 159; Änderung des Textes auf Wunsch von: Islebienses | y – y korr. zu: Darumb er | z danach vom Rand eingewiesen: wie hoch es von nöten | a – a gestr. | b – b gestr., dafür vom Rand eingewiesen: vormoge unsers vorgesetztes summarischen begriffs, unsers christlichen glaubens und bekentnus; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | c – c korr zu: das arme sundige | d – d gestr. | e danach vom Rand eingewiesen: dessen gehorsam uns zur gerechtigkeit zugerechnet wird; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) 144
Gal 5,9; I Kor 5,6
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ergreiffen, annehmen und uns appliciren und zueignen, fwelcher ist ein licht und vortrauen, so der sohn Gotts durch sein wortt und Heyligen Geist in uns wirckett, damit wir das evangelium von der person und gutthaten Christi und allen artickeln christlicher lehr vor gewis wahr halten und gewislich gleuben, das uns Gott durch Jesum Christum, unsern einigen heylandt, aus gnaden, ohne allen unsern vordinst, unsere sunde vorgeben und das ewige leben schencken und also ein gnediger vater sein und uns als seine kinder und erben in ewigkeitt halten wolle.f Demnach fur eins gehalten und genommen, was Paulus spricht, das wir durch den glauben gerecht werden, [80v] Rom. 3145, oder das der glaube uns zur gerechtigkeitt zugerechnett werde, Rom. 4146, und wan er spricht, das wir durch des einigen mittlers Christi gehorsamb gerecht werden, oder das durch eines gerechtigkeit die rechtfertigung des glaubens uber alle menschen komme, Rom. 5147. Dan der glaube machet gerecht nicht darumb und daher, das er so ein gutt werck und schone tugendt, sondern weil er in der vorheissung des heyligen evangelii den vordinst Christi ergreiffet und annimpt. Dan derselbige mus uns durch den glauben appliciret und zugeeignet werden, wan wir dadurch gerecht sollen werden, das also die gerechtigkeit, die vor Gott dem glauben oder den gleubigen aus lauter gnaden zugerechnett wirdt, ist der gehorsamb, leiden und auferstehung Christi, do er vor uns dem gesetz genug gethan und vor unser sunden bezalett hatt.g Dieselbigeh gerechtigkeitt wirdt durchs evangelium und in den sacramenten von dem Heyligen Geist uns furgetragen und durch den gleuben appliciret, [81r] zugeeignet und angenommen, idaraus, darumb undi daher die gleubigen haben vorsuhnung mitt Gott, vorgebunge der sunden, Gottes gnade, die kindtschaft und erbschaft des ewigen lebens. Demnach das wortt „rechtfertigen“ hie heist gerecht und ledig von sunden sprechen und derselbigen ewigen straff ledigk zehlenj, wie dan solcher gebrauch und vorstand dieses wortts in heyliger schrift altes und naues testaments gemein ist, Proverb. 17: „Wer den gottlosen rechtspricht und den gerechten vordammett, die seindt beyde dem Herren ein greuell.“148 Esai. 5: f–f
gestr., dafür vom Rand eingewiesen: welcher glaube ist ein gabe Gottes, dadurch wir Christum, unsern erlöser, im wort des evangelii recht erkennen und auff in vertrauen, das wir allein umb seynes gehorsams willen aus gnaden vorgebung der Sunden haben, fur from und gerecht von Gott, dem vater, gehalten und ewig selig werden | g danach vom Rand eingewiesen: Dann weil Christus nicht alleine mensch, sondern Gott und mensch in einer unzertrenten person, so ist er eben so wenig unter dem gesetz gewesen, weil er ein Herr des gesetzes, als das er fur seine person leiden und sterben sollen. Darumb uns (cj. mit TB[D]: must) denn sein gehorsam nicht allein im leiden und sterben, sondern auch das er freywillig an unser stad unter das gesetz gethan und dasselbige mit solchem gehorsam erfullet, uns zur gerechtigkeit zugerechnet, das uns Gott umb solches gantzen gehorsams willen, so er in thun und leiden, im leben und sterben für uns seynem himlischen vater geleistet, die sunde vorgibt, uns für from und gerecht helt und ewig selig machet; Änderung des Textes auf Wunsch von: Anspach (Brandenb. f. TB[D]) | h gestr., dafür eingefügt: Solche | i – i (gestr. TB[D]) | j danach vom Rand eingewiesen: umb der gerechtigkeit Christi willen, Philip. 3 welche von Gott dem glauben wird zugerechnet; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) 145
Vgl. Röm 3,28. | 146 Vgl. Röm 4,5. | 147 Vgl. Röm 5,18f. | 148 Prov 17,15
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„Wehe denen, die den gottlosen recht sprechen umb geschenck willen und das recht der gerechten von ihnen wenden.“149 Rom. 8: „Wer will die auserwelten Gottes beschuldigen? Gott ist hie, der rechtfertigett“, das ist, von sunden absolvirtt und ledig spricht.150 [81v] Dieweil aber zu zeiten das wort „regeneratio/wiedergeburt“ vor das wortt „iustificatio/rechtfertigung“ gebraucht, ist vonnöten, das solch wortt eigentlich erclerett, damit die vorneuerung, so der rechtfertigung des glaubens nachvolgett, nicht mit der rechtfertigung des glaubens vormengett, sondern eigentlich von ein ander underschieden werden. Dan das wortt „regeneratio, das ist wiedergeburth“ erstlich also gebrauch wirdt, das es zugleich die vorgebung der sunden alleine umb Christus willen und die nachvolgende verneuerung begreiffett, welche der Heylige Geist wirckett in denen, so durch den glauben gerechtfertigett seindt. Darnach wirdt es gebraucht alleine pro remissione peccatorum et adoptione in filios Dei, das ist, das es heissett, alleine vorgebung der sunden, und das wir zu kindern Gottes angenommen werden. Und in diesem andern vorstandt wirdt in der [82r] apologia viel und oft dis wortt gebraucht, da geschrieben: Iustificatio est regeneratio, das ist, die rechtfertigung fur Gott ist die wiedergeburtt, wie auch s. Paulus solche wortt underschiedlich gesetzt, Tit. 3: „Er hatt uns selig gemacht durch das badt der wiedergeburtt und erneuerung des Heyligen Geistes.“151 k Wan wir aber lehren, das durch die wirckung des Heyligen Geists wir neugeboren und gerecht werden, hatt es nicht die meinung alleine, das dem gerechtfertigten und wiedergebornen keine ungerechtigkeitt nach der wiedergeburtt im wesen und leben mehr solte anhangen, sondern das Christus mit seinem volkommenen gehorsamb alle ihre sunde zudeckett, die doch in der natur in diesem leben noch stecken. Aber solchs unangesehen, werden sie durch den glauben und umb solches gehorsambs Christi willen [82v] (den Christus dem vater von seiner geburth ahn bis in den aller schmelichsten todt des creutzs vor uns geleistet hatt) fur from und gerecht gesprochen undl gehalten, ob sie gleich irer vorderbeten natur halben noch sunder sein bis in die gruben, wie es dan hin wiederumb auch die meinunge nicht hatt, als dorfften oder solten wir ohne busse, bekehrung und besserung der sunden k danach am Rand eingefügt: Wie denn auch das wort vivificatio, das ist lebendigmachung, zu zeiten in gleichem verstande gebraucht worden. Dann so der mensch durch den glauben, welchen der Heilige Geist wirckt, gerechtfertiget, solches warhafftig eine widergeburt ist, weil aus einem kind des zorns ein kind Gottes und also aus dem tode ins leben gesetzt wird, wie geschrieben steht: Da wir tod waren in sunden, hat er uns sampt Christo lebendig gemacht, Eph. 2. Item: Der gerechte wird seynes glaubens leben, Rom. 1. In welchem verstande dis wort in der apologia viel und offtt gebraucht wird. Darnach aber wird es auch offtt fur die heiligung und erneuerung genommen, welche der gerechtigkeit des glaubens nachfolget, wie es d. Luther im buch von der kirchen und conciliis und anderswo also gebraucht hat; Änderung des Textes auf Wunsch von: Sachsen oder Brunschw. | l cj. mit TB[D]: [...] im Falz 149
Jes 5,22f | 150 Röm 8,33 | 151 Tit 3,5
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volgen, darinne bleiben und fortfahren, dan mdie bussem mus vorher gehen und die also, wie gesagtt, aus lauter gnaden umb des einigen mittlers Christi willen, alleine durch den glauben, ohne alle werck und vordinst vor Gott gerecht, das ist, zu gnaden angenommen werden, denen wirdt auch der Heylige Geist gegeben, der sie vorneuertt und heyligett, in inen wirckett liebe gegen Gott und dem nechsten, sondern weil die angefangene vornauerung in diesem leben unvolkommen und die sunde noch im fleisch auch bey den wider gebornen wohnett, so stehett die gerechtigkeitt des glaubens vor Gott [83r] in gnediger zurechnung der gerechtigkeitt Christi ohne zuthun unserer wercke, das uns unsere sunde vorgeben und zugedeckt sindt und nicht zugerechnet werden, Rom. 4.152 Aber hie mus mitt sonderem vleis darauff gutt acht gegeben werden, wan der artickell der rechtfertigung rein bleiben soll, das nicht das jenige, was vor dem glauben hergehett und was demselbigen nachvolgett, zugleich mit in dem artickell der rechtfertigung als dazu nötigk und gehörigk eingemengt oder eingeschoben werden, weil nicht eins oder gleich ist, von der bekerung und von der rechtfertigung zu reden, den nicht alles, was zur bekerung gehortt, auch zugleich in dem artickell der rechtfertigung gehörett, in und zu welchem allein gehörtt und vonnöten ist Gottes gnade, der vordinst Christi, der glaube, so solchs in der vorheischung des evangelii annimpt, dadurch uns die gerechtigkeitt Christi zugerechnett wirdt, daher wir erlangen und haben vorgebung [83v] der sunden, vorsöhnung mit Gott, die kindtschaft und erbschaft des ewigen lebens. Also ist ein wahrer, seligmachender glaube nicht in denen, so ohne bussen, reue und leidt sindt und einen bösen fursatz haben, in sunden zu bleiben und beharreno, sondern wahre bussep gehett vor her und rechter glaube ist in oder bey wahrer busse. Es ist auch die liebe eine frucht, so dem wahren glauben gewißlich nottwendigk volgett, dan wer nicht liebett, das ist eine gewisse anzeigung, das er nicht gerechtfertigett, sondern noch im tode seyq, wie Johannes sagett, I. Johan. 3153. Aber wan Paulus spricht: „Wir werden durch den glauben gerecht ohne werck“154, zeigett er damitt ahn, das weder die vorgehende busser noch volgende wercke in den artickel oder handell der rechtfertigung des glaubens gehoren, dan gutte wercke gehen nicht vor der rechtfertigung her, sondern volgen der selben und die persohn mus erst gerecht sein, [84r] ehe sie gutte wercke thun kan. Gleichsfals auch, wiewohl die vorneuerung und heyligung auch eine wohltat des mitlers Christi und ein werck des Heyligen Geists ist, gehöret sie doch
m–m
gestr., dafür vom Rand eingewiesen: ware reu | n (gestr. TB[D]) | o korr. zu: verharren gestr., dafür eingefügt: reu | q danach vom Rand eingewiesen: oder die gerechtigkeit des glaubens widerumb verlorn habe; Änderung des Textes auf Wunsch von: Preußen | r gestr., dafür eingefügt: reue p
152
Vgl. Röm 4,5–8. | 153 Vgl. I Joh 3,14. | 154 Röm 3,28; Gal 2,16
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nicht in den artickell oder in den handel der rechtfertigung vor Gott, sondern volgett der selben, weil sie von wegen unsers vorderbten fleisches in diesem leben nicht gantz rein und volkommen ists. Derwegen und uf das betriebete hertzen einen bestendigen, gewissen trost haben, auch dem vordinst Christi und der gnaden Gottes seine geburliche ehre gegeben werde, so lehret die schrift, das die gerechtigkeitt des glaubens vor Gott bestehe alleine in gnediger versöhnung oder vorgebung der sunden, welche aus lauter gnaden umb des einigen vordinsts des mitlers Christi willen uns geschenckett und alleine durch den glauben in der vorheissung des evangelii empfangen wirdtt. [84v] Also auch vorlest sich der glaube in der rechtfertigung vor Gott weder auf die busset noch auf die liebe oder andere tugende, sondern alleine auff Christum und in demselbigen auf seinen volkommenen gehorsamb, darmit er vor uns das gesetz erfullet, welcher den gleubigen zur gerechtigkeitt zugerechnet wirdt. Es ist auch weder busseu oder liebe oder andere tugendt, sondern alleine der glaube das einige mittell und werckzeug, damit und dadurch wir Gottes gnade, das vordinst Christi und vorgebung der sunden, so uns in der vorheischung des evangelii vorgetragen werden, empfangen und annehmen können. Es wirdt auch recht gesagt, das die gleubigen, so durch den glauben an Christum gerecht worden sindt, in diesem leben erstlich die zugerechnete gerechtigkeitt des glaubens, darnach auch die angefangene gerechtigkeitt des nauen gehorsambs oder der gutten wercke haben, aber diese beyde mussen nicht in einander gemengett oder zugleich in den artickell der [85r] rechtfertigung des glaubens vor Gott eingeschoben werden, dan weil diese angefangene gerechtigkeitt oder vorneuerung in uns von wegen des fleisches in diesem leben unvolkommen und unrein, kan damit und dadurch die persohn vor Gottes gericht nicht bestehen, sondern alleine die gerechtigkeitt des gehorsambs, leidens und sterbens Christi, so dem glauben zugerechnett wirdt, kan vor Gottes gericht bestehen, also das alleine umb dieses gehorsambs s danach auf fol. 84r–v vom Rand eingewiesen: wie d. Luther hievon wol schreibet in seiner schönen und langen auslegung uber die epistel zun Galatern, da er also sagt: Wir gebens wol zu, das man von der liebe und guten wercken auch leren sol, doch also das es geschehe, wenn und wo es von nöten ist, als nemlich wann man ausserhalb dieser sachen von der rechtfertigung von wercken sonst zu thun hat. Hie aber ist dieses die heuptsache, damit man zuthun hat, das man fragt, nicht ob man auch gute werck thun und lieben sol, sondern wo durch man doch gerecht fur Gott und selig werden möge. Und da antworten wir mit s. Paulo also, das wir allein durch den glauben an Christum gerecht werden und nicht durch des gesetzes werck oder durch die liebe, nicht also das wir hiemit die werck und liebe gar verwerffen, wie die widersacher uns mit unwarheit lestern und schuld geben, sondern auff das wir uns allein von der heuptsachen, damit man hie zuthun hat, nicht auff einen [84v] andern, frembden handel, der in diese sachen gar nichts gehöret, abfuren lassen, wie es der sathan gern haben wolt. Derhalben, aldieweil und so lange wir in diesem artickel von der rechtfertigung zuthun haben, verwerffen und verdammen wir die werck, sintemal es umb diesen artickel also gethan ist, das er keinerley disputation oder handlung von den wercken nicht leiden kan, darumb schneiden wir in dieser sache alle gesetze und gesetzes wercke kurtz abe. Bisher Lutherus; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirt., Baden, Henn. TB[D]) t gestr., dafür eingefügt: reue | u gestr., dafür eingefügt: reue
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willen die persohn (auch nach ihrer vorneuerung, wan sie schon viel gutter werck hatt und im besten leben ist) Gott gefalle und angenem werde und sey zur kindschaft und erbschafft des ewigen lebens angenommen. Hieher gehorett auch, das s. Paulus schreibett, Rom. 4, das Abraham vor Gott gerecht sey worden alleine durch den glauben umb des mittlers willen ohne zuthun seiner wercke, nicht alleine, do ehr erstlich von der abgotterey bekerett und keine gutte werck [85v] hette, sondern auch do er hernach durch den Heyligen Geist vorneuert und mit vielen, herlichen, gutten wercken gezirett wahr, Gen. 15; Ebre. 11.155 Und setzett Paulus diese frage, Rom. 4, vworin undv worauf als dan Abrahams gerechtigkeitt fur Gott (wdarumb, damit undw dadurch er einen gnedigen Gott gehatt, ime gefelligk und angenem gewesen zum ewigen leben) gestanden seyen,156 darauff er antwortet: „Deme, der nicht mitt wercken umbgehett, gleubett aber an den, der die gottlosen gerecht machett, dem wirdt sein glaube gerechnett zur gerechtigkeitt, wie auch David sagett, das die seligkeitt sey alleine des menschen, welchem Gott zurechnett die gerechtigkeitt ohne zuthun der wercke.“157 Also wan gleich die bekerten und gleubigen haben angefangene vorneuerunge, heyligung, liebe, tugendt und gutte wercke, so können doch, sollen und mussen dieselbigen nicht eingezogen oder eingemengett werden in dem artickell der rechtfertigung vor Gott, auf das dem erlöser Christo seine ehre bleibe, und weill unser neuer gehorsamb unvolkommen [86r] und unrein, die angefochtene gewissen einen bestendigen trost mugen haben. Und das ist des apostels Pauli meinung, wan er in diesem artickell die particulas exclusivas, das ist, die wortt, dardurch die werck in dem artickel der gerechtigkeitt des glaubens außgeschlossen werden, so vleissig und ernstlich treubet: «absque operibus158, sine lege159, gratis, non ex operibus160, das ist aus gnaden ohne vordinst, ohne gesetz, ohne wercke, nicht aus den wercken etc.», welche „exclusivae“ alle zusammen gefast werden, wan man sagett: „Alleine durch den glauben“161 werden wir vor Gott gerecht und seligk. Dan dadurch werden die werck außgeschlossen, nicht der meinung, als konte ein wahrer glaube wohl sein ohne bussex oder als solten, musten und durften die gutten werck dem wahren glauben ytanquam individui fructus et effectusy als diez ungezweifelte fruchten nicht volgen, oder als ob die gleubigen nicht durften noch musten etwas gutts thun, sondern von den artickeln der rechtfertigung vor Gott werden die gutte wercke aus[86v]geschlossen, das sie in die handlung der rechtfertigung des armen sunders vor Gott als darzu nötig oder gehörigk, nicht sollen mit eingezogen, eingeflochten oder eingemengett werden und stehett der rechte vorstandt particularum exclusivarum in articulo ius-
v – v gestr. | w – w gestr. | x gestr., dafür vom Rand eingewiesen: ware reue; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) | y – y gestr. | z danach vom Rand eingewiesen: gewisse 155 158
Vgl. Gen 15,6; Hebr 11,8; Röm 4,3. | 156 Vgl. Röm 4,1. | 157 Röm 4,5–8; vgl. Ps 32 (Vg 31),1f. Vgl. Röm 3,24 u. ö. | 159 Vgl. Röm 3,21. | 160 Vgl. Röm 11,6. | 161 Röm 3,28
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tificationis, das ist, oberzelter wörter im artickell der rechtfertigung, darinne sollen auch mit allem vleis und ernst bey diesem artickell getrieben werden: Das dadurch alle eigene vordinsta, wirdigkeitt, ruhm und vortrauen aller unser werck in dem artickell der rechtfertigung gantz und gahr außgeschlossen werde, also das unser werck weder ursach noch vordinst der rechtfertigung, darauf Gott in diesem artickell und handlung gesehen oder wir uns darauf vorlassen möchten oder solten, noch zum gantzen noch zum halben noch zum wenigsten theill gesetzett und gehalten sollen werden, bdan ob wohl der glaube auf einer seitten [87r] Christum in seinem wortt und sacramenten ergreift und annimpt, auf der andern seiten durch die liebe tetigk ist und als ein gutter baum nicht ohne gutte frucht ist162, so machett er uns doch nicht darumb gerecht und seligk, das er durch gutte werck tetigk ist, sondern alleine darumb, das er unseren einigen mitler und heylandt, Jesum Christum, der alleine mit seinem volkommenen gehorsamb, unschuldigen leiden und sterben vor unsere sunde genug gethan hatt, ergreift und annimptb. Das das ampt und die eigenschafft des glaubens alleine bleibe, das er alleine und sonst nichts anders sey das mittell oder wergkzeugk, damit und dadurch Gottes gnade und der vordinst Christi in der vorheischung des evangelii empfangen, ergriffen, angenommen, uns appliciret und zugeeignet werde, und das von demselbigen ampt und eigenschafft solcher application oder zueignung die liebe und alle andere tugende oder werck außgeschlossen werden. [87v] Das weder neuerung, heyligung, tugende oder gutte wercke tanquam forma aut pars aut causa iustificationis, cdas ist, für unsere gerechtigkeittc ein theill oder ursach unser gerechtigkeit gemacht und gesetzett oder sunst under einigerley schein, tittell oder nahmen in dem artickel der rechtfertigung alß darzu nötigk oder gehörigk eingemengett werden sollen, sondern das die gerechtigkeitt des glaubens alleine stehe in vorgebung der sunden, lauter aus gnaden, alleine umb das vordinst Christi willen, welche gutter in der vorheissung des evangelii uns furgetragen und allein durch den glauben entpfangen, angenommen, uns appliciret und zugeeignett werden. Also mus auch bleiben und erhalten werden die ordnung zwischen dem glauben und gutten wercken, item, zwischen der rechtfertigung und erneuerung oder heyligung. Dan gutte wercke gehen nicht fur dem glauben her, auch nicht die heyligung [88r] vor der rechtfertigung, sondern erstlich wirdt din wahrer bussed durch den Heyligen Geist der glaub aus dem gehör des evangelii in uns angezundett, derselbe ergreift Gottes gnade in Christo, dadurch die persohn gerechtfertigett wirdt, darnach, wan die persohn gerecht-
a davor eingefügt: werck; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) | b – b gestr.; Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. | c – c gestr., dafür vom Rand eingewiesen: unsere gerechtigkeit fur Gott sey noch fur | d – d gestr., dafür eingefügt: in der bekehrung; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) 162
Vgl. Mt 7,17.
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fertigett ist, so wirdt sie auch durch den Heyligen Geist vorneuert und geheiligett, aus welcher vorneuerung und heiligung als dan die fruchten der gutten werck folgen. Et haec non einterruptis aut longis temporum intervallise divelluntur, quasi vera fides aliquando et aliquandiu stare possit cum malo proposito, sed ordine causarum et effectuum, antecedentium et consequentium ita distribuuntur. Manet enim, quod Lutherus recte dicit: Bene conveniunt et sunt connexa inseparabiliter fides et opera, sed sola fides est, quae apprehendit benedictionem sine operibus et tamen nunquam est sola. Das ist: [88v] Welchs nicht also vorstanden werden soll, als ob die rechtfertigung und erneuerung fder zeitt nachf von einander gescheiden, also das gin wahrhaftigem glaubeng unterweilen eine zeitlang neben einem bösen vorsatz sein und bestehen könte, sondern es wirdt hiemit alleine die ordnung angezeigett, wie eines dem andern vorgehetth oder nachvolgeti. Dan es bleibet doch wahr, das d. Luther recht gesagett hatt: Es reumen und schicken sich fein zusammen der glaube und die gutten wercke, aber der glaube ist es alleine, der den segen ergreift, ohne die werck, der doch nimmer und zu keiner zeit alleine istj. Es werden auch viel disputationes durch diesen warhaftigen unterscheidt nutzlich und wol erkleret, welchem die apologia uber dem spruch Jac. 2163 handelt, dan wan man redett von dem glauben, wie der gerecht macht, so ist s. Pauli lehr, das der glaube alleine gerecht mache ohne werck164, in deme er uns den vordinst Christi, wie gesagtt, appliciret [89r] und zueignet. Wan man aber fragett, woran und wobey ein christ entweder bey sich selbst oder an andern erkennen und underscheiden muge einen wahren, lebendigen glauben von einem geferbten, todten glauben, weil viel faule, sichere christen ihnen einen wahn vom glauben einbilden, da sie doch keinen wahren glauben haben, darauf gibt die apologia diese antwortt: Jacobus nennet todten glauben165, wo nicht allerley gutte werck und fruchte des geistes volgen. Und auff solche meinung sagt die lateinische apologia: Jacobus recte negat, nos tali fide iustificari, quae est sine operibus, hoc est, quae mortua est. Das ist: S. Jacobus lehret recht, da er vorneinet, das wir durch einen solchen glauben gerechtfertiget werden, der ohne die werck ist, welches ein todter glaube ist. Es redet aber Jacobus, wie die apologia sagett, von wercken der jenigen, welche schon durch [89v] Christum gerecht worden, mitt Gott vorsöhnet und vorgebung der sunden durch Christum erlanget haben. Wan man aber fragett, woraus und woher der glaube das habe und was darzu gehöre, das er gerecht und seligk machettk, ists falsch und unrecht, wer da sagett, fidem non posse iustificare sine operibus, vel fidem, quatenus charitatem, qua
e – e (gestr., dafür vom Rand eingewiesen: ita TB[D]) | f – f gestr., dafür eingefügt: dermassen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | g – g korr. zu: ein wahrhaftiger glaube | h korr. zu: vorgehe | i korr. zu: nachvolge | j (danach vom Rand eingewiesen: wie daroben erkleret worden TB[D]) | k korr. zu: mache 163
Vgl. Jak 2,24. | 164 Vgl. Röm 3,28. | 165 Vgl. Jak 2,20.26.
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formetur, coniunctam habet, iustificare vel fidei, ut iustificet, necessariam esse praesentiam bonorum operum, aut ad iustificationeml esse necessariam praesentiam bonorum operumm, das ist, das der glaube nicht konde rechtfertigen ohne die werck, oder das der glaube dergestaltt rechtfertige oder gerecht mache, dieweil ehr die liebe bey sich habe, umb welcher liebe willen solchs dem glauben zugeschrieben, oder das die gegenwertigkeitt der werck bey dem glauben notwendigk seye, soll anders der mensch dardurch vor Gott gerechtfertigett werdenn, dan der glaube macht gerecht alleine darumb und daher, weill er Gottes gnade und das vordinst Christi [90r] in der vorheissung des evangelii als ein mittel und wergzeugk ergreift und annimptt. Und das sey nach gelegenheitt dieser schrift genug zu einer summarischen erclerung der lehre von der rechtfertigung des glaubens, welche in obgemelten schriften außfurlicher gehandelt wirdt. Daraus auch die antithesis, das ist falsche kegenlehre, clar, nemblich das uber die vorgesetzteo auch diese und dergleichen irthumb, so wieder die itzt gemelte erclerung streitten, gestraft, ausgesetzt und vorworffen werden mussen, als da gelehrett wirdt: Das unser liebe oder gutte wercke vordinst oder ursach seindt der rechtfertigung vor Gott, entweder gentzlich oder ja zum theil, oder das durch gutte wercke der mensche sich darzu wirdigk und geschickett machen musse, das ihme das vordinst Christi mittgetheilett muge werden, vel formalem nostram iusticiam coram deo [90v] esse inhaerentem nostram novitatem seu charitatem, das ist, das unsere warhaftige gerechtigkeitt vor Gott sey die liebe oder die erneuerung, welche der Heylige Geist in uns wirckett und in uns ist, oder das zwey stuck oder theil zu der gerechtigkeit des glaubens vor Gott gehören, darinne sie bestehe, nemlich die gnedige vorgebung der sunde. Und dan zum andern auch die vorneuerung oder heyligung. Item, fidem iustificare tantum initialiter vel partialiter vel principaliter et novitatem vel charitatem nostram iustificare etiam coram Deo vel completive vel minus principaliter. Item, credentes coram Deo iustificari vel coram Deo iustos esse simul et imputatione et inchoatione vel partim imputatione, partim inchoatione novae obedientiae. Item, applicationem promissionis gratiae fieri et fide cordis et confessione oris ac reliquis virtutibus. Das ist: Der glaube mache alleine darumb gerechtt, das die gerechtigkeitt durch den glauben in uns angefangen oder also, das der glaube den [91r] vorzugk habe in der rechtfertigung, gleichwohl gehöre auch die erneuerung und die lieb zu unser gerechtigkeitt vor Gott, doch der gestaltt, das sie nicht die vornemeste ursache unser gerechtigkeitt, sondern l
danach vom Rand eingewiesen: vel in articulo iustificationis | m danach vom Rand eingewiesen: vel bona opera esse causam sine qua non iustificationis, quae per particulas exclusivas ex articulo iustificationis non excludantur; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Preussen TB[D]) n danach vom Rand eingewiesen: oder das die gerechtigkeit der guten werck im artickel der rechtfertigung von noten sey, also das die guten werck eine ursach sein sollen, one welche der mensch nicht konne gerechtfertigt werden, welche auch durch die particulas exclusivas, wie Paulus spricht, ohne werck nicht ausgeschlossen wurden; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) o (gestr., dafür am Rand: vorerzelte TB[D])
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das unsere gerechtigkeitt vor Gott ohne solche liebe und erneuerung nicht gantz oder volkommen sey. Item, das die gleubigen vor Gott gerechtfertigett werden und gerecht sein, zugleich durch die zugerechnete gerechtigkeitt Christi und durch den angefangenen, nauen gehorsamb oder zum theil durch die zurechnung der gerechtigkeitt Christi, zum theil durch den angefangenen nauen gehorsamb. Item, das uns die vorheissung der gnade zugeeignett werde durch den glauben im hertzen und durch die bekentnus, so mit dem mundt geschicht,166 und durch andere tugenden. Es ist auch das unrecht, wan gelert wirdt, das der mensch anderer gestalt oder durch etwas anders sehligk musse werden, dan [91v] wie er vor Gott gerechtfertigett wirdt, also das wir wohl alleine durch den glauben ohne wercke gerecht werden, aber ohne werck seligk zu werden oder die seligkeitt ohne werck zuerlangen, sey unmuglich. Dieses ist darumb falsch, dan es ist stracks wieder den spruch Pauli, Rom. 4: „Die seligkeitt ist des menschen, welchem Gott die gerechtigkeitt zu rechnet ohne werck.“167 Und Pauli grundt ist, das wir auf eine weise, wie die gerechtigkeitt, also auch die seligkeitt erlangen, ja das wir eben damit, wan wir durch den glauben gerecht werden, auch zugleich empfangen die kindtschaft und erbschaft des ewigen lebens und seligkeitt. Und derhalben Paulus die particulas exclusivas, das ist, solche wortt, dadurch die werck und eigene vordinst gentzlich außgeschlossen wirdt, nemlich „aus gnaden, ohne werck“, ja so starck bey dem artickell der seligkeitt, als bey dem artickell der gerechtigkeitt setzet und treibet. [92r] Gleichfals mus auch die disputation von der einwohnung der wesentlichen „gerechtigkeitt Gottes“168 in uns recht erclerett werden, dan ob wohl durch den glauben in den auserwelten, so durch Christum gerecht worden und mit Gott vorsohnet sindt, Gott vater, sohn und Heyliger Geist, der die ewige und wesentliche gerechtigkeit ist, wohnett (dan alle christen sindt „tempell Gottes“169, des vaters, sohns und Heyligen Geists, welcher sie auch treibet recht zuthun), so ist doch solche einwohnung Gottes nicht die gerechtigkeitt des glaubens, davon s. Paulus handelt und sie iusticiam Dei, das ist die „gerechtigkeitt Gottes“170, nennett, umb welcher willen wir vor Gott gerecht gesprochen werden, sondern sie volgett auff die vorgehende gerechtigkeitt des glaubens, welche anders nichts ist, dan diep gnedige annemung der armen sunder alleine umb Christus gehorsamb und vordinsts willen. [92v] Demnach, weil in unsern kirchen zwischen den theologen augßpurgischer confession bekant, das alle unsere gerechtigkeit auserhalb unser undq aller menschen vordienst, werck, tugendt und wirdigkeit zu suchen und alleine auf dem Herren Christo stehett, so ist wohl zu betrachten, welcher gestalt
p gestr., dafür vom Rand eingewiesen: vergebung der sunden und die; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Sachs. TB[D]) | q (danach vom Rand eingewiesen: unsre TB[D]) 166
Vgl. Röm 10,10. | 167 Röm 4,6 | 168 Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | 6,16 | 170 Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3
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I Kor 3,16; II Kor
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Christus in diesem handell der rechtfertigung unser gerechtigkeit genennett wirdt, nemlich rnicht alleine nach seiner ewigen, selbstendigen gerechtigkeitt, (welche die gottheitt selbst ist) als die in uns wohne und uns auch zugerechnet werde, wie er auch nicht alleine nach seiner menschlichen natur unser gerechtigkeitt istr, dan da Christus gleich vom Heyligen Geist ohne sunde empfangen und geboren und in menschlicher natur alleine alle gerechtigkeitt erfüllet hette und aber nicht wahrer ewiger Gott gewesen, möchte uns solche der menschliche natur gehorsamb und leiden auch nicht zur gerechtigkeitt gerechnett werdens. Demnach so gleuben, lehren und bekennen wir, [93r] das der gantzen persohn Christi gantzer gehorsamb, welchen er vor uns den vater bis in den aller schmelichsten todt des creutzes geleistett hatt, uns zur gerechtigkeitt zugerechnet werde, dan die menschliche natur alleine ohne die göttliche dem ewigen almechtigen Gott weder mit gehorsamb noch leiden fur aller weldt sunde genug thun, die gottheitt aber alleine ohne die menschheitt zwischen Gott und uns nicht mitteln mugen. Weil aber (wie oben vormelt) der gehorsamb der gantzen persohn ist, so ist er eine volkommene genugthuung und vorsöhnung des menschlichen geschlechts, dadurch der ewigen, unwandelbaren gerechtigkeitt Gottes, so im gesetz geoffenbahrett, genugk geschehen und also unser „gerechtigkeitt, die vor Gott giltt“171, so im evangelio geoffenbaret wirdt, darauf sich der glaube vor Gott vorlessett, welche Gott den glauben zurechnett, wie geschrieben stehett, Rom. 5: „Gleich wie durch eines menschen unge[93v]horsamb viel sunder worden sindt, also auch durch eins gehorsamb werden viel gerecht.“172 Und 1. Joa. 1: „Das blut Jesu Christi, des sohns Gotts, reiniget uns von allen sunden.“173 Item: „Der gerechte wirdt seines glaubens leben“, Habac. 2.174 Solcher gestaltt wirdt uns weder die göttliche noch die menschliche nattur Christi vor sich selbst zur gerechtigkeitt zugerechnett, sondern alleine der gehorsamb der persohn, welche zumahl Gott und mensch, und sihett also der glaube auf die persohn Christi, wie dieselbe vor uns unter das gesetze gethan, unser sunde getragen und in seinem gang zum vater den gantzen, volkommenen gehorsam von seiner heyligen geburtt ahn bis in den todt seinen himlischen vater vor uns arme sunder geleistett und damit allen unseren ungehorsamb, der in unserer natur, der selben gedancken, worten und wercken steckett, zugedeckett, das er uns zur vordamnus nicht zugerechnett, sondern
r – r gestr., dafür vom Rand eingewiesen: das unsere gerechtigkeit nicht auff die eine oder die andere natur, sondern auff die gantze person Christi gesetzt, welcher als Gott und mensch in seynem einigen, gantzen, volkomenen gehorsam unsere gerechtigkeit ist; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Sächs., Mansfeld TB[D]) | s danach eingefügt: wie denn auch, da der sone Gottes nicht mensch worden, die blosse gottliche natur unsere gerechtigkeit nicht sein kente; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) 171
Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | 172 Röm 5,19 | 173 I Joh 1,7 | 174 Hab 2,4
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aus lautern gnaden alleine umb [94r] Christus willen vorzihen und vorgeben wirdtt. Demnach vorwerffen und vordammen wir einhelligk uber die vorgesatzte, auch nachvolgende und alle der gleichen irthumb, als die Gottes wortt, der lehr der propheten und aposteln und unserm christlichen glauben zuwieder seyn: Da gelert wirdt, das Christus unsere gerechtigkeitt sey vor Gott allein nach seiner göttlichen natur. Das Christus unsere gerechtigkeitt sey alleine nach der menschlichen natur. Das in den spruchen der propheten und aposteln, wan von der gerechtigkeitt des glaubens geredt wirdt, die wortt „rechtfertigen und gerechtfertigett werden“ nicht sollen heissen von sunden lehdig sprechen und vorgebung der sunden erlangen, sondern von wegen der [94v] durch den Heyligen Geist eingegossene liebe, tugendt und daraus volgende werck mit der tadt und warheitt gerecht gemacht werden. Das der glaube nicht alleine ansehe den gehorsamb Christi, sondern seine göttliche natur, wie dieselbe in uns wohnett und wirckett und durch solche einwohnung unsere sunde vor Gott zugedeckett werden. Das der glaube ein solch vortrauen sey auff den gehorsam Christi, welcher in einem menschen sein und bleiben konte, der gleich keine warhaftige busse habe, da auch keine liebe volgett, sondern wieder sein gewissen in sunden vorharre. Das nicht Gott, sondern alleine die gaben Gottes in den gleubigen wohnen. Diese irthumb und dergleichen alle zumahl vorwerffen wir einhelligk als dem claren [95r] wortt Gottes zuwieder und vorharren durch Gottes gnade standthaft und bestendigk auf der lehr von der gerechtigkeit des glaubens vor Gott, wie dieselbige in der augßpurgischen confession und darauf ervolgeter apologia gesetzt, ausgefurt und mit Gottes wortt erwiesen ist. Was dan ferner zu eigentlicher erclerung dieses hohen und furnehmen artickels der rechtfertigung vor Gott vonnöten, daran unser sehlen seligkeit gelegen, wollen wir menniglich uff die schöne und herliche außlegung d. Luthers uber die epistell s. Pauli an die Galater gewiesen und umb geliebter kurtz willen hiemitt gezogen haben. [95v] 4. Von gutten wercken
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Die vierde zwispaltt, von den gutten wercken, hatt sich uber etzlichen reden zugetragent, dasu ein theil sich nachvolgender wortt und art zu reden gebraucht: Gutte werck seind nötigk zur seligkeit, es ist unmuglich ahne gutte t
t – t gestr., dafür von oben eingewiesen: Es hat sich auch ein zwiespalt von den guten wercken unter den theologen augspurgischer confession zugetragen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) | u davor eingefügt: da
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wergk selig werden vund haben des ursachen angezeigettv, weil von recht gleubigen gutte werck alß fruchte des glaubens erfordertt und der glaube ohne die liebe thodt, ob gleich solche liebe keine ursache der seligkeitt sey. Das ander theill aber hatt dagegen gestritten, das gutte werck wohl nötigk sein, aber nicht zur seligkeitt, sondern umb anderer ursach willen, und das derwegen vorgehende propositiones oder gebrauchte reden (als die dem vorbilde der gesunden lehre und wortt ungemes und von den papisten allewege und noch [96r] derselben lehrew, das alleine der glaube gerecht und seligk mache, xentgegen gesetzt werdenx) in der kirchen nicht zu dulden, damit der vordinst Christi, unsers seligmachers, nicht geschmelertt werde und die vorheissung der seligkeitt den gleubigen fest und gewis sein und bleiben muge. In diesem streitt ist auch von etzlichen wenigen diese streitige proposition oder rede gefurtt, das gutte werck zur seligkeitt schedlich sein. Es ist auch von etzlichen disputirt worden, das gutte werck nicht nötigk, sondern freywilligk sein, dieweil sie nicht durch furcht und straff des gesetzs erzwungen, sondern aus freywilligem geist und frölichem hertzen gescheen sollen.y Solcher streitt hatt sich anfangs uber den wortten „necessitas und libertas, das ist nottwendigk und frey“ zugetragen, weil besonders das wortt „necessitas, nöttigk“ nicht alleine die ewige, unwandelbare [96v] ordnung, nach welcher alle menschen Gotte zugehorsamen schuldigk und pflichtigk sein, sondern auch zu zeiten ein zwangk heissettz, damit das gesetz die leut zu den gutten wercken bringetta. Nachmals aber bhaben andereb ahn ihr selbest auf das heftigste die lehre cnicht von wortten gestrittenc, sondernd angefochten und gestritten, das der naue gehorsam an den wiedergebornen von wegen obvermelter Gottes ordnung nicht nötigk sey eoder nottwendigk dem glauben und der vorsöhnung folgen mussee. Diese uneinikeitt christlich und nach anleitung Gottes wortts zuerkleren und durch seine gnade gentzlich hin zulegen, ist unsere lehr, glaube und bekentnus wie volgett: Erstlich ist in diesem artickell von folgenden puncten unter den unsern kein streitt, als das Gottes wille, ordnung und bevehl [97r] sey, das die gleubigen in gutten wercken wandeln sollen, und das rechtschaffene, gutte werck sein nicht, die ihme ein jeder gutter meinung selbst erdenckett oder die nach menschen satzungen geschehen, sondern die Gott selber in seinem wortt vorgeschrieben und bevohlen hatt, das auch rechtschaffene, gutte werck nicht v–v
gestr., dafür vom Rand eingewiesen: item, es ist niemand ohne gute werck selig worden; Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirtemberg, Preussen (Baden, Henn. TB[D]) | w danach vom Rand eingefügt: unsers christlichen glaubens entgegen gesetzt, da wir bekennen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | x – x gestr., dafür eingefügt: zuwider und | y danach eingefügt: Dagegen hat der ander teil gestritten, das gute werck notig; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) | z korr. zu: heissen | a korr. zu: dringett | b – b gestr., dafür eingefügt: hat man nicht allein von den werken | c – c gestr., dafür eingefügt: disputirt | d danach vom Rand eingewiesen: auf das heftigste die lehre an ihr selbst | e – e gestr.
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aus eigenen, naturlichen kreften geschee, sondern alß wan die persohn durch den glauben mit Gott vorsöhnett und durch den Heyligen Geist vorneuert oder, wie Paulus redett, in Christo Jhesu neu geschaffen wirdt zu gutten wercken175. Es ist auch ohne streitt, wie und warumb der gleubigen gutte werck, ob sie gleich in diesem fleisch unrein und unvolkommen, Gott gefelligk und angeneme sein, nemblich umb des Herren Christi willen durch den glauben, weil die persohn Gott angenem ist, dan die werck, so gehören zu erhaltung [97v] euserlicher zucht, welche auch von den ungleubigen und unbekerten geschehen und erfordert werden, obwohl vor der weltt dieselbigen löblich, dazu auch von Gott in dieser weltt mit zeitlichen guttern belohnet werden, jedoch, weil sie nicht aus rechtem glauben gehen, sindt sie vor Gott sunde, das ist mitt sunden befleckett, und werden fur Gott vor sunde und unrein umb der vorderbten natur willenf gehalten, „dan ein böser baum kan nicht gutte fruchte bringen“176, wie auch geschrieben stehett, Rom. 14: „Was nicht aus glauben gehett, das ist sunde.“177 Dan es mus zuvor die persohn Gott gefelligk sein und das alleine umb Christus willen, sollen ime anders auch der selben persohnen wercke gefallen. Derhalben der recht, gutten und Gott wohl gefelligen werck, die Gott in dieser und zukunftiger weltt belohnen will, mutter und ursprung mus der glaube sein, [98r] darumb sie dan rechte fruchte des glaubens wie auch des geistes von s. Paulo genennet werden178. gDan ein rechter, lebendiger und seligmachender glaube ist nicht ohne vorgehende busse und ohne volgende liebe, sonst wehre es ein todter glaube, Jac. 2179, wie in vorgehendem artickell angezeigett worden. Dan die durch den glauben an Christum gerecht worden sein, denen wirdt auch der Heylige Geist gegeben, der sie vorneuert und heyligett, doher rechte, gutte werck ihren ursprung haben und darumb auch fruchte des Geistes genennet werden, Gal. 5180 g. f danach vom Rand eingewiesen: und weil die person mit Gott nicht versönet; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | g – g gestr., dafür vom Rand eingewiesen: Dann wie d. Luther schreibt uber die vorrede uber die epistel zun Romern: So ist der glaube ein gottlich werck in uns, das uns wandelt und neu gebirt aus Gott und todtet den alten Adam, macht uns gantz andere menschen von hertzen, muth, synne und allen krefften und bringt den Geist mit sich. O, es ist ein lebendig, schefftig, thetig, mechtig ding umb den glauben, das unmuglich ist, das er nicht on unterlaß solte gutes wircken. Er fragt auch nicht, ob gute werck zu thun sein, sondern ehe man fragt, hat er sie gethan und ist immer im thun. Wer aber nicht solche werck thut, der ist ein glaubloser mensch, tappet und siehet umb sich nach dem glauben und guten wercken und weis weder was glaube oder gute werck sind, weschet und schwetzet doch viel wort vom glauben und guten wercken. Der glaub ist ein lebendige, erwegene zuversicht und erkentnisse auff Gottes gnade, so gewis, das er tausent mal daruber sturbe. Und solche zuversicht und erkentnis gottlicher gnade machet frolich, trotzig und lustig gegen Gott und allen creaturen, welchs der Heilige Geist thut im glauben. Daher der mensch on zwang willig und lustig wird, jederman gutes zu thun, jederman zu dienen, allerley zu leiden, Gott zu lieb und lobe, der im solche gnade erzeiget hat, also das unmuglich ist, werck vom glauben scheiden, ja so unmuglich, als brennen und leuchten vom feuer mogen gescheiden werden; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) 175
Vgl. Eph 2,10. | 176 Mt 7,18; vgl. Lk 6,43. | 177 Röm 14,23 | 178 Vgl. Gal 5,22; Eph 5,9. | 179 Vgl. Jak 2,17. | 180 Vgl. Gal 5,22.
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Aber weil von diesen puncten under den unserigen kein streitt, wollen wir dieselbige hie nach der lenge nicht handeln, sondern alleine von den streitigen puncten uns einfeltigk und deutlich gegen einander ercleren. Und erstlich, was belangett nottwendigkeitt [98v] oder freywilligkeitt der gutten wercke, ist offenbahr, das in der augspurgischen confession und derselben apologia gebraucht und oft wiederholett werden diese reden, das gutte werck nötigk sein, item, das es nötigk sey, gutte werck thun, welche auch notwendigk den glauben und der vorsöhnung volgen sollen, item, das wir nottwendigk gutte werck, so Gott geboten, thun sollen und thun mussen. So wirdt auch in der h. schrift selber das wordtt „nott, nöttig und notwendig, item, sollen und mussen“ also gebraucht, was wir von wegen Gottes ordnung, bevehl und willen zuthun schuldigk seindt, als Rom. 13; 1. Cor. 9; Acto. 5; Johan. 15; 1. Joan. 4.181 Werden derhalben gemelte reden oder propositiones in diesem christlichen und eigentlichen vorstande unbillich von etzlichen gestraft und vorworffen, welche billich den sichern, epicurischen wahn zu straffen und zuvorwerffen, [99r] sollen gefurt und gebraucht werden, da viel ihnen einen todten glauben oder wahn, der da ohne busse und gutte werck ist, dichten, also könte wohl zugleich in einem hertzen sein rechter glaube und böser fursatz, in sunden zuvorharren und fortt zufahren, welchs unmuglich ist, oder als könte wohl einer wahren glauben, gerechtigkeitt und seligkeitt haben und behalten, wan er gleich ein fauler, unfruchtbarer baum ist und bleibett, do gar keine gutte fruchte folgen, ja wan er gleich in sunden wieder das gewissen vorharrett oder wiederumb sich auf solche sunde vorsetzlich begibett, welchs unrecht und falsch ist. Es mus aber auch die erinnerung von diesem underschiedt hiebey gemerckt werden, das nemlich vorstanden werden solle necessitas ordinis mandati et voluntatis divinaeh non autem necessitas coactionis, das ist, wan das wortt „nötigk“ gebraucht, soll es nicht von einem zwangk, sondern alleine [99v] von der ordnung des unwandelbahren willen Gottesi vorstanden werden. Dahinj sein gebott weisett, das die creatur ihrem schöppfer gehorsamb sey, dan sonst wie 2. Cor. 9 und in der epistell s. Pauli an Philemonem geschrieben, diß, item 1. Pet. 5, „aus nott“ genennet wirdt, was einem wieder seinen willen, durch zwang oder sonst abgenötigett wirdt, das er euserlich zum scheine, aber doch ohne und wieder seinen willen thue, dan solche scheinwercke will Gott nicht haben,182 sondern das volck des neuen testaments soll sein ein williges volck, Psal. 110183, und willigk opfern, Psal. 54184, nicht mitt unwillen
h gestr., dafür vom Rand eingewiesen: Christi ac debiti nostri; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) | i danach vom Rand eingewiesen: dessen schuldener wir sein; Änderung des Textes auf Wunsch von: Preussen | j danach eingefügt: auch 181
Vgl. Röm 13,5f.9; I Kor 9,8–10; Act 5,29; Joh 15,12; I Joh 4,11. | Petr 5,2. | 183 Vgl. Ps 110 (Vg 109),3. | 184 Vgl. Ps 54 (Vg 53),8.
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Vgl. II Kor 9,7; Phlm 14; I
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oder aus zwangk, sondern von hertzen gehorsamb sein, 2. Cor. 9; Rom. 6185, dan einen „willigen geber hatt Gott lieb“, 2. Cor. 8186. In diesem verstandt und solcher meinung ists recht geredt und gelehrett, das rechte, gutte wercke willigk oder aus freiwilligem geist von denen, die der sohn Gottes gefreihett hatt, [100r] gescheen sollen, wie dan auf diese meinung vornemlich die disputatio von freywilligkeitt der gutten werck von etzlichen gefuhrett ist. Aber hie ist wiederumb der underschiedt auch wohl zumercken, davon Paulus sagett, Rom. 7: „Ich bin willigk und habe lust zu Gottes gesetz nach dem inwendigem menschen. Aber in meinem fleisch finde ich ein ander gesetz, welchs nicht alleine unwilligk oder unlustigk ist, sondern auch dem gesetz meines gemutts wiederstrebett.“187 Und was das unwillige, wiederspenstige fleisch belangett, da sagett Paulus, 1. Corin. 9: „Ich beteibe und zeume meinen leib.“188 Gal. 5; Rom. 8: „Welche Christum angehören, die creutzigen, ja todten ihr fleisch sampt seinen lusten, begirden und gescheften.“189 Das aber ist falsch und mus gestraft werden, wan vorgegeben und gelehrett, als wehren die gutten [100v] werck den gleubigen also frey, das es in ihrer freien wilkuhre stehe, das sie solchs thun oder lassen oder darwieder handlen wolten oder mochten und sie nichts desto weniger den glauben, Gottes hulde und gnade behalten könten. Zum andern, wan gelertt wirdt, das gutte werck vonnöten sein, mus auch erclerett werden, warumb und aus was ursachen sie vonnöten sindt, wie die ursachen in der augßburgischen confession und apologia erzehlett werden. kAls erstlich von Gottes wegen, dieweil sie Gott, unser Herr und vater, gebotten, Joh. 15; 1. Thess. 4190, dem wir als gehorsame kinder volgen sollen, Ephes. 5191, und werden uns durch Christum die sunden darumb vorgeben und der H. Geist geschenckt, das wir forthin nicht der sunden dienen, Rom. 6; Tit. 2; 1. Pet. 1.2192, [101r] sondern Gott mit gutten wercken preisen sollen, Matth. 5; Philip. 1193. Darnach umb unser selbst willen, das wir gewisse anzeigung eines rechtschaffenen glaubens haben, 1. Johan. 4; 2. Pet. 1; 1. Joh. 2.3; Jacob. 2194, und Gottes gnade, vorgebung der sunden und seligkeit nicht vorlieren, 1. Timoth. 1.5.6; 2. Pet. 1.2; Rom. 8195, und nicht zeitlich und ewiglich von wegen der sunden wieder das gewissen gestraft werden, Ephes. 5; 1. Cor. 6; Ebr. 13196. Letzlich auch umb des negsten willen, das ihme dardurch gedienet und geholffen, 1. Joh. 3197, und niemandt ergernus gegeben werde, 2. Cor. 6; 1. Timoth. 6; 1. Pet. 2.3198.k k–k
gestr.
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Vgl. II Kor 9,7; Röm 6,17. | 186 II Kor 9,7 | 187 Röm 7,22f | 188 I Kor 9,27 | 189 Gal 5,24; Röm 8,13 | 190 Vgl. Joh 15,1–14; I Thess 4,1–3. | 191 Vgl. Eph 5,1. | 192 Vgl. Röm 6,6–18; Tit 2,11–15; I Petr 1,2f.14–16; I Petr 2,1f.11f.21–25. | 193 Vgl. Mt 5,16; Phil 1,11. | 194 Vgl. I Joh 4,11–13; II Petr 1,5–11; I Joh 2,3–6; I Joh 3,10.24; Jak 2,14–26. | 195 Vgl. I Tim 1,19; I Tim 5,24f; I Tim 6,9–12; II Petr 1,5–11; II Petr 2,20f; Röm 8,1–4. | 196 Vgl. Eph 5,5f; I Kor 6,9–11; Hebr 13,1–12. | 197 Vgl. I Joh 3,10f. | 198 Vgl. II Kor 6,3; I Tim 6,1.13f; I Petr 2,12; I Petr 3,15f.
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Aber hie mus man sich gar wohl fursehen, das die werck nicht in den artickell der rechtfertigung und seligmachung gezogen [101v] und eingemengett werden, derhalben werden billich die propositiones vorworffen, das den gleubigen gutte werck zur seligkeitt vonnöten sein, also das es unmuglich sey, ohne gutte werck selig werden, dan sie sindt stracks wieder die lehre de particulis exclusivis in articulo iustificationis et salvationis, das ist, sie streitten wieder die wortt, mit welchen s. Paulus ldie werck unsersl vordinsts aus dem artickell der rechtfertigung und seligmachung gentzlich außgeschlossen und alles alleine der gnade Gottes und dem vordinst Christi zugeschrieben hatt, wie in dem furgehenden artickell erclerett. Item, sie nehmen den angefochten, betrubten gewissen den trost des evangelii, geben ursach zum zweifell, sindt in viel wege gefehrlich, stercken die vermessenheitt eigner gerechtigkeitt und das vortrauen auf eigne wercke, werden dazu von den papisten angenommen und zu ihrem vorteil wieder die reine lehre von dem allein seligmachenden glauben gefuret. So sindt sie [102r] auch wieder das furbildt der gesunden wortt, da geschrieben stehett, die seligkeitt sey alleine des menschen, welchem Gott zurechnet die gerechtigkeitt ohn zuthun der werck, Rom. 4199. Item, in der augspurgischen confession im 6ten artickell stehett geschrieben: Man werde seligk ohne die werck alleine durch den glauben. So hatt auch d. Luther diese propositiones vorworffen und vordammet: 1. an den falschen propheten bey den Galatern, 2. an den papisten, in gar vielen orten, 3. an den wiederteuffern, da sie also glosiren, man solle wohl den glauben auf der werck vordinst nicht setzen, aber man musse sie dennoch gleichwohl haben als nötige ding zur seligkeitt, 4. auch an etlichen andern unter den seinen, so diese propositionem also glosiren wolten, ob wir gleich die werck erfordern [102v] als nötig zur seligkeitt, so lehren wir doch nicht das vortrauen auf die werck setzen, in Genes[in] cap. 22. Demnach und aus itz erzelten ursachen soll es billich in unsern kirchen dabey bleiben, das nemlich gemelte propositionesm nicht gelehret, vorteidigett oder beschönet, sondern aus unsern kirchenn außgesetzt und vorworffen werden, als die zur zeitt der vorfolgung, do am meisten clare, richtige bekantnus wieder allerley corruptelas und vorfelschung des artickels der rechtfertigung vonnöten war, aus dem interim wiederumb vorneuert, hergeflossen und in disputation gezogen sindt. Zum dritten, weil auch dißputirt wirdt, ob gutte werck die seligkeitt erhalten oder ob sie nötigk sein, den glauben, gerechtigkeitt und seligkeitt zuerhalten, und aber hieran hoch und viel gelegen, „dan wer vorharret bis ans ende,
l–l
(gestr., dafür am Rand: unsere werck und; Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) danach vom Rand eingewiesen: oder weise zu reden; Änderung des Textes auf Wunsch von: N. n danach vom Rand eingewiesen: als falsch und unrecht; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Preussen, N. TB[D]) m
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Vgl. Röm 4,5–8.
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wirdt seligk werden“, Matth. 24200, [103r] item, Ebr. 3: „Wier sindt Christus teilhaftigk worden, so wir anders das angefangene wesen biß ans ende feste behalten“201, mus auch gar wohl und eigentlich erclerett werden, wie die gerechtigkeitt und seligkeitt in uns erhalten, das sie nicht wiederumb vorlohren werden. Und ist derhalben erstlich dieser falscher, epicurischer wahn ernstlich zu straffen und zuverwerffen, das etzliche dichten, es konne der glaube und die empfangene gerechtigkeit und seligkeitt durch keine, auch mutwillige und fursetzliche sunde oder böse wercke vorlohren werden, sondern wan ein christ gleich ohne furcht und scham den bösen lusten volge, dem Heyligen Geist wiederstrebe und auf sunde wieders gewissen fursetzlich sich begebe, das ehr gleichwohl nichts desto weniger glauben, Gottes gnade, gerechtigkeitt und [103v] seligkeitt behalte. Wieder diesen schedlichen wahn sollen mit allem vleiß und ernst diese wahrhaftige, unwandelbare, göttliche trauungen und erstliche, scherffe vormahnungen den christen, so durch den glauben gerecht worden seindt, oft wiederholett und eingebildett werden, 1. Cor. 6: Irret nicht, „kein hurer, kein ehebrecher, kein geitziger etc. wirdt das reich Gottes ererben.“202 Gal. 5; Eph. 5: „Die solchs thun, werden das reich Gottes nicht besitzen.“203 Rom. 8: „So ihr nach dem fleische lebett, so werdet ihr sterben.“204 Col. 3: „Umb solcher willen kompt der zorn Gottes uber die ungehorsamen.“205 Wan aber und welcher gestalt aus diesem grunde die vormahnung zu gutten wercken ohne vordunckelung der lehre vom glauben und des artickels der rechtfertigung könne geschöpft werden, zeigett die apologia ein fein furbildt, do sie articulo 20 uber den spruch, 2. Pet. 1, [104r] („fleissiget euch euern beruff fest zu machen“206) also sagett: Petrus lehrett, warumb man gutte wercke thun solle, nemblich, das wir unsern beruff feste machen, das ist, das wir nicht aus unserm beruf fallen, wan wir wiederumb sundigen. Thutt gutte wercke, spricht er, das ihr bey euerm himlischen beruff bleibett, das ihr nicht wieder abfallett und verlierett Geist und gaben, die euch nicht umb der volgenden werck willen, sondern aus gnaden durch Christum wiederfahren seindt und nun erhalten werden durch den glauben. Der glaube aber bleibet nicht in denen, die sundtlich leben fuhren, den Heyligen Geist vorliehren, die busse von sich stossen, etc. Bis daher die wortt aus der apologia. oAuf diese meinung wirdt recht und christlich von etzlichen geredet, das wir gutte wergk darumb thun sollen, das wir den glauben und die allein durch Christum uns erworbene und aus lauter gnaden geschenckte und [104v] allein durch den glauben empfangene gerechtigkeitt und seligkeitt nicht wiederumb vorliehren, wan wir mussig und unfruchtbar sein oder nach dem fleisch leben, 2. Pet. 1; Rom. 8207, sondern durch Gottes gnade und kraft beo–o 200 206
gestr. Mt 24,13 | 201 Hebr 3,14 | 202 I Kor 6,9f | 203 Gal 5,21; Eph 5,5 | II Petr 1,10 | 207 Vgl. II Petr 1,3–10; Röm 8,13.
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halten mugen, 1. Petri 1208; dan wer wissentlich und fursetzlich böse werck thut, der wirdt das reich Gottes nicht besitzen, weil er dardurch den glauben vorlierett, Coll. 3209.o Dogegen aber hatt es diese meinung nicht, das der glaub allein im anfang die gerechtigkeitt und seligkeitt ergreiffe und darnach sein ampt den wercken ubergebe, das dieselbige hinforderp die empfangene gerechtigkeitt und seligkeitt erhalten musten, sondern auf das die vorheissung der gerechtigkeitt und seligkeitt nicht allein zu entpfangen, sondern auch zubehalten uns fest und gewis muge sein, gibett Paulus, Rom. 5, dem glauben nicht allein den eingang zur gnaden, sondern auch, das wir in der gnaden stehen und uns ruhmen der zukunftigen herligkeitt210, das ist, anfangk, [105r] mittell und ende gibett ehr alles dem glauben alleine. Item, Rom. 11: „Sie sindt abgebrochen umb ihres unglaubens willen, du aber stehest durch den glauben.“211 Coll. 1: „Ehr wirdt euch darstellen heilig und unstreflich fur ihm selbst, so ir anders bleibett im glauben.“212 1. Pet. 1: Wir werden „aus Gottes macht durch den glauben bewahrett zur seligkeitt.“213 Item: Ir werdet „das ende euers glaubens davon bringen, nemlich der sehlen seligkeit.“214 Weil dan aus Gottes wortt offenbahr, das der glaube das eigentliche, einige mittel ist, dadurch gerechtigkeitt und seligkeitt nicht alleine empfangen, sondern auch von Gott erhalten wirdt, soll billich vorworffen werden, das im trientischen concilio geschlossen und was sonst mehr auf dieselbige meinung gerichtett worden, das unser gutte werck die seligkeitt erhalten, oder das die empfangene gerechtigkeitt des glaubens oder auch der glaube selbst durch unsere [105v] gutte werck entweder gentzlich oder je zum theill erhalten und bewaret werden. Dan obwohl vor diesem streitt etzliche viel reine lehrer solche und der gleichen reden in außlegung der heiligen schrift gebraucht, hiemit aber keines weges gesinnet, obvormelte irthumb der papisten zu bestettigen, jedoch weil nachmals uber solcher weise zu reden streit entstanden, daraus allerley ergerliche weiterung ervolgett, ist es am aller sichersten, nach der vormahnung s. Pauli uber dem vorbilde der gesunden wortt215, so wohl als uber der reinen lehr selbst zu halten, dadurch viel unnötiges gezenck abgeschnitten und die kirch vor viel ergernus behuttet werden magk. Zum vierden, was die proposition belangett, das gutte werck zur seligkeitt schedlich sein solten, erkleren wir uns deutlich also: Wan jemandt die gutte werck in dem artickell der rechtfertigung zihen, seine gerechtigkeitt oder das vortrauen der seligkeitt darauff setzen, [106r] damit die gnade Gottes vordienet und dadurch selig werden wollen, hierauf sagen nicht wir, sondern s. Paulus selbst und wiederholts zum dritten mahl, Phil. 3, das einem solchem
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danach vom Rand eingewiesen: den glauben; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D])
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Vgl. I Petr 1,13–25. | 209 Vgl. Kol 3,1–6. | 210 Vgl. Röm 5,2. | I Petr 1,5 | 214 I Petr 1,9 | 215 Vgl. II Tim 1,13.
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menschen seine werck nicht alleine unmuglich und hinderlich, sondern auch schedlich sein216.q Aber hieraus volgett keines weges, das man simpliciter und also blos dahin sagen solle: Gutte werck sindt den gleubigen zu oder an ihrer seligkeitt schedlich, dan in den gleubigen sindt gutte werck, wan sie propter veras causas et ad veros fines, das ist, der meinung geschehen, wie sie Gott von den wiedergebornen erfordertt, anzeigung der seligkeitt, Phil. 1217, wie dan Gottes will und ausdrucklicher bevehlich ist, das die gleubigen gutte werck thun sollen, welche der Heylige Geist wirckett in den gleubigen, die ihme auch Gott umb Christi willen gefallen lest und ihnen herliche belohnung in diesem und kunftigem leben vorheiset. [106v] Derwegen auch diese proposition in unseren kirchen gestraft und vorworffen wirdt, dieweil sie also blos gesetzt, falsch und ergerlich ist, dadurch zucht und erbarkeitt geschwecht, das rohe, wilde, sichere, epicurische leben eingefurt und gesterckett werden möchte, dan was einen zu seiner seligkeitt schedlich ist, dafur soll er sich ja mitt höchstem vleis hutten, weill aber die christen von den gutten wercken nicht abgehalten, sondern zum vleissigsten darzu vormahnet und angehalten werden sollen, so kan und soll diese blosse proposition in der kirche nicht geduldett, gefuhrett noch vorteidigett werden. [107r] 5. Vom gesetz und evangelio
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Nachdeme der unterscheidt des gesetzes und evangelii ein besonder herlich licht ist, welches darzu dienett, das Gottes wortt recht geteilett und der heyligen propheten und apostell schriften eigentlich ercleret und vorstanden, ist mit besonderm vleis uber demselben zu halten, damitt diese zwo lehren nicht mitt einander vormischett oder aus dem evangelio ein gesetz gemacht, dadurch der vordinst Christi vortunckeltt und die betriebten gewissen ihres trostes beraubett, den sie sonst in den heyligen evangelio haben, wan dasselbige lauter und rein gepredigett und sich in ihren höchsten anfechtungen wieder das schrecken des gesetzes aufhalten könten. Nun ist hie gleicher gestaltt zwischen etzlichen [107v] theologen augßpurgischer confession zwispalt eingefallen, do der eine theil furgeben, das evangelium sey eigentlich nicht alleine eine gnaden predigt, sondern auch zugleich eine predigt der busse, welche die grösseste sunde, nemlich den unglauben, straffett. Der ander theill aber hatt gehalten und gestritten, das das evangelium nicht eigentlich sey eine busse oder straff predigt, welchs eigentlich dem gesetz Gottes zugehöret, das alle sunde und also auch den unglauben straffe, sondern das evangelium sey eigentlich eine predigtt von der gnade und hulde q danach eingefügt: Es ist aber die schuld nicht der guten werck an inen selbst, sondern des falschen vertrauens, so wider das ausgedruckte wort Gottes auf die werck gesetzt wird; Änderung des Textes auf Wunsch von: Anspach (Br. f. TB[D]) 216
Vgl. Phil 3,7–9. | 217 Vgl. Phil 1,28.
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Gottes umb Christus willen, durch welchen den bekerten zu Christo der unglaube, in deme sie zuvorn gesteckett, den auch das gesetz Gottes gestrafft hatt, vorzigen und vergeben werde. Da wir nun diese zwispalt recht bedencken, ist solche furnemlich daher vorursacht worden, das das wortlein „evangelium“ nicht in einerley und gleichem vorstande alwege, sondern auf zweierley weise in heyliger göttlicher schrift, [108r] wie auch von den alten und neuen kirchen lehrern gebraucht und vorstanden worden. Dan einsmahls wirdt es gebraucht, das dadurch vorstanden die gantze lehr Christi, unsers Herren, die er auf erden in seinem predigtampt gefurt und im nauen testament zufuhren befohlen, und also damit die erclerung des gesetzes und vorkundigung der hulde und gnade Gottes, seines himlischen vaters, begriffen hatt, wie, Marc. 1, geschrieben stehett: „Dis ist der anfang des evangelii von Jesu Christo, dem sohne Gottes“218, und baldt darauf werden die summarischen hauptstucke gesetzett, busse und vorgebung der sunden. Also do Christus nach seiner auferstehung den aposteln befhielett, das evangelium in alle weldt zu predigen, Mar. 16219, fassett er die summa solcher seiner lehre mitt wenig wortten zusammen, do er, Luc. 24, sagett: „Also ist geschrieben und also muste Christus leiden und auferstehen von den todten am dritten tage und predigen lassen in seinem nahmen busse und vorgebung der sunden unter allen heyden.“220 [108v] Gleichsfals auch nennett Paulus seine gantze lehr das evangelium, Act. 20.221 Er fassett aber die summa solcher seiner lehre in diese heuptstucke: busse zu Gott und den glauben an Christum. Und in dem vorstandt ist die generalis definitio, das ist die beschreibung, des wortts evangeliir recht, wan gesagt wird, das evangelium sey eine predigt von der busse und vorgebung der sunden, dan es haben Johannes, Christus und die aposteln ihre predigt von der busse angefangen und also nicht alleine die gnaden reiche vorheissung von vorgebung der sunden, sondern auch das gesetz Gottes ausgelegt und getrieben. Danach wirdett das wortt evangelium in seinem anderns vorstandt gebraucht, da es nicht die predigtt von der busse, sondern alleine die predigt von der gnade Gottes begreift, wie gleich hernach volgett, Marc. 1, da Christus sagett: „Thutt busse und gleubet dem evangelio.“222 [109r] Wie dan auch das wörttlein „buß“ nicht in einerley vorstandt in heyliger schrift gebraucht wirdt, dan an etlichen ortten der heyligen schrift wirdt es gebraucht und genommen fur die gantze bekerung des menschen, als Luc. 13: „Werdet ir nicht busse thun, so werdett ir alle auch also umbkommen“223, und im 15. cap.: „Also wirdt freude sein uber einen sunder, der busse thutt“224 r danach vom Rand eingewiesen: wann es in weitleufftigem verstande und ausser dem eigentlichen unterscheidt des gesetzes undt evangelii gebraucht wird; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Sächs. TB[D]) | s – s gestr., dafür eingefügt: einem andern nemblich in seynem eigentlichen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) 218 Mk 1,1 | 219 Vgl. Mk 16,15; Mt 28,19. | 220 Lk 24,46f | 221 Vgl. Act 20,24. | 222 Mk 1,15 | 223 Lk 13,5 | 224 Lk 15,7
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etc. Aber in diesem ortt, Marc. 1, wie auch anders wo, do underschiedlich gesetzt wirdt die busse und der glaube an Christum, Act. 20225, oder bus und vorgebung der sunden, Luc. 24226, heissett busse thun anders nicht, dan die sunde warhaftigk erkennen, hertzlich bereuhen und davon abstehen, welche erkentnus aus dem gesetz komptt, aber zuvolkommenert bekehrung zu Gott nicht genug ist, wan nicht der glaub an Christum darzu komptt, dessen vordinst die tröstliche predigett des heyligen evangelii allen bußfertigen sundern anbeutt, so durch die predigt des gesetzes erschreckett sein. Dan das evangelium [109v] predigett vorgebung der sunden nicht den rohen, sicheren hertzen, sondern den zerschlagenen oder bußfertigen, Luc. 4227, und das aus der reu oder schrecken des gesetzes nicht muge eine vorzweiflung werden, mus die predigt des evangelii dazu kommen, das es muge sein eine „reu zur seligkeitt“, 2. Cor. 7228. Dan weill die blosse predigt des gesetzes ohne Christo entweder vormessene leute machett, die sich dafur halten, das sie das gesetz mit euserlichen wercken erfüllen können, oder gantz und ghar in vorzweiflung gerathen, so nimpt Christus das gesetz in seine hende und legett dasselbe geistlich aus, Matth. 5; Rom. 7229, und offenbahrett also seinen zorn vom himmel herab uber alle sunder230, wie gros derselbe sey, dadurch sie in das gesetz gewiesen werden undu aus demselben erst recht lernen, ihre sunde erkennen, welche erkentnus Moyses nimmermehr aus ihnen hette erzwingen können. Dan wie der apostel zeugett, [110r] do gleich Moyse gelesen wirdt, so bleibett doch immer die decke, so er vor sein angesicht hinge231, unaufgedeckett, das sie das gesetz geistlich und wie grosse ding es von uns erfordert und weil wir solchs nicht halten noch erfullen konten, wie tief es uns vorfluche und vordamme, nicht erkennen, wan sie sich aber zum Herren bekeret haben, als dan wirdt solche decke abgethan, 2. Cor. 3.232 Darumb mus der geist Christi nicht alleine trösten, sondern auch durch das ampt des gesetzes straffen die welt umb die sunde und also im nauen testament thun (wie der prophett sagett) opus alienum, ut faciat opus proprium, das ist, er mus ein frembd ampt (welchs ist straffen) vorrichten233 bis er kompt zu seinen eigenen wercken, das ist trösten und von der gnade predigen, darumb er dan uns durch Christum erworben und gesandt und der ursach auch der tröster genennet wirdt, inmassen d. Luther in der außlegung des evangelii dominica V. post trinit[atis] mit nachfolgenden wortten erclerett hatt: [110v] Es ist alles des gesetzes predigt, was da von unsern sunden und Gottes zorn predigett, es geschehe wie oder wen es wolle. Wiederumb ist das evangelium eine solche predigt, die nichts anders als gnade und vorgebung in Christo zeigett und gibett, wiewohl es wahr und
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gestr., dafür eingefügt: zuheilsamer | u danach eingefügt: als dann
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Vgl. Mk 1,15; Act 20,21. | 226 Vgl. Lk 24,47. | 227 Vgl. Lk 4,18; Jes 61,1. | Vgl. Mt 5,17–48; Röm 7,6.14. | 230 Vgl. Röm 1,18. | 231 Vgl. Ex 34,33–35. | 3,13–16. | 233 Vgl. Jes 28,21.
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II Kor 7,10 Vgl. II Kor
Rom. 1
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recht ist, das die apostell und prediger des evangelii (wie auch Christus selbst gethan hatt) die predigett des gesetzes bestettigen und anfahen bey denen, die noch nicht ihre sunde erkennen noch vor Gottes zorn erschrocken sindt, wie er, Johan. 16, sagett: Der Heylige Geist wirdt die weldt straffen umb die sunde, darumb das sie nicht an mich gleuben.234 Ja, was ist vor ein ernstlicher, schrecklicher anzeigung und predigt Gottes zorns uber die sunde, dan eben das leiden und sterben Christi, seines sohns? Aber so lange dis alles Gottes zorn predigett und den menschen schreckett, so ist es noch nicht des evangelii noch Christi eigene predigt, sondern Moyses und das gesetz uber die unbusfertigen, dan das evangelium und Christus ist jhe nicht geordenet und gegeben zu schrecken noch [111r] zuvordammen, sondern die, so erschreckett und blöde sindt, zu trösten und aufzurichten.v Also sagen die schmalkaldischen artickell: Das neue testament behelt und treibett das amptt des gesetzes, das die sunde und Gottes zorn offenbarett, aber zu solchem amptt thut es fluchs die vorheissung der gnaden durchs evangelium. Und die apologia spricht: Zu einer rechtenw busse ist nicht genung, alleine das gesetz predigen, sondern es mus dazu auch kommen das evangelium. Also sindt beide lehren bey ein ander xund mussen auch neben ein anderx getrieben werden, aber in gewisser ordnung und mit geburlichem underscheidt. Und werden die antinomi, oder gesetz sturmer, billich vordammet, welche die predigt des gesetzes aus der kirchen werffen und wollen, das man sunde straffen, reu und leydt nicht aus dem gesetz, sondern alleine aus dem evangelio lehren solle. Auf das aber menniglich sehen muge, [111v] das wir in angeregter zwispalt nichts vorschlagen, sondern dem christlichen leser den handell fein lauter unter augen stellen, demnach gleuben, lehren und bekennen wir einhelliglich, das das gesetz eigentlich sey eine göttliche lehre, darinnen der gerechte, unwandelbahre wille Gottes geoffenbahrett, wie der mensch in seiner natur, gedancken, worten und wercken geschaffen sein solte, das es Gott gefellig und angenem sey, und trauet den ubertrettern desselbigen Gottes zorn, zeittliche und ewige straffe. Dany alles, was die sunde straffett, ist und gehörett zum gesetze, dessen eigen ampt ist, sunde straffen und zur erkentnus der sunden fuhren, Rom. 3 et 7235. Und nachdeme der unglaube eine wurtzel und
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danach vom Rand eingewiesen: Und abermals, Christus spricht, Johan. 16: Der Heilige Geist wird die welt straffen umb die sunde, welchs mag nicht geschehen one durch des gesetzes erklerung, tom. 2 jenens. pag 455; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Braunschwig, Mansfeld TB[D]) | w danach vom Rand eingewiesen: heilsamen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Br. f. TB[D]) | x – x (in TB[D] vom Rand eingewiesen, bei TB[W] allerdings schon im Text; Änderung des Textes auf Wunsch von N.) | y danach vom Rand eingewiesen: wie d. Lutherus wider die gesetz sturmer redet 234
Vgl. Joh 16,8f. | 235 Vgl. Röm 3,20; Röm 7,7.
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brunquel aller strefflichen sunden ist, so strafft das gesetz vornemlichz auch den unglauben. Es ist aber gleichwohl dis auch wahr, das das gesetze [112r] mit seiner lehre in vielen stucken durch das evangelium illustrirt und erklerett wirdt und bleibett dennoch des gesetzes eigentlich ampt, die sunde straffen und von gutten wercken lehren. Also straffet das gesetz ain gemeine allena unglauben, wen man Gottes wortt nicht gleubett, weil nun das evanglium, welchs alleine eigentlich lehrett und befielett ahn Christum gleuben, Gottes wordt ist, so straffett bdas gesetzb auch cin gemeinec den unglauben dwieders evangeliumd, welches doch alleine eigentlich lehrett von dem seligmachenden glauben an Christum. Das evangelium aber ist eigentlich eine lehre (nach deme der mensch das gesetze Gottes nicht gehalten, sondern dasselbige ubertretten, darwieder seine vorderbete [112v] natur, gedancken, wortt und werck streitten und der ursachen dem zorn Gottes, dem todt, allen zeitlichen plagen und der straffe des hellischen feuers underworffen), die da lehrett, was der mensch gleuben solle, das er bey Gott die vorgebung der sunde erlange, nemlich das der sohn Gottes, unser Herr Christus, den fluch des gesetzes auf sich genommen und getragen, alle unsere sunde gebussett und bezahlett, durch welchen alleine wir bey Gott wieder zu gnaden kommen, vorgebung der sunden durch den glauben erlangen, aus dem todt und allen straffen der sunden erledigett und ewigk seligk werden. Dan alles was tröstett, die hulde und gnade Gottes den ubertrettern des gesetzes anbeut, ist und heist eigentlich evangelium, eine gutte und fröliche bottschaft, das Gott die sunde nicht straffen, sondern umb Christus willen vorgeben wolle. Demnach ein jeder busfertiger sunder gleuben, das ist, [113r] sein vortrauen allein uf den Herren Christum setzen soll, „das er umb unser sunden willen sey dahin gegeben und umb unser rechtfertigung willen wieder auferstanden“236, welcher umb unsert willen zur sunden worden, „der von keiner sunde wuste, uf das wir in ihme wurden die ,gerechtigkeitt, die fur Gott giltt‘ “237, „der uns zur gerechtigkeitt gemacht“238, dessen gehorsamb uns zur gerechtigkeitt fur Gott in seinem strengen gericht zugerechnett wirdt, das also das gesetze ein ampt ist, das durch den buchstaben todtett und die vordamnus predigett239. Das evangelium aber „ist eine kraft Gottes seligk zu machen alle
z (gestr. TB[D]) | a – a gestr., dafür am Rand eingewiesen: den | b – b gestr., dafür vom Rand eingewiesen: der Heilige Geist durch das ampte des gesetzes | c – c gestr. | d – d gestr., dafür vom Rand eingewiesen: das sie nicht an Christum gleuben | e danach vom Rand eingewiesen: in massen hieroben erkleret 236
Röm 4,25 | 237 II Kor 5,21; Röm 1,17; Röm 3,21; Röm 10,3 | 238 I Kor 1,30 | 239 Vgl. II Kor 3,6.
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1. Cor. 1 2. Cor. 3
Rom. 1 | 1. Cor. 1
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Gen 3.22.27
Psal. 110 Esa. 40.50 Luc. 1
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die, so daran gleuben“240, das die „gerechtigkeitt predigett“ und „den Geist gibett“241.f Diese zwo predigten seind von anfangk der weldt herr in der kirchen Gottes neben einander je und allewege mitt geburendem underschiedt [113v] getrieben worden. Dan die nachkommen der lieben altveter, wie dan auch die altveter selbst, sich nicht alleine stettigs erinnert, wie der mensch anfangs von Godt gerecht und heylig erschaffen und durch betrug der schlangen Gottes gebott ubertretten, zum sunder worden und sich selbst sampt allen ihren nachkommen vorderbett, in den todt und ewigk vordamnus gesturtzt haben, sonder auch sich wiederumb aufgerichtet und getröstett durch die predigett von des weibes sahmen, welcher der schlangen den kopf zertretten soll242, item, von Abrahams sahmen, in welchem alle volcker gesegnet werden sollen243, item, von Davids sohn, der das reich Israel wiederumb aufrichten244 und ein licht der heyden sein soll245, welcher umb unserer sunden willen geschlagen und umb unser missethat willen vorwundett, durch des wunden wir heill worden sindt246. Solche beide lehr gleuben und bekennen wir, das sie fur und fur bis an das ende der weldt fleissigk, doch mitt gehörtem, guttem underscheidt [114r] in der kirchen Gottes zutreiben seyn, damit durch die predigt des gesetzes und desselben treuungg die hertzen der unbusfertigen menschen geschrecket und zu erkantnus ihrer sunde und zur busse gebracht. Aber nicht also, das sie darinnen vorzagen und vorzweifeln, sondernh durch die predigt des heyligen evangelii von unserm Herren Christo wiederumb also getröstett und gesterckett, das nemlich ihnen, so sie dem evangelio gleuben, Gott alle ihre sunde durch Christum vorgeben, sie umb seinet willen an kindes stadt annemen und aus lauter gnaden, ohne alle ihr vordinst gerecht und seligk machen, aber doch nicht also, das sie sich der gnade Gottes misbraucheni und auf dieselbige sundigen, wie Paulus, 2. Corinth. 3, den unterschiedt zwischen dem gesetz und evangelio grundlich und gewaltigk erweiset.247 [114v] Demnach und auf das beyde lehre, des gesetzes und evangelii, nicht in einander gemenget oder vormischet und der einen zugeschrieben werde, was
f danach vom Rand eingewiesen: Wie denn d. Luther den unterscheidt mit besonderem vleis schier in allen seynen schrifften getrieben und eigentlich angezeiget, das viel ein ander erkentnis Gottes sey die aus dem evangelio kompt, dann die, aus dem gesetz geleret und gelernet wird, weil auch die heiden aus dem naturlichen gesetz etlicher massen ein erkentnis Gottes gehabt, gleichwol in aber weder recht erkent noch recht geehret haben, 1. Cor. 1; Rom. 1; Änderung des Textes auf Wunsch von: Brandenburg | g danach vom Rand eingewiesen: im ampte des neuen testaments h danach vom Rand eingewiesen: weil das gesetz ein zuchtmeister auff Christum, das wir durch den glauben gerecht wurden, Gal. 3, und also nicht von Christo, sondern auff Christum, der des gesetzes ende ist, weiset und furet, Rom. 10, das sie; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | i cj.: misfrauchen 240 Röm 1,16; I Kor 1,18 | 241 II Kor 3,9.8; vgl. Gal 3,2. | 242 Vgl. Gen 3,15. | 243 Vgl. Gen 22,18; Gen 27,28f. | 244 Vgl. Ps 110 (Vg 109),1. | 245 Vgl. Jes 49,6. | 246 Vgl. Jes 50,6; Jes 53,5f; Lk 1,67–79. | 247 Vgl. II Kor 3,6–9.
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der ander zugehörtt, dadurch dan leichtlich der vordinst und die gutthaten Christi vortunckelt und das evangelium wiederumb zu einer gesetz lehre gemacht, wie im babstumb geschehen, und also die christen des rechten trostes beraubet, den sie im evangelio wieder das schrecken des gesetzes haben und dem babstumb wiederumb die thur in der kirchen Gottes aufgethan werde, so mus mit allem vleis der wahrer, eingentlicher underschiedt zwischen dem gesetz und evangelio getrieben und erhalten und was zur confusion inter legem et evangelium, das ist, dadurch die beide lehre gesetz und evangelium vorwirret und in eine lehre gemenget, ursach geben möchte, vleissigk vorhuttett werden. Ist derhalben geferlich und unrecht, das man aus dem evangelio, wens eigentlich also genennet, wie es vom gesetz underscheiden wirdt, [115r] eine buß oder straffpredigett machen wolle, dan sonst, wan es in gemein vorstanden wirdt von der gantzen lehre, so sagt auch die apologia etlich mahl, das evangelium sey eine predigtt von der busse und vorgebung der sunden. Es zeugett aber darneben die apologia auch das ahn, das evangelium eigentlich sey die vorheissung der vorgebung der sunden und der rechtfertigung durch Christum, das gesetz aber sey ein wortt, das die sunde straffett und vordammett. [115v] 6. Vom dritten brauch des gesetzes Gottes
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Nach deme das gesetz Gottes nicht alleine darzu nutzett, das dadurch euserliche zucht und erbarkeitt wieder die wilden, ungehorsamen leuthe erhalten, des gleichen, das durch solchs die menschen zu erkentnus ihrer sunden gebracht, sondern auch, wan sie durch den Geist Gottes naugeboren, zu dem Herren bekerett und also ihnen die decke Mose aufgedeckett248, in dem gesetz leben und wandeln, hatt sich uber diesem dritten und letzten brauch des gesetzes ein zwispalt etlicher weniger theologen zu getragen, do der eine theil gelehrett und gehalten, das die wiedergeborne den neuen gehorsamb, oder in welchen gutten wercken sie wandeln sollen, nicht aus dem gesetz lernen noch doraus dieselbe lehre zu treiben sey, weil sie [116r] durch den sohn Gottes freygemacht, seines geistes tempell249 worden und also frey, gleich wie die sonne, ohne einigen trieb vor sich selbest ihren ordentlichen lauf volbringett, also auch sie vor sich selbest aus eingebung und trieb des Heyligen Geists thuen, was Gott von ihnen erfordert. Dargegen hatt der ander theill gelehret, ob wohl die rechtgleubigen warhaftigk durch den Geist Gottes getrieben werden und also nach dem inwendigen menschen aus einem freien geiste den willen Gottes thun, so gebrauche doch eben der Heylige Geist das geschrieben gesetz bey ihnen zur lehre, dardurch auch die rechtgleubigen lernen, Gott nicht nach ihren eigenen gedancken, sondern nach seinem geschrieben gesetze und word zu dienen, welchs ein
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Vgl. II Kor 3,16; Ex 34,34. | 249 Vgl. I Kor 6,19.
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gewis regell und richtschnur sey eines gottseligen lebens und wandels, [116v] nach dem ewigen und unwandelbaren willen Gottes anzurichten. Zu erclerung und entlicher hinlegung dieser zwispalt gleuben, lehren und bekennen wir einhellig, das ob wohl die rechtgleubigen und wahrhaftigk zu Gott bekerte und gerechtfertigten christen vom fluch des gesetzes entlediget und freygemacht sein, das sie sich doch im gesetz des Herren teglich uben sollen, wie geschrieben stehett, Psal. 1 et 119: „Wohl dem, der lust zum gesetz des Herren hatt und redet von seinem gesetz tag und nacht“250, dan das gesetz ist ein spiegel, in welchem der wille Gottes und was ihme gefelligk eigentlich abgemahlet ist, das man dem gleubigen stets furhalten und bey ihme ohn unterlas fleissigk treiben soll. Dan ob wohl dem „gerechten kein gesetz gegeben“ ist, wie der apostel zeugett251, sondern den [117r] ungerechten, so ist doch solchs nicht also blos zuvorstehen, das die gerechten ohne gesetz leben sollen, dan das gesetz Gottes ihnen in das hertz geschrieben252 und dem ersten menschen gleich nach seiner erschaffung auch ein gesetz gegeben, darnach ehr sich vorhalten solte,253 sondern die meinung s. Pauli ist, das das gesetz die jenigen, so durch Christum mitt Gotte vorsöhnett, mit seinem fluch nicht beschweren kan, auch die wiedergebornen mit seinem zwange nicht quelen durffe, weil sie nach dem inwendigen menschen lust haben an Gottes gesetz254. Und zwar, wan die gleubigen und auserwelten kinder Gottes durch den einwonenden Geist in diesem leben volkomlich jwiedergeboren oderj vorneuert wurden, also das sie in ihrer natur und allen [117v] derselben kreften gantz und gar der sunden ledigk weren, bedurften sie keines gesetzes und also auch keines treibers, sondern sie tethen fur sich selbest und gantz frey willig, ohne alle lehre, vormahnung, anhaltung oder treiben des gesetzes, was sie nach Gottes willen zuthun schuldigk sein, gleich wie die sonne, der monde und das gantze himlische gestirne seinen ordentlichen lauff ohne vormahnunge, ohne ahnhalten, treiben, zwangk oder nötigung vor sich selbst unvorhindertt hatt nach der ordnung Gottes, die inen Gott ein mahl gegeben hatt, ja wie die lieben engell einen gantz freywilligen gehorsamb leisten. Nachdeme aber die gleubigen in kdieser welttk nicht volkemlich, gantz und ghar, completive vel consummative vorneuert werden – dan ob wohl ihre sunde durch den volkom[118r]menen gehorsamb Christi bedeckett, das sie den gleubigen zur vordamnus nicht zugerechnet wirdt, auch durch den Heyligen Geist die abtödtung des alten Adams und die vorneuerung im geist ihres gemuts anfangenl, so hangett ihnen doch noch immer der alte Adam in ihrer natur und allen desselben innerlichen und euserlichen kreften ahn,
j – j gestr. | k – k korr. zu: diesem leben; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | dafür eingefügt: angefangen; Änderung des Textes auf Wunsch von: churf. Brand. TB[D])
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250 Ps 1,1f; Ps 119 (Vg 118),1 | Röm 7,22.
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I Tim 1,9 |
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Vgl. Röm 2,15. |
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Vgl. Gen 2,17. |
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(gestr., Vgl.
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davon der apostell geschrieben: „Ich weis, das in mir“, das ist in meinem fleisch, „wohnet nichts gutts.“255 Und abermals: „Ich weis nicht, was ich thue, dan ich thue nicht, was ich will, sondern das ich hasse, das thue ich.“256 Item: „Ich sehe ein ander gesetz in meinen gliedern, das da wieder streitet dem gesetz in meinem gemutt und nimpt mich gefangen in der sunden gesetz.“257 Item: „Das fleisch gelustett wieder den geist und den geist wieder das fleisch, dieselbige sindt wieder einander, das ir nicht thut was ir wollett“258 – [118v] darumb so bedurffen in diesem leben die rechtgleubige, auserwelte und wiedergeborne kinder Gottes von wegen solcher gelusten des fleisches nicht alleine des gesetzes teglicher lehr und vormahnunge, warnung und trauung, sondern auch offtermals der straffen, damit sie aufgemuntert und dem Geist Gottes volgen, wie geschrieben stehett: „Es ist mir gutt Herre, das du mich demutigest, auf das ich deine rechte lehrne.“259 Und abermals: „Ich betäube meinen leib und zeyme ihn, das ich nicht den andern predige und selbst vorwerflich werde.“260 Und abermals: „Seidt ihr ohne zuchtigung, welcher sie alle seindt theilhaftigk worden, so seidt ihr basthartt und nicht kinderm.“261 Es mus aber auch underschiedlich erklerett werden, was das evangelium zu dem [119r] nauen gehorsamb der gleubigen thue, schaffe und wircke und was hierinne, so viel die gutten werck der gleubigen anlangett, des gesetzes amptt sey. Dan das gesetz sagett wohl, es sey Gottes wille und bevehl, das wir im nauen leben wandeln sollen, es gibt aber die kraft und das vormugen nicht, das wirs anfangen und thun konnen, sondern der Heylige Geist, welcher nicht durchs gesetz, sondern durch die predigt des evangelii gegeben und empfangen wirdt, Gal. 3262, erneuert das hertz. Darnach brauchett der Heylige Geist das gesetz darzu, das er aus demselben die wiedergebornen lehrett und in den zehen geboten ihnen zeigett und weiset, welchs da sey der wohlgefellige wille Gottes, Rom. 12263, in welchen „gutten wercken sie wandeln sollen, die Gott zuvor bereitett hatt“, Ephes. 2264, [119v] vormahnet sie darzu, und do sie ihn deme von wegen des fleisches faul, nachlessigk und wiederspenstigk sein, straffet er sie darumb durchs gesetz, also das er beyde empter zusammen furet. Er „tödtett und machett lebendigk, er fuhret in die helle und fuhret wieder heraus“265, welches ampt ist nicht allein trösten, sondern auch straffen, wie geschrieben stehett, wan der Heylige Geist kompt, „der wirdt die weldt (darunter auch der alte Adam ist) straffen umb die sunde und umb die gerechtigkeitt und umb das gericht“266. Sunde aber ist alles, das wieder das gesetze Gottes ist, und s. Paulus sagett: „Alle schrift, von Gott gegeben, ist nutze zur lehre, zur straffe“267 etc. Und straffen ist das eigentliche m (danach vom Rand eingewiesen: wie d. Luther sollichs mitt mehr worten in der kirchenpostill im summertail uber die epistel am 19ten sonntag nach trinitatis aussfürlich erkleret hatt; Änderung des Textes auf Wunsch von: Br. churf. TB[D]) 255 Röm 7,18 | 256 Röm 7,19 | 257 Röm 7,23 | 258 Gal 5,17 | 259 Ps 119 (Vg 118),71 | 260 I Kor 9,27 | 261 Hebr 12,8 | 262 Vgl. Gal 3,2.14. | 263 Vgl. Röm 12,2. | 264 Eph 2,10 | 265 I Sam 2,6 266 Joh 16,8 | 267 II Tim 3,16
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1. Timoth. 1
Rom. 6.8
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ampt des gesetzes, darumb, so ofte die gleubigen straucheln, werden sie gestraft durch den H. Geist Gottes aus dem gesetze und durch [120r] denselben Geist wieder aufgerichtett und getröstett mit der predigett des heyligen evangelii. Damitt aber, so viel muglich, aller mißvorstandt vorhuttett und der unterscheidt zwischen den wercken des gesetzes und Geistes eigentlich gelehret und erhalten werde, ist mit besonderm vleis zumercken, wan von gutten wercken geredett wirdt, die dem gesetz Gottes gemes sein (dan sonst seindt es nicht gutte werck), das hie das wortt „gesetz“ einerley heisset, nemlich den unwandelbaren willen Gottes, nach welchem sich die menschen in ihrem leben vorhalten sollen. Der unterschiedt aber ist in den wergken von wegen des unterschiedts der menschen, die nach solchem gesetzt und willen [120v] Gottes sich die vleissigen zu halten, dan so lange der mensch nicht wiedergeborn ist und sich nach dem gesetz heltt und thut die wercke darumb, das sie also gebotten seindt, aus furcht der straffe oder gesuche des lohns, der ist noch unter dem gesetz und seine werck werden von s. Paulo eigentlich wercke des gesetzes genennet268, dan sie werden von dem gesetz gezwungen wie die knechte, und das seindt cainische heyligen. Wan aber der mensch durch den Geist Gottes neu geboren und von dem gesetz freygemacht, das ist, von diesem treiben ledigk worden und von dem Geist Christi getrieben wirdt, so lebett er nach dem unwandelbaren willen Gottes im gesetz begriffen und thut alles, so viel er neu geboren ist269, [121r] aus freiem, lustigem geist270. Und solchs heissen nichtn werck des gesetzes, sondern wercke und fruchte des Geistes, oder wie es s. Paulus nennett, des gesetzes gemuthe271 und „gesetz Christi“272, dan solche leuthe sindt „nicht mehr unter dem gesetz, sondern unter der gnaden“, wie s. Paulus sagett273. Nach deme aber die gleubigen in dieser weldt nicht volkommen wiedergeboreno, sondern der alte Adam hanget ihnen ahn bis in die gruben, so bleibett auch in ihnen der kampf zwischen dem geist und fleisch. Darumb haben sie wohl lust am Gottes gesetz nach dem innerlichen menschen, aber das gesetz in ihren gliedern wiederstrebett dem gesetz in ihrem gemut274, dergestalt sie dan nimmer ohne gesetz und gleichwohl nicht under, sondern im gesetz [121v] sein, im gesetz des Herren leben und wandeln und doch aus drieb des gesetzes nichts thun. Soviel aber den alten Adam belangett, der inen noch anhangett, mus derselbige nicht alleine mit gesetz, sondern auch mitt plagen getrieben werden, der doch alles wieder seinen willen und gezwungen thut, nicht weniger, als die
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danach vom Rand eingewiesen: eigentlich; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Sächs. TB[D]) gestr., dafür eingefügt: erneuert; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Sächs. TB[D])
268 Vgl. Röm 2,15; Röm 3,20. | 269 Vgl. I Tim 1,9. | 270 Vgl. Röm 6,21f; Röm 8,4f.10f. | Röm 7,23.25. | 272 I Kor 9,21 | 273 Röm 6,14 | 274 Vgl. Röm 7,22f.
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gottlosen durch trauungen des gesetzes getrieben und im gehorsamb gehalten werden, 1. Cor. 9; Rom. 7.275 So ist auch solche lehre des gesetzes den gleubigen darumb nötigk, auf das sie nicht auff eigene heyligkeitt und andacht fallen und under dem schein des Geistes Gottes eigen erwelten Gottes dinst ohne Gottes wortt und bevehl anrichten, wie geschrieben stehett, Deut. 12: „Ihr sollet deren [122r] keines thun, ein jeder was ihme recht dunckett“,276 sondern hörett die gebott und rechte, die ich euch gebiete und „sollet auch nichts darzu thun noch davon thun.“277 So ist auch die lehre des gesetzes in und bey den gutten wercken der gleubigen darumb vonnöten, dan sonst kan im der mensch gar leicht einbilden, das sein werck und leben gantz rein und volkommen sey. Aber das gesetz Gottes schreibett den gleubigen die gutte werck also fur, das es zu gleich wie in einem spiegell zeigett und weiset, das sie in uns in diesem leben noch unvolkommen und unrein sein, das wir mit dem lieben Paulo sagen mussen, wan ich mir gleich nichts bewust bin, so bin ich darumb nicht gerechtfertigett278. [122v] Also, da Paulus die naugeborenen zu gutten wercken vormahnet, heltt er inen außdrucklich fur die zehen gebott, Rom. 13279, und das seine gutte wercke unvolnkommen und unrein sein, erkennet ehr aus dem gesetz, Rom. 7280. Und David spricht, Psal. 119: Viam mandatorum tuorum cucurri. „Ich wandel auf dem wege deiner gebott.“281 „Aber gehe mit deinem knecht nicht ins gericht, dan sonst wirdt kein lebendiger vor dir gerecht sein“, Psal. 143.282 Wie aber und warumb die gutten werck der gleubigen, ob sie gleich in diesem leben von wegen der sunde im fleisch unvolkommen und unrein sein, dannoch Gott angenem und wohlgefelligk sindt, solchs lehrett nicht [123r] das gesetz, welchs einen gantz volkommenen, reinen gehorsamb, wo ehr Gott gefallen soll, erfordertt, sondern das evangelium lehrett, das unsere geistliche opfer Gott angenem sein durch den glauben umb Christus willen, 1. Petr. 2; Ebr. 11.283 Solcher gestalt sindt die christen nicht unter dem gesetz, sondern under der gnaden, weil die persohn von dem fluch und vordamnus des gesetzes durch den glauben an Christum gefreyet und weill ihr gutte werck, ob sie gleich noch unvolkommen und unrein, durch Christum Gott angenem sein, weil sie auch nicht aus zwangk des gesetzes, sondern aus vorneuerung des Heyligen Geistes, von hertzen willigk [123v] und ungezwungen thun, was Gott gefelligk, so viel sie nach dem innerlichen menschen neugeboren sein, gleichwohl aber fuhren sie einen stettigen kampff wieder den alten Adam. Dan der alte Adam, als der unstelligk, streittigk esell, ist auch noch ein stuck an ihnen, das nicht alleine mitt des gesetzes lehre, vormanunge, treiben und trauen, sondern auch oftermals mit dem knittel der straffen und plagen in dem ge275
Vgl. I Kor 9,27; Röm 7,18f. | 276 Dtn 12,8 | 277 Dtn 13,1 (Lutherbibel 1545: Dtn 12,32) Vgl. I Kor 4,4. | 279 Vgl. Röm 13,9. | 280 Vgl. Röm 7,7.18–21. | 281 Ps 119 (Vg 118),32 | 282 Ps 143 (Vg 142),2 | 283 Vgl. I Petr 2,5; Hebr 11,4. 278
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horsamb Christi zu zwingen, bis das fleisch der sunden gantz und gahr außgezogen und der mensch volkommentlich in der aufferstehung erneuert, do er weder der predigett des gesetzes noch seiner trauung und straffen, wie auch des evangelii nicht mehr bedurffen wirdt, die in dis unvolkommene leben gehören, [124r] sondern wie sie Gott von angesicht zu angesicht anschauen, also werden sie durch kraft des einwohnenden Geistes Gottes freywillig, ungezwungen, ungehindert, gantz rein und völligk mitt eitell freuden den willen Gottes thun und sich an demselbigen ewigk erfreuen. Demnach vorwerffen und vordammen wir als ein schedlicher und christlicher zucht, auch wahrer gottseligkeitt nachtheiligem irthumb, wan geleret wirdt, das das gesetze obgemelter weise und masse nicht bey den christen und rechtgleubigen, sondern alleine bey den ungleubigen, unchristen und [124v] unbußfertigen getrieben werden soll.
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[125r] 7. Vom hayligen abentmhal Dieweil der ewige sohn Gottes, unser Herr und heylandt Jhesus Christus, in dem hochwirdigen sacrament des heyligen abentmals als in seinem testament und letzten willen die heubtlehr und den kern der gantzen christlichen religion von seiner heyligen menschwerdung, bittern leiden und sterben und vorgießung seines teurem bluts zu vorgebung unserer sunden und erwerbung unserer ewigen seligkeit kurtz gefaßet und ein stetes gedechtnus seiner person, ambtes, alles seines thuns, leidens und wolthaten, ein steten gnadenbundt und vorsiegelung der hochsten vorheißung der gnaden und ewigen seligkeit, erweckhung und ubung des glaubens und danckbarkeit fur diese hochsten gutthaten Gottes, ein zusammenbindung und voreinigung aller gliedtmaßen der christlichen kirchen mit Christo, irem heubt, und untereinander ein gewißes khennezeichen der christen und ihrer bekhendtnus, dadurch sie von allen andern volkern und ketzern underscheiden und abgesondert werden, ein bandt aller ehrlichen, gemeinen vorsamblung der christen an allen ortten, ein trost, vorsicherung und aufrichtung aller betrubtten und umb ihrer sunde willen [125v] erschreckten hertzen etc. in diesem sacrament eingesetzt, geordenet und gestiefftet hat, so geburet ja allen christen, sonderlich aber den lehrern und vorstehern der christlichen kirchen, das sie mit hochstem vleis, ernst und andacht dieses ihres heylandts und erlosers Jesu Christi testament nicht allein fur ire person mit aller demuth und reverentz lesen, betrachten und in dem einfeltigen, eigentlichen vorstandt, wie die wort nach dem buchstaben lauthen, mit glauben annehmen und behalten und zu gleubiger gedechtnuß der menschwerdung, leidens und sterbens und aller gutthaten Christi gebrauchen, sondern auch die wiedersacher, so dieses testament Christi anfechten, vorendern, vorkheren, mißbrauchen oder stummeln oder ires gefallens und guttdunkens die wortt dieses testaments nach irer irp
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rigen vornunfft drehen, khrummen und also deuten wollen, das sie den kern daraus nhemen und uns die ledigen schalen laßen, mit christlichem ernst und eifer wiederlegen und ob dem eigentlichen, warhafftigen vorstandt der wort dieses testaments, wie sie von der ewigen weißheitt, dem sohn Gottes, selbst uf das aller fursichtigiste und bedechtigst außgeredet, festiglich halten und mit keinen irrigen gloßen oder deuteleien unserer blinden vornunfft vorkheren laßen, wie s. Paulus, Gal. 3, bevhelet, „vorachtet man doch eines menschen testament nicht, wen es bestetiget ist, und thut auch nichts dartzu“284 etc.p [126r] Wiewohl nunq die erclerung dieses artickels vielleicht etlicher beduncken nach nicht in diese schriefft solte gesetzt werden, darinnen wir die artickell, so under den theologen augßpurgischer confession (von welcher sich die sacramentierer balt anfengklich, als die confession zu augßburg anno etc. 1530 erstlich gestellet und dem kayser ubergeben, gentzlich geeußert und abgesondert und ihre eigene confession ubergeben haben) in zwispalt getzogen, zuercleren vorhabens sein, so haben wir doch, nachdem leider etliche theologen und andere, so sich der augßpurgischen confession rhumen, die nechsten jhar den sacramentierern in diesem artickell nicht mher heimlich, sondern zum theil offentlich beifhal gethan und wieder ire eigen gewißen die augßpurgische confession, als die mit der sacramentirer lehr in diesem artickell gantz ubereinstimme, mit gewalt antziehen und vorkheren wollen, nicht underlaßen khönnen noch sollen, auch in dieser schriefft mit unserm bekhendtnuß der gottlichen warheit zeugknuß zugeben und die rechte meinung und eigentlichen vorstandt der wortt Christi und der augßpurgischen confession von diesem artickell wiederumb zuerholen und, soviel an uns ist, durch Gottes hulf auch auf die nachkommen zuerhalten und unsere zuhörer sambt andern frommen christen fur diesem schedtlichen [126v] und dem heiligen, gottlichen wortt und der augsburgischen confession gantz wiederwertigen und vielmals vordampten irrthumb treulich zuvorwarnen. rWollen derohalben mit Gottes hulf erstlich, wovon der streitt zwischen unserer und der sacramentirer lehr in diesem artickell furnemblich sey, deutlich setzen und, was der augßpurgischen confession rechte meinung und eigentlicher vorstandt allezeit gewesen, ausfurlich darthun und erweisen, zum andern diese eigentliche und rechte meinung von der warhafftigen und wesentlichen gegenwerttigkeit des leibes und bluts Christi im heyligen abentmal aus Gottes wortt grundtlich bestetigen und befestigen, darnach vom underscheidt des geistlichen und sacramentlichen oder mundelichen eßens des leibes Christi handeln, welchs den wirdigen und unwirdigen, frommen und bösen christen gemein ist, und zum letzten auf etliche wichtigiste argumenta
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und einreden khurtzlich anttworten und die furnembste irthumbe der sacramentierer ordentlich antzeigen und vorwerffen.r [127r] Status controversiae Der heubtunterschiedts zwischen unserer und der sacramentirer lehr in diesem artickellt: Obwol etliche sacramentirer sich befleißen, mit wortten auf das aller nechste der augßpurgischen confession und dieser kirchen form oder weise zureden zugebrauchen, und bekhennen, das im heyligen abendtmal der leib Christi warhafftig von den gleubigen entpfangen werde, dennoch, wen man sie ire meinung eigentlich, ufrichtig und deutlich anzuzeigen dringet, so ercleren sie sich alle eintrechtig also, das der whare, wesentliche leib und blut Christi vom gesegenten brot und wein im abentmhal ja so weit als der hochste himmel von der erden abwesendt sey. Dan also lauten ire eigene wortt: abesse Christi corpus et sanguinem a signis tanto intervallo dicimus, quanto abest terra ab altissimis caelis. Das ist: Wir sagen, das der leib und blut Christi so weit von den zeichen seyn, so weit und ferne die erde von dem aller hochsten himmeln ist. Vorstehen derhalben solche kegenwertigkeit des leibes Christi nicht alhier uf erden, sondern allein respectu fidei, das ist, das unser glaub durch die sichtbarlichen zeichen, gleich wie durchs gepredigte wortt, erinnert und erweckett, sich erhebe und [127v] uber alle himmel hienauf steige und den alda im himmel kegenwertigen leib Christi, ja Christum selbst, sambt allen seinen guttthaten warhafftig und wesentlich, aber doch nur geistlich empfahe und genieße. Den wie das brot und wein alhie uf erden und nicht im himmel, also sey der leib Christi itzundt im himmell und nicht auf erden, werde derhalben mit dem munde nichts anders im abentmhal als brot und wein empfangen. Nun haben sie erstlich furgeben, des Herren abentmhal sey nur ein euserlich zeichen, dabey man die christen khenne, und werde darin nichts anderß als schlecht brot und wein (die des abwesenden leibs Christi bloße zeichen sein) gereichet. Als dieses den stich nicht halten wollen, haben sie bekhandt, der Herr Christus sey warhafftigk in seinem abentmhal gegenwertigk, nemblich per communicationem idiomatum, das ist, allein nach seiner gottlichen natur, aber nicht mit seinem leib und blut. Darnach, als man sie mit Christi wortten gedrungen, zubekhennen, das der leib Christi im abendtmhal zukegen sey, haben sie es doch nicht anders vorstanden und erclerett als geistlich, das ist, mit seiner crafft, wirckhung und gutthaten, durch den glauben zugenießen, weil durch den Geist Christi, der allenthalben ist, unsere leibe, darinnen der Geist Christi alhier uf erden wonet, mit dem leib Christi, der im himmel ist, voreiniget werden.
s korr. zu: heubtstreit; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | dieser
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[128r] Daher dan durch diese herliche, scheinliche wortt viel hoher leuth betrogen worden, wan sie furgeben und gerhuemet, wiru seindt keiner andern meinung, dan das der Herr Jesus Christus warhafftigk, wesentlich, lebendigk in seinem abendtmhal gegenwertigk sey, vorstehen aber solchs allein nach seiner gottlichen natur und nicht von seinem leibe und blutt, der nhur im himmel und niergendt anders sey, und gibt uns mit brodt und wein seinen waren leib und blut zueßen (vwie mit dem gepredigten wortt des evangeliiv geistlich durch den glauben, aber nicht leiblich mit dem munde zugenießen) wund bezeuget hiemit, das wir seine geliedtmaßen sein, appliciret oder schenket uns sich selbst und wircket in uns, wie Hilarius spricht: Haec sumpta et hausta faciunt, ut Christus sit in nobis et nos in ipso, das ist: Wan wir diese sacrament empfangen, eßen und trincken, so wircken sie, das Christus in uns ist und wir in ihme. Dieweil aber niemandt Christi gliedtmaß ist, dan durch den glauben, schließen sie aus diesem spruch Hilarii, das wir allein mit dem glauben geistlich den leib Christi eßen.w Dan sie die wortt des abendtmals: „Eßet, das ist mein leib“285, nicht eigentlich wie sie lautten nach dem buchstaben, sondern als vorplumete reden „figurate“ vorstehen, also das „eßen den leib [128v] Christi“ nicht anders heiße als „glauben“ und „leib“ soviel als symbolum, das ist ein zeichen oder figur des leibes Christi, welcher nicht im abendtmhal auf erden, sondern alleine im himmel sey, das wort „ist“ sacramentaliter seu modo significativo deuten, ne quis rem cum signis ita putet copulari, ut Christi quoque caro nunc in terris adsit modo quodam invisibili, et incompraehensibili, das ist, der leib Christi sey mit dem brodt sacramentlich oder bedeutlich voreiniget, also das die gleubigen, frommen christen so gewiß als sie das brodt mit dem munde eßen, so gewiß auch den leib Christi, so droben im himmel ist, mit dem glauben geistlich genießen. Aber das der leib Christi im abendtmhal alhier auf erden wesentlich, wiewol unsichtbarlich und unbegreiflich gegenwerttigk und mit dem gesegnetem brodt mundtlich auch von heichlern oder schein christen empfangen werde, das pflegen sie als eine grausame gotteslesterung zuvorfluchen und zu vordammen. Dargegen wirdt vom abendtmhal des Herren in der augßpurgischen confession aus Gottes wortt also gelehret, das wharer leib und blut Christi warhafftigk under der gestalt des brots und weins im heyligen abendtmhal gegenwerttigk sey und da außgeteilet und genhommen werde, und wirdt die gegenlehre, nemblich der [129r] sacramentirer, so eben zur selbigen zeitt zu Augßpurgk ihre eigene bekentnus, das der leib Christi, dieweil er gen himmel gefahren, nicht warhafftigk und wesentlich alhier auf erden im sacrament gegenwertigk sey, ubergeben haben, vorworffen, wie dan diese meinung im kleinen cathegismo d. Luthers teutlich mit den nachfolgenden wortten gesetzt ist: u
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Mt 26,26; vgl. Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24.
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Das sacrament des altars ist der wahre leib und blutt unsers Herrn Jesu Christi, under dem brott und wein uns christen zueßen und zutrinken, von Christo selbst eingesetzt. Und noch deutlicher in der apologia nicht allein ercleret, sondern auch mit dem spruch Pauli, 1. Chorint. 10286, und Cyrillii bestetiget wirdt mit diesem wortten: Der zehende artickell ist angenohmmen, darinnen wir bekennen, das im abendtmhal des Herren der leib und blut Christi warhafftigk und wesentlich gegenwerttigk sindt und mit dem sichtbaren elementen brodt und wein warhaftigk gereicht werden denen, die das sacrament empfahen. Dan dieweil Paulus sagt, das brodt, das wir brechen, sey die gemeinschafft des leibes Christi287 etc., wurde volgen, das das brodt nicht des leibes, sondern des Geistes Christi gemeinschafft were. Wan der leib Christi nicht, sondern allein der Heylige Geist warhafftigk gegenwerttigk were, so wißen wir, das nicht allein die römische, sondern auch die griegische kirche die leibliche gegenwarth Christi im heyligen abendtmhal gelehret, und wirdt aus Cyrillo angetzogen, das Christus auch leiblich im abendtmhal durch mittheilung seines fleisches in uns wohne. [129v] Darnach als die jhenige, so zu Augßpurgk ihre eigene bekendtnus von diesem artickell ubergeben, sich unserer kirchen confession vorwandt gemacht, ist zu Wittembergk anno etc. 1536 nachfolgende formula concordiae, das ist artikell einer christlichen vorgleichung, zwischen den sechßischen und oberlendischen theologen gestellet und von doctor Martino Luthero und andern beiderseits theologen underschrieben worden: Wir haben gehort, wie herr Martinus Bucer seine xund derx andern praedicanten meinung, so mit ime auß den stedten kommen seint, von dem heyligen sacrament des leibes und bluts Christi ercleret haben, nemblich also: Sie bekennen lautt der wortt Irenei, das in diesem sacrament zwey ding seint, einß himlisch und einß irdisch. Demnach halten und lehren sie, das mit dem brodt und wein warhafftigk und wesentlich zugegen sey, gereicht und empfangen werde der leib und das bludt Christi, und wiewohl sie keine transubstantiation, das ist ein wesentliche vorwandelung brodts und weins in den leib und bludt Christi, glauben, auch nicht halten, das der leib und bludt Christi „localiter“, das ist reumblich, ins brodt eingeschloßen oder sonst beharlich damit voreiniget werde außerhalb der nießung des sacraments, doch so laßen sie zu, das durch sacramentliche [130r] einigkeit das brodt sey der leib Christi etc., dan außer der nießung, so man das brodt beiseits leget und behelt im sacrament heußlein oder in der procession umbtreget und zeiget, wie im babsthumb geschicht, halten sie nicht, das Christus leib zugegen sey. Zum andern halten sie, das die einsetzung dieses sacraments, durch Christum geschehen, crefftigk sey in der christenheit, und das es nicht liget an der wirdigkeit oder unwirdigkeit des dieners, so das sacrament reichet, oder des, x–x 286
cj.: under Vgl. I Kor 10,16. | 287 Vgl. I Kor 10,17.
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der es empfehet. Darumb, wie sanct Paulus saget, das auch die unwirdigen das sacrament nießen288, also halten sie, das auch den unwirdigen warhafftigk dargereichet werde der leib und das blut Christi und die unwirdigen warhaftigk daßelbig empfahen, so man des Herrn Christi einsetzung und befhel helt, aber solche entpfahens zum gericht, wie s. Paulus saget289, den sie mißbrauchen des heyligen sacraments, weil sie es ohne wahre buß und ohne glauben entpfahen. Den es ist darumb eingesatzt, das es zeuge, das denen die genade und wolthaten Christi alda zugeeignet werde, und das die Christo eingeleibet und durch Christi bludt gewaschen werden, so da ware buß thun und sich durch den glauben an Christum trosten. In volgendem jhar, als die furnembsten der augßpurgischen confession zugethane theologi aus gantzem deutzschen lande zu [130v] Schmalkhalden vorsammelt und, was im concilio dieser kirchen lehre halben furzulegen, berathschlaget, sindt mit gemeinem rath von doctor Luthern die schmalkaldischen artickell gestellett und von allen theologen sembtlich und sonderlich underschrieben, in welchen die eigentliche, rechte meinung mit kurtzen runden wortten, so am genauesten mit Christi wortt einstimmen, deutlich gefaßet und den sacramentierern (so des vorgangenen jhares ufgerichte formulam concordiae, das ist die vorermelte artickell der einigkeitt, zu irem vorttel also gedeutet haben, das mit dem brot nicht ander weise als mit dem wortt des evangelii der leib Christi sambt allen seinen gutthaten dargereichtt und durch die sacramentliche einigkeitt nicht anders als die geistliche gegenwerttigkeit des Herrn Christi durch den glauben solte gemeinth sein) alle ausflucht und schlupflocher vorstopfft werden, nemblich das brodt und wein im abendtmhal sey der warhafftige leib und blut Jhesu Christi, welcher gereicht und empfangen werde nicht allein von frommen, sondern auch von bösen christen. Es ercleret und bestetiget auch solche meinung d. Luther weitleufftiger aus Gottes wortt im großen cathegismo, da also geschrieben stehet: Was ist nun das sacrament deß altars? Antwort: Es ist der ware leib und blut Christi in und unter dem brodt und wein durch Christus wortt uns christen bevohlen, zueßen und [131r] zutrinken. Und baldt darnach: Das wortt, sage ich, ist das, das diß sacrament machet und underscheidett, das es nicht lauter brot und wein, sondern Christi leib und blut ist und heist. Und balt darnach: Aus dem wortt kanst du dein gewißen stercken und sprechen: Wan hundert tausent teufel sambt allen schwermern herfahren, wie kan brodt und wein Christi leib und blut sein? So weiß ich, das alle geister und gelerte auf einen hauffen nicht so klug sein, als die gottliche maiestat im kleinesten fingerlein. Nun stehet hie Christi wortt: Nemet, eßet, das ist mein leib. Trincket alle daraus, das ist das neue testament in meinem blut290, etc. Da bleiben wir bey und wollen sie
288 Vgl. I Kor 11,27. | 11,24f.
289
Vgl. I Kor 11,29. |
290
Vgl. Mt 26,26–28; Mk 14,22–24; Lk 22,19f; I Kor
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To. wit. 2 ger. fol. 243; tom. jhen. 3 ger. fol. 509.
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ansehen, die ihne meistern und anders machen werden, den er geredt hatt. Das ist wol war, wen du das wortt davon thust oder one wortt ansihest, so hast du nichts dan lautter brodt und wein. Wan sie aber dabey bleiben, wie sie sollen und mußen, so ists laut derselben warhafftig Christus leib und blutt, dan wie Christus mundt redet und sprichtt, also ist es, als der nicht liegen oder triegen khan. Daher ist nun leicht zuantwortten auf allerley fragen, damit man sich itztt bekhommertt, als diese ist: Ob auch ein böser priester konne das sacrament handlen und geben? Und was mher dergleichen ist, den da schließen wir und sagen: Ob gleich ein bube das sacrament nimbt oder gibtt, so nimbt er das rechte sacrament, das ist [131v] Christus leib und blutt, eben so wohl, als der es aufs aller wirdigest handeltt, dan es ist nicht gegrundet auf menschen heyligkeitt, sondern auf Gottes wortt und wie kein heylige auf erden, ja kein engel im himmel das brot und wein zu Christi leib und blut machen kan, also khans auch niemandt endern noch wandelln, ob es gleich mißbraucht wirdt. Dan umb der person oder unglauben willen wirdt das wortt nicht falsch, dardurch es ein sacrament und eingesetzt worden ist, dan er spricht nicht: Wan ir gleubt oder wirdig seit, so habt ir mein leib und blut, sondern: Nemet, eßet und trincket. Das ist mein leib und blut.291 Item: Solches thut292 (nemblich das ich itzt thue, einsetze, euch gebe und nemen heiße), das ist soviel gesagt: Du seiest wirdig oder unwirdig, so hast du hie sein leib und blut auß crafft dieser wortt, so zu dem brodt und wein khommen, solches mercke und behalt nur wol, dan auf den worten stehet alle unser grundt, schutz und wehr wieder alle irthumb und vorfhurung, so jhe khommen seindt oder noch khommen mugen. Bißhero der große catechismus, in welchem die ware gegenwertigkeit des leibes und bluts Christi im heyligen nachtmal aus Gottes wortt befestigett und daßelbige nicht allein auf die gleubige und wirdige, sondern auch auf die ungleubige und unwirdige vorstanden wirdt. [132r] Dieweil aber dieser hocherleuchte man im geist gesehen, das ettliche in nach seinem todt werden wollen vordechtig machen, als ob er von itztgedachter lehr und andern christlichen artticulln abgewichen, hat er seiner großen bekhendtnus nachvolgende protestation angehengt: Weil ich sehe, das des rottens und irrens ye lenger ye mher wirdt und kein aufhören ist des tobens und wuttens des sathans, damit nicht hinfurt, bey meinem leben oder nach meinem todt, deren etliche zukunfftig sich mit mir behelffen und meine schriefften, ire irthumb zustercken, felschlich furen möchtten, wie die sacraments und tauffschwermer anfangen zuthun, so will ich mit dieser schriefft vor Gott und aller weltt mein glauben von stuck zu stuck bekhennen, darauf ich gedencke zubleiben biß in den todt, darinnen (das mir Gott helff) von dieser welt zuscheiden und fur unsers Herrn Jesu Christi richtstuel zukhommen. Und so jemandt nach meinem tode wurde sa291
Vgl. Mt 26,26–28; Mk 14,22–24; Lk 22,19f; I Kor 11,24f. | 292 Vgl. I Kor 11,24f.
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gen: Wo doctor Luther itzt lebete, wurde er diesen oder diese artickell anders lehren und halten, dan er hat in nicht genugsam bedacht etc., dawieder sage ich itzt als dan und dan alß itzt, das ich von Gottes gnaden alle diese artickell hab aufs vleißigiste bedacht, durch die schriefft und wieder hindurch offtmals getzogen und so gewiß dieselben wolt vorfechten, als ich itzt hab das sacrament des altars vorfochten. [132v] Ich bin nicht truncken noch unbedachtt, ich weiß, was ich rede, fuhle auch wohl, was mirs gieltt auf des Herrn Christi zukunfft am jungsten gericht, darumb soll mir niemandt schertz oder lose teidunge daraus machen, es ist mir ernst, dan ich khenne den sathan von Gottes gnaden, ein groß theil khan er Gottes wortt vorkheren und vorwirren, was sollt er nicht thun mit meinen oder eines anders wortten. Auf solche protestation setzt Lutherus seliger under andern artikelln auch diesen: Eben so rede ich, spricht er, auch und bekenne das sacrament des altars, das daselbst warhafftigk der leib und bluty im brot und wein werde mundtlich geßen und getrunken, ob gleich die priester, so es reichen, oder die, so es empfahen, nicht gleubtten oder sonsten mißbrauchetten, dan es stehet nicht auf menschen glauben oder unglauben, sondern auf Gottes wortt und ordnung, es were dan, das sie zuvor Gottes wort und ordnung endern und anders deutten, wie die itzigen sacraments feinde thun, welche freilich eitel brot und wein haben, den sie haben auch die wortt und eingesetzte ordenung Gottes nicht, sondern dieselbigen nach irem eigenen dünckel vorkheret und vorendertt. Es hatt auch d. Luther, welcher ja die rechtte, eigentliche meinung der augßburgischen confession fur andern vorstanden und bestendiglich biß an sein ende dabey geblieben und vortedinget, unlangst vor [133r] seinem todt in seinem letzten bekhendtnuß seinen glauben von diesem artickell mit großem eifer in nachvolgenden wortten widerholett, da er also schreibet: Ich rechne sie alle in einen khuchen, das ist fur sacramentirer und schwermer, wie sie auch seindt, die nicht gleuben wollen, das des Herren brot im abendtmhal sey sein rechter, naturlicher leib, welchen der gottlose oder Judas eben sowol mundtlich empfehett als s. Petrus und alle heyligen. Wer das, sag ich, nicht gleuben will, der laße mich nur zufrieden und hoffe bey mir nhur keiner gemeinschafft, da wirdt nicht anders aus. Aus diesen erclerungen khan ein jeder vorstendiger, so die warheitt und frieden lieb hatt, besonders aber aus d. Luthers, als des furnembsten lehrers der augßpurgischen confession, erclerung, was der augßpurgischen confession eigentliche meinung und vorstandt in diesem artickell allzeit gewesen sey, ungezweifelt vornemen. Den das neben den reden Christi und s. Pauli (das brot im abentmhal ist der leib Christi oder die gemeinschafft des leibes Christi293) auch diese formen, y
danach vom Rand eingewiesen: Christi
293
Vgl. I Kor 10,16f.
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Fol. 245.
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unter dem brot, mit dem brott, im brot gebrauchett, ist die ursach, das hierdurch die papistische transsubstantiation vorworffen und des unvorwandelten wesens des brots und des leibes Christi sacramentliche voreinigung angezeigt wurde, gleich wie diese rede, verbum caro factum est, [133v] „das wortt ist fleisch worden“294, durch gleichstimmende reden, das wortt wonet in uns295, item: In Christo „wonet die gantze fulle der gottheit leibhafftig“296, item: „Gott war mit im“297, item: „Gott war in Christo“298, und dergleichen widerholet und ercleret wirdt, nemblich das nicht das gottliche wesen in die menschliche natur vorwandeltt, sondern die beiden unvorwandeltten naturen personlich voreinigt sein, wie dan eben diese gleichnuß viel furnhemer, alter lehrer, Justinus, Cyprianus, Augustinus, Leo, Gelasius, Theodoretusz, Chrysostomus und andere von den worten deß testaments Christi: „Das ist mein leib“299 brauchen, das gleich wie in Christo zwo unterschiedtliche, unvorwandeltte naturen untzertrennlich voreinigt sein, also im heyligen abendtmhall die zwey wesen, das naturliche brot und der wahre, naturliche leib Christi, in der geordenten handtlung des sacraments alhier auf erden zusammen kegenwertig sein, welchesa d. Luther und die unsern in den vielgedachten artickelln der vorgleichung anno etc. 1536 und sonst sacramentalem unionem, das ist ein sacramentliche voreinigung, nennen, damit sie anzeigen wollen, das, ob sie schon die formas in pane, sub pane, cum pane, das ist diese underschiedene weise zureden, im brodt, unter dem brodt, mit dem brodt, auch brauchen, dennoch die wortt Christi eigentlich und wie sie lautten angenhommen und in der propositionb hoc est corpus meum, das ist in den wortten des testaments Christi, „das ist mein leib“300, nicht eine figuratam praedicationem, sondern inusitatam, das ist, nicht vor eine figurliche, vor[134r]blumette rede oder deuteley vorstanden haben, wie Justinus spricht: Dieses empfahen wir nicht als ein gemein brot und gemeinen tranck, sondern gleich wie Jhesus Christus, unser heylandt, durchs wortt Gottes fleisch worden301, auch fleisch und blut umb unser seligkeitt willen gehabtt, also gleuben wir, das die durchs wortt und gebet von im gesegente speise des Herrn Jesu Christi fleisch und blut sey. Wie dan d. Lutherus auch in seinen großen und sonderlich im letzten bekhenttnuß vom abentmhal eben diese form zureden, welche Christus im ersten abentmhal gebrauchtt, mit großem ernst und eifer vorteidingt.
z gestr. | a gestr., dafür vom Rand eingewiesen: wiewol solche vereinigung des leibs und bluts Christi mit brot und wein nicht ein personliche voreinigung, wie beider naturen in Christo, sondern wie sie | b danach vom Rand eingewiesen: das ist in den wortten des testaments Christi (Änderung des Textes auf Wunsch von N. TB[D]) 294 Joh 1,14 | 295 Vgl. Joh 1,14. | 296 Kol 2,9; vgl. Kol 1,19. | 297 Act 10,38 | 298 II Kor 5,19 | 299 Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24 | 300 Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24 | 301 Vgl. Joh 1,14.
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Dieweil cman denc d. Luthern dauch fur ein gliedtmaß, wo nicht dend furnembsten lehrer der kirchen, so sich zur augßburgischen confession bekhennen, ebillich halten muße, als deßen gantze lehr, summa und inhaltt in den articulln vielermelter augßpurgischen confession vorfaßet und dem kayser Carll V. ubergeben, so khan und soll mehrgedachter augßpurgischen confession eigentlicher vorstandt und meinung aus keines andern den aus d. Luthers lehr und streitschriefften eigentlicher und beßer genhommen werden, wie den eben diese jetzterzhelete meinung uf den einigen, festen, unbeweglichen und untzweilfelhafftigen felß der warheit aus den wortten der einsetzung im heyligen, gottlichen wortt gegrundet [134v] und von den heyligen evangelisten und apostelln und iren discipulen und zuhörern also vorstanden, gelehret und forttgepflantzet worden. Den dieweil unser Herr und heilandt Jesus Christus, von welchem, als unserm einigen lehrmeister, dieser ernster befehl vom himmel herab allen menschen gegeben wirdt: Hunc audite!, „Den solt ir hören!“302, welcher nicht ein schlechter mensch oder engel, auch nicht allein warhafftig, weiß und mechtig, sondern die ewige warheit und weißheit selbst und almechtiger Gott ist, der gar wohl weiß, was und wie er reden soll, und kan auch alles das jenige, was er redet und vorheißet, krefftiglich außrichten und ins werck setzen, wie er spricht: „Himmel und erde mußen vorgehen, aber meine wortt mußen nicht vergehen.“303 Item: „Mir ist gegeben alle gewaldt im himmel und auf erden.“304 Dieweil nun dieser warhafftiger, allmechtiger Herr, unser schöpfer und erlöser, Jesus Christus nach dem letzten abendtmal, da er nun sein bietter leiden und sterben fur unsere sunde anfehet, zu der traurigen letzten zeitt mit großem bedacht und ernst in einsetzung dieses hochwirdigen sacraments, welches biß ans ende der welt mit großer reverentz und gehorsam gebraucht worden und ein stetes gedechtnus305 seines biettern leidens und sterbens und aller seiner gutthaten, eine vorsiegelung des neuen testaments306, ein trost [135r] aller betrubten hertzen und stetes bandt und voreinigung der christen mit ihrem heubt Christo und under sich selbst sein solte, diese wortt in stiefftung und einsetzung des heyligen abendtmals von dem gesegneten und dargereichtten brodt gesprochen hatt: „Nemet hin und eßet, das ist mein leib, der fur euch gegeben wirt“307, und von dem kelch oder wein: „Das ist mein blut des neuen testaments, welches fur euch vorgoßen wirdt zu vorgebung der sunden“308, so sindt wir ja schuldig, diese des ewigen, warhafftigen und allmechtigen sohns Gottes, unsers Herren, schöpfers und erlösers, Jesu Christi wort nicht als vorblumete, figurliche, frembde reden anders zudeutten und
c – c korr zu: dan | d – d (gestr., dafür eingefügt: der; Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | e – e korr. zu: zu halten 302 Mt 17,5; Mk 9,7; Lk 9,35; vgl. Lk 3,22. | 303 Lk 21,33 | 304 Mt 28,18 | 305 Vgl. Lk 22,19; I Kor 11,24f. | 306 Vgl. Mt 26,28; Mk 14,24; Lk 22,20; I Kor 11,25. | 307 Lk 22,19; vgl. Mt 26,26; Mk 14,22; I Kor 11,24. | 308 Mt 26,28; vgl. Mk 14,24; Lk 22,20; I Kor 11,25.
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Luc. 3
Luc. 21 Matth. 28
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außzulegen, wie es unser vornunfft gemes scheint, sondern die wortt, wie sie lauten, in irem eigentlichen, klaren vorstande mit einfelttigem glauben und schuldigen gehorsam anzunehmen und uns durch kheine einrede oder menschlich widersprechen, aus menschlicher vornunfft gesponnen, wie lieblich sie auch der vornunfft scheinen, davon abwenden laßen. Wie Abraham, da er Gottes wortt von auffopferung seines sohns höret, ob er wol ursach genug gehabtt, zu disputiren, ob die wort, dieweil sie nicht allein wieder alle vornunfft und wieder das gottliche und naturlich gesetz, sonder auch wieder den hohen artickell [135v] des glaubens vom vorheischenen samen Christo, der von Isaac solte geboren werden, offentlich streiten, nach den buchstaben oder mit einer leidtlichen oder sanfften gloßa solten zuvorstehen sein.309 Dennoch, wie er zuvor, als im die vorheischung von dem gebenedeieten samen aus Isaac gegeben wirt (wiewol es seiner vornunfft unmuglich scheint), Gott die ehr der warheit gibtt und auf das aller gewißeste bey sich geschloßen und geglaubet hatt, das Gott, was er vorheischet, solchs auch thun khan,310 also vorstehet und gleubet er auch alhier Gottes wortt und befhelich einfeltig und schlecht, wie sie nach dem buchstaben lauten, und lest es Gottes almechtigkeitt und weißheit befholen sein, welche er weiß, das sie viel mher weise und wege hat, die vorheischung des samens aus Isaac zuerfullen, als er mit seiner blinden vornunfft begreiffen khan. Also sollen wir auch mit aller demuth und gehorsam unsers schöpfers und erlösers deutlichen, festen, klaren und ernsten wortten und befhel ohne allen zweifel und disputation, wie es sich mit unserer vornunfft reime oder muglich sey, einfeltig gleuben. Den dieser Herr solche wortt geredt hatt, welcher die unentliche weißheit und warheit selbst ist und alles, was er vorheischet, gewißlich auch ins werck setzen und volbringen khan. Nu zeugen alle umbstende der einsetzung dieses abendtmals, das diese [136r] wortt unsers Herren und heylandes Jhesu Christi, so an sich selbst einfeltig, deutlich, clar, fest und unzweyfelhafftigk sein, anders nichtt, den in irer gewonlichen, eigentlichen und gemeinen deutung konnen und sollen vorstanden werden. Den dieweil Christus diesen befhel uber tisch und ob dem nachtmal thut, ist ja kein zweifel, das er von rechtem, naturlichen brodt und von naturlichem wein, auch vom mundtlichen eßen und trincken redet, das kheine metaphora, das ist ein vorenderung des vorstandts, im wortt „brott“ sein khan, als das der leib Christi ein geistlich brot oder ein geistliche speise der seelen sey. So vorwarets auch Christus selbst, das kein metonymia, das ist gleicher gestalt auch kein vorenderung des vorstandts, in dem wortt „leibe“ sey, und das er nicht von einem zeichen seines leibes oder von einem bedeuten oder figurlichem leib oder von der crafft seines leibes und wolthatten, die er mit aufopferung seines leibes erworben hat, redet, sondern von seinem waren, wesentlichen leib, den er fur uns in den todt gegeben und von seinem 309
Vgl. Gen 22,1–14. | 310 Vgl. Gen 18,10–14; Gen 22,15–18.
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waren, wesentlichen blutt, das fur uns am stamme des creutzes zu vorgebung der sunden vorgoßen istf. Nun ist ja kein so treuer noch gewißer ausleger der wortt Jhesu Christi, den eben der Herr Christus selbst, der seine wortt und sein hertz und meinung am besten vorstehet und dieselben zuercleren am weißesten und vorstendigsten ist, welcher alhie, als in stiefftung [136v] seines letzten willens und testaments und stettswerender bundtnuß und voreinigung, wie sonsten in allen artickelln des glaubens und aller anderer bundt und gnadenzeichen oder sacrament einsetzung, alß der beschneidung, der mancherlei opfer im alten testament, der heyligen tauffe, nicht vorblumte, sondern ganz eigentliche, einfeltige, unzweiffelhafftige und clare wortt gebraucht und, damit ja kein mißvorstandt einfallen khönne, mit den wortten: „Fur euch gegeben“, „fur euch vorgoßen“311, deutlicher ercleret, leßet auch seine junger in dem einfeltigen, eigentlichen vorstandte bleiben und befhilt inen, das sie alle volckher also lehren sollen, alles das zuhalten, was er inen, den aposteln, befholen hatt312. Derhalben auch alle drey evangelisten, Math. 26; Mar. 14; Luc. 22, und s. Paulus, der nach der himmelfart Christi daßelbige empfangen, 1. Corinth. 11, einhelliglich und mit einerley wortten und syllaben diese helle, clare, feste und warhafftige wortt Christi, „das ist mein leib“313, gantz uf einerley weise von dem gesegnetem und dargereichten brodt, ohne alle deutung und enderung wiederholen. Ist darumb kein zweifel, das auch vom andern theil des sacraments diese wortt Lucae und Pauli, „dieser kelch ist das neue testament in meinem blutt“314, kein andere meinung konnen haben, dan die s. Mattheus und Marcus geben, „das“, nemblich das ihr aus dem kelch mundtlich trincket, „ist mein blut des neuen testaments“315, dadurch ich diß mein testament und neuen bundt, nemblich die vorgebung der sunden, mit euch menschen [137r] aufrichte, vorsiegele und becrefftige. So ist auch diese wiederholung, bestetigung und erclerung der wortt Christi, die s. Paulus, 1. Cor. 10, thut, als ein sonderliches helles zeugknus der wahren, wesentlichen gegenwertigkeit und außtheilung des leibes und bluts Christi im abendtmhal mit allem vleis und ernst zubetrachten, da er also schreibet: „Der gesegnete kelch, welchen wir segenen, ist der nicht die gemeinschafft des bluts Christi? gUnd das brodt, das wir brechen, ist das nicht die gemeinschafft des leibes Christi?g“316 Daraus wir clerlich lehrnen, das nicht allein der kelch, den Christus im ersten abendtmhal gesegnet, und nicht allein das brodt, welches Christus gebrochen und ausgetheilet hat, sondern auch das wir
f gestr., dafür am Rand: hat | g – g (in TB[D] vom Rand eingewiesen, bei TB[W] allerdings schon im Text; Änderung des Textes auf Wunsch von N.) 311 313 316
Lk 22,19f; vgl. Mt 26,28; Mk 14,24; I Kor 11,24. | 312 Vgl. Mt 28,19f; Mk 16,15; Lk 24,47. Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24 | 314 Lk 22,20; I Kor 11,25 | 315 Mt 26,28; Mk 14,24 I Kor 10,16
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brechen und segenen, sey die gemeinschafft des leibes und bluts Christi, also das alle die, so diß brodt eßen und aus dem kelch trincken, warhafftigk empfahen und teilhafftigk werden des wahren leibes und bluts Christi. Dan wo der leib Christi nicht warhafftich und wesentlich, sondern alleine nach seiner crafft und wirckung gegenwerttich und genoßen wurde, so wurde das brodt nicht eine gemeinschafft des leibes, sondern des geistes crafft und gutthaten Christi mußen genennet werden, wie die apologia argumentiret und schleuset. Und so s. Paulus allein von der geistlichen gemeinschafft des leibes Christi durch den glauben redete317, wie die sacramentirer diesen spruch vorkheren, so wurde er nicht sagen, das brodt, sondern der geist oder glaube were die gemeinschafft des leibes Christi. Nhun sagt er, das brodt sey die gemeinschafft des leibes Christi, das alle, die [137v] des gesegneten brodts genießen, auch des leibes Christi teilhafftigk werden, so muß ehr ja nicht von geistlicher, sondern von sacramentlicher oder mundtlicher nießung des leibes Christi, die den frommen und gottlosen christen gemein ist, reden. Wie auch die ursach und umbstende derselbigen gantzen predigt s. Pauli außweisen, das er die, so vom götzenopfer aßen und mit heidenischen teufelsdienst gemeinschafft hetten und gleichwol auch zum tisch des Herren gingen und des leibes und bluts Christi teilhafftig worden, abschrecket und warnet, das sie nicht inen selbst zum gerichtt und vordamnuß den leib und blut Christi empfangen318, dan weil alle, die des gesegneten und gebrochenen brodts im abendtmhal teilhafftigk werden, auch mit dem leibe Christi gemeinschafft haben, so muß ja s. Paulus nicht von der geistlichen gemeinschafft mit Christo reden, die niemandt mißbrauchen kan und dafur man auch niemandt warnen soll. Derohalben auch unsere liebe veter und vorfahren, als Lutherus und andere reine lehrer augßpurgischer confession, diesen spruch Pauli mit solchen wortten ercleren, das er am aller besten mit den wortten Christi ubereinstimmet, da sie also schreiben: Das brodt, das wir brechen, ist der ausgetheilete leib Christi oder der gemeine leib Christi unter die getheilet, so das gebrochene brodt empfahen. Bey dieser einfeltigen, gegrunden erclerung dieses herlichen gezeugk[138r]nus, 1. Chor. 10319, bleiben wir eintrechtiglich und vorwundern uns billich, das etliche so khun sein, das sie diesen spruch, den sie selbst vorhin den sacramentirern entgegen gesetzt, itzundt vor einen grundt ihres irthumbs, das im abendtmhal Christi leib allein geistlich genoßen werde, antziehen dorfen: Panis est communicatio corporis Christi, hoc est, id, quo fit societas cum corpore Christi (quod est ecclesia), seu est medium, per quod fideles unimur Christo, sicut verbum evangelii fide appraehensum est medium, per quod Christo spiritualiter unimur et corpore Christi, quod est ecclesia, inserimur, welches zu deutzsch also lautet: Das brodt ist die gemeinschafft des leibes Christi, das ist, es ist das, dardurch wir gemeinschafft haben mit dem leibe 317
Vgl. I Kor 10,16f. | 318 Vgl. I Kor 10,14–22; I Kor 11,29. | 319 Vgl. I Kor 10,16f.
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Christi, welcher ist die kirche, oder es ist das mittel, dadurch wir glaubigen voreiniget werden mit Christo, gleich wie das wort des evangelii, wan es mit glauben ergrieffen wirdt, ist ein mittel, dadurch wir mit Christo geistlich voreiniget und dem leib Christi, welcher ist die kirche, einvorleibet werden. Dan das nicht allein die gottseligen, frommen und glaubigen christen, sondern auch die unwirdigen, gottlosen heuchler, als Judas und seine gesellen, so keine geistliche gemeinschaft mit Christo haben und ohne whare bus und bekherung zu Gott zum tisch des Herren gehen, auch den wharen leib und blut Christi mundtlich im sacrament empfangen und sich mit irem unwirdigen eßen und trincken [138v] am leib und blut Christi schwerlich vorsundigen, lehret s. Paulus außdrucklich, 1. Cor. 11: „Wer unwirdich von diesem brodt ißet und von dem kelch des Herren trincket“, der vorsundige sich nicht allein am brodt und wein, nicht allein am zeichen oder symbolis und figur des leibes und bluts, sondern „wirdt schuldich am leib und blut des Herren“ Jesu Christi320, welchen er alda gegenwerttigk vorunehret, mißbrauchet und schendet, gleich wie die Juden, welche sich mit der that wirklich an dem leibe Christi vorgrieffen und in erwurget haben, hdan also spricht Basilius: Last uns also zum tisch des Herren gehen, das wir entgehen dem gerichte deren, die den Herren erwurget haben, dan da stehet geschrieben: „Wer unwirdich ißet von diesem brodt, der wirdt schuldich am leibe des Herren.“321 Und wirdt diese grausame schuldt gemacht und das gericht oder ewige und zeitliche straf vordienet nicht alleine mit dem unglauben, unbußfertigkeit und andern sunden, die ohne das ihre gerichte sonst haben, sondern mit den unwirdigen eßen und trincken dieses brots und kelchs des Herren, mit welchen der wahre, wesentliche leib und blut Christi warhaftigk ubergeben wirdt. Darumb nennet auch Paulus des Herrn kelch, den die unwirdigen und unbußfertigen empfangen, der ursach, das in demselbigen gereichet wirdt das blut des Herren, an welchen der unwirdige schuldigk wirdt.322 Und baldt darnach spricht er, das er ime das gerichtt eße,323 darumb, [139r] das er in diesem abendtmhal den leib des Herren, der mit dem brodt ubergeben und empfangen wirdt, nicht underscheidet und viel edler und hoher achtet, dan andere gemeine speise, sondern denselbigen also unehret und vorechtlich zu sich nhimbt, als were da nicht anders, dan gar gemeines brodt. Dieweil nun Paulus alhier das gesegnete brodt, welches die unwirdigen und unbußfertigen und ungleubigen eßen, den leib des Herren nennet, gibtt er deutlich zuvorstehen, das der leib Christi im h. abendtmhal warhafftig kegenwerttigk sey und nicht allein von den gleubigen, frommen christen, sondern auch von den unwirdigen, vordamlichen schein christen empfangen werde, wie mit s. Paulo eintrechtig die alten christlichen lehrer, nicht allein h–h
gestr., dafür vom Rand eingewiesen: in massen die alten, christlichen veter und kirchen lerer diesen spruch einhellig also verstanden und ercleret haben 320
I Kor 11,27 | 321 I Kor 11,27 | 322 Vgl. I Kor 11,27–29. | 323 Vgl. I Kor 11,29.
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Cyprianus de lapsis, Chrysostomus in Eph. 1 in 1. Cor. 11: Gleich wie die, so Christum gestochen haben, nicht das sie sein blut trincken, sondern das sie es vorgießen wollen, also thutt der, der Christi blutt unwirdig trincket und empfehett, uberal kheinen nutz auß dem trincken; Basil[eos] lib. de babt[ismo] cap. 3: Qui otiose et inutiliter edere audet corpus et bibere sanguinem domini nostri Jesu Christi, welcher vorgeblich und unnutzlich darff eßen den leib und trincken das blut unsers Herrn Jesu Christi, sondern auch Augustinus selbst, welchen sonst die sacramentierer gantz auf ire meinung zuziehen vormeinen, in vielen orten außdrucklich lehret, das es mit keiner sophisterey khan vor[139v]blumet werden, als wider Fulgentium Donatistam: Den auch Judas, der vorrether, hatt den gutten leib Christi empfangen; lib. 5 de babtismo contra Donat[istas] cap. 8: Gleich wie Judas, deme der Herr den eingetaucheden bießen reichet, nicht etwas böses empfieng, sondern das ers bößlich empfing, raum gab dem teufel. Also ein jeder, der unwirdig das sacrament des Herren entpfehet, macht nicht, das es bose sey, weil er böse ist oder weil ers nicht zur seligkeit empfehett, das er nichts empfahe, den nichts desto weniger ist der ware leib und das blut des Herren auch denen, von welchen der apostel sagt: „Welcher unwirdigk ißet und trincket, der ißet und trincket ime das gerichtte.“324 Epist. 162: Der Herr leidet Judam, den dieb und seinen vorrether, und lest ihn sambt den unschuldigen jungern empfahen, das die gleubigen erkhennen fur unsern schatz und das zue unser erlosung geben ist; lib. 5 contra Donat[istas] post collationem: Gutte und böse christen eßen und trincken zugleich den leib und das blut Christi, aber mit großem underscheidt: jene zum heil, diese zum gericht. Den ja gewiß und unwiedersprechlich ist, das beides, die heylige, göttlich schriefft, Joh. 6; Math. 26; 1. Cor. 10.11, und die alten christlichen lehrer, von zweyerley eßen, nießung und gemeinschafft des leibes und bluts Christi underschiedtlich reden,325 wie der itzangetzogene spruch Augustini contra Donatistas und [140r] serm. 11 de verbis Domini quisquis blasphemaverit etc. außdrucklich zeuget: Da er spricht, Joh. 6: „Wer mein fleisch ißet und trincket mein blutt, der bleibet in mir und ich in ihm“326, wie wollen wirs vorstehen? Khonnen wir auch hie die vorstehen, von denen der apostel sagt, das sie ihnen das gerichtt eßen und trincken, dieweil sie das wahre fleisch eßen und das ware blutt trincken327, ob auch Judas, seines meisters vorkheuffer und gottloser vorrether, weil er sambt andern das sacrament des leibes und bluts Christi, mit seinen henden gesegnet, aß und tranck, wie Lucas zeuget,328 bleib in Christo und Christus in ihm? Viel auch, die mit falschem hertzen das fleisch Christi eßen und sein blut trincken, oder wen sie es geßen und truncken haben, abtrunnig werden, ob die auch in Christo bleiben und Christus in ihnen? Aber das ists: Ein besondere weise ists, zueßen und zutrincken das
324 I Kor 11,27.29 | 325 Vgl. Joh 6,31–58; Mt 26,26–28; I Kor 10,14–21; I Kor 11,23–29. | 6,56 | 327 Vgl. I Kor 11,27.29. | 328 Vgl. Lk 22,1–6.21f.
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fleisch und blut Christi, auf welche weise, der da ißett und trinckt, in Christo bleibt und Christus in ihm. Biß daher Augustinus.h So ist nun zweyerley eßen des fleisches Christi, eines geistlich, davon Christus, Joh. 6, furnemblich handelt329, welches nicht anders als mit dem geist und glauben in der predigt und betrachtung des evangelii eben so wol als im abendtmhal geschichtt und fur sich selbst nutz und heilsam und allen christen zu allen zeitten zur seligkeit nötig ist, ohne welche geistliche nießung auch das sacramentliche oder mundtliche eßen im abentmhal nicht allein unheilsam, sondern auch schedlich und vordamlich ist. [140v] Solches geistlich eßen aber ist nicht anders als der glaube, nemblich Gottes wortt, darinnen uns Christus, wahrer Gott und mensch, sambt allen gutthaten, die er uns mit seinem fleisch, fur uns in den todt gegeben, und mit seinem blut, fur uns vorgoßen, erworben hat, nemblich Gottes gnade, vorgebung der sunden, gerechtigkeit und ewiges leben, furgetragen wirtt, hören, mit glauben annehmen und ime selbst zueigenen und uf diesen trost, das wir einen genedigen Gott und ewige seligkeitt umb des Herren Jesu Christi willen haben, uns mit gewißer zuvorsicht und vortrauen festiglich vorlaßen und in aller noth und anfechtung haltten. iDen wie durch das brot der matte, hungerige leib eins iglichen, der das brot ißet und geneust, gespeiset, gesettiget und erquickett wirdt, also wirdt durch den Herren Jesum Christum und seine gutthaten ein iglicher, der sie mit dem glauben annimbt, geistlich gespeiset und zu dem ewigen leben erhalten. Item, gleich wie die Juden das gebrattene osterlamb eßen musten, also mußen alle, die des rechten wahren osterlambs Christi genießen wollen, deßelbigen fleisch eßen und sein blut trincken, geistlich durch den glauben und leiblich oder mundlich durch den gebrauch des heyligen abendtmalß. Also isti das andere eßen des leibes Christij mundtlich oder sacra[141r]mentlich, da im heyligen abentmhal der wahre, wesentliche leib und blut Christi von allen, die das gesegnete brodt und wein im abentmhal eßen und trincken, von den gleubigen zu einem gewißen pfandt und vorsicherung, das inen gewißlich ihre sunden vorgeben sindt und Christus in inen wone und krefftigk sey, von den ungleubigen aber zu irem gericht und vordamnuß, auch mundtlich empfangen und genoßen wirtt, wie die wortt der einsetzung Christi außdrucklich lautten, da er uber tisch und ob dem nachtmal seinen jungern naturlich brot und naturlichen wein reichet, welche er seinen wahren leib und sein wares blutt nennet und dabey saget: „Eßet“ und „trincket“330, so khan ja solcher befehlich, vormuge der umbstende nicht anders, als von dem mundtlichen eßen und trincken, aber nicht auf grobe, fleischliche, capernaitische, sondern auf ubernaturliche, unbegreiffliche weise vorstanden werden, datzu nachmalß der ander befhelich noch ein anders und geistliches i–i
gestr. | j danach eingefügt: ist
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Vgl. Joh 6,48–58. | 330 Mt 26,26f; Mk 14,22f
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eßen setzet, da der Herr Christus weiter spricht: „Solches thut zu meinem gedechtnus“331, da er den glauben erfordert. Derhalben alle alte, christliche lehrer nach diesen wortten der einsetzung Christi und s. Pauli erclerung außdrucklich und mitt der gantzen heiligen, christlichen kirchen eintrechtig lehren, das der leib Christi nicht allein geistlich mit dem glauben, welches auch außerhalb des sacraments geschicht, sondern auch mundtlich, nicht allein von [141v] gleubigen, frommen, sondern auch von unwirdigen, ungleubigen, falschen und bosen christen entpfangen werde. kJa Theodoretus selbst, den doch die sacramentirer sonst, unangesehen, das er die heyligen canones concilii ephesini wider Nestorium schriefftlich und mundtlich uf das aller hefftigiste widerfochten, auch solches nie wiederruffen, sondern Nestorium vortedinget und allezeit sanctissimum et charissimum suum patrem, das ist seinen heiligisten und aller liebsten vater, genennett und in zweyen heubt conciliis, ephesino 1 und constantinopolitano 5, wollen geschweigen des concilii ephesini 2, außdrucklich und mit namen vordammet und anathematizirt ist, als gantz authenticum, das ist rechtschaffen, und allerdings reinen lehrer hin und wieder in iren Schriefften anziehen, schreibt offentlich in 1. Cor. 11: Ignominia et dedecore afficere Christum, qui sanctissimum eius corpus in mundis manibus accipiunt et in pollutum et incestum os immittunt. Das ist: Es schenden und schmehen Christum alle die, welche seinen allerheiligisten leib mit unreinen henden empfahen und in den unreinen und unzuchtigen munde einlaßen. Wie er den kurtz zuvor sagtt, Christum non tantum XI discipulis, sed etiam Judae, praeditori, praeciosum corpus suum impertiisse. Das ist, das Christus nicht allein den ailff jungern, sonder auch Judae, dem vorrhäter, seinen aller kostlichsten leib mitgetheilet und gegeben habe. [142r] Chrysostomus serm. 3 in Ephes. 1: Wie wildu fur dem richtstuel Christi erscheinen, der du mit unreinen henden und lippen seinen leib anruren darffst? Homil. 59 in Matheum: Quae venia nobis dabitur, imo vero quae supplicia non perpetiemur, quando linguam nostram qua dominicam gustavimus carnem, diabolo servire in laedendis aliis sinemus? In 1. Cor. 11: Haec facis ea praesertim die, qua carnem eius lingua contingere dignus effectus es? Homil. 11 ad populum: Si nemo purpuram regiam manibus accipere inquinatis auderet, quomodo dominicum corpus lingua polluta suscipiemus? Homil. 21: Perniciosum est, tam tremendis ministrante mysteriis, linguam sanguine tali purpuratam ad convicia et contumelias transferre. Das ist: Was
k – k gestr., dafür auf fol. 141v vom Rand eingewiesen: welche hie zuerzelen zu lang und deswegen den christlichen leser in der unsern ausfurliche schrifften umb geliebter kurtz willen gewießen haben wollen; und auf 143r vom Rand eingewiesen: Daraus erscheinet, wie unbillich und gifftig die sacramentschwermer; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) 331
Lk 22,19; I Kor 11,24f
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wirdt uns dafur ein genadt widerfahren, ja vielmher, was fur straffen werden wir leiden, wan wir unserer zungen erlauben, dem teufel zudienen und andere damit zuvorletzen, mit welcher wir deß Herren leib gekostet haben? Und 1. Cor. 11: Und das thust du eben an dem tage, an welchem du wirdig gemacht bist, das du mit deiner zungen den leib Christi anrurest? Und in der XI. predigt zum volck: Weil niemandt so vorwegen, das er ein koniglich kleidt mit unreinen henden anruren dorfft, wie wollen wir dan den leib Christi mit unreiner zungen empfahen? Und in der 21. Predigt: Es ist schädtlich, wan diß herlich geheimnuß (das [142v] ist des heylige abendtmhal) gehalten wirdt, das einer seine zungen, so mit dem rosenfarben blut Christi bestrichen, andern zu schande und schmach lesterlich mißbrauchen soll. Cyprianus von den gefallenen, so Christum vorleugnet und dennoch mit gewalt zum tisch des Herren gehen woltten: Plus modo in Dominum manibus et ore delinquunt, quam cum dominum negaverunt. Iacens stantibus et integris vulneratus minatur, et quod non statim Domini corpus inquinatis manibus accipiat, aut ore polluto Domini sanguinem bibat, sacerdotibus sacrilegus irascitur. Das ist: Sie vorsundigen sich jetzunder an dem Herrn vielmher mit henden und munde, den da sie in vorleugnet haben. Er ligt und fluchet denen, die stehn, und der vorwundt ist, trauet denen, die nicht vorwundet sind, und eben darumb, das er nicht gleich mit unreinen händen den leib Christi empfahen und mit unreinen mund das blut Christi trinken soll, zurnet er als ein kelchdieb uber die priester. Leo serm. 6 de ieiunio: Hoc ore sumitur, quod fide creditur. Das ist: Eben das wirdt mit dem munde empfangen, das man glaubet. Gregorius: Eius quippe caro ibi sumitur, cuius sanguis non iam in manus infidelium, sed in ora fidelium funditur. Das ist: Dan eben deß fleisch wirdt da empfangen, deß blut jetzt nicht in die hende der unglaubigen, sonder in dem [143r] munde der glaubigen gegoßen wirdt. Item: Qui sanguis (agni) super utrumque postem ponitur, quando non solum ore corporis, sed etiam ore cordis hauxitur. Das ist: Welches blut (nemblich des lambs) an baide pfosten bestrichen wirdt332, wan es nicht allein mit dem leiblichen munde, sonder auch mit dem munde des hertzen empfangen wirdt. Ambrosius: Quo ore praetiosum sanguinem hauries, a quo tantum innocentis sanguinis effusum est? Das ist: Wie wil du mit diesem deinem munde das aller kostlichst blut trincken, von welchem so viel unschuldiges bluts vorgoßen ist? Augustinus ep[isto]la 118: Es hatt dem Heyligen Geist wolgefallen, dem grosen, herlichen sacrament zuehren, das zu erst in den mundt der christen des Herren leib, den andere gemeine speise eingehen solle. Aus welchen zeugnußen offentlich erscheinet, wie unvorschampt und boßhafftig etzliche vorgeben, das die alde kirche nichts von der mundtlichen empfahunge des leibes Christi gewust haben, und wie giefftich die jenigen nicht 332
Vgl. Ex 12,6f.
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alleine des lieben Lutheri und dieser heyligen vetter, sonderk auch des Herrn Christi und s. Pauli selbstl spotten, die diese mundtliche und der unwirdigen nießung duos pilos caudae equinae et commentum, cuius vel ipsum sathanam pudeat, wie auch die lehre von der maiestat [143v] Christi excrementum sathanae, quo diabolus sibi ipsi et hominibus illudat genent haben, das ist so erschrecklich davon reden, das sich auch ein frommer christ schemen soll, daßelbige zuvordolmetzschen. mDan ob schon diese mundtliche oder sacramentliche nießung des leibes Christi allein nicht heilsam ist ohne die geistliche nießung, das ist, ohne den wahren glauben an diese wortt: Vor euch gegeben, vor euch vorgoßen, zu vorgebung der sunden333, so mußen wir doch bekennen, das sie von unserm Herrn und heyland Jesu Christo, des weißheit und macht unentlich und unbegreiflich ist, aus hochwichtigen ursachen eingesetzt und in der gantzen christlichen kirchen von anfang an je und allwege vor ein groses und werdes, heyliges mysterium gehalten worden ist. Daraus auch die christlichen alden lehrer Ireneus, Cyrillus, Hilarius, Tertullianus und andere gar schönen, lieblichen, heilsamen und reichen trost in allerley anfechtungen und trubsall und in todesnötten, auch von der gewißen auferweckung dieses unsers sterblichen, vorwesentlichen fleisches geschöpft und gestercket haben etc.m Es muß aber mit vleiß ercleret werden, welche da sein die unwirdigen geste dieses abentmhalsn, welche ohne whare reu und leidt uber ire sunden und ohne waren glauben und gutten vorsatz ir leben zubeßern, zu diesem sacrament gehen und inen selbst das gericht, das ist zeitliche und ewige straffen, mit ihrem unwirdigen, mundtlichen eßen des leibes Christi uf den hals laden und am leib [144r] und blut Christi schuldigk werden. Dan die schwachgleubigen, bloden, betrubten christen, die vonwegen der größ und menge irer sunden vonhertzen erschrocken sein und furchteno, das sie in dieser irer großen unreinigkeit dieses edeln schatzes und gutthaten Christi nicht werth sein und ire schwacheit des glaubens empfinden und beclagen und von hertzen begheren, das sie mit sterckeren, freidigern glauben und reinen gehorsam Gott dienen mochten, diese sindt die rechten wirdige geste, fur welche diß hochwirdige sacrament vornemblich eingesetzt und vorordenet ist, wie Christus spricht: „Kombt hero zu mir alle, die ir musehlig und beladen seidt, ich will euch erquicken.“334 Item: „Die gesundten bedorffen keines artzts, sonder nhur die krancken.“335 Item, Roman. 14: „Nhemet den schwachen im glauben auf, dan Gott hat in aufgenohmmen“336,p „dan wer an den sohn Gottes glaubet“, es sey mit einem starcken oder
l gestr., dafür vom Rand eingewiesen: und der gantzen kirchen | m – m gestr. | n danach vom Rand eingewiesen: nemlich die | o gestr., dafür vom Rand eingewiesen: gedencken; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirt., Bad., Henn. TB[D]) | p danach vom Rand eingewiesen: 2. Cor. 12 (cj.: 11): Gottes krafftt ist in den schwachen mechtig; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) 333
Vgl. Mt 26,28; Mk 14,24; Lk 22,19f; I Kor 11,24. | 334 Mt 11,28 | 335 Mt 9,12 | 336 Röm 14,1.3
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schwachen glauben, „der hat das ewige leben“337. Und stehet die wirdigkeit nicht in gröser oder kleiner schwacheit oder stercke des glaubens, sondern im vordienst Christi, welches der kleingleubige betrubte vater, Matth.q 9,338 eben sowohl geneust als Abraham, Paulus und andere, so einen freidigen, starcken glauben haben. rDerohalben, wer seine schwacheit fulet und entpfindet und nhur ein [144v] funcklein des glaubens hat und hertzlich gerne woldte Gott gefellig sein und dienen, der soll mit den lieben aposteln beten: „Ach Herr, stercke uns den glauben“339, und mit dem armen man Marci 9: „Ich glaube, Herr, aber hilff meinen unglauben“340, und sollen wißen, das Gott diß hochwirdige sacrament zuerweckung und sterckung unsers glaubens gestifftet und von demselbigen vornemblich soll gebraucht werden.r Das sey von der wharen gegenwerttigkeit und zweyerley nießung des leibes Christis, so entweder mit dem glauben geistlich oder auch mundtlich beide, von wirdigen und unwirdigen, geschihet, biß hiehero geredet. Dieweil auch von der consecration und von der gemeinen regell, das nicht sacrament sey außerhalb dem eingesetzten gebrauch, mißvorstandt und spaltung zwischen etlichen der augßpurgischen confession lehrern eingefallen sindt, haben wir auch von diesen sachen uns bruderlich und eintrechtig miteinander uf nachvolgende meinung ercleret, nemblich das die wahre gegenwerttigkeit des leibes und bluts Christi im abendtmhal nicht schaffe einiges menschen wortt oder werck, es sey das vordienst oder sprechen des dieners oder das eßen und trincken oder glaub der communicanten, sondern solches alles solle allein des almechtigen Gottes craft und unsers Herrn Jesu Christi wortt, einsetzung und ordenung zugeschrieben werden. [145r] Den die warhafftigen und almechtigen wortt Jesu Christi, welche er in der ersten einsetzung gesprochen, sindt nicht alleine im ersten abendtmal crefftigk gewesen, sondern wehren, gelden, wircken und seindt noch crefftigk, das in allen orthen, da das abendtmhal nach Christi einsetzung gehaldten und seine wortt gebraucht werden, auß crafft und vormugen derselbigen wortt, die Christus im ersten abendtmhal gesprochen, der leib und blut Christi warhafftigk gegenwertigk außgetheilet und empfangen wirdt. Den Christus selbst, wo man seine einsetzung helt und seine wortt uber dem brodt und kelch spricht und das gesegnete broth und kelch außtheilet, durch die gesprochene worth auß craft der ersten einsetzungt crefftigk ist, wie Chrysostomus spricht (in serm. de passi[one]) in der predigt von der paßion: Christus richtet diesen tisch selbst zu und segnet in, den kein mensch das vorgesetzte brodt und wein zum leib und bludt Christi macht, sondern Christus
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gestr., dafür vom Rand eingewiesen: Marci | r – r gestr. | s danach vom Rand eingewiesen: und bluts | t danach vom Rand eingewiesen: noch durch sein wort, welche er da wil widerholet haben; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) 337
Joh 3,36 | 338 Vgl. Mk 9,24. | 339 Lk 17,5 | 340 Mk 9,24
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selbst, der vor uns gecreutziget ist. Die wortt werden durch des priesters mundt gesprochen, aber durch Gottes crafft und gnad durch das wortt, da er spricht: „Das ist mein leib“341, werden die furgestelte element im abendtmhal gesegnet, und wie diese rede: „Wachset und vormheret euch und erfullet die erde“342 nhur einmhal geredet, aber allzeit creftigk ist in der natur, das sie wachßet und sich vormehret, also ist auch diese rede wohl einmhal gesprochen, [145v] aber biß auf diesen tagk und biß an seine zukunfft ist sie creftigk und wircket, das im abendtmhal der kirchen sein warer leib und blut gegenwertigk ist. Und Lutherus tho. 6 jenens. fol. 99: Solch sein befhelich und einsetzung vormagk und schaffet, das wir nicht schlecht brodt und wein, sondern seinen leib und bludt darreichen und empfangen, wie seine wortt lauten: „Das ist mein leib“343 etc., „das ist mein blut“344 etc., das nicht unser werck oder sprechen, sondern der befhelich und ordnung Christi das brodt zum leibe und den wein zum bludte machet von anfang des ersten abendtmals biß an der weldt ende und durch unsern dienst und ambt teglich gereicht wirdt. Item, tho. 3 jenen. fol. 446: Also hie auch, wen ich gleich uber alle brodt spreche, das ist Christi leib, wurde freilich nichts daraus volgen. Aber wen wir seiner einsetzung und heischung nach im abendtmhal sagen „das ist mein leib“345, so ists sein leib, nicht unsers sprechens oder als eittell wortts halben, sondern seines heisens halben, das er uns also zusprechen und zuthun geheißen hatt und sein heisen und thun an unser sprechen gebunden hatt. Nu sollen die wortt der einsetzung in der handelung des hayligen abendtmals offentlich fur der vorsamblung, teudtlich und clar gesprochen oder gesungen und keines weges underlaßen werden, damit dem befhel Christi, „das thut“346 gehorsam geleistet und der [146r] zuhörer glaub vom wesen und frucht dieses sacraments, von der kegenwertigkeit des leibes und bluts Christi, von vorgebung der sunden und allen gutthaten, so uns durch Christi todt und bludtvorgießen erworben und im testament Christi geschenckt seint, durch Christi wortt erwecket, gesterckt und vorgewißet und die element des brodts und weins zu diesem heyligen brauch, das uns damit Christi leib und bludt zueßen und zutrincken gereicht werde, geheiliget oder gesegnet werden, wie Paulus spricht: „Der gesegnete kelch, welchenu wir segenen“347, welches ja nicht anders, dan durch widerholung oder ertzhelung der wortt der einsetzung geschihet. Aber dieser segen oder die ertzhelung der wortt der einsetzung Christi, wo nicht die gantze action des abendtmalß, wie die von Christo geordnet, gehalten wirdt (als wen man das gesegnete brodt nicht außtheilet, empfehet und geneust, sondern einschleust, aufopfert oder umb-
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gestr., dafür vom Rand eingewiesen: den; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D])
341 Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24 | 342 Gen 1,28 | 343 Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24 | 344 Mt 26,28; Mk 14,24 | 345 Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24 | 346 Lk 22,19; I Kor 11,24f | 347 I Kor 10,16
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hero tregt), macht allein kein sacrament, sondern es muß der befhel Christi, „das thut!“348, welch die gantze action oder vorrichtung dieses sacraments (das man in einer christlichen zusammenkunfft brodt und wein nheme, segene, außteile, empfahe, eße, trincke und des Herrn todt darbey vorkundige, zusammen faßet) unzutrennet und unvorruckt gehalten werden, wie uns auch s. Paulus die gantze action des brodtbrechens oder außtheilens und empfahens voraugen stellet, 1. Cor. 10349. [146v] Diese warhafftige christliche lehre vom hayligen abendtmhal zuerhaldten und vielerley abgöttische mißbreuch und vorkerungen dieses testaments zumeiden und außzutilgen, ist diese nutzliche regel und richtschnur auß den wortten der einsetzung genhommen: Nihil habet rationem sacramenti extra usum a Christo institutum, oder extra actionem divinitus institutam, das ist, wan man die stieftung Christi nicht helt, wie er es geordnet hat, ist es kein sacrament, welche mit nichten zuvorwerffen, sondern nutzlich in den kirchen Gottes kan und soll getrieben und erhaltten werden. Und heist alhier „usus oder actio, das ist gebrauch oder handelung“, vornemblich nicht den glauben, auch nicht allein die mundtliche nießung, sondern die gantze eußerliche, sichtbare von Christo geordente handelung des abendtmals, die consecration oder wortt der einsetzung, die außtheilung und empfahung oder mundtlichen nießung des consecrirtenv brodt und weins, leibs und bluts Christi, außer welchen gebrauch, wen das brodt in der papistischen meß nicht außgeteilet, sondern aufgeopfert oder eingeschloßen, umbgetragen und anzubeten furgestelt ist, es vor kein sacrament zuhalten, gleich als das tauffwaßer, wen es die glocken zu weihen oder den aussatz zuheilen gebraucht oder sonsten anzubeten furgestellet wurde, kein sacrament oder taufe ist, dan solchen papistischen mißbreuchen diese regel erstlichenw entgegen gesetzt und von d. Luthero selbst, tho. 4 jenens., ercleret ist. [147r] Daneben mußen wir aber auch dieses erinnern, das die sacramentierer diese nutze und nottige regel hinderlistig und boßlich zuvorleignung der wharen, wesentlichen gegenwerttigkeit und mundtlichen nießung des leibes Christi, so alhier auf erden, beide von wirdigen und unwirdigen, zugleich geschicht, vorkheren und auf den usum fidei, das ist auf den geistlichen und innerlichen gebrauch des glaubens deuten, als were es den unwirdigen kein sacrament und geschehe die nießung des leibes Christi allein geistlich durch den glauben oder als machte der glaub den leib Christi im heyligen abendtmhal gegenwertigk und derohalben die unwirdigen, ungleubigen heuchler den leib Christi nicht gegenwertigk empfingen. Nhun macht unser glaube das sacrament nicht, sondern alleine unsers almechtigen Gottes und heylandes Jesu Christi warhafftiges wortt und einsetv
gestr., dafür vom Rand eingewiesen: gesegneten | lich 348
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gestr., dafür vom Rand eingewiesen: anfeng-
Lk 22,19; I Kor 11,24f | 349 Vgl. I Kor 10,16f.
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zung, welches stets crefftigk ist und bleibet in der christenheit und durch die wirdigkeit oder unwirdigkeit des dieners oder des, der es empfehet, unglauben nicht ufgehoben oder uncrefftigk gemacht wirdt, gleich wie das evangelium, ob es schon die gottlosen zuhörer nicht gleuben, dennoch nicht destoweniger das wahre evangelium ist und bleibet, alleine das es in den ungleubigen zur seligkeit nicht wircket, also die, so das sacrament empfahen, sie gleuben oder gleuben nicht, so bleibet Christus nichts deßdoweniger in seinen wortten warhaftigk, da er saget: „Nemet, eßet, das ist mein leib“350, und wircket solches nicht durch unsern glauben, sondern durch seine almechtigkeit. [147v] Derohalben es ein schedtlicher, unvorschambter irthumb ist, das etzliche aus listiger vorkherung dieser gewonlichen regell unserm glauben, als dero alleine den leib Christi gegenwerttigk mache und genieße, mher als der almechtigkeit unsers Herrn und heylandes Jesu Christi zuschreiben. xDas man auch furgibt, der leib Christi sey nimmer ohne den Geist Christi, nhun haben die ungleubigen den Geist Christi nicht, darumb sie auch seines leibes im sacrament nicht konnen teilhafftigk werden, ist offentlich, das der Heylige Geist als wahrer Gott, sambt dem vater und sohn, allenthalben den frommen und gottlosen gegenwertigk ist, Psalmo 139: „Wo wil ich hingehen vor deinem Geiste, fuhre ich hienunder in die helle, so bist du da.“351 Derohalben, ob schon die gottlosen den Geist, ja sowohl als den leib Christi nicht zu ihrem heil, leben und seligkeit empfahen, das er trost und freude in ihnen wirckete, so kan doch darumb die wahre gegenwerttigkeit des Geistes, sowohl als des leibes Christi im sacrament nicht geleugnet werden. Das auch die sacrament geistliche sachen sein, dadurch der Heylige Geist wircket und crefftigk ist, und zum geistlichen reich Christi gehoren und zu labunge und speisunge der seelen und sterckung des glaubens gestiefftet sein, ist unleugkbar, das aber darumb die wort Christi im abendtmhal allegorice, welches man auch geistlich heist oder figurlich, sollen gedeutet und nicht, wie sie lauten, von der wahren wesentlichen gegenwerttigkeit des leibs und bluts [148r] Christi sollen vorstanden werden, das volget gantz und gar nicht,
x – x gestr., dafür auf fol. 151r vom Rand eingewiesen: Was denn der sacramentirer allerley vermeinte grunde und nichtige gegenargument von den wesentlichen und naturlichen eigenschafften eines menschlichen leibes und himelfart Christi, von seynem abschied aus dieser welt und dergleichen anlanget, weil solche allzumal grundlich und ausfuhrlich mit Gottes wort durch d. Luth[ero] in seynen streitschrifften wider die himlische propheten, item, das diese wort, das ist mein leib etc. noch feste stehen, desgleichen in seyner grossen und kleinen bekentnis vom heiligen abendmal und anderen seynen schrifftten widerlegt und nach seynem tode nichts neues durch die rottengeister fur gebracht, wollen wir den christlichen leser umb geliebter kurtz willen in dieselbige gewiesen und uns darauff gezogen haben. Denn das wir uns durch keine menschliche, kluge gedancken, was fur einen schein und ansehen sie immer haben mugen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) 350
Mt 26,26; vgl. Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24. | 351 Ps 139 (Vg 138),7f
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dieweil das wortt „geistlich aequivoce“, das ist nicht in einerley, sondern in ungleichen vorstandt, gebraucht wirdt. Was den spruch Joh. 6 belangendt: „Der Geist ists, der do lebendig machet, das fleisch ist kein nutz“352 etc., ist offentbar, das Christus daselbst nichts von seinem abendtmhal, welches ein gantz jhar hernach aller erst eingesetzt ist, handelt, auch nicht von seinem heyligen fleische, dadurch er uns den hochsten nutz und theuersten schatz, vorgebung der sunden und ewiges leben, erworben hatt und mitheilet, sondern von unserm sundtlichen, vordorbenen, vorgiefften fleisch, das dem Geist Gottes zuwieder ist, redet, wie der capernaiten gedanken nach vornunfft von den absurdis und ungereumeten volgen, welche die vornunfft aus Christi reden vom essen seines leibes klaubet und aufmutzt, gantz nichts zur seligkeit nutz seindt, dargegen aber Gottes Geist, wortt, sacrament, dardurch der Geist Christi crefftigk ist, machet lebendig und wircket vorgebung der sunden und ewige seligkeitt. Die spruch Christi von seinem abschiedt und abreisen aus dieser weldt, Matth. 26; Joh. 16.17353 etc., antreffent, ist gleicher gestalt offenbar, wie dieselbige zuvor stehen sein, dan Christus nicht mher in diesen sichtbarlichen, eußerlichen, naturlichen leben ist, wie es die welt brauchet und lebet, darin man eßen, trincken, arbeiten und der welt und aller notturft dieses lebens brauchen muß. [148v] Wie er selbst nach seiner aufferstehung, da er mit leib und seel bey seinen jungern stehet, dannoch außdrucklich sagt, er sey nicht mher bey inen, nemblich, wie vor hin, wie die armen bey uns sein, die wir stets sehen, greifen, speisen und trencken konnen.354 Aber darumb ist er nicht aller dinge aus der weldt gescheiden, sondern ist und bleibet alzeit personlich bey uns gegenwertich biß ans ende der weldt, da er wiederumb sichtbarlich zu uns kommen und uns in ewiger herligkeit zu sich nhemen wirdt, Math. 28: „Ich will bey euch sein alle tage, biß ans ende der weldt.“355 Item: „Wo zwene oder dreye vorsamblet sein in meinen nhamen, da bin ich mitten unter ihnen.“356 Der furnembste grundt aber der sacramentierer und aller scheinlichst, den sie allenthalben anzuziehen und auf das herlichste aufzumutzen pflegen, ist dieser: Das nemblich ein wahrer naturlicher leib nicht konne auf eine zeit an vielen oder allen ortten im abentmhal gegenwerttigk sein. Dieweil nun Christus einen rechten, waren, naturlichen leib auch nach seiner aufferstehung und vorclerung behelt, welcher nur im himmel ist und zur rechten Gottes sietzt, so sey unmuglich, das der ware leib Christi hienieden bei uns auf erden im abendtmhal wesentlich gegenwertigk sein konne, welcher doch gantz und gar nicht schleust. Dan es sehr ubel durch hochgelartte leuthe geschloßen, wan sie furgeben, was einer blosen, erschaffenen natur unmuglich ist nach ihres
352 Joh 6,63 | 353 Vgl. Mt 26,11.64; Joh 16,5.10.16–33; Joh 17,11.13. | 28,20 | 356 Mt 18,20
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Vgl. Joh 12,8. |
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wesens eigenschafft, das sey auch aller dings unmuglich der erschaffenen natur, welche in die almechtige crafft Gottes eingesetzt ist. [149r] Dan uns menschen ist es ja nach ordnung der natur unmoglich, das einer zugleich in Schweitzerlandt und Sachßen mit seinem leib wesentlich sein solte, aber diesem hohen menschen, Jesu Christo, almechtigen Gottes sohn, der da selber spricht: „Wo zwen oder drey in meinem namen vorsamblet sein, da bin ich mitten under inen“357; item: „Mir ist alle gewaldt im himmel und erden gegeben“; und: „Sihe, ich bin bei euch alle tage biß ans ende der weldt“358, ist es nicht allein möglich, sondern auch leicht, an allen ortten in seiner christenheit gegenwerttigk zu sein und seinen waren leib und blut an allen enden, da sein abendtmhal nach seiner einsetzung gehalten wirdt, warhafftigk und wesentlich allen, so das sacrament gebrauchen, zuvorrichten und vorschaffen. Derhalben, wie der jungkfrauen Mariae uf dergleichen argument auß menschlicher vornunfft gesponnen, es ist unmöglich nach ordnung der natur, das ein jungkfrau ohne beiwhonung eines mannes einen sohn zeuge359, von dem engell Gabriell geantworttet wirdt: „Bey Gott ist kein ding unmöglich“360, und wie Abraham, ob es schon in unmöglich deucht, das der vorheischene same Christus auß seinem sohne Isaac, den er schlachten solte, geboren werden konte361, dennoch Gott die ehre gibt, das ehr warhafftigk sey und gewiß gleubet, was Gott vorheischet, ehr auch thun konte, ob er es schon mit seinen funff sinnen nicht begreiffen kan, also wir auch in diesem grosen geheimnuß [149v] billich diese aller gewisseste und unbewegliche „principia theologica“, das ist heubtspruch und grundtfesten des christlichen glaubens: Psal. 33: „Des Herrn wortt sint warhafftigk, was ehr zusagt, das helt er gewiß“362; Rom. 4: „Was Gott vorheißet, das kan er gewiß thun“363; Ephe. 3: Gott kan uberschwencklich thun und wircken uber alles, das wir vorstehen und bietten konnen“364; Luc. 1: „Bey Gott ist kein ding unmöglich“365 etc., billich hoher und glaubwirdiger halten solle, als diß philosophisch und aus unser vornunfft gesponnen argument, das ein warer, naturlicher leib nicht konne auf einmhal mehr als an einem ortte sein. Zudem ist nach der physica, das ist nach gemeinen lauff der natur, und unser vornunfft ja so unmoglich, das ein warer, naturlicher leib durch vorsiegelten grabstein und vorschloßene thür durchtringen solte, wie diese mirackell gar nach alle vetter und kirchenlerer, darauf sich die sacramentirer stetiges beruffen, eintrechtig anziehen, als Hilarius de trinit[ate] lib. 3, Justinus quaestione 117, Cyrillus in Johan. lib. 12, cap. 53, Chrysostomus, Ambrosius, Augustinus, Epistula ad Volusianum 3. Ipsa virtus per inviolata matris virginea viscera membra infantis eduxit, quae postea per clausa ostia iuvenis membra introduxit etc. In talibus rebus tota ratio facti est potentia [150r] facientis. Item, tractatu 121 in Johan. serm. 3 de
357 Mt 18,20 | 358 Mt 28,18.20 | 359 Vgl. Lk 1,34. | 360 Lk 1,37 | 361 Vgl. Gen 17,16–19; Gen 22,1–19. | 362 Ps 33 (Vg 32),4 | 363 Röm 4,21 | 364 Eph 3,20 | 365 Lk 1,37
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resurrect[ione] Christi etc. Das ist: Die gottlich crafft hat durch unvorsehreten leib der jungkfrauen die glidmaßen deß kindes außgefuehret, welche hernach eben deßelben gliedtmaßen, da er erwachsen, durch die thur hienein gefuhret hatt etc. Item, in solchen wercken, wen man fraget, wie solches geschehen kondte, kan man weiter nicht sagen, den das der, welcher solches gethan, so gewaltig gewesen, das er es auch vormocht habe, welches dan eben so wunderbarlich ist, als das ein leib solte zugleich an zweyen ortten sein. Den Christi leib, ob ehr wol auf erden sichtbarlich gangen, raum geben und genhommen hat, so ist er doch an die ordnung der natur nicht also gebunden, dieweil er personlich mit Gott, dem almechtigen, voreiniget und auch im nach seiner menschlichen natur aller gewaldt im himmel und auf erden gegeben ist, und ob wohl wahr ist, das er alle wesentliche eygenschafften menschlicher natur auch nach der auferstehung behelt, so ist doch raumblich und umbschrieben an einem orth sein (esse in loco circumscriptivo) nhur eine zufellige eigenschafft in praedicamento ubi, wie die gelehrten reden, so bekennet auch ir prophet und apostel Aristoteles selbst, das der sichtbare himmel nicht an einem gewißen orth umbschrieben und beschlossen sey. [150v] Es ist auch der Herr Christus durch seine himmelfartt und sietzung zur rechten Gottes nicht also von uns abgescheiden, das er itzundt in einem gewißen leiblichen orth im himmel raumblich, also umbschrieben, begrieffen und eingenohmmen sey, wie ettliche die wortt Petri, Act. 3366, felchschlich außgelegt und vorkheret, das er nicht mher bey uns auf erden sein wolle oder konne, dan er auch nach seiner himmelfart dem apostel Paulo leiblich und sichtbarlich alhier auf erden etliche mhal erschienen ist, 1. Cor. 15; Act. 9.22. 25 und Steph[ano] Act. 7367. So ist das sietzen Christi zur rechten Gottes nichts anders, als in gottlicher gewaldt, ehr, macht, maiestat und herlichgkeit, als ein Herr aller creaturen und haubt der kirchen, als im himmel und auf erden und in seiner lieben kirchen gegenwertich regieren, zu welcher hohen, unermeßlichen, gottlichen gewaldt und herschafft der mensch Jesus Christus durch seine auferstehung und himmelfahrth auch nach seiner menschlichen natur erhohet ist, Ephe. 1. 4; Phil. 2; Act. 7; Ebre. 1.4.9368. Daraus gewiß und unwidersprechlich volget, das dieser almechtiger Herr Jesus Christus an allen enden, wo christen sein und wo sein heylig abendtmhal nach seiner einsetzung gehaltten wirdt, mit seinem waren wesentlichen leib und blut gegenwerttigk sein konne und wolle. So ist auch das himmelreich nicht ein solcher beschloßener, abgemeßener [151r] und außgezirckelter orth, wie die sacramentirer tichten, uber den firmament oder diesen sichtbaren himmeln (die im feuer vorgehen werden, 2. Pet. 3369), sondern ist das geistlich, ewigk, himmelisch und gottlich leben, da366 Vgl. Act 3,21. | 367 Vgl. I Kor 15,5–8; Act 9,3–17; Act 22,6–21; Act 25,19; Act 7,55f. | 368 Vgl. Eph 1,20–23; Eph 4,8–10; Phil 2,9–11; Act 7,55f; Hebr 1,2–4; Hebr 4,14; Hebr 9,24. | 369 II Petr 3,7. 10.12f
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Lib. 4 physicorum.
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rin wir ohne sundt und todt, ohne alle trubnus und jammer Gott gegenwerttigk anschauen, mit gottlichem liecht, weißheit und gerechtigkeit gezieret und gleich den engelln370 mit allen außerwheleten in ewiger freude und herlichkeit leben und Gott, den vater, und unsern heylandt Jesum Christum von angesicht zu angesicht ewiglich sehen, loben und preisen werden. Dieser himmel ist allenthalben, wo Gott ist und seine gottliche weißheit leben und gerechtigkeit mittheilet, sonst, wan Christus darumb, das er gen himmel gefahren und itzund im himmel ist, nicht auch zugleich auf erden sein kondte, wurde eben daßelbige auch von der gottheit volgen, weil wir sagen: „Unser vater, der du bist im himmel“371 etc., und der himmel ein orth oder stete wohnung Gottes in der heyligen schriefft genennet wirdt372. Das wir uns aber alle diese spitzige, vielfeltige und scheinliche der sacramentierer gegen argument von den wesentlichen oder naturlichen eigenschafften eines menschlichen leibes, von der himmelfart Christi, von seinem abschiedt aus dieser welt und dergleichenx nicht wollen, konnen noch sollen abfhuren laßen von dem einfeltigen, deutlichen und claren vorstandt des wortts und testaments Christi auf frömbde [151v] meinung, anders dan wie sie lautten, sondern gehortter maßen einfeldig vorstehen und glauben, seindt unsere grunde, darauf wir in dieser sach je und allewege nach erregetem zwispaldt von diesem artickell gestanden, diese, wie d. Luther dieselbigen gleich anfangs wieder die sacramentierer mit nachfolgenden wortten gesetzt hatt:y Der erste ist dieser artickell unsers glaubens: Jesus Christus ist wesentlicher, naturlicher, warhafftiger, volliger Gott und mensch in einer person, unzutrennet und ungetheilet. Der ander, das Gottes rechte handt allenthalben ist z(und das derohalben Christus vormuge der wortt der einsetzung mit seinem leib, darinne die fulle der gottheit whonet373, welcher auch zur rechten der maiestat und crafft Gottes erhohet ist, im seinen abendtmhal, wo das nach seiner stiefftunge auf erden gehalten wirdt, gegenwertigk sein konne)z. Der driette, das Gottes wortt nicht falsch ist oder luegen. Der vierdte, das Gott mancherley weise hat und weiss etwa an einem orth zusein und nicht alleine die einigea, welche die phylosophi localem oder raumblich nennen, danb Christus einiger leib dreyerley wesen oder alle drey weise hat, etwa zusein: Erstlich, die begreiffliche, leibliche weise, wie er auf erden leiblich ging, da er raum gab und nam nach seiner grose. Solche weiße kan er noch brauchen, wen er will, wie er nach der auferstehung [152r] thete und am jungsten tage brauchen wirdt, wie Paulus sagt, 1. Thim. 6: „Welchen wirdt zeigen zu seiner
y danach vom Rand eingewiesen: Meine grunde darauff ich stehe in solchem stuck; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | z – z gestr. | a danach vom Rand eingewiesen: da die schwermer von geuckeln | b gestr., dafür eingefügt: item 370
Vgl. Lk 20,36. | 371 Mt 6,9 | 372 Vgl. I Reg 8,49 u. ö. | 373 Vgl. Kol 1,19; Kol 2,9.
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zeit derselbige Gott“374 etc. Und, Collos. 3: „Wan Christus, euer leben, sich offenbaren wirdt“375 etc. Auf solche weise ist er nicht in Gott oder bey dem vater, noch im himmel, wie der tolle geist dreumet. Dan Gott ist nicht ein leiblicher raum oder stedt. Und hierauf gehen die spruch, so die geisteler fuhren, wie Christus die weldt vorlaße und zum vater gehe etc. Zum andern, die unbegreifliche geistliche weise, da er keinen raum nimbt noch gibt, sondern durch alle creatur fehret, wo er will, wie mein gesichte (das ich grobe gleichnus gebe) durch lufft, liecht oder waßer fehret und ist und nicht raum nimbt noch gibtt, wie ein klang oder thon durch lufft oder wasser oder predt und wandt fheret und ist und auch nicht raum gibt noch nimbt. Item, wie liecht und hietz durch lufft, waßer, glaß, cristallen und dergleichen fehret und ist und auch nicht raum gibt noch nimbt und dergleichen vielmher. Solcher weise hat ehr gebraucht, da er auß vorschloßenem grabe fhur und durch vorschloßene thur kam und im brodt und wein im abendtmhal und, wie man gleubt, do er von seiner mutter gebhoren wardt etc. Zum drietten, die gottliche himmelische weiße, da er mit Gott eine person ist, nach welcher freilich alle creaturen ihm gar viel durchleufftiger und gegenwerttiger sein mußen, den sie seindt nach der andern weise.c [152v] Ob nun Gott noch mehr weiße habe und wiße, wie Christus leib etwa sey, will ich hiemit nicht vorleugnet, sondern angezeiget haben, wie grobe hempel unser schwermer sindt, das sie Christus leib nicht mher dan die erste begreifliche weise zugeben, wiewohl sie auch dieselbigen nicht konnen beweisen, das sie wieder unsern vorstandt sey. Dan ichs in keinem wege leugknen will, das Gottes gewaldt nicht soldte so viel vormögen, das ein leib zugleich, an vielen ortten sein muge, auch leiblicher und begreifflicher weise. Den wer wils beweisen, das Gott solches nicht vormagk? Wer hat seiner gewaldt ein ende gesehen? Die schwermer dencken wohl also, Gott vormuge es
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danach auf fol. 152r unten und auf fol. 152v oben eingefügt: Denn so er nach derselben andern weise kan also sein in und bey den creaturen, das sie in nicht fulen, ruren, messen noch begreiffen, wie viel mehr wird er nach dieser hohen, dritten weise in allen creaturen wunderlicher sein, das sie inen nicht messen noch begreiffen, sondern viel mehr, das er sie fur sich hat gegenwertig, misset und begreiffet. Denn du must dis wesen Christi, da er mit Gott eine person ist, gar weit, weit ausser den creaturen setzen, so weit als Gott draussen ist, widerumb so tieff und nahe in alle creatur setzen, als Gott drinnen ist, denn er ist eine unzertrente person mit Gott. Wo Gott ist, da mus er auch sein, oder unser glaube ist falsch. Wer wil aber sagen oder dencken, wie solches zugehe? Wir wissen wol, das es also sey, das er in Gott ausser allen creaturen und mit Gott eine person ist. Aber wie es zugehe, wissen wir nicht. Es ist der natur und vernunfftt, auch aller engel im himel, alleine Gott [152v] bewusst und bekandt, weil es denn uns unbekant und doch war ist, so sollen wir seine wort nicht ehe leugnen, wir wissen denn, zu beweisen gewiß, das Christus leib aller ding nicht muge sein, wo Gott ist, und das solche weise zu sein falsch sey, welchs die schwermer sollen beweisen, aber sie werdens lassen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) 374
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nicht. Aber wer wil iren dencken glauben? Womit machen sie solches dencken gewiß? Etc. Biß dahero Lutherus.d Also ist unser glaub in diesem artickell von der waren gegenwerttigkeit des leibes und bluts Christi im heyligen abendtmhal auf des warhafftigen und allmechtigen Gottes, unsers Herrn, und heylandts Jesu Christi warheit und almechtigkeit gebauet, welche grunde unsern glauben in allen anfechtungen, dieses artickells halb zustercken und zubefestigen und dargegen alle der sacramentirer gegenwurff und einreden, wie annemblich und scheinlich sie der vornunfft immer sein mogen, umbzustoßen und zuwiederlegen stark und feßt genungk sein, darauf sich auch ein christlich hertz sicher und fest lehnen und vorlaßen khan. [153r] Demnach vorwerffen und vordammen wir mit hertzen und mundt als falsch, irrigk und vorfhurisch alle irthumb, so dieser obgesetzten und in Gottes wortt gegrundten lehr ungemeß, zuwieder und entgegen sein: Als erstlich die papistische transubstantiation, da gelehret wirdt, das das consecrirte oder gesegnete brodt und wein im heyligen abendtmhal sein substantz und wesen gantz und gar vorlieren und in die substantz des leibes und bluts Christi vorwandelt werden, also das allein die blose gestalt des brodts und weins oder accidentia sine subiecto ubrigkbleiben, under welcher gestalt des brots der leib Christi, das doch nicht mher brodt, sondern ihrem vorgeben nach sein naturlich wesen vorlohren, auch außerhalb der handelung des abendtmals, wen das brodt in das sacramentheußlein eingeschloßen oder zum schauspiel und anzubetten umbhero getragen wirdt, gegenwertigk sey. Dan nichts sacrament sein khan außer Gottes befehl und geordenten gebrauch, dazu es in Gottes wortt eingesetzt ist, wie daroben angezeigt worden. Desgleichen vorwerffen und vordammen wir alle andere papistische mißbreuch dieses sacraments, als den greul der opfermeß vor die lebendigen und todten. Item, das den leyen nur eine gestalt des sacraments wieder den offentlichen befehl und einsetzung Christi gereicht wirdt etc., wie diesel[153v]bigen papistische mißbreuch in unserer kirchen gemeinen confession und apologia, d danach vom Rand eingewiesen: Aus welchen worten d. Luthers auch dis klar ist, in was verstande das wort geistlich in unsern kirchen von diesem handel gebraucht wird. Denn dis wort geistlich heisst den sacramentirern anders nichts denn die geistliche gemeinschafftt, wenn durch den glauben im geiste Christo, dem Herrn, die rechtgleubigen ein verleibet und warhafftige geistliche glieder seynes leibes werden. Wann aber d. Luther oder wir dis wort geistlich in diesem handel gebrauchen, verstehen wir dadurch die geistliche, ubernaturliche, himlische weise, nach welcher Christus bey dem heiligen abendmal gegenwertig, nicht alleine in den gleubigen trost und leben, sondern auch in den ungleubigen das gerichte wirket. Dadurch wir die capernaitische gedancken von der groben, fleischlichen gegenwertigkeit verwerffen, welche unsern kirchen durch die sacramentirer uber alles unser offentlich, vielfeltig bezeugen zugemessen und auffgedrungen wird. In welchem verstande wir auch reden, das der leib und blut Christi im heiligen abendmal geistlich empfangen, gegessen und getruncken werde, ob wol solliche niessungen mit dem munde geschicht, die weise aber geistlich ist; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirt., Bad., Henn.TB[D])
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schmalkaldischen artickelln und andern der unsern schriefften ausfhurlich mit Gottes wortt und der alden kirchen zeugknußen wiederlegt worden. Dieweil aber in dieser schriefft wir vornemblich allein von der waren gegenwerttigkeit des leibes und bluts Christi wieder die sacramentierer, deren etliche sich under der augßpurgischen confession nhamen in diese kirchen unvorschambt eindringen, unser bekendtnus und erclerung zuthun vorgenhommen, so wollen wir auch der sacramentirer irthumb fur nemblich alhier setzen und erzhelen, damit unsere zuhörer, das sie sich dafur huetten und vorsehen konnen, zuvorwarnen. Demnach vorwerffen und vordammen wir mit mundt und hertzen als falsch, irrich und vorfhurisch alle sacramentirische opiniones und lehren, so dieser obgesetzten und in Gottes wortt gegrundeten lehre ungemeß, zuwieder und entgegen sein: Als wan sie furgeben, das die wortt der einsetzung nicht einfeldich in irer eigentlichen bedeuttung, wie sie lautten, von der wahren, wesentlichen gegenwerttigkeit des leibes und bluts Christi im abendtmhal vorstanden, sondern durch tropos oder figurliche deuttung auf einen andern, neuen, frombden vorstandt getzogen werden sollen, wie wir hiemit alle solche sacramentirische [154r] opiniones und inen selbst wieder werttige meinungen, wie vielfeldigk und mancherley dieselbigen auch sein, vorwerffen. Item, das die mundtliche nießung des leibes und bluts Christi im abendtmhal geleucknet und dargegen gelehret wirdt, das der leib Christi im abendtmhal alleine geistlich durch den glauben genoßen werden, also das unser mundt im abendtmhal nhur alleine brodt und wein empfahe. Gleichsfals auch, da gelehret wirdt, das brot und wein im abendtmhal nicht mher sein sollen als kennezeichen, dadurch die christen undereinander zuerkennen. Oder, das sie nur bedeuttungen, gleichnuß und anbildunge des weidt abwesenden leibes Christi seyen, der gestaldt, das gleich wie brodt und wein unsers leibes eußerliche speise ist, also sey auch der abwesende leib Christi mit seinem vordienst unserer sehlen geistliche speise. Oder, das sie nicht mehr als warzeichen oder gedenckzeichen des abwesenden leibes Christi sein, durch welche zeichen als durch ein eußerlich pfandt wir vorsichert werden solten, das der glaub, der sich vom abendtmhal abwendet und uber alle himmel steiget, droben ja so warhafftigk des leibes und bluts Christi teilhafftigk werde, alßo wahr wir im abendtmal mit dem munde die eußerliche zeichen empfangen, und das also die vorsicherung und becreftigung unsers glaubens im abendtmhal geschehe alleine durch die eußerlichen zeichen und nicht durch den warhafftigen, gegenwerttigen und uns uberreichten leib und bludt Christi. [154v] Oder, das im abendtmhal dem glauben alleine die crafft, wirckung und vordienst des weit abwesenden leibes Christi außgeteilet werde und wir also seines abwesenden leibes teilhafftigk werden, und das auf diese itzt ertzhelete
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weise unio sacramentalis, das ist die sacramentliche voreynigung, zuvorstehen sey, de analogia signi et signati, das ist, wie brodt und wein mit dem leib und blut Christi ein gleichnus haben. Oder, das der leib und blut Christi anders nicht, dan allein geistlich durch den glauben empfangen und genoßen werde. eWir vorwerffen und vordammen auche, da gelehret wirdt, das Christus vonwegen seiner himmelfahrt mit seinem leibe also an einem gewißen orth im himmel begrieffen und umbfangen sey, das er mit demselbigen bei uns im abendtmhal, welches nach der einsetzung Christi auff erden gehalten wirdt, warhafftich und wesentlich nicht gegenwerttigk sein konne oder wolle, sondern sey soweit und ferne davon, als himmel und erden voneinander istf. Item, das Christus die wahre, wesentliche gegenwertigkeit seines leibs und bluts im seinen abendtmhal nicht hab vorheissen noch leisten konnen oder wollen, weil die natur und eigenschafft seiner angenhommenen menschlichen natur solches nicht leiden noch zugeben konne. gWir vorwerffen und vordammen auchg, do gelehret wirdt, das nicht [155r] allein die wortt und almechtigkeit Christi, sondern der glaube den leib Christi im heyligen abendtmhal gegenwerttigk mache, daher von etzlichen die wortt der einsetzunge in der handlung des abentmals underlaßen werden. Dan ob wohl die papistische consecration, in welcher dem sprechen als dem werck des priesters die craft zugemeßen wirdt, als mache daßelbige ein sacrament, billich gestraft und vorworffen wirdt, so konnen oder sollen die wortt der einsetzung in der handelung des abentmals in keinem weg außgelaßen werden, wie solches in vorgehender erclerung angezeigt ist. hWir vorwerffen und vordammen auch die lehrh, das die gleubigen den leib Christi, vormuge der wortt der einsetzunge Christi, bei dem brodt und wein des abendtmals nicht suchen, sondern vom brodt des abentmals mitt ihrem glauben im himmel an das orth gewisen werden, da der Herr Christus mit seinem leibe sey, das sie daselbst sein genießen sollen. Wir vorwerffen iund vordammeni, so gelehrt wirdt, das die ungleubigen und unbußfertigen bösen christen, die allein den nhamen Christi tragen, aber den rechten, warhafftigen, lebendigen und seligmachenden glauben nicht haben,
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gestr., dafür eingefügt: Item; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Hess. TB[D]) | f danach vom Rand eingewiesen: wie etliche sacramentirer den text, Actor. 3, oportet Christum coelum accipere, das ist Christus muste den himel einnemen, vorsetzlich und böslich zu bestetigung ires irrthums vorfelschet haben und an stad der selben gesetzt, oportet Christum coelo capi, das ist Christus musste von oder im himel also eingenomen oder umbschrieben und begriffen werden, das er bey uns auff erden keinerley weise mit seyner menschlichen natur sein konne oder wolle; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) | g – g gestr., dafür eingefügt: Item | h – h gestr., dafür eingefügt: Item | i – i gestr.
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Vom heiligen Abendmahl
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im abendtmhal nicht den leib und bludt Christi, sondern alleine brodt und wein empfangen.j kWir vorwerffen und vordammen auchk, da gelehret wirdt, das die [155v] wirdigkeit nicht alleine im warem glauben, sondern auf der menschen eigenen bereittung stehe. lWir vorwerffen und vordammen auchl, da gelehret wirdt, das auch die rechtgleubigen, die einen rechten, warhafftigen, lebendigen glauben haben und behaltenm, diß sacrament zum gericht als die unwirdigen geste empfahen kondten. nWir vorwerffen und vordammen auchn, da gelehret wirdt, das die element, sichtliche species oder gestalt des gesegneten brodts und weins angebetet sollen werden. Das aber Christus, selbst warer Gott und mensch, so im abendtmal warhafftigk und wesentlich gegenwerttigko, solle im geist und in der warheitt angebetet werden, kan und wirdt niemandt leugnen, er sey dan ein arrianischer ketzer. Wir vorwerffen und vordammen auch alle vorwitzige, spöttische, lesterliche fragen und reden, so auf grobe, fleischliche, capernaitische weise von den ubernaturlichen, himmelischen geheimnußen dieses abendtmals furgebracht werden. Andere und mher anthiteses oder vordamlichep gegenlehre seindt in vorgehender erclerunge gestraft und vorworffen worden, welche wir geliebder kurtz halben alhier nicht wiederholen wollen, und was noch uber das andere mher vordamliche opiniones oder irrige meinung seindt, konnen auß der obgesetzten erclerung leichtlich genommen [156r] und namhafftich gemacht werden. Den wir alles, was der obgesatzter und in Gottes wortt wohlgegrunder lehr ungemeß, zuwieder und entkegen ist, vorweffen und vordammen, etc. [156r] VIII. Von der person Christi
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Es hatt sich auch ein zwispaldt zwischen den theologen augßpurgischer confession von der person Christi zugetragen, welche doch nicht erst under inen angefangen, sondern ursprunchlich von den sacramentierern herruret.
j danach von unten eingewiesen: Und weil alleine zweierley geste bey dieser himlischen malzeit gefunden werden, wirdige und unwirdige, so vorwerffen wir auch, wenn ein solcher unterschied unter den unwirdigen gemacht wird, das die gottlosen epicurer und spotter Gottes worts, so in der eusserlichen gemeinschafftt der kirchen sein, nicht den leib und das blut Christi zum gerichte im gebrauch des heiligen abendmals, sondern alleine brot und wein empfahen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N., Pr. TB[D]) | k – k gestr., dafür eingefügt: Also auch | l – l gestr., dafür eingefügt: Item | m danach vom Rand eingewiesen: und aber vorgesetzter, eigener, gnugsamer bereitung mangelen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. (TB[D]) | n – n gestr., dafür eingefügt: Item o danach vom Rand eingewiesen: im waren brauch desselben, wie auch an allen andern orten, sonderlich da seyne gemeine versamlet; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Hessen TB[D]) p (gestr., dafür am Rand: verworffene; Änderung des Textes auf Wunsch von: Hessen TB[D])
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Dan nachdem doctor Luther wieder die sacramentierer die ware, wesentliche gegenwerttigkeit des leibes und bluts Jhesu Christi im abendtmhal auß den wortten der einsetzung mit bestendigem grunde erhaltten, ist ime von den zwinglianern vorgeworffen worden, wan der leib Christi zumhal im himmel und auf erden im heyligen abendtmhal gegenwerttigk sey, so kondte es kein rechter, warhafftiger menschlicher leib sein, dan solche maiestatt alleine Gottes eigen, derer der leib Christi nicht vehigk sey. Als aber d. Luther solches widersprochen und gewaltigk widerlegt, wie seine lehr und streitschriefften vom heyligen abendtmhal auß[156v]weisen, zu welchen wir uns hiemit offentlich, sowohl als zu seinen lehrschriefften bekennen, haben nach seinem tode etzliche theologen augßpurgischer confession sich zwar noch nicht offentlich und außdrucklich zu den sacramentierern von des Herren abendtmhal bekennen wollen, aber doch eben dieselbigen grundtfest von der person Christi, dardurch die sacramentirer die ware, wesentliche gegenwerttigkeit des leibes und bluts Christi aus seinem abendtmhal wegkzureumen sich unterstanden, gefhurt und gebraucht, das nemblich der menschlichen natur in der person Christi nichts solle zugeschrieben werden, was uber oder wieder ihre naturliche, wesentliche eigenschafft sey, und haben daruber d. Luthers lehre und alle die jenigen, so derselbigen als Gottes wortt gemeß volgen, mit bezichtigunge fast aller alden, ungeheueren ketzereyen beschweret. Diese zwispalt christlich (vormöge Gottes wortts) nach anleitunge unsers einfeltigen christlichen glaubens zuercleren und durch Gottes genade gentzlich hinzulegen, ist unsere einhellige lehre, glaub und bekhendtnus wie volget: Wir glauben, lehren und bekennen, ob wohl der sohn Gottes ein sonderliche, underschiedene, gantze göttliche person und also warer, wesentlicher, volliger Gott mit vater und dem Heyligen Geist von ewigkeit gewesen, das er gleichwol, da die zeit erfullet376, [157r] auch menschliche natur in einigkeit seiner person angenhommen, nicht also, das nun zwo personen oder zwene Christus weren, sondern das Christus Jesus numher in einer person zumhal warhaftiger, ewiger Gott sey, vom vater von ewigkeit geboren und ein warhafftiger mensch, von der hochgelobten jungkfrauen Maria geborn, wie geschrieben stehet, Rom. 9: „Aus welchen Christus herkombt nach dem fleisch, der da ist Gott uber alles, gelobet in ewigkeitt.“377 Wir glauben, lehren und bekennen, das numher in derselbigen, einigen, unzutrenten person Christi zwo underschiedtliche naturen sein: die gottliche, so von ewigkeit, und die menschliche, so in der zeit in einigkeit der person des sohns Gottes angenhommen, welche zwo naturen nimmermher in der person Christi weder getrennet noch miteinander vormischet oder eine in die andere
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gestr., auch im Folgenden
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Vgl. Gal 4,4. | 377 Röm 9,5
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vorwandelt, sondern eine jede in ihrer natur und wesen in der person Christi in alle ewigkeit bleibt. Wir gleuben, lehren und bekennen auch, wie gemelte beide naturen in ihrer natur und wesen unvormischt und unabgetilget bleiben, das also auch ein jede ihre naturliche, wesentliche eigenschafften behalte und in alle ewigkeit nicht von sich lege, noch einer naturr eigenschafften der anderen naturs eigenschafften nimmermher werde. Also gleuben, lehren und bekennen wir, das almechtigk sein, ewigk, [157v] unendtlich, allenthalben zumhal naturlich, das ist, nach eigenschafft der natur und ires naturlichen wesens vor sich selbst gegenwertigk sein, alles wißen sindt wesentliche eigenschafften der gottlichen natur, welche der menschlichen naturt eigenschafften in ewigkeit nimmermher werden. Hinwiederumb ein leiblich geschöpf oder creatur sein, fleisch und blut sein, entlich und umbschrieben sein, leiden, sterben, auf und abfharen, von einem orth zu dem anderen sich bewegen, hunger, durst, frost, hietze leiden und dergleichen, sindt eigenschafften der menschlichen natur, welche der gottlichen natur eigenschafften nimmermher werden. Wir gleuben, lehren und bekennen auch, das numher nach der menschwerdung nicht eine jede natur in Christo vor sich selbst also bestehe, das ein jede eine besonderbare person sey oder mache, sondern das sie also voreinbaret sein, das sie ein einige person machen, in welcher zugleich personlich ist und bestehet beide, die gottliche und die angenhommene menschliche natur. Also, das numher nach der menschwerdung zu der gantzen person Christi gehöre nicht alleine seine gottliche, sondern auch seine angenommene menschliche natur, und das wie ohne seine gottheit, also auch ohne seine menscheit die person Christi oder filii Dei incarnati, das ist, des sohns Gottes, der fleisch an sich genhommen und mensch worden, nicht gantz uoder volkommenu sey, daher Christus nicht zwo unterschiedene, sondern ein [158r] einige person ist, unangesehen, das zwo underschiedtliche naturen in ihren naturlichen wesen und eigenschafften unvormischt an ime erfunden werden. Wir gleuben, lehren und bekennen auch, das die angenommene menschliche natur in Christo nicht allein ire naturliche, wesentliche eigentschafften habe und behalte, sondern das sie daruber durch die persönliche voreynigung mit der gottheit und darnach durch die vorclerung oder glorification erhöhet seyv zur maiestat, craft und gewaldt uber alles, was genennet kan werden, nicht allein in dieser, sondern auch in kunfftiger weldt. Soviel nun diese maiestat belanget, zu welcher Christus nach seiner menscheit erhoben, hat er solches nicht erst empfangen, als er von den todten erstanden und gen himmel gefahren, sondern da er in mutterleib empfangen r
(danach vom Rand eingewiesen: wesentliche; Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) danach vom Rand eingewiesen: wesentliche; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) t danach vom Rand eingewiesen: wesentliche; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pr. TB[D]) u – u gestr. | v danach vom Rand eingewiesen: zur rechten
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und mensch worden und die gottlich und menschlich natur miteinander personlich voreiniget worden. Welche personliche voreynigung doch nicht also zuvorstehen, wie etzliche dieselbige unrecht außlegen, als solten beide naturen, die gottliche und menschliche, miteinander voreiniget sein, wie zwey breter zusammen geleimet, das sie „realiter“, das ist mit der that und warheit, gantz und gar keine gemeinschafft mit einander haben solten. Dan solches ist Nestorii und Samosatheni irthumb und ketzerey gewesen, welche, wie Suidas und Theodorus [158v] presbyter rethenensis betzeugen, gelehret und gehalten haben: δύο φύσεις ἀκοινωνήτους πρὸς ἑαυτὰς παντάπασιν, hoc est „naturas omni modo incommunicabiles esse“, das ist, das die naturen gantz und gar keine gemeinschafft miteynander haben, dardurch die naturen voneinander abgesondertt und also zwene Christus gemacht, das ein anderer sey Christus und ein anderer Gott das wortt, so in Christo whonet. Dan also schreibet Theodorus presbyter: Paulus quidam iisdem, quibus Manes temporibus, Samosatenus quidem ortu, sed Antiochia Syriae antistes dominum impiae dixit nudum fuisse hominem, in quo Deus verbum, sicut et in singulis prophetis, habitavit ac proinde duas naturas separatas et citra omnem prorsus, inter se communionem in Christo esse quasi alius sit Christus alius deus verbum in ipso habitans. Das ist: Es hatt eben zuselbiger zeitt, da Manes, der ketzer, auch gelebt, einer mit namen Paulus (der wol seiner geburt nach ein Samosatener, aber ein vorsteher zu Antiochia in Syrien gewesen) gottloß gelehret, das der Herr (Christus) nur ein bhur lautterer mensch gewesen, in welchem Gott das wort hab gewonet, wie in einem jeden propheten, daher er auch gehalten, das die gottliche und menschliche natur voneinander getrennet und abgesondert, und das sie in Christo allerdings khein gemeinschafft mitteinander haben, gleich als wen ein anderer were Christus und ein anderer Gott das wort, so in ime wonet. [159r] Wider diese vordammete ketzerey hat die christlich kirch je und allewege einfeltig geglaubett und gehaltten, das die gottlich und menschlich natur in der person Christi also voreynigett, das sie eine warhaftige gemeinschafft mitteinander haben, dardurch die naturen nicht in ein wesen, sondern (wie d. Luther schreibet) in ein person gemenget. Inmaßen umb solcher personlichen voreynigung und gemeinschafft willen die alten lehrer der kirchen vielfaltig vor und nach dem calcedonischen concilio das wort „mixtio“ vormischung in guttem vorstandt und unterscheidt gebrauchtw und die personliche voreynigung und gemeinschafft mit der gleichnus „ferri candentisx“, das ist, eines feurigen eisen, erclertt, dany feuer und eisen nicht per phrasin oder modum loquendi oder verbaliter, das ist, das es nhur eine weise zu
w danach vom Rand eingewiesen: wie deshalben, wo von nöten, viel zeugnisse der veter angezogen werden mochten, welche vielfeltig in der unsern schrifftten zu befinden | x danach von unten eingewiesen: animae et corporis, das ist des leibes und der seelen, und | y danach eingefügt: wie leib und seele
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reden und blose wortt sein soldte, sondern vere und realiter, das ist, mit der thatt und warheit, gemeinschafft miteynander habenz. aNoch viel unda hohere und unaussprechlichere gemeinschafft und voreynigunge ist zwischen der gottlichen und menschlichen natur in der person Christi, umb welcher voreinigung und gemeinschafft willen Gott ist mensch und mensch ist Gott, dardurch doch weder die naturen noch derselben eigenschafften miteynander vormischet werden, sondern es beheltt eine jede nattur ihr wesen und eigenschafften. [159v] Umb dieser personlichen voreynigunge willen, welche ohne solche warhafftige gemeinschafft der naturen nicht gedacht werden noch sein kan, hatt nicht die bloße menschliche natur fur der gantzen weldt sunde gelietten, deren eigenschafft ist leiden und sterben, sondern es hatt der sohn Gottes selbst warhafftig, doch nach der angenommenen menschlichen natur, geliedden und ist (vormuge unsers einfaltigen christlichen glaubens) warhaftigk gestorben, wiewol die göttliche natur weder leiden noch sterben kan, wie d. Luther solches in seiner grosen bekentnuß von dem heyligen abendtmhal wieder die gotteslesterliche alliosin Zwinglii, da er geleret, das ein natur fur die andern genommen und vorstanden werden solle, die er als des teuffels larven biß in abgrundt der hellen vordampt, ausfurlich erclerett hatt. Der ursach dan die alten kirchen lehrer beide wortt „κοινωνία und ἕνωσις, communio et unio“, das ist gemeinschafft und voreynigunge, in erclerunge dieses geheimnus zusammen gesatzt und eins durch das ander ercleret haben: Irenaeus lib. 4 cap. 3, Athanasius in epistola ad Epictetum, Hilarius de trinitate lib. 9, Basilius et Nissenus in Theodoreto, Damascenus lib. 3 cap. 19. Umb dieser personlichen voreynigung und gemeinschafft willen der gottlichen und menschlichen natur in Christo glauben, lehren und bekennen wir auch vermög unsers einfaltigen, christlichen glaubens, [160r] was gesagt wirdt von der maiestat Christi nach seiner menschheit zur rechten der almechtigen krafft Gottes und was derselben anhangett, welches alles nichts wehre noch bestehen kondte, wo diese personliche voreynigunge und gemeinschafft der naturen in der person Christi nicht „realiter“, das ist mit der thatt und warheitt, bestunde. Umb dieser personlichen voreinigung und gemeinschafft willen der naturen hat Maria, die hochgelobte jungkfrau, nicht ein pur lautern menschen, sondern einen solchen menschen, der warhafftigk der sohn Gottes des aller hochsten ist, geboren, wie der engel zeuget, welcher seine gottliche mai[esta]t etc. auch in mutter leibe erzeiget, das ehr von einer jungkfrauen, unvorletzt
z danach vom Rand eingewiesen: und gleichwol dadurch kein confusio oder exequatio naturarum, das ist einige vermischung oder vergleichung der naturen, eingefuret, als wann aus honig und wasser ein met gemacht, welcher kein unterschieden wasser oder honig mehr, sondern ein gemengter tranck ist, da es sich dann mit der gotlichen und menschlichen natur vereinigung in der person Christi viel anders helt, denn es viel ein andere; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | a – a gestr.
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ihrer jungkfrauschafft, geboren, darumb sie warhafftigk Gottes mutter und gleichwol eine junckfrau geblieben ist. Daher hatt er auch alle seine wunderwerck gewirckett und solche seine gottliche mai[esta]t nach seinem gefallen, wen und wie er gewolt und also nicht erst allein nach seiner aufferstehung und himmelfart, sondern auch im stande seiner ernidrigung geoffenbaret, als auf der hochzeit in Cana Galileae378, item, do ehr zwolff jhar alt gewesen unter den gelerten379, item, im garten, do ehr mit einem wortt seine feinde zu boden geschlagen380, desgleichen im tode, [160v] do ehr nicht schlecht, wie ein anderer mensch, gestorben, sondern mit und in seinem tode die sunde, todt, teufell, helle und ewigk vordamnus uberwunden, das menschliche natur allein nicht vormocht hette, wen sie nicht mit der gottlichen natur also personlichb voreiniget und gemeinschafft gehapt hette. Daher hatt auch die menschliche natur die erhohung nach der aufferstehung von den todten uber alle creatur im himmel und auf erden, welche nichts anders ist, den das er knechtes gestalt gantz und gar von sich gelegtc und in die vollige posses und gebrauch der gottlichen maiestatt nach der angenommenen menschlichen natur eingesetzt, welche maiestat ehr doch gleich in seiner empfencknus auch in mutter leib gehabt, aber, wie der apostel zeuget, sich derselben geeußert381 und, wie d. Luther ercleret, im standt seiner erniederigung heimblich gehalten und nicht allezeit, sondern wen er gewoldt, gebraucht hatt. Jetzunder aber, nach dem er nicht schlecht wie ein anderer heilig gen himmel, sondern, wie der apostel zeuget, uber alle himmel gefharen382, auch warhaftigk alles erfullet und allenthalben nicht allein als Gott, sondern auch als mensch gegenwertigk regieret von einem meer zum andern und biß an der welt ende383, wie die propheten weissagen und die apostel betzeugen, das ehr allenthalben mit inen gewircket und ihr wort bestetiget habe durch nachfolgende zeichen384, doch solches nicht uf eine irdische [161r] weise zugangen, sonder, wie d. Luther ercleret, nach arth gottlicher rechte, welche kein gewißer orth im himmel, wie die sacramentierer ohne grundt der heyligen schriefft furgeben, sondern anders nichts, dan die almechtige crafft Gottes ist, die himmel und erden erfullet, in welche Christus nach seiner menschheit „realiter“, das ist mit der that und warheitd, eingesetzt worden. Aus welcher mitgetheileter craft, vormuge der wortt seines testaments, ehr mit seinem leib
b (in TB[D] vom Rand eingewiesen, bei TB[W] allerdings schon im Text; Änderung des Textes auf Wunsch von N.) | c danach vom Rand eingewiesen: gleichwol die menschliche natur nicht abgelegt, sondern in ewigkeit behelt und | d danach vom Rand eingewiesen: sine confusione et exaequatione naturarum, das ist one vermischung und vergleichung beider naturen in irem wesen und wesentlichen eigenschafften; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) 378 Vgl. Joh 2,1–11. | 379 Vgl. Lk 2,41–52. | 380 Vgl. Joh 18,6. | 381 Vgl. Phil 2,7. | Ps 93 (Vg 92),1; Eph 4,10. | 383 Vgl. Sach 9,10; Ps 72 (Vg 71),8. | 384 Vgl. Mk 16,20.
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Vgl. Ps 8,2;
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und blut im heyligen abentmhale warhaftigk gegenwertigk sein kan und ist, das sonst keinem menschen muglich, dieweil kein mensch solcher gestalt mit der gottlichen natur voreiniget und in solche gottliche, almechtige maiestat und craftf eingesetzt wie Jhesus, der sohn Marien, in dem die gottliche und menschlich natur miteinander personlich voreinigetg und in solcher personlichen voreynigung eine solche hohe, innerliche, unaußsprechliche gemeinschafft haben, daruber sich auch die engel vorwundern und solche zuschauen, wie s. Petrus betzeuget, ihre lust und freude haben,385 wie solches alles ordentlich hernach etwas weitleufftiger soll ercleret werden. hAus diesen gründen, welche fest, gewiß und unleuckbar sindt, volget die einfeltige, grundtliche erclerung des gantzen handels, daruber in diesem artickell der streit ist, und ist der aller [161v] einfeltigste und sicherste weg, das diese lehr mit geburendenh unterscheidt gehandelt und ercleret werde, dan die propositiones oder praedicationes, das ist, wie man von der person Christi, von derselben naturen und eigenschafften redet, haben nicht alle einerley art und weise, und wen ohne geburenden underscheidt davon geredet wirdt, so wirdt die lehre vorwirret und der einfeltige leser leichtlich irre gemacht. iEs kan aber der unterschiedt umb einfeltiger, geliebter kurtz willen wohli in drey heuptpunctaj gefaßet werden.
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danach vom Rand eingewiesen: dahin er uns durch sein wort gewisen; Änderung des Textes auf Wunsch von: Hess. | f danach vom Rand eingewiesen: durch und in der personlichen vereinigung; Änderung des Textes auf Wunsch von: N. | g danach vom Rand eingewiesen: also das in Christo alle völle der gottheit leibhafftig wohne, Colos. 2; Änderung des Textes auf Wunsch von: N. | h – h gestr., dafür auf fol. 161r-v vom Rand eingewiesen: Aus diesem grunde, inmassen hievor angezeiget und die unio personalis erkleret, das ist, welcher gestalt die gottliche und menschliche natur in der person Christi miteinander vereiniget, das sie nicht allein die namen gemein, sondern auch mit der taht und warheit unter sich selbst, one alle vermischung oder vergleichung derselben, im wesen gemeinschafftt haben, fleusset auch her die lere de communicatione idiomatum, das ist von warhafftiger gemeinschafftt der eigentschafften der naturen, davon hernach weiter gesagt werden soll. Dann weil es warhafftig also, quod propria non egrediantur sua subiecta, das ist, [161v] das ein jede natur ire wesentliche eigenschafften behalte und dieselbige nicht von der einen natur abgesondert in die andere natur, wie wasser aus einem gefess in das ander, ausgegossen werden, so konte auch keine gemeinschafftt nicht sein noch bestehen, wenn obgehörte personliche vereinigung oder gemeinschafftt der naturen in der person Christi nicht warhafftig were, welches nach dem artikel von der heiligen dreyfaltigkeit das grosseste geheimnis in himel und auff erden ist, wie Paulus sagt: Kundtlich gros ist das gottselige geheimnis, das Gott offenbaret ist im fleisch, 1. Timoth. 3. Dann weil der apostel Petrus mit klaren worten bezeuget, das auch wir, in welchen Christus allein aus gnaden wohnet, umb solches hohen geheimnis willen in Christo teilhafftig werden der gottlichen natur, was mus denn das für ein gemeinschafftt der gottlichen natur sein, davon der apostel redet, das in Christo alle fölle der gottheit leibhafftig wohne, also das Gott und mensch eine person ist. Weil aber hoch daran gelegen, das diese lere de communicatione idiomatum, das ist von gemeinschafft der eigenschafften beider naturen, mit geburenden; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | i – i gestr., dafür von oben eingewiesen: sol nachfolgender bericht mit vleis vormercket werden, welcher umb bessers, einfeltigem berichts willen | j danach eingefügt: kan 385
Vgl. I Petr 1,12.
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Als weil in Christo zwo unterschiedliche naturen an iren naturlichen wesen und eigenschafften unvorwandelt und unvormischt sein und bleiben und aber der beider naturen nur ein einige person ist, so wirt daßelbige, was gleich nur einer natur eigenschafft ist, nicht der natur allein als abgesondertt, sondern der gantzen person, welche zugleich Gott und mensch ist (sie werde genennet Gott oder mensch), zugeschrieben. Aber in hoc genere, das ist in solcher weise zureden, volget nicht, was der person zugeschrieben wirtt, das daßelbige zugleich beider naturen eigenschafft sey, sondern wirdt unterschiedtlich ercleret, nach welcher natur ein jedes der personen zugeschrieben wirtt, also ist Gottes sohn „geboren aus dem samen Davidts nach dem fleisch“, Rom. 1386. Item: „Christus ist getodtet nach dem fleisch“ und „hat fur uns gelieden im oder am fleisch“, 1. Pet. 3 et 4.387 [164r] kHinwieder aber aus k – k gestr., dafür von fol. 162r–163r eingewiesen: [162r] Weil aber unter den worten, do gesagt wird „es werde der gantzen person zugeschrieben, was einer natur eigen ist“, die heimliche und offentliche sacramentirer iren schedlichen irrthumb verbergen, das sie wol die gantze person nennen, aber gleichwol nur bloss die eine natur darunter verstehen und die andere natur gentzlich ausschliessen, als hette die blosse menschliche natur fur uns gelitten, wie denn d. Luther in seynem grossen bekentnis vom heiligen abendmal von des Zwingels alleosi geschrieben, wollen wir d. Luthers eigene wort hie here sezen, damit die kirche Gottes wider solchen irrthumb zum besten vorwahret werden möge. Seine wort lauten also: Das heisst Zwingel alleosin, wenn etwas von der gottheit Christi gesagt wird, das doch der menscheit zustehet, oder widerumb, als Lucae 24: Muste nicht Christus leiden und also zur herrligkeit eingehen? Hie geuckelt er, das Christus fur die menschliche natur genommen werde. Hute dich, hute dich, sage ich, fur der alleosi, sie ist des teufels larve, denn sie richtet zu letzt einen solchen Christum zu, nach dem ich nicht gern wolt ein christ sein, nemlich das er Christus hinfort nicht mehr sey noch thue mit seynem leiden und leben denn ein ander schlechter heiliger. Denn wenn ich das gleube, das allein die menschliche natur fur mich gelitten hat, so ist mir der Christus ein schlechter heiland, so bedarff er wol selbst eynes heilandes. Summa es ist unseglich, was der teufel mit der alleosi suchet, etc. Und bald hernach: Ob die alte wettermacherin, die frau vernunfftt, der alleosis grosmutter, sagen wurde: Ja die gottheit kan nicht leiden noch sterben, soltu antworten: Das ist war, aber dennoch, weil gottheit und menscheit in Christo eine person, [162v] so gibt die schrifftt umb solcher personlichen vereinigung willen auch der gottheit alles, was der menscheit widerferet und widerumb, und ist auch also in der warheit. Denn das mustu ja sagen: Die person (zeiget Christum) leidet, stirbet. Nu ist die person warhafftiger Gott, darumb ist recht geredt, Gottes son leidet. Denn ob wol das eyne stuck (das ich so rede), als die gottheit, nicht leidet, so leidet dennoch die person, welliche Gott ist, am andern stucke, als an der menscheit. Dann in der warheit ist Gottes son fur uns gecreutziget, das ist die person, die Gott ist, denn sie ist, sie (sage ich), die person, ist gecreutziget nach der menscheit. Und abermals bald hernach: Wo die alleosis soll bestehen, wie sie Zwingel furet, so wird Christus zwo personen mussen sein, eine gottliche und eine menschliche, weil er die spruche vom leiden allein auff die menschliche natur zeucht und aller dingen von der gottheit wendet. Denn wo die werck zerteilet und gesondert werden, so mus auch die person zertrennet werden, weil alle werck oder leiden nicht den naturen, sondern der personen zugeignet werden, denn die person ists, die alles thut und leidet, eines nach dieser natur, das ander nach jener natur, wie das alles die gelerten wol wissen. Darumb halten wir unsern Herrn Christum als fur Gott und menschen in einer person non confundendo naturas nec dividendo personam, das wir die naturen nicht mengen und die person auch nicht trennen. Item, d. Luther von den conciliis und kirchen: Wir Christen mussen das wissen, wo Gott nicht mit in der wage ist und das gewichte gibt, so sincken wir mit unser [163r] schussel zu grunde. Das meine ich also: Wo es nicht solt heissen, Gott ist für uns gestorben, sondern alleine ein mensch, so sind wir verloren. Aber wenn Gottes 386
Röm 1,3 | 387 I Petr 3,18; I Petr 4,1
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solchem unterschiedt volget nicht, das ein pur lauter mensch fur uns empfangen und geboren, durch welches empfengknus und geburt unser unreine empfengknus und geburt gereiniget, sondern ob wohl die gottheit von der junckfrauen Marien iren anfang nicht hatt, so hat doch der sohn Gottes die menschliche natur im leib der junckfrauen Marien an sich genhommen und ist also Christus, warer Gott und mensch, von Marien geboren, darumb sie dan auch nicht alleine genennet, sondern auch mit der thatt und warheit Gottes mutter ist. Wie dan auch nicht ein pur lautter mensch oder alleine menschliche natur fur uns gelieden und mit leiden uns erlöset, den menschliche natur solches nicht vormocht hette, sondern der eingeborne sohn Gottes, Christus, hat fur uns gelieden in seinem eigenen angenommenem fleisch, und mit dem bludt des sohnes Gottes, als des unschuldigen lembleins, seindt wir erlöset worden. Den obwohl die gottliche natur fur sich selbst nicht leiden khan, weil leiden ein eigenschafft ist der menschlichen natur, die der gottlichen natur eigenschafft in ewigkeit nicht werden khan, so hat doch nicht ein bloße menschliche natur fur uns gelieden, weil sie fur sich selbst keine abgesonderte person gewesen, sondern es hat der sohn Gottes, Christus, nach dieser natur ge[164v]lietten, die des leidens vehig gewesen, welche doch nicht von dem sohne Gottes abgesondert gelietten hatt, wie kurz zuvor auch angezeigt worden.k Zum andern, was anlanget die vorrichtung des ambts Christi, do handelt und wircket die person nicht in, mit, durch oder nach einer natur allein, sondern in, nach, mit und durch beide naturen, oder wie das concilium chalcedonense redett: eine natur wirckett mitt gemeinschafft der anderen, was einer jeden eigenschafft ist; also ist Christus unser mittler, erlöser, könig, hoher priester, heupt, hirtte etc. nicht nach einer natur alleine, es sey die gottliche oder die menschliche, sondern nach beiden naturen, wie diese lehre anderßwo ausfhurlicher gehandelt wirdt. lIta magnum discrimen est inter propositiones seu praedicationes primi generis et huius secundi generis, also groser unterschiedt ist zwischen dieser und der vorgehenden weise zureden.l Zum dritten aber ist noch viel ein anders, wen darvon gefraget, geredt oder gehandelt wirdt, ob dan die naturen in der personlichen voreynigung in Christo nichts anders oder nicht mher, den nhur alleine ihre naturliche, we-
tod und Gott gestorben in der wageschussel ligt, so sincket er unter und wir faren empor als eine leichte, ledige schussel. Aber er kan auch wol wider empor faren oder aus seyner schussel springen. Er konte aber nicht in die schussel sitzen, er musste uns gleich ein mensch werden, das es heissen konte Gott gestorben, Gottes marter, Gottes blut, Gottes tod, denn Gott in seyner natur kan nicht sterben. Aber nu Gott und mensch vereiniget ist in einer person, so heissts recht Gottes tod, wenn der mensch stirbet, der mit Gott ein ding oder eine person ist. Bis daher Lutherus. Daraus offenbar, das es unrecht geredet sey, wann gesagt oder geschrieben wird, das hievor gesetzte reden „Gott hat gelitten, Gott ist gestorben“ allein praedicatio verbalis, das ist blosse wort und nicht mit der that also, sey. Denn unser einfeltiger, christlicher glaub weiset aus, das der son Gottes, so mensch worden, fur uns gelitten, gestorben und mit seynem blut uns erlöset habe; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | l – l gestr.
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sentliche eigenschafften haben (den das sie dieselbige haben und behalten ist oben gemeldet). Was nhun die gottliche natur in Christo anlanget, weil bey Gott [165r] „keine voranderung ist“, Jac. 1388, ist seiner gottlichen natur durch die menschwerdung an irem wesen und eigenschafften nichts ab oder zugangen, ist in oder vor sich dardurch weder gemindert noch gemheret. Was aber anlanget die angenhommene menschliche natur in der person Christi, haben wohl etliche streitten wollen, das dieselbige auch in der personlichen mit der gottheit voreynigung anders und mher nicht habe, dan nhur allein ihre naturliche, wesentliche eigenschafften, nach welchen sie iren bruedern allenthalben gleich ist, und das derowegen der menschlichen natur in Christo nichts solle noch konne zugeschrieben werden, was uber oder wieder ihre naturliche eigenschafften sey, wen gleich woll der schriefft zeugknus dahin lauten. Aber das solche meinung falsch und unrecht sey, ist aus Gottes wortt so clar, das auch ire eigene mitvorwandten numher solchen irthumb strafen und vorwerffen. Dan die heylige schriefft und die alden vether auß der schriefft zeugen gewaltich, das die menschliche natur in Christo darumb und dahero, weil sie mit der gottlichen natur in Christo personlichen voreiniget, als sie nach abgelegter knechtischer gestalt und ernidrigunge glorificiret und zur rechten der mai[esta]t und crafft Gottes erhöhet, neben und uber ihre naturliche, wesentliche, bleibende eigenschafften auch sonderliche, hohe, große, ubernaturliche, unerforschliche, unaussprechliche, himblische praerogativas [165v] und vorzugk an maiestatt, herligkeitt, crafft und gewaldt uber alles, was genent magk werden, nicht alleine in dieser, sondern auch in der kunfftigen weldt empfangen habe. Das also die menschliche natur in Christo zu den wirckungen des ambts Christi auf ire maß und weise mitgebraucht werden und auch ihre efficaciam, das ist crafft und wirckung, habe nicht alleine aus und nach ihren naturlichen, wesentlichen eigenschafften oder alleine, soferne sich das vormugen derselbigen erstreckt, sondern furnemblich aus und nach der maiestatt der herligkeitt, craft und gewaldt, welche sie durch die personliche voreinigung, glorification und erhöhung entpfangen hatt. Und diß konnen oder durfen auch numher fast die wiedersacher nicht leugnen, alleine das sie disputiren und streitten, das es nhur erschaffene gaben oder finitae qualitates sein sollen, wie in den heyligen, damit die menschliche natur in Christo begabet und gezieret, und das sie nach iren gedancken und aus ihren eigenen argumentationibus oder beweisungen abmessen und außrechnen wollen, was die menschliche natur in Christo ohne derselbigen abtilgunge vehig mkonne sein und was siem nicht vehig konne oder solle sein. Aber der beste, gewißeste und sicherste wegk in diesem streitt ist dieser, nemblich was Christus nach seiner angenhommenen menschlichen natur m–m 388
gestr., dafür eingefügt: oder
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durch die personliche voreynigung, glorification [166r] oder erhohung entpfangen habe und was seine angenhommene menschliche natur uber die naturliche eigenschafften ohne derselbigen abtilgung vehig sey, das solches niemandt beßer oder gruntlicher wißen konne, den der Herr Christus selber. Derselbige aber hat solches, soviel uns in diesem leben davon zuwißen vonnhöten, in seinem wortt offenbaret. Wavon wir nhun in der schriefft in diesem fhal clare, gewiße zeugknuß haben, das sollen wir einfeltich gleuben und in keinem wege dawieder disputiren, als kondte die menschliche natur in Christo deßelbigen nicht vehigk sein. Nhun ist das wohl recht und war, was von den erschaffenen gaben nvel qualitatibus habitualibusn, so der menschlichen natur in Christo gegeben und mitgetheilet, das sie dieselbige an oder fur sich oformaliter, habitualiter vel subiective, sicut scholae loquunturo, habe, gesagt wirdt, aber dieselbige erreichen noch nicht die maiestat, welche die schriefft und die alden vether aus der schriefft der angenommenen menschlichen natur in Christo zuschreiben, dan lebendig machen, alles richtenp, alle gewaldt haben im himmel und erden, alles in seinen henden haben, alles unter seinen fußen unterworffen haben, von sunden reinigen seindt nicht erschaffene gaben qoder qualitatesq, sondern gottliche, unentliche eigenschafften, welche doch nach außage der schriefft dem menschen Christo [166v] gegeben und mitgetheilet seint, Joh. 5 et 6; Math. 28; Dan. 7; Joh. 3 et 13; Math. 11; Eph. 1; Ebre. 2; 1. Corinth. 15; Joh. 1.389 Und das solche mittheilung nicht per phrasin aut modum loquendi, das ist allein mit wortten von der person alleine nach der gottlichen natur, sondern auchr nach der angenommenen menschlichen natur zuvorstehen sey, beweisen drey starcke, unwiederlegliche argumenta und nachvolgende grunde: Zum ersten ist ein einhellige regell der gantzen alden, rechtgleubigen kirchen, was die h. schriefft zeuget, das Christus in der zeit empfangen habe, das er daßelbige nicht nach der gottlichen (nach welcher er alles von ewigkeit hat), sondern das die person ratione et respectu humanae naturae, das ist, nach der angenhommenen menschlichen natur, daßelbige in der zeit empfangen habe. Zum andern zeuget die schriefft clerlich, Joh. 5 et 6, das die craft, lebendig zumachen und das gerichte zuhalten, Christo gegeben sey, darumb das er des menschen sohn ist und wie er fleisch und bludt hatt.390 Zum dritten sagt die schriefft nicht allein in gemein von der person des menschen sohns, sondern deutet auch außdrucklich auf sein angenhommene menschliche natur, 1. Joh. 1: „Das bludt [167r] Christi reiniget uns von allen sunden“391, nicht alleine nach dem vordienst, welches am creutz einmhal
n–n r
gestr. | o – o gestr., dafür eingefügt: selbst | (gestr. TB[D])
p
gestr., dafür eingefügt: gericht und |
q–q
gestr.
389 Vgl. Joh 5,21.26f; Joh 6,39f; Mt 28,18; Dan 7,14; Joh 3,31.35; Joh 13,3; Mt 11,27; Eph 1,22; Hebr 2,8; I Kor 15,27; Joh 1,3.10f. | 390 Vgl. Joh 5,21.27; Joh 6,39f. | 391 I Joh 1,7
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vorrichtet, sondern Johannes redet an demselbigen orth davon, das uns im werck oder handelung der rechtfertigung nicht alleine die gottliche natur in Christo, sondern auch sein bludt per modum efficatiae, das ist wircklich, reiniget uns von allen sunden. Also, Joh. 6, ist das fleisch Christi eine lebendigk machente speise,392 wie daraus auch das ephesinum concilium geschloßen hatt, das das fleisch Christi die craft habe lebendig zumachen, wie von diesem artickell andere viel herliche zeugknus der alden, rechtgleubigen kirchen anderßwo angetzogen seindt. Das nun Christus nach seiner menschlichen natur solches empfangen und der angenommen menschlichen natur in Christo solches gegeben und mitgetheilet sey, sollen und mußen wir nach der schriefft gleuben. Aber, wie droben gesagt, weil die beiden naturen in Christo also voreiniget, das sie nicht miteinander vormischt oder eine in die andere vorwandelt, auch eine jede ire naturliche, wesentliche eigenschafft behelt, also das einer natur eigenschafften der andern natur eigenschafften nimmermher werden, muß diese lehr auch recht ercleret und mit allem fleiß wieder alle ketzereien vorwharet werden. [167v] Indem wir dan nichts neues von uns selber erdencken, sondern nhemen an und erholen die erclerungen, so die alde, rechtgleubige kirche aus guttem grunde der heyligen schriefft hievon gegeben hatt, nemblich das solche gottliche craft, leben, gewalt, maiestat und herligkeit der angenommenen menschlichen natur in Christo gegeben sey, nicht also, wie der vater dem sohn nach der gottlichen natur sein wesen und alle gottliche eigenschafften von ewigkeit mitgetheilet hatt, daher er eines wesens mit dem vater und Gott gleich ist (den Christus ist allein nach der gottlichen natur dem vater gleich, aber nach der angenommenen menschlichen natur ist er unter Gotts). So ist auch die craft, lebendig zumachen, nicht also in dem fleisch Christi, wie in seiner gottlichen natur, nemblich als ein wesentlich eigenschafft, toder formaliter inhaerenst. Es ist auch solche communication oder mitteilung nicht geschehen durch eine wesentliche oder naturliche außgießung der eigenschafften der gottlichen natur in die menschliche, uut formaliter secundum se subiective (sicut in scholis loquuntur) humanitati inhereant, das ist,u also das Christus menscheit solche vor sich selbst und von dem gottlichen wesen abgesondert hette, oder als hette dadurch die menschliche natur in Christo ihre naturliche, wesentliche eigenschafften gar abgelegt und were numher [168r] entweder in die gottheit vorwandelt oder derselbigen vqualitatibus attributis vel proprietatibus, das istv, mit solchen mitgetheilten eigenschafften in und vor sich selbst derselbigen gleich worden, oder das numher beider naturen
s danach vom Rand eingewiesen: daraus offenbar, das wir keine confusionem, exaequationem, abolitionem naturarum machen, das ist keine vermischung, vergleichung oder abtilgung der naturen in Christo machen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | t – t gestr. u – u gestr. | v – v gestr. 392
Vgl. Joh 6,22–59, bes. 33 und 35.
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einerley oder ja gleiche naturliche, wesentliche eigenschafften und wirkungen sein solten. Dan solche und dergleichen opinionesw sindt in den alden bewehrten conciliis auß grundt der schriefft billich vorworffen und vordammet: Nullo enim modo vel facienda vel admittenda est, aut conversio, aut confusio, aut exaequatio, sive naturarum in Christo, sive essentialium proprietatum, das ist, dan auf keinerley weise soll gehalten oder zugelaßen werden vorkherung, vormischung oder vorgleichung der naturen in Christo oder derselbigen wesentlichen eigenschafften.x So halten und lehren wir nun mit der alden, rechtgleubigen kirchen, wie dieselbige diese lehre auß der schriefft ercleret hat, das die menschliche natur in Christo solche maiestat empfangen habe nach arth der personlichen voreinigung, nemblich weil die gantze fulle der gottheit in Christo whonet393, nicht wie in andern heyligen menschen oder engelln, sondern leibhafftig yoder personlichy, als in ihrem eigenem leibe, das sie mit aller ihrer mai[esta]t, craft, herligkeit und wirckung in der angenhommenen menschlichen natur [168v] freiwillig, wen und wie er will, leuchtet, in, mit und durch dieselbige seine gottliche crafft, herligkeit und wirckung beweiset, erzeiget und vorrichtet, wiez das feuer in einem gluenden eisen thut (dan durch solche gleichnußa hat die gantze alte kirche diese lehre ercleret). Solches ist zur zeit der niedrigung vorporgen und hindterhalten worden, bwie Augustinus sagt contra Felicianum cap. 2: Glorificata est caro maiestate, dum maiestas humiliata docetur in carne, das ist, das fleisch ist vorcleret durch die maiestat, dieweil die maiestat ernidriget ist im fleischb; aber itzundt nach abgelegter knechtischer gestalt geschicht solches volligk, gewaltich und offentlich vor allen heyligen in himmel und erden und werden auch wir in jenem leben solche seine herligkeit von angesicht zu angesicht schauen, Joh. 17394. Also ist und bleibet in Christo nhur ein einige, gottliche almechtigkeit, crafft, maiestett und herligkeitt, welche allein der gottlichen natur eigen ist. Dieselbige aber leuchtet, beweiset und erzeiget sich volligk, aber doch freiwilligk in, w gestr., dafür eingefügt: irrige leer | x danach vom Rand eingewiesen: Wie wir auch die wort realis communicatio oder realiter communiciret, das ist, die mitteilung oder gemeinschafftt, so mit der that und warheit geschicht, niemals von einiger physica communicatione vel essentiali transfusione, das ist, von wesentlicher, naturlicher gemeinschafftt oder ausgiessung, dadurch die naturen in irem wesen und derselben wesentlichen eigenschafftten vormenget, verstanden, wie etliche solche wort und reden arglistig und boshafftig, die reine lere damit vordechtig zu machen, wider ir eigen gewissen vorkeret haben, sondern allein der verbali communicatione diese lere entgegen gesetzt haben, do solche leute furgegeben, das es nur ein phrasis und modus loquendi, das ist, mehr nicht denn blosse wort, tittel und namen, sein, darauff sie auch so hart gedrungen, das sie auch von keiner andern gemeinschafftt wissen wollen. Dagegen zu warhafftiger erklerung der maiestet Christi, wie solche wort de reali communicatione gebraucht, und damit anzeigen wollen, das solche gemeinschafftt mit der that und warheit, doch on alle vormischung der naturen und irer wesentlichen eigenschafften geschehen sey; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | y – y gestr. | z danach vom Rand eingewiesen: die seel im leibe und | a danach vom Rand eingewiesen: wie droben auch vormeldet | b – b gestr. 393
Vgl. Kol 1,19; Kol 2,9. | 394 Vgl. Joh 17,24.
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mit und durch die angenhommene, erhoheten, menschliche natur in Christo, gleich wie in einem glueenden eisen nicht zweyerley craft, zuleuchten und zubrennen, ist, sondern die crafft, zuleuchten und zubrennen, ist des feuers eigenschafft. Aber weil das feuer mit dem [169r] eisen voreiniget, so beweisets und erzeigts solche seine crafft, zuleuchten und zubrennen, in, mit und durch das glueende eisen, also das auch das gluende eisen daher und alsoc durch solche voreynigung die crafft hat, zuleuchten und zubrennen, ohne vorwandlung des wesens und der naturlichen eigenschafften des feuers und eisens. dUnd in diesem artickell gehen wir nicht weiter, dan soferne wir ausdruckliche, clare zeugnuß der schriefft haben, was daruber ist, sparen wir in die kunfftige und ewige schule, do wir die herligkeit Christi von angesicht zu angesicht schauen werden, wie dan diese gantze lehre in der gemeinen, repetirten confession der nider sechsischen kirchen, so anno 71 etc. außgangen, von diesem artickell, zu welcher auch die schwebische kirch mit ihrer confession sich bekennen, ausfurlich ist weiter ercleret worden.d Derowegen vorstehen wir solche zeugknus der schriefft, so von der maiestat, zu welcher die menschliche natur in Christo erhöhet ist, reden, nicht also, das solche gottliche maiestat, welche der gottlichen natur des sohnes Gottes eigen ist, in der person des menschen sohns schlecht nur allein nach seiner gottlichen natur zugeschrieben soll werden, oder das dieselbige maiestatt in der menschlichen natur Christi alleine der gestaldt sein soldte, [169v] das seine menschliche natur von derselbigen alleine den blosen tittel und nhamen per phrasin et modum loquendi, das ist, allein mit wortten, aber mit der thatt und warheit gantz und gar kein gemeinschafft mit ihr haben soldt. Den auf solche weise (weil Gott ein geistlich, unzutrennet wesen und demnach allenthalben und in allen creaturen ist und in welchen er ist, sonderlich aber in den gleubigen und heyligen whonet, daselbsten solche seine maiestat mit und bei sich hatt) auch mit warheit gesagt werden mochte, das in allen creaturen, in welchen Gott ist, sonderlich aber in den gleubigen und heyligen, in welchen Gott wohnet, alle fölle der gottheit leibhafftigk whone395, „alle schetze der weißheit und des erkentnus vorborgen“396, „aller gewaldt im himmel und auf erden gegeben“ werde397, weil ihnen der Heylige Geist, der alle gewaldt hat, gegeben wirdt. Der gestalt dan zwischen Christo nach seiner menschlichen natur und den andern heyligen menschen kein unterschiedt gemacht und also Christus seiner maiestat, so er vor allen creaturen als ein mensch oder nach seiner menschlichen natur empfangen hatt, beraubt, dan sonst kein creatur, weder mensch noch engel, sagen kan oder soll: „Mir ist gegeben alle gewaldt im himmel und auf erden“398, so doch Gott mit aller fulle seiner gottheit, die er allenthalben bey sich hat, in den heyligen ist, aber nicht c
gestr. | d – d gestr.
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Vgl. Kol 1,19; Kol 2,9. | 396 Kol 2,3 | 397 Mt 28,18 | 398 Mt 28,18
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leibhafftigk in ihnen whonet oder [170r] personlich mit ihnen voreiniget ist, wie in Christo, den aus solcher personlichen voreinigung kombts, das Christus auch nach seiner menschlichen natur spricht: „Mir ist gegeben alle gewaldt im himmel und auf erden“, Math. 28.399 Item, Joh. 13: „Da Christus wußde, das ime der vater alles in seine handt gegeben hatt.“400 Item, Collos. 2: „In ihme whonet die gantze fölle der gottheit leibhaftigk.“401 eItem: „Du wirst ime zum Herren machen uber deiner hende werck, alles hast du under seine fuße gethan“, Psal. 8.402 e Wir gleuben, lehren und bekennen aber keines weges eine solche außgießung der maiestat Gottes und aller derselben eigenschafft in die menschliche natur Christi, dadurch die gottliche natur geschwecht oder etwas von den ihren einen andern ubergebe, das sie nicht vor sich selbst behielte, oder das die menschliche natur in ihrer substantz und wesen gleiche maiestat empfangen haben soldt, von der natur und wesen des sohns Gottes abgesondert und unterschieden, als wen auß einem gefeß in das ander waßer, wein oder öhl gegoßen wurde, den die menschliche natur, wie auch keine andere creatur, weder im himmel noch auf erden, solcher gestalt der allmechtigkeit Gottes vhehigk ist, das sie vor sich selbst ein allmechtigk wesen wurde oder allmechtige eigenschafften an und fur sich selbst hette, dadurch die menschliche natur in Christo geleugnet und in die gottheit gantz und gar vorwandelt, welches unserm christlichen glauben, auch aller propheten und apostel lehr zuwieder. [170v] Sondern wir gleuben, lehren und bekennen, das Gott, der vater, seinen Geist Christo, seinem geliebden sohn, nach der angenhommen menschheit also gegeben, darumb er dan auch meßias, das ist der gesalbte, genennet wirdt, das er nicht mit der maß, wie die andern heyligen, deßelbigen gaben empfangen habe, dan auf Christo, dem Herren, nach seiner angenommenen menschlichen natur (weil er nach der gotheit mit dem Heyligen Geist eines wesens ist) ruhet „der Geist der weißheit und des vorstandts, des raths, der stercke und des erkentnuß“403, nicht also, das er fdadurch undf daher als ein mensch nhur etliche ding wußde und vormöchte, wie andere heyligen durch Gottes Geyst, welcher alleine erschaffene gaben in ihnen wircket, wißen und vormugen. Sondern weil Christus nach der gottheit die andere person in der heyligen dreyfaltigkeitt ist und von ihme, wie auch vom vater, der Heylige Geist außgehet und also sein und des vaters eigener Geist ist und bleibet in alle ewigkeit von dem sohne Gottes nicht abgesondert, so ist Christo nach dem fleisch, so mit dem sohne Gottes personlich voreiniget ist, die gantze fulle des Geistes (wie die patres sagen) durch solche personliche voreynigung
e – e gestr., dafür vom Rand eingewiesen: Mit preiss und ehre hastu in gekrönet und hast in gesetzt uber die werck deiner hende, alles hastu unterthan zu seynen fussen. In dem er im alles unterthan, hat er nichts gelassen, das im nicht unterthan sey, Hebr. 2, ausgenomen, der im alles unterthan hat, 1. Cor. 15; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | f – f gestr. 399
Mt 28,18 | 400 Joh 13,3 | 401 Kol 2,9; vgl. Kol 1,19. | 402 Ps 8,7 | 403 Jes 11,2; vgl. Jes 61,1.
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Esaiae 61
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Math. 18
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mitgetheilet, welche sich freiwillig, mit aller craft darin, damit und dadurch beweiset und erzeiget, das er nicht nur etzliches wiße und etzliches nicht wiße, etzliches vormöge, etzliches nicht vormöge, sondern er weiß und vormagk alles, auf welchen der vater ohne [171r] maß den geyst der weißheit und craft außgegoßen, das er als mensch durch solche personliche voreynigung alles erkentnus, allen gewaldt mit der thadt und warheit empfangen hatt. Und also seindt „alle schetze der weißheit in ime vorborgen“404, also ist ime „aller gewaldt gegeben“405 und er ist gesetzt zur rechten der maiestat und craft Gottes. Und auß den historien ist wißentlich, das zur zeit des kaysers Valentis unter den arrianern eine sonderliche sect gewesen, welche agnoeten genendt sein worden, darumb gund daherg, das sie geticht haben, das der sohn, des vaters wortt, wohl alles wiße und aber seine angenhommene menschliche natur sey vieler ding unwißent, wieder welche auch Gregorius magnus geschrieben hatt. Umb dieser personlichen voreynigung und daraus erfolgeten gemeinschafft willen, so die gottliche und menschliche natur in der person Christi mit der thatt und warheitt miteinander haben, wirdt Christo nach dem fleisch zugelegett, das sein fleisch seiner natur und wesen nach fur sich selbst nicht sein und außerhalb dieser voreinigung nicht haben kan, das sein fleisch nemblich eine warhafftige lebendichmachende speise und sein bludt ein warhafftigk lebendichmachendt tranck ist, wie die 200 patres des ephesini concilii betzeuget haben, carnem Christi esse vivificam, seu vivificatricem, das ist, das Christus fleisch ein le[171v]bendigmachendt fleisch sey. Daher auch dieser mensch alleine und sonst kein mensch, weder im himmel noch auf erden, mit wahrheit sagen kan: „Wo zwey oder drey in meinem nhamen vorsamblet seint, da bin ich mitten unter ihnen.“406 Item: „Ich bin allezeit bei euch biß an der weldt ende“407, welche zeugnuß wir auch nicht also vorstehen, das bey uns in der christlichen kirche und gemein allein die gottheit Christi gegenwerttigk sey und solche gegenwerttigkeit Christum nach seiner menscheit in keinem wege gar nichts angehen soldt. Dergestalt s. Petrus, Paulus und alle heylige im himmell, weil die gottheit so allenthalben ist, in ihnen whonet, auch bey uns auf erden weren, welches doch alleine von Christo, und sonst keinem andern menschen die heylige schriefft bezeuget. Sondern wir halten, das durch diese wortt die maiestat des menschen Christi ercleret werde, die Christus nach seiner menscheit zur rechten der maiestat und craft Gottes empfangen, das er nemblich auch nach und mit derselbigen seiner angenhommenen menschlichen natur gegenwerttigk sein konneh, wo er will, und sonderlich, das er bey seiner kirchen und gemeine auf erden als mitler, heubt, konig und hoher priester nicht halb oder die helfte allein, sondern die gantze person Christi, zu welcher gehören beide naturen, die gottliche und die g–g 404
gestr. | h danach vom Rand eingewiesen: und auch sey Kol 2,3 | 405 Mt 28,18 | 406 Mt 18,20 | 407 Mt 28,20
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Von der Person Christi
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menschliche, gegenwerttigk sey, nicht alleine nach seiner gottheit, sondern auch [172r] nach und mit seiner angenommenen menschlichen natur, nach welcher er unser bruder ist und wir fleisch seint von seinem fleisch und bein von seinen beinen408, wie er deß zu gewißer vorsicherung und vorgewißung sein heyliges abendtmhal eingesetzt hatt, das er auch nach der natur, nach welcher er fleisch und bludt hatt, bey uns sein, in uns whonen, wircken und creftigk sein will. Auf solchen bestendigen grundt hatt d. Luther seliger auch von der maiestat Christi nach seiner menschlichen natur geschrieben. In der großen bekendtnuß vom abendtmhal schreibt er von der person Christi also: Nue er aber ein solch mensch ist und außer diesen menschen kein Gott ist, so muß volgen, das er auch nach der dritten ubernaturlichen weise sey und sein möge allenthalben, wo Gott ist, und alles durch und durch voll Christus sey, auch nach der menscheitt, nicht nach der ersten, leiblichen, begrifflichen weiß, sondern nach der ubernaturlichen, gottlichen weiße. Dan hie must du stehen und sagen: Christus nach der gottheit, wo er ist, da ist er eine naturliche, gottliche person und ist auch naturlich und personlich daselbst, wie das wohl beweiset seine empfengknus in mutter leib, dan solt er Gottes sohn sein, so mußde er naturlich und personlich in mutter leibe sein und mensch werden. Ist er nun naturlich und personlich wo er ist, so muß er auch daselbst mensch sein. [172v] Dan es sindt nicht zwo zertrennete personen, sonderni die einige unzertrente person, und wo du kanst sagen: hie ist Gott, da must du auch sagen: so ist Christus, der mensch, auch da, etc.j Im buchlein von den letzten wortten Davidts, welches d. Luther kurtz vor seinem tode beschrieben, sagt er also: Nach der anderen, zeitlichen, menschlichen geburth ist ihme auch die ewige gewaldt Gottes gegeben, doch zeitlich und nicht von ewigkeit hero. Dan die menscheit Christi ist nicht von ewigkeit geweset, wie die gottheit, sondern wie man zhelet und schreibet, ist Jesus, Mariae sohn, diß jahr 1543 alt. Aber von dem augenblick an, da gottheit und menscheit ist voreiniget in einer person, da ist und heist der mensch, Mariae sohn, almechtiger, ewiger Gott, der ewige gewalt hatt und alles geschaffen hat
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danach vom Rand eingewiesen: eine einige person, wo sie ist, da ist sie | j danach vom Rand eingewiesen: Und wo du einen ort zeigen wurdest, da Gott were und nicht der mensch, so were die person schon zertrennet, weil ich als dann mit der warheit konte sagen, hie ist Gott, der nicht mensch ist und noch nie mensch ward. Mir aber des Gottes nicht! Denn hierraus wolt folgen, das raum und stete die zwo naturen von einander sonderten und die person zutrenneten, so doch der tod und alle teufel sie nicht konnen zutrennen, noch voneinander reissen, und es solt mir ein schlechter Christus bleiben, der nicht mer denn an einem einzelen ort zugleich eine gottliche und menschliche person were, und an allen andern orten muste er alleine blosser abgesonderter Gott und gottliche person sey one menscheit. Nein geselle, wo du mir Gott hin setzest, da mustu mir die menscheit mit hin setzen, sie lassen sich nicht sondern und voneinander trennen. Es ist eine person worden und scheidet die menscheit nicht von sich etc.; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) 408
Vgl. Gen 2,23.
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Tho. witteb. 2 ger. fol. 192.
Tho. 5 ger. witteb. fol. 545.
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Joh. 17
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und erhelt per communicationem idiomatum, darumb das er mit der gottheit ein person und auch rechter Gott ist. Davon redet ehr, Math. 11: „Alles ist mir vom vater ubergeben“409, und Math. am letzten: „Mir ist alle gewaldt gegeben im himmel und auf erden.“410 Welchem mir? Mir, Jesu von Nasareth, Marien sohn und menschen. Geboren von ewigkeit hab ich sie vom vater, ehe ich mensch wardt. Aber da ich mensch wardt, hab ich sie zeitlich empfangen nach der menscheit und heimblich gehalten biß auf meine auferstehung und aufhartt, so es hatt sollen offenbaret und ercleret werden, wie s. Paulus, Rom. 1, spricht: Er ist ercleret und „erweiset ein sohn Gottes creftiglich.“411 Joh[annes] nennet es vorcleret.412 [173r] Dergleichen zeugnußen werden in d. Luthers schriefften, besonders aber im buch ‹das diese wortt noch fest bestehen› und in der grosem bekendtnus vom heyligen abentmhal gefunden, auf welche schriefften als wohl gegrundete erclerungen der maiestat Christi zur rechten Gottes seines testaments wir uns umb kurtze willen in diesem artickell sowohl als von dem heyligen abendtmhal, inmaßen hievor gemeldet, gezogen haben wollen. Darumb wir es vor einen schedtlichen irthumb halten, da Christo nach seiner menschheit solche maiestat entzogen, dadurch den christen ihr hochster trost genhommen, dan sie in vorangezeigter vorheisung von der gegenwerttigkeit und beywhonen ihres heubts, königes und hohen priesters haben, der inen vorsprochen hatt, das nicht alleine seine bloße gottheit bey ihnen sein werde, welche gegen uns arme sunder wie ein vorzerendes feuer gegen durre stuppel ist, sondern er, er der mensch, der mit ihnen geredet hatt, der alle trubsall in seiner angenommenen menschlichen natur vorsucht hatt, der auch daher mit uns, als mit menschen und seinen bruedern, ein mitleiden haben kan, der wolle bey uns sein in allen unseren nöthen, auch nach der natur, nach welcher er unser bruder ist und wir fleisch von seinem fleisch sindt413. kDaher schreiben wir auch dem fleisch und bludt unsers Herrn Christi diese maiestat zu, das wir die gegenwerttigkeit seines leibes und bluts im heyligen abendtmhal vormoge der wortt seiner stieftung [173v] ungezweifelt und das sie ohne alles auf oder niederfahren vom himmel geschehe, gleuben, dieweil es keine naturliche, fleischliche, irtische, capernaitische gegenwerttigkeit seines leibes und bluts ist, sondern ein himmlische, ubernaturliche, ja ein geheimnuß, das alle unsere vornunfft, sin und vorstandt ubertrifft. Demnach erforschen wir auch solche gegenwerttigkeit nicht mit unser vornunfft, sondern laßen uns an seinem einfeltigen wortt genuegen, da er gesagt hatt, „das ist mein leib“414 etc., „das ist mein blut“415 etc., welchem wortt wir einfeltich und fest gleuben und befehlen es seiner allmechtigkeit, wie solches zugehe, dan ist er so almechtigk, das er sein fleisch zu einer warhafftigen lek–k
gestr.
409 Mt 11,27 | 410 Mt 28,18 | 411 Röm 1,4 | 412 Vgl. Joh 17,10. | Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24 | 415 Mt 26,28; Mk 14,24
413
Vgl. Gen 2,23. |
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bendigmachenden speise und sein bludt zu einem warhafftigen lebendigmachenden tranck gemacht, welches sonst keines heyligen fleisch widerfharen, damit er vormöge seines wortts uns auch warhafftich speiset und trencket, nicht zu den irdischen, sondern zu dem ewigen leben, so ist er auch als der allmechtige sohn Gottes und nach dem fleisch zur rechten der almechtigen craft Gottes so mechtigk und gewaldigk, das er weise und maß wiße, wie er solche gegenwerttigkeit, die er in den wortten seines abendtmhals vorsprochen, vorschaffe, in maßen bey dem artickell vom heyligen abendtmhal angezeigt worden.k Derhalben vorwerffen und vordammen wir einhellig mit mundt und hertzen alle irthumb, so der vorgesetzten lehre nicht gemeß, [174r] als den prophetischen und apostelischen schriefften, den reinen symbolis und unserer christlichen augßpurgischen confession zuwieder. Als do von jemandt geglaubet oder gelehret werden soldte, das die menschliche natur umb der personlichen voreynigung willen mit der gottlichen vormischt oder in dieselbe vorwandelt worden sein sollte. Item, das die menschliche natur in Christo auf solche weise wie die gottheit als ein unentlich wesen auß wesentlicher craft auch eigenschafft ihrer natur allenthalben gegenwerttich sey. Item, das die menschliche natur in Christo der gottlichen natur an ihrer substantz und wesen oder an derselben wesentlichen eigenschafften exaequiret und gleich worden sey. Item, das die menscheit Christi in alle orth des himmels und der erden reumblich außgespannet sey, welches auch der gotheit nicht soll zugemeßen werden. Das aber Christus durch seine gottliche almacht mit seinem leibe, den er gesetzt hat zu der rechten der maiestat und crafft Gottes, gegenwerttigk sein konne, wo er wil, sonderlich do er solche seine gegenwerttigkeit als im h. abendtmhal in seinem wortt vorsprochen, das kan seine almacht und weißheit wohl vorschaffen, ohne vorwandlunge oder abtilgunge seiner waren, menschlichen natur. [174v] Item, das die blose menschliche natur Christi vor uns geliden und uns erlöset habe, mit welcher der sohn Gottes im leiden gar keine gemeinschafft gehabt. Item, das Christus alleine nach seiner gottheit bey uns auf erden bei dem gepredigten wortt und rechtem gebrauch der heyligen sacrament gegenwertigk sey und solche gegenwerttigkeit Christi sein angenhommene menschliche natur gantz und gar nicht angehe. Item, das die angenhommene menschliche natur in Christo mit der gottlichen craft, gewalt, weißheit, maiestat und herligkeit gantz und gar keine gemeinschafft mit der that und warheit, sondern allein den bloßen tittel und namen gemein habe. Diese irthumb und alle, so der obgesatzten lehre zu wieder und entgegen, vorwerffen und vordammen wir, als dem reinen wortt Gottes, der heyligen
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propheten und apostel schriefften und unserm christlichen glauben und bekendtnuß zuwieder und vormhanen alle christen, dieweil Christus ein geheimnuß in der heyligen schriefft genennet wirdt, daruber alle ketzer den kopf zustoßen, das sie nicht vorwitziger weise mit ihrer vornunfft in solchem geheimbnuß grubeln, sondern mit den lieben aposteln einfeltich glauben, die augen der vornunft zuschließen und iren vorstandt in den gehorsam Christi gefangen nhemen416 und sich deßen trosten und also ohne unterlaß freuen, das unser [175r] fleisch und bludt in Christo so hoch zu der rechten der maiestatt und almechtigen crafft Gottes gesetzt, so werden wir gewißlich in aller widerwertigkeitt bestendigen trost finden und vor schedtlichen irthumen wohl bewharet bleiben.
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[175r] lVIIII. Von der hellfarth Christi Nachdem auch unter etlichen wenigen theologen augßburgischer confeßion sich ein streitt von der heelfarth unsers Herrn Christi erhebt, welche gleicher gestalt, wie alle andere artickell unsers christlichen glaubens, nicht mit der vornunfft erforschet, sondern mit einfeltigem glauben gefaßet werden muß, damit nicht deßhalben weitere unnottige fragen oder getzencke erwecket und dadurch die einfeltigen christen verergert werden mochten, haben wir, was d. Lutherus seliger hiervon zu Torgau anno etc. 33 geprediget, dieser unserer erclerung von der person Christi, dazu wir uns alle bekennen, einvorleiben wollen. Darnach sich haben die lehrer und zuhörer zuvorhalten, damit sie nicht von der einfalt christliches glaubens in diesem arttickell abweichen, sondern [175v] bei solchen ohne alles unnöttigk, ergerlich und schedtlich, vorwitzigk disputiren bleiben und erhaltten werden mogen.
l – l gestr., dafür auf fol. 175r vom Rand eingewiesen: Und weil auch bey den alten, christlichen kirchen lerern so wol als auch bey etlichen unter den unsren ungleiche erklerung des artikels von der hellenfart Christi gefunden, lassen wir es gleicher gestalt bey der einfalt unsers christlichen glaubens bleiben, darauff uns d. Luther, in der predigt zu Torgau im schloß anno 33. von der hellenfart Christi gehalten, gewiesen hat, da wir bekennen: Ich gleube an den hern Christum, Gottes son, gestorben, begraben und zur hellen gefaren. In welchen denn als unterschiedlichen artickeln die begrebnis und hellenfart Christi unterscheiden und wir einfaltig gleuben, das die gantze person, Gott und mensch, nach der begrebnis zur helle gefaren, den teufel uberwunden, der hellen gewalt zerstöret und dem teufel alle seyne macht genomen habe, Coloß. 2. Wie aber solchs zugangen, sollen wir uns mit hohen spitzigen gedancken nicht bekummern. Denn dieser artickel eben so wenig als der vorgehende, wie Christus zur rechten der allmechtigen krafftt und maiestet Gottes gesetzt, mit vernunfftt und funff sinnen sich nicht begreiffen lesst, sondern will alleine gegleubet und an dem wort gehalten sey. So behalten wir den kern und trost, das uns und allen, die an Christum gleuben, weder helle noch teufel gefangen nemen noch schaden könne; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Pfalz, Hessen, Anhalt, Augsp. TB[D]) 416
Vgl. II Kor 10,5.
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Von der Höllenfahrt Christi
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Lutherus thomo 6 jenens. fol. 76 et 77 in den predigten zu Torgau im schloß geschehen, anno etc. 33.
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Ehe ehr auferstanden und gen himmel gefahren ist und noch im grabe lag, ist er auch hienunder zur hellen gefahren, auf das er auch uns, die da solten darin gefangen liegen, daraus erlösette, wie er auch darumb in den todt kommen und ins grab gelegt war, das er die seinen daraus holete. Ich wil aber diesen artickell nicht hoch und scharf handeln, wie es zugangen sey oder was da heiße zur hellen fharen, sondern bey dem einfaltigesten vorstande bleiben, wie diese wort lauten, wie mans kindern und einfaltigen furbilden muß. Den es sindt wol viel gewesen, die solches mit vornunfft und funff sinnen haben wollen faßen, aber damit nichts troffen noch erlanget, sondern nur weiter vom glauben gegangen und abgefuhrett. Darumb ist dis das aller sicherste, wer da wil rechts fahren und nicht an lauffen, das er nur bleibe bey den worten und dieselben nur einfeltiglich einbilde, aufs beste er khan. [176r] Demnach pflegt mans auch also an die wende zu mahlen, wie Christus hienunter feret, mit einer chorkappen und mit einer fhanen in der handt fur die helle kombt und damit den teufel schlegt und vorjagt, die helle sturmet und die seinen heraus holet, wie man auch in der osternacht ein spiel vor die kinder getrieben hat. Und gefelt mir wol, das mans also den einfeltigen furmalet, spielet, singet oder sagt und sols auch dabey bleiben laßen, das man nicht viel mit hohen, spitzigen gedancken sich bekömmere, wie es muge zugangen sein, weil es ja nicht leiblich geschehen ist, sintemhal er die drey tage ja im grabe ist blieben. Dan ob man gleich gantz scharff und suptiel davon reden möchte, wie es an im selbst ist (wie auch etliche lehrer daruber disputiret haben, ob er personlich und gegenwertig nach der seele oder allein durch seine crafft und wirckung hienunter gefaren sey), so ist es doch nicht mit gedancken zuerlangen noch zuergrundten und sie selbß auch nicht vorstanden haben. Dan das ich das soll mit dem munde ausreden oder mit sinnen begreiffen, wie es zugehe in dem wesen, das gar weit uber und außer diesem leben ist, das werde ich wohl laßen, kan ich doch das nicht alles erlangen, was dieses lebens ist, als wie dem Herrn Christo zu sinne und muth ist gewesen im gartten, do er mildiglich blut schwitzete,417 [176v] sondern muß es im wordt und glauben bleiben laßen. Also ist vielweniger mit wortten oder gedancken zufaßen, wie er zu helle gefharen ist, sondern weil wir ja mußen gedancken und bilde faßen deß, das uns mit wortten furgetragen wirdt, und nichts ohne bilde denken noch vorstehen konnen, so ist es fein und recht, das mans dem wordt nach ansehe, wie mans mahlet, das er mit der fahnen hienunder fehret, die helle pfordten zubricht und zustöret, und sollen die hohen unvorstendlichen gedancken anstehen laßen.
417
Vgl. Lk 22,44.
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Dan solche gemelde zeiget fein die craft und nutz dieses artickels, daruber er geschehen, geprediget und geglaubet wirdt, wie Christus der hellen gewaldt zusteret und dem teufell alle seine macht genhommen habe. Wan ich das habe, so habe ich den rechten kern und vorstandt davon und soll nicht weiter fragen noch klugeln, wie es zugangen oder muglich sey, eben also auch in anderen artickelln solch klugeln und meistern der vornunfft vorbotten ist und auch nichts erlangen kan. Sonst, wan ich auch wolde so klug sein wie etzliche, die gerne hoch fahren und unser einfaltigkeit spotten, so konnte ich auch wohl schertzen und fragen, was er fur eine fhane gehabt, ob sie von tuch oder papier gewest sey und wie es zugangen sey, das sie nicht in der helle vorbrandt ist. [177r] Item, was die hell vor thor und schlößer haben und also fein heidenisch die christen vorlachen, als die grosten narren, das sie solches glauben, das ist gar eine schlechte, leichte kunst, die jederman whol ohne ihre lehren wußte, ja auch eine sau und khue wohl konthe. So konthe ich auch meisterliche allegorias, das ist vormeinten geistlichen vorstandt und außlegung, daraus machen und deuten, was fhan und stab oder tuch und helle thör heiße. Dan wir seindt ja gottlob so grob nicht, das wir glauben oder sagen, das es leiblich so zugangen sey mit eußerlichem geprenge oder höltzene fahnen oder tuch, oder das die helle ein holtzern odern eisern gebeu sey. Aber wir laßen beide solche fragen, klugeln und deuten daheime und reden einfeltiglich davon, das man mit solchen groben gemelden faße, was dieser artickell gibt, wie man sonst die lehre von gottlichen sachen durch grobe bilde furgibt, wie Christus allenthalben im evangelio dem volk das geheimnuß des himmelreichs durch sichtige bilde und gleichnus vorhelt oder wie man das kindtlein Jesum mhalet, das er der schlangen auf den kopf tridt418 und wie in Moises den Juden vormhalet in der wusten durch die erne schlange419, item, Johannes der teuffer durch ein lamb, da er in das lamb Gottes nennet420, dan solche bilde seindt fein, hell und leicht, ein ding dadurch zufaßen und behalten, und dazu lieblich und trostlich und dienet ja dazu, ob sie sonst [177v] niergendt zu gutt weren, das dem teufel gewehret werde mit seinen ferlichen pfeilen und anfechtungen, der uns mit hohen gedancken wil vom wortt fuhren, das wir mit der vornunfft klettern und klugeln in den hohen artickelln, biß er uns zu letzt sturtze. Und ist ohne zweifel von den alten vetern, so auf uns kommen, das sie davon geredt und gesungen haben, wie auch noch die alden lieder klingen und wir am ostertage singen: Der die helle zubrach und den ledigen teuffel darinnen bandt etc.421 Dan wan ein kindt oder einfeltiger solches höret, so dencket er nicht anders, den das Christus den teuffel habe uberwunden und ime alle seinen gewaldt genhommen. Das ist recht und christlich gedacht, die rechte warheit und dieses artickells meinung troffen, ob wohl nicht nach der scherffe davon geredt noch so eben außgedruckt, wie es geschehen ist, aber was 418
Vgl. Gen 3,15. | 419 Vgl. Num 21,8f; vgl. Joh 3,14f. | 420 Vgl. Joh 1,29. | 421 Vgl. Apk 20,2.
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liegt darahn, wan mirs meinen glauben nicht vorderbt und dem rechten vorstandt fein, hell und clar gibt, den ich davon faßen soll und kan und ob ich gleich lange, scharff suche, doch nichts mher davon kan faßen, sondern viel ehe den rechten vorstandt vorliere, wo ich nicht wohl vorwharet an dem wortt fest halte, man muß doch dem groben volck kindtlich und einfeltigk furbilden, als man immer kan, sonst volget der zweyer eins, das sie entweder nichts davon lernen oder [178r] vorstehen oder, wo sie auch wollen klug sein und mit vornunfft in die hohen gedancken gerathen, das sie gar vom glauben kommen. Das rede ich darumb, weil ich sehe, das die welt jetzt will klug sein ins teuffels nahmen und in den artickelln des glaubens nach irem kopff meistern und alles außgrunden. Also hie, wan sie höret, das Christus zur helle gefharen ist, fehret sie zu und wils sobaldt außspeculiren, wie es zugangen sey und machet viel weitleufftiger unnutzer fragen – Ob die sehle alleine hienunter gefahren sey oder ob die gottheit bey ihr geweset sey? Item, was er daselbst gethan habe? Und wie ehr mit den teufeln umbgangen sey? – und dergleichen viell, darvon sie doch nichts wißen khan. Wir aber sollen solche unnottige frage laßen fharen und schlecht einfeltigk unser hertz und gedancken an die wortt des glaubens hefften und binden, welcher sagt, ich gleube an den Herrn Jesum Christum, Gottes sohn, gestorben, begraben und zur helle gefahren, das ist an die gantze person, Goth und mensch, mit leibe und seele ungetheilett, von der junckfrauen geboren, gelietten, gestorben und begraben. Also soll ichs hie auch nicht theilen, sondern gleuben und sagen, das derselbige Christus, Gott und mensch, in einer person zur helle gefahren, aber nicht darinnen blieben ist, wie Psalm 16 von ime sagett: [178v] „Du wirst meine seele nicht in der hellen laßen noch zugeben, das dein heiliger die vorwesunge sehe“ etc.422 Sehle aber heißet ehr nach der schriefft sprache nicht wie wir ein abgesondert wesen vom leibe, sondern den gantzen menschen, wie ehr sich nennet den heiligen Gottes. Wie aber solches moge zugangen sein, das der mensch da im grab ligt und doch zur helle fehret, das sollen und mußen wir woll unergrundet und unvorstanden laßen, dan es ist freilich nicht leiblich noch greifflich zugangen, ob mans wohl grob und leiblich mahlen und dencken muß und so davon reden durch gleichnus, als wan ein starcker heldt oder riese in ein fest schloß kheme mit seinem heer, panier und waffen und daßelbige zustoret und den feindt darin finge und binde etc. Darumb sage nur einfeltiglich also, wan man dich fraget von diesem artickell, wie es zugangen sey: Das weiß ich warlich nicht, werde es auch nicht erdencken noch außreden khönnen, aber grob kan ich diß wohl mahlen und in ein bildt faßen, von vorborgen sachen fein, clar und deutlich zureden, das ehr ist hingangen und die fahne genommen, als ein siegender heltt und damit die thor aufgestoßen und unter den teuffeln 422
Ps 16 (Vg 15),10
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rumort, das hie einer zum fenster, der ander dort zum loch hienauß gefallen ist. [179r] So kombst du unzeittlicher klugling mit deiner beschmießen klugheitt und spottest: Ist das wahr, so höre ich wohl, die helle hat holtzene thör, vom zimmerman gemacht? Wie ist sie dan so lang gestanden, das sie nicht vorbrant ist? Antwort: Das wuste ich vorhin woll, ehe deine klugheitt geborn war, und darfest mich nicht lehren, das die helle nicht von holtze und stein gebauet ist, noch solche thor und fenster, schloßer, noch riegell hatt, wie ein hauß oder schloß auf erden, und ehr nicht mit einen tuchern fahnen sie hat zustorett. So kan ich auch gottlob wohl so scharff als irgendts ein solcher klugler darvon reden und dazu solche bilde und figuren alle fein ercleren und außlegen, was sie deuten. Aber ich wil lieber in dem kindtlichen vorstande und einfeltigen claren wortten bleiben, der mir diesen artickell fein mahlet, dan mit ihnen in die hohe gedancken fahren, die sie selbst nicht vorstehen und der teuffel sie damit von der bahn fuhrett, dan solch bildt kan mir nicht schaden noch vorfhuren, sondern dienet und hilfft woll dazu, das ich diesen artickell desto stercker faße und behalte und bleibet der vorstandt rein und unvorkheret (Gott gebe, die pforten, thor und fahne sey holzern oder eisern oder gar keine gewest), wie wir doch mußen alle ding, die wir nicht khennen und wißen, durch bilde faßen, ob sie gleich nicht so eben zutreffen oder in der warheit also ist, wie mans mahlet. [179v] Also gleube ich auch hie, das Christus selbst personlich die helle zustöret und den teufel gebunden hat, Goth gebe, die fhanen, pfortten, thor und ketten sey holtzern, eisern oder gar keine gewest. Da ligt auch nichts an, wan ich nur das behalte, so durch solche bilde wirdt angezeigt, das ich von Christo gleuben soll, welches ist das heuptstuck, nutz und crafft, so wir darvon haben, das mich und alle, die an ihm gleuben, weder helle noch teuffel gefangen nehmen noch schaden khan. Das sey nun aufs einfeltigste, von diesem artickell geredet, das man an den wortten haltte und bey diesem heuptstuck bleibe, das uns durch Christum die helle zurießen und des teuffels reich und gewalt gar zusteret ist, umb welches willen ehr gestorben, begraben und hinunter gefahren ist, das sie uns nicht mher soll schaden noch uberweldigen, wie ehr, Math. 16, selbst gesaget423, dan obwohl die helle an sich selbst die helle bleibt und die ungleubigen gefangen heldt, wie auch der todt, sunde und alle unglucke, das sie darin bleiben und vorderben mußen, und uns auch selbst nach dem fleisch und eußerlichem menschen schrecket und drenget, das wir uns damit schlahen und beißen mußen, doch ist solches im glauben und geist alles zustöret und zurießen, das es uns nicht mehr schaden khan. [180r] Das ist alles außgerichtett durch diesen einigen man, das unser Herr Christus hienunter zur hellen gefahren ist, sonst hette es die welt mit allen 423
Vgl. Mt 16,21.24–28.
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Von der Höllenfahrt Christi
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ihren crefften nicht vormocht, jemandt auß des teuffels banden zuerlösen noch fur eine sunde der hellen pein und gewaltt hinweg zunehmen, ob auch alle heyligen fur eines menschen sunde in die helle fuhren, sondern musten alle zumhal, so viell ihr auf erden khommen seidt, ewiglich darinnen bleiben, wo nicht der heilige, almechtige Gottes sohn mit seiner eigen person dahin gefahren und dieselbige durch seine gottliche gewaldt mechtiglich gewonnen und zurstoret hette. Dan das vormagk kein cartheuser, kappen, barfusser, stricke, noch aller munche heyligkeitt, noch aller weldt gewaldt und macht, ein funcklein des hellischen feuers außzuleschen. Aber das thuts, das dieser man selbst hienunter kompt mit seiner fahne, da mußen alle teuffel lauffen und fliehen, als vor ihrem tode und giefft und die gantze helle mit ihrem feuer vorleschen, das sich kein christ darfur furchten darf und wan er dahin fehret, nicht mehr soll der hellen pein leiden, gleich wie er durch Christum auch den todt nicht schmecket, sondern durch todt und helle zum ewigen leben hindurch dringet. Ehr hatt aber nicht dabey laßen bleiben, unser Herr Christus, [180v] das ehr gestorben und zur helle gefahren ist, dan darmit wehre uns noch nicht entlich geholffen, sondern ist wieder aus dem tode und helle gefahren, das leben widerbracht und den himmel aufgeschloßen und also offentlich seinen sieg und triumph an todt, teufel, helle beweisett, dardurch das ehr lauts dieses artickells am drietten tage wieder aufferstanden ist von den todten. Das ist das ende und das leste davon, in welchem wirs alles haben, dan es ist auch darin alle gewaldt, crafft und macht und was da ist im himmel und erden.l [181r] X. Von kirchen gebreuchen, so man adiaphora oder mittelding nennett
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Von ceremonien und kirchen gebreuchen, welche in Gottes wortt weder gebotten noch vorbotten seint, sondern gutter meinung in die kirchen eingefuhret worden, umb gutter ordnung und wolstandts willen oder sonst christlich zucht zuerhalten, ist gleichermaßen ein zwißpaldt unter etlichen theologen augßburgischer confession entstanden, da der eine theil gehalten, das man auch zu der zeit der vorfolgung und im fhall der bekentnus, wan die feinde des heyligen evangelii sich gleich mit uns in der lehre nicht vorgleichen, dennoch mit unvorletzten gewißen etliche gefallene ceremonien, so an ihn selbst mitteldingen und von Gott weder gebotten noch vorbotten, auf der widersacher dringen und erfordern wiederumb aufrichten und man sich also mit ihnen in solchen adiaphoris oder mitteldingen wohl vorgleichen muege. Der ander theill aber hatt gestrietten, das zur zeit der vorfolgung im fahl der bekendtnus, sonderlich wan die wiedersacher damit umbgehen, das sie entweder durch gewaldt und zwangk oder hinderlistiger weise die reine lehre unterdrucken und ihre falsche lehre in unsere kirchen gemhelich wider einschieben mugen, [181v] solches, wie gesagt, auch in mitteldingen mit unvorletzten gewißen und ohne nachtheill der gottlichen warheit keines weges geschehen konte. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
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Diesen streitt zuercleren und durch Gottes gnadt entlich hinzulegen, geben wir dem christlichen leser hievon diesen einfeltigen berichtt: Nemblich, wan solche mvormeinte adiaphoram unter dem tittel und schein der eußerlichen mitteldingen furgeben werden (welche, ob ihnen gleich eine andere farbe angestrichen wirdt), dennoch im grundt wider Gottes wortt seindt, das dieselbige nicht als freie mitteldinge gehaltten, sondern als von Gott vorbotene ding gemieden sollen werden, wie auch unter die rechte freie adiaphora oder mitteldinge nicht sollen gerechnet werden solche ceremonien, die den schein haben oder, dadurch vorfolgung zuvormeiden, den schein furgeben wolten, als were unsere religion mit der papistischen nicht weit voneinander oder were uns dieselbige jha nicht hoch entgegen, oder wan solche ceremonien dahin gemeinet, also erfordert oder aufgenohmmen, als ob damit und dardurch beide widerwerttige nopiniones conciliiret odern vorglichen und ein corpus worden oder wiederumb ein zutriet zum pabsthumb und ein abweichen von der reinen lehr des evangelii und warer religion geschehen oder gemhelich daraus erfolgen soldte. [182r] Dan in diesem fhall soll und muß gelden, das Paulus schreibt, 2. Cor. 6: „Ziehet nicht am frömbden joch, was hat das liecht vor gemeinschafft mit der finsternuß“, „darumb gehet auß von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr“.424 Gleichfals seindt auch das nicht rechte adiaphora oder mitteldinge, wan es unnutze, nerrische spectackel sein, so weder zu gutter ordenung, christlicher disciplin oder evangelischen wolstandt in der kirchen nutzlich, sondern was rechte adiaphora oder mitteldinge (wie die vor ercleret) seint, glauben, lehren und bekennen wir, das solche ceremonien an inen und vor sich selbst kein gottesdienst, auch kein theil deßelbigen, sondern von solchem geburlich underscheiden werden sollen, wie geschrieben stehet: „Vorgeblich dienen sie mir, dieweil sie lehren solche lehre, die nichts den menschen gebott sein“, Math. 15.425 Demnach glauben, lehren und bekennen wir, das die gemeine Gottes jedes orths und jederzeit derselbigen gelegenheit nach guetten fugk, gewalt und macht habe, dieselbige ohn leichtfertigkeit und ergernuß, ordentlicher und gebhurlicher weise zuendern, zumindern und zumheren, wie es jederzeit zu gutter ordenung, christlicher disciplin und zucht, evangelischen wolstandt und zu erbauung der kirchen am nutzlichsten, [182v] forderlichsten und besten angesehen wirdt. Wie man auch den schwachen im glauben in solchen eußerlichen mitteldingen mit guttem gewißen weichen und nachgeben konne, lehret Paulus, Rom. 14426, und beweiset es mit seinem exempel, Act. 16 et 21; 1. Cor. 9427.
m–m
gestr., dafür eingefügt: dinge | n – n gestr., dafür eingefügt: religion
424 II Kor 6,14.17 | 9,19–23.
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Mt 15,9 |
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Vgl. Röm 14,1–23. |
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Vgl. Act 16,3; Act 21,26; I Kor
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Wir gleuben, lehren und bekennen auch, das zur zeit der bekendtnuß, da die feinde Gottes worts die reine lehre des heyligen evangelii begeren unterzutrucken, die gantze gemeine Gottes, ja ein jeder christen mensch, besonders aber die diener des wortts als die vorsteher der gemeine Gottes, schuldigk sein, vormuge Gottes wortts die lehre und was zur gantzen religion gehöret, frey offentlich, nicht allein mit wortten, sondern auch im werck und mit der that zubekennen, und das alßdan in diesem fhal auch in solchen mitteldingen den widersachern nicht zu weichen noch leiden sollen, ihnen dieselbigen vor den feindten zuschwechung des rechten gottesdiensts und pflanzunge und bestettigung der abgotterey mit gewaldt oder hinderlistigk aufdringen zulaßen, wie geschrieben stehet, Gall. 5: „So bestehet nhu in der freiheit, damit uns Christus befreiet hatt, und laßet euch nicht wiederumb in das knechtische joch fangen.“428 Item, Gall. 2: „Da etliche falsche bruder sich mit eingetrungen und neben eingeschlichen waren, zuvorkundtschafften unsere freiheit, die wir [183r] haben in Christo Jesu, das sie uns gefangen nhemen, weichen wir denselbigen nicht eine stunde underthan zusein, auf das die warheit des evangelii bey uns bestunde.“429 Und redet Paulus an demselbigen orthe von der beschneidung, welche zu der zeit ein frey mittelding war, 1. Cor. 7430, auch in christlicher freiheit sonst vom Paulo gebraucht wardt, Act. 16431. Da aber die falschen apostell zubestetigung ihrer falschen lehre, als weren die werck des gesetzes zur gerechtigkeit und seligkeit vonnhöten, die beschneidung erforderten und missbrauchten, da spricht Paulus, das er nicht eine stunde habe weichen wollen, auf das die warheit des evangelii bestunde432. Also weichet Paulus und gibt dem schwachen nach in speiße und zeit oder tage, Rom. 14.433 Aber den falschen aposteln, die solches als nottich ding ufs gewißen legen wolten, wil er auch in solchen an im selbst freien mitteldingen nicht weichen, Collos. 2: „Last euch niemandt gewißen machen uber speise, tranck oder uber bestimbte feyertage.“434 Und da Petrus und Barnabas in solchem fahl etwas nachgeben, straft sie Paulus offentlich, als die in deme nicht richtig nach der warheit des evangelii wandelten, Gall. 2.435 [183v] Dan hie ist es nicht mher umb die eußerliche mittelding zuthun, welche ihrer natur und wesen nach vor sich selbst frey sein und bleiben und demnach kein gebott oder vorbott leiden mögen, dieselbigen zugebrauchen oder zuunterlaßen, sondern es ist erstlich zuthun umb den hohen artickell unsers christlichen glaubens, wie der apostel zeugt, „auf das die warheitt des evangelii bestehe“436, welche durch solchen zwangk oder gebott vordunckelt und vorkheret wirdt, weil solche mittelding als dan zubestigung falscher lehre, aberglaubens und abgotterey und zu underdruckung reiner lehre und christlicher freyheit entweder offentlich erfordert oder doch darzu von den widersachern gemißbrauchet und also aufgenhommen werden.
428 Gal 5,1 | 429 Gal 2,4f | 430 Vgl. I Kor 7,18. | 431 Vgl. Act 16,3. | 432 Vgl. Gal 2,5. | 433 Vgl. Röm 14,6. | 434 Kol 2,16. | 435 Vgl. Gal 2,11–21. | 436 Gal 2,5
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Desgleichen ists auch zuthun umb den artickell der christlichen freiheit437, welchen zuerhalten der Heylige Geist durch den mundt des heyligen apostels seiner kirchen, wie itzt gehört, so ernstlich befohlen hatt. Dan sobaldt derselbige geschwecht und menschen gebott mit zwang der kirchen als nottich aufgetrungen werden, als were unterlaßunge derselben unrecht und sunde, ist der abgotterey der wegk schon bereitet, dadurch nochmals menschen gebott geheuffet und vor ein gottesdienst, nicht allein den gebotten Gottes gleich gehaltten, sondern auch uber dieselbige gesetzt werden. [184r] So werden auch durch solch nachgeben und vorgleichen in eußerlichen dingen, da man zuvor in der lehre nicht christlich voreiniget, die abgöttischen in ihrer abgötterey gestercket, dagegen die rechtgleubigen betrubet, geergert und in irem glauben geschwecht, welches beides ein jeder Christ bei seiner sehlen heyl und seligkeit zu meiden schuldigk ist, wie geschrieben stehet: „Wehe der welt, der ergernuß halben.“438 Item: „Wer den geringsten ergert deren, die an mich glauben, dem were es beßer, das ime ein muhlstein an seinem halße hinge und er erseuffet wurde im mher, da es am tieffesten ist“, etc.439 Sonderlich aber ist zubedencken, das Christus sagt: „Wer mich bekennet vor den menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen vater“ etc., Math. 10.440 Das aber solches jhe und allewege der furnembsten lehrer der augßburgischen confession glaub und bekendtnuß von solchen mitteldingen gewesen, in deren fußstapffen wir getreten und durch Gottes gnade bey solcher ihrer bekendtnuß gedencken zuvorharren, weißen nachvolgende zeugknußen aus, so aus den schmalkaldischen artickelln getzogen, welche anno etc. 37. und 40. gestellet und unterschrieben worden.
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[184v] Aus den schmalkaldischen artickelln anno 1537 Von den kirchen.
Von der weihe und vocation.
Die schmalkaldische artickell sagen hiervon also: Wir gestehen inen (den beptischen bischoffen) nicht, das sie die kirche sein, und seindt es auch nicht, und wollen es auch nicht hören, was sie uns unter dem nahmen der kirchen gebietten oder vorbietten, dan es weiß gottlob ein kindt von sieben jahren, was die kirche sey, nemblich die heyligen glaubigen und die schefflein, die ihres hiertten stimme hören etc. Und kurtz zuvorn: Wan die bischoffe rechte bischoffe wolten sein und sich der kirchen und des evangelii annehmen, so mochte man ihnen das umb der liebe und einigkeit willen, doch nicht aus noth, laßen gegeben sein, das sie uns und unsere prediger ordinirten und confirmirten, doch hindan gesatzt alle larven und gespenst unchristliches wesens oder geprengs. Nhun sie aber nicht rechte bischoffe sein oder auch nicht sein wollen, sondern weltliche herren und fursten, die weder predigen, noch lehren, noch teufen, noch commu437
Vgl. I Kor 6,12; I Kor 10,23. | 438 Mt 18,7 | 439 Mt 18,6 | 440 Mt 10,32
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nicieren, noch einiges werck oder ampt der kirchen treiben wollen, darzu die jenigen, die zu solchem ambt beruffen, vortreiben, vorfolgen und vordammen, so muß dennoch die kirch umb irentwillen nicht ohne diener bleiben. [185r] Und unter dem articull von des babsts primat oder herschafft sagen die schmalkaldischen artickell also: Darumb, so wenig wir den teufel selbst vor einen herren oder Gott anbeten konnen, so wenig konnen wir auch seinen apostel, dem bapst oder antichrist in seinem regiment, zum heubt oder herren leiden, dan luegen und mordt, leib und seel zuvorderben ewigklich, das ist sein bebstisch regiment eigentlich. Und in der schriefft ‹von der gewalt und obrigkeit des babsts›, welche den schmalkaldischen articulln angehengt und von den damals anwesenden theologen auch mit eigenen handen underschrieben, stehen diese wortt: Niemandt soll die kirche beschweren mit eigenen satzungen, sondern hie soll es also heißen, das keines gewaldt noch ansehen mher geltte, dan das wortt Gottes etc. Und baldt darnach: Weil nun dem also ist, sollen alle christen auf das vleißigiste sich huetten, das sie solcher gottlosen lehre, gotteslesterung und unbillicher wuterey sich nicht teilhafftig machen, sondern sollen vom babst und seinen gliedern oder anhang als von des antichrists reich weichen und es vorfluchen, wie Christus bevohlen hatt: „Huettet euch fur den falschen propheten“441, [185v] und Paulus gebeut, das man falsche prediger meiden und als ein greul vorfluchen soll442. Und 2. Cor. 6 spricht ehr: „Ziehet nicht an frombden joch mit den ungleubigen, dan was hat das liecht fur gemeinschafft mit der finsternus?“443 Schwer ist es, das man von soviell landen und leutten sich trennen und eine sondere lehre fuhren will, aber hie stehet Gottes befhel, das jederman sich soll hutten und nicht mit denen einhellig sein, so unrechte lehre fhuren oder mit wutterey zuerhalten gedencken. o
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Aus den schmalkaldischen artickelln anno etc. 1540
Dieweil man von vorgleichun geredet, wollen wir unser bedencken in drey stuck theilen: Erstlich von der lehre, zum andern von eußerlichen nottigen ceremonien, zum drietten von eußerlichen mitteldingen oder adiaphoris. Von der lehre musten sich die widersacher erstlichen vornhemen laßen, ob sie diese lehre unserer confession oder bekendtnus vor recht halten und bei den ihren zulaßen wollen. Von eußerlichen mitteldingen aber kan nichts gehandelt werden, wo die bischoffe oder andere vorfolger bleiben, etc. Es were eben, als wan man dem o–o
gestr., dafür auf fol. 186r vom Rand eingewiesen: So hat auch d. Luther in eynem sonderlichen bedencken, was man von ceremonien in gemein und in sonderheit von mitteldingen halten solle, tom. 3 jenensi fol. 523, ausfuhrlich die kirche Gottes erinnert, in massen auch an[no] 30 geschehen, wie tom. 5 jenensi deudsch zu finden; Änderung des Textes auf Wunsch von: Sächs.
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Mt 7,15 | 442 Vgl. II Kor 11,12–15. | 443 II Kor 6,14
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wolff ein hertte schaffe befhelen woldte. [186r] Zusetzen aber, das die bischoffe oder andere fursten wolten deutzscher nation zu gutt eine vorgleichung furnhemen, bedencken wir, das dazu, so viel möglich, zuhelffen und erstlich von kirchen ceremonien zureden, so sie die lehre und nötige stuck (als abthuung der privatmeß, canon, heyligen anruffung) annhemen, sindt inen dagegen in eußerlichen mitteldingen nachzulaßen die gewonlichen gesenge.o Aus welcher erclerung jedermenniglich vorstehen kan, was einer christlichen gemein und jedem christen menschen, insonderheit zur zeit der bekendtnus, besondersp mit unvorletzten gewißen, in mitteldingen zuthun oder zulaßen, damit Gott nicht erzurnet, die liebe nicht vorletzt, die feinde Gottes wortts nicht gestercket noch die schwachgleubigen vorergert werden. Demnach vorwerffen und vordammen wir als unrecht, wan menschen gebott vor sich selbst als ein gottesdienst oder stuck deßelben gehalten werde. Wir vorwerffen und vordammen auch alß unrecht, wan solche gebott mit zwang als nottwendig der gemeine Gottes aufgedrungen werden. [186v]Wir vorwerffen und vordammen auch als unrecht derer meinung, so da halten, das man zur zeit der vorfolgung den feindten des heyligen evangelii (das zu abbruch der warheit dienet) in dergleichen mitteldingen möge wilfharen oder sich mit inen vorgleichen. Gleichsfals halten wir auch vor straffwirdige sunde, wo zur zeit der vorfolgung entweder in mitteldingen oder in der lehr und was sonst zur religion gehörtt umb der feinde des evangelii willen im werck und mit der that dem christlichen bekendtnuß zuwieder und entgegen etwas gehandelt qist oder hinfurder gehandelt mochte werdenq. Wir vorwerffen und vordammen auch, wan solche mitteldinge dergestalt abgeschafft werden, als solte es der gemeine Gottes nicht frey stehen, jeder zeit und orth derselbigen gelegenheit nach, wie es der kirchen am nutzlichsten, sich eins oder mher in christlicher freiheit zugebrauchen. Solcher gestalt werden die kirchen vonwegen ungleicheit der ceremonien, da in christlicher freiheit eine weniger oder mher derselbigen hatt, einander nicht vordammen, wan sie sonst in der lehr und allen derselben artickelln, auch rechten gebrauch der heyligen [187r] sacrament miteinander einigk, nach dem wohlbekanten spruch: Dissonantia ieiunii non dissolvit consonantiam fidei, ungleichheit des fastens soll die einigkeit des glaubens nicht trennen etc.
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[187r] XI. Von der ewigen vorsehung und wahl Gottes Wiewol unter den theologen augßburgischer confession noch gentzlich kein offentliche, ergerliche und weitleufftige zweyspaldung von der ewigen whal der kinder Gottes furgefallen, jedoch nachdem dieser artickell an anderen orthen in ganz beschwerliche streitt getzogen und auch unter den unsern etwas p
danach eingefügt: dem predigen | q – q (gestr., dafür am Rand: wirdt TB[D])
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davon erreget worden, darzu von den theologen nicht allewege gleiche reden gefhuret, derhalben, vormittelst gottlicher gnaden, auch kunfftiglich bey unsern nachkommen, so viel an uns, uneinigkeit und trennung in solchem vorzukommen, haben wir deßelbigen erclerung auch hieher setzen wollen, auf das mennigklich wißen moge, was auch von diesem artickell unserer einhellige lehr, glaube und bekendtnus sey. Dan die lehre von diesem artickell, wan sie aus und nach dem furbilde [187v] des gottlichen wortts gefuhret, man nicht kan noch soll vor unnutz oder unnöttig, vielweniger vor ergerlich oder schedlich halten, weil die heylige schriefft des artickells nicht an einem orth alleine etwa ohngefehr gedenckt, sondern an vielen orthern denselbigen grundtlich handelt und treibet, so muß man auch umb mißbrauchs oder mißvorstandts willen, die lehre des gottlichen worts nicht unterlaßen oder vorwerffen, sondern eben derhalben allen mißbrauch und mißvorstandt abzuwenden, soll und muß der rechte vorstandt aus grundt der schriefft ercleret werden. Und stehet demnach die einfeltige summa und inhalt der lehre von diesem artickell auf nachvolgenden puncten: Erstlich ist der unterscheidt zwischen der ewigen vorsehung Gottes und ewiger wahl seiner kinder zu der ewigen seligkeit mit vleis zumercken, dan praescientia vel praevisior, das Gott alles vorher siehet und weiß, ehe es geschicht, welches man die vorsehung Gottes nennett, gehet uber alle creaturen, gutt und böß, das er nemblich alles zuvorsiehet und weis, was da ist oder sein wirdt, was da geschicht oder geschehen wirdt, es sey gutt oder böß, weil vor Gott alle dinge, sie sein vorgangen oder zukunfftigk, unvorborgen und gegenwerttigk sein, wie geschrieben stehet, Math. 10: „Kaufft man [188r] nicht zwene sperling umb einen pfenning, nach felt derselbigen keiner auf die erde, ohne euerm vater.“444 Psal. 139: „Deine augen sahen mich, do ich noch unbereitet war, und waren alle tage auf dein buch geschrieben, die noch werden soltten und derselbigen keiner da war.“445 Item, Esaiae 37: „Ich kenne deinen auszugk und einzugk und dein doben wieder mich.“446 Die ewige wahl Gottes aber vel praedestinatios, Gottes vorordtnung zur seligkeit, gehet nicht zumhal uber die frommen und bösen, sondern allein uber die kinder Gottes, die zum ewigen leben erwhelet und vorordent sindt, ehe der weldt grundt gelegt wardt, wie Paulus spricht, Eph. 1: „Er hat uns erwhelet in Christo Jesu und vorordenet zur kindtschafft.“447 Die vorsehung Gottes (praescientia) sihet und weis zuvor auch das bose, aber nicht also, das es Gottes gnediger wille were, das es geschehen solte, sondern was der vorkherte, bose wille des teufels und der menschen furnhemen und thun werde und wolle, das sihet und weiß Gott alles zuvor und helt seine praescientia, das ist vorsehung, auch in den bösen hendeln oder wercken ire ordenung, das von Gott dem bösen, welches Gott nicht will, sein ziell und r
danach vom Rand eingewiesen: das ist | s danach vom Rand eingewiesen: das ist
444
Mt 10,29 | 445 Ps 139 (Vg 138),16 | 446 Jes 37,28 | 447 Eph 1,4f
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Osee 13 Psal. 5
Joh. 10 Act. 14
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maß gesetzt wirdt, wie fern es gehen und wie lang es werden solle, wen und wie ers hindern und straffen wollet. [188v] Der anfang aber und ursach des bösen ist nicht Gottes vorsehung (dan Gott schafft und wirckt das böse nicht, hilfft und beforderts auch nicht), sondern des teuffels und der menschen boser, vorkherter wille, wie geschrieben stehet: „Israel, du bringest dich in ungluck, aber dein heill stehet alleine bey mir.“448 Item: „Du bist nicht ein Gott, deme gottloß wesen gefalle.“449 Die ewige whal Gottes aber sihet und weis nicht allein zuvor der außerwelten seligkeit, sondern ist auch aus genedigen willen und wohlgefallen Gottes in Christo Jesu ein ursach, so da unsere seligkeit und was zu derselbigen gehörtt, schaft, wircket, hilfft und befordert, darauf auch unsere seligkeit also gegrundet ist, das die pfordten der hellen nichts dawieder vormögen sollen450, wie geschrieben stehet: Meine schaffe „wirdt mir niemandt aus meiner handt reißen.“451 Und abermhal: „Und es wurden gleubigk, soviel ihr zum ewigen leben vorordenet waren.“452 Dieselbige ewige whal oder vorordnunge Gottes zum ewigen leben ist auch nicht also bloß in dem himblischen, unerforschlichen rath Gottes zubetrachten, alß hielte solche nicht mher in sich oder gehorete nicht mher darzu, were auch nicht mher dabey zubedencken, dan das Gott zuvor ersehen, welche und wieviel selig, welche und wieviel vordammet sollen werden, oder das er alleine [189r] solche musterung gehalten, dieser soll seligk, jener soll vordampt werden, dieser soll bestendich bleiben, jener soll nicht bestendich bleiben. Dan daraus nhemen und faßen irer viel seltzame, geferliche und schedliche gedancken, entweder sicherheit und unbußfertigkeit oder kleinmutigkeit und vorzweiflung, daher zuvorursachen und zustercken, das sie in beschwerliche gedancken fallen und reden: Weil Gott seine außerwehleten zur seligkeit vorsehen hatt, „ehe der welt grundt geleget wart“, Eph. 1453, und Gottes vorsehen nicht feilen noch von jemandt gehindert oder geendert werden kan, Esa. 14; Rom. 9454. Bin ich dan zur seligkeit vorsehen, so kan mirs darahn nicht schaden, ob ich gleich ohne buß allerley sunde und schande treib, wortt und sacrament nicht achte, weder mit buß, glauben, gebett oder gottseligkeit mich bekömmere, sondern ich werde und muß doch selig werden, dan Gottes vorsehunge muß geschehen. Bin ich aber nicht vorsehen, so hilfft es doch nicht, wan ich mich gleich zum wortt hielte, buß thette, gleubete etc., dan Gottes vorsehung kan ich nicht hindern oder endern. Und solche gedancken fallen auch wohl gottseligen hertzen ein, wan sie gleich aus Gottes gnaden buß, glauben und gutten vorsatz haben, das sie gedencken,
t danach eingefügt: welchs doch alles Gott also regieret, das es zu seynes gottlichen namens ehre und seyner auserwehleten leßen gereichen und die gottlosen darob zu schanden werden mussen; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirt., Bad., Henn. TB[D]) 448 Hos 13,9 | 449 Ps 5,5 | 450 Vgl. Mt 16,18. | 451 Joh 10,28 | 452 Act 13,48 | 453 Eph 1,4 | 454 Vgl. Jes 14,27; Röm 9,14–29.
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wen du aber nicht von ewigkeit zur seligkeit vorsehen bist, so ist es doch alles umbsonst, und sonderlich wan [189v] sie auf ihre schwacheit sehen und auf die exempel derer, so nicht vorharret, sondern wieder abgefallen sein. Wieder diesen falschen whan und gedancken soll man nachfolgenden claren grundt, der gewiß ist und nicht fhelen kan, setzen, nemblich, weil alle schriefft, von Gott eingegeben, nicht zur sicherheit und unbußfertigkeit, sondern zur straff, zuchtigung und beßerung dienen soll, 2. Tim. 3455; item, weil alles in Gottes wortt darumb uns furgeschrieben ist, nicht das wir dadurch in vorzweifelung getrieben sollen werden, sondern das wir durch gedult und trost der schriefft hoffnung haben, Rom. 15456, so ist ohn allen zweifel in keinem wege, das der gesunde vorstandt oder rechter gebrauch der lehre von der ewigen vorsehung Gottes, das dadurch entweder unbußfertigkeit oder vorzweifflung vorursachet oder gesterckt werden, so fuhret auch die schriefft diese lehre nicht anders, den also, das sie uns dadurch zum wortt weiset, Eph. 1; 1. Cor. 1457, zur buße vormhanet, 2. Tim. 2458, zur gottseligkeit anhelt, Eph. 1; Joh. 15459, den glauben sterckt und unserer seligkeit uns vorgewißet, Eph. 1; Joh. 10; 2. Thessil. 2460. Derowegen, wan man von der ewigen whal oder von der praedestination und vorordenung der kinder Gottes zum ewigen leben recht und mit frucht gedencken oder reden will, soll man sich ge[190r]whenen, das man nicht von der blosen, heimblichen, vorborgenen, unausforschlichen vorsehunge Gottes speculire, sondern wie der rath, fursatz und vorordnung Gottes in Christo Jesu, der das rechte, wahre „buch des lebens“461 ist, durch das wortt uns geoffenbaret wirdt, nemblich, das die gantze lehre von dem fursatz, rath, willen und vorordnunge Gottes belangende unsere erlosung, beruff, gerecht und seligkmachung zusammen gefast werde, wie Paulus also diesen artickell handelt und ercleret, Rom. 8; Eph. 1462. Wie auch Christus in der parabell Math. 22, nemblich das Gott in seinem fursatz und rath vorordenet habe463: 1. Das warhafftigk das menschliche geschlecht erlöset und mit Gott vorsönett sey durch Christum, der uns mit seinen unschuldigen gehorsam, leiden und sterben gerechtigkeit, die fur Gott gilt, und das ewige leben vordienet hatt. 2. Das solch vordienst und wolthatten Christi durch sein wortt und sacrament uns sollen furgetragen, dargereicht und ausgeteilet werden. 3. Das er mit seinem Heyligen Geist durch das wortt, wens geprediget, gehöret und betrachtet wirdt, in uns wolle creftigk und thetich sein, die hertzen zu wharer buß bekheren und im rechten glauben erleuchten. 4. Das er alle die, so in wharer buß durch rechten glauben Christum annehmen, gerecht machen, sie zu gnaden, zur kindtschafft und erbschafft des ewigen lebens annehmen wolle. 5. [190v] Das er auch, die also gerechtfertiget, heyligen wolle in der liebe, wie Paulus, Eph. 1464, saget. 6. Das er sie auch in ihrer grosen schwacheit wieder 455
Vgl. II Tim 3,16. | 456 Vgl. Röm 15,4. | 457 Vgl. Eph 1,13f; I Kor 1,21. | 458 Vgl. II Tim 3,16f. Vgl. Eph 1,15–23; Joh 15,16f. | 460 Vgl. Eph 1,9; Joh 10,27–29; II Thess 2,13–15. | 461 Phil 4,3; Apk 20,15 | 462 Vgl. Röm 8,28–39; Eph 1,4–14. | 463 Vgl. Mt 22,1–14. | 464 Vgl. Eph 1,4. 459
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teufel, weldt und fleisch schutzen und auf seinen wegen regieren und fuhren, da sie straucheln, wieder aufrichten, in kreutz und anfechtung trosten und erhalten wolle. 7. Das er auch in ihnen das gutte werck, so er angefangen hat, stercken, mheren und sie biß ans ende erhalten wolle, wo sie an Gottes wort sich halten, fleißigk beten, an Gottes gutte bleiben und die empfangene gaben treulich brauchen. 8. Das er entlich dieselbigen, so er erwehlet, beruffen und gerecht gemacht hatt, auch im ewigen leben ewigk seligk und herlich machen wolle. Und hat Gott in solchem seinen rath, fursatz und vorordnung nicht alleine in gemein die seligkeit bereitet, sondern hat auch alle und jede personen der außerwelten, so durch Christum sollen selig werden, in gnaden bedacht, zur seligkeit erwhelet, auch vorordenet, das und wie er sie auf die weise, wie itzt gemelt, durch seine gnade, gaben und wirckung darzu bringen, helffen, fordern, stercken und erhalten wolle. Dieß alles wirdt nach der schriefft in der lehre von der ewigen whal Gottes zur kindtschafft und ewiger seligkeit begrieffen, soll auch darunter vorstanden, auch nimmeru unterlaßen werden, wan man [191r] redet von dem fursatz, vorsehunge, whal und vorordenung Gottes zur seligkeitt. Und wan also nach der schriefft die gedancken von diesem artickell gefaßet werden, so kan man sich durch Gottes gnaden einfeltich darein richten. Es gehoret auch diß zu fernerer erclerung und heilsamen brauch der lehre von der vorsehung Gottes zur seligkeit, weil allein die außerwelten selig werden, deren nhamen geschrieben stehen im „buch des lebens“465, wie man das wißen, woraus und wobey erkennen könne, welche die außerwelten seint, die sich dieser lehre zum trost annhemen konnen und sollen? Und hiervon sollen wir nicht urteilen nach unserer vornunfft, auch nicht nach dem gesetz oder auß einigen eußerlichem schein, auch sollen wir uns nicht unterstehen den heimblichen, vorborgenen abgrundt gottlicher vorsehung zuforschen, sondern auf den geoffenbarten willen Gottes acht geben. Dan er hat uns offenbaret und wißen laßen das geheimbnuß seines willens und hat daßelbige herfuro gebracht durch Christum, das es geprediget werde, Eph. 1; 2. Tim. 1.466 Daßelbige aber wirdt uns also geoffenbaret, wie Paulus spricht, Rom. 8: [191v] Die Gott vorsehen, erwehlet und vorordnet hatt, die hatt er auch beruffen.467 Nhun beruffet Gott nicht ohne mittel, sondern durch das wortt, wie er den befholen hatt, zupredigen buß und vorgebung der sunden. Dergleichen bezeuget auch s. Paulus, da er geschrieben: „Wir seindt potschafften an Christus stadt, und Gott vormhanet durch uns: Laßet euch vorsönen mit Gott!“, 2. Cor. 5.468 Und die geste, welche der könig zu seines sohnes hochzeit haben wil,
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danach von unten eingewiesen: ausgeschlossen oder
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Phil 4,3; Apk 20,15 | 466 Vgl. Eph 1,9f; II Tim 1,9f. | 467 Vgl. Röm 8,29f. | 468 II Kor 5,20
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leßet er durch seine außgesandte diener beruffen, Math. 22469, etzliche zur ersten, etzliche zur andern, drietten, sechsten, neundten, auch wohl zur eilfften stunden, Math. 20470. Derhalben, wan wir unsere ewige whal zur seligkeit nutzlich betrachten wollen, mußen wir in allewege steiff und fest daruber halten, das wie die predigt der buß, also auch die vorheißung des evangelii universalis, das ist, uber alle menschen gehe, Luc. 24.471 Darumb Christus befohlen hat, zupredigen in seinen nhamen buß und vorgebung der sunden unter allen volkern472, dan Gott hatt die weldt geliebt und derselbigen seinen sohn gegeben, Joh. 3473. Christus hatt der weldt sunde getragen, Joh. 1474, sein fleisch gegeben „vor der weldt leben“, Joh. 6475. Sein blut ist die vorsönunge vor der gantzen weldt sunde, 1. Joh. 1.476 Christus spricht: „Kombt zu mir alle, die ihr beladen seit, ich wil euch erquicken“, Math. 11.477 „Gott hat alles beschloßen unter den unglauben, auf [192r] das er sich aller erbarme“, Rom. 11.478 „Der Herr wil nicht, das jemandes vorlohren werde, sondern das sich ein jederman zur buße kehre“, 2. Pet. 3.479 „Er ist aller zumhal ein Herr, reich uber alle, die ihn anruffen“, Rom. 10.480 „Die gerechtigkeit kombt durch den glauben an Christum zu allen und auf alle, die gleuben“, Rom. 3.481 Das ist der wille des vaters, das alle, die an Christum glauben, das ewige leben haben sollen, Joh. 6.482 Also ist Christus befhelich, das in gemein allen denen buß geprediget wirdt, auch diese vorheissung des evangelii soll vorgetragen werden, Luc. 24; Mar. 16.483 Und solchen beruff Gottes, so durch die predigt des worts geschicht, sollen wir vor kein spiegelfechten halten, sondern wißen, das dadurch Gott seinen willen offenbaret, das er in denen, die er also berufft, durchs wort wircken wolle, das sie erleuchtet, bekheret und selig werden mögen. Dan das wort, dadurch wir beruffen werden, ist ein ampt des Geistes, das den Geist gibt oder dadurch der Geist gegeben wirdt, Sec. Cor. 3484, und ein craft Gottes selig zumachen, Rom. 1485. Und weil der Heylige Geist durchs wort crefftig sein, stercken, crafft und vormugen geben wil, so ist Gottes wille, das wir das wort annehmen, gleuben und demev volgen sollen. [192v] Daher werden die außerwelten also beschrieben, Joh. 10: „Meine schafe hören meine stimme und ich kenne sie und sie volgen mir und ich gebe ihnen das ewige leben.“486 Und Eph. 1: Die nach den fursatz vorordent sein zum erbteil, die hören das evangelium,487 glauben an Christum, beten und dancken, werden geheiliget in der liebe, haben hoffnung, gedult und trost im creutz, Rom. 8488. Und ob diß alles gleich sehr schwach in ihnen ist, haben sie doch hunger und durst nach der gerechtigkeitt, Math. 5489. Also gibt der Geist v
(danach vom Rand eingewiesen: selben TB[D])
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Vgl. Mt 22,2–14. | 470 Vgl. Mt 20,1–16. | 471 Vgl. Lk 24,47. | 472 Vgl. Mt 28,19f; Mk 16,15f. Vgl. Joh 3,16. | 474 Vgl. Joh 1,29. | 475 Joh 6,51 | 476 Vgl. I Joh 1,7.9; I Joh 2,2. | 477 Mt 11,28 478 Röm 11,32 | 479 II Petr 3,9 | 480 Röm 10,12 | 481 Röm 3,22 | 482 Vgl. Joh 6,40. | 483 Vgl. Lk 24,47; Mk 16,15. | 484 Vgl. II Kor 3,8. | 485 Vgl. Röm 1,16. | 486 Joh 10,27f | 487 Vgl. Eph 1,11.13. 488 Vgl. Röm 8,25. | 489 Vgl. Mt 5,6. 473
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Gottes den auserwelten zeugknus, das sie kinder Gottes sindt, und do sie nicht wißen, was sie beten solten, wie sichs geburet, vortridt er sie mit unausprechlichen seufftzen, Rom. 8.490 So zeuget auch die heylige schriefft, das Gott, der uns beruffen hatt, so getreu sey, wan er das gutte werck in uns angefangen hat491, das ers auch biß ans ende erhalten und volfuhren wolle, wo wir uns nicht selbst von ime abekheren, sondern das angefangene wesen biß ans ende fest behalten, darzu er dan seine genade vorheißen hatt, 1. Cor. 1; Phill. 1; 2. Pet. 3; Ebr. 3492. Mit diesen geoffenbarten willen Gottes sollen wir uns bekömmern, demselbigen zuvolgen, und uns deßelbigen bevleißigen, weil der Heylige Geist durchs wortt, dadurch er uns berufft, genadt, crafft und vormugen darzu vorleihet, und den abgrundt [193r] der vorborgenen vorsehung Gottes nicht forschen, wie Luc. 13 geschrieben, da einer fraget: „Herr, meinest du, das wenig selig werden? Antwort Christus: Ringet ihr darnach, das ihr durch die enge pforden eingehet.“493 Also spricht Lutherus: Volge du der epistel zum Romern in ihrer ordenung. Bekömmere dich zuvor mit Christo und dem evangelio, das du deine sunde und seine gnade erkennest, darnach mit der sunde streitest, wie Paulus vom ersten biß ins achte capittel lehret. Darnach, wan du im 8. capittel in anfechtunge unter creutz und leiden kommen wirst, das wirdt dich lehren im 9., 10. und 11. capittel die vorsehunge, wie trostlich die sey etc. Das aber „viel beruffen sein und wenig außerwehlet“494, kombt nicht daher, das es mit Gottes beruff, so durchs wortt geschicht, die meinung haben solt, als spreche Gott: Eißerlich durchs wortt beruffe ich euch wohl alle, denen ich mein wortt gebe zu meinem reich, aber im herzten meine ichs nicht mit allem, sondern nhur mit etlichen wenigen. Dan es ist mein wille, das der groste theil von denen, so ich durchs wortt beruffe, nicht sollen erleuchtet und bekheret werden, sondern vordammet sein und bleiben, ob ich mich gleich durchs wortt im beruff anders kegen sie erclere. Hoc enim esset Deo contradictorias voluntates affingerew, danx solcher gestalt wurde gelehret, das Gott, [193v] der doch die ewige warheit ist, ime selbst zuwieder sein sollte, so doch Gott solche untugent, da man sich eines dinges ercleret und ein anders im hertzen gedencket und meinet, auch an menschen strafet, Psal. 5 und 12495, dadurch uns auch der notige, trostliche grundt gentzlich ungewiß und zu nichte gemacht, da wir teglich erinnert und vormhanet werden, das wir alleine auf Gottes wort, dadurch er mit uns handelt und uns beruffet, lernen und schließen sollen, was sein wille gegen uns sey und was uns solches zusaget und vorheiset, das wir das gewiß glauben und darahn nicht zweifeln sollen.
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danach eingefügt: das ist | x (gestr. TB[D]) Vgl. Röm 8,16.26. | 491 Vgl. Phil 1,6. | 492 Vgl. I Kor 1,8; Phil 1,6; II Petr 3,9; Hebr 3,14. Lk 13,23f | 494 Mt 22,14 | 495 Vgl. Ps 5,10f; Ps 12 (Vg 11),3f.
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Derohalben auch Christus die vorheißunge des evangelii nicht allein lest in gemein furtragen, sondern durch die sacrament, die er als siegell der vorheißung angehenckt und yobsigniretz, das ist, er eigenet zu und vorsiegelt dieselbige einem jeden glaubigen in sonderheita y. Darumb behalten wir auch, wie die augßburgische confession, art. 11, sagt, die privat absolution und lehren, das es Gottes gebott sey, das wir solcher absolution glauben und fur gewiß halten sollen, das wir so warhafftigk, wan wir dem wortt der absolution glauben, Gott vorsönet werden, als hetten wir eine stimme vom himmel gehortt, wie die apologia diesen artickell erclerett. Welcher trost uns gantz und gar genhommen, wan wir nicht aus dem beruf, der [194r] durchs wortt und durch die sacrament geschichtt, von Gottes willen gegen uns schließen soltten. Es wurde uns auch der grundt umbgestoßen und genommen, das der Heylige Geyst bey dem gepredigten, gehöreten, betrachteten wortt gewißlich gegenwerttich und dadurch crefftig sein und wircken wolle. Derohalben hats die meinung in keinem wege, darvon hiervor meldung geschehen, das nemblich die jenigen die außerwelten sein sollten, wan sie gleich das wort Gottes vorachten, von sich stoßen, lestern und vorfolgen, Math. 22; Act. 15496, oder wen sie es hören, ire hertzen vorstocken, Ebre. 4497, dem Heyligen Geist widerstreben, Act. 7498, ohne buß in sunden vorharren, Luc. 14499, an Christum nicht warhafftigk glauben, Marc. 16500, nhur einen eißerlichen schein fhuren, Math. 7 und 22501, oder außer Christo andere wege zur gerechtigkeit und seligkeit suchen, Rom. 9502, sondern, wie Gott in seinem rath vorordenet hatt, das der Heylige Geist die außerwehlten durchs wortt beruffen, erleuchten und bekheren solle, und das er alle die, so er durch rechten glauben an Christum annhemen, gerecht und selig machen wolle, also hat er auch in seinem rath beschloßen, das er die jenigen, so durchs wortt beruffen werden, wan sie das wortt von sich stoßen und dem Heyligen Geist, der in inen durchs wortt crefftigk sein [194v] und wircken will, wiederstreben und darin vorharren, sie vorstocken, vorwerffen und vordammen wolle. Und also „seindt viel beruffen und wenig außerwehlet“503. Dan wenigk nhemen das wortt an und volgen ime, der groste hauf vorachtet das wortt und wil zu der hochzeit nicht kommen.504 Solcher vorachtung des wortts ist nicht die ursach Gottes vorsehung, sondern des menschen vorkherter wille, der das mittel und werckzeugk des Heyligen Geistes, so im Gott durch den beruf vortreget, von sich stoßet oder vorkheret und den Heyligen Geist, der durchs wortt creftigk sein wil und wircket, widerstrebet, wie Christus spricht: „Wie oft habe ich dich vorsamblen wollen und du hast nicht gewolt“, Math. 23.505 y – y (gestr., dafür am Rand: darmitt einen jeden glaubigen in sunderhaitt bestetiget; Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | z danach vom Rand eingewiesen: dieselbige damit bestetiget a danach vom Rand eingewiesen: versiegelt und bestetiget 496
Vgl. Mt 22,5f; Act 13,40f.46. | 497 Vgl. Hebr 4,2.7. | 498 Vgl. Act 7,51. | 499 Vgl. Lk 14,18.24. Vgl. Mk 16,16. | 501 Vgl. Mt 7,15; Mt 22,12. | 502 Vgl. Röm 9,30–33. | 503 Mt 22,14 | 504 Vgl. Mt 22,5. | 505 Mt 23,37
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Also nemen ihr viel das wortt mit freuden an, aber darnach fallen sie wieder ab, Luc. 8.506 bAber nicht der ursachb, als woldte Gott ihnen, in welchen er das gutte werck angefangen, die gnade zur bestendigkeit nicht geben, dan das ist wieder s. Paulum, Phil. 1507, sondern die ursach ist, weil sie sich mutwilligk von dem heyligen geboth wiederumb abwenden, den Heyligen Geist betruben und vorbiettern, in den unflath der welt sich wieder einflechten, dem teufel die herberge des hertzen wieder schmucken, mit welchem das letzte erger wirdt, dan das erste, 2. Pet. 2; Luc. 11; Ebr. 10508. [195r] Und so fern ist uns das geheimnuß der vorsehung in Gottes wortt geoffenbaret, und wen wir darbei bleiben und uns daran halten, so ist es gar ein nutzliche, heilsame, trostliche lehr, den sie bestetiget gar gewaltich den artickell, das wir ohne alle unsere werck und vordienst, lauter aus gnaden, alleine umb Christus willen gerecht und selig werden. Dan fur der zeit der welt, ehe wir gewesen sindt, ja „ehe der welt grundt gelegt“509, da wir ja nichts guts haben thun konnen, seindt wir nach Gottes fursatz auß gnaden in Christo zur seligkeit erwhelet, Rom. 9; 2. Timot. 1510. Es werden auch dadurch alle opiniones und irrige lehr von den crefften unsers naturlichen willens ernieder gelegt, weil Gott in seinem rhat vor der zeit der welt bedacht und vorordenet hatt, das er alles, was zu unser bekherung gehört, selbst mit der craft seines Heyligen Geists durchs wortt in uns schaffen und wircken wolle. Es gibt auch also diese lehre den schonen herlichen trost, das Gott eines jeden christen bekherung, gerechtigkeit und seligkeit so hoch ime angelegen sein laßen und es so treulich damit gemeinet, das er, „ehe der weldt grundt gelegt wardt“511, daruber rath gehalten und in seinem fursatz vorordenet hat, wie er mich [195v] dazu bringen und darinnen erhalten wolle, item, das er meine seligkeit sowohl und gewiß habe vorwharen wollen, weil sie durch schwacheit und bosheit unsers fleisches aus unsern henden leichtlich kondte vorlohren oder durch list und gewaldt des teufels und der weldt daraus gerießen und genhommen werden, das er dieselbige in seinem ewigen fursatz, welcher nicht fehlen noch umbgestoßen werden kan, vorordenet und in die almechtige handt unsers heilandes Jesu Christ, daraus uns niemandt reisen kan, zubewaren gelegt hatt, Joh. 10512. Daher auch Paulus sagt, Rom. 8: Weil wir nach dem fursatz Gottes beruffen sein, wer wil uns dan scheiden von der liebe Gottes in Christo?513 Es gibet auch diese lehr in creutz und anfechtung herlichen trost, nemblich das Gott in seinem rath vor der zeit der weldt bedacht und beschloßen habe, das er uns in allen noten beistehen, gedult vorleihen, trost geben, hofnung
b – b gestr., dafür eingefügt: Die ursach aber ist nicht; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) 506 Vgl. Lk 8,13. | 507 Vgl. Phil 1,6. | 508 Vgl. II Petr 2,10; Lk 11,24f; Hebr 10,26. | 509 Eph 1,4; I Petr 1,20 | 510 Vgl. Röm 9,11; II Tim 1,9. | 511 Eph 1,4; I Petr 1,20 | 512 Vgl. Joh 10,28. | 513 Vgl. Röm 8,28.35.
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wircken und einen solchen außgangk vorschaffen wolle, das es uns seliglich sein möge. Item, wie Paulus diß gar trostlich handelt, Rom. 8, das Gott in seinem fursatz fur der zeit der welt vorordenet habe, durch was creutz und leiden er einen jeden seiner außerwehleten gleich woldte machen dem ebenbilde seines sohns, und das einem jeden sein creutz zum besten dienen soll und muße, weil sie [196r] nach dem fursatz beruffen sein, daraus Paulus vor gewiß und ungezweifelt geschloßen, „das weder trubsal noch angst, weder todt noch leben uns scheiden konnen von der lieb Gottes in Christo Jesu“.514 Es gibt auch dieser artickell ein herlich zeugknuß, das die kirche Gottes wieder alle pforten der helle sein und bleiben werde, und lehret auch, welches die rechte kirche Gottes sey, das wir uns an den grosen ansehen der falschen kirchen nicht ergern, Rom. 9.515 Es werden auch aus diesem artickell mechtige vormhanungen und warnungen genhommen, als Luc. 7: Sie „vorachten Gottes rath wieder sich selbst.“516 Luc. 14: „Ich sage euch, das der menner keiner mein abendtmhal schmecken wirdt.“517 Item: „Viel sindt beruffen, aber wenigk außerwehlet.“518 Item: „Wer ohren hat zuhören, der höre.“519 Und: „Sehet zu, wie ihr höret.“520 Also kan die lehre von diesem artickell nutzlich, trostlich und seliglich gebraucht werden. Es muß aber mit sondern vleiß unterschiedt gehalten werden zwischen dem, was imc worttd außdrucklich offenbaret eund was nicht außtrucklich darinnen offenbahrete ist. Dan uber das, davon bißher gesagt, so hiervon in Christo offenbaret, [196v] hat Gott von diesem geheimnuß noch viel vorschwiegen und vorborgen und allein seiner weißheit und erkenttnus vorbehalten, welches wir nicht erforschen, nach unsern gedancken hierinne volgen, schließen oder grubeln, sondern uns an das geoffenbare wort halten solle, welche erinnerung zum hochsten vonnötten. Dan damit hatt unser vorwitz immer vielmher lust sich zubekommern, als mit dem, das Gott uns in seinem wort davon geoffenbaret hatt, weil wirs nicht zusammen reumen konnen, welches uns auch zuthun nicht befohlen ist. Also ist darahn kein zweifel, das Gott gar whol und aufs aller gewisseste vor der zeit der welt zuvor ersehen habe und noch wiße, welche von denen, so beruffen werden, glauben oder nicht gleuben werden, item, welche von den bekherten bestendig, welche nicht bestendig bleiben werden, welche nach dem fahl widerkheren, welche in vorstockung fallen werden. So ist auch die zhal, wieviel derßelben beiderseits sein werden, Gott ohn allen zweifel bewust und bekandt. Weil aber solch geheimnuß Gott seiner weißheit furbehalten und uns im wortt darvon nichts offenbaret, vielweniger solches durch unsere
c
korr. zu: in Gottes; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) | d danach eingefügt: hievon | e – e (in TB[D] mit etwas anderem Text vom Rand eingewiesen, bei TB[W] allerdings schon im Text; Änderung des Textes auf Wunsch von N.) 514 518
Röm 8,38f; vgl. Röm 8,28f.35. | Mt 22,14 | 519 Lk 8,8 | 520 Lk 8,18
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Vgl. Röm 9,8–13.30–33. |
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Lk 7,30 |
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gedancken zuerforschen uns befohlen, sondern ernstlich davon abgehalten hat, Rom. 11521, sollen wir mit unsern gedancken volgen undf schließeng, darin nichth grubeln, sondern [197r] uns an sein geoffenbartes wortt, darahn er uns geweiset, haltten. Also weiß auch Gott ohne zweifel und hatt einem jeden zeit und stunde seines beruffsi, bekherunge jund wiederbekherungej bestimmet, weil aber uns solches nicht geoffenbaret, haben wir befhelich, das wir immer mit dem wortt anhalten, die zeit aber und stunde Gott befhelen sollen, Act. 1522. Gleichsfals, wan wir sehen, das Gott sein wortt an einem orth gibtt, am andern nicht gibett, von einem orth hinwegk nimbt, am andern bleiben lest, item, einer wirdt vorstockt, vorplendet, in vorkherten sin gegeben, ein anderer, sowohl in gleicher schuldt, wirdt wiederumb bekheret etc., in diesen und dergleichen fragen setzt uns Paulus ein gewißes ziel, wie fern wir gehen sollen, nemblich das wir bei einem theil erkennen sollen Gottes gerichtt. Dan es sein wohlvordientte strafen der sunden, wan Gott an einem lande oder volck die vorachtunge seines wortts also strafet, das es auch uber die nachkhommen gehet, wie an den juden zusehen, dadurch Gott den seinen an etzlichen landen und personen seinen ernst zeiget, was wir alle wohl vordient hetten, wirdich und werth weren, weil wir uns gegen Gottes wortt ubel vorhalten und den Heyligen Geist [197v] oft schwerlich betrieben, auf das wir in Gottes furcht leben und Gottes guette ohne und wieder unser vordienst an und bey uns, denen er sein wortt gibt und lest, die er nicht vorstocket und vorwirfft, erkennen und preysen. Dan weil unser natur durch die sunde vorterbet, Gottes zorn und der vordambnus wirdich und schuldigk, so ist uns Gott weder wortt, Geist oder genade schuldigk, und wen ers aus gnaden gibtt, so stoßen wirs oft von uns und machen uns unwirdig des ewigen lebens, Act. 13523. Und solch sein gerechtes, wohl vorschuldes gericht lest er schauen an etlichen lendern, volckern und personen, auf das wir, wen wir gegen ihnen gehalten und mit ihnen vorglichen, deßdo vleisiger Gottes lauttere, unvordiente genade an den „gefeßen der barmhertzigkeit“524 erkennen und preisen lernen. Dan denen geschicht nicht unrecht, so gestrafet werden und ihrer sunden soldt empfangen. An den andern aber, da Gott sein wortt gibt und erhelt und dardurch die leuthe erleuchtet, bekheret und erhalten werden, preiset Gott seine lauttere genade und barmhertzigkeit ohne ihren vordienst. Wan wir so fern in diesem artickell gehen, so bleiben wir auf der rechten bahn, wie geschrieben stehet, Osee 13: Israel, das du vordirbst, die schuldt ist dein, das dir aber geholffen wirdt, [198r] das ist lauter meine gnade.525 Was aber in dieser disputation zu hoch und ausser diesem schrancken lauffen will,
f
(gestr. TB[D]) | (gestr. TB[D])
g
(danach eingefügt: noch TB[D]) |
h
(gestr. TB[D]) |
i
danach eingefügt: und
j–j
521
Vgl. Röm 11,33f. | 522 Vgl. Act 1,7. | 523 Vgl. Act 13,46. | 524 Röm 9,23 | 525 Vgl. Hos 13,9.
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da sollen wir mit Paulo den finger auf den mundt legen, gedencken und sagen: „Wer bist du mensch, der du mit Gott rechtten wilt?“526 Den das wir in diesem artickell nicht alles ausforschen oder außgrunden konnen noch sollen, bezeuget der hohe apostell Paulus, welcher, da er von diesem artickell aus dem offenbarten worte Gottes viel disputirt, sobaldt er dahin kombt, das er anzeiget, was Gott von diesem geheimbnuß seiner vorborgenen weißheit furbehalten, trucket ers nieder und schneitets abe mit kdieser exclamationk: „O, welche ein tiefe des reichtumbs, beide, der weißheit und erkentnus Gottes! Wie gar unbegreifflich sindt seine gerichtte und unerforschlich seine wege! Den wer hat des Herren sin erkant?“527, nemblich außer und uber dem, was er in seinem wortt uns offenbaret hatt. Demnach soll diese ewige whal Gottes in Christo und nicht außerhalb oder ohne Christo betrachtet werden, dan in Christo, zeuget der heylige apostel Paulus, sint wir erwehlet, „ehe der weldt grundtfeste gelegt war“528, wie geschrieben stehet: [198v] Er hat uns geliebet in dem geliebdten.529 Solche wahl aber wirdt offenbar vom himmel durch das gepredigte wortt, da der vater spricht: „Das ist mein lieber sohn, an dem ich ein wohlgefallen habe, den solt ihr hören!“530 Und Christus spricht: „Kombt zu mir alle, die ihr beschweret seit, ich wil euch erquicken.“531 Und vom Heyligen Geist saget Christus: „Er wirdt mich ercleren“532 und euch erinnern alles, was ich euch gesagt hab. Das also die gantze heylige dreyfaltigkeit, Gott vater, sohn und Hayliger Geist, alle menschen auf Christum weisen, als auf das „buch des lebens“533, in deme sie des vaters ewige whal suchen sollen. Den das ist von ewigkeit bey dem vater beschloßen, wen er wolle selig machen, den wolle er durch Christum selig machen, wie ehr selber spricht: „Niemandt kombt zum vater, den durch mich.“534 Und abermals: „Ich bin die thur, so jemandt durch mich eingehet, der wirdt selig werden.“535 Christus aber, als „der eingeborene sohn Gottes, der in des vatern schoß ist“536, hat uns des vaters willen und also auch unsere ewige whal zum ewigen leben vorkundiget, nemblich da er sagt: „Thut buß und gleubet dem evangelio, dan das reich Gottes ist nahe herbey kommen.“537 Item, er saget: „Das ist der wille deß, der mich gesant hat, das wer den sohn siehet und gleubet an in, habe das ewige leben.“538 Und abermals: „Also hat Gott die weldt geliebet“, etc.539 [199r] Diese predigt will der vater, das alle menschen hören und zu Christo kommen sollen, die auch Christus nicht von sich treibet, wie geschrieben stehet: „Wer zu mir kommet, den werde ich nicht hienauß stoßen.“540 Und auf das wir zu Christo mögen kommen, wircket der Heylige Geist durch das gehör des wortts den warhafften glauben, wie der apostel zeuget, da er
k–k
gestr., dafür eingefügt: nachfolgenden worten
526 Röm 9,20 | 527 Röm 11,33f | 528 Eph 1,4; I Petr 1,20 | 529 Vgl. Eph 1,6. | 530 Mt 17,5; vgl. Mk 9,7; Lk 3,22; Lk 9,35. | 531 Mt 11,28 | 532 Joh 16,14 | 533 Phil 4,3; Apk 20,15 | 534 Joh 14,6 | 535 Joh 10,9 | 536 Joh 1,18 | 537 Mk 1,15 | 538 Joh 6,40 | 539 Joh 3,16 | 540 Joh 6,37
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Eph. 1 | Joh. 10 Eph. 1
Luc. 3 Marc. 11 Joh. 16
Joh. 14 Joh. 10
Marc. 1
Joh. 6
Joh. 6
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spricht: „So kombt nhu der glaube auß dem gehör Gottes wortts“, wan daßelbige lautter und rein geprediget wirdt.541 Derohalben, welcher mensch selig werden will, der soll sich selber nicht bemuhen oder plagen mit den gedancken von dem heimblichen rath Gottes, ob er auch zum ewigen leben erwehlet und vorordenet sey, damit der ledige sathan fromme hertzen pfleget anzufechten und zuvexiren, sondern sie sollen Christum hören, welcher ist das „buch des lebens“542 und der ewigen whal Gottes zum ewigen leben aller kinder Gottes. Der betzeuget allen menschen ohne unterschiedt, das Gott wolle, das alle menschen zu ihme kommen, die mit sunden beschweret und beladen sein, auf das sie erquicket und seligk werden. Nach dieser seiner lehre sollen sie von ihren sunden abstehen, [199v] buße thun, seiner vorheißung gleuben und sich gantz und gar auf in vorlaßen, und weil wir das aus eigenen crefften von uns selbst nicht vormugen, wil solches, nemblich bus und glauben, der Heylige Geist in uns wircken durchs wortt und durch die sacramenten. Und das wir solches mogen volfuhren, darin vorharren und bestendig bleiben, sollen wir Gott umb seine genade anruffen, die er uns in der heyligen tauffe zugesagt hatt, und nicht zweifeln, er werde uns dieselbige vormuge seiner vorheißung mittheilen, wie er vorsprochen hatt, Luc. 11: „Wo biettet unter euch ein sohn dem vater umb brodt, der ime einen stein dafur piett? Oder, so er umb ein ey biettet, der ime dafur einen scorpion dafur piette? So dan ihr, die ihr arg seit, kondt euren kindern guttes geben, vielmher wirdt der vater im himmel den Heyligen Geist geben denen, die in bietten.“543 Und nachdem der Heylige Geist in den außerwehlten, die gleubig worden sein, wohnet, als in seinem tempel, der in ihnen nicht mußig ist, sondern treibet die kinder Gottes zum gehorsam der gebott Gottes, sollen die gleubigen gleicher gestalt auch nicht mußigk sein, noch vielweniger dem treiben des Geist Gottes sich wiedersetzen, sondern in allen christlichen tugendten, in [200r] aller gotseligkeit, bescheidenheit, meßigkeit, gedult, bruderlicher lieb sich uben und allen vleiß thun, das sie iren beruff und erwehlung fest machen, damit sie destdoweniger darahn zweifeln, jhe mher sie des Geistes crafft und sterck in ihnen selbst befinden, dan der Geist Gottes den außerweleten zeugknus gibt, das sie „kinder Gottes sindt“, Rom. 8544. Und ob sie gleich etwa in so tieffe anfechtung gerathen, das sie vormeinen, sie entpfinden kein craft des einwohnenden Geistes Gottes mehr und sagen mit David, Psalm 31: „Ich sprach in meinen zagen: Ich bin von deinen augen vorstoßen“, so sollen sie doch wiederumb mit David darauf sagen, unangesehen, was sie in ihnen selbst befinden, wie dan gleich volget: „Dennoch horest du meines flehens stimmen, do ich zu dir schrie.“545
541 Röm 10,17 | 31 (Vg 30),23
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Und weil unsere whal zum ewigen leben nicht auf unsere frommigkeit oder tugent, sondern allein auf Christus vordienst und gnedigen willen seines vaters gegrundet ist, der sich selbst nicht vorleucknen kan, welcherl in seinem willen und wesen unwandelbar ist, derohalben, wan seine kinder aus den gehorsam tretten und straucheln, läst er sie durchs wortt wieder zur buß ruffen. Und wil der Heylige Geist dardurch in ihnen zur bekherung crefftigk sein, und wen sie in warer [200v] buße durch rechten glauben sich wiederumb zu ihm bekheren, wil er das alde vaters hertz immer erzeigen allen denen, die sich ob seinem wortt furchten und von hertzen wieder zu ihme bekheren, wie geschrieben stehet, Hier. 3: „Wan sich ein man von seinem weib scheiden lest und sie zeicht von ime und nimbt einen andern man, darf er sie auch wieder annehmen? Ist nicht also, das das landt vorunreiniget wurde? Du aber hast mit viel bulern gehuret, doch kom wieder zu mir, spricht der Herr.“546 Das aber gesagt wirdt, niemandt komme zu Christo, der vater zihe in dan547, ist recht und wahr. Aber der vatter wil das nicht thun ohne mittel, sondern hat darzu sein wortt und sacrament als ordentliche mittel und werckzeugk vorordnet, und ist weder des vaters noch des sohns wille, das ein mensch die predigt seines wortts nicht hören oder vorachten und also auf das ziehen des vaters ohne wortt und sacrament wartten solle. Den der vater zeihet wohl mit der crafft seines Heyligen Geistes, jedoch seiner gemeinen ordnung nach durch das gehör seines heyligen göttlichen wortts, als mit einem netze, dadurch die außerwelten aus dem rachen des teuffels gerießen werden, [201r] darzu sich ein jeder armer sunder vorfugen, daßelbige mit vleis horen und an dem tziehen des vaters nicht zweifeln soll, den der Heylige Geist wil mit seiner craft bei dem wortt sein und dadurch wircken, und das ist das ziehen des vaters. Das aber nicht alle die, so es gehöret, gleuben und derohalben soviel desto tiefer vordammet werden, ist nicht die ursach, das inen Gott die seligkeit nicht gegönnet hette, sondern sie selbst seint schuldigk darahn, die solcher gestalt das wort gehöret, nicht mdas sie begeretm zulernen, sondern daßelbige allein zuvorachten, zulestern und zuschenden, und das sie dem Heyligen Geist, der durchs wortt in ihnen wircken wolte, widerstrebet haben, wie es eine gestalt zur zeitt Christi mit den phariseern und irem anhang gehabt. So unterscheidet der apostel mit sondern vleis das werck Gottes, der allein gefeß der ehren machet, und das werck des teufels und des menschen, der sich selbst aus eingebung des teufels und nicht Gottes zum gefeß der unehren gemacht hatt. Dan also stehet geschrieben, Rom. 9: „Gott hat mit groser gedult getragen die gefeß des zorns, die da zugerichtet sein zum vordambnuß, auf das er kunth thete den reichthumb seiner herligkeit an den gefeßen der barmhertzigkeit, die er bereitet hat zur seligkeitt.“548 l
(gestr., dafür vom Rand eingewiesen: weil er TB[D]) | m – m (gestr. TB[D])
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Jer 3,1 | 547 Vgl. Joh 6,44. | 548 Röm 9,22f
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Da dan der apostel deutlich sagt, Gott habe die gefeß des zorns mit [201v] groser gedult getragen, und saget nicht, er habe sie zu gefeße des zorns gemacht, dan da es sein wille gewesen were, hette er keiner grosen gedult dazu betörft, das sie aber bereitet sein zur vordambnus, darahn seindt der teufel und die menschen selbst und nicht Gott schuldigk. Den alle bereitung zur vordambnus ist vom teufel und menschen durch die sunde und gantz und gar nicht von Gott, der nicht wil, das ein mensch vordammet werde. Wie soldte er dan einem menschen zur vordambnus selbst bereitten? Dan wie Gott nicht ist eine ursach der sunden, also ist er auch keine ursach der straff der sunden, das ist der vordambnuß, sondern die einige ursach der vordambnus ist die sunde. „Dan der sunden soldt ist der todt.“549 Und wie Gott die sunde nicht wil, auch kein gefallen an der sunde hatt, also auch wil er nicht den todt des sunders, hat auch kein gefallen uber ihrem vordambnuß. Dan er „wil nicht, das jemandt vorlohren werde, sondern das sich jederman zur buße kere“, 2. Pet. 3.550 nUnd wie geschrieben stehetn, Ezech. 18 und 33: „Ich habe keinen gefallen am tode des sterbenden“, „dan so war alß ich lebe, wil ich nicht den todt des sunders, sondern das er sich bekhere und lebe.“551 Und s. Paulus bezeuget mit lautern wortten, das auß den gefeßen der unehren gefeße der ehren durch Gottes craft und wirckung werden mugen, da er also schreibet, 2. Tim. 2: „So nun jemandt sich reiniget von solchen leuthen, der wirdt ein geheiliget faß sein zu ehren, dem hauß[202r]herrn breuchlich und zu allen gutten wercken bereitet“552, dan wer sich reinigen soll, der muß zuvor unrein und demnach ein gefeß der unehren gewesen sein. Aber von den gefeßen der barmhertzigkeit sagt er clar, das der Herr selbst sie bereidet habe zur herligkeit, welches er nicht sagt von den vordambten, die sich selbst, und nicht Gott, zu gefeßen der vordamnuß bereitet haben. Es ist auch mit vleiß zubedencken, wan Gott sunde mit sunde, das ist, die jenigen, so bekheret gewesen, vonwegen volgender ihrer sicherheit, unbußfertigkeit und mutwilligen sunden, hernach mit vorstockung und vorblendtung strafft, das solches nicht dahin getzogen werden solle, als were es Gottes wohlgefelliger wille niemals gewesen, das solche leuthe zur erkendtnuß der warheit kommen und selig wurden. Den es ist beides Gottes offenbarer wille: Erstlich, das Gott alle, so buße thun und an Christum gleuben, zu gnaden aufnehmen wolle. Zum andern, das er auch die, so sich mutwilligk von den heyligen gebotte abwenden und in den unflat der weldt wieder einflechten, 2. Pet. 3553, dem sathan das hertze schmucken, Luc. 11554, den Heyligen Geist schenden, Ebr. 10555, straffen wolle und, da sie darinne vorharren, das sie vorstockt, vorplendet und ewigk vordammet sollen werden. n–n 549 554
gestr. Röm 6,23 | 550 II Petr 3,9 | 551 Ez 18,23; Ez 33,11 | Vgl. Lk 11,24f. | 555 Vgl. Hebr 10,29.
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Vgl. II Petr 2,20.
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[202v] Demnach auch Pharao (von dem geschrieben ist: „Eben darumb habe ich dich erwecket, das meine craft an dir erscheine und mein nahme vorkundiget wurde in allen landen“556) nicht darumb zu grunde gangen, das Gott ihme die seligkeit nicht gegönnet haben solte oder sein wohlgefelliger wille gewesen were, das er solte vordammet und vorlohren werden, den Gott wil nicht, das jemandt vorlohren werde, hat auch kein gefallen am tode des sunders, sondern wil, das er sich bekhere und lebe557. Das aber Gott Pharaonis hertz vorhertet, das nemblich Pharao immer fort und fort sundiget und jhe mher er vormhanet, jhe vorstockter er wirdt558, das ist eine straff seiner vorgehenden sunde und greulicher tyranney gewesen, die er an den kindern Israel viel und mancherley gantz unmenschlich und wider das anclagen seines hertzens geubet hatt. Und weil ime Gott sein wortt predigen und seinen willen vorkundigen ließ und aber Pharao sich mutwilligk stracks wieder alle vormhanung und warnung auflehnete, hatt Gott die handt von ihme abgetzogen und ist also das hertze vorhertet und vorstocket und hat Gott sein gerichte an ihme erzeiget, dan er anders nichts den des hellischen feuers schuldigk war, wie dan der heylige apostell das exempel Pharaonis auch anders nicht einfuhret, dan hiermit die gerechtigkeit Gottes zuerweisen, die er uber die unbußfertigen und [203r] vorechter seines wortts erzeiget, keines weges aber dahin gemeinet noch vorstanden, das Gott ihme oder einigen menschen die seligkeit nicht gonnete, sondern also in seinem heimlichen rath zur ewigen vordambnuß vorordenet, das er nicht solte konnen oder mogen seligk werden. Durch diese lehre und erclerung von der ewigen und seligmachenden wahle der außerweleten kinder Gottes wirdt Gott seine ehr gantz und volligk gegeben, das er auß lauter barmhertzigkeit in Christo ohn allen unsern vordienst oder gutte werck uns selig mache nach dem fursatz seines willens559, wie geschrieben stehet, Eph. 1: „Er hat und vorordnet zur kindtschafft gegen ime selbst durch Jhesum Christum nach dem wolgefallen seines willens zu lob seiner herligkeit und gnade, durch welche er uns hat angenhem gemacht in dem geliebdten.“560 o Dan nicht alleine ehe wir etwas guttes gethan, sondern auch ehe wir geboren worden, „hatt er uns in Christo erwehlet, ja ehe der weldt grunt gelegt war“561 und „auf das der vorsatz Gottes bestunde nach der wahl, wart zu ihme gesagt – nicht aus vordienst der werck, sondern aus gnaden des beruffers – also: ,Der groste soll dienstbar werden dem kleinen‘, wie den geschrieben stehet: ,Ich habe Jacob geliebet, aber Esau habe ich gehaßet‘ “, Rom. 9 und Gen. 25; Mal. 1562. o danach eingefügt: Darumb es falsch und unrecht, wenn geleret wird, das nich allein die barmhertzigkeit Gottes und aller heiligster verdienst Christi, sondern auch in uns eine ursach der craft Gottes sey, umb welcher willen Gott uns zum ewigen leben erwehlet habe; (Änderung des Textes auf Wunsch von: N. TB[D]) 556 Röm 9,17; vgl. Ex 9,16. | 557 Vgl. Ez 33,11; II Petr 3,9. | 558 Vgl. Ex 7,13 u. ö. | 1,11. | 560 Eph 1,5f | 561 Eph 1,4 | 562 Röm 9,11–13; Gen 25,23; Mal 1,2f
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Vgl. Eph
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[203v] Desgleichen gibt diese lehr niemandt ursach, weder zur kleinmuttigkeit noch zu einem frechen, wilden leben, wen die leuthe gelehret werden, das sie die ewige wahl in Christo und seinem heyligen evangelio als in dem „buch des lebens“563 suchen sollen, welches keinen bußferttigen sunder ausschleußet, sondern zur buß und erkentnuß ihrer sunden und zum glauben an Christum alle arme, beschwerte und betrubte sunder locket und ruffet und den Heyligen Geist zur reinigung und erneuerung vorheißet und also den aller bestendigisten trost den betrubten, angefochtenen menschen gibtt, das sie wißen, das ihre seligkeit nicht in ihrer handt stehe, sonst wurden sie dieselbigen viel leichtlicher, alß Adam und Eva im paradieß geschehen, ja alle stundt und augenblick vorliehren, sondern in der gnedigen whal Gottes, die er uns in Christo geoffenbaret hatt, auß des handt uns niemandt reisen wirdt, Joh. 10; 2. Timoth. 2564. Demnach, welcher die lehre von der genedigen whal Gottes also fhuret, das sich die betrubten christen derselbigen nicht trosten konnen, sondern dadurch zur vorzweifelung vorursacht oder die unbusfertigen in ihrem mutwillen gestercket werden, so ist ungezweiffelt gewis und whar, das dieselbige lehre nicht nach dem wortt und willen Gottes, sondern nach der vornunfft und anstieftung des ledigen teufels getrieben werde. [204r] Dan wie der apostel zeuget: Alles „was geschrieben ist, das ist uns zur lehr geschrieben, auf das wir durch gedult und trost der schriefft hofnung haben.“565 Da uns aber durch die schriefft solcher trost und hofnung geschwechet oder gar genhommen, so ist gewiß, das sie wieder des Heyligen Geistes willen und meinung vorstanden und außgelegt werden. Bey dieser einfeltigen, richtigen, nutzlichen erclerung, die in Gottes offenbartten willen bestendigen, gutten grundt hatt, bleibenp wir, fliehen und meiden alle hohe, spitzige fragen und disputationes, und was dieser warhafftigen, einfaltigen, nutzlichen erclerung zuwieder und entgegen ist, das vorwerffen und vordammen wir. Und soviel von den zwiespaldigen artickelln, die unter den theologen augßpurgischer confession nhun viel jhar disputiret, darin sich etliche geirret und daruber schwere controversiae, das ist religionstreit, entstanden. Aus welcher unserer erclerung freundt und feindt und also menniglich clar abzunehmen, das wir nicht bedacht, umb zeitliches friedens, ruhe und einigkeit willen etwas der ewigen unwandelbaren warheitt Gottes (wie auch solches zuthun in unser macht nicht stehet) zubegeben. Welcher [204v] friedt und einigkeit, da sie wieder die warheit und zu unterdruckunge derselbigen gemeinet, auch keinen bestandt haben wurde. Noch vielweniger gesinnet, vorfelschung der reinen lehr und offentliche, vordammete irthumb zuschmucken und zudecken, sondern zu solcher einigkeit hertzlichen lust und liebe tragen und diep
cj. mit TB[D]: gleuben
563
Phil 4,3; Apk 20,15 | 564 Vgl. Joh 10,28; II Tim 2,19. | 565 Röm 15,4
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Von der ewigen Vorsehung
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selbige unsers theils nach unserm eußersten vormogen zubefordern von hertzen geneigt und begirigk, durch welche Gott seine ehr unvorletzt, der gottlichen warheit des heyligen evangelii nichts begeben, dem wenigsten irthumb nichts eingereumet, die armen sunder zu rechter, warhafftiger buß gebracht, durch den glauben aufgerichtet, im neuen gehorsam gestercket und also allein durch den einigen vordienst Christi gerecht und ewig selig werden etc. [205r] XII. Von andern rotten und secten, so sich niemals zu der augßburgischen confession bekhennet
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Was aber die secten und rotten belanget, die sich zur augßburgischen confession nie bekennet undq in dieser unserer erclerunge nicht außdruckliche meldung geschehen, als da sein wiederteufer, schwenckfeldianer, neue arrianer und antitrinitarier, deren irthumb einhellig von allen kirchen augßpurgischer confession vordammet worden, haben wir dieselbigen der ursach in dieser erclerung nicht insonderheit und furnemblich meldunge thun wollen, dieweil auf dismalsr das gesucht: Nach dem unser kegentheil mit unvorschambten munde furgeben und in aller welt unser kirchen und derselbigen lehrer außgeruffen, das nicht zwene predicanten gefunden, die in allen und jeden artickelln der augßpurgischen confession einigk, sondern dermaßen untereinander zurrißen und zutrennet, das sie selbst nicht mher wißen, was die augßburgische confession und derselben eigentlicher vorstandt sey, haben wir nicht mit kurtzen, blosen wortten oder nhamen uns zusammen bekennet, sondern von allen furgefallenen artickelln, so allein unter den theologen augßburgischer confession disputiret und angefochten, eine lauttere, helle, [205v] unterschiedliche erclerunge thun wollen, auf das mennigklich sehen muge, das wir solches alles nicht argelistiger weise vorschlahen oder vordecken oder uns allein zum schein vorgleichen, sondern der sachen mit grundt helffen und unser meinung also hiervon darthun wollen, das auch unsere widersachere selbst bekennen mußen, das wir in solchen allen bey den rechten, einfeltigen, naturlichen und eigentlichen vorstandt der augßburgischen confessions durch Gottes gnade begeren standthafftigk biß an unser ende zubleibent und, soviel an unserm dienst gelegen, nicht zusehen noch stillschweigen wollen, das derselbigen zuwider etwas in unsere kirchen und schulen eingefuhret werde, darinnen uns der almechtige Gott und vater unsers Herrn Jesu Christi zu lehrern und hirtten gesetzt hat. Damit uns aber nicht stilschweigente oberzhelter rotten und secten vordammete irthumb zugemeßen werden, welche mherers theils an denen ortten und sonderlich zu der zeit heimblich, wie solcher geister arth ist, eingeschliq danach vom Rand eingewiesen: derselben | r danach eingefügt: allein | s danach vom Rand eingewiesen: bleiben, bey welchem wir auch | t (gestr., dafür vom Rand eingewiesen: zuverharren TB[D])
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Torgisches Buch
chen, da dem reinen wortt des heyligen evangelii nicht platz noch raum gegeben, sondern alle deßelben rechtschaffene lehrer und bekenner vorfolget werden und die tieffe finsternus des babsthumbs noch regieret und die armen, [206r] einfeltige leuthe, so des babsthumbs offentliche abgotterey und falschen glauben greifen mußen, in ihrer einfalt (leider) angenhommen, was nach dem evangelio genennet und nicht bebstisch war, haben wir nicht unterlaßen konnen, uns darwieder auch offentlicher vor der gantzen christenheit zubetzeugen, das wir mit derselben irthumb, es sein ihr viel oder wenig, weder theil noch gemeine haben, sondern solche alzumhal als unrecht und ketzerisch, der heyligen propheten und apostel schriefften, auch unserer christlichen und in Gottes wortt wohl gegrundten augßburgischen confession zuwider, vorwerffen und vordammen, etc.
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Irrige artickell der widerteuffer
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Als nemblich der widerteuffer irrige, ketzerische lehr, die weder in der kirchen, noch in der policey, noch in der haußhaltung zudulten und zuleiden, da sie lehren: Das unsere gerechtigkeit vor Gott nicht alleine auf dem einigen gehorsam und vordienst Christi, sondern in der erneuerung und unserer eigene frommigkeit stehe, in welcher wir vor Gott wandeln, welche das mherertheil auf eigene sonderliche satzunge und selbst [206v] erwehlete geistligkeit wie auf eine neue muncherey setzen. Das die kinder, so nicht getaufft, vor Gott nicht sunder, sonder gerecht und unschuldigk sein und also in ihrer unschuldt ohne die tauff, deren sie nicht bedörffen, selig werden, vorleugknen und vorwerffen also die gantze lehr von der erbsunde und was derselbigen anhengigk. Das die kinder nicht sollen getauft werden, biß sie zu ihrem vorstande kommen und ihren glauben selbst bekennen konnen.u Das diß keine rechte, christliche vorsamblung und gemeine sey, in derer noch sunden gefunden werden. Das man kein predigt hören noch besuchen solle in den tempeln, darinnen zuvor papistische meße gelesen worden. Das man nichts mit den kirchen dienern, so das heylige evangelium vormuge augßpurgischer confession predigen und der widerteuffer irthumb strafen, zuschaffen haben, ihnen auch weder dienen noch etwas arbeiten, sondern als die vorkehrer Gottes worts fliehen und meiden solle. [207r] Das die obrigkeit kein Gott seliger standt im neuen testament sey. u danach vom Rand eingewiesen: Das der Christen kinder darumb, weil sie von christlichen und gleubigen eltern geborn, auch one und vor der tauffe heilig und Gottes kinder sein, auch der ursach der kinder tauff weder hoch halten noch bedurffen wider die ausgedruckte wort der verheissung Gottes, die sich alleine auff die erstrecken, welche den bund halten und denselben nicht verachten, Gen. 17. Durch die Einfügung steigen die Marginalzahlen im Folgenden jeweils um 1; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Sachs. TB[D])
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Von anderen Rotten und Sekten
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Das ein christen mensch mit gutten, unvorletzten gewißen das ambt der obrigkeit nicht tragen konne. Das ein christ mit unvorletzten gewißen das ambt der obrigkeit in zufelligen sachen wieder die bösen nicht brauchen noch derselbigen unterthanen ihren gewaldt anruffen mogen. Das ein christen mensch mit gutten gewißen keinen eidt vor gerichte schweren, noch mit eide seinem landesfursten oder ober herren die erbholdigung thun kondte. Das die obrigkeit mit unvorletzten gewißen die ubelthetter am leben nicht strafen konte. Das ein christ mit guttem gewißen nichts eigenes behalten noch besitzen kondte, sondern schuldigk sey, daßelbige in die gemeyne zugeben. Das ein christ mit guttem gewißen kein gastgeber, kaufman oder meßerschmiedt sein kondte. Das eheleutte umb des glaubens willen sich voneinander scheiden und eins das ander vorlaßen und [207v] mit einem andern, das seines glaubens ist, sich vorehelichen muge. Das Christus sein fleisch und bludt nicht von Marien, der jungkfrauen, angenhommen, sondern vom himmel mit sich gebracht. Das er auch nicht wharer, wesentlicher Gott sey, sondern nur mher und hohere gaben und herligkeit dan andere menschen habe. Und dergleichen andere artickell mehr, wie sie dan untereinander in viel haufen zurtheilet und einer mehr, der ander weniger irthumb hatt und also ire gantze sect im grunde anders nichts dan eine neue muncherey ist.
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Irrige artickell der schwenckfeldianer
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Desgleichen, da die schwenckfeldianer furgeben: Erstlich, das alle die kein erkentnuß des regirenden himmelkoniges Christi haben, die Christum nach den fleisch oder seine angenohmmene menscheitt fur eine creatur halten, und das das fleisch Christi durch die erhohunge alle gottliche eigenschafft also angenhommen, das er an macht, crafft, maiestatt, herligkeit dem vater und dem ewigen wortt allenthalben im [208r] gradt und stelle des wesens gleich, also das einerley wesen, eigenschafft, willen und glori beider naturen in Christo sey, und das Christi fleisch zu dem wesen der heyligen treifaltigkeit gehöre. Das der kirchendienst, das gepredigte und gehortte wortt, nicht sey ein mittel voder werckzeugkv, dadurch Gott, der Heylige Geist, die menschen lehre, seligkmachende erkentnuß Christi, bekherung, buß, glauben, neuen gehorsam in inen wircke. Das das taufwaßer nicht sey ein mittel woder wergkzeugw, dadurch Gott, der Herr, die kindtschafft vorsiegele und die wiedergeburtt wircke. v–v
gestr.; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirt., Baden, Henn. TB[D]) | w – w gestr.
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Torgisches Buch
Das brodt und wein im heyligen abendtmhal nicht mittel xund werckzeug seinx, dardurch Christus sein leib und bludt außtheile. Das ein christen mensch, der warhafftigk durch den Geist Gottes widergeboren, das gesetze Gottes kondte in diesem leben volkommen halten und erfullen. Das keine rechte christliche gemein sey, yda der ausschluß oder excommunication nicht gehalten werdey. Das der diener der kirchen andere leuthe nicht nutzlich lehren, [208v] oder rechte, warhafftige sacrament reichen konte, der nicht vor seine person warhafftigk vorneuert, gerecht und from sey.
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Irrige artickell der nauen arrianer Item, da die nauen arrianer lehren, das Christus nicht ein warhafftiger, wesentlicher, naturlicher Gott, eines ewigen, gottlichen wesens mit Gott, dem vater, sondern allein mit gottlicher maiestat unter und neben Gott, dem vater, gezieret sey.
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Irrige artickell der nauen antitrinitarien 1.
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Item, da etliche antitrinitarier die alden, bewerten symbola, nicenum et atthanasianum, beide was die meinung und wortt belanget, vorwerffen und vordammen und lehren, das nicht ein einig, ewig, gottlich wesen sey des vaters, sohns und Heyligen Geistes, sondern wie drey unterschiedtliche personen sein Gott vater, sohn und Heyliger Geist, also habe auch eine jede person ihre unterschiedtlich und von andern personen abgesondert wesen, die doch entweder alle drey, als sonst drey unterschiedene und in ihren wesen abgesonderte menschen, gleiches gewalts, weißheit, maiestat und herligkeit sein oder an wesen und eigenschafften ungleich, das allein der vater rechter, wharer Gott sey. [209r] Diese und dergleichen artickell alzumhal und was denselbigen anhanget und daraus folget, vorwerffen und vordammen wir als unrecht, falsch, ketzerisch, dem wortt Gottes, den dreyen symbolis, der augßpurgischen confession und apologi, den schmalkaldischen artickelln und catechismis Lutheri zuwieder, vor welchen sich alle frommen christen huetten wollen und sollen, als lieb ihnen ihrer seelen heyl und seligkeit ist. Derowegen wir uns vor dem angesicht Gottes und der gantzen christenheit, bei den itzt lebenden und so nach uns kommen werden, betzeuget haben wollen, das diese itzgethane erclerunge zvon denz streittigen artickelln und x – x gestr., dafür eingefügt: sein | y – y gestr., dafür eingefügt: da kein offentlicher ausschlus oder ordentlicher proceß des bannes gehalten werde; (Änderung des Textes auf Wunsch von: Wirt., Baden, Henn. TB[D]) | z – z gestr., dafür vom Rand eingewiesen: von allen vorgesetzten und erklereten
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Von anderen Rotten und Sekten
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kein anders unser glaube, lehr und bekendtnuß sey, in welcher wir auch durch die gnade Gottes mit unerschrockenem hertzen vor dem richter stuel Jesu Christi erscheinen und deßhalben rechenschafft geben awollen. Demselbigen sey lob, ehr und preiß in ewigkeit. Amena.
a–a
gestr., dafür eingefügt: da wider auch nichts heimlich noch offentlich reden oder schreiben wollen, sondern vermittelst der gnaden Gottes dabey gedencken zu bleiben, haben wir wolbedechtig in Gottes furcht und anruffung uns mit eigenen henden unterschrieben: Iacobus Andreae, d. ssst; Nicolaus Selnecerrus, d. ssst; Andreas Musculus, d. ssst; Christophorus Cornerus, d. ssst; David Chytraeus, d. ssst; Martinus Chemnicius, d. ssst [die Originalunterschriften befinden sich unter TB[D]]
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Vorstufen der Vorrede zu Konkordienformel und Konkordienbuch
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Die Vorrede zu Konkordienformel und Konkordienbuch, 1578–1579 Einleitung (Irene Dingel und Marion Bechtold-Mayer)
Der über zahlreiche Konsensvorschläge1 führende Weg zur Konkordienformel hatte in der Erstellung des Bergischen Buchs, d. h. der Solida Declaratio, während des Theologenkonvents vom 19.–29. Mai 1577 im Kloster Bergen, und einer im Anschluss daran erstellten Zusammenfassung, der Epitome, seinen Abschluss gefunden. Nun begannen die Werbungen um Beitritt zu diesem Einigungswerk. Am 12. April 1579 teilte Jakob Andreae Kurfürst August von Sachsen mit, dass nun für die Fertigstellung des Konkordienbuchs, das neben der Konkordienformel auch die drei altkirchlichen Bekenntnisse, die Confessio Augustana und deren Apologie, die Schmalkaldischen Artikel mit dem Tractatus de potestate et primatu Papae sowie den Großen und den Kleinen Katechismus Martin Luthers bieten sollte, nur noch die Praefatio fehle.2 Diese Vorrede diente dazu, all jene politischen Autoritäten zu erreichen, die auf ihrer distanzierten Haltung zum Konkordienwerk verharrten. Sie zielte deshalb darauf, die Probleme abschließend zur Sprache zu bringen, die in Bekenntnisentwicklung und Konfessionsbildung des Luthertums strittig geblieben waren und in der Konkordienformel nicht zur Zufriedenheit aller hatten gelöst werden können. Auf diese Weise sollte sie den noch übrigen Kritikern und Zögerern eine Brücke zur Annahme des Einigungswerks bauen, indem sie auf weiterhin bestehende kontroverse Fragen einging und vermittelnde Formulierungen anbot. Insbesondere ging es darum, Ludwig VI. von der Pfalz, als dritten und letzten der evangelischen Kurfürsten des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation, für das Konkordienwerk zu gewinnen. Denn der Pfälzer Kurfürst hatte immer wieder Einwände und Bedenken gegen die Konkordienformel vorgebracht hatte. Aus diesem Grunde hatte man auf dem Konvent von Schmalkalden vom 14. Oktober 1578, auf dem Pfälzer Abgesandte mit den kursächsischen, kurbrandenburgischen und braunschweigischen Theologen und Räten zusammengetroffen waren, beschlossen, eine Praefatio zu erstellen, die dem Kurfürsten sodann zur Begutachtung und Unterschrift vorgelegt werden sollte. Der aus diesem Prozess hervorgegangenen Vorrede, die schließlich sowohl der Konkordienformel als auch dem gesamten Konkordienbuch vorangestellt wurde, kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Sie stellt die letzte Etappe auf dem Weg zum Abschluss des lutherischen Konkordienwerks dar. Dies belegt augenfällig die am 1
Vgl. die in diesem Band abgedruckten Stücke. Zur Entstehung und Bedeutung der Vorrede vgl. Irene Dingel, Eine Etappe Kurpfälzer Konfessionsgeschichte. Die Vorrede zu Konkordienformel/Konkordienbuch und Kurfürst Ludwig VI., in: BPfKG 69 (2002), 27–48. 2
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Einleitung
Ende angehängte lange Liste von Unterschriften. Kurfürsten, Fürsten und Stände des Reichs standen – nach politischer Bedeutung gestaffelt und mit dem Namen des schließlich gewonnenen Pfälzer Kurfürsten an erster Stelle – für die hier niedergelegte Theologie ein.3 Der hervorgehobenen Bedeutung der Vorrede entspricht, dass ihrer endgültigen Fassung verschiedene Beratungen über eine angemessene Konzeption und diverse Vorstufen vorausgingen. Mit der Erstellung einer Praefatio wurde zunächst Jakob Andreae beauftragt. Dieser legte August von Sachsen Anfang Dezember 1578 zwei verschiedene Entwürfe vor, von denen der eine im Namen der Theologen (s. u. Text Nr. 1 [V1]), der andere im Namen der Kürfürsten und Stände (Nr. 2 [V2]), d. h. der Unterzeichner der Konkordienformel, abgefasst war. Die Fürstenvorrede beschrieb die Genese der Konkordienformel und verteidigte die Entscheidung, sie nicht auf einer Synode zu beraten, sondern durch Unterschriften bestätigen zu lassen. Die Theologenvorrede zielte auf die lehrmäßige Bekräftigung der Konkordienformel und legitimierte u. a. den Verzicht auf Schriften Melanchthons sowie auf die Nennung seines Namens4. Sie griff außerdem die wichtigsten theologischen Streitpunkte auf, hatte aber die spezifischen Einsprüche der Kurpfalz nur wenig im Blick. Lediglich in der Abendmahlslehre signalisierte sie insofern ein Entgegenkommen, als sie – den Kurpfälzer Wünschen konform – deutlich machte, dass einzig die Einsetzungsworte als Grundlage eines realpräsentischen Verständnisses der Anwesenheit Christi, nach Gottheit und Menschheit, in Brot und Wein dienen konnten. Man versuchte im Übrigen den eher von der Theologie Melanchthons her geprägten Ständen darin entgegenzukommen, dass man darauf hinwies, dass christologische Argumentationen lediglich durch die Abwehr gegnerischer Meinungen veranlasst und zusätzlich eingebracht worden seien, keineswegs aber als Grundlegung der Abendmahlslehre. In der Frage der Verwerfungspraxis allerdings wandte sich die Theologenvorrede entschieden gegen den pfälzischen Kurfürsten, der sich an der Verwendung des „Damnamus“ gestoßen hatte. Diese beiden Fassungen wurden auf einem Konvent in Jüterbog, zu dem August von Sachsen im Januar 1579 eingeladen hatte, beraten. Anwesend waren die sechs Theologen der Konkordienformel – Martin Chemnitz, David Chytraeus, Nikolaus Selnecker, Andreas Musculus, Christoph Cornerus und Jakob Andreae – sowie die Räte Johann von Werbisdorf und Haubold von Einsiedel. Offensichtlich unterzog man die Theologenvorrede keiner weiteren 3
Vgl. die Liste im Hauptband: 1210–1215. Die Konkordienformel rekurriert zwar auf die Confessio Augustana und deren Apologie sowie gelegentlich auf den Tractatus de potestate et primatu Papae, letzterer galt aber den Zeitgenossen als Teil der Schmalkaldischen Artikel und wurde insofern Luther zugeschrieben. Dadurch dass Konkordienformel und Konkordienbuch zudem auf die Confessio Augustana invariata von 1530 zurückgriffen, obwohl bereits seit Jahrzehnten die von Melanchthon veränderte Fassung von 1540 (variata) in Kirchen und Schulen in Gebrauch war, und das Bekenntnis als Allgemeingut der aus der Wittenberger Reformation hervorgegangenen Kirchen und Stände galt, wurde auch sie nicht mehr als genuine Schrift Melanchthons wahrgenommen. 4
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Einleitung
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inhaltlichen Redaktion. Dagegen entschied man sich, die Fürstenvorrede zu überarbeiten. Die daraus hervorgegangene neue Fassung (Nr. 3 [V3]) stellte nun eine historica narratio in den Mittelpunkt, die auf die Vorgeschichte der Einigungsversuche einging und von jenen Verhandlungen berichtete, die bereits auf dem Frankfurter Fürstentag mit dem Frankfurter Rezess von 1558 und dem Fürstentag zu Naumburg mit dem entsprechenden Abschied von 1561 stattgefunden hatten. Der aufs Neue geäußerte Wunsch des Kurfürsten nach Veranstaltung einer allgemeinen Synode wurde deutlich zurückgedrängt. Zudem erfolgte eine ausdrückliche Ablehnung der Confessio Augustana variata, die auf den genannten Fürstentagen von der Mehrheit noch als Interpretation der invariata von 1530 akzeptiert worden war. Diese Jüterboger Fürstenvorrede wurde am 28. Januar 1579 im Namen der Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg zusammen mit der Theologenvorrede an Ludwig VI. versandt mit der Bitte um Begutachtung und Stellungnahme. Eigentlich wäre es Ludwig am liebsten gewesen, wenn er seine Anliegen, bei denen die Beibehaltung der Autorität Melanchthons eine hervorragende Rolle spielte, noch in die Konkordienformel selbst hätte einbringen können. Und so drängte er nach wie vor auf Veränderungen in dem von zahlreichen Ständen bereits approbierten Text, aber dazu konnte und wollte sich die Konkordienseite nicht mehr bereitfinden. Immerhin erklärte er sich schließlich damit einverstanden, seine Anliegen in der Vorrede behandelt zu sehen, allerdings unter der Voraussetzung, dass an der ihm vorliegenden Fassung einige Änderungen vorgenommen würden, denn auch die in der Jüterboger Vorrede enthaltenen Ausführungen zu Abendmahlslehre und Christologie behagten dem Kurpfälzer nicht. Nicht nur sie wurden gestrichen oder modifiziert, sondern auch all jene Stellen, die sich an die bereits zurückgestellte Theologenvorrede anlehnten. Außerdem lag ihm daran, das von Melanchthon insbesondere im Abendmahlsartikel fortgeschriebene Augsburger Bekenntnis als berechtigte Etappe in die Bekenntnisgeschichte einzuordnen, um so all jenen gerecht zu werden, die sich mit der strengen Abendmahlslehre Luthers nicht identifizieren konnten. Auch sollten andere Schriften und Lehren Melanchthons nicht ausgegrenzt werden. Auf Verwerfungen, die man in dieser Weise verstehen könnte, sollte man verzichten. Mit diesen Änderungen nun ging die Vorrede zurück an August von Sachsen (Nr. 4 [V4]). Man verzichtete endgültig auf die Theologenvorrede und entschied sich dafür, dem Konkordienwerk die im Namen der weltlichen Stände konzipierte Vorrede mit der bereits in den vorherigen Versionen enthaltenen historica narratio, d.h. einer auf die Konkordienformel zulaufenden Bekenntnisgeschichte, voranzustellen. Kurfürst August betraute seinen Rat Hartmann Pistorius mit der endgültigen Überarbeitung (Nr. 5 [V5]). Die so entstandene Fassung lag dem sog. Heidelberger Rezess zugrunde, auf den sich die Parteien schließlich am 31. Juli 1579 einigten (Nr. 6 [V6]). Das Dokument trägt die Unterschriften von Ludwig VI., den pfälzischen Räten Haubold von
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Einleitung
Einsiedel und Lamprecht Distelmeyer sowie der von kursächsischer Seite abgeordneten Theologen Jakob Andreae und Martin Chemnitz. Im Vergleich zur seinerzeitigen Korrektur der Jüterboger Vorrede durch die Kurpfälzer wurde im Heidelberger Rezess vor allem der Versuch wieder rückgängig gemacht, auch jenen Lehren Melanchthons eine Existenzberechtigung zu sichern, die mit dem Bekenntnis zur Confessio Augustana invariata nicht unbedingt kompatibel waren, indem man vor allem die zuvor getilgten Ausführungen zu Abendmahl und Christologie wieder aufnahm. Man hielt weiterhin fest, dass Melanchthons Schriften nicht zu verwerfen seien, aber nur sofern sie wie jene der Reformatoren Johannes Brenz, Urbanus Rhegius und Johannes Bugenhagen mit der durch das Konkordienbuch gegebenen Norm von Glauben und Lehre übereinstimmten. Der dann schließlich im Konkordienbuch abgedruckten Vorrede5 gingen weitere kleinere Umarbeitungen voraus, zu denen sich Chemnitz und Andreae noch einmal am 25. Februar 1580 im Kloster Bergen getroffen hatten. Die sich so ergebenden Unterschiede zwischen dem Druck des sog. Heidelberger Rezesses von 1579 (Nr. 7 [V7]) und dem des Konkordienbuchs von 1580 resultieren aus den Verhandlungen mit weiteren noch zaudernden evangelischen Reichsständen. Trotz erneuter Veränderungen am Text der Vorrede, vor allem im Zuge der Gespräche mit Hessen und Anhalt, ließen sich keine weiteren Reichsstände mehr für das lutherische Konkordienwerk gewinnen. Am schwierigsten gestalteten sich wohl die Verhandlungen mit Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg, der, obwohl zunächst ein Förderer der Concordia, vorrübergehend aus dem Kreis der Unterstützer ausschied.6 Die Beziehungen wurden mit einer Einladung zur Unterzeichnung der Vorrede wieder aufgenommen. Auch seine Änderungswünsche, über die er mit Andreae und Chemnitz verhandelte, gingen schließlich in den Text ein. Sie lassen sich an einem Exemplar des Drucks von 1579 nachverfolgen, in das Andreae diese letzten Modifikationen eigenhändig eintrug. Trotz erneuter Proteste von Seiten des Pfälzer Kurfürsten wurde das Konkordienbuch schließlich fertig gedruckt. Als es am 25. Juni 1580, dem 50. Jahrestag der Übergabe der Confessio Augustana an Karl V., erschien, trug es auch die Unterschrift Ludwigs VI. Die Vorrede bietet die seit der Jüterboger Fürstenvorrede geplante historica narratio. Sie ist als eine auf ausgewählte Eckpunkte reduzierte Reformationsgeschichte angelegt, an deren Ende Konkordienformel und Konkordienbuch stehen. Die Reformation kommt dadurch unter dem Gesichtspunkt des Bekennens in den Blick und beginnt deshalb nicht mit der Wiederentdeckung des Evangeliums durch Martin 5
Vgl. Hauptband: 1186–1215. Wegen der katholischen Weihe seines vierzehnjährigen Sohnes Heinrich Julius zum Administrator des Stiftes Halberstadt am 6. Dezember 1578 und der Tonsurierung seiner beiden jüngeren Söhne hielt sich Julius fortan vom Konkordienwerk fern. Vgl. dazu insgesamt Inge Mager, Die Konkordienformel im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Entstehungsbeitrag – Rezeption – Geltung, Göttingen 1993 (SKGNS 33), 325–370. 6
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Einleitung
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Luther, sondern stellt gezielt die Confessio Augustana an den Anfang und in den Mittelpunkt der Entwicklung.
Überlieferung Ähnlich kompliziert wie die Entstehungsgeschichte der Vorrede ist die Überlieferung der einzelnen Entwicklungsstufen. Die hier abgedruckten Texte stammen alle aus dem Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden. Dort finden sich in den Unterlagen des Geheimen Archivs zahlreiche Vorredenexemplare, meist jedoch ohne nähere Angaben. Daher musste die innere Chronologie anhand eines Textvergleichs rekonstruiert werden. Lediglich die Pfälzer Korrektur der Jüterboger Fürstenvorrede (Nr. 3) (durch einen Begleitbrief) und der sog. Heidelberger Rezess (Nr. 6) (Datumsangabe bei den Unterschriften) sind genau zu datieren. Nr. 1: Theologenvorrede (Dezember 1578) Handschriften: HSA Dresden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10309/9 (liegt dem Abdruck in diesem Band zugrunde). 69 Blatt, keine Foliierung oder Paginierung daher Seiten durchgezählt.
Ebd., Loc. 10309/9, pag. 1–93. Konzept. Am Ende befinden sich noch einige unpaginierte Seiten mit Einfügungen.
Druck: Keine zeitgenössischen Drucke. Die projectirte Vorrede der Theologen zum Concordienbuch, in: Theodor Pressel, Zwei Actenstücke zur Genesis der Concordienformel. Aus den Originalen des Dresdener K. Archivs, in: JDTh 11 (1866), 640–742, hier: 711–742. Es fehlen die Kirchenväterzitate der Seiten 542 bis 548.
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Einleitung
Nr. 2: Erstentwurf der Fürstenvorrede durch Jakob Andreae (Dezember 1578) Handschriften: HSA Dresden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10307/3 (liegt dem Abdruck in diesem Band zugrunde). 10 Blatt, keine Foliierung oder Paginierung, daher Seiten durchgezählt.
Ebd., Loc. 10306/5, fol. 252r–257r. Konzept.
Keine zeitgenössischen oder späteren Drucke. Nr. 3: Jüterboger Fürstenvorrede (Januar 1579) Handschriften: HSA Dresden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10307/5, fol. 3r–20v (liegt dem Abdruck in diesem Band zugrunde). Ebd., Loc. 10307/3. 17 Blatt, keine Foliierung oder Paginierung, daher Seiten durchgezählt; nur geringe Abweichungen gegenüber der Textgrundlage.
Ebd., Loc. 10307/5, fol. 27r–70r. Druck: Keine zeitgenössischen Drucke. Theodor Pressel, Churfürst Ludwig von der Pfalz und die Konkordienformel, nach den Originalen des Dresdner und Stuttgarter Archiv und einem Sammelband der Gothaer Bibliothek, in: ZHTh 37 (1867), 268–318, hier: 304–318. Nr. 4: Pfälzische Korrektur der Jüterboger Fürstenvorrede (20. April 1579) Handschrift: HSA Dresden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10306/5, fol. 199r– 214r (liegt dem Abdruck in diesem Band zugrunde). Keine zeitgenössischen oder späteren Drucke. Nr. 5: Überarbeitung der Jüterboger Fürstenvorrede durch Hartmann Pistorius (Mai 1579) Handschrift: HSA Dresden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10306/5, fol. 215r–225r (liegt dem Abdruck in diesem Band zugrunde). Keine zeitgenössischen oder späteren Drucke.
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Einleitung
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Nr. 6: Heidelberger Rezess (31. Juli 1579) Handschrift: HSA Dresden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10306/6, fol. 100r–119r (liegt dem Abdruck in diesem Band zugrunde). Blätter in der Akte falsch zusammen geheftet und foliiert: fol. 103r–112v; 100r–102v; 115r–119r.
Keine zeitgenössischen oder späteren Drucke. Nr. 7: Erstdruck der Vorrede zu Konkordienformel und Konkordienbuch (1579) Drucke: HSA Dresden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10307/1, Druck der Vorrede, Dresden 1579, Ar–B4v (liegt dem Abdruck in diesem Band zugrunde). Handschriftliche Änderungen durch Jakob Andreae.
Ebd., Loc. 10304/2, Druck der Vorrede, Dresden 1579, Ar–B4v. Identisch mit dem obengenannten Druck, jedoch ohne handschriftliche Korrekturen.
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Vorrede
Nr. 1: Theologenvorrede, Dezember 1578 [1] Bericht der theologen auff etliche furgewendte bedencken, auch des gegentheils durch offentlichen truck und sunsten wider das buch der concordien vor publicirung desselben außgesprengte schrieften. [2] An den christlichen leser Aus was hochwichtigen, dringenden ursachen die christlichen churfursten, fursten und stende augspurgischer confession bewegt worden, auff geburliche mittel und wege zugedencken, das durch ein bestendige und in Gottes wort wolgegrunte, ausfurliche erclerung der von etzlichen articeln unserer christlichen lere und bekentnus eingefallener streit und zwispalt in unsern kirchen christlich und zu grund verglichen und beigelegt, hat der christliche leser aus hochst und hochgedachter chur und fursten sambt andern derselben zugethanen stenden vorrede genungsam vernohmmen. Deswegen dann dem almechtigen Gott und vater unsers Herren Jhesu Christi hertzlich zudancken, der ihrer chur und furstlichen gnaden durch die krafft seines Heiligen [3] Geistes erweckt, das durch derselben zuthun und gnedigste befurderung die leer Gottes worts, so durch d. Luther zu diesen letzten zeitten wiederumb an das licht gebracht, von allen verfelschungen gereiniget und hirdurch unsere kirchen zu christlichem und Gott wolgefelligen friden, rue und einigkeit gebrachtt, dessen sich nit allein viel fromme christen erfreuen, so uber den langwirigen spaltungen zum hochsten betrubet gewesen, sondern vorhoffendlich noch viel durch solche einigkeit beweget werden mögen, das sie vermittelst der gnaden Gottes auch zu unsern kirchen tretten, die furnemlich umb mehrgedachter ergerlicher und langwiriger uneinigkeit willen leyder davon abgehalten worden. [4] Nachdem aber in anstellung mehrgedachter einigkeit etzliche fromme christen, so noch zur zeitt dieses wercks gelegenheit nicht eigendlich berichtet, durch ungleiche reden und schreiben in ein mißvorstand gerathen, als solte viel ein anders mit und unter diesem werck gesucht werden, ist fur eine hohe notturfft angesehen, das etzlicher weniger articul halben, daruber ungleiche bedencken gefallen, noch weittern bericht gescheen. Daraus menniglich zuvornehmen, das dieses heilsame werck anders nicht, dan zur anstellung, erhaltung und außbreitung der unwandelbaren, ewigen warheit Gottes worts sambt bestendigen [5] christlichen frieden, ruhe und einigkeit unserer kirchen gemeint und dahin vornemlich gesehen worden, das unser lieben nachkommen ein einhellig zeugnus der kirchen haben mögen, was sie in den vielfaltigen vorgefallenen zweyspaltungen annehmen und glauben, oder flihen und meiden sollen. Damit aber der christliche leser sehen möge, das man mit stilschweigend nichts ubergehen, sondern nach der leer s. Petri iderman auf beschehene guthertzige erinnerung antwort und bericht zugeben erböttigk, wollen wir, was
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von etzlichen wenigen articeln christlichen und [6] sorgfeltigen leutten noch bedencklich und einigen mißvorstandt geberen möcht, eigentlich ercleren, nochmals auch was sonsten mehr zuvorhinderung dieses loblichen und hochnotwendigena, christlichen, nutzlichen concordien wercks vorgewendet und in schriften außgesprenget, dardurch gutthertzige leutte noch weitter irre gemacht werden mögen, mit bestendigen grund der warheit wiederlegen, darmit vorhoffendlich alle fromme christen wohl zufriden sein und sich solches und dergleichen vorgeben ferner nit irren lassen werden. Zum ersten haben sich etzliche daran gestossen, das under den buchern, so anfanges zuerclerung [7] unsers glaubens und christlichen bekentnus als symbola in dem buch der concordien gesetzt, nicht außdrucklichen Philippi Melanthonis nahmens und seiner schriefften, besonders aber der locorum communium theologicorum meldung geschehen, und endlich von mißgunstigen dahin gedeuttet und verstanden, das hiemit alle gedachts Melanthons bucher gentzlich vorworffen und verdambt, auß kirchen und schulen gestossen werden, das man sich hinfuro derselbigen gar nicht mehr gebrauchen solt. Hierauf betzeugen wir einhelliglich vor Gott und allermenniglich, das solches unser will [8] und meinung niemals gewesen, wie auch noch nicht ist, inmassen dan in dem buch der concordien seine schriefften nicht gentzlich außgeschlossen und allein d. Luthers bucher gedacht, wie etzliche ohne grundt vorgeben, dann beneben der augspurgischen confession (so Melanthon auff vor- und nachgehende ernstliche collation, consens, vergleichung und vorbesserung der damals lebenden und zu Augspurgk anwesenden theologen, wie auch d. Luther selbst, in nahmen und auß bevhelich der christlichen chur, fursten und stende, so sich zu derselben bekant, gestellet) auch die apologia außdruckenlich zu [9] den symbolis gesetzt und der bekendtnus unserer kirchen in diesem buch einvorleibt. Das aber seines nahmens, wie d. Luthers, nicht außdruckenlich gedacht worden, ist offenbar, das gleicher gestalt auch anderer vortreffentlicher lerer, als d. Brentii, d. Pomerani, d. Justi Jonae, d. Urbani Regii etc. und dergleichen mehr umb die kirch Gottes auch wolverdinten mennern nicht gedacht, und gleichwohl ihre schriefften hiemit keines weges verworffen, noch dieselbige zulesen oder zugebrauchen verbotten, wie solches im buch der concordien mit außgedruckten, hellen, claren [10] wortten vermeldet worden, sonder solche altzumahl wie auch d. Luthers schriefften selbsten dem wort Gottes und obgemelten unserer kirchen symbolis, dieser einhelliger erclerung und urtheil der kirchen underworffen. In massen auch der heilig Augustinus an Hieronymum epistola 19 geschrieben, das keines kirchen lehrers schriefften, wer er auch sein möchte, weitter geglaubet noch angenohmmen werden sollen, dan sie mit claren zeugknussen der heiligen schriefft und bestendigen grundt derselben erweisen konnen. Dabei wir es auch billich bleiben lassen, a
cj.: hochwendigen
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Vorrede
wie dan mehrgedachter Melanthon vielmals [11] von seinen schriefften selbst bekennet, er sey nicht ἀναμάρτητος, das ist ohne fehl, sondern könne auch irren, darumb er seine schrieften dem urtheil der kirchen und aller derer, die recht richten, underworffen haben wolle. Verhoffen demnach, fromme hertzen werden deßhalben mit uns, auch mit mehrgedachtem buch der concordien, nicht zuunfrieden sein, noch ihnen misfallen lassen, das wir allein des teuren und hocherleuchten mannes d. Martin Luthers außdrucklich mit nahmen gedacht, weill Gott denselben anfanges wunderbarlich erwecket durch sein gnad, das rein, [12] unvorfelschte wortt Gottes auß der tieffen finsternus des pabstumbs wiederumb an das licht zubringen, des discipel sich alle vorerzelte und andere vortreffliche menner, wie auch Philippus Melanthon selbst, gerne bekennet haben. Derwegen, wan d. Luther mit bestendigen grundt Gottes worts redet und in Philippi oder auch anderer schriefften etwas denselben ungemeß oder zuwieder befunden, solches ihme nicht vorgetzogen, sondern weichen und also nach der lere s. Pauli die geister der propheten den propheten underworffen sein sollen. [13] So ist auch unvorborgen, welcher gestalt etzliche schriefften Philippi Melanthonis von etzlichen theologen augspurgischer confession angefochten, als die in etzlichen articuln nicht gar richtig und clar, auch etzliche wortt in denselben also gesetzt, das die sacramentirer und andere falsche leerer sie nicht allein zu ihrem vortheil, sondern auch zu offendlicher bestettigung ihrer irthumb gebraucht und gezogen. Weill dann in erclerung der streittigen articel die kirche Gottes und unsere nachkommen durch das buch der concordien nicht auff ungewisse, tunckele, disputirliche, [14] sondern gewisse, lautter, helle, clare schriefften, so in unsern kirchen allewegen als symbola gehalten, gewiesen werden sollen, die nicht also in wiederwertigen verstandt gezogen, werden uns abermals ungezweiffelt fromme christen nicht vordencken, das dem buch der concordien allein solche schriefften einvorleibet, bei welchen dergleichen geferligkeit nicht zubesorgen. Darumb Philippi, auch anderer schriefften mit solchem judicio und bescheidenheit zulesen, das in denen articuln, darinnen sie dem wort Gottes und oberzelten unserer kirchen symbolis, so d. Luther in seinen schriefften aus itzigen [15] grundt ercleret, ungemeß oder zuwider befunden, mehr auff die warheit gotliches worttes und dieser daraus ergrundten derselbigen streittigen articeln erclerung gesehen, auch deßwegen die kirche Gottes, besonders aber die studirende jugendt in den schulen, ider zeit fleißig erinnert werden soll. Zum anderen wirdt auch durch etzliche vorgeben, das im buch der concordien d. Luthers schriefften den buchern heiliger schriefft gleicher authoritet und nicht ringer dan dieselben gehalten, sonderlich aber was die condemnationes, das ist die verdammung der irthumb, [16] anlanget, das dieselbige nicht nach der richtschnur gottliches worts, sondern allein auff die authoritet
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und etzliche harte schriefften d. Luthers im buch der concordien gesetzt worden sein sollen, daran auch fromme hertzen, wo dem also im grundt gewesen, sich nicht unbillich gestossen. Das wiederspiel aber bezeuget durch aus das buch, besonders gleich anfangs in den summarischen begrif unserer christlichen lere und bekentnus, da nachfolgende wortt gesetzt seindt: Erstlich bekennen wir uns zu den prophedischen und apostolischen schrieften altes und neues testaments, als zu den reinen lautern brunnen [17] Israel, welche allein die einige warhaftige richt schnur sind, nach der alle lerer und lere zurichten und zuurteilen seindt. Deßgleichen baldt hernach, da d. Luthers nutzlicher schriefften gedacht, diese wort gesetzt sein: Auff welches ausfurliche erclerung in seinen leer- und streitschriefften wir uns gezogen haben wollen auff weiß und mas, wie d. Luther in der lateinischen vorrede uber seine zusammen gedruckte bucher von seinen schriefften selbst notturftigk und christliche erinnerung gethan und diesen underschiedt außdruckenlich gesetzt hat, das allein Gottes wortt die einige richt schnur und regel aller [18] leer sein und bleiben sollen, welchem keines menschen schrieften gleich geachtet, sondern demselben alles underworffen sein soll. Daraus zuvornehmen, das in dem buch der concordien genungsamer underschiedt zwischen der heiligen schrieft und d. Luthers bucher gesetzt und dieselbige der heiligen schriefft nicht gleich geachtet werden. Dann unser aller, so uns zuviel gedachtem buch bekennen, einhelliger und durch Gottes gnade bestendiger wille und meinung ist, das keines menschen glaub auf d. Luthers noch einiges andern alten oder neuen kirchen lerers person oder authoritet, sondern einig und allein [19] auff Gottes wort gegrundet und d. Luthern so wohl als andern alten oder neuen kirchen lerern nicht weitter geglaubet werden soll (inmassen er selbst in allen seinen schriefften auf das ernstlichst vermahnet), dann er mit dem außgedruckten wortt Gottes erwiesen hat. Das aber seiner ausfuhrlichen erclerung besonders in diesem buch gedacht worden, ist der ursachen geschehen, das auch unser gegentheil selbst bekennen muß, wie doctor Luther durch reichen Geist Gottes die heilige schrieft gewaldigk gehandelt und den widersprechern mit demselben der mundt gestopfft, dergleichen ihm nicht balt einer [20] vor oder nachgethan hatt, der auch die leute nicht ausser, sondern fur und fur in die heilige schriefft, wie Johannes mit dem finger auff Christum weiset. Zum dritten, die streittige artickel an in selbst belanget, ob wohl bei der leer von der erbsunde sich noch etzliche irrige geister finden, die zwischen des menschen vorderbten natur und der erbsunde kein underschiedt zugeben, sondern streitten, das an allen underschiedt der vorderbte mensch die erbsunde selber sey, welcher unreinen, falschen leer mit ernst zu widersprechen, darmit Gottes und des teuffels werck eigendlich underscheiden und nicht eines fur das ander mit verlesterung des schepffers gehalten, deßgleichen auch alle heupt stuck christlicher leer fest und un[21]vorkert bleiben. So werden
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1. Corinth. 2.
Vorrede
alle fromme christen sich vor solchem groben greiflichen irthumb und allen desselbigen unreinen lerern durch Gottes gnade wohl zuvorwahren wissen und sich nicht irren lassen, was durch sie wieder das buch der concordien an allen grundt gottlicher warheit außgesprenget worden, weil solche leer in ermeltem buch mit vleiß gehandelt und aus Gottes wort lautter entscheiden ist. Zum vierdten, im articul von dem freien willen seindt besonders dreierlei bei etzlichen was bedencklich furgefallen, darein sie sich nicht alsbalt richten konnen. Erstlich, das des menschen willen durch d. Luthern [22] auß und nach der heiligen schriefft in gotlichen sachen einem stein, holtz, saltzseul und ungezemeten thier vorglichen und gleich wohl darneben zugelassen, das er das wortt Gottes hören und demselben nachgedencken konne, das ein stein nicht thun kan, welches das ansehen habe, als solte es wieder ein ander lauffen. Weil aber solches in buch der concordien genugsam ercleret, das nemblich die heilige schrieft selbst des menschen hertz ein steinern hertz nennet1, gleich wohl den menschen ein vernunfftigen menschen in eusserlichen leiblichen dingen bleiben lesset, kan hieraus menniglich abnehmen, das beide reden [23] nicht wieder ein ander, da des menschen unbekert hertz einem stein verglichen und dennoch den menschen, so viel des eusserliche gehör Gottes worts anlanget, etzlicher massen ein freier will gelassen wirdt. Dann ob woll der unbekert mensch des wortt Gottes hören und demselben eusserlicher fleischlicher weise nachdencken kan, so ist es doch also umb ihnen geschaffen, je lenger er im nachdencket, je weitter er davon kommet, das er es endlich und so lang fur torheit helt, biß er bekeret und erneuert und sein verstandt durch den Heiligen Geist also erleuchtet wirdt2, das er dem wort Gottes geistlich, heilsam und nutzlich nachgedencken und dasselbige betrachten [24] kan, wie Actorum 16 von der Lydia geschrieben stehet3 dergestalt dann der unbekerte mensch erger ist dan ein stein, weil der stein dem wort Gottes nicht wie des menschen boser und verkerter will wiederstrebet, wie geschrieben stehet: „Fleischlich gesinnet sein, ist ein feindtschaft wider Gott“4, und gleichwohl auch besser denn ein stein ist, weil er eine lebendige vornunftige creatur ist, welche der Heilige Geist auß gnaden durchs wortt erleuchtet und bekeren will. Welches wir hie auch darumb melden wollen, weil solche reden, so d. Luther auß Gottes wortt wieder die falsche leer von des menschen freien willen in geistlichen sachen gefuret, etzliche so ungut[25]lich gedeuttet und verkert, als solten d. Luther und wir ein solche bekerung des unwidergebornen menschen lehret, die da geschehen durch einen zwang oder rapsweiß, wie man einen stein umbweltzet, so doch das widerspiel im buch der concordien offenbar und mit claren wortten befunden. Darnach haben sich etzliche daran gestossen, dan an einem ortt im buch der 1
Vgl. Ez 11,19; Ez 36,26; Jer 5,3. | 2 Vgl. I Kor 2,14. | 3 Vgl. Act 16,14f.40. | 4 Röm 8,7
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concordien, so bloß die reden de tribus causis in conversione concurrentibus, das ist welcher gestalt in der bekerung des unwidergebornen menschen drey ursachen zusammen kommen, verworffen und es dahin verstanden, das es mehr auß wieder[26]willen gegen etzlichen personen, dann aus liebe der warheit beschehen, gleich wol sich darneben ercleret, das sie des menschen willen vor oder in seiner bekerung einige kraft oder wirckung nicht zuschreiben, die er nach dem fall noch ubrig, das er zu seiner bekerung etwas aus im selber wircken oder mit wircken konnen5. Solchen mißvorstand frommen hertzen zu benemen, ercleren wir uns nochmals, wie im buch der concordien außdrucklich gesetzt, das hierinnen keinen menschen nichts weder zu lieb oder leidt gesetzt, sondern das wirdt im buch der concordien vormog und nach außweisung Gottes worts billich verworffen, wan geschrieben, geleret oder verstanden wirdt, das tres cause efficientes, das ist drey wirckliche ursachen in des unwidergebornen menschen bekerung zusammen kommen. [27] Das aber in dem buch der concordien allein zwo causae efficientes concurrentes in conversione hominis gesetzt, das ist, das die bekerung des unwidergebornen menschen allein dem Heiligen Geist zugeschrieben wirdt, der durch das gepredigte und gehört wort Gottes dieselbe bekerung wircket, und solcher gestalt des menschen unbekerter wille mit seinen naturlichen krefften außgeschlossen, ist uns unvorborgen, welcher gestalt man in den schulen auß der philosophia ein underscheidt gelert, das auch des menschen wille ein causa oder concausa genennet, nemblich wie in dem buch der concordien außdrucklich ver[28]meldet, das es sey das subiectum oder materia, das ist eben das, so da soll bekert werden. Wann aber auff solche weise alle causae oder ursachen, das ist, was sich bei des menschen bekerung findet, solten gesetzt werden, so musten in der frag von der bekerung des unwiedergebornen menschen nit allein drey, sondern 4 oder 5 underschiedliche causae oder ursachen ertzelet werden, nemblich, wie es die schullerer nennen causa efficiens, instrumentalis, materialis, formalis, finalis, das ist, wer und wardurch im menschen die bekerung wircket, was die bekerung sey und was darauß folget. Da nun solches in schulen mit gutem underschiedt [29] also geleret, das allein dem Heiligen Geist die bekerung des unwiedergebornen menschen zugeschrieben, die er durch das gepredigte und gehörte wortt Gottes wircket, und des menschen willen kein kraft noch wirckung zugeschrieben, das er aus eigenen und nach dem fall noch ubergebliebenen kräften zu seiner bekerung aus in selbst etwas thun und also zum theil neben dem Heiligen Geist sein wirckung hette, sondern bleibet allein subiectum convertendum, das ist der mensch ist allein das, so sich selbst auß eigenen krefften auch zum aller geringsten theil nicht bekeren kan, sondern wirdt allein durch die kraft Gottes [30] bekeret, der sein werck durch das gepredigte und gehort wort Gottes in 5
Vgl. II Kor 3,5.
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2. Corinth. 3.
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ime hat, ist im buch der concordien deßhalben lautter und genugsamer bericht geschehen. Darneben aber ist auch unvorborgen, welcher gestalt die wort tres causae concurrentes in conversione hominis, das drey dinge sich bei der bekerung des menschen finden, biß daher in schulen von etzlichen ercleret worden, da nicht allein mit blossen wortten gesetzt, sondern auch gestritten worden, quod voluntas hominis in conversione concurrat non ociosa, das ist des menschen unwiedergebornen wille finde sich also bei seiner bekehrung, das er auch etwas zuderselben bekerung wircke. Nemlich das er nicht allein Gottes wort horet, darmit Got allein sein werck in ime habe, sondern das [31] auch der mensch dem wort Gottes aus seinen eigenen kreften nachgedencken und daßselbig heilsam betrachten konne, welches aber gantz schwach und nicht starck genung sey zu seiner bekerung, wann aber der Heilige Geist mit seiner krafft und wirckung dartzu komme, als dann folge rechte und warhaftige bekerung. Solchen betrug, falsche und dem außgedruckten wortt Gottes wiederwertige leer, so viel an uns in der kirchen Gottes zuvorkommen, ist in dem buch der concordien lautter gesetzt, wann man fragt, wer und wardurch die bekerung des unwiedergeborenen menschen wircke, soll man antwortten: Der H. Geist wircket sie durch das geprediget und gehörte wort Gottes, das aber der mensch das wort nicht allein höre, sondern auch auf das wort mercke und dasselbige heilsam [32] betrachte, das ist nicht des unwidergebornen, alten menschen willens, sondern Gottes werck, wie von der Lydia geschrieben: „Der her thet der Lydiae das hertze auf, das sie darauf acht hette, was von Paulo geredet werde.“6 Wan aber der mensch durch den Heiligen Geist bekeret, erleuchtet und erneuert ist, als dan gehoret sein bekerter, wiedergeborner wille auch under die causas efficientes concurrentes, das ist, die sich beisamen finden in teglicher ubung der busse, so in diesem leben nicht volkommen, sondern teglich in dem bekerten wachsen und zunehmen solle und durch das gantze leben weret; item des glaubens anruffung, im geistlichen [33] kampff des gewissens trost, im kreutz gedult und gantzen christlichen leben deren, so aus Gott neu geboren. Mit welchem bericht verhoffendlich fromme christen auch wohl zufrieden sein werden, dan dardurch wirdt Gott sein ehr allein gegeben und gleich wohl der mensch nicht allerdinge zum stein, block oder stock gemacht, der doch sein bekerung weder zum halben noch gantzen theil ihme selbst, sondern allein Got dem Herren zuschreibet, wie solches weitleufftiger und aller notturfft nach im buch der concordien ercleret worden. Gleichen mißvorstandt haben auch etzliche daraus [34] geschepfft, das in dem buch der concordien die spruch Chrysostomib und Basilii: Trahit Deus, sed volentem trahit, tantum velis, et: Deus praeoccurrit, nicht commode inb
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terpretirtc, das ist auff das beste gedeutet, sondern gentzlich aufgesetzt werden, das sie der forma der gesunden leer nicht enlich, und wan von der bekerung des unwidergebornen menschen zu Gott geredt wirdt, billich zumeiden sein, welches auch mehr auß wiederwillen gegen etzlichen personen denn christlichem eiffer zur warheit geschehen sein solt. Damit aber der christliche leser vornehmen könne, das solches gleicher gestalt niemandt zu lieb [35] oder zuleidt, wie es etzliche deuten, geschehen, wollen wir Chrisostomi und Basilii wort gantz hieher setzen, daraus zuvornehmen, das ermelte beide kirchen lehrer gedachte spruche wieder unser christliche bekentnus zu bestetigung des noch unwidergebornen freien willens gebraucht und demnach billich wider ihren, der authorn solcher spruche eigentlichen verstandt und willen nicht anders gedeuttet noch ercleret werden soll. Ihre wortt lautten also: Crysosto[mos] hom. de laudibus divi Pauli: Deus enim nolentes non cogit, sed volentes trahit et propterea dicit: Nemo ad me venit, nisi pater meus traxerit eum.7 [36] Qui autem trahit volentem trahit humique iacentem et manum porrigentem. Ibidem: Multum quidem fecit ad salutem Pauli divina vocacio, non tamen destituit eum suae propriae voluntatis laude neque nocuit libero eius arbitrio. Item: Vellem nos etiam nostra afferre et tunc dicere, si Deus voluerit. Basilius hom. de poenitentia: Haec deliberavit filius perditus nec bonum patrem latuit, venit ad se excusandum, obviam ivit ille, verecundans solum velis, et ipse praeoccurrit, incipit dicere et pater assumit. Idem, in hom. de libero arbitrio: Liberum arbitrium quod in hominis potestate est, in eo situm est, ut eligat seu non eligat peccato et diabolo resistere, ut autem παντελῶς (perfecte) [37] vincantur concupiscentiae, hoc non est potestatis liberi arbitrii, sed virtutis Dei. Hie reden Basilius und Chrysostomusd viel anders dann der Heilige Geist, welcher bezeuget, das nicht der verlorne mensch, sondern Got den anfang macht, und das der mensch nicht nur auff der erden liege und die handt bitte, sondern todt sey durch die sunde, der kein handt Gott bitten kenne auß eigenen krefften, sondern das solches wie auch das wollen Gottes werck sey. Daraus der christliche leser zuvernehmen, das solche spruch in der leer von freien willen nicht können in den vorstandt gebraucht [38] werden, wie von ermelten lerern geschehen, dieweil die heilige schriefft lautter bezeuget, das auch alle gutte gedancken Gottes werck in uns sey, damit wir Gott weder begegenen noch uns von ihme ziehen lassen, wann er nicht zuvor durch seinen Heiligen Geist in uns diese kraft gewirckt hette, das wir ihme die handt bitten konnen und zu ihm begern. Diese erinnerung ist nicht allein nutzlich, sondern auch ganz nottwendig c
cj.: interpetirt | d cj.: Chrysostimus
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Contra duas epistolas pelagianorum lib. 1 cap. 15.
Vorrede
dem buch der concordien einvorleibet, darmit besonders die studirende jugendt nicht in dem falschen wahn gesterckt, als ob itzo erzelete väter in diesem articul recht gelehret und demnach der reinen leer zunachteil und schaden [39] gebrauchen möchten, sondern viel mehr des heiligen Augustini exempel nachfolgen, welcher in dieser sachen so vorsichtig seine reden vorwaret, das sie zu bestettigung irriger leer kein ursach geben. Seine worte lautten also: Nemo potest venire ad me, nisi pater traxerit eum.8 Non ait: Duxerit, ut illi aliquomodo intelligamus praecedere voluntatem, sed inquit: Traxerit. Quis autem trahitur, si iam volebat? Et tamen nemo venit, nisi velit. Trahitur ergo miris modis ut velit ab illo, qui novit nitus in ipsis hominum mentibus operari, non ut homines (quod fieri non potest) nolentes credant, sed ut volentes ex nolentibus fiant. Zum funfften, bei dem articul vom [40] underschiedt des gesetzes und evangelii haben sich etzlich darin nicht schicken konnen, das im buch der concordien gesetzt, das evangelium sei nicht eigendlich eine bußpredigt, und solches wieder den claren buchstaben viel ermeltes buchs dahin verstanden, das die predigt des heiligen evangelii ganz und gar von der leer ausgeschlossen werde, dardurch die leute zur warhaftigen buß gebracht und zu Got bekeret werden sollen, welches gleicher gestalt, da es sich im grundt also hilte, nicht unbillich allerley nachdencken christlichen, reinen lerern machen solt. Dan weil die heilsame buß vornemblich in diesen zweien stucken bestehet, nemblich in [41] warhafftiger reu und leidt uber die begangene sunden und in warhaftigem glauben an Christum (und so imandt das dritte stucke, nemblich den neuen angefangenen gehorsam, welchen Joannes nennet frucht der busse9, dartzu thun will, mit dem wollen wir nicht streitten, wie die apologia redet), der glaube aber, welcher nicht auß dem gesetz, sondern auß der predigt des heiligen evangelii kombt, so wurde nottwendig die predigt des heiligen evangelii als das furnembste theill der leer von heilsamer buß erfordert, ohn welche die erkentnus der sunden, so allein auß dem gesetz kombt, in vorzweiffelung furet. [42] Ist derhalben offenbar, das dergestalt das evangelium in der leer von der buß nicht ausgeschlossen werden konne. Der mißvorstandt aber kommet furnemblich dahero, das in ungleichem verstandt das wortt „buß“ nicht allein in dem buch der concordien, sondern auch in der heiligen schriefft gebraucht wirdt, das es an etzlichen ortten allein die reue oder erkentnus der sunden, an etzlichen aber die gantze bekerung zu Gott begreiffet, und weil derselbige underschiedt in gedachtem buch mit sondern vleiß ercleret und angezeiget worden, wie das evangelium (eigendlich) kein straf predigt, welches des gesetzes eigen werck ist, und [43] gleichwohl von der bußpredigt nicht ausgeschlossen sey, wann das wort buß die gantze bekerung des menschen heisset, wollen wir den christlichen leser
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Joh 6,44 | 9 Vgl. Mt 3,8.
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dahin gewiesen und verhoffendlich damit ihme allen zweifel und mißvorstandt dieses orts benohmmen haben. So hat auch Melanthon selbst die definicion oder beschreibung des evangelii in gemein vorstanden, da er das negste jhar vor seinem todt sich also ercleret, das er das wort evangelii brauche, wie es die apostel fur die gantze leer ihres predigambts gebraucht haben. Gleichsfals ist es auch ein anders, wann d. Luther uber den 51. Psalm schreibet: Fit revelatio peccati per legem et evangelium. Et mox addit [44] declarationem, quod evangelium seu promissio gratiae per claram et certam consequentiam et, sicut in 3. cap. ad Gallatos loquitur, per antithesin et a contrario arguat nos esse peccatores et sub maledicto, si enim Deus promittit vitam sequitur nos sub morte esse, si promittit remissionem peccatorum, sequitur nos sub peccatis esse et teneri. Das ist: Die sunde wirdt geoffenbaret durch das gesetze und evangelium. Und setzet gleich darauf die erclerung: des evangelium, das ist die vorheissung der gnade Gottes, tregt auff dem rucken oder, wie er uber das 3. cap. der epist[el] an die Gal[ater] schreibet, leret hinwiderumb und durch [45] eine clare folge und strafft uns, das wir sunder und under dem fluch sein, dann vorheisset uns Gott das leben, so folget, das wir dem todt underworffen sein, und vorheisset er uns vorgebung der sunden, so folget, das wir under der sunden gefangen liegen. Aber ein anders ist, wann er schreibet, was eigendlich evangelium und sein eigendlich ambt sey, nemblich trösten, sunden vorgeben, Gottes gnade und ewiges leben verkundigen, dagegen aber, wann man leret, das h. evangelium sey eigendlich ein bußpredigt, das ist, straffe die sunden und verkundige ewiges verdamnis, werdt solches nicht anders angenohmmen, [46] dann als ob das heilige evangelium (welches uns Christus als einen heilandt eigendlich vorhelt) ein gesetz predigt sey, dardurch die sunde gestraffet, da den das gesetze und evangelium under einander vermischet wurden, welches aber im buch der concordien billich hatt sollen vermitten bleiben, den aus der vormischung beider leer des gesetzes und evangeliums viel beschwerlicher irthumb im pabstumb erfolget. Wollen uns derhalben vorsehen, es werden christliche lerer mit dieser unser erclerung fort an auch woll zufrieden sein. Zum sechsten bei dem articul von dem heiligen abentmal befindet sich gleicher gestalt ein mißvor[47]standt auch bey gutthertzigen leutten, als solte die warhafftige gegenwertigkeit, außtheilung und nissung des warhafftigen leibes und bluts unsers Herren Christi im heiligen abentmal auf einen andern grundt, den alleine auff die wort der stifftung des testaments Christi im buch der concordien gesetzt sey. Dieweill aber in vielgedachten buch der grundt der gegenwertigkeit des leibes und bluts Christi im heiligen abentmall auf die clare wortt seiner einsetzung gestellet und solches mit außgedruckten wortten mehrmals in demselben erholet, werden sich fromme christen leichtlich berichten lassen [48] und in diesem articul so wohl als den vorgehenden mit uns einig sein.
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In oratione de ecclesia.
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Dann wir uns einhellig hiemit nochmals offentlich und vor allermenniglich ercleren, das die sacramentalis praesentia, das ist gegenwertigkeitt des leibes und bluts Christi, wie dieselbige im heilige abentmall mit brodt und wein außgeteilet und mit dem munde empfangen werden sollen, welches ein besondere weiß der gegenwertigkeit ist, allein, allein sagen wir, auf das almechtige wortt des stiffters, unsers Herren Jhesu Christi, gegrundet, und do solches wort nicht were, wir auch weiter nichts dan brot und wein so wol im heiligen abentmal als an andern ortten [49] und mit anderer leiblicher speise und tranck essen und trinken wurden. Vormahnen demnach alle fromme christen, das sie sich an diese einfaltige, durre, helle, clare wort der einsatzung Christi mit einfeltigen, vesten glauben halten und darvon auf keinerlei weise noch wege nicht abtreiben lassen, dann der solche wortt geredet hat, ist die almechtigkeit, ewige warheit und weißheit selbst, und was er in seinem wortt verspricht, das vormag er auch zu leisten auff weise und maß, die ihme bekant, wan sie gleich unser vernunft nicht begreiffen kan. Das aber von mehr grunden im buch der concordien meldung gethan, geschicht nicht der meinung, die leute [50] von dem eigendlichen grundt, nemblich den einfaltigen wortten der stiftung Christi und einfeltigen vorstandt und glauben derselben abtzuweissen, sondern weill unser gegentheil solchen unsern einfeltigen verstandt und glauben, da wir die wort des testaments Christi einfeltig und nach laut des claren buchstabens verstehen und gleuben, als falsch, unrecht und abgottisch straffet, als der nicht allein den worten Christi, sondern auch den articuln unsers christlichen glaubens von der menschwerdung des sohns Gottes, von seiner himmelfart und sitzen zur rechten Gottes, ihrem furgeben nach zuwieder sein sollen, und der ursachen allein, das wir gleuben, das Christus leib und blut im heiligen [51] abentmahl warhafftig und wesendlich gegenwertigk sey und mit brot und wein außgetheilet, auch mit dem munde empfangen werde und spottisch companationem, impanationem, subpanationem vorwerffen und gantz lesterlich unser hochwirdig sacrament furfuraceum numen, impanatum Deum, panaceum Deum, abominandum idolum, vitulos Hierobeam, duos pilos caudae equinae, excrementum diaboli, cuius ipsum satanam pudere debeat, uns aber thyestas, cyclopes, fleischfresser, blutsauffer, und was dergleichen lesterung mehr sein, nennen. Geben wir allen frommen christen zuvorstehen, ob wir nicht solche Gottes lesterliche unserer wiedersacher gegenwurf und einreden abtzuleinen und die kirchen Gottes [52] wieder die gedancken unser blinden vernunft bei dem einfeltigen verstandt und glauben der wortt Christi zustercken, durch die eusserste unvormeidenlichen not dahin gedrungen werden, antzuzeigen, das unser einfeltiger glaub, so auf dem einfeltigen wortt des testaments Christi bestehet, nicht wieder die articul des glaubens sey, sondern das gedechter articul eben die warhaftige gegenwertigkeit des leibes Christi im heiligen abentmahl bestettigt, mit welchem die sacramentirer sich understanden, solche gegenwertigkeit umbzustossen, wie dan auch die zweyhundert veter
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des concilii ephesini mit claren lautern worten bezeugen, das Christus leib vermöge der wortt der einsetzung im heiligen [53] sacrament ein lebendig machende speise sey, diß hab er von der personlichen vereinigung, das sein fleisch mit dem wortt eine person ist. Auff solche und kein andere weise brauchen wir die grunde von der personlichen vereinigung beider naturen in Christo und vom sitzen zur rechten Gottes, wie d. Luther in seinen schriefften auch getahn, inmassen dasselbige dem buch der concordien einvorleibt. Gleicher gestalt hat es auch mit der gotlichen maiestät, die Gottes eigen ist, darein Christus nach dem fleisch der rechten der almechtigen maiestet und krafft Gottes eingesatzt ist, welche rechte Gottes weder ein gewisser umbschriebener ortt im himmel noch in einem gewissen ortt beschlossen, [54] sondern allenthalben ist, dardurch gleichwohl keines weges geleugnet oder verneinet wirdt, das Christus leib nach eigenschaft menschlicher natur, die in alle ewigkeit ein creatur ist und bleibet, endlich und umbschrieben und doch auff ein andere himmelische, uber naturliche und menschliche vernunft unerforschlicher weise an allen ortten, da sein heilig abentmal gehalten, gegenwertigk sey, wahrhaftigk außgetheilt und empfangen werde. Welche keine contradictio noch wieder einander, wie etzliche ohne grundt vorgeben, sondern woll neben einander bestehen magk, [55] dieweill solches dem leib Christi nicht auf einerley und gleiche weise, sondern das eine nach eigenschafft seines menschlichen leibes wesen, das ander aber von wegen der maiestet zugeschrieben wirdt, zu welcher Christus nach seiner menschlichen natur und sonst kein mensch zur rechten Gottes gesetzt. Dann die regel von der contradiction, das ist, das ein ding nicht zumahl ja und nein sein kan, nicht allein ad idem, sondern auch eodem modo et eodem respectu verstanden werden muß, das ist, sie erstrecket sich nicht allein dahin, das von einem ding zweierley ungleiches und [56] dem eusserlichen ansehen nach wiederwertiges geredet, sondern das es auch auff einerley weise geredt und verstanden werden, welches hie von dem leib Christi nicht geschicht, wie jetzunder vermeldet und angezeigt worden ist. Dann auch Christus im ersten abentmal auff ein andere weise oder gestalt bei seinen jungern mit seinem leib gesessen und eben denselbigen leib auf ein andere weise dergestalt inen mit dem brodt wie auch mit dem wein sein blut außgetheilet und geben hatt. Wie wir dann auch die histori der himmelfart Christi hiemit keines weges verleugnen noch auß derselben [57] ein allegoriam oder ein gespenst machen, wie uns etzliche mit ungrundt zulegen, sondern wie wir bekennen, das Christus mit seinem warhafftigen leib sichtbarlich von der erden in die hohe gegen himmel erhoben und eine wolcke inen vor seiner junger augen hinwegk genohmmen, also glauben wir auch festiglich und leren, das er sey „uber alle himmell gefaren, auff das er alles erfulle, Ephes. 410, und „hoher worden dann die himmell“, Heb. 711, und uber alles „zur rechten der maiestet“ 10
Eph 4,10 | 11 Hebr 7,26
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und krafft Gottes gesetzt worden, Heb. 1; Ephe. 1; Psal. 8.11012. Nach welchem [58] einfeltigen und eigendlichen verstandt dieser articul von der himmelfart und vom sitzene zur rechten Gottes die gegenwerttigkeit desf leibes und bluts Christi im heiligen abentmalg nicht verworffen, wie diese leut mit ungrundth furgeben, sondern offenbarlich bestettigt wirdi. Das aber die sacramentirer auf andere disputationesj fallen und dergestalt sich understehen, diek leutte nicht allein von den einfeltigen worttenl der einsetzung des heiligen abentmals abtzufurenm, auff das sie nicht richtig auff die sache anttwortten dorffen, sondern dichten auch unserern kirchen ein prodigiosam ubiquitatem auf, als [59] ob wir leren solten, das Christus leib mit der gottheit an alle ortte außgespannen sey und in kott und andern abscheulichen dingen stecke, oder in ein unendlich wesen vorendert und also der gottheit auch nach irem wesen exaequiret und gleich worden, welches uns in unser hertz, sin und gedancken niemals kommen, auch solches alles im buch der concordien außdrucklich verworffen, dessen werden sie nicht alleine Gott schwere rechenschafft geben mussen, sondern wir wollen uns auch hiemit offendlich bezeugt haben, das wir solche ubiquitet niemals weder geleret noch geglaubet. [60] Dann auch so lesterlich niemandt von der gotheit selbst redet oder gedencket, von welcher doch alle rechtgleubigen ohn alle scheu bekennen, das sie allenthalben sey, so ist auch mit den sacrametirern ihrer person halben im handel vom heiligen abentmal, weill sie die reine leer, so greulich lestern hirvon nicht zudisputiren, sondern sie allein zur richtigen antwort auff die frage antzuhalten, das sie zu endlicher hinlegung dieses streits vom h. abentmal uns mit ja oder nein antwortten, ob sie glauben, das Got nach aller seiner almechtigkeit muglich sey zuvorschaffen, das Christus leib zu einer zeitt zumal im himmel und eben [61] derselbige leib auf ein himmelische ubernaturliche weise auch warhaftig auff erden bey seiner kirchen und sonderlich im h. abentmall gegenwertig sey und mit dem brodt empfangen werde, der mensch glaube es oder nicht. Da es sich dann finden wirdt, das es nicht umb die ubiquitet zuthun, wie sie furgeben, als das umb solcher ubiquitet willen, man zu keiner vergleichung mit uns in diesem artickel kommen konnen, dan sie sich mit runden wortten verlauten lassen, das Gott nach aller seiner almechtigkeit unmuglich sey zu vorschaffen, das Christus leib zu einer zeitt an zweien oder mehr örtten gegenwerttig sey, man mache es so geistlich, so himmelisch, so ubernaturlich, so maiestetisch [62] als es immermehr geschehen konne. Derwegen es irer person halben von unnötten mit ihnen von allenthalben oder allen ortten zudisputiren, dieweill bey ihnen eines so wenig als das e
cj.: sitz[...] | f cj.: d[...] | g cj.: abent[...] | h cj.: ungr[...] | i cj.: w[...] | j cj.: dispu[...]tiones | k cj.: d[...] | l cj.: wortt[...] | m cj.: abtzufu[...] | n cj.: unser[...] 12
Hebr 1,3; vgl. Eph 1,20f; Ps 8,7; Ps 110 (Vg 109),1.
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ander geglaubet und allein unter diesem schein wieder die gegenwertigkeit Christi nach der menscheit an allen ortten so abscheulich und so lesterlich disputiren, dardurch die leute zubewegeno, alß solten sie es auch sunst mit der rechtglaubigen kirchen Gottes halten, das Christus leib zumal an vielen örttern gegenwerttig sey, da sein abentmal gehalten wirdt, welches sie doch so unmuglich halten, das sie vorgeben, Christus leib kondte kein warhaftiger menschlicher leib [63] mehr sein, wann er zumal an vielen örtten wer, dann solches der eigenschaft eines menschlichen leibs zuwieder sey. Jedoch dieweill sie uns wider die gegenwerttigkeit des leibes Christi im heiligen abentmall die articel des glaubens von der menschwerdung des sohns Gottes, von der himelfart Christi und seinem sitzen zur rechten Gottes furwerffen und dieselbigen artickel verkeren, darzu auch so lesterlich sonsten von Christo reden und schreiben, das er nach der menscheit kein theill noch gemeinschaft mit der almechtigkeit Gottes, sondern allein ein erschaffenen und grossen gewalt, den die engel oder andere heilige menschen haben, wisse nach seinem menschlichen geist nicht alles, sonder wisse allein so viel, [64] als im geburt zuwissen und so viel im zu seinem richtterlichenp ambt zuwissen vonnöthen sey, wie er auch nicht mehr erkentnus Gottes und seiner werke habe, als ihme Gott offenbare, wider die clare zeugnus des h. apostels: „In Christo liegen verborgen alle schetze der weißheit und erkentnus Gottes.“13 Item: „In ihme wohnet alle fulle der gottheitt leibhaftigk.“14 So ist es ein unvormeidliche nottdurftt gewesen und noch, das die lehre von der person und maiestet Christi (welches sie under den namen der ubiquitet verwerffen) im handel vom heiligen abentmal getrieben und zur ehre Christi und zuerhalttung seiner warhafftigen erkentnus den sacramentirern nicht nachgegeben werde, wie dan d. Luther in diesem handel gemelte lere treulich [65] und eifrig mit bestendigem grundt Gottes worts gefuret hat. Darneben ist an die einfaltige christen unser getreuer rath: Nachdem numehr hirvon genungsam geschrieben und der grundt gottlicher warheitt aus heiliger schriefft genungsam dargethan, das sie bei der frage vom h. abentmall furnemblich darauff beharren, wann sie mit denn wiedersachern handeln, und sie fragen, ob sie auch glauben, das Christus leib auff ein zeitt ahn allen den örtten warhafftigk und wesentlich gegenwertigk sey, da auf einen tage und stunde des h. abentmal in der ganzen christenheit gehalten wirdt, also das [66] der mensch nicht mit seinem glauben im himmel hienauffsteigen und mit demeselben im Christus leib erst gegenwerttig machen musse, sonder wan Christus abentmall nach seiner stifftung gehalten, der mensch sey wirdig oder unwirdig, gleubig oder ungleubig, ob ihme mit dem brodt und wein der gegenwerttig leib und blut Christi gegeben und von ihme mit dem munde empfangen werde? Da wirdt sich alß den der betrug der sacrameno
cj.: zubeweg[...] | p cj.: ritterlichen
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Kol 2,3 | 14 Kol 2,9; vgl. Kol 1,19.
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Col. 1.
Col. 2.
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tirer offenbar finden, das sie gar keine warhaftige, wesentliche gegenwerttigkeit des leibes und bluts Jhesu Christi im heiligen abentmahl gleuben, und das es ihnen nicht [67] umb die ubiquitet, sonder umb die gegenwerttigkeit des leibes und bluts Christi zuthun sey. Dann sagen sie ja, es sey der leib Christi im himmel und auff erden im heiligen abentmall zumahl und zu einer zeitt gegenwertig, so stossen sie damit umb alles, was sie biß daher wider die maiestet des menschen Christi vorgegeben haben. Sagen sie dann nein, so vorleugnen sie offendlich die almechtigkeit Gottes und geben lauter zuvorstehen, das sie weitter nichts gleuben, den was sie mit ihren blinden vernunft begreiffen konnen. So weisen wir auch unsere zuhörer nicht auf [68] die blose almechtigkeit Gottes ohne oder ausserhalb seiner wortt, wie uns die leut schult geben, welche sagen, das Gott viell dinges vormöge nach seiner almechtigkeit zuthun, das er doch nicht thue, sondern wir haben auch neben gedachter almechtigkeit das wort Gottes, das er solches thun wolle, da er sagt: „Nemet, esset, das ist mein leib,“ nemet, trincket, das ist mein bludt,15 welches seindt wort des almechtigen sohns Gottes und dörre, clare, helle wortt seines testaments. Darumb es hie keines fragens oder disputierens bedorff, ob es Christus vormuge oder wölle, sonder es gehöret hirtzu nur ein einfelltiger glaub, [69] der alle gedancken seiner vernunfft gefangen nehme in den gehorsam Christi, wie solches die aller einfeltigsten christen thun, so dem wortt Christi einfeltigk gleuben und in solcher einfalt zum h. abentmall gehen und ohne zweiffel dem Herren Christo bei dieser himmelischen maltzeit die aller liebste und angenembste geste sein. Welches wir darumb hie etwas weitleuftiger vermelden, weill deßhalben unser kirchen bei den außlendischen ungutlich und wider die billigkeit ubel beschwert und viel frommer hertzen von denselbigen dardurch abgeschreckt und abgehaltten werden. [70] Wir leren auch nicht ein fleischlich, capernaitisch essen des leibes Christi, welches zugehe, als wen man rindtfleisch mit den zeenen zerbeisset, wie wir auch den leib Christi nicht raumlich in das brot einschliessen, wie uns durch unser widersacher felschlich zugemessen. Also sagen wir auch nicht, das man den leib Christi in stein und holtz, in appel und pirn suchen solle, wie wir ihn auch darin nicht finden werden; noch viel weniger an andern unreinen orttern, wie sie lestern. Dann uns Gott mit seinem wortt dahin nicht bescheiden, sonder [71] bei dem brodt und wein im brauch des heiligen abentmals, dahin uns Christus mit den wortten seines testaments gewisen hatt. Darbei wir es auch auff dißmahl bleiben lassen und hirmit dem christlichen leser in das buch der concordien gewiesen haben wollen. Das dann in diesem articul auch die augspurgische confession und apologia zu bestetigung der transsubstantiation von etzlichen angezogen werden mögen, weill in der ersten ubergebenen deutzschen confession diese wort ge15
Mt 26,26–28; Mk 14,22–24; vgl. Lk 22,19f; I Kor 11,24f.
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satzt: Vom abendtmahl des Herren wirdt also [72] gelert, das wahrer leib und blut Christi warhafftigk under der gestalt des brots und weins im abentmal gegenwertigk sey. Desgleichen in der lateinischen apologia: Id enim testatur canon missae apud illos, in qua aperte orat sacerdos, ut mutato pane ipsum corpus Christi fiat, et vulgarius scriptor, ut nobis videtur non stultus, diserte inquit, panem non tantum figuram esse, sed vere in carnem Christi mutari. Daraus etzliche schliessen wollen, das durch ermelte confession und apologia die transubstantiation oder wesentliche vorwandlung des brots in den leib Christi bestetiget werde. [73] Hierauff geben wir diesen warhafftigen bericht, wie solches der damals zu Augspurgk anno etc. 30 auf dem reichstagk anwesender theologen meinung nicht gewesen, inmassen ihre schriefften ausweisen. Also endtschuldiget sie offenbarlich die apologia selbst, da außtrucklich diese wortt gesetzet sein: Decimus articulus approbatus est, in quo confitemur nos sentireq, quod in coena domini vere et substantialiter adsint corpus et sanguis Christi et vere exhibeantur cum illis rebus, quae videntur, pane et vino etc. So gebrauchet der H. Geist selbst das wort „gestalt“, da er von Christo dem sone Mariae redet, Phil. 2: „Da er in der gestalt Gottes [74] wahr“16 und gleichwohl nicht leugnet, das Christus wesentlicher Gott sey, wie auch Lucae 3 geschrieben stehet, das der H. Geist in leiblicher gestalt einer tauben hernieder gefaren sey auf Christum17 und die alten kirchen lehrer eben auch in solchem verstandt dieß wortt bei diesem articul gebraucht und geschrieben haben, das Christus under der gestalt des brots und weins und nicht dergestalt, wie er bey seinen jungern zu tisch gesessen, sein leib im heiligen abentmahl außgetheilet, der ursach auch s. Paulus, allem mißvorstandt vorzukommen, mit außgedrucktem worten gesetzt: „Das brott, das wir brechen, ist es nicht eine gemeinschafft des leibes Christi?“18 [75] Also auch was in der apologia von der vorenderung oder vorwandelung des brots in den leib Christi gesaget wirdt, ist nicht von einer wesendlichen vorwandlung, sondern, wie Irenaeus clerlich bezeuget, allein von dem brauch zuvorstehen, weill Gottes wort dartzu kommen, das es nicht mehr ein gemein brott, sondern eucharistia, das ist ein brodt der dancksagung sey, da zwey dinge zusammen kommen, ein himlisch, nemblich der leib und blut Christi, und ein irdisch, brot und wein. Damit nun sich auch nicht jemandt deßhalben in solchen wortten der confession und apologia [76] stossen und dieselbige anders dann sie gemeinet deuten und irthumben damit bestetigen möchte, ist volgendes in den schmalkaldischen articuln die transubstantiation clerlich verworffen, wie auch in dem buch der concordien außdruckenlich vordammet, und haben wir uns auch jetzundt zum uberfluß hiemit offendlich ercleren wollen, wie wir mehrgemelte papistische neue erdichte transubstantiation weder glauben noch q 16
cj.: fentire Phil 2,6 | 17 Vgl. Lk 3,22. | 18 I Kor 10,16
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halten, das solche auch aus der ubergebenen augspurgischen confession und darauff gestelten apologia nicht erzwungen, sondern das widerspiel, wie jetztunder angezeiget, erwisen werden kan. [77] Zum siebenden im articul von der person Christi und vielen eingebildet, als solten in demselben durch die lehr unserer kirchen de reali communicatione, das ist von der gemeinschafft, so mit der that und warheit geschicht, die beiden naturen in Christo miteinander vormischet und die menschliche natur der gotlichen natur exaequiret und vorglichen und also nach ihren wesen und wesentlichen eigenschafften in die gottliche natur verwandelt werden, dergestalt es keine menschliche natur mehr bleiben, sondern gantz und gar verleugnet und der eutichianische irthumb eingefurt werde. Ist deßhalben in dem buch der con[78]cordien ausfurliche, lauttere und gnugsame erclerung geschehen und außdrucklich angezeiget worden, das man also von Christo rede, damit vermöge beider concilien, des chalcedonischen und ephesini, erclerung die person nicht getrennet, noch die naturen und derselben wesendliche eigenschafften mit einander vormischet oder gentzlich vorleugnet werden. Deßgleichen auch das vorgegeben wirdt, weill die beide schulwörtter „concretum et abstractum“ im buch der concordien nicht außdruckenlich gesetzet, das sie hirmit gentzlich von uns verworffen und verdammet, also das man sich derselben auch hinfuro in den schulen nicht mehr zu erclerung dieses articuls gebrauchen dörffe. [79] Hierauf bezeugen wir abermals, das solches unser wille noch meinung niemals gewesen, wie auch noch nicht ist, sondern allein der ursache vorblieben, das wir des deutzschen lesers mit solchen ihnen unbekandten schulworten verschonen und die selbige den gelerten bevhelen wollen, denen solche wortt besser bekandt und dieselbige auch nutzlich gebrauchen können. Dann concretum, concreta vocabula und in concreto reden heissen sie, wan man solche wort gebrauchet, dadurch die gantze person verstanden wirdt, als Gott, mensch, Gottes und Marien sohn. Aber abstractum oder abstracta vocabula, item, in abstracto reden nennen sie, wann man solche wortt gebrauchet, so eine jede natur [80] in der person Christi fur sich selbst bedeutet, als gottheit, menschheit, gottliche natur, menschliche natur. Welcher wort erclerung nutzlich ist, die einigkeit der person in Christo und den underscheid zwischen den naturen und derselben wesentlichen eigenschaften zuerhalten. Dan wie man nicht sagen kann noch soll: Die gotheit ist die menschheit oder die menschheit ist die gottheit, also kan und soll man auch nicht reden: Der gotlichen natur wesentliche eigenschaft ist sterben, item, der menschlichen natur wesentliche eigenschaft ist almechtig sein und lebendigk machen, dergestalt dan die naturen und derselben wesentliche eigenschafft miteinander vormischet wurden. [81] Wann man aber redet von der maiestet, in welche die menschliche natur Christi durch die personliche voreinigung eingesetzet worden, wirdt hie nicht
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gelehret, das solche maiestet die wesendliche eigenschafft der angenohmmenen menschlichen natur worden, sondern allein vermöge der claren zeugnus heiliger schriefft angezeigt, das die menschliche natur in Christo zu derselben mit der that und warheitt erhaben und also auch warhafftige gemeinschaft mit ihr habe. Derhalben wir auch keines weges glauben noch leren, das die angenohmmene menschliche natur solche gottliche, almechtige maiestet an und vor sich selbst habe, essentialiter, formaliter, habitualiter, subiective, wie die schul lehrer reden, sondern, wie die alten geredet, ratione et dispensatione hyposta[82]ticae unionis, das ist von wegen der personlichen voreinigung, welche ein unerforschliche geheimnus ist, wie Cyrillus geschrieben hat: Natura carnis ipsa per se vivificare non potest nec sola esse in Christo intelligitur, sed habet filium Dei sibi coniunctum, qui substantialiter vita est. Quando igitur vivificam Christus carnem suam appellat, non ita illi, ut sibi sive proprio spiritui vim vivificandi attribuit, nam propter se ipsum spiritus vivificat, ad cuius virtutem caro per coniunctionem conscendit; quomodo autem id fiat, nec mente intelligere nec lingua dicere possumus, sed silentio ac firma fide id suscipimus. Was dann das wortt „reale oder realiter“ in diesem articul belanget, ist in dem buch der concor[83]dien auch außfurlich und gnugsam ercleret, das dadurch keine confusio oder exaequatio, das ist, eine eutichianische vormischung oder vorgleichung der naturen eingefuret, sondern allein dem verbali und imaginario entgegen gesetzet, da geleret wirdt, das Christus mit der almechtigkeit Gottes allein den nahmen und tittel derselben gemein habe, sein menschliche natur aber sey auff keinerlei weise der almechtigkeit Gottes weder vehigk noch theilhafftigk. Daher dann auch der ungleiche vorstandt des worts abstracti oder in abstracto kommen, das etzliche, wie auch d. Luther selbst, ermelte wort in solchem vorstandt gebraucht, da eine natur als [84] von der andern natur gentzlich abgesundert (welches doch in ewigkeit nicht geschicht), das ausserhalb der personlichen voreinigung vor sich gedacht und betrachtet wirdt. Etliche aber was ein jede natur auch in der personlichen voreinigung an und vor sich als ir wesentliche eigenschafften oder, wie die schul lehrer reden, habitus formales hirdurch verstanden. Auff welche weise dann nicht recht geredet ist, wan man saget: die menschliche natur in abstracto, das ist von dem sohn Gottes abgesondert, ist almechtigk, wie es auch nicht recht geredet ist, wann man sagete, die menscheit Christi in abstracto, das ist von dem sone Gottes abge[85]sondert, hat gelieden, oder der abgesonderte Gott, wie Lutherus redet, hat gelieden, ist gestorben. So haben auch fromme hertzen diese vorsorge getragen, das durch etzliche phrases und modos loquendi, das ist art und weise zureden, in dem buch der concordien gesetzet, so sie vor neu und in der kirchen Gottes ungebreuchlich und unerhört angesehen, kunftiger zeit auch neue streit erregete und dardurch leichtlich allerlei beschwerliche irthumb erwecket werden möchten, nemblich was die heilige schriefft fur gottliche maiestet dem menschen
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In Johannem lib. 4. cap. 24.
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Warumb der H. Geist in der heiligen schrieft per vocabula abstracta von Christo redet.
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Christo, Marien sohn, zuschreibet, als das er almechtigk sey, alles wisse, allenthalben sey und angebetet werde und dergleichen, welches man in der schule nennet in concreto reden, das ist solche reden, [86] die der gantzen person zugeschrieben worden, das werde im buch der concordien der menschlichen natur Christi per vocabula abstracta, das ist durch solche wort, so die menschliche natur in der person des sohns Gottes bedeutet, zugelegt und gesetzt, die menschliche natur Christi sey almechtigk, wisse alles, sey anzubeten und allenthalben gegenwertigk und was dergleichen mehr ist. Hierauff geben wir diesen warhaftigen, grundtlichen und bestendigen bericht, das in dieser lehr von der maiestet, in welche die menschliche natur Christi ist eingesetzet, solche weise zureden per vocabula abstracta nicht neu, sondern beides [87] in heiliger schriefft und bei den alten kirchen lehrern zu finden. 1 Joan. 1: „Das blut Jhesu Christi, seines sohnes, reiniget uns von allen sunden.“19 Item, Heb. 9: „Das blut Christi, der sich selbst ohne allen wandel durch den Heiligen Geist Gott geopffert hatt, reiniget unser gewissen von den todten wercken.“20 Item, Johan. 6: „Mein fleisch ist eine warhaftige speise.“21 Item: „Das ist mein leib“22 etc., welches alles zumahl reden sein per vocabula abstracta, das ist, da die menschliche natur in der person Christi außdrucklichen genennet wirdt, den die gottheit nach ihrem wesen ist nicht blut oder fleisch, welchem gleichwohl [88] zugeleget, was an andern ortten der heiligen schriefft der gantzen person ist zugeschrieben worden, wie dann auch solche reden anders nichts begreyffen, dan das der Heilige Geist per vocabula concreta, das ist durch solche wortt, so die gantze person heisen, außgesprochen hatt. Dann es ist einerley, wan der engel saget: „Seinen nahmen solt du Jhesus heisen, dann er wirdt sein volck erlosen von ihren sunden“23, und wan Johannes schreibet: „Das blutt Jhesu Christi reiniget uns von allen sunden“24, allein ist diß der underscheidt, das in dem spruch Johannis ausdruckenlich be[89]zeuget wird, das diß gottliche werck, nemblich reinigen von sunden, nicht alleine der gottlichen, sondern auch der angenohmmenen menschlichen natur und also in rechtem vorstandt der gantzen person mit der that und warheit zugeschrieben were. Damitt aber auch nicht jemandt der blosen menscheit und von der gottheit des sohns Gottes abgesondert solch gottlich werck zueigne, setzet der Heilige Geist nicht bloß menschenbludt, sondern thut hintzu das blutt Jhesu Christi, des sohns Gottes, darmit er antzeiget, das solches [90] dem blutt Christi nicht fur sich selbst in abstracto, das ist von dem sohne Gottes abgesondert, sondern in der person des sohns Gottes zugeschrieben werde, das es heisse Gottes blut, dadurch wir erlöset und gereiniget sein von allen sunden. Das aber vorgewendet wirdt, man solle in diesem hohen geheimnus nicht neue, geferliche reden einfuren, sondern die phrases und modos loquendi,
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I Joh 1,7 | 20 Hebr 9,14 | 21 Joh 6,55 | 22 Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; I Kor 11,24 | 23 Mt 1,21 I Joh 1,7
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das ist solche weise zu reden, gebrauchen und behalten, wie zuforderst die heilige schriefft und dann auch die alte, rechtglaubige kirche und die bewerte alte [91] gemeine heupt concilia hievon geredet haben. Ist unser gemut und meinung niemals gewesen, wie auch noch, inmassen solches nachvolgende obgemelter kirchen lerer zeugnussen clerlich ausweisen werden, da wir dann vornemblich deren väter wort angezogen, welche in den vier heupt concilien, als Eustathius, Eusebius, Athanasius in nicaeno, Nyssenus in constantinopolitano, Cyrillus in ephesino, Leo und Theodoretus in chalcedonensi, die directores und vornembsten gewesen, daraus clerlich erwiesen wirdt, was auch die vier heupt concilia von der gotlichen maiestet und kraft, darein Christus nach der menscheit eingesetzt ist, fur phrases und modos loquendi, das ist art und weise zureden, gebraucht, approbirt, fur recht und christlich erkant habe. [92] Eusebius lib. 4 demonstrat[ionis] evang[elicae] cap. 13: Λόγος quidem divinam virtutem seu potentiam mortali subministrabat non autem vicissim ad consortium mortalitatis natura λόγος detracta est. Athanas[ius] orat[ione] 2 contra Arrianos: Quo igitur et quomodo exaltabatur, qui priusquam exaltaretur erat altissimus? Paulus igitur non intelligit substantiam verbi exaltatam, sed ad humanitatem eius hoc spectat et propter carnem exaltari dicitur. Ibidem: Ut homo accipere dicitur, quod ut Deus semper habuit ac haereticos et Arrianos pronunciat ibi Athanasius esse, qui dicta scripturae de iis, quae Christo in tempore data sunt, aliter quam de assumpta natura interpraetantur et intelligunt. Idem, orat[ione] 4 con[tra] Arrianos: Quod scriptum est: Data est mihi omnis potestas.25 Item: Glorifica me ea gloria26 etc. Hoc intellectu, inquit Athanasius, ista omnia interpretamur humanitus illum ob corpus suum ista omnia loqui. Dicit igitur: Se postestatem accepisse ut hominem, quam semper habuit, ut Deus. Et quia alios glorificat dicit: Glorifica me ea gloria.27 Et ut ostenderet carnem se habere istarum rerum indigam. Ac proinde carne suae humanitatis hanc glorificationem accipiente, ita loquitur, quasi ipse eam accepisset. Itaque ubique animadvertendum est, nihil eorum, quae dicit se accepisse, quasi non habuisset, habebat enim illa utpote semper Deus et verbum. Nunc autem dicit humanitus se accepisse, ut carne eius in ipso accipiente in posterum ea ex carne illius in nos firmiter possidenda traderentur. Idem, de arriana et catholica confessione: Deus non est [93] mutatus in humanam carnem vel substantiam, sed in seipse, quam assumpsit glorificabat, naturam, ut humana, infirma et mortalis natura divinam profecerit in gloriam ita ut omnem postestatem in coelo et in terra habeat quam antequam a verbo assumeretur non habebat. Idem, de susc[cepta] human[itate] cont[ra] Apollin[arium]: Joh. 5: Dedit ei 25
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vitam habere in seipso. Intelligere oportet carni datam vitam. Et Phil. 2 de templo loquitur, quod est corpus ipsius. Non enim qui altissimus esset, sed caro eius exaltatur et carni suae dedit nomen illud, quod est supra omne nomen. Et addit: Quando scriptura loquitur de glorificatione Christi, de carne loquitur, quae percepit gloriam. Ibidem cum Petrus dicit: Fecit eum Dominum et Christum28 non de divinitate eius loquitur, sed de humanitate λόγος enim semper erat dominus, neque post crucem primum factus est dominus, sed humanitate, eius divinitas fecit dominum et Christum. Athanas[ius] apud Cyrillum ad reginas: Si quis dicat inadorabiliem domini nostri carnem, ut hominis et non adorandam, ut domini et Dei carnem hunc anathematizat sancta et catholica ecclesia. Idem, apud Theodoretum dial[ogos] 2: Corpus est, cui dicit dominus sede a dextris meis. Ibidem: Quaecunque scriptura dicit accepisse filium in tempore, propter humanitatem dicit non propter divinitatem. Eustathius apud Gelasium: Data mihi est omnis potestas in coelo et in terra29, quam potestatem accepit extrinsecus templum non Deus. [94] Hilarius de trinit[ate] lib. 3 verbum caro factum orabat: Glorifica me ea gloria30 scilicet, ut id quid de tempore erat gloriam eius claritatis, quae sine tempore est acciperet. Et lib. 9: Ut ita homo Jesus Christus maneret in gloria Dei patris, cum in verbi gloriam caro esset unita et gloriam verbi caro assumpta teneret. Lib. 10: Gloria non verbo sed carni acquirebatur. Eusebius Emissenus: Qui secundum divinitatem semper, simul cum patre et Spiritu Sancto omnium rerum potestatem habet, nunc etiam secundum humanitatem omnium rerum potestatem accepit, ut homo ille, qui nuper passus est, coelo et terrae dominetur. Gregorius Nyssenus con[tra] Eunomium: Deus exaltari non indiget, cum sit altissimus, humanitatem igitur exaltatam Petrus intelligit, Act. 2. Exaltatam autem intelligit per id, quod Dominus et Christus factus est. Quo verbo non aeternam essentiam intelligit, sed designat humilis naturae provectionem. Vocabulum homo pro humanitate usurpatum ad celsitudinem ad dexteram scilicet Dei ipsa, enim dextera Dei unitum sibi hominem in propriam evexit sublimitatem per unionem. Idem, lib. 2 de anima: Deus verbum a communione illa, quae ipsi est ad corpus et animam, non alteratur, sed tradens eis suae divinitatis virtutem manet idem, quod erat et ante unionem. Et orat[ione] 1 de resurrect[ione]: Utrique parti quibus humana natura constat corpori scilicet et animae divina potentia infusa mortem inde per admixtionem vitae expulit. 28
Act 2,36 | 29 Mt 28,18 | 30 Joh 17,5
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[95] Basilius in sanct[am] nativit[atem]: Humana Domini caro particeps facta est deitatis non autem propriam suam infirmitatem tradidit deitati. Idem, con[tra] Eunomium lib. 2: Quando Petrus dicit: Hunc Iesum fecit dominum δεικτικῶν voce demonstrativa humanitatem Christi designat atque ipsi principatum ac dominum a patre commissum dicit. Ibidem, lib. 4: Dedit ipsi nomen supra omne nomen.31 Data est mihi omnis potestas.32 De incarnatione et non de deitate illa intelligere oportet. Item: Glorifica me ea gloria33, si gloriam quam habuit priusquam mundus fierit divinitus non humanitus petit. Ergo gloriam, quam petit, amiserat, quod si gloriam amisit. Ergo et deitatem etc. Epiphanius lib. 2 tom. 2: Dominum et Christum fecit hunc Iesum manifestum est, quod de carne dicit, quam crucifixerunt non separans ab humanitate deitatem. Quapropter Dominum et Christum fecit id, quod ex Maria conceptum et deitati unitum est. Idem, in Ancorato: Corpus terreum συνδυναμῶσας una cum deitati potens efficiens, in unam potentiam univit in unam deitatem reduxit. Ambrosius de fide lib. 5 cap. 6: Secundum carnem omnia ipsi subiecta traduntur. Cap. 2: Apostolis non dat suae sedis consortium, Christo vero secundum humanitatem datur divinae sedis consortium. Idem, Ebr. 1: Sede a dextris meis. Haec pertinent ad humanitatis glorificationem. Augustinus con[tra] Maximinum lib. 2: In qua ergo forma cruci[96]fixus est ipsa exaltata est. Ipsi donatum est nomen, quod est supra omne nomen.34 Idem, con[tra] Felicianum cap. 10: Iniuria sui corporis affectam non fateor deitatem, sicut maiestate deitatis glorificatam novimus carnem. Theophilactus ex Chrysost[omo] Math. 28: Quia humana natura prius condemnata, nunc vero unita Deo verbo personaliter sedet in coelo et ab angelis adoratur, merito dicit: Mihi data est omnis potestas.35 Etenim humana natura prius serviebat, nunc in Christo imperat omnibus. Et mox: Ego prius damnata natura nunc absque naturarum confusione accepi potestatem omnium. Idem, in 3. cap. Joh.: Omnia dedit in manum filii iuxta humanitatem. Eph. 1: De hac natura Paulus loquitur, quae et mortua et excitata est. Divina enim nec mortua, nec excitata, nec exaltata est, quae nunquam non omnem altitudinem excellit. Ibidem, universae angelicae potestati humana praesidet naturam. Oecumenius ex Chrysost[omo] Ebr. 1: Quatenus Deus est, aeternum habet thronum, sed, quod ut Deus habebat, accepit ut homo. Igitur audit ut homo: Sede a dextris meis.36 Ut enim Deus aeternum habet imperium. Cyrillus lib. 6 dial[ogus]: Glorificatur a patre, non quia Deus, sed quoniam erat homo, quasi propriae naturae fructum non habens potentiam operandi efficaciter divine, accepit quodammodo per illam unionem Dei verbi cum humanitate. [97] Ibidem: Non quia factus est caro propter hoc praevalet in31
Phil 2,9 | 32 Mt 28,18 | 33 Joh 17,5 | 34 Vgl. Phil 2,9. | 35 Mt 28,18 | 36 Ps 110 (Vg 109),1
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imicis, sed quia humanitatis parvitas in summae et excellentissimae naturae dignitatem pervenit et cum carne verbum dominatur omnibus. Lib. 4 thesauri: Filius qui secundum naturam vita est, accipere vitam a patre dicitur. Non in quantum verbum sed in quantum homofactus est addit enim: quia filius hominis est. Thesauri lib. 10 cap. 2: Ut homo petit et accipit a patre, quae naturaliter habet, ut Deus. Accipere igitur omnia ipsi, ut homini attribuendum est, quae ut Deus naturaliter habet. Ibidem cap. 9: Glorifica me ea gloria37 etc. Non sibi λόγος a patre gloriam petebat, qua sicut natura Deus non indigebat, sed paternam gloriam in hominem, quem assumpsit petendo ut homo traducit. Lib. thesauri 12 cap. 15: Natura nostra a filio Dei assumpta mensuram suam excessit et in conditionem assumentis eam per gratiam translata est. Ibidem in Joh. lib. 4 cap. 14: Quoniam salvatoris caro verbo Dei, quod naturaliter vita est coniuncta, vivifica effecta est. Quando enim concedimus, tunc vitam habemus in nobis, illi coniuncti, quae vita effecta est. Hac de causa in excusandis mortuis, non solummodo verbo pro imperio ut Deus utebatur, verum etiam carnem suam quasi cooperantem nonnunquam adhibebat, ut reipsa ostenderet, carnem quoque suam quoniam [98] sibi coniuncta est vivificam esse. Ibidem cap. 15: Verbum huamanitati coniunctum, totam in seipsum ita reduxit, ut indigentia vitae possit vivificare. Habet enim haec caro verbum Dei, quod naturaliter vita est. Cap. 18: Mortalem carnem assumpsi, sed quia naturaliter vita existens habito in ipsa, totam ad vitam meam reformavi. Cap. 24: Verba, quae loquitur, spiritus et vita sunt, totum corpus suum vivifica spiritus virtute plenum esse ostendit, spiritum enim hic ipsam carnem nuncupavit, non quod naturam carnis amiserit et in spiritum mutata sit, sed quia cum spiritu coniuncta totam vivificandi vim hausit. Lib. 10 cap. 13: Caro vitae facta unigeniti caro ad virtutem vitae reducta est, propterea in nobis facta interitum a nobis expellit. Lib. 11 cap. 17: Gloriam suam, quam semper habet, ut Deus ut homo petiit, neque quia gloriae unique expers fuit, haec ab eo dicuntur, sed quia in gloriam, quae sibi semper adest ut Deo, proprium templum subducere volebat. De incar[natione] unigeniti cap. 7: Communes facit tanquam cum sua carne divinae suae maiestatis operationes, ut possit etiam vivificare mortuos. Ibidem cap. 11: Verbum in id, quod non erat, se immisit ut et hominis natura fieret, divinae scilicet maiestatis dignitatibus per adunationem intescens, quae sublevata magis est ultra [99] naturam, quam deiecit infra naturam muertibile verbum. Ab successum epist[ola] 1: Post resurrectionem erat ipsum corpus, sed iam 37
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incorruptibile neque hoc solum sed et vivificum vitae enim corpus est glorificatum claritate Deo dignissima. Idcirco si quis illud divinum dicat, sicut hominis humanum non errat. Unde puto Paulum dicere: Etsi cognovimus Christum secundum carnem, sed nunc non novimus.38 Dei enim proprium corpus existens omnia humana transcendit. Concilium ephesinum can[one] 11: Si quis non confitetur carnem Christi esse vivificam, propterea quod propria facta est verbi, quod omnia vivificat, anathema sit. Theodoretus in cap. de antichristo: Λόγος homo factus non particularem gratiam contulit assumptae naturae, sed totam plenetudinem deitatis conplacuit in ipsa habitare. In Psal. 2: Dabo tibi possessionem etc. Cum natura dominus sit ut Deus, etiam ut homo universorum imperium accepit. In Psal. 8: Huiusmodi honorem universitatis scilicet imperium humana natura in Christo a Deo accepit. In Psal. 110: Ut filius Dei sempiternum habet imperium, sed ut homo accepit, quod ut Deus habebat, ut homo igitur audit: Sede a dextris meis.39 In Psal. 21: Si natura assumpta cum divinitate assumente [100] est copulata etiam eiusdem gloriae et honoris particeps et consors facta est. Idem, Eph. 1: Constituens eum super omnem potestatem clarum est, Paulum haec omnia posuisse tanquam de homine, ea enim de causa admiratione diutus est. Quod enim Deus et filius una cum Deo sedeat et regnet, non est admirabile, quod vero assumpta ex nobis natura eiusdem honoris cum eo, qui assumpsit, fit particeps. Hoc vero omne miraculum superat. Idem, dial[ogus] 3 ex Apollinario: Si ferrum ignitum etiam ea facit, quae sunt ignis et tamen non mutat naturam ferri. Nequam igitur Dei cum corpore unio mutatio corporis est, licet corpus divinas operationes praebeat. Primasius, Augustini discipulus, Ebr. 2: In hoc, quod homo est, accepit haereditatem totius mundi. Et per hoc, quod homo factus est, constitutus est a Deo patre super omnia opera manuum eius. Idem, in cap. 5 apocalyp[sis]: Ipsa humana in Christo natura angelis praelata dominatur in coelo, regnans dominatur in terra et solutis gemitibus inferorum praevalens dominata docetur et sub terra. Leo epist[ola] 11: Assumpti, non assumentis provectio est, quod Deus illum exaltavit et dedit ei nomen super omne nomen. Epistola 22: Dicant adversarii veritatis, quando omnipotens pater vel secundum quam naturam filium suum super universa [101] provexerit vel cui substantiae cuncta subiecerit. Deitati enim omnia subiecta fuerunt. Huic si addita potestas, si illustrata dignitas, si exaltata sublimitas, minor erat provehente. Epist[ola] 81 ad Palestinos: Exaltationem qua Deus Christum exaltavit et donavit illi nomen super omne nomen, ad eam intelligimus pertinere formam, quae ditanda erat tantae glorificationis augmento. In forma quippe Dei equa38
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lis erat filius patri, nec per incarnationis mysterium aliquid decesserat verbo, quod ei patris munere redderetur. Forma enim servi, humana humilitus est, quae in gloriam divinae potestatis evecta est. Ibidem: Quicquid ergo in tempore accepit Christus secundum hominem accepit, cui, quae non habuit, conferuntur. Epist[ola] 95 citat Chrysost[omi] sententiam: Cognoscamus quae natura est, cui pater dixit: Esto meae particeps sedis? Illa natura est, cui dictum est: Terra es et in terram ibis.40 Vigilius lib. 5: Cumulans scripturae dicta, quae tradunt Christo ex tempore datam esse omnem potestatem in coelo et in terra. Datum nomen super omne nomen, constitutum super omnia subiecta ipsi omnia, meliorem factum angelis addit: Quis in tantam impietatis veraginem proruat? Quis eousque dementiae in id decidat? Ut non videat, non intelligat ad naturam carnis Christi haec proprie pertinere et in Deo filio naturae carnis eius haec congruere, secundum quam exaltatus est, is, qui secundum naturam verbi horum nihil eguit aliquando. Quia ergo [102] verbi naturae ista non conveniunt in Christo, carni eius congruere necesse est. Et ad hoc adducit illud Joh. 5: Potestatem dedit ei et iudicium faciendi, quoniam filii hominis est.41 Damascenus lib. 3 cap. 7 et 15: Divina natura propriam suam excellentiam aut gloriam carni communicat seu impertit, manens ipsa expers passionum carnis. Caro enim organum deitatis constituta est. Idem, lib. 3 cap. 17: Caro domini locupletata est divinis operationibus propter arctissimam eius ad verbum unionem, quae est hypostatica, nequaquam passa excidentiam eorum, quae secundum naturam ipsi propria sunt. Non enim secundum propriam efficatiam, sed propter unitum sibi verbum divina operabatur caro domini, verbo per eam propriam suam efficatiam manifestate. Nam et ferrum ignitum urit non naturali ratione possidens ustricem facultatem, sed quia acquisivit et possidet eam operationem ex unione ferri ad ignem. Ipsa igitur caro domini mortalis erat propter seipsam et vivifica propter hypostaticam ad verbum unionem. Et hoc ipsum ostendit duas naturas in Christo, sicut ignitio non transmutat naturam igniti in ignis naturam, sed ostendit aliam esse naturam, quae ignita est et aliam quae ignivit. Ibidem, cap. 18: Humana Christi voluntas naturaliter non erat omnipotens, ut autem vere et secundum naturam Dei verbi voluntas facta est et omnipotens est. Ibidem, cap. 19: Humana Christi mens etiam naturales actiones caperatur. Communicat autem et deitati verbi operanti, [103] disponenti, administranti ipsa etiam intelligens, cognoscens, disponens et administrans totum universum, non ut nuda hominis mens, sed ut Deo secundum hypostasin unita et Dei mens constituta. Idem, lib. 2 cap. 22: Domini anima etsi erat naturae ignorantis, attamen 40
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secundum hypostasin unita Deo verbo omnium cognitionem habuit, non ex gratia sive participative, sed propter hypostaticam unionem. Cassiodorus in Psal. 17: Dextera Dei potentia divinitatis est, quae assumptam humanitatem in aeterna maiestate constituit. Idem, in Psal. 33: Caro Christi licet ex humana sit assumpta natura, non tamen eam, ut unius hominis ex nobis debemus aestimare, sed adorabilem salutiferam vivificatricem, quae peccata dimittit et ad perpetua vitae regna perducit. Sedulius supra Eph. 1: Sub pedibus, hoc est, sub dominatione humanitatis eius omnia subiecit. Nicephorus lib. 1 cap. 36: Christus sibi a patre potestatem summam coeli et terrae sibi scilicet iuxta humanitatem tradita esse confirmat. Idem, lib. 10 cap. 50: Agnoëtae dicunt: Λόγον omnia nosse. Humanitatem vero secundum subsistentiam ei unitam permulta ignorare. [104] Aus diesen zeugnussen der alten kirchen lerer, deren noch viel mehr ertzelet werden können, hatt der christliche leser zuvornehmen, das es in der alten kirchen nicht neu noch unerhörte reden sein, wie etzliche ohne allen grundt vorgeben, wann der menschlichen natur die gottliche maiestet, so Gottes eigen ist, umb der personlichen voreinigung willen und das sie zur rechten Gottes gesetzet, auf solche weise zureden, zugeschrieben wirdt, wie dieselbige in vielgedachtem buch der concordien begriffen sein. Weill dann weder unser noch des buchs meinung ist, das die menschliche natur in Christo der gotheit weder nach dem wesen noch der eigenschafft exaequirt (dann in der personlichen voreinigung, auch [105] in der gottlichen glori und maiestet, dartzu die menschliche natur in Christo erhoben, der underscheidt bedes, des wesens und der eigenschafften, in alle ewigkeit bleibet und nimmermehr mit einander vormischet werden) und nicht erstlich wir, sondern zuforderst der Heilige Geist in heiliger schriefft und demnach die alte kirche solche weise zu reden gebraucht, setzen wir in keinen zweiffel, es werden auch solcher reden halben sich fromme hertzen nicht ergern noch viel weniger jemandts ursach nehmen, auß solcher weise zureden, falsche leer zu schöpffen und in die kirche Gottes eintzufuren, welche in diesem buch mit außgedruckten wortten verworffen und verdambt worden sein. [106] Es soll aber christliche leser hie auch mit fleiß erinnert werden, das solche weise zu reden nicht allein tröstlich, daraus zu sehen wie hoch die menschliche natur in Christo uber alle engel erhaben, sondern auch das die hohe, unvormeidliche nott uns zwinget, das wir solche rede nicht konnen noch sollen fallen lassen, da wir anders reine und unvorfelschte lehr behalten und auff unsere nachkommen bringen wollen. Dann ob woll die calvinisten und andere falsche lehrer mit uns reden „in concreto“, das ist auff solche weise, do der person zugelegt wirdt, was die heilige schrieft Christo, Mariae sohn, unserm fleisch [107] und blut und unserm bruder, zuschreibt, dergestalt viel frommer hertzen hinder das licht gefuret, so haben doch solche
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Vorrede
lerer darunter einen andern und unrechten verstandt verborgen, welcher durch die reden per vocabula abstracta geoffenbaret und gestraffet wirdet. Also mögen sie auch woll leiden, das man redet und schreibet: Der mensch Christus, Mariae sohn, ist almechtig, alwissend, allenthalben und antzubeten. Ihr vorstandt aber und erclerung dieser reden ist, das Christus nach der menscheit mehr nicht dan den tittul und nahmen der almechtigkeit habe, mit der that und warheit aber sey er der almechtigkeit Gottes in alle ewigkeit weder [108] theilhaftig noch vehig, dan finitum, sagen sie, non est capax infiniti, das ist die menschliche natur sey zu klein, das sie die almechtigkeit Gottes begreiffen könne. Dargegen Justinus Martyr in expositione fidei, Origenes lib. 4, cap. 24 de principiis et Augustinus epistola quinquagesima septima mit außgedruckten wortten schreibet, das die menschliche natur Christi der gantzen fullen der gottheit42 des sohnes Gottes plene capax sey et capiat, das ist volkommenlich und gentzlich vehig sey und begreiffe, auf welche alte lerer sich doch diese leute ziehen, als solten sie ihre falsche lehre und irthumb bestettiget haben. [109] Hie wollen wir nun allen frommen, christlichen hertzen zubedencken geben, wann under dem wortt „concreto“ oder der person Christi diese leutt fur dem einfeltigen volck mit uns reden, welches dafur helt, das sie mit uns recht glauben und lehren, und gleichwohl solche abscheuliche irthumb darunder verborgen haben, ob man mit unvorletzten gewissen dartzu stilschweigen könne und lassen gedachte erschreckliche, falsche leher in kirchen und schulen einfuren. Wir zwar halten es am nutzlichsten und erbaulichsten, das vor dem gemeinen volck, do die kirchen nicht durch falsche lehrer irre gemacht worden, auf das aller einfeltigst und so viel möglich [110] mit wortten der heiligen schriefft von diesem hohen geheimnus geredet und der zuhörer mit subtiler disputation und frembden ihnen unbekanten reden vorschonet werde, wann aber die leute an einem ortt in falschen verstandt und irthumb schon geraten seindt, sollen sie wieder heraus gefuret werden, so muß inen der grundt auff solche weise getzeiget werden, damit sie vorstehen, wie sie in solchen unvorstand kommen, wie dann auch gleicher gestalt nicht weniger notwendigk, das mit geburender bescheidenheit und vorsichtigkeit die andern verwarnet werden, damit sie in solchen irthumb nicht ge[111]rathen und do sie an ihrem letzten stundlein deßhalben angefochten wurden, wie sie sich mit bestendigem grunde der warheit darwieder trosten sollen. Durch solche erclerung verhoffen wir, soll auch bei diesem artickel christlichen und friedliebenden hertzen gnug geschehen sein, daraus sie verstehen, wie wir aus not getzwungen werden, solche reden uns zu gebrauchen, ob sie gleich nicht iderman so gemein, das sie doch weder neu noch in der alten kirchen ungebreuchlich, viel weniger erst von uns erdacht worden. Darbei wir es auch auf dißmahl beruhen lassen und dem christlichen leser hirmit, 42
Kol 2,9; vgl. Kol 1,19.
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wie auch in den vorgehenden articeln, [112] in das buch der concordien gewiesen haben, darinnen solches alles notturftig ercleret und also vorwahret, das unsers erachtens zu einigen mißvorstandt nicht ursach gegeben worden. Das aber bei diesem articel sonderst viell von d. Luthers person und schriefften auch frommen hertzen eingebildet und vorgegeben, wie er, doctor Luther, selbst bekennet, das er oft in demselben geirret und der natur zugelgt habe, das der person zugehöret und demnach als unrecht gestrafft, das etliche auß Christo einen almechtigen menschen machen und derhalben nicht allein gebethen, das man seine schrieften mit grosser [113] erbarmbd lesen, sondern auch gewuntschet, das sie gantz und gar undergangen wehren, können wir nicht underlassen, deßhalben am ende dieser erinnerung auch bestendigen und warhaftigen bericht zuthun. Dan, so viel das erste anlangt, ist weniger nicht, das doctor Luther die erzelte wort in seiner kirchen postill anno 1521 geschrieben, mit welchen wortten er allein uff die vorgehende zeitt gesehen, da er noch ein schuller gewesen und teglich in erkentnus zugenohmmen hatt. Das aber solche reden d. Luther dahin gezogen, als solte er hirmit die schriefften, so lange hernach anno 26, 27, 28 geschriben, corrigiren und [114] davor warnen wollen, hat der christliche leser, wie ungutlich solches geschehen, dabei abtzunehmen, dan nicht die letzte durch die erste, sondern die erste durch die letzte schriefften corrigirt und vorbessert werden. Und das alles, was von diesem handel bei dem artickel vom heiligen abentmahl d. Luther anno 26, 27, 28 in druck vorferttiget, wolbedechtlich geschehen und er nichts fervore disputationis ubereilet, sondern ime zeitt und weill gnug dartzu genohmmen und alles mit besondern vleiß erwogen habe, ist bei dem beschluß derselben schriefften abtzunehmen, wie er den besonderst in der grossen bekentnus vom heiligen abent[115]mal so hoch und teuer bezeuget und solches niemals widerruffen, sondern biß in die grube mit gleichem eiffer getriben und vor wider wertiger lehr ernstlich gewarnet hatt, wie seine letzte predigt, zu Wittenberg gehalten, clerlich außweiset. Seine wortt im grossen bekentnus vom heiligen abentmal lautten also: Weill ich sehe, das des rottens und irrens je lenger und mehr wirdt und kein aufhören ist des tobens und wuettens des sathans, damit nicht hinfort bei meinem leben oder nach meinem tode der etliche zukunfftig sich mit mir behelffen und meine schriefft, ire irthumb zu stercken, felschlich fuhren möchten, so will ich mit dieser [116] schriefft fur Gott und aller welt meinen glauben von stuck zu stuck bekennen, darauf ich gedenck zubleiben biß in den todt, darinnen (das mir Gott helff) von dieser welt zu scheiden und fur unsers Herren Jhesu Christi richterstuel zukommen. Und ob jemandt nach meinem tode wirdt sagen, wo d. Luther itzo lebete, wurde er diesen oder diesen artickel anders lehren und halten, dann er hat ihn nicht genungsamb bedacht, darwider sage ich itzt als dann und dann als itzo, das ich von Gottes gnaden alle diese artickel habe auff das vleissigste bedacht, durch die schrieft [117] und wieder herdurch offtmals gezogen und so gewis dieselbige wollen
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D. Luther in der grossen bekentnus vom h. abentmahl anno 28 gedruckt.
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D. Luther in der kirchen postil uber die epistel Heb. 1.
Vorrede
vorfechten, als ich itzt habe das sacrament des altars verfochten. Ich bin itzo nicht truncken noch unbedacht, ich weis was ich rede, fuhle es auch wohl, was mir es gilt auf des Herren Jhesu Christi zukunft am jungsten gerichte. Darumb soll mir niemandt schertz oder lose teidingen darauß machen. Es ist mir ernst, den ich kenne den sathan von Gottes gnaden, ein groß theill kan er Gottes wortt und schriefft vorkeren und vorwirren, was soll er nicht thuen mit meinen oder eines andern wort? Und gleich am ende dieses bekentnus: Diß ist mein glauben, dann also gleuben alle [118] rechte christen und also lehret uns die heilige schriefft. Was ich aber hie zu wenig gesagt habe, werden mir meine buchlein gnugsam zeugen sein, sonderlich die letzlich seindt außgangen in vier oder funff jharen. Das bitt ich, alle fromme hertzen wolt mir zeugen sein und fur mich bitten, das ich in solchem glauben fest möge bestehen und mein ende möge beschlissen (dann do Got fur sey). Ob ich aus anfechtung und todes nöthen etwas anders werde sagen, so soll es doch nichts sein und will hirmit offendlich bekennet haben, das es unrecht und vom teuffell eingeben sey. [119] So ercleret d. Luther an vorgemelten ortte auch deutlich, welcher gestalt er die jenigen straffe, so aus Christo ein almechtigen menschen machen, denn er solche wortt nicht bloß, sondern mit einer gutten erclerung gesetzt und hirmit allein den underscheidt zwischen der unwandelbaren gotlichen natur und der wandelbaren menschlichen natur und den standt der ernidrigung in Christo anzeigen wollen. Seine wortt lautten also: Also ist diß auch der mensch Christus, da er sagt, Marc. 13: „Von dem tage und stunde weis niemandt, auch die engel nicht in himmel, auch der sohn nicht, sondern allein der vater.“43 Ist nicht not [120] hie die gloß. Er will es nicht sagen: Was thut die glosse? Die menscheit Christi hat eben wie ein ander heilig, naturlich mensch nicht alle zeit alle ding gedacht, geredet, gewollet, gemerckt, wie etliche einen almechtigen menschen aus ime machen, mengen die zwo naturen und ihre werck in einander unweißlich, wie er nicht altzeit alle ding gesehen, gehöret oder gefuhlet hatt, so hatt er auch nicht alle zeit mit dem hertzen alles angesehen, sondern wie ihn Gott gefuret hatt und ihme furbracht, voller gnade und weißheit ist er gewesen, das alles, was ihme furkommen, hat er können urtheilen und lehren, darumb das die gottheit, die allein alle ding siehet [121] und weiß, in ihme personlich und gegenwertigk. Biß daher d. Luthers wort. Darauß ja niemandt schlissen kan, das doctor Luther geglaubt oder geleret haben solte, das Christus nicht solte ein almechtiger mensch sein, als der itzunder nicht auch nach seinem menschlichen geist, dieweil er knechtes gestalt hingelegt und seine erniedrigung aufgehöret hatt, alles wissen solt, sondern an gedachtem orts hatt er allein gestrafft die ungeschickte außlegung der wort Christi, nach welcher der sohn den jungsten tagk nicht wisse. Das soll nach 43
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etlicher meinung so viel heissen: Er wisse es woll, aber er wolle es nicht wissen oder niemandt sagen, und [122] antzeigen wöllen, das Christus im standt seiner niedrigung als mensch nicht zu aller zeit alles gedacht und alles gewust habe, wie es die gotheit zu aller zeit weiß, und dergestalt nach ihrem wehsen sich nicht erniedrigen oder (wie s. Paulus ein wort braucht) außleren kann wie die menschliche natur. Das er aber bittet, man soll seine schrieften mit erbörmbdt lesen, hat auch nicht die meinung, wie ihme ungutlich zugemessen, sondern ist allein von denen schriefften zuvorstehen, wie seine wortt daselbst clar außweisen, die er anfangs wider das pabstumb geschrieben, [123] do er noch in tieffer finsternus gesteckt ist und deswegen zu derselbigen zeitt den papisten viel zugelassen, das er hernach mit bestendigem grunde Gottes worts vordambt hatt, darbei abtzunehmen, das unbillicher weise diese wortt durch etliche auff d. Luthers nutzliche, heilsame und in Gottes wort wolgegrundte schrieften gezogen, an welchen er den wenigsten zweifel nicht gehabt. So hat es auch die meinung gar nicht, wie etliche vorgeben, das er der ursach gewuntschet, das seine bucher undergangen, als ob er an seiner lehre gezweifelt oder sich derselben geschemet, sondern, wie er lautter in der deutschen vorrede uber seine bucher bezeuget, das er im geist gesehen, wie man wiederumb leider von Gottes [124] wort auff menschen schriefften fallen und uber denselber, wie im babstumb beschehen, so lang disputiren werde, biß man endlich wiederumb die warheit vorlieren werde, wo Gott nicht besondere gnade und treue kirchen diener geben werde. Und das er in dem nicht ein falscher prophet gewesen, hat es leider die erfarung außgeweiset, dann gleich nach seinem tode man angefangen, die leutt wiederumb in die alten scribenten zuweisen, aus denselben den eigentlichen vorstandt Gottes worts zuerholen, dodurch die jugendt von Gottes wort wieder die getreue warnung doctor Luthers in die [125] ungewissen und ihnen selbst widerwerttige schriefften der väter gefuret und ein solch disputiren und schreiben erfolget, das dorunter reine lehr schier vorloren worden. Und da man den eingefallenen zwispalten zu grunde abhelffen wollen, wir wiederumb uns zu dem einfeltigen wortt Gottes und unserm catechismo finden mussen, sonsten solte das streitens und zanckens wohl kein ende worden sein. Welches wir doch hier nicht der meinung vormelden, das wir hirmit der alten väter und kirchen lehrer getreue arbeit verachten, die an seinem ort nutzlich gelesen und gebraucht werden konnen, auff das wir [126] wissen mögen, zu welcher zeitt und an welchem ortten, auch wie rein die lehr des heiligen evangelii erhalten worden, sondern das auch menniglich erinnert werden soll, das unser christlicher glaube weder auff die alte noch neue kirchen oder schuel leren, sondern auf Gottes wort gebauet und gegrundet sein musse, soll er anders in den hohen anfechtungen und schwerem kampff des gewissens bestehen und uberwinden. Das aber sich etliche beclagen und als unrecht straffen, das solch hoch
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Augustinus contra duas epistolas pelagianorum lib. 4. cap. ultimo.
Vorrede
wergck, belangend [127] erhaltung reiner leer, auch außsetzung und außdrucklichen verdammung falscher leer nicht in einem grossen offentlichen synodo vorgenohmmen, wie fur dieser zeitt besonders in der ersten kirchen geschehen, und weil solches verblieben und eingestelt, sie sich in offentlichen druck vernehmen lassen: Wann gleich ungezweiffelt die gottliche warheit in vielgedachtem buch der concordien begriffen, dennoch ein christen mensch dasselbige mit unvorletztem gewissen nicht annehmen noch solchem bei pflichtten konne, weill solche durch dergleichen offendlichen synodum weder bevholen noch approbirt oder vor recht erkennet worden, wollen wir uber das, so hier oben in der christlichen [128] chur, fursten und stenden, unserer gnedigsten und gnedigen Herren, vorrede vermeldet, solchen leuthen nicht mit unsern eigenen, sondern des heiligen Augustini wortten antwortten, welche also lauten: Quid est, quod dicunt pelagiani: A simplicibus episcopis sine congregatione synodi in locis suis sedentibus extortam esse subscriptionem? An vero congregatione synodi opus erat, ut aperta pernicies damnaretur, quasi nulla haeresis aliquando nisi synodi congregatione damnata sit, cum potius rarissimae inveniantur, propter quas damnandas necessitas talis extiterit multoque sint atque incomparabiliter plures quae, ubi extiterunt, illic improbari damnarique meruerunt atque inde per caeteras terras devitandae innotescere potuerunt. Verum [129] istorum superbia hanc etiam gloriam captare intelligitur, ut propter illos orientis et occidentis synodus congregetur. Orbem quippe catholicum quoniam domino eis resistente pervertere nequeunt, saltem commovere conantur, cum potius vigilantia et diligentia pastorali post factum illud competens sufficiensque iudicium ubicunque isti lupi apparuerint, conterendi sint, sive ut sanentur ac mutentur, sive ut ab aliorum salute et integritate, adiuvante pastore pastorum, devitentur. Hactenus Augustinus. So haben sich auch solche leute zu erinnern, das dis wortt – damnamus, wir vordammen – nicht unser, sonder des Herren Christi und des Heiligen Geistes wort, wie Marc. 18 geschrieben: [130] „Wer aber nicht glaub, der wirdt verdambt werden.“44 Welches die heilige apostel nicht gemiltert, sondern gescherft und solches nich allein wieder die lehr, sondern auch gegen den falschen leeren gbraucht haben, Gal. 1: „Wann auch wir oder ein engell vom himel euch wurde evangelium predigen anders, den das wir euch geprediget haben, der sey anathema, das ist verflucht.“45 Und abermals: „So jemants den Herren Jhesum Christ nicht lieb hat, der sey anathema, maharam mota.“46 Deren exempel die heiligen väter in der ersten kirchen in ihren concilien nachgefolget, wie auch die augspurgische confession selbst, da schier bey allen articeln nicht allein falsche lehr, sondern [131] auch die personen, so derselben anhangen, besonders aber falsche leerer mit offenbaren ausgedruckten wortten verdambt werden. Welches der ursach so viel desto mehr 44
Mk 16,16 | 45 Gal 1,8 | 46 I Kor 16,22
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dieser zeit notig, wann ein offenbare irthumb je lenger je mehr sich außbreitet und umb sich frisset, das wir der erschrecklichen lesterungen geschweigen, darvor billig mit grosser ernst und vleiß bei verlust ihrer seelen seligkeit menniglich verwarnet werden solle. Diß haben wir, christlicher leser, dir zum bericht nicht vorhalten wollen und verhoffen demnach zu den almechtigen, es sollen fromme hertzen darbei abnehmen und erkennen, wie wir das licht in keinem wege scheuen, das wir auch von [132] hertzen geneigt, so viel muglich und an uns, menniglich, der lust und liebe zu der gotlichen warheit tregt, zudienen und allen zweiffel zubenemen, so sie durch die außgesprengte schriefften wieder das buch der concordien geschepft haben möchten. Da aber etlichen in einem oder mehr articeln durch diese kurtze erclerung noch nicht genung geschehen, erbietten wir uns nicht allein zu grundlichem, fernern bericht, sondern auch, do wir ordentlicher und geburelicher weise erfordert, zu freundlicher und christlicher underredung. Den wie wir in obgesetzter erclerung den wenigsten zweiffel nicht haben, als die nicht auf menschen treume, sondern auf das clare wort Gottes [133] gegrundet, die ein ider einfeltiger christ nach anleittung seines heiligen catechismi fassen kan, also verhoffen wir gentzlich, do solche erclerung von unserm gegentheil woll eingenohmmen und in warer furcht und anruffung Gottes mit vleiß erwegen, sie sollen endlich daraus vermerckhen, das unser lere, glaub und bekentnus nicht uf einen sandt, sondern uff einen festen felsen gebauet, die alle sturmwinde und anlauf des leidigen sathans unbewegt ausstehen konne, darwieder die pfortten der hellen nichts vermögen werden. Wir konnen aber hirmit keines weges rathen, [134] das mitlerzeit biß ein synodus, concilium oder colloquium angestelt, ein fromb hertz im zweiffel stehen soll, biß sich alle gelertten in allen solchen articeln allerdings mit einander verglichen, dann solches mochte sich woll noch lange zeitt verziehen oder endlich gar nichts draus werden, dieweill geschrieben stehet: „Es mussen rotten sein in der kirchen, auff das die, so rechtschaffen sein, offenbar werden“, 1. Cor. 11.47 Sie aber kondten mitlerzeit durch den todt ubereilet und aus dieser welt abgefordert werden. Da dann ihr glaub nicht auff ein synodum, concilium oder colloquium, sondern allein auf das wort Gottes gegrundet und desselben ein jeder christ gewiß sein muß, sol er in anfechttungen und besonders [135] im letzten stundlein bestehen. Welches wir nicht der ursachen vermelden, als ob wir unserer sachen scheu trugen oder den wenigsten zweiffel an unserer leer und bekentnus hetten, sondern haben allein hirmit dem christlichen leser dieses notwendig nachdencken machen wollen, wie geferlich derer leut leer und bekentnus und also auch ihr glaub stehe, die nicht wollen, das eine unreine, falsche leer auß Gottes wortt verdambt werden solle, biß sie zuvor auf einem synodo oder ordentlichen con47
I Kor 11,19
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cilio dafur erkent worden (welches doch sie selbst mit vielen secten nicht gehaltten, die sie ohne alle vorgehende solche erkentnus [136] offendlich in ihren schrieften verdampt haben), dergestalt wir wiederumb in das weitte meer gefuret und in geferlichsten zweiffel und ungewißheit unseres glaubens gesetzt werden. Stellen demnach solches zu erkentnus aller rechtgleubigen christen und betzeugen derneben offendlich, das freundliche und christliche underredung kegen jedermenniglich an uns nimmermehr erwinden soll, es sey privatim, in einem offendlichen synodo oder wie es iderzeit fur nutzlich und rathsam angesehen und verordnet werden möchte, inmassen d. Luther [137] seliger sambt seinen getreuen gehulffen gleich anfangs des wieder geoffenbartten evangelii auch gethan, der sich keiner anderer ursachen halben auf ein frey, christlich concilium beruffen und zur rechenschafft seines glaubens erbotten, gleichwoll aber solches ungeachtet mitlerzeit, weil er seiner leer, glauben und bekendtnus aus Gottes wortt zum besten versichert gewesen, was dem wort Gottes zuwieder, außdrucklich verworffen und verdambt. Darvor idermenniglich bei vorlust der seelen gewarnet und also niemandt in einem zweiffel stecken lassen. [138] Der almechtige Gott und vater unsers Herren Jhesu Christi verleihe seinen Heiligen Geist, das wir in ihme einig sein und bleiben. Amen.
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Nr. 2: Erstentwurf der Fürstenvorrede durch Jakob Andreae, Dezember 1578 [1] Allen und jeden, denen dieses unser schreiben zulesen vorkombt, entbieten wir, die hernachbenante der augspurgischen confession zugethane churfursten, fursten und stende im Heiligen Reich Deutzscher Nation, nach erforderung eines jeden standes und wirden unser geburliche dienste, freundtschafft, gnedigen gruß und geneigten willen, auch underthenigste, underthenige und willige dienste und hirmit zuwissen: Nachdem Gott, der almechtige, zu diesen letzten zeitten der vergenglichen welt auß unermeßlicher liebe, gnade und barmhertzigkeitt dem menschlichen geschlecht das licht seines heiligen evangelii und alleine seligmachenden worts durch seinen hirtzu erwelten werckzeug d. Martin Luther aus den aberglaubischen, papistischen finsternußen wiederumb an tagk khommen und in deutzscher nation, unserm geliebten vaterlande, rein, lautter und unvorfelscht erscheinen und verleuchten laßen, dorauf folgendes aus gottlichen, prophetischen, apostolischen schrifften ein khurtz bekantnuß zusammen gefast, so auf dem reichstage zu Augspurgk anno etc. 30 weilandt kaiser Carln dem funfften, [2] hochloblichster gedechtnuß, von unsern gottseligen und christlichen vorfaren in deutzscher und lateinischer sprach ubergeben, fur allen stenden des reichs dargethan und offentlich durch die gantze christenheit in der weitten welt außgebreittet worden und erschollen ist. Alls haben sich
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folgends zu solchem bekhantnuß viel kirchen und schulen alls dieser zeit zum symbolo ihres glaubens in den furnembsten streittigen artickeln wieder das bapsthumb und allerley rotten bekhennet, sich darauff in christlichen, einmutigen vorstandt und ohne einigen streitt und zweiffel getzogen, berueffen und die darinnen begriffene und in gottlicher schrifft wolgegrundte, auch in den bewerten, alten symbolis khurtz verfaste lehre von den einigen alten und von der allgemeinen, rechtlehrenden kirchen Christi geglaubten, wieder viel ketzereyen und irthumen erstrittenen und widerholeten consens erkhant, vhest und bestendig gehalten. Was aber balt auf den christlichen abschiedt obgedechts, hocherleuchten und gottseligen mannes [3] d. Martin Luthers in unserem geliebten vaterlande deutzscher nation fur gantz geferliche leuffte und beschwerliche unruhe erfolget und wie bey solchem sorglichen zustande und zerruttung der wolgefasten regiment der feindt des menschlichen geschlechts sich bemuhet, seinen samen falscher lehre und uneinigkeitt außzusprengen, in kirchen und schulen schedliche und ergerliche spaltungen zuerregen, darmit die reine lehre Gottes worts zuverfelschen, das bandt der christlichen liebe und einmutigkheitt zutrennen und den lauff des heiligen evangelii hirdurch merckhlichen zuverhindern und aufzuhaltten. Und welcher gestalt dahero die wiedersacher der gottlichen warheitt ursach genommen, uns und unsere schulen und kirchen ubel außzurueffen, ihre irthumb zubementeln und die armen, verirreten gewißen von dem erkhantnuß der reinen, evangelischen lehre abtzuwenden und desto williger under dem pabstischen joch und zwang, wie auch unter anderen wieder Gottes wortt streittenden irthumben zuhaltten, solches ist [4] zwar menniglich bewust, offenbar und unverborgen. Wiewol wir uns nhun hirbey unsers von Gott bevholenen und tragenden ambts erinnert und nicht underlaßen haben, unsern fleiß dahin antzuwenden, darmit in den kirchen und schulen unserer landen und gebiette reine lehr Gottes worts, auch liebliche, christliche einigkeitt erhalten und wie bey lebzeitten d. Luthers nach anleittung Gottes worts dieselbige christlich und wol angestellet und fortgepflantzet, hiergegen aber allen eingefurten und je lenger je mehr einschleichenden, falschen, vorfurerischen lehren und darneben entstandenen ergerlichen getzenck und spaltungen gesteuert und gewehret werden mögen. Zu welchem ende dann auch unsere löbliche vorfahren und zum theil auch wir, aus christlicher fursorge allerhandt mittel und wege mit besondern fleiß und ernst versucht und furgenommen, so hat doch bißhero leider die erfarunge geben, das nichts minders wie auch noch bey der heiligen apostel leben in denen kirchen, darinnen sie das reine, lauttere wortt Gottes selbst gepflanzet, [5] durch falsche brüder vorkahrtte lehr eingeschoben worden, also auch uber unsere kirchen umb unserer und der undanckbaren weldt unbußferttigkeit und sünde willen vorhenget worden, und das derowegen die hierinnen bedachtte und wohlgemeintte mittel ihr gewundschtes ende biß anher nicht erreichett.
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Wann dann solches etliche gottfurchtige, friedtliebende und gelarte theologen vormarcktt und wohl gesehen, das diesen teglich weitter einreissenden religions streitten besser nicht zubegegnen, dann so die eingefallenen spalttungen von allen streittigen articuln grundtlich und eigenttlich aus Gottes wortt erkleret, endtscheiden und falscher lehr außgesetzt und vorworffen, die göttliche warheitt aber lautter bekennet, dardurch den wiedersachern mit bestendigen grundt der mundt gestopfft und den einfalttigen, frommen hertzen wichtige erklerung und anleittung furgestalt wurde, wie sie sich in solchen zwiespaldt schicken und kunfftiglich durch Gottes gnade fur falscher lehre bewahrett werden [6] möchten. So haben obgedachte theologen sich anfengklich durch ausfurliche schrifften aus Gottes wort gegeneinander deutlich und richtig erkleret, welchergestaldt mehrgemeltte, ergerliche spalttungen ohne vorruckung der göttlichen warheitt beigelegt und auffgehoben und dardurch den wiedersachern aller gesuchter schein und ursach zulestern abgestrickt und benommen werden köntte, endlichen auch die streittigen artickuln vor die handt genommen, in Gottes furchtt betrachtet, erwogen, erkleret und, wie die eingefallene spalttungen christlich zuendscheiden, in ein schrifft vorfassett. Und als uns zum theil von solchem christlichen wergk bericht einkommen, haben wir darob nicht allein ein guts gefallen gehabtt, sondern dasselbige auch mit christlichem ernst und eiffer zubefördern, uns von wegen unsers tragenden und von Gott befohlenen ambts schuldigk erachtett. Und haben demnach wir, der churfurst zu Sachssen, mit rath und zuthun unserer religions vorwandten chur und fursten zubefurderung [7] der christlichen lehrer einigkeitt etzliche furnehme, unvordechtige, wohlerfarne und gelartte theologen gegen Torgau der wenigern zahl im 76. jahre zusammen beruffen, welche sich miteinander von den streittigen articuln und der itzt angetzogenen, derohalben gefasten, schrifftlichen vorgleichung christlich untterredet und mit anruffung Gottes, deß allmechtigen, zu seinem lob und ehre, endtlichen mit guttem bedachtt und sorgfelttigem vleis durch besondere gnade deß Heiligen Geistes alles, so hiertzu gehörig und nothwendig, in gutter ordnung zusammen gefasset und in ein buch gebracht haben, welches hernacher der augßburgischen confession vorwandten chur, fursten und stende zugesandt und begehrett worden, das ire l[ieb]d[en] und sie dasselbe durch ihre furtreffliche und wohlgeschicktte theologen mit sonderbarem ernst und christlichem eiffer durchlesen, hin und her erwegen, darauff ihre erklerungen und censuren in schrifften vorfassen lassen und uns daruber allendthalben ihr rathsames bedencken ohne scheu zuerkennen geben woltten. Hierauff haben itztbemelte stende der augßburgischen [8] confession ihnen solch christlich, hochnothwendig furhaben aus friedliebendem gemuthe wohlgefallen lassen und darmitt, zu dem vorhofften und wohlgemeintem ende zuvorfahren, zum vleissigsten angehaltten, auch hiertzu ihrer theologen iudicia und bedencken uberschicktt, welche zum mehrern theil durch besun-
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dere vorleihung der gnaden Gottes miteinander in allen articuln ubereingestimmet, auch darneben allerlei nutzliches erinnert. Darauff ermelte bedencken alle zu mehrer befurderung der sachen etzlichen furnehmen, unvordechtigen, geschickten und wohlerfahrenen theologen undergeben und ihnen befohlen worden, die eingebrachten censuren aus dem hiebevorn gefasten buch zum vleissigsten zuconferiren und das buch der concordien doch in seinen rechten vorstande unvorendertt daraus zuvorbessern. Und als solches von ihnen geschehen, darmitt in so hochwichtigen sachen vorsichtig, bedächtig und sicher gefahren, seindt hernach wiederumb in grösser anzal furtreffliche, reine und gelarte theologen, von denen welche hiebevorn wie gemeldett im etc. 76. jahre zu Torgau beisammen gewesen, erfordertt, ihnen bemelttes, auß allen eingebrachten bedencken verbessert buch sambtt den censuris furgelegt und darneben begehret worden, [9] sollichs alles in gottesfurcht mit fleis zuvorlesen und zuerwegen, ob alle die eingebrachten, nutzliche bedencken, so mit dem buch in seinem warhafftigen, unverenderten verstandt ubereingestimmet, demselben getreulichen eingebracht und einvorleibet worden, auch darneben mit besondern fleis dahin zusehen, wölcher gestalt aus denen in den uberschickten censuren beschehenen erinnerungen die in demselben buch begriffen christliche lehre wieder alle geferliche missvorstande mitt Gottes wort und in allewege vorwaret werden köntte, darmit under derselben kunfftiglich nicht unreine lehre vorsteckt, sondern eine lautere erclerung der warheit auch auf unsere nachkommen gebracht werden möchten, dardurch dann entlichen obberurte formul der christlichen concordien vorbessert und also, wie hernach folget, vorferttiget worden. Dieweill aber solches hohes, wichtiges und nutzliches werck aller unserer kirchen, schulen und underthanen heill und wollfart belanget, so hat auch die notturfft erfordert, das solches nicht bei etlicher, wiewol furnehmer, unverdechtiger, gelärter und erfarner theologen [10] bedencken gelassen, sondern hieruber auch anderer der augspurgischen confession vorwandten kirchen und schuldiener gemut und meinung erkundiget wurde, dero wegen dann die begriffene, verbesserte formula concordiae abermals der augspurgischen confession verwandten stenden zugeschicket und begeret worden, das sie dieselbe allen ihren kirchen und schuldienern furlegen und, ob vielgedachte erclerung den uberschickten censuren und beschehenen erinnerungen derselben theologen und kirchendiener gemeß gerichtet, woll erwegen, und do sie es also befunden und hieruber kein ferner bedencken, sondern solche erclerung fur die gottliche warheit hielten, das sie als dann solches underschreiben lassen woltten, darauff wir hernach benantte dieselben ferner allen und jeden unserer landen und gebieten theologen, kirchen und schuldienern von articuln zu articuln verstendtlich vorlesen und sie zufleissiger und ernstlicher betrachtung der darinnen begriffenen lehre erinnern und ermahnen lassen. Und alß sie solchem nach vilgedachte erclerunge [11] der eingefallenen zwi-
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spalttungen zuforderst dem wortt Gottes und dann auch der augspurgischen confession, anno etc. 30 keiser Carolo V. ubergeben, gemes und gleichformig befunden, haben sie mit erfreuetem gemutt und herzlicher dancksagung gegen Gott, dem almechtigen, dis concordien buch vor den rechten, christlichen vorstandt und richtige bekentnus der göttlichen warheit in prophetischer und apostolischer schriefft begriffen, auf welche schrieften auch die augspurgische confession gegrundet, freiwillig und mit wolbedachtem muthe angenommen, approbirt, underschrieben und solches mit dem hertzen, munde und handt offentlich bezeuget. Derentwegen dann auch diese christliche vorgleichung nicht allein etlicher wenig unserer teologen, sondern in gemein aller und jeden unsern hernach benantten kirchen und schuldienern in unseren landen und gebietten einmuttiges und einhelliges bekentnus heist und ist. Wir haben aber mit diesem werck der christlichen concordien furnemblich auf unsere von [12] Gott befohlene landt und underthanen gesehen, das wir dieselben bei einer lehre gottliches wortts in gutter ruhe, friede und einigkeit erhaltten und fur allen eingefallenen und noch besorglichen secten und rotten vorwaren möchten, darumb es auch hirtzu keines andern, weittleufftigen processes, sondern allein dieses bedurfft, das neben vormeldung der rechten lehre die an sich selbst offenbare, vordampte kegenlehre ausgesatzt und verworffen und wir allerseits zu gleich auch hierinnen unserer kirchen und schuldiener gemut und meinung, und das sie welches zuerhalttung christlicher friede und einigkeit das bequembste mittel der rechten, waren, göttlichen lehre zugethan, vorgewisset werden möchten. Dann solches durch keinen weg fuglicher, dann durch diesen, wie obgemelt, geschehen können, bevorab weil hierinnen nichts anders gethan noch gehandelt, sondern allein auf die ungezweiffeltte lehre, welche von unsern loblichen vorfaren und uns fur die einige und rechtschaffene göttliche warheit numehr bis in sechtzigk jharen erkantt und be[13]kandt worden, weil die in Gottes wortt und der darauff gegrundten anno etc. 30 ubergebenen augßburgischen confession begriffen, gesehen, diselbe wiederholett und sonsten nichts neues gestifftet noch gemacht worden, das es also derwegen keines sonderlichen synodi, oder andern dergleichen proceß hiertzu vonnöten gewesen, wie dann ebenermassen anfencklich auch die augßburgische confession untterschrieben worden. Zu deme das bei diesen gefehrlichen, gantz sorglichen leufften und unruhiger, harttsinniger, unvortreglicher weldt fast unsicher und nicht wohl muglichen, eine gemeine vorsamblung zuhauff zubringen oder darbei ettwas fruchttbarliches zuverrichten. Da hiergegen diese itzige erclerung, vorgleichung und hinlegung der zwuschen etzlichen der augspurgischen confession zugethanen theologen eingefallenen mißvorstenden und erregten religions streitt der ordnung nach, so von uns disfalls angestellet, viel besser und füglicher, auch bestendiger und krefftiger hat geschehen und volntzogen werden
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können dann auff einem synodo oder national concilio, sinthemal durch disen wegk nicht ihr wenig, noch ohne genungksame geraume zeitt [14] zu solchen wergk getzogen, sondern alle und jede theologen, kirchen und schuldiener unserer lande und gebiete dise christliche vorgleichung selbst vorlesen hören, die sachen auff vorgehende, embssige erinnerung nodturfftig erwogen und mit guttem bedachtt und einmutigem hertzen sich darauff erklerett und zu disen christlichen consens einhelliglich bekennett, da sonsten ein jeder standt etwan nur zwene oder drei seiner theologen zu dem synodo würde geschicktt haben, auff welche die andern alle sehen und disfals ihren freiwilligen consens dartzu dergestaltt wohlbedechtigk und mit einiger vorbetrachtung und ungescheuet nicht thuen noch von sich hetten geben mügen. Und wollen demnach hiermitt offenttlichen vor aller menniglichen betzeugett haben, das wir mit dieser erklerung der streittigen articull keine neue oder andere confession dann die, so einmahl kaiser Carolo dem funfften, christlicher gedechtnuß, zu Augsburgk anno etc. 30 ubergeben, gemachtt, sondern das solche christliche [15] vorgleichung alleine zu dem ende gemeinett und ins wergk gerichtet, darmitt keine andere lehre, dann alleine die, so in prophetischer, apostolischer schrifft gegrundet (und in den dreien simbolis, auch der augsburgischen confession anno etc. 30 kaiser Carln dem funfften ubergeben, der darauff erfolgten apologia, in den schmalkaldischen articuln und dem kleinen und grossen catechißmo deß hocherleuchten mannes Lutheri ferner begriffen ist), in unseren landen, gebietten, schulen und kirchen gefurtt und getrieben und darbei nichts, so derselben zuendtgegen, einreissen möchte, vorstattet wurde. Wann dann deme also und wir unsers christlichen bekendtnus und glaubens, aus göttlicher, prophetischer und apostolischer schrifft gewiß und dessen durch die gnade deß Heiligen Geistes in unseren hertzen und christlichem gewissen genugksamb vorsichertt sein und dann die hochste und eusserste nodturfft erfordert, das bei so vielen eingerissenen irthumben, erregten ergernussen, streitt und langkwürigen spalttungen [16] eine christliche erklerung und vorgleichung aller eingefallener disputationen geschehe, die in Gottes wortt wohl gegrundet, nach welcher die reine lehre von der vorfelschten erkandt und untterschieden werde und den unruhigen, zancksuchtigen leutten nicht alles frei und offen stehe, ihres gefallens ergerliche disputation zuerwecken und ungereimbte irthumb eintzufuhren und zuvorfechtten, daraus nichts anders erfolgen kann, dann das endtlichen die rechte lhere gar vordunckeltt und vorlohren und auff die nachkommende weltt anders nichts, dann ungewisse opiniones und zweivelhafftige, disputirliche wahn und meinung gebrachtt werden. Und dann wir aus gottlichen befehl, unsers tragenden ambts halben, wegen unser eigenen und unserer zugehörigen underthanen zeittlichen und ewigen wohlfartt, uns schuldig erkennen, alles das zuthun und forttzusetzen, was zu vormehrung und außbreittung Gottes lob und ehre und zu seines alleine sehligmachenden wortts fortpflantzung, zu
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ruhe, friede christlicher schulen und kirchen, auch zu nothwendigem trost und untterricht der armen vorirreten gewissen dinstlich und nutz[17]lich sein magk. So ist von anfangs dieser unserer christlichen vorgleichung unser gemut und meinung nicht gewesen, wie auch noch nicht, dis heilsam und hoch nottigk concordien werckh in finstern vor jederman heimlich und verborgen zuhaltten, oder das liecht der gottlichen warheit under dem scheffel und tisch zusetzen, sondern viel mehr aus angeregten ursachen die hohe notturfft zu sein erachtet, das solche formula concordiae und christliche erklerung der streitigen artickeln, wann die ihr wolgemeintes ende erreichen soll, vielen leutten zu trost und underricht in offentlichen truck zugeben, haben auch solchem nach, weil dis heilsame werck durch Gottes gnedigen segen numehr so weitt befurdert und uns von underschiedlichen ortten glaubwirdig angelanget, das viel guethertzige, christliche personen, hohes und nidriges standes, nach dieser christlichen concordien ein sehnlich seufftzen und ein besonders vorlangen tragen, die edition und publicirung deßelben nicht lenger einstellen noch aufhaltten sollen, auf das zuvorderst unsere underthanen, wornach sie sich [18] in den eingerißenen religion streitten zurichten und welchergestalt sie dieselben zuentscheiden, khurtzen aber doch volnstendigen underricht haben und hirdurch auf rechter baan der einmahl erkhanten und bekanten gottlichen warheitt erhalten und nicht darvon abgefuhret werden. Und dann auch menniglich zusehen haben möge, das wir in unseren landen, kirchen und schulen kheine andere lehre zugedulden gemeinet, dan wie dieselbe zu Augspurgk anno etc. 30 durch mehrgedachte churfursten, fursten und stende einmahl bekant worden, darbey wir auch vormittelst der gnaden Gottes biß an unser seliges ende gedenckhen zuvorharren und vor dem richterstuel unsers Herrn Jhesu Christi mit frolichen, unerschrockhenen hertzen und gewißen zuerscheinen. Und wollen demnach insonderheit unsere kirchen und schulen hiermit ernstlich vermahnet haben, das besonders die jugendt, so zum kirchen dienst und heiligem ministerio auffertzogen, in solcher lehre mit treuen fleiß underrichtet [19] werde, darmit auch bey unseren nachkhommen die reine lehr und bekantnuß des glaubens biß auf die herliche zukunfft unsers einigen erlösers und seligmachers Jhesu Christi durch hulffe und beystandt des Heiligen Geistes erhaltten und fortgepflantzet werden möge. Wie wir aber in diesem allem, alls obgemeltt, furnemblich uf unsere lande und underthanen sehen, also ist unser gemut und meinung gar nicht, jemandes anders in oder außerhalb des Heiligen Reichs einig ziel oder maß, wie es in ihren landen und gepietten hirmit zuhalten, vorzuschreiben. Machen uns aber darneben gar kheinen zweiffel, es werden alle fromme hertzen, so rechtschaffene lieb zu der warhaitt und gottgefelligen einigkeitt tragen, ihnen dis heilsame, hoch nöttig und christlich werckh neben uns christlich gefallen und an ihnen disfals zu beförderung der ehre Gottes und der gemeinen ewi-
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gen und zeitlichen wolfart kheinen mangel sein laßen. Do auch jemandes, hohes oder nidriges standes, ahn der lehre, so in diesem christlichen [20] concordien werckh begrieffen, einigk bedencken hette und umb weittere erkhlerung gebürlicher weise ansuchen wurde, seindt wir hierneben des christlichen erbiettens mit denselben unsere theologen sich vortraulich und freundlich underreden und guten bericht und fernere ausfurung thuen zu laßen, darauß sie neben dem gottseligen eiffer wegen der reinen, unvorfelschten lehr unser und unserer theologen christliche liebe und sanfftmuth im werckh zu spuren und zubefinden haben. So seindt wir auch sonsten mit unsern mitgliedern, den chur, fursten und stenden im Heiligen Römischen Reich auch anderen christlichen potentaten, nach inhalt des Heiligen Reichs ordnung und sonderer voreinungen, die wir mit ihnen haben, in gutten frieden und einigkeitt zuleben und einen jedern nach seines standes gebur alle liebe, dienst und freundtschafft zu ertzeugen, wolgemeint und entschloßen.
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[3r] Allen und jeden denen, dises unser schreiben zulesen vorkhombt, entbieten wir, die hernach benante der augspurgischen confession zugethane chur, fursten und stende im Heiligen Reich Deutzscher Nation, nach erforderung eines jeden Standes und wirden unsere geburliche dienste, freundtschafft, gnedigen gruß und geneigten willen, auch underthenigste, underthenige und willige dienste und hiemit zuwissen: Nachdeme Gott, der almechtige, zu diesen letzten zeitten der vergenglichen welt aus unermeßlicher liebe, gnade und barmhertzigkeit dem menschlichen geschlecht das liecht seines heiligen evangelii und alleine seligmachenden worts aus den aberglaubischen, päbstischen finsternißen in deutzscher nation, unsern geliebten vatterlande, rein, lautter und unvorfelscht erscheinen und vorleuchten laßen und darauf aus gottlichen, prophetischen, apostolischen schrifften ein khurtz bekentnuß zusammen gefast, so auf dem reichs tage zu Augspurgk anno etc. 30 weilandt kaiser Carln den funfften, hoch[3v]loblichster gedechtnuß, vor unsern gottseligen und christlichen vorfahren in deutzscher und lateynischer sprach ubergeben, fur allen stenden des reichs dargethan und offentlich durch die gantze christenheit in der weitten welt außgebreittet worden und erschollen ist. Alls haben sich folgendts zu solchen bekentnuß viel kirchen und schulen alls dieser zeit zum symbolo ihres glaubens in den furnembsten streittigen articuln wieder das pabstumb und allerley rotten bekhennet und darauf in christlichem, einmuttigen verstandt und ohne einigen streit und zweiffel sich getzogen, berueffen und die darinne begrieffene und in gottlicher schrifft wolgegrundte, auch in den bewertten, alten symbolis khurtz verfaßete lehr von den einigen alten und von der allgemeinen, rechtlerenden kirchen Christi gegleubten, wieder viel ketzereyen
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und irthumben erstrittenen und widerholeten consens erkhant, vest und bestendigk gehaltten. [4r] Was aber balt auf den christlichen abschiedt des hocherleuchten und gottseligen mannes d. Marthini Luthers in unsern geliebten vatterlandt deutzscher nation fur gantz geferliche leuffte und beschwerliche unruhe erfolget und wie bey solchem sorglichen zustande und zueruttung der wolgefasten regiment der feindt des menschlichen geschlechts sich bemuhet, seinen samen falscher lehre und uneinigkeit außzusprengen, in kirchen und schulen schedliche und ergerliche spaltung zuerregen, damit die reine lehre Gottes worts zuverfelschen, das bandt der christlichen liebe und einmutigkheitt zutrennen und den lauff des heiligen evangelii hierdurch mercklichen zuverhindern und auff zuhalten. Und welcher gestalt daher die wiedersacher der gottlichen warheit ursach genommen, uns und unsere schulen und kirchen ubel außzurueffen, ihre irthumbe zubementeln und die armen, vorirreten gewißen von dem erkhantnuß der reinen, evangelischen lehr abzuwenden und desto williger unter dem päbtischen joch und [4v] zwang zuhalten, solches ist zwar menniglich bewust, offenbar und unvorborgen. Wiewol wir nhun nichts liebers gesehen, von dem almechtigen gewunschet und gebeten, dann das unsere kirchen und schulen in der reinen lehre Gottes worts, auch lieblicher, christlichen einigkheit erhaltten und wie bey lebzeitten d. Luthers nach anleittung Gottes worts christlich und wol angestellet und fortgepflanzet werden möchten, so ist doch gleichergestalt wie noch bey der heiligen apostel leben in kirchen, darinne sie das reine, lauttere wortt Gottes selbst gepflantzet, durch falsche brudere verkherte lahr eingeschoben worden, also auch uber unsere kirchen umb unserer und der undanckbaren welt unbußferttigkeit und sunde willen verhenget worden. Derowegen wir dann uns unsers von Gott bevholenen und tragenden ambts erinnert und nicht underlaßen haben, unsern fleiß dahin anzuwenden, damit in unsern landen und [5r] gebieten denselben darein eingefurten und jhe lenger jhe mehr einschleichenden, falschen, vorfurischen lehren gesteuret und unsere underthanen auf rechter bane der einmahl erkhanten und bekhanten gottlichen warheit erhaltten und nicht davon abgefuret werden möchten. Inmaßen dann unsere lobliche vorfahren und zum theill wir auch derwegen uns zu dem ende miteinander zu Franckfurt am Mayen des 58. jhars bey der damals furgestandenen gelegenheit des gehaltenen churfursten tages eines christlichen abschiedes und dahin vorglichen, das wir in einer gemeinen versamblung zu hauff khomen und von etzlichen sachen, die von unsern widerwerttigen uns und unsern kirchen und schulen zum ergsten gedeuttet worden, notturfftiglichen und freundlich underreden woltten. Darauf dann folgendes unsere selige vorfahren und zum mehrern theill wir uns gegen der Naumburgk in Duringen zusammen gethan, mehrgedachte augspurgische confession, so [5v] kaiser Carlen den funfften in der großen reichs versamblung zu Augspurgk anno etc. 30 uberantworttet, an die handt
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genommen und solch christlich bekantnuß, so auf das zeugnuß der unwandelbaren warheit gottlichs worts gegrundet, damit kunfftiglich auch unsere nachkhommen fur unreiner, falscher und dem wortt Gottes wieder werttiger lehre, so viel an uns, zuwarnen und zuverwahren, abermals einhelliglich subscribirt und solcher gestalt gegen der rom[isch] kay[serlichen] m[aieste]t etc., unsern allergnedigsten Herrn, und sonsten menniglichen betzeuget und dargethan, das unser gemut und meinung gar nicht wehre, einiche andere oder neue lehre anzunhemen, zuvortheidigen oder auß zubreitten, sondern bey der zu Augspurgk anno etc. 30 einmahl bekhanten und erkhanten warheit vermittelst gottlicher verleihung bestendiglich zuverharren und zubleiben, der zuversicht und hoffnung, es soltten nicht alleine dadurch die wieder[6r]sacher der reinen, evangelischen lehre von ihren erdichten lestern und verunglimpffung wieder uns abgestanden und andere guthertzige leutte durch solche unsere widerholete und repetirte bekhantnuß erinnert und angereitzet worden sein, mit desto mehrern ernst der warheit des allein selig machenden, gottlichen wortts nachzuforschen, beyzupflichten und zu ihrer sehlen heil und ewigen wolfart dabey ohne einige fernere disputation und gezenck christlich zubleiben und zuverharren. Wir haben aber deßen allen ungeacht nicht ohne beschwerung erfaren mußen, das diese unsere erkhlerung und widerholung unsers vorigen, christlichen bekantnuß bey den wiedersachern wenig geachtet, noch hierdurch wir oder unsere kirchen der außgesprengten, beschwerlichen nachreden erlediget, sondern von des andern theils religions vorwandten auch solche wolmeinende handlung nachmals dahin verstanden und gedeuttet worden, [6v] alls soltten wir unsers glaubens und religion bekhantnuß so ungewiß sein und daßelbige so viel und offte verendert haben, das weder wir noch unsere theologen wißen mögen, welches die rechte und einmahl ubergebene augspurgische confession sey, durch welch ungegrundt vorgeben viel frommer hertzen von unsern kirchen und schulen, lehr, glauben und bekentnuß abgeschreckhet und abgehalten worden. Darzu auch dieser unrath khommen, das unter den theologen mehrgedachter augspurgischer confession die erregte ergerliche spaltungen von hohen und furnhemen articuln unsers christlichen glaubens von tage zu tage uberhandt genommen, dardurch unsere wiedersacher lesterung gesterckht und einfeltige hertzen in ihren glauben irre gemacht und nicht wenigk betruebet, sonderlich aber weil unter dem nhamen vielgedachter augspurgischer confession [7r] die wiederwerttige lehr vom heiligen sacrament des leibs und bluts Christi hin und wider in kirchen und schulen eingeschoben worden. Wann dann solchs etzliche gottfurchtige, friedliebende und gelerte theologen vermerckt und wolgesehen, das diesen falschen verleumbdungen und den teglich weitter einreißenden religions streitten beßer nicht zubegegnen, dann so die eingefallene spaltungen von allen streittigen articuln grundtlich und eigentlich aus Gottes wortt erkhleret, entscheiden und falsche lehre außge-
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setzt und verworffen, die gottliche warheit aber lautter bekhennet, dardurch den wiedersachern mit bestendigem grunde der mundt gestopfft und den einfeltigen, frommen hertzen richtige erkhlerung und anleittung furgestelt wurde, wie sie sich in solche zweyspalt schickhen und khunfftiglich durch Gottes gnaden fur falscher lehr bewahret werden möchten. So haben obgedachte theologen sich anfengklich durch außfurliche schrifften auß Gottes wortt gegeneinander deutlich und richtig erkhleret, welcher gestalt mehrgemelte, ergerliche spaltungen [7v] ohne vorruckung der gottlichen warheit beygelegt und aufgehoben und dadurch den wiedersachern aller gesuchter schein und ursach zulestern abgestricket und benommen werden khonte, entlichen auch die streittige articuln vor die handt genommen, in Gottes furcht betrachtet, erwogen, erkhleret und, wie die eingefallene spaltungen christlich zuentscheiden, in ein schrifften verfaßet. Und alls uns zum theil von solchen christlichen werckh bericht einkhommen, haben wir darob nicht allein ein gutes gefallen gehabt, sondern daßelbige auch mit christlichen ernst und eiffer zubeferdern, uns von wegen unsers tragenden und von Gott bevholenen ambts schuldigk geachtet. Und demnach wir, der churfurstr zu Sachßen etc., mit rath und zuthun unserer religions verwandten chur und fursten zubeferderung der christlichen lehrer einigkeitt etzliche furnheme, unvordechtige, wolerfarne und gelerte theologen gegen Torgau der weniger zahl im 76. jhar [8r] zusammen berueffen, welche sich miteinander von den streittigen articuln und der itzt angezognen, derohalben gefasten, schrifftlichen vorgleichung christlich underredet und mit anrueffung Gottes, des almechtigen, zu seinem lob und ehre, entlichen mit gutem bedacht und sorgfeltigen fleiß durch besondere gnade des Heiligen Geistes alles, so hiertzue geherig und nothwendig, in gutter ordnung zusammen gefaßet und in ein buch gebracht haben, welches hernach insonderheit allen der augspurgischen confession verwandten chur, fursten und stenden zugesandt und begert worden, das ihre l[ieb]den daßelbige durch ihre furtreffliche und wolgeschickte theologen mit sonderm ernst und christlichen eiffer durch lesen, hin und her erwegen, darauff ihre erkhlerungen und censuras in schrifften verfaßen laßen und uns daruber allenthalben ihr rathsames bedenckhen ohne scheu zuerkhennen geben woltten. Nachdem nhun solche erholte iudicia eingebracht und zu mehrer theil miteinander durch besondere [8v] vergleichung der gnaden Gottes in allen articuln uber einstimmet und darneben allerley nutzliche erinnerungen in denselben beschehen, welcher gestalt die in der uberschickten erkhlerung begriffene christliche lehre wieder allerley geferlichen mißverstandt, beydes mit Gottes wortt und sonsten, verwahret werden khönte, damit unter derselben khunfftiglich nicht unreine lehre vorsteckht, sondern eine lauttere erkhlerung der warheit auch auf unsere nachkhommen gebracht werden möchte. r
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Alls ist daraus letzlich obberurte formul der christlichen concordien vorbeßert und also, wie hernach folget, vorferttiget worden, darauf wir diselbige noch ferner allen und jeden unserer lande und gebieten theologen, kirchen und schulen dienern von articuln zu articuln vorlesen und sie zu fleißiger und ernstlicher betrachtung der darinnen begriffenen lehr erinnern und ermahnen laßen. [9r] Und nachdem sie die erkhlerung der eingefallenen zweyspaltung zuvorderst dem wortt Gottes und dann auch der augspurgischen confession gemeß und gleichformig befunden, alls haben sie mit erfreuetem gemuth und hertzlicher dancksagung gegen Gott, dem almechtigen, ditz concordien buch fur den rechten, christlichen verstandt und einige bekhentniß der gottlichen warheit in prophetischer und apostolischer schrifft begriffen, darauf auch die augspurgische confession gegrundet, freywillig und mit wolbedachtem muthe angenommen, approbiret, underschrieben und solches mit dem hertzen, mundt und handt offentlich betzeuget. Derowegen dann auch diese christliche vorgleichung nicht allein unser, der hernach benannten auspurgischen confession vorwantten chur, fursten und stenden oder etzlicher wenigk unserer theologen, sondern in gemeine aller und jeden unser kirchen und schuldiener in unsern landen und gebieten einmutiges und einhelliges bekhentnuß heist und ist. Dieweil dann nhun die vorgemelten, unserer loblichen vorfaren und unsere zu Franckhfurt [9v] am Mayen und Naumburgk aufgerichte, wolgemeinte abschiede nicht allein das begerte ende der christlichen einigkeit nicht erreichet, sondern dieselben auch von etzlichen zubestettigung ihrer irrigen lehr haben wollen angetzogen werden, da doch in unser gemute oder hertz nicht khommen, das wir durch dieselbigen einige neue, falsche oder irrige lehre einfuhren, bescheinen, bestettigen oder von der anno etc. 30 ubergebenen augspurgischen confession im geringsten abweichen weltten, und wir, soviel unser bey oberwenter naumburgischen handlung gewesen, uns damals vorbehalten und erbotten haben, wann unser bekhentniß von jemandt khunfftigk angefochten oder zu welcher zeit es die notturfft erfordern wurde, das wir derowegen ferner ausfurung thuen woltten, so haben wir uns zu entlicher erkhlerung unsers gemuts nun mehr gedachtem buchs der concordien [10r] und wiederholung unsers christlichen glaubens und bekentnuß christlichen vereiniget und verglichen. Und damit sich durch unserer wiedersacher ungegrundte vorleumbdung, allß soltten wir selbst nicht wißen, welches die rechte augspurgische confession wehre, niemandt durffte irre machen laßen, sondern die, so itzo leben, so wol alls unsere liebe nachkommen, eigentlich und grundtlich möchten berichtet werden und entliche gewißheitt haben, welches dieselb christliche confession, darzue sich bißanhero wir und die kirchen und schuelen unserer lande jeder zeit bekhant und berueffen, sey, haben wir in denselben nach dem reinen, unfehlbaren und unwandelbaren wortt Gottes uns einig und allein zu der ersten und unverenderten augspurgischen
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Vorrede
confession, so kaiser Carolo dem V. anno etc. 30 in der großen reichs versamblung zu Augspurgk ubergeben, wie die in unserer seligen vorfahren, welche dieselb [10v] kaiser Carl dem V. auf itzo gemeltem reichs tage selbst uberantworttet, archiven vorhanden gewesen und hernach mit dem rechten, dem kaiser ubergebenen original, so in des Heiligen Reichs meintzischen cantzley verwart, durch wolbeglaubte leutte mit großem fleiß collationirt und hernach beyde, das lateynische und deutzsche exemplar, allenthalben gleicher meinung befunden und zu kheiner andern bekhennen wollen, auch der ursach solche damals ubergebene confession dieser nachfolgenden unserer erkhlerung und concordien buche einvorleiben laßen, auf das menniglich sehen muge, das wir in unseren landen kirchen und schulen khein andere lehre zugedulden gemeinet, dann wie dieselbige zu Augspurgk anno etc. 30 durch mehr gedachte chur, fursten und stende einmahl bekhant [11r] worden, darbey wir auch vermittelst der gnaden Gottes biß an unser seliges ende gedenckhen zuverharren und vor dem richterstuel unsers Herrn Jhesu Christi mit frolichen, unerschrockhenen hertzen und gewißen zuerscheinen. Und verhoffen demnach, es werden hinfuro unser wiedersacher unserer, auch unsere kirchen und derselben dienern mit den beschwerlichen uflagen verschonen, do sie vorgeben, alls ob wir unsers glaubens ungewiß sein und deßwegen schier alle jhar oder monat eine neue confession machen soltten. Was dann die andere edition der augspurgischen confession anlanget, deren auch in der naumburgischen handlung meldung geschehen, weil wir befinden und menniglich offenbar und unvorborgen ist, das sich etzliche understanden, die irthumb [11v] vom heiligen nachtmahl und anderer unreine lehre unter den wortten der selbigen andern edition zuverstecken und zuvorbergen und solchs in offentlichen schrifften und außgangenen druckh den einfelttigen leutten einzubilden, ungeacht das solche irrige lahre in der ersten zu Augspurgk ubergebenen confession mit außdrucklichen wortten verworffen und darauß viel ein anders zuerweisen ist, so haben wir hiemit auch offentlich betzeugen und darthuen wollen, das damals, wie auch noch, unser wille und meinunge kheines weges gewesen, falsche und unreine lehre, so darunter verborgen worden möchten, dadurch zubeschönen, zubementeln oder alls der evangelischen lehre gemeß zubestettigen, inmaßen wir dann die andere edition der ersten, ubergebenen, unverenderten [12r] augspurgischen confession zuwider nihe verstanden noch aufgenommen, sondern dieselbige allen ungleichen, widerwerttigen verstandt und mutwillige verkherung hiemit gentzlich, so viel an uns, zuvorhuetten, noch den deutlichen, khlaren und hellen wortten der ersten, unveranderten confession erkhleret und außgelegt haben wollen, darmit aber, was in derselben oder andern folgenden editionen in etzlichen articuln zu mehrer erkhlerung der ersten deutlicher und ausfurlicher gesatzt und der ersten in derselben rechten verstandt nicht zuwieder ist, auch nicht verworffen haben. Was dann die condemnationes, außetzung und verwerffung falscher, unrei-
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ner lehr, besonders im articul von des Herrn abentmahl, betrifft, so in dieser [12v] erkhlerung und grundtlicher hinlegung der streittigen articul auß druckhenlich und underschiedlich gesetzt werden mußen, damit sich menniglich fur denselben wuste zuhutten und aus ursachen, welche in hernachfolgenden der theologen bericht weitter außgefuhret, kheines weges umbgangen werden khan, ist gleichergestalt unser will und meinung nicht, das hiemit die personen, so aus einfalt irren und die warhait des gottlichen worts nicht lestern, vielweniger aber gantze kirchen in oder außerhalb des Heiligen Reichs Deutzscher Nation gemeint, sondern das alleine damit die falschen und vorfurischen lehren und derselben halstarrige lehrer und lesterer, die wir in unserm lande, kirchen und schulen kheines weges zudulden gedenckhen, eigentlich [13r] verworffen und verdammet werden, dieweil dieselben dem außgedruckhten wortt Gottes zuwider und neben solchem nicht bestehen khonnen, auf das fromme hertzen fur derselben gewarnet werden möchten. Sintemahl wir uns gantz und garkheinen zweiffel machen, das viel frommer, unschuldiger leutte auch in denen kirchen, die sich bißhero mit uns nicht aller ding vorglichen, zufinden seindt, welche in der einfalt ihres hertzens wandeln, die sache nicht recht verstehen und an den lesterungen wider das heilige abentmahl, wie solches in unsern kirchen nach der stifftung Christi gehalten und vermege der wortt seines testaments darvon einhelliglich gelehret wirdt, garkheinen gefallen tragen und sich verhofflich, wann sie in der lehr underrichtet werden, durch anleittung des Heiligen Geistes zu der unfeilbaren [13v] warheit des gottlichen worttes mit uns und unsern kirchen und schulen begeben und wenden werden. Derowegen wir dann auch hiemit fur Gottes, des almechtigen, angesicht und der gantzen christenheit bezeugen, das unser gemute und meynung gar nicht ist, durch diese christliche vorgleichung zu einiger beschwerung und verfolgung der armen, bedrangten christen ursache zugeben, dann wie wir mit denselben aus christlicher liebe ein besonders mitleiden tragen, also haben wir an der verfolger wutten ein abscheu und hertzliches misfallen, wollen uns auch dises bluetes gantz und gar nicht theilhafftig machen, welches sonder zweiffel von der verfolger handen an dem großen tage des Herrn fur dem ernsten und [14r] gestrengen gericht stuel Gottes wirdt gefordert, sie auch darfur eine schwere rechenschafft geben werden mußen. Und nachdeme uns weitter angelanget, welcher gestalt sich etzliche des proces halben, so von uns in vorrichtung dis hochnutzlichen und gottseligen werckhes nothwendigk und wol menniglich also vorgenommen, beschwert, alls ermahnen wir alle friedliebende, christliche hertzen, das sie in vorlesung dieses concordien buchs wol erwegen und in acht haben, das darinne vornemblich auf die lehr gesehen, welche von unsern loblichen vorfahren und uns fur die einige und rechtschaffene, gottliche warheit numehr biß in sechtzigk jhar erkhant und bekant worden, wie die in Gottes wortt und der darauf gegrundeten, anno etc. 30 ubergebenen augspurgischen [14v] confession
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Vorrede
begriffen. Derwegen dann auch gantz unnottig gewesen, sonderliche synodos, proces, ankhlage und verhör zuhaltten und antzustellen bevor ab, weil itzo nichts anders gethan noch gehandelt, dann das die hiebevor unzweiffelhafftige lehr der augspurgischen confession wiederholet und sonsten nichts neues gestifftet noch gemachet werden. Wie dann ebenermaßen anfengklichen auch die augspurgsiche confession underschrieben ist worden, so haben wir auch mit diesem werckh der concordien vornemblich auf unsere von Gott bevholene lande und underthanen gesehen, das wir dieselben bey der reinen lehr gottlichs worts erhalten und vor allen eingefallenen und [15r] noch besorglichen secten und rotten verwaren möchten, in demselben aber wider khein person, von denen zuzweiffeln, ob sie einem irthumb zugethan oder nicht, inquisition oder accusation angestelt, darumb auch kheines weitleufftigen processes dieselben zufordern, zu citiren und zuhoren, sondern allein dis von nötten gewesen, das neben vormeldung der rechten lehre die an sich selbst offenbare, verdampte lehre und derselben lehrer verworffen worden. Und werden die jhenigen, so sich im articul vom heiligen abentmahl von uns gesondert, sich selbst zuerinnern wißen, das die bekentniß ihrer lehre, in schrifften vorfaßet, von ihren glaubens genoßen ohne einigen vorgehenden synodum, citacion oder ordentliche verhor der personen, deren lehr, glauben und bekentniß in gedachter ihrer confession gelestert und verworffen wirdt, in vielen außlandischen kenigkreichen, deren sie sich ruhmen, bestettiget und underschrieben werden, zu deme das bey diesen ferlichen, [15v] gantz sorglichen leufften und unruhiger, hartsinniger, unvortreglicher welt fast unsicher und nicht wol muglich, eine gemeine vorsamblung zu hauffe zubrengen oder dabey etwas fruchtbarlichs zuverrichten. Do hier gegen diese itzige erkhlerung, vorgleichung und hinlegung der zwischen etzlichen der augspurgischen confession zugethanen theologen eingefallenen mißvorstenden und erregten religions streitt der ordnung nach, so von uns disfalß angestelt, viel beßer und fuglicher, auch bestendiger und khrefftiger hat geschehen und voltzogen werden khennen, dann uff einem synodo oder national concilio, sintemahl durch diesen wegk nicht ihr wenigk noch ohne genugsame geraume zeit zu solchem werckh getzogen, sondern alle und jede theologen, kirchen und schuldiener unserer lande und gebiete diese christliche vergleichung selbst vorlesen hören, [16r] die sachen auf vorgehende, embsige ermahnung notturfftig erwogen und mit gutem bedacht und einmuttigem hertzen sich darauf erkhleret und zu diesen christlichen consens einhelliglich bekennet, do sonsten ein jeder standt etwan nhur zwene oder drey seiner theologen zu dem synodo wurde geschickt haben, auf welche die andern alle sehen und disfals ihren freywilligen consens darzue dergestalt wolbedechtigk und mit eigener vorbetrachtung und ungescheuet nicht thuen noch von sich hetten geben mugen. Und damit disfals jeder menniglich ein folligs genugen geschehe, so sein wir hierneben des christlichen erbiettens, do jemandes hohes oder nidriges stan-
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des an der lehre, so in diesem christlichen concordien werckh begriffen, einigen mangel hette und umb weittere erkhlerung gebürlicher weise ansuchen wurde, mit denselbigen unser [16v] theologen sich vortraulich und freundlich underreden und gutten bericht und fernere ausfuhrung thuen zulaßen, daraus sie neben dem gottseligen eiffer wegen der reinen, unvorfelscheten lehr unser und unsere theologen christlich liebe und sanfftmuth im werckh zuspuren und zubefinden haben. Und dieweil unser gemut und meinung, wie oben gemelt, alletzeit dahin gerichtet gewesen, das in unsern landen, gebieten, schulen und kirchen kheine andere lehre dann alleine die, so in der heiligen, gottlichen schrifft gegrundet und der augspurgischen confession und apologia in ihren rechten verstandt einvorleibt, gefuhret und getrieben und dabey nichts, so der selben zuentkhegen, einreißen möchte, verstattet wurde, dahin dann dise itzige vergleichung [17r] auch gestelt, gemeinet und ins werckh gerichtet. So wollen wir hiemit uns abermals offentlich vor aller menniglich betzeuget haben, das wir mit vielgedachter itziger erkhlerung der streittigen articul kheine naue oder andere confession dann die, so einmahl kaiser Carolo dem V., christlicher gedechtnuß, anno etc. 30 zu Auspurgk ubergeben, gemacht, sonder unser kirchen und schulen auf die unvorenderte augspurgische confession gewießen und hiemit ernstlich vermahnet haben wollen, das besonders die jugendt, so zum kirchen dienst und heiligem ministerio auferzogen, in solcher mit treu und fleiß underrichtet werde, damit auch bey unsern nachkommen die reine lehre und bekentnuß des glaubens biß auf die herliche zukunfft unsers einigen erlösers und seligmachers Jhesu Christi durch hulff und beystandt des Heiligen Geistes erhaltten und fortgepflantzet werden möge. Wann dann deme also und wir unsers christlichen bekentniß und glaubens aus gottlicher, [17v] prophetischer und apostolischer schrifft gewiß und deßen durch die gnade des Heiligen Geistes in unsern hertzen und christlichen gewißen genugsamb versichert sein und dann die hochste und eußerste notturfft erfurdert, das bey so vielen eingerißenen irthumben, erregten ergernußen, streitt und langwirigen spaltungen ein christliche erkhlerung und vorgleichung aller eingefallener disputation geschehen, die in Gottes wortt wolgegrundet, nach welcher die reine lehre von der vorfelschten erkhant und underschieden werde und den unruhigen, zanckgirigen leutten, so an kheine gewiße form der reinen lehr gebunden sein wöllen, nicht alles frey und offen stehe, ihres gefallens ergerliche disputation zuerwecken und ungereimbte irthumb einzufuhren und zuverfechten, daraus nichts anders erfolgen khan, dan das entlich die rechte lehr gar vordunckelt [18r] und verloren und uff die nachkhommende welt anders nicht dann ungewiße opiniones und zweiffelhafftige, disputirliche wan und meinungen gebracht werden. Und dann wir auß gottlichen bevelch unsers tragenden ambts halben, wegen unsere eigenen und unserer zugehorigen underthanen zeitlichen und ewigen wolfart uns schuldigk erkhennen, alles das zuthuen und fortzusetzen, was zuvormehrung
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und außbereittung Gottes lob und ehre und zu seines allein seligmachenden worts fortpflantzung, zu ruhe und friede christlicher schulen und kirchen, auch zu nothwendigen trost und unterricht der armen, vorirreten gewißen dienstlich und nutzlich sein magk, und uns daneben unverborgen ist, das viel guthertzige, christliche personen, hohes und nidriges standes, nach diesem heilsamen werckh der christlichen concordien sehenlich seufftzen und ein besonders verlangen tragen. [18v] So ist dem allem nach anfangs dieser christlichen vorgleichung unser gemut und meinung nie gewesen, dieses heilsame und hoch nöttigk concordien werck im finstern von iderman heimlich und verborgen zuhaltten, oder das liecht der gottlichen warheit unter den scheffel und tisch zusetzen, inmaßen etzliche unruhige leutte mit ungrundt in offentlichen druck vorgeben durffen, welche, ob sie wol von dieser christlichen erkhlerung und vorgleichung wenig bericht und des concordien buch weder halb noch gar gesehen haben, sie doch unerwarttet biß daßelbige an tagk bracht, dis christlich werck ohne alle erhebliche ursachen angefeindet und aus heimlichen, verborgenen winckeln allerley schmeheschrifft, mehrers theils ohne nahmen, under die leutte außgestreuet, damit sie dann genugsamb an tagk geben, durch waßserley geist sie angetrieben und wie [19r] gerne der feindt der gottlichen warheit dis christlich werck verhindern und zu ruckhe behaltten woltte, auf das sein reich der finsterniß, uneinigkeit und zwitracht desto fester bestehen und mehr erweittert, die armen, einfaltigen hertzen aber jhe lenger jhe mehr besturtzet, irre gemacht und soviel weniger der warheit nach fragen und desto williger im zweiffel und irthumb erhalten werden möchten. Damit nhun solchen geistern, so albereit ihre ungegrundte schmehe schrifften wieder diese christliche einigkheitt außgeschuttet haben, gesteuert und dis heilsames concordien werckh nicht mit solcher feindtseliger vorkhleinerung und untzeittigen vorurtheilen der christenheit verhaßet und vordechtigk gemacht werde, so haben wir die edition und publicirung deßelben nicht lenger einstellen noch [19v] aufhaltten sollen und zweiffeln gar nicht, es werde alle fromme hertzen, so rechtschaffene liebe zu gottlicher warheit und christlicher gottgefelliger einigkeitt tragen, ihnen dieses heilsame, hochnöttig und christlich werckh neben uns christlich gefallen und an ihnen disfals zu befurderung der ehre Gottes und der gemeinen, ewigen und zeitlichen wolfart kheinen mangel sein lassen. Dann wir abermalß schließlichs und entlich zu widerholen, durch dieses concordien werck nichts neues zumachen, noch von der einmahl von unsern gottseligen vorfahren und uns erkhanten und bekhanten gottlichen warheit, wie die in prophetischer und apostolischer schrifft gegrundet und in den dreyen symbolis, auch der augspurgischen confession, anno etc. 30 kaiser Carln den funfften, hochmilder gedechtniß, ubergeben, der darauf erfolgten s
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[20r] apologia, in den schmalkaldischen articuln und dem khleinen und großen cathechismo des hocherleuchten mannes Lutheri ferner begrieffen ist, gar nicht abzuweichen, sondern viel mehr durch die gnade des Heiligen Geists einmutiglich und bestendiglich dabey zuverharren und zubleiben gesinnet und daneben mit unsern mitgliedern, den chur, fursten und stenden im Heiligen Römischen Reich, auch andern christlichen potentaten nach inhalt des Heiligen Reichs ordnung und sonderer vereinigung, die wir mit ihnen haben, in gutten frieden und einigkeitt zuleben und einem jeden nach seines standes gebur alle liebe, dienst und freundtschafft zuertzeigen, entschloßen und gemeint sein. So wollen wir uns auch weitter freundlichen vergleichen, welcher gestalt in unseren [20v] landen durch fleißige visitationen der kirchen und schulen, aufsehung auf die druckhereyen und andere heilsame mittel uber diesem concordien werckh ernstlich zuhaltten und wo sich itzige oder neue streitt bey unser christlichen religion widerregen woltten, wie dieselbigen ohne geferlichen weittleufftigkheitt zuverhuttung allerley ergerniß zeitlich mögen beygelegt und vorglichen werden. Und weil auch fur publication dieses concordien buchs von guthertzigen leutten bey etzlichen articuln weittere erkhlerung gebeten, dasselbige auch durch außgesprengte schrifften und sonsten, wie wol Gott lob ohne frucht, angefochten worden, haben wir, damit sich der christlich leser desto beßer in solch buch richten möge, fur gut angesehen, das unsere theologen dabey weittere christliche erkhlerung und underricht gethan, wie derselbe hernach zu ende dieses buchs folget. Zu urkundt haben wir uns mit einmutigem hertzen underschrieben und unser secret aufdruckhen lassen.
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[199r] Allen und jeden, denen dises unser schreiben zulesen vorkombt, entbieten wir, die hernachbenante der augspurgischen confession zugethane churfursten, fursten und stende im Heiligen Reich Deutzscher Nation, nach erforderung eines jeden standes und wirden unsere geburliche dienste, freundtschafft, gnedigen gruß und geneigten willen, auch underthenigste, underthenige und willige dienste und hiemit zuwißen: Nachdem Gott, der almechtige, zu diesen letzten zeitten der vergenglichen welt aus unermeßlicher liebe, genade und barmhertzigkeit dem menschlichen geschlecht das liecht seines heiligen evangelii und alleine seligmachenden wortts aus den aberglaubischen, papstischen finsternißen in deutzscher nation, unsern geliebten vetterlande, rein, lautter und unvorfelscht erscheinen und verleuchten laßen und darauff aus gottlichen, prophetischen, apostolischen schrifften ein khurtz bekentnuß zusammen gefast, so auf dem
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reichs tage zu Augspurgk anno etc. 30 weilandt kaiser Carlen den funfften, hochloblichster gedechtnuß, von unsern gottseligen und christlichen vorfaren in deutzscher und [199v] lateinischer sprach ubergeben, fur allen stenden des reichs dargethan und offentlich durch die gantze christenheit in der weitten welt außgebreittet worden und erschollen ist. Alls haben sich folgendts zu solchen bekhentnuß viel kirchen und schulen alls dieser zeit zum symbolo ihres glaubens in den furnembsten streittigen articuln wieder das pabsthumb und allerley rotten bekhennet und darauf in christlichem, einmuttigen verstandt und ohne einigen streitt und zweiffel sich getzogen, berueffen und die darinne begriffene und in gottlicher schrifft wolgegrundte, auch in den bewertten, alten symbolis khurtz verfaste lehr vor den einigen altten und von der allgemeinen, recht lehrenden kirchen Christi geglaubten, wieder viell ketzereyen und irthumben erstrittenen und widerholeten consens erkhant, vest und bestendigk gehalten. Was aber balt auf den christlichen abschiedt des hocherleuchten und gottseligen mannes d. [200r] Marthini Luthers in unseren geliebten vatterlandt deutzscher nation fur gantz geferliche leuffte und beschwerliche unruhe erfolget und wie bey solchem sorglichen zustande und zurruttung der wolgefasten regiment der feindt des menschlichen geschlechts sich bemuhet, seinen samen falscher lehre und uneinigkheit außzusprengen, in kirchen und schulen schedliche und ergerliche spaltung zuerregen, damit die reine lehre Gottes worts zuverfelschen, das bandt der christlichen liebe und einmuttigkheit zutrennen und den lauff des heiligen evangelii hierdurch mercklichen zuverhindern und aufzuhalten. Und welcher gestalt daher die wiedersacher der gottlichen warheit ursach genommen, uns und unsere schulen und kirchen ubell auß zuerueffen, ihre irthumbe zubementeln und die armen, verirreten gewißen von dem erkhentnuß der reinen, evangelischen lehr abzuwenden und desto williger unter dem pabtischen joch und zwang twie auch unter andern wider Gottes wort streitenden irthumbent zuhalten, solches ist zwar menniglich bewust, offenbar und unverborgen. Wiewol wir nhun nichts liebers gesehen und von dem almechtigen gewunschet und gebeten, dann [200v] das unsere kirchen und schulen in der reinen lehre Gottes worts, auch lieblicher, christlicher einigkheit erhalten und wie bey lebzeitten d. Luthers nach anleittung Gottes wortts christlich und wol angestellet und fortgepflantzet werden möchten, so ist doch gleicher gestalt wie noch bey der heiligen apostel leben in den kirchen, darinnen sie das reine, lauttere wortt Gottes selbst gepflantzet, durch falsche lereru verkherte lahr eingeschoben worden, also auch uber unsere kirchen umb unserer und der undanckbaren welt unbußferttigkeitt und sunde willen verhenget werden. Derowegen wir dann uns unsers von Gott bevholenen und tragenden ambts erinnert und nicht underlaßen haben, unsern fleiß dahin anzuwenden, damit t–t
vom Rand eingewiesen | u vom Rand eingewiesen für gestr.: brudere
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in unsern landen und gebieten denselben darein eingefurten und jhe lenger jhe mehr einschleichenden, falschen, verfurischen lehren gesteuret und unsere underthanen auf rechter bane der einmahl erkhanten und bekhanten göttlichen warheit erhalten und nicht davon abgefuhret werden möchten. [201r] Inmassen dann unsere löbliche vorfahren und zum theil wir auch derwegen uns zu dem ende miteinander zu Franckfurth am Mayen des 58. jhares, bey der damals furgestandenen gelegenheitt des gehalttenen churfursten tagsv, dahin vorglichen, das wir in einer gemeinen vorsamlung zu hauff kommen und von etzlichen sachen, die von unsern widerwertigen uns und unsern kirchen und schulen zum ergsten gedeuttet werden, notturfftiglichen und freundtlichen untterreden woltten. Darauff dann folgendes unsere selige vorfahren und zum mehrern theill wir uns gegen der Naumburgk in Duringen zusammengethan, mehrgedachte augßpurgische confession, so kaiser Carln dem funfften in der großen reichsvorsamblung tzu Augspurgk anno etc. 30 uberantworttet, an die handt genommen und solch christlich bekantnus, so auf das zeugknus der unwandelbaren warheitt Gottes wortts gegründet, damit kunfftiglich auch unsere nachkommen fur unreiner, falscher und dem wortt Gottes wiederwerttiger lehre, so viel an uns, zu warnen und zuverwahren, [201v] abermals einhelliglich subscribirt und solcher gestaldt gegen der rom[ischen] kay[serlichen] ma[ieste]t etc., unsern aller gnedigsten Herrn, und sonsten menniglichen betzeuget und dargethan, das unser gemuth und meinung gahr nicht wehre, einige andere oder neue leere antzunehmen, zuvortheidigen oder außtzubreitten, sondern bey der tzu Augspurg anno etc. 30 einmahl bekanten und erkanten warheitt vormittelst göttlicher vorleihung bestendiglich zuvorharren und zu bleiben, der zuvorsicht und hoffnung, es soltten nicht alleine dadurch die wiedersacher der reinen, evangelischen leer von ihren erdichten lestern und verunglimpffung wieder uns abgestanden und andere gutthertzige leutte durch solche unsere widerholete und repetirte bekantnus erinnert und angereitzet worden sein, mitt desto mehrern ernst der warheitt des alleine seligmachenden, gottlichen wortts nachzuforschen, beyzupflichten und zu ihrer sehlenheil und ewigen wolfartt dabey ohne einige fernere disputation und getzenck christlich zu bleiben und zuverharren. [202r] Wir haben aber diesen allen ungeacht nicht ohne beschwerung erfahren mußen, das diese unsere erklehrung und wiederholung unsers vorigen christlichen bekentnus bey den wiedersachern wenig geachtet, noch hierdurch wir oder unsere kirchen der ausgesprengten, beschwerlichen nachreden erledigett, sondern von den andern wuns und unserer christlichen religion widerwertigen und irrigen opinionesw vorwandten auch solche wolmeinende handlung nachmals dahin verstanden und gedeuttet werden, als
v danach gestr.: eines christlichen abschieds und | religions
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soltten wir unsers glaubens und religion bekentnis so ungewis sein und daßelbige sovil und offt vorendert haben, das weder wir noch unsere theologen wißen mögen, welches die rechte und einmahl ubergebene augspurgische confession sey, durch welch ungegründt vorgeben viel frommer hertzen von unsern kirchen und schulen, leer, glauben und bekentnus abgeschrecket und abgehaltten werden. Dartzu auch dieser unrath kommen, das untterx [202v] dem nahmen vielgedachter augßpurgischer confession die wiederwerttige leere vom heiligen sacrament des leibes und blutts Christi yund andere irrige opinioneny hin und wieder in kirchen und schulen eingeschoben worden. Wann dann solchs etzliche gottfurchtige, friedliebende und geleerte theologen vormarckt und wolgesehen, das diesen falschen vorleumbdungen und den teglichen weitter einreißenden religionsstreitten beßer nicht tzubegegnen, dann so die einfallenen spalttungen von allen streittigen articuln gründtlich und eigentlich aus Gottes wortt erkleret, entscheiden und falsche leere außgesetzt und verworffen, die [203r] göttliche warheitt aber lautter bekennet, dardurch den wiedersachern mit bestendigen grunde der mundt gestopfft und den einfelttigen, frommen hertzen richtige erklerung und anleittung furgestellet wurde, wie sie sich in solche zweispaltt schicken und kunfftiglich durch Gottes gnaden fur falscher leere bewahrett werden möchten. So haben obgedachte theologen sich anfengklich durch ausfuhrliche schriefften aus Gottes wortt gegen einander deuttlich und richtig erkleret, welcher gestaldt mehrgemeltte, ergerliche spaltungen ohne verruckung der göttlichen warheitt beygelegt und aufgehoben und dadurch den wiedersachern aller gesuchter schein und uhrsach tzu lestern abgestricket und benommen werden köntte, entlichen auch die streittigen articuln vor die handt genommen, in gottesfurcht betrachtet, erwogen, erkleret und, wie die eingefallene spaltungen christlich tzuentscheiden, in ein schriefft vorfasset. Und alß uns zum theil von solchen christlichen werck bericht einkommen, haben wir darob nicht allein [203v] ein guttes gefallen gehabt, sondern daßelbige auch mit christlichen ernst und eifer zubefördern, uns von wegen unsers tragenden und von Gott bevohlenen ambts schuldig geachtet. Und demnach wir, der churfurst zu Saxen etc., mit rath und zuthuen etzlicherz unserer religions vorwandten chur und fursten zu beförderung der christlichen leerer einigkeitt etzliche furnehme, unvordechtige, wol erfahrne und gelerte theologen gegen Torgau der weniger zahl im 76. jahre tzusammen beruffen, welche sich mit einander von den streittigen articuln und der jetzt angetzogenen, derohalben gefasten, schriefftlichen vorgleichung christlich underredet und mitt anruffung Gottes, des almechtigen, zu seinem lob und ehre, entlichen x danach gestr.: den theologen mehr gedachter augspurgischer confession die erregete, ergerliche spaltungen von hohen und furnehmen articuln [202v] unsers christlichen glaubens von tage zu tag uber handt genommen, dardurch unserer wiedersacher lesterung gestercket und einfelttige hertzen in ihren glauben irre gemacht und nicht wenig betrübet, sonderlich aber weill untter y – y vom Rand eingewiesen | z vom Rand eingewiesen
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mit guttem bedacht und sorgfelttigen fleis durch besondere gnade des Heiligen Geistes alles, so hiertzu gehörig und notwendig, in gutter ordnung zusammen gefasset und in ein buch gebracht haben, welches hernach aetzlichen vilena der augspurgischen confession vorwanten chur, fursten und stenden zugesandt und begerett [204r] worden, das ihre l[ieb]den bund sieb dasselbige durch ihre furtreffliche und wohlgeschickte theologen mit sondern ernst und christlichem eiffer durchlesen, hin und her erwegen, darauff ihre erklerungen und censuras in schrifften vorfassen lassen und uns daruber allendthalben ihr rathsames bedencken ohne scheu zuerkennen geben woltten. Nach dem nun solche erhöhlte judicia eingebracht und cderen ettlichec in allen articuln ubereingestimmet und darneben dvon andern, so in fundamentas gleichwol der leer nicht widerig, allerhandt christliche und nottwendiged erinnerungen in denselben beschehen, welcher gestaldt die in der uberschickten erklerung begriffene christliche lehre wieder allerlei gefehrlichen mißvorstandt mite Gottes wortt undf vorwahrett werden köntte, damitt untter derselben khunfftiglich nicht ein unreine lehre vorstecktt, sondern eine lauttere erklärung der warheitt auch auff unsere nachkommen gebrachtt werden möchte. Als ist daraus letzlich obberurtte formul der christlichen concordieng [204v] und also, wie hernach folgett, vorferttigett worden, darauff hunter uns ettliche, alldieweil es bey uns allen auß sonderbaren, verhinderlichen ursachen nach der zeitt nicht vorgenommen werden mögenh, diselbige noch ferner allen und jeden unserer land und gebieten theologen, kirchen und schulen dienern von articuln zu articuln vorlesen und sie zu vleissiger und ernstlicher betrachtung der darinnen begriffenen lehr erinnern und ermahnen lassen. Und nach dem sie die erklerung der eingefallenen zweyspalttung zuforderst dem wortt Gottes und dann auch der augsburgischen confession gemeß und gleichförmig befunden, als haben sie, idenen es obgeherter massen fürgelegt wordeni, mit erfreuettem gemuthe und hertzlicher dancksagung gegen Gott dem allmechtigen ditz concordien buch fur den rechten christlichen vorstandt jder augspurgischen confessionj freiwillig und mit wohlbedachtem muthe angenommen, approbiret, underschrieben und solches mit dem hertzen, mundt [205r] und handt offenttlich betzeuget. Derwegen dann auch dieselbigek christliche vorgleichung nicht allein etzlicher wenigk unserer theologen, sondern in gemein aller und jeden unser kirchen und schuldiener in
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vom Rand eingewiesen für gestr.: in sonderheitt aller | b – b vom Rand eingewiesen | c – c vom Rand eingewiesen für gestr.: zu mehrentheil miteinander, durch besondere vorleihung der gnaden Gottes | d – d vom Rand eingewiesen für gestr.: allerlei nutzliche | e davor gestr.: beides | f danach gestr.: sonsten | g danach gestr.: verbessertt | h – h vom Rand eingewiesen für gestr.: wir | i – i vom Rand eingewiesen | j – j vom Rand eingewiesen für gestr.: und einige bekendtnuß der göttlichen warheitt, in prophetischer und apostolischer schrifft begriffen, darauff auch die augsburgische confession gegründet | k vom Rand eingewiesen für gestr.: diese
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unsern landen und gebietten einmütiges und einhelliges bekendtnuß heisset und ist. Dieweil dann nun die vorgemeltten, unserer löblichen vorfaren und unsere zu Franckfurt am Mayen und Naumburgk auffgerichte, wohlgemeintte abschiede nicht allein das begertte ende der christlichen einigkeitt nicht erreicht, sondern dieselben auch von etzlichen zu bestettigung ihrer irrigen lehr haben wollen angetzogen werden, da doch in unser gemuthe oder hertz nicht kommen, das wir durch dieselbigen einige naue, falsche oder irrige lehre einfuhren, bescheinen, bestettigen oder von der anno 30 ubergebenen augßburgischen confession im geringsten abweichen woltten und wir, sovil unser bei oberwehntter naumbugischer handlung gewesen, uns damals vorbehaltten und erbotten haben, wann unser bekendtnuß von jemandt kunfftigk angefochten oder zu welcher zeitt es die nodturfft erfordern würde, das wir derowegen fernere ausführung thun woltten, so haben wir uns zu endtlicher [205v] erklerung unsers gemuthes lnun mehr gedachtenl buches der concordien und wiederholung unsers christlichen glaubens und bekendtnuß christlichen voreiniget und vorglichen. Und damitt sich durch unserer wiedersacher ungegrundte vorleumbdung, als soltten wir selbst nicht wissen, welches die rechtte augßburgische confession wehre, niemandt dürffte irre machen lassen, sondern die, so itzo leben, so wohl als unsere liebe nachkhommen eigenttlich und grundtlich möchtten berichtett werden und endtliche gewißheitt haben, welches dieselbe christliche confession, dartzu sich biß anhero wir und die kirchen und schulen unserer lande jedertzeit bekandt und berueffen, sei, haben wir in denselben nach dem reinen, unfehlbarem und unwandelbarem wortt Gottes uns einig und allein zu derm augsburgischen confession, so kaiser Carolo dem V. anno etc. 30 in der grossen reichs vorsamblung zu Augßburg ubergeben, wie die in unserer sehligen vorfahren, welche dieselb keiser Carl dem V. auff itzo gemelttem reichs tage selbst uberandtworttet, archiven vorhanden gewesen und hernach mit dem [206r] rechtem, dem keiser ubergebenem original, so in deß Heiligen Reichs nvorwahrung vorbliebenn, durch wohlbeglaubtte leutte mit grossem vleiß collationirt und hernach beide, das latteinische und teutsche exemplar, allendthalben gleicher meinung befunden und zu keiner andern bekennen wollen, auch der ursache solche damals ubergebene confession dieser nachfolgenden unserer erklerung und concordien buche einvorleiben lassen, auff das menniglich sehen möge, das wir in unseren landen, kirchen und schulen keine andere lehre zugedulden gemeintt, dann wie dieselbe zu Augßburg anno 30 durch mehrgedachtte chur, fursten und stende einmahl bekandt worden, darbei wir auch vormittelst der gnaden Gottes biß an unser sehliges ende gedencken zuvorharren und vor dem richterstuel unsers Herren Jhesu Christi mit fröli-
l – l vom Rand eingewiesen für gestr.: dieses | m danach gestr.: ersten und unvorendertten | Rand eingewiesen für gestr.: meintzischen canztlei vorwahrett
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chem, unerschrockenem hertzen und gewissen zuerscheinen. Und vorhoffen demnach, es werden hinfuro unsere wiedersacher unser, auch unser kirchen und derselben diener mit den beschwörlichen ufflagen vorschonen, da sie vorgeben, als ob wir unsers glaubens ungewiß sein und deßwegen schier [206v] alle jahr oder monatt eine neue confession machen soltten. Was dann die andere edition der augßburgischen confession anlangett, deren auch in der naumburgischen handlung meldung geschehen, weil wir befinden und menniglich offenbahr und unvorborgen ist, das sich etzliche untterstanden, die irthumb vom heiligen nachtmahl und andere unreine lehre untter den wortten derselbigen andern edition tzuvorstecken und zuvorbergen und solches in offenttlichen schrifften und außgegangenem druck den einfelttigen leutten eintzubilden, ungeachtet das solche irrige lehre in dero zu Augßburgk ubergebenen confession mit außdrucklichen wortten vorworffen, pauch auß der andern editionp viel ein anders zuerweisen ist, so haben wir hiermitt auch offenttlich betzeugen und darthuen wollen, das damals, wie auch noch, unser wille und meinung keines weges gewesen, falsche und unreine lehre, so daruntter vorborgen werden möchtten, dardurch zubeschönen, zubementteln oder als der evangelischen lehre gemeß zubestettigen, inmassen wir dann die andere [207r] edition der ersten, ubergebenenq augßburgischen confession zuwieder nie vorstanden noch auffgenommen, rvil weniger umb das auffgetrungnen, ungleichen vorstandts und mutwilliger erklerung willen, so weniger als auch die andern nutzen schrifften Philippi Melanthonis vorworffen oder vordampt, noch unserer gottseligen vorfahren und unser vorige acta in religionssachen annihiliert oder in einigen verdacht gesetzt haben wöllen. Wir sind auch kheins wegs bedacht durch das wörtlein synergisten jemands person, sunder allein die leer der pelagianer, noch die tres causas concurrentes anderer gestalt, dann wo fern sie pro efficientibus gehalten wurden, zuvorwerffen oder sonst einig personalia einmengen zu lassen. Desgleichen, ob wol ettliche theologi, wie auch d. Lutherus selbsten, bey dem handel vom h. abendmal in die disputation von der persönlichen voreinigung baider naturen in Christo (doch wider iren willen) von den widersachern gezogen, so ist unser bestendige meinung, das die christen in der leer vom h. abendmal disen einigen grund und fundament (und kainen andern), namlich allein auff die wort der stifftung des testaments Christi, gewiesen und mitt den sacramentiererren von dem allenthalben sein etc. weitter nicht disputiert werde, wie auch ein sollichs jemand auß unsern religions o
danach gestr.: ersten | p – p vom Rand eingewiesen für gestr.: und daraus | q danach gestr.: unvorändertten | r – r auf f. 207r vom Rand und auf f. 206v von unten eingewiesen für gestr.: sondern diselbige allen ungleichen, wiederwerttigen vorstandt und muthwillige vorkherung hiemitt gentzlich, soviel an uns, zuvorhütten, nach den deuttlichen, klaren und hellen wortten der ersten, unvorändertten confession erklerett und außgelegtt haben wollen, damitt aber, was in derselben oder andern folgenden editionen in etzlichen articuln zu mehrer erklerung der ersten deuttlicher und ausfurlicher gesatzt und der ersten in derselben rechtten vorstande nicht zuwieder ist, auch nicht vorworffen haben
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vorwandten weder anmutten noch aufflegen wöllen. Ebner massen sollen in loco de persona Christi die phrases in abstracto, alß Christi menscheit ist allmechtig, allenthalben, allwissend (wölches bis anher von ettlichen unsern theologen, allein der zwinglianer betrug zuentdecken, gefürt, sonsten aber von inen nicht gern für den gemeinen man gebracht werden) niemand auffgetrungen, sunder allein h. schrifft und der norma doctrinae dem concordi buch einverleibet, gemeß hievon gelehret und alles unnottwendig gezenck und disputationes, deßwegen auff dem predig stul gäntzlich vermitten bleiben.r Was dann die condemnationes, aussetzung und vorwerffung falscher, unreiner lehre, besonders im artickull von deß Herrn abendtmahl, betriefft, so in dieser erklerung und grundtlicher hinlegung der streittigen articull außdrucklich und underschiedlich gesetzt werden mussen, damitt sich menniglich fur denselben wuste zuhüetten und aus svilen anderens ursachent [207v] keines weges umbgangen werden kann, ist gleichergestaltt unser wille und meinung nicht, das hiemitt die personen, so aus einfaltt irren und die warheitt deß göttlichen wortts nicht lestern, vielweniger aber gantze kirchen in oder ausserhalb des Heiligen Reichs Deutscher Nation gemeint, sondern das alleine damitt die falschen und vorführischen lehren und derselben halsstarrige lehrer und lesterer, die wir in unserm lande, kirchen und schulen keines weges zudulden gedencken, eigenttlich vorworffenu werden, dieweil dieselben dem außgedruckttem wortt Gottes zuwieder und neben solchem nicht bestehen können, auff das fromme hertzen fur derselben gewarnett werden möchtten. Sinthemal wir uns gantz und gar keinen zweivel machen, das viel frommer, unschuldiger leutte auch in denen kirchen, die sich bißhero mit uns nicht allerding vorglichen, zufinden seindt, welche in der einfaltt ihres hertzens wandeln, die sache nicht rechtt vorstehen und an den lesterungen wieder das heilige abendtmahl, wie solches in unseren kirchen nach der stifftung Christi gehaltten [208r] und vormöge der wortt seines testaments darvon einhelliglich gelehrett wirdett, gar keinen gefallen tragen und sich vorhofflich, wann sie in der lehre rechtt untterrichtet werden, durch anleittung deß Heiligen Geistes zu der unfeilbaren warheitt deß göttlichen worttes mit uns und unsern kirchen und schulen begeben und wenden werden. Derwegen wir dann auch hiermitt fur Gottes, deß allmechtigen, angesichtt und der gantzen christenheitt betzeugen, das unser gemuthe und meinung gar nicht ist, durch dise christliche vorgleichung zu einiger beschwörung und vorfolgunge der armen, bedrangtten christen ursache zugeben, dann wie wir mit denselben aus christlicher liebe ein besonders mittleiden tragen, also haben wir an der verfolger wüetten ein abscheu und hertzliches misfallen, wollen uns auch
s – s nachträglich eingefügt | t danach gestr.: welche in hernachfolgenden der [207v] theologen berichtt, weitter außgeführet | u danach gestr.: oder vordammett
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dieses bluets gantz und gar nicht theilhafftigk machen, welches sonder zweivell von der vorfolger handen an dem grossen tage des Herren fur dem ernsten und gestrengem gerichtts stuhle Gottes wirdt gefordert, sie auch dafur eine schwöre rechenschafft geben werden mussen.v Und dieweil unser gemut und meinung, wie oben gemeldt, altzeitt dahin ge-
v danach gestr.: Und nach deme uns weitter angelangett, welcher [208v] gestalds sich etzlich deß proces halben, so von uns in vorrichtung diß hochnutzlichen und gottsehligen werckes nothwendig und wohlmeiniglich also vorgenommen, beschwörtt, als ermahnen wir alle friedliebende, christliche hertzen, das sie in vorlesung dises concordien buches wohl erwegen und in achtt haben, das darinnen furnemblich auff die lehr gesehen, welche von unsern löblichen vorfahren und uns fur die einige und rechttschaffene, göttliche warheitt numehr biß in sechtzigk jahr erkandt und bekandt worden, wie die in Gottes wortt und der darauff gegründten, anno etc. 30 ubergebenen augßburgischen confession begriffen. Derwegen dann auch gantz unnötig gewesen, sonderliche synodos, proces, anklage und vorhöre zuhaltten und antzustellen bevorab, weil itzo nichts anders gethan noch gehandeltt, dann das die hiebevor untzweivelhafftige lahr der augßburgischen confession wiederholett und sonsten nichts neues gestifftet noch gemacht werden. Wie dann ebenermassen anfangklichen auch die augßburgische confession underschrieben ist worden, so haben wir auch mit disem wergk der concordien furnemblich auff unsere [209r] von Gott befohlene lande und underthanen gesehen, das wir dieselben bei der reinen lehr göttliches wortts erhaltten und fur allen eingefallenen und noch besorglichen secten und rotten vorwahren möchten, in demselben aber wider kein person, von denen zuzweiffeln, ob sie einem irthumb zugethan oder nicht, inquisition oder accusation angestellet, darumb auch keines weittleufftigen processes diselben zufordern, zu citiren und zuhören, sondern allein diß vonnöten gewesen, das neben vormeldung der rechtten lehre die an sich selbst offenbartte, vordamptte kegenlehre und derselben lehrer vorworffen worden. Und werden die jhenigen, so sich im articull vom heiligen abendtmahl von uns gesondertt, sich selbst zuerinnern wissen, das die bekendtnuß ihrer lehre, in schrifften vorfassett, von ihren glaubensgenossen ohne einigen vorgehenden synodum, citation oder ordenttliche vorhöre der personen, deren lehr, glauben und bekendtnuß in gedachter ihrer confession gelestertt und vorworffen wirdett, in vielen außlendischen königkreichen, deren sie sich rhümen, bestettiget und untterschrieben [209v] worden, zu deme das bei diesen fehrlichen, gantz sorglichen leufften und unruhiger, harttsinniger, unvortreglicher weltt fast unsicher und nicht wohl muglich, eine gemeine vorsamblung zuhauffe zubringen oder darbei ettwas fruchtbarliches zuvorrichten. Da hiergegen diese itzige erklerung, vorgleichung und hinlegung, der zwüschen etzlichen der augßburgischen confession zugethanen theologen eingefallenen mißvorständen und erregtten religionsstreitt der ordnung nach, so von uns disfalls angestellett, viel besser und fuglicher auch bestendiger und krefftiger hat geschehen und voltzogen werden können, dann uff einem synodo oder national concilio, sinthemal durch diesen wegk nicht ihr wenig noch ohne genugksame geraume zeitt zu solchem wergk getzogen, sondern alle und jede theologen, kirchen und schuldiener unserer lande und gebiette diese christliche vorgleichung selbst vorlesen hören, die sachen auff vorgehendt, embssige ermahnung nodturftig erwogen und mit guttem bedachtt und einmutigem hertzen sich darauff erkhlerett [210r] und zu diesen christlichen consens einhelliglich bekennet, dosonsten ein jeder standt etwan nur zwene oder drey seiner theologen zu dem synodo wurde geschickt haben, auff welche die andern alle sehen und dißfahls ihren freywilligen consens dartzu dergestaldt wohlbedechtigk und mit einiger vorbetrachtung und ungescheuet nicht thuen noch von sich hetten geben mugen. Und damit dißfahls jedermeniglich ein völliges genugen geschehe, so sein wir hierneben des christlichen erbietens, do jemandes hohes oder nidriges standes an der leer, so in diesem christlichen concordien werck begrieffen, einigen mangel hette und umb weittere erklerung geburlicher weise ansuchen wurde, mit denselbigen unser theologen sich vortraulich und freundtlich unterreden und gutten bericht und fernere ausfuhrung thuen tzulaßen, daraus sie neben dem gottseligen eiffer wegen der reinen, unvorfelschten leer unsere und unserer theologen christlich lieb und sanfftmuth im werck tzuspuren und zubefinden haben
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richtet geweßen, das in [210v] unsern landen, gebieten, schulen und kirchen keine andere leere dann alleine die, so in der heiligen, göttlichen schriefft gegründet und der augspurgischen confession und apologia in ihren rechten verstandt einvorleibt, gefuhret und getrieben und darbei nichts, so derselben zuentgegen, einreißen möchte, verstattet wurde, dahin dann diese jetzige vorgleichung auch gestaldt, gemeinet und ins wergk gerichtet. So wollen wir hiemitw abermals öffentlich vor allermeniglich betzeuget haben, das wir mit vilgedachter jetziger erklerung der streittigen articul keine naue oder andere confeßion dann die, so einmal kayser Carolo dem funfften, christlicher gedechtnus, tzu Augspurg anno etc. 30 ubergeben, gemacht, sonder unser kirchen und schulen xzuvorderst auff die heilige schrifft und symbola, dann auch auff erstgemeltex augspurgische confeßion gewißen und hiemit ernstlich vermahnet haben wollen, das besonders die jugendt, so zum kirchendienst und heiligen ministerio aufertzogen, in solcher mit treu und fleis underrichtet werde, damit auch bei unsern nachkommen die reine leer und bekentnis deß glaubens biß auff die herrliche zukunfft unsers einigen erlösers und seligmachers Jhesu Christi durch hulff und [211r] beystandt des Heiligen Geistes erhaltten und fortt gepflantzet werden muge. Wann dann deme also und wir unsers christlichen bekentnis und glaubens aus göttlicher, prophetischer und apostolischer schriefft gewiß und deßen durch die genade des Heiligen Geistes in unserm hertzen und christlichem gewißen genugsam vorsichert sein und dann die höchste und eusserste notturfft erfordert, das bey so vielen eingerißenen irthumben, erregten ergernußen, streitt und langwirigen spalttungen ein christliche erklerung und vorgleichung aller eingefallener disputation geschehen, die in Gottes wortt wolgegründet, nach welcher die reine leere von der vorfelschten erkant und underschieden werde und den unruhigen, zanckgirigen leutten, so an keine gewiße form der reinen leere gebunden sein wollen, nicht alles frey und offen stehe, ihres gefallens ergerliche disputation tzuerwecken und ungerreimbte irthumb einzufuhren und zuvorfechten, daraus nichts anders erfolgen kann, dann das entlich die rechte leere [211v] gar vordunckelt und verloren und uff die nachkommende weltt anders nichts dann ungewiße opiniones und zweiffelhafftige, disputirliche wahn und meinungen gebracht werden. Und dann wir aus göttlichen bevehl unsers tragenden ambts halben, wegen unser eigenen und unserer zugeherigen underthanen zeittlichen und ewigen wolfarth, uns schuldig erkennen, alles das tzuthuen und forttzusetzen, was zuvormehrung und außbreittung Gottes lob und ehere und zu seines allein seligmachenden worttes forttpflantzung, tzu ruhe und friede christlicher schulen und kirchen, auch tzu nottwendigen trost und underricht der armen, vorirreten gewißen dienstlich und nutzlich sein mag, und uns daneben unvorborgen ist, das viel gutthertzige, christliche personen, hohes und nidriges standes, nach w
danach gestr.: uns | x – x vom Rand eingewiesen für gestr.: auf die unvorenderte
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diesem heilsamen werck der christlichen concordien sehenlich seufftzen und ein besunders verlangen tragen. yDieweil dann auchy anfangs dieser unser christlichen vorgleichung unser gemutt und meinung nie gewesen, zwie auch noch nicht istz, dieses heilsamen und hochnöttig concordien [212r] werck im finstern vor jederman heimlich und vorborgen zuhaltten, oder das liecht der göttlichen warheitt untter den scheffel und tisch tzusetzena, so haben wir die edition und publicirung deßelben nicht lenger einstellen noch aufhaltten sollen und zweiffeln gar nicht, es werden alle fromme hertzen, so rechtschaffene liebe zu gottgefelliger einigkeitt tragen, ihnen dieses heilsame, hochnöttig und christlich werck neben uns christlich gefallen und an ihnen disfahls tzu befurderung der ehre Gottes und der gemeinen, ewigen und zeittlichen wolfartt keinen mangel sein lassen. Dann wir abermals undb schließlich und entlich zuwiederholen, durch dieses concordien werckh [213r] nichts neues zumachen, noch von der einmahl von unsern gottseligen vorfahren und uns erkhanten und bekhanten gottlichen warheit, wie die in prophetischer und apostolischer schrifft gegrundet und in den dreyen symbolis, auch der augspurgischen confession, anno etc. 30 kaiser Carl dem funfften, hochmilder gedechtniß, ubergeben, der darauff erfolgeten apologia, in den schmalkhaldischen articuln und dem khleinen und großen cathechismo des hocherleuchten mannes Lutheri ferner begriffen ist, gar nicht, cweder in rebus noch in phrasibusc, abzuweichen, sondern viel mehr durch die gnade des Heiligen Geistes einmutiglich und bestendiglich dabey zuverharren und zubleiben gesinnet, dauch alle religion streitt und deren erklerung darnach zu regulierend und darneben mit unsern mitgliedern, den chur, fursten und stenden im Heiligen Römischen Reich, auch andern christlichen potentaten nach inhalt des Heiligen Reichs ordnung und sonderer vereinigungen, die wir mit ihnen haben, in gutten frieden und einigkeitt zuleben und einen jeden nach seines standes gebur alle liebe, dienst und freundschafft zuerzeigen entschloßen und gemeint sein.
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nachträglich eingefügt für gestr.: So ist dem allem nach | z – z vom Rand eingewiesen | a danach gestr.: inmaßen etzliche unruhige leutte mit ungrund in öffentlichen druck vorgeben durffen, welche, ob sie wol von dieser christlichen erklerung und vorgleichung wenig bericht und das concordien buch weder halb noch gar gesehen haben, sie doch unerwarttet biß daßelbige an tagk bracht, dis christlich werck ohne alle erhebliche uhrsachen angefeindet und aus heimlichen, vorborgenen winckeln allerlei schmeheschriefft, mehrerstheiles ohne nahmen, under die leutte außgestreuet, damit sie dann genugsamb an tag geben, durch waßerley geist sie angetrieben und wie gerne der feindt der göttlichen warheitt diß christliche wergk vorhindern und zuruckhaltten woltte, auff das sein reich der finsternis, uneinigkeitt und zweitracht desto fester bestehen und mehr erweittert, die armen, einfelttigen hertzen aber je lenger je mehr besturtzet, irre gemacht und so viel weniger der warheitt nachfragen und desto [212v] williger im zweiffel und irthumb erhaltten werden möchten. Damit nun solchen geistern, so albereitt ihre ungegründte schmeheschriefften wieder diese christliche einigkeitt außgeschuttet haben, gesteuret und diß heilsames concordien werck nicht mit solcher feindt seliger vorkleinerung und untzeittigen voruhrtheilen der christenheitt verhasset und verdechtigk gemacht werde | b nachträglich eingefügt | c – c vom Rand eingewiesen | d – d vom Rand eingewiesen
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[213v] So wollen wir uns auch weitter freundlichen vorgleichen, welcher gestalt in unsern landen durch fleißige visitationen der kirchen und schulen, aufsehung auf die druckhereyen und anderer heilsame mittel enach unser selbst und jedes orts gelegenheite uber diesem concordien werckh ernstlich zuhaltten und wo sich itzige oder neue streitt bey unser christlichen religion wieder regen woltten, wie dieselbigen ohne geferlichen weitleufftigkeitt zuverhuttung allerley ergerniß zeitlich mogen beygelegt und vorglichen werden.f [214r] Zu urkhundt haben wir uns mit einmutigem hertzen underschrieben und unser secret aufdrucken laßen.
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Nr. 5: Überarbeitung der Jüterboger Fürstenvorrede durch Hartmann Pistorius, Mai 1579 [215r] Allen und jeden, denen dieses unser schreiben zu lesen furkhombt, entbietten wir, die hernach benanntten der augspurgischen confession zugethone churfursten, fursten und stende im Heiligen Reich Teutscher Nation, nach erforderung eines jeden standes undt würden unsere gebürliche dienste, freundtschafft, gnedigen grueß und geneigten willen, auch underthenigiste, underthenige und willige dienste und hiemit zuwissen: Nachdem Gott, der allmechtige, zu diesen letzten zeitten der vergenglichen welt auß unermeßlicher lieb, gnadt und barmhertzigkeit dem menschlichen geschlecht das liecht seines heiligen evangelii und allein seligmachenden wortts auß dem aberglaubischen, bäpstischen finsternussen in teutscher nation, unserm geliebten vatterlande, rein, lautter und unverfelschet erscheinen und vorleuchten lassen und daruf auß göttlicher, prophetischen, apostolischen schrifft ein kurtz bekentnuß zusammen gefast, so uf dem reichstage zu Augspurg anno etc. 30 weilandt keyser Carln dem funfften, hochloblichster gedechtnus, von unsern gottseligen und christlichen vorfahrn in deutscher und lateinischer sprach ubergeben, fur allen stenden des reichs dargethan und offentlich [215v] durch die gantz christenheit in der weitten welt außgebreittet worden und erschollen ist. Alß haben sich volgents zu solchem bekenntnuß vill kirchen und schuelen also dieser zeit zum symbolo ires glaubens in den furnembsten strittigen articuln wider das bapstumb und allerlay rotten bekennet und daruf in christlichem, einmutigem verstandt und ohne einige streitt und zweifel sich getzogen, berueffen und die darin begrieffene und in göttlicher schrifft wolgegrundte, auch in den bemelten alten symbolis kurtz
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vom Rand eingewiesen | f danach gestr.: Und weil auch fur publication dieses concordien buchs von guthertzigen leutten bey etzlichen articuln weittere erkhlerung gebeten, daßelbige auch durch außgesprengte schrifften und sonsten, wiewol Gott lob ohne grundt, angefochten werden, haben wir, damit sich der christliche leser desto beßer in solch buch richten möge, fur gutt angesehen, das [214r] unsere thelogen dabey weittere christliche erkhlerung und underricht gethan, wie derselb hernach zu ende dieses buchs folget
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verfaste lehr vor den ainigen alten und von der algemeinen, rechtlehrenden kirchen Christi geglaubten, wieder vil ketzereyen und irthumben erstrittenen und wiederholenden consenß erkanndt, vesst und bestendig gehallten. Was aber baldt uf den christlichen abschiedt des hocherleuchten und gottseligen mannes doctor Martini Luthers in unserm geliebten vatterlandt deutscher nation fur gantz gefehrliche leuffe und beschwerliche unruhe ervolgt und wie bei solchem sorglichem zustande und zurrittung der wolgefasten regiment der feindt des menschlichen geschlechts sich bemuehet, seinen samen falsche lehre und uneinigkeit außzu[216r]sprengen, in kirchen und schuelen schedliche und ergerliche spaltung zuerregen, damit die reine lehr Gottes wortts zuverfelschen, das bandt der christlichen liebe und einmütigkeit zutrennen und den lauf des heiligen evangelii hiedurch merckhlichen zuverhindern und uftzuhalten. Und welcher gestallt daher die wiedersacher der göttlichen warheit ursach genommen, uns und unsere schuelen und kirchen ubel auß zurueffen, ire irthumbe zubementln und die armen, verirten gewissen von dem erkenndtnus der reinen, evangelischen lehr abtzuwenden und desto williger unter dem bäpstischen joch und zwang wie auch under andern wider Gottes wortt streittenden irthumen zuhalten, solches ist zwar menigelichen bewust, offenbar und unverborgen. Wiewoll wir nuhn nichts liebers gesehen und von dem allmechtigen gewunschet und gebetten, den das unsere kirchen und schuelen in der reinen lehre Gottes wortts, auch leiblicher, christlichen einigkeit erhalten und wie bey lebtzeiten doctor Luthers nach anleittungen Gottes worts christlich und woll angestellet und vortgepflantzet werden möchten, so ist doch gleicher gestallt wie noch bey der heyligen aposteln leben in den kirchen, darinnen [216v] sie das reine, lauttere wortt Gottes selbst gepflantzet, durch falsche lehrer verkerte lehr eingeschoben worden, also auch uber unsere kirchen umb unsere und der undanckhbaren welt unbueßferttigkeit und sunde willen verhenget worden. Derwegen wir den uns unseres von Gott bevolhenen und tragenden ampts erinnert und nicht underlassen haben, unsern fleiß dahin anzuwenden, damit in unsern landen und gebietten denselben dareingeführten und je lenger ye mehr einschleichenden, falschen, verfuhrischen lehren gesteuret und unsere underthanen uf rechter ban der einmal erkanndten und bekanndten göttlichen warheit erhalten und nicht davon abgeführet werden möchten. Inmassen den unsere löbliche vorfahren und zum theil wir auch derwegen uns zu dem ende miteinander zu Franckhforth am Mayn des 58. jars, bey der damals furgestandenen gelegenheit des gehaltenen churfursten tags, eines christlichen abschiedes uns dahin verglichen, das wir in ainer gemeinen versamblungen zu hauf kommen und von etzlichen sachen, die von unsern widerwerttigen uns und unsern kirchen und schuelen zum ergsten gedeutet werden, notturfftigelichen und freundtlichen underreden wollten. Daruf dann volgents unsere selige vorfahrn und zum [217r] mehrerm theill
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wir uns gegen der Naumburg in Düringen zusamen gethon, mehrgedachte augspurgische confession, so keyser Carln dem funfften in der grossen reichs versamblung zu Augspurg anno etc. 30 uberantworttet, an die handtgenommen und solch christlich bekanndtnus, so uf das zeugnuß der unwandelbaren warheit gottlichs worts gegrundet, damit kunfftigelichen auch unsere nachkommen fur unreiner, falscher und dem wortt Gottes widerwertigen lehre, sovil an uns, zuwarnen und zuvorwaren, abermals einhelligelichen subscribiret und solcher gestallt gegen der römischen kay[serlichen] may[este]t, unserm aller gnedigisten Herren, und sonsten menigelichen betzeuget und dargethan, das unser gemüet und meinung gar nicht were, einige andere oder neue lehre antzunemmen, zuvertheidigen oder außzubreiten, sonder bei der zu Augspurg anno etc. 30 einmal erkandten und bekanndten warheit vermittelst göttlicher verleihung bestendigelich zuverharren und zubleiben, der zuversicht und hofnung, es sollen nit alleine dadurch die widersacher der rainen, evangelischen lehr von irem erdichten lestern und verunglimpfung wider uns abgestanden und ander guetthertzige leuth durch solche unsere wider holte und repetirte bekanndtnus erinnert und angereitzet worden sein, mit desto mehrerm ernst der warheit deß allein seligmachenden, göttlichen wortts nach [217v] zuforschen, bei zu pflichten und zu irer seelen heil und ewigen wolfahrt darbey ohne einiche vernere disputation und gezenckh christlich zu bleiben und zuverharren. Wir haben aber dessen allen ungeacht nicht ohne beschwerung erfahren muessen, das diese unsere erclerungen und widerholung unser vorigen christlichen bekantnuß bei den widersachern wenig geachtet, noch hiedurch wir oder unsere kirchen der außgesprengten, beschwehrlichen nachreden erledigt, sondern von deß andern uns und unserer christlichen religion wider wertigen und irrigen opinions verwanthen auch solche wolmeinende handlung nachmals dahin verstanden und gedeutet worden, alß sollten wir unsers glaubens und religions bekanndtnuß so ungewiß sein und dasselbe sovil und offt verendert haben, das weder wir noch unsere theologen wissen mögen, welches die rechte und einmal ubergebene augspurgische confession sey, durch welch ungegrundt vorgeben viel frommer hertzen von unsern kirchen und schuelen, lehr, glauben und bekanndtnus abgeschreckhet und abgehalten worden. Datzu auch dieser unrath khommen, das under dem namen vielgedachter augspurgischen confession die wieder werttige lehre vom heiligen sacrament des leibs undt bluets Christi hin und wider in kirchen und schuelen eingeschoben worden. [218r] Wann dann solches etliche gottsfurchtige, friedtliebende und gelerthe theologen vermerckht und woll gesehen, das diesen falschen verleumbdungen und den täglich weitter einreissenden religions streitten besser nit zubegegnen, den so die ein gefallene spaltung von allen strittigen artickheln grundtlich und aigentlich auß Gottes wortt ercleret, entschieden und falsche lehr außgesetzet und verworffen, die göttliche warheit aber lautter bekennet, da-
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durch den widersachern mit bestendigem grunde der munde gestopfet und den einfeltigen, frommen hertzen richtige erclerunge und anleittung furgestellet wurde, wie sie sich in solche zwispalt schickhen und konfftigelich durch Gottes gnade fur falscher lehre bewahret werden mochten. So haben obgedachte theologen sich anfengekhlich durch ausfurliche schrifften auß Gottes wortt gegeneinander deutlich und richtig ercleret, welcher gestallt mehrgedachte, ergerliche spaltungen ohne verruckhunge der göttlichen warheit beigelegt und uf gehoben und dadurch den widersachern aller gesuchter schein und ursache zulestern abgestrickht und benommen werden khönndte, entlichen auch die strittigen articul vor die handt genommen, in Gottes forcht betracht, erwogen, erclert und, wie die eingefallene spaltungen christlich zuentscheiden, in eine schrifft verfasset. [218v] Undt alß uns zum theil von solchem christlichen werckh bericht einkhommen, haben wir darob nicht allein ein guettes gefallen gehabt, sondern dasselbe auch mit christlichem ernst und eiver zubeförden, und von wegen unsers tragenden und von Gott bevolhenen ampts schuldig geachtet. Und demnach wir, der churfurst zu Sachsen, mit rath und zuthun ettlicher unserer religionsverwandten chur und fursten zu beförderung der christlichen lehre einigkheit etzliche furneme, unverdechtige, wolerfahrne und gelertte theologen gegen Torgau der wenigern zall im 76. jar zusamen berueffen, welche sich mit einander von den strittigen artickhuln und der jetzt angetzogenen, derhalben gefasten, schrifftlichen vergleichung christlich underredet und mit anruefung Gottes, des allmechtigen, zu seinem lob und ehre, entlichen mit guettem bedacht und sorgfeltigem fleiß durch besondere gnadt des Heiligen Geistes alles, so hietzu gehörig und nottwendig, in guette ordnungen zusammen gefasset und in ein buch gebracht haben, welches hernach ettlichen furnembsten der augspurgischen confession verwandten churfursten, fursten und stenden zugesandt und begert worden, das ire l[iebden] und sie dasselbige durch ire furtreffliche und wolgeschickhte [219r] theologen mit sonderm ernst und christlichem eiver durch lesen, hin und her erwegen, darauf ire erclerungen und censuras in schrifften verfassen lassen und uns daruber allenthalben ir rathsambs bedenckhen ohne scheue zuerkennen geben wollten. Nachdem nuhn solche erholete iuditia eingebracht und dero ettliche in allen artickhln miteinander uber eingestimmet, daneben von andern (so in fundamento gleichwoll der lehre nit wiederig) allerhandt christliche und nottwendige erinnerungen geschehen, welcher gestallt die in der uberschickhten erclerungen begrieffene christliche lehre wider allerlay geverlichen mißverstandt mit Gottes wortt verwahret werden konnde, damit untter derselben konfftigelich nicht unreine lehr versteckht, sondern eine lautere erclerung der wahrheit auch uf unser nachkhommen gebracht werden möchten. Alß ist darauß letztlich obberürte formul der christlichen concordien, wie hernach volget, verferttigt worden, daruf under uns ettliche, alle dieweil es bey uns
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allen auss sonderbaren, verhinderlichen ursachen noch zur zeit nicht furgenommen werden mögen, dieselbe verner allen und jeden unserer lande und gebietten theologen, kirchen und schuel dienern von artickheln zu artickheln vorlesen und sie zu fleissiger und ernstlicher betrachtung der darinnen [219v] begrieffenen lehr erinnern und ermahnen lassen. Und nachdem sie die erclerung der eingefallenen zwispaltung zuforderst dem wortt Gottes und dann auch der augspurgischen confession gemeß und gleichformig befunden, alß haben sie, denen es obgehörtter massen furgelegt worden, mit erfreutem gemuete und hertzlicher danckhsagung gegen Gott, dem allmechtigen, diß concordien buch für den rechten, christlichen verstandt der augspurgischen confession frey willig und mit wolbedachten mueth angenommen, approbirt, underschrieben und solches mit dem hertzen, mundt und handt offentlich bezeuget. Derwegen dann auch die christliche vergleichung nicht allein etlichen wenig unserer theologen, sondern in gemein aller und jeder unser kirchen und schueldiener in unsern landen und gebietten einmuetigs und einhelliges bekanndtnus heist und ist. Dieweil dann nuhn die vorgemelten, unserer loblichen vorfahren und unsere zu Franckhforth am Meyn und Naumburg ufgerichte, wolgemeinte abschiedt, an im selbst nicht widerwerttig, jedoch nicht allein das begerte ende der christlichen einigkeit nicht erraichet, sondern dieselben auch von ettlichen zubestettigung irer irrigen lehre haben wöllen angetzogen werden, da doch in unser gemueth oder [220r] hertz nicht kommen, das wir durch dieselbigen einiche neue, falsche oder irrige lehr einführen, bescheinen, bestettigen oder von der anno etc. 30 ubergebenen augspugischen confession im geringsten abweichen wolten, und wir, sovil unser bey obernenter naumburgischen handlung gewesen, unß damalß vorbehalten und erbotten haben, wann unser bekanndtnus von jemandt konfftig angefochten oder zu welcher zeit es die notturfft erfordern würde, das wir derwegen vernere ausführung thun wollten, so haben wir uns zu entlicher erclerung unsers gemuets dieses buchs der concordien und widerholung unsers christlichen glaubens und bekanndtnus christlichen vereinigt und verglichen. Und damit sich durch unsere widersacher ungegrundte verleumbdunge, alß solten wir selbst nit wissen, welches die rechte augspurgische confession were, niemandt dörfft irr machen lassen, sondern die, so yetzo leben, so woll alß unsere liebe nachkommen, eigentlich und grundtlich möchten bericht werden und entliche gewißheit haben, welches dieselbe christliche confession, datzu sich bißanhero wir und die kirchen und schuelen unserer lande jeder zeit bekhandt und berueffen, seye, haben wir in denselben nach dem reinen, unfelbaren und unwandelbaren wortt Gottes uns ainig und allein zu der augspurgischen confession, so kayser Carolo dem funfften anno etc. 30 [220v] in der grossen reichsversamblung zu Augspurg uber geben, wie die in unserer seligen vorfahren, welche dieselbe keyser Carl dem funfften uf yetzgemeltem reichs tage selbst uberantwortt, archiven verhanden gewesen und hernach mit dem rechten, dem
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keyser ubergebenen original, so in deß Heiligen Reichs meintzischen canzley verwahret, durch wolbeglaubte leuthe mit grossem fleiß collationirt und hernach beide, das lateinische und teutsche exemplar, allenthalben gleicher mainunge befunden worden und zu keiner andern bekennen wöllen, auch der ursach solche damalß ubergebene confession dieser nachvolgenden unserer erclerung und concordien buch einverleiben lassen, uf das menigelich sehen möge, das wir in unsern landen, kirchen und schuelen keine andere lehre zu gedulden gemeinet, dann wie dieselbe zu Augspurg anno etc. 30 durch mehrgedachte chur, fursten und stende einmal bekanndt worden, dabei wir auch vermittelst der gnaden Gottes biß an unser seliges ende gedenckhen zuverharren und vor dem richterstuel unsers Herrn Jhesu Christi mit frölichem, unerschrockhenem hertzen und gewissen zuerscheinen. Und verhoffen demnach, es werden hinfuhro die widersacher unß, unsere kirchen und derselben diener mit den beschwerlichen uflagen verschonen, da sie vorgeben, alß ob wir unseres glaubens [221r] ungewiß sein und deßwegen schier alle jar oder monat eine neue confession machen sollten. Was dann die andere edition der augspurgischen confession anlanget, deren auch in der naumburgischen handlung meldung und approbation geschehen, weill wir befunden und menigelich offenbar und unverborgen ist, das sich etliche understanden, die irthumb vom heiligen abentmahl und anderer unreiner lehre under den wortten derselbigen anderen edition zuversteckhen und zuverbergen und solches in offentlichen schrifften und außgangenen truckh den einfeltigen leuthen einzubilden, ungeachtet das solche irrige lehre in der zu Augspurg ubergebenen confession mit außtruckhlichen wortten verworffen, auch auß der andern edition viel ein anders zuerweisen ist, so haben wir hiemit auch offentlich betzeugen und darthun wöllen, das damals, wie auch noch, unser will und meinung keines wegs gewesen, falsche und unreine lehre, so darunder verborgen werden möchten, dadurch zubeschöhnen, zubementeln oder alß der evangelischen lehr gemeß zubestettigen, inmassen wir dann die andere edition der ersten, ubergebenen und in rebus unverenderten augspurgischen confession zuwider nie verstanden noch ufgenommen, vielweniger umb des ufgetrungenen, ungleichen verstandts und muet[221v]williger verkherung willen, so weniger alß auch die andern nutzen schrifften Philippi Melanchtonis verworffen oder verdampt, noch unserer gottseligen vorfahren und unsere vorige acta in religions sachen annihilirt oder in ein einigen verdacht gesezt haben wöllen. Wir sindt auch keines wegs bedacht, durch das wörtlin synergisten jemandts person, sonder allein die lehr der pelagianer, noch die tres causas concurrentes anderer gestallt, den wovern sie pro efficientibus gehalten wurden, zuverwerffen oder sonst ainig personalia einmengen zulassen. Des gleichen, obwoln ettliche theologi, wie auch Lutherus selbsten, bey dem handel vom h. abentmahl in die disputation von der personlichen vereinigung beyder naturen in Christo (doch wieder iren willen) von den widersachern getzogen, so ist doch unser bestendige
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meinung, das die christen in der lehr von dem h. abentmahl uf diesen ainigen grundt und fundament (und keinen andern), nemblich allein uf die wortt der stifftung des testaments Christi, gewisen und mit den sacramentirern von dem allenthalben sein etc. weitter nicht disputirt werde, wie wir auch ein solches jemandt uß unsern religions verwandten weder anmuetten noch uflegen wöllen. [222r] Ebnermassen sollen in loco de persona Christi die phrases in abstracto, alß Christi menschliche natur und menscheit etc. ist allmechtig, allenthalben, allwissendt etc. (welche biß anher von ettlichen unsern theologen, allein der zwinglianer betrug zuentdeckhen, gefuhret, sonsten aber von inen nicht gern fur den gemeinen man gebracht werden) niemandt ufgetrungen, sondern allein heiliger schrifft und der norma doctrinae dem concordi buech einverleibet, gemeß hievon gelehret und alles unnottwendig getzenckh und disputationes destwegen uf dem predigstuell gäntzlich vermitten bleiben. Was dann die condemnationes, aussetzung und verwerffung falscher, unreiner lehre, besonders im articul von dem h. abentmahl, betrifft, so in dieser erclerung und grundtlicher hinlegung der strittigen articul außdruchlich und underschiedtlich gesetzt werden muessen, damit sich menigelich für den selben wuste zuhuetten und auß vielen andern ursachen keines wegs umbgangen werden khan, ist gleicher gestallt unser will und meinung nicht, daß hiemit die personen, so auß ainfalt irren und die warheit des göttlichen worts nicht lestern, vielweniger aber gantze kirchen in oder ausserhalb deß Heiligen Reichs Deutscher Nation gemaint, sondern das allein damit die falschen und verführischen lehren und derselben halßstarrige lehrer und lesterer, die wir in unsern landen, [222v] kirchen und schuelen keins wegs zugedulden gedenckhen, aigentlich verworffen werden, dieweil dieselbe dem außgedruckhten wortt Gottes zuwider und neben solchen nicht bestehen können, uf das fromme hertzen fur derselben gewarnet werden möchten. Sintemal wir uns gantz und gar keinen zweiffel machen, das vil frommer, unschuldiger leuthe auch in denen kirchen, die sich biß her mit uns nit allerdings verglichen, zufinden sindt, welche in der ainfalt ires hertzens wandeln, die sach nicht recht verstehen und an den lesterungen wider das heilige abentmahl, wie solches in unsern kirchen nach der stifftung Christi gehalten und vermög der wortt seines testaments davon einhelligelich gelert wirdt, gar keinen gefallen tragen und sich verhoflich, wann sie in der lehre recht underrichtet worden, durch anleittung des Heiligen Geistes zu der unfehlbaren wahrheit deß göttlichen wortts mit uns und unsern kirchen und schuelen begeben und wenden werden. Derwegen wir den auch hiemit für Gottes, deß allmechtigen, angesicht und der gantzen christenheit betzeugen, das unser gemüet und mainung gar nicht ist, durch diese christliche vergleichung zu ainiger beschwehrung und verfolgung der armen, bedrangten christen ursach zugeben, dann wie wir mit denselben auß christlicher liebe ein besonders mitleiden tragen, also haben wir an der verfolger wüeten [223r] ein abscheu und hertzlichs misfallen, wollen auch uns dieses bluets ganz und gar nicht
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thailhafftig machen, welches sonder zweiffel von der verfolger henden an dem grossen tag des Herrn vor dem ernsten und gestrengen gerichtstuel Gottes wirdt gefordert, sie auch dafur eine schwere rechenschafft geben werden muessen. Und dieweil unser gemueth und meinunge, wie obengemelt, alletzeit dahin gerichtet gewesen, das in unsern landen, gebietten, schuelen und kirchen keine andere lehr, denn allein die, so in der heiligen, göttlichen schrifft gegrundet und der augspurgischen confession undt apologia in irem rechten verstandt einverleibet, gefuhret und getrieben und dabey nichts, so derselben zuentgegen, einreissen möchte, verstattet wurde, dahin dann diese yetzige vergleichung auch gestellt, gemeint und ins werckh gerichtet. So wöllen wir hiemit abermals offentlich vor aller menigelich betzeuget haben, das wir mit vilgedachter jetziger erclerung der strittigen artickhel keine neue oder andere confession dann die, so einmal kayser Carolo dem funfften, christlicher gedechtnus, anno etc. 30 ubergeben, gemacht, sonder unser kirchen und schuelen zuforderst uf die heilige schrifft und symbola, den auch uf erstermelte augspurgische confession gewisen und hiemit [223v] ernstlich vermahnet haben wollen, das besonders die jugendt, so zum kirchen dienst und heiligen ministerio uferzogen, in solcher mit treu und fleiß underrichtet werden, damit auch bey unsern nachkommen die reine lehre und bekantnuß des glaubens biß uf die herrliche zukonfft unsers ainigen erlösers und seeligmachers Jesu Christi durch hülf und beistandt des Heiligen Geistes erhalten und vortgepflanzet werden mogen. Wann dann dem also und wir unsers christlichen bekanndtnus und glaubens auß gottlicher, prophetischer und apostolischer schrifft gewiß und dessen durch die gnade des Heiligen Geistes in unsern hertzen und christlichen gewissen genugsam versichert sein undt dann die höchste und eusserste notturfft erfordert, das bey sovilen eingerissenen irthumben, erregten ergernussen, streitt und langwirigen spaltungen ein christliche erclerung und vergleichung aller eingefallener disputation geschehen, die in Gottes wortt woll gegrundet, nach welcher die reine lehre von der verfelschten erkhanndt und underschieden werde und den unrhuigen, zanckhgirigen leuthen nicht alles frey und offen stehe, ires gefallens ergerliche disputation zuerweckhen und ungereumbte irthumb einzuführen und zuverfechten, daruß nichts anders erfolgen khan, [224r] den das entlich die rechte lehre gar verdunckhelt und verloren und uf die nachkommende welt anders nichts den ungewisse opiniones und zweifelhafftige, disputirliche wahn und meinung gebracht werden. Und dan wir auß göttlichem bevelch unsers tragenden ampts halben, wegen unserer eigenen und unserer zugehörigen underthanen zeittlicher und ewiger wolfahrt, uns schuldig erkhennen, alles das zuthun und vortzusetzen, was die vermehrung und außbreittung Gottes lob und ehrn und zu seines allein seligmachenden wortts vortpflantzung, zu ruhe und friede christlicher schuelen undt kirchen, auch zu nottwendigem trost und underricht der armen, ver-
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irreten gewissen dienstlich und nutzlich sein mag, und uns daneben unverborgen ist, das viel guetthertzige, christliche personen, hohes und nidriges standes, nach diesem heilsamen werckh der christlichen concordien senlich seuftzen und ein besonders verlangen tragen. So ist gleich woll anfangs dieser christlichen vergleichunge unser gemuet und mainung nicht gewesen, wie auch noch nit, dieses heilsame und hochnöttige concordien werckh im finstern vor jederman heimblich und verborgen zu halten, oder das liecht der gottlichen warheit under den scheffel und tisch zu setzen. [224v] Und schließlich und entlich zu widerholen, suechen wir durch dieses concordien werckh nichts neues zumachen, noch von der einmal von unsern gottseligen vorfahren undt uns erkanndten und bekanndten göttlichen wahrheit, wie die in prophetischer und apostolischer schrifft gegrundet und in den dreyen symbolis, auch der augspurgischen confession, anno etc. 30 keyser Caroln dem funfften, hochmilder gedechtnus, ubergeben, der daruf ervolgten apologia, in den schmalkaldischen artickheln und dem kleinen und grossen catechismo des hocherleuchten mannes Lutheri verner begriffen ist, gar nicht, weder in rebus noch in phrasibus, abtzuweichen, sonder vilmehr durch die gnadt des Heiligen Geistes einmuttigelich und bestendigelich dabei zuverharren und zubleiben, auch alle religions streit und dere erclerung darnach zu reguliren gesinnet und daneben mit unsern mitgliedern, den churfursten, fursten und stenden im Heiligen Römischen Reich, auch andern christlichen potentaten nach inhalt des Heiligen Reichs ordnung und sondere vereinigung, die wir mit inen haben, in guetten frieden und einigkheit zuleben und einem yeden nach seines standes gebüre alle liebe, dienst und freundtschafft zuerzaigen entschlossen und gemeint sein. [225r] So wollen wir uns auch weitter sambtlich, einhelligelich und freundtlichen vergleichen, welcher gestallt in unsern landen durch fleissige visitation der kirchen und schuelen, ufsehung uf die truckhereien und andere heilsame mittel nach unser selbst und yedes orts gelegenheit uber diesem concordien werckh ernstlich zuhalten und wo sich die jetzige oder neue streitt bey unser christlichen religion wider regen wollten, wie die selbigen ohngeverliche weitleufftigkheit zuverhuettung allerley ergernus zeitlich mögen beigelegt und verglichen werden. Zu urkundt haben wir uns mit einmuttigem hertzen underschrieben und unser secret ufdruckhen lassen.
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Nr. 6: Heidelberger Rezess, 31. Juli 1579 [103r] Wir, Ludwig, von Gottes gnaden pfalzgrave bey Rein, des heiligen römischen reichs ertztruchsas und churfurst, herzog in Baiern etc., und wir, auch durchlauchtigsten, hochgebornen fursten und herrn, herrn Augusti hertzogen zu Sachßen, ertzmarschalch, herrn Johans Georgen, marggraven
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zu Brandenburgk, ertzcammerers, beider churfursten abgeordente cantzler und theologi, Hauboldt von Einsidel zu Scharffenstein, Lampertus Distelmeier beder rechten, Jacobus Andreae und Martinus Chemnicius der heiligen schriefft doctorn, bekennen und thuen kunth hiemitt öffentlich: Nachdem wir, pfaltzgraff Ludwig, churfurst, und höchsterdachte unsere, der obbemelten abgeordenten, gnedigste herrn vor der zeitt wegen etlicher zwischen der augspurgischen confessions vorwantter stende theologen eingefallene stritt drachten und sehen laßen, wie etwan durch christliche mittel und wege solche eingefallene und entstandene zwiespaltt hintzulegen, deßhalben dann unser, der abgeordenten, gnedigsten herrn, wie solcher schaden der christlichen kirchen wieder zuhailen, die theologi bemeltter augspurgischen [103v] confession zu einhelligkeitt der streittigen puncten zubringen, erstlich ein buch zu Torgau, hernacher aus den deßwegen einkommenen censuris zu Berga fassen lassen, bei den wir, pfaltzgraff Ludwig, churfurst, aber allerhandt christliche, nottwendige erinnerungen gethan, derhalben unser und gedachter unser beder mit churfursten naher Schmalkalden abgeordente theologi sich mitt einander vorglichen, das solchen unsern erheblichen bedencken in einer praefation, die dem bergischen concordien buch vorgesetzt, abgeholffen werden solle und deßhalben dann zu uns, pfaltzgraff Ludwigen, churfursten etc., wie die mehrbemeltte abgeordente, in krafft uberreichter credentz und habender instruction von höchstgedachten unsern gnedigsten herrn, hiehero gegen Heidelberg abgeferttiget worden. Alß haben wir demnach zu förderst die praefation, welche anfencklich durch beide unsere gnedigste churfursten und herrn [104r] zu Saxen etc. und Brandenburgk verfast, heraus geschickt, die aber wir, pfaltzgraff Ludwig, churfurst etc., unsern bei den bergischen buch habenden bedencken nach vorendern lassen und wieder hinein geschickt, vor die handt genommen, fleissig erwogen und bei jedem bedencklichen puncten einer des andern motiven und uhrsachen angehörtt und vornommen und entlichen derselben praefation halben uns dißmahls voreiniget und vorglichen, wie hernach volgett. Allen und jeden, denen dieses unser schreiben zulesen furkompt, entbieten wir, die hernachbenanten der augspurgischen confession zugethane churfursten und stende im Heiligen Reich Teutzscher Nation, nach erforderung eines [104v] jeden standeß und wirden unsere geburliche dienst, freundtschafft, gnedigen gruß und geneigten willen, auch underthenigste, underthenige und willige dienst und hiemitt zuwissen: Nachdem Gott, der almechig, zu diesen letzten zeitten der vergencklichen weltt auß unermeßlichen lieb, gnad und barmhertzigkeitt dem menschlichen geschlecht das licht seines heiligen evangelii und allein selig machenden wortts auß dem aberglaubischen, bepstischen finsternüsen teutzscher nation, unsern geliebten vatterlandt, rein, lautter und unvorfelscht erscheinen und vorleuchten lassen und darauff aus göttlicher, prophetischen, apostolischen
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schriefft ein kurtz bekentnus zusammen gefast, so auff den reichstage zu Augspurgk anno etc. 30 weilandt kaiser Carolo dem [105r] funfften, hochlöblichster gedechtnus, von unserm gottseligen und christlichen vorfahren in teutzscher und lateinischer sprach ubergeben, fur allen stenden deß reichs dargethan und öffentlich durch die gantze christenheitt in der weitten weltt außgebreittet worden und erschollen ist. Alß haben sich volgendes zu solchen bekentnus viel kirchen und schulen alß dieser zeitt zum symbolo ihres glaubens in den furnembsten streittigen artickeln wieder das babstumb und allerlei rotten bekennet und darauff in christlichem, einmuttigen verstandt und ohn einigen streitt und zweiffel sich getzogen, beruffen und die darin begriffene und in göttlicher schriefft wolgegründte und in den bewehrten, altten symbolis kurtz vorfaste leer vor den einigen altten und von der allgemeinen, rechtleerenden kirchen Christi [105v] geglaubten, wieder viel ketzereyen und irthumben erstrittenen und wiederholeten consens erkantt, fest und bestendig gehaltten. Was aber bald uff den christlichen abschied deß hocherleuchten und gottseligen mans doctor Martini Luthers in unserm geliebten vater landt teutzscher nation fur gantz gefehrliche leufft und beschwerliche unruhe erfolgett und wie bei solchem sorglichem zustandt und zerüttung der wolgefasten regimentt der feindt deß menschlichen geschlechts sich bemuhett, seinen samen falsche leer und uneinigkeitt außtzusprengen, in kirchen und schulen schedliche und ergerliche spaltung zuerregen, damit die reine leer Gottes wortts zuvorfelschen, das bandt [106r] der christlichen lieb und einmuttigkeitt zutrennen und den lauff deß h. evangelii hierdurch mercklich zuvorhindern und ufftzuhalten. Und welcher gestaldt daher die wiedersacher der gottlichen warheitt uhrsach genommen, uns und unsere schulen und kirchen ubel außtzuruffen, ihre irthumb zubementteln und die armen, vorirreten gewissen vom erkentnus der reinen, evangelischen leer abtzuwenden und desto williger untter den bepstischen joch und zwang wie auch untter andern wieder Gottes wortt streittigen irthumben zuhaltten, solches ist zwar meniglich bewust, offenbar und unvorborgen. Wiewol wir nuhn nichts liebers gesehen [106v] und von dem almechtigen gewunscht und gebetten, dann das unsere kirchen und schulen in der reinen leere Gottes wortts, auch lieblicher, christlicher einigkeitt erhaltten und wie bei lebzeitten d. Luthers nach anleittung Gottes wortts christlich und wol angesteltt und forttgepflantzt werden möchten, so ist doch gleicher gestaldt wie noch bei der heiligen aposteln leben in den kirchen, darinnen sie das reine, lauttere wortt Gottes selbst gepflantzet, durch falsche leerer vorkehrte leer eingeschoben worden, also auch uber unsere kirchen umb unserer und der undanckbarn weltt unbußferttigkeitt und sunde willen vorhengt worden. [107r] Derwegen wir dann uns unsers von Gott bevohlenen und tragenden ambts erinnert und nicht untterlaßen haben, unsern fleiß dahin antzuwenden, damit in unsern landen und gebieten denselben darein eingefuhrten und
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je lenger je mehr einschleichenden, falschen, vorfuhrischen lehren gesteuret und unsere underthanen uff rechter bahn der einmahl bekanten und erkantten göttlichen warheitt erhaltten und nicht davon abgefurett werden möchten. Inmassen dann unsere löbliche vorfahren und zum theil wir auch derwegen uns zu dem ende miteinander zu Franckfurth am Main deß 58. jhares, bei der damalß furgestandenen gelegenheitt deß gehalttenen churfursten tages, eines christlichen abschiedes und [107v] dahin vorglichen, das wir in einer gemeinen vorsamblung zu hauff kommen und von etzlichen sachen, die von unsern wiederwerttigen uns und unseren kirchen und schulen zum ergsten gedeuttet worden, notturfftiglichen und freundtlichen untterreden woltten. Darauff dann volgendes unsere selige vorfahren und zum mehrern theil wir uns gegen der Naumburgk in Döringen zusammen gethan, mehrgedachte augspurgische confession, so kaiser Carl den V. in der grossen reichßvorsamlung zu Augspurgk anno etc. 30 uber antworttet, an die handt genommen und solch christlich bekantnus, so uff das zeugknus der unwandelbaren warheitt gottliches wortts gegründet, darmitt kunfftiglichen auch unsere nach[108r]kommen vor unreiner, falscher und dem wortt Gottes wiederwerttiger leere, soviel an uns, zu warnen und zu vorwahren, abermalß einhelliglichen subscribiret und solcher gestaldt gegen der rö[mischen] kay[serlichen] ma[ies]t[e]t, unserm aller gnedigsten herrn, und sonsten menniglichen betzeuget und dargethan, das unser gemuett und meinung gahr nicht were, einige andere oder neue leere antzunehmen, zuvortheidigen oder außtzubreitten, sondern bei der zu Augspurgk anno etc. 30 einmahl erkanten und bekanten warheitt vormittelst der göttlichen vorleihung bestendiglich zuvorharren und zubleiben, der zuvorsicht und hoffnung, es soltten nicht allein dadurch die wiedersacher der reinen, evangelischen leer von ihrem erdichten lestern [108v] und vorunglimpffung wieder uns abgestanden und andere gutthertzige leutt durch solche unsere wiederholette und repetirte bekanttnus erinnert und angereitzt worden sein, mit desto mehrerm ernst der warheitt deß allein seligmachenden, göttlichen wortts nachtzuforschen, beytzupflichten und zu ihrer seelen heil und ewigen wolfarth darbei ohne einige fernere disputation und getzenck christlich tzubleiben und zuvorharren. Wir haben aber deßen allen ungeacht nicht ohne beschwerung erfahren mußen, das diese unsere erklerung und wiederholung unser vorigen christlichen bekentnus bei den wiedersachern wenig geachtet, noch hierdurch wir oder unsere kirchen der ausgesprengten, beschwerlichen [109r] nachreden erlediget, sondern von den andern, uns und unserer christlichen religion wiederwerttigen und irrigen opiniones vorwandten auch solche wolmeinende handlung nochmalß dahin vorstanden und gedeuttet worden, alß soltten wir unsers glaubens und religionsbekentnus so ungewis sein und dasselb so viel und offt vorendert haben, das weder wir noch unsere theologen wißen mögen, welches die rechte und einmahl ubergebene augspurgische confession
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sey, durch welch ungegründt vorgeben viel frommer hertzen von unsern kirchen und schulen, leer, glauben und bekantnus abgeschreckt und abgehaltten worden. Dartzu auch dieser unrath kommen, das untter dem nahmen vielgedachter augspurgischen confession die wiederwerttige leere vom heiligen sacrament deß leibes und blutts Christi und andere irrige opinionen hien und wieder in kirchen und schulen eingeschoben worden. [109v] Wann dann solches etzliche gottfurchtige, friedlibende und geleerte theologen vormerckt und wolgesehen, das diesen falschen vorleumbdungen und denen teglich weitter einreissenden religionsstreitten besser nicht tzubegegnen, dann so die eingefallenen spalttungen von allen streittigen articlun gründtlich und eigentlich aus Gottes wortt erklerett, entscheiden und falsche leere außgesetzt und vorworffen, die göttliche warheitt aber lautter bekennet, dardurch den wiedersachern mitt bestendigem grunde der mundt gestopfft und den einfalttigen, frommen hertzen richtige erklerung und anleittung vorgestellet wurde, wie sie sich in solchen zwiespaltt schicken und kunfftiglich durch Gottes gnade fur falscher leer bewahret werden möchten. So haben obgedachte theologen sich anfencklich durch ausfuhrliche schriefften aus Gottes [110r] wortt gegeneinander deuttlich und richtig erklerett, welchergestaldt mehrgedachte, ergerliche spalttungen ohne vorruckung der göttlichen warheitt beygelegt und uffgehoben und dardurch den wiedersachern aller gesuchter schein und uhrsach tzulestern abgestrickt und benommen werden köntte, entlichen auch die streittigen artickell vor die handt genommen, in gottesfurcht betracht, erwogen, erclert und, wie die eingefallene spalttungen christlich tzuentscheiden, in eine schriefft vorfasset. Und alß uns zum theil von solchem christlichen werck bericht einkommen, haben wir darob nicht allein ein guttes gefallen gehabt, sondern dasselbe auch mit christlichem ernst und eiffer zubefurdern, uns von wegen unsers tragenden und von Gott bevohlenen amptes schuldig geachtet. [110v] Und demnach wir, der churfurst zu Saxen etc., mitt rath und zuthuen etzlicher unserer religions vorwandten chur und fursten zu befurderung der christlichen leerer einigkeitt etzliche vornehme, unvordechtige, wolerfahrne und geleerte theologen gegen Torgau der wenigern zahl im 76. jhar zusammen beruffen, welche sich miteinander von dem streittigen articuln und der jetzt angetzogenen, derhalben gefasten, schriefftlichen vorgleichung christlich untterredet und mit anruffung Gottes, des almechtigen, zu seinem lobe und ehre, entlichen mitt guttem bedacht und sorgfelttigem fleis durch besondere gnade deß Heiligen Geistes alles, so hiertzu gehörig und nottwendig, in gutte ordnung zusammen gefasset und in ein buch gebracht haben, welches hernach etzlichen vielen der augspurgischen confession vorwandten chur, fursten [111r] und stenden zugesandt und daneben begertt worden, das ihre l[ieb]den und sie dasselbige durch ihre vornehme theologen mit besonderm ernst und christlichem eiffer durchlesen, hien und her erwegen, darauff ihre
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erclerungen und censuras in schriefften verfassen lassen und uns daruber allenthalben ihr rathsames bedencken ohne scheu zuerkennen geben woltten. Nachdem nun solche erholte iudicia eingebracht und in denselben allerhandt christliche, nottwendige und nutzliche erinnerung geschehen, welchergestaldt die in der uberschickten erklerung begrieffene christliche leere wieder allerlei gefehrlichen mißvorstandt mitt Gottes wortt vorwahret werden köntte, damit untter derselben künfftiglich nicht unreine leer vorsteckt, sonder eine lauttere erclerung der warheitt auch auff unsere nachkommen [111v] gebracht werden möchte. Alß ist daraus letzlich obberürt formul der christlichen concordien, wie hernach volget, verferttiget worden, darauff untter uns etzliche, all dieweil es bey uns aller aus sonderbaren, vorhinderlichen uhrsachen noch tzu zeitt nicht vorgenommen werden mögen, dieselbige ferner allen und jeden unserer lande und gebieten theologen, kirchen und schuldiener von artickeln zu artickeln vorlesen und sie zu fleissiger und ernstlicher betrachtung der darinnen begrieffenen leere erinnern und vormahnen lassen. Und nachdem sie die erklerung der eingefallenen zwiespalttungen zuförderst dem wortt Gottes und dann auch der augspurgischen confession gemeß und gleichformig befunden, [112r] alß haben sie, denen es obgehörtter massen vorgelegt worden, mit erfreuetem gemutte und hertzlicher dancksagung gegen Gott, dem almechtigen, vor den rechten, christlichen verstandt der augspurgischen confession frei willig und mit wolbedachtem muthe angenommen, approbirt und untterschrieben und solches mitt dem hertzen, mundt und handt öffentlich betzeugett. Derwegen dann auch dieselbe christliche vorgleichung nicht allein etzlicher wenig unser theologen, sonder in gemein aller und jeder unser kirchen und schuldiener in unsern landen und gebieten einmuttiges und einhelliges bekentnuß heist und ist. Dieweill dann nuhn die vorgemelten, unserer löblichen vorfahren und unsere zu Franckfurth [112v] und Naumburgk uffgerichte und wolgemeinde abschiede nicht allein das begertte ende der christlichen einigkeitt nicht erreicht, sondern dieselben auch von etlichen zubestettigung ihrer irrigen leere haben wollen angetzogen werden, da doch in unser gemutt und hertz nicht kommen, das wir durch dieselbigen einige neue, falsche oder irrige leere einfuren, beschönen, bestettigen oder von der anno etc. 30 ubergebenen augspurgischen confession im geringsten abweichen woltten, und wir, soviel unser bei obernenter naumburgischer handlung gewesen, uns damalß vorbehaltten und erbotten haben, wann unser bekentnus von jemandt kunfftig angefochten oder zu welcher zeitt es die notturfft erfordern wurde, das wir derowegen fernere außfuhrung thun woltten, [100r] so haben wir uns zu entlicher erclerung unsers gemuets numehr gedachtem buch der concordien und widerholung unsers christlichens glaubens und bekhentnus christlichen vereinigt und verglichen. Und damit sich durch unsere widersacher ungegrundne verleumbdung, alls sollen wir selbst nit wissen, welches die rechte augspurgische confession were, niemandt dorffte irr machen lassen, sondern
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die, so jetzo leben, so woll alls unsere liebe nachkhommen, aigentlich und grundtlich mochten bericht werden und entliche gewissheit haben, welches dieselbe christliche confession, darzu sich bißanhero wir und die kirchen und schulen unserer lande jederzeit bekannt und beruffen, haben wir in demselben nach dem reinen, unfelparen und unwandelbaren wort Gottes uns einig und allein zu der augspurgischen confession, so keiser Carolo dem funfften anno 30 in der großen reichs versamblung zu Augspurg ubergeben, wie die in unserer seeligen vorfahrn, welche dieselbe keiser Carl dem funfften uf jetztgemeltem reichstage selbst uberantwort, archiven vorhanden gewesen und hernach mit dem rechten, dem keiser ubergebenen original, so in des [100v] Heilligen Reiches verwahrung gebliben, durch wol geglaubte leuthe mit grossem vleiß collationirt und hernach baide, das lateinische und teutsche exemplar, allenthalben gleicher meinung befunden und zu kheiner anderen bekhennen wollen, auch der ursachen solche damalls ubergebene confession diser nachvolgenden unserer erclerung und concordien buch einverleiben lassen, uf das meniglich sehen möge, das wir in unsern landen, kirchen und schulen keine andere lehre zugedulden gemeinet, dan wie dieselbe zu Augspurg anno 30 durch mehr gedachte churfursten, fursten und stende einmal bekant worden, darbei wir auch vermittelst der gnaden Gottes biß an unser seeliges ende gedenckhen zuverharren und vor dem richter stul unsers Herrn Jesu Christi mit frolichem, unerschrockhnem hertzen und gewissen zuerscheinen. Und verhoffen demnach, es werden hinfuro unsere widersacher unser, auch unserer kirchen und derselben diener mit den beschwerlichen uflagen verschonen, da sie vorgeben, alls ob wir unsers glaubens ungewiß sein und desswegen schir alle jar oder monat eine neue confession machen sollen. [101r] Was dann die andere edition der augspurgischen confession anlangt, deren auch in der naumburgischeng handlung meldung beschehen, weill wir befunden und meniglich offenbar und unverborgen ist, das sich etliche understanden, die irthum vom h. abentmal und andere unreine leher under den wortten derselbigen andern edition zuversteckhen und zuverbergen und solches in offentlichen schrifften und ausgangenen druckh den einfeltigen leuthen einzubilden, ungeachtet das solche irrige lehre in der zu Augspurg ubergebenen confession mit austruckhlichen wortten verworffen und vil ein anders zuerweisen ist, so haben wir hiemit auch offentlich bezeugen und darthun wollen, das damalls, wie auch noch, unser will und meinung keins wegs gewesen, falsche und unreine lehre, so darunder verborgen werden möcht, dardurch zubeschönen, zubementeln oder alls der evangelischen lehr gemeß zubestettigen, in massen wir dann die andere edition der ersten, ubergebnen augspurgischen confession zuwider nie verstanden noch ufgenommen, oder andere mehr nutzliche schrifften herrn Philipi Melanthonis, wie auch Brentii, Urbani Regii, Pomerani etc., wovern sy mit der norma, der concordien g
cj.: nauburgischen
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inverleibt, ubereinstimmen, nit [101v] verworffen oder verdambt haben wollen. Des gleichen, obwolln etliche theologi, wie auch Lutherus selbst, bei dem handl vom h. abentmal in die disputation von der personlichen vereinigung beider naturen in Christo (doch wider iren willen) von den widersachern gezogen, so erclern sich unsere theologen inhalts des concordien buchs und der darin begriffen norma lautter, das unser und des buchs bestendiger meinung nach die christen im handel von des Herrn abentmal auf kheinen andern, sonder uf disen einigen grundt und fundament, nemblich uf die wort der stifftung des testaments Christi, gewisen werden sollen, welcher almechtig und warhafftig und demnach vermag zuverschaffen, was er verordnet und in seinem wort verheissen hat. Und do wir bei disem grundt unangefochten bleiben, von andern grunden nit disputirn, sonder mit einfelltigen glauben bei den einfelltigen wortten Christi bleiben, welches am sichersten und bei den gemainen layen auch erpaulich, der dise hoche disputation nit ergreiffen kan, wan aber die widersacher solchen unsern einfelltigen glauben und verstandt der wort des testaments [102r] Christi anfechten und alls ein unglauben schelten und verwerffen, alls sei unser einfelltiger verstandt und glaub wider die articul unsers christlichen glaubens und demnach falsch und unrecht, solle durch warhafftige erclerung der articul unsers christlichen glaubens angezeigt und erwisen werden, das obgemelter unser einfeltiger verstandt der wort Christi denselben articuln nit zuwider sein. Die phrases und modos loquendi von der m[aies]t[e]t menschlicher natur in der person Christi, darin sie zur rechten Gottes gesetzt und erhocht, betreffendt etc., da gesagt würdet, die menschliche natur ist almechtig, allwissende, allenthalben etc., damit auch deßhalben aller mißverstandt und ergernuß ufgehoben, die weil das wort abstractum nicht in einerlei verstandt von den schul und kirchen lehrern gerbraucht, ercleren sich unsere theologi mit lautern, claren wortten, das ermelte gottliche mayestet der menschlichen natur Christi nicht ausserhalb der personlichen vereinigung zugeschriben oder das sie dieselbige an und vor sich selbst – essentialiter, formaliter, habitualiter, subiective, wie sie schul lehrer reden – habe, dergestallt dann und do also geleheret würdet, die gottlich und menschlich natur sambt [102v] derselben eigenschafften mit einander vermischt und die menschlich natur der gottlichen natur nach irem wesen und eigenschafften exequirt und also verleugnet wurden, sondern, wie die altten kirchen lehrer geredt, ratione et dispensatione hypostaticaeh unionis, das ist von wegen der personlichen vereinigung, welches ein unerforschlich geheimnus ist. Was dan die condemnationes, aussetzung und verwerffung falscher, unreiner lere, besonders im articul von des Herrn abentmal, betrifft, so in diser erclerung und grundtlicher hinlegung der streitigen articul austruckhlich und underschiedlich gesetzt werden mussen, damit sich meniglichn vor denselben h
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wisse zuhütten und aus vilen andern ursachen kheines wegs umbgangen werden khan, ist gleicher gestallt unser will und meinung nicht, das hiemit die personen, so aus ainfallt irren und die warheit des gottlichen worts nicht lestern, vil weniger aber gantze kirchen in oder ausserhalb des Heilligen Reichs Teutscher Nation gemeint, sondern das allein damit die falschen und verfurischen leren und derselbigen halsstarigen lerer und lesterer, die wir in unsern landen, kirchen und schulen kheines weges [115r] zugedulden gedenckhen, eigentlich verworffen werden, dieweil dieselben dem ausgetruckhten wortt Gottes zuwider und nebem solchem nit bestehen khönnen, uf das fromme hertzen fur derselben gewarnet werden mochten. Sintemal wir uns gantz und gar kheinen zweifel machen, das vil frommer, unschuldiger leuthe auch in den kirchen, die sich biß her mit uns nit allerdings verglichen, zufinden seind, welche in der einfallt ires hertzens wandeln, die sach nit recht verstehen und an den lesterungen wider das h. abentmall, wie solches in unsern kirchen nach der stifftung Christi gehalten und vermög der wort seines testaments davon einhelliglich gelert würdt, gar kheinen gefallen tragen und sich verhofflich, wan sie in der lehr recht underricht werden, durch anleittung des H. Geists zu der unfelbarn warheit des gottlichen wortts mit uns und unsern kirchen und schulen begeben und wenden werden. Derowegen wir dan auch hiemit vor Gottes, des allmechtigen, angesicht und der gantzen christenheit bezeugen, das unser gemueth und mainung gar nit ist, durch dise christliche vergleichung zu einiger beschwerung und verfolgung der armen, betrangten christen ursach zugeben, dann wie wir mit den selben aus christlicher liebe [115v] ein besonders mitleiden tragen, alß haben wir an der verfolger wuetten ein abscheu und hertzliches mißfallen, wollen uns auch dises bluts, gantz und gar nit thailhafftig machen, welches sonders zweifls von der verfolger henden an dem grossen tag des Herrn vor dem ernsten und gestrengen richterstul Gottes würdt gefordert, sie auch darfur eine schwere rechenschafft geben werden mussen. Und dieweil unser gemueth und meinung, wie obengemelt, allezeit dahin gerichtet gewesen, das in unsern landen, gebiethen, schulen und kirchen kein andere lehr, den allein die, so in der heilligen, gottlichen schrifft gegrundet und der augspurgischen confession und apologia in irem rechten verstandt einverleibet, gefüret und getriben und darbei nichts, so derselben zuentgegen, einreissen möcht, verstattet wurde, dahin dan diese jetzige vergleichung auch gestellt, gemaint und ins werckh gerichtet. So wollen wir hiemit abermalls offentlich vor jedermeniglich bezeugt haben, das wir mit jetzt vilgedachter erclerung der streittigen articul keine neue oder andere confession dan die, so einmal keiser Carolo dem funfften, christlicher gedechtnus, zu Augspurg anno 30 ubergeben, gemacht, sonder unsern kirchen und schulen zuforderst uf die h. schrifft, symbola, dann auch uf erstbemelte augspurgische confession gewissen [116r] und hiemit ernstlich vermanet haben wollen, das besonders die jugent, so zum kirchen dienst und heilligen ministerio
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uferzogen, in solcher mit treu und vleiß underrichtet werden, damit auch bei unsern nachkhommen die reine lehr und erkantnus des glaubens bis uf die herliche zukhunfft unsers einigen erlossers und seeligmachers Jesu Christi durch hülf und beistandt des H. Geistes erhaltten und vortgepflantzt werden mögen. Wan dann dem also und wir unsers christlichen bekantnus und glaubens aus gottlicher, prophetischer und apostolischer schrifft gewiß und dessen durch die gnadt des H. Geistes in unsern hertzen und christlichen gewissen genuegsam versichert sein und dann die hochste und eusserste notturfft erfordert, das bei so villen eingerissenen irthumben, erregten ergernußen, streit und langwirigen spaltungen ein christliche erclerung und vergleichung aller eingefallener disputation geschehen, die in Gottes wort wol gegrundet, nach welcher die raine lehr von der verfelschten erkant und underschieden werde und den unruigen, zanckhgirigen leuthen, so an kheine gewiße form der rainen lehr gebunden sein wollen, nicht alles frei und offen stehe, ires gefallens ergerliche disputation zuerweckhen und ungereumbte irthumb einzufuren und zuverfechten, daraus nichts anders erfolgen khan, dann das [116v] entlich die rechte lehr gar verdunckhelt und verlohrn und uf die nachkhommende wellt anders nichts dan ungewise opiniones und zweifelhafftige, disputirliche wahn und meinung gebracht werde. Und dan wir aus gottlichem bevelch unsers tragenden ambts halben, wegen unserer eignen und unserer zugehörigen underthanen zeitlicher und ewiger wolfarth, uns schuldig erkhennen, alles das zuthun und vortzusetzen, was zuvermehrung und ausbreittung Gottes lob und ehren und zu seins allein seligmachenden worts vortpflantzung, zu ruhe und fride christlicher schulen und kirchen, auch zu notwendigem trost und underricht der armen, verirretten gewißen dienstlich und nutzlich sein mag, und uns daneben unverborgen ist, das vil guthertzige, christliche personen, hoches und nideriges standes, nach disem heilsamen werckh der christlichen concordien sehnlich seufftzen und ein besonders verlangen tragen. Dieweil dan auch anfangs diser unser christlichen vergleichung unser gemueth und meinung nie gewesen, wie auch noch nit ist, dises heilsame und hochnottige concordien werckh im finstern vor jederman heimblich und verborgen zuhaltten oder das liecht der göttlichen warheit under den schefel und tisch zusetzen, so haben wir die edition und publicirung deßelben nicht lenger einstellen noch ufhaltten [117r] sollen und zweifeln gar nit, es werden alle fromme hertzen, so rechtschaffene lieb zur gottlichen warheit und christlicher, gottgefelliger einigkeitt tragen, ihnen dieses heilsame, hochnöttige und christliche werck neben uns christlich gefallen und an ihnen disfahls zu beförderung der ehre Gottes und der gemeinen, ewigen und zeittlichen wolfarth keinen mangel sein lassen. Dann wir abermalß schließlich und entlich zu wiederholen, durch dieses concordien werck nichts neues zumachen, noch von der einmahl von unsern
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gottseligen vorfahren und uns erkanten und bekanten göttlichen warheitt, wie die in prophetischer und apostolischer schriefft gegründet und in den dreyen symbolis, auch der augspurgischen confession, anno etc. 30 kaiser Carolo dem 5., hochmilder gedechtnus, ubergeben, der darauf ervolgten apologia, in den schmalkaldischen articuln und den großen [117v] und kleinen catechismo deß hocherleuchten mannes d. Lutheri ferner begriffen ist, gahr nicht, weder in rebus noch phrasibus, abtzuweichen, sondern vielmehr durch die gnade deß Heiligen Geistes einmuttiglich und bestendiglich dabei zuvorharren und zubleiben, auch alle religions streitt und deren erclerungen darnach zu reguliren gesinnet und daneben mit unsern mitgliedern, der chur fursten und stende im Heiligen Romischen Reich, auch andern christlichen potentaten nach inhaltt deß Heiligen Römischen Reichs ordnungen und sondere voreinigungen, die wir mit ihnen haben, in gutten frieden und einigkeitt zuleben und einem jeden nach seines standes gebuhr alle liebe, dienst und freundtschafft zuertzeigen entschlossen und gemeint sein. So wollen wir uns auch weitter freundtlichen vorgleichen, welcher gestaldt in unsern landen durch [118r] fleissige visitation der kirchen und schulen, ufsehung uf die truckereyen und andere heilsame mittel nach unser selbst und jedes ortts gelegenheitt uber diesem concordien werck ernstlich tzuhaltten und wo sich die jetzige oder neue streitt bei unser christlichen religion wieder regen woltten, wie dieselbigen ohne gefehrliche weittleufftigkeitt zuvorhuttung allerlei ergernus zeittlichen mögen beygelegt und vorglichen werden. Zu uhrkunth haben wir uns mit einmuttigem hertzen untterschrieben und unser secrett uff drucken lassen etc. Ob nun wol wir, pfalzgraff Ludwig, churfurst etc., in dieser vorglichenen praefation kein ferner bedencken tragen, wann wir uns aber darneben gnedigst erinnert, wie wir biß anhero wegen wichtigkeitt dieses wercks, welches zuförderst [118v] die theologos belanget, jedertzeitt unsere kirchen diener des drobigen furstenthumbs in Baiern neben unsern hierindigen kirchendienern in ihren guttachten zugleich gehörtt und uns mit ihnen gnedigst nach gestaldt vorglichen haben und derohalben zuförderst aber darumb vor nottwendig ermeßen, weßen wir uns mit gedachter unser beder mit churfursten abgeordenten obgehörtter maßen vereiniget, dasselb dannach ihnen unsers drobigen furstenthumbs in Beiern vornembsten theologen zwischen hier und michaelis gnedigster meinung zuerkennen zugeben und sie zuhören vornemblich zu dem ende, damit zwischen ihnen und unsern hiernidigen kirchendiener allerhandt zwietrechtigkeitt, so sich sonsten leichtlich ereignen und erregt werden köntten, zuvorhuetten, alß haben wir von den gesanten gnedigst begertt, mit publicirung deß concordien buchs noch uff bestimbte kunfftige michaelis innen zuhaltten [119r] und uns vor publication deßelben in ernanter zeitt ein gedruckt exemplar tzutzuschicken, welches dann die ab-
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Nr. 6: Heidelberger Rezess
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gesanten, nicht allein an ihre gnedigste herrn zubringen, uff sich genommen, sondern auch gentzlich gewilliget. Deßen zu wahrer uhrkunth haben wir diese vorgleichung in diesen abschied bringen, denselben mit unser, pfalzgraff Ludwigs, churfursten, secret vorferttigen laßen und uns mit eignen handen untterzeichnet, wie dann auch wir, die abgeordente, unsere petzschafft hievor gedruckt, und uns mit handen untterschrieben haben. Geschehen und geben Heidelbergk den letzten monatstag julii, nach Christi unsers Herrn und seligmachers geburtt im 1579. jhare. Ludwig, pfaltzgraff, churfurst
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Hauboldt von Einsidel, manus p. L[ambertus] Dystelmeyer, d. ssst Jacobus Andreae d. Martinus Chemnicius d.
Nr. 7: Erstdruck der Vorrede zu Konkordienformel und Konkordienbuch, 1579
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[Ar] Formula Concordiaei Das ist: Christliche, Heilsame, Reine Vergleichunge, in welcher die Göttliche Leer von den vornembsten Artickeln unserer warhafftigen Religion aus heiliger Schrifft in kurtze bekantnüs oder Symbola und Leerhaffte Schrifften (welche allbereit vor dieser zeit von den Kirchen Gottes Augspurgischer Confeßion angenomen und approbirt) vorfasset. Sampt bestendiger, in Gottes wort wolgegründter, richtiger, endlicher widerholung, erklerung und entscheidung deren Streit, welche unter etlichen Theologen, so sich zu ermelter Confession bekant, fürgefallen. Alles nach inhalt der heiligen Schrifft als der einigen Richtschnur der Göttlichen warheit und nach anleitung obgemelter, in der Kirchen Gottes approbierten Schrifften. Auff gnedigsten, genedigen, auch günstigen bevehl, verordnung und einwilligung nach beschriebener Christlichen Churfürsten, Fürsten und Stende des heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation Augspurgischer Confession, derselben Landen, Kirchen, Schulen und Nachkomen zum trost und besten in Druck vorgefertiget. Mit Churf[urstlicher] G[naden] zu Sachsen befreihung. Dreßden. M.D.LXXIX.
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[A2r] Allen und jeden, denen dieses unser schreiben zulesen fürkompt, Entbieten wir, die hernachbenanten der Augspurgischen Confession zugethane i
darüber: Dieser titul wurd vorandert wie zu Dessau bedacht worden
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Churfürsten, Fürsten und Stende im heiligen Reich deutscher Nation, nach erforderung eines jeden stands und wirden unsere gebürliche dienst, freundschafft, gnedigen grus und geneigten willen, auch underthenigste, underthenige und willige dienst Und hiemit zu wissen: Nach dem Gott, der Allmechtige, zu diesen letzten zeiten der vorgengklichen Welt aus unermesslicher lieb, gnad und barmhertzigkeit dem Menschlichen geschlecht das Liecht seines heiligen Evangelii und allein seligmachenden Worts aus dem Aberglaubischen, Bepstischen Finsternüs deutscher Nation, unserm geliebten Vaterlandt, rein, lauter und unvorfelscht erscheinen und vorleuchten lassen Und darauff aus Göttlicher, Prophetischer, Apostolischer schrifft ein kurtz Bekantnüs zusammen gefasset, so auff dem Reichstag zu Augspurgk Anno etc. 30 weiland Kayser Carolo dem fünfften, hochlöblichster gedecht[A2v]nüs, von unsern Gottseligen und Christlichen Vorfahren in Deutscher und Lateinischer sprach ubergeben, für allen Stenden des Reichs dargethan und öffentlich durch die gantze Christenheit in der weiten Welt ausgebreitet worden und erschollen ist. Als haben sich volgents zu solchem Bekentnüs viel Kirchen und Schulen als dieser zeit zum Symbolo ires Glaubens in den fürnembsten streitigen Artickeln wider das Bapsthumb und allerley Rotten bekennet und darauff in Christlichem, einmütigen vorstand und one einigen streit und zweiffel sich gezogen, beruffen und die darin begriffene und in Göttlicher schrifft wolgegründte, auch in den bewerten, alten Symbolis kurtz vorfaste Leer vor den einigen alten und von der allgemeinen, rechtlehrenden Kirchen Christi geglaubten, wider viel Ketzereyen und Irthumben erstrittenen und widerholeten Consens erkant, fest und bestendig gehalten. Was aber bald auff den Christlichen Abschied des Hocherleuchten und Gottseligen Mannes Doct[or] Martini Luthers in unserem geliebten Vaterlandt Deutscher Nation für gantz gefehrliche leuffte und beschwerliche unruhe erfolget und wie bey solchem sorglichen zustand und zerrüttung der wolgefasten Regiment der feind des Menschlichen geschlechts sich bemühet, seinen Samen falsche Lere und uneinigkeit auszusprengen, in Kirchen und Schulen schedliche und ergerliche spaltung zuerregen, damit die reine Lere Gottes Worts zuverfelschen, das Band der Christlichen Lieb und einmütigkeit zutrennen und den lauff [A3r] des heiligen Evangelii hierdurch mercklich zuvorhindern und auffzuhalten; und welcher gestalt dahero die Widersacher der Göttlichen warheit ursach genommen, uns und unsere Schulen und Kirchen ubel auszuruffen, ire Irthumb zubementeln und die armen, verirreten gewissen vom erkentnus der reinen, Evangelischen Lere abzuwenden und desto williger unter dem Bäpstischen joch und zwang wie auch unter andern wider Gottes Wort streitigen Irthumben zu halten, Solches ist zwar menniglichen bewust, offenbar und unvorborgen. Wiewol wir nun nichts liebers gesehen und von dem Allmechtigen gewüntscht und gebeten, dann das unsere Kirchen und Schulen in der Lere
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Nr. 7: Erstdruck der Vorrede zu Konkordienformel und Konkordienbuch
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Gottes worts, auch lieblicher, Christlicher einigkeit erhalten und wie bey lebzeiten Doctor Luthers nach anleitung Gottes worts Christlich und wol angestelt und fortgepflantzt werden möchten, So ist doch gleicher gestalt wie noch bey der heiligen Aposteln leben in den Kirchen, darinnen sie das reine, lautere wort Gottes selbst gepflantzet, durch falsche Lerer vorkerete leer eingeschoben worden, Also auch uber unsere Kirchen umb unserer und der undanckbaren Welt unbusfertigkeit und sünde willen vorhengt worden. Derwegen wir dann uns unsers von Gott befohlenen und tragenden Ampts erinnert und nicht unterlassen haben, unsern fleis dahin anzuwenden, damit in unsern Landen und gebieten denselben darin eingefürten und je lenger je mehr einschleichenden, falschen, vorführischen Leren gesteuret und unsere Un[A3v]derthanen auff rechter bahn der einmal erkanten und bekanten Göttlichen warheit erhalten und nicht davon abgefüret werden möchten. Inmassen dann unsere löbliche Vorfahren und zum teil wir auch derwegen uns zu dem ende mit einander zu Franckfurt am Meyn des 58. Jars, bey der damals fürgestandenen gelegenheit des gehaltenen Churfürsten tages, eines Christlichenj Abschieds und dahin vorglichen, das wir in einer gemeinen versamlung zu hauff komen und von etzlichen sachen, die von unsern widerwertigen uns und unseren Kirchen und Schulen zum ergsten gedeutet worden, notdürfftiglichen und freundlichen unterreden wolten. Darauff dann volgents unsere selige Vorfahren und zum mehrern teil wir uns gegen der Naumburgk in Döringen zusamen gethan, mehrgedachte Augspurgische Confession, so Kayser Carl dem V. in der grossen Reichsvorsamlung zu Augspurg Anno etc. 30 uberantwortet, an die hand genommen und solch Christlich bekantnus, so auff das zeugknüs der unwandelbaren warheit Göttliches Worts gegründet, damit künfftiglichen auch unsere Nachkomen vor unreiner, falscher und dem Wort Gottes widerwertiger Lere, so viel an uns, zu warnen und zu verwaren, abermals einhelliglichen subscribirt, Und solcher gestalt gegen der Röm[ischen] Kay[serlichen] May[este]t, unserm aller gnedigsten Herrn, und sonsten menniglichen bezeuget und dargethan, das unser gemüt und meinung gar nicht were, einige andere oder neue Lere anzunemen, zuvorteidigen oder auszubreiten, Sondern bey der zu Augspurgk Anno etc. 30 [A4r] einmal erkanten und bekanten warheit vormittelst Göttlicher vorleihung bestendiglich zuvorharren und zubleiben, der zuvorsicht und hoffnung, es solten nicht allein dardurch die Widersacher der reinen, Evangelischen Leer von irem erdichten lestern und vorunglimpffung wider uns abgestanden und andere guthertzige Leut durch solche unsere widerholete und repetirte bekentnus erinnert und angereitzet worden sein, mit desto mehrerm ernst der warheit des allein seligmachenden, Göttlichen Worts nachzuforschen, bey zupflichten und zu irer Seelen heil und ewigen
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wolfart darbey one einige fernere disputation und gezenck Christlich zubleiben und zuvorharren. Wir haben aber dessen allen ungeacht nicht one beschwerung erfahren müssen, das diese unsere erklerung und widerholung unserer vorigen Christlichen bekantnüs bey den Widersachern wenig geachtet, noch hierdurch wir oder unsere Kirchen der ausgesprengten, beschwerlichen nachreden erlediget, Sondern von den andern, unsern und unserer Christlichen Religion widerwertigen und irrigen opinions vorwandten auch solche wolmeinende handlung nochmals dahin verstanden und gedeutet worden, als solten wir unsers Glaubens und Religions bekentnüs so ungewis sein und dasselbe so viel und offt vorendert haben, das weder wir noch unsere Theologen wissen mögen, welches die rechte und einmal ubergebene Augspurgische Confession sey, durch welch ungegründ vorgeben viel fromer hertzen von unsern Kirchen und Schulen, Lehr, Glauben und Bekandtnüs abgeschreckt und abgehalten werden. [A4v] Darzu auch dieser unrath komen, das unter dem Namen viel gedachter Augspurgischen Confession die widerwertige Lere vom heiligen Sacrament des Leibes und Bluts Christi und andere irrige opinionen hin und wider in Kirchen und Schulen eingeschoben worden. Wann dann solches etzliche Gottfürchtige, friedliebende und gelerte Theologen vormerckt und wol gesehen, das diesen falschen vorleumbdungen und denen teglich weiter einreissenden Religions streiten besser nicht zubegegnen, dann so die eingefallenen spaltungen von allen streitigen Artickeln gründlich und eigentlich aus Gottes Wort erkleret, entscheiden und falsche Lehr ausgesetzt und verworffen, die Göttliche warheit aber lauter bekennet, dardurch den Widersachern mit bestendigem grunde der mund gestopfft und den einfeltigen, fromen hertzen richtige erklerung und anleitung vorgestelt würde, wie sie sich in solchen Zwiespalt schicken und künfftiglich durch Gottes gnade für falscher Lere bewaret werden möchten. So haben obgedachte Theologen sich anfenglich durch ausführliche schrifften aus Gottes Wort gegen einander deutlich und richtig erkleret, Welcher gestalt mehrgedachte, ergerliche spaltungen one verruckung der Göttlichen warheit beygelegt und auffgehoben Und dardurch den Widersachern aller gesuchter schein und ursach zu lestern abgestrickt und benomen werden könte, Entlichen auch die streitigen Artickel vor die hand genomen, in Gottes furcht betracht, erwogen, erkleret und, wie die eingefallene spaltungen Christlich zuentscheiden, in eine Schrifft vorfasset. [A5r] Und als uns zum teil von solchem Christlichen Werck bericht einkomen, haben wir darob nicht allein ein gutes gefallen gehabt, sondern dasselbe auch mit Christlichem ernst und eiffer zubefördern, uns von wegen unsers tragenden und von Gott befohlenen Ambts schuldig geachtet. Und demnach wir, der Churfürst zu Sachsen etc., mit Rath und zuthuen etzlicher unserer Religions vorwandten Chur und Fürsten zu befürderung der Christlichen Lerer einigkeit etzliche vorneme, unvordechtige, wolerfahrne und gelerte Theo-
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logen gegen Torgau der wenigern Zahl im 76. Jahr zusammen beruffen, welche sich mit einander von den streitigen Artickeln und der jetzt angezogenen, derhalben gefasten, schrifftlichen vorgleichung Christlich unterredet und mit anruffung Gottes, des Allmechtigen, zu seinem lob und ehre, entlichen mit gutem bedacht und sorgfeltigem fleis durch besondere gnade des heiligen Geistes alles, so hierzu gehörig und notwendig, in gute Ordnung zusammen gefasset und in ein Buch gebracht haben, welches hernach etzlichen vielen der Augspurgischen Confession vorwandten Chur, Fürsten und Stenden zugesand und begert worden, das ire Liebden und sie dasselbige durch ire vornehme Theologen mit besonderem ernst und Christlichem eiffer durchlesen, hin und her erwegen, darauff ire erklerungen und Censuras in schrifften vorfassen lassen und uns darüber allenthalben ir Rathsames bedencken one scheu zuerkennen geben wolten. [A5v] Nach dem nun solche erholete iudicia eingebracht und in denselben aller handt Christliche, notwendige und nützliche erinnerung geschehen, welcher gestalt die in der uberschickten erklerung begriffene Christliche Lehr wider allerley gefehrlichen mißvorstandt mit Gottes Wort vorwaret werden köndte, damit unter derselben künfftiglich nicht unreine Lehr vorsteckt, sonder eine lautere erklerung der warheit auch auff unsere Nachkomen gebracht werden möchte. Als ist daraus letzlich obberürte Formula der Christlichen Concordien, wie hernach folget, vorfertigt worden, Darauff unter uns etliche, dieweil es bey uns allen aus sonderbaren, vorhinderlichen ursachenk noch zur zeit nicht vorgenommen werden mögen, dieselbe ferner allen und jeden unserer Lande und Gebieten Theologen, Kirchen und Schuldienern von Artickeln zu Artickeln vorlesen und sie zu fleissiger und ernstlicher betrachtung der darinnen begriffenen Lehr erinnern und ermanen lassen. Und nach dem sie die erklerung der eingefallenen zwiespaltungen zu förderst dem Wort Gottes und dann auch der Augspurgischen Confession gemeß und gleichförmig befunden, Als haben sie, denen es obgehörter massen vorgelegt worden, mit erfreuetem gemüte und hertzlicher dancksagung gegen Gott, dem Allmechtigen, dis Concordien Buch für den rechten, Christlichen verstandt der Augspurgischen Confession freywillig und mit wolbedachtem muth angenommen, Approbirt, unterschrieben und solches mit hertzen, mund und handt öffentlich bezeuget. Derwegen dann [A6r] auch diselbe Christliche vorgleichung nicht allein etzlicher wenig unserer Theologen, sondern in gemein aller und jeder unserer Kirchen und Schuldiener in unsern Landen und Gebieten einmütiges und einhelliges bekantnüs heist und ist. Dieweil dann nun die vorgemelten, unserer löblichen Vorfahren und unsere zu Franckfurt am Mayn und Naumburgk auffgerichte und wolgemeinte Abschiede nicht allein das begerte ende der Christlichen einigkeit nicht erreicht,
k danach vom Rand eingewiesen: wie auch bei andern mehr ständen; davor: der baiden churf[ursten] Sachsen und Brandenburg etc. addition
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sondern dieselben auch von etlichen zu bestetigung irer irrigen Lere haben wollen angezogen werden, Da doch in unser gemüth und hertz nicht komen, das wir durch dieselbigen einige neue, falsche oder irrige Lehr einfüren, beschönen, bestetigen oder von der Anno etc. 30 ubergebenen Augspurgischen Confession im geringsten abweichen wolten, Und wir, so viel unser bey obernenter Naumburgischen handlung gewesen, uns damals vorbehalten und erboten haben, wann unser Bekentnus von jemand künfftig angefochten oder zu welcher zeit es die notturfft erfordern würde, das wir derwegen fernere ausfürung thun wolten, So haben wir uns zu entlicher erklerung unsers gemüts numehr gedachten buchs der Concordien und widerholung unsers Christlichen Glaubens und Bekantnus Christlichen voreiniget und vorglichen. Und damit sich durch unserer Widersacher ungegründte vorleumbdung, als solten wir selbst nicht wissen, welches die rechte Augspurgische Confession were, niemand dörffte irre machen lassen, sondern die, so jetzo leben, so wol als unsere liebe Nachkomen, eigentlich und gründ[A6v]lich möchten bericht werden und endliche gewisheit haben, welches dieselbe Christliche Confession, darzu sich bisanhero wir und die Kirchen und Schulen unserer Lande jederzeit bekant und beruffen, seye, haben wir in demselben nach dem reinen, unfehlbaren und unwandelbaren Wort Gottes uns einig und allein zu der Augspurgischen Confession, so Kayser Carolo dem V. Anno etc. 30 in der grossen Reichsvorsamlung zu Augspurg ubergeben, wie die in unserer seligen Vorfahren, welche dieselbige Kayser Carolo dem V. auff jetztgemeltem Reichstag selbsten uberantwortet, Archiven vorhanden gewesen und hernach mit dem Rechten, dem Kayser ubergebenen Original, so in des heiligen Reichs vorwarung geblieben, durch wolbeglaubte leute mit grossem fleis Collationirt und hernach beide, das Lateinische und Deutsche Exemplar, allenthalben gleicher meinung befunden und zu keiner andern bekennen wollen, Auch der ursach solche damals ubergebene Confession dieser nachfolgenden unserer erklerung und Concordien Buch einvorleiben lassen, auff das menniglich sehen möge, das wir in unsern Landen, Kirchen und Schulen keine andere Lere zugedulden gemeint, dann wie dieselbe zu Augspurg Anno etc. 30 durch mehrgedachte Churfürsten, Fürsten und Stende einmal bekant worden, darbey wir auch vormittelst der gnaden Gottes bis an unser seliges ende gedencken zu vorharren und vor dem Richterstuel unsers Herren Jhesu Christi mit frölichem, unerschrockenem hertzen und gewissen zuerscheinen. Und vorhoffen demnach, es werden hinfüro unsere Widersacher unser, auch unserer Kirchen und derselben Diener mit den beschwer[Br]lichen aufflagen verschonen, da sie vorgeben, als ob wir unsers Glaubens ungewis seien und deswegen fast alle Jahr oder Monat eine neue Confession machen solten. Was dann die andere Edition der Augspurgischen Confession anlanget, deren auch in der Naumburgischen handlung meldung geschehen, Weil wir befunden und menniglich offenbar und unvorborgen ist, das sich etzliche
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unterstanden, die Irthumb vom heiligen Abendmal und andere unreine Lere unter den worten derselbigen andern Edition zuvorstecken und zuvorbergen und solches in offentlichen schrifften und ausgegangenem druck den einfeltigen Leuten einzubilden, ungeachtet das solche irrige Lere in der zu Augspurg ubergebenen Confession mit ausdrücklichen worten verworffen und viel einanders zuerweisen ist, So haben wir hiemit auch offentlich bezeugen und darthuen wöllen, das damals, wie auch noch, unser wille und meinung keines weges gewesen, falsche und unreine Lehr, so darunter verborgen werden möchte, dardurch zubeschönen, zubementeln oder als der Evangelischen Lehr gemes zubestetigen, Inmassen wir dann die andere Edition der ersten, ubergebenen Augspurgischen Confession zu wider niemals vorstanden noch auffgenommen, oder andere mehr nützliche schrifften Herrn Philippi Melanthonis, wie auch Brentii, Urbani Regii, Pommerani etc., wofern sie mit der Norma, der Concordien einvorbeibt, uberein stimmen, nicht verworffen oder verdampt haben wollen.l [Bv] Desgleichen, ob wol etliche Theologi, wie auch Lutherus selbsten, vom heiligen Abendmal in die disputation von der persönlichen voreinigung beider Naturen in Christo (doch wider iren willen) von den Widersachern gezogen, So erkleren sich unsere Theologen inhalts des Concordien Buchs und der darinnen begriffenen Norma lauter, das unser und des Buchs bestendiger meinung nach die Christen im handel von des Herren Abendmal auff keinen andern, sondern auff diesen einigen grundt und fundament, nemlich auff die wort der stifftung des Testaments Christi, gewiesen werden sollen, welcher Allmechtig und warhafftig und demnach zuvorschaffen vermag, was er verordnet und in seinem Wort vorheissen hat. Und do wir bey diesem grundt unangefochten bleiben, von andern gründen nicht disputiren, sondern mit einfeltigem glauben bey den einfeltigen worten Christi vorharren, welches am sichersten und bey den gemeinen Leyen auch erbaulich, der diese disputation nicht ergreiffen kan, wann aber die Widersacher solchen, unsern einfeltigen glauben und verstandt der Wort des Testaments Christi anfechten und als ein unglauben schelten und vorwerffen, als sey unser einfeltiger verstandt und glaub wider die Artickel unsers Christlichen Glaubensm und demnach falsch und unrecht, solle durch warhafftige erklerung der Artickel unsers Christlichen Glaubens angezeigt und erwiesen werden, das obgemelter unser einfeltiger verstandt der wort Christi denselben Artickeln nicht zuwider seye.
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danach vom Rand eingewiesen und wieder gestr.: Doch gleich wol uns kheins wegs gefallen lassen, noch billichen können, das wider unsern verstand, meinung und willen ettliche unrichtige theologen in den puncten, daruber die zeitt hero unter den augspurgischen confessions verwandten so hefftig gestritten worden, ire irthumb und widerwertige, falsche meinungen in und mitt der andern edition der aug[spurgischen] confession beschönen und darinnen verstecken wöllen; davor: hertzog Julii addition | m danach vom Rand eingewiesen: besunders von der menschwerdung dess sons Gottes, von seiner himelfart und sitzen zur rechten der allmechtigen krafft und maiestet Gottes; davor: d. Kem[nitii] und Ja[cobi] additio
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[B2r] Die Phrases und Modos Loquendin von der Mayestet Menschlicher Natur in der Person Christi, darein sie zur Rechten Gottes gesetzt und erhöhet, betreffendt, oda gesagt wird, die Menschliche Natur Christi ist Allmechtig, allwissende, allenthalben, etc.o, Damit auch deshalben aller mißvorstandt und ergernus auffgehoben, Dieweil das Wort abstractum nicht in einerley verstandt von den Schul und Kirchenlerern gebraucht, erkleren sich unsere Theologi mit lautern klaren worten, das ermelte Göttliche Mayestet der menschlichen Natur Christi nicht ausserhalb der persönlichen voreinigung zugeschrieben oder das sie dieselbige an und vor sich selbstp – essentialiter, formaliter, habitualiter, subiective, wie die Schullerer reden – habe, dergestalt dann und do also geleret wirdet, die Göttliche und Menschliche Natur sampt derselben eigenschafften mit einander vormischt und die Menschliche Natur der Göttlichen Natur nach iren wesen und eigenschafften exaequirt und also verlaugnet würde, sondern wie die alten Kirchenlerer geredt, Ratione et dispensatione hypostaticae unionis, das ist von wegen der persönlichen voreinigung, welches ein unerforschlich geheimnüs ist. Was dann die Condemnationes, aussetzung und vorwerffung falscher, unreiner Lere, besonders im Artickel von des Herren Abendmal, betrifft, so in dieser erklerung und gründlicher hinlegung der streitigen Artickel ausdrücklich und unterschiedlich gesetzt werden müssen, darmit sich menniglich vor denselben wüste zu hüten und aus vielen andern ursachen keines wegs [B2v] umbgangen werden kan, ist gleicher gestalt unser wille und meinung nicht, das hiemit die Personen, so aus einfalt irren und die warheit des Göttlichen Worts nicht lestern, viel weniger aber gantze Kirchen in oder ausserhalb des heiligen Reichs deutscher Nation gemeint, sondern das allein damit die falschen und vorführischen Leren und derselben halsstarrige Lerer und lesterer, die wir in unsern Landen, Kirchen und Schulen keines weges zugedulden gedencken, eigentlich vorworffen werden, dieweil dieselbe dem ausgedrucktem Wort Gottes zu wider und neben solchem nicht bestehen können, auff das frome hertzen für derselben gewarnet werden möchten. Sintemal wir uns gantz und gar keinen zweiffel machen, das viel fromer, unschuldiger Leute auch in den Kirchen, die sich bishero mit uns nicht aller dings vorglichen, zufinden seind, welche in der einfalt ires hertzens wandeln, die sach nicht recht vorstehen und an den lesterungen wider das heilige Abendmal, wie solches in unsern Kirchen nach der stifftung Christi gehalten und vermöge der Wort seines Testaments davon einhelliglich geleret wird, gar keinen gefallen tragen und sich verhoffentlich, wann sie in der Lehr recht unterrichtet werden, durch anleitung des heiligen Geistes zu der unfehlbaren warheit des Göttlichen Worts mit uns und unseren Kirchen und Schulen n am Rand: d. Kem[nitii] und d. Ja[cobi] add[itio]: im buch der concordien gesetzt | o – o im Text unterstrichen, hsl. am Rand: dise unterstrichne wort möchte dagegen außgelassen werden p danach vom Rand eingewiesen: auch in der persönlichen vereinigung; davor: d. Kem[nitii] und d. Ja[cobi] add[itio]
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begeben und wenden werdenq. Derwegen wir dann auch hiemit vor Gottes, des Allmechtigen, angesicht und der gantzen Christenheit bezeugen, das unser gemüt und meinung gar nicht ist, durch diese Christliche vorgleichung zu einiger beschwerung und verfolgung der armen, bedrangten Christen [B3r] ursach zugeben, dann wie wir mit denselben aus Christlicher lieb ein besonders mitleiden tragen, Also haben wir an der verfolger wüten ein abscheu und hertzliches misfallen, wöllen uns auch dieses Bluts gantz und gar nicht teilhafftig machen, welches sonder zweifel von der verfolger henden an dem grossen tag des Herrn vor dem ernsten und gestrengen Richterstuel Gottes wird gefordert, sie auch darfür eine schwere Rechenschafft geben werden müssen. Und dieweil unser gemüt und meinung, wie oben gemeldet, allezeit dahin gerichtet gewesen, das in unsern Landen, Gebieten, Schulen und Kirchen kein andere Lehr, dann allein die, so in der heiligen, Göttlichen Schrifft gegründet und der Augspurgischen Confession und Apologia in irem rechten verstandt einvorleibet, gefüret und getrieben und darbey nichts, so derselben zu entgegen einreissen möchte, verstattet würde, dahin dann diese jetzige vorgleichung auch gestelt, gemeint und ins Werck gerichtet. So wollen wir hiemit abermals öffentlich vor Gott und allermenniglich bezeuget haben, das wir mit vielgedachter jetziger erklerung der streitigen Artickel keine neue oder andere Confession, dann die, so einmal Kayser Carolo dem V., Christlicher gedechtnüs, zu Augspurg Anno etc. 30 ubergeben, gemacht, sondern unsere Kirchen und Schulen zu förderst auff die heilige Schrifft und Symbola, dann auch auff erstermelte Augspurgische Confession gewiesen und hiemit ernstlich vermanet haben wollen, das besonders die Jugend, so zum Kirchen dienst und heiligen Ministerio aufferzogen, in solcher [B3v] mit treu und fleis unterrichtet werde, damit auch bey unsern Nachkomen die reine Lere und bekantnüs des Glaubens bis auff die herrliche zukunfft unsers einigen Erlösers und Seligmachers Jhesu Christi durch hülff und beystand des heiligen Geistes erhalten und fortgepflantzt werden möge. Wann dann dem also und wir unsers Christlichen Bekantnüs und Glaubens aus Göttlicher, Prophetischer und Apostolischer schrifft gewiss und dessen durch die gnade des heiligen Geistes in unsern hertzen und Christlichen gewissen genugsam vorsichert sein und dann die höchste und eusserste notdurfft erfordert, das bey so vielen eingerissenen Irthumben, erregten ergernüssen, streit und langwirigen spaltungen eine Christliche erklerung und vorgleichung aller eingefallener disputation geschehe, die in Gottes Wort wolgegründet, nach welcher die reine Lere von der vorfelschten erkant und unterschieden werde und den unruigen, zanckgirigen Leuten, so an keine geq danach vom Rand eingewiesen: wie denn den theologen und kirchen dienern obligen will, das sie auß Gottes wort auch die jenigen, so auß einfalt und unwissend irren, irer seelen gfahr gebürlich erinnern und dafur warnen, darmitt sich nicht ein blinder den andern verleiten lasse; davor: hertzog Julii addition
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Vorrede
wisse form der reinen Lehr gebunden sein wöllen, nicht alles frey und offen stehe, ires gefallens ergerliche disputation zuerwecken und ungereumbte Irthumb einzufüren und zuvorfechten, daraus nichts anders erfolgen kan, dann das entlich die rechte Lehr gar vertunckelt und verloren und auff die nachkomende Welt anders nichts dann ungewisse opiniones und zweiffelhafftige, disputirliche wahn und meinungen gebracht werden. Und dann wir aus Göttlichem bevehl unsers tragenden Ampts halben, unserer eigenen und unserer zugehörigen Underthanen zeitlicher und ewiger wolfarth wegen, uns [B4r] schuldig erkennen, alles das zuthuen und fortzusetzen, was zu vormehrung und ausbreitung Gottes lob und ehren und zu seines allein seligmachenden Worts fortpflantzung, zu ruhe und friede Christlicher Schulen und Kirchen, auch zu notwendigem trost und unterricht der armen, verirreten gewissen dienstlich und nützlich sein mag, und uns daneben unvorborgen ist, das viel guthertzige, Christliche Personen, hohes und nidriges standes, nach diesem heilsamen Werck der Christlichen Concordien sehnlich seufftzen und ein besonders verlangen tragen. Dieweil dann auch anfangs dieser unserer Christlichen vorgleichung unser gemüt und meinung niemals gewesen, wie auch noch nicht ist, dieses heilsame und hochnötige Concordien werck im finstern vor jederman heimlich und verborgen zuhalten oder das Liecht der Göttlichen warheit unter den Scheffel und Tisch zu setzen, So haben wir die Edition und Publicirung desselben nicht lenger einstellen noch auffhalten sollen und zweiffeln gar nicht, es werden alle frome hertzen, so rechtschaffene liebe zu Göttlicher warheit und Christlicher, Gottgefelliger einigkeit tragen, inen dieses heilsame, hochnötige und Christliche werck neben uns Christlich gefallen und an inen disfals zu beförderung der ehre Gottes und der gemeinen, ewigen und zeitlichen wolfart keinen mangel sein lassen. Dann wir abermals schlißlich und endlich zu widerholen, durch dieses Concordien werck nichts neues zumachen, noch von der einmal von unsern Gottseligen Vorfahren und uns erkanten und bekanten Göttlichen warheit, wie die in Prophetischer und Aposto[B4v]lischer schrifft gegründet und in den dreyen Symbolis, auch der Augspurgischen Confession, Anno etc. 30 Kayser Carolo dem V., hochmilder gedechtnüs, ubergeben, der darauff ervolgten Apologia, in den Schmalkaldischen Artickeln und dem grossen und kleinen Catechismo des hocherleuchten Mannes D. Lutheri ferner begriffen ist, gar nicht, weder in Rebus noch Phrasibus, abzuweichen, sondern viel mehr durch die gnade des heiligen Geistes einmütiglich dabey zuvorharren und zubleiben, auch alle Religions streit und deren erklerungen darnach zu reguliren gesinnet und daneben mit unsern mitgliedern, den Churfürsten und Stenden im heiligen Römischen Reich, auch andern Christlichen Potentaten nach inhalt des heiligen Reichs ordnungen und sonderer voreinigungen, die wir mit inen haben, in guten frieden und einigkeit zuleben und einem jeden
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Nr. 7: Erstdruck der Vorrede zu Konkordienformel und Konkordienbuch
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nach seines standes gebühr alle liebe, dienst und freundtschafft zuerzeigen entschlossen und gemeint sein. So wollen wir uns auch weiter freundlichen vorgleichen, welcher gestalt in unsern Landen durch fleissige Visitation der Kirchen und Schulen, auffsehung auff die Druckereyen und andere heilsame mittel nach unser selbst und jedes orts gelegenheit uber diesem Concordien werck ernstlich zu halten Und wo sich die jetzige oder neue streit bey unser Christlichen Religion widerregen wolten, wie dieselbigen one gefehrliche weitleufftigkeit zu vorhüttung allerley ergernüs zeitlichen mögen beygelegt und vorglichen werden. Zu urkunt haben wir uns mit einmütigem hertzen unterschrieben und unsere Secret auffdrucken lassen, etc.
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Abkürzungsverzeichnis 5A 6P AC ACO AdR AEN AHMA AHST AKThG ALM
Anm. ASm AWA B. BCM BCS BCW Bd. BDS bearb. BL
BO
BPfKG BRN BSLK BSRK BSGRT CA
Fünf Artikel Sechs Predigten Apologia Confessionis Augustanae Acta conciliorum oecumenicorum, hg. v. Eduard Schwartz, Berlin 1914ff. Akten der deutschen Reichsreligionsgespräche im 16. Jahrhundert, hg. v. Klaus Ganzer und Karl-Heinz zur Mühlen. 3 Bd., Göttingen 2000–2007. Aristoteles, Ethica Nicomachea, hg. v. Otto Apelt, Leipzig 19123 (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). Analecta hymnica medii aevi. 55 Bd., Leipzig 1886–1922. Alexander von Hales, Summa theologica. 5 Bd., hg. v. Bonaventura-Kollegium, Quaracchi bei Florenz 1924–1980. Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegeschichte, hg. v. Klaus Fitschen u.a., Leipzig 1996ff. Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, hg. v. Wilhelm Heinrich Roscher. 6 Bd., Leipzig 1884–1937 (Nachdruck: Hildesheim 1978–1992). Amnerkung Schmalkaldische Artikel Archiv zur Weimarer Ausgabe der Werke Martin Luthers. Texte und Untersuchungen, Köln u.a. 1981ff. Beatus/Beata mit allen Flexionsformen Gabriel Biel, Canon Misse expositio. 5 Bd., hg. v. Heiko Augustinus Oberman und William J. Courtenay, Wiesbaden 1963–1976 (VIEG 31–34. 79). Gabriel Biel, Collectorium circa quattuor libros sententiarum, hg. v. Wilfried Werbeck und Udo Hofmann. 5 Bd., Tübingen 1973 –1992. Bernhard von Clairvaux, Sämtliche Werke: lateinisch, deutsch. 10 Bd., hg. v. Gerhard Winkler u.a., Innsbruck 1990 –1999. Band, Bände Martin Bucers deutsche Schriften, hg. v. Gottfried Seebaß, Gütersloh 1960ff. bearbeitet Frank Edward Brightman, Liturgies – eastern and western. Bd. 1: Eastern liturgies (keine weiteren Bände erschienen), Oxford 1896 (Nachdruck Oxford 1967). Bonaventura, Doctoris Seraphici S. Bonaventurae S. R. E. Episcopi Cardinalis opera omnia. 10 Bd., hg. v. Collegium S. Bonaventurae, Quaracchi bei Florenz 1882–1902. Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde, Grünstadt 1925ff. Bibliotheca reformatoria Neerlandica. 10 Bd., hg. v. Samuel Cramer u.a., S’ Gravenhage 1903 –1914. Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischenKirche, hg. im Gedenkjahr der Augsburgischen Konfesion 1930, Göttingen 20103. Reformierte Bekenntnisschriften. 4 Bd., hg. im Auftrag der EKD von Heiner Faulenbach und Eberhard Busch, Neukirchen-Vluyn 2002ff. Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana, Leipzig 1914ff. Confessio Augustana
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Abkürzungsverzeichnis Cap. Cat. Rom. C&C
CCath CChr.COGD CChr.SL CIC COD CorpAp CR CSch CSEL CT
CTB DH
D. ders./dies. dgl. DIA Dist. DOO
DrHSA E ex E.E.W. E.F.G. E.F.E.W. E.F.W. E.K.M. E. Key. M. E.V.E.W. EAS EB EG
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Caput mit allen Flexionsformen Catechismus Romanus Controversia et Confessio. Theologische Kontroversen 1548–1577. Kritische Auswahledition, hg. im Auftrag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz von Irene Dingel. 9 Bd., Göttingen 2008ff. Corpus Catholicorum, hg. v. Pierre Fraenkel u. a., Münster 1919ff. Corpus Christianorum. Conciliorum œcumenicorum generaliumque decreta. 7 Bd., Turnhout 2006ff. Corpus Christianorum. Series Latina, hg. v. Roger Gryson u.a., Turnhout 1954ff. Corpus Iuris Civilis. Editio stereotypa octava. 2 Bd., hg. v. Paul Krüger, Berlin 1905/6. Conciliorum oecumenicorum decreta, hg. v. Hubert Jedin, Freiburg 1962. Corpus apologetarum Christianorum saeculi secundi. 9 Bd., hg. v. Johann Karl Theodor von Otto, Jena 1847–1881. Corpus reformatorum. 101 Bd., hg. v. Heinrich Ernst Bindseil u.a., Berlin 1834– 1959. Corpus Schwenckfeldianorum. 19 Bd., hg. v. Chester David Hartranft u.a., Leipzig 1907–1961. Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum, hg. v. Hildegund Müller u.a., Wien 1866ff. Consensus Tigurinus (1549). Die Einigung zwischen Heinrich Bullinger und Johannes Calvin über das Abendmahl. Werden – Wertung – Bedeutung, hg. v. Emidio Campi und Ruedi Reich, Zürich 2009. Correspondance de Théodore de Bèze, hg. v. Alain Dufour, Genf 1960ff (THR 40ff) Heinrich Denzinger, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen. Verbessert, erweitert, ins Deutsche übertragen und unter Mitarbeit von Helmut Hoping hg. v. Peter Hünermann, Freiburg u.a. 201043. Doktor, divus Derselbe, Dieselbe dergleichen Corpus iuris civilis. Digesta Iustiniani Augusti. 2 Bd., hg. v. Theodor Mommsen und Paul Krüger, Berlin 1868–1870 (Nachdruck Berlin 1962–1963). Distinctio Johannes Duns Scotus, Opera omnia. 12 Bd., Lyon 1639 (Neuausgabe
Hildesheim 1968). Dresden, Hauptstaatsarchiv D. Martini Lutheri exegetica opera latina [= Erlanger Ausgabe, lateinischer Teil], Erlangen 1829 –1886. Eure ehrbare Weisheit Eure fürstliche(n) Gnaden Eure fürsichtige(n), ehrnfeste(n) Weisen Eure fürsichtige(n) Weisen Eure königliche Majestät Eure kaiserliche Majestät Eure fürsichtige(n), ehrnfeste(n) Weisheite(n) Erasmus von Rotterdam, Ausgewählte Schriften. Lateinisch und Deutsch. 8 Bd., hg. v. Werner Welzig, Darmstadt 1967–1980. Evangelische Bekenntnisse. Bekenntnisschriften der Reformation und neuere Theologische Erklärungen. 2 Bd., hg. v. Rudolf Mau, Bielefeld 20082. Evangelisches Gesangbuch, 1993ff.
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610 EGr EKG EKO Ep Ettlinger f fol. FC
FM FT G. GCS GK GM GOC h. Hl./hl. HSA Hz. Imp. JDTh Jh. k.m. kay. mayt. Kf. KK KThGQ L L45 Lib. LMA LP LS LuJ m.
Abkürzungsverzeichnis Epistolographi Graeci, hg. v. Rudolph Hercher, Paris 1873 (Bibliotheca scriptorum Graecorum). Evangelisches Kirchengesangbuch, 1950ff. Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts, begr. v. Emil Sehling, hg. v. Eike Wolgast, Leipzig/Tübingen 1902ff. Epitome Theodoret von Kyrrhos, Eranistes, hg. v. Gerard H. Ettlinger, Oxford 1975. folgende/r folio Fontes Christiani. Zweisprachige Neuausgabe christlicher Quellentexte aus Altertum und Mittelalter, hg. v. Peter Dückers u.a., Freiburg u.a. 1990ff, Konkordienformel (Formula Concordiae) Maulbronner Formel Thomas von Aquin, Opera omnia. 34 Bd., hg. v. Stanislaus Eduard Fretté, Paris 1873–1880. Gnaden Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte, hg. v. Paul Gallay u.a., Berlin 1897ff. Großer Katechismus Wilhelm Gemoll/Karl Vretska, Gemoll. Griechisch-deutsches Schul- und Hand wörterbuch, München 200610. Johannes Gerson, Œuvres complètes. 10 Bd., hg. v. Palémon Glorieux, Paris 1960–1973. heilige/r Heilig, -e/heilig (mit allen Flexionsformen) Hauptstaatsarchiv Herzog Imperator mit allen Flexionsformen Jahrbücher für deutsche Theologie. 23 Bd., Stuttgart 1856–1878. Jahrhundert kaiserliche Majestät kaiserliche Majestät Kurfürst Kleiner Katechismus Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen. Ein Arbeitsbuch. 6 Bd., hg. v. Heiko A. Oberman u. a., Neukirchen-Vluyn 1977–2004. Thomas von Aquin, Opera omnia iussu impensaque Leonis XIII, hg. v. Thomas Cajetan u.a., Rom 1882ff (Editio Leonina). Martin Luther, Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Wittenberg 1545. Letzte zu Luthers Lebzeiten erschienene Ausgabe. 2 Bd., hg. v. Hans Volz, München 1972. liber mit allen Flexionsformen Lexikon des Mittelalters. 9 Bd., hg. v. Norbert Angermann u.a., München 1980–1998. Liber pontificalis = Le Liber pontificalis. Texte, introduction et commentaire. Bd. 1, hg. v. Louis Duchesne, Paris 1955 (BEFAR.R 3/1). A Greek-English Lexicon, hg. v. Henry George Liddel und Robert Scott, Oxford 19969. Luther-Jahrbuch. Jahrbuch der Luther-Gesellschaft, hg. v. Christopher Spehr u.a., Leipzig 1919ff. Majestät
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Abkürzungsverzeichnis Mansi MAW
MBW MCH MGH MGH.SRG MHS.C MWA NC ND NP o. OCA o. D. OGA o. O. OS par. PG PKMS
PL PLS Ps. PTS Pusey QGPK QGT QGTS QuM reg. RIS Rit. Rom. ro. kay. mat. rö.
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Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio. 53 Bd., hg. v. Giovanni Domenico Mansi, Florenz 1759–1827. Johannes Mathesius, Ausgewählte Werke. Bd. 3: Luthers Leben in Predigten. Nach dem Urdruck, hg. v. Georg Loesche, Prag 1898 (Bibliothek deutscher Schriftsteller aus Böhmen, Mähren und Schlesien 9). Melanchthon Briefwechsel, hg. v. Heinz Scheible, Stuttgart 1977ff. Jean Morin, Commentarius Historicus de disciplina in administratione sacramenti poenitentiae [...], Antwerpen 1682. Monumenta Germaniae historica, Hannover 1826ff. Monumenta Germaniae historica. Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi, Hannover 1829ff. Monumenta Hispaniae sacra. Serie canónica. 6 Bd., Madrid 1966–2002. Philipp Melanchthon, Werke in Auswahl, hg. v. Robert Stupperich, Gütersloh 1951–1975. Nicaeno-Constantinopolitanum Neudruck, Nachdruck Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, hg. v. Hubert Cancik. 16 Bd., Stuttgart 1996–2003. oben Orientalia Christiana analecta, Rom 1935ff. ohne Drucker Andreas Osiander d. Ä., Gesamtausgabe. Hg. von Gerhard Müller und Gottfried Seebaß. 10 Bde., Gütersloh 1975–1994. ohne Ort Johannes Calvin, Opera selecta, hg. v. Petrus Barth und Wilhelm Niesel, München 1926–1936. Parallelstellen Patrologia Graeca. 167 Bd., hg. v. Jacques Paul Migne, Paris 1857–1866. Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen, bearb. v. Erich Brandenburg, Johannes Herrmann und Günther Wartenberg. 6 Bd., Leipzig/Berlin 1900–2006. Patrologia Latina. 217 Bd., hg. v. Jacques Paul Migne, Paris 1841–1855. Patrologiae Latinae supplementum. 5 Bd., Paris 1958–1970. PseudoPatristische Texte und Studien, hg. v. Robert Volk u.a., Berlin 1963ff. Sancti patris nostri Cyrilli archiepiscopi Alexandrini in D. Ioannis Euangelium, hg. v. Edward Bouverie Pusey. 3 Bd., Oxford 1868–1877 (ND Brüssel 1965). Quellen zur Geschichte des Papsttums und des römischen Katholizismus, hg. v. Carl Mirbt und Kurt Aland, Tübingen 61967. Quellen zur Geschichte der Täufer, hg. v. Gottfried Seebaß u.a., Gütersloh 1938ff. Quellen zur Geschichte der Täufer in der Schweiz. 4 Bd., hg. v. Leonhard von Muralt, Zürich 1952–2008. Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche. Quellen und Materialien, hg. v. Irene Dingel. 2 Bd., Göttingen 2014. regierte Rerum Italicarum scriptores. 25 Bd., hg. v. Ludovico Antonio Muratori, Città di Castello 1723–1751. Rituale Romanum römisch kaiserliche Majestät römisch
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SQS.NS SSC SVigChr TB THR ThULB Jena TRE TzF u. UHO v. V.(C.)M. VD 16
Vg Vg Clem. W2
WA WA.B WA.DB WA.TR WDSL Wi dt WTE ZGNKG
Abkürzungsverzeichnis Johannes Duns Scotus, Quaestiones disputatae de rerum principio. Tractatus de primo rerum omnium principio, hg. v. Marianus Fernandez Garcia, Quaracchi 1910. Sankt, sanctus, Seite, siehe sicut Sources chrétiennes, hg. v. Nathalie Rambault u.a., Paris 1941ff.; Schwäbische Konkordie Spätmittelalter, Humanismus, Reformation, hg. v. Volker Leppin, Tübingen 2007ff. Stadtarchiv Stadtbibliothek
Sammlung ausgewählter kirchen- und dogmengeschichtlicher Quellenschriften. Neue Serie. 6 Bd., Leipzig 1924–1932. Schwäbisch-Sächsische Konkordie Supplements to Vigiliae Christianae, hg. v. Miroslav Marcovich u. a., Leiden 1987ff. Torgisches Buch Travaux d’humanisme et renaissance, Genf 1950ff. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena Theologische Realenzyklopädie. 36 Bd., hg. v. Gerhard Krause und Gerhard Müller, Berlin u.a. 1977–2004. Texte zur Forschung, Darmstadt 1971ff. unten Ulrich von Hutten, Opera quae reperiri potuerunt omnia, hg. v. Eduard Böcking. Bd. 5: Reden und Lehrschrfiten, Leipzig 1861 (ND Aalen 1963). von Vestra (Caesarea) Maiestas Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts, hg. v. der Bayerischen Staatsbibliothek München, Stuttgart 1983–2000 und elektronisches Zusatzverzeichnis Vulgata Novum testamentum Graece et Latine ex vulgata versione Clementina. 2 Bd., hg. v. Friedrich Brandscheid, Freiburg 1901 (Vulgata Clementina). Dr. Martin Luthers sämtliche Schriften. 25 Bd, hg. v. Johann Georg Walch, Jena 1740–1753. Nachdruck der zweiten, überarbeiteten Auflage St. Louis 1880–1910, Groß Oesingen 1986. D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. Abteilung Schriften, Weimar 1883–2011. – Abteilung Briefwechsel – Abteilung Deutsche Bibel – Abteilung Tischreden Karl Friedrich Wilhelm Wander, Deutsches Sprichwörter–Lexikon. 5 Bd., Leipzig 1867–1880 (ND Aalen 1963). Martin Luther, Der Erste [-zwölfte] Teil der Bücher D. Mart. Luth. [= Wittenberger Ausgabe. Deutsche Reihe]. 12 Bd., Wittenberg 1539–1559. John Wyclif, Tractatus de ecclesia, hg. v. Johann Loserth, London 1886 (ND New York 1966). Zeitschrift der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte, Braunschweig 1896–1940.
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Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur
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Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur Die im Literatur- und Kurztitelverzeichnis verwendeten Abkürzungen richten sich nach Siegfried Schwertner, IATG3 – Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete, Berlin u. a. 20143. Aldama, El Simbolo = Jóse Antonio de Aldama, El Simbolo Toledano I. Su texto, su origen, su posicion en la historia de los simbolos, Rom 1934 (Analecta Gregoriana 7). Alexopoulos, Der Ausgang des thearchischen Geistes = Theodoros Alexopoulos, Der Ausgang des thearchischen Geistes. Eine Untersuchung der Filioque-Frage anhand Photios’ „Mystagogie“, Konstantin Melitiniotes’ „Zwei Antirrhetici“ und Augustins „De Trinitate“, Göttingen 2009. Altenburger Kolloquium = COLLOQVIVM || zu || Altenburgk in || Meissen / Vom Artikel der || Rechtfertigung vor Gott. || Zwischen || Den Churfürstlichen vnd Fürstlichen zu Sachsen || etc. Theologen gehalten. || Vom 20. Octobris Anno 1568. bis auff den 9. || Martij / Anno 1569. || Jena: Donatus Richtzenhan 1569 (VD 16 K 1945). Andreae, Gründtlicher Bericht = Gründtlicher / War=||hafftiger / vnd bestendiger Bericht: || Von || Christlicher Einigkeit der Theo=||logen vnd Predicanten / so sich in einhelligem / || rechtem / warhafftigem / vnd eigentlichem verstandt / zu || der Augspurgischen Confession / in Ober vnd Nie=||der Sachsen / sampt den Oberlendischen vnd || Schwebischen Kirchen bekennen. || Durch || Etlicher Christlicher || Fürsten Gesanten im LXIX. etc. || vnd diesem lauffenden LXX. Jhar [...] || erkündiget / vnd zu Zerbst auff dem Synodo durch || [...] versamlete Theo=||logen / den 10.Maij [...] || erkleret. || Wolfenbüttel: Konrad Horn 1570 (VD 16 A 2641 und 2642). Anonymus, Brefvexling = Anonymus, Brefvexling emellan Melanchton, Luther och Brenz rörande rättfärdiggörelsen; samt nagra ord om nadens ordning, Carlshamn 1855. Augsburger Interim = Joachim Mehlhausen (Hg.), Das Augsburger Interim von 1548. Nach den Reichstagsakten deutsch und lateinisch, Neukirchen 19962 (TGET 3). Die Augsburgische Konfession = Die Augsburgische Konfession in ihrer ersten Gestalt als gemeinsames Bekenntnis deutscher Reichsstände. Zum 25. Juni 1930 in Lichtdrucktafeln, hg. im Einverständnis mit der v. Scheurl’schen Familie von der Gesellschaft der Freunde der Universität Halle-Wittenberg, hg. und eingel. v. Johannes Ficker, Halle 1930 (Schriften der Gesellschaft der Freunde der Universität Halle-Wittenberg 2). Bäumer, Geschichte = Suitbert Bäumer, Geschichte des Breviers, Freiburg/Br. 1895. Beneševič, Syntagma = Vladimir N. Beneševič, Syntagma XIV titulorum sine scholiis secundum versionem palaeo-Slovenicam, St. Petersburg 1906.
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Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur
Bergdolt, Die freie Reichsstadt Windsheim = Johannes Bergdolt, Die freie Reichsstadt Windsheim im Zeitalter der Reformation (1520–1580) (QFBKG 5), Leipzig/ Erlangen 1921. Bertram, Apologie = Joachim Christoph Bertram, Von der Apologie der Augspurgischen Confeßion und ihren verschiedenen Abfassungen, in: ders., Literarische Abhandlungen 3/2 (1782), 37–190. Bertram, Das evangelische Lüneburg = Johann Georg Bertram, Das evangelische Lüneburg. Oder Reformations- und Kirchen–Historie der Altberühmten Stadt Lüneburg […], Braunschweig 1719. Bertram, Geschichte = Joachim Christoph Bertram, Geschichte des symbolischen Anhangs der schmalkaldischen Artikel, Altdorf 1770. Bertram, Von der Apologie = Joachim Christoph Bertram, Von der Apologie der Augspurgischen Confeßion und ihren verschiedenen Abfassungen, in: ders., Literarische Abhandlungen 3/2 (1782), 37–190. Bizer, Abendmahlsstreit = Ernst Bizer, Studien zur Geschichte des Abendmahlsstreits im 16. Jahrhundert, Gütersloh 1940 (BFChTh.M 46), ND Darmstadt 1962. Brandy, Christologie = Hans Christian Brandy, Die späte Christologie des Johannes Brenz, Tübingen 1991 (BHTh 80). Brecht, Die ursprüngliche Gestalt = Martin Brecht, Die ursprüngliche Gestalt der Apologie der Confessio Augustana und ihre Entstehung, in: Rolf Decot (Hg.), Vermittlungsversuche auf dem Augsburger Reichstag 1530. Melanchthon – Brenz – Vehus, Stuttgart 1989 (VIEG.B 26). Brecht, Johannes Brenz = Martin Brecht u.a. (Hg.), Johannes Brenz. Frühschriften. Teil 1, Tübingen 1970. Brecht, Luther III = Martin Brecht, Martin Luther. Bd. 3: Die Erhaltung der Kirche 1532–1546, Stuttgart 1987. Brecht/Ehmer, Südwestdeutsche Reformationsgeschichte = Martin Brecht/Hermann Ehmer (Hg.), Südwestdeutsche Reformationsgeschichte. Zur Einführung der Reformation im Herzogtum Württemberg 1534, Stuttgart 1984. Bundschuh, Wormser Religionsgespräch = Benno von Bundschuh, Das Wormser Religionsgespräch von 1557. Unter bes. Berücksichtigung der kaiserlichen Religionspolitik, Münster 1988 (RGST 124). Bünting/Letzner, Chronica = Heinrich Bünting/Johannes Letzner, Braunschweig-Lüneburgische Chronica, Oder: Historische Beschreibung Der Durchlauchtigsten Herzogen zu Braunschweig und Lüneburg [...], Bd. 3: Das Neue Haus Braunschweig–Lüneburg samt dem Anhang oder Nachlese, und Register, bearb. von Philipp Julius Rehtmeyer, o. O. 1722. Burn, An introduction = Andrew Ewbank Burn, An introduction to the Creeds and to the Te Deum, London 1899. Burn, The Athanasian Creed = Andrew Ewbank Burn, The Athanasian Creed and its Early Comentaries, Cambridge 1896 (TaS 4). Burrus, Making of a Heretic = Virginia Burrus, The Making of a Heretic, Berkeley 1995 (The transformation of the classical heritage 24). Busch, Spicilegium = Heinrich Julius Friedrich Busch, Spicilegium anecdotorum ad historiam Apologiae August. Confessionis criticam pertinentium [...], in: Brem= und Verdische Bibliothek, worin zur Aufnahme der Wissenschaften insonderheit der theologischen, philologischen und historischen, allerley brauchbare Abhandlungen und Anmerkungen mitgetheilet werden, IV. Bd., Hamburg 1758.
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Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur
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Calinich, Naumburger Fürstentag = Robert Calinich, Der Naumburger Fürstentag 1561. Ein Beitrag zur Geschichte des Luthertums und des Melanchthonismus aus den Quellen des Königlichen Hauptstaatsarchivs zu Dresden, Gotha 1870. Chadwick, Priscillian of Avila = Henry Chadwick, Priscillian of Avila. The Occult and the Charismatic, Oxford 1976. Chemnitz, De duabus naturis in Christo = Martin Chemnitz, DE DVABVS NA-||TVRIS IN CHRISTO || DE HYPOSTATICA EA-||RVM VNIONE: || DE || COMMVNICATIONE || IDIOMATVM, ET ALIIS QVAE||stionibus inde dependentis || LIBELLVS [...], Jena: Tobias Steinmann 1591 (VD 16 C 2165) [Erstauflage: Jena 1570]. Clemen, Georg Witzel = Otto Clemen, Georg Witzel und Justus Jonas, in: ARG 17 (1920), 132–152. Confessio Augustana Variata = Confessio Augustana Variata. Das protestantische Einheitsbekenntnis von 1540, übers. v. Wilhelm H. Neuser, hg. v. Richard Ziegert, Speyer 1993. Cyprian, Historia = Ernst Salomon Cyprian (Hg.), Historia der Augspurgischen Confession. Bd. 2, Gotha 1730. Daniel, Lutheranism = David P. Daniel, Lutheranism in the Kingdom of Hungary, in: Lutheran Ecclesiastical Culture, 1550–1675, hg. v. Robert Kolb, Leiden/Boston 2008 (Brill’s Companions to the Christian Tadition 11), 480–486. Dingel, Bekenntnis und Geschichte = Irene Dingel, Bekenntnis und Geschichte. Funktion und Entwicklung des reformatorischen Bekenntnisses im 16. Jahrhundert, in: Dona Melanchthoniana. Festgabe für Heinz Scheible zum 70. Geburtstag, hg. v. Johanna Loehr, Stuttgart-Bad Cannstatt 2001, 22005, 61–81. Dingel, Concordia controversa = Irene Dingel, Concordia controversa. Die öffentlichen Diskussionen um das lutherische Konkordienwerk am Ende des 16. Jahrhunderts, Gütersloh 1996 (QFRG 63). Dingel, Eine Etappe = Irene Dingel, Eine Etappe Kurpfälzer Konfessionsgeschichte. Die Vorrede zu Konkordienformel/Konkordienbuch und Kurfürst Ludwig VI., in: BPfKG 69 (2002), 27–48. Dingel, Heidelberger Katechismus = Irene Dingel, Der Heidelberger Katechismus in den konfessionellen Debatten des 16. Jahrhunderts, in: Herman J. Selderhuis (Hg.), Macht des Glaubens. 450 Jahre Heidelberger Katechismus, Göttingen 2013, 41–51. Dingel, Melanchthon und die Normierung = Irene Dingel, Melanchthon und die Normierung des Bekenntnisses, in: Der Theologe Melanchthon, hg. v. Günter Frank, Stuttgart 2000 (Melanchthon-Schriften der Stadt Bretten 5). Dingel, Melanchthons Einigungsbemühungen = Irene Dingel, Melanchthons Einigungsbemühungen zwischen den Fronten: der Frankfurter Rezeß, in: Philipp Melanchthon. Ein Wegbereiter für die Ökumene, hg. v. Jörg Haustein, Göttingen 21997 (Bensheimer Hefte 82), 121–143. = Melanchthon’s Efforts for Unity between the Fronts: the Frankfurt Recess, in: Irene Dingel u.a., Philip Melanchthon. Theologian in Classroom, Confession, and Controversy, Göttingen 2012 (Refo 500 Academic Studies 7), 123–140. Dossetti, Il simbolo = Giuseppe Luigi Dossetti, Il simbolo di Nicea e di Constantinopoli. Edizione critica, Rom 1967 (Testi e ricerche di scienze religiose 2).
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Drecoll, Augustin Handbuch = Volker Henning Drecoll (Hg.), Augustin Handbuch, Tübingen 2007. Drecoll, Symbolum Quicumque = Volker Henning Drecoll, Das Symbolum Quicumque als Kompilation augustinischer Tradition, in: ZAC 11 (2007) 30–56. Ebel, Andreae = Jobst Christian Ebel, Jakob Andreae (1528–1590) als Verfasser der Konkordienformel, in: ZKG 89 (1978), 78–119. Eck, Defensio = Johannes Eck, Defensio contra amarulentas D. Andreae Bodenstein Carolstatini invectiones (1518), hg. v. Joseph Greving, Münster 1919 (CCath 1). Ettlinger = Theodoret von Cyrus, Eranistes. Critical text and prolegomena, hg. v. Gerard H. Ettlinger, Oxford 1975. Fabian, Die Schmalkaldischen Bundesabschiede = Eckehard Fabian, Die Schmalkaldischen Bundesabschiede 1530–1532, Tübingen 1958 (SRKG 7). Fabian, Entstehung = Ekkehart Fabian, Die Entstehung des Schmalkaldischen Bundes und seiner Verfassung 1529–1531/1533. Brück, Landgraf Philipp von Hessen und Jakob Sturm. Mit archivalischen Beilagen und einer Brück–Bibliographie, Tübingen 1956 (SKRG 1). Fecht, Historiae ecclesiasticae saeculi = Johann Fecht, Historiae ecclesiasticae saeculi A.N.C. XVI. Supplementum, plurimorum et celeberrimorum ex illo aevo theologorum epistolis [...], Frankfurt/Main/Speyer 1684. Ficker, Konfutation = Johannes Ficker, Die Konfutation des Augsburgischen Bekenntnisses. Ihre erste Gestalt und ihre Geschichte, Leipzig 1891, 1–140. Fischer, Veit Trolmann = Ludwig Fischer, Veit Trolmann von Wemding, genannt Vitus Amerpachius als Professor in Wittenberg (1530–1543), Freiburg/Br. 1926 (Studien und Darstellungen aus dem Gebiete der Geschichte 10/1). Fontaine/Pietri, Die großen missionarischen Kirchen = Jacques Fontaine/ Luce Pietri, Die großen missionarischen Kirchen: Spanien, Gallien, Britannien und Irland, in: Die Geschichte des Christentums. Bd. 2, hg. v. Charles und Luce Pietri, Freiburg u. a. 1996, 938–986. Förstemann, Archiv = Karl Eduard Förstemann, Archiv für die Geschichte der kirchlichen Reformation in ihrem gesamten Umfange I/1, Halle 1831. Förstemann, Neues Urkundenbuch = Carl Eduard Förstemann, Neues Urkundenbuch zur Geschichte der Evangelischen Kirchen=Reformation, Hamburg 1842. Förstemann, Urkundenbuch I = Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg im Jahre 1530. Nach den Originalen und nach gleichzeitigen Handschriften. Bd.1: Von dem Ausgange des kaiserlichen Ausschreibens bis zu der Uebergabe der Augsburgischen Confession, hg. v. Karl Eduard Förstemann, Halle 1833 (ND Hildesheim 1966). Förstemann, Urkundenbuch II = Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg im Jahre 1530. Nach den Originalen und nach gleichzeitigen Handschriften. Bd. 2: Von der Übergabe der Augsburgischen Confession bis zu dem Schlusse des Reichstages, hg. v. Karl Eduard Förstemann, Halle 1835 (ND Osnabrück 1966). Fraenkel, Testimonia Patrum = Peter Fraenkel, Testimonia Patrum. The Function of the Patristic argument in the theology of Philipp Melanchthon, Genf 1961. Frick, Ausführliche Historie = Ausführliche Historie des Lutherthums und der heilsamen Reformation, welche der theure Martin Luther binnen © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
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dreyßig Jahren glücklich ausgeführet. Aus dem Lateinischen ins Deutsche mit allem Fleiß übersetzet [...] von Elias Frick, Leipzig 1714. Friedberg I = Corpus Iuris Canonici. Editio Lipsiensis secunda. Bd. 1: Decretum magistri Gratiani, hg. v. Emil Friedberg, Leipzig 1879 (ND Graz 1959). Friedberg II = Corpus Iuris Canonici. Editio Lipsiensis secunda. Bd. 2: Decretalium collectiones: decretales Gregorii P. IX., liber sextus decretalium Bonifacii P. VIII., Clementis P. V. constitutiones, extravagantes tum viginti Ionnis P. XXII. tum communes, hg. v. Emil Friedberg, Leipzig 1879 (ND Graz 1959). Gamble, Augustinus contra Maximum = Richard C. Gamble, Augustinus contra Maximum: An Analysis of Augustine’s anti-Arian writings, (Diss. Basel 1983) Ann Arbor/Mi. 1985. Gehrt, Strategien zur Konsensbildung = Daniel Gehrt, Strategien zur Konsensbildung im innerlutherischen Streit um die Willensfreiheit. Edition der Declaratio Victorini und der ernestinischen Visitationsinstruktion von 1562, in: Zeitschrift für Thüringische Geschichte 63 (2009), 143−190. Gemeinhardt, Athanasius Handbuch = Peter Gemeinhardt (Hg.), Athanasius Handbuch, Tübingen 2011. Gemeinhardt, Filioque-Kontroverse = Peter Gemeinhardt, Die FilioqueKontroverse zwischen Ost- und Westkirche im Frühmittelalter (AKG 82), Berlin-New York 2002. Gensichen, Damnamus = Hans-Werner Gensichen, Damnamus. Die Verwerfung von Irrlehre bei Luther und im Luthertum des 16. Jahrhunderts, Berlin 1955 (AGTL 1). Gerber, Theodor von Mopsuestia = Simon Gerber, Theodor von Mopsuestia und das Nicänum. Studien zu den Katechetischen Homilien, Leiden u.a. 2000 (SVigChr 51), 108–119. Gollwitzer, Coena Domini = Helmut Gollwitzer, Coena Domini. Die altlutherische Abendmahlslehre in ihrer Auseinandersetzung mit dem Calvinismus dargestellt an der lutherischen Frühorthodoxie, München o.J. [1937], Neuausg. 1988 (TB. Syst. Theol. 79). Green, How Melanchthon Helped = Lowell C. Green, How Melanchthon Helped Luther Discover the Gospel. The Doctrine of Justification in the Reformation, Fallbrook, California (USA) 1980. Greschat, Melanchthon neben Luther = Martin Greschat, Melanchthon neben Luther. Studien zur Gestalt der Rechtfertigungslehre zwischen 1528 und 1537 (UKG 1), Witten 1965. Gußmann, Neue Augustana-Handschrift = Gußmann, Wilhelm, Eine neue Augustana-Handschrift, in: ThLBl 46 (1925), 209–214. Hachfeld, Die schwäbische Confession = Hermann Hachfeld, Die schwäbische Confession nach einer Wolfenbütteler Handschrift, in: ZHTh 36 (1866), 230–301. Hartmann/Jäger, Brenz = Julius Hartmann/Karl Jäger, Johann Brenz. Nach gedruckten und ungedruckten Quellen. 2 Bd., Hamburg 1840 und 1842. Hase, Kirche = Hans Christoph von Hase, Die Gestalt der Kirche Luthers. Der casus confessionis im Kampf des Matthias Flacius gegen das Interim von 1548, Göttingen 1940. Haussleiter, Melanchthons Loci = Johannes Haussleiter, Melanchthons Loci praecipui und Thesen über die Rechtfertigung aus dem Jahre 1531, in: Festschrift Alexander von Oettingen, München 1898, 245–262.
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Orlandis/Ramos-Lisson, Die Synoden = José Orlandis/Domingo RamosLisson, Die Synoden auf der Iberischen Halbinsel bis zum Einbruch des Islam (711), Paderborn 1981 (KonGe.D). Peters, Apologia = Christian Peters, Apologia Confessionis Augustanae. Untersuchungen zur Textgeschichte einer lutherischen Bekenntnisschrift (1530–1584), Stuttgart 1997 (CThM.ST 15). Peters, Rechtfertigung = Albrecht Peters, Rechtfertigung, Gütersloh 21990 (HST 12). Pfaff, Libri symbolici = Christoph Matthäus Pfaff, Ecclesiae evangelicae Libri symbolici, tria Symbola oecumenica, Augustana Confessio invariata, eiusdem Apologia, Articuli Smalcaldici, uterque Catechismus D. Lutheri, Formula Concordiae. Chr. Matth. Pfaffius, Cancellarius Tubingensis ex editionibus primis et praestantioribus recensuit, varias lectiones adiunxit, allegatorum locorum penitiorem Indicem supplevit, loca difficilia explanavit et vindicavit, introductionem historicam praemisit, atque in Appendice Articulos XVII. Torgenses D. Lutheri, confutationem Aug. Confess. a Theol. Pontificiis, in Comitiis Aug. factam, Augustanam Confessionem variatam, primam Apologiae Aug. Confess. delineationem aliaque subiunxit [...], Tübingen 1730. Planck, Geschichte = Gottlieb Jakob Planck, Geschichte der protestantischen Theologie von Luthers Tode bis zur Einführung der Konkordienformel, Leipzig 1800 (Geschichte der Entstehung, der Veränderungen und der Bildung unseres protestantischen Lehrbegriffs vom Anfang der Reformation bis zur Einführung der Konkordienformel 6). Plitt, Apologie der Augustana = Gustav Leopold Plitt, Die Apologie der Augustana geschichtlich erklaert, Erlangen 1873. Pöhlmann, Apologie = Horst Georg Pöhlmann, Die Apologie als authentischer Kommentar der Confessio Augustana. Am Modell der Christologie, Soteriologie, Sakramentologie und Ekklesiologie, in: KuD 26 (1980), 164–173. Preger, Flacius = Wilhelm Preger, Matthias Flacius Illyricus und seine Zeit, 2 Bd. Erlangen 1859–1861 (ND Hildesheim, Nieuwkoop 1964). Pressel, Andreae = Theodor Pressel, Leben und Wirken Dr. Jakob Andreae, Kanzler in Tübingen. Nach gleichzeitigen gedruckten und ungedruckten Quellen dargestellt. Bd. 2 (ungedruckt); Manuskript: LB Stuttgart, Cod. hist. 2° 898. Fasc VII). Pressel, Kurfürst Ludwig = Theodor Pressel, Churfürst Ludwig von der Pfalz und die Konkordienformel, nach den Originalen des Dresdner und Stuttgarter Archiv und einem Sammelband der Gothaer Bibliothek, in: ZHTh 37 (1867), 3–112. 268–318. 445–470. 473–605. Pressel, Zwei Actenstücke = Theodor Pressel, Zwei Actenstücke zur Genesis der Concordienformel, aus den Originalen des Dresdner K. Archivs, in: JDTh 11 (1866), 640–742. Protocoll = Protocoll. || Das ist / || Alle handlung des ge=||sprechs zu Franckenthal inn der Chur=||fürstlichen Pfaltz / mit denen so man Wider=||täuffer nennet / Auff den 28. May angefangen / || vnd den 19. Junij dises 1571. jars || geendet. || Was für Artickel des Christlichen || glaubens inn disem Gesprech verhandelt wor=||den / das weiset das volgend der Chur=||fürstlichen Pfaltz außchrei=||ben auß. [...], Heidelberg: Johann Mayer 1571 (VD 16 P 5105). Preuß, Vorstellungen vom Antichrist = Hans Preuß, Die Vorstellungen vom Antichrist im späten Mittelalter, bei Luther und in der konfessionellen
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Polemik. Ein Beitrag zur Theologie Luthers und zur Geschichte der christlichen Frömmigkeit, Leipzig 1906. Rabe, Reichsbund und Interim = Horst Rabe, Reichsbund und Interim. Die Verfassungs- und Religionspolitik Karls V. und der Reichstag von Augsburg 1547/1548, Köln / Wien 1971. Rauscher, Württembergische Reformationsgeschichte = Julius Rauscher, Württembergische Reformationsgeschichte, Stuttgart 1934. Reynolds, Calvin’s View = Stephen M. Reynolds, Calvin’s View of the Athanasian and Nicene Creeds, in: WThJ 23 (1960) 33–38. Richter, Gesetz und Heil = Matthias Richter, Gesetz und Heil. Eine Untersuchung zur Vorgeschichte und zum Verlauf des sogenannten Zweiten Antinomistischen Streits, Göttingen 1996 (FKDG 67). Ritter, Konzil von Konstantinopel = Adolf Martin Ritter, Das Konzil von Konstantinopel und sein Symbol, Göttingen 1965 (FKDG 15). Sakrausky, Unterzeichnung der Konkordienformel = Oskar Sakrausky, Die Unterzeichnung der Konkordienformel durch die Kärntner Pfarrer und Landstände, in: JGPrÖ 94 (1978), 67–81. Schatzgeyer, Scrutinium divinae scripturae = Kaspar Schatzgeyer, Scrutinium Divinae Scripturae pro conciliatione dissidentium dogmatum (1522), hg. v. Ulrich Schmidt, Münster 1922 (CCath 5). Scheible, Auseinandersetzung = Heinz Scheible, Melanchthons Auseinandersetzung mit dem Reformkatholizismus, in: Rolf Decot (Hg.), Vermittlungsversuche auf dem Augsburger Reichstag. Melanchthon – Brenz – Vehus, Stuttgart 1989 (VIEG.B 26), 68–90. Schindler, Zwingli und die Kirchenväter = Alfred Schindler, Zwingli und die Kirchenväter, Zürich 1984. Schirrmacher, Briefe und Acten = Friedrich Wilhelm Schirrmacher, Briefe und Acten zu der Geschichte des Religionsgespräches zu Marburg 1529 und des Reichstages zu Augsburg 1530, nach der Handschrift des Joh. Aurifaber nebst den Berichten der Gesandten Frankfurts a. M. und den Regesten zur Geschichte dieses Reichstages, Gotha 1876 (ND Amsterdam 1968). Schmidt, Göttinger Bekehrungsstreit = Kurt Dietrich Schmidt, Der Göttinger Bekehrungsstreit 1566–1570, in: ZGNKG 34/35 (1929/30), 66–121. Schmidt/Schornbaum, Die fränkischen Bekenntnisse = Wilhelm Ferdinand Schmidt/Karl Schornbaum (Hg.), Die fränkischen Bekenntnisse. Eine Vorstufe der Augsburgischen Konfession, München 1930. Schubert, Bekenntnisbildung = Hans von Schubert, Bekenntnisbildung und Religionspolitik 1529/30 (1524–1534). Untersuchungen und Texte, Gotha 1910. Seebaß, Apologie und Confessio = Gottfried Seebaß, Apologie und Confessio. Ein Beitrag zum Selbstverständnis des Augsburgischen Bekenntnisses, in: ders., Die Reformation und ihre Außenseiter. Gesammelte Aufsätze und Vorträge, Göttingen 1997. Seebaß, Bibliographia Osiandrica = Gottfried Seebaß, Bibliographia Osiandrica. Bibliographie der gedruckten Schriften Andreas Osianders d. Ä. (1496–1552), Nieuwkoop 1971. Semler, Torgisches Buch = Johann Salomon Semler, Abdruck des Torgischen Buchs aus einer gleichzeitigen handschriftlichen Urkunde nebst einem Auszuge der merkwürdigsten Stücke dieser handschriftlichen Sammlung, Halle 1760.
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Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur
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Slenczka, Schisma = Björn Slenczka, Das Schima der Augsburger Konfessionsverwandten von 1557. Protestantische Konfessionspolitik und Theologie im Zusammenhang des zweiten Wormser Religionsgesprächs, Tübingen 2010 (BHTh 155). Staats, Glaubensbekenntnis = Reinhart Staats, Das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel. Historische und theologische Grundlagen, Darmstadt (1996) 21999. Stupperich, Osiander in Preußen = Martin Stupperich, Osiander in Preussen 1549–1552, Berlin / New York 1973 (AKG 44). Die symbolischen Bücher = Die symbolischen Bücher der evangelisch-lutherischen Kirche, deutsch und lateinisch, besorgt von Johann Tobias Müller, Stuttgart 1848. Tappert, The Framing = Theodore Gerhard Tappert, The Framing of the first Apology of the Augsburg Confession, in: LCQ 5 (1932), 36–53. Troeltsch, Soziallehren = Ernst Troeltsch, Die Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen. Gesammelte Schriften. Bd. 1, Tübingen 19233. Trusen, Reform und Einheit = Winfried Trusen, Um die Reform und Einheit der Kirche. Zum Leben und WerkGegensätzen, Göttingen 1910 (ND 1979). Tschackert, Die unveränderte Augsburgische Konfession = Paul Tschackert (Hg.), Die unveränderte Augsburgische Konfession deutsch und lateinisch nach den besten Handschriften aus dem Besitze der Unterzeichner. Kritische Ausgabe mit den wichtigsten Varianten der Handschriften und dem Textus receptus, Leipzig 1901. Turner, A Critical Text = Cuthbert Hamilton Turner, A Critical Text Of The Quicumque vult, in: JThS 11 (1910), 401–411. Turner, The History of Creeds and Anathemas = Cuthbert Hamilton Turner, The History of Creeds and Anathemas in the Early Church, London 21910. Veit, Kirchenlied = Patrice Veit, Das Kirchenlied in der Reformation Martin Luthers. Eine Thematische und Semantische Untersuchung, Stuttgart 1986 (VIEG 120). Vinzent, Der Ursprung des Apostolicums = Markus Vinzent, Der Ursprung des Apostolikums im Urteil der kritischen Forschung, Göttingen 2006 (FKDG 89). Vinzent, „What did Rome believe from Zephyrinus to Damasus?“ = Markus Vinzent, „What did Rome believe from Zephyrinus to Damasus?“, in: Papers presented at the Sixteenth International Conference on Patristic Studies held in Oxford 2011. Bd. 11: Biblica. Philosophica, theologica, ethica, hg. v. dems., Leuven 2013 (StPatr 63), 273–286. Vogelsang, Luthers Torgauer Predigt = Erich Vogelsang, Luthers Torgauer Predigt von Jesu Christo vom Jahre 1532, in: LuJ 13 (1931), 114–130. Volz, Ablassinstruktion = Hans Volz, Eine unbekannte Ablaßinstruktion von 1516 für die Mainzer Kirchenprovinz, in: Vierhundertfünfzig Jahre lutherische Reformation: 1517–1967. FS Lau, Göttingen 1967, 395–415. Volz, Drei Schriften = Hans Volz, Drei Schriften gegen Luthers Schmalkaldische Artikel von Cochlaeus, Witzel und Hoffmeister (1538 und 1539), Münster 1932 (Corpus Catholicorum 18). Volz, Luthers Schmalkaldische Artikel = Hans Volz, Luthers Schmalkaldische Artikel und Melanchthons Tractatus de potestate papae. Ihre Geschichte von der Entstehung bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, Gotha 1931.
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624
Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur
Volz, Urkunden = Hans Volz (Hg.), Urkunden und Aktenstücke zu Martin Luthers Schmalkadischen Artikeln (1536–1574), Berlin 1957 (KlT 179). Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied = Philipp Wackernagel (Hg.), Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zum Anfang des XVII. Jahrhunderts. 5 Bd., Leipzig 1864–1877 (ND Hildesheim 1990). Wander = Karl Friedrich Wilhelm Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk, 5 Bd., Leipzig 1867–1880 (ND Darmstadt 2007). Wappler, Täuferbewegung = Paul Wappler, Die Täuferbewegung in Thüringen von 1526–1584, Jena 1913. Weber, Kritische Geschichte II = Georg Gottlieb Weber, Kritische Geschichte der Augspurgischen Confession aus archivalischen Nachrichten, nebst einigen diplomatischen Zeichnungen. 2 Bd., Frankfurt/Main 1783 und 1784. Weimarer Disputation = DISPVTATIO DE || ORIGINALI PECCATO ET LI||BERO ARBITRIO, INTER MATTHIAM || Flacium Illyricum, & Victorinum Strigelium, publice || Vinariae per integram hebdomadam, praesentibus Illu-||striss. Saxoniae Principibus, Anno 1560, initio men-||sis Augusti, contra Papistarum & Synergista-||rum corruptelas habita […], Basel: Johann Opornius 1563 (VD 16 F 1354). Wengert, Defending Faith = Timothy J. Wengert, Defending Faith. Lutheran Responses to Andreas Osiander’s Doctrine of Justification, 1551–1559, Tübingen 2012 (Spätmittelalter, Humanismus, Reformation 65). Westra, The Apostles’ Creed = Liuwe H. Westra, The Apostles’ Creed. Origin, history, and some early commentaries, Turnhout 2002 (Instrumenta Patristica et Mediaevalia 43). Wiedeburg, Apologie = Friedrich August Wiedeburg, Von der ersten Apologie der Augsburgischen Confession nach einer Handschrift der Universitäts Bibliothek zu Helmstedt [...], Helmstedt 1782. Williams, Radical Reformation = George Huntston Williams, The Radical Reformation, 3. erweiterte Auflage, Kirksville, MO 1992 (SCES 15). Willkomm, Beiträge zur Reformationsgeschichte = Bernhard Willkomm, Beiträge zur Reformationsgeschichte aus Drucken und Handschriften der Universitätsbibliothek Jena, in: ARG 9 (1911/12), 240–262. 331–346. Zahn, Das apostolische Symbolum = Theodor Zahn, Das apostolische Symbolum, Erlangen-Leipzig 1893.
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Personenregister
Das Personenregister berücksichtigt nicht die Autoren wissenschaftlicher Sekundärliteratur. Ebenfalls nicht enthalten sind die Namen biblischer Personen. Kursive Ziffern bezeichnen Seiten mit Personennamen, die nur im Anmerkungstext oder in den Marginalien enthalten sind. Agricola, Johann (1492 oder 1494–1566) 59, 64 Ambrosius von Mailand (339–397) 218, 306, 360, 444, 451, 539 Andreae, Jakob (1528–1590) 5 –13, 21–24, 26, 31, 82–84, 137, 139, 277, 341, 507, 512, 514, 516, 550, 587, 597, 603f Antitrinitarier 133, 273, 275, 504 Antitrinitarier, neue 136, 275, 507 Apollinaris von Laodicea (um 315 –vor 392) 537, 541 Arianer
80, 282, 473, 537
Arianer, neue 133, 136, 272, 504, 507 Aristoteles (385/84–322 v. Chr.) 226, 452 Arius (um 280–336) 281 Athanasius von Alexandrien (um 295 –373) 19, 86, 144, 162, 282, 292, 298, 308, 314, 321f, 462, 537f August, Kurfürst von Sachsen (1526 –1586, reg. 1553 –1586) 11, 277f, 341, 512f , 552, 560, 570, 581, 586, 600 Augustinus (354 – 430) 114, 152, 157f, 167, 210, 215f, 218, 223, 225, 258f, 267, 268 – 271, 286, 326, 328, 356, 360–362, 375f, 388, 390, 392, 394, 434, 440f, 444, 451, 470, 517, 526, 539, 541, 544, 548 Barlaam von Caesarea († 304) 58 Basilius von Caesarea (329/30 –379) 157f, 162, 215, 360f, 440, 462, 524f, 539 Berbisdorf, Johann von (vor 1551–1582) 512
Boëtius, Sebastian (1515–1573)
8, 11–13
Brenz, Johannes (1499–1570) 8f, 21, 27, 70, 73, 81f, 514, 519, 592, 603
Bucer, Martin (1491–1551) 207, 431 Bugenhagen, Johannes d. Ä. (1485–1558) 292, 514, 519, 592, 603 Calvin, Johannes (1509 –1564) Calvinisten
277
341
Cassiodor (Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus, um 485–um 588) 543 Chemnitz, Martin (1522–1586) 7, 21f, 83f, 137–139, 341, 507, 512, 514, 587, 597, 603f Christoph, Herzog von Württemberg (1515 –1568, reg. 1550 –1568) 26 Chyträus, David (1530 –1600) 5, 21f, 138, 341, 507, 512 Coelestin, Johann Friedrich († 1578) Cornerus, Christoph 507, 512
12
(1518 –1594)
341,
Cyprian von Karthago (Thascius Caecilius Cyprianus, nach 200–258) 210, 215, 434, 440, 443 Cyrill von Alexandrien (um 375 oder 380– 444) 77f, 157f, 207, 315, 360f, 430, 444, 451, 537–539 Damascenus → Johannes von Damaskus Distelmeyer, Lamprecht (1522–1588) 587, 597
514,
Donatisten 216, 441
Beyer, Hartmann († 1577) 12
Dürr, Rupertus (1525 –1580) 340
Beza, Theodor (Théodor de Bèze) (1519 – 1605) 277
Einsiedel, Haubold von (1521–1592) 514, 587, 597
Bidenbach, Wilhelm (1538 –1572) 81, 277, 339
Enthusiasten 269f, 392 Epikuräer
43, 51, 261, 415
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512,
626
Register
Epiphanius von Salamis (310 oder 320 –404) 539
Juden 59, 214, 216, 240, 320, 337, 383, 439, 441, 478, 496
Erasmus von Rotterdam (1466 oder 1469 – 1536) 261, 331
Julianus von Eclanum (um 386 –um 455) 286, 375
Eunomius (325–396) 538
Julius, Herzog von Braunschweig-Lüneburg (1528–1589, reg. 1568–1589) 5–8, 11, 21f, 83f, 137, 139, 278, 341, 514, 603, 605
Eusebius von Caesarea (vor 265 –339/40) 360, 537 Eusebius von Emesa (um 295–um 359) 538 Eustathius von Antiochia († nach 377) 537f Eutychianer
73
Flacius Illyricus, Matthias (1520 –1575) 49, 56, 61 Fulgentius von Ruspe (um 465 –532/33) 440 Gallus, Nikolaus (1516 –1570) 49, 56, 61 Gelasius I., Bischof von Rom († 496) 210, 434 Georg Ernst, Graf von Henneberg (1511– 1583, reg. 1543 –1583) 277f Gregor I., Bischof von Rom (um 540 –604) 473 Gregor von Nyssa (um 335 –nach 394) 162, 218, 444, 462, 537, 538
Justin der Märtyrer (um 100 –165) 434f, 451, 544
77, 210,
Karl V., Kaiser (1500–1558, reg. 1519–1556) 29, 55, 86, 141, 144, 278, 312, 344, 435, 514, 550, 554f, 557f, 562, 565f, 568f, 572, 576 – 578, 582, 585f, 588f, 592, 594, 596, 598, 602, 605f Karl, Markgraf von Baden-Durlach (1529 – 1577, reg. 1552–1577) 277f Karlstadt, Andreas Rudolf Bodenstein von (1486–1541) 282 Kirchner, Timotheus (1533 –1587) Lasius, Christoph († 1572)
12
64
Leo I., Bischof von Rom (um 400–461) 210, 218, 434f, 537, 541 Lonicerus, Johannes (um 1499 –1569) Lotter, Michael († um 1554)
12
138
Hans von Küstrin → Johann von Brandenburg-Küstrin
Ludwig VI., Kurfürst von der Pfalz (1539– 1583, reg. 1576–1583) 511–514, 516, 586f, 596f
Heinrich Julius, Herzog von BraunschweigLüneburg (1564 –1613, reg. 1589 –1613) 514
Ludwig, Herzog von Württemberg (1554 – 1593, reg. 1586–1593) 21, 139, 277, 341
Heshusius, Tilemann (1527–1588) 46, 49, 56, 61, 341
Luhe, Heinrich von der (1535–1591) 7
Gruppenbach, Georg († 1610) 23, 26
Hieronymus (um 347–419/20)
7, 9, 12,
519
Hilarius von Poitiers (um 315–367) 162, 205, 219, 225, 429, 444, 451, 462 Horn, Konrad († 1603) 12 Hutter, Leonhard (1563–1616) 13, 277, 341 Irenäus von Lyon (um 135–um 200) 444, 462 Johann von Brandenburg-Küstrin (1513– 1571) 5 Johann Albrecht, Herzog von Mecklenburg (1525–1576, reg. 1547–1576) 5 Johannes Chrysostomus (um 349 –407) 210, 215, 218, 220, 225, 434, 440, 443, 446, 451, 524f, 539, 542 Johannes von Damaskus (um 650 –vor 754) 542
Luther, Martin (1483 –1546) 8, 27f, 60, 70, 73f, 76, 80, 83, 102, 115, 119, 136, 144 – 146, 148f, 153, 156f, 159, 161f, 171, 179, 182, 186, 190f, 207– 211, 214, 222, 228, 237, 255, 257, 259 –261, 271, 276 –278, 281f, 286 –288, 292–296, 299 –301, 304f, 309 –311, 317f, 324f, 330f, 336 –338, 342, 344, 346–349, 352, 360 –362, 371, 374f, 377–379, 393, 396, 398, 400, 403, 407, 409, 412, 417f, 420, 430– 435, 439, 444, 446, 448f, 453f, 458, 461–463, 465, 474f, 477, 486, 493, 511–513, 515, 518 –522, 527, 529, 531, , 545 –547, 550f, 558, 567f, 573, 577, 579, 583, 586, 588, 593, 596, 598f, 603, 606 Lutheraner
24
Lysthenius, Georg (1532–1596)
341
Major, Georg (1502–1574) 6, 8, 41, 138
Johannes Georg, Markgraf zu Brandenburg (1406 –1464, reg. 1426 –1437) 586f
Mani (216 –277) 460
Jonas, Justus d. Ä. (1493–1555) 325, 519
Marbach, Erasmus (1548 –1593) 21
Manichäer 151f, 158, 354, 389
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627
Personenregister Marbach Philipp (1550 –1611) Markioniten
Rödinger, Christian († 1557) 12
21
Marbach, Johannes (1521–1581)
5, 11
73
Samosatenianer
460
Scherdinger, Abel († 1606) 277, 340
Melanchthon, Philipp (1497–1560) 146, 214, 277, 324f, 341f, 512f, 519f, 527, 573, 583, 592, 603 Menius, Justus (1499–1558) 293 Meyer, Bartholomäus (1528 –1600) Mörlin, Joachim (1514 –1571)
11
34
Musäus, Simon (1521–1576) 49 Musculus, Andreas (1514–1581) 64–66, 341, 507, 512 Nestorianer 75, 80, 460
Schwenckfelder 23f, 28, 31, 133, 135, 272, 275, 282, 504, 506 Selnecker, Nikolaus (1530 –1592) 21, 507, 512 Semipelagianer 269, 354 Semler, Johann Salomon (1725 –1791) 343 Sergios, Patriarch von Konstantinopel (um 580 –638) 80 Sophisten 361
Nestorius (um 381–451 oder 453) 75, 161, 217, 442
Stoiker
Nikephorus Kallistos Xanthopulos (um 1268 oder 1274 –vor 1328) 543
Strigel, Victorin (1524 –1569)
Oecumenius von Tricca (um 990) 539
Täufer 23f, 28, 31, 133f, 272, 282, 412, 433, 504f
Orth, Heinrich (um 1523 –1575) 12 Osiander, Andreas (1496 oder 1498 –1552) 32 Osiander, Lukas d. Ä. (1534 –1604) 277, 340
389
Streck, Peter († 1611) 340 48
Suidas (Ende 10. Jh.) 460
Tertullian (Quintus Septimius Florens Tertullianus, um 160/70 –nach 220) 219, 444
Papisten → Papstanhänger
Theodor von Mopsuestia (um 352–428) 161, 460
Papstanhänger 24, 28, 31, 42, 56, 87, 102, 248, 269, 280, 292, 315, 324, 345, 347, 361, 364, 414
Theodoret von Kyrus (393 –458) 162, 217, 434, 442, 462, 537f, 541
Pelagianer 151, 269f, 354, 392, 526, 548, 573, 583 Pelagius († nach 418) 270, 392 Pezel, Christoph (1539 –1604)
61
Theophylact von Achrida (um 1050–um 1126) 539 Valentinian II., römischer Kaiser (371–392, reg. 375 –392) 473 Westphal, Joachim (1510 –1574) 22, 82
Philipp, Landgraf von Hessen (1504–1567, reg. 1509/18–1567) 208
Wiedertäufer → Täufer
Pistorius, Johannes (1502/3 –1583) 513, 517, 578
Wigand, Johannes (1523–1587) 9, 12, 46, 49, 56, 61
Pomeranus → Bugenhagen, Johannes d. Ä. Praetorius, Abdias (1524–1573) 64f
Wilhelm IV., Landgraf von Hessen-Kassel (1532–1592, reg. 1567–1592) 5f, 8f, 11, 21
Primasius von Hadrumentum († 551 oder 569) 541
Zwingli, Huldrych (1484 –1531) 162, 282, 461, 465
Rhegius, Urbanus (1489 –1541) 293, 514, 519, 592, 603
Zwinglianer 24, 28, 31, 69 –73, 76f, 80, 119, 135, 159, 289, 292, 312, 315
Pouchenius, Andreas (1526–1600) 138
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69f, 76,
Bibelstellenregister
Genesis
Numeri
1,27: 89, 91, 106, 150, 353 1,28: 219, 446 2,7: 106 2,16f: 65, 108 2,17: 195, 422 2,23: 170f, 473f, 475 3,1–7: 130 3,3 –7: 91 3,4f: 92 3,4 –6,13: 106 3,6 –19: 287 3,15: 46, 106, 192, 285, 420, 478 3,19: 542 4,4–7: 101 6,5: 152, 269, 355, 391 8,21: 152, 255, 269, 355, 373, 391 9,6: 89, 91 15,6: 177, 297, 401 17,16 –19: 224, 450 18,10 –14: 211, 436 19,26: 257, 374 22,1–14: 211, 436 22,1–19: 224, 450 22,15 –18: 211, 436 22,18: 106, 192, 420 25,23: 132, 245, 501 27,28f: 192, 420
21,8f: 478
Exodus 7,13: 244, 501 9,7.34: 131 9,16: 244, 501 12,6f: 217, 443 20,2: 337 20,5: 336 20,13 –17: 334 33,20: 287 34,33 –35: 417 34,34: 421
Leviticus 19,18:
334
Deuteronomium 4,2: 109 5,6: 337 6,9: 337 11,20: 337 12,8: 109, 197, 425 13,1: 57, 109, 197, 334, 425 25,4: 335 27,26: 307 29,3: 258, 376 30,6: 258, 376 32,5f: 154, 357 32,35: 334
I. Samuel 2,6:
109, 196, 423
II. Samuel 7,18: 294
I. Könige 8,49: 226, 452 18,21: 58
Hiob 9,20: 35 10,8 –12: 154, 284, 357 19, 25 –27: 285
Psalter 1,1f: 64, 107, 422 1,1–3: 261, 381 1,2: 194 5,5: 127, 232, 488 5,5–7: 46 5,10f: 236, 492 8,2: 462 8,7: 471, 530 12 (Vg 11),3f: 236, 492 14 (Vg 13),1.3: 254, 371 16 (Vg 15),10: 479
19 (Vg 18),8 –12: 381 31 (Vg 30),23: 129, 242, 498 32 (Vg 31),1: 298, 307f 32 (Vg 31),1f: 37, 177, 296, 401 33 (Vg 32),4: 224, 450 51 (Vg 50),6: 35 51 (Vg 50),7: 287 51 (Vg 51),12: 49, 66, 258, 376 54 (Vg 53),8: 185, 410 71 (Vg 70),2: 34 71 (Vg 70),15: 34 71 (Vg 70),16: 34 71 (Vg 70),24: 34 72 (Vg 71),8: 462 73 (Vg 72),22: 256, 374 93 (Vg 92),1: 462 100 (Vg 99),3: 50, 89 110 (Vg 109),1: 193, 420, 530, 539, 541 110 (Vg 109),3: 185, 410 115 (Vg 113B),1: 50 119 (Vg 118): 261, 381 119 (Vg 118),1: 194, 422 119 (Vg 118),1.6.10.30: 64 119 (Vg 118), 18f.26f.33f.66. 135.144.169: 255, 372 119 (Vg 118),32: 197, 425 119 (Vg 118),71: 109, 195, 423 119 (Vg 118),105: 334 130 (Vg 129),7: 304 139 (Vg 138),7f: 223, 448 139 (Vg 138),14 –16: 154, 284, 357 139 (Vg 138),16: 127, 231, 487 143 (Vg 142),2: 197, 425
Proverbia 17,15:
35, 97, 175, 397
Kohelet 3,1: 30 3,2: 262, 381 12,7: 154, 284, 357
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
629
Bibelstellenregister
Jesaja
Nahum
5,22f: 175, 398 5,23: 35, 98 9,5: 39, 106 11,2: 123, 169, 471 14,27: 232, 488 28,21: 417 37,28: 231, 487 42,6: 106 44,19: 256, 374 45,11: 154, 357 49,6: 106, 193, 420 50,6: 193, 420 53,5: 106 53,5f: 193, 420 53,11f: 32 54,5: 154, 357 61,1: 169, 190, 417, 472 61,1–3: 303 64,5: 90 64,7: 43, 154, 357 65,1: 102 65,3: 54
2,1:
Jeremia 3,1: 130, 243, 499 5,3: 256, 374, 522 9,22: 34 15,19 (Vg): 147, 349 17,9: 255, 373 23,5f: 33 23,23f: 291 31,33: 335 33,15: 33
Ezechiel 11,19: 256, 258, 263, 374, 376, 384, 522 11,19f: 49 18,23: 244, 500 18,31f: 128 33,11: 53, 95, 128, 244, 260, 380, 500f 36,26: 49, 256, 258, 374, 376, 522
Daniel 5,21: 7,14: 7,27: 9,24:
256, 374 165, 467 121 33, 40
Hosea 13,9:
127, 232, 240, 488, 496
303
Habakuk 2,4:
99, 113, 181, 406
Sacharja 12,10:
269, 392
Maleachi 1,2f: 132, 245, 501 3,6f.24: 130 3,20: 263, 384
Jesus Sirach 18,10 (Vg 8): 32, 97, 100, 296, 173, 296, 395
Matthäus 1,21: 42, 536 3,2: 60 3,8: 526 3,16f: 54 4,17: 128 5 –7: 60 5,6: 235, 491 5,16: 186, 411 5,17–48: 417 5,19: 334 5,20: 250, 367 6,9: 226, 452 7, 9 –11: 242, 498 7,15: 237, 323, 485, 493 7,17: 178, 402 7,17f: 377 7,18: 184, 250, 308, 329, 367, 409 7,24 –29: 81 9,12: 218, 444 9,13: 62 10,5 –8: 62 10,29: 127, 231, 487 10,32: 111, 201, 484 10,33: 58 11,13: 59 11,17: 328 11,27: 258, 294, 376, 467, 474 11,28: 128f, 132, 218, 235, 241, 444, 491, 497 12,33: 377 13,13.11: 253, 371 13,15: 258 13,15f: 376 15,9: 58, 110, 199, 482
15,13: 249, 366 16,18: 81, 232, 488 16,21.24 –28: 480 17,5: 95, 128, 210, 241, 261, 381, 435, 497 18,6: 111, 201, 484 18,6 –18: 29 18,7: 111, 201, 484 18,20: 96, 124, 170, 223f, 262, 382, 499f, 472 19,11: 254 19,17: 335 20,1–16: 235, 491 20,16: 127 22,1–14: 233, 489 22,2–14: 235, 491 22,5: 237, 493 22,5f: 237, 493 22,12: 493 22,14: 127, 236f, 239, 492f, 495 22,39: 334 22,44f: 165 23,26 –36: 130 23,37: 49, 52, 96, 237, 262, 382, 493 24,13: 186, 413 26,11.64: 223, 449 26,26: 116, 172, 205, 209f, 212, 219 –221, 429, 434f, 437, 446, 448, 474, 536 26,26f: 216, 441 26,26 –28: 17, 114, 215, 313f, 431f, 440, 532 26,26.28: 125, 317 26,28: 118, 172, 210, 212, 219, 435, 437, 444, 446, 474 28,18: 19, 73, 75, 121f, 165, 168–170, 210, 291, 294f, 435, 467, 470 –472, 474, 537–539 28,18.20: 224, 450 28,19: 189, 416 28,19f: 212, 437, 491 28,20: 70, 124, 170, 223, 291, 449, 472
Markus 1,1: 105, 189, 416 1,10f: 54 1,15: 105, 190, 241, 247, 364, 416f, 497 6,7–13: 62 9,7: 95, 128, 210, 241, 261, 381, 435, 497 9,24: 218, 265, 387, 445 13,32: 546
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630
Register
14,22: 116, 172, 205, 209f, 212, 219 –221, 429, 434f, 437, 446, 448, 474, 536 14,22f: 216, 441 14,22.24: 125, 317 14,22–24: 17, 114, 313f, 431f, 532 14,24: 172, 210, 212, 218f, 435, 437, 444, 446, 474 16,15: 62, 189, 212, 235, 416, 437, 491 16,15f: 62, 491 16,16: 117, 237, 493, 548 16,19: 295 16,20: 462
Lukas 1,26–38: 115 1,34: 224, 450 1,37: 224, 450 1,38: 115 1,67–79: 193, 420 1,67–80: 297 2,34: 81 2,41– 52: 462 3,8: 247, 364 3,21f: 54 3,22: 95, 128, 241, 435, 497, 533 4,18: 190, 417 6,43: 184, 250, 308, 367, 409 7,30: 239, 495 8,8: 239, 495 8,13: 237, 494 8,18: 239, 265, 387, 495 9,2– 6: 62 9,35: 54, 95, 128, 210, 241, 261, 381, 435, 497 11,11–13: 129, 242, 498 11,13: 265, 269, 387, 392 11,24f: 238, 244, 494, 500 11,37–54: 130 13,5: 190, 416 13,23f: 236, 492 14,18.24: 237, 493 14,24: 239, 495 15,7: 190, 416 16,14 –18: 311 17,3f: 54 17,5: 218, 445 17,10: 306 20,36: 226, 452 21,33: 210, 435 22,1– 6.21f: 215, 440 22,19: 116, 172, 205, 209f, 212, 216, 219–221, 317, 429, 434f, 437, 442, 446–448, 474, 536
22,19f: 17, 114, 125, 212, 218, 313f, 317, 431f, 437, 444, 532 22,20: 210, 212, 435, 437 22,44: 477 24,45: 258, 375 24,46f: 61, 105, 190, 416 24,47: 54, 60f, 95, 190, 212, 235, 417, 437, 491
Johannes 1,1–3: 18 1,3.10f: 165, 467 1,5: 254, 371f 1,14: 209, 434 1,17: 303 1,18: 128, 241, 497 1,29: 235, 478, 491 2,1–11: 462 2,4: 30 3,13: 18, 70 3,14f: 478 3,16: 38, 128, 235, 241, 260, 380, 491, 497 3,31.35: 165, 467 3,36: 218, 445 4,24: 18 5,21.26f: 165, 467 5,21.27: 166, 467 5,22: 16, 113 5,27: 542 6,22–59: 114, 166, 468 6,29: 258, 376 6,31–58: 215, 440 6,37: 128, 241, 497 6,39f: 165f, 467 6,40: 128, 235, 241, 491, 497 6,44: 130, 243, 258, 327, 376, 499, 525f 6,44f: 255, 373 6,48 –58: 215, 441 6,51: 235, 491 6,55: 536 6,56: 215, 440 6,63: 70, 77, 223, 449 6,65: 327 7,39: 294 7,48: 130 8,13: 130 8,34: 253, 270, 370, 392 8,36: 67, 386 8,37: 254, 372 9,16.41: 130 10,9: 128, 241, 497 10,12–16,27: 147, 349 10,27f: 235, 491 10,27–29: 233, 489
10,28: 127, 232, 238, 245, 488, 494, 502 10,28f: 132 12,8: 223, 449 12,42: 130 13,3: 165, 290, 467, 471 14,6: 128, 241, 497 14,6.9–11: 115 14,23: 40 14,26: 128 15,1–14: 411 15,5: 50, 93, 254, 258, 315, 328, 372, 376 15,12: 184, 410 15,16f: 233, 489 15,18 –25: 53 16,5.10.16–33: 223, 449 16,8: 109, 196, 423 16,8f: 60, 418 16,8.10: 38 16,10: 38, 300 16,12: 254, 372 16,14: 241, 497 17,2: 80 17,3: 71 17,5: 537–540 17,10: 474 17,11: 30 17,11.13: 223, 449 17,17.20: 261, 381 17,24: 167, 469 18,6: 462 20,22: 114 21,18: 67
Apostelgeschichte 1,7: 240, 496 2,33 –36: 225 2,36: 293, 538 2,37–47: 261, 381 3,21: 225, 451 5,29: 103, 184, 410 5,31: 258, 375 7,51: 237, 493 7,55f: 225, 451 7,57: 52 9,3 –17: 225, 451 10,38: 209, 434 11,14: 261, 380 13,40f.46: 237, 493 13,46: 240, 496 13,48: 127, 232, 488 14,22: 103 15,1–21: 280, 345 15,9: 95, 299, 309 16,3: 199f, 320, 482f 16,14: 258, 328, 375, 524
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Bibelstellenregister 16,14f.40: 522 17,25f: 154, 357 17,28: 155, 358 20,21: 190, 417 20,24: 190, 416 21,26: 199, 482 22,6 –21: 225, 451 25,19: 225, 451 26,18: 254, 371
Römerbrief 1,3: 163, 464 1,4: 294, 474 1,16: 192, 235, 302, 420, 491 1,17: 14, 31f, 34, 39f, 54, 97–99, 106, 131, 173, 180f, 192, 250f, 296, 367f, 395, 405f, 419 1,18: 417 1,19 –21.28.32: 253, 370 1,20f: 49 2,14f: 250, 367 2,15: 194, 422, 424 3,1–8: 54 3,3f: 298 3,8: 56 3,11f: 254, 371 3,12: 254, 371 3,20: 60, 191, 249f, 366f, 418, 424 3,21: 14, 31f, 34, 39f, 54, 97–99, 106, 131, 173, 178, 180f, 192, 250f, 296, 367f, 395, 401, 405f, 419 3,21–26: 296 3,21.26: 34 3,22: 235, 491 3,23–25: 38 3,24: 178, 401 3,24f: 297 3,25: 38 3,26: 298 3,28: 14, 36, 41, 174, 176, 178f, 298, 307, 310, 397, 399, 401, 403 3,31: 333, 335 4,1: 177, 401 4,3: 177, 401 4,5: 38, 98, 174, 296f, 397 4,5.9: 297 4,5 –8: 176f, 399, 401, 412 4,6: 180, 186, 308f, 405 4,6 –8: 37, 296, 307 4,16: 308 4,20–24: 297 4,21: 224, 450 4,25: 36, 39, 106, 192, 419 5,2: 188, 414
5,10: 251, 368 5,11: 34 5,12: 15, 150, 287, 352 5,12–21: 287 5,14: 249, 366 5,15 –19: 35 5,18f: 174, 397 5,19: 36, 99, 106, 181, 406 6,1–23: 186 6,6: 250, 366 6,6–18: 185, 411 6,9: 315 6,12.14: 266, 387 6,14: 424 6,17: 185, 411 6,21f: 424 6,23: 15, 127, 243, 500 7,6 –13: 43 7,6.14: 417 7,7: 191, 418 7,7–25: 46 7,7.18 –21: 197, 425 7,7.18 –25: 270 7,8: 283 7,10: 304 7,14: 256, 373 7,15: 108 7,15.23: 270, 392 7,18: 47, 108, 195, 423 7,18f: 425 7,18.22f: 256, 373 7,18.23: 65 7,18 –25: 269, 391 7,19: 195, 423 7,20: 47, 283 7,21: 47 7,22: 195, 422 7,22f: 93, 185, 411, 424 7,22f.25: 270, 392 7,23: 108, 195, 266, 270, 283, 287, 330, 377, 388, 392, 423 7,23.25: 424 7,24: 94 8,1– 4: 411 8,1–17: 266, 388 8,2: 377 8,4 –7: 49 8,4f.10f: 424 8,6f: 249, 366 8,7: 53, 92, 254f, 372f, 522 8,7–15: 269, 391 8,9 –17.28–39: 40 8,12: 65 8,13: 15, 185, 187, 311, 411, 413 8,14: 129, 328, 332 8,15: 269, 392
8,16: 129, 242, 498 8,16.26: 236, 492 8,25: 235, 491 8,26: 265, 387 8,28: 131 8,28.35: 494 8,28f.35: 238, 495 8,28 –39: 233, 489 8,29f: 234, 490 8,33: 98, 175, 398 8,33f: 35 8,38f: 239, 495 9,5: 120, 160, 458 9,8 –13.30 –33: 239, 495 9,11: 238, 494 9,11–13: 132, 245, 501 9,14 –29: 232, 488 9,16: 52, 95, 262, 381 9,17: 131, 244, 501 9,20: 240, 497 9,20 –23: 51 9,22f: 130, 243, 499 9,23: 131, 240, 496 9,30 –33: 237, 493 10,3: 14, 31f, 34, 39f, 54, 97–99, 106, 131, 173, 180f, 192, 250f, 296, 367f, 395, 405f, 419 10,3f: 61 10,4: 62f 10,10: 42, 180, 405 10,12: 235, 491 10,14: 51 10,14 –18: 96 10,15: 303 10,17: 51, 95, 128, 241, 251, 261, 368, 380, 498 10,20: 102 11,6: 178, 308, 401 11,20: 414 11,32: 235, 491 11,33f: 239, 241, 496f 12,2: 196, 423 12,5: 315 12,19: 334 13,5: 103 13,5f.9: 184, 410 13,7–10: 334 13,9: 197, 425 14,1.3: 218, 444 14,1–23: 199, 482 14,6: 200, 483 14,23: 43, 101, 184, 250, 367, 409 15,4: 132, 233, 246, 489, 502
I. Korintherbrief 1,8: 236, 266, 388, 492
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
632
Register
1,18: 192, 420 1,21: 233, 253, 261, 371, 380, 489 1,29: 249, 366 1,30: 32, 106, 192, 419 1,30f: 34 2,6–15: 267, 389 2,6–16: 53 2,9: 249, 366 2,14: 49, 92, 249, 253f, 257, 326, 328, 366, 371f, 375, 522 3,6: 30 3,6f: 52 3,6 –8: 262, 381 3,7: 95 3,16: 98, 129, 180, 405 3,19: 253, 370 4,4: 197, 425 4,7: 258, 376 5,6: 174, 396 6,9f: 187, 311, 413 6,9–11: 186, 411 6,12: 201, 484 6,19: 40, 98, 129, 194, 421 7,18: 200, 483 8,6: 18 8,13: 45 9,8 –10: 184, 410 9,9: 335 9,10: 335 9,16: 103 9,16f: 67 9,19: 26 9,19 –23: 199, 482 9,21: 424 9,27: 67, 109, 185, 195, 411, 423, 425 10,6: 113 10,14 –21: 441 10,14 –22: 213, 438 10,16: 206, 212, 220, 314, 316, 430, 437, 446, 533 10,16f: 209, 213, 220, 433, 438, 447 10,17: 315, 430 10,23: 201, 484 11,18f: 29 11,19: 549 11,23 –25: 17, 313 11,23 –29: 215, 440 11,24: 116, 172, 205, 209, 212, 219–221, 317, 429, 434f, 437, 444, 446 –448, 474, 536 11,24f: 114, 125, 210, 216, 218, 220, 314, 431f, 435, 442, 446f, 532
11,25: 210, 212, 435, 437 11,25f: 316 11,26: 314 11,27: 113, 207, 214, 314, 431, 439 11,27–29: 214, 439 11,27.29: 215, 440 11,28: 316 11,29: 16, 113, 117, 207, 213f, 314, 431, 438f 11,32: 68, 113 12,3: 258, 376 13,2: 42, 102, 335 13,10: 40 15,5 –8: 225, 451 15,12–28: 280, 345 15,27: 165, 467 16,22: 548
II. Korintherbrief 2,14 –17: 382 2,17: 261, 381 3,4 –12: 267, 389 3,5: 254, 258, 371, 376, 523 3,6: 106, 192, 302, 304, 419 3,6 –9: 193, 420 3,8: 235, 491 3,9.8: 192, 420 3,13 –16: 417 3,14 –17: 262 3,16: 421 5,16: 541 5,17: 258, 376 5,19: 209, 434 5,20: 234, 490 5,21: 34, 106, 192, 419 6,1: 264, 385 6,3: 186, 411 6,14: 323, 485 6,14f: 321 6,14.17: 199, 482 6,16: 98, 180, 405 7,10: 190, 417 9,7: 185, 410f 10,5: 67, 173, 476 10,17: 34 11,12–15: 485
Galaterbrief 1,8: 548 1,9: 322 2,3: 320 2,4f: 56, 111, 200, 320, 483 2,5: 111, 200, 483 2,11–21: 200, 483 2,16: 176, 249, 366, 399 2,20: 113
3,2: 109, 192, 420 3,2.14: 196, 423 3,10: 307 3,15: 203, 427 3,24: 63, 251, 368 3,27: 36, 385 4,4: 160, 458 4,4f: 61 4,6: 269, 392 5,1: 111, 200, 321, 484 5,1f: 58 5,4: 307 5,6: 98, 102 5,9: 174, 396 5,14: 334 5,15: 29 5,16 –21: 67 5,17: 64f, 93, 108, 195, 256, 264, 266, 270, 373, 384, 388, 392, 423 5,21: 187, 311, 413 5,22: 101, 184, 409 5,24: 185, 411 6,12f: 320 6,15: 258, 376
Epheserbrief 1,4: 131, 232, 234, 238, 241, 245, 488f, 494, 497, 501 1,4f: 231, 487 1,4–14: 233, 489 1,4.6: 128 1,5f: 131, 245, 501 1,6: 241, 497 1,9: 233, 489 1,9f: 234, 490 1,11: 131, 245, 501 1,11.13: 235, 491 1,13f: 233, 489 1,15–23: 233, 489 1,17f: 255, 372 1,20: 115, 121 1,20f: 530 1,20–22: 291 1,20–23: 225, 451 1,21f: 19f 1,22: 467 2,1: 371 2,1f: 93 2,1.5: 53, 254, 371 2,2: 253, 370 2,3: 149, 151, 352, 354 2,5: 50, 327 2,5f: 165 2,8: 258, 307, 376 2,8f: 102, 308
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
2,10: 66, 103, 183, 196, 258, 264, 331, 376, 378, 385, 409, 423 3,20: 224, 450 4,8 –10: 225, 451 4,10: 18, 75, 291, 462, 529 4,11f: 291 4,17f: 253, 371 4,22: 268, 391 4,24: 150 4,25: 335 4,28: 335 4,42: 353 5,1: 185, 411 5,5: 187, 311, 413 5,5f: 411 5,8.11: 254, 371 5,9: 184, 409 5,26: 115
Philipperbrief 1,6: 236f, 266, 388, 492, 494 1,9f: 255, 372 1,11: 186, 411 1,28: 188, 415 1,29: 258, 376 2,6: 533 2,7: 462 2,8: 35, 99 2,9: 539 2,9 –11: 225, 451 2,12f: 266, 387 2,13: 15, 93, 254, 258, 261, 328, 330, 372, 375, 378, 381 3,6– 9: 312 3,7–9: 188, 415 3,7–11: 36 3,8: 42, 44, 102 3,10: 38, 42 4,3: 233f, 241, 245, 489f, 497f, 502
Kolosserbrief 1,9–11: 255, 372 1,16f: 18 1,19: 73, 78, 115, 121, 167f, 209, 226, 291, 434, 452, 469– 471, 531, 544 1,22: 38 1,22f: 188, 414 1,27: 126 2,3: 73, 122, 168, 170, 470, 472, 531 2,9: 73, 78, 115, 121, 167f, 209, 226, 291, 434, 452, 469– 471, 531, 544
Bibelstellenregister
633
2,12: 258, 375 2,12–14: 36 2,13: 53, 254, 371 2,16: 58, 111, 200, 483 2,18: 334 2,20: 58 2,20 –23: 321 2,23: 334 3,1–6: 187, 414 3,4: 227, 453 3,6: 187, 413 3,9: 268, 391
3,4f: 102 3,5: 115, 250, 258 367, 376, 398 3,10: 323
I. Thessalonicherbrief 4,1–3: 185, 411 4,6: 335
II. Thessalonicherbrief 2,13 –15: 233, 489
I. Timotheusbrief 1,9: 59, 65, 108, 194, 250, 422, 424 1,9f: 367 1,18: 264, 385 1,19: 186, 411 2,4: 127 3,9: 147, 349 3,16: 76 4,1–3: 57 4,8: 103 5,18: 335 5,24f: 186, 411 6,1.13f: 186, 411 6,9–12: 186, 411 6,15: 227, 453
II. Timotheusbrief 1,6f: 266 387 1,9: 238, 494 1,9f: 234, 490 1,13: 44, 414 2,13: 54, 129 2,14: 45 2,19: 245, 502 2,20f: 130 2,21: 131, 244, 500 2,25: 258, 375 2,26: 253, 370 3,16: 109, 196, 233, 423, 489 3,16f: 102, 109, 334, 489
Titusbrief 1,9 –14: 147, 349 2,11–15: 185, 411 2,14: 103
Philemonbrief 14: 185, 410
Hebräerbrief 1,1–4: 115 1,2: 18 1,2–4: 225 451 1,3: 530 2,8: 165, 467 2,14: 284 2,16f: 284 2,17: 155, 358 3,14: 186, 236 413, 492 4,2.7: 237 493 4,14: 225 451 7,26: 18, 529 9,14: 536 9,24: 225 451 10,26: 238, 494 10,29: 244, 500 11,4: 197, 425 11,6: 250, 329, 367 11,8: 177, 401 12,8: 109, 196, 423 13,1–12: 186, 411
Jakobusbrief 1,17: 164, 258, 376, 466 1,17f: 261, 381 2,8: 334 2,14 –26: 186, 411 2,17: 184, 409 2,19: 101 2,20.26: 179, 403 2,24: 179, 403 I. Petrusbrief 1,2f.14 –16: 185, 411 1,5: 188, 414 1,9: 188, 414 1,12: 463 1,13 –25: 187, 414 1,20: 238, 241, 494, 497 1,23 –25: 261, 381 2,1f.11f.21–25: 185, 411 2,5: 197, 425 2,11: 270, 392 2,12: 186, 411 3,15f: 186, 411 3,18: 163, 464 4,1: 163, 464
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
634 5,2: 185, 410 5,10: 266, 388
Register 3,7.10.12f: 226, 451 3,9: 235f, 243f, 491f, 500
II. Petrusbrief
I. Johannesbrief
1,4: 122f 1,3 –10: 187, 413 1,5 –7: 129 1,5 –9: 103 1,5–11: 186, 411 1,10: 187, 413 2,10: 238, 494 2,20: 244, 500 2,20f: 186, 411
1,3: 122f 1,7: 38, 99, 166, 181, 406, 467, 536 1,7.9: 235, 491 2,2: 235, 491 2,3 –6: 186, 411 3,4: 46 3,8: 89, 150, 352 3,10f: 186, 411
3,10.24: 186, 411 3,14: 176, 399 4,11: 184, 410 4,11–13: 186, 411
Apokalypse 4,11: 154, 357 14,9f: 59 18,4f: 59 20,2: 478 20,15: 233f, 241, 245, 489f, 497f, 502
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
Sachregister
Kursive Ziffern bezeichnen Sachverhalte, die nur im Anmerkungs- oder Marginalientext enthalten sind. Die Bekenntnisschriften der der Evangelisch-Lutherischen Kirche sind in Kapitälchen gesetzt. Personengruppen, wie Arianer, Hussiten oder Täufer, sind im Personenverzeichnis zu finden. Abendmahl 5f, 7, 16–20, 61, 69f, 72f, 77, 84, 112–119, 124f, 129, 135f, 138f, 159, 162, 170–172, 203–319, 331, 342, 378, 426–458, 461, 463, 464, 473–475, 495, 498, 506, 512–514, 527–533, 545, 563f, 573–575, 583f, 592–594, 603f –
Altarsakrament 206–208, 430–433, 546
315–318,
Abgötterei 30, 56, 87, 111, 134, 141, 145, 177, 201, 272, 279, 287, 321, 344, 347, 401, 483f, 504 Absolution 236f, 493 Abstractum → Communicatio idiomatum Adiaphora, Mitteldinge 5, 15f, 22, 26, 31, 55–59, 110–112, 198–202, 319–326, 481– 486 Altar 58
– der Heiligen 202, 486 – der Obrigkeit 135, 505 APOLOGIE DER CONFESSIO AUGUSTANA 8, 27, 83, 85, 87f, 100, 102, 136f, 143, 145f, 148–150, 157, 159, 174f, 179, 182, 184f, 187, 191, 193, 206, 212, 228, 237, 250, 257–260, 275, 279, 281, 286, 288, 292, 298, 301, 303, 305, 309, 311, 315, 318, 322, 325, 329, 332, 335f, 338, 347f, 351–353, 363, 367, 375, 377, 379, 396, 398, 403, 407, 410f, 413, 418, 421, 430, 438, 454, 493, 506, 511f, 519, 526, 532–534, 555, 565, 567, 576f, 585f, 594, 596, 605f APOSTOLICUM → Glaubensbekenntnisse Arbeit 30, 102, 154, 223, 249f, 259, 274, 284, 326, 330, 335, 357, 366f, 369, 377, 449, 504, 547 ARTICULI SMALCALDICI → SCHMALKALDISCHE ARTIKEL
Altes Testament 31, 34, 41, 83, 86, 97, 133, 144, 175, 212, 303f, 328, 337, 346, 397, 437, 521
ATHANASIANUM → Glaubensbekenntnisse
Amt 109, 178, 187, 201, 220, 310, 323, 335, 337, 402, 414, 420, 446, 485, 527, 551f, 555, 558, 560, 565, 568, 570, 576, 579, 581, 585, 588, 590, 595, 599f, 606
Auferstehung 36, 39, 42, 46f, 67, 94, 109, 141, 155, 162, 174, 223–226, 280, 289f, 293f, 297f, 300, 345, 359, 365, 386, 393, 396f, 416, 426, 449, 451f, 462, 474
–
Apostelamt 26
–
Christi 164f, 203, 298, 426, 465f
AUGSBURGER BEKENNTNIS → CONFESSIO AUGUSTANA
–
des Geistes 235, 262, 302, 382, 417, 491
–
des Gesetzes 105f, 190–192, 196, 304 417–419, 423f
–
der Obrigkeit 135, 273, 505
–
Predigtamt 53, 61, 105, 189, 259, 301, 327f, 330, 378, 416, 527
–
Schlüsselamt 61f
Anfechtung → Kreuz Anrufung Gottes 54, 81, 112, 129, 235, 252, 262–266, 287, 332, 369, 381, 384f, 387f, 491, 498, 507, 524, 549, 552, 570, 590, 601
Augsburger Religionsfrieden (1555) 277, 312 Bann 506 Barmherzigkeit 32, 96, 102, 130f, 141, 240, 243 –245, 257, 260, 262, 267, 279, 297, 302, 332, 344, 374, 380, 382, 389, 496, 500f, 550, 557, 567, 578, 587, 598 Bekenntnis 5, 7, 83f, 87f, 141, 145, 162, 171, 173f, 198, 202, 204, 206, 208f, 228, 231, 252 254, 259, 275, 277–279, 317, 339, 344, 346f, 349f, 341, 354, 369, 370f, 378, 396, 405, 408, 429f, 448, 455, 461, 464, 474,
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Register 236, 246f, 258, 260, 271–273, 275, 279– 282, 286, 288f, 292f, 295f, 298, 301–303, 305f, 308f, 311f, 315, 318f, 322, 324–326, 329, 332f, 335, 338f, 341f, 344–352, 363f , 376f, 379, 395, 404f, 407, 410–412, 415, 427f, 429–431, 433, 435, 438, 445, 455, 458, 470, 475f, 481, 484–486, 493, 502– 504, 506, 511–515, 518–520, 532–534, 537, 548, 550, 552–555, 557–567, 569– 573, 575–578, 580–583, 585–587, 589– 592, 594, 596f, 599–603, 605f
476, 481, 483–487, 507, 511–514, 518f, 521, 525, 545f, 549f, 554f, 557, 559, 561, 564f, 567, 569–572, 575f, 578, 588f, 591f, 598–600, 602 Beruf, Berufung 26f, 29, 50, 102, 127, 129, 131, 187, 201, 225, 233–239, 242, 245, 247, 250, 261, 268, 270, 282, 302, 323, 331, 364, 367, 378, 380, 390, 392, 413, 450, 485, 489–496, 498, 501, 550, 552, 570, 588, 590, 592, 598, 601f Beschneidung 58, 101, 200, 212, 320, 437, 483 Bibel → Schrift, heilige Bild, Bild Gottes, Imago Dei 8f, 58, 89, 91f, 132, 150, 238, 248f, 257, 264, 270, 353, 366, 374, 384, 393, 455, 477–480, 495 Bindungen 83, 203, 302, 335, 426, 479 Bischof, Bischöfe 57, 87, 201f, 322f, 325, 347, 484–486 Blut 37f, 69, 72, 75–77, 99, 108, 112f, 125f, 135f, 159, 162f, 166, 171f, 181, 203–216, 218–225, 227–230, 235, 277, 284f, 289, 293–295, 297–301, 310, 312–319, 406, 426–435, 437–441, 443–448, 450f, 454– 459, 463, 465, 474, 477, 491, 527–533, 536, 543, 559, 570, 590, 594, 600, 605 Brauch, Gebrauch 8, 16f, 22, 26, 31, 53, 55, 59, 64, 97, 104, 107, 112, 114f, 126, 144, 158, 162, 172, 175, 202, 216, 219–221, 228, 233f, 248, 268f, 271, 346, 362, 365, 390, 392, 395, 397f, 421–425, 441, 445– 447, 454, 457, 462, 475, 486, 489f, 512, 532f, Brot → Abendmahl, Altarsakrament Buße 16f, 37, 44, 54, 57f, 60 –63, 69, 95, 104 –107, 113, 128f, 132f, 174 –179, 182, 184, 187, 189 –191, 193, 207, 213, 232– 235, 237, 241–243, 245 –247, 258–261, 271, 274, 302f, 304, 313, 330, 364, 375, 377, 380f, 385, 393f, 396, 398 –402, 407, 409f, 413, 415 –418, 420f, 431, 439, 488 – 491, 493, 497–500, 502f, 505, 524, 526f Christologie 66f, 9, 11, 21f, 71–81, 121– 125, 161–173, 278, 288–295, 342, 457– 476, 513f Communicatio idiomatum 76, 156, 161, 163, 167, 205, 213, 289, 294, 360, 428, 438, 463, 468f, 474, 534, 540, 593, 604 Concretum → Communicatio Idiomatum CONFESSIO AUGUSTANA 6–8, 12–16, 21, 23f, 26–29, 31f, 34, 41, 45, 54f, 59, 64, 69, 71f, 77, 80f, 83–88, 91, 98, 100, 102, 104, 110, 112, 119, , 125f, 133–138, 141–149, 159, 168, 172–174, 180, 182, 184–186, 191, 198, 201, 204, 206–210, 213, 228, 230,
Dank 112, 203, 265, 426, 533, 554, 561, 571, 582, 591, 601 Dreieinigkeit → Trinität Ebenbild Gottes → Bild, Bild Gottes, Imago Dei Ehe, Ehestand 135, 162, 235, 273, 330, 462, 490, 493, 505 –
Ehebruch, Unzucht 250, 268, 333, 367f, 389, 413
Eid 135, 273, 505 Eigentum 309 Einwohnung 14, 33f, 78, 98, 100, 122, 182, 405, 407 Engel 18, 20, 42, 76, 94, 115f, 122, 162f, 167f, 195, 208, 210 224, 226, 265, 284, 316, 334, 386, 422, 432, 435, 450, 452f, 461f, 469f, 531, 536, 543, 546, 548 Enthusiasten 248, 260, 268f, 363, 365, 379, 390, 392 Erbgerechtigkeit → Gerechtigkeit Erbsünde 22, 26, 31, 45–55, 88–91, 94, 148–159, 247, 251, 255f, 273, 282–288, 351–364, 373f, 504, 521 Erlösung 34, 38, 42, 91, 155, 215, 233, 260, 296, 298f, 304, 306, 309, 358, 380, 440, 489 Erneuerung, Heiligung 34, 42, 66, 94, 100f, 115, 132, 134, 151, 155, 175–180, 183– 185, 196, 198, 247f, 250, 252, 258f, 264, 269, 308, 330, 335, 338, 354, 359, 364f, 367, 375–378, 385f, 394, 398f, 401–405, 408–410, 424, 502, 504 Eucharistie → Abendmahl, Altarsakrament Evangelische Räte 137, 511–513 Evangelium 22, 26f, 29, 31, 50f, 55 –57, 59 – 69, 86, 93, 102–107, 109 –111, 132f, 134f, 141, 143, 174–181, 186, 189 –193, 196f, 198 –202, 205, 207, 213, 215, 221, 235f, 241, 245 –247, 251–254, 256 –258, 260f, 263, 267f, 272f, 299, 301–306, 319 –323, 325, 327, 329, 331–333, 335f, 344, 363f, 368–372, 374 –381, 383, 389f, 396f, 399– 402, 404, 406, 412, 415 –421,
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Sachregister 423 –426, 429, 431, 438f, 441, 448, 478, 481–484, 486, 491–493, 497, 502–504, 514, 526f, 547f, 550f, 557f, 567f, 578f, 587f, 598 Ewiges Leben 14, 33, 38, 43f, 52, 59, 62, 71, 80, 93, 106, 115, 125, 127–129, 133, 155, 174–177, 180, 192, 203, 216f, 218, 222f, 231–235, 241f, 246–248, 252–255, 257, 260f, 265, 268, 271, 296–298, 300–302, 304, 309, 311, 319, 332, 335, 369f, 372, 374, 380, 386, 390, 394, 396f, 399, 401, 405, 419, 426, 441, 445, 449, 475, 481, 487–491, 496–499, 501, 527 Ewigkeit 41, 45, 51–53, 55, 69, 76, 79f, 95, 120–123, 128, 136, 155, 160, 163, 166, 169, 171, 174, 232, 275, 289, 291, 293– 295, 300, 339, 359, 374, 397, 458f, 462, 465, 467f, 471, 473f, 489, 497, 507, 529, 535, 543f
408, 413, 424, 444, 481, 496, 499, 507, 549, 552f, 559f, 570, 580, 590, 600 Fürstentag 513 Gabe (Gottes) 50, 100f, 123, 165, 169, 182, 187, 234, 246, 248, 258–260, 262, 264– 267, 269f, 273, 289, 308, 311, 314, 327, 330f, 353, 363, 366, 372, 376–380, 382, 385, 387–339, 392f, 397, 407, 413, 466f, 471, 490, 505 Gebet 30, 49, 54, 58, 65, 118, 218, 221, 228, 230, 232, 234–236, 260, 269, 336, 372f, 379, 385, 392, 434, 445, 447, 454, 457, 485, 488, 490 –492, 536, 545, 558, 567f, 578f, 588, 598
Fähigkeit, menschliche 247, 257, 371, 374f
Gebote (Gottes) 39, 47, 57–65, 91f, 106, 109–111, 129, 132, 149, 192, 196f, 200f, 237f, 243, 244, 254, 258f, 283, 287, 304f, 321, 324, 326, 329, 331f, 334–338, 352f, 363, 366, 371, 376, 379, 410, 420, 423, 425, 482–484, 486, 493f, 498, 500
Fasten 57, 112, 118, 202, 322, 486
Gebrauch → Brauch
Feiertage, kirchliche Feste 58, 111, 483
Gedächtnis 26, 112, 141, 203, 210, 216, 259, 279, 305, 310, 313, 324, 331, 337, 344, 379, 426, 435, 442, 550, 555, 557, 565f, 568, 576–578, 586, 588, 594, 596, 598, 605f
Firmung 58 Fleisch, fleischlich 15, 37, 45, 47, 49, 51, 57, 64f, 67, 69, 76–78, 108f, 114, 120, 123– 125, 150, 154f, 160, 163, 166f, 163, 169– 173, 176f, 183, 185, 187, 195–198, 209, 215f, 218, 223, 234f, 238, 249, 254–256, 258f, 264, 267, 270, 273f, 284–287, 294f, 299, 309, 311, 315, 320f, 330, 338, 353, 357, 359, 366, 372f, 377, 383–386, 388f, 392f, 399f, 409, 411, 413, 423–426, 430, 434, 440f, 443f, 449, 454, 457–459, 463– 465, 467–469, 471–476, 480, 490f, 494, 505, 522, 529, 532, 536, 543 FORMULA CONCORDIAE → KONKORDIENFORMEL
Freiwilligkeit, freiwillig 60, 65f, 69, 92, 94, 103, 108, 110, 167, 169, 183, 184f, 195, 198, 256, 265, 268, 338, 374, 383, 386, 390, 397, 408, 410f, 422, 426, 469, 472, 554f, 561, 564, 571, 575, 601 Freude 29, 33, 62, 86, 143, 198, 223, 226, 252, 262, 264, 305, 369, 381, 384, 416, 426, 448, 452, 463, 494 Frieden 158, 209, 246, 251f, 277, 303, 305, 312, 319, 325, 339, 361f, 369, 433, 502f, 518, 554, 556f, 566f, 576f, 585f, 596, 606 Früchte des Glaubens Heiligung
→
Erneuerung,
Furcht (Gottes), Gottesfurcht 62, 142, 187, 196, 218, 240, 242, 247, 259, 266f, 282, 287, 304f, 326, 329, 332, 337, 363f, 369, 377, 381, 384–387,
183, 263, 335, 388,
Geduld 28, 30, 59, 103, 112, 129f, 132, 234, 238, 242f, 246, 252, 262, 332, 369, 381, 385, 489, 491, 494, 498–500, 502, 524 Geheimnis 15, 72, 78, 114, 124–126, 162, 172f, 224, 230, 234, 238–240, 253, 327, 371, 443, 450, 457, 461, 463, 474, 476, 478, 490, 494f, 497, 535f, 544, 593, 604 Gehorsam 14f, 27, 32, 34–43, 52, 54, 62–67, 92f, 97–101, 106f, 109, 126, 129, 133f, 173–175, 177f, 181–183, 192, 194–198, 203, 209–211, 218, 220, 233, 242, 247, 249f, 252, 256f, 260, 266, 268, 271, 273f, 296, 322, 325, 333–335, 338, 364f, 367– 369, 373, 375, 380f, 385, 387, 390, 394– 398, 400–402, 405–408, 419, 422f, 425, 435f, 444, 446, 476, 489, 498, 503, 504f, 526, 532 Gehorsamsverweigerung, Ungehorsamkeit 36f, 89, 92, 99, 181f, 187, 194, 249f, 266, 287, 299, 328, 353, 366f, 387, 406, 413, 422 Geister, böse 257, 374 Gemeinde 21, 54, 95f, 103, 110–113, 130, 135f, 170, 199f, 202f, 244, 259, 262, 267, 273f, 291, 330, 348, 378, 382, 388, 445, 457, 473, 482f, 486, 505, 561 Genugtuung, Wiedergutmachung, Satisfaktion 99, 175, 178, 181, 296, 299, 306, 338, 364, 397, 402, 406
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
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Register
Gerechtigkeit –
Gerechtigkeit Christi 14, 31–41, 43, 63, 97–101, 106, 118, 134, 173 –182, 186, 192, 223, 227, 233, 237, 293, 296–301, 304, 307–309, 311f, 368f, 395– 407, 413, 419, 441, 490, 492
–
Gerechtigkeit des Menschen, der Werke 31–41, 54, 88 –90, 92, 97–99, 102f, 132, 134, 149f, 152–182, 184, 186 – 188, 192, 200, 227, 235, 238f, 245, 247, 250 –252, 254, 256, 259, 264, 267, 274, 296f, 300f, 304, 307–312, 331, 351, 353, 355f, 364, 366–368, 371, 374, 379, 384f, 389, 395 –407, 410, 412– 414, 419, 441, 484, 490, 492, 494f, 505
–
–
Gerechtigkeit des Glaubens 14f, 26, 34–43, 69, 97–100, 134, 173–182, 192, 235, 296 –298, 300f, 309, 312, 364, 369, 384f, 395 –407, 412–414, 419, 490, 492
296, 303, 306, 309, 312, 316, 319, 321f, 324, 335, 338, 365, 367, 385f, 388, 396, 401, 407, 410–413, 415, 469, 524, 536, 544, 547f, 555f, 573, 579, 583, 585f, 588, 592, 595, 598, 602, 605f Gewissheit
8, 561, 572, 582, 592, 602
Glaube passim Glaubensbekenntnisse 5, 7, 83f, 278, 341, 354, 378, 511– 514, 578 – Apostolicum 117, 27, 83, 86, 144, 285, 289, 292, 297, 308, 314, 321, 328, 346 Gleichnis 19, 49, 72, 77, 158, 161, 167, 227, 229, 362, 434, 453, 455f, 460, 469, 478f Glieder 59, 266, 270, 283, 286f, 323, 330, 336, 357, 373, 377, 383, 388, 392, 424, 454, 485, 557, 567, 577, 586, 596, 606 Glockenweihe 221, 447 Gnade
passim
Gerechtigkeit Gottes 14, 26, 32– 42, 46, 55, 65, 97–102, 106, 109, 131, 134, 173 –182, 187, 192, 196, 215, 226, 245f, 251, 263, 296f, 299 –301, 308f, 334, 368, 384f, 395– 407, 412– 414, 419f, 424, 441, 452, 490, 492, 502
Gottesdienst 56, 110, 197, 250, 311, 319, 322, 482–484, 485
Gericht (Gottes) 16, 17, 40, 106, 113, 117– 119, 152, 166, 177, 192, 196f, 207f, 213 – 216, 218, 230, 240, 244, 250, 252, 256f, 313f, 318f, 355, 368f, 373f, 400, 419, 423, 425, 431, 433, 438 –441, 444, 454, 457, 467, 496f, 501, 546, 563, 575, 585
Heiden 48, 105f, 190, 193, 213, 250, 367, 416, 420, 438, 478
Gesang 297
Gotteslästerung 62, 202, 206, 429, 461, 486 Gotteslehre 373, 478 Hauptsünde 61, 149, 352
Heilige, Heiligenverehrung 12, 47, 67f, 115, 122, 124, 162, 165, 167–170, 189, 196, 201f, 208, 291, 307, 328, 330, 464, 479, 531, 548, 551, 558, 568 Heiligung → Erneuerung
Geschöpf → Kreatur Gesetz 22, 26, 31f, 34–36, 39–41, 46–48, 51, 59– 69, 92–95, 104 –110, 141, 149, 153, 175, 177f, 171, 181, 183, 185, 189–198, 200f, 211, 234, 247, 250–254, 256, 259– 261, 266, 268, 270, 274, 280, 283, 286, 288, 295, 298, 300 –307, 310–312, 320, 329f, 332–338, 345, 352, 356, 364, 367– 370, 372–374, 377, 380f, 383, 387f, 390, 392, 396f, 400f, 406, 408, 411, 415 –426, 436, 483, 490, 506, 526f Gewalt 19, 57, 59, 73, 75f, 86, 94, 96, 110 – 112, 120 –123, 135f, 143, 150f, 161, 164 – 166, 168–171, 173, 198f, 200 –202, 204, 210, 217, 224f, 227, 238, 258, 260, 263, 265, 273, 275, 291–295, 300, 309f, 312, 319, 322f, 329, 354, 376, 379, 384, 386, 389, 427, 435, 443, 450f, 453, 459, 466 – 468, 470–476, 478, 480– 483, 485, 494, 505f, 531 Gewissen 16, 30, 35, 55, 57f, 62, 68, 100, 102, 111, 174, 178, 182, 185–187, 189, 198–200, 203f, 248, 250, 264, 267, 273,
Herz 17, 34, 40, 46, 49, 51–55, 60, 62, 64– 66, 68f, 81, 85f, 90, 94f, 101, 106, 108, 116, 118, 125f, 129 –131, 136, 141f, 144, 149f, 154, 172, 176, 183–185, 190, 193f, 196, 198, 203, 210, 215, 218, 227f, 232f, 236f, 241f, 244, 247–265, 267–271, 275, 279, 281, 283, 290, 295, 299, 301–304, 309f, 326–329, 331f, 335, 339, 344, 346, 351, 353, 358, 363–377, 379 –386, 388, 390 –394, 400, 405, 408–411, 417, 420, 422f, 425f, 435, 437, 440, 443f, 454f, 475, 479, 489, 492– 494, 498–501, 503, 507, 520–524, 530, 532, 535, 543 –546, 549, 552, 554 –556, 559 –567, 570 –578, 580 – 586, 590 –592, 596, 600 –602, 604 –607 Hilfe 40, 43, 48f, 68, 80, 91, 96, 134, 143, 202, 204, 208, 218, 232, 234, 247, 250, 252f, 255, 257–259, 261, 263–268, 270, 272, 292, 299, 304, 317, 324, 326, 329, 331, 364, 367, 369f, 372, 374, 376–378, 381, 383–385, 387–390, 392f, 395, 427, 432, 445, 480, 486, 488, 490, 503, 545f, 550, 556, 565, 576, 585, 595, 605
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
Sachregister Himmelfahrt 17–19, 63, 69f, 74f, 161f, 225f, 229, 289f, 292f, 295, 297f, 300, 320, 429, 437, 448, 451f, 456, 459, 462, 477, 528– 531, 603 Hirte, Hirtenamt 164, 201, 272, 291, 323, 349, 465, 503 Historien 29, 170, 472, 529 Hoffnung 21, 40, 81, 85, 98, 101, 132, 141f, 233, 235, 238, 246, 262, 264, 280, 307f, 324, 345, 381, 385f, 489, 491, 494, 502, 559, 569, 580, 589, 599 Hölle 19, 39, 43, 74f, 77, 81, 106, 109, 127, 131, 162, 192, 196, 223, 232, 239, 245, 289, 298f, 309, 342, 358, 419, 423, 448, 461f, 476–481, 488, 495, 501, 549 Höllenfahrt 39, 43, 74f, 230, 289, 298, 342, 476f, 479, 481 Imago Dei → Bild, Bild Gottes Irrtum 27f, 42, 44, 55–59, 66–71, 74, 77, 79–81, 85, 87, 90, 96, 99f, 102, 104, 110, 112, 116f, 125f, 132–136, 141f, 145–147, 149, 151f, 164, 171–173, 182, 208, 213, 221, 228, 246, 248, 258f, 260, 267f, 272– 274, 280f, 285, 288, 301f, 308, 314f, 317f, 321f, 329–331, 338, 344–348, 350, 352, 354f, 365, 376–379, 389f, 396, 404, 407, 414, 426–428, 432, 438, 448, 454–457, 460, 464, 466, 469, 474–476, 494, 502– 506, 520, 522, 526f, 533–535, 544f, 549, 551, 555, 558, 561–566, 568–570, 572– 577, 579f, 582–585, 588– 592, 594f, 598, 600, 602–606 Israel 52, 86, 106, 127, 131, 144, 192, 232, 240, 244, 420, 488, 496, 501, 521 Ius divinum 64, 109, 423, 425 Juden, Judentum 59, 75, 214, 216, 240, 305, 320, 337, 383, 439, 441, 478, 496 Jungfrauengeburt 32, 39, 160, 163, 224, 285, 288, 293, 295, 297–299, 309 Jüngster Tag → Gericht Kaiser 29, 55, 86, 139, 141, 144, 170, 204, 210, 277, 279, 312, 344, 347, 427, 435, 472, 550, 554f, 557–559, 562, 565f, 568f, 572, 576–578, 580, 582f, 585f, 588f, 592, 594, 596, 598f, 602, 605f KATECHISMEN LUTHERS 8, 27, 83, 87, 102, 136f, 145f, 148, 154, 206–208, 259f, 275, 279, 281, 287f, 293, 295, 299–301, 304f, 309–311, 317f, 324, 330–332, 336 –338, 348f, 351, 357, 377–379, 429, 431f, 506, 511, 547, 555, 567, 577, 586, 596, 606
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Kinder, Nachkommen 49, 52, 54, 86f, 96, 106, 126, 131, 133, 143, 147, 192, 204, 231, 240, 242, 244, 262, 271, 284, 350, 352– 354, 382, 394, 398, 420, 427, 487, 496, 501, 518, 520, 543, 553, 556, 559–561, 565, 569, 571, 576, 580– 582, 585, 591f, 595, 597, 599, 601f, 605 Kinder Gottes 31, 37, 64, 66, 108f, 112, 126f, 129, 131, 136, 173–177, 185, 195f, 230f, 233f, 236, 241f, 245, 271, 274, 328, 332, 383, 394–399, 401, 405, 411, 420, 422f, 486f, 489f, 492, 498f, 501, 504f Kindertaufe → Taufe Kirche 6f, 14f, 21, 26–32, 36, 41, 44f, 50–60, 63, 68f, 81, 83, 85–87, 95, 98, 100, 102– 104, 106f, 110–112, 138, 141–148, 152, 156, 158, 161f, 166 –168, 170, 181, 186, 188f, 191–194, 198f, 201–204, 206f, 210, 216 –220, 225, 228, 239, 248, 259–261, 263, 268f, 272, 277, 279–282, 285, 291, 303, 308, 315, 318f, 321–324, 330, 336, 338f, 341, 344–350, 354f, 360–363, 365, 377f, 380f, 383, 390, 392, 398, 405, 408, 412, 414f, 418, 420f, 426, 428, 430f, 439, 442– 444, 446f, 451, 454f, 457, 460, 464, 467– 470, 472, 481f, 484–486, 503f, 506, 512, 518– 520, 524, 528, 530– 532, 534f, 537, 543– 549, 551, 553, 555– 559, 561– 563, 565–570, 572, 574, 576, 578– 580, 582–590, 592, 594–600, 602, 604–607 Kirchendiener, Kirchendienst 26, 28, 52f, 56, 80, 85, 95f, 138, 191, 201f, 273f, 277, 323, 340f, 361, 381f, 504f, 547, 553– 556, 561f, 564f, 571, 573, 575f, 582, 585, 591f, 594, 596, 601f, 605 Kirchenlehrer 77, 96, 105, 115, 306, 360f, 375, 416, 435, 439, 450, 460f, 476, 478, 515, 519, 521, 525f, 528, 533, 536f, 543, 547f, 593, 604 Kirchenordnung 319, 322 Kirchenregiment 252, 369 Kirchenväter → Kirchenlehrer Kleidung 199, 303, 326, 337, 443 Kloster 278, 319, 322, 511, 514 Knecht 26, 28, 58, 92, 111, 162, 164, 167, 196f, 200, 253, 270, 290, 306, 321, 370, 392, 424f, 462, 466, 469, 483, 546 Konkordienbuch 83, 511f, 514f, 517, 554, 561–563, 566f, 571f, 575, 577f, 582f, 587, 592f, 596f, 601–603
Ketzerei → Sekten
KONKORDIENFORMEL 22f, 141, 206, 209, 277, 341f, 430f, 511–516, 553, 556, 597
Keuschheit 287, 332
Konsekration → Weihe
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
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Register
Konzil 167, 207, 398, 431, 464, 469, 537, 548–550, 564, 575 – von Ephesus (431) 77, 124, 166, 170, 216, 442, 468, 472, 529, 534, 541 – von Chalkedon (451) 161, 164, 460, 465, 534 – von Mantua (geplant für 1537) 87, 145, 347 – von Trient (1545–1563) 188, 414 Kraft 15, 18, 36, 42–54, 67, 73 –77, 79, 83, 88 –97, 101, 106, 108, 110, 113f, 119f, 123, 125f, 129 –131, 148 –151, 153, 158, 161f, 164 –170, 172f, 183, 187, 192, 195f, 198, 205, 208, 211f, 219, 222, 226, 229, 235f, 238, 242–244, 246 –271, 274, 282, 288 –292, 295, 302, 311, 315, 317, 326 – 332, 338, 351, 353f, 356, 361–366, 368 – 372, 374 –387, 389f, 392–395, 409, 413, 419, 422f, 426, 444, 461, 476, 518, 523 – 525, 529f, 537, 587, 603 Kreatur 15, 18–20, 33, 45, 47f, 51f, 55, 62, 65, 72, 75f, 78, 88–91, 120, 122f, 127, 136, 149, 153f, 157, 162, 168f, 225, 227, 231, 246, 248, 256, 258, 274, 283, 286f, 289, 291–293, 295, 300, 351f, 356–358, 363, 365, 374, 376, 382f, 409f, 451, 453, 459, 462, 470f, 487, 505, 522, 529 Kreuz 14, 30f, 35f, 38–42, 53f, 56f, 59, 61, 66f, 69, 75, 99, 103–105, 110, 120f, 125f, 132, 134, 160, 162, 175–178, 181, 186, 189, 191, 200, 203, 210, 216, 218, 227, 229, 234–236, 238f, 245, 252, 282, 285, 293, 298, 300f, 303, 308–311, 320, 322–324, 369, 397, 400, 402, 406, 409, 411f, 415f, 418, 426, 435, 441, 443f, 454, 456, 459, 461, 464, 465, 474f, 478, 481, 483, 485, 489–492, 494f, 498, 502, 504, 544, 546f, 549, 563, 574, 584, 594, 605 Kreuz, Kreuzigung (Christi) 35, 39, 43, 74f, 98f, 166, 175, 181, 211, 219, 288, 293, 297f, 300f, 320, 398, 406, 437, 446, 464, 467 Krieg 93, 266, 299, 309, 325, 388 Kurfürst 10, 278, 341f, 512– 514 Laie 39, 50, 145, 203, 266 Leben 14 –17, 33, 36 –38, 43f, 53– 55, 59f, 62, 64f, 67, 69, 71, 74, 77, 79f, 87, 92f, 95, 99, 101–103, 107–109, 113 –115, 117– 120, 124f, 127–129, 132, 135f, 139, 147, 151, 154, 155, 165 –167, 170, 172, 174 – 177, 179 –181, 184, 187f, 194 –198, 205, 208, 215f, 218, 222f, 226–228, 230–235, 239 –242, 245, 248, 250 –259, 261, 265f, 268, 271, 273, 275, 283f, 287, 289f, 292, 296f, 299 –302, 304f, 309, 311, 313, 315f,
318f, 324, 326 –338, 343, 350 –352, 354, 357–359, 363, 365, 368 –371, 373 –375, 377–380, ,86, 390, 394, 396 –401, 403, 405f, 409, 413, 415, 421–426, 429, 432, 441, 444f, 448 –450, 452–454, 456f, 464, 467–469, 472, 475, 477, 481, 487–491, 495 –500, 502, 505f, 519, 522, 524, 527, 529, 534, 545, 551, 557f, 561, 567f, 572, 577, 579, 582, 586, 588, 592, 596, 599, 602, 606 Lebendigmachung → Vivificatio Leiden → Kreuz Letzte Tage und Zeiten 144, 347, 598 Licht 144, 193, 226f, 245, 254, 264, 347, 353, 371, 383 –385, 397, 415, 420, 518, 520, 543, 549f, 587 Liebe 26, 31, 33, 38f, 42f, 45, 53, 59f, 64, 87, 92, 94f, 98, 100 –103, 106, 112, 119, 126, 129, 133, 173, 176 –178, 180, 182– 184, 192, 201, 203, 213, 235, 242, 247, 252, 260 –266, 269f, 282, 295, 300, 303 – 306, 310, 315, 321, 323, 326, 329f, 332– 335, 337, 350, 364, 369, 380f, 384 –387, 392, 399 –409, 420, 484, 486, 489, 491, 494, 502, 523, 549– 551, 557–559, 561, 563, 565 –568, 572, 574, 577, 579, 582, 584, 586, 594, 596, 606f Lohn 30, 100f, 188, 311, 335, 409, 415, 424 Lüge, Unwahrheit 115, 250, 323, 335, 367, 391, 400 Lust 49, 53, 64, 66f, 87, 92–94, 107, 133, 147, 150f, 163, 185, 187, 194f, 197, 239, 246, 251, 262, 264, 266, 270, 282f, 286, 310, 326, 328f, 334, 350, 353f, 369, 373, 383, 384, 388, 392, 411, 413, 422–424, 463, 495, 502, 549 Manducatio oralis → Abendmahl, Altarsakrament Mahlzeichen 58 Menschensatzungen → Gesetz Messe
57
Missbrauch/Missbräuche 141, 232, 488 Mittel 50 –53, 86, 97, 104, 158, 174, 177f, 180, 188, 237, 243, 251, 260f, 268, 321, 325, 360, 361, 363, 389f, 394, 396, 400, 402, 439, 490, 493, 499, 505f, 567, 578, 586f, 596, 607
114, 222, 271, 368, 404, 518,
136, 143, 234, 243, 274, 301, 379 –381, 406, 414, 551, 554,
Mittler 164, 170, 176f, 309, 397, 399, 401, 465 Mönch Mord
135, 268, 273, 390,481, 504f 268, 287, 323, 389, 485
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
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Sachregister Nächstenliebe → Liebe Nahrung
256, 374
Necessitas 22, 26, 31, 65, 83, 137, 139,183, 184f, 408, 410, 548 Neues Testament 17, 31, 33f, 41, 83, 86, 97, 115, 133, 144, 175, 185, 189, 190, 191, 203, 208, 210, 212, 220, 226, 273, 302– 305, 313, 316, 328, 346, 397, 410, 416 – 418, 420, 426f, 431, 434f, 437, 446, 462, 474, 504, 521, 527f, 532, 563, 573f, 584, 593f, 603f NICÄNUM → Glaubensbekenntnisse Notwendigkeit → Necessitas Obrigkeit 135, 137, 201, 250, 323, 367f, 485, 504f Opfer 185, 197, 410, 425, 437f, 446, 454 Ordination → Weihe Ordnung 50 –52, 66f, 88, 108, 110, 127, 130, 141, 183f, 195, 199, 208, 222, 243, 279, 282, 318f, 322, 332, 341, 344, 351, 402f, 408, 410, 418, 422, 433, 446, 450f, 481, 499, 552, 554, 557, 560, 564, 567, 571, 575, 577, 581, 586, 590, 596, 601, 606 Papst, Papsttum 201f, 207, 323, 482, 520, 527, 547, 551, 557, 567f Passion 14, 35f, 38– 40, 42, 61, 75, 99, 105, 120f, 125f, 160, 162, 171, 174f, 177f, 181, 191, 203, 210, 233, 282, 293, 298, 300, 308, 310f, 342, 397, 400, 402, 406, 416, 418, 426, 435, 459, 461, 464f, 474f, 489 Person 17–20, 26, 29, 43, 50, 69–75, 79 –81, 88 –90, 99, 101, 115, 136, 138, 140, 148f, 156, 176f, 179, 183f, 197, 203, 208, 226f, 234, 240, 274f, 316, 324f, 397, 409, 426, 432, 452f, 490, 496, 506, 521, 523, 525, 529 –531, 536, 543, 545, 548, 556, 563f, 566, 573 –576, 583, 586, 594f, 606 Person Christi → Christologie Pfand 216, 229, 441, 456 Pfarrherr → Kirchendiener Philosophie, Philosophen
253
Praescientia 84, 126f, 230 –234, 236, 278, 486 –490, 492–494 Prediger, Prädikant → Kirchendiener Predigt 11, 15, 21–24, 26, 28, 31, 41, 45, 50 –56, 58 –71, 76, 81, 83f, 93 –96, 103 – 107, 109, 126, 128, 130, 132, 135, 141, 154, 172, 189–196, 198, 201f, 233 –235, 237, 241, 243f, 253, 257, 260 –263, 267, 270f, 273f, 280, 284, 299, 301–306, 317f, 322f, 326, 328, 333, 335, 340f, 345, 357, 360, 363, 371, 374, 376, 380–384, 389,
393 –395, 415 –421, 423f, 426, 428f, 438, 441, 443, 445, 475– 478, 484 –486, 489 – 491, 493, 497–499, 501, 504f, 523f, 526f, 545, 548, 574, 584 Predigtamt 105, 259, 327, 330, 378, 416 Presbyter 161, 460 Priester 52, 164, 170f, 208, 219, 316, 318, 432f, 443, 446, 456, 465, 472, 474 Provisio → Praescientia Rechtfertigung → Gerechtigkeit Reformation 5, 8, 83, 84, 137, 141, 279, 344, 512, 514 Reich 106, 121, 128, 141, 142, 144, 150f, 187, 192, 202, 223, 235f, 241, 259, 277, 293, 300, 304, 310f, 315, 323, 331, 342, 344, 347, 353f, 379, 413f, 416, 420, 448, 480, 491f, 497, 511, 550, 556–558, 562f, 566 –568, 572, 574, 577f, 580, 582– 584, 586 –588, 592, 594, 596 –598, 602, 604, 606 Reichstag 533, 550, 578, 588, 592, 598, 602 Religion 10, 12, 15, 21, 27f, 31, 56, 68, 85, 87, 141, 199f, 202f, 279, 281, 312, 339, 344, 346, 350, 426, 482f, 486, 502, 552, 554, 556, 559f, 564, 567, 569f, 573, 577f, 580f, 583f, 586, 589f, 596f, 600, 606 Reue
261, 381, 399f
Rotten → Sekten Samosatener 161, 460 Satan → Teufel Satisfaktion → Genugtuung Schlüsselamt, Schlüsselgewalt
61f
Schmach Christi 27, 30f, 282, 443 SCHMALKALDISCHE ARTIKEL 287, 322, 348, 353, 484
8, 146, 281,
Schrift, heilige 37–40, 43, 45f, 49f, 53, 64, 137, 146, 164, 170, 278, 319, 330, 348, 363, 366, 375, 393, 397, 414, 416 Schuld 44, 50, 52, 59, 65 –67, 87, 108, 110f, 113, 130f, 135, 184, 200f, 210f, 214, 218, 240, 243, 245, 273, 286, 288, 314, 320, 333, 353, 354, 400, 408, 410, 415, 422, 435, 439, 444, 483f, 496, 499– 501, 505, 552, 555, 560, 565, 570, 576, 581, 585, 590, 595, 600, 606 Schutz 31, 289, 309, 317, 432 Schwäche 15, 92, 117, 238, 255, 265, 325, 333, 372, 380, 382, 384 –388, 444f, 482f, 489, 494 Seele 19, 46f, 87, 110f, 136, 148 –150, 153 – 156, 182, 188, 201, 211, 223, 229, 249, 257, 264, 268, 270, 275, 284, 288, 290,
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022
642
Register
292, 353, 356 –359, 366, 374, 383f, 386, 390, 392, 407, 414, 436, 448, 455, 460, 477, 479, 484, 506, 549f, 559, 569, 580, 589, 599, 605 Sekten 84, 133f, 208, 271f, 278, 317, 396, 432, 448, 503, 545, 549, 551, 554, 557, 564, 575, 578, 588, 598 Seligkeit 14f, 19, 26, 31, 33, 37, 41–44, 50, 52–55, 65, 71, 103, 111, 127–132, 145, 180f, 182, 183, 186 –188, 190, 216, 221– 223, 231–235, 237f, 242–244, 255f, 263, 266, 268, 348, 363f, 370 –372, 374, 380, 384, 387f, 390, 401, 405, 407f, 410 –415, 417, 426, 434, 440f, 448f, 483f, 487, 491, 493f, 498f, 501f, 506, 549 Sonntag 423 Stand, Stände 46, 86, 91, 342f, 512f, 550, 556f, 566f, 575, 576 –578, 586f, 595f, 601, 606f Stifter 352, 358, 514 Strafe → Gericht Substanz 12, 47f, 88, 115, 118, 122, 148f, 155f, 169, 228, 263, 268, 282, 284–288, 314, 318, 351, 356, 359, 361, 383, 390f, 454, 471 Sünde passim Symbole → Glaubensbekenntnisse Synode → Konzil Taufe 36, 61, 114, 129, 212, 242, 255, 273f, 286, 372, 437, 447, 498, 504 Tertius usus legis → Gesetz Teufel 29, 33, 35, 45 –47, 54f, 57, 60, 63, 76f, 80f, 89 –92, 101, 127, 129f, 132, 149 –152, 154f, 162, 201, 207, 213f, 217, 231f, 234, 237f, 243f, 246, 251, 254, 258–260, 264, 271, 283 –289, 293, 299 – 302, 305, 310, 316, 323, 329 –331, 352– 354, 355, 358, 361, 369 –371, 376–379, 385, 431, 438, 440, 443, 461f, 464, 473, 476, 477–481, 485, 487f, 490, 494, 499f, 502, 521, 528, 546 Tod 15, 32f, 35 –38, 43f, 46, 50, 53, 61, 64f, 67, 69, 73f, 84, 89, 93 –95, 98 –101, 105f, 109, 113, 119, 127f, 141, 149f, 159, 162, 171, 176, 179, 183–185, 192, 208, 209, 211, 215, 218, 220, 222, 226, 228, 243, 254, 257, 259, 261, 271, 280, 283, 285 – 289, 291–294, 296 –300, 302, 304–306, 308f, 314f, 317f, 326 –328, 330–332, 337, 345, 352f, 361, 363, 367–369, 371f, 374, 377f, 380f, 382f, 384, 390, 393, 394, 398f, 403, 406, 409–411, 416, 419f, 422f, 432f, 436, 441, 444, 446f, 448, 452, 454, 458f,
462, 464f, 468, 473, 477, 480f, 495, 500f, 525, 527, 536, 545 –547, 549 Tradition Trinität
298, 319, 322 180, 241, 405, 497, 506
Trost 14, 19, 29, 52– 54, 62, 69, 95, 102, 104, 107, 113, 118, 125f, 132, 171, 173f, 176, 178, 186, 189, 192f, 203, 207, 210, 216, 218, 223, 233 –235, 237f, 245f, 262, 264, 296, 299, 303f, 309, 332, 381, 385, 396, 400f, 412, 415, 421, 426, 435, 441, 444, 448, 454, 474, 476, 489 –491, 493, 494, 502, 524, 556, 566, 576, 585, 595, 597, 606 Trübsal → Kreuz Tugend 32, 35, 41, 98, 129, 174, 177f, 181f, 236, 242, 248, 251f, 257, 262, 264, 267, 270f, 332, 335, 365, 368f, 375, 381, 385, 389, 392, 394, 397, 400 – 402, 405, 407, 498 Unbußfertige 16, 106, 110, 112f, 118f, 131, 214, 426, 439, 456, 501 Ungehorsam 36f, 89, 92, 99, 181f, 187, 194, 249f, 266, 287, 299, 328, 353, 366f, 387, 406, 413, 421 Unglaube 60f, 63, 96, 104f, 107, 109, 113, 119, 189, 192, 208, 262, 297, 305, 316, 318, 382, 414 –416, 418f, 432f, 439, 445, 448, 491, 593, 603 Unterricht
368, 566, 604 –606
Vater 16, 17, 18, 160, 166, 169f, 171, 174, 180f, 189, 201, 231, 241, 242f, 249f, 258, 259, 261, 265f, 269, 272, 275, 285f, 290 – 294, 299f, 309, 318, 327, 331, 353, 355f, 366f, 376, 378, 380f, 387, 392, 397f, 405f, 411, 416, 442, 445, 448, 452f, 458, 468, 471f, 474, 484, 487, 491, 497–499, 503, 505f, 518, 526, 537, 546 –548, 550f, 588, 598 Vaterunser 550
259, 272, 331, 378, 503, 518,
Verachtung Christi
51, 240
Verdammung, Verdammnis 70, 243, 520, 527, 548 Verdienst 14, 33, 37f, 41f, 68, 91, 93, 98 – 102, 104f, 107, 117, 129, 131, 133f, 149, 166, 174, 176 –181, 190, 218, 229, 233, 238, 501 Verfolgung 58, 111, 199, 202, 563, 584, 594, 605 Vergebung 14, 17, 34f, 37–40, 43, 54, 60 – 63, 68, 95, 97, 99, 105f, 118, 173, 175 –
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643
Sachregister 177, 179f, 182, 186, 191, 203, 210 –212, 215, 218, 220, 222f, 247, 261, 268, 405 Verheißung
103, 105, 129, 236
Vernunft 15f, 18, 30, 45 –50, 52, 54, 67, 90f, 94, 125f, 132, 148, 150, 152, 172f, 203, 210f, 223f, 227, 253, 255f, 258, 264, 370, 377, 383, 453, 464, 476, 522, 532 Versöhnung 400
173, 175 –177, 181, 183, 235,
Verstockung 239 Vertrauen 21, 43, 86, 100, 102, 106, 174, 178, 182, 247, 259, 306, 397, 415 Vivificatio 77, 114f, 119, 170, 172, 230, 475, 398 Vollkommenheit
265, 362
Vorbild 26f, 44, 138, 145f, 148, 156, 183, 186–188, 232, 270, 348, 351, 360, 392, 408, 412–414, 488 Vorsatz 118, 131, 232–234, 245, 270, 381, 388, 403, 444, 488, 501 Vorsehung → Praescientia
271, 306f, 311, 334f, 351, 365, 367, 376 – 378, 385, 389, 393, 394 –396, 399– 419, 421, 423– 425, 451, 487, 500, 536, 575 Werke des Teufels 149, 154 Wesen 29, 32, 40, 46– 50, 53f, 56, 69, 71f, 75, 77f, 89f, 92, 95, 115, 120–123, 125, 127–129, 133 –136, 148f, 152–156, 158, 160 –162, 166, 168 –170, 175, 200, 209, 222, 232, 263, 268, 274f, 282–288, 316, 318, 332, 336f, 351f, 355 –362, 366, 369, 380f, 384, 390f, 398, 413, 434, 446, 452– 454, 459– 464, 468 –470, 472, 475, 477, 479, 483, 488, 492, 499, 505f, 529f, 534, 536, 543, 593, 604 Wiedergeburt 286, 354f, 365 –367, 369f, 373 –376, 379, 384 –386, 390f, 394f, 398, 505 Wiedergutmachung → Genugtuung Wiederkunft Christi
292
Wille Gottes 91, 105, 108, 194, 196, 241, 418, 422f
Wahrheit 20, 27–31, 33, 40, 55– 57, 59, 63f, 68, 70 –77, 79, 81, 84, 100, 110 –112, 119, 121–125, 131, 133, 142–144, 146, 147f, 153, 158, 161f, 163, 168 –170, 173, 182, 198, 200, 202, 209 –211, 227, 230, 244, 246, 249, 253f, 261, 279 –281, 286, 303, 310, 312, 320, 324, 335, 339, 345, 347, 349f, 353, 356, 361, 362, 366, 370, 372, 376, 380, 382, 385, 391, 400, 427, 433, 435f, 454, 457, 460 –465, 469f, 472f, 475, 478, 480f, 483, 486, 492, 500, 502f, 518 – 520, 522f, 525, 528, 531, 534 –536, 544, 547–549, 551–554, 556, 558 –561, 563, 566, 568– 571, 574, 575, 577, 579 –581, 584, 586, 588 –591, 594 –601, 604, 606
Wort Gottes → Schrift, heilige
Wandlung → Abendmahl, Altarsakrament
Zustände, weltliche 341, 551, 558, 568, 579
Wasser 32, 97, 100, 114f, 123, 169, 173, 221, 227, 274, 296, 395, 453, 461, 463
Zwang 55, 57, 60, 65 –68, 94f, 103, 108f, 111, 185, 198, 200f, 263, 319, 383, 384, 389, 408, 409, 410f, 422, 425, 481, 483f, 486, 522, 551, 558, 568, 579, 588, 598
Weihe 58, 323, Glockenweihe
447,
484,
514
→
Wein → Abendmahl, Altarsakrament Weisheit 116, 169, 172, 203, 210f, 218, 226, 275, 309, 321, 371 Werke des Menschen 14, 20, 31f, 38, 40f, 43– 45, 62, 66, 89f, 92, 94, 98 –103, 105, 141, 174, 176 –188, 190f, 192, 196, 229, 231, 248, 250 –252, 258, 259, 264, 267,
Wunder
307,357
Zeichen, äußerliche 31, 81, 118, 162, 205, 211, 214, 229, 243, 312, 346, 348f, 355f, 428f, 436, 439, 455, 462 Zeugnis
166, 201, 228, 258, 361, 393, 460
Zölibat → Ehe Zorn Gottes 106, 187, 257, 303, 374, 413, 419 Zucht 100, 102, 110, 118, 184, 188, 194, 198, 247, 249 –252, 267, 364, 366 –369, 389, 409, 415, 421, 426, 481f Zusage → Verheißung
Zweifel 39, 50, 56, 64, 67, 186, 211f, 221, 239, 260, 297, 308, 322, 339, 532, 556f, 563, 565f, 568, 577, 604, 606 Zwiespalt 600f
102, 141, 168, 262, 266, 280, 543, 549– 551, 584f, 588, 598,
39, 198, 346, 363, 407, 587, 590f,
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525521021 — ISBN E-Book: 9783647521022