198 55 36MB
German Pages 122 [128] Year 1941
SCHRIFTEN DES KOLONIAL-INSTITUTS DER HANSISCHEN UNIVERSITÄT Band 5 Kolonialwirtschaftliche Reihe Nr. 2 Veröffentlichungen des Instituts für KolonialWirtschaft
Ewald Baatz
Die Bananenwirtschaft auêerhalb der United Fruit Company
HAMBURG FR1EDERICHSEN, DE GRUYTER & CO. 1941
Die Bananenwirtschaft außerhalb der United Fruit Company voll
Dr. Ewald Baatz
HAMBURG FR1EDERICHSEN, DE GRUYTER & CO, 1941
D 18
y
Druck. v o n J . J . A u g u s t i n in G l ü c k s t a d t u n d H a m b u r g
Inhalt. Seite
Teil I : Übersicht über die Bananenwirtschaft in der Welt 1 Kapitel 1 : Grundlegende Gesichtspunkte für die Bananenkultur und die Bananenwirtschaft 3 1. Die Technik des Anbaues 3 2. Die Technik des Verkehre 5 3. Wellhandel und Verbrauch 6 Kapitel 2 : Die United Fruit Company 11 Teil II: Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt Kapitel 1: Der Aufbau der französischen Bananenwirtschaft 1. Einfuhr und Verbrauch Frankreichs 2. Die Beschränkung der ausländischen Einfuhr 3. Die Förderung der kolonialen Erzeugung 4. Der Bananenverkehr 5. Die Organisation und andere Gegenwartsprobleme 6. Einzelne Anbaugebiete Guinea Elfenbeinküste Kamerun Antillen (Guadeloupe und Martinique) Guyana Kapitel 2: Die britische trustfreie Bananenwirtschaft 1. Einfuhr und Verbrauch im Britischen Reich 2. Maßnahmen zur Förderung der britischen kolonialen Banane 3. Einzelne Anbaugebiete Jamaika a) Geschichtliches b) Die Gründung einer genossenschaftlichen Konkurrenzunternehmung . c) Die Entwicklung der Genossenschaft d) Schwierigkeiten in einer nichtgenossenschaftlichen Umgebung e) Die Reorganisation f ) Weitere Gegenwartsprobleme Kleine Antillen und Trinidad a) Geschichtliches b) Anbau c) Absatz d) Verkehr Goldküste a) Anbau b) Absatz c) Verkehr Australien a) Anbau b) Absatz Fidschi-Inseln a) Anbau b) Absatz Tonga-Inseln West-Samoa (Neuseeländisches Mandatsgebiet) a) Anbau b) Absatz c) Verkehr
15 17 17 18 20 21 23 28 28 32 33 34 37 38 38 40 43 43 43 44 46 47 48 50 51 51 51 52 52 53 53 54 54 54 54 56 57 57 58 59 59 59 59 60
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Inhalt Seite
Kapitel 3: Die deutsche Bananenwirtschaft in Kamerun 1. Deutschlands Einfuhr und Verbrauch 2. Wirtschaftspolitische Maßnahmen 3. Die Bananenwirtschaft in Kamerun (Britisches Mandatsgebiet) a) Die Entwicklung bis zur Aufnahme der Großverschiffungen b) Anbau c) Absatz und Devisenproblem d) Verkehr Kapitel 4: Das italienische Staatsmonopol für Bananen 1. Der Anbau im Somaliland 2. Der Absatz bis zur Errichtung des Staatsmonopols 3. Der Verkehr bis zur Errichtung des Staatsmonopols 4. Die Errichtung des Staatsmonopols 5. Der Absatz durch das Staatsmonopol 6. Der Verkehr durch das Staatsmonopol 7. Überproduktion, Nebenprodukte und andere Probleme Kapitel 5: Die Ordnungsbestrebungen in der Bananenwirtschaft der Kanarischen Inseln 1. Anbau 2. Absatz 3. Verkehr Kapitel 6: Die Banane in Brasilien 1. Anbau 2. Privater und genossenschaftlicher Absatz Kapitel 7: Mexikos Kampf gegen den Trust 1. Anbau 2. Die United Fruit Co. in Mexiko 3. Die genossenschaftliche Organisation Kapitel 8: Andere Länder Kongo — Guatemala — Formosa Schlußteil: Zusammenfassung 1. Anbau 2. Absatz 3. Verkehr 4. Organisationsformen in der Bananenwirtschaft Schrifttum
60 60 62 68 68 69 70 76 78 78 79 80 80 81 83 84 85 85 86 90 91 91 92 95 95 96 97 100 100 102 102 105 108 110 114
Teil I. • •
Ubersicht über die Bananenwirtschaft in der Welt.
K a p i t e l 1.
Grundlegende Gesichtspunkte für die Bananenkultur und die Bananenwirtschaft. 1. Die Technik des Anbaues 1 ).
Die Banane stammt aus Südostasien, von wo aus sie sich einerseits nach Indonesien—Polynesien—Ostafrika, andererseits nach Vorderasien—Nordafrika—West- und Mittelafrika ausbreitete. Von hier aus wurde sie durch die Portugiesen nach Amerika gebracht, das die Banane gewissermaßen von der Alten Welt als Gegengeschenk für die Kartoffel erhielt. Die Zone, in der die Banane heute mit Vorteil angebaut werden kann, liegt etwa zwischen 30° Nord und 30° Süd, d. h. etwa dort, wo die Pflanze mindestens eine Jahresmitteltemperatur von 20° C und eine jährliche Niederschlagsmenge von 1000 mm findet, die sich möglichst gleichmäßig auf das ganze Jahr verteilen soll. Die Ansprüche an Klima und Boden sind bei den einzelnen Sorten verschieden. Von den beiden wichtigsten Handelssorten, der Musa Sapientium (Gros Michel, Jamaika-Banane) und der Musa Cavendishii (Musa Sinensis, Dwarf, Kanarische Banane), begnügt sich letztere auch mit ungünstigeren natürlichen Bedingungen, erreicht dafür allerdings auch nicht die Größe der Gros Michel. Da in 14 bis 16 Monaten eine große Staude und ein schweres Fruchtbüschel auswachsen müssen und das zwar weitverzweigte, aber nicht tiefgehende Wurzelsystem die Nahrung nur aus etwa % cbm Erdreich entnehmen kann, spielt die richtige Auswahl des Bodens eine hervorragende Rolle. Zum ständigen Wiederanreichern der Humusschicht dient die Gründüngung, d. h. es werden Blätter, Stämme und unverkäufliche Früchte dem Boden nach der Ernte wieder zugeführt, wo bei dem tropischen Klima eine schnelle Zersetzung erfolgt. Eine weitergehende, künstliche Düngung wird nur dort vorgenommen, wo etwaige Überschwemmungen dem Boden nicht regelmäßig neue Nährstoffe zuführen und die Bodenknappheit zu einem intensiven Anbau zwingt (Kanarische Inseln, Jamaika). Bei einer extensiven Kultur, wie sie insbesondere von der „United Fruit Co." (UFC) in Mittelamerika betrieben wird, sind die Böden nach verhältnismäßig kurzer Zeit erschöpft. Oft sind sie nach 5 Jahren schlecht, länger als 10 Jahre ist im Durchschnitt eine wirtschaftliche Erzeugung nicht möglich2). Vielfach stellt sich dann auch die Panama-Krankheit mit ihrer verheerenden Wirkung ein. *) Ruschmann, W.: Die Banane, S. 16 ff. 2 ) Kepner, Ch. D. and Soothill: The Banana Empire, New York 1935, S. 362. 1*
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Übersicht über die Bananenwirtschaft der Welt
Bei dieser Raubbaumethode werden dann die erschöpften Gegenden verlassen und der Anbau anderwärts aufgenommen, so daß sich die Bananenwirtschaft in einer ständigen Bewegung befindet. Ebenso schnell wie die UFC dem Urwald das Kulturland entreißt und durch Anlage von Pflanzungen, Verkehrsnetzen, Wohnstätten usw. der Zivilisation zuführt, entwickelt sich das Land wieder zu Urwald. Ganze Ortschaften, deren Bewohner mit der Bananenwirtschaft weiterwandern, verschwinden wieder. Eine Nachkultur, die rentabel genug — d. h. ebenso rentabel wie die Bananenkultur — ist, konnte von der UFC noch nicht gefunden werden. Die Erzeugung von Balsaholz (für Flugzeugbau geeignet), von Jute, Harthänfen und Kautschuk auf abgewirtschafteten Bananenpflanzungen befindet sich noch im Anfangsstadium. Der Ertrag einer Pflanzung kann durch künstliche Bewässerung sowie durch Beseitigung von aufkommendem Buschwerk und Unkraut gesteigert werden. Eine gute Pflege kommt auch in der richtigen Beschränkung der Anzahl der Schößlinge zum Ausdruck, die bei dem Fehlen von Samen allein für die Fortpflanzung in Frage kommen. Durch geeignete zeitliche Verteilung des Aufkommens von Schößlingen ist unter der Voraussetzung günstiger Wetterverhältnisse eine Lenkung der Erzeugung auf bestimmte Monate hin möglich. Ungenügende Pflege wirkt sich in Größe und Beschaffenheit der Fruchtbüschel aus. Besondere Aufmerksamkeit erfordert die Ernte im richtigen Zeitpunkt. Bei zu später Ernte erreicht die Frucht die Vollreife während des Transportes und verdirbt, bevor sie dem Verbraucher zugeführt werden kann. Die Erntezeit ist daher auch von der Entfernung bis zum Bestimmungsort bezw. von der Dauer des Transportes abhängig. Nach dem Schneiden des Fruchtbüschels wird die ganze Staude umgelegt, sie bringt nur einmal eine Frucht hervor. Die Banane kann mit Vorteil zwischen solche Kulturgewächse gepflanzt werden, die ihre Nahrung aus den unteren Bodenschichten ziehen (z. B. ölpalmen, Kaffee, Kokospalmen, Kautschuk) und in ihrem Jugendstadium schon nach einigen Monaten von der Banane den notwendigen Schatten erhalten. Bananen als Zwischenkultur erleichtern auch die finanzielle Lage von Pflanzungsunternehmungen, deren eigentliches Ziel die Baumkulturen sind, die erst nach Jahren in Ertrag kommen. Dem gleichen Zweck kann der Anbau der Banane mehrere Jahre vor geplanter Anlage der Baumkulturen dienen, wobei die Dauer von der Eignung des Bodens abhängig ist. Entsprechend wenden sich Bananenpflanzungsunternehmungen bei Erschöpfung des Bodens den Baumkulturen als Nachkulturen zu. Große Schäden werden den Bananenpflanzungen hin und wieder durch starke Winde zugefügt. Besonders in Westindien sind die häufigen Wirbelstürme von verheerender Wirkung. Ebenso wenig gibt es bisher gegen die sich in Mittelamerika und Westindien immer stärker ausbreitenden Schädlinge einen Schutz. Vor allem gegen die Panamakrankheit und die Blattfleckenkrankheit, für die gerade die dort angebaute Gros Michel besonders anfallig ist, fehlen bisher wirksame Mittel. Die Panamakrankheit äußert sich in einem plötzlichen Gelbwerden und Eintrocknen der Blätter, das sich
Grundlegende Gesichtspunkte für die Bananenkultur und Bananenwirtschaft
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dann auf den Stamm und die Wurzeln ausdehnt und schließlich zur Fäulnis führt. Die größte Gefahr liegt in der außerordentlich leichten Übertragbarkeit des Erregers. Da dieser mindestens 10 Jahre im Boden bleibt und daher ein neues Bepflanzen vor 15 Jahren nicht ratsam ist, bedeutet die Infektion meist das Ende der betroffenen Betriebe. Die Versuche, immune Sorten zu züchten, sind noch nicht erfolgreich gewesen. — Auch andere Anbaugebiete werden von pflanzlichen und tierischen Schädlingen heimgesucht.
2. Die Technik des Verkehrs. Die leichte Verderblichkeit der Banane erfordert, daß sie möglichst schnell dem Verbraucher zugeführt wird, u m Verluste durch Verderb weitgehend auszuschalten. Der Abtransport muß sofort nach der Ernte einsetzen. Das Pflanzungsgelände ist demgemäß von Anfang an unter diesem Gesichtspunkt anzulegen, d. h. es muß nicht nur von einem Netz von Wegen und Feldbahnen durchzogen sein, sondern auch in unmittelbarer Nähe des Seehafens oder in der Nähe einer Hauptbahn liegen, die zu pinem nicht weiter als 200—300 km entfernten Seehafen führt. Günstig ist eine Lage 4 die einen Wassertransport zum Seehafen ermöglicht.. Die Kraftwagenbeförderung ist wegen der damit verbundenen Stöße nicht vorteilh a f t . Die schonende Behandlung und der Schutz der Frucht vor den Einwirkungen des tropischen Klimas sind auf dem Vortransport unerläßlich. Kleine Druckstellen hierbei können später zu ausgedehnter Fäulnis führen. Während die Musa Sapientium wegen ihrer dicken Schalen „ n a c k t " versandt werden kann, bedarf die empfindlichere, dünnschalige Musa Cavendishii eines Schutzes durch Verpackung. Dabei kommen hölzerne Lattenverschläge, Körbe, Papierbeutel usw. zur Anwendung. Diese müssen mit Watte, Baumwolle, Stroh, Papier oder getrockneten Bananenblättern gepolstert sein. — Da die Ablösung der Früchte, sog. Finger, vom Büschel die Haltbarkeit beeinträchtigt, kommt dies vor Beginn des Transportes nur bei Zurücklegung geringerer Entfernungen in Frage, z. B. innerhalb Australiens oder in der Südsee, wo ein Versand in Kisten üblich ist. Die Verladung im Seehafen erfolgt zweckmäßigerweise am Kai oder an einer festen Brücke, um Beschädigungsmöglichkeiten auszuschalten, die in einer nochmaligen Umladung liegen. Die Übernahme der Ladung — auch das Löschen — geschieht entweder von Hand oder maschinell mit Laufbändern. Die Einrichtungen des Seeschiffes richten sich nach der Reisedauer u n d den klimatischen Verhältnissen, die unterwegs angetroffen werden. Bei einer Dauer von über 7 Tagen sind im allgemeinen Kühlanlagen notwendig. Auf jeden Fall müssen die Schiffe jedoch gut gelüftete Räume besitzen, damit die bei der Reifung entstehenden Kohlendioxyd- und andere Gase, sowie Feuchtigkeit und Wärme entweichen können. Dies und die Vermeidung von Druckschäden verlangen eine Bauweise mit niedrigen Decks, die isoliert u n d mit Grätings belegt sind, und die eine Unterteilung der Räume durch Zwischenwände ermöglichen.
Übersicht über die Bananenwirtschaft der Welt
Bei längeren Reisen werden die Räume schon vor der Beladung gekühlt, damit die schädliche Wirkung des heißen Tropenklimas möglichst bald ausgeschaltet wird. Die Senkung der Temperatur auf 11—13* C, die während der Reise gleichmäßig zu halten ist, erfolgt durch Umlauf maschinell gekühlter Luft. Im Winter kann in der gemäßigten Zone eine Erwärmung der Luft nötig werden. Die Höchstgrenze von etwa 20 Tagen für eine Beförderung in iiolierten Räumen läßt trotz der Entwicklung der Technik die Entstehung eines einheitlichen Weltmarktes nicht zu. Es bestehen mehrere ineinander übergreifende Markträume: 1. Afrika (ohne Südafrika) — Europa — Amerika, 2. Amerika (Westküste) — Südsee, 3. Südsee — Australien — Ostasien. Zwischen Ostasien und Westasien bezw. Ostafrika fehlt eine Verbindung. Welche Wandlungen die Technik in die Marktverhältnisse bringen kann, zeigt die sinkende Bedeutung der nordatlantischen Inseln als Lieferanten Europas. Von Bananenschiffen muß eine relativ hohe Geschwindigkeit (12—18 Knoten) verlangt werden, die sie auch für die Beförderung von Passagieren und Post geeignet macht. Die geringe Lagerfähigkeit erfordert häufige, möglichst wöchentliche Verschiffungen. Dadurch bleiben auch die Erntemengen verhältnismäßig gering, die sonst als nicht exportfähig verderben müssen, weil sie das richtige Reifestadium gerade zwischen zvei Verschiffungen erreichen. Es folgt daraus, daß man eher häufige Abfahrten mit kleinen Schiffen (3000—4000 BRT, höchstens 7000 BRT) als wenige Abfahrten mit großen Schiffen einrichtet. Im Bestimmungshafen muß die Ladung unverzüglich gelöscht werden, wobei die Einflüsse der Witterung durch gedeckte Transportbänder, geheizte Schuppen usw. auszuschalten sind. Meist werden die Früchte dann im Seehafen oder im Inland in besonderen Reifungsräumen in den Reifezustand gebracht, in dem sie zur Weitergabe an Einzelhändler und Verbraucher geeignet sind. 3. Welthandel und Verbrauch. Netto-Welthandel in 1000 t 1 ): 1909/13] 1925 1926 1927jl928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 Export Import
1662 1827|l738 2347 2395^461 2143 2151 I987I2III 2362 2430 2760 2524 1078 1606 1712|1795|2002 2142,2242 2148 2178 1964|2097 2313 2469 2746 2556
l ) Anmerkung zur Statistik: Eine summierende und vergleichende Statistik für den Bananenaußenhandel begegnet großen Schwierigkeiten, die vor allem darauf beruhen, daß die einzelnen Länder teils Gewichtseinheiten, teils Fruchtbüschel, teils Packstücke zugrunde legen. Auch unterliegen die Erhebungseinheiten im Laufe der Jahre Veränderungen. Gleichfalls wird die Beständigkeit der Statistik bei Büscheln und Packstücken
Grundlegende Gesichtspunkte f ü r die Bananenkultur und Bananenwirtschaft
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Der Bananenwelthandel verdoppelte sich etwa bis 1928 gegenüber der Vorkriegszeit. Der Anstieg setzte sich noch bis 1930 fort, wurde dann aber von der Krise unterbrochen. In den letzten Jahren hat sich die Bananenwirtschaft wieder weiter aufwärts entwickelt, doch hat sich das Tempo gegenüber dem vorhergehenden Jahrzehnt gemindert, ist aber in den einzelnen Weltteilen verschieden. Wenn auch das Schwergewicht der Exportproduktion immer noch in Mittelamerika und Westindien liegt, so haben doch die anderen Erdteile an Bedeutung gewonnen: Anteil am Weltexport in %x)
Mittelamerika Südamerika Asien Afrika Ozeanien
1927/31
1933
1936
1937
1938
72,70 12,14 4,25 9,78 0,62
68,37 13,20 6,57 10,84 0,71
66,58 14,72 5,90 11J4 0,70
70,97 13,35 5,96 8,70 0,65
66,99 16,26 5,62 10,12 0,75
Zu den bedeutsamen Veränderungen der letzten Jahre gehört das Absinken der Ausfuhr von den Kanarischen Inseln und von Honduras, sowie anderen mittelamerikanischen Staaten. Dadurch ist Jamaika nach Überwindung einiger schlechter Erntejahre wieder an die Spitze aller Ausfuhrländer gerückt. Eine starke Aufwärtsentwicklung brachte Mexiko 1936 an die zweite Stelle. Die Ausfuhr Steigerung zahlreicher anderer Gebiete hält sich im Vergleich dazu in weit engeren Grenzen. durch die ständige Entwicklung, in der sich die Bananenwirtschaft befindet, gestört, indem sich das Büschelgewicht durch Verbesserung oder Verschlechterung der Kultur und durch neue Sorten ändert. Zum Teil werden Bananen in der statistischen Position auch mit anderen Waren zusammengeworfen. Die Errechnung von Gesamtziffem wird ferner durch fehlende Übereinstimmung der zugrunde liegenden Zeiteinheiten und durch späte oder überhaupt fehlende statistische Veröffentlichungen erschwert. Soweit möglich wurden vom Verfasser die statistischen Angaben des Internationalen Landwirtschaftsinstitutes, Rom, verwendet, die durch individuelle Umrechnungssätze f ü r einzelne Länder die Wahrscheinlichkeit größerer Genauigkeit besitzen. Demgegenüber benutzt das Imperial Economic Committee, London, rohere summarische Umrechnungssätze, bietet dafür aber den Vorteil, daß seine Zusammenstellungen früher erscheinen. Aus allen diesen Gründen bestehen oft f ü r den Bananenhandel eines Landes Unstimmigkeiten zwischen den verschiedenen statistischen Quellen. Da sich die Heranziehung verschiedener Quellen in dieser Arbeit nicht immer vermeiden ließ, liegen auch hierin Fehlerquellen, auf die jedoch im einzelnen nicht immer hingewiesen werden kann. Das Gleiche trifft für die Verbrauchszahlen zu, die vom Verfasser auf der Grundlage des Nettoimportes errechnet sind. — Wo Angaben über die Produktion für den Inlandsbedarf vorliegen, wurde ebenfalls der Versuch einer Berechnung des Verbrauchs je Kopf der Bevölkerung gemacht, doch liegen in dem nur geschätzten Umrechnungssatz f ü r die Angaben in Büscheln erhebliche Fehlermöglickheiten. l ) Nach Annuaire Statistique. Rom. Internationales Landwirtschaftsinstitut.
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Übersicht über die Bananenwirtschaft der Welt
Welt-Brutto-Ausfuhr von Bananen in 1000 t 1 ). Insgesamt davon aus: Nord- und Mittelamerika Costa Rica Cuba Guadeloupe Guatemala Haiti Honduras Jamaika Martinique Mexiko Nicaragua Panama Kanalzone Südamerika Brasilien Kolumbien Equador Asien Formosa Niederl. Indien Afrika Franz. Westafrika Kanar. Inseln Mozambique Ital. Somaliland Brit. Kamerun Oceanien
1909/13
1925 1726
1930 2494
1933 2004
1936 2442
1937 2780
1938 2595
796 20 37
1312 167 70 1 132
1737 117 77 2 116
1370 86 43 16 130 1 593 179 10 132 74 60 28 264 120 137 8 132 126 2 217 22 159 8 11 18 14
1626 92 132 35 173 12 309 317 25 312 39 117 37 360 159 160 37 144 137 3 279 52 145 15 18 51 17
1966 135 168 48 195 27 321 456 39 325 49 117 40 370 158 153 50 165 158 3 241 56 99 6 24 57 18
1695 125 81 50 219 27 214 403 37 314 39 118 35 412 155 196 54 142 133 3 256 65 104
—
—
—
—
200 289
356 300
—
—
582 492 1 131 77 80 43 392 101 226 23 103 98 4 17 9 223 8 1 1 6
29
39 2 7 5
57 61 105 305 50 221 9 95 91 2 1
—
1
— —
—
—
—
4
5
—
28 57 19
Auf der Seite der Einfuhrländer wird die Entwicklung durch die starken, konjunkturell bedingten Schwankungen der Einfuhr der Vereinigten Staaten bestimmt, die Ausmaße erreicht, wie wir sie bei keinem der großen europäischen Länder finden. Da mehr als die Hälfte der Welteinfuhr auf die USA entfällt, ergeben sich auch entsprechend starke Verschiebungen bei den Verhältniszahlen: Anteil der Erdteile an der Welteinfuhr von Bananen (in %): Europa Nordamerika Südamerika Asien Afrika Oceanien
1927/31 27,01 64,72 3,30 4,24 0,20 0,53
1933 35,99 47,87 4,10 6,23 0,73 0,67
1936 29,75 56,18 7,73 5,26 0,50 0,58
1937 28,80 57,35 7,29 5,54 0,33 0,50
1938 31,01 55,09 7,59 5,21 0,31 0,78
In weitem Abstand hinter den Vereinigten Staaten folgen erst die anderen Einfuhrländer in der Reihenfolge: Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Japan und Argentinien (1937). ') Nach dem Internationalen Landwirtschaftsinstitut.
Grundlegende Gesichtspunkte für die Bananenkultur und Bananenwirtschaft
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Bruttoeinfuhr von Bananen (in 1000 t) : Insgesamt davon aus: Europa Deutschland Österreich Tschechoslowakei Belgien Dänemark Spanien Frankreich Italien Norwegen Niederlande Großbritannien Schweden Schweiz Nordamerika Kanada USA Südamerika Argentinien Chile Uruguay Asien Japan Mandschukuo Afrika Oceanien Australien Neuseeland
1909/13
1925 1670
1930 2274
1933 1980
1936 2476
1937 2756
1938 2569
200 30
395 41
713 97
—
—
—
—
710 118 3 3 21 9 32 184 1 8 30 300 14 8 1338 79 1259 69 40 18 11 115 95
738 118 1 3 19 3
795 146 1 3 17 4
890 163 2 3 21 6
175 19 7 31 303 10 7 1391 66 1322 192 169 12 11 130 120 6 13 14 1 13
177 22 8 28 332 12 6 1583 71 1512 201 128 15 14 153 141 7 9 15 2 13
178 27 9 26 403 12 7 1416 69 1346 195 165 17 14 134 123 7 7 20 2 19
1 1
8 3
18 3 1
898 45 852 2
68 3 4 13 241 6 4 1169 55 1014 5
5 5
5 89 89
96 1
—
2 21 11 10
—
—
1 11 1 10
—
2 25 5 22 200 11 6 30 289 7 11 948 47 898 169 152 7 10 123 116 —
6 9 2 6
14 13 3 11
Vergleicht man die Einfuhr- bezw. Ausfuhrüberschüsse der einzelnen Erdteile, so zeigt sich, daß Amerika und Afrika über die Deckung des eigenen Bedarfs hinaus große Exportüberschüsse erzeugen, die der Versorgung Europas dienen. — Nachdem die Banane in den Vereinigten Staaten bereits weite Verbreitung als Nahrungsmittel gefunden hatte, setzte in den westeuropäischen Ländern allmählich gegen Ende des Jahrhunderts eine größere Nachfrage nach Bananen ein. Während es sich anfangs vorwiegend um kanarische Früchte handelte, die die zahlreichen, die Inseln als Bunkerstation anlaufenden Dampfer mitbrachten, konnte um die Jahrhundertwende auch Mittelamerika durch den Fortschritt der Kühltechnik die Belieferung Europas aufnehmen. Durch den Weltkrieg erlitt der Bananenhandel überall einen starken Rückschlag, denn der knapp gewordene Schiffsraum mußte in erster Linie der Beförderung anderer, lebenswichtigerer Güter dienen. Erst einige Jahre nach Kriegsende konnten die Folgen überwunden werden. Mit dem Verbrauch je Kopf der Bevölkerung stehen die tropischen Länder an der Spitze, denn hier kommt der Banane für die Ernährung der Menschen eine Bedeutung zu, wie sie in unseren Breiten etwa die Kartoffel besitzt. Hierbei ist allerdings auch die nicht roh eßbare Mehlbanane ein-
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Übersicht über die Bananemvirtschaft der Welt
zubeziehen. Es gibt keine Frucht, die beim Anbau auf gleicher Fläche die gleiche Menge an Nährstoffen bietet, denn der Wassergehalt ist relativ gering. Auch im Kalorienwert übertrifft die Banane alles andere Obst. Der Gehalt wichtiger Vitamine u n d die leichte Verdaulichkeit ließen die Banane zu einem beliebten, k a u m noch zu entbehrenden Nahrungsmittel der großstädtischen Bevölkerung in allen Weltteilen werden. Verbrauch je Kopf der Bevölkerung in kg 1936: Großbritannien . . . . Frankreich Niederlande Belgien Norwegen Irland Deutschland Schweiz Schweden Spanien (1935) Dänemark Finnland Italien Tschechoslowakei . . Österreich Lettland
6,4 4,1 3,9 2,4 2,2 2,0 1,8 1,7 1,6 1,2 0,7 0,7 0,5 0,2 0,1 0,1
Brasilien Argentinien USA Kanada Uruguay Chile
17,l 1 ) 13,2 10,8 6,2 4,2 2,6
Japan Korea Mandschukuo
1,7 0,2 0,2
Tunis Algerien
1,2 0,9
Neuseeland Australien (1936/37)
8,7 4,62)
D a ß dennoch ein Agrarland wie Argentinien mit seinem Verbrauch an der Spitze aller einführenden Länder steht, beruht auf der außerordentlich günstigen Lage, die insbesondere die H a u p t s t a d t zum brasilianischen Produktionsgebiet besitzt. I n den südosteuropäischen Agrarländern besteht dagegen k a u m Nachfrage nach Bananen. Die eigene Produktion von Südfrüchten anderer Gattungen h a t sich in Amerika — anders als in Europa — nicht als Hindernis f ü r einen hohen Bananenverbrauch erwiesen (vgl. Spanien, Italien — USA, Argentinien). Die Banane bietet den Vorteil, während des ganzen J a h r e s erhältlich zu sein. Andere Verwendungsarten der Banane haben bisher noch keine Bedeutung gewinnen können. Der Genuß getrockneter Bananen vermochte sich nicht durchzusetzen, zumal zu ihrer Erzeugung wegen des guten Absatzes frischer Früchte kein Anreiz besteht. Von den Möglichkeiten, Bananenmehl zur Herstellung leichter Speisen und Backwaren zu benutzen, ist bislang k a u m Gebrauch gemacht worden; gleiches t r i f f t f ü r die Verarbeitung zu Alkohol f ü r Trink- und Brennzwecke zu. Eine wirtschaftliche Nutzbarmachung der nicht zur menschlichen Nahrung geeigneten Früchte ist bei der Verwertung als Viehfutter möglich, so stellen diese Abfälle an der Küste von Sao Paulo die Grundlage f ü r eine rentable Schweinezucht dar 1 ). Bemühungen, aus den Blättern u n d dem S t a m m Textilfasern oder Papier herzustellen, haben sich als unrentabel herausgestellt. *) Inlandserzeugung auf der Grundlage 1 Büschel = 2 ) NS-Landpost vom 27. 11. 1936.
12 kg umgerechnet.
K a p i t e l 2.
Die United Fruit Company. Nachdem schon seit Anfang des vorigen Jahrhunderts Schiffe gelegentlich Bananen von den westindischen Inseln nach Nordamerika mitgenommen hatten, begannen bald nach der Mitte des Jahrhunderts verschiedene Unternehmen diese Früchte zum Gegenstand ihres Geschäfts zu machen. So baute auch Kapitän Baker, der seit 1870 von Jamaika mit seinem Schoner kleine Ladungen nach Boston mitnahm, ein Unternehmen auf, das sich mit der Verschiffung von Jamaika aus beschäftigte, während der Verkauf in Kommission einer Bostoner Firma erfolgte. Mit dieser zusammen wurde 1885 die Boston Fruit Company gegründet. Als 1888 erstmalig ein Dampfer für den Transport eingesetzt wurde, bedeutete das einen Markstein in der Geschichte der Gesellschaft, weil damit das Geschäft von einem wesentlichen Unsicherheitsfaktor, wie es die jeweiligen Windverhältnisse sind, unabhängig gemacht wurde. In Costa Rica hatte unterdessen der Amerikaner Minor Keith mit seinen Brüdern unter großen Opfern an Menschenleben und Geldmitteln eine Eisenbahn gebaut (1871), für die es jedoch an Fracht fehlte. Diese verschaffte er sich durch Anlage von Bananenpflanzungen. Die Verschiffungen wurden 1879 aufgenommen und wuchsen ständig. Mit Erfolg dehnte Keith seine Interessen auch auf andere Gebiete des amerikanischen Kontinents aus. 1899 vereinigten sich die Boston Fruit Co. und die Gesellschaften Minor Keiths zur „ U n i t e d F r u i t Co." (UFC), Boston, die damit zur überragenden Unternehmung im Bereich der Bananenwirtschaft wurde. Zahlreiche kleine Einfuhrfirmen wurden nach und nach ausgeschaltet. Europa trat 1902 in den Interessenkreis der UFC, indem sie sich zunächst an der englischen Firma „Eiders & Fyffes" beteiligte, um sie 1910 vollkommen zu übernehmen. Die Konzentrationsbewegung nahm in der Nachkriegszeit ihren Fortgang. So wurde 1929 die besonders in Guatemala arbeitende „Cuyamel Fruit Co." aufgekauft, und 1931 konnte das bedeutendste Konkurrenzunternehmen, die „Atlantic Fruit Co." ausgeschaltet werden. Die Atlantic hatte unter wesentlichem Einfluß des Italieners Di Giorgio gestanden und war in ihren Geschäftsmethoden in mancher Hinsicht von denen der UFC abgewichen. Ihre Anlagen gingen an die „Standard Fruit and Steamship Co." über, die nur noch dem Namen nach als unabhängige Firma besteht und für die UFC keine Konkurrenz mehr bedeutet1). Die Aufrechterhaltung der rechtlichen Trennung zwischen der UFC und der Standard gebietet nicht nur die Antitrustgesetzgebung der Vereinigten Staaten, sondern es dürfte für die UFC in manchen Gebieten auch angenehm sein, wenn sie nicht unter dem eigenen Namen aufzutreten braucht, weil dieser sich nicht überall des besten Rufes erfreut. *) Kepner & Soothill, The Banana Empire, S. 341 und 350.
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Übersicht über die Bananenwirtschaft der Welt
Der große Erfolg, den die UFC bezw. ihre Vorgängerinnen gehakt haben, beruhte zunächst darauf, daß sie im Gegensatz zu ihrer Konkurrenz von Anfang an bestrebt war, das spekulative Element, durch das jene meist gerade verdienen -wollten, nach Möglichkeit aus dem Bananenhandel fernzuhalten. Demgemäß vollzog sich der Geschäftsablauf schon früh in geregelten und geordneten Bahnen. Der Ankauf, die Verteilung auf die Schiffe, der Absatz in denVereinigten Staaten und später die Produktion •waren Gegenstand besonderer organisatorischer Vorkehrungen. Die Gründer hatten mit dem nüchternen Blick amerikanischer Wirtschaftspioniere erkannt, daß bei der Eigenart dieser Ware jede Stufe der Bananenwirtschaft auf das Engste mit der nächsten verbunden ist und daß die sich daraus ergebenden organisatorischen Forderungen am besten in einer vertikal aufgebauten Unternehmung zu verwirklichen sind. Die Aufgaben eines solchen Trustes mußten sich auch noch durch die Arbeit in einem tropischen Gebiet, das wirtschaftlich und zivilisatorisch noch überwiegend unberührt war, erweitern. Um von den Anlagen und Einrichtungen der Gesellschaft einen Begriff zu geben, sei ein Teil davon kurz aufgezählt: 210 Lokomotiven, 6300 Waggons, Betrieb von 1672 Meilen Bahnlinien, davon 1377 eigene, Straßen, Kraftwagen, rd. 100 Seeschiffe, Flußschiffe, rd. 3500 Meilen Telefon- und Telegraphenlinien, 24 Radiostationen, Hotels, Groß- und Einzelhandelsbetriebe, Kraftwerke, Eiswerke, Bäckereien, Bewässerungsanlagen, Klubhäuser, Sportplätze, Schwimmbäder, Schulen, Kirchen, Krankenhäuser, Forschungsinstitute, Wohnstätten für Angestellte und Arbeiter. Das Ziel der Produktionspolitik der UFC ist nicht, den ganzen Fruchtbedarf in eigener Regie zu erzeugen. Ein in den einzelnen Ländern mehr oder minder großer Anteil stammt vielmehr von privaten Pflanzern, deren Selbständigkeit allerdings bei dem meist bestehenden Monopol der UFC in Transport und Absatz nur dem Namen nach vorhanden ist. Die UFC sichert sich diese Erzeugung durch Verträge, in denen sie vor allem das alleinige Recht des Ankaufs für sich in Anspruch nimmt. Diese Verträge laufen in einem Gebiet alle zu verschiedenen Zeiten ab, damit niemals eine größere Zahl vertragsloser Pflanzer auf den Gedanken kommen soll, sich einem Konkurrenzunternehmen anzuschließen oder ein solches zu gründen. Als Zwischenglied wird oft der einflußreichste Mann einer Gemeinde als Kommissionär eingeschaltet. Abgesehen von den Verträgen unterwirft die UFC die Pflanzer auch durch Verschuldung ihrem Willen. Die UFC hat bei diesem System den Vorteil, daß sie sich dadurch gewisser Risiken entäußert. So haben die Pflanzer die Elementarschäden zu tragen und bei Absatzschwierigkeiten etwa kann sich der Trust seinen Verpflichtungen unter dem Vorwand unzureichender Qualität entziehen. Die eigene, meist extensiv betriebene Erzeugung erfolgt fast ausschließlich auf eigenem Grund und Boden. Bei der relativ schnellen Erschöpfung des Bodens spielt daher eine vorausschauende Bodenpolitik, auch im Hinblick auf die starke Ausbreitung der Panamakrankheit, eine wichtige Rolle. So übertrifft die ungenutzte Bodenreserve der UFC die Anbaufläche um ein Vielfaches (1938: Gesamtanbaufläche 408417 acrcs — davon 10240
Die United Fruit Company
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gepachtet —, ungenutzte Bodenfläche 2728985 acres — davon 46588 gepachtet). Auch auf der pazifischen Seite des Kontinents, wohin sich die Erzeugung schon jetzt allmählich zu verlagern beginnt, hat sich die UFC für Pflanzungen geeignetes Gelände gesichert. Das Kernstück der Geschäftspolitik ist die Beherrschung aller Transportmöglichkeiten. Der Besitz von Eisenbahnen zwingt alle Pflanzer in deren Einzugsgebiet in die Botmäßigkeit der UFC und nimmt Konkurrenzunternehmungen die Lebensmöglichkeit. Von gleicher Wirkung ist das Eigentum an Hafenanlagen. Eine Monopolisierung des Seeverkehrs wird nicht nur durch den eigenen Reedereibetrieb, sondern auch durch Charterung für den Bananenverkehr geeigneter Räume in Schiffen anderer Reedereien erstrebt. Die Anwendung derartiger Geschäftsmethoden wird vor allem durch die politische Ohnmacht der kleinen mittelamerikanischen Republiken ermöglicht, zumal diese sich auch untereinander nicht einig sind. Durch ihre wirtschaftliche Macht, oft auch durch mehr oder weniger versteckte Einflußnahme auf die Innenpolitik jener Länder, gelang es der UFC, monopolistische Konzessionen zu erlangen, in deren Mittelpunkt Bodenund Eisenbahnkonzessionen für wenig oder gar kein Entgelt, Befreiung von Einfuhrzöllen und niedrige Ausfuhrzölle stehen. Wo der UFC die günstigsten Bedingungen geboten wurden, insbesondere Honduras, Costa Rica, entwickelte sie die Bananenwirtschaft mit großem Nachdruck, während die Länder, die den Forderungen der Gesellschaften Widerstand entgegensetzten, weniger Beachtung fanden. Man kann die Stellung der UFC damit kennzeichnen, daß sie hier einen Staat im Staate oder besser einen Staat über den Staaten bildet. In ihrer Hand liegt das wirtschaftliche Schicksal großer Gebiete, stellt doch z. B. die Bananenausfuhr von Honduras 80% der Gesamtausfuhr dar (1931—35). Es darf jedoch nicht verkannt werden, daß die UFC diesen noch unentwickelten Ländern auch Vorteile bietet, von denen hier nur die wirtschaftliche und verkehrsmäßige Erschließung, die schnellen Dampferverbindungen nach den Vereinigten Staaten, die Benutzung des Nachrichtenapparates der UFC genannt seien. Allein, diese werden nicht nur mit der wirtschaftlichen Abhängigkeit von der UFC, sondern auch mit der politischen Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten erkauft, die hier das Hauptbetätigungsfeld ihrer imperialistischen Politik finden. Abgesehen von den nicht gerade seltenen militärischen Interventionen wird als Mittel die sog. Dollardiplomatie eingesetzt. Auf amtliche diplomatische Vermittlung wird zumindest offiziell weniger Wert gelegt. Auf dem Weg über die Monopolisierung des Transportes und des Exportes in Westindien, Mittel- und Südamerika, ist es der UFC gelungen, auf den nordamerikanischen Märkten nahezu ein Monopol und in der Einfuhr einzelner europäischer Länder eine beherrschende Stellung zu erringen. Bei dem Versuch, zahlenmäßige Angaben über den Anteil der UFC an der Einfuhr einzelner Gebiete oder an der Welterzeugung zu machen, stößt man auf die Schwierigkeit, daß die UFC nur die nach Amerika, Europa und insgesamt verschifften Mengen angibt und daß die entsprechenden Zahlen für abhängige, aber rechtlich selbständige Unternehmungen fehlen. Hinzu
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Übersicht über die Bananenwirtschaft der Welt
kommen Umrechmuigsschwierigkeiten zwischen Angaben in Büscheln und in Gewicht. Anteil der UFC am Weltexport1) (in %) 1926 52,7
1930 | 52,9
| 1933 | 46,9
1936 | 43,6
| 1937 2 ) | 45,3
Die hieraus ersichtliche rückgängige Tendenz des Anteils an der Versorgung3) kommt noch stärker in den entsprechenden Zahlen für Europa zum Ausdruck 4 ): 1934 62,7
1935 57,4
1936 51,4
1937 47,5
während der Rückgang beim Import nach den Vereinigten Staaten entsprechend geringer ist: 57,1
56,2
53,6
52,7
jedoch ohne Kenntnis der Zahlen für abhängige Gesellschaften, insbesondere die Standard, wenig besagt5). Das gewaltige Wachstum der UFC (Bewertung des Vermögens in den Bilanzen in der UFC 1900 rd. 17 Mill. Dollar, 1930 rd. 242 Mill. Dollar, 1932 auf 177 Mill. Dollar herabgesetzt, 1938 rd. 186 Mill. Dollar) ist ohne entsprechende Kapitalerhöhungen dadurch ermöglicht worden, daß wesentliche Teile des Gewinns zum Ausbau der Unternehmungen herangezogen wurden. Daß trotzdem gute Dividenden (Durchschnitt 1900 bis 1929 8%) gezahlt werden konnten, beweist, daß die Erträge der UFC nicht gering waren. „Jeder Besitzer von 100 Aktien (je 100 $) im Jahre 1899, der die ausgegebenen Gratisaktien behalten hätte, würde nach 33,25 Jahren 58959 $ dafür erhalten haben, oder ein Durchschnittseinkommen von fast 17,75% jährlich auf seine angelegten 10000 f." 6 ) Diese Erträge konnten nicht allein durch Dienst am Kunden, am Produzenten und am Allgemeinwohl erzielt werden, wie von Seiten der UFC behauptet wird, sondern auch die Ausnutzung der Monopolstellung gegenüber Produzenten und Konsumenten hat dazu erheblich beigetragen7). x) Vom Verfasser berechnet auf Grund der Angaben des Internationalen Landwirtschaftsinstitutes und einer Umrechnung der von der UFC gehandelten Mengen auf der Basis 1 1 = 50 Büschel. 2 ) 1937 nur vorläufige Zahlen. 3 ) Auch der rückgängige Anteil Mittelamerikas am Weltexport bestätigt dies (siehe S. 10). 4 ) Besondere Angaben für Europa und Amerika stehen von Seiten der UFC erst ab 1934 zur Verfügung. 6 ) Andere Angaben über den Anteil der UFC: 1900 „kontrollierte" die UFC kurz nach ihrer Bildung 80% der Bananenwirtschaft der USA (Kepner & Sootbill, a. a. O. S. 35). 1912/13 und 1930 war die UFC mit rd. 63% an der Einfuhr der USA beteiligt (Kepner & Sootbill, a. a. O. S. 27), 1929 verschiffte die UFC 61,5% des mittelamerikanischen Exports, 1932 64,5 und die Standard 19% (vgl. Kepner, a. a. O. S. 68). *) Kepner, a.a.O. S. 21 ff. ') Kepner & Soothill, a. a. O. S. 353.
K a p i t e l 1.
Der Aufbau der französischen Bananenwirtschaft. 1. Einfuhr und Verbrauch Frankreichs. In Frankreich, das bisher noch das wichtigste Verbraucherland auf dem europäischen Kontinent ist, hat sich der Bananenverbrauch in den letzten Jahren nicht mehr wesentlich entwickelt. Nachdem die Einfuhr in der Nachkriegszeit außerordentlich angestiegen war, bewirkte die in diesem Lande erst verhältnismäßig spät einsetzende Weltwirtschaftskrise ein starkes Absinken bis 1935, das bis 1938 trotz der gebesserten weltwirtschaftlichen Lage noch nicht wieder aufgeholt werden konnte. Die Kaufkraft der Bevölkerung litt zu sehr unter den Schäden der Deflationspolitik und später unter den sozialpolitischen Experimenten der Volksfront. — Weitere Einfuhrgebiete innerhalb des französischen Reiches sind die nordafrikanischen Gebiete, insbesondere Algerien. Frankreichs Bananeneinfuhr (i. 1000 t) : 1912 1920 1924 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 Gesamteinfuhr... davon aus: Ausland
Spanien Niederlande . . . . Kolumbien Guatemala . . . . Brit. Amerika .. Andere Länder .
Kolonien
Frz. Westafrika. Martinique . . . . Guadeloupe . . . Frz. Kamerun . Andere Kolonien
21,7 11,9 55,0 183,9 214,2 224,6 200,4 170,6 154,4 174,5 176,5 178,4 21,7
11,9
54,4 178,0 206,2 197,2 161,8 119,3
18,5 11,7 46,6 135,5 150,3 128,5 116,5 6,2 16,0 21,8 0,1 — — — 1,3 10,9 6,4 28,0 24,8 — — — — 18,5 12,7 12,9 — — — 1,3 0,5 2,3 3,4 — 3,0 — 14,3 8,6 26,1 4,2 — 0,6 5,9 8,0 27,3 38,6 0,1 — — — 5,9 8,0 13,2 17,2 —
—
0,5
—
—
71,8
52,9
92,0 61,4 51,3 17,5 6,7 2,1 1,0
51,3
8,8 0,3 1,2 0,2
0,9 0,5 —
0,2
0,9
0,9 —
— —
—
—
—
—
—
—
—
82,6 121,6 175,6 178,4
21,2 33,7 50,3 64,7 11,9 20,3 24,6 39,2 — — 17,2 23,5 34,7 51,6 11,6 19,7 14,1 21,4 1,0 5,0 0,3 0,4
65,8 37,3 51,6 22,8 0,9
Einer weiteren Ausdehnung des schon relativ starken Verbrauchs steht neben dem allgemeinen wirtschaftlichen Stillstand in Frankreich noch entgegen, daß das Land selbst und die abhängigen Gebiete in Nordafrika große Mengen von Obst und Südfrüchten erzeugen, deren Absatz Schwierigkeiten bereitet. Außerdem wohnt ein großer Teil der Bevölkerung auf dem Lande, wo die Gewinnung neuer Verbraucher schwieriger ist als in der Stadt. Solange noch die „United Fruit Co." bezw. deren englische Firma „Eiders & Fyffes" einen beherrschenden Einfluß auf den französischen Markt ausübte, war auch die Abneigung der französischen Öffentlichkeit 2
Baatz.
18
Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
gegen die fremden Erzeugnisse ein hemmender Faktor für den Verbrauch 1 ). Schon seit Anfang der zwanziger Jahre hatten sich Stimmen erhoben, die eine Heranziehung der französischen Kolonien zur Versorgung des Mutterlandes mit Bananen forderten, denn es fehlte weder an geeigneten Kolonien noch an bereits bestehenden Ansätzen für einen Bananenexport. Da es den französischen Erzeugern an Initiative und an finanziellen Mitteln fehlte, u m die Konkurrenz gegen den Trust aufzunehmen, setzten 1931 umfassende staatliche Maßnahmen ein, die 1937 zu einer 100%igen Versorgung Frankreichs mit kolonialen Bananen führten (1931 erst 3,7%). 2. Die Beschränkung der ausländischen Einfuhr. Vor einer Behandlung der französischen Maßnahmen muß auf die Schwierigkeiten hingewiesen werden, die deren Beurteilung aus dem zur Verfügung stehenden Material — meist aus französischen Zeitungen und Zeitschriften — bietet. Es gibt Urteile, die begeistert über die glänzenden Erfolge berichten. Weit in der Überzahl sind aber diejenigen Autoren, die über die traurige Lage der französischen Pflanzer schreiben und nichts als Klagen, Notschreie, Proteste und Demarchen bringen und die unter Verwendung nackter Tatsachen wie auch rührseliger Redensarten das mitleidsvolle Interesse des Lesers wecken wollen. Man könnte daraus den Eindruck gewinnen, als sei die französische Bananenwirtschaft unter ständigen Verlustpreisen und größten persönlichen Opfern der Pflanzer aufgebaut worden. Bei der Bewertung dieser Meinungsäußerungen muß man jedoch deren Bedeutung als Mittel im wirtschaftlichen und parteipolitischen Kampf der Interessenten berücksichtigen. Als sich 1931 der Zollschutz für die französische Banane (Minimaltarif 20,80 Fr., Generaltarif 41,60 Fr. je 100 kg) als unzureichend erwies, um den Kostenvorsprung der ausländischen Produktionsgebiete auszugleichen und u m die großen Mengen abzuwehren, die nach dem damals noch nicht wesentlich von der Weltwirtschaftskrise berührten Frankreich strömten, wurden, wie für viele andere Waren, Kontingente eingeführt 2 ). Da diese zunächst (1932) höher lagen als in den vorhergehenden Jahren und daher keinen besonderen Anreiz zur Ausweitung der kolonialen Produktion boten, kam es zu heftigen Vorwürfen gegen die Regierung, insbesondere als Mitte 1932 die Kontingentierung nicht erneuert wurde. Es hieß, dem Kolonialminister fehle das Interesse an den Kolonien; er lasse die Guinea-Bananen unverschifft verderben, während die UFC mit den Kanarischen Bananen ein Dumping nach Frankreich betreibe 3 ). Der Handelsminister hatte die Kontingente aufgehoben, um eine Schädigung der Verbraucher durch Preissteigerungen zu vermeiden. Auf die zahlreichen Proteste der kolonialen Interessenten hin mußte er sie jedoch wieder einführen 4 ). Die Kontingentierung blieb in der Folgezeit Gegenstand ständiger Klagen der Pflanzer und anderer Interessenten, denn die Verminderung der Dépêche Coloniale ) Dekret vom 9. 12. ) Dépêche Coloniale 4 ) Dépêche Coloniale 2 3
-vom 10. 11. 1936. 1931 (Industrie und Handel vom 29. 12. 1931). vom 20. 7. 1932. vom 28. 7. 1932.
Der Aufbau der französischen Bananenwirtschaft
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Kontingente erfolgte nicht in dem gleichen Tempo, wie der französische Einfuhrbedarf durch die sinkende Kaufkraft des Landes zurückging : 1933: Einfuhr 161767 t 1934: „ 119288 t
Kontingente für 185400 t „ „ 130287 t
Die Forderungen gingen daher -weiter auf Zollerhöhungen und eine streng durchgeführte Kontingentierung mit Lizenzen. Sie stießen jedoch bei dem damaligen Ministerpräsidenten Flandin auf Ablehnung1). Erst 1935 wurde ein Einfuhrbewilligungsverfahren für Bananen eingeführt2), mit dem eine Lizenzabgabe von 75 Fr. je 100 kg Rohgewicht verbunden war. Das bedeutete tatsächlich einen prohibitiven Zollschutz zugunsten der französischen Banane unter Umgehung handelsvertraglicher Bildungen. Mitte 1935 hatte die ausländische Einfuhr daher je 100 kg folgende Abgaben zu tragen: 1. 2. 3. 4.
Zoll Sonderahgabe Lizenzabgabe Statist. Abgabe . . .
20,80 15,00 75,00 0,72 111,52
Fr. (oder 41,60) Fr. Fr. Fr. Fr.
Dazu kommen noch kleinere Abgaben (2 % Importsteuer, Pflanzenbeschauabgabe). Der Großhandelspreis im französischen Hafen betrug etwa 200 Fr. je 100 kg. Spanien, das von diesen Maßnahmen in erster Linie betroffen war, erneuerte infolgedessen den Anfang Juli 1935 ablaufenden Handelsvertrag vom 6. 3. 1934 nicht, so daß ein mehrmonatiger Zollkrieg begann und der französisch-spanische Warenaustausch stark schrumpfte. Bei den folgenden sehr schwierigen Verhandlungen einigte man sich auf eine Lizenzabgabe von 25 Fr. je 100 kg (bei Verwendung französischen Holzes als Verpackungsmaterial nur 20 Fr.). In dem neuen Handelsvertrag vom 21. 12. 1935 wurde Spanien außerdem ein Kontingent von 95% der ausländischen Einfuhr zugestanden. Diese „Zugeständnisse" riefen unter den Interessenten einen Sturm der Entrüstung hervor, wobei jedoch vielfach unbeachtet blieb, daß ein Kontingent von bestimmter Menge gar nicht vereinbart war und daß auch auf die Dauer ein hoher Preisstand durch hohe Abgaben nicht im Interesse der französischen Produzenten liegen kann3). Trotz aller Prophezeihungen „sehr ernster Folgen" sank die Einfuhr von den Kanaren auch 1936 weiter. Die weitere Entwicklung wurde von den politischen Ereignissen beeinflußt. Während des spanischen Bürgerkrieges sanken die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Frankreich und Nationalspanien, zu dem auch die Kanarischen Inseln gehörten, auf ein Minimum ab, da Frankreich für Rotspanien Partei nahm. Die Bananenverschiffungen hörten fast ganz auf, denn Frankreich ließ keine Einfuhr ohne das Kontingentszeugnis der Madrider Behörden mehr zu, womit es den Wünschen der rotspanischen Regierung entsprach4). Dépêche Coloniale vom 4. 3. 1934 und 12. 12. 1934. *) Eildienst für den Außenhandel vom 29. 4. 1935. 3 ) Dépêche Coloniale vom 24. 12. 1935 und 9. 2. 1936. Als Wortführer ist besonders der Neger-Abgeordnete und frühere Unterstaatssekretär Gratien Candace bemerkenswert. 4 ) Dépêche Coloniale vom 24. 12. 1936 und 30. 4. 1937. 2*
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Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
3. Die Förderung der kolonialen Erzeugung. Die Behinderung der ausländischen Einfuhr genügte allein noch nicht, um die koloniale Erzeugung auf den notwendigen Umfang zu bringen. E s wurde daher auf Grund des Gesetzes zur Sicherung des Schutzes der Bananenerzeugung in den Kolonien, Protektoraten und Mandatsgebieten vom 7. 1. 1932 auf die Dauer von 10 Jahren auf alle aus dem Ausland und aus den Kolonien nach Frankreich eingeführten Bananen eine Sonderabgabe eingeführt (0,15 Fr. je kg Rohgewicht für frische, 0,60 Fr. für getrocknete Früchte). Die Einnahmen werden unter Voraussetzungen, wie sie im Dekret vom 11. 2. 1932 niedergelegt sind 1 ), an die beteiligten Kolonien verteilt. Die Kolonie zahlt daraus den Exporteuren — nicht den Produzenten — eine Exportprämie, deren Höhe nach oben nicht über den Unterschiedsbetrag zwischen den Selbstkosten und dem mittleren vierteljährlichen Verkaufspreis hinausgehen soll. Die Selbstkosten werden für jede Kolonie einheitlich festgesetzt. Der Verkaufspreis ist der durchschnittliche Preis in den Einfuhrhäfen Frankreichs. Die Verteilung der Prämie wird ausgesetzt, wenn der Verkaufspreis auf die Höhe der Selbstkosten steigt. Einen Teil der Einnahmen aus der Sonderabgabe sollen die Kolonien ferner zur Bildung eines Reservefonds von bestimmter Höhe verwenden, um jederzeit in der Lage zu sein, die Prämie zahlen zu können. Diese Beträge können als Darlehen an lokale landwirtschaftliche Kreditgenossenschaften gegeben werden. Darüber hinausgehende Einnahmen können zu Ausgaben im allgemeinen Interesse, zur Verbesserung der Erzeugung, des Verkehrs und des Absatzes benutzt werden. Die Kolonien dürfen selbst die erforderlichen Einrichtungen erwerben, Verträge mit französischen Reedereien zur Sicherung der Spezialtonnage für die Exporteure abschließen oder unter bestimmten Bedingungen Darlehen gewähren 2 ). Die Höhe der Exportprämie mußte mit der allmählichen Steigerung der kolonialen Erzeugung sinken, da sie — obwohl von der gesamten Einfuhr eine Abgabe erhoben wird — schließlich doch nur durch die ausländische Einfuhr finanziert wird. So mußten sich im Laufe der Entwicklung Selbstkosten und Marktpreise immer mehr annähern: Einerseits wurden die amtlichen Selbstkosten in allen Kolonien allmählich gesenkt, andererseits ist unter Ausschaltung störender Sondererscheinungen eine allmähliche Preissteigerung zu beobachten. Ebenso wie die Selbstkosten sind auch die Prämien für die einzelnen Kolonien verschieden gewesen. Die Extreme stellen Guinea mit den höchsten und das Mandatsgebiet Kamerun mit den niedrigsten Werten dar. Dazwischen liegen die Antillen und die Elfenbeinküste. Hinsichtlich der Dépêche Coloniale vom 19. 2. 1932. ) Für Verbesserungen der Erzeugung bis zu 6 Jahren an landwirtschaftliche Kreditanstalten (Ausleihung nur an Bananenpflanzergenossenschaften), für die Verbesserung des Verkehrs bis zu 10 Jahren an Pflanzergenossenschaften oder französische Reedereien (für den Erwerb rollenden und schwimmenden Materials —• Schiffe, Waggons, Lastkraftwagen, den Bau von Hafenanlagen, Lagerhäusern, Kühlhäusern, Lösch- und Ladeanlagen), für die Verbesserung des Absatzes an Genossenschaften, Zusammenschlüssen von Genossenschaften, an Seereedereien oder an zuverlässige Verkaufsorganisationen im Mutterland. 2
Der Aufbau der französischen Bananenwirtschaft
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Ursachen sei auf die besondere Behandlung der einzelnen Gebiete hingewiesen. Wo es zu Äußerungen über die Wirkung der Prämie kam, stimmten alle Autoren darin überein, daß sie vollkommen unzureichend sei. Doch wollen wir in diesem Falle lieber die Ergebnisse sprechen lassen, die nie zu erreichen gewesen wären, wenn die Produzenten wirklich dauernd mit Verlusten gearbeitet hätten. — Ein Einwand gegen die Methode der Prämienzahlung war ihre Begebung an den Händler. Dadurch sei der Erzeuger benachteiligt worden, denn die Händler hätten in Verkennung des Wesens der Prämie versucht zu spekulieren 1 ). Die französischen Bananen mußten nicht n u r preismäßig, sondern auch qualitativ auf dem französischen Markt wettbewerbsfähig werden, denn die Markenware von Eiders & Fyffes war anfänglich weit überlegen und drückte auf den Preis der schlechteren französischen Erzeugung. Auch mußten, u m den bisherigen Stand des Verbrauches zu halten, Früchte angeboten werden, die qualitativ zum Kauf anreizten. Daher wurde mit der Prämie die Bestimmung verbunden, daß die Früchte gesund und marktfähig sein und einer Exportkontrolle genügen müssen. Bei der Vielzahl der beteiligten Interessenten war es unerläßlich, daß die staatliche Verwaltung diese beaufsichtigte. Die Standardisierung war notwendig, damit dem Handel ein Erzeugnis angeboten werden konnte, bei dem mit gleichmäßiger Qualität gerechnet werden kann und über das daher auch Verträge abgeschlossen werden können, ohne daß die Ware selbst dabei vorliegt. Ein wichtiger Punkt, der geregelt werden mußte, ist die Verpackung, denn einige Kolonien erzeugen Sorten, die verpackt werden müssen (Guinea, Elfenbeinküste, Martinique), während die Gros Michel (Guadeloupe, Kamerun, Guyana) auch „ n a c k t " versandt werden kann. Um die sich hieraus ergebenden Kostenvorsprünge einzelner Kolonien zu vermeiden, besteht die Tendenz, alle Früchte gleichmäßig verpackt zu versenden. Solange die Verpackungskosten gering bleiben, kann eine Verpackung dennoch lohnend sein, weil der Erlös wegen der besseren Erhaltung der Frucht größer ist. Andernfalls verlieren die Pflanzer das Interesse daran 2 ). 4. Der Bananenverkehr. Entfernungen in Seemeilen von Le Havre: Las Palmas 1578 Conakry 2853 Port Buet 3591 Duala 4396 Pointe-a-Pitre 4158 Basse Terre 4188 Port-de-France 4282 Cayenne 5092
Die Anbaugebiete in den französischen Kolonien liegen alle soweit vom Mutterlande entfernt, daß f ü r einen E x p o r t in größerem Umfange Spezial*) Dépêche Coloniale vom 25. 2. 1934 und 3. 12. 1937. 2 ) Les Produits Coloniaux et le Material Colonial, Marseille, März 1938.
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Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
schiffe erforderlich sind. Dies hat beim Aufbau einer französischen Bananenwirtschaft die größten Schwierigkeiten bereitet, denn der einfachste Weg, der darin besteht, daß die Erzeuger oder die Exporteure auch die Funktion des Seetransportes übernehmen, war aus verschiedenen Gründen nicht gangbar. Es fehlte den überwiegend kleinen und mittleren Unternehmungen an Kapital für ein derartiges Vorhaben, zugleich aber auch die notwendige Unternehmungslust und Bereitwilligkeit, die damit verbundenen Risiken zu tragen. Man war daher auf besondere Schiffahrtsunternehmungen, die sich für den Bananentransport interessierten, angewiesen. Doch ergaben sich hier kaum mindere Schwierigkeiten, da die Reedereien auch wenig Interesse zeigten und die Exporteure möglichst wenig vertragliche Bindungen über ein Minimum an Ladungsmengen eingehen wollten. Einer wollte den ersten Schritt dem anderen überlassen: Die Reedereien warteten darauf, daß die Erzeugung groß genug wurde für einen Spezialschiffahrtsdienst. Die Erzeuger warteten mit einer Vergrößerung der Erzeugung, bis genügend Schiffsraum vorhanden war. Es ist kein Zufall, daß gerade im französischen Kolonialreich eine Lösung dieses Problems so lange auf sich warten ließ. Bei dem Individualismus und dem Streben der französischen Pflanzer nach Ruhe und Sicherheit ist es schwierig, ihn zum Tragen von Risiken und zum Eingehen engerer Bindungen zu veranlassen, so daß auch eine Lösung auf genossenschaftlicher Grundlage trotz des Bestehens von Genossenschaften nicht in Frage kam. Nachdem anfangs die Früchte mit den gewöhnlichen Fracht- und Postdampfern bei einem hohen Verderb als Decksladung befördert worden waren, bedeutete der Einbau von Kühlräumen in den Postdampfern schon eine Verbesserung. Zwecks regelmäßiger Überlassung dieser Räume schlössen die Exporteure Verträge mit den Reedereien. Eine weitere Entwicklungsstufe setzt mit der Übernahme der Beförderung durch skandinavische und britische Spezialreedereien ein, deren Schiffe in Charter teils von Exporteuren, teils von französischen Reedereien fuhren. Da die französischen Reedereien von sich aus nicht genügend unternahmen, um die Beförderung der Bananen unter französischer Flagge durchzuführen, obwohl sie bei der hohen Subventionierung eigentlich zu dieser nationalen Aufgabe verpflichtet gewesen wären, kam es in der Folgezeit zu weiteren protektionistischen Maßnahmen. Ein Gesetz vom 8. 8. 1933 bestimmte, daß die Zahlung von Exportprämien für gewisse Kolonialprodukte von der Beförderung mit französischen Schiffen abhängig ist, wobei jedoch den Kolonialbehörden das Recht zu Ausnahmen zugestanden wurde1). Durch Verordnung vom 28. 6. 1935 wurde auch die Banane diesem Gesetz unterworfen, soweit sie nach Frankreich exportiert wird2). Die Verlader auf den Antillen wurden noch eine gewisse Zeit von der Verpflichtung ausgenommen, doch wurde Ende 1937 diese Entscheidung vom Staatsrat annulliert, als interessierte französische Reedereien und Berufsorganisationen die Notwendigkeit dieser Ausnahme bestritten 3 ). *) Industrie und Handel vom 28.12.1931 und Hamburger Fremdenblatt vom 24.8.1933. 2 ) Eildienst vom 18. 7. 1935. 3 ) Nachrichten für Außenhandel vom 24. 11. 1937 und France-Outre-Mer vom 28. 11. 1937.
Der Aufbau der französischen Bananenwirtschaft
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Für den Verlader liegt die Bedeutung dieser Maßnahme darin, daß er bei der Benutzung französischer Schiffe mit höheren Frachten zu rechnen hat. Dieser Nachteil hatte von Anfang an die Konkurrenz gegen die mit billiger fahrenden ausländischen Schiffen beförderten kanarischen Bananen erschwert. Einen weiteren Schritt auf dem Wege des Protektionismus stellt die Verordnung vom Juli 1937 dar, nach der ausnahmsweise der Transport von Kolonialprodukten von Kolonialhäfen nach französischen Häfen französischen Handelsschiffen vorbehalten werden kann, d. h. es können auch nicht durch Prämien geförderte Erzeugnisse der französischen Flagge vorbehalten werden1). Diese Maßnahme könnte nach Ende der Prämierung gegen ein erneutes Abwandern auf fremde Schiffe angewandt werden. Inzwischen sind die ausländischen Flaggen fast vollkommen aus dem französischen Bananentransport verschwunden. Der Aufbau einer nationalen Flotte wurde schnell durchgeführt. Während 1930 noch kein derartiges Spezialschiff in der französischen Handelsflotte vorhanden war, stand Frankreich Ende 1938 mit 25 Einheiten von rd. 70000 BRT (3 weitere Schiffe im Bau) an 4. Stelle hinter den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Norwegen. Sein Anteil an der Weltbananenschiffstonnage, die etwa über 170 Einheiten mit 670000 BRT verfügt, stellt sich auf 10%. Die Durchschnittsgröße der Schiffe liegt bei 3000 BRT 2 ). Die Schiffe wurden allerdings nicht alle in den letzten Jahren für französische Rechnung neu erbaut, sondern es wurden z. T. ältere Schiffe aus dem Ausland hinzugekauft oder französische Schiffe umgebaut. Dies und auch die Tatsache, daß am Bananentransport rd. 9 Reedereien beteiligt sind, führte zu einer wenig einheitlichen Flotte und zu Schwierigkeiten bei der Aufstellung der Fahrpläne. Angaben über eine Subventionierung sind sehr spärlich, es erhielt z. B. die „Cie. des Transports Maritimes d l'Afrique Occidentale Française" von der Kolonie Guinea eine „bedeutende" Subvention, die von den Einnahmen aus der Sonderabgabe gezahlt wurde 3 ). Uber die spätere Entwicklung liegen keine Veröffentlichungen vor. Diese Frage ist im übrigen von dem Zeitpunkt an, wo die französische Banane und ihre Frachtraten nicht mehr dem Druck der Auslandskonkurrenz ausgesetzt sind, von geringerer Bedeutung. Bei der geringen privatwirtschaftlichen Initiative tritt auch der Staat selbst als Eigentümer von Bananenschiffen auf, läßt sie jedoch von den bestehenden Schiffahrtsunternehmen bereedern. 5. Die Organisation und andere Gegenwartsprobleme. Die Formen, in denen die Bananenpflanzer der einzelnen Kolonien zusammenarbeiten, sind nicht einheitlich sondern auf Grund der geschichtlichen Entwicklung und der sozialen Verhältnisse verschieden. Berufsständische Organisationen sind meistens die Syndikate, die die Pflanzer 1) 2) 3)
Nachrichtcn für den Außenhandel vom 5. 7. 1937. Pressedienst Hansa vom 10. 12. 1937 und L'Information vom 20. 10. 1938. Le Temps vom 5. 4. 1936 und Dépêche Coloniale vom 12. 8. 1936.
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zur Vertretung ihrer Interessen bildeten. Über eine Exporttätigkeit von Syndikaten wird aus Guinea u n d Guyana berichtet 1 ). Von größter Notwendigkeit ist die genossenschaftliche Organisation dort, wo von einer Vielzahl von Pflanzern der Export aufgenommen werden soll, ohne daß interessierte Handels- und Schiffahrtsunternehmungen vorhanden sind. Ein einzelner Pflanzer kann den Export ebensowenig durchführen, wie es ihm gelingen kann, günstige Frachtverträge f ü r Spezialtonnage mit den Reedereien abzuschließen. Andererseits sind viele kleine Vertragspartner auch f ü r die Reedereien unerwünscht. I n Guinea haben sich die weißen Pflanzer schon f r ü h in Produktions- und Verkaufsgenossenschaften organisiert, deren Tätigkeit sich auch auf gemeinsame Verpackungsmaterialbeschaffung, Erstellung von Einlagerungsmöglichkeiten und Abgabe von Früchten an Eingeborene erstreckt 2 ). Die Genossenschaftsbewegung stellte sich jedoch nie darüber hinaus das Ziel — wie in manchen anderen Ländern — etwa den gesamten Export einer Kolonie zu beherrschen, u m auf diesem Wege die notwendige Ordnung in die Bananenwirtschaft zu bringen, oder etwa auch den Seetransport selbst durchzuführen. Die fehlende Initiativkraft der einzelnen Unternehmer setzt sich somit auch bei den Genossenschaften fort. Die Entwicklung des Genossenschaftswesens in den einzelnen Kolonien wurde stark davon beeinflußt, ob bereits leistungsfähige private Unternehmungen bestanden. Soweit dies der Fall war, kam es erst spät zur Bildung einer Genossenschaft. Eine Förderung erfolgte durch die finanziellen Vergünstigungen, die die Genossenschaften auf Grund des Gesetzes vom 7. 1. 1932 und der Verordnung vom 11. 2. 1932 erhalten konnten 3 ). Weit notwendiger noch ist die genossenschaftliche Organisation der eingeborenen Pflanzer, die auch wichtige Aufklärungs- und Erziehungsarbeit zu leisten h a t . Es bereitet Schwierigkeiten, die, an intensive wirtschaftliche Betätigung nicht gewöhnten afrikanischen Eingeborenen zu richtigem Anbau, Schneiden, Abtransport und rechtzeitiger Ablieferung anzuleiten, weshalb in den afrikanischen Kolonien der Eingeborenenanbau f ü r Exportzwecke noch nicht sehr verbreitet ist. Der Zusammenschluß erfolgt in den Sociétées Coopérative des Agriculteurs indigènes und den Sociétées de Prévoyance. Daneben gibt es in den einzelnen Kolonien noch Ausschüsse zur Förderung des Anbaues der Banane. Außerdem h a t sich in allen Kolonien der Landwirtschaftsdienst der Verwaltung (Service d'Agriculture) u m die Entwicklung der Bananenkultur bemüht. Außer den obigen verstreuten Organisationen besteht als umfassendste Organisation das „Comité Interprofessionel Bananier" (CIB), das im Dezember 1932 gegründet wurde. I n ihm sind alle Interessenten der Bananenwirtschaft vertreten, also Pflanzer, Ex- und Importeure, Großhändler, Reedereien, Eisenbahngesellschaften und die Kolonialverwaltungen. Das CIB besitzt Einfluß auf die Gesetzgebung, indem es zu allen Fragen, die die Banane betreffen, gutachtlich Stellung nimmt und mit Politikern u n d Verwaltungsstellen zusammenarbeitet. 2 3
Dépêche Coloniale vom 26. 9. 1929, 31. 10. 1936 und 8. 7. 1936. ) Tropenpflanzer, vom Mai 1934. ) Siehe S. 21.
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Das CIB ist von französischer Seite oft als vorbildlich f ü r die gesamte Kolonialwirtschaft bezeichnet worden. Es mag sein, daß f ü r die grundsätzlich immer noch liberalistisch denkenden französischen Kolonialwirtschaftler ein derartig umfassender organisatorischer Zusammenschluß schon als sehr weitgehend gilt, dennoch stellt er für die Erfordernisse der Bananenwirtschaft das äußerste Mindestmaß dar, um nicht zu sagen, daß er unzureichend ist. Wenn man die Tatsache berücksichtigt, daß alle Funktionen in diesem Wirtschaftszweig unter zahllosen Unternehmern aufgesplittert sind und der Staat sich nur auf indirekte Förderungsmaßnahmen beschränkt, dann ist das CIB eine viel zu lockere und zu wenig bindende Vereinigung, um eine Gleichordnung der Tätigkeit aller Unternehmungen herbeizuführen. Bemerkenswert ist, daß immer wieder Versuche von Parallelgründungen gemacht werden 1 ). Die Folgen wurden besonders deutlich, als im Februar 1937 das Ziel einer vollkommenen Versorgung Frankreichs mit kolonialen Bananen erreicht war und ganz neue Probleme in den Vordergrund traten, zu deren Lösung der Staat mit seinen bisherigen Methoden nicht beitragen konnte und die Bananenwirtschaft auf eigene Hilfe angewiesen war. Da die Erzeugung und die Kapazität der Verkehrsmittel immer weiter wuchs, ohne daß der Verbrauch des Mutterlandes die entsprechende Entwicklung nahm, t r a t die Gefahr der Uberproduktion in den Vordergrund. Die einzelnen Kolonien waren jetzt nicht mehr Streiter für eine gemeinsame Sache sondern heftige Konkurrenten, so daß straffe Organisation notwendiger wurde als zuvor. Zur Lösung aller damit zusammenhängenden Fragen fand Anfang 1937 in Paris eine Konferenz über die Banane unter Beteiligung aller Interessenten statt. Als Lösungsmöglichkeiten kamen eine interkoloniale Kontingentierung, eine Steigerung des Verbrauchs und die Aufnahme des Auslandsexportes in Frage. — Der Vorschlag einer interkolonialen Kontingentierung k a m aus der Kolonie Guinea 2 ), die mit ihren verhältnismäßig hohen Produktionskosten bei dem aus der Uberproduktion folgenden Preisdruck zuerst bedroht gewesen wäre. Dagegen wurde jedoch von den Antillen bis in die jüngste Zeit hinein heftig protestiert 3 ). Der Plan wurde als die Lösung der Faulheit", als der „Malthusianismus der B a n a n e " bezeichnet und wegen der nachteiligen Wirkung des sich daraus ergebenden hohen Preises auf den Konsum verworfen. Das hinderte jedoch nicht, daß sich Guinea und die Antillen darin einig waren, daß die Erzeugung des Mandatsgebietes K a m e r u n kontingentiert werden müsse. Es war nämlich inzwischen zu einer gefahrlichen Konkurrenz zwischen alten und neuen Anbaugebieten gekommen — zu letzteren gehören Kamerun, die Elfenbeinküste und Guyana. — Diese können zu niedrigeren Selbstkosten erzeugen, teils wegen der Benutzung unverbrauchten Bodens und der Erfahrung der älteren Anbaugebiete, die viel Kapital für Versuche aufwenden mußten, das zu amortisieren ist, teils weil die geringere Verpackungskosten erfordernde Gros Michel angebaut wird. Die Gros Nachrichten für Außenhandel vom 1. 7. 1939. ») France-Outre-Mer vom 28. 11. 1937. ) Dépêche Coloniale vom 3. 10. 1936 und Les Produits Coloniaux vom März 1938.
3
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Michel wird übrigens beim französischen Verbraucher geringer bewertet und daher meist an die Arbeiter in Nordfrankreich verkauft 1 ). Die Folge sind zeitweise erhebliche Preisunterschiede2). Der Kamerun-Banane wird außerdem noch vorgeworfen, daß sie unter der Mandatsverwaltung aus einem besonderen Zollstatut Nutzen ziehe3). Die unternommenen Schritte beim Kolonialministerium hatten den Erfolg, daß Mitte 1936 die Handelskammer von Duala genötigt wurde, eine „freiwillige" Begrenzung des Exportes von Kamerun auf 30000 t jährlich durchzuführen4), während eine allgemeine interkoloniale Kontingentierung bisher unterblieben ist. Auch die Banane bietet ein treffliches Beispiel dafür, daß Frankreich die geraubten deutschen Kolonien nicht wirtschaftlich ausnutzen will und kann und daß mit ihrem Besitz nur der Zweck verfolgt wird, sie Deutschland vorzuenthalten. Selbst Franzosen scheinen offenbar die Belastung mit deutschen Kolonien nicht angenehm zu empfinden, denn aus einer Äußerung des Handelskammerpräsidenten von Guadeloupe geht hervor, daß die Erzeugung des Mandates die Stabilität der „spezifisch" französischen Kolonien bedrohe5). Der zweite Weg zur Lösung wird in einer Verbrauchs Steigerung mit Hilfe einer Preissenkung und Qualitätssteigerung gesehen. Trotz der größeren Anstrengungen, die dieser Weg erforderte, beschäftigte sich das CIB eingehend mit diesem. Die Ansatzpunkte seien im Folgenden angedeutet 6 ) : Eine Rationalisierung, Standardisierung und Qualitätssteigerung der Erzeugung soll durch Ausgestaltung der Exportkontrolle erzielt werden. Deren Neuordnung durch die Verordnungen vom 27. 8. 1937 und 9. 3. 1938 bedeutete außerdem eine Vereinheitlichung der Bestimmungen der einzelnen Kolonien, wenn auch in gewissem Umfange auf deren Eigenarten Rücksicht genommen werden mußte. Die neuen Bestimmungen riefen einen heftigen Meinungsstreit unter den Interessenten hervor, denn die Verschärfungen, insbesondere die Heraufsetzung der Mindestgewichte, stellt eine Beschränkung der zum Export gelangenden Mengen dar, wobei es jedoch unmöglich ist, die Bestimmungen so zu treffen, daß alle Kolonien davon gleichmäßig betroffen werden. Darüber hinaus machen einzelne Gebiete geltend, daß sie auf eine Vorzugsbehandlung Anspruch hätten, da sie besonders auf den Bananenexport angewiesen seien. Auch soziale Gründe sprächen gegen eine Erzeugungsbeschränkung auf diese Art und Weise, denn gerade die kleinen Pflanzer, deren Anbautechnik nur wenig entwickelt ist, würden am härtesten betroffen. Um die Kontrolle der Kolonien zu überprüfen und um den Ursachen von Transportschäden näher zu kommen, findet bei der Ankunft im französischen Seehafen eine L'Information vom 25. 6. 1936 und Foodstuffes round the world (Dep. of Commerce« Washington) vom 15. 4. 1938. 2 ) Pressedienst Hansa vom 13. 3. 1937: 15.—21. 2. 1937 Le Havre 100 kg: Westafrika, Antillen 340—360 Fr., Kamerun 190 Fr. 3 ) Dépêche Coloniale vom 3. 10. 1936. 4 ) Bulletin de la Chambre de Commerce, Duala, vom Juni 1936. 5 ) Obst und Gemüse, vom 24. 3. 1939. «) Dépêche Coloniale vom 21. 1. und 11. 3. 1937.
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zweite Kontrolle der Früchte statt, deren Durchführung beim CIB liegt. Die Einfuhr darf aus diesem Grunde nur über bestimmte Seehäfen erfolgen (Verordnung vom 5. 7. 1938). Man war sich auch über die Notwendigkeit klar, daß im Bereich des Handels eine Rationalisierung zwecks Besserung der Yerkaufsmethoden und vor allem Senkung der Handelsspanne stattfinden mußte1). Doch sind offenbar gerade auf diesem wichtigen Gebiet wenig praktische Ergebnisse erzielt worden. Ahnlich steht es mit der Senkung der Frachtkosten. Die kollektive Propaganda durch das CIB soll ausgebaut und neue Verwendungsmöglichkeiten zur Hebung des Absatzes untersucht werden. Zur regelmäßigen Belieferung der einzelnen Häfen und Märkte waren organisatorische Maßnahmen dringend erforderlich. Einzelne Häfen pflegten überlastet zu sein, während andere nicht voll ausgenutzt werden konnten. Ferner machen jahreszeitliche Schwankungen von Erzeugung und Verbrauch Lenkungsmaßnahmen notwendig2). Ansätze bestanden in einer Vereinbarung der beteiligten Reedereien aus dem Jahre 1933 und in dem 1935 vom CIB geschaffenen „Comité de Coordination des Transportes". Auf der interkolonialen Konferenz wurde 1937 ein neuer Verteilungsplan beschlossen, nach dem die Bananen aus Afrika in Le Havre, Nantes, Bordeaux, Marseille und Séte, die von den Antillen in Rouen und Dieppe gelöscht werden3). Ein Auskunftsdienst soll ständig über die Bananenverladungen, über den Standort der Schiffe und über die geplante Verwendung der Bananen unterrichten. Als Endziel betrachtet man nach vorhergehender Marktanalyse eine rationelle Aufteilung der Verbrauchszonen unter die einzelnen Kolonien und einen regelmäßigen Umlauf der Schiffe. Wollte man durch Preissenkung den Verbrauch steigern, so mußte man auch die fiskalische Belastung der Banane einer Überprüfung unterziehen. Die bisherige Sonderabgabe wurde auf 5 Fr. je 100 kg gesenkt zur Deckung der Unkosten der Exportkontrolle, der Propaganda und des CIB. Daneben sind Angriffe gegen die städtischen Verbrauchssteuern auf Bananen erhoben woi den, die als „unökonomisch" und „antidemokratisch" bezeichnet werden und gegen die seit Jahren — selbst von ministerieller Seite — ohne Erfolg protestiert wird. An der Spitze dürfte Paris mit 75 Fr. je 100 kg stehen4). In dem Problem der Aufnahme des Auslandsexportes zur Vermeidung einer Überproduktion liegen die Hauptschwierigkeiten in den angeblich über Weltmarktniveau liegenden Produktionskosten5). Eine Erwägung aller Faktoren ergibt jedoch, daß keine Gründe für höhere Kosten in den französischen Kolonien bestehen. Die Ursachen dürften vielmehr in der Nach einem aus dem „Echo des Antilles" entnommenen Kostenrechnungsbeispiel bekommt der Pflanzer für 1000 kg — Ladenpreis 6300 Fr. — nur 800 Fr., von denen er jedoch 400 Fr. allein für Dünger, Material und Versorgung der Pflanzung auszugeben hat (Obst und Gemüse vom 23. 6. 1939). 2 ) Bulletin Mensuel, Institut Colonial du Havre, vom Juni 1936. 3 ) Nach L'Information vom 30. 11. 1939 wurden 1937 (in 10001) in Rouen 43, Havre 28, Nantes 20, Dieppe 41, Marseille 22, Bordeaux 16, Séte 1 gelöscht. 4 ) Dépêche Coloniale vom 20. 7. und 24. 4. 1935. 5 ) Pressedienst Hansa vom 13. 4. 1937.
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mangelhaften Organisation liegen, was auch dem Verfasser in Unterredungen mit Kaufleuten bestätigt wurde. Hierdurch ergibt sich soviel Leerlauf, daß die Kosten f ü r Verkauf und Beförderung höher als in anderen Ländern liegen. Die Klagen, die von den Franzosen hiergegen erhoben werden, sind also nicht unberechtigt, aber nutzlos, da jeder die Schuld und die Initiative zur Besserung dem anderen zuschiebt. Weitere Ausfuhrschwierigkeiten liegen in dem Fehlen eines Minimums an Absatz, wie es zur Aufrechterhaltung eines regelmäßigen Dienstes notwendig ist 1 ). Es wird vorgeschlagen, nach dem deutschen Beispiel eine Gruppe von Aufträgen zu sammeln und eine Linie mit sehr kleinen Schiffen (rd. 10000 Büschel) einzurichten, was allerdings der kolonialen Erzeugung noch keine entscheidende Hilfe bringen würde. Das CIB wollte durch Bildung einer Handelsmission, die den Abschluß von Ausfuhrverträgen durchführen sollte, die Bestrebungen unterstützen 2 ). Hindernisse liegen auch darin, daß ein Exportüberschuß nur zeitweise vorhanden ist, während der Exportkunde eine gleichmäßige Belieferung während des ganzen Jahres verlangt. Die meiste Zeit des Jahres jedoch erhält der Erzeuger in Frankreich so gute Preise, daß er kein Interesse am E x p o r t hat. Hier macht sich wiederum das Fehlen einer Organisation bemerkbar, die eine Belieferung der Auslandskunden sichert u n d die dabei erforderlichen Preiszugeständnisse auf die Gesamtheit der Pflanzer verteilt. Vor allem muß schnell gehandelt werden, denn auch andere Länder streben nach einem Ausbau ihres Auslandsexportes (Italien, Deutschland). Bisher gelang es, nur geringe Mengen in England (aus Guinea) und Deutschland (aus Kamerun) abzusetzen 3 ). Man schenkt daher neuerdings den noch wenig erschlossenen Märkten Nordafrikas erhöhte Aufmerksamkeit. 6. Einzelne Anbaugebiete. Guinea. Bananen-Ausfuhr von Französisch Guinea (in 1000 t ) : 1912 1914 0,06 | 0,22
1919 0,05
1924
1928
1930
1,0
4,0
8,7
1932 16,8
1934 26,1
1936 45,1
1937 46,8
1938 52,9
a) G e s c h i c h t l i c h e s . Das immer noch wichtigste Anbaugebiet Guinea ist auch zugleich das älteste. Nachdem schon etwa seit der Jahrhundertwende von öffentlicher und privater Seite Versuche mit Bananenpflanzungen betrieben wurden 4 ), setzte kurz vor dem Weltkrieg ein Anbau in größerem Umfange ein, als die nach dem Niger führende Eisenbahn fertiggestellt war. Eine Brechung des britischen Einfuhrmonopols setzte m a n sich schon damals zum Ziel 5 ). 2
) 3 ) 4 ) 6 )
France-Outre-Mer vom 6. 8. 1937. Nachrichten für den Außenhandel vom 14. 9. 1937. Nachrichten für den Außenhandel vom 21. 10., 10. 11. und 3. 12. 1938. Petit Gironde vom 26. 2. 1909 und Tropenpflanzer vom Mai 1934. Tropenpflanzer vom April 1927.
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Der Krieg brachte einen schweren Rückschlag, die Pflanzungen wurden z. T. verlassen. Später, als andere Erzeugnisse — besonders Kautschuk — guten Absatz fanden, bestand nur noch wenig Interesse f ü r die Banane, n u r einzelne Pflanzer glaubten noch an die Z u k u n f t dieser K u l t u r (1927 rd. 160 ha Anbaufläche bei 17 europäischen Pflanzern) 1 ). Die langsame Entwicklung bis 1930 ist nicht nur in der schwierigen Konkurrenz gegen den Trust begründet, sondern auch in der Tatsache, daß, wie sich ein Kolonialbeamter im Temps 2 ) äußert, die Pflanzer zwar mit viel gutem Willen, aber wenig Kapital u n d Spezialkenntnissen arbeiteten. Mancher beachtete nicht, daß er keine Baumwolle oder Kautschuk, sondern ein leicht verderbliches Nahrungsmittel erzeugt. b) A n b a u .
*
Die Pflanzungen liegen im gebirgigen Innern des Landes in der Nähe der Bahnlinie, meistens u m das etwa 150 km von der Küste entfernte Kindia, andere aber auch bis zu 300 km landeinwärts. Es wird nicht nur die kanarische Varietät angebaut, sondern m a n wandte auch weitgehend die Methoden der Kanarischen Inseln an, ohne zu beachten, daß diese nur ein Ergebnis ganz besonderer Verhältnisse sind. Die Folge war, daß zum Teil— wie in neueren wissenschaftlichen Untersuchungen festgestellt wurde — den Pflanzungsböden die notwendigen Nährstoffe fehlen und eine intensive Düngung erforderlich ist 3 ). Auf weitere schwere Fehler, die von Anfang an gemacht wurden, weist Aug. Chevalier hin 4 ). Mit der Anlage der Pflanzungen lief eine Abholzung größerer Bestände von Savannenwäldern und Buschwerk parallel, die eine gewisse Gleichmäßigkeit des Klimas aufrechterhalten h a t t e n . Das Abbrennen durch die Eingeborenen wurde von den europäischen Pflanzern gefördert, indem sie so verantwortungslos waren, den Eingeborenen die Asche abzukaufen. Daher genügt die Bewässerung — auch diese h a t t e m a n von den Inseln auf Guinea übertragen — vielfach nicht mehr, so daß sich zu bestimmten Zeiten ein Stillstand im Wachstum und in der Erzeugung ergibt und in der trockenen Zeit ein Teil der E r n t e verdirbt. Andererseits drückt die hohe Erzeugung während bestimmter Wintermonate, in denen auch die Versorgung mit europäischem Obst reichlich ist, auf die Preise am französischen Markt. Die Bodenverhältnisse in Mittelguinea bedrohen nicht die Stellung Guineas als Anbaugebiet, denn es ist neuerdings festgestellt worden, daß auch das Küstengebiet günstige Voraussetzungen bietet, wobei man jedoch von den kanarischen Methoden abgehen müßte, insbesondere vom „Dogma des Wassers", d. h. der Lehre, daß eine künstliche Bewässerung unerläßlich sei. I n den tiefliegenden Küstengebieten m u ß sogar eine Entwässerung stattfinden. Diese neuen Pflanzungen arbeiten sehr günstig 5 ). Es werden 1 ) vom 2 ) 3 ) «) 6 )
L'Information vom 12. 9. 1930 und Dépêche Coloniale vom 10. 4. 1933 und Cosmos 4. 12. 1909. Temps vom 24. 4. 1931. Revue Botanique Appliquée 1933 S. 30. Ebenda 1931 S. 335ff. und 1937 S. 618ff. Revue Botanique Appliquée 1931 S. 65ff. und 435ff.
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sowohl Transportkosten für den Weg zum Seehafen erspart als auch höhere Hektarerträge erzielt. Während hier 40 t je ha jährlich geerntet wurden, wird für die ganze Kolonie eine Durchschnittsziffer von 21 t erreicht 1 ). Bei den Pflanzungen in Guinea handelt es sich überwiegendem kleine und mittlere Betriebe mit einer Größe bis zu 100 ha, von denen etwa 5—10 ha mit Bananen bepflanzt sind. Ferner wird eine geringe Fläche zur eigenen Versorgung mit Nahrungsmitteln bebaut. Die relativ große Arbeiterzahl dieser Betriebe — 30 bis 80 Eingeborene — bestätigt, daß der Anbau sehr intensiv betrieben wird. Von 5—8 ha Bananenpflanzung, für deren Anlage und Betrieb 80 bis 100000 Fr. (1931) zur Verfügung stehen müssen, soll ein Siedler reichlich leben können und — wie nicht vergessen wird, hinzuzufügen — in der Lage sein, sich nach 15—20 Jahren von der Arbeit zurückzuziehen. Außer einigen Syriern sind nur Franzosen Eigentümer dieser Pflanzungen. Daneben gibt es eine Anzahl von Pflanzungsgesellschaften, die jedoch größtenteils recht klein sind 2 ). Die Bedeutung der Eingeborenenpflanzungen f ü r den Export ist bisher noch gering. Sie werden meist mit geringer Intensität in gartenähnlicher Form (2—3 ha) betrieben, weshalb — vor allem durch die geringe Größe der Fruchtbüschel — die Hektarerträge weit hinter denen europäischer Pflanzungen zurückbleiben. Durch das Vorbild dieser und durch die Bemühungen der Verwaltung gelang es, die Erträge zu steigern (z. B. um Kindia auf 10 t je ha) 3 ). Zuverlässige Angaben über Anbauflächen liegen nicht vor. Folgende Zahl sei als Anhaltspunkt gegeben 4 ): 1936: 3000 ha mit 80 weißen Pflanzern. c) A b s a t z u n d V e r k e h r . Der Absatz spielt sich in allen möglichen Formen ab. Es exportieren sowohl die Pflanzer selbst als auch Genossenschaften, Einzelkaufleute u n d Kapitalgesellschaften. Beim direkten Export übergibt der Pflanzer die Ware einem Kommissionär im Einfuhrhafen. Bei der besonderen Form des Verkaufs am Platz verkauft der Pflanzer die Früchte an der Staude, während der Käufer das Ernten, Verpacken und den Abtransport auf eigene Rechnung übernimmt'). Als Aufkäufer der Eingeborenenerzeugung treten Europäer und Syrier auf. Irgendeine umfassendere Handelsorganisation ist nicht vorhanden. Der Abtransport der Früchte von der Pflanzung zur Bahn erfolgt mittels Ochsenkarren oder Lastkraftwagen, weshalb mit der Ausdehnung der Anbauflächen auch das Straßennetz erweitert werden mußte. Die Kosten *) Waibel, Leo: Rohstoffgebiete im tropischen Afrika, S. 343. 2 ) Das Repertoire des Entreprises Coloniales (1936) verzeichnet neben rd. 50 Einzelpflanzern und Personalgesellschaften 5 Ges. mit beschränkter Haftung, (4 davon mit insgesamt 0,245 Mill. Fr. Kapital) und 13 Aktiengesellschaften mit rd. 34 Mill. Fr. Kapital (davon 1 mit 15 Mill. Fr., 6 mit 1 Mill. und mehr, und 6 mit unter l Mill.) ferner 2 Aktien3 gesellschaften ohne Kapitalangabe. ) Afrika Rundschau vom März 1936. 4 ) Revue Applique Botaniquée 1936 S. 58. 6 ) L'Agronomie Coloniale 1932 S. 178.
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wurden teils von der Kolonie, teils von den Pflanzern getragen. Mittel dafür, wie auch für die Anlage von Spezialeinrichtungen bei der Eisenbahn standen aus den Erträgen der Sonderabgabe zur Verfügung 1 ). Notwendig war der Ausbau des Hafens von Conakry, u m die Schäden, die bei der Beförderung zu dem auf der Reede liegenden Seeschiff entstehen, zu vermeiden. Der nach langem Drängen schließlich in Conakry ausgeführte Kühlhausbau erwies sich später als überflüssig, da bei einem guten Ineinandergreifen der einzelnen Transportstufen im Verschiffungshafen gar kein nennenswerter Aufenthalt entstehen darf, wie er im Anlaufstadium bei nicht täglicher Bahnverbindung und ungenügender Seetransportorganisation nicht zu vermeiden ist. Bei der Unregelmäßigkeit und Unpünktlichkeit, mit der die Liniendampfer den Hafen anliefen, m u ß t e n die Früchte oft lange auf dem Kai lagern. Dies u n d die Beförderung als Decksladung führte zu einer ganz erheblichen Verderbquote (60 % und mehr). Eine gewisse Besserung brachte die Ausrüstung der Postdampfer mit Kühlräumen, die jedoch für die erzeugten Mengen nicht ausreichten. Auf Initiative und mit finanziellem Zuschuß der Kolonialverwaltung, die einen Mindestfrachtanfall garantierte, wurde 1927 die ,,Cie. des Transports Maritimes de l'Afrique Occidentale Française" (CTMAOF) gegründet. Wegen entscheidender Fehler endete der Versuch mit einem Mißerfolg, denn es wurden nicht nur ungeeignet ausgerüstete Dampfer verwendet, sondern man hielt sich auch nicht an einen genauen Fahrplan, behandelte die Früchte unzweckmäßig, machte lange Aufenthalte bei den Kanarischen Inseln, um zu günstigen Frachten dort Bananen zu laden, während die Guinea-Bananen verfaulten, anstatt nordafrikanische Häfen anzulaufen, wo die Pflanzer gute Kunden besaßen 2 ). Man mußte sich vorerst wieder mit den bestehenden Verbindungen begnügen, zu denen noch mit 14tägigen Abfahrten mit Kühlräumen ausgerüstete Dampfer der „Woermann-Linie" und der „Holland-WestafrikaLinie" hinzugekommen waren 3 ). Mit Einsetzen der Weltwirtschaftskrise wurde das Interesse für GuineaBananen als Fracht größer. Im Dezember 1930 eröffnete die schwedische Reederei „Holt-Isachsen" einen direkten Dienst nach Marseille mit Spezialschiffen 4 ). Nachdem die „Woermann-Linie" durch den neuen Spezialdienst der „Afrikanischen Frucht Compagnie" Ladung verloren hatte, begann sie sich auch für die Guinea-Banane zu interessieren und wollte dabei den Pflanzern auch durch Fürsorge für den Absatz entgegenkommen. Daß gerade eine deutsche Reederei diese Absichten hatte, war mit dem Nationalgefühl der Franzosen nicht zu vereinbaren. Man protestierte dagegen und verlangte von den französischen Reedereien mehr Interesse 5 ). Auch das Vorbild deutscher Unternehmer in K a m e r u n dürfte das Problem der Lösung näher gebracht haben. ') 2 ) 3 ) 4 ) 5 )
Dépêche Coloniale vom 12. 8. 1936. Rev. Bot. App. 1931 S. 435ff. Hamburger Fremdenblatt vom 8. 1. 1931. Dépêche Coloniale vom 7. 1. 1931. Ebenda vom 9. 5. 1931 und Le Temps vom 24. 4. 1931.
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Die „Cie. des Chargeurs Réunis", die die westafrikanischen Häfen bisher schon bediente, kaufte die CTMAOF auf und t r a t in deren Verträge ein. Nachdem der Dienst mit einem eigenen u n d mit mehreren gecharterten ausländischen Schiffen aufgenommen worden war, gingen die Chargeurs Réunis an den A u f b a u einer eigenen Flotte. 1932 wurden schon 14tägige Abfahrten durchgeführt. Diesem Beispiel folgten andere französische Westafrika-Reedereien („Cie. de Navigation Fraissinet", Marseille; „Cie. Général de Navigation au Vapeur Cyprien Fabre", Marseille), während drei weitere Reedereien mit j e einem oder zwei Schiffen eigens zu diesem Zweck gegründet wurden („Comp. Franco Coloniale de Navigation", „Comp, de Navigation Frutiére", „A. Nicolardot", sämtlich in Paris). Elfenbeinküste. Bananen-Ausfuhr der Elfenbeinküste (i. 1000 t) : 1933
1934
1935
0,2
0,2
4,4
1936
1937
1938
6,6
8,6
12,3
a) A n b a u . Die klimatischen Voraussetzungen sind an der Elfenbeinküste sehr günstig. Es besteht während des ganzen Jahres eine ziemlich gleichmäßige Feuchtigkeit und der Boden ist reich an Nährstoffen, so daß eine Bewässerung und in den ersten Jahren auch eine Düngung unnötig ist, zumal der Anbau auf abgebranntem Urwaldboden erfolgt. Nachdem man anfangs wegen der hohen Kosten f ü r die Urbarmachung den intensiven Anbau in Guinea f ü r günstiger gehalten hatte, sind die Vorzüge der Elfenbeinküste jetzt klar herausgestellt worden 1 ). Ebenso wie in Guinea herrscht der kleine und mittlere Betrieb vor, wie auch Europäer- und Eingeborenenpflanzungen nebeneinander bestehen (1934 : 951 ha Europäer- und 300 ha Eingeborenenpflanzungen). Wegen der unterschiedlichen Selbstkosten erhielt die Elfenbeinküste durchweg eine niedrigere Exportprämie als Guinea. I n den daraus folgenden Auseinandersetzungen zwischen beiden Gebieten vergaß man an der Elfenbeinküste jedoch, daß die Pflanzer Guineas viel Lehrgeld h a t t e n zahlen müssen, und daß die Aufwendungen Guineas zum A u f b a u einer Flotte auch der Elfenbeinküste zugute gekommen waren 2 ). — Die Gesamtheit der Pflanzer organisierte sich 1936 in dem „Syndicat Central des Producteurs de Bananes", das von der Handelskammer durch eine Subvention gefördert wird. b) A b s a t z u n d B e f ö r d e r u n g . Die Absatzverhältnisse entsprechen denen Guineas; Genossenschaften sind von einiger Bedeutung. Auf die Beförderungskosten bis zum Ver1 ) L'Agronomie Coloniale 1932 S. 180 ff. und Bulletin Mensuel (Le Havre) vom Nov. 1934. 2 ) Dépêche Coloniale vom 8. und 12. 8. 1936, und Bulletin de la Chambre de Commerce •de Côte d'Ivoire, Nr. 34.
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schiffungshafen — überwiegend P o r t Bouet, der in den letzten J a h r e n ausgebaut wurde — wirkt sich die küstennahe Lage der Pflanzungen sehr günstig aus. Auch die Seetransportverhältnisse ähneln denen Guineas, nur daß eine Beförderung der Früchte als Decksladung wegen der größeren E n t f e r n u n g nach Frankreich überhaupt nicht in Frage kam. Außerdem waren die zu überwindenden Anlaufsschwierigkeiten sehr viel geringer, da dieses Gebiet von den gleichen Schiffen wie Guinea bedient wird u n d es sich nur um die Verlängerung einer bestehenden Linie handelte. Nach Verhandlungen zwischen der CTMAOF und der Pflanzervereinigung lief das erste Bananenschiff im Oktober 1934 Port Bouet an. Kamerun. (Französisches Mandatsgebiet.)
Bananen-Ausfuhr des frz. Mandatsgebietes von Kamerun (in 1000 t ) : 1933 0,6
1934
1935
1,9
7,7
1936
1937
1938
16,9 |
24,1
26,0
a) A n b a u . Die Pflanzungen liegen an der Nordbahn auf vulkanischen Böden in Höhen zwischen 100 bis 450 m, und zwar besonders in Dibamba und Mbanba etwa 70 km landeinwärts. Bodenreserven sind noch vorhanden. Da es sich um jungfräulichen Boden handelt und die Kulturen noch nicht alt sind, ist die Selbstkostenlage der Betriebe bisher sehr günstig. Es steht noch offen, ob man später zur Dauerkultur übergehen oder ob m a n weiter durch die extensive Bewirtschaftung den Boden aussaugen wird. Auf etwa 20 Pflanzungen, von denen 8 Ausländern gehören, mit einer bebauten Fläche von rd. 2000 ha werden ausschließlich Bananen angebaut und auf 24 weiteren Pflanzungen — 6 davon Ausländern gehörig — wird die Kultur zusammen mit anderen, meist Kaffee, betrieben (Anbaufläche 5000 ha) 1 ). Hinzu kommt die Eingeborenenkultur, deren Fläche schwer zu schätzen ist; sie trug 1935 490 t zum Export bei 2 ). Deutsche spielen als Pflanzer keine Rolle. b) A b s a t z u n d B e f ö r d e r u n g . Die verhältnismäßig gute Organisation der Bananenwirtschaft im Mandatsgebiet r ü h r t von Anregungen her, die von der französischen Importfirma ausgehen, die früher mit der „United Fruit Co." zusammenarbeitete. Z u m Teil mag allerdings auch das Gemeinschaftsgefühl durch die vereinten Angriffe der Kolonien gestärkt worden sein. Der beschlossenen Begrenzung der Exportproduktion ging ein heftiger Meinungsstreit voraus 3 ). Unter den Befürwortern der Kontingentierung befand sich vor allem die „Union Bananière du Cameroun" (1935 mit l
) L'Eveil du Cameroun vom 23. 10. 1938. ) Rapport Annuel 1935 S. 65. ) Bulletin de la Chambre de Commerce, Douala, v. Juli 1936.
a a
3
Baatz.
34
Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
0,2 Mill. Fr. gegründet), die den größten Teil des Exportes kontrolliert. Als Gründe f ü r die Kontingierung wurde angeführt, daß anderenfalls eine zwangsweise Durchführung erfolgen würde, daß die französische Nachfrage nach der angebauten Gros Michel überdies nicht steigerungsfähig sei, daß auf andere Kolonien, die stärker auf die Banane angewiesen seien, Rücksicht zu nehmen sei und ein Preiszusammenbruch viel mehr Schaden anrichte. Die Gegner führten ins Feld, daß durch Preissenkung neue Käuferschichten erschlossen werden müßten, und die Union sich durch die Kontingentierung gerade zu dieser Zeit weiterhin die rund 8 0 % betragende Mehrheit des Exportes sichern wolle, u m die Preise hochzuhalten. Die Union sei überdies als Tochterfirma der „Union Bananière de la Martinique" an der Erhaltung des Exportes der Antillen interessiert. — Hinter der Exportfirma steht als Pflanzerorganisation die „Union des Planteurs de bananes du Cameroun 44 . Sie führte die Beschränkung der Erzeugung durch. Die Mehrzahl der Pflanzer ist in dem „Syndicat de Defense des Interets des planteurs de bananier du Cameroun" zusammengeschlossen. Auch hier erfolgte die Verschiffung anfangs mit den Liniendampfern. Da die „Cie. des Chargeurs Réunis" zuerst an der Errichtung eines Spezialdienstes wenig Interesse zeigte, schloß die „Union Bananière du Cameroun 4 ' mit der Reederei „Martin 44 einen Vertrag, durch den sie nahezu das Monopol bei der Ausfuhr erhielt, u n d der damit aber auch zur Schaffung geordneter Verhältnisse beitrug. Erst 1937 verlängerten die Chargeur Réunis ihre westafrikanische Linie nach Bonaberi, wo die Verladung erfolgt. Es gelang ihr bald, den Bananenverkehr fast völlig unter ihrer Flagge zu vereinigen. Geringe Mengen kommen mit den Schiffen der „Afrikanischen Frucht-Compagnie" zum Versand. Französische Antillen. (Guadeloupe und Martinique.)
Bananen-Ausfuhr der frz. Antillen (in 1000 t) : Guadeloupe Martinique
1912 1924 1926 1928 1930 1932 1934 1935 1936 1937 1938 0,01 0,5 1,2 2,3 11,6 16,7 26,3 35,1 47,7 50,3 1,4 0,15 — 0,8 4,5 13,6 19,6 25,2 39,2 37,0 — 0,1
a) G e s c h i c h t l i c h e s . Der Bananenanbau wird auf diesen Inseln schon seit Jahrhunderten betrieben. Der Hauptzweck war, den Kaffee- und Kakaopflanzen Schatten zu spenden. Nebenbei wurden die Früchte zur Ernährung der Pflanzungsarbeiter und zum Verkauf auf den lokalen Märkten verwendet. Dies war die Lage auch noch nach dem Weltkrieg. Die bereits vor dem Krieg einsetzenden größeren Exportversuche h a t t e n wegen der schlechten Schifffahrtsverbindungen keinen nachhaltigen Erfolg, und zwar insbesondere wegen des Verhaltens der „Compagnie Générale Transatlantique 4 4 (CGT), die das Monopol im Verkehr mit dem Mutterlande besaß u n d nicht das
Der Aufbau der französischen Bananenwirtschaft
35
geringste Interesse für die Erfordernisse der Bananenwirtschaft zeigte1). Während auf Martinique größeres Interesse erst wieder mit der Weltwirtschaftskrise aufkam, entwickelte sich die Banane auf Guadeloupe schon vorher zu einer der wichtigsten Kulturen, wobei jedoch die Jahre 1928/29 wegen schwerer Wirbelsturmschäden einen Rückschlag brachten. b) Anbau. Wegen der günstigeren klimatischen Voraussetzungen erfolgt der Anbau überwiegend in Küstennähe. Es handelt sich meist um kleine (I—10 ha) und mittlere (10—50 ha) Pflanzungen im Besitz von Weißen, Schwarzen sowie Mischlingen aller Schattierungen. Die Aufnahme der Bananenkultur bedeutete für die meisten eine wesentliche Besserung ihrer wirtschaftlichen Lage, denn die Absatzmöglichkeiten für die Hauptprodukte — Zucker, Rum — waren während der Krise außerordentlich schlecht und sind, besonders beim Zucker, auch bisher noch nicht wesentlich gebessert. Bei dem bäuerlichen Charakter der Betriebe erfolgt die Bewirtschaftung verhältnismäßig intensiv. Wegen des gemischten Anbaues ist es schwierig, vergleichbare Angaben über Erträge (vielfach nur einige t je ha) und Anbauflächen (Guadeloupe 7000, Martinique 3800 ha) zu machen2). Auf Guadeloupe überwiegt die Gros Michel, auf Martinique dagegen — entsprechend den weniger günstigen natürlichen Voraussetzungen— die Musa Sinensis. — Die Aufnahme der Kultur wurde von den Verwaltungen gefördert, indem sie Kreditinstitute zur Hingabe von langfristigen Krediten zu mäßigen Zinsen veranlaßten. c) Absatz. In der Organisation des Absatzes haben die Inseln verschiedene Wege eingeschlagen. Auf Guadeloupe besteht ein gut ausgebautes Genossenschaftswesen. Anfang 1933 erfolgte unter Mitwirkung der Verwaltung der Zusammenschluß der vielen Pflanzer in der „Union Coopérative frutière de la Guadeloupe", um sich nicht nur die Vorteile für den Absatz und für die Verschiffung, sondern auch die im Zusammenhang mit der Sonderabgabe mögliche finanzielle Hilfe zunutze zu machen. Um möglichst viele Pflanzer zu erfassen, werden zwei Arten Mitglieder unterschieden : 1. solche, die ihr ganzes Geschäft der Genossenschaft anvertrauen (Verschiffung und Verkauf), 2. solche, die den Verkauf durch private Firmen ausführen lassen. Diese Vereinigung schafft auch die notwendigen Baulichkeiten für den Abtransport der Früchte3). Der Vertretung der berufsständischen Interessen dient ein Pflanzersyndikat. Auf Martinique überwiegt der Absatz durch Privatunternehmen. Schon 1927 wurde die „Société Frutière Antillaise S. A." mit umfassenden Aufgaben gegründet. Sie übernahm u. a. den Bau eines Kühlhauses und den ') Journal d'Agriculture vom April 1910. ») Revue Bot. App., a. a. O., 1932 S. 969ff. und France-Outre-Mer vom 14. 10. 1938. 3 ) Dépêche Coloniale vom 13. 1., 14. 5., 14. 12. 1933 und France-Outre-Mer vom 3. 12. 1937. 3*
36
Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
Absatz und die Verladung der Früchte vertraglich gebundener Pflanzer. Sie fand weitgehende Unterstützung der Verwaltung bei Bodenkonzessionen und durch Bürgschaft f ü r einen Kredit von der „Banque de la Martinique" 1 ) Da die Funktionen des Absatzes unter zahlreiche Handelsfirmen aufgespalten waren u n d dieses die Verkaufskosten unnötig erhöhte, gründete m a n 1933 die „Union Bananier Martiniquaise" mit dem Ziel, die Absatzorganisation zu vereinfachen 2 ). Unter diesen Umständen k a m es erst verhältnismäßig spät zu genossenschaftlichen Zusammenschlüssen. d) V e r k e h r . Da sich die „Compagnie Générale Transatlantique" lange Zeit nicht f ü r den Bananenverkehr interessierte und nur kleine Kühlräume zur Verfügung stellte, wurden von den Exportfirmen hin und wieder Dampfer gechartert, ohne daß es infolge der mangelhaften Organisation zu einem regelmäßigen Dienst kam. Während der Weltwirtschaftskrise fanden ausländische Reedereien im Bananenverkehr von den Inseln gute Beschäftigungsmöglichkeiten, so daß die Verschiffungen vorübergehend überwiegend unter ausländischen Flaggen erfolgten. Von Bedeutung war der Dienst der britischen Leyland-Linie, die mit einer Gruppe von Exporteuren auf Guadeloupe einen Vertrag über bestimmte Mengen abgeschlossen hatte, und ihre von Kolumbien nach Europa bestimmten Schiffe Basse Terre anlaufen ließ. Den Hauptteil der Ladung bildeten Bananen einer Genossenschaft, die in Kolumbien den Export unabhängig von der UFC aufgenommen hatte. Ferner erfolgten Verladungen mit Spezialschiffen der dänischen Reederei Lauritzen und mit den Frachtschiffen der Horn-Linie, Hamburg (1930—31) 3 ). Nachdem diese Erfolge das Interesse der französischen Handelsschiffahrt wachgerufen hatten, richtete auch die CGT 1933 einen Dienst mit Spezialschiffen ein, die wegen Kapitalmangel teils umgebaute alte Frachtdampfer, teils ausländische Charterschiffe waren. Für den weiteren Ausbau wurde die Tochtergesellschaft „Compagnie Générale des Armements Maritimes" gegründet. Als letzte ausländische Reederei mußte sich 1935 die Reederei Lauritzen zurückziehen, in deren Verträge jetzt die CGT eintrat, die auch einzelne Schiffe aufkaufte 4 ). Mißstände bei der CGT schufen bald eine neue Konkurrenz in der „Compagnie des Transports Isothermiques" (1935), die mit modernen Motorschiffen arbeitete. Gründe zu Klagen lagen in den hohen Frachten der CGT, in hohen Transportschäden, in der geringen Geschwindigkeit u n d in der schlechten Organisation, was in der Unregelmäßigkeit u n d Unpünktlichkeit der Ankünfte und Abfahrten zum Ausdruck kam 5 ). Es ist z. B. f ü r die Bananenwirtschaft ein unhaltbarer Zustand, wenn als Folge unterschiedlicher Schiffsgeschwindigkeiten zwei Schiffe, die im Abstand von einer Woche beladen wurden, zur gleichen Zeit in Frankreich J
) ) 3 ) 4 ) 5 ) 2
Revue Internationale des Produits Coloniaux vom Oktober 1930. Banque de la Martinique, Ass. Gén. 1933. Dépêche Coloniale vom 12. 1. und 25. 4. 1931. Bulletin de la Chambre de Commerce de la Martinique vom Januar 1935 S. 17 ff. Ebenda und vom April 1935.
Der Aufbau der französischen Bananenwirtschaft
37
ankommen 1 ). Die Rolle der CGT im Bananenverkehr ist u m so verwunderlicher als es sich um die am höchsten subventionierte französische Reederei handelt. — Die neue Konkurrenz wirkte sich darin aus, daß die CCT ihre R a t e n senkte und von weiteren Häfen direkte Verladungen aufnahm 2 ). Französisch
Guayana.
Bananen-Ausfuhr von Franz. Guayana (in t ) : 1935 -
1936
1937
1938
258
387
910
a) A n b a u . Diese Kolonie, die etwa 800 Seemeilen von den Antillen entfernt liegt, weist einige sehr günstige Voraussetzungen f ü r die Banane auf. Die Trockenzeit liegt gerade so, daß die Haupterntezeit mit relativ geringen Versendungen der anderen Kolonien zusammenfällt, wodurch gute Preise erzielt werden können. Es ist genug guter Boden in Küstennähe zu finden, wo der Abtransport zum Seehafen mit Flußschiffen zu geringen Kosten erfolgen kann. Wesentliche Schwierigkeiten bereitet jedoch der Mangel an Arbeitskräften 3 ). Bei den Pflanzern (1936 rd. 20) handelt es sich u m kleine und mittlere französische Siedler, die bei der schlechten Lage des Zuckermarktes in der Bananenkultur zusätzliche Verdienstmöglichkeiten suchen (Anbaufläche 1938: 350 ha) 4 ). b) A b s a t z . Die Lage des Absatzes ist trotz der günstigen Erzeugungsbedingungen nicht einfach, denn die Guayana-Banane kommt auf einen gesättigten Markt und andere Kolonien wollen den Export Guyanas kontingentieren 5 ). Wie in kaum einer anderen französischen Kolonie haben sich hier amtliche Stellen in den Dienst der Sache gestellt, z. B. durch Abgabe billigen Bodens und durch Versuchspflanzungen, durch Finanzierung von Geräte-, Pflanzenund Düngemittelkäufen durch die „Caisse Agricole" u n d durch Mitwirkung in einem beratenden Ausschuß. Exportiert wird durch ein Syndikat und private Firmen. c) V e r k e h r . Der geringe Umfang des Exportes reicht vorläufig noch nicht für eine direkte Linie nach Frankreich aus. Die Organisation des Seeverkehrs wurde von der „Banque de la Guyane" durchgeführt, die mit der CGT einen Vertrag schloß, in dem sie eine bestimmte Summe an Frachtein1
) ) 3 ) 4 ) 6 ) 2
France-Outre-Mer vom 3. 12. 1937 und Produits Coloniaux vom Februar 1937. Bulletin de la Chambre... Martinique vom April 1935. Bulletin de la Chambre... Guyane vom März 1934 und 1938. France-Outre-Mer vom 14. 10. 1938. Bulletin de la Chambre... Guyane vom Juni 1936.
38
Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
nahmen garantierte. Die Bank zahlt der CCT für einen bestimmten Raum, ohne Rücksicht auf dessen Ausnutzung die Summe, während sie selbst die Fracht von den Exporteuren einzieht und dabei Fehlbeträge bei unzureichender Ladungsmenge mit den Überschüssen bei voller Ausnutzung ausgleicht. Auf diese Weise gelang es, von Cayenne 20tägige Abfahrten über die Antillen nach Frankreich einzurichten.
K a p i t e l 2.
Die britische trustfreie Bananenwirtschaft. 1. Einfuhr und Verbrauch im Britischen Reich. Unter den zahlreichen Produktionsgebieten innerhalb des Britischen Reiches können wir nur diejenigen berücksichtigen, die von mehr als nur lokaler Bedeutung sind und die über eine nennenswerte Ausfuhr verfügen. Mangels besonderer organisatorischer Probleme bleiben also Länder wie Indien, Malaya, die afrikanischen Kolonien und die Südafrikanische Union außerhalb der Darstellung. Das Empire als Ganzes ist bei normalen Ernteergebnissen in der Lage, den Bedarf innerhalb seiner Grenzen zu decken und darüber hinaus noch zu exportieren1). Der Nettoexport (-)-) bezw. -import (—) von Bananen des Brit. Empire (i. 1000 t): 1927 | 1928 | 1929 + 1101 +19 | +71
1930 | 1931 1932 | 1933 | 1934 1935 + 123 | — 3 | —27 | —20 | —78 | —18
1936 —22
1937 + 67
Bananeneinfuhr Großbritanniens (i. 1000 t) 2 ): 1910 1920 1927 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 122 161 254 320 300 323 342 Gesamteinfuhr davon aus: Brit. Reich 17 44 39 80 119 139 215 Brit. Westindien 17 44 39 80 119 139 215 Ausland insges. . . 104 117 215 239 181 184 130 Kanar. Inseln . 38 46 36 24 19 18 10 Costa Rica 22 3 41 53 44 32 4 Kolumbien . . . . 44 68 75 76 67 34 12 — — Brasilien 9 27 28 29 29 — — Honduras 53 58 20 54 59 Guatemala 10 — — — — — —
318 341 401 413 453 444 133 208 319 304 400 379 133 207 314 234 393 370 185 133 82 III 53 65 6 10 6 6 10 7 — 1 — 12 3 — 12 47 52 23 30 42 35 37 39 37 33 2 65 17 16 20 4 12 9 19 —
In der Einfuhr Großbritanniens, dessen Verbrauch in der Nachkriegszeit außerordentlich gewachsen ist und an der Spitze der europäischen Länder steht, sind bedeutsame Verlagerungen hinsichtlich der Bezugsländer vor ') Fruit Imperial Economic Committee, London. 2 ) 1 t = 50 Büschel.
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Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
nahmen garantierte. Die Bank zahlt der CCT für einen bestimmten Raum, ohne Rücksicht auf dessen Ausnutzung die Summe, während sie selbst die Fracht von den Exporteuren einzieht und dabei Fehlbeträge bei unzureichender Ladungsmenge mit den Überschüssen bei voller Ausnutzung ausgleicht. Auf diese Weise gelang es, von Cayenne 20tägige Abfahrten über die Antillen nach Frankreich einzurichten.
K a p i t e l 2.
Die britische trustfreie Bananenwirtschaft. 1. Einfuhr und Verbrauch im Britischen Reich. Unter den zahlreichen Produktionsgebieten innerhalb des Britischen Reiches können wir nur diejenigen berücksichtigen, die von mehr als nur lokaler Bedeutung sind und die über eine nennenswerte Ausfuhr verfügen. Mangels besonderer organisatorischer Probleme bleiben also Länder wie Indien, Malaya, die afrikanischen Kolonien und die Südafrikanische Union außerhalb der Darstellung. Das Empire als Ganzes ist bei normalen Ernteergebnissen in der Lage, den Bedarf innerhalb seiner Grenzen zu decken und darüber hinaus noch zu exportieren1). Der Nettoexport (-)-) bezw. -import (—) von Bananen des Brit. Empire (i. 1000 t): 1927 | 1928 | 1929 + 1101 +19 | +71
1930 | 1931 1932 | 1933 | 1934 1935 + 123 | — 3 | —27 | —20 | —78 | —18
1936 —22
1937 + 67
Bananeneinfuhr Großbritanniens (i. 1000 t) 2 ): 1910 1920 1927 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 122 161 254 320 300 323 342 Gesamteinfuhr davon aus: Brit. Reich 17 44 39 80 119 139 215 Brit. Westindien 17 44 39 80 119 139 215 Ausland insges. . . 104 117 215 239 181 184 130 Kanar. Inseln . 38 46 36 24 19 18 10 Costa Rica 22 3 41 53 44 32 4 Kolumbien . . . . 44 68 75 76 67 34 12 — — Brasilien 9 27 28 29 29 — — Honduras 53 58 20 54 59 Guatemala 10 — — — — — —
318 341 401 413 453 444 133 208 319 304 400 379 133 207 314 234 393 370 185 133 82 III 53 65 6 10 6 6 10 7 — 1 — 12 3 — 12 47 52 23 30 42 35 37 39 37 33 2 65 17 16 20 4 12 9 19 —
In der Einfuhr Großbritanniens, dessen Verbrauch in der Nachkriegszeit außerordentlich gewachsen ist und an der Spitze der europäischen Länder steht, sind bedeutsame Verlagerungen hinsichtlich der Bezugsländer vor ') Fruit Imperial Economic Committee, London. 2 ) 1 t = 50 Büschel.
Die britische trustfreie Bananenwirtschaft
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eich gegangen. Entsprechend der gesamten britischen Außenhandelsentwicklung ist der Anteil der Kolonien an der Belieferung des Mutterlandes in den letzten 10 Jahren sehr stark gestiegen, während die kanarischen, kolumbianischen und mittelamerikanischen Lieferungen in zunehmendem Maße ausgeschaltet wurden. Brasilien blieb das einzige nichtbritische Lieferland von einiger Bedeutung. Gewisse Schwankungen, insbesondere größere Anteile nichtbritischer Länder werden auch in Zuk u n f t durch unterschiedliche Ernteergebnisse nicht zu vermeiden sein. Anteil einzelner Länder an der Bananen-Einfuhr Großbritanniens (in % ) : 1900/04 1909/13 1927 1930 1932 1933 1935 1937 1938 Brit. Westindien Mittelamerika und Kolumbien Kanar. Inseln Brasilien
20,1
8,7
15,5 39.5
62,0 47,7
78,3
86,8
83,1
13,6 66,3
62,3 28,8
66,6 43,6 14,3 6,4 3,6 9,4
25,6 41,9 3,1 3,3 9,3 13,1
9,6 1,4 9,1
1,4 2,1 8,2
6,1 1,4 7,7
—
—
Eine Bedeutung besitzt für England der Transithandel, vor allem nach Irland und den nordischen Ländern, jedoch ist die relative Bedeutung gegenüber früheren Jahren stark gemindert. Irland, dessen Bananenverbrauch weit unter dem Englands liegt, wird vollkommen über englische Häfen versorgt. Bananen-Einfuhr Irlands (i. 1000 t ) : 1927 3,1
1931 4,0
1933 3,8
1935 5,3
1937 6,4
Auch in den britischen Dominions ist der Bananenverbrauch relativ groß, wenn es sich auch bei der dünnen Besiedlung dieser Gebiete u m keine bedeutsamen Mengen handelt. Die Einfuhr h a t in den letzten J a h r e n , insbesondere mit der Zeit vor der Weltwirtschaftskrise verglichen, keine wesentliche Aufwärtsentwicklung mehr genommen. Es haben sich jedoch Verlagerungen in den Herkunftsländern ergeben. I n Kanada handelt es sich dabei u m die Ausschaltung des Zwischenhandels der Vereinigten Staaten, während auf der anderen Seite die direkten Zufuhren von britischen Kolonien jetzt vorherrschen. Bananen-Einfuhr Kanadas in 1000 t (1 t = 5 0 Büschel): 1913
1925
Jamaika übriges Brit. Westindien . . . USA
0,5 42,5
0,1 48,8
Insgesamt
43,9
49,3
1930
1932
1934
1936
1937
54,6
53,6
48,2 6,7 6,7
54,1 7,0 8,5
9,8
66,0
70,7
69,3
23,8
7,3
49,7 4,8 4,8
78,4
61,9
62,9
1938
Neuseeland, das von jeher von britischen Gebieten beliefert wurde, ist mit Erfolg bestrebt, seine Bezüge nach Inseln umzulagern, die mit ihm in
40
Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
einer engeren politischen Verbindung stehen, sei es als Mandatsgebiet (West-Samoa), sei es als Dependenz (Cook-Inseln und Niue). Bananen-Einfuhr Neuseelands (in 1000 t) : Fidschi-Inseln Tonga-Inseln West-Samoa Norfolk-Inseln
1932
1934
1936
1937
3,8 3,7 0,1
6,2 1,5 2,2 0,3
5,8 0,9 3,5 0,1
5,6 0,7 3,9
4,8 0,4 5,6
12,2
7,7
10,0
10,2
10,2
10,8
16,4
2,4
2,3
2,5
1,8
2,6
2,0
2,1
1928
6,7
11,4
— — —
Insgesamt ferner Cook-Inseln und Niue
1930
1922
6,8 —
—
0,7 0,1
—
—
1938
•
In Australien wurde die Einfuhr nach dem Weltkrieg weitgehend durch die inländische Erzeugung ersetzt. Die geringe Einfuhr, die noch zur Ausfüllung jahreszeitlicher Lücken besteht, hat sinkende Tendenz. Bananen-Einfuhr Australiens (in 1000 t) : 1913 Fidschi-Inseln Norfolk-Inseln Niederl. Indien
18,1
Insgesamt
18,4
—
0,2
19/20 20/21 21/22 29/30 32/33 34/35 36/37 3,3
4,1
—
—
—
—
0,7
4,2
0,7
4,9
37/38
0,8
0,1 1,3 1,8
0,5 0,8 0,9
0,3 0,3 1,2
—
—
0,8
3,0
2,2
1,7
1,5
1,5
0,1 1,4
0,1 1,4
Bananen-Erzeugung Australiens (in 1000 Büschel) : 1925/26 | 2040
|
27/28
29/30
31/32
33/34
2260
2383
2730
2636
34/35 3027
36/37 2369
2. Maßnahmen zur Förderung der britischen kolonialen Banane. Ebensowenig wie im britischen Reich die Bananenerzeugung nur für ein Verbrauchszentrum bestimmt ist, finden wir einheitliche, zentralistische Maßnahmen. Jedem Reichsteil bleibt die Anwendung geeigneter Maßnahmen überlassen. Als Ziel setzt man sich dabei nicht nur, die wirtschaftliche Verflechtung des Mutterlandes mit den Kolonien stärker zu gestalten, sondern auch die einzelnen Dominien mit bestimmten geographisch zugehörigen Kolonialgebieten in eine engere Verbindung zu bringen. Wenn die einzelnen Regierungen in der Initiative zur Neuaufnahme oder Verbesserung der Erzeugung auch grundsätzlich auf sich selbst gestellt sind, greift das Mutterland doch in vereinzelten, dringlichen Fällen, wie bei den Kleinen Antillen, mit einer finanziellen Hilfe aus dem Coloniel Devellopment Fund ein. Außerdem läßt es wichtige Forschungsaufgaben durchführen. Auch für die britische Bananenwirtschaft bedeutet der Übergang Großbritanniens zum Schutzzoll einen entscheidenden Wendepunkt. In Ausführung des Ottawa-Abkommens, in dem sich die einzelnen Teile des Empire
Die britische trustfreie Bananenwirtschaft
41
Zollpräferenzen gewähren, um ihre wirtschaftliche und politische Verknüpfung enger zu gestalten, wurde Ende 1932 auf Bananen ein Zoll von 2 s 6 d je cwt gelegt, soweit sie nicht aus einer Kolonie oder einem Mandatsgebiet kommen. Den Vorteil daraus zog vor allem Jamaika, das jetzt in Großbritannien einen gesicherten Absatz findet und überwiegend den Bedarf des Mutterlandes deckt. Die Maßnahmen K a n a d a s zwecks direkter Einfuhr westindischer Bananen unter Ausschluß der Mittlerstellung der Vereinigten Staaten sind nur ein Glied in der Kette der Bestrebungen, die auf eine engere Verbindung der britischen Kolonien in Amerika mit dem britischen Reich und die Vermeidung einer wirtschaftlichen Überfremdung durch die Vereinigten Staaten mittels „peaceful penetration of capital" gerichtet sind. Als 1921 ein Handelsvertrag zwischen Kanada und Westindien geschlossen wurde, scheute man sich noch, Westindien eine Präferenz für Bananen zu gewähren, weil man einen Boykott der „United Fruit Co." gegenüber den britischen Besitzungen in Westindien fürchtete, was in Ermangelung anderer leistungsfähiger Organisationen einen Niedergang der Bananenwirtschaft bedeutet haben würde1). In dem folgenden Handelsvertrag von 1925 war ein Zoll auf Bananen vorgesehen, die nicht direkt vom Erzeugerland über See eingeführt werden. Er sollte jedoch erst erhoben werden, wenn ein geeigneter direkter Liniendienst aufgenommen wird. Nachdem der Zoll im Mai 1929 in einer Höhe von 0,50 $ je Büschel in Kraft getreten war, können wir bald ein Absinken des Anteils der Verschiffungen über USA-Häfen beobachten. Da man bei Abschluß des Vertrages befürchtete, daß die Preisspanne zwischen direkten und indirekten Verschiffungen von den Interessenten zu Sondergewinnen ausgenutzt werden könne, baute man in den Handelsvertrag eine Klausel ein: danach ist die kanadische Regierung bei Anhaltspunkten für das Bestehen von Abreden zwischen Pflanzern, Händlern und Abladern zuungunsten der Verbraucher zur Änderung des Zolles berechtigt, damit die Verbraucher den Nutzen aus einem rationellen Wettbewerb ziehen können2) Neuseeland erhebt einen Zoll von prohibitiver Wirkung (1 d je 1 b = 8 s 4 d je cental), während im britischen Präferenztarif Zollfreiheit für Bananen besteht. Da dieses Dominion die von ihm verwalteten Anbaugebiete besonders fördern will (Cook-Inseln, Niue, Samoa), mußte es zu weitergehenden protektionistischen Maßnahmen greifen und kontingentierte deshalb die Bananeneinfuhr von den ebenfalls britischen Fidschi- und Tonga-Inseln. 1938 nahm die neuseeländische Regierung die Einfuhr von Früchten unter eigene Kontrolle. Es dürfte sich vor allem darum handeln, zugunsten der eigenen Anbaugebiete den Import von Zitrusfrüchten aus Australien und von Bananen von den Fidschi- und Tonga-Inseln einzuschränken. Wenn man berücksichtigt, daß in Neuseeland seit Jahren eine Arbeiterregierung besteht, ist es möglich, daß ein Nebenzweck die Durchführung marxistisch-sozialistischer Ideen ist, denn die Regierung will unter Ausschaltung des freien Großhandels Einkauf und Verteilung selbst überx)
Canada-West-India Magazine vom Juli 1921. *) The Handbook of the British West Indies, S. 76.
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Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
nehmen 1 ). Bei der Tragweite dieser Maßnahme dürfte der E n d e 1938 notwendig gewordenen Außenhandels- und Devisenkontrolle hinsichtlich der Bananeneinfuhr keine weitergehende Bedeutung mehr zukommen. Als die Regierung von A u s t r a l i e n 1919 die Aufgabe hatte, den zurückkehrenden Frontkämpfern eine Daseinsmöglichkeit zu geben, löste sie das Problem z. T. durch deren Ansiedlung auf Bananenpflanzungen, was verhältnismäßig wenig Geldmittel erforderte. Da eine freie Konkurrenz mit den von Farbigen produzierten Bananen der Fidschi-Inseln unmöglich ist, mußte die Lebensfähigkeit der Siedlungen durch einen prohibitiven Zoll (seit 1921 8s 4 d je cental — 100 lbs) gesichert werden 2 ). I m Gegensatz zu den Fischi-Inseln wurde die Einfuhr aus J a v a nach Westaustralien hiervon weniger berührt, denn ein lokaler Anbau entwickelt sich dort nur sehr langsam und eine Belieferung von Ostaustralien her wird durch die hohen Beförderungskosten für den Land- und Seeweg erschwert. Um etwas zur engeren wirtschaftlichen Verknüpfung der britischen Gebiete im pazifischen R a u m beizutragen, gewährte Australien 1932 im Rahmen des Ottawa-Abkommens den Fidschi-Inseln das Zugeständnis einer Bananeneinfuhr von jährlich 40000 centals zum ermäßigten Zollsatz von 2 s 4 d je cental. Dies mußten die Fidschi-Inseln durch Beendigung eines Präferenzvertrages mit K a n a d a und Neuseeland erkaufen 3 ). Obwohl es sich im Verhältnis zur Erzeugung Australiens n u r u m eine geringe Menge handelt (2,7%), stieß das Abkommen dort auf feindliche Kritik. Die Absatzorganisation der Pflanzer von Queensland bemühte sich sogar, einen Boykott gegen die Händler von Fidschi-Bananen zu inszenieren. Durch eine hohe Primage-Abgabe, eine Verkaufssteuer und eine hohe Pflanzenbeschauabgabe gelang es, die eingeführte Menge immer weit unter der Höchstziffer zu halten. Dies zeigt, wie schwer es oft ist, die Interessen der einzelnen Reichsteile auf einen Nenner zu bringen und die auf eine innere Stärkung des Empire hinzielenden Bestrebungen in die Praxis umzusetzen. Verkehrspolitische Maßnahmen, die die Banane betreffen, sind von Großbritannien n u r in der Vorkriegszeit getroffen worden. Damals erhielt die „Imperial Direct West India Mail Service Co.", die von der Reederei „Eider, Dempster & Co." und „Eiders & Fyffes" abhängig war, von der britischen Regierung und von der Kolonie J a m a i k a eine Subvention von j e 20000 Lst. jährlich f ü r 10 Jahre 4 ). Der eigentliche Zweck, der in einer Ausweitung des britischen Handels mit Westindien als Schutz gegen weitere Überfremdung durch die Vereinigten Staaten bestand, konnte auf die Dauer nicht erreicht werden, denn die „United Fruit Co." lenkte den Export Jamaikas weiterhin überwiegend nach den Vereinigten Staaten, während sie England von Mittelamerika belieferte. Das Mittel der SchifffahrtsSubventionen erwies sich somit bei der bestehenden monopolistischen Organisation als unwirksam. ') Commerce Reports, Washington, vom 5. 3. 1938 und Fruit World, April, Mai, 2 Juni 1938. ) Queensland Agricultural Journal 1929 S. 488. 3 ) The Times vom 23. 11. 1934. 4 ) Bitter, Wilhelm: Die wirtschaftliche Eroberung Mittelamerikas durch den Bananentrust, S. 34.
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In dem oben erwähnten Handelsvertrag zwischen Kanada und Westindien verpflichtete sich Kanada auch, eine leistungsfähige Schiffsverbindung einzurichten. Zur Durchführung kamen zwei Linien, die mit einer Subvention von 16000 Lst. bezw. 29000 Lst. bedacht wurden. In den Schiffen der östlichen, höher subventionierten Linie, die eine verhältnismäßig hohe Geschwindigkeit haben mußten, wurden besondere Kühlräume für Bananen (70000 Büschel) eingerichtet. Die Gesamtkosten wurden für Kanada auf 500000 Lst. geschätzt1). Der Dienst, der vom Staat selbst unter dem Namen der eigens hierfür gegründeten „Canadian National Steamships Ltd." 2 ) durchgeführt wird, hat außerordentlich verlustreich gearbeitet. Doch hat er seit 1929 wesentlich dazu beigetragen, das Handelsvolumen zwischen Kanada und Westindien zu vergrößern und insbesondere Kanada direkt mit Bananen zu versorgen. 3. Einzelne Anbaugebiete.
Jamaika3), a) G e s c h i c h t l i c h e s . Nachdem die Wirtschaft Jamaikas im vorigen Jahrhundert durch die Sklavenbefreiung und die ständig schlechte Lage des Weltzuckermarktes starke Erschütterungen erfahren hatte, wurde die Insel gegen Ende des Jahrhunderts durch die sich schnell entwickelnde Bananenkultur von der Last der Zuckermonokultur befreit. Bananen-Ausfuhr Jamaikas (in 1000 t) 4 ): Insgesamt davon nach: USA Kanada Großbritannien .
1926
1930
1932
1933
1934
1935
1936
1937
366
492
407
211
319
408
375
359
266 1 64
246 64 148
87 53 265
7 35 168
14 53 251
22 46 322
1 48 308
—
52 268
Diese Rettung vor dem wirtschaftlichen Verfall war vor allem der „United Fruit Co." zu verdanken, die von Jamaika aus die Vereinigten Staaten mit Bananen versorgte, die teils von eigenen oder gepachteten, teils von kleinbäuerlichen Besitzungen stammten. Uber die Hälfte der Ausfuhr ging durch ihre Hände. An dem Rest sind auch noch Firmen beteiligt, die in Verbindung mit der UFC stehen. Da sie darüber hinaus noch umfangreiche Investitionen auf Jamaika besitzt (Zuckerrohr, Kokosnuß, Verkehrsanlagen, Hotels, Warenhäuser), ist die UFC tatsächlich wirtschaftlich zeitweise der Beherrscher der Insel gewesen. Da die Vereinigten Staaten engere Bindungen mit der Wirtschaft Jamaikas als das britische Wirtschaftsdienst vom 29. 4. 1927. Commercial Reports vom 1. 3. 1926. 3 ) Da Jamaika im vorhandenen Schrifttum bereits eine eingehende Darstellung erfahrt, erübrigt es sich hier, auf die Bananenwirtschaft Jamaikas im allgemeinen einzugehen. 4 ) Aus den Colonial Reports: Jamaica u. a. Quellen. 2)
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Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
Mutterland besaßen, war damit auch die Gefahr der politischen E n t fremdung akut geworden, insbesondere als im Weltkrieg die Schiffahrtsverbindungen mit England abrissen. Die Voraussetzungen f ü r einen erfolgreichen Anbau 6ind weitgehend vorhanden. Abgesehen von der dem Passat abgewandten Seite fällt reichlich Regen. Die Pflanzungen liegen meist im Nordosten der Insel oder bei künstlicher Bewässerung im Süden oder in den Talniederungen desMontegoRivers, wo sie vor den von Norden kommenden Kälteeinbrüchen am besten geschützt sind 1 ). Gegen die oft mit verheerender Gewalt hereinbrechenden Hurricane gibt es allerdings keinen Schutz. Bei der dichten Besiedlung der Insel sind reichlich Arbeitskräfte — meist Neger und Mischlinge — f ü r einen intensiven Anbau vorhanden.
b) D i e G r ü n d u n g e i n e r g e n o s s e n s c h a f t l i c h e n Konkur renzunter nehmung. Da die „United Fruit Co." ihre Konkurrenten immer mehr in den Hintergrund drängte und die Gefahr einer vollkommenen Monopolisierung der Bananenwirtschaft durch die UFC näher rückte, wurden britische Abwehrmaßnahmen dringlich. Anhaltspunkte, wie die UFC ein Monopol ausüben würde, ergaben sich schon aus gewissen Bestrebungen in der Vorkriegszeit. So wollte sie z. B. den gesamten Importhandel monopolisieren und drohte allen Kaufleuten, die f r ü h e r mit der Konkurrenz zusammengearbeitet h a t t e n , Strafmaßnahmen an. Bei Reibungen mit der Kolonialregierung drohte sie 1911, den Passageverkehr einzustellen 3 ). — I n den zwanziger J a h r e n glaubten sich die Pflanzer dauernd durch schlechte Preise ausgenutzt und übervorteilt. Zudem versuchte die UFC, ihr Absatzrisiko auf die durch Lieferungsverträge gebundenen Pflanzer abzuwälzen, indem sie bei Absatzmangel Früchte unter dem Vorwand unzureichender Qualität zurückwies. Bei den Abwehrmaßnahmen m u ß t e vorsichtig zu Werke gegangen werden, denn es d u r f t e weder das politische Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten u n d Großbritannien getrübt werden, noch durfte die UFC verärgert werden, weil britische Honduras-Bananen und auch gewisse Mengen Jamaika-Bananen fernerhin auf den us-amerikanischen Markt angewiesen blieben. So k a m damals eine englische Zollpräferenz zugunsten Jamaikas noch nicht über das Stadium der Erwägung hinaus 3 ). Zur Lösung der Frage schritt m a n im September 1926 zur Gründung einer Genossenschaft, der „ J a m a i c a Banana Producers Association" ( J B P A ) mit einem Kapital von 1000 Lst., geteilt in 240000 Anteile zu je 1 d, „to promote, foster and encourage the marketing of agriculturals products of Jamaica co-operative". Es war von wesentlichem Nutzen, daß sich nicht nur zahlreiche Pflanzer, Ablader, Geschäftsleute, Politiker
2 3
Schötz, W.: Die Bananenkulturen in Mittelamerika und Westindien, S. 84. ) Bitter, a. a. O., S. 131. ) The Times Trade and Engeneering Supplement vom 19. 6. 1926.
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beteiligten, sondern auch ein bedeutsamer lokaler Konzern, die „Jamaica Fruit and Shipping Co."1). Um eine möglichst breite Erzeugungsgrundlage zu sichern, kam es zunächst darauf an, das kleine Bauerntum, das sich anfänglich zurückhielt, zu werben und Ernteverträge mit den Pflanzern abzuschließen. Für den Verkauf in England wurde die „Jamaica Co-operative Marketing Co." errichtet. Die größten Schwierigkeiten bereitete eine direkte Linie nach England mit Kühldampfern, weil die dafür notwendigen erheblichen Kapitalbeträge nicht vorhanden waren. Nachdem Versuche, andere Reedereien zu interessieren, fehlgeschlagen waren2), wandte man sich hilfesuchend an die Regierung von Jamaika. Da die zukünftige Entwicklung der Genossenschaft noch nicht zu übersehen war, stieß die JBPA trotz der politischen Bedeutung ihres Vorhabens zunächst auf Mißtrauen, doch kam es dann zu einer Regierungsgarantie für eine Anleihe von 1 Mill. Lst. Voraussetzung war der Nachweis eines ausreichenden Umfanges der Erntekontrakte, eine Vertretung der Regierung in der Leitung der JBPA und die Einführung einer Exportabgabe von 1 d je Büschel3). Zur Tilgung der Anleihe innerhalb von 10 Jahren wurde intern von allen verkauften Bananen eine Abgabe erhoben. Die Schiffskäufe der neuen „Jamaica Direct Fruit Line Ltd." wurden zur Hälfte aus den Mitteln der Anleihe und zur Hälfte durch die „Di Giorgio Fruit Corporation", New York, mit der die Genossenschaft in vertraglichen Beziehungen stand, finanziert. Der Dienst nach London und Rotterdam konnte 1929 aufgenommen werden. Weitere staatliche Hilfe wurde der JBPA durch einen zweimaligen Zuschuß von je 1200 Lst. durch das Empire Marketing Board und durch ein Gesetz zuteil, durch das die Stellung der Genossenschaft in den Verträgen mit Pflanzern gestärkt wurde: Vertragsbruch gilt als ein strafrechtliches Vergehen, das beim 1. und 2. Mal mit Geldstrafe und später mit Gefängnis bestraft wird; außerdem ist der Genossenschaft eine Buße zu zahlen. Um die Belieferung Großbritanniens auch im Falle ausgedehnter Wirbelsturmschäden sicherzustellen, mußte eine Unternehmung, die sich auf die Erzeugung eines Gebietes beschränkt, besondere Vorkehrungen treffen, wie sie z. B. die UFC nicht nötig hat. Die Schwierigkeiten ergaben sich daraus, daß außer der UFC, auf die ein Rückgriff grundsätzlich nicht möglich war, keine Auswahl an leistungsfähigen Firmen bestand, die als Vertragspartner in Frage kommen konnten. So schloß man ein Abkommen mit der „Di Giorgio Fruit Corp.", die im Falle von Ernteschäden für die Ersatzlieferungen sorgen sollte. Um den Aufbau einer eigenen Organisation zu erübrigen, wurde dieser Gesellschaft die Beförderung und der Absatz der Bananen für den us-amerikanischen Markt übertragen 4 ). Für den Export nach Kanada sicherte sich die JBPA die Spezialräume in den Schiffen der „Canadian National Steamships Ltd.", der dortige Absatz wurde der „Canada-West-Indies Fruit Co." übertragen. ') 2) 3) 4)
Manchester Guardian vom 10. 11. 1927. The Times Trand and Engeneering Supplement vom 22. 10. 1937. Manchester Guardian vom 10. 11. 1927. The Times Trade and Engeneering Suppl. v. 3. 3. 28.
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Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
c) D i e E n t w i c k l u n g d e r G e n o s s e n s c h a f t . Nach einer Zeit des Abwartens fand die J B P A regen Zulauf von Seiten der Pflanzer, insbesondere der kleinen Negerpflanzer, so daß sich der Mitgliederbestand schnell erhöhte 1 ): 1. 4. 1929 31. 12. 1929 31. 12. 1930 1. 4. 1932 31. 12. 1932
6145 Mitglieder mit 36042 acres 7 700 „ „ 41077 10407 „ „ 49487 „ 11823 „ „ 54869 „ 14700 „ „ 62776 „
Zur Erläuterung der riesigen Mitgliederzahlen ist hinzuzufügen, daß es auf J a m a i k a 165000 Grundbesitzer gibt, bei 129000 von diesen ist der Besitz weniger als 200 $ wert. Viele von den kleinen Grundbesitzern, deren Pflänzling oft nur 1—2 Dutzend Bananenstauden u m f a ß t , sind auch als Arbeiter auf den Gütern tätig 2 ). Auf der andern Seite sank die eigene Anbaufläche der UFC (1929:11272; 1930: 11159; 1932: 4487 acres), wobei allerdings festzustellen ist, daß die eigene Erzeugung f ü r die UFC auf Jamaika von jeher eine geringe Rolle spielte (z. B. 1929 17%) 3 ) und demgemäß der Anteil an der Anbaufläche 4 ) noch nichts über die Bedeutung des Exportes durch die UFC sagt. Schon bald h a t t e die J B P A einen Anteil von einem Drittel an der Bananenausfuhr errungen (1929 29%, 1932 34%). Nachdem die Bananen anfangs noch überwiegend nach den Vereinigten Staaten gegangen waren, wurde die Umstellung auf den Absatz innerhalb des Britischen Reiches durch einen relativ starken Preissturz in den USA, wo die Krise in voller Schärfe einsetzte, beschleunigt. Zur gleichen Zeit hörte die Konkurrenzf i r m a der UFC, die „Atlantic F r u i t Co.", auf zu bestehen. I h r Geschäft auf J a m a i k a ging auf die „ S t a n d a r d Fruit Co." (StFC) über, die in Verbindung mit der UFC steht. Ausfuhr Jamaikas (in 1000 Büschel) 5 ) :
1930
USA Kanada Europa Total 1932 USA Kanada Europa Total
UFC
JBPA
623 276 470 370 600 1 224 8 561 10 447
3416 1875 2842 8134 1690 1434 3194 6320
3 1 6 11
StFC
Andere 5254
— — —
2032 —
1479 3512
— —
5254 2 2 —
4
Insgesamt 12 3 9 24 4 2 13 20
295 152 312 760 386 660 235 283
Der Erfolg, namentlich der finanzielle, war in den ersten Geschäftsjahren recht gut. Während andere Wirtschaftszweige der Insel mit Verlust ar') Verschiedene Quellen (1 acre — 0,405 ha). 2 ) Kepner & Soothill, a. a. O. S. 295. ) Kepner S. 66 a. a. O. 4 ) Ebenda S. 47: Anteil der UFC an der Bananenanbaufläche 1900 21 %, 1910 10%, 1920 14%, 1932 7%. 5 ) Empire Marketing Board. Fruit Supplies in 1932. Nach Angaben des West India Committee. 3
Die britische trustfreie Bananenwirtschaft
47
beiteten, konnten an die Genossen noch mäßige Gewinne ausgeschüttet werden, obwohl der Betrag f ü r Zins und Amortisation mit 2 d je Büschel verhältnismäßig hoch lag. Gewinne ergaben sich allerdings nur aus den Versendungen nach Europa. Die J B P A schloß wie die Gesellschaften Verträge mit den Pflanzern, wobei diese jedoch in mancher Hinsicht in ihren Bedingungen nicht so rigoros waren. So stufte die J B P A das Entgelt f ü r die Fruchtbüschel nicht nach deren Größe ab, sondern zahlte f ü r alle exportfähigen Büschel bei der Übergabe 2 s. Die Exportfähigkeit wurde jetzt durch eine staatliche Kontrolle festgestellt, so daß die Pflanzer nicht mehr der Willkür der Exporteure ausgesetzt waren. Vorteile aus der Genossenschaft zogen also jedenfalls die Pflanzer mit einer qualitativ weniger guten Erzeugung. Nach dem Verkauf der Früchte zahlt, die Genossenschaft den Pflanzern nach Deckung aller Unkosten die restlichen Überschüsse in drei Raten aus. Die guten Erträge ermöglichten es, zur Ergänzung der Flotte Neubauaufträge an englische Werften zu vergeben. Um ihre Stellung auf Jamaika zu halten, sah sich die UFC genötigt, ihren Pflanzern hier bessere Preise als auf dem Festland zu zahlen. Außerdem suchte sie, mehr Pflanzer durch Verträge zu binden und die K ä u f e auf dem freien Markt entsprechend einzuschränken 1 ). Wegen der Konkurrenz der J B P A m u ß t e die UFC eine direkte Linie nach Kanada einrichten. U m jedoch Ausschreitungen der Konkurrenz auf diesem relativ kleinen Markt zu vermeiden, wurde für die Verschiffungen dorthin ein Poolabkommen geschlossen 2 ). d) S c h w i e r i g k e i t e n i n e i n e r n i c h t g e n o s s e n s c h a f t l i c h e n Umgebung. Schwierigkeiten ergaben sich f ü r die Genossenschaft nicht aus dem Niedergang der Weltwirtschaft, sondern aus einer Reihe von J a h r e n mit beträchtlichen Ernteschäden durch Wirbelstürme (1932, 1933 und 1935). Solange die J B P A durch den Vertrag mit der „Di Giorgio Fruit Corp." zusätzliche Mengen aus Mittelamerika bekam wie 1933, war dies noch nicht gefährlich. Aber gerade zu dieser Zeit entäußerte sich die Gesellschaft ihrer Interessen auf J a m a i k a und löste jenen Vertrag. Wenn die Genossenschaft ihre Unabhängigkeit wahren wollte, h a t t e sie keine Möglichkeit sich anderweitig zusätzliche Mengen zu beschaffen, denn es gab keine leistungsfähigen Unternehmungen außerhalb der UFC, insbesondere keine Genossenschaften. Die Folge war, daß die J B P A ihre Kunden nicht ausreichend beliefern konnte und ihre Schiffe mit halber oder noch geringerer Ladung laufen lassen mußte, was die Ertragslage der Genossenschaft stark belastete. Die Konkurrenten sahen hier die Gelegenheit, der J B P A den vernichtenden Schlag zu versetzen und zahlten daher in dem scharfen W e t t bewerb um die knappe Ware gute Preise, während die J B P A weder hierzu in der Lage war, noch Gewinnausschüttungen gewähren konnte. Es zeigte sich, daß der Gemeinschaftsgeist bei vielen Genossen nicht groß genug war, 2
Kepner & Soothill a. a. 0 . S. 299. ) Arnual Report of the Department of Agriculture, Jamaika 1932.
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Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
u m ihrer Organisation auch in schweren Zeiten treu zu bleiben. 1935 entglitten umfangreiche, ihr vertraglich zustehende Lieferungen an die UFC und StFC, so d a ß die wöchentlichen Verladungen nach England, das jetzt H a u p t m a r k t f ü r die Jamaika-Banane geworden war, ausgesetzt werden mußten. Die Genossenschaft stand dieser Entwicklung, die sehr bald zu ihrem E n d e führen konnte, machtlos gegenüber u n d wandte sich daher an die Regierung von Jamaika u m Hilfe. Wenn die Regierung auch nicht ihrem Wunsche nach einer gesetzlichen Festlegung des Exportanteils der einzelnen Unternehmungen nachkommen wollte 1 ), erließ sie doch zur Vermeidung des unmittelbaren Zusammenbruches (1935) ein Gesetz, durch das der J B P A eine Garantie bis zu 10000 Lst. gewährt wurde, u m sie zur Zahlung ebenso hoher Preise wie die Konkurrenz zu befähigen. Die günstige Wirkung dieses Gesetzes ermöglichte bald die Wiederaufnahme wöchentlicher Verschiffungen nach England. Endgültige Maßnahmen sollten erst nach Untersuchung der Lage durch eine Kommission getroffen werden. e) D i e
Reorganisation.
Nach dem Bericht der „ J a m a i c a Banana Industry Commission" 2 ) können wir folgende Hauptursachen f ü r den drohenden Zusammenbruch herausstellen: 1. eine Reihe schlechter Erntejahre, 2. das Versagen des Vertrages mit der „Di Giorgio Fruit Corp.", 3. die ungünstige Marktlage in Amerika, 4. keine Möglichkeit zur Ausnutzung der besseren englischen Marktlage wegen Mangel an Ware, 5. Verringerung des Nutzens für die Mitglieder durch Abspaltung zu hoher Beträge f ü r die — recht kurz bemessene —Tilgung der Anleihen und für die Bildung von Eigenkapital, 6. Fehlen einer lokalen genossenschaftlichen Durch Organisation zur engeren Bindung zwischen der Leitung und den Genossen u n d zur Entstehung eines genossenschaftlichen Geistes. 7. Fehlen der Betreuung der Pflanzer zur Verbesserung der Produktion. 8. Fehlen der klaren und zweckvollen Geschäftsorganisation der kapitalistischen Konkurrenten. 9. Hemmung der Geschäftspolitik und des Geschäftsbetriebes durch die riesigen Genossenschaftsversammlungen und die riesige Zahl von kleinen Erzeugerkonten. Insgesamt wurde die Tätigkeit der J B P A von der Kommission als außerordentlich nützlich und unentbehrlich gewürdigt, so daß eine Auflösung nicht in Frage k a m . Ihr Dasein genügt, u m das Transport- u n d Verkaufsmonopol der UFC zu brechen. Insbesondere den kleineren Pflanzern wurde durch feste Verträge der Absatz der ganzen E r n t e zu relativ stabilen 1 ) Commercial Intelligence Journal, Ottawa, vom 28. 9. 1935 und Crown Colonist 1935, S. 574. 2 ) Crown Colonist 1936 S. 60, 65, 437 und MacMillan: Waming from the West Indies, S. 191.
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Preisen gesichert. Man erkennt die Verdienste der UFC um die Kolonie Jamaika und um die Bedarfsweckung in Europa an, „but the Company is of course primaraly an American business concern with far-reaching interests, which cannot always coincide with those of Jamaica". Der Bestand der JBPA "is an expression of an island-wide desire that the industry should not be entirely dominated by external interests". Zu den Problemen, die die Kommission zu lösen hatte, gehörte in erster Linie die Finanzierung und die Sicherung voller Schiffsladungen. Der erste Punkt wurde durch Verteilung der Kapitalrückzahlungen über einen längeren Zeitraum erreicht. Außerdem wurden die bisherigen Leistungen der Mitglieder für diesen Zweck bei der kapitalmäßigen Reorganisation anerkannt. Beim zweiten Punkt sah die Kommission keinen anderen Weg als eine Zusammenarbeit mit der UFC, weil einzig und allein sie sichere Rückgriffsmöglichkeiten bei Ernteschäden auf Jamaika bietet. Tragbare Preise für die Ersatzkäufe haben allerdings vertragliche Bindungen zur Voraussetzung, mit denen eine Gesamtbereinigung des Verhältnisses zur UFC einhergehen mußte. Bei den Verhandlungen zwischen der Kommission und der UFC erwies sich als letztes ernstes Hindernis die Abneigung der UFC, mit einer Genossenschaft zusammenzuarbeiten; sie betonte, daß kein „harmonic agreement" bestehen könne, wenn die Gewinne einerseits auf Grund der Geschäftsanteile, andererseits auf Grund getätigter Lieferungen verteilt werden würden. Die Kommission empfahl daher Umwandlung der JBPA in eine Handelsgesellschaft. Die 1936 erfolgende Reorganisation der JBPA wurde durch drei neue Gesetze eingeleitet 1 ): 1. Ein Gesetz zur Regulierung und Verbesserung der Kontrolle der Bananenwirtschaft, 2. ein Gesetz zur Umwandlung der JBPA in eine Handelsgesellschaft (Limited), 3. ein Gesetz zur Regelung der Schulden der JBPA (Garantie der Regierung von Jamaika). Ferner wurde zwischen der JBPA und der UFC für die Dauer von 10 Jahren ein Vertrag (agreement) abgeschlossen. Danach werden u. a. von allen Gesellschaften gleiche Preise gezahlt bei Übergabe der Früchte entsprechend einer nach den ausländischen Marktpreisen orientierten gleitenden Skala. Der Verkauf soll zur besseren Überwachung durch die Organe der Regierung nur an Kais, Bahnstationen und bestimmten Niederlagen erfolgen. Hinsichtlich des Absatzes überließ die JBPA der UFC den kanadischen und den us-amerikanischen Markt, wogegen die JBPA den vorzugsweisen Zugang zum britischen Markt erhielt2). Außerdem wurde zwecks größerer Wirtschaftlichkeit die gegenseitige Ausnutzung der Flotten und eine RegeColonial Reports, Jamaica. 1936 S. 15 und The Times vom 12. 9. 1936 und Crown Colonist vom März 1938. ä ) Times Trade and Engeneering Suppl. v. Mai 1937. 4
Bantz.
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lung f ü r den Absatz in Europa vereinbart 1 ). — Das Abkommen h a t bisher t r o t z einer Rekordernte gut gearbeitet. Aus dem Kampf zwischen der UFC und der J B P A ist kein Sieger hervorgegangen, m a n m u ß t e sich vielmehr auf der Basis eines Kompromisses einigen. Die Macht der UFC m u ß t e dort ihre Grenze finden, wo die Konkurrenz durch die Staatsgewalt gestützt wird und wo der Staat eine Monopolisierung durch den Besitz der Verkehrsanlagen (Eisenbahnen, Häfen) verhindert. Der Kampf wurde nicht auf das äußerste getrieben, weil es erstens dem britischen Denken nicht entspricht, die Staatsmacht f ü r solche Zwecke voll einzusetzen u n d weil zweitens die Frage der Ersatzlieferungen zu diesem Weg zwang. f) W e i t e r e G e g e n w a r t s p r o b l e m e d e r B a n a n e n w i r t s c h a f t Jamaikas. Eine große Gefahr droht der Bananenwirtschaft Jamaikas durch verschiedene Schädlinge, insbesondere die sog. Panamakrankheit und die Blattfleckenkrankheit, durch die immer mehr Anbauflächen der Produktion entzogen werden. Die Regierung bemüht sich, neue Bodenflächen durch ein in die Berge vorstoßendes Straßensystem zu erschließen, doch müssen sich die Pflanzer dort mit weniger günstigen natürlichen Voraussetzungen abfinden. Vor allem stehen sie vor der Notwendigkeit künstlicher Bewässerung. Da in dem weiteren Umsichgreifen der Schädlinge eine große Gefahr f ü r die Inseln, an deren E x p o r t die Banane mit 5 5 % beteiligt ist, liegt, wird einerseits die Bekämpfung der Krankheiten neuerdings mit besonderer Intensität betrieben 2 ), während m a n andererseits den anderen Kulturen zunehmende Aufmerksamkeit schenkt. Bei den Wirbelsturmschäden kann es sich n u r d a r u m handeln, die Auswirkung f ü r den einzelnen Pflanzer zu mildern. Um die Regierung von der Notwendigkeit, jedesmal Beträge zur Unterstützung bereitstellen zu müssen, zu befreien, wurde 1937 ein neuer Weg durch Erhebung einer Ausfuhrabgabe eingeschlagen, deren Erträge f ü r die Behebung von Wirbelsturmschäden bestimmt ist. Es ist damit gleichsam eine Zwangsversicherung für alle Bananenpflanzer geschaffen worden. E i n anderes Problem, das zur Lösung drängt, sind die sozialen Verhältnisse bei den Bananenpflanzern und -arbeitern, wenn diese offenbar auch nicht so schlecht sind wie in der Zuckerwirtschaft Jamaikas. Die in den letzten Jahren immer wieder auflodernden Streiks und blutigen Aufstände in den britischen westindischen Kolonien zeigen am besten, daß hier heftige soziale Spannungen bestehen. Als deren Ursache k a n n m a n die Ausbeutung der Bevölkerung durch kapitalistische Unternehmungen und die Tatenlosigkeit einer bürokratischen Verwaltung ansehen. Seitdem sich auch die Bananenarbeiter zur Sicherung von Mindestlöhnen 1937 gewerkschaftlich organisiert haben 3 ), ist es auch bei diesen wiederholt zu Streiks gekommen. !) Crown Colonist 1936 S. 467. 2 ) Nachrichten für den Außenhandel vom 29. 3. 1939. 3 ) The Times vom 18. 8. 1937.
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Die Lage der vielen kleinen Pflanzer ist nicht viel besser als die der Arbeiter. Daß sie verbesserungsbedürftig ist, bestätigt schon die Tatsache, daß die Exportgesellschaften 1937 von sich aus dafür Mittel bereitstellten. Die UFC beschloß, aus den Gewinnen der Verkäufe nach Großbritannien und Kanada jährlich eine Summe für die „Entwicklung des kommunalen Lebens" auf Jamaika zur Verfügung zu stellen. Diesem Beispiel folgten die StFC und die J B P A , so daß man mit rd. 20000 Lst. rechnet. Zur Verwaltung dieses nur für die Bauernschaft bestimmten Fonds wurde die „Jamaica Weifare Ltd." gegründet, die in Übereinstimmung mit der Regierung und den Kirchen vorgehen soll. Es ist mehr eine Geste als ein Hilfswerk von grundlegender Bedeutung. Kleine Antillen und Trinidad, a) G e s c h i c h t l i c h e s . Auf diesen Inseln versuchte man schon in der Vorkriegszeit, den Bananenexport aufzunehmen, um sich von der Last der Zuckermonokultur zu befreien. Ein nachhaltiger Erfolg blieb jedoch wegen unzureichender Beförderungsmöglichkeiten aus. Auf Trinidad brachte die Panamakrankheit die Bananenkultur zum Erliegen. In den zwanziger Jahren entwickelte sich auf den Inseln St. Lucia und Grenada in der Gruppe der Luvwärts-Inseln ein Anbau in größerem Umfange auf Veranlassung der britischen Firma „Swift Banana Co." und unter Förderung der Verwaltungen durch Bereitstellung von Boden und Straßenbauten. Der Fortschritt einiger Jahre fand 1926 ein schnelles Ende, da die Gesellschaft zusammenbrach. Als ursächlich werden die hohen Unkosten für Sammlung und Ankauf der Früchte und die Schäden der Panamakrankheit angesehen1). b) A n b a u . Auf der Grundlage eines Vertrages mit der „Canadian Banana Co." (CBC), einer Untergesellschaft der UFC, setzte um 1933 auf Trinidad, Grenada, St. Lucia, St. Vincent und Dominica ein verstärkter Anbau ein. Teils wurden die Bananen als Zwischenkultur in Kakaofeldern angepflanzt (z. B. Trinidad), teils nahm man gerodetes Waldland, um sich vor einem erneuten Ausbrechen der Panamakrankheit zu schützen. Für den Anbau kommt vor allem die starke, aber kapitalschwache Schicht des kleinen Bauerntums in Frage, das der Landwirtschaft der Inseln das Gepräge gibt. Wenn das Kolonialministerium durch Bereitstellung von Mitteln aus dem Colonial Devellopment Fund für bauliche Anlagen und die Verwaltungen der einzelnen Inseln die Entwicklung dieser und anderer Fruchtkulturen hier besonders förderte, so geschah das auf Grund einer außerordentlich schlechten wirtschaftlichen und sozialen Lage. Die Inseln litten stark unter den ungünstigen Absatzverhältnissen ihrer Haupterzeugnisse Zucker und Kokosnüsse, aber auch mit sekundären Kulturen wie Kakao, Gewürze, Baumwolle stand es nicht viel besser. Tropical Agriculture, Trinidad, 1928 S. 247 ff. 4*
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Als Folge einer hohen Arbeitslosigkeit und geringer Löhne kam es auch hier in den letzten Jahren zu Streik und Aufruhr. Hinzu kommt, daß die Inseln von einer sich stark vermehrenden schwarzen Bevölkerung dicht besiedelt sind. Man ist daher bestrebt, auf den Inseln ein Siedlungswerk durchzuführen, damit die Schwarzen wenigstens Grund und Boden haben, um ihren eigenen Lebensbedarf zu decken und um nicht auf diesen mit natürlichen Reichtümern gesegneten Insel zu hungern brauchen. c) A b s a t z . Der Absatz durch die „Canadian Banana Co." war von Anfang an gesichert, denn von ihr ging überhaupt die Initiative für den Anbau aus. Es dürfte kein Zufall sein, daß diese gerade mit der Knappheit der JamaikaBananen um 1933 zusammenfiel. Es ist anzunehmen, daß man sich dadurch auch bei unzureichenden Lieferungen Jamaikas die Vorzugsbehandlung für Waren aus dem Empire sichern wollte. Vielleicht wollte die UFC auch damit zeigen, daß sie sich nach den Notwendigkeiten der britischen Wirtschaftspolitik richtet, indem sie die wirtschaftliche Entwicklung bestimmter Kolonien fördert und dazu beiträgt, die Verbindung zwischen Kanada und Westindien enger zu gestalten. Es ist bezeichnend, daß die Lieferungsverträge mit der CBC bei einer Ausnahme überall von der Verwaltung abgeschlossen wurden, die damit also auch den Aufkauf der Früchte übernahm. Doch wurde diese unmittelbare wirtschaftliche Betätigung durch die Verwaltung nur als ein Ubergangsstadium bis zur Gründung lokaler Genossenschaften, die 1934 und 1935 erfolgte, betrachtet. Auf Trinidad aber blieb eine amtliche Stelle als Vertragspartner und Aufkäufer bestehen. Die CBC verpflichtete sich, alle Bananen (Gros Michel) unter Voraussetzung bestimmter Standards zu einem festen Preis je Count-Büschel aufzukaufen. Der Absatz richtete sich hauptsächlich nach Kanada, daneben ferner nach Deutschland und England. In jüngster Zeit wird die Entwicklung der Exportproduktion dadurch gehemmt, daß die Hoffnungen auf hohe Gewinne enttäuscht wurden und die CBC verhältnismäßig große Mengen der zum Export angelieferten Früchte als ungeeignet zurückweist, was wenigstens z.T. auf unzureichender Pflege der Pflanzungen beruht. d) V e r k e h r . Die Frage des Seetransportes hatte die CBC durch einen Vertrag mit den „Canadian National Steamships Ltd." geregelt, die in die auf der westlichen Linie mit 14tägigen Abständen fahrenden Schiffe Kühlräume einbaute. Schwieriger gestaltet sich die Verladung in die Schiffe, weil meist keine Häfen vorhanden sind, und für den Abtransport aus dem Innern zur Küste stehen nur in geringem Maße gute Straßen zur Verfügung. Straßenbauten auf St. Lucia aus Mitteln des Colonial Devellopment Fund dienten auch diesem Zweck, obwohl sie in erster Linie zur unmittelbaren Arbeitsbeschaffung bestimmt waren.
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Bananen-Export der Kleinen Antillen u n d Trinidads (in 1000 t) : 1933 Grenada St. Lucia St. Vincent Dominica Trinidad
—
0,4
1934
1935
1936
1937
1938
0,3 0,4
1,3 1,2 0,1 1,6 1,1
3,5 2,2 0,8 2,3 2,7
2,7 2,2 1,5 2,6 2,8
2,0 2,1 1,4 1,8 1,7
—
—
0,4 0,1
0,8 0,8
Goldküste, a) A n b a u . Nachdem deutsche und französische Pflanzungen gezeigt h a t t e n , daß in Westafrika ein exportmäßiger Anbau möglich ist, begannen sich auch die benachbarten britischen Kolonien dafür zu interessieren, jedoch nicht das britische Kapital. I m Gegensatz zu den Mißerfolgen in Sierra Leone verliefen die Versuche an der Goldküste günstiger. Die natürlichen Voraussetzungen sind in den westlichen Küstengebieten und in dem durch eine Eisenbahn erschlossenen Hinterland von Takoradi günstig. Auch für die Banane kommt an der Goldküste zur Hauptsache nur die Eingeborenenkultur in Frage, obwohl sie bei dieser Frucht bedeutend problematischer ist als etwa bei Kakao. Bei den Eingeborenen hegt m a n nämlich erhebliche Zweifel, ob sie verläßlich genug sind, u m bestimmte Mengen regelmäßig zu den Abfahrten der Schiffe zu liefern 1 ). Als Grundlage f ü r den Export werden daher Europäer-Pflanzungen als wünschenswert angesehen, von denen jedoch erst zwei bestehen 2 ). Der A u f b a u der Eingeborenenkultur stellt der kolonialen Verwaltung umfangreiche Aufgaben. Der Pflanzer muß zur Erzeugung möglichst vieler großer Fruchtbüschel und zu richtiger Bodenauswahl angehalten und in der Pflege der Kulturen, im Schneiden und Behandeln der Früchte erzogen werden; Zufallsmethoden wie beim Kakao können hier keinen Erfolg bringen 3 ). Die größten Schwierigkeiten liegen darin, daß der Eingeborene alles, was er für die Banane aufwendet u n d was er aus ihr an Erträgen herausholt, mit dem Kakao vergleicht. Ebenso wie die Banane erst durch den 1932 erfolgenden Preisstürz f ü r Kakao Interesse fand, kann m a n erwarten, daß sie in geeigneten Gebieten wieder zugunsten des Kakaos aufgegeben wird 4 ), so daß man sich vor größeren Investitionen in der Bananenwirtschaft scheut. Wenn der Eingeborene den Aufwand an Arbeit f ü r die Banane und f ü r Kakao, den er als Kriterium betrachtet, vergleicht, schneidet die B a n a n e nicht günstig ab. Der Erfolg ist, daß diese K u l t u r nicht die notwendige Pflege erhält und die Qualität der Früchte daher gering ist. Die entscheidende Frage f ü r die Z u k u n f t der Bananenwirtschaft an der Goldküste 1
) Bulletin of the Imperial Institute vom Juli 1932. ) Report of the Department of Agriculture 1935/36. ) Shephard, C. Y. : Report on the Economics of Peasant Agriculture in the Gold Coast Colony, S. 75. 4 ) Shephard a. a. 0 . S. 74. 2
3
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Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
ist es, ob die Eingeborenen dieses einsehen und die Folgerungen daraus ziehen werden 1 ). b) A b s a t z . Da private Unternehmungen für den Absatz fehlen, hat die Regierung diese Funktion selbst übernommen. Eine Mittlerstellung zwischen ihr und den Pflanzern nehmen die Genossenschaften 2 ) ein, die nicht nur die Abwicklung des Verkaufs vereinfachen sollen, sondern auch die Aufgabe haben, das Verantwortungsgefühl bei den Pflanzern zu steigern. Es wird den Pflanzern je nach der Größe der Büschel ein fester Preis gezahlt, um sie von den jeweiligen Marktschwankungen unabhängig zu machen. Mit dem Marktrisiko hat die Kolonie auch die Verluste zu tragen, die sich z. B. 1937 auf fast 2000 Lst. beliefen. Das endgültige Schicksal des exportmäßigen Anbaues an der Goldküste steht noch offen. Bananen-Export der Goldküste (in 1000 t): 1935 0,2
1936 0,8
1937 0,8
c) V e r k e h r . Die Beförderung nach England erfolgt mit den Schiffen der Reederei Eider, Dempster & Co. bei 14tägigen Abfahrten. I n einem Vertrag garantiert die Kolonie der Reederei einen bestimmten Ladungsanfall an Bananen, während die Reederei die Beförderung zu einer auf längere Zeit festen Rate in Kühlräumen übernimmt. Australien, a) A n b a u . In Australien werden Bananen in Queensland und an der nördlichen Küste von Neu-Süd-Wales, in geringem Maße auch in Westaustralien und auf den zu Australien gehörigen Norfolk-Inseln angebaut. Das Schwergewicht der Kultur hat sich in den letzten Jahren mehr nach Neu-SüdWales verschoben, während in Queensland das Interesse für die Banane zugunsten der Ananas, die den Vorzug der Verarbeitungsmöglichkeit zu Konserven bietet, abgenommen hat. Der Anbau hatte wiederholt schwer unter Schädlingen, insbesondere unter der sogenannten Kohlkopfkrankheit zu leiden, die weite Anbaugebiete verheerten und die Entwicklung hemmten. Weitgehende staatliche Eingriffe in die Bananenwirtschaft sind z. T. hierin begründet, weil die Bekämpfung der Schädlinge umfassende Maßnahmen notwendig machte. Die Finanzierung der damit im Zusammenhang stehenden Forschungsaufgaben erfolgte durch den Bund und die einzelnen Staaten gemeinsam: Queensland z. B. erhebt für diesen Zweck ständig eine Abgabe auf alle ver*) Report of the Department of Agriculture 1935/36. 2 ) Ebenda (7 Genossenschaften mit 100 Mitgliedern 1936).
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kauften Bananen. Der gleichen Bestimmung dient ein Teil der allerdings geringen Zolleinnahmen aus der Einfuhr von Fidschi-Bananen, während mit dem anderen Teil eine Propagandaaktion „ E a t more bananas" durchgeführt werden sollte1). Während vor dem Weltkrieg Chinesen und Melanesier als Arbeiter auf den Pflanzungen beschäftigt wurden2), ist der Anbau jetzt bei der Sperrung der farbigen Einwanderung eine Sache der weißen Bevölkerung. Bei dem nach Kriegsende einsetzenden Siedlungswerk, das der Absorbierung der Arbeitslosigkeit und der Schaffung einer Lebensgrundlage für Menschen mit geringem oder keinem Kapital — wie die Kriegsteilnehmer — dienen sollte, kam man gerade auf Bananenpflanzungen, weil es sich bei Bananen um ein Erzeugnis handelt, dessen Einfuhr durch inländische Erzeugung ersetzt werden konnte und dessen Anbau relativ wenig Kapital erfordert. Eine Fläche von 5 acres genügte vielfach schon für den Lebensunterhalt (Durchschnittsgröße in Queensland 1929 rd. 6,5 acres). Da von den Pflanzern nicht für Transporteinrichtungen und Maschinen gesorgt zu werden brauchte, waren keine großen Investitionen erforderlich. Es genügte vielmehr „ a good strong arm and a probably decent wife to help him". Agrarkreditinstitute stellten für eine größere Anzahl von Pflanzern das geringe Kapital zur Verfügung. Schon nach 14 Monaten, wenn die ersten Fruchtbüschel reif werden, beginnen für den Pflanzer die Einnahmen. — 1929 lebten in Queensland etwa 16000 Weiße von der Bananenkultur 3 ). Mängel ergaben sich für die BananenWirtschaft daraus, daß der Anbau anfangs mit Zufallsmethoden bis zur Erschöpfung auf dem jungfräulichen Regenwaldboden betrieben wurde4) und daß gewisse Pflanzer darunter leiden, daß ihnen von Interessenten ungeeigneter Boden als Obstland bei falscher Beschreibung der Ertragsfähigkeit verkauft wurde5). Dem Ziel der Abwehr von Schädlingen und der Förderung der Kultur dient die 1929 in Queensland erlassene Banana Industry Act, auf Grund derer aus Vertretern der Regierung und der Pflanzer eine amtliche Stelle als beratendes und ausführendes Organ errichtet wurde, dem die Durchführung der Kontrolle, Quarantäne und Isolierung der erkrankten Pflanzungen obliegt. Zur Bestreitung der Kosten wird eine Abgabe auf die verkauften Bananen erhoben. Es sind insbesondere zur Schaffung einer Isolierungszone gegen den noch kaum infizierten Norden durch Rodung aller Bananenstauden erhebliche Mittel erforderlich6). Auf Grund des gleichen Gesetzes kam es 1932 zu einer Registrierungspflicht für alle gewerblichen Bananenpflanzungen und zu einer Ermächtigung für die Beamten des „Banana Industry Protection Board", Grundstücke zu betreten, Bücher und Rechnungen der Pflanzer, zugelassenen Agenten, Spediteure und anderen Personen einzusehen zur Ermittlung der Mengen, die in Queensland erzeugt und verkauft werden. Times Trade and Engeneering Suppl. vom 24. 4. 1933. ) Toppel, Johannes: Die Banane, S. 106. 3 ) Queensland Agricultural Journal 1929 S. 488 ff. 4 ) Queensland Agricultural Journal 1929 S. 520. 5 ) Department of Agriculture, Queensland 1926/27 S. 8. ) Queensland Agricultural Journal 1929 S. 488 ff. 2
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Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
b) A b s a t z . Der Verkauf der Bananen nach den südlichen Verbrauchszentren erfolgt fast ausschließlich in Kisten, in die die Früchte einzeln oder seltener in H ä n d e n verpackt sind. Kisten von normaler Größe enthalten etwa Büschel der Musa Sinensis. Der Vorteil liegt in der besseren Transportfähigkeit, weil besondere Vorrichtungen u n d besondere Behandlung nicht erforderlich sind,jedoch sind die Früchte weniger haltbar u n d gelangen in weniger ansehnlichem Zustand zum Verbraucher. Bei dem Neuaufbau der Bananenwirtschaft ergab sich in Queensland schon sehr bald die Notwendigkeit absatzorganisatorischer Maßnahmen, denn die Erzeugung dehnte sich schneller aus als der Verbrauch, so daß es zu einem Preissturz kam. Die Regierung ergriff durch Erlaß der Fruit Marketing Organisation Act umfassende Abhilfemaßnahmen, in denen die marxistisch-sozialistischen Tendenzen der australischen Politik der Nachkriegszeit deutlich zu spüren sind. Als ausführendes Organ einer großen von Pflanzern gewählten Körperschaft, gewissermaßen eines Pflanzerparlaments, wurde das „Committee of Direction of Fruit Marketing 4 ' (COD) 1 ) errichtet, das wiederum aus Sectional Group Committees, z. B. f ü r Bananen, Ananas, Zitrusfrüchte u n d Kernobst besteht. Die weitreichenden Rechte des COD werden bei den einzelnen Früchten n u r angewandt, wo die Umstände es erfordern. I m Bereich der Bananenwirtschaft sind die Aufgaben denen einer Genossenschaft ähnlich, es gehören u . a. dazu Produktionsverbesserungen, Standardisierung, Verpackung, Lagerung, Reifung, Werbung, Verkauf von Pflanzungsbedarf und Fruchtkisten. Der Handel wird zwar nicht unmittelbar ausgeschaltet, aber doch durch Aufsicht u n d Regulierungen des COD stark eingeengt. Z. B. bedürfen die Agenten einer besonderen Zulassung u n d in größeren Städten bestehen eigene Verkaufsbüros und Reifungsräume des COD; die Vertreter des COD haben Zugang zu den Büchern der Agenten. Letzteres ist besonders notwendig, u m die Durchführung der vom COD erlassenen Mindestpreise zu sichern und u m spekulative Einflüsse aus dem Bananenhandel auszuschalten, denn es ist das Ziel, extreme Preisbewegungen zu verhindern. — Eine sehr wichtige Aufgabe des COD ist die Zusammenstellung direkter u n d schneller Fruchtzüge nach dem Süden, f ü r die dem COD Ausnahmetarife gewährt werden. Die Konzentration des gesamten zwischenstaatlichen Bananenhandels beim COD wurde durch eine Verordnung (1931) gefördert, nach der das COD innerhalb einer bestimmten Zeit Eigentümer aller in Queensland erzeugten Bananen wird 2 ). Die Wirkung ist, d a ß — nach Angaben des COD f ü r 1936/1937 — der zwischenstaatliche Handel bis auf einen Rest von rd. 10% beim COD monopolisiert worden ist. Queensland gibt uns ein Beispiel f ü r eine Monopolisierung, die nicht durch ein kapitalistisches oder genossenschaftliches Unternehmen, sondern auf gesetzlichem Wege durch eine unter Einfluß der Pflanzer stehende behördenähnliche Einrichtung erfolgt ist. Die Wirksamkeit wird allerdings dadurch eingeschränkt, daß das COD wenig Einfluß auf die Erzeugung 1 2
) Queensland Yearbook 1938, S. 200. ) Queensland Agricultural Journal vom Juli 1931.
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selbst hinsichtlich Menge und Beschaffenheit besitzt, und daß es in den Hauptabsatzgebieten auf die Konkurrenz von Neu- Süd-Wales stößt, mit dessen Absatzorganisation kaum eine Zusammenarbeit besteht. Für Neu-Süd-Wales ist eine genossenschaftliche Organisation ohne unmittelbare staatliche Einwirkung kennzeichnend. Spitze ist die „Banana Growers Federation", die Verkaufsabreden innerhalb und außerhalb des Staates abschließt, die Verteilung regelt, eigene Vertreter in den Absatzgebieten hat, eine Frachtkontrolle ausübt und an ihre Mitglieder Pflanzungsbedarf verkauft. Auch sie setzt sich eine Stabilerhaltung der Preise zum Ziel und legt, um die Kontrolle zu behalten, dem Handel Beschränkungen auf, z. B. eine begrenzte Anzahl der Agenten1). Als es um 1934 auf Grund guter Preise in den Vorjahren zu einem spekulativen Anstieg der Produktion kam, der in Neu-Süd-Wales weit größer als in Queensland war, gerieten die Pflanzer in Absatzschwierigkeiten mit schlechten Preisen als Folgeerscheinung. Nachdem es sich gezeigt hatte, daß man in der Frage der Produktionsbegrenzung nicht über eine Warnung vor weiterer Ausdehnung hinaus kam, wurde 1935 auf Grund eines Mehrheitsbeschlusses der Pflanzer das „Banana Marketing Board" gemäß der Primary Products Marketing Act errichtet. Es ist eine Zwangsorganisation für Pflanzer und Händler, die die Kontrolle über den gesamten Absatz übernimmt. Zur lückenlosen Durchführung dieser Aufgabe wurde dem Banana Marketing Board auch die Transportfunktion übertragen, das die Verladungen jedoch durch die oben erwähnte Genossenschaft ausführen ließ. Die Gesundung des Marktes sollte vor allem durch die Zurückhaltung schlechter Ware, die in großen Mengen von Pflanzern, die die Erzeugung ohne Sachkenntnis mit spekulativen Absichten aufgenommen hatten, angeboten wurde, und durch Bemühungen um Ausweitung des Absatzes erfolgen. Durch eine derartig umfassende Organisation mußte sich natürlich der selbständige Handel bedroht sehen, zumal die Entgelte des Handels von Seiten der Pflanzer oft als übermäßig hoch bezeichnet wurden2). Da sich die Marktlage bald besserte, erlahmte das Interesse der Pflanzer für das „Banana Marketing Board" allmählich, so daß Ende 1938 eine Abstimmung der Pflanzer eine Mehrheit von 51% zugunsten einer Auflösung ergab. Wird dem Beschluß entsprochen, so ist es ein deutliches Beispiel dafür, welche Wirkung dieser bis zur letzten Konsequenz durchgeführte Parlamentarismus mit seinen Zufallsmehrheiten auf die Beständigkeit der Wirtschaftspolitik ausüben kann. Eine Auflösung würde bedeuten, daß man auch in Zukunft erst zur Marktregelung schreiten will, wenn es eigentlich schon zu spät ist, anstatt eine vorsorgliche Politik zu treiben. Fidschi-Inseln, a) Anbau. Auf den Fidschi-Inseln ist die Banane das wichtigste landwirtschaftliche Erzeugnis für den Lokalverbrauch wie auch für die Ausfuhr. Auf billigem Boden und mit billigen Arbeitskräften wird eine Frucht — Gros Michel — l)
Fruit World vom Mai 1933. ») Fruit World vom Okt. 1935 und April 1938.
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Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
von ausgezeichneter Qualität erzeugt trotz der verhältnismäßig extensiven Methoden der Eingeborenen. Eine ausgedehnte intensive und systematische K u l t u r durch Europäer stößt in der Beschaffung von Arbeitskräften auf Schwierigkeiten, weil die Fidschianer nicht regelmäßig arbeiten wollen und die Einwanderung von Indern gesperrt ist 1 ). Europäer, die sich in der Nachkriegszeit angesichts schlechter Zuckeru n d Koprapreise stärker f ü r die Bananenkultur interessierten, haben sich zudem wegen der schlechten Absatzverhältnisse allmählich wieder zurückgezogen, so daß der Anteil der Fidschianer an der Erzeugung von 6 4 % 1932 auf 9 0 % (daneben 7 % Chinesen, 2 % Europäer) 1936 angewachsen ist 2 ). b) A b s a t z . Nach dem Ausschluß vom australischen Markt blieb der neuseeländische zunächst der einzige, doch war er nicht ungünstig, da die Fidschi-Inseln als einzige Lieferanten gute Preise erzielen konnten. Das f a n d ein Ende, als durch die Weltwirtschaftskrise ein starker Preisfall für Kopra eintrat u n d auch die Tonga-Inseln, West-Samoa, die Cook-Inseln u n d Niue, die abgesehen von den Tonga-Inseln bei der E i n f u h r nach Neuseeland bevorzugt wurden, zur Exporterzeugung von Bananen übergingen. Da der E x p o r t sich 1932 nicht mehr als gewinnbringend erwies, willigten auch die Fidschi-Inseln in einen Restriktionsplan Neuseelands ein, nach dem ihre Einfuhr kontingentiert wurde. Die Mengen wurden in den folgenden Jahren allmählich vermindert 3 ). Bananen-Ausfuhr der Fidschi-Inseln (in 1000 t) 4 ): 1911 11,8
1923 8,1 1
1927 10,9
1930 3,9
1932
1934
1935
1936
6,9
6,5
6,1
6,4
1937 6,7
| 1938 |
6,4
Als sich auch die Hoffnungen, die auf das zollbegünstigte Kontingent f ü r die Einfuhr nach Australien gesetzt waren, als trügerisch erwiesen hatten, n a h m m a n versuchsweise Verschiffungen nach K a n a d a auf (1934). Schwierigkeiten bereitet das geringe Fassungsvermögen der zur Verfügung stehenden Kühlräume in den nur monatlich verkehrenden Postdampfern der „Canadian Royal Mail Line" u n d der Umstand, daß die Zeit der größten Erzeugung der Fidschi-Inseln mit dem kanadischen Winter zusammenfällt, in dem n u r geringe Nachfrage nach Bananen besteht (Export nach K a n a d a 1937 rd. 440 t). Daß die Fidschi-Inseln wie k a u m ein anderes britisches Produktionsgebiet unter Absatzschwierigkeiten leiden, ist u m so bezeichnender, weil es sich bei den Absatzgebieten ausschließlich u m britische Länder handelt. Da eine Überbrückung der bestehenden Interessengegensätze sehr fraglich ist, liegen die einzigen Möglichkeiten zur Besserung der Lage in einem Ausbau der Belieferung des kanadischen Westens, wodurch keine britischen Interessen geschädigt werden würden — oder in einer Rückgabe Samoas an Deutschland. 2 The Times vom 23. 8.1919. ) Annual Report on the Fiji-Islands 1935,1936. ) An Economic Survey 1936, S. 486. 4 ) Umgerechnet auf der Grundlage 1 Kiste = 95 lbs und 50 Büschel = 11.
3
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Die britische trustfreie Bananenwirtschaft
Der Ausfuhrhandel liegt in der Hand von Europäern, unterliegt jedoch einer strengen Kontrolle der Verwaltung auf Grund der Fruit Export and Marketing Ordinance von 1933. Es gibt anerkannte Verpackungsstellen, wo die Exporteure, die einer besonderen Zulassung bedürfen, gegen bar kaufen müssen. Entsprechend der auswärtigen Marktlage werden Mindestpreise festgesetzt, wobei man sich bemüht, die Preisschwankungen möglichst gering zu halten. Tonga-Inseln. Die Tonga-Inseln exportierten schon vor dem Krieg Bananen nach Neuseeland, doch riß die direkte Verbindung mit dem Ausbruch des Weltkrieges ab. Erst als diese, subventioniert von den Tonga-Inseln, Ende 1931 wiederhergestellt wurde, konnte der Export mit monatlichen Verladungen in Kühlräumen wieder aufgenommen werden. Zur Sicherung des Absatzes schloß die Regierung des Königreiches Tonga mit einer Firma einen Vertrag, nach dem diese alle angebotene Frucht zu einem bestimmten Preis fob Tonga zu übernehmen hat und der Gewinn gleichmäßig zwischen den Parteien aufgeteilt wird1). Verpackungsmaterial stellt die Regierung kostenlos zur Verfügung. Auch die Tonga-Inseln wurden durch die neuseeländische Kontingentierung betroffen, ihre Quote wurde auf 20% des Kontingents der Fidschi-Inseln festgesetzt. Bananen-Ausfuhr der Tonga-Inseln (in 1000t): 1931 | 0,1 |
1932
]
1.»
1
1933 0,7
| |
1934 1,2
| |
1935 1,0
| |
1936 1,0
1937 0,5
| 1938 |
0,4
West-Samoa. (Neuseeländisches Mandatsgebiet.)
a) A n b a u . In dieser unter Mandatsverwaltung stehenden deutschen Kolonie wird der exportmäßige Anbau der Banane seit 1928 betrieben. Sie war zeitweise für den eingeborenen Pflanzer das einzige gewinnbringende Erzeugnis, denn die Ausfuhr des Haupterzeugnisses, der Kopra, mußte zeitweilig sogar ganz eingestellt werden, teils wegen schlechter Preise, teils wegen einer unvernünftig hohen Zollbelastung durch die Mandatsverwaltung 2 ). b) A b s a t z . Ebensowenig wie für die Wirtschaft Samoas insgesamt, interessierte sich auch das neuseeländische Unternehmertum für die Bananenausfuhr, die daher von der Mandatsverwaltung in eigener Regie aufgenommen werden mußte. Sie übernimmt die Bananen von den Pflanzern zu einem festen Preis, trägt das Absatzrisiko und sorgt für die Verschiffung. Das nur geringe Risiko des Pflanzers trug zur Förderung der Kultur bei. Zur Aus]) 2)
Samoa Herald vom 23. 10. 1931. Koloniale Nachrichten, Berlin, vom 13. 4. 1935.
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Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
Schaltung von Marktstörungen durch private Verschiffungen wurde ab 1931 ein Exportschutzzoll von 2 s 6 d je Kiste eingeführt, der vom Exporteur zu entrichten ist. Da die Verwaltung sowohl Exporteur als auch Empfanger des Zolles ist, werden von ihm tatsächlich nur die privaten Unternehmer betroffen 1 ). Bei einer Rückgabe der Kolonie an Deutschland wird die Fortsetzung der Bananenausfuhr ein schwieriges Problem darstellen, denn die weitere Einfuhr in britische Länder dürfte durch die britische Präferenz von 8 s 4 d je cental unmöglich werden; anderweitiger Absatz dürfte kaum zu finden sein, Deutschland kommt wegen der großen Entfernung nicht in Frage. Bananen-Ausfuhr von West-Samoa (in 1000 t) : 1931 3,2
1932
1933
2,6
3,1
1934 3,8
1935 4,1
1936 4,8
1937 7,0
1938 7,7
c) V e r k e h r . Wie der Export wird auch der Seetransport vom Staat, d. h. von Neuseeland, mit einem eigenen Motorschiff (1200 BRT), das auch die CookInseln anläuft, in monatlichen Abfahrten selbst durchgeführt. Das geringe Fassungsvermögen hemmt jedoch die weitere Aufwärtsentwicklung des Exportes. Die Folge ist ein Verderb von etwa einem Drittel der Ernte und ein heftiger Wettbewerb der etwa 300 Exportpflanzer, von denen in der Regel nicht mehr als zehn 100 oder mehr Kisten verladen, um den Laderaum.
K a p i t e l 3.
Die deutsche Bananenwirtschaft in Kamerun. 1. Deutschlands Einfuhr und Verbrauch. Deutschlands Einfuhr von Bananen (in 1000 t): 1913 1924 1926 1928 1930 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 Insgesamt davon aus: Kanar. Inseln . . Kamerun Brit. Westindien. Kolumbien Costa Rica : . . . . Honduras Brasilien Guatemala Ital. Ostafrika ..
45,1 25,3 68,6 87,9 118,5 113,0 97,3 96,3 68,0 125,7 146,1 162,7 22,6 14,2 18,7 14,5 —^ — — 0,1 5,7 0,5 0,2 26,3 12,3 0,9 42,7 23,0 . — — 3,3 — — — — 23,1 — — — 0,3 —
—
—
—
12,9 1,0 53,3 8,3 0,5
11,1 21,0 38,1 13,3 29,1 40,0 52,1 11,2 4,5 3,2 2,8 30,2 — — 2,9 — — 5,3 8,7 1,9 7,6 2,1 4,1 3,8 1,5 2,2 1,8 — 3,6 2,6 0,2 12,9 3,2 77,1 1,1
12,8 5,8 56,0 2,9
35,0 41,9 51,2 43,8 23,7 12,7 27,1 41,9 2,6 5,0 7,1 1,4 4,8 3,4 1,5 3,9 0,2 1,3
In Deutschland konnte die Bananeneinfuhr erst 1926 wieder die Menge überschreiten, die sie bereits vor dem Kriege erreicht hatte. Der nun *) Report on the administration of West Samoa 1933, 1934.
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Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
Schaltung von Marktstörungen durch private Verschiffungen wurde ab 1931 ein Exportschutzzoll von 2 s 6 d je Kiste eingeführt, der vom Exporteur zu entrichten ist. Da die Verwaltung sowohl Exporteur als auch Empfanger des Zolles ist, werden von ihm tatsächlich nur die privaten Unternehmer betroffen 1 ). Bei einer Rückgabe der Kolonie an Deutschland wird die Fortsetzung der Bananenausfuhr ein schwieriges Problem darstellen, denn die weitere Einfuhr in britische Länder dürfte durch die britische Präferenz von 8 s 4 d je cental unmöglich werden; anderweitiger Absatz dürfte kaum zu finden sein, Deutschland kommt wegen der großen Entfernung nicht in Frage. Bananen-Ausfuhr von West-Samoa (in 1000 t) : 1931 3,2
1932
1933
2,6
3,1
1934 3,8
1935 4,1
1936 4,8
1937 7,0
1938 7,7
c) V e r k e h r . Wie der Export wird auch der Seetransport vom Staat, d. h. von Neuseeland, mit einem eigenen Motorschiff (1200 BRT), das auch die CookInseln anläuft, in monatlichen Abfahrten selbst durchgeführt. Das geringe Fassungsvermögen hemmt jedoch die weitere Aufwärtsentwicklung des Exportes. Die Folge ist ein Verderb von etwa einem Drittel der Ernte und ein heftiger Wettbewerb der etwa 300 Exportpflanzer, von denen in der Regel nicht mehr als zehn 100 oder mehr Kisten verladen, um den Laderaum.
K a p i t e l 3.
Die deutsche Bananenwirtschaft in Kamerun. 1. Deutschlands Einfuhr und Verbrauch. Deutschlands Einfuhr von Bananen (in 1000 t): 1913 1924 1926 1928 1930 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 Insgesamt davon aus: Kanar. Inseln . . Kamerun Brit. Westindien. Kolumbien Costa Rica : . . . . Honduras Brasilien Guatemala Ital. Ostafrika ..
45,1 25,3 68,6 87,9 118,5 113,0 97,3 96,3 68,0 125,7 146,1 162,7 22,6 14,2 18,7 14,5 —^ — — 0,1 5,7 0,5 0,2 26,3 12,3 0,9 42,7 23,0 . — — 3,3 — — — — 23,1 — — — 0,3 —
—
—
—
12,9 1,0 53,3 8,3 0,5
11,1 21,0 38,1 13,3 29,1 40,0 52,1 11,2 4,5 3,2 2,8 30,2 — — 2,9 — — 5,3 8,7 1,9 7,6 2,1 4,1 3,8 1,5 2,2 1,8 — 3,6 2,6 0,2 12,9 3,2 77,1 1,1
12,8 5,8 56,0 2,9
35,0 41,9 51,2 43,8 23,7 12,7 27,1 41,9 2,6 5,0 7,1 1,4 4,8 3,4 1,5 3,9 0,2 1,3
In Deutschland konnte die Bananeneinfuhr erst 1926 wieder die Menge überschreiten, die sie bereits vor dem Kriege erreicht hatte. Der nun *) Report on the administration of West Samoa 1933, 1934.
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Die deutsche Bafiaaenwiftschaft in Kamerun
folgende Anstieg der Einfuhr wurde auch zunächst mengenmäßig von der Weltwirtschaftskrise wenig beeinflußt. E r s t von 1933 an, als die Banane hinter den Gütern, die f ü r den wirtschaftlichen und politischen Wiedera u f b a u Deutschlands dringlicher waren, bei der Bereitstellung von Devisen zurückstehen mußte, kam es zu größeren Einfuhrrückgängen, die jedoch nach der Umstellung der deutschen Handelspolitik bald wieder ausgeglichen werden konnten. Seit 1936 steigerte sich die Bananeneinfuhr von J a h r zu J a h r , liegt aber dennoch relativ niedrig im Vergleich zu den westlichen Nachbarländern. Unter den Herkunftsländern verloren die Kanarischen Inseln nach dem Weltkrieg stark an Bedeutung, wogegen die Länder, deren Bananenwirtschaft von der UFC beherrscht wird, einen immer größeren Anteil der E i n f u h r bestritten. 1928 t r a t e n Brasilien u n d Kamerun mit geringen Mengen in die Reihe der Lieferländer, unter denen Kamerun seit 1935 an erster Stelle steht. Es war das J a h r , in dem die deutsche Devisenlage so schwierig wurde, daß Bardevisen f ü r die Bananeneinfuhr nicht mehr zur Verfügung gestellt werden konnten. Betroffen wurde davon nur die UFC, während die Kanarischen Inseln durch den Verrechnungsverkehr ihre Lieferungen steigerten. Doch konnte sich die UFC durch Übergang zur Zahlung i m Wege der Verrechnung wieder stärker einschalten, so daß Mittelamerika und Westindien insgesamt immer noch mehr liefern als Kamerun oder die Kanarischen Inseln. Österreichs Bananen-Einfuhr (in 1000t): 1927 Kanar. Inseln Brit. Westindien... Kolumbien Ital. Ostafrika Insgesamt
1933
1935
1937
1938
3,2
0,4
0,6 0,1
—
—
—
—
—
—
—
0,4 1.1 0,3 0,1
1,5 0,1 0,2 0,2
3,6
3,5
0,4
0,7
0,9
2,0
1929
0,2 1,8
3,5
— —
2,0
1931
Nach der Schaffung des Großdeutschen Reiches verdient auch die Einf u h r Österreichs und der Tschecho- Slowakei an dieser Stelle Beachtung. Bei beiden Gebieten handelt es sich nur um geringe Mengen. I n welchem großen Umfange die Banane hier zu den Gütern des Luxusbedarfes gehört, kommt in der starken Konjunkturempfindlichkeit der Einfuhr, wie sich in der Weltwirtschaftskrise zeigte, zum Ausdruck, als die Einfuhr 1932 bezw. 1933 auf einen Bruchteil ihrer früheren Höhe absank. Bananen-Einfuhr der Tschechoslowakei (in 1000t): 1931 | 3,2 |
1932
1933
1935
1936
1937
0,2
2,1
2,7
2,7
2,8
|
1938 3,0
I n der Tschecho-Slowakei herrschte die westindische Banane vor, während sie in Österreich, ähnlich wie in Deutschland, in den letzten J a h r e n v o n den kanarischen Bananen zurückgedrängt worden war. Bemerkenswert ist die Belieferung durch Italienisch-Ostafrika seit 1937, die in Zu-
62
Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
kunft für die Ostmark von Bedeutung werden kann — wie auch für andere Teile Süddeutschlands—, da sie über den nächstgelegenen Seehafen, Triest, erfolgt. Bei Besserung der Lebenshaltung bestehen in allen neu zum Reich getretenen Gebieten, in der Ostmark, im Sudetengau und im Protektorat Böhmen und Mähren Möglichkeiten für eine Steigerung des Bananenverbrauchs. Entsprechend den Einfuhrverlagerungen haben sich auch im Bananenverkehr der Haupteinfuhrhäfen Verschiebungen ergeben, denn die Einfuhr des Trustes geht über Bremerhaven, während Hamburg der Hafen der trustfreien Einfuhr ist. So hat Bremerhaven den führenden Platz, den es bis 1934 innehatte, an Hamburg abgeben müssen. Bananen-Ankünfte in Hamburg und Bremerhaven (in 1000t): Hamburg: Insgesamt davon aus: Kanar. Inseln Kamerun Brasilien Bremerhaven: Insgesamt davon aus: Kanar. Inseln Westindien Mittelamerika Kolumbien
1926
1928
50,6
23,1
25,2
1933
1935
1936
1937
1938
37,2
22,3
52,5
70,5
93,5
100.5
22,1 0,1
16,9 1,3 1,1
12,9 8,1 1,1
21,3 30,8 0,3
28,5 41,6
38,0 55,4
43,6 55,1 1,5
23,1
80,9
111,3
70,3
10,6
46,4
2,0 12,3 8,9
1,4 32,6 36,1 10,9
1,1 23,5 62,0 24,8
0,3
0,1 1,1 2,1 7,2
— —
—
1930
—
66,0 4,1
—
—
2,3 11,0 33,1
—
61,2
77,6
2,4 21,7 5,9 31,2
2. Wirtschaftspolitische Maßnahmen. Nachdem in Deutschland vor dem Weltkriege Zollfreiheit für frische Bananen bestanden hatte, wurden sie 1922 (Gesetz vom 8. 4. 1922) mit einem Zoll von 10 RM je 100 kg belastet, der am 17.8.1925 auf 30 RM (Obertarif 120 RM) erhöht wurde1). Aber schon 1923 gelang es Spanien in dem mit Deutschland abgeschlossenen Handelsvertrag, die zollfreie Einfuhr von Bananen „in Steigen", wie sie von den Kanarischen Inseln kommen, durchzusetzen2). Auf das Drängen der Interessenten wurde diese Vergünstigung später auf alle frischen Bananen an Stämmen ausgedehnt. Gegen den freien Zutritt der Bananen zum deutschen Markt wurden schon bald von Seiten der deutschen Landwirtschaft schwere Vorwürfe erhoben. Während nämlich der Absatz des deutschen Obstes von 1929 an bei der sinkenden Kaufkraft immer schwieriger wurde, überschwemmten billige ausländische Früchte den deutschen Markt, so war z. B. die Bananeneinfuhr 1930—32 größer als bei konjunkturellem Hochstand 1929. Die Lage war für die damals noch vollkommen zersplitterte deutsche Obstwirtschaft um so schwieriger, als sie in der UFC einem Konkurrenten gegen2
Früchtehandel vom 7. 9. 1935. ) Wirtschaftsdienst vom 12. 12. 1924.
Die deutsche Bananenwirtschaft in Kamerun
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überstand, der alle organisatorischen, finanziellen und propagandistischen Mittel zur Absatzförderung zur Verfügung hatte. Hinzu kam der qualitative Rückstand des deutschen Obstes. Aus diesen Gründen forderte der Reichslandbund u. a. eine staatliche Monopolisierung der Einfuhr von Südfrüchten und Gemüse mit dem ausdrücklichen Zweck einer Einschränkung der Einfuhr und einer Absatzförderung für Inlandsobst 1 ). Die damalige Reichsregierung ging nicht darauf ein. Es erscheint überdies zweifelhaft, ob bei dem Fehlen einer zielsicheren umfassenden Wirtschaftspolitik eine entscheidende Hilfe zu erwarten gewesen wäre. Im nationalsozialistischen Staat wurde auch die Südfruchteinfuhr in die Gesamtorganisation der deutschen Ernährungswirtschaft eingegliedert, um im Einklang mit den Zielen der neuen Wirtschaftspolitik der Volkswirtschaft dienstbar gemacht zu werden. Die Einfuhr gefährdet jetzt nicht mehr die Interessen der deutschen Obstwirtschaft, sondern sie stellt eine notwendige Ergänzung dar, um die Nachfrage der Verbraucher befriedigen zu können. Mit der Regelung der Einfuhr ist die „Reichsstelle für Garten- und Weinbauerzeugnisse" 2 ) betraut, auf deren Rechte und Aufgaben hier jedoch nicht im einzelnen eingegangen werden kann 3 ). Es sei nur erwähnt, daß sie die Entrichtung eines Unterschiedsbetrages auferlegen kann. Dieser schwankt je nach der Versorgungslage des Marktes mit deutschen Früchten. Durch Einflußnahme auf den Preis, durch Erhöhung oder Senkung dieses Betrages, wird also eine Verbrauchslenkung vorgenommen 4 ). Die Handelsunternehmungen selbst sind laut Verordnung vom 21. 10. 1936 in der „Hauptvereinigung der deutschen Gartenbauwirtschaft" bezw. ihren Untergliederungen zusammengefaßt, deren Aufgaben u. a. bei Knappheit der Ware in einer gleichmäßigen Versorgung aller deutschen Märkte liegen. Als im Mai 1935 die Devisenzuteilung für Bananen vollkommen eingestellt wurde, fand die Einfuhr durch die UFC zunächst ihr Ende. Der Trust hatte allerdings versucht, den Devisenaufwand für westindische Bananen dadurch zu verringern, daß er 1933 zwei Bananendampfer an die zum Stinnes-Konzern gehörige „Midgard" Deutsche Seeverkehrs A.-G., Nordenham, verkaufte und somit unter deutscher Flagge fahren ließ 5 ). Als einen Beweggrund für diesen Vorgang haben wir auch die Möglichkeit einer propagandistischen Auswertung „der Einfuhr unter deutscher Flagge" zu werten, womit man vor allem dem Wettbewerb der seit 1933 stark aufstrebenden „Afrikanischen Frucht-Compagnie" (AFC) entgegentreten wollte. — Mit dem Ende der Einfuhr löste sich die Deutsch-Westindische Bananengesellschaft auf, in deren Hände sie bisher gelegen hatte. Reichslandbund vom 18. 10. 1930. In dieser ging Ende 1938 die „Überwachungsstelle für Gartenbauerzeugnisse, Getränke und sonstige Lebensmittel" auf. 3 ) U. a. Anpassung der Einfuhr an den heimischen Bedarf, Vermeidung von Absatzstörungen für deutsche Erzeugnisse, Andienungspflicht, Zurückweisung oder Zurückverkauf an den Andienenden unter Auflage von Bedingungen, Festsetzung von Übernahmepreisen. 4 ) Z. B. Anfang 1939: 0,15 RM je 100 kg. 5 ) Weser-Zeitung vom 14. 5. 1933. 2)
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Die trustfreie Bananenwirtschaft in der Welt
Da die UFC nicht auf den deutschen Markt verzichten wollte, mußte sie das Geschäft auf eine Basis umstellen, bei der sich für Deutschland ein nationalwirtschaftlicher Nutzen ergibt. Zu diesem Zweck wurde Anfang 1936 die „Union" Handels- und Schiffahrtsgesellschaft, Bremerhaven, gegründet, deren Kapital zu je einem Drittel von Bremer und Hamburger Einfuhrfirmen und der UFC stammt. Ihre Hauptaufgabe war der Aufbau eines Warenaustausches auf der Basis der Kompensation, d. h. sie sollte zwecks Bezahlung der Bananeneinfuhr ohne Transfer Schwierigkeiten auch die Ausfuhr deutscher Industrieerzeugnisse betreiben. Darüber hinaus mußte sich die UFC bereiterklären, 15 % der bezogenen deutschen Industrie