194 63 23MB
German Pages 585 [588] Year 2003
Jutta Schumann Die andere Sonne
Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg Colloquia Augustana Herausgegeben von Johannes Burkhardt und Theo Stammen
Band 17
Jutta Schumann
Die andere Sonne Kai serbild und Medien Strategien im Zeitalter Leopolds I.
Akademie Verlag
Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG WORT
Der Einband zeigt einen Ausschnitt aus dem Titelblatt der Flugschrift „Mars orientalis et occidentalis", Österreichische Nationalbibliothek, Sign. 77 Dd. 654.
ISBN 3-05-003752-0 ISSN 0946-9044
© Akademie Verlag GmbH, Berlin 2003 Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Einbandgestaltung: Jochen Baltzer, Berlin Druck: Druckhaus „Thomas Müntzer", Bad Langensalza Bindung: Norbert Klotz, Jettingen-Scheppach Gedruckt in Deutschland
Vorwort Zu Beginn dieses Buches zu Kaiserbild und Medienstrategien des Wiener Hofes stand die Beschäftigung mit Flugschriften und illustrierten Einblattdrucken des 17. Jahrhunderts. Erste Anregungen, mich mit diesem Thema zu beschäftigen, erhielt ich von Professor Johannes Burkhardt, dem ich für die sachkundige Betreuung dieser, im Jahr 2000 fertiggestellten Dissertation und die große Unterstützung während Studium und Promotion besonders danken möchte. Erweitert wurde die Perspektive der Arbeit durch die Beschäftigung mit den Fragestellungen des Graduiertenkollegs „Wissensfelder der Neuzeit". Den Mitgliedern des Kollegs, die mich während der Ausarbeitung der Arbeit mit wertvollen Ratschlägen begleitet haben, gilt ebenso mein Dank wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die mir ein Stipendium im Rahmen des Kollegs ermöglichte. Die umfangreiche Suche nach Quellenmaterial wäre ohne die Hilfe zahlreicher Archive, Museen und Bibliotheken nicht zu leisten gewesen. Für wichtige Hinweise und Ratschläge danke ich Frau Professorin Silvia Serena Tschopp sowie Dr. Stephanie Haberer, Gerd Gerber, Susanne Friedrich und Karin und Silke Schumann. Besonderen Dank schulde ich Eva-Maria Landwehr für ihre große Unterstützung bei der Schlußkorrektur. Augsburg, im Juni 2002
Jutta Schumann
Inhaltsverzeichnis I.
Grundsätzliche Überlegungen
13
1.1
Einleitung
13
1.2
Begriffsklärung
16
1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.3.1 1.2.3.2 1.2.3.3 1.2.3.4 1.2.3.5 1.2.4
Öffentlichkeit Medien Propaganda Definition Wirkungsmöglichkeiten von Propaganda Propagandatechniken .Moderne Propaganda'und .frühneuzeitliche Propaganda' Multiplizierende Imagepflege Darstellungsweise, Zielsetzungen und Methodik
16 27 29 29 30 32 33 36 38
II.
Das Bild des Kaisers in der Tagspublizistik
41
II. 1
Die Medien der aktuellen Publizistik: Flugschrift, illustrierter Einblattdruck, Zeitung und historisches Lied Flugschriften Illustrierte Einblattdrucke Zeitung Historisches Lied Verkaufs-und Produktionsbedingungen Autoren und Herkunft der Nachrichten Sammelwerke zum Zeitgeschehen und andere Medien zu Tagesereignissen
II. 1.1 II. 1.2 II. 1.3 II. 1.4 II. 1.5 II. 1.6 II. 1.7
II.2 II.2.1 11.2.1.1 11.2.1.2 11.2.1.2.1 11.2.1.2.2 11.2.1.2.3 11.2.1.2.4 11.2.1.2.5
Das Image Kaiser Leopolds I. in der Tagespublizistik Die Wahl von 1658 Ausgangssituation Die Auseinandersetzungen im Vorfeld der Wahl Habsburgische Schriften Schwedische und französische Schriften gegen die Habsburger Das Image der Habsburger in Frischmanns „Der Chur FürstenRaht" Die Diskussion um die Wahlkapitulation Die Berichterstattung in den Zeitungen und anderen Medien im Vorfeld der Wahl
41 42 47 51 54 56 61 64 67 68 68 70 73 76 79 83 85
11.2.1.3 11.2.1.4 11.2.1.4.1 11.2.1.4.2
Die Wahl in Frankfurt Bilder, Symbole und inhaltliche Aussagen zur Kaiserwahl Symbol und Wahlspruch Kaiser Leopolds I. Bildsymbole und Textprogramm
88 93 94 98
11.2.2 11.2.2.1 11.2.2.2
Der Türkenkrieg der Jahre 1663 und 1664 Das Medienecho auf den Krieg Der Waffenstillstand von 1664 und die Auswirkungen des Türkenkrieges auf das Image des Kaisers Das Image des Kaisers in der ersten Regierungsjahren
103 105
Die Magnatenverschwörung und der Konflikt mit Frankreich Die Magnatenverschwörung in Ungarn 1671 und die konfessionelle Problematik Das Reich zwischen Krieg und Frieden: Die Schlüsseljahre 1672 bis 1674 in der Tagespublizistik Die Flugschriften im Vorfeld des Krieges Der Meinungskampf um Krieg oder Frieden (1672-1674) ,Regiersucht' und Universalmachtsstreben versus Mächtegleichgewicht Der Kaiser und die Stände des Reiches Das Bild des Kaisers in den Flugschriften der Jahre 1673 und 1674 Illustrierte Einblattdrucke und Zeitungen in den Jahren 1673 und 1674 Exkurs: Kriegsberichterstattung am Beispiel der beiden Schlachten bei Sinsheim und Seneffe 1674
116
11.2.2.3 11.2.3 11.2.3.1 11.2.3.2 11.2.3.2.1 11.2.3.2.2 11.2.3.2.3 11.2.3.2.4 11.2.3.2.5 11.2.3.2.6 11.2.3.2.7
11.2.4 11.2.4.1 11.2.4.2 11.2.4.2.1 11.2.4.2.2 11.2.4.3
Der Frieden von Nimwegen Der Frieden von Nimwegen in den Zeitungen Der Frieden von Nimwegen in den Flugschriften Kritik im Vorfeld des Friedens Kritik an den aushandelten Bedingungen und am Kaiser Der Frieden von Nimwegen im Bild
11.2.5
Türkenbedrohung und Regensburger Stillstand. Das Zweifrontenproblem in der Tagespublizistik Stillstandsverhandlungen und Türkenoffensive in den Zeitungen Stillstandsverhandlungen und Türkenoffensive im illustrierten Einblattdruck Stillstandsverhandlungen und Türkenoffensive im historischen Lied
11.2.5.1 11.2.5.2 11.2.5.3
112 115
118 128 128 132 140 146 150 151 152 160 160 162 162 164 170
172 172 175 178
11.2.5.4
Stillstandsverhandlungen und Türkenoffensive in den Flugschriften
180
11.2.5.5
Das Bild des Kaisers unter dem Eindruck des Zweifrontenproblems und der Türkenerfolge in den folgenden Jahren
185
11.2.6
Die Wahl Josephs I. zum Römischen König
192
11.2.7
Das Bild des Kaisers im Spiegel der Publizistik
199
11.2.7.1 11.2.7.2 II.2.7.3. 11.2.7.4
Das Image Leopolds I. im Wandel der Zeit Das Image des Kaisers in seinen letzten Regierungsjahren Leopold I. und Ludwig XIV. Das Image des Kaisers in den verschiedenen Medien der Tagespublizistik Medienpolitik und Propaganda des Wiener Hofes Der Wiener Hof und die Medien der Tagespublizistik Adressaten, Öffentlichkeitskreise und medienimmanente Stellungnahmen zur Bedeutung von Propaganda
199 203 208
11.2.7.5 11.2.7.5.1 11.2.7.5.2
III.
111.1 III. 1.1 III. 1.2 III. 1.3 111.2 111.2.1
Die Imagepolitik des Wiener Hofes außerhalb der Tagespublizistik Höfisches Fest Die Hochzeit mit Margaretha Theresia 1666/67 als multimediales Ereignis Szenische Festaufführungen Räumlicher Wirkungshorizont höfischer Festlichkeiten
212 215 215 228
237 240 243 255 262
111.2.2 111.2.2.1 111.2.2.2 111.2.2.3 111.2.3 111.2.3.1 111.2.3.2
Kunst und Architektur Die Selbstdarstellung der Habsburger in Kunst und Architektur vor Kaiser Leopold I. Architektur als Informationsmedium Das Bauprogramm des Wiener Hofes Ephemere Festarchitektur Wirkungsmöglichkeiten und Adressatenkreise Malerei und Plastik Sakraler Denkmalsbau Malerei
267 267 271 271 275 279 282 282 285
111.3 111.3.1 111.3.2 111.3.3
Geschichtsschreibung Hofgeschichtsschreibung Der „Fuggerische Ehrenspiegel" Der „Ehren-Ruff Teutschlands" von Wagner von Wagenfels
288 288 291 293
III.4 111.4.1 111.4.2 111.4.3
Die Öffentlichkeitsarbeit des Wiener Hofes Imagewerbende Bemühungen Wiens und die dabei bevorzugten Medien Adressaten kaiserlicher Öffentlichkeitspolitik Das Bild Kaiser Leopolds I. in den vom Hof geförderten Medien
295 295 298 301
IV.
Beispiele multiplizierender Imagepflege
305
IV.l IV. 1.1 IV. 1.2 IV. 1.3 IV. 1.4
Theater Ordensdramen als direkte Huldigung an den Kaiser Das Jesuitendrama und Kaiser Leopold I. Die Berücksichtigung des Kaisers im Breslauer Schultheater Stellungnahmen zu Kaiser Leopold I. außerhalb des Schultheaters
306 307 310 313 319
IV.2 IV.2.1 IV.2.2 IV.2.3
Medaillen Medaillen als Medium der Propaganda Text- und Bildaussagen der Medaillen zu Kaiser Leopold I. Auftraggeber und Käufer von Medaillen
321 323 325 331
IV.3 IV.3.1 IV.3.2
Predigten Festpredigten Predigtexempel und praktische Predigtsammlungen
339 343 352
IV.4
Das barocke Thesenblatt
355
IV.5 IV.5.1 IV.5.2 IV.5.3
Multiplizierende Imagepflege Funktionen multiplizierender Imagepflege Träger und Rezipienten multiplizierender Imagepflege Multiplizierende Imagepflege und kulturelles Gedächtnis
359 359 363 365
V.
Medienstrategien und Öffentlichkeitsinszenierung Kaiser Leopolds I.
370
V.l
Die Medienpolitik Wiens
371
V.2
Propaganda und multiplizierende Imagepflege
376
V.3
Das Image des Kaisers im Wandel der Zeit
380
V.4
Das Bild Kaiser Leopolds I. im 19. und 20. Jahrhundert
385
Anhang
391
Abkürzungsverzeichnis
393
Verzeichnis der benutzten Archive und Sammlungen
394
Gedruckte Quellen Flugschriften Flugschriften ohne datierbares Erscheinungsjahr Illustrierte Einblattdrucke Illustrierte Einblattdrucke ohne Datierung Geschichtswerke Theaterstücke, Periochen und Szenare Sonstige gedruckte Quellen
395 395 483 485 498 499 501 503
Verzeichnis der gesichteten Zeitungen zu den Jahren 1657 und 1658; 1663 und 1664; 1666 und 1667; 1671; 1673 und 1674; 1679; 1684 und 1690
510
Forschungsliteratur
512
Abbildungsverzeichnis
528
Abbildungen Nr. 1-47
533
Register
573
I. Grundsätzliche Überlegungen 1.1 Einleitung Es sind Ihro Majestät vor der Welt als ein Wunder gewesen,[...] indem keiner Dero Deutschen hohen Vorfahren so lange den Käyserl. Thron besessen; und darbey so viel Thaten gethan, daß Sie mit allem Recht den Nahmen deß Grossen getragen, so groß, daß wenig unter denen Römischen Käysern so viel herrliche Siege wider die Ungläubigen erhalten haben1. Mit diesen Worten lobte der Prediger Christian Hermann anläßlich des Todes von Kaiser Leopold I. rückblickend dessen Leben und Taten. Der Kaiser zeichnete sich seiner Ansicht nach nicht nur durch eine besonders lange Regierungszeit aus, sondern er trug auch zu Recht vor allem wegen seiner Erfolge gegen die Türken die Bezeichnung ,der Große'. Christian Hermann stellt mit dieser Einschätzung seines Kaisers keinen Einzelfall dar. Bereits zu Lebzeiten wurde Leopold I. in den letzten Jahren seiner Regierung häufiger dieses Attribut verliehen, das ausdrücklich nicht nur als Klassifizierung im Hinblick auf den ersten Träger des Herrschernamens Leopold verstanden werden wollte. Relativierend könnte man das oben angeführte Zitat auch als klassisches Herrscherlob verstehen, das sich immer wiederkehrender Topoi und Floskeln bedient. Allerdings zeigt der Blick auf den Verlauf der Regierungszeit Leopolds, daß einiges gegen diese Annahme spricht. Denn nicht immer erfuhr der Kaiser eine gleichbleibende Wertschätzung. Gerade die ersten zwanzig Jahre seiner fast fünfzigjährigen Herrschaft sind von zahlreichen Rückschlägen geprägt. Leopold I. konnte sich zwar als erfolgreicher Bezwinger der Türken präsentieren, mußte jedoch bei der Auseinandersetzung mit Ludwig XIV., seinem großen Widersacher auf der europäischen Bühne, auch eine Reihe von Mißerfolgen hinnehmen. Blickt man heute in Schulbücher oder konsultiert populärere geschichtliche Darstellungen, so wird schnell klar, daß der französische König nicht nur auf dem Schlachtfeld der erfolgreichere der beiden Herrscher gewesen zu sein scheint. Ludwig XIV. gilt, versehen mit dem Attribut des Sonnenkönigs, als Inbegriff für prachtvolle höfische Inszenierungen und wird als Paradebeispiel für eine erfolg-
Christian Hermann, Die Krafft des Gläubigen Gebeths Einer sterbenden Majestät, Wie auch eines gehorsamen Volckes, Bey Publication Des Den 5. Maji Nachmittage im 1705ten Jahre Erfolgten tödlichen Hintritts, Des Weyland, Allerdurchlauchtigsten und Großmächtigsten Fürsten und Herren, Herren Leopoldii [...], Breslau [1705].
14 reiche absolutistische Herrschaft gepriesen. Im Gegensatz dazu ist Leopold I. im Lauf der Zeit fast vollkommen in Vergessenheit geraten, was sich zum Teil durch die von dem Ideal des nationalen Machtstaats geprägte Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts erklären läßt. Doch können auch noch andere Gründe dafür verantwortlich sein. Die geringe Beachtung, die der Kaiser in der Forschung des 19. und 20. Jahrhunderts erlebte, mag auf das zeitgenössische Image Leopolds I. zurückgehen, das für nachfolgende Generationen möglicherweise wenig Anziehungskraft besaß. Oder aber, die Kommunikationsmittel, durch die dieses Image verbreitet wurde, waren extrem zeitgebunden in ihrer Wirkung und konnten daher über den Tod des Herrschers hinaus kaum positive Effekte entwickeln. Die genannten Überlegungen verweisen auf zentrale Untersuchungsgegenstände dieser Arbeit. Es geht auf der einen Seite um das Kaiserbild, das durch den Kaiser und seinen Hof bewußt inszeniert und durch gezielte Medienwahl in Umlauf gesetzt wurde. Auf der anderen Seite interessiert die Frage, ob parallel zu der kaiserlichen Imagepolitik andere Trägerkreise dieses Bild im Sinn des Kaisers weiterverbreiteten, es veränderten oder sogar ein vollkommen anderes Image entwarfen. Eng verbunden mit diesen Fragestellungen ist der Bereich der .Propaganda' als bewußt genutzte Möglichkeit zur Imageverbesserung, wobei in diesem Zusammenhang auch nach den Adressatenkreisen von .Propaganda' und Imagepolitik gefragt werden wird. Der Wirkungszusammenhang zwischen dem zeitgenössisch entwickelten Image des Kaisers und der Beurteilung seiner Person durch die Nachwelt berührt dabei einen interessanten Teilaspekt dieser Untersuchung. Bisher wurde Kaiser Leopold I. in der Forschung nur geringes Interesse gezollt. Erst mit der in den letzten Jahrzehnten vorgenommenen positiveren Bewertung des Heiligen Römischen Reiches, das nicht zuletzt wegen seiner defensiv und friedlich ausgerichteten Strukturen zunehmend gewürdigt wird, rückte die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder mehr in den Blickpunkt der Forschung2. Zur Person Leopolds I. selbst liegen bislang allerdings nur zwei aus dem engli2
Vgl. dazu Karl Otmar von Aretin, Das Alte Reich 1648-1806, 2 Bde., Bd. 1: Föderalistische oder hierarchische Ordnung (1648-1684), Stuttgart 1993; Bd. 2: Kaisertradition und österreichische Großmachtpolitik (1684-1745), Stuttgart 1997; Karl Otmar von Aretin, Das Reich. Friedensgarantie und europäisches Gleichgewicht 1648-1806, Stuttgart 1986; Johannes Burkhardt, Das größte Friedenswerk der Neuzeit. Der Westfälische Frieden in neuer Perspektive, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 49 (1998), S. 592-618; Johannes Burkhardt, Verfassungsprofil und Leistungsbilanz des Immerwährenden Reichstags. Zur Evaluierung einer frühmodemen Institution, in: Heinz Duchhardt u. a. (Hrsg.), Reichsständische Libertät und habsburgisches Kaisertum, Mainz 1999 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz 48), S. 151-183; Heinz Duchhardt, Altes Reich und europäische Staatenwelt 1648-1806, München 1990 (Enzyklopädie deutscher Geschichte 11); Volker Press, Kriege und Krisen, Deutschland 1600-1715, München 1991; Volker Press, Die kaiserliche Stellung im Reich zwischen 1648 und 1740. Versuch einer Neubewertung, in: Volker Press, Das Alte Reich. Ausgewählte Aufsätze, Berlin 1997 (Historische Forschungen 59), S. 189-222; Georg Schmidt, Geschichte des Alten Reiches. Staat und Nation in der Frühen Neuzeit 1495-1806, München 1999.
15
sehen Sprachraum stammende modernere Biographien vor, die zumindest die vorhandenen Kenntnisse zu seiner Person zusammenfassen, ohne jedoch neue archivalische Quellen auszuwerten3. Verschiedene Einzeluntersuchungen berücksichtigen Teilaspekte der Imagegestaltung Leopolds I., ohne jedoch die gesamte Bandbreite der zur Verfügung stehenden Kommunikationsmittel zu thematisieren4. Die Herrscherpropaganda des Hauses Habsburg wurde für das ausgehende 16. Jahrhundert bereits von Karl Vocelka in seiner Arbeit zur Propaganda Rudolfs II. analysiert, die ähnlich wie die hier vorliegende Studie einen mediengeschichtlichen Ansatz verfolgt5. Den Problemkreis Kunst und Herrscherpropaganda hat 3
4
5
Vgl. dazu John P. Spielman, Leopold I. Zur Macht nicht geboren, Graz u. a. 1981 (engl. Originalausgabe New Haven u. a. 1972); Erwin Sicher, Leopold I. of Austria: A Reappraisal, Los Angeles 1970. Einen knappen aussagekräftigen Überblick zur Biographie Leopolds I. bietet Anton Schindling, Leopold I. (1658-1705), in: Anton Schindling u. a. (Hrsg.), Die Kaiser der Neuzeit 1519-1918. Heiliges Römisches Reich, Österreich, Deutschland, München 1990, S. 169-185. Zu nennen sind hier vor allem die Arbeiten von Friedrich B. Polleross. Einen Teil der auch in dieser Arbeit untersuchten Kommunikationsmittel berücksichtigt die Fallstudie von Martin Mandlmayr und Karl Vocelka zum Fall Ofens 1686: Martin C. Mandlmayr, Karl Vocelka, „Christliche Triumphfreude über herrliche Victorien und staatliche Kriegsprogressen". Die Eroberung Ofens 1686. Fallstudie über Zahl, Verbreitung und Inhalte propagandistischer Medien in der Frühen Neuzeit, in: Südost-Forschungen 44 (1985), S. 99-138. Angesprochen wird die Propaganda in der Regierungszeit Leopolds I. u. a. auch in den Darstellungen von Michael Brix, Trauergerüste für die Habsburger in Wien, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 26 (1973), S. 208-265; Guido Bruck, Habsburger als „Herculier", in: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien 50 (1953), S. 191-198; Anna Coreth, Pietas Austriaca. Ursprung und Entwicklung barocker Frömmigkeit in Österreich, München 1959; Wolfgang Duchkowitsch, Absolutismus und Zeitung. Die Strategie der absolutistischen Kommunikationspolitik und ihre Wirkung auf die Wiener Zeitungen 1621-1757, Diss. Wien 1978; Konstanty Kalinowski, Die Glorifizierung des Herrschers und des Herrscherhauses in der Kunst Schlesiens im 17. und 18. Jahrhundert, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 28 (1975), S. 106-122; Leopold Kretzenbacher, Fünf Prager deutsche „Sieges-Predigten" auf den Türkenüberwinder Kaiser Leopold I. zwischen 1683 und 1688, in: Bohemia 26 (1985), S. 277-307; Helmut W. Lang, Die österreichische Tagespublizistik im Barockzeitalter, in: Erich Zöllner (Hrsg.), Öffentliche Meinung in der Geschichte Österreichs, Wien 1979, S. 39-52. Rückgriffe auf Leopold I. auch bei Franz Matsche, Die Kunst im Dienst der Staatsidee Karls VI. Ikonographie, Ikonologie und Programmatik des „Kaiserstils", 2 Bde., Berlin, New York 1981. Weitere speziellere Einzeluntersuchungen zur Propaganda Leopolds I. finden außerdem Berücksichtigung bei den dafür thematisch relevanten Kapiteln dieser Arbeit. Nach Abschluß dieser Arbeit erschien von Maria Goloubeva, The Glorification of Emperor Leopold I in Image, Spectacle, and Text, Mainz 2000 sowie von Rouven Pons, „Wo der gekrönte Low hat seinen Kayser-Sitz". Herrschaftsrepräsentation am Wiener Kaiserhof zur Zeit Leopolds I., Egelsbach u. a. 2001. Diese Untersuchungen widersprechen den hier vorgelegten Ergebnissen nicht, setzen aber andere Schwerpunkte. Vgl. dazu Karl Vocelka, Die politische Propaganda Kaiser Rudolfs II. (1576-1612), Wien 1981. Der kaiserlichen Propaganda vor Rudolf II. widmet sich außerdem die Untersuchung von Margit Altfahrt. Vgl. dazu Margit Altfahrt, Die politische Propaganda f ü r Maximilian II., Teil 1, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 88 (1980), S. 283-313 und Teil 2, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 89 (1981), S. 53-92.
16 außerdem Franz Matsche anhand des Beispiels von Karl VI. für das beginnende 18. Jahrhundert aufgegriffen. Die Untersuchung zur Imagepolitik Leopolds I. bewegt sich also zeitlich zwischen diesen beiden Studien. In einer vergleichenden Perspektive kann bei der Analyse außerdem auf die Arbeit von Peter Burke zurückgegriffen werden, der 1992 in seiner Studie „The Fabrication of Louis XIV." das Image des französischen Königs unter Einbeziehung des „gesamten Kommunikationssystems" untersucht hat6. Die genannten Forschungen boten nicht nur inhaltlich wichtige Anregungen, sondern haben auch auf einige Schlüsselbegriffe verwiesen, die vor der Bearbeitung des Themas einer genauen Klärung bedürfen. Dazu gehört der in der Forschung kontrovers beurteilte Begriff der .Öffentlichkeit' genauso wie der Begriff der .Medien', der für eine kommunikationsgeschichtlich orientierte Arbeit unerläßlich ist. Darüber hinaus muß der Begriff der propaganda' genauer überprüft werden, da dessen Anwendbarkeit auf die Frühe Neuzeit nicht unumstritten scheint. Für die vorgenommene Untersuchung war es in diesem Zusammenhang hilfreich, den Begriff der ,multiplizierenden Imagepflege' als Analysekategorie mit einzuführen.
1.2 Begriffsklärung 1.2.1 Öffentlichkeit Die Diskussion um den Begriff der Öffentlichkeit' in der Frühen Neuzeit hat ihren Ausgangspunkt in der von Jürgen Habermas 1962 verfaßten Studie zum „Strukturwandel der Öffentlichkeit", die in der Geschichtswissenschaft großen Anklang fand7. Die von Habermas geprägten Begriffe der .bürgerlichen Öffentlichkeit' und der ,repräsentativen Öffentlichkeit' gehen dabei von einem sich mit der Aufklärung verändernden Verhältnis zwischen Staat und Untertanen aus8. Während in den Jahrhunderten davor nur eine kleine zumeist adelige Führungselite zusammen mit dem Herrscher sich als ,repräsentative Öffentlichkeit' vor dem Volk präsentierte, das passiv den Inszenierungen der Mächtigen folgen mußte, entstand nach Habermas seit dem 18. Jahrhundert in Verbindung mit dem aufstrebenden Bürgertum die sogenannte bürgerliche Öffentlichkeit'. Sie setzte sich nun erstmals kritisch mit der Politik auseinander und konnte dabei auch in Opposition 6
7
8
Vgl. dazu Peter Burke, The Fabrication of Louis XIV., New Haven u. a. 1992; dt. Ausgabe: Peter Burke, Ludwig XIV. Die Inszenierung des Sonnenkönigs, Frankfurt/Main 1995, S. 12. Vgl. dazu Jürgen Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft, Frankfurt/Main 1990. Vgl. dazu Habermas, Strukturwandel, S. 86-89.
17 zum Staat stehen. Begriffsgeschichtlich untermauert wurde das Habermas'sehe Modell durch die Überlegungen von Lucian Hölscher, der seit dem 17. Jahrhundert eine Veränderung im Hinblick auf die Bedeutung von .Öffentlichkeit' konstatierte9. Ausgehend von dem lateinischen Wort ,publicus\ das bereits seit der Antike in der Doppelbedeutung von einerseits ,allgemein' oder ,allen offen stehend' sowie andererseits in Verbindung mit Inhabern von staatlicher Gewalt gebraucht wurde, verfestigte sich im 17. Jahrhundert die Bindung von ,publicus' an den staatlichen Bereich, zu dem sich als Gegensatz die private Rechtssphäre entwickelte10. Damit setzte nach Hölscher aber eine entscheidende Veränderung innerhalb des Verständnisses von öffentlich' ein, da nun das „was öffentlich im Sinn von staatlich genannt wurde" nicht mehr „eo ipso auch jedermann offen" stand11. Vor allem die absolutistische Fürstenherrschaft mit der von ihr praktizierten Arkanpolitik gilt daher auch in der älteren Forschung als Indiz für die zunehmende Abschließung des Staates gegenüber den Untertanen12. Während im 17. Jahrhundert nach Hölscher also eine Trennung der beiden Bedeutungsspektren von öffentlich' im Sinn von staatlich' auf der einen Seite und .allgemein zugänglich' auf der anderen Seite sichtbar wurde, zeichnete sich im 18. Jahrhundert vor dem Hintergrund der Aufklärung ein weiterer Wandel für den Bereich der Öffentlichkeit' ab. Bildungsbürgertum und Adel formierten sich zu einem interessierten ,Publikum', das bei formal .öffentlichen', de facto aber nur den Reichen und Gebildeten zugänglichen Veranstaltungen in einen Diskurs trat und Meinungen austauschte13. Damit wurden sie aber laut Hölscher von „Adressaten obrigkeitlicher Rechtsakte" zu einer sich kritisch äußernden Schicht innerhalb des Staatswesens14. Die Überlegungen von Habermas und Hölscher zu Begriff und Struktur der .Öffentlichkeit' erhielten in den folgenden Jahrzehnten nicht nur uneingeschränkte Zustimmung, sondern erfuhren aus vielen Fachbereichen auch zunehmend Widerspruch. Abgesehen davon, daß die Kommunikationswissenschaft inzwischen darauf verwiesen hat, daß eine .öffentliche Meinung' nicht in der von Habermas diagnostizierten Einheitlichkeit vorhanden ist, sondern es immer diverse parallel nebeneinander existierende Meinungen in der Öffentlichkeit gibt, hat auch die 9
10
11 12 13 14
Vgl. dazu Lucian Hölscher, Artikel „Öffentlichkeit", in: Otto Brunner u. a. (Hrsg.), Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 4, Stuttgart 1978, S. 413-476 sowie Lucian Hölscher, Öffentlichkeit und Geheimnis. Eine begriffsgeschichtliche Untersuchung zur Entstehung der Öffentlichkeit in der frühen Neuzeit, Stuttgart 1979 (Sprache und Geschichte 4). Vgl. dazu Hölscher, Artikel „Öffentlichkeit", S. 420-423. Parallel für das Wort „publicus" wurde am Ende des 17. Jahrhunderts häufig das deutsche Wort „öffentlich" verwendet; das Substantiv „Öffentlichkeit" läßt sich jedoch erst für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts nachweisen. Vgl. dazu Hölscher, Artikel „Öffentlichkeit", S. 446. Vgl. dazu Hölscher, Artikel „Öffentlichkeit", S. 426. Vgl. dazu Habermas, Strukturwandel, S. 96 und 117. Vgl. dazu Hölscher, Artikel „Öffentlichkeit", S. 431. Vgl. dazu Hölscher, Artikel „Öffentlichkeit", S. 433-434.
18 Geschichtswissenschaft Defizite an dem Habermas'sehen Modell nachgewiesen. Ausführlich dargestellt und problematisiert ist diese Kritik vor allem in den Untersuchungen von Andreas Gestrich und Markus Baumanns15. Beide Autoren haben herausgearbeitet, daß innerhalb der Geschichtswissenschaft vor allem im Bereich der Reformations-, Protest- und Presseforschung Widerspruch zu dem Habermas'sehen Modell sichtbar wurde16. Gestrich weist außerdem auf Erkenntnisse aus anderen Fachbereichen wie der germanistischen Barockforschung und der Kunstgeschichte hin, die ebenfalls die von Habermas gegebene Öffentlichkeitscharakterisierung nicht mittragen können17. Zuletzt hat schließlich Esther-Beate Körber in ihrem Buch „Öffentlichkeiten der Frühen Neuzeit" vor einer zu verallgemeinernden Sicht von Öffentlichkeit' für das 16. Jahrhundert gewarnt18. Eine erneute Darstellung der bei all diesen Autoren genannten Kritikpunkte erübrigt sich aufgrund der vor allem von Gestrich und Baumanns für das hier interessierende 17. Jahrhundert geleisteten Vorarbeiten. An dieser Stelle soll daher nur noch einmal die für diese Arbeit relevante Sichtweise von .Öffentlichkeit' erschlossen werden. Andreas Gestrich nennt als primäre Untersuchungsgegenstände seiner Studie zu „Absolutismus und Öffentlichkeit" zum einen das erkennbare Kommunikationsbedürfnis absolutistischer Herrscher gegenüber dem Volk, zum anderen geht er der Frage nach, welche Rolle die „allgemeine Form von Öffentlichkeit", also die im Sinn von ,Publizität' oder allgemeiner Zugänglichkeit zu interpretierende Öffentlichkeit, innerhalb des Absolutismus spielen konnte19. Grundlage seiner Überlegungen ist dabei ein erweiterter Kommunikationsbegriff, der die Empfänger von Nachrichten nicht nur als passive Rezipienten, sondern auch als „subjektive Produzenten handlungsrelevanter Botschaften" sieht20. Wenn aber das Volk
15
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Vgl. dazu Andreas Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit. Politische Kommunikation in Deutschland zu Beginn des 18. Jahrhunderts, Göttingen 1994 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 103) sowie Markus Baumanns, Das publizistische Werk des kaiserlichen Diplomaten Franz Paul Freiherr von Lisola (1613-1674). Ein Beitrag zum Verhältnis von Absolutistischem Staat, Öffentlichkeit und Mächtepolitik in der frühen Neuzeit, Berlin 1994 (Historische Forschungen 53). Umfassende Kritik auch bei Andreas Würgler, Unruhen und Öffentlichkeit. Städtische und ländliche Protestbewegungen im 18. Jahrhundert, Tübingen 1995 (Frühneuzeit-Forschungen 1), hier v. a. S. 34-39. Einen zusammenfassenden Überblick zum Thema .Öffentlichkeit' bietet auch der Aufsatzband Gert Melville u. a. (Hrsg.), Das Öffentliche und Private in der Vormoderne, Köln u. a. 1998 (Norm und Struktur 10). Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 16-19; Baumanns, Lisola, S. 17-24 sowie S. 29-32. Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 17-18. Vgl. dazu Esther-Beate Körber, Öffentlichkeiten der Frühen Neuzeit. Teilnehmer, Formen, Institutionen und Entscheidungen öffentlicher Kommunikation im Herzogtum Preußen von 1525 bis 1618, Berlin u. a. 1998 (Beiträge zur Kommunikationsgeschichte 7). Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 14-15. Vgl. dazu Karsten Renckstorf, Mediennutzung als soziales Handeln. Zur Entwicklung einer handlungstheoretischen Perspektive der empirischen (Massen-) Kommunikationsforschung,
19 nicht nur passiv Informationen entgegennahm 21 , sondern diese auch aktiv beurteilte und diskutierte, so darf es nach Gestrichs Ansicht in seiner Bedeutung für die .öffentliche Meinung' nicht unterschätzt werden, selbst wenn seine politischen Einflußmöglichkeiten gering anzusetzen sind. Ausgehend von dieser größeren Bedeutung der unteren Bevölkerungsschichten, muß gleichzeitig das Legitimations- und Rechtfertigungsbedürfnis der absolutistischen Herrscher vor der gesamten Bevölkerung höher als bisher veranschlagt werden22. Bei Gestrich gilt daher zum Beispiel die Huldigung als ein Rechtsakt, der die Zustimmung des Volkes zwingend voraussetzte und damit von einer positiven .öffentlichen Meinung' ausgehen mußte23. Das einfache Volk ist hier entsprechend des erweiterten Kommunikationsbegriffes nicht nur in seiner Rolle als Untertan zu sehen, sondern auch als kritisches Publikum, das sich durch verschiedene allgemein zugängliche Informationen ein qualifiziertes Bild verschafft hat. Innerhalb dieser Arbeit erweist sich der von Gestrich gewählte Ansatz in besonderem Maße als sinnvoll, da bei der Analyse des kaiserlichen Bildes davon auszugehen ist, daß auch im Bereich der unteren Schichten der Bevölkerung konkrete Vorstellungen und Meinungen zur Person des Kaisers vorhanden waren, die durch vielfältige Informationsmöglichkeiten geprägt wurden. Gleichzeitig bietet dieser Ansatz die Möglichkeit, zu überprüfen, ob eventuell im Volk vorhandene Wunsch- und Idealvorstellungen zum Bild des Kaisers schließlich für die Prägung seines Images in der Öffentlichkeit Bedeutung gewannen. In diesem Fall würde das Volk nicht nur eine passive Rolle bei der Entwicklung des kaiserlichen Bildes in der Öffentlichkeit spielen. Ein weiterer Komplex, der in der Forschung im Zusammenhang mit dem Themenkreis Öffentlichkeit' und öffentliche Meinung' kontrovers diskutiert wird, knüpft an die im Zusammenhang mit den Thesen Gestrichs bereits thematisierte Bewertung der Rolle der unteren Schichten der Bevölkerung an. Je nachdem, ob den im ,Volk' herrschenden Vorstellungen und Meinungen bereits eine Bedeutung für Entscheidungsprozesse der Regierenden beigemessen wird, kommt es zu sehr unterschiedlichen Beurteilungen der sich zu dem Themenkomplex .Öffentlichkeit' und .öffentliche Meinung' äußernden Autoren. Gleichzeitig herrscht im Zusammenhang mit der kontrovers diskutierten Relevanz der im Volk vorhandenen Meinungen aber auch Uneinigkeit darüber, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit von einer qualitativen öffentlichen Meinung gesprochen werden kann.
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in: Max Kaase u. a. (Hrsg.), Massenkommunikation. Theorien, Methoden, Befunde, Opladen 1989, S. 3 1 4 - 3 3 6 . Zitiert nach Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 14. Unter . V o l k ' wird im Verlauf dieser Arbeit die breite Schicht der nicht akademisch gebildeten Bevölkerung verstanden, die damit gleichzeitig für die unteren Schichten innerhalb des Staatswesens steht. Vgl. zur Definition von , V o l k ' auch den bei Andreas Gestrich verwandten Begriff ,Pöbel' für die nicht akademisch gebildeten Schichten. Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 114-118. Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 15. Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 119-120.
20 Je nachdem, welche Maßstäbe hier angelegt werden, existieren in der Forschungsliteratur schließlich auch unterschiedliche Ansichten zu der Frage, ab wann eigentlich Meinungen und Vorstellungen der Bevölkerungskreise, die eben nicht zu den politischen Entscheidungsträgern gehören, berücksichtigt werden müssen. Andreas Gestrich und Markus Baumanns sehen das ,Volk' im ausgehenden 17. Jahrhundert zumindest als einen für die öffentliche Diskussion nicht zu ignorierenden Faktor an und wehren sich gegen die in der früheren Forschung betriebene Ausschließung dieser Bevölkerungsschichten als Untersuchungsgegenstand24. Untermauert wird ihre Argumentation für eine breitere Berücksichtigung des Volkes vor allem durch die Erkenntnisse der Presseforschung, die für den Zeitraum des ausgehenden 17. Jahrhunderts einen signifikanten Anstieg der periodisch erscheinenden gedruckten Zeitungen als Kommunikationsmittel nachweisen konnte25. Hochrechnungen haben ergeben, daß in dem Zeitraum von 1650 bis 1700 die Zahl der Zeitungsunternehmen von ungefähr dreißig auf ca. sechzig Betriebe anstieg26. Gleichzeitig erhöhte sich die Menge der über das Medium .Zeitung' verbreiteten Nachrichten aber auch dadurch, daß die Blätter bald nicht mehr wöchentlich, sondern zumeist halbwöchentlich und gegen Ende des Jahrhunderts sogar teilweise täglich erschienen. Diese Entwicklungen auf dem Zeitungssektor lassen sich, wie Andreas Gestrich zu Recht deutlich macht, nur durch eine gesteigerte Nachfrage der Leser erklären27. Gleichzeitig impliziert aber die gesteigerte Nachfrage, daß durch die ,Zeitung' ein zumindest in Teilen vollkommen neues Lesepublikum erreicht wurde, das wenig Interesse für andere literarische Medien aufgebracht hatte. Es entwickelte sich also ein spezielles ,Zeitungspublikum', das aber nicht nur auf die aktiv Lesenden beschränkt werden darf. Martin Welke weist vor allem im Zusammenhang mit seinen Berechnungen zu den Leserkreisen von Zeitungen auf das Vorlesen von Nachrichten hin und nennt als Orte kollektiven Lesens neben den Wirts- und Kaffeehäusern für die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts bereits erste Lesegesellschaften und Abonnementgemeinschaften28. Darüber hinaus konn24 25
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Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 15; Baumanns, Lisola, S. 37-38. Vgl. dazu Martin Welke, Rußland in der deutschen Publizistik des 17. Jahrhunderts (16131689), Berlin 1976 (Forschungen zur osteuropäischen Geschichte 23) sowie die Bibliographien von Elger Blühm u. a. (Hrsg.), Die deutschen Zeitungen des 17. Jahrhunderts, 2 Bde., Bremen 1971 (Studien zur Publizistik 17) sowie Die deutschen Zeitungen des 17. Jahrhunderts. Ein Bestandsverzeichnis mit historischen und bibliographischen Angaben, Bd. 3, Nachtrag, München u. a. 1985 (Studien zur Publizistik 17/111). Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 170; Baumanns, Lisola, S. 25; Johannes Weber zählt für das 17. Jahrhundert für den deutschen Sprachraum insgesamt 200 Zeitungsunternehmen verteilt auf 80 Druckorte. Vgl. zu diesen Zahlen Johannes Weber, Deutsche Presse im Zeitalter des Barock. Zur Vorgeschichte des öffentlichen politischen Räsonnements, in: Hans-Wolf Jäger (Hrsg.), „Öffentlichkeit" im 18. Jahrhundert, Göttingen 1997 (Das achtzehnte Jahrhundert, S u p p l e m e n t a l , S. 137-149, hierS. 141. Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 170. Vgl. dazu Martin Welke, Gemeinsame Lektüre und frühe Formen von Gruppenbildungen im 17. und 18. Jahrhundert: Zeitungslesen in Deutschland, in: Otto Dann (Hrsg.), Lesegesell-
21 te sich aber auch an den Verkaufsorten von Zeitungen wie den Poststationen eine interessierte Zuhörerschaft einfinden und die neuesten Informationen kritisch diskutieren29. Die Zeitungslektüre bzw. das ,Hören' der neuesten Nachrichten war also im ausgehenden 17. Jahrhundert ein weit verbreitetes Phänomen, wie die ersten Klagen über die ,Zeitungssucht' in zeitgenössischen Werken zur Zeitungskunde deutlich machen30. Trotzdem darf natürlich der Kreis der Rezipienten von Zeitungen nicht überschätzt werden. Elger Blühm nennt als Leser der Zeitung vor allem Angehörige des Hofes, den Klerus, Gelehrte sowie das städtische gebildete Bürgertum31. Demgegenüber verweist Andreas Gestrich darauf, daß zu Beginn des 18. Jahrhunderts auch ländliche Regionen von den Zeitungen erreicht wurden, was von ihm durch eine Leserberechnung und durch den Hinweis auf ländliche Lesegesellschaften belegt wird32. Die hier nur in Kürze geschilderten Ergebnisse der Presse- und Leserforschung stützen damit die von Gestrich und Baumanns angestellten Überlegungen zur Ö f fentlichkeit' des ausgehenden 17. Jahrhunderts. Konträr zu den Habermas'sehen Thesen muß also für den genannten Zeitraum bereits das Vorhandensein einer zumindest teilweise diskutierenden Bevölkerung, die sich eine Meinung zu aktuellen Ereignissen und politischen Entscheidungen bildete, konstatiert werden. Doch selbst vor dem Aufkommen der Zeitungen als neuem Medium war das Volk in Meinungsbildungsprozesse mit eingebunden. Nicht zuletzt die Reformationsforschung hat bereits darauf hingewiesen, daß abseits des literarischen Bereiches liegende Kommunikationsstrukturen innerhalb des Volkes für eine Analyse von Öffentlichkeit' zu beachten sind. Predigten, der Bänkelsang, Flugblätter mit Bildund Textinformationen oder auch Theateraufführungen und Feste boten vielfältige Möglichkeiten, sich mit Nachrichten vertraut zu machen und diese kritisch zu verarbeiten33. Eine große Bedeutung innerhalb des frühneuzeitlichen Informati-
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schaften und bürgerliche Emanzipation. Ein europäischer Vergleich, München 1981, S. 2953, hier S. 36-38 sowie Elger Blühm, Die ältesten Zeitungen und das Volk, in: Wolfgang Brückner u. a. (Hrsg.), Literatur und Volk im 17. Jahrhundert. Probleme populärer Kultur in Deutschland, 2 Bde., Wiesbaden 1985 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 13), Bd. 2, S. 741-752, hier S. 744. Vgl. dazu Welke, Gemeinsame Lektüre, S. 40. Vgl. dazu Elger Blühm, Rolf Engelsing, Die Zeitung. Deutsche Urteile und Dokumente von den Anfängen bis zur Gegenwart, Bremen 1967, hier die Stellungnahme von Ahasver Fritsch und Johann Ludwig Hartmann, S. 51-53 sowie Peter Ukena, Tagesschrifttum und Öffentlichkeit im 16. und 17. Jahrhundert, in: Presse und Geschichte, Beiträge zur historischen Kommunikationsforschung, Bd. 1, München 1977, S. 35-53, hier S. 40. Während Blühm in seinem Aufsatz Elger Blühm, Deutscher Fürstenstaat und Presse im 17. Jahrhundert, in: Daphnis 11 (1982), S. 287-313 vor allem den Hof als Rezipient der Zeitungen hervorhebt, sieht er in seiner Studie Blühm, Die ältesten Zeitungen und das Volk, S. 743 den genannten erweiterten Kreis als potentielle Leser an, wobei er die unteren Schichten auch aus Kostengründen als Rezipienten ausnimmt, S. 745. Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 171-172. Vgl. dazu Robert W. Scribner, Flugblatt und Analphabetentum. Wie kam der gemeine Mann zu reformatorischen Ideen?, in: Hans-Joachim Köhler (Hrsg.), Flugschriften als Massenmedi-
22 onssystem nahm vor allem aber das Gespräch zwischen den verschiedenen Öffentlichkeitsteilnehmern ein. Diese „face to face"-Kommunikation hatte an der Verbreitung von Nachrichten und Gerüchten starken Anteil, war aber oft örtlich begrenzt34. Für den Historiker ist heute jedoch gerade diese Kommunikationsform schwer faßbar und in ihrer Bedeutung einzuschätzen, da keine Quellen dazu vorliegen. Die Informationsaufnahme über visuelle Hilfsmittel und auf mündlichem Weg war also im 16. und 17. Jahrhundert der Informationsaufnahme durch Lesen noch weit überlegen. Vor allem die Annahme, daß mit der erhöhten Produktion von Druckerzeugnissen automatisch auch die Lesefähigkeit innerhalb der Bevölkerung anstieg, was eine kontinuierliche Zunahme an Lesern in den nächsten Jahrhunderten zur Folge hätte haben müssen, wird in der Forschung zunehmend kritisch gesehen35. Genauso bergen Zahlen zur Lesefähigkeit der Bevölkerung große Unsicherheitsfaktoren, da neben den sozialen Unterschieden auch regionale Ungleichheiten in Rechnung zu stellen sind. So war mit Sicherheit die Lesefähigkeit in den Städten wesentlich weiter fortgeschritten; auf dem Land mußten sich die Mitglieder der unteren Schichten dagegen vor allem auf die wenigen lesekundigen Mitglieder der Bevölkerung verlassen, die durch Vorlesen Nachrichten weiter verbreiteten. Kommunikation fand innerhalb des einfachen Volkes also in der Frühen Neuzeit nur zum geringsten Teil auf der schriftlichen Ebene statt. Trotz dieses Umstandes muß aber aufgrund der genannten anderen visuellen und mündlichen Informationsmöglichkeiten von einem bereits im 16. Jahrhundert vorhandenen komplexen Kommunikationssystem ausgegangen werden, das den Teilnehmern die Möglichkeit zur Meinungsbildung eröffnete. Dementsprechend gelangte die Reformationsforschung zu der Ansicht, daß bereits vor der Herausgabe regelmäßig erscheinender Zeitungen und vor der von Habermas für das 18. Jahrhundert genannten Entwicklung einer bürgerlichen Öffentlichkeit zumindest zeitweise eine auch politisch nicht zu vernachlässigende .öffentliche Meinung' existierte. Winfried Schulze, der für die Türkenkriege des ausgehenden 16. Jahrhunderts die Bedeutung der öffentlichen Meinung' im Hinblick auf die von den Territorien
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um der Reformationszeit, Stuttgart 1981 (Spätmittelalter und Frühe Neuzeit, Tübinger Beiträge zur Geschichtsforschung 13), S. 65-76 sowie Peter Ukena, Flugschriften und verwandte Medien im Kommunikationsprozeß zwischen Reformation und Frühaufklärung, in: HansJoachim Köhler (Hrsg.), Flugschriften als Massenmedium der Reformationszeit, Stuttgart 1981 (Spätmittelalter und Frühe Neuzeit, Tübinger Beiträge zur Geschichtsforschung 13), S. 163-169. Vgl. dazu Rainer Wohlfeil, „Reformatorische Öffentlichkeit", in: Ludger Grenzmann u. a. (Hrsg.), Literatur und Laienbildung im Spätmittelalter und in der Reformationszeit, Stuttgart 1984, S. 41-52 (Germanistische Symposien, Berichtsbände 5), S. 42. Vgl. dazu Paul Goetsch, Einleitung: Zur Bewertung von Lesen und Schreiben im 17. und 18. Jahrhundert, in: Paul Goetsch (Hrsg.), Lesen und Schreiben im 17. und 18. Jahrhundert: Studien zu ihrer Bewertung in Deutschland, England, Frankreich, Tübingen 1994, S. 1-23, hier S. 4. Zur Leseforschung allgemein vgl. Rolf Engelsing, Der Bürger als Leser. Lesergeschichte in Deutschland 1500-1800, Stuttgart 1974.
23 und Herrschern erhobenen Türkenkriegs steuern hervorhob36, weist gerade für diesen Zeitraum auf temporär vorhandene und dabei eng an bestimmte Themen gebundene Kommunikationsprozesse innerhalb der Öffentlichkeit hin: „Es gab noch keine Öffentlichkeit, die als permanenter Wirkungszusammenhang zu verstehen wäre. Öffentlichkeit wurde aber von Fall zu Fall hergestellt und konnte dann auch durchaus politische Entscheidungen beeinflussen" 37 . Als Hauptthemen, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts temporär eine gewisse Öffentlichkeit erreichten, nennt Schulze vor allem „wichtige Zeitereignisse wie die Türkenkriege, die Bartholomäusnacht oder den niederländischen Freiheitskampf, konfessionelle Polemiken" sowie die „Erörterung herausragender Naturerscheinungen" 38 . Die genannten Forscher gehen damit von einer zumindest zeitweise relevanten öffentlichen Meinung aus. Auch die unteren Schichten der Bevölkerung sind, wie nicht zuletzt die Protestforschung deutlich gemacht hat, in der Lage gewesen, ihren Unwillen in besonderen Fällen zu artikulieren39. Eine öffentliche Meinung war also latent immer vorhanden; sie äußerte sich jedoch nur in Grenzsituationen und in zwingend erscheinenden Ausnahmefällen. Dementsprechend machen die Überlegungen Schulzes deutlich, daß die politisch Mächtigen in besonderen Situationen, wie das Beispiel der Türkenkriege in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zeigt, nicht völlig losgelöst von den Ansichten im Volk regieren konnten, denn gerade die Zustimmung zu Steuern, die auch die Akzeptanz durch die untersten Bevölkerungsschichten erforderte, mußte von den Herrschenden durch die Darstellung eines zwingend erscheinenden Gefahrenpotentials begründet werden. Extrem gegensätzlich zu diesen Überlegungen sind die eingangs bereits geschilderten Habermas'sehen Thesen, die den Beginn einer räsonierenden und kritisch den politischen Aktivitäten gegenüberstehenden Öffentlichkeit erst im Lauf des 18. Jahrhunderts als gegeben ansehen. Diesen Überlegungen von Habermas folgen partiell auch heute noch einige Autoren, was mit der Definition der Qualität der geäußerten öffentlichen Meinung zusammenhängt 40 . Für Johannes Kunisch bleibt die im 16. und 17. Jahrhundert eben nur zeitweise sich äußernde öffentliche Meinung' in ihrer Bedeutung hinter der Öffentlichkeit' des 18. Jahrhunderts zurück41. Erst mit der „endgültigen und prinzipiellen Trennung von Staat und Ge-
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Vgl. dazu Winfried Schulze, Reich und Türkengefahr im späten 16. Jahrhundert. Studien zu den politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen einer äußeren Bedrohung, München 1978. Vgl. dazu Winfried Schulze, Deutsche Geschichte im 16. Jahrhundert 1500-1618, Frankfurt/Main 1987 (Neue Historische Bibliothek), hier S. 235. Vgl. dazu Schulze, Deutsche Geschichte, S. 235. Vgl. dazu auch Würgler, Unruhen und Öffentlichkeit. Qualität bezieht sich in diesem Zusammenhang auf den Grad der Wirksamkeit, der der jeweiligen .Öffentlichkeit' zugemessen wird. Vgl. dazu Johannes Kunisch, Absolutismus und Öffentlichkeit, in: Hans-Wolf Jäger (Hrsg.), „Öffentlichkeit" im 18. Jahrhundert, Göttingen 1997 (Das achtzehnte Jahrhundert, Supplementa 4), S. 33-49.
24 sellschaft, die die Herstellung einer allgegenwärtigen Öffentlichkeit" ermöglicht, billigt Kunisch dieser nun unabhängig vom Staat sich konstituierenden .Öffentlichkeit' auch eine eigene Qualität zu und geht von einer kritischen Diskussion aus42. Vorher beschränkten sich Meinungsäußerungen dagegen auf „einen eng umrissenen Kreis von Gelehrten", der „die Entscheidungsebene der Höfe und Kabinette" nicht erreichte43. Für Kunisch geht es damit vor allem um die politische Relevanz der öffentlichen Meinung'. Erst wenn diese dauerhaft das herrschende System überprüft und kritisch begleitet, ist für ihn auch ihre Wirksamkeit erwiesen, die vor allem den politischen Bereich betrifft. Ähnliche Überlegungen finden sich bei Johannes Weber, der sich mit der Rolle der Zeitungen im ausgehenden 17. Jahrhundert beschäftigt hat44. Er bemißt das Entstehen einer kritischen Öffentlichkeit vor allem nach den ersten literarischen Niederschlägen von kontroversen Meinungen und kommt damit zu einem ähnlichen Schluß wie Jürgen Habermas. Auch für ihn bildet sich eine kritisch räsonierende Öffentlichkeit gegen Ende des 17. Jahrhunderts aus, da in dieser Phase die ersten periodischen Journale als qualitative Neuerungen innerhalb des Pressewesens nachzuweisen sind45. Während sich die Zeitungen bis an das Ende des 17. Jahrhunderts nur auf die kommentarlose Berichterstattung beschränkten und im Normalfall keine Meinungen zu den einzelnen Berichten bzw. redaktionelle Überarbeitungen der Nachrichten lieferten, boten die erstmals seit den siebziger Jahren des Jahrhunderts nachweisbaren politisch-historischen Journale dem Leser auch kontroverse Ansichten und reflektierten die durch die Zeitungen verbreiteten Nachrichten kritisch. Die Zeitungen trugen also als „Primärquellen des Weltgeschehens" zur „Säkularisation des Politischen" bei, spielten aber nur eine Rolle als „Medium defensiver Orientierung"46. Damit sieht Weber die Zeitungen zwar als unerläßliche Vorläufer für das Entstehen einer kritischen Öffentlichkeit an, spricht ihnen aber eine nur passive Funktion beim Meinungsbildungsprozeß zu. Gleichzeitig machen seine Überlegungen in Übereinstimmung mit Habermas deutlich, daß für ihn .Öffentlichkeit' stark an eine .literarische Öffentlichkeit' gebunden ist. Dabei werden andere Medien oder die Mündlichkeit als Möglichkeiten einer bereits vor dem 18. Jahrhundert stattfindenden Meinungsbildung und äußerung vernachlässigt. Einen Mittelweg im Hinblick auf die geschilderten Diskrepanzen zur Qualität von Öffentlichkeit stellen die Überlegungen von Karl Vocelka dar, die bei anderen Autoren in veränderter Form fortgeführt wurden. Vocelka spricht in seiner Untersuchung zu Rudolf II. von einer „qualitativ repräsentativen Meinung" für
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Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
dazu dazu dazu dazu dazu
Kunisch, Absolutismus und Kunisch, Absolutismus und Weber, Deutsche Presse, S. Weber, Deutsche Presse, S. Weber, Deutsche Presse, S.
Öffentlichkeit, S. 47. Öffentlichkeit, S. 35. 137-149. 145. 144 und 145.
25 das 16. Jahrhundert47. Relevant für den Prozeß der Meinungsbildung sind seiner Ansicht nach nur bestimmte Bevölkerungskreise, die politische Einflußmöglichkeiten hatten. Er geht damit von einer Art verkleinerter .Öffentlichkeit' aus, die sich jedoch durch ihre politische Bedeutung innerhalb des Staatswesens auszeichnet. Für ihn war damit eine kritische Öffentlichkeit auch vor dem 18. Jahrhundert bereits gegeben; sie bezog sich aber fast ausschließlich auf die Stände und damit auf den geringsten Teil der Bevölkerung. In einem etwas anderen Sinn erweitert werden die Überlegungen Vocelkas zu eng begrenzten Öffentlichkeiten von Andreas Gestrich, Esther-Beate Körber und Werner Faulstich. Sie entsprechen den in der Forschung erkennbaren unterschiedlichen Beobachtungen im Hinblick auf Qualität und Zeitpunkt der Entstehung von Öffentlichkeit durch die Verwendung des Hilfskonstruktes der verschiedenen , Öffentlichkeitskreise'. Andreas Gestrich spricht ζ. B. im Hinblick auf den Reichstag in Regensburg von einer ,Reichstagsöffentlichkeit', die sich aus der Bedeutung dieser Institution für die Politik entwickelte48. Regensburg wurde zur „zentralen Nachrichtenbörse" des Reiches49. An diesem Ort kursierten neben den offiziellen Verlautbarungen von Reichstag und Kaiser auch Nachrichten und Informationen, die an die anwesenden Reichstagsvertreter und ausländischen Gesandten gerichtet waren, die aber auch den interessierten Zeitungskorrespondenten nicht verborgen blieben. Außerdem war die Reichstagsöffentlichkeit auch geprägt von Versuchen der „informellen Beeinflussung der Reichspolitik durch Veröffentlichung von Deduktionen, Flugschriften, Pressemeldungen oder einfach die Verbreitung durch Gerücht"50. Neben der politischen Rolle des Reichstages läßt sich damit vor allem eine Relevanz im Hinblick auf die spezielle Öffentlichkeit', die durch den Reichstag hergestellt wurde, nachweisen. Für das 16. Jahrhundert und hier vor allem für die Reformationszeit verweist auch Werner Faulstich auf parallel nebeneinanderstehende Öffentlichkeitskreise und nennt ζ. B. die „humanistische, die künstlerische, die kapitalistische, die ständisch-politische, die lokale und regionale, die obrigkeitlich-propagandistische, die römisch-kirchliche" sowie „die theatrale" Öffentlichkeit. Er stellt damit fest, daß es sich bei „der reformatorischen Öffentlichkeit in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nur um eine unter mehreren Öffentlichkeiten handelt"51. Für EstherBeate Körber lassen sich .Öffentlichkeiten' ebenfalls noch einmal genauer unterteilen. So müssen die verschiedenen .Öffentlichkeitsteilnehmer' im Hinblick auf 47 48
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Vgl. dazu Vocelka, Rudolf II., hier S. 20. Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 97 s o w i e die gerade am Graduiertenkolleg „Wissensfelder der Neuzeit" des Instituts für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg entstehende Dissertation von Susanne Friedrich zum Thema „Der Immerwährende Reichstag zu Regensburg als Informationszentrum". Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 96. Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 98. Vgl. dazu Werner Faulstich, Medien zwischen Herrschaft und Revolte. D i e Medienkultur der frühen Neuzeit ( 1 4 0 0 - 1 7 0 0 ) , Göttingen 1998 ( D i e Geschichte der Medien 3), S. 180-181.
26 ihre Bedeutung für die entsprechende Öffentlichkeit' unterschiedlich eingeordnet werden. Autoren, die sich aktiv zu einem Thema äußerten und ihre Meinung veröffentlichten, hatten demnach ein größeres Potential zur Beeinflussung der jeweiligen Öffentlichkeit als ζ. B. die Gruppe der Lehrer, die nur dieses Wissen weitervermittelte. Genauso gilt für das Volk als Rezipient von Informationen, daß dem Kreis der Lesefähigen im Vergleich zu den Analphabeten mehr Nachrichten zugänglich waren und sie damit nicht nur eine höhere Bedeutung innerhalb der .Öffentlichkeit' hatten, sondern auch einen anders zu klassifizierenden Öffentlichkeitskreis bildeten52. Die Annahme, daß in der Frühen Neuzeit verschiedene parallel nebeneinanderliegende oder zeitweise sich auch überlagernde Öffentlichkeitskreise existierten, die wiederum qualitative Unterschiede im Hinblick auf ihre politische und gesellschaftliche Relevanz hatten, bietet eine Erklärungsmöglichkeit für die verschiedenen Forschungsmeinungen zu .Öffentlichkeit' und zur ,öffentlichen Meinung'. Für diese Arbeit sollen im Hinblick auf die vorgestellten Meinungen grundsätzlich die Ausführungen von Markus Baumanns zur .Öffentlichkeit' im Absolutismus gelten, der die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts als eine gewisse Umbruchphase wertet53. Gerade wenn man das Kriterium der politischen Relevanz der .Öffentlichkeit' anlegt, läßt sich die Existenz einer ständisch geprägten Führungsschicht nicht abstreiten. Diese Schicht konnte durch ihr Engagement am Hof oder durch ihre Präsenz in ständischen Gremien Einfluß auf politische Entscheidungen nehmen und war daher sicher eine primäre Zielgruppe für propagandistische Bemühungen des Herrschers. Daneben gab es den Kreis der Gelehrten, in dem teilweise in Opposition zum Staatswesen politische Ansichten diskutiert und zumeist in schriftlicher Form geäußert wurden. Gleichzeitig entwickelten aber auch größere Teile der Bevölkerung, nicht zuletzt durch die Zeitungslektüre, ein Bewußtsein für politische Prozesse, das die Bildung einer kritischen Meinung mit einschloß und zeitweise, je nach der Brisanz des entsprechenden Themas, auch politische Bedeutung erlangen konnte. Der absolutistische Staat stand damit unter einem zunehmenden Rechtfertigungsdruck, der jedoch im Vergleich zum ausgehenden 18. Jahrhundert nicht überschätzt werden darf. Für die Fragestellungen dieser Arbeit erwies es sich damit als sinnvoll, von dem von Andreas Gestrich gewählten erweiterten Kommunikationsbegriff auszugehen, da die Ermittlung des kaiserlichen Bildes in der Öffentlichkeit nur unter Einbeziehung aller Kommunikationsmittel sowie aller Bevölkerungsschichten durchführbar erscheint. Auch der Grad der vom kaiserlichen Hof initiierten Propagandamaßnahmen läßt sich nur mit Hilfe dieses erweiterten Ansatzes richtig einschätzen. Allerdings müssen die zur Person des Kaisers gewonnenen Erkenntnisse wiederum im Hinblick auf die verwendeten Kommunikationsmittel und die 52
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Vgl. zu den Rangabstufungen innerhalb der .Öffentlichkeiten' Körber, Öffentlichkeiten, erstes Kapitel, I.; zweites Kapitel, I. sowie drittes Kapitel, I. Vgl dazu Baumanns, Lisola, S. 37-38.
27 sich daraus ergebenden unterschiedlichen Adressaten differenziert werden. Dies soll unter Einbeziehung des Hilfskonstrukts der ,Öffentlichkeitskreise' geschehen, die gerade vor dem Hintergrund einer vom kaiserlichen Hof ausgehenden Propaganda relevant werden.
1.2.2 Medien Für den Begriff ,Medium' gibt es mehrere Bedeutungsmöglichkeiten, die sich aus der heute gebräuchlichen Verwendung des Wortes im Alltag und aus der gleichzeitig zu beobachtenden unterschiedlichen Nutzung in verschiedenen Wissenschaftsbereichen ergeben54. Vor allem im Plural steht die Bezeichnung ,Medien' heute stellvertretend für elektronische Einrichtungen wie das Fernsehen und die über den Computer sich neu entwickelnden Kommunikationsmöglichkeiten 55 . Im wissenschaftlichen Bereich benutzen verstärkt die Fachrichtungen der Informationstheorie, die Massenkommunikationsforschung, die Medienwissenschaft sowie die Soziologie den Begriff .Medium'. Für diese Arbeit und ihre Fragestellungen ist der Begriff ,Medium' insbesondere aus kommunikationsgeschichtlicher Perspektive interessant. Ausgehend von der lateinischen Bedeutung des Wortes ,medium' als .Mittleres' oder als ,etwas Vermittelndes' spielt der Begriff vor allem dann eine Rolle, wenn es um die Vermittlung von Informationen geht56. Dabei ist von zwei verschiedenen Bedeutungsspektren auszugehen: .Medium' kann einerseits zur Bezeichnung eines Trägers von Informationen dienen, andererseits steht es aber auch für das Zeichensystem, das die eigentliche Information übermittelt57. Ein Buch wäre demnach als .Medium' der Träger von Informationen; die Schrift wäre das Zeichensystem, dessen Entschlüsselung die Voraussetzung für die eigentliche Weitervermittlung der darin enthaltenen Nachricht ist. Gemäß der ersten Bedeutung schlüsselt Michael Giesecke in seiner Studie zum Buchdruck der Frühen Neuzeit die verschiedenen Träger von Informationen noch weiter auf: „Sowohl als Medien als auch als Prozessoren kommen alle Formen der Materie in Betracht: Ton, Luft, Licht, Tiere, Menschen, soziale Gemeinschaften oder auch komplexe technische Maschinen" 58 . Im Fall des Beispiels Buch wäre damit das Papier der materielle Träger der In-
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Vgl. dazu Werner Faulstich, Einleitung: D a s Wort „Medium", in: Werner Faulstich, Medientheorien. Einführung und Überblick, Göttingen 1991, S. 7-17. Zu weiteren modernen Bedeutungsmöglichkeiten vgl. auch Körber, Öffentlichkeiten, S. 308. Vgl. dazu Faulstich, Medium, S. 8. Vgl. dazu Körber, Öffentlichkeiten, S. 307. Vgl. dazu Michael Giesecke, Der Buchdruck in der frühen Neuzeit. Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien, Frankfurt/Main 1991, hier S. 39.
28 formation; würde dagegen aus dem Buch vorgelesen, könnte die Luft durch die verursachten Schallwellen als Vermittler der Information gelten. Entsprechend dieses sehr weit gefaßten Ansatzes von Giesecke findet Kommunikation damit nie ohne Medien statt. Für die in dieser Arbeit verfolgten Fragestellungen erwies es sich jedoch als sinnvoll, die einzelnen Medien nicht aufgefächert nach Trägermaterialien wie Papier, Luft oder Ton zu betrachten, sondern eher aus dem Kommunikationszusammenhang heraus zu beurteilen. Der Begriff ,Medien' wird daher parallel zu dem Begriff ,Kommunikationsmittel' verwendet, wobei von der Funktion her Medien vor allem als materielle Träger von Information verstanden werden59. Generell gab es bereits in der Frühen Neuzeit ganz unterschiedliche Wege, Informationen zu übermitteln. Andreas Gestrich spricht ζ. B. von mündlichen, visuellen und schriftlichen Medien als Möglichkeiten der Kommunikation60. Eine solche Einteilung läßt zwar alle klanglichen Äußerungen wie Musik oder das in der Frühen Neuzeit besonders wichtige Informationsmittel des Läutens der Kirchenglocken außer acht, doch liefert sie insgesamt die Basis, um einen großen Teil der auch in dieser Arbeit behandelten Medien einzuordnen. Zeitungen, Flugschriften, Festpredigten und Festberichte, obrigkeitliche Befehle oder historische Werke gehören demnach in den Bereich der schriftlichen Kommunikation. Auf visuellem Wege wurden u. a. illustrierte Einblattdrucke, Kunstwerke, Denkmäler und Bauwerke oder Medaillen rezipiert. Schwieriger ist im Gegensatz dazu die Einordnung von Theateraufführungen oder höfischen Festveranstaltungen, die aufgrund ihres Charakters als multimediale Inszenierungen zu verstehen sind. Genauso wirkte aber auch der illustrierte Einblattdruck nicht ausschließlich durch das beigegebene Bild, sondern spezielle Bild-Text-Kombinationen konnten unter Umständen eine besondere Wirkung bei den Rezipienten hervorrufen. Aus diesem Grund wurde in dieser Arbeit versucht, möglichst unterschiedliche Kommunikationsmöglichkeiten der Frühen Neuzeit in den Blick zu nehmen, um so ein umfassendes Bild von den zur Person des Kaisers kursierenden Informationen und den als Kanälen für diese Informationen genutzten Medien zu gewinnen.
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Mit dieser Sichtweise unterscheidet sich die Verwendung des Begriffes von der Definition Faulstichs, der bei dem Versuch, eine umfassende Medienkulturgeschichte zu entwickeln, auch Personen wie ζ. B. Prediger als Medien begreift, die von ihm als „Menschmedien" bezeichnet werden. Im Gegensatz dazu geht diese Arbeit davon aus, daß aus heutiger Sicht das gesprochene Wort, die im Gespräch verwendete Mimik und Gestik o. ä. nicht mehr nachvollziehbar sind, da entsprechende Quellenbelege im Normalfall fehlen. Als Medium bzw. Kommunikationsmittel wird daher in dieser Arbeit nicht die Personengruppe der Prediger untersucht, sondern es werden als materielle Träger der Information die heute noch überlieferten gedruckten oder handschriftlichen Predigten analysiert. Vgl. zu den Thesen Faulstichs seine Ausführungen zur Frühen Neuzeit: Faulstich, Medien zwischen Herrschaft und Revolte. Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, Kapitel IV.
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1.2.3 Propaganda 1.2.3.1 Definition Wenn man heute mit dem Begriff .Propaganda' umgeht, so ist damit implizit eine negative Akzentuierung verbunden. Gerade aus den Erfahrungen des Nationalsozialismus heraus steht .Propaganda' für die breite Verwendung von Massenkommunikationsmitteln unter Einsatz aller bekannten Beeinflussungstechniken zum Zweck der Indoktrinierung der gesamten Bevölkerung. .Propaganda' kann aber auch wertneutral definiert werden, so wie dies in den einleitenden Sätzen zu dem Thema im ,Brockhaus' geschieht. Demnach ist Propaganda „eine Form der Werbung, besonders für bestimmte geistige Ziele und politische, religiöse, wirtschaftliche, aber auch künstlerische oder humanitäre Ideen, allgemein die publizistische Beeinflussung, ihre Inhalte und Methoden" 61 . Der der propaganda' hier zur Seite gestellte Begriff der ,Werbung' umfaßt damit jegliche Form der Beeinflussung, ohne diesen Vorgang zunächst als positiv oder negativ zu klassifizieren. Allerdings erscheint die parallele Verwendung von .Werbung' und Propaganda' nicht unumstritten. In ihren einleitenden Überlegungen zu historischen Dimensionen der Propaganda warnen Ute Daniel und Wolfram Siemann vor einer solchen weit gefaßten Charakterisierung von Propaganda62, und Eugen Büß hält in seinem Aufsatz zur .Propaganda' dieser in klarer Absetzung von der ,Werbung' eine engere Definition entgegen. .Propaganda' ist demnach eine „im Gegensatz zur Werbung zentral gesteuerte, zumeist politisch motivierte Form massiver Meinungsbeeinflussung oder Indoktrination seitens einer Führungselite, die sich auf eine höhere Vernunft oder verbindliche Ideologie beruft" 63 . Die beiden hier vorgestellten Definitionen von .Propaganda' bewegen sich damit im Hinblick auf Grad und Intensität der Beeinflussung zwischen zwei Extremen. Heute kursieren parallel zur .Propaganda' gerade im politischen Bereich weitere Bezeichnungen, die über den wertneutralen Begriff der .Werbung' und den negativ besetzten Begriff der .Propaganda' hinaus beeinflussende Maßnahmen in der Politik zu umschreiben versuchen: .Public relations', Öffentlichkeitsarbeit', ,Informationspolitik' oder auch .imagebildende Maßnahmen' sind zu Er-
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Vgl. dazu Brockhaus - Die Enzyklopädie: in 24 Bänden, Leipzig u. a. 20. Auflage 1998, 17. Bd., S. 531. Vgl. dazu Ute Daniel, Wolfram Siemann, Historische Dimensionen der Propaganda, in: Ute Daniel u. a. (Hrsg.), Propaganda. Meinungskampf, Verführung und politische Sinnstiftung (1789-1989), Frankfurt/Main 1994, S. 7-20, hier S. 8. Vgl. dazu Eugen Büß, Propaganda. Anmerkungen zu einem diskreditierten Begriff, in: Manfred Piwinger (Hrsg.), Stimmungen, Skandale, Vorurteile. Formen symbolischer und emotionaler Kommunikation. Wie PR-Praktiker sie verstehen und steuern können, Frankfurt/Main 1997 (Professionelle Kommunikation 2), S. 90-114, hier S. 93.
30 satzwörtern für den Begriff der ,Propaganda' geworden. In der Geschichtswissenschaft wird in den letzten Jahren auch verstärkt mit der Bezeichnung ,persuasive Kommunikation' gearbeitet, die sich zur Umschreibung aller Formen der gezielten Meinungsbeeinflussung anbietet. Alexander Heintzel hat in seiner Untersuchung die persuasive Kommunikation des 16. Jahrhunderts in zwei Bereiche unterteilt64: Der „Imagepolitik als Ausdruck vertrauensbildender Tätigkeiten" steht die „Propaganda als Mittel der Beeinflussung" gegenüber, die sich auch der gezielten Fehlinformation oder anderer massiver Beeinflussungsmethoden zum Zweck der Manipulation bedienen kann65. Die unter dem Begriff ,Imagepolitik' subsumierte, um Vertrauen werbende Einflußnahme rangiert damit in ihrem Manipulationsanspruch graduell hinter .Propaganda' und erscheint in ihren Auswirkungen als weniger zwingend.
1.2.3.2 Wirkungsmöglichkeiten von Propaganda Für die Fragestellungen dieser Arbeit ist jedoch nicht nur eine eindeutige Klassifizierung von »Propaganda' unerläßlich, sondern es muß auch der Wirkungsgrad etwaiger Manipulationsversuche zur Diskussion gestellt werden. Die Annahme, daß intensive Propaganda zwangsläufig zu einer übereinstimmenden öffentlichen Meinung' und damit zu gemeinsamen Grundhaltungen und -einstellungen führt, konnte von der Forschung bereits seit längerem relativiert werden. Wie oben gezeigt wurde, gibt es keine einheitliche öffentliche Meinung', sondern es ist vielmehr von diversen in der Öffentlichkeit zu den entsprechenden Themen kursierenden Vorstellungen auszugehen. Die Vereinheitlichung einer , öffentlichen Meinung' kann damit rein äußerlich nur in totalitären Regierungsformen gelingen, die zu allen Publikationsmitteln Zugang haben und diese in ihrem Sinn beeinflussen können. Eine solche rein äußerliche Vereinheitlichung der .öffentlichen Meinung' bedeutet allerdings noch nicht, daß tatsächlich die gesamte Bevölkerung auch die in den manipulierten Medien vertretenen Ansichten übernimmt. Studien innerhalb der Wirkungsforschung haben gezeigt, daß die Erfolge propagandistischer Maßnahmen nicht vorauszuberechnen sind66. Erstens trifft jegliche Form der Meinungsmanipulation auf unterschiedliche Ausgangssituationen, die von einer Vielzahl voneinander abhängiger Faktoren geprägt werden. Zweitens verweist die Medienwirkungsforschung aber auch auf die sogenannten ,Gegenkräfte' oder
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Vgl. dazu Alexander Heintzel, Propaganda im Zeitalter der Reformation. Persuasive Kommunikation im 16. Jahrhundert, St. Augustin 1998 (Publizistik im Gardez! 1), hier S. 5. Vgl. dazu Heintzel, Propaganda im Zeitalter der Reformation, S. 5. Vgl. dazu Gerhard Maletzke, Medienwirkungsforschung. Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, Tübingen 1981 (Medien in Forschung und Unterricht 1), hier vor allem S. 38-44 sowie Michael Kunczik, Die manipulierte Meinung. Nationale Image-Politik und internationale Public Relations, Köln u. a. 1990, hier S. 82-88.
31 ,Korrekturfaktoren', die einem Manipulationsversuch entgegenlaufen 67 . Die Grundeinstellungen und Gruppenzugehörigkeit der zu beeinflussenden Menschen sowie deren „persönliche Kommunikation" relativieren die propagandistischen Botschaften und können sogar die Umkehrung des gewünschten Effektes verursachen68. Nicht zuletzt machen aber auch die Begriffe der ,Mund zu MundPropaganda' oder der ,Flüsterpropaganda' deutlich, daß Kommunikation gerade bei totalitären Regierungsformen auch außerhalb der gängigen Publikationsmittel durch das Gespräch aufrechterhalten werden kann. Noch weniger berechenbar sind die Wirkungen propagandistischer Maßnahmen bei demokratischen Herrschaftsformen, da eine lückenlose Beeinflussung aller vorhandenen Publikationsmittel hier im Normalfall nicht möglich ist. Die Vielzahl der vorhandenen Informationsmöglichkeiten läßt Ute Daniel und Wolfram Siemann daher auch von einem „Markt" sprechen, der durch „Informationsangebot" und „-nachfrage" bestimmt wird, propaganda' muß sich hier in Form und Inhalt den Mitteln der Werbung anpassen, um konkurrenzfähig zu bleiben69. Die Ergebnisse der Medienwirkungsforschung sind für die vorliegende Arbeit insofern relevant, als sie vor allem auf die Bedeutung der .persönlichen Kommunikation' beim Meinungsbildungsprozeß aufmerksam machen. Gerade in der Frühen Neuzeit wurden Meinungen und Ansichten häufig durch das Gespräch ausgetauscht, weil viele Menschen keinen oder nur wenig Zugang zu schriftlichen Kommunikationsmitteln hatten. Eine Untersuchung zum Bild des Kaisers in der Öffentlichkeit muß sich darüber im Klaren sein, daß diese Gesprächssituationen und die dort kursierenden Vorstellungen zur Person des Herrschers nicht in letzter Konsequenz ermittelt werden können. Diese Arbeit verläßt sich deshalb aufgrund der Quellenlage größtenteils auf die vorliegenden schriftlichen und bildlichen Dokumente, die jedoch die existierenden Meinungen zum Kaiser aufnehmen und reflektieren. Neben der Relevanz des .Mündlichen' für das Image des Kaisers kann aus der Medienwirkungsforschung auch noch ein zweiter wichtiger Grundsatz für diese Arbeit abgeleitet werden. Die übertriebene politische Bedeutung, die der Propaganda bereits teilweise im 17. Jahrhundert zugesprochen wird, muß demnach relativiert werden. Wenn die Autoren der Zeit klagen, daß mit der Feder mehr Kriege als mit anderen Waffen gewonnen werden, dann ist dies bereits eine klassische Überschätzung der Wirkung von .Propaganda' 70 . Eine positive Grundeinstellung zur Politik des Herrschers konnte mit Sicherheit die Regierungsarbeit erleichtern und Herrschaft zusätzlich legitimieren, andererseits darf aber der Imagepolitik des 67 68 69 70
Vgl. dazu Maletzke, Medienwirkungsforschung, S. 39. Vgl. dazu Maletzke, Medienwirkungsforschung, S. 41. Vgl. dazu Daniel/Siemann, Propaganda, S. 15. Vgl. dazu ζ. B. die Flugschrift Warhaffter und gründlicher Bericht Dessen was sich zwischen der Hollendisch- und Schwedischen Flotten bey erstem Angriff und Treffen zugetragen. So geben auß Coppenhagen den 12. Novembris im Jahr Christi 1658, o. O. 1659.
32 Herrschers nicht übertriebene Bedeutung beigemessen werden. Vielmehr sagt die hier untersuchte Stilisierung des Kaisers gegenüber seinem Volk auch etwas über die in der Gesellschaft vorhandenen Wertvorstellungen und Wahrnehmungsmuster aus. Eine Untersuchung von .Propaganda' führt vor diesem Hintergrund weg von einer rein politischen Geschichtsschreibung hin zur Kultur- und Mediengeschichte.
1.2.3.3 Propagandatechniken Ein weiteres Problem, das bei einer Untersuchung zur Propaganda zu berücksichtigen ist, sind die verwendeten Techniken der Meinungsbeeinflussung. Gerade in der heutigen Zeit wird der Propagandabegriff stark auf die einzelnen verwendeten Manipulationsmethoden bezogen. Für die Frühe Neuzeit bleibt im Lauf dieser Arbeit zu fragen, inwieweit moderne Techniken der Meinungsbeeinflussung bereits im 17. Jahrhundert Verwendung fanden. Der gezielte Aufbau von Feindbildern und die negative Stilisierung des Gegners als Mittel zur Konditionierung der eigenen Bevölkerung gegen auswärtige Feinde konnte ζ. B. von Winfried Schulze oder von Franz Bosbach schon für die Zeit der Türkenkriege in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nachgewiesen werden71. Andere Techniken der Propaganda wie die einfache und plakative Darstellung von Sachverhalten, die Simplifizierung und damit oft Verfälschung umstrittener Umstände oder auch die Verstärkung bestehender Vorurteile und Vorbehalte sind sicher auch für das hier interessierende 17. Jahrhundert zu beobachten. Schwieriger wird die Einschätzung der aus heutiger Sicht besonders gefährlich erscheinenden Methode, Manipulationen der Bevölkerung durch unterschwellige und versteckte Botschaften vorzunehmen. Gerade diese Technik der Propaganda umgeht durch die Vermeidung einer zu direkten und damit offensichtlichen Adressierung der Bevölkerung die bei der Medienwirkungsforschung geäußerten Vorbehalte im Hinblick auf einen eventuellen Umkehreffekt bei der Rezeption von Botschaften. Für das 17. und beginnende 18. Jahrhundert wurden im Sinn einer verdeckten und auf den ersten Blick nicht leicht zu entschlüsselnden Propaganda vor allem allegorische Darstellungen im Bild, in der Architektur oder auch bei Festinszenierungen interpretiert, die dem Herrschenden eine gewisse Aura des Geheimnisvollen verliehen, die wiederum seine Herrschaftslegitimität untermauern sollte72.
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Vgl. dazu Schulze, Reich und Türkengefahr, Kapitel II. 3, S. 52-66 sowie Franz Bosbach, Der französische Erbfeind. Zu einem deutschen Feindbild im Zeitalter Ludwigs XIV., in: Franz Bosbach (Hrsg.), Feindbilder. Die Darstellung des Gegners in der politischen Publizistik des Mittelalters und der Neuzeit, Köln u. a. 1992 (Bayreuther Historische Kolloquien 6), S. 117-139, hier S. 122-124. Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 45.
33
1.2.3.4 ,Moderne Propaganda' und ,frühneuzeitliche Propaganda' Die unterschiedlichen Definitionsmöglichkeiten für Propaganda und die Frage nach den Wirkungen von Manipulationen müssen in dieser Arbeit im Hinblick auf das 17. Jahrhundert überprüft werden. Schon der Blick auf die Geschichte des Begriffes propaganda' macht deutlich, daß für die Frühe Neuzeit andere Kriterien als für die Moderne anzulegen sind. Für den hier interessierenden Zeitraum war das Wort propaganda' in seiner heutigen Bedeutung noch nicht existent. Obwohl sich seit Beginn des 17. Jahrhunderts mit der ,Congregatio de propaganda fide' diejenige Institution entwickelte, die für die Begriffsbildung Propaganda' das Vorbild abgab, beschränkte sich die Bedeutung des Wortes allgemein auf die Missionstätigkeit der christlichen Kirchen und die Ausbreitung des christlichen Glaubens. Eine über den konfessionellen Sinngehalt hinausführende Gewichtung erhielt der Begriff dagegen erst im ausgehenden 18. Jahrhundert vor dem Hintergrund der antikatholischen Polemiken der Aufklärer 73 . Obwohl das Wort .Propaganda' im 17. Jahrhundert noch nicht unserem heutigen Verständnis entsprach, arbeiten doch viele historische Untersuchungen mit genau diesem Begriff. Die Vermutung liegt also nahe, daß es Propaganda' der Sache nach bereits gegeben haben muß, wenn auch den Zeitgenossen noch die entsprechende Bezeichnung dafür fehlte. Für den Dreißigjährigen Krieg spricht z. B. Göran Rystad von dem Durchbruch der „modernen Propaganda, soweit sie sich des Druckes als Mittel für ihre Ziele bedient"74. Bereits für das ausgehende 16. Jahrhundert hebt Winfried Schulze im Zusammenhang mit der durch die Türkengefahr ansteigenden Publizistik die hier zu beobachtende „propagandistische Ebene" hervor75 und Karl Vocelka untersucht für den gleichen Zeitraum explizit die politische Propaganda Kaiser Rudolfs II.76 Für das 17. Jahrhundert bietet das sich in dieser Phase etablierende Pressewesen nach Ansicht von Markus Baumanns diverse Beispiele dafür, „wie geschickt und ideenreich die staatslenkende Schicht des absolutistischen Staates [···] Propaganda gerade in Fragen der auswärtigen Politik betrieb"77. Aus kunsthistorischer Sicht hat darüber hinaus Franz Matsche die propagandistische Rolle der Kunst während der Herrschaft Kaiser Karls VI. zu
73
Vgl. zu dem Begriff .Propaganda' W o l f g a n g Schieder, Christof Dipper, Artikel: „Propaganda", in: Otto Brunner u. a. (Hrsg.), Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 5, Stuttgart 1984, S. 6 9 - 1 1 2 , hier vor allem S. 69-71.
74
Vgl. dazu Göran Rystad, Kriegsnachrichten und Propaganda während des Dreissigjährigen Krieges. Die Schlacht bei Nördlingen in den gleichzeitigen, gedruckten Kriegsberichten, Lund 1960 (Publications of the N e w Society of Letters at Lund 54), hier S. 3. Zur propagandistischen Funktion der Türkenkriege vgl. bei Schulze, Reich und Türkengefahr vor allem Kapitel I. 3, S. 33-46. Vgl. dazu Vocelka, Rudolf II. Vgl. dazu Baumanns, Lisola, S. 45.
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76 77
34 Beginn des 18. Jahrhunderts analysiert78. Alle diese Arbeiten gehen damit von der Existenz von .Propaganda' im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert aus. Um welche Form von .Propaganda' handelt es sich aber hier? Kann man für das 17. Jahrhundert bereits von .moderner Propaganda' sprechen, wie Göran Rystad dies tut? Tatsächlich müssen bei der Verwendung des Begriffes .Propaganda' für das 17. Jahrhundert im Vergleich zu den heute vorhandenen Verständnisebenen Abstriche gemacht werden. Ute Daniel und Wolfram Siemann messen ζ. B. der Propaganda erst mit dem beginnenden 19. Jahrhundert Bedeutung zu und verweisen auf die vorher fehlenden Rahmenbedingungen für Propaganda: „[...] beginnend mit der Französischen Revolution, entwickelten sich aus den politischen und sozialen Möglichkeiten und Herausforderungen die Maßnahmen der Meinungslenkung, und es entstand nach und nach das Ensemble von Massenmedien, das ihre gesellschaftliche Breitenwirkung ermöglichte"79. Die hier von den beiden Autoren vorgenommene zeitliche Eingrenzung für .moderne Propaganda' hängt damit eng mit den für die Frühe Neuzeit zu beobachtenden strukturellen Defiziten bei der Informationsverbreitung zusammen. Von den verschiedenen Kommunikationsmitteln, die in der Frühen Neuzeit für die Verbreitung von Botschaften und Nachrichten zuständig waren, kann sicher keines als ,Massenkommunikationsmittel' im modernen Sinn bezeichnet werden. Hinzu kam die nur teilweise vorhandene Lesefähigkeit der Bevölkerung, die verhinderte, daß ein breites Publikum von einer manipulierten Botschaft mit Sicherheit erreicht wurde. Selbst wenn alle publizistischen Mittel in der Frühen Neuzeit konsequent genutzt wurden, war also nicht automatisch gewährleistet, daß wirklich die gesamte Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt die entsprechende Botschaft rezipieren konnte. Gleichzeitig haben die Überlegungen zu Öffentlichkeit' und öffentlicher Meinung' in der Frühen Neuzeit auf die Relevanz einzelner .Öffentlichkeitskreise' für bestimmte Manipulationen der Herrschenden hingewiesen. Die frühneuzeitliche Propaganda konnte sich also unter Umständen nur an einen bestimmten Kreis der Bevölkerung richten, der für gewisse Entscheidungen als besonders wichtig eingestuft wurde. Eine aktive Beeinflussung der gesamten Bevölkerung im Sinn einer langfristigen Indoktrinierung und ideologischen Prägung lag dagegen wohl kaum im Anspruchshorizont der damaligen Propagandamaßnahmen. Stärker noch als bei der .modernen Propaganda' muß daher bei frühneuzeitlichen Meinungsmanipulationen die Frage berücksichtigt werden, ob mit dem gewählten Kommunikationsmittel tatsächlich der gewünschte Adressatenkreis erreicht werden konnte oder ob wegen räumlicher Distanz, fehlender Lesefähigkeit der Adressaten o. ä. andere Medien eine sinnvollere Wahl darstellten. Eng verbunden mit den genannten Problemen bei der Informationsverbreitung ist ein zweiter Unterschied zwischen frühneuzeitlicher und moderner Propaganda,
78 79
Vgl. dazu Matsche, Karl VI. Vgl. dazu Daniel/Siemann, Propaganda, S. 10.
35 der auf einer stärkeren Berücksichtigung der Unterscheidung zwischen struktureller und manipulativer Propaganda bzw. ,Public relations' basiert80. Mit .struktureller Propaganda' ist die aufgrund von mangelnden äußeren Rahmenbedingungen nur einseitige und damit defizitäre Informationsmöglichkeit für die Bevölkerung gemeint, die wiederum deren Anfälligkeit für Beeinflussungen förderte. Konkret bedeutet dies im Hinblick auf die Frühe Neuzeit, daß die Distribution von Nachrichten noch nicht gleichmäßig und zuverlässig funktionierte. Informationen zu politischen und militärischen Themen waren damit im Gegensatz zu heute Mangelware; Leser oder auch ,Hörer' wählten nicht aus einem Überangebot von Informationen aus, sondern mußten sich aus Teilinformationen ein Bild machen. Vom Charakter her rein informative Nachrichten konnten damit meinungsbeeinflussende Relevanz bekommen; kalkulierte oder auch einfach nur durch Fehler entstandene Falschnachrichten fielen auf fruchtbaren Boden, da sie nicht überprüft werden konnten. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts minderten zwar die sich immer weiter verbreitenden Zeitungen teilweise die Informationsdefizite, da sie oft verschiedene Nachrichten mit einander widersprechenden Tatsachenberichten nebeneinander abdruckten. Grundsätzlich ist aber davon auszugehen, daß auch durch die defizitären Informationsmöglichkeiten teilweise propagandistische Effekte entstehen konnten, die oft jedoch nicht gezielt gelenkt wurden. Gerade vor diesem Hintergrund erscheint damit aber auch eine Trennung zwischen Information und Propaganda besonders schwierig. Ein wichtiger Unterschied bei dem Vergleich zwischen frühneuzeitlicher und moderner Propaganda ist schließlich das nicht eindeutige Verhältnis zwischen dem Auftraggeber einer propagandistischen Nachricht und dem Hersteller bzw. Distribuent dieser Botschaft. Geht man von den eingangs gegebenen Definitionen für Werbung oder Propaganda aus, so handelt es sich bei der vorgenommenen Meinungsbeeinflussung um einen nur in eine Richtung laufenden Prozeß. Jemand wirbt für seine Politik, seine Person oder seine Ziele und gibt dabei die Richtlinien für diese Werbung vor. Eine Partei, die heute in den Wahlkampf zieht, legt vorher genau fest, in welcher Weise sie sich der Öffentlichkeit präsentieren will. Genaue Programme, bestimmte Symbole und Imagevorstellungen werden ausgearbeitet, die dann mit Hilfe von Experten in einem geschlossenen Werbefeldzug nach außen transportiert werden. In der Frühen Neuzeit läuft dieser Prozeß dagegen weniger zielstrebig ab. Panegyrische Lobeshymnen auf einen Potentaten werden vielfach als Herrscherpropaganda gewertet, doch gibt der Fürst hier keineswegs genaue Richtlinien vor, wie er ζ. B. in einem Lobgedicht dargestellt werden soll. Vielmehr wird der Autor des entsprechenden Gedichtes erst nach Abgabe seines auf freiwilliger Basis produzierten Werkes eventuell, aber nicht immer vom Hof für seine Arbeit entlohnt. Er hat für dieses im Grundsatz propagandistische Werk aber keinen deutlichen und in seinen inhaltlichen Aussagen genau festge-
80
Vgl. dazu Heintzel, Propaganda im Zeitalter der Reformation, S. 4.
36 legten Arbeitsauftrag erhalten. Zwar wird er in seinem Gedicht wahrscheinlich den gängigen Traditionen und dem Bildungskanon seiner Zeit folgen und entsprechende Grundsätze zur Schaffung eines Lobgedichtes für den Herrscher einsetzen, aber im Prinzip ist er in der Gestaltung des Gedichtes vollkommen frei. Der Autor eines Lobgedichtes trägt also auf freiwilliger Basis dazu bei, das Image seines Herrschers aufzubessern, ohne vorher eine klare Handlungsanweisung dazu erhalten zu haben. Noch schwieriger als diese immerhin auf einer gegenseitigen Abhängigkeit zwischen Kaiser und Dichter beruhende Beziehung, ist im Hinblick auf die propaganda' der Frühen Neuzeit die Arbeit eines ζ. B. für den freien Markt schaffenden Flugblattproduzenten zu beurteilen. Ein im illustrierten Einblattdruck aufbereiteter militärischer Sieg der kaiserlichen Truppen konnte ein Verkaufserfolg werden und damit einfach dem jeweiligen Verleger oder Buchdrucker zum Lebensunterhalt dienen, ohne daß der Kaiser und sein Hof konkrete Vorgaben zur Stilisierung seiner Person und des entsprechenden militärischen Erfolges gemacht haben.
1.2.3.5 Multiplizierende Imagepflege Im Hinblick auf die Verwendung des Begriffes .Propaganda' sind in dieser Arbeit daher verschiedene Differenzierungen notwendig. Unter .Propaganda' werden zunächst nur die Maßnahmen verstanden, die gezielt auf den kaiserlichen Hof als Auftraggeber zurückgehen und Meinungen beeinflussen sollen. Eine solche Form der Propaganda kann auch als ,Auftragspropaganda' bezeichnet werden. Inwieweit der Wiener Hof sich aktiv dieses Mittels bediente, ob er geübt und unter Einbeziehungen der gängigen Propagandatechniken zielstrebig durch Manipulationen propagandistisch tätig wurde, wird innerhalb dieser Arbeit überprüft werden. Ergänzt wird die vom Hof gesteuerte Propaganda oder Imagewerbung durch multiplizierende Imagepflege, die alle nicht vom Hof selbst in Auftrag gegebenen imagewerbenden Botschaften umfaßt. Hier können noch einmal gemäß der oben geschilderten Ausgangssituationen zwei Grundtypen unterschieden werden. Zum einen kann es sich um multiplizierende Imagepflege handeln, die nicht direkt vom Hof ausgeht, aber durch ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem Hersteller der werbenden Botschaft und dem Nutznießer dieser Fürsprache gekennzeichnet ist. Die Herrscherpanegyrik stellt das Idealbeispiel für einen solchen Fall dar, doch auch in anderen Medienbereichen läßt sich diese Form der multiplizierenden Imagebildung finden. Die .persuasive Kommunikation' erfolgt in diesem Fall aus eigenem Antrieb heraus, ohne daß genaue Inhalte vorgeschrieben werden. Je positiver und gelungener die entsprechende Werbung für den Herrscher oder seine Politik jedoch ist, desto größer sind die Aussichten des freiwilligen Produzenten, für seine Arbeit auch entlohnt zu werden. Es handelt sich also letztendlich
37 um freiwillige Propaganda, die aber von einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis geprägt ist. Bei einem zweiten Grundtyp ist von einer multiplizierenden Imagepflege auszugehen, die nicht vom Hof initiiert wird und auch von ihm nur schwer zu beeinflussen ist. Ein gewinnorientiert arbeitender Flugblattproduzent richtet sich ζ. B. nach wirtschaftlichen Maßstäben, wird aber möglicherweise aufgrund der Kundennachfrage eine für den Kaiser positive Bild- und Textdarstellung liefern und damit seinem Image förderlich sein. Diese Art der multiplizierenden Imagepflege erfolgt ebenfalls aus eigenem Antrieb und kann einerseits das existierende Image des Kaisers verstärken. Andererseits besteht sogar die Möglichkeit, daß das Bild des Herrschers um neue Attribute ergänzt wird, da die multiplizierende Imagepflege hier an einen durch Angebot und Nachfrage bestimmten Markt gebunden ist. Die Produkte eines für diesen freien Markt arbeitenden Flugblattproduzenten spiegeln damit in gewissem Sinn auch wider, welche Ansprüche die Bevölkerung an den Herrscher hat und wie er gerne gesehen wird. Es handelt sich also hierbei ebenfalls um eine Art freiwillige Werbung durch die Multiplikatoren, die letztendlich durch die entsprechenden Verkaufserfolge für ihre Arbeit entlohnt werden. Ihre Zielsetzungen sind dabei nicht primär das Lob des Herrschers, sondern beruhen vor allem auf wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Beide vorgestellten Typen der multiplizierenden Imagepflege wirken im Sinn von ,persuasiver Kommunikation', ohne vom Hof selbst in ihren Aussagen geformt und vorgegeben zu sein. Peter Burke weist allerdings in seiner Studie zum Image Ludwigs XIV. zu Recht darauf hin, daß es falsch wäre, alle diese Äußerungen von Untertanen zu ihrem Herrscher allein unter propagandistischen oder marktorientierten Gesichtspunkten zu sehen. Tatsächlich können sie in vielen Fällen auch einfach nur Ausdruck „der Ergebenheit zumindest eines Teils der Untertanen" gegenüber ihrem Herrscher gewesen sein81. Multiplizierende Imagepflege kann also nicht nur durch ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis oder durch wirtschaftliche Gründe verursacht werden, sondern auch aus der wirklichen Begeisterung für den Herrscher und aus Überzeugung gegenüber seiner Politik entstehen. In dieser Arbeit soll versucht werden, die hier genannten Möglichkeiten der ,persuasiven Kommunikation' differenzierter zu sehen, als dies bisher geschehen ist. Vor dem Hintergrund einer sich gerade im Hinblick auch auf das neue Medium der Zeitungen wandelnden Öffentlichkeitsstruktur erscheint es besonders interessant zu fragen, wie sich Propaganda und Imagepolitik in dieser Phase weiterentwickeln. Gleichzeitig soll aber mit Hilfe eines differenzierteren Blicks auf alle Formen der ,persuasiven Kommunikation' nachgewiesen werden, wo tatsächlich aktive Propaganda im Hinblick auf das kaiserliche Bild in der Öffentlichkeit vorherrschte. Denn nicht jeder illustrierte Einblattdruck, der einen kaiserlichen Sieg lobt oder jede Medaille, die das Kaiserhaus verherrlicht, kann verallgemeinernd
81
Vgl. dazu Burke, Ludwig XIV., S. 15.
38 als propaganda' bezeichnet werden, sondern muß auf seinen multiplizierenden Charakter hin überprüft werden. Zu fragen ist außerdem, wo , multiplizierende Imagepflege' in Erscheinung tritt und relevant wird und ob hier neue Bilder des Kaisers gezeichnet werden, oder ob eine Anlehnung an die herrschende Vorstellungswelt gegeben ist. Nur mit diesem Ansatz läßt sich für die Regierungszeit Leopolds I. bestimmen, inwieweit man aktiv und bewußt durch Propaganda und Imagepolitik schon mit dem Faktor .Öffentlichkeit' umging und hier Beeinflussungen in die Tat umzusetzen versuchte.
1.2.4 Darstellungsweise, Zielsetzungen und Methodik Die genannten Fragestellungen zu den Themenkreisen Öffentlichkeit' und .Propaganda' deuten bereits auf die Zielsetzungen dieser Arbeit hin. Die Untersuchung von in ihrem Charakter vollkommen unterschiedlichen Medien soll dazu beitragen, die vom Wiener Hof initiierte Auftragspropaganda genauer zu bestimmen, um damit Rückschlüsse auf die Medienpolitik des Kaisers ziehen zu können. Eng verbunden mit der Analyse der Auftragspropaganda Wiens ist die Frage nach etwaiger multiplizierender Imagepflege und ihrem Anteil bei der positiven Darstellung Leopolds I. in der Öffentlichkeit. Gleichzeitig interessieren aber auch die in den verschiedenen Medien transportierten inhaltlichen Aussagen zum Kaiser und seiner Politik. Die in dieser Arbeit geleistete mediengeschichtliche Analyse dient vor allem dazu, die Relevanz einzelner Mediengruppen für den Prozeß der Imagebildung zu ermitteln. Um diese übergeordnete Fragestellung beantworten zu können, bedarf es jedoch einer grundsätzlichen Klassifizierung und Bestimmung der verschiedenen Medien, bei der auch die jeweiligen Kommunikationsräume, Vertriebsstrukturen und Vernetzungen untereinander überprüft werden sollen. Außerdem ist die zeitliche Komponente Teil des zu bearbeitenden Fragenhorizontes. Gibt es ζ. B. Phasen, in denen das eine oder andere Medium verstärkt genutzt wurde und innerhalb der vorhandenen Medienlandschaft besonders dominierte? Die in diesem Bereich gewonnenen Ergebnisse sollen kombiniert werden mit einer inhaltlichen Analyse. Was war überhaupt über den Kaiser in den Medien der Zeit zu erfahren? Von Interesse ist hier vor allem die Ermittlung der im Hinblick auf seine Person vorhandenen Imagevorstellungen, Argumentationsmuster und Typisierungen. Gleichzeitig muß aber auch die Frage gestellt werden nach einem eventuell dahinterstehenden Gesamtprogramm, das über die verschiedenen zur Verfügung stehenden Kommunikationsmittel geplant in die Öffentlichkeit getragen wurde. Um die hier kurz skizzierten Fragen beantworten zu können, bot sich für diese Arbeit eine Dreiteilung an, die sich einerseits an dem Aktualitätsgrad der verschiedenen Medien und andererseits an ihrem Verwendungszusammenhang orien-
39 tiert. Ein erster großer Abschnitt befaßt sich mit den im Bereich der Tagespublizistik anzusiedelnden Medien, die aktuelle Berichterstattung und kommentierende Meinungsäußerungen zu bestimmten Ereignissen liefern. Eine Analyse dieser Medien zielt naturgemäß vor allem auf den politischen Bereich ab und befaßt sich mit der konkreten Reaktion auf Kriege, Friedensverhandlungen, Wahlen oder ähnliches. Der durch Kurzlebigkeit gekennzeichnete Komplex der Tagespublizistik läßt in Verbindung mit der langen Regierungszeit Leopolds I. eine zeitliche Analyse zu, bei der versucht werden soll, mögliche Imagewechsel des Kaisers in der Öffentlichkeit nachzuvollziehen. Dabei erwies es sich als sinnvoll, besonders neuralgische Punkte innerhalb des politischen Lebens Leopolds I. herauszugreifen und anhand dieser punktuellen Querschnitte auf die Aktivitäten des Wiener Hofes im Bereich der Tagespublizistik zu schließen. Grundsätzlich interessierte dabei die Frage nach dem Grad der Agitation des Wiener Hofes. Inwieweit ging man offensiv mit neuen politischen Situationen um und versuchte aktiv das Bild des Kaisers diesen anzupassen bzw. inwieweit präsentierte man in dem kurzlebigen Bereich der Tagespublizistik ein doch eher statisches und in seinen Aussagen unverändertes Bild des Kaisers? Der zweite Teil dieser Arbeit befaßt sich mit der Selbstinszenierung des Kaisers, die oft außerhalb der aktuellen Tagespolitik lag. Feste bei Hof, Bauwerke, Stiftungen oder auch die besondere Förderung der Geschichtsschreibung lassen sich nur vereinzelt auf bestimmte politische Situationen und genaue Zeitpunkte festlegen. Durch die Kommunikation mit Hilfe dieser Medien betrieb der Kaiser jedoch ebenfalls eine aktive Imagewerbung, die nicht durch die konkrete Reaktion auf politische Ereignisse bestimmt war, sondern allgemein sein Ansehen bzw. das seines Hauses heben sollte. Im Gegensatz zur aktuellen Publizistik geht es in diesem Bereich vielfach um langfristige Perspektiven, da die entsprechenden Bemühungen sowohl vom zeitgenössischen Publikum als auch von späteren Generationen rezipiert werden konnten. Abgeschlossen wird der zweite Hauptteil durch einen Vergleich zwischen diesem im gewissen Sinn zeitlos inszenierten Bild des Kaisers und dem an den Bedürfnissen der aktuellen Politik orientierten kaiserlichen Image. Der dritte Teil befaßt sich schließlich mit der im Abschnitt .Propaganda' bereits angesprochenen multiplizierenden Imagepflege. Anhand von Fallbeispielen soll hier gezeigt werden, inwieweit das Bild des Kaisers außerhalb der vom Wiener Hof erreichbaren oder gesteuerten Kommunikationsmittel verstärkt und weiterentwickelt werden konnte. Gleichzeitig interessieren aber auch die durch Privilegienvergabe oder finanzielle Zuwendungen verursachten graduell unterschiedlichen Abhängigkeiten multiplizierender Imageproduzenten. Diese Überlegungen münden abschließend in eine Gesamtanalyse der untersuchten Medien und der darin sichtbaren kaiserlichen Imagepolitik. Hier sollen die bereits in den einführenden Kapiteln formulierten Fragen zur differenzierten Sicht von Propaganda
40 sowie zu den möglicherweise vorhandenen verschiedenen Öffentlichkeitskreisen erneut aufgegriffen werden. Eine Untersuchung zur Imagepolitik Leopolds I. muß sich, um seine ganze Regierungszeit gleichermaßen würdigen zu können, mit fast der gesamten zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts befassen. Gleichzeitig war es auch notwendig, basierend auf den oben formulierten Fragestellungen, mit einer großen Fülle unterschiedlicher Medien der schriftlichen, mündlichen und bildlichen Kultur zu arbeiten. Diese Arbeit kann daher nicht für sich in Anspruch nehmen, jede der untersuchten Mediengruppen lückenlos ausgewertet zu haben. Vielmehr wurde zur Bewältigung der großen Materialmenge eine Doppelstrategie gewählt, die einerseits zur Gewinnung eines aussagekräftigen Gesamtüberblicks beitrug und andererseits detaillierte Analysen ermöglichte. Aus diesem Grunde erfolgte zunächst eine allgemeine Sichtung der verschiedenen Mediengruppen. Für einzelne besonders wichtig erscheinende Begebenheiten innerhalb dieser Zeitspanne wurde dann eine tiefergehende Analyse durchgeführt, die ein - soweit dies die Überlieferungssituation zuließ - möglichst lückenloses Bild aller in den verschiedenen Kreisen der Öffentlichkeit wirkenden Informationen gibt.
II. Das Bild des Kaisers in der Tages-
publizistik II. 1 Die Medien der aktuellen Publizistik: Flugschrift, illustrierter Einblattdruck, Zeitung und historisches Lied Für die Rezeption des aktuellen Tagesgeschehens boten sich den Zeitgenossen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vielfältige Informationsmöglichkeiten an. Bereits in der Reformationszeit hatte sich die Nutzung von illustrierten Einblattdrucken und Flugschriften als kommentierende und berichtende Medien eingebürgert. Mit Beginn des 17. Jahrhunderts kam schließlich die Zeitung als periodisch erscheinendes Nachrichtenmedium hinzu, die nun nicht mehr nur anlaßgebunden sondern regelmäßig Informationen zum Zeitgeschehen lieferte. Während diese drei Medien über den Druck vermittelt und rezipiert wurden, gaben gesungene Lieder darüber hinaus die Möglichkeit, mündlich Berichte und Kommentierungen zu aktuellen Themen weiterzuverbreiten 1 . In dem folgenden Teilbereich dieser Arbeit sollen zunächst die genannten vier Kommunikationsmittel genauer klassifiziert sowie im Hinblick auf ihre thematischen Schwerpunkte und ihre jeweilige Markt- und Vertriebsstruktur analysiert werden. In einem daran anschließenden chronologisch gegliederten Überblick gilt es, diese Medien in ihrer Reaktion auf ausgewählte politische Ereignisse der Regierungszeit Leopolds I. zu überprüfen. Dabei soll einerseits das durch diese Medien verbreitete Bild des Kaisers ermittelt und andererseits Art und Inhalt der Berichterstattung bzw. Kommentierung des aktuellen Geschehens dokumentiert werden.
Natürlich decken die hier genannten Mediengruppen nicht die ganze Bandbreite möglicher Informationsmittel ab, doch sind mit Flugschrift, illustriertem Einblattdruck und Zeitung die wichtigsten Bereiche erfaßt. Andere Möglichkeiten der Kommunikation im Bereich der aktuellen Tagespublizistik werden entweder diesen Hauptgruppen untergeordnet oder in späteren Kapiteln noch behandelt.
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II. 1.1 Flugschriften Eine Flugschrift wird von Hans-Joachim Köhler in seinen grundsätzlichen Überlegungen zur Bedeutung dieses Mediums in der Reformationszeit als eine „aus mehr als einem Blatt bestehende, selbständige, nichtperiodische und nicht gebundene Druckschrift, die sich mit dem Ziel der Agitation [...] und/oder der Propaganda [...] an die gesamte Öffentlichkeit wendet" definiert2. Diese allgemeingültige Definition erfuhr durch Markus Baumanns eine Erweiterung, da sie den vielschichtigen Erscheinungsformen innerhalb dieser nur oberflächlich einheitlichen Mediengruppe nur bedingt gerecht wird3. Bezogen auf das 17. Jahrhundert definiert er Flugschrift als „eine aus mehr als einem Blatt bestehende, selbständige, auch im offiziellen Auftrag verfaßte oder protegierte, nicht periodische, gebundene oder im Rahmen anderer umfassender Chroniken und Gazetten veröffentlichte, nach marktwirtschaftlichen Grundsätzen vertriebene Druckschrift, die sich mit dem Ziel der Agitation und Propaganda meist in außenpolitischer Thematik an eine breite Öffentlichkeit, die ungefähr mit der der Zeitungsrezipienten übereinstimmt, wendet und manchmal auch öffentliche Meinung widerspiegelt"4. Die differenzierte Definition Baumanns berücksichtigt die bereits in der Forschung des ausgehenden 19. Jahrhunderts formulierten Überlegungen, daß sich hinter der Bezeichnung .Flugschrift' ganz verschiedene Textgattungen verstecken können. Johannes Haller stellte 1892 ζ. B. vier Untergruppen heraus, die von Markus Baumanns auch heute noch als sinnvolles Einteilungskriterium gewertet werden5. Demnach unterteilen sich Flugschriften in .offizielle Flugschriften und Manifeste', in ,Relationen' sowie .Streitschriften und Traktate'. Eine vierte Untergruppe, nämlich die der theologisch, philosophisch, staatstheoretisch oder verfassungsrechtlich orientierten Gelehrtenpublizistik ist an dieser Stelle von geringerem Interesse6. Für diese Untersuchung relevant sind die genannten drei Gattungen, die gleichermaßen Möglichkeiten zur Meinungsbeeinflussung in sich bergen. Während offizielle Flugschriften und Manifeste' von der Obrigkeit herausgegeben wurden, um durch die Offenlegung dieser diplomatischen Schriftstücke die eigene Position zu stärken oder den Gegner zu diskreditieren, boten die ,Relationen' zumeist sehr sachliche Berichte zu Schlachten und anderen relevanten aktuellen Er2
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Vgl. dazu Hans-Joachim Köhler, Die Flugschriften. Versuch der Präzisierung eines geläufigen Begriffs, in: Horst Raabe u. a. (Hrsg.), Festgabe für Ernst Walter Zeeden, Münster 1976, S. 36-61, hier S. 50. Eine weitere Definition für den Zeitraum von 1450-1550 bei Johannes Schwitalla, Deutsche Flugschriften 1460-1525. Textsortengeschichtliche Studien, Tübingen 1983 (Germanistische Linguistik 45), S. 14. Vgl. dazu Baumanns, Lisola, S. 79. Vgl. dazu Baumanns, Lisola, S. 79. Vgl. dazu Johannes Haller, Die deutsche Publizistik in den Jahren 1668-1674. Ein Beitrag zur Geschichte der Raubkriege Ludwigs XIV., Phil. Diss. Heidelberg 1892, hier S. 8-14. Vgl. dazu Baumanns, Lisola, S. 65-68.
43 eignissen. Streitschriften und Traktate' diskutierten im Gegensatz dazu das Tagesgeschehen und nahmen in oft satirischer Form zur aktuellen Politik Stellung. Ergänzt werden können die genannten vier Gattungen von Flugschriften durch eine weitere von Johannes Weber in seinem Aufsatz zur „Deutschen Presse des Barock" herausgearbeitete Untergruppe, die gerade im ausgehenden 17. Jahrhundert immer größere Bedeutung erlangte: Bereits seit den siebziger Jahren entstanden, gattungstechnisch auch heute noch unter dem Oberbegriff der Flugschriften geführt, erste .politische Journale'. In diesen wurde zumeist über mehrere Ausgaben hinweg die politische Lage in Europa kritisch aus allen Blickwinkeln beleuchtet und beurteilt, ohne daß dabei eine meinungsbeeinflussende Zielsetzung im Vordergrund stand7. Die geschilderte Bandbreite von Gattungen, die sich hinter dem Oberbegriff ,Flugschrift' verbergen, rufen zu einer differenzierten Verwendung dieser Bezeichnung auf. Trotzdem wird auch im weiteren Verlauf dieser Arbeit damit gearbeitet, doch soll versucht werden, bei der inhaltlichen Analyse der Einzelereignisse jeweils differenziert auf die verschiedenen Untergruppen einzugehen. Bei dem Versuch, einen Gesamtüberblick zu den Flugschriften der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu gewinnen, stößt man vor allem wegen der großen Menge an Traktaten, berichtenden Relationen und gedruckten offiziellen Schriftstücken rasch an Grenzen. Hans von Zwiedineck-Südenhorst weist ζ. B. in seiner aus dem Jahr 1888 stammenden Überblicksdarstellung „Die öffentliche Meinung im Zeitalter Ludwigs XIV." darauf hin, daß allein in den beiden von ihm untersuchten Bibliotheken in München und Dresden ca. 3 000 Flugschriften lagern, die nur zu zehn Prozent übereinstimmende Titel aufweisen 8 . Die Fülle der heute noch vorhandenen Flugschriften macht deutlich, welche Bedeutung dieses Medium im Rahmen der Tagespublizistik hatte. Für die hier vorliegende Arbeit war es aufgrund dieser Materialmenge notwendig, eine Auswahl bei der verwendeten Quellenbasis zu treffen, die jedoch trotzdem einen Gesamtüberblick zu Themen und Meinungen innerhalb der Flugschriften ermöglichen sollte. Aus diesem Grund wurden die reichhaltigen Bestände der Augsburger Staatsbibliothek und der Bibliothek Oettingen-Wallerstein in der Universitätsbibliothek Augsburg komplett aufgenommen und analysiert. Um das dabei gewonnene Bild durch eine überregionale Sammlung zu relativieren, bot es sich an, die auf Mikrofiche vorliegende Gustav-Freytag-Flugschriftensammlung für den entsprechenden Zeitraum ebenfalls komplett auszuwerten 9 . Damit liegt die Anzahl der für diese Untersuchung gesichteten Flugschriften bei ca. 800 unter-
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Vgl. dazu Weber, Deutsche Presse, S. 147 und 148. Vgl. dazu Hans von Zwiedineck-Südenhorst, Die öffentliche Meinung in Deutschland im Zeitalter Ludwigs XIV., 1650-1700, Stuttgart 1888, S. 3. Vgl. dazu Paul Hohenemser, Flugschriftensammlung Gustav Freytag, Hildesheim 1966 sowie die Mikrofiche-Ausgabe Flugschriftensammlung Gustav Freytag, München 1980.
44 schiedlichen Drucken, die sich als aussagekräftige Quellenbasis erwiesen10. Für die im chronologischen Teil dieser Arbeit gesondert behandelten Einzelereignisse wurden darüber hinaus die Flugschriftenbestände der Bayerischen Staatsbibliothek in München, der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien und der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden mit herangezogen. Die Auswertung kompletter Sammlungsbestände in den Augsburger Bibliotheken bzw. der Gustav-Freytag-Flugschriftensammlung diente vor allem dazu, besondere Höhepunkte bei der Flugschriftenproduktion innerhalb des Untersuchungszeitraumes herauszufinden sowie die wichtigsten Themenbereiche dieses Mediums zu ermitteln". Das sich aus den errechneten Zahlen ergebende Bild weist die Flugschriften zunächst als ein vor allem durch Krieg und Frieden angeregtes Kommunikationsmittel aus. Eine besonders hohe Anzahl an Flugschriften erscheint zu kriegerischen Auseinandersetzungen, bei längeren Kriegen nehmen die Zahlen jedoch im Verlauf der Auseinandersetzungen ab, um sich dann mit dem jeweiligen Friedensschluß wieder zu erhöhen. Überblickt man die Regierungszeit Kaiser Leopolds I. im einzelnen, so stellt das Jahr 1658 einen absoluten Höhepunkt im Hinblick auf den Flugschriftenausstoß dar. Es ist einerseits gekennzeichnet durch die Verwicklung der Habsburger in kriegerische Auseinandersetzungen mit Frankreich und Schweden, andererseits fand in diesem Jahr die stark diskutierte Wahl Leopolds I. zum Kaiser statt. Die heute noch vorhandene Anzahl an Flugschriften zu diesen beiden Themen übersteigt bei weitem die Menge an Flugschriften, die in der eigentlich als Höhepunkt der Flugschriftenproduktion immer wieder genannten Phase von 1672-1675 erschienen. Nach der Wahl Leopolds I. 1658 scheint die Menge an Flugschriften stark abgesunken zu sein, um dann nach dem Abschluß der Kämpfe auf den beiden europäischen Kriegsschauplätzen in den Jahren 1659 bzw. 1660 fast ganz gegen Null zu sinken. Erst der Türkenkrieg der Jahre 1663 und 1664 brachte den heutigen Zahlen zufolge wieder einen deutlichen Anstieg bei der Flugschriftenproduktion. In der folgenden Zeit bestimmten dagegen einzelne Streitthemen auf Reichsebene das Bild. So erschienen ζ. B. im Jahr 1665 eine ganze Reihe von Schriften zum Wildfangstreit und sorgten damit für etwas Bewegung auf dem Flugschriftensek10
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Nicht berücksichtigt wurden Flugschriften in französischer oder holländischer Sprache. Da lateinische Flugschriften zunehmend an Bedeutung verloren, ist ein großer Teil der gesichteten Flugschriften in deutscher Sprache gehalten. Einschränkend muß zu den im Folgenden vorgestellten Zahlen und Hauptthemenbereiche auf einen bereits 1892 von Johannes Haller formulierten Vorbehalt verwiesen werden. Haller geht von hohen Überlieferungsverlusten bei den Flugschriften aus und sieht dabei auch die Gefahr, daß in den vergangenen Jahrhunderten themenspezifisch sehr einseitig gesammelt wurde, was zu einer Verzerrung der hier vorgestellten Ergebnisse führen würde. Außerdem kann die hier vorgenommene Analyse von insgesamt nur drei Bibliotheken nur Annäherungswerte bieten, die in ihrer Tendenz jedoch, wie die im Überblick vorgenommene Sichtung der Bestände der Bayerischen Staatsbibliothek, der Österreichischen Nationalbibliothek und der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (dort unter Einschluß der Kriegsverluste) deutlich machte, aussagekräftig sind.
45 tor. Auf erstaunlich wenig Interesse stieß der Devolutionskrieg der Jahre 1667 bis 1668, an dem das Reich allerdings nicht direkt beteiligt war. Zwar stieg die Anzahl der Flugschriften in dieser Phase wieder an, doch liegen die Zahlen deutlich hinter dem Flugschriftenausstoß anläßlich des Türkenkrieges 1663/1664. Eine explosionsartige Zunahme deutet sich dann mit dem Jahr 1672 an, das den Ausbruch des Holländischen Krieges brachte und die Diskussion um eine Teilnahme des Reiches an diesem Konflikt belebte. Mit der Erklärung des Reichskrieges gegen Frankreich im Jahr 1674 und den klaren Stellungnahmen gegen die Bedrohung durch Ludwig XIV. erreichte die Flugschriftenproduktion in diesem und dem folgenden Jahr einen Höhepunkt, doch sanken mit der langen Dauer des Krieges die Zahlen wieder deutlich ab. Die heute noch vorhandenen Flugschriften zum Friedensschluß von Nimwegen verweisen dabei auf keinen besonders starken Anstieg und auch die Einnahme Straßburgs durch Frankreich im Jahr 1681 wurde zwar in einigen Flugschriften durch Berichte gewürdigt und kritisch reflektiert, doch hielt sich das Echo auf diese Vorgänge offensichtlich in Grenzen. Erst mit der Belagerung Wiens 1683 durch die Türken und insbesondere durch den sich daraus für das Reich ergebenden Zweifrontenkrieg stiegen die Zahlen wieder an. Insgesamt präsentieren sich die achtziger Jahre des 17. Jahrhunderts als bewegtes Jahrzehnt auf dem Flugschriftensektor. Die Offensive gegen die Türken wurde nicht nur durch Ereignisberichte, sondern auch durch kritische Kommentare verfolgt. Gleichzeitig widmeten sich viele Traktate und Berichte den Geschehnissen in England, so daß 1688 und 1689 zusammen mit dem Ausbruch des Orleanschen Krieges ein erneuter Höhepunkt innerhalb der Flugschriftenproduktion erkennbar ist. Ähnlich wie beim Holländischen Krieg zeigt sich bei diesen Auseinandersetzungen ein Abflauen des Interesses nach den ersten Kriegsjahren. So erscheinen die neunziger Jahre als relativ ruhiges Jahrzehnt, in dem die Kriegsberichterstattung zwar fortgesetzt wird, ohne jedoch besondere Höhepunkte zu erreichen. Der Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges und erste Erfolge der alliierten Truppen führten dann wieder zu einem Anstieg der Produktion, wobei das Jahr 1704 vor allem durch die Schlacht von Höchstädt bzw. durch das kriegerische Vorgehen Bayerns innerhalb des Reiches zu höheren Zahlen führte. Die für die Regierungszeit Leopolds I. von 1658 bis 1705 ermittelten Flugschriftenzahlen belegen damit deutlich, für welche Themen dieses Medium bevorzugt genutzt wurde. Vor allem die in Europa stattfindenden kriegerischen Auseinandersetzungen wurden ausführlich in den Flugschriften durch Berichte dokumentiert, durch offizielle Kriegsmanifeste und Rechtfertigungen von den Regierungen begründet und durch begleitende Meinungsäußerungen kritisch kommentiert. Reichsinterne Streitigkeiten fanden zwar ebenfalls den Weg in dieses Medium, doch führten sie selten wie etwa im Fall des Wildfangstreits zu sichtbar er-
46 höhten Zahlen12. Auch konfessionelle Auseinandersetzungen waren nicht mehr ein bestimmendes Thema der Flugschriften und wurden von dem Interesse an den großen Kriegen gegen Frankreich und die Türken überlagert. Besonders auffällig ist dagegen der große Flugschriftenausstoß zur Wahl Leopolds im Jahr 1658, die jedoch nicht nur als reichsinternes Großereignis gewertet werden darf, sondern durch die Verwicklung der Habsburger in Kriege im Norden und im Westen auf starke Resonanz in ganz Europa stieß. Die zweite Wahl, die innerhalb der Regierungszeit Leopolds I. stattfand und seinen Sohn im Jahr 1690 zum Römischen König machte, rief dagegen ein weit geringeres Echo hervor. Auch 1690 lag das Reich gleich mit zwei Mächten im Krieg, doch löste diese Tatsache nunmehr keine Diskussion um den Wahlkandidaten aus. Es erschienen fast ausschließlich berichtende Relationen über den Wahlvorgang und die anschließenden Feierlichkeiten. Diese veränderte Medienreaktion auf den Habsburgerkandidaten zeugt von einer über die Jahre hinweg geänderten Einstellung gegenüber dem Kaiser und seinem Haus, die in dem chronologischen Ereignisüberblick noch genauer gewürdigt wird. Der hier formulierte Befund, daß Flugschriften vor allem auf Konflikte mit auswärtigen Mächten reagierten und ansonsten nur bei reichsinternen Großereignissen wie bei einer Wahl eine von hohem Interesse zeugende Resonanz erkennen lassen, soll jedoch nicht bedeuten, daß sie auf Reichsebene weniger Bedeutung hatten. Denn gerade in der Reaktion auf die auswärtige Bedrohung entwickelten sich die Flugschriften zu dem Medium, in dem die Einigkeit des Reiches von den Autoren immer wieder als einziges Mittel zur wirkungsvollen Verteidigung heraufbeschworen wurde. Vor allem mit Beginn des Holländischen Krieges tritt aus den Flugschriften daher eine klar reichspatriotische Gesinnung zum Vorschein, die auch in den folgenden Jahren nicht etwa abnimmt, sondern immer wieder als Anliegen gerade anläßlich der vor allem gegen Frankreich geführten Auseinandersetzungen formuliert wird. Die Flugschriften behandeln damit zwar vor allem Konflikte mit auswärtigen Mächten, nutzen diese jedoch auch aus, um die Reichspolitik vor diesem Hintergrund kritisch zu analysieren und zu reflektieren.
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Außer zum Wildfangstreit erschienen ζ. B. auch eine Reihe von Flugschriften zum Erbfolgestreit um Sachsen-Lauenburg 1689 und 1690. Vgl. zu den Hintergründen Press, Kriege und Krisen, S. 435-437.
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II. 1.2 Illustrierte Einblattdrucke Formal lassen sich die illustrierten Einblattdrucke' wesentlich einfacher definieren als die sich nur oberflächlich als einheitliche Mediengruppe präsentierenden Flugschriften. Beim illustrierten Einblattdruck handelt es sich um einen einblättrigen Druck in größerem Format, der sowohl Bild- als auch Textinformationen bietet, die zumeist in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Formal ist vor allem die Verwendung von Typendruck für den Text als wichtiges Klassifizierungskennzeichen zu berücksichtigen 13 . Parallel zu der Bezeichnung illustrierter Einblattdruck' erscheint in der Forschungsliteratur häufig auch der Begriff des ,Flugblattes', der jedoch eigentlich als ein wesentlich weiter gefaßter Oberbegriff für den gesamten Bereich des Einblattdruckes anzusehen ist. Flugblätter können z. B. im Gegensatz zum illustrierten Einblattdruck auf graphische Darstellungen ganz verzichten und erfüllen mitunter als Werbebotschaft, öffentliche Bekanntmachung oder Kalender wesentlich vielfältigere Funktionen. Für die hier zu leistende Untersuchung der illustrierten Einblattdrucke bot es sich zunächst an, auf bereits edierte Blätter zurückzugreifen, wobei vor allem die von Wolfgang Harms herausgegebenen Editionen der Sammlungsbestände in Wolfenbüttel, Darmstadt und Coburg zu nennen sind14. Allerdings zeigte eine Durchsicht dieses Materials, daß von den über 1 000 dort dokumentierten Blättern nur ca. 60 aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammen. Dieses Ergebnis legte zunächst den Verdacht nahe, daß das Medium .illustrierter Einblattdruck' seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges einen drastischen Einbruch erlebt haben muß und damit innerhalb der Tagespublizistik erheblich an Bedeutung verlor. Um diesen Befund zu überprüfen, wurden einerseits die umfangreichen Flugblattsammlungen in Frankfurt/Main, Berlin, Dresden, Nürnberg, Augsburg und München mit in die Untersuchung einbezogen und andererseits lieferte die Bibliographie Drugulins eine zusätzliche Kontrollmöglichkeit im Hinblick auf die ermittelten Zahlen15. Insgesamt konnte durch diese Erhebungen das zunächst gewonnene 13
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Vgl. dazu Michael Schilling, Bildpublizistik der Frühen Neuzeit. Aufgaben und Leistungen des illustrierten Flugblatts in Deutschland bis um 1700, Tübingen 1990 (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur 29), hier S. 3. Vgl. dazu W o l f g a n g Harms (Hrsg.), Deutsche illustrierte Flugblätter des 16. und 17. Jahrhunderts. Kommentierte Ausgabe, 4 Bde., München, Tübingen ( 1 9 8 0 - 1 9 8 9 ) sowie W o l f g a n g Harms (Hrsg.), Illustrierte Flugblätter des Barock. Eine Auswahl, Tübingen 1983; W o l f g a n g Harms (Hrsg.), Illustrierte Flugblätter aus den Jahrhunderten der Reformation und der Glaubenskämpfe, Coburg 1983. Ausgewertet wurde außerdem die Edition von Dorothy Alexander, Walter L. Strauss, The German Single-Leaf W o o d c u t 1600-1700, 2 Bde., N e w York 1977. Gesichtet wurden folgende Sammlungen: Staats- und Stadtbibliothek Augsburg; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung; Gustav-Freytag Flugblattsammlung in der Universitätsbibliothek Frankfurt; Graphische Sammlung, Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg (zitiert nach dem Marburger Index unter der Abkürzung G N M ) ;
48 Bild teilweise korrigiert werden. Für den Zeitraum von 1658-1705 ließen sich immerhin ca. 110 Flugblätter ermitteln. Diese Zahl erscheint im Vergleich zum Dreißigjährigen Krieg immer noch niedrig, läßt den Produktionseinbruch jedoch als nicht ganz so spektakulär erscheinen. Einschränkend muß im Hinblick auf die hier genannten Zahlen darauf verwiesen werden, daß nicht alle illustrierten Einblattdrucke der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bei der Analyse berücksichtigt werden konnten, sondern daß eine sich im Rahmen der Fragestellungen dieser Arbeit bewegende Themeneingrenzung vorgenommen wurde. In die quantitative Analyse wurden daher nur Einblattdrucke einbezogen, die Aussagen zur Reichspolitik, zu Konflikten mit anderen Mächten, zur militärischen Lage oder aber speziell zu Leopold I. und dem Haus Habsburg enthielten. Sensations- oder Wunderflugblätter kamen also nur dann in die engere Auswahl, wenn das beschriebene Geschehen ζ. B. auf ein aktuelles Kriegsereignis o. ä. Bezug nahm. Gleichzeitig konzentrieren sich die Untersuchungen auf deutschsprachige Einblattdrucke. Die zahlreichen holländischen Drucke, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts den europäischen Markt mitprägten, wurden nur dann berücksichtigt, wenn sie eine Übersetzung in die deutsche Sprache erfuhren16. Bei den genannten Zahlen muß außerdem berücksichtigt werden, daß es sich bei dem illustrierten Flugblatt um einen Gebrauchsgegenstand handelte, der über die Jahrhunderte hinweg nicht immer der Aufbewahrung würdig empfunden wurde und damit von hohen Verlusten geprägt ist. Die hier vorgestellte quantitative Analyse bietet damit also nur Annäherungswerte. Betrachtet man die Zahlen der erschienenen Einblattdrucke jahrweise, so lassen sich auch hier bestimmte Zeiten erkennen, in denen verstärkt auf dieses Medium als Informationsmittel zurückgegriffen wurde. Erste Spitzenwerte erreichten zunächst die Wahl des Kaisers im Jahr 1658 sowie der erste Türkenkrieg seiner Regierungszeit in den Jahren 1663 und 1664. Auch die drei Hochzeiten Leopolds I. in den Jahren 1666, 1673 und 1676 wurden vor allem im Hinblick auf die Festlichkeiten im Medium .Flugblatt' wiedergegeben. Relativ wenig Beachtung fanden dagegen die Kriege gegen Ludwig XIV. Am ausführlichsten kam noch der Holländische Krieg im illustrierten Flugblatt zur Geltung, wobei es sich hier größtenteils um rein militärische Berichte und schematische Bilddarstellungen zum
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Staatliche Graphische Sammlung München; Bayerische Staatsbibliothek München; Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster. Vgl. zu weiteren Flugblättern auch Wilhelm E. Drugulin, Historischer Bilderatlas, Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1863-1867, Hildesheim 1964 sowie William A. Coupe, The German Illustrated Broadsheet in the Seventeenth Century, 2 Bde., Baden-Baden 1966. Vgl. zu den holländischen Einblattdrucken die Bilddarstellungen in dem Ausstellungskatalog Bommen Berend. Das Fürstbistum Münster unter Bischof Christoph Bernhard von Galen 1650-1678, Westfälisches Landesmuseum Münster, [Münster 1972] sowie bei Wolfgang Cilleßen (Hrsg.), Krieg der Bilder. Druckgraphik als Medium politischer Auseinandersetzung im Europa des Absolutismus, Berlin 1997.
49 jeweiligen Kampfgebiet handelt. Auch der Spanische Erbfolgekrieg erfuhr mit nun zunehmend erscheinenden Spottblättern auf den französischen König etwas mehr Aufmerksamkeit in den Einblattdrucken. Einen absoluten Höhepunkt stellt jedoch der mit dem Jahr 1683 beginnende Türkenkrieg dar, der sowohl durch Spottblätter als auch durch militärische Darstellungen innerhalb dieses Mediums dokumentiert wurde. Insgesamt bleibt aber für den illustrierten Einblattdruck ein zahlenmäßiger Rückgang festzuhalten, der den Rückzug auf Standardthemen wie den Türkenkrieg und repräsentative Großereignisse mit sich brachte. Hinzu kommt ein auch im Stil verstärkt spürbarer Wandel des Mediums in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Während die Flugblätter des Dreißigjährigen Krieges sich durch eindeutige Polemik, witzige und unterhaltende Darstellungen sowie klare propagandistische Aussagen auszeichneten, kann für die Zeit nach dem Westfälischen Frieden ein zunehmender Rückzug auf Primärinformationen beobachtet werden: Nur sehr wenige illustrierte Einblattdrucke versuchen in dieser Phase, politische Ereignisse auf hintergründige und verschlüsselte Art darzustellen; Spottblätter auf den militärischen Gegner erscheinen zwar, aber bilden eher die Ausnahme als die Regel. Im Vergleich dazu nehmen äußerlich rein informativ wirkende Flugblätter deutlich zu, die sich im Normalfall mit einzelnen Kriegssituationen befassen. Im Bild zeigen diese Blätter zumeist eine schematisch wirkende Schlachtszene oder eine Ansicht der jeweils umkämpften Festungsanlage oder Stadt. Der Text bietet häufig eine genaue Bildlegende sowie im Stil von Relationen einen knapp informierenden Bericht zum Schlachtgeschehen, der über Nachrichten zum Ort des Kampfes, zum Ablauf der kriegerischen Auseinandersetzung und zu den Verlusten der beteiligten Parteien nicht hinausgeht. Über die Ursachen des beobachteten Wandels kann hier nur spekuliert werden. Die Gründe sind mit Sicherheit zumindest teilweise bei den zum illustrierten Einblattdruck in Konkurrenz stehenden anderen Medien bzw. der dahinter stehenden Vertriebsstruktur zu suchen, auf die im nächsten Kapitel noch näher eingegangen wird. Daneben könnten aber auch die Themen der Einblattdrucke einen Hinweis geben. Während im Dreißigjährigen Krieg neben dem Kampfgeschehen vor allem die konfessionelle Problematik innerhalb der Einblattdrucke aufgearbeitet wurde, verlor dieser Bereich nach dem Abschluß des Westfälischen Friedens an Bedeutung. An einer durch Polemik und Spott gekennzeichneten Austragung des Konfessionsgegensatzes in den Medien bestand im kriegsmüden Reich kein Interesse mehr. Die Flugschriften reagierten in dieser Phase rasch und mit neuer Themenausrichtung auf die veränderten politischen Rahmenbedingungen, die sich seit Ende der sechziger Jahre abzeichneten. Die Konfessionsgegensätze wurden größtenteils überspielt und zugunsten reichspatriotischer Einheitsaufrufe gegen den neuen Hauptgegner Frankreich aufgegeben. Dieser Entwicklung folgte der illu-
50 strierte Einblattdruck weder im Bild noch im Text und reagierte damit nicht auf den neuen Trend innerhalb der Publizistik17. Relevant war der illustrierte Einblattdruck dagegen immer noch bei zwei anderen Themenbereichen, die traditionell durch dieses Medium dokumentiert wurden. Repräsentative Großereignisse wie Hochzeiten, Krönungen, Taufen oder die im Rahmen dessen aufgeführten Theater- und Festveranstaltungen sowie Feuerwerke ließen sich durch eine rein textliche Wiedergabe nicht adäquat darstellen. Hier blieb der illustrierte Einblattdruck weiterhin ein wichtiges Informationsmedium, um höfische Pracht und Glanz zu zeigen. Daneben wurde über die Türkenkriege weiterhin nicht nur durch Flugschriften und Zeitungen sondern auch durch den illustrierten Einblattdruck berichtet. Offensichtlich bestand bei diesem besonderen Gegner, der das christliche Abendland nun schon über ein Jahrhundert lang in Atem hielt, ein Bedürfnis, das Kriegsgeschehen mit Hilfe von zusätzlichen Bilddarstellungen zu verfolgen. Hinzu kamen die großen Erfolge der Achtziger und neunziger Jahre gegen die Türken, die eine Verspottung des andersgläubigen Gegners und Jubel über die errungenen Siege zu verkaufsträchtigen Themen der Einblattdrucke machten. Während der illustrierte Einblattdruck sich also in einzelnen Bereichen von Sensationsmeldungen und interpretierenden Darstellungen des politischen Geschehens wegbewegte und vermehrt im Stile der neutraleren Zeitungen durch Bilder unterlegte Primärinformationen bot, behielt er vor allem bei der Darstellung repräsentativer Inszenierungen an den Höfen und bei den Türkenkriegen seine frühere Bedeutung bei. Gerade diese beiden Bereiche waren jedoch auch für die kaiserliche Propaganda von besonderem Interesse, so daß die Nutzung dieses Mediums durch den Wiener Hof aufschlußreich für eine Beurteilung seiner Öffentlichkeitspolitik sein wird.
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Vgl. dazu ausführlich Jutta Schumann, D a s politisch-militärische Flugblatt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Nachrichtenmedium und Propagandamittel, in: W o l f g a n g Harms u. a. (Hrsg.), D a s illustrierte Flugblatt in der Kultur der Frühen Neuzeit, Frankfurt/Main 1998 (Mikrokosmos 50), S. 2 2 7 - 2 5 8 .
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II. 1.3 Zeitung Im Gegensatz zum illustrierten Einblattdruck und den Flugschriften kann die Zeitung vor allem durch ihre regelmäßige Erscheinungsweise deutlich von diesen Medien abgegrenzt werden18. Auf zwei bzw. später oft auch vier Quartseiten erfuhr der Leser kontinuierlich die wichtigsten Neuigkeiten aus allen Teilen der bekannten Welt. Vom Stil her sind die Zeitungen des 17. Jahrhunderts eher sachlich und knapp gehalten und setzen sich damit von der damaligen Sensationspresse deutlich ab. Ziel der Zeitungen war die möglichst präzise Information des Lesers, wobei unter Wahrung der Neutralität vor allem die Wahrheit berichtet werden sollte19. Während für den illustrierten Einblattdruck und die Flugschriften in den beiden vorhergehenden Kapiteln thematische Schwerpunkte und quantitative Schwankungen nachgewiesen werden konnten, erschien die Zeitung regelmäßig in einem bestimmten Umfang und mußte unabhängig von der tatsächlichen Brisanz der Nachrichten gefüllt werden. Bei der Analyse der Zeitungsthemen und der Produktionszahlen wurde entsprechend dieses unterschiedlich gelagerten Nachrichtenprofils eine andere Untersuchungsmethode als bei den beiden vorher behandelten Medien gewählt. Ein Gesamtüberblick zu den Themenbereichen der Zeitungen und ihrer quantitativen Gewichtung wäre dabei allein schon wegen des Umfangs nicht zu leisten gewesen. Im Bremer Zeitungsarchiv, das alle überlieferten deutschsprachigen Zeitungen des 17. Jahrhunderts sammelt, hätten für eine solche
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Im Gegensatz zu dem in der Frühen Neuzeit noch allgemeingültigen Verständnis von .Zeitung' als .Neuigkeit' bzw. .Nachricht', wird in dieser Untersuchung unter .Zeitung' unserem heutigen Sprachgebrauch entsprechend ein periodisch erscheinendes, gedrucktes und auf aktuelle Informationen ausgerichtetes Nachrichtenorgan verstanden. Vgl. grundsätzlich zu Zeitungen und ihrem Erscheinungsbild Karl Schottenloher, Flugblatt und Zeitung. Ein Wegweiser durch das gedruckte Tagesschrifttum, Bd. 1, Berlin u. a. 1922; Elger Blühm u. a. (Hrsg.), Die deutschen Zeitungen des 17. Jahrhunderts, 2 Bde., Bremen 1971 (Studien zur Publizistik 17); E l g e r B l ü h m u. a. (Hrsg.), Die deutschen Zeitungen des 17. Jahrhunderts. Ein Bestandsverzeichnis mit historischen und bibliographischen Angaben, Bd. 3, Nachtrag, München u. a. 1985 (Studien zur Publizistik 17/111); Blühm, Die ältesten Zeitungen und das Volk; Elger Blühm, Deutscher Fürstenstaat und Presse im 17. Jahrhundert, in: Daphnis 11 (1982), S. 287-313; Elger Blühm u. a. (Hrsg.), Presse und Geschichte II. Neue Beiträge zur historischen Kommunikationsforschung, München 1987 (Deutsche Presseforschung 26); Jörg Jochen Berns, „Parteylichkeit" und Zeitungswesen. Eine medienpolitische Diskussion an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, in: Wolfgang F. Haug (Hrsg.), Massen, Medien, Politik, Karlsruhe 1976 (Argumente Sonderband 10), S. 202-233; Thomas Schröder, Die ersten Zeitungen. Textgestaltung und Nachrichtenauswahl, Tübingen 1995; Heinz-Georg Neumann, Der Zeitungsjahrgang 1694. Nachrichteninhalt und Nachrichtenbeschaffung im Vergleich, in: Elger Blühm u. a. (Hrsg.), Presse und Geschichte II. Neue Beiträge zur historischen Kommunikationsforschung, München 1987 (Deutsche Presseforschung 26), S. 127-157; Weber, Deutsche Presse.
52 Analyse weit über 90 000 Zeitungsseiten gesichtet werden müssen20. Die Menge des vorhandenen Materials verweist auf den raschen Aufstieg, den die Zeitung als Medium seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts nahm. Sowohl die Zahl der Zeitungsunternehmen als auch die von ihnen herausgegebenen Ausgaben pro Woche erhöhten sich kontinuierlich. Erschienen die Zeitungen anfangs nur wöchentlich, brachten viele Unternehmen gegen Ende des Jahrhunderts zumindest zweiwöchentlich oder teilweise sogar fast täglich ein Nachrichtenblatt heraus. Methodisch zwang die Fülle des Materials dazu, für den später folgenden chronologischen Ereignisüberblick bestimmte Zeitungen auszuwählen und speziell ihre Berichterstattung zu neuralgischen Punkten der Regierungszeit Leopolds I. zu überprüfen. Ein wichtiges Kriterium dabei war ein möglichst lückenloses Vorhandensein der Zeitung, um die gesamte Nachrichtenlage zu den ausgewählten Geschehnissen überblicken zu können. Für die in diesem Kapitel interessierende Frage nach den Themen der Zeitungen konnte dagegen auf die bereits vorhandene Forschungsliteratur zurückgegriffen werden. Heinz-Georg Neumann hat ζ. B. in seinem Aufsatz zum Zeitungsjahrgang 1694 exemplarisch die Nachrichteninhalte der Zeitungen des ausgehenden 17. Jahrhunderts untersucht21. Er kommt dabei zu ähnlichen Ergebnissen wie Thomas Schröder, der anhand des Wolfenbütteler ,Aviso' und der Straßburger .Relation' den Zeitungsjahrgang 1609 vergleichend ausgewertet hat22. Demnach befaßten sich die Zeitungen vor allem mit politischen und militärischen Nachrichten, während der Handel, das Hofleben, kirchliche Nachrichten und sonstige Mitteilungen nur rund ein Drittel der behandelten Themen ausmachen23. Diese Gewichtung der verschiedenen Themenkomplexe war zwar nicht bei allen Zeitungen gleichermaßen stark ausgeprägt, doch besteht an dem vorrangigen Interesse an politisch-militärischen Informationen kein Zweifel. Die für die Zeitung ermittelten Hauptthemen scheinen also mit den Themen der Flugschriften und auch der illustrierten Einblattdrucke zu korrespondieren. Doch gibt es entscheidende Unterschiede in der Präsentation dieser Themen. Vor allem die Flugschriften boten zum einen ausführlichere Informationen und zum anderen Wertungen und Kommentare zum aktuellen Zeitgeschehen. Anliegen der Zeitungen war es im Gegensatz dazu, den Leser knapp und ohne jede Meinungsäußerung über Tatsachen zu informieren. Die Analyse zu thematischen Schwerpunkten der Zeitungen darf gerade vor dem Hintergrund dieser von ihnen angestrebten sachlichen und neutralen Berichterstattung nicht losgelöst von dem dahinterstehenden System der Nachrichtenbeschaffung gesehen werden. Bereits rein äußerlich weisen die Zeitungen des 17. 20 21 22 23
Vgl. dazu die Zahlenangaben bei Welke, Rußland in der deutschen Publizistik, S. 254. Vgl. Neumann, Zeitungsjahrgang 1694. Vgl. dazu Schröder, Die ersten Zeitungen. Vgl. dazu Neumann, Zeitungsjahrgang 1694, S. 149 sowie Schröder, Die ersten Zeitungen, Kapitel 3.3.
53 Jahrhunderts auf die im Vergleich zu heute vollkommen andere Herkunftsstruktur der Meldungen hin. Die einzelnen Nachrichten erschienen nicht unter einer auf den Inhalt verweisenden Schlagzeile, sondern unter Angabe des Datums und des Ortes, aus dem der Bericht stammte. Zumeist wurden in einer Zeitungsausgabe fast alle großen Nachrichtenzentren in Europa genannt, von denen oft feste Korrespondenten den Zeitungsunternehmen über die täglichen Neuigkeiten berichteten, die sie dort hatten in Erfahrung bringen können24. Dabei mußten die Meldungen nicht regional auf den entsprechenden Korrespondenzort beschränkt sein, sondern konnten auch aus der weiteren Umgebung stammen. So kamen ζ. B. aus der Handelsstadt Venedig die meisten Nachrichten aus Übersee, die dann aber trotzdem unter der Rubrik .Venedig' in den Zeitungen aufgeführt wurden. Für die Residenzstadt Wien galt dagegen, daß ein größerer Teil der Nachrichten sich um das Hofleben drehte. Über die Stadt Wien hinaus griffen nur Berichte zu den Türkenkriegen bzw. zu Truppenbewegungen an den östlichen Grenzen des Reiches25. Die Fixierung auf Korrespondenzorte bzw. einzelne Korrespondenten verweist aber auch auf die Problematik der Nachrichtenauswahl bei den frühen Zeitungen. Obwohl das Bemühen um eine sachliche Berichterstattung existierte, mußte man sich häufig auf einen einzelnen Berichterstatter und zwangsläufig auch auf dessen individuelle Informationsquelle und Themenauswahl verlassen. Der Zeitungsleser der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde dabei mit einer Fülle von ungeordnetem Nachrichtenmaterial überhäuft, aus dem er sich selbst einen Überblick verschaffen mußte. Denn Meldungen zu einem bestimmten Ereignis konnten durch die ortsgebundene Berichterstattung zwei- oder dreimal hintereinander in einer oder sogar mehreren aufeinanderfolgenden Ausgaben einer Zeitung auftauchen. Je nach dem Kenntnisstand des Ortskorrespondenten und der von ihm verwendeten Quellen kam es dabei zu unterschiedlichen Detailaussagen oder sogar gänzlich voneinander verschiedenen Berichten zu ein und demselben Ereignis. Dem Zeitungsleser oblag es nun, aus diesem zur Verfügung gestellten Informationsmaterial mit Hilfe von Vergleichen und durch sein eigenes Hintergrundwissen eine Auswertung der Nachricht vorzunehmen. Die Zeitungen des ausgehenden 17. Jahrhunderts boten damit eine stetige und dauerhaft fließende Nachrichtenflut von in den Hauptnachrichtenorten eingetroffenen Meldungen, ohne dabei dem Leser bewußt Interpretierungshilfen an die Hand zu geben. Wollten die Zeitgenossen Meinungen zu den entsprechenden Themen hören, mußten sie sich dem Medium .Flugschrift' oder auch, soweit vorhanden, einem interpretierenden Einblattdruck zuwenden.
24 25
Vgl. dazu Schröder, D i e ersten Zeitungen, Kapitel 2.2. Vgl. dazu Neumann, Zeitungsjahrgang 1694, S. 140.
54
II. 1.4 Historisches Lied Wesentlich komplizierter als beim illustrierten Einblattdruck und bei der Zeitung ist die Definition des historischen Liedes' als Kommunikationsmittel der aktuellen Tagespolitik. Dies liegt zum einen an der für den Historiker immer schwer zu handhabenden Mündlichkeit dieses Mediums und zum anderen an den vielfältigen Erscheinungsformen der Lieder. In der Forschungsliteratur werden dementsprechend Lieder zu aktuellen Themen oft noch einmal unterteilt in Soldatenlieder, Spottlieder, Jubellieder, Aufrufe oder geistliche Lieder mit tagespolitischer Thematik. Die hier als Oberbegriff verwendete Bezeichnung des historischen Liedes' gilt dabei nur als Synonym für eine weitere Untergruppe, die auch als Zeitungslied firmiert26. Für die vorliegende Untersuchung erwies es sich jedoch als sinnvoll, mit historischem Lied' all jene gereimten und nachweislich durch Angabe von Melodien als Lied erkennbaren Texte zu bezeichnen, die aktuelle Bezüge zum Tagesgeschehen des Untersuchungszeitraumes aufwiesen. Aus der Mündlichkeit des Mediums ergibt sich allerdings noch ein weiteres Definitions- und Abgrenzungsproblem. Für den Historiker werden historische Lieder erst dann greifbar, wenn sie schriftlich niedergelegt wurden. Dies konnte jedoch innerhalb des Untersuchungszeitraumes in ganz verschiedenen Medien der Fall sein. Sowohl in Flugschriften als auch illustrierten Einblattdrucken erschienen ζ. B. Lieddrucke, doch wurden Texte genauso durch die handschriftliche Niederlegung Einzelner sowie den Abdruck in Chroniken, Liederbüchern oder anderen Medien bis in unsere heutige Zeit transferiert27. Der Historiker muß sich hier damit abfinden, daß er das historische Lied nicht in seinem primären Kommunikationszusammenhang wahrnehmen kann, sondern auf die verschiedensten Sekundärmedien angewiesen ist, die ihm durch den Verschriftlichungsprozeß die Rezeption ermöglichen. Damit ergibt sich aber für das historische Lied ein sehr uneinheitliches Erscheinungsbild, das zudem durch hohe Überlieferungsverluste gekennzeichnet ist. Die hier vorgestellten Zahlen basieren auf den Beständen des Deutschen Volksliedarchives in Freiburg und der bisher erschienenen Forschungsliteratur zu
26
27
Günter Kieslich bezeichnet die historischen Lieder' dementsprechend auch als .gereimte Publizistik'. Vgl. dazu Günter Kieslich, Das „Historische Volkslied" als publizistische Erscheinung. Untersuchungen zur Wesensbestimmung und Typologie der gereimten Publizistik zur Zeit des Regensburger Reichstages und des Krieges der Schmalkaldener gegen Herzog Heinrich den Jüngeren von Braunschweig 1540-1542, Münster 1958. Zu weiteren Definitionen vgl. Rolf W. Brednich, Die Liedpublizistik im Flugblatt des 15. bis 17. Jahrhunderts, Bd. 1, Baden-Baden 1974 (Bibliotheca Bibliographica Aureliana 55), hier S. 133-145 und S. 184190. Vgl. zu den Erscheinungsformen der Lieder in anderen Medien und der bisher noch ungenügenden Gesamterfassung der einzelnen Lieder Wolfgang Suppan, Lieder einer steirischen Gewerkensgattin aus dem 18. Jahrhundert. Handschrift 1483 des Steiermärkischen Landesarchivs, Graz 1970, S. 6-7.
55 diesem Thema28. Insgesamt konnten für den Untersuchungszeitraum 75 Lieder ermittelt werden, die sich in irgendeiner Weise mit Problemen des aktuellen Tagesgeschehens auseinandersetzten. Thematisch befassen sich die verschiedenen Lieder fast ausschließlich mit den in der Regierungszeit von Leopold I. geführten Kriegen, wobei ein Großteil davon den Auseinandersetzungen mit den Osmanen gewidmet ist. Wesentlich weniger häufig waren dagegen Reaktionen auf die Kriege gegen Ludwig XIV. zu finden. Nur zwanzig der ermittelten Lieder gehen auf diesen Konflikt ein und handeln dabei vor allem von dem Verlust von Städten wie Straßburg oder Colmar an Frankreich sowie von französischen Grausamkeiten gegen die Bevölkerung. Der Kaiser wird dabei nur sehr selten erwähnt, was im Vergleich zu den Türkenkriegsliedern wohl an der andauernden Erfolglosigkeit gegen die Franzosen liegen mag. Aber auch bei den wenigen Siegen der Alliierten werden allenfalls die das Heer anführenden Feldherren genannt, während die Rolle des Kaisers in diesem Konflikt ausgespart bleibt. Für den Bereich der Türkenkriege lassen sich dagegen die unterschiedlichsten Liedformen mit variablen Aussagen nachweisen29. In den Zeitungsliedern wird über die Kämpfe und Belagerungen eine Art gereimter Ereignisbericht gegeben, der vielfach ähnliche Informationen wie eine knappe Relation oder der Text eines illustrierten Einblattdruckes liefert. Die Siege gegen die Osmanen im ausgehenden 17. Jahrhundert gaben aber auch Anlaß zu Jubel- und Triumphliedern, in denen häufig Leopold I. und das Haus Habsburg sowie die an den Kämpfen beteiligten Feldherren gefeiert wurden. Daneben erschienen Spottlieder auf den unterlegenen Gegner, die ähnlich den illustrierten Einblattdrucken mit dem Bild des kranken Sultans oder Türken spielten und seine Schwäche belächelten. Die genannte thematische Verwandtschaft zum illustrierten Einblattdruck zeigt, wie eng die Verbindung zwischen diesen beiden Medien sein konnte. Die teilweise gereimten Texte zu den Bildern der Einblattdrucke weisen darauf hin, 28
Vgl. dazu Franz Wilhelm von Ditfurth, Deutsche Volks- und Gesellschaftslieder des 17. und 18. Jahrhunderts, Nördlingen 1872; Franz Wilhelm von Ditfurth, D i e historischen Volkslieder v o m Ende des dreißigjährigen Krieges, 1648 bis zum Beginn des siebenjährigen, 1756. A u s fliegenden Blättern, handschriftlichen Quellen und dem Volksmunde gesammelt, Heilbronn 1877; Klemens Möllenbrock, D i e historischen Lieder vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zum Beginn des Siebenjährigen, in: Zeitschrift für Deutsche Philologie 6 4 (1939), S 2 3 5 - 2 5 6 ; Oskar L u d w i g Bernhard W o l f f , Sammlung historischer Volkslieder und Gedichte der Deutschen, Stuttgart u. a. 1830 ( N D Hildesheim u. a. 1980); Friedrich Leonhard von Soltau, Deutsche historische Volkslieder II, Leipzig 1856 ( N D Hildesheim u. a. 1978); Leopold Schmidt, Historische Volkslieder aus Österreich vom 15. bis zum 19. Jahrhundert, Wien 1971 (Wiener Neudrucke 1); Rudolf Wolkan, Wiener Volkslieder aus fünf Jahrhunderten, Bd. 1 , 1 . Abteilung, Einleitung, Wien 1926; 2. Abteilung, 1500-1799, Wien 1924; Ludwig Erk, Deutscher Liederhort. Auswahl der vorzüglicheren Deutschen Volkslieder, nach Wort und W e i s e aus der Vorzeit und Gegenwart gesammelt und erläutert, 2. Aufl., 3. Bd., Leipzig 1925.
29
Vgl. dazu vor allem Senol Özyurt, D i e Türkenlieder und das Türkenbild in der deutschen Volksüberlieferung v o m 16. bis zum 20. Jahrhundert, München 1972 (Freiburger Folkloristische Forschungen 4) und Bertrand Michael Buchmann, Türkenlieder zu den Türkenkriegen und besonders zur zweiten Wiener Türkenbelagerung, W i e n u. a. 1983.
56 daß sie vielfach einem größeren Publikum vor allem durch Zeitungssinger und Bänkelsänger vorgetragen oder vorgesungen wurden. Nur selten nennen die illustrierten Einblattdrucke jedoch genau die Melodien, nach denen die gereimten Texte gesungen werden müssen. Eine Ausnahme bildet der illustrierte Einblattdruck „Tapferes Helden-Siegen" aus dem Jahr 1675, der zwei Loblieder auf den Kurfürsten von Brandenburg und den kaiserlichen Feldherren Montecucculi bietet und durch die Erklärung „Im Thon" bzw. „Nach der Singweise" die erforderlichen Melodien erläutert (Abb. I)30. Auch in den Flugschriften können zumeist als Anhang gereimte Texte unter Angabe der für den Gesang relevanten Tonfolgen auftauchen. Andererseits konnte manchmal sogar eine gesamte Flugschrift aus gesammelten Liedern zu einem bestimmten Ereignis bestehen31. Flugschrift und illustrierter Einblattdruck waren also Medien, für die die Lieder entweder sogar ursächlich geschaffen wurden oder die zumindest zur Weiterverbreitung bereits bekannter Liedschöpfungen beitrugen.
II. 1.5 Verkaufs- und Produktionsbedingungen Flugschrift, illustrierter Einblattdruck und Zeitung dominierten als Kommunikationsmittel den Bereich der Tagespublizistik. Die bisher gegebene Übersicht hat gezeigt, daß die einzelnen Medien dabei verschiedene Schwerpunkte ausgebildet haben. Die Flugschrift zeichnet sich durch ihre Ausführlichkeit und die teilweise vorgenommene Kommentierung der Ereignisse aus, der illustrierte Einblattdruck bot Bilddarstellungen und knappe Information, die Zeitung wiederum sorgte durch ihre regelmäßige Erscheinungsweise für einen dauerhaften Nachrichtenfluß und versuchte dabei möglichst neutral und sachlich zu bleiben. Man kann mit Blick auf diese unterschiedlichen Schwerpunkte also von einer gewissen Aufgabenteilung innerhalb der Publizistik sprechen, obwohl die genannten Medien vereinzelt auch in Konkurrenz zueinander standen. Der Rückgang des illustrierten Einblattdruckes in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts läßt ζ. B. vermuten, daß auch die rasche Popularität der Zeitung zumindest teilweise für diese Veränderung verantwortlich war. Denn wer Geld für aktuelle Informationen ausgab, wollte vielleicht lieber regelmäßig durch die im Hinblick auf den Wahrheitsgehalt in einem besseren Ruf stehende Zeitung informiert werden und verzichtete zunehmend auf bildliche Darstellungen. Für die beobachteten Bewegungen auf dem Sektor der Tagespublizistik können aber auch insgesamt veränderte Markt- und Vertriebsstrukturen verantwortlich 30
31
Vgl. dazu Abb. 1: Illustrierter Einblattdruck: Tapferes Helden-Siegen, nach Blut-gefärbten Kriegen, der Reichs-bekandten zweyen Helden Chur-Brandenburg, und General Montecuculi, o. O. 1675. Vgl. dazu Buchmann, Türkenlieder zu den Türkenkriegen, S. 43-44.
57 sein. Während des Dreißigjährigen Krieges war der Druck von Kleinschrifttum für viele Buchdrucker das einzige Mittel, um finanziell zu überleben. Illustrierte Einblattdrucke boten dabei immer wieder die Möglichkeit, bei besonderen Nachrichten die Kasse aufzubessern und stellten gleichzeitig für den Kunden die Möglichkeit dar, in den schwierigen Kriegszeiten je nach seinen finanziellen Möglichkeiten sich für oder gegen den Kauf des einzelnen Blattes zu entscheiden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg lieferte dagegen die Herausgabe einer regelmäßig erscheinenden und von einem festen Abnehmerkreis genutzten Zeitung den Buchdruckern eine wesentlich zuverlässigere Einnahmequelle als die Herausgabe vereinzelter und von der Ereignislage abhängiger Flugblätter, so daß viele Unternehmen sich lieber verstärkt der Zeitungsproduktion widmeten32. Für geänderte Marktstrukturen war auf der anderen Seite aber auch die für den Bereich der illustrierten Einblattdrucke zu beobachtende Konzentration auf einzelne größere Verlage verantwortlich. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sind hier vor allem die Nürnberger Unternehmen Fürst, Felsecker sowie Hofmann zu nennen. Ebenfalls große Mengen an illustrierten Einblattdrucken wurden von den Frankfurter Verlagsunternehmen Aubry und Merian und dem Augsburger Zeitungsdrucker Koppmayer hergestellt. Die Herausgabe von Einblattdrucken zum aktuellen Tagesgeschehen mußte dabei aber nicht zwangsläufig in Konkurrenz zu dem Medium .Zeitung' geschehen. Große Verlage wie das Unternehmen Felsecker konnten es sich leisten, Einblattdrucke in Verbindung mit der bei ihnen erscheinenden Zeitung zu veröffentlichen. In einer Anfrage an den Wiener Hof, in der es um die Erteilung eines Generalprivilegs für die von der Familie herausgegebenen Flugblattschöpfungen geht, weist die Witwe Felsecker auf den Einblattdruck als zusätzliche Beilage zur regelmäßig erscheinenden Zeitung hin. Buchdrucker und Buchhändler in Nürnberg drucken demnach ihre occasione der Zeitungen im druck oder Kupfer heraußgegebene Schlachten, Himmelszeichen, Friedens Tractaten Einzüge und andere vorgekommene Neuigkeiten nach und machen sich damit der Geschäftsschädigung schuldig33. Der illustrierte Einblattdruck wird hier also eindeutig zum Anhängsel der Zeitung und erschien dann, wenn sich die Erläuterung des jeweiligen Ereignisses durch ein Bild anbot. Dies war offensichtlich vor allem entsprechend der oben genannten Themenkomplexe bei Schlachten und Friedensverhandlungen sowie festlichen Einzügen der Fall. Daneben wird von der Witwe Felsecker aber auch auf die für diese Untersuchung nicht relevanten Einblattdrucke zu Kometen oder anderen Himmelserscheinungen verwiesen, die auch im ausgehenden 17. Jahrhundert noch ein beliebtes Thema der illustrierten Einblattdrucke waren.
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Dafür spricht der rasche Zuwachs auf dem Zeitungssektor nach 1650. Vgl. dazu Weber, Deutsche Presse, S. 141; Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 170; Baumanns, Lisola, S. 25. Vgl. dazu HHStA Wien, Reichshofrat, Impr. 18, fol. 43.
58 Die Angst vor Einnahmeverlusten, die durch den Nachdruck der Einblattdrukke entstehen konnten, bewegte nicht nur die Witwe Felsecker. Zahlreiche Unternehmen versuchten daher beim Reichshofrat in Wien ein Privileg für ihre Drucke zu erhalten, doch schützte auch die Gewährung eines solchen nicht zuverlässig vor unerlaubtem Nachdruck. Der Nürnberger Verleger Johann Hofmann, der selbst vielfach Drucke kopierte, erhielt ζ. B. aus Wien ein Generalprivileg auf seine Einblattdrucke. Dabei zeigt schon seine Anfrage beim Hof, wie pauschal dieses Privileg gehalten war. Hofmann kündigt an, daß er entschlossen sei ins künfftige alle vorbey gehendte See- undt Feldtschlachten, beläger- undt Eroberungen der Stätte undt Vestung, Friedensschlüsse, Festivitäten, Vermählung, Einzüge und dergleichen Sachen, patentweiß in offnen Truckh undt Kupfer zubringen, so dann auf meinen Kosten heraus zugeben34. Da jedoch die Familien Endter und Felsecker zuvor ein ähnlich weitreichendes Privileg erhalten hatten, brachte das kaiserliche Privileg im Konkurrenzkampf der Verlage untereinander kaum entscheidende Vorteile. Durch Plagiate und Nachdrucke von illustrierten Einblattdrucken sahen sich die auf die Tagespublizistik konzentrierten Unternehmen also einem Konkurrenzdruck ausgesetzt, der um so schwerer wog, da die Verlage, Druckereien und Kupferstechereien nur selten auf finanzielle Unterstützung durch die Obrigkeiten rechnen konnten und sich daher eigenständig auf dem freien Markt behaupten mußten. Der Hinweis Hofmanns, daß er auf eigene Kosten arbeite, bestätigt die Marktorientierung als Grundkonstante innerhalb der Tagespublizistik. Die Herausgabe von Zeitungen oder illustrierten Einblattdrucken stellte dabei oft ein Rechenexempel dar, das eine genaue Kalkulation der zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben erforderlich machte. Besonders deutlich wird der harte Konkurrenzkampf der Verlage untereinander an einem Beispiel aus Nürnberg. Hier versuchte das Zeitungsunternehmen Endter durch Dumpingpreise die auf diesem Gebiet etabliertere Familie Felsecker vom Markt zu verdrängen35. Das offensive Geschäftsgebaren der Kontrahenten führte schließlich zu einer Anfrage am Wiener Hof, in der die Familie Felsecker zunächst auf den ungenauen Arbeitsstil, fehlende Aktualität und Falschmeldungen bei Endter hinwies: [...] wann Er den 22. Martii hujus anni mit einer Relation aus Barcelona vom 18. Decembris verwichenen Jahrs und also mit dem was bereits über ein Viertel Jahr zuvor schon passiret, aufgezogen kommet, und über die Helffte seiner Zeitung damit angespicket, ja damit nur aus Mangel der materien die lezte pagina nicht leer bleiben mögen, [...]
34 35
Vgl. dazu HHStA Wien, Reichshofrat, Impr. 31, fol. 297. Vgl. zu den Buchdruckern und Verlegern Endter Friedrich Oldenbourg, Die Endter. Eine Nürnberger Buchhändlerfamilie (1590-1740), München u. a. 1911. Zu dem Rechtsstreit ausführlich Walter Zimmermann, Entwicklungsgeschichte des Nürnberger „Friedens- und Kriegskuriers" („Nürnberger Kurier") von seinen ersten Anfängen bis zum Übergang an den „Fränkischen Kurier" 1663-1685. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Zeitungswesens, Nürnberg 1930, hier S. 138-145.
59 Item müßten S. Königl. Mayt. in Schweden nach deßen öffentlich gedruckter Relation, ohnfehlbar Todt seyn; Und gehet man nach der leiten Landauischen Ubergab zurück, so gab Endter etliche Tage vor der erfolgten und damals noch im Zweifel gestandenen würklichen Ubergab solche mit allen Umbständten und particularitäten ungescheut in Truck36. Doch nicht nur der Inhalt der Endterschen Zeitung ließ nach Ansicht seiner Kontrahenten zu wünschen übrig. Vor allem die finanzielle Basis seines Unternehmens wurde von der Familie Felsecker als unsolide bezeichnet. Um dies zu beweisen wurden offensichtlich umfangreiche Erkundigungen über den Konkurrenten eingezogen, so daß die Familie Felsecker in der Lage war, eine lückenlose Gewinn- und Kostenrechnung zu dem gegnerischen Zeitungsunternehmen aufzustellen: Nun hat gedachter Balthasar Joachim Endter dem eingezogenen sichern Bericht nach, bißhero von einem jedwedem Exemplar aufgeleget 500 Stück, davon hingegen, wegen hiehero nach Wien abzuschickender und bey E. löbl. Nürnberg. Magistrat und dero ambter, auch sonsten außzutheilender Avisen zu decourtiren 67 Stück, bleiben alßo noch übrig 433 St. Dieße nun a 3 fl durchgehends gerechnet, da doch zu erweisen, daß der mehreste Theil pro 2 Ά fl. von ihme gegeben worden, so betragen solche an geld fl. 1299,—. So nun hieneben stehende Unkosten von fl. 1138,18 abgezogen werden, so verbliebe gewin fl. 160,4231. Nach dem Urteil der Familie Felsecker rechtfertigte dieser für das Konkurrenzunternehmen errechnete Gewinn von rund 160 Gulden die Herausgabe einer Zeitung nicht, da von dem Geld noch Kosten für Färb, Holtz, Licht, Schrifften und andere unausgeworffene Sachen zu bezahlen seien und auch das zur Gründung des Unternehmens aufgenommene Kapital noch ins Gewicht falle. Besonders verärgert zeigte man sich über die niedrigen Preise, die von Endter für seine Zeitung genommen wurden. Mit 3 Gulden pro Jahr für das Abonnement lag er angeblich deutlich unter den in Wien oder Frankfurt genommenen Preisen. Der von ihm betriebene Preiskampf brachte die Felseckerische Zeitung damit um etliche 1000 fl, so daß man aufgrund des von Endter so spöttlich herab gebrachten Preiß [...] deß gäntzlichen Ruins sich förderlichst zubesorgen haben™. Ansuchen um Privilegien, Plagiate von Einblattdrucken durch andere Verlage und der eben geschilderte Preiskrieg auf dem Zeitungssektor geben Hinweise auf harte Konkurrenzkämpfe unter den sich mit Medien der Tagespublizistik beschäftigenden Unternehmen. Etwas anders stellt sich die Situation bei den Flugschriften dar, die häufig von den Obrigkeiten in Auftrag gegeben und damit von ihnen finanziert wurden. Allerdings ist eine Festlegung auf genaue Zahlen hier schwierig, da die Flugschriften zumeist anonym erschienen und auch zu den Verlegern oder Buchdruckern nur selten Angaben gemacht werden. Diese Tatsache allein scheint aber schon auf offizielle Stellen als Auftraggeber der Schriften hinzudeuten. Die so hergestellten Produkte wurden dann wiederum durch Minister, örtliche 36 37 38
Vgl. dazu H H S t A Wien, Reichshofrat, Impr. 18, fol. 185. Vgl. dazu H H S t A Wien, Reichshofrat, Impr. 18, fol. 179. Vgl. dazu H H S t A Wien, Reichshofrat, Impr. 18, fol. 188.
60 Residenten der Regierungen und Gesandte bei anderen Höfen in Umlauf gebracht oder oft auch anläßlich des Reichstages in Regensburg verbreitet39. Andererseits darf die für die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts erkennbare Flut an Flugschriften nicht allein den Obrigkeiten zugeschrieben werden, die sich immer stärker dieses Kommunikationsmittels bedienten, sondern auch hier spielte der freie Markt eine nicht unerhebliche Rolle. Interesse an Informationen, die über die knappen und unkommentierten Zeitungsberichte hinausgingen, machte die Flugschriftenproduktion für einige Unternehmen nicht nur als Auftragsarbeit zu einem lohnenden Geschäft. Als potentielle Käufer kamen für sie nicht nur die politisch einflußreichen Kreise in Frage, an die sich eine von der Regierung in Auftrag gegebene Schrift wenden würde, sondern alle am politischen Geschehen interessierten Bevölkerungsschichten, die finanziell zum Kauf einer Flugschrift in der Lage waren. Eine solche erweiterte Käuferschicht konnte sowohl ausführlichere Relationen über Kriegsereignisse als auch genauere Informationen zu diplomatischen Hintergründen oder unterhaltende Kommentierungen des Tagesgeschehens wünschen. Vor allem war sie aber interessiert an der eingangs erwähnten, sich neu entwickelnden Kategorie von Flugschriften, die herrschende Meinungsbilder aufgriff und aus allen Blickwinkeln kommentierte und erörterte, ohne dabei für die eine oder andere Seite eindeutig Partei zu ergreifen. Für diese Art räsonierender Flugschriften nannten im Gegensatz zu den anderen kursierenden Drucken teilweise sogar die einzelnen Verlage ihren Namen als verantwortliche Herausgeber auf dem Titelblatt40. Im Flugschriftenbereich konnten die Druckereien und Verlage also sowohl durch die Erledigung einer Auftragsarbeit als auch durch Produktion für den freien Markt auf Gewinne kommen. Der Verkauf von Flugschriften und illustrierten Einblattdrucken erfolgte auf Messen sowie in den Läden von Buchhändlern und Verlagen. Aber nicht nur in größeren Städten und Marktorten konnten interessierte Leser sich durch diese Medien informieren. Wandernde Händler und Hausierer boten kleinere Flugschriften und Einblattdrucke auch auf dem Land an und präsentierten ihre Waren vor allem auf Kirchplätzen und in Wirtshäusern. Die Zeitungen wurden entweder direkt vor Ort durch die verantwortlichen Drucker und Verleger verkauft oder über die Post angeboten, so daß Leser die Möglichkeit hatten, auswärtige Zeitungen zu abonnieren und damit regelmäßig zu rezipieren. Bei Auftragsarbeiten erfolgte die Verteilung der Waren dagegen oft kostenlos. Diplomaten und Gesandte brachten auf dem Reichstag in Regensburg oder bei den verschiedenen europäischen Höfen die Druckerzeugnisse in Umlauf. Leopold I. beauftragte ζ. B. den habsburgischen Gesandten in Spanien 1666 damit, die übersandten illustrierten Einblattdrucke seiner Hochzeit dort am Hof zu vertei-
39 40
Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 96-98. Vgl. dazu ζ. B. einige Flugschriften des Leipziger Verlages Christian Weidmann sowie die bei Weber, Deutsche Presse, genannten Flugschriften.
61 len, um damit das Ereignis auf ausreichende Weise publik zu machen41. Gesandtschaftsberichte und diplomatische Briefwechsel verweisen dementsprechend häufig auf beigelegte Traktate und Informationsbroschüren, die den herrschenden regen Austausch an Druckerzeugnissen in diplomatischen Kreisen bestätigen42.
II. 1.6 Autoren und Herkunft der Nachrichten Eng verbunden mit der Frage nach Marktsituation und Auftragsarbeiten ist das Problem der Autorschaft bei den einzelnen Medien. Flugschriften und illustrierte Einblattdrucke erschienen zumeist anonym und oft sogar ohne Nennung der verantwortlichen Druckerei oder des zuständigen Verlages. Auch bei den zahlreichen Liedern zum aktuellen Tagesgeschehen fällt es schwer, Autoren namhaft zu machen, um damit Rückschlüsse auf Hintergründe der Entstehung der verschiedenen Werke ziehen zu können. Flugschriften wurden wie oben erwähnt von Druckereien hergestellt, die entweder von einem Verlag oder von der Obrigkeit den Auftrag dazu erhalten hatten. Sie können aber auch auf eigene Rechnung des Druckers produziert worden sein oder sogar von Privatleuten in Druck gegeben worden sein, die aus persönlichen Gründen ihre Meinung zur politischen Situation einem breiteren Kreis an Lesern zugänglich machen wollten. Selbst heute sind der Forschung nur bei wenigen Flugschriften die dahinterstehenden Autoren bekannt, wobei diese immer wieder genannten Verfasser größtenteils als Gesandte, Diplomaten und Minister an den europäischen Höfen tätig waren. Als bekanntester und auf dem Flugschriftensektor stilprägender Autor ist mit Sicherheit der für den Wiener Hof tätige Diplomat Franz Paul Freiherr von Lisola zu nennen, der gerade zu Beginn der Kriege Ludwigs XIV. klar Partei gegen den französischen König ergriff 43 . Aber nicht nur aus dem Kreis der Hofangestellten rekrutierten sich die Autoren der Flugschriften, sondern es wurden häufig Gelehrte beauftragt, Meinungen und Stellungnahmen der Regierungen wirkungsvoll zu Papier zu bringen. So schrieb ζ. B. Johann Heinrich Boeckler gleich im Auftrag mehrerer europäischer Höfe Flugschriften, und auch Leibniz griff mehrmals für die Obrigkeiten 41
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Vgl. dazu Alfred Francis Pribram u. a. (Hrsg.), Die Privatbriefe Kaiser Leopolds I. an den Grafen F. E. Pötting 1662-1673, 2. Bde, Wien 1903 und 1904 (Fontes Rerum Austriacarum, II. Abteilung, 56 und 57), hier Bd. 1, Nr. 120, S. 282. Vgl. dazu auch die Angaben bei Volker Jarren, Die Vereinigten Niederlande und das Haus Österreich 1648-1748: Fremdbildwahrnehmung und politisches Handeln kaiserlicher Gesandter und Minister, in: Helmut Gabel u. a. (Hrsg.), Kaufleute und Fürsten. Außenpolitik und politisch-kulturelle Perzeption im Spiegel niederländisch-deutscher Beziehungen 1648-1748, Münster u. a. 1998 (Niederlande-Studien 18), S. 39-354, hier S. 104-105. Auch Kaiser Leopold I. bezieht sich in seiner Korrespondenz auf mitgesandte Flugschriften. Vgl. dazu ζ. B. Pribram, Privatbriefe Kaiser Leopolds I., Bd. 1, Nr. 94, S. 215; Nr. 113, S. 263. Vgl. zu Lisola: Baumanns, Lisola und Pribram, Lisola.
62 zur Feder44. Eine besondere Autorenkarriere machte der neben Lisola wohl bekannteste Verfasser von Flugschriften Johann Frischmann, der der französischen Regierung durch seine Traktate zur Wahl von 1658 positiv auffiel und sich dann als französischer Resident in Straßburg immer wieder im Sinn seines Arbeitgebers zu Wort meldete45. Die wenigen namentlich bekannten Flugschriftenautoren scheinen damit aus einem fest umrissenen Kreis von Gelehrten und Staatsbediensteten zu stammen, doch muß bei dieser Klassifizierung bedacht werden, daß nur dieser Kreis heute durch Archivmaterial ermittelt werden konnte. Die Autoren der auf Initiative eines marktorientierten Verlegers oder Druckers entstandenen Flugschriften oder die auf diesem Gebiet aktiv gewordenen Privatleute lassen sich nur dann nachweisen, wenn sie in irgendeiner Weise aktenkundig wurden, was zumeist jedoch nicht der Fall war. Während an der Herstellung von Flugschriften nur der Autor, der eventuelle Auftraggeber und die jeweilige Druckerei bzw. der zuständige Verlag beteiligt waren, erforderte die Produktion eines illustrierten Einblattdruckes mitunter die Hinzuziehung einer ganzen Reihe von Fachkräften. Michael Schilling hat darauf verwiesen, daß bis zu acht Berufsgruppen an der Herstellung eines illustrierten Einblattdruckes beteiligt sein konnten. Neben dem Textautor, dem Drucker und Verleger waren unter Umständen Bildentwerfer, Zeichner, Stecher bzw. beim Holzschnitt Formschneider, Patronierer und Briefmaler in den Arbeitsprozeß mit eingebunden46. Selten wurden diese verschiedenen Mitarbeiter jedoch auf einem illustrierten Einblattdruck genannt. Selbst bei vom Inhalt her unbedenklichen Blättern verzichteten die Hersteller häufig auf genauere Informationen zu den dahinterstehenden Erfindern des Bild- und Textmaterials. Michael Schilling hat in diesem Zusammenhang die These aufgestellt, daß die Produzenten der Drucke im Normalfall auf eine Namensnennung verzichteten und nur wenn ein bekannterer Autor für Text oder Bild verantwortlich war, dessen Name als Werbefaktor beim Verkauf mit einsetzten. Für die hier interessierenden Fragen nach Propaganda und Meinungsbeeinflussung durch die verschiedenen Mediengruppen zeigen diese Überlegungen Schillings eine wichtige Perspektive für die Bearbeitung des Themas auf: Nicht jeder anonym erscheinende Druck darf allein schon wegen fehlender Autorennamen bzw. mangelnder Herkunftsnachweise vorschnell als von der 44
45
46
Vgl. zu Boeckler HHStA Wien, Öst. Staatsregist., Karton 30, fol. 219-228 und die Ausführungen bei Winfried Dotzauer, Der publizistische Kampf zwischen Frankreich und Deutschland in der Zeit Ludwigs XIV. Der Publizist Antoine Aubery und seine Gegner (1667-1669), in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 122, NF 83 (1974), S. 99-123, hier S. 113114. Vgl. zu Leibniz Paul Wiedeburg, Der junge Leibniz, das Reich und Europa, 1. Teil: Darstellungsband, Wiesbaden 1962 (Historische Forschungen 4). Vgl. zu Frischmann als Flugschriftenautor Paul Wentzcke, Johann Frischmann, ein Publizist des 17. Jahrhunderts, Phil. Diss. Straßburg 1904 sowie Johann Gustav Droysen, Zur Quellenkritik der deutschen Geschichte des siebzehnten Jahrhunderts, in: Forschungen zur Deutschen Geschichte 4 (1864), S. 15-56, hier vor allem S. 36-45. Vgl. dazu Schilling, Bildpublizistik, S. 12-13.
63 Obrigkeit in Auftrag gegebenes oder von irgendeiner Konfliktpartei mit propagandistischer Absicht herausgegebenes Druckerzeugnis klassifiziert werden, sondern vielmehr muß eine inhaltliche Überprüfung eventuelle propagandistische Absichten verifizieren. Fast noch problematischer als bei den illustrierten Einblattdrucken und den Flugschriften stellt sich die Ermittlung der Produzenten von historischen Liedern dar. In der bisher erschienenen Forschungsliteratur konnten nur in Ausnahmefällen Autoren namhaft gemacht werden. Ditfurth nennt ζ. B. als Verfasser von 21 bei ihm aufgeführten Werken den Chorherren J. Albert Poysel47. Insgesamt ergeben die bisher bekannten Hintergrundinformationen zu den Autoren der Lieder aber kein aussagekräftiges Gesamtbild zu den dafür verantwortlichen Personenkreisen, so daß eine Einschätzung des propagandistischen Potentials der Lieder schwer fällt. Für die Zeitungen wurde oben schon auf die besondere Rolle hingewiesen, die die Korrespondenten bei der Nachrichtenübermittlung spielten. Sie verfaßten entweder selbst Texte zu erhaltenen mündlichen Informationen oder sie leiteten bereits im Druck erschienene Nachrichten wortwörtlich oder in einer Zusammenfassung weiter an das jeweilige Zeitungsunternehmen, dem sie verpflichtet waren. Da bis zum Ende des 17. Jahrhunderts die so übermittelten Texte nur in Ausnahmefällen redaktionell überarbeitet wurden, war der Korrespondent also häufig auch der Verfasser der Nachricht. Woher stammten aber die von ihm gesammelten Nachrichten? Wissenswerte Informationen für das Zeitungspublikum konnten auf vielfältige Weise in Erfahrung gebracht werden. Korrespondenten erhielten vor allem durch den Briefverkehr und durch die Rezeption von bereits gedrucktem Material die wichtigsten Neuigkeiten. Verantwortlich für die Verbreitung der Nachrichten über Brief und Druck war die Post, die damit zu einer wichtigen Basis für die Nachrichtenkommunikation wurde48. Trotzdem gab es für Korrespondenten und Flugschriftenautoren auch andere Wege, um an Nachrichtenmaterial zu kommen. Häufig erhielten sie in den großen Städten von den jeweiligen Residenten der europäischen Höfe Informationen, die diese gezielt in Umlauf bringen wollten. Andererseits bestand auch die Möglichkeit, auf inoffiziellem Wege an Nachrichten zu gelangen. Insbesondere in den Niederlanden sickerten oft wichtige und für ganz Europa relevante Informationen durch, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Zwar gab es immer wieder Versuche, den Verkauf von Informationen aus den
47 48
Vgl. dazu auch Möllenbrock, Die historischen Lieder, S. 238. Vgl. allgemein zur Geschichte und Kommunikationsleistung der Post Wolfgang Behringer, T h u m und Taxis. Die Geschichte ihrer Post und ihrer Unternehmen, München u. a. 1990; Martin Dallmeier (Hrsg.), 500 Jahre Post - T h u m und Taxis. Ausstellung anläßlich der 500jährigen Wiederkehr der Anfänge der Post in Mitteleuropa 1490-1990, Regensburg 1990; Hermann Glaser, Thomas Werner, Die Post in ihrer Zeit. Eine Kulturgeschichte der menschlichen Kommunikation, Heidelberg 1990.
64 Ratsversammlungen zu unterbinden, um damit Indiskretionen zu vermeiden, doch funktionierte die Geheimhaltung diplomatischer Nachrichten keineswegs zuverlässig49. Innerhalb des Reiches bot vor allem der Reichstag in Regensburg Gelegenheit, Kenntnisse zum aktuellen Tagesgeschehen aus erster Hand zu bekommen. Schließlich bestand noch die Möglichkeit, durch eigenen Augenschein Nachrichten in Erfahrung zu bringen und diese dann an ein größeres Publikum weiterzuleiten. Korrespondenten konnten in den Städten ζ. B. Festlichkeiten besichtigen und einen Bericht dazu abliefern oder über selbst beobachtete Truppenbewegungen und kriegerische Aktionen informieren. Besondere Bedeutung erlangten eigene Beobachtungen für die Bildgestaltung bei den illustrierten Einblattdrucken. Gerade bei Festlichkeiten wie der Wahl zum Römischen König oder bei Feuerwerken, Theaterinszenierungen und ähnlichem waren manchmal die Kupferstecher und Radierer selbst anwesend, um möglichst genau und wahrheitsgetreu die Geschehnisse im Bild festzuhalten.
II. 1.7 Sammelwerke zum Zeitgeschehen und andere Medien zu Tagesereignissen Mit der Flugschrift, dem illustrierten Einblattdruck, der Zeitung und dem historischen Lied wurde ein großer Teil der den Bereich der aktuellen Publizistik bestimmenden Mediengruppen behandelt. Doch gab es im 17. Jahrhundert noch eine Reihe weiterer Möglichkeiten, sich über das Zeitgeschehen zu informieren. In Diarien wurden ζ. B. die wichtigsten Ereignisse vierteljährlich, halbjährlich oder pro Jahr zusammengefaßt und dann gesammelt weitergegeben. Besonders aufschlußreich für den Untersuchungszeitraum dieser Arbeit war hier das Diarium Europaeum, das durchgehend bis in die achtziger Jahre hinein erschien50. Neben der Ereignisberichterstattung lieferte der verantwortliche Frankfurter Verlag Serlin dem Leser in einem gesonderten Anhang auch immer wieder eine Zusammenstellung wichtiger Flugschriften und diplomatischer Schriftwechsel, die für den folgenden Ereignisüberblick mit ausgewertet wurden. Bekannter noch als das Diarium Europaeum ist das Theatrum Europaeum, das in Frankfurt in dem Verlagsunternehmen Merian erschien und sich von dem Diarium vor allem auch durch seine zahlreichen Bilddarstellungen abhebt51. Für den Untersuchungszeitraum wa49 50
51
Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 88-89. Diarium Europaei Insertiis variis Actis Publicis, Das ist: Täglicher Geschichts-Erzehlungen [...], Frankfurt/Main 1658-1683. Theatrum Europaeum, oder außführliche und warhafftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten, Bd. 8 (Zeitraum von 1657-1661), Frankfurt 1667; Bd. 9 (Zeitraum von 1660-1665), Frankfurt 1672; Bd. 10 (Zeitraum von 1665-1671), Frankfurt 1677;
65 ren insbesondere die Bände 8-17 relevant, die die gesamte Regierungszeit Leopolds I. abdecken. Ebenfalls große Bedeutung für die aktuelle Publizistik hatten die Meßrelationen, die entsprechend den in Frankfurt und Leipzig stattfindenden Messen zweimal bzw. dreimal jährlich erschienen. Auch in den Meßrelationen wurden die wichtigsten politischen Ereignisse in Europa zusammengefaßt und in komprimierter Form den Lesern dargeboten52. Insgesamt stützten sich die genannten Sammlungen auf bereits erschienene Einzelflugschriften, Einblattdrucke oder Zeitungsberichte, die jedoch häufig eine redaktionelle Überarbeitung erfuhren. Der Leser erhielt dabei vor allem durch die von den Kompilatoren vorgenommene Auswertung verschiedener zu einem Ereignis erschienener Quellen gesichertere Informationen, mußte dafür aber im Hinblick auf die Aktualität Einschränkungen hinnehmen. Ebenfalls etwas aus zeitlicher Distanz konnten Kalender das Zeitgeschehen bildlich reflektieren und damit auf besondere Ereignisse oder stark diskutierte Themenkomplexe hinweisen. Ihre Bedeutung war in einer Zeit, in der Druckerzeugnisse noch nicht Massenware waren, besonders groß53. Selbst wer kein Geld zum Kauf von gelegentlich erscheinenden illustrierten Einblattdrucken oder Flugschriften hatte, leistete sich eventuell einmal im Jahr den für das alltägliche Leben nützlichen Kalender, der dann das ganze Jahr über mit dem entsprechenden Bild auf den Betrachter wirken konnte. Für diese Untersuchung konnte jedoch nicht die ganze Breite an möglichem Material gesichtet werden, so daß nur in Einzelfällen auf dieses Kommunikationsmittel und seine propagandistische Bedeutung hingewiesen werden kann54. Als weiteres mögliches Informationsmittel, das sich an alle Bevölkerungskreise wendete, muß noch der große Bereich der öffentlichen Verordnungen' genannt werden. Auftraggeber für diese Mediengruppe waren die Obrigkeiten, die durch die Bekanntmachung ihrer gesetzlichen Maßnahmen vielfach Informationen an Bd. 11 (Zeitraum von 1672-1679), Frankfurt 1681; Bd. 12 (Zeitraum von 1679-1687), Frankfurt 1691; Bd. 13 (Zeitraum von 1687-1691), Frankfurt 1698; Bd. 14 (Zeitraum von 16911695), Frankfurt 1702; Bd. 15 (Zeitraum von 1696-1700), Frankfurt 1707; Bd. 16 (Zeitraum von 1701-1703), Frankfurt 1708; Bd. 17 (Zeitraum von 1704-1706), Frankfurt 1718. Vgl. dazu Hermann Bingel, D a s Theatrum Europaeum. Ein Beitrag zur Publizistik des 17. und 18. Jahrhunderts, Berlin 1909. 52
53
54
Vgl. dazu Günter Berghaus, D i e Aufnahme der englischen Revolution in Deutschland 16401669, Bd. 1: Studien zur politischen Literatur und Publizistik im 17. Jahrhundert mit einer Bibliographie der Flugschriften, Wiesbaden 1989, S. 27 s o w i e Schröder, D i e ersten Zeitungen, S. 19-22. Vgl. grundsätzlich zu Kalendern als Medium Klaus Matthäus, Zur Geschichte des Nürnberger Kalenderwesens. Die Entwicklung der in Nürnberg gedruckten Jahreskalender in Buchform, in: Archiv für die Geschichte des B u c h w e s e n s 9 (1969), S. 9 6 6 - 1 3 9 6 ; Adolf Dresler, V o n den Bauemkalendern, in: Der Druckspiegel 1963, S. 5 9 4 - 5 9 7 ; A d o l f Dresler, V o n Privilegien für Kalender, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Frankfurter Ausgabe 2 4 (1968), Kalendersondernummer, S. 3-7. Vgl. als Beispiel für einen Kalender mit aussagekräftigen Bilddarstellungen zu Kaiser L e o pold I. z . B . A b b . 4.
66 die Bevölkerung weiterleiteten55. Gleichzeitig bestand dabei aber auch die Möglichkeit, Meinungen zu äußern und damit ein Ereignis im Sinn der Obrigkeiten positiv oder negativ zu werten. Beispiele für das propagandistische Potential der obrigkeitlichen Verordnungen werden an späterer Stelle dieser Arbeit behandelt und nur in Einzelfällen in dem folgenden chronologischen Ereignisüberblick angesprochen. Außerhalb der durch Druck verbreiteten Medien ist vor allem auf die Medaille und das Theater als mögliches Informationsmittel zum aktuellen Zeitgeschehen hinzuweisen. Durch Medaillen wurde oft auf besondere Ereignisse wie Geburten, Krönungen oder Todesfälle bei den regierenden Häusern reagiert oder sie dokumentierten durch die Darstellung von Schlachten und Belagerungen das Kriegsgeschehen. Da die Medaillen jedoch nicht primär als Informationsmittel genutzt wurden, sondern vor allem zur Memorierung bestimmter Ereignisse dienten, werden sie im Teil IV dieser Darstellung noch genauer gewürdigt. Theater und festliche Inszenierungen als Kommunikationsmittel konnten ebenfalls das aktuelle politische Geschehen aufgreifen und verarbeiten und dabei alle Kreise der Bevölkerung ansprechen. Denn nicht nur an den Fürstenhöfen, sondern auch in den Städten oder bei Messen und Jahrmärkten auf dem Land wurden durch darstellerische Mittel Informationen und Meinungen zum Zeitgeschehen weitergegeben56. Schauspiel und andere vor größeren Zuhörerkreisen inszenierte Auftritte leiten damit über zu einer weiteren wichtigen Informationsmöglichkeit des 17. Jahrhunderts: Trotz der Erfindung des Buchdrucks und der kontinuierlichen Zunahme an Drukkerzeugnissen war die Gesellschaft des 17. Jahrhunderts immer noch von der mündlichen Informationsweitergabe geprägt, die für den Historiker heute schwer nachzuvollziehen ist. Dabei kommt bei der mündlichen Kommunikation dem Gerücht sicher die größte Bedeutung zu, doch auch die regelmäßig in der Kirche gehaltene Predigt hatte mit Sicherheit einen hohen Informationswert für die Bevölkerung und bot gleichzeitig auch die besten Möglichkeiten zur Indoktrinierung und Beeinflussung. Ähnlich wie beim historischen Lied werden Gerüchte und Inhalte der alltäglichen Predigten nur in Ausnahmefällen durch ihre nachträgliche schriftliche Niederlegung für uns heute greifbar und können damit auch nur im Einzelfall hier abgehandelt werden. Im 17. Jahrhundert gab es damit vielfältige Möglichkeiten, sich über das aktuelle Zeitgeschehen zu informieren, doch hatten Zeitung, Flugschrift und illustrierter Einblattdruck einen großen Anteil an der Prägung von Meinungsbildern. In dem nun folgenden chronologischen Ereignisüberblick soll vor allem auf diese Medien eingegangen werden, ohne dabei die genannten anderen Informationsmöglichkeiten außer Betracht zu lassen.
55 56
Vgl. zu Patenten und Mandaten ζ. B. Vocelka, Rudolf II., S. 21-26. Vgl. zum Theater ausführlich Kapitel III und IV dieser Arbeit.
67
II.2 Das Image Kaiser Leopolds I. in der Tagespublizistik Die lange Regierungszeit Leopolds I. legt die Vermutung nahe, daß zu seiner Person nicht immer die gleichen Meinungen und Bilder in den Medien existierten. Vielmehr ist davon auszugehen, daß sich vielfältige Vorstellungen und Einschätzungen entsprechend der immer wieder veränderten politischen Rahmenbedingungen entwickelten und in den verschiedenen Phasen seiner Regierungszeit eine unterschiedlich starke Gewichtung erfuhren. Um diese , Image Vorstellungen' genauer ermitteln zu können, werden in dem nun folgenden Teil chronologisch geordnet ausgewählte Ereignisse der Regierungszeit Leopolds I. analysiert. Basierend auf den oben genannten Mediengruppen der aktuellen Publizistik sollen dabei vorherrschende Meinungsbilder zum Kaiser und seiner Politik erarbeitet werden. Gleichzeitig führen diese inhaltlichen Überlegungen hin zu den für diese Arbeit relevanten Fragestellungen zu Medieneinsatz und Propaganda. Am Schluß des Kapitels wird daher zu klären sein, welche Medien der Kaiserhof tatsächlich zur Imagepflege und Propaganda einsetzte und zu welchen Unternehmen er dabei eine besondere Verbindung aufrecht erhielt. Die dabei gewonnenen Ergebnisse werden zugleich die Beantwortung der Frage ermöglichen, an welche Öffentlichkeitskreise sich der Kaiser über welche Kommunikationsmittel wandte. Die zur Analyse des kaiserlichen Bildes in der Tagespublizistik ausgewählten Ereignisse stehen beispielhaft für zentrale Punkte der Regierungszeit Leopolds I. Neben seiner umstrittenen Wahl 1658 wurde in den ersten Amtsjahren vor allem der Türkenkrieg der Jahre 1663 und 1664 zu einer Bewährungsprobe auf der europäischen Bühne. Die siebziger Jahre waren dagegen geprägt vom Kampf gegen Frankreich, der vor allem im Verhältnis zwischen Kaiser und Reich neue Akzente setzte. Die Stimmungen und Meinungen zu Beginn des Holländischen Krieges 1673 und 1674 werden daher ebenso in den Ereignisüberblick miteinbezogen wie der vor dem Hintergrund der konfessionellen Problematik für das Reich relevante Adelsaufstand in Ungarn 1671. Ein weiterer für das Image des Kaisers wichtiger Eckpunkt war der Abschluß des Friedens von Nimwegen 1679, der vielfach als Talsohle seiner Regierungszeit angesehen wird. Die Erfolge gegen die seit fast zwei Jahrhunderten das christliche Europa bedrohenden Türken prägten dann das Bild des Kaisers in den achtziger Jahren. Abgeschlossen wird die Auswahl wichtiger Ereignisse der Regierungszeit Leopolds I. mit der Wahl seines Sohnes zum Römischen König 1690, die Vergleichsmöglichkeiten zur Wahl Leopolds 1658 bietet und das geänderte Image des Kaisers dabei auf besondere Weise dokumentiert.
68 Die hier knapp umrissene, chronologisch ausgerichtete Analyse bezieht sich vom Untersuchungsraum vor allem auf die Gebiete des Reiches57. Leopold I. soll vordringlich in seiner Rolle als .Kaiser' eingeschätzt und beurteilt werden. Allerdings läßt sich eine solche Sichtweise nicht immer von der Funktion Leopolds als Landesherr und ungarischer sowie böhmischer König trennen. Seine Religionspolitik in Ungarn hatte ζ. B. großen Einfluß auf das Bild, das sich die Protestanten im Reich von ihm machen. Genauso fanden aber auch Imagevorstellungen, die ursprünglich Leopold nur als Landesherren lobten, den Weg in das Reich und wurden seinem Image als ,Kaiser' hinzugefügt. Darüber hinaus trennte die Imagepolitik des Wiener Hofes oft nicht genau zwischen Leopolds Funktion als Kaiser oder als Landesherr bzw. böhmischer und ungarischer König. In der vorliegenden Untersuchung wird daher versucht, allen Impulsen, die auf das Image des Kaisers einwirkten, zu folgen, auch wenn schwerpunktmäßig sein Bild als Reichsoberhaupt im Mittelpunkt steht.
II.2.1 Die Wahl von 1658 II.2.1.1 Ausgangssituation Die Wahl von 1658 gilt als eine der umstrittensten Wahlen innerhalb der Geschichte des Heiligen Römischen Reiches. Nach dem Tod Kaiser Ferdinands III. war das kaiserliche Amt seit 1657 vakant gewesen, was viele Diskussionen um die Nachfolgefrage ausgelöst hatte. Die besonderen Schwierigkeiten, auf die Leopold vor seiner Wahl stieß, hatten ihren Ursprung nicht zuletzt in seiner Jugend und der Tatsache, daß er nicht der ursprünglich für diese Aufgabe vorgesehene Kandidat war. Bereits 1653 hatte Ferdinand III. durch die Wahl seines Sohnes Ferdinand IV. zum Römischen König das Nachfolgeproblem im Sinn der Habsburger gelöst. Nach dessen überraschendem Tod im Jahr 1654 wurde der eigentlich für eine geistliche Laufbahn vorgesehene Leopold zum Thronaspiranten. Relativ schnell erfolgte seine Wahl zum böhmischen und ungarischen König, doch der Wahl zum Nachfolger seines Vaters auf dem Kaiserthron kam der Tod Ferdinands III. 1657 zuvor. Neben Leopolds Jugend wirkten sich vor allem die außenpolitischen Probleme, die Ferdinand III. ihm hinterlassen hatte, negativ auf seine Wahlchancen aus. Noch frisch im Gedächtnis waren den Zeitgenossen der Dreißigjährige Krieg und die Ängste vor einer zu starken Machtposition der Habsburger im Reich, die sich auch in den zu Beginn der fünfziger Jahre gebildeten Ver-
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Die Reichsgebiete in Italien, die nach Aretin gerade im ausgehenden 17. Jahrhundert wieder größere Bedeutung für die Politik der Habsburger erlangten, konnten aus Zeitgründen hier nur in Einzelfällen berücksichtigt werden. Vgl. dazu Aretin, Das Alte Reich, Bd. 1 und 2.
69 einigungen von Reichsfürsten gegen Ferdinand III. äußerten58. Die engen Verbindungen zu Spanien sowie der schwelende Dauerkonflikt mit Frankreich und Schweden, die als Garantiemächte des Westfälischen Friedens den Habsburgern gegenüberstanden, ließen es darüber hinaus als gefährlich erscheinen, noch einmal einen Angehörigen dieses Hauses zum Kaiser zu wählen. Noch schwerer aber wog die Tatsache, daß die Habsburger sich bereits seit Dezember 1656 erneut in einen Konflikt in enger Nachbarschaft zum Reich hatten hineinziehen lassen: Kaiser Ferdinand III. hatte zu Gunsten Polens in die schwedisch-polnischen Auseinandersetzungen eingegriffen, nachdem schwedische Truppen bis zu den habsburgischen Grenzen vorgerückt waren. Leopold führte als Erzherzog diesen Krieg fort und stellte damit als möglicher Kaiser auch für das Reich ein Gefahrenpotential dar, denn gerade die Erfahrungen des Dreißigjährigen Krieges mit dem langen Ringen um den Abzug der schwedischen Truppen aus Reichsgebieten ließen die Wahl eines im Krieg mit Schweden stehenden Kaisers als wenig sinnvoll erscheinen59. Eine weitere gravierende Hypothek war für Leopold schließlich das spanische Erbe, das für die ganze zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts alle politischen Entscheidungen stark mitbestimmte. Da Leopold nach dem Tod des spanischen Königs Philipps IV. und seines als gesundheitlich angeschlagen geltenden Sohnes Karl auch als Aspirant auf den spanischen Königstitel zu gelten hatte, waren die Bedenken gegen eine ähnliche Machtakkumulation wie zu Zeiten Karls V. im Reich groß. Für die Kaiserwahl erwies es sich daher als Glücksfall, daß durch die Geburt des Infanten Philipp Prosper im Winter 1657 dieses Problem zunächst aus dem Weg geräumt zu sein schien60. Andererseits dauerten die nicht in den Westfälischen Frieden eingeschlossenen Auseinandersetzungen zwischen Spanien und Frankreich weiter an, mit denen auch die Sorge verbunden war, daß die österreichischen Habsburger sich zunehmend in diesem Konflikt engagieren könnten. Die durch die von den Habsburgern geführten Kriege und die Jugend Leopolds hervorgerufene schwierige Ausgangssituation für die Wahl verliehen der anstehenden Entscheidung in Frankfurt eine europäische Dimension. Frankreich bemühte sich, nachdem eine Wahl Ludwigs XIV. nicht durchsetzbar schien, mit dem bayerischen Kurfürsten einem nicht-habsburgischen Kandidaten zur Wahl zu verhelfen. Genauso lehnte das mit den Habsburgern im Krieg stehende Schweden die Wahl Leopolds ab und auch innerhalb des Hauses Habsburg gab es zeitweise Überlegungen, ob nicht eine Kandidatur von Leopolds Onkel Leopold Wilhelm mehr Aussichten auf Erfolg haben würde. Die unklare Situation vor der Wahl und
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Vgl. zu der 1652 gegründeten Hildesheimer Allianz s o w i e zu der katholisch ausgerichteten Rheinischen Allianz von 1654 Press, Kriege und Krisen, S. 397 und 4 0 7 . Antje Oschmann, Der Nürnberger Exekutionstag 1649-1650. D a s Ende des Dreißigjährigen Krieges in Deutschland, Münster 1991 (Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte 17). Zur Bedeutung der Geburt des spanischen Prinzen im Hinblick auf die Wahl in Frankfurt vgl. Aretin, D a s Alte Reich, Bd. 1, S. 192.
70 das mit dem Tod Ferdinands III. entstandene Interregnum rief allerdings nur in einem Medium der Zeit ein größeres Echo hervor: Die Flugschriften beschäftigen sich ausführlich mit den Auseinandersetzungen um die Kaiserwahl, während alle anderen hier untersuchten Medien die Diskussion um die Nachfolge Ferdinands III. nicht oder nur in Ansätzen reflektieren61. Erst nach der erfolgten Wahl Leopolds wurden die vorhandenen übrigen Kommunikationsmittel zur Verbreitung dieser Nachricht aktiviert. Vor allem der illustrierte Einblattdruck, Medaillen, Zeitungen, zahlreiche Porträts des neuen Herrschers und wiederum Flugschriften trugen den Wahlerfolg Leopolds in weite Teile des Landes und sorgten für die Bekanntmachung der Vorgänge in Frankfurt.
II.2.1.2 Die Auseinandersetzungen im Vorfeld der Wahl Die Ausweitung der Flugschriften zur Kaiserwahl in Frankfurt macht deutlich, wie sehr dieser Vorgang die Zeitgenossen beschäftigte. Insgesamt konnten in den gesichteten Beständen für die Jahre 1657 und 1658 über 120 verschiedene Flugschriften ermittelt werden. Eine vergleichbare Anzahl an Drucken ist in der Regierungszeit Leopolds I. ansonsten nur für den Zeitraum von 1673 bis 1674 nachweisbar, in dem der Flugschriftenkampf gegen Frankreich seinen Höhepunkt erreichte. Die ermittelten Schriften der Jahre 1657 und 1658 beschäftigen sich allerdings nicht ausschließlich mit der Wahl. Neben zahlreichen rechtlichen Abhandlungen zu dem bestehenden Interregnum und zur anstehenden Wahl sind viele Werke auch den beiden in Europa herrschenden Kriegen gewidmet. Da aber die österreichischen Habsburger durch die Verwandtschaft mit den spanischen Habsburgern Nähe zu den Konflikten mit Frankreich aufwiesen und gleichzeitig selbst in Polen gegen Schweden aktiv waren, gab es zwangsläufig auch in den schwerpunktmäßig auf die kriegerischen Auseinandersetzungen orientierten Drucken mehr oder weniger ausführliche Überlegungen und Meinungsäußerungen zu der bevorstehenden Wahl. Die Kriege in Europa und die Wahl ließen sich also nicht eindeutig voneinander trennen und standen oft in einem engen Argumentations Zusammenhang. Besonders auffällig ist im Hinblick auf die gesichteten Flugschriften die große Aufmerksamkeit, die die Zeitgenossen den Auseinandersetzungen im Norden Europas widmeten. 19 Schriften befaßten sich 1657 mit diesem Krieg, wovon fünf deutlich schwedisch ausgerichtet sind, während nur eine prohabsburgische Schrift 61
Zur Publizistik zur Wahl von 1658 vgl. Carl Emil Goerler, Ueber die Publizistik zur Kaiserwahl des Jahres 1658, Diss. Halle 1893; Bernd Herbert Wanger, Kaiserwahl und Krönung im Frankfurt des 17. Jahrhunderts. Darstellung anhand der zeitgenössischen Bild- und Schriftquellen und unter besonderer Berücksichtigung der Erhebung des Jahres 1612, Frankfurt/Main 1994 (Studien zur Frankfurter Geschichte 34). Allgemein zur Publizistik in dieser Phase vgl. auch Droysen, Zur Quellenkritik der deutschen Geschichte.
71 nachweisbar war. Übertroffen wird diese Zahl durch den Flugschriftenausstoß zu diesem Thema im Jahr 1658, für das nicht weniger als dreißig Drucke zur Lage im Norden auffindbar waren. Demgegenüber nehmen sich die Zahlen zu den Flugschriften, die sich mit dem Krieg Frankreichs gegen Spanien beschäftigen, gering aus. Obwohl auch hier das Haus Habsburg Krieg führte und diese Auseinandersetzung die Kaiserwahl von 1658 gerade im Hinblick auf die Wahlkapitulation komplizierte, beschäftigen sich in den Jahren 1657-1660 deutlich weniger Schriften mit diesem Konflikt. Die ermittelten hohen Zahlen machen deutlich, wie groß das Interesse an dem Krieg im Norden war und erlauben die These, daß die innerhalb des Reiches existierende Sorge vor einer Ausweitung der Auseinandersetzungen bisher unterschätzt wurde. Immerhin handelte es sich nicht nur um einen Konflikt von europäischer Dimension, sondern es waren neben Rußland, Dänemark und Polen mit Brandenburg, Schweden und den österreichischen Habsburgern drei Reichsmitglieder an dem Krieg beteiligt. Mit dieser Konstellation schien ein Übergreifen des Krieges auf das Reich nicht unwahrscheinlich. So heißt es auch in einer holländischen Schrift: Da gratulirte jederman wegen deß Ewigen Frieden. Es scheinet aber, daß dieser Ewige Friede ein End gewinnen, und der Betteldantz im Römischen Reich und anderswo wieder angehen werde62. Die Erinnerung an die vergangenen Kriegsereignisse taten ein übriges, um die Sorge vor einer Fortsetzung des Dreißigjährigen Krieges zu schüren: Parallelen zu Gustav Adolfs Kriegseintritt wurden in zahlreichen Flugschriften gezogen; gleichzeitig scheint auch das Eingreifen der österreichischen Habsburger auf der Seite Polens mit einer möglichen Option auf die polnische Krone die alten Ängste vor einem habsburgischen Universalmachtsanspruch wieder genährt zu haben. Von Österreich wird ζ. B. in einer Flugschrift behauptet: Es wehre der Oesterreicher gebrauch, wenn Sie einmahl den Fuß in ein Land gesetzt, solches Ihnen erblich zu unterwerffen63. Die zahlreichen Schriften zum Nordischen Krieg zeigen aber nicht nur die große Bedeutung, die diese Auseinandersetzung für das Reich hatte, sondern führen auch deutlich vor, wie sehr die beteiligten Potentaten unter Rechtfertigungsdruck standen, nachdem der Westfälische Frieden durch diesen Krieg nur sieben Jahre nach seinem Abschluß ins Wanken geriet. Der Bruch des auf ,ewig' geschlosse62
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Ein Holländisch Pratgen Von dem jetzigen Krieg zwischen den beyden Nordischen Königreichen gehalten, 1657, hier fol. A2v. Copia Eines auss Schlesien An einen guten Freund In Preussen ergangenen vertrauten Schreibens; auch Epistola Cujusdam primariae Nobilitatis Poloni Ad Cognatum suum Illustrissimum Dn. Ν. N. Palatinum Ν. N. Regni Poloniae Senatorem, 1658. Auch in der Schrift Copia Schreibens Eines Vornehmen Pohlnischen vom Adel [...] wird vor dem Haus Österreich als Besitzer von dann drei Kronen gewarnt, da dies die Machtstellung der Habsburger weiter ausbauen würde. Vgl. dazu Copia Schreibens Eines Vornehmen Pohlnischen vom Adel Herrn Przimsky An seinen Herrn Bruder Herrn Christophorum Przimsky Castellan zu Culm. Darinnen er seine Meynung, Auß Lieb gegen sein Vatterland, Was er nehmlich Von der Polen ihren Tractaten Mit Dem Hause Oesterreich halte, eröffnet, o. O. [1657], hier S. 6.
72 nen Friedens mußte von den kriegführenden Seiten ausführlich begründet werden, wobei jede Partei die andere anklagte, zuerst den Frieden gebrochen zu haben. Ein großer Teil der zu dieser Thematik veröffentlichten Schriften bestand daher aus Rechtfertigungen oder Schuldzuweisungen an den Gegner. Unterfüttert wurden diese Verteidigungsschriften durch den Abdruck offizieller Schriftstücke (CopiaSchreiben), die die Argumente der einen oder anderen Seite unterstützen sollten. Sehr häufig läßt sich in dieser Phase auch der Adressat der Schriften feststellen: Allein fünf Erinnerungsschreiben oder Memoriale richtete ζ. B. der schwedische Gesandte Matthias Biörnklou an die in Frankfurt tagenden Stände des Reichsdeputationstages, um dort das unrechtmäßige Vorgehen Österreichs hervorzuheben und die schwedische Position zu verdeutlichen64. Obwohl die Deputierten das eigentliche Ziel dieser Schriften waren, erzielten die Memoriale große Öffentlichkeitswirkung. Dafür spricht die heute noch vorhandene große Anzahl der Biörnklou-Schriften sowie die Veröffentlichung der Memoriale im Diarium Europaeum65. 64
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Matthias Biörnklou, Zwey Memorial im Nahmen Ihrer Königl: Mayst: in Schweden Das Erste An den Hochwürdigsten Herrn Churfürsten zu Mayntz: Das Ander aber, An Deß Reichs ordentliche Deputation Gerichtet und übergeben, o. O. 1657. Die beiden Schreiben Biömklous zusammen mit den Beilagen sind auch im Diarium Europaeum (1657-1659), S. 419457 abgedruckt; Titel der Schrift im lateinischen Original: Memoralia bina Sacrae Regiae Maiestatis Sveciae Nomine, Prius ad Eminentissimum Dn. Electorem Moguntinum. Poterius verö ad Imperii Ordinariam Deputationem derecta & exhibita. Weitere Memoriale Biörnklous: Memoriale ad Eminentissimos & Serenissimos Sac. Romani Imperii Electores Directum & una cum prioribus binis d. 22. Februarii Anno 1658. exhibitum, ä Sacrae Regiae Majestatis Sveciae ad Sac. Rom. Imperii Electores, Principes & Status, o. O. 1658; Memoriale in puncto auxilii et adsistentiae Contra injurias et arma Cum aliorum Tum serenissimi electoris brandenburgici Directum Ad Sac. Rom. Imperii collegium electorale [...], ο. Ο. 1658; Memoriale iteratum In puncto pacis et Securitatis publicae; Quod nomine sacrae regiae majestatis Sveciae decenter exhibetur S. Rom. Imperii collegio electorali, o. O. 1658; Memoriale novum in puncto Pacis & Securitatis publicae; Quod nomine Sacrae Regiae Majestatis Sueciae die 4. May, An. 1658. exhibitum est S. Rom. Imperii Collegio electorali [...], o. O. 1658. In deutscher Übersetzung: Matthias Biörnklou, Nochmalige Erinnerungs-Schrifft, Den Frieden, und die allgemeine Sicherheit betreffend: So im Namen Dero Kön. Maj. zu Schweden ec. Behörig übergeben wird Deß Heil. Reichs Churfürstlichem Collegio [...], o. O. 1658. Neben Biörnklou wandten sich auch der französische Diplomat Herzog Gramont sowie der polnische Gesandte Andreas Olszowskie an die in Frankfurt tagenden Stände oder an den Kurfürsten von Mainz, um ihre Positionen darzulegen. Vgl. dazu Memoriale ä Regis Galliae lagatis exhibitum. S. R. I. Electoribus Reliquisq Statuum Imperii deputatis, 1657; Andreas de Olszowa Olszowski, Memoriale Nomine Sacrae Regiae Maiestatis Poloniae et Sveciae Ad serenissimo, eminentissimos, illustrissimos, S. R. Imp. Electores, Principes et Ordines directum et exhibitum, o. O. 1658; Andreas de Olszowa Olszowski, Expositiones Coram eminentissimo Domino electore Moguntino a Sacrae Regiae Majestatis Poloniae & Sueciae Ablegate D. Andrea Olszowski & c. verbo & scripto factae, Frankfurt/Main 1658. Zu dem Reichsdeputationstag in Frankfurt und den dort gemachten Eingaben vgl. außerdem Matthias Schnettger, Der Reichsdeputationstag 1655-1663. Kaiser und Stände zwischen Westfälischem Frieden und Immerwährendem Reichstag, Münster 1996 (Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der neueren Geschichte 24), hier vor allem S. 111-170.
73
II.2.1.2.1 Habsburgische Schriften Für die Habsburger war es im Zusammenhang mit der Kaiserwahl besonders wichtig, einerseits die Sorgen vor einem Übergreifen der Auseinandersetzungen auf das Reich zu zerstreuen und andererseits ihre Gründe für die Beteiligung an dem Konflikt offenzulegen und plausibel zu machen. Die Rechtfertigung des Kriegseintritts war also für das Image des zukünftigen Kaisers im Hinblick auf den vergangenen Dreißigjährigen Krieg besonders wichtig. Allerdings sind für das Jahr 1657 kaum prohabsburgische Schriften vorhanden. Bei dem einzigen Druck, der deutlich die offizielle Position der Habsburger beim Krieg gegen Schweden erläutert, handelt es sich um eine sehr kurze und knappe Stellungnahme: Leopold I. rechtfertigte sich in der Schrift „Der zu Hungarn und Böheimb Königlichen Mayestätt Ertz-Hertzogen zu Oesterreich, ec. Bericht" und nannte darin mehrere Gründe für den Kriegseintritt Österreichs66. Schweden wird darin bezichtigt, nicht nur gegen Polen, sondern auch gegen die österreichischen Habsburger vorgehen zu wollen und durch den Überfall auf Polen den Westfälischen Frieden zuerst gebrochen zu haben. Als propagandistischer Kunstgriff kann die in dem Traktat erhobene Anschuldigung angesehen werden, daß Schweden mit den Osmanen paktiere. Mit dieser Verdächtigung konnte jede Nation in der Frühen Neuzeit imagepolitisch in Verruf gebracht werden. Dementsprechend hob die im Namen Leopolds veröffentlichte Schrift besonders die Bedeutung Polens für den Kampf gegen die Türken hervor und sah durch eine mögliche Einnahme des Landes durch Schweden auch Gefahren für das Reich, da eine Schutzmauer gegen diesen auswärtigen Feind wegfallen würde. Am wichtigsten sind an dem Traktat jedoch die Schlußbeteuerungen des sich zur Wahl stellenden Erzherzogs. Ausführlich betont wird der Defensivcharakter dieses Krieges; jegliche expansive Tendenz wird abgestritten: Wir begehrten auch der Cron Schweden weder Land noch Leut abzutringen, weniger in- oder ausserhalb des Königreichs Pohlen für uns einig acquisto zuthun61. Neben dieser Verteidigungsschrift erschien noch ein weiterer prohabsburgischer Druck in demselben Jahr, der gegen Frankreich gerichtet war, bei dem es sich aber um die Neuauflage einer Schrift aus dem Dreißigjährigen Krieg handelt. Aktuelle Ereignisse werden daher nicht abgehandelt. Insgesamt entsteht der Eindruck, daß das Haus Habsburg sich in der ersten Zeit nach dem Tod Ferdinands III. mit der Veröffentlichung von imagepolitisch relevanten Drucken schwer getan hat und wenig werbende Akzente zum Vorteil des Kaiserkandidaten setzte. Erst 1658 entwickelte sich offenbar ein Gefühl für die Notwendigkeit, durch aktivere Einflußnahme den Erzherzog besser in Szene zu setzen. Aus die66
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Der zu Hungarn und Böheimb Königlichen Mayestätt Ertz-Hertzogen zu Oesterreich, ec. Bericht, Warumb dieselbe der Cron Pohlen Ihre Völcker zu Hülff geschickt, o. O. 1657. Der zu Hungarn und Böheimb Königlichen Mayestätt Ertz-Hertzogen zu Oesterreich, ec. Bericht, 1657, letzte Seite.
74 sem Jahr datieren mehrere Verteidigungsschriften zum Nordischen Krieg. So zeigt ζ. B. die „Kurtze Anzeig und Beweisung [...]" etwas ausführlicher die habsburgischen Positionen auf68. Dies erschien dem Wiener Hof insbesondere im Hinblick auf die Memoriale des schwedischen Abgesandten Biörnklou dringend geboten. Man befürchtete, daß die schwedischen Traktate die Kur- und Reichsfürsten und Stände in Harnisch wider gedachtes Haus [Habsburg, J. S.] bringen und die Wahl verhindern und verwirren sollten. Besonderen Wert legte die habsburgische Seite in den von ihr veröffentlichten Widerlegungsschriften darauf, Schweden als Aggressor darzustellen. Die Angriffe auf Bremen, der Bruch des 1635 geschlossenen Stumdorffischen Waffenstillstandes und der Überfall auf Polen rechtfertigten nach Ansicht der kaiserlichen Seite das Eingreifen der Habsburger gegen Schweden69: Der Schwed hat vermeint ihm sey erlaubt Poln mit Unrechtem Krieg anzugreijfen und der Kayser ist durch Göttliches natürliches und allgemeines Recht angetrieben worden andere von so schädlicher Gesellschaft abzumahnen10. Auch in seiner Funktion als Kaiser mußte also Ferdinand III. 1656 zur Verteidigung des bedrohten Polens beitragen; Leopold führte als sein Nachfolger diesen gerechten Einsatz seines Vaters fort71. In ihrem zweiten Teil befaßt sich die Schrift schließlich vor allem mit der Anklage der Schweden, Österreich wolle die polnische Krone für sich gewinnen und damit seine Machtposition entscheidend stärken. Dagegen erklärt die habsburgische Seite, daß Ferdinand mit seinem Kriegseintritt nicht anders als Gustav Adolf im Dreißigjährigen Krieg handelte. Während der schwedische König damals den evangelischen Glauben habe retten wollen, treten nun die österreichischen Habsburger für die katholischen Polen ein. Aber auch die Möglichkeit, daß Österreich tatsächlich die polnische Krone angeboten bekäme, wird in der Schrift abgewogen. Für diesen Fall sieht man es als selbstverständlich an, daß das Angebot der Krone angenommen würde, da man Polen nicht enttäuschen dürfe, wenn es tatsächlich einen Habsburger für den besten König hielte72. Dies wäre ein rechtmäßiger Akt im Unterschied zum jetzt sich zeigenden gewaltsamen Versuch der Schweden, die Krone zu gewinnen. Daran angeschlossen ist ein Verweis auf eine angeblich im Reich kursierende Schrift, die vor dem aggressiven Vorgehen der Schweden mit den Schlagworten: Fahr fort in Schweden, fahr fort in Pohlen, fahr fort ins Reich, ec. warne73. 68
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Kurtze Anzeig und Beweisung Mit was lästerlich und falschen Inzüchten Der Königl. Schwedische Abgeordnete Mit einem in Druck außgesprengten, und denen gesampten Churund Fürsten deß Rom. Reichs Ubergebenen Anklags-Memorial, Die in GOTT ruhende Kays. Mayt. Ferdinand den Dritten, Und dann Dessen durchleuchtigsten Sohn LEOPOLDUM, Zu Hungern und Böheim König, ec. Als Ubertretter und Verbrecher Deß zu Münster geschlossenen Friedens beschuldigt, o. O. 1658. Kurtze Anzeig und Beweisung, 1658, S. 11. Kurtze Anzeig und Beweisung, 1658, S. 14. Kurtze Anzeig und Beweisung, 1658, S. 18. Kurtze Anzeig und Beweisung, 1658, S. 27-28. Kurtze Anzeig und Beweisung, 1658, S. 28.
75 Ähnliche Argumente finden sich auch in der Schrift „Ursachen, Warumb Die Königl. Majest. zu Hung, und Böheimb verursachet worden Dero Völcker ins Königreich Pohlen [...] ein Hülffe zu schicken"74. Gewarnt wird hier vor der Verbindung zwischen Frankreich und Schweden, die sich beide darauf verständigt hätten, nach der Unterwerfung Polens in die österreichischen Erblande einzufallen. Auf insgesamt 32 Seiten listet die Schrift detailliert zahlreiche Gründe auf, warum das Vorgehen Leopolds gerechtfertigt ist und rückt sogar Anschuldigungen wie eine angebliche schwedische Anstiftung zur Rebellion in Schlesien und die Anstellung von Spionen am kaiserlichen Hof in den Blickpunkt. Ebenfalls gegen die schwedische Seite gerichtet ist die Schrift „Wahrhaffter Bericht, [...] Von Ihrer Königl. Mayest. in Schweden Bey der Ottomannischen PORTA, [...] angesucht worden", wobei nicht ausdrücklich der kaiserliche Hof als Urheber festgemacht werden kann75. Es handelt sich dabei um die Übersetzung eines angeblich vom schwedischen König an die Osmanen abgesandten Briefes, in dem er trotz des Krieges in Polen das Bündnis und die Freundschaft mit den Osmanen bekräftigt76. Beigefügt ist ein weiterer Brief anderen Inhalts an die Türken: Dem osmanischen ,Kaiser' werden als seine Feinde der Papst, Venedig und der Kaiser genannt. Der im Namen des schwedischen Königs angeblich von einem Abgesandten verfaßte Brief schlägt daher vor, daß die Osmanen zusammen mit Schweden sich gegen Österreich richten könnten77. Die Zielrichtung dieser Schrift ist eindeutig: Das schwedische Ansehen im Reich soll durch die Unterstellung eines Bündnisses mit den Osmanen untergraben werden. Der König von Ungarn und Böhmen wird dagegen als Opfer schwedisch-osmanischer Kriegspläne dargestellt. Schließlich hebt die Schrift indirekt auch auf die von den Habsburgern reklamierte Rolle als Verteidiger der Christenheit gegen die Osmanen ab.
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Ursachen, Warumb Die Königl. Majest. zu Hung, und Böheimb verursachet worden Dero Völcker ins Königreich Pohlen dem König und bedrängtem Land ein Hülffe zu schicken. Wider der Schweden Außstreuen, als ob disseits wider den Frieden-Schluß gehandelt worden wäre, o. O. 1658. Wahrhaffter Bericht, Was nach angefangenem Krieg Wider Die Cron Polen, Von Ihrer Königl. Mayest. in Schweden Bey der Ottomannischen PORTA, Durch sonderbahre zum zweitenmahl Daselbsten Verordnete Abgesandten Zu höchstschädlicher Trennung der werthen Christenheit angesucht worden, o. O. [1657/58]. Wahrhaffter Bericht, Was nach angefangenem Krieg Wider Die Cron Polen, [1657/58], S. 34. Wahrhaffter Bericht, Was nach angefangenem Krieg Wider Die Cron Polen, [1657/58], S. 7.
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II.2.1.2.2 Schwedische und französische Schriften gegen die Habsburger Die schwedische Seite setzte sich gegen die 1658 häufiger erscheinenden prohabsburgischen Schriften vor allem mit Hilfe von Memorialen des schwedischen Abgesandten Matthias Biörnklou zur Wehr. Darin wurde Ferdinand III. und Leopold der Bruch des Reichsfriedens vorgeworfen und ihr Eingreifen in Polen als unrechtmäßig angesehen78. Zur Verhinderung der Wahl verwies Biörnklou außerdem auf die gängigen Vorurteile gegen die Habsburger. Vor allem die Tatsache, daß die Kaiserkrone inzwischen fast erblich geworden sei und ohne großes Zutun der Kurfürsten quasi automatisch an das Haus Habsburg gehe, wird als negativ hervorgehoben79. Daneben folgten seine Schriften der bereits im Dreißigjährigen Krieg vielfach geäußerten Sorge, daß der Kaiser und nun auch Leopold abhängig seien von spanischen Ratgebern und aus diesem Grunde nicht vordringlich die Belange des Reiches im Auge hätten80. Die schwedische Seite nutzte also den Kriegseintritt der Habsburger auf der Seite Polens aus, um den sich zur Wahl stellenden Leopold vor allem vor den Kurfürsten und Fürsten zu diskreditieren. Die zahlreichen Memoriale Biörnklous an den in Frankfurt tagenden Deputationstag und an einzelne Kurfürsten sind damit Zeugen der massiven Intervention Schwedens gegen die Wahl eines Habsburgers auf den Kaiserthron. Faßt man die sich aus den Flugschriften zum Nordischen Krieg ergebenden Imagevorstellungen noch einmal zusammen, so ist der kaiserlichen Seite vor allem daran gelegen, Leopolds Kriegshandlungen als Defensivmaßnahme darzustellen, zu der er durch den Friedensbruch der Schweden gezwungen wurde. Die schwedische Seite warnt dagegen vor Leopold als spanisch gesinntem Habsburger, der ganz im Sinn der Tradition seines Hauses die Kaiserkrone oder sogar die polnische Krone für seine Machtinteressen nutzen will. Ahnliche Angriffe gegen den habsburgischen Kaiserkandidaten kamen auch von der französischen Seite, die nicht zuletzt wegen des Krieges mit Spanien keinen Habsburger auf dem Thron sehen wollte. Der französische Gesandte Gramont übergab bereits am 2. Oktober 1657 ein Memorial an den Reichsdeputationstag, das darauf abzielte, die Verbindung der österreichischen Habsburger mit dem Krieg in Italien und in Flandern aufzuzeigen. Das Memorial wirft den Habsburgern einen Bruch des Westfälischen Friedens vor und warnt vor der Wahl mit dem Hinweis auf ein .absolutes Dominat' des Hauses81. Als Antwort auf die Anschul-
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Nochmalige Erinnerungs-Schrifft, Den Frieden, und die allgemeine Sicherheit betreffend: So im Namen Dero Kön. Maj. zu Schweden ec. Behörig übergeben wird Deß Heil. Reichs Churfürstlichem Collegio [...], 1658, S. 3. Nochmalige Erinnerungs-Schrifft, 1658, S. 5-7. Nochmalige Erinnerungs-Schrifft, 1658, S. 7-9. Memoriale ä Regis Galliae lagatis exhibitum. S. R. I. Electoribus Reliquisq Statuum Imperii deputatis, o. O. 1657; in deutscher Übersetzung An Deß H. Rom. Reichs Churfürsten, Und
77 digungen der französischen Seite erschien noch 1657 eine Verteidigungsschrift mit dem Titel „Brevis discussio querelarum [...]"82, in der das habsburgische Eingreifen in die Kriege in Italien und Flandern als Verdienste um das Reich geschildert wurden83. Andere Schriften beschäftigten sich nicht nur mit den aktuellen Kriegsereignissen in Flandern und Italien, sondern zogen auch einen direkten Vergleich zwischen Leopold und Ludwig XIV. als mögliche Thronkandidaten. Die Abhandlung „Lettre d'un gentilhomme Romain" vertrat ζ. B. die Ansprüche des französischen Königs auf den Kaiserthron84. Fiktiver Verfasser des Briefes ist ein Italiener, der als neutral eingestellter Beobachter eine Antwort auf einen zuvor erhaltenen Brief gibt. Der Briefschreiber nennt zunächst Gründe, warum Leopold nicht zum Kaiser gewählt werden sollte: Les raison d'exclusion qu'il y a contre le Roy de Hongrie sont grandes & ans ressource, parceque l'age le rend infrabile ά l'Empire & son inclination Espagnole, fiere & dedaigneuse, le fait hair de tous les allemans: outre qu'il est si absolumente dans les mains, ie ne dis pas du Roy d'Espagne mais de ses ministres (ce qui est encor pis) que son Election consommeroit la misere de l'Allemagne en I'exposant a la tyrannie insupportable des Espagnolsi5. Kritisiert werden hier sowohl die Jugend des Kandidaten als auch seine Abhängigkeit von spanischen Ministern. Gleichzeitig beschwört der Autor das alte Schreckensbild von einer Tyrannei Spaniens in Deutschland herauf. Danach faßt der Briefschreiber einige Prinzen des Reichs bzw. Europas als Thronkandidaten ins Auge und erörtert deren Vor- und Nachteile. Schließlich kommt er jedoch zu dem Schluß, daß das Reich nur die Wahl zwischen Frankreich oder dem Haus Österreich habe86. Bei Wahl eines Habsburgers aber drohe dem Reich nicht nur wegen der bestehenden Verbindungen zu Spanien Gefahr, sondern auch wegen der allgemeinen Kriegslust der österreichischen Habsburger: puisque personne ne peut ignorer, que la Maison d'Autriche n'ait allume en Allemagne toutes les guerrespassees, ά Der Stände Deputirten, o. O. 1657. Vgl. zu der französischen Eingabe auch Goerler, Publizistik zur Kaiserwahl, S. 25 f. 82
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Brevis discussio querelarum, quae per R e g i s Christianissimi legatos et internuncios contra Augustissimum Imperatorem Ferdinandum III. Postque eius mortem, contra ipsius filium Serenissimum Hungariae et B o h e m i a e R e g e m , Collegio Electorali, simulque Ordinariis Imperii Deputatis Francofurti Congragatis propositae sunt, o. O. 1657. Nach Goerler mit etwas anderem Titel. Vgl. dazu Goerler, Publizistik zur Kaiserwahl, S. 26f. Fortgeführt wurde der Disput in zwei weiteren Flugschriften im Jahr 1658: Disjectio Brevi illi Gallicarum querelarum discussioni praelusa, o. O. 1658; andere Ausgabe: Disjectio Brevis illius Gallicarum Querelarum Discussionis, o. O. 1658; Disjectio rejecta sive iterata et constans querelarum Gallicarum discussio, o. O. 1658. Vgl. dazu auch Goerler, Publizistik zur Kaiserwahl, S. 27. Lettre d'un gentilhomme Romain, A un de ses' A m y s ' ä Francfort: Sur le sujet de L'Election d'un nouveau Empereur. Epistola Equitis Romani, Fräncofurtum missa ad A m i c u m suum: in qua agitur de eligendo R e g e Romanorum, o. O. 1658. Vgl. dazu Goerler, Publizistik zur Kaiserwahl, S. 13-16. Lettre d'un gentilhomme Romain, 1658, S. 6. Lettre d'un gentilhomme Romain, 1658, S. 9.
78 toutes Celles, quil ont desolee de nostre temps*1. Nach einer Aufzählung der Kriegshandlungen seit Ferdinand II., die mit den aktuellen Ereignissen in Polen abschließt, schlägt der Verfasser schließlich vor, das Haus Habsburg zu trennen: [...] ilfaut separer l'Empire de la maison d'Austriche [...]88. Als idealen Kandidaten für den Thron sieht der Verfasser dagegen den französischen König an: Dieu a fait naistre ce Prince la pour la gloire, le restablissement & les delices des hommes89. Es folgt ein ausgiebiges Lob des Königs und seines Beraters Richelieu. Insgesamt ist der Verfasser der Meinung, daß es nur mit dem französischen König als Kaiser Frieden geben kann. Der durch Frankreich besser zu verwirklichende und zu haltende Frieden steht also bei dieser Schrift bei der Argumentation gegen die Habsburger im Vordergrund. Auf den im 17. Jahrhundert häufig propagandistisch genutzten Vorwurf, der eine oder andere Herrscher strebe die Universalmonarchie an90, geht die Schrift „Response d'un Gentilhomme Allemand, A un Sien Am Parisien, Sur une Lettre publiee en France" ein91. Die Schrift verteidigt die österreichischen Habsburger gegen französische Behauptungen, eine überragende Machtstellung in Europa gewinnen zu wollen und versucht im Gegensatz dazu, französische Universalmachtspläne offenzulegen. In einem Rückblick auf die Geschichte wird den Franzosen ein Streben nach absoluter Macht seit Heinrich II. unterstellt, was durch Bildbelege wie ζ. B. die Darstellung Ludwigs XIII. als Herkules untermauert wird: Löwe und siebenköpfige Hydra, die für Spanien und die sieben Kurfürsten des Reiches stehen sollen, werden von ihm erlegt92. Auch Ludwig XIV. wird unterstellt, daß er die Weltherrschaft anstrebt. Schon im Alter von neun Jahren soll er die Prägung von Münzen befohlen haben, die Herkules zeigen, unter dessen Füßen der spanische Löwe und der kaiserliche Adler liegen. Der Autor des Traktats zitiert in diesem Zusammenhang einen Dichter Kardinal Mazarins, der dazu die Verse: [...] Au second je mets bas L'Empire des Romains: Si j'enfais encor
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Lettre d'un gentilhomme Romain, 1658, S. 11. Lettre d'un gentilhomme Romain, 1658, S. 12. Lettre d'un gentilhomme Romain, 1658, S. 12. Vgl. zur ,Monarchia universalis' als Mittel im politischen Meinungskampf die Ausführungen von Franz Bosbach, Monarchia Universalis. Ein politischer Leitbegriff der Frühen Neuzeit, Göttingen 1988 (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 32). Response d'un Gentilhomme Allemand, A un Sien Amy Parisien, Sur une Lettre publiee en France, Tochant L'Election d'un Nouveau Empereur, o. O. 1658. Response d'un Gentilhomme Allemand, 1658, S. 21. Wahrscheinlich geht diese Bilddarstellung zurück auf das Titelblatt zu der Geschichtsdarstellung von Gabr. Bartholomaeo Gramondo, Historiarum Galliae ab Excessu Henrici IV., Libri XVIII., Tolosae 1643. Vgl. dazu die Abbildung bei Johannes Burkhardt, Die entgipfelte Pyramide. Kriegsgrund und Friedenskompromiß der europäischen Universalmächte, in: Klaus Bußmann u. a. (Hrsg.), 1648. Krieg und Frieden in Europa, 3 Bde., hier Bd. 2: Politik, Religion, Recht und Gesellschaft, Münster, Osnabrück 1998, S. 51-60, hier S. 53.
79 un, je suis Seigneur du Monde abgefaßt haben soll". Diese eindeutigen Belege für das französische Universalmachtsstreben müssen nach Ansicht des Briefschreibers die Welt hellhörig gegenüber den französischen Forderungen nach einer Beschränkung der habsburgischen Macht machen. Die Schrift endet mit einem klaren Votum für Leopold als zukünftigem Kaiser, dessen Jugend auch wegen der vielen positiven Beispiele, die andere jugendliche Herrscher vor ihm gegeben hätten, nach Ansicht des Autors nicht als Nachteil angesehen werden dürfe94. Die österreichischen Tugenden, die den habsburgischen Prinzen angeboren seien, garantierten darüber hinaus, daß der richtige Kandidat den Thron erhalte95. Jugend und Unerfahrenheit des habsburgischen Kandidaten werden also durch seine Abstammung und seine angeborenen guten Eigenschaften wettgemacht. Entschieden versucht die Schrift, Ängste vor einer eventuellen habsburgischen Universalmonarchie zu zerstreuen, indem sie auch Frankreich ähnliche, als negativ empfundene Absichten unterstellt.
II.2.1.2.3 Das Image der Habsburger in Frischmanns „Der Chur Fürsten-Raht" Die Ängste vor einer zu starken Machtstellung der Habsburger prägten aber auch die Diskussionen innerhalb des Reiches. Vor allem der Publizist Johann Frischmann förderte durch sein Traktat „Der Chur Fürsten-Raht, von Erwählung eines Römischen Keysers" die Auseinandersetzungen mit der Feder. Frischmann, der in der älteren Forschung als eindeutig profranzösisch klassifiziert wurde96, nahm zu der anstehenden Wahl gleich mehrfach Stellung. In seiner wohl bekanntesten 93 94 95 96
Response d ' u n Gentilhomme Allemand, 1658, S. 24. Response d'un Gentilhomme Allemand, 1658, S. 34. Response d ' u n Gentilhomme Allemand, 1658, S. 33. Von Frischmann selbst erschienen noch weitere Schriften im Vorfeld der Kaiserwahl, die sich an den in Frankfurt tagenden Reichsdeputationstag richteten bzw. zur Verteidigung des Mainzer Kurfürsten abgefaßt wurden: [Johann Frischmann], Collegium Reliquorum Imperii Deputatorum, ad Collegium Electorale de Praesenti statv Imperii, Imperatore eligendo, eligendo scribenda lege annexis aliis, o. O. 1657 sowie [Johann Frischmann], Moguntini Labores Electorales, Praevii, & Electorii, o. O. 1657. Siehe dazu auch Goerler, Publizistik zur Kaiserwahl, S. 9-11, 18-19, der deutlich gegen Frischmann Stellung bezieht: „Frischmanns Ausführungen [...] sind geradezu erstaunlich dreist", heißt es u. a. zu den Forderungen Frischmanns für eine Wahlkapitulation, die den österreichischen Habsburgern einen Kriegseintritt zugunsten Spaniens verwehren würde. Insgesamt bestätigt aber auch die Schrift „Moguntini Labores [...]" das Bild, das Frischmann bereits im „Collegium Electorale" zeichnet. Der Mainzer Kurfürst ist im Grunde genommen mit einem habsburgischen Kandidaten einverstanden; Frieden und Sicherheit des Reiches sollen aber mit Hilfe einer strengen Wahlkapitulation befestigt werden. Zur Haltung des Mainzer Kurfürsten vgl. auch Aretin, Das Alte Reich, Bd. 1, S. 190-191, der ebenfalls betont, daß Schönborn „nicht im E m s t " daran dachte, Leopold nicht zum Kaiser zu wählen. Zu Frischmann als Flugschriftenautor vgl. auch Wentzcke, Johann Frischmann.
80 Schrift skizziert er den Verlauf einer Wahlversammlung97. Er beginnt zunächst mit der deutlichen Ermahnung an die Kurfürsten, sich ihres Wahlrechtes zu besinnen: Sie sollen auch, ihrem Namen nach, als Chur- und Wahl Fürsten, aus diesm Wahl- kein ErbReich werden lassen: Sonst würde ihr Ampt eine Larve und blosser Name, und ihre Wahl-Versammlung ein leeres Gepränge, seyn9S. Der Reihe nach nehmen dann die verschiedenen Kurfürsten sowie ausländische Berater zu ihren favorisierten Kandidaten Stellung. In Ansehung der Verdienste von Leopolds Vater und unter der Prämisse, daß ein mächtiger und katholischer Fürst Kaiser werden sollte, spricht sich zuerst der Trierer Kurfürst für Leopold aus". Der Kölner Kurfürst nennt dagegen als Alternative zu Leopold den bayerischen Kurfürsten und beschreibt die schlechten Verhältnisse in Österreich. Religionsprobleme, die Türkengefahr, das darniederliegende Kriegswesen, die leeren Staatskassen sowie die zahlreichen Feinde des Hauses Habsburg werden mit der guten Situation in Bayern verglichen. Leopold ist mehr Spanisch, dieser [Kurfürst von Bayern, J. S.] mehr Teutsch gesinnet. Jener, ist etwas langsam, nach Gewonheit des Hofs zu Wien: Dieser hält schaiff über die Gerechtigkeit. Jener, die ReichsWürde empfahend, würde dafür halten, er habe noch dadurch dem Reich eine Wolthat empfangen10°. Der Kölner Kurfürst greift damit die gängigen antihabsburgischen Imagevorstellungen auf. Die Langsamkeit des Hofes, die Orientierung an Spanien und die Selbstverständlichkeit, mit der das Haus Habsburg erwarte, die Kaiserwürde zu erhalten, sprechen für ihn gegen Leopold. Es folgt die Stellungnahme Böhmens, bei der Leopold trotz seiner Jugend aufgrund der Verdienste seines Hauses bei der Verteidigung des Reiches sich selbst die Stimme geben will. Der bayerische Kurfürst beruft sich dagegen auf den Papst, den König von Frankreich und vornehme deutsche und italienische Fürsten, die ihn bei einer Wahl unterstützen würden und wählt daher sich selbst101. Sachsen äußert Bedenken gegen einen zu jungen Fürsten als Kaiser und beklagt die mangelnde Gerechtigkeit in Deutschland. Es fordert einen Gütigen und Versöhnlichen Kaiser, der kleine Gebrechen nachsehe, aber grosse Verbreche ernstlich ansehe102. Trotz der Jugend Leopolds gibt Sachsen schließlich mit dem Hinweis auf die guten Erfahrungen mit den Habsburgern und der Feststellung gute Bäume [zeugen, J. S.] gute Zweige seine Stimme dem Erzherzog103. Der brandenburgische Kurfürst wiederum beklagt das kraftlos und arm gewordene Reich. Gegen Leopold sprechen seiner Ansicht nach dessen Jugend sowie die gewaltigen Machtmit97
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Johann Frischmann, Der Chur Fürsten-Raht, von Erwählung eines Römischen Keysers. Aus dem Latein ins Teutsche übersetzt, o. O. 1657; in lateinischer Sprache unter dem Titel [Johann Frischmann], Collegium electorate de eligendo Romanorum Imperatore, o. O. 1657. Johann Frischmann, Der Chur Fürsten-Raht, 1657, fol. A2v. Johann Frischmann, Der Chur Fürsten-Raht, 1657, fol. B2-3. Johann Frischmann, Der Chur Fürsten-Raht, 1657, fol. C2. Johann Frischmann, Der Chur Fürsten-Raht, 1657, fol. D. Johann Frischmann, Der Chur Fürsten-Raht, 1657, fol. D3v. Johann Frischmann, Der Chur Fürsten-Raht, 1657, fol. D4.
81 tel, die er bereits in seinen Händen hält. Der Kurfürst von Brandenburg schlägt daher als neuen Kandidaten Leopold Wilhelm vor, der von ihm als guter Teutscher und nit gut Spanisch klassifiziert wird104. Der Pfalzgraf will vor allem einen weisen Regenten auf dem Thron und wehrt sich dagegen, daß nur katholische Regenten für den Kaisertitel in Betracht kommen sollen. Letztlich plädiert er dann aber in Ermangelung eines nichtkatholischen Kandidaten für den Kurfürsten von Bayern. Nachdem die Kurfürsten in dieser Weise ihre Stimme abgegeben haben, folgen die Stellungnahmen der auswärtigen Mächte. Frankreich bemängelt die zu lange Herrschaft des Hauses Habsburg und fordert dazu auf, die Wahlfreiheit zu nutzen'05. Unter Hinweis auf die Kriegsgefahr, die mit der Wahl Leopolds verbunden sei, empfiehlt sich der französische König als Kandidat: Es müste dann seyn die Keyser-Würde, welche, durch Vorschub der Herren Chur-Fürsten, ihme [Ludwig XIV., J. S.] billich soll zugewandt und zugebracht werden von dem Adler, nachdem er endlich auß dem Oesterreichischen Vogelgitter entflogen ist [...]106. Der Einwand, daß der französische König ein Fremder und damit chancenlos sei, wird entkräftet durch den Besitz des Elsasses, das ihn an das Reich bindet. Die Spanier wiederum pochen auf die besondere Rolle des Hauses Habsburg und plädieren nach der Aufzählung der Fähigkeiten des spanischen Königs schließlich für die Wahl Philipps IV. Auch Savoyen schlägt seinen eigenen Fürsten als Kaiser vor, doch die Kurfürsten sprechen sich klar gegen ausländische Bewerber aus: Uber das, So haben die Teutschen einerley Sitten, einerley Sprach und sind einander wohl geneigt; Einem Fremden aber, ists alles fremde107. Die entstandene PattSituation wird schließlich von dem Mainzer Kurfürsten analysiert. Seiner Ansicht nach ist das Reich nicht so schwach, daß es kein Reichshaupt finden könnte. Er betont die Verbundenheit zu Frankreich, ist aber der Ansicht, daß ein französischer Kaiser viele Nachteile hätte108. Danach werden die österreichischen Verdienste bei der Türkenabwehr hervorgehoben und die Bedeutung des Kaisertitels zur Beförderung des Kampfes gewürdigt. Dagegen hätte Bayern nicht die notwendigen Ressourcen, um gegen die Türken anzutreten und müßte darüber hinaus auch noch gegen Österreich verteidigt werden. Nach diesen Erwägungen erfolgt ein Verweis auf die vorgeschriebene dreißigtägige Beratungszeit bei Stimmengleichheit; die Wahl bleibt offen und Frischmann überläßt es dem Leser, sich ein Urteil zu bilden109. 104 105 106 107 108 109
Johann Frischmann, Der Chur Fürsten-Raht, 1657, fol. E3v. Johann Frischmann, Der Chur Fürsten-Raht, 1657, fol. F4. Johann Frischmann, Der Chur Fürsten-Raht, 1657, fol. G4. Johann Frischmann, Der Chur Fürsten-Raht, 1657, fol. I. Johann Frischmann, Der Chur Fürsten-Raht, 1657, fol. Kl v.-K3. Von Goerler wird in seiner Untersuchung zur Kaiserwahl 1658 der Schluß dieser Schrift als eindeutige Stellungnahme Frischmanns für den Kurfürsten von Bayern gewertet, da der Mainzer Kurfürst „wie alle Welt wusste, auf Seiten des Bayern" stand. Tatsächlich lassen aber die Schlußäußerungen des Kurfürsten die Wahl offen. Ausländische Bewerber, also auch
82 Die Schrift Frischmanns ist vor allem wegen der darin transportierten klaren Imagevorstellungen zu den einzelnen Fürsten und Thronkandidaten interessant. Sie schließen teilweise an die oben bereits genannten Urteile der schwedischen und französischen Seite an, zeigen andererseits aber auch die Pluspunkte Leopolds als habsburgischem Kandidaten auf. Die lange Tradition seines Hauses auf dem Kaiserthron, die wichtige Rolle der Habsburger bei der Verteidigung gegen die Türken und die der zeitgenössischen Ansicht nach angeborenen Herrschertugenden sprechen trotz seiner Jugend für Leopold. Dagegen werden die starke Machtakkumulation in seinen Händen, teilweise sein Katholizismus und schließlich die Verbundenheit mit Spanien als Nachteile gewertet. Außerdem erscheint die fast schon auf Erblichkeit hinweisende traditionelle Vergabe der Krone an die Habsburger bedenklich. Die genannten Argumente für und wider Leopold wiederholen sich in zahlreichen Schriften, die hier nicht im einzelnen genannt werden können110. Insgesamt bestätigten sich dabei die herausgearbeiteten Imagevorstellungen.
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der König von Frankreich werden ausgeschlossen; Bayern wird als zu schwach für die Türkenabwehr und als Risikofaktor für eine Auseinandersetzung mit Habsburg gewertet. Dagegen hebt der Mainzer Kurfürst ausdrücklich die Verdienste der Habsburger gegen die Türken hervor und hält die Kaiserkrone für ein wichtiges Hilfsmittel bei der Bekämpfung dieser Gefahr. Frischmanns Schrift ist damit Sympathie für einen bayerischen Kandidaten zu entnehmen; eine eindeutige Parteinahme gegen die Habsburger enthält die Abhandlung aber nicht. Erörterungen zu der anstehenden Wahl werden auch von dem sich Hariperno Hipporino Stetgeto nennenden Autor in der Schrift „Conjectio De futuro Romanorum Rege [...]" angestellt. Goerler vermutet Peter Streithagen als Verfasser, da er in der späteren Schrift „Electio Leopoldi Austriaci" sich zu dieser Schrift bekennt. Die „Conjectio de futuro Romanorum Imperatore" knüpft an Frischmanns Ausführungen in „Der Churfürsten Rath [...]" an, spricht sich aber eindeutig für eine Wahl Leopolds zum römischen König aus. Goerler bezeichnet die „Conjectio" als eine der „durchschlagendsten und erfolgreichsten publizistischen Kundgebungen seiner Partei" nennt aber für diese Einschätzung keine Gründe. Allein die Aussage von Streithagen selbst, der in seiner , S e c t i o Leopoldi Austriaci" die „Conjectio" als erfolgreich auf der Frankfurter Messe lobt, reicht Goerler für eine solche Annahme. Vgl. dazu Goerler, Publizistik zur Kaiserwahl, S. 13. Hariperno Hipporino Stetgeto, Conjectio De futuro Romanorum Rege, promovendo in Imperatorem. Absque praejudicio inquirens, Quis hoc tempore potissimüm eligendus videatur, o. O. 1658; dt. Ausgabe mit dem Titel Vermuthung von einem zukünfftigen Römischen König, und darauß folgendem Kayser. Worinnen unvorgreifflich gefragt wird: Wer wol fürnemlich auff dißmal zu erwöhlen seyn möge, o. O. 1658. Vgl. dazu ζ. B. Sigismund Friederich Wartmann, Poloniae Suspirantis Continuatio ulterior, sive Tomus Tertius: Auff dem Parnasso Dem Apollini ad decidendum fürgetragen. Das ist: Eygentlicher Bericht, Von denen Vier Theilen und vier Monarchien oder Haupt-Reichen der Welt [...], o. O. 1658; Consilium Rationis Status. Oder Geheimer Trewlicher Rathschlag, Under Den Himmlischen Influentz-Göttern, Uber jetzigen Zustand in Europa, Auß den Alten Reichs-Protocollen, und andern verübten Actis publicis, Mercuriopoli 1658. Vgl. zu dieser Schrift auch Zwiedineck-Südenhorst, Die öffentliche Meinung, hier S. 78.
83 II.2.1.2.4 Die Diskussion um die Wahlkapitulation Neben der Vorstellung der Kandidaten111, der Erörterung der bestehenden Machtverhältnisse und der Verteidigung gegen Ansprüche ausländischer Kandidaten beschäftigen sich viele Schriften nicht zuletzt mit den die Wahl stark verzögernden Verhandlungen um die Wahlkapitulation112. Die Sorge vor einer zu starken Beschränkung der Macht des zukünftigen Reichsoberhaupts wird in vielen Flugschriften geäußert. Das prohabsburgisch orientierte Traktat „Waag der Warheit" umreißt klar die habsburgischen Positionen in diesem Punkt"3. Zunächst wird auf Konfessionsprobleme abgehoben: Das Bündnis zwischen dem katholischen Frankreich und dem protestantischen England gegen die spanischen Niederlande wird der Treue des Hauses Habsburg zum katholischen Glauben gegenübergestellt. Gegen Ende der Schrift tritt der Verfasser nicht nur aus konfessionellen Uberlegungen heraus eindeutig auf die Seite der Habsburger. Er plädiert dafür, das Haus Habsburg in seiner Entscheidungsfreiheit nicht zu sehr zu beschränken und hält ein Eingreifen der österreichischen Habsburger in den Niederlanden zugunsten Spaniens für durchaus richtig, denn Österreich muß nicht nur wegen des Glaubens, sondern auch wegen der engen Verwandtschaft zu Spanien reagieren114. Die deutschen Fürsten und Stände werden in diesem Zusammenhang zur Einigkeit und zur Unterstützung der österreichischen Habsburger aufgerufen: Förchtet ihr [die dt. Fürsten, J. S.] dann den Frantzosen und Schweden? Welche doch gar 111
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[Aug. Friedr. Bonne], Waremundi sinceri ad desiderium sincerum prosopographia quatuor Sacri Romano-Germanici Imperii electorum secularium, o. O. 1658. Die Schrift stellt die Kurfürsten von Bayern, Brandenburg, Sachsen und der Pfalz vor. Nach Emil Weller, Lexicon pseudonymorum: Wörterbuch der Pseudonymen aller Zeiten und Völker oder Verzeichnis jener Autoren, die sich falscher Namen bedienten, Regensburg 1886, ist Waremundus Sincerus das Pseudonym von A. F. Bonne. Im Hinblick auf die Wahlkapitulation erschienen in dieser Phase auch Abdrucke früherer Wahlkapitulationen. So werden ζ. B. die Bedingungen von 1636 und 1654 in der Schrift Capitulation, Oder Capitul, Puncten vnd Articul, Darauff ein Römischer König, zu einem Kayser zuerheben, Von den Churfürsten deß H. Rom. Reichs erwöhlet, und angenommen pflegt zu werden, Frankfurt 1658, angeführt. Nach der Wahl erschienen zur Bekanntmachung Auszüge bzw. komplette Abdrucke der neu ausgehandelten Wahlkapitulation: Punctum securitatis Ad 14. Art. Capitulationis Caes., o. O. [1658] sowie [Leopold I.], Wahl-Capitulation, Des Aller-Duchleuchtigsten, Großmächtigsten, Unüberwindlichsten Fürsten vnd Herrn, Herrn, Leopolden, Erwöhlten Römischen Käysers, auch zu Hungarn vnd Böheim königs, ec. Ertzhertzogs zu Oesterreich, ec. Auffgerichtet zu Franckfurt im Monat Julio des 1658sten Jahrs. Cum Privilegio Sac. Caes. Majest., Frankfurt/Main 1658. Statera veritatis Ad quam responsum gallicum Et sanctius christianissimi regis consilium De Mardico Anglis contra Regem Catholicum cesso, et Foederibus Christianissimo-Acatholicis expenditur, o. O. 1658; dt. Ausgabe: Waag der Warheit, An welcher Die an seyten der Cron Franckreich gegebne Antwort, So dann Selbigen Christlichen Königs besserer Rathschluß vnd Anschlag, Wegen der den Engelländern vberlassenen Vestung Mardick, vnd wider den Catholischen König in Hispanien, mit den UnCatholischen gemachter Bündnuß, Reifflich auß- vnd fürgewogen werden, o. O. 1658. Waag der Warheit, 1658, fol. D.
84 nit zuförchten, sonder ihr seyt selbst aneinander zuförchten, in dem je einer Schwedisch, ein anderer Frantzösisch, beynahe niemand Teutsch115. Als Resümee aus seinen Überlegungen zieht der Autor schließlich den Schluß: Unter einem Haupt werden sich die Glider trewlich versamblen. Das Haupt soll man nit zuvil beladen, oder zu eng binden, daß es Schmertzen leyde. Gar zuvil Fürschreibung seynd gar keine. Das Haupt desfreyen Teutschlands soll auchfrey seyn116. Gleichfalls Bedenken gegen eine das Reichsoberhaupt zu sehr behindernde Abfassung der Wahlkapitulation äußert der sich als Philotheum Warnern von Warhausen bezeichnende Autor der Schrift „Schwedischer Spiegel" und stellt die Frage: Ist es nicht wieder alle Recht unnd billigkeit das der Frantzose unnd Schwede dergestalt den Romis. Käyser wollen einbinden und feßlen, das er mit niemant ja seinen eigenen nahen Bludtsverwanten, einige freundtschajft oder verbuntnuß machen [kann, J. S.]?117 Und mit der Absicht, Meinungen zu polarisieren, konstatiert der Autor schließlich: Dagegen dürfen Schweden und Franzosen sogar mit den Türken Bündnisse eingehen™. Die Sorge vor einer zu strengen Wahlkapitulation für das Reichsoberhaupt verbindet sich bei beiden genannten Schriften mit der eindeutigen Angst vor einer Schwäche des zukünftigen Kaisers gegenüber auswärtigen Mächten. In vielen Traktaten werden daher die Fürsten und Stände aufgerufen, das Reichsoberhaupt stärker zu unterstützen und sich nicht zu sehr auf Schweden und Frankreich zu verlassen. In der Flugschrift „Apollinis Gehaltener Rath über der Käiserl. verlangten Wahl" läßt der Autor ζ. B. Macchiavelli Stellung nehmen, der sich schämt, einst das deutsche Regiment gelobt zu haben, da nun die Fremde gar zu grosse Meisterschafft über die Teutschen besitzen119. Anknüpfend an diese Schrift wird in der „Newe Zeitung außm Parnasso vom 13. Maij. Anno 1658" ebenfalls gegen Frankreich und Schweden Position ergriffen120. Apollo erhält hier die Nachricht, daß im Reich seit Münster eine Krankheit um sich greift: [...] nicht allein die Nordländ. Krankheit, so man gemeinigtlich den Scharbock nennet, sondern so gar, mit ehrn zumeiden, die Frantzosen wären121. Die beauftragten Ärzte finden als Krankheitsgrund einen wegen des Haupts entstandenen Schaden, erklären aber, daß dieser leicht mit einem einheimischen Kraut kuriert werden könne122.
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Waag der Warheit, 1658, fol. Dv. Waag der Warheit, 1658, fol. D2. [Philotheum Warnern von Warhausen], Schwedischer Spiegel: Worinnen nicht allein sie selbsten klärlich zuersehen und zuerkennen, was sie für rechtschaffene gute auffrichtige fromme Christen seyndt [...], o. O. 1658, hier S. 78. [Philotheum Warnem von Warhausen], Schwedischer Spiegel, 1658, S. 78. Apollinis Gehaltener Rath über der Käiserl. verlangten Wahl. Zugleich zweyen Schreiben: Eines von dem Nieder-Sächsischen Kräiß an Ihr Königliche Maj. in Dennemarck, sammt derer darauff eingelangten Antwort, o. O. 1658, hier fol. A3. Newe Zeitung außm Parnasso vom 13. Maij. Anno 1658, o. O. [1658]. Newe Zeitung außm Parnasso, 1658, S. 2 nach eigener Zählung. Newe Zeitung außm Parnasso, 1658, S. 2 nach eigener Zählung.
85 Die gesamte Schrift richtet sich gegen eine zu starke Einflußnahme fremder Mächte im Reich und fordert ein freies Reichsoberhaupt, das den guten Kontakt zu den Reichsständen wiederherstellt. Die Diskussion um die Wahlkapitulation ist in diesem Fall eng verbunden mit den Erfahrungen des Dreißigjährigen Krieges und dem Schreckgespenst einer zu starken Schwächung des Reiches. Ob es sich bei der Instrumentalisierung dieser Sorgen zugunsten der kaiserlichen Seite um gezielte Propaganda handelte, muß jedoch offen bleiben. Für keine der genannten Schriften konnten der Autor oder die eventuellen Auftraggeber eindeutig ermittelt werden. Die geäußerten Ängste und die damit zusammenhängenden reichspatriotischen Aufrufe an die Stände könnten von daher auch Ausdruck eines allgemein vorhandenen Unbehagens vor einem zu starken Einfluß auswärtiger Mächte gewesen sein. Insgesamt machen die aufgeführten Schriften deutlich, daß gegen ausländische Kandidaten unter den deutschen Publizisten eine einhellige Ablehnung herrschte. Trotz einzelner Bedenken gegen die Habsburger sprach sich im Hinblick auf die Gesamtzahl der ausgewerteten Schriften eine breite Mehrheit für eine Wahl Leopolds aus. Selbst Frischmann, der als kritischer Beobachter der Szene angesehen werden muß, versuchte in seiner Schrift „Der Churfürsten Rath [...]" möglichst objektiv die Vor- und Nachteile der einzelnen Kandidaten auszuloten und sah schließlich Leopold als den aussichtsreichsten Bewerber an. Auffällig war bei der Auswertung der untersuchten Schriften das starke Ansteigen prohabsburgischer Schriften im Jahr 1658. Während die kaiserliche Seite im Jahr vor der Wahl eher hilflos agierte, gewann die Verteidigung vor allem gegen schwedische Anschuldigungen im folgenden Jahr an Profil. Gleichzeitig mit den offiziellen Verteidigungsschriften der Habsburger kursierten im Wahljahr 1658 aber auch eine große Menge prohabsburgischer Schriften, deren Ursprung nicht nachzuweisen war. Ob es sich um Stellungnahmen überzeugter Anhänger der Habsburger handelte oder um gezielte Propaganda, muß in diesem Zusammenhang offen bleiben.
II.2.1.2.5 Die Berichterstattung in den Zeitungen und anderen Medien im Vorfeld der Wahl Die Untersuchung der Berichterstattung zur Kaiserwahl und zu deren Umfeld in den Zeitungen wird erschwert durch die Tatsache, daß für diese beiden Jahre keine lückenlosen Bestände vorhanden sind'23. Trotzdem haben die zur Verfügung stehenden Blätter deutlich gezeigt, daß über die Kaiserwahl nur oberflächlich berichtet wurde und die in den Flugschriften ausgetragenen Debatten nicht in die 123
Grundlage dieser Analyse zur Kaiserwahl sind die Wöchentliche Zeitung auß mehrerley örther, Hamburg der Jahre 1657 und 1658 (abgekürzt zitiert als HO) s o w i e die Münchner Mercurii Relation des Jahres 1658 (abgekürzt zitiert als M M ) und die Ordentliche Wöchentliche Post Zeitungen, München, 1658 (abgekürzt zitiert als MP).
86 Zeitungen aufgenommen wurden. Die der Wahl zugrundeliegenden speziellen politischen Verhältnisse wurden innerhalb des Mediums .Zeitung' ignoriert. Betrachtet man die Nachrichten des Jahres 1657 genauer, so fällt auf, daß bereits hier ein deutlicher Schwerpunkt auf der Berichterstattung zu dem habsburgischen Kandidaten liegt. Während die anderen Fürsten nur Erwähnung finden, wenn sie den Wahlort Frankfurt erreichen und dort prächtig einziehen, gibt es zu Leopold auch weiterreichende Meldungen. So wird über seine Reise nach Prag, seine Wallfahrt nach Mariazell oder über besondere Tagesereignisse wie ζ. B. Jagden berichtet124. Zu den gleichzeitig in Frankfurt laufenden Erörterungen zur Wahl registrieren die Zeitungen dagegen nur rein äußerlich die zahlreichen Besuche der Fürsten untereinander: Sonst mangelt es allhier an Visitiren, Complementiren und Gastiren gar nit125 heißt es in der Hamburger Ordinari Zeitung und eine Erfurter Nachricht besagt, daß trotz der Zusammenkünfte der Gesandten nichts über die Inhalte ihrer Gespräche bekannt ist126. Auch mit dem Beginn des Jahres 1658 scheint für die Hamburger Zeitung klar zu sein, daß Leopold die wichtigste Figur bei der bevorstehenden Wahl ist, der damit in der Berichterstattung der breiteste Raum eingeräumt wird. Erwähnung finden im Januar die Pläne des Erzherzogs für seine Reise von Prag nach Frankfurt, wobei der Hoffnung auf eine baldige Wahl Leopolds Ausdruck gegeben wird127. In einer Beilage zu der Zeitung wird außer näheren Informationen zum Leben Leopolds in Prag ein kurzer Bericht von der Verhandlung der Wahlkapitulation in Frankfurt gegeben. Nähere Details tauchen jedoch nicht auf128. Zur anstehenden Wahl heißt es dagegen nur in einer aus Köln eingegangenen Meldung vom 29. Januar: Dieser endts passiret jetzo wenig, nur wird gar starck von der künjftigen Wahl des Röm.schen Käysers geredet, und vermeinen einige, daß selbige im künfftigen Monat für sich gehen werde129. In den folgenden Monaten wird die Reise Leopolds nach Frankfurt geschildert130 und die Berichterstattung aus Frankfurt etwas intensiviert. Die Zeitungen melden, daß dort Friedensverhandlungen zwischen Spanien und Frankreich stattfinden131, stellen Mutmaßungen über die Ankunft der anderen Fürsten an und beschreiben deren festliche Einzüge. Eine Nachricht vom 2. April aus Frankfurt teilt mit, daß das Kurfürstenkollegium endlich vollständig versammelt ist und liefert als eine knappe Hintergrundinformation, daß einige Kurfürsten erst wählen wollen, wenn noch ausstehende Beschlüsse 124
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HO 1657 Di. Nr. 28, S. 4 (Wallfahrt); Di. Nr. 48, S. 1; Do. Nr. 52, S. 2 (Jagd), Di. Nr. 53, S. 2. HO 1657, Do. Nr. 41, S. 4. HO 1657, App. Nr. 50, S. 3. HO 1658, Do. Nr. 1, S. 2: [...] sonst ist man der Meinung, daß die Wahl gewiß im Februario für sich gehen werde. HO 1658, App. Nr. 1, S. 2-3. HO 1658, App. Nr. 5 . S . 4 . HO 1658, Do. Nr. 7, S. 2-4. HO 1658, Di. Nr. 12, S. 3-4.
87 des Westfälischen Friedens in die Tat umgesetzt werden132. Kommentiert wird dieser Bericht von der Zeitung jedoch nicht. Schließlich erkennt auch die Hamburger Ordinari Zeitung, daß sich die Wahl wohl noch länger hinziehen wird133, ohne jedoch den Lesern Gründe dafür zu nennen. Außer Befürchtungen, daß die Wahl wegen der langen Verhandlungen hohe Kosten nach sich ziehen wird, enthält sich die Hamburger Zeitung weiterer Kommentare134. Betrachtet man im Vergleich zu der Hamburger Ordinari Zeitung die Meldungen der Münchner Mercurii Relation, so sind hier die Nachrichten zur Wahl noch spärlicher. Zu Beginn des Jahres 1658 findet die indirekt die Wahl betreffende Geburt des spanischen Prinzen Erwähnung, Leopolds Reise nach Frankfurt wird nur knapp geschildert, die festlichen Einzüge der anderen Fürsten in Frankfurt sind ebenfalls Meldungen wert135. Genauere Informationen zum Verlauf der Wahlverhandlungen sind nur in einer einzigen Nachricht zu finden136. Noch knapper als die Münchner Mercurii Relation berichtet die zweite Münchener Zeitung, die Ordentliche Wöchentliche Post Zeitung, von den Ereignissen in Frankfurt. Im Jahr 1658 hört man bis zum 23. Februar nichts aus der Wahlstadt Frankfurt. Dann erscheinen Berichte zur Ankunft der Fürsten137, doch zu Leopolds Reise von Prag nach Frankfurt, über die ζ. B. im Hamburger Blatt viel spekuliert wurde und die dann auch mit einzelnen Reisestationen Erwähnung fand, gibt es keine Meldungen. Zieht man ein Resümee zu der Berichterstattung im Vorfeld der Wahl, so ist die besondere Rolle des Erzherzogs hervorzuheben, die jedoch nicht weiter verwundert, wenn man die Bedeutung der Habsburger im Reich berücksichtigt. Die langen Wahlverhandlungen in Frankfurt, bei denen prohabsburgische und antihabsburgische Kräfte miteinander rangen, spielen dagegen in den Zeitungen nur eine untergeordnete Rolle. Die Verwicklung ausländischer Mächte in die Wahl und die Hintergründe der langen Auseinandersetzung werden nur vereinzelt angedeutet. Versetzt man sich in die Rolle eines Zeitungslesers der damaligen Zeit, der sich nur durch dieses Medium Informationen verschaffen konnte, so wurde er durch die Zeitung in keinem Fall ausreichend informiert. Eine beeinflussende Wirkung der Zeitung oder eine für das Image des zukünftigen Kaisers relevante Berichterstattung ist allenfalls im Hinblick auf die verstärkte Berücksichtigung seiner Person bei Berichten aus Prag oder bei seiner Reise nach Frankfurt zu bemerken. An Überlegungen zur Wahlkapitulation und zu einem möglichen nichthabsburgischen Kandidaten waren die Zeitungen dagegen nicht beteiligt.
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HO 1658, Di. Nr. 16, S. 4. HO 1658, Do. Nr. 16, S. 2. HO 1658, App. Nr. 19, S. 4. MM 1658, Nr. A l , S. 1; Nr. C3, S. 4; Nr. N13, S. 4.; Nr. S18, S. 4. MM 1658, Nr. Z23, S. 4. MP 1658, Nr. 13, S. 4.
88 In den anderen Medien finden sich schließlich überhaupt keine Reflexionen zu der umstrittenen Wahl. In einem Augsburger Einblattdruck wird zwar sorgenvoll auf das bestehende Interregnum hingedeutet, aber die im Text geforderte schnelle Wahl eines neuen Kaisers läßt Hintergrundinformationen dazu vermissen138. Ebenso beklagt das von dem Kupferstecher Jacob Sandrart herausgegebene Flugblatt „Wunsch und Seuffzer Zu der bevorstehenden Römisch-Teutschen KeyserWahl" den Tod Ferdinands III. und hofft auf ein neues Oberhaupt für das Reich139. Im Vordergrund steht dabei der Wunsch nach Frieden, während die mit der Wahl verbundenen Schwierigkeiten nicht thematisiert werden. Eine Medaille auf das Interregnum läßt ebenfalls eine Interpretation der bestehenden Verhältnisse vermissen. Die Vorderseite zeigt einen toten Adler, über dem die Reichsinsignien schweben. Der Text hofft auf die Hilfe Gottes bei der Wahl des neuen Herrschers: Hie ist Scepter und Cron, Der Adler ligt darnider. Ο Got Du Himmels Sonn, Gib uns ein Keiser wider (Abb. 45)140. Damit reflektieren nur die Flugschriften die Streitigkeiten bei der anstehenden Wahl. Als Resümee zur Informationslage im Reich kann daher festgestellt werden, daß nur ein kleiner Teil der Bevölkerung mit den Schwierigkeiten bei dem Wahlvorgang wirklich vertraut war. Verwunderung herrschte wahrscheinlich allenfalls über die lange Dauer des Wahlvorganges, da in der Erwartungshaltung der Bevölkerung der Kandidat des Hauses Habsburg sowieso als aussichtsreichster Bewerber feststand.
II.2.1.3 Die Wahl in Frankfurt Entgegen der fast ausschließlich auf die Flugschriften beschränkten Berichterstattung im Vorfeld der Wahl, beschäftigten sich mit der Wahl selbst und den anschließenden Krönungsfeierlichkeiten eine Vielzahl der vorhandenen Medien. Flugschriften und illustrierte Einblattdrucke boten Berichte und Bilder zu dem Wahlvorgang und den zeremoniellen Festlichkeiten. Von den bildlichen Darstellungen ist vor allem die mehrblättrige Flugblattserie des Frankfurter Kupferstechers und Verlegers Caspar Merian herausragend, der sowohl die Ankunft der
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Vgl. dazu das Augsburger Friedensblatt von 1657, abgebildet bei Horst Jesse, Friedensgemälde 1650-1789. Zum Hohen Friedensfest am 8. August in Augsburg, Pfaffenhofen/Ilm 1981, S. 94 und 95. Vgl. allgemein zum Augsburger Friedensfest und den Friedensblättern Johannes Burkhardt, Stephanie Haberer (Hrsg.), Das Friedensfest. Augsburg und die Entwicklung einer neuzeitlichen Toleranz-, Friedens- und Festkultur, Berlin 2000 (Colloquia Augustana 13). Wunsch und Seuffzer Zu der bevorstehenden Römisch-Teutschen Keyser-Wahl, Nürnberg [1657/58], abgebildet bei Wanger, Kaiserwahl und Krönung, S. 343. Abb. 45: Medaille von 1658 auf die bevorstehende Wahl, Historisches Museum Frankfurt, Foto Nr. 1300/7-8/6. Vgl. dazu Gisela Förschner, Frankfurter Krönungsmedaillen aus den Beständen des Münzkabinetts, Frankfurt/Main 1992 (Kleine Schriften des Historischen Museums Frankfurt am Main 49), Nr. 76 und 77.
89 einzelnen Fürsten und des zukünftigen Kaisers als auch die verschiedenen Festlichkeiten detailliert dargestellt hat141. Daneben kursierten viele Einblattdrucke, die den neuen Kaiser zu Pferd sitzend im Krönungsornat mit dem Krönungszug im Hintergrund zeigen 142 . Ein illustrierter Einblattdruck des Augsburgers Marx Anton Hannas, das den Kaiser in Rüstung zu Pferd abbildet, verweist im Text auf die lange kaiserliche Ahnenreihe des Hauses Habsburg und schließt mit einem Glückwunsch (Abb. 5)143. Abgerundet wird die Reihe der bildlichen Darstellungen durch mehrere Porträts des neuen Herrschers, die ihn oft mit dem von ihm erwählten Motto „consilio et industria" und mit den Reichsinsignien zeigen. Besonders erwähnenswert sind die bei der Wahl Leopolds in mehreren Varianten auftauchenden Bilder von Reichsadlern, die an den Flügeln die Wappen oder Porträts der Kurfürsten tragen und auf der Brust entweder ein Porträt Leopolds oder eine Darstellung der Krönungsszene zeigen (Abb. 2, Abb. 47)144. Ebenfalls in die Gruppe der bildlichen Darstellungen gehören die anläßlich der Wahl Leopolds hergestellten Münzen und Medaillen, die häufig das Motto des neuen Kaisers oder sein Porträt verbreiteten (Abb. 46)145. Daneben gibt es Schautaler und Auswurfmünzen mit dem Reichsadler oder mit Engeln, die die Reichskrone tragen. Auf die Einheit zwischen Kaiser und Reich verweist auch bei den Münzen und Medaillen eine Darstellung, die das Porträt des neu gewählten Kaisers auf der Brust
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Vgl. zu den einzelnen Blättern die Auflistung bei Wanger, Kaiserwahl und Krönung, S. 290291. Das Krönungsdiarium zur Wahl erschien sowohl in deutscher als auch in italienischer Sprache. Zu den italienischen Darstellungen vgl. ζ. B. G N M , HB 16943/1255 sowie HB 16903/1255 und HB 16904/1255. Ein weiteres weder bei Wanger noch im G N M vorhandenes Flugblatt zeigt das Krönungsbankett: Banchetto Imperiale et Elettorale Fatto II. di primo Agosto 1658 in Francfort, [Frankfurt 1658]; Westfälisches Landesmuseum Münster, Inv. Nr. 67-111 LM. Illustrierter Einblattdruck: Serenissimus, potentissimus atque invictissimus princeps [...], [Frankfurt] 1658 von Abraham Aubry, abgebildet in: Peter Moitzfeld (Hrsg.), Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, München u. a. 1988, Nr. A 4655; Illustrierter Einblattdruck: Der Allerdurchleüchtigste Großmächtigste und unüberwündlichste Fürst [...], o. O. 1658, abgebildet im Porträtsammlung Wolfenbüttel, Nr. A 4654. Beide Bilder zeigen den Kaiser im Krönungsornat. Vgl. dazu Abb. 5: Illustrierter Einblattdruck: Der Allerdurchleuchtigste, Großmächtigste, und unüberwindlichste Fürst [...], Augsburg 1658 von Marx Anton Hannas, Westfälisches Landesmuseum Münster, ohne Inv. Nr. Vgl. zu Hannas: Hollstein Bd. 12,A, S. 145-166, hier S. 166. Vgl. dazu Abb. 2: Illustrierter Einblattdruck: Consilio et Industria, herausgegeben von Paulus Fürst, [Nürnberg 1658], Porträtsammlung Wolfenbüttel, Inv. Nr. A 4670 sowie Abb. 47: Einseitiger Abschlag eines Stempels einer Medaille von 1658 zur Wahl Leopolds I., Historisches Museum Frankfurt am Main. Weitere Darstellungen, die den Reichsadler mit kurfürstlichen Porträts oder Wappen an den Flügeln und mit Krönungsszenen auf der Brust zeigen auch bei Wanger, Kaiserwahl und Krönung, Anhang 19 und 21, S. 340 und 342. Abb. 46: Fünffacher Dukat 1658 auf die Krönung Leopolds I., Historisches Museum Frankfurt, Foto Nr. 2223/27 und 28/L. Vgl. zu den zahlreichen Münzen und Medaillen zur Wahl Leopolds I. auch Förschner, Frankfurter Krönungsmedaillen, S. 111-122 und S. 125 und 129138.
90 des Reichsadlers zeigt, während ihn die Brustbilder der sieben Kurfürsten umgeben (Abb. 47)146. Textlich ergänzt werden die Münzen zumeist durch die Nennung des Titels des neuen Kaisers und manchmal durch das Krönungsdatum147. Die offiziell vom kaiserlichen Hof in Auftrag gegebenen Auswurfmünzen, die der Tradition entsprechend unter dem Volk verteilt wurden, zeigen das Regierungsmotto Leopolds I. und nennen auf der Rückseite seinen Titel sowie das Datum der Wahl. Sie wurden gefertigt von dem Münzmeister Georg Nürnberger, was sich anhand der Zahlamtsprotokolle des Wiener Hofes nachweisen ließ148. Auch in den Flugschriften wurde das Ereignis entsprechend gewürdigt und detailliert dargestellt. Zumeist konzentrieren sich die einzelnen Abhandlungen auf die genaue Beschreibung des traditionellen Zeremoniells bei den Wahlen und versuchen vor allem die Pracht und den Aufwand bei den Festlichkeiten in ausreichendem Maß zu würdigen149. Sehr selten gibt es erläuternde Kommentare zu dem 146
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Abb. 47: Medaille auf die Wahl Kaiser Leopolds I. 1658 von Johann Caspar Höckner, Historisches Museum Frankfurt, Foto Nr. 1299/2/6. Eine weitere Medaille mit einer ähnlichen Darstellung und der Umschrift „DER CHUR- UND FÜRSTEN EINIGKEIT IST GUT DER GANTZEN CHRISTENHEIT" bei Förschner, Frankfurter Krönungsmedaillen, S. 129, Nr. 103. Vgl. als Beispiele zu diesen Münzen auch die Abbildungen bei Lanz 15, Nr. 33-35 sowie die Münzen und Medaillen im KHM Wien mit dem Porträt des Kaisers und dem Reichsadler auf der Rückseite: KHM, bß 1049; mit dem Motto auf der Vorderseite und Engeln die Reichskrone haltend auf der Rückseite: bß 1043; bß 1041; 54.618/1914 B); aß 228; aß 230; aß 231; aß 232; mit der Krone über dem Titel des Kaisers als Rückseite: 10858/1914 B; aß 229; aß 233; 132.972; mit Brustbild des Kaisers auf der Vorderseite und dem Motto auf der Rückseite: bß 1047; 240 aß mit gekreuztem Schwert und Zepter als Variante des Mottos. HKA Wien, Hofzahlamtsbücher (allg. Reihe) 1658; Nr. 104, fol. 521v und 522. Nürnberger erhielt demnach für die hergestellten Auswurfpfennige 7030 Gulden; der für die Herstellung der Stempel zuständige Goldschmied Georg Ritter erhielt 401,20 Gulden. Vgl. dazu die Flugschriften Relation Von denen Zu Franckfurth am Mäyn bey Römischer Keyserl. Wahl Des Allerdurchläuchtigsten, Großmächtigsten Fürsten und Herrn Herrn Leopoldi des Ersten, zu Hungarn und Böheimb Königs, Ertzhertzogen zu Oesterreich, etc. etc. etc. Den 8./18. Julii Anno 1658. vorgangenen Solennitäten, o. O. [1658]; Gedanken Deß Durchleuchtigsten, Großmächtigsten Fürsten und Herrn, Hn. LEOPOLDS, Da Ihre Königl. Königl. Mayt. Mayt. Den 12. Junii im Jahr unsers Erlösers Jesu Christi, 1658. das Erstemal auff den Römer in der Statt Franckfurt gefahren, und dem Churfürstl. Collegio beygewohnet, Auch Wie Dero Kön. Mayt. und die Hohen Häupter sämptlich im Chur Trierischen Hof in gröster Einigkeit einander beygewohnet und friedlich begrüsset haben. Adnotirt von Mercurio, und in Pamasso Apollini uberlieffert, o. O. 1658; Coronatio Leopoldi Primi Solemnissima: Das ist, Denckwürdige Beschreibung, Mit was überauß stattlichen Ceremonien und Solemnitäten der Allerdurchleuchtigster, Großmächtigster und Unüberwindlichster Fürst vnd Herr Herr Leopold der Erste, Zu Hungarn und Böheim König, ec. ec. ec. Anfangs Donerstag den 18. 8. Julii dieses 1658. Jahrs, in der Heyl Rom. Reichs freyer Wahl- und Handels-Stadt Franckfurt am Mayn, durch ordentliche Wahl der gegenwertigen Herren Herren Churfürsten, und der abwesenden gevollmächtigte Abgesandten, zum Ober-Haubt der Christenheit erwehlt [...] Allen Liebhabern der Historien zum besten eilfertigst in Truck verfertiget, Augsburg 1658. Zu den Varianten dieser Schrift vgl. Wanger, Kaiserwahl und Krönung, S. 298. Wanger nennt außerdem noch eine weitere Schrift: Kurtzer doch eigentlicher Bericht, von beschehener Wahl Deß Neuen Kaisers Am 8. 18. Julii 1658 In Franckfurt am Mäyn, [Frank-
91 neuen Herrscher. So wird in einer Flugschrift ζ. B. darauf hingewiesen, daß Leopold trotz seiner Jugend souverän und ganz im Stile seiner Vorfahren auftrat: Daß ich nun weiter vermelde, mit was für Heroischen Geberden dero Kön. Mayt. von dero Kutschen abgestiegen, vnd dem Römer zugetretten, ist nicht genugsam zubeschreiben, ja man solte wetten, dero May. weren schon 20. Jahr in der Keyserl. Regierung, so Heldenmüthig sich dero Mayt. haben sehen lassen150. Von den reinen Ereignisberichten abgegrenzt werden müssen dagegen Flugschriften, die sich dem Lob des neuen Kaisers widmen. Durch vielfältige Mittel wie Anagramme, Gedichte, die Darstellung der kaiserlichen Ahnenreihen oder der Tugenden des Hauses Habsburg wird in diesen Drucken ein positives Bild von dem neu gewählten Herrscher vermittelt und weiterverbreitet151. Primär panegyrische Schriften erschienen aber nicht nur innerhalb des Mediums der Flugschriften, sondern auch
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furt/Main 1658], abgedruckt bei Wanger, Kaiserwahl und Krönung, Anhang 30, S. 383-390. Auch dem Einzug des Kaisers in die Stadt wurde eine beschreibende Darstellung gewidmet: Einzug Ihrer König: May: Leopoldi Ignatii &c, König in Ungarn und Böhaimb, ec. In die Statt Franckfurt. So geschehen den 19. Mertzen, im Jahr Christi. 1658, Augsburg 1658. Gedanken Deß Durchleuchtigsten, Großmächtigsten Fürsten und Herrn, Hn. LEOPOLDS, 1658. Johannes Giebelhusius, Vota Solemnia, Quibus [...] Leopoldum [...] Communi, Serenissimi Collegii Electoralis suffragio, Kalendis Augusti Anni 1658 Romano-Germanorum Imperatorem Coronatum Musarum Chorus deveneratur, ο. Ο [1658]; Johann Reinhard Marx, Typus Gloriae Austriacae a Rudolpho I. Habsburgensi ad Serenissimum [...] Leopoldum [...] Per Gloriosissimos ex eadem Augusta Austriaca Stirpe Caesares Antecessores Derivatae Una cum Electione eiusdem Sacr. Caes. Majestatis in Imperator: Romanorum Varia Poesi exhibitus a Ioanne Reinardo Marxio Imperialis Ecclesiae S. Barthol. Francofurt. Canon. Sumptibus Auctoris, 1658; Durch Gottes gnädigste Disposition Gütiges Absehen der 7. Planeten Auff der Acht Churfürsten deß H. Rom. Reichs reiffbewogenen Proposition; Zugleich Wie Mercurius im Namen der andern Planeten Unserm Newen Unüberwindlichsten Rom. Käyser zur Dritten Krone Glück wündschet, in der Wahl-Stadt Franckfurt, im Jahr Unsers Erlösers Jesu Christi 1658, o. O. [1658]; Dominicus Kaiin, Aggratulation und Ehrn-Rede, Auff die hochgewünschte Römische Wahl, und Krönung In welcher Als ein newer Römischer König und Käyser Der Durchleuchtigist, Großmächtigste, Fürst und Herr, Herr Leopoldus [...] Durch einhellige, billiche Gelübdt und Vota deß Churfürstlichen Collegii Zu Franckfurt am Mayn Den 18. Monats Julii, im 1658. Jahr inaugurirt, erkennt, erwehlt, und alsdann den 1. dits mit gewöhnlichen Ceremonien in Frewden gekrönt worden, o. O. 1658; Serenissimo, Potentissimo, & Invictissimo Principi ac Domino, Domino Leopoldo Electo Romanorum Imperatori semper Augusto. Ipso Coronationis suae in Romanorum Imperatorem festo die hoc devotionis suae pignus ponebat, & acroema accinebat, Frankfurt am Main [1658]; Johann Peter Dauber, Austriacae gentis origo sive invictissimi, potentissimi gloriosissimique Romanorum Imperatoris Semper Augusti Leopoldi [...] tempora ex antiquis monumentis deducta & carmine, Kassel 1658; Parnassisches Post-Horn, Wie Apollo und der gantzen Musen-Schaar Uber die Glückliche Wahl Zu Franckfurt erfrewet sey. Nebenst einer strengen Anklag, Wie Mars in Gegenwart deß Praesidis Apollinis wegen Dünkirchen sey angeklagt worden, wie er zugleich seine Verantwortung gethan, o. O. [1658]; Votiva Acclamatio Ad Auspicatissimum Novae Aquilae Volatum In Solenni Coronatione Augustissimi Romanorum Imperatoris Leopoldi [...], Frankfurt 1658.
92 Einblattdrucke wurden vielfach für den Druck von Lobreden auf den Herrscher verwendet152. Die zu der Wahl und Krönung untersuchten Zeitungen berichten zumeist ausführlich über den neuen Kaiser und den ordnungsgemäßen Ablauf des Zeremoniells, ohne dabei den reinen Berichtscharakter zu verlieren. Aufschlußreich sind die Zeitungen vor allem wegen der Informationen, die sie über die Feierlichkeiten anläßlich der Wahl in verschiedenen Städten bieten. In Augsburg wird den Angaben der Münchner Mercurii Relation zufolge die Wahl Leopolds mit den unterschiedlichsten Maßnahmen öffentlich gemacht: Dato ist wegen derzu Franckfurth wol abgangenen Kaysers Wahl allhier ein allgemeines Danckfest gehalten, in den Cathol: und Evangelischen Kirchen das Te Deum laudamus gesungen, alle Glokken geleuthet, und deß Abends 50 Stuck auff den Wählen dreymal gelöst worden™. Ahnlich verlaufen die Festlichkeiten zur Wahl und Krönung in Köln. Auch dort wird ein Dankfest mit Gottesdienst und Te Deum abgehalten, das mit Trompeten und Heerpauken abgeschlossen wurde. Neben den üblichen Ehrensalven brannte man am Abend an den vornembsten Oerthem der Statt Freudenfeuer ab und die Glocken wurden geläutet154. Durch die Berichterstattung der Zeitungen zu Freudenfesten in verschiedenen Städten trugen die Blätter einerseits zur Bekanntmachung der Wahl Leopolds bei, andererseits bewirkte die Schilderung der Feierlichkeiten indirekt, daß die Akzeptanz der Leser gegenüber dem neuen Herrscher weiter gefördert wurde, da die Festlichkeiten als Beleg für eine positive Wertung der Ereignisse in Frankfurt gelten konnten. Wichtig für die Bekanntmachung der Wahl eines neuen Herrschers waren aber nicht nur die Vorgänge in Frankfurt, sondern auch der anschließende Zug Leopolds I. durch einige der wichtigsten Reichsstädte in Süddeutschland: Nürnberg und Augsburg können dabei als Hauptumschlagsplätze für Nachrichten und Medienzentren der Frühen Neuzeit gelten. Dementsprechend erschienen anläßlich des Besuchs Leopolds I. in diesen Städten eine Fülle von Schriften, bildlichen Darstellungen und panegyrischen Werken, die den Bekanntheitsgrad des neuen Herrschers noch einmal steigerten. Besonders aufwendig feierte die Stadt Nürnberg den neuen Kaiser, der mit Triumphpforten, Festlichkeiten und Gedichten geehrt wurde. Der Verleger Paulus Fürst bewarb sich ζ. B. bei der Stadt um die Genehmigung, die für Leopold errichtete Triumphpforte mit entsprechenden textlichen Erläuterungen abbilden zu dürfen (Abb. 6)15S und der Drucker Christof Ger152 153 154 155
Vgl. dazu vor allem die in Nürnberg erschienenen Einblattdrucke des Jahres 1658. MM 1658, Nr. Gg 30, S. 3. MP 1658, Nr. 36, S. 2-3. Vgl. dazu Abb. 6: Illustrierter Einblattdruck Iconographia Arcus Triumphalis Invictissimo Caesari, Ac Dom. Dom. Leopoldo [...], Nürnberg 1658 von Peter Troschel, Staatliche Graphische Sammlung München, Inv. Nr. 157005. Zur Anfrage des Verlegers Paulus Fürst: Theodor Hampe, Beiträge zur Geschichte des Buch- und Kunsthandels in Nürnberg. Π. Paulus Fürst und sein Kunstverlag, in: Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum 1914/1915.
93 hard brachte ebenso wie die gesamte Buchdruckerzunft einen Glückwunsch an den neuen Kaiser heraus (Abb. 7)156. Darüber hinaus existieren bildliche Darstellungen zur Einholung Leopolds durch die Stadtväter, zur Übergabe der Stadtschlüssel und zum Empfang des Herrschers durch die Bürger der Stadt157. Gefeiert wurde der neu gewählte Kaiser aber nicht nur in Nürnberg und in Augsburg, sondern auch seine Besuche in München und Lienz wurden genauso wie seine Ankunft in Wien noch einmal durch eine Reihe von Druckerzeugnissen und Bildern in Szene gesetzt158. Der Zug durch die süddeutschen Städte diente einerseits dazu, durch den zeremoniellen Akt der Übergabe der Stadtschlüssel symbolisch die Anerkennung des neuen Kaisers durch diese Städte zu dokumentieren, andererseits wirkten die Medienzentren des Reiches aber noch einmal als Multiplikatoren zur Steigerung des Bekanntheitsgrades des sein Amt gerade erst antretenden Herrschers.
II.2.1.4 Bilder, Symbole und inhaltliche Aussagen zur Kaiserwahl Die vielen bildlichen und schriftlichen Zeugnisse zur Wahl Leopolds I. machen den Stellenwert deutlich, den dieses Ereignis für die Zeitgenossen hatte. Hochzeiten, Krönungen, Geburten und Todesfälle in den verschiedenen Herrscherhäusern zählten ohnehin zu den Begebenheiten, die neben Kriegen und Friedensschlüssen das größte Medienecho hervorriefen. Die Wahl eines Römischen Königs, oder wie in diesem Fall, eines Kaisers ist gerade wegen der besonderen politischen Bedeutung für das Reich als eines der zentralen Ereignisse des Jahrhunderts anzusehen. Die entsprechende Würdigung der Wahl in den Medien überrascht daher nicht und läßt statt dessen nur die Frage nach Schwerpunkten bei der Berichter-
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Vgl. dazu Abb. 7: Einblattdruck Trochaische Glückwiinschung: Welche Dem AllerDurchläuchtigsten, Großmächtigsten und Unüberwindlichsten Fürsten und Herrn Herrn Leopoldo Dem Ersten, [...] gehalten, Nürnberg 1658, Westfälisches Landesmuseum Münster, Inv. Nr. A 97.1.239. Ebenfalls aus der Druckerei Gerhardt stammt der Einblattdruck Leopoldus Imperii Atlas! Willkomms Lied, Nürnberg 1658, Westfälisches Landesmuseum Münster, A 97.1.235 sowie ein illustrierter Einblattdruck, der den Einzug des Kaisers in Nürnberg zeigt und einen kurzen Ereignisbericht dazu liefert: Kurtze Relation und Entwurff, der Rom. Käyserl. Mayest. Leopold I. Zu Nürnberg gehaltenen Einzugs, Nürnberg 1658, Westfälisches Landesmuseum Münster, ohne Inv. Nr. Vgl. dazu Bodo-Michael Baumunk u. a. (Hrsg.), Hauptstadt: Zentren, Residenzen, Metropolen in der deutschen Geschichte, Ausstellungskatalog, Köln 1989, hier S. 81 sowie S. 98 und 99; eine Huldigungsszene, die den Kaiser mit dem Grafen von Starhemberg und weiteren Mitgliedern des kaiserlichen Hofstaates zeigt, bildet außerdem der Einblattdruck Huldigung. Nach deme der Allerdurchleuchtigste, Großmächtigste, und Unüberwindlichste Fürst und Herr, Herr Leopoldus [...], o. O. 1658, Westfälisches Landesmuseum Münster, ohne Inv. Nr., ab. Einzug Der Rom. Kays. Auch Zu Hungarn und Böheimb Königl. Mayest. Ertz-Hertzogen zu Oesterreich, In die Haubt- und Residentz-Statt Wienn den 1. October, 1658, ο. Ο. [1658].
94 stattung und bildlichen Aufarbeitung des Ereignisses offen. Bereits im Vorfeld der Wahl wurden für den Bereich der Flugschriften, wie oben gezeigt wurde, bestimmte Imagevorstellungen im Hinblick auf Leopold I. und das Haus Habsburg deutlich. Die Berichterstattung zum Wahlakt selbst und zu der anschließenden Reise des Kaisers durch die wichtigsten süddeutschen Reichsstädte ignorierte dagegen die in den Flugschriften aufgezeigten Diskrepanzen und konzentrierte sich ganz auf die klassischen Darstellungsmuster, die die Wahl eines neuen Herrschers begleiteten. Neben der Schilderung der genau festgelegten zeremoniellen Handlungen bei der Wahl gingen auch die in Glückwunschgedichten, Porträts, Einblattdrucken oder Münzen verbreiteten Informationen im Normalfall nicht über allgemeingültige und formelhaft verwendete Aussagen hinaus. Zur Verdeutlichung sollen im Folgenden einige der wichtigsten bei der Wahl Leopolds verwendeten Bilder, Symbole und inhaltliche Aussagen kurz dargestellt werden.
II.2.1.4.1 Symbol und Wahlspruch Kaiser Leopolds I. Eine besondere Rolle im Bild- und Textprogramm spielte bei der Wahl eines neuen Herrschers das von ihm erwählte Motto, das ihn als Wahlspruch durch seine ganze Regierungszeit hindurch begleitete und seine Herrschaft von Beginn an unter eine bestimmte programmatische Leitlinie stellte. Für Leopold I. ist bereits bei der Huldigung durch die Stände des Erzherzogtums Österreich am 26. Januar 1655 der Wahlspruch „Consilio et Industria" nachweisbar, der in der Berichterstattung zu diesem Ereignis weiterverbreitet wurde. Beschrieben wird das zu dem Motto gehörende Sinnbild erstmals in einer Flugschrift, die über die anläßlich der Huldigung verteilten Auswurfmünzen berichtet: [...] und seind die Pfenning also gestalt gewesen, auff der ersten Seitten ein Aug, und umb und umb mit Wolcken, und Sonnenstralen, unter denselben zwo auß denen Wolcken gehende Hände, die Rechte ein Schwerdt, die andere ein Scepter haltend, herumb war Ihrer Durchl: newes Symbolum getruckt, Consilio & Industria: Unter besagten Händen stunde deß Herrn von Chaos Schildt, nemblich die Weltkugl, auff der andern Seiten das Ertzhertzogliche Hütel, zwischen zwey Lorbeerzweigen, und darunter dise Wörter: Leopoldo Ignatio Achiduci Austriae Homagium Praestatur XXVI. Ianuarij M. DC. LV[59. Das in der Flugschrift ausführlich geschilderte Symbol fand in fast derselben Form bei der ungarischen und böhmischen Krönung sowie bei der Kaiserwahl Verwendung und begleitete den Kaiser während seiner gesamten Regierungs159
Außführliche Erzehlung, Welcher gestalt dem Durchtigen [!] Fürsten und Herrn, Herrn Leopoldo Ignatio, Ertz-Hertzogen zu Oesterreich, ec. die Erbhuldigung von allen Vier Ständten deß Löblichen Ertz-Hertzogthumbs Oesterreich gelaistet worden, in der Kays: Residentz-Statt Wien, den 26 Januarij Anno 1655, Augsburg 1655.
95 zeit160. Auch bei der Wahl in Frankfurt erreichte es zunächst durch die traditionell zu diesem Anlaß hergestellten Auswurfmünzen, die im Volk verteilt wurden, Publizität. Zeitungen, Flugschriften und illustrierte Einblattdrucke berichteten ebenfalls detailliert von diesen Münzen und wirkten damit als Multiplikatoren für den Wahlspruch des Herrschers. Bei der Wahl in Frankfurt bildete ζ. B. der Frankfurter Kupferstecher Caspar Merian die Münze mit dem Wahlspruch und Symbol des Kaisers zusätzlich auf einer Darstellung zu den Krönungsfeierlichkeiten auf dem Römer ab (Abb. 3)161. Schriftlich äußerten sich anläßlich der Krönung Leopolds nur wenige Autoren zu dem neuen Motto des Kaisers162. Im Lauf von Leopolds langer Amtszeit zeigte es sich aber, daß gerade bei panegyrischen Werken oder Predigten die Schlagworte „Consilio et Industria" oder in deutscher Übersetzung „mit Rath und Fleiß" oder „mit Rath und That" gerne Verwendung fanden. Die Parole konnte aber auch bei Flugschriftenautoren ζ. B. als Anagramm oder Zahlenspiel erscheinen, wie bei einem Bericht zu den Rebellionen in Ungarn, in dem auf Leopolds Erfolge mit dem Anagramm: ConsILIo atqVe InDVstrla trIVMphans. DVrCh Raht VnD That ein gLIkhafftlglster VberwInDer hingewiesen wurde163. Zur Kennzeichnung und Verherrlichung des Herrschers diente das Motto bei Festaufführungen vor dem Wiener Hof. In der Oper „II Telemaco ο vero II Valore coronato" verteidigten z. B. bei einem Ballett die für Leopold I. stehenden „consilio" und „industria" in übertragenem Sinn die Thronansprüche Josephs I. gegen den Dauphin164. Häufiger 160 161
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Vgl. dazu die Medaille Abb. 46 mit einer Bilddarstellung des Symbols von Leopold I. Zur Darstellung des Mottos auf den Auswurfmünzen vgl. Abb. 3 sowie Abb. 46. Das Bild des Einblattdruckes geht dabei auf das Krönungsdiarium von Caspar Merian zurück, das der Wiener Kupferstecher Johann Martin Lerch aber um eine eigene Textdarstellung ergänzte: Bericht von der, den 22. Julii (1. Augusti) An. 1658. zu Franckfurt am Mayn geschehenen Keyserlichen Crönung, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 9017m. Vgl. dazu auch den dreigeteilten Einblattdruck von Caspar Merian, der im Rahmen des Krönungsdiariums erschien, GNM, Inv. Nr. HB 3605, Kapsel 1255. Vgl. dazu ζ. B. den Einblattdruck Magnus Melchior Kautz, Illustrissimum, Potentissimum, Invictissimum, Principem ac Dominum, Dominum Leopoldum I. [...], 1658, Westfälisches Landesmuseum Münster, Inv. Nr. A 97.1.234. Ein Anagramm auf den Wahlspruch findet sich bei Johann Giebelhusius, Vota Solemnia [...], 1658. [Joannes Labsanski], Kurtzer, und warhaffter Gerichts-Außzug, Womit Unverholen, und Sonnenklar erwisen wird, daß die im Königreich Hungarn Un-Catholische Praedicanten nicht in Ansehen der Religion, sondern der Rebellion, und Auffruhr wegen abgesetzt, und deß Königreichs verwisen: auch nicht weniger ersterwendte Praedicanten nicht ins gesambt; sondern ein jeder insonderheit gerichtlich hier in Sachen überwisen, geurtheilet, und rechtmässig verurtheilet worden, So einem Hochlöbl: Delegirten Königlichen Gericht zu Prespurg zugeschriben, Und Durch eben Hochgedachten Hochlöblichen Delegirten Gerichts-Secretarium, so Ambts wegen völligen Verlauff persöhnlich beygewohnet, auch alles und jedes selbst treulich in die Feder übernommen, verfasset worden, Dillingen 1675; Erstlich gedruckt zu Türnau, im Monat Martio, Anno 1675. Und nach dem Türnauischen getreulich nachgetruckt zu Dillingen in gedachtes Jahrs Monat Majo, hier S. 8. Vgl. dazu Herbert Seifert, Die Oper am Wiener Kaiserhof im 17. Jahrhundert, Tutzing 1985 (Wiener Veröffentlichungen zur Musikgeschichte 25), S. 276-278. Seifert nennt als weitere
96 noch als in Texten oder bei Theateraufführungen tauchten das Symbol und die Parole des Kaisers jedoch im Lauf der Zeit bei bildlichen Darstellungen auf. Dabei wurde einerseits oft die traditionelle Darstellungsweise gewählt, andererseits änderten viele Künstler das Symbol ab und räumten ihm gerade bei Porträts als Rahmenverzierung größeren Raum ein. Eingefügt in die lange Reihe der kaiserlichen Vorfahren Leopolds wurde es z. B. von dem Augsburger Kupferstecher und Schabkünstler Elias Christoph Heiß, der die zu dem Emblem gehörige Weltkugel in gleicher Größe wie die Porträts der Herrscher in den Rahmen einarbeitete. Darüber sieht man dem Symbol entsprechend das göttliche Auge; Szepter und Schwert, die normalerweise von aus Wolken herausreichenden Händen gehalten werden, erscheinen bei Heiß dagegen in den Klauen von zwei Adlern. Umgeben werden Szepter und Schwert von den beiden Spruchbändern ,Consilio' und ,Industria'. Dieses Altersbild des Kaisers betont durch die Verknüpfung des Mottos mit den beiden Adlern Leopolds kaiserliche Abstammung (Abb. 8)165. Eine weitere eher universalistisch wirkende Variante bietet der Augsburger Kupferstecher Philipp Kilian (Abb. 9)166. Die eigentlich am unteren Rand des Symbols erscheinende Weltkugel wurde von ihm als Hintergrund zu dem Porträt Leopolds I. gewählt und diesem in der Größe angepaßt. Ganz dem Symbol entsprechend steht über der bekrönten Kugel das Auge Gottes und rechts und links davon führen zwei Hände Szepter und Schwert mit den Spruchbändern ,Consilio' und ,Industria'. Die Vergrößerung der Weltkugel und ihre detaillierte geographische Ausarbeitung geben dem Betrachter eine klare Interpretationsrichtung: Leopold I. herrscht hier entsprechend der alten Universalmachtsvorstellungen in ganz realem Sinn über die ganze Welt. Mit einem kaiserlichen Privileg ausgezeichnet wurde ein weiteres Porträt, das aber nur Teile des Symbols andeutet (Abb. 10)167: Das von dem Regensburger Porträtmaler und Kupferstecher Benjamin von Block gestaltete Bild zeigt den Kaiser im Krönungsornat mit der Reichskrone im Hintergrund. Über dem Rahmen sieht man das göttliche Auge und die beiden Hände mit Szepter und Schwert. Dagegen fehlen die normalerweise zu dem Symbol gehörende Weltkugel und die darüber angeordnete Krone. Diese verkürzte Darstellung des kaiserlichen Mottos
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Beispiele zur Verwendung des Mottos die Opern „Hercole Acquistatore dell'Immortalitä" und „II Nodo Gordiano". Vgl. dazu Abb. 8: Elias Christoph Heiß, Augustissimus et Invictissimus Leopoldus Magnus Ex Augustissima Domo Austriaca Imperator Decimus Quintus, Augsburg 1698, ÖNB, Porträtsammlung, NB 509.175 BR. Vgl. dazu Abb. 9: Brustbild Leopolds I. in allegorischer Rahmung von Philipp Kilian, In utroque magnus, o. O. und o. J.; Westfälisches Landesmuseum Münster - Porträtarchiv Diepenbroick, Inv. Nr. C-500780 PAD. Vgl. dazu Abb. 10: Brustbild Leopolds I. im Herrschaftsornat und rundem Lorbeerrahmen von Benjamin von Block, Imp. Caes. Leopolde Aug., ο. Ο und o. J.; Westfälisches Landesmuseum Münster - Porträtarchiv Diepenbroick, Inv. Nr. C-500783 PAD. Benjamin von Block stand in enger Beziehung zum Wiener Hof und wurde für seine Arbeiten 1684 geadelt.
97 hatte offensichtlich soviel Bildkraft, daß der Künstler den Wiedererkennungswert in dieser Form für ausreichend hielt. Aber auch die bloße Nennung der Wahlsprüche Leopolds I. unter Verzicht auf die Darstellung seines Symbols reichte einzelnen Kupferstechern bei der Verzierung seiner Porträts aus. Der Frankfurter Verleger und Kupferstecher Peter Aubry nennt ζ. B. in dem einfachen noch vor der Kaiserwahl entstandenen Halbbild Leopolds nur die beiden Schlagworte ,Consilio et Industria', ohne irgendwelche weiteren bildlichen Hinweise oder Rahmenverzierungen zu bieten (Abb. II) 168 . Das kaiserliche Motto und die dazugehörige Bildsymbolik konnten also in vielen Variationen auftauchen, die wiederum unterschiedliche Interpretationslinien anboten. Gerade die Krone über der Weltkugel verschaffte die Möglichkeit, das Symbol als Zeichen für den Herrschaftsanspruch der Habsburger über die gesamte Welt auszudeuten und damit den traditionellen Vorstellungen von einer Universalmonarchie Raum zu geben. Gleichzeitig legte die Betonung des göttlichen Auges und der aus den Wolken geführten Herrschaftszeichen jedoch auch die Interpretation nahe, daß Leopolds Herrschaft durch göttliche Vorsehung und Hilfe unterstützt wurde und akzentuierte dadurch vor allem den sakralen Aspekt. Die hier genannten, durch bildliche Darstellungen getragenen Interpretationslinien wurden im Lauf der Regierungszeit des Kaisers durch die schriftgestützten Medien kaum weitergeführt. Auslegungen des kaiserlichen Mottos und Symbols finden sich in fast keinem Werk. Zumeist lieferten die Autoren nur eine genaue Bildbeschreibung des Symbols und sahen die dazugehörigen Schlagworte ,Consilio et Industria' allenfalls als Beleg für den großen Eifer und die weise Regierung Leopolds I. an. In diesem Sinn argumentierte ζ. B. der Breslauer Prediger Georg Teubner, der in seiner anläßlich des Todes von Leopold I. gehaltenen Predigt auf die mit ,Rat' und ,Fleiß' zum Nutzen des Reiches geführte Regierung des Kaisers eingeht: Uberall leuchtete von Demselben [Leopold, J. S.] hervor Rath und Fleiß. Rath deutet auff einen appetit zu erlangen, was nützlich ist. Dahin war alle Begierde dieses Grossen Kaysers, Königes und Herrn gerichtet zu erfinden, zu erreichen und auszuführen, was dem heiligen Reiche und allen dessen Unterthanen nützlich und ersprießlich seyn möchte. Dazu ward auch aller Fleiß angewandt [...]169. Auch in vielen anderen Nachrufen oder in geschichtlichen Werken fehlen Hinweise auf das von Leopold gewählte Motto nicht170, doch gehen sie in ihrer Interpretation kaum über den beschreibenden Charakter hinaus. 168
Vgl. dazu Abb. 11: Halbbild Leopolds I. in Rüstung von Peter Aubry, Consilio et Industria, o. O. [1657/1658], Porträtsammlung Wolfenbüttel, Inv. Nr. A 4 6 5 2 .
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Georg Teubner, Das w e g e n Seines Glorwürdigen Landes-Vaters Verwaysete Vaterland, B e y dem Hohen Todesfalle D e s Allerdurchlauchtigsten [...] Leopoldi I. Nach dessen Betrübniße Pflicht und Tröste In der Kirchen zu St. Elisabeth Der Kayser- und Königlichen Stadt Breßlau, A u s der ordentlichen Epistel D o m . Rogate, Jac. I, 22-27, Breslau [1705]. Ζ. B. bei Ignatius Reiffenstuell, Wunder-voller Adlers-Flug Zur Göttlichen Sonne in Himmel. D a s ist Glor-würdigiste Lob-Ehren- und Groß-Thaten Weylands Leopoldi D i ß Nahmens des Ersten [...], W i e n 1705, hier S. C2r oder Hermann, D i e Krafft des Gläubigen Gebeths Einer
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II.2.1.4.2 Bildsymbole und Textprogramm Das Symbol des Kaisers und sein Wahlspruch waren aber nicht die einzigen Möglichkeiten, um den neu gewählten Herrscher in Bild und Text zu feiern. Klassische Mittel zur lobenden Umschreibung seiner Person waren vor allem die Symbole des Adlers, der Sonne und des antiken Gottes Jupiter. Der Adler fand in der Publizistik vor allem im Zusammenhang mit dem Reich Verwendung. Die in mehreren Varianten zur Wahl erschienene Bilddarstellung eines Reichsadlers, der auf der Brust das Porträt Leopolds und an den Flügeln Wappen oder Porträts der Kurfürsten zeigt, ist Ausdruck dieses Verständnisses (Abb. 2, Abb. 47). Der Adler symbolisiert hier den Zusammenhalt zwischen dem Kaiser und den Ständen des Reiches. Gerade im Flugschriftenkampf gegen auswärtige Mächte war der Reichsadler aber auch in der Reihe der für die einzelnen Herrscher verwendeten Tiersymbole das eindeutige Zeichen für den Kaiser171. Einzelne Autoren bedienten sich daher im Vorfeld der Wahl dieser Symbole um z. B. auf den Konkurrenzkampf um die Kaiserkrone zwischen dem Adler, der dem habsburgischen Kandidaten entsprechen sollte, und dem Hahn, der für den König von Frankreich stand, hinzuweisen172. Seltener war dagegen zu Beginn der Regierungszeit des Kaisers der Vergleich mit einem Löwen. Abgeleitet aus dem Namen Leopold tauchte der Hinweis auf den Löwen als ,Leo' jedoch in der Folgezeit häufiger auf. So erklärte der Prediger Tobias Eckhardt in einer Predigt zum Lob des heiligen Joseph Leopold, ist so viel als Leo, ein Low, und Hold. Der Low ist ein Bedeutung der Stärcke [...]173. Ähnlich wurde in einem Glückwunsch zu den Kriegserfolgen des Kaisers 1675 der Löwe als Zeichen von Macht und Durchsetzungsvermögen interpretiert: Die Welt wünscht Glück zum Sieg dem Grossen
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sterbenden Majestät, [1705], S. 10 sowie bei Euch. Gottlieb Rink, Leopolds des Grossen, Rom. Käysers, wunderwürdiges Leben und Thaten aus geheimen nachrichten eröffnet, und in vierTheile getheilet, Leipzig 1709, S. 321. Vgl. dazu Johannes Burkhardt, Reichskriege in der frühneuzeitlichen Bildpublizistik, in: Rainer A. Müller (Hrsg.), Bilder des Reiches, Sigmaringen 1997 (Irseer Schriften 4), S. 51-95, hier S. 54-55 sowie S. 70-72. Mit dieser Tiersymbolik arbeiten ζ. B. die Flugschriften: Frischmann, Der Chur Fürsten-Raht, 1658, fol. E-G; Stetgeto, Vermuthung von einem zukünfftigen Römischen König, und darauß folgendem Kayser, 1658, fol. A3 und Response d'un Gentilhomme Allemand, 1658, S. 2324. Vgl. dazu Lob- und Sinnreiche Ehren-Predigen, Von dem Hochheiligen Joseph, Pfleg- und Nehr-Vatter Jesu Christi, Wie auch Jungfräulichen Gespons der allerseeligist-unbefleckten Himmels-Kayserin Mariae. Welche auß eiffrigist-tragender Andacht Ihro Römis. Kayserl. Majestett Leopoldi I. In Erkiesung dessen zu einem allgemeinen Schutz-Patron über Dero Erb-Königreich und Provincien, Durch eine gantze Octav In der hochlöblichen ThumbKirchen bey S. Stephan zu Wien, einer Volckreichen Menge täglich zweymal aufferbauhlichiste vorgetragen worden, im Monath May, 1675, Wien 1676, hier S. 108.
99 Welt-Monarchen, dem theuren Leopold, der als ein Low erlegt und als ein Held gedämpfft des stoltzen Feindes-Schnarchen, durch doppelten Triumph"4. Häufig trat das Wortspiel aus ,Leo' und .Leopold' auch in Verbindung mit der ergänzenden Interpretation ,Hold' bzw. ,Liebhold' auf. Bereits 1658 bezog ζ. B. Johann Baptist Suttinger diese Doppelbedeutung in seine Glückwunschrede, die anläßlich des Einzuges des Kaisers in Wien gehalten wurde, mit ein. Unter Hinweis auf die namensverwandten Ahnen Leopolds aus dem Haus Habsburg heißt es bei ihm: [···] da doch sonsten diser Löwenhaffte Helden-Namen, bey disem Liebholden Ertz-Hauß herkommen, und dessen aigen ist"5. Auch in der Folgezeit tauchte diese Gedankenverbindung, die aus dem Namen des Kaisers heraus entwickelt worden war, immer wieder auf. In einem von Jacob Sandrart geschaffenen Kupferstich auf die Türkenerfolge Leopolds I. lautet das eine beigefügte Spruchband: Leopold, du Löwenheld!, während ein zweites Spruchband dieses kämpferische Wortspiel ergänzt um die mit den Siegen des Kaisers verbundenen Friedenshoffnungen: Man wird bald Ο Leopold, Liebhold nennen dich auf Erden, Weil der Friedens Oelzweig wird, nach dem Sieg dein Zepter werden176. Das genannte Wortspiel aus .Leopold', ,Leo' und ,Liebhold' diente damit dazu, sowohl die kriegerische Stärke als auch die friedliche Regierung des Kaisers zu betonen. Ein weiteres eher allgemeines Darstellungsmittel zur Verherrlichung eines Herrschers, das bereits 1658 zur Krönung Leopolds I. in einigen Festschriften auftaucht, war die Sonne. In einem Willkommenslied anläßlich von Leopolds Besuch in Nürnberg bediente sich der Autor dieses Bildes und bezeichnete Leopold als andre Sonne neben Gott: LEOPOLDUS andre Sonne, Die das Teutsche Rund bemahlt, Und mit hoher Freud und Wonne, Unser Nürenberg bestralt heißt es in dem Lied177. In einer anderen Schrift zur Wahl wurden die Tugenden Leopolds mit dem Leuchten der Sonne verglichen178. Parallel dazu setzten Autoren vereinzelt auch das kaiserliche Amt als höchstes Amt auf Erden mit der Stellung des Göttervaters Jupiter innerhalb der antiken Götterwelt gleich. So fiel der Krönungstag Leopolds nach der Beobachtung eines Autors auf einen Donnerstag, da er als Dies Jovi sacra [...] nach dem bekannten Vers: Jupiter in coelis: in terris 174
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Der Beglückwünschte Doppel-Sieg, Des Aller Durchlauchtigsten und Unüberwindlichsten Römischen Käysers. Wider Den überwundenen König auß Franckreich; gewidmet, Wien 1675, fol. B2. Vgl. dazu Umbständiglich und Eigentlicher Entwurff, Glorwürdigist. Herrlichsten Einzugs in Wienn, Des Allerdurchleuchtigst. Großmächtigst. Unüberwindlichsten Römischen Kaysers, Auch zu Hungarn und Böhaimb Königs, Ertz-Hertzogens zu Oesterreich, Leopoldi, So geschehen den Ersten Octob. Anno quo erat Vienna LeopoLDI Malestate pLena. In schuldigster Devotion und Gehorsamb in Druck gegeben, und zu Glückwünschung eines fried, glückselig und gesunden Newen Jahrs offerirt, [Wien] 1659, fol. A3v. Vgl. dazu den Kupferstich von Jacob Sandrart, Leopold du Löwenheld, Nürnberg o. J., abgebildet in: Porträtsammlung Wolfenbüttel, Nr. A 4661. Leopoldus Imperii Atlas, 1658. Gedanken Deß Durchleuchtigsten, Großmächtigsten Fürsten und Herrn, Hn. LEOPOLDS, 1658, S. 2 nach eigener Zählung.
100 Omnia regnat Caesar am besten dafür geeignet zu sein schien179. Die ebenfalls für das Herrscherlob klassischen Darstellungsmöglichkeiten der Stilisierung als Herkules oder Atlas sind dagegen in den Jahren 1657 und 1658 im Zusammenhang mit der Person Leopolds I. nur in Ausnahmefällen nachzuweisen180. Wesentlich wichtiger als die Bildsymbole, die zur Veranschaulichung der kaiserlichen Macht dienten, war den sich zur Wahl äußernden Autoren der Verweis auf die lange Herrschaftstradition der Habsburger. Ein Kaiser aus diesem Haus trug einerseits die in dieser Familie erblichen Herrschertugenden, die aus zeitgenössischer Sicht eine Garantie für eine erfolgreiche Regierung boten. Andererseits deuteten die zahlreichen aus diesem Haus stammenden Kaiser aber auch auf eine besondere Auserwähltheit der Habsburger hin, so daß diese Dynastie mit einem besonderen göttlichen Einverständnis zu regieren schien. Bereits im Vorfeld der Wahl waren diese Argumente wichtige Pluspunkte für den habsburgischen Kandidaten; nach der Wahl gingen viele Autoren in Wort und Bild noch einmal auf die lange kaiserliche Ahnenreihe des neuen Kaisers ein. Der bei dem Augsburger Marx Anton Hannas erschienene Einblattdruck nennt im Text alle habsburgischen Kaiser und ihre Regierungsdaten. Abgeschlossen wird die Übersicht der Amtsvorgänger Leopolds mit einem kurzen Abriß zu dessen wichtigsten Lebensdaten und einem Glückwunschgedicht, das im letzten Satz explizit fordert: Es werde Leopold all seinen Ahnen gleich (Abb. 5)181. Auch die von der Stadt Nürnberg erstellte Ehrenpforte zum Empfang Leopolds I. orientierte sich thematisch an seinen kaiserlichen Ahnen und zeigte alle habsburgischen Kaiser unter Nennung ihrer Wahlsprüche und Symbole. Der von Paulus Fürst dazu herausgegebene Einblattdruck gab außerdem Informationen zu den wichtigsten Ereignissen ihrer Regierungszeit (Abb. 6)182. Gekrönt wurde die Ehrenpforte durch eine Darstellung des gerade verstorbenen Kaisers, der auf Anweisung der knienden Germania seinem Sohn Szepter und Reichsapfel übergibt. Mit dieser Anordnung betonte die gesamte Inszenierung die Herrschaftstradition der Habsburger und Schloß mit der selbstverständlich erscheinenden Übergabe der Macht vom Vater an den Sohn. Ähnlich interpretiert die „Trochaische Glückwünschung" der Nürnberger Buchdruckerzunft die Wahl Leopolds zum Kaiser: [...] wie sich Teutschland vor Ihm [Kaiser Leopold, J. S.] neiget, [...] wie Sie Scepter und die Cron [...] Käisers Ferdinandi Sohn überreichet williglich: dann die Wahl hat Den erkoren, Der von Käiserlichen Stamm ist zum Käiserthum geboren, Leopold, Dem hat der Himmel,
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Coronatio Leopoldi Primi Solemnissima, 1658, S. 2 nach eigener Zählung. Vgl. zur Verknüpfung mit Atlas das dem Nürnberger Willkomms Lied vorangestellte Anagramm „LeopoLDUs IMperll AtLas", 1658. Vgl. dazu Abb. 5: Der Allerdurchleuchtigste, Großmächtigste, und unüberwindlichste Fürst [...], 1658. Iconographia Arcus Triumphalis Invictissimo Caesari, Ac Dom. Dom. Leopoldo [...], 1658.
101 als dem Käiserlichen Blut zugelegt die Käisers-Cron (Abb. 7)183. Die Selbstverständlichkeit des Übergangs der Regierung von dem Vater auf den Sohn und der Verweis auf die lange Herrschertradition des Hauses Habsburg ist aber auch in den folgenden Jahren immer wieder ein Thema in Bild- und Textmedien. Ein Kalender, der 1661 erschien, illustriert ζ. B. im oberen Teil des Blattes den Regierungswechsel (Abb. 4): Leopold I. erhält die Reichskrone aus den Händen seines Vaters, der durch die Textbeigaben Ich leg es nunmehr ab und Ich brauch es nicht im grab seinen Verzicht auf die Regierung erklärt. Das Leopold I. beigegebene Spruchband erläutert dazu ergänzend: Ich habs durch Gottes Gab und hebt damit die gottgewollte Regierung seines Hauses hervor. Ergänzt wird die Bilddarstellung des Kalenders durch die Halbbilder der zwölf Ahnen Leopolds I., die vor seinem Vater und ihm den Kaiserthron innehatten. Eng verbunden mit der folgerichtig erscheinenden Übergabe der Herrschaft vom Vater an den Sohn ist die Hoffnung auf die Erblichkeit der für die Regierung notwendigen Herrschertugenden. Ein Flugschriftenautor drückt diese allgemeine Erwartungshaltung in seinem Bericht zur Wahl aus und erklärt: Sintemal jederman grosse Hoffnung schöpjfet auß deß Königs Leopolds Tugenden, als da ist, Mässigkeit, Bescheidenheit, Leutseligkeit [...]184. Auch in der Gratulationsrede des Dominicus Kaiin wird ein Rückblick auf die Tugenden von Leopolds kaiserlichen Vorgängern gegeben und gewünscht, daß er in diesem Punkt ihr Erbe antreten wird185. Neben dem Hinweis auf die Herrscherqualitäten des Hauses Habsburg war bei fast allen zur Wahl publizierten Berichten und Glückwünschen die Hoffnung auf das Fortbestehen des inneren und äußeren Friedens einer der wichtigsten Aspekte der Wahl. Bereits während der langen Verhandlungen in Frankfurt stand die Sicherheit des Reiches wegen der beiden in Europa herrschenden Kriege immer wieder im Mittelpunkt. In dem 1658 erschienenen Einblattdruck „Wunsch und Seuffzer Zu der bevorstehenden Römisch-Teutschen Keyser-Wahl" wurden diese Sorgen explizit geäußert: Wir haben jüngst empfunden den Krieg mehr als genug [...]. Ist je viel bässer, Pflügen, das unverwildte Feld, als durch unnötigs Kriegen verwirren alle Weltm. Der Einblattdruck äußert damit ganz klar die Erwartungs183
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Abb. 7: Trochaische Glückwünschung: Welche Dem Aller-Durchläuchtigsten, Großmächtigsten und Unüberwindlichsten Fürsten und Herrn Herrn Leopoldo Dem Ersten, [...] gehalten, 1658. Gedanken Deß Durchleuchtigsten, Großmächtigsten Fürsten und Herrn, Hn. LEOPOLDS, 1658, S. 2 nach eigener Zählung. Aggratulation und Ehrn-Rede, 1658, S. 10-14. Auf die kaiserlichen Ahnen Leopolds und dem damit verbundenen Tugenderbe geht auch die Schrift Typus Gloriae Austriacae a Rudolpho I. Habsburgensi ad Serenissimum [...] Leopoldum [...], 1658 ein. Vgl. zum Lob der Tugenden des Hauses Habsburg und des neu gewählten Herrschers auch Laurentius Johannes Rudawski, Europae triumphus, cum Sacri Romani Imperii Electores Unanimi consensu Francofurti ad Moenum Leopoldum Primum Hungariae ac Bohemiae Regem Potentissimum, Imperatorem dicerent [...], Wien 1658. Wunsch und Seuffzer Zu der bevorstehenden Römisch-Teutschen Keyser-Wahl, [1657/58].
102 haltung an den zu wählenden künftigen Kaiser: Frieden ist das oberste Ziel innerhalb der Bevölkerung, nachdem das Reich durch den langen Dreißigjährigen Krieg verwüstet worden war. Dementsprechend wird in den Wahlglückwünschen an Leopold I. immer wieder diese Hoffnung ausgedrückt und zur Forderung erhoben. In der „Trochaischen Glückwünschung" der Nürnberger Buchdrucker wendet man sich direkt dem Kaiser zu und verlangt: Leopold erhalt im Reich Salomonis Friedens-Zeiten [...]187 und auf dem Einblattdruck des Augsburger Marx Anton Hannas heißt es ebenso appellativ: Erhalt den guldnen Fried, der Leut und Leute nehrt (Abb. 5)188. Auf die knappe Formel [...] ja alles was in Teutschland ist ruffet, Deus, Leopoldus & Pax, haec tria nobiscum (Gott, Leopold & Friede, die drei Dinge sollen mit uns sein) bringt die Flugschrift „Parnassisches Posthorn" die Stimmung im Reich, die den neugewählten Kaiser mit den Schlagworten Frieden und Gott assoziiert189. Das gute Einvernehmen mit den Kurfürsten und der innere Frieden im Reich wird insbesondere in der Flugschrift „Gedanken Deß [...] Fürsten und Herrn Leopolds" betont. Gleich zu Beginn beschreibt der Autor in der Rolle des Mercurius die nun entstandene gute Vertrawlichkeit zwischen den Kurfürsten und dem Haus Österreich. Die Kurfürsten werden dabei als die acht Seulen des Reiches angesehen, die einen solchen Friedens-Knoden knüpjfen und binden, den auch keiner weder mit Goliaths noch Alexandri Schwerd wird können auffhawen190. In überschwenglichem Stil berichtet Mercurius schließlich von solcher Einigkeit und solcher Friedens-Frewde, daß die Lufft zu lauter Trompeten-Schall und Heerpaukken-Klang wordenm. Diese Uberbetonung des friedlichen Einvernehmens zwischen Kurfürsten und Kaiser versucht über die langen Auseinandersetzungen im Vorfeld der Wahl hinwegzutäuschen und vermittelt dem um Frieden besorgten Leser das Bild von vollkommener Eintracht zwischen dem Reichsoberhaupt und den wichtigsten Reichsfürsten. Die mit der Wahl des neuen Kaisers überall geäußerte Hoffnung auf Frieden gab dem Wiener Hof imagepolitisch klare Richtlinien vor. Obwohl eine friedliche Regierung traditionell im Zusammenhang mit Wahlen und Krönungen gefordert 187
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Trochaische Glückwünschung: Welche Dem Aller-Durchläuchtigsten, Großmächtigsten und Unüberwind-lichsten Fürsten und Herrn Herrn Leopoldo Dem Ersten, [...] gehalten, 1658. Vgl. dazu Abb. 5: Der Allerdurchleuchtigste, Großmächtigste, und unüberwindlichste Fürst [...], 1658 von Marx Anton Hannas. Parnassisches Post-Hom, 1658, S. 3 nach eigener Zählung. Ebenfalls stark betont wird der Wunsch nach Frieden in der Flugschrift Durch Gottes gnädigste Disposition Gütiges Absehen der 7. Planeten Auff der Acht Churfürsten deß H. Rom. Reichs reiffbewogenen Proposition; Zugleich Wie Mercurius im Namen der andern Planeten Unserm Newen Unüberwindlichsten Rom. Käyser zur Dritten Krone Glück wündschet, in der Wahl-Stadt Franckfurt, im Jahr Unsere Erlösers Jesu Christi 1658, o. O. 1658. Gedanken Deß Durchleuchtigsten, Großmächtigsten Fürsten und Herrn, Hn. LEOPOLDS, 1658, S. 2-3 nach eigener Zählung. Gedanken Deß Durchleuchtigsten, Großmächtigsten Fürsten und Herrn, Hn. LEOPOLDS, 1658, S. 3 nach eigener Zählung.
103 wurde, stellte die Situation nach dem Dreißigjährigen Krieg mit Sicherheit einen Sonderfall dar. Die Bevölkerung erwartete von dem neuen Herrscher keine Eroberungsfeldzüge oder ein aggressives Vorgehen gegen andere Staaten, sondern erhoffte sich vor allem eine Atempause nach der langen Kriegszeit. Diesen Vorstellungen trug der Wiener Hof im Vorfeld der Wahl bereits mit seinen Verteidigungsschriften zur Verwicklung der Habsburger in die Nordischen Auseinandersetzungen Rechnung und betonte den defensiven Charakter dieses Krieges. Für die hier genannten zur Wahl erschienenen und mit zahlreichen Friedenswünschen gespickten Berichte und Glückwünsche scheint dagegen nicht der Wiener Hof verantwortlich zu sein, sondern als Urheber konnten teilweise Nürnberger Bürger, die dortige Buchdruckergesellschaft oder geschäftstüchtige Verleger ausgemacht werden. Sie alle drücken den offensichtlich in der Bevölkerung allgemein vorhandenen Wunsch nach Frieden aus, an dem sich der Wiener Hof auch in den folgenden Jahren messen mußte. Die übrigen häufig auftauchenden Bild- und Argumentationsprogramme entsprachen den traditionellen Mustern bei Krönungen eines neuen Herrschers. Im Hinblick auf die Person Leopolds I. ließ sich nur bei Wortspielen auf seinen Namen und im Zusammenhang mit seinem Motto eine individuelle Note erkennen. Insgesamt hatte der neue Herrscher zunächst kein eigenes Profil zu bieten. Glückwünsche, Berichte und Bilder hielten sich daher an die traditionellen Darstellungsmuster, die den über Jahrhunderte geprägten Idealvorstellungen zur Person des Kaisers entsprachen. Von den im Vorfeld der Wahl deutlich gewordenen Imagevorstellungen zum Haus Habsburg erreichten in der Berichterstattung nach der Wahl also nur die positiven Bilder Publizität. Auch die langen Auseinandersetzungen, die der Wahl vorangingen, wurden im Nachhinein fast vollständig ignoriert. Allein die anläßlich des kaiserlichen Besuchs in Nürnberg errichtete Triumphpforte verweist durch ein einzelnes Sinnbild auf Diskrepanzen vor der Wahl: Wie die Winde diesen Stengel der Käyserskrone hin- und hertreiben, die Streitigkeiten, ob der Wahl bedeutend, hieß es hier als Erklärung zu dem Sinnbild192.
II.2.2 Der Türkenkrieg der Jahre 1663 und 1664 Das nächste große Ereignis in den ersten Regierungsjahren des neuen Kaisers war der Krieg gegen die Türken in den Jahren 1663 und 1664. Zwar hatten der Nordische Krieg und die Auseinandersetzungen zwischen Spanien und Frankreich weiterhin speziell im Bereich der Flugschriften ein Echo gefunden, aber nach den Friedensschlüssen 1659 und 1660 herrschte eine Nachrichtenflaute im politisch192
Iconographia Arcus Triumphalis Invictissimo Caesari, Ac Dom. Dom. Leopoldo [...], 1658.
104 militärischen Bereich. Für Leopold I. bedeuteten die getroffenen Abkommen einen Prestigegewinn, da die in die Wahl gesetzten Hoffnungen der Bevölkerung auf eine friedliche Regierungszeit durch diese beiden Abschlüsse zunächst erfüllt zu sein schienen. So zeigt ζ. B. das Augsburger Friedensblatt des Jahres 1660 den Kaiser im Kreis mit den anderen am Nordischen Krieg beteiligten Mächten. Im Text wird Leopold I. dabei ausdrücklich als Friedenfürst gefeiert193. Auch für das Verhältnis von Kaiser und Reichsständen bedeutete die Entspannung der außenpolitischen Situation eine Entlastung. Nicht zuletzt hatte bereits nach der Wahl von 1658 die Gründung des Rheinbundes auf ein gestörtes Vertrauen zwischen dem Kaiser und einigen wichtigen Reichsständen hingewiesen194. Der Rheinbund sollte dabei als Gegengewicht zur Machtstellung des neuen Kaisers und zur Beruhigung des bei der Wahl erfolglosen französischen Königs fungieren195. In den Medien rief dieser Zusammenschluß wichtiger Reichsfürsten jedoch kein großes Echo hervor. Außer eines Abdruckes der offiziellen Bündnisvereinbarungen erschienen kaum Informationen zu dieser in Opposition zum Kaiser stehenden Vereinigung196. Während in den Jahren nach den europäischen Friedensschlüssen im publizistischen Bereich kaum Bewegung herrschte, brachten die ersten Anzeichen einer türkischen Offensive im Jahr 1663 sofort ein großes Echo in den Medien hervor. Für Leopold I. eröffnete der ausbrechende Konflikt die Möglichkeit, sich als Verteidiger des christlichen Glaubens zu profilieren. Der Krieg, der der Bevölkerung als wesentlich gerechtfertigter als die Kämpfe innerhalb der Christenheit erschien, sollte dazu beitragen, die traditionelle Rolle der Habsburger als Schutzmacht gegen die Türken zu bestätigen. Allerdings traf der Angriff der Türken auf Neuhäusel den Kaiser und seine Berater eher unvorbereitet, so daß das Jahr 1663 durch den Verlust dieser Festung und weitere schwere Niederlagen gekennzeichnet
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Vgl. dazu Friedens-Gemähld, Für die Evangelische Schul-jugend in Augspurg, bey widerholtem Danck- und Frieden-Fest, den 8. Augusti Anno 1660. außgetheilet, [Augsburg 1660], abgebildet bei Jesse, Friedensgemälde, S. 100-101. Vgl. zum Vertrauensverhältnis von Kaiser und Reich und den Belastungen dieses Verhältnisses durch den vergangenen Dreißigjährigen Krieg Aretin, Das Alte Reich, Bd. 1, S. 197. Vgl zum Rheinbund Aretin, Das Alte Reich, Bd. 1, S. 197-201, Press, Kriege und Krisen, S. 407 sowie Fritz Wagner, Frankreichs klassische Rheinpolitik, Stuttgart 1941; Martin Göhring, Kaiserwahl und Rheinbund von 1658. Ein Höhepunkt des Kampfes zwischen Habsburg und Bourbon um die Beherrschung des Reiches, in: Martin Göhring u. a. (Hrsg.), Geschichtliche Kräfte und Entscheidungen. Festschrift Otto Becker, Wiesbaden 1954, S. 65-83; Roman Schnur, Der Rheinbund von 1658 in der deutschen Verfassungsgeschichte, Bonn 1955. Verbündnüß Nachbenahmter Chur- und Fürsten: Als Chur Maintz, Trier, und Cölln, Ferner Der Fürsten, Münster, Pfaltz-Neuburg, Schweden ratione gewisser Länder, Braunschweig und Hessen-Cassel. Franckfurt den 4. 14. Aug. 1658, o. O. [1658]; andere Ausgabe: Verbündniß Nachbenahmter Chur- und Fürsten: Als Chur Maintz, Trier, und Cölln, Ferner Der Fürsten, Münster, Pfaltz-Neuburg, Schweden (ratione gewisser Länder) Braunschweig und Hessen-Cassel. Franckfurt den 4. Aug. 1658, o. O. [1658].
105 war197. Erst im Sommer 1664 wendete sich das Blatt und die vereinigten christlichen Truppen, in denen sogar französische Kontingente mitkämpften, konnten erste Erfolge gegen die Türken erzielen. Der Sieg bei St. Gotthard an der Raab wurde von der kaiserlichen Seite schließlich dazu genutzt, rasch Friedensverhandlungen einzuberufen, die im September desselben Jahres zu einem Abschluß kamen. Die Ergebnisse dieses Waffenstillstandes waren jedoch für die kaiserliche Seite nach den am Schluß errungenen militärischen Erfolgen eher enttäuschend, denn Gebietsgewinne konnte man nicht verzeichnen und auch die Festung Neuhäusel blieb in türkischer Hand. Der auf zwanzig Jahre ausgehandelte Waffenstillstand wird innerhalb der Forschung immer wieder als Fehlschlag der kaiserlichen Diplomatie gewertet und über die Gründe des überstürzten Abschlusses herrscht nach wie vor keine Einigkeit198. Um so interessanter erscheint es zu fragen, wie die Medien der Zeit diesen Waffenstillstand interpretierten und welche Auswirkungen der Türkenkonflikt insgesamt auf das Image des Kaisers hatte.
II.2.2.1 Das Medienecho auf den Krieg Am Anfang der Auseinandersetzungen des Jahres 1663 stand die Belagerung der strategisch wichtigen Festung Neuhäusel, die sich nach einem mehrere Monate dauernden Abwehrkampf schließlich den türkischen Angreifern ergeben mußte. Diese erste Kriegshandlung der Türken und der Durchhaltekampf der Festungsbesatzung wurden zu einem Medienereignis ersten Ranges. Die Zahl der Flugschriften und Einblattdrucke stieg in dieser Phase sprunghaft an; die Zeitungen berichteten in Sonderauflagen über die neuesten Vorgänge an der Front. Diese große Publizität des Ereignisses entspricht dem traditionell herausragenden Interesse, das die Türkenkriege immer wieder hervorriefen199. Kennzeichnend für die Berichterstattung des 16. Jahrhunderts war vor allem die Hervorhebung türkischer Greueltaten, um so auf der einen Seite die Sensationsgier der Leser zu 197
Zu dem Türkenkrieg von 1663/1664 vgl. Georg Wagner, D a s Türkenjahr 1664: eine europäische Bewährung. Raimund Montecuccoli, die Schlacht von St. Gotthard-Mogersdorf und der Friede von Eisenburg (Vasvär), Eisenstadt 1964 sowie Ekkehard Eickhoff, Venedig, Wien und die Osmanen. Umbruch in Südosteuropa 1645-1700, Stuttgart 1988, hier vor allem S. 208-222.
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Vgl. zu dem Friedensschluß und seinen Gründen Aretin, D a s Alte Reich, Bd. 1, S. 225; Wagner, Das Türkenjahr 1664; Eickhoff, Venedig, Wien und die Osmanen, S. 2 2 0 - 2 2 1 . Vgl. dazu Carl Goellner, Turcica, 3 Bde., Bukarest u. a. 1961-1978; Michael Schilling, Aspekte des Türkenbildes in Literatur und Publizistik der frühen Neuzeit, in: Stefan Krimm u. a. (Hrsg.), D i e B e g e g n u n g mit dem Islamischen Kulturraum in Geschichte und Gegenwart, München 1992 (Acta Hohenschwangau 1991), S. 43-60; Maximilian Grothaus, Zum Türkenbild in der Adels- und Volkskultur der Habsburgermonarchie von 1650 bis 1800, in: Gernot Heiss u. a. (Hrsg.), D a s Osmanische Reich und Europa 1683 bis 1789: Konflikt, Entspannung und Austausch, München 1983, S. 6 3 - 8 8 s o w i e Schumann, D a s politisch-militärische Flugblatt, S. 2 2 9 - 2 4 2 .
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106 befriedigen und auf der anderen Seite die Angst vor diesem Gegner zu schüren. Winfried Schulze hat für die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts in seiner Untersuchung „Reich und Türkengefahr" die starke Medienpräsenz des Türkenthemas als Teil obrigkeitlicher Propaganda interpretiert, durch die die Bevölkerung zur Zahlung der Türkensteuer animiert werden sollte. Gleichzeitig diente die breite Vermittlung der Türkenbedrohung aber auch als Mittel zur Sozialdisziplinierung und Abgrenzung gegenüber dem Gegner200. Der starke Anstieg an Einblattdrucken und Flugschriften in den Jahren 1663 und 1664 läßt die Beabsichtigung eines ähnlichen Effekts vermuten, doch müssen hier gerade im Hinblick auf die Einblattdrucke Einschränkungen gemacht werden. Während im 16. Jahrhundert in diesem Medium neben informativen Nachrichten vor allem ausführlich Greueltaten der Türken geschildert wurden, ließen sich für den ersten Konflikt des 17. Jahrhunderts fast ausschließlich informierende Blätter ausfindig machen201. Ergänzend zu den Zeitungsmeldungen lieferten sie zumeist genauere örtliche Beschreibungen und boten dem Leser darüber hinaus schematisch wirkende Abbildungen der jeweiligen Festungen und der angreifenden und verteidigenden Heere202. Die Berichte dazu waren außer der Verwendung von gängigen Floskeln wie ,Erbfeind christlichen Namens' oder türkischer Tyrann' relativ neutral gehalten. Eher noch als diese militärischen Nachrichtenblätter erinnern einzelne Gebetsaufrufe an die Art der Berichterstattung des vergangenen Jahrhunderts: Durch den Abdruck von Gebeten gegen den Erbfeind wurde die Bevölkerung gleichzeitig zu einem christlichen und vorbildlichen Leben aufgerufen203. Der disziplinierende Effekt blieb hier eng mit der Sorge vor der Türkenbedrohung verbunden. Ähnliche Zielrichtungen lassen sich auch bei einem Teil der veröffentlichten Flugschriften erkennen: Durch das Leben in Sünde hat die Bevölkerung den Angriff der Türken provoziert; eine Änderung des Verhaltens kann dagegen bei der 200 201 202
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Vgl. dazu Schulze, Reich und Türkengefahr, Kapitel II. Vgl. dazu Schumann, Flugblatt als Nachrichtenmedium, S. 231-233. Zur Belagerung der Festung Neuhäusel und der in diesem Stil gehaltenen Darstellungen vgl. ζ. B. Der weitberühmten Ungarischen Gräntz-Vestung Neu-Häusel, Eigentliche Abbildung, mit ihren Schantzen, und Gräben, und wie solche von den Türcken belägert und gestürmet wird, Frankfurt/Main [1663], abgebildet in: Harms II, 358; Nachdruck dieses Blattes mit zusätzlichem kleinem Bild eines türkischen Kriegers GNM, Inv. Nr. HB 25006, Kapsel 1345; Abbildung der im Jahr 1663 den Türcken übergebenen Vestung, Neuhäusel [...], [Nürnberg o. J.], abgebildet in: Harms II, 357; Kurtzgefaste Historische Beschreibung, welcher Gestalt die namhaffte Hungarische Grentz Vestung Neuheusel [...] an die Feinde mit Accord übergangen, [Frankfurt/Main 1663], abgebildet in: Harms II, 359 sowie Warhafftige Abbildung der Belagerung der Berümbten Gräntzvestung Neüheüsel [...], [Nürnberg 1663], abgebildet in: Harms II, 360. Türckischer Jammer-Spiegel oder Buss-Spohrn, Frankfurt/Main o. J., GNM, Inv. Nr. HB 24692, Kapsel 1337 sowie Stadt-Land-Haus und allgemeines tägliches Buss-Gebet, Nürnberg 1663, abgebildet in: Alexander/Strauss, The German Single-Leaf Woodcut, Bd. 1, S. 172. Vgl. dazu Schumann, Flugblatt als Nachrichtenmedium, S. 233.
107 Bekämpfung des Feindes helfen. Bei vielen dieser Schriften handelt es sich um Neuauflagen aus dem vergangenen Jahrhundert, die neben dem Aufruf zu einem gottgefälligeren Leben oft Überlegungen zur besseren Organisation des Heerwesens enthalten204. Für die kaiserliche Politik wichtiger waren jedoch Schriften, die die Fürsten zur Einigkeit aufriefen und deren Unterstützung beim Kampf gegen die Türken anmahnten205. Gerade im Zusammenhang mit der Einberufung des Reichstages im Jahr 1663 fehlte es nicht an eindringlichen Appellen zur Hilfe für den Kaiser206. In der Schrift „Letzte Posaun Uber Deutschlandt [...]", die sowohl 1663 als auch in einer Neuauflage 1664 erschien, vergleicht der Autor die jetzige Situation im Reich mit dem Vormarsch Nebukadnezars auf Jerusalem, den die dort tagenden Fürsten jedoch ignorierten207. Für das Reich wird daher rascher Handlungsbedarf angemahnt und als wichtigster Verhandlungsgegenstand des Reichstages die Türkenhilfe bezeichnet. Auch andere Flugschriftenautoren verwiesen teilweise bereits im Titel ihrer Werke auf den hochbesorgten und gefährlichen Zustande des ganzen Reiches 208 und riefen zur Einigkeit auf: Leopold! Du
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Neuauflagen stellen ζ. B. folgende Schriften dar: Aug. Gisl. von Busbek, Dreyer Keysere Legatens, bewegliche Aufmahnung oder Bedenken, welchergestalt eine Kriegsverfassung wider den Türken vorzunehmen. Neben einem vor allbereit 140. Jahren heraus gegebenen Anschlag eines Zugs wider die Türken, dem günstigen Leser zu Lieb hiebey gedrukt in diesem nunmehro zu End lauffenden 1663sten Jahre, o. O. 1663; Johann Baptista Eisen, Rathschlag unnd Bedencken, wegen der Käyserlichen Craiß-Hülffe auß dem Heil. Rom. Reich, wider den Erbfeind Christlichen Bluts und Nahmens, den Türcken: Vor vielen Jahren beschrieben, nunmehr aber zur Nachricht an Tag gegeben, o. O. 1663; Doctor Martin Luthers Erschreckliche Türcken Propheceyung [...], Wittenberg 1663; Simon Wolder, Türckischer Untergang, Oder Rähtliches Bedencken Käyserl. May. Ferdinando dem Ersten, glorwürdigster Gedächtnis, Anno 1558 übergeben: Welcher Gestalt, ohne sonderbare Beschwernis der Oberkeiten u. Unterthanen, der Groß-Türke, der Christenheit Erb- u. Erz-Feind, zu Wasser und Land zu überziehen, und mit Hülfe des unüberwindlichen Gottes, zu überwinden wäre?, o. O. 1664. Nicht weiter berücksichtigt wurden bei der Auswertung der Flugschriften Reisebeschreibungen und Berichte zur türkischen Lebensweise. Zur Türkengefahr und der Einberufung des Immerwährenden Reichstags vgl. Anton Schindling, Die Anfänge des Immerwährenden Reichstags zu Regensburg: Ständevertretung und Staatskunst nach dem Westfälischen Frieden, Mainz 1991, hier vor allem Kapitel II. [Friedrich Breckling], Letzte Posaun Uber Deutschlandt, Die in Verdamliche Sicherheit versunckene Welt vom Sünden-Schlaff auffzuwecken, und dadurch entweder der nu aufs new herbey weltzenden Sündflut zu entgehen, oder ja die Seele vor ewigem Untergang zu retten. Von einem heimlich seufftzenden Jeremia I. C. an die sämptliche in dem Deutschen Jerusalem, Regenspurg/ Versamlete Chur= und Fürsten, ja alle Reichs Stände und Stätte, gesandt, Amsterdam 1663. [C. M.], Die herandringende Türcken-Gefahr: Das ist Wohlgemeinte, doch unvorgreiffliche Erinnerung, in was hochbesorgtem und gefährlichem Zustande, unser liebes Vatterland Teutscher Nation, und das gantze Heil. Rom. Reich jetziger Zeit stecke: auch wie diesem blutdürstigem Erb- und Ertz-Feinde fruchtbar- und ersprießlich zu begegnen wäre: Vermittelst einer Unterredung fürgestellet, durch C. M. Diesem ist beygefügt die Oration so Heinrich de la Tour, Vicecomte von Tourenne, gegen den König in Franckreich, zu Marsal, den 31. Augusti Anno 1663. über den jetzigen Türcken-Krieg, soll gehalten haben, o. O. 1663.
108 bist unser Haupt, unsre Krone, wie wir deine getreue Glieder: Halte dich zu uns; und wir zu dir, fordert ζ. B. ein „vertrau- und erbauliches Sendschreiben"209. Auf eine starke Verbreitung läßt die Flugschrift „Treu und wolgemeinte Erinnerung [...]" schließen. Sie erschien mehrfach in verschiedenen Auflagen und mit unterschiedlichen Titeln in den Jahren 1663 und 1664210. Der Autor bezeichnet sich als ein des Reichs lieben Getreuen und faßt die gängigen Informationen zu der herrschenden Türkengefahr noch einmal zusammen. Nach einem Zustandsbericht zur Lage in den österreichisch-ungarischen Grenzgebieten geht er anhand der Geschichte auf die große Macht und die Grausamkeit dieses Gegners ein. Entschieden wehrt er sich gegen die Behauptung, daß die Bevölkerung bei den Türken mehr Freiheiten als im christlichen Europa genieße211. Zur Bekämpfung des Gegners nennt der Autor erfolgreiche Mittel aus den letzten Kriegen: Besondere Andachten, Betstunden, die Errichtung von Almosenstöcken und Glockengeläut hätten sich bei der Türkenbekämpfung bewährt212. Noch wichtiger erscheint ihm aber die Reorganisation des gesamten Heerwesens, dem er acht Kapitel seiner Schrift widmet213. Da von den ausländischen Potentaten keine Hilfe zu erwarten sei, mahnt der Autor schließlich Einigkeit auf dem Reichstag als Basis für einen Erfolg gegen die Türken an. Obwohl die Schrift sich mit der kaiserlichen Position trifft, ist sie im Tenor nicht übertrieben kaiserlich gehalten, sondern versucht neutral zum Besten des Reiches zu wirken. Da Autoren sowie Urheber der verschiedenen in diesem Sinn argumentierenden Schriften jedoch nicht bestimmt werden konnten, muß es sich bei diesen Meinungsäußerungen zum Türkenproblem nicht um gezielte Propagandamaßnahmen des Wiener Hofes handeln. Denn die Besorgnis vor einem weiteren Vordringen der Türken, das vor allem nach den Niederlagen des Jahres 1663 wahrscheinlich erschien, rief auch Autoren auf den Plan, 209
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Anhang, das ist: Erstlich zwo vertrau- und erbauliche Sendschreiben zweyer guter Freunde, von den erfordrenden Eigenschafften eines Kriegsvolcks wider den Türcken. Hernach Das hochvernünfftige Bedencken und Kriegsrath, deß weiland tapfferen und glückseligen KriegsObersten Lazarus von Schwendi: Wie man dem Turcken aus Ungarn und Teutschland widerstehen möge: Welches letzte aus dem Lateinischen übersetzt, beigefügt der Flugschrift Türkkischen Staats und Regiments Beschreibungen; Das ist: Gründliche Nachricht von der Ottomannischen Monarchi Ursprung, Wachsthum, derselben Form zu regieren, Landschafften, Städten, Vestungen, ec. Item was vor Potentaten auf dasselbe Reich praetendiren. Diesen sind beygefügt etliche der berühmtesten so woln alten als neuen Weissagungen, Muthmassungen und Erklärungen, von gedachten Turckischen Reichs Tyranney und Untergang, ο. Ο. 1664, fol. X3. Treu und wolgemeinte Erinnerung, bey der anietzt, von dem Erbfeind Christlichen Nahmens, dem Türcken, obschwebender, und iemehr und mehr antringender allgemeiner Noth und Gefahr. Verfertiget Von einem des Reichs lieben Getreuen, o. O. 1663; Neuauflage 1664 unter anderem Titel: Treu-Aufrichtiges Bedencken über der itzigen Zeit obhandenen und täglich zunehmenden allgemeinen Türcken-Gefahr, wolmeinend eröffnet von Einem Liebhaber des Vaterlandes, o. O. 1664. Treu und wolgemeinte Erinnerung, 1663, Kapitel 6. Treu und wolgemeinte Erinnerung, 1663, fol. C3. Treu und wolgemeinte Erinnerung, 1663, Kapitel 10-18.
109 die eine Unterstützung des Kaisers allein aus reichspatriotischen Gründen für erforderlich hielten. Der Notwendigkeit, Einigkeit im Kampf gegen die Türken zu zeigen, gibt auch eine der wenigen Medaillen Ausdruck, die in dieser Phase zu politischen Ereignissen erschienen. Auf der Vorderseite sieht man gekennzeichnet durch die Jahreszahl 1664 einen auf einer Weltkugel stehenden Adler, der ein Pfeilbündel in den Klauen hält und durch die Umschrift SIC VNITIS NON PAVEO die Bündelung der Kräfte gegen den gemeinsamen Feind als Voraussetzung für Erfolge betont. Auf der Rückseite zeigt die Medaille eine nach unten stürzende Mondsichel, die von der darüberstehenden Sonne überstrahlt wird. Die dazu gegebene Umschrift verweist auf die Überlegenheit der Sonne gegen den für die Türken stehenden Mond214. Auch in den Zeitungen wurde breit über den Türkenkrieg von 1663/64 berichtet, wobei die einzelnen Berichte dem Leser weniger detaillierte Informationen liefern konnten als Flugschriften, die ausführlich über das Kriegsgeschehen berichteten215. Der Vorteil der Zeitung lag dagegen in der Aktualität. Oft wurde zunächst in sehr knappen Meldungen über Neuigkeiten vom Kriegsschauplatz berichtet, die jedoch einen Verweis auf einen ausführlicheren Bericht in der nächsten Ausgabe enthielten. Die Türkennachrichten in den Zeitungen wiesen keine spezielle kaiserliche Propaganda auf, da sie auf rein informative Berichte ausgerichtet waren. Trotzdem war eine solche intensive Berichterstattung von den Kriegsereignissen positiv für das Haus Habsburg, da der Kaiser in Wien sich als organisatorischer Drehund Angelpunkt der Verteidigungsmaßnahmen präsentieren konnte. Denn immer wieder wird über die dort eintreffenden Reichsvölker berichtet und über weitere 214
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Vgl. dazu Stadtmuseum Münster (Hrsg.), Münster, Wien und die Türken 1683-1983. Ausstellung zur 300jährigen Wiederkehr der Befreiung Wiens 1683, Ausstellungskatalog, Münster 1983, hier S. 154 und die Abbildung auf S. 155. Diese zumeist als Relation, Bericht, Journal oder Extrakt bezeichneten Flugschriften lieferten reine Ereignisberichte von Schlachten, Belagerungen oder Verhandlungen beim Feind und umfaßten zumeist nur 4 bis 8 Seiten. Vgl. dazu ζ. B. die Flugschriften Außführliche und warhafftige Relation meiner (Graff Forgatsch) mit dem Türcken gehabte rencontre, wie ich den 8. Aug. 1663. bey Gran dero Läger angegriffen, o. O. 1663; Extract, oder Gründlicher Bericht, Wegen der Ubergab der Vestung Neuheusel, Welche den 28. und 29. Septemb. Von den Herrn General Forgatsch, mit Accord, den Türckischen Erbfeind ist übergeben worden. Worinnen der Großvezier auf den Wällen und Pasteyen, in die 70. grosse Geschütz, und in den Zeughaus 8000. Mußqueten, Proviant und Munition gnug befunden, o. O. 1663; Fernerer Bericht, Von dem jetzigen Zustand derer Christen und Türcken in Ungarn, auch was haubtsächlichs dabey vorgegangen. Wie auch, des Grafen von Serini, glücklicher Anfang, und Recontre, welches kürtzlich mit den Türcken vorgelauffen, o. O. 1663; Journal, der Anno 1663 von den Türken blocquirten und endlich auch eroberten Ober-Hungarischen Vestung Vyvvar oder Neuheusel; Was von Anfang dieser Belagerung, bis zu Ende derselben, von Tag zu Tag merkwürdiges vorgegangen, o. O. [1663]; Relation Welcher gestalt Der Keyserliche Abgesandte H. Baron de Goys, im Türckischen Lager tractirt worden; und was sonst zwischen den Türcken und Christen passiret. M. December: Α. 1663., ο. Ο. 1663.
110 Gelder216, die vom Kaiser zur Verfügung gestellt wurden, oder auch über die Zusammenstellung von Proviant, neuen Ausrüstungsgegenständen und Waffen für die Front217. Der Kaiser zeigt sich mehrfach in Aktion bei der Verabschiedung aufbrechender Truppen218, bei der Überreichung von Geschenken219 oder bei Beratungen über die Kriegslage. Obwohl Leopold I. also nicht selbst am Kriegsschauplatz zugegen war, standen er und die Residenzstadt Wien häufig im Mittelpunkt der Nachrichten. Die ausführliche Berichterstattung durch Einblattdruck, Flugschrift und Zeitung trug dazu bei, daß sich ein Bewußtsein für die herannahende Gefahr in der gesamten Bevölkerung verbreitete. Traditionell galten die Türken bereits als der gefährlichste Gegner des Reiches; jahrzehntelange Greuelpropaganda im 16. Jahrhundert hatte der Bevölkerung ein festsitzendes Bewußtsein für die Besonderheit dieses Gegners eingeimpft, so daß die Berichterstattung über den Türkenkrieg des 17. Jahrhunderts darauf aufbauen konnte. Verstärkt wurden die durch schriftliche Medien verbreiteten Informationen zur Türkengefahr jedoch nicht zuletzt auch mit Hilfe der dem Bereich der Mündlichkeit zuzusprechenden Predigt oder des als Signal wirkenden Läutens der Türkenglocken. Von der Wirksamkeit dieser Kommunikationsmöglichkeiten ist der Autor der „vertrau- und erbauliche Sendschreiben" überzeugt, denn er verweist auf die im langen Türkenkrieg von Rudolph II. ergriffenen Maßnahmen: Wäre demnach zu wünschen, daß von der höchsten Obrigkeit, [...] die allgemeine Betglocke wider den Türcken, durch das gantze Reich authosirisiert [!] würde; damit man fein ordentlich und zugleich, an allen Orten, so wol Cahtolischen als Evangelischen, den erzornten Himmel um Barmhertzigkeit, um Schirm, Heil und Sieg, demütigst begrüssete220. Die Prägung von Schau- Kriegs- und Gedencks-Pfenninge zur Einschwörung der Bevölkerung auf den Gegner hält der Verfasser dagegen für wenig effektiv, daher sie dem gemeinen Mann wenig ins Gesicht, folgendes also nicht zu statten kommen221. Insgesamt zeigen die genannten vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten, daß von einem hohen Informationsgrad in der Bevölkerung zu den Türkenkriegen auszugehen ist. Das starke Interesse an diesem Thema rief viele Publikationen hervor, die aber nicht unbedingt auf staatliche Maßnahmen zur Hebung der Steuermoral und Disziplinierung der Bevölkerung zurückgehen mußten. Gerade der Rückzug des Einblattdruckes auf eine rein informative Position, die im Gegensatz zu der früher häufig zu beobachtenden Verbreitung von Greuelpropaganda stand, weist in diese Richtung. Andererseits folgten die Veröffentlichungen aber auch in 216 217 218 219
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HO 1664, Do. Nr. 32, S. 3. HO 1664, Do. Nr. 33, S. 3. HO 1664, Di. Nr. 35, S. 4. HO 1664, Di. Nr. 33, S. 3. Zu anläßlich des Sieges hergestellten Münzen, die als Geschenk verteilt wurden, mit einem Bildnis Leopolds vgl. HO 1664, Do. Nr. 42, S. 3; zu Medaillen und anderen Geschenken, HO 1664, App. Nr. 44, S. 3. Anhang, das ist: Erstlich zwo vertrau- und erbauliche Sendschreiben, 1664, fol. R2. Anhang, das ist: Erstlich zwo vertrau- und erbauliche Sendschreiben, 1664, fol. R2.
Ill vielen Punkten noch den traditionellen Parolen und Topoi des 16. Jahrhunderts. Die ohnehin vorhandene Angst vor den Türken wurde so weiterhin wachgehalten und unterstützt. Für die kaiserliche Seite war zum einen die permanente Berichterstattung der Zeitungen aus Wien imagepolitisch wirkungsvoll, zum anderen unterstützten reichspatriotische Flugschriften den kaiserlichen Wunsch nach Türkenhilfe auf dem Regensburger Reichstag und versuchten zur Bildung einer geschlossenen Front der Stände hinter ihrem Kaiser aufzurufen222. Somit hatte der Türkenkrieg trotz der sich im ersten Jahr abzeichnenden Niederlagen für den Wiener Hof positive Effekte, die vor allem auf der klaren Unterstützung des Reichsoberhauptes gegen einen von außen angreifenden Gegner beruhten. Nur vereinzelt gab es dagegen in dieser Phase der äußeren Bedrohung Kritik an Leopold I. Die Flugschrift „Status Europae" aus dem Jahr 1663 charakterisiert z. B. den Start des Kaisers in den Türkenkrieg als mühsam und läßt ihn mit den Worten auftreten: Meine Adler-Flügel haben noch zur Zeit sich nicht recht erheben wollen223. Wesentlich massiver geht dagegen der Autor des „Neuen Ungarischen und Türckischen Labet-Spiel" mit dem Kaiser ins Gericht224. Auch in dieser Flugschrift treten einzelne Herrscher, Länder oder Personengruppen auf und nehmen Stellung zu den herrschenden politischen Verhältnissen. Leopold I. wird dabei als hilflos und unfähig dargestellt. Abhängig von den Jesuiten wendet er sich schließlich an den Papst, um Hilfe gegen die Türken zu erlangen. Das hier gezeichnete Bild von Leopold I. entspricht damit der Polemik des Dreißigjährigen Krieges, die den Kaiser ebenfalls gerne als abhängig von seinen jesuitischen Bera-
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Unterstützt wurde diese Tendenz auch durch eine intensive Berichterstattung von dem Reichstag. Vgl. dazu die vor allem informierenden Flugschriften Actus processionis et propositionis. So den 10. 20. Januarij 1663, solenniter fürgangen. Cum licentia Superiorum, Regensburg 1663; Käyserliche Proposition, So Deß Heil. Rom. Reichs Chur-Fürsten und Ständten, und der abwesenden Räthe, Pottschafften und Gesandten, den 10. A. 20. N. Januar. 1663. auff deß Heil. Reichs-Stadt Regenspurg Rahthaus beschehen, und verlesen worden, Regensburg 1663; Relation, Auf was Weis und Condition, mit dero Rom. Käiserl. Majest. die Churund Fürsten des Reichs, wegen einiger Völcker, zur Hülfe wider den Türckischen Erbfeind, sich verglichen haben, o. O. 1663; Vorrede Der Käyserl: Gesandtschafft bey der ReichsTagsProposition. So geschehen Durch den Herrn Grafen von Wolckenstein zu Regenspurg den 10. 20. Januarij Anno 1663. Darbey auch Ihr HochFürstl: Gnaden SchlußRede, Regensburg 1663. Neben diesen Flugschriften verwiesen auch Einblattdrucke auf die Einberufung des Reichstages nach Regensburg. Vgl. dazu ζ. B. Eigentlicher Abriß der Reichstags Solennitat, o. O. [1663]; G N M , Inv. Nr. HB 6339, Kapsel 1328; Kurtzer Entwurff, der Rom. Kayserl. Mayest. Leopoldi, zu Regenspurg gehaltenen Einzugs, geschehen den 12. (22.) Decemb. Im Jahr Christi 1663, Regensburg [1663]; Drucker: Christoff Fischer; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA9430gr. Status Europae Oder Kurtzbemerckter Zustand in gantz Europa, Wie solcher mit Anfang des 1663. Jahres Nach der Unpartheyischen Warheit gewesen, o. O. 1663, hier S. 8 nach eigener Zählung. Neues Ungarisches und Türckisches Labet-Spiel, Nach jetziger Zeit und Gelegenheit kurtz gerichtet. Benebens ein schön Remedium, Wie dem Türcken zu begegnen, und durch Gottes Hülffe gar könte vertrieben werden, o. O. 1664.
112 tern darstellte. Imagepolitisch mußte Leopold I. also in diesem Fall gegen alte antihabsburgische Vorurteile ankämpfen. Allerdings stellen die beiden hier genannten Flugschriften der Jahre 1663 und 1664 eine Ausnahme dar und weichen von den oben skizzierten gängigen Meinungen deutlich ab.
II.2.2.2 Der Waffenstillstand von 1664 und die Auswirkungen des Türkenkrieges auf das Image des Kaisers Nach den Erfolgen der vereinigten Reichstruppen gegen die Türken im Jahr 1664 stellte der noch im selben Jahr abgeschlossene Waffenstillstand eine Enttäuschung dar, die zu Kritik am Wiener Hof führte. In den Zeitungen gibt es erste Informationen zu dem angestrebten Waffenstillstand im Oktober des Jahres 1664. Die Münchner Postzeitung gibt hier eine auf einem Gerücht beruhende Nachricht wider und meint: [...] soll solches noch in zimblichen guten Puncten unsersseits bestehen [...]225. Weitere Informationen zu dem Frieden folgen in dem Blatt jedoch nicht. Etwas ausführlicher behandelt die Münchner Mercurii Relation das Thema. Im Anschluß an den Abdruck der genauen Friedensbedingungen heißt es in einer weiteren Meldung aus Wien: [...] und protestiren die Ober- und Nider-Ungarn, wie auch der Palatinus selbsten noch starck wider den Friden226. Im weiteren Verlauf des Berichtes wird die Zusammenkunft von Abgeordneten der ungarischen Stände mit dem Kaiser angekündigt, da die Ungarn ihre Beschwerden gegen den Frieden vortragen wollen. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung bleibt dem Leser allerdings vorenthalten. In der folgenden Ausgabe wird zwar noch einmal von den Bedenken der Ungarn gehandelt, doch folgen keine weiteren Berichte mehr zu dem umstrittenen Vertrag227. Die Haltung der Ungarn zu dem abgeschlossenen Waffenstillstand ist auch bei der Hamburger Ordinari Zeitung ein Thema. Die ungarischen Bedenken werden hier noch etwas ausführlicher geschildert und der Leser erfährt von mehreren Zusammenkünften der ungarischen Stände, in denen das Problem zur Debatte stand228. Über Kritik aus dem Reich an dem abgeschlossenen Waffenstillstand erfährt der Leser dagegen in den Zeitungen nichts. Trotzdem bestand aber offenbar ein Rechtfertigungsbedarf des Wiener Hofes, denn die Hamburger Ordinari Zeitung berichtet von einer offiziellen Erklärung der kaiserlichen Seite, die an den
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MP 1664, Nr. 42, S. 4. MM 1664, Nr. Vv43, S. 4. MM 1664, Nr. Xx 44, S. 3. Erste Erwähnung des anstehenden Friedens in HO 1664, Do. Nr. 35, S. 3; erste Beschwerden der Ungarn und zur Ratifikation des Friedens in HO 1664, App. Nr. 41, S. 2-4; weitere Beschwerden HO 1664, Di. Nr. 42, S. 1; HO 1664, Do. Nr. 43, S. 2 und 4; HO 1664, Di. Nr. 44, S. 2 und 3 sowie HO 1664, Do. Nr. 44, S. 3.
113 Reichstag und nach Rom gesandt wurde229. In dieser Erklärung erläutert der Kaiser seine Gründe für den raschen Abschluß des Waffenstillstandes. Eine Zusammenfassung dieser vom Wiener Hof genannten Punkte erschien darüber hinaus in der „Relation von denen Motiven und Ursachen, wodurch die Rom. Keyserl. Majestät, mit dem Türken Frieden zumachen bewogen worden"230. Demnach erhielt der Kaiser Kenntnis von separaten Friedensverhandlungen Venedigs mit den Türken, deren Abschluß bedeutet hätte, daß die kaiserliche Seite allein hätte weiterkämpfen müssen. Weitere Gründe für den Waffenstillstand waren laut der offiziellen kaiserlichen Erklärung der kurz bevorstehende Tod des spanischen Königs, das hohe Alter des polnischen Königs, nach dessen Tod ebenfalls die Sukzessionsfrage offen gewesen wäre, sowie die hohen Kosten des Krieges und die geringe Hilfe durch die Reichsfürsten. Faßt man die offiziell genannten Gründe für den Abschluß des Waffenstillstandes zusammen, so erscheinen sie imagepolitisch nicht eben geschickt gewählt zu sein. Der Verweis auf einen möglichen Separatfrieden Venedigs sowie auf die hohen Kosten und mangelnde Unterstützung der Reichsfürsten wirkt zwar, vor allem da der Wiener Hof keine näheren Informationen zu diesen Anschuldigungen gibt, nicht zwingend, aber zumindest einleuchtend. Dagegen stehen die offen genannten Sorgen zur eventuellen Regelung von Nachfolgeproblemen in Spanien und Polen. Mit dieser Argumentation werden eindeutig Hausmachtinteressen der Habsburger in den Vordergrund gerückt und dem Kampf gegen die Türken vorgezogen. Die kaiserliche Seite konnte sich damit leicht den Vorwurf zuziehen, die sich bietenden Chancen im Kampf gegen die Türken nicht genutzt zu haben und im Gegenteil Eigeninteressen verfolgt zu haben. Die Rechtfertigung für den raschen Waffenstillstand war daher sicher nicht überzeugend, obwohl sie offensichtlich ohne weitere Diskussion akzeptiert wurde. Zumindest bieten Flugschriften, Flugblätter und Zeitungen keine Anhaltspunkte dafür, daß an den offiziell genannten Gründen für den Waffenstillstand Kritik aufkam. Kommentiert wurde das getroffene Abkommen dagegen in einem politischen Ereignislied, das zunächst Montecuccoli für seinen Sieg bei St. Gotthard lobt. Zum Kaiser heißt es dagegen: Hab ich zware Sieg in Händen, Mach doch einen Armistiz [...] Der Franzos, so mir verbunden, Ist sehr falsch, traue ihme nicht, Und wie Ungarn hab befunden, Giebt mir auch kein Zuversicht. Meiner Völker aus dem Reiche, Seynd mir nit so viel erweckt, daß das Glück nie ab könnt weichen [...] Besser ist ein schmaler Bissen, So man sicher nimmet hin [...]23'. Dem Lied zufolge entschließt sich der Kaiser zu einem Waffenstillstand, da er fürchtet, 229
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HO 1664, App. Nr. 42, S. 3-4 datiert mit dem 11. Okt. Die Friedenspunkte wurden mitsamt dieser Erklärung übersendet: zusampt den Uhrsachen warumb Ihre Käyserl. Mayest. die Waffen niederzulegen und zu dem Frieden zu schreiten bewogen worden [...]. Relation von denen Motiven und Ursachen, wordurch die Rom. Keyserl. Majestät, mit dem Türken Frieden zumachen bewogen worden, o. O. 1664. Vgl. dazu Özyurt, Türkenlieder, Lied Nr. 34, S. 249.
114 daß das Kriegsglück sich gegen ihn wenden könnte. Die Sorge vor der mangelnden Unterstützung durch die Reichsvölker wurde auch in der oben genannten Relation geäußert. Darüber hinaus kommen Zweifel an der Bündnistreue der Ungarn und Franzosen zum Ausdruck, die beide an den kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligt waren. Während an den Ungarn bereits zuvor in einigen Berichten ihr mangelnder Kampfeswille und ihre Wankelmütigkeit gegenüber den Türken kritisiert worden war, sind die Sorgen vor einem Verrat der französischen Truppen vollkommen neu. Flugschriften und Zeitungen äußerten sich im Gegenteil in ersten Berichten von den Schlachten des Sommers 1664 übereinstimmend positiv zu dem Einsatz der französischen Hilfstruppen232. Dagegen fügte der Autor des politischen Liedes sogar noch eine weitere Strophe an, in der er Ludwig XIV. sprechen läßt: Leopoldi Macht zu spalten, Spiel ich falsch so hie wie dort; Darum mit dem Türken halten Muß ich's heimlich immerfort233. Der hier geäußerte Verdacht gegen Ludwig XIV. zeigt bereits, wie das 1664 geschlossene Abkommen schließlich in den siebziger und achtziger Jahren des Jahrhunderts bewertet wurde: Vor dem Hintergrund der langjährigen Auseinandersetzungen mit dem französischen König wird ein möglicher Verrat durch die gegen die Türken mitkämpfenden französischen Truppen für durchaus wahrscheinlich gehalten. Der rasche Waffenstillstand des Kaisers gilt daher in der Rückschau als vorausschauende Maßnahme, mit der er eventuellen Anschlägen durch die Franzosen zuvorkommen wollte. Abschließend stellt sich zu dem Türkenkrieg der Jahre 1663-1664 die Frage, inwieweit der Kaiser imagepolitisch seine ersten kriegerischen Erfolge gegen diesen Gegner ausnutzte. Behindernd für eine triumphale Selbstdarstellung des Kaisers als Türkensieger wirkte sich sicher der enttäuschende Waffenstillstand aus, der die am Schluß des Krieges errungenen Siege nicht widerspiegelte. Hinzu kam, daß der Kaiser nicht aktiv an den Kämpfen beteiligt war, sondern nur von Wien aus das Geschehen verfolgte. So finden sich ζ. B. in den politischen Ereignisliedern Lobgesänge auf den für die kaiserlichen Truppen kämpfenden Grafen Serin234 und anerkennende Verse zu dem kaiserlichen Feldherrn Montecuccoli235. Der Kaiser selbst wird dagegen in Flugschriften, Einblattdrucken oder anderen Medien nur selten erwähnt. Ein Augsburger Friedensblatt zeigt zwar Leopold I. in einer antipodischen Inszenierung dem negativ stilisierten türkischen Reich gegenüber232
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Ζ. B. in dem als Flugschrift erschienenen Bericht des kaiserlichen Feldherrn Montecuccoli an den Kaiser: [Raimund von Montecuccoli], Copia Des Allerunterthänigsten Berichts, so der, an Ihre Kays. Maj. Von [...] Herrn Graffen Montecucoli, etc. Mit obstehender Relation, und etlichen Fahnen [...] und andern Rariteten heraus geschicket, und bey diesem Treffen beständig mit gewesner Herr Tullio Miglio seithero allergehorsamst eingereicht, o. O. [1664]. In einem Hamburger Nachrichtenblatt heißt es dazu: [...] darbey die Frantzösische Cavallerie die Avantguarde gehabt, und ritterlich gefochten [...], HO 1664, Di. Nr. 32, S. 4. Özyurt, Türkenlieder, Lied Nr. 34, S. 250. Özyurt, Türkenlieder, Lied Nr. 36 und 37, S. 251-255. Özyurt, Türkenlieder, Lied Nr. 34, S. 248-250.
115 gestellt, doch diese Darstellung sieht den Kaiser nicht als triumphalen Einzelkämpfer, sondern hebt vor allem den gemeinsamen Erfolg aller Reichsangehörigen gegen die Ungläubigen hervor (Abb. 13)236. Die der Darstellung beigegebenen Bildattribute, wie ein den Koran haltender Teufel, der im Gegensatz steht zu dem in den Wolken erscheinenden Jesus Christus, verweisen auf den religiösen Gegensatz, der von Leopold zugunsten der christlichen Religion entschieden wurde. Das Echo auf die kaiserlichen Erfolge gegen die Türken muß also innerhalb der Medienlandschaft als gedämpft bezeichnet werden. Gerade im Vergleich zu den zahlreichen Bilddarstellungen und textlichen Lobsprüchen, die anläßlich der Türkenkriege der achtziger Jahre auf den Kaiser verfaßt wurden, scheint sich die Begeisterung zu dem Konflikt der sechziger Jahre in Grenzen gehalten zu haben. Auch Leopold I. und der Wiener Hof taten wenig, um den Kaiser als Kriegshelden hoch zu stilisieren. Zwar läßt Leopold sich bei künftigen Ereignissen, wie ζ. B. bei der Hochzeit mit der Infantin Margaretha Theresa, offiziell als Türkensieger bezeichnen, doch eigene Auftragsarbeiten, die in irgendeiner Weise seinen Anteil an den Kriegserfolgen besonders betonen, ließen sich nicht finden. Imagepolitisch hielt es der Wiener Hof vermutlich wegen des enttäuschenden Friedensschlusses für unklug, den Kaiser besonders hervorzuheben. Zumindest hatte Leopold I. aber durch diesen ersten Türkenkonflikt bewiesen, daß das Haus Habsburg unter seiner Führung der türkischen Bedrohung gewachsen war. Damit war eines der wichtigsten Anliegen, die das Volk an seine habsburgischen Herrscher hatte, erfüllt worden. Umstände und Ergebnisse des Konfliktes waren jedoch nicht dazu angetan, überschwengliches Lob und Begeisterung hervorzurufen; die Prestigegewinne des Kaisers aus diesem Konflikt hielten sich also in Grenzen.
II.2.2.3 Das Image des Kaisers in den ersten Regierungsjahren Die Auseinandersetzungen im Vorfeld der Wahl in Frankfurt 1658 haben gezeigt, daß das Haus Habsburg und damit Leopold I. als sein Vertreter noch an den Folgen des Dreißigjährigen Krieges zu tragen hatte. Der zukünftige Kaiser wurde in einigen Schriften als abhängig von Spanien und als willenloser Spielball der Jesuiten gesehen. Hinzu kam die Jugend des Kandidaten, die die Bedenken gegenüber einem entschlußlosen und unselbständigen Kaiser noch förderten. Der Dreißigjährige Krieg hatte außerdem eine starke Friedenssehnsucht im Reich hervorgerufen, der Leopold zunächst durch seine Verwicklung in den Nordischen Krieg und seine Verbindung zu dem immer noch mit Frankreich im Krieg stehenden spanischen Zweig des Hauses nur schwer Rechnung tragen konnte. Dementsprechend ausgeprägt war in den Medien die Angst, daß durch die Wahl eines Habs236
Vgl. dazu Abb. 13: Friedens-Gemähld, Für die Evangelische Schul-jugend in Augspurg, bey widerholtem Danck- und Frieden-Fest, den 8. Augusti Anno 1664. außgetheilet, [Augsburg 1664], Staatliche Kunstsammlungen Augsburg, Inv. Nr. G 20690.
116 burgers sehr rasch innerhalb des Reiches wieder Krieg geführt würde. Aufgewogen wurden diese negativen Vorstellungen durch Verweise auf die lange Herrschaftstradition des Hauses Habsburg und die bewährten Herrschertugenden der aus diesem Haus stammenden Kaiser. Als Pluspunkt der Habsburger fiel außerdem ihre besondere Rolle bei der Abwehr der Türkengefahr ins Gewicht. Zur Wahl selbst wurde der neu gewählte Kaiser dann ganz im traditionellen Stil präsentiert. Immer wieder Erwähnung fand das von ihm gewählte Motto ,Consilio et Industria' und das dazugehörige Herrschaftssymbol. Ganz den bekannten Regeln zur positiven Stilisierung eines Potentaten entsprachen auch Vergleiche mit Sonne, Adler oder mythologischen Gestalten wie Herkules, Jupiter oder Atlas. Bereits zur Wahl des neuen Kaisers ist auch das aus dem Namen Leopolds gebildete Wortspiel .Leopold - Liebhold' nachzuweisen, das die mit seiner Person verbundenen Friedenshoffnungen illustriert. In den folgenden Jahren hatte der neu gewählte Kaiser allerdings weiterhin einen schweren Stand im Reich, da das dem Haus Habsburg durch die Stände entgegengebrachte Mißtrauen nicht wirkungsvoll entkräftet werden konnte. Der Türkenkrieg der Jahre 1663 und 1664 brachte Leopold I. imagepolitisch kaum weiter, obwohl die Unterstützung für das Reichsoberhaupt in Phasen der äußeren Bedrohung traditionell stärker war. Der enttäuschende Friedensschluß von 1664 und die Tatsache, daß der Kaiser sich nicht selbst auf dem Schlachtfeld hervorgetan und nur von Wien aus das Geschehen beobachtet hatte, mögen für diese geringe Wirkung des Türkenkrieges auf sein Image verantwortlich sein. Immerhin bewies Leopold I. in dieser Phase, daß er in der Lage war, die Türkenabwehr als traditionelle Aufgabe seines Hauses zu erfüllen.
II.2.3 Die Magnatenverschwörung und der Konflikt mit Frankreich Die Jahre von 1667 bis 1679 waren vor allem geprägt durch die offen zutage tretenden Feindseligkeiten zwischen Wien und Frankreich. Mit dem Devolutionskrieg 1667 begann die über dreißig Jahre andauernde Konfliktserie beider Mächte, bei der immer wieder auch die Sicherung des spanischen Erbes im Hintergrund stand. Der erste Krieg gegen den französischen König konnte rasch zum Abschluß gebracht werden. 1668 wurde von der zum Schutz der Spanischen Niederlande gebildeten Tripelallianz aus Schweden, England und Holland der Frieden von Aachen mit Frankreich geschlossen. Zwar verlor der französische König dabei die Freigrafschaft Burgund wieder, die von ihm eroberten Gebiete in Flandern und im Hennegau konnten jedoch behauptet werden. Leopold I. und das
117 Reich waren in diesen ersten expansionistischen Krieg Ludwigs XIV. allerdings nicht direkt verwickelt, obwohl der Überfall Frankreichs auf die Spanischen Niederlande zu Überlegungen geführt hatte, ob das Reich dem bedrohten Burgundischen Reichskreis Hilfe leisten müßte. Diese wurden letztendlich verworfen, doch führte das Vorgehen Ludwigs XIV. dazu, daß der 1658 mit ihm geschlossene Rheinbund nicht verlängert wurde237. Dem Wiener Hof waren auf der anderen Seite durch die Bestimmungen des Westfälischen Friedens die Hände gebunden. Eine Unterstützung der Spanischen Niederlande war nach der ablehnenden Haltung im Reich nicht durchzusetzen, so daß man sich schließlich unter Führung der kaiserlichen Berater Auersperg und Lobkowitz 1668 zu einem Geheimvertrag mit Frankreich durchrang, der eine Teilung des spanischen Erbes vorsah und den Kaiser dafür zur Neutralität verpflichtete238. Aus diesem Vertrag resultierte die trotz des aggressiven Vorgehens Frankreichs passive Politik des kaiserlichen Hofes in den folgenden Jahren. Die Einnahme Lothringens durch Ludwig XIV. 1670 sowie der Ausbruch des Holländischen Krieges 1672 riefen zwar Empörung in Wien hervor und führten zu ersten Rüstungen und kriegerischen Handlungen, doch boten erst die Operationen des französischen Königs auf Reichsgebiet 1672/1673 dem Kaiser Gelegenheit, seine bisher defensive Haltung unter Ignorierung des Geheimvertrages aufzugeben. In den folgenden Auseinandersetzungen agierte das kaiserliche Heer allerdings eher glücklos und konnte sich gegen Frankreich auch im Bündnis mit den Generalstaaten nur unter Schwierigkeiten behaupten. Im Hinblick auf propagandistische Maßnahmen oder imagepolitische Schritte des Wiener Hofes gegen den französischen König muß der von 1668 bis 1672 die kaiserliche Politik stark behindernde Geheimvertrag mit in die Überlegungen einbezogen werden. Antifranzösische Propaganda erscheint vor diesem Hintergrund eher überflüssig, da dadurch das passive Verhalten des Kaisers verstärkt Erklärungsbedarf hätte hervorrufen können. Trotzdem mehrten sich bereits seit dem Devolutionskrieg innerhalb des Reiches Stimmen, die vor den überzogenen Machtansprüchen Ludwigs XIV. warnten. Hauptmedium des Meinungsaustausches zu diesem Thema waren die Flugschriften, die in außerordentlich hoher Zahl noch heute in den Bibliotheken vorhanden sind, und damit auch eine wichtige Quellengrundlage für dieses Kapitel bilden. Zeitlich bot sich für eine Analyse der Öffentlichkeitspolitik des Wiener Hofes eine Eingrenzung auf die Jahre 1672 bis 1674 an, da nach 1672 der mit Frankreich geschlossene Geheimvertrag von der kaiserlichen Seite ignoriert wurde und die
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Vgl. dazu Press, Kriege und Krisen, S. 414-415; Aretin, Das Alte Reich, Bd. 1, S. 238-242. Allgemein zum Verhältnis zwischen Ludwig XIV. und dem Reich Klaus Peter Decker, Frankreich und die Reichsstände 1672-1675. Die Ansätze zur Bildung einer ,.Dritten Partei" in den Anfangsjahren des Holländischen Krieges, Bonn 1981 (Pariser Historische Studien 18). Vgl. zu dem Geheimvertrag Decker, Frankreich und die Reichsstände, S. 38-39; Aretin, Das Alte Reich, Bd. 1,S. 240-241.
118 profranzösischen Berater des Kaisers zunehmend an Boden verloren, so daß eine klare Stellungnahme gegen Frankreich am Ende dieser Entwicklung stand. Besonders interessant wird der genannte Zeitraum aber durch die Tatsache, daß in dieser Phase Friedensverhandlungen in Köln stattfanden, die eine rege Diskussion von Kriegsgegnern und -befürwortern im Reich entfachten. Neben diesen politisch relevanten Diskussionspunkten soll innerhalb dieses Kapitels aber auch die aktuelle Kriegsberichterstattung auf propagandistische und meinungsbeeinflussende Tendenzen überprüft werden. Die im Jahr 1674 in Sinsheim und Seneffe zwischen den Alliierten und französischen Truppen geführten Schlachten dienen hier als Beispiele für eine Überprüfung der Nachrichtenlage von den Kriegsschauplätzen. Für den Kaiserhof war die Phase von 1667 bis 1679 jedoch nicht ausschließlich durch den Konflikt mit Ludwig XIV. geprägt. Bereits 1671 kam es in Ungarn zu einem Adelsaufstand, der vor allem aus religionspolitischer Sicht auch im Reich für Aufruhr sorgte, denn die konfessionelle Problematik war immer noch ein Reizthema, durch das imagepolitisch großer Schaden angerichtet werden konnte. Die Berichterstattung zu dem Aufstand und die daran anschließende Informationspolitik zur Verhaftung und Hinrichtung der Haupttäter muß daher als ergänzender Teilaspekt dieses Kapitels behandelt werden, wobei vor allem das konfessionelle Image der Habsburger und die speziell von dem Haus in den Vordergrund geschobene ,Pietas Austriaca' Berücksichtigung finden sollen.
II.2.3.1 Die Magnatenverschwörung in Ungarn 1671 und die konfessionelle Problematik Die Verschwörung von Mitgliedern des ungarischen Adels gegen die habsburgische Herrschaft in Ungarn wurde 1671 aufgedeckt und in mehreren Prozessen streng geahndet. Als Hauptbeteiligte galten die Grafen Peter Zrinyi, Franz Nadasti und Franz Christoph Frangepan, die unter anderem geplant haben sollen, ein Attentat auf Leopold I. zu verüben. Die Entlarvung der Verschwörer und ihre Hinrichtung war nicht nur ein rein auf Ungarn beschränktes Ereignis, sondern erhielt durch die Publizistik eine europäische Dimension. Vor dem Hintergrund des 1668 zu Ende gegangenen Devolutionskrieges und der Annexion Lothringens durch Ludwig XIV. wurde die Rebellion oft als Werk des französischen Königs interpretiert und galt als ein erneuter Beweis für seine kriegerischen Absichten. Der Adelsaufstand von 1671 stellt aber auch den Anfangspunkt für die repressive Politik der Habsburger in Ungarn dar239. Die Zurückdrängung des Adels als Zwi-
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Vgl. Spielman, Leopold I., S. 68-70; Bela Köpeczi, Staatsräson und christliche Solidarität. Die ungarischen Aufstände und Europa in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, Wien u. a. 1983.
119 schengewalt und der Versuch, absolutistische Strukturen durchzusetzen, wurden begleitet von einer massiven Verfolgung der Protestanten in Ungarn, die im Reich und in ganz Europa Kritik auslöste. Die Aufdeckung der Verschwörung von 1671 kann zunächst für die kaiserliche Seite als imagepolitisch förderliches Ereignis angesehen werden. Allgemein galt die geplante Rebellion als verwerflich und wurde in Zeitungen, Flugblättern und Flugschriften negativ bewertet. Hinzu kam aber auch eine geschickte Öffentlichkeitsarbeit des Wiener Hofes, die das harte Vorgehen gegen die Aufständischen ins rechte Licht zu rücken suchte. In den Zeitungen setzte eine massive Berichterstattung zu dem Aufstand in Ungarn im April des Jahres 1671 ein. Gleich zu Beginn des Monats berichteten mehrere Zeitungen von einem kaiserlichen Dekret, das in allen Gespanschafften des Königreichs Ungarn an die Thöre der Städte und Märckte angebracht wurde und die Taten der Aufständischen auflistete240. Es folgten im Verlauf des Monats Nachrichten zu den einzelnen Urteilssprüchen für Nadasti, Zrinyi und Frangepan. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang eine Meldung der Hamburger Ordinari Zeitung, die den normalerweise streng berichtenden Stil verläßt und zu Nadasti ein klare Meinung äußert: Mit dem Graffen Nadasti dürffte man nunmehr bald forthfahren. Es ist je ein abschewlicher Delinquent, drey mahl hat er Ihre Maj., und Käyser wollen umbbringen, und 2. mahl lebendig fangen, und Sie den Türcken lieffern: ja er hat sich bey der Pforten obligiret, wann sie es verlangten, selbsten dem Käyser das Haupt mit seinem Säbel abzuschlagen, und selbiges der Pforten zu überschicken™. Die Vergehen Nadastis sind damit eindeutig und bedürfen keines weiteren Kommentars. Seiner Klassifizierung als abschewlich entspricht die bildmächtige Schilderung von der Köpfung des Kaisers und der Übersendung seines Hauptes an die Türken als dem allgemein verachteten Hauptfeind der Christenheit. Gerade im Hinblick auf dieses besonders verwerflich erscheinende Vorgehen der Aufständischen, scheint der Kaiser dagegen mit äußerster Milde zu reagieren. Nach einem Bericht der Hamburger Ordinari Zeitung sollen nach Gutachten der Universitäten in Ingolstadt, Leipzig und Tübingen sowie des Reichskammergerichtes in Speyer die Delinquenten für ihre Vergehen unter besonderen Foltern hingerichtet werden, während man in Wien nur das Abschlagen einer Hand und des Kopfes als Strafe erwägt242.
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HO 1671, Di. Nr. 15, S. 2-3. Vgl. dazu auch Nord. Mere., 1671, S. 229 sowie FO 1671, Nr. 15, S. 3. HO 1671, Di. Nr. 17, S. 1. Vgl. dazu auch die Meldung im Nord. Mere., 1671, S. 251-253, die ähnliche Fakten bringt, sich aber einer klaren Meinungsäußerung zu Nadasti enthält. HO 1671, Do. Nr. 17, S. 2: Ungeachtet vom Käyserlichen Cammergericht zu Speyer und andern Universitäten, als von Tübingen, Leipzig, Ingolstadt und dergleichen mehr, das Conclusum und Gutachten über die Ungarische Rebellen am Käyserl. Hoff allhie eingebracht worden, daß nemblich selbige mit glüenden Zangen gezwicket, ihnen die Zungen herausgerissen, Rumen ausgeschnitten, und sie so dann aujf den Scheiter Haujfen geleget werden sollen, so
120 Der Bericht zur Hinrichtung Nadastis Anfang Mai nimmt dann fast eine ganze Zeitungsausgabe der Hamburger Ordinari Zeitung ein243. Auch der Vollzug der Exekution an Zrinyi und Frangepan wird gemeldet, die beide sehr wohl disponirt gestorben seyn244. Im Lauf der nächsten Ausgaben meldeten die Zeitungen noch weitere Details zu den Hinrichtungen, die sich mit Briefen und letzten Worten der Verurteilten sowie der Hoffnung Frangepans und Zrinyis auf ein milderes Urteil befaßten. Mitte Mai kündigten dann mehrere Blätter an, daß man in Wien plane, einen genaueren Bericht zu der Rebellion herauszubringen: Herr Secretarius Abel soll bereits geschäffiig seyn, die Rebellions-Sachen, sonderlich aber von den schon Enthaupteten in den Druck zu befördern, davon auch bald ein Exemplar folgen soll245. Die Ankündigung dieser Schrift zeugt von dem großen Interesse, das man der Rebellion und der Hinrichtung der Schuldigen entgegenbrachte. In die Berichterstattung zu den Aufständen mischten sich aber auch bereits erste Bedenken zu den konfessionspolitischen Folgen der Ereignisse. Der Nordische Mercurius berichtet ζ. B. von Sorgen der Ungarn vor einer grossen Reformation2*6. Die Zeitungen lieferten damit umfassende Informationen zu dem Adelsaufstand und nahmen eindeutig gegen die Delinquenten Stellung: Ihre Vergehen rechtfertigten ihre Hinrichtung und ein hartes Vorgehen des Wiener Hofes. Eine eher milde Verurteilung der Angeklagten beobachtete die Hamburger Ordinari Zeitung, während in anderen Blättern keine besondere Zurückhaltung des Kaisers bei der Bemessung des Strafmaßes für die Schuldigen notiert wurde. Auffällig ist bei der Berichterstattung in den Zeitungen, daß die Verbindungen der ungarischen Adeligen zur französischen Krone keine Erwähnung finden und damit auch nicht zur Rechtfertigung des harten Vorgehens gegen die Aufständischen instrumentalisiert werden können. Die in den Zeitungen angekündigte Dokumentation des Wiener Hofes zu den Vorkommnissen in Ungarn erschien noch im selben Jahr. In Wien wurde sie von der Hofbuchdruckerei Cosmerovius gedruckt; für das Reich erhielt das Nürnberger Unternehmen Endter ein Privileg zum Nachdruck dieser Ausgabe. Die „Ausführliche und Warhafftige Beschreibung, Wie es mit denen Criminal-Processen [...] hergangen" umfaßt in der Nürnberger Ausgabe 82 Seiten und liefert neben offiziellen Schriftstücken zu den Prozessen detaillierte Einzelberichte der Hinrich-
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vernimbt man jedoch, daß des Graffen Nadasti Urtheil dahin limitirt sey, daß ihme der Kopff nebst der rechten Hand abgehawen werden solle. HO 1671, Do. Nr. 18, S. 1-4. Weitere Berichte zur Exekution Nadastis in HO 1671, App. 18, S. 3-4; HO 1671, Di. Nr. 19, S. 2-3. Informationen zu dem Brief Nadastis an den Kaiser in HO 1671, Do. Nr. 19, S. 2-3. Sehr knapp gehalten dagegen die Berichterstattung zu den Hinrichtungen in FO 1671, Nr. 19 und 20 sowie BO 1671, 18. Woche, 4. Stück, S. 4 sowie 19. Woche, 2. Stück, S. 4. Ausführlicher dagegen der Nord. Mere. 1671, S. 281-284. HO 1671, App. Nr. 18, S. 3-4. Nord. Mere., 1671, S. 292. Berichte dazu auch in HO 1671, Di. Nr. 20, S. 2 und HO 1671, Do. Nr. 20, S. 1-3. Nord. Mere., 1671, S. 292.
121 tungen sowie Briefe und persönliche Stellungnahmen der Angeklagten, die darin unter anderem Leopolds Güte und Barmherzigkeit loben und ihre Schuld voll anerkennen247. Aber auch der innere Zwiespalt des Kaisers im Zusammenhang mit den Hinrichtungen ist Thema des Berichtes: Ihre Kaiserliche Maiestät hätten [...] Sie [die Angeklagten, J. S.] aus Antrieb der Ihro, von der Natur eingepflanzten Müdigkeit, gern verschont, also daß sich in dero Kaiserlichen Gemüth ein rechter Stritt erhebt [...]. Leopold habe sich aber dann als ein hochverniinfftiger Potentat für eine Verurteilung entschieden, da er gewußt habe, daß die allzugrosse Müdigkeit in so schweren Verbrechungen, die Beherrschung der Fürsten mehr schwäche als besteijfe [...]248. Der Bericht stellt damit den Kaiser als gütigen und milden Herrscher dar, der allein durch die besonders schwerwiegenden Straftaten der ungarischen Adeligen zu einem harten Vorgehen gezwungen wird. Eine Verschonung der Täter hätte dagegen seine eigene Herrschaft in Frage gestellt, so daß sein hartes Durchgreifen auch vor diesem Hintergrund als unerläßliche Maßnahme erscheint. Das für die Distribution des Berichtes zuständige Verlagshaus Endter veröffentlichte die Dokumentation des Wiener Hofes nicht nur in deutscher Sprache, sondern erhielt auch ein Privileg für die Verbreitung des Werkes in lateinischer, italienischer, französischer und spanischer Sprache249. Intendiert war damit die Bekanntmachung der Ereignisse und der kaiserlichen Rechtfertigung in ganz Europa. Tatsächlich konnte Bela Köpeczi in seiner Untersuchung zu den ungarischen Aufständen des 17. Jahrhunderts zeigen, daß Ausgaben der Dokumentation in italienischer und holländischer Sprache erschienen sind250. Eine holländische Übersetzung war auch die Basis für die Weiterverbreitung der kaiserlichen Rechtfertigung in England, die durch P. A. Gent geleistet wurde. Die Begründung des Übersetzers für eine Darstellung des Prozesses verweist auf die konfessionelle Problematik, die hinter dem Geschehen in protestantischen Ländern vermutet wurde. So erklärt Gent in der Vorrede seiner Schrift: „Schließlich habe ich ihn deshalb herausgegeben, weil ich gehört habe, daß viele diese Angelegenheit so auffassen, als wären die drei Grafen und auch Graf Tattenbach, die zusammen mit anderen die Rebellion ausgebrütet haben und ihre Anführer waren, eigentlich unschuldig und allzu hart bestraft worden, da sie keiner anderen schweren Verfehlung zu beschuldigen seien, als daß sie der reformierten Religion angehört hatten"251. Die Stellungnahme Gents liefert Anhaltspunkte dafür, daß zumindest in der protestan247
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Ausführliche und Warhafftige Beschreibung, Wie es mit denen Criminal-Processen, und darauf erfolgten Executionen, wider die drey Grafen Frantzen Nadaszdi, Peter von Zrin, und Frantz Christophen Frangepan, eigentlich hergangen. Mit allergnädigsten Befehl Ihrer Käiserl. Majestät, den Wienerischen Exemplar nachgedruckt, Nürnberg 1671. Ausführliche und Warhafftige Beschreibung, Wie es mit denen Criminal-Processen [...], 1671, fol. C4v.-fol. D. HHSTA Wien, Reichshofrat, Impr., Fasz. (Karton) 11, fol. 112-115. Köpeczi, Staatsräson, S. 126. Zitiert nach Köpeczi, Staatsräson, S. 127.
122 tischen Öffentlichkeit das Vorgehen gegen die Aufständischen nicht als rechtmäßige Reaktion auf einen geplanten Aufstand, sondern vor allem als Unterdrückung unter konfessionellen Vorzeichen gewertet wurde. Vor diesem Hintergrund bestätigt sich die Notwendigkeit der vom Wiener Hof geleisteten Öffentlichkeitsarbeit. Mit der Darstellung des Prozeßverlaufes durch offizielle Schriftstücke und der ausdrücklichen Betonung der kaiserlichen Milde bei der Vollstreckung der Urteile genügte man einerseits dem Informationsbedürfnis und der Neugier der Bevölkerung, andererseits beugte man aber auch Imageverlusten bei konfessionell Andersgläubigen vor. Dies gelang aber nur teilweise, was gerade im Hinblick auf die weiteren Maßnahmen der Habsburger in Ungarn deutlich wird. Mit der offiziellen Stellungnahme des Wiener Hofes zu den Prozessen und Hinrichtungen in Wien und den die Ereignisse begleitenden Zeitungsberichten erschöpften sich jedoch keineswegs die Informationsmöglichkeiten zu der Magnatenverschwörung. Neben der Wiener Dokumentation erschienen noch weitere Flugschriften, die in Auszügen bzw. in Zusammenfassungen die Geschehnisse weiterverbreiteten252. Illustrationen auf Einblattdrucken oder in Flugschriften visualisierten darüber hinaus die Ereignisse und zeigten die Porträts der Delinquenten oder Szenen der Hinrichtungen. Die Flugschrift „Warhafftige und außführliche Relation, Wie die Ungarischen Rebellen [...] Zur verdienten Straffe gezogen worden" bietet ζ. B. Porträts der vier Rebellen Nadasti, Zrinyi, Frangepan und Bonis, um die sich Schlangen als Zeichen des Verrats winden253. Der Einblattdruck „Eigentliche und warhaffte, und nach dem Leben gestalte Bildnussen" geht
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Vgl. dazu die Flugschriften Umbständige und warhaffte Relation Welcher Gestalten Ihrer Rom Käyserl. Majest. Leopoldi I. nachfolgende drey Haupt-Rebellen, Als Graffen Serini, Franchipani, in der Käyserlichen Newstatt bey Wien, Und Graff Nadasti, in der Käyserl. Statt Wien, Ihr wolverdiente Straff und Execution außgestanden. Gott gnad ihr Seelen. Wie auch deß Graffen von Tättenbach Revocation, Nachgetruckt im Jahr 1671, ο. Ο 1671; Umbständige Warhaffte Relation, Eines Schreiben auß der Winnerischen Newstatt, an einen güten Freund abgangen. Welchergestalten beede Rebellen Herren Grafen Serin und Franchiban, Der Executions Proceß den 19. Aprill in der Wiennerische Newstatt formiert worden, und was dabey anderweitig denckwürdiges mit eingelauffen, Konstanz 1671; Warhafftige und außführliche Relation, Wie die Ungarischen Rebellen zu Wien in Oesterreich, Als auch Zur Wienischen Neu-Stadt und zu Preßburg Am 30. Aprilis Anno 1671 Zur verdienten Straffe gezogen worden, Nebst dem Nadastischen, Serinisch- und Fragypanischen Urtheil, o. O. 1671 sowie die illustrierten Einblattdrucke Warhaffte Contrafactur und Abbildung, deren ehmals Vornehm-Berühmten drey Ungarischen grafen, nachmals aber an Ihrer Römischen Kayserl. May st. höchst-vergriffenen Rebellen, Nadasti, Serini und Fragipani, mit beygefügter ausführlicher Beschreibung, was massen selbig, dem billich-ergangenem Urtheil gemäß zur Execution gezogen, und den 30. April dieses 1671. Jahrs vom Leben zum Tod gebracht worden, o. O. 1671 und Abbildung, welcher Gestalt der Hungarische Haupt-Rebell Picaii, neben 19. andern seiner Gehülffen, zur wolverdienten Straff gezogen und hingerichtet worden, zu Arva den 28. Novembr. Anno 1672, o. O. [1672]; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und ExlibrisSammlung 1672/1. Warhafftige und außführliche Relation, Wie die Ungarischen Rebellen zu Wien in Oesterreich, 1671.
123 bei der Verbildlichung der Ereignisse noch weiter (Abb. 14)254. Die vier Porträts in der Mitte der Darstellung werden umgeben von zwei Drachen, die wiederum in der oberen Bildhälfte durch einen sie mit Schwertern bekämpfenden Adler, dem Wappentier des Kaisers, in Schach gehalten werden. Auch die Drachen sind zum Zeichen des Verrats noch einmal von Schlangen umwunden. In der unteren Bildhälfte zeigt der Einblattdruck schließlich Szenen der Hinrichtungen und den zur Abschreckung aufgebahrten Leichnam Nadastis. Das Vergehen der Hauptverdächtigen, die schrecklichen Folgen ihres Tuns, und die Kampfkraft des kaiserlichen Adlers werden also hier im Bild vereinigt. Aber auch der Text spart nicht mit deutlichen Stellungnahmen zugunsten des Kaisers und mit Warnungen vor dem Verrat am Reichsoberhaupt: Wer sich Gottes Ordnung hier frevelmiitig wiedersetzet, Wieder den Justitia ihr Schwerd gantz rechtmässig wetzet, heißt es im Großdruck in der unteren Bildhälfte. Die in Gedichtform gehaltenen Stellungnahmen der Täter an den Seiten des Bildes sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache. Alle vier Angeklagten bereuen ihre Tat und fordern den Leser dazu auf, die von Gott gegebene Ordnung zu respektieren und dem Kaiser treu zu folgen. So läßt der Autor des Blattes ζ. B. Frangepan ausrufen: Recht zu thun Euch stets befleisset, thut was Gott von Euch begehrt, Fürchtet Ihn, den Keyser ehrt, bleibt mit eurem Stand vergnüget. Der Einblattdruck, dessen Urheber sich nicht ermitteln ließen, hebt damit vor allem auf die disziplinierende Wirkung ab, die vom Kaiserhof mit den Hinrichtungen intendiert war. Flugschrift, Einblattdruck und Zeitung informierten also ausführlich und ganz im Sinn des Kaisers über die Magnatenverschwörung in Ungarn. Der Wiener Hof leistete darüber hinaus durch die Veröffentlichung einer ausführlichen Dokumentation des Geschehens notwendige Öffentlichkeitsarbeit. Unerwähnt bleibt in den ersten Berichten zu der Magnatenverschwörung allerdings eine mögliche französische Verwicklung in die Ereignisse. Hier schlug wahrscheinlich auf Wiener Seite der mit Frankreich geschlossene Geheimvertrag zu Buche, der durch eine negative Berichterstattung nicht gefährdet werden sollte. Trotzdem blieben im Reich eventuelle französische Verwicklungen in das ungarische Komplott nicht unberücksichtigt. In den folgenden Jahren wurde Frankreich häufig angeklagt, den ungarischen Aufstand angezettelt zu haben. Die Unterstützung der Erhebung gegen den Kaiser wurde dabei als Teil eines Gesamtplans Ludwigs XIV. zur Erringung der Macht im Reich interpretiert255.
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Vgl. dazu Abb. 14: Illustrierter Einblattdruck: Eigentliche und warhaffte, und nach dem Leben gestalte Bildnussen, Der ehe dessen höchstberühmten Ungarischen Grafen, Nunmehro aber wegen abscheulicher Conspiration wieder Unser Allerdurchlauchtigstes und Unüberwindlichstes Römisches Oberhaupt Justificirten Rebellen, Nadasti, Serini, Franchipani und Bonis, ο. Ο [1671]; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 9980kl. Vgl. dazu Köpeczi, Staatsräson, S. 126-127.
124 Während die Aufdeckung der Magnatenverschwörung und die folgenden Prozesse für den Kaiserhof keine gravierenden Gesichtsverluste brachten und konfessionelle Bedenken gegen die Politik der Habsburger in Ungarn nur vereinzelt laut wurden, waren die folgenden Jahre immer wieder durch Proteste gegen die kaiserliche Konfessionspolitik gekennzeichnet, die sich vor allem im Medium .Flugschrift' niederschlugen256. Sie berührten den seit dem Westfälischen Frieden zwar in friedliche Bahnen gelenkten aber trotzdem längst nicht gelösten Konfessionsgegensatz zwischen den katholischen Habsburgern und den protestantischen Kräften im Reich bzw. in Europa. Nach dem Westfälischen Frieden hatten die österreichischen Habsburger keineswegs Zurückhaltung bei gegenreformatorischen Bestrebungen geübt. Leopold I., der ursprünglich die Laufbahn eines Geistlichen einschlagen sollte, setzte in den eigenen Ländern den Katholizismus konsequent um und vertrat nach außen in fast noch stärkerem Maß als seine Vorgänger die in der Forschung unter dem Stichwort ,Pietas Austriaca' subsumierte „Katholizität spezifisch habsburgischer Prägung"257. Diese ordnete den Habsburgern nicht nur die eigentlich allgemein für einen Herrscher notwendige Herrschertugend der ,Pietas' zu, sondern maß ihr ein besonderes Gewicht bei. Ausgehend von Rudolf von Habsburg fühlte sich die Dynastie als spezielles Werkzeug Gottes, das für bestimmte religiöse Aufgaben auserwählt war. Die Pflege des Glaubens auf der einen Seite und die Ausprägung einiger typischer Merkmale habsburgischer Religiosität auf der anderen Seite waren die Folge dieser Auffassung. Neben der besonderen Verehrung Rudolf von Habsburgs wurde vor allem die Marien- und die Dreifaltigkeitsverehrung zum prägenden Merkmal der ,Pietas Austriaca'. Leopold I. führte diese Linie seines Hauses konsequent fort und trug seine Gesinnung durch Wallfahrten nach Mariazell oder durch die Errichtung einer aus Erz gegossenen Marienstatue im Jahr 1667 bereits gleich zu Beginn seiner Regierungszeit konsequent nach außen. Diese Haltung trug damit nicht dazu bei, konfessionelle Gegensätze zu entschärfen sondern führte vielmehr zu einer Sensibilisierung gegenüber möglichen Maßnahmen der katholischen Habsburger gegen andersgläubige Untertanen. Flugschriften zeigen, daß vor allem die Gegenreformation in Schlesien immer wieder auf öffentliche Kritik stieß258. Noch schwerer wog in der protestantischen Öffentlichkeit 256
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Für die Öffentlichkeitswirkung, die Flugschriften über die Verfolgung der Protestanten in Ungarn erzielen konnten, spricht auch ihre Publizierung im Diarium Europaeum. Vgl. dazu z. B. die Flugschrift Nothwendiger Gegen-Bericht, Auff dasjenige, so in kurtz verwichener Franckfurter-Herbst-Relation de Anno 1672. in Sachen das Preßburgerische Religions Wesen betreffende, ungleich ist eingeholet und beschrieben worden, o. O. 1672 mit Anschuldigungen gegen ein in Wien bei der Hofbuchdruckerei Cosmerovius erschienenes Traktat; Diarium Europaeum, 25. Teil. Vgl. dazu Anna Coreth, Pietas Austriaca. Österreichische Frömmigkeit im Barock, 2. erw. Aufl. München 1982, hier S. 6. Vgl. dazu ζ. B. die Flugschrift Abdrücke etlicher Schreiben, betreffende das freye ReligionsExercitium in Schlesien, o. O. 1670.
125 jedoch das harte Durchgreifen in Ungarn, nachdem die Magnatenverschwörung 1671 niedergeworfen worden war. Die folgenden Jahre zeigen, daß die habsburgische Konfessionspolitik in Ungarn immer wieder in den Flugschriften als ein Minuspunkt für das kaiserliche Image Erwähnung fand, obwohl ansonsten gerade unter dem Eindruck der französischen Aggression gegen das Reich breite Unterstützung für Leopold I. zu erkennen ist. Ganz diesen Sachverhalt ausdrückend geht ζ. B. 1676 der Autor der Flugschrift „Die Windmache[r-]Kunst" auf die Situation in Ungarn ein und erkennt bei dem Kaiser Unwissenheit über die wahre Lage dort: Keiserl. Maj. wissen zwar das allerwenigste von solchen harten Verfahren, inmassen selbiger der Status causae von denen Patribus Jesuitarum gantz anders vorgemahlet [...] Keiserl. Maj. regieren sonst überaus löblich und wohl, Gott seegnet auch dero Waffen: Das einzige wäre noch zu wündschen, daß die Gewissens- und Religions-Freyheit nicht so geschwächet und verkürtzet würde [...]259. Dem traditionell antihabsburgischen Bild entsprechend wird der Kaiser hier als von den Jesuiten abhängig dargestellt, die ihn über die Verhältnisse in Ungarn im Unklaren gelassen haben sollen. Andererseits lobt der Autor der Flugschrift in demselben Zusammenhang die übrige Regierungsleistung des Kaisers, die jedoch durch die Nichteinhaltung der Religionsfreiheit geschmälert werde. Auch die Flugschrift „Annehmlicher Discurs, von der Holländer Religion, Samt andern obschwebenden Welt-Händeln" aus dem Jahr 1674 erkannte in der repressiven Politik der Habsburger in Ungarn eine Gefahr für Leopold I.260. In ihrem zweiten Kapitel, in dem die Interessen aller europäischen Mächte kurz dargelegt werden, erhielt der Kaiser unter anderem den Rat, sich bei der Gegenreformation zurückzuhalten261. Auf übertriebene Machtansprüche der Habsburger in Verbindung mit ihrer Konfessionspolitik in Ungarn verweist die Flugschrift „Des neulich-verkleideten [...] Götter-Bothen Mercurii; Fortgesetzte Erzehlung", die mit dem Bild des hochfliegenden Adlers die Pläne Leopolds I. charakterisiert: Einigen Höfen reibet man in die Ohren, wie auch bey den unsrigen geschehen seyn solle, man solte Achtung haben, daß der Römische Adler nicht zu hoch wüchse, man sehe schon bey der Reformirung in Ungarn, was Er weiters im Sinn hätte; aber weil diese Lection vor Alters practiciret worden, so scheinet, als gebe man diesem Schein-Grunde schlechten Gehör262. Die gegenre-
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Die Windmache[r-]Kunst, o. O. 1676, fol. A4v. Annehmlicher Discurs, von der Holländer Religion, Samt andern obschwebenden WeltHändeln, Uber sechs Epistelen, so vor etliche Monathen aus Utrecht an einen Professorem Theologiae zu Bern in der Schweitz, geschrieben, und in der Welt verstreut worden, o. O. 1674. Annehmlicher Discurs, von der Holländer Religion, 1674, S. 30f. Des neulich-verkleideten ietzo abermahl in der Welt verschickten Götter-Bothen Mercurii; Fortgesetzte Erzehlung, Worinnen Er, nach durchgewanderter Welt, die wichtigsten Discoursen, Muthmassungen, und Meynungen, so bey denen Teutschen, als einigen Benachbarten des Welt-Theils Europä begriffenen,und in jetzigem Kriege mit-interessirenden Höffen und
126 formatorischen Bestrebungen in Ungarn werden in diesem Fall als Indiz für einen Rückfall der Habsburger in ihr altbekanntes Machtstreben gedeutet; Warnungen verhallen jedoch nach Ansicht des Autors ungehört, da man sie im Reich schon gewohnt sei. Im weiteren Verlauf der Flugschrift, die eine Kompilation unterschiedlicher Relationen darstellt, machen auch deutsche Soldaten auf die Verhältnisse in Ungarn aufmerksam. Sie stoßen auf das Wohl des Kaisers an und wünschen ihm alles erdenkliche Gute, doch schließen sie an diese Wünsche die Worte an: wann wir nur uns der Beständigkeit, unbedränget wegen der Religion zu seyn, zu getrösten haben; die schwere Reformirung in Ungarn machet groß Nachdenkken [,..]263. Die in den Flugschriften geäußerten Sorgen und Proteste gegen die habsburgische Religionspolitik in Ungarn machen deutlich, daß das kaiserliche Image in diesem Punkt beschädigt war. Insbesondere Berichte zur Verurteilung protestantischer Prediger zu Galeerenstrafen riefen nicht nur im Reich, sondern in ganz Europa Bedenken hervor. Direkt am Wiener Hof erhoben 1675 der schwedische Gesandte Oxenstierna und der holländische Vertreter Hamel-Bruyninx gegen die kaiserliche Politik Einspruch. Die Memoriale der beiden Gesandten wurden genauso publiziert wie Stellungnahmen des kaiserlichen Hofes zu den Anschuldigungen264. Aber nicht nur der Hof selbst, sondern auch kaiserfreundliche Autoren versuchten die Konfessionspolitik in Ungarn zu verteidigen265. Dagegen standen Darstellungen und Stellungnahmen ungarischer Prediger, die auf die Leiden der Bevölkerung und auf ihr eigenes Schicksal näher eingingen. Besonders eindringlich bildet auch der Einblattdruck „Denckwürdiger Abrieß etlicher in Ungarn bezeichnen Personen und Oerthen [...]" aus dem Jahr 1682 die Situation in Ungarn ab (Abb. 15 )266. In zwanzig Szenen werden Grausamkeiten und Unterdrückung
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Ständen, unter vornehmen und geringen Standes-Persohnen vernommen, der Welt zum Nachricht abermahl entdecket, und verlässet, o. O. 1674, hier S. 32. Des neulich-verkleideten ietzo abermahl in der Welt verschickten Götter-Bothen Mercurii, 1674, S. 63. Vgl. dazu Köpeczi, Staatsräson, S. 135. [Joannes Labsanski], Kurtzer, und warhaffter Gerichts-Außzug, Womit Unverholen, und Sonnenklar erwisen wird, daß die im Königreich Hungarn Un-Catholische Praedicanten nicht in Ansehen der Religion, sondern der Rebellion,und Auffruhr wegen abgesetzt, und deß Königreichs verwisen: auch nicht weniger ersterwendte Praedicanten nicht ins gesambt; sondern ein jeder insonderheit gerichtlich hier in Sachen überwisen, geurtheilet, und rechtmässig verurtheilet worden, So einem Hochlöbl: Delegirten Königlichen Gericht zu Prespurg zugeschriben. Und Durch eben Hochgedachten Hochlöblichen Delegirten Gerichts-Secretarium, so Ambts wegen völligen Verlauft persöhnlich beygewohnet, auch alles und jedes selbst treulich in die Feder übernommen, verfasset worden, Dillingen 1675. Erstlich gedruckt zu Türnau, im Monat Martio, Anno 1675. Und nach dem Türnauischen getreulich nachgetruckt zu Dillingen in gedachtes Jahrs Monat Majo. Vgl. dazu Abb. 15: Illustrierter Einblattdruck: Denckwürdiger Abrieß etlicher in Ungarn bezeichneten Personen und Oerthen derer in unterschiedlichen historischen Tractätlein gedacht wird wie dieselben im Jahr 1660 anfänglich durch eine particular 1674 aber durch eine allgemeine Verfolgung mit vielfältigen treffen und blut vergießen überzogen sind und ach leider
127 aus konfessionellen Gründen gezeigt, die durch kurze Bilderklärungen ergänzt werden. Bild 19 zeigt dem Betrachter ζ. B. eine Illustration Derer gefangenen Geistlichen an dem Ufer des Meers bey den schiffen und Galeen sauer verbrachte arbeit; Bild 14 geht auf eine katholische Prozession ein, bei der die anwesenden Protestanten zum Niederknien gezwungen werden; Bild 5 stellt das Niederbrennen einer Kirche und die Tötung des Kantors und des Organisten dar. Welche imagepolitisch negativen Auswirkungen das kaiserliche Vorgehen in Ungarn im Ausland hatte, macht ein Bericht des kaiserlichen Gesandten Kramprich aus Holland vom Oktober 1675 deutlich267. Kramprich übermittelt darin dem Kaiser den Inhalt einer holländischen Flugschrift, in der ein zur Galeere verurteilter ungarischer Prediger seine Leiden schildert, und verweist auf das große Echo, das diese Schrift hervorrief: [...] daß selbiges viele bitterkeit alhir verursacht, undt bereits pratext gegeben habe, gleichsamb gar repressalien, die hiesige Catholische Priester zu incommodiren, massen zu Utrecht geschehen26S. Die kaiserliche Politik in Ungarn führte also zu Vergeltungsmaßnahmen gegen Katholiken in Utrecht. Kramprich schlägt daher vor, in der Öffentlichkeit klar zu machen, daß die Prediger wegen Rebellion gegen den Kaiser und nicht aus religiösen Gründen verurteilt wurden. Die Prozeßakten zu den Aufständen könnten seiner Ansicht nach den Generalständen, die über diesen Punkt verhandeln wollen, gezeigt werden, um die Anschuldigungen gegen den Kaiser zu entkräften269. Außerdem empfiehlt der habsburgische Gesandte den Druck dieses Materials: es könten also in diesem antwortschreiben vielle von den argumentis angezogen werden, welche vor diesem dem graffen von oxenstirn schrifftlich sein zugestelt worden, dieselbe könten nachmahls alhie in niderteutsch vertirt getruckt, unndt in alle Provinzen undt Städt geschickt werden110. Kramprich rät also zu einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit des Wiener Hofes, da die kursierenden Informationen zu den Galeerenstrafen für Protestanten dies erforderlich scheinen ließen. Die Magnatenverschwörung mit dem anschließenden harten Durchgreifen des Kaisers in Ungarn beschädigte deutlich das Image des Kaisers. Die öffentlichen
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biß heutiges tages noch unChristlich überzogen und gepreßet werden, ist vorgestellet Anno 1682, o. O. 1682; Kupferstichkabinett Dresden in Β 1979, 3 12. Bl. Vgl. dazu die beiden Schreiben Kramprichs vom 7. Oktober und vom 31. Okt. 1675. HHStA Wien, Ost. Staatsregister, Karton Nr. 34, Fasz. 29, Nr. 232 und 254. Vgl. zu diesem Vorfall auch die Ausführungen bei Volker Jarren, Macht und Konfessionspolitik in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Berichte des kaiserlichen Gesandten Johann Daniel Kramprich von Kronenfeld über die Lage der Katholiken und katholischen Ordensgeistlichen in den Vereinigten Niederlanden 1667-1693, in: Jahrbuch des Zentrums für Niederlande-Studien 5/6 (1994/1995), S. 219-230, hier S. 223. HHStA Wien, Ost. Staatsregister, Karton Nr. 34, Fasz. 29, Nr. 254, fol. 431. Schreiben vom 31. Oktober 1675. HHStA Wien, Ost. Staatsregister, Karton Nr. 34, Fasz. 29, Nr. 254, fol. 432. Schreiben vom 31. Oktober 1675. HHStA Wien, Ost. Staatsregister, Karton Nr. 34, Fasz. 29, Nr. 254, fol. 433. Schreiben vom 31. Oktober 1675.
128 Rechtfertigungen des Wiener Hofes konnten die nicht nur innerhalb des Reiches sondern vor allem auch in Holland und England vorhandenen Bedenken gegen die Konfessionspolitik des Kaisers nur teilweise entkräften. Kritik am Kaiser und seinen gegenreformatorischen Bestrebungen findet sich vor allem im Medium .Flugschrift'. Der genannte Einblattdruck zu den Verhältnissen in Ungarn stellt dagegen eher die Ausnahme dar und erschien mit dem Jahr 1682 auch erst später. Am Wiener Hof bediente man sich zur Entkräftung der gegen den Kaiser erhobenen Anschuldigungen ebenfalls der Flugschriften und versuchte vor allem durch die Offenlegung der Prozeßakten die Diskussion von der konfessionellen Ebene wegzuführen. Die Verurteilung von Predigern und die repressive Politik in Ungarn wurden nicht als konfessionspolitische Maßnahme, sondern als notwendige Reaktion auf den Adelsaufstand von 1671 dargestellt. Als positiv erwies sich für den Kaiser in diesem Zusammenhang, daß sich das Reich durch den Angriff Ludwigs XIV. in den siebziger Jahren verstärkt hinter dem Kaiser sammelte. Vor diesem Hintergrund liegt die Annahme nahe, daß die Kritik an der Konfessionspolitik Leopolds I. in Friedenszeiten und bei einer weiterhin reichsfreundlichen Politik Ludwigs XIV. wesentlich schärfer ausgefallen wäre, als es nun der Fall war. Die Bedrohung durch Frankreich ermöglichte es dagegen dem Wiener Hof, trotz einer aggressiven Konfessionspolitik in Ungarn den damit verbundenen Imageverlust in annehmbaren Grenzen zu halten.
II.2.3.2 Das Reich zwischen Krieg und Frieden: Die Schlüsseljahre 1672 bis 1674 in der Tagespublizistik II.2.3.2.1 Die Flugschriften im Vorfeld des Krieges Die mit dem Jahr 1667 beginnenden jahrzehntelangen Auseinandersetzungen mit Ludwig XIV. hatten nicht nur Auswirkungen auf die politischen Maßnahmen Leopolds I., sondern prägten in starkem Maße das Bild des Kaisers in der Öffentlichkeit. Während innerhalb des Reiches die vom Dreißigjährigen Krieg erschöpfte Bevölkerung auf eine friedliche Regierungszeit Leopolds I. hoffte, machte die zunehmend aggressive Politik des französischen Königs eine kriegerische Reaktion des Kaisers unumgänglich. Die Diskrepanz zwischen den Friedenswünschen der Reichsstände und den schließlich doch über dreißig Jahre lang fast ununterbrochen geführten Kriegen gegen Ludwig XIV. wirft Fragen nach der in diesem Zusammenhang vom Wiener Hof geleisteten Öffentlichkeitsarbeit auf. Einerseits mußten die Auseinandersetzungen mit dem französischen König einer kriegsmüden Bevölkerung plausibel gemacht werden, andererseits galt es den Eindruck zu vermeiden, daß der Kaiser in irgendeiner Form eine aktive Rolle in den Konflikten spielte.
129 Der Spagat zwischen Friedenshoffnungen und kriegerischer Politik war bereits vor der Wahl Leopolds I. zum Kaiser im Jahr 1657 und 1658 notwendig gewesen. Die Verwicklungen der Habsburger in die Auseinandersetzungen zwischen Polen und Schweden hatten eine dezidierte Rechtfertigung Leopolds erforderlich gemacht, in der seine defensive Haltung in diesem Konflikt in den Mittelpunkt gestellt wurde. Am Devolutionskrieg der Jahre 1667 und 1668 war der Kaiser nicht direkt beteiligt, so daß eine massive Öffentlichkeitsarbeit des Hofes überflüssig war. Hinzu kam der mit Frankreich abgeschlossene Geheimvertrag zur Aufteilung des spanischen Erbes, der in der folgenden Zeit kriegerische Aktionen nicht zuließ. Für den Kaiser und seine Berater bestand damit keine Notwendigkeit, gegen Frankreich publizistisch tätig zu werden. Trotz dieses Umstandes kursierten im Reich bereits seit 1667 zahlreiche gegen Ludwig XIV. gerichtete Schriften271, die einerseits die von ihm aus dem Devolutionsrecht abgeleitete Kriegsrechtfertigung anzweifelten und sich andererseits gegen die von dem französischen Publizisten Antoine Aubery 1667 geäußerten Universalmachtsansprüche des französischen Königs richteten272. Gerade Auberys Traktat hatte in der europäischen Öffentlichkeit ein großes Echo hervorgerufen, da mit den darin formulierten Forderungen nach einer Vorrangstellung des französischen Königs in Europa die bis dahin von Frankreich eingenommene Rolle als Garantiemacht des Westfälischen Friedens in Frage gestellt zu sein schien. Auf der Gegenseite widerlegte insbesondere die Schrift „Bouclier d'estat et de justice" oder in deutscher Übersetzung „Schildt Deß Standts und der Gerechtigkeit" des kaiserlichen Diplomaten Franz Paul Frei271
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Vgl. dazu Paul Schmidt, Deutsche Publizistik in den Jahren 1667-1671, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 28 (1907), S. 577-630 sowie allgemein zur Flugschriftenliteratur in diesem Zeitraum Haller, Deutsche Publizistik; ZwiedineckSüdenhorst, Die öffentliche Meinung; Ernst Kaeber, Die Idee des europäischen Gleichgewichts in der publizistischen Literatur vom 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, Hildesheim 1971; Burkhardt, Reichskriege in der frühneuzeitlichen Bildpublizistik; Bosbach, Der französische Erbfeind; Hubert Gillot, Le Regne de Louis XIV. et L'Opinion Publique en Allemagne, Paris 1914; Dotzauer, Der publizistische Kampf sowie Baumanns, Lisola. Antoine Aubery, Des justes Pretentions du Roi sur l'Empire, Paris 1667. Neu aufgelegt 1668 Antoine Aubery, Des justes pretentions du roy sur l'empire, Paris 1668. Eine Kurzfassung der Thesen Auberys in deutscher Übersetzung bietet die Flugschrift Antoine Aubery, Frantzösische Staats-Reguln: aus einem Tractat H. Aubery, Advocatens des Parlaments zu Paris und Königl. Raths, welchen er; Von den Rechtmässigen Ansprüchen Seines Königs zu dem Römischen Reich, und von dessen Vorzug über den Rom. Keyser, betitelt, und mit einem d. 19 Julii 1659 datirten Königlichen Privilegio, in diesem 1667 Jahr, zu Paris bey Antonio Bertier ans Liecht gegeben: Aus dem Original getreulich excerpirt, und hiermit allen hiebey Interessirten, insonderheit aber der Teutschen Nation, zu bedenken vorgestellet, o. O. 1667. Kommentiert wird Auberys Schrift in der Refutatio, Oder Widerlegung Herrn Aubery, Frantzösischen Parlaments zu Pariß Advocatens; Tractats: Seines Königs vermeinte Ansprüch Zu dem Römischen Reich: und dessen Vorzug über den Römischen Käyser, ec. Betittlet. Auß dem Original getreulich excerpirt: und hiemit allen Intressierten, insonderheit aber Der Redlichen Teütschen Nation wol zu bedencken vorgestellt: darinn zu bemercken, wohin endlich die Frantzösische Actiones gerichtet, o. O. 1668. Vgl. zu Aubery und den Inhalten seiner Schriften vor allem Dotzauer, Der publizistische Kampf, S. 103-111.
130 herr von Lisola die Kriegsrechtfertigung Ludwigs XIV. und warnte vor den überzogenen Machtansprüchen Frankreichs273. Die 1667 anonym erschienene Abhandlung erreichte einen hohen Verbreitungsgrad und wurde für den Flugschriftenkampf gegen den französischen König prägend. Im Hinblick auf die vorher als zurückhaltend beschriebene Öffentlichkeitspolitik Wiens ruft die überaus erfolgreiche Schrift des für den Kaiser arbeitenden Diplomaten jedoch Erklärungsbedarf hervor. Markus Baumanns hat in seiner Abhandlung zu dem publizistischen Werk Lisolas klar herausgearbeitet, daß der Wiener Hof zunächst nicht hinter den von Lisola veröffentlichten Schriften stand274. Der „Bouclier d'estat" wurde ohne Absprache mit dem Kaiser oder anderen Vorgesetzten Lisolas abgefaßt und veröffentlicht. Die darin geäußerten Argumente und Thesen gingen damit nicht auf Vorgaben des Kaisers oder anderer leitender Berater zurück, sondern entsprachen dem Bedürfnis Lisolas, sich zu den französischen Machtansprüchen zu äußern. Erst nachdem die Abhandlung erschienen war, informierte Lisola den Wiener Hof über seine Autorschaft, was jedoch von dort aus weder positiv noch negativ kommentiert wurde. Eine weitere Schrift des habsburgischen Gesandten, in der die ungerechtfertigten Ansprüche Frankreichs auf Conde und weitere Gebiete kritisiert wurden, führte schließlich im Jahr 1668 sogar zu einer Ermahnung durch den Kaiser, der das Engagement Lisolas zu diesem Zeitpunkt noch mißbilligte275. Andererseits war der kaiserlichen Seite die Bedeutung von Flugschriften im politischen Meinungskampf nicht verborgen geblieben. Leopold I. selbst war informiert über die französischen Schriften und insbesondere über das Werk Auberys, von dem er sich eine Reihe von Exemplaren zuschicken ließ, um sie als Mittel zur Entlarvung der französischen Ziele verbreiten zu lassen276. Obwohl man in Wien
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[Franz Paul Freiherr von Lisola], Bouclier d'Estat et de Justice, contre Le dessein manifestement decouvert de la Monarchie Universelle, Sous le vain pretexte des pretentions de la Reyne de France, o. O. 1667, angebunden an Diarium Europaeum, 15. Teil, 1667, 2. Appendix. Titel der deutschen Übersetzung: Schildt Deß Standts und der Gerechtigkeit, Wider Das öffentlich entdeckte Vorhaben der allgemeinen Monarchey, Under dem vergeblichen Schein der Königin in Franckreich Praetensionen, o. O. 1667, angebunden an Diarium Europaeum, 15. Teil, 1667, 2. Appendix. Zu weiteren Ausgaben vgl. auch Baumanns, Lisola, S. 358-360. Allgemein zu der heftigen Reaktion auf die Schrift Auberys vgl. Dotzauer, Der publizistische Kampf, S. 111-122. Baumanns, Lisola, S. 312-314. Baumanns, Lisola, S. 314. Gemeint ist die Flugschrift Discours touchant les pretentions de la France sur les places de Conde, Linck etc. en vertu du traite d'Aix-la-Chapelle, La Haye 1670. Baumanns, Lisola, S. 315-317. Der kaiserliche Hofbibliothekar Lambeck sorgte mit der Herausgabe einer Zusammenfassung der Thesen Auberys aktiv für die Bekanntmachung der französischen Pläne. Insgesamt gab er 1 300 Exemplare in Auftrag, die bei der Hofbuchdrukkerei Cosmerovius hergestellt wurden. Vgl. dazu Franz Bosbach, Eine französische Universalmonarchie? Deutsche Reaktionen auf die europäische Politik Ludwigs XIV., in: Jochen Schlobach u. a. (Hrsg.), Mediations: aspects des relations franco-allemandes du XVIIe siecle
131 also militärisch durch den Geheimvertrag gebunden war, hatte man natürlich Interesse an der Bekanntmachung der universalistisch zu deutenden Pläne Ludwigs XIV., deren Interpretation man jedoch wiederum nicht selbst übernahm, sondern reichspatriotisch gesinnten Publizisten überließ277. Einen Wendepunkt für die kaiserliche Öffentlichkeitspolitik stellen die Jahre nach 1672 dar, in denen man sich dazu durchrang, nach dem Einfall Ludwigs XIV. in Holland und ersten Übergriffen auf das Reich den Geheimvertrag fallenzulassen und aktiver gegen Frankreich vorzugehen. Diese neue Politik äußerte sich nicht nur in der Entlassung von französisch gesinnten Beratern des Kaisers, sondern auch durch neue Rüstungen und die Entsendung erster Truppen an die Rheingrenze, die allerdings noch sehr vorsichtig operierten278. Für die Öffentlichkeitspolitik des Hofes bedeutete die neue Wiener Linie ebenfalls eine Wende. Die vormals eher ungeliebten Schriften Lisolas wurden nun als wertvolles Mittel im Kampf gegen Frankreich erkannt279. 1672 erhielt der habsburgische Gesandte direkt vom Kaiser den Auftrag, ein Traktat abzufassen, dem noch diverse weitere folgten280. Lisola wurde dabei aufgefordert, weiterhin anonym zu agieren, obwohl man in Wien sich um die Verbreitung seiner Schriften bemühte. Baumanns kommt daher zu dem Schluß, daß „man am Wiener Hof Flugschriften nicht als die adäquate Ausdrucksform kaiserlicher Politik bewertete", sich aber durch die Aktivitäten Frankreichs auf diesem Gebiet dazu gezwungen sah und die Bedeutung dieses Mediums im Meinungskampf anerkennen mußte281. Die aggressive Politik Ludwigs XIV. wurde also nicht nur durch seine kriegerischen Aktionen gegen die Spanischen Niederlande und gegen Lothringen in das Bewußtsein der politisch interessierten Bevölkerung gerückt, sondern auch die Flugschriften trugen früh dazu bei, die Machtansprüche des französischen Königs als ungerechtfertigt zu deklarieren. Trotzdem war innerhalb des Reiches die Hoffnung auf Frieden und auf eine Einigung mit Frankreich selbst nach der Kriegser-
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ä nos jours; etudes = Vermittlungen/ reunies par Michel Grunwald, Bern u. a. 1992, S. 53-68, hier S. 56-57. Zurückhaltung des H o f e s bei der Reaktion auf Auberys Schriften diagnostiziert auch Dotzauer, der erklärt, daß der „Wiener Hof [...] als b e w e g e n d e s M o m e n t nicht im Vordergrund" stand, sondern die agierenden Autoren sich v o m „politischen Lebenskreis" her auf die Gebiete Straßburg, Kurmainz und Schweden-Norddeutschland festlegen lassen. Vgl. dazu Dotzauer, Der publizistische Kampf, S. 123. Vgl. dazu Aretin, Das Alte Reich, Bd. 1, S. 2 4 6 - 2 4 9 s o w i e Christoph Kampmann, Reichstag und Reichskriegserklärung im Zeitalter L u d w i g s XIV., in: Historisches Jahrbuch 113 (1993), S. 41-59, h i e r S . 44-45. Auch Haller weist darauf hin, daß erste Mahnungen zum einheitlichen Vorgehen gegen Frankreich außer von Lisola vor allem von brandenburgischer Seite innerhalb der Publizistik kursierten. Erst nach dem M e i n u n g s u m s c h w u n g am Wiener H o f und dem kurzzeitigen Rückzug Brandenburgs aus dem Konflikt wurden seiner Ansicht nach kaiserliche Schriftsteller aktiver. Vgl. dazu Haller, Deutsche Publizistik, S. 58-60. Vgl. dazu Baumanns, Lisola, S. 3 1 9 - 3 2 4 . Baumanns, Lisola, S. 324.
132 klärung Ludwigs XIV. gegen Holland 1672 noch nicht vollkommen erloschen. Dies machen insbesondere die Jahre 1673 und 1674 deutlich, die die Auseinandersetzung um Krieg und Frieden im Reich in besonderem Maße widerspiegeln.
II.2.3.2.2 Der Meinungskampf um Krieg oder Frieden (1672-1674) Der Angriff Ludwigs XIV. auf die Niederlande rief vor allem in den Flugschriften, aber auch in den Einblattdrucken, eine Debatte um die Rolle des Reiches und des Kaisers in dem Konflikt hervor. Nach der Einschätzung eines Zeitgenossen war ein Großteil der zu diesem Thema veröffentlichten Meinungsäußerungen in seiner Tendenz prokaiserlich: Denn es ist bißhero nur immer gut Käyserisch geschrieben worden282, erklärt der Verfasser einer Flugschrift aus dem Jahr 1674 und verweist im Gegensatz dazu auf das seiner Ansicht nach selbst in Frankreich geringe positive Echo auf die Politik Ludwigs XIV. Ähnlich schätzt der Autor des „neulich-verkleideten [...] Mercurius" den publizistischen Meinungskampf ein und meint zu der großen Menge an antifranzösischen Traktaten: [...] wenn man den König in Franckreich mit Schrijften überwinden könte, so wäre seine Macht von denen Dinten-Fechtern längst auffgerieben worden [...]283. Trotz dieses eindeutigen Urteils zum Stimmungsbild innerhalb der Publizistik lassen sich für den Beginn der siebziger Jahre in den Schriften durchaus differenzierte Urteile zur kaiserlichen Politik bzw. zu dem Hauptproblem Krieg oder Frieden finden. Deutliche Ressentiments gegen ein Engagement des Kaisers gegen Frankreich wurden zunächst einmal durch offizielle Schriftstücke einzelner Reichsstände in die Öffentlichkeit getragen, die darin Leopold I. zu friedlicher Zurückhaltung aufforderten und seine defensiven Operationen im Rheingebiet als Erschwernis für einen Friedensschluß bezeichneten. Beispielhaft sind hier die Ansuchen Brandenburgs, Bayerns und Neuburgs zu nennen, die einen Truppenabzug Frankreichs erst für möglich hielten, wenn der Kaiser den ersten Schritt täte und seinerseits sein Heer zurückrufen würde284. Der Kaiserhof wehrte sich gegen diese Eingaben 282
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Das Perfect erfundene und wohl praeparirte Neue Holländische Cliestier, Welches In der Neuen Nunmehro eröffneten Holländischen Geheimen Rath-Stuben glücklichen verfertiget, Und Dann also auch nach Wundsch in der Frantzösischen geheimen Rath-Stuben wieder verschüttet, Und Zu derselben wohl ausgesonnenen Staats-Consilien Hintertreibung manierlich appliciret, o. O. 1674, fol. B l . Des neulich-verkleideten ietzo abermahl in der Welt verschickten Götter-Bothen Mercurii; Fortgesetzte Erzehlung, 1674, S. 2. So ζ. B. in der Flugschrift Abtruck einiger Schreiben, o. O. [1673], in der der brandenburgische Gesandte von Marnholtz vom Kaiser fordert, seinen Truppen Einhalt zu gebieten bzw. sie ganz zurückzuziehen und erklärt, daß dann auch der französische König zu einem Truppenabzug bereit wäre. Dagegengestellt wird eine kaiserliche Erklärung, in der ein Rückzug abgelehnt wird, da man aus Erfahrung den Erklärungen Ludwigs XIV. mißtraue. Den gleichen Sachverhalt greift die Flugschrift Inhalt deß Anbringens, von Sr. Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg. Herrn Abgeordneten, Freyherrn von Marenholz in Grätz geschehen, und die
133 und erklärte ebenfalls durch in Druck gegebene offizielle Verlautbarungen, daß man aus Erfahrung den Erklärungen Ludwigs XIV. nicht trauen könne und deswegen zu einem Truppenrückzug nicht bereit sei. Gleichzeitig nutzte Wien diese offiziellen Erklärungen zur ausdrücklichen Beteuerung des Friedenswillens des Kaisers und zur Betonung der Rechtmäßigkeit des eigenen Vorgehens. Haller weist im Zusammenhang mit der Charakterisierung dieser aus dem diplomatischen Verkehr stammenden und später gedruckten Briefe darauf hin, daß sie vielfach bereits bei der Abfassung für die Veröffentlichung vorgesehen waren und damit als meinungsbeeinflussendes Instrumentarium gewertet werden müssen285. Der Kaiserhof stellte seine friedliche Grundhaltung dementsprechend nicht nur in offiziellen Schreiben an andere Reichsstände heraus, sondern nutzte ζ. B. auch ein kaiserliches Dekret an den französischen Gesandten Gremonville, um der gantzen Welt die friedlichen Absichten des Kaisers deutlich zu machen: dahero zweiffeit allerhöchstged. I. Kays. Maj. nicht, die gantze Christenheit werde erkennen von demselben seye nichts, das zu Wiederbringung der wahren beständigen und allgemeinen Einigkeit könte verlanget werden, seye unterlassen worden. Welche Ihre Meinung bezeugen sie auch der gantzen Welt von neuem, und betauren sehr, daß ein allgemeiner, gewisser und beständiger Friede noch nicht beschlossen worden [...]286. Gleichzeitig forderte der Kaiser im Zusammenhang mit der französischen Politik auch die Unterstützung durch die Reichsstände ein. In einem ebenfalls veröffentlichten Schreiben an den Kurfürsten von Sachsen verwies er auf die anstehenden Gefahren und legte Sachsen insbesondere den fränkischen Kreis zur
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darauf-gnädigst ertheilte Kaiserliche Erklärung, vom 10 und 23 Octobr. 1673, o. O. [1673], in der der Kaiser zu einem defensiveren Verhalten im Hinblick auf die in Köln laufenden Friedensverhandlungen aufgefordert wird. Bekräftigt wird der Friedenswillen des Kaisers auch in einer Rechtfertigung gegenüber Bayern: Copia, Zweyer Send-Schreiben, Das Erste, An die Rom. Kayserl. Majest. Von Chur-Bayern. Sub dato 6. Tag Junii, 1673. abgegangen. Das Ander, Antworts-Schreiben, Von der Rom. Kayserl. Majest. An Chur-Bayern. Datum Wien, den 20. Junii, 1673; o. O. 1673. Einen Briefwechsel zwischen Neuburg und dem Kaiser bietet die Flugschrift Herrliche Copeyen Nachdencklicher Käyserlicher, Königl. Chur- und Fürstl. Send-Schreiben, Uber die Frantzösische Waffen, Und was die nunmehro in das Rom. Reich fürgenommene Feldzuge belanget, mit Fleis zusammen getragen, o. O. 1673. Eine Zusammenfassung bzw. Bewertung der im Druck erschienenen offiziellen Memoriale bietet die Flugschrift Entretien sur les Affaires du Temps. Discurs Uber Die Händel heutiger Zeit. Auß der Frantzösischen in die Hoch-Teutsche Spraach übersetzt, o. O. 1674, in: Diarium Europaeum, 29. Teil, S. 89-125. Haller, Deutsche Publizistik, S. 9-10. Abdruck etlicher Schreiben, Als Erstlich: Project der Friedens-Conditionen, so dem AllerChristlichsten König vorzulegen. II. Copia deß Käyserl. Decrets an Herrn Grafen Albert de Zinzendorff, betreffend die Aufhebung der Tractaten mit Herrn Gremonvillio. III. Copia eines Schreibens vom Schwedischen Residenten Hn. Pufendorff, an den Hn. Hoff-Cantzlar zu Wien. IV. Copia der Antwort deß Hn. Hoff-Cantzlars, an den Hn. Schwed. Residenten ä Pufendorff, auf dessen Schreiben. V. Copia deß Kayserl. Decrets an Gremonvillium &c. Und VI. Copia deß Decrets an Hn. Grafen Albert von Zinzendorff, betreffend die Abschaffung deß Gremonillii vom Kays. Hof., o. O. [1673], ohne Seitenzahl.
134 Unterstützung ans Herz287. Allein die Liebe zu dem allgemeinen Vatterland Teutscher Nation mache einen solchen Schritt Sachsens erforderlich288. Beigefügt ist dem Schreiben des Kaisers ein Bericht des Kurfürsten von Trier an den Regensburger Reichstag, in dem er den Überfall Frankreichs auf seine Gebiete mitteilt und um Hilfeleistungen bittet. Die Kombination der beiden offiziellen Schriftstücke in einer Flugschrift führte damit die Notwendigkeit der Reichsverteidigung vor Augen und setzte gleichzeitig Kursachsen unter Druck, sich der kaiserlichen Politik zur Verteidigung des Reiches anzuschließen. Schließlich rechtfertigte Leopold I. seine Politik auch 1673 vor dem Reichstag in Regensburg und bekräftigte in dieser Reichstagserklärung wie in allen vorangegangenen offiziellen Schreiben seine friedliche Grundhaltung289. Neben diesen Flugschriften, die durch ihren amtlichen Charakter eindeutig den verschiedenen Lagern und Kriegsparteien zugeordnet werden können, erschienen in den Jahren 1673 und 1674 auch eine Reihe von Traktaten, die den Meinungsstreit um Krieg oder Frieden durch die Abwägung der kursierenden Argumente dokumentieren. Die Frage, ob sich der Kaiser auf der Seite Hollands in einen Krieg mit Frankreich verwickeln lassen solle, greift ζ. B. der Autor der reformorientierten Abhandlung „Wohlmeynende Erinnerungen [...]" auf 90 . Für eine Zu-
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Copien, Zweyer hoher Send-Schreiben, Eines Der Rom. Kayserl. Mayst. an Ihr Chur-Ftirstl. Durchl. zu Sachsen. Das andere Ihrer Churfürstl. Durchl. von Trier, An die versamlete Reichs-Stände zu Regenspurg. Wider die Frantzösische Proceduren, und anders mehr, o. O. 1673. Auf die Rolle des Reichstages als Forum zur Rechtfertigung und Darstellung der kaiserlichen Politik in dieser Phase weist Schindling, Die Anfänge des Immerwährenden Reichstags, S. 186-187 hin. Copien, Zweyer hoher Send-Schreiben, 1673, fol. A2v. Rationes und Motiven, Welche Diro Rom. Käyserl. Majestät, Zu Ergreiffung deroselben rechtmässigen Waffen, auch Abschickung der Völcker in das H. Rom. Reich bewogen und veranlasset. Dictirt in der Reichs-Dictatur zu Regenspurg, [Regensburg] [1673]. 1674 nimmt der Kaiser dann vor allem gegen Schweden Stellung und bekundet auch hier angesichts der Verhandlungen in Köln in offiziellen Schriftstücken, die ebenfalls im Druck Verbreitung finden, seinen Friedenswillen. Vgl. dazu ζ. B. Copey-Schreiben Von Der Römischen Kayserlichen An Die zu Schweden Königl. Mayest. Sub dato Wienn den 19. Novembris, Anno 1674, o. O. 1674 sowie Der Cron Schweden Extraordinari-Ambassadeurs zu Wien, Herrn Grafen Oxenstirns, An Ihre Käys. Majestät am 19. Octobr. gethane Proposition: Und Ihr. Käyserl. Majest. am 10. Novembr. darauff gegebene Antwort. Auß dem Lateinischen übersetzet, o. O. 1674. Wohlmeynende Erinnerungen, An die sämptlichen Chur-Fürsten und Stände des Reichs, Worinnen erleutert wird, In was für grosser Gefahr das gantze Reich schwebe, wenn Holland verlohren gehen, und Franckreich des Reinstrohms sich bemächtigen solte, benebenst Einer reiffen Überlegung, Wie man solchem drohenden Übel begegnen, und das Reich wider alle Feinde retten und schützen, auch das alte Vertrauen zwischen Haupt und Gliedern wieder auffrichten, und in beständigen Wachßthumb erhalten könne, o. O. 1673. Vgl. dazu auch Haller, Deutsche Publizistik, S. 65-66 sowie S. 135-141 mit Nennung anderer Ausgaben. Im folgenden wird zitiert nach der unter dem Titel „Der Hoch-Teutsche Reichs-Secretarius", o. O. 1673 im Diarium Europaeum, 29. Teil, App. B, S. 177-230 erschienenen Ausgabe. Zu dem Autor der Flugschrift Bonfidio Tuiscon vgl. Wolfgang Burgdorf, Reichskonstitution und Na-
135 rückhaltung des Reiches in dem Konflikt spräche zunächst der hohe Wert des Friedens: Dann es bleibet doch immer dabey, daß der Fried eine Tugend, der Krieg aber ein Bubenstück und Laster-volles Beginnen zu achten. Der Friede ist die Gesundheit, der Krieg eine Kranckheit, im Frieden grünet und blühet jederman, im Kriege ist lauter Elend und Unglück, durch Frieden sind wir Menschen, durch Krieg Barbaren291. Außerdem müsse berücksichtigt werden, daß man noch kaum recht vom vorigen 30 jährigen Krieg [hat, J. S.] wieder verschnaufen könnenm. Der Schwächezustand des Reiches erfordere daher eher, sich vor neuen Kriegen zu schützen, als für andere Staaten Kriege zu beginnen, zumal die Generalstaaten nach Ansicht des Autors bisher nie irgendwelche Hilfe für das Reich geleistet hätten293. Im weiteren Verlauf seiner Abhandlung hebt der Verfasser aber auch die Nachteile einer nur auf den ersten Blick bequem scheinenden Zurückhaltung hervor: Frankreich werde durch Siege über die Generalstaaten noch mächtiger werden und letztendlich nach Niederringung dieses Gegners mit noch größerer Macht das Reich überfallen. Aus diesem Grunde ruft der Autor zu Rüstungen und zu Wachsamkeit gegenüber Frankreich auf. Krieg erscheint ihm trotz der oben genannten Friedensargumente aufgrund der massiven französischen Bedrohung als die bessere Lösung. Ähnliche Gedankengänge zeigt die Flugschrift „Nachdenckliches Gespräch [...]", in der sich die fiktiven Gestalten Friedlieb und Freyhold über die Frage unterhalten, ob sich der Kaiser in die Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und den Generalstaaten einmischen solle294. Friedlieb vertritt dabei die Friedenspartei im Reich und empfiehlt zunächst Zurückhaltung in dem Konflikt. Dagegen warnt Freyhold vor den überzogenen Machtansprüchen des französischen Königs und sieht ihn nach seinem möglichen Sieg gegen die Generalstaaten als kommenden Aggressor gegen das Reich. Während Friedlieb auf die ungleichen Machtverhältnisse hinweist, die eine Herausforderung Ludwigs XIV. gefährlich erscheinen lassen, kritisiert Freyhold dessen resignierende Haltung und fordert unter Hinweis auf alte deutsche Tugenden mehr Unterstützung für den Kaiser und das an seiner Seite kämpfende Brandenburg. Das Reich befindet sich seiner Ansicht nach in einem tödlichen Schlaf/295, obwohl es nun nicht mehr nur wie im Dreißigjährigen
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tion. Verfassungsreformprojekte für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation im politischen Schrifttum von 1648-1806, Mainz 1998, hier S. 83-87. Hoch-TeutscheReichs-Secretarius, 1673, S. 210. Hoch-TeutscheReichs-Secretarius, 1673, S. 210. Hoch-TeutscheReichs-Secretarius, 1673, S. 211. Nachdenckliches Gespräch welches Auff den jetzigen Verwirten Zustand im Heil. Römischen Reich absonderlich aber auff dessen Freyheit gerichtet. Gehalten von Friedlieben und Freyholden So aus dem Lateinischen ins Teutsche übersetzet und Erstlich zu Freybergk A. 1673. gedruckt, Freybergk 1673. Vgl. zu der Flugschrift auch die Ausführungen bei Zwiedineck-Südenhorst, Die öffentliche Meinung, S. 40-41 und Haller, Deutsche Publizistik, S. 5354 sowie Decker, Frankreich und die Reichsstände, S. 23-24, der die Schrift als eine der wenigen publizistischen Äußerungen zur sog. „Dritten Partei" im Reich deklariert. Nachdenckliches Gespräch, 1673, fol. B2.
136 Krieg um Einzelinteressen unter dem Deckmantel der Religion, sondern um das Teutsche Kayserthum, Ambt, Stand, Freyheit, Altar, ja alles, was Göttlich und Menschlich heisset gehe296. Die von Ludwig XIV. ausgehende Bedrohung für das Reich erhält also auch bei diesem Traktat eine höhere Gewichtung als die eigentlich in dem anstehenden Konflikt zu bevorzugende friedliche Zurückhaltung. Die genannten Schriften sowie die offiziellen Eingaben einzelner Reichsstände gegen die kaiserlichen Truppenbewegungen vermitteln einen Eindruck von den Argumenten, die von Kriegsgegnern im Hinblick auf die kaiserliche Politik gebraucht wurden. Kritik am Kaiser und seiner Politik gab es aber auch aus genau der entgegengesetzten Richtung. Vielen Publizisten ging das kaiserliche Engagement in dem Konflikt nicht weit genug und man forderte eine tatkräftigere Unterstützung der von Frankreich Überfallenen Gebiete. Inwieweit hier die auf publizistischem Gebiet in Europa führenden Generalstaaten Einfluß auf die Diskussion im Reich nahmen, muß offen bleiben. Mit Sicherheit entstanden aber einige der anonym erschienenen Flugschriften und Einblattdrucke in den von Frankreich bedrohten Generalstaaten, die ein elementares Interesse am Eingreifen des Kaisers in den Konflikt hatten297. Mißbilligung kam allerdings nicht nur aus dieser Richtung, sondern selbst der kaiserliche Diplomat Lisola übte in der Flugschrift „Conference infructeuse [...]" herbe Kritik an Leopold I.298 Nach der Einnahme Lothringens und der erfolglosen Mission des Geheimen Rates Gottlieb Reichsgraf von Windischgrätz in Paris, sah er das Ansehen des Kaisers beschädigt, da er zwar auf die Gefahr reagiert, aber sich auf das Bitten bei dem französischen Monarchen verlegt habe299. Die Güte des Kaisers werde als Schwäche interpretiert, die seine Gegner dazu aufriefe, ihn zu mißachten300. Anstatt der von Frankreich für ganz Europa ausgehenden Gefahr entgegen zu gehen, verliere der Kaiser zunehmend an Bedeutung: wann der Käyser spricht, wird Er nicht gehört, es scheinet, daß die himmlische Versehung und Er es also haben wollenm. Auch in den Einblattdrucken wird die abwartende Haltung des Reiches und des Kaisers ins Bild gefaßt und kritisiert. Bereits im Titel übt ζ. B. der Druck „Das von süsser Friedens-Ruh schlaffend, und über heuntigen Welt- und Kriegs-Lauff
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Nachdenkliches Gespräch, 1673, fol. B2. Vgl. dazu ζ. B. die mit Erscheinungsort Amsterdam veröffentlichte Flugschrift Anmerckungen Auff die Rede, Die der Commandeur von Gremonville vor Denen Herren Räthen Der Rom. Käyserl. Majestät in Wien abgelegt. Auß dem Frantzöischen, Amsterdam 1673. Conference Infructueuse De Windisgratz, ou Violence de la France, ä Retenir la Lorraine. Treuhertzige Warnung An Alle Christliche Potentaten und Stände Europae Uber die vom AllerChristlichsten König in Franckreich bißherige gewaltsame Vorenthaltung deß Hertzogthums Lothringen. Auß dem Frantzösischen ins Teutsch übergesetzt, o. O. 1672. Vgl. zu der Schrift auch Baumanns, Lisola, S. 204-211. Conference Infructueuse, 1672, S. 11. Conference Infructueuse, 1672, S. 14. Conference Infructueuse, 1672, S. 17.
137 Träumende Teutschland" Kritik302. Gezeigt wird eine Personifikation Deutschlands, die auf einem Thron schlafend einen Adler und einen Ölzweig in den Armen hält. Um sie herum toben Kämpfe, die bereits den Rhein erreicht haben, während die anderen Mächte Europas in reger Diskussion das Kriegsgeschehen erörtern. Hinter Deutschlands Thron lauert der französische Hahn, dessen kriegerische Absichten im Text angesprochen werden. Die Personifikation Deutschlands bittet jedoch, nachdem sie erwacht ist und die Kriegsgefahr wahrgenommen hat, um die Fortsetzung ihres friedlichen Schlafes und schläft erneut ein. Das Blatt hebt damit die Erschöpfung des Reiches nach dem Dreißigjährigen Krieg hervor, macht aber gleichzeitig auf die bereits sehr nahe gerückte Kriegsgefahr aufmerksam. Die Fortsetzung des Friedensschlafes des Reiches erscheint vor diesem Hintergrund als fahrlässig und wenig vorausschauend. In seine Kritik an der passiven Rolle des Reiches und des als Adler im Schoß Deutschlands sitzenden Kaisers bezieht das Blatt aber auch die Fürsten des Reiches ein, nach denen im Text vergeblich gerufen wird. Für den Kaiser war im Hinblick auf die in der Publizistik geäußerten Sorgen vor allem der Balanceakt zwischen friedlicher Zurückhaltung und militärischer Reaktion zur Wahrung von Ansehen und Macht schwierig. Insgesamt zeigt sich, daß die eigentlich defensiven Absichten des Kaisers vor allem nach dem Vordringen der französischen Truppen auf Reichsgebiete leicht der Öffentlichkeit plausibel gemacht werden konnten. Die in diversen Drucken erschienenen offiziellen Stellungnahmen des Kaiserhofes, die die friedliche Grundhaltung Leopolds I. betonten, fanden Aufnahme in die analysierenden Flugschriften der Zeit. Der den Kaiser zunächst bindende Geheimvertrag mit Frankreich erwies sich dabei vielleicht sogar als Glücksfall, denn die dadurch verursachte zunächst abwartende Haltung Wiens gegenüber der aggressiven Politik Ludwigs XIV. verstärkte das nach außen transportierte Bild des friedliebenden Kaisers, der von seinen Gegnern trotz großer Zurückhaltung schließlich in den Krieg getrieben wird. In der 1673 erschienenen Flugschrift „Eröffnete Frantzösische geheime Raths-Stube" wird der Kaiser dann auch als Mann dargestellt, der abscheuen trüget Blut zu vergiessenm und in einem anderen Traktat des Jahres 1674 erkennt der Autor bei Leopold I. sein angeborne Lieb zu dem Frieden3C4. Das Ergreifen der Waffen gegen Frank302
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Das von süsser Friedens-Ruh schlaffend, und über heuntigen Welt- und Kriegs-Lauff Träumende Deutschland, o. O. o. J.; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 11020. Vgl. dazu auch Schumann, Das politisch-militärische Flugblatt, S. 247-249. Eröffnete Frantzösische geheime Raths-Stube, Worinnen die Consilia über jetzigen Zustand zusammen getragen worden, wie die Cron Franckreich bey schweren Conjuncturen sich zu verhalten, damit Sie aus dem Labyrinth mit Manier kommen möchte, o. O. 1673, fol. A3v. Vgl. zu der Flugschrift auch Haller, Deutsche Publizistik, hier vor allem S. 68-69. Neuauflagen erlebte die Schrift in den Jahren 1674 und 1675. Die unteutsche Freyheit, Oder Teutsche Gefangenschaft Etlicher Französisch gesinten Subtilen Teutschen, Durch Ein plumpe Teutsche Warheit Von Einem unfranzösischen Plumpen
138 reich wird dabei als richtiges Verhalten des Kaisers gewertet, während die Kritik einiger Reichsstände an dieser Maßnahme auf Unverständnis des Autors stößt. Trotz großer Wertschätzung des Friedens erscheint dem Verfasser eine Einwilligung des Kaisers in einen Waffenstillstand zu diesem Zeitpunkt dem Reich gegenüber verantwortungsloser als eine bewaffnete Abwehrhaltung. Der Kaiser sucht mitleidentlich erwegend, daß die unumbgängliche Kriegs-Beschwerden, auch viel unschuldige antreffen, und in das Verderben stürtzen den Frieden305. Dafür ist es jedoch notwendig, daß Er den Harnisch angelegt, umb darduch so woln den Effect, als das blosse Wort eines sichern Friedens zuerlangenm. Trotz der friedlichen Grundhaltung des Kaisers muß letztendlich der von allen gewünschte Frieden also nach Ansicht des Autors mit Waffengewalt errungen und befestigt werden. Diese Sichtweise der Auseinandersetzungen wird auch in der Flugschrift „Wieder-errungene Freyheit" reflektiert, die in Form eines Schauspiels die politische Situation der Jahre 1673 und 1674 darstellt und bei der Frankfurter Herbstmesse offensichtlich Aufsehen erregte307. Leopold entspricht hier der bereits durch den Namen positiv charakterisierten Gestalt des Leuthold, Herzogs von Terraferme, während Ludwig XIV. als Guwild von Florida auftritt. Die Situation Leutholds stellt sich zu Beginn des Stückes alles andere als positiv dar: Ach, Leuthold regt sich nicht [...]. Des Leutholds Macht ist schwach, und erstlich zu erlangen, und unsers Guwilds Gold hält alle Welt gefangen, des Reiches Grosse sind von solchem Glantz verblendt, und die Gemühter längst von Leuthold abgewendt. Auch ist er sicher nicht in seinem eignen Lande, sein Erbtheil wird verheert mit Raube, Blut, und Brande. Es ist nur um ein Wort, so fällt sein Untertahn ihn selbst mit toller Wuth in seinem Mauren anm. In dem Schauspiel wird damit die schwache Machtposition des Kaisers analysiert: Ludwig XIV. hat viele Reichsstände durch Subsidienzahlungen auf seine Seite gebracht, so daß der Kaiser selbst in seinem eigenen Machtbereich nicht sicher ist. Im Verlauf des Stückes wird er außerdem Ziel eines feigen Giftattentats, das die Machtübernahme durch Guwilds
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Teutschen Plump, Untereinander vorgetragen, o. O. 1674, fol. B l . Vgl. zu der Flugschrift auch Haller, Deutsche Publizistik, S. 145-147. Die unteutsche Freyheit, 1674, fol. B2. Die unteutsche Freyheit, 1674, fol. B4v. Ganz in diesem Sinn argumentieren eine Reihe von Flugschriften der Jahre 1673 und 1674. Vgl. dazu ζ. B. die Flugschriften Das Perfect erfundene und wohl praeparirte Neue Holländische Cliestier, 1674, fol. H2. Neuer FriedensCurrier, Ins Teutsche übersetzet, Welcher fürbringet, was allenthalben in Teutschland, Franckreich, Spanien, Engelland, Dennemarck, Schweden, Polen und Portugall, wie auch in Holland und in der Schweitz, von den gegenwärtigen Kriegs-Händeln discurriret wird, und wessen man sich dabey zuversehen, o. O. 1673, hier vor allem fol. D2. Vgl. zu der Flugschrift auch Haller, Deutsche Publizistik, S. 117-119. [Alexander Romanus], Wieder-errungene Freyheit. Oder Gabile und Salibert, Heldenspiel. Auf dem Europäischen Schauplatz die Jahre her zweyfelschlüssig vorgestellet, und mit hastiger Feder beschrieben, von Alexandra Romano, o. O. 1674. Wieder-errungene Freyheit, 1674, fol. A2v.
139 Sohn ermöglichen soll und mit dem die französischen Ansprüche auf die Kaiserkrone angedeutet werden. Aus seiner schwierigen Situation heraus entschließt sich Leuthold schließlich zum Kampf, doch erntet er dafür viel Kritik. Er vertritt jedoch seine Position unter Hinweis auf die Bedrohung, die von Guwild ausgeht und entwirft hier das Konzept der bewaffneten Friedenssicherung: Wird Guwild gar zu groß, so drohet Er uns allen [...]. Wer, ohn Gewehr, mit flehn, den Friedensschluß begehrt, ist überwundnen gleich. In Rüstung muß man stehen309. Dagegen erklärt der für den schwedischen König stehende Orkulas: Die Waffen hindern mehr. Der Panzer bringt Verdacht und wirft Leuthold vor, daß er das Schwert liebe310. Während einige Reichsstände sich in dieser Situation klar für Leuthold entscheiden, bleibt dagegen der Wilhelm von Fürstenberg darstellende Milwel auf französischer Seite, indem er meint: Der Guwild macht uns reich, und unter Leuthold sind wir alle Bettlern gleich311. Nachdem sich am Ende des Stükkes ein Großteil der Reichsstände für den Kaiser und damit Leuthold erklärt haben, zeigt dieser sich versöhnlich und ruft noch einmal zum Frieden auf: Ihr wißt, daß ich den güldnen Friede liebe, wie sehr mein Herz auch sich um Christenblut betrübe3n. Auch gegenüber dem französischen König streckt er die Hand aus und erklärt: Folgt Guwild der Gebühr, und steckt den Degen ein, giebt wieder, was er nahm', soll Er mein Bruder seyn3'3. Nach diesem klaren Friedensangebot, das von der Rückgabe der von Ludwig XIV. eroberten Gebiete ausgeht, endet das Stück im gemeinsamen Kampf gegen Guwild von Florida. Noch im selben Jahr erschien unter dem Pseudonym Wahremundus Neutralus eine Interpretation des Schauspiels, die ausdrücklich den Kriegsentschluß Leutholds guthieß314. Die friedliche Grundhaltung des Kaisers und sein Versuch, durch Waffengewalt das Reich längerfristig zu befrieden, wurden auch in diesem Fall gewürdigt und für gut befunden. Die in den offiziellen Schreiben vertretene kaiserliche Position fand folglich in den analysierenden Traktaten zum politischen Geschehen Anklang. Trotz des de facto von kaiserlicher Seite geführten Krieges wurde Leopold I. als friedliebender Monarch akzeptiert. Die Öffentlichkeitsarbeit des Wiener Hofes kann in diesem Punkt als erfolgreich angesehen werden, wobei dies natürlich nur wegen der aggressiven Machtpolitik des französischen Königs in diesem Maße möglich war. Das Bild des Kaisers wurde daher nicht nur im Hinblick auf seine Friedfertigkeit entwickelt, sondern auch im Gegensatz zu Ludwig XIV. anders akzentuiert. 309 310 311 312 313 314
Wieder-errungene Freyheit, 1674, fol. G2v. Wieder-errungene Freyheit, 1674, fol. G2v. Wieder-errungene Freyheit, 1674, fol. G3v. Wieder-errungene Freyheit, 1674, fol. H. Wieder-errungene Freyheit, 1674, fol. H. [Wahremundus Neutralus], Untersuchung des, bey jüngst gehaltener Frankfurter HerbstMesse, ausgegangenen Heldenspiels, Die Wieder-errungene Freyheit, Oder Gabile und Salibert genennet. Muthmaaßlich und ohne Theilhaftmachung gehalten von Wahremundo Neutrali, Ehrenstein 1674.
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II.2.3.2.3 ,Regiersucht' und Universalmachtsstreben versus Mächtegleichgewicht Eng verbunden mit der Diskussion zum Kriegseintritt des Kaisers waren Überlegungen zu einem in Europa anzustrebenden idealen Verhältnis der Staaten untereinander. Als beste Lösung wurde in der zeitgenössischen Publizistik ein zwischen den verschiedenen europäischen Mächten zu haltendes Gleichgewicht propagiert315. Nicht ein Herrscher sollte an der Spitze Europas stehen und ganz im Sinn der alten Universalmachtsvorstellungen die anderen Potentaten dominieren, sondern die großen Mächte und hier vor allem Frankreich und die Habsburger sollten kräftemäßig ungefähr gleich stark bleiben316. In diese Richtung geht ζ. B. eine Stellungnahme in der Flugschrift „Der Hoch-Teutsch erzehlende Niederländer", die davon ausgeht, daß bisher in der Geschichte eine Universalmonarchie hätte verhindert werden können, wenn die da herum gelegenen Republicken, Fürsten und Staaten bey Zeiten wären zugelauffen, und demjenigen, der sich über den Stand der allgemeinen Gleichheit erhub, sein Unterwinden zu behindern3". Das 315
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Vgl. zur Geschichte der Gleichgewichtsidee in der Publizistik Kaeber, Die Idee des europäischen Gleichgewichts; Hans Fenske, Artikel „Gleichgewicht, Balance", in: Otto Brunner u. a. (Hrsg.), Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 2, Stuttgart 1975, S. 959-996, hier vor allem S. 965-970 sowie Wolfgang-Uwe Friedrich, Gleichgewichtsdenken und Gleichgewichtspolitik zur Zeit des Teutschen Krieges, in: Wolf D. Gruner (Hrsg.), Gleichgewicht in Geschichte und Gegenwart, Hamburg 1989 (Beiträge zur deutschen und europäischen Geschichte 1), S. 18-59, hier vor allem S. 26-36. Zum Problem der praktischen Anwendung der Gleichgewichtsidee in der Politik nach dem Dreißigjährigen Krieg vgl. Arno Strohmeyer, Theorie der Interaktion: das europäische Gleichgewicht der Kräfte in der frühen Neuzeit, Wien u. a. 1994, hier vor allem S. 128-130; Konrad Repgen, Der Westfälische Friede und die Ursprünge des europäischen Gleichgewichts, in: Jahres- und Tagungsbericht der Görres-Gesellschaft 1985, S. 50-66; Heinz Duchhardt, Gleichgewicht der Kräfte, Convenance, Europäisches Konzert. Friedenskongresse und Friedensschlüsse vom Zeitalter Ludwigs XIV. bis zum Wiener Kongreß, Darmstadt 1976 (Erträge der Forschung 56), hier vor allem S. 68-73; Heinz Duchhardt, Krieg und Frieden im Zeitalter Ludwigs XIV., Düsseldorf 1987 (Historisches Seminar 4), S. 19; Werner Hahlweg, Barriere - Gleichgewicht - Sicherheit. Eine Studie über die Gleichgewichtspolitik und die Strukturwandlung des Staatensystems in Europa 1646 - 1715, in: HZ 187 (1959), S. 54-89. Für die hier vorliegende Untersuchung ist jedoch vor allem die Verwendung des Gleichgewichtsgedankens als publizistisches Argument relevant. Dotzauer verweist zu Recht darauf, daß von Lisola die „Störung des Gleichgewichts in Europa durch Ludwig XIV. und nicht durch das Haus Habsburg" in den Mittelpunkt seiner publizistischen Arbeit gerückt wird. Vgl. dazu Dotzauer, Der publizistische Kampf, S. 113. Vgl. zu der Bedeutung des universalistischen Denkens als Konfliktfaktor in der Frühen Neuzeit Johannes Burkhardt, Der Dreißigjährige Krieg, Frankfurt/Main 1992 (Neue Historische Bibliothek 2) und Johannes Burkhardt, Die Friedlosigkeit der Frühen Neuzeit. Grundlegung einer Theorie der Bellizität Europas, in: Zeitschrift für Historische Forschung 24 (1997), S. 509-574. Der Hoch-Teutsch erzehlende Niederländer, Wie daß nicht allein, auß Noth und Zwang der Gerechtigkeit, Sondern auch, Ratione Status und von Staatswegen Das Rom. Reich und die Vereinigte Niederlande, schuldig und verbunden seyn, den Spanischen Niederlanden zu Hülf-
141 bereits 1667 erschienene Traktat fordert daher die Gegner Ludwigs XIV. auf, rechtzeitig auf dessen Machtpolitik zu reagieren und notfalls zur Wahrung des Gleichgewichts zur Waffe zu greifen. Konkret angewandt auf die politische Situation bei Ausbruch des Holländischen Krieges gaben diese Überlegungen zu den Machtverhältnissen in Europa der kaiserlichen Seite gute Argumentationsmittel zur Rechtfertigung der aktiven Bekämpfung Ludwigs XIV. an die Hand. Als Sinnbild für die geforderte Gleichheit der Mächte verwendeten einzelne Autoren das Bild einer Waage, die weder auf der französischen noch auf der habsburgischen Seite zuviel Gewicht erhalten sollte. An diesem Motiv orientiert sich ζ. B. der Verfasser der Flugschrift „Das Perfect erfundene und wohl praeparirte [...] Cliestier". Nach einer Abwägung der derzeitigen Machtpositionen von Frankreich und den Habsburgern ruft er zur Parteinahme für Leopold I. auf, da [...] nun die Balance, welche alle Nationen bißhero gleich wagrecht zu halten bedacht gewesen und ferner seyn solten, sich gegen Franckreich zu neigen beginne, wann nicht die andere Nationen sich an die Oesterreichische Schale hängen, und das contrapeso halten helffenm. Der Kaiser wird also in der momentanen Situation als deutlich schwächer als der französische König eingeschätzt, was ihm in der Öffentlichkeit zugute kommt. Seiner angegriffenen Machtposition Rechnung tragend, erscheinen Aufrufe zu seiner Unterstützung gegen den übermächtigen Gegner als legitim und unumgänglich, da ansonsten in Europa der als ideal postulierte Gleichgewichtszustand nicht zu halten wäre. Positiv wirkte sich für den Kaiser und sein Image auch die Charakterisierung Ludwigs XIV. als ,regiersüchtig' aus. Insgesamt herrschte in den Flugschriften der Zeit große Übereinstimmung, daß Kriege durch die ,Regiersucht' oder Herrschsucht der Potentaten hervorgerufen wurden319. Im Hinblick auf Ludwig XIV. erschien den Zeitgenossen dieses Attribut besonders zutreffend. Für den Au-
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fe zu kommen, und selbige von dem Französischen An- und Uberfall zu retten. Auß dem Niederländischen Exemplar übersetzt, o. O. 1667, hier S. 17. Das Perfect erfundene und wohl praeparirte [...] Cliestier, 1674, fol. B4v-fol. C. Zu der Idee der Einhaltung eines Gleichgewichts in Europa vgl. auch die Flugschriften Lisolas: Bouclier d'Estat et de Justice, 1667; Bedencken über die Triple Alliantz, o. O. 1671; Politische Considerationes, Oder Bedencken Uber gegenwärtigen Krieg zwischen Franckreich und Holland, o. O. 1673, in: Diarium Europaeum, 27. Teil, S. 369-400, hier S. 370 und 392: Es ist zu aller Zeit eine Staats-Regul gewesen, die Regierungen in Europa in Gleichheit zu halten, dergestalt, daß keine unter denselben so groß werde, daß sich die andern davor fiirchten müsten. Vgl. dazu ζ. B. Der Teutschen Wächter-Stimme, über das gefährliche Hahnen (Frantzosen) Geschrey, An die Sämbtlichen Chur-Fürsten und Stände des Heil. Römischen Reichs kläglich geruffen, In was vor grosser Gefahr und Unruhe das gantze H. Rom. Reich anjetzo schwebe, denn aber auch, wie solchem grossen Übel und Kriegs-Troublen zubegegnen, und das Reich wieder alle Feinde zu retten und zu schützen sey, wolmeinand dargestellet und gezeiget wird, Germanstadt 1674; fol. B. Curiosa, nec non politica vagabundi per Europam, vulgo sie dicti, Rationis Status, de praesenti tempore Nugae-Somnia. Das ist: Des in der Europäischen Welt überall zu Hause sich einfindenden, so genannten Ratio-Status, Wegen jetziger Zeit Läufften nachdenckliche, und Politische träumende Schwätz-Gesichter, Falso-Veronae 1675, Teil 2, S. 6f.
142 tor des „abgefertigten Frantzösischen Apologisten" treibt den französischen König Nichts anderes, als die Begierde zu herrschen an320 und in dem Traktat „Manifest Oder Declaration Deß Krieges der Holländer" handelt es sich bei der .Regiersucht' gar um eine typische Charaktereigenschaft der Franzosen321. Implizit verbunden mit der auf eine Erweiterung des bestehenden Machtbereiches zielenden ,Regiersucht' ist die Vorstellung, daß hinter diesem Bemühen des jeweiligen Herrschers die Errichtung einer Universalmonarchie als Endziel steht322. Dementsprechend häufig findet sich in den Flugschriften des untersuchten Zeitraumes auch der Vorwurf gegen Ludwig XIV., eine solche universale Stellung anzustreben, wobei parallel für den Begriff der Universalmonarchie auch die Bezeichnungen Dominium, 5. Monarchie oder Monarchie der Christenheit auftreten. Bereits 1667 werden die Leser der Flugschrift „Renovirter Wecker" vor einem Rheinübertritt Ludwigs XIV. gewarnt, der damit sein Dominium desto besser zustabiliren suche324. Gehäuft trat dieser Vorwurf dann in den Jahren nach 1672 auf, als Ludwig XIV. durch einen weiteren Krieg die bei Aubery geäußerten Machtansprüche in die Tat umzusetzen schien. Die Flugschrift „De Universal Monarchia" läßt dementsprechend den französischen König in einem Gespräch mit dem Papst die Universalmonarchie als ideale Herrschaftskonzeption loben: Gestalt denn auch der Erdkreyß selbst nicht kan von zweyen Sonnen bestrahlet werden, wie viel weniger kan solcher ohne Nachtheil und Schaden von zweyen Herren regieret werden325, fragt der französische König in dem Traktat und fordert für sich 320
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Der Abgefertigte Frantzösische Apologist. Oder Antwort, Auf die ausgestreute Schmähkarten, darinnen gegenwärtige Frantzösische unrechtmässig- angefangene Kriegs-Unruhe, Wider Ihr Kayserl. Majest. Recht- und Billichmässigen Feldzug vermeintlichen vertheidiget werden wollen. Aus dem Italiänischen ins Teutsche übersetzt, o. O. 1674, fol. A2v. Vgl. dazu auch Haller, Deutsche Publizistik, S. 132-135. Manifest Oder Declaration Deß Krieges der Holländer, wider die Schweden. Wobey angefügt, aus deß Götter-Bothens Relation, Eines Melancholischen Meditation, Und Ein Gespräch Unterschiedener Personen, über den gefährlichen Einfall der Schweden in Pommern, und darauf folgende fröliche Post der Victoriae Seiner Churfürstlichen Durchleucht zu Brandenburg, wider die Schweden. Das Manifest ist gedruckt wie folget, Nach der Copie In s'Graven Hage By Jacob Sceltus, Ordinar-Drucker der Hochmög. Herren Staaten General der vereinigten Niederlanden, o. O. 1675, S. 17. Vgl. zur Universalmonarchie Johannes Burkhardt, Der Dreißigjährige Krieg, S. 30-51; Burkhardt, Die entgipfelte Pyramide; Bosbach, Monarchia Universalis sowie Bosbach, Eine französische Universalmonarchie? Daß Frantzösische Cabinet, oder Entdeckung Der langgeführten und nunmehr ausgebrochenen Anschläge in Franckreich, o. O. 1673, S. 3. Renovirter Wecker An die Hoch- unnd Wolgeachte, Großmächtige Herren, Burgermeister, Schultheiß, Landt-Ammann und Rähten, ec. der dreyzehen Orthen im Schweitzerland. Vor disem vilfältig Schrifftlich spargirt: Nun aber allen Gut-Eydtgenossischen Gemühtern [...] durch einen der Eydtgenoßschafft wol affectionierten, wolmeinend in Truck verfertigt. Sampt einer Problematischen Quaestion Quis Carolo Secundo Hispaniarum Regi, si quid eo ante susceptos liberos fiat humanitus, de jure succedat?, o. O. 1667, S. 4. De Universal Monarchia Epistolae duae Una Papae, altera Regis Galliae, quae ex Conclavi Papae subreptae & ex Authenticis translatae, certoque cum amico in Germania comunicatae.
143 schließlich nicht nur die Herrschaft über Europa, sondern über die ganze Welt. Einer eindeutigen Wertung unterzogen wurden die Pläne Ludwigs XIV. durch den Verfasser des „Frantzösischen Cabinets", der vor den Folgen einer solchen Politik für das Ansehen des Herrschers warnt: Alle diese Mittel aber anzuwenden, [...] umb die Monarchie der Christenheit zu erlangen, das sind so ungereimte Dinge vor einen so grossen König, daß sie den Ruhm seiner Weißheit und Verstandes gantz und gar verfinstern und alle seine vornehmste Thaten im Wercke mit dem Anhange sehr grossen Irrthums vor aller Welt darstellen326. Für viele Autoren trug der französische König seine Universalmachtsansprüche nicht nur durch sein Handeln, sondern auch in der von ihm verwendeten Symbolik deutlich vor: [...] deß Königs Symbolum war eine Sonne, und dabey: Nec pluribus impar: Auff den Canonen stunde: ά mihi & Jovi: Item, Ultima ratio Regum, welche nachdenckliche Symbola, Franckreichs hohe concepten zuverstehen gaben321, erklärt der Verfasser der Flugschrift „Annehmlicher Discurs" aus dem Jahr 1674328. Auch bildhafte Umschreibungen für die Politik Ludwigs XIV. finden sich in den Traktaten der Jahre 1673 und 1674. So verschafft sich ζ. B. ein Frankreich symbolisierender Hahn Zutritt bei der Götterversammlung und erklärt Jupiter, daß man Ihm Haanen den Charakter des Königs aller geflügelten Thiere zumessen solle, was die Herrschaft über den durch einen Adler symbolisierten Kaiser mit einschließt329.
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Das ist: Von der allgemeinen Monarchie über die gantze Welt von der Aller-Christlichsten Königl. Majestät in Franckreich zu beherschen. Copia Zweyer Schreiben I. So ihre Päbstl. Heil, an Ihr Christi. Königl. Majest. in Franckreich und II. Von Ihr Aller-Christl. Königl. Majest. in Franckreich an Ihr Päbstl. Heil, gewechselt, Auß dem Päbstl. Gemach entwendet, abcopeyet, und einem vertrauten Freunde in Teutschland communiciret, o. O. 1672, fol. Bv. Daß Frantzösische Cabinet, 1673, S. 5. Annehmlicher Discurs, von der Holländer Religion, Samt andern obschwebenden WeltHändeln, Uber sechs Epistelen, so vor etliche Monathen aus Utrecht an einen Professorem Theologiae zu Bern in der Schweitz, geschrieben, und in der Welt verstreut worden, o. O. 1674, S. 7. Kritisch mit der Symbolik des Sonnenkönigs beschäftigt sich auch die Flugschrift Lisolas Der Französische Redner, Das ist: Deß Herrn Ertz-Bischoffs von Ambrun Lob-Rede, Durch die Begebenheiten unserer Zeit, und der Sachen gegenwärtigen Zustandt erkläret, Und Aus dem Frantzösischen in die Hoch-Teutsche Sprache getreulich übersetzet, o. O. 1673, hier S. 3-4 der Vorrede. Des Großen Herrschers Jupiters und der gesammten Götter-Schaar geheimer Rath-Schluß und Un-Muth, Uber des freveln, trotzigen und verwegenen Vogels des Haanen, Wider Einen muthigen und siegreichen Adler und starcken Löwen, gethane vermessene und unverschämte Proposition; Das ist: Wie daß der wohl proportionirte und unvergleichliche practicsche stoltze Mist-Vogel der Haan, Mit seinem geitzigen und unersättlichen Kropffe den grossen Reichs-Rath nach vielen gaucklerischen Ceremonien endlich vorgelassen, und erschienen in Gestalt eines berühmten Klop-Fechters in Europa, o. O. 1674, fol. A4v. Vgl. zu weiteren Vorwürfen, der französische König wolle die Universalmonarchie ζ. B. die Flugschriften [Germanico Hanenfeind], Das Blätlein wendet sich: Das ist, Offenbahre Verruckung, Deren von An. 65. bis auf dieses 1674. Jahr Frantzösischer Seits geführten Concepten Offenhertzig an Tag gegeben von Germanico Hanenfeind, o. O. 1674; Modestini Send-Schreiben An Alethophilum, In welchem Die Behutsamkeit Derer Schwedischen Waffen, So nicht wider
144 Die Ludwig XIV. unterstellten Universalmachtspläne wurden schließlich immer wieder mit seinen Versuchen in Verbindung gebracht, für Frankreich die Kaiserkrone zu erringen. Gerade im Reich hoben die Publizisten das Schreckgespenst eines französischen Kaisers gerne hervor und wiesen in diesem Zusammenhang auf die Tatsache hin, daß Leopold I. immer noch keinen männlichen Nachfolger hatte. Bereits 1667 fürchtete der Verfasser des „Hoch-Teutsch erzehlenden Niederländers", daß bei einem etwaigen Anspruch Ludwigs auf die Kaiserkrone nur wenig Widerstand geleistet würde: Wann aber den Frantzösischen Uberwinder einsmals die Lust ankommen solte, entweder sein eygenes oder seines Sohns Haupt mit der Römischen Crone zu bezieren, welcher unter den Chur-Fürsten wollte das Hertz haben, daß Er Ihm widerstehen dörjfte ?330 Ganz in diesem Sinn warnt eine Flugschrift Lisolas, die 1674 mit Billigung des Wiener Hofes erschien, daß der französische König nicht nur die Universalmonarchie wolle, sondern vor allen Dingen, daß es [Frankreich, J. S.] einen Fuß auff den Thron deß Kayserthumbs setzen möchte, da Österreich im Moment verwundbar erscheine331. Aufrufe dieser Art fielen innerhalb des Reiches mit Sicherheit auf fruchtbaren Boden, da die Einnahme des Kaiserthrones durch Frankreich nach den kriegerischen Aktionen Ludwigs XIV. undenkbar schien. Außerdem hatte bereits die Wahl von 1658 deutlich gemacht, wie groß die Abneigung gegen einen ausländischen Thronkandidaten auch nach dem Westfälischen Frieden war. Interessant ist im Zusammenhang mit der in der deutschen Publizistik zu beobachtenden Stilisierung Ludwigs XIV. als herrschsüchtiger und dem Universalmachtsstreben verhafteter Potentat die kontrastierende Charakterisierung Leopolds I. Blickt man zurück auf das 16. und den Beginn des 17. Jahrhunderts, so mußte sich in dieser Phase vor allem das Haus Habsburg gegen den Vorwurf wehren, die Universalmonarchie anzustreben. Wurden universalistische Pläne während der Regierungszeit Karls V. noch mit der kaiserlichen Stellung in Verbindung gebracht und nur von den Gegnern des Kaisers im publizistischen Meinungskampf negativ bewertet, so änderte sich im Lauf des 17. Jahrhunderts das Bild332. Während des Dreißigjährigen Krieges mußte sich vor allem der Kaiser
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Chur-Brandenburg gerichtet werden können, dargethan und erwiesen wird. Nechst angehängtem Extract Etzlicher Anmerckungen, wie der Aller Christlichste König in Franckreich Ihme gefallen lassen Die Erhöhung über alle Christliche Potentaten in Europa, und mit Göttlicher Ehre respectiret zu werden, o. O. 1674; Niderländischer Starnstecher, Oder, Der aus den Frantzösischen Augen in denen Spanischen vermeintt gestochene Balcken. Das ist: Die aus alten und neuen Geschichten wieder hervorgesuchte vermeinte unstreittbare Warheit, daß Spanien mehr nach der so genanten Universal Monarchie soll gestrebet haben, als Franckreich. Dabey zungleich angefüget, Eine kurtze Erzählung der vornehmsten Thaten deß itzigen Königes in Franckreich, und was er ferner vor hat sein Reich in solchem Stande zusetzen, um zuerwehnter Monarchie zugelangen. Beydes aus dem Frantzösischen gezogen, o. O. 1674; Das Perfect erfundene und wohl praeparirte [...] Cliestier, 1674. Der Hoch-Teutsch erzehlende Niederländer, 1667, S. 15. Politische Considerationes, 1673, in: Diarium Europaeum, 27. Teil, S. 370. Bosbach, Monarchia Universalis, Kapitel 3.
145 Vorwürfe gefallen lassen, auf den Spuren Karls V., verleitet von seinen spanischen Ratgebern, erneut die Errichtung einer Universalmonarchie zu planen333. Das Streben nach der universalen Spitzenstellung galt dabei als unzeitgemäß und nicht mehr legitim und entwickelte sich zu einem gewichtigen Negativargument im publizistischen Meinungskampf 334 . Das Image der Habsburger war stark belastet mit diesem Attribut, das sich auch nach dem Westfälischen Frieden nicht verlor. Gerade die Auseinandersetzungen um die Kaiserwahl 1658 haben deutlich gemacht, daß Leopold I. weiter gegen dieses Bild ankämpfen mußte und in dieser Hinsicht unter Rechtfertigungsdruck stand. Mit der aggressiveren Politik Frankreichs seit dem Devolutionskrieg konnte sich der Kaiser jedoch von diesem Verdacht befreien. Ludwig XIV. war nun für die Zeitgenossen derjenige, der unrechtmäßig nach der Universalmonarchie strebte, während Leopold I. von solchen Plänen ausgenommen wurde. Gerade der kaiserliche Diplomat Lisola hob in einer die Haltung des Hofes widerspiegelnden Flugschrift des Jahres 1673 noch einmal deutlich hervor, daß der Kaiser sich nicht nach andern Herrschaften sehne335. Noch klarer bestritt der Autor der 1673 erschienenen „Wohlmeynenden Erinnerungen" etwaige Universalmachtsansprüche des Kaisers. Deutlich zeigt der Inhalt dieses Traktats, daß der Verfasser mit Sicherheit nicht aus Hofkreisen stammte, sondern teilweise noch traditionellen Urteilen zum Kaiser und seiner Regierung anhing. So richtete er sich ausdrücklich gegen die jesuitischen Berater Leopolds I. und sah in ihnen, ganz wie im Dreißigjährigen Krieg, einen Hauptgrund für Dissonanzen zwischen Reichsoberhaupt und Reichsgliedern336. Um so überraschender ist daher seine klare Zurückweisung des klassischen Bildes von einem nach der Universalmonarchie strebenden Kaiser. Nachdem der Autor die Bezeichnung des Kaisers als Herrn der Welt relativiert und Vorstellungen zurückweist, daß dieser auch über die entlegensten, und allerdings unbekanden Völcker, ein Herrschaffts-Recht habe, gesteht er Leopold I. Zurückhaltung in diesem Punkt zu: So ist doch alles dieses ohne Grund, wird auch von Käyserlicher Majestät nimmermehr praetendieret werden"7. Selbst der Autor dieser wohl aus dem protestantischen Lager stammenden Schrift enthob damit Leopold I. des Vorwurfs, universalistische Machtpläne zu verfolgen. Faßt man das im Spannungsfeld von Gleichgewichtsidee und Universalmonarchie entstandene Meinungsbild zusammen, so zeichnete die Publizistik in den siebziger Jahren das Bild eines auf Frieden bedachten, defensiv agierenden Potentaten, der das Kräftegleichgewicht in Europa halten will, nicht jedoch selbst plant, dieses zu seinen Gunsten zu verschieben, um universalistischen Plänen folgen zu können. Dieses in der Publizistik kursierende Image des Kaisers unterschied sich 333 334 335 336 337
Vgl. dazu Burkhardt, Der Dreißigjährige Krieg, S. 35-42. Bosbach, Monarchia Universaiis, Kapitel 5. Der Französische Redner, 1673, fol. F4. W o h l m e y n e n d e Erinnerungen, 1673, S. 23. W o h l m e y n e n d e Erinnerungen, 1673, S. 4 5 - 4 6 .
146 damit nicht nur von dem Bild der Habsburger in der ersten Hälfte des Jahrhunderts, sondern es stand auch in starkem Kontrast zu den noch bei den Festlichkeiten zur Hochzeit mit Margaretha Theresia 1666 und 1667 vertretenen Universalmachtsansprüchen des Hauses. Die Aussagen, die im Rahmen höfischer Feste zur Größe des Herrschers und seiner Stellung in der Welt gemacht wurden, stimmten in diesem Punkt mit der Publizistik der Zeit nicht überein338.
II.2.3.2.4 Der Kaiser und die Stände des Reiches In den siebziger Jahren des 17. Jahrhunderts gelang es dem Kaiser vor allem im Kontrast zu den Ansprüchen Ludwigs XIV. den Vorwurf, universalistische und damit kriegstreibende Pläne zu verfolgen abzulegen. Dieses neue Image Leopolds I. erleichterte die Zusammenarbeit mit vielen Reichsständen, die nun den französischen König nicht mehr als Alternative zur kaiserlichen Macht ansahen. Trotzdem gab es mit Bayern, Köln oder dem Fürstbischof von Münster durchaus Reichsmitglieder, die auf der Seite Frankreichs in das Kriegsgeschehen eingriffen oder zumindest Neutralität wahrten. Diese gegenüber Kaiser und Reich distanzierte Haltung rief in den Medien der Zeit vielfach Kritik hervor und wurde damit zu einem nützlichen Argumentationsmittel für die kaiserliche Politik. Andreas Gestrich bringt in seinen Überlegungen zu „Absolutismus und Öffentlichkeit" die Entwicklung in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit dem Begriff des Reichspatriotismus in Verbindung, der „von den Habsburger Herrschern mit allen Mitteln befördert wurde"339. Die Diskussion in den Flugschriften der Jahre 1673 und 1674 bestätigt diesen Eindruck, obwohl eine Urheberschaft des Wiener Hofes für viele Traktate nicht belegbar ist. Doch die die öffentliche Diskussion stark prägenden Schriften des kaiserlichen Diplomaten Lisola gaben mit Sicherheit deutliche Impulse zur Formierung der Stände hinter ihrem Reichsoberhaupt. Bereits in der Publizistik zum Türkenkrieg der Jahre 1663 und 1664 hatte es zwar an Aufrufen zur Unterstützung des Reichsoberhauptes gegenüber dem erklärten auswärtigen Feind nicht gefehlt, doch der Krieg gegen Ludwig XIV. verschärfte diese Stoßrichtung innerhalb der Schriften und Traktate noch zusätzlich. Besondere Brisanz erhielt die Frage der Reichsverteidigung durch die Sonderwege, die einige Reichsmitglieder in diesem Konflikt einzuschlagen versuchten. Im Gegensatz zu dem vergangenen Türkenkrieg herrschte damit nicht einmal zu der Frage Klarheit, auf welcher Seite einzelne Stände in den anstehenden Auseinandersetzungen agieren würden. Die Erklärung des Reichskrieges führte zwar 1674 dazu, daß ein großer Teil der Reichsmitglieder auf kaiserlicher Seite standen, doch war auch in den folgenden Jahren die Solidarisierung einzelner Stände mit Frankreich immer wie-
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Vgl. ausführlich zu den Festlichkeiten Kapitel III. Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 21.
147 der ein Thema der Flugschriften340. Aufrufe zur gemeinsamen Unterstützung des Reichsoberhauptes wurden somit zu einem festen Topos der Publizistik und begleiteten den Kaiser durch seine gesamte Regierungszeit hindurch. Die Flugschriften der Jahre 1673 und 1674 wiesen bereits alle in Verbindung mit der Reichsverteidigung fallenden grundlegenden Argumente auf und prägten das Vokabular für die kommenden Jahre. Die Reichsfürsten wurden vielfach pauschal des Verrates an Kaiser und Reich bezichtigt und es fehlte in fast keinem längeren Traktat der eindringliche Aufruf zur Einigkeit und zu einer gemeinsamen Unterstützung des Reichsoberhauptes. Verbunden damit erschienen häufig Hinweise auf notwendige Änderungen der Reichsverteidigung, aber auch konkrete Überlegungen zu Rüstungen und zur besseren militärischen Organisation. Darüber hinaus bemühten sich viele Autoren, hinter die Fassaden der französischen Politik zu schauen und die Kunstgriffe Ludwigs XIV. zu entlarven341. Die Stiftung von Unfrieden zwischen den Reichsmitgliedern wurde dabei als besonders erfolgreiches Mittel der Politik Ludwigs XIV. charakterisiert. Auch die französischen Subsidienzahlungen an einzelne Reichsfürsten waren Gegenstand der Überlegungen. Fürsten, die Geld von Frankreich nahmen, wurden ζ. B. als Mordbrenner ihres Vaterlandes bezeichnet342. Verbunden mit den Aufrufen zur gemeinsamen Unterstützung des Kaisers war häufig ein auch im Vokabular reichspatriotischer Stil, der fast alle Schlagworte eines modern anmutenden Nationalismus enthält. Bereits im Titel nimmt ζ. B. die Flugschrift „Teutsch-Lands Clag-Straff- und Ermahnungs-Rede, An Seine untreuen, und verrätherischen Kinder" die allgemeine Stimmung gegenüber einzelnen .abtrünnigen' Reichsmitgliedern auf. Der sich als redlicher Teutscher Patriot verstehende Verfasser fordert aus Sicht der Mutter Deutschland die Unterstützung 340
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342
Zur Diskussion um die Reichskriegserklärung von 1674 vgl. Klaus Müller, Zur Reichskriegserklärung im 17. und 18. Jahrhundert, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung 90 (1973), S. 246-259 und Kampmann, Reichstag und Reichskriegserklärung. Vgl. dazu ζ. B. die Flugschriften De Universal Monarchia Epistolae duae Una Papae, altera Regis Galliae, quae ex Conclavi Papae subreptae & ex Authenticis translatae, certoque cum amico in Germania communicatae. Das ist: Von der allgemeinen Monarchie über die gantze Welt von der Aller-Christlichsten Königl. Majestät in Franckreich zu beherschen. Copia Zweyer Schreiben I. So ihre Päbstl. Heil, an Ihr Christi. Königl. Majest. in Franckreich und II. Von Ihr Aller-Christl. Königl. Majest. in Franckreich an Ihr Päbstl. Heil, gewechselt, Auß dem Päbstl. Gemach entwendet, abcopeyet, und einem vertrauten Freunde in Teutschland communiciret, o. O. 1672; Relation Uber Ein Politisch-Oder Staatkündiges Schreiben, Franckreichs Sachen mit Holland betreffend. Fürstellend die Grund-Ursachen dieses Krieges und Franckreichs hohes Fürhaben und Absehen auff die allgemeine Ober-Herrschafft. Auß der Niederländischen in die Hochteutsche Sprach übersetzet, Frankfurt 1674, hier vor allem S. 10-11 sowie Die schwangere, Aber Einen Fehlgebährende Lilie, Mit Einer Beylage, die Rechtfertigung Ihrer Rom. Keyserl. Majestät Waffen wider die Cron Frankreich, zu Beschützung des H. Römischen Reichs, in sich haltend, o. O. o. J. Vgl. dazu auch die Angaben bei Haller, Deutsche Publizistik, S. 101-106 zur Flugschrift „Aurifodina Gallica". Anmerckungen Auff die Rede, 1673, S. 32.
148
durch ihre Kinder an und vergleicht untreue Fürsten mit Judas343. In dem „Nachdenklichen Gespräch" zwischen Friedlieb und Freyhold nutzt dagegen einer der beiden Protagonisten vermeintlich germanische Traditionen als Argumentationshilfe: Die alten Teutsche haben sich dergestalt nicht lassen in Bart greiffen344, meint er und fordert in diesem Zusammenhang zum einigen Vorgehen gegen auswärtige Mächte auf: die Reichs-Fürsten sollten zusammen tretten, der Teutschen Freyheit unter die Arm greiffen, die unteutsche Frembdlinge aus dem Lande jagen, und ihre satisfaction in derselbigen Lande suchen345. Aufrufe zur Verteidigung des Reiches liefert auch die bereits im Titel aussagekräftige Flugschrift „Die unteutsche Freyheit, Oder Teutsche Gefangenschaft [...]": Und wer sollte sich nicht glückselig achten, mit unserm Allergnädigsten Kaiser und Herrn, für das Vaterland, gegen Auswärtige Tyranney, den letzten Bluts-Tropfen dazu strekken [...], fragt der Autor ganz im Stile der Befreiungskriege gegen Napoleon 346 . Verstärkt wird das verwendete reichspatriotische Vokabular schließlich durch Autoren-Pseudonyme wie Germanico Hanenfeind347 und Hermannus Teuthold348 oder fingierte Druckorte wie Germanstadt349. Vor allem in der Geschichtswissenschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts wurden die gegen Ludwig XIV. gerichteten Flugschriften aufgrund ihres Sprachstils und der darin enthaltenen Appelle an die patriotische Gesinnung der Leser besonders gerne als Beispiel für ein in dieser Phase bereits erkennbares Nationalgefühl der Deutschen gewertet350. Tatsächlich müssen die einzelnen Traktate je343
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Teutsch-Lands Clag- Straff- und Ermahnungs-Rede, An Seine untreuen, und verrätherischen Kinder, Sambt Beyfügung Einer Auffmunterung der redlichen Teutschen Patrioten zu Ergreiffung der Waffen, wider des Kaysers, und deß Reichs in demselben der Zeit tyrannisirende Feinde, o. O. 1673, fol. A2v. Vgl. zu der Schrift auch Haller, Deutsche Publizistik, S. 141145. Nachdenckliches Gespräch, 1673, fol. B. Nachdenckliches Gespräch, 1673, fol. B2v. Die unteutsche Freyheit, 1674, fol. C4. [Germanico Hanenfeind], Das Blätlein wendet sich: Das ist, Offenbahre Verruckung, Deren von An. 65. bis auf dieses 1674. Jahr Frantzösischer Seits geführten Concepten Offenhertzig an Tag gegeben von Germanico Hanenfeind, o. O. 1674. Hermannus Teuthold, Hermanni Teutholds Antwort-Schreiben, An Seinen brüderlichen guten Freund darinnen er umbständlich erläutert Was Vor Hülff bey dem heutig so genannten Frantzöisch-Holländ. Kriege Beyde Kriegende Partheyen zu erwarten, o. O. 1673. Der Teutschen Wächter-Stimme, 1674. Vgl. dazu ζ. B. Zwiedineck-Südenhorst, Die öffentliche Meinung, S. 6: „Es tritt uns aus ihren oft derben und beißenden Strafpredigten eine stark ausgeprägte nationale Gesinnung entgegen, die man in jenen Tagen der Reichskümmemis nicht vermutet hätte. Darin scheint mir auch weitaus die größte Bedeutung dieser Literatur zu liegen". Vgl. zu der Forschungsdiskussion um Frühnationalismus und Reichspatriotismus in der Frühen Neuzeit Reinhard Stauber, Nationalismus vor dem Nationalismus? Eine Bestandsaufnahme der Forschung zu „Nation" und „Nationalismus" in der Frühen Neuzeit, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 47 (1996), S. 139-165; Michael Stolleis, Reichspublizistik und Reichspatriotismus vom 16. zum 18. Jahrhundert, in: Günter Birtsch (Hrsg.), Patriotismus, Hamburg 1991 (Aufklärung 4), S. 7-23; Barbara Könneker, Germanenideologie und die Anfänge deutschen Nationalbewußt-
149 doch in ihrem Entstehungszusammenhang gesehen und bewertet werden. Gerade die oben angeführten Beispiele zur Ablehnung einer universalistischen und damit expansiven Politik machen deutlich, daß die Aufrufe zur Einigkeit des Reiches überwiegend die Stärkung der Defensive zum Ziel hatten. Sie beruhten auf der Sorge, daß eine Verteidigung gegen den französischen König durch das uneinige Vorgehen der Reichsstände gefährdet werden könnte. Eine aggressive Zielrichtung lag den meisten Autoren allerdings fern, wie auch die Überlegungen zur Gleichgewichtsidee als Mittel zur Friedenswahrung deutlich gemacht haben. Unbestritten bleibt jedoch, daß die Flugschriften in Vokabular und Stil Vorgaben für spätere national gesinnte Traktate und Werke lieferten. Für den Wiener Hof waren die mahnenden Aufrufe an die Reichsmitglieder zum einigen Vorgehen gegen Ludwig XIV. auf jeden Fall positiv. Vorhandene konfessionelle Dissonanzen konnten damit überspielt werden351 und auf lange Sicht gesehen erleichterte die in den Flugschriften geforderte einhellige Unterstützung des Reichsoberhauptes die Regierungsarbeit des Kaisers. Inwieweit der Wiener Hof den zu beobachtenden Reichspatriotismus mitformte und durch die Verbreitung von in dieser Richtung agierenden Flugschriften aktiv wurde, muß aber offen bleiben. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen mit Ludwig XIV. stieg auf jeden Fall innerhalb des Reiches die Akzeptanz für die Politik des Kaisers. Das Bild des friedlichen Reichsoberhauptes, das in Zeiten der auswärtigen Bedrohung auf die sich hinter ihm formierenden einigen Reichsstände zurückgreifen muß, enthielt neben aller Sorgen um die Reichsverteidigung auch ein beruhigendes Moment für das Reich. Die offensichtlich vorhandene Schwäche des Kaisers machte die Unterstützung durch die Fürsten zwingend notwendig, ein expansiver Alleingang des Reichsoberhauptes war nicht mehr zu befürchten. Reich und Kaiser befanden sich so in einem Zustand der gegenseitigen Abhängigkeit.
seins in der Publizistik Ulrich von Huttens. Dargestellt an seinem Dialog „Inspicientes", in: Peter Laub (Hrsg.), Ulrich von Hutten. Ritter, Humanist, Publizist 1488-1523, Kassel 1988, S. 279-291; Winfried Schulze, D i e Entstehung des nationalen Vorurteils. Zur Kultur der Wahrnehmung fremder Nationen in der europäischen Frühen Neuzeit, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 4 6 (1995), S. 6 4 2 - 6 6 5 s o w i e A d a m Wandruszka, „Was ist des Deutschen Vaterland?" Reichspatriotismus und Nationalgefühl v o m Dreißigjährigen Krieg bis zum Wiener Kongreß, in: W i l h e l m Brauneder (Hrsg.), H e i l i g e s R ö m i s c h e s Reich und moderne Staatlichkeit, Frankfurt/Main u. a. 1993 (Rechtshistorische Reihe 112), S. 161-168. 351
Vgl. dazu das Kapitel zum ungarischen Magnatenaufstand in dieser Arbeit.
150
II.2.3.2.5 Das Bild des Kaisers in den Flugschriften der Jahre 1673 und 1674 Der Überblick zu den in den Flugschriften der Jahre 1673 und 1674 geäußerten Meinungen hat gezeigt, daß Leopold I. trotz des von ihm geführten Krieges größtenteils positive Stimmen entgegenschlugen. Kritik wurde zu Beginn der Auseinandersetzungen eher im Zusammenhang mit der abwartenden Haltung Wiens im Jahr 1672 laut, die von einzelnen Flugschriftenautoren als Schwäche des Kaisers interpretiert wurde352. Die von Leopold I. schließlich praktizierte Politik, Frieden durch Waffen zu suchen, stieß allgemein auf Zustimmung, obwohl der hohe Wert des Friedens in den Schriften nie aus den Augen verloren wurde. Das aggressive Vorgehen Frankreichs ließ jedoch dem Kaiser nach Ansicht vieler Autoren keine andere Wahl, als sich dem von Regiersucht und Universalmachtsplänen geprägten Machtstreben Ludwigs XIV. entgegenzustellen. Kritik an der Konfessionspolitik des Kaisers wurde vor dem Hintergrund der Bedrohung durch Frankreich zwar nicht vergessen, rangierte aber in ihrer Gewichtung weit dahinter. Lob für den Kaiser überwog, während Hinweise auf die Unterdrückung Andersgläubiger nur in Nebensätzen oder kurzen Abschnitten Erwähnung fanden. Trotzdem ließen diese knappen Hinweise an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Die sich der bildhaften Kennzeichnung der einzelnen Potentaten und Reichsstände durch Vogelarten bedienende Flugschrift „Des großen Herrschers Jupiters [...] geheimer Rath-Schluß" hob ζ. B. die Verfolgung einzelner Vögel durch den Adler aus religiösen Gründen hervor: Zwar uns gefällt gar nicht, daß der Adler auß bestialischer und einem Gottseeligen Regenten übel anstehender devotion, offtermahl auch die Vogel als rebellen verfolget, die den Gesang nicht lernen wollen, den die geschorne rasende Rotte der Jesuwider [!] ihm und seinen Jungen vorpfeijfet353. Aufgegriffen wurde damit erneut das aus dem Dreißigjährigen Krieg bekannte Bild eines von seinen jesuitischen Beratern abhängigen Kaisers, das häufig den Weg in die Flugschriften fand und von dem sich Leopold I. nie ganz befreien konnte. Der ebenfalls noch während des Dreißigjährigen Krieges immer wieder geäußerte Vorwurf, die Habsburger würden die Universalmonarchie anstreben, verlor dagegen vor dem Hintergrund der zunehmenden Stärke Ludwigs XIV. an Brisanz.
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353
Vgl. dazu Lisola, Conference Infructueuse, 1672 und De Universal Monarchia, 1672, fol. A2v-fol. A3. Vgl. dazu Des Großen Herrschers Jupiters und der gesammten Götter-Schaar geheimer RathSchluß 1674, fol. B3.
151
II.2.3.2.6 Illustrierte Einblattdrucke und Zeitungen in den Jahren 1673 und 1674 Die bisher gemachten Ausführungen zur Bewertung der kaiserlichen Politik in den Jahren 1673 und 1674 beruhen vor allem auf einer Auswertung des Mediums ,Flugschrift'. Illustrierte Einblattdrucke nahmen sich dagegen vor allem der aktuellen Berichterstattung von den Kriegsschauplätzen an und boten nur selten aussagekräftige Analysen und Bilder zu politischen Hintergründen354. Dagegen steht die reichhaltige Bildpublizistik der Generalstaaten, die den Ausbruch des Holländischen Krieges und die Verwicklung deutscher Reichsfürsten in den Konflikt mehrfach kommentierte355. Nur vereinzelt ließen sich jedoch Beispiele dafür finden, daß diese Blätter in die deutsche Sprache übersetzt wurden und dadurch eine größere Breitenwirkung innerhalb des Reiches erzielen konnten356. Die holländische Bildkritik, die vor allem auf die profranzösische Politik des Fürstbischofs von Münster und Wilhelm Egon von Fürstenbergs einging, verstärkte jedoch möglicherweise die Rufe nach einem einig hinter dem Kaiser stehenden Reich bzw. nach einem geschlossenen Vorgehen der Reichsstände. Das Medium ,Zeitung' lieferte vor allem ereignisbezogene Informationen, die allgemeingültige Fragen und Problemkreise wie die Entscheidung um Krieg oder Frieden, das Universalmachtsstreben der Potentaten sowie den aufkommenden Reichspatriotismus außer acht ließen. Einzelne Schlachten, taktische Bewegungen der Heere oder rein äußerliche Vorkommnisse bei den Friedensverhandlungen in Köln prägten die Berichterstattung. Zumeist enthielten sich die Autoren einer Bewertung der Ereignisse, doch vereinzelt kann man den Blättern auch Meinungen zu den verschiedenen Vorkommnissen entnehmen. Bei Kampfhandlungen war der Standpunkt der Zeitungen ohnehin festgelegt. Siege der alliierten Truppen erhielten allein schon durch die freudige Aufnahme dieses Ereignisses in den verschiedenen Berichtsorten eine positive Bewertung. Beifällig notierte ζ. B. die Hamburger Ordinari Zeitung die Rückeroberung Bonns in einer ersten Erfolgsmeldung aus Brüssel vom 15. November 1673: Die übergab der Stadt Bonn an die Confoederirten hat allhie grosse Frewde veruhrsachet, ohne daß man die Particularia
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356
Vgl. dazu Schumann, D a s politisch-militärische Flugblatt, hier vor allem S. 2 4 4 - 2 5 8 . Zu holländischen Flugblättern in dieser Phase vgl. B o m m e n Berend, hier vor allem die Katalognummern 4 2 0 - 4 2 8 , 4 3 1 , 4 3 3 , 4 3 4 , 4 3 8 , 4 3 9 , 4 4 9 - 4 5 1 s o w i e 454. Zu R o m e y n de H o o g h e als einem der wichtigsten holländischen Flugblattkünstler vgl. Gerhard Langemeyer, A e s o p u s in Europa. Bemerkungen zur politisch-satirischen Graphik des R o m e y n de Hooghe ( 1 6 4 5 1706), Münster 1972. Vgl. dazu die Flugblätter Ausländisch-Europäische, w i e auch Französisch-Holländische Staats-Eröffnung, Delft [vermutlich 1672-1673]; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. Y A 10030m und Europäischer Potentaten wie auch Französisch-Holländischer-praeparatorien Staats-Discurs, Enckhösen in Holland 1672, G N M , Inv. Nr. HB 18588, Kapsel 1314a.
152 annoch davon weiß3". Noch interessanter erscheint ein Bericht aus dem Jahr 1674, der das Zusammentreffen des kaiserlichen Heeres mit Kölner und damit auf Seiten Frankreichs stehenden Truppen zum Gegenstand hat. Die Überfallenen Kölner setzten sich kaum zu Wehr, sondern sollen protestiret [haben, J. S.], Je keine Feinde zu seyn, was von dem Berichterstatter als positives Zeichen in dem Konflikt gewertet wurde358. Der anstehende Verhandlungserfolg des kaiserlichen Gesandten Lisola in Lüttich rief ebenfalls eine deutliche Meinungsäußerung des von diesem Ort berichtenden Korrespondenten hervor. Er beobachtete, daß das begeisterte Volk in diesem Zusammenhang gut Käyserlich affectioniret zu seyn sich vernehmen lassen359. Dagegen wurde das Scheitern der Friedensverhandlungen in Köln, das zum Teil mit der völkerrechtlich umstrittenen Verhaftung Fürstenbergs durch kaiserliche Truppen zusammenhing, keineswegs negativ kommentiert. Vielmehr zeigen die dazu verfaßten Berichte der Zeitungen, daß man sich wohl an den veröffentlichten Rechtfertigungen des Kaiserhofes zu diesem Thema orientierte360. Insgesamt machen diese Beispiele deutlich, daß die ereignisbezogene Berichterstattung im Medium ,Zeitung' für den Kaiserhof keineswegs negativ war. Wenn Meinungsäußerungen überhaupt den Weg in die Berichte der Korrespondenten fanden, so entsprachen sie der allgemeinen Zustimmung, die die kaiserliche Politik unter dem Eindruck der französischen Bedrohung erfuhr. Selbst die Gefangennahme Fürstenbergs sowie das Scheitern der Kölner Verhandlungen wurden nicht kritisiert, sondern zumeist kommentarlos hingenommen.
II.2.3.2.7 Exkurs: Kriegsberichterstattung am Beispiel der beiden Schlachten bei Sinsheim und Seneffe 1674 Die Berichterstattung zu Kriegsereignissen wie Schlachten, Belagerungen und Eroberungen ist ein klassischer Themenbereich für die Anwendung von Propaganda. Göran Rystad hat für den Dreißigjährigen Krieg die in Flugschriften, Einblattdrucken und Zeitungen auftauchenden Berichte zum Kriegsgeschehen als eindeutige Propaganda gewertet. Vor allem die zwischen dem Heer und dem jeweiligen Regierungssitz des Herrschers kursierenden Briefe und Berichte mit Informationen zum Schlachtgeschehen, die schließlich ihren Weg in die Medien der Zeit 357 358 359 360
HO 1673, Do. Nr. 46, S. 3. HO 1674, Di. Nr. 7, S. 3-4. HO 1673, Di. Nr. 53, S. 2. Vgl. dazu ζ. B. die im Nürnberger Kriegskurier zusammengefaßten Gründe für die Verhaftung, die der offiziellen Version des Kaiserhofes entsprechen. Ν 1674, Nr. 24, S. 2-3 sowie der Hinweis auf die Veröffentlichung der Flugschrift „Gerechtfertigte Verhaftung" in Ν 1674, Nr. 28, S. 2. Die Berliner Ordinari Zeitung weist in einem Bericht ebenfalls auf die erwartete schriftliche Rechtfertigung Wiens hin: Man verlanget mit Schmertzen, daß die Schrifft wider den Printzen von Fürstenberg in Druck wird außkommen, BO 1674, 12. Woche, 3. Stück, S. 3.
153 fanden, sieht er als Vehikel zur Beeinflussung der Bevölkerung an. Seiner Ansicht nach drangen auf diese Weise bewußt manipulierte Informationen in die Öffentlichkeit, da Zeitung, Flugschrift und Einblattdruck die ihnen zur Kenntnis gelangten Nachrichten nicht nachprüften und kommentarlos abdruckten361. Um auf diesen für eine Untersuchung von Propaganda und Öffentlichkeitsarbeit ebenfalls relevanten Aspekt näher eingehen zu können, soll beispielhaft in dem nun folgenden Abschnitt anhand zweier großer Schlachten des Jahres 1674 die Nachrichtenlage zu diesen Ereignissen ermittelt und auf eine propagandistische Nutzung durch den Kaiserhof überprüft werden. Für das Jahr 1674 sind vor allem die Kampfhandlungen bei Sinsheim zwischen kaiserlichen und französischen Truppen und die Schlacht bei Seneffe, bei der die alliierten Heere der Generalstaaten, Spaniens und des Kaisers auf Frankreich trafen, von besonderer Bedeutung gewesen. In der Forschung wird Sinsheim als erster Rückschlag für das noch nicht in voller Stärke angetretene kaiserliche Heer unter dem Herzog von Lothringen und General von Caprara gewertet362. Nach einem langen Kampf der beiden in etwa gleich starken Heere mußten sich die deutschen Truppen vom Kampfplatz zurückziehen, jedoch ohne daß das französische Heer unter Turenne sie verfolgte. Die Schlacht von Seneffe im August desselben Jahres endete ebenfalls mit keinem klaren Ergebnis. Nach verlustreichen Kämpfen konnten die alliierten Truppen das Feld behaupten, hatten aber keine Kraft mehr, dem französischen Heer unter Conde nachzusetzen, um den ursprünglichen Plan in die Tat umzusetzen, den Krieg auf französischen Boden zu tragen363. Berichte zu den beiden Schlachten finden sich vor allem in den Zeitungen, während illustrierte Einblattdrucke nur zu den Kämpfen bei Seneffe erschienen sind. Darüber hinaus gibt es kurze in berichtendem Stil gehaltene Flugschriften, die als eine Art Extraausgabe genauere Nachrichten oder eine Kompilation von Informationen zum Schlachtgeschehen lieferten. Im Hinblick auf die Zeitungen muß bei einer Beurteilung der Berichterstattung noch einmal zwischen Blättern, die Nachrichten redaktionell überarbeiteten, und Zeitungen, die Berichte aus verschiedenen Orten unkommentiert nebeneinander abdruckten, unterschieden werden. Insgesamt macht die Berichterstattung in allen diesen Medien deutlich, daß zu beiden Schlachten Öffentlichkeitsarbeit im Sinn des Wiener Hofes geleistet wurde, doch boten vor allem die Zeitungen dem Leser auch die Möglichkeit, das Schlachtgeschehen objektiv zu beurteilen. Eine übertrieben positive Darstellung der Ereignisse war bei keiner der beiden Auseinandersetzungen zu beobachten. Die Berichterstattung zur Schlacht bei Sinsheim zeichnet sich vor allem durch die auffällig stark differierenden Zahlen zu den im Lauf des Zusammentreffens eroberten Fähnlein und durch die stark schwankenden Verlustzahlen aus. Einig361 362
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Vgl. Vgl. zum Vgl.
dazu die Untersuchung von Rystad, Kriegsnachrichten und Propaganda. dazu Bernhard Erdmannsdörffer, Deutsche Geschichte vom Westfälischen Frieden bis Regierungsantritt Friedrichs des Großen 1648-1740, Bd. 1, Darmstadt 1962, hier S. 565. Erdmannsdörffer, Deutsche Geschichte, S. 565-566.
154 keit herrscht dagegen in den Meldungen zur Zahl der beteiligten Truppen. Demnach soll das französische Heer 15 000 Mann stark gewesen sein, während auf kaiserlicher Seite nur sieben- bis achttausend Soldaten zur Verfügung gestanden haben364. Außerdem konnte die französische Seite von der Bewaffnung her auf 16 Kanonen zurückgreifen, gegen die das deutsche Fußvolk ohne adäquate Ausstattung ankämpfen mußte. In ersten Meldungen wird die Schlacht als ein verlustreiches Treffen charakterisiert, das den Rückzug der deutschen Truppen zur Folge hatte365. In nachfolgenden Berichten relativiert sich die Niederlage der deutschen Truppen etwas, jedoch ohne den letztendlich stattfindenden Rückzug zu leugnen. Laut den Berichten mußte das kaiserliche Heer zwar das Feld räumen, doch konnten eine große Anzahl von Fähnlein sowie andere Beutestücke erobert werden. So berichtet die Hamburger Ordinari Zeitung von 15 gewonnenen Standarten366, laut dem Nürnberger Kriegskurier waren es neun367, während in einer Münchner Zeitung von nur drei eroberten und zwei verlorenen Standarten die Rede ist368. Im Hinblick auf die Verlustzahlen dienten die einem abgefangenen französischen Kurier entwendeten Verlustlisten als Beweis für die hohe Anzahl an Toten bei den Franzosen. Trotzdem gibt es auch in diesem Punkt stark differierende Angaben. Während für die kaiserliche Seite zumeist von ca. tausend Toten ausgegangen wird, bewegt sich die für die Franzosen ermittelte Zahl zwischen ein- bis zweitausend Mann369. Ausgehend von den angeblich gewonnenen Fähnlein und den hohen Verlustzahlen der Franzosen wird schließlich das Aufeinandertreffen der Truppen trotz des Rückzuges des kaiserlichen Heeres als ein Unentschieden gewertet370. Hier könnte man eine propagandistisch gemeinte Aufwertung des Schlachtergebnisses vermuten, doch macht ζ. B. die Berliner Ordinari Postzeitung ganz klar, daß die allgemeine schlechte Situation des kaiserlichen Heeres in der Pfalz bekannt war. Als Resümee der Sinsheimer Schlacht wird in einer Meldung erklärt: Siehet es also in der Pfaltz schlecht aus, und ist zu verwundern, daß man schier an allen Orten keine andere Nachricht, als von schlechter Anstalt den Frantzosen zu resistiren vernimmt371. Auch die einzelnen sich widersprechenden Berichte zur 364
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Diese übereinstimmenden Meldungen differieren mit den Angaben bei Erdmannsdörffer, der beide Truppenteile als gleich stark ansah. Vgl. dazu Erdmannsdörffer, Deutsche Geschichte, S. 565. Vgl. dazu beispielhaft die Berichte HO 1674, Di. Nr. 25, S. 4 und MM 1674, Nr. Cc 26, S. 34. HO 1674, Do. Nr. 25, S. 4. Ν 1674, Nr. 50, Beilage, S. A3. In der nächsten Ausgabe meldet man jedoch die Eroberung von 14 Standarten; Ν 1674, Nr. 51, S. 1. MM 1674, Nr. Ee 28, S. 1. Gleiche Verlustzahlen meldet ζ. B. HO 1674, Di. Nr. 25 S. 4. In einer weiteren Meldung vom 19. Juni beziffert die Zeitung den Verlust der kaiserlichen Truppen mit nicht über tausend Mann; HO 1674, App. 25, S. 2. Der Nürnberger Kriegskurier spricht dagegen von 2 000 Toten auf französischer Seite; Ν 1674, Beilage zu Nr. 50. Vgl. dazu ζ. B. eine Meldung aus Erfurt in HO 1674, Di. Nr. 26, S. 3. BO, Sonntagischer Mercurius 25. Woche, S. 4.
155 Schlacht werden nicht kommentarlos in den Blättern hingenommen. Der redaktionell überarbeitete Nürnberger Kriegskurier erklärt ζ. Β .Es kommen aus ChurPfalz von unterschiedenen Treffen Berichte ein, jedoch auch mit unterschiedlichen Umbständenm. Insgesamt wird daher in der Zeitung ein zweiffelhaffter Ausgang der Schlacht vermutet373. Ahnlich beklagt die Hamburger Ordinari Zeitung in einem Bericht aus Amsterdam vom 30. Juni, daß nur variabel Zeitung von den Ergebnissen der Schlacht eintreffe374. Die nach dem Aufeinandertreffen der Truppen unklare Kriegssituation spiegelt sich also durchaus in den Zeitungen wider. Trotz der Aufwertung des Schlachtergebnisses zu einem Unentschieden sind dem Leser die hohen Verluste und der Rückzug der kaiserlichen Truppen präsent; eine konsequente Beeinflussung der Berichterstattung durch den Wiener Hof gelingt damit nicht oder wurde sogar gar nicht erst von Wien aus initiiert. Trotzdem bot die Schlacht von Sinsheim auch Raum für patriotische Töne, die vor allem im Hinblick auf die Tapferkeit der Soldaten Anwendung fanden, da diese sich immerhin gegen den besser bewaffneten und zahlenmäßig überlegenen Gegner mutig zur Wehr gesetzt haben sollen. Dieses Bild der deutschen Truppen wurde ζ. B. von dem durch den Wiener Hof privilegierten Nürnberger Kriegskurier weiterverbreitet. Aus einer Extrabeilage zu der Schlacht erfährt man, daß insbesondere die sächsischen Soldaten wie Löwen gestritten hätten375. Auch den französischen General Tourenne läßt man den Kampfesmut der deutschen Truppen bewundern und ausrufen: [...] und wie sie fechten, sie seind keine Canalien, wären sie uns gleich gewesen, wie wäre es wohl her gegangen? Mercket ihr nun den Unterschied mit den Teutschen, und Holländern zu Land zu fechten ?m Die Zusatzbeilage zur Schlacht leugnete damit zwar nicht den Rückzug der deutschen Truppen, setzte aber den Kampf in das rechte Licht und bediente damit die Wünsche des patriotisch denkenden Lesers. In den Flugschriften fiel eine Wertung der Ereignisse mit propagandistischer Zielrichtung noch leichter, da der Leser im Normalfall nur durch den Kauf einer weiteren Relation einen anderslautenden Bericht zum Vergleich heranziehen konnte. Das Diarium Europaeum des Jahres 1674 lieferte ζ. B. eine Flugschrift, die französische Siegmeldungen zu widerlegen sucht377. Der Autor bemühte sich, Fehler in Pariser Zeitungsberichten nachzuweisen, um damit die insgesamt negative Berichterstattung zu dem Ereignis aufzuwerten. Im Diarium Europaeum wurde diese Darstellung durch zwei weitere Relationen flankiert, was normalerweise 372 373 374 375 376 377
Ν 1674, Nr. 50, S. 1. Ν 1674, Nr. 50, S. 1. HO 1674, Do. Nr. 26, S. 3. Ν 1674, Beilage zu Nr. 50. Ν 1674, Beilage zu Nr. 50. Anmerckungen Uber die Relation, welche der Zeitung-Schreiber von Pariß, vom 4. und 7. Julii, von dem bey Sintzheim in der Pfaltz, zwischen den Teutschen und deß Möns, de Turenne Armee den 6. 16. Junii gehaltenem Treffen gethan, o. O., o. J., in: Diarium Europaeum, 29. Teil, App. B, S. 232-240.
156 bei den einzeln erscheinenden Flugschriften nicht der Fall war. Die beiden anderen Berichte zu der Schlacht von Sinsheim liefern dem Leser eine Schlachtbeschreibung aus französischer Sicht, die einen klaren Sieg durch das in die Flucht schlagen des Gegners meldet378. Die zweite Relation dagegen entspricht dem Grundtenor der deutschen Zeitungsmeldungen: Das kaiserliche Heer habe in Unterzahl tapfer gekämpft und der Gegenseite mehr Fähnlein abgenommen und höhere Verluste zugefügt, doch habe es schließlich das Feld räumen müssen. Beigefügt ist diesem Bericht auch eine bildliche Darstellung, die den Leser über die Lage des Ortes Sinsheim und über die Aufstellung der verschiedenen Truppenteile informiert379. Die Leser des Diariums hatten somit die Möglichkeit, sich aus dem Vergleich der französischen mit den deutschen Berichten ein objektiveres Bild von den Ereignissen zu machen. Allerdings stellt das Diarium eine Kompilation separat erschienener Flugschriften dar, so daß insgesamt für die einzelne Relation eine tendenziöse Berichterstattung nicht ausgeschlossen werden kann. Die Berichterstattung zur Schlacht von Seneffe im August desselben Jahres zeigt ein einheitliches Bild, was den Verlauf des Treffens angeht. Die sich im Vormarsch befindenden alliierten Truppen wurden durch die unter dem Prinzen von Conde kämpfenden Franzosen überfallen. Betroffen war vor allem die holländische Armee, die zunächst zu unterliegen schien. Herbeieilende spanische und deutsche Truppen konnten dann jedoch das Blatt wenden und es gelang, den Franzosen einen Teil der Beute wieder abzujagen. Nach einer bis in die späte Nacht hinein geführten Schlacht behaupteten die Alliierten zwar das Schlachtfeld, doch fehlte ihnen am Morgen die Kraft, dem Feind nachzusetzen380. Besonders interessant ist im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen bei Seneffe die Tatsache, daß sich beide Seiten als Sieger der Schlacht verstanden381. In den Zeitungen finden sich daher Berichte über Siegesfeiern, die sowohl von den Generalstaaten als auch von den Franzosen abgehalten wurden. Doch kamen sehr früh Zweifel an den ersten Siegesmeldungen auf. Die Hamburger Ordinari Zeitung lieferte in einer Ausgabe zunächst mit zwei ausführlichen Berichten aus Antwerpen und Brüssel Einzelheiten vom Verlauf der Schlacht382. Ein Bericht aus Nieder-Elbe in der gleichen Ausgabe relativierte aber bereits die 378
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Kurtzer Bericht Deß Treffens, so den 16. Junii 1674. Zwischen den Frantzösischen unter dem Printzen de Turenne, und den alliierten Teutschen bey Sintzheim vorgangen, o. O. o. J., in: Diarium Europaeum, 29. Teil, App. C, S. 101-104. Eigentlicher Bericht und Verlauff, Wie es mit dem den 6. 16. Junii 1674 zwischen den Kayserl. unter Ihr. Excell. und Feldmarschall Lieutenant Herrn Graffen Caprara, wie auch denen Chur-Sächsischen und Lothringischen Völckern, eines- und dem Frantzösischen Herrn Feldmarschalln de Turenne bey Sintzheim in der Pfaltz gehaltenem blutigen Treffen hergangen, o. O. o. J., in: Diarium Europaeum, 29. Teil, App. B, eingehefteter Einblattdruck auf S. 232. Vgl. zum übereinstimmenden Verlauf der Schlacht ζ. B. HO 1674, Di. Nr. 33, S. 2-4; M M 1674, Nr. LI 34, S. 4. Vgl. dazu Ν 1674, Nr. 72, S. 1; HO 1674, App. Nr. 33, S. 3 und HO 1674, Di. Nr. 33, S. 4. HO 1674, Di. Nr. 33, S. 2-3.
157 voranstehenden Meldungen: Es ist zu verwundern, wie unterschiedlich von abgedachtem Treffen geschrieben wird, gestaltsam die Frantzösischen Brieffe von keiner Avantagie, so die Holländer und Spanier gehabt, wissen wollen [...]383. Das Hamburger Blatt verließ sich demnach nicht nur auf die holländischen Quellen, sondern bemühte sich auch um gegnerische Stellungnahmen384. In den folgenden Ausgaben wurden die Meldungen detaillierter und verwiesen zunehmend auf ein Unentschieden, obwohl den Berichten aus Antwerpen und Haag zufolge der Prinz von Oranien seinerseits in einem Brief an die Generalstaaten das Treffen als Sieg dargestellt hatte und aus diesem Grund auch das Te Deum gesungen, die Glocken geläutet und ein Feuerwerk abgehalten worden waren385. Andere Zeitungen boten den Brief des Prinzen von Oranien sogar in vollem Wortlaut, stellten ihm aber auch andere Berichte zur Schlacht gegenüber386. Die endgültige Beurteilung, welche Seite in dem Treffen nun erfolgreicher war, blieb dem Leser überlassen. Unklarheit herrschte, ob die Eroberung von Beute, die niedrigeren Verluste, das Halten des Feldes oder die Menge der eroberten Standarten als Siegkriterium gewertet werden sollten387. Zumindest in einer Berliner Zeitung konnte man jedoch auch eine klare Stellungnahme zu den Kämpfen erhalten. In einer Meldung aus Lüttich vom 21. August wurden zunächst die Siegesfeiern beider Seiten erwähnt: Die Spanische und Frantzösische Gesandten, machen beyderseits ihre befochtene Victorie so groß, daß man schwerlich weiß, was davon zu glaubenm. Dann kommentierte der Berichterstatter in der Rolle eines Unparteiischen das Geschehen: Inmittelst urtheilen die unpartheyischen, daß beyde Parteyen mehr Ursache die Trauer über den Verlust so vieler tapfferen Soldaten anzulegen, als Freudenfeuer über diesen Sieg anzustecken haben werden™. Analysiert man die Berichterstattung zur Schlacht von Seneffe unter Hinzunahme der dazu erschienenen Einblattdrucke und Flugschriften, so überwog trotz der einschränkenden Meldungen zu französischen Siegesfeiern und eigenen hohen Verlusten der Eindruck, daß die Alliierten das Feld siegreich verlassen hätten390. 383 384
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HO 1674, Di. Nr. 33, S. 4. Auf einen Vergleich der Meldungen weist auch die in der folgenden Ausgabe gemachte Erklärung hin: Wegen der in Braband gehaltenen Battallie erhellet aus Gegenhaltung aller eirtgelauffenen Brieffe im Grunde so viel [...]. H O 1674, Do. Nr. 33, S. 4. HO 1674, App. 33, S. 3-4. Ζ. Β. BO 1674, 34. Woche, 3. Stück, S. 1-4 sowie Nord. Mere. 1674, S. 109-116. Vgl. dazu auch die Flugschrift Bedencken Uber die Frantzösische Politische Kunst-Griffe, Das Treffen bey Sintzheim, und das zu Senneff betreffend In zweyen Schreiben auß Speyer und Lüttich vom 25. Julii, und 25. Augusti, 1674 vorgestellet, o. O. o. J., in: Diarium Europaeum, 29. Teil, App. C, ohne Seitenzahl. BO 1674, 34. Woche, 4. Stück, S. 3. BO 1674, 34. Woche, 4. Stück, S. 3. Vgl. dazu die Flugschriften Extraordinari-Post, Von unterschiedlichen Orten Mitbringende Eine ausführliche Erzehlung, Der am 11. und 12ten August, st. n. dieses 1674. Jahrs, bey Seneffe, Zwischen denen mit ihrer Rom. Käyserl. Majestät verbundenen, und der Frantzösischen Armee fürgeloffenen Blutigen Feldschlacht, o. O. 1674; Warhafftige Relation oder Be-
158 Diese insgesamt positive Einschätzung der Ereignisse beruhte nicht zuletzt auf der Informationspolitik der Generalstaaten. Die meisten Meldungen stammten von dort und boten dem Leser zum einen den offiziellen Brief des Prinzen von Oranien, zum anderen wirkten die anschließend gefeierten Freudenfeste als Bestätigung eines Sieges. Während die Zeitungen auf dieses einseitige Bild des Schlachtgeschehens durch Zusatzinformationen reagieren und es damit relativieren konnten, boten illustrierte Einblattdrucke nur den Schlachtverlauf als Nachricht an, der durch die Behauptung des Feldes durch die Alliierten auf einen eindeutigen Sieg der eigenen Truppen hinzudeuten schien (Abb. 16)391. Ins Bild gesetzt wurde das Ereignis durch die Darstellung der verschiedenen Truppenteile im Kampf, die dem Leser durch eine Bildlegende mit ihrer jeweiligen Aktion näher erläutert wurden. Unterschiedliche Auffassungen, wer nun der Sieger der Schlacht war, konnten so nicht an den Leser weitergegeben werden. Auch einzelne für sich stehende Flugschriften zu dem Ereignis bargen die Gefahr in sich, daß nur einseitige Informationen zum Leser durchdrangen. Durch starke Übertreibungen zeichnet sich ζ. B. die „Extraordinari-Post, Von unterschiedlichen Orten [...]" aus, die die im Vergleich zu den Zeitungsmeldungen deutlich übertriebene Anzahl von 10 000 toten Franzosen an den Leser weitergibt392. Die Schlacht von Seneffe wird dabei positiv bewertet und ruft bei dem Autor die Hoffnung hervor, daß man nun den Krieg auf französischen Boden tragen könne: [...] die Alliirten werden nun in Franckreich gehen, und machen es wie die Frantzosen in Holland und Teutschland gethan haben, vermeldet die Flugschrift393, ohne jedoch zu vergessen,
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rieht von der Den 11. Augusti 1674 zu Seneffe gehaltenen Schlacht zwischen Der confoederirten Armee, welche von Sr. Hoheit dem Printzen von Oranien und Der Frantzösischen Armee so von dem Herrn Printzen von Conde commandiret worden, o. O. o. J., in: Diarium Europaeum, 29. Teil, App. B, S. 297-312. Das Diarium Europaeum bietet außerdem in dergleichen Ausgabe eine Abschrift des Briefes des Prinzen von Oranien (App. B, S. 293-296) und eine französische Relation zu dem Ereignis: Relation der Schlacht bey Seneff, wie die Frantzosen außgeben, in: Diarium Europaeum, 29. Teil, App. B, S. 281-292. Vgl. dazu Abb. 16: Illustrierter Einblattdruck: Außführliche Vorstellung und Beschreibung der erschröcklichen Schlacht, welche sich zwischen denen Kayserl. Spannischen und Staadischen, als Alliirten Völckern, einer Seits; Und dann denen Franzosen unter dem Printzen de Conde ander Seits, den 11. und 12. Augusti, dieses 1674 Jahres, bey Seneffe ereignet, Nürnberg 1674; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 10410gr. Außerdem erschien in zwei verschiedenen Varianten das Blatt Gewisse Erzehlung, Von dem Sieghafften Treffen, [...] am 12. Augusti, dieses 1674. Jahrs, o. O. o. J., abgebildet in: Alexander/Strauss, S. 789. Das Blatt zeigt im Bild das vom Westfälischen Frieden her bekannte Motiv des Postreiters. Textlich ist es identisch mit einem weiteren Blatt, das im Bild eine Schlachtszene von Seneffe zeigt: GNM, Inv. Nr. HB 1801, Kapsel 1346. Ein weiterer Einblattdruck erschien eingebunden in das Diarium Europaeum: Beschreibung der Schlacht so den 1. 11. Augusti 1674 Zwischen den Käyserlichen, Spaniern und Holländern bey Seneff mit den Frantzosen gehalten worden, o. O. o. J., in: Diarium Europaeum, 29. Teil, Appendix, eingebunden bei S. 297. Extraordinari-Post, Von unterschiedlichen Orten, 1674, S. 2. Extraordinari-Post, Von unterschiedlichen Orten, 1674, S. 3.
159 im Anschluß daran wiederum den Frieden als beste Option hervorzuheben: In Summa der liebe Friede wäre am besten, den uns Gott der Alimächtige geben wollem. Die hier beispielhaft vorgestellte Berichterstattung zu zwei Schlachten des Jahres 1674 macht damit deutlich, daß die Zeitungen die objektivsten Informationen zu den jeweiligen Ereignissen boten. Durch redaktionelle Überarbeitungen oder das Gegenüberstellen von Nachrichten mit unterschiedlichen Aussagen boten sie keinesfalls eine einseitig auf nur eine Konfliktpartei ausgelegte Informationsmöglichkeit, sondern überließen es vielfach dem Leser, sich eine endgültige Meinung zu bilden. Die große Anzahl an Berichten aus unterschiedlichen Orten zu demselben Ereignis mag dabei vielfach bei den Lesern Verwirrung im Hinblick auf die endgültig richtige Version zu dem Geschehen hervorgerufen haben. Andererseits bot diese aus vielen Quellen schöpfende Art der Nachrichtenübermittlung nur eingeschränkte Möglichkeiten für eine zentral organisierte Propaganda. Zwar zeigt die patriotische Berichterstattung des Nürnberger Kriegskuriers oder die nachträgliche Aufwertung der Leistung des kaiserlichen Heeres bei Sinsheim, daß Nachrichten teilweise mit patriotischen Hintergründen oder sogar mit einer dahinterstehenden propagandistischen Absicht aufbereitet wurden, doch die insgesamt uneinheitliche Gesamtnachrichtenlage spricht gegen eine klare Kontrolle der kursierenden Informationen. Anfälliger für einseitige Darstellungen des Geschehens waren dagegen Flugschriften oder Einblattdrucke, da sie als einzeln erscheinende Medien nicht nachträglich in weiteren Ausgaben korrigiert oder relativiert werden konnten. Oft erschienen Flugschriften oder Einblattdrucke aber auch als Zusatzbeilagen zu den Zeitungen, so daß die Leser ohnehin auf einen durch die regelmäßige Zeitungslektüre erweiterten Kenntnisstand zurückgreifen konnten. Für den Kaiserhof weisen die beiden hier bearbeiteten Schlachten auf keine speziell auf diesem Sektor geleistete Öffentlichkeits- oder Propagandaarbeit hin. Zwar ist davon auszugehen, daß der von Wien privilegierte Nürnberger Kriegskurier im Sinn des Hofes über die Ereignisse berichtete, doch gab es innerhalb der Zeitungslandschaft auch genügend andere Zeitungsunternehmen, die nicht durch Privilegien in Verbindung mit dem Kaiserhof standen. Der Kaiser selbst findet ohnehin in den Schlachtberichten keine Erwähnung; seine Feldherrn spielen ebenfalls im Vergleich zu den Führern der anderen Truppen keine herausragende Rolle. Die Berichterstattung kann damit als kaisertreu und patriotisch eingestuft werden, doch stand dahinter nicht eine organisierte Öffentlichkeitsarbeit Wiens, sondern die letztendlich allgemeine Parteinahme gegen einen auswärtigen Feind395.
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Extraordinari-Post, V o n unterschiedlichen Orten, 1674, S. 3. Mehr Raum für Propaganda boten Bericht, die weniger auf Schlachten bezogen waren, sondern im Zusammenhang mit Landgewinnen der Franzosen Greueltaten an der Bevölkerung schilderten. Im Holländischen Krieg betonte vor allem die Publizistik der Generalstaaten diesen Sachverhalt; im Reich erschienen seit den achtziger Jahren häufig entsprechende Berichte.
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II.2.4 Der Frieden von Nimwegen Die Jahre von 1679 bis 1690 sind gekennzeichnet durch die Auseinandersetzungen mit den Türken, die für den Kaiser einen positiven Imageschub brachten. Bevor jedoch diese Entwicklung einsetzte, erreichte das Ansehen des Reichsoberhauptes mit dem Jahr 1679 noch einmal einen Tiefpunkt. Der Krieg mit Ludwig XIV. hatte sich nach anfänglichen Erfolgen der Alliierten zu einer langwierigen Auseinandersetzung entwickelt, bei der keine der beiden Seiten die Oberhand gewinnen konnte. Während die Generalstaaten aus handelspolitischen Erwägungen einem Frieden gegenüber nicht abgeneigt waren, kämpften die Reichstruppen weiterhin um die in den letzten Jahren verlorenen Gebiete im Elsaß, in Lothringen und an der Rheingrenze. Für die Generalstaaten lag daher ein Separatfrieden nahe, während der Kaiser trotz der bereits seit 1677 geführten Friedensverhandlungen in Nimwegen noch hoffte, Erfolge auf dem Schlachtfeld zu erzielen, die seine Verhandlungsposition bessern würden396. Doch brachte diese abwartende Haltung der kaiserlichen Seite letztendlich nur Nachteile ein. Die hochgesteckten Ziele des Reiches, zumindest teilweise eine Restituierung verlorengegangener Gebiete zu erreichen, erfüllten sich nicht. Der Kaiser als Verhandlungsführer für das Reich mußte sich nach dem von den Generalstaaten abgeschlossenen Separatfrieden die Bedingungen von Frankreich diktieren lassen und schloß den Krieg gegen Ludwig XIV. sogar mit Gebietsverlusten ab: Freiburg im Breisgau und die Festung Philippsburg mußten an Frankreich abgetreten werden397. Der Friedensschluß wird aus diesem Grund oft als ein Tiefpunkt der Regierungszeit Leopolds I. angesehen und auch in der zeitgenössischen Publizistik regte sich nach Nimwegen Kritik am Kaiser398.
II.2.4.1 Der Frieden von Nimwegen in den Zeitungen In den Zeitungen wurde der Frieden von Nimwegen jedoch ohne Mißbilligung aufgenommen. Da in diesem Medium klare Meinungsäußerungen ohnehin nicht an der Tagesordnung waren, verwundert dieser Befund nicht weiter. Auffällig ist jedoch, daß nicht nur eine neutrale Berichterstattung zu Abschluß und Ratifizierung der Nimweger Verträge in den Blättern geliefert wird, sondern im Gegenteil 396
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Vgl. dazu Duchhardt, Gleichgewicht der Kräfte, S. 7-10. Allgemein zu den Friedensverhandlungen in Nimwegen vgl. Paul Otto Höynck, Frankreich und seine Gegner auf dem Nymwegener Friedenskongreß, Bonn 1960; Hermann Hackert, Der Friede von Nimwegen und das deutsche Elsaß, in: HZ 165 (1942), S. 472-509. Zu den Kriegszielen des Kaisers und dem erzielten Verhandlungsergebnis vgl. Duchhardt, Gleichgewicht der Kräfte, S. 11 sowie Duchhardt, Krieg und Frieden, S. 74-110. Vgl. zur Einschätzung des Friedensschlusses in der Forschung Klueting, Das Reich und Österreich, S. 68-69.
161 sogar positive Meinungsäußerungen zu dem Geschehen auftauchen. Ganz unorthodox begann ζ. B. die Münchner Mercurii Relation ihre Berichterstattung zum Friedensschluß mit einem Freudengedicht: Freude! Freude! Freude! [...] Juh! Himmel! Fürst Leopold blühe mit Gut; Juh! Erde! Laß Teutschland wachsen in Frid! Frid! Frid! schallte es dem Leser auf der ersten Seite der Zeitung entgegen399. Erst in den nächsten Ausgaben wurde in verschiedenen Einzelmeldungen mitgeteilt, daß Brandenburg den Krieg allein weiterführen wolle und man die Ratifikation des Vertrages auf kaiserlicher Seite herausgeschoben habe, doch geht der Berichterstatter davon aus, [...] daß Ihro Kayserl. Majest. den Frieden aujf innständiges Anhalten unterschiedlicher anderer Fürsten deß Reichs ratificiern werden100. In den folgenden Ausgaben meldete die Münchner Zeitung weitere Details zum Tauziehen um die endgültige Anerkennung des Friedens, doch nach einem zustimmenden Reichsgutachten folgte in einer Meldung vom 30. März aus Wien ein Bericht zur Ratifikation des Friedens durch den Kaiser401. In einer weiteren Ausgabe vom 18. Mai 1679 erhielt der Leser noch Nachricht von einer Feier des Friedens in Wien, doch ließ die Münchner Zeitung Informationen zu dem genauen Ergebnis der Nimweger Verhandlungen vermissen402. Das Blatt vermittelte dem Leser damit Freude über den zustande gekommenen Frieden, der den Meldungen zufolge auch in Übereinstimmung mit den Reichsständen beschlossen worden war; das negative Verhandlungsergebnis erfuhr der Leser dagegen nicht. Ebenfalls mit einem Gedicht informierte der Nürnberger Kriegskurier über den Abschluß von Nimwegen. Hier bemühte man sich jedoch, dem Leser die Details des Friedens möglichst bald zu überliefern. In einer Meldung aus Nimwegen heißt es dazu: Die gedruckte Friedens-Conditiones, so ich mit dieser Post zu überschikken gemeinet, sind noch nicht von Utrecht, allwo sie gedrucket werden sollen, ankommen, und ist schon 7. Uhr in die Nacht. Es ist nicht zu glauben, was vor eine Menge Volcks darauf passet; die gantze Gasse, wo sie verkaufft werden soll, ist dicht voller Leute. Ich höre, daß diesen Abend nur sollen 200. Exemplar kommen, daher es sehr wunderliche Händel unter den Leuten möchte abgeben403. Trotz des Bestrebens, dem Leser so schnell wie möglich die genauen Bedingungen des Friedensschlusses mitzuteilen, gab die Nürnberger Zeitung zunächst keinen klaren Eindruck von den Schwierigkeiten bei der Ratifikation des Vertrages. In einer Meldung vom 7./17. März erfuhr der Leser, daß der Kaiser sich damit nicht übereilen wolle404 und drei Ausgaben später wies eine Meldung aus Köln vor allem auf die Probleme mit Brandenburg hin: ,Μαη hält allhier den Frieden vor gewiß, und daß der Käyser denselben ratificiren werde, ob schon deßwegen zu Regenspurg 399 400 401 402 403 404
MM 1679, Nr. 8, S. 1-2. MM 1679, Nr. 10, S. 4. MM 1679, Nr. 15, S. 1. MM 1679, Nr. 22, S. 1 und 4. Ν 1679, Nr. 14, S. 8. Ν 1679, Nr. 22, S. 1.
162 mit den Reichs-Ständen viel zu thun vorfället, sonderlich mit den Chur Brandenburgis. Minister, als welcher urtheilet, daß seinem Herrn dardurch groß Unrecht geschehe'*05. Schließlich erhielt der Leser in einer Zusatzbeilage einen Abdruck des Reichsgutachtens zum Friedensschluß406, und in einer Meldung aus Nimwegen vom 21. April folgte eine Nachricht zur endgültigen Ratifikation des Friedens. Darin enthielt sich die Zeitung jedoch nicht ganz einer Wertung: Gott gebe daß dieser Friede, gleich wie er solchen blicken lassen, lang wären, und zu seinen Ehren gereichen möge, heißt es in der Meldung407. Die negativen Seiten des Friedensschlusses wurden damit angedeutet, doch wurden sie durch die Hoffnung auf eine lange Friedenszeit aufgewogen. Beide Zeitungen wiesen damit auf Probleme bei der Ratifikation des Friedens hin. Die brandenburgische Kritik wurde deutlich gemacht, doch gleichzeitig vermittelte die Nachricht von dem zustimmenden Reichsgutachten den Eindruck, als ob der Kaiser diesen Frieden im Konsens mit den Reichsständen abgeschlossen hätte. Gefeiert wurde das Ereignis nach Meldungen der Zeitungen in Wien, München, Straßburg und Köln, doch wurden diesen Festlichkeiten keine ausführlichen Beschreibungen gewidmet408. Dem Zeitungsleser fiel damit eine klare Einschätzung des ausgehandelten Friedens schwer. Detaillierte Informationen zu den Einzelheiten des Vertrages waren nicht immer vorhanden; Berichte zu Feiern des Friedens und die Bewertung des Friedens als ohnehin positiv ließen es eher unwahrscheinlich erscheinen, daß Kritik am Kaiser und seiner Verhandlungsführung dadurch ausgelöst werden würde.
II.2.4.2 Der Frieden von Nimwegen in den Flugschriften II.2.4.2.1 Kritik im Vorfeld des Friedens Deutliche Meinungsäußerungen zu den Ereignissen in Nimwegen finden sich dagegen im Medium ,Flugschrift'. Noch vor dem Abschluß des Friedens zwischen dem Kaiser und Frankreich werden der holländische Partikularfrieden und allgemein das Verhandlungsgebaren der verschiedenen Parteien kritisch kommentiert. In der Flugschrift „Deß Apollinis Neuer Probier-Ofen" stoßen die separaten Frie-
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Ν 1679, Nr. 25, S. 4. Ν 1679, Nr. 25, Beilage. Ν 1679, Nr. 8, Frühlingsquartal, S. 7. MP 1679, Nr. 22, S. 4; Nr. 23, S. 2; Nr. 26, S. 2; Nr. 28, S. 2. Einen detaillierten Bericht zu den zu Ehren des Kaisers veranstalteten Friedensfeiern liefert auch das Diarium Europaeum. Demnach wurde in Frankfurt ein Feuerwerk gehalten für Leopold I. weilen durch dero höchst-vätterliche Sorgfalt Teutschland solchen [den Frieden, J. S.] wieder erlanget. Vgl. dazu Diarium Europaeum, 41. Teil, S. 239.
163 densbemühungen der Generalstaaten auf Unverständnis409. Kaiser und Reich sollen bei den Verhandlungen mit berücksichtigt werden, da sie sich für die Freiheit der Holländer engagiert haben. Doch relativiert der Autor der Flugschrift diese Kritik, indem er abschließend in der Rolle des Apolls den Friedens als besonderen Wert anerkennt und daher mit dem Partikularfrieden die Hoffnung verbindet, daß dieser einen Universalfrieden nach sich ziehen wird410. Allgemein mußten sich die Verhandlungsparteien in Nimwegen von den Flugschriftenautoren den Vorwurf gefallen lassen, um nichtige Kleinigkeiten statt um die eigentlich wichtigen Punkte zu streiten. Auf besonderes Unverständnis stießen die Rangstreitigkeiten der vertretenen Mächte, die als nicht mehr zeitgemäß und damit als überflüssiges Hindernis auf dem Weg zu einer Friedensregelung empfunden wurden. Während auf der politischen Bühne die Konflikte um den Vorrang der einen oder anderen Seite von größter Wichtigkeit waren, hatten die Flugschriften für ein solches Verhalten oft nur noch Spott übrig. In der Rolle der Ratio status erklärt ζ. B. der Verfasser eines 1678 erschienenen Traktats anläßlich seines Besuches in Nimwegen: dahero ich neulich wol lachen muste, wie wir Teutschen, und endlich alle Potentaten mehr und länger Difficultäten machen wegen des Tituls und Vorsitzes, als von der Sachen, weswegen man zusammen kommen selber4". Noch deutlicher wird das Verhandlungsgebaren in Nimwegen durch die Flugschrift „Deß Apollinis Neuer Probier-Ofen" karikiert. Der Autor läßt darin die Götterversammlung zu dem herrschenden Krieg Stellung nehmen, die jedoch zunächst die einzelnen Mächte aufruft, sich zu ihren Kriegsgründen und dem Kriegsverlauf zu äußern. Sofort entsteht auch hier ein Präzedenzstreit der Nationen, der die Frage nach der für die Stellungnahmen zu verwendenden Sprache einschließt412. Schließlich einigt man sich darauf, nach der Reihenfolge der kriegerischen Ereignisse seit 1672 die verschiedenen Kriegsteilnehmer zu Wort kommen zu lassen. Obwohl von der Verspottung der Präzedenzstreitigkeiten in Nimwegen nicht nur die kaiserliche Seite betroffen war, macht die Kritik daran die 409
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Vgl. dazu [Trajanus Boccalinus], Deß Apollinis Neuer Probier-Ofen, wie die bisherige Europaeische Kriegs-Consilia auf der Waag der Gerechtigkeit und Klugheit bestehen möchten. Aus dem Parnasso hervorgegeben Durch Trajanum Bocalini, o. O. 1678 sowie [Trajanus Boccalinus], Neue Post Auß dem Parnass Von einem Dreyfachen Frieden, o. O. 1679. Ähnliche Kritik am bevorstehenden Frieden der Generalstaaten mit Frankreich wird in einer im Diarium Europaeum erschienenen Flugschrift geübt: Curiosorum, nec non politicorum, vagabundi per Europam, vulgo sie dicti, rationis-status, de praesenti tempore, nugae-somniorum classis posterioris pars altera. Das ist: Der Andern Classe Dritter Theil, o. O. 1679, in: Diarium Europaeum, 39. Teil, App., hier S. 234-246. Deß Apollinis Neuer Probier-Ofen, 1678, S. 104-105. Curiosorum, nec non politicorum, vagabundi per Europam, vulgo sie dicti, rationis-status, de praesenti tempore, nugae-somniorum classis posterioris pars altera. Das ist: Der Anderen Claß, Anderer Theil, Des in der Europäischen Welt überall zu Hause sich einfindenden, so genanten Ratio-Status, Wegen jetziger Zeit Läufften nachdencklicher, und Politischträumender Schwätz-Gesichter, Falso-Veronae 1678, hier S. 65. Deß Apollinis Neuer Probier-Ofen, 1678, S. 19.
164 Erwartungshaltung innerhalb der Publizistik deutlich. Die beteiligten Mächte sollen sich nicht mehr mit kriegerischen oder diplomatischen Konflikten um die Vormachtstellung des einen oder anderen Potentaten aufhalten, sondern als gleichberechtigte Partner den Frieden in die Tat umsetzen413.
II.2.4.2.2 Kritik an den ausgehandelten Bedingungen und am Kaiser Innerhalb des Reiches war die Hoffnung auf Frieden nach rund sechs Jahren Krieg groß. Der vom Kaiser selbst als schmachvoll empfundene Abschluß rief daher nicht etwa einen großen Entrüstungssturm hervor, sondern wurde in den Flugschriften, wie auch schon die Berichterstattung in den Zeitungen deutlich gemacht hat, vielfach mit großer Erleichterung aufgenommen414. Neben den kommentarlos erschienenen zahlreichen Abdrucken der Friedensbedingungen415 stößt man jedoch in einigen Flugschriften der beiden folgenden Jahre auch auf unverkennbare Kritik, die vor allem mit den Beratern des Kaisers und damit indirekt auch mit ihm hart ins Gericht geht. Der Friedensschluß wird dabei als übereilt charakterisiert. Erfolge, die auf dem Schlachtfeld errungen wur-
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Eine eindringliche Ermahnung an die beteiligten Mächte, den Frieden als erstrebenswerten Idealzustand wiederherzustellen stellt ζ. B. auch die Flugschrift Bewegende Ursachen, Zu dem Allgemeinen Frieden, o. O. 1678 dar. Zur Einschätzung des Friedens durch den Kaiser vgl. Hackert, Der Friede von Nimwegen, S. 497. Beispielhaft seien an dieser Stelle nur einige wenige dieser Abdrucke genannt: KäyserlichSchwedisches Friedens-Instrument. Welches zu Nimwegen den 5. Hornung dieses Eintausend, Sechshundert, Neun und Siebenzigsten Jahrs geschlossen, und unterschrieben. Anjetzo Auß dem Durch Adrian Moetiens zu besagtem Nimwegen gedrucktem Lateinischen Exemplar, zwar höchsteylfertig, doch gantz getreulich, und von Wort zu Wort in die übliche Ternsche Spraach übersetzet worden. Von G. S. G., o. O. 1679; Keyserlich-Frantzösischer Frieden-Schluß, Wie solcher dem fünfften Tag des Hornungs, im 1679sten Jahr getroffen und unterschrieben worden. Nach dem zu Niemögen bey Adrian Moetiens Lateinisch gedruckten Exemplar übersetzt und herausgegeben, o. O. 1679; Recessus Neomagensis de dato 17. Julii 1679. executionem Pacis Caesareo-Gallicae concernens. Käyserlich- und Frantzösischer Friedens Executions Receß. Welcher Den 17. Julii deß 1679. Jahrs von beederseits hochansehnlichsten Herren Gevollmächtigten zu Niemegen geschlossen und unterzeichnet worden, o. O. [1679]; Sacra pactorum conventa. In Auspicatissimo Pacificationis Negotio: Inter Sacratissimam Caesaream Romanam: & Christianissimam Galliarum Regiam: Majestates. Rato Sancta Successu [...] Unzertrennliche Bedingungß Uberkomnuß, In Höchstbeglücketer Friden-Verbündnuß-Handlung, Zwischen Ihro Allerdurchlauchtigsten Rom. Kays. etc. etc. Und Deren Aller-Christlichsten Königl. Frantzös. etc. etc. Majestäten, Mit erfreulichster Genehmhaltung, bedungen, Binnen der Uhralten Stadt Nimwegen, den 5. Tag deß Hornungs. Nach unsers lieb wehrtesten Heylandes, Seligmachender Geburt, o. O. 1679. Neben zahlreichen Einzelausgaben mit dem Wortlaut des Friedensabkommens erschien auch im Diarium Europaeum eine ausführliche Dokumentation mit offiziellen Stellungnahmen, Memorialen, Vollmachten der Gesandten und Berichten zu den Besuchszeremonien. Vgl. dazu Diarium Europaeum, 42. Teil, App.
165 den, hätten sich nach Ansicht einiger Publizisten mit der nötigen Geduld in Gebietsgewinnen niederschlagen müssen. In einer 1681 erschienenen Flugschrift des Wahrmund Teutschmann heißt es im Hinblick auf den zu rasch abgebrochenen Krieg in großer Deutlichkeit: Aber da man am Kayserl. Hofe, ich weiß nicht aus was vor einem panico terrore, die Sache so gefährlich gemachet, und Ihrer Kayserl. Majestät die besorglichsten extremitäten vorgestellet hat, haben Dieselbe, als ein Christlicher, Gottesfürchtiger, Frommer und Friedliebender Potentat, Ihren Rähten trauende, sich zu diesem schimpjf und schädlichen particular Frieden bewegen und überreden lassen416. Der Verfasser der Flugschrift reagierte mit dieser Beurteilung des Friedensschlusses auf eine weitere Flugschrift, die den Kaiser vor Angriffen in Schutz genommen hatte. Das „Staats-Bedencken" des Cyriacus Lentulus faßte die Gründe zusammen, warum der Friedensschluß Leopolds I. unbedingt notwendig gewesen sein soll417. Demnach soll der Kaiser nach dem Rückzug der Generalstaaten vordringlich die sich daraus ergebende schwierige Situation für das Reich im Auge gehabt haben. Fehlende Geldmittel418, die Uneinigkeit der die Armee führenden Generäle419 und die Sorge vor einer nun geballt gegen das Reich gerichteten französischen Übermacht ließen einen Frieden als die beste Lösung erscheinen. Die Kritik der alliierten Mächte am Kaiser scheint dem Autor der Flugschrift vor diesem Hintergrund unbegründet: Aus welchen denn gar klärlich erhället, daß die sämtlich-hohen Alliirten sich über Ihro Kayserl. Majestät keinesweges zubeschwehren haben, sondern daß sie vielmehr schuldig und verbunden sind, solche seine löbliche Friedens-Gedancken bestermassen heraus zustreichen [...]420. Die in den beiden genannten Flugschriften geführte Kontroverse gibt Aufschluß über die Hintergründe der geäußerten Kritik. Vorwürfe mußte sich der Kaiser vor allem aus dem brandenburgischen Lager gefallen lassen, da der von ihm geschlossene Separatfrieden hier mit besonderer Enttäuschung aufgenommen worden war. Eng verbunden mit der Anschuldigung des Treuebruchs tauchten in den damit befaßten Schriften auch die bekannten konfessionell bedingten Vorbehalte gegen den Kaiser auf. Erneut wurde Leopold I. als abhängig von seinen jesuitischen Beratern bezeichnet. Der Krieg selbst soll von den Jesuiten zur Vernichtung der protestantischen Generalstaaten angestiftet worden sein. Die Flug416
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[M. Wahrmund Teutschmann], M. Wahrmund Teutschmanns Kurtzes und einfältiges Gutachten, über D e n am 5ten Februarii, A n n o 1679. Zwischen Der Rom. Käyserl. Majestät U n d dem Aller Christlichsten Könige getroffenen Frieden, o. O. 1681, hier fol. B2. Cyriaci Lentuli Kluges und scharffsinniges Staats-Bedencken, Benebenst D e n e n hierzu bewegenden, und in dem Geschichten voriger und itziger Zeiten wohlgegründeten StaatsUrsachen. An einen Wahrheit Liebenden Teutschen, W e g e n des zwischen Ihro Kays. Majestät Und den Aller Christlichsten König, D e n 5ten Tag kurtzverwichenes Monats Februarii A n n o 1679. getroffenen Friedens, o. O. 1681. Cyriaci Lentuli Kluges und scharffsinniges Staats-Bedencken, 1681, fol. E4v. Cyriaci Lentuli Kluges und scharffsinniges Staats-Bedencken, 1681, fol. Gv. Cyriaci Lentuli Kluges und scharffsinniges Staats-Bedencken, 1681, fol. E3v.
166 schrift des Wahrmund Teutschmann griff nicht nur dieses Bild einer jesuitischen Verschwörung auf, sondern ging noch weiter. Auch die Protestantenverfolgung in Ungarn wurde als Beleg für den angeblich konfessionellen Hintergrund des Friedensschlusses und den damit verübten Verrat an den Protestanten in Anspruch genommen421. Die Gegner des Kaisers nutzten damit vor allem Argumente, die den Konfessionsgegensatz betonten, um das Ansehen Leopolds I. zu schädigen. Gebündelt tauchte die hier vorgestellte Kritik am Kaiser in der wohl bekanntesten Flugschrift zum Nimweger Friedensschluß auf. Das 1680 erschienene Traktat „Von wem und durch wen Der Keyser und das Reich verrathen" arbeitet ebenfalls vor allem mit dem konfessionellen Gegensatz und dem vor diesem Hintergrund zu sehenden Vorwurf an die jesuitischen Berater des Kaisers422. Obwohl der Autor der Flugschrift zunächst das von Leopold I. existierende positive Bild aufgreift, gelingt es ihm am Ende dieses Lob in Kritik münden zu lassen. Der Kaiser wird als ein gottsfürchtiger, gütiger und gnädiger Herr, der aus natürlicher Zuneigung sich nicht gern in einige Krieg oder Streitigkeit [...] einlässet charakterisiert. Er habe eine natürliche Zuneigung zur Ruhe, Friede und Einigkeit, was ihn jedoch dazu verleite die Last und Ober-Auffsicht dero Staats-Regierungs- und KriegsSachen, in die Hände seiner vornehmsten Minister gäntzlichen [zu, J. S.] übergeben423. Die in der Flugschriftenliteratur allgemein positiv bewerteten Eigenschaften des Kaisers, wie seine Friedensliebe und sein Streben nach Harmonie, werden damit zu negativen Charaktereigenschaften, die Leopold I. vor einer eigenverantwortlichen Regierungsarbeit zurückschrecken lassen. Durch den Verlust jeglicher Initiative wird er zum Spielball seiner Berater und erfüllt nur noch dem äußeren Schein nach die Aufgaben, die seinem kaiserlichen Amt entsprechen: Als bin ich der Meinung, daß dannenhero zu allem Unglück erfolget ist, daß dieser Fürst, der sich nach und nach angewehnet, seine meiste Geschäjfte seinen Rüthen anzuvertrauen, und demselben Direction zu übergeben, von allen seinen Dignitäten und Hoheit nichts übrig behalten, als den Praecedentz, äusserliche grandezza, Pracht und den blossen Nahmen eines Keysers [...]424. Im weiteren Verlauf der Flugschrift malt der Autor die Folgen des Nimweger Friedensschlusses aus. Dem Kaiser sei es nicht gelungen, die Franzosen vom Reichsgebiet zu vertreiben und damit die Rheingebiete zu schützen. Der Separatfrieden mit Frankreich habe darüber hinaus einen Teil der Reichsfürsten enttäuscht, was zu einem Prestigeverlust des Kaisers geführt hätte. Am bedrohlichsten erscheint dem Autor der Flugschrift jedoch die Tatsache, daß Frankreich auf die Wahl des Dauphins zum Römischen König hinarbeite. Der Kaiser könne der
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M. Wahrmund Teutschmanns Kurtzes und einfältiges Gutachten, 1681, fol. B2v. [Jean P. de Cerdan], Von wem und durch wen Der Keyser und das Reich verrathen, o. O. [1680], Von wem und durch wen Der Keyser und das Reich verrathen, [1680], fol. A3. Von wem und durch wen Der Keyser und das Reich verrathen, [1680], fol. A3v.
167 damit entstandenen Bedrohung durch die Jesuiten und Frankreich nur Einhalt gebieten, wenn er sich zur aktiven Verteidigung des Reiches aufraffe. Dafür müsse er sich jedoch von seinen Räten lossagen und seine kaiserlichen Aufgaben wieder selbst erfüllen, doch sieht der Autor der Flugschrift für einen solchen Gesinnungswandel des Kaisers kaum Chancen. Sein Urteil zu der Regierungsleistung Leopolds I. fällt vernichtend aus und ist ein Beispiel für eine erste schonungslose und sehr direkte Kritik an einem Potentaten: [...] und wann ich dero Art zu leben, und wie dieselbe fast nichts hauptsächliches verrichten, als nur Jesuitische Comedie und Musicen anzuhören, oder bald bey diesen, bald bey jenen Mönchen Wahlfahrt zu gehen, und endlich alle dero natürliche oder angenommene Zuneigungen reifflich betrachte, so sehe ich nichts, daß mir meine gefaste Meinung mit Bestand abnehmen könne425. Leopold I. erhält damit das Image eines nicht selbst agierenden willenlosen Potentaten, der ganz von jesuitischem Gedankengut geprägt ist und sich mehr für Komödien und die Musik interessiert als für die Regierungsgeschäfte. Natürlich blieb das hier mit schonungsloser Offenheit gezeichnete Bild des Kaisers nicht unwidersprochen und wurde noch im selben Jahr in der Erwiderung „Politisches Bedencken Uber Das Schreiben des also genanten Grafen Von Sardan oder Fonsenade" aufgegriffen 426 . Nach einer kurzen Vorrede widmet sich der Autor dieses Traktates sofort den gegen den Kaiser erhobenen Anschuldigungen: [...] wil ich Anfangs dieses sagen, daß die Beschreibung, mit welcher er eben so unweißlich als verwegen die geheiligte Person des Keysers abmahlet, eben die jenige sey, welche man sonsten denen Fürsten beyleget, die man für Faulentzer zu halten pfleget, beginnt die Rechtfertigung und wehrt sich dann dagegen, daß Leopold I. als ein Herrscher dargestellt wird, der zu gar nichts zu gebrauchen sey, und der von seinen eigenen affairen nit mehr wisse, als seinen Ministern beliebig sey, ihm darvon zu offenbaren, der auch seiner Seits so schwach von Verstände sey, daß er ihnen die verborgenste Heimligkeiten seines Hertzens offenbahre [...]427. Diese Charakterisierung des Kaisers verdient nach Ansicht des Autors eigentlich keine ernsthafte Rechtfertigung, doch hält er es schließlich für notwendig, durch die Schilderung der Regierungsarbeit Leopolds näher darauf einzugehen: Die jenigen, welche die Ehre gehabt nahe bey I. Keys. M. zu seyn, und Audienze zu haben, wissen zur Gnüge, mit was für Gedult, und mit was vor Gütigkeit sie ihre propositiones anhöret, und daß sie selbsten Punct vor Punct darauf zu antworten pfleget, [...]. Man weiß ja, daß der Keyser in eigener Person in seinem Rath prae425 426
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Von wem und durch wen Der Keyser und das Reich verrathen, [1680], fol. G4. Politisches Bedencken Uber Das Schreiben des also genanten Grafen Von Sardan oder Fonsenade, Dessen Titul ist, Von wem und durch wen Der Keyser und das Reich verrathen, Sub dato Prag, den 13. Febr. Anno 1680. Von einem Liebhaber des Reichs Wolfahrt aufgesetzet, Und An einem vornehmen Minister eines Hoch Fürstl. Teutschen Hofs überschickt, o. O. [1680], Politisches Bedencken Uber Das Schreiben des also genanten Grafen Von Sardan oder Fonsenade, [1680], fol. A2.
168 sidiret, daß er seiner Diener Rathschläge genau erweget, und daß in seinem gantzen Raths-Collegio keiner sey, so mit einem erleuchtetem Verstände begäbet sey als er, und der die allerwichtigsten und gefährlichsten ajfairen besser zu decidiren weiß1428. Erst nach dieser deutlichen Zurückweisung der gegen Leopold I. erhobenen Anschuldigungen widmet sich die Flugschrift einer Analyse des Friedens von Nimwegen. Ähnlich wie Cyriacus Lentulus kommt der Autor hier zu dem Schluß, daß der Kaiser aufgrund fehlender Machtmittel keine andere Chance gehabt habe, als Frieden zu schließen. Die gegen ihn und seine Berater erhobenen Anschuldigungen seien daher haltlos. Die geschilderte Debatte spiegelt die vorhandenen Einwände gegen den Friedensschluß, die von den Gegnern verwendete antijesuitische Argumentation und die Gründe des Kaisers, den Frieden doch anzunehmen, wider. Der Frieden von Nimwegen wurde aber auch zu einem Mittel, um in aller Deutlichkeit Zweifel an der Regierungsfähigkeit des Reichsoberhauptes zu formulieren. Während früher Kritik immer nur die Berater des Kaisers traf und nicht die als sakrosankt angesehene Person des Herrschers selbst, wurde hier Leopold I. ohne große Verbrämung als unfähig dargestellt. Eine solche Charakterisierung mußte seine Autorität im Reich untergraben und stellte einen ernsthaften Angriff auf sein Ansehen dar. Die Anschuldigungen gegen ihn riefen jedoch keine breite Reaktion innerhalb der Publizistik hervor, sondern wurden nur in der genannten Gegenschrift dezidiert aufgegriffen. Entweder empfand man also die gegen das Reichsoberhaupt erhobenen Vorwürfe ohnehin als absurd, oder die zu seiner Ehrenrettung erschienene Flugschrift genügte zur Wahrung seines Prestiges. Trotzdem verwundert es, daß auch der Wiener Hof nicht mehr unternahm, um dem im Zusammenhang mit dem Frieden von Nimwegen entstandenen wenig imageförderlichen Bild entgegenzuwirken. Auffällig ist bei der Diskussion um die Ergebnisse des Friedensschlusses das späte Einsetzen der Kritik, die erst in den Jahren 1680 und 1681 konzentriert laut wurde429. Alle bisher genannten Flugschriften erschienen nicht etwa noch im Lauf des Jahres 1679, obwohl der Frieden bereits im April ratifiziert worden war, sondern kommentierten erst im darauffolgenden Jahr in aller Ausführlichkeit die Lage. Diese langsame Reaktion auf die Ereignisse in Nimwegen läßt sich möglicherweise durch die realpolitische Situation erklären. Während das Reich und der Kaiser den Bedingungen des Friedensschlusses folgten, ihre Truppen wie vereinbart abdankten und sich zurückzogen, war bei Ludwig XIV. das Gegenteil der Fall. Damit aber wurde deutlich, daß der ohnehin nicht sonderlich erfolgreiche Abschluß von Nimwegen nicht die gewünschte Ruhe für das Reich bringen würde. In vielen Analysen zum Friedensschluß gab daher vor allem die Sorge um die 428
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Politisches Bedencken Uber Das Schreiben des also genanten Grafen Von Sardan oder Fonsenade, [1680], fol. A2. Hackert verweist auf einen weiteren Diskurs aus diesen beiden Jahren, der mir leider nicht zugänglich war. Vgl. dazu Hackert, Der Friede von Nimwegen, S. 507.
169 Dauerhaftigkeit des Abkommens den Autoren zu denken. In einem Diskurs des Trajanus Boccalinus mit Apoll wurde dementsprechend der Abschluß als schlüpfferich und nicht langwährend bezeichnet430. Obwohl der Frieden als das höchste Gut für die beiden Diskutierenden außer Frage steht, gibt es Einschränkungen. Nur wann es ein auffrichtiger und beständiger Friede ist, schien es sinnvoll, ein Friedensabkommen zu schließen431. Im weiteren Verlauf der Flugschrift gehen Apoll und Boccalinus auf die Schwäche des Reiches ein und ob diese tatsächlich den Abschluß des Friedens rechtfertigen würde. Auch die Frage einer offensiveren Kriegsführung wird diskutiert. Alle diese Überlegungen führen schließlich zu einer klaren Stellungnahme gegen den Frieden: Erst müsse der Gegner aus dem Reich vertrieben werden, bevor man einen sinnvollen Frieden schließen könne. Eine ähnliche Analyse bietet der Autor des „Ratio-Status", der den Versuch, durch ein nachteiliges Abkommen Ruhe vor dem aggressiven Gegner zu erhalten, als gescheitert ansieht: [...] man hat Gelindigkeit probiret, man hat durch nachgegebener Höfflichkeit den Frieden recuperiren, und den Schaden des Vatterlandes mit gütiger Manier im nachtheiligen Frieden auswetzen wollen; alleine es will alles solches dem Ansehen nach kein Stand halten, man wird, wo man sicher seyn will, den Harnisch auch anlegen müssen432. Im Lauf der Jahre 1679 und 1680 setzte sich damit im Reich die Erkenntnis durch, daß der zwar als schmachvoll, aber grundsätzlich positiv betrachtete Friedensschluß nicht einmal die erhoffte Ruhe vor dem Feind bringen würde. Die Akzeptanz für die in Nimwegen ausgehandelten Bedingungen sank vor diesem Hintergrund und führte zu Aufrufen, den Kampf trotz der Schwäche des Reiches fortzusetzen. Die Kritik an dem Abkommen resultiert damit zum Teil aus den enttäuschten Hoffnungen, zumindest durch einen wenig vorteilhaften Abschluß einen dauerhaften Frieden erreicht zu haben.
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[Trajanus Boccalinus], Trajani Boccalini Gespräch und Discursen V o n Gegenwärtiger StaatsBeschaffenheit des Heil. Rom. Reichs, Teutscher Nation, und der Cron Franckreich, Nach dem zu N i m w e g e n g e s c h l o s s e n e m Frieden. Aus Warheits-Burg, o. O. 1680, hier fol. A l v. Trajani Boccalini Gespräch und Discursen, 1680, fol. A 2 v . Curiosorum, nec non politicorum, vagabundi per Europam, vulgo sie dicti, rationis-status, de praesenti tempore, nugae-somniorum classis posterioris pars altera. Das ist: Der Andern Claß, Vierdter und letztere Theil, D e s in der Europäischen Welt überall zu Hause sich einfindenden, so genanten Ratio-Status, W e g e n jetziger Zeit Läufften nachdencklicher, und Politischträumender Schwätz-Gesichter, o. O. 1680, in: Diarium Europaeum, 42. Teil, App., S. 1-88, h i e r S . 85.
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II.2.4.3 Der Frieden von Nimwegen im Bild Die in den Flugschriften geführte Diskussion um den Friedensschluß wurde im illustrierten Einblattdruck nicht weitergeführt. Bilder zu den Ereignissen in Nimwegen finden sich vor allem in Frankreich und den Generalstaaten, die entsprechend der erzielten Verhandlungsergebnisse den Abschluß als freudiges Ereignis feierten. Im Reich erschienen dagegen kaum Einblattdrucke zu diesem Ereignis oder es sind zumindest fast keine überliefert worden. Einen Hinweis auf die Herausgabe eines Einblattdruckes liefert jedoch das Nürnberger Verlagshaus Felsekker, das in seiner Zeitung den Leser auf ein demnächst anläßlich des Friedens erscheinendes Kupfer hinweist433. Vermutlich handelt es sich um den Druck „Eigentliche Vorstellung Des [...] Höchst-erfreulichen Friedens", dessen Bildmotiv sich eindeutig an einer niederländischen Vorlage orientiert (Abb. 17)434. Die Darstellung betont die Gleichrangigkeit der beteiligten Mächte und zeichnet ein harmonisches Bild von den ehemaligen Kriegsgegnern435. Vor blühenden Landschaften sind die Porträts der an dem Friedensschluß beteiligten Potentaten um die auf einem Altar stehende Friedensgöttin Pax gruppiert. Verstärkt wird die dadurch symbolisierte Eintracht der vertragsschließenden Parteien noch einmal durch die Anbringung ihrer Wappen auf dem Altar. Im Gegensatz zur niederländischen Vorlage ist zentral in deren Mittelpunkt der Reichsadler als Wappen zu erkennen. Fama verkündet im Hintergrund durch zwei Spruchbänder ebenfalls in Abweichung von der Vorlage Der Fried erneuert, Der Fried erfreüet und macht damit noch einmal die zunächst durchaus positive Erwartungshaltung an den Abschluß von Nimwegen deutlich: Der grundsätzlich zu begrüßende Frieden stellt eine Erneuerung des Westfälischen Friedens dar und soll nun dauerhaft Ruhe für das Reich bringen. Für weitergehende Bildanalysen zu dem Friedensschluß muß man auf die Medaillen zurückgreifen, die jedoch ebenfalls nur selten im Reich selbst hergestellt wurden und damit in ihren Aussagen nicht verallgemeinernd darauf bezogen werden dürfen. Deutschen Ursprungs ist auf jeden Fall eine aus Heidelberg stammen-
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Ν 1679, Nr. 8. Vgl. dazu Abb. 17: Illustrierter Einblattdruck: Durch Gottes Güt, Erfolgt der Fried. Das ist Eigentliche Vorstellung Des vor kurtz-verwichener Zeit Zwischen unterschiedlichen Hohen Potentaten in Europa geschlossenen Höchst-erfreulichen Friedens, Nürnberg [1679]; Verleger: Johann Jonathan Felsecker und Wolfgang Eberhard Felsecker; GNM, Inv. Nr. HB 21710, Kapsel 1220. Zu der niederländischen Vorlage vgl. Tafereel van de Vrede von Romeyn de Hooghe; abgebildet im Ausstellungskatalog Karl B. Heppe (Hrsg.), Bilder und Szenen des Friedens zwischen Antike und Gegenwart, Unna 1988, S. 160. Vgl. zu den herrschenden Bildvorstellungen zur Symbolisierung der Gleichrangigkeit der europäischen Mächte Johannes Burkhardt, Auf dem Wege zu einer Bildkultur des Staatensystems. Der Westfälische Frieden und die Druckmedien, in: Heinz Duchhardt (Hrsg.), Der Westfälische Friede. Diplomatie, politische Zäsur, kulturelles Umfeld, Rezeptionsgeschichte, München 1998, S. 81-114.
171 de Medaille, die durch eine über einem Altar stehende Taube den Frieden zwischen dem Reich, Frankreich und Schweden feiert436. Die Erneuerung des Westfälischen Friedens wird angedeutet durch den Text auf der Rückseite: Fried, Liebe und Treu Ist worden neu, heißt es unter Angabe des Datums auf der Medaille. Weitere Medaillen stammen vor allem aus den Niederlanden und zeigen an Motiven ζ. B. die Schließung des Janustempels, Darstellungen der Pax, oder sie betonen durch das Wappen Englands, das mit dem Händedruck zwischen Frankreich und den Generalstaaten in Verbindung gebracht wird, die Vermittlerrolle Englands in dem Konflikt437. Resümiert man die auf den Frieden von Nimwegen in Wort und Bild erschienenen Reaktionen, so scheint zunächst Freude über den als grundsätzlich positiv empfundenen Frieden überwogen zu haben. Zeitungen, Medaillen und Einblattdrucke jubelten fast uneingeschränkt über den Abschluß; in vielen Städten wurden Feste aus diesem Anlaß gefeiert. Brandenburgische Proteste gegen den Separatfrieden des Kaisers fanden zwar durch offizielle Verlautbarungen und Zeitungsberichte den Weg in die Öffentlichkeit, doch wurden diese nur in den Flugschriften kritisch kommentiert. Als Fehlschlag wurde das Friedensabkommen dann zunehmend in den beiden folgenden Jahren interpretiert. Die mit Nimwegen verbundenen Hoffnungen auf einen langanhaltenden Frieden hatten sich nicht erfüllt; die dort ausgehandelten schlechten Bedingungen erfüllten folglich nicht ihren Zweck. Der Kaiser mußte sich nicht nur Kritik an seiner Verhandlungsführung und seinem nach Ansicht vieler Flugschriftenautoren zu raschen Einlenken gefallen lassen, sondern wurde auch persönlich angegriffen. Der Frieden von Nimwegen hatte einen klaren Prestigeverlust für Leopold I. zur Folge. Geäußert wurden die Vorbehalte gegen den Kaiser aber einmal mehr nur in den Flugschriften, die im Meinungskampf um den Frieden von Nimwegen deutlich differenzierte Positionen entwickelten und als einziges Medium nicht nur den Friedensschluß kritisch analysierten, sondern auch direkte Angriffe gegen den Kaiser zuließen.
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Vgl. dazu Lanz 15, Nr. 61. Vgl. dazu die Abbildungen im Ausstellungskatalog Heppe, Bilder und Szenen des Friedens, S. 157.
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II.2.5 Türkenbedrohung und Regensburger Stillstand. Das Zweifrontenproblem in der Tagespublizistik Nach dem Frieden von Nimwegen war vor allem der Verlust Straßburgs dazu angetan, das Image eines gegenüber Ludwig XIV. hilflosen Kaisers weiterhin zu verstärken438. Unter dem Eindruck der von dem französischen König betriebenen Reunionen gelang es zwar dem Wiener Hof, auf Reichsebene mit der vorläufigen Reichskriegsverfassung 1681 und der Laxenburger Assoziation von 1682 Verhandlungserfolge zu erzielen, doch die von Ludwig XIV. ausgehende Bedrohung zwang viele Reichsstände zu einer abwartenden Haltung gegenüber dem Kaiser439. Noch schwieriger wurde die Situation Wiens, als die Türken 1683 ein Jahr zu früh den 1664 ausgehandelten Waffenstillstand aufkündigten. Ludwig XIV. nutzte diese Situation aus und marschierte während der Belagerung Wiens durch die Türken in die Spanischen Niederlande ein, nachdem zuvor Verhandlungen um einen Waffenstillstand an den unannehmbaren Forderungen Frankreichs gescheitert waren. Der Kaiser befand sich damit gleich mit zwei starken Mächten im Krieg und mußte sich sowohl im Westen als auch im Osten verteidigen. Das damit entstandene Zweifrontenproblem wurde bereits in der Publizistik der Zeit kontrovers diskutiert. Einerseits bot sich nach der Entsetzung Wiens und die im Anschluß daran gelungene Eroberung Grans eine weitere Verfolgung des Gegners im kommenden Jahr an. Andererseits bedrohte aber Ludwig XIV. im Westen weiterhin die Grenzen des Reiches und es stand zu befürchten, daß noch mehr Reichsgebiete ihm kampflos überlassen werden müßten. Eine Analyse des Jahres 1684 ermöglicht es, die verschiedenen Ansichten zu diesem Thema in der Publizistik herauszuarbeiten. Doch muß diese Phase auch unter dem Aspekt des sich durch den Erfolg gegen die Osmanen möglicherweise wandelnden Images des Kaisers näher untersucht werden.
II.2.5.1 Stillstandsverhandlungen und Türkenoffensive in den Zeitungen In den Zeitungen wurde sowohl über die Offensive gegen die Türken als auch über die seit Juni 1684 wieder intensiv geführten Waffenstillstandsverhandlungen mit Frankreich ausführlich berichtet. Die Leser erhielten im Hinblick auf den auszuhandelnden Vertrag Informationen zu dem zwischen Frankreich und Spanien
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Vgl. zu der Flugschriftenliteratur in dieser Zeit Karl Hölscher, Die öffentliche Meinung in Deutschland über den Fall Straßburgs während der Jahre 1681-1684, Phil. Diss. München 1896. Vgl. dazu Aretin, Das Alte Reich, Bd. 2, S. 280-302.
173 geschlossenen Waffenstillstand sowie zu dem Fortgang der kaiserlichen Gespräche440. Nach Abschluß des Stillstandes berichtete fast jede der untersuchten Zeitungen über die Bedingungen des Vertrages in Auszügen oder sogar in Sonderausgaben. Dabei enthielten sich die verschiedenen Korrespondenten auch nicht einer Wertung der Ereignisse. Am Ende einer Beilage zu den getroffenen Vereinbarungen heißt es ζ. B. in einem Kommentar in der Münchner Postzeitung: Mit disem Stillstand hat es sehr hart gehalten, unnd hat es sehr grosse Difficultäten gegeben [...]. Der Höchste gebe, daß alles zu der Christenheit Auffnahme, unnd alles zu deß Römischen Reichs Nutzen unnd Wolfahrt gelangen möge441. Diese positive Bewertung des Abschlusses wurde auch von anderen Zeitungen geteilt, obwohl sich Zweifel an der Dauerhaftigkeit des Vertrages bemerkbar machten. In einer Meldung des Frankurter Journals heißt es daher zum Abschluß des Stillstandes: Nunmehr geben die Brieffe zuerkennen, daß man nicht Ursach habe, länger zu zweiffein, der Rom. Kayser, das Reich und Spanien werden den offtgemeldten 20. Jährigen Stillstand annehmen, Gott gebe, daß er allgemein und dauerhafftig 442
seyn möge . Auch im Hinblick auf die Zweifrontenbedrohung gab es Stellungnahmen in den Zeitungen. Ein Korrespondent des Nürnberger Kriegskuriers hoffte ζ. B. auf durch den Stillstand ermöglichte zukünftige Erfolge gegen die Türken und erklärte: Den 26. abgewichenen Monats, ist der zwanzig-Jährige Stillstand geschlossen worden, welches die grosse Progressen wider den Erbfeind mercklich befordern dörfftem und die Münchner Mercurii Relation meinte dazu, daß man also nunmehr noch mehrere Gewalt gegen dem Erb-Feind gebrauchen, und mit der Hüljf Gottes noch grössere Progressen machen könne444. Diese Äußerungen deuten auf eine insgesamt positive Aufnahme des Regensburger Stillstandes in den Medien hin und zeigen, daß der Krieg gegen die Osmanen von den verschiedenen Berichterstattern offensichtlich als momentan wichtigeres Ziel eingestuft wurde als die Rückeroberung der an Ludwig XIV. verlorenen Gebiete. Trotz dieser zustimmenden Reaktionen auf den Abschluß des Waffenstillstandes finden sich in den Zeitungen keine Meldungen, die auf Feierlichkeiten anläßlich des Übereinkommens hindeuten. Auch im Ausland wurde das Abkommen fast ausschließlich in den französischen Gebieten gefeiert. So meldete das Frankfurter Journal dazu: Brüsselische Brieffe melden, daß allda in allen Stätten der Stillstand jedoch ohne einige Ceremonien, in den Frantzösischen conquestirten Stätten aber mit gar grossen Ceremonien, lösung der Stücke und Musquetterie publicirt worden
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443 444
Ζ. Β. MP 1684, Nr. 32, S. 3-4; Nr. 34, S. 2 und 4; Nr. 35, S. 3. MP 1684, Beilage Nr. 36, S. 7. FJ 1684, Nr. 59, S. 2. Die gleiche Meldung findet sich auch im Nürnberger Kriegskurier 1684; Sommerquartal Nr. 16; Extraord., S. 8. Ν 1684, Sommerquartal, Wochentl. Ord., Nr. 18, S. 1-2. MM 1684, Nr. 32, S. 4.
174 seye445. Das Fehlen von Feierlichkeiten verdeutlicht trotz des positiven Urteils in den Zeitungen die Probleme des Vertrages. Zweifel an der Dauerhaftigkeit des Abkommens sowie die Tatsache, daß damit Teile des Reichsgebietes zumindest auf zwanzig Jahre aufgegeben werden mußten, wogen die Freude über den Stillstand der Waffen deutlich auf. Gleichzeitig mit der Berichterstattung von den Verhandlungen und dem Abschluß des Regensburger Stillstandes informierten die Zeitungen über Fortschritte im Kampf mit den Türken. Die kaiserliche Offensive wurde mit regelmäßigen Berichten verfolgt, und trotz der Beteiligung verschiedener Reichsfürsten und Reichskontingente firmierte das Heer allgemein als kaiserliches Heer. Damit erschien der Kaiser als wichtige Persönlichkeit in dieser Offensive, obwohl er in eigener Person an den kriegerischen Auseinandersetzungen nicht teilnahm. In den Zeitungen äußerten die Korrespondenten immer wieder die Hoffnung auf göttlichen Segen für das kaiserliche Heer: Gott segne Ihre Käyserliche Majestät Waffen, damit der Erbfeind gäntzlich untergedrucket werde446, hieß es in der Berliner Zeitung und das Frankfurter Journal hob gar die besondere Rolle des kaiserlichen Heeres hervor: Gott segne die Kayserl. Waffen, dann unsere Alliirte noch alle sehr schläjferig441. Der Nürnberger Kriegskurier würdigte in diesem Zusammenhang die Erfolge Leopolds I. als historisch bedeutend: Der Allerhöchste segne immittelst deß Grossen Leopoldi Waffen, dessen Vorfahren in 150. Jahren noch niemals die Ehre gehabt, den Türcken dergestalt in die Enge zu treiben448. Der Türkenkrieg des Jahres 1684 wurde also nicht nur durch eine sachliche Berichterstattung intensiv verfolgt, sondern die Hoffnung auf weitere Siege gegen den früher als übermächtig empfundenen Gegner führte zu eindeutigen Stellungnahmen, die für eine Unterstützung der kaiserlichen Offensive sprechen. Bedenken wegen der sich gleichzeitig im Westen abzeichnenden Bedrohung durch Frankreich tauchten dabei nicht auf. Die einmalige Gelegenheit, den seit 150 Jahren die Christenheit bedrohenden Gegner entscheidend zu schlagen, erschien demnach als wesentlich wichtigere Aufgabe als die Zurückschlagung Ludwigs XIV.
445 446 447 448
FJ 1684, Nr. 80, S. 4. BO 1684, Mere. Di. Nr. 39, S. 4. FJ 1684, Nr. 60, S. 1. Ν 1684, Herbstquartal, Extraord., Nr. 2, S. 5.
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II.2.5.2 Stillstandsverhandlungen und Türkenoffensive im illustrierten Einblattdruck Auch im illustrierten Einblattdruck oder im historischen Lied wurden die Verhandlungen um den Regensburger Stillstand und die einseitige Konzentration auf den türkischen Gegner nicht negativ kommentiert. Obwohl unter dem Eindruck der Türkenbedrohung die illustrierten Einblattdrucke noch einmal einen besonderen Aufschwung erlebten, zeigten sie keine tiefergehenden Analysen, sondern boten vor allem Ansichten von Schlachten, Belagerungen und Festungen, denen ein zumeist sachlich gehaltener Kriegsbericht beigefügt war449. Eine weitere große Gruppe von Drucken verspottete die Türken als den unterlegenen Gegner. Nach dem Abzug der Türken aus Wien widmeten sich ζ. B. mehrere Blätter dem Schicksal des Großwesirs Kara Mustafa und seiner anschließenden Hinrichtung450 und auch in den folgenden Jahren sind die Klagen der Türken über die immer zahlreicher werdenden Niederlagen gegen die Christen Thema mehrerer Einblattdrucke, die zum Teil jedoch aus Italien stammen451. Daneben findet sich die Metapher des kranken Sultans, den die ihn umgebenden Ärzte erfolglos zu kurieren versuchen, in den Drucken452, oder die zahlreichen Niederlagen der Türken
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Beispielhaft für diese Gruppe seien hier nur einige wenige illustrierte Einblattdrucke genannt: Zur Belagerung Wiens: Wahre eigentliche Grund-Verzeichnis und Situation Der Kayserl. Haupt- und Residenz-Stadt Wien [...], o. O. 1683, G N M , Inv. Nr. HB 5086, Kapsel 1346; Aigentliche Beschreibung der Türckischen grossen Haupt-Armee gestelten Schlacht-Ordnung [...], o. O. 1683, GNM, Inv. Nr. HB 24605, Kapsel 1346. Zur Belagerung Ofens: Wahre Abbildung Der Nider-Ungarischen Haupt- und Türckischen Residens-Stadt Ofen, o. O. 1684, GNM, Inv. Nr. HB 18623, Kapsel 1346; Belagerung der Königlichen Haupt und Residentz Stadt Ofen, o. O. 1686, GNM, Inv. Nr. HB 24213, Kapsel 1346a. Zu den Ereignissen 1687 vgl.: Eigentliche Vorstellung Des verlassenen Esseck und eroberten Walpo [...], Nürnberg 1687, GF-Flugblattsammlung Frankfurt; Warhaffte und eigentliche Erzehlung Deß durch Eroberung der festen Dardanellen, Patrasso und Lepanto Ruhm-erhöheten Siegs-Glücks Venetianischer Waffen, Nürnberg 1687, GF-Flugblattsammlung Frankfurt. Zu den Ereignissen des Jahres 1688 vgl.: Höchstglückliche Beläger-Bestürm- und Eroberung der Welt-beruffnen Stadt und Vestung Griechisch-Weissenburg, Nürnberg 1688, GF-Flugblattsammlung Frankfurt. In den neunziger Jahren des Jahrhunderts dünnt die Anzahl dieser Gruppe der illustrierten Einblattdrucke aus. Mit der Schlacht bei Slankamen befaßt sich der Druck Eigentlicher Abriß und umständlicher Bericht des Hitzigen Treffens der Christen wider die Türcken, o. O. 1691, G N M , Inv. Nr. HB 1830, Kapsel 1347. Ein weiterer Einblattdruck zur Eroberung Großwardeins 1692 bietet nicht den üblichen Schlachtbericht, sondern ein Gedicht auf Kaiser Leopold und die Erfolge gegen die Türken: Neuer Fürtrefflicher Sommer-Sieg durch die fürtreffliche Eroberung Groß Wardein, [o. O. 1692], G N M , Inv. Nr. HB 1831, Kapsel 1347. Vgl. zu weiteren Blättern Harms II, 380 sowie IV, 281 bis 284. Wie die Arbeit, So der Lohn, [München 1683/84], G N M , Inv. Nr. HB 18633, Kapsel 1373a. Klagender Mufti, [o. O. 1683], G N M , Inv. Nr. HB 14031, Kapsel 1314a; Ε vinto Buda [...], o. O. o. J„ G N M , Inv. Nr. HB 14033, Kapsel 1346a. Vgl. dazu die Angaben bei Grothaus, Zum Türkenbild in der Adels- und Volkskultur der Habsburgermonarchie, S. 81 sowie Harms, Barock, S. 144. Ebenfalls auf die Verluste der
176 werden anläßlich der Eroberung Ofens entsprechend dem Namen der Stadt als Leiden in einem „Türckischen Schweiß-Bad" bildlich gefaßt453. Die genannten Spottblätter und Kriegsberichte gingen nur vereinzelt auf den Kaiser als Führer der christlichen Truppen ein. Zumeist am Schluß eines Blattes wurde der Hoffnung auf kommende Siege Ausdruck gegeben; teilweise war dabei auch ein Lob des Kaisers zu finden. Die textliche Kommentierung von im Motiv ähnlichen Bildern konnte dabei vollkommen unterschiedlich ausfallen, wie der Vergleich zwischen den beiden Einblattdrucken „Der elende und schimpffliche Abzug deß Türckischen Groß-Veziers" und dem Blatt „Wer suecht, der findt" deutlich macht (Abb. 19)454. Beide Blätter zeigen im Bild die nach der gescheiterten Belagerung Wiens heimkehrenden osmanischen Truppen. In dem Einblattdruck „Wer suecht, der findt" wird der auf einem Esel sitzende weinende Großwesir von der klagenden Bevölkerung empfangen. Im Text nehmen der Großwesir, seine Frau, ein türkischer Mufti und die türkischen Soldaten zu dem enttäuschenden Kriegszug Stellung. Die italienische Bildlegende verweist dabei auf die italienische Herkunft des Bildes. Der Einblattdruck „Der elende und schimpffliche Abzug deß Türkischen Groß-Veziers" zeigt ein ähnliches Bild, dem jedoch der Thron des Sultans auf der linken Bildhälfte beigefügt wurde. Im Text wird ebenfalls das Klagen der Osmanen bei ihrer Heimkehr wiedergegeben. Neben dem Mufti und dem Großwesir spricht der als „Türckischer Kaiser" bezeichnete Sultan. Am interessantesten ist bei dem zweiten Einblattdruck der Text des neu eingeführten Christen, der als letzter zu Wort kommt. Er fordert weitere Siege des kaiserlichen Heeres gegen die Türken: Und sein verteuffeit Blut, durch sein verdammtes Sterben, Die stete Sieges-Straß biß an die Pfort möcht färben. Den zweiten Teil seiner Rede widmet er Kaiser Leopold I., den er mit der Sonne vergleicht und in Kontrast zum türkischen Halbmond setzt: Ja wie der blinde Mond sein Sclaven-Knie muß beugen / Sich vor der werthsten Sonn der Christenheit zu neigen. Der Text des Christen greift die häufig zur Symbolisierung des Gegensatzes zwischen Kaiser und Türken verwendeten Bilder von Sonne und Halbmond auf, doch verweist er außerdem auf die Gegnerschaft zwischen Leopold I. und Lud-
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Türken spielt der Einblattdruck Vertrübter Türckischer Sultan, o. O. o. J., GNM, Inv. Nr. HB 14030, Kapsel 1314a, an. Vgl. dazu Harms, Illustrierte Flugblätter des Barock, S. 145. Vgl. zu weiteren Bilddarstellungen zu den Türkenkriegen auch die Angaben bei Walter Sturminger, Bibliographie und Ikonographie der Türkenbelagerung Wiens 1529 und 1683, Graz u. a. 1955. Vgl. dazu Abb. 19: Der elende und schimpffliche Abzug deß Türckischen Groß-Veziers auß der Christenheit, und deß Türckischen Hofs, und der krumm- und lahmgehauenen Türcken Klag-Geschrey über den so elend-geführten Feld-Zug, o. O. 1684, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Inv. Nr. YA 11286m sowie Illustrierter Einblattdruck: Wer suecht, der findt. Deß Türckischen Groß-Vizirs Cara Mustapha Bassa Zurück-Marsch, von Wienn nacher Constantinopel, Wien 1684, Drucker: Leopold Voigt, ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1684/2.
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wig XIV., die sich beide der Sonnensymbolik bedienten455. Die Andeutung, daß die Türken sich der werthsten Sonn der Christenheit beugen mußten, ist dabei als verdeckte Stellungnahme zum Vorrang Kaiser Leopolds vor dem französischen König zu sehen. Blickt man auf den Ursprung der beiden vorgestellten Blätter, so zeichnete für den Einblattdruck „Wer suecht, der findt" immerhin der Wiener Buchdrucker Leopold Voigt verantwortlich, der sich als sogenannter „academischer Buchdrukker" sogar Beziehungen zu den Wiener Universitäten und den Ständen rühmen konnte. Er hielt es allerdings nicht für notwendig, näher auf den Kaiser einzugehen, sondern hat wahrscheinlich nur das Blatt aus dem Italienischen übersetzt. Der zweite Einblattdruck wurde dagegen von einem bloßen Spottblatt umgewandelt in einen Druck, der im Text ein deutliches Lob des Kaisers enthält und dem damit durchaus eine propagandistische Absicht unterstellt werden kann. Drucker, Texter oder Verleger und damit der Ursprung dieses Blattes konnten jedoch nicht ermittelt werden. Der hier vorgestellte Kommentar zum Kaiser verweist auf einen in den achtziger Jahren zu beobachtenden deutlichen Unterschied zwischen Bild- und Textbotschaft. Im Text findet sich häufiger am Ende eines Berichtes oder eines Spottverses ein lobendes Wort auf den Herrscher oder die Hoffnung auf die Fortsetzung seiner Siegesserie. Im Bild wurde Leopold I. dagegen so gut wie nie gezeigt456. Nur zusammen mit den beim Entsatz von Wien erfolgreichen Feldherren oder im Verein mit anderen Potentaten wurde auch der Kaiser abgebildet457. Die Darstellungen der illustrierten Einblattdrucke scheinen damit auf eine sehr traditionelle Sichtweise des Konfliktes hinzuweisen: Der als vereinter Kampf der Christenheit gegen die Türken empfundene Krieg ließ offensichtlich wenig Raum für eine besondere Stilisierung des Kaisers, zumal dieser nicht aktiv am Kampfgeschehen beteiligt war.
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Zur Sonnensymbolik bei Leopold I. und Ludwig XIV. vgl. Friedrich B. Polleross, Sonnenkönig und österreichische Sonne. Kunst und Wissenschaft als Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 4 0 ( 1 9 8 7 ) , S. 2 3 9 - 2 5 7 s o w i e Friedrich B. Polleross, „Sol Austriacus" und „Roi Soleil" - Amerika in den Auseinandersetzungen der europäischen Mächte, in: Friedrich B. Polleross u. a. (Hrsg.), Federschmuck und Kaiserkrone. Das barocke Amerikabild in den habsburgischen Ländern, Ausstellungskatalog, Marchfeld 1992, S. 54-84.
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Zu den w e n i g e n Bilddarstellungen, die sich auf Kaiser Leopold I. konzentrieren, vgl. die Angaben bei Sturminger, Bibliographie und Ikonographie, S. 3 9 3 - 3 9 4 . Eine Ausnahme stellt ein von Jacob Sandrart angefertigter Kupferstich dar, der jedoch nicht genau datiert werden kann. Wahrscheinlich bezieht er sich auf die Türkenerfolge des Kaisers in den achtziger Jahren. Leopold I. erscheint hier in triumphaler P o s e zu Pferd, mit dem er über gefallene türkische Soldaten hinwegreitet. Vgl. dazu den Kupferstich von Jacob Sandrart, Leopold du Löwenheld, Nürnberg o. J., abgebildet in: Porträtsammlung Wolfenbüttel, Nr. A 4 6 6 1 .
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II.2.5.3 Stillstandsverhandlungen und Türkenoffensive im historischen Lied Die historischen Lieder betonten sehr häufig den Anteil der Reichsfürsten, des Königs von Polen oder der verantwortlichen Feldherren an den Erfolgen gegen die Türken. Insbesondere auf den bayerischen Kurfürsten erschienen zahlreiche Jubellieder, die jedoch zumeist im Nebensatz dem Kaiser als Reichsoberhaupt eine kurze Widmung gönnten458. Andere Lieder wiesen gleich auf eine ganze Reihe erfolgreicher Feldherren und Fürsten hin, wobei beim Entsatz von Wien vor allem Starhemberg und dem Herzog von Lothringen Strophen gewidmet wurden. Vielen Autoren lag aber auch daran, die gemeinsamen Anstrengungen des Reiches zu betonen459. In einem fingierten Aufruf des Kaisers zum Türkenkampf antworteten z. B. in den einzelnen Strophen alle Kurfürstentümer sowie die Fürsten und Reichsstädte auf seine Bitte und versprachen, Truppen zu stellen460. Bei der Beschreibung des Kampfgeschehens vor Wien läßt ein anderer Autor nach Starhemberg der Reihe nach den Herzog von Sachsen, die Kreistruppen unter Fürst Georg Friedrich von Waldeck, den König von Polen, die Kurfürsten von Sachsen und Bayern, den Herzog von Lothringen und den Markgrafen von Baden auftreten. Ein besonderes Lob erntet dabei das Heer der Kreise: Hat nicht Fürst Waldeck der Ritter und Held mit seinen ehrlichen Schwaben und Francken sich einen Tyger erzeiget im Feld, Daß wir verbunden demselben zu dancken? fragt der Autor461 und betont ebenso bei den anderen beteiligten Heeren ihre Schutzleistung für Wien und den Kaiser. Auch der Autor des Liedes „Auf! Ihr Teutschen! lasst uns loben" führt den errungenen Sieg auf die Einheit des Reiches zurück und erklärt: Gott Lob! dass die tapfern Teutschen Einsten wieder worden seyn [...]462. Die Lieder zu den Türkenerfolgen der achtziger Jahre sind damit ähnlich wie die Flugschriften der siebziger Jahre von dem entsprechenden reichspatriotischen Vokabular geprägt. Der Kaiser wurde häufig am Anfang oder Schluß der Lieder erwähnt, wobei Hoffnungen auf Siege und die weitere Segnung der kaiserlichen Waffen bei diesen Stellungnahmen überwiegen. Für viele Autoren war dabei die besondere Verbindung des Kaisers zu Gott ein wichtiges Thema; sie hatte die vergangenen Siege erst ermöglicht und sollte auch in Zukunft der Garant für Erfolge sein. So heißt es ζ. B. in einem Lied des Chorherren J. Albert Poysel: Himmel, wollest immer segnen All's was mit dem Adler fliegt, Auf die Feind mit Unglück regnen, Gott für Leopoldum kriegfa, oder in einem eigentlich Graf Rüdiger von Starhemberg ge458 459 460 461 462 463
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Özyurt, Türkenlieder, Nr. Özyurt, Türkenlieder, Nr. Özyurt, Türkenlieder, Nr. Buchmann, Türkenlieder, Buchmann, Türkenlieder, Özyurt, Türkenlieder, Nr.
55, 57 und 61. 60. 47. Nr. 29. Nr. 19. 42.
179 widmeten Preislied erklärt der Verfasser am Schluß: Großer Gott, den Kaiser schütze, Dem so oft hast d'Hand gereichtZ464. Die Nichtbeteiligung Leopolds I. am Kampfgeschehen wurde also aufgewogen durch die Unterstützung, die er den Kämpfenden durch seine besondere Verbindung zu Gott gewährte. Auch als nominelles Oberhaupt der vereinigten Truppen erfuhr Leopold I. immer wieder Würdigungen in den Liedern. Zur Charakterisierung des Kaisers bedienten sich die Autoren häufig klassischer Bildsymbole, die offensichtlich ohne große Erklärungen für die Hörer verständlich waren. Der Kaiser galt als Sonne, die gegen den türkischen Halbmond erfolgreich war oder als Adler bzw. Römischer Adler, dessen Adlernest gegen den übermächtigen Feind verteidigt werden konnte. Vereinzelt taucht auch bereits die Bezeichnung ,Leopold der Große' in den Liedern auf. So ruft ζ. B. der Autor des Liedes „Sieg-prangendes Wien" aus: Gott lasse blühen stets nun Leopold den Großen, Wie man Ihn billig nennt, weil Er hat umbgestoßen Den großen Sultan selbst samt seines Krieges-Heere Durch diese HimmelsKrafft™. Verhaltene Kritik am Kaiser ließ sich nur in einem einzigen Lied finden, das gleichzeitig auf den Imagewechsel Leopolds im Zuge der Türkenerfolge eingeht. In einem Mundartlied unterhalten sich Jodel und Hansel über den Entsatz von Wien und äußern Verwunderung über den Ereignisverlauf: Mei wemma dös Ding vou drei Monat hätt g 'sait, Is hätt's wohl kai Mensch glabt - i sag 's auf mein Aid. An ieda hat schier unsarn Kaisa verach't; Haben g'mait, α sei z'weni da türkischen Macht466. Das hier geäußerte, bis zu den Erfolgen gegen die Türken geringe Vertrauen in die kaiserliche Macht, wandelte sich also in Zuversicht, wobei im weiteren Verlauf des Liedes trotzdem Kritik an Leopold I. auftaucht. Hansel räumt zunächst ein, daß Bitten und Beten sowie Prozessionen tatsächlich den gewünschten Erfolg brachten, doch hätte Jodel sich ein entschiedeneres Eingreifen des Kaisers zu einem früheren Zeitpunkt gewünscht: Und hätt halt da Kaisa dös Ding eh V wahrg 'numma, D 'Franzosen warn warla so weit no nit kemma467, führt er aus und sieht den Kaiser im Hinblick auf die weiteren Kämpfe als abhängig von dem entschiedenen Vorgehen des polnischen Königs an. Eine Verbindung zwischen den Kämpfen gegen die Türken und der Bedrohung durch den französischen König an der Westgrenze ziehen nur wenige Lieder. Zumeist wird Ludwig XIV. beschuldigt, mit den Türken ein gemeinsames Vorgehen gegen den Kaiser geplant zu haben, um dessen Macht im Reich zu schwächen. In dem Lied „Türk, jetzt ist es dahin kommen" heißt es dazu: Zwar der arge Schandfranzose, Der die Welt ausstänkeriert, Hilft dir [den Türken, J. S.] heimlich und
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466 467
Vgl. Özyurt, Türkenlieder, Nr. 40. Vgl. Özyurt, Türkenlieder, Nr. 49. Zu Leopold als Leopold der Große vgl. auch die Lieder Nr. 59, S. 305 und Nr. 65, S. 318. Vgl. Özyurt, Türkenlieder, Nr. 50. Vgl. Özyurt, Türkenlieder, Nr. 50.
180 ganz lose, Meint wir seynd dann angeschmiert46S. Und in einem anderen Lied klagen die Türken darüber, daß sie von dem französischen König zu dem Angriff auf Wien verleitet wurden469. Begleitet wird dieser Bündnisverdacht jedoch von großem Vertrauen in die kaiserliche Macht. Unter Nutzung des Bildes vom Hahn für Frankreich und des Bildes vom Hund für die Türken, heißt es ζ. B. in dem Lied „Türkisches Badner Bad": Französisch Türk', türkisch Franzos - Der Kaiser geht auf beede los, Bricht aus die Zähn den Hunden. Daß man den Kamm wird stutzen dir, Mein stolzes Hähnlein, glaube mir, Erwart nur deiner Stunden™. Insgesamt vermitteln die historischen Lieder einen ähnlichen Eindruck wie die Zeitungen. Der Kampf gegen die Türken galt als einmalige Chance, und Hoffnungen auf weitere Siege sind in fast allen Liedern zu finden. Ludwig XIV. wurde durch sein angebliches Bündnis mit den Türken nicht nur diskreditiert, sondern viele Autoren sahen ihn sogar als Urheber der Zweifrontenbedrohung an. Kritik an der Reaktion des Kaisers, der aus dieser Gefahr heraus den Regensburger Stillstand schloß, erscheint daher nicht in den Liedern.
II.2.5.4 Stillstandsverhandlungen und Türkenoffensive in den Flugschriften Etwas differenzierter wurde die schwierige Phase von 1683/84 in den Flugschriften beurteilt. Hier schlug dem Kaiser zunächst herbe Kritik entgegen, die an die vernichtenden Urteile anschloß, die als Folge des Friedens von Nimwegen laut geworden waren. In dem „Wunderbegierigen Gespräch zwischen Pasquino und Marphorio" des Jahres 1683 klagt ζ. B. der Kaiser über seine vielen Feinde, die er nicht in den Griff bekommt, und erhält in diesem Zusammenhang den Rat von Marphorius: Seye Käyser und kein Musicant, sey Käyser und kein Jäger. Sey Käyser und kein Jesuit471. Diese negative Sichtweise des Kaisers geht wahrscheinlich auf protestantischer Seite vor allem auf die nach dem Aufstand Emmerich Thökölys in Ungarn wieder offen zutage tretenden Konfessionsprobleme zurück. Angeblich falsche Ratschläge der Jesuiten an den Kaiser im Hinblick auf die Situati468 469
470 471
Vgl. Özyurt, Türkenlieder, Nr. 56. Vgl. Özyurt, Türkenlieder, Nr. 45. Ähnlich im Tenor reagiert ein anläßlich des Namenstages von Leopold I. 1688 erschienenes Mundartlied: Nu der Türck ock eegebiist, Met seym halba Monda-Starna, Dar sich hot a su gerüst. Itz gilts em Frantzosa, Met sen bunta Hosa, Wenn ma künst ihn su verjan, Wie man jen Feend hot geschlan. Halfs sich Gout, ihr doitscha Heida, Dos ma bal vo guder Pust, Osem Rech kon hierin melda, Dos der König hot gemust, Mit sem stoltza Sünla Dos ma heist Dauphinla, Schimpfflich wieder abiziehn, Undferm deitscha Keeser fliehn. Vgl. dazu Bauer-Lied Oder Glück-Wunsch auf den Käyserlichen Namens-Tag Leopoldi I. Den 15. December Anno 1688, o. O. [1688], Vgl. Özyurt, Türkenlieder, Nr. 73. Wunderbegieriges Gespräch zwischen Pasquino und Marphorio, Uber den gegenwertigen Zustand der Christenheit, Öffentlich publicirt im Capitolio zu Rom, o. O. 1683, fol. A l v .
181 on in Ungarn werden daher gleich in mehreren Flugschriften thematisiert. Nach dem Niemägischen Friedens-Schlusse hat Ihre Käyserl. Majestät auff Anstifften der Herren Jesuiter sich höchstens angelegen seyn lassen, die eingeführte Lutherische Religion in Ungarn vollends zu vertilgen [...]472, meint ζ. B. ein Flugschriftenautor und preist in derselben Schrift die Verdienste der protestantischen Fürsten im Reich, ohne die Leopold I. gegen die Türken nicht hätte bestehen können473. In der Flugschrift „Neues Königl. Frantzös. [...] L'Ombre-Spiel" aus dem Jahr 1684 muß sich der Kaiser gar von dem polnischen König im Hinblick auf seine Verbindung zu den Jesuiten Ratschläge erteilen lassen: Nachdem mein Arm dich schützt, so kanstu triumphiren, Ο Kayser, geh' in dich, laß dich nicht so verführen Der Jesuiten Rath, der dich genommen ein, Durch den kan Ludwig dir stets überlegen seyn474, warnt der polnische König und in derselben Schrift läßt der Autor auch die über den Stillstand verhandelnden Deputierten in Regensburg über ihr Reichsoberhaupt klagen: Drum kan der Höchste auch nicht segnen deine Thaten, Ο Kayser, weil im Spiel dir stets die Pfaffen rathen475. Die aus dem protestantischen Lager stammende Flugschrift schlägt als Konsequenz aus der jetzigen politischen Situation schließlich ein Bündnis zwischen Sachsen, Brandenburg sowie Braunschweig-Lüneburg gegen den Papst und die Jesuiten vor476. Besonderes Vertrauen wird dabei in den brandenburgischen Kurfürsten gesetzt, dem eher als dem Kaiser zugetraut wird, mit Frankreich fertig zu werden477. Kritische Überlegungen finden sich in den Flugschriften nicht nur zur Konfessionsproblematik und zu dem vermuteten Einfluß der Jesuiten auf den Kaiser, sondern auch die Verhandlungen mit Frankreich um einen Waffenstillstand wurden von Anfang an in der Publizistik kommentiert. Eher skeptisch äußerte sich der Autor der Flugschrift „Eines Aufrichtigen Patriotens Einfältige Gedanken" aus dem Jahr 1682 zu den laufenden Gesprächen478. Bezogen auf ein französisches Memorial vom 28. September 1682, das Vorschläge für einen Waffenstillstand zwischen Frankreich und dem Reich enthalten hatte, empfindet er die darin genannten Bedingungen als zu hart und fürchtet bei einer Annahme den dauerhaften 472
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475 476 477 478
[Fridericus Sincerus], Curieuser Staats-Mercurius, Welcher Der vornehmsten Staate in Europa weit-aussehende Maximen, Und insonderheit Den gefährlichen Zustand Des H. Römischen Reichs, Allen Teutsch-gesinneten Patrioten, zu reiffern Nachsinnen, eilfertigst entdekket Durch Fridericum Sincerum. Auf dessen eigene Unkosten, o. O. 1684, hier Kap. 5, S. 10. Vgl. dazu Curieuser Staats-Mercurius, 1684, Kap. 8. Neues Königl. Frantzös. ä L'Homme und Hoc-Mazarin, Benebenst dem Päbstlichen und seines Anhanges spitzfündigen L'Ombre-Spiel, Oder Warhaffter Entwurff derer ietzigen unter Geist- und Weltlichen hohen Potentaten schwebenden Conjuncturen in Europa, o. O. 1684, fol. B2v. Neues Königl. Frantzös. ä L'Homme und Hoc-Mazarin, 1684, fol. Bv. Neues Königl. Frantzös. ä L'Homme und Hoc-Mazarin, 1684, fol. C2v. Neues Königl. Frantzös. ä L'Homme und Hoc-Mazarin, 1684, fol. B. Eines Aufrichtigen Patriotens Einfältige Gedanken über die Friedfärtigkeit, So die Franzosen in ihrem bekandten Projekt, und in der Declaration vom 28. Septembr. jüngst, zu Frankfurt am Mayn, an den Tag gegeben, o. O. 1682.
182 Verlust Straßburgs. Zudem warnt er vor Verträgen mit Ludwig XIV., die dieser wegen seines Ziels, die Universalmonarchie zu erringen, ohnehin nicht einhalten werde479. Diskussionen um die Annahme des Waffenstillstandes bietet auch die Flugschrift „Stanislai Lysimachi, Eines Polnischen Edelmans Send-Schreiben An Claudium Lentulum" aus dem Jahr 1683480. Lysimachus sieht Frankreich als Urheber der Zweifrontenbedrohung an und rät daher dazu, sich auf Ludwig XIV. als Gegner zu konzentrieren481. Dagegen steht die Stellungnahme des Lentulus, der den Schutz Ungarns für wichtiger hält als die Verteidigung der Westgrenze: Es sey nemlich mehr an dem Königreich Ungarn, einer Vormauer der Christenheit, als an der Stadt Straßburg gelegen: Ein kluger Schiffman opffere dem wütenden Meer seine Waaren aujf, man müsse den Verlust fiir Gewinn schätzen, damit man der Gefahr des Ungewitters entgehe, lautet seine Einschätzung der Lage482. Auch von offizieller französischer Seite drang man auf die Annahme des Stillstandes. Eindeutige Stellungnahmen gegen den Kaiser enthält dabei ζ. B. das Memorial vom 28. Juli 1683, in dem der Kaiser als Spielball der Spanier dargestellt wird483. Die kaiserlichen Minister sind demnach einem weitentlegenen und außländischen Hof zugethanm und beachten daher die Notwendigkeit, das Reich gegen die Türken zu schützen nicht in ausreichendem Maße. Gegen die den Kaiser umgebenden Minister richtet sich auch die Flugschrift „Entdecktes Wienerisches Cabinet" aus dem Jahr 1683485. Nach einer Abwägung der Kampfkraft des Hauses Habsburg und der vorhandenen finanziellen Mittel, widmet sich der Verfasser den personellen Strukturen am Hof. Streitigkeiten zwischen Ministern und Bedienten sowie falsche Organisation würden nach seiner Analyse zur Ineffektivität der Verwaltung führen. Zudem setze ieder aufrichtige Patriot [...] in den Käiserl. Geh. Rath ein Mißtrauen, weil am Tage ligt, daß der Käiser von seinen eigennützigen außwärtischen Ministris überredet und betrogen werdem. Der Autor kommt schließlich zu dem Schluß, daß es wegen dieser Umstände für den Kaiser
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Eines Aufrichtigen Patriotens Einfältige Gedanken, 1682, S. 8. Stanislai Lysimachi, Eines Polnischen Edelmans Send-Schreiben An Claudium Lentulum Einen Edelman aus der Marek, In welchem Der Frantzosen heimliche Practiquen bey Friedensund Kriegs-Zeiten, wie auch derselben mit den Türcken und aufrührischen Hungern gepflogene Conspirationes und Bündnisse entdecket werden, Christianstadt 1683. Stanislai Lysimachi, Eines Polnischen Edelmans Send-Schreiben, 1683, S. 16. Stanislai Lysimachi, Eines Polnischen Edelmans Send-Schreiben, 1683, S. 16. Deß Aller-Christlichsten Königs Gevollmächtigten, Herrn Verjus, Graffen von Crecy, Memorial An die Reichs-Versamblung zu Regenspurg, seines Königs Erbiethen, wegen eines dreyßig-Jährigen Stillstands der Waffen betreffend. Diet, den 18. 28. Julii 1683, o. O. [1683], Deß Aller-Christlichsten Königs Gevollmächtigten, Herrn Verjus, Graffen von Crecy, Memorial, [1683], fol. A3. [Christian Freymund], Entdecktes Wienerisches Cabinet, Darinnen Die itzige Hochdringliche Gefahr des Kaiserlichen Hofes, benebens denen Mitteln, wie solchen zu begegnen, und dem Käiser so wohl, als dem gantzen Reiche, die gewünschte Wohlfahrt wieder herzu bringen sey, o. O. 1683. Entdecktes Wienerisches Cabinet, 1683, fol. Al.
183 unmöglich sei, an zwei Fronten gleichzeitig zu kämpfen. Doch äußert er auch Verständnis für die momentan schwierige Lage Leopolds I.: Der Käiser wird bedrohet durch zwey schröckliche Feinde [...] mit beyden sich herum zuschlagen, ist auch kein Hercules Mannes genug,87. Er rät daher zur Bekämpfung der Türken, da Frankreich noch mächtiger als dieser Gegner erscheint und der Kaiser im Reich leichter Unterstützung gegen die Türken als gegen Ludwig XIV. erhalten werde488. Es folgt der obligatorische Aufruf zur einigen Unterstützung des Reichsoberhauptes im Kampf gegen den auswärtigen Feind, doch fordert der Autor gleichzeitig die Zurückdrängung der Gegenreformation und Gewissensfreiheit für alle Untertanen489. Die Flugschrift stammt damit aus dem protestantischen Lager, äußert sich jedoch einverstanden mit der Option, zunächst gegen die Türken vorzugehen. Ähnlich wie in der hier vorgestellten Schrift sah die offizielle Meinung des brandenburgischen Kurfürsten zu diesem Thema aus, dessen Einschätzung der Lage ausführlich im Theatrum Europaeum wiedergegeben wurde490: Einige, wiexvolen wenige, waren der Meynung, daß man billich dasjenige, so von vielen Seculis her, zum Rom. Reich gehöret [...] weilen es in der Güte nicht zu erhalten, mit dem Schwerdt wieder holen sollte. Andere, und absonderlich Seine Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg urtheilten, nach Dero langen Erfahrenheit, daß es zwar ein Verlust seye, etwas zurück zu lassen, aber auch unverantwortlich, um einen Theil, das übrige, in scheinbarliche Gefahr und gleichmässigen Verlust zu setzen49'. Die Zusammenfassung der offiziellen Meinung des brandenburgischen Hofes endet schließlich mit einer klaren Stellungnahme zugunsten des Krieges gegen die Türken: Derjenige Krieg, so wider die Ungläubigen geführet werden solte, wäre demselben [dem Krieg gegen Frankreich, J. S.] billich vorzuziehen, heißt es ganz im Sinn der traditionellen Vorstellungen zu den Türken als andersgläubige Gegner. Trotz der Konfessionsprobleme in Ungarn und der Kritik an ausländischen oder jesuitischen Beratern konnte der Kaiser also auch auf Zustimmung durch das protestantische Lager rechnen. Die im Theatrum Europaeum angedeutete Bedeutung des Kampfes gegen die Türken als Krieg des christlichen Europas gegen die Ungläubigen galt dabei einzelnen Flugschriftenautoren als wichtiger Grund, sich für die Fortsetzung des Kampfes an der Ostgrenze zu entscheiden. In dem Traktat „Curieuser Anhang, und eröffnete Staats-Gedancken" beispielsweise erhält der Kaiser Lob für sein Festhalten am Türkenkrieg. Anstatt einen schnellen Frieden mit dem Gegner zu schließen, hat er sich als Christ erwiesen und solchem
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Entdecktes Wienerisches Cabinet, 1683, fol. A2v. Entdecktes Wienerisches Cabinet, 1683, fol. A3. Entdecktes Wienerisches Cabinet, 1683, fol. A3 und A3v. Theatri Europaei Continuati Zwölffter Theil, Das ist: Abermalige Außführliche Fortsetzung Denck- und Merckwürdigster Geschichten [...], vom Jahr 1679. an biß 1687, Frankfurt/Main 1691. Theatrum Europaeum Bd. 12, S. 658.
184
Christlichem Raisonnement hat sich das Reichs-Conclusum zu Regenspurg ebenfals untergeben [...]492. Zustimmung zum Abschluß des Regensburger Stillstands gab es schließlich auch aufgrund der schlechten Machtposition des Reiches. Einmal mehr hätten die Generalstaaten, so die Meinung eines Flugschriftenautors, mit einem separaten Abschluß Franckreich dabey Meister spielen lassen und das Reich müsse in ferner Erwegung der Türcken-Gefahr und derer an Rhein-Strohm erschöpften Länder, auch dahero besorglichen Proviant-Mangel, obgedachten Verlust so verbeissen, ja fast nicht einmahl sauer dazu sehen, sondern Franckreich noch wohl gute Worte geben, daß es den Stillstand zu seinen Vortheil eingehe492. Der Autor der Flugschrift „Das Kriegs- und Staats-Bekümmerte Europa" schätzte damit die Situation des Reiches als so schlecht ein, daß für gute Verhandlungsergebnisse kaum Raum gewesen sei, sondern man Frankreich für die Zustimmung zum Waffenstillstand auch noch dankbar sein müsse. Bei vielen Autoren kamen im Hinblick auf die Türkengefahr aber auch Sorgen auf, ob man es überhaupt schaffen würde, wenigstens den Gegner an der Ostgrenze des Reiches zurückzudrängen. Der Verfasser des „Europäischen Staats-Perspectiv" stellte in diesem Zusammenhang Überlegungen an, wie stark das Reich im Vergleich zum 16. Jahrhundert einzuschätzen sei494. Die Schilderung der Zweifrontenbedrohung unter Karl V. ermöglichte dabei indirekte Kritik an Leopold I. Für den Autor war das Reich für einen Krieg damals wesentlich besser gerüstet, da [...] die Teutsch und Spanische Macht unter einem Heldenmüthigen und Kriegs-erfahrnen Oberhaupt, nemlich dem Kayser Carl V. beysammen [war, J. S.], welcher sich desto besser dem Türken widersetzen, und so wohl dessen als der Franzosen Vorhaben unterbrechen konnte [...]495. Diese Stellungnahme zeigt, daß nicht nur der Glaube an die Kampfkraft des Reiches, sondern vor allem das Vertrauen in Leopold I. als wehrfähiges Reichsoberhaupt erschüttert war. Während Karl V. ohne weiteres ein Kampf ge492
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Curieuser Anhang, und eröffnete Staats-Gedancken, über den Zu Regenspurg und Haag mit Franckreich auffgerichteten Zwantzig-Jährigen Stillstand, und dann Uber der Käyserlichen Armee in Ungarn, und Signoria Venedig auff dem Archipelago wieder die Ottomannische Pforte erlangte glückliche Progressen, Samt etzlicher vornehmer Chur-Fürsten und Stände des H. R. Reichs zugeschickten Secours vor Ofen, Und dieses Orts denckwürdiger Belagerung, o. O. 1685, S. 13. Das Kriegs- und Staats-Bekümmerte Europa, Worinnen Der Europäischen Potentaten und Republiquen gegenwärtige Conjuncturen, dero bey instehedem Feld-Zuge vermuthliches Absehen und grosse Kriegs-Operationes; sonderlich was die Käyserlichen, Polen und Venetianer diesen Sommer wider den Türcken vornehmen und ausrichten; was Franckreich und Moscau endlich hierbey thun, und ob andere Cronen länger in Ruhe sitzen möchten?, o. O. 1685, fol. L4v. Europäisches Staats-Perspectiv, Worinnen, Diejenigen Conjuncturen Der Potentaten in Europa, Deroselben weitaussehende Kriegs-Rüstungen, Und dergleichen Länder-begierige gefährliche Anschläge, sonderlich der Türcken und Franzosen, Nebst verschiedener Curiösen Begebenheiten, unpartheyisch vorgestellet werden, von dem Authore. Auf eigne Kosten, o. O. 1684. Europäisches Staats-Perspectiv, 1684, S. 51.
185 gen Frankreich und die Türken gelungen war, sah der Autor des „StaatsPerspectiv" Leopold I. als schwachen Kaiser und reflektierte damit die Tatsache, daß dieser nie selbst in den Krieg zog und sich auch nur selten als Kriegsheld darstellen ließ. Überlegungen zur schwachen Machtposition des Reiches berücksichtigten schließlich dessen geographische Lage, die einzelnen Flugschriftenautoren als besonders gefährlich erschien. Der Verfasser des „Kriegs- und Staats- Bekümmerten Europa" ζ. B. sieht das Reich in der Mitte Europas von zwei Seiten bedroht: Denn das edle und friedliebende Teutschland, so fast mitten in Europa lieget, und biß an bemeldter Regiersüchtigen Monarchen Grentzen sich erstrecket [gemeint sind die Herrscher von Frankreich und des Osmanischen Reiches, J. S.], hat bißhero seinen schönen Reichs-Apjfel zum grossen Ziel-Zweck ihrer Waffen aufstecken, und sich dahero auff beyden selten gnugsam beunruhigen lassen müssen496. Der Abschluß des Regensburger Stillstandes stellte sich also in den Flugschriften als notwendiges Übel dar, für das man aufgrund der mangelnden Stärke des Reiches sogar dankbar sein mußte. In der protestantischen Publizistik behielt der Kaiser dabei zunächst sein Negativimage und wurde als ein von seinen Beratern abhängiger Monarch präsentiert, der sich stark für die Gegenreformation in Ungarn engagierte. Hinzu kamen Zweifel an seinen Führungsqualitäten im Krieg. Kritiker sahen ihn als Liebhaber von Jagd, Musik und Komödien, der den Kampf seinen Feldherren, anderen Fürsten oder sogar dem König von Polen überließ. Die Entscheidung zugunsten des Krieges im Osten wurde ihm allerdings nicht angekreidet, sondern erfuhr auch in protestantischen Kreisen Unterstützung. Dies lag zum einen an dem Eindruck, daß Ludwig XIV. ohnehin zu stark für das Reich sei, und zum anderen spielten zumindest in der Argumentation noch die klassischen Vorstellungen von den andersgläubigen Türken als vorrangig zu bekämpfendem Gegner eine Rolle.
II.2.5.5 Das Bild des Kaisers unter dem Eindruck des Zweifrontenproblems und der Türkenerfolge in den folgenden Jahren Mit dem Abschluß des Regensburger Stillstandes 1684 und der Option für den Krieg gegen die Türken waren die Diskussionen um die zweifache Bedrohung aus Ost und West keineswegs beendet. Der Ausbruch des Pfälzischen Krieges 1688 ließ schließlich die Sorge vor einem gleichzeitigen Kampf gegen Frankreich und die Osmanen Wirklichkeit werden. Allerdings waren die Türken zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr der große Angstgegner, der sie einst einmal waren. Nach der Entsetzung Wiens hatten die Eroberung Neuhäusels und vor allem die Ein496
Das Kriegs- und Staats-Bekümmerte Europa, 1685, fol. A2.
186 nähme Ofens 1686 eine früher nicht für möglich gehaltene Wende auf dem Balkan herbeigeführt. Im Zuge dieser Erfolgsserie entwickelte sich auch das Bild des Kaisers weiter, der als Bezwinger der seit annähernd zwei Jahrhunderten das christliche Europa bedrohenden Türken gefeiert wurde. Besonders ausgeprägt war in den kaisertreuen Flugschriften die Interpretation von Leopolds Siegen als besondere Auszeichnung durch Gott. Anhand der historischen Lieder konnte oben bereits nachgewiesen werden, daß der Glaube an einen für den Kaiser kriegenden Gott weit verbreitet war. In den folgenden Jahren scheinen die Erfolge gegen die Türken diesen Vorstellungen immer neue Nahrung gegeben zu haben und auch gegen Ende der achtziger Jahre wurde die Behauptung des Kaisers gegen gleich zwei übermächtige Gegner als Zeichen der besonderen Hilfe gewertet, die Gott diesem Monarchen zukommen ließ497. Lobend wurde in den Flugschriften außerdem erwähnt, daß der Kaiser selbst seine Siege Gott zuschrieb und nicht seine eigenen Verdienste in den Vordergrund stellte. Der Autor der Flugschrift „Politischer Fliegen-Wedel" hob diese Tatsache vor allem im Vergleich mit Ludwig XIV. hervor: Derne zu gegen der Römische Keyser alles Glük seiner Siegfertigen Waffen, Gott, als causae primariae victoriarum, alleine zugeschrieben, weil dieser fromme, gottsförchtige Fürst gar zuwol erkennet, daß Gott der höchste Sieges-Fürst seye, deme billich die erst und fürnehmsten Triumphi und Sieges-Freuden gebühren499. Extrem trat die Sichtweise des Kaisers als Verbündeter Gottes in Dankschriften und Predigten zutage, die auf die Eroberung Ofens reagierten. So schrieb der Ulmer Prediger Elias Veiel die Siege des Kaisers der göttlichen Unterstützung zu und verwies in diesem Zusammenhang auf die Unentbehrlichkeit Leopolds I. für das Reich. Nur durch die Hilfe Gottes werden seiner Ansicht nach weitere Siege gegen die Türken und später auch im Elsaß möglich sein: Wer will mich führen, möchte unser Allerdurchleuchtigster Keyser sprechen, in die veste Stadt Stuelund Griechisch-Weissenburg mit ihren Töchtern? Wer will mich hernach wiederum so weit herauff begleiten biß ins Elsaß [...]? Wirst du es nicht thun Gott, so wird es das gantze Römische Reich, so mächtig es auch von Kräfften ist, für sich nicht thun499. Ähnlich interpretierte Johann Conrad Barth die Rolle Leopolds I. in
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Vgl. dazu ζ. B. die Flugschrift Inter Ortum & Occasum exiguum Discrimen internoscitur. AIcoranum occidentale Seu Metempsychosis Dominatus Ottomanici in Statu & forma Regiminis Gallici. Das ist: Grund-Riß des in einem Französischen Staats-Modell umgegossenen Türkischen Alcorans. Abgefaßt bey der Musel= und Franz=Männer genommenen Tauf unter der gebrochenen Brücke bey Esseck, und darauf in Druck gegeben zu Constantinopel den 12. Augusti Anno 1687, o. O. 1688, S. 121. Teutschlandes Politischer Fliegen-Wedel wider die Französische Mucken, o. O. 1689, S. 33. Elias Veiel, Die Prophetische Bitte und Dancksagung Deß hoch-erleuchten und glückseeligen Königs David In einer Siegs- und Dancks-Predigt, Auß dem LX. Psalmen. An dem Anno 1686. Den 5. Sept. Dom. XIV. Trin. Wegen Eroberung der Königl. Haubt-Stadt Ofen, Angestellten Freuden-Fest, Der christlichen Gemeinde in Ulm zu betrachten fürgetragen, Von Elias Veieln, der H. Schrifft D„ Ulm [1686], S. 16.
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der momentanen Kriegssituation. Nach einem Vergleich des Kaisers mit der biblischen Gestalt des David fordert er: [...] so laß Er nun Leopoldum, seinen geheiligten Werckzeug seyn wider die Türcken, daß unter Ihm sein Schifflein, die Christenheit wieder eine Stille hab [...]500. Insbesondere durch die Kirche wurde also das Bild des mit der Hilfe Gottes gegen die Ungläubigen siegenden Kaisers gerne aufgegriffen 501 . Doch nutzte man diese Vorstellungen auch am Wiener Hof und betonte sie ζ. B. in offiziellen Stellungnahmen des Kaisers zur Türkengefahr oder zur Politik Ludwigs XIV. In einem auch im Druck erschienenen Schreiben an die Landstände, das die Bewilligung von mehr Geld für den Krieg gegen Frankreich zum Gegenstand hatte, erklärte der Kaiser zur gegenwärtigen Situation: jedennoch verlasse mich, so lange ich die vom Herrn aller Könige verliehene Regierung führe, auf die in allen Gefahren Augenscheinlich Schütz- und Wunderwürckende Hand Gottes502. Frankreich versuche jedoch mit barbarischen Verfahren, ihn und sein Haus, deßen Waffen doch von Gott, Ihm sey ewig Danck gesaget, bißhero wieder alle Feinde gesegnet, von Szepter und Cron zu stürtzen503. Im Zusammenhang mit den Erfolgen gegen die Türken zeigten Kaiser und Reich aber auch ein neues Selbstbewußtsein, das am augenfälligsten durch ein als Titelblatt der Flugschrift „Mars orientalis et occidentalis" beigegebenes Bild erläutert wird (Abb. 18)504. Das Porträt Leopolds I. steht im Mittelpunkt der Darstellung und leuchtet umgeben von den Strahlen der Sonne vor einem dunklen Wolkenhimmel, der auf der linken Seite des Porträts einen nur andeutungsweise erkennbaren Halbmond bereits ganz verdeckt. Auf der rechten Seite erkennt man eine Sonne, die ebenfalls von den dunklen Wolken bedroht wird. Die beiden Symbole des Halbmondes und der Sonne stehen für die beiden Hauptgegner Leopolds I. und symbolisieren das Osmanische Reich und Frankreich. Während der 500
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Johann Conrad Barth, Buda recepta, labarum anicianum: Das wieder-eroberte Ofen Zu einem unüberwindlichen Panfer [Druckfehler: Panier, J. S.], In der Königlichen Frey-Stadt Oedenburg, In Nieder-Ungarn, bey dem Evangelischen Bet-Haus aufgerichtet Durch Johann Conrad Barth, Predigern daselbst, Regensburg 1686, S. 117f. Vgl. dazu auch die Interpretationen in den Augsburger Friedensblättern. Hier vor allem die Texte zu den Blättern der Jahre 1683, 1687 und 1689, in denen der Sieg gegen die Türken als Ergebnis der göttlichen Unterstützung für den Kaiser gewertet wird. Vgl. dazu Jesse, Friedensgemälde 1650-1789, S. 147, 155 und 159. Copia Käyserl. Handschreibens, an Dero Unter- Oesterreichische Landstände, umb einige Geld Vorstreckung, wegen des wieder Franckreich zu führen habenden Krieges, ο. Ο. 1689, S. 3 nach eigener Zählung. Copia Käyserl. Handschreibens, 1689, S. 3 nach eigener Zählung. Vgl. dazu Abb. 18: Titelblatt der Flugschrift Mars orientalis et occidentalis. Das ist: Eine kurtze jedoch warhafftig Historische Erzehlung, Sr. triumphierenden Römisch-Kayserlichen Majestät Leopoldi I. des Gerechten, Gegen die Unchristen in Orient, höchst-billig vorgenommene Belägerungen, glücklich-erfolgte Eroberungen, Sieghafft-gehaltene FeldSchlachten u. d. g. Ludovici XIV. des Tyranisirenden Königs in Franckreich, Im Gegentheil wider die Christen in Occident unbilliger Weise beschehene Einfalle, barbarische Einäscherungen so mancher schöner Städte und Flecken am gantzen Rhein- und Neckar- Strom, und viel andere unterschiedliche Proceduren und Unbilden mehr, etc., o. O. 1689.
188 Halbmond bereits vollkommen von den Wolken verdunkelt wurde, muß nun auch Ludwig XIV. als Sonne sich bedroht fühlen. Diese Bildaussage wird zusätzlich durch die beigegebenen Vordergrundszenen und Texte unterstützt. Während man auf der linken unteren Seite einen bereits am Boden liegenden Türken erkennt, reitet auf der rechten Seite noch ein Franzose auf einem durch das Lilienzeichen auf dem Sattel gekennzeichneten Pferd in den Kampf. Der Schriftzug Heut gilt es mir und morgen dir weist dabei auf den Willen zum Krieg gegen Ludwig XIV. hin. Während der türkische Gegner bereits bezwungen werden konnte, müssen nun die Franzosen den als strahlende Sonne über dem Geschehen thronenden Kaiser fürchten. Die Zuversicht in die Kampfkraft des Kaisers wird in dem Bild außerdem verdeutlicht durch ein Anagramm auf seinen Namen, das in den achtziger Jahren große Popularität erlangte und in der folgenden Zeit häufig Verwendung fand. Das Porträt des Kaisers ist umschrieben mit der Bezeichnung ,LEOPOLDUS PELLODUOS', was soviel bedeutet wie ,ich verjage zwei' und spielt damit auf die Leistungen Leopolds I. im Kampf gegen zwei übermächtige Gegner an. Die Geläufigkeit dieses Wortspiels machen zahlreiche Flugschriften der Zeit deutlich. So bedient sich der Autor der Abhandlung „Der wolaußgemästete Aber auch vom Siegreichen Adler wolberupffte Rauber-Hahn" zunächst in deutscher Sprache dieses Anagramms. Der für den Kaiser stehende Adler verkündet darin: Der Sieg in Orient zieht Sieg in West herbey; Dann LEOPOLDUS-Nam spricht: Ich vertreibe Zwey! Beigefügt ist dieser Stellungnahme eine Anmerkung, die das ursprünglich lateinische Wortspiel dem Leser näher erläutert505. Ebenso bringt die oben angesprochene Flugschrift „Mars orientalis et occidentalis" das ursprünglich lateinische Anagramm in einer deutschen Lobrede: Teutschland! liebes Teutschland! Jauchze! und seyfrölich! dann es ist die Zeit gekommen. Da, Durch Gottes reiche Gnad, recht im Namen und der That, unser Leopoldus sage: Zwey ich jage506. Welche große Verbreitung dieses Wortspiel im Hinblick auf den Kaiser erlangte, machen schließlich die zahlreichen zu seinem Tod abgefaßten Trauerpredigten und -reden deutlich, in denen häufig das Anagramm aufgegriffen wurde. Bei dem Mathematikprofessor Joseph Spindler fehlen ζ. B. in seiner 1705 gehaltenen Lob505
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Der wolaußgemästete Aber auch vom Siegreichen Adler wolberupffte Rauber-Hahn. An statt einer Neu Jahrs-Gab, Gespräch-Weiß auf dem Schau-Platz Lateinisch vorgestellet, o. O. [1688], fol. A l v . Ein Hinweis auf Leopold als ,Pello duos' auch in dem Gedicht Gallus castratus, o. O. o. J.; angebunden an die Flugschrift Erwachtes Europa, So bey gegenwärtigen Welt-Händeln Denen Europäischen Fürsten Das wahre Interesse zu beobachten In ein Bedencken eröffnet, Köln 1690 sowie in Schediasmata Inauguralia, Quae rectore magnificentissimo deo optimo maximo Atque Consensu & Autoritate Statum Angliae Sub umbone ac praesidio Praepotentis Rei Publicae Hollandicae Opponentibus Ludovico XIV. Rege Galliae & Jacobo II. Rege Angliae Biga Tyrannorum Pro summis in utroque Regno Magno Britanico & Hybernico rite capessendis honoribus ac privilegiis Regalibus publice ventilabit ac defendet Wilhelmus Princeps Arausionensis Regni utriusque Candidatus in praedictorum Statuum Auditorio majori Westmunster, o. O. 1689. Mars orientalis et occidentalis, 1689, S. 102.
189 rede Erläuterungen zu diesem Wortspiel 507 : 0 Leopolde! andere mahl hast du im Werck vollzogen, was du in deinem Nahmen geführet. Zwey mächtige Feind haben dich immerdar bestritten, doch Pello Duos, beede hast du gantz glücklich überwunden, erklärt Spindler in seinem Resümee zur Regierungszeit Leopolds I.508 Besondere Größe erkannte auch Andreas Sax in dem Zeit seines Lebens gegen zwei Gegner antretenden Kaiser und billigte ihm daher mehr Stärke zu als dem für die Herrscherpanegyrik oft verwendeten Herkules509. Sehr ausführlich wurde die Zweifrontenbedrohung schließlich unter dem Schlagwort „Pello duos" bei dem Breslauer Prediger Christian Hermann erläutert: Wie dann erst in dem abgewichenen Jahre der Allerhöchste Sie über die ins Hertze Deutschlands eingedrungene Feinde vollkommen hat triumpiren lassen, und hat immer nach der reinen Buchstabens Versetzung von Leopoldo geheissen: Pello Duos; Ich treibe zwey Feinde auff einmal zurücke, bald die Türcken mit ihrem Anhang, bald die zwey in ungerechter Sache verbundenen Kronen, und letzthin auch solche, welche sich mit diesem auswertigen Feinde verbunden hatten, also, daß augenscheinlich zu spüren gewesen, daß Gott überall mit Ihnen gewesen510. Die Bedrohung durch zwei mächtige Gegner prägte seit den achtziger Jahren also stark das Bild des Kaisers in der Öffentlichkeit. Das nach dem Frieden von Nimwegen und der Abtretung Straßburgs als fast schon zu schwach angesehene Haus Habsburg hatte sich der scheinbaren Übermacht nicht gebeugt, sondern Leopold I. konnte als vermeintlich klar unterlegener Gegner am Ende des Jahrzehnts sogar einen Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und die Türken wagen. In einer Lobschrift auf den „Triumphirenden Reichs-Adler" des Jahres 1687 analysierte dann auch ein unbekannter Flugschriftenautor die neue Bedeutung des Hauses Habsburg: Vor drey Jahren aber achtete kein Etät das Haus Oesterreich sonderlich, nunmehro aber will gantz Europa auf selbiges eine absonderliche Reflexion machen [...]. Und so man dessen formidable Macht genau in Obacht nimmet, muß jederman bekennen, daß [...] Oesterreich vor einen der mächtigsten Staaten
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Joseph Spindler, Betrübtes Liebs-Andencken Dero Von Gott, und denen Menschen allzeit Beliebten Weyland Rom. Kays. Majestät Leopoldi I. etc. etc. B e y pflicht-schuldiger Abstattung dreytäglicher Traur-Begängnuß einer Hochlöbl. Grätzerischen Universität und Collegii der Soc. Jesu, Grätz [1705], Joseph Spindler, Betrübtes Liebs-Andencken, [1705], fol. D3v. Andreas Sax, Leopoldus Der Erste und Grosse, Weyland Großmächtigster, und Unüberwindlichster Römischer Käyser, Auch zu Hungarn, und Böheimb König, Ertz-Hertzog in Oesterreich, Marggraff in Mähren, etc. etc. Bey Feyerlich-drey Täg Gehaltenen Exequien, Den achten Tag Heumonaths in der Kirchen der Gesellschafft Jesu Zu Sanct Michael, Brünn 1705. Christian Hermann, Die Krafft des Gläubigen Gebeths Einer sterbenden Majestät, Wie auch eines gehorsamen Volckes, B e y Publication Des Den 5. Maji Nachmittage im 1705ten Jahre Erfolgten tödlichen Hintritts, Des Weyland, Allerdurchlauchtigsten und Großmächtigsten Fürsten und Herren, Herren Leopoldii [...] Unsers allergnädigsten Herren, Nach Anleitung des ordentlichen Evangelii am Sonntage V o c e m Jucunditatis, Der Christlichen Gemeine in der Pfarr-Kirchen zu St. Maria Magdalena gezeiget, Breslau [1705], S. 10.
190 in Europa passiren kann511. Die neue Stärke Leopolds I. gab vielen Autoren Anlaß zu ausführlichem Lob für den Kaiser512, doch weisen vereinzelt geäußerte Drohungen gegen Frankreich auch auf ein gestiegenes Selbstbewußtsein des Reiches hin. Schon im Titel rief ζ. B. die Flugschrift „Teutsche wehrt Euch, Wider Franckreich" zum einigen Kampf von Catholisch und Uncatholische gegen den übermächtigen Feind auf513. Nach einem geschichtlichen Rückblick auf den seit Jahrhunderten andauernden habsburgisch-französischen Konflikt versucht der Autor dann in patriotisch-enthusiastischem Tonfall die bestehenden Konfessionsgegensätze zu leugnen und hofft auf ein gemeinsames Vorgehen des Reiches gegen die auswärtigen Feinde514. Leopold I. wird dabei unter dem Eindruck seiner Türkensiege als idealer Anführer in dem bevorstehenden Kampf hochstilisiert: Diser unüberwindlichiste Kayser hat den stoltzen Ottoman vom Teutschland abgetriben, jetzt ist Er kommen den Französischen Mordbrenner von dem Teutschen Boden 511
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Triumphirender Reichs-Adler, Welcher So wol gegen Orient als Occident seine Flügel aufs glücklichste ausbreitet, Insonderheit nunmehro gegen Constantinopel, Wie und welcher Gestalt solcher importanter Ort Mittelst vorhergehender Eroberung Der unüberwindlichsten Dardanellen, möchte occupiret, Und Sodann mit dem Erb-Feind ein ewiger Friede gestifftet werden, o. O. 1687, S. 5. Vgl. dazu ζ. B. die Flugschriften Verschiedene Politische und Militärische Muthmassungen, So Aus denen itzigen Bündnissen So Christlich- als Türckischer Seiten hergeleitet worden, Worinnen Nicht nur der itztbevorstehende Feld-Zug dieses itztlauffenden 1687. Jahrs, sondern auch der etwa noch folgende unpartheyisch vor Augen gestellet wird, o. O. 1687 sowie Vaticinium Historico-Poeticum, Deß Triumphirenden Reichs-Adlers, Wasgestalt derselbe seine Flügel in Orient außbreiten wird, und durch eine vierfache Alliance deß Ottomannischen Reichs Untergang prognosticiret. Durch 1.1. B. B. W., o. O. o. J. Teutsche wehrt Euch, Wider Franckreich. Das ist, kurtzes Tractätl, Warinn außführlich, und wahrhafftig enthalten, was das Herrschsüchtige, neidige, Fridstöhrende Franckreich, Für Boßheiten, Gewalt und Untrew verübt habe, wider das Aller Durchleuchtigste Ertz-Hauß Oesterreich, von Rudolpho Primo, biß auff Leopoldum Primum, Wie auch, Daß alle Teutschen, Catholisch und Uncatholische, gröste Ursach haben mit vereinigten Gemüthern, Mittel und Waffen dem Franzosen als einem gemeinen Teutschen-Feind, sich zu widersetzen, o. O. 1689. In diesem Tenor ζ. B. auch die Flugschrift Tuiscone Irenico, Gallus iam pluribus impar: Oder Frankreichs Hochmuth und Erniedrigung. In sich haltende: Daß die Cron Franckreich zwar meist die gantze Christenheit wider sich in die Waffen gebracht, jetzo aber also geschwächet sey, daß sie nichts mehr als den Frieden verlanget. Hiebey wird auch gehandelt Von dem jetzigen verwirreten Zustande von Frankreich und worin der sämptlichen Alliirten wahres Interesse anjetzo wider Franckreich so wohl insgemein als eines jeden insonderheit bestehe, daß auch die Alliirte mit Franckreich keinen Frieden zu machen schüldig, ehe sie völlige Satisfaction erhalten, o. O. 1690, hier S. 123: Es ist Teutschland, wann es nur einig ist, mächtig gnug allen seinen Feinden Widerstand zu leisten [...] oder Discursen Von Dem jetzmahligen Kriegs-Zustand in Europa, in dem Reich Teutschen Landes, in Ungarn, in Italien, Spanien, Engeland, Holland, in der Schweitz, in Schweden, Dennemarck, Moscau, Polen, Portugall, und dann an der Türckischen Porten, in Franckreich; Auch Was dieses Jahr für Anstalten gemachet, und was bey der großen Versammlung der hohen Alliirten im Haag beliebet worden, o. O. 1691, hier S. 99: Der Käyser und das Reich stehen in solcher unzertrennlichen Einigkeit, daß sie den Krieg mit zusammen gesetzter Macht femer tapffer wider Franckreich fortsetzen werden.
191 zuverjagen. Teutsche setzet alle Macht zusamen, under disem Sigs-Adler die Feinde zudämmen, und aujf der blutigen Wallstatt mit der Schärffe ewrer Waffen den Friden zustifftenS]5. Die Erfolge gegen die Osmanen ließen offensichtlich auch den Sieg gegen Ludwig XIV. möglich erscheinen. Besonders interessant ist im Hinblick auf den national gesinnten Stil der Schrift der Schlußsatz des Autors. Ziel des Krieges war für ihn kein Eroberungszug gegen Frankreich. Vielmehr wollte er, gemäß den Forderungen der siebziger Jahre, die Schaffung eines dauerhaften Friedens, wobei er dies eingedenk der universalistischen Pläne Ludwigs XIV. nur durch Waffengewalt für erreichbar hielt. Von einer neuen Erwartungshaltung gegenüber dem gegen die Türken so erfolgreichen Kaiser zeugt schließlich auch die Flugschrift „Der wolaußgemästete Rauber-Hahn", in der der für das Reich stehende Adler erklärt: Nicht nur die Stadt; ich heisch von dir [von Frankreich, J. S.] den ganzen Rhein; Mein muß Burgund, und auch ganz Elsaß eigen seyn516. Die Schrift äußert damit Zuversicht, doch noch die an Ludwig XIV. verloren geglaubten Gebiete zurückerobern zu können. Gleichzeitig bemühte man sich aber gerade von offizieller kaiserlicher Seite dem Eindruck entgegenzuwirken, daß das wiedererstarkte Reichsoberhaupt nun seine neue Machtstellung ausnutzen würde, um zu einer aggressiven Politik überzugehen. Insbesondere die kaiserliche Rechtfertigung gegenüber den französischen Kriegsankündigungen von 1688 zeigt, wie stark der Wiener Hof seine Zurückhaltung gegenüber Ludwig XIV. betonte. In der in zahlreichen Auflagen erschienenen Schrift wurden die von Frankreich genannten Kriegsgründe ausführlich wiederlegt517. Der Kaiser unterstrich dabei ausdrücklich seinen Wunsch, den 1684 getroffenen Stillstand einzuhalten und lehnte jegliche Anschuldigung, diesen durch die Augsburger Allianz oder andere Maßnahmen gebrochen zu haben, ab: So will Sie [der Kaiser, J. S.] hiermit und in Krafft dessen Gott den Allmächtigen, der Hertzen und Nieren prüffet, zum Zeugen genommen, und ausdrücklich contestirt haben, daß Sie Sich die Ihr zur höchsten Ungebühr auffgebürdete Infraction des mit Franckreich getroffenen Armistitii niemahls in Sinn kommen lassen, sondern iederzeit unverbrüchlich darüber zu halten gesonnen gewesen5'8. Der Kaiser stand damit eindeutig zu dem 1684 abgeschlossenen Vertrag und betonte seine friedliche Grundhaltung. Die zahlreichen Fassungen der Schrift sprechen für einen hohen Verbreitungsgrad dieser Rechtfertigung, die einmal mehr das Bild eines Vertragstreuen, dem Krieg abgeneigten und nur bei einem ungerechtfertigten Angriff zu den Waffen greifenden Monarchen vermittelte. Der Wiener Hof be515 516
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Teutsche wehrt Euch, 1689, S. 31. Der wolaußgemästete Aber auch vom Siegreichen Adler wolberupffte Rauber-Hahn, [1688], fol. B4. Ihrer Käyserlichen Majestät und des Reichs Beantwortung des Von Franckreich hiebevor zu Wien, hernachmahls auch zu Regenspurg ausgestreueten Manifesti oder so genannten Französischen Declaration, Welcher femer noch beygesetzt Eine Defensional-Schrift, wider obbesagtes Manifest eines auffrichtig und Teutschgesinneten Patrioten, Leipzig 1688. Ihrer Käyserlichen Majestät und des Reichs Beantwortung, 1688, S. 20-21.
192 mühte sich also darauf hinzuweisen, daß er trotz des Machtzuwachses durch die Siege auf dem Balkan innerhalb des Reiches weiterhin die zurückhaltende und friedliche Politik der vergangenen Jahre fortsetzen wolle. Zur Entwicklung des kaiserlichen Bildes unter dem Eindruck von Türkenerfolgen und Zweifrontenbedrohung kann also insgesamt eine positive Bilanz gezogen werden, wie dies auch bei dem Autor der Schrift „Teutsche wehrt Euch" in knappen Worten geschieht: Das Ertzhauß Oesterreich ist gemehret, Ungarn befridiget, der Türck gedemüthiget, der Römische Kayser von dem Himmel selbsten durch Herrliche Sig und Großmacht, bey allen in hohes Ansehen gesetzet [...]519. Die Siege auf dem Balkan erschienen den Zeitgenossen als besondere Auszeichnung des Kaisers durch Gott, der ihn auch bei dem seit 1688 akuten Zweifrontenproblem zu unterstützen schien520. Als „Pello duos" schaffte es Leopold I. schließlich sogar, sich gegen zwei übermächtige Gegner zur Wehr zu setzen, was innerhalb des Reiches das Selbstbewußtsein im Kampf gegen Ludwig XIV. deutlich anhob und zu einer gesteigerten Erwartungshaltung gegenüber dem Kaiser führte. Das Wiedererstarken der Habsburger schürte jedoch nicht die Sorge vor einer übermächtigen Position dieses Hauses im Reich, sondern die Wahl Josephs I. zum Römischen König macht deutlich, wie stark man in dieser Phase auf die Habsburger angewiesen war.
II.2.6 Die Wahl Josephs I. zum Römischen König Ganz im Gegensatz zur Wahl Leopolds I. rief die Wahl seines Sohnes auf dem nach Augsburg ausgeschriebenen Kurfürstentag kaum Debatten in den Medien hervor. In den Zeitungen wurde seit der Ankunft des Kaisers in Augsburg im Spätsommer 1689 zwar über die Ereignisse dort berichtet, doch konzentrierten sich die Informationen auf die Ankunft der verschiedenen Kurfürsten, ihre Besuche untereinander, und einzelne Feierlichkeiten, die vor allem auf Grund von Siegen gegen die Türken oder die Franzosen stattfanden521. Erst Ende Dezember und im Januar erschienen auch Zeitungsberichte zu den Verhandlungen um die Wahl,
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Teutsche wehrt Euch, 1689, S. 6. Diskussionen darüber, ob die Zweifrontenbedrohung umgangen werden solle, um die gebündelte Macht des Reiches gegen Frankreich einzusetzen, finden sich vor diesem Hintergrund in Flugschriften, Einblattdrucken, Zeitungen und Liedern nicht. Im Gegensatz dazu wird diese Frage bis heute noch in der historischen Forschung kontrovers diskutiert. Vgl. dazu Klueting, Das Reich und Österreich, S. 79-81. FJ 1689, Nr. 73, S. 3, ζ. B. mit einem Bericht zu Feiern in Augsburg wegen der Eroberung von Mainz und dem Sieg gegen die Türken. Über Jagden und Besuche der Fürsten untereinander berichtet ζ. B. auch MP Nr. 52, S. 2-3.
193 die jedoch unproblematisch wirkten522, da gleichzeitig in den Meldungen auf bereits ausgehandelte Termine zur Krönung oder auf die Herbeischaffung der Reichskrone aus Nürnberg eingegangen wird. Auch in den Flugschriften gab es kaum Diskussionsbedarf zur Wahl. Insgesamt herrschten kaum Zweifel daran, daß die starke Bedrohung des Reiches von außen keinen anderen Kandidaten als einen Habsburger auf dem Thron zuließ. In diesem Sinn äußerte sich bereits 1684 der Autor der Flugschrift „Curieuser StaatsMercurius", obwohl er eindeutig aus dem protestantischen Lager stammte und in derselben Schrift ζ. B. starke Kritik an der Gegenreformation in Ungarn übte523. Kommentiert wurde die Wahl Josephs I. in zwei Schriften, die jedoch erst nach seiner Krönung gedruckt wurden. In seinem Traktat „Praerogativa Austriacorum Meritorum" griff Johann Nicolaus Flamitzer die seiner Ansicht nach wichtigsten Fragen zur Wahl eines habsburgischen Kandidaten auf524. Besonders interessant sind die unter Punkt vier und fünf abgehandelten Erörterungen, die nach Gründen für eine schnelle Wahl sowie nach den Kriterien, die von den Kurfürsten bei der Wahl beachtet werden müssen, fragen. Flamitzer kommt hier zu dem Schluß, daß die Zweifrontenbedrohung sowie das Alter Leopolds und die vielfältigen Kriege, die er bisher führen mußte, wichtige Gründe für die Wahl eines Römischen Königs darstellen525. Unter Punkt fünf widerspricht er Argumenten, daß Joseph I. noch zu jung sei526 und verweist auf die Verdienste des Hauses Habsburg bei der Reichsverteidigung527. Frankreich zeige dagegen ein zu großes Machtstreben, so daß der Dauphin als Römischer König dem Reich nicht die erhoffte Friedenszeit bringen würde528. Die zweite Abhandlung stammt aus der Druckerei des Augsburgers Jacob Koppmayer und geht im Rahmen eines Krönungsdiariums auf diese Fragestellungen ein. Die trotz der Minderjährigkeit des Kandidaten durchgeführte 522
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FJ 1689, Nr. 99, S. 4, ζ. B. mit Informationen zu den Sessionen der Kurfürsten; FJ 1689, Nr. 101, S. 4 mit einer Nachricht zur Anforderung der Krönungsinsignien; FJ 1689, Nr. 103, S. 3 zu weiteren Beratungen. Zu den Beratungen der Wahlkapitulation vgl. auch M P 1690, Nr. 2, S. 3-4 oder die Stellungnahme in FJ 1690, Nr. 4, S. 4: Die Capitulation ist noch nicht allerdings richtig, wie man vernimbt, so seyen die Churfürsten wegen deß Puncti Administrationis temporis interregni gantz different. Vgl. dazu Curieuser Staats-Mercurius, 1684, S. 58. Johann Nicolaus Flamitzer, Praerogativa Austriacorum Meritorum: Oder Eine kürtzliche adumbration, in welcher so wol die hoch erheblich presanten Motiven in genere, so dermalen bey Lebzeiten glorwürdigst regierenden Keyserlichen Majestät Leopoldi Invictissimi Dem gemeinen Besten des Römisch Teutschen Reichs, die Erwählung eines Römischen Königs und künfftigen Successoris, abheischen thun: Als auch in specie die unvergleichlichen Privilegia Virtutum & Meritorum, So da Ihro Majest. den gecrönten Ungarischen König Josephum, Aus dem glorwürdigsten Ertz-Hauß Oesterreich, Vor allen Europäischen Printzen, zu solcher Römischen Königs-Würde vivaciter recommendiren, pro rudi Authoris Minerva fürgestellet seynd, Nürnberg 1690. Vgl. dazu Flamitzer, Praerogativa Austriacorum, 1690, S. 47-52. Vgl. dazu Flamitzer, Praerogativa Austriacorum, 1690, S. 91-95. Vgl. dazu Flamitzer, Praerogativa Austriacorum, 1690, S. 108. Vgl. dazu Flamitzer, Praerogativa Austriacorum, 1690, S. 97-106.
194 Wahl wird dabei mit ähnlichen Gründen wie bei Flamitzer gutgeheißen. Leopolds lange Amtszeit und die vielen Kriege lassen die Unterstützung durch einen Römischen König sinnvoll erscheinen529. Gegen das Argument, daß für die Habsburger die Kaiserwürde fast schon zu einem Erbrecht geworden sei, führt der Autor die Verdienste des Hauses Habsburg ins Feld. Beispielhaft verweist er auf den momentanen Kampf der Habsburger gegen Frankreich, der im Dienste der Reichsverteidigung geschähe, aber dem Haus Nachteile im Krieg gegen die Türken bringe530. Die hier angeführten Argumente wurden teilweise auch von Leopold I. bei der Verlesung der kaiserlichen Proposition zur Eröffnung des Augsburger Kurfürstentages genannt531. In der Erklärung faßte er noch einmal die wichtigsten für eine Wahl des Erzherzogs sprechenden Punkte zusammen. Gerade unter dem Eindruck der Zweifrontenbedrohung empfahl der Kaiser den Kurfürsten die sofortige Wahl seines Sohnes. Zurück geht diese Forderung auf die bereits seit langer Zeit in der Publizistik kursierende Meinung, der französische König wolle den Dauphin zum Römischen König wählen lassen, um so seinem politischen Ziel der Universalmonarchie näherkommen zu können. Der Kaiser argumentierte vor dem Hintergrund der Zweifrontengefahr nun damit, daß man dieser Möglichkeit durch eine schnelle Wahl seines eigenen Sohnes zuvorkommen müsse532. Gleichzeitig verwies er in der Proposition auf die Gefahren, die eine durch seinen eigenen Tod mögliche Thronvakanz hervorrufen würde und stellte die rechtzeitige Sicherung der Thronfolge als notwendige Grundlage für ein sicheres Fortbestehen des Reiches dar533. In der Proposition folgen dann weitere Argumente, die vom Kaiser als Pluspunkte für einen habsburgischen Kandidaten angeführt wurden. Neben der besonderen Rolle der Habsburger als Schutzmauer gegen die Türken, sah er an seinem Sohn auch die Tugenden, die ihn selbst auszeichnen würden. Besonders das ehr- und friedliebende Gemüth sowie die Einhaltung der Wahlkapitulation wurden dabei den Kurfürsten als positive Merkmale empfohlen. Insgesamt resümierte der Kaiser schließlich, daß das Heil. Rom. Reich bey Fried- und sanjftmiithiger Regierung Dero löblichen Ertz-Hauses Oesterreich sich bißhero nicht übel befunden534. 529
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532 533 534
Das Hoch-beehrte Augspurg, Oder Wahrgründliche Vorstellung, Der Hochwichtigen Handlung- und Verrichtungen, So Bey und Nach dem Hoch-erfreulichsten Einzug Beyder Rom. Kayserl. Majestäten, Wie auch der König!. Majestät in Ungarn, Ingleichem verschiedener Churfürstl. Gnaden und Durchleuchtigkeiten, nebst der Abwesenden Vortrefflichsten Gesandten und Bottschafften, auch anderer Stände deß Heil. Römisch. Reichs; und darauf erfolgter Höchst-ansehlichser Prächtigster Krönung [...] In deß Heil. Rom. Reichs Freyer Stadt Augspurg, Denck- und Merckwürdiges von Tag zu Tag vorgegangen [...], Augsburg 1690. Das Hoch-beehrte Augspurg, 1690, S. 15. Vgl. dazu auch Copia, Der von Ihro Kayserlich: Majestät dem Chur-Fürsten zu Maynz zugestellten Schrifftlichen Proposition, o. O. 1690. Theatrum Europaeum Bd. 13, S. 1124. Theatrum Europaeum Bd. 13, S. 1125. Theatrum Europaeum Bd. 13, S. 1125.
195 Die Proposition griff damit einen Teil der klassischen, bereits bei der Wahl Leopolds verwendeten Argumente auf, doch machte gerade der Verweis auf das Universalmachtsstreben Ludwigs XIV. und die sich daraus ergebenden Gefahren für die Römische Krone das Anliegen des Kaisers so dringlich, daß es die Wahl eines noch minderjährigen Kandidaten plausibel erscheinen ließ. Leopold I. nutzte in diesem Fall also die im Reich vorhandenen Ängste vor dem französischen König geschickt aus, um die Nachfolge für sein Haus zu sichern. Daß die Argumentation des Kaisers als zwingend und richtig empfunden wurde, machen die fehlenden Reaktionen in der Medienlandschaft der Zeit deutlich. Der Forderung nach einer schnellen Wahl eines Römischen Königs wurde unter dem Eindruck der äußeren Bedrohung nicht widersprochen, so daß die Ende Januar stattfindende Krönung allgemein mit Erleichterung aufgenommen wurde. Wesentlich größer war das Medienecho dementsprechend nach der erfolgten Wahl des Römischen Königs535. Durch Festaufführungen, Feuerwerke, Medaillen, Krönungsdiarien und Zeitungsberichte wurde der designierte Nachfolger Leopolds I. entsprechend gewürdigt. Die in den verschiedenen Städten stattfindenden Feierlichkeiten konnten vor allem durch die Zeitungen einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden. Dabei erscheinen die Festaufführungen in ihrer Programmatik wesentlich detaillierter und ausgefeilter als bei der Wahl Leopolds I. Besonders hervorgehoben wurden bei Feuerwerken, Bildschmuck und Festspielen die Türkensiege des Kaisers. In Hamburg führte die Stadt im Rahmen der Oper „Ancile Romanum" ein Feuerwerk auf, das auf die klassischen Bildmuster zur Symbolisierung des Gegensatzes zwischen Kaiser und Osmanen einging und den Adler mit dem Halbmond in den Fängen zeigte536. Ähnliche Verbindungen zwischen Königswahl und Türkensiegen knüpften auch andere Städte bei ihren Feierlichkeiten. In Berlin ließ der Kurfürst in einem Feuerwerk sowohl Joseph I. als auch den Kaiser abbilden. Leopold I. wurde dabei als Bezwinger der Türken gesehen [...] mit einer Käyserl. Krone auf dem Haupt wie er in der rechten ein Schwerd, und mit der lincken aber einen Türcken, der zu dessen Füssen lag, und mit beyden Händen umb Gnade bittend [...] zu erstechen drohete537. Aufgeführt wurde das Spektakel vor dem Kurfürsten und anderen Durchl. Herrschaften sowie dem kaiserlichen Gesandten Baron von Freytag. In Köln gedachte man der Wahl unter anderem durch die Aufstellung von Bildtafeln vor dem Rathaus. Zu sehen waren darauf der Kaiser und die Kaiserin sowie ein Doppeladler, der in der Mitte ein Bild Josephs I. zeigte. Weitere Embleme gingen auf die üblichen Zeremonien bei der Wahl ein, aber man vergaß auch nicht, auf die Zweifrontenbedrohung hinzuweisen und zeigte auf der einen Seite der Inszenierung Bilder zu den
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Vgl. dazu auch die Angaben bei Wanger, Kaiserwahl und Krönung, S. 299, Nr. 48 und 49. Vgl. dazu FJ 1690, Nr. 13, S. 2-3 sowie Nord. Mere. 1690, Nr. 22, S. 8. FJ 1690, Nr. 1 1 . S . 2 .
196 diesjährigen Siegen gegen die Türken und auf der anderen Seite Szenen der Eroberung von Mainz und Bonn538. Die genannten Beispiele machen deutlich, wie sehr das Image des Kaisers bzw. allgemein das Image des Hauses Habsburg mit den Türkensiegen verknüpft wurde. Neben den Darstellungen des neu gewählten Römischen Königs erschien bei den Festlichkeiten immer ein Hinweis auf den jetzt regierenden Kaiser und auf die von ihm errungenen Erfolge im Osten. Die in den Städten nur einem kleinen Teil der Bevölkerung zugänglichen Aufführungen erreichten dabei durch die Zeitung größere Öffentlichkeitswirkung. Insbesondere das Frankfurter Journal bot dem Leser die oben angeführten detaillierten Beschreibungen aus den verschiedenen Orten des Reiches und trug damit zur Weiterverbreitung der anläßlich der Feste geschaffenen Imagevorstellungen bei. Aufgegriffen wurden die in den Festen gezeigten, allgemein geläufigen Bildvorstellungen noch in einem anderen Medium. Die seit Ende der siebziger Jahre immer zahlreicher werdenden Medaillen kommentierten die Wahl des Römischen Königs durch eingängige Bildsymbolik und aufschlußreiche Kurztexte. Obwohl die Medaillen vor allem als wertvolle Erinnerungsstücke zu bestimmten Ereignissen verbreitet wurden und damit eigentlich nicht in den Bereich der aktuellen Publizistik gehören, ist die darin verwendete, oft sehr anschauliche Kommentierung der aktuellen politischen Lage an dieser Stelle interessant. Neben den bei Krönungen üblichen Auswurfmünzen, die wie schon bei Leopold I. zumeist das Motto des neuen Herrschers, ein Porträt oder einen Kurztext mit den Daten der Krönung zeigen539, erschienen gerade zur Wahl Josephs I. eine ganze Reihe von aussagekräftigen Medaillen. Auf die bestehende Zweifrontenbedrohung spielte ζ. B. eine von dem Augsburger Medailleur Philipp Heinrich Müller geschaffene Darstellung an, die auf der Vorderseite Porträts des Kaiserpaares und der Kurfürsten zeigt. Auf der Rückseite der Medaille erkennt man dagegen die Büste Josephs I. auf einem Podest, das auf der linken Seite von einer Büste Ludwigs XIV. und auf der rechten Seite von der Büste des osmanischen Herrschers umgeben wird540. Auch der Breslauer Medailleur Johann Kittel griff in einer seiner Darstellungen dieses Thema auf541. Während auf der Vorderseite der Medaille ein Brustbild des neuen Römischen Königs zu sehen ist, erkennt man auf der Rückseite die symbolische Darstellung des Windes, der die französische Sonne und den türkischen Halbmond wegbläst (Abb. 41). Deutlich gegen Ludwig XIV. gerichtet war eine weitere Medaille des Nürnberger Künstlers Martin Brunner542. Auf der Vorderseite wird dem französischen König von einer aus den Wolken kommenden Hand der Griff nach den Krönungsinsignien verwehrt. Auf der Rückseite sieht man da538 539 540 541 542
FJ 1690, Nr. 9, S. 1-2. Vgl. dazu die Abbildungen bei Lanz 15, Nr. 334 und 335. Vgl. dazu die Abbildung bei Lanz 15, Nr. 193. Vgl. zu Kittel Thieme-Becker, Bd. 20, Leipzig 1927, S. 393-394. Vgl. zu Martin Brunner Thieme-Becker, Bd. 5, Leipzig 1911, S. 142.
197 gegen die für die göttliche Macht stehenden Hände wie sie ein Schild halten, auf dem sich der neu gewählte Römische König präsentiert (Abb. 42). Die Medaille berücksichtigte damit die auch in der Publizistik vorhandenen Ängste vor dem Streben Frankreichs nach der Kaiserkrone und stellte gleichzeitig Joseph I. als den von Gott erwählten rechtmäßigen Thronkandidaten dar. Darüber hinaus griffen die Medaillen noch andere für den habsburgischen Kandidaten sprechende Argumente auf. Auf zwei Darstellungen von Nürnberger Künstlern wird ζ. B. durch die Abbildung eines Stammbaumes, der die Porträts der langen Reihe der habsburgischen Kaiser zeigt, auf die Tradition dieses Herrscherhauses verwiesen (Abb. 40)543. Auf ein gutes Einvernehmen mit den Kurfürsten des Reiches spielen dagegen Medaillen an, die den neuen Römischen König umgeben von Porträts der Kurfürsten zeigen544. Schließlich wird die zukünftige gemeinsame Herrschaft von Leopold I. und Joseph I. bildlich dargestellt. Einträchtig hintereinander angeordnet erscheinen ihre Porträts auf der Vorderseite einer Medaille, während auf der Rückseite zwei Adler von ihrem Horst zur Sonne aufsteigen (Abb. 39)545. Umschrieben ist diese Medaille mit der Randschrift IMPERIUM DUPLO LEOPOLDUS SOLE SEREN AT und hebt damit auf ein früher nur für Leopold I. allein verwendetes Wortspiel ab. Mit dem Anagramm L E O POLDUS - DUPLO SOLE' wurde zunächst nur der Vergleich des Kaisers mit der Sonne panegyrisch übertrieben und in Uberbietung von Ludwig XIV. als doppelte Sonne gedeutet. In der Folgezeit fand dieses Wortspiel jedoch vor allem Verwendung zur Bezeichnung der nun gemeinsam regierenden beiden Habsburger546. Die zahlreichen Medaillen zur Wahl Josephs I. können hier nicht in voller Breite abgehandelt werden, doch machen die genannten Beispiele deutlich, wie prägnant und anschaulich wichtige politische Themen durch dieses Medium verarbeitet werden konnten. Dagegen enttäuschen einmal mehr die Bilddarstellungen, die mit Hilfe des illustrierten Einblattdrucks Verbreitung fanden. Eine Ausnahme stellt allein das Augsburger Friedensblatt von 1690 dar, das den Wahlvorgang mit der Wahl Davids zum König von Israel vergleicht. So wie David mit Gottes Hilfe den Thron erlangte, wurde nun auch Joseph von Gott zum Herrscher bestimmt547. Die übrigen Einblattdrucke orientierten sich an den traditionellen Motiven, die bereits ausführlich anhand der Wahl von 1658 behandelt wurden. Auch in den Krönungsdiarien erschienen zumeist die üblichen Bilder, die die einzelnen Zeremonien bei Wahlvorgang und Krönung veranschaulichten und die Szenen vor und 543 544 545 546 547
Vgl. dazu außerdem die Abbildung bei Lanz 15, Nr. 321. Vgl. dazu die Abbildungen bei Lanz 15, Nr. 189, 190, 191 und 192. Vgl. dazu die Abbildungen bei Lanz 15, Nr. 195. Vgl. dazu auch Polleross, Sonnenkönig und österreichische Sonne, S. 252-253. Vgl. dazu das Augsburger Friedensblatt von 1690. Abgebildet bei Jesse, Friedensgemälde 1650-1789, S. 160-161.
198 in der Kirche, das Braten des Ochsens auf dem Rathausplatz oder die Verteilung der Auswurfmünzen unter das Volk bildlich nachbereiteten548. Häufig nutzten die Künstler wie auch bei Leopold I. den Reichsadler als Rahmen für ihre Darstellungen. Krönungsszenen und die Bildnisse des jungen Königs sowie die seiner Eltern wurden geschmückt durch den Adler, der oft noch die Porträts oder Wappen der Kurfürsten auf den Flügeln trug549. Ansonsten boten Krönungsdiarien und Informationsschriften zur Wahl kein grundsätzlich neues Bildmaterial und auch die Berichte beschränkten sich auf die Schilderung der Ereignisabläufe. Abschließend zu der geglückten Wahl informierten einige Abhandlungen noch über die Abreise des Kaisers und des neu gewählten Herrschers aus Augsburg und über die für ihn und seinen Vater abgehaltenen Feierlichkeiten in München und Wien. Ansonsten rief das Ereignis keine weiteren Reaktionen in den Medien der Zeit hervor. Die Wahl Josephs I. stellt sich damit als wesentlich unspektakulärer dar als die seines Vaters im Jahr 1658, obwohl die Bedrohung von außen sogar dazu zwang, Wahl und Krönung von Frankfurt nach Augsburg zu verlegen. Die offensichtlich vorhandene breite Zustimmung zu dem habsburgischen Kandidaten weist auf den Wandel hin, der sich in der nun bereits dreißig Jahre dauernden Regierungszeit Leopolds I. abgezeichnet hatte. Mißtrauen und Sorge vor einem zu mächtigen habsburgischen Kaiser wurden in der Publizistik nicht mehr geäußert, sondern ein Kandidat aus den Reihen der Habsburger erschien in dieser Phase als einzig möglicher Thronaspirant.
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Vgl. dazu die Bilddarstellungen in Der Schutz- und Schatten-reich ausgebreitete KäisersAdler, Oder: Das Glor- grünende Römische Reichs-Zepter, Unsers Allergroßmächtigsten Augusti Leopoldi Des Ersten, In der Reichs-berühmten Augustus-Stadt Augspurg vorgestellet, und In einem vollkommenen Verlauff, aller hohen Begebenheiten und Solennitäten allda, so bey der Wahl, als denen Zweyen Krönungen, und was sonsten darbey Denck- Schau- und Leß- würdiges sich zugetragen. In nachfolgender Ordnung, verabfasset, und zusamm getragen, auch mit nothwendigen Kupffern gezieret, o. O. 1690. Bilddarstellungen zum Einzug des Kaisers in Augsburg in Ecce, biceps aquila occasum collustrat et ortum! Kurtze Beschreibung Deß Kayser: und Königl. Einzugs, In deß Heiligen Römischen Reichs Stadt Augspurg, Mittwochs den 31. Augusti 1689. Revidirt in der Hochgräfl. Reichs-ErbMarschall-Pappenheim Canzley alda, [Augsburg 1689]. Szenen der Krönung der Kaiserin bei C. L. Thucelius, Augusti Corona Augustissima Augustae Coronata. Das ist: Die Crone aller Prinzesinnen auf Erden, Nemlich, des Leopoldi magni et pii Käyserliche Gemahlin, [...] Frau Eleonora Magdalena Theresia, [...] Mit allen hierzu erforderenden Solennitäten und größten Herrlichkeiten in des Heil. Reichs Stadt Augspurg Den 9. [19.] Jenner des 1690sten Jahrs gesalbet, Und durch die erfolgte Reichs-Crönung zu allen Competirenden Praeminentien confirmiret worden, Augsburg [1690],
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Vgl. dazu die Bilddarstellungen in Der Schutz- und Schatten-reich ausgebreitete KäisersAdler, 1690.
199
II.2.7 Das Bild des Kaisers im Spiegel der Publizistik II.2.7.1 Das Image Leopolds I. im Wandel der Zeit Mit der Wahl von 1690 begann die Phase der Doppelregierung von Leopold I. und seinem Sohn Joseph I. Der neu gewählte Römische König gewann im Lauf der Jahre immer mehr Einfluß auf die habsburgische Politik und umgab sich mit einem bereits zu Lebzeiten Leopolds im Hintergrund agierenden „Schattenkabinett"550. Das Jahr 1690 soll daher als Zäsur gewählt werden, denn mit der Wahl Josephs zum Römischen König veränderte sich auch die Öffentlichkeitsarbeit des Wiener Hofes. Der designierte Nachfolger des Kaisers wurde zunehmend in den Vordergrund gerückt und in Szene gesetzt, während das Bild Leopolds I. nach seiner über dreißigjährigen Herrschaft relativ festgeschrieben war und kaum noch Umwertungen erfuhr. Das folgende Kapitel dient daher dazu, ein Resümee zur Regierungszeit des Kaisers im Spiegel der Publizistik zu ziehen, wobei der Zeitraum von 1690 bis 1705 in einem kurzen Überblick ergänzend gewürdigt werden soll. Versucht man die annähernd fünfzig Jahre zusammenzufassen, in denen Leopold I. als Kaiser das Heilige Römische Reich regiert hat, so lassen sich für diesen Zeitraum vier Phasen ausmachen, die im Hinblick auf seine Darstellung in der Öffentlichkeit Entwicklungsschritte markieren. Eine erste Periode, die von 1658 bis 1667 reicht, ist gekennzeichnet durch die Übernahme der Macht im Reich und die Orientierung innerhalb des europäischen Machtgefüges. Dabei schlug dem 1658 gewählten Kaiser auf Reichsebene ein starkes Mißtrauen entgegen, das zu Beginn seiner Regierungszeit nur schwer überwunden werden konnte. Ausschlaggebend für die spürbare Distanz zu dem neu gewählten Reichsoberhaupt waren Altlasten aus dem Dreißigjährigen Krieg. Die Bedenken gegenüber einem zu mächtig werdenden Haus Habsburg, das innerhalb des Reiches eine zu starke Machtstellung beanspruchen könnte und die im Westfälischen Frieden mühsam in friedliche Bahnen gelenkten konfessionellen Konflikte wieder aufleben lassen würde, fanden ihren Niederschlag in der Publizistik zur Wahl Leopolds. Dem habsburgischen Kandidaten wurden Universalmachtspläne unterstellt, die durch die vom Haus Habsburg gegen Schweden und Frankreich geführten Kriege bestätigt zu werden schienen. Gleichzeitig führten die Publizisten Bedenken gegen einen zu jungen und von ausländischen oder jesuitischen Beratern abhängigen Herrscher ins Feld. Dagegen verwiesen prohabsburgische Schriften auf die besondere Bedeutung des Hauses Habsburg im Abwehrkampf gegen die Türken und hoben auf die lange Reihe der erfolgreich regierenden habsburgischen Kaiser ab, deren Herrschertugenden sie auch für Leopold in Anspruch nahmen. Vor dem Hinter-
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Aretin, Das Alte Reich, Bd. 2, S. 139.
200 grund der ausgeprägten Friedenssehnsucht innerhalb des Reiches versuchte der Wiener Hof darüber hinaus, seine defensive Grundeinstellung im Konflikt mit Schweden hervorzuheben, um etwaigen Sorgen vor einer Ausweitung der bestehenden kriegerischen Auseinandersetzungen zuvorzukommen. Trotz dieser Bemühungen prägten aber weiterhin Ängste vor einem zu mächtigen habsburgischen Kaiser das Bild Leopolds in der Publizistik. Für den neu gewählten Herrscher galt es daher, das Vertrauen in seine Person zu stärken und auf Reichsebene sein Image und das seines Hauses zu verbessern. Gelegenheit dazu bot der erste Türkenkrieg seiner Regierungszeit, der einerseits angesichts der Bedrohung von außen in der Publizistik Rufe nach einer einigen Unterstützung des Reichsoberhauptes hervorrief, doch andererseits durch den 1664 überstürzt abgeschlossenen Frieden keine entscheidende Verbesserung des kaiserlichen Images brachte. Der Kaiser erfüllte zwar mit der Abwehr der Türken die klassische Aufgabe seines Hauses, doch riefen die Erfolge gegen den andersgläubigen Gegner kein überragendes Echo in den Medien der Zeit hervor. Wichtig für die ersten Regierungsjahre des Kaisers war schließlich die Ehe mit der Infantin Margaretha Theresia, die die habsburgischen Ansprüche auf das spanische Erbe bekräftigen sollte. Anläßlich von Leopolds Hochzeit im Jahr 1666 inszenierte der Wiener Hof aufwendige Feierlichkeiten, die an späterer Stelle dieser Arbeit noch ausführlich gewürdigt werden sollen. Die Eheschließung des Kaisers stellte aber auch den ersten Versuch dar, sich mit Ludwig XIV. auf einer nichtkriegerischen Ebene mit Hilfe des Kommunikationsmittels ,Fest' zu messen. Flugschriften, illustrierte Einblattdrucke und Zeitung dienten dabei als Möglichkeit, um die mit dieser Ehe verbundenen Erbansprüche einer breiteren Öffentlichkeit vor Augen zu führen. Am Ende des Jahres 1666 hatte Leopold I. also in zweifacher Hinsicht seine Bewährungsprobe auf der europäischen Bühne bestanden: Auf der einen Seite behauptete er im Türkenkonflikt von 1663/64 die traditionelle Rolle der Habsburger als Verteidiger des christlichen Glaubens und auf der anderen Seite präsentierte er sich der Öffentlichkeit vor allem durch die Hochzeitsfeierlichkeiten von 1666 als legitimer Kandidat für das spanische Erbe. Dem vielversprechenden Regierungsauftakt folgte jedoch eine eher problematische Zeit, die bis zum Ende der siebziger Jahre des 17. Jahrhunderts reicht. In dieser Phase konnte der Kaiser seine Rolle als Hoffnungsträger des Reiches nicht erfüllen, so daß sein Image weitgehend von Glück- und Erfolglosigkeit geprägt war. Das lange auf dem Haus Habsburg lastende Nachfolgeproblem, der Tod von zwei Ehefrauen Leopolds und die gesundheitlichen Schwierigkeiten des Kaisers galten den Publizisten dabei als Indiz für die Glücklosigkeit ihres Herrschers und nährten Vermutungen über das kurz bevorstehende Aussterben der Habsburger551. 551
Diese Sorge wird ζ. B. in mehreren Flugschriften geäußert oder angedeutet. Vgl. dazu Der Vorwitzige Tadler, Allen Wahrheit liebenden Teutschen vor Augen gestellet, Wahrburg 1677, S. 56 sowie Der Abgezogene Frantzösische Staats-Rock, und Teutsche Schutzmantel. Das ist Der Bißhero der gantzen Welt verkauffte, nunmehro aber redlich entlarvte Frantzösi-
201 Erst als nach zwanzigjähriger Regierungszeit der Kaiser 1678 durch die Geburt des Erzherzogs Joseph endlich auch einen männlichen Erben präsentieren konnte, erloschen die Gerüchte über den Niedergang der Familie. Auf Reichsebene sind die siebziger Jahre geprägt durch den Krieg mit Ludwig XIV., der für Leopold I. einen rasanten Imagewechsel brachte. 1667 und 1668 hatte der Devolutionskrieg erste Zweifel an den friedlichen Absichten Ludwigs XIV. aufkommen lassen, doch erst der Holländische Krieg führte zu einer deutlichen Kehrtwende innerhalb der Publizistik der Zeit. Angeführt von dem kaiserlichen Diplomaten Lisola und den in seinen Flugschriften geäußerten Überlegungen gelang es, Leopold I. als friedliebenden und defensiv agierenden Potentaten darzustellen. Die ihm noch bei seiner Wahl vorgeworfenen Universalmachtspläne wurden nun seinem Gegner Ludwig XIV. zugeordnet, so daß der Kaiser in Zukunft frei von diesen Anschuldigungen war. Gleichzeitig führte der Holländische Krieg in der Publizistik zu einer patriotisch überschwenglichen Stimmung, die vor allem Aufrufe zur Einigkeit und gemeinsamen Unterstützung des Kaisers mit sich brachte. Diese beiden Entwicklungen waren für den Wiener Hof und das Image des Kaisers die nützlichen Nebenaspekte des Krieges mit Ludwig XIV., die sogar die Kritik an der mit großer Härte in Ungarn durchgeführten Gegenreformation überlagerten. Zwar gab es von protestantischer Seite immer wieder Vorwürfe gegen einen von den Jesuiten abhängigen Kaiser, der in den Verdacht geriet, auch auf Reichsebene konfessionspolitisch wieder aktiv werden zu wollen, doch bewahrte gerade der Krieg gegen Frankreich Leopold I. vor ernsthaftem imagepolitischem Schaden. Insbesondere die Kontrastierung Leopolds mit dem als regiersüchtig, friedbrüchig und universalistischen Zielsetzungen verhafteten Ludwig XIV. ermöglichte dabei die Zeichnung eines positiven Bildes. Friedensliebe, Vertragstreue, ein gerechtes Vorgehen gegen den Feind und die besondere Frömmigkeit des Kaisers wurden in der Publizistik immer wieder bei seiner Charakterisierung hervorgehoben. Trotz dieses insgesamt weitaus positiveren Bildes, das vor allem in den Flugschriften von dem Reichsoberhaupt entworfen wurde, waren der Kriegsverlauf und der Friedensschluß von 1679 nicht dazu angetan, die siebziger Jahre als uneingeschränkt erfolgreich für die kaiserliche Imagepolitik zu bewerten. Gerade infolge der Verhandlungen von Nimwegen wurde in der Publizistik eine erstaunlich massive Kritik an dem Reichsoberhaupt laut, die vereinzelt nicht, wie sonst üblich, stellvertretend seine Berater traf, sondern auch zu direkten Angriffen auf den Kaiser führte. Der Hang Leopolds zu Vergnügungen wie der Jagd und der Komödie standen dabei ebenso zur Debatte wie seine nicht bewiesenen Fähigkeiten als Kriegsheld. Auch die gewohnten konfessionellen Vorbehalte wurden von protestantischer Seite nach 1679 verstärkt geäußert, so daß sich zu Beginn der achtzi-
sche Blaue Dunst und Deß fast schwachscheinenden Teutschlands Erhaltungs-Kunst, o. O. 1675, fol. B2.
202 ger Jahre ein deutlicher Imageverlust für den Herrscher abzeichnete, dem der Wiener Hof offensichtlich keine nennenswerten Bemühungen zur Rettung seines Rufes entgegensetzte. Erst mit den Siegen gegen die Türken und dem daran anschließenden Zweifrontenkrieg gegen Frankreich erhält das Bild Leopolds in der Öffentlichkeit wieder eine neue Qualität. Mit der Entsetzung Wiens begann damit eine dritte Phase, in der der Kaiser im Reich und in ganz Europa stark an Ansehen gewann. Als Verteidiger des christlichen Glaubens wurde Leopold I. in der Öffentlichkeit plötzlich als einer der erfolgreichsten bisher regierenden habsburgischen Herrscher angesehen, denn er konnte gegen die Türken nicht nur die Stellung halten, sondern sogar erhebliche Gebietsgewinne verbuchen. Dabei spielte es für die Zeitgenossen offensichtlich keine Rolle, ob der Kaiser aktiv sein Heer in diesem Kampf anführte oder ob er vom sicheren Wien aus seinen Feldherren und anderen Reichsfürsten den Krieg überließ. Gerade in den historischen Liedern, aber auch in einigen Flugschriften oder in vom Wiener Hof selbst verfaßten offiziellen Schriftstücken, wurde ihm dagegen seine besondere Frömmigkeit als Verdienst angerechnet, die die Unterstützung Gottes im Kampf zur Folge haben sollte. Die Leistung des Kaisers bestand für viele Autoren also nicht darin, sich als Kriegsheld zu beweisen, sondern durch Gebete und die das ganze Haus Habsburg auszeichnende Pietas die Siege seiner Truppen zu ermöglichen. Diese Sichtweise der Verdienste Leopolds bei den Türkenerfolgen wurde jedoch nicht nur in der Publizistik der Zeit verbreitet, sondern vor allem von kirchlicher Seite mitpropagiert. Die Siege gegen die bisher für unüberwindlich gehaltenen Türken steigerten jedoch nicht nur das Renommee des Kaisers. Gerade auf Reichsebene riefen die Erfolge im Osten ein gestiegenes Selbstbewußtsein hervor, so daß auch Erfolge gegen Ludwig XIV. im Westen nicht mehr für unmöglich gehalten wurden. Leopold I. galt dabei in den achtziger Jahren als das Opfer zweier mächtiger Gegner. Das auf seinen Namen gebildete Anagramm ,PELLO DUOS' brachte in der Publizistik auf prägnante Art und Weise die Doppelbedrohung des Kaisers zum Ausdruck, die nach der Kriegserklärung Frankreichs 1688 zur Realität wurde. Vor diesem Hintergrund gelang es dem Wiener Hof, Joseph I. problemlos als Nachfolger Leopolds zum Römischen König wählen zu lassen. Das in den Medien zu beobachtende Fehlen von Diskussionen zur Wahl des habsburgischen Kandidaten spricht dabei für die breite Übereinstimmung, die nun im Hinblick auf dieses Ereignis in der Publizistik herrschte. Die schnelle Wahl und die begeisterten Hoffnungen, die nun in das nach langen Jahren der Erfolglosigkeit endlich wieder siegende habsburgische Kaisertum gesetzt wurden, sind vor allem im Vergleich zu den ersten Regierungsjahren Leopolds I. von besonderem Interesse. Während dem Kaiser damals noch die Stärke seines Hauses zur Last gelegt wurde und vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges die Sorge vor einem zu mächtigen Reichsoberhaupt groß war, wurde nun das Wiedererstarken des Hauses Habsburg eher positiv bewertet. Gerade die
203 Kriege mit Frankreich ließen einen mächtigen Kaiser an der Spitze des Reiches wünschenswert erscheinen. Doch war dies nicht der einzige Grund für das gestiegene Vertrauen in das Haus Habsburg. Leopold I. hatte in den Flugschriften bereits seit den siebziger Jahren kontinuierlich ein neues Image als Friedenswahrer und zuverlässiger Garant des Westfälischen Friedens erhalten. In der Publizistik galt er auch in den achtziger Jahren als Herrscher, der sich immer auf dem Boden der ihn bindenden vertraglichen Verpflichtungen bewegte. Universalmachtspläne konnten selbst seine publizistischen Gegner bei ihm nicht erkennen. Als einziger Kritikpunkt blieb damit innerhalb der protestantisch orientierten Publizistik die Sorge vor gegenreformatorischen Bestrebungen des Kaisers.
II.2.7.2 Das Image des Kaisers in seinen letzten Regierungsjahren Mit der Wahl Josephs I. 1690 begann gleichzeitig eine vierte Phase im Hinblick auf die Darstellung des Kaisers in der Öffentlichkeit. Der ihm nun zur Seite stehende Römische König fand in den Medien der Zeit vielfach Berücksichtigung. Auf Bilddarstellungen wurden Vater und Sohn nun häufig gemeinsam abgebildet und wiesen damit den Betrachter auf die habsburgische Herrschaftskontinuität hin552. Der Wiener Hof selbst setzte Schwerpunkte bei der Inszenierung von Festlichkeiten anläßlich der Heirat Josephs im Jahr 1699 und der Geburt des die Zukunft des Hauses sichernden Sohnes 1700, die eine entsprechende Würdigung in der Publizistik erlebten553. Für die Flugschriftenautoren war dagegen immer noch der Kaiser das bestimmende Element in der Politik Wiens, so daß dementsprechend Kritik, Zustimmung und Diskussionen vor allem ihm galten. Doch gab es auch Stellungnahmen zu Joseph I., die vor allem von protestantischer Seite positiv ausfielen. In der 1701 erschienenen Flugschrift „Curiöse Staats-Vorstellungen" ordnete ζ. B. der Autor Joseph I. eindeutig als Gegner der Jesuiten ein, was den wegen gegenreformatorischer Bestrebungen besorgten Protestanten entgegenkam554. Im Gegensatz zu seinem Vater nahm der Römische König auch eine akti552
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Vgl. zu gemeinsamen Bilddarstellungen von Leopold I. und Joseph I. vor allem das anläßlich der Krönung in Augsburg herausgegebene Material sowie Polleross, Sonnenkönig und österreichische Sonne, S. 393. Hier vor allem in Zeitungsberichten zu den Festlichkeiten in Wien und zu Feierlichkeiten, die österreichische Gesandte an auswärtigen Höfen und Regierungssitzen abgehalten haben. Vgl. dazu beispielhaft L P 1699, 8. Woche, 2. Stück, S. 120; 8. Woche, 3. Stück, S. 122; Extraord. Ausgabe Nr. 16, S. 4; 10. Woche, 1. Stück, S. 146. Daneben erschien eine große Anzahl von Medaillen zur Hochzeit Josephs und zur Geburt seines ersten Sohnes. Vgl. dazu beispielhaft die bei Lanz abgebildeten Medaillen: Lanz 15, Nr. 338-342 sowie Nr. 344-345. Curiöse Staats-Vorstellungen, Uber Den gegenwärtigen Zustand in Europa, dessen Reiche, Republiquen, und Häupter, deren ietziges Staats-Interesse, Dessein und Absehen; Insonderheit aber Von denen ietzigen Römischen, Spanischen und Frantzösischen Händeln, auch deroselben neuen Regenten, was von Ihnen zu hoffen und zu fürchten sey, sampt vielen andern remarquablen Begebenheiten, Köln 1701, S. 30-31.
204 vere Rolle in den kriegerischen Auseinandersetzungen mit Frankreich ein. Während Leopold I. sich Zeit seines Lebens vom Schlachtfeld ferngehalten hatte, wurde Joseph als Kriegsheld in den Vordergrund gerückt. Seine erste Bewährungsprobe erlebte er bei der Eroberung Landaus im Jahr 1702, die als ein Erfolg gegen Frankreich gewertet werden konnte555. Joseph I. trat damit mit einem etwas anderen Image als sein Vater auf. Aufgeschlossenheit gegenüber den protestantischen Kräften im Reich, aktive Teilnahme an dem Krieg gegen Ludwig XIV. und eine stärkere Dynamik, als sie der alternde Kaiser an den Tag legte, schienen ihn in den Augen der Publizisten auszuzeichnen. Gleichzeitig verwiesen jedoch gemeinsame Darstellungen von Vater und Sohn auf die durch Joseph I. gewährleistete Herrschaftskontinuität, die Sicherheit für die Zeit nach Leopolds Tod signalisierte. Das Image des Kaisers veränderte sich in seinen letzten fünfzehn Regierungsjahren nicht mehr entscheidend. Trotz der im Reich entstandenen Diskussionen um die Verleihung der neunten Kurwürde an Hannover und den die konfessionellen Gegensätze wieder hervorbringenden Frieden von Rijkswijk, hatte die bis dahin überaus lange Herrschaft des Kaisers feste Imagevorstellungen geschaffen, die nicht mehr so leicht umgestoßen werden konnten. Die unklare spanische Erbfolge brachte zwar um die Jahrhundertwende noch einmal Bedenken gegen ein möglicherweise zu mächtig werdendes Haus Habsburg hervor, doch nachdem nur der zweite Sohn Leopolds als spanischer König vorgesehen war, entstand keine größere Mißstimmung im Reich. In den Flugschriften wurde in diesem Zusammenhang häufig auf die bereits in den siebziger Jahren populäre Gleichgewichtsidee hingewiesen, die ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis zwischen Frankreich und den Habsburgern zum Ziel hatte556. Andererseits sahen aber auch viele Publizisten in dem entstehenden Konflikt die Möglichkeit, verlorene Reichsgebiete zurückzugewinnen und unterstützten dementsprechend die kaiserliche Politik. Das Image des Kaisers als friedliebender und nicht machtgieriger Monarch wurde dabei gerade in prohabsburgischen Schriften besonders hervorgehoben. So versucht ζ. B. der Autor der Flugschrift „Das in Dienstbarkeit Verfallende Teutschland", die Sorge der Stände vor einem durch diesen Krieg zu mächtig werdenden Kaiser mit
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Vgl. dazu ζ. B. Sehenswürdige Vorstellung Deren Sinnreichest- und Denckwürdigsten Metaillen, Welche Zu schuldigsten Ehrn-Bezeugungen Ihro Rom: Königl: Majestät Josepho Primo, Wegen Siegreichester Eroberung Der importanten Vestung Landau, Auch glücklichstzum erstenmahl verrichten Feldzug, Seynd Gemüntzet worden, o. O. 1702. Vgl. zu Überlegungen zu einem Gleichgewicht der Mächte ζ. B. die Flugschriften Unvorgreiffliches Bedencken, Was Teutschland für Zufälle zu gewarten haben möchte, im Fall von dem hochlöbl. Ertz-Hertzogl. Hause Oesterreich entweder die Teutsche oder aber die Spanische Linie verleschen und abgehen solte. zur guten Nachricht samt einem kurtzen Anhange und wohlmeinenden Erinnerung zum Druck befordert von M.C.V.B., o. O. 1698, fol. B 2 sowie in Oestereichisch Vertheidigtes Recht, Auf Die Spanische Monarchie, o. O. 1701. Allgemein zu den Flugschriften des Spanischen Erbfolgekrieges vgl. Carl Ringhoffer, Die Flugschriften-Literatur zu Beginn des spanischen Erbfolgekriegs, Berlin 1881, hier speziell zu habsburgischen Stellungnahmen S. 66-80.
205 dem Hinweis auf sein bisheriges Verhalten zu zerstreuen557: Niemahlen hat Teutschland besser gestanden wegen der Ruhe und Sicherheit für die Stände, und dero Freyheit und Rechte, als in denen Zeiten hero, so lang Se. jetzt-regierende Kayserl. Maj. regieret haben, [...] dann gleichwie Se. Kayserl. Maj. Zeit Dero gantzen Regierung sich gegen alle dero Benachbarte friedlich, und ohn einige Beleydigung gezeiget, und weder in dero Erb-Ländern noch in dem Reich zu einem Ojfensiv-Krieg niemahlen Anlaß gegeben haben, [...] wie solten sie dann dazu kommen, gegen die getreue Stände dessen sich anders aufzuführen55*. Die defensive Haltung des Kaisers in den letzten Jahrzehnten und das sich daraus ergebende Image als friedlicher und gerechter Potentat, galten in diesem Fall also als Garantie für eine weiterhin zurückhaltende Politik im Reich. Auch auf anderen Gebieten wurden die in der langen Regierungszeit Leopolds geschaffenen Imagevorstellungen in den letzten fünfzehn Jahren vor seinem Tod verstärkt und ausgebaut. Insbesondere die angeblich spezielle Verbundenheit Leopolds zu Gott fand immer wieder in der Publizistik Erwähnung. In Verbindung mit der defensiven Haltung des Kaisers und in deutlicher Kontrastierung zu Ludwig XIV. meint ζ. B. der Verfasser der „Reflexiones, Eines getreuen Patrioten", daß die Nachwelt nur schwer wird glauben können [...] das Zeiten gewesen, in welchen das, mit Warheit, Aller Christlichste Hauß Oesterreich, so mit dem seinigen vergnügt ist, und mit jederman Friede hält, auch eben deßwegen von dem Allerhöchsten miraculose beschützt, erhalten und vermehrt wird, von einem dem Nahmen nach aller-Christlichsten König, durch unChristliche Völcker bekrieget werde559. Der Kaiser wurde nach Meinung des Autors also gerade wegen seiner friedlichen Grundhaltung von Gott beschützt und konnte auf den öffters erwiesen miraculeusen Beystand zählen560. Dabei erleichterte der nach dem Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges erkennbare Machtverlust Frankreichs die Nutzung dieses ohnehin für die Kaiser des Hauses Habsburg gebräuchlichen Bildes. Während der Kaiser mit dem Frieden von Karlowitz 1699 einen erfolgreichen Abschluß mit den Türken vorweisen konnte, schien er nun auch den zweiten für übermächtig gehaltenen Gegner mit der Hilfe Gottes entscheidend schlagen zu können. Dementsprechend bauten die Publizisten das vorhandene positive Bild des Kaisers weiter aus. Den Machtverlust Frankreichs bemerkt ζ. B. die Flugschrift „Der Geist des Cardinais Mazarin" aus dem Jahr 1703, in der Ludwig XIV. 557
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Das in Dienstbarkeit Verfallende Teutschland, W o solches nicht durch einen rechtschaffenen Krieg Gerettet wird, o. O. 1702. Das in Dienstbarkeit Verfallende Teutschland, 1702, S. 25. Reflexiones, Eines getreuen Patrioten, Uber die Von der Krön Franckreich Bishero offerirten Aequivalentien, Vor die veste Städte Strasburg und Luxenburg, Darinne, aus dem wahren Interesse der Rom. Käyserl. Majestät, und des Römischen Reichs, auch Derer benachbarter Hoher Alliirten, angewiesen wird, daß nichts in der Welt seye, so den Verlust dieser beiden Schlüssel des Römischen Reichs, wann sie verlohren oder weggegeben worden, compensiren könne, o. O. 1696, f o l . C . Reflexiones, Eines getreuen Patrioten, 1696, fol. Cv.
206 von dem Kardinal darauf hingewiesen wird, daß der Eichbaum seiner UniversalMonarchie [...] schon gute Zeit Zapff-dürre ist561. Der Kaiser erlebt in diesem Zusammenhang eine überaus positive Charakterisierung als fromm, gerecht und glimpfflich562. Die Schlacht von Höchstädt 1704 rief schließlich auf breiter Linie Spott und Freude über die kaum für möglich gehaltenen Erfolge hervor. In der „Schwäbischen Fama" klagt ζ. B. der französische Feldherr Tallard, daß es wegen Leopolds Verbundenheit mit Gott unmöglich sei, gegen ihn zu siegen563: Zu dem so hat es auch nicht änderst können gehen; Dann Himmel, Erd und Lujft kam selbsten auf den Plan, Und woltfür Leopold und seine Sachen stehen [...] So daß weil Gott im Spiel hat wider mich gestritten, Ich um Genad und Gunst den Käyser must bitten564. Leopold kämpft dabei für eine gerechte Sache, während der Flugschriftenautor die französische Politik durch Tallard negativ charakterisieren läßt: Ich weiß, daß ich nicht kan vom Himmel Glück erlangen, Noch wider Leopold mein Arm gesegnet seyn, Den Sieg den werd ich nicht wie ehemals empfangen, Weil Glück und Seegen nicht stimmt mit den Waffen ein; Dann ein gerechte Sach muß allzeit oben siegen, Und Unrecht, List, Betrug mit Spott zu Füssen liegen565. Ähnlich interpretiert die Flugschrift „Madame de Maintenon Wunderbarliches Traum-Gesichte" die Politik des französischen Königs566. Der Autor beschreibt darin fiktive Sieges- und Ehrentempel, von denen einer die Inschrift trägt: Leopold wurde durch Untreu und Mein-Eyd bekrieget, Der König aller Vögel der 561
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Der Geist des Cardinais Mazarin Welcher sich mit Ludwig dem XIV. König in Franckreich, Uber den jetzigen Zustand von Europa unterredet, o. O. 1703, S. 3-4. Der Geist des Cardinais Mazarin, 1703, S. 3. Die aus dem glücklichen Höchstädtischen Treffen auf der Post angekommene Schwäbische Fama, Welche mitbringet Das von Franckreich, Bäyern und Cölln beschehene Weheklagen, über die schleunige Veränderung ihres Glücks und vorgehabten Desseins, Nebst einer großmüthigen doch darbey gedultigen Resolution des gefangenen Frantzöischen Generals und Marschais De Tallard, Köln [Marteau] 1704. Die Flugschrift ist teilweise identisch mit der Schrift Die auß dem Parnasso auf der Post angekommene Poetische Fama, Oder Das von Franckreich, Bayern, und Cölln beschehene Weheklagen, über die schleunige Veränderung ihres Glücks, und vorgehabte Desseins, Nebst einer Großmüthigen Ergebung zur Gedult des gefangenen Frantzöischen Generals Möns, de Tallard, o. O. [1704]. Vgl. zu dem fingierten Impressum Marteaus: Karl Klaus Walther, Die deutschsprachige Verlagsproduktion von Pierre Marteau - Peter Hammer, Köln. Die Geschichte eines fingierten Impressums, Leipzig 1983. Die aus dem glücklichen Höchstädtischen Treffen, 1704, fol. E4v. Die aus dem glücklichen Höchstädtischen Treffen, 1704, fol. E3. Madame de Maintenon Wunderbarliches Traum-Gesichte, Wegen der Am 13. Aug. 1704. zwischen denen hohen Alliirten, auch Frantzosen und Bayern ohnweit Hochstätt vorgefallenen Blutigen Action, Samt der darauf Vom Aller-Christlichsten König verordneten EhrenBegängnüß, Der in oberwehnten Treffen vermisten Frantzösischen Tapferkeit, auch dabey vorgestellten Illuminationen,und von Msr. le Flechier gehaltenen Leichen-Rede. Derne beygefüget Die beehrte Tapfferkeit, Der im obigen Treffen sich signalirenden Hohen Alliirten, in einem solennen Ehren-Begängnüß, auch schönen Illuminationen, und von dem Durchlauchtigsten Printzen Eugenio gehaltener Lob-Rede vorgestellt. Welcher annoch angehänget, ein Klag-Gespräch, zwischen einem Bayern, Frantzosen und Schwaben, Straßburg 1704.
207 zweyköpffigte Adler, durch einen stoltzen Hahn angefochten, Itzt rupjfet der Adler dem Verwegnen also die Schlag-Federn [...]567. Während Ludwig XIV. unterstellt wird, daß er durch Tücke und List die Universalmonarchie zu erreichen suche, wird ihm auf der anderen Seite der fromme und gerechte Kaiser gegenübergestellt, der für diese Haltung von Gott ausgezeichnet wird und von ihm im Kampf Unterstützung erhält. Die Untersuchung von Imagewechseln des Kaisers im Lauf seiner fast fünfzigjährigen Regierungszeit macht damit deutlich, daß einerseits - vor allem in den Flugschriften - flexibel auf die Ereignislage reagiert wurde und sich immer wieder aktuelle Debatten zur kaiserlichen Politik entwickelten. Andererseits hat der hier gegebene Überblick auf relativ langlebige Imagevorstellungen aufmerksam gemacht, die sich teilweise sogar über die gesamte Regierungszeit Leopolds I. hinweg unverändert hielten. Gerade von protestantisch orientierten Autoren wurde der Kaiser als abhängig von den Jesuiten, entscheidungsunfreudig und übertrieben fromm dargestellt. Der Verdacht, er sei selbst einer der in protestantischen Kreisen verhaßten Jesuiten, findet sich dabei ebenso oft in den Schriften wie ein allgemeines Mißtrauen vor einer dementsprechend gegenreformatorischen Politik Wiens. Ebenso stellt die Behauptung, der Kaiser sei abhängig von ausländischen Beratern, seine Regierungsleistung in Frage. Diese Anschuldigung wird oft in einem Zug mit der angeblichen Unfähigkeit des Kaisers, Entscheidungen ohne seine jesuitischen Berater zu treffen, genannt. Dahinter verbergen sich ganz allgemeine Zweifel an den Leistungen des habsburgischen Reichsoberhaupts, die vereinzelt sogar zu Vorwürfen führen, er sei fixiert auf Musik, die Jagd und jesuitische Theateraufführungen und vernachlässige darüber die Regierungsgeschäfte. Diesem Negativbild steht eine übertrieben positive Sichtweise des Kaisers und seiner Politik gegenüber, die von Anhängern des Kaisers verbreitet wird und die bereits im Übergang zur panegyrischen Herrscherverehrung zu sehen ist. Vorgeführt wird in diesen Schriften der gesamte klassische Kanon der Attribute, die allgemein für Kaiser bzw. Herrscher aus dem Haus Habsburg verwendet wurden. Leopold I. gilt hier als Verteidiger des christlichen Glaubens und als überreich mit den üblichen Herrschertugenden gesegneter Monarch. Die Beurteilung der aktuellen politischen Lage dient den Flugschriftenautoren damit als Aufhänger für ein überladen wirkendes Lob des Kaisers. Leopold I. tritt dem Leser in solchen Traktaten ζ. B. als eines unsterblichen Angedenckens würdiger Fürst gegenüber, der allein in Ehrliebender Aufrichtigkeit seine Füsse die Ehren-Träppen wandlen und auffsteigen lasset und dessen Hertz ein von Gottesforcht und Gerechtigkeit herzlich-gläntzender Thron ist. Seine Pflichten erfüllt er biß auf den geringsten Dipfel und damit ist er ein solcher Monarch, der mit seinem eigenen Exempel lehret, wie man Gott gehorchen, und den Menschen befehlen solteibi. An das klassische Herr567 568
Madame de Maintenon Wunderbarliches Traum-Gesichte, 1704, fol. C3. Der Abgefertigte Frantzösische Apologist. Oder Antwort, Auf die ausgestreute Schmähkarten, darinnen gegenwärtige Frantzösische unrechtmässig- angefangene Kriegs-Unruhe, Wider
208 scherlob erinnernde Textstellen finden sich auch in den historischen Liedern und vereinzelt auf illustrierten Einblattdrucken zu aktuellen Ereignissen. Als allgemein gebräuchliche Bild- und Textmuster zur Verehrung des Herrschers dienten darüber hinaus Vergleiche des Kaisers mit der Sonne oder mit mythischen Heldengestalten sowie seine Darstellung als siegreicher Adler. Insgesamt sind solche in Bild und Text geäußerten Wertschätzungen als Beleg für eine ebenfalls noch weithin verbreitete, sich auf traditionelle Vorstellungen stützende Sichtweise des Kaisers zu werten.
II.2.7.3 Leopold I. und Ludwig XIV. Wesentlich ausgefeilter und differenzierter als dieses klassische Herrscherbild stellt sich schließlich ein im Kontrast zu Ludwig XIV. entwickeltes Gegenbild des Kaisers dar, das seit den siebziger Jahren in der deutschen Publizistik aufgebaut wurde569. Es blieb bis zum Ende von Leopolds Regierungszeit nahezu unverändert, da auch die Beurteilungen zur Person Ludwigs XIV. sich in dieser Zeit nicht mehr wandelten. Viele der dem Kaiser dabei zugesprochenen Attribute und Charakterzüge scheinen auf traditionelle Muster des Herrscherlobs zurückzugehen, doch durch die Kontrastierung mit den Ludwig XIV. zugesprochenen negativen Eigenschaften traten sie wesentlich markanter und pointierter hervor. Bereits in der äußeren Erscheinung der beiden Herrscher erkannte ζ. B. der Autor des „Abgezogenen Frantzösischen Staats-Rocks" signifikante Unterschiede. Leopolds Stirne, Gesicht, und Augen zeigen seine Sanjftmuht an während die grosse Begierde des Königs Ludovici aus seinen fliegenden Augen hervor leuchten, die gleichsam unter der hitzigen Stirne, wie Feuer ihre Strahlen hervor schiessen510. Genauso spektakulär wie im Äußeren unterscheiden sich der Kaiser und der französische König nach Ansicht des Autors auch in ihrem Herrschaftsstil. Leopold zeichnet sich durch ein frommes und gütiges Regiment aus571 und hebt sich damit deutlich ab von der Regierung Ludwigs, die aus Bekümmerniß und Grausamkeit besteht und die souveraine Herrschafft will572. Der Autor der Flugschrift versuchte mit dieser Gegenüberstellung seinen Lesern vor Augen zu füh-
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Ihr Kayserl. Majest. Recht- und Billichmässigen Feldzug vermeintlichen vertheidiget werden wollen. Aus dem Italiänischen ins Teutsche übersetzt, o. O. 1674, fol. B4v. Vgl. dazu auch Jean Schillinger, Les pamphletaires allemands et la France de Louis XIV., Bern u. a. 1999, hierS. 636. [Anonymo Wahrmund], Der Abgezogene Frantzösische Staats-Rock, und Teutsche Schutzmantel. Das ist Der Bißhero der gantzen Welt verkauffte, nunmehro aber redlich entlarvte Frantzösische Blaue Dunst und Deß fast schwachscheinenden Teutschlands ErhaltungsKunst, o. O. 1675, fol. G3. Der Abgezogene Frantzösische Staats-Rock, 1675, fol. G3. Der Abgezogene Frantzösische Staats-Rock, 1675, fol. G3v.
209 ren, daß eine mögliche französische Herrschaft im Reich wesentlich nachteiliger für sie sein würde als die bestehende habsburgische Regierung. Abgesehen von Vergleichen im Regierungsstil und Äußeren hoben die deutschen Publizisten jedoch noch auf eine ganze Reihe von anderen Unterschieden ab. Die Politik Ludwigs XIV. wurde dabei häufig mit derjenigen der Türken gleichgesetzt573. Friedensbrüche und Krieg als einziges Mittel der Politik galten als genuin türkische Verhaltensweisen, die nun auch bei Ludwig als europäischem Potentaten beobachtet wurden574. Darüber hinaus schreckte der französische König auch vor Bündnissen mit dem andersgläubigen Gegner nicht zurück. Als Gegenbild dazu erschien Leopold I. als ein Herrscher, der seine Verträge immer hielt und als Opfer der Politik Ludwigs die von jenem aufgewiegelten Türken bekämpfen mußte. Als Folge seines Fehlverhaltens verlor der französische König die Unterstützung Gottes, die Leopold nun im Übermaß zuteil wurde. Ebenfalls orientiert an Verhaltensweisen, die traditionell den Türken unterstellt wurden, war die Einschätzung des französischen Königs als grausam575. Er und sein Heer verhielten sich nach Ansicht der deutschen Publizisten nicht entsprechend der üblichen Konventionen und verschonten gerade im Orleansschen Krieg die Bevölkerung nicht, sondern setzten im Gegenteil auf eine Politik der verbrannten Erde. Frankreich führte daher Krieg weder aus rechtmässigen Ursachen, noch auch den Gesotz und Regulen des heiligen Völker-Rechts gemäß516. Zu Leopolds Kriegen hieß es dagegen, daß es sich immer um gerechte Kriege gehandelt hätte, die aus der Defensive heraus geführt wurden. Der Kaiser selbst verabscheue sinnloses Blutvergießen577; seine dementia ließe ihn vor Friedensbrüchen und aggressiver Politik zurückschrecken578. In den Flugschriften führte gerade die Grausamkeit und Unberechenbarkeit des französischen Königs zu Empörung, aber auch zu bitterer Ironie. In der Abhandlung „Des Träumenden Pasquini kluger Staats-Phantasien" versteht der französische König ζ. B. nicht, warum Man [...] überall so viel Wesens von seiner Unge573 574
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Vgl. dazu Bosbach, Der französische Erbfeind, S. 128-133. Beispielhaft sei hier nur die folgende Flugschrift genannt: Unterredung In dem Reich der Fünsternuß, Zwischen Mahomet, Und D e m vor wenig Monathen abgeleibten Frantzösischen Ministro Colbert, Uber die jetzmahlige Läuffe der Zeiten. Allen recht Teutschen Freunden zur Nachricht, und zugleich für eine Kurtzweil auß dem Frantzösischen ins Teutsche gantz eylfertig übersetzet, o. O. 1684. Vgl. zur Gleichsetzung z w i s c h e n türkischen Verhaltensweisen mit dem Verhalten der französischen Gegner Bosbach, Der französische Erbfeind und Schillinger, L e s pamphletaires, S. 470-475. Teutschlandes Politischer Fliegen-Wedel, 1689, S. 33. Vgl. dazu die Flugschrift Der Geropffte Hahn von Einem ohnparteyischen Eydgenossen D. F. A. Seinem guten Freunde H. R. D. S. Zu Gefallen abgebildet, o. O. 1677, S. 43. Teutschlandes Politischer Fliegen-Wedel, 1689, S. 33. Vgl. allgemein zur .Clementia' als besonderer Regierungstugend der Habsburger Veronika Pokorny, Clementia Austriaca. Studien zur Bedeutung der clementia Principis für die Habsburger im 16. und 17. Jahrhundert, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 86 ( 1 9 7 8 ) , S. 3 1 0 - 3 6 4 .
210 rechtigkeit und Grausamkeit [macht, J. S.], wenn er etzliche wenige Städte, die ausserdem gantz altväterisch gebauet gewesen, verbrennen, und etwan etzliche hunderttausend Menschen in dem Kriege ums Leben bringen läßt579 und in einer anderen Schrift resümiert der französische König über seine Leistungen: Habe ich ein 2. Millionen Menschen auffgeopffert, so habe ich auch vielen von einem bösen Manne oder ungerathenen Sohn geholffen [...]. Habe ich in 200 Städte verbrannt und bombardiret, habe ich Anlaß gegeben schönere Häuser zu bauen nach der neuen Architectur58°. Vor diesem Hintergrund erschien Ludwigs Titulierung als ,allerchristlichster' Herrscher vielen Publizisten als Hohn und sie verwiesen wiederum auf Leopold I., der durch seine Pietas eigentlich diese Bezeichnung hätte tragen müssen. Die friedliche Grundhaltung des Kaisers galt dabei als wesentlich gottgefälliger als die kriegerische Ausrichtung Ludwigs XIV., der ζ. B. in der Flugschrift „Franckreich Uber alles" sogar dafür verurteilt wurde, daß er einen Sieg durch das Te Deum gefeiert hatte: Der König gieng wieder nach Pariß und ließ das TeDeum laudamus singen, gleich als hätte GOtt einen trefflichen Wolgefallen an solchen Kriegen in der Christenheit [...]581. Als Hauptgrund für die von Ludwig geführten Kriege machten die Publizisten schließlich seine ,Regiersucht' und ,Herrscherbegierde' aus, die seinen Wunsch nach der Universalmonarchie zu schüren schien. Der französische König handelte damit aus eigensüchtigen Motiven und stürzte als Folge davon ganz Europa in Kriege. Auch hier erkannten die Flugschriftenautoren einen fundamentalen Unterschied zwischen dem Kaiser und seinem französischen Gegner. Leopold I. sei mit den ihm anvertrauten Ländern und Herrschaftsgebieten zufrieden und wolle diese gemäß den Vereinbarungen des Westfälischen Friedens nur halten, aber nicht erweitern. Eine aggressive Kriegspolitik zum eigenen Ruhm lag ihm nach Ansicht der Publizisten dabei fern; universalistische Zielsetzungen sahen sie bei ihm nur am Anfang seiner Regierungszeit. Die im Reich seit den siebziger Jahren entworfenen und immer weiter ausgebauten kontrastierenden Imagevorstellungen von Ludwig XIV. und Leopold I. zeichnen damit ein deutliches Schwarz-Weiß-Schema von den beiden sich auf der europäischen Bühne als Feinde gegenüberstehenden Gegnern. Während Ludwig XIV. als kriegerischer und aggressiver Herrscher mit zum Teil unlauteren Mitteln 579
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Des Träumenden Pasquini kluger Staats-Phantasien Uber den ietzigen verwirreten Zustand der Welt Erste Erscheinung Allen Curieusen und Staats verständigen Gemüthern zu fernerem Nachdencken zugeeignet und übergeben, Freyburg 1697, S. 22. Der Geist des Cardinais Mazarin, 1703, S. 25. Franckreich Uber alles, wenn es nur könte, Worinnen Die Merckwürdigsten Frantzösischen Staats- und Kriegs-Begebenheiten, welche sich von König Ludovico XI. bis auf das 1685. Jahr, sonderlich unter dem jetzt regierenden Könige Ludovico XIV. zugetragen haben, Ingleichen Franckreichs absolute Herrschaft und hauptsächliche Staats-Maximes, dessen angezielte grosse Monarchie eingenommene Länder, regiersüchtige Anschläge und aufwachsende Macht vor andern Europäischen Ländern, Nebenst vielen curieusen Anmerckungen, unpartheyisch beschrieben und angemercket werden, o. O. 1685, S. 217.
211 die Universalmonarchie zu erringen sucht, spielt der Kaiser den Part des sanftmütigen, frommen und friedlichen Potentaten, der nur aus der Defensive heraus gezwungenermaßen zu den Waffen greift. Diese Rolle ließ den Autor eines Geschichtswerkes zur Regierungszeit Leopolds I. daher resümieren: Es kan nicht leicht ein Herr gefunden werden, der so einen Abscheu vor dem Kriege gehabt und gleichwohl in so viel Kriege verwickelt gewesen582. Leopold selbst war zwar kein grosser Soldate, doch wählte er zumindest seine Generäle gut aus583. Tatsächlich hat sich der Kaiser Zeit seines Lebens von den Schlachtfeldern ferngehalten und sich seinem Heer nur zur Truppenmusterung präsentiert. Während es anderen Fürsten ein Anliegen war, durch Mut und Tapferkeit im Krieg ihr Renommee aufzubessern, mußte der Kaiser in seinen ersten beiden Regierungsjahrzehnten Zurückhaltung üben, da er noch keinen männlichen Nachfolger hatte und sein Leben deswegen nicht bei einer Schlacht aufs Spiel gesetzt werden sollte. Damit fehlte dem Kaiser ein wichtiges Element der in der damaligen Zeit einen Herrscher auszeichnenden Fähigkeiten. Doch selbst nach der Geburt eines Sohnes und Nachfolgers begab Leopold I. sich nie in Kampfsituationen. Reichsfürsten wie der Kurfürst von Brandenburg, der mit seinem Sieg bei Fehrbellin bereits zu Lebzeiten enormes Ansehen im Reich genoß, bildeten damit den genauen Gegensatz zu dem Kaiser und erfüllten durch ihr Engagement im Krieg auch die Rolle, die von ihnen als Herrscher erwartet wurde. Trotzdem rief das bei dem Kaiser zu beobachtende Defizit nur selten Kritik hervor. Zwar gab es zeitweise ganz allgemein Ängste wegen der erkennbaren Schwäche des Hauses Habsburg, und ein Flugschriftenautor sah das Reich zu Beginn des 16. Jahrhunderts als besser gerüstet an, da man mit Karl V. einem Kriegs-erfahrnen Oberhaupt habe vertrauen können, doch ansonsten fehlten negative Äußerungen zu diesem Sachverhalt584. Um so mehr rückten dagegen die erfolgreichen Feldherren Leopolds I. in den Mittelpunkt von Lob und Begeisterung. Dem Kaiser wurde dabei das Verdienst angerechnet, daß er seine Oberbefehlshaber gut ausgewählt hatte. Darüber hinaus setzte sich zunehmend die Meinung durch, Leopold nütze seinen Truppen mehr durch das intensive Gebet daheim als durch seine Anwesenheit auf dem Schlachtfeld. Letztendlich unterstützte aber das zunächst als Manko zu wertende fehlende Engagement im Kampf auch das in der Publizistik entwickelte Bild des überaus friedliebenden und vor Krieg zurückschreckenden Herrschers. Der Kaiser bediente die nach dem langen Dreißigjährigen Krieg vorhandenen Wünsche nach einem friedlichen Reichsoberhaupt also nicht nur durch eine zurückhaltende Politik gegenüber seinen Gegnern, sondern wohl eher ungewollt auch durch seine persönliche Zurückhaltung bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Während andere Reichsfürsten sich im Kampf gegen die zahlreichen 582
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Johann Burkhard Mencke, Leben und Thaten Sr. Majestät, des Römischen Kaysers Leopold des Ersten, Leipzig 1707. Mencke, Leben und Thaten, 1707, S. 909. Europäisches Staats-Perspectiv, 1684, Kap. XI.
212 Gegner des Reiches bewährten und sich dafür feiern ließen, kann für Leopold I. konstatiert werden, daß er mindestens ebenso viel Lob für seine Distanz und oft betonte Abscheu gegenüber dem Krieg erntete. Diese Diskrepanz erklärt sich zum großen Teil aus den im Reich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts weit verbreiteten Friedenshoffnungen. Gerade im Hinblick auf die Erfahrungen des Dreißigjährigen Krieges, in dem die Habsburger wegen ihrer universalistischen Zielsetzungen vielfach als kriegstreibend empfunden worden waren, fand die Rolle des Kaisers als Feind jeglicher kriegerischer Auseinandersetzungen Anklang in der Publizistik. Im Gegensatz dazu hätte ein auf seine Stärke pochendes Reichsoberhaupt, das seinen Kampfeswillen betont und sich für seine Siege im Krieg ähnlich wie Ludwig XIV. hätte feiern lassen, möglicherweise das unerwünschte Bild eines nur für seinen persönlichen Ruhm kämpfenden Potentaten hervorgerufen, der wenig umsichtig seine, das ganze Reich betreffenden Entscheidungen zu Krieg und Frieden getroffen hätte. Das Image des Kaisers als besonders friedliebender und in Kriegsdingen zurückhaltender Monarch traf also den Zeitgeschmack, doch läßt sich nur schwer sagen, inwieweit es bewußt durch den Wiener Hof in Umlauf gesetzt wurde.
II.2.7.4 Das Image des Kaisers in den verschiedenen Medien der Tagespublizistik Will man zu dieser Problematik Ergebnisse gewinnen, muß am Abschluß dieses Kapitels auf die Frage eingegangen werden, in welchen Medien eigentlich das geschilderte Bild des Kaisers verbreitet wurde. Der Überblick zu wichtigen Ereignissen der Regierungszeit Leopolds I. hat deutlich gemacht, daß differenzierte Meinungen zu seiner Politik und seiner Person fast ausschließlich in den Flugschriften auftauchten. Gegner und Befürworter des Kaisers tauschten hier ihre Argumente aus, wobei gleichermaßen das von protestantischen Kreisen geprägte Negativbild des Kaisers wie das zu Ludwig XIV. entwickelte positive Gegenbild gepflegt wurden. Etwas verändert sieht dagegen die Berichterstattung zu Leopold I. und seiner Politik im Spiegel der illustrierten Einblattdrucke und der Zeitungen aus. Kritik oder Hintergrundanalysen zum Zeitgeschehen finden sich hier nur in Ausnahmefällen. Zu erklären ist die anders gelagerte Berichterstattung im Fall der Zeitungen durch den oben bereits formulierten Befund, daß durch dieses Medium hauptsächlich reine Informationen verbreitet werden sollten, aus denen sich die Leser selbst eine Meinung bilden mußten. Trotzdem finden sich manchmal auch klare Stellungnahmen in den Zeitungen. Eine grundsätzlich positive Bewertung erfuhren z. B. alle Friedensschlüsse, auch wenn Details des jeweiligen Abschlusses oft noch gar nicht bekannt waren. Ebenso wurden die Aktionen der gegen Frankreich oder das Osmanenreich im Kampf stehenden Reichstruppen und kaiserlichen Heere mit
213 oft deutlich hervortretender Sympathie begleitet. Dabei ließ sich anhand des Exkurses zur konkreten Berichterstattung von den Kämpfen in Seneffe und Sinsheim zeigen, daß die Zeitungen als Akkumulationsorgane für die aus allen Richtungen eintreffenden Informationen fungierten. Zum überwiegenden Teil erschienen hier Nachrichten, die das Schlachtgeschehen für die eigenen Truppen positiv bewerteten, doch boten viele Blätter auch relativierende Berichte ζ. B. von der gegnerischen Partei an und überließen es dem Leser, sich ein endgültiges Urteil zu Erfolg oder Mißerfolg der Kriegsbeteiligten zu bilden. Die Berichterstattung kann damit als patriotisch, aber nicht vollkommen von einer Meinung beherrscht angesehen werden. Einhergehend mit der zu beobachtenden grundsätzlich reichstreuen Einstellung der Zeitungen ist schließlich das Bild des Kaisers klar festgeschrieben. In seiner Funktion als Reichsoberhaupt schlägt Leopold I. nie offene Kritik aus den Blättern entgegen, sondern bei den über den Rahmen der Primärinformation herausgehenden Meinungsäußerungen zeigt sich eine eher schematisch wirkende Verehrung seiner Person. Im Nordischen Mercurius wird das Jahr 1690 ζ. B. durch einen Siegeswunsch für den Kaiser eingeleitet, in dem einerseits die klassische Vorstellung eines für ihn kämpfenden Gottes aufgegriffen wird und andererseits der traditionelle Bildvergleich zwischen der kaiserlichen Sonne und dem türkischen Mond Beachtung findet: Dem Sieg-reichen Leopoldt, Daß sein Ruhm mag noch erschallen, Weil Ihm Gott, unds Glück so holdt In dem Helden-Müthig Kämpjfen, [...] Daß sein [der Türken, J. S.] Mond sich muß verliehren, Gäntzlich durch der Sonnen Macht5'5. Mit Bezug auf die den Kaiser auszeichnende Frömmigkeit und unter Nutzung des Attributs ,der Große' hofft das Frankfurter Journal bei seinem Neujahrswunsch des Jahres 1701 auf eine weiterhin erfolgreiche Regierung Leopolds: Der grosse Leopold, der fromme Käyser lebe! Es blühe dessen Hauß in recht beglückter Macht. Es segne seinen Raht der Himmel und Er gebe: Daß wenns zum Schwerdte kommt, Er prang in Sieges-Pracht!5U. In dieser Weise geben viele Zeitungen einen gewissen Rahmen vor, der ihre grundsätzlich positive Einstellung zu Kaiser und Reich signalisiert. In der insgesamt auf Primärinformation ausgelegten Berichterstattung fehlen freilich wertende Stellungnahmen zur Person Leopolds I. Selbst in den besonders kaisertreuen Blättern ist keine hervorgehobene Berichterstattung zu seiner Person zu bemerken. Festlichkeiten des Wiener Hofes werden ζ. B. in gleicher Weise berücksichtigt wie die anderer Höfe, und bei Berichten von den Schlachtfeldern tauchen ohnehin kaum Informationen zu Leopold I. auf, da er selbst nicht aktiv in das Kampf geschehen eingriff. Überblickt man die Nachrichtenlage in ihrer gesamten Breite, so steht der Kaiser also keinesfalls im Mittelpunkt des Geschehens, doch ist eine positive Grundeinstel-
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Nord. Mere. 1690, Nord. Extra. Relation, Nr. 1, S. 1-2. FJ 1701, Nr. 1, S. 1.
214 lung zu ihm als Reichsoberhaupt in vielen Blättern zumindest am Rande erkennbar. Während das Fehlen differenzierter Urteile zu Leopold I. und seiner Politik in den Zeitungen nicht weiter verwundert, überrascht doch der vollkommene Mangel an kritischen Äußerungen zum Kaiser in den illustrierten Einblattdrucken. Denn im vorangegangenen Dreißigjährigen Krieg war dieses Medium gerade im Hinblick auf die konfessionelle Argumentation durch hintergründige Bildanalysen und spöttische Kommentierung zum jeweils andersgläubigen Gegner aufgefallen. Der Überblick zu wichtigen Ereignissen der Regierungszeit Leopolds I. hat dagegen deutlich gemacht, daß zwar in den Flugschriften kritische Äußerungen zu dem angeblich von der Gegenreformation begeisterten und den Jesuiten verfallenen Kaiser auftauchen, doch die illustrierten Einblattdrucke schweigen zu diesem Sachverhalt. Gleichzeitig schlägt dem Kaiser aber auch nicht übertriebenes Lob durch dieses Medium entgegen. Zwar finden Feierlichkeiten des Wiener Hofes ihren Niederschlag und werden dadurch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht, doch ansonsten erscheinen - außer bei der Wahl 1658 und in einigen Blättern zur Entsetzung Wiens - fast keine Bilddarstellungen des Kaisers. Etwas häufiger gehen die Einblattdrucke im Text auf das Reichsoberhaupt ein und signalisieren durch die Verwendung lobender Adjektive oder durch ein positives Schlußwort ihre Zustimmung zum Kaiser. Weitergehende Meinungsäußerungen und Analysen werden dagegen nur durch Blätter aus dem Ausland geleistet, doch sind sie für eine Untersuchung der Öffentlichkeitsarbeit Leopolds I. an dieser Stelle weniger relevant. Es bleibt damit der eingangs bereits formulierte Befund, daß sich die illustrierten Einblattdrucke im ausgehenden 17. Jahrhundert zunehmend auf die Vermittlung von Primärinformationen zurückzogen. Spottblätter erschienen nur in Phasen des Erfolges auf Frankreich und die Osmanen als erklärte Gegner des Reiches, während die konfessionellen Streitigkeiten keinen Niederschlag in diesem Medium fanden. Für den Kaiser gilt in diesem Zusammenhang, daß er, ähnlich wie bei den Zeitungen, keineswegs eine zentrale Rolle im Bild- und Textprogramm der Einblattdrucke spielte, sondern eher von sekundärer Bedeutung war. Trotz der klaren Parteinahme vieler Blätter gegen die auswärtigen Feinde führte diese patriotische Grundeinstellung also nicht zu einer besonderen Berücksichtigung des Reichsoberhauptes in diesem Medium. Die für den freien Markt produzierenden Verlage sahen offensichtlich keinen besonderen Bedarf für eine hervorgehobene Behandlung des Kaisers in ihren Blättern. Gleichzeitig verzichteten sie aber auch auf die Aufarbeitung der nach 1648 immer noch vorhandenen Konfessionsprobleme. Abschließend ist noch nach dem Bild des Kaisers zu fragen, das aus den historischen Liedern hervorgeht. Hier lassen sich nur schwer Besonderheiten ausmachen, da sich die Lieder als ein sehr uneinheitlicher Quellenbestand darstellen. Der Überblick zu speziellen Ereignissen der Regierungszeit Leopolds I. hat auf
215 vereinzelt durchaus differenzierte Urteile zum Kaiser hingewiesen. So wurde er ζ. B. für seinen raschen Friedensschluß 1664 kritisiert, und seine seit 1683 sich wandelnde Machtstellung war ebenfalls Gegenstand von aussagekräftigen Überlegungen in einem Lied. Andererseits finden sich in den Liedern aber auch die gängigen Formeln des klassischen Herrscherlobs, die für eine positive Sicht des Reichsoberhauptes sprechen. Gerade in den antifranzösischen Liedern vermißt man dagegen wiederum klare Stellungnahmen zu Leopold I. Gesamturteile zu dem Aussagegehalt der Lieder fallen damit schwer, doch wird deutlich, daß Meinungsäußerungen in diesem Medium häufiger zu finden sind als in der Zeitung oder in den illustrierten Einblattdrucken. Da ein großer Teil der Lieder sich darüber hinaus mit den Erfolgen gegen die Türken beschäftigt, ist daraus vielfach Zustimmung zur kaiserlichen Politik herauszulesen.
II.2.7.5 Medienpolitik und Propaganda des Wiener Hofes II.2.7.5.1 Der Wiener Hof und die Medien der Tagespublizistik Die Berichterstattung der unterschiedlichen Medien Flugschrift, illustrierter Einblattdruck, Zeitung und historisches Lied weist damit insgesamt eine patriotisch kaisertreue Grundhaltung auf, die nur im Fall der Flugschriften ein parallel dazu entwickeltes Negativimage des Kaisers zuläßt. Gleichzeitig hat dieser Überblick deutlich gemacht, daß der Wiener Hof keineswegs die publizistische Szene dominierte. In den Flugschriften findet sich häufig deutliche Kritik an Leopold I., in den Zeitungen wird durchaus über Fehlschläge auf den Schlachtfeldern berichtet, und in den illustrierten Einblattdrucken sowie in der Zeitung spielt der Kaiser zwar keine negative aber auch keine hervorgehoben positive Rolle, die auf besondere Werbung Wiens für Leopold I. hindeuten würde. Um jedoch ein genaueres Urteil zur Öffentlichkeitsarbeit und zu den Propagandabemühungen des Hofes fällen zu können, soll an dieser Stelle besonderen Verbindungen zu Verlagen, Buchdruckern, Autoren und Zeitungsunternehmen nachgegangen werden. Einschränkend muß jedoch festgehalten werden, daß Auftragsarbeiten des Wiener Hofes nur schwer in den Quellen auszumachen waren, da gerade bei propagandistisch gedachten Werken auf Anonymität und Verdeckung geachtet wurde. Die hier geschilderten Beziehungen des Hofes zu im Bereich der Publizistik tätigen Unternehmen und Autoren stellen somit möglicherweise nur einen Bruchteil der tatsächlichen Aktivitäten Wiens dar587.
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Zur Ermittlung der Beziehungen des Wiener H o f e s zu Druckereien, Verlagen, Autoren und Kupferstechern wurden die Hofzahlamtsbücher im Überblick s o w i e die Privilegakten des H H S t A ausgewertet. Außerdem gaben Zufallsfunde in diplomatischen Akten des Österreichischen Staatsregisters vereinzelt Auskunft zu Verbindungen zu Flugschriftenautoren.
216 Für die Analyse sollen sowohl die im lokalen Umfeld des Hofes ansässigen Unternehmen berücksichtigt werden als auch die nicht vor Ort gelegenen Verlage und Druckereien, die trotz der räumlichen Distanz besondere Beziehungen nach Wien aufbauten. Konzentriert man sich zunächst auf die direkte Umgebung des Kaiserhofes, so können Geschäftsverbindungen zu lokalen Unternehmen nur selten nachgewiesen werden. In den Hofzahlamtsbüchern werden zumeist die beiden Druckereien Cosmerovius und Kürner genannt, die fast jährlich Aufträge des Hofes erledigten588. Kürner arbeitete dabei in seiner Funktion als ,Landschaft Buchdrucker' für die niederösterreichischen Stände und druckte offensichtlich vor allem die Verwaltung betreffende obrigkeitliche Verordnungen589. Anders sieht es bei der Druckerei Cosmerovius aus, die einerseits neben den offiziellen Patenten und Verordnungen die beim Hof in Wien mehrfach pro Jahr aufgeführten Komödien, Singspiele und Oratorien im Druck herausbrachte. Andererseits führte sie in ihrer Funktion als Hofbuchdruckerei eine große Spannbreite anderer Auftragswerke des Kaiserhofes aus590. Eine etwa aus den Jahren 1666/1667 stammende Mahnung des Unternehmens deutet ζ. B. darauf hin, daß der Kaiserhof bei Cosmerovius den Druck der Bestimmungen des Westfälischen Friedens in Auftrag gegeben hatte591. 1665 berichteten mehrere aufeinanderfolgende Relationen der Druckerei von der Reise einer kaiserlichen Gesandtschaft an die Pforte; 1667 und 1668 wurde die Hochzeit des Kaisers ausführlich durch Werke der Druckerei dokumentiert und 1672 erschien das vom Wiener Hof geförderte Geschichtswerk des Galeazzo Gualdo Priorato zum Leben Ferdinands III. bei Cosmerovius592. Darüber hinaus lassen sich auch offizielle Stellungnahmen von Angehörigen des Hofes im Gesamtdruckwerk des Unternehmens nachweisen. 1668 ließ Christoph Abele ζ. B. eine „Gegen-Deduction" gegen das Stift Bamberg bei Cosmerovius veröffentlichen und 1671 dokumentierte und rechtfertigte eine gleich in mehreren Sprachen erschienene Schrift die Hinrichtung der aufständischen ungarischen Magnaten593. Die Druckerei Cosmerovius deckte damit nicht nur viele Veröffent588
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Vgl. zur Geschichte der Hofbuchdruckerei Cosmerovius Anton Mayer, Wiens BuchdruckerGeschichte 1482-1882, 2 Bde., Wien 1883 und 1887, hier Bd. 1, S. 232-264, 304-311 und Bd. 2, S. 6-7 sowie Joseph Benzing, Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet, Wiesbaden 1963, S. 459-461. Zu Johann Jacob Kürner und seinem Nachfolger vgl. Mayer, Buchdrucker-Geschichte, Bd. 1, S. 270-282, S. 311-314. Vgl. dazu ζ. Β. HKA Wien, Hofzahlamtsbücher (allg. Reiche), Nr. 105, 1559 und 1660; fol. 534: Johann Jacoben Kürner Buechdrukhern wegen gedruckhter Patenten. Die besondere Verbindung des Unternehmens Cosmerovius zum Kaiserhof zeigt sich auch an der Verleihung eines Adelstitels im Mai 1666. Vgl. dazu Mayer, Buchdrucker-Geschichte, Bd. 1,S. 234. HHStA Wien, Reichshofrat, Alte Prager Akten C 4, Nr. 43 (32). Zu den im Unternehmen Cosmerovius erschienenen Drucken vgl. Mayer, BuchdruckerGeschichte, Bd. 1, S. 245-264 und S. 305-311. Im Reich erschien diese Abhandlung bei der Nürnberger Druckerei Endter. Vgl. dazu Ausführliche und Warhafftige Beschreibung, Wie es mit denen Criminal-Processen, und darauf erfolgten Executionen, wider die drey Grafen Frantzen Nadaszdi, Peter von Zrin, und Frantz
217 lichungen ab, die anläßlich von Festlichkeiten und Familienereignissen des Hofes erschienen, sondern druckte teilweise Verlautbarungen und Berichte zu politischen Ereignissen, zu denen sich die kaiserliche Verwaltung allein schon durch die Herausgabe des Werkes in der Hofbuchdruckerei offiziell bekannte. Ob das Unternehmen Cosmerovius darüber hinaus auch Aufträge annahm, bei denen der Hof seine Urheberschaft geheimhalten wollte, muß offen bleiben. Hinweise auf eine solche Tätigkeit der Druckerei sind bisher auf jeden Fall nicht bekannt. Eine besondere Bedeutung hatte das Unternehmen Cosmerovius schließlich im Bereich des Zeitungsdrucks. Bei ihm erschien das „Wiener Blättl", das auf Nachrichten vom Wiener Hof spezialisiert war594. Mit dieser Zeitung war die Druckerei Cosmerovius abhängig von den Informationen, die ihr durch den Wiener Hof zur Verfügung gestellt wurden, und wurde damit gleichzeitig ein halboffizielles Verkündungsorgan für Nachrichten, die bewußt in die Öffentlichkeit dringen sollten. 1671 beklagte sich ζ. B. der Erzbischof von Ungarn, daß in geschriebenen und aller Orthen außgeschickte Zeitungen von Wienn vermeldet worden, als ob er bey der Ungarischen Rebellion auch interessiret, und deswegen in Verhajft genommen wäre595. Der Kaiser reagierte auf diese Klage und forderte die niederösterreichische Regierung auf, sie solle alle notwendigen Schritte unternehmen, damit zu deß Herrn Ertz-Bischoffs Ehren-Rettung dessen in nechst druckenden Wienner Blättl gedacht werde596. Die Zeitung diente in diesem speziellen Fall zur Rehabilitierung einer Person in der Öffentlichkeit und wurde damit als wirkungsvolles Mittel der Öffentlichkeitsarbeit erkannt. Neben den beiden Druckereien Cosmerovius und Kürner, die in den Hofzahlamtsbüchern offiziell als Empfänger kaiserlicher Zahlungen genannt wurden, lassen sich auch für den Universitätsbuchdrucker Johann van Ghelen direkte Beziehungen zum Wiener Hof nachweisen. Er hatte 1678 die Druckerei des Niederländers Johann Baptist Hacque gekauft, die ein Privileg der niederösterreichischen Regierung innehatte, Zeitungen in lateinischer und ,welscher' Sprache herauszugeben597. Ghelen übernahm dieses Sonderrecht und konnte es in der Folgezeit wei-
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Christophen Frangepan, eigentlich hergangen. Mit allergnädigsten Befehl Ihrer Käiserl. Majestät, den Wienerischen Exemplar nachgedruckt, Nürnberg 1671. Zu dem entsprechenden kaiserlichen Privileg für die Schrift vgl. H H S t A Wien, Reichshofrat, Impr., Fasz. 11, fol. 112-115. V o n dieser Zeitung sind allerdings nur noch w e n i g e Ausgaben in den Archiven überliefert, so daß eine umfassende Bewertung des Blattes als Propagandamittel des H o f e s kaum möglich ist. Vgl. allgemein zur Pressepolitik W i e n s Duchkowitsch, Absolutismus und Zeitung s o w i e speziell zu der von Cosmerovius herausgegebenen Zeitung Helmut W. Lang, Die deutschsprachigen Wiener Zeitungen des 17. Jahrhunderts, Diss. Wien 1972 s o w i e Helmut W. Lang, Der Wiener Hof zur Zeit Leopolds I. und die öffentliche Meinung, in: August Buck u. a. (Hrsg.), Europäische Hofkultur im 16. und 17. Jahrhundert, 3 Bde., Hamburg 1981 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 8-10), hier Bd. 3, S. 6 0 1 - 6 0 5 . Codex Austriacus, Wien 1704, Bd. 2, Mandat v o m 22. Mai 1671, S. 532. Codex Austriacus, Wien 1704, Bd. 2, Mandat vom 22. Mai 1671, S. 532. Vgl. dazu Mayer, Buchdrucker-Geschichte, Bd. 1, S. 286.
218 ter ausbauen. 1678 erhielt er ein kaiserliches Privileg dafür und 1701 verlieh ihm der Wiener Hof schließlich den Titel eines italienischen Hofbuchdruckers'598. In der Begründung für die Verleihung dieser Auszeichnung werden die Verdienste Ghelens um die Stadt Wien im Pestjahr 1679 und bei der Türkenbelagerung 1683 genannt, aber auch seine bisherigen Leistungen für den Hof beim Druck anderssprachiger Werke hervorgehoben. Demnach hat Ghelen auf kaiserlichen Befehl bisher verschiedene italienische Bücher der österreichischen Historien, Opern und viel andere Werke welsch und in andern Sprachen gedruckt". Neben dem genannten Zeitungsprivileg und der offiziellen Bezeichnung als italienischer Hofbuchdrucker arbeitete Ghelen als .Universitätsbuchdrucker' und stand damit ähnlich wie die anderen Universitätsbuchdruckereien Rickhe, Voigt und Thurnmayer in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis zu den Obrigkeiten und dem Wiener Hof600. Schriften, die gegen den Kaiser und seine Politik gerichtet waren, erschienen allein aus Sorge vor dem Verlust der mit diesem Titel verbundenen besonderen Privilegien in diesen Druckereien nicht. Darüber hinaus bemühten sich die Universitäten in Verbindung mit den Jesuiten um eine strenge Zensur in Wien, so daß teilweise sogar in Planung befindliche Druckvorhaben in einer Art Vorkontrolle durch diese Institutionen genehmigt werden mußten601. Auf der anderen Seite gingen auf das Umfeld der Universitäten auch zahlreiche Drucke zurück, die durch Widmungen in der Vorrede, besondere Würdigungen des Kaisers im Haupttext oder als Werk an sich Leopold I. feierten und damit eine positive Öffentlichkeitswirkung erzielten. Geht man über den Kreis der Wiener Buchdruckereien hinaus, so lassen sich auf Reichsebene nur durch die Privilegienvergabe für bestimmte Bücher oder Zeitungen besondere Beziehungen zwischen dem Hof und einzelnen Unternehmen nachweisen. Eine Ausnahme bildet dabei allerdings das Nürnberger Unternehmen Endter, für das nach Herausgabe des Buches „Österreichischer Ehrenspiegel" eine Zahlung in den Hofzahlamtsbüchern belegt werden kann602. Die positive Aufnahme des Werkes am Kaiserhof führte schließlich 1671 zur Verleihung von
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Vgl. zu Ghelen Mayer, Buchdrucker-Geschichte, Bd. 1, S. 320-328 sowie Benzing, Buchdrucker, S. 461. Zitiert nach Mayer, Buchdrucker-Geschichte, Bd. 1, S. 323. Vgl. dazu die Angaben bei Mayer, Buchdrucker-Geschichte, Bd. 1; zu dem Unternehmen Rickhe S. 225-228, S. 265-270, S. 283-286; zu dem Unternehmen Thurnmayer S. 214-215 und zu dem Unternehmen Voigt S. 291-299. Vgl. dazu konkret den Fall des Universitätsbuchdruckers Voigt, der das Geschichtswerk des Feigius, „Wunderbahren Adlers-Schwung" druckte. Feigius überließ ihm das Werk, nachdem solches mit denen Universitätischen Censuren zuvor versehen geworden. HHStA Wien, Reichshofrat, Impr. 74, fol. 155-158. Allgemein zur Zensur in Wien vgl. Mayer, Buchdrukker-Geschichte, Bd. 1, S. 370-372. HKA Wien, Hofzahlamtsbücher (allg. Reihe), 1667 und 1668, Nr. 111, fol. 428.
219 Goldketten an Michael und Johann Friedrich Endter603. Möglich ist jedoch, daß diese Auszeichnung auch mit der von den Brüdern Endter im selben Jahr geleisteten Herausgabe der Abhandlung „Warhafftige Beschreibung, Wie es mit denen Criminal-Processen [...] eigentlich hergangen" zusammenhängt, die eine kaiserliche Rechtfertigung im Hinblick auf die Hinrichtung der ungarischen Aufständischen darstellt604. Ergiebig sind die Privilegakten des Kaiserhofes vor allem im Hinblick auf die Zeitungsunternehmen. Während naturgemäß für Flugschriften keine Ansuchen um Privilegien vorliegen können, sind Anfragen zur Erteilung eines Zeitungsprivilegs relativ häufig zu finden. Dabei scheint der Wiener Hof bei der Gewährung der Privilegien relativ freigebig gewesen zu sein, denn immerhin wurden die Antragsteller dadurch verpflichtet, eine bestimmte Anzahl von Freiexemplaren einzureichen, die wiederum die Kontrolle des Unternehmens durch die Verwaltung in Wien erleichterten. Daß der Hof bei der Privilegienvergabe eher sorglos agierte, macht das Beispiel der beiden in Augsburg konkurrierenden Zeitungsverlage Koppmayer und Sturm deutlich605. Während der katholische Buchdrucker August Sturm bereits 1686 ein Privileg Wiens für sein Zeitungsunternehmen erhalten hatte, zog der protestantische Drucker Koppmayer, nachdem er sich nicht zuletzt mit Druckerzeugnissen anläßlich der Wahl Josephs I. in Augsburg hervorgetan hatte (Abb. 20), nach und erlangte 1690 ebenfalls ein Privileg auf sein wöchentlich erscheinendes Blatt606. Dadurch entstand eine schwierige Rechtslage, da der Wiener Hof Koppmayer das Recht zusprach, daß er allein und khein andrer eine Zeitung in Augsburg herausgeben dürfe, ohne zu beachten, daß Sturm das Privileg zuvor schon erhalten hatte607. Die doppelte Privilegerteilung rief damit eine lange Auseinandersetzung zwischen Wien, dem Augsburger Rat und den beteiligten Buchdruckern hervor, doch führten schließlich beide Unternehmen in Augsburg ihre Arbeit als kaiserlich privilegierte Zeitungsverlage fort608. Die vom Wiener Hof erteilten Privilegien wurden zumeist für eine bestimmte Anzahl von Jahren vergeben, doch machte die Erneuerung nach Ablauf der Frist im Normalfall keine Schwierigkeiten. Kritik an inhaltlichen Mängeln der Zeitungen oder einer nicht ordnungsgemäßen Einreichung der versprochenen Freiexem603
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HKA Wien, Hofzahlamtsbücher (allg. Reihe) 1671, Nr. 115, fol. 97: Am 18. [August, J. S.] dem Michael und Johann Friderichen Ender, buechfiihrern von Nürnberg, ieden ain güldene Ketten. HHStA Wien, Reichshofrat, Impr., Fasz. 11, fol. 112-115. Vgl. dazu Hermann Hart, Die Geschichte der Augsburger Postzeitung bis zum Jahr 1838, Augsburg 1934, S. 12-14. Als Beleg für die kaisertreue Haltung Koppmayers vgl. nicht nur seine Publikationen zur Krönung Josephs I. sondern ζ. B. auch das von seinem Verlag aufgelegte Blatt, das Kaiser Leopolds Türkensiege feiert (Abb. 20). Vgl. dazu Hart, AugsburgerPostzeitung, S. 13. Auch im Fall der Nürnberger Unternehmen Felsecker und Endter erteilte Wien doppelte Privilegien, was zu langen rechtlichen Auseinandersetzungen führte. Vgl. dazu Oldenbourg, Die Endter, S. 64-65.
220 plare findet sich nur in Ausnahmefällen. Das Frankfurter Unternehmen Serlin, das sowohl das Frankfurter Journal als auch später das Diarium Europaeum herausgab, war einmal Zielscheibe eines Einwandes von Seiten Wiens. 1675 nahm Maria Margaretha Serlin zu der Forderung Stellung, jeweils ein Exemplar des Diarium Europaeum vor dem öffentlichen Verkauf zur Überprüfung nach Wien abgeben zu müssen. Unter Hinweis auf die Terminschwierigkeiten, die sich für sie aus dieser Verpflichtung ergeben würden, lehnte die Witwe dieses Ansuchen ab. Gleichzeitig erklärte sie aber, daß sie ohnehin nichts wider Ew. Kayl. Mayst., deß Rom. Reichs, dero Reichs Interessen wie auch dem gemeinen weßen [...] hierin setzen und drucken zu laßen gemeinet bin609. Eine inhaltliche Überprüfung des Diarium erschien Maria Margaretha Serlin schließlich auch ungerechtfertigt, da dergleichen ahn andern orthen im Reich viel un revidiert oder nicht censuriret geschrieben, und gedrucket wirdt6'0. Die Unternehmerin verpflichtete sich also zu einer zumindest nicht negativen Berichterstattung gegenüber Kaiser und Reich, vergaß aber nicht, den Hof auf die gängige Praxis in der Publizistik hinzuweisen: Viele Druckereien und Verlage des Reiches brachten ihrer Ansicht nach ohnehin unzensierte Produkte auf den Markt, was in letzter Konsequenz die Kontrolle eines einzelnen Unternehmens durch den Wiener Hof als sinnloses Unterfangen bloßstellen mußte. Die Privilegvergabe durch die kaiserliche Verwaltung ermöglichte demnach nur eine unzulängliche Kontrolle des gesamten Zeitungswesens im Reich. Doch war es immerhin möglich, auf diese Weise bestimmte Unternehmen zu überwachen und hier auf eine für Kaiser und Reich vorteilhafte Nachrichtenlage zu achten. Daß nicht nur der Wiener Hof diese Zielsetzungen verfolgte, macht das Beispiel der Privilegerteilung für das Nürnberger Zeitungsunternehmen Felsecker deutlich. In seinem 1675 in Wien eingereichten Ansuchen verweist Felsecker auf die zuvor mit dem Nürnberger Rat geführten Verhandlungen, die die Genehmigung der von ihm geplanten Zeitung zum Ergebnis hatten, wobei er sich verpflichten mußte, [...] daß nichts Ihro Kayl. Mayt. und dero glorwürdigsten Waffen, oder dero bundsgenoßen verkleinerliches eingemengt werden solte!m. In diesem Fall hat die Stadt Nürnberg eine klare inhaltliche Direktive vorgegeben, der man sich in Wien nur anschließen mußte. Felseckers fünf Jahre später gestellter Antrag auf Verlängerung des kaiserlichen Privilegs enthält dann auch folgerichtig den Verweis auf die strikte Einhaltung dieser Forderung: [...] wie wohle biß auf dieße Stundt, zu punctualer allergehorsambst schuldigster Beobachtung der Zu endts der allergndgst. ertheilten Privilegien angehejften Claußul, weder gegen Euer Kayl. Mayt. allerhöchste Authorität undt Rechtmeßig führendte Waffen, noch auch derselben undt des Heyl. Rom. Reichs Bundtsgenossen verkleinerlich
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HHStA Wien, Reichshofrat, Impr. 66, fol. 250. HHStA Wien, Reichshofrat, Impr. 66, fol. 250. HHStA Wien, Reichshofrat, Impr. 18, fol. 7.
221 oder praejudicirlich gedrucket worden612. Darüber hinaus betont Felsecker die Kontrolle seiner Zeitung durch den Nürnberger Magistrat, der jedes Exemplar im voraus überprüfe613. Eine Überwachung der Inhalte der Zeitungen konnte also nicht nur durch kaiserliche Privilegien geschehen, sondern auch die lokalen Behörden waren im allgemeinen auf eine reichs- und kaiserfreundliche Berichterstattung der in ihren Städten erscheinenden Zeitungen aus. Daraus ergaben sich für den Wiener Hof günstige Rahmenbedingungen, so daß im Hinblick auf die gedruckten Zeitungen zumindest neutrale, wenn nicht sogar von Sympathie geprägte Äußerungen zum Kaiser und seiner Politik in den Blättern zu erwarten waren. Der Ereignisüberblick zur Regierungszeit Leopolds I. hat jedoch gezeigt, daß direkte Werbung für das Reichsoberhaupt selten war, da sich die Zeitungen mit wertenden Meinungsäußerungen zurückhielten. Eine indirekte Einflußnahme Wiens war dagegen durch eine gezielte Informationspolitik möglich. Hier verließ sich der Wiener Hof wohl vor allem auf das ortsansässige Unternehmen Cosmerovius und die von ihm herausgegebenen Zeitungen, die als halboffizielle Verkündungsorgane der Regierung fungierten und zur Quelle für die an Nachrichten aus Wien interessierten anderen Blätter des Reiches wurden614. Für den Zeitungssektor bestätigt sich damit der Befund, daß die patriotische Grundstimmung im Reich bei Meinungsäußerungen Sympathien für den Kaiser erkennen ließ, eine aktive Pressepolitik jedoch insgesamt über weite Teile der Regierungszeit Leopolds I. auf das direkte Wiener Umfeld beschränkt blieb. Wie sah es nun aber bei der ,Bildberichterstattung' aus? Für den illustrierten Einblattdruck wurden aus der inhaltlichen Perspektive heraus ähnliche Ergebnisse wie bei der Zeitung verzeichnet. Befragt man das vorhandene Archivmaterial zu besonderen Verbindungen zwischen dem Wiener Hof und einzelnen Kupferstechern oder Verlagen, so ergibt sich ein entsprechendes Bild. Die Hofzahlamtsbücher weisen zunächst auf keine besonderen Geschäftsbeziehungen zu Herstellern von illustrierten Einblattdrucken hin. Für gelieferte Kalender erhalten die Unternehmen Jenet und Manasser sowie der Kupferstecher Bouttats jeweils kleinere Beträge615. Ge612 613
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HHStA Wien, Reichshofrat, Impr. 18, fol. 19. HHStA Wien, Reichshofrat, Impr. 18, fol. 19: auch fürters dergestallten Zu continuieren [...] massen dann [...] kein Courier, ohne vorhergehendts unterwerfendte Censur Eines löbl. Nürnberg. Statt Magistrats pflegt angefertiget zu werden. Zur Nürnberger Zensur auf dem Zeitungssektor vgl. auch Oldenbourg, Die Endter, S. 67. Allgemein zur Zensur im Reich Wolfgang Wüst, Censur als Stütze von Staat und Kirche in der Frühmoderne. Augsburg, Bayern, Kurmainz und Württemberg im Vergleich, München 1998. Vgl. dazu auch Baumanns, Lisola, S. 60 sowie die Schlußfolgerungen bei Lang, Wiener Hof zur Zeit Leopolds I., S. 605. Zu Jenet vgl. ζ. Β. HKA Wien, Hofzahlamtsbücher (allg. Reihe) 1664, Nr. 109, fol. 355 sowie 1667 und 1668, Nr. 111, fol. 498. Zu Bouttats vgl. Hofzahlamtsbücher (allg. Reihe) 1665 und 1666, Nr. 110, fol. 623. Zu dem Unternehmen Manasser vgl. ζ. B. Hofzahlamtsbücher (allg. Reihe) 1659 und 1660, Nr. 105, fol. 564 und Hofzahlamtsbücher (allg. Reihe) 1686, Nr. 131, fol. 394. Allgemein zu Jenet vgl. die Angaben bei Thieme-Becker, Bd. 18, Leipzig 1925,
222 führt werden diese Zahlungen unter der Rubrik ,Neujahrsausgaben' oder ,Waren' und sind meist mit dem Wortlaut Daniele Manaser Kupferstechern zu Graz weegen dargeben Callender zur Verehrung oder Gerhardt Boutats Kupferstechern, wegen verehrter Callend verzeichnet. Nur im Fall Bouttats läßt sich einmal auch ein weitergehender Auftrag nachweisen. Anläßlich des Türkenkrieges von 1663/1664 fertigte er offensichtlich eine Reihe von Kupferstichen zu Schlachten dieses Krieges an, die mit dem Wortlaut Gerhardten Boutats kupferstechern umb gemachte Kupferstück der in diesem Jahr vorgangenen treffen wider den Erbfeündt zur recompens [...] in den Hofzahlamtsbüchern aufgeführt werden616. Aufträge für Bilddarstellungen konnten jedoch nicht nur direkt vom Wiener Hof vergeben werden, sondern im Fall des Galeazzo Gualdo Priorato erhielt dieser durch den Hof Geld, um wiederum einen Kupferstecher anzustellen, der die Bilder für sein historisches Werk liefern sollte617. Außerdem sind in den Hofzahlamtsbüchern Zahlungen an Franz van der Steen nachzuweisen, der jedoch als Hofkünstler ohnehin ein offizielles Amt innehatte und sich nicht bei der Herstellung von Einblattdrucken hervorgetan hat, sondern allenfalls Bildvorlagen dazu bot618. Wesentlich aufschlußreicher für die Beurteilung besonderer Geschäftsbeziehungen zwischen Wien und Herstellern von Einblattdrucken sind die Privilegakten. Zum inoffiziellen ,Hofbildberichterstatter' entwickelte sich vor Ort der Kupferstecher Johann Martin Lerch. 1673 tauchte er erstmals in den Akten auf, mit der Bitte, ihm und Cornelius Meissen ein Privileg auf die geplante Darstellung des Einzugs des Kaisers mit seiner Braut in Graz zu erteilen. Dabei betonte Lerch, daß er dieses Werk aus aigener spesa drucken lassen wolle619. In der folgenden Zeit wurde dann das Privileg des Kupferstechers deutlich erweitert. Das 1675 auf vier Jahre erteilte Privileg wiederholt dabei die im Antragstext bei Lerch zu findenden grundsätzlichen Argumente, die für ihn sprechen sollen. Lerch erklärte sich demnach bereit alle und iede druck würdige actiones und noviteten so an [...] Kay. Hoffstatt vorkommen oder bey [...] allyirten armeen vorbey gehen möchten mit gegründeter Warheit, und umb gantz billichen Preiß auf das sauberste ins Kupfer zu stechen620. Da jedoch von vielen Seiten die Gefahr des Nachdrucks drohen würde, forderte er vom Wiener Hof auf alle diese Bilddarstellungen ein kaiserliches Privileg, das vier Jahre lang gelten sollte. Lerch empfahl sich in seinem Ansuchen nicht nur als langjähriger Bürger Wiens und erfahrener Kupferstecher, der
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S. 503; zu der Kupferstecherfamilie Manasser Thieme-Becker, Bd. 24, Leipzig 1930, S. 21 und zu Gerhard Bouttats Thieme-Becker, Bd. 4, Leipzig 1910, S. 477. HKA Wien, Hofzahlamtsbücher (allg. Reihe) 1664, Nr. 109, fol. 350. HKA Wien, Hofzahlamtsbücher (allg. Reihe) 1667 und 1668, Nr. 111, fol. 516-517: Herrn Galeato Conte de Gualdo, zu etwaß contentierung der bey Verfassung der Historien brauchenden Kupferstecher und an ihren Laboranten [...]. Vgl. dazu ζ. B. HKA Wien, Hofzahlamtsbücher (allg. Reihe) 1667 und 1668, Nr. 111, fol. 523. HHStA Wien, Reichshofrat, Impr. 41, fol. 197-198. HHStA Wien, Reichshofrat, Gewerbeprivilegien, Fasz. 6 (Karton 5/6), fol. 193-194.
223 bereits mehrfach Bilddarstellungen zum Wiener Hofleben gestochen hatte, sondern er verwies auch auf Defizite, die er allgemein bei der Bildberichterstattung wahrgenommen haben wollte. Gerade der momentan geführte Krieg gegen Frankreich soll dazu geführt haben, daß vorgangene Noviteten und actiones durch underschiedlich der Kunst unerfahrne gantz unsauber und ohne warheit ins Kupfer gekrazet worden, das schand- und spötlich sey, wan dergleichen stümpherey von hieraus an frembde orthe verschicket, und der Liebhaber umb sein geldt so teur und widerlich angeführt werde6". Lerch deklariert hier also einen Teil der kursierenden Einblattdrucke als nicht nur handwerklich schlecht ausgeführt, sondern als schlicht falsch und versucht vor diesem Hintergrund, den Wiener Hof auf die schlechte Außenwirkung aufmerksam zu machen, die solche Produkte erzielen können. Über Johann Martin Lerch und sein Werk ist bisher relativ wenig bekannt. Als Kupferstecher war er etwa von 1660 bis Ende der achtziger Jahre tätig und hielt sich in dieser Zeit größtenteils in Wien auf*22. Neben Porträts der kaiserlichen Familie623 (Abb. 12) sind bis heute vor allem Darstellungen von festlichen Ereignissen am Wiener Hof erhalten624. Die Ankündigung Lerchs, er wolle iede druck würdige Aktion der gegen Frankreich alliierten Truppen darstellen, ist durch die heute noch vorhandenen Einblattdrucke nicht zu verifizieren. Tatsächlich scheint Lerch zwar für das 1670 erschienene Geschichtswerk des Galeazzo Gualdo Priorato 29 Illustrationen geliefert zu haben625, doch waren dies vor allem Porträts 621 622 623
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HHStA Wien, Reichshofrat, Gewerbeprivilegien, Fasz. 6 (Karton 5/6), fol. 193-194. Vgl. zu Johann Martin Lerch und seinem Werk vor allem Hollstein, Bd. 22, S. 73-86. Vgl. dazu Abb. 12: Halbbild Kaiser Leopolds in ovalem Rahmen von Johann Martin Lerch, ÖNB, Porträtsammlung, Inv. Nr. Pg 162 149/5 I (65). Vgl. dazu die Illustrationen zur Hochzeit des Kaisers mit Eleonora Magdalena Theresia von Pfalz-Neuburg 1676: Einzug der Kayserlichen Gesponß [...], Linz 1676, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 10723 sowie die Angaben bei Hollstein, Bd. 22, S. 80, Nr. 22. Zur Hochzeit mit Claudia Felicitas 1673 vgl. die Angaben bei Drugulin, Bilderatlas, Nr. 2841 und bei Hollstein, Bd. 22, S. 79, Nr. 20. Zum Einzug des bayerischen Kurfürsten in Wien 1685 vgl. Drugulin, Bilderatlas, Nr. 3173. Ein weiterer illustrierter Einblattdruck von Lerch erschien 1673 nach dem Tod von Leopolds erster Frau. Vgl. dazu Harms IV, 313, S. 435. 1681 wurde von Lerch der Triumphbogen der Innerberger Gewerkschaft, der zum Besuch der kaiserlichen Familie in Steyr errichtet worden war, als Kupferstich herausgegeben. Vgl. dazu die Abbildung bei Friedrich B. Polleross, Auftraggeber und Funktionen barocker Kunst in Österreich, in: Hellmut Lorenz (Hrsg.), Geschichte der bildenden Kunst in Österreich. Barock, München u. a. 1999, S. 17-50, S. 44, Abb. 39. Darüber hinaus existieren von Lerch Illustrationen zu den Feierlichkeiten, die anläßlich der Errichtung der Dreifaltigkeitssäule in Wien stattfanden. Vgl. dazu die Angaben bei Leonore Pühringer-Zwanowetz, Unbekannte Zeitungsnachrichten zum Wiener Barock. Mit einem Anhang von Auszügen aus den Beständen des Hofkammerarchivs, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 28 (1975), S. 182-214, S. 185 und Abb. 209. Vgl. dazu die Angaben bei Hollstein, Bd. 22, S. 80. Polleross verweist darauf, daß Lerch auch für ein Geschichtswerk über die Babenberger eine Illustration lieferte, die einzelne Landesfürsten und den heiligen Leopold als stützende Säulen für das Haus Habsburg zeigt. Vgl. dazu die Angaben bei Friedrich Polleross, „Virtutum exercitia sunt gradus ad gloriam". Zum
224 wichtiger Persönlichkeiten. An Kriegsdarstellungen finden sich dagegen nur drei illustrierte Einblattdrucke zum Türkenkrieg der achtziger Jahre in seinem Werk626. Trotz dieser geringen Zahl an Einblattdrucken, die bis heute überliefert sind, verweisen die von Lerch geschaffenen Illustrationen zu wichtigen Ereignissen auf große Begeisterung für das Herrscherhaus. Deutliche Akzente setzte Lerch vor allem im Hinblick auf die die sakrale Ebene berührende Imagegestaltung des Hauses Habsburg. Von ihm ist ζ. B. eine Darstellung bekannt, die die kaiserliche Familie mit der heiligen Familie gleichsetzt627. Ebenso gab er 1687 einen Einblattdruck heraus, der die Turmbekrönung des Stephansdomes beschreibt. Dem Blatt ist neben der detaillierten Abbildung des neuen Doppelkreuzes auch deutliches Lob für den Kaiser beigegeben, der als Bezwinger der Türken gefeiert wird628. Auf die den sakralen Bereich berührende Seite des Habsburgerimages hebt schließlich auch eine Darstellung von 1674 ab, die nach der zweiten Hochzeit des Kaisers erschien (Abb. 21)629. Leopold I. wird hier zu Pferd sitzend in antiker Rüstung gezeigt, während sich im Hintergrund Reichsheer und türkische Truppen, gekennzeichnet durch Halbmond und Reichsadler, bekämpfen. Links oben stellen in den Wolken sitzende Heiligenfiguren einen Bezug zu der kürzlich vollzogenen Ehe des Kaisers mit Claudia Felicitas dar und präsentieren ein Porträt der Kaiserin. Gleichzeitig symbolisieren sie die Verbindung zwischen den errungenen Türkenerfolgen und dem christlichen Glauben des Herrscherpaares. Lerch betrieb damit vor allem im Hinblick auf das religiöse Regierungsprogramm der Habsburger eine willkommene Imagewerbung für den Kaiser. Neben Lerch hatten jedoch in der Regierungszeit Leopolds I. noch andere Hersteller von illustrierten Einblattdrucken sehr weitreichende Privilegien inne. Zu nennen sind hier vor allem die beiden Nürnberger Unternehmen Felsecker und Hofmann, die sich beide ein allgemeines Privileg auf alle ihre Bilddarstellungen ausstellen ließen630. Hofmann verweist dabei in seinem Antrag auf die zuvor anderen großen Nürnberger Unternehmen gegebenen Zusicherungen und bittet, gleich dem verstorbenen Lochner undt noch lebendten Felßecker auch Widerfahren, die abson-
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„concetto" des Ahnensaales in Frain an der Thaya, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 51 (1998), S. 105-114, hierS. 107 sowie Abb. 2 auf S. 203. Vgl. dazu die Einblattdrucke Drugulin, Bilderatlas, Nr. 3218, Nr. 3261 und den in der ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung unter 1683/5 geführten Einblattdruck Abbildung der Kays. Haubt- und Residentz Stadt Wienn in Osterreich [...], o. O. 1683. Vgl. dazu den Kupferstich von Johann Martin Lerch: Die kaiserliche Familie und die Heilige Familie, in: Friedrich B. Polleross, Das sakrale Identifikationsporträt. Studien zu einem höfischen Porträttypus vom 13. bis zum 20. Jahrhundert, 2. Bde, Diss. Wien 1986, hier Bd. 2, Abb. 40. Vgl. dazu den illustrierten Einblattdruck Abbildung des Adlers mit dem Creutz, so an Statt des vorm Jahr [...] herunter genommen Türckischen Monds Zaichen [...] wider aufgesetzt worden ist, o. O. 1686/87; GNM, HB 6483/1248. Vgl. dazu Abb. 21: Marte IsthoC LaVrls pVgnante est Avstrla DIVos, o. O. 1674, Westfälisches Landesmuseum Münster - Porträtarchiv Diepenbroick, Inv. Nr. C-500754 PAD. Zum Privileg Felseckers vgl. HHStA Wien, Reichshofrat, Impr. 18, fol. 43-44.
225 derl. Kayl. hohe Gnade zuerweißen, undt [...] ein dergleichen allergndstes Privilegium [...] zu erteilen631. Während Hofmann keinerlei Schwierigkeiten hatte, das gewünschte Privileg zu erhalten, mußte der Nürnberger Buchhändler und Kupferstecher Jacob Sandrart mehrmals in Wien den Schutz seiner Stiche vor Nachdruck beantragen632. Sein Schreiben von 1666 war offensichtlich unbeantwortet geblieben oder sogar abschlägig beschieden worden, so daß er unter Hinweis auf seine künstlerischen Leistungen und die guten Geschäftsbeziehungen seiner Familie mit Ferdinand III. sein Ansuchen in Wien wiederholte und schließlich eine positive Antwort erhielt. Darüber hinaus finden sich in den Privilegakten noch mehrere Ansuchen von Kupferstechern, die jedoch nicht für die Herausgabe von illustrierten Einblattdrucken, sondern für Porträts der Herrscherfamilie einen Schutz vor unerlaubtem Nachdruck erhalten wollen. Festzuhalten bleibt, daß für den Sektor der illustrierten Einblattdrucke ähnliche Ergebnisse gelten wie sie zuvor für die Zeitungen ermittelt wurden. Durch die Gewährung weitreichender Privilegien leistete der Wiener Hof für einen Teil der im Umlauf befindlichen Drucke zumindest eine passive Überprüfung der Bild- und Textprogramme. Von einer inhaltlichen Einflußnahme oder aktiven Gestaltung der in diesem Medium verbreiteten Nachrichten und Bilder war er jedoch weit entfernt. Weder besondere Aufträge in den Hofzahlamtsbüchern noch speziellere Anweisungen in den Privilegakten deuten darauf hin, daß der Hof auf dem Gebiet des illustrierten Einblattdrucks Zeichen setzte. Einzig in der Korrespondenz Kaiser Leopolds I. kann man einen Hinweis auf ein gezieltes Zurückgreifen auf dieses Medium finden. Anläßlich der Hochzeitsfeierlichkeiten von 1666 sandte Leopold I. offensichtlich mehrere Exemplare eines illustrierten Einblattdrucks an den habsburgischen Gesandten am spanischen Hof und bat ihn, diese dort zu verteilen, um so auf die Festlichkeiten zu seiner Eheschließung aufmerksam zu machen633. Ob diese Drucke jedoch auf einen direkten Auftrag des Hofes zurückgehen oder von einem Kupferstecher auf eigene Rechnung hergestellt wurden, muß offen bleiben. Da jedoch die Hochzeitsfeierlichkeiten gerade wegen der Betonung der Ansprüche Leopolds auf das spanische Erbe im Mittelpunkt der Öffentlichkeitsarbeit Wiens standen, scheint eine bewußte Nutzung des illustrierten Einblattdrucks für diesen Fall wahrscheinlich. Ansonsten überrascht es aber, wie passiv der Kaiser und seine Berater sich gerade auf dem Gebiet der ,Bildberichterstattung' verhielten. Aus dem vorhandenen Quellenmaterial gewinnt man zumindest den Eindruck, daß dieser Sektor fast
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H H S t A Wien, Reichshofrat, Impr. 31, fol. 297. H H S t A Wien, Reichshofrat, Impr. 61, fol. 144-147. Vgl. dazu Pribram, Privatbriefe Kaiser Leopolds I., B d . l , Nr. 120, S. 282: Euch hiemit zehn exemplaria von dessen Beschreibung mit Kupfern schicken auch was davon unter dasige Gesandten und ministris austheilen könnt, dass [die, J. S.] Welt komme. Vgl. dazu den Einblattdruck Harms III, 199 s o w i e a u f S . 390.
[...] dahero ich wollen, dass Ihr es ein wenig in den Begleittext
226 vollkommen dem freien Markt überlassen wurde. Gerade im Fall Johann Martin Lerchs, der selbst anbot, bestimmte höfische Ereignisse auf eigene Kosten ins Bild zu fassen, tritt dieser umgekehrte Mechanismus zwischen Hof und Künstler deutlich zum Vorschein. Nicht der Hof gab den Auftrag, eine prunkvoll gefeierte Hochzeit, eine Trauerfeierlichkeit oder andere repräsentative Ereignisse abzubilden, sondern Johann Martin Lerch entschied von sich aus, daß das entsprechende Ereignis der Bilddarstellung wert war, und wandte sich dann an den Hof, um seine Arbeit vor Nachdruck schützen zu lassen. Damit verschaffte er den Festlichkeiten, die auf den begrenzten Kommunikationsraum des Hofes bzw. das direkte Umfeld des Kaisers beschränkt waren, eine Außenwirkung, die ohne diese Visualisierungen nicht möglich gewesen wäre. Johann Martin Lerch wurde so zu einem Multiplikator für lokal eingeschränkte repräsentative Ereignisse. Indem er den Kaufwünschen seiner Kunden entsprach, folgte Lerch vor allem seinen finanziellen Interessen und machte damit aber das entsprechende Ereignis einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Umgekehrt vertraute die kaiserliche Verwaltung anscheinend darauf, daß sich die für den freien Markt tätigen Unternehmen den wichtigen Ereignisse der Zeitgeschichte annahmen und diese in einer für den Kaiser zumindest nicht negativen Weise illustrieren würden. Wesentlich weniger Vertrauen setzte der Hof dagegen in den gesamten Flugschriftensektor, denn für diesen Bereich sind deutliche Hinweise auf aktive Versuche der Einflußnahme Wiens zu bemerken. Auf der inhaltlichen Ebene hat der vorangegangene ereignisgeschichtliche Überblick bereits deutlich gemacht, daß der Kaiser und seine Politik in diesem Medium am differenziertesten beurteilt wurden. Gleichzeitig war bereits seit Beginn der Regierangszeit des Kaisers das klare Bemühen Wiens um eine in der Öffentlichkeit wirksame Erläuterung der kaiserlichen Politik erkennbar. Welche Autoren aber außer dem bereits erwähnten habsburgischen Gesandten Lisola aufgrund klarer Handlungsanweisungen Wiens tätig wurden, ist in der Forschung umstritten. Gerade die Historiker des 19. Jahrhunderts ergehen sich in diesem Zusammenhang in zumeist kaum belegbaren Vermutungen und versuchen für viele anonym gebliebene Traktate einen relativ wahrscheinlich erscheinenden Autor ins Feld zu führen, der von seiner Gesinnung oder seinen sonstigen Äußerungen her in das Bild passen würde634. Tatsächlich ist auf diesem Gebiet jedoch Vorsicht geboten, da auch die Flugschriftenautoren des 17. Jahrhunderts nicht nur aus Überzeugung, sondern teilweise aus finanziellen Überlegungen heraus zur Feder griffen. Gottfried Wilhelm Leibniz schrieb ζ. B. zuerst für den um Ausgleich zwischen den 634
Vgl. dazu ζ. B. die Bemühungen Hallers, Deutsche Publizistik, in den Kurzzusammenfassungen bestimmter Flugschriften immer Angaben zum möglichen Verfasserkreis zu machen. Auf S. 100 vermutet er ζ. B. einen Autor unter dem Personal der österreichischen Reichstagsgesandtschaft, beim „Veridicus Gallicus", S. 95-96, erkennt er einen im Auftrag Lisolas schreibenden Verfasser und für die „Wohlmeynende Erinnerung", S. 140-141, sieht er Waldeck als Urheber an.
227 beiden Mächten Habsburg und Frankreich bemühten Kreis um Christian von Boineburg635 und später dann im Auftrag von Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg-Calenberg, um dessen Rechte auf die Erlangung der Kurwürde darzustellen636. Gleichzeitig wird jedoch auch vermutet, daß er die offizielle Wiener Zurückweisung der französischen Kriegserklärung 1688 verfaßt hat637. Leibniz war jedoch nicht der einzige Gelehrte seiner Zeit, der von verschiedenen Höfen mit der Abfassung von Flugschriften beauftragt wurde. In den Wiener Akten finden sich Hinweise, daß Johann Heinrich Boeckler eine Abhandlung zum Devolutionsrecht verfaßte und dafür um Zahlungen durch Wien bat638. Differenzen zwischen ihm und Wien ergaben sich allerdings, nachdem man dort von profranzösischen Traktaten Boecklers Kenntnis erlangt haben wollte, was dieser jedoch energisch abstritt639. Das Beispiel Boecklers zeigt, daß die für Geld arbeitenden Flugschriftenautoren durchaus je nach Auftraggeber verschiedene Meinungen in ihren Traktaten vertreten konnten. Tatsächlich erhielt der Straßburger Professor als Angehöriger des um Kurfürst Johann Philipp von Schönborn und Christian von Boineburg entstandenen Kreises sogar eine französische Pension, was ihn jedoch nicht daran hinderte, auch Geschäftsbeziehungen zu Wien zu unterhalten640. Den hier aufgeführten Verbindungen zwischen Wien und Gelehrten wie Leibniz und Boeckler steht eine große Menge nicht namhaft zu machender Autoren gegenüber. Die Hofzahlamtsbücher geben naturgemäß zu der Frage nach Auftragsarbeiten von anonym arbeitenden Autoren keine Auskunft. Die Vermutung, daß viele Flugschriften nicht in Wien, sondern in den liberaleren Generalstaaten in Auftrag gegeben wurden, läßt sich damit ebenso wenig belegen wie der Anteil an freiwillig aus einer kaisertreuen Gesinnung heraus tätigen Autoren quantifizierbar ist. Festzuhalten bleibt jedoch für den Flugschriftensektor, daß der Wiener Hof hier durchaus mit personellem und finanziellem Aufwand versuchte, seine Standpunkte zu verdeutlichen und offenzulegen, um insbesondere die politisch einflußreichen Schichten auf seine Seite zu bringen641. Vor allem auch im Hin635 636
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Vgl. dazu Baumanns, Lisola, S. 108. Vgl. dazu Harm Klueting, D a s Reich und Österreich 1648-1740, Münster 1999 (Historia profana et ecclesiastica 1), S. 82. Vgl. dazu Aretin, D a s Alte Reich, Bd. 2, S. 29. Wahrscheinlich handelt es sich um die in mehreren Varianten erschienene Schrift Ihrer Käyserlichen Majestät und des Reichs Beantwortung des V o n Franckreich hiebevor zu Wien, hernachmahls auch zu Regenspurg ausgestreueten Manifesti oder so genannten Frantzösischen Declaration, Welcher ferner noch beygesetzt Eine Defensional-Schrift, wider obbesagtes Manifest eines auffrichtig und Teutschgesinneten Patrioten, Leipzig 1688. Leibniz verfaßte außerdem für Joseph I. ein Traktat zur Verteidigung der Rechte des Kaisers auf italienische Gebiete. Vgl. dazu Aretin, D a s Alte Reich, Bd. 2, S. 211. Vgl. dazu H H S t A Wien, Ost. Staatsregister, Karton Nr. 30, Fasz. 26, fol. 2 2 2 - 2 2 5 . Vgl. dazu H H S t A Wien, Öst. Staatsregister, Karton Nr. 30, Fasz. 26, fol. 2 2 2 - 2 2 6 . Vgl. dazu Dotzauer, Der publizistische Kampf, S. 113-114. Baumanns sieht eine W e n d e zur aktiven Öffentlichkeitsarbeit W i e n s vor allem mit der Tätigkeit Lisolas nach 1672 gegeben. Vgl. dazu Baumanns, Lisola, S. 3 5 1 - 3 5 3 .
228 blick auf die unterschwellig immer noch vorhandenen Konfessionsprobleme bemühte man sich um eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit. Der ereignisgeschichtliche Überblick hat hier deutlich gemacht, daß im Zusammenhang mit den gegenreformatorischen Bestrebungen in Ungarn ζ. B. rechtfertigende Erklärungen zur Hinrichtung der aufständischen Adeligen 1671 veröffentlicht wurden. Ebenso beobachtete Wien aber auch die Stimmung im Ausland durch die kaiserlichen Gesandten dort. Als Auftraggeber für eine Verteidigungsschrift gegen konfessionspolitische Vorbehalte bot sich hier ζ. B. einmal der kaiserliche Gesandte in den Generalstaaten, Kramprich, an, da er eine deutlich gegen den Kaiser gerichtete Stimmung wahrgenommen hatte642. Der Flugschriftenbereich kann damit als der Komplex angesehen werden, dem die kaiserliche Regierung im Lauf der Zeit zunehmend Aufmerksamkeit schenkte und in dem sie versuchte, eigene Akzente zu setzen. Zeitungen und illustrierte Einblattdrucke wurden dagegen vor allem durch die Vergabe von Privilegien passiv überwacht. Eigeninitiative entwickelte der Hof hier nur im Hinblick auf die von ihm geförderten Zeitungsgründungen in Wien. Durch lokale Kontrollen städtischer Behörden und die ohnehin im Reich vorhandene patriotische Grundstimmung ergaben sich allerdings positive Rahmenbedingungen für die Berichterstattung zur kaiserlichen Politik, so daß Wien hier nicht wie auf dem Flugschriftensektor gegen gegnerische Stellungnahmen ansteuern mußte. Doch muß in diesem Zusammenhang gleichzeitig gefragt werden, ob das unterschiedliche Engagement Wiens bei der Nutzung der verschiedenen Medien nicht auch mit den jeweils unterschiedlichen Adressaten und Öffentlichkeitskreisen zusammenhängt, die von den entsprechenden Kommunikationsmitteln bevorzugt angesprochen wurden. Dieser Fragestellung soll das nächste Kapitel gewidmet sein, wobei zeitgenössische medienimmanente Stellungnahmen zu Tragweite und Bedeutung der verschiedenen Medien bei der Meinungsbeeinflussung Beachtung finden sollen.
II.2.7.5.2 Adressaten, Öffentlichkeitskreise und medienimmanente Stellungnahmen zur Bedeutung von Propaganda Die Vorstellung, man könne durch Meinungsbeeinflussung kriegerische Aktionen unterstützen, war im 17. Jahrhundert weit verbreitet. Vor allem in den Flugschriften finden sich immer wieder Hinweise auf die große Bedeutung, die der Tagespublizistik in diesem Zusammenhang eingeräumt wird. Als Paradebeispiel gelten bei den Flugschriftenautoren die zahlreichen publizistischen Stellungnahmen zum Feldzug Gustav Adolfs im Dreißigjährigen Krieg, die es nach ihrer Ansicht dem schwedischen König ermöglichten, viele Städte und Festungen ohne Kampf einzunehmen. Durch die liegende Feder Frankfurter Zeitungsschreiber hätten die 642
HHStA Wien, Ost. Staatsregister, Karton Nr. 34, Fasz. 29, Nr. 224, fol. 431-434.
229 Schweden mehr erreicht als durch ihre fliegende Armee heißt es in einigen Traktaten643. Die Erfolge Gustav Adolfs in protestantischen Gebieten wurden damit zumindest teilweise einer positiven Berichterstattung und guter Öffentlichkeitsarbeit zugeschrieben, um die sich die Schweden zur Erringung von Kriegsvorteilen zeitgenössischen Ansichten nach auch aktiv bemühten. Auch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts galt ζ. B. bei dem Autor der Flugschrift „Das Perfect erfundene und wohl praeparirte Neue Holländische Cliestier" die Beherrschung der Meinungen als Schlüssel zu Erfolgen im Krieg: Man machets doch heut zu Tage also in der Welt; man nimmt nicht nur Städte und Schlösser mit den Waffen, sondern auch die Gemüther mit Dinten, Federn und Papier ein; welche letztere Einnehmung dann viel importirlicher zu seyn scheinet, als jene erste, weil Städte und Schlösser, ja gantze Länder von den Gemüthern am meisten regieret werden. Wer dann nun die Gemüther hat, der hat auch alles das jenige, was davon regieret wird, und mithin Länder, Städte und Schlösser644. Die grundsätzliche Überzeugung, daß durch den publizistischen Meinungskampf vor allem im Krieg Erfolge unterstützt werden können, geht auch aus einigen Ratschlägen hervor, die Flugschriftenautoren als Mittel im Kampf gegen den Gegner gaben. Als Paradebeispiel für eine geplante Propagandaaktion liest sich z. B. der Vorschlag des Verfassers des „Türckischen Cabinets", der für den Kampf gegen die Türken die Verbreitung von Flugschriften in türkischer Sprache im osmanischen Reich erwog: Damit aber dise Uberwindung [der Türken, J. S.] desto leichter fiele, wäre es nicht undienlich, daß man kleine Libellen in Türckischer Sprache, entweder schreiben oder Drücken ließ [...]. Dise Libellen müsten in kurtzem Inhalt begreiffen, daß nunmehr eine Zeit gekommen ist, in welcher Gott das Türckische Reich zerstören, und das unter dessen Joch seufzende Volck wolle erlösen, [...] Dise Libellen müsten in das Land practicirt werden, entweder durch streiffende Partheyen, oder Leute, die der Türckischen Sprach wohl kündig wären [...]645. Aber nicht nur direkte Aufforderungen zum aktiven Kampf um Meinungen finden sich in den Flugschriften, sondern gleichzeitig wiesen viele Autoren auch auf Versuche des jeweiligen Gegners hin, durch Falschmeldungen oder konzentrierte Öffentlichkeitsarbeit Meinungen für sich zu gewinnen. 1704 warnte ζ. B. ein schwedisch gesinnter Autor vor übertriebenen Siegesmeldungen der Sachsen 643
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Vgl. dazu ζ. B. die Flugschrift Warhaffter und gründlicher Bericht Dessen was sich zwischen der Hollendisch- und Schwedischen Flotten bey erstem Angriff und Treffen zugetragen. So geben auß Coppenhagen den 12. Novembris im Jahr Christi 1658, o. O. 1659: Wie dann die Schweden selbsten gewissem Bericht nach, bekennt, daß ihnen die Franckfurterische Zeittungs-Schreibers liegende Feder mehr als ein fliegende Armee genutzt habe, S. 5 nach eigener Zählung. Das Perfect erfundene und wohl praeparirte Neue Holländische Cliestier, 1674, fol. A2v. Das Türckische Cabinet Und die Haubt-Maximen Der Ottomanischen Pforte, Oder die Grund-Veste, Auff welchen eine so mächtige Monarchia, mit einer so brutalen und harten Regierung nicht allein so vil hunderte von Jahren her ist gestanden, sondern immerdar zu genommen hat, niemahlen vorhin auff solche Weise außgegeben, o. O. 1684, fol. L4v.
230 und forderte die Leser auf, immer die Berichte beider Kriegsseiten gegeneinander abzuwägen: gleich wie die Sächsisch-Gesinnete nicht nur aus passion schreiben, sondern auch gar sehr eilen, ein jedes Gerüchte und eine jede Rede in die Feder zu fassen, davon sie doch keine rechte Kundschafft haben können, viel weniger selbst zugegen gewesen, wo dieses oder jenes geschehen, also muß man nicht allezeit ihren Schrijften sofort Glauben beymessen, sondern, wie einem rechtschaffenen Richter gebühret, biß das andere Theil auch gehöret worden, aufschieben646. Besondere Fertigkeiten im Kampf um Meinungen wurden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts einmal mehr Frankreich als dem Hauptgegner des Reiches unterstellt. In der Flugschrift „Europäischer Staats-Rath" erkannte der Verfasser z. B. ein aktives Bemühen Frankreichs durch Flugschriften [...] die man hin und wieder ausgestreuet hat, Krieg zwischen Catholischen und protestirenden Fürsten [...] anzustifftenM\ Mit möglichen Propagandatechniken Frankreichs im publizistischen Bereich befaßte sich auch der Verfasser eines „Nachdencklich KriegsGesprächs" des Jahres 1690. In fiktiven Stellungnahmen kündigt der französische Kommandant Breisachs hier an, daß er hin und wieder viel Briefe senden [will, J. S.], mit dem Vorwand, der Keyser meyne es mit dem Reich nicht treu, und gedächte solches selbsten in Ruin zu bringen64S. Die Auffassung, daß eine tendenziöse Berichterstattung, Falschmeldungen oder einfach nur eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit vorteilhaft sein könnten, war also gerade bei den Flugschriftenautoren weit verbreitet. Ob jedoch die tatsächliche Wirkung meinungsbeeinflussender Schriften so groß war, wie viele Verfasser annahmen, muß offen bleiben. An dieser Stelle interessiert vor allem, wen die einzelnen Publizisten nun als Adressaten einer aufklärenden oder sogar tendenziösen Informationspolitik ansahen. Als Kommunikationsräume für meinungsbeeinflussende Berichte und Schriften können dabei vor allem die Orte angesehen werden, an denen viele Gesandte der einzelnen Regierungen oder sogar mehrere Potentaten zusammentrafen, um ein festliches Ereignis zu begehen oder politische Entscheidungen zu fällen. Innerhalb des Reiches war damit der Reichstag in Regensburg prädestiniert als Nachrichtenbörse; aber auch anläßlich der Wahlen von 1658 und 1690 sowie bei Reichsdeputationstagen oder bei Bündnisverhandlungen, wie sie ζ. B. 1686 anläßlich der Augsburger Liga geführt wurden, kursierten 646
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Wahrhafftiger Bericht, Eines Volontairs Bey der Königl. Schwedis. Armee, Von den Verlauff der disjährigen Campagne, datiret Groß-Glogau in der Schlesie, den 20/30 Novembris Anno 1704, o. O. [1704], f o l . F . Europäischer Staats-Rath, Oder Gründlicher Bericht Wie sich Die Hohen Potentaten in Europa Gegen Die Monarchische Einbildungen des Königes in Franckreich zu verhalten haben, o. O. 1690, fol. R. Nachdencklich Kriegs-Gespräch, Welches der König in Franckreich Ludovicus XIV. mit seinem Herrn Beichtvater und andern hohen Kriegs-Bedienten gepflogen; Welcher massen der Krieg künfftige Zeit wider die Potentaten in Europa fortzuführen sey, Straßburg 1690, fol. A4v.
231 wahrscheinlich entsprechend viele Schriften vor Ort. Hinweise auf diese bevorzugten Kommunikationsräume für propagandistisch gedachte Schriften finden sich nicht nur in den Schriftwechseln vieler Gesandter mit ihren Regierungen, sondern auch in den Flugschriften selbst. So avisiert der Autor des oben bereits erwähnten „Nachdencklich Kriegs-Gesprächs" für seinen fiktiven Propagandavorschlag als besten Verbreitungsort Augsburg an, da sich in dieser Stadt gerade alle Potentaten zur Römischen Königswahl 1690 zusammenfinden 649 . Regensburg als Umschlagplatz für Flugschriften und politische Diskussionen erfährt bereits im Titel der Schrift „Abdruck zweyer Nach- und von Regenspurg verwechselten Schreiben" eine Würdigung650. In einem fiktiven Brief beklagt hier einer der Briefschreiber, daß er durch den Druck einer Informationsschrift, die mit gantzen pacqueten anhero gesand wurde, sich plötzlich nicht mehr in der Lage sieht, seine eigene Meinung bei Diskussionen wirkungsvoll zu vertreten651. Neben den genannten Kommunikationsräumen kommen darüber hinaus die Höfe als Regierungssitze der einzelnen Herrscher für die Verbreitung von Informationen und tendenziellen Schriften in Frage. Die dort ansässigen Gesandten anderer Regierungen waren hier sowohl Nachrichtenverteiler als auch Nachrichtenrezipienten. Nicht zuletzt versuchten aber die Höfe selbst, sich regelmäßig über kursierende Schriften zu informieren. Will man aus den genannten Kommunikationsräumen einen bestimmten Adressatenkreis festmachen, so müssen der Herrscher und Angehörige seiner Regierung als Leser genannt werden. Sie waren gleichermaßen an Primärinformationen wie auf dem Markt befindlichen tendenziösen Stellungnahmen interessiert und nutzten vor allem das Medium ,Flugschrift', um ihre politischen Standpunkte darzulegen oder zu rechtfertigen. Doch können über diesen genannten engen Adressatenkreis noch weitere Leserschichten insbesondere bei den Flugschriften durch medienimmanente Stellungnahmen ausgemacht werden. Gerade in den Vorreden verweisen Autoren und Verleger manchmal auf ihre Beweggründe für die Abfassung des entsprechenden Werkes und gehen dabei oft auf den intendierten Leserkreis ein. Flugschriften wurden demnach nicht nur als Kommunikationsmittel zur Meinungsbeeinflussung genutzt, sondern hatten in vielen Fällen auch die Aufgabe, den Leser zu unterhalten652. Sie entwickelten sich damit teilweise zu einer den Marktgesetzen folgenden 649 650
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Nachdencklich Kriegs-Gespräch, 1690, fol. B. Abdruck zweyer Nach- und von Regenspurg verwechselten Schreiben, Die Hamburgische Gravamina contra Dennemarck betreffende, o. O. [1691], Abdruck zweyer Nach- und von Regenspurg verwechselten Schreiben, [1691], fol. C. Vgl. dazu Deß Apollinis Neuer Probier-Ofen, wie die bisherige Europaeische Kriegs-Consilia auf der Waag der Gerechtigkeit und Klugheit bestehen möchten. Aus dem Parnasso hervorgegeben Durch Trajanum Bocalini, o. O. 1678, Vorrede sowie [Friedlieb Warmund], Europäischer Staats- und Kriegs-Raht, in sich haltend Die sonderbahre Begebenheiten, und denckwürdige Geschichte des 1689sten Jahres, Was so wol in den H. Rom. Reich, Engelland, Franckreich, Spanien, und den vereinigten Nieder-Landen, alß auch In den Königreichen Schweden, Polen, und derer zwischen Dennemarck, und Hollstein, wie ingleichen An den
232 Ware, wie der Verleger des „Raisonablen Staats-Protocolls" ausführlich in seiner Vorrede erläutert653. Dem Charakter nach ist das „Raisonable Staats-Protocoll" bereits eine in gewisser Regelmäßigkeit erscheinende, kritisch alle Bereiche der Politik ausleuchtende Schrift. 1686 erschien eine Fortsetzung des Vorjahresbandes, in der in einer einleitenden Überlegung auf die im Buchgeschäft immer wichtiger werdende Aktualität der Schriften eingegangen wird. Der Käufer gilt dabei als der Verursacher dieses neuen Trends: Man stehe nur eine kleine Weile in einem BuchLaden, entweder in der Messe, oder kurtz hernach, so wird man sehen, wie einer nach dem andern den Cathalogum durchblättere, und immer nach was Neues frage, nach dem Alten bekümmert sich niemand654. Diese Forderungen der Kunden führen dazu, daß die Buchhändler dafür sorgen müssen, daß immer etwas Neues vorhanden seye, sonst werden ihre Läden und Gewölber nicht fleissig besuchet655. Den Wünschen der Käufer kommen die Verlage und Händler entgegen, indem sie auf teure, umfangreiche Werke, die für sie mit großen finanziellen Risiken verbunden sind, verzichten. Vielmehr produzieren sie kleinere Schriften, die probeweise ohne zu große Unkosten auf den Markt gebracht werden. Sind diese erfolgreich, kann entsprechend der Nachfrage eine größere Anzahl nachgedruckt werden. Der Verfasser der Vorrede des „Staats-Protocolls" sieht vor diesem Hintergrund vor allem politische und Staats-Schrifften, die die Frantzösischen Griffe und heimlichen Anschläge dem Leser vermitteln, als Verkaufserfolg an656. Die Bedeutung der Schriften liegt für ihn jedoch auf dem unterhaltenden Sektor, während ihm eine Beeinflussung der Meinung durch diese Traktate unwahrscheinlich erscheint: [...] da doch nur alles vergebliche Bemühungen, man richtet sich im geringsten nicht nach denen besten Schrifften, sondern man liesets nur aus couriosität [...]657. Die Rolle der Flugschriften als Unterhaltungsliteratur für eine über den Kreis der politischen Entscheidungsträger hinausreichende Leserschicht muß also bei der Bestimmung der Adressaten der Schriften mit berücksichtigt werden. Die nähere Ermittlung der allein aus Interesse oder zum Kurzweil lesenden Bevölkerungsschichten läßt sich jedoch nur schwer durchführen, was zum Teil mit dem eingangs erläuterten, sehr unterschiedlichen Charakter der unter dem Oberbegriff ,Flugschrift' zusammengefaßten Schriften zusammenhängt. Während
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Chur- und Fürstlichen Höfen, und denen zu Regenspurg versammleten Ständen vorgefallen, ergangen, und geschlossen worden, Freyburg 1690. In der Vorrede heißt es zu dem Werk: [...] denn es meist von Staats Affairen undArcanen hält, da der Gelehrte sich drüber ergötzen kan. Continuatio Des Raisonablen Staats-Protocolls, Worinnen Nach richtiger Ordnung der itzigen Souverainen Herren und gewaffneten Häupter in gantz Europa Merckwürdige Staats- und Kriegs-Gründe, heimliches Interesse, Und hierbey weit-aussehende Krieges- und FriedensExpeditiones, So wol mit unpartheyischen Staats-Gründen illustriret, als aus recht politischen Principiis deduciret, gnugsam zu verwundern seyn, Frankfurt und Leipzig 1686. Continuatio Des Raisonablen Staats-Protocolls, 1686, Vorrede. Continuatio Des Raisonablen Staats-Protocolls, 1686, Vorrede. Continuatio Des Raisonablen Staats-Protocolls, 1686, Vorrede. Continuatio Des Raisonablen Staats-Protocolls, 1686, Vorrede.
233 gemeinhin Staatsbedienstete, Gelehrte und die lesekundigen Oberschichten der Städte als potentielle Leserschichten für Flugschriften angenommen werden, weisen medienimmanente Stellungnahmen auf ein in Einzelfällen und je nach Charakter der Schrift weiterreichendes Lesepublikum hin. Explizit die Unterschichten wurden ζ. B. von dem Verleger eines Diariums zur Belagerung von Ofen als Käuferschicht avisiert: Es werden sich ihrer viel verwundern, warum dieses Diarium der Presse untergeben und zum Druck befördert worden. Denenselben aber wird hiermit zur Antwort gegeben, daß solches keines weges denen Staats-Leuten, so vorhin von denen Welt-Händeln, ietzigem Zustande des Königreichs Ungarn und der Ursachen des mit dem Erb-Feind christlichen Namens, dem Türcken, führenden Kriegs mehrere Wissenschafft haben: Sondern nur dem gemeinen Manne, der gleichwohl auch zu wissen verlanget, was etwan bey der so harten und blutigen Belägerung der Vestung Ofen Vorgängen653. Der Verleger wollte in diesem Fall also nicht die oben genannten Leserkreise ansprechen, sondern er sah gute Chancen, sein Produkt auch gewinnbringend an den gemeinen Manne zu verkaufen. Das Diarium entspricht allerdings vom inhaltlichen Charakter her einer berichtenden Relation, die Primärinformationen liefern will. Damit stellte sie an den Leser keine hohen Anforderungen. Meinungsbeeinflussung konnte jedoch trotzdem stattfinden, wenn der Kaiser ζ. B. als höchst-geehrtester Käiser tituliert wurde und dessen Siege als besondere Auszeichnung Gottes galten659. Die Schrift transportierte durch solche Stellungnahmen und durch die allgemein anerkennende Berichterstattung zu den Erfolgen gegen die Türken ein positives Bild des Kaisers in die unteren Schichten der Bevölkerung, ohne daß der Hof in Wien in diesem Bereich tätig wurde. Darüber hinaus dienten Schriften, die ζ. B. auf sehr einfache Art gesprächsweise die momentane politische Situation aufarbeiteten 660 oder in Mundart verfaßt
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Diarium, Das ist: Kurtze und warhafftige Erzehlung alles des Jenigen, Was Zeit-währender Belägerung der gewaltigen Vestung und Schlüssel des Ottomannischen Reichs in Ungarn, Ofen, sonst Buda genannt, Von Tag zu Tag sich zugetragen: Und Wie solche nach vielen blutigen Stürmen endlich den 23. Aug. (2. Sept.) des 1686sten Jahrs von den Christlichen Armeen mit stürmender Hand erobert. Ingleichen die Belägerung der Käiserl. Reichs- und Hansee-Stadt Hamburg, So von Ir. Königlichen Maj. in Dennemarck zwar vorgenommen, aber durch interposition verschiedener Chur- und Fürsten wiederum auffgehoben worden, Sambt fernerer kürtzlicher Erzehlung, was die Käiserl. Armee, nach Eroberung Ofen, vor fernere Progressen in Ungarn gehabt, und wie Sie die beyde veste Städte, als Segedin und Fünffkürchen gleichfalls zur Ubergabe bezwungen, und die Essegger-Brücke totaliter ruiniret und verderbet hat, Nebst angefügter Execution des berühmten Goldmachers Cronemanns zu Beyreuth, und geheimbden Raths zu Heydelberg, Langhausens, publicirter sentenz, o. O. 1687, Vorrede. Diarium, Das ist: Kurtze und warhafftige Erzehlung alles des Jenigen, 1687, S. 77. Vgl. zu diesem T y p der Flugschriften beispielhaft Der Schwedischer Pickelhering, oder Kurtzer Verlauff dero in Nordischen König Reichen und auff der Insel Fühnen, vor und nach gespielten Kriegs-Tragaedien, Kopenhagen 1660; Gespräch Zwischen Einem Doctore von Rostock, Und Einem Studioso, betreffend Die Wamemundische Licenten, und zu derer Behaup-
234 waren, zur Unterhaltung der Unterschichten661. Inwieweit diese Abhandlungen jedoch konkret auf ein Bemühen der Obrigkeiten zurückgingen und bestimmte Meinungen transportieren sollten, oder ob sie den Gesetzen des Marktes folgten und vor allem finanzielle Gewinne durch die Erschließung weiterer Kundenkreise bringen sollten, muß offen bleiben. Festzuhalten bleibt, daß Flugschriften nicht nur als notwendige Bestandteile der politischen Kommunikation und des Meinungskampfes der staatstragenden Schichten zu sehen sind, sondern durch ihre Inhalte auch auf Interesse bei Lesern stießen, die nicht direkt als politische Entscheidungsträger angesprochen werden sollten. Damit war der intendierte Adressatenkreis der Herrschenden jedoch nicht mehr identisch mit dem tatsächlichen Leserkreis der Schriften. Vor diesem Hintergrund kann die seit der Mitte des 17. Jahrhunderts zu beobachtende vermehrte Veröffentlichung offizieller Schriftstücke und tendenziöser Schriften als ein Entwicklungsschritt angesehen werden, dessen Schneeballeffekt von Andreas Gestrich bereits erläutert wurde662. Den Gesetzen des Marktes folgend entwickelte sich aus dem eng umrissenen Kreis der politischen Entscheidungsträger ein weiterreichender Öffentlichkeitskreis. Gelehrte, der Klerus oder auch das lesekundige städtische Bürgertum verfolgten mit Interesse die Informationen, die ihnen durch die Regierungen zugänglich gemacht wurden. Eine Meinungsbildung oder sogar anschließende Kommentierung der politischen Situation durch diese Schichten konnte dabei auf lange Sicht nicht ausbleiben. Die Preisgabe einzelner ursprünglich unter die Arkan-Praxis der Höfe fallender Regierungsgeheimnisse zum Zweck der eigenen Rechtfertigung erschloß damit gleichzeitig breiteren Schichten den Zugang zu politischen Hintergründen, was wiederum zu einem erhöhten Rechtfertigungsdruck auf den absolutistischen Herrscher führte. In den annähernd fünfzig Jahren der Regierung Leopolds I. waren die Grundverhältnisse für eine rechtfertigende Öffentlichkeitsarbeit und Meinungsbeeinflussung also einem langsamen, aber permanenten Wandel unterworfen. Ähnlich schwierig wie die Ermittlung der Adressatenkreise der Flugschriften ist auch eine Bestimmung der Leserkreise von Zeitungen und illustrierten Einblattdrucken. Obwohl die Anzahl der Zeitungsgründungen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stark zunahm, darf, wie bei den Flugschriften, der Leserkreis von Zeitungen nicht zu weit gefaßt werden663. Die oft komplizierten politischen
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tung von der Chron Schweden newlich dahin gelegten Schanzen, o. O. 1661; Cromwels, Oxenstirns und Lilienströms geführte Staats-Discursen In Plutonis Residentz, o. O. 1659. Vgl. ζ. B. die in Mundart verfaßten Flugschriften Eines Hinter-Pommerischen und Mecklenburgischen Pauren Gespräch, Wegen des new ausgegebenen und in Druck ergangenen Gesprächs von der Reichs-Armee, o. O. 1659 sowie Eines Soldaten und Mecklenburgischen Bauren Gespräch, von der neuen Reichs-Armee, o. O. 1659, die bei den Bauern um Akzeptanz für die durch ihr Land ziehenden Truppen werben. Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 27. Vgl. zu den Leserkreisen der Zeitung auch die einleitenden Überlegungen zum Thema .Öffentlichkeit'.
235 Sachverhalte, die in den Flugschriften kommentiert und erläutert wurden, konnten nur von informierten Kreisen verstanden werden und setzten einen gewissen Grad an Bildung voraus. Genauso mußte der Zeitungsleser kontinuierlich die Nachrichtenlage verfolgen, um den Überblick zu behalten. Das ζ. B. bei Kaspar Stieler aufgeführte Wörterbuch für Zeitungsleser macht darüber hinaus deutlich, daß auch Zeitungen Mindestanforderungen an den Wissensstand des Lesers stellten. Trotzdem waren sie ein vergleichsweise billiges Informationsmedium für einen weit über die politisch relevanten Kreise hinausgehenden Bevölkerungsteil, der offensichtlich zunehmende Bedeutung für die Öffentlichkeitsarbeit der Höfe erlangte. Wie sah es aber nun mit dem illustrierten Einblattdruck aus, der ebenfalls Primärinformationen vermittelte und in einer Art Bildbericht die Nachrichten aus den Zeitungen ergänzte? Michael Schilling hat hier auf die auch für dieses Medium geltenden Schwierigkeiten bei der Bestimmung des Käufer- und damit Adressatenkreises hingewiesen. Seiner Ansicht nach kann aber durchaus „als größte Zielgruppe und wohl auch Käuferschicht von Flugblättern die des Gemeinen Manns" ausgemacht werden, die „alle rechts-, aber nicht herrschaftsfähigen Mitglieder einer städtischen oder dörflichen Gemeinde umfaßte" 664 . Damit ist für den illustrierten Einblattdruck von einem sehr weit gefaßten Kundenkreis auszugehen, der nicht primär aus den politisch einflußreichen Schichten bestand, sondern vor allem auf das „städtische Kaufpublikum" zurückging665. Das zuvor festgestellte fehlende Engagement des Wiener Hofes auf dem Sektor des illustrierten Einblattdruckes und die von Baumanns zumindest für Lisola festgestellte primäre Berücksichtigung der politisch einflußreichen Kreise666 legen damit den Schluß nahe, daß Wien an dem Medium des illustrierten Einblattdrucks als Kommunikationsmittel wenig Interesse aufbrachte, da es nur in Ausnahmefällen die vom Hof primär gewünschte Zielgruppe ansprach. Eine Ausnahme muß jedoch im Hinblick auf illustrierte Einblattdrucke gemacht werden, die repräsentative Festlichkeiten bei Hof im Bild festhielten. An der Verbreitung von Bilddarstellungen zu den prächtig inszenierten Feierlichkeiten anläßlich von Familienfesten bestand in Wien durchaus Bedarf, doch hatte man in diesen Fällen wiederum die politisch relevanten Kreise als Adressaten im Blick, denen die prestigeträchtigen Festlichkeiten auf diese Art und Weise vor Auge geführt werden sollten667. Noch schwieriger als bei Flugschrift, illustriertem Einblattdruck oder Zeitung ist die Bestimmung des Hörer- bzw. Leserkreises von historischen Liedern. Sie konnten theoretisch einen sehr großen Teil der Bevölkerung erreichen, da auch Leseunkundige durch das Hören der Lieder und durch die als Merkhilfe fungierende Reimform in die Lage versetzt wurden, die Inhalte zu rezipieren und selbst 664
S c h i l l i n g , B i l d p u b l i z i s t i k , S. 5 2 .
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S c h i l l i n g , B i l d p u b l i z i s t i k , S. 5 2 .
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B a u m a n n s , L i s o l a , S. 3 5 3 .
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V g l . d a z u K a p i t e l III.
236 weiterzuverbreiten. Andererseits ließen sich infolge der mangelnden Quellen keine Hinweise finden, daß in Wien die Abfassung von tendenziösen Liedtexten besonders gefördert wurde und damit in der Öffentlichkeitsarbeit besondere Rücksicht auf das leseunkundige Volk genommen wurde. Eine abschließende Beurteilung dieses Mediums im Hinblick auf die tatsächliche Nutzung durch Wien und des damit intendierten Adressatenkreises ist damit nicht möglich. Faßt man abschließend die hier vorgestellten Überlegungen zu Adressaten und Leserkreisen der publizistischen Medien noch einmal zusammen, so entsteht der Eindruck, daß Wien sich über weite Strecken der Regierungszeit Leopolds I. stark an den politisch relevanten Schichten orientierte, wenn es durch publizistische Kommunikationsmittel versuchte, Meinungen zu beeinflussen. Als Medium boten die Flugschriften die besten Möglichkeiten zur Agitation, doch versuchte Wien im Lauf der Zeit auch durch ein lokales Engagement auf dem Zeitungssektor, das verstärkte Interesse weiter Teile der Bevölkerung an Nachrichten für eine informierende Öffentlichkeitsarbeit zu nutzen.
III. Die Imagepolitik des Wiener Hofes außerhalb der Tagespublizistik In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stellten die im Kapitel II behandelten gedruckten Medien der Tagespublizistik nur einen Teilbereich der Möglichkeiten dar, die einem Herrscher zur Verfügung standen, um sich vorteilhaft in der Öffentlichkeit zu präsentieren. In dem folgenden Kapitel werden daher andere zeitgenössische Kommunikationsmittel und Inszenierungsmöglichkeiten untersucht, die mitunter in ihrer Bedeutung höher als die bisher erörterten Medien einzuschätzen sind. Denn fern von den Druckmedien boten Kunst und Architektur sowie die aufwendige Inszenierung des Herrschers im barocken Fest vielfältige Möglichkeiten zur positiven Selbstdarstellung. Die starke Berücksichtigung dieser Art der Inszenierung kam dabei dem herrscherlichen Grundverständnis der Zeit entgegen. Durch die Zurschaustellung von Glanz und Prunk bei Hof betonte der jeweilige Potentat seine ,Gloire' und demonstrierte in Abgrenzung vom einfachen Volk seine hervorgehobene Rolle als von Gott zur Herrschaft erwählter Fürst. Gleichzeitig dienten die Einhaltung des Zeremoniells oder die besondere Inszenierung in Kunst, Fest und Theater zur Behauptung der eigenen Stellung innerhalb des Konzerts der europäischen Mächte. Je prunkvoller ein Fest gefeiert wurde oder je aufwendiger der entsprechende Potentat sich selbst inszenierte, desto mehr Eindruck erzielte er an den anderen Höfen in Europa und konnte über den so erworbenen besonderen Ruhm in einer hierarchisch gedachten Herrschaftsordnung seinen Rang abbilden und bestätigen. Während die Medien der Tagespublizistik, und hier vor allem die Flugschriften, dazu dienten, auf aktuelle politische Ereignisse zu reagieren und den eigenen Standpunkt darzulegen, bot die glanzvolle Inszenierung durch Fest und Kunst dem Herrscher darüber hinaus die Möglichkeit, selbst zum Ereignis zu werden. Heute könnte die aktive Inszenierung imagebildender Ereignisse als Ausdruck der ,public relations' eines Potentaten gewertet werden. Im ausgehenden 17. Jahrhundert muß jedoch ein entscheidender Unterschied festgehalten werden: Während es heute Ziel jeder imagebildenden Maßnahme ist, durch diese Aktion den Weg in die Medien der Tagespublizistik zu finden, um dadurch einen möglichst breiten Offentlichkeitskreis zu erreichen, trifft dies für die Imagepolitik der Herrschenden innerhalb des Untersuchungszeitraums nicht uneingeschränkt zu. Eine Festveranstaltung bei Hof erreichte häufig nur die dort tatsächlich anwesenden Personen, die wiederum im Normalfall aus den staatstragenden und politisch relevanten Schichten der Gesellschaft bestanden. Durch die beim Fest und in der Kunst verwendete .Sprache' der Emblematik oder Allegorie wurde zudem ein geheimes Informationssystem entwickelt, das wiederum nur den gebildeten Schichten der Be-
238 völkerung zugänglich war. Das Volk blieb dagegen von den Inhalten des inszenierten Ereignisses weitgehend ausgeschlossen. Trotzdem konnte das vom Herrscher inszenierte Ereignis für alle Schichten der Bevölkerung eine Bedeutung haben. Andreas Gestrich hat hier darauf hingewiesen, daß gerade die Unverständlichkeit der durch Fest und Kunst transportieren Botschaften wiederum „die gewünschte Wirkung der Verbreitung von Ehrfurcht erzielten" und damit einen herrschaftslegitimierenden Effekt hervorriefen, da die abgehobene und einzigartige Stellung des Potentaten dadurch betont wurde1. Das folgende Kapitel wird sich daher mit den beiden hier angesprochenen Ebenen der Wirkung von imagepolitischen Maßnahmen eines Herrschers beschäftigen. Die Anstrengungen des Wiener Hofes zu einer positiven Gestaltung des Images von Kaiser Leopold I. sollen dabei ebenso wie im vorangehenden Kapitel sowohl aus der inhaltlichen als auch aus der mediengeschichtlichen Perspektive erörtert werden. Grundsätzlich ist zunächst zu fragen, welche Inszenierungen im Mittelpunkt der Bemühungen Wiens standen, und wo Schwerpunkte bei der Imagegestaltung gesetzt wurden. Für den inhaltlichen Aspekt ist vor allem der Vergleich mit den vorher aus dem Bereich der Tagespublizistik gesammelten Erkenntnissen relevant. Welche Inhalte wurden außerhalb der Tagespublizistik mit Hilfe anderer Kommunikationsmöglichkeiten transportiert? Ergab sich hier möglicherweise ein vollkommen anderes Image des Kaisers, als dies in Flugschriften, Zeitung und illustriertem Einblattdruck der Fall war? Neben dem inhaltlichen Fragehorizont interessiert jedoch auch das Problem der medialen Weitervermittlung der zunächst lokal auf den Hof beschränkten Ereignisse. Versuchte der Wiener Hof ζ. B. gezielt, auch weitere Kreise der Bevölkerung durch seine Imagepolitik zu erreichen, und welche Medien konnten hier eine Rolle spielen? Um die genannten Problemkreise bearbeiten zu können, müssen parallel zu den oben angeführten Medien der aktuellen Publizistik eine Reihe anderer Kommunikationsmittel berücksichtigt werden, die im Vergleich dazu nur schwer als einheitliche Gruppierungen umrissen werden können. Ähnlich wie beim historischen Lied ergibt sich für den gesamten Bereich der höfischen Inszenierungen das Problem, daß für den Historiker häufig die primäre Kommunikationssituation nur auf sekundärem Weg zu ermitteln ist. Findet ζ. B. eine Theateraufführung am Hof statt, so wird durch das Zusammenwirken von bildlichen Darstellungen, eventuell durch Musik, und durch das Agieren der Schauspieler ein geschlossener Eindruck vermittelt, der jedoch heute nur noch durch das Lesen eines sekundären Mediums, nämlich des in Druckform niedergelegten Theaterstückes selbst, erfahrbar wird. Die in dem folgenden Kapitel zu untersuchende aktive Imagepolitik des Wiener Hofes wird also nur anhand des Niederschlages, den diese Arbeit in sekundären Medien fand, bearbeitet werden können. Damit entsteht jedoch ein ambivalentes Bild. Geht man davon aus, daß die Imagepolitik des Wiener Hofes tatsächlich nur
Vgl. dazu Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit, S. 45.
239 ζ. Β. den Zuschauern des entsprechenden Theaterstückes galt, so müssen Berichte dazu sowie die inhaltliche Fixierung dieser Stücke nur als Begleiterscheinung dieser Imagepolitik gewertet werden und nicht als bewußt genutzte Möglichkeit zur Erweiterung des angesprochenen Öffentlichkeitskreises. Unterstellt man jedoch, daß ein möglichst großer Kreis der Bevölkerung festliche Inszenierungen bei Hof, symbolische Gesten oder mit Hilfe der Kunst kommunizierte werbende Botschaften wahrnehmen sollte, so spielen gerade die sekundären Medien eine besondere Rolle bei den imagepolitischen Bemühungen eines Herrschers. Welches sind aber nun die für das folgende Kapitel grundlegenden primären oder sekundären Medien, die uns sogar heute noch über imagewerbende Botschaften eines Herrschers informieren können? Zu dem Bereich der noch originär zugänglichen Kommunikationsmittel, die zur Vermittlung eines positiven Bildes eines Potentaten eingesetzt werden konnten, gehören zunächst alle auf dem künstlerischen Sektor entstandenen Werke. Ein vom Hof in Auftrag gegebener Bildzyklus, die Errichtung eines repräsentativen Schloßbaus oder die Schaffung einer den Fürsten zeigenden Skulptur dienten zur Darstellung des Herrschers und seines Renommees in der Öffentlichkeit, und sind je nach Erhaltungszustand auch heute noch für eine Interpretation nutzbar. Ergänzt werden diese Realien durch sekundäre Medien wie ζ. B. Prospektzeichnungen von Bauvorhaben oder druckgraphische Vervielfältigungen entsprechender Bilddarstellungen des Herrschers. Wesentlich schwieriger ist, wie oben bereits angedeutet wurde, die Beurteilung des ganzen Komplexes des höfischen Festes im Hinblick auf die zur Verfügung stehenden Quellen. Festberichte, in Druck niedergelegte Theaterstücke und vor allem im Bereich der Druckgraphik entstandene Bilddarstellungen geben hier nur einen sekundären Eindruck von den tatsächlich sich abspielenden Inszenierungen. Als Informationsmöglichkeit können jedoch auch die unter Kapitel II bereits abgehandelten Medien der aktuellen Publizistik herangezogen werden, die zumeist in berichtender Form auf die Festveranstaltungen eingingen. Klar umrissen sind dagegen die Quellengrundlagen für den dritten großen Sektor kaiserlicher Öffentlichkeitsarbeit: Die Geschichtsschreibung kann neben dem höfischen Fest und der Kunst als weiterer Komplex angesehen werden, der zur positiven Darstellung des Kaisers und seines Hauses in der Öffentlichkeit diente. Die vom Hof in Auftrag gegebenen Werke wurden im Normalfall durch den Druck einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht und liegen in Buchform in den Bibliotheken vor.
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III.l Höfisches Fest Das Zeremoniell als Mittel der Herrschaftslegitimierung, das barocke Fest als Möglichkeit der repräsentativen Selbstdarstellung sowie allgemein das Repräsentationsbedürfnis barocker Potentaten haben in der Forschung bereits eine umfangreiche Würdigung erfahren2. Während die zeremoniellen Strukturen des Hofes im alltäglichen Leben kaum Gegenstand einer auch außerhalb dieser engen Grenzen wirkenden Imagepolitik sein konnten, boten besondere Ereignisse im staatlichen sowie familiären Bereich den Potentaten umfangreiche Gelegenheit, sich entsprechend in Szene zu setzen. Faßt man die wichtigsten Gelegenheiten zur Herrschaftsinszenierung zusammen, so können im staatlichen Bereich Staatsbesuche, Erb- und Landeshuldigungen, Belehnungen oder der Empfang einer Gesandtschaft als Möglichkeiten einer positiven Darstellung in der Öffentlichkeit angesehen werden. Als Familienereignisse, die in besonderer Weise gefeiert oder begangen wurden, waren Geburten, Hochzeiten und Bestattungen sowie der Namenstag des Herrschers prädestiniert. Zu all diesen Anlässen konnte der Potentat sich durch eine besonders prunkvolle und aufwendige Gestaltung des Ereignisses wirkungsvoll der Öffentlichkeit präsentieren. Für die Ausgestaltung der verschiedenen Festlichkeiten stand ihm dabei im Rahmen der barocken Festgepflogenheiten ein breites Instrumentarium zur Verfügung3. Insbesondere bei Hochzeiten innerhalb des Herrscherhauses fanden oft alle verschiedenen Inszenierungsmöglichkeiten Anwendung. Die Errichtung von Festdekorationen, das Abbrennen von Feuerwerken, die Aufführung von Theaterstücken, das Abhalten von glanzvollen Mahlzeiten sowie die prachtvollen Einzüge des Brautpaares oder ihrer Gäste gehörten zur würdigen Feier eines solchen Ereignisses. Ehrenpforten, Illuminationen, Feuerwerke oder bei Todesfällen die aus diesem Anlaß errichteten Trauergeriiste waren dabei reich geschmückt durch Embleme, Chronogramme oder allegorische Darstellungen, die je nach der Komplexität des Dargestellten oft erst durch
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Vgl. zum Themenkomplex des barocken Festes und Herrschaftsrepräsentation die Darstellungen von Richard Alewyn, Das große Welttheater. Die Epoche der höfischen Feste, 2. erw. Aufl. München 1985; Karin Plodeck, Hofstruktur und Hofzeremoniell in BrandenburgAnsbach vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Zur Rolle des Herrschaftskultes im absolutistischen Gesellschafts- und Herrschaftssystem, Ansbach 1972; Eberhard Straub, Repraesentatio Maiestatis oder churbayerische Freudenfeste. Die höfischen Feste in der Münchner Residenz vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, München 1969 (Miscellanea Bavarica Monacensia 14) sowie Stephan Skalweit, Das Herrscherbild des 17. Jahrhunderts, in: HZ 184 (1957), S. 65-80. Vgl. zu Elementen der barocken Festkultur Wolfgang Baumann, Elisabeth Fendl, Burgi Knorr, Barocke Feste, in: Karl Möseneder (Hrsg.), Feste in Regensburg. Von der Reformation bis in die Gegenwart, Regensburg 1986, S. 68-77 sowie Alewyn, Das große Welttheater, S. 11-12.
241 eine erläuternde Festschrift dem lesekundigen und gebildeten Publikum von ihrem gesamten Inhalt her verständlich wurden. Überblickt man die gesamte Regierungszeit Kaiser Leopolds I., so bestätigt sich der Eindruck, daß Hochzeitsfeierlichkeiten die am aufwendigsten inszenierten Festlichkeiten seiner Regierungszeit waren, wobei der im Hinblick auf das spanische Erbe politisch brisanten Eheschließung von 1666 eine besondere Bedeutung zukam. Doch auch die Ehen mit Claudia Felicitas von Tirol 1673 und mit Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg 1676 wurden mit prachtvollen Einzügen, Theaterstücken und Festdekorationen gefeiert 4 . Im Gegensatz dazu nahmen sich die Krönungsfeierlichkeiten für Leopold I. zu seiner Wahl in Frankfurt 1658 sowie zur Wahl seines Sohnes 1690 in Augsburg eher bescheiden aus. Die zusätzlich zu den traditionellen Elementen der Wahl- und Krönungsfeierlichkeiten arrangierten Festlichkeiten gingen über einzelne Theateraufführungen oder ein 1658 im Vorfeld der Wahl abgehaltenes Turnierspiel nicht hinaus. Erst nach der eigentlichen Wahl und Krönung konnte es zu einer Überschreitung des klassischen Rahmens für ein solches Ereignis kommen, denn beim anschließenden Zug des neugewählten Potentaten durch die wichtigsten Reichsstädte oder beim Besuch in großen Residenzstädten wurde der Kaiser häufig in prunkvoller Weise gefeiert. Beispielhaft sei hier nur der sich 1658 an die Wahl Leopolds anschließende Aufenthalt des kaiserlichen Hofstaates in München genannt, während dessen der bayerische Kurfürst den hohen Besuch durch zahlreiche Festveranstaltungen unterhielt. Neben Opern und Theateraufführungen fanden zu Ehren der Gäste Festessen, ein Turnier sowie eine Jagd in Schleißheim statt5. Diese prachtvollen Inszenierungen galten zwar offiziell dem neugewählten Kaiser, doch konnte der bayerische Kurfürst sich gerade durch das möglichst prachtvolle Begehen dieses Ereignisses innerhalb der Mächtehierarchie der deutschen Höfe im besten Licht präsentieren. Die abgehaltenen Festlichkeiten müssen daher zu einem großen Teil als werbende Imagepolitik des bayerischen Hofes verstanden werden und nicht als eine auf die Bemühungen der Habsburger zurückgehende Propagandaveranstaltung. Trotzdem stand neben dem bayerischen Kurfürsten bei den einzelnen Inszenierungen vor allem das Haus Habsburg im Mittelpunkt, so daß auch der Wiener Hof Nutzen daraus zog. Neben den Krönungsfeierlichkeiten auf Reichsebene waren schließlich Krönungen in Ungarn oder Böhmen sowie die Huldigungen in den einzelnen Landesteilen wichtige Anlässe für eine prachtvolle Selbstdarstellung Leopolds I. bzw. später auch seines Sohnes Joseph. Doch auch in diesem Fall gingen die abgehal4
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Vgl. zur Hochzeit mit Claudia Felicitas den Ausstellungskatalog Ave Claudia Imperatrix. Die Hochzeit Kaiser Leopolds I. mit Erzherzogin Claudia Felicitas von Tirol in Graz 1673, Eggenberg 1983 (Veröffentlichungen der Abteilung Schloß Eggenberg 3), hier vor allem S. 2838 und S. 45-54 sowie im Anhang Abb. 6-13. Vgl. dazu die Angaben bei Straub, Repraesentatio Maiestatis, S. 201-217. Ähnlich ausgiebig wurde der Besuch Josephs I. nach seiner Wahl 1690 gefeiert. Vgl. dazu Straub, S. 291-293.
242 tenen Festlichkeiten oft nicht auf den Wiener Hof als Veranstalter zurück. Ein Festbericht zu den Huldigungsfeierlichkeiten für Kaiser Leopold I. 1660 in Kärnten macht deutlich, daß vor allem die Landstände sich um die Gestaltung der Festlichkeiten bemühten6. Auf ihre Initiative ging zunächst der Empfang des Kaisers in einem vor den Toren Klagenfurts aufgestellten Festzelt zurück7. Auch der Schmuck der Örtlichkeiten oblag den Ständen als Veranstalter. Besonderen Ehrgeiz hatte man in die Errichtung eines Reiterstandbildes gesetzt, das die ansonsten bei solchen Anlässen übliche Triumphpforte ersetzen sollte8. Die Sockelinschriften feierten dabei Leopold I. sowohl als Friedensbringer als auch als erfolgreichen Kriegshelden und nahmen damit Bezug auf die kurz vorher zu Ende gegangenen kriegerischen Auseinandersetzungen im Norden. Geschmückt war das Reiterstandbild außerdem mit Personifikationen des Regierungsmottos ,Consilio et Industria' des Kaisers. Ausführliche Lobreden, das Singen des Te Deums, die Illumination der Häuser der Stadt, Festessen und ein von den Jesuiten aufgeführtes Theaterstück vervollständigten das Programm rund um den eigentlichen Huldigungsakt. Die Festlichkeiten wurden damit größtenteils von den Landständen veranstaltet, die sich bis hin zu dem später in Druck gegebenen Festbericht bemühten, den neuen Landesherren gebührend zu empfangen. Genuin auf den Bemühungen des Wiener Hofes fußen dagegen vor allem Feierlichkeiten zu Familienereignissen. Neben den oben bereits genannten Hochzeiten Leopolds wurden auch die Hochzeit Josephs I. 1699 mit Wilhelmina Amalia von Braunschweig und Lüneburg sowie die Geburt der Thronfolger Joseph 1678 und die Geburt des Enkels Leopolds I. 1700 prunkvoll inszeniert. An Trauerfeierlichkeiten sind vor allem der Tod der beiden Ehefrauen des Kaisers sowie der Tod Karls II. im Jahr 1700 hervorzuheben. Namenstage oder Geburtstage innerhalb der kaiserlichen Familie wurden dagegen durch einzelne Theateraufführungen und Empfänge weniger prachtvoll begangen, doch markierten diese Ereignisse ebenfalls wichtige Einschnitte im Hofleben. Primär vom Hof organisiert wurden schließlich die Empfänge für wichtige Gesandtschaften oder andere Potentaten, die wiederum auch dazu dienten, die eigene Größe gegenüber den Besuchern zu demonstrieren. Wie aber wurde nun genau gefeiert, wenn der Wiener Hof sich entschloß, ein Ereignis besonders festlich und damit imagepolitisch wirksam zu begehen? Anhand der Hochzeitsfeierlichkeiten von 1666/67 sollen im folgenden Kapitel ex-
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Hans Sigmund von Ottenfels, 1660. Beschreibung Oder Relation Uber den Einzug und Erbhuldigungs Actum In dem Ertzhertzogthumb Kärndten, Klagenfurt 1660, N D Klagenfurt 1976. Ottenfels, 1660, fol. B. Ottenfels, 1660, fol. C. Vgl. zu dem Reiterstandbild auch die Ausführungen von Ebba Koch, Das barocke Reitermonument in Österreich, in: Mitteilungen der Österreichischen Galerie 19/20 (1975/76), S. 32-80, hier mit den entsprechenden Bilddarstellungen S. 50-53.
243 emplarisch sowohl inhaltliche Aussagen als auch die mediale Weitervermittlung dieses Ereignisses überprüft werden.
III. 1.1 Die Hochzeit mit Margaretha Theresia 1666/67 als multimediales Ereignis Die erste Ehe Leopolds I. mit der Infantin Margaretha Theresia war vor allem wegen des spanischen Erbes politisch von großer Bedeutung für den Wiener Hof. Nachdem Ludwig XIV. bereits 1659 im Zuge des Pyrenäenfriedens die ältere Schwester Margaretha Theresias geheiratet hatte, richtete sich in der Folgezeit das gesamte politische Handeln Leopolds I. auf das Zustandekommen einer Ehe mit der zweiten Tochter des spanischen Königs Philipps IV.9 Denn trotz des Verzichtes von Ludwig XIV. auf das Erbe seiner Frau schienen die Erbansprüche des Hauses Habsburg beim Tod Philipps IV. und seines als gesundheitlich labil eingestuften Sohnes Karls II. keineswegs gesichert. Die Hochzeit mit der Infantin diente daher zur Festigung der Anwartschaft des Kaisers auf die Nachfolge in Spanien für den Fall, daß die männliche Linie der spanischen Habsburger aussterben sollte. Entsprechend dieser politischen Hintergründe galt es dann für den Wiener Hof, die nach langen Verhandlungen endlich zustande kommende Ehe in den Medien in gebührendem Maße publik zu machen. Die Stärkung der Verbindung mit den spanischen Habsburgern sollte nicht nur innerhalb des Reiches, sondern in ganz Europa und insbesondere in Frankreich zur Kenntnis genommen werden. Denn gerade Ludwig XIV. hatte durch die aufwendig gefeierte Hochzeit mit der älteren Infantin Maßstäbe gesetzt und der Öffentlichkeit im Rahmen von höfischen Festlichkeiten seine ausgedehnten Herrschaftsansprüche vorgeführt 10 . 1662 zeigte sich der französische König ζ. B. bei einem Ritterturnier in der Rolle des Römischen Kaisers und ließ diese Inszenierung auch ins Bild setzen". In Wien mußte man auf solche Provokationen gerade vor dem Hintergrund des umstrittenen spanischen Erbes reagieren und machte durch die prachtvolle Gestaltung der politisch wichtigen Ehe mit Margaretha Theresia die gesamte Hochzeit zu einem Medienereignis ersten Ranges. Entsprechend der Bedeutung dieser Ehe und der erhofften politischen Wirkung widmete der Kaiser persönlich seine ganze Aufmerksamkeit den anläßlich dieses Ereignisses abzuhaltenden Festlichkeiten. Die Briefe Leopolds an den habsburgischen Gesandten Pötting in Spanien sind Zeugen für sein Engagement in dieser 9
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Vgl. dazu Alfred Francis Pribram, D i e Heirat Kaiser Leopold I. mit Margaretha Theresia von Spanien, in: Archiv für österreichische Geschichte 77 (1891), S. 3 1 9 - 3 7 5 . Vgl. dazu Polleross, Sonnenkönig und österreichische Sonne, S. 241f. s o w i e Polleross, Sol Austriacus, S. 62-64. Vgl. dazu Burke, L u d w i g XIV., S. 97-98.
244 Sache12. Als Hauptfestlichkeiten planten der Kaiser und seine Berater ein Feuerwerk zum Empfang der Braut, ein Reiterballett mit dem Titel „La Contesa dell'Aria e dell'Acqua" und die Aufführung der für diesen Zweck geschriebenen Oper „II Pomo d'oro"13. Allerdings stellten die immer wieder verschobene Abreise der Braut und ihre von Verzögerungen geprägte Reise von Barcelona nach Wien die Organisatoren der Feierlichkeiten vor zunehmende Probleme. Die schwierige Anreise der Braut war aber nicht nur Gegenstand der persönlichen Überlegungen des Kaisers, sondern erhielt durch die Zeitungsberichterstattung des Jahres 1666 eine ungeahnte Breitenwirkung. Seit dem August gab es kaum eine Zeitung, die nicht wöchentlich das Neueste über dieses Ereignis berichtete. Erst im Februar 1667 endet der kaum überschaubare Nachrichtenfluß zur Hochzeit des Kaisers. Innerhalb der Zeitungen avancierte die Eheschließung Leopolds I. damit zu einem Hauptnachrichtenthema; über kaum ein Ereignis außerhalb der Kriegsberichterstattung wurde so ausführlich berichtet. Die Frankfurter Postzeitung begann ζ. B. Ende Juli mit ihren Meldungen zu der bevorstehenden Hochzeit und lieferte Informationen zu einer Krankheit Margaretha Theresias, die alle Planungen in Frage zu stellen schien14. Die Gesundung der Braut sowie die Fortsetzung ihrer Reise sind der Zeitung dann ebenso Meldungen wert wie Informationen zu den in Wien vorangehenden Festvorbereitungen: Die zu Ihrer Ankunjft allhier ahngefangene Praeparatoria, werden eyfferig fortgesetzt, und auff die darzu ahngestellte Comedi, so 2. Tage gehalten werden solle, 350 kostbare Kleider, und ein Theatrum, welches sich 26. mal verändert, verfertiget^. Anfang August wurde erneut von der Reise der Braut verbunden mit Empfangsvorbereitungen in Wien berichtet16. In Ausgabe Nr. 35 der Frankfurter Postzeitung erfuhr der Leser dann jedoch von einem erneuten Fieber der Infantin17. Im Berliner Merkur heißt es dazu: Ob wolln zwar sich Ihre Kayserl. Maytt. und der gantze Hof, über die berichtete Kranckheit und Verschub der Abreisung der Käyserl. Braut, perplex befinden, so wird doch an Zurichtung der Comödi, TriumphPforten und etlicher Triumph-Wagen, starck gearbeitet [...]18. Schließlich erreichte Margaretha Theresia aber doch Italien und zog nach der beendeten Schiffsreise in Finale Ligure ein19. In der gleichen Ausgabe der Frankfurter Zeitung, in der 12
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Vgl. dazu Pribram, Privatbriefe Leopolds I., Bd. 1, Nr. 95, S. 217; Nr. 96, S. 220; Nr. 105, S. 241. Vgl. zu den geplanten Feierlichkeiten Andrea Sommer-Mathis, Amerika im Fest und auf der Bühne im 16. und 17. Jahrhundert, in: Friedrich B. Polleross u. a. (Hrsg.), Federschmuck und Kaiserkrone. Das barocke Amerikabild in den habsburgischen Ländern, Wien 1992, S. 127160, hier S. 151-152 sowie Ulrike Rainer, Aspekte der sozialen und politischen Bedeutung der Oper am Hof Leopolds I., Diss. Wien 1987. FP 1666, Nr. 30, S. 3. FP 1666, Nr. 32, S. 3. FP 1666, Nr. 33, S. 3. FP 1666, Nr. 35, S. 2. BO 1666, Nr. 35, S. 1. FP 1666, Nr. 37, S. 3; Hamb. Donn. 1666, Nr. 36, S. 4; Hamb. Dienst. 1666, Nr. 37, S. 1-2.
245 diese Meldung auftauchte, wird über Maschinen für das geplante Roßballett berichtet: [...] dahero dann bey Hoff mit den Praeparatoriis sehr geeylet wird, vor 2 Tagen ist in der Käyserl. Reitschul der Roß Ballet mit 40 unterschiedlichen Seitenspielen, sambt 2. Companien Trompeten und Baucken probirt worden, darzu noch 40 Geigen gestimmet, uff in der Burg 4. grosse Machinen, als Feuer, Lufft, Wasser und Erde auffgerichtet werden20. Bereits eine Woche früher informierte der Berliner Merkur über dieselben Ereignisse. Auffällig ist, daß sich auch hier zur selben Zeit der fast wortgleiche Bericht zu den für das Roßballett notwendigen Maschinen findet wie in der Frankfurter Zeitung21. Die Ankunft der Braut in Mailand geschieht inzwischen incognito22; ein besonderer Einzug fand nicht statt, wie die Frankfurter Zeitung meldet, da dafür noch Vorbereitungen zu treffen waren23. Über weitere Planungen und Bauten zu den bevorstehenden Feierlichkeiten wird sowohl in der Hamburger als auch in der Frankfurter Zeitung in Meldungen aus der zweiten Septemberhälfte berichtet: In dem Burg. Platz allhier wird ein grosses Gebäuw von Holz so hoch als der Thum auffgerichtet, worauff Ihrer Käyserlichen Majest. völlige Statur in einem Triumphwagen auß der Lufft auff die Erde herunter fahren, auch sich ein Schiff hervorthun, und von Rädern hin und wieder getrieben werden solle24. Die nächste Ausgabe der Frankfurter Zeitung meldete dann endlich den offiziellen Einzug der Braut in Mailand, der als verregnet, aber prachtvoll charakterisiert wird25. Wiederum eine Woche später wird der Leser darüber informiert, daß Unsicherheit besteht, ob die Infantin nun tatsächlich von Mailand aus ihre Reise fortgesetzt hat26. Dann folgen weitere Informationen zur Fahrt der Braut über Rovereto und Trient in Richtung Wien27. Auch Berichte zu den weiteren Vorbereitungen in Wien erscheinen in fast jeder Ausgabe28, wobei auch die Beeinflussung des alltäglichen Lebens in der Residenzstadt zum Nachrichtenthema wird: Unterdessen ist man mit Verfertigung der andern Hochzeitlichen Praeparatorien dermassen beschäftiget, daß kein privat Person umb dreyfache Bezahlung weder einen Tischler, Treschler, Zimmermann, Mahler, Gold-
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FP 1666, Nr. 37, S. 3. BO 1666, Nr. 36, S. 2. HO 1666, Do. Nr. 39, S. 4. FP 1666, Nr. 40, S. 1 und 3. FP 1666, Nr. 42, S. 3. In der Hamburger Zeitung heißt es zu denselben Vorgängen: [...] und wird in dem Burg Platz ein Werck von Holtz so hoch als der Thurm an der newen Burg (woran aller höchst gedachte Ihre Käyserl. Majest. in einem Triumphwagen aus der Lufft auff die Erden, in völliger Statur herunterfahren) und nebst dem auch ein grosses Schiff, welches bey denen Ballet Squadronen hin unnd wieder schiffen wird, zugerichtet. HO 1666, Di. Nr. 40, S. 1. FP 1666, Nr. 43, S. 2-3. FP 1666, Nr. 44, S. 2. FP 1666, Nr. 45, S. 3; FP 1666, Nr. 46, S. 2-3; HO 1666, Di. Nr. 42, S. 2; HO 1666, App. Nr. 44, S. 2; HO 1666, Di. Nr. 46, S. 1. FP 1666, Nr. 46, S. 2-3; HO 1666, Di. Nr. 46, S. 2-3; HO 1666, Do. Nr. 46, S. 2; HO 1666, App. Nr. 46, S. 2; HO 1666, Do. Nr. 47, S. 2-3; HO 1666, Di. Nr. 48, S. 2-3.
246 schmiedt, noch Wagener zu seiner Nothdurfft haben kan, ja so gar, daß auch auff etzliche Meil herumb dergleichen Handwercker allein gnug mit der Hoffarbeit beladen seyn29. Besonders ausführlich wird immer wieder über das geplante Roßballett berichtet. In einer Nachricht vom 4. November geht es um die dafür gefertigten prachtvollen Kleider und eine kurze inhaltliche Zusammenfassung des Stükkes30. In der darauffolgenden Nummer der Frankfurter Zeitung folgt eine konkretere Beschreibung, die auch die dem Lob des Hauses Habsburg dienenden propagandistischen Schlüsselszenen ausführlich und kommentarlos verbreitet31. Der Text erinnert dabei an einen wahrscheinlich zur selben Zeit erschienenen illustrierten Einblattdruck, der in einer Art Bildergeschichte den Ablauf des Balletts schildert32. Ob die Texte in Zeitung und Einblattdruck auf einen gemeinsamen Ursprungstext zurückgehen, oder ob der Bericht der Zeitung auf dem Einblattdruck basiert, muß allerdings offen bleiben. Bemerkenswert erscheint aber auf jeden Fall die Tatsache, daß Zeitung und Einblattdruck bereits vor der eigentlichen Aufführung über den Inhalt des Ballettes informiert sind und diese Kenntnisse in vollem Umfang an den Leser weitergeben. Die Berichterstattung zu den Hochzeitsvorkehrungen und der Ankunft der Braut wurde in den Zeitungen auch in den folgenden drei Wochen bis in den Dezember hinein konsequent fortgeführt33. Am 9. Dezember zog die Braut endlich prunkvoll in Wien ein, worüber die Leser umfangreich informiert wurden. Die zu Ehren der neuen Kaiserin abgefeuerten Salven, der vier Stunden lange Einzug, das im Anschluß daran gehaltene Festbankett und die für Margaretha Theresia entzündete Beleuchtung in den Fenstern der Stadt sind die wichtigsten Themen in den Artikeln34. In der Hamburger Zeitung heißt es am Ende eines außergewöhnlich langen Berichts: Was nun vor denckwürdige mehrere Solemnitäten und Frewdenzeichen, auch schöne Raritäten bey diesem allen vorgelauffen [...] ist nicht zubeschreiben, allermassen [...] dergleichen weder zu Pariß noch anderwärtig jemahls gesehen worden15. Diese Stellungnahme der Zeitung liest sich wie eine offizielle Verlautbarung des Wiener Hofes, dessen Intentionen diesem Bericht genau entsprachen. Mit ungeheurem Aufwand und Prunk sollten die Hochzeitsfeierlichkeiten in Szene gesetzt werden, um nicht zuletzt am Hof des französischen
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HO 1666, Di. Nr. 43, S. 3. FP 1666, Nr. 46, S. 3. FP 1666, Nr. 47, S. 2-3. Vgl. dazu dem illustrierten Einblattdruck: Gründliche warhafftige und eigentliche Beschreibung derer jenigen vortrefflichen und ehedessen unerhörten Festivitäten [...], [1666/67], abgebildet in: Harms III, 199. In dem bei Harms gelieferten Begleittext wird ein Erscheinen des Flugblattes vor der eigentlichen Abhaltung des Balletts angenommen. Vgl. dazu Harms III, S. 390. FP 1666, Nr. 48, S. 2-3; Nr. 49, S. 2; Nr. 50, S. 2; HO 1666, Do. Nr. 48, S. 2; HO 1666 App. Nr. 48, S. 2; HO 1666, Di. Nr. 49, S. 2. FP 1666, Nr. 51, S. 3-4. HO 1666, Di. Nr. 51, S. 1-3.
247 Königs Aufsehen zu erregen. Der von der Zeitung benutzte Superlativ, die Festlichkeiten seien in ihrem ganzen Aufwand nicht zu beschreiben und überträfen alles bisher Dagewesene, verhalf dem Ereignis nicht nur zur erwünschten Publizität, sondern entsprach mit dieser Betonung der Einzigartigkeit des Geschehens auch der erhofften propagandistischen Wirkung36. Mit dem prachtvollen Einzug der Braut in Wien waren die Feierlichkeiten jedoch noch keineswegs abgeschlossen. In den Zeitungen folgen Anfang Januar weitere Meldungen zu einer Jagd und zu einer Schlittenfahrt und anderen Belustigungen anläßlich der Hochzeit37. Zu den Jagdereignissen meldet die Hamburger Zeitung: Morgen wird das Beern Büchsen und allerhand ander Thier Jagt eben an dem Ort wie heut gehalten werden, und werden sich vielleicht die Spanischen Dames was wärmer kleiden, wie jüngst geschehen, da sie nur in leichter Kleidung, als wann sie auff die Hochzeit gehen sollen, erschienen, und also fast alle erfroren nacher Hoff kommen11. Schließlich geht im Februar dann auch das so lange bereits angekündigte Roßballett über die Bühne, das als Abschluß der Hochzeitsfeierlichkeiten gelten kann39. Über Zwischenfälle berichtet hier die Hamburger Zeitung: Vorgestern ist das Roßballet probiret, und als theils auffm Burgplatz gestandene gemeine Leute denen anmarchirenden Elementen nicht Platz machen wollen, auff dieselbe aus Befehl Ihrer Käyserl. Maj. von der Guardia der Ernst gebraucht, da dann deren viel, worunter auch ein Spanier mit dem kurtzen Gewehr zimblich tractiret worden10. Auch die Aufführung selbst ging nicht problemlos vonstatten, da das für die Aufführung notwendige Schiff ein Rad verlor41. Die hier im Überblick geschilderte ausführliche Berichterstattung in der Zeitung bedarf vor allem wegen ihrer ungewöhnlichen Breite einer näheren Analyse. Das eigentliche innerhalb weniger Tage ablaufende Ereignis, nämlich die Hochzeit mit den daran anschließenden Feierlichkeiten, wurde zu einem die Nachrichtenlage über ein halbes Jahr hinweg immer wieder beherrschenden Thema. Dieser permanente Informationsfluß steigerte die Popularität des Herrschers, es machte seine politisch brisante Ehe allgemein bekannt und akzeptabel und förderte die Identifikation mit dem Haus Habsburg. Zu fragen bleibt in diesem Zusammenhang, ob der Wiener Hof aktiv die Nachrichtenflut zu diesem Thema steuerte. 36
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Andrea Sommer-Mathis weist dagegen in ihren Ausführungen zu den Festlichkeiten von 1666/67 darauf hin, daß ζ. B. die Aufführung des Roßballettes „keineswegs so singular" war, „wie es oft dargestellt wurde" und nennt vor allem Aufführungen in Florenz als ähnlich aufwendige Inszenierungen. Gleichzeitig billigt sie den Wiener Festlichkeiten aber die größte Publizität und Propagandawirkung nach außen zu. Sommer-Mathis, Amerika, S. 151-152. F P 1666, Nr. 52, S. 2-3; F P 1667, Nr. 1, S. 3-4; Nr. 3, S. 2-3; Nr. 5, S. 3; H O 1666, Di. Nr. 51, S. 3-4; H O 1666, Do. Nr. 51, S. 4. HO 1666, Di. Nr. 52, S. 3. FP 1667, Nr. 6, S. 2-4; Nr. 7, S. 3-4. H O 1667, Di. Nr. 5, S. 3. H O 1667, Do. Nr. 6, S. 2.
248 Möglich erscheint es, daß die Nachrichten zur Reise der Braut und die Informationen zum Ablauf der Festlichkeiten gezielt an die in Wien arbeitenden Korrespondenten der Zeitungen weitergegeben wurden. So gehörte bald das Bulletin zur Reise der Infantin zur Tagesordnung und wurde für den Leser zu einer zumindest einmal wöchentlich erscheinenden Routinenachricht. Andererseits erlebten die Wiener vor Ort tagtäglich die Proben zu den Festaufführungen mit. Besonderer Prunk und spezielle Inszenierungen konnten so auch von den Korrespondenten wahrgenommen werden, die diesen Ereignissen dementsprechend immer wieder einen Nachrichtenwert zumaßen. Bewußt sorgte aber auch der kaiserliche Hof für die Verbreitung von Informationen zu diesen Festlichkeiten. Der oben erwähnte Einblattdruck liefert hier Anhaltspunkte für ein wahrscheinlich vorab veröffentlichtes Konzept des Balletts, das sowohl im Medium ,Einblattdruck' als auch durch die Zeitung zusammen mit den darin enthaltenen propagandistischen Aussagen weiterverbreitet wurde. Der dauerhafte Nachrichtenfluß zu der bevorstehenden Hochzeit wurde also zumindest teilweise vom Kaiserhof unterstützt. Andererseits ist es naheliegend, daß allgemein in der Bevölkerung große Anteilnahme im Hinblick auf dieses Ereignis empfunden wurde42. Die Schwierigkeiten bei der Reise der Braut und die Hochzeitsvorbereitungen Leopolds I. trafen also ohnehin auf ein gesteigertes Interesse bei den Lesern und hatten von daher schon einen besonderen Nachrichtenweit, ohne daß der Hof hier eine aufwendige Öffentlichkeitsarbeit leisten mußte. Wichtig war im Hinblick auf die Festlichkeiten und ihren propagandistischen Effekt aber mit Sicherheit die Vorveröffentlichung des Ablaufes des Roßballetts (Abb. 28). Gerade die Lektüre der Zeitung macht deutlich, daß die Inhalte des Stückes bei der tatsächlichen Aufführung für den nicht informierten Betrachter nur schwer zu entschlüsseln waren. Das Roßballett sah einen Kampf zwischen verschiedenen Reitertruppen um eine Perle vor, die von den vier Elementen Wasser, Luft, Feuer und Erde geschaffen wurde. Die zentrale propagandistische Aussage folgt bei der Unterbrechung des Kampfes durch eine Himmelskugel. Sie entscheidet die Auseinandersetzungen dadurch, daß sie die Perle den österreichischen Habsburgern zuspricht: Der Himmeln höchste Rath vorlängst hat zugestel42
Dem allgemeinen Interesse an dieser Hochzeit trugen ζ. B. illustrierte Einblattdrucke aus den großen Verlagshäusern des Reiches Rechnung, die den Kaiser mit seiner Braut abbildeten und die entsprechenden Glückwünsche zu der Verbindung in den Textbeigaben lieferten. Vgl. dazu ζ. B. die Einblattdrucke Käyserliches Vermählungs-Fest, geschehen zu Wien den 5. Decemb. A. 1666, [Nürnberg 1666], Verleger Johann Hoffmann, abgebildet in: Harms III, 198; Frohes Teütschland auf!, [Nürnberg 1666], Verleger Johann Hoffmann; GNM, HB 24512, Kapsel 1314a sowie Eigentliche Abbildung der Königlichen Infantin aus Spanien, als Käiserl. Braut, wie solche ihren Einzug zu Meyland in Welschland gehalten, nach dem Leben gezeichnet: Dabey der Europeischen, Könige und Königinnen Glückes-Zuruff zufinden, o. O. 1666; GNM, HB 24777, Kapsel 1222a. Wenig gewürdigt wurde das Ereignis dagegen durch Medaillen und Münzen. Zu der einzigen bisher bekannten Medaille vgl. Irmgard SmidtDörrenberg, Margarita Maria, Infantin von Spanien, Römisch-Deutsche Kaiserin. Des Velazquez lieblichstes Modell, Wien 1966, S. 27.
249 let [...] Dem grösten Welt-Monarch, dem ersten Helden-Held, Dem höchsten Leopold, entsprossen von dem Stamme, Deß ungeendte Folg und unerstorbner Namen Deß Adlers heilig Reich zu herrschen ist erwehltn. Die Kernaussage des Stückes konzentriert sich damit auf das Lob des Hauses Habsburg als mächtigstes Herrscherhaus der Welt. Um die Perle muß nicht gestritten werden, da sie seit unerdenklichen Zeiten bereits den Habsburgern gehört. In übertragenem Sinn wird damit der Weltherrschaftsanspruch des Hauses angedeutet. Andere Potentaten und Mächte brauchen nicht um die Stellung als größter Welt-Monarch zu kämpfen, da Leopold I. diese bereits allein schon wegen seiner Herkunft innehat. Entsprechend des Verweises auf die lange Herrschaftstradition des Hauses erscheinen im weiteren Verlauf der Inszenierung die fünfzehn habsburgischen Amtsvorgänger des Kaisers als Genien. Das Ballett erhielt damit eine klare Grundaussage, die in den Flugschriften und Einblattdrucken dem Leser deutlich vor Augen geführt wurde. Die Zeitungen orientierten sich teilweise an diesen Erläuterungen und trugen den Sinnzusammenhang des Stückes ebenfalls unkommentiert einer breiteren Öffentlichkeit zu. Andererseits macht ein Bericht der Hamburger Zeitung auch sichtbar, was passieren konnte, wenn diese klaren konzeptionellen Erläuterungen dem Korrespondenten nicht zur Verfügung standen. In einem Augenzeugenbericht von der tatsächlichen Aufführung des Stückes wird das Ballett seiner klaren propagandistischen Grundaussage beraubt; die zentrale Botschaft der Inszenierung, nämlich die Hervorhebung des Hauses Habsburgs, geht in dem Zeitungsbericht verloren: Nachdem nun diese [die rivalisierenden Reitergruppen, J. S.] auff das stattlichste und ritterlichste ihr Gefechte geendiget, hat sich auff einem hohen, als wie ein grosses Castel, formirten unnd mit Wolcken umbgezogenen Gerüst ein Engel aus denen Wolcken sehen, und mit annehmlicher Music vermercken lassen, daß sich auch der Himmel ab der Ankunfft dieser köstlichen Perlen erfrewete: von dannen herab ist ein schöner Tempel gar künstlich, und gleichsam unmercksam gelassen worden, welcher als er auff den Boden kommen, hat sich die Thür von selbsten auffgethan, da dann Ihre Käyserl. Majest. sampt etzlichen andern vornehmen Cavallieren herauskommen, und do dann das Roßballet angefangen [...]44. Der Augenzeuge erkennt bei der Beobachtung des Stückes weder die Zusprechung der Perle an das Haus Habsburg noch interpretiert er die Genien der Vorgänger Leopolds I. als Ausdruck der langen Herrschaftstradition der Habsburger, sondern bezeichnet sie als vornehme Cavalliere. Die Erläuterungen in Einblattdruck und Flugschrift zu den Inhalten des Stückes scheinen damit im Hinblick auf die beabsichtigte propagandistische Aussage der Inszenierung zwingend notwendig gewesen zu sein. 43
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Allerhöchst-feyerlichste Festivitäten, Welche bey dem Allerglorwiirdigsten Beyläger bey den Allerdurchläuchtigsten Majestäten, Leopoldi I. Römischen Kaysers, wie auch zu Hungarn und Böhmen etc. Königs [...] und Margaritae Geborner Infantin von Hispanien [...] gehalten worden, o. O. 1667, abgedruckt im Diarium Europaeum, 15. Teil, 1. Anhang, hier S. 70. HO 1667, Di. Nr. 7, S. 4.
250 Auch die anderen Festaufführungen waren für einen nicht informierten Betrachter sicher in ihren Kernaussagen nicht leicht zu entschlüsseln. Das nach dem Einzug der kaiserlichen Braut gehaltene Feuerwerk wird dem Leser mit Interpretationshilfen in der Schrift „Frolockungs-Flammen" verdeutlicht, die im Jahr 1667 erschien45. Das in vier Abschnitte eingeteilte Spektakel spielte sich dabei auf mehreren Ebenen ab. Im Vordergrund wurden antike Göttergestalten und mythologische Szenen gezeigt, die insbesondere in den ersten beiden Teilen relevant waren; den Hintergrund bildeten Aufbauten des Götterberges Parnaß, des Ätna und eine Tempelansicht. Vom Handlungsablauf her konzentrierte sich die Darstellung zunächst auf die friedensstiftende Wirkung der zwischen Leopold und Margaretha Theresia geschlossenen Ehe. Der Waffenschmied Vulkan wird aus seiner Höhle im Berg Ätna vertrieben, um der Herstellung eines Eherings durch den die Liebe verkörpernden Cupido Platz zu machen. In der zweiten Szene bekämpft Herkules Zentauren und Ungeheuer, die Gefahren und Bedrohungen für die Ehe des Kaisers symbolisieren sollen. Im dritten Teil wechselt das Feuerwerk schließlich auf eine höhere Ebene. Die Verbindung zwischen den beiden habsburgischen Familien wird durch einen im Wappen der österreichischen Linie enthaltenen Turm und ein im spanischen Wappen abgebildetes Kastell vorgeführt, über denen die Buchstaben ,VA' und ,VH' für ,Vivat Austria' und ,Vivat Hispania' gezeigt werden46. Danach folgt die Darstellung der Liebe der Untertanen zu ihrem Kaiser und die Fürsorge des Herrschers für die ihm unterstellten Herrschaftsgebiete. Pyramiden und Säulen stehen stellvertretend für alle von Leopold I. geführten Länder und Regionen. Allein um diese Szene darzustellen, wurden laut den Angaben der Festbeschreibung 73 000 Raketen abgefeuert. Am Schluß des Stückes stand die feuerwerkstechnische Darstellung der Buchstaben AEIOU, die explizit im Text mit der Formel .Austria erit in Omne Ultimum' interpretiert wurden47. Auch in diesem Fall wurde also die Größe des Hauses Habsburg betont. Als dritte zentrale Festveranstaltung aus Anlaß der Hochzeit war die Oper „II Pomo d'oro" geplant, die jedoch erst 1668 ihre Uraufführung erlebte48. In ihren propagandistischen Kernaussagen geht sie in dieselbe Richtung wie das Feuerwerk und das Roßballett. Bereits im Prolog der Oper werden Allegorien der von
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Von Himmeln entzündete und Durch allgemeinen Zuruf der Erde, sich Himmelwerts erschwingende Frolockungs-Flammen Zu Höchstfeyerlichster Begängnüß deß Hochzeitlichen Beylagers, Beyder Allerdurchleuchtigsten Majestäten Leopoldi I [...] und Margaritae, o. O. 1667, abgedruckt im Diarium Europaeum, 15. Teil, 1. Anhang. Frolockungs-Flammen, 1667, S. 12. Frolockungs-Flammen, 1667, S. 16. Vgl. zur Datierung und zu den Inhalten Seifert, Die Oper am Wiener Kaiserhof, S. 64-66; Sommer-Mathis, Amerika, S. 152; Margret Dietrich, Huldigungsspiele an die Erb-Infantin Margaretha: „La Gara" am Hofe Leopolds I., in: Wolfram Krömer (Hrsg.), Spanien und Österreich im Barockzeitalter, Innsbruck 1985, S. 61-74 sowie Maria E. Goloubeva, II Pomo d'oro and the Problem of Dynastie Continuity in the Reigns of Leopold I., in: Majestas 5 (1997), S. 79-98.
251 Leopold bzw. dem spanischen Zweig seines Hauses beherrschten Gebiete gezeigt, unter denen sich ζ. B. die Personifikation Amerikas befindet. Sie verneigen sich vor einem Reiterstandbild des Kaisers, das umgeben ist von seinen kaiserlichen Amtsvorgängern (Abb. 29)49. Die Herrschaftstradition der Habsburger und ihre weitgespannten Machtansprüche in der Welt gehören also auch in diesem Fall zur inhaltlichen Stoßrichtung des Stückes. Die hier beschriebenen zentralen Festlichkeiten zur Hochzeit mit der spanischen Infantin zeigen damit die primären imagepolitischen Anstrengungen der Habsburger. Durch die Aufführung einer Oper, das Abhalten eines Feuerwerks und vor allem das Roßballett wurde die Hochzeit prachtvoll in Szene gesetzt, wobei auch Jagden, Schlittenfahrten sowie die festliche Ausschmückung der Stadt mit zum Rahmenprogramm der Feierlichkeiten gehörten. Neben der Reise der Braut und ihrem feierlichen Einzug in Wien waren diese Ereignisse die Basis für die Festberichterstattung in Zeitung, Flugschrift und illustriertem Einblattdruck. Auch dem Theatrum Europaeum wurden in dem für das Jahr 1667 erscheinenden Band ausführliche Beschreibungen des Feuerwerks und des Roßballetts beigegeben50. Die zunächst örtlich auf Wien begrenzten Aufführungen erreichten so eine wesentlich breitere Öffentlichkeit; höfische Inszenierungen blieben damit nicht nur auf den kleinen Kreis der am Hof anwesenden Personen oder der am Straßenrand stehenden Wiener Bürger beschränkt. Untersucht man den Grad der Anteilnahme der vor Ort anwesenden Bevölkerung an den verschiedenen Festlichkeiten näher, so richteten sich die genannten Aufführungen nach den Angaben in den Beschreibungen zum Roßballett vor allem an den vornehmsten Adel, nicht allein auß den Oesterreichischen, sondern auch andern Teutschen Landen, wie nicht weniger einer fast unbeschreiblichen Menge allerhand Außländer51. Für diese Bevölkerungsgruppen waren die Tribünen des Schauspiels reserviert52. Aber auch die Wiener Bürger nahmen in großem Maße Anteil an den Festlichkeiten. Der Einzug der Braut sowie ein Teil der Festlichkeiten, wie ζ. B. das Feuerwerk, konnten von allen Einwohnern der Stadt wahrgenommen werden. Zudem wurde bereits im Vorfeld der eigentlichen Feierlichkeiten das Leben der Wiener Bürger extrem von den bevorstehenden Ereignissen beeinflußt. Die oben zitierten Zeitungsberichte haben gezeigt, daß über einen langen Zeitraum hinweg ein Mangel an Handwerkern in Wien und im Umland herrschte. Proben zu den einzelnen Schauspielen waren darüber hinaus für alle Einwohner der Stadt zugänglich und störten teilweise ebenfalls den normalen Alltag der Bürger. Die Hamburger Zeitung berichtet schließlich über einen Befehl
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Vgl. dazu Abb. 2 9 s o w i e die Angaben bei Sommer-Mathis, Amerika, S. 152. Vgl. dazu Diarium Europaeum, 15. Teil, 1667, 1. Anhang. Allerhöchst-feyerlichste Festivitäten, 1667, S. 25. Angehörige des Kaufmannsstandes und des gehobenen Bürgertums erhielten außerdem Eintrittskarten, um unter den Tribünen stehend das Roßballett zu verfolgen. Vgl. dazu Seifert, D i e Oper am Wiener Kaiserhof, S. 17.
252 des Kaisers, der den Wienern praktisch die aktive Anteilnahme an den Festlichkeiten vorschrieb. Zu dem geplanten Einzug der Infantin heißt es dort: Den Einzug haben Ihre Käys. Maj. auff den 5. December zugeschehen denominiret und befehlen lassen, das am selbigen Abend ein jedes Hauß zum wenigsten zwey Windlichter, und die Einwohner Laternen und Lichtern durch die gantze Stadt aussetzen und auffhengen sollen". Die Bürger Wiens wurden hier also für die festliche Ausstattung der Stadt in die Pflicht genommen. Faßt man die Ergebnisse zur imagepolitischen Arbeit des Hofes im Hinblick auf die Hochzeitsfeierlichkeiten noch einmal zusammen, so lassen sich zwei Ebenen erkennen. Im Mittelpunkt aller Bemühungen standen vor allem die Festlichkeiten vor Ort. Die Inszenierung der verschiedenen Großereignisse wurde dabei vom Kaiser selbst überwacht. Mit der Erfindung und Organisation der geplanten Veranstaltungen waren namhafte Künstler, Hofangehörige oder Vertraute des Kaisers befaßt. Für die Oper „II Pomo d'oro" beauftragte man den Hofarchitekten Ludovico Ottavio Burnacini54, das Libretto verfaßte Francesco Sbarra. Die verschiedenen Szenen von „II Pomo d'oro" wurden von Matthäus Küsel bildlich dargestellt, der häufig als Illustrator der Szenenbilder Burnacinis tätig war55. Sein Bruder Melchior Küsel bot sich dagegen 1666 selbst beim Wiener Hof an, den Einzug der kaiserlichen Braut in Wien abzubilden, und erhielt dafür ein kaiserliches Privileg auf zwei Jahre56. Für die Choreographie des Roßballetts holte man Alessandro Carducci an den Wiener Hof, der sich durch die Inszenierung eines Reiterballetts in Florenz 1661 großen Ruhm erworben hatte57. Die bildlichen Darstellungen des Roßballetts übernahmen dagegen die Hofkünstler Franziscus van der Steen und Nikolaus van Hoy, der 1660 bereits zum Kammermaler Leopolds I. ernannt worden war58. Das Feuerwerk ordnete gemäß der dazu veröffentlichten Festbeschreibung der kaiserliche Rat Ernst Graf von Abensperg an. Wer zu diesem Feuerwerk die Bilddarstellungen lieferte und ob der Wiener Hof außer Küsel,
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HO 1666, Do. Nr. 48, S. 3. Vgl. dazu auch Sabine Solf, Festdekoration und Groteske. Der Wiener Bühnenbildner Lodovico Ottavio Burnacini: Inszenierung barocker Kunstvorstellung, Baden Baden 1975 (Studien zur Deutschen Kunstgeschichte 355), hier S. 36-49. Die Darstellungen von Matthäus Küsel wurden auch im 18. Jahrhundert noch nachgedruckt und trugen so zu der „anhaltenden Berühmtheit" der Inszenierung von Burnacini bei. Vgl. dazu Solf, Festdekoration und Groteske, S. 25; zur Zusammenarbeit von Küsel und Burnacini, S. 36. Eine weitere Bilddarstellung zur Oper lieferte Francesco Geffels, der den Innenraum des Theaters abbildete und damit ebenfalls Eingang fand in das 1668 von der Wiener Hofbuchdruckerei Cosmerovius herausgegebene Libretto, dem ansonsten die Bilder von Matthäus Küsel und ein Dedikationsblatt Melchior Küsels beigebunden sind. HHStA Wien, Reichshofrat, Impr., Fasz. 39, fol. 475. Vgl. dazu Sommer-Mathis, Amerika, S. 152. Vgl. dazu Solf, Festdekoration und Groteske, S. 34; Zu Hoy vgl. Thieme-Becker, Bd. 17, Leipzig 1924, S. 590. Franziskus van der Steen stand nach Angaben bei Thieme-Becker bereits vor 1659 in kaiserlichen Diensten. Vgl. dazu Thieme-Becker, Bd. 31, Leipzig 1937, S. 508-509.
253 van der Steen und Hoy weitere Künstler für die bildliche Umsetzung der Festereignisse gewann, ist allerdings unbekannt. Insgesamt ergibt sich aber der Eindruck, daß die Hochzeitsfeierlichkeiten sowohl mit großem personellen als auch finanziellen Aufwand und unter aktiver Mitwirkung Kaiser Leopolds I. in Szene gesetzt wurden. Dagegen ist einmal mehr die beobachtete Weiterverbreitung der Festlichkeiten über Einblattdruck, Flugschrift, Festberichte und Zeitung nur schwer nachzuvollziehen. Zumindest für das Roßballett läßt sich aber Raimund Graf Montecuccoli als Herausgeber bzw. Verfasser einer Text- und Bilddarstellung nachweisen59. Daß der Kaiserhof aber gerade im Fall der Hochzeit ein dezidiertes Interesse an der Bekanntmachung der Ereignisse in Wien hatte, macht ein Brief Leopolds I. an den österreichischen Gesandten in Spanien deutlich. Darin schickte der Kaiser offensichtlich bildliche Darstellungen des Roßballetts an den dortigen Hof und erklärte dazu: dahero ich Euch hiermit zehn exemplaria von dessen Beschreibung mit Kupfern schicken wollen, dass Ihr auch was davon unter dasige Gesandten und ministris austheilen könnt, dass es ein wenig in Welt komme (Abb. 27 und 28)60. Die eher beiläufige Beschreibung dass es ein wenig in Welt komme klingt dabei zwar wenig nach konzentrierter Propaganda, doch ist der Zweck der Bemühungen klar. Gerade das Roßballett sollte auch im Ausland eine besondere Wirkung erzielen. Als primären Adressatenkreis nennt der Kaiser selbst Gesandte und Minister am spanischen Hof. Bestätigt wird dieser intendierte Wirkungskreis durch Überlegungen, das Roßballett nicht nur in Wien aufzuführen, sondern auch dem in Regensburg tagenden Reichstag vorzustellen61. Dort lebende ausländische Gesandte und die ständischen Repräsentanten des Reiches sollten also vor Ort die prunkvolle Inszenierung des Hauses Habsburg mitverfolgen und gleichzeitig auf die mit dieser Hochzeit verbundenen spanischen Erbansprüche hingewiesen werden. Neben dem primär intendierten Adressatenkreis der Festlichkeiten, der auch die inhaltlichen Aussagen der Festaufführungen nachvollziehen konnte, wurde ein weit darüber hinausreichender Kreis der Bevölkerung mehr oder weniger ausführlich über Prunk und Aufwand bei den Feierlichkeiten informiert. Die inhaltlichen Aussagen gingen dabei zwar teilweise verloren, aber allein schon die breite Be59
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Raimund Graf Montecuccoli, Balletto a cavallo e corsa di lancia di S. M. C., W i e n 1667. Vgl. dazu die Angaben bei Harms III, S. 390. Pribram, Privatbriefe Leopolds I., Brief v o m 3. Februar 1667, Nr. 120, S. 281. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem genannten Druck um das illustrierte Flugblatt „Eigentlicher Kupffer Entwurff und Beschreibung der Herrl. Festivitaeten [...]", das im Gegensatz zu dem oben genannten, ebenfalls eine Bildergeschichte zum Roßballett zeigenden Blatt, mit Sicherheit erst nach dem Einzug der Braut im D e z e m b e r 1666 entstand, sich aber stark an dem anderen Flugblatt orientiert. Vgl. dazu Abb. 27: Eigentlicher Kupffer Entwurff und Beschreibung der Herrl. Festivitaeten so bey dem Kais. Beylager gehalten worden, ο. Ο [1666/67], Ö N B , Porträtsammlung, Ε 2 1 . 0 2 3 - C ( D ) R F und Abb. 28. M M 1667, Nr. G7, S. 4.
254 richterstattung in den Zeitungen machte jedem Leser deutlich, daß hier ein herausragendes Ereignis gefeiert wurde. Die primären Festereignisse wie der Einzug der Infantin, das daran anschließende Feuerwerk sowie das Roßballett erzielten mit Hilfe von illustrierten Einblattdrucken, Zeitungen, Festbeschreibungen und Flugschriften also eine über den höfischen Kreis hinausreichende Breitenwirkung. Die inhaltlichen Aussagen der Festlichkeiten, die vor allem auf die Größe des Hauses Habsburg im Kontrast zu anderen europäischen Mächten und auf seine lange Herrschaftstradition abhoben, konnten dabei je nach Medium mehr oder weniger ausführlich ebenfalls an einen größeren Leserkreis weitergeleitet werden. Ob diese Bekanntmachung der Inhalte jedoch vom Wiener Hof tatsächlich in ihrem ganzen Umfang so geplant war, oder ob man die durch die Medien der aktuellen Publizistik erreichte Breitenwirkung nur als einen mehr oder weniger willkommenen Nebeneffekt der eigentlich auf Hofkreise, ständische Vertreter und ausländische Gesandte sowie deren Höfe gezielten Bemühungen ansah, muß offenbleiben. Tatsächlich stößt man bei einem Vergleich der vor allem nach außen gerichteten imagepolitischen Stoßrichtung der Festlichkeiten von 1666 auf einen eklatanten Widerspruch zu den im Reich vorhandenen Zielvorstellungen zur kaiserlichen Politik, die vielleicht eine Verbreitung der Inhalte der Feierlichkeiten gar nicht so geraten sein ließen. Die Betonung des Prunks und der Pracht der Hochzeit sowie die Darstellung der aufwendigen Vorbereitungen durch die Medien der aktuellen Publizistik waren sicher erwünscht, um die breite Masse durch die Größe des Ereignisses zu beeindrucken und damit der besonderen kaiserlichen Stellung gerecht zu werden. Die Darstellung der Machtansprüche des Hauses Habsburg durch die Zuteilung der Perle an Leopold als dem „größten Welt-Monarchen", der damit über alle anderen Monarchen seiner Zeit erhoben wurde, erinnerte dagegen stark an die im Reich umstrittenen universalistischen Zielsetzungen eines Herrschers und stand in starkem Kontrast zu der allgemein herrschenden Friedenssehnsucht. Vom Kaiser erhoffte man sich, wie die Untersuchung der Medien der aktuellen Publizistik deutlich gemacht hat, eher eine zurückhaltende und defensive Politik, die Hausmachtinteressen und herrscherliche Selbstdarstellung hintanstellen würde. In dem folgenden Kapitel muß daher geklärt werden, ob die zentralen Aussagen der Festlichkeiten von 1666 allgemein für die Art und Weise gelten, in der sich Leopold I. durch das Medium ,Fest' der Öffentlichkeit präsentierte, denn dies würde bedeuten, daß im Gegensatz zur aktuellen Publizistik innerhalb der kommunikativen Situation des Hofes ein vollkommen konträres Bild des Kaisers entwickelt wurde.
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III. 1.2 Szenische Festaufführungen Um diese Frage zu überprüfen, sollen für den folgenden Teil vor allem die umfangreichen Forschungen zu szenischen Aufführungen am Wiener Hof des ausgehenden 17. Jahrhunderts herangezogen werden. Die Regierungszeit Leopolds I. wird von vielen Autoren als „Höhepunkt barocker Theaterkultur" in Europa eingeschätzt62. Der Wiener Hof erlebte in dieser Phase die Inszenierung von nicht weniger als 400 szenischen Werken, wobei herausragende Ereignisse wie Hochzeiten oder Geburten oft durch die Aufführung von Prunkopern gefeiert wurden, während zu Namenstagen und ähnlichen Anlässen einfachere Darbietungen stattfanden63. Die Vorstellungen dienten gleich mehreren Zwecken: Neben ihrer unterhaltenden Funktion hatten sie innerhalb des Hofes einen hohen Wert als Mittel zur Spiegelung der internen Rangunterschiede der höfischen Gesellschaft 64 . Den Zuschauern des aufgeführten Stückes kam damit eine fast ebenso große Bedeutung wie den eigentlichen Akteuren auf der Bühne zu, denn durch Sitzordnung und zeremonielle Feinheiten wurde im Zuschauerraum die Rangordnung innerhalb der höfischen Hierarchie demonstrativ zur Schau gestellt und befestigt. Nach außen hin boten die szenischen Inszenierungen dem Herrscher außerdem die Möglichkeit, seine Größe und besondere Macht zu veranschaulichen. Dabei sprach jedoch die Betonung der eigenen herausragenden Stellung durch prachtvolle Inszenierungen nicht per se gegen das in der Publizistik verbreitete Bild des Kaisers als defensiv und friedenswillig eingestelltem Monarchen. Denn im ausgehenden 17. Jahrhundert waren aufwendige Aufführungen zur Verdeutlichung der besonderen ,Gloire' des Herrschers allgemein verbreitet und eine Pflichtübung für jeden Potentaten. In dem folgenden Kapitel wird daher nicht die Praxis der prachtvollen Selbstinszenierung hinterfragt werden müssen, sondern es geht vor allem um konkrete inhaltliche Aussagen der Stücke, die das in der Publizistik vom Kaiser geschaffene Bild entweder stützen oder diesem widersprechen. Deutliche Stellungnahmen zu Leopold I. und seiner Politik können dabei im Rahmen szenischer Aufführungen in zweifacher Hinsicht auftauchen. Allgemein üblich war bei jedem Stück eine Huldigungsszene für den Herrscher, die häufig
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Vgl. dazu Kurt Adel, D a s Wiener Jesuitentheater und die europäische Barockdramatik, Wien 1960, S. 24; Franz Hadamowsky, Barocktheater am Wiener Kaiserhof. Mit einem Spielplan ( 1 6 2 5 - 1 7 4 0 ) , in: Jahrbuch der Gesellschaft für Wiener Theaterforschung 1951/52, S. 7 - 1 1 6 , hier S. 19. Zur Vorbildlichkeit des Wiener H o f e s in diesem Bereich vgl. auch Straub, Repraesentatio Maiestatis, S. 126-128 s o w i e 134. Vgl. dazu Ehalt, Ausdrucksformen absolutistischer Herrschaft, S. 149 s o w i e Seifert, D i e Oper am Wiener Kaiserhof. Vgl. dazu Hubert Ch. Ehalt, Ausdrucksformen absolutistischer Herrschaft: Der Wiener Hof im 17. und 18. Jahrhundert, W i e n 1980, S. 151; Rainer, Oper am Hof L e o p o l d s I., S. 10-11 und Hadamowsky, Barocktheater, S. 24-25.
256 im Prolog oder Epilog zur Aufführung kam65. Dabei bedienten sich die Autoren der Stücke der klassischen Möglichkeiten der Panegyrik und verglichen den Kaiser zumeist mit antiken Helden und Göttergestalten oder lobten seine besonderen Tugenden66. In dem Stück „Arsace", das 1698 anläßlich des Geburtstags des Kaisers aufgeführt wurde, ruft ζ. B. am Schluß die Morgenröte aus: Weist du nicht, daß heut der grosse Planetstern den Glorwürdigen Tag erneuert, an welchem der grosse Leopold der Welt gebohren ward. Der unsterbliche Phönix der Römischen Kayser, der berühmbste, der höchste Augustus61! Auf diese Weise wurde die ganze Hofgesellschaft aus der zumeist in der Antike oder der mythologischen Götterwelt spielenden Aufführung heraus in die Gegenwart geführt, um noch einmal auf die besondere Größe des Herrschers, seine speziellen Verdienste und Eigenschaften sowie den Anlaß der Feierlichkeiten aufmerksam gemacht zu werden. Die übersteigerte Bezeichnung Leopolds als der höchste Augustus macht dabei schon die Stoßrichtung der Huldigungsszenen deutlich. Unter Ignorierung der realen Machtverhältnisse wurde der Kaiser in Superlativen gefeiert, die ihm quasi zwangsläufig auch den höchsten Rang unter den Potentaten Europas zusprachen. Eine solche Verabsolutierung der kaiserlichen Stellung kann jedoch zumindest teilweise auch auf die von traditionellen Topoi geprägte Herrscherpanegyrik zurückgeführt werden, die sich in ihren Aussagen nicht unbedingt an realen politischen Zielsetzungen orientierte. Um so aussagekräftiger sind daher theatrale Aufführungen, die nicht nur in einzelnen Huldigungsszenen das klassische Herrscherlob weitertransportierten, sondern von der gesamten Aussage des Stückes her Herrschaftsansprüche und politische Grundaussagen formulieren. Die Prunkoper „La Monarchia latina trionfante" aus dem Jahr 1678 kann dabei als richtungsweisendes Werk angesehen werden68. Schon der Anlaß der Aufführung verwies auf die zentrale Bedeutung der Inszenierung, denn nach zwanzigjähriger Regierungszeit konnte Leopold I. 1678 endlich die Geburt des sehnlichst erwarteten männlichen Nachkommen feiern, der die Erbfolge innerhalb des Hauses Habsburg sicherte. Inhaltlich beschäftigt sich die Oper mit einer Auseinandersetzung der das Geschichtsbild der Zeit prägenden vier Weltmonarchien um die beste Regierung. In den Anfangsszenen 65
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Bei Opern war die ,Licenza' die Huldigungsszene für den Widmungsträger. Vgl. dazu Ehalt, Ausdrucksformen absolutistischer Herrschaft, S. 154 und Rainer, Oper am Hof Leopolds I., S. 17. Beispielhaft seien hier nur einige wenige Stücke mit Huldigungsszenen am Schluß genannt: Der Romolo, Wien 1702, ÖNB 407.363-A. Mus. Slg. angeb. 9; Arsace, Stiffter deß Partischen Reichs, Wien 1698, ÖNB 407.371-A. Mus. Slg. angeb. 1; Die Macht der Kindlichen Lieb, Wien 1698, ÖNB 407.371-A, Mus. Slg. angeb. 3; Narcissus. Ein Hirten-Gedicht, Wien 1699, ÖNB 407.363-A. Mus. Slg. angeb. 6. Arsace, 1698, S. 76. In deutscher Übersetzung erschienen unter dem Titel Die Sig-prangende Römische Monarchey zu Befrolokung Der beglicktisten Geburth Ihrer Ertz-Herzoglichen Durchleucht Josef, Wien 1678. Vgl. zu der Oper auch Rainer, Oper am Hof Leopolds I., S. 34-38 und Ehalt, Ausdrucksformen absolutistischer Herrschaft, S. 158-159.
257 klagt zunächst die Erde über die herrschenden zahlreichen Kriege, die ganz übereinstimmend mit der Publizistik als Ergebnis der Regiersucht der Potentaten interpretiert werden69. Als Friedenslösung bittet die Erde bei Jupiter darum, daß dieses niedere Erden-Rund ein eintziges Gesatz gebende Astrea erkene, an einiges Joch sich binde10. Jupiter sieht diese Forderung als rechtmäßig an und fordert daher: Eine Beherrschung allein gehorche das Erden-Reich11. Damit wird zunächst die Herrschaft eines Potentaten bzw. eines Reiches über die gesamte Welt als friedensbringender Idealzustand postuliert. In den folgenden Szenen kämpfen dann die vier Weltmonarchien mit den Anführern Minos, Darius, Alexander und Caesar darum, welcher von ihnen der Vorzug gebührt. Mit der Unterstützung der antiken Götter siegt schließlich die römische Monarchie, deren legitimer Vertreter Leopold I. ist. Die Oper bietet damit gleich mehrere Interpretationsebenen an. Einerseits verweist sie auf die besondere Berufung des Hauses Habsburg zur Fortführung der Römischen Monarchie72. Der Sieg über die anderen Reiche spricht dabei für die göttliche Unterstützung, die dem Haus gewährt wird, und belohnt die bisher als erfolgreich bewertete Regierungsarbeit der Habsburger. Gleichzeitig trifft sie aber auch im Hinblick auf den Anlaß der Aufführung eine wichtige Gesamtaussage, die in einer Vorrede zu dem Werk bereits angedeutet wird73. Gerade die besondere Berufung der Habsburger zur Fortführung der Römischen Monarchie läßt die Wahl des neugeborenen Prinzen zum nächsten Römischen König als folgerichtigen Schritt erscheinen. Die Oper beansprucht damit für den Erzherzog bereits bei seiner Geburt die Nachfolge im Römischen Reich und versucht mit der Aufführung den zwar von der Tradition her vorhandenen, aber nicht rechtlich gegebenen Anspruch des Hauses Habsburg auf die Kaiserkrone zu legitimieren. Die inhaltlichen Aussagen von „La Monarchia latina trionfante" sind jedoch nicht nur an die Kurfürsten und Stände des Reiches gerichtet, denen frühzeitig der Sohn Leopolds als kommendes Reichsoberhaupt empfohlen wird, sondern es wird gleichzeitig gegen Ludwig XIV. Stellung genommen, der immer wieder im Verdacht steht, für sich oder seinen Sohn die Römische Krone beanspruchen zu wollen. Indem die Habsburger als von Gott gewollte legitime Nachfolger des Römischen Reiches dargestellt werden, bleibt für die Prätentionen des französischen Königs kein Raum mehr. Gleichzeitig schaffen die inhaltlichen Aussagen der Oper auch klare Verhältnisse im Hinblick auf die Rangstreitigkeiten der europäischen Monarchen untereinander. Die Römische Monarchie wird im Verlauf des Stückes als mächtigste Kraft im Herrschaftsgefüge ihrer Zeit interpretiert, die mit 69 70 71 72
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Sig-prangende Römische Monarchey, 1678, S. 9. Sig-prangende Römische Monarchey, 1678, S. 9. Sig-prangende Römische Monarchey, 1678, S. 10. Vgl. dazu auch die zusammenfassende Stellungnahme im Schlußteil der Oper: Will also dieFreundseelige Verhengnuß, daß in dem Oesterreichischen Zweyge, so da jederzeit eine Pflantze der Tugend, ein Baum der Gnaden, und ein Stamme der Gütigkeit war, die Römisch Monarchey allein regier alldar. Sig-prangende Römische Monarchey, 1678, S. 40. Vgl. dazu Rainer, Oper am Hof Leopolds I., S. 38.
258 ihren Waffen aller Erden-Kraiß nach ihrem Befehle gelenket1*. Leopold I. steht damit als legitimer Nachfolger dieses Reiches klar über den anderen Potentaten Europas, so daß in „La Monarchia latina trionfante" nicht nur Ansprüche auf das Kaisertum, sondern auch universalistische Ambitionen formuliert werden. Aussagen zum Problemkreis ,Krieg' und .Frieden' bietet auch das mit Tanz und Gesang aufgeführte Stück „Die Klufft-Höle deß Vulcanus"75. Es entstand 1686 nach der Eroberung Ofens durch die kaiserlichen Truppen zur Feier des Namenstages von Kaiser Leopold I. Im Mittelpunkt des Werkes steht die Frage nach dem Frieden als angestrebtem Idealzustand vor dem Hintergrund der bisher errungenen Türkenerfolge. Nach der Verkündigung des mit Hilfe der von Vulcanus geschmiedeten Waffen errungenen Sieges bei Ofen, beschließt Vulcanus die Arbeit ruhen zu lassen. Dagegen nimmt in der dritten Szene jedoch der Frieden selbst Stellung: Aber was eine Still-Ruhe finde ich allhier? Anjetzo, da die Waffenschmide für die Helden in Abhärtung der Waffen sollten beschäjftiget seyn, ist dieser Müssiggang meines erachtens unvernünjftig16. Die Aussage des Friedens kulminiert schließlich in der Feststellung: Durch Waffen in der Faust erhaltet man den Frieden11. Auch Mars schließt sich den Forderungen des Friedens an: Höret ihr dann deß laut erschallenden Krieges stettes Ruffen nicht? Anjetzo da der Gebrauch der Waffen wider den ergrimmten Thracier so glorwürdig, ist die Ruhe ein Mißbrauch, und aller Müssiggang schädlich78. In einem nachfolgenden Zwiegespräch zwischen Krieg und Frieden werden jedoch die unterschiedlichen Gründe für die Forderung beider nach weiteren Waffen deutlich. Während der Krieg vor allem wegen der Ehre die Fortführung des Krieges für sinnvoll hält, plädiert der Frieden für den Schutz des Friedens durch Waffengewalt. Dementsprechend ruft der Frieden aus: Waffen ja, ja die Oehlzweig zu bewahren und der Krieg setzt dem entgegen: Waffen ja, ja, umb Lorbeerzweig zu gwinnen79. Die beiden gegensätzlichen Positionen erfahren im Verlauf des Stückes keine Auflösung, sondern nach einem ausführlichen Lob von Leopolds Sieg gegen die Türken erklärt sich Vulcanus, sowohl von der Meinung des Friedens als auch der des Krieges überzeugt, bereit, erneut an die Arbeit zu gehen: Ich will Schmiden Wehr und Waffen für dem Fried und für dem Krieg. Der kann Lust, der Nutz verschaffen [...], heißt es in seiner Stellungnahme80. Auch das Stück die „Klufft-Höle deß Vulcanus" wirkt damit auf zwei Ebenen. Einerseits wird der Kaiser direkt für seine Erfolge gegen die Türken gelobt. In der letzten Szene erscheint ζ. B. die Kriegerische Neigung Begleitet von Sieges74 75
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Sig-prangende Römische Monarchey, 1678,13. Szene, S. 23. Die Klufft-Höle deß Vulcanus. Anführung zu einem Dantz. An dem glorwürdigsten Nahmens-Tag Ihrer Rom. Kayserl. Majestätt Leopold Deß Ersten, Wien 1686. Klufft-Höle deß Vulcanus, 1686, Dritter Eintritt, fol. B. Klufft-Höle deß Vulcanus, 1686, Dritter Eintritt, fol. B. Klufft-Höle deß Vulcanus, 1686, Vierter Eintritt, fol. B2. Klufft-Höle deß Vulcanus, 1686, Siebter Eintritt, fol. B4. Klufft-Höle deß Vulcanus, 1686, Neunter Eintritt, fol. C2v.
259 Bezeugungen, Welche eroberte Feindes-Fahnen herschleppen, und Gefangene an Ketten führen*1. Dieses klassische Triumphmotiv, das auch in der Kunst immer wieder zur bildlichen Darstellung eines Sieges dient, erfährt textliche Ergänzungen innerhalb des Stückes. Mehrfach taucht das ,Ruhm-Gericht' auf, um den großartigen Sieg des Kaisers zu verkünden: In allen Städten deß gantzen Teutschlands brennen feurig Lust-Berge; Spanien erhebet Sieges Bögen: Welschland feuret Kunstgerüste in mitten der Wasser Wellen an. Das frolockende Pohlen schwinget fliegende Feuers Kugel in die Lufft: Die Lombardey und das Genuesische Gebiethe richten Bild-Säulen mit Sinnreichen Uberschrifften auff. Engelland, Schweden und Holland begehen herrlichste Feuden Gepränge*1. Der Hofgesellschaft werden damit Reaktionen aus ganz Europa auf den Türkenerfolg des Kaisers vor Augen geführt, wobei nach den Angaben des ,Ruhm-Gerichts' der ganze Katalog barocker Festmöglichkeiten zur Feier des kaiserlichen Sieges eingesetzt wurde. Die „Klufft-Höle deß Vulcanus" betont jedoch nicht nur den besonderen Ruhm, den Kaiser Leopold I. in der ganzen Christenheit erringen konnte, sondern trifft auch eine klare politische Aussage: Die Siege gegen die Türken rufen zu einer Fortführung des Krieges auf, wobei sowohl das Argument der bewaffneten Friedenswahrung als auch die Weiterführung des Krieges zur Erlangung besonderen Ruhms als gleichrangige Kriegsgründe genannt werden. Auch hier ergibt sich damit eine Diskrepanz zu den in der aktuellen Publizistik geäußerten Positionen. Zwar herrschte dort ebenfalls Einigkeit darüber, daß der Krieg gegen die Türken weitergeführt werden muß, doch als Kriegsziel wird nirgendwo die Erlangung von Ruhm und Ehre genannt. Die in der „Klufft-Höle deß Vulcanus" als Nutzen des Krieges ζ. B. formulierte Forderung: Billich, daß ihm [Kaiser Leopold, J. S.] zu ewigen Pracht Werden Ehr-Säulen auffgerichtet, Und seyn Nahm in Ertz gegossen steht der deutlichen Ablehnung gegenüber, die die ,Ehrsucht' als Kriegsgrund innerhalb der Publizistik erfährt83. Der Kaiser wird im Gegenteil vor allem in den Flugschriften als Potentat gezeichnet, der im Kontrast zu Ludwig XIV. jegliche Verehrung seiner Person nach Siegen ablehnt, und Kriege nicht der Ehre wegen, sondern nur zum Zweck der Verteidigung führt. Die bisher vorgestellten inhaltlichen Analysen von am Hof aufgeführten Stükken vermitteln damit ein etwas anders akzentuiertes Bild des Kaisers. Der Frieden gilt zwar in vielen theatralen Aufführungen als positiver Wert und klares Ziel der kaiserlichen Politik, doch allein schon durch das übersteigerte Lob des Kaisers in einigen Huldigungsszenen entsteht ein zwiespältiger Eindruck. Darüber hinaus ließen sich durch die genannten Beispiele politische Aussagen herausarbeiten, die wie bei dem Roßballett von 1667 oder der Oper „La Monarchia latina trionfante" eindeutig dem Kaiser die Stellung als ranghöchster Monarch in der Christenheit 81 82 83
Klufft-Höle deß Vulcanus, 1686, Zehnter Eintritt, fol. C3. Klufft-Höle deß Vulcanus, 1686, Neunter Eintritt, fol. C2. Klufft-Höle deß Vulcanus, 1686, Achter Eintritt, fol. Cv.
260 zusprachen, und damit in ihrer Tendenz ein universalistisches Denken zu implizieren scheinen. Theateraufführungen am Wiener Hof machten also nicht nur durch die prachtvolle Inszenierung allein den hervorgehobenen Rang des Kaisers innerhalb des europäischen Mächtekonzerts deutlich, sondern konnten auch auf der inhaltlichen Ebene durchaus klare Aussagen zur Politik und den Herrschaftsansprüchen Leopolds I. bieten84. Einschränkend muß im Hinblick auf die inhaltlichen Aussagen der , feste theatrale' jedoch festgehalten werden, daß sie nicht in der gleichen Weise von einem über die Hofkreise hinausgehenden Publikum wahrgenommen werden konnten wie dies bei dem ausführlich erläuterten Beispiel zur Hochzeit von 1666 der Fall war. Zwar erschien zu vielen Aufführungen ein Textbuch, das bei großen Ereignissen auch durch bildliche Darstellungen der einzelnen Szenen ergänzt wurde, doch muß der Leserkreis dieser zumeist in der Druckerei Cosmerovius hergestellten Werke als begrenzt angesehen werden. Von Leopold I. ist bekannt, daß er häufig die Textbücher an den habsburgischen Gesandten in Spanien schickte, damit dieser die Inszenierungen dort publik machen konnte85. Neben anderen Höfen in Europa kam darüber hinaus die bei der Aufführung anwesende Hofgesellschaft als Leserkreis in Frage, deren Mitglieder wiederum die Textbücher an ihr eigenes Umfeld weiterleiten konnten. Graf Paul von Esterhäzy schickte ζ. B. an seine Frau Libretti der Stücke, die er im Jahr 1662 als Aufführung in Wien gesehen hatte86. Daß die Theateraufführungen und als sekundäres Informationsmedium die Textbücher an den großen und kleinen Höfen Europas durchaus auf einen interessierten Leserkreis stießen, zeigen einige bei Herbert Seifert abgedruckte Briefe von Gesandten. Johann Kunibert Graf Wenzelsberg kündigte ζ. B. dem ungeduldigen Fürstbischof Karl von Lichtenstein-Kastelkorn an, daß er sobald [...] die Comoedia wird gehalten werden, [...] nicht unterlassen [werde, J. S.] mit einem Exemplar [...] aufzuwarten%1. Justus Eberhard Passer, der 1682 einer Komödie am Wiener Hof beiwohnte, macht dagegen deutlich, daß ohne Textbuch und die teilweise dazugehörenden Schlüssel und Erklärungen Verständnisschwierigkeiten auftauchten. Außerdem traten die für das Haus Habsburg und den Kaiser werbenden Botschaften teilweise hinter Äußerlichkeiten und den technischen Raffinessen der Aufführungen zurück. So bemerkt Passer zwar den prachtvollen Einzug des Kaisers, doch resümiert er zu dem Theaterstück: Nachdem nun der pompose Eintritt geschehen, wurde alßobald darauf die Comoedi gehalten, präsentirte eine Schlacht von Türkisch: Asiatisch: Und frembden Kaysern, das Theatrum war 5.
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Vgl. zu weiteren Theaterstücken mit politischer Aussagekraft Seifert, Die Oper am Wiener Kaiserhof, S. 248-278. Vgl. dazu ζ. B. den Brief Leopolds an Franz Eusebius Graf Pötting vom 16.7.1668. Vgl. dazu Pribram, Privatbriefe Kaiser Leopolds, Bd. 1, Nr. 194 und 195, S. 397 und 398. Seifert, Die Oper am Wiener Kaiserhof, S. 48. Zitiert nach Seifert, Die Oper am Wiener Kaiserhof, S. 717.
261 mahl verändert, alles sehr wohl perspectivisch gemacht™. Auch in einem Brief an die Landgräfin Elisabeth Dorothea von Hessen-Darmstadt berichtet Passer nichts von den inhaltlichen Aussagen einer Komödie, die als Generalprobe vor der Kaiserinwitwe aufgeführt wurde, sondern konzentriert sich auf die Dekoration und eine im Stück enthaltene Jagdszene89. Die Inhalte der Stücke und ihre differenzierten politischen Aussagen waren also auch für einen der Aufführung beiwohnenden Zuschauer entweder nicht leicht zu verstehen oder aber nicht weiter bemerkenswert. Noch weniger über die bei Hof abgehaltenen szenischen Inszenierungen erfuhren allerdings die Leser von Zeitungen oder Sammelwerken zum Zeitgeschehen. Wenn hier von Theaterstükken die Rede war, dann beschränkten sich die Informationen zumeist auf die Tatsache, daß überhaupt eine Aufführung stattgefunden hatte sowie auf den Anlaß des Ereignisses. Ergänzt wurden die nichtssagenden Berichte durch lobende Adjektive wie schön, vortrefflich, ansehnlich oder denckwürdig, um das Ereignis an sich als positiv darzustellen90. Der Zeitungsleser erhielt damit nur eine Bestätigung, daß der Kaiser seiner Rolle gerecht wurde und mit der erwarteten Pracht Namenstage, Geburtstage und andere Festlichkeiten beging. Beschreibende Berichte zu dem tatsächlichen Geschehen auf der Bühne oder sogar eine Interpretation der Inhalte der szenischen Inszenierungen sucht man dagegen im Normalfall vergebens in den Zeitungen. Nur bei besonderen Ereignissen, wie der oben vorgestellten Hochzeit, gab es manchmal weiterführende Informationen in den Zeitungen oder Bilddarstellungen im illustrierten Einblattdruck für einen größeren Leserkreis. Insgesamt kann jedoch festgehalten werden, daß höfische Festlichkeiten nicht nur durch die lokalen Beschränkungen, sondern auch durch die fehlende Weitervermittlung von Inhalten keine besondere Breitenwirkung erzielten. Dabei waren sowohl die zumeist formelhafte Abhandlung des Themas in den Zeitungen als auch die ohnehin vorhandene Schwierigkeit, die Pracht der Feierlichkeiten in Worte zu fassen, dafür verantwortlich, daß Meldungen dieser Art auf wenig Interesse beim Lesepublikum stießen. Höfische Inszenierungen mit ihren diffizilen inhaltlichen Aussagen wirkten damit vor allem auf die vom Hof auch als Zielgruppe erwünschten Personenkreise. Als Adressaten waren Mitglieder des hohen und niederen Adels vor Ort, ständische Vertreter, Gesandte sowie auswärtige Höfe und deren Mitglieder intendiert. Inwieweit diese Personengruppen die auf der inhaltlichen Ebene bei einzelnen Festlichkeiten geäußerten Herrschaftsansprüche des Hauses Habsburg oder das überschwengliche Lob für Kaiser Leopold I. wahrnahmen bzw. sogar als ernsthafte politische Stellungnahme werteten, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Doch das sich bei Betrachtung der Inhalte der 88 89 90
Zitiert nach Seifert, Die Oper am Wiener Kaiserhof, S. 786. Vgl. dazu Seifert, Die Oper am Wiener Kaiserhof, S. 788. Vgl. als Beispiele zum Stil der Nachrichten die bei Seifert abgedruckten Nachrichten des Theatrum Europaeum. Seifert, Die Oper am Wiener Kaiserhof, S. 729, 736, 743, 752 und 770.
262 höfischen Festlichkeiten etwas differenziert präsentierende Bild des Kaisers darf mit Sicherheit in seiner Wirkung auf den intendierten Adressatenkreis nicht überschätzt werden, denn insgesamt entsprach das Lob des Herrschers, die Formulierung von Machtansprüchen im Fest und die prunkvolle Selbstinszenierung dem Stil der Zeit. So verwundert es auch nicht, daß Kritik an der Art wie der Kaiser sich dem Wiener Hof präsentierte, in der Publizistik nicht aufkam.
III. 1.3 Räumlicher Wirkungshorizont höfischer Festlichkeiten Abschließend bleibt zu diesem Themenkreis zu fragen, ob der Wiener Hof neben der Verbreitung von Textbüchern, druckgraphischen Werken und Festbeschreibungen sich auch noch auf anderem Wege bemühte, durch das Medium ,Fest' Breitenwirkung zu erzielen. Wie oben gezeigt wurde, war die knappe Berichterstattung in Zeitungen und Diarien wenig dazu angetan, Interesse in der Bevölkerung hervorzurufen, und auch für Gesandte und Angehörige anderer Höfe konnte eine gedruckte Festbeschreibung kaum den Eindruck ersetzen, den die tatsächliche Teilnahme an einer Festlichkeit bewirkte. Aus diesem Grund bemühte man sich nicht nur am Wiener Hof, Feierlichkeiten zu besonders herausragenden Ereignissen geographisch auszudehnen. Als Multiplikatoren höfischer Inszenierungen dienten dabei zumeist die an anderen Orten ansässigen Residenten der jeweiligen Regierungen, die im Auftrag ihrer Potentaten Feste zu arrangieren hatten. Beliebte Aufführungsorte waren außerhalb des Reiches dementsprechend Rom, Paris, Brüssel, Stockholm und Den Haag91. Für das Reich bot sich vor allem Regensburg als Sitz des Reichstages an. Inszenierungen durch einen Residenten der Wiener Regierung erlebten aber auch die Städte Frankfurt am Main oder Bre9?
men . An dieser Stelle können nicht alle dieser außerhalb Wiens aufgeführten habsburgischen Inszenierungen abgehandelt werden, doch soll anhand einiger weniger 91
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Vgl. dazu ζ. B. die Zeitungsmeldung in LP 1699, 8. Wo., 2. Stück, S. 120 zur Hochzeit Josephs I. und geplanten Feierlichkeiten in Brüssel: so wird man [...] eine Opera präsentiren, darzu von dem Kayserl. Envoye, Herrn Grafen von Eck, alle fremde Ministri eingeladen worden. Vgl. dazu ζ. B. die Meldung in LP 1699, 8. Wo., 3. Stück, S. 122. Hier wird zu Festlichkeiten anläßlich der Hochzeit von Joseph I. in Frankfurt berichtet: hat der alhier sich aufhaltende Kayserl. Gesandte, Herr Graf von Boineburg, einen prächtigen Bai und Gast-Gebot gegeben, darzu alle hier sich befindende hohe Stands-Personen, auch anwesende Gesandten, Chur-und Fürstlichen Ministri, eingeladen waren. Künfftigen Sonntag soll [...] von hochgedachtem Herrn Gesandten, wiederum alle ausländische Ministri und die vornehmste aus hiesigem Magistrat tractiret werden [...]. Zu Festlichkeiten eines kaiserlichen Residenten in Bremen vgl. FJ 1684, Nr. 65, S. 3.
263 Beispiele die Bedeutung der geographischen Ausdehnung von Festlichkeiten über die eigene Hofgesellschaft hinaus deutlich gemacht werden. 1675 feierte ζ. B. Johann von Kramprich als habsburgischer Gesandter in den Generalstaaten ein Fest in Den Haag, das die Eroberung Triers durch die gegen Frankreich kämpfenden alliierten Truppen wirkungsvoll in Szene setzen sollte. Über die Festlichkeiten informiert ein Bericht, den Kramprich als Initiator der Feier an den Kaiser sandte93. Demnach waren die Minister und Abgesandten Spaniens, Dänemarks, Kurbrandenburgs, Münsters und Braunschweig-Lüneburgs eingeladen worden, um einem Festbankett beizuwohnen. Vom Festsaal aus bot sich den Anwesenden ein Blick auf ein brennendes Festgerüst, das in der Mitte eines Teiches errichtet worden war. Es zeigte ein Oval mit zwei seitlich aus den Wolken kommenden Armen, die sich, einen Degen haltend, die Hände reichten. Die Spitze des Degens, der von Oliven- und Lorbeerzweigen umwunden war, reichte bis unter eine über dem Bild thronende kaiserliche Krone. Das Gerüst symbolisierte damit die union der hohen Alliirten, der umbflochte degen zeigt ahn die victoriis so Sie mit einander eine zeithero erhalten, welche Sie nit anders alß zu erhaltung eines gutten sichern friedens suchen9,1. Das auch durch Textbeischriften näher erläuterte Sinnbild ruft damit die Betrachter zur Fortführung des erfolgreichen Bündnisses auf und verweist als Rechtfertigung auf das Endziel des Krieges: Die den Degen umwindenden Olivenzweige sollen anzeigen, daß ein guter und sicherer Frieden das Ergebnis aller kämpferischer Bemühungen sein soll. Diese Botschaft wird den am Festbankett beteiligten Gesandten und Ministern nicht nur aus der Ferne präsentiert, sondern auch mit Hilfe dekorativer Elemente in Szene gesetzt. So heißt es zu den von der Gesellschaft benutzten Trinkgläsern: [...] es waren gedrilte oder außgeschliffene gläser, welche daß Kayserliche Wappen, undt dan die figuren undt inscriptionen repraesentirt haben, so auff der brennenden machina gewesen und die Tafel selbst war durch einen Blumenschmuck mit der Botschaft ,PARIAT VICTORIA PACEM' geschmückt davon ein großer bogen von einer piramide von confect biß zu der anderen piramide, so in der mitten der taffei gestanden gangen ist, wo die ob. buchstaben sehr kostbahr erschienen95. Daß das bisher nur den verschiedenen Gesandten und Ministern geltende Bankett durchaus auf zwei Ebenen wirken sollte, macht der folgende Teil des Berichts deutlich. Während im Inneren des Palastes der genannte Personenkreis der primären Festadressaten sich zusammengefunden hatte, besichtigte von außen die Bevölkerung das Festgerüst. Auch diese Zuschauer wurden durchaus als passive
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HHStA Wien, Ost. Staatsregister, Karton Nr. 34, Fasz. 29, Nr. 224, fol. 339: Beschreibung des freudenfest undt banquets welches der Kay. Resident Johan Kramprich des Ordens Sancti Mauritii Ritter in Haag, weg der Victorien, so die Kay. undt die Alliirten Waffen wider Franckreich und Schweden erhalten, undt sonderlich wegen eroberung der Stadt Trier, angestelt hat. HHStA Wien, Öst. Staatsregister, Karton Nr. 34, Fasz. 29, Nr. 224, fol. 339. HHStA Wien, Öst. Staatsregister, Karton Nr. 34, Fasz. 29, Nr. 224, fol. 340.
264 Teilnehmer an dem Spektakel wahrgenommen, doch galten ihnen nicht die zuvor genannten inhaltlichen Aussagen, sondern der Unterhaltungsfaktor spielte eine große Rolle: damit aber so viele thausent persohnen unter wehrenden banquet mit continuirliches ansehen dieser machina nit überdrüssig würden, Undt des Haupt feurwercks erwartten könten, hatt man nach endt noch einige hundert Raketten, undt feurspill in die lufft fliegen lassen, welche von unterschiedlichen effect undt figuren gewesen96. Die Organisatoren der Festlichkeiten hatten sich also durchaus im Hinblick auf den Unterhaltungseffekt Gedanken um die Bevölkerung, die der Inszenierung zusehen wollte, gemacht. Auch nach dem Hauptfeuerwerk, das in seinem gesamten Ablauf leider nicht näher erläutert wird, berücksichtigt der Bericht noch einmal das Volk in seiner Rolle als Zuschauer: undt die frembde, so auß denen benachbahrten Städten undt von Amsterdam ankommen waren, haben vermeint, daß Sie ihre zeith wohl zu gebracht hatten91, wird resümiert, so daß nicht nur im Hinblick auf die primäre Zielgruppe der diplomatischen Vertreter der kämpfenden Mächte, sondern auch im Hinblick auf das Volk, das sich von dieser Feier Unterhaltung erwartete, das Fest als gelungen angesehen wurde. Während die eben geschilderte Veranstaltung vor allem einer Befestigung des Bündnisses der gegen Frankreich alliierten Mächte diente, konnten Feierlichkeiten genauso eine Provokation des Gegners zum Ziel haben. Eine anonyme Radierung aus dem Jahr 1686 bildet ζ. B. ein Feuerwerk ab, das in Paris anläßlich des kaiserlichen Sieges in Ofen stattfand98. Veranstalter der Festlichkeit war der kaiserliche Botschafter Wenzel Ferdinand Poppel Graf von Lobkowitz, der den noch vor einem Jahrzehnt für unmöglich gehaltenen Erfolg gegen die Türken entsprechend in Szene setzen ließ. Die Bilddarstellung zeigt im Hintergrund das Feuerwerk, während im Vordergrund eine Art Triumphpforte zu sehen ist, die als zentrales Objekt den über einem Halbmond piazierten kaiserlichen Adler zeigt. Am Fuß des Bogens verstärken zwei gefangene Türken die Gesamtaussage des Bildes und deuten die Überlegenheit des Kaisers gegenüber dem seit mehr als einem Jahrhundert das christliche Europa bedrohenden Feind an. Eine solche Inszenierung der durch die Türkensiege neu gewonnenen kaiserlichen Stärke lag sicher nicht im Interesse des französischen Königs, der die Betonung der kaiserlichen Erfolge in seiner eigenen Residenzstadt eher als Affront auffassen mußte. Wie wichtig bildliche Inszenierungen anläßlich von Feierlichkeiten genommen wurden, macht ein auch in der Flugschriftenliteratur immer wieder erwähnter Vorgang deutlich. Anläßlich der Geburt eines kaiserlichen Prinzen 1682 beging der Hof das Fest mit Lustfeuern und allerhand Sinnbilder, die von ausländischen Gesandten vorgeführt wurden. Der französische Botschafter zeigte jedoch ein 96 97 98
HHStA Wien, Öst. Staatsregister, Karton Nr. 34, Fasz. 29, Nr. 224, fol. 340. HHStA Wien, Öst. Staatsregister, Karton Nr. 34, Fasz. 29, Nr. 224, fol. 341. Radierung, anonym, zum Festfeuerwerk anläßlich der Eroberung von Ofen abgehalten von Wenzel Ferdinand Poppel Graf von Lobkowitz in Paris 1686, abgebildet bei Gottfried Mraz, Prinz Eugen. Ein Leben in Bildern und Dokumenten, München 1985, S. 66.
265 eher provozierendes Bild (Abb. 30)". Eine Sonne mit dem Wappen des französischen Königs darunter war geschmückt worden mit der Textbeischrift „fulget ubique" (sie scheint überall). Dieses Sinnbild rief Empörung hervor, da die Sonne mit der entsprechenden Textbeischrift als Ausdruck der universalistischen Pläne des französischen Königs gewertet wurde. Nach dem Bericht in der Flugschrift „Franckreich, Die neuen Conjuncturen" erregte diese Provokation jedoch nicht nur Unmut bei diplomatischen Vertretern und Regierungskreisen: Als nun das gemeine Volck, wie gewönlich, zu lieffe, fiengen sie bereits an zu murmeln, und hätten bald an diese Frantzösische Sonne hand geleget, und eine Handgreifliche Sonnen-Finsternis daraus gemacht, wenn die Soldaten und Rumorknechte nicht abgewähret hätten10°. Glaubt man dieser Darstellung, so verstand also auch das einfache Volk die gewählte Sonnensymbolik des französischen Botschafters und nahm entsprechend dagegen Stellung. Die provozierende Illumination war aber in jedem Fall so besorgniserregend, daß man auf Seiten der kaiserlichen Regierung rasch reagierte. Zwei Häuser weiter wurde die Wohnung eines vornehmen Hofbedienten dazu genutzt, im Fenster eine Art Gegendarstellung aufzurichten101. Mit Hilfe einer Weltkugel, die von der Sonne und dem österreichischen Wappen überstrahlt wurde, widmete man das französische Symbol um. Die Textbeischrift „fulget ubique magis" (sie scheint überall stärker) und die allseits bekannte Buchstabenfolge ,AEIOU', die zeitgemäß als Ausdruck der weitreichenden habsburgischen Herrschaftsansprüche gewertet wurde, vervollständigten das Bild102. Die gesamte Affäre macht deutlich, daß im umgekehrten Fall auch der Kaiser an seinem eigenen Regierungssitz mit Hilfe des zur Verfügung stehenden barocken Festinstrumentariums durch ausländische Mächte provoziert werden konnte. Ähnliche Beispiele für die Inszenierung ausländischer Mächte mit Hilfe des Mediums ,Fest' bietet auch die Stadt Regensburg. Als Sitz des Reichstages erhielt die Stadt damit nicht nur Bedeutung als Nachrichtenbörse und Zentrum des Austausches von Druckmedien, sondern auch das barocke Fest behauptete parallel dazu seine Rolle als wichtiges diplomatisches Mittel zur imagewerbenden Selbstinszenierung. So erlebte Regensburg nicht nur Huldigungsfeierlichkeiten für Kaiser Leopold I. oder Festlichkeiten des Wiener Hofes zur Hochzeit Josefs I. mit Wilhelmina Amalia von Braunschweig und Lüneburg 1699, sondern auch die Generalstaaten feierten hier 1667 ein Friedensfest und die englischen und französi99
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Vgl. dazu Abb. 30: Abbiltung der Jenigen nach dencklichen Sinbilter, so Zu Ehren deß neu gebornen Kay. Printzens, in Wien vorgestellet worden von J. U. Kraus; G N M , Inv. Nr. HB 15573. Franckreich, Die neuen Conjuncturen Werden dir den Compass gewaltig verrücken, Benebenst vielen remarquablen Begebenheiten, Leipzig 1686, S. 63-64. Franckreich, Die neuen Conjuncturen, 1686, S. 64. Vgl. zu den verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten der Buchstabenfolge Alphons Lhotsky, AEIOV. Die „Devise" Kaiser Friedrichs III. und sein Notizbuch, in: Alphons Lhotsky, Das Haus Habsburg, Wien 1971 (Alphons Lhotsky, Aufsätze und Vorträge 2), S. 164-222.
266 sehen Botschafter inszenierten in Regensburg jeweils Veranstaltungen zur Geburt von Thronfolgern für ihre Potentaten103. Dabei war insbesondere das vom französischen Bevollmächtigten Verjus 1682 abgehaltene Fest allein schon wegen seiner fünftägigen Dauer bemerkenswert. Vergegenwärtigt man sich, daß Frankreich zu diesem Zeitpunkt als Hauptgegner des Reiches empfunden wurde, so überrascht es doch, daß in allen Kirchen und Klöstern ζ. B. Gebete zum Wohl des französischen Königs abgehalten wurden. Die Festlichkeiten selbst waren außerordentlich aufwendig und führten den anwesenden Gesandten nicht nur die Freude über die Geburt des Dauphins vor Augen, sondern äußerten sich auch zu den weltumspannenden französischen Herrschaftsansprüchen104. Die genannten Beispiele machen deutlich, wie wichtig für die verschiedenen Höfe die geographische Ausdehnung der höfischen Festlichkeiten auf öffentlichkeitswirksame Orte in ganz Europa waren. Gerade das höfische Fest wirkte vor allem auf die direkten Betrachter, so daß versucht wurde lokale Begrenzungen aufzuheben und durch die geographische Streuung den Zuschauerkreis zu erweitern. Vom Adressatenkreis her versuchte man bei diesen Festlichkeiten vor allem Stände, diplomatische Vertreter auswärtiger Höfe und den Adel zu erreichen. Doch machen die vorgestellten Beispiele auch auf das einfache Volk als Betrachter des Geschehens aufmerksam. In Den Haag bemühten sich die Festveranstalter, dem aus dem ganzen Umland und sogar aus Amsterdam angereisten Volk ein besonderes Spektakel zu bieten. Die durch das große Interesse in der Bevölkerung aufgebaute Erwartungshaltung stellte die Organisatoren damit vor die Aufgabe, nicht nur dem primären Adressatenkreis innerhalb des Schlosses gerecht zu werden, sondern auch das interessierte Volk mit in die Überlegungen einzubeziehen und durch ein gelungenes Fest das Renommee des Kaisers zu steigern. Das Wiener Beispiel hat darüber hinaus deutlich gemacht, daß einfache Symbole und Sinnbilder offensichtlich durchaus vom Volk verstanden werden konnten. Die Sonne galt demnach als Möglichkeit zur Verdeutlichung von universalistischen Herrschaftsansprüchen. Ähnlich populär waren aber auch Tiersymbole wie Adler und Hahn als Zeichen für Kaiser und Frankreich, der Halbmond für die Türken oder die bekrönte Weltkugel mit Wappen, die universalistische Ansprüche formulieren konnte. Trotz dieser auch für das einfache Volk verständlichen Symbolik muß für den gesamten Bereich des höfischen Festes festgehalten werden, daß die bereits eingangs erwähnte Wirkungsweise auf zwei Ebenen durch die vorgestellte Untersuchung eine Bestätigung fand. Komplizierte Inhalte konnten nur von den gebildeten Schichten verstanden werden, die selbst jedoch oft nicht ohne erklärende Festbeschreibungen auskamen. Für das Volk war dagegen vor allem die Pracht der Inszenierung als Aussage wichtig. Durch aufwendige Feierlichkeiten bot der 103 104
Vgl. dazu die Kapitel 26-36 in: Möseneder, Feste in Regensburg. Vgl. dazu die ausführliche Festbeschreibung in Elisabeth Fendl, Die Feierlichkeiten anläßlich der Geburt des Due de Bourgogne 1682, in: Möseneder, Feste in Regensburg, S. 252-258.
267 Herrscher den Zuschauern ein besonderes Spektakel, mit dem er seine herausragende Rolle innerhalb des Staatswesens betonen konnte. Im Hinblick auf den Wiener Hof kann an dieser Stelle festgehalten werden, daß die Selbstinszenierung durch das höfische Fest als legitimes Mittel der Imagewerbung stark genutzt wurde. Das dabei im Vergleich zur Publizistik inhaltlich nicht ganz übereinstimmende Bild des Kaisers bedarf allerdings einer Überprüfung weiterer vom Hof aktiv genutzter medialer Kommunikationsmöglichkeiten.
III.2 Kunst und Architektur III.2.1 Die Selbstdarstellung der Habsburger in Kunst und Architektur vor Kaiser Leopold I. Als weitere Möglichkeit des Wiener Hofes zur positiven Imagegestaltung außerhalb der Publizistik bot sich der Bereich der Kunst und Architektur an. Gerade Ludwig XIV. als der große Gegenspieler des Kaisers hat während der Regierungszeit Leopolds I. auf diesem Gebiet einerseits durch den bis dahin einzigartigen Bau von Versailles und andererseits durch die gezielte Förderung künstlerischer Projekte, die der Glorifizierung seiner eigenen Person und Herrschaftsleistung dienten, neue Maßstäbe gesetzt. Architektur und Kunst konnten dabei auf ebenso verschlüsselte Weise wie die barocken Festlichkeiten auf den Betrachter wirken, was auf das für beide Bereiche übereinstimmende Repertoire, das den Künstlern zur Verdeutlichung der Größe ihres Herrschers zur Verfügung stand, hinweist. Für die Habsburger entstand dieses Repertoire in seinen Grundkomponenten nicht etwa erst zur Zeit Kaiser Leopolds I., sondern war stark von traditionellen Elementen geprägt'05. Sehr früh ließen sich die Mitglieder des Hauses, angelehnt an den römischen Herrscherkult, als mythologische Heroen und Götter darstellen. Münzen und Harnische wurden bereits zur Zeit Karls V. mit Bildnissen des Kaisers versehen, auf denen er mit den klassischen Attributen des Herkules, wie dem Löwenfell oder dem Löwenkopf auf der Schulter zu sehen ist106. Sehr direkt nimmt auch das Herrschersymbol Karls V. auf die Gestalt des Herkules Bezug. In Verbindung mit seiner Devise ,Plus ultra' wurde die Abbildung der Säulen des Herkules ein Zeichen für den weltumspannenden Herrschaftsanspruch der Habs-
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Vgl. dazu auch Alfred Kohler, Kaiserikonographie und Reichsemblematik, in: Rainer A. Müller (Hrsg.), Bilder des Reiches, Sigmaringen 1997 (Irseer Schriften 4), S. 155-168. Vgl. dazu Bruck, Habsburger als Herculier, S. 194.
268 burger107. Die Herkules-Ikonographie stand damit teilweise auch für die universalistischen Zielsetzungen des Hauses, denn bereits seit der Antike war die „Vorstellung von Herkules als Herrscher des gesamten Erdkreises [...] geläufig"108. Ebenfalls seit der Antike vertraut war die Darstellung der römischen Kaiser als Sonnengott ,Sol invictus' oder als Phoebus-Apoll sowie als Göttervater Jupiter. Die genannten Formen stellen damit ebenso wie die Herkules-Ikonographie klassische Möglichkeiten zur Verdeutlichung der hervorgehobenen Stellung eines Herrschers innerhalb der europäischen Mächtehierarchie dar. Bei den Habsburgern griff im 16. Jahrhundert ζ. B. Ferdinand I. bei Münzen und Herrschaftssymbolen auf diese Art der Darstellung zurück109, wobei die Abbildung als Jupiter im Hinblick auf dessen Rolle als höchster Gott der Antike besonders gut zur Symbolisierung des kaiserlichen Machtanspruches geeignet war. Genauso verwies aber auch der Adler als ein Jupiter häufig beigegebenes Attribut auf den habsburgischen Wappenadler und den Reichsadler. Ein weiteres probates Mittel zur Versinnbildlichung des allumfassenden Herrschaftsanspruches war die Hervorhebung der besonderen Abstammung eines Potentaten. Schon unter Maximilian I. versuchte man durch eine möglichst eindrucksvolle Ahnenreihe den Vorrang des eigenen Hauses vor allen anderen Mächten zu betonen110. Die oft fiktiven Stammbäume, mit denen versucht wurde, Herrscherhäuser auf antike Helden oder Gottheiten zurückzuführen, zeigen dabei großen Variantenreichtum. In enger Verbindung mit der das Geschichtsbild des 17. Jahrhunderts bestimmenden Lehre von den vier Weltreichen hoben die Habsburger aber auch gerne ihre, durch die Idee der ,translatio-imperii' gestützte gottgewollte Nachfolge im Heiligen Römischen Reich hervor. Ergänzt wurden die so geäußerten Herrschaftsansprüche durch die Gleichsetzung mit großen Vorbildern der Antike. Neben Alexander dem Großen galten Augustus und Caesar hier als beliebte Identifikationsfiguren. Einfluß auf die künstlerische Verarbeitung universalistischer Ansprüche eines Herrschers hatte schließlich seit Beginn des 17. Jahrhunderts auch die an dem geographischen Weltbild orientierte Huldigung durch die vier Erdteile. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts nahmen ζ. B. sowohl die Habsburger als auch die französischen Könige in bildlichen Darstellungen Huldigungen durch Personifikationen Asiens, Afrikas, Amerikas und Europas entgegen, was von der Deutung her als Unterwerfung der ganzen Welt unter ihre Macht interpretiert werden konnte1". Die Auseinandersetzungen um den Vorrang innerhalb der christlichen Mächte-
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Vgl. dazu Matsche, Kunst im Dienst der Staatsidee, Bd. 1, S. 348. Vgl. dazu Matsche, Kunst im Dienst der Staatsidee, Bd. 1, S. 344. Vgl. dazu Elisabeth Koväcs, Die Apotheose des Hauses Österreich. Repräsentation und politischer Anspruch, in: Rupert Feuchtmüller, Elisabeth Koväcs (Hrsg.), Welt des Barock, Bd. 2: Textband, Wien, Freiburg, Basel 1986, S. 53-87, hier S. 65. Vgl. dazu Koväcs, Apotheose des Hauses Österreich, S. 60. Vgl. dazu Polleross, Sol Austriacus, S. 58-61.
269 hierarchie kulminierten jedoch zur Regierungszeit Leopolds I. auch in der Nutzung knapper Devisen und eingängiger Embleme. Als beliebtes Symbol zur Verdeutlichung von weltumspannenden Herrschaftsansprüchen bot sich die Weltkugel an, die von dem Wappen bzw. Wappentier des jeweiligen Potentaten überstrahlt werden konnte oder im Fall Ludwigs XIV. von seinem Herrschaftssymbol, der Sonne, beschienen wurde112. Die Habsburger nutzten darüber hinaus die in mehrfacher Hinsicht interpretierbare Formel ,A.E.I.O.V.' in der Zeit Kaiser Leopolds I. als deutliches Zeichen für die herausragende Stellung ihres Hauses in der Welt, denn die Devise wurde in dieser Phase von dem kaiserlichen Bibliothekar Peter Lambeck verbindlich als Kürzel für die Sätze ,Austriae est imperare orbi universo' bzw. ,Alles Erdreich ist Oesterreich unterthan' entschlüsselt113. Während die genannten künstlerischen Darstellungsmöglichkeiten vor allem zur Verdeutlichung der Größe des Hauses Habsburg dienten und den mit der Kaiserwürde verbundenen universalistischen Anspruch unterstützten, entwickelte sich bereits seit Rudolf I. ein zweiter, auf die sakrale Ebene abhebender Inszenierungskreis: Die das Haus Habsburg auszeichnende besondere Pietas wurde auf vielfältige Weise bereits vor Kaiser Leopold I. auch in der Kunst in den Mittelpunkt gerückt. Dabei galt die spezielle Auszeichnung der Habsburger durch Gott als der eigentliche Grund für die Erfolge des Hauses bei der Türkenabwehr und bei der Bekämpfung der Protestanten114. Wesentliche Elemente der ,Pietas Austriaca' waren die Verehrung der Dreifaltigkeit sowie die Marien- und Christusverehrung115. Der Marienkult erreichte dabei unter Leopold I. einen Höhepunkt, obwohl bereits Kaiser Ferdinand II. den Sieg gegen die Protestanten am Weißen Berg 1621 der besonderen Hilfe Marias zugeschrieben und Ferdinand III. 1647 Österreich der ,Immaculata Conceptio' geweiht hatte" 6 . Neben der Verehrung Marias und der Heiligen Dreifaltigkeit erfreute sich innerhalb des Hauses Habsburg jedoch auch der Heiligenkult besonderer Wertschätzung117. In Kaiser Leo-
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Vgl. zur bildlichen Umsetzung auch Welt des Barock [Rupert Feuchtmüller], hrsg. v o m Land Oberösterreich, Bd. 1: Katalog, Wien u. a. 1986, S. 81 s o w i e Polleross, Sonnenkönig und österreichische Sonne, S. 2 4 6 und 251.
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Vgl. dazu Matsche, Kunst im Dienst der Staatsidee, Bd. 1, S. 330-331 s o w i e Lhotsky, AEIO V , S. 180. Vgl. allgemein zur Verwendung von D e v i s e n in der Architektur und bildenden Kunst des Barock Karl Möseneder, „Aedificata Poesis". D e v i s e n in der französischen und österreichischen Barockarchitektur, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 3 5 (1982), S. 139175. Vgl. dazu Koväcs, Apotheose des Hauses Österreich, S. 67-68. Vgl. zur Pietas Austriaca: Anna Coreth, Pietas Austriaca. Ursprung und Entwicklung barokker Frömmigkeit in Österreich, München 1959. Vgl. dazu auch Matsche, Kunst im Dienst der Staatsidee, Bd. 1, S. 148-153. Vgl. dazu Matsche, Kunst im Dienst der Staatsidee, Bd. 1, S. 182-187 s o w i e Franz Matsche, Gegenreformatorische Architekturpolitik. Casa-Santa-Kopien und Habsburger Loreto-Kult nach 1620, in: Jahrbuch für Volkskunde N F 1 (1978), S. 81-118. Beispiele zur Heiligen- und Marienverehrung unter Kaiser Leopold I. auch in dem Ausstellungskatalog Staat und Kirche in Österreich. V o n der Antike bis Joseph II., St. Pölten 1985, S. 93-95.
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270 polds Regierungszeit wurde dementsprechend 1663 der heilige Leopold zum Schutzpatron Österreichs und 1675 der heilige Joseph zum Beschützer des Reiches erhoben. Die genannten religionspolitischen Maßnahmen zur Demonstration der das Haus auszeichnenden Pietas fanden ihren Niederschlag in Kirchen- und Denkmalstiftungen sowie sakralen Kunstwerken118. Insgesamt galten diese Bemühungen vor allem der Festigung des von den Habsburgern vermittelten Bildes als von Gott in besonderer Weise ausgezeichnete Dynastie. Die für das Haus beanspruchte Mittlerrolle zwischen göttlicher und irdischer Sphäre stand dabei in engem Zusammenhang mit der Beanspruchung des Kaisertitels im Reich119. Die lange Ahnenreihe der erfolgreichen habsburgischen Kaiser verwies, der Argumentation der Habsburger nach, auf ihre von Gott gewollte Regierung (Abb. 4)120. Die Tugend der Pietas zeichnete dabei alle Mitglieder des Hauses quasi als Grundeigenschaft aus, doch wurde diese flankiert durch weitere als erblich innerhalb der Familie deklarierte Herrschertugenden. Für Kaiser Leopold I. galten neben der Pietas die Justitia und die dementia als zentrale Tugenden121. In der Kunst wurden sie zumeist allegorisch dargestellt, wobei oft eine Ergänzung durch Personifikationen des von dem jeweiligen Kaiser gewählten Regierungsmottos üblich war. Universalistische Ambitionen, der Anspruch auf das Römische Kaisertum, die das Haus Habsburg auszeichnende besondere Frömmigkeit und die daraus sich ergebenden Erfolge gegen andersgläubige Feinde ließen sich also leicht mit dem hier nur in groben Zügen umrissenen Vokabular, das die Kunst zur Verfügung stellte, verdeutlichen. Inwieweit sich der Wiener Hof als Auftraggeber dieser Kommunikationsmöglichkeit tatsächlich bediente, soll im folgenden Abschnitt überprüft werden.
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Auf dem künstlerischen Sektor konnten die besondere Pietas des Hauses Habsburg und das sie auszeichnende Gottesgnadentum auch durch Bilddarstellungen illustriert werden, die die kaiserliche Familie mit der heiligen Familie gleichsetzten oder die Habsburgerherrscher mit dem römischen Kaiser Konstantin identifizierten. Vgl. dazu Polleross, Das sakrale Identifikationsporträt, Bd. 2, Abb. 98 und 99 sowie Abb. 35 und 40. Vgl. dazu auch die bei Koväcs, Apotheose des Hauses Österreich, S. 65 genannten Beispiele aus der Kunst sowie die Abbildungen auf S. 58 zu Apotheosen Maximilians I., Maximilians II. und Karls V. Vgl. dazu die Darstellung auf einem Kalender des Jahres 1661 zur Übergabe der Regierung an Kaiser Leopold I.; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung Sign. YA 9944m. Vgl. dazu Matsche, Kunst im Dienst der Staatsidee, Bd. 1, S. 70-72 sowie 75-76.
III.2.2 Architektur als Informationsmedium III.2.2.1 Das Bauprogramm des Wiener Hofes Für Kaiser Karl VI. konnte Franz Matsche in seiner Darstellung „Die Kunst im Dienst der Staatsidee" überzeugend zeigen, inwieweit Allegorie und Emblematik sowie architektonische Formen dazu dienten, die Regierungsleistung des Kaisers in propagandistisch eindrucksvoller Weise darzustellen122. Die Architektur hat dabei den Vorteil, daß sie, wie Andreas Tönnesmann anhand des Palazzo Medici verdeutlicht hat, in ihrem Vokabular eine „geringere Verbindlichkeit" ausstrahlt als das „gesprochene und geschriebene Wort" und damit als Kommunikationsmittel durchaus anders gelagerte und von Druck und Mündlichkeit variierende Botschaften vermitteln kann123. Untersucht man jedoch die Regierungszeit Kaiser Leopolds I. unter diesen beiden Prämissen, so wird rasch deutlich, daß weder ein ähnlich geschlossenes und klar strukturiertes Bauprogramm wie das Kaiser Karls VI. vorlag, noch man sich bei den tatsächlich errichteten Bauwerken um in ihrem Aussagegehalt genau abgewogene Stellungnahmen bemühte124. An vom Hof in Auftrag gegebenen Bauprojekten sind in den annähernd fünfzig Jahren, die Kaiser Leopold I. regierte, nur zwei zentrale Schwerpunkte erkennbar. In den sechziger Jahren entschloß sich der Kaiser zur Errichtung eines Anschlußbaus an die Hofburg und in den neunziger Jahren konzentrierten sich die Bemühungen auf die Anlage einer Residenz in Schönbrunn, die aber nicht für Leopold sondern als Lustschloß für den Römischen König Joseph I. vorgesehen war. Faßt man zunächst den früheren Residenzbau Leopolds in den Blick, so stellt sich der Leopoldinische Trakt der Hofburg als reiner Zweckbau dar125, wobei die ursprünglichen Planungen des Architekten Philiberto Luchese nur noch aus zwei Zeichnungen des Architekturwerkes von Wolfgang Wilhelm Praemer zu eruieren sind126. Denn nur ein Jahr nach der Fertigstellung des Gebäudes 1667 vernichtete 122 123
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Matsche, Kunst im Dienst der Staatsidee, Bd. 1 und Bd. 2. Vgl. dazu Andreas Tönnesmann, Zwischen Bürgerhaus und Residenz. Zur sozialen Typik des Palazzo Medici, in: Andreas Beyer u. a. (Hrsg.), Piero de' Medici „il gottoso" (1416-1469). Kunst im Dienste der Mediceer, Berlin 1993, S. 71-86. Vgl. allgemein zum Residenzbau unter Kaiser Leopold I. Friedrich B. Polleross, Tradition und Recreation. Die Residenzen der österreichischen Habsburger in der Frühen Neuzeit (1490-1780), in: Majestas 6 (1998), S. 91-148, hier S. 123-139. Vgl. zu dieser Beurteilung Matsche, Kunst im Dienst der Staatsidee, Bd. 1, S. 8. Vgl. allgemein zur Geschichte des Baues Harry Kühnel, Der Leopoldinische Trakt der Wiener Hofburg, in: Forschungsergebnisse zur Geschichte der Wiener Hofburg IV, Wien 1960 (Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung 11), S. 147-168. Zu Luchese hier S. 152153. Zu Praemer vgl. Friedrich B. Polleross, Arbor Monarchica. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Wiener Hofes um 1700, in: Frühneuzeit-Info 7 (1997), S. 7-22, hier S. 7 sowie Hellmut Lorenz, Wolfgang Wilhelm Praemers „Palaz zur Accomodirung eines LandtsFürsten", in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 34 (1981), S. 115-130.
272 ein Brand einen großen Teil der neuen Anlage und machte damit umfangreiche Renovierungsarbeiten notwendig. Der Wiederaufbau mit einer nochmaligen kleinen Erweiterung wurde zwar sofort wieder in Angriff genommen, doch erst im Jahr 1680 konnten die Innenarbeiten durch den Maler Giovanni Pietro Tencalla zum Abschluß gebracht werden. Schweren Schaden nahm das Gebäude dann erneut im Jahr 1683 durch die Türkenbelagerung. Die wechselvolle Baugeschichte des Leopoldinischen Traktes macht es damit schwer, die ursprünglichen Bauplanungen des Kaisers in ihrer Gesamtheit zu beurteilen. Allgemein galt bereits bei der Regierungsübernahme Leopolds I. 1658 in den Augen der Zeitgenossen seine Wiener Residenz als „etwas altvaterisch", so daß der Entschuß des Kaisers relativ rasch fiel, die Hofburg zu vereinheitlichen und erweitern127. Die Erweiterung der Hofburg durch den Leopoldinischen Trakt stellte dabei offensichtlich nur einen Teil der geplanten Umbaumaßnahmen dar, doch verhinderten wahrscheinlich Geldmangel und der verhängnisvolle Brand von 1668 die volle Umsetzung der 1665 von Luchese vorgelegten Baupläne128. Die beiden durch das Praemersche Architekturwerk überlieferten Zeichnungen lassen im Hinblick auf den Baustil und die verwendeten künstlerischen Gestaltungsmitteln einige grundsätzliche Aussagen zu dem Projekt zu129. Demnach handelte es sich um ein zwar imposantes, durch seine fünfgeschoßige Bauweise und Großflächigkeit beeindruckendes Gebäude, doch liefern die Stiche Praemers keinerlei Anhaltspunkte dafür, daß es darüber hinaus als besonderes Informationsmedium genutzt wurde130. Die beteiligten Künstler verzichteten ganz auf schmückende Embleme und Verzierungen, die zur Verdeutlichung politischer Ansprüche des Erbauers hätten dienen können. Eine Auseinandersetzung mit Ludwig XIV., wie sie ζ. B. durch das Medium ,Fest' 1666 anläßlich der Hochzeit des Kaisers gegeben war, fand auf diesem Wege nicht statt. Erst für die neunziger Jahre erkennt die Kunstgeschichte eine Reaktion des Kaisers auf die auch durch Bauten geäußerten Herrschaftsansprüche des französischen Königs. Als Paradebeispiel der Auseinandersetzung auf dem Feld der Architektur wird oft das von Fischer von Erlach konzipierte Schloß Schönbrunn genannt, aber es müssen hier schon im Hinblick auf die projektierten und dann tatsächlich realisierten Baumaßnahmen ein paar Einschränkungen gemacht wer-
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Vgl. zu dieser Einschätzung die Angaben bei Polleross, Tradition und Recreation, S. 124. Vgl. dazu Peter Fidler, Umbaupläne für die Wiener Hofburg - Zu einem spanischen Architekturtypus im 17. Jahrhundert, in: Wolfgang Krömer (Hrsg.), Spanien und Österreich im Barockzeitalter. Akten des Dritten Spanisch-Österreichischen Symposions, Innsbruck 1985 (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Sonderheft 58), S. 75-82. Vgl. dazu die Abbildung bei Ehalt, Ausdrucksformen absolutistischer Herrschaft, S. 113, Abb. 2 sowie Hellmut Lorenz, Architektur, in: Günter Brucher (Hrsg.), Die Kunst des Barock in Österreich, Salzburg u. a. 1994, S. 11-128, hier S. 26. Vgl. zur Verortung des Baustils im Hinblick auf die profanen Palastbauten Wiens Lorenz, Architektur, S. 25-27.
273 den131. Erste Überlegungen zur Instandsetzung und Renovierung des von den Türken zerstörten Lustschlosses Schönbrunn finden sich auf kaiserlicher Seite im Jahr 1687, doch ist dabei noch keineswegs von den großen Plänen die Rede, die der kaiserliche Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach wenig später in einem Projektentwurf für das Areal konzipierte. Dieser erste Entwurf Fischers wird in der neueren kunstgeschichtlichen Forschung nicht als konkret gemeinter Ausführungsvorschlag gewertet132. Sigurd Schmitt sieht darin vielmehr einen fiktiven Idealentwurf einer kaiserlichen Residenz, der zu Unterrichtszwecken für den Sohn des Kaisers entwickelt wurde133, der aber auch als Präsentationsstück gedacht gewesen sein könnte, um sich für kommende Bauaufgaben zu empfehlen. Der Entwurf selbst greift vom ikonographischen Programm her deutlich die oben genannten .Vokabeln' zur Verdeutlichung des habsburgischen Machtanspruches auf134. Bereits der Eingang der Anlage verweist auf die Säulen des Herkules und ergänzt diese Anspielung durch zwei auf den Säulen sitzende Adler, die, über Weltkugeln stehend, den habsburgischen Anspruch auf Weltherrschaft symbolisieren. Unterstützt wird diese Aussage durch die rechts und links hinter dem Eingang geplanten Brunnen. Der linke Brunnen zeigt gemäß der Lehre von den vier Weltreichen den vierten Weltmonarchen als Hinweis auf das Römische Kaisertum, das dem Haus Habsburg zukommt sowie Herkules, der den dreiköpfigen Zerberus besiegt. Schmitt interpretiert den dreiköpfigen Zerberus in diesem Zusammenhang als Zeichen für die Türken, für die Rebellen in Ungarn und für Frankreich als die Hauptfeinde des Kaisers. Der rechte Brunnen zeigt dagegen Apollo als Pythontöter und spielt damit auf die Erfolge des Hauses gegen die Ungläubigen an. Der Schloßbau selbst wird an seiner zentralen Stelle durch eine Darstellung Apolls im Sonnenwagen geschmückt, die als direkter Hinweis auf die Konfrontation mit Ludwig XIV. gedeutet werden könnte. Die von Fischer von Erlach nur auf dem Papier konzipierte Antwort auf den Schloßbau des französischen Königs erlebte seit 1696 in wesentlich kleinerem Rahmen seine Realisierung, wobei Schönbrunn nun nicht als Residenz des Kai131
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Vgl. allgemein zu Johann Bernhard Fischer von Erlach Hans Sedlmayr, Johann Bernhard Fischer von Erlach, 2. neubearb. und erw. Aufl. W i e n 1976; Hellmut Lorenz, Johann Bernhard Fischer von Erlach, Zürich u. a. 1992 s o w i e Friedrich B. Polleross (Hrsg.), Fischer von Erlach und die Wiener Barocktradition, Wien u. a. 1995 (Frühneuzeit-Studien 4). Vgl. zu dem ersten Projekt Fischers von Erlach: Projekt für Schloß Schönbrunn, Kupferstich nach J. A. Delsenbach in: Johann B. Fischer von Erlach, Historische Architektur, Leipzig 1725, 4. Buch, Tafel II, abgebildet bei Matsche, Kunst im Dienst der Staatsidee, Bd. 2, Abb. 48. Zur älteren Forschung vgl. Sigurd Schmitt, Johann Bernhard Fischers von Erlach Schloß Schönbrunn in Wien. Studien über Schönbrunn I und das Schönbrunn-II-Ausführungsprojekt von 1696, München 1990, S. 64-66. Vgl. dazu Schmitt, Johann Bernhard Fischers von Erlach Schloß Schönbrunn, S. 66-71. Lorenz, Architektur, S. 33 ordnet den Entwurf dabei j e d o c h als „kurzlebig gebliebenen Höhenflug des jungen Architekten" ein und weist die von Sedlmayr aufgestellte These, daß Schönbrunn ein B e l e g für einen die Größe des R ö m i s c h e n Reiches symbolisierenden „Reichsstil" sei, zurück.
274 sers, sondern als Schloß für den Römischen König Joseph I. geplant war. Durch den Spanischen Erbfolgekrieg verursachter Geldmangel führte allerdings dazu, daß die Bauarbeiten seit 1700 unterbrochen wurden und das Schloß während der Regierungszeit Leopolds I. nicht fertiggestellt werden konnte. Trotzdem können die bis dahin in die Tat umgesetzten Gebäude und deren Innenausstattung als Beleg für eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem französischen König gewertet werden. Von der Ikonographie her rückt die Gestalt des Herkules weiter in den Mittelpunkt, während der noch in einem früheren Entwurf für den Eingangsbereich vorgesehene Verweis auf die Vorfahren Josephs I. wegfiel. Mit dem universalistischen Programm Ludwigs XIV. setzen sich aber auch die von Adlern bekrönten Obelisken am Eingang sowie das geplante, aber nie errichtete Reiterstandbild des Römischen Königs auseinander135. In der Kunstgeschichte wird der Schloßbau daher als Schritt auf dem Weg zu einem an Ludwig XIV. erinnernden Personenkult gewertet, der eine der früheren zentralen Aussagen des Hauses, nämlich die Betonung der dynastischen Kontinuität, in den Hintergrund drängt136. Ebenfalls auf Ludwig XIV. nimmt schließlich ein weiteres Architekturprojekt für Schloß Schönbrunn Bezug, das an dieser Stelle genannt werden soll, obwohl es sich, ähnlich wie bei dem ersten Schönbrunn-Entwurf Fischers von Erlach, nur um ein Präsentationsstück und nicht um ein reales Projekt handelt137. Matthias Steinl entwarf offensichtlich bereits im Jahr 1688 für den Kaiser ein Gartengebäude, das dessen Erfolge über die Türken zum Thema hatte138. Neben einer Reiterstatue Leopolds I., die ihn in triumphierender Pose über gefallenen Türken zeigt, rückt an deren Sockel der Reichsadler ins Bild, der mit seinen Schwingen gleichfalls die Feinde des Kaisers niederschlägt. Umgeben wird diese Glorifizierung der kaiserlichen Siege gegen die Türken durch Personifikationen des Reiches, durch Apollo und Mars sowie Darstellungen der kaiserlichen Vorfahren. Das von Steinl entworfene Gartengebäude geht damit auf das „französische Sonnenkönigtum" ein, indem es „die Machtfülle des siegreichen Kaisers" zum Ausdruck bringt139. Ebenso wie Fischers von Erlach Schönbrunn-Projekt macht dieses Präsentationsstück deutlich, daß die Architektur mit der dabei oft verwendeten ausgefeilten Ikonographie als Informationsmedium insbesondere zur Verdeutlichung der kaiserlichen Größe und Machtfülle dienen konnte. Andererseits hat dieser Überblick aber auch gezeigt, daß Kaiser Leopold I. relativ wenig Gebrauch von den ihm durch dieses Medium zur Verfügung gestellten Ausdrucksmöglichkeiten machte. 135
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Zum ikonographischen Programm vgl. Schmitt, Johann Bernhard Fischers von Erlach Schloß Schönbrunn, S. 145-151. Vgl. dazu Welt des Barock, Katalog, S. 75-76. Vgl. dazu Leonore Pühringer-Zwanowetz, Triumphdenkmal und Immaculata. Zwei Projekte Matthias Steinls für Kaiser Leopold I., in: Städel-Jahrbuch, NF 6 (1977), S. 409-444. Entwurf eines Gartengebäudes für Kaiser Leopold I. von Matthias Steinl; abgebildet bei Pühringer-Zwanowetz, Triumphdenkmal und Immaculata, S. 417. Pühringer-Zwanowetz, Triumphdenkmal und Immaculata, S. 420.
275 Erst seit 1690, und hier vor allem mit Fischer von Erlach, erscheinen überhaupt Architekturprojekte, die auf den französischen König als dem großen Konkurrenten des Kaisers Bezug nehmen und die kaiserlichen Machtansprüche in Szene setzen. Der Leopoldinische Trakt der Hofburg, an dem immerhin bis 1680 gearbeitet wurde, läßt dagegen offensichtlich jegliche Ambitionen in dieser Hinsicht vermissen. Faßt man die gesamte Bautätigkeit des Hofes in der Regierungszeit Leopolds I. ins Auge, so kommt auch Hellmut Lorenz zu dem Schluß, daß „die wesentlichen Initiativen der Kunstpatronanz nicht vom Hof selbst, den habsburgischen Regenten und ihren Beratern, ausgegangen sind: zwischen 1670 und 1715 ist (mit Ausnahme von Schönbrunn) im Grunde kein wirklich bedeutendes Bauwerk im Auftrag des Kaiserhauses ausgeführt worden - eine höchst ungewöhnliche Konstellation in der Blütezeit des Absolutismus, wie sie sich zur selben Zeit in keiner anderen Region Europas findet"140.
III.2.2.2 Ephemere Festarchitektur Geldmangel, verursacht durch die zahlreichen Kriege des Kaisers, wird von Franz Matsche als Hauptgrund für die zurückhaltende Bautätigkeit Leopolds I. genannt141. Etwas weniger finanziellen Aufwand erforderte die ephemere Festarchitektur, die an dieser Stelle ergänzend zum Residenzbau kurz im Überblick abgehandelt werden soll. Festgerüste, die zu Ehren eines Monarchen als Triumphpforten bei prachtvollen Einzügen errichtet wurden oder auch als Trauergerüste bei Todesfällen zur Anwendung kamen, ermöglichten durch ihr reiches ikonographisches Programm ebenfalls komplexe inhaltliche Aussagen. Als zentral werden in der kunstgeschichtlichen Forschung einmal mehr die von Fischer von Erlach 1690 und 1699 zu Ehren Josephs I. errichteten Triumphpforten als Medium der Auseinandersetzung mit Ludwig XIV. deklariert. In ihrem Programm greifen sie das auch schon in den Schönbrunn-Projekten des Künstlers genannte Vokabular auf. 1690 feiert die von den fremden Niederlegern gestiftete Triumphpforte den neu gewählten Römischen König Joseph I. als Apoll. Umgeben von einem Strahlenkranz sieht man ihn vor der Erdkugel, die von den vier Erdteilen in die Höhe gehalten wird (Abb. 22)142. Über der Erdkugel erkennt man den Kaiser mit seiner Frau als antike Götter, wobei Leopold die Rolle des Göttervaters Jupiter einnimmt. Daneben verweist die Ehrenpforte durch Statuen und die beiden Säulen des Herkules auf die Herkules-Ikonographie. Die zweite, von der 140
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Lorenz, Architektur, S. 32. Vgl. zu dieser Einschätzung auch ausführlicher Hellmut Lorenz, Vienna Gloriosa Habsburgica?, in: Kunsthistoriker 2 (1985), S. 4 4 - 4 9 . Matsche, Kunst im Dienst der Staatsidee, Bd. 1, S. 8. Vgl. dazu Abb. 2 2 s o w i e Herta Haselberger-Blaha, Die Triumphtore Fischers von Erlach, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 17 (1956), S. 63-85 mit Abbildungen beider Tore auf S. 6 4 s o w i e die Ausführungen bei Polleross, Sol Austriacus, S. 75 und Welt des Barock, Katalog, S. 75.
276 Stadt Wien gestiftete Pforte, stellt an zentraler Stelle ebenfalls Joseph I. dar, der in der Art des antiken Sonnengottes Sol eine Quadriga fahrend gezeigt wird. Umgeben ist diese Szene wieder von den Eltern des Römischen Königs sowie seinen Vorfahren als Hinweis auf die Kontinuität der Dynastie143. Zwei weitere Triumphpforten für Joseph I. wurden ebenfalls von der Stadt Wien und den fremden Niederlegern anläßlich seiner Hochzeit im Jahr 1699 errichtet. Fischer von Erlach verschob hier jedoch die Programmaussage etwas mehr vom Triumph hin auf die sakrale Ebene: Eine von einem Strahlenkranz umgebene Reiterstatue Josephs I. krönt bei der Pforte der Niederleger das an einen Tempel erinnernde Szenario. Im Gestus verweist die Statue dabei auf Christusdarstellungen und hebt damit auf die vom Haus Habsburg für sich beanspruchte Vermittlerrolle zwischen himmlischer und irdischer Sphäre ab144. Die von Fischer von Erlach geschaffenen Triumphtore sind herausragende Beispiele für eine ikonographisch dichte und aussagekräftige Festarchitektur, die auch im künstlerischen Bereich neue Akzente setzte. Die Konzentration auf die genannten ephemeren Festgerüste verstellt jedoch etwas den Blick für die zahlreichen vor 1690 entstandenen Werke dieser Art, die das Lob des Hauses Habsburg zum Thema hatten und mit Hilfe der oben bereits genannten klassischen Vokabeln Herrschertugenden, Gottesgnadentum, dynastische Kontinuität und Machtansprüche der Habsburger in Szene setzten. Ein aussagekräftiges ikonographisches Programm findet sich ζ. B. bei der von der Stadt Nürnberg für den Kaiser errichteten Triumphpforte 165 8145 oder auch bei den zahlreichen von den Landständen geplanten und ausgeführten Ehrentoren anläßlich der Huldigungen für Leopold I. und Joseph I.146 Ähnlich wie bei den Triumphtoren Fischers von Erlach handelt es sich in diesen Fällen jedoch nicht um vom Hof in Wien in Auftrag gegebene Werke. Die bei der Durchreise des Kaisers, bei Huldigungen oder Hochzeiten erstellten ephemeren Festgerüste wurden zumeist von den städtischen Obrigkeiten oder den Landständen errichtet147. Planung und Konzeption lag in ihren Händen bzw. war abhängig von den Künstlern, die damit beauftragt wurden. Daß die Triumphtore Fischers von Erlach an dieser Stelle trotzdem Erwähnung finden, liegt an der Person des Künstlers, der als Lehrer und Architekt Josephs I. auch als Hofangestellter verstanden werden kann. Die Angaben bei Haselberger-Blaha zeigen jedoch, daß Fischer von Erlach für die von der Stadt Wien 1690 und 1699 errichteten Pforten tatsächlich seine Bezahlung von den städtischen Obrigkeiten und
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Vgl. dazu Haselberger-Blaha, Triumphtore Fischers von Erlach, S. 69. Haselberger-Blaha, Triumphtore Fischers von Erlach, S. 71. Vgl. dazu den illustrierten Einblattdruck mit dem dazugehörigen Textblatt Iconographia Arcus Triumphalis Invictissimo Caesari, Ac Dom. Dom. Leopoldo [...], Nürnberg 1658 von Peter Troschel, Staatliche Graphische Sammlung München, Inv. Nr. 157005, Abb. 6. Vgl. dazu die Auflistung bei Haselberger-Blaha, Triumphtore Fischers von Erlach, S. 78-83. Vgl. dazu auch die Angaben bei Polleross, Auftraggeber und Funktionen barocker Kunst, S. 44-45.
277 nicht vom Hof erhielt148. Trotzdem kann man annehmen, daß die Arbeiten des in den Diensten des Hofes stehenden Architekten die programmatischen Vorstellungen und Interessen des Hofes widerspiegelten. Genau geprüft werden muß die Auftragslage auch im Hinblick auf einen weiteren Typ der ephemeren Festarchitektur: Für die für Angehörige des Hauses Habsburg in Wien errichteten Trauergerüste gilt, daß im Normalfall nur die in der Augustinerkirche erstellten Werke genuin auf den Hof zurückgingen. Dies ist allein schon an den ausführenden Künstlern zu erkennen, die alle in den Diensten des Hofes standen. Das Trauergerüst für Erzherzog Leopold Wilhelm 1662 wurde z. B. von dem Hofarchitekten Philiberto Luchese entwickelt, beim Tod der Kaiserin Margaretha Theresia 1673 war Pietro Tencalla als Hofarchitekt zuständig, und das offizielle Trauergerüst des Hofes zum Tod Leopolds I. stammte von Johann Lucas Hildebrandt149. Daneben gab es aber je nach Bedeutung des Verstorbenen auch in anderen Kirchen Wiens ephemere Festgerüste. Beim Tod Kaiser Leopolds errichteten ζ. B. auch die Jesuiten, die Spanische Kongregation und die Universität Trauergerüste150. Darüber hinaus wurde in vielen größeren Städten anläßlich des Todes des Kaisers mit diesem Mittel an ihn erinnert. Mit mehr oder weniger gelungenen ikonographischen Programmen lobten die Gerüste noch einmal das Lebenswerk des Kaisers und illustrierten seine Verdienste. Auftraggeber waren in diesem Fall städtische Obrigkeiten, kirchliche Institutionen und ständische Vertretungen151. Die Errichtung solcher Trauergerüste, die Größe und Verdienste des Kaisers in den Mittelpunkt ihrer Aussage stellten, sind damit ein deutliches Beispiel für eine multiplizierende Imagepflege im Sinn des Wiener Hofes durch andere Institutionen. Im Hinblick auf die vom Wiener Hof in Auftrag gegebenen Trauergerüste soll an dieser Stelle die von Johann Lucas Hildebrandt zum Tod des Kaisers entwik-
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Haselberger-Blaha, Triumphtore Fischers von Erlach, S. 8 0 und 82. Vgl. dazu Brix, Trauergerüste, S. 2 5 7 - 2 5 9 . Vgl. dazu Brix, Trauergerüste, S. 224. Vgl. dazu beispielhaft die in den Städten Graz, Innsbruck und Nürnberg errichteten Trauergerüste, über die Predigten zum T o d des Kaisers berichten: Traur-Gerüst Zu Ehren D e ß in Gott seeliglich verschiedenen Römischen Kaysers, Ungarischen und B ö h m i s c h e n Königs Leopoldi I. Auß schuldiger Danckbahrkeit in seiner Leich-Begängnuß auffgerichtet V o n dem C o l l e g i o der Gesöllschafft Jesu, Und Grätzerischen Hohen Schuell [...], Grätz 1705; Matthias Pecher, Imago Caesaris. Kayserliche Tugend-Bildnuß In Leopoldo D e m Ersten, und Grossen, W e y land Höchst-Seeligisten, und Glorreichisten Angedenckens Römischen Kayser, etc. etc. B e y dem Hoch-ansehenlichen Traur-Gerüst, und drey-tägiger Leich-Begängnuß, D e n 25. 26. und 27. Junii vorgestellet V o n P. Mattheo Pecher, der Societet Jesu Priestern, der Zeit Kayserlichen Ordinari-Hof-Prediger zu Insprugg; Mit Verlaub der Oberen, Innsbruck 1705 s o w i e Templum Gloriae D i v i s Magni Leopoldi Manibus Dicatum; Et Arcus Triumphalis in Honorem Augustissimi Invictissimique Josephi Caesareum in Solium Divinitus Evecti Piisima Mente Manuque Adomatus [...] A Devotissima Gloriosissimae Domui Austriacae Republica Norimbergensi, Nürnberg, Altdorf [1705].
278 kelte Inszenierung genauer analysiert werden (Abb. 23)152. Das von dem kaiserlichen Architekten in der Augustinerkirche errichtete Gerüst beeindruckte den Betrachter auf den ersten Blick durch die reiche Säulenarchitektur und die das gesamte Werk überwölbende Hauskrone153. An die triumphalen Siege des Kaisers erinnern die vier äußeren Säulen, die jeweils von einem über Kriegsgerät und Fahnen sitzenden Adler bekrönt werden. Genannt werden die größten Erfolge des Kaisers: die Siege gegen die Türken bei St. Gotthard, Slankamen und Zenta und der Erfolg bei Höchstädt. Das Trauergerüst selbst ist in vier Ebenen unterteilt. Angefangen von Personifikationen großer Flüsse aus Leopolds Herrschaftsgebiet reicht die Inszenierung weiter über die allgemeinen und besonderen Herrschaftstugenden des Kaisers hinauf zu den von Leopold zurückgelassenen wichtigsten Herrschaftsgebieten Deutschland, Ungarn, Böhmen und Dalmatien. Die obere Ebene des Gerüsts verweist schließlich auf den Übergang des Kaisers in das Reich der Götter und in die Unsterblichkeit. Hildebrandt gab sich jedoch nicht nur mit einem ikonologisch reich geschmückten Trauergerüst zufrieden, sondern brachte in der gesamten Augustinerkirche ergänzende Embleme, Inschriften, Wappen und Sinnbilder an, die weitere Kriegserfolge des Kaisers wie ζ. B. Ofen, Mainz, Landau und Griechischweissenburg feierten und auf seine Heiraten und die damit verbundenen Gebietsansprüche verwiesen. Zudem lobten diese zusätzlich angebrachten Tafeln die von Leopold anderen bedrängten Mächten gewährte Unterstützung im Krieg, die vor allem Polen und Venedig zu Gebietsgewinnen verholfen haben soll. Dementsprechend heißt es auf einer beigefügten Inschrift: Die Pohlen und Venetianer, Nachdem Sie mit Leopold In Bündnus getretten, Haben sich einen Theils von Podolien Und dem Königreich Morea Meister gemacht: Worauß andere Staaten lernen mögen, Wie das geseegnete Ertz-Hauß Oesterreich Seinen Freünden auß habender reicher Fülle auch gantze Königreiche zu zutheilen wisse/I54. Erwähnung findet auch die den Generalstaaten geleistete Hilfe gegen
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Vgl. dazu Johann Lucas Hyldebrand, Aquilae in felici Leopoldi I. Gloriosissimae memoriae Romanorum Imperatoris, Ad coelum transitu inservientes: Seu Castrum Doloris Ad celebranda magnifica Exequiarum solemnia Septima Junii incepta, & undecima finita, In Sacra aede aulica ad Virginem Lauretanam erectum. Die Bey dem Gott-seeligen Hintritt Leopolds des Ersten, Glorwürdigster Gedächtnüß, Gewesenen Römischen Käysers Auffwartende Adler: Oder das Todten-Gerüste, Welches zu Begehung der Herrlichen Exequien Für allerhöchstgedachte Se. Kays. Majest. [...] auffgerichtet, Und von Johann Luca Hyldebrand, Kays. Majest. Hof-Ingenieur, und dieses Wercks Erfindern, Zu ewig-wehrenden Angedencken mit vier in Kupffer gestochenen Rissen so wohl von dem Gerüste an sich, als denen dabey in der Kirchen gestandenen Schrifften vorgestellet, Und jezo mit einer deutlichen Beschreibung Unter einem Special-Käyserlichen Privilegio an das Licht hervor gegeben worden [...], Wien 1705. Die Kupferstiche stammen von I. A. Pfeffel und C. Engelbrecht. Vgl. zu dem von Hildebrandt errichteten Trauergerüst die Bilddarstellungen bei Brix, Trauergerüste, Abb. 218-220. Vgl. dazu Hyldebrand, Aquilae in felici Leopoldi I., 1705, fol. F2v.
279 Frankreich, die als eine dem Völkerrecht entsprechende Maßnahme verteidigt wird155. Das von Hildebrandt entwickelte Kunstwerk feiert damit vor allem die zu Lebzeiten Leopolds errungenen Triumphe und die neugewonnene Stärke des Hauses Habsburg, ohne jedoch dabei universalistische Ambitionen zu äußern. Ähnlich triumphal angelegt wie das vom Hof in Auftrag gegebene Trauergerüst waren nach einer Analyse von Michael Brix auch die anderen in Wien zu Ehren des Kaisers errichteten Inszenierungen. Im Vergleich zu früheren Gerüsten für Mitglieder des Hauses Habsburg ist damit beim Tod des Kaisers eine neue Tendenz erkennbar. Abgesehen von dem zum Tod Ferdinands IV. 1654 errichteten Festapparat waren zuvor die zu Ehren der Toten errichteten Gerüste vom architektonischen Stil her eher traditionell und in ihrer Gesamtaussage deutlich bescheidener. Den triumphaleren Stil bei den für den Kaiser 1705 errichteten Werken interpretiert Brix daher als „Reflex des ungeheuren Machtzuwachses, den Kaiser Leopold während seiner langen Regierungszeit für die ,Domus Austriaca' errungen hatte'"56. Für die ephemere Festarchitektur kann damit insgesamt eine klare Entwicklungstendenz festgehalten werden. Architektonisch und ikonographisch entwickelten sich die Inszenierungen im Lauf der Regierungszeit des Kaisers deutlich weiter und erreichten unter dem Einfluß renommierter Künstler wie Fischer von Erlach oder Hildebrandt gegen Ende seiner Regierungszeit einen Höhepunkt. Sie visualisierten den nach den Türkenerfolgen erkennbaren Prestigegewinn Leopolds I. und setzten sich von der Ikonographie her seit den neunziger Jahren häufiger auch mit den vom französischen König mit Hilfe der Kunst geäußerten Machtansprüchen auseinander. Zu fragen bleibt am Ende dieses Kapitels, welche Kreise der Bevölkerung tatsächlich von den durch Architektur und Ikonographie geäußerten Nachrichten erreicht werden konnten.
III.2.2.3 Wirkungsmöglichkeiten und Adressatenkreise Grundsätzlich muß für den Residenzbau und die ephemere Festarchitektur festgehalten werden, daß beide nur lokal begrenzt wirken konnten. Bei der nicht als dauerhaftes Kunstwerk entwickelten Festarchitektur kam hinzu, daß nicht nur örtliche sondern auch temporale Einschränkungen die Rezeption erschwerten. Falls nur der in Wien ansässige Hofadel bzw. dort lebende Gesandte Ziel der imagewerbenden Bemühungen hätten sein sollen, so wären diese beiden einschränkenden Faktoren nicht weiter gravierend gewesen. Doch ist davon auszugehen, daß der Wiener Hof nicht nur diesen begrenzten Adressatenkreis im Auge hatte. Gerade das am Ende der Regierungszeit Leopolds I. mit Hilfe der Architektur in 155 156
Vgl. dazu Hyldebrand, Aquilae in felici Leopoldi I., 1705, fol. G. Vgl. dazu Brix, Trauergerüste, S. 224.
280 Szene gesetzte neue Selbstbewußtsein des Hauses sollte sicher auch Wirkung bei auswärtigen Höfen erzielen. Aus diesem Grund war die Nutzung des Drucks als sekundäres Kommunikationsmittel unerläßlich. Insbesondere die ephemere Festarchitektur konnte nur durch die druckgraphische Aufarbeitung eine über die lokalen und temporären Begrenzungen hinausreichende Wirkung erzielen. In den Druck gegebene ausführliche Erklärungen zur Ikonographie der Bauwerke und Festgerüste erleichterten darüber hinaus auch dem gebildeten Publikum die Interpretation der Werke. Als Hilfsmittel für den Betrachter verstand dementsprechend ζ. B. Johann Lucas Hildebrandt die von ihm herausgegebene Schrift zu dem Trauergerüst in der Augustinerkirche. Neben einer Erläuterung der Ikonographie und Abbildungen des Gerüstes bot das Werk dem Leser den Wortlaut der in der Kirche angebrachten Inschriften. Es trug damit einerseits zum besseren Verständnis bei, andererseits wurde dadurch auch eine Erweiterung des lokal begrenzten Öffentlichkeitskreises erreicht. Noch größere Öffentlichkeitswirkung erreichten die ephemeren Festgerüste, wenn wiederum Nachstiche aus Festbeschreibungen in den großen Diarien und Sammelwerken erschienen. Eine Darstellung des Trauergerüstes für Kaiser Leopold I. lieferte ζ. B. das Theatrum Europaeum, das dem Gerüst auch drei Seiten Text widmete157. Im Fall der von Fischer von Erlach errichteten Triumphpforten bemühte sich dagegen nicht der Hof um die Publizierung der Werke im Druck, sondern die Stadt Wien vergab ζ. B. 1690 den Auftrag an ihn, Zeichnungen der Pforte für die spätere Herausgabe als Kupferstich anzufertigen. Belegt wird dies durch eine Rechnung aus dem selben Jahr: Am 23. May zahlte ich vorerwähnten Herrn Fischer, Ingenieur, umbwillen ein löbl. Stattrath veranlasst, dass derselbe über den zu Rathshanden überreichten Riss dess vordren thailss der Ehrenporten auch den hintern thaill sambt denen Emblematibus und neben gestandenen Pegasos in gleichfömigen Riss iedertes besonders verfassen, welche sodann in Kupffer gestochen werden sollen[5i. Die Publizierung der Kunstwerke durch den Druck und die 157
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Vgl. dazu Theatrum Europaeum Bd. 17 (1704-1706), 1718, Jahr 1705, S. 77-81 sowie die Abbildung nach S. 80. Der Nachstich stammt von Benjamin Kenckel. Textlich greift das Theatrum Europaeum zum großen Teil auf die Beschreibung Hildebrandts zurück. Am Schluß des Berichtes findet sich jedoch auch Kritik an einigen Details des Trauergerüsts: Wie aber nichts unter der Sonnen vollkommen ist, so wurde auch bey diesem sonst herrlichen Trauer-Gerüste hier und dar ein- und anders erinnert. So moniert der Kritiker, daß ζ. B. die Figuren unterster Ordnung wenigstens Manns hoch über dem Boden erhoben seyn sollen, weil sie sonst wenige, wegen des immer umbher stehenden Volcks, zu sehen bekommen. Vgl. dazu Theatrum Europaeum, S. 80-81. Wiener Stadtarchiv, Oberkammerrechnung 1690. Zitiert nach Haselberger-Blaha, Triumphtore Fischers von Erlach, S. 80-81. Das offizielle Druckwerk der Stadt Wien zu der Ehrenpforte erschien unter dem Titel Arcus triumphalis Leopoldo Magno, Eleonorae Augustae, Josepho Glorioso, a senatu populoque Viennensi positus, Wien 1690. Inwieweit dieses Werk bzw. die Stiche Verbreitung gefunden haben, ist unklar. Das Theatrum Europaeum berichtet ζ. B. nur knapp über die zentralen Elemente der Triumphpforten von 1690 und zeigt keinen Kupferstich dazu. Vgl. dazu Theatrum Europaeum Bd. 13 (1687-1691), 1698, S. 1168.
281 damit verbundene Erweiterung des Rezipientenkreises oblag also im Normalfall den entsprechenden Auftraggebern, die als Stifter der Werke ebenfalls ein Interesse an der Verbreitung von diesbezüglichen Informationen hatten159. Die Druckgraphik stellt jedoch nicht die einzige Möglichkeit dar, ein architektonisches Werk einem breiteren Rezipientenkreis zugänglich zu machen. Für Schloß Schönbrunn ist nachweisbar, daß nach Abschluß der ersten Bauphase eine Medaille erschien, die das Schloß abbildet. Der beigegebene Text, in dem Joseph I. als römische Sonne bezeichnet wird, verweist dabei deutlich auf die Auseinandersetzung mit Ludwig XIV. und die Sonnen-Ikonographie 160 . Ebenso sind zu den 1690 von Fischer von Erlach geschaffenen Triumphpforten Medaillen erschienen, auf denen zwar nicht die detaillierte Ikonographie der Kunstwerke zu erkennen ist, die aber als Erinnerungsstücke die triumphale Architektur der Tore hervorheben161. Als Adressatenkreis für die druckgraphischen Werke oder Medaillen sowie die Nachdrucke in Diarien und chronologisch aufgebauten Sammelwerken kommt jedoch einmal mehr nicht das einfache Volk in Frage, sondern neben auswärtigen Höfen, ständischen Vertretern, Gesandten und dem ortsansässigen Adel konnten die gebildeten Schichten in den Städten sowie der Klerus die auf diesem Weg verbreiteten Informationen wahrnehmen. Für das ortsansässige Volk war das ikonographisch aufwendige Programm von Trauergerüsten, Triumphpforten oder Residenzbauten im Normalfall nicht zu entschlüsseln, so daß selbst wenn von der Lokalität her die Betrachtung eines Bauwerkes oder Festgerüstes möglich war, als Haupteindruck wahrscheinlich nur der imposante Charakter oder die Pracht des jeweiligen Werkes zurückblieb. Faßt man die im Hinblick auf die Architektur bzw. die ephemere Festarchitektur gewonnenen Ergebnisse zusammen, so muß zunächst festgehalten werden, daß der Wiener Hof nur in geringem Maße von dieser Kommunikationsmöglichkeit Gebrauch machte. Erst am Ende der Regierungszeit Leopolds I. ist ein zunehmendes Interesse an diesem Medium zu erkennen. Der Schwerpunkt kaiserlicher Selbstinszenierung lag damit eindeutig auf den barocken Festlichkeiten, die gerade auch im Hinblick auf die Theateraufführungen den persönlichen Vorlieben des Kaisers eher entsprachen. Für die ephemere Festarchitektur ließ sich nachweisen, daß bei Triumphpforten, aber auch bei Trauergerüsten, der Hof selbst nur in Ausnahmefällen als Auftraggeber agierte. Städtische Obrigkeiten, Landstände und 159
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A l s weitere Beispiele zur Publizierung von ephemerer Festarchitektur im Druck durch die entsprechenden Auftraggeber vgl. die Angaben bei Haselberger-Blaha, Triumphtore Fischers von Erlach, S. 82: Zahlung der Landstände an Johann Baptist Mayr für Kupferstiche zu einer 1699 für das kaiserliche Brautpaar errichteten Triumphpforte sowie Welt des Barock, Katalog, S. 69-70: Bericht des Stiftes Garsten zum Empfang des Kaisers 1680 mit Abbildung einer Triumphpforte, gestochen von Johann Martin Lerch. Vgl. dazu Welt des Barock, Katalog, S. 75-76. D i e Medaille von I. V. W o l f f g a n g ist abgebildet bei Burke, Ludwig XIV., S. 232. Vgl. dazu die Medaillen K H M , 1023 bß und 1024 bß.
282 kirchliche Institutionen nutzten dagegen häufig diese Möglichkeit zum Lob des regierenden Herrscherhauses. Ebenfalls nicht genuin auf das Kaiserhaus gehen als Präsentationsstücke zu bezeichnende Projektplanungen namhafter Künstler zurück, mit denen sie sich für weitere Arbeiten empfahlen. Die dabei entwickelten ikonographischen Programme, die Macht und Ansehen des Hauses Habsburg verdeutlichten, mögen als Anregungen für spätere Werke gedient haben und durch ihre Veröffentlichung in Architekturwerken ebenfalls einen Beitrag zur Verherrlichung des Herrscherhauses geleistet haben, doch kann auch hier der Wiener Hof nicht als der Initiator für diese Werke angesehen werden. Die aktive Nutzung der Architektur zur Herrschaftspropaganda blieb damit dem Sohn Leopolds I. überlassen, dessen Bemühungen auf diesem Gebiet Franz Matsche ausführlich dargestellt hat.
III.2.3 Malerei und Plastik III.2.3.1
Sakraler Denkmalsbau
Etwas differenziert werden muß der oben gewonnene Eindruck durch die Analyse der vom Hof in Auftrag gegebenen Denkmäler, die von der Gesamtaussage her stärker das sakrale Programm der Habsburger betonten. Die drei zentralen Auftragswerke der Regierungszeit Kaiser Leopolds I. bezogen sich alle auf die im Zusammenhang mit der besonderen Pietas des Hauses gepflegten Kulte. 1667 gab der Kaiser zunächst den Auftrag, die bereits von seinem Vater gestiftete hölzerne Mariensäule am Hof in Bronze neu zu errichten. Vom Programm her zeigt das Denkmal auf einer hohen Säule die Gestalt der Maria, die über einem Drachen stehend den Triumph über das Böse symbolisiert162. Unterstützt wird sie in ihrem Kampf von vier Engeln am Fuß der Säule, die gegen Krieg, Pest, Hungersnot und die Ketzerei streiten. Das zweite große Auftragswerk des Kaisers geht auf ein Gelübde wegen der Pest des Jahres 1679 zurück und hat die Dreifaltigkeit zum Thema. Während der langen Fertigungszeit des Denkmals waren gleich mehrere namhafte Künstler des Hofes an der Ausführung und Planung beteiligt: Johann Fischer von Erlach und Ludovico Burnacini gelten als Schöpfer der Säule, während Johann Ignaz Bendl und Paul Strudel als Bildhauer an dem Denkmal arbeiteten163. Die Pestsäule stellt im Gegensatz zu den triumphalen Werken der ephemeren Festarchitektur den Kaiser als demütigen Diener Gottes dar (Abb. 24). Am Fuß 162 163
Vgl. zu der Mariensäule Lorenz, Architektur, S. 131. Vgl. zur Dreifaltigkeitssäule und ihrem ikonographischen Programm Matsche, Kunst im Dienst der Staatsidee, Bd. 1, S. 106-107 sowie Christine M. Boeckl, Vienna's Pestsäule: The Analysis of a Seicento Plague Monument, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 49 (1996), S. 41-56 sowie die Abbildungen S. 295-298.
283 des Denkmals bittet Leopold I. in kniender Haltung um die Unterstützung durch die Heilige Dreifaltigkeit und nimmt damit einmal mehr die Rolle eines Vermittlers zwischen göttlicher und irdischer Sphäre ein. Überragt wird er von dem kunstvollen Wolkenaufbau des Denkmals, der die Größe Gottes im Vergleich zur irdischen Macht des Kaisers deutlich macht. Die Pestsäule wurde insgesamt zum Vorbild für viele später in Österreich, Böhmen und Ungarn errichtete Nachfolgewerke164. Als drittes großes Auftragswerk ist schließlich die auf den Heiligenkult des Hauses abhebende Josephssäule zu nennen. Das Engagement Josephs im Feldzug gegen Frankreich 1702 veranlaßte Kaiser Leopold I. dem heiligen Joseph als Namenspatron seines Sohnes und Schutzheiligen des Hauses ein Denkmal zu widmen165. Die Säule wurde jedoch erst 1706 nach seinem Tod als Provisorium in Holz auf dem Hohen Markt errichtet und in ihrer endgültigen Fassung 1732 unter Karl VI. fertiggestellt. Die drei genannten Denkmäler gehen damit alle auf die ,Pietas Austriaca' und ihre Grundelemente ein. Im Gegensatz zu Ludwig XIV. vermied der Hof also die triumphale Darstellung des Kaisers oder Mitglieder seines Hauses in öffentlichen Denkmälern und rückte statt dessen die Herrschaftstugend der Pietas sowie die dadurch zum Ausdruck gebrachte besondere Verbindung zu Gott in den Vordergrund. Bestätigt wird die zu beobachtende Konzentration auf die sakrale Ebene auch durch das von der Forschung konstatierte Fehlen großer Reiterstandbilder in der Regierungszeit Leopolds I.166 Der Kaiser wurde zwar durchaus in Theateraufführungen oder bei Arbeiten für die Schatzkammer des Hauses in triumphaler Pose zu Pferd gezeigt, doch fehlen solche Darstellungen, wenn es um den allen Schichten der Bevölkerung zugänglichen Denkmalsbau auf öffentlichen Plätzen geht (Abb. 29)167. Durch die Stiftung sakraler Monumente versuchte der Kaiser demnach sein Bild in der Öffentlichkeit als gottesfürchtiger Garant des öffentlichen Wohls zu schärfen. Diese Haltung entsprach einerseits dem traditionellen Auftreten des Hauses Habsburg168, doch war sie sicher auch vor dem Hintergrund
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Vgl. dazu Gertraut Schikola, Ludovico Bumacinis Entwürfe für die Wiener Pestsäule, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 25 (1972), S. 247-258, hier S. 247. Vgl. ausführlich zur Geschichte des Denkmals Matsche, Kunst im Dienst der Staatsidee, Bd. 1, S. 187-193. Vgl. zum barocken Reiterstandbild die Darstellung von Koch, D a s barocke Reitermonument in Österreich, S. 34. Vgl. dazu ζ. B. die triumphale Darstellung Kaiser Leopolds im Prolog der Oper „II P o m o d'Oro" (Abb. 2 9 ) s o w i e die Elfenbeinstatuette von Matthias Steinl im Kunsthistorischen Museum Wien. Ausführlich dazu Leonore Pühringer-Zwanowetz, Ein Triumphdenkmal aus Elfenbein: D i e Reiterstatuetten Kaiser Leopolds I. und König Josephs I. von Matthias Steinl, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 19 (1962), S. 88-164. Vgl. zur Traditionspflege des Hauses Habsburg im Bereich von Kunst und Architektur die These von Lorenz, Vienna Gloriosa Habsburgica?, S. 48.
284 des in der deutschen Publizistik vielfach verurteilten selbstverherrlichenden Gebarens Ludwigs XIV. nicht unangebracht169. Die Öffentlichkeitswirkung der genannten Denkmäler als Symbole für die kaiserliche Bescheidenheit und Gottesfürchtigkeit war dabei außerordentlich hoch. Im Vergleich zur ephemeren Festarchitektur konnten die dauerhaft errichteten Monumente nicht nur für kurze Zeit wirken, sondern waren für die Bevölkerung Wiens ein sogar über den Tod des Kaisers hinausreichendes Informationsmedium, das ihnen täglich an zentralen Plätzen der Stadt vor Augen stand. Über Wien hinaus wirkte ζ. B. die Pestsäule als künstlerisch richtungsweisendes Monument, das im habsburgischen Herrschaftsbereich in vielen Städten Nachahmung fand und damit die darin zum Ausdruck gebrachte Botschaft multiplizierte. Informationen zu den genannten Denkmälern lieferten aber auch mit Hilfe der Druckgraphik erstellte Abbildungen sowie Zeitungen und Festberichte. Wie Leonore PühringerZwanowetz nachweisen konnte erfuhren ζ. B. die Feierlichkeiten zur Einweihung der Denkmäler in den Zeitungen eine umfangreiche Berücksichtigung und fanden so den Weg in das im gesamten Reich öffentlichkeitswirksame Theatrum Europaeum170. Dort informierte man sowohl über das provisorische erste Dreifaltigkeitsdenkmal als auch über die endgültige Einweihung des 1692 fertiggestellten Monuments, wobei die Berichterstattung durch einen beigefügten Kupferstich der Dreifaltigkeitssäule abgerundet wurde171. Daneben bot ein bei der Hofbuchdruckerei Cosmerovius in Auftrag gegebener Druck aus dem Jahr 1692 weitere Informationen zu dem vom Kaiser gestifteten Denkmal172, und auch der als eine Art,Hofbildberichterstatter' tätige Johann Martin Lerch faßte die Feierlichkeiten auf dem
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Vgl. dazu ζ. B. die Kritik in der Flugschrift Beschreibung, Der Ruhm-sücht- und Hochmüthigen Ehren-Seule, Welche Ludovico XIV. Könige in Franckreich, Auff dem Platz Sainte Victoire zu Pariß auffgerichtet worden, Durch Den Mareschal und Hertzog de la Feuillade, Wobey mit angefüget einige Gegen-Schrifften, So wohl auff das Praedicat Ihrer Majestät Dem Unsterblichen, Als auch die übrigen Auff-Schrifften. Dem Günstigen Leser bey gegenwärtiger Zeit in Teutscher Sprache für Augen gestellet, Straßburg 1690 und die auf das Denkmal ebenfalls Bezug nehmende Schrift Rechtmäßige und Politische Vorstellung Deß Reunionsund Dependentzen=Rechts, Krafft dessen die Cron Franckreich nicht allein im Elsaß, sondern auch am Rhein und anderswo viele Stände des Römischen Reichs demselben zu entziehen und nach Außspruch der Cammer zu Metz mit sich als ex postliminio selbige zu incorporiren getrachtet: Wie weit solcher Titulus aus den Rechten erweißlich und zu billigen sey. Hiebey ist zugleich dasjenige, was nach dem getroffenen zwanzigjährigen Stillstand von Franckreich wider das Römische Reich biß dato tentiret worden, mit angefügt. Alles auß bewehrter Rechtsgelehrten und Politischen Schrifften zusammen getragen undem Teutschgesinnten Leser zur gründlichen Nachricht zum erstenmahl zum Druck befordert, o. O. 1687, Kapitel 1. Kritik übt auch die Flugschrift Schreiben Des Lucifers An Franckreich, o. O. [ca. 1695], in der Ludwig von Luzifer eine Ehrensäule errichtet wird. Vgl. dazu Pühringer-Zwanowetz, Unbekannte Zeitungsnachrichten zum Wiener Barock, S. 186-191 sowie die Abbildungen Nr. 208 und 209. Vgl. dazu Theatrum Europaeum Bd. 14 (1691-1695), 1702, nach S. 500. Beschreibung dess zu Ehren der allerheyligsten Dreyfaltigkeit alhie auff dem Graben auffgerichteten dreyeckichten weissen marmorsteinernen Pyramidis, Wien 1692.
285 Graben ins Bild173. Als Titelkupfer erschien dann wenig später eine an das Denkmal angelehnte Abbildung in dem von J. L. Schönleben verfaßten Buch „Annus Sanctus Habspurgo-Austriacus", das den vor der Dreifaltigkeitssäule knienden Kaiser als Sinnbild für die habsburgische Frömmigkeit hervorhebt174. Wie stark die vom Wiener Hof gestifteten Denkmäler das Bild des Herrscherhauses prägten, macht schließlich eine Bilddarstellung zum Tod des Kaisers 1705 deutlich: Symbolisch ruht hier das Haus Habsburg auf der Dreifaltigkeitssäule und der Mariensäule, während im Hintergrund die Stadt Wien zu erkennen ist (Abb. 25)175. Der anonyme Stecher des Bildes hat damit die beiden wichtigsten Stiftungen des Kaisers als Sinnbilder für die das Haus Habsburg stützenden Elemente der ,Pietas Austriaca' verwendet, was auch durch das Spruchband His nixa columnis stabit zum Ausdruck gebracht wird. Die im öffentlichen Denkmalsbau geschaffenen Werke erreichten damit, ähnlich wie die ephemere Festarchitektur, vor allem durch den Druck eine größere Öffentlichkeitswirkung. Verbreitet wurde dabei aber nicht das Bild eines über seine Feinde triumphierenden Herrschers, sondern das Bild eines gottesfürchtigen Monarchen, der sich in großer Bescheidenheit Gott anvertraut und durch diese Fürbitte zum Wohle seiner Untertanen wirkt. Eine solche Präsentation unterschied sich deutlich von der Art, in der der französische König in der Öffentlichkeit dargestellt wurde und betonte damit die Gegensätzlichkeit der beiden Herrscher.
III.2.3.2
Malerei
Während für die Architektur und den Denkmalsbau damit klare Aussagen zur Nutzung dieser Kommunikationsmöglichkeiten durch den Wiener Hof möglich sind, ist eine Einschätzung der Auftragsarbeiten des Hofes im Bereich der Malerei nur bedingt möglich. In der Forschung werden vor allem Rubensschüler wie Jan Erasmus Quellinus und Franz Leuyx als Hofmaler des Kaisers genannt, doch ha-
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Vgl. dazu die Angaben bei Pühringer-Zwanowetz, Unbekannte Zeitungsnachrichten zum Wiener Barock, S. 185 und Abb. 2 0 9 s o w i e Franciscus Andreas Groner, Uni Trino D e o D e vota, Confidens, Accepta, Grata, Austria, Α Sacra Caesarea Majestate Leopoldo [...] Festivo Apparatu In celeberrimae Urbis Viennensis [...] repraesentata [...], Wien 1682. Kupferstich von Elias Nessenthaler, in: Johann Ludwig Schönleben, Annus Sanctus Habspurgo-Austriacus, Salzburg 1696. Vgl. dazu Welt des Barock, Katalog, S. 7 0 s o w i e die Abbildung dazu in Feuchtmüller/Koväcs, Welt des Barock, Textband, S. 89. Abb. 25: Traur-Gerüst Zu Ehren D e ß in Gott seeliglich verschiedenen Römischen Kaysers, Ungarischen und B ö h m i s c h e n Königs Leopoldi I. A u ß schuldiger Danckbahrkeit in seiner Leich-Begängnuß auffgerichtet V o n dem Collegio der Gesöllschafft Jesu, U n d Grätzerischen Hohen Schuell, Grätz 1705, hier 12. Sinnbild. Vgl. zur Wirkung sakraler Denkmalsstiftungen auch Gerhardt Kapner, Barocker Heiligenkult in Wien und seine Träger, München 1978, S. 29-36, der darauf verweist, daß in der Folgezeit vermehrt andere Bevölkerungsschichten als Stifter sakraler Denkmäler auftraten. D i e von ihm als „Gutthäter" bezeichneten Stifter trugen damit zur Multiplizierung des vom Kaiserhaus vertretenen sakralen Programms bei.
286 ben u. a. auch Nicolas van Hoy, Johann Georg Werle, Andrea Pozzo, Anton Schoonjans, Franz Werner Tamm, Johann Georg Hamilton, Johann Ulrich Mair und Franciscus van der Steen für ihn gearbeitet176. Insgesamt sind von den genannten Malern allerdings nur wenige Werke überliefert, die politische Aussagen formulieren und damit das Medium ,Bild' als Propagandamittel nutzen. Im Gegensatz dazu steht die in den siebziger Jahren begonnene „Kunstoffensive" des französischen Königs, der insbesondere bei der Innenausstattung von Schloß Versailles deutlich seine politischen Ambitionen äußerte177. Neben der von Charles Lebrun geschaffenen Bildserie zu den Erfolgen Ludwigs XIV. im Holländischen Krieg war vor allem die ,Escaliers des Ambassadeurs' ein herausragendes Beispiel für die Demonstration von Machtansprüchen im Bild178. Vom Thema her zeigten die dort entstandenen Darstellungen den Triumph des französischen Königs über Spanien und das Reich, die symbolisch als Hydra und Python abgebildet waren. Szenen aus den erfolgreichen Kriegen Ludwigs XIV. verstärkten ebenso wie Darstellungen der Bewohner der vier Erdteile die Gesamtaussage des Raumes179. Für den seit den sechziger Jahren errichteten leopoldinischen Trakt der Hofburg sind dagegen keine vergleichbaren Bemühungen bekannt. Als Auftragswerk entstand seit 1681 zwar ein Bildzyklus, der zentrale Ereignisse der habsburgischen Geschichte thematisierte, doch sind von dieser Arbeit des Rubensschülers Jan Erasmus Quellinus nur noch drei Bilder erhalten. Sie behandeln die Kaiserkrönung Karls V., die Gefangennahme Franz' I. und die Krönung Philipps II. (Abb. 26)180. Von der Aussage her setzen sich diese Werke mit dem Leben Karls V. auseinander und fassen deutlich den habsburgisch-französischen Konflikt ins 176
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Vgl. zu den vom Hof beauftragten Malern Walther Buchowiecki, Geschichte der Malerei in Wien, in: Geschichte der bildenden Kunst in Wien, Neue Reihe Bd. 7/2 (Geschichte der Stadt Wien), Wien 1955, S. 1-223, hier zu Mair, S. 65-66, zu Leuyx, S. 66, zu van der Steen S. 68, zu Schoonjans S. 75, zu Johann Georg Hamilton S. 75, zu Tamm S. 81. Vgl. außerdem zu vom Hof angestellten Malern Günter Brucher, Deckenfresken, in: Günter Brucher (Hrsg.), Die Kunst des Barock in Österreich, Salzburg u. a. 1994, S. 197-297, hier zu Andrea Pozzo, S. 214 sowie zu Werle, S. 226. Zu Leuyx vgl. außerdem Ernst Ebenstein, Der Hofmaler Frans Luycx. Ein Beitrag zur Geschichte der Malerei am österreichischen Hofe, in: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerh. Kaiserhauses 25 (1906), S. 172ff. und 26 (1907), S. 183-254. Allgemein zu den bei Leopold I. angestellten Hofkünstlern vgl. auch die Angaben bei Alphons Lhotsky, Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes. Geschichte der Sammlungen 2. Teil, 1. Hälfte von den Anfängen bis zum Tode Kaiser Karls VI. 1740, Wien 1941-1945, hier S. 377-379 und Günther Heinz, Der Anteil der italienischen Barockmalerei an der Hofkunst zur Zeit Kaiser Ferdinands III. und Kaiser Leopolds I., in: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien 54 (1958), S. 173196 sowie Günther Heinz, Studien über Jan van den Hoecke und die Malerei der Niederländer in Wien, in: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien 63 (1967), S. 109-164. Vgl. dazu Polleross, Sol Austriacus, S. 73-74 und Burke, Ludwig XIV., S. 123-125. Vgl. dazu Burke, Ludwig XIV., S. 112-113. Vgl. dazu Burke, Ludwig XIV., S. 125 und Polleross, Sol Austriacus, S. 73-74. Vgl. zur Kaiserkrönung Karls V. von Jan Erasmus Quellinus Abb. 26.
287 Auge181. Der Triumph über Franz I. kann dabei vor dem Hintergrund der Kriege mit Ludwig XIV. nicht nur als Verweis auf die glorreiche Vergangenheit des Hauses interpretiert werden, sondern auch als hoffnungsvoller Vorgriff auf künftige Siege gegen Frankreich. Ebenfalls politisch aussagekräftig ist ein von dem Niederländer Anton Schoonjans geschaffenes Gemälde des Kaisers, das jedoch nur noch in einer druckgraphischen Aufbereitung überliefert ist182. Der von Georg Andreas Wolffgang in Form eines Thesenblattes 1695 gestaltete Stich zeigt Leopold I. über einem am Boden liegenden Türken sitzend183. Die ihn umgebenden allegorischen Figuren verweisen auf die Gerechtigkeit des von ihm geführten Krieges und auf die außergewöhnliche Pietas des Kaisers, die ihm die Erfolge gegen die Türken ermöglicht. Die insgesamt im Stil triumphal wirkende Darstellung des Kaisers feiert die großen Erfolge gegen die Türken im Sinn eines gerechten Kampfes gegen die Ungläubigen. Neben diesen wenigen Beispielen für politische Aussagen in vom Hof in Auftrag gegebenen Gemälden sind die Illustrationen von Hofmalern und -Stechern für große Festlichkeiten des Kaisers als wichtige Tätigkeitsbereiche der Künstler zu nennen. Von Nicolas van Hoy stammen ζ. B. die zur Steigerung der Öffentlichkeitswirkung besonders relevanten Darstellungen des Roßballetts von 1666, die wiederum von dem Hofkupferstecher Franz van der Steen nachgestochen wurden184. Die druckgraphische Reproduktion war damit auch in diesem Fall eine wichtige Voraussetzung für die weitere Verbreitung der Bilder. Faßt man die Bemühungen des Wiener Hofes auf dem Sektor der Kunst noch einmal unter Berücksichtigung aller hier erläuterten kommunikativen Möglichkeiten zusammen, so kam unter Leopold I. dem barocken Fest und hier vor allem dem Theater wesentlich mehr Bedeutung zu als der Architektur oder Malerei185. Erst gegen Ende von Leopolds Regierungszeit wurden, wie die Arbeiten von Schoonjans, Quellinus oder auch Fischers von Erlach zeigen, auch im Auftrag des Hofes politische Aussagen vereinzelt über die Malerei oder Architektur formuliert. Für den öffentlichen Denkmalsbau gilt dagegen, daß über die ganze Regie181
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Vgl. zu den übrigen Gemälden die Abbildungen in Die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen M u s e u m s in Wien. Verzeichnis der Gemälde, Wien 1991, hier Tafel 4 4 3 , Inv. Nr. 2 4 5 2 , 1766 und 2464. Dort auch ein weiteres Gemälde der Innenausstattung der Hofburg von Pietro Liberi, das als Apotheose Kaiser Leopolds I. eingeordnet wird, doch bereits zu Beginn der Regierungszeit des Kaisers entstanden sein muß. Vgl. dazu D i e Gemäldegalerie des Kunsthistorischen M u s e u m s in Wien, Tafel 241 und S. 75 des Anhangs. Zu den bisher bekannten Arbeiten Schoonjans in Wien vgl. Helmut Börsch-Supan, Anton Schoonjans in Berlin, in: Zeitschrift des deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 21 (1967), S. 1-19, h i e r S . 3. Vgl. dazu die Angaben im Ausstellungskatalog Robert Waissenberger (Hrsg.), D i e Türken vor Wien. Europa und die Entscheidung an der Donau, W i e n 1983, Nr. 18/78, S. 248. Vgl. zu van der Steen die Angaben bei Hollstein, Bd. 28, S.47-71, hier die Kupferstiche zur Hochzeit S. 58-59. Vgl. dazu auch das R e s ü m e e von Polleross, Auftraggeber und Funktionen barocker Kunst, hier vor allem S. 20-22.
288 rungszeit des Kaisers hinweg eine klare Gesamtaussage erkennbar ist. Im Mittelpunkt stand hier die sakrale Sphäre, der deutlich der Vorzug vor einem den Kaiser verehrenden Personenkult oder der Äußerung politischer Ambitionen gegeben wurde. Insgesamt darf jedoch bei der Bewertung der Rolle von Kunst und Architektur als Propagandamittel nicht vergessen werden, daß nicht nur konkrete Aussagen in den entsprechenden Werken dazu dienen konnten, das Renommee des Kaisers zu steigern. Allein die Beauftragung der namhaftesten Künstler Europas steigerte das Prestige eines Fürsten und vermittelte von ihm das erwünschte positive Bild eines kunstinteressierten Mäzens. So gesehen bemühte sich der Wiener Hof durchaus, durch die Verpflichtung angesehener Künstler seinen Rang zu verdeutlichen.
III.3 Geschichtsschreibung III.3.1 Hofgeschichtsschreibung Kunst, Architektur und höfisches Fest gaben dem barocken Herrscher vielfältige Möglichkeiten an die Hand, sich in der Öffentlichkeit positiv darzustellen. Verbunden waren diese Kommunikationsmittel mit hohen Kosten und großem Zeitaufwand, denn ein gelungenes Fest erforderte aufwendige konzeptionelle Überlegungen und eine vorausschauende Planung. Ebenso zog sich die Errichtung von Denkmälern und prachtvollen Schloßbauten oft über Jahre hin, so daß eine schnelle Reaktion auf aktuelle Zeitumstände gerade auf diesem Sektor kaum möglich war. Ähnliches gilt für die Geschichtsschreibung, die als dritter wichtiger Sektor kaiserlicher Öffentlichkeitsarbeit hier kurz in einem Überblick dargestellt werden soll. Von den vorher genannten Kommunikationsmöglichkeiten unterscheidet sich die Geschichtsschreibung allerdings durch die primäre Nutzung des Druckes. Das Buch war damit das Medium, durch das die von den Historiographen geschaffenen Werke Verbreitung erlangten. Für einen Herrscher bot die Geschichtsschreibung die Möglichkeit, nicht nur seinen Zeitgenossen ein positives Bild von seiner Dynastie und der eigenen Regierungsleistung zu vermitteln, sondern Geschichtswerke dienten ähnlich wie Denkmäler dazu, die Nachwelt über das Leben eines Fürsten zu informieren. Für die Regierungszeit Kaiser Leopolds I. kann zunächst festgehalten werden, daß der Hof ein großes Engagement auf diesem Sektor entwickelte. Dabei sieht
289 Anna Coreth einen eindeutigen Trend hin zur „Regentenbiographie" 186 , während in dem Jahrhundert davor stärker die Genealogie im Mittelpunkt stand. Ziel der genealogischen Werke war die Ansippung des regierenden Herrschers an möglichst ruhmreiche Ahnen, um damit seine Herrschaft zu legitimieren oder politische Ansprüche daraus abzuleiten. Für die Habsburger gab es im 17. Jahrhundert gleich mehrere Abstammungstheorien, wobei der Hof keiner Möglichkeit in besonderer Weise einen Vorzug einräumte. Kaiser Leopold I. gab vor allem biographische Werke in Auftrag, die das Leben seines Vaters, aber auch seine eigene Regierungszeit in den Blick faßten. Geschaffen wurden diese Biographien von den jeweiligen Hofhistoriographen, die in dieser Position Einblick in die meisten Akten nehmen konnten, aber naturgemäß auch stark ihrem Auftraggeber verpflichtet waren. Seit 1664 hatte zunächst Galeazzo Gualdo Priorato diese Stellung inne und übernahm die Aufgabe, eine Geschichte Ferdinands III. zu verfassen, die jedoch über einen ersten Band nicht hinauskam187. Der Schwerpunkt seiner Arbeit lag in Zukunft bei der Abfassung einer Geschichte Leopolds I., zu der bereits 1670-1674 drei Bände erschienen188. Trotz des Titels „Historia di Leopoldo Cesare" hat das Werk keineswegs einen rein biographischen Charakter. Peter Moraw sieht es eher als „politische Geschichte der Zeit Leopolds I."189, die die „zwischenstaatlichen - politischen und militärischen - Beziehungen des europäischen Staatensystems [...] gesehen vorwiegend vom Standpunkt Österreichs" zum Thema hat190. Dementsprechend steht der Kaiser keineswegs im Mittelpunkt der Darstellung. Wenig Interesse zeigt Priorato auch an der Schilderung von Festlichkeiten und prunkvollen Inszenierungen des Hofes. Moraw sieht daher die ausführliche Berichterstattung zur Hochzeit von 1666 im ersten Buch des dritten Bandes als das Ergebnis einer direkten Einflußnahme des Hofes an191. Den historiographischen Zielvorstellungen Prioratos entsprach dagegen die Beifügung eines Anhangs zu jedem Band, der ausführliche Quellen zu den im Hauptteil abgehandelten Themen bot. Darüber hinaus wurde viel Wert auf die äußere Ausstattung des Werkes gelegt, das in großem Format und prachtvoller Gestaltung mit reicher Bebilderung erschien. Fortgesetzt wurde das Geschichtswerk von Priorato in den folgenden Jahren durch zwei kleinere 186
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Anna Coreth, Österreichische Geschichtsschreibung in der Barockzeit (1620-1740), Wien 1950 (Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs 37), S. 13 sowie S. 68-69. Galeazzo Gualdo Priorato, Historia di Ferdinando III. Imperatore, Wien 1672. Galeazzo Gualdo Priorato, Historia di Leopoldo Cesare Continente le cose piü memorabili successe in Europa dal 1656 sino al 1670, Bd. 1 und 2, Wien 1670, Bd. 3, Wien 1674. Peter Moraw, Kaiser und Geschichtsschreiber um 1700 (I), in: Die Welt als Geschichte 22 (1962), S. 162-203, hier S. 196. Moraw, Kaiser und Geschichtsschreiber (I), S. 193. Moraw, Kaiser und Geschichtsschreiber (I), S. 191. Auch die Zensur nahm entsprechenden Einfluß auf das Werk Prioratos und versuchte durch ihre Korrekturen insbesondere einige konkrete Informationen zu verschleiern und Rücksicht auf mit dem Kaiser verbündete Mächte zu nehmen. Vgl. dazu Moraw, S. 184.
290 Abhandlungen, die die Rebellion in Ungarn und die dritte Hochzeit des Kaisers zum Thema hatten192. Popularität erlangte das dreibändige Gesamtwerk Prioratos in der Folgezeit vor allem durch eine Bearbeitung des nach seinem Tod zum Hofhistoriographen berufenen Johann Baptist Conte di Comazzi, der es in gekürzter Form und mit einer weniger aufwendigen Ausstattung herausgab193. Während Comazzi und Priorato ihre Werke in italienischer Sprache verfaßten, erhielt Johann Peter von Vaeickeren den Auftrag, eine lateinische Biographie des Kaisers abzufassen, die jedoch nie fertiggestellt wurde194. Die übrigen an dieser Stelle interessierenden, noch zu Lebzeiten des Kaisers erschienenen biographischen Werke gingen dagegen nicht genuin auf den Hof zurück. Eine reine Ereignisbeschreibung zu Leopolds Regierungszeit bot ζ. B. das gegen Ende des 17. Jahrhunderts erschienene Buch Johann Adam Schenckhels, der für sein Diarium immerhin ein kaiserliches Privileg aufweisen konnte195. Die positive Einstellung des Autors zum Kaiserhaus geht dabei schon aus der Vorrede hervor, in der Schenckhel die Tugenden Leopolds I. lobt, die ihn zu seiner großen Regierungsleistung befähigt haben sollen. Besonders stark hebt er, entsprechend dem vom Kaiser verbreiteten Bild, die besondere Verbindung Leopolds zu Gott hervor. Quellen für Schenckhels Arbeit waren unter anderem die Werke der beiden Hofhistoriographen Comazzi und Priorato sowie die Darstellung von Feigius zum Türkenkrieg. Damit wird die Bedeutung der vom Hof geförderten Geschichtswerke deutlich, deren Rolle als Basis werke für andere, nicht von Wien beauftragte Autoren sicher nicht zu unterschätzen ist'96.
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Galeazzo Gualdo Priorato, Continuatione dell'Historia di Leopoldo Cesare, nella quale si descrive la Ribellione d'Ungheria, Wien 1676 sowie Galeazzo Gualdo Priorato, Ragguaglio di quanto eseguito nel terzo Matrimonio di S. Maestä Cesarea ann. 1676, Wien 1677. In deutscher Übersetzung 1690 in Augsburg erschienen unter dem Titel: Johann Baptista Comazzi, Immer grünender Käyserlicher Lorbeer-Krantz, Oder Grundrichtige Erzehlung Der Fürtrefflichsten Staats-Verrichtungen, und Glorwürdigsten Heldenthaten Des ietzo Regierenden Unüberwindlichsten Römischen Käysers Leopold des Grossen; Anfangs in Italiänischer Sprach verfasset [...] Anietzo aber wegen gantz ungemeiner Beschreibung solcher D e n k würdigsten Begebenheiten mit Bewilligung des Authoris In das Teutsche übersetzet. Mit Rom. Käyserl. Allergn. Freyheit, 2 Teile, Augsburg 1690. Vgl. zu Comazzi auch Peter Moraw, Kaiser und Geschichtsschreiber um 1700 (II), in: Die Welt als Geschichte 23 (1963), S. 93-136, hier S. 96 sowie Nana Eisenberg, Studien zur Historiographie über Kaiser Leopold I., in: Mitteilungen des österreichischen Instituts für Geschichtsforschung 51 (1937), S. 359413, hier S. 367-369. Vgl. dazu Coreth, Österreichische Geschichtsschreibung, S. 74. Johann Adam Schenckel, Vollständiges Lebens-Diarium Deß Allerdurchleuchtigsten, Großmächtigst: und Unüberwindligsten Römischen Käysers Leopoldi I. Deß Grossen [...] Dero Groß-Thaten, und Regierungs-Verrichtungen biß auf dises Jahr inhaltend, Auß verschidenen Scribenten, und Sprachen gezogen, in dise besondere Art verfasset, und in Druck verfertiget, 2 Teile, Wien 1702. Vgl. dazu auch Eisenberg, Studien zur Historiographie, S. 369.
291
III.3.2 Der „Fuggerische Ehrenspiegel" Ähnlich prägend wurde auch ein weiteres Auftragswerk Leopolds I., das nicht auf seine Regierungszeit bezogen war, sondern einen Beitrag zur Geschichte des Hauses Habsburg leisten sollte. Wahrscheinlich 1656 gelangte eine Abschrift des von Hans Jacob Fugger geförderten GeschichtsWerkes über Maximilian I. in den Besitz des Wiener Hofes. Leopold I. entschloß sich daraufhin den „Fuggerischen Ehrenspiegel" in Druck zu geben, um ihn einem größeren Leserkreis zugänglich zu machen197. Auf Empfehlung des Verlagsunternehmens Endter wurde jedoch nicht das Original gedruckt, sondern der Dichter Sigmund von Birken übernahm die Umarbeitung der Schrift, um sie dem Zeitgeschmack anzupassen. Inhaltlich beschäftigte sich Birkens Bearbeitung vor allem mit den Römischen Kaisern aus dem Haus Habsburg, angefangen von Rudolf I. bis hin zu Maximilian 1.198 Dabei erfuhr seine in Nürnberg geleistete Arbeit eine umfangreiche Betreuung und Überwachung durch Wiener Hofangehörige. So standen ζ. B. der als Leibarzt und Historiker arbeitende Wilhelm Managetta sowie später der Bibliothekar und Hofhistoriograph Peter Lambeck in ständigem Briefkontakt mit Birken. Gemeinsame Überlegungen wurden aber nicht nur im Hinblick auf inhaltliche Fragen angestellt, sondern auch das Titelblatt, die lateinischen Widmungen und der von Philipp Kilian nach einer Zeichnung Jonas Arnolds gefertigte Kupfertitel gingen direkt auf den Wiener Hof zurück (Abb. 31)199. Die Bilddarstellung Kilians zeigt Leopold I. im Kreise seiner Vorfahren Rudolf I., Albert I., Friedrich III., Friedrich IV., Albert II. sowie Maximilian I., wobei alle Ahnen des Kaisers mit ihren Herrschaftsinsignien und Emblemata abgebildet sind. Die Reihe der in einem Halbrund stehenden Herrscher wird durch Putti abgeschlossen, die unter anderem durch die ihnen beigegebenen Attribute auf Herkules, Athene und Pax verweisen. Über dieser tempelartigen Szenerie halten Putti das Porträt Kaiser Leopolds I. Ähnliche Darstellungen finden sich auch bei anderen Werken, die die Geschichte des Hauses Habsburg bzw. die ruhmreiche Abstammung der Habsburger zum Thema haben. Franz Adam von Brandis 1675 erschienener „Frucht-bringend [...] Lorbeer-Zweig" zeigt ζ. B. den Kaiser und seine Gemahlin umgeben von Büsten der Ahnen Leopolds I.200 Noch mehr an den Ehrenspiegel erinnert der Kupfertitel 197 198
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Vgl dazu Coreth, Österreichische Geschichtsschreibung, S. 5 1 - 5 3 . Vgl. dazu Inge Friedhuber, Der „Fuggerische Ehrenspiegel" als Quelle zur Geschichte Maximilians I. Ein Beitrag zur Kritik der Geschichtswerke Clemens Jägers und Sigmund von Birkens, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 81 ( 1 9 7 3 ) , S. 101-138. Vgl. dazu Abb. 31: Titelkupfer zu der Geschichtsdarstellung Spiegel der Ehren des Höchstlöblichsten Kayser- und Königlichen Erzhauses Oesterreich, Nürnberg 1668. Franz Adam von Brandis, Frucht-bringend Oesterreichische Lorbeer-Zweig, D a s ist, AllerKürzeste Erzehlung Der Denk-würdigisten Begebenheiten so sich mit dem Hoch-Löblichsten Königlich- Franck-Haabspurg-Oesterreichischen Erz-Hauß, von Pharamundo an, biß auff jet-
292 zu dem genealogischen Werk Johann Ludwig Schönlebens aus dem Jahr 1680: Hier ist Kaiser Leopold I. im Zentrum seiner Amtsvorgänger zu sehen, während im Himmel Karl der Große über der gesamten Szenerie schwebt. Der Kupfertitel entspricht damit der Gesamtaussage des Werkes, in dem versucht wird, eine Verwandtschaft zwischen den Habsburgern und Karl dem Großen nachzuweisen201. Die genannten Bilddarstellungen illustrieren eine für die Propaganda des Hauses wichtige Grundaussage: Die lange Herrschaftstradition der Habsburger, die einerseits für ihre herausragenden Regierungsleistungen und andererseits für ihre besondere Auszeichnung durch Gott sprechen soll, wird durch die Abbildung des regierenden Herrschers inmitten seiner erfolgreichen Ahnen symbolisiert202. Die Versuche, die Ahnenreihe des Kaisers auf herausragende Personen der Geschichte oder sogar der Mythologie zurückzuführen, erweitern dabei das Spektrum der Illustrationsmöglichkeiten203. Die vorgestellten Beispiele zeigen, daß gleichermaßen vom Hof initiierte Werke als auch nicht vom Hof in Auftrag gegebene Geschichtsdarstellungen sich dieses Bildmotivs bedienten. Vom Inhalt her wurde der 1668 erschienene „Spiegel der Ehren des Erzhauses Oesterreich" rasch von der deutschsprachigen Geschichtsschreibung rezipiert. Anna Coreth sieht ihn ζ. B. als Quellenbasis für den 1673 erschienenen Fürstenspiegel von Johann Jakob Weingarten und das oben bereits angesprochene genealogische Werk von Graf Adam von Brandis204.
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zige Zeit ereignet, Augsburg 1674. Vgl. dazu auch Welt des Barock, Katalog, S. 65 mit einer Abbildung des Titelkupfers von G. A. Wolfgang. Johann Ludwig Schönleben, Dissertatio Polemica de Prima Origine Augustissimae Domus Habspurgo-Austriacae [...], Laibach 1680. Vgl. dazu auch Welt des Barock, Katalog, S. 66 sowie die Abbildung dort auf S. 68. Zu weiteren Beispielen siehe auch ζ. B. die Bilddarstellung zum Epilog der Oper „II Pomo d'oro", die Kaiser Leopold I. zu Pferd im Kreis seiner Ahnen zeigt (Abb. 29). Vgl. dazu ζ. B. auch das im Münzkabinett des KHM Wien aufbewahrte genealogische Medaillon von dem Alchemisten Johann Wenzel Seyler von Reinburg, das dieser im Jahr 1677 dem Kaiser widmete. Es zeigt den Kaiser mit 4 0 zum Teil fiktiven Vorfahren, wie ζ. B. den Frankenkönig Pharamund. Vgl. dazu Coreth, Österreichische Geschichtsschreibung, S. 53. Zur Rezeptionsgeschichte des „Spiegels der Ehren" nach 1705 vgl. S. 54-55.
293
III.3.3 Der „Ehren-Ruff Teutschlands" von Wagner von Wagenfels Weniger stark orientierte sich ein weiteres Geschichtswerk, das in enger Beziehung zum Wiener Hof entstand, an den vorher genannten Werken: Der „EhrenRuff Teutschlands" von Hans Jacob Wagner von Wagenfels stellt eine interessante Mischung aus Geschichtsschreibung und Polemik gegen Frankreich dar205. Der Autor Wagner von Wagenfels war 1691 zum Geschichtslehrer Josephs I. berufen worden, so daß anzunehmen ist, daß die im „Ehren-Ruff geäußerten Ansichten auf Zustimmung des Hofes stießen. Zwar gibt Wagner von Wagenfels in der Vorrede seines Werks an, er habe bereits 1685 die Arbeiten am „Ehren-Ruff abgeschlossen, doch erfuhr die Schrift den Zeitumständen entsprechend noch einmal eine Umarbeitung, die die Ereignisse bis in das Jahr 1691 hinein mit berücksichtigt. Inhaltlich griff der Autor klassische Themen der deutschen Geschichtsschreibung auf, kontrastierte diese aber mit der französischen Geschichte und bezog dabei klar Stellung gegen Frankreich. Sein Buch sah er als Möglichkeit zur Hebung des seiner Ansicht nach verlorengegangenen deutschen Selbstbewußtseins an. In einem über vierzig Seiten langen Kapitel ging er in diesem Zusammenhang auf Kaiser Leopold I. ein, dessen Erfolge gegen die Türken als Beleg für seine außergewöhnliche Regierungsleistung herangezogen wurden206. Doch Wagner von Wagenfels klagte auch darüber, daß der Kaiser trotz dieser Verdienste nicht die entsprechende Würdigung im Reich erfahren würde207. Klar definierte der immerhin als Lehrer des Römischen Königs bestellte Wagner von Wagenfels in seinem Werk die Bedeutung eines Römischen Kaisers: Dann Kayser seyn, heist nichts anders, als der gröste Herr der Erden seyn, dieser aber ist jener, der die gröste Macht in Händen hat [...], erklärt er im Hinblick auf Karl den Großen. Mit ihm beginnt für Wagenfels, ganz im Gegensatz zum herrschenden geschichtlichen Grundwissen seiner Zeit, die letzte der vier bei Daniel beschriebenen Weltmonarchien208. Die herausragende Stellung des Kaisers wurde damit bei ihm noch einmal besonders betont und diente gleichzeitig dazu, das Selbstbewußtsein der Deutschen weiter anzuheben, da sie als mächtigstes Reich mit dem mächtigsten Herrscher an der Spitze gefeiert wurden. Insgesamt erweist sich das Buch des in den Diensten
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Hans Jacob Wagner von Wagenfels, Ehren-Ruff Teutschlands, Der Teutschen Und Ihres Reichs, Wien 1691. Wagner von Wagenfels, Ehren-Ruff, S. 436-440. Vgl. dazu Wagner von Wagenfels, Ehren-Ruff, S. 431 und S. 455. Wagner von Wagenfels, Ehren-Ruff, S. 631 und S. 635: Sondern das unsere Teutsche Monarchie eine gantz anders, und zwar das vierdte Welt-Reich seye, welches keinem der vorigen in Würden, Hochheit und Majestät außweichet: ja sie viel mehr, gleich wie bald anzeigen werde, in Macht und Herrlichkeit übertrifft.
294 des Hofes stehenden Historiographen als patriotisches Werk, das vor allem gegen Frankreich gerichtet ist und dessen Argumente und Forderungen teilweise mit den in der Publizistik kursierenden Stellungnahmen übereinstimmen. Allerdings wird in anderen polemischen Schriften gegen Frankreich nicht wie bei Wagner von Wagenfels die überragende Machtstellung des Kaisers innerhalb Europas hervorgehoben, sondern im Gegenteil Ludwig XIV. für sein Streben nach der Universalmonarchie in starkem Maße kritisiert. Der „Ehren-Ruff" schließt damit den Kreis der vom Hof initiierten bzw. von Angehörigen des Hofes verfaßten Geschichtsdarstellungen. Die nach dem Tod Leopolds I. entstandenen Biographien sollen an dieser Stelle keine Erwähnung finden, da nur die zu Lebzeiten des Kaisers verfaßten Werke zur Beurteilung seiner Propagandabemühungen relevant erscheinen209. Insgesamt hat dieser knappe Überblick gezeigt, daß die Förderung der Geschichtsschreibung vom Hof als adäquates Mittel zur positiven Imagegestaltung empfunden wurde, wobei die besondere Berücksichtigung dieses Sektors wohl auch den persönlichen Vorlieben des historisch interessierten Kaisers entsprach210. Gleichzeitig erschienen während der Regierungszeit Leopolds I. aber eine ganze Reihe von geschichtlichen Werken, die nicht vom Hof direkt ausgingen, aber stark von der von dort aus veranlaßten Geschichtsschreibung geprägt wurden. Die vom Hof initiierten Werke setzten damit starke Akzente, die im Sinn einer multiplizierenden Imagepflege von anderen Trägerschichten aufgegriffen und weiterverbreitet wurden.
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Nach dem Tod Leopolds I. erschienen zunächst zwei deutschsprachige nicht auf den Hof zurückgehende Biographien von Rinck und Mencke. Vgl. dazu Euch. Gottlieb Rinck, Leopolds des Grossen, Rom. Käysers, wunderwürdiges Leben und Thaten aus geheimen nachrichten eröffnet, und in vier Theile getheilet, Leipzig 1709 und Johann Burkhard Mencke, Leben und Thaten Sr. Majestät, des Römischen Kaysers Leopold des Ersten, Leipzig 1707. Am ausführlichsten behandelt die lateinische Biographie des Jesuiten Franz Wagner, Historia Leopoldi Magni Caesaris Augusti, Augsburg 1719 und 1732 das Leben des Kaisers. Sie kann zugleich auch als offiziell vom Hof genehmigte Arbeit gewertet werden. Vgl. dazu Moraw, Kaiser und Geschichtsschreiber (II), S. 108-133. Dafür spricht auch die Einrichtung einer „historischen Schatzkammer" durch den Kaiser im Jahr 1666. Vgl. dazu Polleross, Tradition und Recreation, S. 128-129.
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III.4 Die Öffentlichkeitsarbeit des Wiener Hofes III.4.1 Imagewerbende Bemühungen Wiens und die dabei bevorzugt genutzten Medien Im vorangegangenen Kapitel wurde deutlich, daß der Wiener Hof ganz dem Zeitstil entsprechend die klassischen barocken Kommunikationsmittel Fest, Kunst und Geschichtsschreibung als Möglichkeiten der Imagepolitik nutzte. Gleichzeitig fiel die unterschiedliche Gewichtung der verschiedenen Inszenierungsmöglichkeiten auf, die einerseits durch besondere Vorlieben Leopolds I. und andererseits durch die eingeschränkten finanziellen Mittel des Hofes erklärbar ist. Große Bedeutung maß der Kaiser offensichtlich den barocken Festlichkeiten zu, wobei das Theater im Mittelpunkt seines Interesses stand. Für die politisch wichtige Hochzeit von 1666 entschloß man sich ζ. B. zu aufwendigen Feierlichkeiten, die auch durch sekundäre Medien, wie die Druckgraphik und die Zeitung große Wirkung in der Öffentlichkeit erzielten. Weniger publik gemacht wurden dagegen die verschiedenen szenischen Aufführungen zu besonderen Festtagen am Hof, die den Zeitungen zwar eine Kurzmitteilung wert waren, deren Inhalte jedoch einem breiteren, über den höfischen Kreis hinausgehenden Publikum verborgen blieben. Zurückhaltender als auf dem Sektor des höfischen Festes zeigte der Kaiser sich auf dem Gebiet von Kunst und Architektur. Zwar arbeiteten viele namhafte Künstler an seinem Hof, doch dienten ihre Werke nur selten zur Veranschaulichung politischer Ambitionen. Dementsprechende Ansätze zur Nutzung von Kunst und Architektur finden sich erst gegen Ende der Regierungszeit Leopolds I. und äußern sich in den Werken Fischers von Erlach oder auch in den Aufträgen an Quellinus für die Innenausstattung der Hofburg. Eine klare Linie verfolgte der Kaiser dagegen seine ganze Regierungszeit hindurch im Hinblick auf die Demonstrierung der besonderen sakralen Stellung seines Hauses. Die herausragende Pietas der Habsburger wurde im öffentlichen Denkmalsbau und durch zahlreiche Kirchenstiftungen deutlich nach außen getragen und durch entsprechende druckgraphische Werke und Festberichte weiterverbreitet. Die Förderung der Geschichtsschreibung diente im Gegensatz dazu vor allem der Betonung der Herrschaftslegitimation des Hauses Habsburg. Die lange Reihe der kaiserlichen Ahnen Leopolds I. verwies auf die Regierungsberechtigung seiner Dynastie, wobei die durch geschichtliche Abhandlungen hervorgehobenen Herrschertugenden seiner Amtsvorgänger den Lesern die Garantie dafür bieten sollten, daß auch der regierende Kaiser seine Aufgaben erfolgreich bewältigen würde. Gleichzeitig erfüllten die in Auftrag gegebenen Geschichtswerke aber auch eine wichtige Funktion auf dem memorialen Sektor: Sie hatten die Aufgabe,
296 ein positives Bild des Herrschers an die Nachwelt zu vermitteln und seine Regierungsleistung zu würdigen. Neben diesen drei großen Bereichen, die am Wiener Hof außerhalb der aktuellen Publizistik imagepolitisch relevant waren, gab es für den Kaiser noch eine Reihe anderer Möglichkeiten, sich positiv in Szene zu setzen. Während er als Förderer der Künste und Wissenschaften ganz dem klassischen Bild eines gebildeten und kunstsinnigen Monarchen entsprach, wurde dieses Image durch seine musikalischen Talente noch um eine weitere Nuance bereichert. Die Musikalität des Herrschers, die sich vor allem auch in der Komposition zahlreicher eigener Musikstücke äußerte, brachte ihm Anerkennung weit über die Grenzen des Wiener Hofes hinaus ein und steigerte sein Renommee in der Öffentlichkeit211. Ähnliche Möglichkeiten zur positiven Imagegestaltung boten wohltätige Stiftungen, die das Bild des Herrschers als großzügiger und mildtätiger Potentat verstärken konnten. Für Kaiser Leopold I. gilt, daß er allgemein bereits zu Lebzeiten als fast zu freigebiger und großzügiger Herrscher dargestellt wurde. Nur einen begrenzten Adressatenkreis hatten dagegen von vornherein Geschenke an Mitglieder anderer Höfe und an andere Potentaten, die jedoch ebenfalls zur Imagewerbung eingesetzt werden konnten212. Als ein hervorstechendes Beispiel für die Überreichung politisch aussagekräftiger Pretiosen an einen anderen Monarchen Europas kann eine ca. 1683/1684 im Auftrag des Kaisers angefertigte silberne Schauplatte gelten213. Das in Augsburg gefertigte Stück feierte die Türkenerfolge Leopolds I. und zeigt ihn auf einem Thron sitzend, umgeben von den militärischen Führern der Türkenoffensive. Der Triumph des Kaisers über seine Gegner wurde auf vielfältige Weise in Szene gesetzt: Der Fuß Leopolds I. ruht auf Fahnen, Turbanen und Rüstungen des unterworfenen Gegners; im Vordergrund sind mehrere kniende türkische Gefangene zu sehen, und die Feldherren des Kaisers präsentieren ihm offensichtlich einen Einblattdruck, der die Belagerung einer Stadt zeigt. Über der Szene schweben Victoria mit einem Lorbeerkranz und Putti, die durch eine mit einem Reichsadler geschmückte Posaune den Ruhm des Kaisers verkünden. Die aussagekräftige Schauplatte wurde 1684 den Zaren Ivan und Peter Alexejevic von einer kaiserlichen Gesandtschaft überreicht und hatte sicher auch die Aufgabe, auf die Perspektiven hinzuweisen, die sich Rußland bei einem Eintritt in eine antitürkische Allianz bieten könnten214. Geschenke konn211
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Auf Leopolds Leistungen als Komponist verweist ζ. B. Rinck, Leopolds des Grossen, Rom. Käysers, wunderwürdiges Leben und Thaten, Teil 1, S. 85: Es sind seine [Leopolds, J. S.] compositionen in der meisten künstler in Teutschland händen [...]. Vgl. dazu Lorenz Seelig, Die Kunst der Augsburger Goldschmiede im Dienst höfischer Repräsentation, in: Reinhold Baumstark u. a. (Hrsg.), Silber und Gold. Augsburger Goldschmiedekunst für die Höfe Europas, München 1994, S. 32-56. Vgl. dazu Baumstark, Silber und Gold, Ausstellungsstück Nr. 32, S. 196-200. Weitere Geschenke der habsburgischen Delegation mit politischer Aussagekraft Nr. 42, S. 218-219. Daß der Wiener Hof eine große Anzahl von Gesandtengeschenken und kostbaren Pretiosen bei Augsburger Goldschmieden fertigen ließ, erklärt auch die von Leopold I. initiierte Auf-
297 ten also durch ihre Gestaltung politische Aussagen transportieren, doch bestand auch ganz einfach die Möglichkeit, daß schon das Geschenk allein ohne eine direkte inhaltliche Botschaft imagewerbend für den Herrscher wirkte. Zu erwähnen bleibt noch eine abseits von großen Kosten und Aufwand liegende Inszenierungsmöglichkeit. Das folgende Beispiel zeigt, daß auch durch Gesten des Kaisers eine große imagepolitische Wirkung erzielt werden konnte. 1673 präsentierte sich Leopold I. anläßlich einer Wallfahrt nach Mariazell als Opfer der Kriegspläne Ludwigs XIV. und beschwor vor dem Marienheiligtum kniend seinen eigenen Friedenswillen. Diese demonstrative Geste des Kaisers erlangte große Öffentlichkeitswirkung durch die Medien der aktuellen Publizistik. Das Diarium Europaeum berichtet ζ. B. ausführlich von diesem Vorfall und vergißt auch nicht den genauen Wortlaut der Erklärung des Kaisers seinen Lesern mitzuteilen: Als Ihr. Kayserl. Majest. von Wien auß zum Rendezvous nach Eger dero Reyß den 7. Augusti beschlossen, haben Sie zu Marien-Zell ein Crucifix in die Hand genommen, nach der H. Communion und gesprochen: Herr! mein Erlöser! [...] ich protestire allhier vor dir, und du weissest, daß ich auß keiner ambition, mehr Land und Leute zu gewinnen, diese Armee hinweg schicke, [...] ich protestire auch, daß ich zu diesem Krieg gezwungen werde [...]215. Das Diarium Europaeum zieht schließlich nach Abdruck der Erklärung gleich den erwünschten Schluß aus dieser Stellungnahme des Kaisers und erklärt: Darauß kann ja die gantze Welt sehen wie treulich es Ihre Kayserl. Maj. mit dem Reich meine216. Gerade im Jahr 1673, als es noch Debatten um eine Kriegserklärung gegen Frankreich gab und keine einhellige Zustimmung zur Politik des Kaisers herrschte, war diese demonstrative Geste ein wirkungsvolles Mittel, mit dem der Kaiser ihm unterstellte universalistische Ambitionen und Hausmachtinteressen abstreiten und seine defensive Haltung verdeutlichen konnte. Um diese Geste des Kaisers jedoch einem weiteren Kreis der Bevölkerung zugänglich zu machen, waren die Druckmedien, und hier vor allem Flugschriften und Zeitungen sowie Diarien, unerläßliche Hilfsmittel. Der hier geleistete Überblick zur Imagepolitik des Wiener Hofes gibt damit einen Eindruck von den vielfältigen Möglichkeiten, die einem Herrscher im ausgehenden 17. Jahrhundert zur Verfügung standen, um sich positiv in Szene zu setzen. Andererseits hat diese Zusammenfassung zur kaiserlichen Imagepolitik aber auch gezeigt, daß viele der genannten Inszenierungsmöglichkeiten die Druckmedien benötigten, um über den zunächst eng begrenzten Kreis der vor Ort anwesenden Adressaten hinaus wirken zu können. Vielfach entwickelten sich die Medien der Tagespublizistik sowie Diarien und Sammelwerke zu unerläßlichen Mul-
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nahme der beiden Augsburger Goldschmiede Rad und Hösslin 1697 in den Adelsstand. Vgl. dazu Herbert Haupt, Bemerkungen zur Charakteristik von Schatz- Silber- und Kunstkammer in der frühen Neuzeit am Beispiel der habsburgischen Sammlungen, in: Baumstark, Silber und Gold, S. 127-134, h i e r S . 133. Diarium Europaeum, 27. Teil, S. 504. Diarium Europaeum, 27. Teil, S. 504.
298 tiplikatoren für die primären Kommunikationsmittel Fest, Kunst und Architektur. Andere imagepolitisch wirksame Aktionen, wie ζ. B. das gesamte Geschenkewesen, wurden dagegen von keinem sekundären Medium wahrgenommen und blieben dadurch zumeist ganz gezielt auf den Beschenkten als Adressaten bezogen. Druckmedien waren also unerläßlich, wenn ein größerer lokal nicht eng begrenzter Personenkreis von imagewirksamen Informationen erreicht werden sollte. Andererseits muß in diesem Zusammenhang die Frage gestellt werden, ob eine solche weiterreichende Wirkung vom Wiener Hof immer erwünscht war bzw. ob sie bewußt gefördert oder eher dem Zufall überlassen wurde. Hier kann in vielen Fällen nur spekuliert werden, da ausreichendes Quellenmaterial fehlt.
III.4.2 Adressaten kaiserlicher Öffentlichkeitspolitik Angestrebt war mit Sicherheit bei den barocken Festlichkeiten die differenzierte Wirkung auf die zwei unterschiedlichen Publikumskreise, die sich aus den eigentlichen Festteilnehmern und dem zuschauenden Volk zusammensetzten. Die von dem kaiserlichen Gesandten organisierten Festlichkeiten 1675 zeigen hier deutlich, daß emblematisch verschlüsselte Aussagen hauptsächlich auf die anwesenden Gesandten ausländischer Mächte wirken sollten, während dem von außen die Feierlichkeiten beobachtenden Volk vor allem ein Spektakel geboten wurde, das durch seinen besonderen Unterhaltungscharakter, seine Außergewöhnlichkeit und die prachtvolle Inszenierung beeindrucken sollte. Andererseits hat der Überblick zum Thema Fest auch gezeigt, daß selbst das ,Volk' offensichtlich die Aussagen gängiger Embleme verstehen konnte. Die Sonnensymbolik, die Weltkugel zur Demonstration von Machtansprüchen, Tiere als Versinnbildlichungen für die einzelnen Mächte oder auch der Halbmond als Zeichen für die Türken boten daher die Möglichkeit, allen Bevölkerungskreisen eingängige Botschaften mit Hilfe von Emblemen und Bildern zukommen zu lassen. Allerdings bestand die bei Festlichkeiten verwendete verschlüsselte Sprache zumeist nicht nur aus diesen einfachen Symbolen, sondern die komplizierten Botschaften mußten auch dem gebildeten Publikum durch im Druck herausgegebene Erklärungen erläutert werden. Den vielschichtig interpretierbaren Inszenierungen wurde dadurch eine eindeutige Aussage zugeschrieben. Letztendlich orientierte sich also der Grad der Verständnismöglichkeit für das unterschiedlich gebildete Publikum stark an der Komplexität der jeweils verschlüsselten Botschaften. Ob einfache oder komplexere Aussagen durch das Medium ,Fest', aber auch durch die Kunst und Architektur weiterverbreitet werden sollten, lag damit letztendlich an den Auftraggebern und an ihren Vorstellungen von dem intendierten Adressatenkreis. Grundsätzlich wird hier deutlich, daß am Wiener Hof genauso wie an anderen Fürstenhöfen inhaltlich schwer zu entschlüsselnden Botschaften
299 der Vorzug gegeben wurde, so daß oft auf eine zusätzliche Texterklärung nicht verzichtet werden konnte. Adressaten der Inszenierungen und künstlerischen Werke waren demnach primär die vor Ort anwesenden Adeligen, ständische Vertreter, die Abgesandten auswärtiger Regierungen, die Geistlichen und die städtischen Obrigkeiten. Diese Bevölkerungsgruppen wirkten jedoch wiederum vielfach als Multiplikatoren für die kaiserliche Öffentlichkeitsarbeit, da Gesandte z. B. über Festlichkeiten an ihre eigenen Höfe berichteten. Wenn ein darüber hinausgehender Kreis von der kaiserlichen Imagepolitik angesprochen werden sollte, so war der Rückgriff auf die Druckmedien unerläßlich. Für die Hochzeit von 1666 ließ sich nachweisen, daß der Wiener Hof sich stark um die Verbreitung von Informationen zu den Festlichkeiten in sekundären Medien bemühte. Sowohl Bilddarstellungen als auch ausführliche Texterklärungen fanden den Weg in bekannte Sammelwerke; die Zeitungen berichteten ebenfalls umfangreich von diesem Ereignis. Offensichtlich war in diesem Fall ein dezidiertes Interesse Wiens vorhanden, einen deutlich größeren Öffentlichkeitskreis als bei einfacheren Festlichkeiten zum Geburtstag des Kaisers oder bei einzelnen Theateraufführungen zu erreichen. In der Folgezeit ist jedoch nicht immer eine so deutliche Förderung im Hinblick auf die druckgestützte Weiterverbreitung von im Fest oder in der Kunst und Architektur formulierten Botschaften zu erkennen. Die theatralen Aufführungen wirkten im Normalfall tatsächlich nur auf den oben beschriebenen eng umgrenzten Personenkreis, und es ist auch kein Bemühen des Hofes zu erkennen, eine darüber hinausgehende Wirkung zu erzielen. Die inhaltlichen Aussagen der Theaterstücke, die teilweise eine Diskrepanz zu den in der aktuellen Publizistik geäußerten Wunschvorstellungen zur Person des Kaisers aufweisen, waren damit nur einem sehr kleinen, genau ausgewählten Kreis der Bevölkerung zugänglich. Anhaltspunkte für eine gezielte Nutzung der Druckmedien in bestimmten Fällen bietet auch der Bereich des Denkmalsbaus. Hier wurden vor allem die in den sakralen Bereich fallenden imagewirksamen Botschaften herausgestellt und durch den Druck weiterverbreitet. Zurückhaltung zeigte der Hof dagegen bei privateren Kunstwerken. In der Kunstkammer des Kaisers finden sich ζ. B. Kleindenkmäler wie die von Matthias Steinl geschaffene Reiterstatuette Leopolds I. oder Christoph Mauchers Türkendenkmal, die vor allem den Triumph über die Türken betonen217. Diese Kunstwerke hätten zumindest durch die Druckgraphik gezielt einem breiteren Öffentlichkeitskreis präsentiert werden können. Doch lag eine öffentliche Inszenierung dieser Art wohl nicht im Interesse des Kaisers und hätte auch dem von ihm in der Publizistik gezeichneten Bild widersprochen. Bei der Geschichtsschreibung läßt sich wiederum klar der Versuch erkennen, die Geschichte des Hauses durch die Drucklegung des „Fuggerischen Ehrenspiegels" einem weiteren Kreis zugänglich zu machen. Zielgruppen dieser Bemühun217
Vgl. zum Elfenbein-Denkmal Mauchers Waissenberger, Die Türken vor Wien, hier Kat. Nr. 20/9, S. 258 und 260-261 sowie Pühringer-Zwanowetz, Triumphdenkmal aus Elfenbein, S. 100.
300 gen waren sicher nicht nur Angehörige anderer Höfe und Gesandte, sondern auch Gelehrte, der geistliche Stand und das gebildete Bürgertum. Daß man auch diesen Schichten die Geschichte des Hauses und die Erfolge des momentan regierenden Kaisers nahelegen wollte, zeigt die Herausgabe des Prachtwerkes von Priorato in einer gekürzten, weniger aufwendigen und damit billigeren Fassung durch Comazzi. Sie wurde 1690 sogar ins Deutsche übersetzt und konnte damit von einem wesentlich erweiterten Rezipientenkreis wahrgenommen werden. Zusammenfassend kann damit eine differenzierte Nutzung des Druckes als Mittel zur Weiterverbreitung lokal beschränkt wirkender Botschaften konstatiert werden. Auffällig ist, daß der Hof gerade bei Festlichkeiten nur im Ausnahmefall selbst die Initiative ergriff und ein aktives Interesse an einer durch den Druck erweiterten Kommunikationsmöglichkeit zeigte218. Im Normalfall verließ man sich hier auf die ohnehin an dem Ereignis interessierten Drucker, Stecher und Korrespondenten, die für den freien Markt große Festereignisse entsprechend aufarbeiteten und ihrem Publikum vor Augen führten219. Kleinere Festlichkeiten, die diesen Berufsgruppen nicht erwähnenswert schienen, riefen dementsprechend auch kein großes Echo in den Druckmedien der Zeit hervor. Will man von dieser Haltung des Wiener Hofes auf den für ihn primär wichtigen Adressatenkreis schließen, so sind die vor Ort anwesenden politisch einflußreichen Schichten die Hauptzielgruppe, von der man aber wiederum erwartete, daß sie ζ. B. durch die briefliche Berichterstattung nach Hause eine gewisse Wirkung an anderen Höfen erzielen würde. Etwas weiter gefaßt werden muß dagegen der Adressatenkreis, der durch den öffentlichen Denkmalsbau und die Geschichtsschreibung angesprochen wurde. Die durch diese Kommunikationsmittel verbreiteten Botschaften sollten durchaus einen weiteren Kreis der Bevölkerung erreichen, der vor allem die gebildeten Schichten mit einschloß. Ein preiswert zu erwerbendes Geschichtswerk über den Kaiser war dabei einem Priester auf dem Land ebenso zugänglich wie einem Angehörigen des Kaufmannsstandes in der Stadt. Lesefähige Rezipienten der Geschichtswerke hatten aber gleichzeitig das Potential, die Inhalte der Schriften an leseunkundige Bevölkerungsschichten durch Vorlesen oder Erzählen weiterzugeben. Eine ebenfalls weiterreichende Wirkung war vom Hof sicher auch durch den öffentlichen Denkmalsbau bezweckt. Die hier getroffenen, auf sakraler Ebene wirkenden Gesamtaussagen knüpften dabei häufig an die allgemeine Volksfrömmigkeit an. Für eine von Pest, Krieg oder anderen Nöten heimgesuchte Bevölkerung war dabei die naive Vorstellung von einem bei Gott direkt zu ihrem Wohl Fürbitte leistenden Kaiser eine gleichermaßen einfache wie überaus tröstende Botschaft. Von sakralen Denkmälern war daher zu erwarten, daß sie auf große Resonanz auch beim einfachen Volk stoßen und imagepolitisch das dort erwünschte Echo hervorrufen würden.
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Als Ausnahmefall hat hier vor allem die Hochzeit von 1666 zu gelten. Vgl. dazu Kapitel II.
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III.4.3 Das Bild Kaiser Leopolds I. in den vom Hof geförderten Medien Die genannten Überlegungen leiten damit über zur inhaltlichen Analyseebene. Welches Bild verbreitete der Hof selbst durch Fest, Kunst und Geschichtsschreibung vom Kaiser, und in welcher Weise unterschied es sich von den in der aktuellen Publizistik getroffenen Aussagen? Insgesamt hat die Untersuchung der Auftragsarbeiten des Hofes ergeben, daß das vom Hof kreierte Bild Übereinstimmungen zu dem der aktuellen Publizistik aufwies. Gerade die Herausstellung der Pietas des Hauses Habsburg, die auch Thema der öffentlichen Denkmäler war, findet sich vielfach in Flugschriften, Liedern, Einblattdrucken und sogar Zeitungen wieder. Das wundersame Wirken Leopolds, der durch Gebete seine Truppen sogar zu Siegen gegen übermächtige Gegner zu führen schien, ist insbesondere seit den achtziger Jahren ein stark zu seinen Gunsten sprechendes Argument in der Tagespublizistik. Eine ähnlich klare Übereinstimmung läßt sich für den Sektor der Geschichtsschreibung konstatieren. Der Hinweis auf die erfolgreiche Ahnenreihe des Hauses Habsburg, deren Kaiser sich durch ihre ererbten Herrschertugenden immer wieder in schwierigen geschichtlichen Situationen behaupten konnten, taucht bereits im Vorfeld der Wahl Leopolds insbesondere in den Flugschriften auf. Nach der Wahl des Kaisers 1658 dient die Hervorhebung seiner Abstammung als Garantie für Kontinuität und eine erfolgreiche Regierungszeit. Die kaiserlichen Auftragsarbeiten auf dem Gebiet der Geschichtsschreibung oder des öffentlichen Denkmalsbaus entsprachen also den in der aktuellen Publizistik vom Kaiser vermittelten Vorstellungen. Allerdings entwickelten sie keineswegs ein neues Bild Leopolds I., sondern griffen auf die traditionelle Propaganda des Hauses Habsburg zurück. Die in der Publizistik geäußerten Meinungen beruhten also auf einem ohnehin bereits klassisch gewordenen Bild, das jedoch durch die Bemühungen des Hofes weiter gefördert und unterstützt wurde. Etwas differenzierter gesehen werden muß das Image Leopolds I. im Hinblick auf den Themenkreis Universalmachtsstreben und Friedenspolitik. Das von der aktuellen Publizistik gezeichnete Bild eines defensiven und bescheidenen Potentaten, der nicht auf Ländergewinn, Ruhm und Macht aus ist, sondern lieber zurückhaltend, auf Frieden bedacht zum Wohl seiner Untertanen agiert, wird durch kaiserliche Auftragsarbeiten auf dem Sektor des höfischen Festes oder der Kunst und Architektur nicht immer gefördert. Vielmehr erwiesen sich einige Inszenierungen auf den ersten Blick sogar als kontraproduktiv: Sie waren eher dazu geeignet, die in der Publizistik zu Beginn der Regierungszeit Leopolds I. herrschende Sorge vor einem übermächtigen Haus Habsburg zu bestätigen als zu zerstreuen. Gerade die Feierlichkeiten von 1666 zollen dem Kaiser ζ. B. durch das Roßballett nicht nur Tribut als einem herausragenden Monarchen Europas, sondern setzen ihn explizit an die Spitze der europäischen Mächtehierarchie. Genauso sieht die zur Geburt
302 Josephs I. 1678 inszenierte Oper die Habsburger als legitime Herrscher über das mächtigste Reich der Erde, das entsprechend der nach Daniel entwickelten Weltmonarchienlehre das Römische Reich sein soll. Universalistische Herrschaftsansprüche tauchen also gerade in den wichtigsten Festinszenierungen des Wiener Hofes auf und entsprechen damit nicht dem in der Publizistik gezeichneten Bild des Kaisers. Ähnliche Beobachtungen lassen sich auch zum Teil für den Sektor der Kunst und Architektur machen. Das von Fischer von Erlach entworfene Triumphtor für Joseph I. symbolisiert ζ. B. durch Leopold I., der über der Inszenierung auf einer von den vier Erdteilen gehaltenen Weltkugel thront, seine die ganze Welt umfassenden Machtansprüche. Das Triumphtor ist damit nur ein Beispiel für eine ganze Reihe von Projekten, die gegen Ende der Regierungszeit des Kaisers offiziell vom Hof gefördert wurden und die dabei in deutlich triumphalem Stil und mit universalistischen Tendenzen Leopold I. und seinen Sohn feiern220. Diskrepanzen zu dem in der Publizistik gezeichneten Bild ergeben sich schließlich auch, wenn man das halboffizielle Geschichtswerk Wagners von Wagenfels liest, das dem Kaiser ebenfalls ganz selbstverständlich die mächtigste Stellung innerhalb der Mächtehierarchie seiner Zeit zuordnet. Auffällig ist im Zusammenhang mit den hier gemachten Beobachtungen, daß in der deutschen Publizistik die durch Fest, Kunst und Architektur, aber auch teilweise in der Geschichtsschreibung geäußerten absoluten Herrschaftsansprüche auf keinerlei Reaktion stoßen. Während bei Ludwig XIV. sehr genau wahrgenommen wurde, daß er sich ζ. B. bereits 1662 als Römischer Kaiser bei einem Fest zeigte, was als klares Zeichen für seine Machtambitionen im Reich gewertet wurde, riefen im Gegensatz dazu die kaiserlichen Inszenierungen mit universalistischer Tendenz keine Kritik hervor. Die in der aktuellen Publizistik geäußerten Vorstellungen von einem friedlichen, defensiven und machtpolitisch wenig ambitionierten Reichsoberhaupt scheinen die in anderen Kommunikationszusammenhängen geäußerten Machtansprüche des Hauses Habsburg zu ignorieren. Dieser Befund überrascht zunächst, doch lassen sich auch einige Erklärungsmöglichkeiten dafür finden. Die im Bereich der Tagespublizistik vorhandenen positiven Rahmenbedingungen, die allgemein zu einer wohlmeinenden Bewertung der Aktionen des Reichsoberhauptes führten, sind sicher teilweise für die Ignorierung der in anderen Kommunikationssituationen geäußerten Machtansprüche verantwort220
Vgl. zu dieser Einschätzung auch Friedrich B. Polleross, Monumenta Virtutis Austriacae. Addenda zur Kunstpolitik Kaiser Karls VI., in: Markus Hörsch u. a. (Hrsg.), Kunst - Politik Religion. Studien zur Kunst in Süddeutschland, Österreich, Tschechien und der Slowakei. Festschrift für Franz Matsche zum 60. Geburtstag, Petersberg 2000, S. 99-122, hier S. 99101, der die triumphal-universalistische Tendenz in Architektur und Kunst gegen Ende der Regierungszeit des Kaisers ähnlich wie Matsche und Sedlmayr auch als „Ausdruck eines Generationenproblems" wertet und für diesen neuen Trend den Römischen König Joseph I. verantwortlich macht. Dagegen steht, daß bereits früher in theatralen höfischen Aufführungen wie in der Oper „II Pomo d'oro" 1667 oder in der Oper „Sig-prangende Römische Monarchey" 1678 ähnliche Tendenzen abzulesen waren.
303 lieh. Andererseits hat der Überblick zur Entwicklung des kaiserlichen Bildes in der aktuellen Publizistik auch deutlich gemacht, daß Kritik an Leopold I. durchaus in den Medien auftauchte. Es müssen also noch andere Gründe für die Mißachtung der in Fest, Architektur und Kunst sowie teilweise in der Geschichtsschreibung geäußerten Botschaften zu finden sein. Naheliegend erscheint zunächst, daß allgemein im Reich die kaiserliche Stellung im traditionellen Sinn als die renommierteste Position, die ein Potentat überhaupt einnehmen konnte, empfunden wurde. Eine solche Sichtweise des Kaisertums war entsprechend der bei Wagner von Wagenfels geäußerten Thesen dazu angetan, das im Konflikt mit Frankreich verstärkt hervortretende Gefühl nationaler Defizite zu kompensieren und durch die Identifikation mit dem als größten Monarchen der Christenheit empfundenen Kaiser das nationale Selbstbewußtsein wieder aufzubauen. Die Darstellung Kaiser Leopolds I. als Jupiter, als Sonne oder als Beherrscher der vier Weltteile war damit möglicherweise dazu angetan, gerade in den letzten beiden Jahrzehnten seiner Regierungszeit eher Zustimmung als Ablehnung bei den patriotisch gesinnten Schichten des Reiches hervorzurufen. Die geringe Beachtung, die man den in Auftragsarbeiten des Hofes geäußerten absoluten Machtansprüchen zollte, mag aber auch damit zusammenhängen, daß solche Inszenierungen allgemein als Topoi empfunden wurden, hinter denen nur bei gegnerischen Mächten eine reale Anspruchshaltung vermutet bzw. hineininterpretiert wurde. Da alle Fürsten der Zeit durch das barocke Fest oder die Kunst ihre besondere Stellung innerhalb des europäischen Mächtesystems zu verdeutlichen suchten, maßen Beobachter der Szene womöglich der Darstellung eines Monarchen ζ. B. als Herkules oder Jupiter keine besondere Bedeutung bei, sondern sahen diese Inszenierung nur als Ausfluß einer inflationären Nutzung klassischer Muster und Inszenierungsmöglichkeiten zur Herrscherverehrung. Versetzt man sich in die Rolle der für die Gestaltung von höfischen Festen oder anderen Werken zuständigen Künstler, so blieb diesen in einer Zeit, in der sich die europäischen Potentaten in einem ständigen Repräsentationswettlauf gegenseitig zu überbieten suchten, fast nichts anderes übrig als die gängigen Topoi der Herrscherverehrung intensiv zu nutzen, ohne dabei reale politische Forderungen und Ansprüche ausdrücken zu wollen. Das finanzielle Abhängigkeitsverhältnis der Künstler von ihren Auftraggebern tat ein übriges, daß gerade im höfischen Fest und in Kunst und Architektur ein übersteigertes Herrscherlob zum Ausdruck gebracht wurde, das die politische Realität weit hinter sich ließ. Dabei verbreitete universalistische Ambitionen galten vielen Beobachtern dementsprechend nur als eines von vielen künstlerischen Mitteln zur Demonstration der Größe eines Monarchen und nicht als ernstgemeinte Absichtserklärung. Dagegen wurden in Fest oder Kunst geäußerte Machtansprüche politischer Gegner öfter auch als reales Bedrohungsszenario umgedeutet und für die eigene Argumentation genutzt. Die teilweise kontraproduktiv wirkende Inszenierung des Kaisers im barocken Fest oder in Kunst und Architektur ist also aus den genannten Gründen innerhalb
304 des Reiches nicht zu einem Negativimage umgewertet worden. Ein den Frieden gefährdendes Universalmachtsstreben wurde Leopold I. spätestens mit Beginn der Kriege Ludwigs XIV. in den siebziger Jahren nur noch in Ausnahmefällen unterstellt. Probleme bereitete dem Kaiser eher sein Image als Jesuit' und Glaubensfanatiker, der kompromißlos die Gegenreformation in den von ihm beherrschten Gebieten fördert. Diesem Bild steuerte der Hof jedoch nicht durch spezielle Bemühungen entgegen, sondern verstärkte es eher noch durch demonstrative Gesten des Kaisers in der Öffentlichkeit. Während bei dem katholischen Teil der Bevölkerung Marienwallfahrten, Heiligenkult und die auch nach außen gezeigte tiefe Frömmigkeit des Kaisers zweifellos eine positive Aufnahme fanden, unterstützte in protestantischen Kreisen gerade diese Überbetonung der Frömmigkeit Leopolds I. teilweise sein in dieser Hinsicht vorhandenes Negativimage. Die Inszenierung der besonderen Pietas des Hauses Habsburg rief also, bezogen auf das Schreckbild eines gegenreformatorisch hart durchgreifenden Kaisers, bei einigen Bevölkerungskreisen auch Ängste hervor, die jedoch die Wiener Regierung keineswegs zu einer sensibleren Behandlung dieses Themas in der Öffentlichkeit veranlaßte. Faßt man vor diesem Hintergrund noch einmal die gesamte Imagepolitik des Hofes ins Auge, so kann etwas überspitzt formuliert werden, daß vielfach die in der aktuellen Publizistik geäußerten Sorgen und Ängste nicht zur Kenntnis genommen oder sogar bewußt ignoriert wurden. Eine klare Reaktion auf die im Reich weit verbreitete Friedenssehnsucht und die gleichzeitig vorhandenen Sorgen vor gegenreformatorischen Bestrebungen läßt sich aus den genannten Auftragsarbeiten und Inszenierungen des Kaisers nur in Ausnahmefällen ableiten221. Vielmehr erscheint das mit Hilfe von barockem Fest, Kunst und Architektur oder auch der Geschichtsschreibung nach außen getragene Bild von Leopold I. und seinem Haus noch stark von klassischen Darstellungsmustern geprägt, die auch vor dem Hintergrund einer immer stärker diskutierenden aktuellen Publizistik nicht aufgelöst wurden. Die von Kaiser Leopold I. persönlich erteilten Auftragsarbeiten vermitteln darüber hinaus den Eindruck, als ob sie einzig und allein auf seine eigenen Vorlieben und Überzeugungen zurückgingen und keineswegs Rücksichten auf die in den tagespolitisch relevanten Medien geäußerten Meinungen nahmen.
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Vgl. als Ausnahme die oben geschilderte demonstrative Ablehnung des Krieges durch den Kaiser anläßlich einer Marienwallfahrt.
IV. Beispiele multiplizierender Imagepflege Die bisher geleisteten Untersuchungen haben den großen Bereich der Tagespublizistik sowie die nachweisbar vom Hof mit Hilfe anderer Kommunikationsmöglichkeiten verbreiteten imagewerbenden Botschaften in den Blick genommen. Dabei kann als Zwischenergebnis festgehalten werden, daß der propagandistische Aufwand Wiens sich in Grenzen hielt und eher von Sparsamkeit oder teilweise sogar von einer gewissen Willkürlichkeit geprägt war. Vergleicht man die Bemühungen des Hofes um eine positive Darstellung des Kaisers in der Öffentlichkeit mit den Anstrengungen anderer Fürstenhöfe im Reich, so fällt keineswegs ein besonders intensives Engagement Wiens auf, das der kaiserlichen Sonderstellung gerecht werden würde. Im Gegenteil scheint es fast so, als ob gerade Brandenburg oder Bayern in vielen Punkten den Kaiser auf dem Sektor der Imagepolitik und Propaganda deutlich übertrafen und wesentlich dynamischer die gerade durch den Druck zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzten. Dies heißt aber nicht, daß deswegen werbende Stellungnahmen zu Leopold I. und Äußerungen zu seiner Person und Politik seltener ein Thema innerhalb der zur Verfügung stehenden Kommunikationsmittel waren. Bei der Durchsicht von Äußerungen der materiellen Kultur, bei der Untersuchung von Drucken oder bei der Analyse von zeitgenössischem Bildmaterial stößt man auf zahlreiche positive Kommentare und imagewirksame Botschaften zum Kaiser, die jedoch nicht vom Hof selbst initiiert wurden, sondern auf andere Personen oder Personenkreise zurückgehen. In dem folgenden Kapitel sollen sowohl die verschiedenen Funktionen einer solchen multiplizierenden Imagepflege als auch die dafür verantwortlichen Trägerschichten in den Blick genommen werden. In den vorangegangenen Kapiteln haben bereits einige Beispiele für eine multiplizierende Imagepflege Erwähnung gefunden. Innerhalb des Bereiches der aktuellen Publizistik ließ sich ζ. B. nachweisen, daß der Wiener Hof auf dem Sektor der illustrierten Einblattdrucke die Initiative zur Berichterstattung und Illustrierung wichtiger Ereignisse fast gänzlich den gewinnorientiert arbeitenden Kupferstechern, Druckern und Verlagsunternehmen überließ. Durch die Vergabe von Privilegien bemühte man sich zwar steuernd einzugreifen, doch eine aktiv gestaltende Einflußnahme war nicht Gegenstand der Bemühungen des Hofes. Für die Flugschriften ist der Anteil des Engagements Wiens nur schwer zu bestimmen, doch ist davon auszugehen, daß die zahlreichen gegen Frankreich gerichteten Schriften sowie positive Bewertungen der kaiserlichen Politik nicht alle ihren Ursprung in Wien hatten, sondern vielfach von patriotisch gesinnten Autoren oder marktgerecht arbeitenden Verlagen initiiert wurden. Für den großen Komplex des barocken Festes konnte ebenfalls gezeigt werden, daß ζ. B. Triumphpforten nicht zwangsläufig auf den Herrscher selbst zurückgingen, sondern daß sich andere Trägerschichten an der Herrschaftsinszenierung mit beteiligten. Bei Huldigungen
306 gestalteten ζ. Β. die Landstände oder die entsprechenden städtischen Obrigkeiten die Festlichkeiten. Die Trauerfeierlichkeiten für Kaiser Leopold I. wurden wiederum von zahlreichen kirchlichen Orden öffentlichkeitswirksam durch die Errichtung von Trauergerüsten und das Abhalten von Lobpredigten in Szene gesetzt. Stände, städtische Obrigkeiten oder kirchliche Institutionen sorgten aber auch dafür, daß ihre Bemühungen von einem möglichst großen Personenkreis wahrgenommen werden konnten und brachten die von ihnen inszenierten Festlichkeiten und die dabei gehaltenen Lobreden in den Druck. Zahlreiche Beispiele für eine multiplizierende Imagepflege konnten schließlich für den ganzen Sektor der Geschichtsschreibung herausgearbeitet werden. Gelehrte Anhänger des Kaiserhauses widmeten Leopold I. nicht nur ihre Werke, sondern versuchten gleichzeitig aus der Geschichte heraus die Herrschaftstradition der Habsburger und ihre besondere Berufung zur Regierung zu belegen. Um die hier aufgelisteten vielfältigen Varianten multiplizierender Imagepflege näher untersuchen zu können, sollen zunächst anhand einiger ausgewählter Kommunikationsmöglichkeiten ihre verschiedenen Grundmuster und Wirkungsmechanismen aufgezeigt werden. Daran anschließend erfolgt dann eine genauere Analyse der unterschiedlichen Trägerschichten, die sich in besonderer Weise für das Reichsoberhaupt engagierten und auf diese Weise zu Multiplikatoren der kaiserlichen Propaganda wurden.
IV. 1 Theater Theatrale Inszenierungen stellten in der Zeit des Barock nicht nur eine wichtige Inszenierungsmöglichkeit im Rahmen des höfischen Festes dar, sondern waren allgemein ein bedeutendes Informationsmedium mit Lehreffekt, das gleichzeitig hohen Unterhaltungscharakter besaß. Als Kommunikationsmittel übte das Theater dabei eine hohe Anziehungskraft auf die Zeitgenossen aus. Die Welt wurde als „Spielbühne" interpretiert und das Auf und Ab des Lebens durch die Schaffung illusionärer Handlungsabläufe auf der Bühne nachvollzogen1. Als Unterhaltungsmedium konnten szenische Aufführungen in ihren verschiedenen Varianten praktisch alle Bevölkerungskreise ansprechen. Eine Jahrmarktsaufführung von Schaustellern wandte sich an das einfache Volk; eine Schulaufführung erreichte vor allem die städtischen Oberschichten bzw. adelige Kreise. Auszugehen ist hier von einem gebildeten Publikum, das der lateinischen Sprache mächtig war. Andererseits gibt es auch Anhaltspunkte dafür, daß die Initiatoren der lateinisch gehalte1
Vgl. dazu Gerhard Speilerberg, Lohensteins Trauerspiele: Geschichtsdenken und Politikverständnis, in: Peter Kleinschmidt u. a. (Hrsg.), Die Welt des Daniel Casper von Lohenstein. Epicharis. Ein römisches Trauerspiel, Köln 1978, S. 78-91, hier S. 78-79.
307 nen Schulaufführungen zunehmend auch das einfache Volk für ihre Darbietungen zu interessieren suchten. In deutscher Sprache gehaltene Zwischenspiele, spektakuläre und technisch aufwendige Handlungsabläufe auf der Bühne sowie die Herausgabe deutschsprachiger kurzer Inhaltsangaben und Interpretationshilfen machten die Aufführungen auch für den nicht Latein sprechenden Betrachter attraktiv. Während über die von umherreisenden Schaustellergruppen aufgeführten Stücke und ihre Inhalte nur wenig bekannt ist2 und damit eine Einschätzung ihrer Kommunikationsleistung schwierig erscheint, können die Schultheateraufführungen klar als Medien mit politischem und pädagogischem Anspruch definiert werden. Sie erlangten vor dem Hintergrund der Gegenreformation besondere Bedeutung. Gerade der Jesuitenorden nutzte auf katholischer Seite Theateraufführungen als „gegenreformatorisches Kampfmedium" und ist vor diesem Hintergrund für die Fragestellungen dieses Kapitels von besonderem Interesse3. Doch ist auch ein Blick auf andere, nicht von katholischen Orden geförderte Theaterunternehmungen aufschlußreich, um die ganze Bandbreite multiplizierender Imagepflege durch das Medium .Theater' verdeutlichen zu können. Die dabei zu beobachtenden graduellen Unterschiede im Hinblick auf eine lobende Erwähnung bzw. positive Bewertung Kaiser Leopolds I. in den Stücken entstanden zum einen durch die verschieden gelagerten Wirkungsintentionen der veranstaltenden Institutionen und zum anderen durch die differierenden Rahmenbedingungen, die den einzelnen Aufführungen zugrunde lagen.
IV. 1.1 Ordensdramen als direkte Huldigung an den Kaiser In Wien besuchte der Kaiser neben den höfischen Darbietungen regelmäßig Vorstellungen der Jesuiten und einiger anderer Orden, so daß es sich für die Veranstalter anbot, seiner Person durch Huldigungsszenen oder allgemein durch die Inhalte der Stücke zu gedenken. Ähnliches galt für Inszenierungen, die anlaßgebunden eigens für den Kaiser zur Aufführung kamen. Erbhuldigungen, Hochzeiten und Geburten wurden häufig durch Ordensstücke gefeiert, wobei sich die Aktivitäten hier nicht nur auf den Wiener Raum beschränkten. Die vielen Reisen des Kaisers brachten es mit sich, daß auch an anderen Orten theatrale Aufführungen in Anwesenheit des Herrschers stattfinden konnten. In all diesen Fällen ist grundsätzlich davon auszugehen, daß Leopold I. in irgendeiner Weise positiv gewürdigt
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Vgl. zu den von Wanderbühnen gespielten Stücken die Angaben bei Franz Hadamowsky, Wien: Theatergeschichte von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, Wien u. a. 1988, hier v. a. S. 109-120 und Helmut G. Asper, Spieltexte der Wanderbühne. Ein Verzeichnis der Dramenmanuskripte des 17. und 18. Jahrhunderts in Wiener Bibliotheken, Wien 1975 (Quellen zur Theatergeschichte 1). Vgl. dazu Faulstich, Medien zwischen Herrschaft und Revolte, S. 176.
308 wurde. Tauschhuber klassifiziert solche Theaterinszenierungen dementsprechend als „ludi caesarei", wobei die Grenzen zwischen vom Hof in Auftrag gegebenen Werken und von den Orden initiierten Inszenierungen manchmal auch verschwimmen konnten4. Gerade das Wiener Jesuitentheater wurde vom Kaiser mit erheblichen Summen gefördert, so daß es sich in diesem Fall zwar nicht um konkrete Auftragsarbeiten des Hofes handelte, doch zumindest eine starke finanzielle Abhängigkeit des Theaters von den kaiserlichen Donationen zu konstatieren ist5. Dies schlug sich naturgemäß in den Inhalten der Stücke nieder. Dem Kaiser wurde ζ. B. durch die Nennung seines Regierungsmottos ,Consilio et Industria' oder durch Interpretationen der Buchstabenfolge ,AEIOV' im Prolog oder Epilog gedacht6. Als treuer Anhänger des Kaisers verfaßte insbesondere der Jesuit Nikolaus Avancinus Theaterstücke, die inhaltliche Bezüge zum Regierungsprogramm der Habsburger bzw. entsprechende Huldigungen an das Herrscherhaus enthielten. Am bekanntesten wurde sein Werk „Pietas Victrix", das gleich zu Beginn der Regierungszeit Leopolds I. 1659 zur Aufführung kam. Im Rückgriff auf die Geschichte wurde hier die Auseinandersetzung zwischen Kaiser Konstantin und seinem Widersacher Maxentius als Sieg der Frömmigkeit über das Böse gedeutet7. Neben der allgemeinen Würdigung der Pietas, die als wichtigste Herrschertugend des Hauses Habsburg im Mittelpunkt des Stückes stand, lieferte Avancinus am Schluß des Stückes durch die Nennung aller habsburgischen Kaiser bis hin zu dem nun regierenden Leopold I. den Zuschauern gleich den passenden Verweis auf die lange Herrschaftstradition der Habsburger, deren besondere Frömmigkeit Garantie für Sicherheit und Erfolg bei künftigen Gefahren bot8. Beispiele für auf den Kaiser und seine Politik bezogene Werke finden sich auch bei dem Jesuiten Johann Baptist Adolph, der gegen Ende der Regierungszeit Leopolds I. in seinen Stücken starke zeitgeschichtliche Bezüge erkennen läßt9. Allgemein vertrat er in seinen Werken den Anspruch des Hauses Habsburg auf das spanische Erbe und ließ es an deutlichen Anspielungen auf den französischen Gegner nicht fehlen10. 1703 lieferte ζ. B. eine Aufführung zu dem römischen Feldherrn Scipio direkte 4
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Vgl. dazu Georg Tauschhuber, Kaiser Leopold I. und das Wiener Barocktheater, Mühldorf/Inn 1947, S. 40. Vgl. dazu Tauschhuber, Kaiser Leopold I. und das Wiener Barocktheater, S. 37. Adel, Das Wiener Jesuitentheater, S. 57 sowie Tauschhuber, Kaiser Leopold I. und das Wiener Barocktheater, S. 41. Vgl. zu dem Stück ,pietas Victrix" Tauschhuber, Kaiser Leopold I. und das Wiener Barocktheater, S. 41-43 sowie Elida Maria Szarota, Geschichte, Politik und Gesellschaft im Drama des 17. Jahrhunderts, Bern u. a. 1976, hier S. 40-43. Vgl. zu dieser Szene auch Kunigunde Büse, Das Marienbild in der deutschen Barockdichtung, Düsseldorf 1956, hier S. 144-145 sowie Szarota, Geschichte, Politik und Gesellschaft, S. 43-44. Auch in Avancinis Stück „Curae Caesarum" wird auf die lange Reihe von Kaisern aus dem Haus Habsburg szenisch hingewiesen. Vgl. dazu Adel, Das Wiener Jesuitentheater, S. 54. Zu Adolph vgl. Adel, Das Wiener Jesuitentheater, S. 29-32. Adel, Das Wiener Jesuitentheater, S. 57.
309 Hinweise auf die momentane Situation im Spanischen Erbfolgekrieg und die Rolle des bayerischen Kurfürsten innerhalb dieses Konfliktes". Die Prophezeiung, daß der von Cacobulus verführte Timophilus zu seinem Vater Eubulus zurückkehren werde, entsprach dabei der Hoffnung auf eine Rückkehr des von Ludwig XIV. abgeworbenen Kurfürsten Maximilian II. in das kaiserliche Lager. Neben den Aufführungen der Wiener Jesuiten besuchte der Kaiser aber auch Stücke der Augustiner, der Ursulinen oder anderer Orden. Dabei drückten einzelne Inszenierungen bereits im Titel die Verbundenheit der Veranstalter mit dem Herrscherhaus aus. Der Orden der Heiligkreuzer führte ζ. B. 1670 das Stück „Castra Domini Exertitium" auf, das bereits im Alternativtitel auf das Regierungsmotto Leopolds I. abhob12. Genauso ließ das deutsche Werk „Auszug Kays. Frombkeit und Tugend Eyffers oder Antonius der frome Rom. Kayser" Bezüge auf die habsburgische Pietas erkennen, und 1679 feierten die Heiligkreuzer die Geburt des Thronfolgers mit dem Stück „Untermischtes Oesterreichisches Freudengespräng"13. Außerhalb Wiens fanden u. a. in Graz, Klagenfurt, Laibach, Kremsmünster oder Linz Aufführungen in Anwesenheit des Kaiserpaares statt, die dementsprechend den Herrscher mit Anspielungen und inhaltlichen Referenzen würdigten14. Allen diesen Inszenierungen war gemeinsam, daß sie sich an den Vorlieben des Kaisers orientierten und dem Wiener Trend folgend stärker Musik und Gesang berücksichtigten sowie erheblichen technischen Aufwand betrieben, so daß sie mehr und mehr großen Opern als einfachen Theateraufführungen glichen. Damit tritt aber auch die Absicht der in Anwesenheit des Kaisers aufgeführten Inszenierungen deutlich zutage: Leopold I. war als Musikliebhaber und begeisterter Förderer des Theaters bekannt, so daß es kaum eine bessere Möglichkeit für die veranstaltenden Orden gab, als sich durch eine gelungene Aufführung vor den Augen des Kaisers nachdrücklich ins Gedächtnis zu bringen. Die dabei oft durch Inhalte oder Huldigungen geäußerte Verehrung für das Haus Habsburg unterstützte den Gesamtcharakter der Inszenierungen als eine auf die herrscherliche Gunst abzielende Veranstaltung. Durch diese Aufführungen leisteten die Orden aber gleichzeitig eine multiplizierende Imagepflege für den Kaiser, die ihren Ursprung in diesem Fall in dem Interesse der Orden hatte, sich durch eine positive Präsentation dem Herrscher nachhaltig zu empfehlen.
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Adel, Das Wiener Jesuitentheater, S. 57-58. „Castra Domini Exertitium [...] sive rex Asa Consilio gravia Industria velox, militans pro aris et locis". Vgl. dazu Tauschhuber, Kaiser Leopold I. und das Wiener Barocktheater, S. 47. Vgl. dazu Tauschhuber, Kaiser Leopold I. und das Wiener Barocktheater, S. 47. Vgl. dazu Tauschhuber, Kaiser Leopold I. und das Wiener Barocktheater, S. 89-92 sowie Albert Sturm, Theatergeschichte Oberösterreichs im 16. und 17. Jahrhundert, Wien 1964, hier S. 97-100 zu Linz und S. 124-126 zu Aufführungen des Benediktinerordens in Kremsmünster vor dem Kaiserpaar.
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IV. 1.2 Das Jesuitendrama und Kaiser Leopold I. Etwas geänderte Rahmenbedingungen lagen vor, wenn der Kaiser nicht persönlich die Schultheateraufführungen besuchte und damit als direkter Adressat der Stücke fehlte. Die vor allem im süddeutschen Raum, in Österreich oder auch in den niederrheinischen Gebieten von den Jesuiten aufgeführten Stücke bieten aber trotzdem Anhaltspunkte für eine multiplizierende Imagepflege, so daß die positive Darstellung des Hauses Habsburg und die erkennbare Unterstützung für die kaiserliche Politik nicht nur auf die Anwesenheit des Kaisers bei bestimmten Stücken zurückgeführt werden kann. Allerdings zeigt ein Blick auf die in den Jesuitendramen abgehandelten Themen, daß das Haus Habsburg und der regierende Kaiser selten im Mittelpunkt der Stücke standen. In den zahlreichen heute noch überlieferten Periochen, die in Kurzform die Inhalte der aufgeführten Stücke zusammenfaßten, spielten bei direkten inhaltlichen Referenzen vor allem die Türkenerfolge seit Beginn der achtziger Jahre eine wichtige Rolle15. Gleich mehrere Stücke befaßten sich mit den Ereignissen um den Entsatz Wiens und die anschließenden Schlachten mit den Türken. 1684 wurde in Köln das Stück „Vienna anno 1683 liberata" aufgeführt, das das Geschehen des Jahres 1683 nachvollzog und den Sieg als Ergebnis der Hilfe Gottes feierte16. Dabei rückten jedoch nicht nur der Kaiser sondern auch die in der Entsatzschlacht kämpfenden Feldherren ins Bild. In Szene 3 des zweiten Aktes erschien darüber hinaus ein Verweis auf die Dreifaltigkeitsverehrung durch die Habsburger17. Starhemberg und die die Stadt verteidigende Wiener Bevölkerung gelobten vor der Dreifaltigkeitssäule, dem Feind tapfer Widerstand zu leisten. Das Stück erweist sich damit als Historienspiel, das die Ereignisse um den Entsatz der Stadt Wien detailliert nachzeichnete, aber gleichzeitig durch Bezüge auf den Kaiser und die besondere Hilfe Gottes beim Kampf gegen die Türken eine klare Botschaft an die Zuschauer weitergab. Das Nacherleben des Entsatzes von Wien in einem Theaterstück bestätigte den Betrachtern die dem Kaiser gewährte göttliche Gnade, die ihn dazu befähigte, das Reich vor der herandringenden Gefahr zu schützen. Noch deutlicher stellte die in Münster 1689 aufgeführte Inszenierung „Glorwürdiges Österreich" die Siege gegen die Türken in Verbindung mit dem Haus
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Vgl. zu den Periochen der Jesuiten die Sammlung von Elida Maria Szarota, Das Jesuitendrama im deutschen Sprachgebiet. Eine Periochen-Edition, Bd. 1,1 München 1979, Bd. 1,2 München 1979, Bd. 2,2 München 1980, Bd. 2,3 München 1980, Bd. 3,1 München 1983, Bd. 3,2 und 3,3 München 1983 sowie Paul Bahlmann, Jesuiten-Dramen der niederrheinischen Provinzen, Leipzig 1896, N D Wiesbaden 1968. Vienna anno 1683 liberata, Köln 1684 abgedruckt in Bahlmann, Jesuiten-Dramen, Nr. XXXVII, S. 212-214. Vgl. dazu Bahlmann, Jesuiten-Dramen, Nr. XXXVII, S. 213.
311 Habsburg dar18. Im ersten und zweiten Akt des Schauspiels wurden ähnlich wie in „Vienna anno 1683 liberata" die Ereignisse um den Entsatz Wiens gezeigt, wobei auch hier deutliche Anspielungen auf das religiöse Regierungsprogramm der Habsburger auftauchten. Leopold I. übergab ζ. B. in Szene 7 des ersten Aktes die Stadt Wien dem Schutz der Heiligen, und auch in diesem Stück gelobten die Wiener Bürger zusammen mit Starhemberg vor der Dreifaltigkeitssäule, die Stadt tapfer zu verteidigen. Der Kaiser selbst wußte zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits, daß Wien nicht fallen würde. In Szene 5 des ersten Aktes hatte er in einem Traum von dem kommenden Untergang des osmanischen Reiches erfahren; der göttliche Zorn, der zunächst Österreich gegolten hatte, ging schließlich auf die Türken über und besiegelte ihre Niederlage. Die Ereignisse um den Entsatz von Wien wurden also auch in diesem Fall als durch die göttliche Vorsehung festgelegter Ereignisablauf interpretiert. Der Kaiser nahm dabei eine Sonderrolle ein, denn ihm war schon vor der Entsatzschlacht der Ausgang des Kampfes offenbart worden. Fortgeführt wurde die Betonung der hervorgehobenen Stellung Leopolds I. im dritten Akt des Stückes. Die göttliche Fürsichtigkeit versprach darin dem Kaiser weitere Siege, so daß er beschloß, gegen die Türken in die Offensive zu gehen19. Der vierte Akt leitete dann über zu den Ergebnissen der Türkenerfolge: Das Haus Habsburg hat sich im Kampf gegen den übermächtigen Gegner bewährt und die Ungarn stimmen zu, Joseph I. als ungarischen König zu wählen. Mit Gedichten, Triumphbögen und einer Verspottung Emmerich Tökölys wurde daher die Wahl des Erzherzogs in dem Stück nachgespielt, das mit einem Glückwunsch an den neuen ungarischen König endet. Die Inszenierung „Glorwürdiges Österreich" feierte somit nicht nur die Türkentriumphe des Hauses Habsburg, sondern auch den durch die Wahl Josephs errungenen gegenreformatorischen Erfolg in Ungarn: Die protestantische Adelsrevolte unter Tököly schien endgültig niedergeschlagen und dem Katholizismus durch die Errichtung eines habsburgischen Erbkönigtums der Weg gebahnt. Neben Inszenierungen, die zeitgeschichtliche Ereignisse nachspielten und dabei den Kaiser und das Haus Habsburg würdigten, gaben Periochen in einzelnen Fällen auch am Schluß der Stücke Hinweise auf Leopold I., ohne daß die Handlung inhaltlich auf ihn bezogen war. Das 1686 in Köln aufgeführte Stück „Die Fürsichtigkeit Gottes (Eulogius und Justinian)" befaßte sich mit dem armen Steinhauer Eulogius, der verführt von Reichtum und Macht seine Tugenden vergißt und erst nach großen Gefahren demütig zu seinem früheren tugendreichen Leben zurückkehrt20. Durch den „Epilogus parallelus" wurde am Schluß des Stükkes die Handlung auf Kaiser Leopold I. umgedeutet: Leopold, jetziger unüber18
Glorwürdiges Österreich, Münster 1689, abgedruckt in Bahlmann, Jesuiten-Dramen, Nr. LXI, S. 2 7 1 - 2 7 4 .
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Vgl. dazu Bahlmann, Jesuiten-Dramen, Nr. LXI, S. 273. Die Fürsichtigkeit Gottes (Eulogius und Justinian), Köln 1686, abgedruckt in Szarota, Jesuitendrama, Bd. 3,1, S. 4 1 1 - 4 1 4 .
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312 windlichster Kayser, wird als ein rechtes Exemplar fürgestellt, wie die Fürsichtigkeit Gottes nach Ängstigung und Noth erhöhen könne. Die Victoria wirfft sich ihm zu Füssen, wünscht ihm Glück über das eroberte Buda und vermahnet, den Sieg weiter fortzusetzen21. Mit der Freude über den Sieg von Ofen verband sich der Hinweis auf das Walten Gottes über die Geschichte. Der Kaiser erfährt erst durch seine jetzigen Türkenerfolge die Belohnung für vorher ertragene Prüfungen, die vor allem aus der kriegerischen Bedrohung durch zwei übermächtig scheinende Gegner, den Adelsrevolten in Ungarn und dem lange herrschende Nachfolgeproblem bestanden haben sollen. Einmal mehr betont der Epilog also die Rolle Leopolds I. als durch die göttliche Ordnung bestimmter Verteidiger des christlichen Glaubens, dessen große Türkensiege jedoch erst nach einer vorangegangenen langen Durststrecke, die als Prüfung Gottes interpretiert wird, möglich wa22
ren . Die genannten klaren Bezüge auf Kaiser Leopold I. in den Jesuitendramen standen vor allem im Zusammenhang mit den seit den achtziger Jahren errungenen Türkenerfolgen. Die auf diese Weise für das Haus Habsburg betriebene multiplizierende Imagepflege konzentrierte sich auf sein Bild als tugendhafter Herrscher, der durch den göttlichen Heilsplan zu großen Siegen gegenüber einem für übermächtig gehaltenen Gegner bestimmt war. Abgesehen davon leisteten die Jesuitendramen jedoch gerade auf dem Sektor der Gegenreformation dem Kaiserhaus wichtige Dienste23. In den einzelnen Stücken stand in diesem Fall nicht die Person des Kaisers im Mittelpunkt, sondern das vom Haus Habsburg im religiösen und ethischen Bereich vertretene Wertesystem, da die Befestigung des katholischen Glaubens, die religiöse und sittliche Erziehung und die Vermittlung eines bestimmten Tugendkanons gleichzeitig auch Anliegen der Jesuitenorden waren. Die von den Jesuiten inszenierten Theateraufführungen wurden so zu einem wichtigen Kommunikationsmittel, das die kaiserliche Politik im religiösen Bereich wirkungsvoll unterstützte. Die dabei geleistete multiplizierende Imagepflege für das Herrscherhaus entstand hier also aus einer Interessengemeinschaft von Kaiser und katholischen Orden heraus. Bei den übereinstimmenden Zielsetzungen dieser beiden Institutionen blieb es zwangsläufig nicht aus, daß der Kaiser als weltliche Macht, die aktiv für den Katholizismus eintrat, in einzelnen Stücken der
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Vgl. dazu Szarota, Jesuitendrama, Bd. 3,1, S. 414. Ebenfalls eine kurze Widmung im Epilog erfährt Kaiser Leopold I. in dem 1685 in Münster aufgeführten Eulogius-Drama Die Fürsichtigkeit Gottes (Eulogius und Justinian), Münster 1686, abgedruckt in Szarota, Jesuitendrama, Bd. 3,1, S. 405-410, hier S. 410: Quatuormundi partes Orbem ad pedes Providentiae deponunt. Haec, jussa procumbere ad pedes invictissimi Caesaris Leopoldi victoria, ei de praesentis anni successibus gratulatur et animat ad Fidem cum Imperio propagandam. Vgl. dazu Szarota, Geschichte, Politik und Gesellschaft sowie Otto Krammer, Bildungswesen und Gegenreformation. Die Hohen Schulen der Jesuiten im katholischen Teil Deutschlands vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, Würzburg 1988.
313 Jesuiten oder anderer Orden positiv berücksichtigt wurde oder eine lobende Erwähnung vor allem im Epilog der Stücke erfuhr.
IV. 1.3 Die Berücksichtigung des Kaisers im Breslauer Schultheater Zu fragen bleibt am Schluß dieses Überblicks, inwieweit der Kaiser und seine Politik außerhalb des katholischen Ordensdramas Berücksichtigung fanden. Bieten sich auch hier Anhaltspunkte für eine multiplizierende Imagepflege und wenn ja, wo liegt die Motivation dafür? Um diesen Problemkreis klären zu können, soll an dieser Stelle zunächst das protestantische Schultheater einer näheren Überprüfung unterzogen werden. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hatten Schulaufführungen protestantischer Gymnasien bereits eine lange Tradition. Ebenso wie bei den katholischen Ordensdramen wurde die Bühne als Möglichkeit genutzt, um Bildungsinhalte weiterzuvermitteln 24 . Dabei hatten die Aufführungen nicht nur als Rhetorikübungen ihren Sinn, sondern sie eröffneten gleichzeitig die Möglichkeit, bestimmte Normen und Wertvorstellungen spielerisch an die Schüler des Gymnasiums, aber auch an deren Publikum, weiterzugeben. Inhaltlich griffen die Dramen ganz im Stile der katholischen Aufführungen nicht nur Stoffe der Bibel auf, sondern setzten sich vor allem mit geschichtlichen Themen auseinander. In welcher Weise das Haus Habsburg und Kaiser Leopold I. in einzelnen Stükken berücksichtigt werden konnten, soll im Rahmen dieser Arbeit am Beispiel der Breslauer Schultheateraufführungen erläutert werden, die in mehrfacher Hinsicht für eine nähere Analyse interessant erscheinen. Die beiden Breslauer Gymnasien, das Elisabethanum und das Magdalenäum, können gerade in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine sehr intensive Theaterarbeit vorweisen, wobei mit Andreas Gryphius, Daniel Casper von Lohenstein und Johann Christian Hallmann einige der wichtigsten Autoren des Barocks dort wirkten und Stücke zur Aufführung brachten25. Gleichzeitig ergab sich in der Stadt Breslau auch eine interessante politische Grundkonstellation, da Schlesien seit 1675 unter österreichischer Herrschaft stand, die Stadt selbst aber versuchte, ihre Eigenständigkeit zu bewahren26.
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Vgl. allgemein zur Vorgeschichte des protestantischen Schultheaters Robert J. Alexander, D a s deutsche Barockdrama, Stuttgart 1984, S. 72-75 s o w i e zum protestantischen Schuldrama im Barock, S. 106-107. Vgl. dazu Konrad Gajek, D a s Breslauer Schultheater im 17. und 18. Jahrhundert. Einladungsschriften zu den Schulactus und Szenare zu den Aufführungen förmlicher Comödien an den protestantischen Gymnasien, Tübingen 1994, Nachwort, S. 5-10. Vgl. zur politischen Grundkonstellation Gerhard Oestreich, Lohensteins Zeit und Umwelt, in: Peter Kleinschmidt (Hrsg.) u. a., D i e Welt des Daniel Casper von Lohenstein. Epicharis. Ein römisches Trauerspiel, Köln 1978, S. 7-33, hier vor allem S. 24-25.
314 Hinzu kam die von kaiserlicher Seite im protestantischen Schlesien intensiv betriebene Gegenreformation, die zusätzlichen politischen Sprengstoff bot. Versucht man anhand der Einladungsschriften und kurzen Inhaltsangaben der von den beiden protestantischen Gymnasien aufgeführten Stücke auf die Beachtung und Bewertung der Person des Kaisers zu schließen, so stößt man auch hier auf einige speziell dem Herrscherhaus gewidmete Inszenierungen. 1669 kam ζ. B. im Elisabeth-Gymnasium Johann Christian Hallmanns Stück „Das Beperlte Leuen-Hertz" zur Aufführung, das anläßlich der Hochzeit des Kaisers 1666 entstanden war27. Zur Geburt Josephs I. 1678 führte das Magdalenäum ein Musikstück auf, und einem weiteren Sohn des Kaisers wurde 1682 zu seiner Geburt ein Stück über die Erzvorkommen Schlesiens gewidmet 28 . Familiäre Festlichkeiten innerhalb des Hauses Habsburg fanden also durchaus bei den Breslauer Theateraufführungen Berücksichtigung. Genauso finden sich auch Anspielungen auf Kriegserfolge des Kaisers innerhalb einzelner Inszenierungen. So heißt es ζ. B. in einer Ankündigung zu dem Stück „Der Teutschen Rätzel-Weißheit", das 1704 von den Schülern des Magdalenäums aufgeführt wurde: Die herrlichen doppelten Siege, welche unser Unüberwindlichster Käyser, und dessen Hohe Bundsgenossen, dieses Jahr, gegen das hochmüthige Franckreich und dessen Anhang, kurtz auf einander, befochten, haben mich billich veranlasset zuletzt eine kleine Musicalische Freuden-Bezeigung vorzustellen, der Römischen Königl. Majestät zu bevorstehendem Feld-Zuge allerunterthänigst Glück zu wüntschen, und unsere tapfre Teutschen zu fernerem muttigem Kämpffen, und gäntzlicher Vertilgung der Reichs-Feinde aufzumuntern29. Zur Feier der Siege gegen Frankreich bauten die Veranstalter hier also am Schluß des Stückes eine zusätzliche Musikszene ein, die die errungenen Triumphe feierte und gleichzeitig die Hoffnung auf weitere Erfol27
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Johann Christian Hallmann, Johann Christian Hallmans Längst-erfundenes Und in HochTeutscher gebundener Rede Gesetztes Freuden-Spiel, Betittelt Das Beperlte Leuen-Hertz Oder Die Vergnügte Majestät [...], Breslau 1669. Vgl. dazu den Abdruck des Szenares in: Gajek, Das Breslauer Schultheater, S. 241-244. Vgl. dazu Georg Wende, Als Ihro Rom. Kais, auch zu Hungarn und Böhaim. Königl. Mayt. Unserm Allergnädigsten Herrn, Ein Ertz-Hertzoglicher Printz und Herr gebohren wurde, wolte Die Edle Music Auff den 9. Augusti dieses 1678. Christ-Jahres Nach Mittage umb Ein Uhr Eine erfreuliche Zusammenkunfft, in welcher Unterschiedene Personen auß allerhand Ständen ihre Musicalische, nach ihrer Art abgefaste, Stücke in dem Gymnasio zu Mar. Magdal. vorstellen sollen [...], Breslau [1678], abgedruckt in: Gajek, Das Breslauer Schultheater, S. 343-346 sowie Georg Wende, Als Schlesien Ihrem neuen Hertzoge, dem Durchlauchtigsten Herrn, Herrn Leopoldo Ertz-Hertzoge zu Oesterreich, etc. Ihr Ertz und Hertz, Das ist, Ihre vornehmste Ertz-stuffen und edle Steine [...] Mit untertänigstem Hertzen widmete, Breslau [1682], Vgl. dazu Gajek, Das Breslauer Schultheater, Nachwort, S. 28. Ein weiteres 1673 anläßlich der zweiten Eheschließung des Kaisers aufgeführtes Stück erwähnt Dietrich Eggers, Die Bewertung deutscher Sprache und Literatur in den deutschen Schulactus von Christian Gryphius, Meisenheim 1967 (Deutsche Studien 5), S. 31. Christian Gryphius, Der Teutschen Rätzel-Weißheit Dritten Theils Andere Vorstellung Von dem Fechten, Breslau [1704], abgedruckt in: Gajek, Das Breslauer Schultheater, S. 362-366, hier S. 365.
315 ge zum Ausdruck brachte. Die zusätzliche Szene entsprang dabei offensichtlich einer echten Begeisterung für das Reich und dessen Kriegserfolg gegen Frankreich; der Kaiser als Reichsoberhaupt und sein designierter Nachfolger Joseph I. wurden in diesem Rahmen naturgemäß in besonderer Weise gewürdigt. Als Repräsentanten des Reiches erfuhren sie eine der patriotischen Grundstimmung entsprechende positive Bewertung. Begeisterung für das Reich und die deutsche Kultur kann dabei bei vielen Theateraufführungen der protestantischen Gymnasien abgelesen werden. Insbesondere mit dem Entschluß, seit Beginn der neunziger Jahre deutsche Schuldramen verstärkt zu fördern30, kamen viele Stücke zur Aufführung, die zwar primär die Pflege der deutschen Sprache zum Ziel hatten, doch dabei vielfach eine von nationaler Begeisterung geprägte patriotische Grundhaltung zum Ausdruck brachten. Insbesondere die Stücke des Rektors des Magdalenäums Gottfried Küpfender verweisen allein schon von den Titeln her auf die patriotische Gesinnung des Autors. 1693 behandelte er „Den Ruhm Der Alten Teutschen", 1695 folgte eine Aufführung mit dem Titel „Die, Unter dem Großen Karl, Befestigte Hoheit Der Teutschen Nation und Sprache"31. In dem 1697 aufgeführten Stück „Die Hoheit und Nutzbarkeit der Teutschredenden Kantzeln [...]" verdeutlichten schließlich zwei dem Stück beigefügte deutsche Arien die nationale Begeisterung für das Reich32. Bezogen auf die beiden Hauptgegner des Kaisers, Frankreich und die Osmanen, heißt es in einer „Arie der Gelehrigkeit" ζ. B. Ich will zugleich Der Teutschen grosses Reich Bis an den Pol erhöhen, Daß jederman, Auch selbst der Mond und Hahn, Ihm wird zu Dienste stehen33 und in einem weiteren Lied wurde tendenziell ähnlich gefordert: Es müsse deine Pracht Noch weiter sich außbreiten, Und mit gantz unbesiegter Macht Der Feinde tolles Heer bestreiten; Auff daß, wann sie in Ost und West zu Boden fall'n, Viel Sieges-Lieder in Hoch-Teutscher Sprach erschall'n™. Der in den genannten Stücken erkennbare Reichspatriotismus läßt damit den Schluß zu, daß der Kaiser als Reichsoberhaupt ebenfalls eine positive Bewertung erfuhr oder zumindest als höchster Repräsentant des Reiches imagepolitisch Nutzen aus der nationalen Begeisterung ziehen konnte. Eine positive Beurteilung erfuhr Leopold I. schließlich auch in den Dramen Daniel Casper von Lohensteins, über dessen Absichten und Beweggründe für eine solche Sichtweise des Kaisers in der Forschung jedoch konträre Ansichten herr30
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Vgl. zu dieser speziellen Förderung Eggers, D i e Bewertung deutscher Sprache und Literatur, S. 34. Vgl. dazu die Angaben bei Gajek, Das Breslauer Schultheater, Nachwort, S. 31. Gottfried Küpffender, D i e Hoheit und Nutzbarkeit Der Teutschredenden Cantzeln, Cantzelleyen, und Cathedern, Breslau [1697], abgedruckt in: Gajek, D a s Breslauer Schultheater, S. 355-362. Gottfried Küpffender, D i e Hoheit und Nutzbarkeit, abgedruckt in: Gajek, D a s Breslauer Schultheater, S. 362. Gottfried Küpffender, D i e Hoheit und Nutzbarkeit, abgedruckt in: Gajek, D a s Breslauer Schultheater, S. 362.
316 sehen. Die Breslauer Gymnasien brachten auf jeden Fall im Lauf des 17. Jahrhunderts fast alle Werke Lohensteins auf die Bühne und trugen damit dazu bei, das darin vertretene Bild des Kaisers weiter zu verbreiten. 1669 führte ζ. B. das Magdalenäum Lohensteins Werk „Sophonisbe" auf, das wahrscheinlich Mitte der sechziger Jahre anläßlich der Heirat des Kaisers mit der spanischen Infantin entstand35. In diesem Stück rühmt Lohenstein Leopold I. und die Größe des Hauses Habsburg gleich in mehreren Szenen. Hervorgehoben werden von ihm die ausgeprägten Herrschertugenden des Kaisers, die in dem Stück sogar Herkules veranlassen, ihm den Vortritt einzuräumen36. Der Geist der Dido verweist dagegen in einer längeren Szene gegen Ende des Stückes auf die glorreiche Geschichte des Hauses Habsburg bei der Abwehr der Türken37. Von dem Kaiser werden dabei in Zukunft große Erfolge gegen den Erbfeind erwartet: Alleine diese Thaten sind Ein Vorspiel größrer Helden-Wercke. Fürst Leopold, das Löwen Kind, Spinnt viel mehr Sieg, hegt größre Stärcke3S, verkündet der Geist der Dido. Europa, Asien, Afrika und Amerika huldigen schließlich in einer Schlußszene dem österreichischen Zweig des Hauses Habsburg und räumen ihm den höchsten Rang innerhalb des Machtgefüges der Zeit ein: Der ist ein Herr der Welt zu heissen, Für dem wir alle viere knien. Nimm, Oesterreich, den Siegs-Krantz hin. Dein Stamm wird ewig uns slehn für39. Was sich hier als klassisches Herrscherlob liest, das auf Gunstbezeugungen durch den Kaiser abzielt, wird von Elida Maria Szarota nicht nur in diese Richtung gedeutet. Gerade im Hinblick auf den später erschienenen Arminius-Roman Lohensteins identifiziert Szarota Lohenstein als begeisterten Anhänger des Reichsoberhauptes. Ein Besuch in Wien, bei dem der Dramatiker den Kaiser persönlich kennenlernen konnte, soll entscheidend für die vorteilhafte Bewertung Leopolds I. in vielen Werken Lohensteins gewesen sein40. Insbesondere im Arminius-Roman nahm Lohenstein einen großen Teil der zu dem Kaiser kursierenden positiven Imagebilder auf, die er in der Gestalt des Romanhelden Arminius vereinigte. Von den Eigenschaften her erweist sich Arminius/Leopold dabei als menschlicher und großzügiger Herrscher, der selbst Verrat verzeiht und dessen einziges Streben auf das Wohl seines Reiches gerichtet ist41. Die Tugenden der Frömmigkeit und Milde erleichtern ihm dabei die Bewältigung der schweren Prü35 36
37 38 39 40
41
Vgl. zu der Aufführung die Angaben bei Gajek, Das Breslauer Schultheater, Nachwort, S. 63. Daniel Casper von Lohenstein, Sophonisbe, Trauerspiel, Breslau 1680. Die Zitierung erfolgt nach der Ausgabe von Klaus Günther Just (Hrsg.), Daniel Casper Lohenstein. Afrikanische Trauerspiele. Cleopatra. Sophonisbe, Stuttgart 1957, S. 243-353, hier Reyen der 4. Abhandlung, S. 332. Lohenstein, Sophonisbe, 5. Abhandlung, S. 337-338. Lohenstein, Sophonisbe, 5. Abhandlung, S. 338. Lohenstein, Sophonisbe, 5. Abhandlung, Reyen, S. 353. Vgl. dazu Elida Maria Szarota, Lohensteins Arminius als Zeitroman. Sichtweisen des Spätbarock, Bern u. a. 1970, S. 11-12. Vgl. dazu Szarota, Lohensteins Arminius, S. 40-43.
317 fungen, denen er sich ausgesetzt sieht42. Als sein Hauptgegner erweist sich Drusus, der viele der Charakterzüge trägt, die in der Flugschriftenliteratur Ludwig XIV. zugesprochen werden. Drusus wird angetrieben von Ruhmsucht und Herrscherbegierde und versucht durch List und Verrat seine Gegner zu spalten, um seine Machtgier befriedigen zu können43. Lohenstein greift damit das in der deutschen Publizistik von Leopold I. und Ludwig XIV. gezeichnete SchwarzWeiß-Bild auf und propagiert es mit Hilfe seines Romans weiter. Szarotas Deutung der Motive Lohensteins für die positive Bewertung des Kaisers stößt jedoch in der Forschung nicht auf uneingeschränkte Zustimmung 44 . Die in einzelnen Dramen eingebauten panegyrischen Szenen sowie die vorteilhafte Darstellung Leopolds I. im Arminius-Roman können vor dem Hintergrund der schwierigen politischen Grundkonstellationen in der Stadt Breslau bzw. in Schlesien auch als Opportunismus Lohensteins gedeutet werden, wobei der Dichter durchaus auch persönliche Vorteile angestrebt haben könnte45. Bettina Müsch weist aber noch auf eine dritte Deutungsmöglichkeit für die positive Darstellung des Kaisers in Lohensteins Werk hin46. Das bei ihm entwickelte Bild Leopolds I. versteht sie weniger als zweckorientierte Huldigung, sondern als eine Art Idealentwurf des perfekten Herrschers. Im Stile eines Fürstenspiegels werden dem Kaiser damit Verhaltensrichtlinien vorgegeben, so daß Lohenstein für Müsch „nicht primär panegyrische, sondern [...] didaktische Absichten" bei der positiven Darstellung des Kaisers verfolgte47. Lohensteins Charakterisierung Kaiser Leopolds I., die sich wiederum mit einigen auch in der Publizistik vertretenen Imagevorstellungen deckt, entspräche damit gewissen Wunschvorstellungen an einen idealen Herrscher; die Kontrastierung dieses Idealbildes mit den real vorhandenen, gerade religionspolitisch schwierigen Verhältnissen in Breslau würde dann aber sogar eher für eine indirekte Kritik am Kaiser und nicht für ein uneingeschränktes Lob sprechen48. 42 43 44
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Vgl. dazu Szarota, Lohensteins Arminius, S. 43-49. Vgl. dazu Szarota, Lohensteins Arminius, S. 72-75 sowie S. 121-125. Vgl. dazu auch Thomas Borgstedt, Reichsidee und Liebesethik. Eine Rekonstruktion des Lohensteinschen Arminiusromans, Tübingen 1992, S. 26-30. Lohenstein stand seit 1668 bis 1670 in den Diensten der Herzogin Elisabeth Marie, die im schlesischen Oels regierte. Seit 1670 war Lohenstein Syndikus der Stadt Breslau; 1675 wurde er Obersyndikus. Die panegyrischen Huldigungsszenen für den Kaiser können ihm aber auch persönliche Vorteile eingebracht und 1675 zu seiner Ernennung zum kaiserlichen Rat beigetragen haben. Vgl. dazu Bernhard Asmuth, Lohensteins Leben, in: Peter Kleinschmidt u. a. (Hrsg.), Die Welt des Daniel Casper von Lohenstein. Epicharis. Ein römisches Trauerspiel, Köln 1978, S. 70-77, hier S. 74-75. Vgl. dazu Bettina Müsch, Der politische Mensch im Welttheater des Daniel Casper von Lohenstein. Eine Deutung seines Dramenwerks, Frankfurt/Main u. a. 1992 (Europäische Hochschulschriften, Reihe 1. Deutsche Sprache und Literatur 1310). Vgl. dazu Müsch, Der politische Mensch, S. 125. So interpretiert ζ. B. Speilerberg Lobszenen für den Kaiser als Möglichkeit, dem Reichsoberhaupt ermahnend „ins historische Gewissen" zu reden. Vgl. dazu Speilerberg, Lohensteins Trauerspiele, S. 91.
318 Die Frage, aus welchen Gründen Kaiser Leopold I. bei Lohenstein eine zumindest rein äußerlich durchweg positive Bewertung erfuhr, kann an dieser Stelle nicht abschließend geklärt werden. Für die hier interessierende Analyseebene, die vor allem die Möglichkeiten von multiplizierender Imagepflege durch Schultheateraufführungen ins Auge faßt, ist jedoch ein ganz anderer Punkt relevant: Es erscheint schwer einschätzbar, ob die ζ. B. oben geschilderten Szenen in dem Stück „Sophonisbe" von den aufführenden Schülern oder den Zuschauern nicht doch als ein klares Lob des Reichsoberhauptes verstanden wurden. Auf jeden Fall erforderte die Deutlichkeit, mit der Kaiser Leopold I. in dem Stück als tugendreicher und mächtigster Herrscher seiner Zeit gefeiert wurde, ein sehr umwegiges Denken, um auf dieser Ebene gleichzeitig eine kritische Grundhaltung gegenüber dem Reichsoberhaupt herauslesen zu können49. Lohenstein trug damit im Grunde genommen doch zur positiven Darstellung des Kaisers und seines Hauses in der Öffentlichkeit bei, ohne daß seine eigentlichen Intentionen für die von ihm geleistete multiplizierende Imagepflege eindeutig zu entschlüsseln sind. Die Breslauer Schultheateraufführungen geben damit Anhaltspunkte dafür, warum der Kaiser auch außerhalb des katholischen Ordensdramas vielfach eine positive Bewertung erfuhr. Nationale Begeisterung für das Reich, die gerade in Zeiten der äußeren Bedrohung besonders stark hervortrat, konnte genauso dafür verantwortlich sein wie die bei den veranstaltenden Institutionen oder bei einzelnen Autoren vorhandene Hoffnung, durch Huldigungen an das Reichsoberhaupt in irgendeiner Weise Gunstbezeugungen zu erringen und sich dadurch politische oder finanzielle Vorteile zu verschaffen.
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Berücksichtigt man, daß selbst heute in der Forschung noch Uneinigkeit zu Lohensteins tatsächlicher Grundeinstellung gegenüber den Habsburgern herrscht, so muß auch für die zeitgenössischen Betrachter oder Leser der Stücke angenommen werden, daß für sie nicht ohne weiteres aus dem vielfach geäußerten Lob für das Kaiserhaus bzw. für Kaiser Leopold I. eine damit indirekt ausgedrückte Kritik am Reichsoberhaupt ersichtlich war.
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IV. 1.4 Stellungnahmen zu Kaiser Leopold I. außerhalb des Schultheaters Ein Beispiel für eine außerhalb des Schultheaters stehende Inszenierung stellt das Stück „Die Teutsche Groß-Königin Leoniida" dar50, das gemäß der vorangestellten Widmung 1673 anläßlich einer Adelshochzeit in der Nähe von Küstrin zur Aufführung kam und damit in „der Sphäre eines territorialen Kleinstaates angesiedelt" war51. Die im Titel genannte Königin Leoniida steht auch in diesem Fall eindeutig für Kaiser Leopold I. In den Anfangsszenen wird dementsprechend die momentane Situation im Reich mit einem kurzen Rückblick auf den Dreißigjährigen Krieg knapp dargestellt. Genauso erfährt die Verfassung des Reiches eine Würdigung: Leonilda/Leopold ist in ihren/seinen Entscheidungen nicht vollkommen souverän, sondern muß die Ratschläge des Reichsrates, und hier dessen Vertreter Ingaevo und Alleman, mit berücksichtigen. Das Stück befaßt sich konkret mit den Heiratsabsichten der Königin, der von dem Reichsrat die Ehe mit Böhmen empfohlen wird, die für eine Versöhnung über die konfessionellen Unterschiede hinweg stehen würde52. Leoniidas Entscheidung wird jedoch von dem , Ratio Status', der Staatsräson, bestimmt, durch den die Großkönigin verleitet wird, ihre Souveränität gegenüber dem Reich und dem Reichsrat stärker zu betonen. Erst am Schluß des Stückes, nachdem die allegorische Gestalt des ,Ratio Status' seiner schlechten Eigenschaften wie ζ. B. der List und des Betrugs entledigt wurde, und die zuvor verschmähten christlichen Regierungsprinzipien wie die Pietas, die Gerechtigkeit oder die Treue wieder Bedeutung erlangen, faßt Leoniida den richtigen Entschluß und vermählt sich mit Böhmen. Vom Kaiser wird damit konkret die konfessionelle Aussöhnung und die Berücksichtigung des Reiches bei seinen Entscheidungen gefordert. Gleichzeitig stellt das Stück aber auch Maxime für das richtige Regiment eines Fürsten auf: Zwar kann die Staatsräson die Regierung lenken, doch soll sie sich an christlichen Grundprinzipien orientieren53. Die in „Die Teutsche Groß-Königin Leoniida" gelieferte Analyse der momentanen politischen Situation im Reich und die dabei aufgestellten Forderungen sprechen also durchaus dafür, daß eine kritische Auseinandersetzung mit der Politik des Kaisers auch im Rahmen von Theateraufführungen geleistet werden konnte. Für den Gesamtkomplex „Theater" muß damit abschließend festgehalten werden, daß mit Hilfe dieses Kommunikationsmittels auf ganz unterschiedlichen Ebenen multiplizierende Imagepflege für das Reichsoberhaupt betrieben werden 50
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N e w e s Historisch-Politisches Schau-Spiel, Genandt D i e Teutsche Groß-Königin Leoniida, o. O. 1673, abgedruckt in: Klaus Reichelt (Hrsg.), Historisch-politische Schauspiele, Tübingen 1987. Vgl. dazu Reichelt, Historisch-politische Schauspiele, Nachwort, S. 6. Vgl. dazu Reichelt, Historisch-politische Schauspiele, Nachwort, S. 19-20. Vgl. dazu Reichelt, Historisch-politische Schauspiele, Nachwort, S. 20.
320 konnte, doch in Einzelfällen genauso indirekte Kritik oder zumindest einige Wunschvorstellungen im Hinblick auf die kaiserliche Politik geäußert wurden. Eingefügte Huldigungsszenen oder spezielle Aufführungen anläßlich von dynastischen Festlichkeiten bestimmten jedoch das Bild und lassen den Eindruck entstehen, daß der Kaiser zumeist auf positive Weise innerhalb dieses Mediums gewürdigt wurde54. Die damit festzustellende multiplizierende Imagepflege hatte jedoch durchaus vielfältige Ursachen. War Leopold I. persönlich bei Aufführungen anwesend, so ging es den Veranstaltern vielfach um direkte Gunstbezeugungen durch das Reichsoberhaupt. Auch die Autoren einzelner Stücke erwarteten sich zumeist von der positiven Würdigung des Herrschers in ihren Dramen persönliche Vorteile. Über diesen eng gesteckten Rahmen hinaus ging die multiplizierende Imagepflege, die vor allem der Jesuitenorden, aber auch andere katholische Institutionen für den Kaiser betrieben. Hier waren gemeinsame Zielvorstellungen im religiösen Bereich dafür verantwortlich, daß für den Kaiser und sein Regierungsprogramm geworben wurde. Gleichzeitig hat dieser Überblick deutlich gemacht, daß eine gewisse nationale Begeisterung für das im Kampf gegen auswärtige Mächte stehende Reich naturgemäß eine positive Darstellung des Reichsoberhauptes in einzelnen Stücken mit sich bringen konnte. Getragen wurde die multiplizierende Imagepflege für den Kaiser im Fall der genannten theatralen Aufführungen vor allem durch Bildungseinrichtungen bzw. die dahinter stehenden kirchlichen Institutionen. Das Theater als didaktische Einrichtung trug damit dazu bei, daß die positive Bewertung des Kaisers und seiner Politik als eine Art Bildungsgut an Schüler sowie die Zuschauer der Stücke vermittelt wurde.
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Auch im Rahmen der Hamburger Oper, die eines der wenigen Beispiele für ein von einer Reichsstadt organisiertes Theaterunternehmen darstellt, erfährt der Kaiser in Huldigungsszenen oder einzelnen Stücken häufiger eine positive Würdigung. Vgl. dazu ζ. B. die anläßlich des Friedensschlusses von Rijkswijk aufgeführte Oper Der bey dem allgemeinen Welt-Friede von dem Grossen Augustus geschlossene Tempel des Janus auf dem lang-gewünschten Frieden-Feste Welches im Jahr 1698 in Hamburg gefeiret ward in einem Singe-Spiel vorgestellet, Hamburg [1698], Zu einer aus Anlaß der Ehe Josephs I. 1701 aufgeführten Oper vgl. Eberhard Haufe, Die Behandlung der antiken Mythologie in den Textbüchern der Hamburger Oper 1678-1738, Frankfurt/Main u. a. 1994 (Mikrokosmos 37), S. 16. Haufe führt die Würdigung des Kaisers oder anderer Potentaten in den Stücken der Hamburger Oper vor allem auf außenpolitische Rücksichten der Reichsstadt zurück. Vgl. dazu S. 14.
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IV.2 Medaillen Ein ganz anderes Kommunikationsmittel wird in dem folgenden Abschnitt dieser Arbeit in den Blick genommen und auf seine Bedeutung als Medium der Propaganda bzw. auf seine Rolle im Bereich der multiplizierenden Imagepflege untersucht: Münzen und Medaillen sind bereits seit dem Altertum als wichtiges Informationsmedium bekannt. Durch ihre primäre Nutzungsfunktion als Zahlungsmittel boten Münzen die Möglichkeit, fast beiläufig durch die auf dem Zahlungsmittel angebrachten Bild- und Textbeigaben propagandistische Botschaften an große Teile der Bevölkerung weiterzugeben55. Medaillen waren dagegen vor allem als Geschenke und Erinnerungsstücke relevant. In der Frühen Neuzeit bestand ebenfalls ein Unterschied zwischen den gängigen Münzen, die als Zahlungsmittel zum Alltag der Menschen gehörten und den meist wesentlich wertvolleren Medaillen, die im Normalfall nur den wohlhabenderen Schichten der Bevölkerung zugänglich waren. Obwohl Münzen einem Herrscher die Möglichkeit boten, den größten Teil seiner Untertanen mit Hilfe dieses Mediums anzusprechen und sie damit als Propagandamittel besonders interessant erscheinen, werden in diesem Kapitel trotzdem die Medaillen an zentraler Stelle stehen. Die Konzentration auf die Medaillen ergibt sich vor allem aus der Motivvielfalt, die dieses Medium auszeichnet. Die unter der Oberhoheit Leopolds I. entstandenen Münzprägungen weisen dagegen keinen besonderen Variantenreichtum bei der Motivauswahl auf, was jedoch den üblichen Gepflogenheiten bei Zahlungsmitteln entsprach. Auf der Vorderseite der Münzen ist zumeist ein seitliches Brustbild des Kaisers zu sehen, während auf der Rückseite Adler oder Wappen als Hoheitszeichen abgebildet sind56. Mit den Münzen wurde damit vor allem das Bild des Herrschers im Volk weiterverbreitet, das verbunden mit den beigegebenen Hoheitszeichen und Wappen dazu beitrug, den Herrschaftsanspruch des Potentaten zu untermauern 57 . Weiterreichende Aussagen mit Hilfe von Münzen lassen sich allenfalls anhand eines weiteren, häufig in der Regierungszeit Leopolds I. verwendeten Motivs ausmachen: Anstelle der für die Rückseite üblichen Wappendarstellungen zeigen einige Münzen auch Mariendarstellungen und verweisen damit auf das religiöse Regierungsprogramm des Kaisers, der Maria als Schutzpatronin und Generalissima im Kampf gegen die Türken ansah. In Ungarn existieren ζ. B. zahlreiche Münzen, die Maria mit dem Jesuskind im Arm auf einer Mondsichel stehend oder sitzend abbilden und mit der Um55
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Vgl. dazu Ferdinand Friedensburg, D i e M ü n z e in der Kulturgeschichte, Berlin 1909. Hier vor allem Kapitel 6: M ü n z e und öffentliche Meinung, S. 175-205. Vgl. L u d w i g Herinek, Österreichische Münzprägungen von 1657-1740, W i e n 1972, hier S. 6168. Vgl. dazu auch Horst Wenzel, Hören und Sehen. Schrift und Bild. Kultur und Gedächtnis im Mittelalter, München 1995, hier S. 136-137.
322 schrift ,Patrona Hungariae' auszeichnen58. Der Marienkult des Hauses Habsburg wurde hier also auch mit Hilfe des Mediums ,Münze' an große Teile der Bevölkerung übermittelt. Ansonsten wurden die Münzen jedoch kaum als Träger für über diesen üblichen Rahmen hinausgehende Botschaften genutzt. Es finden sich dort ζ. B. keine Reaktionen auf wichtige zeitgeschichtliche Ereignisse oder Anspielungen und Hinweise auf dynastische Familienfeste. Insgesamt ergibt sich damit der Eindruck, daß die Münzen trotz der großen Kommunikationsmöglichkeiten, die sie den Obrigkeiten als reguläre Zahlungsmittel boten, nur selten als weiterreichendes Informationsmittel genutzt wurden. Ganz anders stellt sich die Situation bei den Medaillen dar, die zeigen, welche vielfältigen Aussagen trotz der bei Münzen und Medaillen nur begrenzt zur Verfügung stehenden Fläche getroffen werden konnten. Durch emblematische Verschlüsselungen, Textumschriften oder auch die Beschriftung der Ränder der Medaillen war es möglich, komplexe Botschaften an den Betrachter weiterzugeben. Bevor jedoch die im Hinblick auf Leopold I. getroffenen inhaltliche Aussagen in den Mittelpunkt rücken, muß zunächst abgeklärt werden, was genau unter dem Begriff .Medaille' verstanden werden kann und welche Funktionen von diesem Medium erfüllt wurden. Medaillen werden von Egon Beckenbauer als „ein zum Anschauen bestimmtes, handliches Relief" bezeichnet59. Diese sehr weit gefaßte Definition ergänzt Rolf Schneider in einem Ausstellungskatalog zu Medaillen und Schaumünzen des Barock und Rokoko noch um einige erläuternde Informationen. Medaillen bestehen demnach vom Material her zumeist aus Metall und unterscheiden sich von den Münzen einerseits durch ihr „stärkeres Profil" und andererseits durch die Tatsache, daß Größe und Gewicht nicht wie bei den als Zahlungsmitteln dienenden Münzen normiert sind, sondern vollkommen frei gestaltet werden können60. Von ihrer Funktion her dienten Medaillen vor allem als Schaustücke, die als Sammelgut und Erinnerungsstücke sowohl einen finanziellen als auch ideellen Wert haben konnten. Dabei darf der memoriale Charakter der Medaillen und ihre Bedeutung als Gedächtnishilfe zu wichtigen Ereignissen und großen Persönlichkeiten der Geschichte nicht unterschätzt werden. Der Verfasser eines „Curieusen Geschichts-Calender" zu den Taten Kaiser Leopolds I. gab ζ. B. an, daß die dort ge-
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Vgl. dazu die zahlreichen Beispiele bei Lajos Huszär, Münzkatalog Ungarn. Von 1000 bis heute, München 1979, S. 195-229. Vgl. dazu Egon Beckenbauer, Vorrede, in: Günther Brockmann, Die Medaillen der Weifen, Bd. 1, Köln 1985, S. 5. Bei dieser weitgefaßten Definition sind ζ. B. auch Damespielsteine, wie sie vor allem der Augsburger Unternehmer Philipp Heinrich Müller nach Medaillenprägestempeln herstellte, mit eingeschlossen. Vgl. dazu Rolf Schneider, Medaillen und Schaumünzen des Barock und Rokoko, Osnabrück 1988, S. 4.
323 nannten Daten nicht nur auf Büchern, sondern auch auf Medaillen und Schaumünzen basieren61.
IV.2.1 Medaillen als Medium der Propaganda Wichtig wurden Medaillen aber auch zunehmend auf dem Sektor der Propaganda. Durch eine neue Herstellungstechnik, die eine Anfertigung in größeren Stückzahlen erlaubte, boten sich Medaillen nach Ansicht Rolf Schneiders „als PublicRelations-Medium" für die auf Selbstinszenierung bedachten barocken Potentaten an62. Beispiele für Medaillen, auf denen in eingängigen Sinnbildern Herrschaftsansprüche geäußert wurden oder ein Fürst seine überragende Machtstellung feierte, waren im ausgehenden 17. Jahrhundert nicht nur bekannt, sondern fanden gerade in der Flugschriftenliteratur eine regelmäßige Berücksichtigung. Insbesondere in der publizistischen Auseinandersetzung mit Frankreich erwähnten Autoren immer wieder als herausragendes Beispiel für die politischen Ambitionen Ludwigs XIV. eine Münze, die Herkules zeigen soll, wie er eine Schlange mit sieben Köpfen zerquetscht und als Zeichen des Sieges über einem Löwen bzw. einem Adler steht". Die sieben Köpfe der Schlange wurden dabei als Sinnbild für die sieben Kurfürsten des Reiches interpretiert, während der Adler für den Kaiser stehen sollte. Auch die Umschrift der Münze, die entstanden sein soll, als Ludwig XIV. acht Jahre alt war, wird in einer Flugschrift zitiert: Das sind Vorspiele des kiinfftig über die gantze Welt zu erhaltenen Siegs, heißt es in der Übersetzung des Textes64. Ergänzt wurde der Verdacht, daß die französischen Könige das Reich unterwerfen wollten, in einzelnen Flugschriften durch den Verweis auf zwei weitere Münzprägungen, die aus den Jahren 1552 und 1558 stammen und damit zei61
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Christian Juncker, Curieuser Geschichts-Calender, in welchem alle ruhmwürdigste Thaten Des Aller-Durchlauchtigsten und Aller-Großmächtigsten Käysers Leopoldi des Grossen, Und was von Dessen Geburth an, biß auff ietzige Zeit, so wohl in Teutschland als dem Heil. Rom. Reich angehörigen Landen merckwürdiges vorgegangen, Auff eine besondere und neue Art, fast von Tage zu Tage mit möglichsten Fleisse verfasset und auffgezeichnet worden, von M. Christian Junckern Mit Churf. Sächs. Gnäd. Privilegio, Leipzig 1697, Vorrede. Schneider, Medaillen und Schaumünzen, S. 5. Vgl. dazu ζ. B. bereits 1658 die Flugschrift Response d'un Gentilhomme Allemand, 1658, hier S. 23-24. Vgl. dazu Bartholomaeus Threnemann, Der Französische Mord-Brenner, Oder Dieser feindseligen Nation Historischer Laster- und Kriegs-Spiegel, darinnen Deroselben unbeschreiblicher Ehr-Geitz, Atheisterey, Untreu, Falschheit, Verrähterey und Tyranney, so sie mit Morden und Schänden, fürnehmlich aber mit grausamen und unerhörten Sengen und Brennen an vielen Orten, sonderlich in dem unglückseligen Elsaß verübet, Kürtzlich entworffen, und allen ehrlichen Teutschen zur guten Nachricht herfürgegeben worden. Von Bartholomaeo Threnemann, gebornen Elsasser, itzo von den grausamen Frantzosen vertriebenen Exulanten, o. O. 1678, h i e r S . 8.
324 gen, welche große Bedeutung Münzen und Medaillen gerade für die Erinnerungskultur hatten. Auf den beiden Münzen bezeichnete sich Heinrich II. als Beschützer des Reiches und seiner Freiheiten und formulierte damit nach Ansichten der Flugschriftenautoren Ansprüche auf die Herrschaft im Reich65. Zur Kenntnis genommen wurden in der deutschen Publizistik schließlich Medaillen Ludwigs XIV., auf denen er die Sonnensymbolik zur Unterstreichung seiner Machtansprüche einsetzte: Es verstattet der König nicht allein, daß ihm zu ehren allenthalben so viel Triumph-Bögen und Ehrensäulen werden aujfgerichtet. Sondern er läst sich auch selbst überall in Gold, Silber, Kupffer, Marmor, Gemählden und andern Medaillen mit seinen von der Sonnen Eigenschafft genommenen Sinnebildern, vorbilden und darstellen, klagte ζ. B. der Autor der Flugschrift „Gallus iam pluribus impar"66. Und ein anderer Publizist nahm wahr, daß Franckreich seine Ansprüche an das Reich kund gemacht, indeme es vor einige Zeit Müntze schlagen, und einen doppelten Adler, welcher des Rom. Reichs Wappen ist, über sein Bildnüß setzen lassen61. Die genannten Münzen und Medaillen hatten damit für Ludwig XIV. zumindest im Reich einen propagandistisch eher negativen Effekt. Sie boten den deutschen Publizisten die Möglichkeit, dieses Medium als Beleg für die bei dem französischen König ausgemachten überzogenen Machtansprüche heranzuziehen. Doch machen die angeführten Beispiele auch deutlich, daß Medaillen in der politischen Diskussion durchaus wahrgenommen wurden und damit ihre Bedeutung als Propagandamedium nicht unterschätzt werden darf. Im Fall der zu Kaiser Leopold I. erschienenen Medaillen muß jedoch wie in den vorangegangenen Kapiteln die Frage der Auftraggeberschaft eruiert werden, um die tatsächliche Nutzung dieses Mediums durch den Hof abklären zu können. Nicht unwesentlich erscheint in diesem Zusammenhang der Hinweis Schneiders, daß sich auf dem Sektor der Medaillen nicht nur die Herstellungstechnik im 17. Jahrhundert entscheidend gewandelt hat, sondern auch eine veränderte Marktsituation entstand. So merkt er an, daß „aus den Medailleuren [...] bisweilen selbständige Unternehmer" wurden und Christian Wermuth, der einer der bekanntesten Medailleure der Zeit war, „Medaillen [...] auf Messen und mit Hilfe gedruckter Verkaufskataloge ver-
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Vgl. dazu Response d'un Gentilhomme Allemand, 1658, S. 18-19. Gallus iam pluribus impar: Oder Frankreichs Hochmuth und Erniedrigung. In sich haltende: Daß die Cron Franckreich zwar meist die gantze Christenheit wider sich in die Waffen gebracht, jetzo aber also geschwächet sey, daß sie nichts mehr als den Frieden verlanget. Hiebey wird auch gehandelt Von dem jetzigen verwirreten Zustande von Frankreich und worin der sämptlichen Alliirten wahres Interesse anjetzo wider Franckreich so wohl insgemein als eines jeden insonderheit bestehe, daß auch die Alliirte mit Franckreich keinen Frieden zu machen schuldig, ehe sie völlige Satisfaction erhalten. Auß bewehrten Politischen und Historischen Zeugnissen zusammen getragen von Tuiscone Irenico, o. O. 1690, hier S. 47. Europäischer Staats-Rath, Oder Gründlicher Bericht Wie sich Die Hohen Potentaten in Europa Gegen Die Monarchische Einbildungen des Königes in Franckreich zu verhalten haben, o. O. 1690, fol. E2v.
325 trieb"68. Auch in anderen Zusammenhängen wird deutlich, daß die Medaillenherstellung nicht nur in den Händen der Obrigkeiten lag, sondern im ausgehenden 17. Jahrhundert vor allem durch freie Unternehmer betrieben wurde69. Aus einem 1714 eingereichten Privilegansuchen des Nürnbergers Caspar Gottlieb Lauffer geht dabei klar hervor, wie eng die Verbindung zwischen neuen Herstellungsmethoden und dem geschäftlichen Aufschwung einzelner Betriebe war. Lauffer betont darin, daß sein abgelebter Vatter Lazarus Gottlieb Lauffer allbereit vor etlich und dreyßig Jahren der erste gewesen seye, der hinter die rechte arth der prägung derer Medaillen gekhommen und dadurch angefryschet worden diese Curiosität mittelst weiterem nachsinnens immer mehrers zu verbessern und endlich gar mit aufwandt vieler tausend gulden eine hiesiger Landen nie gesehene Medaillen fabrique auf zu richten und selbige mit den hierzu behörigen Werckzeüg bestens zu versehen10. Die Fabrik Lauffers begann demnach ihre Tätigkeit mit ersten Medaillen zu dem Kometen des Jahres 1681 und trug in den Folgejahren durch zahlreiche Medaillenschöpfungen weiter zur unvergeßlichen beybehaltung der Historien bei71.
IV.2.2 Text- und Bildaussagen der Medaillen zu Kaiser Leopold I. Ähnlich wie das Unternehmen Lauffers nahmen offensichtlich viele Betriebe zu Beginn der achtziger Jahre des 17. Jahrhunderts ihre Arbeit auf oder gingen zur Produktion größerer Stückzahlen über. Die Anzahl der Medaillen nahm auf jeden Fall von diesem Zeitpunkt an rasant zu. Von den ca. 400 Medaillen und Auswurfmünzen, die für diese Untersuchung gesichtet wurden, stammen rund 350 aus der Zeit nach 168072. Thematisch befaßt sich ein großer Teil der Schaustücke mit den Türkenkriegen, so daß neben geänderten Produktionsbedingungen auch die Türkenerfolge Leopolds I. für die zunehmende Popularität des Mediums mit verantwortlich sein können. Vor 1680 fanden dagegen nur wenig zeitgeschichtliche Ereignisse, die mit dem Kaiser in Verbindung gebracht werden können, den Weg 68 69
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Schneider, Medaillen und Schaumünzen, S. 5. Vgl. zu weiteren Künstlern und Unternehmen des ausgehenden 17. Jahrhunderts den Überblick bei Rainer Grund, D i e Entwicklung der Medaillenkunst an der Münzstätte Dresden im 17. Jahrhundert, Dresden 1996, hier S. 36-51. Grund weist j e d o c h im Hinblick auf die Verhältnisse in Dresden auf die klare Förderung der dortigen Medaillenkunst durch den sächsischen Kurfürsten hin. H H S t A Wien, Reichshofrat, Gewerbeprivilegien Fasz. 6, fol. 13 und 23. H H S t A Wien, Reichshofrat, Gewerbeprivilegien Fasz. 6, fol. 23. Ausgewertet wurden für diese Untersuchung primär die Bestände der Münzsammlung des Kunsthistorischen M u s e u m s in Wien. Abbildungen der entsprechenden Medaillen liefert vor allem der Katalog Lanz 15.
326 auf Medaillen. Traditionell wurde der Wahl von 1658 durch viele Medaillen und Auswurfmünzen gedacht. Sie zeigen zumeist seitliche Halbbilder des Kaisers, das Motto des neu gewählten Herrschers, oder sie liefern einen Erinnerungstext mit dem Titel Leopolds und dem Datum seiner Krönung (Abb. 46)73. Erstaunlich ist, daß der Türkenkrieg von 1663/1664 kaum mit Hilfe des Mediums ,Medaille' reflektiert wurde. Eine einzige Darstellung aus dem Jahr 1664 hebt auf den Sieg bei St. Gotthard ab und lobt die Einigkeit der verbündeten christlichen Mächte gegen den übermächtigen Gegner74. Ebenso wurden die ersten beiden Hochzeiten Leopolds I. kaum durch Medaillen gefeiert75. Erst mit der dritten Hochzeit des Kaisers 1676 befassen sich gleich fünf Schaustücke, die zumeist Brustbilder Leopolds I. und seiner Frau Eleonora Magdalena zeigen76. In der Zeit nach 1680 stellten der Entsatz Wiens 1683, die Eroberung Ofens 1686 und die Krönung Josephs I. 1690 Höhepunkte in der Medaillenproduktion dar. Alexander Hirsch verweist im Zusammenhang mit der Befreiung Wiens auf nicht weniger als 100 Medaillen, die sich mit einer großen Vielfalt interessanter Bildmotive dieses Themas annehmen77. Allerdings galten nicht alle diese Medaillen dem Kaiser, sondern viele Schaustücke widmeten sich auch den am Kampf beteiligten Kurfürsten oder dem erfolgreichen Verteidiger der Stadt, Ernst Rüdiger Graf von Starhemberg. Andere Medaillenschöpfungen zeigten wiederum nur Ansichten der Stadt in Kombination mit einem kurzen Erinnerungstext, ohne dabei durch irgendeine Anspielung auf Leopold I. Bezug zu nehmen. Doch überwogen Schaustücke, die zumindest im Text, in der Randumschrift oder durch irgendein Symbol den Kaiser entsprechend würdigten. Daneben gab es Medaillen, die ohnehin auf der Vorderseite ein Brustbild Leopolds I. präsentierten, um ihn dann durch die Rückseitenillustration in Verbindung mit den Ereignissen in Wien zu bringen. Aussagekräftig als gängige Bildsymbole, die auf den Kaiser anspielten, waren vor allem der Doppeladler, aber auch die Sonne, die über den türkischen Halbmond triumphiert78. Viele Medaillen zeigen die Stadt Wien, über der schützend der Adler, oft mit den Jupiter symbolisierenden Blitzbündeln, schwebt79. Als Variante ist teilweise der Adler über gefallenen türkischen Soldaten oder mit ei73 74 75
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Vgl. dazu ausführlicher Kapitel II.2.1.3. Vgl. dazu ausführlicher Kapitel II.2.2.1. Eine einzige Medaille, die allerdings keine Jahresangabe trägt, zeigt möglicherweise in bezug auf die Hochzeit von 1666 ein Porträt Margaretha Theresias. Vgl. dazu KHM, Sign. Nr. 1101 bß. Vgl. dazu die Elfenbeinmedaille bei Lanz 15, Nr. 54 sowie die Medaille Nr. 55. Zu einer Variante mit dem Doppelbrustbild des Kaiserpaares auf der Vorderseite und dem Motto der beiden auf der Rückseite vgl. KHM, Sign. Nr. 45509. Außerdem existiert eine Auswurfmünze mit dem Brustbild des Brautpaares auf der Vorderseite und dem Doppeladler auf der Rückseite sowie eine weitere Auswurfmünze mit Brustbildern des Kaiserpaares. Beide Münzen bei bei Lanz 15, Nr. 56 und 57. Alexander Hirsch, Die Medaillen auf den Entsatz Wiens 1683, Troppau 1883. Vgl. dazu ζ. B. die Abbildung bei Hirsch, Medaillen auf den Entsatz Wiens, Tafel I, Nr. 7. Vgl. die Abbildungen bei Hirsch, Medaillen auf den Entsatz Wiens, Tafel VI, Nr. 43 und 42.
327 nem zerbrochenen Halbmond in den Fängen zu erkennen (Abb. 38)80. Die Sonne wird dagegen häufig über einer Erdkugel gezeigt, die wiederum einen Schatten auf den darunter stehenden Halbmond wirft81. Textreferenzen an den Kaiser ergeben sich u. a. durch die Nutzung von Wortspielen wie ζ. B. ,DUPLO SOLE' oder ,AEIOU' 82 oder durch Verweise auf sein Regierungsmotto 83 . Randschriften oder den Bilddarstellungen beigegebene Umschriften gehen schließlich oft in gängigen Reimen auf Leopold I. ein. So heißt es auf einer Medaille von Jan Luders: Wie IVPITER der Riesen Hand verkürzet, hat LEOPOLD der Türken macht gesturzef4. Ein anderes Stück zeigt den Kaiser zusammen mit seinen Verbündeten und dazu die Textbeschrift: Wann diese Helden siegen , so mus der Türk erliegen, Hungarn der Fried vergnügen15. Bilddarstellungen wie die eben genannte, bei denen Leopold I. eine aktive Rolle spielte, waren allerdings relativ selten. Es überwogen die statisch wirkenden Brustbilder des Kaisers, denen dann auf der Rückseite der Medaillen entsprechende Szenen der Belagerung oder emblematische Verschlüsselungen, die für den Kampf des Kaisers gegen den Feind standen, beigegeben waren. Eine Ausnahme bilden Medaillen, auf denen der Kaiser im Kreis seiner Verbündeten zu sehen ist86 oder zu Pferd gezeigt wird. Der Stempelschneider Johann Neidhard lieferte ζ. B. eine der wenigen Medaillen dieser Art, wobei er die Reiterdarstellung Leopolds I. mit Lorbeer- und Palmzweigen umrahmte und darunter Waffen und anderes Kriegsgerät anordnete87. Wesentlich häufiger finden sich auf den Medaillen dagegen Anspielungen, die die Befreiung Wiens als Folge der Hilfe Gottes interpretieren und die besondere Gnade, die dem Kaiser dabei zuteil wurde, in Text und Bild hervorheben. So heißt es auf einer Medaille von Hans Jacob Wolrab: Gott ist dir hold - O. Leopold. Unterstützend dazu entwarf der Medailleur das Bild einer aus den Wolken erscheinenden Hand, die einen Lorbeerkranz über den für Leopold stehenden Buchstaben ,L' hält, der wiederum über einem herabstürzenden Halb80
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Vgl. dazu Abb. 38 sowie die Abbildungen bei Hirsch, Medaillen auf den Entsatz Wiens, Tafel VII, Nr. 56 und 57 sowie Tafel III, Nr. 16. Vgl. dazu die Abbildungen bei Hirsch, Medaillen auf den Entsatz Wiens, Tafel III, Nr. 19 und Nr. 4. Vgl. dazu ζ. B. Hirsch, Medaillen auf den Entsatz Wiens, S. 2, Nr. 5 und S. 25, Nr. 41. Bei dieser Medaille lautet die Randschrift: AUSTRIA EGREG1EIMPERATOREM ORIENTALEM VINCET. Vgl. dazu ζ. B. Hirsch, Medaillen auf den Entsatz Wiens, S. 9, Nr. 27 und S. 13, Nr. 38. Vgl. dazu Hirsch, Medaillen auf den Entsatz Wiens, Tafel III, Nr. 23. Vgl. dazu Hirsch, Medaillen auf den Entsatz Wiens, S. 15, Nr. 42. Vgl. dazu die Abbildungen bei Hirsch, Medaillen auf den Entsatz Wiens, Tafel IV, Nr. 28, Tafel V, Nr. 32 sowie die Angaben zu Nr. 82, S. 30. Vgl. dazu die Abbildung bei Hirsch, Medaillen auf den Entsatz Wiens, Tafel IV, Nr. 28. Eine weitere Münze im KHM Sign. Nr. aß 3672 zeigt auf der Vorderseite Leopold I. zu Pferd und auf der Rückseite eine Darstellung Wiens, über der Fama schwebt. Neidhard lieferte 1685 anläßlich der Eroberung Neuhäusels eine weitere Reiterdarstellung des Kaisers, die ihn im Galopp über einen gefallenen Türken hinwegreitend zeigt. Vgl. dazu die Abbildung bei Lanz 15, Nr. 112.
328 mond steht88. Eine andere Medaille erklärt im Text: Du Adler Sitz Gott ist dein Schutz, dem Mahomet zu Spott und Trutz und spricht den errungenen Sieg gegen die Türken auf der Rückseite klar dem Kaiser zu, obwohl dieser nicht selbst an den Kämpfen teilnahm: Wienn vom Türken belagert [...] von K. M. Leopoldo I., mit Hilffdero Aliirten den 12. Sep., gluklich entsezf9. Bildlich wird die Hilfe Gottes für die vor Wien kämpfenden Heere vor allem durch aus den Wolken reichende helfende Hände oder durch das über der Szenerie schwebende Auge Gottes symbolisiert. Randumschriften wie Die es sehen werden sagen das hat Gott gethan oder Nun merke ich das der Herr seinen Gesalbten hiljft unterstützten den Eindruck, daß das Geschehen um den Entsatz von Wien als Ausdruck besonderer göttlicher Gnade gewertet werden müsse90. Auch in den folgenden Jahren wurden die Feldzüge gegen die Türken und die dabei errungenen Erfolge von zahlreichen Medaillen ins Bild gefaßt und, anknüpfend an die Darstellungen zur Entsetzung Wiens, auf ähnliche Weise kommentiert91. 1685 erschienen vor allem zur Rückeroberung Neuhäusels mehrere Medaillen, während 1686 der Sieg bei Ofen mit einfallsreichen Motiven gefeiert wurde. Dabei wurden die großen Erfolge immer wieder mit dem Kaiser in Verbindung gebracht. Der Nürnberger Medailleur Hans Jacob Wolrab zeigt ζ. B. auf einer Medaille ein Brustbild des Kaisers, umgeben von Lorbeer- und Palmzweigen, über einer Ansicht der Stadt Ofen. Auf der Rückseite ist die biblische Gestalt des Josua vor einer Schlachtszene zu erkennen, der auf eine Sonne deutet, während der rechts im Hintergrund sichtbare Halbmond bereits von einem kräftigen Wind weggeblasen wird (Abb. 33)92. Die Textbeigabe erläutert die Bedeutungszusammenhänge der Szene und setzt den Kaiser mit Josua gleich, der sogar der Sonne, die in diesem Fall für Ludwig XIV. steht, Stillstand gebieten kann. Gleichzeitig greift der beigegebene Text auch das gängige Wortspiel ,Pello duos' auf den Namen des Kaisers auf, das auf die Erfolge des Kaisers gegen zwei übermächtig erscheinende Gegner abhebt. Im Rückbezug auf antike Münz- und Medaillendarstellungen wird der Kaiser aber auch in triumphierender Pose in einer Quadriga gezeigt, über der das Auge Gottes schwebt (Abb. 34), oder als Befreier Ungarns gefeiert. Auf einem entsprechenden Schaustück krönt ihn dabei Victoria, während vor ihm eine Personifikation Ungarns kniet (Abb. 35). Die Randumschrift spricht nicht nur Leopold I. das 88 89 90 91
92
Vgl. dazu die Abbildung bei Hirsch, Medaillen auf den Entsatz Wiens, Tafel V, Nr. 33. Vgl. dazu Hirsch, Medaillen auf den Entsatz Wiens, S. 24, Nr. 56. Vgl. dazu die Angaben bei Lanz 15 zu der Medaille Nr. 86. Vgl. zu weiteren Türkenkriegsmedaillen auch den Beitrag von Gerd Dethlefs, Die Türkei und Mitteleuropa im Spiegel der Numismatik 1526-1926, in: Stadtmuseum Münster (Hrsg.), Münster, Wien und die Türken 1683-1983. Ausstellung zur 300jährigen Wiederkehr der Befreiung Wiens 1683, Ausstellungskatalog, Münster 1983, S. 152-175, hier vor allem S. 154165. Vgl. dazu Lanz 15, Nr. 133 sowie Polleross, Das sakrale Identifikationsporträt, Bd. 2, Abb. 12 sowie Bd. 1, S. 92.
329 Verdienst an der Rückeroberung verlorener Gebiete zu, sondern hat auch bereits den Schuldigen für die vorher erlittenen Verluste ausgemacht: Durch Leopold wird aufgericht was Ludwigs Unfall langst vernicht, heißt es in Anspielung auf das dem französischen König immer wieder unterstellte Bündnis mit den Osmanen. Die Begeisterung für den Kaiser und seine kaum für möglich gehaltenen Siege wurde jedoch nicht nur durch den Rückgriff auf antike Darstellungsmuster geäußert, sondern auch durch einfacher zu entschlüsselnde Bildsymbole verdeutlicht. In mehrfacher Hinsicht wird der Betrachter einer Medaille über die Ereignisse bei Ofen informiert, die ein ,L' in einem Strahlenkranz zeigt, der wiederum mit Blitzen auf einen am Boden liegenden Türken und einen umgestürzten Thron zeigt. Der beigefügte Text erklärt dazu: Leopold der Erden Sonn den Monden Kayser stürzt vom Thronn. Auf der Rückseite bietet die Medaille eine kleine Stadtansicht von Ofen und Daten zu der Eroberung. Die Medaille hob damit eindeutig den Kaiser als Urheber der Siege gegen die Türken hervor und lieferte andererseits Informationen zur Eroberung der Stadt und ihrem äußeren Erscheinungsbild. Ähnlich wie bei der Entsetzung Wiens griffen die Medaillen zur Illustrierung des Erfolges von Ofen vor allem aber auf die gängigen Bildsymbole wie den Adler, den herabstürzenden Halbmond, die darüber stehende Sonne oder die Abbildung gefallener Feinde zurück. Realistische Ansichten der Stadt und Szenen der Belagerung waren ebenfalls bevorzugte Bildmotive der Medailleure. Genauso wurden die größeren Erfolge der nächsten Jahre auf diese Weise ins Bild gesetzt. 1687 erschienen vor allem zu den Schlachten von Sicklos und Mohacs einige Medaillen, wobei einzelne Schaustücke hier im Rückgriff auf die Geschichte auf die tragische Niederlage von 1526 am gleichen Ort verwiesen94. 1688 war die Einnahme von Belgrad ein Schwerpunkt bei der Medaillenherstellung, 1691 folgten Darstellungen zum Sieg von Slankamen, 1692 zu Großwardein, 1694 zur Befreiung Peterwardeins. Abgeschlossen wurde die lange Serie an Medaillen zu den Türkenkriegen schließlich 1697 mit mehreren Medaillen zum Sieg Prinz Eugens bei Zenta und mit Schaustücken zu dem 1699 geschlossenen Waffenstillstand mit den Türken. Die großen Erfolge gegen die Türken wurden also fast lückenlos durch das Medium .Medaille' dokumentiert, wobei dem Kaiser immer wieder der Verdienst an den errungenen Siegen zugesprochen wurde. Die Türkenkriegsmedaillen enthielten dabei eine Fülle von Textkommentaren, Bildsymbolen und emblematischen Verschlüsselungen, die Leopold I. imagewirksam inszenierten. Doch erschienen nicht nur zu diesem Thema nach 1680 zahlreiche Medaillen, die positiv auf das Image des Kaisers und seines Hauses wirkten. Stark berücksichtigt wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts zunächst die Krönung Josephs I. 93
94
KHM, 1136 bß. Abbildung in Lajos Huszar, A Regi Magyar Emlekermek. Katalogusa a legregibb idöktöl 1850-ig 1. Törteneti Ermek; 3. Ujkor ( 1 6 5 7 - 1 7 0 5 ) , Budapest 1975, hier Nr. 492. Vgl. dazu Lanz 15, Nr. 158.
330 zum König von Ungarn sowie seine Wahl zum Römischen König. 1699 erschienen schließlich mehrere Medaillen zu seiner Hochzeit mit Wilhelmine Amalie von Braunschweig sowie 1700 auf die Geburt seines Sohnes Leopold95. Die genannten Schwerpunkte der Medaillenherstellung deuten damit an, daß zunehmend der Sohn und Nachfolger des Kaisers durch dieses Medium repräsentiert wurde, was jedoch auch durch die Tatsache zu erklären ist, daß die großen dynastischen Festlichkeiten wie Krönungen, Geburten und Hochzeiten nun ausschließlich ihn betrafen. Im Zusammenhang mit den genannten Festlichkeiten lieferten die Medaillen ähnlich wie bei den Türkenkriegen eine Fülle von Motiven, wobei auch Kommentare zu den Gegnern des Kaisers nicht fehlten96. Joseph I. wurde dabei seinem Vater als Bezwinger der Türken gleichgestellt. 1688 triumphierten ζ. B. beide gemeinsam, in einer Adlerbiga sitzend, über die Türken und feierten den Sieg von Stuhlweissenburg (Abb. 36). Im selben Jahr entstand eine Medaille zur Einnahme Belgrads, die den neuen ungarischen König auf einem Thron sitzend umgeben von Kriegsgerät zeigt. Vor ihm kniend ist eine Personifikation Ungarns erkennbar, während die Stufen hinauf zu dem Thron die bisher errungenen Siege gegen die Türken benennen (Abb. 37). 1690 verweist schließlich eine Medaille auf den Sieg bei Canischa mit Hilfe eines Hundes, der dem Römischen König die Stadtschlüssel vor die Füße legt97. Die Türkentriumphe des Kaisers werden also ohne weiteres auch seinem prädestinierten Nachfolger angerechnet. Darüber hinaus griffen die Medaillen zu den beiden Krönungen Josephs I. klassische Bildmotive auf oder faßten traditionelle Argumente, die zu Gunsten der Habsburger sprachen, ins Bild. Der junge König wurde ζ. B. von Personifikationen Ungarns, Deutschlands und Böhmens gekrönt98 oder von Gott auf den Thron gehoben (Abb. 42)". Außerdem lieferten die Medaillen Verweise auf die lange Herrschaftstradition des Hauses Habsburg durch Stammbäume und Medaillonbrustbilder der Ahnen des Kaisers (Abb. 40)100. Einigkeit innerhalb des Reiches beschworen Darstellungen, die den neu gewählten Römischen König umgeben von den sieben Kurfürsten abbildeten101. Daneben existieren die üblichen Medaillen und Auswurfmünzen mit Brustbildern des neu gewählten Herrschers und seinem Motto, den Krönungsinsignien, dem Adler oder einem ergänzenden Informationstext. Die anläßlich von Wahl und Krönungen Josephs I. entstandenen Schaustücke weisen damit noch einmal auf die ganze Bandbreite unterschiedlicher Informationen und Kommentierungen hin, die durch dieses Medium verbreitet wer95
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Vgl. dazu die bei Lanz 15 abgebildeten Medaillen Nr. 338-342 sowie Nr. 344-345, 265 und 267 sowie die Medaillen in: Günther Brockmann, Die Medaillen der Weifen, Bd. 2, Köln 1987, Nr. 662-676. Vgl. dazu das Kapitel II.2.6. Vgl. dazu die Bilddarstellung bei Lanz 15, Nr. 337. Vgl. dazu die Bilddarstellung bei Lanz 15, Nr. 325. Vgl. dazu Abb. 42 und die Bilddarstellung bei Lanz 15, Nr. 320. Vgl. dazu Abb. 40 und die Bilddarstellung bei Lanz 15, Nr. 321. Vgl. dazu ζ. B. die Bilddarstellung bei Lanz 15, Nr. 189.
331 den konnten. Keine einzige der gesichteten Medaillen stellte dabei den Kaiser und sein Haus negativ dar oder deutete Kritik an. Äußerst einfallsreich wurden dagegen die Gegner Leopolds I. ins Visier genommen. Die Niederlagen der Türken riefen immer wieder Spott hervor, der durch einprägsame Bildkompositionen illustriert wurde. Aber auch Frankreich als zweiter Hauptgegner des Kaisers blieb nicht verschont. Die Sonne als bekanntes Symbol des französischen Königs wurde dabei häufig als Mittel zur Diskriminierung des Gegners gewählt102. Wind treibt z. B. auf einer Medaille des Jahres 1690 Sonne und Mond in den Untergang, während auf der Vorderseite der neu gewählte Römische König zu erkennen ist (Abb. 41). Auf die Lilie als ebenfalls klassisches Symbol für Frankreich greift eine Medaille des Jahres 1702 zurück, die im Vordergrund links Germania zeigt, während im Hintergrund wiederum der Wind einige Lilien zu Boden wirft103. Insgesamt gehen jedoch wesentlich weniger Medaillen auf Ludwig XIV. bzw. Frankreich ein als auf die Türkenkriege. Dies mag einerseits daran liegen, daß das Reich gegen den französischen Gegner nicht so viele Erfolge feiern konnte, doch erscheint auch die Annahme plausibel, daß die Osmanen traditionell im Bewußtsein der Bevölkerung als der gefährlichere Gegner verankert waren und diesem Thema daher mehr Bedeutung beigemessen wurde als dem Konflikt gegen Frankreich.
IV.2.3 Auftraggeber und Käufer von Medaillen Die inhaltliche Analyse der Medaillen zu Kaiser Leopold I. und seinem Haus könnte noch wesentlich detaillierter fortgeführt werden, doch soll an dieser Stelle die Frage nach den Auftraggebern und verantwortlichen Herstellern der Medaillen wieder aufgegriffen werden. Die durchweg positive Bewertung des Kaisers auf Medaillen und Schaustücken legt zunächst den Schluß nahe, daß der Hof großen Anteil an der Medaillenproduktion hatte und zumindest als Auftraggeber an Stempelschneider und Medailleure hervortrat. Ein Blick in die Hofzahlamtsbücher machte jedoch deutlich, daß nur im Ausnahmefall Zahlungen Wiens für Medaillen- oder Münzschöpfungen nachweisbar sind. Insbesondere die zu Krönungen unter das Volk verteilten Auswurfpfennige wurden demnach offensichtlich vom Hof bezahlt. 1658 erhält ζ. B. Georg Nürnberger eine Zahlung aus Wien für wegen zur Kay. Crönung in Franckhfurth gemünzt und geliferten außwurffpfennig1"4. Ansonsten finden sich keine Hinweise auf Aktivitäten Wiens in den Hofzahlamtsbüchern. Etwas mehr Anhaltspunkte liefern dagegen die entsprechend des Kata-
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Vgl. dazu auch Polleross, Sonnenkönig und österreichische Sonne, S. 2 5 5 und 256. Vgl. dazu die Bilddarstellung bei Lanz 15, Nr. 280. Vgl. dazu H K A Wien, Hofzahlamtsbücher (Allg. Reihe) 1658, Nr. 104, fol. 521.
332 logs des Hauptmünzamtes in Wien nachweisbaren Prägestempel zu Medaillen105. Orientiert man sich an den ca. 25 vorhandenen Stempeln zu dem hier interessierenden Thema, so können zunächst die von Johann Michael Hofmann gefertigten Medaillen als in Übereinstimmung mit dem Hof entwickelte Medaillenschöpfungen klassifiziert werden. Hirsch gibt zu Hofmann an, daß „durch ihn auch der kaiserliche Münzmeister Matthias Mittermair von Waffenberg auf eigene Unkosten grosse und kleine Muentz-Sorten verfertigen und dieselben zum Andenken an die Befreiung Wiens aus der Türkengefahr unter hohe Potentaten Fürsten und vornehme Herren vertheilen" ließ106. Die leider nicht mehr nachvollziehbare Aussage Hirschs wäre in zweierlei Hinsicht interessant. Offensichtlich gab nicht der Wiener Hof selbst Münzen auf den Entsatz von Wien in Auftrag, sondern der kaiserliche Münzmeister nahm sich dieser Aufgabe auf eigene Kosten an. Andererseits nennt Hirsch in seinem Zitat als Adressaten der Gedenkstücke „hohe Potentaten, Fürsten und vornehme Herren". Diese Angaben lassen sich zwar nicht überprüfen, doch geben die überlieferten Stempel Hofmanns zumindest Anhaltspunkte zu den bei ihm in Auftrag gegebenen Bildmotiven. Auch er bediente sich bei der Illustrierung des Ereignisses der gängigen Symbole wie Sonne, Mond und Doppeladler. Stempel Nr. 320 zeigt ζ. B. eine Schlachtszene vor Wien, die im Hintergrund die Verhüllung des Mondes durch die Sonne in Szene setzt107. Auch die oben bereits angeführte Medaille, die auf die besondere Hilfe Gottes für Wien anspielt und auf der Rückseite im Text den Kaiser als Befreier der Stadt feiert, stammt von Hofmann108. Neben diesen, die Entsetzung Wiens betreffenden Stempeln, finden sich drei weitere zu den Türkenkriegen, die die Eroberung Neuhäusels und Ofens zum Thema haben109. Im Vergleich zu der großen Anzahl an nachweisbaren Medaillen zu den Türkenkriegen läßt sich damit aber nur ein verschwindend geringer Teil zumindest ansatzweise auf den Hof zurückführen. Versucht man andere Auftraggeber als Mittermair für die Vielzahl der zu Leopold I. und seinem Haus kursierenden Medaillen auszumachen, so sind Einzelpersonen eher selten nachweisbar. Auf ein privates Engagement geht eine Medaille des Jahres 1686 zurück, die von dem Kammergrafen J. Viechter in Kremnitz zur Einnahme Ofens in Auftrag gegeben wurde (Abb. 34). Sie würdigt den Kaiser als 105
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Vgl. dazu Katalog der Münzen- und Medaillen-Stempel-Sammlung des Κ. K. Hauptmünzamtes in Wien, Bd. 1, Wien 1901. Vgl. dazu Hirsch, Medaillen auf den Entsatz Wiens, S. 6. Leider gibt Hirsch nicht an, woher das Zitat zu den Aktivitäten Mittermairs stammt. Vgl. dazu Katalog der Münzen- und Medaillen-Stempel-Sammlung, Bd. 1, Nr. 320. Wahrscheinlich handelt es sich um die bei Hirsch, Medaillen auf den Entsatz Wiens, Tafel I, Nr. 7 abgebildete Medaille. Vgl. dazu Katalog der Münzen- und Medaillen-Stempel-Sammlung, Bd. 1, Nr. 319. Wahrscheinlich handelt es sich um die bei Lanz 15 abgebildete Medaille Nr. 77. Eine weitere Medaille Hofmanns, die auch als Stempel erhalten ist, bei Hirsch, Medaillen auf den Entsatz Wiens, Tafel VI, Nr. 40. Vgl. dazu Katalog der Münzen- und Medaillen-Stempel-Sammlung, Bd. 1, Nr. 330, Nr. 323 und Nr. 322.
333 Triumphator in einer Quadriga sitzend, während auf der Rückseite der Medaille eine Szene der Belagerung Ofens zu erkennen ist, über der ein Adler mit Blitzbündeln fliegt110. Der errungene Sieg wurde also auch hier eindeutig Leopold I. zugeschrieben. Anhaltspunkte für eine private Auftraggeberschaft liefert auch eine Auswurfmünze des Jahres 1699, die sich mit der Hochzeit Josephs I. befaßt und eine Widmungsschrift Leopold Josephs von Lamberg auf der Rückseite trägt" 1 . Leopold Joseph Graf Lamberg hatte bei der Hochzeit die Aufgabe übernommen, in Abwesenheit Josephs I. als Prokurator die Ehe einzugehen und ließ gemäß dem Widmungstext in Erinnerung an das Verlöbnis diese Münze schlagen" 2 . Auf dem Schaustück sind neben der Textinformation auf der Vorderseite vier bekrönte Herzen kreisförmig angeordnet, die für Leopold I. und seine Frau Eleonora sowie für das frisch vermählte Paar Joseph I. und Wilhelmine Amalie stehen. Darüber schwebt das Auge Gottes. Die Medaille hob damit einerseits die Mission Lambergs und sein Engagement für den Römischen König hervor und fungierte andererseits als Erinnerungsstück für das festliche Ereignis. Abgesehen von Einzelpersonen konnten Medaillen aber durchaus auch von anderen Trägerkreisen in Auftrag gegeben werden. Die Stadt Breslau gab ζ. B. 1700 eine Medaille heraus, die auf der Vorderseite die Stadt feierte und auf der Rückseite die kaiserliche Familie durch vier Kronen würdigte, die mit den entsprechenden Initialen Kaiser Leopolds, seines Sohnes Karl, Josephs I. und seines Sohnes Leopold gekennzeichnet waren113. Als Kunde eines für den freien Markt wirtschaftenden Unternehmers trat dagegen 1689 die Stadt Augsburg auf. Anläßlich der bevorstehenden Wahl Josephs I. überreichten die städtischen Obrigkeiten im September 1689 der Kaiserin Eleonora laut eines ausführlichen Festberichtes dreizehn Medaillen, die von dem in Augsburg ansässigen Medailleur Philipp Heinrich Müller stammten (Abb. 43 und 44)114. Es handelte sich dabei nicht um Schaustücke, die eigens für den Besuch bzw. die anstehenden Krönungen Josephs I. und Eleonoras konzipiert worden waren, sondern um Werke des Medailleurs aus den letzten 13 Jahren. Die kleine Sammlung gibt damit einen Überblick zu den Ereignissen, die Müller innerhalb dieser Zeitspanne als wichtig genug empfand, um sie durch Erinnerungsstücke zu würdigen. Familienfesten innerhalb der kaiserlichen Familie waren vier Medaillen gewidmet. Sowohl für die Hochzeit des Kaisers mit Eleonora 1676 als auch für die Geburten der Söhne Joseph 1678, Leopold 1682 und Karl 1685 entwickelte Müller Schaustücke (Abb. 43, Nr. I; Abb. 44, Nr. VIII, Χ, XI). Weitere sieben Medaillen der Sammlung befassen sich
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Eine weitere Variante dieser Medaille mit etwas geänderter Rückseite im K H M , Inv. Nr. 131981. Vgl. dazu die Abbildung bei Lanz 15, Nr. 341. Vgl. dazu Brockmann, D i e Medaillen der Weifen, Bd. 2, S. 64. Vgl. dazu die Abbildung bei Lanz 15, Nr. 266. Die Medaillen wurden abgebildet und kommentiert in der Festbeschreibung D a s Hochbeehrte Augspurg, Oder Wahrgründliche Vorstellung, 1690, S. 76-85.
334 mit den Türkenerfolgen des Kaisers. Der Entsatz von Wien wurde im Text als Ergebnis des einigen Vorgehens der Verbündeten gewertet, während bildlich Herkules beim Erschlagen des Höllenhundes Zerberus dargestellt wird (Abb. 43, Nr. VI). Auf die Eroberung Ofens hoben gleich zwei Medaillen ab, die in Anspielung auf den Begriff der Pforte einen christlichen Soldaten zeigen, der den osmanischen Hüter der Pforte niederschlägt (Abb. 43, Nr. IV). Quasi fortgesetzt wurde diese Szene durch eine weitere Medaille, bei der nun die vom Römischen Adler aufgeschlagene Pforte offensteht und den Blick auf Konstantinopel freigibt (Abb. 43, Nr. III). Weitere Ereignisse, denen Müller Medaillen gewidmet hat, sind die Schlacht von Mohacs 1687, die Schlacht von Esseck 1687 und die drei Siege des Jahres 1685, die gemeinsam auf einer Medaille gefeiert wurden. Neben den Türkenkriegsmedaillen waren der Sammlung noch zwei weitere interessante Schaustücke beigefügt. Ohne Datierung, und offensichtlich nicht an einem bestimmten Ereignis orientiert, erschien eine Medaille auf Kaiser Leopold I., die auf der Vorderseite ein Bild Leopolds zeigt, während auf der Rückseite ein gekrönter Adler zu sehen ist, der gemäß der Beschreibung des Festberichtes in die Sonne sihet und damit Ih. Kayserl. Majest. belobte Gottesfurcht vorbildet (Abb. 43, Nr. V)"5. Aus Anlaß der Eroberung Belgrads und der gerade erst vollstreckten Krönung Josephs I. zum Ungarischen König, bot die Sammlung außerdem eine Medaille, die gleich auf mehreren Ebenen Aussagen trifft (Abb. 43, Nr. II). Bereits besprochen wurde die Rückseite dieses Stückes, das Joseph I. auf einem Thron sitzend zeigt, während zu seinen Füßen Hungaria ihm huldigt. Die Stufen zum Thron hinauf sind dabei mit Angaben zu den Türkenerfolgen des Kaisers gekennzeichnet, so daß eine klare Verbindung zwischen der ungarischen Krönung Josephs und der Schutzfunktion des Hauses Habsburg für Ungarn gegen die Türken hergestellt werden kann. Die Vorderseite der Medaille zeigt dagegen Kaiser Leopold I., dessen Brustbild umgeben wird von einem Wappenkreis. Während normalerweise die Einigkeit zwischen Kaiser und Reich vor allem durch die Porträts der sieben Kurfürsten bzw. ihrer Wappen symbolisiert wurde, bot Müller in diesem Fall dem Betrachter die Wappen der zehn Reichskreise an. Von der Gesamtaussage her würdigte er damit die Verdienste der Kreise um das Reich und nahm möglicherweise sogar konkret Bezug auf die Leistungen des teilweise von den Reichskreisen mit gestellten Reichsheeres im Kampf gegen die Türken. Überblickt man die hier vorgestellte kleine Medaillensammlung, die der Kaiserin 1689 vom Rat der Stadt überreicht wurde, so erhält man einen zwar nicht vollständigen aber doch aufschlußreichen Eindruck von der Arbeit Müllers. Die von ihm für den freien Markt produzierten Medaillen widmeten sich vor allem dem Türkenkrieg sowie den Festlichkeiten innerhalb der kaiserlichen Familie, wobei nicht nur die Geburt des Thronfolgers Joseph, sondern auch die der kaiserlichen Prinzen Leopold und Karl offenbar als verkaufsträchtige Themen empfunden 115
Vgl. dazu Das Hoch-beehrte Augspurg, Oder Wahrgründliche Vorstellung, 1690, S. 82.
335 wurden. In ihren Aussagen griffen die Medaillen einerseits ohnehin zum Kaiser kursierende Bilder auf und betonten ζ. B. seine Frömmigkeit und Gottesfurcht oder stellten den Kampf gegen die Türken als rechtmäßigen Kampf der Christen gegen die Heiden dar116. Andererseits deuteten die Medaillen Müllers auch neue Aspekte an. So fällt ζ. B. die Darstellung Leopolds I. umgeben von den Wappen der Reichskreise etwas aus dem Rahmen, doch konnte auch eine solche Abbildung sich für das Image des Kaisers nur positiv auswirken. Philipp Heinrich Müller stellt nur ein Beispiel für einen Unternehmer dar, der Medaillen nicht nur im Auftrag produzierte, sondern auf eigene Initiative Erinnerungsstücke herstellte, die er dann auf dem freien Markt anbot. Dabei war nicht auszuschließen, daß wie im eben geschilderten Fall städtische Obrigkeiten oder sogar Herrscherhäuser zu seinen Kunden gehörten. Berücksichtigt man auf der anderen Seite jedoch die gerade zu den Türkenkriegen stark ansteigende Menge an Medaillen, so müssen auch private Käufer, die Schaustücke sammelten, verschenkten, als Schmuckstücke nutzten oder zur Erinnerung erstanden, immer mehr Bedeutung erlangt haben. Medailleure bzw. Stempelschneider arbeiteten damit nach den Bedürfnissen des Marktes und entschieden nach eigenem Erachten, welche Themen sie auf welche Weise berücksichtigen wollten, um dann die hergestellte Ware gewinnbringend auf Märkten und Messen einem interessierten Publikum anbieten zu können. Die zahlreichen Schaustücke, die den Kaiser lobend in den Vordergrund stellten, gingen demnach nur zu einem geringen Teil auf Initiativen des Hofes zurück. Bestätigt wird diese These durch ein Privilegansuchen des Medailleurs Johann Färber beim Wiener Hof aus dem Jahr 1699, das, ausgehend von einem Streit, den Färber mit dem Wiener Münzmeister Matthias Mittermair hatte, auch Informationen zu den Produktionsbedingungen und dem herrschenden Konkurrenzdruck innerhalb des Medaillengewerbes bietet117. Färber war demnach zunächst in Nürnberg als Medailleur tätig, doch zwangen ihn die äußeren Umstände zu einem Umzug nach Wien, da seine Konkurrenten Caspar Gottlieb Lauffer und Friedrich Kleinert sowie der Münzmeister von Nürnberg, Georg Friedrich Nürnberger, sein vom Hof 1687 erteiltes Privileg zur Schaumünzenherstellung mißachteten. Der Konflikt führte schließlich nach Angaben Färbers dazu, daß die Nürnberg. Verfolgungen mich veranlaßet, mein Bürger Recht zu Nürnberg auf zu gebenm. Es folgte ein Umzug nach Wien, wo sich Färber mit dem Stempelschneider Hans Georg Seidlitz Zusammenschloß, der ihm auch half, einen Sitz für seine Produktionsanlagen zu finden. Doch wurde Färber daraufhin von dem Münzmeister Mittermair ins Gefängnis geworfen, der davon ausging, daß dieser unerlaubter Weise 116 117
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Vgl. dazu die Medaille Nr. XII der Abb. 44. Vgl. dazu H H S t A Wien, Reichshofrat, Gewerbeprivilegien Fasz. 2, fol. 12-20. Vgl. zu dem Streit auch die Angaben bei Friedrich Lehne, Kaiserliche Schaumünzenprivilegien, in: Numismatische Zeitschrift 3 0 (1937), S. 93-98, hier S. 95-96. H H S t A Wien, Reichshofrat, Gewerbeprivilegien Fasz. 2, fol. 12-20.
336 die Herstellung von Medaillen betrieb. In dem Schreiben folgen eine Reihe von Argumenten Färbers, mit denen er hoffte, eine Bestätigung für sein bereits 1687 vom Hof erteiltes Privileg zu erhalten und die gleichzeitig dazu dienen sollten, die Akzeptanz für eine Produktion von Medaillen in Wien zu erhöhen. Seine Medaillenproduktion hatte demnach den Zweck gleichwie an andern hohen Potentaten Höfen, bey sich ereygneter extra ordinari begebenheiten zu geschehen pfleget, und bereits nun in die 12. Jahr von mir beschehen ist [...] die unter Eu. Kay. May. Regierung sich ereignende glor- und Gedächtnus würdigste Thaten und Begebenheiten, nachdem Exempel Unßer Vorfahren, auch bey der Posterität unsterblich zumachen™. Färber hebt also hervor, daß auch an anderen Höfen die Produktion von Erinnerungsstücken zu großen Ereignissen der Regierungszeit eines Potentaten üblich sei. Dabei ergänzt er diese Aussage um den Hinweis auf seine bereits zwölfjährige Tätigkeit auf diesem Sektor. Um auch die Notwendigkeit einer Herstellung von Schaumünzen in Wien zu beweisen, geht es im folgenden Teil von Färbers Schreiben um das bisherige Engagement des Münzmeisters Mittermair in diesem Bereich. Färber erklärt, daß weder der hiesige Münzmeister noch sein Eyßenschneider ehedeßen niemahln keine Schaupf. [Schaupfennige, J. S.] gemachet, sondern dieser lezter solche von Silber und Zinn von Nürnberg bringen laßen, und damit trafffiquiert120. Außerdem soll Mittermair erst neulich sich vernehmen laßen, daß Sie nicht mit den Schaumünzen umbgehen möchten, weil es viel Mühe und Zeit erforderte, und man in dem Münz Ambte nur aufgehalten würde121. In Wien scheinen demnach bis auf die vorhin genannten wenigen Türkenkriegsmedaillen Hofmanns keine Schaumünzen und -medaillen hergestellt worden zu sein, doch kaufte man offensichtlich Silber und Zinnstücke bei Nürnberger Unternehmen ein. Ein weiteres Argument Färbers, durch das er eine Genehmigung zur Arbeit in Wien erhalten will, bezieht sich auf die Einordnung des Stempelschneidens als freies Gewerbe, das ohne Einschränkungen seiner Ansicht nach überall betrieben werden darf. Er erklärt, daß die pregung der Schaupf. die Münzmeistere gar nichts angehe, sondern solche Arbeit denen Eyßenschneidern, als freyen Künstlern zu komme, wie Sie dann an andern Hohen Potentaten Höfen, ja sogar auch in Eu. Kay May. Erblanden, in der Statt Breßlaw, allwo drey Eyßenschneider [...] ohne Widerrede der Münzmeistere ihre erlernte Kunst mit Verfertigung GoldSilbern, und Kupfernen Schaupfenninge frey exerciren dörjfen122. Am Schluß seines Schreibens deklariert Färber seine Fabrik als sinnvolle Ergänzung zur offiziellen Münzprägestätte: [...] sondern es können vielmehr neben deren zu ausbreitung
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HHStA Wien, Reichshofrat, Gewerbeprivilegien Fasz. 2, fol. 12-20. HHStA Wien, Reichshofrat, Gewerbeprivilegien Fasz. 2, fol. 12-20. HHStA Wien, Reichshofrat, Gewerbeprivilegien Fasz. 2, fol. 12-20. Für die Richtigkeit der Behauptung Färbers, daß Mittermair arbeitsmäßig ohnehin überlastet war vgl. Eduard Holzmair, Studien zum Münzwesen Leopolds I., in: Numismatische Zeitschrift 29 (1936), S. 8285, hier S. 84-85. HHStA Wien, Reichshofrat, Gewerbeprivilegien Fasz. 2, fol. 12-20.
337 Eu. Kay. May. Ehre, inventirenden druckpf. auch die das Jahr hindurch für Ihro Kay. und Königl. May erfordernde Gnadenpfenninge ohne Verhinderung des Münz Ambts durch solch neben werck [Färbers Fabrik, J. S.] befördert werden113. Die möglichst rasche Arbeitserlaubnis versucht er unter Hinweis auf die bevorstehende Hochzeit Josephs I. zu erlangen und betont, daß er dazu gern einige Schau Münzen [...] zu aller unterthsten. Ehren auff mein Truckwerck verfertigen laßen möchte124. Färbers Ausführungen geben Einblicke in die Produktionsbedingungen auf dem Medaillensektor. Starker Konkurrenzdruck in Nürnberg veranlaßte ihn zum Wechsel nach Wien, doch galt nun sein für das Reich ausgestelltes Privileg nicht mehr. Seine Eingabe, die vor allem der Erweiterung seines vorhandenen Privilegs auf die kaiserlichen Erblande dienen sollte, enthüllt praktisch nebenbei, daß der Hof seinen Münzmeister in Wien keineswegs zu besonderen Aktivitäten bei der Herstellung von Schaustücken angehalten hatte. Ebenso scheint Wien wenig Einfluß auf die von freien Unternehmern zu einzelnen Ereignissen entwickelten Medaillenmotive genommen zu haben, denn Färbers Hinweis am Schluß seines Ansuchens zeigt, daß er die Schaumünzen zur Hochzeit Josephs I. plant, ohne vorher in irgendeiner Weise Rücksprache über die Gestaltung der Medaillen gehalten zu haben. Offen bleibt, ob der Wiener Hof bei den aus Nürnberg herbeigeschafften Schaumedaillen nur als Kunde auftrat und interessante Stücke aufkaufte oder ob er konkrete Aufträge mit Angaben zu den gewünschten Inhalten und Stückzahlen weiterleitete. Will man basierend auf den genannten Informationen die Frage beantworten, ob Medaillen gezielt als Propagandamedium vom Wiener Hof gefördert wurden, so muß die Antwort sicher verneint werden. Zwar gibt es Hinweise auf Aktivitäten Wiens auf diesem Sektor, doch haben die für den freien Markt arbeitenden Medailleure einen weitaus höheren Anteil an der positiven Darstellung des Kaisers durch dieses Medium125. Nicht alle Medaillen, die als propagandistisch zu wertende Aussagen transportierten, gehen also zwangsläufig auf den Wiener Hof zurück. Für die durchweg positive Bewertung des Kaisers auf den Medaillen müssen mehrere Faktoren verantwortlich gemacht werden. Zum einen erscheint es logisch, daß die großen Erfolge gegen die Türken Kritik erst gar nicht aufkommen ließen und innerreichische Probleme oder Mißerfolge gegen Frankreich damit nicht den Weg auf Medaillen und Schaustücke fanden. Zudem entsprach es sicher 123 124 125
H H S t A Wien, Reichshofrat, Gewerbeprivilegien Fasz. 2, fol. 12-20. H H S t A Wien, Reichshofrat, Gewerbeprivilegien Fasz. 2, fol. 12-20. Vgl. dazu auch die vergleichende Einschätzung Friedensburgs zu Ludwig XIV. bei Friedensburg, Die M ü n z e in der Kulturgeschichte, S. 198: „Arbeiten hier namentlich private Künstler in Nürnberg, Augsburg, Wien, Gotha und anderwärts im Interesse ihres Handels, oder allenfalls um hoher Rekommendation willen für die Verherrlichung des geradezu unwürdig umschmeichelten .großen' Leopold [...], so hat König Ludwig XIV. die Kunst auch hier in den offiziellen Dienst des Staates und seiner Person gestellt".
338 nicht der Erwartungshaltung eines Käufers, auf einem kostbaren Erinnerungsstück oder einem Geschenk einen Hinweis auf Mißerfolge des Reichsoberhauptes zu finden. Medaillen erfüllten bei den meisten Käufern eher den Zweck, einen Schlachtenerfolg oder ein freudiges Familienereignis zu feiern. Spott und Kritik erntete dabei nur der Gegner, während das Reichsoberhaupt und seine Familie zwangsläufig in einem positiven Licht erschienen. Die als freie Unternehmer arbeitenden Stempelschneider und Medailleure richteten sich also sowohl bei der Auswahl der Ereignisse, die sie bei ihren Schöpfungen berücksichtigten, als auch bei der Art der Darstellung nach den Käuferinteressen und feierten dementsprechend die Siege des Kaisers oder die familiären Festlichkeiten des Hauses Habsburg. Gleichzeitig waren aber, ähnlich wie ζ. B. bei den Produzenten von Einblattdrucken, auch für die Hersteller von Medaillen gewisse Rahmenbedingungen vorgegeben, die eine auffällige Kritik am Reichsoberhaupt nicht zugelassen hätten. Städtische Obrigkeiten waren darauf bedacht, daß die in ihrem Bereich niedergelassenen Unternehmen das Reichsoberhaupt zumindest nicht in negativer Weise darstellten. Außerdem hätte eine Spottmedaille auf den Kaiser möglicherweise potentielle Kunden des Unternehmens vom Kauf abgeschreckt. Daneben bemühten sich einige bekannte Medailleure häufiger auch beim Wiener Hof um ein Privileg für bestimmte Medaillenserien, um sich auf dem hart umkämpften Markt vor Plagiaten zu schützen126. Dafür war aber ein einwandfreier Ruf ihres Unternehmens Voraussetzung, so daß ein um seine Existenz besorgter Stempelschneider oder Medailleur sich zumindest mit Kritik am Reichsoberhaupt sicher zurückhielt. Die Rahmenbedingungen für die Medaillenherstellung ließen also nicht unbedingt eine negative Darstellung Leopolds I. und seiner Familie wahrscheinlich erscheinen. Umgekehrt weist aber die starke Berücksichtigung dynastischer Festlichkeiten bzw. die lobende Würdigung des Kaisers auf vielen Medaillen darauf hin, daß die Kunden gerade diese Themen auf den Schaustücken sehen wollten und spöttische oder kritische Kommentare zum Reichsoberhaupt ohnehin nicht der Erwartungshaltung entsprachen. Wer aber waren nun die Käufer von Medaillen bzw. wer wurde durch die imagewirksamen Botschaften dieses Mediums erreicht? Auszugehen ist von einer wohlhabenden Käuferschicht, die es sich leisten konnte, die oft aus Gold oder Silber gefertigten Stücke zu erwerben. Fürsten und Hofangehörige, aber auch das gehobene städtische Bürgertum kamen daher als potentielle Kunden der Medailleure in Frage. Dabei konnte der Zweck des erworbenen Schaustückes durchaus differieren. Während an Höfen ganze Medaillensammlungen angelegt wurden, bestand für einen Angehörigen der städtischen Oberschicht auch die Möglichkeit, eine einzelne Medaille ζ. B. als Schmuckstück zu erwerben. Preiswerter waren zudem Medaillen aus Zinn oder Bronze, da der Materialwert hier geringer war.
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Vgl. dazu auch die Angaben bei Lehne, Kaiserliche Schaumünzenprivilegien, S. 93-98.
339 Insgesamt läßt sich damit festhalten, daß Medaillen nicht nur als reines Propagandamedium der Herrschenden eingeordnet werden dürfen, sondern auch als Ware auf dem freien Markt ihre Funktion hatten. Die positive Darstellung des Reichsoberhauptes auf diesem Medium kann damit zumindest teilweise als freiwillige multiplizierende Imagepflege bezeichnet werden: Medailleure und Stempelschneider nahmen Erfolge gegen die Türken oder Familienfeste der Habsburger sowie die Krönungen Josephs I. zum Anlaß, um gewinnbringend erscheinende Erinnerungsstücke auf den Markt zu bringen. Die positive Darstellung des Reichsoberhauptes orientierte sich dabei offensichtlich zu einem großen Teil auch an den Käuferinteressen, denn sonst wären allein schon aus Profitgründen andere Motive oder ganz andere Ereignisse von den Unternehmen als Medaillenschöpfungen herausgegeben worden.
IV.3 Predigten In einer Zeit, in der einerseits nur ein geringer Teil der Bevölkerung lesen konnte und andererseits die Religion starken Einfluß auf alle Bereiche des alltäglichen Lebens nahm, kam den mündlichen Aussagen, die vor der versammelten Gemeinde in der Kirche getroffen wurden, eine besondere Bedeutung zu127. Die Predigt wird daher als eines der wichtigsten Kommunikationsmittel der Frühen Neuzeit verstanden, wobei insbesondere die seit der Reformationszeit zu beobachtende verstärkte Nutzung der deutschen Sprache dazu beitrug128. Als Informationsmedium erreichten Predigten nicht nur regelmäßig einen festen Kreis von Zuhörern, sondern sie waren gerade für die unteren Schichten „nach dem dürftigen Schulunterricht zeitlebens das einzige Bildungsmittel"129. Der Kanzelredner galt dabei vor allem in den ländlichen Gemeinden als glaubwürdige Autorität, so daß seinen Worten das entsprechende Gewicht beigemessen wurde. Für uns heute sind Details der Gottesdienste sowie der größte Teil der mündlich gehaltenen Predigten nicht mehr nachvollziehbar. Überliefert sind Predigten nur durch den Druck, während der genaue Ablauf des Gottesdienstes, Aussagen außerhalb der Predigten oder die einzelnen Gebete nur noch in Ausnahmefällen bekannt sind. Inwieweit der gesamte Gottesdienst aber von obrigkeitlichen Anordnungen bestimmt werden konnte, macht ein zeitgenössisches Beispiel aus den 127
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Vgl. dazu Mandlmayr/Vocelka, „Christliche Triumphfreude", S. 122. Allgemein zur Bedeutung der Kirche für das alltägliche Leben der Bevölkerung vgl. auch Urs Herzog, Geistliche Wohlredenheit. Die katholische Barockpredigt, München 1991, S. 17-18, S. 20-28. Vgl. zur Bedeutung der Prediger als „Medien" in der Reformationszeit Faulstich, Medien zwischen Herrschaft und Revolte, S. 144-149. Elfriede Moser Rath, Predigtmärlein der Barockzeit. Exempel, Sage, Schwank und Fabel in geistlichen Quellen des oberdeutschen Raumes, Berlin 1964, S. 14.
340 Herzogtümern Bremen und Verden deutlich, wo 1701 und 1702 Verordnungen zur Abhaltung von Dankgottesdiensten für errungene Erfolge des schwedischen Königs im Krieg gegen Rußland erschienen130. Am 15. Februar 1701 mußte ζ. B. in allen Kirchen der selbe Gottesdienst abgehalten werden, bei dem der genaue Ablauf sowie die zu verlesenden Gebettexte, bei denen auch dankende und lobende Erwähnungen des schwedischen Königs nicht fehlten, genau festgelegt waren. Der Gottesdienst gipfelte in einem von allen Kanzeln zu verlesenden 16seitigen offiziellen Bericht zur erfolgreichen Eroberung der Stadt Narva, wobei ausdrücklich die Rechtmäßigkeit des Krieges gegen Rußland hervorgehoben wurde. Die schwedischen Obrigkeiten nutzten damit zielgerichtet den Gottesdienst, um die Bevölkerung der erst nach dem Dreißigjährigen Krieg an Schweden übergegangenen Herzogtümer auf den neuen Landesherrn einzuschwören. Die Bedeutung der Kanzel und die Nutzung dieses Kommunikationsmittels durch die schwedische Regierung geht jedoch auch aus früheren Flugschriften hervor, die sich kritisch aus Sicht der Generalstaaten mit den Schweden auseinandersetzten und neben den öffentlichen Patenten auf die Kanzel als wichtiges Informationsmedium verwiesen: [...] ließ [Schweden, J. S.] deswegen Patenta an allen Orten in Städten und Dörffern anschlagen; ja von den Cantzeln allen Leuten vorpredigen, daß sie sich nicht fürchten, vielweniger mit ihren Mobilien wegflüchten, und ihr Vieh wegtreiben sollten131. Das schwedische Beispiel zeigt, welche weitreichenden Kommunikationsmöglichkeiten der Gottesdienst und die dabei abgehaltenen Predigten den Landesherren boten. Für Kaiser Leopold I. ließen sich allerdings keine Verordnungen nachweisen, die auf ähnliche Weise detailgenau und für ganze Landesgebiete einheitlich Inhalt und Ablauf von Gottesdiensten bestimmten. Für das Reich gilt zudem, daß die einzelnen Territorien sich vor allem nach den Landesherrn richteten und dementsprechend Verordnungen des Kaisers zu allgemeinen Gebeten oder gar zur 130
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Vgl. dazu Verordnung Wegen der Auff Ihrer Königlichen Majest. allergnädigsten Befehl, In Den Hertzogtühmern Bremen und Verden am 15. Februarii gegenwärtigen 1701. Jahrs anzustellenden Celebrirung eines solennen Danck-Fests Uber Den durch Gottes kräfftigsten Beystand wider den Czaar in Moscau bey Entsetzung der Stadt Narva verliehenen unvergleichlichen Sieg, Stade [1701] sowie Verordnung Wegen der Auf Ihrer Königl. Majest. Allergnädigsten Befehl, In Den Herzogtühmern Bremen und Verden am 30ten Novemb. nechtskünftigen Monaths gegenwärtigen 1702ten Jahrs anzustellenden Celebrirung eines Solennen DankFests Uber Den durch des Allerhöchsten kräftigen Beystand wider den König in Pohlen ohnweit Cliskow in klein Pohlen mit grossem Verlust und Niederlage der Feinde befochtenen herrlichen Sieg, Stade 1702. Manifest Oder Declaration Deß Krieges der Holländer, wider die Schweden. Wobey angefügt, aus deß Götter-Bothens Relation, Eines Melancholischen Meditation, Und Ein Gespräch Unterschiedener Personen, über den gefährlichen Einfall der Schweden in Pommern, und darauf folgende fröliche Post der Victoriae Seiner Churfürstlichen Durchleucht zu Brandenburg, wider die Schweden. Das Manifest ist gedruckt wie folget, Nach der Copie In s'Graven Hage By Jacob Sceltus, Ordinar-Drucker der Hochmög. Herren Staaten General der vereinigten Niederlanden, o. O. 1675, S. 7.
341 Verlesung bestimmter Texte von der Kanzel zumindest auf deren Genehmigung angewiesen waren. Damit aber bestanden für den Kaiser außerhalb seiner eigenen Landesgebiete nur eingeschränkte Möglichkeiten, einseitige Manipulationen durch Predigten oder vorbestimmte Gottesdienstabläufe durchzusetzen. Für die Stadt Wien und die unter der Landeshoheit Leopolds I. stehenden Gebiete sind zwar keine detaillierten Anweisungen zur Abhaltung des Gottesdienstes oder zur Berücksichtigung der kaiserlichen Familie durch Gebete oder ähnliches auffindbar gewesen, doch liefert auch die Regierungszeit des Kaisers Beispiele für die Nutzung der Kirche bzw. des Gottesdienstes und der Predigt als Kommunikationsmöglichkeit. Gleich auf mehreren Ebenen wirkte das regelmäßige Läuten der Kirchenglokken während der Türkenkriege. Dieses akustische Signal machte die Bevölkerung auf die heranrückende Gefahr aufmerksam und schwor sie auf den gemeinsamen Gegner ein. Gleichzeitig trug die regelmäßig erklingende Warnung dazu bei, die Zahlungsmoral im Hinblick auf die erhobenen Türkensteuem anzuheben. Nicht zuletzt riefen die Glocken aber auch zum Gebet auf und erinnerten die Bevölkerung immer aufs Neue daran, daß der übermächtig erscheinende Gegner durch ein sündenfreies Leben und regelmäßiges Beten bekämpft werden müsse. Verbunden mit dem Glockenläuten war es dementsprechend in der Stadt Wien in Zeiten großer Bedrohung Pflicht, auch außerhalb der Kirche sofort niederzuknien und dem Gebet nachzukommen 132 . Aufforderungen zum gemeinsamen Gebet und das Läuten der Kirchenglocken waren also gängige Möglichkeiten, um den gesamten Untertanenverband gerade im Zusammenhang mit der Türkengefahr auf ein scheinbar oder tatsächlich vorhandenes Bedrohungspotential aufmerksam zu machen, dadurch die Steuereinnahmen zu erhöhen und die Sozialdisziplinierung der Untertanen voranzutreiben. Doch gibt es auch Beispiele dafür, daß Leopold I. als Landesherr Einfluß auf die in der Kirche gehaltenen Predigten nahm. Bei der Ernennung des heiligen Joseph zum Landesheiligen und Schutzheiligen des Reiches erhielten die einzelnen Prediger zwar nicht, wie in dem schwedischen Beispiel, detaillierte Direktiven zum Abhalten der Gottesdienste und Predigten, doch mußten sie die Maßnahme des Kaisers entsprechend publik machen und würdigen. In Wien ordnete ζ. B. der Hof an, daß über eine Woche lang dem neuen Schutzheiligen durch Predigten gedacht werden sollte. Überliefert sind diese Predigten heute noch, da sie anschließend in den Druck gegeben wurden, um sie einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
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Vgl. zu diesem Brauch und zum öffentlichen Niederknien zum Gebet nach dem Glockenläuten in Zeiten der Türkenbedrohung Kretzenbacher, Fünf Prager deutsche „Siegespredigten", S. 285. Ausführliche Informationen zu den von Kaiser Leopold in Wien abgehaltenen 40stündigen Gebeten gegen die Türken sowie den öffentlichen Gebeten auch bei Emil Knappe, Die Geschichte der Türkenpredigt in Wien. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte einer Stadt während der Türkenzeit, Diss, masch. Wien 1949, S. 75-77.
342 Damit rückt aber gleichzeitig ein Grundproblem im Hinblick auf die im folgenden Teil der Arbeit durchgeführte Analyse von Predigten als Kommunikations- und Propagandamittel in den Mittelpunkt: Die heute noch vorhandenen durch den Druck überlieferten Predigten stellen nur einen Bruchteil der tatsächlich gehaltenen Predigten dar. Eine umfassende Einschätzung, welche Kommunikationsleistung durch dieses Medium vollbracht wurde und inwieweit es zur Verbreitung von werbenden Botschaften im Hinblick auf den Kaiser und sein Haus beitrug, ist damit nur in engen Grenzen möglich. Innerhalb der durch den Druck überlieferten Predigten sollen im Rahmen dieser Untersuchung zwei verschiedene Predigttypen berücksichtigt werden, die jeweils differenzierte Bewertungsmaßstäbe erfordern. Zum einen gab es Predigten, die aufgrund von festlichen Anlässen wie Familienfeierlichkeiten des Landesherren, besonderen Kriegserfolgen oder hohen kirchlichen Feiertagen gehalten wurden. Sie waren oft von vornherein für den Druck bestimmt, wobei der Verfasser sich durch die Präsentation eines gelungenen Werkes im Normalfall seinem Landesherrn oder den entsprechenden Obrigkeiten empfehlen wollte. Das Ergebnis dieser Bemühungen war in vielen Fällen ein panegyrisches Werk auf den Herrscher, das damit zur positiven Darstellung seiner Person in der Öffentlichkeit beitrug. Als Adressaten dieser Festpredigten kamen allerdings oft nicht alle Bevölkerungsschichten in Frage, sondern diese besonderen Predigten galten zumeist einem eigens aus diesem Anlaß versammelten Festpublikum. Auch der im Anschluß an die Predigten herausgegebene Druck wurde wiederum nur von den gebildeten Schichten gelesen und richtete sich nicht an das einfache Volk. Zudem sorgte allein schon die Tatsache, daß Festpredigten häufig nicht für den freien Markt gedacht waren, sondern an einen ausgewählten Personenkreis verschenkt wurden, für einen eingeschränkten Leserkreis133. Zum anderen sind Predigten heute in Predigtsammlungen überliefert, die nicht aus einem bestimmten aktuellen Anlaß heraus entstanden, sondern die dazu dienen sollten, anderen Predigern Anregungen, Hilfen oder konkrete Vorlagen für ihre eigenen sonntäglich zu haltenden Predigten zu geben134. Obwohl diese Sammlungen wahrscheinlich eher vom Stil und Inhalt her den gewöhnlich im Gottesdienst vorgetragenen Predigten entsprechen, muß auch hier berücksichtigt werden, daß sie häufig allein schon wegen der Drucklegung überarbeitet und verändert wurden. In der Regel waren Autoren bemüht, eine zeitlose Sammlung vorzulegen, so daß aktuelle Bezüge und Kommentare zu dem momentan regierenden Kaiser oft unterlassen wurden. Die Analyse von Predigtsammlungen bietet damit nur begrenzt Antworten auf die Frage, inwieweit der Kaiser im ganz normalen Alltag im Rahmen von Gottesdienst und Predigt Beachtung fand.
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Vgl. dazu Franz M. Eybl, Abraham a Sancta Clara. Vom Prediger zum Schriftsteller, Tübingen 1992 (Frühe Neuzeit 6), S. 178. Vgl. dazu Moser Rath, Predigtmärlein der Barockzeit, S. 6.
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IV. 3.1 Festpredigten Festpredigten, die Aussagen zu Kaiser Leopold I. trafen, entstanden vor allem anläßlich von Krönungen, Geburten, Hochzeiten oder Sterbefällen innerhalb seines Hauses. Außerdem nutzten viele Prediger große Siege gegen Frankreich und vor allem gegen die Türken, um sich auf positive Weise über das Reichsoberhaupt zu äußern. Aber auch das religiöse Regierungsprogramm der Habsburger gab die Möglichkeit, ζ. B. aus Anlaß der Einweihung der Dreifaltigkeitssäule in Wien135, im Zusammenhang mit der besonderen Marienverehrung des Hauses oder auch bei den üblichen Leopoldspredigten lobende Worte zum Kaiser in eine Predigt einzufügen136. Der Verfasser einer Festpredigt konnte dabei ganz unterschiedliche Intentionen im Hinblick auf den Zweck seines Werkes haben. Wurde eine Predigt vor dem Kaiser gehalten oder ihm in Druckform übergeben, war sicher die Hoffnung auf Gunstbezeugungen der Anlaß für die positive Darstellung des Herrschers. Während der Kaiser von dem darin geäußerten Lob zu seiner Person profitierte, konnte der Verfasser des Werkes auf finanzielle Vorteile oder andere Auszeichnungen hoffen. Das Abhängigkeitsverhältnis zwischen lobendem Autor und panegyrisch verehrtem Adressaten beruhte in diesem Fall auf Gegenseitigkeit. Doch konnten Festpredigten auch auf andere Hintergründe zurückgehen. Als anderes Extrem wäre ζ. B. Begeisterung für das Reichsoberhaupt und sein Haus zu nennen, die einen Prediger nach einem großen Sieg oder einer dynastischen Festlichkeit veranlassen konnte, den Kaiser in den Mittelpunkt seiner Predigt zu stellen. Eine solche Intention bei der Abhaltung oder Drucklegung einer Predigt ist jedoch nur schwer nachweisbar. Häufiger können dagegen städtische Obrigkeiten oder kirchliche Institutionen für die Abhaltung von Festpredigten und den anschließenden Druck verantwortlich gemacht werden, die damit ein besonderes Ereignis auf diese Weise entsprechend zu würdigen suchten.
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Vgl. dazu ζ. B. Ignatius Kriechbaum, Lapis Iacob oder Stainenes Danck- und Denckzeichen zu Ehren Der hochheiligst-unzertheilten Dreyeinigkeit [...] B e y herrlich-angestelter Dedication oder Einweyhung gemelter Bild-Saul, vorgetragen, Wien [1692], in: Beschreibung deß, Zu Ehren der Allerheiligisten Dreyfaltigkeit allhie auff dem Graben auffgerichten dreyeckichten weissen Marmorsteinenen Pyramidis sambt der zu Zeit der Einweyhung allda gehaltener Lob-Predig, Wien o. J. In den Leopoldspredigten, die den 1485 heiliggesprochenen Markgrafen Leopold III. feierten, wurde häufig aufgrund der Namensgleichheit auf Leopold I. B e z u g g e n o m m e n . Vgl. dazu Maria Kastl, D a s Schriftwort in Leopoldspredigten des 17. und 18. Jahrhunderts. Untersuchungen zur Heiligenpredigt als lobender und beratschlagender Rede, Wien 1988. Beispiele zu Leopoldspredigten bei Werner Welzig (Hrsg.), Lobrede. Katalog deutschsprachiger Heiligenpredigten in Einzeldrucken aus den Beständen der Stiftsbibliothek Klosterneuburg, Wien 1989 (Österreichische Akademie der Wissenschaften 518). Allgemein zu den üblichen Predigtanlässen vgl. auch Herzog, Geistliche Wohlredenheit, S. 18-19.
344 Befaßt man sich im einzelnen mit den im näheren Umkreis des Hofes entstandenen Festpredigten, so lohnt ein Blick auf die Person Abrahams a Sancta Clara, der zu einem der populärsten Prediger seiner Zeit wurde. Bei ihm läßt sich zu Beginn seiner Karriere das klassische Bemühen erkennen, durch die Überreichung gedruckter Predigten an den Kaiser Gunstbeweise und besondere Auszeichnungen zu erlangen. 1675 und 1677 übergab er Leopold I. direkt in der Augustinerkirche die beiden Werke „Paradeis-Blum" und „Prophetischer Willkomb"137. Die Predigt von 1675 erschien dabei nur im Druck, ohne jemals von Abraham a Sancta Clara auf der Kanzel gehalten worden zu sein. Thematisch beschäftigte sie sich mit dem von Leopold I. 1675 zum neuen Landespatron erhobenen heiligen Joseph, der von Abraham als bedeutendster Heiliger der Kirche gewürdigt wurde. Eng verknüpft mit dieser oberflächlichen Aussageebene lieferte er jedoch gleichzeitig deutliche Anspielungen auf das Haus Habsburg und nutzte dabei Stichwörter und Argumente aus dem klassischen Repertoire zur positiven Darstellung des Kaisers. Erwähnung fand ζ. B. die Bedeutung der Habsburger für die Türkenabwehr oder auch das Regierungsmotto Karls V., ,Plus ultra'. Die Sorgen und Nöte des Kaisers im Hinblick auf die auch 1677 immer noch nicht gelöste Nachfolgefrage, rückte die anläßlich der Hochzeit Leopolds mit Eleonora Magdalena überreichte Predigt „Prophetischer Willkomb" in den Mittelpunkt138. Eybl betont in seiner Studie zu Abraham a Sancta Clara, daß dessen offensichtlich 1677 erfolgte Ernennung zum Hofprediger vor allem mit diesem besonderen Engagement in der Sukzessionsproblematik zusammenhing: „Abrahams Predigten tragen dem Rechnung, er schließt nicht nur die Bitte um einen Erben in viele seiner Predigten ein, er betreut auch eine eigene Leopoldibruderschaft, die in der Kirche Maria am Gestade um kaiserliche Nachkommen betet"139. Auffällig ist bei Abraham a Sancta Clara, daß er nach Erreichen der renommierten Stellung als Hofprediger keine ausdrücklichen Lobpredigten auf das Herrscherhaus mehr hielt. Trotzdem finden sich für die nächsten Jahrzehnte bei ihm zumindest Predigten, die das religiöse Regierungsprogramm der Habsburger unterstützten. 1698 hob er ζ. B. die Verbindung zwischen Marienverehrung und Türkensieg in der Predigt „Aller Freud, und Fried, Fried und Freud, So wohl bey denen Lebendigen, als Abgestorbenen [...]" hervor,
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Abraham a Sancta Clara, Neuerwöhlte Paradeis-Blum, Von dem Allerdurchleuchtigsten ErtzHaus, Oesterreich, und dessen allgehörigen Erb-Cronen [...], Wien 1675. Abraham a Sancta Clara, Prophetischer Willkomm, Das ist: Ein Weissagung von Glück ohne Tück Der dritten Kayserl. Vermählung Leopoldi Mit Eleonora Magdalena Theresia, [...] So in einer Predig in dem Höchen Passauer Stifft in Wienn, Maria Stiegen genandt, Zu Ehren des Oesterreichischen Schutz-Herrn Leopoldi [...] gehalten den 14. Decemb. an welchen Tag obbesagtes Kayserliches Beylagers-Fest zu Passau Hochfeyerlich vollzogen, Nun mehr aber in Druck verfertiget, Und in dem Prächtigen wie auch Freuden-Vollen Einzug nacher dero Kayserlichen Residentz Statt Beeden Mayestätten unterthänigst praesentiret worden, Durch den Ehrwürdigen Pr. Fr. Abrahamum a S. Clara, Wien 1677. Vgl. dazu Eybl, Abraham a Sancta Clara, S. 49.
345 die anläßlich einer Prozession gehalten wurde140. Genauso gedachte er aber immer wieder auch der von den Habsburgern besonders verehrten Heiligen oder der Dreifaltigkeit. Während Abraham a Sancta Clara zu Beginn seiner Karriere zielstrebig durch Lobpredigten auf den Kaiser sein Renommee zu steigern suchte, folgten ζ. Β. die sechzehn Kanzelredner, die im Stephansdom acht Tage lang im Jahr 1675 vorund nachmittags Lobpredigten auf den heiligen Joseph hielten, mehr oder weniger einer Anordnung des Kaisers. Dieser hatte im selben Jahr Joseph zum Schutzpatron des Landes ausgerufen, was nicht nur für die Wiener Prediger bedeutete, daß der neue Schutzheilige der Bevölkerung über die Kanzel näher gebracht werden mußte. Die aus diesem Anlaß im Stephansdom gehaltenen Predigten zeigen auf, wie unterschiedlich der Kaiser und sein Haus im Rahmen der einzelnen Reden gewürdigt werden konnte141. Einige Predigten konzentrierten sich inhaltlich ausschließlich auf den neuen Landesheiligen und schlossen oft erst am Schluß einen allgemeinen Segenswunsch für Leopold I. und seine Familie an, wobei das zu diesem Zeitpunkt noch nicht gelöste Nachfolgeproblem oft im Mittelpunkt der Wünsche stand142. Andere Reden lieferten zumindest in einzelnen längeren Passagen deutliche Bezüge auf den Herrscher und sein Haus. Gelobt wurde dort ζ. B. ausführlich die Entscheidung des Kaisers, Joseph zum Landesheiligen zu erwählen143. Bezüge wurden aber auch durch klassische Codewörter und -bilder hergestellt. Der Adler144, die Buchstabenfolge .A.E.I.O.V' 145 , die Sonne146 oder die österreichischen Wappenfarben 147 dienten als Hilfsmittel, um das Herrscherhaus in den Blick zu rücken. Schließlich gab es einzelne Prediger, die sich in ihren Reden fast ausschließlich auf den Kaiser und sein Haus konzentrierten. In der 7. Predigt stellte der Kanzelredner ζ. B. bei dem Versuch, die Gründe für die Wahl des heiligen Joseph zum Schutzpatron zu erörtern, deutliche Zeitbezüge her. Leopold wird, ausgehend von seinem Namen, als Löwe bezeichnet, der in seiner bisherigen Regierungszeit ne140
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Vgl. dazu Abraham a Sancta Clara, Aller Freud, und Fried, Fried und Freud, S o wohl bey denen Lebendigen, als Abgestorbenen, ist Ursach Maria, Wohin schon längst gezielt Augustinus Der grosse Kirchen-Lehrer mit seinem Gebet, o. O. 1698. Vgl. dazu Lob- und Sinnreiche Ehren-Predigen, V o n dem Hochheiligen Joseph, Pfleg- und Nehr-Vatter Jesu Christi, W i e auch Jungfräulichen Gespons der allerseeligist-unbefleckten Himmels-Kayserin Mariae. W e l c h e auß eiffrigist-tragender Andacht Ihro Römis. Kayserl. Majestett Leopoldi I. In Erkiesung dessen zu einem allgemeinen Schutz-Patron über Dero Erb-Königreich und Provincien, Durch eine gantze Octav In der hochlöblichen ThumbKirchen bey S. Stephan zu Wien, einer Volckreichen M e n g e täglich zweymal aufferbauhlichiste vorgetragen worden, im Monath May, 1675, Wien 1676. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
dazu dazu dazu dazu dazu dazu
ζ. Β Lob- und Sinnreiche Ehren-Predigen, S. 53. ζ. B. Lob- und Sinnreiche Ehren-Predigen, S. 172, S. 192, S. 52, S. 78-79. Lob- und Sinnreiche Ehren-Predigen, S. 172, S. 14. ζ. B. Lob- und Sinnreiche Ehren-Predigen, S. 172, S. 93-94. Lob- und Sinnreiche Ehren-Predigen, S. 173. Lob- und Sinnreiche Ehren-Predigen, S. 192, S. 2 3 4 und 236.
346 ben dem Heiligen Römischen Reich auch Dänemark und Polen vor herannahenden Feinden gerettet habe. Außerdem werden ihm ausdrücklich seine Verdienste um die katholische Konfession angerechnet: Wo war der Catholische alleinseeligmachende Glauben, wann dieser unser Low nicht vor der Kirchen läge, und mit den Strahlen seiner Augen das Übel abwendete, ruft in diesem Zusammenhang der Kanzelredner aus148. Zuversicht äußert der Prediger schließlich auch im Hinblick auf den Krieg mit Frankreich und nimmt eine deutlich patriotische Haltung ein: Ich bin ein Teutscher, also rede ich nach meiner Sprach, unser Low furcht nicht den Haan, er mag krähen wie lang er will, erklärt er unter Verwendung der gängigen Tiersymbolik für Frankreich149. Klare Aussagen traf auch der Prediger Tobias Eckhardt in seiner Rede, die ebenfalls die Macht des Hauses Habsburg zum Thema hat. Sie enthält u. a. eine ausführliche Interpretation der Lehre von den vier Weltreichen und eine Theorie zur Abstammung der Habsburger. Das Heilige Römische Reich sieht Eckhardt dabei gemäß den gängigen Lehren seiner Zeit als die vierte Monarchie an und liefert gleich den Grund dafür: [...] dann kein Reich in der Welt, ist diesem [dem Heiligen Römischen Reich, J. S.] an Würden, Macht, und Majestät gleich150. Daraus ergibt sich für ihn im Hinblick auf die Person Leopolds eine klare Schlußfolgerung: Und unser Römischer Teutscher Kayser Leopold ist der höchste Monarch der Welt151. Als großes Verdienst des Hauses Habsburg wird einmal mehr die Türkenabwehr hervorgehoben. Am Schluß der Predigt erhofft sich Eckhardt von der Wahl des heiligen Joseph zum Schirmherr des Landes eine Stärkung des Kaisers gegen seine Feinde152. Allein die sechzehn Predigten für den neuen Schutzheiligen zeigen damit auf, wie vielfältig dem Kaiser anläßlich von besonderen Festlichkeiten gedacht werden konnte. Offensichtlich lag es im Ermessen der einzelnen Kanzelredner, wieviel Raum sie dem Lob seiner Person beimaßen, denn es finden sich durchaus Predigten, die gar nicht oder nur am Schluß in wenigen Sätzen auf den Herrscher einge-
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Vgl. dazu Lob- und Sinnreiche Ehren-Predigen, S. 80. Vgl. dazu Lob- und Sinnreiche Ehren-Predigen, S. 80. In ähnlichem Tonfall ζ. B. auch eine Predigt zur Verehrung der Heiligen Dreifaltigkeit 1682, die deutlich Bezug auf den Kaiser nimmt. Vgl. dazu Adalbertus Olitorius von Großwytz, Deus unus et trinus. Der Dreyfach Persohnierte Ein Einiger Gott Vorgestellt Mit Dreyfachen Herrlichkeiten Der Großmächtigkeit, Barmhertzigkeit und Lieb, Absonderlich gegen der Statt Wien. An dem Fest-Tag der Unzertheilten Allerheiligsten Dreyfaltigkeit zu Wienn in Oesterreich in dessen uhralten und deroselben Ersten alldorten auffgerichten Kays. Capelln auff den Alten Kienmarckt, Wien 1682. Dort heißt es auf S. 49 unter Nutzung der Tiersymbole Löwe und Adler für den Kaiser und Hahn für Frankreich: Wird also gewiß nit der Hahn unsern Löwen nit zitteren machen [...] Lasse den verwegnen Hahn sich nit schwingen über den Adler. Kein Hahn gehört nit Empor in die Höhe der zu Sonnen, nur der Adler. Stutze den übermütigen Hahn. Vgl. dazu Lob- und Sinnreiche Ehren-Predigen, S. 100. Vgl. dazu Lob- und Sinnreiche Ehren-Predigen, S. 100. Vgl. dazu Lob- und Sinnreiche Ehren-Predigen, S. 108.
347 hen153. Gleichzeitig machen die Reden aber auch deutlich, daß die Prediger die traditionell im Zusammenhang mit dem Lob des Hauses Habsburg auftauchenden Topoi intensiv nutzten und keine neuen Elemente entwickelten. Erschienen sind die Predigten auf den heiligen Joseph anscheinend nicht auf Initiative einzelner Orden oder beteiligter Kanzelredner, sondern der Buchbinder Johann Conrad Ludwig widmete laut seiner Vorrede die Predigten dem Kaiser. Dabei profitierten beide Seiten von diesem Arrangement: Durch das Engagement Ludwigs erweiterte sich einerseits der Rezipientenkreis für die Lobpredigten und andererseits konnte sich Ludwig dem Kaiser positiv in Erinnerung bringen. Gleichzeitig weist das ihm erteilte Privileg darauf hin, daß der Buchbinder sich auch finanzielle Gewinne von der Veröffentlichung der Predigten erhoffte, da er sich vor Nachdrucken durch andere Konkurrenten schützen ließ. Während im eben dargestellten Fall die Initiative für das Abhalten von Festpredigten vom Kaiser selbst ausging, der durch die Wahl eines neuen Schutzheiligen den Predigern Handlungsbedarf auferlegte, zeigen weitere Beispiele, daß auch andere übergeordnete Instanzen das Engagement von Predigern bei bestimmten Festlichkeiten wünschten154. 1678 wurde ζ. B. in der Reichsstadt Augsburg veranlaßt, daß in allen Kirchen der Geburt Josephs I. durch entsprechende Festpredig-
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Im Normalfall wurde allerdings dem Kaiser in Predigtsammlungen, die aus Anlaß der Verehrung eines Heiligen oder eines bestimmten Heiligtums erschienen, höchstens durch allgemeine Segenswünsche am Schluß der Predigten gedacht. Vgl. dazu ζ. B . die Predigtsammlung Neu-Erweckter Andachts-Eyffer, Das ist: Hoch-Feyr und Freudenreiches Ehren-Fest, Welches Bey jüngst-geschehener solenner Erheb- und Beysetzung der fünff Glorwürdigen, Hochheiligen Leichnamb, Und der vier Augspurgischen Bischöffen Wicterpi, Thossonis, Nidgarii, Und Adalberonis, Wie auch der heiligen Martyrin Dignae. Mit ungemeinem KirchenGepräng den 12. Octobris dises zu End lauffenden Jahrs angestellt, und mit 8. Tägiger Andacht [...] allhier continuirt, Augsburg 1699 sowie die Sammlung Iubilaeum VindelicoEucharisticum, Oder Glücklich und Herrlich vollbrachtes Jubel-Fest Zu schuldigsten Ehren unnd danckbarlicher Gedächtnuß deß allberait 5 0 0 . Jahr in deß Heil. Rom. Reichs Statt Augspurg Hochlöbl. Gottshauß und Pfarr-Kirchen zum H. Creutz würdiglich verehrten, und in Blutrother Fleisch-Gestalt annoch sichtbarlichen Wunderbahrlichen und Wunderthätigen H. Sacraments, Durch ein gantze Hochfeyrliche Octav von dem 10. May dises lauffenden 1699. Jahrs biß auff den 17. Inclusive [...] gehalten [...] Nunmehr [...] außführlich beschriben, und mit sambt denen damahls vor ansehlichem und ungemein Volckreichen Auditorio von Hoch- und Wohl-Ehrwürdigen unterschidlichen Standts. und Ordens-Predigeren Ruhmwürdigist abgelegten Zehen Lob- und Ehren-Predigen, München 1699, S. 2 5 8 - 2 5 9 .
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Vgl. dazu vor allem die Formulierungen im Titel von Predigten. 1678 weist ζ. B . die Predigt von Georg Philipp Ris auf eine obrigkeitliche Verordnung hin: Georg Philipp Ris, Gott Lobopfernde Dancksagung [...] Durch die Glückseligste Geburt deß Durchleuchtigsten Fürsten und Herrn Herrn Josephi [...] allergnädigst erfreuet, In deß H. Reichs Löbl. Stadt Augspurg bey grosser Versamblung in der Neu-erbauten Kirchen A. C. zum H. Creutz auf Obrigkeitliche Verordnung den 21. Tag Augusti mit vollen Freuden abgelegt, Augsburg 1678. Weitere Beispiele nennt Sabine Doering-Manteuffel, „Da sehet Ihr, welchen der H E R R erwählet hat!" Religionspolitik im Spiegel von Dank- und Trauerpredigten über das Haus Habsburg, in: Anselm Doering-Manteuffel, Kurt Nowak (Hrsg.), Religionspolitik in Deutschland. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, Stuttgart 1999, S. 75-87, hier S. 77.
348 ten gedacht werden sollte155. Dieser Aufforderung kamen die Kirchen beiderlei Konfessionen nach und gaben die verschiedenen Predigten auch teilweise später im Druck heraus. Dabei findet sich fast der gesamte bekannte Kanon zur Herrscherverehrung in den Festpredigten wieder. Verweise auf die lange Ahnenreihe der Habsburger, den Übergang der Herrschertugenden des Hauses auch auf den neugeborenen Prinzen sowie Hinweise auf die besondere Frömmigkeit der Habsburger fehlen in fast keiner der gehaltenen Reden. Doch versuchen die verschiedenen Prediger, in ihren Werken ihr Lob auf das Herrscherhaus auch mit theologischen Botschaften zu verknüpfen. Besonders oft wurde dabei im Zusammenhang mit Leopold I. auf die von seinem Haus und von ihm selbst erlittenen Unglücksfälle hingewiesen, die als Prüfungen Gottes interpretiert wurden. Der Kaiser erträgt jedoch die von Gott gesandten Leiden und hält standhaft an seinem Glauben fest: Freylich weißt Leopoldus, was Oesterreich für ein Testeram hat! nemblich: leyden und verfolgt werden, und mit Christlich Heldenmütiger Standhajftigkeit überstehen, erklärt ζ. B. der Jesuit Georg Haidlberger in seiner im Augsburger Dom gehaltenen Festpredigt156. Diese Aussage verweist einerseits auf die Tradition, die schweren Schicksalsschläge für das Haus Habsburg als Bestimmung zu verstehen, wobei häufig in diesem Zusammenhang vergleichend auf die Leiden Jesu Christi abgehoben wurde157. Andererseits hob Haidlberger jedoch auch das vorbildhafte Verhalten des Kaisers als positives Exempel hervor: Ausdauer im Glauben trotz vielfältiger Prüfungen führe schließlich doch zur Auszeichnung durch Gott. In diesem Sinn wurde daher auch die Geburt des Thronfolgers als Belohnung Gottes für den treuen Glauben des Kaisers gewertet. Die häufig vermittelte Grundbotschaft eines trotz mannigfaltiger Prüfungen standhaft gläubigen Kaisers fand jedoch nicht nur Aufnahme in Predigten zur Geburt Josephs I., sondern konnte durchaus auch bei kriegerischen Erfolgen des Reichsoberhauptes Anwendung finden158. In einer Dankpredigt des Pfarrers Benjamin Gerlach, die in Anwesenheit der Landstände der Fürstentümer Schweidnitz und Jauer stattfand, wurde ζ. B. ein nicht näher bezeichneter Sieg gegen Frank155
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Daß tatsächlich in allen Kirchen das Ereignis gebührend begangen wurde, macht ein Festbericht zu dem Ereignis deutlich. Vgl. dazu Kurtzer Entwurff, Der auf die höchst-erwünschte Geburt deß Kayserl. Prinzen Josephi zu Augspurg angestelten Festivitaet den 11. 21. Aug. 1678, o. O. [1678]. Demnach wurden in allen katholischen und evangelischen Kirchen Dankund Glückwunschpredigten gehalten. Georg Haidlberger, Genethlion Austriacum Das ist Oesterreichische Jubel- Lob- und EhrenPredig, zu Underthänigsten Ehren, deß Durchleuchtigsten jüngsthin, den 26. Tag Julii lauffenden 1678 Jahrs Der Welt hoch erfrewlich Gebornen Oesterreichischen Erb- und ErtzPrintzen Josephi, Jacobi, Ignatii, Joannis, Antonii, Eustachii, Wie auch deß gantzen Hochloblichsten Durchleuchtigsten Hauses Oesterreich In beyseyn einer ansehenlichen Volck-Mänge, den 21. Augusti (war der zwölffte Sonntag nach Pfingsten) In deß Heiligen Römischen Reichs-Statt Augspurg Hohen Dom-Stiffts-Kirchen vorgetragen, Augsburg 1678, fol. C4v. Vgl. zur der von den habsburgischen Kaisern eingenommenen Rolle als Stellvertreter Christi auch Matsche, Kunst im Dienst der Staatsidee, Bd. 1, S. 108-112 und S. 126-127. Vgl. dazu Kretzenbacher, Fünf Prager deutsche „Siegespredigten", S. 284-285.
349 reich aus dem Jahr 1675 gefeiert159. Die Festpredigt ging laut Titel der Predigt auf eine obrigkeitliche Anordnung zurück. Gerlach betont darin u. a. die besondere Bedrängnis, in der sich der Kaiser befand: Unser Allergnädigster Kayser hatte einen grausamen Feind, der seinem bösen Willen keine Gräntzen setzen lassen wollte160. In einem Gebetsaufruf charakterisiert er dementsprechend Leopold I. als Herrscher, der mit viel Sorgen, Gram, und Bekümmerniiß [...] abgekräfftiget wird161. Doch die Unterstützung Gottes läßt ihn im Kampf gegen Frankreich bestehen: Aber Gott hat dieses Los verkehrt und den Kaiser unterstützt. Gott hat durch die heldenhaften Soldaten u. den Kaiser den Sieg gebrachtl62. Damit wurde Leopold I. ähnlich wie in Flugschriften, Liedern oder auch Einblattdrucken in dieser Festpredigt als von Gott ausgezeichneter Monarch dargestellt, der zur Erringung großer Siege beiträgt. Noch stärker sahen allerdings Prediger während der Türkenkriege der achtziger Jahre den Kaiser als wichtige Waffe im Kampf gegen den andersgläubigen Gegner an. In diesem Sinn verglich ζ. B. Johann Conrad Barth in seiner Predigt zum Sieg von Ofen den Kaiser mit David und zog daraus den Analogieschluß: Gott beweiset groß Heil seinem Könige, und thut wol seinem Gesalbten David, das ist, seinem Liebhold, Leopold161. In der Hoffnung auf weitere Siege wurde der Kaiser schließlich als Werkzeug Gottes im Kampf gegen den großen Gegner der Christenheit verstanden: [...] so laß Er nun Leopoldum, seinen geheiligten Werckzeug seyn wider die Tiircken, daß unter Ihm sein Schifflein, die Christenheit wieder eine Stille hab [...]164. Festpredigten zu Türkenkriegserfolgen hatten für den Kaiser eine überaus positive Wirkung auf sein Image. Die errungenen Siege galten als göttliche Bestätigung der Herrschaft Leopolds I. Gleichzeitig suggerierten die Prediger ihren Zuhörern mit dieser Sichtweise aber auch, daß einzig und allein der Kaiser, da er in besonderer Weise die Unterstützung Gottes erfuhr, für die Erfolge verantwortlich war und, daß nur mit ihm weitere Triumphe möglich sein würden. Diese Interpre-
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Zumindest der Druck der Predigt geht auch hier auf eine obrigkeitliche Anordnung zurück. Vgl. dazu den Titel der Predigt: Benjamin Gerlach, Danck-Predigt, Wegen Dero Rom. Kayserl. auch zu Hungam und Bohaim Königlichen Majestät, Und Dero Vereinigten Wider Se. Majest. den König von Franckreich durch die Gnade Gottes erhaltenen herrlichen Sieges [...] In Gegenwart der Löblichen Evangelischen Herren Landes Officirer und Land-Stände, beyder Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer, und Der gantzen Evangelischen Gemeine vom Lande und Stadt, [...] geprediget, Und Auf gedachter Herren Landes Officirer Anordnen zum Druck gegeben, Breslau [1675], Gerlach, Danck-Predigt, fol. C3. Gerlach, Danck-Predigt, fol. C4. Gerlach, Danck-Predigt, fol. C3v. Vgl. dazu Johann Conrad Barth, Buda recepta, labarum anicianum: Das wieder-eroberte Ofen Zu einem unüberwindlichen Panfer [!], In der Königlichen Frey-Stadt Oedenburg, In NiederUngarn, bey dem Evangelischen Bet-Haus aufgerichtet Durch Johann Conrad Barth, Predigern daselbst, Regensburg 1686, hier S. 82. Barth, Buda recepta, S. 117-118. Vgl. dazu auch Mandlmayr, Vocelka, „Christliche Triumphfreude", S. 120 sowie S. 124-126.
350 tationslinie findet sich zwar nicht nur in den Predigten sondern auch in anderen Medien wieder, doch kommt sicher der Kirche, und hier den Predigern, eine besondere Rolle bei der Verbreitung dieser Sichtweise der Türkensiege zu. Die Kirche trug damit in starkem Maße zur Herrschaftsstabilisierung bei und erwies durch diese Argumentation dem Kaiser und seinem Haus kaum zu unterschätzende Dienste165. Einen etwas anderen Charakter als die Türkenkriegspredigten trugen die anläßlich des Todes Leopolds I. 1705 gedruckten Kanzelreden. Sie erschienen in kaum überschaubarer Fülle und zeigen, daß dem Kaiser vor allem in den südlichen Teilen des Reiches durch dieses Medium gedacht wurde. Ausdrücklich verweist Joseph Spindler in seiner Predigt zu Kaiser Leopolds Tod auf den Erinnerungscharakter der Reden: Weiß zwar wohl, schon an mehrer Orthen haben mehrer berümbtiste Prediger Leopoldi Lob-sammiste Lebens-Thatten theils mit Worten, theils in Druck verfasset [...]166. Die Predigten erfüllten gleich mehrere Funktionen: Sie würdigten zum einen die Verdienste des verstorbenen Herrschers und trugen damit als eine Art .gedruckte Leistungsnachweise' dazu bei, der Nachwelt Größe und Bedeutung des Verstorbenen vor Augen zu führen167. Neben dieser memorialen Funktion hatten die Predigten aber auch einen aktuellen politischen Hintergrund. Mit ihrer Hilfe stimmten die Kanzelredner die Gemeinde auf den neuen Kaiser ein, dessen Nachfolge als von Gott gewollter und einzig möglicher Schritt gepriesen wurde. Der neue Kaiser besaß dabei die Tugenden des Verstorbenen; als Sohn Leopolds I. setzt er nahtlos dessen erfolgreiche Regierungszeit fort168. Den Zuhörern der Trauerpredigten wurde auf diese Weise in der Phase des Regierungswechsels das Gefühl von Sicherheit und Kontinuität vermittelt, so daß 165 166
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Vgl. dazu Doering-Manteuffel, Religionspolitik, S. 86-87. Joseph Spindler, Betrübtes Liebs-Andencken Dero Von Gott, und denen Menschen allzeit Beliebten Weyland Rom. Käys. Majestät Leopoldi I. etc. etc., Grätz 1705, fol. A3. Vgl. dazu beispielhaft die Predigten von Hermann, Die Krafft des Gläubigen Gebeths, 1705; Caspar Neumann, Leben und Tod Des Gesalbten des Herrn: Und hernach, Unser Gebeth über alle beydes: Bey beschehenem tödlichen Hintritt, Des Allerdurchlauchtigsten [...] Leopoldi [...] Am Tage der öffentlichen Trauer, War der Sonntag Rogate, Den 17. May des 1705ten Jahres Bey der Kirche zu St. Elisabeth in Breßlau, Aus aller-unterthänigster Devotion fürgetragen, Breslau [1705]; Daniel Schönauer, Leich-Seeliges Te Deum laudamus, Das ist: Leopoldus Gott gedanckter Todt; Bey denen, Weyland in Gott Seeligst abgeleibten Allerdurchläuchtigst-großmächtigst-und Unüberwindlichsten, Christ-mildester Gedächtnuß Römischen Käysers Leopoldi I., Wien [1705]; Ignatius Reiffenstuell, Wunder-voller Adlers-Flug Zur Göttlichen Sonne in Himmel. Das ist Glor-würdigiste Lob-Ehren- und Groß-Thaten Weylands Leopoldi Diß Nahmens des Ersten, Wien 1705. Vgl. dazu ζ. B. Reiffenstuell, Wunder-voller Adlers-Flug, 1705, fol. J2; Andreas Sax, Leopoldus Der Erste und Grosse, Weyland Großmächtigster, und Unüberwindlichster Römischer Käyser, Auch zu Hungarn, und Böheimb König, Ertz-Hertzog in Oesterreich, Marggraff in Mähren, etc. etc. Bey Feyerlich-drey Tag Gehaltenen Exequien, Den achten Tag Heumonaths in der Kirchen der Gesellschafft Jesu Zu Sanct Michael, Brünn 1705, hier fol. D; Spindler, Betrübtes Liebs-Andencken, 1705, fol. Ε sowie Matthias Pecher, Imago Caesaris, 1705, fol. N2.
351 die Trauerpredigten auch in diesem Fall als herrschaftsstabilisierende Faktoren verstanden werden können. Die theologische Botschaft trat bei ihnen deutlich hinter der politischen Grundaussage zurück. Schriftlich niedergelegte, im Druck erschienene Festpredigten sind daher für Sabine Doering-Manteuffel als „dekretierte, für eine politische Öffentlichkeit bestimmte Redeform" zu sehen169. Auftraggeber war aber in den seltensten Fällen der Hof in Wien, sondern die Anordnungen zur Abhaltung von Predigten dieser Art gingen auf städtische Obrigkeiten und kirchliche Institutionen zurück. Eine in Nürnberg erschienene Sammlung von Predigten zum Tod Kaiser Leopolds I. lieferte ζ. B. auf den ersten Seiten gleich ein Mandat des Rates mit, in dem zur öffentlichen Trauer aufgerufen wird170. Städtische Obrigkeiten und kirchliche Institutionen leisteten mit Hilfe des Mediums .Predigt' also einen Beitrag zur Verherrlichung der Habsburger und zur Stabilisierung ihrer Herrschaft. Als Adressaten der gedruckten Festpredigten kommen einmal mehr nur die gebildeten Schichten der Bevölkerung in Frage, die neben der notwendigen Lesefähigkeit oft auch Lateinkenntnisse sowie Verständnis für die rhetorisch ausgefeilten Reden mitbringen mußten. Doch lassen sich für die gedruckten Predigten teilweise auch Redeteile nachweisen, die durchaus einem weniger gebildeten Publikum verständlich sein konnten171. Es ist also nicht auszuschließen, daß zumindest der Zuhörerkreis der entsprechenden Predigten nicht nur aus den Oberschichten bestanden hat. Unterschieden werden muß in diesem Zusammenhang auch zwischen gedruckten Festpredigten und den zahlreichen nur mündlich gehaltenen Kanzelreden zu Festen. Das Augsburger Beispiel von 1678 oder auch Anordnungen des Nürnberger Rates zeigen, daß oft alle Kirchen einer Stadt zur Abhaltung von Festgottesdiensten verpflichtet wurden. Demnach konnte sich in diesen Städten kaum ein Gläubiger dem festlichen Ereignis und einer dazu gehaltenen Festpredigt entziehen. Zwar sind uns die Inhalte all dieser nur mündlich gehaltenen Reden heute nicht mehr bekannt, doch enthielten sie sicher ebenfalls deutlich lobende Worte für den Kaiser und folgten dem gängigen Kanon der Herrscherverehrung. Es kann also gerade bei großen Siegen und wichtigen Familienfesten des Herrscherhauses nicht ausgeschlossen werden, daß ein weit über die gehobenen Schichten hinausgehender Hörerkreis in den Kirchen erreicht wurde.
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Vgl. dazu Doering-Manteuffel, Religionspolitik, S. 84. T e m p l u m Gloriae Divis M a g n i L e o p o l d i Manibus Dicatum; Et Arcus Triumphalis in Honorem A u g u s t i s s i m i Invictissimique J o s e p h i C a e s a r e u m in S o l i u m Divinitus Evecti Piisima Mente M a n u q u e Adornatus [...] A D e v o t i s s i m a G l o r i o s i s s i m a e Domui Austriacae Republica Norimbergensi, Nürnberg, Altdorf [1705], S . 4-6. Vgl. dazu Doering-Manteuffel, Religionspolitik, S . 82-84.
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IV.3.2 Predigtexempel und praktische Predigtsammlungen Festpredigten fanden zu besonderen Ereignissen statt und stellten daher den Ausnahmefall innerhalb des normalen Predigtalltages dar. Um einige Anhaltspunkte zur Berücksichtigung des Kaisers und seines Hauses in durchschnittlichen Predigtsituationen zu gewinnen, sollen im folgenden Teil für den praktischen Gebrauch erstellte Predigtsammlungen untersucht werden172. Der Zweck dieser Sammlungen lag vor allem darin, anderen Predigern Handreichungen für die an Sonn- und Feiertagen über das ganze Jahr hinweg zu haltenden Predigten zu geben. Dabei hatten viele Autoren oder Kompilatoren als Adressaten dieser Predigten das einfache Volk vor Augen, dessen niedrigem Bildungsstand Rechnung getragen werden mußte. Stilistisch weisen die Predigten daher ζ. B. häufige Wiederholungen auf, um zentrale Botschaften den Zuhörern einzuprägen, oder sie sprechen die Hörer durch die Verwendung bildhafter Umschreibungen, durch Dialoge oder Lautmalerei an173. Zudem versuchten die verschiedenen Redner die Aufmerksamkeit der Gemeinde durch eingängige Erzählungen zu fesseln. Daher wurden in viele der Predigten sinnreiche Exempel oder auch ,Predigtmärlein' eingebaut, die einen unterhaltenden und zugleich belehrenden Charakter trugen174. Im Zusammenhang mit der eingangs formulierten Fragestellung, inwieweit der Kaiser und sein Haus auch in diesen für den alltäglichen Gebrauch bestimmten Predigten Beachtung fand, können zwei grundsätzliche Beobachtungen herausgearbeitet werden. Einerseits zeigen einzelne Predigtsammlungen, daß Angehörige des Hauses Habsburg selbst Gegenstand von sinnreichen Exempeln wurden und damit teilweise eine Vorbildfunktion für die zuhörende Gemeinde übernahmen. Insbesondere Rudolf von Habsburg fand in den verschiedenen Sammlungen häufig im Zusammenhang mit der Sakramentsverehrung Berücksichtigung. Eine Erzählung berichtet ζ. B. von Rudolfs Hilfe für einen das Sakrament tragenden Priester, für die er wenig später die Nachricht von seiner Wahl zum Kaiser erhielt175. Ein vorbildliches Verhalten Kaiser Rudolfs I. wurde aber auch in einer protestantischen Predigtsammlung als Exempel angeführt: Der Kaiser verzichtete hier auf ein ihm dargereichtes Getränk, da auch sein Kriegsheer Durst litt176. Das Beispiel Karls V., der sich bereits zu Lebzeiten mit seinem Begräbnis befaßte, war Gegenstand einer weiteren protestantischen Predigt: Als Lehre wurde hier den Zuhörern mit auf den Weg gegeben, daß derjenige, der sich frühzeitig mit seiner Sterblich-
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Verbreitet waren diese Predigtsammlungen vor allem im süddeutschen katholischen Raum, so daß die hier vorgestellte Analyse sich vor allem auf diese Gebiete konzentrieren muß. Vgl. dazu Moser Rath, Predigtmärlein, S. 43f. Vgl. zur genaueren Definition Moser-Rath, Predigtmärlein, S. 3. Vgl. dazu Moser Rath, Predigtmärlein, S. 492. Vgl. dazu Ernst Heinrich Rehermann, Das Predigtexempel bei protestantischen Theologen des 16. und 17. Jahrhunderts, Göttingen 1977, S. 289.
353 keit befasse, ein christliches Leben führen würde177. Die genannten Exempel weisen damit auf die besondere Rolle hin, die das Haus Habsburg bzw. die kaiserlichen Vertreter der Familie einnehmen konnten: Als Vorbilder für ein christliches und gottgefälliges Leben wurden die Ahnen Leopolds I. in einzelnen Predigtexempeln der Bevölkerung ins Gedächtnis gerufen. Eine solche Berücksichtigung des Hauses Habsburg in den im normalen Alltag gehaltenen Predigten hatte aber auch einen positiven Imageeffekt für den momentan regierenden Kaiser. Darüber hinaus finden sich in den untersuchten Predigtsammlungen nicht nur Bezüge auf Amtsvorgänger Leopolds I., sondern auch auf ihn selbst. Obwohl die Sammlungen eigentlich eher zeitlose Handreichungen für andere Kanzelredner sein sollten, gehen einige Autoren auf die Kriegserfolge Leopolds I. ein. Der Seligenstädter Priester Franciscus Blöchinger liefert in seinen 74 Predigten, die er meistentheils daß vorige Jahr hindurch vor Hohen und Niedrigen, Catholischund Uncatholischen Stands-Persöhnen gehalten haben will, in der Predigt Nr. 57 „Der frewdbringende Seegen gegen die Feind" eine entsprechende Würdigung178. Er lobt die Siege des Jahres 1689 gegen die Türken und gegen Frankreich und äußert die Hoffnung auf weiteres Waffenglück: gieb uns nur beyneben ferneren Seegen und Glück der Waffen, damit wir nicht nur allein sambtlich under dem geruhlichen Schatten deß Flügel-breitenden Adlers [...] mögen wandten""9. Seiner Begeisterung für den Entsatz von Wien ließ auch der Jesuit Wolfgang Rauscher in seinen Predigten freien Lauf180. Die 85. Predigt widmet sich zunächst dem Gebet für die belagerte Stadt. Rauscher führt hier phantasievoll die Schreckensbilder einer Belagerung seinen Zuhörern vor Augen: Innenher kommen mir zu Gesicht die abgetragne Tücher, das auffgehebte Pflaster; die wegen stäten Feur- einwerffens in Gefahr stehende Häuser, das zahlen der leschenden, [...] das wainen der Kinder; das schreyen der Weiber"m. Diese bewegte Schilderung der Ereignisse wird verknüpft mit der Person Leopolds I.: Was mir die größte Hoffnung macht, ist unser fromme, Großmächtigister Käyser Leopold: der ja zu disem Krieg kein Ursach geben; sonder da er nach Friden ruffte; [...] und also gezwungen und getrungen die Waffen ergriffen. Wird derohalben Gott sie in einer so gerechten Sach nit lassen [...], führt Rauscher vor der Gemeinde aus'82. Der Kaiser ist also un177 178
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Vgl. dazu Rehermann, Predigtexempel, S. 453. Franciscus Blöchinger, Geistliche Stein-Grub: Das ist Vier und Siebentzig außerlesene newe Predig, o. O. 1690. Franciscus Blöchinger, Geistliche Stein-Grub, S. 247. Wolfgang Rauscher, Oel und Wein Deß Mitleidigen Samaritans Für die Wunden der Sünder. Das ist Catholische, mit Christlichem Ernst, geistreicher Schärpfe, und Müdigkeit vermischte Predigen, zu Bekehrung und ewigen Heyl Der Verwundten Seelen angesehen, Und an denen Sonn-Tägen deß gantzen Jahrs auff der Cantzel vorgetragen von P. Wolfgango Rauscher Der Gesellschafft Jesu Priestern, und Stifft-Predigern in Unser L. Frawen-Kirchen zu München. Der andere Theil, Dillingen 1690. Vgl. zu Rauscher auch Hubertus Rauscher, Die Barockpredigten des Jesuitenpaters Wolfgang Rauscher in volkskundlicher Sicht, München 1973. Rauscher, Oel und Wein, S. 569. Rauscher, Oel und Wein, S. 570.
354 schuldig an dem Krieg und muß sich einmal mehr einer göttlichen Prüfung unterziehen. Rauscher ist jedoch auch davon überzeugt, daß das Reichsoberhaupt die Gefahr meistern wird: Der Adler [...] fliegt nie höher und lieber gen Himmel, als wann es haglet; förchtet auch die Donner-Keil nit, weil er deß Jupiters, deß höchsten Gottes, Waffenträger ist [...]183. In der 86. Predigt kann der Jesuit dann den Erfolg des Entsatzheeres vermelden. Auch dies geschieht wieder im Stil einer überaus spannenden Ereignisreportage. Doch vergißt Rauscher auch hier nicht eine entsprechend belehrende Botschaft anzufügen. Nur die abgehaltenen Gebete, die Hilfe Marias und die Unterstützung Gottes, die eng mit der Person des Kaisers verknüpft ist, ermöglichten seiner Ansicht nach den Erfolg184. Insgesamt haben allerdings vergleichsweise relativ wenige der untersuchten Reden das Reichsoberhaupt oder sein Haus zum Thema185. Zwar liefern die vorhin aufgeführten Exempel oder die genannten aktuellen Bezüge zu Kriegsereignissen einen Eindruck davon, auf welch vielfältige Weise den Habsburgern in alltäglichen Predigtsituationen gedacht werden konnte, doch das quantitative Ausmaß dieser multiplizierenden Imagepflege läßt sich anhand der Predigtsammlungen nur unvollkommen abschätzen.
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Rauscher, Oel und Wein, S. 571. Rauscher, Oel und Wein, S. 576-584. Problematisch erscheint allerdings in diesem Zusammenhang die Klassifizierung von „Festpredigten" aus besonderen Anlässen und „Alltagspredigten" als vor allem praktische Hilfen und Erbauungsliteratur. Teilweise enthalten Predigtsammlungen nämlich neben den „Alltagspredigten" durchaus auch Werke der Prediger, die aus speziellen Anlässen gehalten wurden und die von ihrem Charakter her als „Festpredigten" eingestuft werden müßten. Vgl. dazu ζ. Β. die Predigtsammlung Andreas [a Sancta Theresia], Tugendriechender Blumen Büschel. Das ist Lob-schuldige Ehren-Predigen von Christo dem Herrn unnd denen lieben Heyligen Gottes. Auch allerley andere Cantzel Reden [...], München 1679 oder die Sammlung Abgetrocknete Thränen. Das ist: Von der Wunderthätigen Zäher-trieffenden Bildnus der Gnaden-reichen Gottes-Gebährerin, So zu Pötsch in Ober-Hungarn Anno 1696. den 4. Monats-Tag Novembris an beeden Augen zu weinen angefangen, und folglich (Die Aussetzungen beygerechnet) biß 8. December geweinet. Lob-Preiß-Danck- und Lehr-Discursen, [...] So dann auch verschiedenen Predigten, So in dem uralten Passauerischen Gottes-Haus in Wien Unser Lieben Frauen Stiegen, Vor hochgedachten Gnaden-Bild [...] vorgetragen worden, Nürnberg und Frankfurt 1698 sowie die Angabe bei Werner Welzig (Hrsg.), Katalog gedruckter deutschsprachiger katholischer Predigtsammlungen, Bd. 1, Wien 1984 (Österreichische Akademie der Wissenschaften 430), S. 129. In den genannten Sammlungen sind aus Anlaß der Türkenkriege, kaiserlicher Familienfeste oder Krönungen besondere Festpredigten mit eingefügt.
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IV.4 Das barocke Thesenblatt Bei dem barocken Thesenblatt handelt es sich ähnlich wie beim illustrierten Einblattdruck um ein Kommunikationsmittel, das Bild- und Textinformationen kombiniert auf einem einzelnen Blatt weitergab, wobei die Größe des entsprechenden Werkes stark variieren konnte186. Im Gegensatz zu dem in breiteren Schichten der Bevölkerung Absatz findenden illustrierten Einblattdruck wirkten barocke Thesenblätter vor allem innerhalb des universitären Bereichs187. Als repräsentative Einladungen zu Promotionsveranstaltungen wurden sie wichtigen Persönlichkeiten und Gönnern des Prüflings überreicht. Überdies hingen sie in den Universitäten als Plakate aus und damit standen ihre Bild- und Textaussagen den Lehrern, Absolventen und Besuchern der entsprechenden Bildungseinrichtung oft längere Zeit vor Augen188. Die Botschaft der einzelnen Blätter war allerdings selbst für den gebildeten Betrachter nicht ohne weiteres auf einen Blick zu erschließen. Oft handelte es sich um sehr komplexe und teilweise verschlüsselte Informationen, die erst nach längerer Betrachtung alle Bedeutungsebenen eröffneten. Für die konzeptionellen Überlegungen zu den Blättern waren zumeist die entsprechenden Professoren der disputierenden Schüler verantwortlich, die in enger Abstimmung mit den zu verteidigenden Thesen bzw. ihren Prüfungskandidaten ein kompliziertes Gedankengebäude von sich aufeinander beziehenden Bild- und Textinformationen entwickelten189. Umgesetzt werden mußten diese Überlegungen jedoch von professionellen Künstlern, die damit ebenfalls an der Kreation der Blätter beteiligt waren190. Als Zentrum für die Herstellung von barocken Thesen-
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Vgl. zur genaueren Klassifikation Werner Telesko, Barocke Thesenblätter, Linz 1994, S. 5-6 sowie Sibylle Appuhn-Radtke, Das Thesenblatt im Hochbarock. Studien zu einer graphischen Gattung am Beispiel der Werke Bartholomäus Kilians, Weißenhorn 1988, S. 11-13. Vgl. grundsätzlich zu barocken Thesenblättern die Ausführungen von Telesko, Barocke Thesenblätter; Gregor Martin Lechner, Das barocke Thesenblatt. Entstehung - Verbreitung Wirkung. Der Göttweiger Bestand. Ausstellung des Graphischen Kabinetts des Stiftes Göttweig, Krems 1985; Werner Telesko, Thesenblätter österreichischer Universitäten, Salzburg 1996, hier S. 9-12; Anette Michels, Philosophie und Herrscherlob als Bild. Anfänge und Entwicklung des süddeutschen Thesenblattes im Werk des Augsburger Kupferstechers Wolfgang Kilian (1581-1663), Münster 1987 sowie Appuhn-Radtke, Thesenblatt. Vgl. dazu Appuhn-Radtke, Thesenblatt, S. 27 sowie Michels, Philosophie und Herrscherlob, S. 35. Diese individuelle Ausrichtung auf einen bestimmten Prüfungskandidaten galt vor allem für die aus gehobenen Schichten stammenden Absolventen des 17. Jahrhunderts. Insbesondere Thesenblätter des 18. Jahrhunderts wurden oft mehrfach für verschiedene Kandidaten verwendet; ihr Inhalt bezog sich damit nicht speziell auf einen bestimmten Prüfling. Außerdem gab es die Möglichkeit, daß gleich mehrere Kandidaten ihre Thesen auf einem Blatt zusammenfaßten, so daß das entsprechende Werk als Sammlung aller Thesen der zu prüfenden Absolventen fungierte. Vgl. dazu die Ausführungen bei Appuhn-Radtke, Thesenblatt, S. 12. Vgl. dazu Michels, Philosophie und Herrscherlob, S. 19 und S. 27-31.
356 blättern kann dabei die Stadt Augsburg angesehen werden191. Die dort ansässigen Künstler erfüllten Aufträge fast aller großen Universitäten und beherrschten auf diesem Sektor den Markt. Im Hinblick auf die Person des Kaisers sind vor allem die Thesenblätter interessant, bei denen der Kandidat ,sub auspiciis imperatoris' zur Prüfung angetreten war, da hier von einem engen Verhältnis zwischen dem entsprechenden Prüfungskandidaten und dem Kaiser als dessen ,Patron' ausgegangen werden kann. Margarethe Rath hat in diesem Zusammenhang deutlich gemacht, daß nicht jeder Disputant den Kaiser als Gönner auswählen konnte, sondern nur ein sehr exklusiver Personenkreis überhaupt das Recht erhielt, unter der Patronage Leopolds I. seine Thesen zu verteidigen192. Die enge Bindung zwischen Prüfungskandidaten und Kaiser brachte dabei vor allem dem disputierenden Schüler Vorteile, denn er konnte neben Geschenken und finanziellen Zuwendungen auch mit Karrierehilfen rechnen. Als Gegenleistung wurde der Kaiser anläßlich der Prüfung oft in dem aus diesem Anlaß verfertigten Thesenblatt berücksichtigt. Das barocke Thesenblatt stellt also gerade im Fall dieser besonderen Bindungen eines Prüfungskandidaten zu einem Gönner eine Möglichkeit dar, ihm mit Hilfe dieses Mediums eine besondere Würdigung zuteil werden zu lassen, so daß das Lob eines Herrschers vielfach Thema der komplexen Bild- und Textaussagen der Blätter war. Eine inhaltliche Analyse der bisher ermittelten Blätter zu Kaiser Leopold I. zeigt, daß auch hier mit den bekannten Mitteln zur Herrscherverehrung gearbeitet wurde, die mit den spezielleren für das Haus Habsburg traditionell seit längerem in Anspruch genommenen Argumentationsmustern in Verbindung traten. Thematisch orientierten sich die einzelnen Werke dabei oft an Festlichkeiten innerhalb der Dynastie, doch sind auch kriegerische Erfolge Leopolds I. oder Hoffnungen auf zukünftige Friedenszeiten sowie das religiöse Regierungsprogramm des Hauses berücksichtigt worden. Außerdem konnten konkrete Problemfelder wie ζ. B. das bis 1678 ungelöste Nachfolgeproblem angesprochen werden. Sybille AppuhnRadtke, die die Thesenblätter des Kupferstechers Bartholomäus Kilian untersucht hat, verweist für sein Gesamtwerk auf insgesamt 13 bisher bekannte Blätter zu Kaiser Leopold I. Zwei davon entstanden noch vor der Wahl Leopolds zum Kaiser an der Universität Prag193 und widmeten sich der besonderen Verbindung Böhmens zu dem jungen Herrscher. Ein weiteres Blatt, das Mitte der siebziger Jahre entstand, kontrastierte den momentanen Kriegszustand mit der Hoffnung auf Leopold I. als Friedensstifter194. Im Zusammenhang mit den Hochzeiten Leopolds I. mit Claudia Felicitas und Eleonore Magdalena Theresia von Pfalz191 192
193 194
Vgl. dazu Michels, Philosophie und Herrscherlob, S. 10. Vgl. dazu Margarethe Rath, Die Promotionen und Disputationen sub auspiciis imperatoris an der Universität Wien, in: Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs 6 (1953), S. 47-164, hier S. 62-67 sowie S. 69-70 und S. 79. Vgl. dazu Appuhn-Radtke, Thesenblatt, Nr. 1 und 2. Vgl. dazu Appuhn-Radtke, Thesenblatt, Nr. 10.
357 Neuburg rückte vor allem die Sorge um den fehlenden Thronerben in den Mittelpunkt von zwei Blättern, während zur ersten Ehe des Kaisers ein eher an seine Gemahlin gerichtetes Blatt entwickelt worden war195. Anläßlich der Türkentriumphe Leopolds I. bot ein Spätwerk Kilians schließlich einen Vergleich des Herrschers mit Theodosius an, dessen Frömmigkeit ihm zu Erfolgen gegen Heiden und Häretikern verholfen haben soll196. Das religiöse Regierungsprogramm der Habsburger klang aber auch in anderen Blättern durch, wenn ζ. B. Leopold I. und Claudia Felicitas kniend vor dem Innsbrucker Mariahilfbild gezeigt wurden197. Analysiert man die verschiedenen Blätter im Einzelnen, so wird rasch deutlich, wie vielfältig das Instrumentarium war, das Kilian und anderen Künstlern bzw. den an den Inventionen beteiligten Lehrern und Disputanten zur Visualisierung ihrer Aussagen zur Verfügung stand. Wappen198, Adler199, der Kaiser als Jupiter200, die Devise des Kaisers ,Consilio et Industria'201, Personifizierungen der Tugenden des Kaisers202, der Rückgriff auf die erfolgreichen Ahnen Leopolds I.203, der Vergleich mit großen Vorbildern der Geschichte204 oder triumphale Darstellungen des Herrschers zu Pferd oder auf einer Quadriga205 dienten zur Verdeutlichung der Sinninhalte und zur Abbildung des gewünschten Herrscherlobes. Häufig wurde dabei mit Lichtstrahlen oder sogar Spiegelungen gearbeitet, um Bezüge innerhalb der Blätter aufzuzeigen. Als eingängiges Beispiel kann dazu ein von Georg Christoph Eimart gestochenes Thesenblatt genannt werden, das 1692 anläßlich einer Wiener Disputation entstand (Abb. 32)206. In der Bildmitte ist hier der auf einem Thron sitzende Kaiser zu erkennen, der unter dem Einfluß und dem Schutz von über der Szene schwebenden Gestalten aus dem Alten Testament steht. Versinnbildlicht wird diese Aussage durch Lichtstrahlen, die u. a. von Josua, David oder Moses ausgehen und sich auf der Brust des Kaisers sammeln. Von dort aus werden sie gebündelt auf einen Spiegel geworfen, der das Abbild des Kaisers zeigt. Die untere Ebene des Blattes illustriert schließlich das Ergebnis dieser Unterstüt-
195 196 197 198 199 200 201 202 203
204 205
206
Vgl. dazu Appuhn-Radtke, Thesenblatt, Nr. 7, 9 und 12. Vgl. dazu Appuhn-Radtke, Thesenblatt, Nr. 13. Vgl. dazu Appuhn-Radtke, Thesenblatt, Nr. 9. Vgl. dazu ζ. B. Appuhn-Radtke, Thesenblatt, Nr. 6. Vgl. dazu ζ. B. Appuhn-Radtke, Thesenblatt, Nr. 3, Nr. 4. Vgl. dazu Lechner, Das barocke Thesenblatt, Nr. 27, S. 52. Vgl. dazu ζ. B. Appuhn-Radtke, Thesenblatt, Nr. 1. Vgl. dazu ζ. B. Appuhn-Radtke, Thesenblatt, Nr. 8. Vgl. dazu ζ. B. Appuhn-Radtke, Thesenblatt, Nr. 3 sowie Lechner, Das barocke Thesenblatt, Nr. 40, S. 82-87. Vgl. dazu ζ. B. Appuhn-Radtke, Thesenblatt, Nr. 13. Vgl. dazu ζ. B. Appuhn-Radtke, Thesenblatt, Nr. 5; Telesko, Thesenblätter österreichischer Universitäten, S. 167-173 sowie Lechner, Das barocke Thesenblatt, Nr. 39, S. 81-82. Vgl. dazu Abb. 32: Thesenblatt von Georg Christoph Eimart, 1692 sowie die Angaben bei Gregor Martin Lechner (Hrsg.), Barocke Bilder-Eythelkeit. Allegorie - Symbol - Personifikation. Ausstellung des Graphischen Kabinetts des Stiftes Göttweig/Niederösterreich, Göttweig 1993, Nr. 109.
358 zung für den Kaiser: Ausgehend von dem Spiegel verteilen sich die Strahlen wiederum und werfen die heranreitenden türkischen Truppen zu Boden. Von der Gesamtaussage her interpretiert das Blatt damit, symbolisiert durch den dazwischen angeordneten Spiegel, den Kaiser als Abbild der göttlichen Macht auf Erden. In dieser Funktion kämpft er erfolgreich gegen die Gegner der Christenheit. Mit einer ähnlich klaren Lichtsymbolik arbeitet auch ein weiteres Thesenblatt, das an der Universität Innsbruck 1674 entstand. Leopold I. und seine Frau Claudia Felicitas werden hier in kniender Haltung unter einem Marienbild von Lucas Cranach gezeigt207. Von diesem Bild gehen vier Lichtstrahlen aus, die einerseits direkt auf den vom Kaiser gehaltenen Reichsapfel und eine von Claudia Felicitas in die Höhe gehaltene Muschel mit Perle fallen. Andererseits treffen die beiden übrigen Strahlen auf zwei ovale Spiegel, die zwar textlich mit,Austria Inferior' und A u stria Superior' gekennzeichnet sind, doch bildlich die Gnadenmadonna visualisieren. Von diesen Spiegeln werden die Strahlen wiederum weitergeleitet auf den Kaiser und seine Frau. Die Bildaussage wird deutlich, wenn man die Strahlen mit einem Band in Verbindung setzt, das, ausgehend von der Mariendarstellung, sich bis zu Claudia Felicitas hinunterwindet. Es trägt die Namen der Ahnen des Kaisers und fordert mit einer aus den Wolken erscheinenden Hand mit Schreibfeder die Kaiserin dazu auf, durch die Geburt eines Sohnes diese Liste fortzusetzen. Das Blatt spielt damit auf die Rolle Marias bei der für die Habsburger unbedingt notwendigen Geburt eines Sohnes für Leopold I. an208. Appuhn-Radtke weist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß noch weitere Thesenblätter existieren, bei denen „der Fortbestand der Dynastie von der Pietas seiner Glieder abhängig" gemacht wurde und sieht in diesen Bildkonzepten den Versuch, die Abhängigkeit des Kaiserhauses von der Kirche zu verdeutlichen209. Tatsächlich stützte jedoch eine solche Darstellung nicht einseitig die Interessen der Kirche, sondern der Verweis auf das religiöse Regierungsprogramm der Habsburger und die dem Haus aufgrund seiner Frömmigkeit gewährte besondere göttliche Unterstützung entsprach eigentlich nur der traditionellen Propaganda der habsburgischen Herrscher und wurde in diesem Fall durch das Medium ,Thesenblatt' umgesetzt. Die Darstellung Leopolds I. als Fürbitter und frommer, demütiger Potentat kam also durchaus den Interessen der Habsburger entgegen und entsprach auch dem z. B. im öffentlichen Denkmalsbau vom Kaiser kreierten Bild. Ahnlich wie ζ. B. in der Lyrik oder bei anderen Formen des panegyrischen Herrscherlobes konnten Thesenblätter aber auch eine Doppelstrategie verfolgen: Sie boten dem Betrachter nicht nur eine bildliche Umsetzung des klassischen Herrscherlobes, sondern nahmen ganz im Stile von Fürstenspiegeln Bezug auf Idealvorstellungen zur Regie207
208
209
Thesenblatt von Bartholomäus Kilian, Innsbruck 1674. Vgl. dazu die Abbildung bei AppuhnRadtke, Thesenblatt, Nr. 9. Zur weiteren Interpretation des Blattes vgl. Appuhn-Radtke, Thesenblatt, S. 63-64 und Telesko, Thesenblätter österreichischer Universitäten, Nr. 27. Vgl. dazu Appuhn-Radtke, Thesenblatt, S. 65.
359 rungs weise eines Fürsten. So sah ζ. B. ein an der Universität Freiburg 1665 entstandenes Thesenblatt als Grundpfeiler einer guten und dauerhaften Regierung die drei Komponenten „Marte", „Arte" und „Deo" an210. Dahinter stand die Forderung, daß der erfolgreiche Potentat, neben der Gottesfurcht als Grundvoraussetzung, auch mit Kriegssituationen umgehen können müsse und in den Künsten bewandert sein sollte. Den Sturz Phaetons als Beispiel einer schlechten Regierung stellt dagegen ein 1676 an der Universität Wien entstandenes Thesenblatt dar211. Während Zeus im Himmel den Sturz Phaetons vom Sonnenwagen herbeiführt, wird in der unteren Bildhälfte auf das Motto Leopolds I., ,Consilio et Industria', abgehoben. Der beigefügte Dedikationstext liefert eine dementsprechende Erklärung und sieht den Kaiser im Gegensatz zu dem stürzenden Phaeton auf einem sicheren Weg, da er seinen Herrschaftsmaximen und -tugenden folgt.
IV.5 Multiplizierende Imagepflege IV.5.1 Funktionen multiplizierender Imagepflege Die in diesem Kapitel vorgestellten Kommunikationsmittel Theater, Predigt, Medaille und Thesenblatt haben beispielhaft deutlich gemacht, wie vielfältig multiplizierende Imagepflege für den Kaiser und sein Haus aussehen konnte. Das am Schluß dieses Überblicks stehende barocke Thesenblatt stellt dabei in einzelnen Fällen sogar eine Extremform der Abhängigkeit zwischen dem Produzenten der Imagewerbung und dem Nutznießer dieser Werbung dar: Der Kaiser förderte den entsprechenden Prüfungskandidaten durch finanzielle Hilfe, durch die Überreichung eines Geschenkes und später oft durch die Einsetzung in ein wichtiges Amt. Dafür waren die inhaltlichen Aussagen der Thesen, die Widmungen sowie die Bildkomposition der Blätter genau auf den Herrscher abgestimmt und trugen zur positiven Darstellung seiner Person in bestimmten Öffentlichkeitskreisen bei. Der ausführende Künstler folgte dabei den inhaltlichen Zielvorstellungen von Lehrer und Schüler. Das extreme Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem Prüfungskandidaten und dem Widmungsträger ergab sich im Fall des barocken Thesenblattes allein schon aus der Tatsache, daß nicht jeder Absolvent frei den Kaiser als .Patron' wählen durfte, sondern dieser seine Zustimmung geben mußte. Damit wurde oft sogar vor dem eigentlichen Erscheinen des Thesenblattes festgelegt, wer mit Hilfe dieses Mediums den Kaiser würdigen durfte. Gleichzeitig lag eine Art Kontrakt zwischen Belobtem und dem Produzenten der imagewerbenden Bot210 211
Vgl. dazu Lechner, Das barocke Thesenblatt, Nr. 30, S. 57-59. Vgl. dazu Appuhn-Radtke, Thesenblatt, S. 110-111.
360 schaft vor, denn der Kaiser ging mit der Übernahme der Rolle des .Patrons' eine Verpflichtung ein, die von dem Schüler durch die entsprechende Würdigung in einem aufwendig gestalteten Thesenblatt honoriert wurde. Wesentlich häufiger war ein weiterer Typ multiplizierender Imagepflege, bei dem ebenfalls auf Gunstbezeugungen durch den belobten Herrscher gerechnet wurde212. Die Produzenten der imagewerbenden Botschaften hatten jedoch hier nicht von vornherein eine Garantie dafür, daß ihre multiplizierende Imagepflege für das Reichsoberhaupt sich tatsächlich auszahlen würde. Abraham a Sancta Clara überreichte ζ. B. unaufgefordert dem Kaiser seine Lobpredigten auf das Herrscherhaus oder Daniel Casper von Lohenstein gedachte gleich in mehreren seiner Stücke Leopold I., ohne zu wissen, ob diese Bemühungen Beachtung finden würden. Der Grund für die von Einzelpersonen durch Widmungsvorreden zu ihren Büchern, durch Predigten, durch Lobgedichte oder ähnliches betriebene multiplizierende Imagepflege ist in der Hoffnung auf persönliche Vorteile zu suchen. Standeserhöhungen, finanzielle Belohnungen oder auch die Berufung in wichtige Ämter konnten die direkte oder indirekte Folge dieser Bemühungen sein. Auf Gunstbezeugungen durch den Herrscher rechneten aber nicht nur Einzelpersonen bei der von ihnen betriebenen multiplizierenden Imagepflege, sondern der vorgestellte Überblick hat deutlich gemacht, daß ζ. B. im Bereich des Theaters auch einzelne Orden als Institution sich von einer positiven Würdigung des Kaisers Vorteile für die Gemeinschaft erwarteten. Das Bemühen um den Herrscher, das dazu dienen sollte, für eine Einzelperson oder bestimmte Institutionen Vorteile herauszuholen, beruhte dabei jedoch auf Freiwilligkeit. Zwar stand der entsprechende Künstler oder Autor möglicherweise unter dem Zwang, durch diese Maßnahme seinen Lebensunterhalt zu sichern, doch war es ihm im Prinzip vollkommen freigestellt, an welchen Gönner er sich mit seinen Würdigungen und panegyrischen Werken wenden wollte. Genauso war der Inhalt der multiplizierenden Imagepflege nicht zwingend vorgeschrieben, obwohl sich die Produzenten der imagewirksamen Botschaften natürlich an einem bestimmten Kanon der Herrscherverehrung orientierten. Nicht zuletzt blieb es aber ihrem Einfallsreichtum und ihrem Können oder möglicherweise auch ihren besonderen Beziehungen zu Fürsprechern am Hof überlassen, ob das entsprechende Werk tatsächlich zum gewünschten Ziel führen würde. Die multiplizierende Imagepflege für den Herrscher bot also vielen der sich andienenden Einzelpersonen oder Institutionen keine Garantie auf Erfolg.
212
Vgl. allgemein zur Bedeutung von Patronage und Klientelwesen als grundlegende Faktoren für das menschliche Zusammenleben in der Frühen Neuzeit Wolfgang Weber, Prudentia gubematoria. Studien zur Herrschaftslehre in der deutschen politischen Wissenschaft des 17. Jahrhunderts, Tübingen 1992, hier S. 238-244 sowie Antoni Maczak (Hrsg.), Klientelsysteme im Europa der Frühen Neuzeit, München 1988. Allgemein zur habsburgischen Klientel zur Zeit Kaiser Leopolds I. vgl. Press, Kaiserliche Stellung im Reich, S. 199-205 und Klueting, Das Reich und Österreich, S. 89-95.
361 Neben diesem in seinen Grundmustern wohl mit am zahlreichsten auftretenden Fall multiplizierender Imagepflege erbrachte die exemplarische Untersuchung der Medien Theater, Medaille, barockes Thesenblatt und Predigt aber auch Hinweise auf weitere davon abweichende Formen multiplizierender Imagepflege, für die nicht allein die Hoffnung auf Gunstbezeugungen durch den Herrscher verantwortlich gemacht werden kann. Die Ergebnisse im Bereich des Jesuitendramas oder auch auf dem Gebiet der Festpredigten haben ζ. B. gezeigt, daß Lob für den Kaiser vielfach aus einer Art Interessengemeinschaft heraus entstanden sein konnte. Gemeinsame programmatische Ziele oder die Erkenntnis, daß die Stützung des Reichsoberhauptes gleichzeitig zur Festigung der eigenen Position im Machtgefüge der Zeit beitragen könnte, waren vielfach die Ursache für eine positive Würdigung des Kaisers. Lob für das Reichsoberhaupt und seine Regierungsleistung konnte aber auch konträr dazu als ein im Stile von Fürstenspiegeln dem Potentaten vorgehaltenes Idealbild interpretiert werden, das jedoch einem unwissenden Rezipienten als uneingeschränkt positives Votum erscheinen mußte. Das Beispiel Daniel Casper von Lohensteins hat hier deutlich gemacht, daß hinter einer anerkennenden und zustimmenden Darstellung des Herrschers für die Zeitgenossen möglicherweise auch eine verdeckte zweite Interpretationslinie erkennbar war, die durch die Kontrastierung von Idealbild und Realität Anstoß zu Kritik gab. Als eine Akklamation im Hinblick auf Person und Politik des regierenden Herrschers kann dagegen häufig die in den freien Reichsstädten stattfindende multiplizierende Imagepflege verstanden werden. Die von der Stadt Hamburg dem Kaiser gewidmeten Opernaufführungen dienten ζ. B. dazu, sich mit Hilfe dieses Mediums öffentlich zum Kaiser und seiner Politik zu bekennen. Genauso drückten aber auch die Obrigkeiten anderer Städte durch das Abhalten von Festlichkeiten zu Geburten, Hochzeiten und Krönungen der Habsburger ihre Verbundenheit zum Herrscherhaus aus und bestätigten so ihre Reichstreue. Die städtischen Obrigkeiten erwarteten sich von der auf diese Weise geleisteten multiplizierenden Imagepflege keine materiellen Vorteile oder Gunstbezeugungen, sondern sie bezogen einerseits öffentlich Position für das Reichsoberhaupt und nutzten andererseits die Gelegenheit, die mitfeiernde Bevölkerung auf den Kaiser als die der Stadt übergeordnete und sie gleichzeitig stützende Ordnungsmacht einzuschwören. Multiplizierende Imagepflege konnte ferner, wie gerade die in Anwesenheit des Kaisers stattfindenden multimedialen Festlichkeiten deutlich gemacht haben, zumindest teilweise auf Konventionen und gesellschaftlichen Normen beruhen. Beim Besuch des Herrschers in einer Stadt, bei Huldigungen oder sonstigen festlichen Anlässen war es für die den Empfang organisierenden Institutionen eine Art Pflicht, das Reichsoberhaupt entsprechend aufwendig zu feiern. Die Errichtung von Triumphpforten beim feierlichen Einzug eines Herrschers, die Abhaltung einer Theateraufführung zur Unterhaltung des zu Besuch weilenden Potenta-
362 ten oder ähnliche Veranstaltungen entstanden aus dem Ansinnen, den herausragenden Gast seiner Stellung gemäß zu würdigen. Die feierliche Einholung des Kaisers in eine Reichsstadt oder Huldigungen folgten ohnehin fest vorgeschriebenen Traditionen, die diesen Akt zu einem repräsentativen Ereignis werden ließen. Die von städtischen Obrigkeiten, Klöstern oder anderen Organisatoren zum Lob des Herrschers inszenierten Feierlichkeiten konnten aber auch eine Doppelfunktion erfüllen: Beispiele in Kapitel III. 1 haben deutlich gemacht, daß nicht nur der Kaiser als Mittelpunkt feierlicher Empfänge und Inszenierungen von der multiplizierenden Imagepflege für seine Person profitierte, sondern häufig auch die Veranstalter durch einen im Druck herausgegebenen Festbericht oder eine Bilddarstellung auf ihr Engagement für das Reichsoberhaupt hinweisen wollten. Je aufwendiger dabei die Festlichkeiten waren, desto mehr erhöhte sich auch das Renommee der Veranstalter, die damit zeigten, welchen künstlerischen und finanziellen Aufwand sie leisten konnten. Neben den bisher genannten Beweggründen für multiplizierende Imagepflege, müssen abschließend noch zwei weitere Möglichkeiten genannt werden, die für die große Zahl der in allen Medien kursierenden werbenden Imagebotschaften verantwortlich sein können. Schwer nachweisbar ist die multiplizierende Imagepflege, die aus Überzeugung und echter Begeisterung für den Kaiser entstand, denn oft ist nicht erkennbar, ob nicht andere Beweggründe, wie ζ. B. die Hoffnung auf Gunstbeweise durch den Belobten, die primäre Intention des Autors oder Künstlers waren. Insgesamt hat jedoch allein schon die in diesem Kapitel vorgenommene Analyse einzelner Medien erste Anhaltspunkte dafür geliefert, daß gerade im Zusammenhang mit den Türkenerfolgen des Kaisers eine Häufung multiplizierender Imagepflege für ihn zu beobachten war. Es ist daher nicht auszuschließen, daß viele Predigten zu Türkensiegen, Theaterstücke zum Entsatz von Wien aber auch eine ganze Reihe von in Kapitel II genannten Liedern und Flugschriften ernst gemeinter Begeisterung für die bisher nicht gekannte Erfolgsserie gegen den großen Gegner der Christenheit entsprangen, von der naturgemäß auch der Kaiser profitierte. Ähnliches gilt für reichspatriotische Stellungnahmen vor allem in Kriegssituationen, die fast automatisch den dem Reich vorstehenden Kaiser in ein positives Licht setzten. Wie groß die Erleichterung über die im Osten errungenen Siege war und welche Bedeutung den kaiserlichen Erfolgen zugemessen wurde, hat nicht zuletzt aber auch die Analyse der Medaillen gezeigt. Multiplizierende Imagepflege entstand hier jedoch nicht aus den bisher genannten Gründen heraus, sondern vielfach griffen Medailleure die Siege des Kaisers sowie dynastische Festlichkeiten als Themen auf, da eine gewisse Nachfrage danach auf dem freien Markt herrschte. Sie trugen damit zur positiven Darstellung des Kaisers bei, ohne daß es ihnen um persönliche Gunstbeweise des Herrschers ging. Multiplizierende Imagepflege konnte demnach auch entstehen, wenn Unternehmen den Bedürfnissen des freien
363 Marktes folgten und in der positiven Würdigung des Reichsoberhauptes gute Verkaufsmöglichkeiten sahen213.
IV.5.2 Träger und Rezipienten multiplizierender Imagepflege Der in diesem Kapitel gelieferte exemplarische Überblick zu Medien multiplizierender Imagepflege hat allerdings nicht nur auf die vielfältigen Gründe für dieses Phänomen aufmerksam gemacht, sondern gleichzeitig auch eine Reihe von Anhaltspunkten zu den wichtigsten Trägerkreisen der nicht vom Hof ausgehenden Imagewerbung gegeben. Multiplizierende Imagepflege wurde vor allem von den gebildeten und höherstehenden Schichten der Gesellschaft betrieben. Bildungseinrichtungen wie Universitäten und Schulen, kirchliche Institutionen und städtische Obrigkeiten sowie der Adel trugen auf vielfältige Weise mit Hilfe ganz unterschiedlicher Kommunikationsmöglichkeiten zur positiven Darstellung des Kaisers in der Öffentlichkeit bei. Während das Theater eine Domäne der Schulen wurde, hatte das barocke Thesenblatt als Medium seinen Platz an den Universitäten. Dort stand jedoch nicht nur dieses Medium als Möglichkeit zur multiplizierenden Imagepflege zur Verfügung. Die Universität bot ζ. B. ein Forum für öffentlich abgehaltene Lobreden auf den sie fördernden Potentaten. Gleichzeitig trugen aber auch die von den Absolventen und Lehrenden verfaßten Abhandlungen und Bücher häufig entsprechende Widmungsvorreden, die den Herrscher positiv würdigten. Eine enge Verbindung zwischen den verschiedenen Bildungseinrichtungen bestand vielfach zu kirchlichen Institutionen als Träger dieser Einrichtungen. Insbesondere der Jesuitenorden trug durch die Absolventen seiner Lehreinrichtungen und seine Mitglieder stark zur positiven Darstellung Kaiser Leopolds I. in der Öffentlichkeit bei. Doch auch andere Orden bemühten sich um eine positive Darstellung des Kaisers in Festpredigten, bei Theateraufführungen oder in einzelnen von ihren Mitgliedern veröffentlichten Schriften. Teilweise schlug sich ihr Bestreben um das Reichsoberhaupt sogar in baulichen Maßnahmen nieder. Kaisersäle, die häufig auf die Weltmonarchienlehre und die lange Ahnenreihe des Kaisers hinwiesen, entstanden als repräsentative Festsäle und wirkten ebenfalls im Rahmen
213
Anhaltspunkte für multiplizierende Imagepflege aufgrund der Marktbedingungen ergaben sich nicht nur bei den Medaillen, sondern auch bei den illustrierten Einblattdrucken. Ebenso kann aber auch bei vielen anonym erschienenen Flugschriften nicht ausgeschlossen werden, daß sie den Kaufinteressen der Bevölkerung folgten und dementsprechend ζ. B. kaiserliche Erfolge feierten oder den Kaiser gegenüber seinem großen Kontrahenten Ludwig XIV. positiv darstellten.
364 einer multiplizierenden Imagepflege214. Somit konnte der Kaiser vor allem im katholisch-süddeutschen Raum auf ein breites Engagement der Ordensmitglieder bei der positiven Darstellung seiner Person in den verschiedensten Medien rechnen. Etwas weniger deutlich bemühten sich dagegen protestantische Einrichtungen und Prediger um das Renommee des Kaisers, wobei jedoch auch hier Beispiele zu finden waren, die zeigten, daß gerade in der Bedrohungssituation von außen, Siege des Reichsoberhauptes und vor diesem Hintergrund auch allgemein die Regierungsleistung Leopolds I. im Reich positiv gewürdigt wurde. Als Träger multiplizierender Imagepflege für den Kaiser engagierten sich schließlich viele Reichsstädte, die ζ. B. mit aufwendigen Festlichkeiten militärische Erfolge aber auch Familienfeste der Habsburger feiern ließen. Zu ihrem Festinstrumentarium gehörten neben angeordneten Predigten und dem weithin hörbarem Signal des Abfeuerns von Kanonen die festliche Illumination der Stadt, Feuerwerke und emblematische Inszenierungen. Die Reichsstädte waren aber auch die Orte, an denen viele der für den freien Markt arbeitenden Unternehmen ansässig waren. Ihnen erlegten die städtischen Obrigkeiten eine gewisse Kontrolle auf. Sie gaben auf diese Weise den Rahmen für eine zumindest nicht negative Berücksichtigung des Reichsoberhauptes vor. Genauso wie die oft von anderen Trägerkreisen multiplizierender Imagepflege wie dem Adel oder den städtischen Obrigkeiten beauftragten Künstler oder auch Schriftsteller, handelte es sich bei den freien Unternehmern ebenfalls nicht um Mitglieder der Unterschichten, da sie zumindest einen gewissen Grad an Bildung mitbringen mußten, um in ihren Berufen erfolgreich sein zu können. Multiplizierende Imagepflege wurde also zu einem großen Teil, zumindest im Bereich der hier untersuchten Kommunikationsmittel, von den Oberschichten und gebildeten Kreisen der Bevölkerung betrieben. Als Adressaten von Theateraufführungen, Predigten, barocken Thesenblättern oder propagandistischen Aussagen auf Medaillen kamen wiederum hauptsächlich dieselben Schichten der Bevölkerung in Frage, doch bestand die Möglichkeit, daß auch Unterschichten von entsprechender multiplizierender Imagepflege erreicht wurden. Die Predigt bot ζ. B. Gelegenheit, durch eingängige Exempel oder deutlich ausgesprochenes Lob für den Herrscher breitere Kreise der Bevölkerung auf das Reichsoberhaupt einzuschwören. Ebenso wurden die unteren Schichten der Stadtbevölkerung bei Besuchen des Kaisers oder festlichen Inszenierungen zu seinen Ehren mit in die Feierlichkeiten einbezogen. Festliche Illuminationen, Kanonenschüsse, Musik oder in 214
Vgl. dazu Arnulf Herbst, Zur Ikonologie des barocken Kaisersaals, Frankfurt/Main 1970; Franz Matsche, Kaisersäle - Reichssäle. Ihre bildlichen Ausstattungsprogramme und politischen Intentionen, in: Rainer A. Müller (Hrsg.), Bilder des Reiches, Sigmaringen 1997 (Irseer Schriften 4), S. 323-355; Pavel Preiss, Eucharistia - Hie Austria. Ursprungslegende derPietas Habsburgo-Austriaca Eucharistica und der Entstehung des Bindenschildes in den Gemälden des Habsburgersaales im Lustschloß „Troja" bei Prag, in: Rainer A. Müller (Hrsg.), Bilder des Reiches, Sigmaringen 1997 (Irseer Schriften 4), S. 369-395 und Peter Morsbach, Der Kaisersaal in Schloß Alteglofsheim, in: Ars Bavarica 57/58 (1989), S. 91-111.
365 allen Kirchen gehaltene Predigten machten allen Bevölkerungskreisen die Bedeutung eines Ereignisses klar und trugen zur Identifizierung mit dem Reichsoberhaupt bei. Offen muß bleiben, inwieweit die in Kapitel II besprochenen Medien Zeitung, illustrierter Einblattdruck, Flugschrift und Lied, bei denen ebenfalls teilweise mit multiplizierender Imagepflege gerechnet werden muß, von den Unterschichten rezipiert wurden, doch ist auch hier davon auszugehen, daß ein in diesen Medien verbreitetes Positivimage des Herrschers zumindest in Ansätzen beim Volk Verbreitung fand. Die genannten Beispiele multiplizierender Imagepflege stellen zudem nur einen Ausschnitt aller vorhandenen Möglichkeiten zur positiven Imagewerbung für einen Herrscher dar. Keine Beachtung fanden ζ. B. weitere Zeugnisse der materiellen Kultur wie Spielkarten, Trinkgefäße, Backmodel oder andere Objekte des täglichen Gebrauchs, auf denen der Kaiser oder zumindest der mit seiner Person immer wieder in Verbindung gebrachte Reichsadler abgebildet sein konnten215. Inwieweit diese Medien auch in den Unterschichten verbreitet waren und in welcher Weise sie dort wirkten, muß in entsprechend weitergehenden Analysen noch geklärt werden.
IV.5.3 Multiplizierende Imagepflege und kulturelles Gedächtnis Die oben angeführten Beispiele multiplizierender Imagepflege haben verdeutlicht, daß das in den einzelnen Medien von Kaiser Leopold I. verbreitete Bild stark geprägt war von traditionellen Vorstellungen über das habsburgische Kaiserhaus. Darüber hinaus haben auch die Überlegungen in Kapitel III auf einen ähnlichen Befund verwiesen: Vom Hof beauftragte Künstler folgten bestimmten Wertvorstellungen und einem eng umgrenzten Kanon, um die Größe und herausragende Bedeutung des Herrschers aufzuzeigen, dem ihr Werk galt. Das von Leopold I. im Rahmen multiplizierender Imagepflege gezeichnete Bild unterschied sich dementsprechend nur in Ausnahmefällen von den klassi-
215
Vgl. zu entsprechenden Spielkarten Detlef Hoffmann, Die Welt der Spielkarte. Eine Kulturgeschichte, München 1972, hier Abb. 73 a und 73 b sowie Waissenberger, Die Türken vor Wien, S. 286, Nr. 21/12. Zu Trinkgefäßen vgl. beispielhaft Waissenberger, Die Türken vor Wien, S. 292, Nr. 21/26. Vgl. zu einem Porträt Kaiser Leopolds I. als Lebkuchenmodel ζ. B. Piroska Weiner, Geschnitzte Lebkuchenmodel, 2. Aufl. Budapest 1964, hier Bildtafel 6 und S. 26. Zum Doppeladler als Model Klaus Pechstein u. a. (Hrsg.), Festliches Backwerk. Holzmodel. Formen aus Zinn, Kupfer und Keramik. Waffel- und Oblateneisen, Nürnberg 1981, hier Abb. 71. Kaiserin Eleonora Magdalena in ihrer Hochzeitskutsche wird in einem weiteren Backmodel gezeigt. Vgl. dazu Herbert Kürth, Kunst der Model. Kulturgeschichte der Backund Hohlformen, Leipzig 1981, hier S. 24 und Abb. 22.
366 sehen Vorstellungen und traditionellen Mustern. Neue Impulse waren allenfalls zu bemerken, wenn die Grundkomponenten des Habsburgerimages mit aktuellen Zeitereignissen verwoben wurden. So versuchte ζ. B. der Medailleur Philipp Heinrich Müller die immer wichtiger werdende Rolle der Reichskreise auch bildlich durch die Verbindung von Leopolds Porträt mit den Wappen der Kreise zum Ausdruck zu bringen. Genauso gab die Doppelbedrohung durch Frankreich und die Türken während der Regierungszeit des Kaisers Anlaß, ζ. B. ein neues Anagramm aus dem Namen Leopolds zu schaffen: Das Wortspiel ,Leopoldus - Pello duos' wurde dementsprechend von vielen Trägern multiplizierender Imagepflege aufgegriffen und weiterverbreitet. Insgesamt erweckte schließlich die große Erfolgsserie Leopolds I. gegen die Türken den Eindruck, daß die Träger multiplizierender Imagepflege mehr und mehr zur triumphaleren Darstellung des siegreichen Potentaten übergingen. Grundsätzlich erfuhr das Image des Kaisers jedoch auch unter dem Eindruck zeitgeschichtlicher Ereignisse immer wieder eine Anpassung an klassische Grundmuster. So wiesen gerade kirchliche Institutionen in Phasen, in denen der Kaiser aufgrund der äußeren Bedrohung und des lange nicht gelösten Nachfolgeproblems wenig erfolgreich agieren konnte, auf das traditionelle Bild des leidgeprüften Hauses Habsburg hin, das aufgrund seiner Frömmigkeit schließlich doch noch von Gott belohnt wird. Auch die Türkenerfolge galten als Lohn für die die Habsburger bereits seit Jahrhunderten auszeichnende besondere Pietas. In Theaterstücken, im barocken Thesenblatt oder in Festpredigten wird schließlich gleichermaßen die lange Ahnenreihe Leopolds I. in den Blick genommen: Alle Fürsten des Hauses Habsburg besaßen die zur Regierung notwendigen Herrschertugenden, die damit zwangsläufig auch für den regierenden Kaiser galten. Sie waren eine Garantie für eine gute Regierung und wurden unhinterfragt auch für jeden neuen Herrscher aus dem Haus Habsburg als gegeben angenommen. Es ließen sich an dieser Stelle noch weitere Grundkomponenten des über die Jahrhunderte hinweg gepflegten Habsburgerimages anführen, doch reicht der hier gegebene Überblick, um für das in diesem Kapitel untersuchte Phänomen der multiplizierenden Imagepflege eine deutliche Verbindung zu dem vor allem von Jan und Aleida Assmann im letzten Jahrzehnt vertretenen Wirkungsmechanismus des .kulturellen Gedächtnisses' zu ziehen216. Beide haben vor allem am Beispiel antiker Hochkulturen und in der vergleichenden Perspektive von Schriftkultur und Mündlichkeit auf die Bedeutung des kulturellen Gedächtnisses für den Machterhalt der Herrschenden hingewiesen. Dabei wird das kulturelle Gedächtnis von ihnen ausdrücklich als „Metapher" bezeichnet, da „keinesfalls die Existenz eines
216
Vgl. grundsätzlich zum kulturellen Gedächtnis Jan Assmann, Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, München 1992.
367 kollektiven Bewußtseins" damit unterstellt werden soll217. Vielmehr umschreiben beide das kulturelle Gedächtnis mit dem Begriff des „kollektiv geteilten Wissens", wobei aber „dessen Träger immer das einzelne Bewußtsein ist"218. Für diese Untersuchung erscheint vor allem die von Aleida und Jan Assmann im Gegensatz zu ζ. B. Maurice Halbwachs vorgenommene Unterteilung des ,kollektiv geteilten Wissens' in ein .kulturelles' und ein .kommunikatives' Gedächtnis relevant. Während mit dem .kommunikativen Gedächtnis' das .Alltagsgedächtnis' gemeint ist, dessen Kommunikationsform vor allem auf Mündlichkeit basiert, verstehen Jan und Aleida Assmann unter .kulturellem Gedächtnis' ein davon abgehobenes Wissen, das einer gewissen künstlichen Überformung unterliegt. Im Unterschied zum .kommunikativen Gedächtnis' reicht es wesentlich weiter zurück und wird oft durch spezielle Trägerkreise weitervermittelt. Vergangenheit erscheint dabei nicht als realitätsnahe Überlieferung, sondern sie wird nach den jeweils vorhandenen Bedürfnissen der Gesellschaft rekonstruiert und häufig durch bestimmte dafür geeignete Medienformen immer wieder in diesem Sinn vergegenwärtigt und rezipiert. Wichtige Persönlichkeiten der Vergangenheit, besondere Schlachten oder andere herausragende Ereignisse eignen sich vor diesem Hintergrund oft in besonderem Maße als Fixpunkte, um die sich Legenden und mythische Erzählungen ranken. Abgerufen werden diese den momentanen Bedürfnissen der Gesellschaft entsprechenden Rekonstruktionen der Vergangenheit vor allem bei besonderen Anlässen und Festlichkeiten. Als wichtige Beobachtung von Aleida und Jan Assmann muß schließlich noch festgehalten werden, daß das .kulturelle Gedächtnis' im Gegensatz zum .kommunikativen Gedächtnis' anfälliger für zensierende und kontrollierende Maßnahmen der Obrigkeiten war. Insbesondere der geformte Charakter des Wissens und das Festhalten dieses Wissens in Schriftform, aber auch anderen speicherfähigen Kommunikationsmöglichkeiten, ermöglichten gleichzeitig eine genauere Überwachung der darin vermittelten Inhalte. Die Zensur erfolgt dabei wiederum nach einem verbindlichen Kanon, der allerdings „in gewisser Weise als Form der Selbstthematisierung einer Kultur oder eines ihrer Teilsysteme aufzufassen" ist und damit nicht losgelöst von den herrschenden Lebensumständen, Sinnzusammenhängen und gesellschaftlichen Grundlagen entwickelt werden kann219. Vielmehr ermöglicht es der Kanonisierungsvorgang „bestimmte Teile ausf-zuwählen, J. S.], die als Symbol für das Ganze stehen", um damit wichtig erscheinende Sinnzusammenhänge hervorzuheben und in besonderer Weise zu betonen220. Der auf die217
Vgl. dazu Aleida und Jan Assmann, Schrift, Tradition und Kultur, in: W o l f g a n g Raible (Hrsg.), Zwischen Festtag und Alltag. Zehn Beiträge zum T h e m a „Mündlichkeit und Schriftlichkeit", Tübingen 1988 (ScriptOralia 6), S. 25-51, hier S. 27.
218
Vgl. dazu Assmann, Schrift, Tradition und Kultur, S. 27. Vgl. dazu A l o i s Hahn, Kanonisierungsstile, in: Aleida und Jan Assmann (Hrsg.), Kanon und Zensur. Archäologie der literarischen Kommunikation II, München 1987, S. 28-37, hier S. 29. Vgl. dazu Hahn, Kanonisierungsstile, S. 28.
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220
368 se Weise gebildete Kanon konnte jedoch ganz unterschiedliche Bedeutungsspektren entwickeln. Aleida und Jan Assmann unterscheiden ζ. B. zwischen „Kanon von oben" und „Kanon von unten"221. Der .Kanon von oben' ist dabei für sie „Ausdruck und Instrument einer starken zentralistischen Herrschaftsform"222. Um diesen Kanon durchzusetzen mußte aber den Forschungen Friedrich Tenbrucks zufolge „innerhalb der Oberschicht ein durchgängiges Kommunikationsnetz bestehen", durch das der gängige Kanon oder Vorstellungen und Befehle der Regierenden weitergeleitet und verbreitet werden konnten223. Wendet man die genannten theoretischen Überlegungen auf die in diesem Kapitel näher erläuterte multiplizierende Imagepflege an, so finden sich zahlreiche Übereinstimmungen: Eine spezialisierte Trägerschicht reproduzierte über einen mehr als hundert Jahre hinweg reichenden Zeithorizont vor allem anläßlich von Festlichkeiten und Ausnahmesituationen ein in seinen Grundstrukturen relativ festgelegtes Bild der Habsburger. Bei dieser speziellen Trägerschicht handelte es sich vor allem um den Adel, den Klerus und die gebildeten Schichten der Bevölkerung, die mit den unterschiedlichsten Medien immer wieder die grundsätzlichen Argumentationsmuster, die für die habsburgischen Herrscher sprachen, multiplizierten224. Dies konnte jedoch nicht nur in der Schriftform passieren, sondern auch bestimmte Symbole und allegorische Verschlüsselungen wie der Adler oder die Gestalt des Göttervaters Jupiter waren zumindest seit Beginn der Frühen Neuzeit fester Bestandteil des Kanons der Herrscherverehrung. Selbst die besondere Rolle der Habsburger im Rahmen der Türkenverteidigung kann seit Beginn der Regierung Leopolds I. als ein im kulturellen Gedächtnis verankertes Faktum gelten. Denn bereits seit Karl V. lebte die Bevölkerung mit dieser vor allem durch die Publizistik immer wieder hervorgehobenen Bedrohungssituation, mit der gleichzeitig die Erwartung verknüpft war, daß primär das Haus Habsburg als Schutz vor diesem Gegner angesehen werden müsse. Besonders bedeutsam waren im religiösen Bereich aber auch die sich seit Jahrhunderten um Rudolf I. rankenden Geschichten, die ihn als Urheber der herausragenden Pietas des Hauses feierten. Hier kann sicher von einer für das kulturelle Gedächtnis relevanten Fokussierung auf die Person des ersten habsburgischen Kaisers gesprochen werden, die dem Haus Habsburg gerade im Kampf gegen Ungläubige aber auch gegen den Protestantismus gut nutzbaren Argumentationshilfen an die Hand gab. Ebenfalls als zielgerichtete Rekonstruktion der Vergangenheit im Sinn der Herrschenden erscheinen die zahl-
221
222 223 224
Vgl. dazu Aleida und Jan Assmann, Kanon und Zensur, in: Aleida und Jan Assmann (Hrsg.), Kanon und Zensur. Archäologie der literarischen Kommunikation II, München 1987, S. 7-27, hier S. 22. Vgl. dazu Aleida und Jan Assmann, Kanon und Zensur, S. 22. Vgl. dazu Friedrich H. Tenbrock, Geschichte und Gesellschaft, Berlin 1986, S. 313. Vgl. zu diesen grundsätzlichen Argumentationslinien noch einmal ausführlicher die zusammenfassenden Thesen in Kapitel IV.
369 reichen Genealogien, die antike Heldengestalten und Götter als Vorfahren der Habsburger ausmachen wollten, um ihren herausragenden Rang zu verdeutlichen. Gegenstand multiplizierender Imagepflege war aber auch bei Kaisersälen und zahlreichen anderen an der Vergangenheit orientierten Werken die enge Verbindung zwischen dem Haus Habsburg und dem Kaisertitel, die in Rückführung auf das Römische Kaisertum den habsburgischen Herrschern eine besondere Rolle innerhalb des Machtgefüges der Zeit zusprach225. Den oben angeführten theoretischen Überlegungen entsprechend lassen sich die in den unterschiedlichsten Medien kommunizierten Symbole, Argumente und Darstellungsmuster zum Lob des Herrschers als künstlich geformtes Wissen definieren. Teilweise trat dabei sogar der Fall ein, daß die gewählte Ausdrucksform nur noch für einen kleinen Teil der Bevölkerung aussagekräftig war, während einem Großteil der Betrachter von ζ. B. allegorisch überformten Feuerwerken die Details der künstlerischen Szenarios verborgen blieben. Aleida und Jan Assmann sprechen in diesem Fall allgemein davon, daß sich „die Medien und Organisationsformen des kulturellen Gedächtnisses" von ihrer Tendenz her „immer mehr von den Formen der Alltagskommunikation [...] entfernen" können226. Zu beobachten war im Anschluß an die von Assmann und anderen Forschern geäußerten Überlegungen schließlich auch das Phänomen, daß Privilegienvergabe und Zensur nicht ohne Einfluß für das von den Habsburgern in der Öffentlichkeit kreierte Bild waren, ohne daß dabei für die Zeit Kaiser Leopolds I. von einer wirklich flächendeckenden oder lückenlosen Zensur gesprochen werden kann. Zumindest schaffte aber die Überwachung der Druckmedien durch ζ. B. städtische Obrigkeiten günstige Rahmenbedingungen für das Reichsoberhaupt und trug damit dazu bei, daß Distanz zu dem zumindest seit der Frühen Neuzeit von den Habsburgern vermittelten Image zunächst nur schwer aufgebaut werden konnte.
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Neben speziellen nur auf das Haus Habsburg zutreffenden Argumenten und Bildsymbolen gab es natürlich auch eine ganze Reihe von Topoi und Darstellungsmöglichkeiten, die nicht speziell auf einen habsburgischen Kaiser bezogen waren, sondern bei allen Fürsten Anwendung fanden. Sie gingen jedoch teilweise auf ursprünglich nur bei den Habsburgern genutzte Aussageinhalte zurück oder waren ein Abbild des gängigen Kanons der Herrscherverehrung. Vgl. dazu Aleida und Jan Assmann, Schrift, Tradition und Kultur, S. 32.
V. Medienstrategien und Öffentlichkeitsinszenierung Kaiser Leopolds I. Die vorliegende Untersuchung hat versucht, Medienstrategien und Öffentlichkeitsinszenierung unter Kaiser Leopold I. aus drei verschiedenen Blickrichtungen näher zu beleuchten. Inhaltlich ging es vor allem um die Frage, welches Bild des Kaisers in den unterschiedlichsten zeitgenössischen Medien gezeichnet wurde. Im Hinblick auf die vom Hof betriebene Medienpolitik galt das Interesse dagegen den aktiven Bemühungen Wiens um eine positive Darstellung Leopolds I. in der Öffentlichkeit. Um hier eine aussagekräftige Einschätzung vornehmen zu können, war eine Differenzierung zwischen genuin vom Hof initiierten Auftragsarbeiten und der von anderen Trägerschichten bestrittenen multiplizierenden Imagepflege notwendig. Eine solche differenzierte Betrachtung sollte es ermöglichen, nicht nur ein genaueres Bild von der vom Hof betriebenen Öffentlichkeitsarbeit zu gewinnen, sondern gleichzeitig Aufschluß über die primär von Wien in den Blick genommenen Adressatenkreise zu erhalten. Ein weiteres Anliegen dieser Arbeit war es schließlich, die zeitgenössischen Kommunikationsmöglichkeiten näher zu klassifizieren und auf ihre Funktion als Propagandamedium zu überprüfen, wobei auch der unterschiedliche Nutzungsgrad der verschiedenen Medien im Rahmen der kaiserlichen Öffentlichkeitsinszenierung von Interesse war. Um zu den hier knapp skizzierten Problemkreisen umfassende Ergebnisse zu gewinnen, bot sich eine mehrgleisige Darstellung an. Ausgehend von den Medien der Tagespublizistik, ging es zunächst primär um das Image des Kaisers in diesem Bereich. Zentrale Ereignisse seiner Regierungszeit wurden vor allem anhand der Medien Flugschrift, Zeitung, illustrierter Einblattdruck und historisches Lied auf die Frage hin untersucht, welches Bild von Leopold I. im Lauf seiner Regierungszeit entwickelt wurde und ob dieses Bild sich unter dem Eindruck tagespolitischer Ereignisse entsprechend wandelte. Eine Ausgliederung des Komplexes der Tagespublizistik erfolgte dabei aus mehreren Gründen: Einerseits war es oft unmöglich für die untersuchten Medien der Tagespublizistik die Auftragslage oder die Autoren zu ermitteln, so daß nur wenige Ergebnisse zu einer tatsächlich von Wien aus gelenkten Imagepolitik gewonnen werden konnten. Propagandistische Bemühungen des Hofes waren damit nicht eindeutig zu verifizieren. Andererseits war der Bereich der Tagespublizistik anfälliger als andere Medien für eventuelle Imagewechsel unter dem Eindruck aktueller Zeitereignisse. Die über annähernd fünfzig Jahre reichende Analyse des Bildes Leopolds I. anhand der Tagespublizistik zeigte damit Grundlinien seines Images auf, die in den Kapiteln III und IV dann in einer vergleichenden Perspektive überprüft werden konnten.
371 Kapitel III war der nachweisbar vom Wiener Hof initiierten Öffentlichkeitsarbeit gewidmet. Neben der Beantwortung der Frage, inwieweit sich das dabei von dem Kaiser gezeichnete Image von dem in der aktuellen Publizistik kursierenden Bild unterschied, wurde in diesem Abschnitt der Arbeit auch die Medienpolitik des Hofes genauer beleuchtet. Dabei rückte eine Analyse der traditionell für die Herrscherpropaganda relevanten Medien höfisches Fest, Kunst und Architektur sowie Geschichtsschreibung in den Mittelpunkt. Eine Untersuchung der Nutzung dieser Medien durch den Wiener Hof gab hier einerseits Aufschluß zu der nachweisbar geleisteten Öffentlichkeitsarbeit Wiens und ermöglichte andererseits auch einen Blick auf die primär vom Hof ins Auge gefaßten Adressatenkreise. In Kapitel IV standen dann vier Beispielmedien multiplizierender Imagepflege im Blickpunkt, die eben nicht nur vom Hof zur Imagewerbung für den Kaiser genutzt wurden, sondern auch anderen Trägerkreisen zur positiven Darstellung Leopolds I. in der Öffentlichkeit dienten. Wiederum interessierte hier das vom Kaiser gezeichnete Bild, doch ging es auch um die verschiedenen Funktionen multiplizierender Imagepflege und um ihre Bedeutung für die Herrscherpropaganda der Habsburger.
V.l Die Medienpolitik Wiens Faßt man die in den einzelnen Kapiteln gewonnenen Ergebnisse zu den unterschiedlichen Medien, die im Rahmen dieser Arbeit berücksichtigt werden konnten, zusammen, so lassen sich abschließend mehrere grundsätzliche Thesen festhalten. Die vorliegende Untersuchung wollte zunächst verdeutlichen, wie unterschiedlich vom Charakter her die für Propaganda und Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung stehenden Medien waren. Gerade in einer Zeit, in der Kommunikation zu einem großen Teil noch nicht über die gedruckten Medien ablief, kam Bildern, Festlichkeiten, Theateraufführungen, Liedern und ganz allgemein der mündlichen Kommunikation eine große Bedeutung zu. Daher war davon auszugehen, daß das Image Kaiser Leopolds I. nicht allein von den gedruckten Medien bestimmt wurde und auch der Hof nicht nur den Druck als Möglichkeit zur positiven Darstellung des Kaisers in der Öffentlichkeit nutzen würde. Gleichzeitig waren bei den untersuchten Medien, Unterschiede im Hinblick auf ihre räumliche Reichweite und ihre Speicherleistung mit zu berücksichtigen. Höfische Feste konnten ζ. B. nur durch die anschließende Verbreitung im Druck über den Aufführungsort hinaus wirken. Für Denkmäler oder Medaillen galt wiederum, daß sie nicht nur kurzfristig Eindruck bei den entsprechenden Betrachtern erzielten, sondern auf lange Sicht ein Ereignis oder eine Aussage verbildlichten und festhielten. Neben diesen beiden Faktoren waren schließlich auch die ästhetischen Möglichkeiten eines Mediums ein Grund für seine Nutzung als Kommunikati-
372 onsmittel. Gemälde, Plastiken und andere Kunstwerke erfüllten mitunter gerade auch dadurch, daß sie dem Zeitgeschmack entsprachen und den Betrachter gefühlsmäßig ansprachen, einen besonderen Zweck. Wenn man also die Medienpolitik des Wiener Hofes in einer zusammenfassenden Schlußbetrachtung darstellen will, so spielten die genannten Faktoren eine große Rolle für die Vernachlässigung oder gerade verstärkte Nutzung einzelner Medien. Zudem konnten finanzielle Gründe, schwierige Produktionsbedingungen und entsprechend positiv oder negativ wirkende Marktbedingungen den Ausschlag dafür geben, daß die verschiedenen Kommunikationsmittel unterschiedlich stark genutzt wurden. Genauso scheinen aber auch persönliche Vorlieben eines Herrschers oder eine an alte Traditionen anknüpfende Nutzung bestimmter Medien bei der Medienpolitik Bedeutung gehabt zu haben. Nimmt man die in dieser Untersuchung berücksichtigten Medien einzeln in den Blick, so konnte allein schon für die Medien der Tagespublizistik eine differenzierte Verwendung und Berücksichtigung durch den Hof nachgewiesen werden. Die Bedeutung von Flugschriften als Medium der Meinungsäußerung wurde vom Wiener Hof offensichtlich in immer stärkerem Maß bemerkt. Daß man den neuen Anforderungen, die durch dieses Medium an die Öffentlichkeitsarbeit eines Herrschers gestellt wurden, auch Rechnung trug, machte insbesondere das Fallbeispiel Franz Paul Freiherr von Lisolas deutlich. Denn nach anfänglichem Zögern und sogar Kritik an seinen Stellungnahmen in Flugschriften, erkannte der Hof schließlich den Wert seiner Abhandlungen und erteilte ihm im Fall Fürstenberg ζ. B. einen direkten Auftrag zur Abfassung einer Verteidigungsschrift. Reaktionen Wiens auf kritische Äußerungen in den Flugschriften waren aber auch während der Wahl 1657 und 1658 zu erkennen sowie in Verbindung mit der konfessionellen Problematik. Insbesondere die Kritik am Vorgehen Leopolds I. gegen die Protestanten in Ungarn führte zu ausführlichen Rechtfertigungen. Der Schriftwechsel des Wiener Gesandten von Kramprich mit dem Hof machte zudem deutlich, daß den an anderen Orten kursierenden Flugschriften genaue Beachtung geschenkt, und wenn nötig, innerhalb desselben Mediums auf Kritik reagiert wurde. Allerdings ist das Engagement Wiens auf dem Flugschriftensektor über lange Zeiträume hinweg keineswegs von Agitation, sondern allenfalls von Reaktion geprägt. Auf in Flugschriften geäußerte Kritik wurde hauptsächlich reagiert, ohne daß Wien mit Hilfe dieses Mediums neue Akzente setzte. Zwar sorgte man für die Verbreitung der von Aubery geäußerten Ansprüche Frankreichs oder versuchte die Entführung Fürstenbergs als gerechtfertigtes Unternehmen darzustellen, doch verhielt sich der Hof ζ. B. anläßlich der starken Kritik an Leopold I. wegen des Friedens von Nimwegen wiederum merkwürdig passiv. Flugschriften wurden zwar als wichtiges Medium zur Meinungsbeeinflussung erkannt und genutzt. Eine planmäßige und vor allem kontinuierliche Einflußnahme, die gezielt neue Akzente setzte und Kritik am Kaiser systematisch bekämpfte, leistete der Hof über dieses Medium allerdings nicht.
373 Noch weniger konsequent agierte Wien auf dem Sektor der Zeitungen und des illustrierten Einblattdrucks. Über die Vergabe von Privilegien und die Anforderung von Zensurexemplaren versuchte der Hof zwar eine gewisse Kontrolle auszuüben, doch hat ζ. B. die genauere Analyse der zu den Schlachten von Seneffe und Sinsheim kursierenden Berichte gezeigt, daß darin keineswegs einseitig im Sinn des Hofes berichtet wurde. Andererseits konnte der Kaiser insgesamt mit einem positiven Grundstimmung rechnen. Die Bedrohung von außen verführte oft sogar die eigentlich um neutrale Berichte bemühten Zeitungen zu patriotischen Stellungnahmen, die dann zumeist positiv für den Kaiser ausfielen. Gleichzeitig sorgten aber auch die örtlichen Obrigkeiten als zusätzliche Kontrollorgane dafür, daß eine negative Berichterstattung vermieden wurde. Drucker und Verleger hatten schließlich ohnehin kein Interesse daran, ihre Existenz durch Kritik am Reichsoberhaupt zu gefährden. Die damit entstandenen positiven Rahmenbedingungen befreiten Wien von der Aufgabe, verstärkt innerhalb des Reiches auf dem Zeitungssektor aktiv zu werden. Trotzdem erkannte der Hof aber die Möglichkeiten, die in einer regelmäßigen Zeitungsberichterstattung über das Reichsoberhaupt stecken konnten. Aus diesem Grunde wurden bestimmte Zeitungsunternehmen in Wien auf besondere Weise gefördert; die Hofbuchdruckerei Cosmerovius gab daraufhin ζ. B. ein kaisertreues Blatt heraus, das imagewirksam über das Hofleben berichtete und gleichzeitig als halboffizielles Verlautbarungsorgan Wiens bis ins Reich ausstrahlte. Während für den Zeitungssektor damit ein zunehmendes Engagement Wiens konstatiert werden kann, ohne daß dabei von einer vollkommenen Beherrschung dieses Bereiches die Rede sein kann, ließen sich die illustrierten Einblattdrucke nur über Privilegien und örtliche Zensurmaßnahmen steuern. Insgesamt kann für dieses Medium festgehalten werden, daß der Hof nur in Ausnahmefällen, wie z. B. den Hochzeitsfeierlichkeiten von 1666, aktiv auf diese Kommunikationsmöglichkeit zurückgriff. Die heute noch nachweisbaren Einblattdrucke gehen dementsprechend nur bei speziellen Feierlichkeiten des Hofes näher auf den Kaiser ein; ansonsten erfährt er keine besondere Berücksichtigung: Im Bild erscheint das Reichsoberhaupt fast nie und auch im Text wird häufig eher den Feldherren des Kaisers gedacht als ihm selbst. Hätte der Hof verstärkt das Medium .Einblattdruck' genutzt, so wäre dies sicher anders gewesen. So muß insgesamt davon ausgegangen werden, daß Wien sich im Hinblick auf dieses Medium vor allem auf den freien Markt verließ und ihm als Mittel der Meinungsbeeinflussung keine hohe Bedeutung beimaß. Im Vergleich zu den Flugschriften, den illustrierten Einblattdrucken und der Zeitung waren aussagekräftige Ergebnisse über die Nutzung des Liedes als Kommunikationsmittel nur in Ansätzen zu gewinnen. Lieder mit politischem Inhalt und klaren Meinungsäußerungen ergriffen zwar häufig für den Kaiser Partei, doch gab es vereinzelt auch Kritik am Reichsoberhaupt. Grundsätzlich waren für diesen Sektor keine steuernden Eingriffe des Hofes nachweisbar. Erkennen ließ sich da-
374 gegen ein besonders großes Engagement Wiens im Bereich des höfischen Festes. Als herausragende Festlichkeit innerhalb der Regierungszeit Kaiser Leopolds I. kann dabei die Hochzeit von 1666 gelten, wobei andere wichtige Ereignisse ebenso feierlich und mit großem Aufwand begangen wurden. Während Wien versuchte, gerade die multimedialen Inszenierungen von 1666 auch durch den Druck publik zu machen und damit der räumlich nur begrenzt ausstrahlenden Veranstaltung einen erweiterten Wirkungsgrad verlieh, fanden die sehr häufig stattfindenden Theateraufführungen in einem vergleichsweise kleineren Rahmen statt. In den Zeitungen wurde ζ. B. dazu oft nur die Information geliefert, daß ein Stück aufgeführt worden war; Angaben zu Details und vor allem zum Inhalt fehlten dagegen. Die zahlreichen Theateraufführungen müssen damit als Teil der höfischen Festkultur angesehen werden; eine darüber hinaus reichende Wirkung war dagegen wohl nicht beabsichtigt. Zwar erwarb sich Wien gerade durch seine theatralen Inszenierungen einen besonderen Ruf und steigerte im gewissen Sinn damit gleichzeitig das Ansehen Leopolds I., doch war dies sicher nicht die primäre Absicht der Veranstaltungen. Vielmehr boten die vielen Theaterveranstaltungen neben der auf Angehörige des Hofes begrenzten repräsentativen Funktion, dem Kaiser die Möglichkeit seiner privaten Vorliebe nachzugehen. Daneben ließ sich für die Geschichtsschreibung ein stärkeres Engagement Wiens konstatieren, obwohl hier vielfach auch andere Trägerkreise multiplizierende Imagepflege für das Haus Habsburg betrieben. Leopold I. präsentierte sich jedoch selbst ebenfalls als ein an der Geschichte interessierter Potentat, der nicht nur die Herausgabe des Fuggerischen Spiegels der Ehren förderte, sondern genauso namhafte Historiker beschäftigte, die vor allem mit der Aufgabe betraut waren, biographische Werke zu seinem eigenen Leben und zu dem seines Vaters abzufassen. Die Pflege vor allem der Geschichte seines eigenen Hauses äußerte sich aber auch in der Sammlung von als besonders geschichtsmächtig angesehenen Ausstellungsstücken, die in einem eigens dafür eingerichteten Kabinett Besuchern präsentiert werden konnten. Die Förderung der Historiographie entsprach dabei in starkem Maße den Traditionen des Hauses Habsburg, selbst wenn Leopolds eigene Interessen ebenso eine Rolle spielten. Sowohl in der Sammlung von historisch interessant erscheinenden Stücken als auch allgemein in der Nutzung der Historiographie ist primär das Anliegen zu erkennen, die Leistungen der Habsburger der Nachwelt zu überliefern. Die mit Hilfe des Mediums .Geschichtsschreibung' geleistete Imagepflege hatte demnach vor allem den Zweck, Vergangenheit im Sinn der Habsburger zu rekonstruieren und damit für künftige Generationen das traditionelle Bild des Hauses zu pflegen und zu manifestieren. Eher geringfügig waren im Vergleich zum höfischen Fest und zur Geschichtsschreibung die Bemühungen Leopolds I. auf dem Sektor von Kunst und Architektur. Der durch die zahlreichen Kriege verursachte permanente Geldmangel des Herrschers mag gerade im Bereich der Architektur für das zurückhaltende Engagement verantwortlich gewesen sein, doch selbst bei den vom Kaiser tatsächlich
375 umgesetzten Bauwerken wäre sicher eine stärkere Nutzung ζ. B. der Ikonologie als Kommunikationsmöglichkeit denkbar erschienen. Erst gegen Ende der Regierungszeit Leopolds I. setzte der Bau von Schloß Schönbrunn neue Akzente, wobei dafür vor allem die Berater Josephs I. verantwortlich gewesen sein mögen. Für den Komplex der ephemeren Festarchitektur ließ sich zeigen, daß nicht der Hof, sondern andere Trägerkreise im Sinn einer multiplizierenden Imagepflege tätig wurden. Ein besonderes Anliegen des Hofes war dagegen der sakrale Denkmalsbau, der wiederum zur religiösen Propaganda des Hauses paßte. Ganz traditionell stellte man hier den Kaiser nicht in triumphaler Pose dar, sondern sah ihn eher in der Rolle des demütigen Bittstellers vor Gott. Auch hier konzentrierte Wien sich also auf die Pflege eines traditionellen Bildes durch ein Medium, von dem man annahm, daß es eine starke Wirkung auf die Nachwelt haben würde. Besonders auffällig hat dabei das Beispiel der Dreifaltigkeitssäule gezeigt, daß das Denkmal selbst in der Gegenwart schon eine starke Wirkung entwickeln konnte: Durch die Verbreitung im Druck wurden Bildprogramm und Aussagegehalt der Säule ζ. B. rasch von den Trägern multiplizierender Imagepflege aufgegriffen und in entsprechender Weise weiterverbreitet. Für einige weitere im Rahmen dieser Arbeit untersuchte Medien konnte schließlich nachgewiesen werden, daß sie weniger vom Hof als von anderen Trägerkreisen im Sinn des Kaisers als Kommunikationsmöglichkeit genutzt wurden. Insbesondere Festpredigten pflegten das traditionelle Image des Herrscherhauses und Leopolds I., doch war für die Inhalte der Reden nicht der Hof verantwortlich. Genauso beruhte die Imagepflege auf Medaillen im Normalfall nicht auf konkreten Vorgaben Wiens. Obwohl der Hof als Kunde bei großen Unternehmen auftrat und auch für Auswurfpfennige zu speziellen Festlichkeiten verantwortlich zeichnete, ging das Bildprogramm der Medaillen zu einem großen Teil nicht auf den Hof zurück. Ein ähnlicher Befund ergab sich bei außerhalb des Hofes stattfindenden Theateraufführungen oder den innerhalb des Kommunikationsraumes Universität besonders wirkungsvollen Thesenblättern. Damit läßt sich abschließend zur Medienpolitik des Hofes resümieren, daß das Medium .Flugschrift' als wichtiges Propagandamittel erkannt worden ist und vor allem verdeckt gepflegt wurde, ohne daß eine konsequente Nutzung dieser Beeinflussungsmöglichkeit zu verzeichnen ist. Zunehmendes Engagement zeigte Wien auch auf dem Zeitungssektor. Höfisches Fest, das Theater, die Geschichtsschreibung sowie Kunst und Architektur können im Vergleich zur Flugschrift als offizielle Medien der Imagewerbung bezeichnet werden, wobei der Nutzungsgrad dieser Kommunikationsmöglichkeiten aufgrund von hauseigenen Traditionen, Geldmangel oder persönlichen Vorlieben des Herrschers stark schwankt. Die Inanspruchnahme dieser klassischen Kommunikationsmöglichkeiten scheint dabei auf ein Festhalten an traditionellen Medien hinzuweisen, während Zeitung, illustrierter Einblattdruck oder die Flugschriften als .modernere' Medien der Meinungsbeeinflussung entweder gar nicht, nur zögernd oder aber wenig stringent als Mittel
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der Politik genutzt wurden. Der Überblick zur Medienpolitik Wiens hat außerdem deutlich gemacht, daß der Kaiser sich vielfach nicht selbst um eine positive Darstellung in der Öffentlichkeit bemühte, sondern sich auf die von anderen Trägerkreisen geleistete multiplizierende Imagepflege verließ.
V.2 Propaganda und multiplizierende Imagepflege Um genauer unterscheiden zu können, welche imagewerbenden Botschaften und als Propaganda zu wertende Versuche der Meinungsbeeinflussung tatsächlich vom Hof initiiert wurden und welche Anstrengungen auf andere Trägerkreise zurückgingen, war es notwendig für diese Arbeit den Begriff der .multiplizierenden Imagepflege' einzuführen. Die Trennung zwischen kaiserlicher Propaganda und positiven Stellungnahmen aus anderen Bevölkerungskreisen diente außerdem dazu, den Blick für die vom Hof vordringlich ins Auge gefaßten Adressaten imagewerbender Botschaften zu schärfen, um so die Öffentlichkeiten ermitteln zu können, denen der Kaiser besondere Relevanz beimaß. Zunächst überrascht der insgesamt gesehen zurückhaltende Aufwand des Hofes bei der Imagewerbung für den Kaiser. Zwar ist der Grad der Wiener Bemühungen für den Bereich der Publizistik schwer bestimmbar, doch zeigen allein schon die kursierenden illustrierten Einblattdrucke und Flugschriften an, daß ein größeres Engagement hier möglich gewesen wäre. Ein kursorischer Vergleich mit der zeitweise von Schweden und Brandenburg in den sechziger und siebziger Jahren geleisteten Propaganda öffnet ζ. B. den Blick für die in der Publizistik stekkenden Möglichkeiten zur Meinungsbeeinflussung, die vom Wiener Hof nicht konsequent genutzt wurden. Aber nicht nur auf dem Sektor der Publizistik hielt sich der Grad der Bemühungen Wiens in Grenzen. Eine Analyse der offiziellen Imagewerbung Wiens zeigte, daß Leopold I. durchaus die klassischen Medien der Herrscherrepräsentation in seinem Interesse einsetzte, aber dabei keineswegs einen überdimensionalen Aufwand im Vergleich zu anderen Fürsten des Reiches betrieb. Seiner Stellung als Kaiser wurde er also nicht durch einen überwältigenden Medieneinsatz gerecht, sondern präsentierte sich sogar teilweise bei der Imagewerbung eher zurückhaltend. Eine Ausnahme bilden sicher die Feierlichkeiten zu seiner Hochzeit 1666, die aber vor allem wegen ihrer politischen Brisanz vom Kaiser mit besonderem Aufwand inszeniert wurde. Ansonsten fiel dagegen selbst bei der Geschichtsschreibung oder der ephemeren Festarchitektur der hohe Anteil multiplizierender Imagepflege auf, der durch die Untersuchung anderer Medien bestätigt wurde.
377 Aus den geschilderten Beobachtungen lassen sich im Zusammenhang mit der vom Hof in Auftrag gegebenen Propaganda gleich mehrere Ergebnisse ableiten: Die für die kaiserliche Propagandabemühungen festgestellten Defizite wurden vielfach kompensiert durch die positive Imagewerbung, die andere Trägerkreise für den Kaiser betrieben. Gleichzeitig bedeutete dies, daß Leopold I. sich als Reichsoberhaupt und Mitglied des Hauses Habsburg offensichtlich auf die Trägerkreise multiplizierender Imagepflege verließ und selbst keine Notwendigkeit sah, über die normale Herrscherrepräsentation hinaus aktiv zu werden. Selbst das starke Engagement Ludwigs XIV. auf dem Propagandasektor führte nicht zu einem raschen Umdenken des Hofes. Umgekehrt kann in diesem Zusammenhang formuliert werden, daß allein die Position als Reichsoberhaupt offensichtlich mit soviel Renommee verbunden war, daß ein besonderes Engagement innerhalb des Reiches trotz der im Dreißigjährigen Krieg ausgefochtenen konfessionellen Gegensätze und der damit verbundenen Imageverluste nicht zwingend notwendig erschien. Die genannte Beobachtung spricht für ein immer noch in starkem Maße im kulturellen Gedächtnis verankertes positives Bild vom Kaiser als oberste Instanz des Reiches, die insgesamt noch nicht in Frage gestellt wurde. Genauso wirkmächtig war jedoch auch das traditionelle Habsburgerimage, das ebenfalls bereits als Bestandteil des kulturellen Gedächtnis verstanden werden muß. So ermöglichte ein seit Generationen gepflegtes Positivimage, das fast als eine Art Bildungsgut vor allem von den Trägern multiplizierender Imagepflege immer wieder neu belebt und verbreitet wurde, es Leopold I. auf ein intensives imagepolitisches Engagement zu verzichten und diese Aufgabe anderen Trägerkreisen zu überlassen. Will man aus der Gesamterschließung der von den Habsburgern verwendeten Kommunikationsmittel auf die bevorzugt vom Hof angesprochenen Zielgruppen für Imagewerbung schließen, so galten die Bemühungen Wiens vor allem den politisch einflußreichen Schichten. Repräsentative Inszenierungen, Rechtfertigungen in Flugschriften oder durch die Kunst kommunizierte Botschaften wandten sich primär an die vor Ort anwesenden Adeligen, die Gesandten anderer Höfe oder wichtige ständische Vertreter. Nur selten bemühte sich der Hof selbst darum, mit Hilfe der Druckmedien einen weit darüber hinaus gehenden Adressatenkreis anzusprechen und wenn, dann dienten diese Werke wiederum vor allem dazu, an anderen Höfen präsentiert zu werden. Trotz der Konzentration auf die genannten Bevölkerungsschichten müssen als Rezipienten kaiserlicher Imagewerbung aber auch die gebildete Kreise der Gesellschaft angesehen werden: Gelehrte, Ordensangehörige und Prediger, der niedere Adel sowie die sich an den verschiedenen Höfen herausbildende Schicht des Beamtentums können hier dazu gezählt werden. Wenn sie nicht selbst innerhalb der Kommunikationsräume Schule, Universität und Kirche oder bei Theateraufführungen und anderen Festlichkeiten ζ. B. die Selbstinszenierungen des Potentaten verfolgen konnten, so erhielten sie zumindest über Sammelwerke wie das Theatrum Europaeum, vielleicht verfügbare Festbe-
378 Schreibungen, über geschichtliche Abhandlungen, an der Universität oder in der Kirche gehaltene Reden und Festpredigten etc. Imagewerbung zugetragen und waren dank ihres Bildungshintergrunds auch in der Lage, diese interpretieren und verstehen zu können. Die Bildungselite war damit zwar oft nicht primäre Zielgruppe der Bemühungen Wiens, aber als sekundärer Rezipientenkreis durchaus erwünscht, denn genau die gebildeten Schichten trugen gleichzeitig neben den primären Zielgruppen höfischer Inszenierungen und Propaganda einen großen Teil der multiplizierenden Imagepflege als Trägerschicht. Sie waren damit gleichzeitig Empfänger und Produzenten werbender Imagebotschaften und erfüllten bei der Pflege des traditionellen Habsburgerbildes sowie bei der Bewahrung klassischer Vorstellungen zum kaiserlichen Image eine wichtige Rolle. Aber innerhalb der Regierungszeit Kaiser Leopolds I. ließen sich im Hinblick auf diese Rolle der Bildungselite auch erste Anzeichen eines grundsätzlichen Wandels erkennen. Der Bereich der Publizistik gewann immer mehr an Bedeutung; die Zeitung wurde von immer größeren Bevölkerungskreisen gelesen bzw. gehört; Gelehrte beteiligten sich an Diskussionen zu aktuellen Ereignissen und beurteilten durchaus kontrovers Kriegssituationen, politische Maßnahmen des Kaisers und vor allen Dingen seine Konfessionspolitik. Insbesondere die Flugschriften können als das Medium angesehen werden, in dem auch kritische Stimmen zum Reichsoberhaupt laut wurden. Trotz der Bedrohung von außen, die eine aus einer patriotischen Grundhaltung geborene Unterstützung des Kaisers förderte, wurde auch ein Negativimage des Reichsoberhaupts innerhalb der Bildungselite weitertransportiert und zunehmend in den Medien der Tagespublizistik geäußert. Eine solche Entwicklung hätte konsequente Gegenmaßnahmen des Hofes zur Folge haben müssen, doch reagierte Wien auf die gerade in diesem Bereich sich zunehmend erweiternden Öffentlichkeitskreise nur langsam. Möglicherweise empfanden der Kaiser und seine Berater die kritischen Meinungen innerhalb der Flugschriften noch als wenig bedrohlich und im Vergleich zu den positiven Einschätzungen des Reichsoberhauptes und seiner Politik waren sie ja tatsächlich in der Minderzahl. Andererseits wäre es aber auch möglich, daß Wien die Bedeutung der Tagespublizistik zumindest in den ersten zwanzig Jahren der Regierungszeit Leopolds I. noch stark unterschätzte. Erst langsam entwickelte sich hier also ein Gefühl dafür, daß auch die Meinung eines Flugschriften- oder Zeitungslesers relevant sein könnte, obwohl er nicht unmittelbar in politische Entscheidungsprozesse eingebunden war. Während der Hof in Wien die traditionellen Adressaten kaiserlicher Imagepolitik sowie die Bildungseliten durch die verschiedensten Kommunikationsmittel erreichen konnte, war eine direkte Adressierung des Volkes allein schon wegen der im Vergleich dazu eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten schwieriger. Anweisungen zum Läuten der Türkenglocke, angeordnete gemeinsame Gebete gegen auswärtige Feinde sowie öffentlich verkündete Mandate und Erlasse waren traditionell dazu geeignet, das Volk anzusprechen und trugen ζ. B. im Fall der
379 Türkenkriege dazu bei, die Bevölkerung auf den gemeinsamen Gegner einzuschwören. Ferner muß als wirkungsvolles Medium, das auch das Volk ansprechen konnte, der öffentliche Denkmalsbau genannt werden. Hier setzte der Hof tatsächlich Akzente, wobei er nicht triumphale Darstellungen Leopolds I., sondern sakrale Denkmäler in den Vordergrund seiner Bemühungen stellte. Wirken konnte dieses Medium jedoch nur auf die vor Ort anwesende Bevölkerung; das Wissen über die Existenz eines Denkmals und über sein genaues Aussehen wurde wiederum durch die Druckmedien weiterverbreitet. Diese Aufgabe überließ der Hof jedoch zu einem großen Teil den Trägern multiplizierender Imagepflege, die auch sonst wertvolle Dienste im Hinblick auf die Vermittlung eines positiven Bildes des Kaisers an die unteren Schichten leisteten. In Städten stattfindende Festlichkeiten sowie Predigten oder im Rahmen von Bildungsveranstaltungen verbreitete imagewerbende Botschaften konnten das einfache Volk erreichen und trugen zur Akzeptanz des Kaisers in diesen Schichten bei. Eine Sonderrolle nahmen schließlich die nach den Bedingungen des freien Marktes arbeitenden Handwerker und Unternehmer ein, die vor allem in den Städten tätig waren. Medailleure, Drucker, Verleger und andere marktorientiert arbeitende Betriebe beteiligten sich häufig an der Vermittlung eines positiven Bildes des Kaisers, ohne daß sie primär Adressaten kaiserlicher Imagepolitik waren oder einen direkten Auftrag vom Hof dazu erhalten hätten. Wenn diese Schicht der Bevölkerung Engagement für das Reichsoberhaupt zeigte, so deckte sich dieses Engagement offensichtlich mit den Kaufinteressen der Kunden. Gleichzeitig waren Handwerker und Unternehmer sicher in starkem Maße selbst von multiplizierender Imagepflege beeinflußt. Mit der positiven Darstellung des Kaisers folgten sie also vielfach nur dem von den entsprechenden Trägerschichten über ihn vermittelten Wissen, das bereits über mehrere Generationen hinweg gepflegt worden war und damit als Teil des kulturellen Gedächtnis bezeichnet werden kann. Umgekehrt macht aber auch das Beispiel der Flugschriften deutlich, daß es genauso Käuferschichten gab, die eine zumindest differenzierte Analyse zur politischen Situation und dem Verhalten des Reichsoberhauptes lesen wollten und damit nicht mehr einer einseitig positive Darstellung bedingungslos folgten. Hier lassen sich also Auflösungserscheinungen im Hinblick auf die im kulturellen Gedächtnis verankerten positiven Imagebilder zum Kaiser erkennen. Zensur und Privilegienvergabe änderten an dieser Entwicklung nichts, obwohl einige für den freien Markt arbeitenden Unternehmen eine Art Selbstverpflichtung eingingen und aus Sorge vor wirtschaftlichen Nachteilen sich dazu entschlossen, zumindest nichts Negatives über den Kaiser zu berichten. Abschließend ist auf die räumliche Reichweite kaiserlicher Öffentlichkeitsarbeit einzugehen. Grundsätzlich kann hier die These aufgestellt werden, daß die Bevölkerung am intensivsten in Wien selbst von den über die verschiedenen Medien geleisteten Kommunikationsbemühungen erreicht wurde. Doch auch in den Ländern, denen Leopold I. als Landesherr vorstand, ließ sich vor allem bei seinen
380 Reisen anläßlich von Huldigungen, Wallfahrten und anderer Ereignisse eine direkte Adressierung der gesamten Bevölkerung nachweisen. Gleichzeitig war hier ein hohes Maß an multiplizierender Imagepflege zu verzeichnen. Die Stände, der Adel, die Kirche sowie die Bildungselite pflegten mit großem Engagement das bekannte Image der Habsburger, wobei auch landesspezifische Besonderheiten relevant wurden, die sich ζ. B. in der Berücksichtigung des heiligen Leopolds und seiner Namensverwandtschaft mit dem regierenden Landesherren äußern konnten. Für das Reich waren im Vergleich dazu weniger Beispiele multiplizierender Imagepflege zu beobachten. Zwar gab es auch hier gerade in den katholischsüddeutschen Gebieten sowie in den Reichsstädten zahlreiche positive Stellungnahmen und Darstellungen zum Reichsoberhaupt, doch trat die Anzahl weit hinter die in den eigenen Ländern Leopolds geleistete Imagepflege zurück. Eine besondere Rolle spielten schließlich die kaisertreuen Reichsstädte wie ζ. B. Augsburg oder Nürnberg, die gleichsam als Mitträger kaiserlicher Propaganda und als Kommunikationszentren wichtige Stützpunkte für kaiserliche Öffentlichkeitsarbeit und multiplizierende Imagepflege wurden.
V.3 Das Image des Kaisers im Wandel der Zeit Im Rahmen dieser Arbeit wurde deutlich, daß das Image Kaiser Leopolds I. keineswegs erst während seiner Regierungszeit geprägt wurde, sondern im Gegenteil von Anfang an sehr stark von bereits existierenden Imagevorstellungen beeinflußt war. Allein seine Abstammung aus dem Haus Habsburg reichte aus, um ihm eine Reihe von Tugenden und positiven Eigenschaften zuzuschreiben, die ihn nach Ansicht der Zeitgenossen besonders vor anderen Potentaten auszeichneten. Genauso genügte Leopold I. als Mitglied des Hauses Habsburg aber auch den gestellten machtpolitischen Anforderungen, die für einen Fürsten, der die Kaiserwürde anstrebte, als unerläßlich angesehen wurden. Bereits bei der Wahl von 1658 hat die Diskussion in den Flugschriften deutlich gemacht, wie wichtig die Imagevorstellungen waren, die im Zusammenhang mit dem Haus Habsburg bereits existierten. Insbesondere die Leistung der Habsburger bei der Türkenabwehr galt vielen Autoren als wichtiger Pluspunkt, wobei implizit dabei die Sorge geäußert wurde, daß andere Reichsfürsten möglicherweise nicht in gleicher Weise den Schutz des Reiches garantieren könnten. Sicherheit bot der habsburgische Kandidat jedoch auch im Hinblick auf die von ihm zu erwartende Regierung, da bereits die Leistungen seiner Amtsvorgänger auf die dem Haus Habsburg angeborenen Herrschertugenden zu verweisen schienen. Die habsburgische dementia und die allen Angehörigen des Hauses angeblich eigene Pietas waren daher für viele Autoren wichtige Argumente, die für den neuen Kaiser sprachen. Gleichzeitig galt die Tatsache, daß seit zwei Jahrhunderten ununterbrochen ein Habsburger den
381 Kaiserthron innehatte, als ein Zeichen für die göttliche Unterstützung, deren sich das Haus erfreute 1 . Die genannten traditionellen Argumente, die auf Mitglieder des Hauses Habsburg automatisch angewendet wurden, begleiteten Kaiser Leopold I. seine ganze Regierungszeit hindurch. Auch bei der Wahl seines Sohnes Joseph wurden sie ins Feld geführt und als Begründung für seine Regierungsansprüche genannt. Die nach der Wahl von Leopold I. eingenommene Position als Reichsoberhaupt ergänzte die Palette der auf ihn angewandten Bilder, Symbole und Zeichen noch um einige weitere im Prinzip feststehende Topoi und Vorstellungen. Als Kaiser stand Leopold I. nun in der Tradition des Römischen Reiches. Gemäß der Idee von der ,translatio imperii' wurde für ihn in Anspruch genommen, daß er als Herrscher über die vierte und mächtigste Monarchie gleichzeitig der ranghöchste Potentat der Welt sein müsse. Gepflegt wurde diese Vorstellung jedoch nicht schwerpunktmäßig von Flugschriftenautoren, sondern durch künstlerische Darstellungen, festliche Inszenierungen oder von Autoren, die den Kaiser in panegyrischen Schriften und Werken lobten. Einen ähnlichen Sinngehalt im Hinblick auf die Stellung des Reichsoberhauptes innerhalb des Machtgefüges der Zeit erfüllten Darstellungen, die Huldigungsszenen der bekannten Erdteile gegenüber dem Kaiser zeigten. Von der Symbolik her galt für alle Kaiser der Reichsadler als gängiges Bildsymbol, das bereits sehr früh auch konträr ζ. B. zum französischen Hahn in Szene gesetzt wurde. Genauso entsprach die allegorische Darstellung als Göttervater Jupiter der Rolle, die der Kaiser nun einnahm. Als Oberhaupt des Reiches stand er über allen anderen Potentaten des Reiches als ranghöchster Monarch. Vergleiche mit antiken Heldengestalten, mit Herkules oder überragenden Herrschern der Vergangenheit waren dagegen ein auch auf andere Fürsten gern angewendetes Darstellungsmittel. Genauso stand die Sonne als Symbol nicht singular für den Kaiser, sondern wurde an vielen Höfen verwendet, um die Größe eines Potentaten zu verdeutlichen. Die genannten traditionellen Argumente und Bildsymbole dienten der positiven Darstellung Leopolds I. als Kaiser und Mitglied des Hauses Habsburg. Sie wurden ihm praktisch als Grundausstattung mit auf den Weg gegeben und dienten auch den Trägern der multiplizierenden Imagepflege als festes Vokabular zur Verehrung seiner Person. So nützlich dieses feststehende Positivimage für Leopold I. war, so hinderlich war dagegen ein ebenfalls vor seiner Zeit entstandenes Negativimage der habsburgischen Herrscher: Zu Beginn seiner Regierung mußte der neu gewählte Kaiser einerseits Sorgen vor einer zu starken Machtstellung der Habsburger im Reich zerstreuen, denn die Annahme, daß das Haus Habsburg die Universalmonarchie anstrebe, fand sich immer wieder in antihabsburgischen Schriften. Unterstellt wurde Leopold I. andererseits eine starke Abhängigkeit von
Vgl. zu dem Grundvokabular zur Herrscherpropaganda der Habsburger ausführlicher Kapitel
III.2.1.
382 ausländischen oder jesuitischen Beratern, die seine Entscheidungen beeinflussen sollte und letztlich eine Politik möglich erscheinen ließ, die gegen das Reich gerichtet wäre. Als unselbständigen Kaiser, der weder Verständnis noch sonderliches Interesse für das Regierungsgeschehen aufbrachte, charakterisierten ihn daher viele seiner politischen Gegner vor allem in den Flugschriften. Das genannte Negativimage konnte von Leopold I. während seiner langen Regierungszeit nur teilweise wettgemacht werden: Die Schwäche seines Hauses im Kampf gegen Frankreich änderte hinsichtlich der angeblich universalistischen Zielsetzungen des Kaisers das Bild. Leopold I. wurde insbesondere in den Flugschriften zunehmend als überaus friedliebender Fürst gesehen, der seinen Machtbereich nicht erweitern, sondern vielmehr den Status quo erhalten wollte, um zumindest ein Gleichgewicht zwischen Frankreich und dem Haus Habsburg herzustellen. Als Opfer der Kriegslust Frankreichs galt er seit Mitte der siebziger Jahre im Reich nicht mehr als Potentat, der universalistische Zielsetzungen verfolgt, sondern als zurückhaltender, friedliebender Monarch, der von anderen Gegnern immer wieder in Kriege hineingezwungen wird2. Während hier also das habsburgische Negativimage durchbrochen werden konnte, hielt sich hartnäckig die Vorstellung von Leopold I. als willensschwachem Herrscher, der die Regierung fast gänzlich den Jesuiten an seinem Hof überließ. Dieses von protestantischen Flugschriftenautoren gepflegte Bild gipfelte in Vorstellungen, daß der Kaiser eigentlich selbst dem Jesuitenorden angehören würde und damit eine ausgleichende und zurückhaltende Politik im Hinblick auf die konfessionellen Probleme des Reiches von ihm nicht geleistet werden könne. Neben den genannten bereits vor der Regierungszeit Leopolds I. relevanten Grundkomponenten für sein Image, gab es jedoch auch einige Attribute, Bilder, Symbole und Argumente, die sich im Lauf der Zeit neu entwickelten oder zumindest im Vergleich zu seinen Amtsvorgängern eine stärkere Bedeutung erlangten. Naturgemäß speziell auf seine Person angewendet wurde sein Regierungsmotto ,Consilio & Industria', das sowohl textlich als auch bildlich durch allegorische Darstellungen immer wieder in den Mittelpunkt rückte. Eng damit verbunden war oft die Abbildung des von Leopold I. gewählten Regierungssymbols von zwei aus den Wolken herausreichenden Händen, die Schwert und Zepter hielten und über einer bekrönten Erdkugel angebracht waren. Daneben entwickelten sich im Lauf der Zeit immer mehr Anagramme auf den Namen des Kaisers, die teilweise große Popularität gewannen. Seine Friedensliebe und Milde wurde ζ. B. durch das nicht ganz passende aber trotzdem eingängige Wortspiel ,Leopold-Liebhold' hervorge2
Hinweise auf eine überragende Machtposition des Kaisers innerhalb des Mächtesystems seiner Zeit finden sich seit den siebziger Jahren fast ausschließlich in panegyrischen Werken, bei festlichen Inszenierungen und Kunstwerken. Sie müssen als Ausdruck des klassischen Herrscherlobes verstanden werden, das mit Hilfe dieses Darstellungsmittels die Größe Leopolds I. verdeutlichen wollte. Eine vom Kaiserhof ausgehende realpolitische Forderung stand nicht hinter diesem Inszenierungsmittel.
383 hoben. Ganz unterschiedliche Bedeutungen hatte dagegen das Anagramm ,Leopoldus - Duplo Sole', das als Betonung seiner herausragenden Stellung im Sinn einer zweifachen Sonne gelesen werden konnte oder aber auf den seit 1690 mit ihm zusammen regierenden Joseph I. verwies. Seit den achtziger Jahren erlangte insbesondere das Wortspiel ,Leopoldus - Pello duos' große Bedeutung, das auf den von dem Kaiser geleisteten Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und die Türken anspielte. In Anlehnung an den Namen des Kaisers wurde schließlich oft mit dem lateinischen Wort für Löwe gearbeitet oder sogar dieses Tier bildlich dargestellt. Die genannten bildlichen und textlichen Bezüge auf Leopold I. konnten in fast allen Medien der Zeit auftauchen. Künstler bedienten sich bei ihren Werken genauso wie Flugschriftenautoren oder Prediger dieser Hilfsmittel, um auf eingängige Weise auf den Kaiser hinzuweisen oder durch ζ. B. die Anagramme bestimmte Aussagen zu treffen. Fast ausschließlich in den Flugschriften, aber teilweise auch in politischen Liedern oder Theaterstücken finden sich weitergehende Hinweise auf Entwicklungsprozesse im Hinblick auf das kaiserliche Image. Oben wurde bereits auf die Auflösung des bekannten Negativimages eines die Universalmonarchie anstrebenden Kaisers hingedeutet, die abgelöst wurde von der starken Betonung des Friedenswillens Leopolds I. Gleichzeitig zeichneten die Flugschriften im Lauf der Zeit ein überzogen positives Bild des Kaisers im Kontrast zu seinem Hauptwidersacher Ludwig XIV., der praktisch alle negativen Regierungseigenschaften in sich zu vereinigen schien3. Die Kontrastierung mit dem französischen König brachte Leopold I. nicht nur imagepolitisch Pluspunkte ein, sondern unter dem Eindruck der Kriege mit Ludwig XIV. stellten die Flugschriftenautoren aus dem protestantischen Lager auch ihre konfessionellen Bedenken gegen den katholischen Kaiser zurück und riefen zur einigen Unterstützung des Reichsoberhauptes auf. Geleitet von einem deutlichen Patriotismus war selbst das harte Durchgreifen Leopolds I. gegen die protestantischen Adelsrevolten in Ungarn vielen Autoren nur eine Randbemerkung wert. Die Bedrohung von außen erwies sich damit als Glücksfall für das im Hinblick auf die Konfessionsauseinandersetzungen nicht gerade unumstrittene Handeln des Kaisers; Proteste gegen sein Vorgehen und ein ernsthafter Imageschaden konnten dadurch weitestgehend verhindert werden. Stark thematisiert wurde nicht nur in den Flugschriften, sondern in einer Reihe von Medien wie ζ. B. den Predigten oder dem barocken Thesenblatt das Nachfolgeproblem innerhalb des Hauses Habsburg. Während in vielen Medien bis 1678 einfach nur der Wunsch nach einem Sohn für den Kaiser auftauchte und damit Unterstützung für die Sorgen des Reichsoberhauptes signalisiert wurde, äußerten andere Autoren sogar ernsthafte Sorgen um das Fortbestehen der Habsburger und verwiesen auf die große Gefahr und die Unsicherheiten, die für das Reich bei einem plötzlichen Tod des Kaisers zu erwarten wären. Dem Kaiser haftete daher bis
3
Vgl. dazu ausführlich Kapitel II.2.7.3.
384 zu der Geburt seines Sohnes 1678 das Image eines glücklosen Herrschers an, der nicht nur den Tod von zwei Gemahlinnen und eine über zwanzig Jahre hinweg reichende Kinderlosigkeit akzeptieren mußte, sondern durch Krankheiten, durch Angriffe von Frankreich und den Türken und sogar Attentaten auf sein Leben bedroht war. Ein entscheidender Imagewandel trat erst in den achtziger Jahren mit den Türkentriumphen ein, die insbesondere in Predigten aber auch im historischen Lied, in Flugschriften und Einblattdrucken sowie den Medaillen oft als Belohnung Gottes für die besondere Pietas Leopolds I. bei den vorher überstandenen Prüfungen gewürdigt wird. Gleichzeitig galten die Türkenerfolge als Beleg für die dem Haus Habsburg immer noch gewährte göttliche Unterstützung. Obwohl dieses Image nicht erst seit Leopold I. existierte, erfuhr es doch eine deutliche Verstärkung in den achtziger Jahren. Der Kaiser selbst galt als Garant für die gefeierten Erfolge, die er vor allem durch seine Gebete fern vom Kampfgebiet ermöglicht haben sollte. Die Tatsache, daß Leopold I. nicht wie andere Fürsten des Reiches aktiv auf dem Schlachtfeld kämpfte und dabei sich als Held bei der Verteidigung gegen den Erbfeind präsentierte, sondern zeit seines Lebens nicht zur Waffe griff, fügte vor diesem Hintergrund dem Image des Kaisers keinen Schaden zu. Seine Aufgabe war mit dem Gebet für die Truppen erfüllt, während andere Potentaten ihren Ruhm und ihr Renommee durch die Bewährung auf dem Schlachtfeld zu begründen und zu erweitern suchten. In Verbindung mit den vorher nicht für möglich gehaltenen Erfolgen gegen die Türken, nahm insbesondere auf dem künstlerischen Sektor die Tendenz zu, den Kaiser in triumphaler Siegespose zu zeigen und seine Leistungen auf diese Weise entsprechend zu feiern. Leopold I. verfolgte im Gegensatz dazu bis kurz vor Ende seiner Regierungszeit ganz in Anlehnung an die traditionelle Inszenierungsweise seiner Familie eine andere Linie: Er glänzte durch Bescheidenheit im Auftritt und setzte ähnliche Akzente bei den von ihm geförderten Denkmalsbauten. Nicht in triumphaler Pose, sondern als Bittsteller vor Gott ließ er sich auf der Dreifaltigkeitssäule zeigen und sprach damit gleichzeitig seine Erfolge dem Wirken Gottes für sein Haus zu. Die vom Hof inszenierten Festlichkeiten scheinen zwar diesem Anspruch des bescheidenen und zurückhaltenden Potentaten auf den ersten Blick zu widersprechen, doch gehörte die glanzvolle Herrscherrepräsentation im höfischen Rahmen eben zu dem Selbstverständnis eines Fürsten seiner Zeit. Bezeichnend ist aber in diesem Zusammenhang, daß Leopold I. auf seine gesamte Regierungszeit gesehen keineswegs in übertriebenem Maße sich bei höfischen Großereignissen feiern ließ und im Vergleich zu anderen Fürsten trotz seiner kaiserlichen Stellung nicht durch besonderen Prunk auffiel. Insgesamt überließ er die eigene triumphale Inszenierung größtenteils den Trägern multiplizierender Imagepflege, während er selbst sich nach außen gerade im Gegensatz zu Ludwig XIV. als eher genügsamer und maßvoller Herrscher präsentierte. Dies paßte auch zu dem von Leopold I. stärker noch als bei seinen Vorgängern betonten religiösen Regie-
385 rungsprograxnm. Das Bild des bescheidenen gottesfürchtigen Monarchen wirkte im Zusammenhang mit der intensiven Pflege des Marien- und Heiligenkult, den öffentlichen Gebetsaufrufen oder den zahlreichen Wallfahrten glaubwürdig und aufrichtig. Leopold I. setzte sich damit nicht so sehr als glanzvoller Herrscher in Szene, sondern er legte vielmehr den Schwerpunkt seiner Öffentlichkeitsinszenierung auf eine Betonung der Pietas des Hauses Habsburg und seiner eigenen starken Religiosität.
V.4 Das Bild Kaiser Leopolds I. im 19. und 20. Jahrhundert Der knappe Überblick zum Image Kaiser Leopolds I. und den unterschiedlichen Medien, in denen Aussagen dazu gemacht wurden, ermöglicht es abschließend auf eine eingangs dieser Arbeit formulierte Fragestellung einzugehen: Während Ludwig XIV. heute im Rahmen des geschichtlichen Allgemeinwissens eine feste Größe ist, herrscht im Hinblick auf seinen Gegenspieler Leopold I., in dessen Regierungszeit immerhin Ungarn für Österreich gesichert wurde und die Türken entscheidend besiegt werden konnten, größtenteils Unwissenheit. Der große Feldherr des Kaisers, Prinz Eugen von Savoyen, hat dagegen einen wesentlich höheren Bekanntheitsgrad und wird auch im Zusammenhang mit den Kriegserfolgen gegen das osmanische Reich immer wieder genannt. Damit liegt die Vermutung nahe, daß die unterschiedlichen Wahrnehmungen und Erinnerungsleistungen zumindest zum Teil auch mit dem zu Lebzeiten von Kaiser Leopold I. kreierten Image bzw. mit seinen Propagandabemühungen zusammen hängen. Grundsätzlich muß in diesem Zusammenhang aber auch gefragt werden, welche Medien besonders relevant für die Langzeitwirkung des von den Trägern multiplizierender Imagepflege bzw. dem Hof selbst entwickelten Images des Kaisers waren. Um hier zu Ergebnissen zu gelangen, waren die Einschätzungen der Geschichtswissenschaft im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zur Person Leopolds I. besonders aufschlußreich. Der Kaiser wurde in dieser Phase von den meisten Historikern nur am Rande berücksichtigt, da der Aufstieg des preußischen Staates vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Situation als wesentlich wichtigerer Untersuchungsgegenstand galt. Doch gab es durchaus Stellungnahmen zu Leopold I. und seinen politischen Leistungen, die allerdings zumeist negativ ausfielen. Als wichtiges Medium, auf das die einzelnen Historiker zur Beurteilung des Kaisers zurückgriffen, müssen die Flugschriften genannt werden4. Sie 4
Vgl. zur Bedeutung der Tagespublizistik für die Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts auch die Überlegungen von Silvia Serena Tschopp, Heilsgeschichtliche Deutungsmuster in der Publizistik des Dreißigjährigen Krieges. Pro- und antischwedische Propaganda
386 wurden neben einzelnen selektiv ausgewählten Gesandtenberichten als Bestätigung für eine darin vorgenommene Charakterisierung und Beurteilung des Kaisers gewertet5. Hans von Zwiedineck-Südenhorst, der sich in seinen Forschungen intensiv um die Erschließung der Flugschriften bemüht hat, kam ζ. B. in seinem Überblick zur „Deutschen Geschichte im Zeitraum der Gründung des preußischen Königtums" zu klar an dieses Medium angelehnten Schlußfolgerungen im Hinblick auf Leopolds Person. Insbesondere der angebliche Einfluß auswärtiger oder jesuitischer Berater wurde von ihm immer wieder hervorgehoben: Der Kaiser fühlte sich demnach „unter den Reichsständen fremd", während ihm „die spanischen, italienischen, ungarischen Herren seines Hofes, vor allen aber die Patres der vollkommen international organisierten Gesellschaft Jesu [...] viel näher" standen6. Besonderen Einfluß nahm laut Zwiedineck-Südenhorst die „Jesuitenbande" auf die Habsburger im Zusammenhang mit der Gegenreformation in Ungarn. Gerade hier sah er den Kaiser als willenloses Spielzeug seiner Berater: „Die Jesuiten hatten dem Kaiser beigebracht, daß die Untreue und Verräterei der Ungarn in dem Protestantismus ihren Grund finde, der sich zu großer Duldimg erfreue"7. Obwohl an anderer Stelle auf positive zeitgenössische Einschätzungen von Leopolds Regierungsleistungen hingewiesen wurde, stand am Schluß von Zwiedineck-Südenhorsts Überlegungen wiederum ein vernichtendes Urteil: An Leopold „ist nichts Bedeutendes [...], niemals eine mächtige Regung, kein Aufflackern eines Heldengeistes [...] und - keine Kraft. Er war ein Meisterstück jesuitischer Erziehung"8. Unreflektiert übernommen und weitervermittelt wurde die im 19. Jahrhundert aus den Flugschriften übernommene negative Einschätzung des Kaisers im 20. Jahrhundert u. a. von Max Braubach und Heinrich von Srbik9. Bei der Charakterisierung des Kaisers kam Braubach etwa zu dem Schluß, daß bei Leopold neben vielen positiven Eigenschaften „Abhängigkeit von Einflüssen und Einflüsterungen nicht nur von einzelnen Ministern und Räten, sondern auch von Beichtvätern und Dienern, weiterhin dann Unentschlossenheit und Schwerfälligkeit" zu beobachten gewesen seien. Auch „fehlen ihm [...] Aktivität und frischer Wille zur Tat [...]"
5
6 7 8 9
in Deutschland 1628-1635, Frankfurt/Main u. a. 1991 (Mikrokosmos 29), S. 313-319. Sie schreibt Einblattdrucken und Flugschriften des Dreißigjährigen Krieges eine entscheidende Bedeutung bei der Prägung späterer Geschichtsbilder zu. Daß auch die Gesandtenberichte keinen Beweis dafür bieten, daß der Kaiser tatsächlich abhängig von seinen Beratern und vollkommen ohne Entschlußkraft agierte, hebt u. a. Sheldon Shapiro, The relations between Louis XIV and Leopold of Austria from the Treaty of Nymegen to the Truce of Ratisbon, Diss. (Microfilm), Ann Arbor u. a. 1966, S. 157 hervor. Vgl. dazu Zwiedineck-Südenhorst, Deutsche Geschichte, S. 204. Vgl. dazu Zwiedineck-Südenhorst, Deutsche Geschichte, S. 475. Vgl. dazu Zwiedineck-Südenhorst, Deutsche Geschichte, S. 174-175. Max Braubach, Prinz Eugen von Savoyen. Eine Biographie, Bd. 1, München 1963 sowie Heinrich von Srbik, Wien und Versailles 1692-1697. Geschichte von Straßburg, Elsaß und Lothringen, München 1944.
387 und „die nachhaltige Kraft der wahren Herrschernatur" 10 . Noch stärker betont Srbik die angeblichen Schwächen des Kaisers. Leopold I. war demnach „viel zu wenig Mann, um dem Andrängen seiner Mitarbeiter standzuhalten" 11 . Ähnlich wie die Historiker des 19. Jahrhunderts sah er ihn dabei vor allem als abhängig von seinen jesuitischen Beratern an. Die in Flugschriften und Gesandtenberichten geäußerten Meinungen zum Kaiser wurden also von der Geschichtsforschung aufgegriffen, aber dabei in einer neuen und den ursprünglichen Zusammenhang entstellenden Kombination gedeutet. Die für Leopold I. diagnostizierte Unentschlossenheit und Abhängigkeit von jesuitischen und ausländischen Beratern tritt in Verbindung mit der Charakterisierung des Kaisers als Schwächling, dem die Kraft zum Regieren fehlte. Diese Beurteilung erklärt sich nicht nur aus der angeblichen Abhängigkeit von Beratern, sondern auch aus der zurückhaltenden und friedlichen Politik Leopolds I., die zwar zeitgenössisch in den Flugschriften positiv bewertetet wurde aber bei den am Ideal des nationalen Machtstaates orientierten Historikern des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts auf wenig Verständnis stieß. Die abwartende Haltung Leopolds I. gegenüber Frankreich wird als Schwäche gewertet; seine vorsichtige Politik im Reich erscheint als Ausdruck von fehlendem Durchsetzungsvermögen. So trug auch das ursprünglich in den Flugschriften nicht negativ gemeinte Bild des im Kampf zurückhaltenden und lieber auf den Frieden setzenden Kaisers zu seiner wenig schmeichelhaften Beurteilung in späteren Jahrhunderten bei. Das von der Geschichtswissenschaft verbreitete Negativbild des Kaisers blieb lange Zeit unwidersprochen und geistert selbst heute noch durch einige neuere Darstellungen. Erst in den letzten zwei Jahrzehnten erfuhr die Politik Leopolds I. eine Aufwertung vor allem durch Karl Otmar von Aretin, der seine defensive und im 19. Jahrhundert kritisierte zurückhaltende Politik als einzig richtige Hand10
Vgl. dazu Braubach, Prinz Eugen von Savoyen, S. 100, der dieses Zitat von Oswald Redlich übernahm. Vgl. dazu Oswald Redlich, Geschichte Österreichs. 6. Bd.: Österreichs Großmachtbildung in der Zeit Kaiser Leopolds I., Gotha 1921, S. 113. " Zitiert bei Aretin, Das Alte Reich, Bd. 2, S. 50. Eine entsprechende Textstelle ließ sich in Srbik, Wien und Versailles, nicht finden. Doch charakterisiert Srbik ganz allgemein den Kaiser in diesem Sinn: „Seiner Persönlichkeit, der es an äußerem Glänze [...] gebrach, ermangelte nicht nur der kriegerischen Ader, sondern auch der höheren staatsmännischen Befähigung [...]. Ohne Entschlußkraft und Energie des Handelns [...] schleppte Leopold die größten Staatsaffären von Beratung zu Beratung, schob die Beschlüsse auf und verzögerte ihre Ausführung [...]. Daher der außerordentliche Einfluß, den geistliche Ratgeber auf ihn gewannen". Vgl. dazu Srbik, Wien und Versailles, S. 26 und 27. Bei Oswald Redlich, Geschichte Österreichs, 6. Bd. werden ähnliche Einschätzungen genannt, die Srbik offensichtlich unhinterfragt übernommen hat. Redlich nennt das nur aus zweiter Hand überlieferte Zitat des Nuntius Albizzi, in dem von einer „unmännlichen Frömmigkeit" des Kaisers die Rede ist, und schließt daraus „Unentschlossenheit, Mangel an persönlichem, tatkräftigem Eingreifen und Handeln, passives Herankommenlassen der Dinge, bis es oft zu spät ist, das sind die Klagen über den Kaiser, die uns von verschiedenen Seiten immer wieder begegnen" (S. 114). Der Verweis auf „verschiedene Seiten" als Quellen scheint hier auch die in protestantischen Flugschriften geäußerte Meinung zum Kaiser widerzuspiegeln.
388 lungsweise im Hinblick auf die im 17. Jahrhundert gegebenen Rahmenbedingungen würdigt12. Dabei billigt er dem Kaiser großen Einfluß auf die in diesem Zusammenhang getroffenen Entscheidungen zu und revidiert damit die im 19. Jahrhundert gerade von protestantischer Seite gepflegten Negativbilder. Die Analyse der Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts hat damit gezeigt, wie weit das vor allem in den Flugschriften formulierte Negativimage tragen konnte. Die in der zeitgenössischen Tagespublizistik über Leopold I. verbreiteten Ansichten wurden von der nationalliberalen Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts jedoch nur selektiv genutzt und den eigenen Bedürfnissen und Geschichtsvorstellungen angepaßt. Auffällig ist, daß die Medien, denen normalerweise große Prägekraft im Hinblick auf die historische Gedächtniskultur zugeschrieben wird, offensichtlich gegen diese einseitige Pflege des in den Flugschriften entwickelten Negativimages keinen wirkungsvollen Gegenakzent mehr setzen konnten. Zwar gibt es im 19. Jahrhundert Beispiele dafür, daß katholische Historiker bei ihrer Charakterisierung Kaiser Leopolds I. vor allem auf das über den sakralen Denkmalsbau, die klassische Herrscherpanegyrik oder über Architektur und Kunst vermittelte Positivimage zurückgriffen, doch hatte ihr Bemühen gerade weil sie ein einseitig positiv besetztes Bild pflegten, keine große Wirkung13. 12
13
Vgl. dazu Aretin, Das Alte Reich, Bd. 2, S. 137. Deutlich positiver als in der älteren historischen Forschung wird die Regierungsleistung Leopolds I. auch bei Schindling, Die Anfänge des Immerwährenden Reichstags zu Regensburg, bewertet. Vgl. dazu vor allem die Thesen im Schlußkapitel, S. 229-242. Kaiser Leopolds Politik wird hier als „behutsam" bezeichnet. Schindling kommt so zu der Einschätzung: „Die vorsichtige und abwartende Taktik des Kaisers, das Ausloten von Handlungsspielräumen und Hinauszögern von Entscheidungen, vor allem aber die politische Verständigungsbereitschaft Wiens gegenüber den Protestanten auf Grundlage des Osnabrücker Religionsfriedens zahlten sich am Ende aus". Vgl. dazu S. 239. Das gesamte positive Vokabular zur Person des Kaisers greift ζ. B. Reinhold Baumstark 1873 in seiner Biographie zu Leopold I. auf. Vgl. dazu Reinhold Baumstark, Kaiser Leopold I., Freiburg 1873 (Sammlung historischer Bildnisse 2,3). In einem ersten Schritt kritisiert er zunächst die in der Forschung kursierenden Fehleinschätzungen der den „Markt beherrschenden nationalliberalen Geschichtsschreibung": „Wenn man sich in der deßfallsigen Literatur umsieht, so kann man bei jedem Schritte der Behauptung begegnen, das historische Urtheil über diesen Kaiser stehe ein für allemal fest, darüber lasse sich Nichts Neues und Nichts Besseres mehr sagen, er sei ein erträglich braver Privatmann und dabei ein Betbruder, im Uebrigen aber ein vollkommen schwacher Herr, mit andern Worten ein Tropf von einem Monarchen gewesen". Vgl. dazu Baumstark, S. 208. Baumstark beläßt es jedoch nicht bei der Diagnostizierung eines historischen Fehlurteils, sondern verfällt anschließend in eine übertrieben positive Sichtweise des Monarchen: Er charakterisiert Leopolds Politik als „Politik des Rechtes und der Gerechtigkeit", die den Zeitgenossen durch ihre klare Linie Sicherheit gab. Vgl. dazu S. 201. Frömmigkeit und Mildtätigkeit werden ganz im Sinn des traditionellen Habsburgerbildes als Haupttugenden Leopolds I. genannt: „Ruhig, immer gottergeben" war er „in allen Tugenden des Privatlebens für seine Unterthanen ein leuchtendes Vorbild, in katholischer Frömmigkeit eine Zierde der Kirche". Vgl. dazu S. 204-206. Auch die besondere Bindung des Kaisers zu Gott wird von Baumstark nicht vergessen: „Was er [Leopold, J. S.] an Thatkraft und politischem Genie nicht besaß, das hatte ihm Gott zur Belohnung seiner Tugend durch die wunderbaren Rathschlüsse seiner Vorsehung hinzugelegt". Vgl. dazu Baumstark, S. 206.
389 Leopold I. blieb damit für lange Zeit eine Herrschergestalt, die aufgrund von historischen Fehlurteilen zunehmend als bedeutungslos empfunden wurde. Die Nichtbeachtung des Kaisers mag jedoch ihre Ursachen nicht nur in einer einseitig am Ideal des nationalen Machtstaates ausgerichteten Geschichtsschreibung haben, sondern das von Leopold I. über die verschiedenen Medien der Zeit verbreitete Image entsprach auch ganz und gar nicht den Idealvorstellungen späterer Generationen. Seine offen zur Schau getragene Frömmigkeit, die immer wieder betonte defensive Grundhaltung gegenüber Ludwig XIV. und sein zurückhaltendes Auftreten standen im krassen Gegensatz zu dem Image, das der französische König von sich verbreiten ließ. Dessen kriegerische und prunkvolle Inszenierung war offensichtlich, unabhängig von den zur Selbstdarstellung genutzten Medien, wesentlich wirkmächtiger als das von Leopold I. geschaffene Image, das ihn gerade im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert prädestinierte für die Rolle des Antihelden. Während die teilweise vom Hof aber vor allem auch von den Trägern multiplizierender Imagepflege getragene Herrscherpropaganda für Leopold I. zu Lebzeiten also durchaus ihre Funktion erfüllte, verfehlte sie im Hinblick auf sein Fortleben in der Nachwelt ihr Ziel. Allerdings zeichnet sich auch hier eine Wende ab: Vor dem Hintergrund des überstandenen Zweiten Weltkriegs und der daran anschließenden globalen atomaren Bedrohung erfuhren als friedlich empfundene staatliche Gebilde eine zunehmende Aufwertung. Diesem neuen Wertekanon entsprach nun aber auch wieder das Alte Reich, das als friedlich und defensiv ausgerichtetes Verfassungsgebilde zunehmend in der Forschung gewürdigt wurde. Gleichzeitig erlebt der Kaiser als einer der Repräsentanten dieses Reiches eine ungeahnte Renaissance und genauso entwickelt sein im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert von der Zeit überholt erscheinendes Image zu Beginn des 21. Jahrhunderts zumindest teilweise eine neue Anziehungskraft.
Anhang
Abkürzungsverzeichnis BO BSB FJ FP GF GNM HO Harms
HHStA Wien HKA Wien Hollstein HZ Inv. Nr. KHM LP Lanz 15
MI MM MP Mus. Slg. Ν Nr. Nord. Mere. o. J. o. O. ÖNB SLUB SuStBA Thieme-Becker UBA
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Gedruckte Quellen Flugschriften Die Flugschriften wurden nach Jahren und innerhalb eines Jahres nach Titeln in alphabetischer Ordnung unter Weglassung des bestimmten Artikels erfaßt.
1655 Außführliche Erzehlung, Welcher gestalt dem Durchtigen [!] Fürsten und Herrn, Herrn Leopoldo Ignatio, Ertz-Hertzogen zu Oesterreich, ec. die Erbhuldigung von allen Vier Ständten deß Löblichen Ertz-Hertzogthumbs Oesterreich gelaistet worden, in der Kays: Residentz-Statt Wien, den 26 Januarij Anno 1655, Augsburg 1655; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1665.
1656 Epistola Oder Send-Schreiben, Deß Cyriaci Thrasymachi, Von der Gerechten Kriegs-Armatur Der Cron Schweden Wider Die Cron Polen, Und von dem dadurch Auß grosser Gefahr erretteten Teutschlande. Ahn Andream Nicanorem. Auß dem Stetinischen Lateinischen Exemplar ins Ternsche übersetztet, o. O. 1656; U B A 02/1V. 13.4.189 angeb. 15. Warhaffter und G r ü n d l i c h e r Bericht: Auß unterschiedtlichen Authentischen Schreiben, Wegen der falschen außgesprengten und an unterschidlichen Orthen publicierten erdichten Victori, der Brandenburg: und Schwedischen Kriegs Heer, wider die Pollen, o. O. 1656; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1680.
1657 Abdruck, Deß Crakawischen Accords, ο. Ο. 1657; UBA 02/1V. 13.4.191 angeb. 2. Abermahlige Supplication Welche Die sämptliche Stände und Land-Räthe deß Fürstenthumbs Preussen Ihrer Chur-Fürstl. Durchl. Zu Brandenburg, Den 27. Februarii dieses Jahres demüthigst übergeben haben: Worin sie dero Chur-Fürstl. Durchl. den erbärmlichen Zustand und Verwüstung deß Landes kläglich vor Augen stellen, und dannenhero dieselbe zu allen müglichen Friedens-Mitteln durch allerhand gründliche Motiven zubewegen sich bemühen, o. O. 1657; U B A 02/IV.13.4.189 angeb. 26. Accords-Puncten. Welche zwischen Ihrer Kön. Mayest. zu Pohlen (Titul) Und der zu Hungarn und Böheimb Kön. Mayest. Geheimen und Kriegs-Rath, General Feld-Marschall und Obristen Herrn, Herrn Melchior Graffen zu Hatzfeld und Gleichen, Eines, dann der Königl. Mayest. zu Schweden Bestelten Gen. Major und Gouverneur der Statt und Schlosses Crackaw Herrn Paul Würtzen, und dessen in der Guarnison Crackaw bey sich habenden officirern, Andern Theils, durch gewisse hierzu Verordnete Und zu letzt Unterschriebene Herrn Deputatos, Wegen Evacuirung der Statt und Schlosses Crackaw sampt den Caszimir nachfolgender Weise vergliechen,
396 redlich und auffrichtig geschlossen, und getroffen worden, o. O. 1657; UBA 02/TV. 13.4.189 angeb. 20. Ambrosii Mellilambii Send-Schreiben, An einem vornehmen Cavallier. Betreffend Die Schwedische und Polnische Waffen, ec„ o. O. 1657; U B A 02/IV.13.4.189 angeb. 24. [David Mewius], Amica in Collegium Electorate de eligendo Romanorum Imperatore censura, o. O. [1657]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1724 angeb. 4; UBA 02/IV.13.4.31 angeb. 4. An Deß H. Rom. Reichs Churfürsten, Und Der Stände Deputirten, o. O. 1657; 02/IV.13.4.63 angeb. 7.
UBA
Brevis Discussio Querelarum, Quae per Regis Christianissimi Legatos et Internuncios Contra Augustissimum Imperatorem Ferdinandum III. Postque eius Mortem, Contra Ipsius Filium Serenissimum Hungariae et Bohemiae Regem, Collegio Electorali, simulque Ordinariis Imperii Deputats Francofurti Congregatis propositae sunt, o. O. 1657; G F 5851. [Johann Frischmann], Der Chur Fürsten-Raht, von Erwählung eines Römischen Keysers. Aus dem Latein ins Teutsche übersetzt, o. O. 1657; UBA 02/IV.14.4.31 angeb. 3. [Johann Frischmann], Collegium electorate de eligendo Romanorum Imperatore, o. O. 1657; UBA 02/TV. 14.4.31 und 14.4.31 angeb. 1 (andere Ausgabe mit 60 S.). [Johann Frischmann], Collegium Reliquorum Imperii Deputatorum, ad Collegium Electorate de Praesenti statv Imperii, Imperatore eligendo, eligendo scribenda lege annexis aliis, o. O. 1657; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1724 angeb. 2. Copia Eines auss Schlesien An einen guten Freund In Preussen ergangenen vertrauten Schreibens, ο. O. 1657; UBA 02/IV.13.4.192 angeb. 5. Copia literarum, Sacrae Majestatis Regiae Sueciae, Ad eminentissimum Electorem Moguntinum; Et insimili Ad Reliquos Sacri Romani Imperii Electores, [Stettin] 1657; UBA 02/TV. 13.4.192 angeb. 2. Copia Schreibens Eines Vornehmen Pohlnischen vom Adel Herrn Przimsky An seinen Herrn Bruder Herrn Christophorum Przimsky Castellan zu Culm. Darinnen er seine Meynung, Auß Lieb gegen sein Vatterland, Was er nehmlich Von der Polen ihren Tractaten Mit Dem Hause Oesterreich halte, eröffnet, o. O. 1657; UBA 02/IV.13.4.189 angeb. 23. [Johann Balthasar Schupp], Ein Holländisch Pratgen Von dem jetzigen Krieg zwischen den beyden Nordischen Königreichen gehalten, ο. O. 1657; GF 5857; U B A 02/TV.13.4.194 und 13.4.194 angeb. 1 (andere Ausgabe mit 20 gez. S.). Eines Getrewen Preusischen Patrioten Summarische Eylfertige Interims Beantwortung Derer Dreyzehen Motiven Welche Im vergangenen Monat zu Dantzig bey Philipp Christian Rhet gedrucket worden, ο. O. 1657; UBA 02/IV.13.4.189 angeb. 22. Gründliche Beschreibung der neüen Regiments-Verfassung in dem gemeinen Wesen Engelland, Schott- und Irrland, samt den Zugehörigen Eyländern und andern Landschafften, unter dem Herren Protector und dem Parlament. Auß dem Englischen aufs fleißigste verteutschet, Schaffhausen 1657; UBA 02/IV.24.4.11.
397 Idea Anglicana Oder Politische Erklärung unverwandter Gemüths-Gedancken über deß Königs Caroli Stuardi Hinrichtung, So dann fürs Ander Deß Oliverii Cromweli hohe Glücks-Erhöhung, und von Hispania auch Franckreich bey demselben gesuchte Verbündnuß. Und Drittens Was beyde Cronen von solcher Absend- und Werbung abhalten sollen, und darzu hingegen bewogen, o. O. 1657; GF 5853. Lied Vom Krieg und Friede, Darinnen desselben Vornembste Handlungen abgebildet werden, Gotha 1657; UBA 02/IV.13.4.192 angeb. 6. Memoriale ä Regis Galliae lagatis exhibitum. S. R. I. Electoribus Reliquisq Statuum Imperii deputatis, ο. O. 1657; UBA 02/IV. 13.4.192 angeb. 4. [Johann Frischmann], Moguntini Labores Electorales, Praevii, & Electorii, o. O. 1657; SuStBA 4°Gs Flugschriften angeb. 3; UBA 02/IV. 13.4.31 angeb. 5. Sigismund Friedrich Wartmann, Poloniae Suspirantis continuatio: Auff dem Parnasso dem Apollini ad decidendum vorgetragen. Das ist: Eygentlicher Bericht, wie beyde Königreich Schweden und Pohlen, auß guter Nachbarschafft in offenen Krieg gerahten jederweilen einen Stillstand der Waffen getroffen und jetzt schier unversöhnliche Feind geworden, o. O. 1657; UBA 02/IV.19.4.12-2. Reformirter Jean Butaschi; Oder Frantzösischer Brillen-Reisser. Das ist Gantz vertraulich Gespräch, zwischen Einem Alten Patrioten, und Hanß Suppen. Betreffend Die heut zu Tag verübte Frantzösische Kriegs-Actiones in Teutsch-und andern Landen, wo solche hinauß sehen, und wie sie ins künfftig ablauffen möchten, durch ein helles Brillen-Glaß gezeyget und gewisen. Allen Potentaten, und Religions Verwandten, so wol Hohen als Nidern-Stands-Persohnen, auff öffentlichem Schawblatz zu St. German dargestellet. Durch Wunefrid Allemann Frantzösisch, und Lucretim de Pravedann ins Teutsch versetzt, ο. O. 1657; UBA 02/TV.24.4.11 angeb. 2. Sacrae Regiae Majestatis Sueciae literae Ad Eminentißimum Dn. Electorem Moguntinum et in simili ad reliquos Sacri Romani Imperii Electores, Principes ac Status: in quibus Controversia, quae nunc vertitur inter Reges Sueciae & Daniae cum suis circumstantiis exponitur & auxilium Imperii contra Daniam postulatur, ο. O. 1657; UBA 02/IV. 13.4.192 angeb. 3. Sonderliche und wunderliche Gedanken, Welche sich die vornehmsten Potentaten und Herrschaften in Europa, und in dem benachbarten Asia, über den Schwedischen Krieg Pohlen gemacht haben, anfänglich zu Ursal in Schweden Lateinisch beschrieben, Anitzo aber wegen der listigen und lustigen Anschläge, sinnreichen Politischen Anmerkungen, und allerhand nachdenklichen Begebenheiten ins Teutsche übersetzet, ο. O. 1657; UBA 02/TV.13.4.191 angeb. 4. Vollführung Der sonderlichen und wunderlichen Gedanken, Welche die vornehmsten Potentaten und Herrschafften in Europa, wie auch in dem benachbarten Asia, über dem Pohlnischen Kriege Theils getragen, Theils noch tragen, darinnen nicht allein der heutige Zustand der meisten Europeischen Länder kürtzlich zu ersehen, sondern auch allerhand listige und lustige Anschläge, sinnreiche Politische Anmerkungen, und nachdenkliche Begebenheiten zu finden sind, ο. O. 1657; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1724 angeb. 6. Wahrhaffter Bericht, Was nach angefangenem Krieg Wider Die Cron Polen, Von Ihrer Königl. Mayest. in Schweden Bey der Ottomannischen PORTA, Durch sonderbahre zum zweitenmahl Daselbsten Verordnete Abgesandten Zu höchstschädlicher Trennung der werthen Christenheit angesucht worden, o. O. [1657,1658]; UBA 02/TV.13.4.191 angeb. 3.
398 Der zu Hungarn und Böheimb Königlichen Mayestätt Ertz-Hertzogen zu Oesterreich, ec. Bericht, Warumb dieselbe der Cron Pohlen Ihre Völcker zu Hülff geschickt, o. O. 1657; UBA 02/IV.13.4.191. Matthias Biorenklou, Zwey Memorial im Nahmen Ihrer Königl: Mayst: in Schweden Das Erste An den Hochwürdigsten Herrn Churfürsten zu Mayntz: Das Ander aber, An Deß Reichs ordentliche Deputation Gerichtet und übergeben, o. O. 1657; GF 5849.
1658 Accords-Puncten, Welche zwischen Ihro Majest. zu Schweden Reichs-Raht und Admirals auch Lieut-Generals Herrn Carl Gustaph Wrangeis Hochgräfl. Exell. eines Theils, und dem Herrn Gouvernatorn Christoffer Bille zu Mehlgardt, und Gn. Obristen Paul Bentfelt, auch Obrist. Carl von Brunow, Commendanten andern Theils den 6. Septembr. 1658 wegen Ubergabe der Vestung Cronenburg an Ihr Königl. Majest. zu Schweden verglichen und geschlossen, o. O. [1658]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1746. Apollinis Gehaltener Rath über der Käiserl. verlangten Wahl. Zugleich zweyen Schreiben: Eines von dem Nieder-Sächsischen Cräiß an Ihr Königliche Maj. in Dennemarck, sammt derer darauff eingelangten Antwort, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1724 angeb. 7. Bericht Was mit denen Churfürstlichen Brandenburgischen Gesandten, so an Ihr. Königl. Mayt. zu Schweden geschickt, zu Flenßburg, und nach dero Abreise ergangen. Sampt Copeyen einiger Schreiben und Documenten, woraus S. Churfl. Durchl. zu Brandenburg vorhaben wieder die Königl. Mayt. zu Schweden erhellet, o. O. 1658; UBA 02/TV. 13.4.192 angeb. 10. Brevis Discussio Querelarum Quae per Regis Christianissimi legatos et internuncios Contra Augustissimum Imperatorem Ferdinandum III. Postque eius Mortem, Contra Ipsius Filium Serenissimum Hungariae et Bohemiae Regem, Collegio Electorali, simulque Ordinariis Imperii Deputates Francofurti Congregatis, propositae sunt, o. O. 1657; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1773 angeb. 2.
Brevis Informatio et demonstratio Quam Iniuriosis et calumniosis Persuasionibus felicissimae Recordationis Imperatorem Quondam Ferdinandum III. Eiusque filium serenissimum Hungariae et Bohemiae Regem Leopoldum, Ablegatus Regis Sveciae Coram Electoribus et Statibus Imperii Emisso in pubicum [sie] Libello Accusatorio ruptae Pacis insimulare conatus fuerit, o. O. 1658; GF 5869. Capitulation, Oder Capitul, Puncten vnd Articul, Darauff ein Römischer König, zu einem Kayser zuerheben, Von den Chrufürsten deß H. Rom. Reichs erwöhlet, und angenommen pflegt zu werden. Mit Marginalien und einem Register, Frankfurt 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1724 angeb. 13. [Johann Frischmann], Censura Censurae in Collegium Electorale Amicae, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1724 angeb. 5. Chur -Brandenburgischer An die Königliche Majestät von Schweden abgelassener Gesandschafft; Woraus zu ersehen, Wie wunderlich man dieselbe getractiret und abgewiesen, weil Sie vom FRIEDE sprechen, und Seine Churfürstl. Durchl. mit Schweden gegen Polen, und dero gealliirte sich in die vorige Kriegeshändel nicht wieder einlassen wollen, Hamburg 1658; GF 5882.
399 [Johann Frischmann], Collegium electorate de eligendo Romanorum Imperatore. Addita Censura Censurae in illud Amicae, o. O. 1658; U B A 02/IV.14.4.31 angeb. 2. Collegium reliquorum imperii deputatorum, ad collegium electorate de praesenti statu imperii, imperatore eligendo, eligendo scribenda lege, annexis aliis, o. O. 1657; U B A 02/IV. 14.4.31 angeb. 8. Hariperno Stetgeto, Conjectio De futuro Romanorum Rege, promovendo in Imperatorem. Absque praejudicio inquirens, Quis hoc tempore potissimüm eligendus videatur, o. O. 1658; U B A 02/IV.14.4.31 angeb. 13. Consilium Rationis Status. Oder Geheimer Trewlicher Rathschlag, Under Den Himmlischen Influentz-Göttem, Uber jetzigen Zustand in Europa, Auß den Alten Reichs-Protocollen, und andern verübten Actis publicis, Mercuriopoli 1658; U B A 02/IV. 13.4.195 angeb. 2. Continuation, Der Königl. Schwedisch- und Denischen Friedens-Tractaten, o. O. 1658; S u S t B A 4°Gs Flugschriften 1755. [Johann Georg II. Kurfürst von Sachsen], Copia Eines Schreibens Welches dero zu Hungarn und Boheimb Königl. Maytt. etc. Von Ihrer Churfürstl. Durchl. zu Sachsen etc. Zu Franckfurt am Mayn Den 14. 24. Aprilis 1658, überreichet worden. Betreffende die Freistellung des Exercitii Augsp. Confession im Lande Schlesien, o. O. 1658; G F 5 8 7 0 . Copia eines Schwedischen Beantwortungs Schreibens, De dato Hamburg den 13 Septembris, Anno 1658. Woraus zu ersehen, wie die Königl. Schwedische Maytt. Se. Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg so gantz verächtlich eine Zeithero tractiret, und, wie man zu reden pfleget, gleichsam bey den Haaren zur endlichen Gegenwehr gezogen, o. O. 1658; G F 5 8 6 5 . Delirus Prodromus, o. O. 1658; U B A 02/IV. 13.4.195 angeb. 13. Delirus Prodromus in viam reductus, o. O. 1658; U B A 02/IV. 13.4.195 angeb. 14. Disjectio Brevi illi Gallicarum querelarum discussioni praelusa, o. O. 1658; S u S t B A 4 ° G s Flugschriften 1773 angeb. 1. Durch Gottes gnädigste Disposition Gütiges Absehen der 7. Planeten Auff der Acht Churfürsten deß H. Rom. Reichs reiffbewogenen Proposition; Zugleich W i e Mercurius im Namen der andern Planeten Unserm Newen Unüberwindlichsten Rom. Käyser zur Dritten Krone Glück wündschet, in der Wahl-Stadt Franckfurt, im Jahr Unsers Erlösers Jesu Christi 1658, o. O. [1658]; S L U B Hist. Germ. D. 197, 28. Eigentlicher und Warhafftiger Bericht, derjenigen Friedens-Tractaten, Welche zwischen, den beeden Nordischen Cronen, als Ihr Königlichen Majestät zu Schweden, etc. und dann Ihr Königlichen Majestät in Dennemarck den 17. (27.) Februar. Glücklichen sind geschlossen worden, o. O. 1658; G F 5859. Einzug Ihrer König: May: Leopoldi Ignatii & c , König in Ungarn und Böhaimb, ec. In die Statt Franckfurt. S o geschehen den 19. Mertzen, im Jahr Christi. 1658, Augsburg 1658; S u S t B A 4 ° G s Flugschriften 1758. Endtliche abgenötigte Ablainung Einer Chur Pfältzischen unlängstens in Truck gegebnen, also genanten Abfertigung das Vicariat in Landen deß Rheins, Schwaben, und Fränckischen Rechtens
400 betreffend. Mit Nochmahliger Demonstration Das Besagtes Recht der Reichsverwesung dem Hochloblichen Chur Hauß Bayrn ohne alles Mittel zugehörig seye, Und Durch den Chur Pfältzischen Abfertiger wider Fueg und Recht, wider Kayserl. Concessiones, und Lehenbrieff, wider den klaren inhalt deß Fridens Instrument, wider vilfältige hiebevor ergangne Chur Pfältzische Bekandtnussen, wider das Herkommen deß Reichs, wider Chur-Fürsten und Stand, auch auswärtiger Potentaten und Republiquen Mainungund Beyfall, under allerhand nichtigen, unerfindlichen und falschen Anzügen, und Zulagen angefochten werde, München 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1747. [Jakob Henrik Paulli], Epistola amici ad amicum De Caussis renascentium dissidiorum SvecoDanicorum, &c Hamburgi d. II. Augusti, Anno 1658. Das ist, Ein Freundes-Schreiben Von denen Ursachen, Woher zwischen Cron Schweden und Dennemarck die Fehde sich wieder angefangen, etc. geschrieben in Hamburg den 11. Augusti, Anno 1658. Aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt, o. O. 1658; UBA 02/TV.13.4.194 angeb. 4. Epistola Cujusdam primariae Nobilitatis Poloni Ad Cognatum suum Illustrissimum Dn. Ν. N. Palatinum Ν. N. Regni Poloniae Senatorem, o. O. 1658; UBA 02/IV.13.4.192 angeb. 7. Epitaphium Daniae, o. O. 1658; UBA 02/IV.13.4.193 angeb. 4. Andreas Olszowa Olszowski, Expositiones Coram eminentissimo Domino electore Moguntino a Sacrae Regiae Majestatis Poloniae & Sueciae Ablegate D. Andrea Olszowski & c. verbo & scripta factae, Frankfurt/Main 1658; UBA 02/IV.13.4.63 angeb. 8. Extract Zweyer unterschiedlicher Schreiben, aus dem Schwedischen Haupt-Quartier Otterslöö vor Coppenhagen den 16. 26. Augusti 1658. worinnen zweyer Königl. Dennemärckischen Reichs-Rähte Vortrag, und Ihrer Königl. Mayst. zu Schweden darauf gegebene Antwort enthalten ist, ο. O. [1658]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1761. Friedens-Schluss Zwischen Ihr. Königl. Mayt. und Cron Schweden, Und Ihr Königl. Mayt. und Cron Dennemarck Anderen Theils. Eingegangen Zu Rotschild den 26. Febr. 1658, o. O. [1658]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1763. Gedanken Deß Durchleuchtigsten, Großmächtigsten Fürsten und Herrn, Hn. LEOPOLDS, Da Ihre Königl. Königl. Mayt. Mayt. Den 12. Junii im Jahr unsers Erlösers Jesu Christi, 1658. das Erstemal auff den Römer in der Statt Franckfurt gefahren, und dem Churfürstl. Collegio beygewohnet, Auch Wie Dero Kön. Mayt. und die Hohen Häupter sämptlich im Chur Trierischen Hof in gröster Einigkeit einander beygewohnet und friedlich begrüsset haben. Adnotirt von Mercurio, und in Parnasso Apollini uberlieffert, ο. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1764. Nikolaus Brahe, Matthias Biorenklou, Gedenck-Schrifft: Worinnen, im Nahmen Ihrer Königl. Mayst. zu Schweden, ec. Deß Heiligen Rom. Reichs Chur-Fürsten und Ständen; Und zu diesem mahl, Fürnehmlich denen zur ordentlichen Reichs-Deputation in Franckfurt am Mayn versamleten ansehentlichen Herren Abgeordneten, Vor Augen gestellet wird; In was Ordnung und Weise, auch mit was grossem Eyffer, höchstgedachte Ihr. Königl. Mayst. Zu Schweden ec. ein gantzes Jahr, und drüber; so wohl durch eigene Schreiben, als dero Ministros und Hohe-Bediente, die Vereinigung mit Oesterreich, und die Beruhigung deß Rom. Reichs, vergeblich und umbsunst gesucht habe. Nechst mit angehenckter Prostestation, und Forderung der Garantie, oder gemeine Schutzhaltung: Dem Chur-Mayntzischen Reichs-Directorio übergeben, Von Höchstermelder Königl. Mayst. zu Schweden ec. beyden voll mächtigten Gesanden, Nicoiao Brahe, [...] Und Matthia Biorenklou, ο. O. 1658; BSB 4 J.publ.g.265 angeb. 9.
401 Ihrer Churfürstlichen Durchl. Durchl. zu Mayntz und Cöln Friedens-Handlung: Welche von dero Durchl. Durchl. zu Franckfurt sind vorgenommen worden Zwischen Herrn Marschall Hertzogen zu Gramont, und Herrn von Lionne Margraffen zu Fresne, ec. Der Cron Franckreich extraordinari Gesandten und Gevollmächtigten. Wie auch zwischen Herrn Graffen von Pegnaranda, Der Cron Spanien auch extraordinari Gesandten und Gevollmächtigten. Auß Ihren Originalien in das Teutsche ubersetzet; Denen Fried- und Warheitliebenden Gemüthern zu besserer Nachricht, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1762. Kurtze Anzeig und Beweisung Mit was lästerlich und falschen Inzüchten Der Königl. Schwedische Abgeordnete Mit einem in Druck außgesprengten, und denen gesampten Chur- und Fürsten deß Rom. Reichs Ubergebenen Anklags-Memorial, Die in G O T T ruhende Kays. Mayt. Ferdinand den Dritten, Und dann Dessen durchleuchtigsten Sohn L E O P O L D U M , Zu Hungern und Böhem König, ec. Als Ubertretter und Verbrecher Deß zu Münster geschlossenen Friedens beschuldigt, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1749. Kurtze iedoch eigentliche Vorstell- und Erzehlung Lebens und Todes, Deß Herrn Oliver Cromwels, Weylandt Herrn Protectoris von Engeland, Schottland, Irrland, und dazu gehörigen Herrschaften, etc. Aus einem zu Londen gedrucktem Englischen Exemplar ins Teutsch übersetzet, o. O. 1658; G F 5883. Kurtzer, Auß den Actis und Protocollis gezogener, Warhafftiger Bericht, W a s nach dem, am 26. Februarij Anno 1658. zu Roschildt, zwischen Dero zu Dännemarck, Norwegen, Königl.: Mayest: ec. und dem Könige in Schweden, getroffenen Friede, bey den kurtz darauff erfolgten Tractaten zu Copenhagen, zwischen beyderseits Königlicher Mayest: Mayest: hier zu Deputirten, respective Herren Reichs-Räthen, Commissarien unnd Gevollmächtigten Legaten, bis auff die am 9. Augusti darauff erfolgete, Friedbrüchige Belägerung, zu Wasser und Lande, der Königlichen Residentz-Statt Coppenhagen und Veste Cronenburg, dann sonst ferner, vorgelauffen. Auß dem Dänischen ins Teutsche übersetztet, o. O. 1658; UBA 02/IV.13.4.194 angeb. 3. Kurtzes und einfältiges Gespräch, Eines Pfältzischen und Würtenbergischen unpassionirten Underthanen wegen Vereinigung beyder Evangelischen Religionen, Sambt Inbrünstigem treueiferigem Wunsch unnd Gebett, daß der grosse Gott, den Durchleuchtigsten Hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Carl Ludwig Pfaltzgraffen bey Rhein, Churfürsten, deß H. Römischen Reichs Vicarium und Vorseher, auch Ertz-Schatzmeister, Hertzog in Bayern ec. Wie auch den Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Eberhardt, Hertzogen zu Würtenberg und Teck, ec. auß Vätterlichen Gnaden wolle Hertz, Muth und Sinn, zu diesem Hoch-Nothwendigen Christlichen und löblichen Werck, stärcken und regieren, daß wie sie löblich angefangen, solches auch zu Gottes Ehren hinauß führen, daß es zu Auffnemmen der Evangelischen Kirchen möge gerreichen und außschlagen, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1765. Labores electorii sive solennia electionis et consecrationis, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1752 angeb. 1. Lettre d ' u n gentilhomme Romain, A un de s e s ' A m y s ' ä Francfort: Sur le sujet de L'Election d ' u n nouveau Empereur. Epistola Equitis Romani, Fräncofurtum missa ad Amicum suum: in qua agitur de eligendo Rege Romanorum, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1724 angeb. 15. Matthias Biorenklou, Memorialia bina Sacrae Regiae Maiestatis Sveciae Nomine, Prius ad Eminentissimum Dn. Electorem Mogvntinvm Posterius vero ad Imperii Ordinariam Depvtationem directa & exhibita a Regiae Svae Maiestatis, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1724 angeb. 8.
402 Matthias Biorenklou, Memoriale ad Eminentissimos & Serenissimos Sac. Romani Imperii Electores Directum & una cum prioribus binis d. 22. Februarii Anno 1658. exhibitum, ä Sacrae Regiae Majestatis Sveciae ad Sac. Rom. Imperii Electores, Principes & Status, o. O. 1658; UBA 02/1V. 13.4.63 angeb. 3. Matthias Biorenklou, Memoriale in puncto auxilii et adsistentiae Contra injurias et arma Cum aliorum Tum serenissimi electoris brandenburgici Directum Ad Sac. Rom. Imperii collegium electorale Α Sacrae Regiae Majestatis Sveciae Consil. Status-Aulico & Ducatuum Brem. & Verd. Praeside, Ut & ejusdem Ablegato Extraordinario, Matthia Biorenklou, o. O. 1658; GF 5861; UBA 02/IV.l3.4.63 angeb. 1. Nikolaus Brahe, Matthias Biorenklou, Memoriale In quo sacrae regiae majestatis Sveciae nomine, sacri romani imperii electoribus, principibus et statibus Et nunc Cum primis Ordinariae Imperii Deputationi Francofurti ad Moenum congregatae, exponitur, Quo ordine et modo, quantoque Zelo altissime memorata Sacr. Maj. Sueciae integro Anno et eo amplius, tam per proprias literas, quam Ministros suos reconciliationem cum Austria et pacem Imperii frustra quaesiverit [...] Exhibitum directorio moguntino, o. O. 1658; GF 5864. Matthias Biorenklou, Memoriale iteratum In puncto pacis et Securitatis publicae; Quod nomine sacrae regiae majestatis Sveciae decenter exhibetur S. Rom. Imperii collegio electorali, o. O. 1658; GF 5862; GF5863. Andreas Olszowa Olszowski, Memoriale Nomine Sacrae Regiae Maiestatis Poloniae et Sveciae Ad serenissimo, eminentissimos, illustrissimos, S. R. Imp. Electores, Principes et Ordines directum et exhibitum, o. O. 1658; GF 5873. Matthias Biorenklou, Memoriale novum in puncto Pacis & Securitatis publicae; Quod nomine Sacrae Regiae Majestatis Sueciae die 4. May, An. 1658. exhibitum est S. Rom. Imperii Collegio electorali, Ab Ejusdem Regiae suae Majestatis Sueciae consiliario Status Aulico, Ducatuum Bremensis & Verdensis Praeside, & p. t. ad S. R. Imperij Electores, Principes & Status Extraordinario Ablegato Matthia Biorenklou, o. O. 1658; UBA 02/TV.13.4.63 angeb. 6. Moguntini labores electorales praevii, & electorii, o. O. 1658; UBA 02/IV. 14.4.31 angeb. 5. Newe Eingerichtete Demütigste und Underthänigste Supplication Deß H. Römischen Reichs Underthanen An die Großmächtigste Durchleuchtigste Königen, Churfürsten, Fürsten und Herren Stände selbigen Reichs, Mit eingefaster, und auß Gottes Wort allein vergliechener, so wohl Protestirender als Römischer Kirchen Glaubens Bekantnuß, Damit selbige im H. Römischen Reich möge erkannt, angenommen und bewilliget werden. Und also die Teutsche Nation gegen alle Feind in hochgewünschter Einigkeit versamblet, ubereinstimmen. Eingeben zu Franckfurt in Römischer Käyserlicher Wahl, Anno 1658 im Monat Junio, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1778. Matthias Biorenklou, Newe Erinnerungs-Schrifft, Den Frieden und die allgemeine Sicherheit betreffende: So Im Namen Ihrer Kön. Mayest. zu Schweden, ec. den vierdten Tag Mayen dieses 1658. Jahrs, ubergeben worden Deß H. Römischen Reichs Churfürstl. Collegio, Von Höchsterwehnter Ihrer Königl. Mayest. Estats-und Hoff-Rath, der Hertzogthumber Bremen und Verden Praesidenten, und der Zeit zu deß H. Reichs Chur-Fürsten und Ständen Extraordinari Abgesandten Matthia Biorenklou, Erbherrn in Eimenhoff, Wannestatt und Tißlingen, o. O. 1658; BSB 4 J.publ.g.265 angeb. 10.
403 Newe Zeitung außm Parnasso vom 13. Maij. Anno 1658, o. O. [1658]; UBA 02/1V. 13.4.195 angeb. 1. Matthias Biorenklou, Nochmalige Erinnerungs-Schrifft, Den Frieden, und die allgemeine Sicherheit betreffend: So im Namen Dero Kön. Maj. zu Schweden ec. Behörig übergeben wird Deß Heil. Reichs Churfürstlichem Collegio, Von Höchstged. S. Kön. Mayt. zu Schweden Estats und Hof-Rath, auch Praesidenten der Herzogthümber Brehmen und Vöhrden, und der Zeit zu deß H. Rom. Reichs versamleten Churfürsten und Ständen Extraordinari Abgesandten Matthia Biorenklou, Erb-Herrn in Eimenhoff, Wannestatt und Tißlingen, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1759. Ordinanz. Warnach deß H. Rom. Reichs am 14. und 4. Aug. 1658 zu Franckfurt am Mayn sonderbar vereinigten Chur- und Fürsten conjungirte Armee Soldatesque zu Roß und Fuß sich zu achten und hingegen zu verpflegen, o. O. [1658]; GF 5874. Parnassisches Post-Horn, Wie Apollo und der gantzen Musen-Schaar Uber die Glückliche Wahl Zu Franckfurt erfrewet sey. Nebenst einer strengen Anklag, Wie Mars in Gegenwart deß Praesidis Apollinis wegen Dünkirchen sey angeklagt worden, wie er zugleich seine Verantwortung gethan, o. O. [1658]; SLUB Hist. Germ. D. 197, 40,2. Sigismund F. Wartmann, Poloniae Suspirantis Continuatio ulterior, sive Tomus Tertius: Auff dem Pamasso Dem Apollini ad decidendum fürgetragen. Das ist: Eygentlicher Bericht, Von denen Vier Theilen und vier Monarchien oder Haupt-Reichen der Welt: von Auffkunfft und Weiterung der Stadt Rom und Römischer Macht: Von Teutschland und Teutschem Rom. Reich. Denen Niederlanden, Engelland, Franckreich, Spanien, Portugal, Polen, Moscovien, ec. und endlichen von beyden Nordischen Königreichen, Schweden und Dennemarck, wie dieselbe zu offener Fehde und zu den Waffen gerathen. Sampt dem hohen hierüber publicirten Parnassischen Urtheil, o. O. 1658; UBA 02/IV.19.4.12-3. Punctum securitatis Ad 14. Art. Capitulationis Caes., o. O. [1658?]; GF 5877. Relation, Mit was manier die Franzosen Ostende zuüberrumplen vermaint, aber selbs gefangen worden. Auß dem Frantzösischen gedruckten Exemplar in das teutsche gebracht, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1769. Relation Von demjenigen, So zwischen Ihr. Kön. Majest. zu Schweden Deputirten, eines Theils, und denen Chur-Brandenburgischen Gesandten, andern Theils, zu Flenßburg im Junio deß ietztlauffenden 1658. Jahrs vorgefallen, und sich zugetragen, o. O. 1658; UBA 02/IV. 13.4.192 angeb. 9. Relation, Welcher Gestalt die Insul Fühnen nechst Göttlichem Beistande, durch Ihrer Königl. Majest. zu Schweden Waffen, Glücklich emportirt worden, am 30. Januarii, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1771. Repetita arnica in collegium electorale de eligendo Romanorum Imperatore censura cui additum est responsum in censuram censurae extemporaneum, o. O. o. J; UBA 02/IV. 14.4.31 angeb. 6. Response d'un Gentilhomme Allemand, A un Sien Amy Parisien, Sur une Lettre publiee en France, Tochant L'Election d'un Nouveau Empereur, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1724 angeb. 14.
404 Responsio ad duo scripta Danica. Quorum Alerum sub Titulo Juris fecialis armatae Daniae Alertum sub Nomine Manifesti exiit, Frankfurt 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1724 angeb. 9. Responsum Ad nuperam illam admonitionem Gallico juxta ac Germanico stilo, Adversus sanctius Christianissimi Regis consilium, Publicatam ex caussa Mardici Anglis belli contra Regem Catholicum sociis cessi, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1773. Resurrectio Poloniae auxilio aquilae, o. O. 1658; GF 5878. Romanum Imperium agonizans, o. O. 1658; UBA 02/IV. 14.4.31 angeb. 11. [Johann Kasimir, König von Polen], Sacrae Regiae Maj. Poloniae Resolutio Data Sacrae Caesareae Majestatis Ablegato, Domino de Lisola in Castris ad Thorunium die 30. Decembr. 1658, o. O. 1658; GF 5871. Sacrae Regiae Majestatis Sueciae Binae Literae priores ad Sacram Reg. Majestatem Christianissimam, & posteriores ad Generales Ordines foederati Belgij; continentes caussas Expeditionis in Zelandiam contra Regem Daniae, o. O. [1658]; UBA 02/IV. 13.4.194 angeb. 7. [Philotheum Warnern von Warhausen], Schwedischer Spiegel: Worinnen nicht allein sie selbsten klärlich zuersehen und zuerkennen, was sie für rechtschaffene gute auffrichtige fromme Christen seyndt ec. Sondern auch Alle Hohe und Niedrige Stands-Personen, Freund und Feinde, der Schweden falschheit und betrieglichkeit in allem ihren thun und handel, zu mercken, und sich für solchen arglistigen falschen betrieglichen Leuten, zu hüten und zu bewahren, o. O. 1658; UBA 02/IV. 13.4.192 angeb. 13. Sedes et origo belli Dano-Suecici. Das ist: Eine kurtze, warhaftige und unpartheyische Beschreibung der Mitternächtischen Königreiche, Dännemarcken, Schweden und Norwegen, deroselben Länder, Gräntzen und Gelegenheiten, nebenst einer Relation von dem vergangenen Kriege, biß auff erfolgten Frieden-Schluß. Verfasset in zwölff Capitulen. Auffgesetzt und an Tag gegeben, Durch J. G. K., Frankfurt 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1775. Sehr Nachdenckliches Von etlichen Königlichen Schwedischen an einige Chur-Brandeburgische Rähte abgelassenes Antwort-Schreiben, de dato Cronenburg den 5. Octob. 1658. Auß dem Lateinischen ins Teutsche übersetzt, o. O. [1658]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1748. Send-Brieff, Eines Freunds an seinen Freund, Von den Ursachen derer zwischen [...] Schweden und Dännemarck Wider hervorbrechenden Mißhelligkeiten, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1777. Serenissimo, Potentissimo, & Invictissimo Principi ac Domino, Domino Leopoldo Electo Romanorum Imperatori semper Augusto. Ipso Coronationis suae in Romanorum Imperatorem festo die hoc devotionis suae pignus ponebat, & acroema accinebat, Frankfurt am Main [1658]; SLUB Hist. Germ. D. 197,40,1. Serium juxta & fraternum christiani olitoris consilium, Quid hominis & Caesaris qualis qualis sit nubendum vel eligendum, Illustrissimis Germaniae Elctoribus humilime D. G., o. O. 1658; UBA 02/IV. 14.4.31 angeb. 12. Statera veritatem transgressa subversa, o. O. 1658; UBA 02/IV. 13.4.193 angeb. 2.
405 Statera veritatis Ad quam responsum gallicum Et sanctius christianissimi regis consilium De Mardico Anglis contra Regem Catholicum cesso, et Foederibus Christianissimo-Acatholicis expenditur. Mane, Thecel, Phares, o. O. 1658; GF 5880. Tres humble et tres importante remonstrance au Roy sur la Remise des places maritimes de Flandres entre les mains des Anglois, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1752 angeb. 2. Unterthänigst- und Hochwichtigste Remonstration, Gethan an Ihre May. in Franckreich, Wegen Einräumung derer an dem Meer gelegenen Oerter in Flandern an die Engländer. Auß dem F r a n zösischen in das Teutsche versetzet, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1772. Ursachen, Warumb Die Königl. Majest. zu Hung, und Böheimb verursachet worden Dero Völkker ins Königreich Pohlen dem König und bedrängtem Land ein Hülffe zu schicken. Wider der Schweden Außstreuen, als ob disseits wider den Frieden-Schluß gehandelt worden wäre, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1778d. Verbündnüß Nachbenahmter Chur- und Fürsten: Als Chur Maintz, Trier, und Cölln, Ferner Der Fürsten, Münster, Pfaltz-Neuburg, Schweden ratione gewisser Länder, Braunschweig und Hessen-Cassel. Franckfurt den 4. 14. Aug. 1658, o. O. [1658]; GF 5881. Hariperno Stetgeto, Vermuthung von einem zukünfftigen Römischen König, und darauß folgendem Kayser. Worinnen unvorgreifflich gefragt wird: Wer wol fümemlich auff dißmal zu erwöhlen seyn möge. Vorgebracht von Hariperno Stetgeto, o. O. 1658; BSB 4 J.publ.g.265 angeb. 14. Waag der Warheit, An welcher Die an seyten der Cron Franckreich gegebne Antwort, So dann Selbigen Christlichen Königs besserer Rathschluß vnd Anschlag, Wegen der den Engelländern vberlassenen Vestung Mardick, vnd wider den Catholischen König in Hispanien, mit den UnCatholischen gemachter Bündnuß, Reifflich auß- vnd fürgewogen werden. Mane, Thecel, Phares, Du bist auff der Waage gewogen, vnd man hat dich zu leicht gefunden, Daniel 5.27. 1658 In deme zwar der Frühling schon Gewest ohn Rosen, Lilgen, Doch aber nit ohn Kaysers-Kron, Die kunt er nit außtilgen, o. O. 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1780. Wahl-Capitulation, Des Aller-Duchleuchtigsten, Großmächtigsten, Unüberwindlichsten Fürsten vnd Herrn, Herrn, Leopolden, Erwöhlten Römischen Käysers, auch zu Hungarn vnd Böheim königs, ec. Ertzhertzogs zu Oesterreich, ec. Auffgerichtet zu Franckfurt im Monat Julio des 1658sten Jahrs. Cum Privilegio Sac. Caes. Majest., Frankfurt/Main 1658; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1767. Was hat Franckreich bey dem Wahl-Tag gethan? Antwort: Franckreich hat bey währendem Deputation und Wahl-Tag, deß Teutschlands Fried und Ruhe gesucht, befördert, erhalten und befestiget, o. O. 1658; BSB Res. 4 Eur. 368.54.
1659 Acclamationes anniversariae de pace orbi reddita Christiano, et regio firmata connubio, o. O. 1659; UBA 02/IV.13.4.193 angeb. 9. Antwort und Bericht, Worin die recht Gründliche Beschaffenheit Des, Zwischen Ihrer Hochund Mögenheiten, der Herren Staten General in den vereinigten Freyen Niederlanden, etc. Und der Königlichen Schwedischen, ec. Kriegs-Flothen, Am 29. Oct/ 8. Novemb. jüngsthin im Sunde
406 vorgefallenen harten See-Treffens, sampt dem weitern Erfolg, mit bestand der Warheit referieret wird. Zuwieder allerhand, für die Schwedische Parthey, an verschiedenen Orten in Teutschland, ausgeprengten, unwarhafften Relationen und Advisen, sonderlich aber eines also Titulirten Extract-Schreibens aus Cronenburg, de Dato den 5. Novembr. 1658. Alles kürtzlich und mit Fleiß zusammen gezogen, aus gründlichen Nach- und Unterrichten vieler vornehmer hohen Officirer, welche selbsten in gemelten Treffen mit gewesen, und dabey die höhesten Chargen exerciret, wie auch aus der Schiffs-Capitainen glaubwürdigen Journalien und See-Registern, o. O. 1659; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1782. Artes Hollandicae detectae ex particula literarum Sueci cujusdam ad Amicum Anglum scriptarum. Februar 1657, o. O. [1659]; UBA 02/IV.13.4.195 angeb. 16. Beantwortung Und Widerlegung einer außgestreueten Missive, darüber des Authoris Namen mit folgenden Littern D. Η. Α. N. verzeichnet stehet, und dann einiger Einwürffe und Objectionum wider das neue publicirte Wahrburgische Schreiben, Dabey Ein Käyserl. Hand-Schreiben, de dato Preßburg den 25. Augusti dieses 1659. Jahrs, an den Churfürsten zu Maintz ec. ec. Woraus zu ersehen, daß I. Käyserl. Maytt. an Beförderung derer in Polen oder Preussen zwischen Ihrer Käyserl. Maytt. dero Hohen Confoederirten und Ihre Königl. Maytt. zu Schweden fürseyenden Friedens-Tractaten an Ihro nichts ermangeln und erwinden lassen, Sondern die Verzögerung derselbten einig und allein dem Könige in Schweden zuzuschreiben. Item, warumb Ihr Käyserl. Maytt. bewogen worden, in Schwedisch-Pommern den Krieg fortzusetzen, o. O. 1659; UBA 02/IV. 13.4.194 angeb. 9. Binae Copiae Literarum concernentium praeliminaria Tractatus Sueco-Polonici, quarum priores scriptae sunt a Legato Gallico (De Lumbres), posteriores a Legato Suecico (Andrea Güldenklau), o. O. 1659; GF5888. J. A. Pastorius, Continuatio Actorum Publicorum Vom Augusto 1658 biß 1659. einschließlich, Regensburg, Frankfurt 1659; UBA 02/IV.13.4.195 angeb. 4. Copia Gemeinen Bescheidts, so den 13. Decembris Anno 1659. am Hochlöblichen Käyserlichen Cammer-Gericht zu Speyer publicirt worden, Speyer 1659; GF 5887. Copie de la Lettre de sa Maieste Tres-Chrestienne Α Messieurs de la Deputation Ordinaire du Saint Empire, ä Francfort sur le Mein, o. O. [1659]; UBA 02/IV.13.4.195 angeb. 19. Cromwcls, Oxenstirns und Lilienströms geführte Staats-Discursen In Plutonis Residentz, o. O. 1659; UBA 02/IV.13.4.195 angeb. 17; GF 5894. Ein Privat-Schreiben, Welches ein guter Freund von dem andern inständig begehret hat: Worinnen remonstriret und klärlich gewiesen wird, daß, vermöge der Göttlichen, Natürlichen, Aller Völcker und der Civil-Rechte auch der Reichs-Constitutionum und Abschiede die Römische Käyserliche auch Königl. Polnische und Königl. Dännemärckische Maytt. Maytt. Maytt. dann Se. Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg, wol und mehr dann befugt, Ih. Königl. Maytt. zu Schweden ec. in Pomern, Bremen und Vörden, auch an allen Oettern, wo dieselbe anzutreffen, und in- und ausserhalb Reichs Lande und Leute besitzet, zu bekriegen, zu bestraffen und zum billigen und sichern Frieden zu nötigen, damit die arme bedrückte Christenheit, vermittelst Göttlichen Beystandes, dermaleins durchgehenden Frieden, Ruhe und Sicherheit überkomme und behalte. Und ist solch Schreiben datiret zu Wahrburg den 1. Augusti des 1659. Jahres, o. O. 1659; UBA 02/IV. 13.4.194 angeb. 8.
407 Eines Hinter-Pommerischen und Mecklenburgischen Pauren Gespräch, Wegen des new ausgegebenen und in Druck ergangenen Gesprächs von der Reichs-Armee, o. O. 1659; UBA 02/IV. 13.4.195 angeb. 5. Eines Soldaten und Mecklenburgischen Bauren Gespräch, von der neuen Reichs-Armee, o. O. 1659; UBA 02/IV. 13.4.195 angeb. 6. Einfältige Gedancken Uber die Zwey Fragen, Die Erste, Ob die zwischen Schweden und Dennemarck seit des jüngst zu Rothschild im Anfang dieses Jahres geschlossenen, aber nicht vollzogenen Friedens, wieder angegangene Feindseligkeit für einen gantz neuen Krieg, oder vielmehr eine continuation des vorigen, und wer für den eigentlichen Anfänger desselben zu halten sey? Die Ander, Welcher Theil an nicht Vollziehung obgedachten Rothschildischen Friedens schuldig sey? o. O. 1659; G F 5 8 9 2 . Erklärung von der drey Stände, als Friedens Mediatoren hohen Bedienten, an stat einer Antwort, Auff die Von Ihrer Majestät in Schweden zu den Friedens-Tractaten verordneten Commissarien ihnen eingehändigte Schrifft außgefertiget, o. O. 1659; U B A 02/IV.13.4.195 angeb. 8. Exemplar Litterarum Majestatis suae Christianissimae ad Deputationem Sacri Imperii Ordinariam Francofurti Ad Moenum, o. O. [1659]; UBA 02/IV. 13.4.195 angeb. 18. Extract-Schreiben Auß Warschaw, vom 27. dises 1659sten Jahrs. Wie, und was Gestalt die Cosaken, sich widerumb under Ihrer Königl. Mayestät in Polen Gehorsamb begeben, und Deroselben, wie auch der Cron Polen auff wehrendtem Reichstag zu Warschaw den Eyd darüber abgelegt, sambt anderen darbey vorgeloffnen Sachen, o. O. 1659; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1785. Friedens-Artickel zwischen Philippo den IV. König von Hispanien. und Louis XIV. König von Franckreich und Navarra, o. O. 1659; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1786. Iuris publici europaei de Daniae regni statu epistola prima ad nobilem quendam Germanum, o. O. 1659; G F 5890. Matthias Biorenklou, Memoriale; In quo exponitur quantopere Sac. Reg. Maj. Sveciae pacem per Germaniam conservare et Polonicum bellum restinguere allaboraverit; quorumque moliminibus et facibus belli Polonici flamma Germaniae nunc admoveatur; Exhibitum Sac. Rom. Imperii Electorum, principum et statuum Ordinariae Deputationi, Francofurti ad Moenum congregatae, d. 4. 14. Iulii Anno 1659, o. O. 1659; G F 5885. Matthias Biorenklou, Memoriale Quod Post Caesarei Exercitus irruptionem in Pomeraniam, et apertam hanc Pacis Imperii rupturam Exhibitum est Sac. Rom. Imperii Ordinariae Deputationi, die 30. Augusti st. vet. Anno 1659, o. O. 1659; G F 5886. Merlini Anglici Oder Guilielmillii Prognosticon Auff das 1659 Jahr. Auß dem Englischen ins Deutsche übersetzet, o. O. [1659]; UBA 02/IV.13.4.195 angeb. 3. Peter Julius Coyet, Oratio Ablegati Suedici Extraordinarii Dni Petri Iulii Coyet [...] Habita in concessu Dn. Ord. General. Faederati Belgii Hagae Comitis die 15. 25. Nov. 1659. Propositie van den Heer Petrus Iulius Coyet. Extraordinaris Afgesante van Zijn Konicklijke Majesteyt van Sweden. Gedaen In de Vergaderinge van de Ho. Mo. Herren de Staten Generael der Nederlantsche Provintien, Den 15. 25. November, 1659, o. O. 1659; G F 5889.
408 Pommerischer Vortrag Bey der Ordinari Reichs Deputation zu Franckfurth den 2.12 Decembr. 1659 Den beschehenen Einfall in selbige Lande und erfordrende Reichs-Hülff betreffend, o. O. 1659; UBA 02/IV. 13.4.195 angeb. 7. Schreiben, Welches Der vorlängst verstorbene Hochgelahrte Herr Don Franciscus de Quevedo, An dem Seiner Hellischen Gesichte Continuatorem Philander von Sittwald, bey newlicher Orcinischen Post überschicket, Betreffende einige Statistische und bißhero von Schwedischer Seiten practicirte Discursen, So zwischen denen verstorbenen Hn. Protectore von Englandt, Dem Schwedischen Reichs Cantzler Oxenstirn und Lilienströmen Auff jener Unter-Welt In Plutonis Residentz, bey dero Zusammenkunfft nachdencklich geführet worden: Allen Christlichen Potentaten zur Nachricht und Warnung jetzo ans Liecht gegeben Von Einem Liebhaber der Deutschen Auffrichtigkeit und Trewe, o. O. 1659; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1841. Vollkommene Beschreibung Der Auff Fühnen geführten Bataillie, Und An Dänischen Seiten glücklich erhaltenen Victorie Wie auch Specification Und Liste Aller alda Gefangenen hohen Officirer und erlangten Beuthe. Wie solches Dir Excell. der Herr Feld-Marschall Eberstein, Den 16. Unnd ein ander Königl. Dänischer Minister Den 18. dieses auß Nybu[rg] Schrifftlich Communiciret [h]at, o. O. 1659; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1784. Warhaffter und gründlicher Bericht Dessen was sich zwischen der Hollendisch- und Schwedischen Flotten bey erstem Angriff und Treffen zugetragen. So geben auß Coppenhagen den 12. Novembris im Jahr Christi 1658. Neben anderweitigem Beysatz und Newen Lied. Den Menschen ist angeboren, und ist ihre natürliche Eigenschafft, daß sie lieber die Lugen, als die Warheit glauben, o. O. 1659; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1783. Zwey Abschrifften I. Von Ihrer Römischen Käyserl. Mayst. Schreiben de dato den 18. 28. Augusti Anno 1659. An Ihre Chur- Fürstl. Gnaden zu Mayntz betreffent die praeliminar-Tractaten zwischen Schweden und Pohlen wie auch den Einfall in Pommern. II. Von des Königl. Schwedischen Legati, Herren Matthiae Biörenklous Schreiben an Höchstged. Ihr Churfürstl. Gnaden zu Mayntz wegen abgedachte praeliminar Handelung, o. O. [1659]; GF 5884; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1781.
1660 Abschrifften, Wegen Verkündigung deß Friedens, Beschlossen Zwischen beyden Cronen, Franckreich und Spanien. Wie auch, Copia eines Schreibens Der Königl. Majestät in Franckreich, etc. an den Herrn De La Contour. Die publication deß Friedens betreffend, o. O. 1660; UBA 02/IV.13.4.199 angeb. 1. Reinhold Warners von Grund, Außführung auß dem Westphalischen Friedens-Instrument; Ob der Kayser oder Schweden den Teutschen Frieden gebrochen? An den Friedensliebenden doch in Krieg streitbarn Allemann. Mähren, o. O. 1660; GF 5903. Causae Quibus Sa. Ra. Mtas. Sueciae mota Celsissimum Curlandiae Ducem in Custodiam abstraxit. Ex Originali Germanico in Latinum versae. Cum praefatione Interpretis ad [...] Iacobum Augustum Thuanum, o. O. [1660]; GF 5898. [Ludwig XIV., König von Frankreich], Copey Desjenigen Schreibens, Welches Seine Kön. Majestät in Franckreich An Die zu Franckfurt versamlete Herren der Ordinari Reichs-Deputation abgehen lassen. Betreffend die dem König in Schweden schuldige Leistung der Garentie wegen seiner im Reich habender Länder, zu Erhaltung des allgemeinen Friedens im Römischen Reich.
409 Aus dem Frantzösischen in das Teutsche übersetzet, o. O. 1660; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1797. Copey Dreyer unterschiedlicher Schreiben, Als I. Chur-Bäyrisches Schreiben an die Römische Käyserl. Majestät. II. Käyserliches Außschreiben an die außschreibende Fürsten deß Bayrischen Cräyses. III. Der Außschreibenden Fürsten in Bäyren Antwort auff obiges Käys. Schreiben, o. O. 1660; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1790. Copey Zweyer Schreiben Das Erste Welche Seine Eminentz der Herr Cardinal Mazarin An die Churfürsten von Mayntz und Cölln abgehen lassen. Von Toulouse den 22. Decembr. 1659. Das Ander An Den Churfürsten zu Brandenburg, auß Toulouse den 8 Decembr. 1659 geschrieben. Betreffend die Erhaltung deß Friedens im Reich. Auß dem Frantzösischen in das Teutsche übersetzet, o. O. 1660; UBA 02/IV.13.4.196. Discursus super oratione Dnn. Legatorum Danicorum habita in consessu Dnn. Ordinum Generalium Faederati Belgii Hagae-Comitis, Die 10. Ian. Anno 1660, o. O. 1660; U B A 02/IV. 13.4.196 angeb. 1. Einfältige und kurtze Beleuchtung der göttlichen Gerichte, so sich bey des letztverstorbenen Königes zu Schweden etc. Caroli Gustavi Leben und Abschied auß dieser Welt begeben und zugetragen. Darbey die hiernechst gedruckte Schwedische ungegründete Zeitung refutiret und wiederleget wird, o. O. 1660; G F 5897. Erklärung der Kön. Maj. in Schweden Gevollmächtigten Plenipotentiarien, die Sie den Herren Mediatoren zu Heisingöhr den 29. Febr. 1660. überreicht, o. O. 1660; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1791. Friedens-Articul, Welche Zwischen den mächtigen Cronen Franckreich und Spanien Durch beeder Aller-Christlichster und Catholischer Könige Gevollmächtigte, Den Herren Cardinal Mazarin, eines: und Herren Ludwig Mendetz von Haro, andern theils; In der Fasanen Insul auff dem Fluß Bidassoa, unfern des Pyreneischen Gebürgs, Den 7. Wintermonat newen Calenders, deß zu ruck gelegten 1659. Jahrs abgehandelt, verglichen und unterschriben worden. Auß dem Frantzösischen Exemplar in das Teutsche übergesetzt und gedruckt, Straßburg 1660; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1792; auch 1600 Beiband 11. Friedens-Erkiärung der Herrn General Staaten in denen Vereinigten Niderlanden abgeordneter Herren Gevollmächtigten Gesandten Gegen Ihre Kön. Kön. Maj. Maj. in Schweden und Dennemarck, ec„ o. O. 1660; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1789 (Beiband). Friedens-Handlung, Zwischen Den Cronen Franckreich Und Spanien, Welche Durch den Herrn Cardinal Mazarin, und den Herrn Dom Louis de Haro, Ihrer der Aller-Christlichsten und Catholischen Majestäten Gevollmächtigste, in der Insul, genannt der Fasanen Insul, auff dem Fluß Bidassoa, an den Pyrenäischen Grentzen, den 7. Nov. 1659. ist geschlossen und unterschrieben worden. Sampt beygefügter Relation, wie selbige zu Pariß öffentlich publiciret worden. Mit Vorwissen und Approbation der Königl. Französischen HH. Ministrorum in Teutschland, auß dem rechten Französischen Original verteutscht und getruckt, Frankfurt 1660; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1793; auch U B A 02/IV.13.4.199. Friedens-Handlung, Zwischen Der Cron Franckreich und Spanien, welche durch den Herrn Cardinal Mazarin, und den Herrn Dom Louis de Haro, Ihrer, der Aller Christlichsten und Catholischen Majestäten Gevollmächtigste, in der Insul, genant der Fasanen Insul auff dem Fluß Bi-
410 dassoa, an den Pyrenäischen Gräntzen, ist geschlossen und unterschrieben worden, den 7. Novembr. 1659, o. O. [1660]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1794. Der Hochmögenden Herrn General-Staaten, Der Vereinigten Niederlanden Antwort Auff Ihrer Königl. Majestät in Schweden Extraordinar-Ambassadeurs, Herrn Petri Julii Cojets, Im Haag an Sie gethane Proposition, o. O. [1660]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1789. Instrumentum Des Ewigen Friedens, Welcher zwischen Ihrer Königl. Majestät und Krohn Polen, Auch deroselben Confoederierten Ihr: Rom: Kaiserl. Majestät Und Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg, Von einer: und dann Ihrer Könglichen Majestät und Krohn Schweden, Anderer Seiten Bey Dantzigk im Kloster Oliwe Den 3. Maji, Anno M. DC.LX. Berahmet und geschlossen worden, o. O. 1660; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1795. Junsthin Gehaltenes Dänisches Picket-Spiel sampt dem Schwedischen Pickelhering, o. O. 1660; GF 5900. Kurtze aber doch gründliche Wiederlegung, Der auff Schwedischer Seiten Vor wenig Monaten außgestreueten Ursachen Warumb der verstorbene Schwedische König Carolus Gustavus den Hertzogen in Curland ungewarnter Dinge, und wider geschlossene Neutralität überfallen, und nebst Seiner Familien gefänglich annehmen, hinweg führen, und die armen Unterthanen barbarisch tractiren und berauben lassen, o. O. 1660; GF 5904. Kurtzer Außzug des Processes, Dessen Die Cron Schweden Gegen S. Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg, Wider den Friedenschluß, die Reichssatzungen [...] bey Restitution der Hinterpommerischen Landen, auff denen also genannten Stettinischen Grentz-Tractaten mit grosser Ungerechtigkeit und öffentlicher Gewalt sich gebrauchet, o. O. 1660; GF 5895. Kurtzer Außzug dessen, Was zwischen Denen Durchleuchtigstn [...] Herrn Carol Gustaven, Könige in Schweden, etc. Und Herrn Friderich Wilhelmen, Churfürsten zu Brandenburg [...], Vom Jahre 1655. bis auff den 7. Januari 1656. ausserhalb Krieges fürgegangen und gehandelt worden [...] Aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzet, o. O. 1660; GF 5896. Pacificatio septentrionalis nupera Transactione Rotschildensi fundata & conclusa inter Reg. Mtem. Regnumque Daniae & Reg. Mtem. Regnumque Sueciae die 27. Maji A. C. 1660. Nordischer Friedenschluß auff den jüngsten Rotschildischen Vergleich gewidmet und geschlossen, zwischen Ihrer Kön. Mayt. und dem Reich Dennemarck, und Ihrer Kön. Mayt. und dem Reich Schweden, den 27. Maji im Jahr Christi 1660. Nach dem rechten waaren Coppenhagischen Original im Druck verfertiget, o. O. 1660; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1798. Reichs-Tages Schluß, Welcher Von denen sämptlichen Ständen des Königreichs Schweden einhellig gemachet zu Stockholm den 3. November Anno 1660, o. O. [1660]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1799. Relation, Was für Ceremonien, Magnificentz, und grosser Pracht Bey Vollziehung deß Königl. Heyraths Zwischen Ludovico XIV. König in Franckreich, Und Maria Theresia, Infantin in Hispanien, ec. Vorgangen, o. O. 1660; BSB Res. 4 Eur. 369.21. Der Schwedischer Pickelhering, oder Kurtzer Verlauff dero in Nordischen König Reichen und auff der Insel Fühnen, vor und nach gespielten Kriegs-Tragaedien, Kopenhagen 1660; UBA 02/IV.13.4.196 angeb. 4.
411 Schwedischer Trew und Glaube, Oder Ausführliche Deduction mit angehengten warhafften Doc u m e n t s , so viel man deren dißmahl an die Hand haben können, Darinnen allen hohen und niedrigen Standes Personen, in der gantzen erbahren Welt vor Augen gestellet werden die gar unverantwortliche Proceduren So von den Schweden, insonderheit vom Feldmarschalln Robert Douglassen An dem Durchlauchtigen Hochgebornen Fürsten und Herrn Herrn Jacobo, In Liefland, zu Churland und Semigallen Hertzogen, Wieder Königl. Hand und Siegel, ihrer eigenen Generalität mit hohen Eydesschwüren bekräfftigte, o. O. 1660; UBA 02/IV. 13.4.196 angeb. 6. Suniniarium Eorum, quae Inter Serenissimos & Potentissimos Principes ac Domino, Dn. Carolum Gustavum, Suecorum Regem & Regnum Sueciae & Dn. Fridericum Wilhelmum, Electorem Brandenburgensem, Borussiae Ducem & c. Ab Anno 1655 usque ad Diem VII: Januarii Anni 1656 extra bellum acta & gesta sunt: Ex quibus simul apparet, quo jure quare injuria Serenissimus & Potentissimus Elector dicatur Autor Belli Polonici, o. O. 1660; U B A 02/IV. 13.4.196 angeb. 2. Summarium Processus, quo erga Serenissimum & Potentissimum Electorem Brandenburgicum Contra Instrumentum Pacis, Pragmaticas Imperii Sanctiones, Dei, Naturae, Gentium, omniaque Jura circa restituendam Pomeraniam Ulteriorem, apud ita dictos limitum tractatus Stetini habitos, magna injustitia atque aperta vi, usa est Suecia, o. O. 1660; UBA 02/IV.13.4.196 angeb. 3. Trattato della pace fra le corone die Spagna, e Francia, Bologna 1660; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1800. Universal Friedens Instrument, So zwischen Ihrer Königl. Mayt. zu Polen, und dero Hohen Bunds-Genossen, Als dero Rom. Käiserl. Mayt. Und Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg, ec. Mit dem Schwedischen Könige getroffen worden. Den 3. May deß 1660. Jahres. Ut Mars causa mali, sic pax est optima rerum, o. O. [1660]; SuStBA4°Gs Flugschriften 1801; auch 1600 Beiband 10. Wiederlegung Der von Schwedischer Seiten ausgestreweten Ursachen, Wodurch eigentlich die Königl. Mayest. zu Schweden bewogen worden, den Hertzog in Churland aus seinem Fürstenthumb hinweg, in Verwahrung zu bringen, Mit Entgegensetzung der rechten und wahrhafften Bewegnussen, dadurch der König in Schweden sich zu diesem unverantwortlichen Fümehmen gegen dem unschuldigen und Friedliebenden Hertzogen in Churlandt hat verleiten lassen, o. O. 1660; UBA 02/IV. 13.4.196 angeb. 5.
1661 Gespräch Zwischen Einem Doctore von Rostock, Und Einem Studioso, betreffend Die Warnemundische Licenten, und zu derer Behauptung von der Chron Schweden newlich dahin gelegten Schanzen, o. O. 1661; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1802; UBA 02/IV. 13.4.196 angeb. 8. Der Rom: Keys: Majest: Ferdinandi III. Glorwürdigsten Angedenckens, Wie auch Der gesamten auff dem Reichs-Tag zu Regenspurg Anno 1654. versambleten Reichs-Ständten Neu auffgerichte sanetio pragmatica Oder Allgemeine Verordnung Wie es mit Bezahlung der Capitalien, und bey den fürgangenen leidigen Kriegs-Zeiten verfallenen Zinsen, zwischen den Glaubigem und Schuldnern solle gehalten werden. Durch unterschidliche Notas erkläret, mit angehängten Remissionibus, wo mehrere Erklärung, und Aufflösung der hierauß entstandenen Zweiflen zusuchen und zufinden seye, o. O. 1661; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1805.
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1662 Bericht und Repraesentation Deß Verlauffs und Bewandniß der Investitur Sache. Zwischen den Rom. Käyserl. und Königl. Schwedischen Mayt. Mayt. biß hero tractiret, Zu sambt denen dazu gehörigen Actis und Uhrkunden, Stralsund 1662; UBA 02/IV.13.4.196 angeb. 10. Johann Frischmann, Des Aller Christlichsten Königs Friedhaltendes Gemüth mit den Ständen deß Teutschen Reichs. Allen widrigen Argwohn, Reden und Schrifften entgegen gesetzet, o. O. 1662; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1807; GF 5905; UBA 02/IV.13.4.196 angeb. 9. [Gottfried Fürchtenicht], Engelländisch- und Holländischer Post-Reuter. Prodromus Conjunctionis magnae Anno 1663 Futurae. Das ist: Von dem Verlauff und Congress aller 7. Planeten im Schützen auf den 1. Alten, 11. Neuen Decembr. dieses jetztlauffenden 1662. Jahres. Männiglich, Insonderheit denen hohen Potentaten zur Nachricht und Warnung vor Augen gestellet, [Nürnberg] 1662; UBA 02/IV. 13.4.196 angeb. 11. Was hat Oesterreich Bey Teütschland gethan? Antwort: Oesterreich hat Teutschland zu seinen höchsten Flor erhoben. Also, Das so lang Teütschland, Teütschland ist, da selbige niemahlen schöner und herrlicher gestanden, als unter der Regierung der Holdseeligsten Oesterreichischen Keyser, o. O. 1662; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1809.
1663 Actus processionis et propositionis. So den 10. 20. Januarij 1663, solenniter fürgangen. Cum licentia Superiorum, Regensburg 1663; UBA 02/IV.13.4.197 angeb. 7. An das Hochstlöbl: Chur. Mäyntzische Reichs-Directorium, Unterthänigst und Unterdienstliches Memoriale mit einverleibter respective Gegen Remonstration [...] Unser Burgermeistere und Raths des Heil. Reichs Stadt Bremen, wieder Deß Königl. Schwedischen Herren Abgesandten auff jetzigem Reichstage zu Regenspurg übergebenes anderweites Memoriale, in pto. Immedietatis Civitatis Bremensis, indeque dependentis Sessionis et Voti in Comitiis. De dato Bremen den 27. Febr. (9. Martij) anno 1663, o. O. 1663; GF 5909. Außfiihrliche und warhafftige Relation meiner (Graff Forgatsch) mit dem Türcken gehabte rencontre, wie ich den 8. Aug. 1663. bey Gran dero Läger angegriffen, o. O. 1663; SuStBA 4°Gs Türkenkriege 230. Brevis adumbratio status civitatis bremensis, ante, sub et post Pacificationem Osnabrugensem: Das ist: Kurtzer Entwurff der Stadt Bremen Standes, Wie derselbe, vor, bey wehrender, und nach geschlossener Oßnabrückischen Friedens Handlung gethan und bewandt gewesen Erstlich gedruckt Im Jahr Christi 1653. Hernacher mit einem Appendice vermehret, Anno 1663, o. O. 1663; GF 5906. Copia Eines Türckischen Frieden-Brieffs: Wie solche der hochmüthige, und jetziger Zeit um Neuhäusel sich befindende Groß-Vezier, An die allda herum gelegene Oerter heuchlerisch abgehen lässt, daß Er sie dadurch unter seine tyrannische Gewalt gütlicher Weise bringen möge. Diesen ist beygefügt der Türcken Bekanntnuß von GOTT, und so dann von Christo, wie auch von dem Heiligen Geist, samt ihres verfluchten Mahomets Ankunfft, Leben, und Tod, o. O. 1663; UBA 02/IV.13.4.87 angeb. 1.
413 Corfiz Graf von Uhlfeld, Copia zweyer Brieffe [...] an Ihro Königl. Mayst. zu Dennemarck, o. O. 1663; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1816. Des Türckischen Käysers, der gantzen Christenheit, und aller, die sich Christen nennen, abgesagten Erbfeinds-Brieff, Mit Seines Hohns- und Großsprechens Reichthum und Schatzes Vermöglichkeit, o. O. 1663; SuStBA 4°Gs Türkenkriege 228. Doctor Martin Luthers Erschreckliche Türcken Propheceyung, Darinnen zugleich Deutschlandes jämmerlicher Untergang wegen allzugrosser Sicherheit und überhäufften Sünden, als Hoffart, Geitz, Wucher, Ungerechtigkeit, Verachtung göttliches Worts und des H. Evangelii, zum öfftern angekündiget wird; Wie dann auch D. Martin Luthers Lebens-Lauff kurtz gefasset, und die Außlegung über das 7. Cap. des Propheten Danielis; Mit sonderbahrem Fleiß auß seinen Büchern zusammen getragen, und zu Männigliches Wissenschafft fürgestellet, Durch einen Liebhaber seiner Lehre und Schriftten, Wittenberg 1663; U B A 02/1V. 13.4.87. Aug. Gisl. Busbek, Dreyer Keysere Legatens, bewegliche Aufmahnung oder Bedenken, welchergestalt eine Kriegsverfassung wider den Türken vorzunehmen. Neben einem vor allbereit 140. Jahren heraus gegebenen Anschlag eines Zugs wider die Türken, dem günstigen Leser zu Lieb hiebey gedrukt in diesem nunmehro zu End lauffenden 1663sten Jahre, o. O. 1663; UBA 02/IV. 13.4.85 angeb. 2. Eigentlicher Bericht, Gefährlichen Zustands, unterschiedlicher Furcht und Schrecken der Christenheit, über der Blutdurstigen Türcken und Tartarn Straiffen, Morden, Stürmen und Einfallen, o. O. 1663; BSB J. publ. e. 329 18. Etzliche, Zu fernerem Nachdencken Politische und Historische Discursen, Was von des Tyrannischen Türckens jetzigem Einbruch und weiteren Progressen in künfftigen Jahren, Muthmaßlich zu halten sey? Nechst Darstellung seiner Staats-Ration zu kriegen, und wie demselben füglichst zu widerstehen? Wittenberg 1663; UBA 02/IV.13.4.87 angeb. 6 sowie IV.13.4.197 angeb. 1. Extract aus Copenhagen vom 28. Julii., o. O. 1663; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1812. Extract, oder Gründlicher Bericht, Wegen der Ubergab der Vestung Neuheusel, Welche den 28. und 29. Septemb. Von den Herrn General Forgatsch, mit Accord, denTürckischen Erbfeind ist übergeben worden. Worinnen der Großvezier auf den Wällen und Pasteyen, in die 70. grosse Geschütz, und in den Zeughaus 8000. Mußqueten, Proviant und Munition gnug befunden, o. O. 1663; SuStBA 4°Gs Türkenkriege 229b. Fernerer Bericht, Von dem jetzigen Zustand derer Christen und Türcken in Ungarn, auch was haubtsächlichs dabey vorgegangen. Wie auch, des Grafen von Serini, glücklicher Anfang, und Recontre, welches kürtzlich mit den Türcken vorgelauffen, o. O. 1663; BSB J. publ. E. 40 329 19. Gründliche Deduction, und wahrhaffter Bericht, Daß Die Stadt Erffurt, In puncto des von Ihrer Churf. Gnaden zu Maintz bey derselben gesuchten Kirchen Gebehts, und sonsten, keine Strafbare Widersetzligkeit oder Ungebühr, wie Ihr solche ungütlich beygemessen werden wil, verübet, [Erfurt] 1663; G F 5907. Die herandringende Türcken-Gefahr: Das ist Wohlgemeinte, doch unvorgreiffliche Erinnerung, in was hochbesorgtem und gefährlichem Zustande, unser liebes Vatterland Teutscher Nation, und das gantze Heil. Rom. Reich jetziger Zeit stecke: auch wie diesem blutdürstigem Erb- und ErtzFeinde fruchtbar- und ersprießlich zu begegnen wäre: Vermittelst einer Unterredung fürgestellet,
414 durch C. Μ. Diesem ist beygefügt die Oration so Heinrich de la Tour, Vicecomte von Tourenne, gegen den König in Franckreich, zu Marsal, den 31. Augusti Anno 1663. über den jetzigen Türkken-Krieg, soll gehalten haben, o. O. 1663; UBA 02/IV.13.4.85; auch 13.4.87 angeb. 3. Journal, der Anno 1663 von den Türken blocquirten und endlich auch eroberten OberHungarischen Vestung Vyvvar oder Neuheusel; Was von Anfang dieser Belagerung, bis zu Ende derselben, von Tag zu Tag merkwürdiges vorgegangen, o. O. [1663]; UBA 02/IV.13.4.197 angeb. 6. Käyserliche Proposition, So Deß Heil. Rom. Reichs Chur-Fürsten und Ständten, und der abwesenden Räthe, Pottschafften und Gesandten, den 10. A. 20. N. Januar. 1663. auff deß Heil. Reichs-Stadt Regenspurg Rahthaus beschehen, und verlesen worden, Regensburg 1663; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1813. Samuel Sturm, Der Krön Franckreich Rechtmässige Praetensiones An- und Zuspruch auff die Graffschafft und Stadt Avenio in Franckreich gelegen, und der Gewalt und Herrschafft des Papstes Unterworffen aus vielen glaubwürdigen Geschicht-Schrifften verfasset. Worbey kürtzlich die Ursachen der jüngst zwischen dem Papste und Cron Franckreich entstandenen Schwürigkeiten angezogen werden, Emden 1663; UBA 02/IV. 13.4.199 angeb. 2. [Friedrich Breckling], Letzte Posaun Uber Deutschlandt, Die in Verdamliche Sicherheit versunckene Welt vom Sünden-Schlaff auffzuwecken, und dadurch entweder der nu aufs new herbey weltzenden Sündflut zu entgehen, oder ja die Seele vor ewigem Untergang zu retten. Von einem heimlich seufftzenden Jeremia I. C. an die sämptliche in dem Deutschen Jerusalem, Regenspurg/ Versamlete Chur= und Fürsten, ja alle Reichs Stände und Stätte, gesandt, Amsterdam 1663; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1809. Joh. Gottfrid Olearius [Hrsg.], Lutherus Germaniae Modernae Periclitantis Helias. Oder, Des Dritten Eliae Und Deutschen Propheten D. Martini Lutheri Hinterlassene Prophetische Reden und Schriften, Der Christenheit abgesagten Ertz-Feind Den Türcken, Und sonderlich dessen letzten grausamen Einfall, vielfältige Verursachung und gebührende Abwendung betreffend, Aus des Sei. Mannes Schrifften zusammengebracht, und in gewisser Ordnung männiglich zu Christschuldigem Nachdencken herfür gegeben, Leipzig 1663; BSB Asc. 5520t. Johann Baptist Eisen, Rathschlag unnd Bedencken, wegen der Käyserlichen Craiß-Hülffe auß dem Heil. Rom. Reich, wider den Erbfeind Christlichen Bluts und Nahmens, den Türcken: Vor vielen Jahren beschrieben, nunmehr aber zur Nachricht an Tag gegeben, o. O. 1663; UBA 02/IV.13.4.197 angeb. 4. Eckhard Fidelus, Ratio status orbis Turcici et Christiani: Sive Gog Duae alae; I. Populorum externorum in foedus & societatem assumtio, II. Christianorum interna discordia; maxime adhuc formidabiles & metuendae, vivis coloribus expressae ab Eckhardo Fideli, alias Alethophilo Francone, Lipsiae 1663; UBA 02/IV.13.4.197 angeb. 5. Recessus limitaneus seu Pacta Quibus inter Sac. Reg. Maj.tem Sveciae, &c. & Suam Serenitatem Electoralem Brandenburgicam, & c. Stetini Anno 1653 Conventum est, Stralsund 1663; UBA 02/IV.13.4.196 angeb. 12. Relatio Wie die Meyntzisch Bloquierung der Stadt Erffurdt In dem Wintermonathe des 1663. Jahres abgelauffen, o. O. [1663]; GF 5910.
415 Relation, Auf was Weis und Condition, mit dero Rom. Käiserl. Majest. die Chur- und Fürsten des Reichs, wegen einiger Völcker, zur Hülfe wider den Türckischen Erbfeind, sich verglichen haben, o. O. 1663; SuStBA 4°Gs Türkenkriege 232. Relation Welcher gestalt Der Keyserliche Abgesandte H. Baron de Goys, im Türckischen Lager tractirt worden; und was sonst zwischen den Türcken und Christen passiret. M. December: Α. 1663, ο. Ο. 1663; SuStBA 4°Gs Türkenkriege 231. Status Europae Oder Kurtzbemerckter Zustand in gantz Europa, Wie solcher mit Anfang des 1663. Jahres Nach der Unpartheyischen Warheit gewesen, o. O. 1663; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1814. [Erasmus Franciscus], Tisch-Reden, Eines Türckischen fürnehmen Bassa zu Constantinopel, Mit einem Teutschen Connestabel, Christlicher Religion, das jetzige Türckische Kriegswesen betreffend [...] Samt Einem kurtzen Anhang und Bericht von der Türckischen Beschneidung [...] Worbey Eine kurtze Chronick, von Ankunfft, Leben und Wandel, der von 400. Jahren her, ordentlichen Succession, derer Türckischen Kaiser, vom Ottomannischen Hause, ο. O. [1663]; U B A 02/IV.13.4.87 angeb. 5. Treu und wolgemeinte Erinnerung, bey der anietzt, von dem Erbfeind Christlichen Nahmens, dem Türcken, obschwebender, und iemehr und mehr antringender allgemeiner Noth und Gefahr. Verfertiget Von einem des Reichs lieben Getreuen, ο. O. 1663; U B A 02/IV.13.4.87 angeb. 2. Verzeichnuß, Deß Heil: Römischen Reichs, Teutscher Nation, Hochlöblichster: Hoch: und Wollöblicher Stände, nach den Zehen Reichs-Craissen, samt ihrem Monatlich Einfachen Anschlag zum Römerzug, als vil man nämlich in Schrifften gefunden, und berichtet worden ist, nach dem gegenwärtigen Stande deß Reichs, zusammen getragen; Einen Reuter zu 12 und einen Fußknecht zu 4 fl. gerechnet. Anietzo wider durchsehen, und zum dritten mal gedruckt, ο. O. 1663; UBA 02/IV. 13.4.85 angeb. 1. Vorrede Der Käyserl: Gesandtschafft bey der ReichsTags-Proposition. So geschehen Durch den Herrn Grafen von Wolckenstein zu Regenspurg den 10. 20. Januarij Anno 1663. Darbey auch Ihr HochFürstl: Gnaden SchlußRede, Regensburg 1663; UBA 02/IV.13.4.197 angeb. 8. Warhaffte Schreiben, Von Gründlichen Nachricht der Blutdürstigen Türcken und Tartam Beginnen, o. O. 1663; SuStBA 4°Gs Türkenkriege 233. Warhafftiger Bericht, auß unterschiedlichen Extract-Schreiben zusammen getragen, Welcher Gestalt zwischen den Christen und Türcken den 8. Aug. St. n. eine Recontre f ü r Neuhäusel gehalten worden, o. O. 1663; SuStBA 4°Gs Türkenkriege 227. Warhafftiger, und auß unterschiedlichen Orten eingelauffener Bericht, W a s sich mit den Christen, Türcken und Tartarn, von 13. biß 16. Sept. vor Neuhäusel zugetragen, o. O. 1663; SuStBA 4°Gs Türkenkriege 227b. Warhaftige Erzählung der Spanisch- und Portugesischen Kriegs-Händel dieses 1663. Jahrs: Worinnen I. der Spanischen Armee Anzug, in das Königreich Portugall; II. die Spanische Eroberung der Stadt Evora, III. die Spanische Niderlage bey dem Städtlein Estremoz, und IV. Der Spanische Widerverlust besagter Stadt Evora, gründlich erzählet wird. Nach der Lisabonischen Relation aus dem Spanischen gedeutschet, o. O. 1663; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1811.
416 Wohlgemeinter [...] Discurs, Was bey jetzigen Reichs-Tag zu Regenspurg beyläuffig zu deliberiren vorkommen möchte. Anderer Theil deß [...] Discurs [...] 1663, o. O. 1663; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1810.
1664 Johann Olearius, Der andere Theil Deß Türckenfalls worinnen So wol die vorhandenen Hindernisse als die schuldige Beförderung desselben bey Erörterung unterschielicher ietzige allgemeine Noth und Gefahr betreffende Fragen Zur nothwendigen Ermunterung Der werthen Christenheit, Und Abwendung aller höchstverderblichen Sicherheit, schändlichen Mißtrauens, innerlicher Uneinigkeit, und Zweiffels an Göttlicher Hülffe, und Erhörung des Gebets, gezeiget werden, Leipzig 1664; BSB Asc. 5520t. Copia Des Allerunterthänigsten Berichts, so der, an Ihre Käys. Maj. Von [...] Herrn Graffen Montecucoli, etc. Mit obstehender Relation, und etlichen Fahnen [...] und andern Rariteten heraus geschicket, und bey diesem Treffen beständig mit gewesner Herr Tullio Miglio seithero allergehorsamst eingereicht, o. O. [1664]; GF 5916. De subito adversus Osmannidas subsidio, o. O. 1664; SuStBA 4°Gs Türkenkriege 240. Doctor Martin Luthers Erschreckliche Türcken Propheceyung, Darinnen zugleich Deutschlandes jämmerlicher Untergang wegen allzugrosser Sicherheit und überhäufften Sünden, als Hoffart, Geitz, Wucher, Ungerechtigkeit, Verachtung göttliches Worts und des H. Evangelii, zum öfftern angekündiget wird; Wie dann auch D. Martin Luthers Lebens-Lauff kurtz gefasset, und die Außlegung über das 7. Cap. des Propheten Danielis; Mit sonderbahrem Fleiß auß seinen Büchern zusammen getragen, und zu Männigliches Wissenschafft fürgestellet, Durch einen Liebhaber seiner Lehre und Schriftten, o. O. 1664; SuStBA 4°Gs Türkenkriege 237. Joh. Gottfrid Olearius, Ehren-Rettung des theuren hochbegabten Mannes Gottes D. Martini Lutheri, Daß derselbige, ungeacht daß es D. Joh. Scheffler, Rom. Kirchen Priester, in seiner Christen Schrifft wiederfochten, Dennoch Der dritte Elias und Deutschlandes Prophet sey und heisse. Zu steur der Wahrheit, und zu nötiger Verteidigung des unlängst hervorgegebnen ExtractBüchleins Lutheri Germaniae Heliae angestellet, Leipzig 1664; BSB Asc. 5520t. Gespräch Dreyer Personen über Doctor Schäfflers Pantragrüllische Ertzt- und Centner-Lügen, I. Jauckel Redefrey, der Bauer, II. Clauß Warheit, der Narr, II. Hanß Ungescheut, der Soldat, o. O. [1664]; UBA 02/IV.13.4.87 angeb. 13. Glück und Unglück Teutscher Waffen wider den Türcken. Das ist: Vernünfftige Betrachtung alles dessen, Was von dem Eintritt dieses 1664. Jahrs an, biß auf den halben Augusti desselben, hauptsachliches, in der Waffen-Handlung wider den Erbfeind, vorgangen: fümemlich Von der Belagerung Canischa, Serin-war, beeden Treffen vor Lewentz, und dem jüngsten an der Raab; wie auch Andren wohlmercklichen Sachen mehr: Bey abermahliger Conversation der beyden vertraulich-guten Freunde, Wolraht und Frischmuth, discurrirt und erwogen, In Verlegung deß Authoris, o. O. 1664; BSB 4 Mil. g. 65. Des grossen Propheten und Apostels Mohammeds Testament, Das ist, Friedens-Artickul, Welche er selbst, mit den Christen, sowohl in Geistlichen als Weltlichen Sachen, aufgerichtet, die nochmals in Arabischer Sprache, gleich dem Alcoran, als dessen Anhang, Beschrieben, und von beyderley Zeugen unterschrieben worden: Samt einer Zugabe, Von der Christen und Juden Zustand, nachdem der Türckische Glaub seinen Anfang genommen. Benebenst Einer Türckischen
417 Propheceyung, worinnen sie sich selbst ihres endlichen Untergangs, wegen der Christen, befürchten: Und dem jetzigen Türcken-Gebet wider die Christen, o. O. 1664; UBA 02/IV.13.4.87 angeb. 7. Johann Scheffler, Johannis Schefflers Phil. & Med. Doctoris Weiland Rom. Käyserl. auch zu Hungarn und Böhaimb Königlicher Majest. Ferdinandi III. Glorwürdigsten Andenckens HofMedici, Anietzo der Heiligen Römischen Kirchen Priesters, Türcken-Schrifft Von den Ursachen der Türckischen Überziehung, Und der Zertretung des Volckes Gottes. An Die Hochlöbliche Deutsche Völkerschafft, Allen und ieden hochnützlich zu lesen. Cum licentia Superiorem, o. O. 1664; UBA 02/IV. 13.4.87 angeb. 11. Klagendes Teutschland forschet Wehemütig nach den Ursachen deß Türckischen Kriegüberzugs. Darauf werden dieselbe umständig erzehlet von denen Astrologis, Theologis, Politicis, Oeconomicis, Militaris rei Peritis, & Justitiariis. Das hierüber betrübte Teutschland wird treulich verwarnet, wahre Büß zu thun, vom sündlichen Wesen abzustehen, die vorgestellte Mängel zu verbessern und der Gerechtigkeit, so in Abhang kommen, besser beyzupflichten. Und solches darum, Weil die letzte Zeit herankommen, o. O. 1664; SuStBA 4°Gs Türkenkriege 241. Kurtze Anzeige und fürstellung der über der Graffschafften Oldenburg und Dellmenhorst Succession streitigen Herrschafft Anverwandtnuß unter sich und mit Herrn Graffen Anthon Günthern, und dero jurium und fundamenten worauff Ihre intention gegründet, o. O. [1664]; G F 5911. Kurtze und Gründliche Vertheydigung Derer hiebevor publicirten Historischen und Politischen Discursen, Was von deß Tyrannischen Türckens jezigem Einbruch und fernem progressen muthmaßlich zu halten sey? Durch einen Warheit-Liebenden auffgesetzet, Frankfurt/Main 1664; SuStBA 4°Gs Türkenkriege 244. Lährma-Trummel, Oder Ein Treue Ermahnung an alle Christliche Mitglieder des Rom. und anderer Reiche in gantzen Europa. Verfast Anno 1664. Durch Β. V. S. R. Kh. M. S. G. V. Ζ. Ζ. K. Wobey zusehen die unlängst in der Stadt Wien seltsame Wundergeburt, so zur Welt geboren, o. O. 1664; UBA 02/IV.13.4.87 angeb. 9. Letzte Posaun Uber Deutschlandt, Die in Verdamliche Sicherheit versunckene Welt vom Sünden-Schlaff auffzuwecken, und dadurch entweder der nu aufs new herbey weltzenden Sündflut zu entgehen, oder j a die Seele vor ewigem Untergang zu retten. Von einem heimlich seufftzenden Jeremia I. C. an die sämptliche in dem Deutschen Jerusalem, Regenspurg/ Versamlete Chur= und Fürsten, j a alle Reichs Stände und Stätte, gesandt, Amsterdam 1664; G F 5918. Memoriale Oder Schrifttliche Erinnerung, Welche Sr. Königl. May. von Groß-Britannien, Extraordinar Abgesandter, Herr Georg Downing, den 20/30. Decemb. deß 1664. Jahrs. An Ih. Hoch-Mög. die Herren General Staten der vereinigten Niederlande übergeben: Worinnen enthalten Die Uhrsachen der, zwischen beyden Nationen, entstandene Mißhelligkeiten und bevorstehenden Kriegs. Auß dem Niederländischen ins Hoch-Teutsch übersetzt, Frankfurt [1664]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1819. Mercurius Seriniano-Hohenloho-Turcicus. Das ist: Höchst Ruhm- und denckwürdiger Verlauf Weltkündiger Geschichten; So nechst Göttlichem Beystand, von Ih. Hochgräfl. Excell. Herrn Niclas Grafen von Serin, Generain in Hungarn, Ban in Croaten und Windisch Land, ec. Seithero dessen im September deß entwichenen 1663. Jahrs angetrettenen Generalats; nachmalen auch bey dem von Ihme versuchten Anschlag, dergleichen von weit mehr als hundert Jahren hero wider den Erbfeind Christlichen Nahmens nicht vorgangen; Nechst zuziehung vier Käyserl: Spicki-
418 sehen zu Fuß, und sechs Piceolominischer Compp. zu Pferd; Dann denen Chur-Bayer- und Schwäbischen Hülffs-Völckern, so Herr General Wachtmeister von Puchhard befehlicht: Wie auch: Neben der Reichs Auxiliar-Armee, underm Gebiet Ihrer Hochgräfl. Excell. Herrn Wolffgang Julij Grafens von Hohenloe und Gleichen, ec. mit dessen eigenen, auch Budiani- und Nadastischen Kriegsmannschafft, sämptlich in 23000. starck, Vom 10. 20. Jenner deß verflossenen 1663. biß 6. 16. Hornung gegewärtigen 1664. Jahrs, zu gedeylichem Auffnehmen der werthen Christenheit, löblichst vorgenommen, und glücklich vollbracht worden, ο. O. 1664; UBA 02/IV. 13.4.198 angeb. 3. Nachdem biß anhero von der Höchst- rühm- und denckwürdigen, auch von weit mehr, als über Hundert Jahren wider den Erb-Feind Christlichen Namens nicht tentirten Entreprise viel ohnerfindliche Bericht außgebreitet worden: Als hat man vor eine Nothdurfft ermessen, die gründliche Beschaffenheit durch selbst erfahrne in den Druck fertigen zulassen: Welcher gestalten nemblich selbige, nechst Göttlichem Beystandt, durch die von denen hohen Herren Alljirten Chur- und Fürsten des Heyligen Römischen Reichs, Ihro Kays: Mayest: wider den ErbFeind zu Hülff geschickte Armee, unter dem Commando und Conduiten, dero General-Lieutnants Excellence, Deß Hochgebornen Grafen und Herrn, Herrn Wolffgang Julij, Graffen von Hohenloe, und Gleichen, Herrn zu Langenburg, und Cranichfeldt, Ritters, ec. Benebens Dem auch Hochgebohrnen Grafen und Herrn, Herrn Niclas, Grafen, von Zerin, Ban [m!] Croaten, und Windischen Land ec. als Ungarischen Generals-Excellence, mit dero eigenen Völckern, 4. Kays. Spickischen compagnien zu Fueß, und 6. Piccolominischen zu Pferd, auch denen ChurBayrischen trouppen, zusambt denn Warasinischen Gräntzern, und Gräfl-Budianischen, Nadastischen, und Esterhasischen Ungarn zu Roß und Fueß. Vom 20. (10.) Januarij. biß 16. (6.) Febr: gegenwärtigen 1664. Jahrs zu gedeylichem auffnehmen der wehrten Christenheit löblich vorgenommen, und glücklich vollbracht worden, Regensburg 1664; UBA 02/IV.13.4.198 angeb. 4. Neues Ungarisches und Türckisches Labet-Spiel, Nach jetziger Zeit und Gelegenheit kurtz gerichtet. Benebens ein schön Remedium, Wie dem Türcken zu begegnen, und durch Gottes Hülffe gar könte vertrieben werden, o. O. 1664; GF 5914. Notata Uber die von Ihr Chur-Fürstlichen Gnaden zu Mäintz, und andern deroselben Adhaerenten, ohnlängst in Druck publicirte, Also genandte Information und Declaration An die Rom. Käys. Majest. ec. Die von den Pfaltz-Graffen bey Rhein und Chur-Fürsten, hergebrachte WildFangs und Leibeygenschaffts Gerechtsahme betreffend, o. O. [1664]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1816. Christian Chemnitz, N o t w e n d i g e r Bericht und Antwort, Auff Johannis Schefflers, Phil. & Med. Doctoris, Ausgelassene Türcken-Schrifft, Darinnen Er Die Schuld des Türcken-Krieges, und alles Verlusts von hundert und viertzig Jahren her, auf die Lutheraner, gehäßiger und anzüglicher weise leget, weil sie von der Päbstischen Lehre abgetreten weren, und solche gantz schmählicher und lästerlicher weise denen Türcken gleich hält, auch sie und ihre Lehre mit ihnen vergleichet. Zu Nothwendiger Ehren-Rettung aller Evangelischen Stände, Kirchen und Unterthanen, und zu Vertheidigung der allein seeligmachenden Warheit, Jena 1664; UBA 02/IV. 13.4.87 angeb. 12. Probe: Derer zu fernerem Nachdencken movirten Politischen und Historischen Discursen, o. O. 1664; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1834 Beiband 3. Relation von deme, unter Commando des H. General Coligny, unterhalb Wien angelangtem auch von dero Rom. Keys. May. in Person beneventirt und von dero hohen Ministris regalirten Königl. Französ. Succurs, o. O. 1664; SuStBA 4°Gs Türkenkriege 239.
419 Relation von denen Motiven und Ursachen, wordurch die Rom. Keyserl. Majestät mit dem Türken Frieden zumachen bewogen worden, o. O. 1664; SuStBA 4° Gs Flugschriften 1817. Relation von Herrn Grafens Serini Dessem und Anschlag gegen dem Erbfeind; wie ingleichen von Der Türken vorgehabten, jedoch wiedereingestelltem Einfall über die Wag gegen Teutschland, o. O. 1664; SuStBA 4°Gs Türkenkriege 238. Johann Ulrich Wallich, Religio turcica et Mahometis vita. Das ist: Kurtze, warhafftige, gründund eigendliche Beschreibung Türkischer Religion, wie auch Leben, Wandel und Tod des Arabischen falschen Propheten Mahometis, Jena 1662; G F 5919. [Erasmus Franciscus], Tisch-Reden, Eines Türckischen fürnehmen Bassa zu Constantinopel, Mit einem Teutschen Connestabel, Christlicher Religion, das jetzige Türckische Kriegswesen betreffend [...] Samt Einem kurtzen Anhang und Bericht von der Türckischen Beschneidung [...] Worbey Eine kurtze Chronick, von Ankunfft, Leben und Wandel, der von 400. Jahren her, ordentlichen Succession, derer Türckischen Kaiser, vom Ottomannischen Hause, o. O. 1664; G F 5913. Traurige Kurtzweil, oder Türkischer Zeitver-Treiber, Zwischen Zweyen, Unlängst aus Ungarn, nach Constantinopel entführten, und auf den Sclaven-Mark daselbst gebrachten Christen: Welche Des Türkischen Keyserthums geringen Anfang, und mächtigen Fortgang, vom Jahr 1300. an bis auf das Jahr 1664. gerechnet, In der Person eines Weltmanns und Priesters, aus den besten und bewährtesten Historicis, ordentlich einander erzehlen. Dabey auch Fürnehmlich die Von Gott vorausgesandte Warnungs- und Wunderzeichen, als Cometen, Lufftheere, Erdbeben, Creutze, Schwerter, Ungewitter, Mißgeburten ec. mit allem Fleiß erwähnet werden, o. O. 1664; UBA 02/IV. 13.4.87 angeb. 8. Treu-Aufrichtiges Bedencken über der itzigen Zeit obhandenen und täglich zunehmenden allgemeinen Türcken-Gefahr, wolmeinend eröffnet von Einem Liebhaber des Vaterlandes, o. O. 1664; SuStBA 4°Gs Türkenkriege 234. Treu und wolgemeinte Erinnerung, Bey der anietzt, von dem Erbfeind Christlichen Namens, dem Türcken, obschwebender, und iemehr und mehr antringender allgemeiner Noth und Gefahr. Verfertiget von einem des Reichs lieben Getreuen, o. O. 1664; SuStBA 4°Gs Türkenkriege 235. Türcken-Einfall, Oder kurtzer, jedoch scheinbarer Bericht von dem grausamen Einfalle Gogs und Magogs, Worinnnen vornemlich bewiesen, Daß Erstlich durch den Gog und Magog der Türcke verstanden. Zum Andern, daß derselbe in Teutschland einfallen werde. Zum Dritten, zu welcher Zeit dieser Einfall geschehen solle. Zum Vierdten, was auff diesen grausamen Einfall zu gewarten sey. Alles nach der Richtschnur Heiliger Schrifft und reiner Theologen Meinung, wie auch Historischer und jetziger Zeit richtige Erfahrung, Stuttgart 1664; U B A 02/IV.13.4.87 angeb. 10. Der Türkische Feldzug. Wahrhaftiger gründlicher Bericht, Von der Türkischen Armee, welche und wieviel Bassen solche geführet, wie stark dieselbe von Belgrad abmarchiret, und was mit selbiger, bis zu des Kayserl: Legatens H. Baron de Gois Abreise denkwürdiges passiret. Samt Einer Beschreibung der Vornehmsten Personen bey der Türkischen Armee: auch Einer Lista, Derer in Forgatzischen Treffen gefangenen Christen. Von einer beglaubten Person, welche aller Orten mit gegenwärtig gewesen, mit Fleiß beschrieben und aufgezeichnet, o. O. 1664; UBA 02/IV. 13.4.85 angeb. 4.
420 Türckischen Staats und Regiments Beschreibungen; Das ist: Gründliche Nachricht von der Ottomannischen Monarchi Ursprung, Wachsthum, derselben Form zu regieren, Landschafften, Städten, Vestungen, ec. Item was vor Potentaten auf dasselbe Reich praetendiren. Diesen sind beygefügt etliche der berühmtesten so woln alten als neuen Weissagungen, Muthmassungen und Erklärungen, von gedachten Turchischen Reichs Tyranney und Untergang, o. O. 1664; UBA 02/TV. 13.4.85 angeb. 3. Beigefügt ist die Schrift: Anhang, das ist: Erstlich zwo vertrau- und erbauliche Sendschreiben zweyer guter Freunde, von den erfordrenden Eigenschafften eines Kriegsvolcks wider den Türcken. Hernach Das hochvernünfftige Bedencken und Kriegsrath, deß weiland tapfferen und glückseligen Kriegs-Obersten Lazarus von Schwendi: Wie man dem Turcken aus Ungarn und Teutschland widerstehen möge: Welches letzte aus dem Lateinischen übersetzt. Simon Wolder, Türckischer Untergang, Oder Rähtliches Bedencken Käyserl. May. Ferdinando dem Ersten, glorwürdigster Gedächtnis, Anno 1558 übergeben: Welcher Gestalt, ohne sonderbare Beschwernis der Oberkeiten u. Unterthanen, der Groß-Türke, der Christenheit Erb- u. ErzFeind, zu Wasser und Land zu überziehen, und mit Hülfe des unüberwindlichen Gottes, zu überwinden wäre? o. O. 1664; UBA 02/TV.13.4.87 angeb. 8; weitere Ausgabe: UBA 02/IV.13.4.198 angeb. 6. Bonifacius Stöltzlin, Türkischer Bund. Das ist LVII. Fragen, mit deren kurtzer Beantwortung Von Des Türken Anfang, neuer Religion, Gotteslästerlicher Lehr, Heuchlerischem Wandel, grosser Macht, Tyrannischem Regiment, unvergreiflichem Widerstand, und endlichem Undergang. Bey jetzigem gefährlichen Einfall des Türkischen Heers in der werthen Christenheit, Dem gemeinen Mann zu nutzlichem Underricht, erbaulicher Lehr, Christschuldigem Nachdenken und kräftigem Trost, auß Heiliger Schrifft, und andern alten und neuen bewehrten Scribenten zusammengetragen. Mit einer kleinen Zugab eines Gebetleins, kurtzer Hertzen-Seufzerlein und erlicher Gesängen, wider dieses Bluthunds tyrannisches Beginnen nutzlich zu gebrauchen, Ulm 1664; UBA 02/IV.13.4.87 angeb. 14. David Büttner, Turca religiosus, Das ist: Eine kurtze iedoch gründliche Beschreibung Der gantzen Türckischen Religion, Wie auch deutlicher Bericht, von des Mahomeds schändlichen Lebens Anfang, Mittel und Ausgang, Zwickau 1664; GF 5912. [Friedrich von Nimptsch auf Hebendorf und Lauterbach], Unlängst gepflogene Unterredung Eines fürnehmen Ungarn, Und Teutschen Cavalliers: Wobey Zuforderst die Frage, ob bey jetzigen Conjuncturen, der Krieg oder Friede mit dem Türcken, rathsamer scheine, Durch Urum Isthuansi, Herrn Leuenfuß, und Monsier Galliard, Unvorgreifflich abgehandelt, und mit mancherley merckwürdigen Sachen belustiget worden. Beschrieben und entdeckt Durch den Verdeckten, o. O. 1664; GF 5917. Von dem Türcken-Krieg, Ob solcher Rathsamer fortzusetzen, oder aber Friedens-Mittel zu suchen: Anmuthiges Gespräch Zwischen Zweyen fürnehmen Kriegs-Cavalliers, Und Einem Kurtzweiligen ehmals in der Türckey gefangenen Dieners: Welcher vielen wichtigen Begebenheiten, so wohl in Türckey als Ungarn beygewohnet, abgehandelt: Wobey merckwürdige Sachen mit sonderbarer Belustigung zu lesen, o. O. 1664; UBA 02/TV.13.4.87 angeb. 8.
1665 [Karl XI., König von Schweden], Abtruck Dessen von Sr. Königl. Maj. in Schweden, an Se. Churfürstl. Durchl. zu Pfaltz abgelassenen Schreibens, o. O. 1665; SuStBA 4° Gs Flugschriften 1821.
421 Bestendiger gegen Bericht, Wider den, in Ihrer Churfl. Durchl. zu Pfaltz Nahmen, ohnlängst in Truck ausgegebenen, also genanten Warhafften Bericht, Deroselben, wider alle Recht und Billigkeit, in jhrer benachbarter Ständen Territorio anmaßenden Wildfang und Leibaigenschafft Betreffent, o. O. 1665; G F 5922. Chur-Mayntz: und Chur-Pfältzischer Vertrag, U m b und von wegen der Gemeinschafftlichen Stadt Ladenburg, o. O. [1665]; SuStB A 4°Gs Flugschriften 1825. [Christoph Bernhard von Galen], Copeylicher Abtruck deß von Ihrer Hochfürstlichen Gn. zu Münster, ec. An die Herren General Staaten der Vereinigten Niederlanden abgegangenen Schreibens. Auß dem Original nachgedruckt, Augsburg 1665; SuStB A 4°Gs Flugschriften 1836 angeb. 1. [Johann Philipp von Schönborn], Copia Chur-Mäyntz An Chur-Pfaltz Abgelassenen Schreibens, die gewaltsame occupir: und Besetzung der gemeinschafftlichen Stadt Laudenburg betreffend. Mit Chur-Pfältzischer Seiten in margine gesetzten Notatis, Darinnen angewiesen wird, wie ChurMäyntz weder Fug noch Ursach gehabt, durch offene Befehdung die gemeine Ruhe zu verstören, und Chur-Pfaltz mit gewaffneter Hand zu überfallen, o. O. 1665; SuStB A 4°Gs Flugschriften 1820. [Karl XI., König von Schweden], Copia literarum Regis Sueciae ad Electorem Moguntinum, o. O. 1665; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1823. [Karl XI., König von Schweden], Copia literarum Regis Sueciae ad Electorem Palatinum Junctis binis in Ejusdem favorem ad Regem Galliae & Electorem Moguntinum Literarum exemplis die 6. Julij 1665, o. O. 1665; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1822. [Karl Ludwig, Kurfürst von der Pfalz], D e ß Pfaltz-Grafen Chur Fürstl. Durchl. Anzeige und Erklärung, Wider einige von Chur-Mäintz und dero Adhaerenten neulich in Truck gegebene Schrifften, den Wild-Fang und andere Chur-Pfältzische wolhergebrachte Gerechtsame betreffend, o. O. 1665; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1824. Engl. Seits ausgegebene Genaue Erzehlung Von der großen Victorie, Die der König von GroßBritannien Unter Conducte Sr. Königl. Hochheit Des Hertzogs von Jorck etc. Wider die Flotte Der Herren General Staten der vereinigten Nieder-Lande Am 3. Junii st. v. 1665. erhalten, o. O. 1665; G F 5921. Gründliche Ablehnung Deß Übel- genandten Beständigen Gegen-Berichts, einige, Chur-Pfaltz wegen dero von etlichen hundert Jahren wohlherbrachten und durch Rom: Käyser und Könige vielfaltig confirmirten Rechts, Der Leibeigenen und Wild-Fäng, Ungütlich beygemessene Aufflagen betreffend, o. O. 1665; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1818. Relation Oder Außführlicher Bericht, Wie die Käis: nach Constantinopel abgefertigte grosse Bottschafft zu Comorn angelanget, auch wie die herauff beschehene Abwechßlung mit der Türkkischen grossen Bottschafft erfolgt. Sambt Einer Specification, was Dito Türckische Bottschafft von Ihro Kays: May: Unserm Allergnädigsten Herrn Hernn, zu Täglicher Unterhaltung gefordert und begehrt haben, o. O. 1665; U B A 02/IV.13.4.198. Summarische Anmerckungen und Deduction, So von Ih. Hoch-Mög. der Herren General Staten der vereinigten Niederlande zu dem Engelländischen Wesen verordneten Herren Deputirten, Auf das jüngsthin eingereichte Memorial Hn. Georg Downings, Sr. Königl. May. von GroßBritannien, Extraordinar Abgesandtens, unter dem 9. Febr. 1665. aufgesetzt worden: Zu Ablei-
422 nung der von Engelland wider den Staat der Vereinigten Niederlande bißher geführten Klagen. Auß dem Niederländischen ins Hoch-Teutsch übersetzt, Frankfurt 1665; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1819 angeb. 1. Ursachen Deß neuen Kriegß zwischen Engellandt und Hollandt, Breßlau [1665]; GF 5923.
1666 Bedingungen, Auff-und nach welchen des Pfaltzgrafen Churfürstl. Durchl. sich gegen dem Königl. Frantzösischen Abgeordneten erklärt, daß Sie in die Suspension des Exercitii der Wildfangs- Zoll, und Geläyds-Gerechtigkeiten einwilligen wollen, ο. O. 1666; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1827 angeb. 4. Brevis adsertio justitiae Palatinae in puncto suspensionis Wildfangiatus, &c. cum refutatione objectionum partis adversae, o. O. 1666; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1827 angeb. 3 und 5. Conditiones Quibus Serenissimus Elector Palatinus in Suspensionem Exercitii Jurium Wildfangiatus, Vectigalium, & Conducendi se consensurum, Christianissimi Galliarum Regis Ablegato declaravit, o. O. 1666; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1827 angeb. 2. [Karl Ludwig, Kurfürst von der Pfaltz], Copia Chur-Pfaltz Schreibens An Ihre Kayserl iche Majestät, Darinnen so wol, wie Chur Pfaltz anfänglich Ihre und dero Land und Leuten endliche ruin zu verhüten, sich gegen die Herren Confoederirten in eine defensiv Kriegsverfassung zu stellen, als auch hernachmals das Compromiss anzunehmen, unnd die beyde Kronen Franckreich und Schweden zu ihren Arbitris zu Wehlen, veranlasset worden, repraesentirt, auch zugleich die Rom. Kays. Maj. umb übernehmung der Obmannschafft allerunterthänigst ersucht wird, o. O. 1666; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1827 und 1827 angeb. 1. Kurtze Erzehlung, von der See-Schlacht, der zwey mächtigen Schiffflotten, Engelland und Holland, so sich begeben den 11,12,13,14, und 15. Junii, 1666. Was für herrlichen Sieg Holland hierinnen erhalten, o. O. 1666; UBA 02/IV.13.4.199 angeb. 3. Sonnen Klahrer Anzeig und Beweiß, Daß Vermüege deß Stadischen Vergleichs de Anno 1654. der Stadt Bremen eine geruhige Possession vel quasi Ihrer Reichs Immedietät, sampt derselben anhängigen Rechten, wo nicht per omnia, dennoch zum wenigsten, so weit dieselbe in actum deduciret seyn, von Königl. Schwedischer Seiten, gestanden worden, und bester Form Rechtens verbehalten plieben, o. O. 1666; GF 5924.
1667 Der Aller-Christlichsten Königin Rechte Auff verschiedene Lande und Herrschafften der Reiche Spanien, o. O. 1667; UBA 02/IV. 13.4.103-16 angeb. 8. Angebunden an Diarium Europaeum, 16. Teil, 1668. Der Alte Eydtgenoß Oder Wider=Lebende Wilhelmb Thell: Wider den Grewel der Verwüstung Hochlöblicher Eydtgenosschafft, oder Schweytzerlandts, o. O. 1667; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1829.
423 [Franz Paul Freiherr von Lisola], Bouclier d'Estat et de Justice, contre Le dessein manifestement decouvert de la Monarchie Universelle, Sous le vain pretexte des pretentions de la Reyne de France, o. O. 1667; UBA 02/1V. 13.4.103-15. Ahasver Fritsch, De Augusta Romanorum Imperatrice, ejusque juribus, privilegiis ac praeeminentiis, dia tribe, Rudolfstadt 1667; UBA 02/XII.5.4.60 angeb. 1. Deductio Ex qua clarissimis argumentis probatur contra Gallos. Non esse Jus Devolutionis in Ducatu Brabantiae Nec in aliis Belgii Provinciis ratione Principum eorum prout quidam illorum conati sunt asserere. Das ist: Deductions-Schrifft In welcher Wider die Frantzosen mit Sonnenklaren Gründen bewiesen wird Daß derselben Könige In dem Hertzogthumb Braband Und Andern Niederländischen Provincien kein Recht der Devolution oder Heimfallung habe, wie ihrer etliche zu behaupten sich unterstanden, o. O. 1667; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1828. Antoine Aubery, Frantzösische Staats-Reguln: aus einem Tractat H. Aubery, Advocatens des Parlaments zu Paris und Königl. Raths, welchen er; Von den Rechtmässigen Ansprüchen Seines Königs zu dem Römischen Reich, und von dessen Vorzug über den Rom. Keyser, betitelt, und mit einem d. 19 Julii 1659 datirten Königlichen Privilegio, in diesem 1667 Jährt, zu Paris bey Antonio Bertier ans Liecht gegeben: Aus dem Original getreulich excerpirt, und hiermit allen hiebey Interessirten, insonderheit aber der Teutschen Nation, zu bedenken vorgestellet, o. O. 1667; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1832. Friedens-Articulen zwischen dem Durchleutigst Großmächtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Carl den Zweyten, König in Engelland, Schott- und Irrland, ec. auff einer Und denen Hochmögenden Herrn Staaten General der vereinigten Niederländischen Provincien zur andern Seiten. Geschlossen und unterschrieben den 31. Julij, und aus dem Holländischen Exemplar übersetzt Anno 1667, o. O. 1667; UBA 02/IV.13.4.199 angeb. 6. Der gesambten Staten, Stätte und Gemeinden in den Spanischen Niderlanden Placat Wider deß Königs in Franckreich gethane feindlichen Einfall in die Spanische Niderlande. Wie auch Sr. Majest. Deß Königs in Franckreich Placat Sampt desselbigen Bericht-Schreiben An Ihre Majest. die regierende Königin in Spanien, Warumb Er diesen Feldzug wider die Spanische Niderlande vorgenommen. Auß dem Frantzösischen Exemplar übersetzt und getruckt, o. O. 1667; UBA 02/IV.13.4.103-15. Angebunden an Diarium Europaeum, 15. Teil, 1667, 2. Appendix. Petrus [Pierre] Stockmann, Handlung Von Dem Devolutions- oder Anfalls. Recht, In Lateinischer Sprach beschrieben Durch Den Hochgelehrten und weitberühmten Jurisconsultum Herrn Petrum Stockmann, Vor Zeiten auff der Hohen-Schul zu Löwen der Rechten Professoren, unlängst im Concilio zu Braband, jetzo aber Königlichen geheimbden Rath, und SupplicationMeister, der Brabandischen Archiven Registratorn und Kriegs-Praesidenten, wie auch auff jetzigem Reichstag im Namen deß Burgnndischen [!] Crayses Abgesandten. Auß dem Lateinischen Exemplar ins Teutsch übersetztet, Frankfurt 1667; UBA 02/IV.13.4.103-16 angeb. 2. Angebunden an Diarium Europaeum, 16. Teil, 1668. Der Hoch-Teutsch erzehlende Niederländer, Wie daß nicht allein, auß Noth und Zwang der Gerechtigkeit, Sondern auch, Ratione Status und von Staatswegen Das Rom. Reich und die Vereinigte Niederlande, schuldig und verbunden seyn, den Spanischen Niederlanden zu Hülffe zu kommen, und selbige von dem Französischen An- und Uberfall zu retten. Auß dem Niederländischen Exemplar übersetzt, o. O. 1667; UBA 02/IV. 13.4.103-16 angeb. 6. Angebunden an Diarium Europaeum, 16. Teil, 1668.
424 Laudum Oder Willkührlicher Spruch Dero Königl. Königl. Mayt. Mayt. in Franckreich und Schweden, als erwählten Schieds-Herren Abgesandten, zwischen Chur-Mayntz sampt Consorten, und Chur-Pfaltz, in Sachen: Wildfang, Glait, und Zoll-Gerechtigkeit betreffend. Ergangen und publicirt den 7. und 27. Februarij Anno 1667. In Heilbronn, o. O. 1667; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1830. Neben-Receß zwischen dem Durchleuchtigsten [...] Herrn Friederich Wilhelmen, Marggrafen zu Brandenburg [...] Und Dem Durchleuchtigsten [...] Herrn Philip Wilhelmen Pfaltzgrafen bey Rhein [...] über den Punctum Religionis, und andere Geistliche Sachen in denen Gülischen, Clevischen und angehörigen Landen, o. O. 1667; GF 5925. Nichtsgültige Renunciation, Welche Die Königin in Franckreich Auff ihre Succession an der Cron Spanien und zugehörigen Landen gethan. Auß dem Frantzösisch-Parisischen Exemplar übersetzt und getruckt, o. O. 1667; UBA 02/IV. 13.4.103-15. Angebunden an Diarium Europaeum, 15. Teil, 1667, 2. Appendix. Reginae Christianissimae iura in ducatum Brabantiae et alios ditionis Hispanicae principatus, o. O. 1667; UBA 02/IV.13.4.103-15. Angebunden an Diarium Europaeum, 15. Teil, 1667, 2. Appendix. Renovirter Wecker An die Hoch- unnd Wolgeachte, Großmächtige Herren, Burgermeister, Schultheiß, Landt-Ammann und Rähten, ec. der dreyzehen Orthen im Schweitzerland. Vor disem vilfältig Schrifftlich spargirt: Nun aber allen Gut-Eydtgenossischen Gemühtem [unleserlich] durch einen der Eydtgenoßschafft wol affectionierten, wolmeinend in Truck verfertigt. Sampt einer Problematischen Quaestion Quis Carolo Secundo Hispaniarum Regi, si quid eo ante susceptos liberos fiat humanitus, de jure succedat?, o. O. 1667; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1833. Das Resolvirte Spanische Niederland, Das ist Deß Königl. Spanischen General Stadthalters und Generlissimi in den Spanischen Niederlanden und Burgund öffentliches Placat An alle und jede Staten, Städte, Gemeinden, Unterthanen und Einwohner der Spanisch-Niederländischen Provintzien, Umb bey der Cron Spanien getreu zu verbleiben, und den Frantzösischen feindlichen Anfall, auff alle Weise und Wege, sich zu widersetzen. Nach dem angeschlagenen Frantzösischen Exemplar, und auß diesem ins Teutsche versetzt, und gedruckt, [Brüssel] 1667; UBA 02/IV.13.4.103-15. Angebunden an Diarium Europaeum, 15. Teil, 1667, 2. Appendix. [Franz Paul Freiherr von Lisola], Schildt Deß Standts und der Gerechtigkeit, Wider Das öffentlich entdeckte Vorhaben der allgemeinen Monarchey, Under dem vergeblichen Schein der Königin in Franckreich Praetensionen, o. O. 1667; UBA 02/TV.13.4.103-15. Angebunden an Diarium Europaeum, 15. Teil, 1667, 2. Appendix. Sendschreiben Eines Herrn von Middelburgh An einen Herrn in dem Haag, Uber die schrifftliche Erklärung, so der König in Franckreich wegen einer gewissen Alternativen Vorstellung und Condition den Frieden mit dem König in Spanien zu machen gethan und vorgeschlagen haben soll. Auß dem zu Rotterdam gedruckten Holländischen Exemplar ins Hochteutsche übersetzet, o. O. [1667]; UBA 02/IV.13.4.103-16 angeb. 4. Angebunden an Diarium Europaeum, 16. Teil, 1668. Unterschiedliche Rationes und Motiven, Welche Den König in Franckreich unter anderm bewegen, Dire Hoch-Mög. die Η Η. General Staten der Vereinigten Niederlande Zuversichern, daß er nichts mehr wünsche, als ein redliches Accommodement mit dem König von Spanien , worzu zu gelangen er einige Conditiones oder Plätze von den Spanischen Niederlanden vorschlägt, und begehrt, daß Ihre Hoch Mög. die Cron Spanien dahin vermögen wolten, daß sie selbige zum Ab-
425 trag ihm einräumen möchte. Auß dem Holländischen Exemplar übersetzt, o. O. 1667; UBA 02/TV.13.4.103-16 angeb. 5. Angebunden an Diarium Europaeum, 16. Teil, 1668.
1668 Der beyden Cronen Franckreich und Spanien, Zu dieser Zeit obschwebende Strittigkeiten, Wegen deß Devolutions-Rechts, und sonst anderer Sachen mehr. Unpartheyisch auß den bißher, zu beyden Seyten, durch öffentlichen Druck, herauß gegebenen Tractaten und Schrifften, herauß gezogen. Wobey noch ein Extract Derjenigen Costuymen, so in Braband und etlichen andern Niederländischen Provintzien, gebräuchlich. Auß dem Holländischen Exemplar übersetzt und gedruckt, Frankfurt 1668; UBA 02/IV. 13.4.103-16 angeb. 3. Angebunden an Diarium Europaeum, 16. Teil, 1668. Copie Du Traitte de paix Conclu & signe a Aix la Chapelle Entre, M.rs Colbert et Bergeik Plenipotentiaires de France et d'Espagne le 2. May 1668. a sept heures du soir. Copia Deß FriedensTractats, Welcher geschlossen und underschrieben zu Achen zwischen den Herren Colbert und Bergeik Gevollmächtigten der beyden Königl: Potentaten, Franckreich und Hispanien, ec. Anno 1668. den 2. May, Abend umb 7. Uhr, o. O. 1668; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1836. Antoine Aubery, Des justes pretentions du' roy sur l'empire, Paris 1668; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1835. Divers Traitez sur les Droits et les Prerogatives des Roys de France. Tirez des Memoires Historiques & Politiques de M. C. S. S. D. S. Α Paris Par la Societe des Marchands Libraires du Palais. M. DC.LXVI. Unterschiedene Handlungen von dem Recht und Vorzug Der Könige in Franckreich. Auß denen Historischen und Politischen Mermorialien und Erinnerungs-schrifften zusammengezogen, Durch M. C. S. S. D. S. Zu Pariß Gedruckt von der Gesellschafft der Buchhändler beym Königlichen Hoff. M. DC. LXVI. Mit deß Königes Privilegio und Freyheit. Jetzund aber mit einer Teutschen Vorrede vermehret, worauß der günstige Leser sehen kan, wie die Frantzosen ihren König über alle Potentaten der Christenheit erheben, und denselben ihnen vorzuziehen sich bemühen; Dannenhero wir Teutsch umb so viel mehr Ursach haben, unserm Kayser nach eusserstem Vermögen beyzustehen, und dessen Majestät, auch unsere selbst eigene Freyheit wider ihren Hochmuth zu schützen und handzuhaben, o. O. 1668; UBA 02/TV. 13.4.10316 angeb. 9. [Ludwig XIV., König von Frankreich], Epistola regis Galliarum ad ordines Imperii. Cum Libello eiusdem Regis Plenipotentiarii, Ordinum Legatis ad Comitia oblato, pro obtinenda exemtione, vel concessione eorum, quae ipsi tractatu Aquisgranensi e circulo Burgundico cesserunt. His juncta est Epistola ad amicum hanc materiam exactius tractans et asserens petitioni ejus annuendum esse, o. O. [1668]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1837. Extract Auß underschidlichen Dir Königl. Majest. in Franckreich, Von Weyland Herrn Cardinale Mazzarino gegebnen unnd hinderlaßnen Estats- Erinnerungen. Die Frey Graffschafft Burgund betreffend, o. O. 1668; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1838 angeb. 1. Extract-Schreiben Auß Paris den 26. Febr., o. O. 1668; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1838 angeb. 2.
426 Memoires De Monsieur de Lyonne au Roy, Interceptez par ceux de la Garnison de Lille. Le Sr. Heron Courier du Cabinet, les portant de Γ Armee ä Paris. Memoriale Welche Monsr. de Lyonne nacher der Armee dem Konige zugesandt, und dem geheimen Courier Herrn Heron auffm Rückwege nach Paris durch die Garnison von Lille genommen worden, o. O. 1668; UBA 02/IV.13.4.103-16 angeb. 7. Angebunden an Diarium Europaeum, 16. Teil, 1668. Nothwendige Anmerckungen, Auf deß Königs in Franckreich Proceduren, Bey vorhabender Friedens-Handlung mit der Cron Spanien: Und zwar Insonderheit, auf einen jeden Artickel deßjenigen Projects, welches zu dem Ende, auf Frantzösischer Seyten, entworffen, und hierinnen, nebenst dem jenigen Schreiben, so jüngsthin der Herr De Lionne An den Königlichen Französischen Abgesandten im Hage, Herrn D'Estrades abgehen lassen, von Wort zu Wort mit eingerückt worden. Auß dem Holländischen Exemplar übersetzt und gedruckt, o. O. 1668; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1834. Refutatio, Oder Widerlegung Herrn Aubery, Frantzösischen Parlaments zu Pariß Advocatens; Tractats: Seines Königs vermeinte Anspruch Zu dem Römischen Reich: und dessen Vorzug über den Römischen Käyser, ec. Betittlet. Auß dem Original getreulich excerpirt: und hiemit allen Intressierten, insonderheit aber Der Redlichen Teütschen Nation wol zu bedencken vorgestellt: darinn zu bemercken, wohin endlich die Frantzösische Actiones gerichtet, o. O. 1668; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1838. Summarischer Bericht, Wie das veste Hauß Honeck von der Freyherrn von Hoheneck zu deß Heil. Römischen Reichs und der Benachbarten Ständen, bevorab Chur-Pfaltz grossen Nachtheil, an deß Hertzogens zu Lottringen Durchl. übergeben, und darauff mit Lottringischen Völckern besetzt worden Den 29. 19. Junii 1668, o. O. 1668; GF5927.
1669 Augustus Floridus de Mont-Albano, Colloquium, Occasione tumultuantis Verasii in Parnasso, inter Apollinem, Mercurium, Labronem a Verasio, & Sarckmasium habitum, de Judiciis Sarckmasianis non ita pridem ex Parnaßo editu, calamo exceptum, & Eruditis bona mente Communicatum ab Augusto Florido de Mont-Albano, Irenopoli 1669; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1839. Comitia Warsovica de eligendo Polonorum Rege, o. O. 1669; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1766. Protestatio Burgundica. Adversus conditiones Pacis Imperii cum Gallia. Regi Catholico damnosas, ο. O. 1669; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1840.
1670 Abdrücke etlicher Schreiben, betreffende das freye Religions-Exercitium in Schlesien, ο. O. 1670; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1842. Bericht, Was Wegen Der Metz- Tull- und Verduhnischen Lehen-Sachen bißhero vorgangen, und derenthalben für Memorialien und Schrifften, bey derer vom Heyl: Rom: Reich- und der Cron Franckreich eligirter und beliebter Hoher Herrn, Herrn Arbitrorum Subdelegirten vortrefflichen Herrn Räthen und Gesanden von Anno 1667 biß 1670. inclusive eingebracht und übergeben; Worinnen klärlich erwiesen, daß bey der an die Cron Franckreich beschehenen Überlassung des Supremi Dominii gedachter Bistumber, die extra districtum solcher Stiffter, und auf des Heyl. Rom. Reichs unmittelbahren Grund und Boden, auch in dessen Jurisdiction belegene, von Eini-
427 gen immediat Fürsten, Grafen und Ständen des Reichs, auf gewisse art und weise agnoscirendeund besitzend Feuda, keines wegs solcher massen, als nun praetendiret werden will, an die Cron Franckreich cediret, transferiret und von dem Reich abgerissen, noch deren Possessores damit der Königl. Frantzösischen Souverainen Jurisdiction unterwürffig gemacht worden seyn, Regensburg 1670; U B A 02/IV. 13.4.199 angeb. 8. Deß H. Rom. Reichs Nativität, Allen desselben Gliedmassen zu beständiger information, Warnung, und respective Trost, bey ietzig gefährlichen Läuffen, Gestellt von Einem Christlichen Politico, ο. Ο. 1670; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1843. Mercurius Allemanicus, Claudio Parisiensi, tabellario Argentoratum eunti, fit obvius, ο. O. [1670-72]; UBA 02/IV. 13.4.199 angeb. 7.
1671 Ausführliche und Warhafftige Beschreibung, Wie es mit denen Criminal-Processen, und darauf erfolgten Executionen, wider die drey Grafen Frantzen Nadaszdi, Peter von Zrin, und Frantz Christophen Frangepan, eigentlich hergangen. Mit allergnädigsten Befehl Ihrer Käiserl. Majestät, den Wienerischen Exemplar nachgedruckt, Nürnberg 1671; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1845. Bedencken über die Triple Alliantz, o. O. 1671; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1844. Das Ent-larfte Franck-Reich, Oder dessen Irregularitäten So Bey der Regiments-Ubung Als In Seinen Maximen. Entdeckt Und öffentlich zur Schau gestellt, o. O. 1671; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1846. F a t u m civitatis Brunsvicensis, Eiq. opposita fati ejusdem felicitas, o. O. 1671; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1866. Umbständige und warhaffte Relation Welcher Gestalten Ihrer Rom Käyserl. Majest. Leopoldi I. nachfolgende drey Haupt-Rebellen, Als Graffen Serini, Franchipani, in der Käyserlichen Newstatt bey Wien, Und Graff Nadasti, in der Käyserl. Statt Wien, Ihr wolverdiente Straff und Execution außgestanden. Gott gnad ihr Seelen. Wie auch deß Graffen von Tättenbach Revocation, ο. Ο. Nachgetruckt im Jahr 1671; Archiv „Deutsche Presseforschung" Bremen, Einzelzeitungen Nr. 1504. Umbständige Warhaffte Relation, Eines Schreiben auß der Winnerischen Newstatt, an einen güten Freund abgangen. Weichergestalten beede Rebellen Herren Grafen Serin und Franchiban, Der Executions Proceß den 19. Aprill in der Wiennerische Newstatt formiert worden, und was dabey anderweitig denckwürdiges mit eingelauffen, Konstanz 1671; Archiv ,.Deutsche Presseforschung" Bremen, Einzelzeitungen Nr. 1 1504. Veridicus Gallicus Ad S. R. I. Principes Ablegatus, Frybourg 1671; G F 5930. Verweiß: Abmah- und Warnung An den Frantzösischen Wahrsager. Getruckt in der Hochteutschen Truckerey, Leiden 1671; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1848. Warhafftige und außführliche Relation, Wie die Ungarischen Rebellen zu Wien in Oesterreich, Als auch Zur Wienischen Neu-Stadt und zu Preßburg A m 30. Aprilis Anno 1671 Zur verdienten Straffe gezogen worden, Nebst dem Nadastischen, Serinisch- und Fragypanischen Urtheil, o. O. 1671; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1847.
428 Zu denen Η. Römischen-Reichs Fürsten Abgesandter Frantzösischer Wahrsager, Freiburg im Breisgau 1671; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1849.
1672 Everardus Wassenbergius, Aurifodina Gallica, Ordinibus Imperii Romani, Referata & Obstructa. Das ist, Frantzösische Gold-Grube, Denen Römischen-Reichs-Ständen eröffnet, und verschlossen von Everardo Wassenbergio, o. O. 1672; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1859. Der Beyden Könige In Franckreich und England vorgeschlagene Forderungen Und Conditiones, Auff welche ein jeder von den beyden Königen mit den General-Staaten der Vereingten Niederlande den Friede einzugehen begehret. Auß dem Holländischen Exemplar übersetzt und getruckt, o. O. 1672; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1852. Classicus Christianissimi Regis Cantus in Praepotentes ac Foederatos Uniti Belgii Ordines, ut P i u s j u s t u s ac rationabilis toti orbi pateat, ο. O. 1672; UBA 02/IV.13.4.199 angeb. 13. [Franz Paul Freiherr von Lisola], Conference Infructueuse De Windisgratz, ou Violence de la France, ä Retenir la Lorraine. Treuhertzige Warnung An Alle Christliche Potentaten und Stände Europae Uber die vom AllerChristlichsten König in Franckreich bißherige gewaltsame Vorenthaltung deß Hertzogthums Lothringen. Auß dem Frantzösischen ins Teutsch übergesetzt, ο. O. 1672; SuStBA 4° Gs Flugschriften 1850. Deß de Groot, Gesandtens nacher Franckreich, Entdeckte Gesandtschaft:, Worinnen die Geheimnus seiner Secreten Handlung mit seinen Mitpflichtlingen angewiesen wird. Ins Liecht gebracht von einem Liebhaber der Warheit. Aus dem Holländischen getreulich übersetzet, ο. O. 1672; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1853; andere Ausgabe: UBA 02/IV.13.4.199 angeb. 11. De Universal Monarchia Epistolae duae Una Papae, altera Regis Galliae, quae ex Conclavi Papae subreptae & ex Authenticis translatae, certoque cum amico in Germania communicatae. Das ist: Von der allgemeinen Monarchie über die gantze Welt von der Aller-Christlichsten Königl. Majestät in Franckreich zu beherschen. Copia Zweyer Schreiben I. So ihre Päbstl. Heil, an Ihr Christi. Königl. Majest. in Franckreich und II. Von Ihr Aller-Christl. Königl. Majest. in Franckreich an Ihr Päbstl. Heil, gewechselt, Auß dem Päbstl. Gemach entwendet, abcopeyet, und einem vertrauten Freunde in Teutschland communiciret, o. O. 1672; UBA 02/TV.13.4.199 angeb. 15. Delenda Carthago, Das ist, Die Stadt Carthago Soll und muß außgerottet werden. Oder Das Niederland, nach dem Vorbild der Stadt Carthago, verwüstet werden müsse; und von derselben schröcklichen Zerstörung, und unglücklichem Ende; Welches den Liebhabern deß Vatterlands, zur Auffmunterung der Tapfferkeit, auß den Schrifften Appiani, Alexandrini, Justini, Polybii, und anderer Geschichtschreiber mit lebendigen Farben hier vorgebildet wird, daß sie dergleichen Untergang, der ihnen von den zweyen grösten Potentaten in Europa angedrohet wird, lieber durch unverzagtem Muth, mit Darsetzung Guts und Bluts, verhüten, als den Untergang unsers Staats anschauen sollen. Auß dem Holländischen ins Teutsche übersetzet, o. O. [ca. 1672]; SuStBA 4° Gs Flugschriften 16. Interesse Der Cron Engeland, In dem gegenwärtigen Kriege gegen Holland, ο. O. 1672; UBA 02/IV. 13.4.199 angeb. 12.
429 Gottfried von Jena, Memoriale Gallicum ad S. R. Imperii Status. Ratisponae publice dictatum una cum responsione Legati electoralis Brandenburgici publici juris non facta, o. O. 1672; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1855. Oranien In dem Hertzen. Das ist: Holländisches Practjen Oder Gespräch, Zwischen Einem Praedicanten, Politico und Bürger. Den jetzigen Zustand der Vereinigten Niederlande; Insonderheit aber Die Erhöhung deß Printzen von Oranien, und die dem Herrn de Witt und andern beygemessene Verrätherey betreffend. Auß dem Holländischen übersetzt und gedruckt, o. O. 1672; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1856. Ordonnance du Roy, Par la quelle Sa Majeste, apres avoir resolu de faire la Guerre aux Estats de Hollande, deffend ä ses Subjets d ' y avoir aucune communication η y commerce. Du 6. Avril. 1672. Ordinanz und Verordnung Deß Königs in Franckreich Vermög welcher Seine Majestät, nach dem Sie sich die Staten in Holland zu bekriegen entschlossen, dero Unterthanen verbeut, mit denselbigen einige Gemeinschafft zu haben, oder Gewerb zu treiben. Vom 6. April. 1672. Gedruckt nach dem Frantzösischen Exemplar, Frankfurt [1672]; U B A 02/TV.13.4.199 angeb. 14. Der Politische Mantel, Auffgedeckt Im Lager des Printzen von Uranien durch Einen Holländer, Seeländer, Utrechter und Friesen, Utrecht 1672; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1854. Renovation, oder Ernewerung Der Zwischen beyden Königl. Königl. Majest. Majest. In Schweden Und Groß-Britannien, In den Jahren 1665. und 1668. auffgerichteter Alliancen So geschehen in Stockholm den 4/14. Aprilis dieses 1672. Jahres. Auß dem Lateinischen Exemplar übersetzt und gedruckt, o. O. 1672; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1857. Vollkommener und außführlicher Interims-Vergleich Und Neben-Recess, Wie selbiger auff mühsames Zuthun der Kayserlichen Herren Commissarien und deren bevollmächtigte Herren Subdelegirte, wie auch deß Löbl. Nieder-Rheinisch Westphälischen Krayses Herren Deputirte, Zwischen Sr. Churfürstl. Durchl. zu Cölln un dero Ertz-Stifft eines und so dann Bürgermeistern und Rathe der Stadt Cölln andern Theils, den 2. Januarii 1672. verabschiedet und beschlossen worden, o. O. 1672; G F 5 9 3 1 .
1673 Abdruck etlicher Schreiben, Als Erstlich: Project der Friedens-Conditionen, so dem AllerChristlichsten König vorzulegen. II. Copia deß Käyserl. Decrets an Herrn Grafen Albert de Zinzendorff, betreffend die Aufhebung der Tractaten mit Herrn Gremonvillio. III. Copia eines Schreibens vom Schwedischen Residenten Hn. Pufendorff, an den Hn. Hoff-Cantzlar zu Wien. IV. Copia der Antwort deß Hn. Hoff-Cantzlars, an den Hn. Schwed. Residenten ä Pufendorff, auf dessen Schreiben. V. Copia deß Kayserl. Decrets an Gremonvillium &c. Und VI. Copia deß Decrets an Hn. Grafen Albert von Zinzendorff, betreffend die Abschaffung deß Gremonillii vom Kays. Hof., o. O. [1673]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1860. Abtruck einiger Schreiben, o. O. [1673], SuStBA 4°Gs Flugschriften 1860 angeb. 1. Anmerckungen Auff die Rede, Die der Commandeur von Gremonville vor Denen Herren Räthen Der Rom. Käyserl. Majestät in Wien abgelegt. Auß dem Frantzöischen, Amsterdam 1673. SuStBA 4°Gs Flugschriften 1861. Appendix An Englands Appelation, Eingeliefert An die Communs, sind die Edeln und Gemeinde in beyden Parlaments-Häusem versamlet, am 28. Octobr. st. v. Anno 1673. Worinnen vorge-
430 stellet wird das Contrar-Interesse der Nation wider die verwilderte Ausführungen der geheimten Cabale. Und zugleich widerlegt das unnachgebliche Begehren des Königs durch seine Plenipotentiaries binnen Cölln von denen Deputirten der General-Staaten Vorgetragen aber, was billich, zum Frieden in der Christenheit von beyden zu handhaben, Und wie der bisher eingerissenen Kirch-verzehrenden Toleranz anderer Religionen, zu der Protestanten Beruhigung, zu verwehren sey. Sammt Einer Abhandlung alles Verlusts, den unser Königreich Anno 1672. und 1673. durch die Holländer und Seeländer in 4 Seeschlachten und von der Capfahrt, zur Straffe Gottes, empfangen, Nebst allen Schlüssen, Einwürffen, und Auswürckungen zu dem Ende durch die Cabale zuwegebracht; Eröffnet durch T. C. Sr. Majest. gewesnen Rath. Aus dem Englischen übersetzt, ο. O. [1673]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1863. Die bereits Fehl-geborne Und Geruch-verlohrne Lilie, ο. Ο 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1906. Der Chur-Brandenb. Gesandschaft Antwort, Auf die Von dem Kön. Franz. Plenipotentiar. Bey gegenwertigem Reichstage übergebene Memorialien, o. O. 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1862. Copia Zweyer Schreiben des Herrn von Touraine an den Herren Bischoff zu Münster, und Herren d'Estrades, Unter dato Soest den 23. und 29. Maij, Anno 1673. Betreffend Die Notification des getroffenen Frieden mit Sr. Churfl. Durchl. zu Brandenburg, ec. Von Punct zu Punct aus dem Frantzösischen ins Teutsche übersetzt, ο. O. 1673; GF 5934. Copia, Zweyer Send-Schreiben, Das Erste, An die Rom. Kayserl. Majest. Von Chur-Bayern. Sub dato 6. Tag Junii, 1673. abgegangen. Das Ander, Antworts-Schreiben, Von der Rom. Kayserl. Majest. An Chur-Bayern. Datum Wien, den 20. Junii, 1673, o. O. 1673; UBA 02/TV.13.4.200 angeb. 5. Copien, Zweyer hoher Send-Schreiben, Eines Der Rom. Kayserl. May st. an Ihr Chur-Fürstl. Durchl. zu Sachsen. Das andere Ihrer Churfürstl. Durchl. von Trier, An die versamlete ReichsStände zu Regenspurg. Wider die Frantzösische Proceduren, und anders mehr, ο. O. 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1865. Epistola lamentatoria ad illustrissimum Dominum Dn. A. C. L. P. B. in qua praesens Germaniae conditio & insignes belli calamitates describuntur. S. D. V. Β., ο. O. 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1866. Eröffnete Frantzösische geheime Raths-Stube, Worinnen die Consilia über jetzigen Zustand zusammen getragen worden, wie die Cron Franckreich bey schweren Conjuncturen sich zu verhalten, damit Sie aus dem Labyrinth mit Manier kommen möchte, ο. O. 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1875. [Hippophilus Salicetus], Das Erste Cabinet der Frantzösischen und Niederländischen Gesandten, zu Cölln versammlet, wegen der Friedens-Handlung, durch Hippophilum Salicetum. (aus dem Niederländischen übersezt) Nach der Copie Zu Cölln, unter dem aushangenden Schildzeichen, Liebe und Friede genannt, ο. O. 1673; UBA 02/IV. 13.4.200 angeb. 14. Titius Germanus, Ewig wehrender Sessions Streit Unter Des Heyl. Rom. Reichs Ständen Discursweiß auß den Publicirten Reichs Abschieden, Inst. Pacis und Reichs Actis zusammen getragen und verfasset durch Titium Germanum. Gedruckt in der Welt Stadt 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1869.
431 Extraordinari-Post, Von unterschiedlichen Orten Mitbringende Eine ausführliche Erzehlung, Der am 11. und 12ten August, st. n. dieses 1674. Jahrs, bey Seneffe, Zwischen denen mit ihrer Rom. Käyserl. Majestät verbundenen, und der Frantzösischen Armee fürgeloffenen Blutigen Feldschlacht, ο. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1892. Alexander Christian de Metre, Die Frantzöische Türckey, angerichtet durch Die grossen StaatsMänner, Ariante und Polidor, Oder Kurtze Erzehlung Der vornehmsten Thaten deß Königs in Franckreich, und Was er ferner vorhat, sein Reich in solchen Zustand zu setzen, als das Ottomannische Käyserthumb, umb Zur Monarchie und allgemeinen Behrrschung zu gedeyen, Rotterdam 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1874; UBA 02/IV.13.4.71. Frantzösische Auffschneidereyen Vom Gegenwertigen Krieg. Gedruckt, wo man die spöttliche Thorheit verlacht, im Jahr, da der Frantzösische Hochmuth auffs höchste gestiegen war, o. O. [1673], SuStBA 4°Gs Flugschriften 1885. Daß Frantzösische Cabinet, oder Entdeckung Der langgeführten und nunmehr ausgebrochenen Anschläge in Franckreich, o. O. 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1864. [Franz Paul Freiherr von Lisola] Der Französische Redner, Das ist: Deß Herrn Ertz-Bischoffs von Ambrun Lob-Rede, Durch die Begebenheiten unserer Zeit, und der Sachen gegenwärtigen Zustandt erkläret, Und Aus dem Frantzösischen in die Hoch-Teutsche Sprache getreulich übersetzet, o. O. 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1876. Hermannus Teuthold, Hermanni Teutholds Antwort-Schreiben, An Seinen brüderlichen guten Freund darinnen er umbständlich erläutert Was Vor Hülff bey dem heutig so genannten Frantzöisch-Holländ. Kriege Beyde Kriegende Partheyen zu erwarten, o. O. 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1879. Herrliche Copeyen Nachdencklicher Käyserlicher, Königl. Chur- und Fürstl. Send-Schreiben, Uber die Frantzösische Waffen, Und was die nunmehro in das Rom. Reich fürgenommene Feldzuge belanget, mit Fleis zusammen getragen, o. O. 1673; UBA 02/IV.13.4.200 angeb. 6. Titius Germanus, Heutige Regierung Des Römischen Reichs, Oder Kurtzer Discurs, von jetztmahliger Regierungs-Form, des Heil. Rom. Reichs Staat und Stand betreffent, abgefasset und vor Augen gestelt, durch Titium Germanum, Welt-Stadt 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1878. [Bonfidio Tuiskon], Der Hoch-Teutsche Reichs-Secretarius, Erwegend und überlegend Die Heutig-gefährliche Kriegs-Zeiten des Ober- und Nider-Teutschlands. Neben einem vortheiligen Raht, Welcher Gestalt das Reich wider alle Feinde beschützet, und das alte Vertrauen zwischen Haupt und Gliedern ergäntzet werden möge. Nach alt-Teutscher Auffrichtigkeit an Tag gegeben Von Bonfidio Tuskon, o. O. 1673; UBA 02/IV. 13.4.200 angeb. 16. Ihrer Königlichen Majestät in Groß-Britannien Gnädigster Vortrag, mit Beyfügung Deß Jenigen, so der Herr Cantzler Beeden Häusern des Parlaments gethan hat Montags den 27. Octob. S. V. Im Jahr 1673. Durch Ihr. Majestät special Befehl, zu Londen gedruckt. Samt einem SendSchreiben An den König von Groß-Britannien ec. von denen Hochmögenden Hrn. Staaten Generalen der vereinigten Niederlanden geschrieben Den 25. Octobris Anno 1673. Aus den Niederländischen getreulich übersetzet, o. O. 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1882. Das In England Neu-gebackne Venesoen, Oder die Holländische Pastete, Geöffnet Durch einen Liebhaber des Vaterlandes 1672, ο. Ο 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1881.
432 Inhalt deß Anbringens, von Sr. Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg. Herrn Abgeordneten, Freyherm von Marenholz in Grätz geschehen, und die darauf-gnädigst ertheilte Kaiserliche Erklärung, vom 10 und 23 Octobr. 1673, o. O. [1673]; UBA 02/TV. 13.4.200 angeb. 12. Memoire du Roy tres-chrestien a l'Abbe de Gravel; Envoye par Sa Mte. avec la depesche; en date du Camp de Maestricht le 18. Juin 1673. Avec la lettre D'un Conseiller d'Estat d'un Prince de Γ Empire; escrite ä ce sujet au Depute de son Maistre ä la Diete Ratisbonne. Memorial Oder Erinnerungs-Schrifft Des Aller-Christlichsten Königs An Den Abt von Gravel überschicket, sambt der Abfertigung auß dem Feld-Lager bey Mastricht den 18. Junii 1673. Nebenst einem Schreiben Eines Reichs-Fürstl. Staats-Raths, welches derselbige hierüber an seines Herren Deputirten auff dem Reichs-Tag zu Regenspurg hat abgehen lassen, o. O. 1673; UBA 02/TV.13.4.200 angeb. 2. Memorial Oder Erinnerungs-Schrifft Deß Aller-Christlichsten Königs An den Abbt von Gravel überschicket, Nebenst einem Schreiben Eines Reichs-Fürstl. Staats-Raths, welches derselbige hierüber an seines Herren Deputirten auff dem Reichs-Tag zu Regenspurg hat abgehen lassen. Aus dem Frantzösischen in das Hochteutsche übersetzet, o. O. 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1872. Nachdenckliches Gespräch welches Auff den ietzigen Verwirten Zustand im Heil. Römischen Reich absonderlich aber auff dessen Freyheit gerichtet. Gehalten von Friedlieben und Freyholden So aus dem Lateinischen ins Teutsche übersetzet und Erstlich zu Freybergk A. 1673. gedruckt, Freybergk 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften Kl 1262. Neuer Friedens-Currier, Ins Teutsche übersetzet, Welcher fürbringet, was allenthalben in Teutschland, Franckreich, Spanien, Engelland, Dennemarck, Schweden, Polen und Portugall, wie auch in Holland und in der Schweitz, von den gegenwärtigen Kriegs-Händeln discurriret wird, und wessen man sich dabey zuversehen, o. O. 1673; UBA 02/IV. 13.4.200 angeb. 17. Neugestirnter Welt-fligender Mercurius Oder Post-Reuter, Mitbringend Als ein Constellationen und Planeten Erfahrner Practicus Unterschiedliche Propheceyungen, Conjecturen und Muthmassungen auff das instehende MDCLXXIII. Wunder-Jahr. So wol was den eine Zeithero in Schwange gehenden Frantzösisch-Holländischen Krieg als Andere seltzame Welt-Händel betrifft. In Verblümten Redens-Arten, von Monat zu Monat mitgetheilet Denen hier, und da, und dort in Europa sich aufgehaltenden angenehmen Curiösten Novellen-Liebhabern. Gott hat Sonn, Mond und Sternen nicht von ohngefehr gesetzt, Der ist billig wehrt zu preisen, der daran sich stets ergötzt, o. O. 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1873. Rationes und Motiven, Welche Ihro Rom. Käyserl. Majestät, Zu Ergreiffung deroselben rechtmässigen Waffen, auch Abschickung der Völcker in das H. Rom. Reich bewogen und veranlasset. Dictirt in der Reichs-Dictatur zu Regenspurg, [Regensburg 1673]; UBA 02/IV.13.4.200 angeb. 10. Rede In gestalt einer Lobschrifft übergeben Dem Könige in Franckreich, durch Den Herrn ErtzBischoff von Ambrun, Bischoffen zu Metz Als Höchst-gedachter König durch genante Stadt den 30. Heumonats-Tag des 1673ten Jahres gezogen. Auff Königlichen ausdrücklichen Befehl ans Tage Licht gegeben, Amsterdam [1673]; UBA 02/IV. 13.4.200 angeb. 9. Schreiben Seiner Königlichen Maystät in Schweden, an Seine Allerchristlichste Maystät Wie ingleichen an Seine Königliche Maystät in Engelland. Umb Erhaltung des Stillstands der Waffen, und Linderung, der Friedens-Bedingungen, so mit denen Herren Staaden deß vereinigten
433 Niederlands sollen eingegangen werden. Gegeben aus Stockholm im Monat Junii, o. O. 1673; UBA 02/TV.13.4.200 angeb. 7. Schreiben Von Seiner Churfürstl. Durchl. zu Brandenb. ec. An Die Herren Staaten General, o. O. [1673]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1868. Sexta vice resumta rerum ominosa series in praesentibus imperii comitiis gestarum. Seu vera anonymi relatio Ad annum jam decimum continuata infelicia consultationum fata fedeliter referens, o. O. 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1858 angeb. 1. Das Sich selbst verleitende Franckreich, Oder unterschiedene finstere Wolcken, Die man Nach einer kurtzen Zeit sich wieder auffklären sehen wird, Freystadt 1673; UBA 02/TV. 13.4.200 angeb. 8. Streit-Gespräche Zwischen Einem Holländer, Frantzosen, Engländer und Hochteutschen, Anbetreffend die jüngste oder dritte See-Schlacht, So da vorgefallen zwischen denen Engl, und Frantzöischen Königlichen Flotten an einem und der Holländischen Landes-Flotte am andern Theile Am 21. Augusti 1673; Amsterdam [1673]; UBA 02/IV.13.4.200 angeb. 11. Teutsch-Lands Clag- Straff- und Ermahnungs-Rede, An Seine untreuen, und verrätherischen Kinder, Sambt Beyfügung Einer Auffmunterung der redlichen Teutschen Patrioten zu Ergreiffung der Waffen, wider des Kaysers, und deß Reichs in demselben der Zeit tyrannisirende Feinde, o. O. 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1870; andere Ausgabe 1674: SuStBA 4°Gs Flugschriften 1904. Theses von der Gerechtigkeit und Berechtigung zum Kriege, Jetziger Zeit in Franckreich üblich, Welche Unterm Praesidio derer Stats-erfahrnen Professoren der Herren de Lionne und Colbert, Wider aller Rechts-Gelehrten Einwürffe zu defendiren sich vorgesetzet Ludovicus der XIV. König in Franckreich und Navarra, Gehalten am 14. Januarii 1672. Im Königlichen Palatio zu Paris. Nach der Copey Zu Paris unterm Königlichen Privilegio. Verteutscht Anno 1673, o. O. 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1880. Wohlmeynende Erinnerungen, An die sämptlichen Chur-Fürsten und Stände des Reichs, Worinnen erleutert wird, In was für grosser Gefahr das gantze Reich schwebe, wenn Holland verlohren gehen, und Franckreich des Reinstrohms sich bemächtigen solte, benebenst Einer reiffen Überlegung, Wie man solchem drohenden Übel begegnen, und das Reich wider alle Feinde retten und schützen, auch das alte Vertrauen zwischen Haupt und Gliedern wieder auffrichten, und in beständigen Wachßthumb erhalten könne, o. O. 1673; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1867.
1674 [Franz Paul Freiherr von Lisola], Der Abgefertigte Frantzösische Apologist. Oder Antwort, Auf die ausgestreute Schmähkarten, darinnen gegenwärtige Frantzösische unrechtmässig- angefangene Kriegs-Unruhe, Wider Ihr Kayserl. Majest. Recht- und Billichmässigen Feldzug vermeintlichen vertheidiget werden wollen. Aus dem Italiänischen ins Teutsche übersetzt, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1884. Alliance Oder Bündnüß, Welche Zwischen Ihrer Kön. Majest. in Schweden, und Ihr Fürstl. Durchl. Herrn Hertzogen zu Braunschweig Lüneburg, in Stade den 26. Maii, 1674. getroffen und geschlossen worden, o. O. [1674]; UBA 02/IV. 13.4.203 angeb. 1.
434 Annehmlicher Discurs, von der Holländer Religion, Samt andern obschwebenden WeltHändeln, Uber sechs Epistelen, so vor etliche Monathen aus Utrecht an einen Professorem Theologiae zu Bern in der Schweitz, geschrieben, und in der Welt verstreut worden, o. O. 1674; UBA 02/IV.13.4.202 angeb. 1. Bedencken Uber einige Gedancken der Wohlgemeynter Erinnerung, An die sämptlichen ChurFürsten und Stände des Reichs, ec. Betreffend Den Religions-Frieden, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1886. [Germanico Hanenfeind], Das Blätlein wendet sich: Das ist, Offenbahre Verruckung, Deren von An. 65. bis auf dieses 1674. Jahr Frantzösischer Seits geführten Concepten Offenhertzig an Tag gegeben von Germanico Hanenfeind, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1901. Chur-Pfältzisches Mandat Den neuen Anzug der Frantzosen betreffend, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1903. Copey-Schreiben Von Der Römischen Kayserlichen An Die zu Schweden Königl. Mayest. Sub dato Wienn den 19. Novembris, Anno 1674, o. O. 1674; GF 5940. Der Cron Schweden Extraordinari-Ambassadeurs zu Wien, Herrn Grafen Oxenstirns, An Ihre Käys. Majestät am 19. Octobr. gethane Proposition: Und Ihr. Käyserl. Majest. am 10. Novembr. darauff gegebene Antwort. Auß dem Lateinischen übersetzet, o. O. 1674; UBA 02/IV. 13.4.203 angeb. 7. Des Großen Herrschers Jupiters und der gesammten Götter-Schaar geheimer Rath-Schluß und Un-Muth, Uber des freveln, trotzigen und verwegenen Vogels des Haanen, Wider Einen muthigen und siegreichen Adler und starcken Löwen, gethane vermessene und unverschämte Proposition; Das ist: Wie daß der wohl proportionirte und unvergleichliche practicsche stoltze MistVogel der Haan, Mit seinem geitzigen und unersättlichen Kropffe den grossen Reichs-Rath nach vielen gaucklerischen Ceremonien endlich vorgelassen, und erschienen in Gestalt eines berühmten Klop-Fechters in Europa, o. O. 1674; UBA 02/IV.13.4.201 angeb. 9. Des neulich-verkleideten ietzo abermahl in der Welt verschickten Götter-Bothen Mercurii; Fortgesetzte Erzehlung, Worinnen Er, nach durchgewanderter Welt, die wichtigsten Discoursen, Muthmassungen, und Meynungen, so bey denen Teutschen, als einigen Benachbarten des WeltTheils Europä begriffenen,und in jetzigem Kriege mit-interessirenden Höffen und Ständen, unter vornehmen und geringen Standes-Persohnen vernommen, der Welt zum Nachricht abermahl entdecket, und verlässet, o. O. 1674; UBA 02/IV.13.4.201 angeb. 2. Ernst von Wahrenburg, Ein Ungeheuer Wunder. Ein Bischoff ein Soldate, Ein Soldate ein Bischoff, das ist, Außführliche Beschreibung aller Bischöffe, so von Anfang der Christlichen Kirche, sich in Kriege und Krieges-Händel eingelassen, selbige geführet, Städte und Länder eingenommen, Schlachten gehalten, und auff solche Weise sich berühmt und bekant gemacht haben, Nach Gelegenheit jetziger Zeit außgeführet, und vor Augen gestellet durch Ernest von Wahrenburg, o. O. 1674; GF 5945. Eröffnete Frantzösische geheime Raths-Stube, Worinnen die Consilia über ietzigen Zustand zusammen getragen worden, wie die Cron Franckreich bey schweren Conjuncturen sich zu verhalten, damit sie aus dem Labyrinth mit Manier kommen möchte, o. O. 1674; UBA 02/IV.13.4.202 angeb. 4 sowie angeb. 5.
435 Extraordinari-Post, Von unterschiedlichen Orten Mitbringende Eine ausführliche Erzehlung, Der am 11. und 12ten August, st. n. dieses 1674. Jahrs, bey Seneffe, Zwischen denen mit ihrer Rom. Käyserl. Majestät verbundenen, und der Frantzösischen Armee fiirgeloffenen Blutigen Feldschlacht, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1892. Franz Paul Freiherr von Lisola, Frantz von Warendorps Hand-Brieff, An Ihr Durchl: dem Hertzogen zu Oßnabrugk, Wobey des Fürnehmen Frantzösischen Ministri Möns, de Verius ungereimbtes wider Ihr Kayserl. Majestät, dem gantzen Römischen Reiche, und fürnemlich wider das hochlöbl. Hauß Lüneburg, ausgesprengtes falsches Vorgeben bestermassen widersprochen, und der Gebühr nach widerleget wird. Aus dem Frantzösischen treulich ins Teutsche versetzet: Zu Eröffnung der Augen, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1915. Frantzösische Auffschneidereyen Vom Gegenwertigen Krieg. Schamroth sey der, so böß gedenckt,und diese braverien Auffnimbt vor Schimpff dem Reich, es seynd nur reverien, So quälen das Geschlecht, welchs sich dem Stoltz ergiebt, Und will, daß alle Welt seim Wunsch nach plötzlich stirbt. VIVAT DER GERECHTE LEOPOLD, und die Fürsten des Reichs, So dieses Reich beschützen, und achten keines Streichs. Gott stehe bey dem Recht, und räch die Cruautät, So von Frantzosen wird verübt, und ihr hostilität.Gedruckt, wo man die spöttliche Thorheit verlacht, im Jahr da der Frantzösische Hochmuth auffs höchste gestiegen war, o. O. [1674?]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1885. Frantzösische Tyranney. Das ist: Umständlich-waarhaffte Erzehlung, der bißher verborgenen unmenschlichen Grausamkeiten, so durch die Frantzosen in denen Niederlanden Zeit hero verübet worden. Benebenst einem Anhang des letztern der Frantzösischen Armee durch Braband und Flandern gethanen Marsches. Alles durch berühmte und glaubwürdige Leute in denen eroberten Städten , mit besonderer Sorgfalt, zusammen gesuchet, und der Holländischen Nation, zu einem Spiegel, in öffentlichen Truck vor Augen gestellet. Anjetzo geträulich aus dem Niederteutschen in unsere Hochteutsche Mutter-Sprach übersetzet, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1912. Genius imperialis, Oder Des Teutschen Reichs und ihres gesalbten Hauptes göttlicher SchutzEngel, o. O. 1674; UBA 02/1V. 13.4.201 angeb. 5. [Franz Paul Freiherr von Lisola], Gerechte, Nutzliche, Und Zu Erhaltung Ihro Kayserlichen Mayestät Höchsten Gewalt, Zu Des Reichs Ruhe-Stand, Und Zu Beförderung des Friedens, Nothwendige Gefangenschafft Des Printz Wilhelmen von Fürstenberg, o. O. 1674; GF5938. Die gerechtfertigte Verhafftung Des Fürsten Wilhelms Von Fürstenberg, o. O. [1674]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1898 angeb. 1. Die Gerechtigkeit der Churbrandenburgischen Waffen, gegen die in Stockholm, als Königl. Schwedische Residentz Stadt öffentlich gehaltene Audienz-Rede Deß Frantzösischen Ambassadeurs Mr. le Marquis de Fequires dargethan und erwiesen in einen aufrichtigen Send-Schreiben an ein vertrauten Freund, o. O. 1674; UBA 02/1V. 13.4.203 angeb. 4. Gespräch über das Interesse des Englischen Staats, Darinnen klärlich gezeiget wird, wie schädlich es vor das Königreich Engeland seye, mit Franckreich, zum Untergang anderer Staaten, sich zu verbinden. Sambt beygefügten nothwendigen Anmerckungen, Aus dem Holländischen ins Teutsche versetzet. Worbey noch über das, aus Frantzösischer Sprache, zu finden: Eine Politische Betrachtung, den gegenwärtigen Krieg betreffend, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1899.
436 [Johann Albert Fabricius], Der gewonnene Außgang und Plötzliche Fall, des Vor diesen in höchst Ansehnlichen Ehren gewesenen Fürst Lobkowitzens, Hertzogens zu Sagan, Am Käiserl. Hoff gewesenen Ober-Hoffmeisters, und geheimen Raths ec. Geschrieben aus dem Parnas von Trajano Boccalino an den Aulum Gallionem am 1. Octobr. des 1674. Jahrs, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1892a. Glaubwürdiger und Unpartheyischer Bericht, Beeder streitender Partheyen, Von dem Zwischen den Käyserl. und dero Alliirten, eines; Und Frantzösischen, andern Theils, Den 6. 16. Junii Bey Sinzheim vorgegangenen Treffen, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1959 angeb. 1. Die gnädige Anrede Ihrer Königl. Majestätt wie solche in Königl. Schmuck an beyde Häuser des Parlaments den 24. Jan. Styl. vet. 1674 selbige abgelegt und die darauff erfolgende Antwort deß Parlaments, benebenst den Brieff der General Staaten der Vereinigten Provintzen an Seiner Majestät von Groß-Britannien, den 24. Januar Styl. nov. 1674. Und die endlichen Vorschläge der erwehnten General Staaten an Seiner Majestät betreffende den Frieden. Nach der Copie gedruckt zu Londen, Amsterdam 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1883. Ihrer Rom. Käyserl. Majestät Gnädigster Befehl, Wegen Der in Teutschland kommenden Frantzösischen Wahren. Samt Beygefügter Erklärung, der Neutralität, Zwischen Ihre Majestät in Franckreich, und Der Käyserl. Frey-Stadt Speyer, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1905. Käyserlich Allergnädigstes Rescriptum An Dero Höchstansehentl. Käys. Commission zu Regenspurg de dato 28. Oct. Anno 1674. wegen Schleuniger Anmarschirung Der Reichs- und Creyß-Völcker gegen der Vestung Philipsburg, umb würckliche Blocquirung selbiges Platzes. Dictirt In der Reichs-Dictatur den 19. 29. Octobr., o. O. 1674; UBA 02/1V. 13.4.203 angeb. 6. Käyserliches Commissions-Rescript An des Heyl. Rom. Reichs Gesamte Chur-Fürsten und Stände Wegen Des Herrn Bischoffens zu Straßburg Suspension dessen Session und Voti in dem Reichs-Fürsten Rathe. Dictirt in der Reichs Dictatur den 13. und 23. Novembr., o. O. 1674; UBA 02/IV. 13.4.203 angeb. 8. Käyserliches Commissions-Rescript, Sammt einem von der Rom: Keys. Majestät an die Cron Schweden abgelaßenen Allergnädigsten Schreiben, De dato Wien den 19. Nov. 1674. Welches Des Heil. Rom. Reichs Ständen per Dictaturam publicam communiciret worden den 3. Decembris 1674. Die jetzige Kriegs-Conjuncturen, und daß ein ieglicher Creyß und Stand sich in mehrere Verfassung stellen, wie auch die Cron Schweden, sich wegen Franckreich, in keinen Krieg einlassen solle, betreffend, o. O. [1674]; UBA 02/TV.13.4.203 angeb. 11. Klare Darstellung Derer Rahts-Pflegungen beym Hofe von Engeland, Gedruckt Unter hoher Authorität Anno 1668. Allworinnen ihre Resolutiones, um Spanien und die Spanischen Niederlande wider die auffgeschwollne Hoheit der Frantzösischen Monarchie zu unterstützen, klärlich auffgedeckt,und mit sehr wichtigen Vernunfft-Schlüssen bekräfftigt worden, nach Art und Weise einer Disputation; Daraus gesehen werden kan, wie die Gestalt selbiges Hofes, seit der Zeit, nun in diesen Krieg verwandelt worden durch die grosse Gewalt der geheimden Cabala daselbst. Gantz getreulich aus dem Engl, übergesetzt, als würdig zu jetzigen Zeiten mit Wohlbedacht überlesen zu werden, Amsterdam 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1890. Kurtzer Bericht Deß Treffens, so den 16. Junii 1674. zwischen den Frantzösischen unter dem Printzen de Turenne, und den alliirten Teutschen bey Sintzheim vorgangen, o. O. 1674; GF 5935. Mars Europaeus. Der so bald auff den Neuen Vermeynten Friedens-wieder erfolgte Erschröckliche Kriegs-Currier, Oder das leider kaum aus Fried wieder in Krieg verkehrte und gerathene
437 Teutsch-Land, Und der so unvermuth entsprungene so bald aber auch hinwieder gestürtzte Friedens-Currier, welcher eigentlichen berichtet, was allenthalben, als in Teutschland, Franckreich, Spanien, Engelland, Dennemarck, Schweden, Polen und Portugall, wie auch in Holland und in der Schweitz von den vormahls und gegenwärtigen Kriegs-Händeln passiret und discuriret wird, und wessen man sich darbey zu versehen, o. O. 1674; U B A 02/IV. 13.4.201 angeb. 4. Memorial, Für die Hrrren [!] Courtin und Barillon, Der Königlichen Majestät in Franckreich Ambassadeurs, und Plenipotentiarii, oder Gevollmächtigte zu den Friedens-Tractaten zu Cölln. Aus dem Niederländischen insTeutsche übersetzet. Schreiben, Der Herren von Beverning und Ißbrandt, Ihrer Hochmög. der Herren General Staaten Extraordinari-Gesandten zu den FriedensTractaten nach Cölln, welches sie den 26. Aprilis, 1674. an die Königl. Schwedische Extraordinär Herren Abgesandten und Mediatores haben abgehen lassen; Betreffend Die Ruptur der von Sr. Königl. Maj. zu Schweden in besagter Stadt veranlasten Versamblung, welche durch die Abreiß der Frantzösischen Herrn Ambassadeurn verursachet worden. Aus dem Frantzösischen ins Teutsche übersetzet, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1907. Memoriale An die Hochlöbliche Reichs-Versamlung zu Regenspurg, etc. Von des Heyligen Reichs Freyen Statt Strasburg, etc. etc. Betreffent die verlangente Satisfaction und Guarantie vom Reich. Dictat. Ratisb. in Dictat: publ: die 18. 28. Nov. 1674, ο. O. [1674]; U B A 02/IV. 13.4.203 angeb. 9. Modestini Send-Schreiben An Alethophilum, In welchem Die Behutsamkeit Derer Schwedischen Waffen, So nicht wider Chur-Brandenburg gerichtet werden können, dargethan und erwiesen wird. Nechst angehängtem Extract Etzlicher Anmerckungen, wie der Aller Christlichste König in Franckreich Ihme gefallen lassen Die Erhöhung über alle Christliche Potentaten in Europa, und mit Göttlicher Ehre respectiret zu werden, o. O. 1674; UBA 02/TV.13.4.203 angeb. 2. Niderländischer Stamstecher, Oder, Der aus den Frantzösischen Augen in denen Spanischen vermeintt gestochene Balcken. Das ist: Die aus alten und neuen Geschichten wieder hervorgesuchte vermeinte unstreittbare Warheit, daß Spanien mehr nach der so genanten Universal Monarchie soll gestrebet haben, als Franckreich. Dabey zungleich angefüget, Eine kurtze Erzählung der vornehmsten Thaten deß itzigen Königes in Franckreich, und was er ferner vor hat sein Reich in solchem Stande zusetzen, um zuerwehnter Monarchie zugelangen. Beydes aus dem Frantzösischen gezogen, ο. O. 1674; UBA 02/IV. 13.4.202 angeb. 8; 203 angeb. 21. Das Perfect erfundene und wohl praeparirte Neue Holländische Cliestier, Welches In der Neuen Nunmehro eröffneten Holländischen Geheimen Rath-Stuben glücklichen verfertiget, Und Dann also auch nach Wundsch in der Frantzösischen geheimen Rath-Stuben wieder verschüttet, Und Zu derselben wohl ausgesonnenen Staats-Consilien Hintertreibung manierlich appliciret, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1889. Politische Betrachtung, über den gegenwärtigen Krieges-Zustand, Zwischen Franckreich, und denen Vereinigten Niederlanden. Aus dem Frantzösischen ins Teutsche übersetzet, und zum Druck gegeben, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1887. Rechtmässige und Wolgegründete Verantwortung Der Staaten Generalen der Vereinigten Niederlande, Auf das Königliche Frantzösische Manifest, Oder Eine kurtze jedoch gründlich warhaffte Erzehlung alles dessen, was sich von Anno 1624. bis diese gegenwärtige Zeit begeben und zugetragen habe, Worinnen Die gantz widerrechtliche Handlungen der Cron Franckreich, So sie Bey denen mit diesem Staat aufgerichten so wol Freundschaffts- als Commercien-Tractaten von Zeit zu Zeit gehalten hat, durchgehende klärlich angewiesen werden. Zusamt einer klaren Anzeigung dessen, was kurtz vor und in währender Friedens-Handlung zu Cölln vorgegangen
438 sey, etc. Auf Verordnung der Staaten gemein gemacht, den 12. Februarii, st. nov. Anno 1674, o. O. 1674; UBA 02/IV.13.4.203. Reformirter Friedens-Curirer, oder Betrachtung über den unzeitigen Neuen Friedens-Curirer, In Welchem erwiesen wird, daß der sich intitulirende Neue Friedens-Curirer, noch zur Zeit unzeitig, auch obgleich er in vielen getroffen, in vielen aber Gefährliches von sich schreibe, viel oder auch mehr als zu wahr sey. Doch bleibt ihm sein Wille zu urtheilen vor allen nach Gefallen, gewiß aber ists, daß er mehr ein Herr der Post, als ein Curirer ist. Derne noch überdas beygefüget Ein von Sir Thoma Schmidt verfertigter Eigendlicher Abriß des Parlaments von Engeland, Wie es nemlich sitzet, und was es vor Gewalt hat, ec., o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1895; andere Ausgabe: Reformirter Friedens-Curirer, oder Betrachtung über den unzeitigen Neuen Friedens-Curirer, In Welchem erwiesen wird, daß der sich intitulirende Neue Friedens-Curirer, noch zur Zeit unzeitig, auch obgleich er in vielen getroffen, in vielen aber Gefährliches von sich schreibe, viel oder auch mehr als zu wahr sey. Doch bleibt ihm sein Wille zu urtheilen vor allen nach Gefallen, gewiß aber ists, daß er mehr ein Herr der Post, als ein Curirer ist, Germanstadt 1674; UBA 02/IV.13.4.200; 24 gez. S. Relation Uber Ein Politisch-Oder Staatkündiges Schreiben, Franckreichs Sachen mit Holland betreffend. Fürstellend die Grund-Ursachen dieses Krieges und Franckreichs hohes Fürhaben und Absehen auff die allgemeine Ober-Herrschafft. Auß der Niederländischen in die Hochteutsche Sprach übersetzet, Frankfurt 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1909. Resolution Der Herren Staten General der vereinigten Niederländischen Provincien auff die von dem Königl. Schwedischen Ambassadeur im Haag eingegebene Memorialia, den 17. Novembr. 1674, o. O. [1674]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1911. Der Teutschen Wächter-Stimme, über das gefährliche Hahnen (Frantzosen) Geschrey, An die Sämbtlichen Chur-Fürsten und Stände des Heil. Römischen Reichs kläglich geruffen, In was vor grosser Gefahr und Unruhe das gantze H. Rom. Reich anjetzo schwebe, denn aber auch, wie solchem grossen Übel und Kriegs-Troublen zubegegnen, und das Reich wieder alle Feinde zu retten und zu schützen sey, wolmeinand dargestellet und gezeiget wird, Germanstadt 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1914. Unpartheyisches Urtheil, Aus dem Parnasso über den Neuen Friedens-Currier, und dessen vermeinten Reformierer, Sambt einer Continuation Deß Friedens-Curriers, o. O. 1674; GF 5943. [Wahremundo Neutrali], Untersuchung des, bey jüngst gehaltener Frankfurter Herbst-Messe, ausgegangenen Heldenspiels, Die Wieder-errungene Freyheit, Oder Gabile und Salibert genennet. Muthmaaßlich und ohne Theilhaftmachung gehalten von Wahremundo Neutrali, Ehrenstein 1674; UBA 02/IV. 13.4.202 angeb. 3. Die unteutsche Freyheit, Oder Teutsche Gefangenschaft Etlicher Französisch gesinten Subtilen Teutschen, Durch Ein plumpe Teutsche Warheit Von Einem unfranzösischen Plumpen Teutschen Plump, Untereinander vorgetragen, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1893; andere Ausgabe: UBA 02/IV. 13.4.201 angeb. 11. Unvergreiffliche Gedancken über Printz Wilhelms von Fürstenberg gefängliche Annehmung und Verhafft, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1898. Der Verkleidete Götter-Both, Mercurius, Welcher durch Europa wandernd, einige wichtige Discoursen, Muthmassungen und Meynungen, so bey denen Teutschen, als Benachbarten dieses Welt-Theils begriffenen, und in ietzigem Krieg mit interessirenden Höffen und Ständen, unter
439 vornehmen und geringen Standes-Persohnen vernommen, warhafftig der Welt zum Nachricht entdecket, und verlasset, ο. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1900. Von hoher Hand, gewisse und ausführliche Erzehlung, Oder Bericht. Von dem Sieghafften Treffen, So die mit Ihrer Rom. Käiserl. Majestät Spanische und Holländische verbundene Völcker. Gegen den Printzen von Conde, Am 12. Augusti, dieses 1674ten Jahrs. Zwischen Nivelle und Fontaine, erhalten. Aus dem Käiserl. Feld-Läger, unter Pens, 2. Stund von Möns, o. O. [1674]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1891. Warhaffte Relation des bey Ensisheim in dem Andern Elsaß den 24. Septembr. 4. Octobr. 1674. vorgangenen Treffens, o. O. [1674]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1910. Wahrsagerischer Welt-Spiegel, Seiner Königlichen Mayest. in Franckreich, Stat einer Antwort heimgeschicket, Worinnen wegen der genauer gesuchten Freundschafft und Hülffe den Krieg wider die Teutschen und Holländer fortzusetzen, derselben wegen richtig angeführten Motiven und Ursachen dieser eine geraume Zeit hero geführter Krieg Wiederrathen, und vielmehr deß Friedens, wessen noch keinen Potentaten jemahls gereuet, sich zu bedienen angemahnet worden, o. O. 1674; GF 5944; andere Ausgabe: UBA 02/1V. 13.4.202 angeb. 8. [Alexandra Romano], Wieder-errungene Freyheit. Oder Gabile und Salibert, Heldenspiel. Auf dem Europäischen Schauplatz die Jahre her zweyfelschlüssig vorgestellet, und mit hastiger Feder beschrieben, von Alexandra Romano, o. O. 1674; UBA 02/IV. 13.4.202 angeb. 2. Wolgegründete und von beyden Parlaments-Häusern in Engeland höchlich verlangte Verantwortung Der Staaten Generalen der Vereinigten Niederländischen Provintzen, Auf die letztmahls herausgegebene Kriegs-Ankündigung Des Königs von Groß-Britannien. Auf Verordnung der Staaten gemein gemacht, den 12. Februarii, st. nov. Anno 1674, o. O. 1674; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1913. Die Zwischen Ihrer Königl. Majestät von Groß-Britannien Carl dem Andern und Ihrer Hochmögenheit, den Herrn General-Staaten deß Vereinigten Niderlands im Verwichenen Homung dises 1674ten Jahrs Geschlossene, und nunmehr publicirte Friedens-Artikul, Samt einem Beylag des von Chur Pfaltz An Seine Königliche Hoheit, Hertzogen von Orleans, Dero Herrn Eydam, und jetzt regirenden Königs in Franckreich Brüdern Uber den jüngst geschehenen Frantzösischen Einfall abgelassenen Schreibens, o. O. [1674]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1894.
1675 Johann Barckhausen, Angenöthigtes und unumbgängliches Memoriale, Sampt Anlagen sub Ν.is 1. 2. 3. 4. item Α. Β. C. D. Ε. F. G. Η. I. Κ. L. Μ. Ν. Ο. P. Q. R. S. Τ. V. W. Χ. Υ. Ζ. Aa, Bb. An des Heil. Römischen Reichs sämptlicher Chur-Fürsten und Ständen, Bey der annoch-wehrender allgemeiner Reichs-Versammlung allhie zu Regenspurg anwesende Hochansehentliche und vortreffliche Räthe, Botschafften und Gesandte Bey dem Höchstlöbl. Chur-Mäyntzischen Directorio den 19. Octob. vet. 1675 [...] Betreffend die Fürstl. Münstersche unverwarnete Uberzieh- auch thätliche Occupir -und Besetzung der Graffschafft Lippe, und dabey, vorab von eines Craißaußschreibenden Fürsten Miliz an einem getreuen, ohnmittelbahre, freyen Stande des Reichs verübte exactiones und pressuren, o. O. 1675; GF 5946. [Anonymo Wahrmund], Der Abgezogene Frantzösische Staats-Rock, und Teutsche Schutzmantel. Das ist Der Bißhero der gantzen Welt verkauffte, nunmehro aber redlich entlarvte Frantzösi-
440 sehe Blaue Dunst und Deß fast schwachscheinenden Teutschlands Erhaltungs-Kunst, o. O. 1675; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1927. Abhandlungs-Inhalt Deß Ersten Rath-Sitzes Beyder Parlaments-Häuser in Engelland, Wie auch Eine außführliche und umbständige Erzehlung Von Eroberung der Insul Usedom, sampt andern am Elbstrom neulichst, fürgeloffenen Kriegs-Händeln, o. O. 1675; UBA 02/IV.13.4.203 angeb. 16.
Der Abgesandte Mercurius, In das Heil. Römische Reich. Heraus gegeben durch Libertinum Statistam, o. O. 1675; UBA 02/IV. 13.4.203 angeb. 11. Allergewiesester Grund Und außführlicher Nachricht Der Ubergab Trier, Bey Vorgelauffenen Begebenheiten, und Außzug der Frantzosen. Im Monat Augusto und September deß 1675sten Jahrs, o. O. [1675]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1924 angeb. 2. [Hippophilus Salicetus], Das Cabinet Oder Geheime Zimmer Der Frantzösisch- und Niederländischen Gesandten, Zu Collen versamblet Bey Der Friedens-Handelung, Durch Hippophilum Salicetum, Auß Der Niederländischen in die Hoch-Teutsche Sprache übersetzet, o. O. [1675]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1926. Copia Frantzösischen Herrn Ambassadoren Memorials. Den 13. Julii 1675. in Baden eingegeben, o. O. [1675]; UBA 02/IV. 13.4.203 angeb. 15. Curiosa, nec non politica vagabundi per Europam, vulgo sie dicti, Rationis Status, de praesenti tempore Nugae-Somnia. Das ist: Des in der Europäischen Welt überall zu Hause sich einfindenden, so genannten Ratio-Status, Wegen jetziger Zeit Läufften nachdenckliche, und Politische träumende Schwätz-Gesichter, Falso-Veronae 1675; UBA 02/IV. 13.4.205 angeb. 1. Derer in Regenspurg hochansehlich versamleten Reichs-Stände, Unterschiedliche Guttachten und Schlüsse, Von höchst-nothwendiger Bewahrung des Rhein-Passes bey Straßburg. Neben einigen von Des Herrn General-Reichs-Feld-Marschallen Fürstl. Durchl. und Löblich-gedachter Stadt Straßburg Eingelangten Berichten, o. O. 1675; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1922. Des H. Teutschen Reichs Allezeit mehr, als sein eigen gesuchtes Interesse, Von Dem Höchstlöblichen, Treuen und Gerechten Chur-Hause Brandenburg. Aus alten und neuen warhafftigen Historien rauß gesuchet und erwiesen, o. O. 1675; UBA 02/IV. 13.4.204 angeb. 5. Deß Ihrer Königlichen Majestät in Schweden anitzo am Käiserl. Hof zu Wienn in Oesterreich anwesenden Abgesandten Herrn Grafen Oxenstirns vorgestellte bisherige neueste FriedensHandlungen, Vom November des verflossenen 1674. Jahrs, bis auf den Jenner des itzt mit Gott angefangenen 1675. Jahrs. Aus dem Lateinischen in das Teutsche versetzet, o. O. [1675]; UBA 02/IV.13.4.204 angeb. 1. Ehr- und Freyheit-liebende Gedancken, Uber die Frage Mit welchem Theile (der anjetzo streitenden Oesterreich- und Frantzösischen Partheyen) ein vernünfftiger genereuser Teutscher Fürst zu Nutz seines Estats und Landen es halten solle und könne? Zu Liebe des Vatterlandes und der augenscheinlichen Wahrheit ausgeführet und zu Papier gebracht, o. O. 1675; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1920. Einige Anmerckungen Bey Der von dem Könige in Schweden heraußgegebenen und also genannten Gründlichen Wiederlegung, Der Von Ihrer Churfl. Durchl. zu Brandenburg Publicirten
441 Antwort Auff Ih. Königl. Maytt. zu Schweden an Chur-Fürsten und Stände des Reichs ohnlängst unterm 16. Dec. 1675. abgelassenes Schreiben, o. O. 1675; U B A 02/IV.13.4.204 angeb. 12. Engeländischer Friedens-Vorschlag, An Dire Königl. Majest. in Franckreich, wie auch Dieses Königs Geld- und Kriegs-Vermögen, Samt andern vom Elbstrom neu-eingelangten Posten. Nebenst Verzeichnuß der Käiserl. und alliirten Völcker, und ihrer im Reich angewiesenen Winterquartieren, o. O. 1675; UBA 02/IV.13.4.203 angeb. 17. Examen Literarum Svecicarum, Quae Holmia die XVI. Decembr. Anni praeterlapsi datae, et ad proceres S. R. Imperii Ratisbonae congregatos, Aliorumque Absentium Legatos missae sunt, o. O. 1675; UBA 02/IV. 13.4.204 angeb. 11. Gedancken Uber der Schweden Einfall in Teutschland, und zwar vornehmlich In die Churfl. Brandenburg. Provintzen, Marek und Pommern, o. O. 1675; G F 5949. Gewechselte Send-Schreiben zwischen Ihr. Chur-Fürstl. Durchl. zu Pfaltz, und einigen Fürsten und Ständen des löbl. Fränckisch. Creises, die Abforderung ihres Regiments zu Fuß betreffend, o. O. 1675; U B A 02/IV. 13.4.203 angeb. 18. Gründlicher Verlauff Des Sieghafften Treffens, Zwischen Ihro Rom. Kaiserl. Majestät und Tourennischen Armee, Von hoher Hand Aus dem Lager bey Goldscheuern unweit Straßburg, o. O. 1675; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1928. Henrici de Tourenne Archistrategi Gallici Memoria ab interitu vindicata, & Posterität! dicata, ab Amicis, Inimicis. Das ist, Heinrichs von Tourenne Frantzösischen Feldherrns, Gedächtnis, dem Untergang entrissen, und der Nachkommenschafft gewidmet von Freunden und Feinden, o. O. 1675; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1924 angebunden 1. Deß Ihrer Königlichen Majestät in Schweden anitzo am Käiserl. Hof zu Wienn in Oesterreich anwesenden Abgesandten Herrn Grafen Oxenstirns vorgestellte bisherige neueste FriedensHandlungen, Vom November des verflossenen 1674. Jahrs, bis auf den Jenner des itzt mit Gott angefangenen 1675. Jahrs. Aus dem Lateinischen in das Teutsche versetzet, o. O. 1675; G F 5948. Ihrer Königl. Majest. zu Schweden Eröffnete Kriegswaffen, An die Hochwürdigste, Durchlauchtige, Würdige, Hoch- und Wohlgebohrne, Edle und Fürtreffliche des Heil. Rom. Reichs Chur-Fürsten, Fürsten, und Stände 1675, o. O.; G F 5951. Die Im Ursprung und Wachsthum prächtig und mächtig-stehende Lilje, Oder deß Königreichs Franckreich Anfang und Fortgang, Biß auff Jetzige Regierung Aus dem Frantzösischen in das Teutsche übersetzet, o. O. 1675; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1924. [Joannes Labsanski], Kurtzer, und warhaffter Gerichts-Außzug, Womit Unverholen, und Sonnenklar erwisen wird, daß die im Königreich Hungarn Un-Catholische Praedicanten nicht in Ansehen der Religion, sondern der Rebellion,und Auffruhr wegen abgesetzt, und deß Königreichs verwisen: auch nicht weniger ersterwendte Praedicanten nicht ins gesambt; sondern ein jeder insonderheit gerichtlich hier in Sachen überwisen, geurtheilet, und rechtmässig verurtheilet worden, So einem Hochlöbl: Delegirten Königlichen Gericht zu Prespurg zugeschriben, Und Durch eben Hochgedachten Hochlöblichen Delegirten Gerichts-Secretarium, so Ambts wegen völligen Verlauff persöhnlich beygewohnet, auch alles und jedes selbst treulich in die Feder übernommen, verfasset worden, Dillingen 1675; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1921.
442 Machiavellus gallicus, Das ist: Verwandelung und Versetzung der Seele Des Machiavelli in Ludovicum XIV. dem König von Franckreich, Vorgestellet durch hundert Politische Frantzösische Axiomata, In welchen Der Frantzosen Staats- und Kriegs-Maximen und Practicquen, welcher sie sich gebrauchen, Jedem öffentlich zu sehen vorgestellet werden. Beschrieben Durch einen Ehrlichen Teutschen, der im Mund und Hertzen, wie einem jeden ehrlichen Teutschgebohrnen und gesinnten, Er sey hoch oder niedrigen Standes, von Gott, Gewissen, Ehr, Geblüt und Pflichts wegen eignet und gebühret, gut Käyserisch , in der Faust aber und Feder gantz nicht gut Frantzösisch ist, ο. O. 1675; GF 5952; andere Ausgabe: UBA 02/IV.13.4.201 angeb. 7. Manifest Oder Declaration Deß Krieges der Holländer, wider die Schweden. Wobey angefügt, aus deß Götter-Bothens Relation, Eines Melancholischen Meditation, Und Ein Gespräch Unterschiedener Personen, über den gefährlichen Einfall der Schweden in Pommern, und darauf folgende fröliche Post der Victoriae Seiner Churfürstlichen Durchleucht zu Brandenburg, wider die Schweden. Das Manifest ist gedruckt wie folget, Nach der Copie In s'Graven Hage By Jacob Sceltus, Ordinar-Drucker der Hochmög. Herren Staaten General der vereinigten Niederlanden, o. O. 1675; UBA 02/1V. 13.4.204 angeb. 13. Niederländischer Starnstecher, Oder Der aus den Frantzösischen Augen in denen Spanischen vermeintt gestochene Balcken. Das ist: Die aus alten und neuen Geschichten wieder hervorgesuchte vermeinte unstreittbare Warheit, daß Spanien mehr nach der so genanten Universal Monarchie soll gestrebet haben, als Franckreich. Aus dem Frantzösischen gezogen, o. O. 1675; UBA 02/IV.13.4.203 angeb. 21. Das Noch nicht überwältigte Wißmar, Und dem Reich sehr nachtheilige Philipps-burg, Auß Sicheren Berichten beschrieben. Neben Einigen von andern Orten eingelangten Zeitungen. Im Jahr 1675, o. O. [1675]; UBA 02/IV. 13.4.204 angeb. 9. Project Der eröffneten Schwedischen Rath-Stuben, Worinnen aus denen Schwedischen eingelauffenen Schreiben und unverwerfflichen Benachrichtigungen, diejenige vermuhtliche Bedenkken und Consilia, so diese Cron gegen der Hereinbrechung der verdächtigen Conjuncturen, und Annäherung vielfältiger Feinde Waffen, bey der noch zur Zeit zum Widerstand schlecht-bestellte Einrichtung auf dem allgemeinen ausgeschriebenen Reichstage vorzunehmen willens seyn möchte, um aus dem augenscheinlichen Labyrinth vortheilhafftig zu entkommen. Der urtheilhafften Welt zu mehrerm Nachdencken auf gut Schwedisch offenbaret, und fürnemlich einem jeden, Schwedischer Nation, so daran gelegen, ohne Nachtheil communiciret werden, o. O. 1675; UBA 02/IV. 13.4.204 angeb. 2. Relatio Trajani Boccalini ex Parnasso Ad Aulum Gallionem Calendis Decembribus Anno 1674 scripta, Continens Fatum Potentiae Seu Praecipitium Wenceslai, Ducis Saganensis, Principis Lobkowici, Aulae Caesareae Ex-Praefecti, Ex-Consulis & Ex Praesidis Silesiorum, Gratianopoli 1675; UBA 02/IV. 13.4.203 angeb. 20. Spanische Brillen, Welche dem so genanten Niederländischen Starenstecher gefehlet; Oder kurtzer Beweiß, daß Franckreich schon vorlängst, itzo aber am allermeisten, nach der UniversalMonarchie gestrebet, umb deß willen es heute zu Tage auch mehr, als Spanien, zu fürchten ist, so wol aus alten als itzigen Zeit-Geschichten, ohne Verkehrung derselbigen mit Teutscher Redligkeit erwiesen, o. O. 1675; UBA 02/IV. 13.4.203 angeb. 22. Teutschlandes Warhafftes Interesse Bey jetzigen Conjuncturen,und fürnemblich was es bey der Schweden Einbruch in die Chur-Brandenburgische Lande zu consideriren. Vorgestellet In einem Send-Schreiben Eines Teutschen An Einen Teutschen, o. O. 1675; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1929.
443 Traum-Gesicht vom Demokritius und Heraklitus, da jener den itzigen Zustand in Teutschland belachet, dieser aber beweinet. Worinnen denen bedrängten Mit-Briidern seiner nothleidenden Nation, treuhertzig alles eröffnet ist, die übrigen aber sich zu bessern, wolmeynent gewarnet werden, Von dem Authore selbsten, ο. O. 1675; U B A 02/IV. 13.4.203 angeb. 12. Umständlicher Bericht Von Verlauff und Ubergab deß Alt-Bischofflichen Stättleins und Schlosses Dachstein, Zwey Meil über Straßburg gelegen, wie solches an 21 Jenner dieses 1675 Jahrs an die Frantzosen übergangen: Von vertrauter Hand aus Straßburg. Samt einer Erklärung Deß Aller-Christlichsten Königs betreffend Die Benennung eines Fried-Handel-Platzes, Printzen Wilhelms von Fürstenberg Erledigung, und den allgemeinen Stillstand der Waffen; aus den Frantzösischen ins Teutsche übersetzt, o. O. 1675; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1919. Unterschiedliche Gemühts-Gedancken Über den Einbruch der Schwedischen Waffen in Teutschland, Und zwar erstlich In Seiner Churfürstl. Durchl. von Brandenburg angehörige Provintzien, Die Marek und Pommern, o. O. 1675; G F 5950. Unverwerfflicher Beweiß vertheidigend Die Behutsamkeit der Schwedischen Waffen, daß solche nicht wieder Chur-Brandenburg gerichtet werden können, allen unpassionirten zu weitervernünfftigen Nachdencken durch ein Sendschreiben vorgestellet, o. O. 1675; UBA 02/IV.13.4.204 angeb. 4. Die verunruhigte Elbe, Oder Der an der Elb Gealliirten, und der Schweden, KriegsVerrichtungen in einem aus Rostock von 4/14ten abgelassenen Schreiben ausführlich zu sehen, Neben mehr aus Pommern und Bremen eingelangten Berichten 1675, o. O. [1675]; UBA 02/IV. 13.4.204 angeb. 7. Die vom Himmel herabgestürmte Himmel-Stürmer, unverfänglich auf den gegenwärtigen Krieges-Zustand, gerichtet von dem Pegnitz-Blumen-Schäfer Prutenio, o. O. 1675; UBA 02/IV. 13.4.203 angeb. 14. Wahrhafftiger und ausführlicher Bericht, alles dessen, Was sich seithero zwischen der Cron Schweden und Chur-Brandenburg zugetragen, bestehend Aus einer Summarischen Information, Gegen-Information, und unterschiedlichen Beylagen, o. O. 1675; G F 5947. Der Weser Unwesen mit glücklichen Fortgang Der dort Verbundenen Waffen, in Eroberung der wichtigen Pässe Damgarten und Ottenberg, u. a. m. Aus allerneulichsten Berichten getreulich zusamm und am Tag gebracht am 11. October st. v. 1675, o. O. [1675]; UBA 02/IV. 13.4.204 angeb. 6. Die zum Andernmal eröffnete Frantzösische geheime Raths-Stube, Worinnen die Consilia über jetzigen betrübten Frantzösischen Zustand zusammen getragen worden, wie die Cron Franckreich nach unterschiedlich-unglücklich-erlittenen Streichen, und Annäherung ihrer Feinde starkken Macht, sich zu verhalten, und was dabey zu bdencken vorfallen könte, damit sie aus dem befürchtenden Labyrinth mit Manier und anständiger Reputation kommen möchte, o. O. 1675; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1925.
1676 Abschrifft Ihrer Rom. Kayserl. Majest. Antwort-Schreibens An Ihre Königl. Majest. in Engeland Neben Einem schrifftlichen Außzug Von Eroberung Carlsburg, und mehrem Denckwürdigen Dingen, o. O. 1676; U B A 02/IV. 13.4.206 angeb. 3.
444 Auffrichtiges und Sinnreiches Bedencken, Uber das 1676ste Jahr nach der Gnadenreichen Geburt unsers Erlösers und Seligmachers Jesu Christi, mit fleissiger Observation der Planeten seltzamen Conjunctur von diesen gefährlichen Zeiten etwas Weniges auffgesetzt, und aufs Genaueste angedeutet, o. O. 1676; UBA 02/TV.13.4.205 angeb. 6. Außführlicher und auffrichtiger Bericht, Von dem jenigen zwischen denen Alliirten und Schweden bey Freyburg, Fürgeloffenen Treffen, Dessen In so genandten Kriegs-Courrier Num. IX. nur mit wenigen Worten gedacht worden, Neben Meldung Deß an vielen Orten von neuen geschehenen See-Schadens, o. O. 1676; UBA 02/IV. 13.4.206 angeb. 4. Copia Schreibens, An Ihre Kayserl. Maystät. Von Ihrer Durchl. Herr Hertzog Christian Ludwig, zu Mecklenburg etc. Wegen Verschonung dero Landen Sampt zweyen andern Von Ihrer Königl. Maytt. in Engelland An beyde In Dännemarck und Schweden Königl. Majestäten, o. O. 1676; UBA 02/IV. 13.4.206 angeb. 1. Copia-Schreibens, von Ihro Käyserlichen Majestät an Chur-Bayern abgangen. Samt der Rest der Wißmarischen Inventar» und andern neuen Sachen, o. O. 1676; UBA 02/IV. 13.4.206 angeb. 2. Der entronnene und wieder gewonnene Schlüssel am Rhein, Oder: Die weitberühmte Vestung Philippsburg, nach dero Ursprung, Aufnehmung und Gelegenheit beschrieben, bis auf die im 1676sten Jahr, von der Kaiserlichen und Reichs-Völckern geschehene Eroberung. Wobey Ein eigentlicher und grundrichtiger Abriß der Belagerung und Vestung, zu mehrer Erläuterung, in Kupffer, Nürnberg 1676; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1935. Ihro Kayserl. Majestät Allergnädigste Erklärung An Die Reichs-Versamlung Zu Regenspurg, Wegen Einiger absonderlichen Abordnung von Reichs-Wegen zu den Niemägischen FriedensTractaten, Und dann Deß Frantzösischen Commissarii Ms. de la Gouppilliere Ertheilter Bescheid, Den Abtrag der Brand-Schatzung in denen Chur-Pfältzischen Landen betreffend Neben Mehrern Staats-Sachen, o. O. 1676; UBA 02/IV.13.4.206 angeb. 5. Justi Pacii Auffrichtiges Bedencken, Uber Die von Ihrer Königl. Maj. zu Schweden bey Sr. Churfl. Durchl. zu Brandenb. zuletzt gesuchte Alliance, Und Deren unglückseligen Bruch, o. O. 1676; UBA 02/IV. 13.4.206 angeb. 7. Kayserliche und Frantzösische Kriegsgeschichte vom Jahr 1676, Straßburg 1676; GF 5954. Kurtze und ausführliche Relation, Was sich in wehrender Berennung der Stadt Hamburg In und ausser derselben zwischen Ihr. Königl. Maj. von Dennemarck und Obgedachter Stadt von Tage zu Tage begeben und remarquables zugetragen, o. O. 1676; GF 5955. Offenherziges Sentiment Uber itziges Kriegs-Wesen., o. O. 1676; UBA 02/IV.13.4.205 angeb. 7. Öffentliche, und auff der Warheit gegründete Widerlegung, Deß grundlosen, und unhöflichen von Herrn von S. Romain, Frantzösischen Ambassadoren, in der Cantzley zu Baden hinterlassenes Memorial, An die Löbl. 13. Orth der Eydgenoßschafft, in der Tagsatzung daselbst versamblet, den 13. Julii, daß 1675 Jahrs, o. O. 1676; UBA 02/IV. 13.4.207 angeb. 3. Send-Schreiben Eines Dennemärckisehen vom Adel, An seinen guten Freund in Deutschland, Des Fürstl. Schlesswig-Holstein-Gottorffischen Regierungs-Praesidenten, Johan Adolff Kiel-
445 mans von KielmansEck, und seiner dreyen Söhne gefängliche Hafft betreffend, ο. Ο. 1676; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1936. Sued, Deus, Vorgestellet In einem Colloquio Oder Gespräch, Durch Simplicium Einen einfältigen, doch seiner Obrigkeit getreuen Schlesischen Bauren, Cosmopolis 1676; UBA 02/IV.13.4.206 angeb. 8. Der von Dänischer Seite glücklich vollzogene Entsatz Bey der Von den Schweden wiederbelägert-gewesten Stadt Wolgast, Neben warhaffter Erzehlung Deß bey Altona jüngst- vorgelauffenen Schwedischen Alarms, Wie nicht weniger von dem bey Messina wider die Frantzosen erhaltenen Sieg zur See, Samt mehrern aus andern Königreichen und Ländern Denckwürdigeingelauffenen Sachen, o. O. 1676; UBA 02/IV. 13.4.206 angeb. 6. Vortrag Des Frantzösischen Herrn Ambassadoren de Gravel Bey Versammlung Der Schweitzerischen Eydgenoßschafft zu Baden, Samt deme Was von des Rom. Reichs Chur-Fürsten und Ständen dargegen eingebracht worden, o. O. 1676; UBA 02/IV. 13.4.207 angeb. 2. Der Wind gehet nuhn aus einem Andern Loche, Um S. Veit Veränderte sich die Zeit. Es wandten sich die Blätter, In Frankreich gibt es Spötter; Es ändern sich die Sachen, Man muß es warlich lachen. Parturiere Montes, Natus ridiculus Mus. Götter-Bothe giebt Seine drey Heller auch dazu. Gedruckt aufm Parnasso, o. O. 1676; GF 5956. Die Windmache[r-]Kunst, o. O. 1676; UBA 02/IV.13.4.207.
1677 An Sr. Chur-Fürstl. Durchl. zu Brandenburg Aller Unterthänigste Supplication, Von Bürgermeister und Raht, wie auch Gemeiner Burgerschafft der Stad Alten Stettin, Nebenst denen AccordsPuncten, Vom 16. Decembr. des 1677sten Jahres, Und Extract-Schreiben Auß dem Chur-Fürstl. Brandenb. Läger Vor Stettin, o. O. [1677]; UBA 02/IV.13.4.206 angeb. 11. Außfuhrlicher Discurs Von den Winterquartieren, was dabey Gutes oder Böses vorlauffet, und wie dieselbe recht einzurichten, o. O. 1677; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1937. Copia Chur Pfaltz Schreibens Ahn die noch währende Reichs-Versamblung zu Regenspurg, de Dato 19. Septemb. 1676 Die Demolition Der Vestung Philippsburg betreffend Sambt Chur Trier als Bischoffen zu Speyr darentgegen abgelassenem Schreiben vom 14. Martii 1677. Von Chur Pfaltz hierauff in Truck außgelassene Notae Marginales Und Speyrische gegen notae, Wordurch die Chur-Pfältzische Ihres ohngrunds entdeckt zugleich das Bischofflich Speyrisch Schreiben wieder erstgemelt Chur-Pfältzisches behauptet wirdt, o. O. 1677; UBA 02/IV. 13.4.207 angeb. 6. Curiosorum, nec non politicorum, vagabundi per Europam, vulgo sie dicti, rationis-status, de praesenti tempore, nugae-somniorum classis posterior. Das ist: Die Andere Classe, Des in der Europäischen Welt überall zu Hause sich einfindenden, so genanten Ratio-Status, Wegen jetziger Zeit Läufften nachdencklicher, und Politisch-träumender Schwätz-Gesichter, Falso-Veronae 1677; UBA 02/IV. 13.4.205 angeb. 3. Des Teutschen Kriegs-Currier, 1677. December oder Christmonat. No. III., o. O. 1677; GF 5958.
446 Des Vom 1677. bis in das 1678. Jahr Ausgelauffenen Teutschen Kriegs-Curriers Geschicht-JahrTaffel. Zum Anfang des mit Gott angehenden Neuen Jahrs herausgegeben, Am 10. Jäner st. n. 31. Christmon. st. v. 1677, ο. O. 1677; GF 5957. Deß Weit-bekandten Mordbrenners De La Brosse Grausamme Thaten, Welche er in diesem 1677. sten Jahr in dem Elsaß verübet, o. O. [1677]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1941. Frantzösische Plünderung und Verbrennung Der Statt Cron-Weissenburg, So geschehen im Januario dieses 1677.sten Jahrs, o. O. [1677]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1940. Frantzösische Verstörung Der Alten Statt Hagenaw, Welche im Januario dieses 1677. Jahrs vollzogen worden. Ingleichen ein Memoriale, welches bey dem Mordbrenner de la Brosse, gefunden worden, worauff die jenige Orth, welche von ihme noch solten abgebrandt werden, specificirt stunden, o. O. [1677]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1942. Frantzösischer Soldaten-Teufefl] Beschrieben und Auff den Schauplatz Teutsc[h]landes auffgeführet und vorgestellet Von M. S. Z. Einen alten Teutschen auffrichtigen Patrioten, o. O. 1677; UBA 02/IV. 13.4.208. Der Geropffte Hahn von Einem ohnparteyischen Eydgenossen D. F. A. Seinem guten Freunde H. R. D. S. Zu Gefallen abgebildet, o. O. 1677; UBA 02/IV. 13.4.208 angeb. 2. Jämmerliche Zerstörung Der Uhralten Bischofflichen Straßburgischen Residentz-Statt, Zabern, Welche im Mayo dieses lauffenden 1677sten Jahrs Von denen im Elsaß liegenden Frantzosen, werckstellig gemacht worden, o. O. [1677]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1943. Marsch der Kayserl. Armee in Lothringen, Wie auch Relation Dessen was bey Beläger- und Eroberung der Statt Saarbrücken sich begeben, o. O. [1677]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1939. [Johann Frischmann], Pacis appendix Germanicae, o. O. 1677; UBA 02/TV.13.4.206 angeb. 14. [Johann Frischmann], Pax vobis, o. O. 1677; UBA 02/IV. 13.4.206 angeb.12. Pommerscher Kriegs-Postillion, Oder Kurtze Beschreibung So wol der Pommerschen jüngsten Unruhe, als auch desselben Landes und darinnen belegenen vornehmsten Städte, Festung, und Plätze, Voraus Der Namhafften Belagerung der Haupt-Festung Stetin, Auch Der Insul Rügen, Und Drauff durch den König zu Dennemarck-Norwegen gefaßten Fuß, und erfolgten Actionen, Sammt darzu benötigten Abrissen und Kupfer-Stücken, Leipzig 1677; UBA 02/IV. 13.4.206 angeb. 9. [Johann Frischmann], Praevia seu adumbrata Theresiana Pax Germaniae, o. O. 1677; UBA 02/IV.13.4.206 angeb. 12. Wahrmund Gottlieb, Der Vorwitzige Tadler, Allen Wahrheit liebenden Teutschen vor Augen gestellet, durch Wahrmund Gottlieb, Wahrburg 1677; UBA 02/IV.13.4.208 angeb. 1. Warhaffte Relation, Was sich in der Belagerung Freyburg im Breyßgau zugetragen, Und deren, so in währender Belagerung, Ihro Römischen Kaiserlichen Majestät aller unterthänigst, getreu, gehorsamst, und schuldigste Dienste praestiret haben. Welches ich, als unpartheyisch, mit meinen Augen gesehen, und, als ein ehrlicher Mann, beschreibe, damit die Warheit an den Tag komme, o. O. 1677; GF 5959.
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1678 Anderer Pommerscher Kriegs-Postillion, Darinn, Was in der berühmten Belägerung der Stadt und Haupt-Vestung Stetin, Von Anfang biß deren glückliche Eroberung durch Churfürstl. Brandenburgische Waffen, vorgegangen, Sammt den Ursachen des langen Widerstandes, gründlich und warhafftig erzehlet werden. Mit einigen accuraten Kupfferstichen, Leipzig 1678; UBA 02/IV. 13.4.206 angeb. 10. An Deß Heyl: Rom: Reichs Churfürsten, Fürsten und Ständen Höchst-Hoch-und Wohlansehentliche Herren Gesandte, Räthe unnd Potschafften. Underthänig- unnd underdienstliches Memoriale Der Statt Uberlingen Pro moderanda Matricula. Mit Beylagen Sub Numeris 1. 2. 3. & 4., o. O. [1678]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1949. Batavischer Wechsel-Reihen, Das ist: Kurtze Vorstellung Der Grund-Ursachen Wodurch sich das Frantzösisch-Holländische Kriegs-Feuer, so von dar aus nunmehr durch gantz Europa aufgeflammet, entzündet, und um derent willen so urplötzliche Zerrütt- und Abwechslung in denen vereinigten Provintzen erfolget, o. O. 1678; UBA 02/IV. 13.4.208 angeb. 6. Bewegende Ursachen, Zu dem Allgemeinen Frieden, o. O. 1678; BSB Res/4 Eur. 375,72. Curiosorum, nec non politicorum, vagabundi per Europam, vulgo sie dicti, rationis-status, de praesenti tempore, nugae-somniorum classis posterioris pars altera. Das ist: Der Anderen Claß, Anderer Theil, Des in der Europäischen Welt überall zu Hause sich einfindenden, so genanten Ratio-Status, Wegen jetziger Zeit Läufften nachdencklicher, und Politisch-träumender SchwatzGesichter, Falso-Veronae 1678; UBA 02/IV. 13.4.205 angeb. 4. Trajanus Boccalinus, Deß Apollinis Neuer Probier-Ofen, wie die bisherige Europaeische KriegsConsilia auf der Waag der Gerechtigkeit und Klugheit bestehen möchten. Aus dem Parnasso hervorgegeben Durch Trajanum Bocalini, o. O. 1678; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1945. Deß Reichs Cantzlers in Schweden, Graffen Magnus de la Gardie Apologie, So dem ohnlängst zu Halmstadt gehaltenen Reichs-Tage insinuiret worden. Aus dem Schwedischen ins Teutsche Wörtlichen Inhalts übersetzet, o. O. 1678; GF 5962. Ernst Friderich von Teutoburg, Der Erfährte Hahn, Oder Kurtze Vorstellung des ienigen, was muthmassentlich von dem außgang dieses blutigen Kriegs zu hoffen, ob Franckreich sein vorgesetztes Ziel erreichen werde? Entworffen durch Emst Friderich von Teutoburg, Freystatt 1678; UBA 02/IV.13.4.208 angeb. 3. Bartholomaeus Threnemann, Der Französische Mord-Brenner, Oder Dieser feindseligen Nation Historischer Laster- und Kriegs-Spiegel, darinnen Deroselben unbeschreiblicher Ehr-Geitz, Atheisterey, Untreu, Falschheit, Verrähterey und Tyranney, so sie mit Morden und Schänden, fürnehmlich aber mit grausamen und unerhörten Sengen und Brennen an vielen Orten, sonderlich in dem unglückseligen Elsaß verübet, Kürtzlich entworffen, und allen ehrlichen Teutschen zur guten Nachricht herfürgegeben worden. Von Bartholomaeo Threnemann, gebomen Elsasser, itzo von den grausamen Frantzosen vertriebenen Exulanten, o. O. 1678; UBA 02/TV. 13.4.208 angeb. 4. Nimwegisches Eröffnetes Friedens-Cabinet, oder Eigentlicher Entwurff Dero Nach gäntzlicher Erledigung dero Praeliminarien ergangenen Friedens-Propositionen, auch deren hierauf erfolgeten Memorialen und Repliquien auff Ansuchen dero sämmtlichen hohen Herren Abgesandten und zu dem allgemeinen Friedens-Wercke so wohl von Seiten Ihro Käyserl. als Königl. Κ. K.
448 Maj. Maj. Maj. Churfürsten und Fürsten auch sämmtlichen hohen respective Herren Alliirten, Deputirten, Plenipotentiarien und Gevollmächtigten, Leipzig 1678; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1946; andere Ausgabe: Nimmegisches Eröffnetes [...], 1678; UBA 02/IV.13.4.209 angeb. 3. Der Flüchtige Mercurius passiret Durch die gantze Welt mit seinen Hinckenden Bothen, bringt mit, Ein Gespräch Von allerhandt Persohnen, o. O. 1678; UBA 02/TV. 13.4.209. Kurtzer doch Gründlicher Beweiß Daß Stralsund und Gripswald, sammt den Inwohnern der Insul Rügen, nicht nur allein keine Ursach mehr haben, an der Cron Schweden getreu und gewärtig zu bleiben; Sondern auch ein solches mit guten Gewissen und ohne Verletzung Göttlicher und Rom. Kayserl. Majest. auch deß Heil. Reichs Majestät nicht thun können. Allen Teutschen Patrioten zu Lieb, denen Schwedisch-Gesinnten zur Unterricht: Und deme noch übrigen wenigen ungehorsamen Pommern zu treuhertziger Verwarnung, o. O. 1678; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1944. Kurtzer Entwurff Der Des Hoch-Ertz-Hertzogischen Hauß Oesterreichs heutigen Reichs-Politic, o. O. 1678; GF 5960. Kurtzer Entwurff Der Rechtmässigen Waffen Und Glücklichen Thaten Des Durchlauchtigsten Chur-Fürsten von Brandenburg, Bey den bisherigen Europäischen Verwirrungen, o. O. 1678; GF 5961. Rundus Bundus. Das runde, bunte, wunder und wandelbare Königs-glück: Das ist, Warhaftige und Geschichtmässige Beschreibung, wie offt die Krön Schweden durch tapfferes Siegen gestiegen, und wie offt sie durch unglückliches Kriegen wieder erliegen müssen, von Alters her biß auf gegenwärtige Zeit ausgeführet, o. O. 1678; UBA 02/IV.13.4.209 angeb. 2. Der Schwedischen Inclination gute Gesundheit, o. O. 1678; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1947. Der vom Lilien-Geruch Wiedererquickte Niederländische Low Das ist getroffener Friede, Zwischen der Aller-Christlichsten Majestät, und denen Herren General-Staden, Wie solcher geschlossen und vereinbahret worden in Niemägen, den Zehenden August-Monats des 1678ten Heil-Jahrs, o. O. [1678]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1948. Ungarische und Wiennerische Kriegs- und Staats Registratur; UBA 02/TV. 13.4.95.
1679 Copia Schreibens An Ihr: Käyserl. Majestät von Ihrer Chur-Fürstl. Durchl. zu Brandenburg, Der Ursachen wegen einen Particulieren Frieden nicht zuschliessen. Wie auch Ihrer Römischer Käyserl. Majest. Antwort, o. O. 1679; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1951. Friedens-Puncten, zwischen Seiner Aller-Christlichsten Majestät, und den beyden Nordischen Kronen: Samt beygefügten Neben-Puncten, Seine Hoch-Fürstliche Durchleuchtigkeit von Hollstein Gottorff, und die Assignations-Sache Etlicher im Niedersächsischen Kreyse gelegenen Ständen belangend, o. O. 1679; UBA 02/TV.13.4. angeb. 5. Käyserlich-Schwedisches Friedens-Instrument. Welches zu Nimwegen den 5. Hornung dieses Eintausend, Sechshundert, Neun und Siebenzigsten Jahrs geschlossen, und unterschrieben. Anjetzo Auß dem Durch Adrian Moetiens zu besagtem Nimwegen gedrucktem Lateinischen Exem-
449 plar, zwar höchsteylfertig, doch gantz getreulich, und von Wort zu Wort in die übliche Teutsche Spraach übersetzet worden. Von G. S. G„ o. O. 1679; GF 5963. Keyserlich-Frantzösischer Frieden-Schluß, Wie solcher dem fünfften Tag des Hornungs, im 1679sten Jahr getroffen und unterschrieben worden. Nach dem zu Niemögen bey Adrian Moetiens Lateinisch gedruckten Exemplar übersetzt und herausgegeben, o. O. 1679; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1950. [Trajanus Boccalinus], Neue Post Auß dem Parnass Von einem Dreyfachen Frieden, o. O. 1679; BSB Res/4 Eur. 376,3. Recessus Neomagensis de dato 17. Julii 1679. executionem Pacis Caesareo-Gallicae concernens. Käyserlich- und Frantzösischer Friedens Executions Receß. Welcher Den 17. Julii deß 1679. Jahrs von beederseits hochansehnlichsten Herren Gevollmächtigten zu Niemegen geschlossen und unterzeichnet worden, o. O. [1679]; UBA 02/IV.13.4.209 angeb. 8 und 9. Sacra pactorum conventa. In Auspicatissimo Pacificationis Negotio: Inter Sacratissimam Caesaream Romanam: & Christianissimam Galliarum Regiam: Majestates. Rato Sancta Successu. [...] Unzertrennliche Bedingungß Uberkomnuß, In Höchstbeglücketer Friden-Verbündnuß-Handlung, Zwischen Ihro Allerdurchlauchtigsten Rom. Kays. etc. etc. Und Deren Aller-Christlichsten Königl. Frantzös. etc. etc. Majestäten, Mit erfreulichster Genehmhaltung, bedungen, Binnen der Uhralten Stadt Nimwegen, den 5. Tag deß Hornungs. Nach unsers liebwehrtesten Heylandes, Seligmachender Geburt, o. O. 1679; UBA 02/IV. 13.4.209 angeb. 10. Schreiben Eines Teutschen Edelmanns an einen seiner guten Feunden, auff die von ihme begehrte Information die bey wehrendem letzten Krieg Chur-Bayerische Conduite betreffend, und was sich sonsten in der Zeit, da er sich an selbigem Hoff auffgehalten, begeben und zugetragen, sub dato 2. Mayen deß 1679. Jahrs, o. O. [1679]; UBA 02/TV. 13.4.209 angeb. 3. Schwedischer Völcker Schiff-Bruch, Bey Der ,zur Krön Dennemarck gehörigen Insul Bornholm. Samt angeführten Ursachen, warum erwehnte Völcker, so viel deren mit Mühe und Gefahr gerettet, von wegen Ihrer Königl.Majest. zu Dennemarck, Norwegen etc. für Kriegs Gefangene angenommen, und gehalten werden, o. O. 1679; GF 5964. [Trajanus Boccalinus], Trajani Boccalini, de triplici pace, ex parnasso novissima relatio ad amicum Germanum, o. O. [1679]; UBA 02/IV.13.4.209 angeb. 7.
1680 Arrest Du Conseil Sovverain d'Alsace Seant ä Brisac, portant, que le Roy sera mis en possession de la Souverainete de la basse Alsace. Du 22. Mars 1680., o. O. 1680; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1954. Kurtze Beschreibung Der publiquen Audientz So Ihr Hochgräfl. Excellentz Der Käyserliche Gesandte Herr Graf Carl Ferdinandt von Waldstein etc. Den 24. Febr. zu Warschau in Pleno Senatu gehabt, o. O. [1680]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1956. Politisches Bedencken Uber Das Schreiben des also genanten Grafen Von Sardan oder Fonsenade, Dessen Titul ist, Von wem und durch wen Der Keyser und das Reich verrathen, Sub dato Prag, den 13. Febr. Anno 1680. Von einem Liebhaber des Reichs Wolfahrt aufgesetzet, Und An einem vornehmen Minister eines Hoch Fürstl. Teutschen Hofs überschickt, o. O. [1680]; SuStBA
450 4°Gs Flugschriften 1955; weitere Ausgabe mit gleichem Titel: Straßburg 1681; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1961. [Trajanus Boccalini], Trajani Boccalini Gespräch und Discursen Von Gegenwärtiger StaatsBeschaffenheit des Heil. Rom. Reichs, Teutscher Nation, und der Cron Franckreich, Nach dem zu Nimwegen geschlossenem Frieden. Aus Warheits-Burg, o. O. 1680; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1957. [Cerdan, Jean P. de], Von wem und durch wen Der Keyser und das Reich verrathen, o. O. [1680]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1960; andere Ausgabe: Von wem und durch wen Der Keyser und das Reich verrathen, Hamburg Zum Schilde der Warheit, Durch Peter de Touche Buchländlern (!), 1681; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1964.
1681 Accord So im Nahmen Ihrer Königlichen Majestät in Franckreich Von Herrn Marquis de Louvois &c Und Herrn Baron de Montclar &c. mit der Statt Straßburg getroffen worden, o. O. [1681]; UBA 02/IV. 13.4.210. Bericht, Von dem jenigen, Was zwischen denen Lehensfolgera der Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst etc. eines, und den Allodial-Erben des letzten Grafens etc. andern Theils, vorgehe, o. O. 1681; GF 5966. Cyriaci Lentuli Kluges und scharffsinniges Staats-Bedencken, Benebenst Denen hierzu bewegenden, und in dem Geschichten voriger und itziger Zeiten wohlgegründeten Staats-Ursachen. An einen Wahrheit Liebenden Teutschen, Wegen des zwischen Ihro Kays. Majestät Und den Aller Christlichsten König, Den 5ten Tag kurtzverwichenes Monats Februarii Anno 1679. getroffenen Friedens, o. O. 1681; SLUB Hist. Germ. D. 210,14. Eine An alle Reiche erschallende Posaune, Aus dem Lateinischen ins Teutsche übersetzet, o. O. 1681; SLUB Hist. Germ. D 210,6. Memorial Welches der Französische Ambassadeur, Graf von Avaux, in dem Haag übergeben, darinnen er vorgestelt, die Ursachen, welche seine Allerchristlichste Maj. von Franckreich bewogen, sich der Stadt Straßburg, und auch deß Rhein-Passes zu versichern. Nebenst der Gründlichen Widerlegung, Obgedachten Memorials, worinnen Sonnen-klar erwisen wird, wie nichtige und ungereimte Ursachen, in solchen vorgebracht worden. Dem unpartheyischen Leser zur Nachricht, aus dem Französischen in das Teutsche übersetzet, o. O. [1681]; UBA 02/IV.13.4.210 angeb. 2. Warhafftiger Bericht, Welcher Gestalt die, diser Zeit, weitberühmte Reichs-Stadt Straßburg, Verwichenen Diensttag als den 20. Sept. alten, und 30. neuen Calenders, von dem Franzosen mit Accord erobert und besetzet worden, o. O. [1681]; UBA 02/IV. 13.4.210 angeb. 1. [M. Wahrmund Teutschmann], M. Wahrmund Teutschmanns Kurtzes und einfältiges Gutachten, über Den am 5ten Februarii, Anno 1679. Zwischen Der Rom. Käyserl. Majestät Und dem Aller Christlichsten Könige getroffenen Frieden, o. O. 1681; SLUB Hist. Germ. D. 210,14.
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1682 Apologia Deß so genanten Waldeckischen Recess, ο. Ο. 1682; UBA 02/IV. 13.4.210 angeb. 6; andere Ausgabe: Apologia Des so genanten Waldeckischen Recess, ο. J.; UBA 02/TV. 13.4.210 angeb. 7. Discursus de Modemis Europae Rebus et Negotiis; Eo tendentes, ut probent; Illustrem Monarchiam Gallicam reduci posse ad terminos majoris moderationis. Ex Anglicana versione, o. O. 1681; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1963. Eines auffrichtigen Patriotens Einfältige Gedancken über die Friedfertigkeit, So die Frantzosen in ihrem bekanten Project, und in der Declaration vom 28. September jüngst, zu Franckfurth am Mayn an den Tag gegeben, o. O. 1682; SLIJB Hist. Germ. D. 210,30. Eines Aufrichtigen Patriotens Einfältige Gedanken über die Friedfertigkeit, So die Franzosen in ihrem bekandten Projekt, und in der Declaration vom 28. Septembr. jüngst, zu Frankfurt am Mayn, an den Tag gegeben, o. O. 1682; SuStBA 4°Gs Flugschriften angeb. 2. Christian Gottfried Franckenstein, H. G. D. C. Francopolitae Wahrer Bericht Von dem Alten Königreich Austrasien und Klarer Beweis, daß die von Frankreich ersonnene Ober-Rheinische Dependentien, sich nothwendig über das ganze Hoch- und Nieder-Teutschland, diß- und jenseits Rheins, mit begriffen die Schweitz und vereinigte Niederland, wie auch über einig benachbarte Königreich und Länder erstrecken; Oder aber Der Rheinstrom, und was jenseit desselben, dem Reich Zugehöriges, gelegen, durch unverlangte kräfftige Gegenmittel müsse gerettet werden, o. O. 1682; GF 5967; andere Ausgabe: UBA 02/IV.13.4.210 angeb. 4. Christian Gottfried Franckenstein, H. G. D. C. Francopolitae Wahrer Bericht Von dem Alten Königreich Lothringen, und denen Carolinischen Fränkischen Königen, anmaßlich hergeführte Sprüche, auf die Uber-Rheinische Reichs-Länder allerdings nichtig und untüchtig seyen, Ferner auch: Wann ihnen einige Kraft zugelegt werden solte, sie Teutschland, nebenst Italien, Schweitz, und denen vereinigten Niederlanden nach sich ziehen müsten, o. O. 1682; GF 5968. Gründlicher Anno 1678. Mense Martio, einer fürgeweßten Keyserl. Commission mit behörigen Umständen vorgestelter Beweißthum: Daß deß Heil. Reichs-Statt Ravenspurg bei ihrem alten Wormsischen Reichs-Anschlag [...] weiter nicht auffrecht bleiben könne; Sondern, zu deren Rettung, einer starcken Moderation höchst benöthiget seye. Samt Beilagen Num. 1 & 2., ο. Ο. 1681; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1962. Prodigium et Elogium Perfidiae ac Ignaviae Strasburgensis: Olim Civitatis Imperialis; Nunc Municipii Gallici. Α Rurali Solitario, C. F. ä K. In Campis Silesiae Habitante, Celeri Calamo concinnatum; Nec non Perpetuae Recordationi, Orbi Germanico, Germanaeque Posteritati Publicatum. Cum annexa Paraenesi ad Teutonicam Gentem: Ac Voto Ad Augustissimum Imp. LEOPOLDUM I. Anno, Quo Non solum AVara GaLLIa DenVö nltltVr erlgere InstabDLe RegnVM AVstrasIae: Sed etiam insuper CaLaMItosa, & EXItlaLIs BeLLI TVrCICI repVLLVLat aetas, Schwidnicii [1682]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1848. Schreiben der Versammleten Geistligkeit zu Paris, An den Allerheiligsten Vater und Herrn Hrn. Innocentium XI. Des heiligen Stuhls zu Rom Obristen, Bischoff und Stadthalter, Sampt angefügten hierauf wieder-antwortlichen Schreiben. Aus dem Lateinischen ins Teutsche übersetzet von M. S., o. O. 1682; GF5970.
452 Warhaffte Relation der traurigen Tragoediae, Welche sich in der Stadt Moscau mit Ihr Czaris. Majest. Leib-Wacht (den so genandten Strelitzen) zugetragen, den 15.16. und 17. May Anno 1682, o. O. [1682]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1968.
1683 Apollo consultirt in Parnasso über die vorgeweste Conferentz-Tractaten zu Franckfurt, entschliesset mit dem Consilio Regio eine Ambasciaria an Die Löbl. Stände des Reichs abzuordnen, die wird dem Annaeo Seneca aufgetragen. Curios und nützlich zu lesen, o. O. 1683; UBA 02/TV.13.4.210 angeb. 11. Defensiv-Alliantz, Zwischen Ihro Königlichen Mayestät zu Dennemarck Norwegen, etc. etc. Wie auch Ihro Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg, etc. etc. Und demHerrn Bischoffen zu Paderborn und Münster, etc. Zu Neuhauß durch die darzu deputirte Herren Gevollmächtigte geschlossen, den 4./14. Sept. 1682, o. O. 1683; GF 5972. Deß Aller-Christlichsten Königs Gevollmächtigten, Herrn Verjus, Graffen von Crecy, Memorial An die Reichs-Versamblung zu Regenspurg, seines Königs Erbiethen, wegen eines dreyßigJährigen Stillstands der Waffen betreffend. Diet, den 18. 28. Julii 1683, o. O. [1683]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1972. [Christian Freymund], Entdecktes Wienerisches Cabinet, Darinnen Die itzige Hochdringliche Gefahr des Kaiserlichen Hofes, benebens denen Mitteln, wie solchen zu begegnen, und dem Kaiser so wohl, als dem gantzen Reiche, die gewünschte Wohlfahrt wieder herzu bringen sey, o. O. 1683; UBA 02/IV.13.4.210 angeb. 13. Gründliche Außführung, daß denen Ständen deß Reichs, welche sich über Ihre MatricularAnschläg beschwehren, erhebliche Ursachen gehabt, und theils noch haben, bey so langer Entstehung eines Moderations-Tags, durch den Hochpreyßlichen Reichs-Convent zu Regenspurg, eine Provisional-Moderation nach Gestalt und Beschaffenheit ihrer Gravaminum, von Rechts und Billichkeit wegen, nicht nur zuertheilen gewesen, sondern theils noch zuertheilen,und auch dabey zu manuteniren seyen; und wie die Clausula zuverstehen, daß solche ProvisionalModerationes andern Cray sen und Ständen ohne Nachtheil seyn sollen, Augsburg 1683; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1969. Iudicium theologico-Politicum, Das ist: Christliches und Vernüfftig Rahtsahmes Bedencken, I. Was von den heutigen progressen und Fürnehmen des Königs von Franckreich ins Teutsche Reich zuhalten, ob derselbe solche sein Vorhaben, zu einem beständigen Zweck bringen werde oder nicht, wo bey auch zugleich die Gerechtsahme der Waffen den Teutschen wieder die Frantzosen behauptet würde. II. Wie und durch was Mittel solch der Franztosen und anderer des Reichs Feindes Dessein und unterfangen zuverhindern und zuverwehren sey? auffgesetzet Von einem Patrioten und Policey-Gelahrten, o. O. 1683; GF 5974. Kriegs-Declaration und Ankündigung, Welche Der Hr. Marquis de Grana, Stadthalter Gouverneur, und Capitain General von denen Spanischen Niederlanden, etc. Gegen Franckreich, Den 11. Decemb. st. n. in denen Spanischen Niederlanden hat publiciren und affigiren lassen. Nach dem zu Brüssel gedruckten Exemplar, auß der Nieder-Teutschen in die Hoch-Teutsche Sprach übersetzt, o. O. 1683; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1972 angeb. 3. Letzte (Türcken) Posaun über Deutschlandt, Die in verdammliche Sicherheit versunckene Welt vom Sünden-Schlaff auffzu wecken, und dadurch entweder der jetzt auffs neu herbey weltzenden
453 Sündfluth zu entgehen, oder ja die Seele vor ewigen Untergang zu retten. Von Einem heimlich seuffzenden Jeremia I. C. an die sämptliche in dem Deutschen Jerusalem, Regenspurg, Versammlete Chur- und Fürsten, ja alle Reichs-Stände und Stätte, gesandt, ο. O. 1683; SuStBA 4°Gs Flugschriften Türkenkriege 247. Nachricht, Von Ihrer Königl. Mayest. zu Dennemarck, Norwegen etc. etc. Wider Des Hn: Hertzogen zu Schleßwig Holstein-Gottorff etc. etc. Fürstl. Durchl. Annoch habenden rechtmässigen Beschwerden und Ansprüchen, o. O. 1683; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1971. Neues Ungarisches, Türckisches und Frantzösches Labet-Spiel, Nach jetziger Zeit und Gelegenheit eingerichtet, Benebens einem schönen Remedio, Wie dem Türcken zu begegnen, und derselbe durch Gottes Hülffe gar könne vertrieben werden, o. O. 1683; GF 5975. Stanislai Lysimachi, Eines Polnischen Edelmans Send-Schreiben An Claudium Lentulum Einen Edelman aus der Marek, In welchem Der Frantzosen heimliche Practiquen bey Friedens- und Kriegs-Zeiten, wie auch derselben mit den Türcken und aufrührischen Hungern gepflogene Conspirationes und Bündnisse entdecket werden, Christianstadt 1683; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1970. Wohlgemeynter An-oder Vorschlag, Auff was Art und Weise die werthe Christenheit wider den Türcken und andere Feinde deß Christlichen Nahmens, ohne sonderliche Beschwerung, Jahr ein Jahr auß, so lang es die Noth erfordert, wider die Christen-Feinde zu Roß und Fuß halten könne Zweyhundert Neun und Viertzig Tausend und Sechshundert tüchtige Kriegs-Leute, o. O. 1683; GF 5971. Wunderbegieriges Gespräch zwischen Pasquino und Marphorio, Uber den gegenwertigen Zustand der Christenheit, Öffentlich publicirt im Capitolio zu Rom, o. O. 1683; UBA 02/IV.13.4.210 angeb. 8. Zwey sehr traurige Neue Zeitungen, und Wahrhafftige Beschreibung, Von Der grausammen Tyranney der Türcken, wie si[e] In dem 1683. Jahr. In Ungarn, auch Oesterreich deßgleichen Tyrannisch gehaufset] haben, wie sie mit den Leuthen seynd umbgangen, auch wie sie alles versenget, und verbrennet haben, ist in diesem Gesang ordentlich gar kläglich zuvernehmen. Allen Christen zu einer Bußfertigen Betrachtung Im Thon. Kommet her zu mir spricht Gottes Sohn, etc. Die Ander Newe Zeitung, ist in dem Gesang ordentlich beschriben, was sich hat begeben und zu getragen. Im Thon; Warumb betrübst du dich mein Hertz, etc., o. O. [1683]; UBA 02/IV. 13.4.227 angeb. 2.
1684 Allgemeines Christliches Seuffzen, Der betrangten, unnd zeithero in grosser Trangsaal, Kummer und Gefahr schwebenden Christlichen Gemein: Auß einlauffender Kriegs-und Friedens-Post, Uber das Jahr 1684. Zu sonderbarem Angedencken der nachkommenden Welt, und gewärtigen Trost der betrangten Gedult. In Teutschen Reimen entworffen, Von Einem Liebhaber der Edlen Poeterey. Cum Licentia Superiorum, Salzburg 1684; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1977. Der aus der untern Welt hervorkommende Ratio Status Welcher Den gegenwärtigen Zustand der Europeischen Welt und demselben merckwürdigste Staats- und Kriegs-Affairen, welche seithero vorgelauffen, in einem Politischen und Curiosen Gespräch nachdencklich vorgestellet, o. O. [1684]; UBA 02/IV.13.4.211 angeb. 2.
454 Continuation Des Frantzösischen Cabinets, Worinnen Begriffen sind die Anschläge auf die Lombardey, das Werck von Hollstein, das Vornehmen auff Hildesheim, Ostfrißland, Bremen, der schimpfflich Abzug von Franckfurt, die Gedancken auf Costnitz, Schwaben/ u. u., Constantinopel 1684; UBA 02/IV.13.4.211 angeb. 1. Continuation Des Frantzösischen Cabinets, Worinnen Begriffen sind die Anschläge auf die Lombardey, das Werck von Hollstein, das Vornehmen auff Hildesheim, Ostfrißland, Bremen, der schimpffliche Abzug von Franckfurt, die Gedancken auf Costnitz, Schwaben, etc. etc., [Constantinopel] 1684; GF5976. Der Cron Franckreich Beginen und Verfahren seithero Nimwegen (aus dem frz. ins dt. übersetzt), o. O. 1684; UBA 02/IV.13.8.089. [Fridericus Sincerus], Curieuser Staats-Mercurius, Welcher Der vornehmsten Staate in Europa weit-aussehende Maximen, Und insonderheit Den gefährlichen Zustand Des H. Römischen Reichs, Allen Teutsch-gesinneten Patrioten, zu reiffern Nachsinnen, eilfertigst entdecket Durch Fridericum Sincerum. Auf dessen eigene Unkosten, o. O. 1684; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1978. Curiös Staats-Gespräch eines Frantzosen und Holländers, In welchem nicht allein des Königs in Franckreich Machiavellische Politique und unverantwortliche Proceduren im Reich erwiesen werden; sondern auch seine nichtige praetensiones auff die Spanische Niederlande artig angeführet sind, und mit starcken rationibus wiederleget. Aus dem Frantzösischen ins Deutsch übersetzet, o. O. 1684; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1980. Curiose Staats-Gedancken, Uber Den verwirrten Zustand des Königreichs Ungarn Und dahero bey der Christenheit entstehenden Gefahr, Bekümmernus und Zeit-gewöhnlichen Fragen; sonderlich aber was doch die Unserige nach erhaltener Victorie in Ungarn weiter vornehmen, und was sie Glückliches verrichten möchten? Ob der Türcke auch wieder vor Wien rucken, und was er sonst bey diesem Kriege gewinnen dürffte? Ob auch die Christliche Potentaten einig bleiben, oder sich trennen solten? Worum doch dieselben mit dem Türcken so balden Friede machen? Wie es mit dem Töckely und denen Evangelischen in Ungarn, ja dem gantzen Königreiche endlich ablauffen; und ob solches der Türcke mit der Zeit auch vollends in seinen Gewalt bringen werde? Und andere Zeit-lauffige Dinge mehr. Alles nach denen bewehrten Staats-Reguln, merckwürdigen Exempeln und Begebenheiten, auch gegenwärtigen der Sachen Zustände, unpartheyisch untersuchet und in so weit erörtert, o. O. 1684; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1979. Eine jämmerliche, jedoch auffrichtige, Und Warhafftige Erzehlung, der unerhörten Grausamkeit, welche die Frantzosen gegen die Stadt Audenarde, den 23. 24. und 25. Martii, 1684. Verübet. Aus der Niederländischen in die Hoch-Teutsche Sprach übersetzet, o. O. [1684]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1972 angeb. 4. Der Erfreuliche Verfolg, Christlicher Waffen, Was massen Seine Hochfürstl. Durchl. von Lothringen abermal durch den Seegen Gottes eine treffliche Victorie, gegen dem Erbfeind, welcher die Belägerte Ungarische Haupt-und Residenz-Stadt-Ofen entsezen wollen erhalten. Deßgleichen Das eben fals glücklicheTreffen, welches der Kayserliche General Graf Leßlie in Crabatten bey der Vestung Verovitiz wider die Türcken erhalten, und wie ihre ganze Macht völlig aus dem Feld geschlagen, neben andern Denckwürdigkeiten, so geschehen zu Außgang deß Julii dises 1684. Jahrs, o. O. [1684]; UBA 02/IV.13.4.227 angeb. 4.
455 Europäisches Staats-Perspectiv, Worinnen, Diejenigen Conjuncturen Der Potentaten in Europa, Deroselben weitaussehende Kriegs-Rüstungen, Und dergleichen Länder-begierige gefährliche Anschläge, sonderlich der Türcken und Franzosen, Nebst verschiedener Curiösen Begebenheiten, unpartheyisch vorgestellet werden, von dem Authore. Auf eigne Kosten, o. O. 1684; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1981. Germanus ad Germanos, o. O. 1684; GF 5979. Das Getröstete Europa Oder die Bündnussen und Kriegs-Geschäffte, geschehen bey Außgang des 1683. und Anfang des 1684. Jahres, o. O. 1684; GF 5977. Kurtze doch gründliche Beschreibung Alter und Neuer Wiener-Belagerung, Welche, so wohl Anno 1529. als Anno 1683. von dem Türckischen Erb-Feinde jedesmahl vergeblich gethan, und durch Gottes Gnade von den Christen glücklich entsetzet worden. Sampt der Römis. Käyserl. Residentz-Stadt Wien Eigentlicher Abriß und Fortification, Wie auch Des Türckischen FeldLagers, Lauffgräben, Battereyen und Verwüstungen zu ersehen, o. O. 1684; SuStBA 4°Gs Flugschriften Türkenkriege 248. Neu-eröffnete sonst allergehaimste, Geistlich-Statistische Jesuiter Rahts-Stube, oder Erstes Gründlich abgefastes In XI Sonderbahren, Mit allerhand Lehrreich-wichtig-und zuweilen ergötzlichen, so Politisch-Machiavellistischen, als Theologisch-Christischen Haupt- und IncidentFragen angefülleten und den Weltlauff, ad vivum vorstellenden, Votis bestehendes Consilium und Deliberation Uber die jetzo allerwichtigste Von einem Hohen K. Etats-Minister, an ein hochberühmtes, mit den qualificirsten und guten theils Christ-redlich-gesinnten Männern, besetztes Jesuiter-Collegium, Zu schleuniger, Collegial-examinir- und decidirung gesandte, Staats- und Gewissens-Frage, Wegen Teckelisch- und Evangelisch-Ungarischer Malcontanten Restitution; und Fortsetzung des Türckenkriegs etc. Sampt einer Compendiösen Relation ex Votis &c. und Verainigungs-Concluso, auch kurtzem Final-Discours dieses Jesuiter-Consilii, o. O. 1684; UBA 02/IV. 13.4.49. Neu-Eröffnetes geheimes Staats-Cabinet, Der Europäischen Welt, Worinnen deroselben jetziger Zustand und weitaussehende Staats-Messures vorgestellet werden. In was Terminis dieselben beruhen, was die Politischen Aspecte und veränderliche Conjuncturen der Potentaten in Europa, absonderlich des Türckens ietzige Macht, und Ludewigs des Grossen Königs in Franckreich Mazarinischen Anschläge anietzo mit sich bringen, und endlich vor einen Ausgang gewinnen möchten, Frankfurt 1684; UBA 02/IV. 13.4.211; andere Ausgabe: UBA 02/IV.13.4.49 angeb. 1. Neues Königl. Frantzös. ä L'Homme und Hoc-Mazarin, Benebenst dem Päbstlichen und seines Anhanges spitzfündigen L'Ombre-Spiel, Oder Warhaffter Entwurff derer jetzigen unter Geistund Weltlichen hohen Potentaten schwebenden Conjuncturen in Europa, o. O. 1684; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1976. Politische Gedancken Uber die Praetensiones Von Franckreich Auf die Regalien, und die GrundUrsachen der Strittigkeiten, zwischen Ihro Päbstlichen Heiligkeit und die Cron Franckreich: Item die Praetensiones dero Aller-Christlichsten Majestät auf Italien, und den Mitteln ihnen zubegegnen. Die Consequens des Tituls von Burgund, bey dem Erstgebornen Printzen des Dauphins. Hernach der Vorschlag der Commercien-Tractaten zwischen Franckreich und dem Nord, und die Praeterition des Securses der oberwehnten Cron wieder den Türcken, dann die Ursachen des ausgebliebenen Securses eines grossen Fürsten, und endlich die Importanz der Städten Casal und Strasburg. Zum dritten Theil und Beschlus des so genannten Wiederschalls des Frantzösischen Cabinets, ο. Ο. [1684]; GF5978.
456 Das Regiersüchtige Franckreich. Worinnen Der Europäischen Welt, sonderlich aber F r a n k reichs Regiersucht, und dahero entstehende vielfältig Kriege, deroselben Ursachen, Progressen und Congressen, ingleichen die schlüpferigen und listigen Staatsgriffe, und Raison de Guerre, &c. von langen Zeiten her unpartheyisch vorgestellet werden etc. vorgestellet werden, o. O. 1684; UBA 02/IV.13.4.96 angeb. 1. Das Türckische Cabinet Und die Haubt-Maximen Der Ottomanischen Pforte, Oder die GrundVeste, Auff welchen eine so mächtige Monarchia, mit einer so brutalen und harten Regierung nicht allein so vil hunderte von Jahren her ist gestanden, sondern immerdar zu genommen hat, niemahlen vorhin auff solche Weise außgegeben, o. O. 1684; UBA 02/TV. 13.4.96 angeb. 3. Türckische Raths-Stube, Worinnen des Türckischen Käysers Mahamets IV. nebst dessen Vornehmsten Bedienten Kriegs-Berathschlagungen, wegen des aufs Früh-Jahr gegen Ungarn und andere Länder vorhabenden grossen Feldzugs, entdecket, und mit vielen curiösen Denkwürdigkeiten vorgestellet werden, Freystadt 1684; GF 5981. Unterredung In dem Reich der Fünsternuß, Zwischen Mahomet, Und Dem vor wenig Monathen abgeleibten Frantzösischen Ministro Colbert, Uber die jetzmahlige Läuffe der Zeiten. Allen recht Teutschen Freunden zur Nachricht, und zugleich für eine Kurtzweil auß dem Frantzösischen ins Teutsche gantz eylfertig übersetzet, o. O. 1684; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1982. Wieder-Schall Des Frantzösischen Cabinets Aus dem klingenden Pallast der sausenden Fama. Worinn die Anschläge der Frantzösischen Cron in allen Europäischen Höfen, wie sie seither dem Niemwegischen Frieden geschehen, und theils zu Wasser worden sind, vernommen werden, Constantinopel 1684; GF 5983. Der zwischen der Rom. Käyserl. Majest. Dem H. Rom. Reich, Und König in Spanien einer, Und dem allerchristlichstem Könige in Franckreich, anderer Seits, Bißhero auf das sorgfältigste gesuchte, und untersuchte, auch nunmehro jüngsthin durchaus beliebte, genehmgehaltene und geschlossene Waffen-Stillstand, Nach allen dessen Umständen, und abgefaßten Bedingungen, aus denen Regenspurgischen ursprünglichen, allhier zugleich mit anbeygefügten Latein. Originalien, in das Hoch-Teutsche übersetzet, Und zu jedermans Nachricht, auch einiger Aufmunterung zu habender, ob Gott will, sicheren und beständigen daher entspriessenden Friedens Zuversicht Hervorgegeben, o. O. [1684]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1983.
1685 [Gottfried M. Leibniz], Der Allerchristlichste Mars, ausgerüstet Von Germano Gallo-Graeco, Oder Schutz-Schrifft Des Allerchristi. Königs Waffen Wider Die Christen. (Aus dem frz. übersetzt), o. O. 1685; UBA 02/IV.13.4.211 angeb. 3. Curieuse und eigentliche Beschreibung Der Welt-beruffenen Dardanellen, Oder Hellespontischen Meer-Schlösser, Frankfurt/Leipzig 1685; GF5984. Curieuser Anhang, und eröffnete Staats-Gedancken, über den Zu Regenspurg und Haag mit Franckreich auffgerichteten Zwantzig-Jährigen Stillstand, und dann Uber der Käyserlichen Armee in Ungarn, und Signoria Venedig auff dem Archipelago wieder die Ottomannische Pforte erlangte glückliche Progressen, Samt etzlicher vornehmer Chur-Fürsten und Stände des H. R. Reichs zugeschickten Secours vor Ofen, Und dieses Orts denckwürdiger Belägerung, o. O. 1685; SuStBA 4°Gs Flugschriften Türkenkriege 249.
457 Diarium, Oder Kurtze Beschreibung, Was Täglich bey Belagerung der Vestung Neuhäusel Vom 7. Julii an ietzt-lauffenden 1685. Jahrs biß auf den 21. erst-gemeldten Monats vorbeygangen, und wie solches attaquiret worden. Durch Eine glaubwürdige Feder beschrieben, Erstlich gedruckt zu Wien, o. O. [1685]; GF5985; andere Ausgabe: UBA 02/IV.13.4.227 angeb. 5. Eigentliche Erzehlung Der Audienz Welche Der Türckische Groß-Vezier dem Königl. Französischen Abgesandten, Herrn Grafen von Guilleragues auf der Soffa gegeben den 28. October 1684. Aus dem Französischen übersetzt und gedruckt, o. O. 1685; SuStBA 4°Gs Flugschriften Türkenkriege 250. Franckreich Uber alles, wenn es nur könte, Worinnen Die Merckwürdigsten Frantzösischen Staats- und Kriegs-Begebenheiten, welche sich von König Ludovico XI. bis auf das 1685. Jahr, sonderlich unter dem jetzt regierenden Könige Ludovico XIV. zugetragen haben, Ingleichen Franckreichs absolute Herrschaft und hauptsächliche Staats-Maximes, dessen angezielte grosse Monarchie eingenommene Länder, regiersüchtige Anschläge und aufwachsende Macht vor andern Europäischen Ländern, Nebenst vielen curieusen Anmerckungen, unpartheyisch beschrieben und angemercket werden, o. O. 1685; UBA 02/IV.13.4.211 angeb. 5. Das Kriegs- und Staats-Bekümmerte Eruopa, Worinnen Der Europäischen Potentaten und Republiquen gegenwärtige Conjuncturen, dero bey instehedem Feld-Zuge vermuthliches Absehen und grosse Kriegs-Operationes; sonderlich was die Käyserlichen, Polen und Venetianer diesen Sommer wider den Türcken vornehmen und ausrichten; was Franckreich und Moscau endlich hierbey thun, und ob andere Cronen länger in Ruhe sitzen möchten? Nebst vielen Zeitläuffige Curiositäten vorgestellet, o. O. 1685; GF 5986. Nikolaus Hocke, Kurtze Beschreibung, Dessen Was in wehrender Türckischen Belagerung der Käyserlichen Residentz Statt Wien Von 7. Julij biß 12. Septembris deß abgewichenen 1683. Jahrs, sowohl in Politicis & Civilibus; als Militaribus passiret, o. O. 1685; GF 5973. Rom, Bereue dein Geld nicht. Das ist, Wie und warumb, durch Päbstliche Interposition und grosse Subsidien-Gelder die Frantzös. Intriguen unterbrochen, hingegen die hohe Allientz zwischen denn Rom. Käyser, König von Pohlen, und Republiqu Venedig etc. wieder den Erb-Feind gestifftet, in wie viel Haupt-Puncten dieselben verfasset, auch was sonsten merckwürdiges dabey vorgangen, und wie übel der Polnische Gesandte am Türckischen Hofe tractiret worden sey, etc. Wobey verschiedene Judicia von der Blägerung Ofen zufinden, o. O. 1685; UBA 02/IV. 13.4.227 angeb. 6. Das Urtheil Des Allgemeinen Rechtmässigen Raach-Eifers über die Frantzösische Schrifft, die diesen Titul führet: Erinnerung deren Ursachen, welche den König bezwungen haben, die Waffen wieder zuergreiffen, und durch welche die gantze Christenheit, Ihrer Königlichen Majestät aufrecht-guten Neigung, zu vollständiger Bestätigung eines allgemeinen Friedens müsse überwiesen werden. Zu ewiger Verthädigung und unabgängiger Ehre, Der gelästerten Heiligkeit, der unwerth gehaltenen Majestät, der mit Füssen getrettenen Frömmigkeit, Des Pabstens Innocentii des Ellfften, Des Käysers Leopold des Ersten, Des Chur-Fürsten zu Pfaltz Philipp Wilhelms, in welscher Sprach verfasset und aus selbiger in das Teutsche übersetzet, o. O. [1685]; GF 5987. Wahrhafter Bericht, Von denen zu Hamburg am 13. April und 1. Junii dieses 1685sten Jahres mit völliger Rechts-Gebühr enthaupteten frevelhafften Conspiranten, Friedbrechern und Räubern, o. O. [1685]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1985.
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1686 Die Bekriegte und nicht Besiegte Stadt Hamburg, Das ist: Alles was zwischen Ihro Königl. Majest. von Dänemarck, und derselben von 1679. biß zu völligem Abzug im 1686. Jahre, und ferner merckwürdiges sich begeben und zugetragen, o. O. 1686; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1989. Consideratien Van een trouw Patriot, Over de Ligue Tot Augsburg Gefloten, Beneffens een Verklaringe, van het voordeel en nut dat het Duytse Rijck, en de gesamentlijke Geallieerden daer van te verwagten hebben, by aldien de selve onderhouden en ge-excuteert wort. Vervat In een Brief, aen een Vrient alhier in Hollant geschreven, o. O. 1686; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1988d. Continuatio Des Raisonablen Staats-Protocolls, Worinnen Nach richtiger Ordnung der itzigen Souverainen Herren und gewaffneten Häupter in gantz Europa Merckwürdige Staats- und Kriegs-Gründe, heimliches Interesse, Und hierbey weit -aussehende Krieges- und FriedensExpeditiones, So wol mit unpartheyischen Staats-Gründen illustriret, als aus recht politischen Principiis deduciret, gnugsam zu verwundern seyn, Frankfurt und Leipzig 1686; GF 5989. Henricus Meibomius, De Ducum Brunsvicens. et Lyneburg. contra infideles Saracenos et Turcos a sexcentis amplius annis expeditionibus bellicis narratiio, Helmstadt 1686; SuStBA 4°Gs Flugschriften Türkenkriege 252. Dreyfacher Teutscher Helden-Sieg, Oder Kurtze doch gründliche Beschreibung Der Wiener Belagerung Und Blutigen Eroberung Neuhäusel und Ofen, Wie nemlich der Türckische Bluthund die Römis. Käyserl. Residentz-Stadt Wien Anno 1529. und 1683. vergeblich belägert, und durch Gottes Gnade von denen Christen glücklich entsetzet, nachgehende auch Neuhäusel im 1685 und Ofen im 1686 Jahre mit stürmender Hand dem Türcken wieder abgenommen. Alles nach den Wienerischen Briefen zum Druck befordert, Prag 1686; UBA 02/IV.13.4.228. S. D. G., Europaeische Rath-Stube, oder Curiöse Beschreibung des gegenwärtigen Staats von Europa, Franckfurt und Leipzig 1686; UBA 02/IV.13.4.212 angeb. 4. [Sincerus Teutonicus], Europaeisches Curioses Staats-Gespräch Unterschiedlicher Christlicher als Unchristlicher Nationen; Den bereits vergangenen, als noch künfftigen Türcken-Krieg betreffend: Auch Warumb Pohlen seinen angefangenen Eifer so bald fallen lassen; Und Was man endlich bey so guten Progressen in Ungarn sich an Seiten Franckreichs zu versehen habe. Mit nachdenklicher Feder beschrieben Von Sincero Teutonico, o. O. 1686; UBA 02/IV.13.4.228 angeb. 4. Franckreich, Die neuen Conjuncturen Werden dir den Compass gewaltig verrücken, Benebenst vielen remarquablen Begebenheiten, Leipzig 1686; GF 5990. Franckreich, Wage nicht zu viel! Worinnen dessen nimmerruhende Monarchische Anschläge, weitaussehende Messures, und verschiedenes Vornehmen; Auch zum Theil Die Politischen Intriguen an denen Höfen in Europa, deroselben Staats-Ziel, Fortgang und Hindernisse, auch was dieselbe noch endlich vor einen Ausgang gewinnen möchten, Nebst vielen curieusen D e n k w ü r digkeiten, unpartheyisch beschrieben werden, Frankfurt, Leipzig 1686; GF 5992. Grosser Ludewig, Herr und Beherrscher der Frantzosen, siehe zu, daß von der Hugvenotten Fall, dein Franckreich nicht erzittere! Gegenwärtiger Der Hugvenotten in Franckreich Erbärmlicher Zustand, In einigen scharffsinnig, und zierlichen Discourssen darinnen der Ursprung ihrer Ver-
459 folgung und derselben Abzielung gründlichen entworffen und in einer bewährten GlaubensProbe fürgestellet wird etc. etc., Frankfurt/Leipzig 1686; GF 5994. Kurtze und außführliche Relation, Was sich in währender Berennung der Stadt Hamburg In und ausser derselben zwischen Ihr. Königl. Maj. von Dännemarck und obgedachter Stadt von Tage zu Tage begeben, und remarquables zugetragen, Von einem Freunde, der in solcher Stadt von dem so geschwinden und unverhofften Königl. Anmarch übereylet und sich währenden Troubeln und Atraque darin auffgehalten, ordentlich und accurat, also wie ers theils Augenscheinlich gesehen, theils aber auß beglaubten Munden erzehlen gehört, beschrieben mir zugesandt. Sampt beygefügter Erzehlung, Welcher Gestal Court Jastram, und Hieronymus Schnittger, Verrätherey wider ihr Vatterland angesponnen, wie selbe glücklich entdeckt, und wie an besagten Verbrechern die peinliche Straffe endlich vollzogen worden. Worbey das Kupffer von der SternSchantze, Approchen und Trencheen, o. O. 1686; SuStBA 4 c Gs Flugschriften 1990. Rom Ist über diesem heiligen Krieg erfreuet und betrübt. Worinnen viel curiöse und Lesenswürdige Sachen zu finden, Leipzig 1686; UBA 02/1V. 13.4.227 angeb. 7. Die Verblichene Chur-Linie von Heydelberg, worinnen Demselben große Zu- und Unglücksfälle, wie auch die darauf erfolgte merckliche Veränderung und Länder Verlust, welchen dieselbe in diesem Jahrhundert empfunden sonderlich aber mit dem letztverstorbenen Churfürst Carln ihren fatalem Periodum, oder endlichen Abgang erreichet hat, nebenst vielen lesens-würdigen Begebenheiten, bevoraus Franckreichs Praetension, worauff dieselbe beruhe, und was sie endlich bey dieser Erbschafft behaupten möchte, Leipzig 1686; UBA Ol/TV.13.4.212 angeb. 3. Vermehrte Gründliche Außführung, Das denen Ständen des Reichs, welche sich über ihre Matricular Anschläg zubeschweren erhebliche Ursachen gehabt, und theils noch haben, bey so langer Entstehung eines Moderations-Tags, durch den Hochpreyßlichen Reichs-Convent zu Regenspurg, eine Provisional Moderation nach gestalt und beschaffenheit ihrer Gravaminum, von Rechts und Billichkeit wegen, nicht nur zuertheilen gewesen, sondern theils noch zuertheilen, und auch dabey zu manuteniren seyen; Und wie die Clausula zu verstehen, daß solche Provisional-Moderationes andern Kreysen und Ständen ohne Nachtheil sein sollen, Regensburg 1686; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1987. Die Wanckende Jedoch dem Ansehen nach wieder befestigte Königs-Crohne, das ist: Welcher gestalt die Crohn-süchtige Unruhe in Engelland bißhero zugenommen; Wo Sich Der Hertzog von Montmouth nach des Königs Tode aufgehalten, und seine Parthey unter der Hand verstärcket, auch darauf in Schottland festen Fuß gesetzet habe. Was nach diesen zwischen beyden Armeen remarquables vorgangen, wie besagter Hertzog gefangen und hingerichtet; Durch was Mittel der König seine Crone behaupten, und wie diese gefährlichen Troublen endlich ablauffen möchten. Mit vielen Curieusen Begebenheiten zu fernem Nachdencken entworffen, Frankfurt/Leipzig 1686; GF 5993. Warhafftiger Bericht, Wie es mit jetzigem Hamburgischen Wesen bewandt, Und was sich dabey, vom 19 Augusti an, biß den 4ten Septembris, 1686. zugetragen, o. O. [1686]; GF 5988.
1687 Capo-Zaum, Wider die effraenirte Frantzösische Kriegs-Frechheiten, Das ist. Gründliche Demonstratio ex Fundamentis Politicis, wie bey jetzt herfürblickenden Aspecten, ex Ratione Status, das Haupt und Glieder des Römischen Reichs, zu Beschränckung Frantzösischer Prurituum, Zu einer einmüthigen, fest-vertraulichen Alliance, hoch-erhebliche Beweg-Gründe, Und Bey auf-
460 richtiger Zusammensetzung ihrer Kräfften, ad effectum Salutis publicae, sattsam erklecklich Potenz haben, alle fernere Frantzösische Umgriffe zu beschräncken. Aus Patriotischen Eyfer abgefasset von Einem aufrecht Teutsch-gesinnten, o. O. 1687; UBA 02/IV. 13.4.212 angeb. 5. Diarium, Das ist: Kurtze und warhafftige Erzehlung alles des Jenigen, Was Zeit-währender Belägerung der gewaltigen Vestung und Schlüssel des Ottomannischen Reichs in Ungarn, Ofen, sonst Buda genannt, Von Tag zu Tag sich zugetragen: Und Wie solche nach vielen blutigen Stürmen endlich den 23. Aug. (2. Sept.) des 1686sten Jahrs von den Christlichen Armeen mit stürmender Hand erobert. Ingleichen die Belagerung der Käiserl. Reichs- und Hansee-Stadt Hamburg, So von Ir. Königlichen Maj. in Dennemarck zwar vorgenommen, aber durch interposition verschiedener Chur- und Fürsten wiederum auffgehoben worden, Sambt fernerer kürtzlicher Erzehlung, was die Käiserl. Armee, nach Eroberung Ofen, vor fernere Progressen in Ungarn gehabt, und wie Sie die beyde veste Städte, als Segedin und Fünffkürchen gleichfalls zur Ubergabe bezwungen, und die Essegger-Brücke totaliter ruiniret und verderbet hat, Nebst angefügter Execution des berühmten Goldmachers Cronemanns zu Beyreuth, und geheimbden Raths zu Heydelberg, Langhausens, publicirter sentenz, o. O. 1687; UBA 02/IV. 13.4.228 angeb. 3. In memoriam gloriosae victoriae Hungaricae a Germanorum fortissimo exercitu auspiciis Leopoldi Imp. invictiss. a. c. 1686 de Turcis reportatae emblemata aliquot edita Augustae Vindelic, ο. O. 1687; SuStBA 4°Gs Flugschriften Türkenkriege 255. Rechtmäßige und Politische Vorstellung Deß Reunions- und Dependentzen=Rechts, Krafft dessen die Cron Franckreich nicht allein im Elsaß, sondern auch am Rhein und anderswo viele Stände des Römischen Reichs demselben zu entziehen und nach Außspruch der Cammer zu Metz mit sich als ex postliminio selbige zu incorporiren getrachtet: Wie weit solcher Titulus aus den Rechten erweißlich und zu billigen sey. Hiebey ist zugleich dasjenige, was nach dem getroffenen zwanzigjährigen Stillstand von Franckreich wider das Römische Reich biß dato tentiret worden, mit angefügt. Alles auß bewehrter Rechtsgelehrten und Politischen Schrifften zusammen getragen undem Teutschgesinnten Leser zur gründlichen Nachricht zum erstenmahl zum Druck befodert, ο. O. 1687; UBA 02/IV.13.4.212. S. D. G., Der Teutschen Welt anschreyende Herold, wie Europa in Waffen, Teutschland auff der Hut, Franckreich auff Staats-Streiche, und die Ottomannische Pforte hingegen auff Furcht und Androhungen, die gantze Welt aber in Verwunderung und erwartenden Ausgange stehet, o. O. 1687; UBA 02/IV.13.4.212 angeb. 2. Triumphirender Reichs-Adler, Welcher So wol gegen Orient als Occident seine Flügel aufs glücklichste ausbreitet, Insonderheit nunmehro gegen Constantinopel, Wie und welcher Gestalt solcher importanter Ort Mittelst vorhergehender Eroberung Der unüberwindlichsten Dardanellen, möchte occupiret, Und Sodann mit dem Erb-Feind ein ewiger Friede gestifftet werden, ο. O. 1687; GF 5996. [J. D. Q. Gl.], Verschiedene Politische und Militärische Muthmassungen, So Aus denen itzigen Bündnissen So Christlich- als Türckischer Seiten hergeleitet worden, Worinnen Nicht nur der itztbevorstehende Feld-Zug dieses itztlauffenden 1687. Jahrs, sondern auch der etwa noch folgende unpartheyisch vor Augen gestellet wird Von J. D. Q. GL, ο. O. 1687; UBA 02/IV. 13.4.228 angeb. 6. Wahrhafftig-Abbildender Auffruhr- und Empörungs-Spiegel, In welchem Alle unruhige und verwegenen Köpffe gahr leicht und eigentlich zu erkennen seyn, beydes Ihnen selbst zu nöthiger Betrachtung, und allen redlichen, Gott fürchtenden, ihr Vaterland liebenden, Auch Eyd und Pflicht, nicht minder ihre und der ihrigen Wohlfarth bedenckenden Gemüthern zu nützlichem
461 Gebrauche vorgestellet. Worbey Eine kurtze Erzehlung dessen, was in Hamburg etliche Jahre hero durch die beyde hingerichtete Haupt-Redelsführer, Jastram und Schnitger, verübet worden, Friedberg 1687; GF 5995.
1688 Abdruck Der Königlichen Englischen Declaration, Die Freyheit aller Religionen in Engelland betreffend. Sampt einen beygefügten umbständlichen Brieff, Worin die Ursachen und Gründe enthalten, weßwegen die Geistlichen von der Englischen Kirchen die Ablesung solcher Declaration nicht willigen können. Wie auch des Bischoffs von Herforth hierauf heraußgegebene Antwort. Durch welche derselbe zu beweisen suchet, daß erwehnter Declaration, ohne Verletzung des Gewissens, bloß auf des Königs Befehl, in den Kirchen könne und möge gelesen werden, o. O. 1688; GF 6003. Accurater und genauer Beweiß Des Königes von Engelland, Wegen der rechtmässigen Geburt des Printzen von Wallis: Bestehend in vielen abgelegten Bezeugnüssen, einiger Lords, Edelen und Hauß-Bedienten. So zur Nachricht aller itzigen Hertzogen, Geist- und Weltlichen Pairs, des Königreichs, auff Befehl Sr. Mayst. heraußgegeben worden, Hamburg 1688; BSB Res/4 Eur. 380, 13. Anmerckungen über die vermeinte Rationes Gegen die Chur-Brandenburgische per Conclusa Imperii für diesem Versprochene und anjetzo bey dem Reich gesuchte Satisfaction, ο. Ο. 1688; UBA 02/IV.213 angeb. 3. Antwort Des Pater Petersen, Beicht-Vaters des Königes von Engeland, An Pater la Chaise, Beicht-Vätern des Königes von Franckreich, Auff desselben Schreiben, vom 10. Julii 1688. belangend Alle particularitäten von der Erfindung und Machung des Jungen Printzen von Wallis, nebst andern Politischen Sachen [...], o. O. 1688; UBA 02/IV.13.4.213 angeb. 23. Das bedrängte Engelland, vorgestellet In demjenigen ausführlichen Memorial, So die Protestirende Engelländer Ihr. Höh. Höh. dem Printzen und Princessin von Oranien überschicket, In welchem umständlich des Königs in Engelland bißheriges Beginnen angeführet, auch weitläufftig erwiesen wird, Daß der Printz von Wallis ein Suppositius oder eingeschoben Kind, und Ihr. Höh. Höh. die rechten Erben zur Crone, o. O. 1688; GF 6002. Beschreibung Der Erbhuldigungs Solennität, Welche Dem Durchlauchtigsten, Großmächtigen Fürsten und Herrn, Herrn Friderich dem Dritten, [...] Von dero Land-Ständen und Unterthanen der Chur- und Marek Brandenburg, disseits der Oder und jenseits der Elbe, in der Churfürstl. Residentz zu Cölln an der Spree den 14. Juni st. v. 1688 geleistet worden, Berlin [1688]; UBA 02/IV.13.4.213 angeb. 11. Ein Brieff, welchen Der Herr Pensionarius Fagel, An Herrn Jacob Stoward, Advocaten, Das Gutachten des Printzen und Princessin von Uranien, Die Abschaffung des Tests und der PoenalGesetze betreffend, geschrieben, Aus dem Holländischen von Wort zu Wort übersetzet, o. O. 1688; UBA 02/IV.13.4.213 angeb. 21. Des Königs in Franckreich Krieges-Declaration, Wider Ihre Hochmög. die Herren GeneralStaten Der vereinigten Niederlande, wie auch Deren Widerlegung. Nach dem Holländischen Exemplar übersetzet, o. O. 1688; GF 6007.
462 Des Königs von Franckreichs Schreiben an den Cardinal d'Estrees; So er dem Pabst vorlesen müssen, und Copiam davon an die andern Cardinäle gegeben, Hamburg 1688; GF 6008. Engelland, Wie stehts um deine Freyheit? Oder Eigentliche Nachricht Von dem itzigen Staat in Engelland, Wie nemlich derselbe Bey Regierung dieses Königes vom vorigen weit unterschieden, Allen Politicis und curieusen Gemüthern zu sonderbaren Nutzen in Engeländischer Sprache beschrieben Durch den Herrn G. B„ London 1688; GF 6000. Etliche Englische Schrifften Worinnen enthalten: 1. Sr. Höh. des Printzen von Oranien abermahlige Declaration. 2. Sr. Höh. Printz Georgen Schreiben an Ihr. Königl. Mayst. 3. Dero Gemahlin Schreiben an Ihr. Mayst. der Königin. 4. Des Lord Curchils Schreiben an den König. 5. Des de la Meere Anrede an den Adel und Gemeine zu Cheshire. 6. Formular der von Cron und daherumb wohnenden Edelleute Associations-Eyd. 7. Und Sr. Königl. Majest. Proclamation, zu Beruffung eines Parlaments, o. O. [1688]; GF 6012. Formular Der Notification: Welche Der Durchlauchtigste, Großmächtige, Fürst und Herr, Herr Friderich der Dritte, Marggraf zu Brandenburg, des H. Rom. Reichs Ertz-Cämmerer und Churfürst, etc. etc. etc. Wegen des betrübten, iedoch höchstseeligen Hintrits aus dieser Sterbligkeit, Dero nunmehro in Gott ruhenden Herrn Vaters, Des Durchlauchtigsten, Großmächtigen, Fürsten und Herrn, Herrn Friderich Wilhelms, Marggrafen zu Brandenburg, des Heil. Rom. Reichs ErtzCämmerern und Churfürsten, etc. etc. etc. Von den Cantzeln in allen Ihren Landen thun lassen, Samt Einem angehängten Gebäte bey Antretung dero Regierung, Cölln an der Spree 1688; UBA 02/IV.13.4.213 angeb.ll. Gründliche Antwort Auf das von Franckreich in offnen Druck ausgelassene und so genannte Memoire, oder Kriegs-Manifest, Wodurch selbiges, seinem Vermeinen nach, wäre bewogen worden, Das Armistitium, Oder Zwantzig-Jährigen Stillstand, zu brechen. Aus dem lateinischen Original-Exemplar in das Teutsche aufrichtig übersetzet, o. O. 1688; UBA 02/IV. 13.4.212 angeb. 8. Ihrer Käyserlichen Majestät und des Reichs Beantwortung des Von Franckreich hiebevor zu Wien, hernachmahls auch zu Regenspurg ausgestreueten Manifesti oder so genannten Französischen Declaration, Welcher ferner noch beygesetzt Eine Defensional-Schrift, wider obbesagtes Manifest eines auffrichtig und Teutschgesinneten Patrioten, Leipzig 1688; GF 5998. Inter Ortum & Occasum exiguum Discrimen internoscitur. Alcoranum occidentale Seu Metempsychosis Dominatus Ottomanici in Statu & forma Regiminis Gallici. Das ist: Grund-Riß des in einem Französischen Staats-Modell umgegossenen Türkischen Alcorans. Abgefaßt bey der Musel- und Franz-Männer genommenen Tauf unter der gebrochenen Brücke bey Esseck, und darauf in Druck gegeben zu Constantinopel den 12. Augusti Anno 1687. Aus dem Türckischen ins Teutsche übersetzt, und in Teutschland nachgedruckt Anno 1688, o. O. 1688; UBA 02/IV.13.4.212 angeb. 10. Käyserliches Commissions-Decret Den jüngsten Frantzösischen Einfall ins Reich und feindliche Proceduren betreffend; Wie auch Die Käyserliche Antwort auf das Frantzösische Manifest oder Declaration. Aus dem zu Regenspurg gedrückten lateinischen Exemplar verdeutschet, o. O. 1688; GF 6005; andere Ausgabe: UBA 02/IV.13.4.213 angeb. 10. Memoire de Raisons qui ont oblige le Roy ä reprendre les Armes, & qui doivent persuader toute la Chretiente des sinceres intentions de S a Majeste, pour l'affermissement de la tranquillite publique, Strasbourg 1688; UBA 02/IV.13.4.212 angeb. 6.
463 Der Nach Frantzösischer Pfeiffen, bißhero tantzende, Nun aber hinckende oder ausruhende Polack, Das ist: Anmuthige Staats-Discursen, über die Nachlässigkeit, der Anfangs scharffschneidenten, hemach aber fast in der Scheiden rostenden Waffen der Pohlen, Aus was Einblasen, selbige also zuruck gehalten, und in ihren Lobwürdigen Verrichtungen verhindert worden. Mit Anmerckung und klärlicher Darthuung, der jenigen falsch klingenden Quinten, und durch Listenden Finden, welche diese muthigen Täntzer und Helden-müthige Streiter, in ihrem Vorhaben, also trag, müd und hinckend gemachet, Und dem bereits aufgereitzten Moscau, den Lust zugleich mit verderbet haben. Heraus gegeben von einem unverfälschten Freund, Teutscher Treu und Redlichkeit, o. O. 1688; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1996. Der Nach Frantzösischer Pfeiffen Tanzende Polack, Oder: Aus vertrauten Relatis eines geheimen Gremialens von der Pohlnischen Noblesse, eine per Fundamenta Politica solidirte ausgekernte und Grundrichtige Abhandlung, Wie Der Pohlnische Eyfer wider die Feinde der Christenheit, so lau und kaltsinnig, auch die natürliche Hitze, des sonst gewöhnlichen Feuer-Eyffers, gegen die Türckischen Mord-Bestien, in ein Eiskaltes Fieber, der Nachlässigkeit sich verwandelt habe, und durch Frantzösische corruption umgewendet seye. Worbey Die mehresten und fürnehmsten Paragraphi der Pohlnischen Relation in dem Teutschen idiomate an unterschiedlichen Orten, nach Eigenschafft der Materien, beygefüget,und also der klare Nußkem recht eröffnet, zu finden, o. O. 1688; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1997. Die Ohnmacht der Türckischen Monarchie vorgestellet in warhaffter und umständlicher Erzehlung der Kriegs-Geschichten deß 1687. Jahres, In Ungarn, Poln, Moscau, und derer Orten, Morea und Dalmatien [...] Derne beygefüget Der gantze Verlauff der Türckischen Rebellion, Absetzung Sultan Mahomets IV. und Erhebung seines Brüdern Solymans auf den Ottomannischen KayserThron. Wie auch Ein genauer Bericht dessen, was auf dem Land-Tag zu Preßburg, und bey Crönung deß Kayserl. Erb-Prinzens Josephi, zum Ungarischen Könige, vorgegangen. Mit unterschiedlichen dienlichen Kupffern gezieret, Augsburg 1688; UBA 02/TV.13.4.228 angeb. 7. Propositiones Und Postulata Welche Ihro Hochfürstl. Durchleuchtigkeit von Hollstein-Gottorff etc. an denen hohen Käyserl. Königl. Chur- und Fürstlichen, bey denen Hollsteinischen Tractaten in Hamburg anwesenden Respective Herren Ministern übergeben lassen, und denn darauff erfolgte Ihro Königlichen Majestät zu Dennemarck und Norwegen etc. Declaration Und Antwort, o. O. 1688; UBA 02/IV. 13.4.213 angeb. 4. Rechter Warhafftiger und ausführlicher Bericht, Alles, Was bißhero in diesem 1687sten Jahre die Christlichen Waffen für herrliche Siege hin und wieder gegen den Erb-Feind, Türcken und Tartarn erhalten, Nehmlich: In Morea, Ungarn, Croatien, Ukraine und Moscovischen Crimischen Gräntzen, Nebenst Beschreibung der Oerter, Umbstände, Gebliebenen, Beuten, Gefangenen und alltäglichen Actionen, auch andern eingemengten sonderbaren neuen Geschichten, so sich hin und wieder zugetragen. Erstlich gedruckt in Ungarn, ietzo aber in Leipzig aus dem rechten Ungarischen Exemplar nachgedruckt, und im Durchgange des Rathhauses daselbst zu bekommen, [Leipzig 1687, 1688]; SuStBA 4°Gs Flugschriften Türkenkriege 254. Response ad Manifestum Gallicum, o. O. [1688]; UBA 02/TV. 13.4.212 angeb. 7. Sr. Allerchr. Majest. von Franckreich Declaration Enthaltende Die Ursachen so Seine Majest. bewogen haben, die Waffen wiederumb zu ergreiffen, und wodurch die gantze Christenheit von Sr. Majest. auffrichtigen Intention, zu Befestigung der allgemeinen Ruhe, überzeuget werden muß, [Hamburg] 1688; GF 6009; andere Ausgabe: UBA 02/IV. 13.4.213 angeb. 9. Sr. Allerchr. Mayst. von Franckreich Declaration Enthaltende Die Ursachen so Seine Mayst. bewogen haben, dieWaffen wiederumb zu ergreiffen, und wodurch die gantze Christenheit von
464 Sr. Mayst. auffrichtigen Intention, zu befestigung der allgemeinen Ruhe, überzeuget werden muß, ο. O. 1688; GF 6010. Sr. Hoheit, von Gottes Gnaden, Des Hn. Printzen von Oranien Wilhelm Henrichs Declaration In sich begreiffend, die Ursachen, die Ihn bewogen, mit den Waffen in das Königreich Engelland überzugehen, Zu Beschirmung der Protestantischen Religion, Und Wiederbringung der Gesetze und Freyheiten von Engelland, Schottland und Irrland. Aus dem Holländischen übergesetzet, Hamburg 1688; GF 6014. Unbetrügliches Staats-Orackel, Durch welches Die allerverborgensten Desseins und Chagrins Der Vornehmsten Potentaten, Fürsten und Stände, In- und ausserhalb Europa Ans Licht gestellet werden. Nach den Italiänischen, Frantzöischen und Holländischen, o. O. 1688; UBA 02/IV.13.4.213 angeb. 12. [Gottfried Wilhelm Leibniz], Das Verwirrte Cölln Oder Die geschwächte Cöllnische ChurWürde, Köln 1688; GF 6004; andere Ausgabe: SuStBA 4°Gs Flugschriften 1995. Vidimirte Copia Desjenigen Send-Schreibens, und dabey angefügten Post-Scripti welches der Pater la Chaise Beicht-Vater des Königs von Franckreich, An Pater Petersen Beicht-Vätern des Königs von Engeland abgehen lassen, Aus dem Nieder-Teutschen wahren Original in die Hochdeutsche-Sprache gesetzet Von Guidewaldo Wagenhalß, Amsterdam 1688; UBA 02/IV.13.4.213 angeb. 22. A. P. G. P. V., Der wolaußgemästete Aber auch vom Siegreichen Adler wolberupffte RauberHahn. An statt einer Neu Jahrs-Gab, Gespräch-Weiß auf dem Schau-Platz Lateinisch vorgestellet. A. P. G. P. V. In teutsche Reimen übersetzt, o. O. [1688] Deß Dichters Zeit-Wunsch. Der Krieg sey GLVcks beraVbt! VngLVk betreff den Hahnen! Der Grosse Kayser s c h w i n g VIL schöne SIeges-Fahnen!; UBA 02/13.IV.212 angeb. 9.
1689 [Iriniphilus Nugaeserius Freymund], Aller Rebellionen Ausgang, Ist der Rebellen Untergang. Der Nach seinem Untergang ringende Fürstenbergische Hochmuth, Vorgestellt In einem wol und solide gefasten, darbey kurtzweiligem Reis-Gespräche, Durch Iriniphilum Nugaeserium Freymund, o. O. 1689; UBA 02/IV.13.4.214 angeb. 4. Abdruck Reichs-Gutachtens, vom 14. Februarii 1689. und darauf unterm 4. Martii eodem Anno erfolgtem Kayserlichen allergnädigsten Approbations-Decreti. Nebst einer Copia-Schreibens Von Chur-Brandenburg an Chur-Cöln, o. O. [1689]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1998. Abdruck Zweyer allergnädigsten Käyserlichen Poenal-Mandaten, In deren ersten alle dem Römischen Reich Angehörige aus denen Frantzösischen, und selbiger Cron adhaerirenden Cardinalis von Fürstenberg Diensten, avocirt; In dem andern aber, alle unzulässige Verkauff- und Ausführungen der Pferde, Munition, Proviant und dergleichen aus dem Reich, verbotten wird. Nach dem zu Regensburg auf Den Reichstag publicirten exemplar, ο. Ο. 1689; GF 6023. Johannes Liberius, Der bißhero künstlich Bedeckte Aber anitzo Klärlich Entdeckte Und mit lebendiger Farbe vorgestelte Geist von Franckreich, Nebenst denen Maximen und Grundregeln wodurch König Ludewig der XIV. Die Monarchie und allgemeine Herrschafft über gantz Europam endlich zu Erlangen verhoffet. Dem fast angefesselten Europa zu guter Warnung ans Licht gestellet und zum Druck befordert durch Johannem Liberium, Freystadt 1689; GF 6024.
465 Concursus Creditorum, Wider Den König von Franckreich Ludovicum XIV. als einen morosum debitorem Von Denen Vornehmsten Hohen Potentaten in Europa vor dem Thron des Apollonis im Parnasso erreget, In Welchen Dieses Königes grausames Verfahren Eines ieden Iura, Praetensiones und Forderungen an Franckreich deutlich vor Augen gestellet werden, o. O. 1689; GF 6016. Copia Literarum Sacrae Caesareae Majestatis Ad Regem Jacobum II. d. 9. April. 1689. Copia Schreibens Von Ihrer Käyserl. Majestät An Den König Jacobum II. abgelassen, Vom 9. April, 1689. Aus dem Lateinischen übersetzet, o. O. [1689]; UBA 02/TV.13.4.213 angeb. 27. Copia Käyserl. Sandschreibens, an Dero Unter- Oesterreichische Landstände, umb einige Geld Vorstreckung, wegen des wieder Franckreich zu führen habenden Krieges, o. O. 1689; UBA 02/IV.13.4.213 angeb. 15. Derer Zu der Mediation Bey denen Hollsteinischen Tractaten abgefertigten Herren Gesandten Jüngstes Schreiben an Se. Königl. Majestät zu Dennemarck, Worinnen Dieselbe mit vielen beweglichen Gründen zu Amplectirung des auffgesetzten Vergleichs angemahnet werden, o. O. 1689; UBA 02/IV.13.4.213 angeb. 17. Des Heil. Römischen Reichs gesambter Churfürsten, Fürsten und Stände, Bey der ReichsVersamblung zu Regenspurg, gefaßetes einmüthiges Conclusum und Reichs Gutachten, wegen des von der Cron Franckreich wider das Reich vorgenommen Friedens-Bruch. Nebenst den Bericht, was Franckreich im Heidelbergischen und andern Oertern durch seine Soldaten auffs erschreckliche und grausamste verübet, und noch handelt, o. O. 1689; UBA 02/TV. 13.4.213 angeb. 16. Des H. Rom. Reichs Gutachten über Die Erklärung der Reichs-Feindseligkeit der CronFranckreich, samt beygefügter Lista der Kriegs-Völcker, die in künfftiger Campagne wieder Franckreich agiren sollen, Regensburg 1689; GF 6020. Einheimischer Krieg des Pabstthums, oder Ausführlicher Historischer Bericht von dem Neulichen Streite in Franckreich wegen der Regalien, Sampt Einigen curieusen Briefen hoher Personen, in dieser Sache geschrieben. Zusammen getragen von dem berühmten Gilbert Burnett, und aus dem Engelländischen ins Hochteutsche übersetzt von H. L. B., Lüneburg 1689; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1999. Europäische Staats-Conferenz, Worinnen die grossen Conjuncturen und Kriegs-Operationes dieser Zeit, sonderlich welche in Teutsch-Engel- und Holland bißhero vorgangen; welcher Gestalt das letztere durch eine glorieuse Entreprise zweyen Königen dero Haupt-Dessein gewaltig verrücket; Was hingegen Franckreich auf dem Reichs-Boden an Ländern, Vestungen und Städten erobert, verwüstet und eingeäschert; auch wie der König in Engelland dabey gefahren. Denen curiösen Liebhabern nachdencklich vorgestellet worden, Koblenz 1689; UBA 02/IV.13.4.214. Franckreichs in Norden zerstobne Alliance, Oder Die, in puncto Holsteinischer Affairen, Derselben Cron aufs neue gedrehete Nase. Worinnen viel notable particularitäten, so wol von dieser Alliance, und denen Messures, als von der Holstein Gottorffischen Sache; Wie nemlich dieselbe nunmehro Durch die hohen Herren Mediatores In der Güte gehoben, wodurch der edle Friede in Norden conserviret, hingegen der Cron Franckreichs Desseinen dadurch abermal ein gewaltiges Loch bekommen, Hamburg 1689; UBA 02/IV.13.4.51 angeb. 3. Der Frantzösische Deutschland verderbende Greuel Und Abgott Ludewig der XIV. König von Franckreich etc. Oder Der nach seinen Eigenschaften abgemahlete, dem Untergang und seiner
466 Feinde billigen Rache sehr nahe kommende Gern-Monarch, o. O. 1689; SLUB Hist. Germ. D. 214,28. Hohes und Ernstes Verboth Des Rom. Käysers Leopoldi I. Daß hinfüro Niemand von deutscher Nation, wes Standes und Würden er sey, sich in Frantzösischen Diensten aufhalten, vielweniger einigen Beytrag an Proviant, Munition, Pferden, etc. leisten solle, o. O. 1689; UBA 02/IV.13.4.213 angeb. 14. Ihrer Hoch-Mögenden Der Hn. General-Staaten der vereinigten Niederlanden, Warum Sie Sr. Hoheit Den Hm. Printzen von Oranien mit Volck assistiret. So wol, als auch Sr. Hoheit von Gottes Gnaden Wilhelm Heinrichs Printzen von Oranien etc. Dritte Declaration Die Englische Affairen betreffende, o. O. 1689; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2001. Ihr. Hochmögd. der Herren General-Staaten In den Vereinigten Niederlanden KriegsDeclaration, Wider die Cron Franckreich, Benebst Derselben Öffentlichen Placat, Worinnen Sie Ihren Lands-Eingesessenen alle Gemeinschafft mit hochgedachter Cron untersagen und verbieten, wegen derer Neutralen Schiff-Farth und Handlung aber auff die Französische See-Häfen, und dann was die Contrebande oder verbothene Wahren, als auch derer Königl. Französischen Unterthanen Schiff und Güther Asseurance und Versicherung anbelangt, behörige Verordnung stellen. Nach der im Haag gedruckten Copie, o. O. 1689; UBA 02/IV.13.4.214 angeb. 5. Das in der gantzen Welt Und Vornehmlich in Europa sich Außgebreitete Französische Interesse Und die subtile künstliche Staats-Griffe mit welchen Franckreich sich bey allen Potentaten, Fürsten und Republiquen ohne vermerck zu Insinuiren, und sein eigen Interesse gar Listig zu befordern weiß, Veron 1689; GF 6029. Der Königinn Elisabeth In Engelandt Instruction So sie Dero Estats-Secretario Francisco Walsingham Abgesandten beym Könige Carl IX. in Franckreich ertheilet den 11. August Anno 1570. Betreffend Die Sicherheit der Reformirten in Franckreich und deren Religions-Freyheit; Auff Begehren eines vornehmen Herrn Von Christiano Michaelsen, [...] und wegen itziger Conjuncturen zum Druck befordert, o. O. 1689; GF 6017. Königliche Ordonnance Oder die Wider Ihrer Hochmögenden der Herren General-Staaten der vereinigten Niderlanden beschehene Krieges-Declaration Zu Wasser und Lande Welche Alle Paß-Zettel und Schutz-Briefe widerruffet, alle Commercien verbietet,und seinen Unterthanen auf allerhand Art und Weise die Holländer feindseligen zu verfolgen, aufs aller-schärffste anbefiehlet. Zusamt einem nachdencklichen Discours Oder Schutz-Rede Uber ersterwähnte Declaratio, o. O. 1689; UBA 02/IV. 13.4.214 angeb. 2. Kriegs-Declaration Ihr. Hochmögende Der Hn. Gener. Staten. In sich haltend, das Verbott an die Einwohner ihrer Landen, und von der Schiffart und Commercien der Neutralen, auff die Hafen von Franckreich, wie auch von den contrabande Wahren und Assecuration der Schiffe und Güther, so den Untertahnen gemeldten Königs zugehören, Hamburg 1689; GF 6022. Manifest Des vorigen Königes von Engeland Jacobi II. Mit der Antwort: Darinnen man klahr und deutlich darthut, wie schwach und nichtig seine angeführten Gründe seyn. Aus dem Englischen übersetzet, o. O. 1689; GF 6021. Mars orientalis et occidentalis. Das ist: Eine kurtze jedoch warhafftig Historische Erzehlung, Sr. triumphierenden Römisch-Kayserlichen Majestät Leopoldi I. des Gerechten, Gegen die Unchristen in Orient, höchst-billig vorgenommene Belägerungen, glücklich-erfolgte Eroberungen, Sieghafft-gehaltene Feld-Schlachten u. d. g. Ludovici XIV. des Tyranisirenden Königs in Franck-
467 reich, Im Gegentheil wider die Christen in Occident unbilliger Weise beschehene Einfalle, barbarische Einäscherungen so mancher schöner Städte und Flecken am gantzen Rhein- und NeckarStrom, und viel andere unterschiedliche Proceduren und Unbilden mehr, etc., o. O. 1689; ÖNB 77 Dd. 654. Nachdenckliches Gespräch-Spiel der Potentaten in Europa, Worinnen Dero Gedancken und Absehen über den heutigen Zustand des Staats, sonderlich die von Franckreich neu erregte KriegsTroublen, und darauff erfolgten Verlust so vieler Städte und Vestungen am Rheinstrohme, vornehmlich Philipsburg vorgestellet werden, Frey-Stadt 1689; GF 6018. Lista Aller Kriegs-Völcker, Die In künfftiger Campagne wider Franckreich agiren sollen, o. O. [1689]; GF 6025. Recht des Congressus zur Wahl Und der Princessin Marien Stuardin zur Cron von Engelland, ausgeführt wider das Schreiben des gewesenen Königs Jacobi des andern, an die Lords im geheimen Raht, Und Gegen-Fragen auff die dabey angefügte Funffzehn Fragen: sampt angehängter Verantwortung des Parlaments wegen Ihres hierin gefasten Schlusses, London 1689; BSB Res/4 Eur. 383,14 Schediasmata Inauguralia, Quae rectore magnificentissimo deo optimo maximo Atque Consensu & Automate Statum Angliae Sub umbone ac praesidio Praepotentis Rei Publicae Hollandicae Opponentibus Ludovico XIV. Rege Galliae & Jacobo II. Rege Angliae Biga Tyrannorum Pro summis in utroque Regno Magno Britanico & Hybemico rite capessendis honoribus ac privilegiis Regalibus publice ventilabit ac defendet Wilhelmus Princeps Arausionensis Regni utriusque Candidatus in praedictorum Statuum Auditorio majori Westmunster, ο. O. 1689; UBA 02/IV.13.4.213 angeb. 28. Schreiben Sr. Königl. Majestät von Engelland, An Die Herren Staaten, Vom 23. Februarii 1689, ο. O. [1689]; UBA 02/IV. 13.4.213 angeb. 24. Der Schwedische Allgemeine Reichs-Tags-Schluß, So von denen dazu versammleten Königl. Rähten und Ständen, auff dem zu Stockholm gehaltenen Reichs-Tag, einhellig bewilliget, verabschiedet und beschlossen worden, den 9. Martii, Anno 1689, ο. O. [1689]. Sonderbahres und Eilfertiges Schreiben An Sr. Monarchische Majestät Ludewig den XIV. Groß-König von Franckreich und Navarren, etc. etc. etc. abgesendet Aus der untern Welt und betrübten Behausung der Gequälten, von Seinem vormahls getreuesten Julio Mazarini, Gewesenem Hertzogen von Mayenne, &c. Cardinal und Premier Ministern von Franckreich. Aus dem Italienischen übersetzt, ο. O. [1689]; GF 6030; andere Ausgaben: GF 6031 sowie UBA 02/IV.13.4.213 angeb. 19. Teutsche wehrt Euch, Wider Franckreich. Das ist, kurtzes Tractätl, Warinn außführlich, und wahrhafftig enthalten, was das Herrschsüchtige, neidige, Fridstöhrende Franckreich, Für Boßheiten, Gewalt und Untrew verübt habe, wider das Aller Durchleuchtigste Ertz-Hauß Oesterreich, von Rudolpho Primo, biß auff Leopoldum Primum, Wie auch, Daß alle Teutschen, Catholisch und Uncatholische, gröste Ursach haben mit vereinigten Gemüthern, Mittel und Waffen dem Franzosen als einem gemeinen Teutschen-Feind, sich zu widersetzen, o. O. 1689; UBA 02/IV.13.4.214 angeb. 7. Teutschlandes Politischer Fliegen-Wedel wider die Französische Mucken, o. O. 1689; SLUB Hist. Germ. D 178.
468 [Ernst Warnmund von Freyenthai], Treu-gemeinter Eydgenössischer Aufwecker. Oder: Wahrhaffte Erzehlung und Betrachtung der Gefahr, mit welcher dißmahl die Schweitzerische Republic umbgeben; sampt Anweisung der Mittel, dadurch sie sich herauß wickeln und erretten kan. Aus rechtschaffener Liebe zum Vatterland kürtzlich beschrieben, Von Ernst Warnmund von Freyenthai, ο. O. 1689; UBA 02/IV.13.4.214.6. Ursachen und Rechtfertigung Der Lords und Gemeinen, Wegen Absetzung Jacobi II. Von der Crohn von Engelland. Welches ist Eine völlige Gnugthuung an alle Printzen von Europa, und eine Beantwortung aller Auß- und Einheimischen Vorwürffe. Auß dem Englischen ins Teutsche übergesetzet, o. O. [1689]; UBA 02/TV. 13.4.213 angeb. 25. Vermeinter Befehl und Verordnung, des Königs von Franckreich vom 12. Martii 1689. Vermöge welchen allen Unterthanen Sr. Majestät, welche, wegen Vernichtung des Nantischen Edicts, aus Franckreich gezogen, angedeutet wird, daß alle die, welche sich nach Dennemarck begeben, und dem Könige in Dennemarck dienen, oder nach Hamburg begeben, die Helffte Einkünfte aller ihrer in Franckreich habenden Güter geniessen sollen. Nebenst angehengten wohlgegründeten Anmerckungen der elenden und dummen Frantzösischen Politique. Aus dem Frantzösischen übersetzt, o. O. 1689; UBA 02/IV.13.4.213 angeb. 20. Die verworffene Fürstenbergische Chur-Mütze, Und Der darauff erfolgte weit aussehende Krieg, Worinnen Jetziger Zustand, das Frantzös. Haupt-Absehen, dessen hinführo zweiffelhaffte Progressen, und des Reichs starcke Gegen-Armaturen nebst vielen remarquablen Sachen zu finden, o. O. 1689; GF 6015. Zwey Schreiben, Welche Seine Königliche Majestät, Jacobus II. In des letztverstorbenen Königs von Groß-Britannien Caroli II. Cabinet gefunden, mit welchen er beweisen wil, daß der letztverstorbene König der Römisch-Catholischen Religion zugethan gewesen, und nach welcher Publication erwehnte Se. Majest. öffentliche Seel-Messen für den verstorbenen König halten lassen. Wie auch Ein Schreiben Eines Englischen Edelmans, In sich begreiffend unterschiedliche Reflectiones über des Königs Caroli II. Schreiben [...] von S. E. S. a R., o. O. 1689; UBA 02/IV.13.4.213 angeb. 26.
1690 Der Alte Bastard Beschützer des Neuen, Oder Prostitution der gewesenen Königin in Engelland, geschehen zur Beschützung des Printzen von Wallis, Nebst unterschiedlichen Staats und LiebesBegebenheiten, welche kürtzlich sich an den Frantzösischen Hofe begeben: Erstlich in Holländischer Sprache beschrieben, und aus dieser in das Hoch-Teutsche übersetzet, Constantinopel 1690; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2002. Beschreibung, Der Ruhm-sücht- und Hochmüthigen Ehren-Seule, Welche Ludovico XIV. Könige in Franckreich, Auff dem Platz Sainte Victoire zu Pariß auffgerichtet worden, Durch Den Mareschal und Hertzog de la Feuillade, Wobey mit angefüget einige Gegen-Schrifften, So wohl auff das Praedicat Ihrer Majestät Dem Unsterblichen, Als auch die übrigen Auff-Schrifften. Dem Günstigen Leser bey gegenwärtiger Zeit in Teutscher Sprache für Augen gestellet, Straßburg 1690; GF 6033. Description de la statue ou du monument erige ä la gloire du Roy, par Monsieur le Mareschal, Due de la Feuillade, Paris 1690; GF 6034.
469 Erwachtes Europa, So bey gegenwärtigen Welt-Händeln Denen Europäischen Fürsten Das wahre Interesse zu beobachten In ein Bedencken eröffnet, Cölln 1690; UBA 02/IV. 13.4.213 angeb. 1. Europäischer Staats-Rath, Oder Gründlicher Bericht Wie sich Die Hohen Potentaten in Europa Gegen Die Monarchische Einbildungen des Königes in Franckreich zu verhalten haben, o. O. 1690; G F 6039. Friedlieb Warmund, Europäischer Staats- und Kriegs-Raht, in sich haltend Die sonderbahre Begebenheiten, und denckwürdige Geschichte des 1689sten Jahres, Was so wol in den H. Rom. Reich, Engelland, Franckreich, Spanien, und den vereinigten Nieder-Landen, alß auch In den Königreichen Schweden, Polen, und derer zwischen Dennemarck,und Hollstein, wie ingleichen An den Chur- und Fürstlichen Höfen, und denen zu Regenspurg versammleten Ständen vorgefallen, ergangen, und geschlossen worden, Mit den nöthigen Register versehen, Freyburg 1690; UBA 02/IV.13.4.213. Irenico Tuiscone, Gallus iam pluribus impar: Oder Frankreichs Hochmuth und Erniedrigung. In sich haltende: Daß die Cron Franckreich zwar meist die gantze Christenheit wider sich in die W a f f e n gebracht, jetzo aber also geschwächet sey, daß sie nichts mehr als den Frieden verlanget. Hiebey wird auch gehandelt Von dem jetzigen verwirreten Zustande von Frankreich und worin der sämptlichen Alliirten wahres Interesse anjetzo wider Franckreich so wohl insgemein als eines jeden insonderheit bestehe, daß auch die Alliirte mit Franckreich keinen Frieden zu machen schüldig, ehe sie völlige Satisfaction erhalten. Auß bewehrten Politischen und Historischen Zeugnissen zusammen getragen von Tuiscone Irenico, o. O. 1690; UBA 02/TV. 13.4.51 angeb. 2. Nachdencklich Kriegs-Gespräch, Welches der König in Franckreich Ludovicus XIV. mit seinem Herrn Beichtvater und andern hohen Kriegs-Bedienten gepflogen; Welcher massen der Krieg künfftige Zeit wider die Potentaten in Europa fortzuführen sey; Durch einen guten Freund in geheim eröffnet, und in die hochdeutsche Sprache übersetzet, Straßburg 1690; G F 6035. Relation, Von der, Im Griechischen Meer, bey der Insel Metellino, zwischen denen Venetianern und Türcken, vorgeloffenen See-Schlacht, Und Dabey von der Venetianischen Flotte erhaltenen Siegs, o. O. [1690]; G F 6038. Relation Von Eroberung der vortrefflichen Vestungen Valona und Canina, Welche Unter Anführung Ih. Excellentz Herrn Κ. P. Cornaro, der Durchl. Republic Venedig hochverordneten Generalissimum, durch die victoriosen Venetianischen und anderen Auxiliar-Waffen, ohnlängst denen Türcken entrissen worden, o. O. [1690]; G F 6038. Levinus von Ambeer, Sachsen-Lauen-Burgischer Streitiger Landes-Anfall, Worinnen die Fundamente Derer sämtlichen hohen Praetendenten, Zu den erledigten Sachsen-Lauen-Burgischen Hertzogthum und zugehörigen Landen, Samt alle dem, So bis anhero in Iure, et Facto bey dieser wichtigen Successions-Sache, sonderlich bey der Regenspurgischen Reichs-Versammelung passiret, Kürtzlich vorgestellet worden durch Levinum v. Ambeer, Hamburg 1690; G F 6032. Umständliche Relation Dessen, Was so wol vor als in und nach der Eroberung der berühmten Griechischen See-Vestung Malvasia vorbeygegangen, Wie nicht weniger von denen FreudenBezeugungen welche deßwegen in Venedig sind gehalten worden, o. O. [1690]; G F 6036. Wahl-Capitulation Deß Aller-Durchleuchtigsten, Großmächtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Josephi, Erwählten Römischen Königs, Zu allen Zeiten Mehrern deß Reichs, Auch In Germanien, Ungarn, Dalmatien, Croatien, und Sclavonien Königs, Erz-Herzogens zu Oesterreich, etc.
470 Beschlossen und aufgerichtet zu Augspurg, den 24. (14.) Monats-Tag Januarij, 1690. Cum Gratia & Privilegio Sacrae Caesareae Majestatis. Erstlich gedruckt zu Maynz, Bey Christoph Küchlern, Hof- und Universitäts-Buchdruckern; Mit Bewilligung dessen nachgedruckt, Augsburg 1690; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2004. Wahre Abbildung Des, Durch die Europaeische Potentaten, Unter Ludwig den XIV. Bekriegten Franckreichs, Wie es mit dessen Hoheit und Erniedrigung beschaffen, was es vor Staats-Regien, sich zu erhalten, gebrauchet, und was es künfftig vor einen Ausgang mit demselben gewinnen dörffte, Köln 1690; UBA 02/Γ/.13.4.51 angeb. 1. Der zu Felde gehende Dauphin, Oder Der Frantzosen prahlerische Feldzug dieses Jahrs, Worinnen enthalten Viel particulare Nachricht von der Frantzosen Ruhmsüchtigen Armaturen zu gegenwärtigem Feldzuge, derer Generalen, sonderlich dem Dauphin, dessen Persohn, Geburt, Alter, Vermählung, Kriegs-Conduite, Herauskunfft in Teutschland, und woher Er diesen Nahmen habe: Franckreichs gefährlicher Zustand, und ob es sich wider seine Feinde noch lange halten werde? Auch was anietzo in der Schweitz und Saphoyen vor neue Anschläge wieder dasselbe unterhanden sey. Zum Beschluß Wird aus verschiedenen Ursachen und Umbständen erwiesen, daß dieser Feldzug vor Franckreich unglücklich lauffen werde, o. O. 1690; UBA 02/TV. 13.4.51.
1691 Abdruck zweyer Nach- und von Regenspurg verwechselten Schreiben, Die Hamburgische Gravamina contra Dennemarck betreffende, o. O. [1691]; GF 6041. Copia Eines Schreibens Aus Hamburg, Vom 11. May 1691, o. O. [1691]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2005. Denckwiirdige Begebenheiten Von dem neuesten Glücks- und Unglücks-Stand, Unterschiedlicher berühmten Städte und Vestungen, Wie solche entweder in Belägerungen sich wehr- uns standhafftig erwiesen; auch wie sie bevestigt und fortificirt, oder theils durch Verunglückung zufällig ruinirt, und was sonst von ihrem Alterthum und Erbauern zu bemercken. Als da sind absonderlich Das Ober-Lausnitzische Görlitz, das Savoysche Montmelian und Nizza, das Französische Hünnigen, und Spanische Möns, in dem Hennegauischen Niederlanden, Samt noch andern mehr, Nürnberg 1691; UBA 02/TV.13.4.215 angeb. 2. Discursen Von Dem jetzmahligen Kriegs-Zustand in Europa, in dem Reich Teutschen Landes, in Ungarn, in Italien, Spanien, Engeland, Holland, in der Schweitz, in Schweden, Dennemarck, Moscau, Polen, Portugal!, und dann an der Türckischen Porten, in Franckreich; Auch Was dieses Jahr für Anstalten gemachet, und was bey der grossen Versammlung der hohen Alliirten im Haag beliebet worden, o. O. 1691; UBA 02/IV. 13.4.215. Die gesuchte verrugte Freyheit zum Bösen Unter dem Schein guter Meynung. Das ist: Der H. Rom. Catholischen Kirchen, und allgemeinen Mutter der Christenheit Unter denen beyden Päbstl. Heiligkeiten, Innocentio XI. Und Alexandra VIII. Allerseligster Gedächtnüß, etc. etc. Ungehorsam, aus der Art schlagend-und Unchristlichster Sohn, Ludwig der XIV. König in Franckreich etc. Dessen zwanghafftes und unbilliges Begehren, der Quartier-Freyheiten in Rom, warum es von ihme so eiferig beschehen, und mit nichtigen Trotz-Gründen, bestritten werden wollen? Alles schnurgrad zuwider dem Göttlichen Befehl: Ein Sohn soll seinen Vatter ehren, o. O. 1691; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2006.
471 Morphei Moscovitische Schau-Bühne, Oder Des Traumenden Rationis Status Curiose und Politische Schwätz-Gesichter, Uber den gegenwärtigen Statum Moscau. Heraus gegeben von Iriniphilo Nugaeserio Freymund, o. O. 1691; UBA 02/IV. 13.4.205 angeb. 5. Umständliche Relation Einer von Sr. Excellentz dem Herrn Erizzo durch Kriegs-List wider den Soliman Pasciä erhaltenen schönen Victorie, Venedig den 4. Augusti 1691, o. O. [1691]; GF 6043.
1692 Der aus dem Plutonischen Reiche wiederkehrende, und von wegen der heutigen Krieges-Händel Von Ludwigen dem XIV. umb Raht befragete Geist, Des Wegen seiner vortrefflichen Intriguen bey der gantzen Welt unsterblichen grossen Estats-Ministers, Marquisen de Louvois &c, Benebenst denen Aller-curieusesten Staats-Affairen, Betreffende Die genaue Alliance des Königes von Franckreich mit der Ottomannischen Pforten, wider das gantze Heil. Römis. Reich, den König von Engelland, Hertzogen von Savoyen &c. sampt vorgeschlagenem Friedens-Project, was gestalt Ihro Königl. Mayst. von Franckreich wider dero Feinde einen vortheilhafftigen Frieden am füglichsten erlangen können. Aus dem geheimen Cabinet von Versailes entdecket, und an den Tag gegeben zu Cöln, Köln 1692; GF 6047. Grabschrifften Der Französischen Schiffe so im verwichenen See-Treffen zu gründe gerichtet worden, o. O. [1692]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 20. Miscellanea iuris publici curiosa De Novemviratu. Bestehend in Nachfolgenden Fragen: Ob nemlich der Neunte Electorat eingeführt werden könne? Ob solcher ohne Miteinwilligung und Consens der Fürsten und Stände des Heil. Rom. Reichs beschehen möge? und Ob es rathsam sey, daß Selbiger de praesenti introduciret werde? Welche Pro & Contra in verschiedenen stattlichen Schrifften proponiret, und allen Liebhabern der Staats-Sachen zu gutem Nutzen an Tag gegeben und mitgetheilet, o. O. 1692; GF 6048. Recess, zwischen Ihro Rom. Käyserl. Majest. und dem Hochfürstlichen Hauß Braunschweig Lüneburg Die Chur-Würde betreffende, o. O. [1692]; GF 6050. Die unglücklichen Frantzösischen Proceduren In Savoyen, umständlich in Einem curiosen SendSchreiben erzehlet, Turin 1692; GF 6049. Verwahrungs-Schrifft, Des Fürstlichen Hauses Braunschweig Lüneburg-Braunschweig, betreffendt Die Von dem Fürstl. Hause Braunschweig Lüneburg-Hannover verlangende Chur-Würde. Wie dieselbe Beym Käyserlichen Hofe den Actis publicis insinuiret worden, o. O. 1692; GF 6053. Warhaffte Relation Von der angestellt gewesenen, von Gott entdeckten grausamen Ermordung Ihrer Majestät Wilhelms deß III. Königs in Engeland, Schottland, Franckreich und Irrland, Gezogen aus denen Berichten, auffgefangenen Briefen und Authentischen Schrifften. Samt den Process, der Urtheile und Execution des bestellten Mörders Grand val., o. O. 1692; GF 6051.
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1693 Antwort Eines Sachsen-Lauenburgischen Edelmanns an seinem Vetter in Hollstein: Die von der Cron Dennemarck begehrende Demolition Des Orths Ratzeburg betreffend, o. O. 1693; GF 6054. Ausführliche Relation, Von dem sehr blutigen Treffen, zwischen denen Alliirten und der F r a n zösischen grossen Armee; Geschehen in Brabandt, bey der Revier Neerlanden. Sammt Beygefügter Lista, Beyderseits Todt-Blessirt- und Gefangenen, o. O. [1693]; UBA 02/IV.13.4.215 angeb. 5. Eigentliche Relation, Von dem, Was zwischen der Frantzösischen Flotte unter dem Mareschal de Tourville, und Englischen und Holländischen Convoy bey Lagos vorgefallen, o. O. [1693]; UBA 02/TV.13.4.215 angeb. 7. Erörterung Der Frage: Ob denen Calvinisten, eine Kirchen-Versammlung, in der Stadt Hamburg zu vergönnen? Wie solche in Actis R. Ministerii Hamb, enthalten, Und An. 1671. denen Consiliis Dedekenni, im neuen Anhange, einverleibet; Samt der Eydl. Verpflichtung erwehnten Ministerii., Hamburg [1693]; GF 6056. Kurtzer Bericht, Von gäntzlicher Rasir- und Applanirung der Frantzösischen Linien, unter Commando I. Durchleucht Hertzogs von Würtenberg: So dann Copia Verschiedener ParticularSchreiben Von der blutigen Action in Brabant, ο. Ο. [1693]; UBA 02/IV.13.4.215 angeb. 4. Memoriale, So Herrn Baron de Neveu Excell. Käyserl. Extraordinari-Envoye in Löbl. Eydgenoßschafft den 9. April, st. n. 1693. auf der Tagsatzung zu Bremgarten, denen Herren EhrenGesandten überreichen lassen, o. O. [1693]; UBA 02/IV. 13.4.215 angeb. 3. Replica Auff Die Andwordt eines Sachsenlauenburgischen Edelmanns, an seinen Vetter in Holstein, die, von der Cron Dennemarck begehrende Demolition des Orthes Ratzeburg betreffend, o. O. [1693]; UBA 02/IV.13.4.215 angeb. 8. Rheinfelsa obsidione Gallica sub Anni MDCXCIII. St. N. Exordium liberata, o. O. [1693]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2008. Schreiben An einen Gesandten zu Regenspurg, Den neundten Chur-Fürsten betreffend, Hamburg 1693; GF 6059. Ursachen, Warum Ihr. Königl. Majest. Zu Dennemarck Norwegen, etc. die frembde KriegsVölcker, im Fürstenthum Nieder-Sachsen, oder Sachsen-Lauenburg, ingleichen die Befestigung der Stadt Ratzeburg, nicht länger dulden können, sondern darinn Wandel zu schaffen, und deshalber Ihrer Reiche, Lande und getreuer Untersassen höchstnöthige Sicherheit ernstlich zu besorgen, genöthiget worden. Auff Königlichen Allergnädigsten Befehl, o. O. 1693; GF 6060.
1695 Protheus Ministerii Gallici Historice detectus, o. O. 1695; UBA 02/TV.13.4.215 angeb. 10.
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1696 Achitophel Gallicus, ο. Ο. 1696; UBA 02/IV.13.4.215 angeb. 13. Anmerckungen über die Nachricht, Welche Neulichst wegen der zwischen Ihro Königl. Majest. zu Dennemarck Norwegen etc. etc. Und Ihro zu Schleßwig Holstein Regierende Hoch-Fürstl. Durchl. Hn. Hertzog Friderichs, Erwachsenen Irrungen ans Licht gegeben, Auff gnädigsten Befehl Höchst-gedachter Ihrer Hoch-Fürstl. Durchl., o. O. 1696; G F 6062. Antwort-Schreiben Eines guten Freundes aus Regenspurg, An Seinen Correspondenten in Holstein, Darinnen kürtzlich vorgestellet, wie der Autor des übelgenandten Wahrhafften Berichts, über die Nachricht, wegen der Zwischen Ihr. Königl. Majest. zu Dennemarck Norwegen etc. Und Ihro Hoch Fürstl. Durchl. zu Schleßwig Holstein Gottorf, Erwachsenen Irrungen, In solchen seinem Bericht nichts solides, noch auf gewissen Grund Beständiges vorgebracht, sondern indehm er darinnen andere einiger Menschlichen Schwachheiten zu beschuldigen sich anmassen wollen, dadurch sich selber der gantzen Welt als einen unbescheidenen Diffamanten, prostituiret habe, o. O. 1696; G F 6063. Ausführliche Vorstellung, Was das Hoch-Fürstl. Hauß Würtemberg, und dessen in Schwaben gelegene Lande, von der Cron Franckreich, ä tempore deß gebrochnen Stillstands, biß hiehero wider aller Völcker Rechten, unbillig gelitten, und dessentwegen von der Aller Christlichsten Majestät völlige Reparation zu suchen. Cum Provocatione ad Tractatus Pacis Futurae Ejusque Conciliatores Arbitros & Compaciscentes Aequissimos, Stuttgart 1696; UBA 02/IV. 13.4.215 angeb. 15. Capitulatio Caesarea Leopoldina, cum parallelismo Capitulationis Regiae Josephinae: In usum commentationum Lynckerianarum, Jena 1696; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2010. Causae Coniectio Nebst einer Kurtzen Deduction wegen der Von Ihro Königl. Majest. zu Dennemarck Norwegen, etc. etc. An die zu Schleßwig Holstein Regierende Hoch-Fürstl. Durchl. Hertzog Friedrichen, Neulich gemachten vier praetensionen. Auff gnädigsten Befehl höchstgedachter Ihrer Hoch-Fürstl. Durchl. zum Druck befordert, o. O. 1696; G F 6066. Kurtze, jedoch gründliche Anzeige, Worinnen der Autor der so genandten Fürstlichen Anmerkkungen über Die Nachricht Wegen der zwischen Ih. Kön. Majest. zu Dennemarck, Norwegen etc. Und Herrn Hertzogs Friderichs zu Schleßwig, Holstein Gottorf Durchl. Erwachsenen Streitigkeiten Geirret, sich selbsten wiedersprochen, die angezogene Acta & Documenta zerstümlet allegiret, folglich, wie dessen Asserta grösten Theils auff einem nichtigen Grund beruhen, praeIiminariter , und biß zu einer weitläufftigem refutation, der unpassionirten Welt zur Information, mit Königl. allergnädigsten Vorwissen und Approbation zum Druck befodert, o. O. 1696; G F 6064. Reflexiones, Eines getreuen Patrioten, Uber die Von der Krön Franckreich Bishero offerirten Aequivalentien, Vor die veste Städte Strasburg und Luxenburg, Darinne, aus dem wahren Interesse der Rom. Käyserl. Majestät, und des Römischen Reichs, auch Derer benachbarter Hoher Alliirten, angewiesen wird, daß nichts in der Welt seye, so den Verlust dieser beiden Schlüssel des Römischen Reichs, wann sie verlohren oder weggegeben worden, compensiren könne, o. O. 1696; UBA 02/IV.13.4.215 angeb. 14. Send-Schreiben, Eines guten Freunds aus dem Elsaß, An Einen guten Freund bey dem ReichsTag zu Regenspurg. Darinn warhafftig und ohne Affecten, ex serie rerum gestarum vorgestellet wird: Wie es bey Subjugation deß H. Reichs Stadt Straßburg, Als sie durch die Frantzösische
474 Gewalt, unter dem Praetext, daß sie selbiger Cron in dem Westphälisch- und NimwegischenFrieden cedirt, aufgefordert und eingenommen worden, hergangen seye, o. O. 1696; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2011. Wahrhaffter Bericht daß in denen Fürstl. Anmerckungen über Die Nachricht wegen der zwischen Ihro Königl. Majest. zu Dennemarck, Norwegen etc. Und Ihro zu Schleßwig-Holstein Regierenden Hoch-Fürstl. Durchl. Herrn Hertzog Friderich Erwachsenen Irrungen Keine Contradictiones und Irrungen enthalten, die Acta und Documenta, da es nöthig, integra, und unzerstümlet beygeleget, auch die Argumenta auff richtigen Grund beruhen, und daß der Schrifftsteller unter dem Titul (Kurtze jedoch gründliche Anzeige) nichts reelles, sondern nur leere Wörter angeführet, und seine vielfältige menschliche Schwachheiten der Welt zu erkennen gegeben. Auff HochFürstl. gnädigsten Befehl gedruckt, o. O. 1696; GF 6065. Wahrhafft- und gründliche Vorstellung Des Heiligen Rom. Reichs Statt Esslingen dermaligen Nothstandes, In welchen dieselbe durch zerschiedene erlittene widrige Zufälle, sehr grosse Reichs- und Creyß-Anlagen, absonderlich die zwey letztere feindliche Französische Einfalle eingesuncken und nunmehro gantz impossibilitiret worden, Esslingen 1696; UBA 02/TV. 15.4.200 angeb.5.
1697 [Andreas Eschenbrenner], Ahn Die Rom. Käyserl. auch zu Hungaren und Böheimb etc. Königl. Mayestät Vom Capitull des Ertz- und Hohen Thumb-Stiffts Collen allerunterthänigst abgebene Remonstration Pro Legitima Juris & Honoris Defensione Loco Reservatae specialis Refutationis auff das von dem Chur-Cölnischen Ministro Joan Friderichen Karg von Bebenburg in duplici typo divulgirtes Diarium oder Protocollum, o. O. 1697; GF 6070. Antwort Eines Freundes, Auf einen Brieff, Betreffend die Rechte des Allerchristlichst. Königes Die Ihm in dem Elsaß zugestanden seyn, o. O. 1697; GF 6068. Des Träumenden Pasquini kluger Staats-Phantasien Uber den jetzigen verwirreten Zustand der Welt Erste Erscheinung Allen Curieusen und Staats verständigen Gemüthern zu fernerem Nachdencken zugeeignet und übergeben, Freyburg 1697; UBA 02/TV.13.8.186. Der Frantz. Gesandtschafft Am 17. August. 1697 zu Ryswick gegebene ferner weite Erklärung, Auf der Kayserl. Gesandtschafft Antwort, des Französischen Friedens-Projects, o. O. [1697]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2013. Friedens-Articul, Wie selbige Zwischen Dem Käyser Und Dem Reich einer: Und zwischen Franckreich anderer Seits, In dem Schloß zu Ryßwick in Holland, den 30. Octobr. N. S. 1697. geschlossen worden; Aus dem Lateinischen in das Teutsche übersetzet. Samt beygefügten Friedens-Tractaten der sämtlichen hohen Herren Alliirten mit Franckreich, Augsburg [1697]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2015. Friedens-Schluß, Wie solcher Von Römisch Käyserlichen Majestät Leopoldo I. Und Dem Römischen Reiche, Eines, Sodann Von der Allerchristlichsten König. Majestät Ludovico XIV. Andern Theils, Auf dem Pallast zu Ryßwick in Holland den 30. Octob. 1697 getroffen worden, o. O. [1697]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2016. Instrumentum pacis Caesarem et Imperium inter et Galliam, Conclusae in Palatio Riswicensi in Hollandia die 30. Octob. 1697. Friedens-Instrument Zwischen Ihro Käyserlichen Majestät und
475 dem Reich, Und dann Dem Könige in Franckreich, Zu Rißwich in Holland den 30. Octobr. 1697. geschlossen, o. O. 1697; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2017. Kurtzer und Historischer Unterricht, Betreffend Die zehn Reichs-Städte Im Elsaß, In Ansehen Der Landvogtey zu Hagenau, Ins Teutsche übergesetzet, nach dem Französischen Exemplar, vom 24. Augusti dieses 1697. Jahres, o. O. 1697; GF 6073. Oration Oder An-Rede: So einer von denen von der Republicq Abgesandten an Se. Mayest. den neuerwehlten König von Pohlen zu Tarnowitz gehalten. Aus dem Lateinischen übergesetzet, o. O. 1697; GF 6072. Responsio legationis Caesareae ad projectum pacis ä legatis Regis Galliae die 20. Julij 1697 communicatum, o. O. [1697]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 22. Schreiben Eines Freundes an Einen Freund, in Der Mecklenburg-Güstrauischen SuccessionsSache, o. O. [1697]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2019. Traite de Paix, Fait, Conclu & arrete ä Ryswick en Hollande, le 20. Septembre 1697. entre les Ambassadeurs & Plenipotentiaires de Sa Majeste Tres-Chretienne d'une part; & les Ambassadeurs & Plenipotentiaires des Seigneurs Estats Generaux des Provinces-Unies du Pais-Bas, de Γ autre part, ο. Ο. [1697]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2020. Umständliche Beschreibung und Aestimation Deß jenigen Schadens, welcher von der Cron Franckreich des Heil. Reichs Freyen Stadt Speyer, Von Anfang des ausgebrochenen noch fürwährenden Krieges, biß auff die Zeit Ihrer jämmerlichen Zerstörung durch Brand, Raub und allerhand andere Kriegs-Pressuren zugefüget worden; und Ein Löbl. Magistrat derselben, dessentwegen an besagte Cron völlige Schadloßhaltung und Reparation zu suchen hat. Männiglichen, wie zur Nachricht, also auch zu Erweckung kräfftigen Beystandes bey allerseits Hohen Potenzen, welche die Beförderung eines allgemeinen Friedens Christlich-gütigst übernehmen werden, o. O. 1697; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2012d; andere Ausgabe: GF 6069. Vor- und Gegen-Schall der Friedens-Trompete, Oder die Von Sr. Aller Christi. Majestät dem König in Franckreich, Denen Sämtlichen hohen Alliirten proponirte Friedens-Tractaten, und die darauf erfolgte Antwort Der Kayserl. Gesandtschafft, aus Dem Franzöischen und Lateinischen ins Teutsche übersetzet, o. O. 1697; GF 6074.
1698 Gründliche Vorstellung Des klahren und liquiden Rechten Krafft dessen Se. Churfürstl. Durchlauchtigk. zu Brandenburg befugt seyn Die Possession Der Stadt Elbingen Als eines Deroselben durch ein ewiges Bündnüß und beschworene Verheissung constituirten Unterpfandes nach mehr als 40. jähriger Gedult und Nachsehen endlich zu ergreiffen im Jahr 1698, o. O. 1698; GF 6078. Das Polnische Staats-Protocoll, Worinnen enthalten Die vornehmsten und denckwürdigsten Staats-Affairen, und Veränderungen dieses Königreichs, bevoraus in diesem Jahrhundert, so bey denen Königl. Wahl-Crönungs- und Reichs-Tägen vorgegangen; ingleichen von denen einheimischen und auswärtigen Kriegen, Auffruhr, Alliantzen und gefährlichen Factionen, insonderheit die so genandte Contische oder Frantzöische, so sich zeithero in Polen angesponnen, wider die Sächsische Königs-Wahl und darauf einen innerlichen Krieg erreget hat, o. O. 1698; GF 6076. Stanislaus Reinhard Acxtelmeier, Prognosticon Aus der Politischen Cabala Und dem StaatsFirmament Die Künfftigen Regierungs-Einflüsse, Kriegs-Revolutiones,und Gegenscheine, Wel-
476 che dem Von Blut-Verheerungen und grossen Bedrängnüssen annoch-rauchenden und seuffzenden Europae, Aus dieser gefährlichen Friedens-Conjunction entspringen werden. Aufrichtig Und ohne Partheyische Leidenschafft vor Augend stellend Stanislao Reinhardo Acxtelmeier, Augsburg 1698; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2022. Ryswikische Friedens-Instrumente Zwischen Ihro Kayserl. Majestät und dem Reiche, Denen Königen in Spanien u. Engelland und denen Staaten General der vereinigten Niederlande an einem, und denn dem Könige von Franckreich am andern Theile; Geschlossen den 30. Octobr. Anno 1697 nebst denen zwischen Franckreich und Savoyen zu Turin am 29. August. 1696 geschlossenen Friedens-Tractaten, Frankfurt 1698; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2017 angeb. 1. Unvorgreiffliches Bedencken, Was Teutschland für Zufälle zu gewarten haben möchte, im Fall von dem hochlöbl. Ertz-Hertzogl. Hause Oesterreich entweder die Teutsche oder aber die Spanische Linie verleschen und abgehen solte. zur guten Nachricht samt einem kurtzen Anhange und wohlmeinenden Erinnerung zum Druck befordert von M. C. V. B., o. O. 1698; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2023. Wardurch Diese unvermeidendtliche Ahn Die Rom. Käyserl. auch zu Hungaren und Böheimb Königl. Mayest. Vom Capitul des Hohen Ertz- und Thumb-Stiffts Collen pro maturatione Justitiae Allerunderthänigst gerichtete Vorstellung des grossen Irrthumbs So In der unter Ihrer Churfürstl. Durchl. zu Collen sub- et obreptitie außgewurckten Handt- und Nahmens-Zeichen durch öffentlichen von Henrico Tilmanno Iansenio zu Bonn Anno 1697. auffgelegten Truck hervorgegebener also genandter Gegen-Remonstration endthalten, veranlasset worden, o. O. [1698]; GF 6079.
1699 Friedens-Articul Welche zwischen Der Durchlauchtigsten Republic Venedig, an einem, Und Der Hohen Ottomannischen Pforten an andern Theil Zu Carlowitz in Sirmien den 26. Jan. 1699 geschlossen worden, o. O. [1699]; GF 6080. Friedens-Instrument, So zwischen Denen Römisch und Türckischen Käysern Den 26. Januarii 1699 unterschrieben worden, Wien [1699]; GF 6081. Instrumentum Pacis Caesareo-Ottomannicum. Subscriptum 26. Januarii, 1699, o. O. [1699]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2045. Instrumentum Pacis inter serenissimum et potentissimum Regem et Rempublicam Poloniarum, et excelsum Imperium Ottomannicum ad Carlowitz in sirmio in congressu generali confoederatorum plenipotentiariorum confectae. d. 26. Januarii 1699. Friedens-Schluß, welcher zwischen Dem Durchlauchtigsten und Großmächtigsten König und der Republic Pohlen und der Ottomannischen Pforte in dem General Congress zu Carlowitz Von denen Confoederirten Plenipotentiarien den 26. Januarii ietztlauffenden 1699sten Jahres auffgerichtet worden, o. O. 1699; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2039. Kurtzer Verlauff Der Stryckischen Händel, o. O. 1699; GF 6084. Reise-Gedancken, Eines aus Pohlen nach seinem Vaterlande sich wendenden Ehrlichen Sachsens, o. O. 1699; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2044 angeb. 13.
477
1700 Curieuse Staats-Frage, Wer in dem grossen Monarchischen Königreich Spanien der rechtmäßige Successor seyn soll, im Fall der ietztregierende König Carolus II. ohne rechtmäßigen LeibesErben, nach des Höchsten Direction, dieses Zeitliche verlassen solte; Von denen sämmtlichen hohen Competenten dem Apollini zu decidiren vorgeleget, und von einem Secretario jurato des Parnassi dem curieusen Leser zu Liebe in den Druck übergeben, nebst einem Anhang, was Teutschland für Zufälle hierbey zu gewarten haben möchte, Köln 1700; UBA 02/IV.22.4.15; andere Ausgabe: 02/IV.13.4.217. Ent-larfftes Franckreich, Oder die Irregularitäten seiner Regierung und Maximen, o. O. [1700]; GF 6085. Historische Relation Spanischer Staats-Affairen, Das Successions-Werck Der Spanischen Königreiche, und die von Franckreich, Engel- und Holland gemachte Zertheilung selbiger Monarchie betreffend: Worinnen der gantze Verlauff der Sache, von Rysvickischen Frieden her, getreulich erzehlet, der hohen Praetendenten Jura ausführlich angeführet, die bißherigen übergebene Memorialien eingeschallt, und die Theile, so einem jeden darvon participirenden Staat zukommen sollen, historice und politice vorgestellt werden, o. O. 1700; UBA 02/IV. 13.4.217 angeb. 1. Travendahlischer Friede, Beschlossen den 18. Augusti Anno 1700, o. O. [1700]; GF 6086.
1701 Copia del testamento cerrado, Que en dos de Octubre de mil y setecientos, [...] D. Carlos II. [...] Debaxo de cuya disposition falleciö en primero de Noviembre figuiente [...] Copie Des Verschlossenen Testaments, Welches Den 2. Octobris des Tausend siebenzehenhunderten Jahrs, wie auch des Codicilli, so den 5. Tag besagten Monats und Jahrs aufgerichtet haben Ihro Kön. Majest. Carolus II. (Hochseeligster Gedächtnüß) Nach dessen Verordnung Sie das Leben vollendet haben, den Ersten Tag des folgenden Monats Novembris. Darbey ist auch die Copie des Zettuls, so das Testament citiret, o. O. 1701; UBA 02/IV.13.4.217 angeb. 3. Curiöse Staats-Vorstellungen, Uber Den gegenwärtigen Zustand in Europa, dessen Reiche, Republiquen, und Häupter, deren ietziges Staats-Interesse, Dessein und Absehen; Insonderheit aber Von denen ietzigen Römischen, Spanischen und Frantzösischen Händeln, auch deroselben neuen Regenten, was von Ihnen zu hoffen und zu fürchten sey, sampt vielen andern remarquablen Begebenheiten, Köln 1701; GF 6089. Das Dritte Nest ausgeheckter Grillen, o. O. 1701; UBA 02/IV.13.4.217 angeb. 6. Erste Beylage Zur Historischen Relation Der Spanischen Staats-Affairen, Worinnen Der fernere Verlauff der Sache, seit der von Franckreich, Engel- und Holland gemachten Theilung her, biß auf den Tod Caroli II. und gegenwärtige Conjuncturen, getreulich erzehlet, die eingegebene Memorialien eingeschallt, und vornehmlich das letzte Testament und Franckreichs Erklärung, warum es das Testament der Theilung vorziehe, mitgetheilet wird, o. O. 1701; UBA 02/IV. 13.4.217 angeb. 2. Ein gantzes Nest voll Ausgeheckte Grillen über den itzigen Zustand der Welt, Und insonderheit Der Monarchie Spanien, In einem halben Dutzent theils lustiger theils trauriger Gespräche vorgestellt, o. O. 1701; UBA 02/IV. 13.4.217 angeb. 4.
478 Der mit dem neuen SECULO neu=auffgestandene Pasquinus und desselben gehaltenes Gespräch mit Marphorio von dem gegenwärtigen Zustande EUROPAE, absonderlich von dem Testament CAROLI II. Königes in Spanien. Benebenst demjenigen MEMORIAL welches der Frantzösische Gesandte Graff d'Avaux denen Herren General-Staten im Haag unlängst überliefert, samt deroselben darauff gegebenen Antwort. Aus dem Frantzösischen und Holländischen übersetzt, o. O. 1701; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2044a. Politische Staats-Frage: Ob der Hertzog von Anjou in der Spanischen Monarchie mit Recht succediren könne oder nicht? Worbey zugleich Das Memorial, so der König von Franckreich deswegen denen Herrn General-Staaten von Holland hat überreichen lassen, mit Politischen Reflexionen erörtert, wie nicht weniger verschiedener Christlicher Fürsten und Stände Interesse bey gegenwärtigen Conjuncturen deutlich gezeiget wird; Welchem allem endlich angefüget ist: (1.) Die Clausul des Vermählungs-Contracts König Ludwigs des XIV. dadurch derselbe auff die Spanische Succession renunciret, (2.) Deren Ratification, (3.) Der Spanischen Infantin Renunciation, (4.) Der hierzugehörige Articul des Pyrenäischen Friedens, auch (5.) Die in dem Testament Philippi des IV. sich befindende Clausul die solcher Renunciation gleichförmig ist, Köln 1701; UBA 02/IV.13.4.218 angeb. 3. Manifest van het huys van Oostenryk, In het welke Desselfs recht op de Monarchie van Spanien klaarlijk vertoont en beweert word. Gedrukt na de Copie van Weenen, o. O. 1701; UBA 02/IV.13.4.218 angeb. 2. Der Martialische Unglücks-Stern so wohl über das verwichene alte als gegenwärtige neue Seculum; Worinnen enthalten: Wann eigentlich dieses neue Seculum angegangen sey, was vor merckwürdige Kriege und Troublen in denen Europäischen Reichen, Republiquen und Ländern, von hundert und mehr Jahren her entstanden, aus was Ursachen, Veranlassungen und Praetext selbige angesponnen, fortgesetzet, auch mit was Vortheil deren Häupter und Unterthanen selbige geendiget; Ob und warum der Anfang dieses neuen Seculi einen General-Krieg über Europa bringen und ob auch Franckreich sein Monarchisches Dessein ausführen werde?, Köln 1701; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2044a angeb. 1. Oestereichisch Vertheidigtes Recht, Auf Die Spanische Monarchie. Auß dem Lateinischen ins Teutsche übersetzt, o. O. 1701; UBA 02/IV.13.4.218. Verordnung Wegen der Auff Ihrer Königlichen Majest. allergnädigsten Befehl, In Den Hertzogtühmern Bremen und Verden am 15. Februarii gegenwärtigen 1701. Jahrs anzustellenden Celebrirung eines solennen Danck-Fests Uber Den durch Gottes kräfftigsten Beystand wider den Czaar in Moscau bey Entsetzung der Stadt Narva verliehenen unvergleichlichen Sieg, Stade [1701]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2048. Das Zweyte Nest ausgeheckter Grillen über den jetzigen Zustand der Welt und insonderheit Der Monarchie Spanien, Abermahls In einem halben Dutzend theils lustiger, theils trauriger Gespräche vorgestellet, o. O. 1701; UBA 02/IV. 13.4.217 angeb. 5.
1702 Bericht von der Fürstl. Zellisch- und Hannöverischen Trouppen Einfall In Die Fürstliche Braunschweig-Wolffenbüttelsche Lande, o. O. 1702; GF 6090.
479 D a s Bestürtzte E u r o p a über den unvermutheten T o d t W i l h e l m i des Grossen Königs in GroßBritannien darinnen W u n d e r b a h r e Fata und g r o ß e Thaten den Staats-begierigen Leser frey entdecket werden, Freystadt 1702; S u S t B A 4 ° G s 2 0 4 4 angeb. 4. Capitulation U n d Accords-Puncten, So von Ihro R ö m i s c h e n Königlich. M a j e s t ä t dem Frantzös. C o m m e n d a n t e n in Landau, M o n s i e u r Melac, bey U b e r g a b selbiger V e s t u n g e synd bewilliget worden, A u g s b u r g 1702; S u S t B A 4 ° G s Flugschriften 2044a angeb. 8. E u r o p a e i s c h e r Grosser Kriegs- und Staats-Rath; W o r i n n e n D e r vornehmsten Potentaten StaatsVortheile, Ursachen, M e s u r e s und C o n j u n c t u r e n , theils ratione der Spanischen ErbGerechtigkeit, theils wegen des daraus entsprungenen Kriegs und dargegen gesetzter Allianz und Macht, sowohl in Italien, als in Niederland und a m Rheinstrom, und theils was von Seiten der R e p u b l i q u e Pohlen und O t t o m a n n i s c h e n Pforten hierbey zugewarten sey, mit stattlichen RechtsG r ü n d e n und Politischen A r g u m e n t e n pro & contra ventiliret, hierüber ordentlich gesprochen, und die Rationes decidendi tum ex Jure Civili, tum Gentium & C a n o n i c o abgehandelt werden. Derne verschiedene curieuse C a s u s judiciales und deren bewährte Resolution allen StaatsKriegs- und Recht-1 lebenden zu sondern N u t z e n und delectation annectiret seynd, o. O. 1702; U B A 0 2 / I V . 13.4.106. Fürstliche B r a u n s c h w e i g i s c h e W o l f f e n b ü t t e l s c h e Widerlegung Der Ursachen, welche das Fürstl. H a u ß Braunschweig-Zellischer Linie zu Colorirung des in die W o l f f e n b ü t t e l s c h e L a n d e vorgen o m m e n e n feindlichen Einfalls publiciret, o. O. 1702; G F 6091. D a s in Dienstbarkeit Verfallende Teutschland, W o solches nicht durch einen rechtschaffenen Krieg Gerettet wird, o. O. 1702; U B A 02/IV.13.4.218 angeb. 5. M a n t u a n i s c h e s Testament, o. O. 1702; U B A 02/IV.13.4.218 angeb. 4. Relation über den Hergang, Der Von Di. Churfl. Durchl. In Bayern, etc. besetzten Stadt Ulm, o. O. 1702; S u S t B A 4 ° G s Flugschriften 2046. Sinn-Schrifft. Ü b e r das Heutige Europa, A n n o 1702, o. O. 1702; S u S t B A 4 ° G s Flugschriften 2044a. Sr. Chur-Fürstl. Durchl. zu Bayern Send-Schreiben An die hohe Directores der Fränckischen und Schwäbischen Creysse, die E i n n e h m u n g der Käyserl. Freyen Reichs-Stadt Ulm, und andere deroselben Kriegs-Verfassungen betreffen; Zusamt Einer ausführlichen Relation wie und welchergestalt die Stadt U l m ist erobert worden, 1702, o. O. 1702; S u S t B A 4 ° G s Flugschriften 2045. V e r o r d n u n g W e g e n der Auf Ihrer Königl. M a j e s t . Allergnädigsten Befehl, In D e n Herzogtühmern B r e m e n und Verden a m 30ten N o v e m b . nechtskünftigen M o n a t h s gegenwärtigen 1702ten Jahrs anzustellenden Celebrirung eines Solennen Dank-Fests U b e r Den durch des Allerhöchsten kräftigen Beystand wider den König in Pohlen ohnweit Cliskow in klein Pohlen mit grossem Verlust und Niederlage der Feinde befochtenen herrlichen Sieg, Stade 1702; S u S t B A 4 ° G s Flugschriften 2047.
1703 Allerdemiithigstes Bitt-Schreiben An Se. Käyserl. Majestät, D e n bedrängten Zustand Derer Evangelischen in Ungarn, Schlesien, und anderswo, betreffende, Von D e n e n am Käyserlichen H o f e sich aufhaltenden Extraordinar-Abgesandten Derer Evangelischen Könige, wie auch Derer
480 Herren General-Staaten der vereinigten Niederlande, In tieffster Unterthänigkeit übergeben, o. O. 1703; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2044 angeb. 16. Copia des Schreibens Von Ihro Königl. Maj. in Preussen An Ihro Käyserl. Maj. in puncto Religionis, o. O. [1703]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2044 angeb. 15; anderes Exemplar: 2044 angeb. 17. Extract-Schreiben auß Landegg in Tyrol, Betreffend Die rühmlichst-erhaltene Victorie Der Tyrolerischen Bauern Uber Die Bayerische und Frantzösische Soldaten, Wien [1703]; UBA 02/IV.13.4.218 angeb. 8. Gedancken über die Käyserlichen Mandata, Welche im Ertz-Stifft Cölln, und Hoch-Stifft Lüttich publiciret worden, o. O. [1703]; GF 6092. Der Geist des Cardinais Mazarin Welcher sich mit Ludwig dem XIV. König in Franckreich, Uber den ietzigen Zustand von Europa unterredet, o. O. 1703; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2044a angeb. 18. Manifestum, Manifestativum Juris Caesarei ad Monarchiam Hispaniae, repulsivumque juris ficti Ducis de Anjou, Ad dictam Monarchiam, indebite ipsius ope occupatam, contra Jus, Naturale, Gentium, Positivum Divinum, Canonicum, & Civile; editum a fratre Benedicto Solitudinis, Hispano, strictioris observantiae discalceatorum Seraphici Patris nostri Francisci, reformationisque S. Petri de Alcantara, dedicatum per manus Caesareae Majestatis Domini Leopoldi Primi ad sanctissimum dominum dementem undecimum, Ob utilitatem Pacis, Ecclesiaeque tranquillitatem, Wien 1703; UBA 02/IV.13.4.218 angeb. 9. Relation Von Denen zweyen zwischen den Käyserlichen und Chur-Bayrischen Trouppen unweit Shärding vorgangnen Treffen, o. O. 1703; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2049. Vorstell- und Ahndung Wider den Chur-Fürsten von Bayern, Und Dessen Gesandten zu Regenspurg, o. O. [1703]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2044 angeb. 14; andere Ausgabe: UBA 02/IV. 13.4.218 angeb. 7.
1704 Die aus dem glücklichen Höchstädtischen Treffen auf der Post angekommene Schwäbische Fama, Welche mitbringet Das von Franckreich, Bäyern und Cölln beschehene Weheklagen, über die schleunige Veränderung ihres Glücks und vorgehabten Desseins, Nebst einer großmüthigen doch darbey gedultigen Resolution des gefangenen Frantzöischen Generals und Marschais De Tallard, Köln 1704; UBA 02/IV. 13.4.108 angeb. 2. Die auß dem Parnasso auf der Post angekommene Poetische Fama, Oder Das von Franckreich, Bayern, und Cölln beschehene Weheklagen, über die schleunige Veränderung ihres Glücks, und vorgehabte Desseins, Nebst einer Großmüthigen Ergebung zur Gedult des gefangenen Frantzöischen Generals Möns, de Tallard, o. O. [1704]; UBA 02/TV.13.4.219 angeb. 3. Außführliche Relation Der Unter Heldenmüthiger Anführung Deß Tapffern Printzen Eugenii von Savoyen, Kayserl. General-Feld-Marschallen, Und Königl. Englischen Generals Milord Due de Marlborough, Von denen Kayserl. und Alliirte Völckern gegen den Chur-Fürsten von Bäyrn, und Frantzösis. Generalen Tallard erhaltenen grossen Victoria, Bey Hochstätt den 13. Augusti 1704, o. O. [1704]; GF6094.
481 Die Brittannische Pallas Oder: Die Preiß-würdige Königin Anna von Groß-Britannien, welchergestalt Dieselbe zeithero die Wohlfahrt und Ruhe des Christlichen Europens behertziget und befördert, sonderlich durch ihren großmüthigen Eyfer und Beystand dem Rom. Reiche, Hauß Oesterreich und Portugall mercklichen Vortheil zuwege gebracht, und sich dadurch einen unsterblichen Ruhm erworben. Nebenst Denen denckwürdigen Actionen und Victorien, so die Hohen Alliirten währenden diesem Feld-Zuge, gegen ihre Feinde zu Wasser und Lande, vornemlich in Teutschland, Spanien und Portugall gloriöß und glücklich ausgeführt haben, Köln 1704; UBA 02/IV.13.4.108 angeb. 1. Chur-Bäyerisches Manifest, In welchen Die Ursachen, Wodurch Ihro Churfl. Duchl. zu Bayern Den Krieg wider den Käyser vorzunehmen, genöthiget, umständlich erzehlet werden, Köln 1704; GF 6093. Des Getreuen Eckhards Apollinis Und der Astraeae, Warhafftiges Staats-Oraculum Uber den Gegenwärtigen äusserst verwirrten und höchstbetrübten Zustand Europae, Verona 1704; UBA 02/IV.13.4.219 angeb. 4. Donawerthisches Blut-Bad, oder der mit Blut vermischte Donau-Strom, Woselbst Nicht allein von dem Ursprung und Anfang der Stadt Donawerth, als eines Bäyerisch- und Schwäbischen Haubt-Passes, dessen Fortification, vielmaligen Belagerungen, Eroberungen, und andern merckwürdigen Zufällen, sondern auch von den Ursachen des itzigen Bayerischen Krieges, haubtsächlich aber von der den 2. Julii dieses Jahres dabey vorgefallenen blutigen Action, und auf Seiten Sr. Käyserl. Maj. und dero hohen Alliirten wider die Bäyern und Frantzosen erhaltenen Victoire, wie auch dem ferneren Verfolg des Feindes, ausführlich gehandelt wird. Nebst einem beygefügten Abriß der Stadt, und der auff dem Schellenberge gehaltenen Rencontre, in Kupffer, Alles von einer unpartheyischen Feder entworffen. Mit Königl. Poln. und Churfürstl. Sachs. Privilegio, Leipzig 1704; UBA 02/IV.13.4.108. Der Erschrockene ungekrönte Due d'Anjou Und angekommene Unglücks-volle Postillion zu Escurial in Hispanien, Nebst einem mündlichen Gespräch zwischen beeden Französischen Generalen Messieurs de Tallard und Villeroy Uber Die verlohme Schlacht zu Hochstätt, Straßburg 1704; UBA 02/IV.13.4.219 angeb. 1. Extractus Deß mit Ihro Durchleucht. Der Chur-Fürstin in Bayern Den 17. Novemb. 1704. vor Landau geschlossenen Tractats, o. O. [1704]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2051. Franckreichs Consolation an den gefangenen General Monsieur de Tallard, o. O. 1704; UBA 02/IV. 13.4.219 angeb. 2. Madame de Maintenon Wunderbarliches Traum-Gesichte, Wegen der Am 13. Aug. 1704. zwischen denen hohen Alliirten, auch Frantzosen und Bayern ohnweit Hochstätt vorgefallenen Blutigen Action, Samt der darauf Vom Aller-Christlichsten König verordneten Ehren-Begängnüß, Der in oberwehnten Treffen vermisten Frantzösischen Tapferkeit, auch dabey vorgestellten Illuminationen,und von Msr. le Flechier gehaltenen Leichen-Rede. Derne beygefüget Die beehrte Tapfferkeit, Der im obigen Treffen sich signalirenden Hohen Alliirten, in einem solennen EhrenBegängnüß, auch schönen Illuminationen, und von dem Durchlauchtigsten Printzen Eugenio gehaltener Lob-Rede vorgestellt. Welcher annoch angehänget, ein Klag-Gespräch, zwischen einem Bayern, Frantzosen und Schwaben, Straßburg 1704; UBA 02/IV. 13.4.219 angeb. 5. Pasquini curieuse und treuhertzige Gespräche mit einigen Potentaten und Staats-Leuten, o. O. 1704; UBA 02/TV.13.4.219 angeb. 3.
482 Vier Zwar hinckende, doch bey der Bayerischen Crönung Zu Höchstädt auffwartende, und mit selbst ausgesonnenen Simbolis Verzierdte Herolden. Geprest zu Höchstädt, und verlegt durch Galium. Demuths-Thal, Im Jahr, da die auf frembden Mist scharrende Hahnen gekappaunet worden, o. O. [1704]; UBA 02/IV.13.4.219 angeb. 6. Das von seinen Feinden erlöste Ulm, Oder Fünffte Fortsetzung des mit Blut vermischten DonauStroms, Woselbst Die Situation, Alter und Beschaffenheit dieser Stadt vor Augen gestellet, deren von Chur-Bayern Anno 1702. geschehene Überrumpelung erkläret, und die itzo von den Hohen Alliirten unter dem Commando des Herrn General-Feld-Marschalls, Frey-Herrn von Thüngen, davor geführte Attaque, darauff erfolgte Capitulation und Auszug der Frantzosen ausführlich beschrieben wird, Samt dem in Kupffer gestochenen Grund-Riß und Belagerung dieses importanten Ortes. Mit König. Polnischen und Chur-Sächsischen Privilegio, Leipzig 1704; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2052. Wahrhafftiger Bericht, Eines Volontairs Bey der Königl. Schwedis. Armee, Von den Verlauff der disjährigen Campagne, datiret Groß-Glogau in der Schlesie, den 20/30 Novembris Anno 1704, o. O. [1704]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 2050.
1705 Catalogus derer Lectionum auf der Staats-Universität von Europa, Und was iedweder von denen Herren Professoribus diesen Winter über lesen wird, o. O. 1705; UBA 02/TV.13.4.219 angeb. 7. Catalogus Lectionum Semestrium, wie solche Diesen Winter und Frühling hindurch in denen Collegiis Auff der Staats-Academie publice & privatim gehalten werden sollen, o. O. 1705; UBA 02/IV.13.4.219 angeb. 8. Des Alten Bayrischen Ruhms Grab-Mahl, Und der aller Welt gegenwärtig: vor Augen liegenden Schande Eröffnete Schau-Bühne Oder Zwey-jähriger Bayrisch-Schwäbischer Krieg Maximilians Hertzogs In Bayern, Mit redlich- und auffrichtigem Gemüthe, aber schwartzer Dinte, auff genehme und gelehrte Arth, aber mit nagenden Worten in Lateinischer Sprache erstlich geschrieben Von einem Des triumphirenden Adlers Küchlein. Und jetzt in Teutsche Vers übersetzet Von einem eben dieses triumpirenden Adlers allerunterthänigst Ergebenen, o. O. [1705]; UBA 02/IV.13.4.219 angeb. 11.
483
Flugschriften ohne datierbares Erscheinungsjahr Außführlicher Entwurff Derer Zwischen itzigem Pabste Innocentio XI. und Ludovico XIV. Könige in Franckreich, Rechts schwebender gefährlicher Irrungen und Mißhelligkeiten, wegen der Von Franckreich für Seine zu Rom würcklich residirende Ambassadeurs und Ober-StaatsMinistres mit Bestand zu praetendiren befugt-vermeynter Freyheits-Berechtigungen, Zusampt denen bisher darinnen ergangenen Acten und Actitaten. Mit Anhang zweyer vornehmen und hocherleuchteten Jctorum und Politicorum, Ziegleri und Wicquefortii, Unvorgreifflich und unpartheylich Special- und General aus denen Geschichten, und dem darinnen enthaltenen VölckerRechte geführten Ermessens, o. O. [1687?]; SuStBA 4°Gs Flugschriften 1992. Copia eines Send-Schreibens, Welches, auf Verordnung des Türkischen Kaisers, aus dem Feldläger vor Neuhäusel, nach Eroberung dieser Vestung, an den Richter und Commendanten zu Ofen, überschicket worden. Woraus zuersehen, Wie feindseelig die Türken gegen den Christen gesinnt, und mit was Bitterkeit sie dem Christen-Nahmen Hon-sprechen: Erstlich aus der Türkischen in die Lateinische Sprache, und itzo in das Teutsche übersetzet, o. O. [ca. 1683-1684?]; UBA 02/IV. 13.4.227 angeb. 2. Die Eigentliche und warhafftige Accords-Puncten, Zwischen Ihrer Königl. Majest. von Dennemarck, Und der Schwedischen Besatzung In Wißmar, A m 13. 23ten Decembr. dieses zu End lauffenden 1675. Jahrs getroffen Samt vielen neuen Wunderzeitungen und Zeichen herauß gegeben am letzten Christmonats deß alten und 10 Jenner deß neuen Jahrs, o. O. [1675/76]; UBA 02/IV. 13.4.204 angeb. 10. Die Federn stieben, Der Hahn mauset sich, Das ist: Ein Zeit vertreibender Discurs von den Frantzösischen Niederlagen, deren die erste bey Straßburg, unter dem Marschall de Turenne, mit seiner Person selbst eigenem Verlust; die andere bey der Contzinger Brücke, unweit Trier, unter dem Commando Marschalls de Crequi, der nachgehends in Trier gefangen worden, geschehen; Ingleichen von Beläger- und Eroberung Trier, und andern merck-würdig passirenden WeltHändeln mehr, geführet von etlichen hin und wieder reisenden Personen, o. O. [1675?]; UBA 02/IV. 13.4.203 angeb. 5. Gründliche und warhaffte Vorstellung, Deren Von Zeit angefangenen Gegenwärtigen Kriegs, Denen Ertz- Stifftisch- und Churfürstl. Cöllnischen Landen, So wohl in Prophan- als Religions Sachen zugefügten harten Beschwerden, o. O. [1702/03]; G F 6087. Neueste Frantzösische Friedens-Vorschläge, o. O. [ca. 1693]; UBA 02/IV.13.4.215 angeb. 6. Schreiben Des Lucifers An Franckreich, o. O. [ca. 1695]; UBA 02/IV.13.4.215 angeb. 11. Die schwangere, Aber Einen Fehlgebährende Lilie, Mit Einer Beylage, die Rechtfertigung Ihrer Rom. Keyserl. Majestät Waffen wider die Cron Frankreich, zu Beschützung des H. Römischen Reichs, in sich haltend, o. O. [ca. 1673]; U B A 02/IV. 13.4.200 angeb. 13. Der stoltze Melcher, Sambt einer Besprecknuß Von das Frantzoß Krieg Mit der Holland. Welches Durch Veranlassung eines Saphoyers der Fridens-satten-vnd gern-kriegenden teutschen Jugend zum Meßkram verehret wird, o. O. o. J.; SuStBA 4°Gs Flugschriften 17. [I. I. Β. B. W.], Vaticinium Historico-Poeticum, Deß Triumphirenden Reichs-Adlers, Wasgestalt derselbe seine Flügel in Orient außbreiten wird, und durch eine vierfache Alliance deß Ottoman-
484 nischen Reichs Untergang prognosticiret. Durch I. I. Β. B. W., o. O. o. J.; UBA 02/IV. 13.4.228 angeb. 5. [Johann Andreas Gruber], Vereinigter Soldaten und Schäfer Discurs zwischen Krieg- und Friedens Hoffnung In Beliebter Verse-wechsel Dem Hochsünnigen Leser gehorsamst zu gewidmet Durch Zu Dero Dienst beflissenen Diener Johannem Andream Grubern, Comoedianten, o. O. [ca. 1675]; UBA 02/TV.13.4.203 angeb. 13. Das Verkehrte Glücks-Spiel Europäischer Alliantzen, Welche Vornehmlich in diesem Jahrhundert, unter denen Europäischen Potentaten und Republiquen, geschlossen, hingegen aber durch listige Staats-Streiche, Gegen-Alliantzen, auch andere Glücks- und seltzame Zufälle wunderlich seyn verkehrt worden. Nebenst Vielen merckwürdigen Seltenheiten und curiösen Anmerckungen vorgestellet, o. O. o. J. [ca. 1684]; UBA 02/IV.13.4.211 angeb. 4.
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Illustrierte Einblattdrucke 1655 Deutliche Vorstellung mit was Herrlichkeiten der Durchleuchtigste Fürst und Herr Herr Leopold Ignatius Ertzhertzog zu Österreich ec. den 16. Iunij im Jahr 1655. Zu Preßburg Zum König in Hungarn einmühtig erwehlet und [...] gekrönet worden, o. O. [1655]; abgebildet in Harms II, 339.
1657 Friedens-Gemähld, Für die Evangelische Schul-jugend in Augspurg, bey widerholtem Danckund Frieden-Fest, den 8. Augusti Anno 1657. außgetheilet, [Augsburg 1657]; abgebildet in Jesse, Friedensgemälde, S. 94-95.
1658 Der Allerdurchleiichtigste Großmächtigste und unüberwündlichste Fürst [...], o. O. 1658; abgebildet in: Porträtsammlung Wolfenbüttel, Inv. Nr. A 4654. Der Allerdurchleiichtigste, Großmächtigste, und unüberwindlichste Fürst [...], Augsburg 1658 von Marx Anton Hannas; Westfälisches Landesmuseum Münster, ohne Inv. Nr. Banchetto Imperiale et Elettorale Fatto II. di primo Agosto 1658 in Francfort, [Frankfurt 1658]; Westfälisches Landesmuseum Münster, Inv. Nr. 67-111 LM. Bericht von der, den 22. Julii (1. Augusti) An. 1658. zu Franckfurt am Mayn geschehenen Keyserlichen Crönung"; Staatsbibliothek zu Berlin -Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 9017m. Consilio et Industria, [Nürnberg 1658]; abgebildet auch in: Porträtsammlung Wolfenbüttel, Inv. Nr. A 4670. Eigentliche Abbildung und Beschreibung des Auffzugs zu dem Ritterlichen Köpfe Rennen, Kupferstich 1658. Einzug der Rom. Kayserl. Mayt. Leopold dess Ersten [...] sammt der Churfürstl. Durchl. in Bayrn [...] in [...] München gehalten Abends den 25. Augusti 1658, o. O. 1658; Staatliche Graphische Sammlung München. Friedens-Gemähld, Für die Evangelische Schul-jugend in Augspurg, bey widerholtem Danckund Frieden-Fest, den 8. Augusti Anno 1658. außgetheilet, [Augsburg 1658]; abgebildet in Jesse, Friedensgemälde, S. 96-97. Huldigung. Nach deme der Allerdurchleuchtigste, Großmächtigste, und Unüberwindlichste Fürst und Herr, Herr Leopoldus [...], o. O. 1658; Westfälisches Landesmuseum Münster, ohne Inv. Nr.
486 Iconographia Arcus Triumphalis Invictissimo Caesari, Ac Dom. Dom. Leopoldo [...], Nürnberg 1658 von Peter Troschel; Staatliche Graphische Sammlung München, Inv. Nr. 157005. Kurtze Relation und Entwurff, der Rom. Käyserl. Mayest. Leopold I. Zu Nürnberg gehaltenen Einzugs, Nürnberg 1658; Westfälisches Landesmuseum Münster, ohne Inv. Nr. Leopoldus Imperii Atlas! Willkomms Lied, Nürnberg 1658; Westfälisches Landesmuseum Münster, A 97.1.235. Serenissimus, potentissimus atque invictissimus princeps [...], [Frankfurt] 1658 von Abraham Aubry; abgebildet in Porträtsammlung Wolfenbüttel, Inv. Nr. A 4655. Trochaische Glückwünschung: Welche Dem Aller-Durchläuchtigsten, Großmächtigsten und Unüberwindlichsten Fürsten und Herrn Herrn Leopoldo Dem Ersten [...] gehalten, Nürnberg 1658; Westfälisches Landesmuseum Münster, A 97.1.239. Wunsch und Seuffzer Zu der bevorstehenden Römisch-Teutschen Keyser-Wahl, Nürnberg [1657/1658]; abgebildet in Wanger, Kaiserwahl und Krönung, S. 343.
1659 Der Löwen-Bär-Elephant-Tyger- und Adlers-Streit, o. O. 1659; Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 9109kl.
1660 Beyder Großmächtiger Königreiche, Franckreichs und Hispanien, Vom Himmel glücklich erhörter Wundsch: Den getroffenen Frieden [...] belangend, Frankfurt/Main 1660; Verleger: Abraham Aubry; GNM, Inv. Nr. HB 24131, Kapsel 1220. Castrum Doloris, Oder Trauriger Schauplatz und Grabschrifft, über den Tödlichen Hintritt Ihro Königl. May. von Schweden, o. O. [1660]; abgebildet in Harms II, 348. Frantzösischer Prächtiger Einzug deß Königs und der Königin In Paris, Frankfurt/Main 1660; Verleger: Abraham Aubry; GNM, Inv. Nr. HB 24608, Kapsel 1222a. Friedens-Gemähld, Für die Evangelische Schul-jugend in Augspurg, bey widerholtem Danckund Frieden-Fest, den 8. Augusti Anno 1660. außgetheilet, [Augsburg 1660]; abgebildet in Jesse, Friedensgemälde, S. 100-101. Der Löwen-Bär-Elephant-Tyger- und Adlers-Streit, o. O. 1660; abgebildet in Harms II, 345. Uber das Höchst-seelige Abieiben Des Durchleuchtigsten, Großmächtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Caroli-Gustavi, Der Schweden, Gothen und Wenden Königes [...], o. O. 1660; abgebildet in Harms III, 224.
487
1661 Augustissimo Romanorum Imperatori Leopoldo I. Germaniae, Hungaria, Bohemiae, Dalmatiae, Croatiae, Slavoniae Regi [...] Astroscopium Aquilae Romanae Sacrum, o. O. 1661; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 8458gr.
1663 Abbildung der im Jahr 1663 den Türcken übergebenen Vestung, Neuhäusel [...], [Nürnberg o. J.]; abgebildet in Harms II, 357. Abbildung des Serinischen Treffens bey dem Fluß Muhr geschehen, o. O. [1663]; ÖNB, Flugblätter·, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1663/2. Eigendliche Abbildung, der neuen erbauten Vestung, deß Grafen von Serin, welche genandt wird, Serin-War, sampt den umbligenden Schantzen, Flüssen, Wäldern [...], o. O. 1663; abgebildet in Harms II, 356. Eigentlicher Abriß der Reichstags Solennitat, o. O. [1663]; G N M , Inv. Nr. HB 6339, Kapsel 1328. Kurtzer Entwurff, der Rom. Kayserl. Mayest. Leopoldi, zu Regenspurg gehaltenen Einzugs, geschehen den 12. (22.) Decemb. Im Jahr Christi 1663, Regensburg [1663]; Drucker: Christoff Fischer; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA9430gr. Kurtzgefaste Historische Beschreibung, welcher Gestalt die namhaffte Hungarische Grentz Vestung Neuheusel [...] an die Feinde mit Accord übergangen, [Frankfurt/Main 1663], Verleger: Abraham Aubry; abgebildet in Harms II, 359. Recht eigentlicher Abriss und Bildung der neu aufgebauten Ungarischen Vestung Neu-Serin, sampt dero Schantzen, und wie solche von den Türcken albereit angefochten: mit beygesetzter eigentlicher Abbildung der Vestung Clausenburg, o. O. 1663; abgebildet in Harms II, 355. Stadt-Land-Haus und allgemeines tägliches Buss-Gebet, Nürnberg 1663; abgebildet in Alexander, German Single-Leaf Woodcut, Bd. 1, S. 172. Türckischer Jammer-Spiegel oder Buss-Spohm, Frankfurt/Main o. J.; G N M , Inv. Nr. HB 24692, Kapsel 1337. Warhafft- und eigentlich Geometrischer Grund-Riß, des alten Gräflichen Haus Serin-War [...], o. O. [1663]; GNM, Inv. Nr. HB 24991, Kapsel 1345. Warhaftige Abbildung der Belägerung der Berümbten Gräntzvestung Neüheüsel [...], Nürnberg 1663; Verleger: Jacob Sandrart; abgebildet in Harms II, 360. Der weitberühmten Ungarischen Gräntz-Vestung Neu-Häusel, Eigentliche Abbildung, mit ihren Schantzen, und Gräben, und wie solche von den Türcken belägert und gestürmet wird, Frankfurt/Main [1663]; abgebildet in Harms II, 358.
488 Der weltberühmten Ungarischen Vestung Neuheusel Eigentliche Abbildung [...], o. O. [1663]; GNM, Inv. Nr. HB 25006, Kapsel 1345.
1664 Abbildung der denckwürdigen Schlacht, welche den 19. Julii Anno 1664. die Christen mit dem Erbfeinde, nach Entsetzung Leventz, gehalten [...], Nürnberg [1664]; Verleger Johann Hofmann; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1664/1. Abbildung und Beschreibung des herrlichen Siegs, welcher durch Gottes Hülf und Beystand, den 19. Julii 1664. von den Christen, wider die Türcken erhalten worden, Nürnberg [1664]; Verleger: Paulus Fürst; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 9526m. Eigendlicher Abriss, mit angehenckten kurtzen Bericht, was bey der gewaltigen Brucken bey Osseth [...] in dem Jenner dieses 1664. Jahres passiret [...], o. O. 1664, abgebildet in Harms II, 362. Eigendtlicher Abriß, mit angehencktem kurtzen Bericht, was bey der gewaltigen Brucken bey Esseckh [...] 1664 passiret, Augsburg [1664], Verleger: Martin Zimmermann; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1664/3. Friedens-Gemähld, Für die Evangelische Schul-jugend in Augspurg, bey widerholtem Danckund Frieden-Fest, den 8. Augusti Anno 1664. außgetheilet, [Augsburg 1664]; abgebildet in Jesse, Friedensgemälde, S. 108-109. Grundrichtiger Verlauff des zwischen Herrn Gen. Monticuculi und Türckischen Haubt-Armee an der Raab vorgegangenen Treffen, woselbst die Türcken nach 7 Stund lang wehrenden Gefecht mit hinterlassung reicher Beuthen das Feld räumen müssen, Nürnberg [1664]; abgebildet in Harms II, 365. Die große Victoria der Christen, so in Oberungarn wider den Türken erhalten wurde, o. O. 1665; Westfälisches Landesmuseum Münster, Ereignisdarstellungen Format I. LETTRE ESCRITE Α MADAME DE NANVAILLE, o. O. 1664; abgebildet in Harms I, 217. Rechter und wahrer Abriß der Türkischen grossen Handelsstadt Fünffkirchen, o. O. [1664]; GNM, Inv. Nr. HB 5089, Kapsel 1345. Rechteigentliche Abbildung der Stadt Sigeth und Vestung Canischa, samt einer Beschreibung, wie die bemeldte Stadt Sigeth und Vestung belagert [...] o. O. [1664]; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1664/2. Warhaffter und glaubwürdiger Bericht, eines erschrecklichen Wunderzeichen, so sich den 28. Januari dieses 1664. Jahrs [...] an der Sonnen erzeiget, Nürnberg 1664; Verleger: Paulus Fürst; abgebildet in Harms I, 197.
489 1665 Die grose Victoria der Christen so in Ober Ungarn Anno: 1664 [...] wieder den Türcken erhalten wurden, Dresden 1665; Drucker: Melchior Bergen; Stecher: Nicolas Weißhun; Westfälisches Landesmuseum Münster, Inv. Nr. 67-538 L M .
1666 Eigentliche Abbildung der Königlichen Infantin aus Spanien, als Käiserl. Braut, wie solche ihren Einzug zu Meyland in Welschland gehalten, nach dem Leben gezeichnet: Dabey der Europeischen, Könige und Königinnen Glückes-Zuruff zufinden, o. O. 1666; GNM, HB 24777, Kapsel 1222a. Eigentlicher Kupffer Entwurff und Beschreibung der Herri. Festivitaeten so bey dem Kais. Beylager gehalten worden, ο. Ο [1666/1667]; ÖNB, Porträtsammlung, Ε 21.023-C(D)RF. Frohes Teütschland auf!, [Nürnberg 1666]; Verleger: Johann Hofmann; GNM, Inv. Nr. H B 24512, Kapsel 1314a. Gründliche warhafftige und eigentliche Beschreibung derer jenigen vortrefflichen und ehedessen unerhörten Festivitäten, welche sich bey der Hochzeit des unüberwündlichsten Römischen Keysers Leopoldi I. Zwischen denen zweyen Elementen dem Wasser und Lufft begeben haben, o. O. 1666; abgebildet in Harms III, 199. Käyserliches Vermählungs-Fest, geschehen zu Wien den 5. Decemb. A. 1666, [Nürnberg 1666], Verleger: Johann Hofmann; abgebildet in Harms III, 198.
1669 Die Uhralte Christen- aber nun von dem Türcken überwundene Stat Candia, o. O. [1669]; Verleger: Paulus Fürst; G N M , Inv. Nr. HB 1896, Kapsel 1345.
1671 Eigentliche und warhaffte, und nach dem Leben gestalte Bildnussen, Der ehe dessen höchstberühmten Ungarischen Grafen, Nunmehro aber wegen abscheulicher Conspiration wieder Unser Allerdurchlauchtigstes und Unüberwindlichstes Römisches Oberhaupt Justificirten Rebellen, Nadasti, Serini, Franchipani und Bonis, ο. Ο [1671]; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 9980kl. Warhaffte Contrafactur und Abbildung, deren ehmals Vornehm-Berühmten drey Ungarischen grafen, nachmals aber an Ihrer Römischen Kayserl. Mayst. höchst-vergriffenen Rebellen, Nadasti, Serini und Fragipani, mit beygefügter ausführlicher Beschreibung, was massen selbig, dem billich-ergangenem Urtheil gemäß zur Execution gezogen, und den 30. April dieses 1671. Jahrs vom Leben zum Tod gebracht worden, o. O. 1671; UB Frankfurt, Flugblattsammlung Gustav Freytag.
490
1672 Abbildung, welcher Gestalt der Hungarische Haupt-Rebell Picaii, neben 19. andern seiner Gehülffen, zur wolverdienten Straff gezogen und hingerichtet worden, zu Arva den 28. Novembr. Anno 1672, o. O. [1672]; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1672/1. Eigentliche Vorstellung und Abriß der höchstberühmten Vestung Schencken-Schantz, o. O. [1672]; GNM, Inv. Nr. HB 24607, Kapsel 1346. Europäischer Potentaten wie auch Französisch-Holländischer-praeparatorien Enckhösen in Holland 1672, GNM, Inv. Nr. HB 18588, Kapsel 1314a.
Staats-Discurs,
1673 Abbildung des allzufrüh entseelten Leichnams, der Allerdurchläuchtigsten Fürstin und Frauen, Frauen Margaretha, Wien 1673; GNM, Inv. Nr. HB 24734, Kapsel 1362. Abbildung welcher gestalt Ihro Rom. Kay. May. von denen Hochlöbl. [...] Ständen [...] nach bemelter Haubtstatt Grätz [...] gehohlet worden, o. O. 1673; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1673.3/1. Delineatio. Oder eigentlicher Abriß und Entwurff Der Kayserlichen Battaglia, Wie selbige bey dem Rendevous zu Eger [...] gestellet gewesen, o. O. [1673]; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 10230gr. Delineatio. Oder eigentlicher Abriß und Entwurff Der Kayserlichen Battaglia, Wie selbige bey dem Rendevous zu Eger [...] gestellet gewesen, o. O. [1673]; ÖNB, Porträtsammlung, Inv. Nr. PK 3001/966. Eigentlicher See-Abriß, Der am 7. 8. Brachmonats st. n. und 28. 29. May st. v. zwischen denen Englisch-Frantzösischen und Holländischen Flotten zweymal hefftig-fürgegangenen HaubtSchlacht, o. O. 1673; GNM, Inv. Nr. St. N. 10480; Kapsel 1346. Epitaphium Augustissimae Margaritae Caesaris Leopoldi I. Coniugis, [Wien 1673]; Verleger: Johann Martin Lerch; abgebildet in Harms IV, 313. Gedenck-Zeichen, abbildend auf was Weise die Stadt Utrecht, von den Frantzosen den 23. Nov. 1673. verlassen worden, nach dem sie fünff Tage zuvor 15 der fürnehmsten Herrn aus derselbigen als Geisel, zu Bezahlung der Brandschatzung, weggeführet hatten, o. O. [1673]; GNM, Inv. Nr. HB 948, Kapsel 1346.
1674 Ausführlicher Bericht, und eigentlich-beygefügter Entwurff, deß bey Ensheim, unweit Straßburg, zwischen denen mit Ihrer Rom. Kayserl. Majest. verbundenen, und der Frantzösisch, unter Möns, de Turenne kriegenden Armee, am 4ten Weinmonats fürgeloffen blutigen Treffens, Nürnberg [1674]; Verleger: Wolf Eberhard Felsecker; Westfälisches Landesmuseum Münster, Format II, Inv. Nr. 76-54.
491 Außführliche Vorstellung und Beschreibung der erschröcklichen Schlacht, welche sich zwischen denen Kayserl. Spannischen und Staadischen, als Alliirten Völckern, einer Seits; Und dann denen Franzosen unter dem Printzen de Conde ander Seits, den 11. und 12. Augusti, dieses 1674 Jahres, bey Seneffe ereignet, Nürnberg 1674; Verleger, Johann Hofmann; Staatsbibliothek zu B e r l i n - P r e u ß i s c h e r Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 10410gr. Beschreibung der Schlacht so den 1 . 1 1 . Augusti 1674 Zwischen den Käyserlichen, Spaniern und Holländern bey Seneff mit den Frantzosen gehalten worden, o. O., o. J.; abgebildet in Diarium Europaeum, 29. Teil, Appendix, eingebunden bei S. 297. Gewisse Erzehlung, Von dem Sieghafften Treffen, [...] am 12. Augusti, dieses 1674. Jahrs, o. 0.[1674]; abgebildet in; Alexander/Strauss, German Single-Leaf Woodcut, Bd. 2, S. 789. Gewisse Erzehlung, Von dem Sieghafften Treffen, [...] am 12. Augusti, dieses 1674. Jahrs, o. O. [1674]; G N M , Inv. Nr. HB 1801, Kapsel 1346. Grundrichtige Vorstellung und ausführliche Beschreibung der trefflichen Stadt und Vestung Gräfe, Nürnberg [1674]; Verleger: Johann Hofmann; G N M , Inv. Nr. HB 1799, Kapsel 1346. Marte IsthoC LaVrls pVgnante est AVstria DIVes", o. O. 1674, Westfälisches Landesmuseum Münster - Porträtarchiv Diepenbroick, Inv. Nr. C-500754 PAD.
1675 Abriß und eigentliche Beschreibung Deß Schlosses und Stadt Wolgast in Pommern, ο. O. [1675]; G N M , Inv. Nr. HB 26671, Kapsel 1346. Des Herren Gänerallen Thuranii leestrs Kriegs und Abschid gesang [...], Straßburg 1675; abgebildet in Alexander/Strauss, German Single-Leaf Woodcut, Bd. 2, S. 738. Eigentliche Abbildung der Stadt Wißmar, sampt kurtzem Bericht, ihres Alterthums, Ursprungs, Gelegenheit und der Zeit passirenden Kriegs-Unruhe, ο. O. [1675]; G N M , Inv. Nr. H B 1806, Kapsel 1346. Die Eroberung Der Stadt Trier, o. O. [1675]; abgebildet in Harms IV, 274. Tapferes Helden-Siegen, nach Blut-gefärbten Kriegen, der Reichs-bekandten zweyen Helden Chur-Brandenburg, und General Montecuculi, o. O. 1675; Staatsbibliothek zu Berlin-Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 10570m.
1676 Die Durchleuchtigste Prinzessin und Fräulein, Fräulein Eleonora Magdalena Theresia. Vermählte Rom. Kaiserin, 1676, Nürnberg [1676]; Verleger: Felsecker; GNM, Inv. Nr. HB 5263, Kapsel 1306. Einzug der Käyserlichen Gesponß [...], Lintz 1676; Drucker: Johann Jacob Mayr; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 10723.
492 Klägliche Abbildung, Deß Allerdurchleuchtigisten Christmildest Endtseelten Leichnambs, der [...] Claudiae Felicitae, Augsburg [1676]; Verleger: Elias Wellhofer. Leich-Begängnüß Der Allerdurchlauchtigsten Rom. Kayserin Claudiae Felicitae [...], o. O. [1676]; GNM, Inv. Nr. HB 3612, Kapsel 1362. Neublickende und Wunsch-glückende Götter-Freud beyder glorwürdigsten Kaiserl. Majestäten, ο. O. [1676]; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1676/2.
1677 Eigentliche in Prospect und Grund verfertigte Abrisse der weitberühmten und schon zu mehrmahlen Belagerten Stadt Valenchien, ο. O. [1677]; GNM, Inv. Nr. HB 949, Kapsel 1346.
1679 Durch Gottes Gut, Erfolgt der Fried. Das ist Eigentliche Vorstellung Des vor kurtz-verwichener Zeit Zwischen unterschiedlichen Hohen Potentaten in Europa geschlossenen Höchst-erfreulichen Friedens, Nürnberg [1679]; Verleger: Johann Jonathan Felsecker und Wolfgang Eberhard Felsecker; GNM, Inv. Nr. HB 21710, Kapsel 1220.
1681 Eigendliche Vorstellung, Welcher massen Ludovicus XIV. König in Franckreich und Navarren, Und Seine Hochwürdige Gnaden, als Bischoff zu Straßburg Ihren solennen Einzug, in die vor disem sehr berühmte Reichs-Stadt Straßburg gehalten, und was sonsten für curiose Sachen sich aldorten begeben, o. O. [1681]; SuStBA, Einblattdrucke nach 1500, Nr. 98. Wahre Abbildung der Crönung Ihro Kays. Mayt. Eleonorae Magdalena Threresia, zur Hungarischen Königin in Edenburg [...], o. O. [1681]; abgebildet in Harms IV, 275.
1682 Denckwürdiger Abrieß etlicher in Ungarn bezeichneten Personen und Oerthen derer in unterschiedlichen historischen Tractätlein gedacht wird wie dieselben im Jahr 1660 anfänglich durch eine particular 1674 aber durch eine allgemeine Verfolgung mit vielfältigen treffen und blut vergießen überzogen sind und ach leider biß heutiges tages noch unChristlich überzogen und gepreßet werden, ist vorgestellet Anno 1682, o. O. 1682; Kupferstichkabinett Dresden in Mappe Β 1979,3 12. Bl. Wahrhaffte eigentliche Abbildung und Conterfey Des fürtrefflich-Tapfferen Ungarischen Helden Teckeli, o. O. 1682; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1682/1.
493 1683 Abbildung der Kays. Haubt- und Residentz Stadt Wienn in Osterreich [...], o. O. [1683]; Stecher und Verleger Michael Wening; G N M , Inv. Nr. HB 18626, Kapsel 1346. Aigentliche Beschreibung der Türckischen grossen Haupt-Armee gestelten Schlacht-Ordnung [...], o. O. 1683; Verleger und Stecher Michael Wening; G N M , Inv. Nr. H B 24605, Kapsel 1346. Ausführliche Vorstellung Des warhafftigen Verlauffs, die bishero scharffe Belagerung der Weltberühmten Kayserlichen Residenz-Stadt Wien [...] betreffend, Nürnberg [1683]; Verleger Leonhard Loschge; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1683/4. Eigentliche Abbildung derjenigen Execution, welche, aus Befehl des jetzt regierenden Türkischen Kaysers, Mahumets des Vierdten, an dessen Groß-Vezier Kara Mustapha etc. In diesem zu End-lauffenden 1683. Jahr ausgeübet worden, o. O. 1683; UB Frankfurt, Flugblattsammlung Gustav Freytag. Eigentliche abermalige Belagerung Der Kayserlichen Residentz-Stadt Wien, von der Ottomannischen Porten, An. 1683, o. O. [1683]; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1683/2. Grundrichtiger Entwurff, des Stands und Verlauffs, bey Entsetzung Der Kayserlichen Residenz-Stadt Wien, o. O. [1683]; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1683/16. Klagender Mufti, [o. O. 1683]; GNM, Inv. Nr. HB 14031, Kapsel 1314a. Umständlicher und warhafftiger Bericht, Welcher gestalt die Türckische Haupt-Vestung Gran, in Nider-Ungarn gelegen, von den Christlichen Völckern [...] glücklich erobert worden, Augsburg [1683]; Drucker: Jacob Koppmayr; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1683/13. Vienna a Turcis obsessa, Wien [1683]; Drucker Leopold Voigt; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1683/8. Vienna a Turcis obsessa, Lintz [1683]; Drucker Johann Rädlmayr; ÖNB, Flugblätter-, Plakateund Exlibris-Sammlung 1683/11. Wahre eigentliche Grund-Verzeichnis und Situation Der Kayserl. Haupt- und Residenz-Stadt Wien [...], o. O. 1683; GNM, Inv. Nr. HB 5086, Kapsel 1346. Wahre und Eigentliche Abbildung, Der, dieser Zeit, von dem Türckischen Mord-Saibel, höchst geängstigten, doch recht Resoluten und Wehrhafften Hertz-Haupt-und Käyserl. Residenz-Stadt Wien, in Oesterreich, Nürnberg 1683; Verleger Johann Hofmann; Ö N B Flugblätter-, Plakateund Exlibris-Sammlung 1683/3. Warhaffter Verlauff und eigentlicher Abriß, der, von denen Kayserlichen und Alliirten ReichsVölkem, eine kurze Zeit belägert gewesnen [...] Stadt und Vestung Gran, Nürnberg [1683]; Verleger: Leonhard Loschge; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1683/14.
494
1684 Eigentlicher Abriß, Wie Ihr Aller-Christl. Maytt. See-Flotte die Stadt Genua Bombardiret hat von dem 17. biß 24.May, 1684; o. O. [1684]; GNM, Inv. Nr. HB 950, Kapsel 1346. Der elende und schimpffliche Abzug deß Türckischen Groß-Veziers auß der Christenheit, und deß Türckischen Hofs, und der krumm- und lahmgehauenen Türcken Klag-Geschrey über den so elend-geführten Feld-Zug, o. O. 1684; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, YA 11286m. Wahre Abbildung Der Nider-Ungarischen Haupt- und Türckischen Residens-Stadt Ofen, o. O. 1684, GNM, Inv. Nr. HB 18623, Kapsel 1346. Wer suecht, der findt. Deß Türckischen Groß-Vizirs Cara Mustapha Bassa Zurück-Marsch, von Wienn nacher Constantinopel, Wien 1684, Drucker: Leopold Voigt; ÖNB, Flugblätter-, Plakateund Exlibris-Sammlung 1689/2.
1685 Abbildung der Belägerung Neuhäusel welche den 19./9. Augusti 1685 mit Sturm wieder erobert worden, o. O. [1685]; abgebildet in Harms IV, 281. Recht Sonder- und Wunderbahres, Auch Denck- und Merck-würdiges Schau-Essen, o. O. 1685; GNM, Inv. Nr. HB 797, Kapsel 1284. Die Stadt und Vestung Coron, wie dieselbe durch die Venetianische Waffen beschossen und erobert worden Anno 1685, o. O. [1685]; abgebildet in Harms II, 380.
1686 Belagerung der Königlichen Haupt und Residentz Stadt Ofen, o. O. [1686], GNM, Inv. Nr. HB 24213, Kapsel 1346a. Türckisches Schweiß-Bad. Oder Vorstellung der grossen Angst, Schröcken und Bestürtzung, o. O. [1686],
1687 Beschreibung, Deß grossen und herrlichen Siegs, welchen der Allerhöchste der Römischen Käyserlichen Majestät, und Ihro Churfürstl. Durchl. in Bayern, zwischen Mohaz und Darda, den 12. Augusti dieses 1687. Jahrs verliehen hat, Frankfurt [1687]; Verleger: Matthäus Schnatz; abgebildet in Harms IV, 284. Eigentliche Vorstellung Des verlassenen Esseck und eroberten Walpo [..,] Nürnberg 1687; Verleger: Johann Jonathan Felsecker; UB Frankfurt, Flugblattsammlung Gustav Freytag. Eingentlicher Anfang und Ausgang der Ofner-Verrätherey, o. O. 1687; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1687/1.
495 Umbständliche Relation und Vorstellung Des durch die tapfere Venetianische Waffen in Morea Anno 1687. den 22. Julii glücklich erhaltenen Sieges, Nürnberg [1687]; Verleger Johann Christoph Lochner; abgebildet in Harms IV, 283. Warhaffte und eigentliche Erzehlung Deß durch Eroberung der festen Dardanellen, Patrasso und Lepanto Ruhm-erhöheten Siegs-Glücks Venetianischer Waffen, Nürnberg 1687; Verleger: Johann Jonathan Felsecker; UB Frankfurt, Flugblattsammlung Gustav Freytag.
1688 Höchstglückliche Beläger-Bestürm- und Eroberung der Welt-beruffnen Stadt und Vestung Griechisch-Weissenburg, Nürnberg [1688]; Verleger: Johann Christoph Lochner; UB Frankfurt, Flugblattsammlung Gustav Freytag. Eigendliche Beschreibung der Hungarischen Haupt- und Grenzt-Vestung GriechischWeissenburg, Nürnberg 1688; Verleger: Johann Hofmann; G N M , Inv. Nr. HB 1828, Kapsel 1346a.
1689 Eigentlicher Abriß der Belagerung vor der Churfl. Ertzbischoff ichen Residentz-Stadt Mäyntz, Frankfurt/Main [1689]; Verleger Johann Georg Walther; abgebildet in Harms IV, 285. Umbständlicher Bericht und eigentliche Vorstellung, der vor kurtz verwichnen Zeiten in trefflichem Zier und Wachsthum gestandnen Welt-beruffnen Stadt Speyer, Nürnberg [1689]; Verleger: Johann Christoph Lochner; G N M , Inv. Nr. H B 3890, Kapsel 1346a. Umständliche Beschreibung Der Französ. Grausamkeit in Heydelberg, Welche vom verwichenen Octobris 1688. bis in das Monat Februarii 1689. verübet worden, Nürnberg [1689]; Verleger: Joh. Jonathan Felsecker; G N M , Inv. Nr. HB 15005, Kapsel 1346a.
1691 Eigentlicher Abriß und umständlicher Bericht des Hitzigen Treffens der Christen wider die Türcken, o. O. [1691], G N M , Inv. Nr. HB 1830, Kapsel 1347.
1692 Neuer Fürtrefflicher Sommer-Sieg durch die fürtreffliche Eroberung Groß Wardein, [o. O. 1692], GNM, Inv. Nr. HB 1831, Kapsel 1347.
1697 Abbildung Der Türckischen Muffty, Welche Wegen des grossen Verlust ihrer Armee, nicht weit von Segedin, [...] ihnen die Bart vor Jammer haben ausgeraufft, o. O. [1697]; UB Frankfurt, Flugblattsammlung Gustav Freytag.
496
1699 Warhaffter Abriß des Lagers der Kay. und Turk. Gesandten bey Carloviz, o. O. [1699]; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1699/5.
1701 Der obersten Planeten in der Christenheit Oppositio oder Gegenschein, o. O. [1701]; Fragment; GNM, Inv. Nr. HB 29542.
1702 Ihrer Römisch-Königl. May. etc. etc. wohl-angeordnetes Feld-Lager, Wien [1702]; Verleger Stephan Dietl; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1702/3/4. Kurtze und warhaffte Relation Von dem zwischen der Kayserlichen und Frantzösischen in Italien stehenden Armee bey Luzzara den 15. Augusti 1702 vorgegangenem blutigem Treffen, Wien [1702]; Verleger: Johann Baptist Schönwetter; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und ExlibrisSammlung 1702/3/6.
1703 Eigentliche Vorstellung Der Vestung Rothenbergs, Nürnberg [1703]; Verleger: Felseckersche Erben; GNM, Inv. Nr. HB 1837, Kapsel 1348. Merckwiirdige Vorstellung der Sieg-reichen Dapfferkeit der Tyrolerischen Bauern, Wien [1703]; Verleger: Johann Paul Sedlmayr; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1703/3/4. Der tapffere, und Mannhaffte Fuhrmann von Sahl, Noymair genannt, welcher von 2000. getreuen Bauren für ein commandirendes Oberhaubt, wider die Vatterlands-Feind erwöhlet worden, o. O. [1703]; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1703/3/3.
1704 Der Bäyerfürst als ein listiger Fischer, Straßburg [1704]; GNM, Inv. Nr. HB 13768, Kapsel 1314a. Eigentliche Vorstell- und Abbildung Des am Mariä Heimsuchungs fest als den 2. Juln 1704. zwischen denen Kayserl. und hohen Alliirten eines und denen Französisch- und ChurBayerischen Völckern andern Theils vorgegangenen blutigen und harten Treffens, samt der Eroberung [...] der Stadt Danauwerth, Nürnberg [1704]; Verleger: Johann Jonathan Felseckers Erben; GNM, Inv. Nr. HB 28247, Kapsel 1348. Inständige Genads-Anflehung Des, Von ihrem Herrn und Landes-Vattern verlassen und Verwaisten Hertzogthum Bayerns an das Ertz-Hertzogthum Oesterreich, o. O. [1704]; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1704/3/1.
497 Die Noch zum Beschluß des siegreichen 1704ten Jahrs, den 26. Decembris unter des Kayserlichen Herrn Feld-Marchalen General Heisters Excellentz wider den Ragozi und dessen Rebellischen Anhang in Kupffer vorgestellte und wahrhafftig beschriebene herrliche Victorie bey Tyrnau, Nürnberg [1704]; Verleger: Felseckersche Erben; GNM, Inv. Nr. HB 5120, Kapsel 1348.
1705 Denckwiirdiges Vögel-Gefecht, So sich den 12. Jenner An. 1705. sechs Stund von Pariß, nahe bey Neufville begeben und zugetragen, Augsburg [1705]; Formschneider: Albrecht Schmid; GNM, Inv. Nr. HB 24642, Kapsel 1284. Triumph der österreichischen Frömmigkeit, Nürnberg um 1705; Stecher: Christoph Weigel; GNM, Inv. Nr. HB 4921, Kapsel 1248a. Vorstellung Der Höchstselig-verblichenen Majestät Des Allerdurchleuchtigsten Römis. Käysers Leopoldi I., Nürnberg [1705]; Verleger: Johann Jonathan Felsecker Erben; ÖNB, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung 1705/3/2. Vorstellung Der Höchst Selig-verblichenen Majestät Des Aller Durchleuchtigsten Rom. Kaysers Leopoldi I., o. O. [1705]; GNM, Inv. Nr. HB 3477.
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Illustrierte Einblattdrucke ohne Datierung Abbildung des Adlers mit dem Creutz, so an Statt des vorm Jahr [...] herunter genommen Türkkischen Monds Zaichen [...] wider aufgesetzt worden ist, o. O. 1686/87; GNM, Inv. Nr. HB 6483, Kapsel 1248. Arcus Triumphalis Quo Sancta et Augusta, ο. Ο. [ca. 1660]; abgebildet in Harms IV, 265. Ausländisch-Europäische, wie auch Französisch-Holländische Staats-Eröffnung, Delft [vermutlich 1672/73]; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 10030m. Die beängstigte und durch tapffere Gegenwehr vertheidigte Vestung Rheinfels und St. Goar, o. O. [1692/93]; GNM, Inv. Nr. HB 1832, Kapsel 1347. Ε vinto Buda [...], o. O. o. J.; GNM, Inv. Nr. HB 14033, Kapsel 1346a. Eigentlicher Abriß der berühmten Nieder -Ungarischen Stadt und Vestung Sigeth [...], o. O. [ca. 1670]; GNM, Inv. Nr. HB 1796, Kapsel 1346a. Die leicht entnommene, aber schwer wieder gewonnene Chur und Ertzbischöffliehe Residentz Stadt Mayntz, Hamburg o. J.; GNM, Inv. Nr. HB 5100, Kapsel 1346a. Schaut hier die Helden, Nürnberg [1683/84]; Stecher Johann Azelt, Verleger David Funck; GNM, Inv. Nr. HB 18649, Kapsel 1346. Teutschlandes fröliches Zuruffen, Zu glükseliger Fortsetzung, der mit Gott, in Regespurg angestellten allgemeinen Versammlung, o. O. [1663/64]; Verleger Paulus Fürst; abgebildet in Harms II, 331. Vertrübter Türckischer Sultan, o. O. o. J.; GNM, Inv. Nr. HB 14030, Kapsel 1314a. Der von dem im Ottomannischen Reich jetzt herrschenden Groß-Sultan in denen Gebieten Oberund Nieder Ungarn, Polen, Moscaus und Morea aufgestellte Glücks-Hafen, Nürnberg o. J.; Verleger: Johann Jonathan Felsecker; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 11590. Das von süsser Friedens-Ruh schlaffend, und über heuntigen Welt- und Kriegs-Lauff Träumende Deutschland, o. O., o. J.; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 11020. Wie die Arbeit, So der Lohn, [München 1683/84]; Verleger und Stecher Michael Wening; GNM, Inv. Nr. HB 18633, Kapsel 1373a.
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Geschichtswerke Franz Adam von Brandis, Frucht-bringend Oesterreichische Lorbeer-Zweig, Das ist, AllerKürzeste Erzehlung Der Denk-würdigisten Begebenheiten so sich mit dem Hoch-Löblichsten Königlich- Franck-Haabspurg-Oesterreichischen Erz-Hauß, von Pharamundo an, biß auff jetzige Zeit ereignet, Augsburg 1674. Johann Baptista Comazzi, Immer grünender Käyserlicher Lorbeer-Krantz, Oder Grundrichtige Erzehlung Der Fürtrefflichsten Staats-Verrichtungen, und Glorwürdigsten Heldenthaten Des ietzo Regierenden Unüberwindlichsten Römischen Käysers Leopold des Grossen; Anfangs in Italiänischer Sprach verfasset [...] Anietzo aber wegen gantz ungemeiner Beschreibung solcher Denckwürdigsten Begebenheiten mit Bewilligung des Authoris In das Teutsche übersetzet. Mit Rom. Käyserl. Allergn. Freyheit, 2 Teile, Augsburg 1690. Christian Juncker, Curieuser Geschichts-Calender, in welchem alle ruhmwürdigste Thaten Des Aller-Durchlauchtigsten und Aller-Großmächtigsten Käysers Leopoldi des Grossen, Und was von Dessen Geburth an, biß auff ietzige Zeit, so wohl in Teutschland als dem Heil. Rom. Reich angehörigen Landen merckwürdiges vorgegangen, Auff eine besondere und neue Art, fast von Tage zu Tage mit möglichsten Fleisse verfasset und auffgezeichnet worden, von M. Christian Junckern Mit Churf. Sächs. Gnäd. Privilegio, Leipzig 1697. Johann Burkhard Mencke, Leben und Thaten Sr. Majestät, des Römischen Käysers Leopold des Ersten, Leipzig 1707. Galeazzo Gualdo Priorato, Historia di Ferdinando III. Imperatore, Wien 1672. Galeazzo Gualdo Priorato, Historia di Leopoldo Cesare continente le cose piü memorabili successe in Europa dal 1656 sino al 1670, Bd. 1 und 2, Wien 1670, Bd. 3, Wien 1674. Galeazzo Gualdo Priorato, Continuatione dell' Historia di Leopoldo Cesare, nella quale si descrive la Ribellione d'Ungheria, Wien 1676. Galeazzo Gualdo Priorato, Ragguaglio di quanto eseguito nel terzo Matrimonio di S. Maestä Cesareaann. 1676, Wien 1677. Euch. Gottlieb Rinck, Leopolds des Grossen, Rom. Käysers, wunderwürdiges Leben und Thaten aus geheimen nachrichten eröffnet, und in vier Theile getheilet, Leipzig 1709. Johann Adam Schenckel, Vollständiges Lebens-Diarium Deß Allerdurchleuchtigsten, Großmächtigst: und Unüberwindligsten Römischen Käysers Leopoldi I. Deß Grossen [...] Dero GroßThaten, und Regierungs-Verrichtungen biß auf dises Jahr inhaltend, Auß verschidenen Scribenten, und Sprachen gezogen, in dise besondere Art verfasset, und in Druck verfertiget, 2 Teile, Wien 1702. Johann Ludwig Schönleben, Dissertatio Polemica de Prima Origine Augustissimae Domus Habspurgo-Austriacae [...], Laibach 1680.
500 Hans Jacob Wagner von Wagenfels, Ehren-Ruff Teutschlands, Der Teutschen Und Ihres Reichs, Wien 1691. Franz Wagner, Historia Leopoldi Magni Caesaris Augusti, Augsburg 1719 und 1732.
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Theaterstücke, Periochen und Szenare Christian Gryphius, Der Teutschen Rätzel-Weißheit Dritten Theils Andere Vorstellung Von dem Fechten, Breslau [1704]; abgedruckt in Gajek, Das Breslauer Schultheater, S. 362-366, hier S. 365. Johann Christian Hallmann, Johann Christian Hallmans Längst-erfundenes Und in HochTeutscher gebundener Rede Gesetztes Freuden-Spiel, Betittelt Das Beperlte Leuen-Hertz Oder Die Vergnügte Majestät [...], Breslau 1669; abgedruckt in Gajek, Das Breslauer Schultheater, S. 241-244. Gottfried KiipfFender, Die Hoheit und Nutzbarkeit Der Teutschredenden Cantzeln, Cantzelleyen, und Cathedern, Breslau [1697]; abgedruckt in Gajek, Das Breslauer Schultheater, S. 355-362. Daniel Casper von Lohenstein, Sophonisbe, Trauerspiel, Breslau 1680; abgedruckt in Klaus Günther Just (Hrsg.), Daniel Casper Lohenstein. Afrikanische Trauerspiele. Cleopatra. Sophonisbe, Stuttgart 1957. Georg Wende, Als Ihro Rom. Kais, auch zu Hungarn und Böhaim. Königl. Mayt. Unserm Allergnädigsten Herrn, Ein Ertz-Hertzoglicher Printz und Herr gebohren wurde, wolte Die Edle Music Auff den 9. Augusti dieses 1678. Christ-Jahres Nach Mittage umb Ein Uhr Eine erfreuliche Zus a m m e n k u n f t , in welcher Unterschiedene Personen auß allerhand Ständen ihre Musicalische, nach ihrer Art abgefaste, Stücke in dem Gymnasio zu Mar. Magdal. vorstellen sollen [...], Breslau [1678]; abgedruckt in Gajek, Das Breslauer Schultheater, S. 343-346. Francesco Sbarra, II pomo d'oro. Festa Teatrale Rappresentata in Vienna per l'Augustissime Nozze delle Sacre Cesaree e Reali Maestä di Leopoldo e Margherita [Wien 1667]. Arsace, Stiffter deß Partischen Reichs, Wien 1698. Der bey dem allgemeinen Welt-Friede von dem Grossen Augustus geschlossene Tempel des Janus auf dem lang-gewünschten Frieden-Feste Welches im Jahr 1698 in Hamburg gefeiret ward in einem Singe-Spiel vorgestellet, Hamburg [1698]. Die Fürsichtigkeit Gottes (Eulogius und Justinian), Köln 1686; abgedruckt in Szarota, Jesuitendrama, Bd. 3,1, S. 411-414. Die Fürsichtigkeit Gottes (Eulogius und Justinian), Münster 1686; abgedruckt in Szarota, Jesuitendrama, Bd. 3,1, S. 405-410. Glorwürdiges Österreich, Münster 1689; abgedruckt in Bahlmann, Jesuiten-Dramen, Nr. LXI, S. 271-274. Die Klufft-Höle deß Vulcanus. Anführung zu einem Dantz. An dem glorwürdigsten NahmensTag Ihrer Rom. Kayserl. Majestätt Leopold Deß Ersten, Wien 1686. Die Macht der Kindlichen Lieb, Wien 1698. Narcissus. Ein Hirten-Gedicht, Wien 1699.
502 Newes Historisch-Politisches Schau-Spiel, Genandt Die Teutsche Groß-Königin Leoniida, o. O. 1673; abgedruckt in Klaus Reichelt (Hrsg.), Historisch-politische Schauspiele, Tübingen 1987. Der Romolo, Wien 1702. Die Sig-prangende Römische Monarchey zu Befrolokung Der beglicktisten Geburth Ihrer ErtzHerzoglichen Durchleucht Josef, Wien 1678. Vienna anno 1683 liberata, Köln 1684; abgedruckt in Bahlmann, Jesuiten-Dramen, Nr. XXXVII, S. 212-214.
503
Sonstige gedruckte Quellen Johann Conrad Barth, Buda recepta, labarum anicianum: Das wieder-eroberte Ofen Zu einem unüberwindlichen Panfer, In der Königlichen Frey-Stadt Oedenburg, In Nieder-Ungarn, bey dem Evangelischen Bet-Haus aufgerichtet Durch Johann Conrad Barth, Predigern daselbst, Regensburg 1686. Franciscus Blöchinger, Geistliche Stein-Grub: Das ist Vier und Siebentzig außerlesene newe Predig, o. O. 1690. Thomas Buccellinus (Hrsg.), Agnus Triumphans et Gloria Sanctorum. Das ist: Dienst-schuldige Lob- und Ehren-Predigen, auff die Hochfeyerliche Fest-Täg deß Jahrs, und auff die vomemmiste Solemniteten der lieben Heyligen und Außerwöhlten Gottes gerichtet, München 1686. Johann Peter Dauber, Austriacae gentis origo sive invictissimi, potentissimi gloriosissimique Romanorum Imperatoris Semper Augusti Leopoldi [...] tempora ex antiquis monumentis deducta & carmine, Kassel 1658. Johann Nicolaus Flamitzer, Praerogativa Austriacorum Meritorum: Oder Eine kürtzliche adumbration, in welcher so wol die hoch erheblich presanten Motiven in genere, so dermalen bey Lebzeiten glorwürdigst regierenden Keyserlichen Majestät Leopoldi Invictissimi Dem gemeinen Besten des Römisch Teutschen Reichs, die Erwählung eines Römischen Königs und künfftigen Successoris, abheischen thun: Als auch in specie die unvergleichlichen Privilegia Virtutum & Meritorum, So da Ihro Majest. den gecrönten Ungarischen König Josephum, Aus dem glorwürdigsten Ertz-Hauß Oesterreich, Vor allen Europäischen Printzen, zu solcher Römischen KönigsWürde vivaciter recommendiren, pro rudi Authoris Minerva fürgestellet seynd, Nürnberg 1690. Benjamin Gerlach, Danck-Predigt, Wegen Dero Rom. Kayserl. auch zu Hungarn und Bohaim Königlichen Majestät, Und Dero Vereinigten Wider Se. Majest. den König von Franckreich durch die Gnade Gottes erhaltenen herrlichen Sieges [...] In Gegenwart der Löblichen Evangelischen Herren Landes Officirer und Land-Stände, beyder Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer, und Der gantzen Evangelischen Gemeine vom Lande und Stadt, [...] geprediget, Und Auf gedachter Herren Landes Officirer Anordnen zum Druck gegeben, Breslau [1675]. Johanne Giebelhusio, Vota Solemnia, Quibus [...] Leopoldum [...] Communi, Serenissimi Collegii Electoralis suffragio, Kalendis Augusti Anni 1658 Romano-Germanorum Imperatorem Coronatum Musarum Chorus deveneratur, ο. Ο [1658], Franciscus Andreas Groner, Uni Trino Deo Devota, Confidens, Accepta, Grata, Austria, Α Sacra Caesarea Majestate Leopoldo [...] Festivo Apparatu In celeberrimae Urbis Viennensis [...] repraesentata [...], Wien 1682. Adalbertus Olitorius von Großwytz, Deus unus et trinus. Der Dreyfach Persohnierte Ein Einiger Gott Vorgestellt Mit Dreyfachen Herrlichkeiten Der Großmächtigkeit, Barmhertzigkeit und Lieb, Absonderlich gegen der Statt Wien. An dem Fest-Tag der Unzertheilten Allerheiligsten Dreyfaltigkeit zu Wienn in Oesterreich in dessen uhralten und deroselben Ersten alldorten auffgerichten Kays. Capelln auff den Alten Kienmarckt, Wien 1682. Christian Hermann, Die Krafft des Gläubigen Gebeths Einer sterbenden Majestät, Wie auch eines gehorsamen Volckes, Bey Publication Des Den 5. Maji Nachmittage im 1705ten Jahre Er-
504 folgten tödlichen Hintritts, Des Weyland, Allerdurchlauchtigsten und Großmächtigsten Fürsten und Herren, Herren Leopoldii [...], Breslau [1705]. Johann Lucas Hyldebrand, Aquilae in felici Leopoldi I. Gloriosissimae memoriae Romanorum Imperatoris, Ad coelum transitu inservientes: Seu Castrum Doloris Ad celebranda magnifica Exequiarum solemnia Septima Junii incepta, & undecima finita, In Sacra aede aulica ad Virginem Lauretanam erectum. Die Bey dem Gott-seeligen Hintritt Leopolds des Ersten, Glorwürdigster Gedächtnüß, Gewesenen Römischen Käysers Auffwartende Adler: Oder das TodtenGerüste, Welches zu Begehung der Herrlichen Exequien Für allerhöchst-gedachte Se. Käys. Majest. [...] auffgerichtet, Und von Johann Luca Hyldebrand, Käys. Majest. Hof-Ingenieur, und dieses Wercks Erfindern, Zu ewig-wehrenden Angedencken mit vier in Kupffer gestochenen Rissen so wohl von dem Gerüste an sich, als denen dabey in der Kirchen gestandenen Schrifften vorgestellet, Und jezo mit einer deutlichen Beschreibung Unter einem Special-Käyserlichen Privilegio an das Licht hervor gegeben worden [...], Wien 1705. Georg Haidlberger, Genethlion Austriacum Das ist Oesterreichische Jubel- Lob- und EhrenPredig, zu Underthänigsten Ehren, deß Durchleuchtigsten jüngsthin, den 26. Tag Julii lauffenden 1678 Jahrs Der Welt hoch erfrewlich Gebomen Oesterreichischen Erb- und Ertz-Printzen Josephi, Jacobi, Ignatii, Joannis, Antonii, Eustachii, Wie auch deß gantzen Hochloblichsten Durchleuchtigsten Hauses Oesterreich In beyseyn einer ansehenlichen Volck-Mänge, den 21. Augusti (war der zwölffte Sonntag nach Pfingsten) In deß Heiligen Römischen Reichs-Statt Augspurg Hohen Dom-Stiffts-Kirchen vorgetragen, Augsburg 1678. Johann Christoph Hainzmann, Ad thronum patemae gloriae ex non agint a gradibus consistens scala regia, quam sub auspiciis augustissimi et invictissimi Leopoldi I. Rom. Imperatoris, &c. Ungariae, Bohemiae, Dalmatiae, Croatiae, & Sclavoniae Regis, &c &c. serenissimus & apostolicus Josephus I. electus et coronatus Rex Romanorum, &c. serenissima electorum principum gloria deducente, Conscendit, Floribus totidem, & Versibus exornata Ab Apolline et Musarum Choro, referente Joan. Christoph. Hainzman, Phil. & Med. D. Oppidi Sup. Austriae Riedlingani Phys. Ord. Cum Licentia Superiorum, Augsburg 1690. Dominicus Kaiin, Aggratulation und Ehrn-Rede, Auff die hochgewünschte Römische Wahl, und Krönung In welcher Als ein newer Römischer König und Käyser Der Durchleuchtigist, Großmächtigste, Fürst und Herr, Herr Leopoldus [...] Durch einhellige, billiche Gelübdt und Vota deß Churfürstlichen Collegii Zu Franckfurt am Mayn Den 18. Monats Julii, im 1658. Jahr inaugurirt, erkennt, erwehlt, und alsdann den 1. dits mit gewöhnlichen Ceremonien in Frewden gekrönt worden, o. O. 1658. Ignatius Kriechbaum, Lapis Iacob oder Stainenes Danck- und Denckzeichen zu Ehren Der hochheiligst-unzertheilten Dreyeinigkeit [...] Bey herrlich-angestelter Dedication oder Einweyhung gemelter Bild-Saul, vorgetragen, Wien [1692], in: Beschreibung deß, Zu Ehren der Allerheiligisten Dreyfaltigkeit allhie auff dem Graben auffgerichten dreyeckichten weissen Marmorsteinenen Pyramidis sambt der zu Zeit der Einweyhung allda gehaltener Lob-Predig, Wien o. J. Johann Reinhard Marx, Typus Gloriae Austriacae a Rudolpho I. Habsburgensi ad Serenissimum [...] Leopoldum [...] Per Gloriosissimos ex eadem Augusta Austriaca Stirpe Caesares Antecessores Derivatae Una cum Electione eiusdem Sacr. Caes. Majestatis in Imperator: Romanorum Varia Poesi exhibitus a Ioanne Reinardo Marxio Imperialis Ecclesiae S. Barthol. Francofurt. Canon. Sumptibus Auctoris, 1658.
505 Hans Sigmund von Ottenfels, 1660. Beschreibung Oder Relation Uber den Einzug und Erbhuldigungs Actum In dem Ertzhertzogthumb Kärndten, Klagenfurt 1660, ND Klagenfurt 1976. Johann Joseph Pachner von Eggenstorff, Vollständige Sammlung aller von Anfang des noch fürwährenden Teutschen Reichs-Tags de Anno 1663 biß anhero abgefaßten Reichs-Schlüsse, ND der Ausgabe Regensburg 1740-1777, Hildesheim u. a. 1997. Matthias Pecher, Imago Caesaris. Kayserliche Tugend-Bildnuß In Leopoldo Dem Ersten, und Grossen, Weyland Höchst-Seeligisten, und Glorreichisten Angedenckens Römischen Kayser, etc. etc. Bey dem Hoch-ansehenlichen Traur-Gerüst, und drey-tägiger Leich-Begängnuß, Den 25. 26. und 27. Junii vorgestellet Von P. Mattheo Pecher, der Societet Jesu Priestern, der Zeit Kayserlichen Ordinari-Hof-Prediger zu Insprugg; Mit Verlaub der Oberen, Innsbruck 1705. Wolfgang Rauscher, Oel und Wein Deß Mitleidigen Samaritans Für die Wunden der Sünder. Das ist Catholische, mit Christlichem Ernst, geistreicher Schärpfe, und Müdigkeit vermischte Predigen, zu Bekehrung und ewigen Heyi Der Verwundten Seelen angesehen, Und an denen Sonn-Tägen deß gantzen Jahrs auff der Cantzel vorgetragen von P. Wolfgango Rauscher Der Gesellschafft Jesu Priestern, und Stifft-Predigern in Unser L. Frawen-Kirchen zu München. Der andere Theil, Dillingen 1690. Ignatius Reiffenstuell, Wunder-voller Adlers-Flug Zur Göttlichen Sonne in Himmel. Das ist Glor-würdigiste Lob-Ehren- und Groß-Thaten Weylands Leopoldi Diß Nahmens des Ersten [...], Wien 1705. Georg Philipp Ris, Gott Lob-opfernde Dancksagung [...] Durch die Glückseligste Geburt deß Durchleuchtigsten Fürsten und Herrn Herrn Josephi [...] allergnädigst erfreuet, In deß H. Reichs Löbl. Stadt Augspurg bey grosser Versamblung in der Neu-erbauten Kirchen A. C. zum H. Creutz auf Obrigkeitliche Verordnung den 21. Tag Augusti mit vollen Freuden abgelegt, Augsburg 1678. Laurentius Johannes Rudawski, Europae triumphus, cum Sacri Romani Imperii Electores Unanimi consensu Francofurti ad Moenum Leopoldum Primum Hungariae ac Bohemiae Regem Potentissimum, Imperatorem dicerent [...], Wien 1658. Abraham a Sancta Clara, Aller Freud, und Fried, Fried und Freud, So wohl bey denen Lebendigen, als Abgestorbenen, ist Ursach Maria, Wohin schon längst gezielt Augustinus Der grosse Kirchen-Lehrer mit seinem Gebet, o. O. 1698. Abraham a Sancta Clara, Neuerwöhlte Paradeis - Blum, Von dem Allerdurchleuchtigsten Ertz - Haus, Oesterreich, und dessen allgehörigen Erb - Cronen [...], Wien 1675. Abraham a Sancta Clara, Prophetischer Willkomm, Das ist: Ein Weissagung von Glück ohne Tück Der dritten Kayserl. Vermählung Leopoldi Mit Eleonora Magdalena Theresia, [...] So in einer Predig in dem Höchen Passauer Stifft in Wienn, Maria Stiegen genandt, Zu Ehren des Oesterreichischen Schutz-Herrn Leopoldi [...] gehalten den 14. Decemb. an welchen Tag obbesagtes Kayserliches Beylagers-Fest zu Passau Hochfeyerlich vollzogen, Nun mehr aber in Druck verfertiget, Und in dem Prächtigen wie auch Freuden-Vollen Einzug nacher dero Kayserlichen Residentz Statt Beeden Mayestätten unterthänigst praesentiret worden, Durch den Ehrwürdigen Pr. Fr. Abrahamum a S. Clara, Wien 1677.
506 Andreas [a Sancta Theresia], Tugendriechender Blumen Büschel. Das ist Lob-schuldige EhrenPredigen von Christo dem Herrn unnd denen lieben Heyligen Gottes. Auch allerley andere Cantzel Reden [...], München 1679. Andreas Sax, Leopoldus Der Erste und Grosse, Weyland Großmächtigster, und Unüberwindlichster Römischer Käyser, Auch zu Hungarn, und Böheimb König, Ertz-Hertzog in Oesterreich, Marggraff in Mähren, etc. etc. Bey Feyerlich-drey Täg Gehaltenen Exequien, Den achten Tag Heumonaths in der Kirchen der Gesellschafft Jesu Zu Sanct Michael, Brünn 1705. Johann Scheffer, Syncharma genethlialogon sive natalitia gratulatio ad Auspicatissimum Ortum Serenissimi Hispaniarum, Indiarumque Principis Philippi Prosperi Quam maximo Hispaniarum, Indiarumque Monarchae Philippo IV. [...] d. d. d. c. Ioannes Scheffer, Frankfurt 1658. Johann Ludwig Schönleben, Annus Sanctus Habspurgo-Austriacus, Salzburg 1696. Just. M. Sieber, Barclaisches Türcken-Bild, oder, der Türcken und ihres Wesens Beschreibung, Auß des Herrn Joh. Barciajens Icone Animorum ins Teutsche übersetzt, und mit beyfälligen Gedancken herausgegeben von Just Siebern, Nürnberg 1684. Joseph Spindler, Betrübtes Liebs-Andencken Dero Von Gott, und denen Menschen allzeit Beliebten Weyland Rom. Käys. Majestät Leopoldi I. etc. etc. Bey pflicht-schuldiger Abstattung dreytäglicher Traur-Begängnuß einer Hochlöbl. Grätzerischen Universität und Collegii der Soc. Jesu, Grätz [1705], Kaspar Stieler, Zeitungs Lust und Nutz, Oder: derer so genanten Novellen oder Zeitungen, wirkkende Ergetzlichkeit, Anmut, Notwendigkeit und Frommen, Hamburg 1695, ND Bremen 1969. Georg Teubner, Das wegen Seines Glorwürdigen Landes-Vaters Verwaysete Vaterland, Bey dem Hohen Todesfalle Des Allerdurchlauchtigsten [...] Leopoldi I. Nach dessen Betrübniße Pflicht und Tröste In der Kirchen zu St. Elisabeth Der Kayser- und Königlichen Stadt Breßlau, Aus der ordentlichen Epistel Dom. Rogate, Jac. I, 22-27, Breslau [1705]. C. L. Thucelius, Augusti Corona Augustissima Augustae Coronata. Das ist: Die Crone aller Prinzesinnen auf Erden, Nemlich, des Leopoldi magni et pii Käyserliche Gemahlin, [...] Frau Eleonora Magdalena Theresia, [...] Mit allen hierzu erforderenden Solennitäten und größten Herrlichkeiten in des Heil. Reichs Stadt Augspurg Den 9. (19.) Jenner des 1690sten Jahrs gesalbet, Und durch die erfolgte Reichs-Crönung zu allen Competirenden Praeminentien confirmiret worden, Augsburg [1690]. Elias Veiel, Die Prophetische Bitte und Dancksagung Deß hoch-erleuchten und glückseeligen Königs David In einer Siegs- und Dancks-Predigt, Auß dem LX. Psalmen. An dem Anno 1686. Den 5. Sept. Dom. XIV. Trin. Wegen Eroberung der Königl. Haubt-Stadt Ofen, Angestellten Freuden-Fest, Der christlichen Gemeinde in Ulm zu betrachten fürgetragen, Von Elias Veieln, der H. Schrifft D„ Ulm [1686], Tobias Wagner, Tübingische Friedens-Predig, Dieses fürbey lauffenden 1679. Jahrs den 25. Tag May, welcher war der Sonntag Rogate. Auff dem damals im Hertzogthum Württemberg angesetzten Danck-Fest, Uber dem durch Gottes Gnad im H. Römischen Reich zu Nimmögen geschlossenen Frieden, Bey Volckreicher Gemein und Versammlung gehalten durch Tobiam Wagnern, der Heil. Schrifft Doctorn, Cantzlern bey der Universität und Probsten der Kirchen zu Tübingen, Tübingen [1679],
507 Abgetrocknete Thränen. Das ist: Von der Wunderthätigen Zäher-trieffenden Bildnus der Gnaden-reichen Gottes-Gebährerin, So zu Pötsch in Ober-Hungam Anno 1696. den 4. Monats-Tag Novembris an beeden Augen zu weinen angefangen, und folglich (Die Aussetzungen beygerechnet) biß 8. December geweinet. Lob-Preiß-Danck- und Lehr-Discursen, [...] So dann auch verschiedenen Predigten, So in dem uralten Passauerischen Gottes-Haus in Wien Unser Lieben Frauen Stiegen, Vor hochgedachten Gnaden-Bild [...] vorgetragen worden, Nürnberg und Frankfurt 1698. Außfiihrliche Erzehlung, Welcher gestalt dem Durchtigen [!] Fürsten und Herrn, Herrn Leopoldo Ignatio, Ertz-Hertzogen zu Oesterreich, ec. die Erbhuldigung von allen Vier Ständten deß Löblichen Ertz-Hertzogthumbs Oesterreich gelaistet worden, in der Kays: Residentz-Statt Wien, den 26 Januarij Anno 1655, Augsburg 1655. Bauer-Lied Oder Glück-Wunsch auf den Käyserlichen Namens-Tag Leopoldi I. Den 15. December Anno 1688, o. O. [1688]. Der Beglückwünschte Doppel-Sieg, Des Aller Durchlauchtigsten und Unüberwindlichsten Römischen Käysers. Wider Den überwundenen König auß Franckreich; gewidmet, Wien 1675. Beschreibung dess zu Ehren der allerheyligsten Dreyfaltigkeit alhie auff dem Graben auffgerichteten dreyeckichten weissen marmorsteinernen Pyramidis, Wien 1692. Codex Austriacus, Bd. 1 und 2, Wien 1704. Coronatio Leopoldi Primi Solemnissima: Das ist, Denckwürdige Beschreibung, Mit was überaußstattlichen Ceremonien und Solemnitäten der Allerdurchleuchtigster, Großmächtigster und Unüberwindlichster Fürst und Herr Herr Leopold der Erste, Zu Hungarn und Böheim König, ec. ec. ec. Anfangs Donerstag den 18. 8. Julii dieses 1658. Jahrs, in der Heyl Rom. Reichs freyer Wahl- und Handels-Stadt Franckfurt am Mayn, durch ordentliche Wahl der gegenwertigen Herren Herren Churfürsten, und der anwesenden gevollmächtigte Abgesandten, zum Ober-Haubt der Christenheit erwehlt: folgen Donnerstag den 1. Augusti, 22. Julii, ingegenwart vieler tausend hohen vnd nieder Stands-Personen, sowol Bürger und Innwohner, als Außländer, zum Römischen Käyser gekrönt: und endlich, nach glücklich vollendetem Crönungs-Werck, mit allermänniglichs frolockendem zuruff: Vivat Leopoldus Imperator! höchst erfreulich begrüst worden.Mit beygefügter deutlicher Anzeige: Wieviel vornehme Herren, und welche mit Nahmen, Allerhöchstgedachte Ihre Käyserl. Mayst. damahlen in S. Bartholomaei Stiffts-Kirchen öffentlich zu Rittem geschlagen. Allen Liebhabern der Historien zum besten eilfertigst in Truck verfertiget, Augsburg 1658. Ecce, biceps aquila occasum collustrat et ortum! Kurtze Beschreibung Deß Kayser: und Königl. Einzugs, In deß Heiligen Römischen Reichs Stadt Augspurg, Mittwochs den 31. Augusti 1689. Revidirt in der Hochgräfl. Reichs-Erb-Marschall-Pappenheim Canzley alda, [Augsburg 1689]. Einzug Der Rom. Kays. Auch Zu Hungarn und Böheimb Königl. Mayest. Ertz-Hertzogen zu Oesterreich, In die Haubt- und Residentz-Statt Wienn den 1. October, 1658, ο. Ο. [1658]. Das Hoch-beehrte Augspurg, Oder Wahrgründliche Vorstellung, Der Hochwichtigen Handlungund Verrichtungen, So Bey und Nach dem Hoch-erfreulichsten Einzug Beyder Rom. Kayserl. Majestäten, Wie auch der Königl. Majestät in Ungarn, Ingleichem verschiedener Churfürstl. Gnaden und Durchleuchtigkeiten, nebst der Abwesenden Vortrefflichsten Gesandten und Bottschafften, auch anderer Stände deß Heil. Römisch. Reichs; und darauf erfolgter Höchst-
508 ansehlichser Prächtigster Krönung [...] In deß Heil. Rom. Reichs Freyer Stadt Augspurg, Denckund Merckwürdiges von Tag zu Tag vorgegangen [...], Augsburg 1690. Iubilaeum Vindelico-Eucharisticum, Oder Glücklich und Herrlich vollbrachtes Jubel-Fest Zu schuldigsten Ehren unnd danckbarlicher Gedächtnuß deß allberait 500. Jahr in deß Heil. Rom. Reichs Statt Augspurg Hochlöbl. Gottshauß und Pfarr-Kirchen zum H. Creutz würdiglich verehrten, und in Blutrother Fleisch-Gestalt annoch sichtbarlichen Wunderbahrlichen und W u n d e r t ä tigen H. Sacraments, Durch ein gantze Hochfeyrliche Octav von dem 10. May dises lauffenden 1699. Jahrs biß auff den 17. Inclusive [...] gehalten [...] Nunmehr [...] außfiihrlich beschriben, und mit sambt denen damahls vor ansehlichem und ungemein Volckreichen Auditorio von Hochund Wohl-Ehrwürdigen unterschidlichen Standts. und Ordens-Predigeren Ruhmwürdigist abgelegten Zehen Lob- und Ehren-Predigen, München 1699. Kurtzer Entwurff, Der auf die höchst-erwünschte Geburt deß Kayserl. Prinzen Josephi zu Augspurg angestelten Festivitaet den 11.21. Aug. 1678, o. O. [1678]. Lob- und Sinnreiche Ehren-Predigen, Von dem Hochheiligen Joseph, Pfleg- und Nehr-Vatter Jesu Christi, Wie auch Jungfräulichen Gespons der allerseeligist-unbefleckten HimmelsKayserin Mariae. Welche auß eiffrigist-tragender Andacht Ihro Römis. Kayserl. Majestett Leopoldi I. In Erkiesung dessen zu einem allgemeinen Schutz-Patron über Dero Erb-Königreich und Provincien, Durch eine gantze Octav In der hochlöblichen Thumb-Kirchen bey S. Stephan zu Wien, einer Volckreichen Menge täglich zweymal aufferbauhlichiste vorgetragen worden, im Monath May, 1675, Wien 1676. Neu-Erweckter Andachts-Eyffer, Das ist: Hoch-Feyr und Freudenreiches Ehren-Fest, Welches Bey jüngst-geschehener solenner Erheb- und Beysetzung der fünff Glorwürdigen, Hoch-heiligen Leichnamb, Und der vier Augspurgischen Bischöffen Wicterpi, Thossonis, Nidgarii, Und Adalberonis, Wie auch der heiligen Martyrin Dignae. Mit ungemeinem Kirchen-Gepräng den 12. Octobris dises zu End lauffenden Jahrs angestellt, und mit 8. Tägiger Andacht [...] allhier continuirt, Augsburg 1699. Spiegel der Ehren des Höchstlöblichsten Kayser- und Königlichen Erzhauses Oesterreich, Nürnberg 1668. Der Schutz- und Schatten-reich ausgebreitete Käisers-Adler, Oder: Das Glor- grünende Römische Reichs-Zepter, Unsers Allergroßmächtigsten Augusti Leopoldi Des Ersten, In der Reichsberühmten Augustus-Stadt Augspurg vorgestellet, und In einem vollkommenen Verlauff, aller hohen Begebenheiten und Solennitäten allda, so bey der Wahl, als denen Zweyen Krönungen, und was sonsten darbey Denck- Schau- und Leß- würdiges sich zugetragen. In nachfolgender Ordnung, verabfasset, und zusamm getragen, auch mit nothwendigen Kupffem gezieret, o. O. 1690. Sehenswürdige Vorstellung Deren Sinnreichest- und Denckwürdigsten Metaillen, Welche Zu schuldigsten Ehrn-Bezeugungen Ihro Rom: Königl: Majestät Josepho Primo, Wegen Siegreichester Eroberung Der importanten Vestung Landau, Auch glücklichst- zum erstenmahl verrichten Feldzug, Seynd Gemüntzet worden, o. O. 1702. Templum Gloriae Divis Magni Leopoldi Manibus Dicatum; Et Arcus Triumphalis in Honorem Augustissimi Invictissimique Josephi Caesareum in Solium Divinitus Evecti Piisima Mente Manuque Adornatus [...] A Devotissima Gloriosissimae Domui Austriacae Republica Norimbergensi, Nürnberg, Altdorf [1705],
509 Traur-Gerüst Zu Ehren Deß in Gott seeliglich verschiedenen Römischen Kaysers, Ungarischen und Böhmischen Königs Leopoldi I. Auß schuldiger Danckbahrkeit in seiner Leich-Begängnuß auffgerichtet Von dem Collegio der Gesöllschafft Jesu, Und Grätzerischen Hohen Schuell, Grätz 1705. Umbständiglich und Eigentlicher Entwurff, Glorwürdigist. Herrlichsten Einzugs in Wienn, Des Allerdurchleuchtigst. Großmächtigst. Unüberwindlichsten Römischen Kaysers, Auch zu Hungarn und Böhaimb Königs, Ertz-Hertzogens zu Oesterreich, Leopoldi, So geschehen den Ersten Octob. Anno quo erat Vienna LeopoLDI Malestate pLena. In schuldigster Devotion und Gehorsamb in Druck gegeben,und zu Glückwünschung eines fried, glückselig und gesunden Newen Jahrs offerirt, [Wien] 1659. Votiva Acclamatio Ad Auspicatissimum Novae Aquilae Volatum In Solenni Coronatione Augustissimi Romanorum Imperatoris Leopoldi [...], Frankfurt 1658.
Verzeichnis der gesichteten Zeitungen zu den Jahren 1657 und 1658; 1663 und 1664; 1666 und 1667; 1671; 1673 und 1674; 1679; 1684 und 1690* BO
Einkommende Ordinär- und Postzeitungen, Berlin; herausgegeben von der Offizin Runge Titelvarianten: Mittwochischer Mercurius; Sonntagischer Mercurius; Eingekommener Zeitungen Mittwochische Fama; Eingekommener Zeitungen Sonntagische Fama; Eingekommener Zeitungen Dienstagischer Mercurius; Eingekommener Zeitungen Dienstagischer Fama
FJ
Journal, Frankfurt/Main; herausgegeben von Wilhelm und Maria Margaretha Serlin
LP
Leipziger Post und Ordinari Zeitungen, Leipzig; herausgegeben vom Kursächsischen Oberpostamt
Nord. Mere.
Nordischer Mercurius; herausgegeben von Georg und Friedrich Conrad Greilinger
MP
Ordentliche Wöchentliche Post Zeitungen, München; herausgegeben von Lucas und Johann Lucas Straub
MM
Ordinari Zeitung, München; herausgegeben von Johann Jäcklin Titelvarianten: Mercurii Relation Oder Zeittungen, von underschidlichen Orten; Mercurii Relation, Oder Wöchentliche Reichs Ordinari Zeitungen, von underschidlichen Orthen Ordinari Zeittung, Wien; herausgegeben von der Offizin Cosmerovius Ordentliche Postzeittungen, Wien; herausgegeben von der Offizin Cosmerovius
FP
Ordentliche Wöchentliche Postzeitungen (Frankfurter Postzeitung), Frankfurt; hervorgegangen aus der Offizin Birghden; 1658-1702 herausgegeben von Johann Adam Wetzel
Vgl. zu den genauen Bestandsangaben der Zeitungen Elger Blühm u. a. (Hrsg.), Die deutschen Zeitungen des 17. Jahrhunderts. Ein Bestandsverzeichnis mit historischen und bibliographischen Angaben, Bd. 3, Nachtrag, München u. a. 1985 (Studien zur Publizistik 17/111).
511 HO
Wöchentliche Zeitung auß mehrerley örther, Hamburg; herausgegeben von Martin Schumacher Titelvarianten: Ordentliche Zeitung; Post-Zeitung; Ordinari Dienstags Zeitung; Ordinari Donnerstags Zeitung
Ν
Teutscher Kriegs-Curier, Nürnberg; herausgegeben von der Offizin Felsecker Titelvarianten u. a.: Wöchentlicher Friedens- und Kriegs-Currier; Montägiger Ordinari-Friedens- und KriegsCurrier; Freytägiger Ordinari-Friedens- Und KriegsCurrier; Mittwochiger Extraordinari Friedens- und KriegsCurrier; Sambstägiger Extraordinari Friedens- und KriegsCurrier; Wöchentliche Ordinari PostZeitung Von den vornehmsten Europaeischen Orten
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Abbildungsverzeichnis Titel: Ausschnitt aus dem Titelblatt der Flugschrift Mars orientalis et occidentalis. Das ist: Eine kurtze jedoch warhafftig Historische Erzehlung, Sr. triumphierenden Römisch-Kayserlichen Majestät Leopoldi I. des Gerechten, Gegen die Unchristen in Orient, höchst-billig vorgenommene Belägerungen, glücklich-erfolgte Eroberungen, Sieghafft-gehaltene Feld-Schlachten u. d. g. Ludovici XIV. des Tyranisirenden Königs in Franckreich, Im Gegentheil wider die Christen in Occident unbilliger Weise beschehene Einfalle, barbarische Einäscherungen so mancher schöner Städte und Flecken am gantzen Rhein- und Neckar- Strom, und viel andere unterschiedliche Proceduren und Unbilden mehr, etc., o. O. 1689; Österreichische Nationalbibliothek, Sign. 77 Dd. 654. Abb. 1: Illustrierter Einblattdruck: Tapferes Helden-Siegen, nach Blut-gefärbten Kriegen, der Reichs-bekandten zweyen Helden Chur-Brandenburg, und General Montecuculi, o. O. 1675; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 10570m. Abb. 2: Doppelköpfiger Adler mit Porträts des Kaisers und der sieben Kurfürsten; herausgegeben von Paulus Fürst [Nürnberg 1658], Porträtsammlung Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Inv. Nr. A 4670. Abb. 3: Illustrierter Einblattdruck: Bericht von der, den 22. Julii (1. Augusti) An. 1658. zu Franckfurt am Mayn geschehenen Keyserlichen Crönung; Stecher: Johann Martin Lerch; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 9017m. Abb. 4: Kalender von 1661 zur Übergabe der Regierung an Kaiser Leopold I.; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 9944m. Abb. 5: Illustrierter Einblattdruck: Der Allerdurchleuchtigste, Großmächtigste, und unüberwindlichste Fürst [...], Augsburg 1658 von Marx Anton Hannas, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, ohne Inv. Nr.; Foto: Rudolf Wakonigg. Abb. 6: Triumphpforte der Stadt Nürnberg anläßlich der Wahl Kaiser Leopolds I. herausgegeben von Paulus Fürst; München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv. Nr. 157005. Abb. 7: Einblattdruck: Trochaische Glückwünschung Welche Dem Aller-Durchläuchtigsten, Großmächtigsten und Unüberwindlichsten Fürsten und Herrn Herrn Leopoldo Dem Ersten, [...] aller unterthänigst übergeben, Nürnberg 1658; Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Inv. Nr. 97.1.239; Foto: S. Ahlbrand-Dornseif. Abb. 8: Brustbild Kaiser Leopolds I. von Elias Christoph Heiß, Augsburg 1698; Österreichische Nationalbibliothek; Porträtsammlung, Bildarchiv und Fideikommißbibliothek; NB 509.175 BR; Foto: Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv. Abb. 9: Brustbild Kaiser Leopolds I. von Philipp Kilian; Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster - Porträtarchiv Diepenbroick, Inv. Nr. C-500780 PAD; Foto: S. Ahlbrand-Dornseif.
529 Abb. 10: Brustbild Kaiser Leopolds I. in rundem Lorbeerrahmen von Benjamin von Block (vor 1690); Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster - Porträtarchiv Diepenbroick, Inv. Nr. C-500783 PAD; Foto: S. Ahlbrand-Dornseif. Abb. 11: Halbbild Kaiser Leopolds in Harnisch mit Feldherrenstab in ovalem Rahmen; Petr. Aubry exc.; Porträtsammlung Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Inv. Nr. A 4652. Abb. 12: Halbbild Kaiser Leopolds in ovalem Rahmen von Johann Martin Lerch; Österreichische Nationalbibliothek; Porträtsammlung, Bildarchiv und Fideikommißbibliothek; Inv. Nr. Pg 162 149/5 I (65); Foto: Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv. Abb. 13: Illustrierter Einblattdruck: Friedens-Gemähld, Für die Evangelische Schul-jugend in Augspurg, bey widerholtem Danck- und Frieden-Fest, den 8. Augusti Anno 1664. außgetheilet, [Augsburg 1664]; Staatliche Kunstsammlungen Augsburg, Inv. Nr. G 20690. Abb. 14: Illustrierter Einblattdruck: Eigentliche und warhaffte, und nach dem Leben gestalte Bildnussen, Der ehe dessen höchstberühmten Ungarischen Grafen, Nunmehro aber wegen abscheulicher Conspiration wieder Unser Allerdurchlauchtigstes und Unüberwindlichstes Römisches Oberhaupt Justificirten Rebellen, Nadasti, Serini, Franchipani und Bonis, ο. Ο [1671]; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 9980kl. Abb. 15: Illustrierter Einblattdruck: Denckwürdiger Abrieß etlicher in Ungarn bezeichneten Personen und Oerthen derer in unterschiedlichen historischen Tractätlein gedacht wird wie dieselben im Jahr 1660 anfänglich durch eine particular 1674 aber durch eine allgemeine Verfolgung mit vielfältigen treffen und blut vergießen überzogen sind und ach leider biß heutiges tages noch unChristlich überzogen und gepreßet werden, ist vorgestellet Anno 1682, o. O. 1682; Kupferstichkabinett Dresden in Β 1979, 3 12. Bl; Foto: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Deutsche Fotothek, R. Richter. Abb. 16: Illustrierter Einblattdruck: Außführliche Vorstellung und Beschreibung der erschröcklichen Schlacht, welche sich zwischen denen Kayserl. Spannischen und Staadischen, als Alliirten Völckem, einer Seits; Und dann denen Franzosen unter dem Printzen de Conde ander Seits, den 11. und 12. Augusti, dieses 1674 Jahres, bey Seneffe ereignet, Nürnberg 1674; Verleger, Johann Hofmann; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Sign. YA 10410gr. Abb. 17: Illustrierter Einblattdruck: Durch Gottes Güt, Erfolgt der Fried. Das ist Eigentliche Vorstellung Des vor kurtz-verwichener Zeit Zwischen unterschiedlichen Hohen Potentaten in Europa geschlossenen Höchst-erfreulichen Friedens, Nürnberg [1679]; Verleger: Johann Jonathan Felsecker und Wolfgang Eberhard Felsecker; Germanisches Nationalmuseum, Inv. Nr. HB 21710, Kapsel 1220. Abb. 18: LEOPOLDVS - PELLO DVOS; anonym; Titelblatt der Flugschrift Mars orientalis et occidentalis. Das ist: Eine kurtze jedoch warhafftig Historische Erzehlung, Sr. triumphierenden Römisch-Kayserlichen Majestät Leopoldi I. des Gerechten, Gegen die Unchristen in Orient, höchst-billig vorgenommene Belägerungen, glücklich-erfolgte Eroberungen, Sieghafft-gehaltene Feld-Schlachten u. d. g. Ludovici XIV. des Tyranisirenden Königs in Franckreich, Im Gegentheil wider die Christen in Occident unbilliger Weise beschehene Einfalle, barbarische Einäscherungen so mancher schöner Städte und Flecken am gantzen Rhein- und Neckar- Strom, und viel andere unterschiedliche Proceduren und Unbilden mehr, etc., o. O. 1689; Österreichische Nationalbibliothek, Sign. 77 Dd. 654.
530 Abb. 19: Illustrierter Einblattdruck: Der elende und schimpffliche Abzug deß Türckischen GroßVeziers auß der Christenheit, und deß Türckischen Hofs, und der krumm- und lahmgehauenen Türcken Klag-Geschrey über den so elend-geführten Feld-Zug, o. O. 1684, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, YA 11286m. Abb. 20: Illustrierter Einblattdruck: Kaiser Leopold zu Pferd in Rüstung mit Feldherrenstab, Augsburg o. J.; Verleger: Jacob Koppmayer; Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster - Porträtarchiv Diepenbroick, Inv. Nr. C-501719 PAD; Foto: Chr. Förster. Abb. 21: Illustrierter Einblattdruck: Marte IsthoC LaVrls pVgnante est Avstrla DIVos, o. O. 1674, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster - Porträtarchiv Diepenbroick, Inv. Nr. C-500754 PAD; Foto: S. Ahlbrand-Doniseif. Abb. 22: Triumphbogen der Fremden Niederleger in Wien, 1690. Entwurf von Johann B. Fischer von Erlach; Wien, Albertina, Inv. Nr. AZ 8392, M.32/U.8/Nr. 1. Abb. 23: Trauergerüst für Kaiser Leopold I. von Johann Lucas Hildebrandt, Castrum Doloris Kaysers Leopoldi I., Wien 1705; Germanisches Nationalmuseum, Inv. Nr. HB 13875. Abb. 24a: Dreifaltigkeitssäule; Germanisches Nationalmuseum, Inv. Nr. HB 19588. Abb. 24b: Vergrößerung aus Abb. 24a. Abb. 25: Sinnbild eines Trauergerüstes für Kaiser Leopolds I.: Dreifaltigkeitssäule und Mariensäule stützen das Haus Habsburg, in: Traur-Gerüst Zu Ehren Deß in Gott seeliglich verschiedenen Römischen Kaysers, Ungarischen und Böhmischen Königs Leopoldi I. Auß schuldiger Danckbahrkeit in seiner Leich-Begängnuß auffgerichtet Von dem Collegio der Gesöllschafft Jesu, Und Grätzerischen Hohen Schuell, Grätz 1705; Österreichische Nationalbibliothek, Sign. 569.096-B. Abb. 26: Gemälde von Jan Erasmus Quellinus, Krönung Kaiser Karls V. in Bologna; Kunsthistorisches Museum Wien, Inv. Nr. 1766. Abb. 27: Illustrierter Einblattdruck: Eigentlicher Kupffer Entwurff und Beschreibung der Herrl. Festivitaeten so bey dem Kais. Beylager gehalten worden, ο. Ο [1666/1667]; Österreichische Nationalbibliothek, Porträtsammlung, Bildarchiv und Fideikommißbibliothek Ε 21.023-C(D)RF; Foto: Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv. Abb. 28: Illustrierter Einblattdruck: Gründliche warhafftige und eigentliche Beschreibung derer jenigen vortrefflichen und ehedessen unerhörten Festivitäten, welche sich bey der Hochzeit des unüberwündlichsten Römischen Keysers Leopoldi I. Zwischen denen zweyen Elementen dem Wasser und Lufft begeben haben, o. O. 1666; Germanisches Nationalmuseum, Inv. Nr. HB 14618. Abb. 29: Dekoration zum Prolog zu der Oper „II Pomo d'oro", Wien 1668; Schloß Artstetten, abgebildet nach Polleross, Federschmuck und Kaiserkrone, Kat. Nr. 7.18. Abb. 30: Kupferstich: Abbiltung der Jenigen nach dencklichen Sinbilter , so Zu Ehren deß neu gebornen Kay. Printzens, in Wien vorgestellet worden von J. U. Kraus; Germanisches Nationalmuseum, Inv. Nr. HB 15573.
531 Abb. 31: Titelkupfer von Philipp Kilian nach einer Zeichnung von Jonas Arnold aus: Spiegel der Ehren des Höchstlöblichsten Kayser- und Königlichen Erzhauses Oesterreich, Nürnberg 1668; Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Sign. 4 K-K 50. Abb. 32: Thesenblatt von Georg Christoph Eimart, o. 0 . 1692; Graphisches Kabinett des Stiftes Göttweig. Abb. 33: Medaille von J. Wolrab auf den Sieg bei Ofen 1686; Vorderseite: Brustbild Leopolds I. über einer Stadtansicht von Ofen; Rückseite: Josua vor einer Schlachtszene gebietet der Sonne Einhalt, während der Mond bereits zu Boden stürzt; abgebildet nach Lanz 15, 133. Abb. 34: Schautaler auf die Einnahme von Ofen; Vorderseite: Kaiser Leopold I. in einer Quadriga; Rückseite: Adler über einer eroberten Stadt; abgebildet nach Lanz 15, 122. Abb. 35: Medaille auf die Siege Leopolds I. in Ungarn 1686. Vorderseite: Victoria krönt Kaiser Leopold I.; Rückseite: Krone über der brennenden Stadt Ofen; abgebildet nach Lanz 15, 135. Abb. 36: Medaille von 1688: Leopold I. und Joseph I. in einer Adlerbiga über gefallene Feinde hinwegfahrend; abgebildet nach Lanz 15, 169. Abb. 37: Medaille von Philipp Heinrich Müller auf die Einnahme Belgrads 1688; Vorderseite: Brustbild Kaiser Leopolds I. umgeben von den Wappen der Reichskreise; Rückseite: Joseph I. auf einem Thron; vor ihm die kniende Hungaria; abgebildet nach Lanz 15, 175. Abb. 38: Medaille auf den Entsatz von Wien 1683; Vorderseite: Adler reißt einem Türken den Turban vom Kopf; Rückseite: Text; abgebildet nach Lanz 15, 92. Abb. 39: Ovale Medaille auf die Krönung Josephs I. zum Römischen König mit Brustbildern Leopolds I. und Josephs I.; abgebildet nach Lanz 15, 195. Abb. 40: Medaille zur Krönung Josephs I. zum Römischen König; Brustbild Leopolds I. umgeben von den Porträts aller Kaiser aus dem Haus Habsburg; abgebildet nach Lanz 15, 322. Abb. 41: Medaille von J. Kittel zur Wahl Josephs I. 1690; Wind bläst auf Sonne und Mond; abgebildet nach Lanz 15, 332. Abb. 42: Medaille zur Krönung Josephs I. 1690; Vorderseite: Ludwig XIV. wird durch eine Hand aus den Wolken der Griff zur Reichskrone nicht gestattet; Rückseite: Joseph I. wird von göttlichen Händen auf ein Schild gehoben; abgebildet nach Lanz 15, 331. Abb. 43: Abbildung der Medaillen von Philipp Heinrich Müller, die die Stadt Augsburg anläßlich der Wahl von 1690 Kaiser Leopold I. überreichte, Nr. I-VI, in: Das Hoch-beehrte Augspurg, Oder Wahrgründliche Vorstellung, 1690, S. 76-85; Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Sign. 4 Aug. 53. Abb. 44: Abbildung der Medaillen von Philipp Heinrich Müller, die die Stadt Augsburg anläßlich der Wahl von 1690 Kaiser Leopold I. überreichte, Nr. VII-XIII, in: Das Hoch-beehrte Augspurg, Oder Wahrgründliche Vorstellung, 1690, S. 76-85; Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Sign. 4 Aug. 53. Abb. 45: Medaille von 1658 auf die bevorstehende Wahl; Historisches Museum Frankfurt am Main, Foto Nr. 1300/76 und 1300/8/6.
532 Abb. 46: Schautaler auf die Krönung 1658. Vorderseite: Engel mit Reichskrone; darunter Text; Rückseite: Motto und Symbol Kaiser Leopolds I.; Historisches Museum Frankfurt am Main, Foto Nr. 2223/27/L und 2223/28/L. Abb. 47: Johann Caspar Höckner, Einseitiger Abschlag des Stempels einer Medaille von 1658 zur Wahl Leopolds I.: Reichsadler mit Brustbild des Kaisers umgeben von den Brustbildern der sieben Kurfürsten; Historisches Museum Frankfurt am Main, Foto Nr. 1299/2/6.
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