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German Pages 45 [89] Year 2022
JOHANN
GOTTLIEB
WILLAMOV'S
DIALOGISCHE
F A B E L N .
Neue
verbesserte
Ausgabe.
BERLIN, IV VI
KARL MATZDORF F.
I79I.
VORGERICHT.
B e i dieser neüeri Ausgabe der, ehedem mit so vielem Beifalle unter uns aufgenommenen^ Willamovschen Fabeln^ hat man sich für berechtigt gehalten, um fie den Freunden der vaterländischen Poesie auf's neue zu empfehlen, sowohl einige -der schlechtesten,
die
den übrigen an Werthe ungleich waren, A
II
gänzlich zu vertilgen, als auch bei verschiedenen andern durch kleine Abänderungen gewisse verunstaltende Flekken wegzuwischen,
ohne jedoch dem
Dichter selbst dadurch etwas zu geben oder zu nehmen, was seinen einmaligen poetischen Charakter beinträchtigen könnte. I n der Neuen Bibliothek der schönen Künste und Wissenschaften findet man in der Anzeige der ersten Ausgabe dieser Fabeln *) folgende Anmerkung gemacht:
„ B e i verschiedenen Fabeln
wäre es nöthig gewesen, die redenden Personen anzudeuten, weil man, ohne B. I. St. x. S. 159.
III
stets den T i t e l v o r A u g e n und die charakteristischen Z ü g e der T h i e r e in G e danken zu h a b e n , dieselben bisweilen kaum wird errathen können."
Auch
dieser Unbequemlichkeit hat man jetzt vorzubeugen gesucht, so wie man durch einige neu hinzugesetzte Anmerkungen d e m Leser das Verständnifs Stellen
mancher
zu erleichtern bemüht
gewe-
sen ist. M a n hielt es ferner nicht für unschicklich,
diesen Fabeln eine
kurze
Nachricht vori den Lebensumständen des Dichters voranzuschicken, und ist dabei,
mit V e r g l e i c h u n g dessen, was
in den Religiösen Nebenstunden A 2
des
JV
Herrn Trcscho, Und im Deutschen Mwseüm
Februar 1781 gesagt worden ist*
hauptsächlich Herrn Schmidt (S. Nekro* log. Th. II. S. 686. f.) gefolgt* Endlich hat man noch Willamov's poetischen Charakter, so wie er von den Herren Küttner und Eschenburg, und in der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften entworfen wordeil ift, angehängt«
Nachricht von dem Leben des Dichter»,'
Johann Gottlieb Willamov wurde 1736 zu Mollrungen in Preussen geboren. SeinVa-^ ter, welcher Prediger daselbst w a r , unterrichtete ihn gröfstentheils selbst, und brachte ihm besonders die ersten Anfangsgründe der hebräischen und griechischen Sprache bei. Er zeigte frühzeitig sehr viel Lust zur Astronomie und zur Malerei; aber für die Tonkunst hatte er fast gar kein Gehör. Schon im dreizehnten Jahre w a r er sehr kränk» lieh; die Seinigen thaten ihn daher, um ihn aufzuheitern, als Gesellschafter zu gräflicheil
6 Kindern. Im Jalire 1752 ging er auf die Universität nach Königsberg in Preussen, Philosophie, Mathematik,
wo
morgenländische
Sprachen und Theologie sein Hauptstudium w a r e n ; doch wohnte er auch Lindner s Vorlesungen über hei.
die
schonen Wissenschaften
Zur Uebung predigte er hier auch ei-
nigemal, ob er gleich mehr Neigung
zum
akademischen Leben, als zum Predigerstande hatte.
Im Jahre 1758 k a m er als Professor
an das Gymnasium zu T h o r n , w o er bei einem mäfsigcn Gehalte a r m , aber glücklich lebte.
Vermöge feines milden und sanften
Temperaments w a r er zum Lehrer w i e geschaffen; feine Lehrlinge hegten daher auch eine besondere Liebe gegen ihn. Hier schrieb er die Thorner gelehrten Nachrichten, und die gelehrten Artikel in dem dasigen Intelligenzblatte.
In
den Nebenstunden trieb er
aufser der Poüsie am eifrigsten Mathematik ; unter andern malte er sich selbst.
Er verhei-
ratliete sich hier endlich mit der Demoiselle Klosen, einer sehr geistreichen Person.
7 I m J a h r e 1 7 6 3 gab e r zu Berlin Dithyramben oder Gedichte von d e r höchsten lyrischen Gattung (zehn an der Z a h l } heraus. Dithyramben
Unter
dachten sich die G r i e c h e n die
höchste S t u f e l y r i s c h e r B e g e i s t e r u n g , i n d e m h i e r B a k c h u s statt des Apollo die Dichter anf e u e r n sollte.
W i r haben keine eigentlichen.
D i t h y r a m b e n aus,dem A l t e r t h u m e übrig, und also konnte Willamov.sich h i e r n u r nach dem Plane, d e r S p r a c h e , und der F o r m der Pindarischen Gedichte
bilden.
stände der M y t h o l o g i e ,
Theils
Gegen-
w i e die Geschichte
d e r Himmelsstürmer, die T r e n n u n g Sicijiens vom festen L a n d e , theils n e u e r e Begebenheiten, w i e die T h a t e n von Sobieski, Peter u n d F r i e d r i c h dem Grofsen, der Regierungsantritt PeterS des Dritten, und der F r i e d e vom J a h r e •1763, theils allgemeine Gegeiistäpde, w i e d e r Krieg,
sind hier aus jenem Gesichtspunkte
b e a r b e i t e t ; doch ist ihnen nicht allemal genügsame Beziehung auf den B a k c h u s gegeben worden.
Oft findet man starke Stellen, u n d
kühne Bilder, lind durchgängig eine vertraute
8 B e k a n n t s c h a f t mit den Griechen, i h r e n D i c h ' lern
u n d A l t e r t h ü m e r n , oft a b e r a u c h nuir
e r k ü n s t e l t e n E n t h u s i a s m u s , u n d m e h r neuzufammengesetzte W o r t e , ken.
Die
als grofse Gedanr
A b s a g u n g von d e r
Dithyrambi-
s c h e n Poesie u m Daphnens w i l l e n , die sich in •dieser A u s g a b e a m E n d e b e f a n d » z e r n i c h t e t e alle v o r h e r g e h e n d e Illusion. Folgende Schien;
gazin
Brochiire,
Sammlung,
oder,
die
nach'der
von EinfällenBreslau
ebenfalls urisern Willamov ben.
Man
Schriften
findet
Manier,
Mode',"Ma-
bei K o r n ,
höflich
und galant
v o n Menantes d e m Z w e i t e n , 3 ) Eine Geschichte,
foll
z u m V e r f a s s e r ha-
Grab'
hier 1 ) Satirische
in P r o s a u n d in V e r s e n .
lerneueste
Prosa.
auch 1763 er*
2 ) D i e uVzu
reden,
eine S a t i r e i n
ein G e d i c h t in d e r
M a n i e r d e r Poeten, d i e vor a l l z u g r o f s e r E m p f i n d u n g n i c h t s e m p f i n d e n . 4 ) D e n Ritter
Ahnen,
ein satirisches G e s p r ä c h in Prosa.
ohne
5)
l J e b e r S e t z u n g e n , d i e z u r S a t i r e auf g e d a n k e n lose U e b e r s e t z e r dienen sollen.
dergaUerie,
6 ) Eine Eil-
l a u t e r satirische G e m ä l d e .
7 ) An-
hang eines Briefwechsels,
tien k a n n ,
d e r z u m M u s t e r die-r
w i e man gelehrte Streitigkeiten
führen soll. Jm. J a h r e 17öS liefs Willamav zu Berlin d r u c k e n : Das deutsche Athene, eine Ode an "Herrn K . . . Dafs Berlin in allem Betracht ttas deutsche Athen sei, w i r d h i e r in einem Pindarischen Gesänge dargethan. In demselben J a h r e : erschienen von ihm e b e n f a l l s ; Dialogische von dem Verfasser
Fabeln
in ziüei Büchern^
der Dithyramben.
Das erste
Buch enthält sechs lind z w a n z i g , das z w e i t e sieben und zwanzig Fabeln , w o r u n t e r viele von des Verfassers eigener Erfindung sind. Sie heifsen dialogisoha, weil der Dichter nicht selbst erzählt, sondern seine T h i e r e oder Perspnen sogleich selbst dialogiren läfst.
Sowohl
das Charakteristische dieses Dialogs, als die K ü r z e , Simplicität und Naivetät des Vortrags liaben diesen Fabeln viel Beifall erworben. Noch in demselben J a h r e heraus:
gab Willamou
Zwo Oden von dem Verfasser
ihyramben.
der
D(i
Die eine Ode ist an Herrn Gleim
io
gerichtet, und betrifft eine gefährliche K r a n k heit desselben; in d e r andern, a n den Secre