Deutsches Wörterbuch [Reprint 2013 ed.] 9783110817980, 9783110003833


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Deutsches Wörterbuch [Reprint 2013 ed.]
 9783110817980, 9783110003833

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WEIGAND/HIRT, DEUTSCHES WÖRTERBUCH 1. BAND

FR.L.K.

W E I G A N D

DEUTSCHES WÖRTERBUCH

Fünfte Auflage von HERMAN HIRT

ERSTER B A N D Α—Κ

WALTER DE GRUYTER & CO. · BERLIN Photomechanischer Nachdruck 1968

Archiv-Nr. 4 5 9 8 6 9 1 Photomechanischer Nachdruck der 5. Auflage, Gießen 1909-10 Printed in Japan

Deutsches Wörterbuch von

Fr. L. K.Weigand Fünfte Auflage in der neusten f ü r Deutschland, Österreich, und die Schweiz gültigen amtlichen Rechtschreibung

Nach des Verfassers Tode rollständig neu bearbeitet τοη

Karl von Bahder

Herman Hirt

Karl Kant

a. o. Prof. a. d. Unir. Leipzig

a. o. Prof. a. d. Univ. Leipzig

Privatgelehrtem in Leipzig

Herausgegeben von Herman Hirt

E r s t e r Band A bis Κ

V e r l a g yon A l f r e d T ö p e l m a n n (vormals J. R i c k e r ) G i e ß e n 1909

Druck von C. G. Röder β. m. b. H., Leipzig.

Vorwort zur fünften Auflage. F. L. K. W e i g a n d s Wörterbuch hat eine lange Geschichte. Es ist ursprünglich eine Bearbeitung des „Kurzen deutschen Wörterbuchs für Etymologie, Synonymik und Orthographie" von Friedrich S c h m i t t h e n n e r , 1834, 2. Aufl. 1837 gewesen. Aber wie schon Jacob Grimm dem Verfasser schrieb: „In Ihrem Wörterbuch ist nicht mehr Schmitthenner, sondern bloß Weigand", so war es in der Tat, und so durfte und mußte mit Recht dieser Name auf dem Titel stehen. Das Werk hat dann zu Lebzeiten des Verfassers, dank dem ausgezeichneten Inhalt, drei Auflagen erlebt; während des Druckes der vierten starb der Verfasser, es konnten aber noch die Zahlreichen in seinem Nachlaß vorgefundenen Notizen für die neue Auflage benutzt werden. Daß es sich bei einer weitern Auflage nicht nur um einen etwas verbesserten Abdruck handeln konnte, sondern, daß den Fortschritten der Wissenschaft entsprechend eine gründliche Umarbeitung stattfinden mußte, war dem Verleger klar. Leider hat diese manche Schwierigkeiten gehabt. Zunächst hatte sie Prof. v. B a h d e r übernommen. E r hat nach mehrjährigen Vorarbeiten, die in umfangreichen Sammlungen bestanden, A bis Flecken geliefert und diesen Teil auch später bei der Drucklegung noch einmal durchgearbeitet. Dann ist, da er die Arbeit im Jahre 1896 aus Gesundheitsrücksichten aufgeben mußte, Dr. K a n t , der längere Zeit neben Hildebrand am Deutschen Wörterbuche gewirkt hatte, eingetreten, und dieser hat die weitern Teile bis stark im Manuskript fertiggestellt (mit Ausnahme des Buchstaben P). Leider hat Dr. Kant das Werk nicht so fördern können, wie man wohl hätte wünschen müssen. War doch das Buch schon seit langem vergriffen, und der Wunsch nach einer neuen Auflage dringend. Meine eigene Tätigkeit hat damit begonnen, daß ich mich auf Wunsch von Prof. v. Bahder und auf Veranlassung des Verlegers im Jahre 1902 verpflichtete, den etymologischen Teil des Werkes durchzusehen und zu ergänzen. Es war dies um so mehr unbedingt nötig, als Dr. Kant auf dem Gebiete der indogermanischen Etymologie kein Fachmann war. Unter diesen Umständen hat der Satz begonnen. Bald darauf mußte aber auch Dr. Kant von der Überwachung der Herausgabe und der weitern Bearbeitung zurücktreten. Da ich bei der Bearbeitung der Etymologie und der Durchsicht des fertigen Manuskriptes den hohen Wert des bisher Geleisteten kennen gelernt hatte, so habe ich mich unter diesen Verhältnissen, namentlich

Vorwort.

um das Neuerscheinen des Weigand nicht wieder auf unabsehbare Zeiten zu verschieben, und am das bisher Geleistete bald zugänglich zu machen, entschlossen, im Einverständnis mit Prof. v. Bahder in die Bresche zu treten, und meinerseits die Herausgabe und Fertigstellung des Werkes zu übernehmen. Ich war mir sehr wohl bewußt, daß ich dadurch auf Jahre hindurch von mir lieb gewordenen Arbeiten Abschied nehmen mußte, aber ich habe das gern getan, weil ich auch der Wissenschaft einen Dienst zu leisten glaubte, wenn ich den Weigand wieder allgemein zugänglich machte. Durch diese verschiedenen Hände, die an dem Werke beteiligt sind, mögen namentlich im Anfang einige Ungleichmäßigkeiten in das Werk gekommen sein, die indessen, wie ich bestimmt glaube, seinem Wert keinen A b bruch tun. Im übrigen ist meine Arbeit an dem fertigen Manuskript im Laufe der Zeit immer stärker geworden. Ich habe es, namentlich in den Teilen, die Dr. Kant bearbeitet hat, noch einmal gründlich durchgearbeitet, Artikel verändert und nach bestem Ermessen gestrichen und zugesetzt, und diese Arbeit wird vermutlich in den spätem Teilen immer noch zunehmen. Trotzdem wird vielleicht doch manches stehen bleiben, was, wenn ich es selbständig gemacht hätte, anders ausgefallen wäre. Während anfangs die Neuausgabe in einem Bande geplant war, hat es sich jetzt doch als wünschenswert herausgestellt, sie in z w e i Bände zu teilen, namentlich da dies bei künftigen Auflagen, wo der Umfang wohl noch wachsen wird, doch nötig geworden wäre. Außerdem ist es dadurch möglich geworden, schon jetzt das Verzeichnis der Abkürzungen und die Angaben über die Einrichtung des Werkes zu geben. Auch die Benutzung des nunmehr abgeschlossenen bis zum Schluß von Κ reichenden ersten Bandes wird in gebundenem Zustand angenehmer sein als in den Lieferungen. Nach Erscheinen der einzelnen Lieferungen sind mir von den verschiedensten Seiten Ergänzungen und Wünsche mitgeteilt worden. Sie sind, soweit es möglich war, benutzt worden, und ich kann den Schreibern hier nur meinen besten Dank aussprechen und die Bitte hinzufügen, mich durch weitere Mitarbeit zu unterstützen. Uber die Ziele und Einrichtung des Buches sei nun noch zum Teil unter Wiederholung des im Vorwort früherer Auflagen ausgeführten, folgendes bemerkt; 1. Weigands Werk war das erste, das die E t y m o l o g i e genügend berücksichtigte, und es hat sich dadurch hauptsächlich sein Ansehen erworben. Dieser Teil mußte natürlich besonders gründlich erneuert werden, um den Anforderungen der Zeit zu entsprechen. Man kann das sagen, ohne Weigand zu nahe zu treten, dessen etymologischen Scharfsinn und Takt man nur bewundern kann. Die Bearbeitung der Etymologie rührt, soweit andre indogermanische Sprachen heranzuziehen waren, von mir her. Mir schien es nun ein unabwendbares Bedürfnis zu sein, auch die L i t e r a t u r d e r e t y m o l o g i s c h e n F o r s c h u n g anzuführen. Die Rücksicht auf den verfügbaren Raum gebot mir aber, mich kurz zu fassen, und so habe ich mich bemüht, solche Stellen zu geben, wo weitere Literatur über die betreffenden Fragen zu finden oder wo ausführlich über die betreffende Etymologie gehandelt ist. Insbesondere genügten oft die Hinweise auf W a l d e s

Vorwort.

vortreffliches lateinisches schon wegen

VII

etymologisches Wörterbuch.

des Raummangels

Vollständigkeit

nicht durchgeführt werden.

Die

konnte

Etymologie

wird freilich immer ein F e l d bleiben, auf dem man oft nicht zur Sicherheit kommen kann.

Bei der Aufklärung der aus dem Orient entlehnten W ö r t e r hat

mich mein Kollege Prof. S t u m m e auf das dankenswerteste unterstützt. 2. W a s die aufgenommenen Wörter betrifft, so enthält das Werk d i e g e g e n w ä r t i g e n g a n g b a r e n W ö r t e r d e s n e u h o c h d e u t s c h e n S p r a c h s c h a t z e s mit der durch den Umfang des Buches gebotenen Beschränkung, besonders in H i n sicht der Ableitungen und Zusammensetzungen. Neben diesen gangbaren Wörtern aber hat Weigand eine große Zahl von weniger üblichen und seitnern, die in L u t h e r s Bibelübersetzung und bei den mustergiltigen Schriftstellern aus der Blütezeit der neuhochdeutschen Literatur, namentlich bei S c h i l l e r und G o e t h e , sich finden, aufgenommen, auch bezeichnende, und zumal hier und da in Schriften vorkommende m u n d a r t l i c h e W ö r t e r .

I n dieser Beziehung kann man, glaube

ich, in einem solchen W e r k e gar nicht weit genug gehen. Schon Prof. v. Bahder und Dr. Kant haben sehr viel nach dieser Richtung hin getan. namentlich in den spätem Lieferungen,

noch manchen

Ich selbst habe,

in der norddeutschen

Umgangssprache üblichen Ausdruck hinzugefügt, wobei das reichhaltige W ö r t e r verzeichnis im Buchdrucker-Duden

dankbar benutzt wurde.

Das Verbreitungs-

gebiet derartiger landschaftlicher W ö r t e r ist nach Möglichkeit mit Heranziehung der Idiotika gegeben worden, ohne daß freilich Vollständigkeit erzielt werden konnte.

Auf eine Angabe der Werke, aus denen geschöpft wurde, ist meist ver-

zichtet worden, da die unten gebotene Liste (S. X I ) die Quellen angibt. Die Aufnahme der F r e m d w ö r t e r wird stets eine Schwierigkeit bleiben, da man dem einen zuviel, dem andern zu wenig bietet.

Immerhin wird man

bemerken, daß je länger, je mehr Fremdwörter aufgenommen sind, und es wird das Buch auch nach dieser Richtung hin nicht im Stich lassen.

Die Zeiten sind

ja glücklicherweise vorüber, in denen man die Fremdwörter in der Geschichte der deutschen Sprache ungestraft vernachlässigen zu können glaubte. Weigand hat auch die V o r n a m e n berücksichtigt und auch oft eine E r klärung versucht.

Da es meine feste Uberzeugung ist, daß die alten Namen

keine bestimmte Bedeutung gehabt haben, so habe ich diese Erklärungen gestrichen, und hätte am liebsten die Namen überhaupt fortgelassen.

Da dies

aber nicht mehr angängig war, so sind wenigstens keine neuen mehr aufgenommen worden, und man hat infolgedessen einige vermißt. „Übrigens herrscht bei allen verzeichneten Wörtern a l p h a b e t i s c h e

Ord-

n u n g , und dieselbe wird selbst in den den Wurzel- und Stamm Wörtern gleich beigefügten abgeleiteten und zusammengefügten Wörtern nicht gestört, ausgenommen, daß die abgeleiteten zuerst stehen und dann die zusammengesetzten." Man suche also Ableitungen und Zusammensetzungen unter dem Grundwort. Doch ist durch häufige Verweise an der richtigen alphabetischen Stelle dafür gesorgt, daß man ein W o r t auch dann findet, wenn man den obigen Grundsatz nicht beachtet. 3. W e i g a n d hatte die Bezeichnung der B e t o n u n g durch den Akzent ( ' ) , in Wörtern, die den Ton nicht nach deutscher Weise auf der Stammsilbe tragen, durchgeführt.

Ich habe es gleichfalls getan.

Da dies aber anfangs nicht be-

ΥΠΙ

Vorwort.

absichtigt war, so fehlt es im Buchstaben A und im Anfang von B. Die Wörter auf -ieren haben, da sie stets auf dem i betont sind, keinen Akzent bekommen. Ebenso habe ich die L ä n g e d e r V o k a l e in deutschen Wörtern, wo diese nicht durch die Regeln der Rechtschreibung von selbst gegeben ist, nach den Vorschriften der deutschen Bühnenaussprache, vgl. S i e b s Deutsche Bühnenaussprache, 2. Aufl. 1901, durch einen ~ bezeichnet, allerdings auch nicht gleich vom Anfang an. Eingeklammerte Buchstaben bedeuten, daß die Schreibung mit ihnen und ohne sie erlaubt ist, z. B. Kram(me)tsvogel heißt, man kann Kramtsvogel und Krammetsvogel verwenden. Was die sonstige U m s c h r e i b u n g d e r f r e m d e n S p r a c h e n betrifft, so habe ioh für das Indische, Awestische, Altbulgarische, Russische, Litauische, Lettische, Armenische und Albanesische die einheitliche Umschreibung der fremden Alphabete durchgeführt, wie ich sie Indogermanische Forschungen 21, 145 ff. schon im Hinblick auf dieses Werk vorgeschlagen habe. Es bedeutet also: 1. ~ die Länge des Vokals. Nur in althochdeutschen und mittelhochdeutschen Worten ist Λ beibehalten worden. 2. ' und v auf einem Vokal bezeichnen die Stelle des Haupttons. 3. ' hinter einem Konsonanten drückt die Palatalisation (Erweichung) aus. 4. Abgesehen von den deutschen Dialekten bezeichnet s den stimmlosen Zischlaut (deutsch ss, β), ζ den stimmhaften (deutsch s), S den scha-, ζ den entsprechenden stimmhaften Laut (franz. j), c ist gleich ts, c = tsch, $ = dsch. 5. Die sonstigen Spiranten sind durch β (engl, stimmloses th), d (der entsprechende stimmhafte Laut), f und S (deutsch w), χ und γ (deutsch ch und ndd. g) bezeichnet worden. 6. » == dem gutturalen Nasal, deutsch ng. 7. t unter einem Vokal ζ. B. q drückt die Nasalierung aus, franz. on. 8. » ist ein unbestimmter Vokal (sog. schwa). 9. Im Litauischen bezeichnet ' den Stoßton; ~ auf Diphthongen, Λ auf einfachen Längen den Schleifton. 10. Im Indischen bezeichnet ein . unter dem Konsonanten, ζ. Β t die Zerebralisierung; ç ist ein palataler Zischlaut, der etymologisch einem Je entspricht. 4. Die B i e g u n g der Wörter ist angegeben worden, bei den männlichen und sächlichen Substantiven mit Angabe der Endung des Genitive im Singular und des Nominativs im Plural, bei den weiblichen bloß des letzten, bei dem Pronomen, wo es nötig schien, durch alle Kasus des Singulars oder des Plurals, bei den starken Verben mit Anführung der Hauptformen, sowie des Präteritums im Konjunktiv oder des Imperativs, und bei den schwachbiegenden nur dann, wenn ihre Unterscheidung von gleichlautenden starkbiegenden hervorzuheben war. Die S t e i g e r u n g der Adjektive und Adverbien ist stets angegeben, wo sie in derselben den Umlaut bekommen, aber auch sonst gelegentlich angeführt. Wie schon in den frühern Auflagen ist auch in dieser auf die Entwicklung der neuhochdeutschen Wortbiegungen hingewiesen; diese Beiträge zu der immer noch fehlenden historischen neuhochdeutschen Grammatik werden willkommen sein. 5. Die R e c h t s c h r e i b u n g ist natürlich die heute durchgeführte einheitliche, und zwar geben die fettgedruckten Wörter diese wieder. Doch sind am

Vorwort.

IX

Anfang die Abweichungen der bayrischen und österreichischen Schreibung, sowie erlaubte Doppelschreibungen noch nicht regelmäßig mit angeführt worden. Später ist dies unter ausdrücklicher Hervorhebung der amtlichen Schreibung· nach Dudens Orthographischem Wörterbuch geschehen. 6. Weigand hat außer auf die Etymologie besonderes Gewicht darauf gelegt, das e r s t e A u f t r e t e n eines W o r t e s nachzuweisen. In diesem Punkt ist die neue Auflage dank den umfassenden Vorarbeiten Prof. v. Bahders, die sich auf das ganze Werk erstrecken, dank der Belesenheit Dr. Kants und infolge der Fortschritte, die das Grimmsche Wörterbuch in den letzten 30 Jahren gemacht hat, über das von Weigand geleistete hinausgekommen. Natürlich werden eine Anzahl der angeführten Belegstellen mit der Zeit noch durch ältre ersetzt werden können, weil eben hier das Wort gilt: dies diem docet. Ich selbst habe, da ich eine Reihe bisher unbenutzter Werke einsehen konnte, manchen Beleg, der früher war als die bisher bekannten, anführen können. Die W e i g a n d s c h e n Zitate sind natürlich, soweit sie wichtig waren, bewahrt worden. Bei der Umschreibung dieser auf die neuern, jetzt maßgebenden Ausgaben — eine mühsame und zeitraubende Arbeit, die ich ζ. T. erst durchgeführt habe, — hat sich aber herausgestellt, daß sie nicht in allen Fällen zuverlässig waren, ζ. T. haben sich bei der Drucklegung der vierten Auflage Druckfehler gegenüber der dritten eingeschlichen, ζ. T. aber müssen direkte Versehen vorliegen. So waren einige Zitate bei H. Sachs nach den alten Ausgaben nicht auffindbar. Ich habe sie aber in [] stehen lassen, weil vielleicht ein andrer den Fehler ermittelt, der hier vorliegt. Ebenso ergaben sich bei dem Nachschlagen der Zitate, die Kant vielfach ohne Nachprüfen dem Grimmschen Wörterbuch entnommen hat, nicht nur unauffindbare Angaben, sondern auch direkt falsches, was natürlich beseitigt wurde. Seitdem ich dieses bemerkt habe, ist der Nachprüfung der Zitate eine erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet worden, so daß nunmehr alles, was nur irgend zugänglich ist, nachgesehen werden wird. Nachträglich wird dies auch noch für die frühern Lieferungen geschehen, und es werden etwaige Fehler am Schluß berichtigt werden. Für den Nachweis irgendwelcher Versehen bin ich sehr dankbar. Im übrigen hat sich natürlich die überwiegende Menge der Anführungen als richtig ergeben. 7. Ein weitrer Vorzug des Weigand bestand in der genauen Angabe der B e d e u t u n g e n des W o r t e s . Hierbei hat Weigand meist auch die der gewöhnlichsten Wörter angegeben, was nur durch etwas schwerfällige Umschreibungen möglich war. Man kann zweifeln, ob eine Erklärung des A u g e s als „Sehwerkzeug des menschlichen und tierischen Körpers" nötig ist; da aber die Bearbeiter diese Eigentümlichkeit Weigands beibehalten haben, so konnte ich nicht davon abgehen. Mancher wird vielleicht auch eine eingehendere Darstellung der B e d e u t u n g s e n t w i c k l u n g vermissen. Da aber die meisten heutigen Bedeutungen, die selbständigen durch ; getrennt, außerdem die mittel- und althochdeutschen genau angeführt sind, so wird man sich bei einigem Nachdenken die Bedeutungsentwicklung leicht klar machen können. — In den Ansichten über die Bedeutungsentwicklung scheint sich indessen gerade heute ein prinzipieller Fortschritt zu vollziehen, und daher ist es vielleicht ganz gut gewesen, daß mit einer

χ

Vorwort.

gänzlichen Umarbeitung dieses Punktes noch gewartet wurde. Der Kundige wird erkennen, daß bei der Zurückführung auf die vorgeschichtlichen Sprachstufen nur selten die früher so beliebten allgemeinen Bedeutungen der Wurzeln angenommen sind. Das Nacharbeiten und Durcharbeiten des fertigen Manuskriptes ist jedenfalls mühsamer und undankbarer gewesen, als die eigne Arbeit sein wird. Vorläufig muß ich es mir gefallen lassen, daß das Lob für den Weigand den beiden andern Bearbeitern dieses Bandes zuteil wird der Tadel aber auf meine Schultern fällt. Ich werde das im Bewußtsein dessen, was ich an dem Werke getan habe, zu ertragen wissen. In Druck und Format hat sich die neue Ausgabe dem heute üblichen angeschlossen. Trotz allem, was bisher angeführt worden, ist die neue Auflage des Weigand eben doch der W e i g a n d geblieben. Möge sie sich in der neuen Form die alten Freunde bewahren und viele neue gewinnen. Die weitern Lieferungen werden, wie ich bestimmt glaube, in demselben Zeitmaß wie bisher erscheinen können, so daß der zweite Band am Schluß des nächsten Jahres fertig vorliegen wird. L e i p z i g , im Februar 1909.

H. Hirt.

Angeführte Quellen. Das Verzeichnis enthält die wichtigsten Quellen, soweit sie nicht im Text selbst ausführlich bezeichnet sind. Bei vielen altern Werken, die kurz angeführt sind, gibt G o e d e k e s Gnmdrifi (s.u.) genauere Auskunft. Das Weigandeche Verzeichnis zur 4. Auflage ist im wesentlichen wieder abgedruckt. Was Prof. v. Bahder benutzt hat, h a t er mir kurz angegeben. In bezug auf die Kantischen Angaben war der Herausgeber auf die Sammlung aus dem Manaskript angewiesen. Es kann daher einiges übersehen sein, was am Schiaß des 2. Bandes leicht nachgeholt werden kann. Dr. Kant hatte aber die Güte, die Korrektur durchzusehen und seine Ausgaben genan festzustellen. H. Hirt.

A b r a h a m a S a n t a C l a r a SämmtlicheWerke. Passau 1835 ff. Auch nach den ersten Drucken. A d e l u n g Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der hochdeutschen Mundart. Leipzig 1775—86. Zweite Auflage 1793—1801. A d r i a n Mitteilungen aus Handschriften und seltenen Druckwerken. F r a n k f u r t 1846. AfdA. = Anzeiger f ü r deutsches Altertum. A g r i c o l a oder G e o r g A g r i c o l a , Beschreib u n g des Bergwerks. Basel 1557. Bermannus sive de re metallica dialogue. Basileae 1530. 1546. A h d . Gl. = Althochdeutsche Glossen, hrsg. von Steinmeyer und Sievers. Berlin 1879 fg. A l b e r t i n u s Der Kriegßleut Weckuhr. München 1601. Landstörzer. München 1615, 1616. Weiblicher Lustgarten. München 1605. Lucifere Königreich und Seelengejaidt. Herausg. von Liliencron (Kürschner). Landleben, Contemptus vitae aulicae et laus ruris. München 1610. A l b e r u s , Erasmus, diet. = novum dictionarii genus 1540. Fabeln. Frankf. a. M. 1550. Neudruck bei Braune. Widder J ö r g Witzeln. 1539. A 1 e r , Paul, dictionarium germanico-latinum. Köln 1727. A l s f e l d e r P a s s i o n s s p i e l , aus der Handschrift, die Weigand 1847 auszog. Ausgabe von Grein, Cassel 1874. A l t d . B l ä t t e r . Altdeutsche Blätter von Moriz H a u p t u. Heinrich Hoffmann. 2 Bde. Leipzig 1836. 1840. Altdeutsche Predigten und Gebete aus H a n d s c h r i f t e n . Gesammelt und zur Herausgabe vorbereitet von W . Wackernagel. Basel 1876. A l t e n s t a i g vocabularius, Basileae 1508. 1514. A m a d i s, hrsg. von Keller, Stuttgart 1857. A m a r a n t h e s nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmerlexicon. l . A u f l . Leipzig 1715. 2. Aufl. 1739. 3. Aufl. 1773. A n z e i g e r d e s Germanischen Museums. Nürnberg 1854 ff. A p h e r d i a n u s tirocinium. 1581. A p i n u s Glossarium novum. Nürnberg 1728. A r c . h e n h o l t z Geschichte des siebenjährigen Krieges. Berlin 1793.

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XII

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D i e f e n b a c h , Laurentius, gl(oss.) = glossarium latino-germanicum mediae et infimae aetatis. C a l e p i n u s Dictionarium linguarum septem. Francofurti a. M. 1857. — nov. gl(oss). = Basel 1579. Dictionarium undeeim linguaNovum glossarium latino-germanicum mediae rum. Basel o. J . et infimae aetatis. F r a n k f u r t a. M. 1867. — C a m p e 1801 = W ö r t e r b u c h zur E r k l ä r u n g und Mlat(einisches)-h(och)d(eutsch)-böhmisches Verdeutschung der unserer Sprache aufgeWörterbuch. F r a n k f u r t a. M. 1846. drungenen fremden Ausdrücke. Braunschweig 1801. 1813 = 2. Aufl. 1813. Die übrigen D i e f e n b a c h - W ü l c k e r , Hoch- und niederZahlen beziehen sich auf das Wörterbuch deutsches Wörterbuch der mittleren und der deutschen Sprache. Braunschweig neueren Zeit. Basel 1885. 1807—1811. D i e m e r , Deutsche Gedichte des X I . u. X I I . J h . C a s t e l l i italiänisch-teutsch- und teutsch-ital. . . . hrsg. von J . Diemer. W i e n 1849. W ö r t e r b u c h . 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XIV

Quellen.

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XV

I c k e l s a m e r . „Em Taütsche Grammatica" von Valentinuslckelsamer. Neudruck von Kohler. 3. durchgesehene Auflage. Freiburg 1881. I d g . F o r s c h . = Indogermanische Forschungen, hrsg. von Brugmann und Streitberg. Straßb u r g 1891 ff. I m m e r m a n n Münchhausen. 2. Ausg. Düsseldorf 1841. I n s e l Felsenburg, s. Schnabel. J a b l o n s k i Versuch zu einer ordentlichen und beständigen Eichtigkeit der Hochteutschen Sprache im Eeden usw. 1721 u. ö. Jacobsson Technologisches Wörterbuch. 8 Bde. Berlin 1781 ff. Janssen Frankfurts Eeichscorrespondenz. Freiburg 1863—72. J e r o s c h i n , hrsg. von E r n s t Strehlke. Aber auch nach den Seitenzahlen zitiert. Die Deutschordenschronik des Nicolaus von Jeroschin, von Franz Pfeiffer. J u n i u s nomenclátor, omnium rerum propria nomina variis linguis explicata. Antwerpen 1567. 1577 u. ö. K a n t (H). = K a n t s Werke, hrsg. von Hartenstein. 10 Bände. Leipzig 1838 ff. K a r s c h i n , Anna Louisa, auserlesene Gedichte. Berlin 1764. Neue Gedichte. Mitau u . Leipzig 1774. Gedichte. Berlin 1792. Κ e h r e i η , Joseph, Volkssprache im Herzogthum Nassau. W e i l b u r g 1862. K e i s e r s b e r g -= Geiler von Keisersberg Arbor humana 1521. Christlich Bilgerschafft 1512. Brösamlin 1512. Evangelibuch 1512. Granatapfel 1510. Narrenschiff 1520. Postill 1522. Predigen 1508. Schiff der Penitentz 1514. Seelen Paradiß 1510. Sünden des Munds 1518. K e l l e r , J o h a n n Heinrich, Beyträge zu einem Idiotikon des Thüringer Waldgebirges. J e n a 1819. K e l l e r , Ad. von, Erzählungen aus altdeutschen Handschriften. S t u t t g a r t 1855. K i e c h e l , Die Eeisen des Samuel Kiechel, hrsg. von Häßler. Stuttgart 1866. K i l i a n ( u s ) D u f f l a e u s , Kiel aus Düffel, Etymologicum teutonicae linguae. 1598. 1599. 1632 u. ö. K i n d l e b e n , Chr.W., Studentenlexikon. Halle 1781. Neudruck Leipzig 1899. K i r c h e n o r d n u n g e n , sächsische. K i r c h h o f f Wendunmuth, hrsg. von Österley, Litterar. Verein in S t u t t g a r t 1869—70. Militaris disciplina 1602. K i r s c h . Kirschii abundantissimum cornu copiae linguae latinae et germanicae selectum. Noribergae 1718. 1723. K l e i n , Anton v., Deutsches ProvinzialWörterbuch. F r a n k f u r t und Leipzig 1792. K l o p s t o c k , Friedr.Gottlieb,sämmtlicheWerke. Leipzig 1823 ff. Der Messias. Halle. 4 Bde. (I 1760. I I 1756. H I 1769. IV 1773). Oden. Leipzig 1798 (auch H a m b u r g 1771). Die deutsche Gelehrtenrepublik. H a m b u r g 1774. Grammatische Gespräche. Altona 1794. K l o s t e r , das, hrsg. von Scheible. S t u t t g a r t 1845 ff.

XVI

Quellen.

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XVII

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O h e i m s Chronik von Reichenau, hrsg. von Barack. S t u t t g a r t 1866. O l e a r i u s , Adamus, newe orientalische Reisebeschreibung. Schleßwig 1647. Angehangen mit eigner Seitenzahl „Ein Schreiben des Wol Edlen, Gestrengen und Vesten Hohen Albrecht von Mandelslow". Schleßwig 1645. Moskowitische und Persianische Reisebeschreibung, H a m b u r g 1696, darin: Persianisches Rosenthal. Persianischer Baumgarten. Ö l i n g e r , Albert, Vnderricht der Hoch-Teutschen Spraach (Grammatica). Argentorati 1574 (am Ende 1573), zitiert nach dem alten Druck, dessen Seitenzahlen im Neudruck von W . Scheel Halle a. S. 1897 angegeben sind, z. T. auch übertragen. O p e l u n d C o h n , Der dreißigjährige Krieg. Eine Sammlung von historischen Gedichten. Halle 1862. O p i t z , Martin, opera poëtica 1629. Amst. = Amsterdam. I. 1646. II. 1646. III. 1645. N a s , J., Practica Practicorum. 1571. Das Buch von der teutschen Poeterey. Nach n d l . 1598. 1599. = Kilian. dem Neudruck bei Braune. Ein paar Mal nach Witkowski. N e h r i n g , Joh. Christoph, manuale juridicopoliticum divorsorum terminorum vocabu- O r d n u n g e n , s. Reichsordnungen. b Weigand, Deutsches Wörterbuch. 5. Aufl.

XVIII

Quellen.

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XIX

S c h r ö e r Vocab., lateinisch-deutsches Vocabular von 1420. P r e s b u r g 1859. Beitrag zu einem W ö r t e r b u c h der deutschen Mundarten des ungrischen Berglandes. W i e n 1857 bis 1859. Gottscheewer Mundart. Wien 1869. S c h u b a r t , ChristianFriedr. Daniel, Gedichte. 2 Bde. F r a n k f u r t a. M. 1787. S c h u l z e , W . , Zur Geschichte lateinischer Eigennamen. Göttinger Ges. d. Wiss. ( S c h u m m e l , Joh. Gottlieb), Spitzbart, eine komi-tragische Geschichte f ü r unser pädagogisches J a h r h u n d e r t . Leipzig 1779. S c h u p p (ius), Balthasar, Schrifften. H a n a u 1663. S c h ü t ζ, Siegerländer Idiotismen, in den Jahresberichten der höheren Bürger- und Realschule zu Siegen 1845 u. 1848. S c h ü t z e , J o h a n n Friedr., holsteinisches Idiotikon. 4 Teile. H a m b u r g 1800 ff. Schwarzenbach, Leonhard, Synonyma. F r a n k f u r t a. M. 1580. S c h w a r z e n b e r g , J . v., der teütsch Cicero. Augsburg 1534. S c h w e i n i c h e n , Hans, Leben und Abenteuer, hrsg. von Büsching. Leipzig 1823. S c h w e i z e r i s c h e s I d i o t i k o n . Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Bearbeitet von F. Staub u. L. Tobler. Frauenfeld 1881 ff. Scriptores rerum Silesiacarum, herausg. von Stenzel. S e b i z , Melch., Siben Bücher von dem Feldbau. Straßburg 1580. S e r a p e u m , Zeitschrift f ü r Bibliothekswissenschaft. Leipzig 1840. S e r r â n u s , dictionarium latino - germanicum, Norimbergae 1539. Synonymorum libellus, Norimbergae 1552. S l e i d a n u s , übersetzt von Stamler 1557. S o l t a u , Ein H u n d e r t deutsche Volkslieder. Zweite Ausgabe. Leipzig 1845. Zweites Hundert. Hrsg. von Hildebrand. Lpzg. 1856. S o r a n u s epitome quatuor librorum Conr. Gesneri de historia animalium. 1571. 1587. S p e e T r u t z - N a c h t i g a l , hrsg. von G. Balke. Leipzig 1879. S ρ e r a n d e r , à la Mode-Sprach der Teutschen (Fremdwörterbuch). Nürnberg 1727, 1728. Der eigentliche Name des Verfassers ist F. Gladow. S t ä d t e c h r o n i k e n s. Chron. d. d. Städte. S t a l d e r , Versuch eines schweizerischen Idiotikon. Aarau 1812. S t e i n b a c h , Deutsches Wörterbuch 1725. Vollständiges deutsches Wörterbuch 1734. S t e i n m e y e r - S i e v e r s Althochdeutsche Glossen. 4 Bde. Berlin 1879 ff. S t i e l e r , C. Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs. Nürnberg 1691. S t o l b e r g , Christian und Friedrich Leopold, Gedichte. Leipzig 1779. I n 2 Bändchen. Leipzig 1821. S t o p p e , Neue Fabeln. Gedichte 1728. P a r n a ß 1735. S t o e r . Dictionarium G ermanico-Gallico-Latinum. Genevae, Stoer, 1662. 2. Teil des Dictionnaire François-Alleman-Latin et Alleman-François-Latin, par Jacob Stoer. Geneve, Stoer, 1664. b*

XX

Quellen.

S t r a f l b u r g e r Zunft- und Polizeiverordnungen. Zusammengest, von J . Brucker. Straßb. 1882. S t r e i f , E., s. Niebergall. S t r o d t m a n n , Idioticon Osnabrugense. Leipzig 1756. S t u m p f f , Job., Gemeiner Eydgnoschafft Chronik. Zürich 1548. ZweiteAusgabe: Schweytzer Chronik. Zürich 1606. S t ü r e n b u r g , C. Η . , ostfriesisches Wörterbuch. Aurich 1857. d e r s u n d e n widerstrit, Gießener Handschrift von 1278. Nach der Seitenzahl derselben und auch zuweilen nach der Verszahl von Weigands Abschrift zitiert. T a b e r n ä m o n t a n u s Kräuterbuch. 1588. T e i c h n e r . Über Heinrich den Teichner, von K a r a j a n . Wien 1855. T e u e r d a n k , herausg. von Haltaus. Quedlinb u r g 1836. T e u t h o n i s t a , G. von der Schueren's Teuthoñista of Duytschlender. 1477. Leiden 1804. I n eene nieuwe bewerking uitgegeven dooi J . Verdam. Leiden 1896. Teutscher Michel. Ein new Klaglied, Teutsche Michel genannt, o. O. 1617. T h e a t r u m d i a b o l o r u m , Frankf. 1575. 1587. T h o m a s ( i u s ) , Einleitung, Sittenlehre u. a. Schriften. T h ü m m e l , Moritz August von, Wilhelmine, Leipzig 1769, auch mit Berücksichtigung der ersten Ausg. von 1764. Reise in die mittäglichen Provinzen von Frankreich im J a h r 1785—1786. 10 Teile. Ebd. 1791—1805. T h u r n e y s s e r Onomasticon.. 1588. T i e c k gesammelte Novellen. Breslau 1847. Schriften. Berlin 1828—54. T o b 1er, appenzellischer Sprachschatz. Zürich 1837. T r i s t a n , Ausg. von Maßmann. Leipzig 1843. T r o c h u s , Baidassar, vocabulorum rerum promptuarium. Lipsiae 1517. T s c h e r n i n g Deutscher Gedichte Frühling. Breslau 1642. U h i a n d , Ludwig, Gedichte. S t u t t g a r t und Tübingen 1839. Volkslieder. S t u t t g a r t 1844. U.hlenbeck, kurzgefaßtes Etymologisches Wörterbuch der gotischen Sprache. 2. Aufl. Amsterdam 1900. Der U n a r t i g e teutsche Sprach verderber. 1643. V e i t h Deutsches Bergwörterbuch. Breslau 1871. V i l m a r Idiotikon von Kurhessen. Marburg 1868. V i n t i e r Die pluemen der tugend. Herausg. von Zingerle. Innsbruck 1874. V i r g i n a l , I m deutschen Heldenbuch, V. v o c . oder vocab. vocabularius, vocabularium. v o c . ex quo, Eltuil 1469. v o c . g e m m a gemmarum. Köln 1495. Straßb u r g 1505. 1508. Hagenau 1610. Vgl. Gemma. v o c . i n c i p . teut., vocabularius incipiens teutonicum ante latinum. Gegen oder um 1500. v o c . opt. = vocabularius optimus, aus dem 14. Jh., hrsg. von W.Wackernagel. Basel 1847.

v o c a b u l a r i u s optimus. Liptzk 1501. voc. praed. = Melber. v o c a b u l a p r o juventute scholastics 1517. v o c . r e r u m s. Brack. v o c . t h e u t. = vocabularius theutonicus. Nürnberg 1482. V o ß , J o h a n n Heinrich. Luise, Königsberg 1823. Idyllen, Leipzig. Gedichte, Königsberg 1802. Die tausend und eine Nacht, arabische Erzählungen. Aus dem Französischen (des H e r r n Anton Galland) übersetzt. 6 Bände. Bremen, 1781—1785. Briefe. 1 8 2 9 - 3 8 . W ä c h t e r , Georg, Glossarium germanicum. Leipzig 1737. W ä c h t l e r Commodes Manual oder Handbuch I 1711. 1714. (Soeben wird mir eine ältere 1 Ausgabe von 1703 zugänglich, die fast den ¡ gleichen Stoff zu enthalten scheint, so daß die meisten Belege auf dieses J a h r zu setzen sind). W a c k - e r n a g e l , Wilhelm, altdeutsches Lesebuch. F ü n f t e Aufl. (1873), auch die vierte Ausgabe (1861). W ö r t e r b u c h zum altdeutschen Lesebuch. Die Umdeutschung fremder Wörter. Basel 1863. Altdeutsche Predigten, s. Altdeutsche Predigten und Gebete. W a g n e r , Heinrich Leopold, die Kindermörderin. Neudruck Heilbronn 1883, in dem die Seitenzahlen des ersten Druckes angegeben sind. W a l d e , Lateinisches etymologisches Wörterbuch. Heidelberg 1906. W a l d i s , Burkhard, Esopus, nach Buch und Nummer der Ausgabe von H. Kurz. Leipzig 1862. Streitged. = Streitgedichte gegen Herzog Heinrich den J ü n g e r n von Braunschweig. Hrsg. von Koldewey. Halle 1883. W a l l h a u s e n , Corpus militare. 1617. Kriegsk u n s t zu Pferde 1616. Kriegß Manual 1616. W a l t h e r , W a l t h e r von der Vogel weide, hrsg. von Karl Lachmann. W e b e r , J o h a n n Adam, Teutsch-Lateinisches U n i v e r s a l - W ö r t e r - B u c h (Zweiter Teil des kurz gefaßten Lateinisch - Teutschen und Teutsch - Lateinischen Universal - Wörterbuches). Chemnitz 1734. Die Seitenzahlen sind nach dem deutsch-lateinischen Teil zitiert. Verglichen ist die dritte von J o h a n n Daniel Heyde besorgte Ausgabe in 3 Teilen (Dresden 1770), deren dritter das deutschlateinische Universal-Wörterbuch enthält. W e c k h e r l i n , G. R., Gedichte, herausg. von Fischer. Tübingen 1894—1907. W e d e l s Hausbuch. Tübingen 1882. W e i m . J a h r b . = Weimarisches J a h r b u c h f ü r deutsche Sprache. Hannover 1854. W e i n h o l d , K a r l , Die Deutschen Monatsnamen. Halle 1869. Beiträge zu einem schlesischen Wörterbuch. Gießen 1857. W e i s e , Chr., Die drei ärgsten Erznarren in der ganzen Welt. Abdruck der Ausgabe von 1673. Halle 1878. Politischer Näscher. Catharina bei Kürschner. Der betrogne Betrug. 1678. W e i s m a n n , E r y c u s , lexiconbipartitum,latinogermanicum et germanico-latinum. Stuttgardiae 1715. Auch 1703 in der ersten Aus-

Quellen. gäbe des deutsch-lateinischen Teiles zitiert, mit welcher ganz der yon 1713 stimmt. W e i s t h . - W e i s t h ü m e r , gesammelt von J . Grimm. Göttingen 1840fg. W e i ß e , Christian Felix, Gedichte. 3 Bände. Leipzig 1772. Trauerspiele. 5 Teile. Ebd. 1776—1780. Lustspiele. 3 Bände. Ebd. 1783. Komische Opern. 3 Teile. Ebd. 1777 (verglichen die Ausg. 1768—1772). Der Kinderfreund. 12 Teile. Ebd. 1780—1782. Jagd. W e l l e r Dichtungen des 16. J h . Tübingen 1874. W e i s e r - W e r l i c h i u s Augsburgische Chronica. Frankf. 1595. W e r l h o f , P a u l Gottlieb, Gedichte. Hannover 1749. W e r n e r , Rechtschreibung 1629. W i c k r a m , Rollwagenbüchlein, hrsg. vonKurz. Werke, hrsg. von J.Bolte. 8 Bände. Tübingen 1901—6. W i e d e m a n n , Mich., hist, poetische Gefangenschaften. Leipzig 1690. Monatsweise zitiert. W i e l a n d , Christoph Martin. Comische Erzählungen. 1768. Dieselben sind einzeln mit der Verszahl zitiert. Idris. Leipzig 1768. Der neue Amadis. 2 Bände. Ebd. 1771. Die Abderiten. 2 Teile. Ebd. 1781. Oberon. Ebd. 1792. Nach Gesang und Strophenzahl zitiert. Horazens Briefe. Übersetzt. 2 Teile. Dessau 1782. Horazens Satyren, aus dem Lat. übersetzt. 2 Teile. Leipzig 1786. Geheime Geschichten des Philosophen Peregrinus Proteus. 2 Teile. Ebd. 1791. Sämmtliche Werke. Leipzig 1794 ff. Dazu 6 Supplementbände 1797—98. W i e n e r S. B. = Sitzungsberichte der K. Akademie der Wissenschaften in Wien. Phil.hist. Klasse. W i e r s t r a a t = des Stadt-Secretarius Christianus W i e r s t r a a t Reimchronik der Stadt Neuss. Herausg. von Grote. Köln 1855. Auch in den Chroniken der deutschen Städte XX, 479 ff. W i g a l o i s , Ausg. v. Franz Pfeiffer. Leipzig 1847. W i l h e l m i , Joh. Gerlacus, Lexicon GermanicoL a t i n u m , als zweiter Teil seines Lexicon proso-metricum Latino-Graeco-Germanicum. Francofurti ad Moenum 1706. W i l l i r a m , Ausg. v. H. Hoffmann, Breslau 1827 ; von J . Seemüller, S t r a s b u r g 1878. W i l w o l t v o n S c h a u m b u r g . 1507. Hrsg. von Keller. S t u t t g a r t 1859. W i t h o f , J o h a n n Philipp Lorenz, academische Gedichte. 2 Teile. Cleve und Leipzig 1782 und 1783.

XXI

W o l f d i e t r i c h , im deutschen Heldenbuch Ι Π . W o l f f , Christian, Vollständiges mathematisches Lexicon. Leipzig 1716. 1734. 1746. W o l f f , P i u s Alexander, Dramatische Spiele. I (worin 59—200 Preciosa). Berlin 1823. W o l f r a m v. E s c h e n b a c h Parzival, hrsg. von Lachmann. Berlin 1854. W t b c h . d. d. Syn. Weigands Wörterbuch der deutschen Synonymen. Mainz 1852. Württembergische Zollordnung von 1661. W y l e , Translationen von Nielas von Wyle, hrsg. von Keller. S t u t t g a r t 1861. Z a c h a r i ä , Friedrich Wilhelm, Scherzhafte Epische und Lyrische Gedichte. 2 Bände. Braunschweig und Hildesheim 1761. Die einzelnen epischen Gedichte sind mit Namen und Verszahl zitiert. Die Tageszeiten. Zweyte Aufl. Rostock 1757. Die vier Stufen des weiblichen Alters. Ebd. 1757. Renommist. Poetische Schriften. Braunschweig 1772. Z a u b e r - L e x . = Onomatologia curiosa artificiosa oder ganz natürliches Zauber-Lexicon. 2. Aufl. Nürnberg 1764. Z e h n e r Nomenclator 1622. Z e i l l e r Episteln 1644. Z e i t . - L e x . = Christian Wéisens Curieuse Gedanken von den Nouvellen oder Zeitungen . . . und dann Ein . . . Zeitungs-Lexikon. F r a n k f u r t h u. Leipzig 1703. Zeitschrift des Vereins f ü r Volkskunde. Z e m i t z , Christian Friedrich, Versuch in moralischen und Schäfer-Gedichten. H a m b u r g u. Leipzig 1748. Zemitz starb am 1. Febr. 1746. Z e s e n , Deutscher Helikon 1641. 1649. Adriatische Rosemund 1645. Neudruck von Jellinek. Halle 1897. Rosenmänd. 1651. Ibrahim. 1645. Dögens Kriges Baukunst 1648. Z f d A . = Zeitschrift f ü r deutsches Altertum. Ζ f h d M a. = Zeitschrift f ü r hochdeutsche Mundarten. Z f d P h . = Zeitschrift f ü r deutsche Philologie, hrsg. von Ernst Höpfner und J u l i u s Zachor. Halle 1869 ff. Z f d W . = Zeitschrift f ü r deutsche W o r t forschung. Z i m m e r i s c h e C h r o n i k , hrsg. von Barack. 2. Aufl. Freiburg 1881. Z i n c g r e f Apophthegmata 1626. 1631. 1639. Auch Amsteldam 1653, fünf Teile. Z u p i t z a , Ernst, Die germanischen Gutturale. Berlin 1896. Bei A n f ü h r u n g von Schauspielen deuten die beigesetzten Zahlen Aufzug und A u f t r i t t an.

Verzeichnis vorkommender Abkürzungen. a. . . = alt . . . a. a. O. = am angeführten Ort. ABL. = Ableitung. ab(ul)g. = altbulgarisch (auch altkirchenslavisch genannt), adj. = adjektivisch), adv. = adverb(ial). afr(än)k. = altfränkisch afr(an)z. = altfranzösisch. afr(ie)s. = altfriesisch, agerm. = altgermanisch, ags. — angelsächsisch, ahd. = althochdeutsch (hochdeutsch vom 7. bis ins 12. Jh.) ai(nd). = altindisch. a(lt)ir. = altirisch, aisl. = altisländisch. a(lt)kelt. = altkeltisch. Akk. = Akkusativ, akymr. = altkymrisch. alb. = albanesisch. alem. alemannisch, älternhd. = älterneuhochdeutsch. an. = altnordisch. a(lt)rom. = altromanisch, an. s. anord. and(d). = altniederdeutsch (die kleinern altniederdeutschen Sprachdenkmäler bezeichnend). andfr(än)k. = altniederfränkisch. andl. = altniederländisch an(ord). = altnordisch. Anm. = Anmerkung, apers. = altpersisch (Sprache der pers. Keilinschriften), apreuß. = altpreußisch (die Sprache der alten Preußen, s. o. Berneker). arab. = arabisch, aram. = aramäisch, arm. = armenisch. Art. = Artikel, asächs. = altsächsisch (Sprache des Heliand). aw(est). = awestisch.

bayr. = bayerisch. Beh. = Buch. bed. = bedeutet, bedeuten. Bed. = Bedeutung. Bedd. = Bedeutungen. bes. = besonders. Bez. = Beziehung, Bezug. bildl. = bildlich. Bl. = Blatt. bret. = bretonisch. chin. = chinesisch, czech. = tschechisch. d. vgl. s. d. d. i. = das ist. dän. = dänisch. Dat. = Dativ, dial. = dialektisch, dim. = diminutiv. ebd. = eig. = els(äss.) engl. = enti. =

ebenda, eigentlich. = elsässisch. englisch, entlehnt.

f., F(em). = Femininum. Fakt. = Faktitivum. ff. = folgende, flekt. = flektiert, flg. = folgend. fr(än)k. = fränkisch. fr(an)z. = französisch, fries. = friesisch, frilhnhd. — frühneuhochdeutsch. gall. = gallisch. Gen. = Genitiv. germ. = germanisch. gew. - gewöhnlich. gl(eich)bd. = gleichbedeutend. got. = gotisch. gr. griechisch. Gramm. = Grammatik. Grdbed. = Grundbedeutung.

H. = H ä l f t e , z. B. 1. H . erste Hälfte, hd. = hochdeutsch, hebr. = hebräisch, hess. = hessisch, hochd. = hochdeutsch, holst. = holsteinisch. Hs. = Handschrift.

=

Id. = Idiotikon. Imp. = Imperativ, impers. = impersonal. Inf. =- Infinitiv, insbes. = insbesondere. I n t e r j . = Interjektion, intrans. = intransitiv, ion. = ionisch, ir. = irisch, isl. = isländisch, ital. = italienisch. Jh. = Jahrhundert. Kap. = Kapitel, kärnt. = kärntisch, kelt. = keltisch. Komp(ar). = Komparativ. Konj. = Konjunktion. Konj. — Konjunktiv, körn. = kornisch, kurhess. = kurhessisch, kymr. a f. erëlis, preuss. arelis, kymr. eryr, bret. er «Fluß». Verwandt ist lat.aqual.«Wasser»; viel- «Adler»; das griech. öpvic m. f. scheint als leicht aind. açva- in àçvâvant- «wässerig» und Grundbedeutung «Vogel» zu erweisen (vgl. kam «Wasser». Vgl. Zupitza Gutt. 60, Walde auch mnd. düf-arne m. «Täuber»), Luther ges. v. aqua, dagegen Uhlenbeck Btr. 30, 257. braucht das sonst im 16. Jh. häufige Wort Eine Nebenform ist - ä f f , z. B. in Aschaff (ndd.(z. B. bei Hans Sachs, Aven tin, Mathesius, -ep, z. B. in Lennep), ahd. -affa, die auf ein kelti- Fischart, Arn bei Waldis, Bingwald, Bollensches apa (ρ für qu eingetreten) zurückgehen hagen) nicht (nur das Komp. Fischar), daher soll. Doch vgl. Bremer Pauls Grd. 21,774.801 f. wird es später ungebräuchlich (Schottel, Stieler, ä, Inteij. des Verabscheuens {pfui! was Dentzler, Bädlein, Steinbach verzeichnen es ist das ein ä Geschmack, Goethe Satyros 1). nur in der schon im 15. und 16. Jh. auftreSchon 1573 bei Ölinger Gramm. 165 äh als tenden Bed. «Falke, Habicht, Sperber», oder Adv. (Interj.) des Spottens, Höhnens neben «Geier», Frisch 1741 «jeder große Raubvogel, pfuy, pfudich und bäh; ä als Interj. des besonders Adler»), in der zweiten Hälfte des Scheltens 1541 bei Frisius 399a, auch des 18. Jh. lebt es (im Anschluß an das im Ndd. erhalten gebliebene Arn) als poetisches Wort Nachrufens und Klagens bei Maaler l l b . Aal, m. (-s, PL -e), schon bei Dasypodius wieder auf, von Bürger, Voß u. a. gebraucht, 1537 Aal. Aus mhd. ahd. al m.; dazu ndl. aal, während es Schiller nur 11, 295, Goethe im ags. cel, engl, eel, anord. all, schwed. ài, dän. Faust 5462 verwendet. Vgl. v. Bahder Btr. aal m. Kaum nach E. Schröder ZfdA. 42,63 aus 22,520f. Die ursprüngliche schwache Flexion *ëdlos «der eßbare Fisch» oder «der Fresser», ist fast ganz der starken gewichen (Adelung vielmehr besteht wohl Verwandtschaft zu dem 1793 verlangt noch den PI. Aaren). 1 2. Teil von lat. angu-üla f. gr. ϊγχ-ελικ f. «Aal». Aas, n. (Gen. Aases, PI. Äser) : verwesendes Der PI. lautet älternhd. wie im mhd. gewöhn- Fleisch; Schimpfwort. Aus ahd. mhd. äs n., lich λile (so noch 1773 Goethe im Götz, d. j. dazu mnd. äs, ndl. aas, ags. œs η., altes ¿-PartiGoethe 2, 344), doch Aale schon bei Henisch zipium inetto-) von essen, also eigentl. «Speise 1616, seit Adelung (der Äle nur aus der der Raubtiere und Vögel». Bei Luther aß mit Schweiz kennt) Eegel. gleichlautendem Pl., bei Dasypodius 1537 aaß, Aalbaum, -beere, s. Albaum, -beere. bei Gueintz 1645 Aas. ABL. aasen, v.: das Aalraupe, f. (PI. -n)·. breitmäuliger und Fleisch von dem Felle schaben beim Gerben breitköpfiger aalähnlicher Fisch, gadus Iota. (bei Frisch 1741); (in etwas a.) in unreinMhd. bloß rupe (rûpe?), ruppe, ahd. ruppa, da- licher Weise in etwas, z.B. einer Speise, herumneben mhd. rutte f., entlehnt aus lat. rubeta f. wühlen, es vergeuden (norddeutscher, von «Frosch, Kröte», wohl wegen Ähnlichkeit in der Heynatz 1775 verzeichneter Ausdruck). W e i g a n d , Deutsches Worterbach. 5. Aafl. 1

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Aas 2

Aas, n. (Gen. Aases ; besser Aß zu schreiben): Viehfutter. Mhd. ahd. ⧠η. ist allgemeiner «Speise». Dazuasächs.anord. ätn., ags. œt in. «Speise» Dehnstufige Bildung von essen, entspricht abg. jadl f., lit. édis m. «Speise». Vgl. auch Walde s. v. jejunus. ABL. aaßen, v. : fressen (vom Wilde). Als weidmänn. Ausdruck bei Jablonski 1721. S. äsen. ab: weg von, nieder von. 1) Präp. mit Dat., veraltet und nur noch obd. (bei Hebel, Gotthelf) ζ. B. ab den Bergen «nieder von den Bergen». Das kaufmännische ab Hamburg ist verkürzte Ausdrucksweise für von H. ab. In Zusammensetzungen: abhanden, abseiten (s. d.). 2) Eaumadv. In der verbalen Zusammensetzung bezeichnet es auch bloß die Vollendung der Tätigkeit, ζ. B. ablaufen, abieben, abschließen, die Erschöpfung der Tätigkeit in bezug auf ein Objekt, ζ. B. abängstigen, abfüttern, abprügeln, sowie die Übertragung auf ein anderes, ζ. B. abbilden, abdrucken. In der nominalen Zusammensetzung kann Ab- zur Bezeichnung des Verkehrten, Minderwertigen, Negativen stehen, so schon ahd. in abgot und weiter ausgebreitet im Mhd., indem es vielfach an Stelle eines ältern ätritt, so mhd. abegunst f. «Mißgunst» neben âgunst, abékust f. «Schlechtigkeit» neben âkust, abewitze f. «Torheit» neben œwitze (vgl. aber-, after-). Viele Zusammensetzungen wie Abbild, Abdruck haben sich von den verbalen aus entwickelt. Mhd. abe, ab, ahd. aba; dazu asächs. ndl. a f , ags. engl, of, anord. schwed. dän. a f , got. af «von», verwandt mit skr. άρα «ab, hinweg», gr. àirò «von», lat. ab, alb. prap9 «wieder, zurück» (aus *peraps), lit. in apaSa «der untere Teil». Bei Luther und sonst im ältern Nhd. kommt auch noch die Form abe vor, die archaisierend auch Goethe, Paust 11191 (abestürzt), Pandora 762 (mit ahegewendetem Blick) braucht (aber abe als Ausruf bei Schiller Räuber 4,3 ist dialektisch für abhin = hinab). Abart, f. (Pl. -en): (veraltet) heruntergekommene Art (so noch Schiller Räuber 1, l); Nebenart, Spielart (von Adelung 1774 als naturwissenschaftlicher Ausdruck angeführt). Von abarten, v.: aus der Art schlagen. Bei Comenius 1640. abäschern, v.: sich abmüden. Eig. sich beim Aschern (s. d.), «beizen mit Asche» müde machen. Bei Adelung 1774 abeschern.

Abbild, n. (-es, PI. -er): Wiedergabe eines Bildes.

Schon frühnhd. vorkommend (1515

Abele

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Sallust Ν 6 abpüd), aber erst in der neuern Dichtersprache üblicher geworden. Von abbilden, v.: frühnhd. (auch bei Luther).

Abbiß, m. (Gen. Abbisses): die Pflanze scabiösa succìsa. Eig. Teufels A. Der Name, weil die unten wie abgebissen aussehende stumpfe Wurzel nach dem Volksglauben vom Teufel abgebissen ist. In frühnhd. Glossaren (Dief.-Wülcker 4). abblitzen, v.: ohne Erfolg abziehen, mit einem Anliegen schroff abgewiesen werden. Erst in der neuern Sprache. Bildlich aus der bei ältern Schießgewehren vorkommenden Bed. «aufblitzend ohne Erfolg verfliegen» (das Pulver auf der Pfanne, das Gewehr blitzte ab). abbreyiieren, v.: Wörter in der Schrift abkürzen. Aus mlat. abbreviare «abkürzen». In der frühnhd. Kanzleisprache. ABL. Abbreviatur, f.: Abkürzung (Reichsordnungen 82 a vom J. 1512), aus mlat. abbreviatura. Abbruch, m. (-es, PI. Abbruche) : das Abbrechen; Schädigung, Beeinträchtigung. Spätinhd. abebruch m. Die 2. Bedeutung (jetzt nur noch in A. tun) schließt sich an mhd. abebrechen, älternhd. abbrechen (mit Dat.) «wegnehmen, entziehen, schädigen» an. Abc, n. (-s, PI. -e) : die (nach den drei ersten benannten) Buchstaben in ihrer Reihenfolge (1452 bei Janssen Frankf. Reichscorr. 2,118); die Anfangsgründe einer Wissenschaft. ZUS. Abcbuch, n. (in frühnhd. Glossaren). AbcSchütz, m. (-en, Pl. -en): Anfänger im Lesenlernen (bei Stieler 1691). Im 15./16. Jh. wurden die jüngern Schüler, die von den ältern unterrichtet wurden, Schützen genannt (Schmeller2 2, 493 von 1418.)

Abdachung, f. (Pl. -en): allmähliche Neigung einer Fläche wie bei einem Dache. 1616 bei Londorp Acta publica 1, 153b. abdanken, v.: 1) intrans, (veraltet) eine Dankrede halten, bes. bei einem Leichenbegängnis; sein Amt (eig. dankend) niederlegen. 2) trans, jemand (eig. mit Dank) verabschieden. Das ältere Nhd. kennt dies a. nur mit dem Dativ, der trans. Gebrauch tritt zuerst bei Comenius 1640 auf; a. «sein Amt niederlegen» bei Stieler 1691. Abdecker, m. (-s, PI. wie Sg.): Schinder. Eig. der dem gefallenen Vieh die Decke d. i. Haut abzieht. Im 16. Jh. Von dem veralteten abdecken «die Haut abziehen, schinden» (Liliencron 4, 56, v. J. 1532).

abdrieseln, s. abtröseln. Abele, f. (PL -n): Pappel. Von Voß aus

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Abend

dem Ndd. (schon mnd. obele) aufgenommen. Verkürzt rheinfränk. BeUe f. Mit ndl. abeel m., engl, obele aus afranz. aubel (auf lat. albeüus für albulus «weiß» zurückgehend) entlehnt. Vgl. Alber. Abend, m. (-s, PI. e)·. Zeit, dann auch Gegend des Sonnenunterganges. Aus mhd. äbent, ahd. äbant m. ; dazu asächs. äiand, ndl. avond, ags. œfen und œfning, wovon engl, evening. Das Wort enthielt ursprünglich ein t hinter dem Labial, wie anord. aptann, schwed. afton, dän. aften m. zeigen. Vgl. Brugmann Idg. Forsch. 5, 376f. Vielleicht zu gr. όψέ «nachher, spät», όπώρα «Nachsommer». Davon abends, genetivisches Adv. (bei Luther). ABL. abendlich, adj., mhd. abentlich, ahd. abantlth. ZUS.

Abendbrot, n.: Abendessen, in der nordd.

ab erni al

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anzusehen, vgl. aind. áparas «der Spätere» und asächs. aïbaro, ags. eafora m.«Nachkomme». Vgl. Ufern. In der nominalen Zusammensetzung mit Aber- sind aus der Bed. «wiederum, wiederholt» folgende andere hervorgegangen: l) «nachhinten, zurück» in Abervaterm. «Großvater» (bei Luther), Aberwandel m. «Rückgang», Áberklaue f. (s. Afterklaue), mhd. aberwette n. {. «hinterlegtes Pfand»; 2) die Bed. des Verkehrten, Minderwertigen, Negativen (vgl. Aberglaube, Aberwitz, älternhd. Abergunst «Mißgonst», Abername «Beiname», ferner Aberglaube, Aberwitz), in dieser Bed. tritt aber- seit Mitte des 15. Jh. an Stelle von ab- (s. d., sowie After-). Detter ZfdA. 42, 53 verbindet dies aber mit anord. aur- «miß-».

aber, äber, äper, adj.: schneefrei. In

Umgangssprache (schon spätmhd. a&ewt&röin.). obd. Mundarten (auch ostfrk. äfer, elsäss. afer). Abendland, n.: Okzident, im ältern Nhd. Aus mhd. aber, œber, ahd. Spiri. Das Wort, nur im PL Abendländer (noch Adelung be- das auch «leer, trocken, mild (vom Wetter), zeichnet den Sg. als ungebräuchlich). Abend- sicher» bedeutet, kann nicht aus lat. aprîcus mahl, n., mhd. âbentmâl «Abendessen», seit «sonnig» entlehnt sein, auch Urverwandtschaft Luther Bezeichnung des am Abend eingesetzten damit ist unwahrscheinlich. Vgl. Ebbe. Sakraments des Altars und im urspr. Sinn Aberacht, f.: die über andrer Acht stewenig mehr gebräuchlich. Abendrot, n., mhd. hende kaiserliche, als vogelfrei erklärende Acht. âbentrôt m. und η., mit Anlehnung an rôt, nach Spätmhd. aberähte, (unter Anlehnung an aber dem bereits ahd. abgeleiteten tagardt m., ags. «wiederum») hervorgegangen aus oberahtei., dœgrêdn. «Morgenrot» gebildet. Abendstern, mndd. overächte (Sachsenspiegel 3, 34, in der m., mhd. âbentsterne, ahd. abantsterno. md.Fassung diu ubere ächte), 1437 md.obiracht Abenteuer, n. (-s, PI. wie Sg.): wunder- (Janssen Frankf.Reichscorr. 1,419) f. S. 2Acht. bares Erlebnis; ritterliches Wagnis; dessen Aberglaube, m. (-ns, PI. -n) : verkehrter Erzählung ; (erst frühnhd.) seltsame Gestalt, Glaube. 1482 erscheint aberglaub im voc. Mißgestalt. Aus mhd. äventiure f., entlehnt praed. Ce 7 a , ferner bei Brant (Narrenschiff aus frz. aventure, mlat. adventura f. (von ad- 38, 37. Layenspiegel J 1 b ) und Luther (neben venire «zukommen, sich ereignen»). Das ur- Abglaube), wie es auch 1540 bei AlberusDict. sprüngliche f. nur vereinzelt im ältern Nhd. und 1541 bei Frisius auftritt. Aber- ist hier (z.B. bei Gryphius, Grimmelshausen) erhalten. nicht entstellt aus ober- wie man nach lat. Ältere nhd. Nebenformen sind Ebenteuer (so superstiti/O f., ndl. overgeloof n., dän. overtro bei Luther und bei einigen noch im 18. Jh.) «Aberglaube», denken könnte, darf auch nicht und (ausdeutend) Abendteuer. ABL. aben- mit dem anord. in Zusammensetzungen erscheiteuerlich, adj., spätmhd. âventiurlich. aben- nenden afar- «sehr» zusammengebracht werteuern, v., mhd. âventiuren. Abenteurer, den (etwa durch übermäßiges Glauben verm., mhd. âventiurcere m. kehrter Glaube), sondern bedeutet «vom rechaber, l) Zeitadv. wiederum (veraltend), ten Glauben abweichender Glaube» (s. aber). a. und a. tausend, 2) stärkern oder gelindern ABL. abergläubisch, adj., bei Luther, 1541 Gegensatz, auch bloß Fortführung der Rede bei Frisius abergläubisch, mit andrer Endung bezeichnende Konjunktion. Diese als Subst. 1482 im voc. praed. abergloubig, noch bei Hagedas Aber «entgegenstehendes Bedenken, zu dorn und Herder abergläubig. bedenkende Schwierigkeit». Mhd. aber, aver Aberklaue, S. Afterklaue. (auch verkürzt abe, ave), ahd. àbur, avar; abermal, abermals, adv.: wiederum, dazu gehört got. afar Präp. «nach», Adv. beide bei Luther. Verbindung von aber mit «nachher», das als komparativische Bildung dem Akk. Mal, woran weiter das adverbializu got. af «von» zu betrachten ist. Als sche -s antreten konnte. ABL. abermalig, Grundbed. ist «weiter weg», dann «später» j adj., in der frühnhd. Kanzleisprache. 1»

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Aberraute

abgeführt

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Aberraute, f.: die Stabwurz, artemisia chen (frühnhd. z. B. Rhetorica 52b); auf eine abrótanum. Mit Anlehnung an Baute aus dem gr.-lat. abrotanum n. gebildet. Urspr. niederd. Form (im 15. Jh. averrüte). Dagegen mit Verschiebung des t zu ζ ahd. avaru¡a, woraus mondarti. Afrusch m. (1538 bei Rößlin 131c Abtausch). Vgl. auch Eberitz. aberweise, adj.: verkehrt weise (Goethe 38, 21). Wie aberklug u. a. Neubildung nach Aberglaube, Aberwitz (s. d.). Aberwitz, m.: Verkehrtheit des Geistes. Mhd. aberwitze neben früherm abewitze f. «Unverstand, Wahnsinn». (Vgl. aber und Aberglaube.) Das ursprüngliche fem. erhält sich im ältern Nhd., z. B. Lohenstein Hyac. 46. ABL. aberwitzig, adj., frühnhd. (Dief.Wülcker 26).

abeschern, s. abäschern.

Fahrt entsenden (Sattler 1607); schroff zurückweisen (Opitz 1, 137), vgl. abfahren. abfinden, v.: durch ein Abkommen befriedigen. Eig. den Weg zur Seite jemandes finden, vgl. ein Abkommen treffen und mnd. afdrepen «sichvergleichen». Refi, sich a. «übereinkommen, befriedigt sein». Als Rechtsausdruck bei Sattler 1607. Davon Abfindung, f., zu Anfang des 17. Jh. in Wedels Hausbuch 226. abfolgen, s. verabfolgen. abführen, v.: 1) intr. zur Seite führen. 2) trans, wegführen, mhd. abevüeren, ahd. abavuoren ; (Gelder) einer Kasse zuführen, eig. wohl als Zins usw. gegebene Tiere wegführen (im 17. Jh. z. B. Logau 3, 127); einem eine Niederlage beibringen, ihn ablaufen lassen (Lessing 1,416, als studentisch bei Kindleben 1781), vgl. abfertigen; abrichten, nur im Part, abgeführt «verschlagen» (1531 bei Franck Chron. 304b), hier entstellt aus abgeviert (a. wie ein Würfel), eig. «viereckig». Refl. sich a. (in verächtlichem Sinn) «weggehen» (1711 bei Rädlein, Günther 530, Schiller Fïesko 1, 9).

abfahren, v. : 1) intr. eine Fahrt antreten, weggehen; sterben (Ludwig 1716, als burschikos bei Kindleben 1781 und Augustin 1795 angeführt); abgleiten, mit seinem Anliegen abgewiesen werden (Goethe 41, 153) vgl. abfertigen. 2) trans, durch Fahren wegschaffen oder lostrennen. Mhd. abevam ist «weggehen, Abgang, m. (-$, PI. Abgänge): das Wegsein Besitztum abtreten, abfallen», ahd. aba- gehen wovon; was abgeht, Abfall; Abnahme, varan «verschwinden». Verminderung; Mangel, Gebrechen; Absatz Abfall, m. (-es, PI. Abfälle)·, das Nieder- (von Waren). Mhd. abeganc m. ABL. abund Wegfallen wovon, mhd. abeval; jähe gängig, adj. (nach den drei letzten Bedd. Neigung, abschüssige Lage (1711 bei Rädlein); von Abgang). geringwertiges Abgefallenes wovon (1716 bei abgeben, v.: weggeben, von sich geben; Ludwig); Sich-Lossagen und Trennung von (etwas a.) darstellen, sich zeigen als (im 17. Jh.). einem Verbände (Esra 4, 19); Übergang aus Refl. sicha. «sich beschäftigen mit» (1755 von gutem in schlechten Zustand (bei Luther); Gottsched Beob. 3 als ein seit weniger Zeit Geringersein in Vergleich zum rechten Maß eingerissener Mißbrauch bezeichnet, von Ade(1711 bei Rädlein); überraschende Verschie- lung 1774 verteidigt). denheit (Schiller Räuber 2, 3); Abstufung abgebrannt, adj.: aller Mittel beraubt. (Möser Verm. Sehr. 1, 105); ungünstige Be- Eig. durch Brand um seine Habe gekommen. urteilung im Gegensatz zu Beifall (1663 bei Nach Moscherosch Phil. 2, 685 zur Zeit des Schottel 3); Mißerfolg. ABL. abfällig, adj. 30jährigen Krieges aufgekommen. und adv. (jetzt nur in der Bed. «ungünstig abgebrüht, adj.: sittlich abgestumpft beurteilend», die Adelung 1793 und Heynatz (priapische abgebrüete Ammen, Fischart Garg. 1796 noch nicht kennen; bei Luther in der 201). brühen geht hier auf das ndd. brilden, Bed. «abtrünnig»). brilen «coire» zurück, vgl. DW 4,1,2342, doch abfeimen, v. : den Feim (Schaum) wovon wird jetzt an brühen «sieden» gedacht, vgl. abnehmen, klären (Goethe 7, 125), wie raffi- hartgesotten. nieren (s. d.). Das Part. Prät. abgefeimt, wie abgedroschen, adj.: (von Erzählungen raffiniert: abgeschäumt; geklärt; gewandt in usw.) oft vorgebracht und daher für niemand schlimmen Streichen. Schon 1463 den abge- von Wert (bei Rädlein 1711). Ursprünglich vaimpten schaÜc (Beheim Wiener 285,10), da- Part. Prät. von dbdreschen «ganz ausdreschen, neben auch abgefaumt (Fastnachtsp. 202, 19), durch Dreschen der Kerne (des Inhalts) beabgefeumpt (Montanus 291, 15), wie noch Les- nehmen». Wohl nach lat. verba trita. sing 7, 154 eine abgefäumte Buhlerin schreibt, abgefeimt, s. abfeimen.· abfertigen, v.: zum Abgehen fertig maabgeführt, s. abßhren.

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abgeschmackt

abgeschmackt, adj.: reizlos widrig für den Geschmacksinn. Mit angetretenem t statt des ältern abgeschmack und so gleichsam in das Part. Prät. eines Verbums abschmecken «den Geschmack verlieren» umgebildet. Bei Duez 1664. Abgott, m. (-es, PI. Abgötter): Abbild eines Gottes, nachgemachter Gott; falscher Gott im Gegensatz des wahren. Mhd. ahd. abgot n. (selten m.). Zu dem got. Adj. afgups «von Gott abgewichen, gottlos». ABL. abgöt-

ablassen

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awk- in awkward «ungeschickt». Von ab abgeleitet, also eig. «abgewendet».

Abiturient, m. (-en, Pl. -en): der nach vollendeter Schulzeit von der Schule Abgehende. Aus abituriens (Gen. abiturientis), Part. Präs. von neulat. abiturire «abzugehen verlangen». abkanzeln, v.: tüchtig ausschelten. Eig. von der Kanzel herab eine Strafpredigt halten. Als Wort der Umgangssprache bei Adelung erwähnt und von Voß 1, 67 gebraucht,

tisch, adj., spätmhd. abgötisch. Abgötterei, abkapiteln, s. kapiteln. f., spätmhd. abgöteri.

abkappen, v.: zurechtweisen (Schiller

Abgrnnd, m. (-s, PI. Abgründe): in dieRäuber 4, 3). Eig. tüchtig mit Kappen d. i. Tiefe hinabgehender Grund. Spätmhd. abgrunt m. neben häufigerm abgründe n., ahd. abgrunti n., ndl. afgrond. Got. afgrundipa f. «Abgrund» mit andrer Ableitung. Abgunst, f.: die von jemand abgewandte freundliche Gesinnung. Mhd. abegunst, gewöhnlich abegünste f. ABL. abgünstig, adj., 1482 àbgunstig (voc. theut. a 8 a ). abhanden, adv.: nicht zu Händen, weg, verloren. Mhd. abe handen, ahd. aba hantum. Aus der Präp. ab mit dem Dat. PI. von Hand (s. d.). Älternhd. bei Mitteldeutschen selten und noch von Adelung und Heynatz Antib. 1, 30 als oberd. Redensart bezeichnet.

Ohrfeigen (s. DW 5, 193) versehen. Schon im 16. Jh. (Fischart Nacht Rab 3641). abkarten, v.: heimlich verabreden. Eig. die Karten nach heimlicher Verabredung mischen oder geben. Bei Rädlein 1711. Abklatsch, m. (-es, PI. -e) : genaue Nachbildung ohne eigenen Wert. Moderne Bildung. Von abklatschen, v.: (bei den Buchdruckern usw.) eine Nachbildung durch Aufklopfen herstellen.

Abkomme, m. (-m, Pl. -m): Nachkomme. Zuerst bei Campe 1807 verzeichnet, von älternhd. abkommen «abstammen». — Abkömm-

ling, m. (-s, PI. -e). Bei Schottel 370 ab-

Abhandlung, f. (Pl. -en), im 17. Jh. von könding. Im Mhd. erscheint nâchkomélinc. Schottel gebildet für lat. tractatus. Abhang, m. (-s, PI. Abhänge)·, niederwärts gehende Seite einer Fläche. Wohl von Zesen (inDögens Kriegsbaukunst) gebildet. Von abhangen, durch Vermischung mit dem transitiven Verbum auch abhängen, v.: niederwärts hangen (frühnhd.); wodurch bestimmt werden, etwas zur Voraussetzung haben (nach frz. dépendre in der 1. Hälfte des 18. Jh. entwickelt, bei Nieremberger 1753 verzeichnet).

Abkommen, η.: Übereinkommen. Zuerst bei Steinbach 1734. Urspr. subst. Inf. des V. abkommen (mit einem a. «übereinkommen»),

abkonterfeien, s. Konterfei.

abkratzen, y. : durch Kratzen wegbringen oder von etwas befreien; sich entfernen, sterben. In der 2. Bed., die der neuern Umgangssprache eigen ist, geht kratzen auf das Scharren mit den Füßen beim Weggehen, vgl. abschirren. ABL. abhängig, adj. (um 1480 im voc. inc. Abkunft, f.: Abstammung (bei Stieler teut. a 2 b abhengig, «acclivus», in der über- 1691); Übereinkommen (erst bei Adelung 17741. tragenen Bed. bei Adelung). abküpsen, v.: (der Feder) die Spitze ababhold, adj.: abgeneigt. Spätmhd. abholt. schneiden (Lessing 3, 308); küpsen ist eine Urspr. oberd. Wort, aber seit 1700 allgemein Weiterbildung von küppen «die Kuppe, Spitze in den Wörterbüchern, doch noch bei Hey- abhauen», obersächs. die Feder abkippen. natz Antib. 1, 33 beanstandet. Ablaß, m. (-sses, PI. Ablässe) : Erlassung Abhub, m. (-es, PI. Abhübe) : was wovon der Sünden; Lossprechung von Kirchenstrafe. aufgenommen und weggetan wird. Von ab- Mhd. abelâfi, ablag m., seltener η. (auch bei heben. Im 18. Jh. erscheinende Neubildung Luther n.), ahd. ablag m. neben ablägt n.; (Jablonskil721, übertragen bei Goethe 21,259). dazu mnd. afiät n. und got. afiëts m. «Erlaß, äbicht, adj.: verkehrt. Nur mundartlich Vergebung» neben aftëtm ν. «erlassen», ags. (auch äbisch, äbsch, entsprechend ndl. aafsch). oflœtan, ahd. oblaban «entlassen». Mit angetretenem t aus mhd. ebich, ahd.abuh; ablassen, v.: l) intrans, sich von der Fortdazu asächs. abuh, anord. öftigr, auch engl. setzung einer Tätigkeit abwenden. 2) trans.

Ablativ

Abriß

weglassen, gehen lassen; (Flüssigkeit) weiter laufen machen; (einem a.) überlassen. Mhd. abelâ^en, obelan. Ablativ, m. (-s, Pl. -e), der im Deutschen durch Präposition mit Dativ ersetzte Kasus der lat. Deklination. Aus lat. ablativus (nämlich casus), zu auferre «wegnehmen». Ablailt, m. (-es, PI. -è): gesetzmäßiger Wechsel des Wurzelvokals bei Verben und Nominibus, z. B. binde band gebunden, Binde Band Bund. ABL. ablauten, v.: diesen Wechsel des Wurzelvokals an sich haben. 1819 von Jac. Grimm eingeführte grammatische Kunstausdrücke. ablegen, v. : 1) trans, weg-, beiseitelegen, mhd. abelegen·, (eine Pflicht usw.) erfüllen (mhd. «Geld erstatten», also wohl eig. vom Niederlegen der überbrachten Zinse usw.); (Arbeiter) entlassen (mhd. und älternhd. mit Dativ, vgl. das Handwerk legen). 2) intr. schwach werden, versagen (aus älternhd. einem a. «im Stiche lassen», nach Rüdiger 2,63 ein obersächsischer Ausdruck, Adelung «im gemeinen Leben», Goethe 25, 165 1. H.). ABL. Abl e g e r , m. (-s) : durch Niederlegen in die Erde gebildeter neuer Pflanzentrieb. BeiFrisch 1741. ablehnen, v.: etwas von sich wegwenden, entfernt halten, zurückweisen; auf einen Vorschlag nicht eingehen, ausschlagen (diese abgeblaßte Bed. erst um die Mitte des 18. Jh., z. B. bei Nieremberger 1753). Das Wort, noch nicht mhd., erscheint in der frühnhd. Kanzleisprache, z. B. Reichsordnungen 68 als ableinen (mhd. leinen neben lenen, s. lehnen), daneben auch ablehnen, z. B. bei Luther; ableinen auch später bei Oberdeutschen (noch von Heynatz 1796 erwähnt und von Wieland gebraucht). a b l u c h s e n , v.: einem etwas listig (mit Luchsaugen) abspähen; einem etwas listig abund sich zuwenden. Von Luchs, vgl. beluchsen. Bei Adelung 1774 fälschlich ablugsen (mit Anlehnung an lugen) geschrieben. abmachen, v.: wegmachen; fertig machen, festsetzen. Schon mnd. afmaken «fertig machen», aber im Hochd. zuerst bei Dentzler 1709 angeführt (mit einem a.) und noch von Heynatz 1796 als nicht edel bezeichnet. abmarachen, v. : abmatten. In der nordd. Umgangssprache (im bremisch-nieders. Wörterbuch 3,129 wird marakken «ermüden», bei Rüdiger 2,116 als obersächsisch Schmarach m. «schmutzige, beschwerliche Arbeit» und davon schmarachen aufgeführt), aus dem Rotwelschenaufgenommen. 1801 beiReinwald2,19.

abmeiern, v.: den Meier (s. d.) d. i. Bauer von seinem Hof vertreiben. 1768 bei Moser (patr. Phant. 1, 145). abmergeln, v. : kraftlos machen. Frühnhd. (Franck teutsche Chronik 270 a). S. mergeln. Vgl. Liebich Btr. 23, 223. abmurksen, v. : heimlich umbringen. Aus der Studentensprache bei Heine 2, 324. Das md. murksen bedeutet «schlecht arbeiten, an etwas herumschneiden, würgen». Anklingend abmucken, elsäss. ahmuckse, s. mucken. abmüßigen, v. : von einer Beschäftigung frei (zur Muße bestimmt) machen. Im 17. Jh. Wohl in der Kanzleisprache entwickelt, vgl. mhd. müe$egen «befreien». abnehmen, v.: l) intrans, mehr und mehr schwinden, 2) trans, wovon tun; wovon herunter tun; von jemand sich dargeben lassen, z. B. eine Rechnung; wovon als Erkenntnis ziehen, z. B. aus jemandes Worten abnehmen (in der frühnhd. Kanzleisprache, z. B. Janssen Frankf. Reichscorr. 2, 448 von 1486). Mhd. abenemen ist «geringer werden, abschaffen usw.», ahd. abaneman «wegnehmen».

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abnorm, adj. : von der Regel abweichend. Aus lat. abnormis (s. Norm). Wohl erst im 18. Jh. entlehnt. ABL. Abnormität, f. (PI. -en) : Regelwidrigkeit. Aus neulat. abnormitas f. (Gen. abnormitatis). abonnieren, v. : worauf voraus bezahlend unterzeichnen. Aus dem gleichbed. franz. abonner, ital. abbonare (aus ad und bonne, einer Nebenform von borne «Grenze»), Kaum vor 1770—80 entlehnt, bei Adelung 1793 — Abon-

nent, m. (-en, Pl. -en) : der mit Vorausbezahlung Unterzeichnende. Nach franz. abonnant, Part. Praes. von abonner, aber mit der sonst bei lat. Bildungen üblichen Endung -ent.

Abort, m. (-es, PI. -e): abgelegener Ort (Ludwig 1716), heimliches Gemach (erst Campe 1807, vielleicht aus dem Ndd., wo es 1755 Richey für Hamburg als Af-Ort verzeichnet). abrackern, refl. v.: sich abschinden (s. Backer). Aus der nordd. Umgangssprache bei Campe 1807.

Abrede, f. (PI. -») : Festsetzung durch Besprechung; Entgegensetzung durch Rede (namentl. in A. stellen). Mhd. aberede f. abrichten, v.: völlig gerade machen; eine Fertigkeit wozu beibringen. In der ältern Sprache überhaupt «unterrichten»; mhd. aberihten «gut, recht machen, abschaffen».

Abriß, m. (Gen. Abrisses, PI. Abrisse): nur in den Hauptlinien gemachtes Bild wovon

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Absage

abseiten

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(1562 bei Mathesius Sar. 60 b ). Von abreißen, oberhauptes zum Schlüsse einer in öffentlichen v. in der Bed. «ein Bild im Umriß entwerfen» Landesangelegenheiten gehaltenen Versammlung, z. B. Landtagsa. Spätmhd. abeschit, (bei Luther). Vgl. reißen, Riß. Absage, f. (PL -«): Aufkündigung der häufiger abescheit m. «Abschied, Tod, EntFreundschaft und Ankündigung von Feind- scheidung, Bescheid, Beschluß eines Reichs-, seligkeit. Spätmhd. absag, aber erst neuerdings Städtetags», auch im ältern Nhd. oft Abwieder in die Sprache aufgenommen (nach scheid m. Abschlag, m. (-es, PI. Abschläge): abgeHeynatz Antib. 1, 46 ungebräuchlich). Von absagen, v. : Gesagtes widerrufen ; ( einem, a.) hauenes Holz, mhd. dbeslac; Zurückweisung die Freundschaft auf- und Fehde ansagen; eines Angriffs (im Teuerdank 82, 6 «Zurück(bildlich) sich wovon lossagen. Mhd. abesagen. weisung, abschlägige Antwort»); GeringerDaher ein abgesagter Feind: «einer der sich als werden des Preises wovon (mhd. abeslac «Erniedrigung der Forderung») ; vorläufige MinFeind erklärt hat». Absatz, m. (-es, PI. Absätze) : Aufhören derung der Schuld (im 16. Jh., zu spätmhd. und Wiederanfang wovon, dann das so Wieder- absiahen «abbezahlen»), z. B. auf A. zahlen. anfangende selbst (bei Luther) ; Zufernsein des ABL. abschlägig, adj: entschieden von b einen vom andern bei Vergleichung (Wieland sich weisend (1562 bei Mathesius Sarepta 192 ). Idris 7) ; Abgeben von Ware gegen Bezahlung abschläglich, adj.: wie abschlägig·, zahlend (bei Frisch 1741). Mhd. abesaz m. ist «Ver- zu vorläufiger Minderung der Schuld (1509 bei Janssen Frankf. Reichscorr. 2, 767). — ringerung». abschlagen, v.: 1) trans, durch Schlagen äbsch, s. äbicht. Abschach, n. (-s): Schach, das den König wovon trennen; an einer Rechnung abziehen; beim Wegziehen eines Steines durch eine hinter zum Entfernen nötigen; entschieden von diesem stehende Figur angreift (1616 bei Sele- sich weisen, verweigern. 2) intrans, im nus Schach- oder Königspiel 111). Auch Aber- Preise geringer werden. Mhd. abeslahen, abeschach (vgl. ab- und aber-). Schon mhd. ab- slân in allen Bedd., ahd. abaslahan «wegschach, V&x.aberschâch η., und dann bei Lessing schlagen». Nathan 2, 1. Vgl. v. Bahder Btr. 22, 522. abschmieren, v.: tüchtig prügeln, eig. abschätzig, adj. u. adv. : geringwertig ; ge- mit Schlägen salben. Bei Duez 1642. ringschätzig. Frühnhd. (Wickram Rollw. 128) abschrecken, v. : einen durch eingeflößte und auch später in oberd. Quellen ; von Wie- Furcht von etwas abbringen, mhd. abeschrecken; land gebraucht (als erklärungsbedürftig bei Warmes oder Kaltes durch Hinzutun von KalLessing 6, 32 erwähnt). tem oder Warmen in der Temperatur umAbschaum, m. (-s, ohne PI.) : von wallender springen machen (schon frühnhd.). Vgl. wegen Flüssigkeitausgestoßene, obenwegzuräumende dieser Bed. schrecken. Unreinigkeit; als zu schlecht und verächtlich abschurren, v.: hinweggleiten; abfahren, ausgestoßener Mensch. Bildlich bei BrantNarr. sterben (s. schurren). Aus der nordd. Um54,19 abschûm, wiescÄMwMurnerGeuchm.3774. gangssprache bei Voß 2,81. Vgl. abkratzen. Abscheu, m. (-es, ohne Pl.); das Zurückabschüssig, adj.: stark abhängig. Erst schrecken vor etwas; Gegenstand, vor dem man bei Dentzler 1709 verzeichnet (doch früher abzurückschreckt; heftige Abneigung, Wider- schießig, Opitz Poeterey 181). Von Abschuß wille. Frühnhd. abschew (Reichsordnungen m. in der Bed. jähe Neigung einer Erdfläche, 180 von 1531), abscheuch m., seltener f. (ζ. B. daß sich darauf ein Körper schnell und heftig Harsdörfer Gesprächspiele 1, 2), daneben ab- niederbewegt (bei Ludwig 1716). schewen, n., vgl. Scheu. ABL. abscheulich, Abseite, f. (PL -n)·. überwölbter Nebenadj. u. adv.: abschreckend (frühnhd., ζ. B. raum des Schiffes der Kirche; Nebengebäude Fischart Barfüßermönche 4557, zum abscheu- (Flügel) am Hauptgebäude. Aus mhd. absite lichen Exempel Carolina), Widerwillen erre- (mit Anlehnung an ab und Seite), ahd. absîta, gend (bei Maaler 1561 abscheüchlich). absída f., entlehnt aus gr.-mittellat. ábsida, gr. Abschied, m. (-es, PI. -e)·, das Weggehen άψίa- (assimiliert im 16. Jh. in der 1. Bed. x aus *blupna-) erklärt werden. bOcken, v.: wie ein Bock springen; nach blutwenig, Blutwurst, Blutzeuge, dem Bocke verlangen und von ihm besprungen werden; nach dem Bock oder wie ein Bock s. Blut. BÖ, f. (Pl. -en): heftiger Windstoß. Aus riechen (vgl. böckseln). Mhd. bocken, «wie ein ndd. böe, unbekannter Herkunft; dazu ndl. Bock stoßen». 2 bocken, v.: den Flachs auf der Bockbui, schwed. by, dän. byge f. «Regenschauer, d. i. Stampfmühle stampfen. Aus dem Ndd., Sturm, Windstoß». Boberéll, Bobereile, f. (Pl. -η): Juden- 1663 bei Schottel boken. Aus mnd. boken kirsche. Spätmhd. boborell aus dem uner- «klopfen, schlagen», das mit pochen (s. d.) identisch ist. klärten mlat. Namen boboreüa f.

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bockig

Bogen

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bockig, adj.u. adv.: wie bockbeinig·, nach bis ins 18. Jh., sogar noch bei Rückert, sodem Bocke verlangend; nach dem Bocke rie- wie mundartlich) aus mhd. bodem, auch schon chend oder schmeckend. Älternhd. bockicht, boden, ahd. bodam m.; dazu asächs. bodam, mhd. dafür böckisch (noch 1678 bei Krämer). ndl. bodem und (mit Übergang des d in i) Bockpfeife, f.: Dudelsack mit Bocks- ags. botm, engl, bottom, ferner mit einem nSuffix anord. botn, schwed. hotten m., dän. hörnern. Bei Krämer 1678. Bocksbart, m.: herabhängendes Kinnhaar bund (aus budn). Urverwandt sind (ebenfalls des Bocks; (nach der Ähnlichkeit) Name meh- mit n- Suffix) lat. fundus, aind. budhn&s, sowie gr. ττυθμήν (π für φ wegen des Θ) m. «Grund, rerer Pflanzen (in frühnhd. Glossaren). Oocksbeutel, m.: Hodensack des Bocks Boden». Im PL ist Umlaut eingedrungen (bei Stieler 1691); (nach der Ähnlichkeit) (Luther hat noch B.), doch nicht durchgängig; Adelung weist die Form B. hauptFlasche zu Würzburger Steinwein. 2 Bocksbeutel, m.: der steif bewahrte sächlich dem Niederdeutschen zu. alte Brauch, das steife Kleben an einmal vorBodmerei, f. (Pl. -en): An- und Darlehen handener Gewohnheit. Zurückgehend auf das auf den Kiel eines Schiffes oder auf dieses ndd. boksbüdel (zusammeng. aus dem Gen. Sg. selbst zu hohen Zinsen, wenn das Schiff glückvon bok «Buch» und bildel «Beutel»), das lich den Ort seiner Bestimmung erreicht·, aber als hamburgisch mehrfach in der Mitte des zum Verluste der Anforderung des Darleihers 17. Jh. bezeugt ist. Die Benennung stammt im unglücklichen Fall. Aus dem gleichbed. daher, daß früher die Hamburgerinnen an ndd. bodmerie, ndl. bodemerij f., engl, bottomry, der Seite einen Beutel hängen hatten, wo- von ndd.-ndl. bodem m., engl, bottom «Kiel rin sie ihr Gesangbuch und andres trugen (unterster Boden, Grundbalken) des Schiffes». und diesen Beutel herkömmlich anbehielten, Bofist, Bovist, m. (-es, PI. -e): zischend so daß er dann zum Sinnbild für das Haften platzender Staubschwamm. Grundlage des an alter Gewohnheit wurde (vgl. Heitmüller mundartlich in verschiedenen Formen aufin seiner Ausgabe von Borkensteins Bookes- tretenden Wortes ist wahrscheinlich das in beutel S. Κ fg.). Glossaren des 15. Jh. belegte vohenfist, zuböckseln, auch böcksern, v.: bockartig sammenges. aus vohen- (zu mhd. vohe f. riechen oder schmecken. Statt böckzeln, ab- «Füchsin») und fist m. «leiser Bauchwind». geleitet von mhd. bockezen «stinken wie ein Derselbe Schwamm heißt gr.-neulat. lycoperBock» (noch bei Schottel 1663, Rädlein 1711 don n. «Wolfsfist» (ndl. wolfsveest f.). Das bökzen, bei Duez 1664 und bei Stieler 1691 später unverständlich werdende vohen- wurde dafür bockenzen, älternhd. auch böckeln, bei mehrfach umgedeutet, so entstand ndd. bofist (zu bove «Bube»), das später ins Hochd. Maaler 1561 bockelen). Bockshorn, n.: Horn eines Bocks; Name eindrang, und pofist (zu po «Pfau»), beide mehrerer Pflanzen, namentlich des Johannis- auch in hd. Form als Bubenfist (1546 bei b brotes und der cassia fistula (beides schon Bock 3, l ), Pfauenfist. spätmhd.). Redensart: ins B. jagen «in Angst Bogen, m. (-s, PI. Bogen u. Bögen) : Krümversetzen, kleinmütig machen» zuerst bei Brant mung als Abschnitt einer Kreislinie; Waffe Narrensch. 160b, im 16. Jh. sehr gewöhnlich). mit solcher Krümmung; zusammengelegtes Vielleicht eine Nachbildung der ital. Kedens- (gebogenes) Papier von einer bestimmten art dar l'erba cassia (dafür altital. auch caccia) Größe. Aus mhd. böge, ahd. bogo m.; dazu a qualcheduno «jemand den Laufpaß geben, ihn ndl. boog, ags. boga, engl, bow, anord. bogi, wegjagen», mit Beziehung auf caccia Jagd schwed. bäge, dän. bue m. Zu biegen. An (dergl. Wendungen mit Anspielung auf Pflanzen- Stelle der schwachen Flexion im Mhd. ist namen waren sehr gewöhnlich) ; im Deutschen die starke getreten; doch älternhd. N. Sg. wäre cassia (caccia) durch Bockshorn übersetzt, auch noch Boge (bei Luther, doch Hiob 20, 24 außerdem noch durch jagen wiedergegeben. Bogen), Bog. Der PL nimmt jetzt Umlaut Anders Borchardt-Wustmann 75. ZfdW.4,330. an, namentlich süddeutsch (auch bei Goethe, Boden, m. {-s, PI. Böden): der unterste Schiller), doch steht daneben das nicht umKaum wovon als Unterlage; Kaum unter dem gelautete Bogen. ABL. bogig, adj.: BogenDach als Aufbewahrungsort. Mit Abschwä- form habend. Bei Stieler 1691 bögicht. Bogchung des Suffixes -em zu -en (schon bei ner, m. : Verfertiger von Bogen zum Schießen, Luther in der Bibel B., doch daneben Bodem mhd. bogenœre m. 17·

Bohle

-bold

Bohle, f. (Pl. -η): breites dickes Brett. MM. (in ind. Quellen) bole f.; dazu anord. hoir m. «Baumstamm, Rumpf». Dunkler Herkunft, vielleicht mit Balken (s. d.) verwandt. ABL. hohlen, v.: mit Bohlen belegen. Böhmen, mhd.-ahd. Bêheim. Aus kelt.lat. Boiohemum n. Wohnsitz des keltischen Volksstammes der Bojer. Davon Böhme m. und böhmisch, adj., mhd. bêhemisch. Redensart: böhmische Dörfer «fremde, unverständliche Dinge», wie die slavischen Namen böhmischer Dörfer einem Deutschen vorkommen (schon bei Rollenhagen Froschm. 1, 2,15). Bohémerweib, η.: Zigeunerin (bei Schiller Jungfr. v. Ori. 1, 3), nach franz. Bohémien m. «Zigeuner», eig. Böhme. Bohne, f. (PI. -n) : längliche Schotenfrucht. Mhd. bòne, ahd. bòna f.; dazu ndl. boon, ags. bean, engl, bean, anord. baun f. Das Verhältnis des Wortes zu den anscheinend verwandten lat. faba f., abg. bobü m. «Bohne» oder gr. φακός m. «Linse» ist schwierig zu beurteilen, vgl. Hirt Btr. 22, 235, E. Schröder ZfdA. 42, 71. bohnen, v.; mit Wachs glänzend reiben. Dafür mhd. bilenen «glänzend machen, mit Glanz überziehen». Die nhd. Form kann aus dem ndd. bönen abgeleitet werden ; dazu ndl. boenen, ags. bönian «eine Holzfläche blank reiben». Doch kann auch nach obd. Lautgesetzen (s. versöhnen) bohnen aus einem nicht umgelauteten mhd. buonen hervorgegangen sein (ponen schon bei Hans Sachs Fab. 30, 229, bone «Getäfel» 1482 im Voc. theut. e l b ) . Die Wurzel stimmt der Lautverschiebung gemäß mit gr. φαίνειν «leuchten», aind. bhänuS m. «Licht, Strahl», air. ban «weiß»; vielleicht ist Bahn (s. d.) verwandt. Bohnenlied, n. Redensarten: einem das B. singen ihm sagen, daß er sich entfernen soll, weil man seiner nicht mehr bedarf; das geht übers B. «weit über Gebühr». Schon in der 2. Hälfte des 15. Jh.: es ist mir übers bohnenlied (Mone Schausp. 2, 406, 78. Fastnachtssp. 845,28) d. i. «zu arg». Das Bohnenlied ist ein weit verbreitetes Volkslied, in dem allerlei Torheiten geschildert werden, mit dem Kehrreim nu gang mir aus den Bohnen (vgl. Uhland Volksl. 2, 614 fg.). bohren, v.: stechen, daß es ein Loch gibt; drehend stechen. Aus mhd. born, ahd. borôn-, dazu ndl. boren, ags. borian, engl.dän. bore, anord.-schwed. bora. Der Lautverschiebung gemäß stimmt lat. forare «bohren»,

gr.φαράειν «pflügen», aind. bhurijf. «Scheere». ABL. Bohrer, m.: Bohrwerkzeug. 1482 im Voc. theut. β l b borer. B o i , m. (-es, Pl. -e): Wollenzeug, feiner als Fries und gröber als Flanell. Aus dem ndd. baje f., ndl. baai f., engl, bay und baize, schwed. boj η., dän. boi, bai η., die alle auf franz. bote, afranz. baie f. zurückgehen. Bei Henisch 1616 Bayh, Bay, bei Duez, Krämev und Ludwig Bay und Boy. Boie, f. (PI. -«): Wiege. In Mitteldeutschland, 1663 bei Prätorius Magdetröster 406 Boije, 1752 bei Frisch teutsch-frantz. Wb. 136 Boye f., obersächsisch auch Boheie f. Dazu boien, v.: wiegen, 1711 bei Rädlein boyen. Boileine, s. Boje. Boisalz, s. Baisalz. Bojár, m. (-en, Pl. -en)·, adeliger Gutsbesitzer in der Walachei. 1585 bei Laur. Müller polnische etc. Historien M. 4 a Botar. Rumänisch boiariü «Edelmann», aus serb. boljär der «Vornehme, Große», von bolji «besser». Boje, f. (PI. -»): schwimmendes, mit einem Seil an einen Anker befestigtes Stück Holz oder Tönnchen, zum Zeichen, wo der Anker liegt; dann auch wie Bake (s. d.). 1720 im Robinson 1,420 Boy. Aus dem gleichbed. ndd. boje f., ndl. boei f., engl, buoy, die aus dem Romanischen entlehnt sind, wo franz. bouée, afranz. boye, span, boya, port, boie f. Diese aber stammen urspr. wie auch das bereits entlehnte mhd.-mnd. boie s. v. a. «Seil, Kette, Fessel», aus altlat.fcö/α f. «Lederriemen, Fessel». ZUS. Boileine f., Boiseil, n.: Leine, Seil, woran die Boje befestigt ist. 1 Boich, m.: Belche (s. 1Belche) 2 B o l c h , m . (-es, PL -e) : Kabeljau. Ais Fischname begegnet bollich bereits 1329 (Diefenbach-Wülcker S. 275), ebenso in frühnhd. Glossaren bullich (1482 im Voc. theut. e 4 a «polipus»), bulich, bolich, bolch mit verschiedener Bestimmung; 1561 bei Maaler Boich «Kablen». Dazu mnd. bullik, bulik, bulk m. «Kabeljau», ndl. bulk m. «eine Art Schellfisch». Kaum zum vorausgehenden zu stellen; vielleicht von Bolle (s. d.) abgeleitet wegen der rundlichen, massigen Form des Fisches, vgl. engl.-dän. bulk «Klumpen, Masse». -bold bezeichnet in Zusammensetzungen die Person, die dem in dem ersten Worte Ausgedrückten nachhängt oder so ist, wie jenes anzeigt, z. B. in Bauf-, Trunken-, Tücke-, Witzbold. Mlid. -holt m trunkenbolt, wankelbolt «Wankelmütiger», hetzebolt «Hetzhund», ent-

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Bole

Bombe

spricht dem in Namen erscheinenden -bolt und geht zuruck auf das Adj. mhd. bait, ahd. bald «kühn». Daraus ist von Dichtern ein Subst. Bold, m.: kleines Wesen (Rückert 3, 145) geschaffen worden. Bole (bei Voß), f. : Kumpf für Speise oder Getränk, nach engl, bowl (s. Bowlè). bölken, v.: schreien, brüllen (vom Rindvieh usw.). Aus dem gleichbed. mnd. bolken, auch ndl. büken und in Mitteldeutschland im 15. Jh. bülken·, Henisch 1616 verzeichnet bolken und bölken. Lautnachahmendes Wort, wohl Nebenform zu blöken. Vgl. auch mhd. bullen, bullen, ahd. bullón «brüllen, bellen». boll, bollig, adj.: steif, ungeschmeidig (bes. bei den Lohgerbern vom Leder). Aus dem Ndd. (mnd. bol «hohl»), aus dem Henisch 1616 bol und Schottel 1663 boll «hohl, geschwollen, aufgeblasen» verzeichnen. Wohl zu Bolle (s.d.). ZUS. Bolleisen, n. : ungeschmeidiges, sprödes Stangeneisen. Bei Adelung 1774. Bolle, f.: (PI. -n): Zwiebel, überhaupt Wurzelknollen; Blütenknopf der Pflanze; Samenknopf des Flachses; langrundes, muldenartiges Gefäß. Mhd. bolle f. m. «Knospe und oben wie unten enges, in der Mitte weites Gefäß zum Auffüllen und Abziehen des Weines», ahd. bolla f. «Fruchtbalg oder Knoten des Flachses» und in hirnibolla f. «Hirnschale»; dazu ndl. bol m. «Kugel, Ball, Blumenzwiebel», ags. bolla m. «Gefäß, Becher» und in hêafodbolla f. «Hirnschale», engl, bowl «Gefäß,Napf,Becher», anord. bolli m. «Schale». Das Wort gehört zu mhd. boln, ahd. bolón «wälzen», dann «schleudern» und bezeichnet urspr. überhaupt einen rundlichen Gegenstand. Verwandt ist Ball (s. d.). Bolleisen, s. boll. Böller, m. (-s, PI. wie Sg.) : kleiner Mörser zum Schießen. Alternhd. auch Böler (noch bei Ludwig 1716, bei Duez 1664 und Krämer 1678 Böhler), obd. Polier. Spätmhd. boler m. «Wurfmaschine, Schleuder», zu mhd. boln, ahd. bolón in der Bed. «schleudern», urspr. «wälzen», bollig, s. boll. Bollwerk, n. (-es, PI. -e); Wall und Schanze zur Verteidigung; Festungswerk vor dem Hauptwalle. Mhd. bolewerc, bolwerc n. «Gerüste (Werk) zum Werfen oder Schleudern, Wurfmaschine», dann «Gerüst oder Befestigungsanlage zurVerteidigung einer Feste» usw., gebildet von mhd. boln «schleudern, werfen» und were η. hier «Vorrichtung zur Arbeit, Maschine, Gerüst». Daher franz. boulevard m.

(-s, Pl. wie Sg.): kurzer dicker Pfeil (danach auf ähnlich gestaltete Eisen übertragen, z. B. Schließnagel, Plättstahl). Mhd. bolz, selten bolze m., ahd. bolz m.; dazu mnd. bolte «Pfeil, Fußeisen», ndl. bout «Bolz, eiserner Schließnagel», ags. boit m., engl, bolt «Pfeil, Riegel, Fessel», schwed. bult, isländ. boltim. «eiserner Schließnagel», dän. bolt «Bolz». Man vermutet Umdeutschung von lat. catapulta f. «Wurfmaschine», dann auch «Wurfgeschoß», doch kann das Wort auch germanischen Ursprungs sein, vielleicht zu ahd. bolón «schleudern, abschnellen» (s. Böller), doch macht dabei die Ableitung Schwierigkeiten. Lit. beldu «anklopfen, anpochen» ist kaum verwandt, da dies zu poltern (s. d.) gehört. Bolzen hat sich aus dem mhd. schwach flektierenden bolze entwickelt und hat Bolz jetzt fast ganz verdrängt (dies z. B. bei Heine 1, 311). Bombárde, f. (PI. -n)·. großes Steingeschütz, Donnerbüchse. Aus afranz. bombarde, einerAbleitung von gr.-lat.feowibiism.(s.Bomfce). Bei Wächtler 1711. ABL. Bombardemént, n. (-s, Pl. -s) : Beschießen mit Bomben. Aus gleichbed. franz. bombardement m. Bei Sperander 1728. Bombardier, m. (-S, PI. -e): Feuerwerker. Aus franz. bombardier, mlat. bombardarius m. Bei Rädlein 1711 Bombar dirGesellen, bombardieren, v.: mit Bomben beschießen. Aus franz. bombarder, mlat. bombardare. Bei Stieler 1691. Bombasin, m. (-s): Art baumwollenseidenes Zeug. Aus dem gleichbed. franz. bombasin m., das mit ital. bombagino m. auf ein mlat. bombacinium n. zurückgeht, einer Ableitung von mlat. bombax (Gen. bombacis) m. f. «Baumwolle», das seine Grundlage in gr.-lat. bombyx (Gen. bombyeis), gr. βόμβυΕ «Seidenraupe» hat. Schon 1556 bei Frisius S. 1425a Bombasin «xylinum» (mhd. kommt dafür wammasin vor). Bombast, m. (-s) : Wortschwall, Schwulst. Aus engl, bombast «Wortschwall, aufgeblähte Rede», eig. mit Baumwolle ausgestopftes Zeug, von mlat. bombax m. f. «Baumwolle» (s. Bombasin). Im 18. Jh. entlehnt (Gottsched, Liscow 77). Bombe, f. (PI. -n): große gefüllte Hohlkugel zum Schießen. Bei Krämer 1678. Aus franz. bombe, ital.-span. bomba f., gleichsam «summendes Geschoß», von gr.-lat. botnbus. gr. βόμβοο m. «dumpfer, tiefer Ton, Summen, Rauschen».

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Bolz, m. (-es, Pl. -e) und Bolzen, m.

Bonbon

Bordell

η. (Pl. -s): eine Art Zuckerwerk, eus franz. bonbon, dem doppelgesetzten bon «gut». Im 18. Jh. entlehnt. Bonmot, n. (-s, Pl. -s): Witzwort, witziger Einfall, aus franz. bon «gut» und mot «Wort». Anfang des 19. Jh. entlehnt. Bönhase, m. (-«, PI. -n): Pfuscher, Unberechtigter zum Handwerk. Aus ndd. bönhase m. Handwerker, besonders Schneider, der, weil er nicht Meister ist, heimlich auf dem obersten Hausboden (ndd. böne f.) arbeitet, wo ihn die Zunftmeister aufsuchen oder wie man sagt, jagen (deshalb Hase). Schon im 16. Jh. vorkommend (1568). Entlehnt ndl. beunhaas, schwed. bönhas, dän. b0nlw.se m. Vgl. Walther ZfdW. 8, 191. Bonne, f. (PI. -n): dienendes Mädchen, namentlich zur Kinderwartung. Aus franz. bonne f. «Dienstmädchen», eig. F. des Adj. bon «gut», urspr. trauliche Anrede der Kinder. Neue Entlehnung. Boot, n. (-es, PI. -e, auch Böte)·, kleines leichtes ofienes Wasserfahrzeug. Wie andre Seemannsausdrücke (s. Flotte, Tau) aus dem Ndd. entlehnt. Mnd. bot m. n., mndl. boot, entlehnt aus mengl. bot n. (nengl. boat), dies aus ags. bät n.; dazu anord. beit n., häufiger aber (nach dem Ags.) bätr m., schwed. bât m., dän. baad. Auch franz. bateau m. «Fahrzeug, Boot» beruht auf dem ags. Wort. Das anord. beit gehört vielleicht zu biti m. «Balken» und weiter zu arm. phait «Balken», Lidén Uppsalastudier 34. Im Hochd. zuerst 1595 in Hulsius Schiffart als Boot m. n., z. B. 1, 19, dann auch bei Henisch 1616 verzeichnet, ferner 1657 bei Beilin S. 119 als Boot n. «ein kleines schiflein», bei Schottel 1663, bei Stieler (als Bot m. n.), bei Ludwig 1716 (als Bot, Boot, Both η.) usw.; in der Literatur ζ. B. bei Fleming 580 Both, häufiger im 18. Jh. Der PI. zuweilen als Böte gebildet (wohl von dem älternhd. M. Boot aus). Für die Zusammensetzungen Bootsknecht, Bootsmann usw. «Schiffer» erscheint schon im 16. Jh. Boßknecht, Boßgesell, Boßleute, deren Boß- (beruhend auf ndd. bös- aus bôts-) allmählich durch Bootsverdrängt- wird (Potsgesell bei Fischart Binenk. 103, Bootsmann bei Henisch 1616, doch kennt noch Stieler 1691 auch Bosmann, daraus entlehnt das gleichbed. frz. bosseman ra.). Borax, m. (-es, PI. -e): die natürlich vorkommende Verbindung der sogenannten Borsäure mit Natron. Älternhd. Boraß (1562

bei Mathesius Sarepta 80 b Borros), schon spätmhd. buras, aus mlat. borax f. (woher ital. borace m.), das auf arab. báuraq beruht. Borch, s. Barch. *Bord, m. (-es, PI. -e): umfassender oberer äußerer Band; Schiffsrand und damit bildlich auch s. v. a. Schiff. Mit d durch ndd. Einfluß (Adelung hat noch Bort). Mhd.ahd. bort m. n. «Band, Schiffsrand»; dazu asächs. bord m. «Rand, Schiffsrand, Schildrand, Schild», ndl. boord m. «Rand, Schiffsrand, Ufer, Saum», ags. bord η. «Schiffsseite, Schild», engl, board «Rand, Schiffsrand», anord. bord, schwed.-dän. bord η. «Rand, Schiffsrand». Damit berühren sich Worte mit br- im Anlaut, ahd. brort und brart m. «Rand, Schiffsrand, Vorderteil des Schiffs», ags. brord m. «Spitze, Ährenstachel» und breord m., anord. broddr m. «Spitze». Wahrscheinlich sind zwei Wörter zusammengefallen, ein bord, das eigentlich «Brett» bedeutet und mit diesem verwandt ist, und ein durch Schwund eines r aus brord «Rand» entstandenes bord, das zu abg. brazda f. «Furche» gehört und «Rand» bedeutet. Vgl. noch Borte. 2 Bord, n. (-es, PI. -e) : Brett. Rheinisch, auch ndd., hd. eigentlich Bort. Aus dem gleichbed. mhd. bort n. (selten, vgl. auch Diefenbach-Wülcker S. 278 u. Alberus Diet. BB 2 a bort «asser»); dazu ndl.-ags. bord, engl. board, anord. bord, schwed.-dän. bord η. «Brett, Tisch, Tafel», got. -baurd in fötubaurd n. «Fußbrett, -bank». Jedenfalls zu Brett gehörend, dem gegenüber B. Umstellung des r und abweichende Ablautstufe zeigt. Vgl. 1Bord. Borde, s. Borte. Börde, f.: sich hinziehende fruchtbare Ebene, besonders an einem Fluß, eine Flußebene, ζ. B. Soester, Magdeburger Börde. Aus mnd. borde, boerde, auch geboerde f., das wohl nicht zu ndd. bord «Rand» (Flußrand) gehört, sondern zu mnd. boren, beeren «gebühren», also eig. «Gebührlichkeit, Kompetenz», dann «Gerichtsbezirk». Bordéll, η. (-es, Pl. -e): öffentliches Haus zur Unzucht. Aus dem gleichbed. franz. bordel, ital. bordello m., einer dimin. Bildung von afranz. borde, span, borda f. «Bretterhütte, Bude», die auf das deutsche zBord (s. d.) zurückgehen. 1475 findet sich klevisch im Teuth. bordeel, dann bei Fischart Garg. 90 bordai, 1615 bei Albertinus Landstörzer 401 Bordel, Henisch 1616 verzeichnet Bordeel.

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Bonbon,

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bordieren

Borst

bordieren, bortieren, v.: den Eand besetzen, einfassen. Aus dem gleichbed. franz. border, von bord m. «Band, Saum», dem das deutsche Bord, Borte (s. d.) zugrunde liegt. Bei Krämer 1678 bordiren, bei Erasm. Francisci 1668 bortiren. 1 Borg, m. (-es, PI .Borge): Schwein, s .Barch. a Borg, m. (-es): Dargabe oder Annahme auf Zurückgabe (in der Redensart auf Borg, bei Schiller und Hebel auf Borgs durch Vermischung mit einem adv. borgs. Mhd. bore (Gen. borges) m.: was auf Zurückgabe dargegeben oder angenommen wird. Von borgen, v.: dargeben oder annehmen auf Zurückgabe; auf spätere Bezahlung geben oder nehmen. Mhd. borgen «bürgen, Bürge sein», daneben aber in ursprünglicherer Bed. «Nachsicht haben, schonen, Acht worauf haben», ahd. boragén «sich wovor hüten, Acht worauf haben, schonen»; dazu ndl. borgen, ags. borgian, engl, borrow «borgen». Zu bergen und abg. bregq «ich sorge für etwas», falls dies nicht aus dem Deutschen entlehnt ist. Borke, f. (PI. -η) : die rauhe äußere Baumrinde. Aus dem Ndd., wo mnd. borke f.; dazu engl, bark, anord. börkr m. Dunkler Herkunft. Häufig zu Birke gestellt, was aber keineswegs sicher ist. Bei Henisch 1616 Borcke, Barche. Borkirche, f. : erhöhter Zuhörerraum oder Chor in der Kirche. Spätmhd. borkirche f., zusammenges. mit ahd.-mhd. bor f. «Höhe, oberer Raum», das mit mhd. bürn, ahd. burian «erheben» wohl zu ahd. heran« tragen »gehört; ebenso Borschenne, f.: der Scheunenboden über der Tenne, Borwisch, m.: runder Kehrbesen mit langem Stiel, um damit hoch hinauf wischen zu können. Ygl. empor. Born, m. (-es, PI. -e): wie Brunnen, Quell; Quellwasser. Dichterisch, auch mundartlich in Mittel- und Niederdeutschland. Mit Abfall eines -e aus mhd. (in md. Quellen) burne, borne, dann auch born (so 1469 im Voc. ex quo, 1482 im Yoc. theut. e l b neben prun); entsprechend mnd.-mnl. borne m., ndl. born f., afries. burna m., ags. burn f., burna m. und burne f. Identisch mit Brunnen (s. d.), nur mit Umstellung des r. Luther gebraucht Born neben Brun, auch ist es verzeichnet 1540 bei Alberus, dann 1616 bei Henisch. Die urspr. schwache Flexion ist der starken gewichen; Luther bildet den PI. Börne. börnen, v.: brennen. Bei Luther (Hiob 30, 28) und mundartlich in Mitteldeutschland.

Mhd. in md. Quellen hürnen, hörnen, auch 1482 im Yoc. theut. e l h hörnen oder brennen, 1540 bei Alberus Diet. Pp 4 a ich hörn «brenne»; entsprechend mnd. humeri (neben hernen), ags. byrnan, engl, burn «brennen». Gegenüber brennen (s. d.) zeigt b. Umstellung des r und abweichende Ablautsstufe. Vgl. auch Bernstein. borniert, adj.: beschränkt. Eig. Part. Prät. von bornieren «begrenzen, beschränken», das aus dem gleichbed. franz. borner von franz. borne f. «Grenzzeichen, Ziel». Im 18. Jh. entlehnt (von Campe 1795 besprochen). Borretsch, m. (-es): als Salat und Gemüse dienendes Gartenkraut mit behaarten Blättern und hellblauer Blüte, Gurkenkraut, borago officinalis. Spätmhd. burretsch, borretsch m., aus ital. borragine, franz. bourrache f., die auf der spätmlat. Benennung borägo, borrägo f. beruhen; dieser liegt das lat. burra f. «zottiges Gewand», ital.-prov.-span. borra, franz. bourre f. «Scheerwolle» zugrunde. Der Name wegen der haarigen Beschaffenheit der Blätter. Börs, s. Barsch. Borsdorfer,m.: eine aus dem meißnischen Dorfe Borsdorf stammende veredelte Apfelart. Schon bei Luther. Bei Musäus (Kinderklapper 79) verkürzt Borsterapfel. Börse, f. (PI. -«): Geldbeutel; Versammlungsort und Gebäude zur Besprechung im Geldhandel usw. Spätmhd. burse f. ist «Geldbeutel, Kasse» (1385 die Nebenform borse, borsen Gombert6,19), auch «zusammenlebende Genossenschaft und deren Haus», ahd. burisset f. «Tasche», dazu mndl. burse, ndl. beurs f. Vgl. auch Bursche. Zugrunde liegt mlat. bursa, ital. borsa, franz. bourse f. «Beutel » (von Leder), diese aus gr. ßüpca f. «abgezogenes Fell», dann «Leder». B. beruht in seiner Lautform zunächst auf dem Ndl. (in Brügge bezeichnete B. zuerst das Versammlungshaus der Kaufleute, vgl. WB. d. Volkswirtschaft 2 1, 500) und wird in dieser Bed. (aber auch als Studentenhaus) als Börs zuerst von Schottel 1663 und Krämer 1678 verzeichnet, während Henisch in gleicher Bed. noch Burs hat. Börse «Geldbeutel» wird zuerst von Adelung 1774 angeführt. Vgl. Bursche. 1 Borst, m. (-es, PI. -e): auseinandergebrochene Stelle. Aus dem Md. Ndd., mnd. burst, borst m.; dazu ags. byrst m., engl. hurst «Riß, Bruch». Zu bersten. Dafür bei Luther Borste f . a Borst, m. (-es, PI. -e) : Gesamtheit starrer Haare. Oberdeutsch (Schubart 2,53 mit dem

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Borste

Β. der Wimper). In diesem Kollektiv hat sich mhd.-ahd. borst erhalten (s. d. folg.). Borste, f. (PI. -n): ein starres Haar. Mhd. horste, auch bürste, ahd. bursta f., daneben mhd. borst m. n., ahd. borst, burst m. η. ; dazu ags. byrst n., anord. burst f., schwed. borst m. und mit weiterer Ableitung ndl. borstel m., ags. brystl f., engl, bristte. Urverwandt ist aind. bhfStii f. «Spitze, Zacke, Ecke», lat. fastigium aus *farstigium «Giebel, Spitze». Das M. N. Borst verschwindet im ältern Nhd. ABL. borsten, weiter gebildet borstein, v. : borstenartig emporrichten; refi, sich borsten, borstein: die Borsten sträuben. BeiFrischl741. borstig, adj., im 16. Jh. borstig, börstig, mhd. borstoht. Bort, s. 2Bord. Borte, f. (PI. -n): starkes, aus Seide und Goldfäden gewirktes Band, zunächst ein den Rand eines Kleides usw. zum Schmuck umfassendes Band. Mit Wechsel des Geschlechts aus mhd. borte m. «Einfassung, Rand, aus Seide und Goldfäden gewirktes Band für sich oder als Besatz», ahd. borto m. «Besatz, Saum, stark- und dichtgewirktes Band», zu mhd.ahd. bort m. «Rand» (s. 1Bord). Bei Luther noch als M. Borte, ebenso bei Henisch 1616 und oft im 17. Jh. Borte, Borten, bei Stieler 1691 Borte f. In der Bed. Einfassung gern Borde geschrieben (ζ. B. Schiller Räuber 2, 3), vgl. bordieren. bös, s. böse. bÖSChen, v.: abhängig machen. Davon Böschnng, f. : schräge Senkung, Abdachung. b. ist urspr. s. v. a. mit Rasen belegen von Schweiz. Bosch, Posch, m. «Rasen, Rasenstück» bei Maaler 1561 (auch graspösch), zu busch gehörig. Böschung ist am Anfang des 17. Jh. als militärischer Ausdruck geläufig (1599 bei Speckle Architectura). In nordd. Aussprache und auf der Bühne jetzt mit o. böse, gekürzt bÖS (Goethe Iph. 1877), adj. u. adv.: gehalt- und haltlos; nichts wert; unnütz; nachteilig zuwider seiend; "feindlich mißgestimmt. Mhd. bœse, ahd. bôsi; dazu mnd. u. mndl. böse, nndl. boos, afries. bäse. Vergi, ferner engl, to boast «prahlen, sich rühmen», norw. baus «hitzig, heftig, übermütig», schwed.-dial. bös «wild, verwegen daherfahrend» (Wadstein Btr. 22, 238). Für die Grundbed. ist ahd. bösa f. und gibôsi η. «Possen», bôsôn «lästern, scherzen», sowie das entlehnte prov. bauza f. «Betrug» zu beachten. Herkunft noch nicht aufgeklärt. Vielleicht

bosseln

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zu ahd. bO¡¡¡an, engl, to beat «stoßen, schlagen», aus *bauttjo (s dann aus tí). Wadstein geht von einer Bedeutung «schwellen» aus, die in einigen Fällen im Slavischen vorliegt, russ. buhnuf «schwellen, sieb werfen» u. a.

ABL. boshaft, adj. u. adv., 1535 bei Schwarzenberg Cicero 134, 1, älternhd. gewöhnlich boshaftig (auch bei Luther, schon 1470 im mlat.-hochd.-böhm.Wb.l75 boßhafftig). Bosheit, f., mhd.-ahd. bösheit f., auch in der Bed. «Nichtigkeit, Gehalt-, Wertlosigkeit», böslich, adj. u. adv.: auf böse, d. i. schlechte, tadelhafte Weise, mhd. bœslîche adv., selten bœslîch adj. ZUS. bösartig, adj. u. adv., bei Dentzler 1709 bösartig. Bösewicht, m. (-es, Pl. -e und -er): nichtswürdiger Verbrecher. Mhd. bcesewiht (auch noch mit Flexion von bœse) m., zusammenges. mit wild «Wesen», dann «Elender» (s. Wicht). Der PL lautet schon bei Luther auch Bösewichter. böswillig, adj. u. adv., spätmhd. boeswillic. Boskétt, n. (-es, Pl. -e): Lustgebüsch. Aus dem gleichbed. franz. bosquet, ital. boschetto m., von ital. bosco m., das auf Busch (s. d.) zurückgeht. Im 18. Jh. entlehnt. böslich, s. böse. Bofie, m. (-«, PI. -n) u. f. : Gebund Strohes, Flachses u. dgl. Mhd. boye, ahd. boy), mnd. bote m. «Büschel», dann s. v. a. «Gebund Flachs». Davon Boßel, m. : kleines Gebündchen Flachs, deren eine Anzahl einen Boßen ausmachen, und böfieln, v.: den gerafften Flachs in Büschel {Boßel) binden. Wohl zu ahd. bôfian «stoßen», in Hinsicht auf festes zusammenstoßendes Binden, vgl .Stoß «Haufe». 1 bosseln, v.: Kegel schieben, kegeln. Mit Kürzung des Vokals aus älterm boßeln (bei Stieler 1691 boselen), von dem dialektischen Boßel m. «Kegelkugel», abgeleitet von mhd. bögen «Kegelschieben», eig. «stoßen» (s. Amboß). Davon Bosselleich, m.: Kegelbahn. Bei Luther Bosseleich, Bosleich. S. Leich. 2 bosseln, v.: in Kleinigkeiten arbeiten, zusammenflicken, künsteln. Vielleicht mit Kürzung des Vokals aus spätmhd. bdgeln, bœgeln «klopfen, schlagen», Iterativ zu bögen «schlagen» (s. Amboß), im 16. Jh. auch in der Bed. «künsteln, ausbessern, zusammenflicken, kleinlich arbeiten» (z. B. Hans Sachs Fab. 193, 24. Scheidt Grob. 1528). Doch ist auch nd. pöseln «sich mit Kleinigkeiten beschäftigen» zu berücksichtigen. Davon Bossel, m.: Hausknecht, eig. der kleinliche Arbeit macht (Hans Sachs Fastn. 85, 143).

bosseln

brach

bosseln, v.: halb oder ganz erhabene Arbeit machen. Aus dem gleichbed. franz. bosseler, von bosse f. «Beule, Erhabenheit» (s. d. folg.). bOSSieren, v. : in weicher Masse (Wachs, Gips) erhaben formen. Mit fremder Endung gebildet von franz. bosse, ital. bozza f. «Beule, Erhabenheit», die mit ahd. bôfian «schlagen» als «durch Schlagen entstandene Geschwulst» zusammengebracht werden. Schon friihnhd. böswillig, s. böse. Botánik, f.: Pflanzenkunde. Aus nlat. botanica, gr. βοτανική «Pflanzen betreffende» (nämlich έπκτήμη «Wissenschaft»), von βοτάνη f. «Pflanze». Im 18. Jh. aufgenommen. Davon Botániker, m. (-s, Pl. wie Sg.): Pflanzenkundiger.—botánisch, adj.: pflanzenkundig, zur Pflanzenkunde gehörig. Nach dem gr.-lat. botanicus, gr. βοτανικός, botanisieren, v.: Pflanzen suchen zu wissenschaftlichem Zwecke. 1728 bei Stoppe Ged. 1, 151 botanisiren. Bote, m. (-W, PI. -n) : der zum Überbringen oder Ausrichten Abgeschickte. Mit Dehnung des Vokals (doch heißt es älternhd. im Obd. Bott, noch bei Dentzler 1709) aus mhd. bote, ahd. boto m.; dazu asächs. bodo, ndl. bode, ags. boda, anord. bodi m. Zu bieten. ABL. Botin, f., erst im 18. Jh. gebildet (z. B. Lessing 3, 316), bei Adelung 1793 noch nicht verzeichnet. Botschaft, f.: übersandte Mitteilung, aus mhd. boteschaft, ahd. (bei Notker) botoscaft, früher botascaf f.; dazu asächs. bodskepi, ags. bodscipe m. Dazu Botschafter, m. (-s, PI. wie Sg.) : der im Auftrag eines Staates Abgesandte. Von mhd. boteschaften «eine Botschaft ausrichten oder verkündigen». Bei Krämer 1678 Bottenschafter, allgemein «Bote», seit 1700 als «Staatsgesandter», dem franz. ambassadeur entsprechend, üblich werdend. botmäßig, adj.: zu Dienst unter- oder bloß ergeben. Spätmhd. potmcefäig (in der Kanzleisprache) «sich nach den Geboten zu halten verpflichtet, Untertan», zusammenges. mit mhd. bot n. «Gebot, Befehl». ABL. Botmäßigkeit, f.: die Macht zu gebieten. Botin, Botschaft, -schafter, s. Bote.

geht, gebildet von buta f. (s. Bouteille). Der Übergang zum M. erfolgte unter Einfluß von mhd. botech, ahd. botah m. «Rumpf, Körper», dem ags. bodig m., engl, body entspricht.

273 8

Böttcher, m. (-s, PI. wie Sg.): wer hölzerne Geläße mit nur einem Boden macht. Gekürzt aus Bötticher, spätmhd. botecher. Von Bottich, m. (-es, PI. -e): hohes hölzernes, oben offenes, aus Dauben zusammengesetztes Gefäß beim Bierbrauen. Aus mhd. botech, boteche m., boteche, botege, botige f., ahd. botahha f., das auf mlat. ìndica zurückW e i g a n d , Deutsches Wörterbuch. 5. Aufl.

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Bottelier, m. (-S, PI. wie Sg.): der die Mundvorräte auf den Schiffen verteilt. Aus ndl. bottelier, das mit engl, butler auf franz. bouteülier m. «Kellermeister» (s. Bouteille) zurückgeht. Bei Adelung 1774. Bouillon, f. (Pl. -s): Fleischbrühe. Das franz. bouillon m., das eig. s. v. a. Aufkochen, Wallen, von franz. bouillir (aus lat. bulliré) «sieden, aufkochen». 1715 bei Amaranthes246. Boutéille, f. (PI. -n): gläserne Flasche. Das franz. bouteille f., das auf das gleichbed. mlat. buticula f. zurückgeht, das Demin. von mlat. buta, bota, span.-port. bota, franz. boute f. «Faß, Kübel, Schlauch, Wassergefäß», die wahrscheinlich gr. ßimc, ßoCmc «Flasche» zur Grundlage haben. Vgl. auch Bottich, Bütte. Im 17. Jh. entlehnt. Bowle, f. (PI. -n): Punschnapf; Punsch. Aus engl, bowl «Kugel, Schüssel, Napf». S. Bolle. Bei Voß (Horaz. Sat. 2, 8, 86) in deutscher Schreibimg Bole. boxen, v.: mit geballter Faust zu Leibe gehen. Aus dem gleichbed. engl, box, einer Ableitung zu dem unter pochen behandelten Verbum f ü r «schlagen, stoßen»; entsprechend wird zu mhd. bue m. «Stoß, Schlag» spätmhd. buxen «stoßen» gebildet. Vgl. auch boxen. Boykott, m. (-S, PI.-es) : Verruferklärung, dazu boykottieren, v.: in Verruf erklären. Nach James Boykott, einem Gutsverwalter in Irland, über den im J . 1880 die irische Landliga zuerst den Bann verhängte, was die Folge hatte, daß jedermann den Verkehr mit ihm abbrach. brach, (sprich brach) adv. : nach der Ernte umgebrochen ruhend, ohne bestellt zu werden. Zuerst bei Henisch 1616, sonst älternhd. gewöhnlich brache. Von Brache, f. (PI. -w): erstes Umgebrochensein und Ruhen des Bodens nach der Ernte; Land, das nach der Ernte umgebrochen ist und unbesäet ruht. Mhd. bräche, spätahd. brâcha f.; dazu mnd.-mnl. brake f., zu brechen. Aus in der Brache oder im Brach liegen hat sich das Adv. brach entwickelt; entsprechend ndl.braak, dän.brak. ABL. brachen, v. : den Boden pflügen zum Ruhen nach der Ernte. Bei Luther dafür brochen (Hiob 39, 10). Mhd. brächen, ahd. brâhhôn. ZUS. Brachfeld,n.,mhd. u. spätahd. brâchvelt n. Brachmonat, m.: Juni (Zeit 18

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Brachse

des Brachlegens), mhd. brâchmânôt, ahd. brâhitiânôt m. Im Schwäb.-Alem. noch volksüblich, daneben Brächet m. Brachvogel, m., Name mehrerer sich gern auf Brache und Saatfeld aufhaltender Vögel, mhd. Brachvogel, ahd. brâhvogel m.

Brand

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Brahne, s. Brame.

Brakteát, m. (-en, Pl. -en): Hohlmünze von Gold- oder Silberblech. Aus mlat. bracteatus (nämlich nummus «Münze»), abgeleitet von lat. bractea f. «dünnes Metallblech, Blech». Bei Adelung 1774.

Bram, m. (-es, PI. -e) und Bramen, m. Brachse, s. Brasse. Brack, n. (-es, PI. -e): Ausschuß, als un- (-s, Pl. wie Sg.): Besenginster, Pfriemkraut. tauglich Abzusonderndes. Mit Übergang eines w in b aus ndd. wrak «untauglich, beschädigt», als Subst. jedes Untaugliche, als untauglich Ausgeschossene, besonders durch Schiffbruch untauglicher Schiffsrumpf (s. Wrack), Schiffstrümmer; entsprechend ndl. wrak, afries. wrak «schadhaft geworden, untauglich», entlehnt ins Engl, als Subst. wreck «Schiffbruch, Wrack» und schwed. vrak, dän. vrag n. «Ausschuß, Wrack». Zuerst bei Steinbach 1734 verzeichnet. ABL. bracken, v.: als untauglich aussondern, ζ. B. Schafe. Aus mnd. wraken «für untauglich erklären, ausschießen, verwerfen»; entsprechend ndl. wraken, schwed. vräka, dän. vrage. ZUS. B r a c k s c h a f , n. (dafür bei Auerbach Brack m.). Brackware, f. Bracke, m. (-«, PI. -w): Leit-, Spürhund. Mhd. bracke, ahd. braccho; dazu andd. bracka (Eigenname eines Jagdhundes), mnd.-mnl. bracke. Daraus entlehnt mlat. bracco, ital. bracco, franz. brache m. Dunklen Ursprungs. Die alte Yergleichung mit lat. fragrare «stark riechen, duften», vgl. Walde s. v., scheint nicht überzeugend. Brackwasser, n.: in einen Fluß eingebrochenes Seewasser, durch welches das süße Flußwasser verdorben wird. Aus ndd.-ndl. brakwater n., zusammenges. mit ndd. brak (1475 im Teuthonista) «bittersalzig, salzig«, dazu ndl. brak «salzig», engl, brack «Salz». Bei Ludwig 1716. Kaum zu brechen (dann urspr. s. v. a. eingebrochen vom Seewasser und später auf den Geschmack übertragen), sondern eher zu Meer, also aus mrak-, Hirt Idg. Forsch. 1, 475. Doch unterliegt auch diese Ableitung Bedenken. hrägeln, V. : mit hörbarem Geräusch sieden, schmoren ; prasseln. Mundartlich in Ober- und Mitteldeutschland. Auch prägein geschrieben (bei Maaler 1561 präglen, 1562 bei Mathesius Sar. 136 apregeln). Schon mhd. breglen «braten, schmoren», auch «schwätzen», später namentlich bei Obersachsen, auch bei Rädlein 1711. Vielleicht verwandt mit rahd.-ahd. braht m. Lärm (s. Pracht), doch wohl eher lautnachahmendes Wort.

Aus ndd. bräm «Ginster», entsprechend ags. bröm m., engl, broom «Ginster, Besen», während mhd. brame m., ahd. bramo m. und brama f. «Dornbusch» bedeutet, s. Brombeere.

Bramárbas, m. (Gen. Bramarbasses, PI. Bramarbasse): Großprahler mit Heldentaten. Urspr. der Name eines Großsprechers in einem anonymen satirischen Gedichte, das Philander von der Linde (Burkhard Menke) im Anhang seiner „Vermischten Gedichte" 1710 mitteilte; danach gab Gottsched in der „Deutschen Schaubühne" der Dethardingschen Übersetzung des Holbergschen Lustspiels „Jakob von Tyboe" den Titel „Bramarbas oder der großsprecherische Offizier". Bei Pfeffel 4, 136

der PI. Bramarben. ABL. bramarbasieren, v.: mit Heldentaten großtun (Schiller 2, 36).

Brame und Bräme, f. (PI. -n): Band, Bandbesatz ; mit Laubholz bewachsener Wald-, Feld-, Wiesenrand. Bräme mit Wechsel des Geschlechts (Stieler 1691 hat noch Bräm n., Schottel 1663 aber Bräm f.) aus spätmhd. brëm η. «Eandbesatz, Einfassung, Rand» (jetzt obd. bram, bräm) ; dazu ags. brimme m., engl, brim «Rand» und (mit Ablaut) anord. barmr m. «Rand, Kante, Ufer. Vgl. auch verbrämen. In der 2. Bed. erscheint meist Brame oder Brane (Brahne), deren Verhältnis zu Bräme nicht aufgeklärt ist; vielleicht ist das seit dem 17. Jh. auftretende Brane ganz von Bräme zu trennen (kaum durch Einfluß von Brane «Braue» auf Bräm, Bräme zu erklären, während allerdings die Nebenform Augenbrame, s. d., auf Vermischung mit Brame zurückzuführen ist). Bramsegel, n.: Segel an der Bramstange. Aus dem gleichbed. ndl. bramzeü n. Bei Apinus 1728. Bramstange, f.: der kleine spitzzulaufende Mast, der auf der ersten Verlängerung des Mastes steht. Aus ndl. bramstang f. Beide sind zusammenges. mit ndl. bram n. «Bramsegel, Segel am Obermast, d. i. dem Mast auf dem großen Mast», dessen Herkunft dunkel ist. Brand, m. (-es, PI. Brände): brennendes Stück Holz; verwüstendes Feuer; Zustand eines Gegenstandes, daß dieser brennt; (bild-

Brand

Brassen

lieh) zerstörende Entzündung; zerstörendes Schwarzwerden an Pflanzen. Mhd. brant (PI. irrende), ahd. brant (Pl. brent!) m. in den beiden ersten Bedd.; dazu ndl.-afries.-ags. brand m., engl, brand, anord. brandr («brennendes Holzstück»), schwed.-dän. brand m. Mit einer Ableitungsendung zu brennen (s. d.) gebildet. ABL. branden, v.: (von Meeres- und Landseewellen) aufbrausen und sich brechen. Aus dem Ndd., vgl. ndl. branden «in Brand stehen, flammen, in Feuerwellen sich bewegen»; in der jetzigen Bed. von den ndd. Dichtern Klopstock (Oden 2, 54) und Voß eingeführt, aber Adelung 1793 noch nicht bekannt. Schon früher findet sich das abgeleitete Brandung, f. : Aufbrausen und Brechung der Wellen an der Küste oder verborgenen Felsen. Aus ndd. brandung f., entsprechend ndl. branding f. Im Robinson (1720) 1, 420 und bei Steinbach 1734 verzeichnet. Brander, m. (-s, PI. wie Sg.) : mit Brennstoffen angefülltes Schiff zum Anzünden feindlicher Schiffe. Aus dem gleichbed. ndl. brander m. Bei Krämer 1678 (1613 bei Hulsius Schiffart 10, 38 begegnet dafür Bränner oder Brandschiff), brandig, adj.: brandartig, ältemhd. brandicht·, den Brand habend (prandig 1562 bei Mathesius Sarepta 176 a vom Brand im Getreide). ZUS. B r a n d b r i e f , m.: Brief, der mit Schädigung durch Brand droht, spätmhd. (vom J. 1402) brantbrief m.\ (bildlich) dringlich gehaltener Brief (Goethe Br. 1, 104); Bettelbrief, eig. mit Berufung auf erlittenen Brandschaden (als studentisch bei Kindleben 1781 angeführt). Brandfuchs, m. : Fuchs mit schwarzem Bauche, schwarzer Schwanzspitze und schwarzen Läufen ; dunkel-, fuchsrotes Pferd (1644 bei Duez 153); Student im zweiten Halbjahr (bei Kindleben 1781 neben Brander). Brandmal, n. : Zeichen des Brandes. Bei Luther. Brandmark, n. u. Brandmarke, f.: eingebranntes Zeichen. Dafür älternhd. Brandmerk (1616 bei Henisch, auch noch 1678 bei Krämer Brandmärck, aber Brandmarek bei Ludwig 1716), vgl. ndl. brandmerk n.; Brandmarcke bei Steinbach 1734. Davon b r a n d m a r k e n , v.: mit einem eingebrannten Zeichen kenntlich machen, insbesondere als einen Verbrecher. Bei Krämer 1678. B r a n d m a u e r , f.: feuerfeste Mauer.

Brandsohle,f.:innere Sohle unter der äußern. Bei Ludwig 1716 Brandsole. Brandstifter, m.: der einen Brand erregt. Friihnhd. (1501 im Voc. opt. N 5 a brantstiffter «incendiarius»), entsprechend ndl. brandstiehter m.

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Bei Stieler 1691. Brandopfer, n.: ein bis auf die Eingeweide zu verbrennendes Tieropfer. Bei Luther, brandschatzen, v.: eine Geldauflage festsetzen zur Abwendung feindlichen Niederbrennens, spätmhd. brantschatzen.

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Branke, s. Pranke. Branntwein, m. (-es, PI. -e): aus Weinhefen, Früchten oder Gewächsen abgezogene geistige Flüssigkeit. Spätmhd. (zuerst 1360 in Frankfurt a. M. erwähnt, s. ZfdA. 6, 269) brantwin, zusammengerückt aus brant (gekürzt aus gebrant) win «der gebrannte Wein», urspr. mit Flexion des ersten Wortes (noch bei Schiller Räuber 2, 3 gebt mir ein Glas Brandtenwein), dann in fester Verbindung Branntewein (Goethe 12, 93) oder Branntwein. Die Nebenform Brandwein erklärt sich aus dem Part. Prät. gebrand bei Luther, sie findet sich im 16. Jh. (z. B. bei Rollenhagen Froschm. 3, 1, 13) und wird noch von Frisch 1741 angesetzt. Bei Adelung Branntwein. Entlehnt ndl. brandewijn m., dän. brändeviin m., schwed. brännvin n.

Brante, s. Pranke.

Braß, m. (Gen.Brasses): Masse wertloser, lästig fallender Dinge. Aus dem Ndd., wo mnd. bras m. «Schmaus» (s. prassen), dann «Lärm, Gepränge»; das Wort dringt gegen Ende des 15. Jh. auch ins Hd. ein und nimmt hier auch die Bed. «Gemengsei», dann «Haufe wertloser Dinge, Wust» an, bei Stieler 1691 verzeichnet und in der Umgangssprache des 18. Jh. sehr gewöhnlich. Auch nicht selten Praß geschrieben (z. B. Weiße Lustsp. 1, 197, Lessing 7, 234, Goethe Faust 10322). Ferner findet sich in gleicher Bed. Brast (Lessing 8, 168), Prast (Günther 698), wohl mit angetretenem t aus Braß entwickelt (schon 1482 im Voc. theut. e 3 a brast «pompa»), zugleich auch beeinflußt durch älternhd. und mundartlich Brast m. «Kummer, Sorge», zu mhd. bresten «auseinanderbrechen, gebrechen, ermangeln». In gleicher Bed. ndl. bras m. B r a s s e , f. (PI. -n): Seil an dem Ende der Segelstangen, um sie nach dem Winde zu richten. Aus dem gleichbed. ndl. bras m., das auf das ebenfalls gleichbed. franz. bras m., urspr. «Arm» zurückgeht. Bei Adelung 1774. brassen, v.: die Brassen oder (das Segel) vermittelst der Brassen anziehen und so richten. Aus dem gleichbed. ndl. brassen, von dem gleichbed. franz. brasser, eig. «mit den Armen oder einer Stange rühren».

Brassen, m. (-s, PI. wie Sg.) u. Brasse, 18»

Braten

brauen

f. (PI. -n): ein karpfenähnlicher Fisch, cyprinus latus. Urspr. und noch mundartlich im Obd. Brachsen, Brachsem (bei Dentzler 1709 Brachsmen), mit Abschwächung des m der Endung zu η aus mhd. brahsem, brastne m. und brahsnie, brahse f., ahd. brahsema, brahsa f. ; dazu andd. bressemo, ndl. brasern m., engl. brasse, schwed. braxen, däu. brasen. Aus dem Deutschen entlehnt franz. brème f. Dunkler Herkunft, kaum zu mhd. brehen «glänzen».

wird». Älternhd. auch Brau; Bräu ist die obd. Form, die sich von Bayern aus verbreitet hat. Yon inrauen (s. d.).

279

1

Braten, m. (-s, PI. wie Sg.): zu braten-

des oder gebratenes größeres Fleischstück. Aus mhd. brate (Gen. braten) «Fleisch, Weichteile am Körper», ahd. brâto m. (auch von Teilen des menschlichen Körpers, ζ. B. den Lenden), lat. (entlehnt) brädo «Schinken», andd. brädo «Wade», daneben mhd.-ahd. brat n.; dazu ags. brcêde m., anord. bräd f. «rohes Fleisch». Wahrscheinlich hat dieses Braten nichts mit dem folgenden zu tun. Grundbed. zunächst «Weichteil». Die urspr. schwache Flexion ist der starken gewichen, doch N. Sg. älternhd. noch Brate, Brat (PI. im 17. Jh. öfter Bräter, zu dem N. Brat?). Redensart: den B. riechen «einen Anschlag merken»,

mhd. den braten smecken. ZUS. Braten-

rock, m. Rock, der bei Festlichkeiten getragen wird, wohl nach engl, roastmeetclothes. 2 braten, v. (Prät. briet, Part, gebraten)·. über, an, in Feuer durch äußeres Hartwerden oder Hartmachen mürbe und genießbar werden oder machen. Mhd. braten, ahd. bratan-, dazu ndl. braden, ags. brœdan. Hierher gehört noch anord. brädr «hitzig», sowie Brodern (s. d.); verwandt mit brühen (s. d.), das Ablaut zeigt, brüten, und weiter vielleicht lat. fretum «Brausen, Wallen, Hitze», fretäle «Bratpfanne», gr. ßpdccui «siede, brause» mit anderem Wurzelauslaut, wenn germ, br- aus mr- entstanden ist. ABL. bräteln, v.: langsam braten. Bei Voß. ZUS. Bratspieß, m., zusammenges. mit Spieß (s. 2Spieß), urspr. Spiß, mhd.-ahd. spig m. «Spitze, auch Bratspieß» (verschieden von Spieß m. «Stechwaffe»), Bratwurst, f., mhd.-ahd. brâtwurst f.

Bratsche (mit α), f. (PI. -n): Arm-, Altgeige. Aus ital. viola da braccio; braccio ist das lat. brachium n. «Arm». Bei Krämer 1678.

Bratspieß, -wurst, s. braten. Bratze, s. Pratze, bratzeln, s. brotzeln. Bräu, n. (-es, PI. -e) : eine bestimmte Menge gebrautes Bier; Brauhaus. Aus mhd. briuwe f. n. «das Brauen und was auf einmal gebraut

280

Brauch, m. (-es, PI. Bräuche): (veraltet) Verwendung wovon; herkömmliches Üblichsein. Ahd. (einmal bei Notker) prûh m., mhd. nicht nachzuweisen und erst im 15. Jh. (bei Nie. v. Wyle) auftauchend. Von brauchen, v.: im Genüsse wovon sein; wozu verwenden; wozu nötig haben (im 17. Jh., bei Logau 3, 4, 92). Aus mhd. brûchen, ahd. brûhhan; dazu asächs. brükan, ndl. bruiken, ags. brücan mit starker Flexion, «genießen, sich einer Sache erfreuen, ertragen», engl, brook «ertragen, sich begnügen mit», schwed. (entlehnt) bruka, dän. bruge, got. brükjan «wozu anwenden, gebrauchen». Urverwandt ist lat. fruì, fruetus «genießen». ABL. brauch-

bar, adj. Bei Henisch 1616. bräuchlich, adj.: wie brauchbar-, im Gebrauch. Bei Luther breuchlich.

Braue, f. (PI. -n), auch Braune, f. (PL -n) : Haarstreifen über dem Auge; Wimper. Aus mhd. brâwe, brâ, ahd. brâwa, brâ f. «Augenbraue, Augenlid»; dazu asächs. bräwa, bräha, ags. brœw, anord. brä f. Mit abweichendem Vokal ags. brü, anord. brün f., die der Lautverschiebung gemäß mit aind. bhrûè, gr. òcppùc, abg. brüvi f. «Braue» übereinstimmen. Ahd. brâwa zeigt Ablaut zu ags. brü usw. Über die Nebenform Braune, sowie Bran (bei Schottel 1663), Brane, selbst Brame s. Augenbraue. brauen, v. : über Feuer bei aufsteigendem Wasserdampfe bereiten, zunächst Bier (auch bildlich vom wallenden niedrigen Nebel, bei Gökingk, Goethe). Mit Übergang eines iu in Û, später au (doch älternhd. auch oft breuen, noch jetzt obd.) aus mhd. briuwen (Prät. brow, Part, gebrûwen), ahd. briuwan ; dazu ndl. brouwen, ags. brëowan (mit starker Flexion), engl. brew, anord. brugga, schwed. brygga, dän. brygge. Auf die gleiche Wurzel gehen zurück ahd. brod, ags. broji n., engl, broth «Brühe, Suppe»; dazu lat. defrutum n. «Mostsaft», phryg.-thrak. βρΟτον «Bier, Obstwein», air. bruthe «Brühe». Der urspr. Begriif des Wortes scheint also «kochen» gewesen zu sein, vgl. auch Brot. Man könnte auch braten, brüten, Brühe, Brei u a. im letzten Grunde mit unserm Worte verbinden, da der gleiche Anlaut einer Reihe von Worten, die alle auf die Speisebereitung gehen, kaum Zufall sein kann. Die starke Flexion findet sich älternhd. nur noch vereinzelt beim Part. Prät. gebrauen

brann

bray

(Logan 1, 51). ABL. Brauer, m.: der Bier braut, mhd. briuwer m., daneben briuwe m. (daher jetzt bayr. Bräu m.). Davon Brauerei, f., bei Duez 1664. braun, adj.: aus Rot und Schwarz gemischt. Aus mhd.-ahd. brûn·, dazu ndl. bruin, ags. brün, engl, brown, anord. brünn, schwed. brun, dän. bruun. Ins Romanische aufgenommen als ital. bruno, franz. brun. Auch lit. brunas nebst slav. brunatmü «caeruleus, fascus» dürften entlehnt sein. Dagegen geht auf die gleiche Wurzel zurück lit. bëras «braun», aind. bdbhrû-jS «braun» (dem das deutsche Biber entspricht, s. d.), vermutlich gr. φρύνη f., «ppOvoc m. «Kröte», vgl. auch Bär. ABL. Bräune, f.: braunes Aussehen, mhd. briune·, erstickende (braunrote) Entzündung der Luftröhre (bei Hans Sachs Fab. 144, 135 Premi), bräunen, v.: braun machen, mhd. briunen. bräunlich, adj.u.adv.: etwas braun, bei Luther bräunlicht. ZUS. Braunkohle, f., 1781 bei Jacobsson technol. Wb. 1, 283.

brud f. «Verlobte», got. brüps f. «Schwiegertochter». Ins Mlat. entlehnt bruta f., woher afranz. bruy, franz. bru f. «Schwiegertochter». Die Etymologie war umstritten, vgl. Wiedemann Bezz.Btr. 27,205ff. Nach den Auseinandersetzungen von Braune aber, Btr. 32,30 ff. ist lat. /rMoc) bei Hesych m. «Keil». Ins Lit. entlehnt als dübelis m. «Nagel».

döbern, s. dibbern.

Docht, m. (-es, PI. -e): der zum leuchtenden Brennen mit Fett getränkte Körper im Lichte. Mit Verkürzung des zu o verdumpften Vokals aus mhd.-ahd. tâht η. m.; dazu anord. patir (tt aus ht) m. «Faden, Lichtfaden». Man erwartet daher ahd. däht. Dazu vielleicht Schweiz, tägel, dägel «brennender Docht, Licht, Lampe». Dunkler Herkunft. Bei Luther Tocht n. (auch noch bei Zachariä Renommist 2, 12), bei Günther Dacht, Tacht n., auch jetzt noch zuweilen Docht n. Auch die Lautform ist im ältern Nhd. schwankend: die Länge zeigt sich noch in Daacht bei Henisch 1616, auch jetzt noch mundartlich Docht ; mit dem ursprünglichen α noch im 18. Jh. Dacht (Brockes 9,55; Lessing 1,171 ; 2,562; Thümmel, Göckingk) und Tackt (Günther 379; Haller 5; Voß Ged. 2, 59; Bürger 124); noch Heynatz 1775 entscheidet sich für Dacht, während Adelung nur Docht zuläßt, Dacht, Tacht, Tocht aber für mundartlich erklärt. Dock, n. (-s, Pl. -s): gemauerter Wasserbehälter in einem Hafen oder bei einer Schiffswerft zum Bauen und Ausbessern der Schiffe. Das engl, doc/c, ndl. doh, dän. dokke, schwed. docka f., das vielleicht zurückgeht auf mlat. doga, doha f. «Graben, Grabenmauer, Einfassung eines Wasserbehälters», von gr. δοχή f. «Wasserbehälter, Gefäß» (vgl. Daube). Auch als Fem. Docke (bei Adelung). 1 Docke, f. (PI. -ri)·. Puppe; (übertragen) junges Mädchen; puppenartiges Gewundenes, Bündel; rund Gedrechseltes, kurze dicke Säule, Zapfen. Mit d für ursprüngliches t aus mhd. tocke (auch in der 3. u. 4. Bed.), ahd. toccha, tocka f. «Puppe»; dazu mnd. docke, schwed. docka f. Dunkler Herkunft; auch die Grundbed. des Wortes ist unsicher. a Docke, f. (Pl. -en): Art eines sehr hohen weiblichen Kopfputzes. Mhd. tocke f. aus franz. toque f. «Haube, Mütze», ital. tocco m. «Reisehut», span, toca f. «Haube». Ob das gleichbed. kymrische toc die Grundlage oder nicht vielmehr selbst aus dem Franz. entlehnt ist, bleibt unklar.

doch, Adv. u. Konj. zur Hervorhebung 8 einer Entgegensetzung. Mhd. doch, ahd. doh Docke, f. (PI. -n): Tastenhammer des mit Kürzung eines urspr. langen Vokals; da- Klaviers. Wohl von ital. tocchare, älterfranz. zu asächs. thoh, ndl. doch, ags. fêah, engl. toquer berühren, hier vom Anschlagen an die though, anord. βΰ, dän. dog (entlehnt), got. | Saiten. Bei Adelung 1774.

365

Dogge

Dogge, f. (Pl. -η): Art großer englischer

Dolman 9

366

Dohne, f. (PI. -ra): Zimmerdecke und

Hetzhunde. Aus engl, dog, woher auch ndl. bes. Tragebalken derselben. Nur mundartdog, schwed. dogg, dän. dogge. In der 2. Hälfte lich (wetterauisch, oberhessisch usw.). Von des 16. Jh. entlehnt, anfangs als schwach- mhd. don, ahd. dono m. «Ausgespanntes, Decke» flekt. Mask. (Docke bei Fischart Garg. 295, in mhd. Überdon, ahd. ubardono m. «überge341, Dogg' m. noch bei Yoß Id. 16, 151) und breitetes Tuch, Totentuch». Mit mhd. don 1 in der Schreibung schwankend (Docke noch f. «Spannung» (s. Dohne) zu dehnen. bei Adelung 1793, auch ζ. B. bei Schiller 11, Doktor, m. (-s, Pl. -en) : mit der höchsten 277, während Henisch 1616 dog, dogg, doggen von einer Fakultät erteilten Gelehrtenwürde m., Schottel 1663 dogge neben dokk m. hat Bekleideter ; Arzt. Aus lat. doctor m. «Lehrer», und Heynatz 1775 Dogge verlangt). von docêre «lehren». In der 2. Bed. schon D o g m a , n. (-s, PI. Dogmen) : Lehrmeinung, im 16. Jh. (Scheidt Grob. 1259). ABL. dokLehrsatz. Das gr.-lat. dogma, gr. δόγμα η., torn, v.: den Arzt gebrauchen; ohne Arzt abgeleitet von δοκείν «meinen». AHL. Dog- zu heilen versuchen. mátik, f.: Gebäude der Lehrsatzungen, bes. Dokumént, η. (-s, Pl. -e): urkundliches des christlichen Glaubens. Aus gr.-lat. dog- Beweismittel, Beweisschrift.. Aus lat. documatica, dem Fem. des gr.-lat. Adj. dogma- mentum n. «Beweis», von docêre. 1703 im ticus, gr. δογματικός «die Lehrsätze betreffend». Zeitungslex., der Plur. bei Ludwig 1716 Beide im 18. Jahrh. Documenten. Dohle, f. (PI.-ra): ein krähenartiger Vogel. Dolch, m. (-es, PI. -e) : messerartige zweiMit d für ursprüngliches t aus mhd. tahele, schneidige Stichwaffe. Um 1500 tolch, tolchen zusammengez. tale, ahd. tediata f. (davon ital. (bei Dasypodius 1537 dolch, bei Hans Sachs tàccola f. «Elster» zu obd. dachet), abgeleitet dollich), dazu ndl.-dän.-schwed. dolk m., nicht von dem einfachen (in obd. Mundarten er- entlehnt aus dem gleichbed. böhm. und poln. haltenen) mhd. tahe, ahd. taha f., das wohl (veraltet) tulich m., vgl. Mikkola Bezz. Btr. 25, zu apreuß. doacke «Star» gehört. Daneben 74, vielleicht aus lat. dolo «Art Stockdegen», erscheint mhd. tul, auch frühnhd. häufig das ins Niederländ. (mndl. dol) und von da Tul, Dui. An Zusammenhang von mhd. tul weiter vordrang. Doch macht auch das mit dem zweiten Bestandteil von lat. monë- Schwierigkeiten. Eher vielleicht unter dem dula darf man nicht denken, vgl. Niedermann Einfluß des lat. Wortes aus einem deutschen Idg. Forsch. 10, 235. Das nhd. Dohle scheint umgestaltet, das in aisl. dälkr m. «Nadel um beiden Formen zu entsprechen, es kommt den Mantel über der Achsel zu befestigen; schon im Spätmhd. als tole, dole f. vor, bei Dolch Messer», ags. dale, dole m. vorliegt. Luther als Thole, Dole, 1537 bei Dasypodius Älternhd. auch mit schwacher Flexion. 88 b doli und 316® Dohl, 1540 bei Alberus Dolde, f.: Blumenbüschel. Mit d für Dikt. z2 b dol. Doch erhält sich daneben ursprüngliches t aus mhd. tolde f. m., ahd. die Form mit a (bei Schottel 1663 als Dale, toldo m. Wohl eines Stammes mit ahd. tola f. Duez 1664 als Thale, Dahle, bei Ludwig 1716 «Weintraubenkamm», das -d ist also ableitend. als Dale, bei SteinbaXi?|v m. «Rinne, Röhre, Kanal», ahd. dona f. «Rebschoß, Schoß, Ranke»; da- abg. tulü m. «Köcher», ai. tünas m. «Köcher», zu ags. fona m, ßone f. (in œlfpona m., œlf- vgl. Ehrismann Btr. 20, 60. fone f. «Alpranke, Geißblatt»). Zu dehnen Dolman, m. (-s, Pl. -s) : schnürenbesetzte (s. d.). Vgl. die zu gr. xetveiv «spannen» ge- Jacke unter dem Pelze des Husaren. Aus hörigen gr. τίνων m. «Sehne», lat. tenus η. türk. dolämän «Unterkleid von Tuch». 1645 «ausgespannte Schnur, Dohne», aind. tántu$ bei Zesen Ibrahim 3 Doliman, aber schon m. «Schnur», abg. teneto «Strick», lit. tínklas um 1500 in Quellen zur Geschichte Sieben«Netz». bürgens (s. Gombert 8, 7).

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Dolmetsch

Donner

Dolmetsch, m. (-en, Pl. -en, -e): Übersetzer. Mit d für ursprüngliches t aus spätmhd. (schon gegen 1300) tolmetsche, tulmetsche m., aufgenommen aus dem gleichbed. poln. tfumacz, böhm. tlumaé, abg. tlwmacî, das auf das Türkische zurückgeht, dolmetschen, v.: aus fremder Sprache in eine bekannte übertragen; durch Rede verständlich machen. Spätmhd. tolmetschen, tulmetschen. Davon D o l m e t s c h e r , m. (schon bei Luther). Das gleichbed. mhd. tolke m. geht auf lit. tulkas m. «Dolmetscher», abg. tlükü m. «Dolmetschung» zurück. D o m , m. (-es, PI. -e) : bischöfliche Hauptkirche; Kuppelturm. Wie franz. dome, ital. duomo m. entlehnt aus lat. domus f. «Haus», hier von Gottes Hause (domus dei), dem Tempel, verstanden. Die echtdeutsche Form ist Thum, mhd.-ahd. tuoni, ebenfalls aus lat. domus entwickelt, aber schon in ahd. Zeit. Im ältern Nhd. wechseln Thum und Dom (Luther hat nur Thum, aber Henisch 1616 Dom), noch Freyer 1722 S. 273 setzt Thum an. ZUS. Domherr, m. Dafür mhd. tuomherre m. Dompfalfe, m.: (veraltet) Domgeistlicher, mhd. tuompfaffe m.; Blutfink oder Gimpel (wegen seines schwarzen Scheitels, der der Kappe eines Domgeistlichen ähnelt). 1557 bei Heußlin 21 b TMmpfaff.

Domane, f. (PI. -n): landesherrliches Gut, Krongut. Aus franz. domaine m., das aus lat. dominium n. «Herrschaft worüber, Eigentum», abgeleitet von dominus m. «Herr, Gebieter, Besitzer». Im Zeitungslex. 1703 Domaine.

Domestík(e), m. (-n, Pl. -η): Diener, Dienstbote. Aus franz. gleichbed. domestique, das des lat. domesticus «zum Hause gehörig» ist. Im 17. Jh.

Domherr, s. Dom. dominieren, v.: beherrschen.

Aus lat.

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Domizil, n. (-$, PI. -e): Aufenthaltsort, Wohnsitz. Aus lat. domicilium n., von domus f. «Haus». Bei Wächtler 1711, Sperander 1728 noch in lat. Form. Dommel (Goethe Faust 4334), s. Bohrdommel. Dompfaffe, s. Dom. Donlage, Donlege, f. (PI. -n): abhängige Richtung eines Ganges, einer Fläche. Bergmännischer Ausdruck 1562 bei Mathesius Sarepta52 a danleg, 51 b danlag, 204 a dohnlege, bei G. Agricola 1546 donlege). Zusammengesetzt aus 1) dan, don, das wohl mhd. dane, ahd. dana in danatrih m. «Forttreiben, Scheidung», dananumft f. «Hinausnehmen, -tragen», das mit dannen zusammenhängt. 2) mhd. lege f . «Legung, Lage, Niedersenkung» (bei Stieler 1691 Läge f. «Bodenneigung» und das Adj. Adv. läge «abwärts sich neigen», mnd. lege).

Donner, m. (-s, PI. wie Sg.): heftig schallende Lufterschütterung. Mhd. doner, ahd. donar (auch als Name des heidnischen rotbärtigen Blitz- und Donnergottes Donar) m.; dazu asächs. thuner (nur als Name des Gottes Thuner belegt), ndl. dander, afries. thuner, ags. punor, engl, thunder, anord. porr (nur als Name des Donnergottes), dän. (entlehnt) dunder m. Von einem V., das im Ags. als punían «donnern» erscheint; verwandt mit lat. tonäre «donnern», dazu tonitrus m. «Donner», weiter aind. tan «tönen, rauschen». ABL. donnern, v., mhd. donern, ahd. donaron. ZUS. Donnerhart, m.: Hauswurz (die, auf das Dach gepflanzt, vor dem Einschlagen des Gewitters schützen soll). 1538 in Rößlins Kräuterbuch 114d und 1546 bei Bock 142a donderbar «barba Jovis». Donnerbesen, m.: auf Bäumen gewachsenes (angeblich vom Blitz erzeugtes) wirres Strauchwerk, im 17. Jh.

dominäri, von dominus m. Herr. Schon bei DonnergUge, m.: Hirschkäfer, nach dem Aberglauben, daß in ein Haus, in das ein Kot 1571. Dominikáner, m. (-s, Pl. wie Sg.) : Mönch solcher Käfer (schweiz. guege) getragen wird, von dem 1215 gestifteten Orden des heil. der Blitz schlägt. Donnerkeil, m.: keilDominicus (von lat. dominus «Herr», d. i. förmiger Stein, den das Volk sich vom Blitz geschleudert denkt; Blitzstrahl. Bei Luther. dem Herrn [Jesu] gehörig). Domino, m. (-s, Pl. -s): das lange Mas- Donnerschlag, m., mhd. donreslac m. kenkleid; eine Art Spiel. Das ital. und span. Donnerstag, m.: der fünfte Wochentag, domino m. «seidener Mantel zum Maskieren, eig. der dem Gott Donar geweihte Tag. eig. verhüllende Winterkleidung des Geist- Mhd. donerstac, ahd. toniris (d. i. donares) lichen», von lat. dominus m. «Herr», im Mlat. tac m. ; dazu ndl. donderdag, ags. punresdœg, auch s. v. a. höherer Geistlicher. Um die engl, tkursday, schwed.-dän. torsdag m. Eine Mitte des 18. Jh. aufgenommen (Zachariä Nachbildung des lat. dies Jovis. Dafür bayr. Pfinztag m., im 13. Jh. bei Berthold v. Eegenspoet. Sehr. 1, 135).

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doppel

Dörre

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in der Bed. abweichend anord. porp «Gehöft» (auch «Menschenmenge»), schwed. torp «Landgut»; got. paûrp n. ist «Bauland, Feld». Verwandt sind lat. trabs f. «Balken», osk. trííbúni m. «Gebäude», air. tréb «Dorf», umbr. Zusammensetzungen wie Doppeladler, m. trebeit « er verweilt», lit. trObà f. « Gebäude » mit (bei Adelung 1774); D o p p e l b i e r , n.: stärker ganz gewöhnlichen Bedeutungsübergängen, gebrautes Bier (im 17. Jh.); Doppelgänger, nämlich von «Haus» zu «Niederlassung», dann m.: ein an verschiedenen Orten zugleich er- «die Menge im Dorf». ABL. D ö r f e r , meist scheinender Mensch (von Jean Paul gebildet, Dörfler, m. (-s, PI. wie Sg.) : Dorfbewohner. Siebenkäs 1, 66); Doppelhaken, m.: große Mhd. dorfœre, im 16. Jh. auch dörfler. Vgl. Hakenbüchse, Wallbüchse, die beim Abfeuern auch Tölpel, dörflich, adj., frühnhd. dorflich. aufgelegt wurde, im 16. Jh. (bei Fronsperger Dorfschaft, f., mhd. dorfschaft. 2,106 a ) ; Doppelpunkt, m. : das Satzzeichen : dorlen, v. (Goethe 5, 179): sich im Kreise (1641 bei Schottel Sprachkunst 526); Doppel- herumdrehen. Aus dem Thüringischen. Wahrsinn, m.: mehrfacher Sinn (bei Adelung 1774, scheinlich mit Ausfall des m aus mhd. turaber das Adj. doppelsinnig schon bei Gry- mein (auch schon turlen), türmein «schwinphius Trauerspr. 57); doppelzüngig, adj.: deln, taumeln». Davon Dori, m. (-s, PI. von mehrfacher, sich widersprechender Rede -e): Kreisel, bei Goethe DreMorl (5, 193). (bei Henisch 1616). Davon doppeln, v., Dorn, m. (-s, Pl. -en): stechende Spitze 1475 clevisch dubbelen (Teuthonista 84), 1537 an einer Holzpflanze; stachlige Holzpflanze; bei Dasypodius doppeln, bei Luther u. a. jener Spitze Ähnliches. Mhd.-ahd. dorn m; dupeln, duppeln. dazu asächs. - afries. thorn, ndl. doorn, ags.doppeln, v. : mit Würfeln im Brett spielen ; anorä.porn, engl, thorn, dän. torn, got.ßaurnus im Spiele betragen. Mhd. toppein «würfeln», m. Der Lautverschiebung gemäß entspricht von toppel m. «Würfelspiel», das aus franz. abg. trünü m. «Dorn», aind. tfna- m. n. doublet m. (von double «doppelt», s. d.) «Wurf «Grashalm». Der PI. mhd. dorne, áhd. dorna mit gleichen Augen». Entsprechend ndl. dob- lautet im Nhd. seltner Dorne (namentlich in der poetischen Sprache, z. B. bei Uhland, belen, aisländ. dubia, dän. doble. doppelt, adj., älternhd. doppel (s. d.). Aus Rückert); Luther, der einmal (Micha 7, 4) franz. double, das auf lat. duplus «zweifach» den Sg. Dorne hat, bildet den PI. Dornen beruht; mhd. vereinzelt daraus dwblîn (in (vereinzelt Dörnen) und diese Form bleibt Wolframs Wiüehalm 410, 21). 1475 clevisch auch später gewöhnlich; daneben tritt im im Teuthonista dobbel, dubbel und sonst in 16. Jh. Dörner auf (Hans Sachs Fastn. 8, a niederrhein. Quellen, am Anfang des 16. Jh. 392; Ringwald tr. Eckh. B 6 ; Opitz 2, 17 auch hd. dopel, doppel, dupel, duppel (so auch und die andren Schlesier). ABL. dornen, beiLuther6,346 W), doppel bei Murner Schelm. adj., mhd. dürnín, ahd. durnîn·, dazu ags. 5, 29. Auch in der Kanzleisprache (Reichs- pyrnen, got.paurneins. dornicht, adj. mhd. Ordnungen 78 a v. J. 1512 duppel). Daneben nur weitergebildet dornehtic, ahd. dornohti. findet sich die Form doppelt (wohl unter Bei Luther dörnicht, jetzt durch dornig verEinfluß des Part, gedoppelt) schon 1537 bei drängt. dornig, adj., mhd. dornec, ahd. Dasypodius und wird dann z. B. von Ring- dornac, dazu ndl. doornig. Dornicht, n.: wald, Rollenhagen, Albertinus gebraucht. Die Dorngebüsch. Mit angetretenem t aus mhd. beiden Formen doppel (duppel) und doppelt darnach, spätahd. thorndhe n. (duppelt) erhalten sich lange nebeneinander; Dorothéa, Frauenname, aus gr.-lat. Dorodie schlesischen Dichter gebrauchen meist thea, gr. Δωροθέα «Geschenk Gottes», von gr. duppel, auch duppelt-, Rädlein 1711 führt noch biöpov «Gabe, Geschenk» und 0eóc m. «Gott». doppel an, Ludwig 1716 dagegen nur doppelt, Verkürzt Dortchen. doch ist doppel auch noch später, z. B. von Dörre, f. (PI. -n) : Vorrichtung zum TrockVoß, gebraucht worden. nen. 1469 ¿Ierre (voc. ex quo). Von dörren, Dorf, n. (-es, PI. Dörfer): Ortschaft ohne v.: dürr, d. i. ausgetrocknet machen. Mit ö höhern Rang. Mhd.-ahd. dorf n. ; dazu asächs.- für ursprüngliches e (bei Luther noch cierren) afries. thorp, ndl. dorp, ags. porp (auch prop, aus mhd. derretí, ahd. derren, darren (aus prep), engl, thorp (in Eigennamen) «Dorf», darjan); zugleich geht aber dörren auch auf burg 1, 58, 4 phinztac·, durch kirchlich-byzant. (got.) Einfluß aus gr. πέμπτη (ήμέρα) der fünfte (Tag). Vgl. Gründonnerstag. doppel: eins und das Gleiche miteinander verbunden (s. doppelt), nur noch in

W e i g a n d , Deutsches Wörterbuch. 5. Aufl.

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Dorsch

Donane

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Füßen» an, Adelung Döse; die Form findet sich in bayr.-öst. Mundarten für «Holzge&ß». In ostmd. Dialekten deise, teuse «Schachtel, Dose». Ursprung und Entwicklung der Formen dunkel. dösen, v.: in Betäubung sein, gedankenlos dasitzen, schlummern. Mit d für urspr. t. Frühnhd. dosen (Schmeller 2 1, 548), schon im 14. Jh. verdcesen «überhören»; dazu ndd. dösen, dän. döse, engl, doze «schläfrig sein, schlummern». Obd. dosen, auch dosein, dosmen. Verwandt mit Dusel (s. d.). In den Wörterbüchern ist das nur der Umgangssprache angehörige Wort nicht verzeichnet. ABL. Döserei, f. (bei Lessing 10, 86 Töserey). dösig, adj. gedankenlos, halb im Schlafe. Dosis, f. (PI. Dosen): Gabe Arznei. Aus gr.-lat. dosis, gr. bócic f. «Gabe», von bibóvai Dorsch, m. (-es, PI. -e): Art Schellfisch «geben». Im 17. Jh. in der Ostsee. Aus dem Ndd., schon mnd. Dost, m. (-es) und Dosten, m. (-s) : eine dorsch, dors, 1610 bei Colerus Hausb. 3, 260 majoranartige Pflanze, gr.-lat. origanum gedorst m.; dazu ndl. dorsch, anord. forskr, nannt. Mhd. doste, ahd. dosto, tosto m. und schwed.-dän. torsk m. Dunkler Herkunft, viel- tosta f. Urspr. wohl s. ν. a. buschartig wachleicht an. russ. treská «Stockfisch». sende Pflanze, denn spätmhd. doste m. «Strauß» Dorsche, f., auchm. (PI. -ii): Kohl-, Salat- und bayr. Dosten «Busch, buschartig sich stengel. Mundartlich am Rhein, Schwaben, Ausbreitendes» sind wohl verwandt. Bayern. Mhd. torse, turse, ahd. torso, tarso Dote, S. Tote. m. «Stengel», wohl entlehnt aus roman, (ital.) dotieren, v.: ausstatten; mit Einkünften torso m. «Strunk», das aus gr.-lat. thyrsus, versehen. Schon mhd. dotieren, aus lat. dotursus, gr. 0upcoc m. «Stengel, Strunk». tare «ausstatten», abgeleitet von dös f. (Gen. Dort, m. (-es): ährentragendes Unkraut dötis) «Gabe, Mitgift». ABL. Dotation, f.: im Getreide. Mit d für ursprüngliches t aus Ausstattung durch Schenkung; Schenkung. mhd. turt, ahd. turd m.; dazu asächs. durth n. Aus mlat. dotatio f. 1 Dotter, m. (-s, PI. wie Sg.), seltner n.: dort, verlängert dorten, demonstratives Pronominaladv.: an jenem Orte. Mhd. dori, das Gelbe im Ei. Mit d für ursprüngliches ahd. dorot, in älterer Form darot (tharot im t (bei Luther noch totter) aus mhd. totere, Ludwigslied) «dorthin, dahin»; entsprechend ahd. totoro m. und zusammengesetzt tutarei, asächs. tharod, afries. thard «dorthin», sonst dazu andd. dodro, ndl. dooier, ags. abgeleitet nicht vorkommend. Das Adv. mhd. dar, dydringm. Die Grundbed. scheint «Verdickung, ahd. dara «dorthin» mit angetretenem -ot, Klumpen» zu sein; dazu gehört ndl. dot f. das vielleicht zu lat. uta in aliuta «irgend «Knäuel», ags. dott m., engl, dot «Punkt, anders» gehört. Die verlängerte Form dorten Fleck» und wohl auch mhd. tutte m. f., ahd. kommt schon um 1500 vor (Fastnachtssp. 4, tutto m. und tutta f. «Brustwarze». ZUS. 22). ABL. dortig, adj. Frühnhd. (Aven- Dotterblume, f., Name mehrerer dottertin 1, 448, 18 vom J. 1511), aber erst bei gelb blühenden Pflanzen, der Caltha palustris (1546 bei Bock 54 a ), des Löwenzahns (bei Adelung 1774 verzeichnet. b Dose, f.: Büchse mit Deckel zu Tabak, Bock 100 ), der Trollblume. 2 Dotter, m. (-s): flachsartiges Unkraut. Zucker usw. Aus dem Ndd.-Ndl. ; schon 1475 a clevisch im Teuthonista dose f. «Behälter zum 1482 im Voc. theut. gg 7 todter. Dazu engl.Tragen, Lade, Koffer», ndl. doos und dooze f., dän. dodder, schwed. dodra f. Kaum mit dazu dän. daase. Schottel 1663 führt Doos Dotter verwandt (etwa wegen des kleinen «capsa» als ndd. an, Stieler 1691, Rädlein gelben Samens). 1711 usw. als Schriftdeutsch Dose. Daneben Douáne, f.: Maut; Zollhaus, Zollamt; Gegibt Frisch 1741 Dese «Waschfaß auf drei samtheit der Zollwächter und -beamten. Das dürren zurück, das in md. Mundarten dörren ausgesprochen wird, dörren erscheint obd. schon im 16. Jh. und findet sich bei Henisch 1616 angegeben, während Stieler kein dörren kennt und Rädlein und Ludwig unter dörren auf dürren verweisen; Schottel 1663 und Frisch 1741 aber setzen dörren an. Ahd. derren ist Faktitiv zu einem starken V., das im Got. als fair san (in gapairsan) «ausgetrocknet sein» erscheint. Dies stimmt zu gr. τέροίεθαι «trocken werden», auch lat. torrére (aus torserè) «dörren». Weiter sind verwandt aind. trájati «dürstet», awest. tariav- «trocken», ir. tir, tlrim «trocken» u. a. S. auch Darre und Durst. — dorren, v.: dürre werden. Mhd. dorren, ahd. dorren·, dazu asächs. thorrön, ndl. dorren, im Got. dafür gapaursnan, eine Inchoativbildung.

dozieren

Drang

franz. émane, ital. dogana, span.-port. aduana f., das zurückgeM auf arab. dvoän, addivän «Rechnungsbuch, Bureau, Kanzlei, Mautbureau». Bei Sperander 1728. dozieren, v.: vortragend lehrend. Aus lat. docëre «lehren». Bei Rot 1571. ABL.

«Faden», engl, thread, anord.jpräär m., schwed. trâd m., dän. traad. Zu drehen, formell genau gr. τρητός «durchbohrt» entsprechend. ABL. drähtig, adj., in zwei-, dreidrähtig. drall, adj.: wohlgedreht; elastisch fest (Lessing Nathan 2, 5); hurtig; rasch, munter, kräftig und gedrungen aussehend. Aus dem Ndd. (schon mnd. dral «rasch sich drehend, rasch»), in die Schriftsprache von Lessing eingeführt; Adelung erwähnt das Wort nur gelegentlich als ein nieder sächsisches, Heynatz 1796 spricht sich dagegen aus, während Campe es empfiehlt. Früher erscheint das auch von Adelung verzeichnete ndd. drell, ζ. B. bei Caniz 124 bey deiner liebsten Drellen, wobei in einer Anmerkung gesagt wird, daß man in der Mark ζ. B. sage eine dreUe Dirne, das ist «ein frisches, derbes Mädchen», auch bei Hermes Sophiens Reise 4, 166. Zu drillen.

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Dozént, m, (-en, Pl. -en): vortragender Lehrer einer Hochschule. Aus lat. docens (Gen. docentis), dem Part. Präs. von docëre «lehren». Drache, m. : fabelhaftefliegendeSchlange ; Kinderspielzeug. Mit d für ursprüngliches t (durch Einfluß des gr.-lat. Grundwortes) aus mhd. troche, ahd. trahho m., auch mhd. tracke, ahd. traccho m.; mit ndl. draak, ags. draca, schwed. drake m., dän. drage, entlehnt aus gr.-lat. draco (daneben dracco), gr. δροίκων m. «fabelhafte große Schlange», lat. auch «Kohortenzeichen» in Form eines Drachen, vgl. Dragoner. Drachme, f. (PI. -n): 1 ¡ l Lot (4 Gramm). Aus gr.-lat. drachma, gr. δραχμή f. «Benennung eines sehr Meinen Gewichtes». Dragoman, m. (-s, Pl. -s, -e) : Dolmetscher bei den Türken. Aus franz.-span. dragoman, ital. dragomanno, mlat. dragumanus, drogamundus (woraus mhd. Trougemunt), die zurückgehen auf arab. tardschumän «Ausleger», von tardschama «übersetzen, dolmetschen». Bei Sperander 1728. Gleichen Ursprungs, aus roman, trucheman, im 14. und 15. Jh. trtttzeltnann in. «Dolmetscher».

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Drama, n. (-s, PI .Dramen): Bühnenspiel.

Aus dem gleichbed. gr.-lat. drama (Gen. dramatis), gr. δράμα n., das urspr. s. v. a. «Tat, Handlung», abgeleitet von δράν «tun». In der Mitte des 18. Jh. aufgekommen. ABL. dramatisch, adj. Nach gr.-lat. drämaücus, gr. δραματικός. Bei Gödeke Grundriß 2 3, 226, 75 vom J. 1676. dran, gekürzt aus daran, wie drauf, draus, drein, drin, droh, drüben, drüber, drunter usw. aus darauf, daraus, darein usw. Alle diese Adverbien sind urspr. Zusammenschiebungen Dragoner, m. (-s, PI. wie Sg.): Art des dar, mhd. dar «dahin», oder des dar, leichter Reiter, urspr. ein Fußsoldat, der das mhd. dar (vor Adverbien geschwächt dar), Pferd zum schnellen Fortkommen braucht. da, da mit einem Präpositionaladv. Jene darGebildet von franz. dragon m. «Drache» (s. d.), gingen mhd. auch in tonloses der- über und also D. eig. Angehöriger einer Schar, in deren wurden endlich bloßes dr-. So findet sich Standarte sich ein Drachenbild befand. Um bereits mhd. drane, dran aus derane, dorane, 1600 aufgekommen (1617 beiWallhausen Corp. ahd. dârana und dora ana; drûfe, drûf aus mil. 10 Dragoens, im teutschen Michel 22 Tra- dar ûfe, dar ûf, ahd. dâr ûf usw. gonear), während in Frankreich die Arkebusiere Drang, m. (-es): Zudringen, Bedrängnis; zu Pferd schon im 16. Jh. dragons hießen. starkes Getriebensein wozu. Mhd. dranc m. Dragún, m. (-s): Kaisersalat, Schlangen- «Gedränge, Bedrängnis»; dazu ndl. drang m. kraut, eine als Gewürz an Speisen dienende «Gedränge, Drang», ags. prong (in geprong Pflanze. Mit wallon, dragonn, franz. targon n.), engl, throng «Gedränge», anord. pröng f. (daneben estragon m. aus port, estragqp m.), «Gedränge», dän. trang «Gedränge, Bedrängital. targone m., span, taragona, taragontea, nis». Zu dringen. Die 2. Bed. erst bei Adedragontea von lat. draco m. «Drache» in der lung. ABL. Drangsal, f., seltener n. (Bürger, Bed. dracûnculus wie unsre Pflanze bei Plinius Schiller, Goethe usw.), spätmhd. drancsal m., heißt. 1712 bei Hübner Naturlex. 430. wohl von dem später verschwundenen mhd. Draht, m. (es, PI. Drähte): zusammen- drangen « drängen» abgeleitet. Davon dranggedrehter dicker Faden; (Gaunersprache) Geld. salieren, v. Neue Bildung mit der fremden Mit Dehnungs-A zu mhd.-ahd. drât m.; dazu Endung -ieren (nach dem Muster von tribundl. draad m., afries. thrëd, ags. prœd m. Keren u. dgl.). 24*

drängen

drei

drängen, v. : dringen machen, Drang ausüben. Älternhd. drengen (wie Freyer 1722 vorschreibt und noch Lessing 2, 180 hat), mhd. drengen (häufiger drangen, ahd. drangôn, engl. throng). Wie anord. prengja, schwed. tränga, dän. tränge das Faktitiv zu dringen. ABL. drängeln, v. in frequentativer Bed. Bei Campe 1807. drapieren, v. : mit Gewändern bekleiden. Aus dem gleichbed. franz. draper, von drap, spätlat. drappus m. «Tuch». ABL. Draperie, f.: Bekleidung der Figuren. Aus franz. draperie f. Beides 1712 bei Hübner Naturlex. 430. Ursprünglich Malerausdruck. drastisch, adj. u. adv.: kräftig wirkend. Mit -isch gebildet nach dem gr.-neulat. Adj. drasticus «geschwind wirkend, kräftig wirkend», gr. bpacTiKÓc urspr. «tätig», dann «kräftig, wirksam», abgeleitet von bpâv «tun». Früher (noch bei Campe 1811) nur von Arzneien gebraucht,

prekkr m., schwed. träck m., dän. dräk n. Vielleicht verwandt mit gr. τρύΕ (Gen. τρυγόο) f. «Hefe, Unreinigkeit». Sehr ansprechend vergleicht Sommer Idg. Forsch. 11,91 spätlat. troia «Sau» aus *trogja mit unserm Wort. Doch hat gr. Tpdyoc «Bock» fernzubleiben. Redensart: Dreck am, Stecken haben: Unsauberes, Hinterhaltiges in geheimer Absicht. ABL. dreckig, adj. Frühnhd. (bei Dasypodius 1537, Alberus A A 2 a hat dreckicht, 1475 eleviseli im Teuthonista dreckich). drehen, v.: im Kreise bewegen; mittelst Kreisbewegung eines Werkzeuges und durch Meißel rund formen (drechseln). Mit e für urspr. œ (schon bei Luther drehen, obd. anfangs dafür dräjen, dräen, drohen, noch bei Ludwig 1716 drähen), aus mhd. dreejen, dreen, ahd. dräjen, dräen ; dazu ndl. draaijen, ags. präwan (mit starker Flexion), engl, throw, schwed. (aus dem Deutschen) dreja, dän. dreje. Verwandt sind gr. cuvrprjcai «durchbohren», τρήμα n. «Loch», Ttpetv «bohren, drechseln», lat. térebra f. «Bohrer», ir. tarathar «Bohrer», abg. triti «reiben». ABL. drehbar, adj. Junge Bildung, noch nicht bei Campe 1807. Dreher, m. (-S, PI. wie Sg.): Drechsler (in frühnhd. Glossaren des 15. Jh. bei Diefenb. 588°); Türgriff (ndd.); langsamer Walzer. drei, Zahlw. Mhd. dri (Neutr. driu), ahd. drî, drie (F. drîo, N. driu) ; dazu asächs. thria, ndl. drie, ags. fri, Jnrëo, engl, three, anord. prîr, schwed.-dän. tre, got. preis (F. prijös, N. frija). Der Lautverschiebung gemäß stimmend mit lat. très (N. tria), gr. xpeîc, aind. tri- (Nom. M. trajas), abg. trïje, lit. tris, altir. tri. Bei substant. Gebrauch wird das Wort flektiert Ν. Α. drei, seltner dreie, G. dreier, D. dreien; steht es attributiv ohne Artikel vor einem Subst., so ist beim Gen. die flektierte Form üblich, beim Dat. dagegen jetzt veraltet (zu dreien malen Schiller Jungfr. Prol.). Davon Drei, f.: Dreizahl; 3 Augen im Würfelspiel; die Ziffer für drei. Schon mhd. (in den beiden ersten Bedd.) drie f. ABL. Dreier, m. (-s, PI. wie Sg.): Dreipfennigstück. Im 15. Jh. Dreiheit, f., mhd.

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dränen, s. drohen.

drauf, draus, s. dran. dräuschen, v. : heftig rauschen,

besonders von Regen u. dg]. Ein md.-ndd. Wort, obersächs. dreschen, Prov. Sachsen dräschen, schon bei Hans Sachs dreussen «heftiges Geräusch machen», auch ndl. druischen «rauschen». Vielleicht zu got. driusan, asächs. driosan, ags. drëosan «fallen, niederfallen», so daß das V. urspr. das durch Fallen (z. B. der Regentropfen) verursachte Geräusch bezeichnete. Doch wohl eher laut nachahmend, vgl. tratschen. Bei Stieler 1691 dreuschen. draußen, adv.: außerhalb. Gekürzt aus daraußen, mhd. dar ûzen, ahd. dar üfäana, daneben mhd. dar û§e, ahd. dar û$a, woher unser drauß (auch zusammengezogen mhd. dû$e, daher das volksübliche dauß, 1593 bei Helber 30 daussen). drechseln, v. : Dreherarbeit machen. Mhd. drœhseln, mit gekürztem Vokal drehsein, abgeleitet von drœhsel, drehsel, ahd. drâhsil m. «Drehhandwerker». Dies kann nicht zu drehen gestellt werden, dem, wie mhd.-ahd. drât zeigt, urspr. kein h zukommt, sondern gehört zu einer sonst nicht im Germanischen vertretenen, aus drehen erweiterten Wurzel, die lat. torquere «drehen», gr. τρέπεεθαι «wenden» zeigen. ABL. Drechsler, m., spätmhd. drehsler m. Dreck, m. (-es, PI. -e, -er): Unreinigkeit; als wertlos Verachtetes. Mhd. drec (Gen. dreckes) m. «ausgeworfener Unrat von Menschen oder Tieren; dazu ndl. dreh m., anord.

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drîheit f. Dreiling, m. (-s, PI. -e): ein Maß, der dritte Teil von etwas oder das Dreifache von etwas (Luther zu Jes. 40, 12 «ein Maß dreier Finger breit»), spätmhd. drilinc m.; Dreipfennigbrötchen. Vgl. auch Drell, Drillich, Drilling, dritte. ZUS. Dreieck, n.

Mhd. drîecke als Adj. dreieinig, adj.: als ein Wesen, in drei Personen bestehend. Im

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drein

drillen

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17. Jh., wahrend das dazu gehörige Dreieinig- zeuge die Frucht aus den Hülsen schlagen. keit schon mhd. als drîeinékeit vorkommt, Mhd. dreschen, ahd. drescan; dazu ndl. dordreierlei, aneinandergerückte Gen. PI. als schen, ags. Perscan (beide mit Umstellung Adv. (s. -lei), dreifach, aíj., bei Luther, des r), engl, thrash, thresh auch «prügeln», dreifaltig, dreifältig, adj., mhd. drîval-aisl. pryskua, schwed. tröska, dän. tärske, Verwandt sind lit. treëinti tec. Davon Dreifaltigkeit, mhd. Arwalte- got. priskan. keit f. Dreifuß, m.: dreifüßiges Gestell, «schlagen» oder traëkêti «rasseln», abg. treskü mhd. drívuo¡ m. Dreimaster, m.: Schiff «Krach». Vgl. auch die entlehnten ital. tresmit drei Masten; steifer länglich dreieckiger care, afranz. trescher «tanzen», span.-port. Hut (bei Campe 1807). dreißig, Zahlw. triscar «mit den Füßen unruhig sein». Die (s. -zig), mhd. drî$ec, drîgic, ahd. drî$uc; da- Grundbed. scheint also «lärmend mit den zu asächs. thritig, ndl. dertig, afries. thrîtich, Füßen stampfen» gewesen zu sein; das Geags.pritig, engl thirty, anord. prjätigi, schwed. treide wurde früher ausgetreten. Das V. trettio, dän. tredive, got. preis tigjus. Davon wird von Voß dröschen geschrieben. Das dreißigste, Ordinalzahl, mhd. drîgigeste, ahd. Prät. lautet mhd. drasch, PI. dräschen, dadrîfîugôsto. dreizehn, Zahlw., mhd. drîzehen, neben (vgl. das im Ahd. belegte dhruscun) ahd. drîzehan, ndl. dertien, ags. prêotyne, engl. druschen, nach diesem PI. schon älternhd. thirteen, anord. prettän, schwed. treton, dän. neben drasch, drusch (drusche Schupp 1,397) treten. Davon dreizehente, Ordinalzahl, und drosch, Schottel S. 582 setzt drasch und drosch an, ebenso Stieler und Bödiker, Gottmhd. drîzehende. drein, adv. Mhd. drîn aus dar în, ahd. sched und Adelung geben der Form drosch den Vorzug, doch hat sich drasch daneben dora in. erhalten. Zuweilen auch schwache Flexion dreißig, s. drei. dreist, adj. u. adv.: aus Zuversicht und des V., bei Luther im Präs. (Imp. dresche Selbstvertrauen furchtlos. Aus dem Ndd., Mich. 4,13), später manchmal im Prät. (dreschte Schon mnd. drîste, drîst, asächs. thrïsti, ndl. Haller Ged. 106). ABL. Drescher, m. (-s, driest, ags. priste. Yon Kluge unwahrschein- PI. wie Sg.), spätmhd. drescher m. ZUS. lich zu lat. tristis «traurig» gestellt, vgl. Dreschflegel, s. Flegel. dagegen Osthoff Parerga 1, 168. Im Hochd. dressieren, v.: abrichten, einschulen. erscheint das Wort zuerst 1616 bei Henisch Aus franz. dresser, ital. dirizzare, eig. «gerade 760, 59 als dryste, driest, 751, 57 fg. als drieß, richten, wohin richten», abgeleitet von einem dries, driessig, 1663 bei Schottel als driest, aus lat. directus «gerade» abgeleiteten, aber dreist, 1691 bei Stieler als driist, dreist, driest nicht nachweisbaren mlat. directiare. Bei (dies ndd. driest noch bei Frisch 1741). Im Sperander 1728. ABL. Dressur, f. Bei 18. Jh. häufig in der Form dreust (zuerst Campe 1813. 1711 bei Rädlein), die von Lessing 3, 307, Driesch, m. n. f. (-es, PI. -e): zu GrasHerder 1, 23, Weiße, Thümmel, Musäus, wachs undHutung ungepflügt liegendes AckerSchiller Fiesko 4, 14 gebraucht wird (auch land, auch als Adj. driesch «brach». Ein ndd. noch bei Goethe Faust 6688 im Reim er- u. rhein. Wort mit anlaut. d für hochd. t dreusten) ; Adelung 1774 und Heynatz 1775 und schwankendem Vokal. Mndl. driesch, haben dreist. ABL. Dreistigkeit, f. Mnd. 1475 clevisch dryesch, mnd. drësch, drisch, drîsticheit, gebildet zu dem von drîst ab- auch in mrhein. Quellen (Diefenbach-Wülcker geleiteten Adj. drîstich. Stieler 1691 hat 369, Crecelius 297) drisch, dris, jetzt hessisch Driestigkeit, Rädlein 1711 Dreistigkeit. dreisch (ei aus ie), drisch, schwäb. dreisch, nd. drësk, drësch (im brem. Wb. 1,263 drusk). dreizehen, s. drei. Dunkler Herkunft. ABL. Drieschling, m.: drell, s. drall. Drell, m. (-s, PI. -e): leinenes Gewebe Champignon. 1475 clevisch dryeslyng. Häufiger aus dreifachen Fäden. Aus dem Ndd. (mnd. Driischling (1546 bei Bock Druschling «darumb im 15. Jh. drei). Vgl. Drillich. D. ist nach das sie auff den druschen gern wachsen»). Brugmann Abh. Sächs. Ges. d. Wiss. 25 No. 5 drieseln, s. auch aufdrieseln. S. 34 aus drinal entstanden, entsprechend Drift, s. Trift. 1 einem ahd. zicinal, zwinel, zwenel «gemellus». drillen, v.: kreisend herumbewegen. dreschen, v. Prät. drasch und drosch, Frühnhd. Fin mhd. *dre1len ist aus dem Part, gedroschen: mit dem üblichen Werk- starken Part. Prät. gedrollen «rund gedreht.

drillen

drohen

drall» zu erschließen; es ist wahrscheinlich ans dredl- entstanden und gehört zu drehen. Doch ist in drillen wohl noch ein andres Wort eingeflossen, das dem dän. trille, schwed. trilla «rollen, wälzen», engl, trill entspricht (s. Triller); dies ist wahrscheinlich aus trizientstanden und gehört zu nd.-md. triseln, s. aufdrieseln. Häufig trillen geschrieben (bei Bürger, Voß, Schiller, Rückert). S. auch drall und drollig. 2 drillen, v.: bohren; überlästig plagen, quälen, necken. Auch trillen (bes. in der 2. Bed.). Aus ndd.-ndl. (schon mndl.) drillen «bohren», dazu engl, thrill «bohren», dän. (aus dem Nd.) drille, schwed. drilla. Eig. mit 1drillen identisch. Die 2. Bed. schon im mnd. drillen (auch ndl. und dän.-schwed.) ; sie könnte auch aus dritten «drehen» abgeleitet werden, indem sie vielleicht urspr. eine Strafe für geringe Vergehen, das Gedrehtwerden im Drehkäfig, dem Driller

treñkti «dröhnend stoßen», traftksmas m. «dröhnendes Getümmel». Das Prät. mhd. dranc, PI. drungen kommt im 17., 18. Jh. auch als drung vor. ABL. dringentlich (von dem Part. Präs. gebildet), bei Wieland 18, 64, von Adelung 1793 noch nicht erwähnt. dringlich, adj. u. adv. Frühnhd. (1482 im Voc. theut. f2 a ).

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(Triller), bezeichnete. ZUS. Drillbohrer,

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drinne, adv. (Luther Jer. 32, 43. Goethe 31, 208). Mhd. drinne, gekürzt aus dar inne, ahd. dar inne. Vgl. 1dar und inne, sowie drin. drinnen, adv. (schon bei Luther), gekürzt aus darinnen. Vgl. 1dar und innen, mhd. innen, ahd. innana, innân.

Drisch el, m. (-s, Pl. wie Sg.) und f. (Pl. -η): Dreschflegel. Veraltet (noch jetzt obd.). Mhd. drischel, ahd. driscila f., dazu ags. perscel m. Von dreschen. dritte, Ordnungszahlwort zu drei. Mhd. dritte, ahd. dritto; dazu asächs. thriddio, ndl. derde, ags. pridda, engl, third, anord. pride, schwed.-dän. tredie, got. pridja. Es entspricht genau lat. tertius (aus *tritjos) (gr. τρίτο«:, aind. tfiîjas weichen etwas ab), oder lit. treïïas, abg. tretîjï«dritter». Davon drittens, adv. Hervorgegangen aus dem schwachen Gen. dritten mit angetretenem adverbialischen s. Zuerst bei Nieremberger 1753, von Adelung aber noch als ein Wort des gemeinen Lebens

m. (-s): mittels einer Schnur in Bewegung gesetzter Bohrer der Stein- und Metallarbeiter. Aus dem Ndd., auch ndl. drillboor f. "drillen, v. : zum Soldaten einüben. Wohl aus 1drillen hervorgegangen. Schon am Anfang des 17. Jh. (Soltau Volksl. 2, 298 v. J. 1606.) So auch ndl. drillen. Drillich, Drilch, m. (-s, PI. -e)·. leinenes bezeichnet. ZUS. drittehalb, dritthall) Gewebe aus dreifachen Fäden. Spätmhd. 2% spätmhd. drithalp. Dritteil, gekürzt drillich m., aus dem mhd. Adj. drillich, drück, Drittel, n., mhd. dritteil n. ahd. drilîh «dreifach, dreifädmig», das Nachdrohen, Baumadv., gekürzt aus dar oben bildung des gleichbed. lat. trilix (Gen. tri- (voc. ex quo 1469, daroben noch bei Herder lléis) ist, vgl. 2¡willich. S. auch Drell. zur Lit. 15, 77). Bei Luther, Goethe (l, 93 G r i l l i n g , m. (-s, PI. -e): zu gleicher da d., 16, 59 dort d.). Dafür mhd. dar ohe, Zeit mit zwei andern Rindern von einer drohe (s. oben). Mutter geborenes Kind; dreiläufiges JagdgeDroge, f. (PI. -«): Spezereiware. Aus wehr. Nach Zwilling gebildet, bei Stieler 1691, dem gleichbed. franz. drogue, ital.-spaii.-port. während früher Dreiling gesagt wurde, vgl. droga f., das gewöhnlich mit engl, drug auf ndl. drieling. Schwed.-dän. trilling wird direkt das ndl. droog «trocken» zurückgeführt wird, von anord. prennr «dreifach» abgeleitet. also eig. «getrocknete Ware». Um 1600 Grilling, m. (-s, PL -e) : zweischeibiges entlehnt (Hulsius Schiff. 9,42 Drogen). ABL. Triebrad einer Mühle. Von dritten. Bei Drogist, m. (-en, Pl. -en): SpezereiwarenAdelung 1774. händler. Aus franz. droguiste, ital. draghista drin, adv. Mhd. drin, gekürzt aus dar in, m. Um 1600 (Drogist Hulsius Schiff. 3, 19, Trugist Moscherosch Phil. 1, 344). ahd. dar inne. Vgl. drein. dringen, v. (Prät. drang, Part, gedrungen) : drohen, v.: zu erkennen geben, daß man mit treibender Gewalt sich bewegen, dann etwas Übles antun wolle. Mit der Nebenform sich bewegen machen (wie drängen). Mhd. dräuen, mhd. dröuwen, dreuwen, drouwen, dringen, ahd. dringan·, dazu asächs. dringan, ahd. drewen, drouwen·, dazu asächs. thröön ndl. dringen, ags. pringan, anord. pryngva, (in githröön), e.gs.prëan. Die alte Verbindung got. preihan (aus *prinhan). Der Lautver- mit lat. torvus «wild, finster» ist unsicher. schiebung gemäß übereinstimmend mit lit. Eher gehört das Wort zu gr. τντριΐκκειν

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Drohne

Drossel

«verwunden, schädigen». Vgl. noch Karsten Beiträge zur germ. Wortkunde 1 ff. Neben dieser ältern Form wurde auch in engrer Anlehnung an das Subst. mhd. (neben drouwe) irò, ahd. (neben draiva, drouwa) drô, drôa f. (danach bei Rückert 1, 458 altertümelnd Drohe f.), mhd. drôn, auch schon ahd. drdan geschaffen. Luther gebraucht nur drewen, drawen, was auch sonst im 16. Jh. das gewöhnliche ist; dron, drohen sind selten (bei Dasypodius, Maaler nicht angeführt) ; Henisch kennt auch drohen und im 17. Jh. wird diese Form die übliche, doch erhält sich dräuen in der poetischen Sprache. ABL. Drohung, f. Mhd. dafür dröuwunge f., ahd. draumnga, drôunga f.

Daraus sind auch entlehnt engl, droll «Schalk», frañz. drôle «possierlich». Zuerst bei Schottel 1663 und Krämer 1678 verzeichnet. Ein älteres nhd. drollieht (drollet bei Hans Sachs) bedeutet «rund gedreht, rundlich, drall» (so noch bei Geliert 3, 279). Das mhd. trolle, trol m. «plumper Mensch, Tölpel, Ungetüm», dazu anord. tröll, troll n. «Dämon» scheint nicht dazu zu gehören, s. auch Trulle. Dromedar, m. n. (-s, Pl.-e): einhöckeriges Kamel. Mhd. tromedâr, dromedar m., aus lat. drotnedärius m. eig. «Schneiläufer» von gr.-lat. dromas (camelus) «Dromedar», gr. bpc^dc «laufend». S. Trampeltier. Dromméte, f.: Trompete. Alt und dichterisch, bei Luther Dromete, s. Trompete. ABL. drommeten, v. : die Trompete blasen. Bei Luther. Droschke, f. (PL -») : vierräderiges Mietfuhrwerk. Aus gleichbed. russ. droêki, poln. drozka f. um 1800 übernommen. Vgl. ZfdW. 8, 124. 379. Dröselei, f. (Goethe 5, 178): Tiftelei. Von dröseln, s. aufdrieseln.

Drohne, f. (PI. -w): Bienenmännchen,

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Brutbiene. Mit o für ursprüngliches α aus dem Ndd., schon asächs. drän, ags. drän f., engl, drone, dän. (aus dem Ndd.) drone. Das Wort kommt schon im 16. Jh. bei Norddeutschen vor (Thronen Rollenhagen Froschm. 2,3,7) und wird von Schottel 1663 als Drone f. angesetzt; Stieler, Ludwig, Rädlein, Frisch aber kennen diese Form nicht und noch Drossard, m. (-s): Drost (s. d.). Das Adelung bezeichnet sie als ndd. Die urspr. ndl. drossaard m. Bei Schiller 7, 217. hochd., noch in Österreich und Sachsen üb'Drossel, f. (PI. -w): Art größerer Singliche Form des Wortes ist Treue f. (bei vögel. In der jetzigen Form aus dem Ndd. Dasypodius 1537 tren, bei Maaler 1561 trän τα., Rhein., schon im 11. Jh. in andd. Glossen noch bei Adelung Thräne), mhd. trëne, trën, drossela, mittelrhein. im 11.—12. Jh. drosla ahd. trëno m., mit asächs. drän im Ablaut (ZfdA. 6, 331. 277), im 15. Jh. im Voc. ex stehend. Zu griech. τενθρήνη f. und τενθρηδών quo drossei, drussel, druyssel, 1475 clevisch m. «eine Bienen- oder Wespenart», άνθρήνη droissel. Die gewöhnliche mhd. Form ist f. und άνθρηδιίιν m. «wilde Biene», lakon. droschel, ahd. dröscala f., abgeleitet von ahd. θρώναΣ m. «Drohne». drösca f.; hierzu mit abweichendem Vokal dröhnen, v.: erschütternd tönen. Aus ags. prysce f., engl, thrush. Eine 3. Form ist a dem Ndd., schon mnd. dronen·, dazu ndl. mhd. drostel (1482 im Voc. theut. f 3 trostel) f., dazu Bkgs.ßröstlei., engl, throstle (e.iis*ßramst) dreunen, anord. drynja, das zu drynr, got. drunjus m. «Schall» gehört. Weiter ver- und ohne das ableitende l (mit abweichendem bindet man gr. θρήνος m. «Totenklage, Klage- Vokal) anord.^rösir (aus*Jti-astu-) m. Im Nhd. lied», aind. dhráriati «tönt» (im Dhätupatha). überwiegt zunächst Drostel (bei OberdeutDas Wort dringt im 17. Jh. ins Hochd. ein schen) und Droschel, Henisch 1616 hat auch (drönen bei Schupp 1, 20, auch von Schottel Drossel, Schottell663 und Stieler 1691 Drossel 1663 verzeichnet), ist aber im 18. noch nicht neben Droschel, Ludwig 1716 Drossel neben völlig eingebürgert; nach Adelung ist es Droschel, Drostel-, doch setzt noch Frisch nur im Niedersächsischen einheimisch, und 1741 Drostel (bei einigen Drossel, Droschel) Kindleben 1781 nimmt es als mundartlichen an, das auch noch von Voß (Horaz Ep. 1, 15, 41) gebraucht wird, während Adelung Ausdruck mit auf. nur Drossel zuläßt. Es besteht wohl VerDrohung, s. drohen. drollig, früher drollieht (Lessing 1, 106), wandtschaft mit lat. tardus m., mlat. turdela f. adj. u. adv.: wegen Sonderbarkeit ergötzlich. «Drossel», lit. sträzdas m. «Drossel». VerAus dem gleichbed. ndd. drulMg, ndl. drollig, wandtschaft mit gr. cxpo08oc m. «Sperling» abgeleitet von ndl. drol m. «Kegel, Klumpen, ist zweifelhaft. Doch vgl. Solmsen Idg. Forsch. Knirps, Possenmacher», zu 1drülen «drehen». 13,138. Indes ist nicht völlig klar, in welchem

Drossel

drum

Verhältnis die deutschen Formen zu diesen Worten und untereinander stehen. a Dr0SSel, f. (Pl. -η): Kehle. Veraltet. Mhd. druißel, drüfäel m., von dem gleichbed. mhd. drofäe f. m., ahd. drofâa f.; dazu ags. protu f., engl, throat, auch wie im Hd. weitergebildet throttle «Kehle». Daneben steht mit anlaut. s mhd. strode f. «Kehle», dazu andd. strota, ndl. stroot f., auch entlehnt ins Romanische (ital. strozza f. «Kehle»), ABL. drosseln, v. (Lessing 2, 237, Goethe 16, 176. 49, 1, 88), häufiger erdrosseln, v.: an dem Halse würgend töten. Um 1480 im Voc. inc. teut. d 5 a droßlen.

Bed. wird obd. anfangs drucken (trucken) gebraucht, md. aber meistens drücken. So hat Luther in der Bibel meist drücken, aber Prät. druckte, Part, gedruckt, wie auch Clajus Gramm. 162 ansetzt. Drucken in der Bed. von drücken erscheint noch bei Bädlein 1711, Ludwig 1716 und Nieremberger 1753, während Frisch 1741 und Adelung wie jetzt unterscheiden. Doch hat noch Goethe öfters drucken = drücken gebraucht, altertümelnd auch noch Rückert (z. B. 1,297. 3,13). ABL.

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384

1) von drücken·. Drücker, m. (-s, PI. wie Sg.): Werkzeug zum Drücken.

Bei Stieler

1691. 2) von drucken·. Drucker, m. (-s,

Drost, m. (-en, Pl. -en) : Amtshauptmann, PI. wie Sg.). Bei Brant im Narrenschiff Landvogt (früher in Hannover). Das ndd. 65, 64 drucícer. Davon Druckerei, f. (bei droste, spät-altndd. drossëte, ndl. drost, afries. Brant 103, 99 truckery f.). drusta, latinisiert drossatus, auch anord. Drucker, m., als Malerausdruck: Pinseldröttseti m., übereinstimmend mit dem hd. strich von tiefer, starker Farbe zur nachdrückTruchseß (s. d.). S. auch Drossard. ABL. lichen Hervorhebung, aufgesetzter Schatten. DrOS t e i , f.: Bezirk oder Wohnung eines Bei Sulzer 1773. Drosten. drucksen, v. (Goethe Jery 12): zurückdrüben, adv., zu dem gleichbed. ältern haltend langsam wozu sein. Als Frequendrüber gebildet nach dem Verhältnis von tativ von drucken — drücken gebildet. Von drunten zu drunter. 1711 bei Rädlein. Adelung 1774 als neues Wort aufgeführt. drüber, adv., gekürzt aus darüber (s. 2 dar). ABL. Druckser, m., bei Goethe 1, 143. Druck, m. (-es, PI. -e): Wirkung durch Drude, f. (PL -»): Hexe, Zauberin, UnSchwere, drängende Kraft; das Auftragen holdin. Spätmhd. trute f. (dazu dän. drude, einer Schrift mittels der Presse, sowie das gotländ. druda «liederliches Frauenzimmer»?), Aufgetragene selbst. Mhd. druc (Gen. druckes, älternhd. drute, drutte. Falls das anlaut. t PL drücke), ahd. druc (Gen. drucches)'m. ; dazu des mhd. Wortes auf d zurückgeht (wie in ndl. druk m., ags. prycc m., schwed. tryck, tausend!) könnte Verwandtschaft bestehen mit dän. tryk n. Von drücken, v.: durch anord. prüdr f. «göttliches Wesen, Walkyre, Schwere, drängende Kraft einwirken. Eefl. Jungfrau», eig. «gewaltige», zu prü(t- (in sich drücken auch s. v. a. «sich zurückziehend Zusammensetzungen) «Kraft, Macht», prüdugr gering machen»; «sich still wegbegeben» (aus «gewaltig», ags. pryd f. «Kraft, Stärke» (auch der Studentensprache bei Augustin 1795). in Zusammensetzungen). Verwandtschaft mit Daneben drucken, jetzt nur noch vom Auf- traut ist nicht recht wahrscheinlich. ZUS. tragen einer Schrift, von Figuren, Bildern Drudenfuß, m.: dreifaches ineinander veru. dgl. mittels einer Presse (also Bücher, schlungenes Dreieck als Fünfwinkelzeichen. Zeuge u. dgl. drucken). Beide Verba gehen Spätmhd. trutenmog m. zurück auf mhd. drucken (obd.), drücken, Druder, f. (PL -ri): wie eine Latte zu spätmhd. (wie älternhd.) auch trucken, trücken gebrauchende Stange; Dachlatte; Querlatte ahd. drucchen·, dazu ndl. drukken, ags.pryccan, im Weinberg. Am Mittelrhein. Mit d für anord. prykja, schwed. trycka, dän. trykke. ursprüngliches t aus mhd. truoder (auch drudel Drucken ist eine Intensivbildung (vgl. schmü- Weisth. 1, 453 v. J. 1449, bei Alberus Diet. cken zu schmiegen) zu anord.^rüga «drücken», Nn. β1» der Pl. trudeln). Vielleicht aus lat. das wohl mit lit. trükti «entzweireißen, trudis f. «Stange». entzweigehen», tr&ukxti «zerren» zu verDruide, m. (-», PL -n): altkeltischer binden ist. Von Büchern steht drucken seit Priester. Aus dem kelt.-lat. Pl. drúidae und 1460—70 und hat sich in dieser Bed. in drûides, von keltisch (gälisch) draoi, draoidh, der obd. Form festgesetzt (daneben anfangs druidh «Druide». drücken), weil die ältesten Druckorte meist drum, adv., gekürzt aus darum (s. d.), auf obd. Gebiet gelegen sind. Auch in andrer schon mhd. drurnbe, dramme.

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drunten

drunten, adv., gekürzt aus darunten (bei Luther 6, 398 a Jen. darunden, Jes. 14,9 drumden), mhd. derunden und ohne auslautendes η dar unde, spät.-ahd. diruntini, s. 1dar. drunter, adv., gekürzt aus darunter (s. 1 dar), schon mhd. drunder.

Duckmäuser

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asächs.-afries. thu, ndl. du, ags.-anord.-got. pu, engl, thou, schwed.-dän. du. Der Lautverschiebung gemäß stimmend zu lat. tu, gr. cu (dorisch τύ), aind. tvam, lit. tu, abg. ty. Die übrigen Kasus sind: Gen. dem (s. d.); Dat. dir, mhd.-ahd. dir (mit r aus s), got. pus; Drusch, m. (-es, PI. -e und Drüsche): Akk. dich, mhd. dich, ahd. dih, got. puk. Dual, m. (-s, PI. -e): Bezeichnung des Handlung des Dreschens ; das Ausgedroschene. Numerus, der die Zweizahl ausdrückt. Aus 1776 hei Krünitz 9, 563. 1 Druse, f. (PL -«): löcheriges, verwittertes lat. duälis «von zweien, zwei enthaltend», Erz, leerer Raum im Gestein, dessen Wände zu ergänzen numerus «Zahl». Neuere EntVon lat. duälis ist abgeleitet mit Kristallen bedeckt sind. In der Berg- lehnung. mannsprache des 16. Jh. (1546 bei Georg Dualismus, m.: Herrschaft von zweien. Agricola drusen «Höhlchen der Adern und Bei Kant. Klüfte», 1562 bei Mathesius Sar. 45 b usw.). Dublette, f. (PL -»): Doppelstück, ζ. B. Wohl zu Drüse gehörig, vgl. Liebich Btr. zweimal in demselben Besitze befindliches 23,226. ABL. drusig, adj. 1557 bei Bechius Stück (Buch usw.), zwei auf einmal erlegte vom Bergkwerck 56 drußig. Stück Wild. Aus dem gleichbed. franz. 2 Druse, f. (PL -»): in Gestalt kleiner doublet m., von double (s. doppel). Im 18. Jh. Kristalle angeschossenes Gestein, czech. druza entlehnt. Dublone, f. (PL -w): eine Goldmünze, f. 1727 bei Hübner. 3 Druse, f. (PL -n): Geschwür; Drüsen- Doppeldukaten. Aus dem gleichbed. franz. geschwulst mit Nasenausfluß des Pferdes (so doublon, und dies aus span, doblon m., von double (s. doppel). Um 1600 entlehnt (Doauch ndl. droes m.). S. Drüse. Drüse, f. (PL -n): schwammiger Körper- blone Albertinus weibl. Lustg. 46, Dublone teil zur Absonderung gewisser Feuchtigkeiten. Zincgref 1, 309). Goethe gebraucht dafür Mhd.-ahd. druos f. (daher unser Druse) und auch Double (12, 8) oder Dubbel (12, 35). mhd. drüese, ahd. druosî f., auch s. v. a. Ducht, f. (Pl. -en): Ruderbank. See«eichelartige Geschwulst, Beule, Geschwür» männischer Ausdruck, aus dem Niederd. ent(daher die Verwünschung daß dich die Drüs! lehnt, wo er im mnd. belegt ist. Das cht «daß dich die Pestbeule, die Pest befalle!»). ist aus ft entstanden. Die hd. Form ist Dunkler Herkunft. ABL. drüsig, adj. Duft, aus ahd. dofta f. «Ruderbank» (mhd. D r u s e n , Pl.: Bodensatz, Hefe. Veraltet, nicht belegt) ; dazu mndl. dofte, dochte, anord. noch im Alem. Mit d für ursprüngliches t popta f. und die Zusammensetzungen ahd. aus mhd. truosen, ahd. truosana f. «beim gidofto, ags. gepofta, an. pofti m. «Genösse Keltern zuerst abfließender Schaum», dann auf der Ruderbank, Genösse». Nach Schade «Bodensatz, Hefe»; dazu ndl. droesem m., ags. zu lit. tupéti «hocken». Unsicher. drösne f. «Bodensatz, übriggebliebner Rest ducken, v.: jemand niederdrücken; sich von Gekeltertem, Trester». Verwandt mit niederwärts zusammenbiegen. In dieser Bed. Trester, s. d. Das gleichbed. engl, dregs, häufiger refl. sich d. Mit d für ursprüngapreuß. dragios scheint Ausfall eines h zu liches t (noch bei Frisch 1741 tucken) aus erweisen. Eine 3. Ablautstufe neben Druse mhd. tucken, tücken «eine schnelle Bewegung und Trester zeigt Schweiz, trost «Überreste machen, besonders nach unten». Verwandt im Bienenstock», schwäb. tros, trost «Hefe», mit mhd. tûchen «tauchen» (s. d.), zu dem preuß. dross, drost «Hefe, Wachs». d. Intensivbildung sein wird. Luther verdrusig, s. Druse, drüsig, s. Drüse. wendet ducken und tücken, und auch sonst Dschonke, f. (Pl. -η): Schiff. Aus dem erscheint älternhd. oft ein umgelautetes dücken, tücken·, noch Freyer 271 verlangt Chines. 1703 im Zeitungslex. Juncke. Dschungel, m. (-$, -n), eigentlich nur dücken, Adelung hat nur ducken. im Plural Dschungeln. In neuster Zeit durch Duckmäuser, auch Tuckmäuser, m. (-s, das Englische aus dem indischen j,angalas m. Pl. wie Sg.): hinterlistig Heimlicher; Kopf«menschenleere Gegend» entlehnt. hänger. Bei Brant NarrenschifF 105,19 duckeld u , Personalpronomen der 2. Person. muser, von dem spätmhd. Verb tockelmüsen Mhd. du (betont dû, duo), ahd. du; dazu «Heimlichkeit treiben», zusammenges. aus 25 We i g and, Deutsches Wörterbach. 5. Aafl.

Duckstein

dumm

dem mit tuckeln (s. d.) zusammengehörigen tockel- und einem mhd. mûsen «langsam und leise gehen» (s. 2mausen). Im 16. Jh. erscheinen die Formen dockmeuser (ζ. B. bei Hans Sachs Fastn. 6, 183) und (mit Anlehnung an Tücke) tückmeuser (Alberus Dialog. E 3 b ), Henisch 1616 hat duckmauser·, duckel-, dockelmäuser u. ä. noch jetzt im Schwäb.Alem. ABL. duckmäuserig, auch duckmäusig, adj. (1669 bei Grimmelshausen Simpl. 476 dockmäusig). Dafür duckmäusisch bei Fischart die Gelehrten 638, tockmeuserisch 1697 bei Thomasius Schriften 1, 367. duckmäusern, v., frühnhd. duckmausen (dockmawsent bei Hans Sachs Fab. 204, 104). Duckstein, m.: Tuffstein, s. T u f f .

Rauch»; kaum gehört das Wort zu ndl. dof, ndd. duffig«dumpfig, feucht, matt». Vgl. Much ZfdW. 2, 286. ABL. d u f t e n , früher auch duften, v. Mhd. tüften (noch bei Rädlein 1711 tüfften). d u f t i g , adj. Frühnhd. tüftig, düftig. diifteln, s. tüfteln. Dukâten, m. (-s, Pl. wie Sg.): Goldmünze. Aus spätmhd. ducate m., von mlat. ducatus, ital. ducato m.; der Name daher, weil ein italienischer Herzog (ital. duca m.), man sagt der König Roger II. von Sizilien, als Herzog von Apulien zuerst, und zwar 1140 diese Münze mit der Inschrift sit tibi, Ghriste, datus, quem tu regis, iste ducatus prägen ließ. Früher auch Ducat f. (Grimmelshausen 4, 134 Kurz). dulden, v.: willig oder ergeben zu- oder auf sich lassen. Mhd. dulden, dulten, ahd. dulten, dazu ndl. dulden ; abgeleitet von mhd.ahd. dult f. (s. Geduld). Dies geht zurück auf mhd. doln, ahd. dolên, dolóri «dulden»; dazu asächs. tholian, tholon, afries. fholia, ags. folian, engl, thole, anord. pola, schwed. täla, dän. taale, got. pulan. Diese stimmen in der Wurzel überein mit lat. tolerare «ertragen», tuli «ich habe getragen», gr. τλήναι «auf sich nehmen», aind. tulâjati «hebt auf», lit. tiléti «schweigen»; die Grundbed. ist

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dudeln, v.: auf einem Blasinstrumente schlecht blasen. Wohl gebildet nach poln. dudlio «dudeln», von dem PI. dudy «Sackpfeife». 1651 bei Mich. Franck düdeln, bei Stieler 1691 dudeln. ABL. Dudelei, f. Im 18. Jh. Dudeldei, m. (-s): unbedeutende Kleinigkeit, Spottgeld. Im 18. Jh. ZUS. Dudelsack, m.: Sackpfeife, bei Stieler 1691.

Duéll, η. (-s, Pl. -e): Zweikampf. Aus dem gleichbed. lat. duellum. In der 1. Hälfte des 17. Jh. entlehnt (Moscherosch Phil. 1,109; bei Schottel 1267 als m.). ABL. duellieren, refl. v. Aus mlat. duellare. Bei Krämer 1678. Duellánt, m. {-en, Pl. -en): Kämpfer in einem Zweikampf. Aus duellans (Gen. duellantis, dem Part.-Präs. von duellare. 1694 bei Nehring. D u é t t , η. (-es, Pl.-e): Gesang zu zweien. Aus dem gleichbed. ital. duetto m., abgeleitet von due «zwei». Bei Adelung 1774. duff: matt, glanzlos, dumpf. Bei Campe. Niederdeutsch. Dazu ndl. dof. Wahrscheinlich mit toben verwandt (s. d. und Duft).

Düffel, m. (-s, PI. wie Sg.): ein zottiger Wollenstoif. Neue Entlehnung aus dem gleichbed. ndl.-engl. duffel, das von dem Orte Duffel bei Antwerpen seinen Namen hat. Duft, m. (-es, PI. Düfte)·, gefrorner Dunst; feine Ausdünstung; feiner Gerach. Mit d für ursprüngliches t (Rädlein 1711 kennt noch tufft f.) aus mhd. tuft m., seltener f. «Dunst, Nebel, Reif, an Bäumen usw. hangender gefrorner Dunst», ahd. einmal duft «Frost»; ins Ndd. eingedrungen duft «übler Geruch», woher dän. duft «Geruch». Dazu anord. dupt n. «Staub», norweg. duft, dyft f. «Mehlstaub». Das Wort ist wohl weiter verwandt mit aind. dhüpas m. «Räucherwerk,

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«tragen, ertragen». ABL. Dulder, m. (-s). Erst in der Dichtersprache des spätem 18. Jh. (bei Klopstock), bei Adelung 1793 (noch nicht 1774) als von einigen neuern Schriftstellern versuchtes Wort angeführt, duldsam, adj. Bei Henisch 1616 dultsam. Duldung, f. Bei Henisch 1616. Dult, f.: Jahrmarkt. Bayrisch. Urspr. durch irgend ein örtliches Fest (z.B. Kirchweih) veranlaßt oder mit einem solchen in Verbindung stehend. Mhd. tu.lt, ahd. tuld f., dazu got. dulßs f. «Fest, Feier». Wie sich apreuß. tuldïsnan «Fest» dazu verhält, ist unklar. Dulzinéa, f. (PI. Dulzineeti und -s): Liebchen, Geliebte, eigentlich der Name der Geliebten des Don Quichotte Dulcinea von Toboso. Im 18. Jh. eingebürgert. dumm, adj. (Komp. dümmer, Sup .dümmst): an Verstand unkräftig, zu Einsicht und Kenntnis unfähig; kraftlos, verdorben (Matth. 5, 13); ärgerlich, unangenehm. Älternhd. meist mit ursprünglichem t tumm (tumb) und thumm (thumb, bei Luther thum) ; Stieler, Steinbach, Frisch setzen tumm an, das auch noch bei Günther 18, Brockes 1,158, Haller 67

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dunkel

dumpf

und zuweilen selbst bei Lessing steht. Dagegen spricht sich Bödiker Sprachl. für dumm aus, dem Rädlein, Ludwig usw. folgen. Mhd. tump (flekt. tumbar) «unklug, unerfahren (ohne Welt- und Menschenkenntnis), ungelehrt», ahd. tump «stumm, taub, stumpfsinnig, töricht»; dazu and. dumb «dumm, unnütz», ndl. domb, ags.-engl. dumb, anord. dumbr, schwed.dän. dum, got. dumbs (stumm). Die vertretenen Bedd. «taub, stumm» lassen an «stumpfsinnig» als Grandbed. denken; als verwandt haben zu gelten taub, toben (s. d.). Aus dem Griech. wird τυφλόο (für *θυφλό(:) «blind» verglichen (vgl. dazu anord. dumba f. «Nebel, Finsternis», eig. Blindheit?). Doch sind auch andere Erklärungen möglich, vgl. J. Schmidt Kritik 65,

Siebs KZ. 37, 311. ABL. Dummheit, f. Mhd. tumpheit f., and. dumphëd. Dümmling, m. (-s, PI. -e). Spätmhd. tummeling m. ZUS. Dummbart, m.: Dummkopf (Bürger 323). Aus dem Ndd. (1755 bei Richey Idiot. 46 angeführt). Dummerjan, Dummrian, m.: Dummkopf. Bei Seb. Franck Sprichw. 2,49 b noch in zwei Worten dummer Jan. Jan ist

die ndd. Form von Johann. m.

Dummkopf,

Bei Nieremberger 1753. dumpf, adj. u. adv.: feucht moderig; den Schall beengend, tief und gedämpft; (bezüglich des Gefühlslebens) ohne klare Besinnung. Erst im 17. Jh. (1678 bei Krämer der Komp. dumpffer, aber noch nicht bei Schottel 1663 und Stieler 1691), hervorgegangen aus dem altem Adj. dumpfig, dumpficht, schon im 15. Jh. dumpfig «engbrüstig», 1663 bei Schottel, 1691 bei Stieler s. v. a. «schimmelig», 1711 bei Rädlein «engbrüstig, feucht, schimmelig», 1716 bei Ludwig «betäubt, feucht, muffig, heiser», auch ndl.dompig «enge, finster, feucht». Dies Adj. gehört zu mhd. (bei N. v. Jeroschin) dumpfe m. «Dampf» (vom warmen Blut), mnd. dumpe «catarrhus», bei Schottel, Stieler Dumpf m. «Schimmel», sowie zu mhd. dumpfen, dumpfen «dampfen, ersticken». Zu mhd. dimpfen, timpfen und dampf, tampf (s.Dampf). Die Grundbed. ist wohl «durch Rauch, Dunst beengend, feucht riechend, feucht», dann «engbrüstig», weiter mit Übertragung auf das Gehör «heiser, hohl»; diese Bed. ist Adelung bei dumpficht geläufig, während er sie bei dumpf nur aus der neuern Dichtersprache kennt. ABL. D u m p f h e i t , f. Noch nicht bei Adelung 1793, aber von Goethe öfter gebraucht, dumpfig, früher auch dumpficht, adj., s. oben.

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Dune, s. Daune. Düne, f. (PI. -n): Sandhügel an der Meeresküste. 1616 bei Henisch Duni. Aufgenommen aus dem ndd. düne f., mnd. santdune f., ndl. duin m. «Sandhügel»; dazu ags. dün f. «Hügel», engl, down «Sandhügel». Schon ahd. aus dem Nd. entlehnt dûna f. «Vorgebirg». Verwandt ist air. dün «Hügel» (aus dem dann zaun [s. d.] entlehnt wird) und vielleicht gr. 6ic, Gen. θΐνόο f. «Sandhügel am Meer».

Dünung, f. (Pl. -en): starke Wellenbewegung des Meeres bei verhältnismäßig stillem Wetter. Aus dem ndd. und weiter aus fries. dining «starker Wellengang der See», ndl. deining f. «Brandung, heftige Bewegung der See». Herkunft unbekannt. Dung, m. {-es, PI. -e) : Stoff zur Besserung des Bodens und zur Pflanzennahrung. Älternhd. auch mit dem ursprünglichen t tung. Mit Wechsel des Geschlechts aus mhd. tunge (auch tünge f.), ahd. tunga f. und tungîn f. «Düngung», vgl. auch mhd.-ahd. tunc f. «im Winter mit Mist bedeckte unterirdische Webstätte»; dazu afries.-ags. dung f., engl, dung «Dünger». Herkunft unsicher. Vielleicht zu gr. xcUpoc «Grab» (aus *0ciq>oc), lit. deñgti «bedecken», vgl. Zupitza Gutt. 99. Das M. erst bei Steinbach 1734 (neben dem F. Dung) und Frisch 1741, früher Dung f. (bei Henisch 1616, bei Grimmelshausen Simpl. 31 Tung) und das umgelautete Dünge f. (1540 bei Alberus Diet. AA 2 b düng, noch Rädlein 1711 hat Düng, Ludwig 1716 Dünge, das noch von Heynatz 1796 angeführt wird). Auffallend ist die obd. Nebenform Dumm. ABL. düngen, v., älternhd. auch tüngen (Lohenstein Cleop. 6), mhd. tüngen, tüngen-, dazu ags. dyngan, engl. dung. Dünger, m. (-s), spätmhd. tunger.

dunkel, adj. u. adv.: des Lichtes ermangelnd. Bei Luther und sonst älternhd. mit dem ursprünglichen t tunkel (z. B. bei den schlesischen Dichtern, noch bei Ludwig 1716). Mhd. tunkel, ahd. tunchal, tunkal; dazu anfr. dunkal, schwed.-dän. (entlehnt) dunkel. Daneben mit andrem Suffix ältermhd. tunker wie asächs. dunkar, mnd. dunker, ndl. donker, afries. diunker, und ohne Ableitung und mit abweichendem Vokal afries. diunk, anord. dekkr (urspr. dinkwa-). Dunkler Herkunft. Vielleicht wurzelverwandt mit aind. dhvántás«dunkel», gr. θοίνα-roc m. «Tod». Davon substantiviert D u n k e l n., bei Luther tunckel n., mhd. dafür tunkel f., ahd. tunchalî, 25*

391

Dünkel

düpieren

392

tunkalî f.

ABL. Dunkelheit, f., mhd. Aufgeblasener, eig. sich in Grübeleien und tunkelheit f. dunkeln, v.: dunkel werden, überfeinen Spitzfindigkeiten gefallender Gelehrter. Wohl von dem Philosophen Joannes mhd. tunkein, abd. tunchalên. Dünkel, m. (-s): herabsehende hohe Duns Scotus (f 1308), der die auszeichnende Meinung von sich. Bei Luther dünckel und Benennung doctor subtüis erhielt. Vgl. engl. dunckel, tunckel «Bedünken, Einbildung»; dunce «Dummkopf», das ebenfalls auf Duns auch bei Henisch 1616 Dunckel. Die jetzige Scotus zurückgeht. Erst gegen die Mitte Bed. zuerst bei Schottel 1663, aber erst um des 18. Jh. vorkommend. die Mitte des 18. Jh. allgemein üblich. Gedunsen (Voß Ovid Nr. 49, 201), s. aufbildet von mhd. dune m. «Bedünken» (da- gedunsen. neben auch dunkel- in dünkelbüde n., vgl. Dunst, m. (-es, PI. Dünste): feine aufmnd. dunkelgöd «dünkelhaft»), zu dünken (s.d.). steigende in der Luft schwebende Flüssigkeit; ABL. dünkelhaft, adj. u. adv. Noch nicht dicke verdorbene Luft; feinstes Schrot (1727 bei Adelung 1793, aber 1774 von Klopstock bei Hübner) ; feinstes Mehl. Selten Dunst f. gebraucht. dunkeln, v. (Goethe Faust (Geliert verm. Schriften 1, 23). Mhd. dunst, 2630). ursprünglicher tunst m., md. auch f. «Ausdünstung, feuchter Dampf», aber ahd. tunist, Dunkelheit, dunkeln, s. dunkel. d ü n k e n , v. (Prät. auch däuchte, Part. dunist, dunst m. «Ungewitter, Sturm» (noch gedäucht) : nach Ansehen und Bedenken wahr- Schweiz, dunst, dûst, tûst «Wind durch Erscheinlich sein, nur unpers. mich (mir) dünkt schütterung, z. B. von einer Kanonenkugel, und refl. sich d.: von sich der Meinung sein. Lawine, vom Einsturz eines Hauses»). Da Mhd. dunken (im Obd., auch noch frühnhd.), diese Bed. (Staubwind) als die ursprüngliche dünken, ahd. dunken-, dazu and. thunkian, ndl. anzusehen ist, wird das Wort auf dieselbe Wz. dunken, ags. ßyncan, engl, think, a.norA.pykkja, zurückgehen wie aind. dhvqs- «zerstieben», Vgl. Dust. schwed. tycka, dän. tykke, got. pugkjan. Mit dhvastië f. «das Zerstieben». mhd. dune m. (s. Dünkel) im Ablaut zu denken Daß Duft dazu gehört (wie mhd. vernunst und Dank (s. d.) stehend; verwandt ist lat. neben Vernunft, vernuft steht) ist wegen der ABL. tongëre « kennen », pränest. tongitio «Kenntnis», ahd. Formen nicht wahrscheinlich. osk. tanginüd «Meinung». Das Prät. lautet dunstig, früher auch dünstig (noch bei Wiemhd. dûhte, Konj. diuhte, Part, gedüht, daneben land Idris 2,53), adj. Mhd. dunstec « dampfend », auch dunkte, gedünkt Nhd. entwickelt sich ahd. dunistîg«stürmisch», dunsten, dünsten, aus dem Konj .-Prät. deuchte ein Präs. deucht v.: Dunst von sich geben, dampfen; zum Mhd. dunsten, dünsten (s. däuchten)·, als dessen Prät. gilt dauchte, Dampfen bringen. das im 18. Jh. veraltet, aber noch von nur als Intrans. ZUS. Dunstkreis, m.: Klopstock, Voß, Bürger gebraucht wird, da- der einen Himmelskörper zunächst umgebende f ü r dann däuchte, das auch noch als Prät. Luftkreis, Atmosphäre. 1754 bei Keimarus von dünken (neben dünkte) empfanden wird, vornehmste Wahrh. d. natürl. Rei. 259. und das Part, gedäucht. Dunzel, f. (PI. -n): lebhaftes, munteres, dünn, unverkürzt (bei Luther, jetzt na- ausgelassenes Mädchen ; leichtfertiges Mädchen. mentlich noch poetisch) dünne, adj. u. adv.: Aus franz. donzelle (und dies aus ital. donzella), von geringer Dicke, von geringemümfang; (von span, doncella f., das auf mlat. dom(i)nicella, Flüssigkeiten) leicht fließend. Mhd. dünne, ahd. eine diminutive Bildung von domina f. «Herrin, dunni; dazu and. thunni, ndl. dun, ags.pynne, Frau» zurückgeht. Am Mittelrhein (Maler engl, thin, anord. punnr, schwed. tum, dän. Müller 1, 229). tynd. Der Lautverschiebung gemäß überD u o d é z , η. (-es): (urspr.) Format, wenn einstimmend mit lat. tenuis «dünn, zart», der Bogen in 12 Blätter gefalzt ist, die gr. τανυ- (in Zusammensetzungen) «gestreckt, Zwölftelgröße, (jetzt) kleines Format; in lang, schlank», ταναός «lang», air. tana, abg. Zusammensetz, lächerlich klein. Aus lat. in tinükü, aind. tanúS «lang, schmal, dünn». duodecimo (duodeeimus «der zwölfte»). Bei Zu dehnen (s. d.), also Grundbed. «ausge- Sperander 1727. dehnt». ABL. Dünne, f., mhd. dünne, ahd.

dupfen, s. tupfen.

dunnî f. dünnen, v., mhd. dünnen «dünn düpieren, v.: täuschen, überlisten. Ummachen» (daneben «dünn sein», ahd. dunnên). bildung von gleichbed. franz. duper, das unDuns, m. (-es, Pl. -e) : von Gelehrsamkeit bekannter Herkunft ist. Bei Roth 1791.

393

duplieren

Durchlaucht

394

durcheinander, adv., Zusammenrückung dupliereil, v.: verdoppeln. Aus dem gleichbed. lat. dupläre. 1478 bei Niel. v. Wyle von durch und einander (s. d.). Schon bei 349, 20. Dazu Duplife, f. (Pl. -en): die Keisersberg. Davon Durcheinander, n. Entgegnung des Beklagten auf die Keplik (Schiller Räuber 2, 3). Durchfall, m. (-s): die bekannte Krankdes Klägers. Aus franz. gleichbed. duplique f., einer Ableitung von dupliquer, das aus lat. heit. 1711 bei Rädlein. Von durchfallen, v. : duplicare «verdoppeln» stammt. 1710 bei durch eine Öffnung fallen; (bei einer BewerNehring noch in franz. Form. Duplikát, η. bung usw.) nicht bestehen. Diese Bed., die (-s, Pl. -e): Abschrift eines Schriftstücks. Lessing 8, 413 aus «der gemeinen Sprache» 1728 bei Apinus duplicata. Duplum, n. anführt (auch Adelung 1774 verzeichnet sie) (-s, PI. Dupla) : das Doppelte. Aus gleichbed. geht zurück auf die schon frühnhd. Redenslat. duplum. Davon in duplo: doppelt. art durch den Korb fallen, was eig. auf den Liebhaber, der im Korbe zum Gemach seiner Beides 1728 bei Apinus. Geliebten emporgezogen wird, geht (vgl. D u r , s. Moll. durch, adv. sowie präp. mit Akk.: so, DW. 5, 1802) und die Bed. «bei der Liebesdaß Trennung da ist; in — hin und aus — werbung keinen Erfolg haben» hat. (z. B. er geht durch die Tür — in die Tür Durchgänger, m. (-s, PI. wie Sg.): Aushin und aus ihr); von einem Ende bis zum reißer. Ursprüngl. von Soldaten, so 1691 bei andern hin; auf Ursache oder Wirkung von —. Stieler. Jetzt von Pferden und flott lebenden Mhd. durch, dur, ahd. duruh, durah durh\ Menschen gebraucht. dazu asächs. thurh, ndl. door, deur, ags. purh, durchgängig, adj. u. adv.: von Anfang engl, through und thorough «durchaus», da- bis zu Ende, ohne Unterschied. Bei Nieremneben mit anderm Ablaut got. ßairh, dem berger 1753 als Adv. «überall», bei Adelung ahd. dërh « durchbohrt» (vgl. derha «Öffnung») 1774 auch als Adj. Nicht das mhd. durchentspricht. Wegen der Bed. ist noch got. gengic, ahd. duruhgengîc «einen Durchgang pairkö f. «Loch, Öhr» und ahd. durhü, mhd. habend», abgeleitet von mhd. durchganc, ahd. dürhel, dürkel «durchlöchert» heranzuziehen. duruhganc m., sondern eine jüngere Bildung, Falls der auslaut. Guttural in d. als ableitend die sich an durchgehen anlehnt. Älter ist betrachtet werden kann, ist gr. τβρείν, τορείν das gleichbed. durchgehende, genetivisches «durchbohren», gr. τρώγλη f. «Loch, Höhle» Adv. Bei Krämer 1678. als verwandt anzusehen. In der ZusammenDurchlaucht, f.: fürstliche Person. Als setzung hat d. mit Substantiven verbunden hoher Titel schon zu Anfang des 16. Jh. den Hauptton, ζ. B. Dúrchgang, Dürchlaß; Substantivierung des Adj. dwrchlaucht: fürstmit Verben verbunden nur dann, wenn es lich erhaben. Dies ist urspr. Part. Prät. von von diesen in der Flexion getrennt werden durchleuchten, mhd. durcMiuhten «durchkann, ζ. B. durchbrechen, ich breche durch, strahlen», Part, durchliuhtet, gekürzt durchdúrchgébrochen usw.; ist es aber untrennbar, liuht, das seit dem 14. Jh. als Ehrenbeiwort so ruht der Hauptton auf der Stammsilbe fürstlicher Personen für das lat. illustris (das des Yerbums, das dann im Part.-Prät. ge- in der spätem römischen Zeit Ehrenbezeichnung rächt annimmt, ζ. B. durchbrächen, ich durch- von Beamtenwürden war) steht; daneben bréche, durchbrächen usw. Auch als erstes namentlich md. (mit Einführung des RückWort in der Zusammensetzung mit Partikeln, umlauts) durchlüht. Alternhd. findet sich hat durch den Hauptton nicht, sondern diese durchleucht und durchlaucht, entsprechend erhalten ihn, ζ. B. durchaus, durchhin usw. beim Subst.; Durchleucht, das noch 1741 von durcháus, adv.: (veraltet) hindurch und Frisch angesetzt wird, während es Adelung 1774 auf der andern Seite heraus; bis zum Ende nur «aus einigen Gegenden» kennt, noch bei (bei Luther); ganz und gar; unter allen Um- SchillerKab.1,6. ABL. durchlauchtig, adj. ständen, schlechterdings (bei Ludwig 1716). Mhd. durchliuhtec «durchscheinend, strahlend, durchbrennen, v.: mit Brand durch- hellglänzend», spätmhd. durchliuhtig, durchdringen oder durchdrungen werden; davon- lûhtig als Titel, älternhd. auch durchlauchtig laufen. Diese Bed. taucht um 1840 in der (1722 bei Freyer 47), durchleuchtig (1741 bei Studentensprache auf (zunächst «die Univer- Frisch). Davon Durchlauchtigkeit, f. sität. verlassen») und ist wenig später auch Spätmhd. durchlûhtigkeit als Ehrentitel. Später durch das einfache Durchlaucht zurückgein die Umgangssprache eingedrungen.

395

Durchmesser

drängt, nach Adelung nur Kanzleiwort (doch noch bei Schiller Wall. Lag. 11). D u r c h m e s s e r , m.: eine gerade Linie, die eine Figur in zwei gleiche Teile teilt. Als Übersetzung von Diameter m., gr. ίηοίμετροΰ f. 1670 bei Joh. Christoph Sturm teutscher Archimedes.

dürr

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Part. Prät. von durchtriben «durchstreifen, durchwandern», dann s. v. a. «geistig durchdringen». durchwamsen, s. v. wie abwamsen (s. d.). durchwég (und durchweg), adv.: ohne Ausnahme; allemal. Zusammenrückung der Präp. durch mit dem Akk. Sg. Weg, vgl. durchs, zusammengezogen und verschleift hinweg. Das von Adelung 1793 noch nicht aus durch das. Mhd. durch¡, durcheg aus verzeichnete Wort wird von Heynatz 1796 als niedersächsisch aufgeführt. durch da$. Durchschlag, m. (-es, PI. Durchschläge) : dürfen, v. (Präs. darf, PL dürfen, Prät. siebartiges Gerät zur Absonderung des Flüs- durfte, Konj. dürfte, Part, gedurft)·, nötig sigen, Feinern vom Gröbern; Kopie der Schreib- haben (noch häufig bei Luther, auch später maschine. Spätmhd. durchslag m., von durch- altertümelnd, z. B. Claudius 3,130, heute dafür slahen, ahá.duruhslahan «durchlöchern, durch- bedürfen)·, Ursache haben; Freiheit wozu drücken». haben. Mhd. dürfen, dürfen «nötig, Ursache, Durchschnitt, m. (-es, PI. -e): Durch- Freiheit haben», ahd. durfan «Not leiden, schneidung (1561 bei Maaler); eine durch- Not haben»; dazu asächs. thurban, ndl. durven, schneidende Linie (Beleg von 1684 beiGombert ags.purfan, afries. thurva, anord.purfa, schwed. 8, 9), im 17. u. 18. Jh. Durchmesser (1653 bei tarfva, dän. tarbe, got. ßaurban (Präs. ßarf, Harsdörffer mathem. Erquickstunden 3, 394); Prät. paurfta) «nötig haben». Die Grundbed. Darstellung eines durchschnitten gedachten ist «entbehren», wie sie auch in darben (s. d.) Gegenstandes (bei Ludwig 1716); Mittelzahl, erscheint, vgl. noch bieder, verderben. Mit Mittelwort (Brockes 3, 233). ABL. durch- älternhd. türren (s. d.) «sich getrauen, wagen», schnittlich, adj. u. adv. (nach der letzten das durch dürfen völlig verdrängt wurde, Bed. von Durchschnitt). In der neuern hat dieses Wort nichts gemein. Das Prät. lautet mhd. darf te, Konj. dürfte, Part, gedorft, Sprache. D u r c h s i c h t , f.: Blick durch etwas hin- im Nhd. ist meist (schon bei Luther) nach durch; zu einem solchen Blick geeigneter dem Inf. dürfen u eingedrungen, doch haben Ort; prüfendes Durchlesen. Erst bei Stein- andre in umgekehrter Ausgleichung dürfen, bach 1734. Gebildet von dem Adj. durch- Prät. dorfte, Part, gedörft, so 1574 Ölinger Gramm. 89 und noch bis ins 18. Jh. (1741 sichtig, mhd. durchsihtec. durchstankern, durchstänkern, v.: bei Frisch dürfen). Das Part, lautet schon in kleinlicher Weise durchsuchen, eig. durch- frühnhd. (anch bei Luther) in Verbindung schnüffeln, durchriechen. S. stankern. Im mit einem Inf. dürfen. 17. Jh. in Mitteldeutschland (z. B. bei Weise Dürft, nur in Notdurft (s. d.). Hauptverd. 28), aber von Geliert 4, 20 als dürftig, adj.u.adv.: wie bedürftig-, Mangel nicht schriftsprachliches Wort gerügt. an Unentbehrlichem leidend, arm; armselig, Durchstecherei, f.: in heimlichem Ein- unzureichend. Mhd. dürftic, ahd. durftic·, verständnis mit andern bewirkte Betrügerei. dazu asächs. thurftig, anord. purftugr. ABL. Bei Frisch 1741 aus älterer Quelle belegt. Dürftigkeit, f., mhd. dürfticheit f. Von dem älternhd. mit einem durchstechen dürr, unverkürzt (bei Luther) dürre, adj. (noch bei Lessing 10, 209) : mit einem andern u. adv.: der innern lebenskräftigen FeuchtigBetrügerei heimlich verabreden, eig. wohl keit gänzlich benommen; mager. Mhd. dürre, «die Karten durch Durchstechen kenntlich ahd. durri-, dazu asächs. thurri, mndl. dorre, machen», vgl. abkarten. Andre knüpfen an ndl. dor, ags. pyrre, anord. purr, schwed. torr, die betrügerischen Kniffe der Kiemenstecher dän. tör, got. (mit der ursprünglichen Laut(s. d.) an, die sich auf Jahrmärkten produ- verbindung rs) paursus. Zu dem bei dorren zierten. Schon mnd. dorchsteken hat den (s.d.) angegebenen got.Wurzelverbum pair san, Sinn «betrügen». vgl. auch Durst. ABL. D ü r r e , f., mhd. dürre, durchtrieben, adj.: von Anfang bis zu ahd. durri f. ZUS. Dürrfleisch, n., auch Ende bewandert und ausgelernt; aller Schlau- (mit der md. Form dörr — dürr) Dörrfleisch heit voll und unermüdlich darin. So in n.: in Rauch gedörrtes Fleisch. Schon bei Bez. auf Böses schon mhd. durchtriben, das Hans Sachs 1, 330c.

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Durst

Düte

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Durst, m. (-es): Verlangen zu trinken; Krankheit»), Mit d für ursprüngliches t wie (bildlich) heftiges brennendes Verlangen wo- in dus, dösen (s. d.), dösig. Vgl. noch ahd. nach. Mhd.-ahd. durst m.; dazu asächs. thurst, tusîc «geistesstumpf, unverständig, töricht», ndl. dorst, ags. pyrst m., engl, thirst, anord. mnd. dusich «betäubt, schwindelig», ndd. düsig porstim., schwed.-dän. törst, got. weitergebildet (mit Unrecht jetzt diesig geschrieben), ngs.dysig paurstei f. «Durst». Abgeleitet mit Erhaltung «töricht», engl, dizzy «töricht, schwindelig». des ursprünglichen s von der Wurzel des got. Verwandt ist auch noch mit Übergang des s in pairsan (s. dorren und dürr). Es weist also r Tor m. (s. d.). ABL. duselig, dusselig urspr. auf Dürre im Schlunde, die zum (Goethe 27, 371), adj. Dazu ndl. duizelig Trinken reizt. ABL. dursten und (nament- «schwindelig», duseln, dusseln, v.: betäubt lich in übertragenem Sinn) dürsten, v.: sein, schlummern: geistesbetäubt,geistesdumpf Durst empfinden. Mhd. dursten, dürstenahd. handeln. Dazu ndl. duizelen «schwindelig sein». dursten; dazu asächs. thurstian, ndl. dorsten, ZUS. Duseltier, n.: Schimpfwort in Nordd. ags. pyrstan, engl, thirst, anord. pyrsta, düssein, v.: leise reden (Schiller 1, 343); schwed. törsta, dän. törste. Im Got. ohne sich still verhaltend worauf sinnen (Schiller ableitendes -t paursjan «dürsten», das der Räuber 1, 2). Aus dem Schwab.-Alem., wo Lautverschiebung gemäß mit aind. tfsjati düsle neben düseme steht, vgl. dus. Mhd. «dürsten» übereinstimmt, vgl. auch aind. trsús tü§ «still», tilgen «still sein», tützen, ahd. «durstig, verlangend», den Lauten nach das tutzen «zum Schweigen bringen» (s.verdutzt) deutsche dürr (s. d.), eig. «verlangend nach sind wohl fernzuhalten. etwas», durstig, adj., mhd. durstec, ahd. Dust, m. (-es) : Staub. Bei Goethe Faust durstac; dazu asächs. thurstig, ndl. dorstig, 1116 und 6758. Aus dem Ndd. (mnd. dust ags. pyrstig, engl, thirsty, schwed.-dän. törstig. m. «Staub, Spreu», daher bei Schottel 1663 dust «Dampf, Rauch»); dazu ndl. duist n., dürstig, adj.: verwegen, s. türstig. dürstiglich, durstiglich,adv., s. türstig. ags. dust, engl, dust, anord. dust η. «Staub». dus, adj.: in sich gekehrt, schüchtern, In allen diesen Formen .ist η vor s wegstill; glanzlos matt. In ober- und mitteld. gefallen, das Wort ist also eig. mit Dunst Mundarten, auch bèi H. L. Wagner Kinder- (s. d.) identisch. düster (mit ü), adj. u. adv. : dunkel, trübe, mörderin Akt 5 sie war immer so duß, so fromm wie ein Lamm. Nicht aus franz. doux lichtlos. Aus dem Ndd., schon mnd. duster; «sanft, mild, ruhig», das allerdings eingewirkt dazu asächs. thiustri, ndl. duister, afries. thiushaben kann. Vielmehr zu dösen (s. d.) und tere, ags. pystre, pëostre «dunkel». Kaum Dusel (s. d.) gehörig, s. auch düssein. Frühnhd. entsprechend dem von thimm (s. Dämmer) und noch jetzt mundartlich erscheint auch abgeleiteten asächs. thimstar, ahd. dimstar (s. ein abgeleitetes dusam, dusmig, adv. «schüch- finster), wiewohl sich ein Übergang zeigt in tern, still; trübe», das schwerlich axis doucement älternhd. dünster (von dumpfem Geklingel, Simpl. 3, 98, 31 Kurz). Das Wort ist im hervorgegangen ist. Dusche, f. (PI. -n): Brause; Sturzbad. 16. Jh. hochd. noch selten, Luther hat verAus gleichbed. franz. douche f., das aus ital. einzelt düster, Mathesius tuster, Henischl616 doccia f. stammt. Dies setzt ein vulgärlat. duster, im 17. wird es häufiger (ζ. B. Moductia voraus, das von ducere «führen» ab- scherosch Phil. 2, 585), auch von Schottel geleitet ist und eigentlich «Wasserleitung» und Stieler verzeichnet, doch weist es noch Adelung 1793 den gemeinen Mundarten zu. bedeutet. Neue Entlehnung. Düse, f. (PI. -»): Mündung des Gebläses Jetzt ins Pfalz, und Schwäb.-Alem. als duster in Hüttenwerken. Aus czech.cWe f. «Höhlung eingedrungen, hess.-nass. mit regelrechter Entdes Geschützes», abg. duSa f. «Hauch, Seele, wicklung des alten ü zu eu deuster. Davon Kern». 1562 bei Mathesius Sar. 211b tüsel, Düster, n. Am Ende des 18. Jh. (Voß 2,233). ABL. Düsterheit, daneben Düstern213a thüsel m. Dusel auch Dussel, m. : Schwindel; heit,{. Bei Stieler 1691. düstern, v.: düster Geistesbetäubung; Geistesdumpfheit; Glück. werden (Goethe 6, 182, unpersönlich 3, 19), Daneben Dusel, Düsel, m.: dummer Kerl. düster machen (Goethe 16, 352). Ndd. im Zunächst ndd., aber auch in ober- u. mitteld. 15. Jh. dustern. Düsternis, f. Ndd. u. md. Volkssprache (im 16. Jahrh. dusel, dussel im 15. Jh. düsternis. «Dämmerung», obd. auch «Qualm, ansteckende Düte, s. Tüte.

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Diittchen

Eber

400

tern wie DynámiJc, Dynamomaschinen usw. Diittchen, s. Deut. Dutzend, η. (-s, Pl. -e): zwölf an der auftritt. Einzelne davon schon im 18. Jh. Zahl. Spätmhd. totzen, tutzen n., woraus mit angetretenem Dental tutzend, dutzend, früher auch tutzet, dutzet. Aus dem gleichbed. franz. douzaine, ital. dozzina f., woraus auch ndl. dozijn n., engl, dozen. duzen (mit ü), v. : mit du anreden. Mhd. duzen, dûzen (woraus älternhd. auch dauzen),

Dynást, m. (-en, Pl. -en): abhängiger Machthaber eines kleinen Landes. Aus gr.-lat. dynastes, gr. buvdc-rric m. «Machthaber». Bei

Roth 1791.

ABL.

Dynastie, f.: Herr-

schergeschlecht. Aus gr.-mlat. dynastia, gr. buvaereiaf. «Macht, Herrschaft». BeiWächtler 1711. abgeleitet von du. ZUS. Duzbruder, m., D y s - , aus gr. bue- «schlecht» entlehnte fr-ühnhd. (Ringwald getr. Eckh. F 4). Vorsilbe, mit der viele Fremdworte zusammendwatsch, s. twatsch. gesetzt sind, z. B. Dysenterie, f. (PI. -«): Dynamit, n. (-s): sehr starker Spreng- Ruhr. Aus gleichbed. griech. buc-evrepta f., stoff. Ein 1867 von A. Nobel gebildetes dessen zweites Glied «Inneres» bedeutet. 1710 Wort, abgeleitet von gr. δύναμκ f. «Kraft, bei Nehring. Dyspepsie, f.: schlechte VerGewalt, wirkendes Vermögen», das auch sonst dauung. Aus gr. buc-u€i(jia f. «Unverdaulichnoch in vielen wissenschaftlichen Fremdwör- keit». 1727 bei Hübner.

Ebbe, f.: regelmäßig weichende Meerflut; ibnjan (in ga-ibnjan) andere Ableitung zeigt. (bildlich) Leere nach Abfluß. Aus dem Ndd., Vgl. auch neben. Ebenbaum, m.: ein Baum, der ein feines mnd. ebbe f., andd. in ebbiunga f.; dazu ndl. ebbe f., afries.-ags. ebba m., engl, ebb, (entlehnt) steinhartes schweres schwarzes Holz hat, das schwed. ebb m., dän. ebbe. Das echtnor- Ebenholz. Mhd. ebboum, meist in lat. Form dische Wort in dän. evje, aisl. efja f. «Moor, ebenus, aus gr.-lat. ébenus f. «Ebenbaum und Schlamm». Da das e umgelautet, vielleicht Ebenholz», gr. ißevoc f., dies aus hebr. hobzu ahd. aba «weg von» — (s. ab), abuh nîm, dem PI. von hobni statt obnî «steinern», «abgewendet» (s. äbicht), also «die abge- von oben d. i. eben «Stein». Ebenbild, n.: genau Entsprechendes. wendete, zurückweichende Flut», oder zu aber, aber «leer, trocken». Vielleicht aber Mhd. ebenbüde n. — ebenbürtig, adj.: auch eine alte Zusammensetzung *ap-ijä «das aus gleichem Stande geboren. Mhd. ebenZurückgehen des Wassers». Vgl. auch Wiede- bürtic. — ebenfalls, genetivisches Adv. : in mann Bezz. Btr. 28, 74. Jedenfalls ist das übereinstimmender Weise mit dem VorherWort alt. Bei Henisch 1616 als sächsisch, gehenden. Bei Stieler 1691 ebenfalls, 1598 dann bei Schottel 1663 als hd. verzeichnet. bei Albertinus Sendschreiben 3, 158b ebensABL. ebben, v., mnd. ebben, and. in firebben falls, 1652 bei Gombert 8, 10 ebenes Falls. «verwallen, wallend weichen (von Zorn)», Ebenmaß, n.: Gleichmaß. Mit Wechsel mhd. (vereinzelt im Md.) eppen, ags. ebbian. des Geschlechts (s. Maß) aus mhd. ebenmá¡e, eben, adj.: geradlinig, ohne merkliche Er- ahd. ebanmâfia f. ABL. ebenmäßig, adj. hebung' und Vertiefung. Mhd. eben, ahd. eban\ u. adv., mhd. ebenmœ§ec, adj. Ebenholz, s. Ebenbaum. dazu asächs. éban (and. emnia), ndl. even, ags. efen, engl, even, anord.jafn, schwed. järnn, dän. Ebenist, m. (-en, Pl.-e»): Tischler, der einjävn, got. ibns, vielleicht aus *imnos (tnn wird gelegte Arbeit (urspr. Ebenholzarbeit) macht. zu bn) und zu lat. aemulus «nacheifernd», Aus franz. ébéniste, ital. ebanista m., von lat. imitor «komme gleich», imägo «Ebenbild», ebenus f. (s. Ebenbaum). Bei Roth 1791. gehörig, vgl. Walde s. v. Davon das Adv. Ebenteuer, s. Abenteuer. ebon: gleichmäßig; genau; in diesem AugenEber, m. (-s, PL wie Sg.): männliches blicke. Mhd. ebene, ahd. ebano. ABL. Ebene, Schwein. Mhd. eber, ahd. ebar, ébur m., dazu f., mhd. ebene, ahd. ebanî, ebenî f. ebenen, and. evur-, ags. eofor, anord. jöfurr m. (überebnen, v., mhd. ebenen, ahd. ebanôn-, dazu tragen «Fürst, König») und weiter lat. aper, anord. jafna, schwed. jämna, während got. abg. vepri m. «Wildschwein». Vgl. Walde s. v.

Eberesche

eckig

Eberesche, £: Vogelbeerbaum, der der Esche ähnlich ist. Eberasch bei Cordus 1534, Eberaschen 1588 bei Camerarius 161, Eberesche 1599 in Colers Hausbuch 15, 22. Eberkönnte hier auf Aber· zurückgehen, wie auch mundartlich Aberesche vorkommt (1652 schlesisch bei Scherffer Abresch), d. h. unechte, geringwertige Esche, doch vgl. auch im 15. Jh. eberboum, es hängt daher das Wort eher mit ir. ibar «Eibe, Eberesche» zusammen, vgl. Schräder Reallexikon S. 784. Eberhard, Mannesname, ahd. Eburhart, zusammengesetzt aus Eber und hart «stark». Eberwurz, f.: die auf den Bergen wachsende Kreuz-, Karlsdistel. Mhd. und spätahd. eberwwrz f.

Wörterbüchern des 16. Jh., erscheint 1616 bei Henisch in der Rechtsformel e. und recht, im 17. Jh. sich dann weiter verbreitend. Stieler 1691 schreibt (mit Anlehnung an achten) acht, was auch später üblich bleibt, dagegen erklären sich Freyer und Adelung für e. AHL. Echtheit, f., erst bei Adelung 1793.

401

Ebritz, m. (-es): die Aberraute (s. d.). 1482 éberitz (Voc. theut. f 5 b ) neben eberwurz. Mit Anlehnung an Eber aus der gr.lat. Benennung abrótanuni, gr. άβρότονον η.

ebsch, s. äbicht. echappieren, v. : entwischen. Aus gleich-

402

Eck, n. (-es, Pl. -en), meist Ecke, f. (PI. -n) : hervorstehender scharfer oder spitziger Teil eines Körpers; innerer Raum, wo Flächen zusammenstoßen; (in nordd. Umgangsspr.) eine geringe Entfernung (ein Eckchen, bei Weiße Jagd 1, 11). Mhd. ecke, egge f., selten ecke n., ahd. ecka f.; dazu asäclis. eggia, ags. ecg f., engl, edge, anord. egg f. «hervorstehende Spitze wovon, Schneide der Waffe». Das Wort entspricht genau lat. acies f. «Schneide, Schärfe», zu dem viele andere Worte gehören wie acuëre «spitzen, schärfen», acus f. «Nadel», gr. άκή f., áxíc f. «Spitze», s. auch Ahne, Ähre. Das N. Eck kommt, wie auch Adelung angibt, wesentlich dem Obd. zu (daher auch 1561 bei Maaler, während es Stieler u. a. nicht kennen), allgemein jetzt in Drei-, Viereck usw. ABL. ecken, v. : Ecken bilden ; an die Ecke stoßen, ζ. B. in anecken. Spätmhd. ecken auch «als Ecke hervorstehen, in eine Ecke bringen», eckig, früher eckicht, adj., mhd. eckeht. ZUS. E c k s t e i n , m.: Stein einer Ecke; ein ein Bauwerk tragender Stein unter der Ecke ; in der Spielkarte das franz. carreau. Mhd. eckestein m. in der 1. Bed.

bed. franz. échapper, zusammenges. aus é, lat. ex «aus» und chape aus mlat. cappa «Bedeckung», also «aus der Bedeckung, dem Gefängnis herauskommen». 1710 bei Nehring. echauffieren, v. : erhitzen. Meistens refl. sich e. Aus gleichbed. franz. échauffer, das auf lat. exccdfacere «erhitzen» zurückgeht, zusammenges. aus ex und cal-facere «warm machen». 1710 bei Nehring. Echo, n.: Widerhall. Aus gr.-lat. ëcho, gr. ηχώ f. Schon im 16. Jh. entlehnt, zunächst als F. (Fischart Garg. 63), was bis Ecker, f.: Eichel; Spielkarte mit dem ins 18. Jh. noch vorkommt (Schiller 6, 303), Zeichen der Eichel; Büchel (in Buchecker). dann im 17. Jh. auch Mask, und Neutr. (s. Mhd. eckern und ecker n. «Frucht der Eiche Gombert 8, 10). ABL. echoen, v. : wider- oder Buche», md. und ndd. auch ecker f., hallen (von Goethe gebildet, Faust 9598). daneben ohne Umlaut (der eig. dem PI. anEchse, f. (PI. -«): eine den Schlangen gehört) ackeran, ackeram n. m. (PI. eckern)·, verwandte Art von Reptilien. Ein von den dazu ndl. aker m., ags. decern n., engl, acorn Naturforschem um 1840 aus Eidechse fälsch- «Eichel», anord. akarn n., dän. agern «Waldfrucht», got. akran n. schlechtweg «Frucht», lich abstrahiertes Wort. echt, adj. u. adv.: ehelich; probehaltig zu kymr. aeron «Früchte», eirynen «Pflaume», als das, was es sein soll. Aus dem Ndd., korn. aeran «Pflaume», ir. dirne «Schlehe» mnd. und mndl. echte (daher nndl. echt m. (Zimmer bei Zupitza Gutt. 213), aber nicht zu «Ehe»), dann auch ins Ostmitteldeutsche ein- Acker, also eigentlich «wilde Frucht», sondern gedrungen, wo es durch die aus dem Sachsen- zu einer Wurzel dg «wachsen», zu der noch spiegel abgeleiteten Rechtsbüchel· mehr und lit. úoga «Beere, Kirsche», abg. vin-jaga f. mehr in Umlauf kam. Es entspricht (mit «Weinbeere» gehört. Vgl. Lidén Idg. Forsch. Zusammenziehung und Ersatz des ft durch cht) 18, 503. Von Karten gesagt findet sich noch dem mhd. and. êhaft «gesetzlich, rechtsgültig, die Form Eckern, auch in Zusammensetzungen ehelich geboren», afries. äft (daher afte f. wie Eckerndaus; sonst ist (vom PI. die Eckern «Ehe»), abgeleitet von ë f. «Gesetz» (s. Ehe). aus) das F. Ecker durchgedrungen, eckig, Eckstein, s. Eck. Das Wort fehlt noch bei Luther und in den W e i g a n d , Deutsches Wörterbuch. 5. Aull. 26

403

edel

Egge

404

edel, adj. u. adv.: von Geschlecht mehr lehnung an mhd. höu, ahd. hewi, houwi erfahren haben werden; dazu mnd. (mit löf «Laub» zusammenges.) i f l ö f , ndl. eiloof, ags. Ifegn, Ifig n., engl, ivy «Wintergrün». Die Grundlage des Wortes, das nicht mit Eppich (s. d.), mit dem es vermischt worden ist, aus lat. apium abgeleitet werden darf, ist gezeichnetes Geschlecht». ABL. edelll, v.: dunkel. Hoops Idg. Forsch. 14, 484 vergleicht edel machen. Mhd. edelen, vgl. auch adeln. lat. ibex«. Steinbock» unter der Annahme einer ZUS. Edelknabe, m.: adeliger Knabe, der Grundbedeutung «Kletterer». Älternhd. findet dient um Bitter zu werden. Mhd. edel- sich die Form Ebheu (noch bei Schottel 1663), knappe m. Edelknecht, m., mhd. edelkneht Epheu, und in dieser Form drang die Ausm. Hier hat Knecht die Bedeutung wie Knabe sprache ph = f durch im 17. Jh., wie die (s. d. und Knecht). Edelmann, m., mhd. Schreibung Efeu (Harsdörfer Gespr. 3, 406) (erst im 15. Jh.) edelman m., das Adj. edel- zeigt. Sie stammt aus dem Ostmd., während männisch 1598 bei Albertinus Sendschreiben sich Ebheu n. im Obd. erhalten hat. Effeif, n., s. FF. 1, 134b. Edelmut, m., erst bei Stieler 1691, während das Adj. edelmütig schon mhd. (in Effékt, m. (-es, Pl. -e): Wirkung, Erder Ableitung edelmüetecheit f.) vorkommt. folg. Aus lat. effectus m. « Ausführung, WirEdelstein, m. : der zu Schmuck verwendete kung, Erfolg», von efficëre «ausführen, beStein, mhd. edelstein m., bei Luther mit wirken». Bei Rot 1571, ein Beleg von 1540 Flexion von edel. Edelweiß, n.: Edelraute, bei Gombert 8, 11. Effékten, Pl.: Habfilago leontopodium, eine Pflanze der Alpen. seligkeiten; Staatspapiere. Nach franz. les E d g a r , Mannesname, engl. Edgar, ags. effets, aber im Laut an lat. effectus angeËadgar ; dafür ahd. ôtkêr (daher franz. Ogier). schlossen. Von Gombert 8, 11 aus dem Von ags. ëad, asächs. öd, ahd. ôt η. «Besitztum, J. 1680 belegt. Vermögen», und Ger (s. d.) «Wurfspieß». egál, adj.: gleichförmig; gleichgültig. Das Edikt, n.: landesherrliches Ausschreiben, franz. égal aus lat. aequälis. 1694 bei Nehring. Verordnung. Aus lat. ëdictum η. urspr. «AusEgart, f. : ungebrochenes Grasland, Brachsage, Befehl», dem als Subst. gebrauchten land. Aus mhd. egerde, egorte f., ahd. egerda N. von ëdictus, dem Part. Perf. Pass, von lat. f. «Brachland». Unbekannter Herkunft, vgl. êdicëre «aussagen». In der frühnhd. Kanzlei- Lexer mhd. WB., Schweiz. Id. 1, 129. In sprache (Reichs-Ordnungen 119b vom J. 1522). Oberdeutschland noch volkstümlich. edieren, v. : herausgeben, bekanntmachen. Egel, s. Blutegel. 1 Aus gleichbed. lat. edere. Schon in der Egge, f. (PL -w): gewobene Leiste des 1. Hälfte des 16. Jh. geläufig (Schwartzen- Tuches, Selbende (s. Salband). Aus dem bach Syn. 12a). Edition, f.: Herausgabe, Ndd., mnd. egge f., nl. egge, eig. mit egge Ausgabe (eines Buches). Aus lat. êditio f. «Spitze, Kante» (s. Ecke) identisch. 1716 bei 1572 bei Eot. Ludwig angeführt, auch im 18. Jh. von nordE d m u n d , Mannesname, engl. Edmund, deutschen Schriftstellern gebraucht. 2 ags. Ëadmund, von ags. ëad, asächs. öd n. Egge, f. (PI. -«) : Zinkengerät zum Acker«Besitztum, Vermögen», und Mund (s. d.) bau. Spätmhd. eye f., so auch bei Luther, «Schutz». 1537 bei Dasypodius (aber das V. eggen), 1540 Eduard, Mannesname, engl. Edward, ags. bei Alberus Diet. L 2 a , auch noch häufig Ëadweard, Vermögenswart (s. d. vor.). im 17. Jh. (z. B. Lohenstein Hyac. 69); bei Efeu, m. (-s): Wintergrün, ein Ranken- Stieler 1691 Ege und Egge, ebenso bei Ludwig gewächs. Selten Neutr., z. B. 1615 bei Alber- 1716, bei Frisch 1741 dagegen nur Ege und tinus Landstörzer 864 und 1735 bei Stoppe auch Adelung erklärt sich für Ege, da er Parnass 32, noch seltener Fem. (1521 bei in Egge eine niedersächs. Form sieht, wähJudas Nazarei 26). Mhd. ephöu, ebehöu n., rend Campe Ege, das noch vielfach in den ahd. ebehewi, ébihouwi n., daneben aber auch Mundarten lebt, nicht mehr hat. Die Form ebah m., ebahhi, spätahd. ebewe, ebowe n. Egge ist im Anschluß an eggen = egen (s. und andere Formen (vgl. Björkmann ZfdW. 2, unten) geschaffen, schon mnl. egghe f. (nnl. 226), so daß die erstem Formen wohl An- ' egge, eg f.), egge 1495 in der Kölner Gemma, als bürgerlich (von Adel); anerkannt ausgezeichnet vor anderm seiner Art. Mhd. e dele, edel, ahd. edili, durch Umlaut aus adali\ dazu asächs. edili, afries. ethele, ags. œdele, schwed.-dän. (aus dem Deutschen) ädel. Abgeleitet von Adel (s. d.) in der Bed. «aus-

405

Egoismus

Ehehaften

ebenso hd. 1462 bei Mone Anz. 7, 154 fg., auch 1561 bei Maaler aus dem Schweizerischen, Egken 1577 bei Junius 194b. Mhd. dafür gewöhnlich egede, eide f. (das 1. noch alem.-schwäb., das 2. hess.), mnd. ebenso, md. 1517 bei Trochus Q 5 b eyden, ahd. egida, and. egida, ags. egede, egde f. Verwandt ist lat. occa f. (aus *oteka) «Egge», occäre «eggen», lit. akëti «eggen», dazu akëcos Pl. «Egge», preuß. aketes, korn. oket, kymr. oged «Egge» gr. όξινη. ABL. eggen, v. Älternhd. auch egen. Mhd. egeti und eggen, ahd. egen, ecken (beide Formen aus *agjan). Egoismus, m.: Selbstsucht. Mit lat. Endung aus franz. égoisme m., abgeleitet von

êwa, êa f. «Ewigkeit, endlos lange Zeit», (eig. seit undenklichen Zeiten geltendes?) «Recht, Gesetz, Vertrag», (dann, zuerst bei Notker) «Rechtsverhältnis zwischen Mann und Weib», asächs. ëo m. «Gesetz», afries. ëwa f. «Gesetz» (unser Ehe ist im Afries. äfte f. wie ndl. echt m., s. echt), ags. œ, œw f. «Leben, Gesetz, Ehe», got. aiws m. «Zeit, Ewigkeit». Es entspricht lat. aevum n. «Zeit, Lebenszeit, Ewigkeit», aetas (aus aevitas) f. «Zeitalter», aeterms (aus aeviternus) «ewig», gr. αιών m. «Ewigkeit», αίε(, aiéc «immer», aind. ajus n. «Lebensdauer». Die Bed. «Gesetz, Vertrag, Ehe» kann im Germ, entwickelt sein, vgl. Ding, doch trennen manche das Wort in dieser Bed. ganz und stellen es so zu aind. ëvas m. «Gang, Wandel, Sitte» oder recht unwahrscheinlich zu lat. aequus «gleich», wobei dann ein Guttural im Germ, ausgefallen sein müßte. Vgl. Meringer Idg. Forsch.

lat. ego «ich». Bei Roth 1791. — Egoist, m. (-en, Pl. -en): der Selbstsüchtige. Aus franz. égoïste m. Zu Anfang des 18. Jh. bei Chr. Wolff vernünft. Gedanken § 944 Egoiste m. als philosophischer Ausdruck. Davon

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egoistisch, adj.: selbstsüchtig.

18, 295. ABL. ehelich, adj. u. adv. Mhd.

e h , Interj. des Aufforderns, leichten Staunens. Wohl aus der franz. Interj. eh! Bei Niel. v. Wyle ä. ehe, eh, l. adv. (jetzt fast nur mit komparativischer Endung eher): früher; lieber. 2. konj.: früher als, bevor. Mit Anfügung eines adverbiellen e (h ist dann hiatusfüllend zwischen getreten) aus mhd. β, geschwächt aus êr, ahd. êr, adv. (auch konj. und präp.) «früher»; dazu asächs.-afries. er, ndl. eer, ags. œr, engl, ere, got. airis «früher». Dies ist das Adv. des Komp. (mit abgefallener Komp.-Endung außer im Got.) und steht neben dem adjektivischen got. airiza, ahd. ëriro, mhd. erre, erre «der frühere». Der Positiv findet sich als got. air, ags. œr, anord. är, adv. «frühe». Vgl. auch erst und ehest, ehe gehört weiter zu gr. ètpicrov n. (aus *ài€picrov) «Frühstück», ήρι «in der Frühe», aw. ajara «am Tage». Die Form ehe in md. Quellen des 15. Jh., dann der Kanzleisprache geläufig, wird auch von Luther gebraucht (Dasypodius 1537 hat eh, Maaler 1561 ee). In dem Adv. eher ist die Komp.-Endung angefügt, bei Luther noch selten neben ehe, Stieler 1691 hat (S. 359) für das Adv. eher. Als Präp. ist ehe- nur noch in ehedem, ehedessen, ehegestern, ehemals (s. d.) erhalten. Ehe, f. (PI. -ri): gesetzliche Verbindung von Mann und Weib. Mit Anfügung der Endung -e (h ist hiatusfüllend zwischengeschoben) aus mhd. ê, früher êwe f., ahd.

êlich; ahd. êolîh, êlîh ist «gesetzmäßig». Davon ehelichen, v., spätmhd. êlichen. ZUS. Ehebett, n. Bei Luther, ehebrechen, v.: die eheliche Treue verletzen, mhd. êbrechen.

Davon Ehebrecher, m., mhd. êbrechœre,

Ehebruch, m., spätmhd. êbruch m. Ehefrau, f., mhd. êvrouwe f. Ehegespons, m. n. (-ses, Pl. -n): s. Gespons. Ehehaften,

und

Pl.: rechtsgültiges Hindernis. Mhd. êhafte, ahd. êhaftî f. ist «Recht, Pflicht», abgeleitet von mhd.-ahd. êhaft «gesetzmäßig, rechtsgültig», s. echt. Ehehalt, Ehalt m.: Person, die vertragsmäßig der Dienstbote eines anderen ist; PI. Ehehalten «Hausgesinde». In Schwaben, Bayern, Osterreich. Mhd. êhalte, ahd. êhalto m. : der das Gesetz Haltende, (a) das göttliche: «Priester», (b) das eines andern: «Dienstbote». Ehekrüppel, m.: gebrechlicher Ehemann. Bei Henisch 1616. ehelos, adj. u. adv. Bei Luther, mhd. êlôs ist «außerhalb des Gesetzes stehend». Ehemann, m.,

mhd. êman m.

Ehepakten, Pl.: gegen-

seitiger Heiratsvertrag. Bei Ludwig 1716. Vgl. Pakt. Ehestand, m. Bei Luther. ehedem, adv.: vor dieser Zeit. Erst bei Adelung 1774. Früher dafür ehedes, ehedessen (Geliert verm. Sehr. 1, 24), mhd.-ahd. ê des. ehe hier als Präp. wie häufig mhd. ê.

ehegestern, adv.: vorgestern.

Mhd.

êgester, spätahd. êr-, êgestere, êgesteren, d. i. ê, êr als Präp. mit dem Dat. gestere, gesteren; dazu ndl. eergisteren, ags. œrgistrandœg.

Ehehaften, -krüppel, -lieh usw., s. Ehe. 26*

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ehemals

Ehre

ehemals, adv. Mhd. ê mâles, d. i. ê als Präp. mit dem Gen. von mal «Zeitpunkt» (s. Mat), bei Luther noch getrennt ehe mais, sonst auch älternhd. ehemal. ABL. ehe-

noch «ansehnlich, vornehm; redlich, ohne Falsch; ziemlich, anständig», während heute neben der allgemeinen Bedeutung «zuverlässig in bezug auf fremdes Eigentum» die von «tüchtig, ordentlich, ziemlich» vorliegt, ehrsam, adj. u. adv., mhd.-ahd. êrsam «ehrbar», so auch im ältern Nhd., besonders in Titeln üblich und dann im Gefühlswert sinkend. ZUS. 1) mit Ehr-: ehrerbietig, adj. u. adv. Schon im 15. Jh., wie auch Ehrerbietung, f. (Germania 28,365), Ehrerbietigkeit, f. 1562 bei Mathesius Sarepta 131b. Von mhd. einem ère erbieten.

malig, adj. Bei Stieler 1691.

Ehemann, s. Ehe. ehender, adv. : eher. Oberdeutsch (älternhd. auch in der Literatur, z. B. bei Albertinus, Grimmelshausen). Mit Anlehnung an ehe und angetretener Komparativendung zurückgehend auf mhd. end, ent, konj. «ehe, bevor», ahd. enti «früher»; dazu ags. end, anord. äär «vorher», lat. ante «vor» usw.

Ehepakten, s. Ehe. eher, s. ehe. Vgl. auch wannehr.

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Ehrfurcht, f., am Ende des 17. Jh. aufgekommen (1698 bei Chr. Gryphius poet.

ehern, adj.: aus Erz bestehend. Bei Luther Wälder 303), aber noch 1759 von Dornblüth ehm und (unter Einfluß von kupfern, steinern 139 als neu ersinnt bezeichnet. Dagegen das usw.) ehem. Aus mhd.-ahd. êrîn, abgeleitet Adj. ehrfürchtig schon im 16. Jh. Ehrgeiz, m. Bei Luther, während sonst im von êr, s. Erz. a ehest, Superlativbildung zu ehe. In der 16. Jh. noch oft Ehrgeit (Alberus Diet, cc 3 ), Kanzleisprache des 16. Jh. Davon ehestens, s. Geiz. Davon ehrgeizig, adj., bei Luther, adv.: in nächster Zeit. Entstanden mit an- daneben ehrgeitig, wie bei Alberus und Maaler. getretenem s aus dem Gen. des ehesten (da- ehrlos, adj. u. adv. Mhd.-ahd. erlös, ags. ärUas. Ehrsucht, f. Bei Luther. Ehrneben auch älternhd. ehestes). w ü r d e , f., im PI. Ehrwürden, Titel geistEhestand, s. Ehe. Ehre, f.: das Ansehen, das jemand auf licher Personen. Im 16. Jh. Davon das Adj. Grund seiner Stellung oder seiner Vorzüge ehrwürdig, mhd. êrwirdic, auch als Ehrgenießt, sowie die Bekundung dieses Ansehens bezeichnung für geistliche Personen üblich. n., 1536 bei durch andere, Auszeichnung; das auf dieses 2) mit Ehren-·. Ehrenamt, b Ansehen begründete Selbstbewußtsein. Schon Polychorius Sueton 48 ehrenämpter. ehrenbei Luther und Dasypodius 1537 mit dehnen- fest, adj. Spätmhd. êrenvest als auszeichdem h Ehre. Mhd. ère, ahd. èra f.; dazu nendes Beiwort. Ehrengericht, n.: Geasächs. èra f. «Ehre, Schutz, Gnade, Gabe», richt, das in Ehrensachen entscheidet. Bei ndl. eere f., ags. är f. «Ehre, Glanz, Gnade, Adelung, ehrenhaft, adj. u. adv., 1598 Hilfe», anord. eir f. «Gnade, Barmherzigkeit», bei Sebiz Feldbau 404 ehrnhafft, dafür (entlehnt) schwed. ära, dän. are f. Got. mhd. êrhaft. Ehrenmann, m., frühnhd. wäre aiza f. anzusetzen, zu dem aistan «sich (Murner Narr. 13, 74). Ehrenpreis, m., die vor jemand scheuen, ihn achten» gehört, das (vor andern heilkräftige) Pflanze veronica. mit lat. aestimäre «würdigen» verwandt ist. 1500 in Brunschwygs Kunst der Destillirung a Dazu weiter gr. αίδομαι «scheue, verehre», und 1540 in Bocks Kräuterbuch 76 erenbreiß, 1571 in Carrichters Kräuterbuch und 1574 bei aibdüc «Ehrfurcht, Scheu, Scham», und vielFischart Onom. 42 Erenwerdt, auch Grundleicht auch ai. ïdë «verehre, preise, flehe an». Doch bleiben lautliche Schwierigkeiten. Vgl. heil (Grundtheyl bei Fuchs 1542) und Heil Walde s. v. Ehren, Ehrn vor Namen (ζ. B. aller Schaden, Heil aller Welt (schlesisch). Ehren Loth Bürger 226) gehört urspr. nicht ehrenreich, adj., mhd. êrenrîch. ehrenhierher, sondern geht zurück auf mhd. ern rührig, adj., frühnhd. Ehrensold, m., (zum Nom. er), abgeschwächte Form aus von Campe gebildet, ehrenvoll, adj., 1616 herren (zu herré). ABL. ehrbar, adj. u. bei Henisch 811. ehrenwert, adj. u. adv., adv. Mhd. êrbcere, dazu ndl. eerbaar. ehren, bei Luther. Ehrenwort, n.: Aussage, für v., mhd. êren, ahd. êrîn, êrôn·, dazu asächs. die man seine Ehre zum Pfände setzt, 1789 Srön, ags. ärian. ehrlich, adj. u. adv. Mhd. bei Ludwig; früher in der Bed. «höfliche êrlich, ahd. êrlîh «anständig, herrlich, ehren- Redensart», 1561 bei Maaler Eerenwort, wähhaft»; dazu asächs. ërlik, ags. ärllc. Ehrlich rend Henisch 1616 Ehrwort hat und schon bedeutet im ältern Nhd., z. B. bei Luther, 1512 Murner Narrenbeschw. 88, 17 Erwort.

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Eichhorn

Ei

Ei, n. (-es, PI. -er) : sich aus dem weiblichen Organismus ablösender, den Keim zu einem jungen enthaltender runder Körper. Mhd. ei (PI. auch eiger), ahd.-and. ei, PI. eigir n.; dazu ndl. ei, ags. œg, éngl. (aus dem Nord.) egg, anord. egg, schwed. ägg, dän. eg η., got. nur im Krimgot. als ada belegt. Als verwandt sieht man an lat. ôvum η., griech. Λιον, φον η., altir. og, altbulg. jaje n., obgleich die Lautverhältnisse nicht ganz klar sind. Das germ. Wort geht auf ajorn oder ajjom zurück, während im gr. und lat. ein w in dem Worte steckt. Vielleicht ist w idg. geschwunden. Redensart: sich um ungelegte Eier kümmern schon im 16. Jh. (Gombert ZfdW. 1, 354). -ei, betonte Ableitungsendung weiblicher Substantiva, die eine Eigenschaft des Grundwortes, das Gewerbe der Person oder den Ort, wo es betrieben wird, eine Gesamtheit eine Wiederholung (oft mit tadelndem Sinn) usw. bezeichnen, ζ. B. Kinderei, Bäckerei, Reiterei, Bettelei. Aus älterm -eie, mhd. -te, entlehnt aus der altfranz. Endung -ie, die von fremden Wörtern auch auf deutsche Bildungen übertragen ist. Erweitert -erei und -elei (ζ. Β. Zankerei, Liebelei). e i ! Interj. der Verwunderung, der Freude, des Spottes. Mhd. ei, daneben eia, vgl. das gleichbed. lat. eia, gr. eia, eia. Dazu eia popeia. eien,v.: liebkosen. In derKinderspr. Eibe, f. (PI. -n): der Taxus. Mit Verwandlung eines w in b aus mhd. îwe «Eibe», auch «Bogen aus Eibenholz», ahd. îwa und îga f., îgo m., dazu and. ich, ags. îw und eoh m., engl, yew, anord. yr m. Diese Formen führen auf eine germanische Grundform ihwO mit Guttural, der auch noch in Schweiz, iche, ige vorliegt. Die Wörter der verwandten Sprachen zeigen dagegen nur w, altir. èo, kymr. yw «Eibe», abulg. iva f. «Weide», lit. jiëvà f. «Faulbaum», preuß. iuwis «Eibe». Sind also die Worte nicht aus dem Germanischen entlehnt, was unwahrscheinlich ist, und hängen sie überhaupt zusammen, was man kaum wird ablehnen können, so muß der Guttural des Germanischen sekundär entstanden sein, vgl. Jugend. Ins Eomanische wurde das Wort aufgenommen als franz. if m., span.-port. iva f., mlat. ivus. ABL. eiben, adj. Mhd. îwîn. Auch in Eibenbaum, mhd. îwînboum m. Eibisch, m. (-es, Pl. -e): eine malvenartige Pflanze. Mhd. îbesche, ahd. îbisca f., aus griech.-lat. ibiscum n., griech. ißicxoc m.

1

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Eiche, f., der Waldbaum lat. quercus. Mit Anfügung eines e (bei Luther) aus mhd. eich, selten eiche, ahd. eih f.; dazu and. ëk, ndl. eik, eek, ags. de, engl, oak, anord. eik (allgemein «Baum»), schwed. ek, dän. eg f. Auf die gleiche Wurzel gehen wohl zurück griech. aiyeipoc f. «Schwarzpappel» (?), αίγίλωψ m. «Eichenart mit süßen Früchten», lat. aesculus f. «Bergeiche». Vgl. Walde s. v. ABL. Eichel, f.: Frucht der Eiche; eichelähnlicher Körper; Karte mit dem Bilde der Eichel. Mhd. eichel, ahd. eihhila f.; dazu ndl. eikel, ekel m. Gewöhnlich als diminutive Bildung erklärt, weil die Frucht der Eiche gleichsam Kind des Baumes ist, vielleicht aber aus aiki-kila und letzteres zu lit. gilè, abg. zelqdï, lat. glans, gr. ßdXavoc f. «Eichel». Als Farbe im Kartenspiel Eicheln, 1575 im Theatrum diabolorum 439 a Eycheln (von 1561), 1559 bei H. Sachs 23,167 Aicheidaus. eichen, adj. Mhd. eichîn, ahd. eihhîn, ndl. eiken. Auch in ZUS. wie Eichenholz. Eichicht, n.: Eichenwald. Mit angetretenem t aus mhd. eichach, ahd. eihhahi n. 2 Eiche, f. (PI. -n): Handlung, Amt des Eichens; Eichzeichen. Spätmhd. îche f. Von eichen, v.: ein Maßgeschirr von Obrigkeitswegen abmessen und dem gesetzlichen Maße gleichmachen. In der 1. Hälfte des 15. Jh. îchen, daneben auch îchten, kaum aus ächten, Nebenform von achten «bestimmen, abschätzen», mit dem das Wort nur zusammengeworfen wurde. Mnd. ike f. ist «Eichzeichen, Eichinstrument», aber auch «Lanze», daher wohl als Grundbed. «spitzes Instrument» anzusehen, ndl. ijk m. «Eichzeichen» und ijken. Entlehnung aus lat. aequäre «eichen» ist unwahrscheinlich. Somit unbekannter Herkunft. Die Schreibung Aiche, aichen erst bei Frisch 1741. Adelung verlangt Eiche, eichen. Eichel, s. Eiche. Eichhorn, n., das von Baum zu Baum springende Waldtier, lat.sciurus. Mhd.eichorn, ahd. eihhorn m.; dazu ndl. eekhoren m., ags. äewern n., äcweorna, anord. ikorni m., schwed. ekorre, ikorn, dän. egern m. Im Hd. an Eiche und Horn angelehnt; die Grundform war wohl *aik-wern, dessen zweiten Bestandteil Much ZfdA. 42, 166 mit Recht zu abg. vëverica, preuß. vevare, lit. voverë f. «Eichhorn», lit. vaivaras m. «Männchen vom Iltis und Frettchen», lat. viverra f. «Frettchen» gestellt hat. Vgl. noch Zubaty Arch. f. slav. Phil. 16, 418f. Gewöhnlich als Dim. Eichhörnchen n., auch Eichkätzchen.

Eid

eigen

E i d , m. (-es, PI. -e): feierliche Versicherung bei etwas, was uns heilig ist, zu voller Bekräftigung; die Formel dieser Versicherung. Mhd. eit (gen. eides), ahd. eid m., dazu altsächsisch ëth, ndl. eed, ags. äp, engl. oath, anord. eidr, schwed.-dän. ed m. Es entspricht air. oeth. Vgl. über weitre Erklärungen Uhlenbeck Btr. 30, 258, Meringer Idg. Forsch. 18, 295. ABL. eidlich, adj.

schwed. ejderdun, dän. ederduun n. Bei Hübner 1727 Eider dune, auch noch bei Voß a.a.O.; Eider daun n. bei Göckingk 2,55, Eider don η. bei Wieland 18, 87.

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u. adv. Bei Stieler 1691. ZUS. eidbrüchig, adj. Bei Henisch 1616. Eidgenoß, m. (-ssen, PI. -ssen) : Eideshelfer, Schwurgenosse ; einer durch einen Eid verbundenen staatlichen Gemeinschaft Angehöriger. Mhd. eitgenöße, eitgenô$ m. Davon Eidgenossen-

schaft, f. Spätmhd. eitgenoßschaft f. EidSChwur, m. Bei Dasypodius 1537, ahd. dafür eidswart f.

Eidam, m. (-s, PI. -e): Tochtermann. Bei Luther auch Eidem, sonst älternhd. Eiden (Alberus Diet. H h 4 a eyden, 1537 bei Schaidennreiszer 12b ayden). Mhd. eidem m. «Tochtermann, auch Schwiegervater», ahd. eidum, eidam m.; dazu mnd. eidum, afries. äthom, ags. ädum m. «Schwiegersohn». Gewöhnlich zu Eid gestellt, also «durch Eid Verbundener», vgl. engl, son-in-law, aber dabei wird die Ableitung nicht erklärt, und der Ursprung ist daher wohl anderswo zu suchen.

eidbrüchig, s. Eid. Eidechse, f., nach dem Obd. auch Eidechs, m. (Wieland Oberon 11, 19): vierfüßiges Amphibium mit langem Schwänze. Mit Auflösung eines g aus mhd. egedehse, ahd. egidehsa f.; dazu and. egithassa und ewidehsa, mndl. eggedisse, nndl. hagedis, haagdis, ags. ääexe f., engl. ask. Der 1. Teil ei- des zusammengesetzten Wortes gehört kaum zu mhd. ege, ahd. egî f., got. agis η. «Furcht, Schrecken» (wie ahd. egetier n. «Ungeheuer, eig. Tier des Schreckens»), sondern eher zu griech. öcpic, skr. ahis f. «Schlange», der 2. Teil ist dunkel. Indem man fälschlich Eid-echse teilte, kam man zu dem Wort Echse (s. d.).

Eider, m. (-s, PI. wie Sg.), f. (PI. -n): Eidergans, anas mollissima. (Das Mask, bei Voß Luise 3, 2, 604). Durch das Nd. aus dem Nord, entlehnt, isländ. œftr (gesprochen eiper) f. «Eidergans», vgl. engl, eider, eiderduck, scliwed. ejder m., dän. êderfugl. Eider, f. (Haller Alpen 2) und Eider, n. (Schiller Räuber 1,3):

Flaumfeder der Eidergans.

ZUS. Eider-

daune, f. Aus dem nd. eiderdune, (entlehnt)

412

Eidgenoß, -schwur, s. Eid. Eierklar, n.: Eiweiß. Mhd. eierklär n. «das Helle (Klare) des Eies». E i e r k u c h e n , m., spätmhd. eierkuoche m. Eierweck, m.: Weck (Gebäck) aus Teig, der mit Eiern mürbe gemacht ist. Bei Wagner Kindermörderin 1. Eierweiß, s. Eiweiß. Eifer, m. (-s) : leidenschaftliche Erregung, besonders aus Streben wonach; Fleiß. Bei Luther einer, wie auch sonst älternhd. bei Mitteldeutschen, ζ. B. Gryphius. Zuerst 1494 yfer m. «Eifersucht» (Brant Narr. Nr. 89, 19), schon früher begegnen obd. eifern, Eifrer, eifrig s. u. Bei Luther zuerst allgemein für leidenschaftliche Erregung (namentlich Zorn) gebraucht, vgl. darüber die Stelle bei Dietz 1, 492. Aus dem Hd. entlehnt nd. wer, ndl. ijver, schwed. ifver, dän. iver m. Grundbed. wohl «Herbigkeit», da ahd. eibar, eivar, ags. äfor «herb» verwandt zu sein scheint.

— eifern, v., im Anfang des 15. Jh. iferen als Subst. «Eifersucht», um 1480 im Voc. inc. teut. d 6 b eifern «zelotipare», 1482 im Voc. theut. f 6 b eyffern, auch später obd. in der Bed. «eifersüchtig sein» (Albertinus Lustg. 17b), bei Luther in der jetzigen. S. auch äfern. ABL. Eiferer, m., schon im 14. Jh. bei Megenberg eifrœr m. «Haustyrann, Eifersüchtiger», auch öfter im 15. Jh. e i f r i g , adj. u. adv.: leidenschaftlich, heftig; fleißig. Im ältern Obd. «eifersüchtig», wie nhd. bei

Keisersberg und Luther. ZUS. Eifersucht, f. Bei Hans Sachs (ζ. B. Fastn. 17, 27), eig. «Krankheit des Eiferns» (entsprechend bei Hans Sachs lastersucht u. a.), sonst älternhd. dafür oft Eifer (Fischart Ehez. G 2 b ). Davon eifersüchtig, adj. Bei Stieler 1691.

eigen, adj.: angehörig; ausschließlich angehörig; sonderbar (Adelung «im gemeinen Leben»), Mhd. eigen, ahd. eigan; dazu asächs. egan, ndl. eigen, ags. agen, engl, own, afries. eigin, anord. eiginn, schwed.-dän. egen. Eig. das starke Part. Prät. des V., mhd. eigen, ahd. eigan, asächs. ëgan, ags. ägan, got. aigan (Präs. aih, Prät. aihta) «haben, besitzen». Verwandt ist aind. îç «besitzen» mit dem Part. îçânas, aw. isan- «Herr über etwas». Davon Eigen, n. Mhd. eigen, ahd. eigan n.; dazu asächs. egan n., anord. eign f., got. aigin n. «Eigentum, Vermögen», eigens,

413

eignen

ein

414

genitivisches Adv. Bei Adelung 1774. ABL. ags. ëaland, êgland, igland, engl, island, anord. eignen, v. : zu eigen machen, mhd. eigenen, eyland, dän. eiland n. «Insel», die zusammenahd. eiganen; eigen sein (frühnhd., jetzt nur gesetzt sind mit einem Worte, das unserm poetisch). Refl. sich eignen «wozu passen» Aue (s. d.) entspricht, also eigentlich s. v. a. (von Campe für sich qualifizieren gebildet). «im Wasser liegendes, von diesem umflossenes Eigenheit, f. (zu eigen in der 2. u. 3. Bed.), Land». mhd. eige^heit f. Eigenschaft, f., mhd. Eile, f.: Eifer, Geschwindigkeit wozu. eigenschaft, spätahd. eiginscaft f. «Eigentum, Mhd. île, ahd. ila f. Von eilen, v.: auf Eigentümlichkeit». Damit zusammengesetzt ein Ziel hin geschwind sein, mhd.-ahd. îlen; Eigenschaftswort, n., bei Adelung 1793. dazu asächs. îlian, ndl. ijlen «sich strebend eigentlich, adj. und adv. Mit eingeschobe- bemühen, wonach mit Eifer tätig sein», ans nem t aus mhd. eigenlich «eigentümlich, aus- dem Deutschen schwed. ila, dän. ile. Vieldrücklich, bestimmt»; in der letzten Bed. leicht mit ags. ile m., anord. u. noch norw. il f. namentlich das Adv. eigenlîche. Eigen- «Fußsohle», afries. ile «Fußballe, Schwiele», tum, η., mhd. eigentuom, n. Davon Eigen- zur Wurzel aind. i «gehen», lat. ire, griech. tümer (spätmhd.) und eigentümlich, ίέναι. Von Sievers Idg. Forsch. 4, 340 aus adj.: als Eigentum angehörig (frühnhd.); *idlä erklärt, und zu anord. id, idi. «Studium» überhaupt «eigen, sonderbar» (noch nicht gestellt. Davon eilends, adv., eigentlich bei Campe 1807). ZUS. eigenartig, adj. Genitiv des Part. Präs. von eilen. Im 15. Jh. Bei Campe 1807. Eigenbrötler, m.: Son- bei Tucher Baumeisterb. 128, 8 eilentz, bei derling, eig. der eigenes Brot backt, einen Luther auch eilend. ABL. eilig, adj. u. adv. eigenen Haushalt führt. In dieser Bed. Mhd. îlec, ahd. îlîc «eifrig, eilig», ZUS. schon im altern Nhd. Vgl. mhd. einbrœtec Eilbote, m. Nach Kindleben 1781 ein neu«der sein eigenes Brot hat». Eigenliehe, f., gebackenes Wort, eilfertig, adj. u. adv. bei Stieler 1691. Eigenloh, n., bei Luther Im 17. Jh. (Schottel 349). Eilwagen, m., als eigen lob. eigenmächtig, adj., im Nachbildung von Eilpost, das Campe für 16. Jh. Eigenname, m., bei Luther als Diligence vorschlug. eigen name. Eigennutz, m., im 15. Jh. eilf, s. elf. (Liliencron 1,558), bei Luther getrennt eigen Eimer, m. (-s, PI. wie Sg.): Wassernutz. Davon eigennützig, adj. Eigen- gefäß mit übergehendem Bügel zum Tragen sinn, m., bei Luther als eigen sinn, während und Schöpfen; ein Flüssigkeitsmaß. Mit das Adj. eigensinnig schon im 14. Jh. vor- Assimilation des mb aus mhd. eimber, einher, kommt als «freiwillig», im 15. in der jetzigen auch eimer, ahd. eimbar, einbar m., und abgeBed. Eigenwille, m., im 15. Jh. als eigen leitet eimberî, eimbrî η. ; dazu and. ënibar m. n., will, während das Adj. eigenwillig, schon ndl. emmer m. Scheinbar zusammengesetzt mhd. erscheint. aus ein und -bar von ahd. heran «tragen», 1 eignen, v.: zu eigen machen, s. eigen. also eig. «Gefäß mit einem Griff, einträgiges 4 eignen, refl. v. in es eignet sich «zeigt Wassergefäß», im Gegensatz zu Zuber (s. d.). sich geisterhaft an» (Musäus Volksmärchen Formen wie ahd. ambar, ember, ambrî, ags. 2, 79, Goethe Faust 11417). Mit ei für eu amber, omber m., (entlehnt) schwed. ämbar n. aus mhd. öugenen, gewöhnlich öugen «zeigen», lassen indes einbar als volksetymologische ahd. ougan, augan « vor Augen bringen, zeigen », Umdeutung eines auf gr.-Iat. amphora f. ags. ëowan, got. augjan «zeigen»; refl. mhd. «zweihenkeliger Krug» beruhenden Wortes sich öugenen «sich zeigen», bei Luther sich erscheinen. 1 engen. S. ereignen. e i n , zunächst Zahlwort, dann in den Eigner, m. (-s): Eigentümer, Besitzer. Bei Pronominalbegriff übergehend, um Gleichheit Logau 2,7,98, Eigener 1663 bei Schottel 333. zu bezeichnen (ein und derselbe) ; unbestimmtes Eiland, n. {-es, PI. -e): wasserumflossenes Pronomen = irgend einer, jemand; das N. ein Land, Insel. Mhd. (erst in der höfischen mit Gen. Sg. des Subst., ζ. B. ein Leides, Poesie) eilant, meist einlant, n. «Insel», gleich- ein Wesens; das N. eins als unbestimmtes sam «isoliertes, abgesondert liegendes Land», Objekt in eins trinken, eins plaudern; unaber wohl nur angelehnt an ein und entlehnt bestimmter Artikel (auch in Wendungen wie aus mndl. eiland (das selbst aus dem Fries, ein langes und ein breites sprechen, es ist entnommen ist), mnd. eiland, eland, öland, um ein gutes besser); demonstr. Pronomen

415

ein

zur nachdrücklichen Hervorhebung (öfter bei Luther, ζ. B. ich bin ein guter Hirte und in kanzleimäßigen Wendungen wie ein hohes Ministerium, schon im 15. Jh. Weisth. 4, 517, Uhland Volksl. 10). Vor Zahlen steht ein zur ungefähren Angabe, ζ. B. ein Eimer zwanzig Wein (Schiller Räuber 4, 3), ein zwanzig Louis (Schiller 3, 553). Mhd.-ahd. ein·, dazu asächs.-afries. en, ndl. een, ags. an, engl, one, anord. einn, schwed.-dän. en. Verwandt ist lat. unus (altlat. oenus), griech. oìvóc, altir. öin, abg. inü, lit. vîenas, apreuß. ains. 2 ein, adv.: in das Innere (auf die Frage wohin), z. B. Feld ein und aus Bürger 234. Mhd. în, auch noch in, ahd. in, wie asächs.ndl.-afries.-ags. in, anord.-got. inn. Mit Dehnung des Vokals zur Präposition in (s. d.). In Zusammensetzungen mit Substantiven und Verben erhält ein den Ton, z. B. Eingang, eingehen, auch wenn es mit Adverbien zusammengerückt ist, z. B. hinein, oder mit Substantiven, z. B. jahrein, feldein, waldein. einander, unflektiertes Zahlwort, in dem ander einen Dativ oder Akkusativ vertritt. Schon mhd. meist unflektiert einander, daneben aber auch mit Flexion des ander, z. B. bî einandern, ahd. zeinanderên, oder mit Flexion beider Wörter, z. B. zuo einen anderen. einäschern, v.: in Asche legen. Von der Nebenform Ascher zu Asche gebildet, s. Aschermittwoch. Um 1600 (1618 bei Schönsleder einäschern, bei Opitz eineschern), sonst älternhd. auch eineschen, wie mnd. ineschen. Dagegen 1562 bei Mathesius Sar. 184b eineschern «einheizen» (s. Äscher). Einback, m.: einmal gebackenes feines Brot, im Gegensatz zu Zwieback (s. d.). Bei Campe 1807.

Einband, m., s. einbinden. Einbaum, m. (-S, PL -bäume): Kahn aus einem ausgehölten Baumstamm. Aus dem Oberd. in die Schriftsprache eingedrungen. Einbeere, f.: die jedesmal eine Beere tragende Pflanze paris quadrifolia. Ahd. einbere (Steinmeyer-Sievers Gloss. 3, 568, 38), mhd. einbere, enibere, mnd. enbere f. einbilden, v.: in etwas als Bild hineindrücken, einprägen. Mhd. (bei den Mystikern) înbilden. Refi, sich e. «im Geist in sich als Bild entstehen machen», jetzt meist von unbegründeten Vorstellungen, wie schon 1495 bei Reuchün Demosthenes 1. Olynth. Rede S. 12 Poland einbilden «einem etwas einreden».

Einbuße

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ABL. einbildisch, adj. Im 17. Jh., dafür jetzt eingebildet, das 1759 von Dornblüth 32 noch bekämpft wird. Einbildung, f.: bloß durch Seelentätigkeit und in derselben Daseiendes, insbesondre wenn es unbegründet ist. Mhd. (bei den Mystikern) înbildunge, f. Damit zusammengesetzt Einbildungskraft, f. Schon 1640 bei Comenius 343. einbinden, v.: in etwas bindend befestigen, zusammenbinden; Bücher mit einem Bande versehen; als Pate dem Taufkinde ein Geldgeschenk geben, eig. nach früherer Sitte in die Windeln des Kindes binden (daher Eingebinde, n.: Patengeschenk); (übertragen) einem etwas einschärfen, eig. «in den Eid (Weisth. 1, 369), in die Pflicht binden» (Reichsordnungen 37 b von 1500). Bei Luther z. B. 1. Mos. 43, 3 (denunciavit sub attestatione juris jurandi, Vulgata), noch bei Lessing 1, 297 heilig einbinden. ABL. Ein-

band, m., zu der 2. Bed. von e. Einblatt, n. : Pflanze mit einem einzelnen Blatt am Stengel. 1536 bei Brunfels 2, 72. einbleuen, v.: durch Schläge (Bleuen) beibringen. Bei Luther einblewen. einbrechen, v.: 1) intrans. gewaltsam in etwas dringen, mhd. înbrechen·, als Zeit oder zeitliche Erscheinung mit Geschwindigkeit, mit Macht anfangen zu sein, zunächst von der Nacht, dann auch-vom Tage (Goethe 8, 283), vom Morgen (ebenda 292). 2) trans, gewaltsam nach innen öffnen; brechend zusammenreißen (Micha l , 6). ABL. Einbrecher, m. Bei Junius 550 a . — Einbruch, m. Mhd. înbruch m. «gewaltsames Eindringen». einbringen, v.: in ein Inneres bringen, mhd. înbringen (davon das Eingebrachte, was die Frau mit ins Haus bringt); Ertrag geben (eigentlich von eingeführten Früchten) ; einen Schaden wieder gutmachen (bei Luther). einbürgern, v.: meist refi, sich e. «sich wo eingewöhnen, eig. sich an einem Ort als Bürger aufnehmen lassen». In der ursprünglichen Bedeutung bei Leibniz, in der übertragenen am Ende des 18. Jh. Davon das

Part, eingebürgert.

Einbuße, f.: Verlust durch Tätigkeit bei etwas. Im ältern Nhd. «Ersatz, Entschädigung» (in der jetzigen Bed. bei Rädlein 1711). Von einbüßen, v.: Verlust an und bei etwas haben, eig. zur Besserung hinein-, zugeben. Im 15. Jh. ein püßen «durch Neues bessern» (s. büßen). Vgl. Ausbeute.

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eindächtig

eindächtig,

adj. (1. Thess. 2, 9): eingeIm 15. Jh. indœchtig, vgl. andächtig. Eindruck, m. (-es, PI. Eindrücke): das Hineindrücken in eine Masse und die dadurch bewirkte Vertiefung; Einwirkung aufs menschliche Gemüt. Mhd. îndruc m., bei den Mystikern auch in der 2. Bed. ; nhd. erscheint das Wort erst wieder bei Ludwig 1716. einen, v.: eins machen, vereinigen. Mhd. einen, ahd. einôn, and. giënOn. einer, das unbestimmte persönliche Pron., s. ein. Für beide Personen (die männliche und die weibliche) kann das sächliche eins gesetzt werden. Unser einer, s. unser. Einer, auch Einser, m. (-s, PI. wie Sg.): das Zahlzeichen 1; am Würfel das As; in der Rechenkunst einziffrige Zahl aus Einheiten bestehend, im Gegensatz zu Zehner, Hunderter usw. (1774 bei Adelung, dagegen bei Adam Eies 1529 eins). einerlei, adv., auch als Subst. gesetzt Einerlei n. Aneinandergerückte Genitive, mhd. einer leige, einer leie (s. -lei). einerseits, genitivisches Adv. mit angetretenem s; dafür mhd. die Akkusativverbindung einsît «auf der einen Seite», im Gegensatz zu andersît (s. anderseits). Noch nicht bei Adelung 1793. einfach, adj. u. adv.: nur einmal genommen, nicht zusammengesetzt; schlicht; leicht zu fassen oder auszuführen. In der 1. Bed. 1495 im Voc. rerum g l b und bei Luther. einfädeln, v.: den Faden durchs Nadelöhr ziehen; auf feine Weise ins Werk setzen. 1678 bei Krämer einßdelen, einfademen. Das V. fädeln mit Übergang des « in i aus fädenen und dies aus ßdemen, mhd. vedemen, ahd. fadamôn «mit dem Faden arbeiten, nähen». Einfalt, m. (-s, PI. Einfalle)·, das Fallen in etwas; Einbruch; unerwarteter Gedanke. Mhd. invai m., bei den Mystikern auch in der 3. Bed. Einfalt, f.: Einfachheit; sittliche Einfachheit; ungekünstelter treuer Natursinn; Beschränktheit und Ungeschicktheit des Geistes. Mhd. einvelte, ohne Umlaut des a einvalte, einvalt f., ahd. einfaltî f. Dazu got. ainfalpei f. «Gutmütigkeit», schwed. (aus dem Deutschen) enfald f.; ndl. eenvoud m. «Einheit, Singular». Abgeleitet von dem Adj. mhd. einvalt, ahd. einfalt, asächs. enfald, ags. änfeald «einfach», got. ainfalßs «schlicht, arglos». S. -fait. Damit zusammengesetzt denk.

W ei g and, Deutsches Wörterbuch. 5. Aufl.

eingefleischt

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Einfaltspinsel,

m.: geistig beschränkter Mensch. Bei Günther 467. S. Pinsel. ABL. einfältig, adj.: mhd. einvaltec, umgelautet einveltec «einfach, schlicht, leichtgläubig», ahd. einf altig, ndl. eenvoudig, schwed. enfaidig, dän. enfoldig. einfangen, v.: fangen und eintun; abgrenzen, mit etwas umgeben. Mhd. învdhen, învân. einfließen, ν. : in einen Ort fließen (mhd. In vlie^en); einlaufen (von Geldern); mit auf oder in, Einfluß, Wirkung haben (im 18. Jh.); beiläufig erwähnen (18. Jh.). einflößen, v.: in etwas fließen machen (1640 bei Comenius) ; einem etwas beibringen, ζ. B. Wissenschaften (so noch bei Adelung), jetzt nur von Gefühlen, die erweckt werden. Einfluß, m. (-sses, PI. Einflüsse)·, das Fließen in etwas und Ort des Einfließens; von außen kommende Einwirkung. Mhd. ΐηνίΐίζ m., auch in der 2. Bed. einfrieden, meist einfriedigen, v.: zum Schutz mit einem Zaun umgeben. Zusammenges. mit mhd. vriden «zum Frieden (s. d.) bringen, in Schutz und Schirm nehmen, mit einem Zaun umgeben». In der letzten Bed. häufiger bevriden, woneben frühnhd. auch bevridigen steht. Adelung hat nur einfrieden, Heynatz 1795 auch einfriedigen, beide beanstanden aber noch das Wort. Einfuhr, f.: das Hereinführen von Getreide in die Scheune, von Waren in das Land, Import. Älternhd. ist E. «das Hereinfahren, -kommen oder der Ort, wo man hereinfährt»; die jetzige Bed. (im Anschluß an einführen) bei Frisch 1741, Adelung hat Einführe. Vgl. Ausfuhr.

Eingebinde, n., s. einbinden.

eingeboren, adj.: einem Lande oder Ort der Geburt nach angehörig. Mhd. îngébom, neben inborn, îniborn, zusammengesetzt mit dem Adv. ein. Dagegen eingeboren, adj.: einzig durch Geburt. Mhd. eingeborn neben einborn, zusammenges. mit dem Zahlwort ein. eingebracht, s. einbringen. eingebürgert, s. einbürgern. eingedenk, adj.: im Innern gedenkend. Mhd. îngedenke neben îndenke. YgL gedenk. eingefleischt, adj.: in fleischlicher Gestalt erscheinend; in oder zu Fleisch und Blut geworden; in Körpergestalt wirkend, leibhaftig. Verdeutschung des kirchlich-lat. incarnâtes, Part. Perf. Pass, von incarnare. Bei Luther. 27

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eingemacht

eingemacht, s. einmachen. eingenommen, S. einnehmen.

Einkorn

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-hurno als Ableitung von horn η. «den Gehörnten» bedeutet. Dazu ags. änhyrne dëor Eingeweide, n.: die Körperteile im «das eingehörnte Tier», auch änhorna, änInnern der Brust- und Bauchhöhle. Älter- hom m. nhd. auch Ingeiveide (ζ. B. bei Luther 1,260 b , einhotzeln (Bürger Kaiser und Abt), noch bei Adelung erwähnt, aber in der besser einhutzeln, v.: einschrumpfen. Zu Bibel immer E.). Mhd. ingeweide n. «Ge- hutzel «getrocknete Birne», s. d. 1 därme», ursprünglich bloß geweide n. (noch einig, adj. : nur ein (in dieser Bed. jetzt älternhd. Gewaid n. bei Gäbelkhover 4 u. 213). durch einzig verdrängt, doch nooh bei Lessing, Kollektiv von weide, ahd. weida f. «Futter, Goethe, Schiller); (auch veraltet) allein; in Speise, genossene Speise», dann «die innern eins zusammengehörig; ganz gleichen Sinn, Körperteile, die die Speisen in sich auf- Willen usw. habend (diese Bed. bei Luther). nehmen, das Gedärme», vgl. auch weiden, Mhd. einec, einic, ahd. einac, dazu asächs. ausweiden. Das in- wie bei gleichbed. spät- ënag, ndl. eenig «einzig, allein»; dafür got. mhd. ingedärm, ingereite, mhd. ingeriusche n. (mit schwacher Flexion) ainaha «einzig». (s. Geräusch 2). Wohl aus der Jägersprache Abgeleitet von ein. ABL. Einigkeit, f.: übernommen. mhd. einecheit, ahd. einigheit f. «Einzigkeit, Einheit, Einsamkeit». Bei Luther auch die eingezogen, s. einziehen. einhändigen, v.: in die Hand über- jetzige Bed. S. auch einigen. geben. Bei Duez 1664, aber schon 1618 bei "einig, pron.: (veraltet) irgend einer; Londorp acta publica 1, 375b Einhändigung. nicht viel, im PI. etliche (auch in einige Vgl. aushändigen. zwanzig usw., d. i. «einige über zwanzig»). einheimisch, adj.: dem Land, Ort, Haus Ahd. einig-, dazu asächs. ênig, ndl. eenig, ags. als in ihnen lebend angehörig. Im 15. Jh. œnig «irgend einer». Abgeleitet von ein. inheimisch «zu Hause», zu ahd. inheima f. Im Mhd. erscheint einic «irgend einer» nur in md. Quellen des 13.—15. Jh. und ist «Heimat». Bei Luther einheimisch. einheimsen, v.: von außen nach Hause dann auch von Luther gebraucht worden. bringen. Bei Stieler 1691 vom Einbringen Die Bed. «nicht viel» und im PI. «etliche» der Feldfrüchte (im Simplicissimus einheim- ist erst um 1700 allgemein geworden; ansehen). Zusammenges. mit spätmhd. heimsen geführt bei Ludwig 1716. einigermaßen, «heimbringen, an sich nehmen», abgeleitet adv., 1699 bei Leibniz Deutsche Sehr. 2,122. von heim n. einigen, v.: in eins verbinden. Mhd. Einheit, f. (Pl. -en): das Einssein; Eins einigen, einegen, ahd. einigein (in geeinigen), an der Zahl. Als philosophisches Wort häufig abgeleitet von einig. bei Jak. Böhme (f 1623), dann mehrfach bei Einigkeit, s. einig. Angelus Silesius, Leibniz und Wolff, doch Einkehr, f.: das sich worein Begeben auch schon in Glossaren des 15. Jh. einheit zu kurzem Aufenthalt; das in sich Gehen. «unitas». Aus dem Hd. ndl. eenheid, schwed. Mhd. inkere f., daneben inker m. in der enhet, dän. eenhed. ABL. einheitlich, adj. 2. Bed. (bei den Mystikern). Von einWort der neuern Sprache. k e h r e n , v.: zu kurzem Aufenthalt sich einhellig, adj. u. adv.: übereinstimmend, worein begeben, mhd. înkêren. Einklang, m. (-es): in eins zusammenin eins zusammenstimmend. Mhd. einhellec, abgeleitet von dem gleichbed. Adj. einhel, ahd. stimmender Klang; Gleichförmigkeit; richtiges einheilt. Zu ahd. (bei Notker) in ein hellen, Verhältnis. Im 15. Jh. einklang·, die 2. Bed. mhd. enein hellen «übereinstimmen», s. Hall. kommt um 1750 auf (Wieland Suppl. 2,160). einkommen, v. : wo hineinkommen ; sich einher, adv.: herzu, zunächst nach dem Innern, wo der Sprechende sich befindet. mit einer Bitte usw. an eine höhere Stelle Mhd. (selten) inher «herein». Bei Luther wenden (im 17. Jh.); wohin übergeben werden; oft in Verbindung mit Verben, wo aber e. in den Sinn kommen; in die Kasse kommen. meist wie daher die Beziehung auf ein ört- Mhd. inkomen, ahd. ingueman in der 1. Bed., liches Ziel verloren hat, ζ. B. einherfahren. die 5. ist frühnhd. So auch als Subst. Einhorn, n.: vierfüßiges Tier mit einem Einkommen, n., s. Einkünfte. Hörne. Mhd. einhorn n., neben einhürne, Einkorn, n. (-es) : wilder Dinkel, triticum ahd. einhurno m. «Einhorn, Nashorn», wo monococcum. Mhd. einkorn n., ahd. einchorn n.

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Einkunft

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eins

und einachorno m., weil man dieser Art Dinkel Einmut, f.: Übereinstimmung der Genur ein Korn in jeder Hülse zuschrieb. sinnung. Mhd. einmuote, einmuot, ahd. *einEinkunft, f., jetzt nur im PI. Einkünfte·. muotî f., von dem Adj. einmuote, ahd. eindas an Geld oder Nutzung für sich zu Be- muoti. ABL. einmütig, adj. u. adv. Mhd. ziehende. Mhd. (bei Jeroschin) înkumft f. einmüetec, ahd. einmuotig. Davon Einmütig«Eintreffen», die jetzige Bed. erst im 17. Jh. keit, mhd. einmüetecheit f. bei Logau (3, Zugabe 201 Einkunft), der einnehmen, v.: in etwas hineinnehmen; Plural 1691 bei Stieler. Yon einkommen. bei sich aufnehmen (in diesen Bedd. mhd. einladen, v. : wohin zur Teilnahme bitten. înnemen, ahd. inneman); in sich nehmen; in Mhd. înladen, ahd. inladôn. Urspr. nur mit Besitz nehmen (bei Luther); für sich geschwacher Flexion, wie noch zuweilen im winnen (im 17. Jh.). Nach dieser Bed. das 18. Jh., aber durch Vermischung mit Haden Part. Präs. einnehmend als Adj. «gewinnend» (Klopstock Mess. 83; Geliert 4, 288; in starke Flexion übergegangen. einländisch (l.Makk. II, 38), s. inländisch. Lessing 4, 126) und das Part. Perf. eingeEilllaß, m. (-sses): das Hineinlassen und nommen. ABL. Einnehmer, m. (-s, PI. Ort desselben. Bei Dentzler 1709, von ein- wie Sg.): der Geld, Steuern usw. einnimmt. lassen, v. : hineinkommen lassen oder machen, Im 15. Jh. — Einnahme, f. Im 15. Jh. einnistein, s. nistein. mhd. înlâgen, ahd. inlâfian; refi, sich einEinöde, f.: unbewohnte, leblose Gegend. lassen: sich womit abgeben (frühnhd., z. B. Mit Anlehnung an öde aus mhd. einœte, einLuther 7, 165b Jen.). einlegen, v.: in etwas legen, mhd. în- œde f. n., ahd. einôti η.; dazu asächs. enödi legen ; mit eingelegtem Zierat versehen ; (Lanze f. n., ags. änäd n. Mit der Ableitungssilbe e.) unter den Arm nehmen und gegen jemand ahd. -dti von ein «einsam, allein» gebildet, einpaschen, s. paschen. richten; {Ehre, Spott usw. e.) erwerben (im einpauken, v.: einbleuen. Studentisch, 15. Jh., z. B. Liliencron 2, 92, vgl. mhd. gelt s. pauken. înlegen «zurücklegen»).

einleuchten, v.: als Licht in etwas

einpferchen, s. Pferch.

dringen; klar und deutlich werden. Aus einpökeln, s. pökeln. der neuern Sprache bei Adelung 1774. Davon einprägen, v.: Zeichen oder ein Bild das Part. Präs. einleuchtend als Adj., klar einpressen (s. prägen) ; zu festem Haften etund deutlich (Lessing 6, 374). was in das Gedächtnis bringen. 1691 bei einlullen, s. lullen. Stieler einpregen. einmachen, v.: Frucht, Gemüse u. a. einquartieren, v.: in Quartier legen, zu längerer Aufbewahrung herrichten, eig. Einlager geben. Bei Krämer 1678. hineinlegen, hineintun in ein Gefäß. Daeinräumen, v.: in einen Raum stellen; von das Part. Prät. das Eingemachte, n. einen Baum zum Einnehmen gewähren; zuBei Henisch. Früher auch in der Bedeu- gestehen. Bei Luther, auch in der 3. Bed. tung von «ausgemacht», Einrede, f. Frühnhd. (Brant Narr. Nr. 111, einmähren, s. mähren. 27 jnred). Von einreden in der Bed. «in einmal, Zahladv. Auf einmal; auf einen eine Rede einfallend Widerspruch erheben». Zeitpunkt; zu unvermutetem Zeitpunkte, einreißen, v.: nach innen reißen, zerplötzlich. Zusammenrückung des Zahlworts stören; überhand nehmen, eig. von Fluten, ein mit dem Akk. Mal «Zeitpunkt». Mhd. die ins Land eindringen. Die 2. Bed. im dafür eines mâles oder zeineme mâle. ABL. 15. Jh. und bei Luther. einmalig, adj. Bei Stieler 1691. Eins, f.: Zahl oder Ziffer 1. Im 18. Jh. 1 einmál, Zeitadv.: zu irgendeiner Zeit, eins, n.: Neutram des Zahlwortes ein, dann als hervorhebende Part, gebraucht. Zu- adverbialisch in eins sein, eins werden «gleiches sammenrückung des Artikels ein mit dem Sinnes» (bei Luther). 2 Akk. Mal. Bei Keisersberg (Emeis 14 a ) und eins, adv.: einmal. Mit eins «einmal, Luther. plötzlich». Mhd.-ahd. eines, dazu ndl. e ens, Einmaleins, n.: Bechentabelle. 1529 bei ags. ânes, engl, once «einmal», der zum Adv. Adam Eies Rechnung auff der Linihen 8 das gewordene Gen. des sächlichen Zahlworts eins. ein mal eins. Im 18. Jh. veraltet, doch noch bei Lessing, einmummen, s. mummen. Wieland, Voß, vgl. auch einst. 27*

423

einsam

Einstand

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einsam, adj. α. adv.: mit sich allem; von sehen, n. (jetzt noch in ein Einsehen haben), anderm Lebenden entfernt. In Vokabularen des 15. Jh. (Diefenbach gl. 541b), dann bei Luther. Aus dem Deutschen ndl. eenzam, schwed. ensam, dän. ensom. Gebildet von ein «allein, für sich abgesondert». ABL. Einsamkeit, f. Im 15. Jh. einsamcheit f. (Diefenbach a. a. 0.).

schon mhd. (bei den Mystikern) însehen η.

ABL. einsichtig, adj.: verständig. Von Adelung als Wort des gemeinen Lebens angeführt.

Einser, m., s. Einer.

Einsiedel, m. (-s, PI. wie Sg.): entfernt von Menschen, still, einsam religiöser Betracheinschalten, s. schalten. tung lebender Mensch, Eremit. Mhd. eineinschärfen, v.: scharf, entschieden sagen. sidele, einsidel, ahd. einsidilo m., zusammenIm 17. Jh. (Moscherosch ins. cur. par. 26). ges. aus ein «allein, für sich abgesondert» Vgl. bei Stieler 1691 einem das Gesetz schärfen und sidilo m. «der sich wo ansässig macht», «eindringlich ermahnen». s. siedeln. Nachbildung von lat. monacus, s. Einschiebsel, n. Von Gottsched Sprachk.8 Mönch. ABL. Einsiedelei, f. Bei Stieler 1691, in der Bed. «Einsiedlerleben» schon 504 für Parenthese gebildet. einschläfern, v.: in Schlaf bringen. Bei 1622 bei Londorp acta publica 2, 1258b. einKrämer 1678. Alternhd. einschlafen (noch siedeln, v. Erst im 18. Jh. Einsiedler, bei Wieland), zu mhd. slœfen (in entslcefen m. Spätmhd. einsidelœre, das das ältere Einsiedel verdrängt. «schlafen machen»). Einschlag, m. (-es): das Hineinschlagen einsilbig, adj.: nur eine Silbe habend; und was eingeschlagen wird; bei den Webern karg an Worten. In der 2. Bed. erst im der in den Aufzug, Zettel, eingeworfene Fa- 18. Jh. (Hagedorn Fab. 61 eynsübigt). den, auch Einschuß, Eintrag (s. d.). In dieser einsmals, s. einstmals. Bed. schon mnd. înslach, auch 1599 bei Kilian einspannen, v.: ein Pferd usw. in die 214 inslagh. Hd. bei Stieler 1691. Deichsel spannen; einziehen (die Nase eineinschlägig, adj.: in Betracht kommend. gespannt bei Schiller). ABL. Einspänner, Von Campe 1807 als landschaftliches Wort an- m.: ein Wagen mit einem Pferd; ein geringer geführt. Von einschlagen: sich in ein Gebiet Fuhrmann, der einen solchen Wagen hat; hineinerstrecken, betreffen (bei Frisch 1741). wer allein lebt. In der letzten Bed. im 18. Jh. einschließlich, adv. Von Campe für einspännig (vom Bergbau, wer allein baut). lat. inclusive gebildet. einst, adv.: zu einer (vergangenen oder einschreiten, v.: gegen Ungesetzliches zukünftigen) Zeit. Bei Luther (Richter 16, die gesetzlichen Maßregeln treffen. Noch nicht 28) noch einest. Mhd. einest, ahd. (bei Notker) bei Adelung 1793, aber bei Heynatz 1795 als einêst, unter dem Einfluß superlativischer ein Wort des Reichskanzleistils erwähnt. Bildungen hervorgegangen aus dem advereinschüchtern, v.: schüchtern machen. bialen Genitiv eines (s. eins) «einmal», im Mhd. auch «zu irgendeiner (vergangenen Bei Campe 1807 als neues Wort. einschiirig, adj.: nur einer Schur jähr- oder künftigen) Zeit». Vgl. ahd. (bei Notker) lich unterworfen. Bei Frisch 1741 einscherig, anderèst «wiederum», mhd. änderst, das ebendas auch Adelung und Heynatz noch kennen. so aus dem adverbialen Genitiv ahd. anderes einschnstern, v.. im Schustern (Schuh- hervorgegangen ist. Weiter gebildet zu einsten flicken) zusetzen; überhaupt aus eignem Ver- (schon spätmhd., auch noch nhd., z. B. bei mögen zusetzen; in Vermögensverfall kommen. Schiller 1, 107. 211) und mit angetretenem adverbialischen s einstens (bei Geliert 1,65. Bei Stieler 1691. Vgl. zuschustern. einschwärzen, v.: Waren heimlich über 196). ABL. einstig, adj. Erst bei Campe die Grenze bringen; (übertragen) unvermerkt 1807. ZUS. einstweilen, adv.: bis zu fester hineinbringen. Urspr. obd. Wort, s.schwärzen, Bestimmung bestehend. Zusammenges. mit aber in der 2. Bed. im 18. Jh. auch in Nord- weilen, mhd. uMen, s. weiland. Von Adelung deutschland üblich (Hermes Sophiens Reise 1774 und Heynatz 1775 noch getadelt. Bei Wielan d auch einsweilen. Davon einstweilig, 3, 389). Einsicht, f.: das Hineinsehen; Erkennt- adj. (bei Heynatz 1796). nis, Verständnis. Um 1700 aufgekommen Einstand, m. (-es, PI. Einstände)·. Amts-, (Günther 734), aber noch 1759 von Dorn- Dienstantritt; Eintritt in die Rechte eines Käublüth 65 bekämpft. Älternhd. dafür Ein- fers; Eintrittsgeld, Eintrittsleistung (Goethe

einstehen

Einwarf

31, 71; bei Stieler 1691 «Eintrittsschmaus»). Mhd. instant m. «Vorrecht beim Kaufen, Näherkauf». einstehen, v.: in eine Gemein-, Genossen-, Mitgliedschaft eintreten (frühnhd.); in einen Dienst eintreten; gewährleistend eintreten, gewährleisten (bei Adelung 1774); (vom Zünglein an der Wage) nach keiner Seite neigend stehen (Goethe 1, 181, schon bei Stieler 1691); bevorstehen (Goethe49,1,109, schoniml7.Jh.). einstellen, v.: hineinstellen, namentlich zur Aufbewahrung oder Bast, zur Arbeit, mhd. înstellen-, (mit Ergänzung von Pferd) einkehren; unterwegen lassen, aufgeben (spätmhd.). Refl. sich e.: sich einfinden. Frühnhd. (Luther 3, 49» Jen.).

getragenen Querfäden ; (bildlich hiernach?) Abbruch woran, Nachteil (durch etwas in die Quere Kommendes, Abhaltendes), vgl. beeinträchtigen; Handlung des Eintragens und Eingetragenes (in ein Buch usw.), erst in der Neuzeit. In der 1. Bed. bei Keisersberg intrag, bei Luther eintracht m., die übertragene Bed. ist in der Rechtssprache des spätem 15. Jh. gewöhnlich = «Einwand, Einrede, Schaden, Nachteil» (namentlich in Eintrag tun «widersprechen»). Daneben im 16. und 17. Jh. die Bed. «Ertrag, Einnahme, Gewinn», wovon das Adj. einträglich «Gewinn bringend». eintränken, v.: zugefügtes Übel vergelten, eig. einen schädlichen Trank ein gießen. So schon mhd. mtrenken. eintreiben, v.: wo hinein treiben; in die Enge treiben (Apost. Gesch. 9, 22), zwingend belästigen (Richter 14, 17); durch Treiben, drängend einbringen, z. B. Gelder (bei Ludwig 1716). Es einem e. «ihn büßen lassen» (frühnhd.).

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einsten, einstens, einstig, s. einst. einstimmen, v.: in den Klang einer Stimme einfallen; beifallen, zustimmen. In

der 2. Bed. bei Luther. — einstimmig, adj. und adv.: mit éiner Stimme; übereinstimmend. Bei Ludwig 1716. einstmals, adv.: zu einer (vergangenen oder künftigen) Zeit. Früher einsmals (noch bei Schiller Räuber 4, 5), mhd. eines mâles, Gen. Sing, von mal «Zeitpunkt» (s. mal), mit unbestimmtem Artikel. Stieler 1691 hat einstmals, doch läßt Adelung eins- und einstmals nur im gemeinen Leben zu.

einstweilen, s. einst.

einsuckeln (Goethe 39, 243), s. sackein.

426

Einung, f. (PI. -eri) : das Einigwerden worüber, Beschluß. Mhd. einunge, ahd. einunga f., von einón «einigen». einverleiben, v. : in éinen Körper (Leib), ein Ganzes bringen. Nachbildung des lat. incorporare. Im 16. Jh., schon früher begegnet einleiben, und verleiben.

einverstanden, adj.: übereinstimmend,

einte, Ordnungszahlwort zu ein·, einer von Part. Prät. von sich einverstehen (Lessing 2, mehreren. Gebildet nach zweite usw. Bei 262), «zu einem übereinstimmenden VerständSchweizern (Lavater, Pestalozzi). nis gelangen». ABL. Einverständnis, n., eintönig, adj. u. adv.: nur mit éinem bei Adelung 1774 als Kanzlei wort. Ton; (in tadelndem Sinne) einförmig. In der Einwand, m. (-es, PI. Einwände). Von 2. Bed. bei Adelung 1793. Zesen 1648 in Dögens Kriegsbaukunst geEintracht, m., s. Eintrag. bildet. Von einwenden, v.: gegen eine 2 Eintracht, f.: Zusammenstimmung der Behauptung, Forderung usw. einschränkend Gesinnung. Mhd. eintraMe, eintraht f. «Ver- richten. In der Rechtssprache des 17. Jh. bündnis, Mitangehörigkeit» (md., namentlich einwärts, adv. : nach innen gerichtet. Mhd. in Rechtsquellen, aus nd. eindracht), wohl inwertes, genitivisches Adv. zu inwert, inmit nd. Übergang von ft in cht entstanden wart, ahd .inwart, inwarti,inwerti5 cleinsmed, 1215 als Beiname Cleinesmid ( Böhmer Urkundenbuch von Frankfurt a. M. S. 23). Kleinstädter, m., 1787 bei Kramer deutsch-holl. Wb. kleinstädtisch, adj., 1673 bei Chr. Weise Erznarren 219. Kleinstaaterei, f., 1814 bei Jahn. Vgl. Ladendorf.

Kleinod, n. (-s, PI. -e, üblicher Kleinodien) : Schmucksache höchsten Wertes, Gegenstand ausgezeichneten Wertes. Mhd. kleinôt η. und mit Umlaut kleinœte, kleinœde η., in der Endung geschwächt kleinât, kleinet, mnd. klënode, klënâde η., mittels der ahd. Ableitungsendung -òdi (vgl. Heimat, Einöde) von dem Adj. klein, dessen ältrer Bedeutung gemäß eig. «zierlich, fein gearbeitete Sache», dann «zierliches Geschenk, "Ehrengabe», endlich «Gegenstand ausgezeichneten Wertes», auch «Kleinigkeit, kleines Hausgerät». Der PI. Kleinodien nach dem PI. clenodia des von dem deutschen Worte gebildeten mlat. clenodium, clinodium n., 1685 bei Grimmelshausen Simpl. 3,126 (Kz.) Kleinodien, im 16. Jh in der Zimm. Chron. 2 1, 245, 24 klinodien, sonst im 16. Jh. auch der PI. kleinoter.

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Kleister, m. (-s, PL wie Sg.) : aus feinem Mehle gekochtes Klebmittel. Md. klîster m. «anhangender Gegenstand» (Passional 490 b , 65 Köpke), im 15. Jh. wassercleister m. und clîsterschûm m. «Asphalt» (Rothe düring. Chron. Cap. 14 b und 21), 1587 bei Soranus Kleister m. «Klebmittel», 1577 bei Junius 220 b gleister; nd. im 14. Jh. clistere «anklebende Pflanze, Efeu», 1582 bei Chyträus klyster «aus Mehl gekochtes Klebmittel». Mittels der Ableitungsendung -ster (vgl. Laster, Polster) von derselben Wurzel wie Klei, kleiben (s. d.). Frühmhd. cMenster m. «angestrichnes Klebmittel» (Anegenge 23, 26) ist abgeleitet von ahd. klenan, mhd. klenen «kleben, schmieren». Sonst mhd. und ahd. dafür klep m. (noch Schweiz. Kleb m.), daneben kleip m. (s. kleiben). ABL. kleisterig, adj., 1691 bei Stieler kleistericht. kleistern, v., bei Luther, mnd. klîsteren.

Klemens, Mannsname. Aus dem lat. Adj. clëmens (Gen. démentis) «mild». Dazu der Frauenname Klementine. klemm, adj., wie klamm (s. d.). Bei Wieland, Hebel, Pestalozzi, 1424klemm «knapp» (Städtechron. 2, 39, 25), 1337 als Personenname Frederich Clemme (Baur hess. Urk. 1, 534). Dazu Klemme, f. (PI. -n): einengender Ort, beengter Zustand, Einengung (im 14. Jh. mhd. klemme, chlemme f.) ; Werkzeug zum Klemmen (1691 bei Stieler); Kraft, Nachdruck (nd.). Im Mhd. auch klamme, klame, klambe f. «Klemme, Fessel, Klammer», Klein, n. (-[e]s), namentlich in Gänse- klemmen, v., mhd. klemmen, ahd. chlemman klein (s. d.), Hasenklein, aber schon 1775 bei in picMemman; dazu asächs. clemmian in ant- und biclemmian, mnd. klemmen. Davon Adelung Klein.

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klempern

klieben

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Klemmer, m. (-s, Pl. wie Sg.) : Augenglas. Diese Bedeutung erst im 19. Jh. klempern, v.: Metall (Blech) hämmern, einen Blechton hervorbringen (vgl. klimpern). 1691 bei Stieler klemperen. Mhd. klemberen neben klampfern «fest zusammenfügen, verklammern». ABL. Klempner, m. (-s, PL wie Sg.): Blechschmied. 1734 bei Steinbach. Umgestaltet aus Klemperer m. (1691 bei Stieler, auch'bei Rädlein und Ludwig); dafür obd. Klamperer (schon im 16. Jh., Fischart Pract. Großm. 1572, 8), bayr.-östr. Klampferer (schon im 17. Jh., aber im 15. Jh. bei Behaim Wiener 312, 6 clampfer m). klenken, v. : (bei Fichten-, Tannenzapfen usw.) durch Hitze die Samenhülsen sprengen und so den Samen ausfallen machen. In Mitteldeutschland. Eig. «klingen machen», was mhd. klenken neben Mengen. kleppen, v.: in kurzem Tone läuten. In Norddeutschland; dazu ndl. kleppen «klappern, die Glocke anschlagen», von Map m. «Schlag» (s. Klapp) ; dafür mit pf oberdeutsch Mepfen «knallen» (vom Schuß usw., schon 1432). Klepper, m. ( - S , PI. wie Sg.): Laufpferd geringer Art; Reise-, Paßgänger. Ursprünglich ohne üblen Nebensinn, 1561 bei Maaler, aufgenommen aus dem Md., wo Ende des 15. Jh. klepper m. «Reitpferd» (Michelsen Mainzer Hof in Erfurt 32), im 16. u. 17. Jh. Klöpper, aber auch kleppher m. «sehr kleines Pferd», 1517 bei Trochus Gr 6 b und Klöpjfer, 1611 bei Colerus Haußbuch 4, 109. Benannt entweder von der besondern Gangart des kleinen schnell laufenden Pferdes (dem Mop bei Fischart Garg. 203), oder nach dem kurzen Anschlag der Schellen, die dies Pferd am Geschirr trug. VgL Buschklepper. kleppern, v.: (Eier) mit dem Kührlöffel schlagen, zerquirlen. In Mitteldeutschland, Nebenform von kläppem, im 14. Jh. cläppem vom Klappern des Storches und kleppern von Schmiedearbeit, Hämmern, dafür spätmhd. kiepfern «klappern». Kleptomanie, f.: krankhafte Neigung zum Stehlen. Aus gr. κλέπτειν «stehlen» und μανία f. «Hang». In neurer Zeit. klerikál, adj.: streng kirchlich, päpstlich gesinnt. Von nlat. clericälis,, abgeleitet von clerus s. u. In neurer Zeit. Kleriker, m. (-S, PI. wie Sg.): Geistlicher, Priester. Mhd. cleric, klerke m., mnd.-mndl. Merk n. Aus gleichbed. kirchlich -mlat. clericus m., dem als Subst. gesetzten Mask, des kirchlich-gr.

Adj. κληρικός «zur Geistlichkeit gehörig», von mlat. clerus m. «Geistlichkeit», gr. κλήρος m. «Los, zugelostes Besitztum», im PI. biblisch die zur Leitung der Christen Vorerwählten (1. Petr. 5, 3). Dazu Kleriséi, f. (Pl. -en): Priesterschaft, 1562 bei Mathesius Sarepta 216 b , 234 a Glerisei f., 1541 im Cod. dipl. Saxon, reg. II, 3 Nr. 1428 clerisey, aus roman, (span.) clerecía, mlat. clericia f.; auch mnd. kleresye, klerikie, klerkesie f. Klette, f. (PI. -n): Pflanze mit sich anhäkelndem Fruchtknopfe, sowie dieser selbst. Mhd. Mette f., ahd. cMetta, chledda f. und cMetto, chleddo m. ; dazu and. kleddo, clevisch 1477 elette neben elesse f., nndl. Mis, Misse f., ags. cläte f., engl, clofbur. Urverwandt mit lat. gluten n. «Leim». In der Wurzel muß der Begriff des Anhaftenden, Klebrigen liegen, was dadurch bekräftigt wird, daß die Klette im Ahd. noch kliba, chlipa, amd. kliva, ags. clife f. heißt (s. kleben, Klei). Aus dem Germ, stammt franz. glouteron, afranz. gleteron. ZUS. Klettenkraut, n., 1540 bei Alberus. klettern, v. : woran haftend (klebend) aufoder absteigen. 1482 im Voc. theut. q 7 b , dann bei Keisersberg und Luther; nd. Mattem, nndl. klauteren. Frequentativum zu älternhd. Meten (Zimm. Chron. 2 4, 203, 37), noch Schweiz, kletten, von derselben Wurzel wie Klette (s. d.), was dadurch bestätigt wird, daß im Voc. theut. von 1482 und Schweiz, zugleich klébem «klettern» (von mhd. kleber «klebrig», s.d.) vorkommt. ABL. Kletterer, m., 1691 bei Stieler. ZUS. Kletterstange, f., 1775 bei Adelung; bei den Vogelfängern ist sie nach Frisch 1741 eine 10 Fuß lange, oben mit Leimruten besteckte Stange. Kietze, s. Klötze. Klicker, m. (-s, PI. wie Sg.): Schnellkügelchen. 1549 im Renner Bl. 75 und 1664 bei Duez Klicker, 1575 bei Fischart Garg. 265 der PI. Kluckerη «Schnellkugeln», spätmhd. 1429 Mucker neben gluckern «mit Kugeln spielen», 1540 bei Alberus klick m. «Schneller mit den Fingern, Schnippchen». Vielleicht zu ahd. cliuweli, clueli, glueli n. «Kügelchen» von ahd. kliuwa f. «Knäuel,Kugel». S.Knicker. klickern, mundartlich neben Meckern. klieben, v. (Prät. klöb, Konj. klöbe, Part. gekloben): intr. sich gewaltsam voneinander geben; tr. voneinander hauen. Mhd. klieben (Präs. kliube, Prät. kloup, PI. kluben, Part. gekloben), ahd. chliopan, clioban; dazu asächs. klioban, ndl. klieoen, ags. clëofan, engl, cleave,

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Klient

klingen

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anord. kljüfa und das Faktitivum dän. klöve, m. «heller Schall». Zu klingen, kling, interj. nnorw. klöyva, mit Ablaut klauben (s. d.). zur Bezeichnung eines hellen Schalles, schon Vgl. noch Kloben, Knoblauch, Kluft, Kluppe. mhd. klingà klinc!, 1650 bei Moscherosch Verwandt mit lat. gliïbëre «abschälen», gr. Phil. 1,170 kling kling, 1774 bei Bürger Lenore 13 kling ling ling. Mit Ablaut kling! klang! γλύφειν «eingraben, schnitzen, aushöhlen». (Goethe Faust 3634), in Schlemmerliedern des Kliént, m. {-en, Pl. -en): Schutzbefohlner in Rechtsangelegenheiten. 1605 bei Alber- 15. bis 17. Jh. gling glang gloria! (Uhland tinus Lustgarten 231. Von lat. cliens m. (Gen. Volksl. 576). Vgl. Klingklang. 1 clientis) «Schutzbefohlner». Dazu Klientél, Klinge, f. (Pl. -η): langer schmaler f.: das Verhältnis des Schutzbefohlnen zu Stahl zu Hieb, Stich, Schnitt. Mhd. klinge. seinem Vertreter Schutzgenossenschaft, 1714 um 1480 im Voc. inc. teut. d 6 a clingke, nd. bei Wächüer, aus gleichbed. lat. clientèla f. im 15. Jh. clinge und clinke f., von klingen, kliffen, y.: kläffen, im Ablaut zu klaffen welche Ableitung durch der (swerte) klingen (s. d.) entstanden, bei Bürger 231 aus der alsus klungen und dâ bî von swerten Minga klinc (Parzival 69, 14 f.) bekräftigt wird. Göttinger Mundart. 2 Klima, n. (-s, PI. Klimate): WitterungsKlinge, f. (PI. -n): Talbach, schmaler beschaffenheit einer Gegend. 1534 bei Herr Bach; schmale Schlucht. Mhd. klinge f., ahd. Die new Welt 52 a Clima. Aus gr.-lat. clima chlinga, klinka f. und cMingo, klinco m. «rau(Gen. climatis), gr. κλίμα η. «die nach dem schender Bach, Wildbach, Talschlucht», von Grade der Neigung, welche die Erde vom klingen, im Mhd. das Rauschen und Rieseln Äquator an gegen die Pole zu hat, sich des Gewässers bedeutend. Vgl. 2Klang. richtende Wärme oder Witterung», eig. «die Klingel, f. (PI. -n): kleine Schelle, GlöckNeigung selbst», von gr. κλίνειν «sich neigen». chen, 1624 bei Opitz Poeterey 44. Von ABL. klimátisch, adj., erst spät im 18. Jh. klingeln, v., Diminutiv und Frequentativ Klimbim, m. n. (-s): das unwesentliche zu klingen (s. d.), mhd. klingelen «hell klingen, Drum und Dran, unnützes Beiwerk. Erst rauschen, plätschern, einen Klang hervorbringen», ahd. cMingüon «hell erklingen»; die in neurer Zeit lautnachahmend. klimmen, v. (Prät. klomm, Konj. klömme, Bed. «die Glocke schellen» erst 1691 bei Part, geklommen, seit Ende des 18. Jh. auch Stieler. ZUS. Klingelbeutel, m.: mit einer schwachbiegend Pr&t.klimmte, ~Pe.rt.geklimmt): Klingel versehner Beutel an einem langen sich fest andrückend zur Höhe oder Tiefe Stabe, mit dem der Küster während des steigen. Mhd. klimmen (Prät. klam, PI. Mum- Gottesdienstes den Kirchenpfennig einsammen, Part, geklummen), selten klimben, ahd. melte, im 17. Jh. (Schuppius 589) neben dem chlimban; dazu mndl. climmen, ags. climban, dissimilierten Klingebeutel. engl, climb. Wegen anord. kllfa, mengl. cliven klingen, v. (Prät. klang, Konj. klänge, «klettern» stellt man es gewöhnlich zu ahd. Part, geklungen) : einen Laut in stetiger Ausklîban «haften» (s. kleiben). Es könnte aber dehnung von sich geben; (seltner) den Klang auch zu klemm (s. d.), oder lit. glëbti «mit hervorrufen, musizieren (schon mhd.). In den Armen umfassen» gehören. 1. Bed. mhd. klingen (Prät. klanc, PL klungen, klimpern, v.: Klang machen mit einem Konj. klünge, Part, geklungen, Imp. klinc), Tonwerkzeug, ohne eigentlich zu spielen. Im selten klinken, ahd. Mingan; dazu clevisch 15. Jh. bei Wolkenstein 36, 25 klumpern, d. i. 1477 clyngen neben clyncken, 1495 in der a klümpern, 1697 Schelmuffsky 108 klimpern. Kölner Gemma E 4 clincken, engl, clink Im Ablautsverhältnis stehend zu klempern «klingen, klirren», ferner schwachflekt. afries. (s. d.), obd. klampern. Davon Klimperei, klinna, ags. clynan «erklingen», (entlehnt) f., bei Günther 938. klimperklein, adj.: anord.-schwed. klingja «mit einer kleinen winzig klein, 1709 bei Paulini philosoph. Lust- Glocke läuten», dän. klinge. Anklingend, aber stunden 1, 380, 1691 bei Stieler klümper- wegen des Fehlens der Lautverschiebung klein, dafür 1650 bei Moscherosch Phil. 1, 63 nicht urverwandt, lat. clangere, um 400 n. Chr. klintzerliklin. Klimpimpimperlied, n., auch clingëre « ertönen, erschallen», clangor m. «Klang», gr. κλαγγή f. «Getön», κλοίΣβιν (Fut. bei Goethe 16, 4. κλοίχΣω, Perf. κέκλαγγα) «erklingen, tönen». Klimse, s. Klinse. In der Bed. «klingen machen, zumal durch Kling, m.: heller Ton in feinem Laut, Kling und Klang Goethe 2, 211, mhd. klinc Anstoßen mit Gläsern beim Trinken» (1716 bei Weigand, Deutsches Wörterbuoh. 5. Aufl.

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Klingklang

Klischee

Ludwig, Minchen 1678 bei Krämer) schwachbiegend Prät. klingte, Part, geklingt (im 18. Jh., bei Voß lyr. Ged. 1, 120, 59, Idyllen 16, 81, geklinckt 1734 bei Steinbach), s. anklingen. Klingklang, m. (-s): Geklinge, bei Klopstock, Herder, im 16. Jh. bei Schweinichen 2,136, ein Ansatz dazu schon im mhd. klingen klank (Gesamtabenteuer Nr. 90, 238), s. kling. Klinik, f. (Pl. -en): die ausübende Heilkunde; der Unterricht am Krankenbette; Heilanstalt zum Unterricht in der Heilkunde (früher Klinikum n.) ; dazu das Adj. klinisch, 1791 bei Roth klinisches Institut Aus gr. κλινική f. (zu ergänzen τέχνη «Kunst») «die Heilkunde am Krankenbette», Fem. des Adj. KXIVIKÓC «bettlägerig», von κλίνη f. «Lager». Klinke, f. (PI. -n): Drücker am Türschloß (1691 bei Stieler), früher der Fallriegel an der Tür. Md. im 14. Jh. clinke f. «einfallender schließender Türriegel», mrhein. im Voc. ex quo 1469 clinck «Falleisen an der Tür», Anfang des 15. Jh. oberrhein. klinke f. «Schlagbaum»; dazu mnd. klinke, Menke f. «der einfallende Türriegel», clevisch 1477 clynck f. «Tür-, Fensterriegel». Wahrscheinlich zu klingen (s. d.), Zweifel bei FalkTorp. ABL. klinken, v.: auf die Klinke drücken, 1691 bei Stieler auf-, zueklinken. klinken, s. klingen. Klinker, m. (-s, PI. wie Sg.): kleiner sehr hart gebrannter Mauerstein, der einen hellen Klang gibt, wenn man daran schlägt, bes. glasierter Ziegel, Fliese. Nd. 1767 im Brem. Wbch., 1775 bei Adelung, ndl. klinkert, 1598 klinckaerd m. Zu klingen (s. d.). Klinse, Klinze, f. (PI. -n)·. Riß, Ritz, Spalt. Älter Klimse, 1466 klymms bei Diefenbach nov. gl. 319 a , 1469 bei Wyle 278, 22 klimse, ebenso 1561 bei Maaler, dann bei Schottel, Stieler, noch oberdeutsch. Dafür md. Klinse 1775 bei Adelung, Klinze 1797 bei Schlegel Shaksp. Sommern 3,1. Daneben Klunse (s. d.). Zu klamm, klemm (s. d.). 1 klipp! Ablautsform zu klapp (s. d.), 1600 bei Adrian Mitteilungen 371 klip vnd Map, bei Luther 3, 180 als Verb hie klipts, da iclapts, verbunden klippklapp! in der zweiten Hälfte des 18. Jh., 1663 bei Schottel klipklap spielen, als Subst. 1691 bei Stieler Klipp-Klapp m., 1648 imHarnisch aus Fleckenland 229 das Klippklappen. 2 klipp, in der Formel k. und klar, zu klippen, Ablautsform von klappen «stimmen». Klippe, f. (PL -n): hervorstehender, spitz

ausgehender schroffer Fels. Bei Luther Judith 5,1 Klippen PI. «Felsspalten, Felsschluchten, Felsenpässe», aufgenommen aus ndrhein. im 14. Jh. und nd. im 16. Jh. klippe f. «spitzer Fels», 1495 in der Kölner Gemma U 6 b eyn clip in die zee·, dazu clevisch 1477 clyppe, mndl. clippe, clip, ndl. klip f., (entlehnt) dän. klippe, schwed. klippaî. Dafür obd. im 15. Jh. bei Behaim cliffe f., im 16. u. 17. Jh. neben Klippe auch Kluppe f., 1588 bei Fischart Bienenkorb I I I a Kluppe m. (Yar. Klippe m.), 1664 bei Duez Klipp m., 1588 bei Tabernämontanus 1230 der PI. Klüpfe. Daneben die gleichbed. Wortsippe ahd. clep, chlep n. «Vorgebirg», d. i. «ins Meer vorragender Fels», asächs.-mnd. klif n. «Fels, Berg», ndrhein. im 15. Jh. klyff « das hohe Ufer längs dem Strom» (Wierstraat 157 u. 1751), ags. clif n. «Klippe, Anhöhe, Yorgebirg», engl, cliff, anord. klif n. «Bergrücken, Klippe», kleif f. «Bergrücken», so daß also das pp auf n-Assimilation beruht. Weitre Verwandtschaft fehlt. ABL. klippig, adj., 1691 bei Stieler klippig, klippicht, 1477 clevisch clippich. ZUS. Klippfisch, m.: der Bandfisch mit borstenartigen Zähnen, chaetodon (1563 bei Forer Fischbuch 63 Klipfisch, 1798 bei Schiller Taucher Str. 20 Klippenfisch m.); der Stockfisch (1775 bei Adelung), ndl. klipvisch, (entlehnt) dän.norweg. klipfisk, angeblich weil er auf den Klippen gedörrt wird. Klippkram, m.: Kram mit geringen (hölzernen usw.) Waren, 1666 bei Comenius Sprachentür 492, davon Klippkrämer, m., im 17. Jh., nd. 1652 bei Lauremberg 3, 451 Klipkramers Pl., mnd.klippekramers; Klippschenke, f.: geringe Schenke, 1775 bei Adelung, wie Klippkrug m. 1741 bei Frisch; Klippschuld, f., wie Klipper-, Kläpperschuld·, kleiner Schuldposten, bei Campe, dagegen mnd. clepschulde, afries. klep-, klipskelde «Abgabe in klingendem Gelde»; Klippschule, f.: Winkelschule, Elementarschule», 1663 bei Schupp 917 ; Klippwerk, n. : geringe hölzerne usw. Ware, Klapperware, 1741 bei Frisch. Diese norddeutschen Wörter sind Ableitungen von klippen (s. klipp), klippern (im 16. Jh., Luther 8, 11", Goethe 1, 208), die im Ablaut stehen zu klappen, klappern. klirren, v.: einen hellen zitternden Klang von sich geben. 1697 im Schelmuffsky 11. Schallnachahmend. 1787 bei Schubart 2. 119 von einer Taube, wie girren. Klischée, n. (-s, Pl. -s): Abguß von

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Klistier

Klöpfel

gesetzten Lettern, Holzschnitten, Abklatsch. Aus gleichbed. franz. cliché von clicher, einer Nebenform von cliquer, cliqueter «klatschen». In neurer Zeit entlehnt. Klistier, in Bayern und Österreich auch Klystier, n. (-s, PI. -è)·. Ausspülung des Afters durch Einspritzen. 1494 bei Brant Narrenschiff 81, 46 klystier, mhd. klistêr, kliestiern. Daneben im 14. JTa.kriestiere, cristier n. Aus gr.-lat. clystêrium, gr. κλυετήριον n., dem Diminutiv von gr.-lat. clyster, gr. κλικτήρ m. «Klistier und Klistierspritze», von gr. κλύΣειν «an-, abspülen, mittels Einspritzung in den After reinigen». ABL. klistieren, v., mhd. klistieren und kristieren, 1508 in der Straßburger Gemma e 4 a clystier en. ZUS. Klistierspritze, f., 1678 bei Krämer Clistierspritze, dafür bei Duez 1664 Clistierstock m. oder Clistierpfeiffe f. (letzres schon 1582 bei Fischart Garg. 347), Ende des 15. Jh. kristierysen bei Diefenbach gl. 127°, 1577 bei Junius 194a nur Glistir n., 1482 im Voc. theut. q 8 b klister.

laut (zu md. klattern «klappern, prasseln»). ZUS. Klitterschuld, f.: kleiner Schuldposten, 1691 bei Stieler, vgl. Klipperschuld. Klitterwerk, n.: geringe Ware, "Klapperwerk, im 16. Jh. bei Fischart Nachtrab 66, Klütterwerck 1713 bei Dentzler. Kloáke, f. (PI. -n): Abzugskanal. Im 16. Jh. bei Franck Chronica 32 b cloack f., im 17. Jh. auch Cloac n., aus gleichbed. lat. cloaca f. ZUS. Kloákentier, n.: niedrigste Ordnung der Säugetiere. Bildung des 19. Jh. Kloben, m. (-s, PI. wie Sg.): gespaltner Stock usw., zunächst zum Vogelfang; (an der Wage) Gabel, in der der Wagebalken hängt und die Zunge sich bewegt (schon mhd.); greifender Haken, Klammer (1488) ; Türangel (1663 bei Schottel); Gebund, z. B. Flachs, urspr. Stock mit klemmendem Spalt, in dem die Büschel usw. befestigt sind (bereits mhd.); Tabakspfeife mit dickem Kopf (studentisch, erst 1837 zu belegen). In 1. Bed. mhd. klobe, ahd. clobo, chlobo m.; dazu andd. fugulklovo m. «Kloben zum Vogelfang», mnd. klof, klove, klave m. «gespaltner Stock, Spalt, Waggabel, Gebund», ndl. kloof f. «Spalte, Riß», anord. klof e m. «Felsspalte, Türfuge», klof n. «Spalt, Riß, Schnitt», dän. klov «gespaltner Huf des Hornviehs», klove «Halsjoch für Kühe», älter auch «Bügel, Klammer», schwed. klofve «Schraubstock, Zange». Zu klieben (s. d.). ABL. klobig, adj.: klotzig, ungeschlacht, erst in der ersten Hälfte des 19. Jh.

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Klitsch, m. (-es, PI. -e): Stück weicher Masse, z. B. Butter, Teig usw.; klitschender Schall oder Schlag. Md., in der 1. Bed. 1739 bei Schnabel Felsenburg 3, 425. klitsch! interj., bei Campe, in der Verbindung klitsch klatsch 1795 bei Hupel 117, wo auch Klitschklatsch m. klitschen, v., bei Luther klitschen und klitzschen «die flachen Hände hell erschallend widereinanderschlagen, im 16. Jh. auch klitzen, schon 1420 uribeklitzet, wie klatschen (s. d.) aus älterm klotzen hervorgegangen ist. klitschig, adj. : unausgebacken weich und teigig, nd. klitzig, klitsig. 1 klittern, v.: klecksen, unsauber, nachlässig schreiben, vorläufig (ungeordnet) ein-, aufschreiben. 1534 bei Frank Weltbuch Yorr. a 5 a klitteren, 1517 bei Keisersberg Brösamlin 2, 77° klüttern. Zu älternhd. Klitter m. «Fleck, Klecks» (Fischart Garg. 386), md. im 13. Jh. klüter m. «Schmutz, Fleck», nd. kludder m., die im Ablautsverhältnis stehen zu nd. kläter, md. klader m. «Schmutz» (s. klaterig und Kladde). ABL. Klitterung, f.: schnell hingeschriebne Erzählung, in Geschichtklitterung 1590 bei Fischart Garg. Titel (dafür in der 1. Ausgabe 1575 Geschichtschrift). ZUS. Klitterbach, n.: Buch zu vorläufigem Einschreiben, Kladde (s. d.), 1642 bei Duez Klitterbuch, 1561 bei Maaler und noch Schweiz. Klütterbuch. 2 klittern, v.: klappern, rasseln, im 17. Jh. klittern, bei Luther 3, 441b klüttern, im Ab-

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klönen, v.: fortgesetzt klagen, jammern. Norddeutsch (1743 bei Richey), dafür Schweiz. klänen, auch klönen. Wohl verwandt mit ags. clynnan «tönen». Klöpfel, m. (-s, PI. wie Sg.) : unten dickes Werkzeug zum Klopfen oder Widerschlagen, z. B. der Glockenschwengel. 1482 im Voc. theut. q 8 a klupffel, md. 1470 klöpfel und kloppel, 1540 bei Alberus diet. u 3 a Klöppel, mhd. klüpfel und klöpfel m., 1664 bei Duez Klüpffel und noch schweizerisch. Von klopfen. Vgl. Klöppel und Knüppel. In Klöpfel aufgegangen ist mhd. kleffel, klepfd m. «Glockenschwengel, mnd. kleppel m., ndl. Mepel f., abgeleitet von mhd. klaff, klapf m. (s. Klapp). Dazu Klöpfelsnacht, Klöpfleinsnacht, f.: in Bayern und Schwaben der Abend des letzten Donnerstags vor Weihnachten, dann die letzten drei Donnerstage in der Adventszeit, in Schwaben auch alle Nächte von Weihnachten bis zum Dreikönigstag (6. Jan.), wo arme Leute und Kinder an die Türen klopfen 67*

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klopfen

Klotze

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und unter Hersagen von gereimten Sprüchen Klosétt, η. (-[e]s, Pl.-e): verschließbares um Geschenke bitten. Das Anklöpfeln ge- Gemach, Kabinett (1778 bei Musäus physiogn. schieht meist mit hölzernen Hämmerchen. Beisen 1, 151 Kloset)·, Abtritt. Diese Bed. Im 15. 'Jh. in den Fastnachtspielen 1346 erst in neurer Zeit. Das gleichbed. engl. klofflis neckte; die Beimsprüche oder Neu- closet, in 2. Bed. besonders water-closet, zu close jahrswünsche hießen im 15. Jh. nach den «verschließen, verschlossen», von afranz. clos, Anfangsworten Klopfan n. lat. clausus (Part, von claudëre «schließen») klopfen, v.: mit kurzem Ton antreffend «geschlossen». schlagen. Mhd. klopfen, selten kloffen, ahd. Kloß, m. (-es, PI. Klöße) : sich zusammencïophôn, dofon, md. und mnd. kloppen, mndl. ballende oder zusammengeballte Masse, rundcloppen. Im Ablautsverhältnis zu klopfen, licher Klumpen. Mhd. klôfi m. n., ahd. clôg klappen (s. d.) stehend. ABL. Klopfer, m. : m. «geballte Masse, Ball, Kugel, Kreisel», im der Klopfende (mhd. klopf'cere m.); Klopfring Mhd. auch «Schwertknauf, Keil zum Veran der Türe (1561 bei Maaler). ZUS. Klopf- sperren der Türe von außen, Knebel»; dazu fechter, m.: zum Klopfen (Schlagen) um- mnd. klot und Mut, klüte m. «Klumpen, Kugel, herwandernder Fechter, 1691 bei Stieler, im Ball», mndl. clôt, engl, cleat «Keil». Ab17. und 18. Jh. unter die Landstreicher ge- lautend mit Klotz (s. d.) und weiter wohl rechnet, schon mhd. beim Teichner S. 167 mit aind. gudás m. «Kugel» (aus *grudas), véhter m. «umherziehender Edler, der die Bartholomae Idg. Forsch. 3, 175. Der Plur. Bitterkünste erwerbshalber übt»; dann gegen Klöße erst nhd. (Klößer bei Steinbach 1734 Ende des 18. Jh. bildlich, Baufbold im lite- vom Neutr.), dafür mhd. kló¡e, ahd. cMôga, rarischen Streit. Klopfhengst, m.: nicht noch im 16. Jh. Kloß (Soltau Volksl. 2, 108). völlig entmannter Hengst, dessen Samenstrang Als Speise schon ahd. clôg. ABL. kloßig, durch Klopfen mit einem hölzernen Hammer adj., 1775 bei Adelung, aber schon 1420 kloschig von außen zerquetscht ist, worauf die beiden «kugelartig», 1691 bei Stieler klößig. Hoden oder nur eine vertrocknen, 1741 bei Kloster, n. (-s, PI Klöster): abgeschloßnes Frisch, nd. Klopphengst, in der Uckermark Gebäude zurWohnung für Mönche und Nonnen. daneben Klopper m. Mhd. klôster, ahd. cMôster, afries. kläster n., aus lat. claustrum, alt- und volkslat. clostrum n. Kloppe, s. Kluppe. Klöppel, m. (-s, PI. wie Sg.): an einem «Kiegel, Verschluß», im Mlat. Kloster, von Ende kugelig gedrechseltes Stäbchen zum lat. claudëre «schließen, verschließen». Vgl. Schlingen der Spitzen, Kanten usw., die md. Klauster. ABL. klösterlich, adj., mhd. Form für oberd. Klöpfel (s. d.), 1741 bei klösterlich. ZUS. Klosterbruder, m.: Mönch, Frisch Klöppel und Klippel, 1715 bei Ama- md. im 14. Jh. clostirbruder m. Klosterfrau, ranthes Kleppel, 1691 bei Stieler Klöpfel, f.: Nonne, mhd. klôstervrouwe f. Klüpfel, Klöpel, nd. knuppel m. ABL. Klotz, m. (-es, PL Klötze): fest zusammenklöppeln, v.: Spitzen schlingen oder wirken, hängende unförmliche Masse ; abgetrenntes unbei Goethe neben klöppeln auch klippein (30, förmliches Holzstück ; (bildlich) roher, plumper 145), 1715 bei Amaranthes und 1616 bei Mensch (bei Keisersberg, Luther). Mhd. und Henisch kleppeln, 1691 bei Stieler klöpfeln, md. kloz m. n., Gen. khtzes, Ablautsform von nd. knüppeln, 1718 im Accademischen Frauen- kló¡ (s. Kloß); im 14. Jh. klotz «Kugel, Gezimmerspiegel 27 Spitzen knüppeln. Das Spitzen- schützkugel», und zwar als Neutr. mit dem klöppeln wurde 1561 im Erzgebirge durch PI. klotzer, hlîklotzer (Böhmer Urkundenb. von die Annaberger Patrizierin Barbara Uttmann Frankfurt a. M. 766 f. von 1391). im 15. Jh. nach Brabanter Vorbild eingeführt. bei Behaim Wiener 378, 15 puchsenklocz PI. Klops, m. (Gen. Klopses, PI. Klopse)·. «Geschützkugeln». 1691 bei Stieler als Neutr., Braten aus dünnen, mit hölzernem Hammer ebenso bei Lessing 1, 194. 7, 200, mit dem mürbe geklopften oder statt dessen fein ge- PI. Klötzer (Günther 426). ABL. klotzig, hackten Fleischstücken, 1759 bei Bock preuß. adj.: plump, grob, im 16. Jh. bei Fischart Pract. Wb. Klops, 1775 bei Adelung Klopps m. (Kloster 587) klotzig, 1691 bei Stielev klotzicht, Vielleicht identisch mit schwed. kalops n. 1711 bei Rädlein klötzicht; aber schon Ende des b «dünn geschnittne Scheiben Bindfleisch», engl. 15. Jh. kloczig «kugelig» (Diefenbach gl. 265 ). collop «Fleischschnitte», mengl. collope «GeKlotze, Kietze, f. (PI. -») : gedörrte Birne. röstetes, Karbonade». Bayrisch. Unerklärt.

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Klub

Klüngel

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K l u b , m. (-s, Pl. -s): geschloßne Gesell- «Weichlichkeit», mnd. klokheit «Klugheit», schaft. In der zweiten Hälfte des 18. Jh. (1774 klüglich, adj., mhd. kluoclich, und Adv. bei Gotter Ged. 1, 63 Club und Schubart 2,80 kluodîche, md. klüclích, mnd. klökliken. KlUbb) aufgenommen aus gleichbed. engl, club, Klumpen, m. (-s, PI. wie Sg.): unförmyon altengl. club, clubbe «Keule, Kolbe», anord. liche Masse. Eig. Klumpe, wie noch bei klubba f. «Keule». Die Bedeutung stammt Goethe 6, 16, Faust 5943, aber schon im von dem Stock oder der Kolbe, die zur Einla- 16. Jh. bei Fischart Ehezuchtb. E 7 Klumpen, dung herumgeschickt wurde. ABL. Klubist, md. im 15. Jh. clumpe (Diefenbach gl. 350®), Klubbist (Bayrisch) m. (-en, Pl. -en): Mit- 1410 klumpe (Elsen von Holczhusen Inventar glied eines Klubs (bei Goethe 33,289 Clubbist, im Archiv zu Frankfurt a. M.), 1495 klompe vom J. 1793), aus gleichbed. engl, clubbist, in der Erfurter Freizinsordnung (Thüring. franz. clubiste m. Rechtsdenkm. 316), hochd. 1542 bei Alberus (der Barfuser Münche usw. Nr. 262) klumpffe Klucke, s. Glucke. 'Kluft, f. (PI. Klüfte), meist das Dim. m. Die starkbiegende Form ist Klump m. Klüftchen, n. ( - S , PI. wie Sg.): leichtes (-[e]s, PI. Klümpe, md. und nd. volkstümlich a Kleid. Aus gaunerdeutschem Kluft m., rot- Klümper), md. 1482 bbei Melber Q I clump m., bei Luther 4, 270 und noch bei Lessing welsch 1510 claffot n., um 1450 kidbot «Gea 2, 477 Klump, 1517 bei Trochus D 3 klumph wand, Kleid», abgeleitet von hebr. kallföt «Feierkleider», daher noch schles. Klaft f., m. (Kegelkugel), im 17. Jh. bei Opitz 1, 33 1652 bei Scherffer Ged. 597, 612 Klofft f. und Logau 2, 10, 24 Klumpff. Das Wort ist neben Klaffot (Ged. 424); am Ende des 18. Jh. ins Hochdeutsche durch Mitteldeutschland aus dem Niederdeutschen vorgedrungen, mnd. Klüftchen studentisch. 2 K l u f t , f. (PI. Klüfte): klaffender Spalt; klumpe, klompe m.,b 1420 klom «Holzschuh» abgespaltnes großes Holzstück; lange Feuer- (Diefenbach gl. 91 ), ndl. klomp m. «Masse, zange. Mhd. kluft f. «Spalte, Felsenkluft, Klotz, Holzschuh», engl, clump «Klumpen, Höhle, Gruft, Klotz, Zange», ahd. cluft, chluft f. Kloß, Klotz», anord. klumba, klubba f. «Keule», «Zange, Schere, Lichtschere; dazu mnd. kluft, schwed.-dän. klump «Klumpen, Kloß». Dazu klucht f., clevisch 1477 clucht «Zange, Vogel- ohne Nasal norw. Muh «Blutkloß, Mehlkloß», falle», ndl. kluft f., engl, cleft, clift «Spalte». adän. klub «Erdklumpen». Weitre VerwandtZu klieben (s. d. und vgl. Kluppe). ABL. schaft ist unsicher. ABL. Klumper, f.: klüftig, kluftig, adj.: spaltig, 1562 bei Klümpchen, 1719 bei Kramer; davon klümMathesius Sar. 48 b klüftig, um 1480 im Yoc. pern, v. refl., 1716 bei Ludwig, aber sich inc. teut. d 6 b cluftig, ahd. clufñg·, dazu mnd. klumpern 1719 bei Kramer, und klümperig, adj., 1691 bei Stieler klümpericht. klumpig, klufUch «klug, schlau, gewandt». adj., 1678 bei Krämer. ZUS. Klumpfuß, klug, adj. (Komp. klüger, Sup. klügst): m., 1719 bei Kramer 1, 150b, ndl. khmpvoet, geistig fein, ein- und umsichtsvoll. Mhd. entlehnt engl, clubfoot, vgl. isl. klumbufötr. (seit der zweiten Hälfte des 12. Jh.) kluoc 1 «fein, zierlich, schmuck, nett», dann «geistig Klüngel, n. (-s, PI. wie Sg.): Kugel fein, höfisch, mit dem Verstände durchdringend von gewickelten Fäden. 1540 bei Alberus und gewandt, listig», auch «weichlich, üppig», diet. P l b klüngel, 1537 oberrhein. bei Dasymd. klüc-, dazu mnd. klök «klug, listig, schlau, podius 87° klungele, Schweiz. 1541 bei Frisius gewandt, behende», ndl. kloek «klug, tapfer, glomus, klungle n., 1410 klungel und klüngel n. groß», aus dem Nd. entlehnt anord. klökr (in Elsen von Holczhusen Inventar im Archiv «klug, listig», schwed.-dän. klog. Entweder zu Frankfurt a. M.) ; daneben als Fem. Schweiz. zu ir. glicc «weise» (Zupitza KZ. 36,236) oder Klungel, Klungele, als Mask. 1711 bei Bädlein zu gr. γλωχίνίς «Spitzen», was der ursprüng- Klüngel, 1719 bei Kramer Klungel. Mhd. lichen Bedeutung «fein» noch mehr gerecht klungelînu., md. klongelm (Diefenbach gl. 266"), wird. ABL. klügeln, v.: klug tun, überfein Dim. von ahd. clunga f. «Knäuel». Noch ausdenken, bei Luther; davon Klügelei, f., schweiz.-elsass.-bayr. Dazu schwed. klunga, 1691 bei Stieler, Klügler, m. und Klüg- dän. klynge «gedrängter Haufe», und weiter ling, m. bei Luther. Klugheit, f., mhd. ags. clingan «sich zusammenziehen», engl, cling kluocheit (d. i. kluoc-heit), kluokeit f. «Fein- «sich klammern». Weitres bei Falk-Torp. 2 heit, Zierlichkeit», dann «Kunstgeschick, VerKlüngel, f. (PI. -n): Klunker; Troddel, standes-, Geistesfeinheit, Schlauheit», auch Quaste. Am Mittelrhein, auch Klungel. Bildlich

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Klunker

Knack

Klüngel m. (-s): Anhang, Clique (oder dies zum vorigen). Verwandt mit Klunker (s. d.). K l u n k e r , f. (PI. -w) auch m. (-s, PL wie Sg.): hangendes, schwebendes Klümpchen, Zottel; hangende Quaste, Troddel. In der 1. Bed. 1678 bei Krämer Kluncker·, in der 2. Bed. 1771 bei Weiße kom. Opern 1, 20, nd. 1743 bei Richey, als Mast. 1774 bei Claudius 1, 108. Das md. und nd. Wort ist verwandt mit mhd. glungeler m. «Troddel» (Renner 12561), glunke f. «baumelnde Locke», ahd. glonko m. «rund geballte Masse, Klumpen». Dazu klnnkern, v.: baumeln, schlenkern, schlendern, mhd. und noch bei H. Sachs glunkem, im 17. Jh. bei Grimmelshausen Simpl. 3,98,31 Kz. klunckem. klunkerig, adj., 1678 bei Krämer klunckerigt. ZUS. Klunkerm i l c h , f.: Buttermilch, nd. klunkermelk. Klunsch, m. (-es, PI. -e): nicht ausgebacknes Gebäck. Ostmd. und ndd. Unerklärt. K l u n s e , f. (PL -w): Riß, Ritz, Spalt. Schon mhd. (14. Jh.) klunse neben chlumse, klümse, 1432 chlünsen (Diefenbach nov. gl. 319 a ), 1482 kluntz im Voc. theut. q 8 a , noch oberd. Klumse, Klums. Ablautsform zu Klinse (s. d.). Kluppe, f. (PL -«): zum Klemmen gespaltnes Holz, Zwangholz, Klemme ; klemmende Zange; in zwei geklemmte Stöckchen zum Verkaufe (an den Hälsen) aufgereihte Zahl von 4—5 gerupften Vögeln, dann bildlich Verein loser Vögel, liederlicher Gesellen (im 16. Jahrh. bei Murner Schelmenzunft, noch bayrisch). Mhd. in 1. und 2. Bed. kluppe, spätahd. kluppa f. «Zange». Im 16. und 17. Jh. auch Kluppe m. «Bündel, Schlüsselbund», ferner im 16. Jh. mit Übergang des kl in kn Knappe f. «Nasenklemme der Pferde» (bei Dasypodius 191a und Serranus t 4 b ). Zu klieben (s. d. und vgl. 2Kluft). Vgl. auch anord.klypa, norw.klype «kneifen, klemmen». RA. Jem. in die Kluppen kriegen «in die Klemme» (Goethe 5, 96), schon im 16. Jh. in die Kluppen bringen usw. (bei H. Sachs usw., 1618 bei Schönsleder er ist in der Kluppen «captus est»), dann umgeändert in die Kloppe kriegen (1690 bei Chr. Weise betrogn. Betrug 20). ZUS. K l u p p h e n g s t , m.: Klopfhengst (s. d., gebildet im Gedanken an Kluppe, weil dem Hengste vor dem Entmannen die Hoden in eine Kluppe gezwängt werden).

Stange, womit das Bugspriet (s. d.) verlängert wird, um das Klüversegel auszusetzen, 1793 bei Röding, ndl. kluiverboom.

Klüver, m. (-s, PI. wie Sg.) : das vorderste dreieckige Segel eines Schiffes, 1793 bei Röding, ndl. kluiver. Entlehnt schwed. klyfvare,

dän. klyver. ZUS. Klüverbaum, m.: die

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knabbern, knappern, ndd. auch knab· beln, v.: mit Geräusch nagen. 1741 bei Frisch, Diminutiv zu knaben «nagen» (1604 bei Colerus Hausbuch 3, 175), engl, knab «nagen, knabbeln». Obersächs. knabbern, auch «belfern, mürrisch reden» (1711 bei Rädlein knébberrì). Ablautend mit knuppern. Knabe, n. (-«, PL -»): Kind männlichen Geschlechts bis zum Jünglingsalter, bis zur Mannbarkeit; (fast nur noch bei Dichtern) junger Mensch auch im Jünglingsalter, Junggeselle, dann Dienstbursche. Mhd. knabe m. «Knabe, Jüngling, Bursche, Diener, Page, Knappe, Handwerksgesell», zu Anfang des 12. Jh. chnabe, ahd. nur einmal im 11. Jh. knabo m. «kleiner Knabe», md. auch knave, knafe; dazu andfrk. knapo, ags. cnapa, cnafa m. «Knabe, Jüngling, Knappe», engl, knave «Schurke, Bube». Daneben Knappe (s. d.). Die Lautverhältnisse sind schwierig. Man stellt es gewöhnlich zur Wz. gen «erzeugen» (vgl. Kind), wobei aber die Ableitung unklar bleibt. Eher dürfte es gehören zu norw. knabb, knabbe «Bergkuppe», schwed.-dial. knabb «Pflock», knabbe «Knollen, Klumpen», norw.-dial.knape «Pflock, kleiner Riegel», schwed.-dial. knape «Knoten, Pflock», dän. knap «Knopf, Knauf», älter auch «Klumpen, Testikel», ags. cncepp m. «Spitze, Berggipfel», d. knöpf (s. d.). Die Bedeutungsentwicklung hat zahlreiche Parallelen, vgl. Stift, Bengel und selbst knöpf hat die Bedeutung «dicker Mensch» u. a. Der bei Luther und noch im 18. Jh. öfter erscheinende Gen. Sg. Knabeiis (Geliert Fabeln 1, 118) ist wieder außer Gebrauch gekommen. ABL. Knäbchen, n., zu Anfang

des 16. Jh. md. knebichen. Knäblein, n., mhd. knebelîn η. ZUS. knabenhaft, adj., 1691 bei Stieler. Knabenkraut, n.: einheimische Orchidee mit hodenähnlichen Wurzelknollen, im Anfang des 15. Jh. knabenkrût (Diefenbach gl. 644 a ), nach Bock Kräuterbuch 1546 S. 141 so benannt, weil man das Kraut zur Heilung der Brüche gebrauchte, vgl. Voc. theut. 1482 Bl. q 8 b knab «hernia».

Knack, m. (-[e]s, Pl.-e): Laut des Bruches, Bruch, Riß, entzwei geborstne Stelle. Im 17. und 18. Jh. geläufig geworden, md. im 15. Jh. gnacke m. (Diefenbach gl. 245 b ); dazu nndl. knak m., engl, knack, isländ. knakkr m. Verstärkt Knacks, m., 1775 bei Adelung,

Knagge

Knappsack

auch schon Schaden an der Gesundheit. Vgl. Knick, knack! interj., lauten Bruch nachahmend (bei Lessing 2, 554), im Ablaut knick knack! (der Verfasser der Floiade von 1593 nennt sich Knickknackius, Goedeke Grundriß 2 2,511). Verstärkt knacks! 1788 bei Langbein Ged. 64. knacken, v.: brechen mit Geräusch, intr. md. im 15. Jh. gnacken (Fastnachtsp.931,30, oberd. im 15. Jh. knacken (Anz. d. German. Mus. 1859 S. 416), mnd. knaken; trans, erst 1716 bei Ludwig, ndl. schon 1598 bei Kilian knacken. ZUS. Knackmandel, f.: Krachmandel, 1775 bei Adelung. Knackwurst, f.: aus Schweinefleisch und -fett bereitete Wurst, deren dünner Darm leicht knackt, eig. in Norddeutschland heimisch, aber schon im 16. Jh. in Süddeutschland bekannt (bei H. Sachs Fabeln 142, 56).

rot, adj.: grellrot, sind Wortbildungen des 19. Jh.

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Knagge, f. (PI. -w): knie-, winkelförmiger Träger; Knorren im Holz; hölzerner Fensterwirbel. Im Bau- und Maschinenwesen. Aus Norddeutschland vorgedrungen. Nd. knagge f. m. «Knorren im Holz, Leiste, um ein Brett darauf zu befestigen, Pflock zum Aufhängen», oberd. knocke m. «Knöchel am Gelenk (bei H. Sachs), Knorren» (davon das Adj. knocket «knorrig» bei H. Sachs). Dazu mengl. knagge «Pflock, Knorren am Baum», engl, knag, schwed. knagg «Knoten, Knorren, Ast», dän. knag(e) «Nagel zum Aufhängen von Sachen» und auch wohl anord. knakkr m. «Fuß (unter Stühlen), Schemel». Wohl gleichen Stammes wie die unter Knabe behandelten Wörter. Knall, m. (-[e]s, PI. -e) : plötzlicher starker Schall. 1540 bei Alberus diet. b4 b , 1541 bei Frisius {crepitus), bei Liliencron 4, 56, 12 vom J. 1532. Zu dem noch im 15. und 16. Jh. üblichen starkflektierten Zeitwort knellen «knallen, krachen» (Präs. knillet, Prät. knal), mhd. in er- und zerknellen. Dazu ags. cnyll m. «Ton einer Glocke», cnyllan «mit der Glocke läuten», entlehnt ndl. knal, schwed. knall, dän. knald «Knall». Weitres bei FalkTorp. RA. Knall und Fall, eig. «gleichzeitig Schuß und Niederfallen des Getr offnen» (1663 bei Schuppius 21 da Knall und Fall éin Ding ist), plötzlich (Lessing 2, 290). ABL. knallen, v., mit schwacher Flexion, bei Liliencron 3, 233, 18 vom J. 1519. ZUS. Knalleffekt, m., vom Feuerwerk entlehnt, dann auf die Malerei usw. übertragen. Beleg

von 1824 ZfdW. 8, 379. Knallerbse, f.: mit Knallsilber gefällte kleine Papierhülse, die auf die Erde geworfen knallt, und knall-

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Knan, Knän, m. (-s): Vater, 1669 bei Grimmelshausen Simplicissimus 7 f. Knän, aus der Volkssprache des westlichen Mitteldeutschlands. Die richtige Form ist gnenn, wie noch in Oberhessen, im 14. und 15. Jh. in Franken und Westthüringen gnenne, gnanne als Anrede an den Vater, 1312 schwäb. bei Mone Zeitschr. 9, 322 genanne «Großvater», mhd. genanne, gnanne und gettarne m. «Gleichnamiger», ahd. chinamno, kenammo und gnanno m. «einer desselben Namens».

knapp, adj.: eng, mit Not zureichend; genau und sorgfältig; nett und zierlich; (als Adv.) kaum (1663 bei Schottel). Im 16. Jh. (bei Fischart 1575 im Garg. 177 knap, 1581 im Bienenkorb 114 knapp) aufgenommen aus nd. knapp, ndl. knap «nett, hurtig»; dazu dän. knap, schwed.-norw. knapp «eng, knapp, sparsam, kurz, schnell, nett», Adv. norw. knapt «kaum». Eine Nebenform in anord. hneppr «eng, knapp», aschwed. näpper, napper, dän. neppe, zu anord. hneppa «klemmen». Dazu lit. knebenÌL «klaube». ABL. Knappheit, f., 1691 bei Stieler, nd. im 16. Jh. knapheit. Knappe, m. (-n, PI. -n) : im Dienste eines Ritters stehender junger Mann nahe der Ritterwürde; Lehrling und Gehilfe bei Müllern, im Bergbaue. Mhd. knappe, auch knape, knap m. «Knabe, Jüngling, Junggeselle», dann «dem Ritterstande sich widmender Diener eines Ritters, Junker, Diener zu Leibdienst und Schutz, Kriegsknecht, Handwerksgesell, Bergknappe», spätahd. knappo m. «Knabe, Jüngling»; dazu afries. knappa neben knapa m. «Knabe, Junggesell, Knecht», mnd. knape. Nebenform von Knabe (s. d.). ABL. Knappschaft, f.: Zunft der Bergknappen, Gesamtheit der auf einem Bergwerk beschäftigten Bergarbeiter, schon in der ersten Hälfte des 16. Jh., aber mhd. knappeschaft f. «Art und Weise eines Knappen». knappen, v.: kurz zufahrend beißen, schnappen (bei Goethe 39, 122, schon 1573 bei Fischart Flöhhaz V. 1611, aus ndl. knappen «knacken, essen, hurtig zugreifen); heimlich Wild schießen (in der Wetterau Nassau, nd. afknappen). Dazu norw. knabbe «mausen, wegraffen», dial, auch «schnell und gierig fressen» und auch wohl knabbern. Knappsack, m. (-s, PI. -sacke)·. Reisesack zu Speisen, Zehrsack. Im 16. Jh. nd. und ndl. knapsack m. «Zehrsack, Quersack»,

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knarpeln

knautschen

zu ndl. knappen «knacken, essen, hurtig zugreifen». In dieser Bed. erst im 17. Jh. ins Hochd. aufgenommen (1669 im Simplicissimus 138), aber in der Bed. «Warensack beim Wandern», schon im 16. Jh. (1548 bei Waldis Esop 4, 51, 4 Knabsack, 1562 bei Mathesius Sarepta224aÄwopsacÄ), insb. «der mit seinem Warensacke wandernde Krämer» (1517 bei Trochus Ρ 6 a und öfter im 16. Jh. Knapsack m.). Vgl. Schnappsack. knarpeln, v.: nagend mit wiederholtem Krachen beißen. Im 16. und 17. Jh. knarpeln, knarbeln, aber md. im 14. Jh. knarpeln «mit den Zähnen knirschen». Einer Wurzel mit knarren (s. d.).

knattern, v.: wiederholt platzend rauschen. 1691 bei Stieler. Vgl. knittern. Lautnachahmend.

Knarre, f. (PL -n)·. knarrender Ton; knarrendes Werkzeug (1775 bei Adelung); Gewehr (bei den Soldaten); zänkische Frau (1691 bei Stieler). In der 1. Bed. 1690 bei Wiedemann Gefangenschaften Mai 65 Bäderknarr f., 1460 nd. gnarre f. «Knurren des Hundes» (Freidank, 2. Ausg. S. 254, 138, 14). Von knarren, T.: durchdringend hart und zitternd lauten, mhd. knarren, md. im 14. Jh. gnarren; eine Weiterbildung ist knarzen, v.: knarren, schon in den Fastnachtsp. des 15. Jh. 60,28, noch fränk.-bayrisch. Lautnachahmend.

Knaster, auch Kanaster, m. (-s, Pl. wie Sg.): feinster gewürzhaftester Tabak. 1700 im Schiesischen Helicon 2,135 Ganaster, 1703 Knaster, gekürzt aus Canastertobac, Knastertobak (noch 1741 bei Frisch), wie ndl. knaster, kanaster m. «Knastertabak», auch «eine Art indischer Kiste zum Überführen yon Tabak, Tee usw.». Aus span, canastro, ital. canestro (entlehnt franz. canastre) m. «Rohrkorb», von gr. Kdvacrpov n. «aus Rohr geflochtner Korb». Der Tabak von Yarinas, als der beste, feinste und gewürzhafteste geschätzt, wurde gerollt in Rohrkörben verpackt nnd versandt. 2

Knaster, m. (-s, Pl. wie Sg.): brum-

miger, mürrischer Tadler, bei Bürger Ged.286, dafür bei Stieler 1691 Knasterer, m. Yon nd. knast m. «Knorren, Knorz; grober Kerl»; dazu schwed.-dän. knast «Knoten, Knorren», dän. auch «harter alter Mann», norw.-dial. knas «tüchtiger oder mächtiger Mann«, schwed. knös «mächtiger Mann». ABL. knastern, v.: rasseln, auch zornig knurren, zanken, schon im 16. Jh. ZUS. Knasterbart, m., wie Knaster, 1691 bei Stieler. Ursprünglich burschikos.

knatschen, knätschen, v. : eine weiche Masse zerdrücken. Md. und obd. Lautnachahmend, ablautend mit knutschen (s. d.).

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Knäuel, m. n. (-s, Pl. wie Sg.): kugelartig gebildete Masse, z. B. von Zwirn, Brot usw. (1663 bei Schottel Kneul m.), aber früher Neutrum, um 1480 im Voc. inc. teut. n 3 b knoü, kneü und Dim. kneulelein, mhd. im 14. Jh. knilel (Buch v. guter Speise 8, 21), im 15. Jh. in Teufels Netz 10544 und bei Diefenbach gl. 266 a knüli, ferner im 15. Jh. knuilin, knublin bei Diefenbach a. a. O., daneben md. 1446 knawel, tirol. 1411 bei Vintler 7864 knaul, wie noch heute in Mitteldeutschland. Durch Dissimilation (vgl. Knoblauch) hervorgegangen aus Kleuel, Kleul n., wie noch obd., 1581 bei Fischart Bienenkorb 36b Kleiwel n., bei Luther Klauwel (Tischr. 136 a ) und Klewel n. (1, 485b Eisl.), 1482 im Voc. theut. q 7 b klewl, im 12. Jh. chliwel, im 11. Jh. cliuweli n. neben cMiwelîn, Diminutiv von mhd. kliuwe n., ahd. chliuwi n. und chliuwa, cliuwa f. «Kugel, Knäuel», mengl. clewe, engl. clew, woneben die Weiterbildung md. klüwen n., mnd. kluwen n., ags. cliwen, cleowen n. «Knäuel». Wahrscheinlich urverwandt mit lat. ghiere «zusammenziehen», aind.gläu$«Ballen». Knauf, m. (-s, Pl.Knäufe)·. Knopf, Knoten. Mhd. knouf m. «Knopf am Schwertgriff, auf dem Turm». Verwandt mit Knopf (s. d.). knaupeln, v.: mit spitzen Fingern woran herumarbeiten (1768 bei Kramer); wiederholt und in kleinen Bissen nagen (1696 im Schelmuffsky 10 abknaupeln). Bei Chr. Weise Catherine 221 knäubeln, wie noch schlesisch. Wohl zu klauben mit kl aus kn wie in Knäuel. Knauser, m. (-s, Pl. wie Sg.): kleinlich geiziger Mensch. Zuerst 1660 schlesisch bei A. Gryphius Dornrose S. 93, 15. Unsicher, ob abgeleitet von dem mhd. Adj. knú¡ «keck, vermessen, hochfahrend» (gegen den armen ist er knü¡ ZfdA. 8,557,243), im 16. Jh. knaus «hochfahrend» bei Keller Erzähl. 18,29, wozu die ahd. Eigennamen Chnûfi (Knaus), Hartchnûg (Hartknaus) und Chnûgari (Knauser), oder ob es eine Weiterbildung von knauen «nagen» (nd., aber auch md. 1691 bei Stieler), wie mrhein. Knauseier m. «genauer Handelsmann», Schweiz, knausein «behaglich in kleinen Bissen essen». ABL. Knauserei, f., 1775 bei Adelung, knauserig, adj. knausern, v., beide 1767 im Brem. Wb., knaustem 1734 bei Weber teutsch-lat. Wb. 350b.

knautschen, s. knutschen.

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Knebel

kneipen

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Knebel, m. (-S, PI. wie Sg.): kurzes dickes 1833 bei Heyse 1, 889, wie es scheint aus Querholz, insbesondre zum Sperren des Mun- den Aufständen vom Herbst 1830 herrührend, des (1512 bei Murner Narrenbeschw. 24, 54) dagegen in der Bed. «Knecht sein, knechtisch oder in Verbindung mit einem geschlungnen denken und handeln» zuerst 1808 bei Campe Strick als Fessel des Halses, der Hände usw. als von ihm gebildet, jedoch in dieser Bed. (Weisth. 4, 749 vom J. 1400); kurzer dicker schon 1691 bei Stieler in über-, ver-. eutHolzschoß, Gerte (1537 bei Dasypodius), Reb- knechten mit Bezeichnung des einfachen knechschoß (1561 bei Maaler, noch Schweiz.) ; Knö- ten als ungebraucht, knechtisch, adj., um b chel, Knorren an den Fingergelenken (so 1500 bei S. Brant 160 Zarncke. KnechtZelter an Goethe 1, 311, im 15. Jh. knebel bei Schaft, f., bei Luther (Gal. 4, 24). Diefenbach gl. 140b); im 15. und 16. Jh. auch Kneif, m. (-s, PI. -e): kurzes, gekrümmtes «grober, plumper Mensch», vgl. Enöbel. In Messer. Um 1640 bei Finckelthaus Deutsche 1. Bed. mhd. knebel, ahd. chenebil, im 11. Jh. Gesänge D 6 b Kneiff m. «Stechmesser mit geknebtl «fesselndes Querholz, Art Pferdekum- krümmter Spitze», 1530 Gneiff m. «Messer met»; dazu nd.-ndl. knevel m. «Knebelholz», des Sauschneiders» (Ein antwort Katherinen anord. knefill m. «Stock, Pfahl», (entlehnt) Hornung auf D. M. Luthers notbrief A2 b ), dän. knebel, knevel, echt einheimisch schwed.- md. 1517 bei Trochus R 2 b knifft m.; aufgedial. knavel «dünner Pfahl, Stange, Sensen- nommen aus mnd. knlf m., im 14. Jh. ndrhein. griff»; ferner hess. Knabe m. «Stift, Bolzen» knyf·, dazu mndl. cnijf m. «langes spitzes (Pfister 136). Vielleicht urverwandt mit gr. Messer», ags. cnlf m., engl, knife, anord. knifr γόμφ(χ m. «Pflock, Bolzen», Mt.gêmbëÎ. «Haken, m., schwed.-dän. kniv «Messer», woher franz. Nagel», die genauer zu ahd. kembil m. «Art canif m. «Federmesser». Daneben in MittelFessel, Block», anord. kimbull m. «Bündel» und Oberdeutschland Kneip, m. (-es, PI. -è), stimmen. ABL. knebeln, v. : mit dem Knebel 1691 bei Stieler Kneip neben Kneif, 1540 bei schnüren, fesseln, 1617 in der Limburger Alberus diet. aa4bÄ«eip m. «Taschenmesser», Chron. 56 Rossel, knobeln bei Geliert 1, 159. 1482 im Voc. theut. l 5 b gneyp «SchusterKnebelbart, m.: gedrehter Querbart der kneip», um 1480 im Voc. ineip. teut. h 4 a gnlp, Oberlippe, Schnurrbart, 1530 knebelpart (Die- m s k n ï p m. «Messer» (Malagis 268 a ), aber auch fenbach gl. 363«), 1534 knebelbart bei Franck mnd. knïp m. «Rebmesser, Schustermesser»; Weltb. 80b , 1595 bei Rollenhagen Froschm. dazu mhd. (md.) gnippe, knipe f. «Stech3, 1, 11, 31 Knebel m. «der doppelte Flügel messer, Dolch», Schweiz, gnippe f. «Schusterdes Schnurrbarts»; man verbindet dieses mit kneif», wie Kneipe f. «Schustermesser» bei afries. kenep, kanep, knep, ags. cenep m., anord. Goethe 16, 123 und schon im 17. Jahrh. bei kanpr, kampr m. «Schnurrbart», doch ist dies Comenius orbis pictus 1, 129. unsicher. Knebelspieß, m.: Spieß mit einem kneifen, v. (Prät. kniff, Part, gekniffen)·. Querholz, später mit einem Quereisen unter zwischen zusammengehende Spitzen, Schärfen der Spitze zum Saufange, 1561 bei Maaler, usw. drücken, zwicken ; (stud.) sich einer Sache aber sicher älter, da 1540 Alberus diet. x 4 b entziehen. Im 16. Jh. (1581 bei Ringwaldt den mit einem Riemen umwickelten Knebel Evangelia Kk 7 b ) auftauchende Nebenform am Spieß beschreibt. von kneipen (s. d.).

Knecht, m. (-es, PI. -e): in Lohndienst Stehender, besonders zu niedriger Arbeit. Mhd. kneht, ahd. kneht, cheneht m. «Knabe, Jüngling, Diener, Edelknabe, Kriegsknecht, sich zum Ritter bildender Adeliger, Kriegsmann, streitbarer Held»; dazu afries. kniueht, knecht m. «Dienender», ags. eniht, cnyht, cneoht m. «Knabe, Jüngling, Diener», engl, knight «Ritter», entlehnt dän. knegt «Dienstknecht», schwed. knekt m. «Soldat», im Kartenspiel «Bube». Ableitung von der Wz. gen «erzeugen» (s. Kind) ist kaum wahrscheinlich, da das Suffix nicht erklärt werden kann. ABL. knechten, v.: zum Knechte machen, zuerst Weigand, Deutsohea Wörterbuoh. 5. Anil.

Kneip, s. Kneif. Kneipe, f. (PI. -n): Klemme, Zange (1734 bei Steinbach); gemeine Schenke (1775 bei Adelung, Kneipschenke bei Lessing 8,203 vom J. 1769); daher studentisch Bierschenke (1781 bei Kindleben), seit Ende des 18. Jh. auch studentische Wohnung, Bude. Aufgenommen aus nd. knipe f. «Klemme, Kloben zum Vogelfang», dann bildlich (1755 bei Richey). Vgl. ZfdW. 3, 114; 362. 1 kneipen, v.: zwicken, kneifen (s. d.), mit starker Flexion Prät. knipp, Part, geknippen, daneben mit schwacher, zuerst 1734 bei Steinbach, namentlich bei obd. Schrift68

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kneipen

Knie

stellern (bei Goethe immer), Prät. kneipte, Part, gekneipt. Aus dem Niederdeutschen (mnd. knipen, Prät. knëp, Part, knepen) ins Mitteldeutsche (1420 kneypen bei Schröer Vocab. Nr. 2753 und daraus im 16. Jh. ins Hochdeutsche vorgedrungen, bei Luther abkneipen (3. Mos. 1,15; 5,8); dazu 1477 clevisch knyppen und nippen, mengl. nipen, engl, nip «kneipen». Urverwandt mit gleichbed. lit. gmbti, znîbti, aber auch knêbti «kneifen» und

in den Knien wanken oder brechen (in der ersten Hälfte des 15. Jh. bei Muskatblut 75, 8 knycken); in aufrechter Haltung höflich die Knie einbiegen (1586 bei Ringwaldt Warheit 369, s. Knicks); geizen, knausern (1691 bei Stieler, 1685 bei Grimmelsh. Simpl. 1,521 Klr. abgnicken «abzwacken»); trans, knickend brechen,zerdrücken (UngeziefermitdenFingernägeln) 1577 bei Fischart Flöhhaz C5 b , dagegen knicken (Hasen, Vögel) «durch Eindrücken des Genickes töten», bei H. Sachs 5, 157 und 1678 bei Krämer, gehört urspr. zu Genick) ; einen Knick, Zaun machen (mnd. knicken). Zu knicken stehen knacken (s. d.) und nd. knucken (dumpf knacken) im Ablaut.

knibti «klauben».

ZUS. Kneipzange, f.:

Zange mit scharfen Backen, 1664 bei Duez. 2 kneipen, v.: zum Zechen eine Kneipe (s. d.) besuchen, mit schwacher Flexion (Prät. kneipte, Part, gekneipt, im Scherz starkflektiert knipp, geknippen). 1795 stadentisch. knellen, s. Knall. Kneller, m. (-s, PL wie Sg.): schlechter Rauchtabak. 1798 bei Nemnich 3, 308. Von älternhd. knellen (s. Knall), knallen, auf das platzende Öffnen des Mundes zum Auslassen des Rauches beim Pfeiferauchen deutend. Knepner, m. (-S, PI. wie Sg.): Storch, 1673 bei Weise Erznarren 220, in der Mittelmark Knäppner, ukermärk. Knapper. Wohl Ableitung von knabbern, knappen (s. d.). Vgl. dän. knebre, besonders von dem vom Storche mit dem Schnabel hervorgebrachten Laut.

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ZUS. Knickebein, n. und m. (-s, Pl. -e, norddeutsch): Mensch, dessen Knie beim Gehen knicken (1777 bei Bode Tristram Schandi 4,27 Knickbein, nd. knikkebeen 1767 im Brem. Wb.) ; Getränk aus Likör mit Eigelb, wie es scheint von Mecklenburg ausgegangen. 1

Knicker, m.(-s, PI. wie Sg.): ein Knickender (1575 bei Fischart Garg. 104 Laußknicker) ; Geizhals, Knauser (1663 bei Schottel); billiges zusammenklappbares Taschenmesser; kleiner Sonnenschirm mit einzuknickendem Stiel. ABL. Knickerei, f.: Knauserei, 1691 bei Stieler. knick(e)rig, adj.: geizig, 1775 bei

Enes, m. (-en, Pl. -e): Hochadliger, Fürst. Adelung, dafür 1781 bei Kindleben knickeIn neurer Zeit aus russ. knjazï m., das dem altdeutschen kuning «König» entstammt. kneten, v.: mittels der Hände oder der Füße durch- und bearbeiten. Im ältern Nhd. in schwache Biegung übergegangen, Prät. knetete (bei Luther knettet), Part, geknetet. Aber mhd. kneten, Prät. knat, PI. knäten, Part, gekneten, ahd. knetan·, dazu and. knedan, ndl. kneden, ags. cnedan, engl, knead, anord. knoäa, schwed. knâda. Urverwandt mit abg. gnesti (Pr. gnetq) «zusammendrücken, kneten». 1

richt, 1691 bei Stieler knickicht, 1741 bei Frisch knickig. knickern, v.: knausern, bei Lessing Nathan 5, 1, nd. knikkern 1767 im Brem. Wb., früher knicken (s. d.). 2 Knicker, m. (-s, PI. wie Sg.): Schnellkügelchen, Schusser. 1664 bei Duez, aufgenommen ans gleichbed. nd.-ndl. knikker m., benannt vom knickenden Tone beim Anschlagen, wie Klicker (s. d.) von klicken oder aus diesem entstanden. ABL. knickern, v.: mit Schussern spielen,1664 bei Duez.

Knick, m. (-es, PI. -e): lebendiger Zaun,

Knicks, m. (Gen. Knickses, PI. Knickse)·.

der jedes dritte oder vierte Jahr gekappt und geknickt wird. In Norddeutschland, mnd. knick m., als Landwehr der Nervier bereits von Cäsar de bello gall. 2, 17 beschrieben. 2 Knick, m. (-[e]s, PI. -e): lauter feiner Bruch, überhaupt halber Bruch, Bruch ohne völlige Ablösung. 1691 bei Stieler, mnd. knick, ndl. knik, engl, knick; in der Bed. von Knicks (s. d.) schon 1663 bei Schottel, knick! interj., 1775 bei Adelung (s. knack). knicken, v. : intr. in feinem Laute brechen (1734 bei Steinbach) ; halb, d. h. ohne Ablösung brechen (1719 bei Kramer, mnd. knicken) ;

Riß, Bruch (1734 bei Steinbach); bei aufrechter Körperhaltung Einbiegung der Knie zum Gruße (1691 bei Stieler Knicks, 1775 bei Hölty Knix, das Dim. Knixchen bei Goethe 50,253. Mit ableitendem -s von 2Knick (s. d.). Knie, n. (Gen. Knies, PL Knie): Gelenk inmitten des Beines, dem ähnliches. Mhd. knie (Gen. kniewes, knies, PL kniewe, knie) mit den Nebenformen kniu, knü, ahd. cniu, eneo η. (Gen. eniwes, cnewes) ; dazu asächs. enio, eneo, afries. kniu, kni, knè, ags. eneo, cnëow, engl, knee, anord. knë n., schwed.dän. knä, got. kniu n. (Gen. kniwis) «Knie».

1077

knietschen

1078

knistern

Urverwandt mit gleichbed. lat. genu η., gr. γόνυ η. «Knie», γνύΕ adv. «mit gebognem Knie», γωνία f. «Winkel», aind. Jan» n. «Knie», Jnubädh «kniend», arm. cunr «Knie». ABL. knien, v., mhd. kniewen, knien, ahd. chniuwen, mnd. kneen, knien·, daneben mit ableitendem l ndrhein. im 14. Jh. knielen «knien», nmd. knelen, knllen, ndl. knielen, engl, kneel, Schweiz. chnüwlen, chniüen. ZUS. Knieband, n.: Hosenband an Kniehosen (1664 bei Duez); Strumpfband (1715 bei Amaranthes). Kniegeige, f.: große Geige, die man zwischen den Knien hält, ital. viola di gamba, im 17. Jh. bei Zesen. Kniekehle, f., mhd. kniekel f. Knieriemen, auch Knieriem, m.: Riemen, womit der arbeitende Schuster den Schuh auf dem Knie befestigt (1691 bei Stieler Knierieme), dann als Züchtigungsmittel Ochsenziemer (1756 im Leipziger Avanturier 1,117).

K n i p s , m. (Gen. Knipses, PL Knipse): Schnippchen (1691 bei Stieler); leichter Schlag (1775 bei Adelung); Branntwein, Schnaps (schlesisch im Anfang des 18. Jh. bei Günther, Steinbach) ; Folterknecht, Henker (bei Bürger 183); Zwerg, KDirps (1691 bei Stieler). Nebenform von Knipp (s. d.). knipsen, V. : mit einer Schere oder Zange zwicken, 1691 bei Stieler. Knirps, m. (Gen. Knirpses, PI. Knirpse): kleiner unausgewachsner Mensch. Md., 171*6 bei Ludwig Knirbs, 1729 bei Picander 2, 204 Knirps, bei Tieck Knurps, bei Salzmann Conr. Kiefer 2 Knürps, obersächs. knorps (auch kleiner verkrüppelter Apfel), schwäb. ienorp, hess. knirbes, ndrhein. knirwes; dazu nd. Knirfiks (1778 bei Hermes Soph. 3, 122 Knirrfix), auch Knörfix. Herkunft unklar. knirren, v.: einen Laut wie den eines harten ßeibens hören lassen. Md. 1540 bei Kniescheibe, f., mhd. kniescMbe f. Knie-Alberus diet. cc3 b knirn, 1557 bei Waldis stiick, n.: Gemälde, worauf eine Person bis Esop 3, 95, 7 knirren·, dazu nd. gnirren, ags. zum Knie dargestellt ist, 1775 bei Adelung. gnyran, schwed .knirka, dän .knirke. Lautmalend wie die mhd. Interjektion knir (beim Zerbeißen kni(e)tschen, v., s. knutschen. Kniff, m. (-es, PI. -e): heimlicher ver- eines Würfels). Vgl. knarren und knirschen. letzender Kunstgriff. In der ersten Hälfte knirschen, v.: bei hartem Reiben rauschen. des 18. Jh. (bei Lessing 1, 32) von kneifen ge- Vom Aufeinanderreiben der Zähne 1605 bei bildet, nach nd. knêp m. «Zwick», dann «listiger Hulsius diet. 84 a knirschen, 1517 bei Trochus Kunstgriff oder Anschlag», urspr. vom be- Q 3 b knir sen, 1508 in der Straßburger Gemma trügerischen Kneifen oder Kneipen der Würfel A4® wie 1510 in der Hagenauer knorsen, aber und Spielkarten (vgl. Schiller Fiesko 5, 16, bereits im 14. Jh. knyrschung mit den czenen betrügerisch die Würfel kneipen 1664 bei Duez Diefenbach gl. 556 a ; vom knirrenden Ton 1, 756" und 1586 bei Ringwaldt Warheit 81). andrer geriebner Dinge 1596 bei Fronsperger a Knipp, m. (-[e]s, PI. -e): der Schneller Kriegsb. 1, 123 knürschen, 1643 bei Harsdörffer Gesprächspiele 3,293 gnirsehen·, in der mittels des von der Daumenspitze auswärts gleitenden Mittelfingers, tupfender Schlag. Im Bed. «hart rauschend zermalmen» 1578 bei 16. Jh. (1567 bei Milichius Schrapteufel X 2 b , Fischart Flöhhaz Y. 1240 knirschen (dafür Knipp f. bei Fischart Garg. 98) aufgenommen 1577 Müschen, 1573 zerknischen), 1618 bei aus nd.-ndl. knip m. «Schneller, Schnalzer, Schönsleder kniersen; dazu mnd.-mndl. knerNasenstüber», mnd. knippe(n) «Schnellen mit sen, knarsen. Von knirren (s. d.), deshalb bei dem Finger»; dazu das Dim. Knippchen, Adelung 1775 knirrschen. Vgl. zerknirschen. n.: Schnippchen, 1517 bei Trochus D 3 b , mnd. knistern, v.: Funken sprühen und so knipkenn. knipp! interj. schnipp! von kleinem rauschen, brechend rauschen, wie z. B. brenknackenden Tone (z. B. der Knippschere 1601 nendes Reisig, Salz im Feuer, Flittergold usw. bei Eyering 1,754). knippen, v.: laut mit 1562 bei Mathesius Sarepta77 b . 168Λknistern·, den Fingern schnellen, 1775 bei Adelung, nd. aber mnd. gnisteren, knisteren «knirschen», knippen «Schnellkügelchen schnellen, mit der ebenso ndl. 1598 gnisteren, md. 1414 gnisterunge Schere oder Zange zwicken. Wohl zu kneifen, der zene (Diefenbach gl. 556 a ), anord. starkkneipen. ZUS. Knippkngel, f.: Schnell- flekt. gnesta (Prät. gnast) «knallen, schallen», kügelchen, Schusser, 1789 bei Klamer Schmidt norw.-dial. knistra «leise kreischen, pfeifen, Erzähl. 136, dafür Knippkäulchen n. 1741 bei kichern», schwed.-dial. gnistra «winseln» (von Frisch. Knippschere, f.: kleine Schere, Hunden) u. a. Vgl. Falk-Torp. Verschieden md. knipschere 1501 im Leipziger Yoc. opt., davon ist mhd. knüsten, knisten und knüssen, ndrhein. knipscheer 1495 in der Kölner Gemma &hd. knisten und chnussan, ags. cnyssan «stoßen, J 5 a , mnd. knipschere f. schlagen, quetschen». 68*

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knitschen

knitschen, s. knutschen.

Knittel, Knittelyers, s. Knüttel usw. Knitter, m. (-s, PI. wie Sg.): fehlerhafte Falte. Bei Campe mit Beleg aus der zweiten Hälfte des 18. Jh. Eückbildung aus knittern, v.: intr. wie mit wiederholtem Platzen in feinerem Tone rauschen (1663 bei Schottel, nd. knittern «knistern»); trans, in fehlerhafte Falten zusammendrücken (bei Goethe 4,184 p. H.] vom J. 1818), gewöhnlich zerknittern. Im Ablaut zu knattern (s. d.).

Knobbe, s. Enubbe.

Knöbel, Knobel, m. (-s, PI. wie Sg.): Knöchel am Finger. M ehr im gemeinen Leben, bayr., md. und nd. Bei Ludwig 1716 Knobel, 1664 bei Duez Knübel, mhd. knübel, älter chnubü, mrhein. im 15. Jh. knobel (Diefenbach gl. 304°), mnd.-mndl. knovel m. Wohl mit Knebel ablautend. Dazu knobeln, v.: knöcheln, würfeln. Knoblanch, m. (-[e]s) : Zwiebelgewächs mit einem in sogen. Zehen gespaltnen Wurzelknopfe. Im 14. Jh. bei Megenberg knoblanch, mhd. knobelouch (zuerst im 12. Jh., im alten Meraner Stadtrecht ZfdA. 6, 413 wie noch heute tirol. knoflach), meist aber mit noch nicht in η übergegangnem l klobelouch, ahd. klobelouh, chlovalouh, chlovolouc, clofolauh m.; dazu and. kluflok, mnd. kluf-, knuflök, mndl. knoßoec, ndl. knoßook, knuflook m. Noch 1715 bei Amaranthes Kloblauch neben Knoblauch. Zgs. mit Kloben (s. d.), ahd. cMobo; dazu ags. clufe, engl, clove «Zehe des Knoblauchs», in gleicher Bed. mhd. im 12. Jh. cluft f. (Mone Anz. 7, 609), nd. 1582 bei Chyträus klöve f. Knöchel, m. (-«, PI. wie Sg.): hervorstehender Knochen zu beiden Seiten des Fußgelenkes und am mittlem Fingergelenke; Würfel aus Knochen gemacht (1808 bei Campe). In 1. Bed. 1470 im mlat.-hochd.böhm. Wb. 195 knöchel, 1482 im Voc. theut. q 8 b . r I a knuchel, md. im 12. Jh. knügel, älternhd. vereinzelt Knüchel m. ; dazu clevisch 1477 knoyckel, mnd. knokel, hamburg. knückel, nnld. knokkel, afries. knokele, kmokle, ags. cnucél m., engl, knuckle. Abgeleitet von

Knollen

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Speise 26, 86 f.), 1482 im Yoc. theut. q 8 b und r l a knoch m. (Knöchel, Knoten im Flachs, Flachssamenknopf, auch mrhein. im 15. Jh. knoche «Fußknöchel», älternhd. Knocke m. «Knöchel Holzknorren, grober Mensch»); dazu mnd. und mndl. knoke (auch in Mitteldeutschland im 15. Jh. knoken), nnd. knake, clevisch 1477 knaieke (oberpfälz. Knacken) m., norw. knoke «Knöchel an Fingern, Knie und Ellbogen», schwed. knoka, dän.-dial. knoge, anord. knoka «mit den Knöcheln schlagen», ags. cnucian «an eine Tür klopfen, im Mörser stoßen». Ablautend dazu anord. knjükr m. «hoher und steiler Fels von rundlicher Form», norw.-dial. knjuka «Fingerknöchel». Dazu lit. gn'ûStë, gn'auStëf. «Bündel,Handvoll», gn'áuSti «die Hand fest schließen». Luther gebraucht in der Bibelübersetzung K. nur dreimal, sonst dafür Bein, Gebein, ABL. Knöchelchen, Knöchlein, n., mhd. (md.) knuchelîn η. knöchern, adj. : aus Knochen bestehend, 1767 im Brem. Wbch. 2, 817; dafür 1741 bei Frisch knöchen, 1734 bei Steinbach knochen, nd. Jcnäken. knochicht, adj., 1734 bei Steinbach, knöchicht 1727 bei Aler. knochig, adj., 1482 im Voc. theut. q 8 b . ZUS. Knochenfraß, m.: knochenzerstörendes Geschwür, 1801 bei Nemnich Lexicon nosologicum 3 a , dafür früher Beinfraß. Knochenhauer, m.: Fleischhauer, norddeutsch, um 1500 knochenhawer, mnd. knoken-, knakenhotoer m.; in einem Studentenlied der Tod. Knochenmann, m.: der Tod als Knochengerippe, 1642 bei Rist himlische Lieder 4, 220.

Knocke, f. (-n, PL -n), auch m.: gleichlang zusammengebogner und -gedrehter Zopf gehechelten Flachses. Im 17. Jh. aufgenommen aus gleichbedeut. nd. knokken m., hamburg. knuck, livl. knucke f., mnd. knucke, knocke m. «zusammengedrehtes Bündel Flachs»; dazu mengl. knoche, knicche «Bündel». Wohl identisch mit Knochen. Knödel, m. (-s, PI, wie Sg.): gekochter Mehlkloß mit verschiednen Zutaten. In Österreich und Bayern. Im 16. Jh. knödel, 1530 der PI. knodle, urspr. Dim. zu Knoten (im Knochen (s. d.). ABL. knöcheln, v.: wür- 14. und 15. Jh. knödel «Knoten»), das auch feln, 1808 bei Campe. die Bed. «Kloß aus Mehlteig mit Zutat» hat Knochen, m. (-s, PI. wie Sg.); fester (1716 bei Ludwig). harter fleisch- oder hauttragender Teil des Knollen, m. (-s, PI. wie Sg.): zusammenMenschen- und Tierkörpers. Ins Hochd. auf- hängende runde Masse. Mhd. knoUe m. «Erdgenommen aus dem Mitteid., wo zuerst bei scholle, Klumpen, grober plumper Mensch»; Frauenlob (f 1318) 236,15 auftauchend knoche dazu nd. knüll, knuUen m., ags. cnoll m. «Bergm., Mitte des 14. Jh. knucke (Buch von guter spitze, Gipfel», engl, knoll «Hügel, Spitze»,

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Knopf

anord. knollr m. «Bergkuppe», dän. knold «Auswuchs an Bäumen, Knoten». Aus knuMa(Sievers Idg. Forsch. 4, 339) und daher zum vorigen. ABL. knollicht, adj., 1428 knollet, 1688 bei Tabernämontanus knollicht, knollecht. knollig, adj., in der 1. Hälfte des 18. Jh., nd. knullig. In der Umgangssprache auch als Adverb in dem Adverb «sehr». Knopf, m. (-[e]s, PI. Knöpfe): runder dichter Körper woran (am Kleide, 1541 bei Frisius (nodus), aber schon mhd. knöpfelin n.). Mhd. knöpf m. «Knorren an Gewächsen, Knospe, Knoten, Knauf», ahd. chnoph, chnopf m. «Knoten» und dann «Knotenartiges»; dazu mnd., mndl. und afries. knop m., engl, knop, schwed. knopp, dän. knop «Knospe» und mit Ablaut knauf, mnd. knöp m. «Knoten, Knopf, Knauf, Knospe», ndl. knoop «Knopf, Knoten». Vgl. Knubbe und knüpfen. ABL. knöpfen, v., 1482 im Yoc. theut. q8 b knopffen. Knopper, f. (PI. -η) : Gallapfel am jungen Kelche der Eichel. In Osterreich und Ungarn. Eine Weiterbildung von Knopf (s. d.). Knorpel, m. (-s,Pl. wieSg.): fester gallertartiger Knochenansatz. Bei Luther Knorbel, Knorbel, im 15. Jh. knorpél-, knorbel-, gnarpelbein (Diefenbach gl. 103°), 1495 in der Kölner Gemma D 3 a knerbelbeyn, in der Straßburger 1508 knorf elbein, dagegen in letztrer ν 3d knorpél «das knollige Muskelfleisch». Verwandt mit Knorren (s. d.) und spätmhd. knorf m. «Knorz» (in_pawrewÄ»ar/f BeheimWiener 216,22 ). Neben Knorpel älternhd. Knorspel, Knospel, Knöspel m., sowie in gleicher Bed. Krospel, Kröspel m. n. f., ahd. crospel, und Krostel, Kröstel, mhd. krostel, kröstel m. f., krustel f., ahd. crostela, crustula f. AJBL. knorpelicht, knorpelig, adj., 1664 bei Duez 1,113b knorplicht, knorpelicht. Knorren, m. (-s, PI. wie Sg.): harter Knotenauswuchs; knotenverwachsener Körper; Knöchel; Halm-, Rohrknoten oder -gelenk. Ältenrhd. Knorre (-», PI. -ri), daher noch bei Lessing Nathan 2,5 Knorr, mhd. knorre, knürre m. «Knotenauswuchs, hervorstehender Knochen, Knorpel, kurzer dicker Mensch», und knûre, knûr m. «Knoten, Fels, Klippe, Gipfeb, spätmhd. knaur «grober Mensch», ahd. nur im Adj. chniurig «knotig derb, fest und stark»; dazu mnd. und ndl. knorre m., mengl. knarre, knorre, engl. knar. Mundartliche Formen wie schwäbisch knaus m. «knopfichter Ansatz am Brot, Brotanschnitt», Schweiz, knüs m. «Knorren, Auswuchs», nd. knüst, knaust m.

Knoten

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«knotiger Auswuchs, Brotecke», weisen auf eine ursprünglich auf -s ausgehende Wurzel. ABL. knorricht, adj., mhd. knorroht, knorrot, im 15. Jh. knorreht, 1540 bei Alberus diet. Q 4 b knörricht. knorrig, adj., um 1480 knorig im Voc. ineip. teut. η 3 b .

Knorz, m. (-es, PI. -e, Knörze)·. Astknopf im Holze; knotenverwachsner Körper, bes. solches Holz. 1482 im Yoc. theut. ff 8® knortz, ahd. chnorz (erhalten im Dat. PI. chnorcin). ABL. knorzig, adj., 1440 knortzig bei Diefenbach gl. 589°, ahd. chnorzig (in manacchnorzig «vielknotig»).

Knospe, f. (PL -η): unentfalteter Blätter-, Blütenknopf. Mhd. im 14. Jh. knospe m. «Knorren am Steine» und noch im 16. Jh. «knorriger Auswuchs», md. um 1350 das Dim. knospechin n. «kleine Pflanzenknospe» (Fundgr. 1,379b) 1558 bei Eber-Peucer E 8b knospe in der heutigen Bed., 1664 bei Duez 284 Knospen m. und 411 Knosp m. Man stellt es entweder zu Knorren (s. d.), mit Bewahrung des wurzelhaften s, besser aber (aus knopse wie Wespe aus Wepse) zu Knopf. Der ältere Ausdruck für den Blätter- oder Blütenknopf war Auge, Knopf, im Mhd. bolle f., broz n., ahd. proz, woher noch hess. brospe f . ABL. knospen, v.: Knospen treiben, im 18. Jh., aber 1691 bei Stieler Knospung f. Knote, m. (-», PI. -ri) : roher plumper Kerl (1707 bei Schmidt Eockenphilosophie 2, 190); (student.) Handwerksbursche (1781 bei Kindleben Gnoten, 1786 bei Miller Walther 148 Knoten). In der 1. Bed. bildliche Anwendung des folg. Wortes, in der studentischen vielleicht aber nur Anlehnung, denn gnote (Benennung der Handlungsdiener in Königsberg und Stettin) ist das nd. genöte «Genösse».

Knoten, m. (-s, PI. wie Sg.) : durch feste Verschlingung entstandner Knopf; harter Auswuchs; hartes Stengel-, Halmgelenk. Älternhd. Knote (-«, PI. -n), so noch bei Schiller Turandot 4, 6, 1664 bei Duez Knot, Knott, 1678 bei Krämer Knotte, mhd. knode, md. knote, ahd. chiodo (Riemenknopf, Knöchel, Baumknospe), zerdehnt kinoto m. ; dazu clevisch 1477 lmode, mnd. enode, knutte, nnd. knudde, knutte, ags. enottam., engl .knot, anord. knütr m. «Knoten, Knorren», schwed. knut, dän.knude «Knoten»; dazu auch anord. knyte m. «ein mit den vier Ecken zusammengeknotetes Tuch». Das Wort erweist sich durch seine Vokal- und Konsonantenverhältnisse als uralt, sichere Anknüpfungen fehlen. Über Verwandtschaft mit

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Knöterich

Knust

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lat. nOdus s. Walde. Eine Ableitung ist Knödel knüpfen, v. : zum Knopf ineinanderschlin(s. d.). Aus dem Skandinavischen entlehnt ist gend verbinden. Mhd. knüpfen, ahd. cnuphjan, russ. knut, s. Knute. ABL. knoten, v.: knüpfen, knuffen, md. im 15. Jh. knuppen, knüpfen, 1462 knoden neben stricken (Mone Anz. knüppen, nd. knuppen. Von Knopf (s. d.). 7, 301b, 326), md. im 13. Jh. knoten in entKnüppel, m. (-s, PI. wie Sg.): knotiger knoten. Vgl. Mutten, knotig, knoticht, adj.,Holzschoß, Stock zum Schlagen; armsdicker um 1480 im Voc. incip. teut. η 3b knotig, mhd. Holzschoß. Wie es scheint, sind hier zwei knoticht, knodecht, knodoht, ahd. chnodoht. gleichbed. Wörter zusammengeflossen: 1482 im ZUS. Knotenpunkt, m.: Punkt., wo mehrere Voc. theut. r I a knuppel, mnd. u. nndl. knuppel Fäden oder Linien sich vereinigen, im 19. Jh. m., hochd. zu Anfang d. 15. Jh. knüpfl (DiefenKnotenstock, m., 1775 bei Adelung. bach gl. 254b), abgeleitet von Knopf (s. d., eig. «Knorren, Knoten»), u. anderseits mhd. klüpfel, Knöterich, m. (-s, PI. -e): Ackerspergel, spergula arvensis,benannt nach den zahlreichen md. klüppel, kluppel, mnd. u. nndl. kluppel m., Knoten (Stengelgelenken). 1486 knöterich, 1600 nhd. Klöpfel, md. Klöppel (s. d.), abgeleitet von klopfen (s. d.). RA. Da liegt der Knüppel Knöderich, Knödrich, schles. Knörig. Knotte, f. (PI. -n): Flachssamenknopf. Md. (Knüttel) beim Hunde, «Die Sache ist geund nd. Bei Luther 2 Mos. 9, 31 und 1540 hemmt» (1542 bei Waldis Streitged. 1, 66) ; um bei Alberus diet. A A3® Knote f., md. im 15. Jh. den Hund am Jagen zu verhindern, befestigte Knodde f., mnd. knutte, ndl. knut, knot, clevisch man lose an seinem Halse einen Holzknüttel, 1477 knote, noch schles. Knotte f., oberhess. der ihm beim Laufen an die Beine schlug. ZUS. Knüppeldamm, m. : aus quergelegten Knodd f. Nebenform zu Knoten (s. d.). Knubbe, f. (PI. -n) und Knubben m.: Knüppeln hergestellter Weg durch einen MoKnoten im Holze usw., knorriger Klotz (Lessing rast, im 18. Jh. (bei Göckingk [1818] 1, 103), Nathan 2,5), das nd. knubbe «Knorren, Knospe» in gleicher Bed. 1595 bei Hennenberger preuß. (daher 1687 bei Zesen Knubbe m. «Knospe»), Landtafel 425 Knütteltham. mnd. knobbe m., gleicher Abstammung wie knuppern, v. : an Hartem laut nagen. Aus Knopf (s. d.). ABL. knübbeln, v.: fest zu- nd. knuppern, das zu knabbern im Ablaute sammenstricken. Norddeutsch. steht. Bei Goethe 30, 84 knopern. ABL. Knuff,m. (-s,PI.Knüffe) : heimlicher Faust- knupperig, adj., bei Goethe Briefe 3, 248. stoß, 1808 bei Campe. Yon knuffen, v.: mit knurren, v.: hart im Tone das r durch Faust oder Ellenbogen stoßen, in der 2. Hälfte die Zähne brummen. 1663 bei Schottel knurren des 18. Jh. aus dem Nd. ins Hoch- und Ober- neben knorren, S. 1144b Gnurrenn.,nd. gnurren deutsche vorgedrungen. Dazu knüffeln, v.: (so auch 1777 bei Göckingk Lieder zweier derbe Fauststöße geben, 1716 bei Ludwig, ndl. Lieb. 92). Wie knarren im Ablaute zu knirren knuffelen, knoffelen. Verwandt mit nd. kniivel stehend. ABL. Knurrer, m. : laut murrenm. «Knöchel» (s. Knöbel). der Mensch, knurrfsch, adj., bei Goethe knüfflich, adj. : knaupelig, mit viel klein- 39, 53. knurrig, adj., bei Musäus Volksni. licher Mühseligkeit verknüpft, 1833 bei Jahn 5, 241. ZUS. Knurrhahn, m.: der Seefisch Merke z. deutsch. Volkstum 239 knifflich. Zum trigla hirundo, Meerschwalbe, bei den Römern nd. Zeitwort knüffeln «eine mit vielerlei Kleinig- corvus m. (Rabe); er läßt einen knurrenden keiten und viel Überlegung verbundene Arbeit Ton hören, wenn man ihn aus dem Wasser zieht. S. Seehahn. verrichten». knüll, adj.: stark betrunken. Studentisch knuspern, v.: an Hartem mit Geräusch 1825. Vielleicht derb scherzhaft zu dem fol- nagen (Goethe 17, 99). Md. im 14. Jh. knusgenden Verb. Vgl. ZfdPh. 38, 523. pern in zuknuspern «zerschmettern, zermalknüllen, v.: in Falten übel zusammen- men», eine Fortbildung von ahd. chnussan, drücken, eig. faltig, bruchig schlagen. Im cnusen, mhd. knüsen, knüssen «stoßen, schla17. Jh. bei Lauremberg und Stieler. Alternhd. gen», noch nd. knusen «quetschen», ags.cnyssan und mhd. knüllen «mit der Faust schlagen, «zusammendrücken, quetschen», anord. knosa puffen, stoßen, (den Kopf) eindrücken», z. B. «zerschlagen, zerbrechen». Im Schlesischen Tauben (Hadloub 20, 3, 11), noch schweiz.- finden sich die drei im Ablaut zueinander schles.-nd. knüllen, sebwäb. knüllen «prügeln». stehenden Formen knispern, knaspem, knusb Zu KnoUen m. «Knöchel an Händen und pern (Weinhold 44 ). Knust, m., s. Knorren. Füßen».

Knute

Kobel

Knute, f. (PI. -w) : (russische) Riemen- und Knotenpeitsche. 1620 bei Weller Lieder des dreißigjähr. Kriegs 70 Knute, 1741 bei Frisch Kmtte f., bei Johs. v. Müller allgem. Gesch. (1817) 3, 413 Knut m., aus gleichbed. russ. knut m. Dafür 1593 bei Heinr. Jul. v. Braunschweig 737 Knottpeitzsche, 1734 bei Steinbach Knuttpeitsche (zu nd. Knutt m. «Knoten») «Knotenpeitsche». Das russische Wort stammt aus dem Nord. S. Knoten. knutschen (mit a) auch knietschen, knutschen, v.: anfühlend zusammendrücken; (Tücher usw.) durch Zusammendrücken aus der Glätte bringen. Ende des 15. Jh. bei Brant u. Keisersberg knützschen, knutschen, knützen, md. im 13. Jh. knutschen (in zurknutschen) und knutzen «zusammendrücken, zermalmen», noch 1663 bei Schottel knützen, bayr. knauzen «knutschen». Die Form mit u ist ndd. Knütte, f. (PI. -n): Strickzeug. Bei Yoß Luise 1,546, schon 1639 bei Micrälius Pommern 3, 389. Von knütten (s. d.). x Knttttel, m. (-s,Pl.wie Sg.): starker Holzschoß, knotiger Stock zum Schlagen. Mhd. knütel, knüttel, md.knutel, knuttel, auch knottel, ahd. chnutü, chnuttil, mnd. knutel, ndrhein. im 14. Jh. knutzel m. Abgeleitet von Knoten (s. d.), noch deutlich in ahd. chnutil m. «Knoten», aleman. im 16. Jh. (bei Frisius, Maaler, Dasypodius) bis heute knüttel m. «geschwüriger Auswuchs, harte Drüse», 1515 im Eulenspiegel Kap. 92 knittel «Handknöchel». Vgl. Knüppel. ABL. knütteln, v.: mit einem Knüttel schlagen, md. 1289 knuttiln. "Knüttel, m. (-s, PI. wie Sg.): harter ausgeworfner Klumpen Tier-, Menschenkotes. Wetterauisch, oberhessisch usw. Mit eingeschobnen w aus gleichbed. md. küttel (bei Alberus Fab. 31, 78 Pferdtsküttel, diet, y l b Pferdsküddet), mnd. kotel, nnd. kötel m., nndl. keutel f. «Auswurf des Mastdarms, Kot», schles. kuttel, kottel f. «Pferdemist». Knüttelvers, m. (-es, PI. -e): ungeregelte holperige Reimzeile mit vier Hebungen, dann überhaupt ungeregelt, erscheinende Reimzeile. 1566 in Mathesius Luthers Leben 153 s , im 18. Jh. Knittelvers; dafür 1599 bei Hamelmann Oldenburg. Chron. 100 Knüppelvers, beiFischart Garg. 254 Klippelverß, Bienenkorb 117b Klippelverßlin. Ursprünglich eine Übersetzung des lat. versus rhopalicus, dann auch Bezeichnung der versus leonini, der in der Mitte und am Ende gereimten mlat. Hexameter, noch 1712 bei Hübner und 1676 bei Balthas. Schnurr (am

Schlüsse des Kunst-, Haus- u. Wunderbuches) Knittelhardi Pl., im 17. Jh. bei Schuppius Knüppelhardusse genannt. Knüttel- scheint eig. den Refrain des Tanzliedes und in den Schulen den von allen wiederholten Memoriervers zu bedeuten, vgl. Junius nomenclátor (1577) 9 β : in vulgaribus rhythmis vermm identidem repetitwm seipionem aut baculum appellant, belgice de stock oft stockregel, gall, refrein de ballade. Vgl. Feldmann ZfdW. 4, 277. knütten, v. : (Knoten schlingend) stricken ; (bildlich) fein einleiten (Pößchen [Possen] knütten Michaelis poet. Werke 1, 231). 1741 bei Frisch, aus mnd. - nnd. knutten «knüpfen, stricken»; dazu ags. cnyttan, engl. knit. Von nd. knutte m. «Knoten». Vgl. Knütte. Koalition, f. (Pl. -en): Verbündung, im 18. Jh. (bei Wieland, Goethe) aus gleichbed. franz. coalition f., von lat. coalitus m. «Vereinigung» und coalescëre (Part. Pass, coalitus) «zusammenwachsen, sich fest verbinden». koax, vom Froschgeschrei, 1628 bei Opitz 1,126 coax coax, 1595 bei Rollenhagen Froschm. 2, 5, 3, 66 u. f. als Froschname, nach dem griech. βρεκεκεκέΕ κοάΕ KodE in den Fröschen des Aristophanes. Davon koaxen, v., 1595 bei Rollenhagen coachsen, nach lat. coaxäre. Kobalt, m. (-e[s], PI. -e): Halbmetall und Erz, zur Bereitung blauer Farben (Smalte, Eschei usw.) benutzt. Bei Paracelsus (f 1541) kobolet, 1546 bei G. Agricola 476 Kóbelt, latinisiert cobaltum, 1562 bei Mathesius Sarepta 154b f. Cobalt, Cobelt, Gobel, im 16. Jh. auch Kobolt. Eins mit Kobold (s. d.). Das Kobalterz ist nach dem kleinen Berggeist benannt, weil es nach altem Bergmannsglauben das Silber heimtückisch raubte und verzehrte (Mathesius 1558) und als unnützes Metall die Bergleute betrog (denn zur Blaufarbenbereitung benutzte man es erst im 17. Jh.). Vgl. Nickel. 1 Kohel, m. (-s, PL wie Sg.): geringes Wohngebäude; Höhlung, Wohnbehälter für Tiere. 1462 kobel m. «schlechtes Haus», im 15. Jh. «Stall», im 13. Jh. «Kasten eines Kutschod. Kammerwagens». Abgel. von Koben (s. d.). 2 Kobel, f. (PI. -n) : Frauenhaube. Im Elsaß u. der Schweiz. 1741 bei Frisch Kobel, clevisch 1477 covel, mndl. covel, covele «Kapuze», nndl. kovel, keuvel f. «Mönchskappe, Haube»; dazu ags. cuffie f. «Kapuze», anord. kufl m. «Kappe mit Kapuze». Zu ahd. kuppha f. «Haube», woher auch mlat. (5. Jh.) cofea, später cuphia, ital. cuffia, span, co/ία, franz. coiffe f. «Haube». ZUS. Kobelente, f., anas clangula, wegen

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Soben

Kockeiskörner

ihrer Kopffedern (Kaupe). Kobellerche, f.: Haubenlerche, 1557 bei Heußlin Vogelbuch 170 a Kobellerch. K o b e l m e i s e , f . : Hauben-, Straußmeise, 1561 bei Maaler Kobelmeiß f., 1557 bei Heußlin 179b Kobelmeißlin n. Koben, m. (-s, PI. wie Sg.): kleines schlechtes Gemach; kleines enges Gebäude; Schweinestall. Schon 1482 im Voc. theut. r 1 a koben, mnd. koven, 1477 clev. coeven «Schweinestall»; aber älternhd. Kobe (1517 bei Trochus O 4 b ), mhd. höbe m. «Stall, Käfig», md. kove «Ofenhöhlung»; dazu nd. kave, kaven «Viehverschlag, Viehstall», ags. cofa m. «Gemach, Schlafgemach», engl, cove «Obdach, Taubenschlag», anord. kofi m. «Kammer». Die Nebenform Kofen m. (bei RoÜenhagen, Voß) stammt aus dem Nd. In der Wurzel wohl zusammengehörig mit ahd. chubisi «Hütte» und weiter zu gr. γύπη. κοίλωμα γήο. θαλάμη (Hesych). Vgl. Brugmann Idg. Forsch. 11, 111. Kober, m. (-s, PI. wie Sg.): langer, gewöhnlich viereckiger geflocbtner Korb zum Tragen auf dem Rücken. Im östlichen Mittelu. Norddeutschland, in der allgem. Bed. «Korb» auch in Schwaben, 1562 bei Mathesius Sarepta 134b der PI. Köber (Tragkörbe), 1422 md. Kober m. «Korb zu Speise». Wohl mit dem vorigen wurzelverwandt. Dagegen ist ags. ceofl «Korb» wohl aus lat.-gr. cophinus m. «Korb» entlehnt. Kobold, m. (-[e]s, PI. -e): unheimlicher dienender Hausgeist; unheimlicher, übermütig lustiger Neckegeist ; die Grubenarbeiter neckender kleiner Berggeist. Bei Luther Jes. 34, 14 Kobold m. «böser umherschwärmender Geist», bei Lessing Kobold und Kobolt, bei Rädlein, Ludwig, Voß Kobolt, mhd. im 13. Jh. kobolt m. «neckischer Hausgeist und dessen Bild», md. 1422 kobolt, kobult, kobait als Name eines Metgetränkes, mndl. coübout «Kobold». Älternhd. und noch im Volksmund Kobelt, im 16. Jh. Kobel; aus deutschem kobel, kobelîn entlehnt franz. gobelin, mlat. gobelinus m. «Kobold». Gewöhnlich abgeleitet von Koben, -old wäre entstanden aus -wait, eig.«des Hauses waltend», (oder hold, got. unhulpa «Teufel»), noch deutlich 1517 bei Trochus A 5 a boni lares foci sunt vulgo kobelte; dazu ags. cof-godas pl. m. «Hausgötter, penates». Die mhd. Nebenform oppold, opold leitet Kluge aus ahd. ôt «Reichtum, Gut» und wait her, eig. «des Reichtums waltend», daran erinnert noch heute die volkstümliche Wendung er hat den Kobelt (Kobold), wenn einer in unbegreiflicher, unheimlicher Weise

reich wird. Falk-Torp dagegen leiten es, wie schon früher andre aus gr. κόβαλοο m. «Kobold, Possenreißer, Schmarotzer, Gauner» her. Nach Schröder Streckformen 168 soll es, aus kold durch Streckung entstanden, zu koldem, keltern «ungestüm sein, zanken, lärmen» gehören. Kobólz, nur in der RA. Kobolz schießen «einen Purzelbaum machen». 1741 bei Frisch cobold schießen. Vielleicht zu Kobold oder umgestaltet aus frz. faire la culbute. Norddeutsch. Î o c h , m. {-es, Pl. Köche): Kundiger in künstlicher Zubereitung der Speisen. Mhd. koch (PI. koche und köche), ahd. coch m. ; dazu and., ndl. kok, ags. coc, engl. cook. In früher Zeit entlehnt aus gleichbed. lat. coquus, später cocus m. ABL. Köchin, f. (PL -nen), 1539 bei Alberus widder Witzeln J. 2 a küchin, Κ 1 β küchen, Anfang des 15. Jh. küchin (Diefenbach nov. gl. 298 a ), 1482 im Voc. theut. r l b kochin, 1370 köchinne f. "Koch, n., auch m. (-es, PI. -e) : Brei. In den Alpen, mhd. koch, n., von kochen (s. d.). kochen, v. : tr. in einer vonHitze wallenden Flüssigkeit erweichend zubereiten ; intr. wallen, sieden (Flüssigkeiten und Speisen, bei Luther). In l.Bed. mhd. kochen, ahd. cochon, mnd .koken, afries. koka. In früher Zeit aus gleichbed. lat. coquëre. Der eig. deutsche Ausdruck war sieden (s.d.). ABL. Kocher, m. (-s, PI. wie Sg.): der Kochende, in Zssetz. ; Kochtopf bei Campe, nd. kaker m. Davon Kocherin, f. Köchin, mhd. kocherîn, u. Kocherei, f., mhd. kocherîe, kôcherîe, bei Goethe 3, 239 Köcherei. ZUS. Kochbuch, n., 1582 bei Fischart Garg. 275. Kochkunst, f., 1561 beiMaaler. Kochlöffel, m., im 14. Jh. Kochlöffel. Köcher, m. ( - S , PI. wie Sg.): langer hohler Behälter zum Tragen der Pfeile, Bolzen, Schreibfedern usw. Mhd. kocher, kochœre, im 15. Jh. auch köcher, kucher (Diefenbach gl. 225 b ), ahd. cohhar, chochar und chochari m. ; dazu anfränk. kokar, mnd. koker, kaker, ags. cocer, cocur m., dän. kogger «Behälter, Futteral». Entlehnt aus mlat. cucurum (afranz. cuivre, quivre m., woher wiederum engl, quiver), byzant. κούκουρον, russ. kokorü «Patronentasche». Kocke, s. Kogge. Kockeiskörner, Pl.: die giftigen Samen des ostindischen Strauches menispermum cocculus, zum Betäuben der Fische verwendet. 1741 bei Frisch Kockel-Körner, 1677 bei Butschky Pathmos 582 Kukels-Körner, 1546 bei Bock 51 a Kokilienkörner, aus gleichbed. mlat. cocculae orientales oder cocculi indici.

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Kodak

Kohl

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Kodak, m. (-s, Pl. -s): photographischer (noch bayr.-kärnt. kupfer n.), 1561 bei Maaler Apparat. In neuerer Zeit aus dem Englischen, Koffran, 1541 bei Frisius (arca) koffren·, dazu wo es als Schutzwort für photographische 1477 clev. cofferen, ndrhein. im 14. Jh. coffer, cuffer, mndl. koffer m. Noch im 18. Jh. coffre. Artikel frei erfanden ist. 1 KÖder, m. (-s, PI. wie Sg.): in die Kappe Entlehnt aus afranz.-prov. cofre, nfranz. coffre des Schuhes oder Stiefels eingestochner schma- m. «Kiste, Kasten» m., diese nebst ital. cofano ler abgeschärfter Sohllederstreifen, um daran m. «Kiste, Korb» und span, cuebano m. «Korb» den Absatz zu befestigen. Um 1480 im Voc. aus gr.-lat. copkinus, gr. κόφινοί m. «Korb». inc. teut. 13 b koder, 1482 im Voc. theut. r 1 a f. K o g , m. (-[e]s, PI. Köge): eingedeichtes, koder, korder, querde, im 15. Jh. köder, corder, der See abgewonnenes Land. In Dithmarschen, querder, querdel, quirdel (Diefenbach gl. 324°, im 15. und 16. Jh. koch m. (Schiller-Lübben 433 b ). Eine bildliche Anwendung des folgen- 2, 509), 1755 bei Richey Koog, mndl. cooch, den Wortes, indem man den schmalen gebog- entlehnt dän. kog. Unerklärt. nen Sohllederstreifen einem «Regenwurme», Kogel,f. (PI. -n), auch n. (-s, PI. wie Sg.): dem gebräuchlichsten Köder, verglich, ähnlich Kapuze an einem Rock oder Mantel, die über wie im 16. und 17. Jh. Kerdel, Kärder m. «die den Kopf gezogen werden kann; Mantel mit als Verzierung auf Kleider genähten schmalen einer solchen Kapuze; über den Kopf hängende (wurmförmigen) farbigen Tuchstreifen» und hohe Frauenmütze; Bergkuppe. Auch Kugel, wie ahd. querdar m. «Docht». Gugel. Mhd. gugele, gugel, kugel, kogel f., seit a KÖder, m. (-s, PI. wie Sg.): Lockspeise. der zweiten Hälfte des 14. Jh. auch von der Im 17. und selbst bis ins 18. Jh. (Steinbach Frauenmütze, ahd. cucula, cugula, cugela f., 1734) Keder, wie spätnhd. keder n., im 13. Jh. entlehnt aus mlat. cuculia f., lat. cucullus m. vereinzelt köder, älternhd. Kerder, Querder, «Kapuze, Kopf hülle». Vgl. Gugelhopf. mhd. chorder, korder, kerder, querder u. querdel Kogge, f. (PI. -n): breites, hinten und vorn n. m., ahd. querdar m. «Lockspeise». Herkunft rundliches Schiff. Die niederdeutsche Form für unklar. Kaum zu gr. δέλεαρ η., äol. βλήρ hd. Kocke, mhd. kocke m., vereinzelt kucke, «Köder». Vgl. Zupitza 86. ABL. ködern, v., koche, gocke, spätahd. kocho m., md. und mnd. 1691 bei Stieler ködern, 1618 bei Scbönsleder kogge m., Anfang des 15. Jh. bei Schiltberger ankedern, im 16. Jh. querdeln, spätmhd. kedem. 159 kock f. ; dazu ndl. 1598 bei Kilian kogghe, K o d e x , m. (PI. Kodize u. Kodizes): alte koghschip, anord. kuggr, isländ. kuggi m. «kleiHandschrift; Gesetzbuch. Lat.codex m.«Baum- nes Fahrzeug», mengl. cogge, engl, cog, cock stamm», dann «Buch» (urspr. aus beschriebnen «Beischiff». Aus afranz. coque, nfranz. choque, Holztafeln). — Kodizill, n.: Testamentsan- coche m. «Schiff», span, coca, ital. cocca f. hang; testamentartige letztwillige Verfügung. «kleines Wasserfahrzeug». Dazu kymr. cwch Aus lat. cödicillus m. «Handschreiben, Testa- «Nachen, Kahn». mentsanhang», dem Dim. von lat. codex. In der Kognak, m. (-s, Pl. -e und -s): FranzRhetorik (15. Jh.),beiHenischl616 verzeichnet. branntwein, nach der französisch. Stadt Cognac benannt. Im 19. Jh. entlehnt. Kofen, s. Koben. 1 K o f e n t , m., auch seltenern. (-[e]s,PI.-e): Kohl, m. (-s, PI. -e), die Pflanzenart Halb-, Dünnbier. Eingebürgert mit Betonung brassica. Mhd. kôl (PI. -e), auch kol, ahd. cól m. auf der ersten Silbe, aber noch bei Rachel Daneben älternhd. Kol, Köhl (noch mundartSat. 2, 101. 4, 125 und in nordd. Mundarten lich), mhd.ÄeeZe, kœl, auch köl, ahd.-and.Äöiim.; auf der zweiten betont. Spätmhd. im 14. und ferner ahd. chôlo, mhd. kôle m. und ahd. chola f. 15. Jh. covent, cofent, eig. «Konventsbier», wie Der Name ist mit der Pflanze aus dem Süden es die Klosterbrüder tranken, zum Unterschied überkommen, lat. caulis, cölis m., gr. K C U A Ó C m. von dem stärkern Biere der Obern in den «Stengel», besond. «Kohlstengel», dann «Kohl»; Klöstern. Aus mlat. coventus (daher franz. woher auch ags. cawel, cawl m., engl, cole, couvent m.), conventos m. «Kloster, Stift», urspr. anord. käl n., schwed. k&l, dän. kaal, ebenso «Zusammenkunft» (s. Konvent). afranz. chol, nfranz. chou, ital. cavolo m. und Koffer, m., auch n. (-s, Pl. wie Sg.): mit kymr. cawl. RA. aufgewärmter Kohl «alte, einem gewölbten Deckel versehener verschließ- abgetane Geschichten als Neuigkeiten vorgeund tragbarer kastenartiger (Reise-) Behälter. bracht», bei Günther 778, nach lat. arambe 1691 bei Stieler Koffer, Kuffer, 1577 bei Junius repetita bei Juvenal Sat. 7,154. ZUS. Kohl184 a Koffer, hochd. im 16. Jh. auch Kopfer g a r t e n , m. : Gemüsegarten, bei Luther, spät69 W e i g e n d , Deutsches Wörterbuch. 5. Aufl.

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Sohl

Kokon

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mhd. (schweiz.) köllgarten, anord. kälgardr m. mhd. kolswarz, anord. kolsvartr; verstärkt Kohlrábi, m. (-s, Pl. wie Sg. und -s): Kohl- kohlrabenschwarz (Maler Müller 1, 128), kohlart mit dicker oberirdischer Knolle, im 16. Jh. pechschwarz (l644bei Klaj Auferst. Jes. Chr. 16), aus Italien eingeführt. 1691 bei Stieler Kolrabi, kohlpechrabenschwarz (in Mitteldeutschland), 1715 bei Amaranthes Kohlrabi, Cauliravi, 1731 kohlrußrabenpechschwarz (1745 bei Schwabe bei Zinck öcon.Lex. Kaulirabi, Kohl-Babi oder Tintenfaßl, Titelbl.). 2. mit Kohlen-, KohlenRüben-Kohl, entlehnt aus ital. cavolo rapa, brenner, m.: Köhler, 1691 bei Stieler KolPlur. cavoli rape (cavolo m. «Kohl», rapa f. brenner, 1508 in der Straßburger, 1510 in «Rübe»), woher auch frz. chou-rave m. Kohl- der Hagenauer Gemma d2 b kolenbrenner, aber rübe, f.: Erdrübe mit kohlartigen Blättern, 1518 in der Straßburger kolbrenner, mnd. 1775 bei Adelung; in Thüringen Name des 1277 kolebernere, ndl. 1598 kolenberner m. Kohlrabis, 1678 bei Krämer Kohlrübe. Kohl- Kohlensäure, f. : die übliche Benennung für

strnnk, m. : Kohlstenge], spätmhd. im 14. und Kohlendioxyd.

Kohlenstoff, m., in der

Chemie ein zuerst &ns Kohlen gewonnener Stoff, *Kohl, m. (-s): langweiliges, dummes Ge- beide 1808 bei Campe als neugebildete Worte. Kohlrabi, s. 'KoM. schwätz. Studentisch (1790 bei Bahrdt Lebensgeschichte 1,250), gaunerisch 1753 Kohl «blauer Koje, f. (PI. -»): Schiffsverschlag zum Dunst», 1814 Kohl «Erzählung», von hebr. qöl Schlafen; enge mit Brettern abgeschloßne m. «Stimme, Gerücht, Schall». ABL. kohlen, Winkelschlafstelle überhaupt. In 1. Bed. um v. : Kohl machen, viel durcheinander sprechen. 1600 bei Hulsius Schiff. 3, 70 und 1691 bei Kohle, f. (PL -»): schwarz geschweltes Stieler Koye, aus mnd. koje, mndl. koye f. «VerHolz usw., ähnliches Mineral als Brennstoff. schlag, Stall», nndl. kooi f. «Schiffsbettstelle», Mhd. kol m. n. (Pl. -en -η, im Neutr. koler), Nebenform von Kaue (s. d.). selten kole f., ahd. chol n. und cholo m. ; dazu Kokárde, f. (PI. -»): Hutzeichen als Abmnd. kol(e), 1477 clevisch coil, ags. col η., engl. zeichen, Feldzeichen. Im spätem 18. Jh. coal, anord. schwed. kol n., dän. kul. Vielleicht (Schiller 11, 143, Goethe 17, 269) entlehnt aus urverwandt mit aind.¡jvälati «brennt, glüht», gleichbed. franz. cocarde f., urspr. bonnet à la air. guai «Kohle». ABL. kohlen, v. : tr. Kohlen cocarde «Mütze mit einer hahnekammähnlichen brennen, mhd. im 14. Jh. kolen; intr. schwelen, Schleife», von coq m. «Hahn». glimmen, 1562 bei Mathesius Sarepta 201a holen. kokeln, v., md. und nrhein. Form von Köhler, m. (-S, PI. wie Sg.) : Kohlenbrenner, gaukeln (s. d.), schon im 16. Jh. beiMelanchthon mhd. koler, im 15. Jh. köler m. ; davon Köhler- kokeln und kökeln, 1495 in der Kölner Gemma glaube, m.: treuherzig fester Glaube, dann S 4 b cokélen; daher obersächs. kokeln «kindisch unbedingter Kirchenglaube, blinder Glaube mit Licht oder Feuer spielen», këkeln «mit dem (anschließend an eine Anekdote bei Luther Stuhle kippeln, einen Kopfsprung (kêkelpurz) 6,107 a „ein Doctor hab einen Köler zu Präge machen». auff der Brücken gefragt: Lieber man, was köken und kocken, v.: laut rülpsen; sich gleubstu? Der Köler antwortet: Das die Kirche erbrechend von sich geben. In der letzten Bed. gleubt. Der Doctor: Was gleubt denn die bei Luther köcken, göcken, 1566 bei Mathesius Kirche? Der Köler: Das ich gleube."), im Historien 120b köken; 1517 bei Trochus Q 3 b 16. Jh. bei Agricola Sprichw. Nr. 234 des Kolers kocken «rülpsen». Noch md. köken, käken, Glaub, 1575 bei Fischart Garg. 251 des Kölers scimeu.gœggen in beid. Bed. Dazu engl, to keck Glauben, 1654 bei Logau 3,2,85 Köhler-Glaube. «Brechreiz empfinden». Wohl lautnachahmend. ZUS. 1) mit Kohl-·. Kohlapfel, m.: (kohl)kokétt, adj. : gefallsüchtig. 1694 bei Nehschwärzliche rotbäckige Apfelart, 1691 bei ring coqvet, aus gleichbed. franz. coquet, von Stieler Kolapfel. Kohlfeuer, n.: Feuer von franz. coq m. «Hahn», eig. «sich brüstend wie Kohlen, urspr. Holzkohlen, im 15. Jh. kollefiler η. ein Hahn». Dazu Kokétte, f. (PI. -n) : gefall(Altd. Blätter 1,125), mnd. kölvür, bei Luther süchtiges, buhlerisches Weib, 1694 bei Nehring Joh. 18, 18 Kolfewer, noch bei Schiller 4, 78, Goqvete, franz. coquette f. kokettieren, v.: jetzt KoMenfeuer. Kohlmeise, f. : Schwarz- sich kokett zeigen, im 18. Jh. aus franz. coquetier. meise d. h. Meise mit kohlschwarzem Scheitel, Koketterie, f.: Gefallsucht, im 18. Jh. aus mhd. kolemeise, ags. colmase f. Kohlrabe, m. : franz. coquetterie f. der gemeine schwarze Rabe, 1775 bei Adelung, Kokon, m. (-s, Pl. -s): Gehäuse der Seidenkohlschwarz, adj. : schwarz wie eine Kohle, raupenpuppe. Das franz. cocon m., abgeleitet 15. Jh. kolstrunk, kolstrunke m.

KokosniiÜ

Kollation

von franz. coque f. «Gehäuse, Schale, Raupengespinst», das vielleicht aus gr.-lat. concha, gr. κόγχη f. «Muschel, Muschelschale» stammt. 1801 bei Campe. Kokosnuß, f.: hartschalige, Milch enthaltende Frucht der Kokospalme. 1595 bei Hulsius Schiff. 1, 22 Cocos, 1628 bei Münster Cosmogr. S. 1605 Cocosbaum, S. 1697 Cocobaum. Aus span.-port.-frz.-engl. coco m. Unerklärt. K o k s , m. (Pl., meist aber Sg.) : abgeschwefelte Steinkohle. Aus dem Pl. (cokes) des engl, gleichbed. coke (in schlechter Schreibg. coake). Dialektisch bedeutet das Wort auch «Asche» und «Mark von etwas, Kernhaus». Die ältere Form ist colke, das mit schwed.-dial. kalk «Mark in Knochen» zu gr. γελγίε «Kern im Knoblauchskopf» gehört. 1813 bei Campe.

(-en, Pl. -en) (so schon Fidibus Lpz. 1769 S. 9), Colibritchen n. Aus span, colibri m.

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Kolik, f. (Pl. -en) : Bauchgrimmen, Darmgicht. 1664 bei Duez Colick, 1616 bei Henisch Colica f., 1591 bei Decimator Sylva vocabulorum H h 3 a Kolch, mnd. 1424 kolk f. Aus gr.lat. colica, gr. κυυλική f. (zu ergänzen vócoc f. «Krankheit»), eig. Adj. von κώλον, κόλον n. «Grimmdarm».

Kolk, m. (-es, Pl. -e): tiefes Wasserloch

von Ausdehnung ; Strudel, Wirbel. In Norddeutschland. In der 1. Bed. bei Luther 3. Mos. 11, 36, mnd. kolk, kulk, auch afries. kolk m. «Grube, Loch, Augenhöhle»; in der 2. Bed. 1691 bei Stieler und 1663 bei Schottel S. 959, md. 1517 bei Trochus Τ 4 b und schon im 14. Jh. bei Jeroschin kolk, mnd. kolk, kulk, ndrhein. Kolben, m. (-s, PI. wie Sg.): Stiel, Stab 1188 colc m. (Lacomblet Urkdb. 1, 358); dazu mit dickem Knopfe, im Mittelalter als Waffe nndl. kolk f. «Abgrund, Strudel». Vielleicht mit des gemeinen Mannes und Abzeichen (urspr. den unter Koks behandelten Worten verwandt. Waffe) des Narren; kolbenähnlicher PflanzenKolkrabe, m. (-«, PL -»): der gemeine stengel (mhd. um 1400 in louchkolb m.); der große Rabe. In Norddeutschland. 1604 bei kupferne oder gläserne Destillierkolben (1650 Decimator Gewissensteufel 73 Kolchrabe, 1691 bei Moscherosch Philander 1, 222); das dicke bei Stieler Kolkrabe, benannt nach Frisch 1741 Ende des Gewehrs (bei Lessing 8, 121, wie es von seiner Stimme, die er im Halse macht, d. h. scheint schon mhd. im Erec 5387 f. kolbe m. von kolken «dumpf gurgeln» (1691 bei Stieler «die Kuppe des Streitkolbens»); an Dampf- kolken, gulken, golkeren, um 1480 im Voc. inc. maschinen der im Treibzylinder sich hin und teut. k 1 a golkatzen, Var. golkotzen). her bewegende K. am Ende der Kolbenstange, Kollaborátor, m. (-s, PL -en): Schulim 19. Jh. benannt nach dem K. der alten gehilfe. Im 18. Jh., aus mlat. collaborator m. Wasserkunst, der an der Kolbenstange befestigt von collaborare «mitarbeiten». und in der Pumpenröhre auf und ab steigend Kolláps, m. (-ses, PL -se): Zusammendas Wasser drückt und hebt; nur als Fem. bruch; schnelle Abnahme der Kräfte. Aus Kolbe «Kopf des Menschen» (bei Luther 3, gleichbed. mlat. collapsus von colläbäri «zu408b), «kurzgestutzter Haarschopf» (Birlinger sammenstürzen». Aus der Sprache der MediAugsburger Wb. 286 a vom J. 1503, mnd. 1559 zin in neuerer Zeit. kolve f.), «Glatze» (1517 bei Trochus N l b Kollation,f. (Pl.-en) : Vergleichung zweier kulbe f., noch md.). In 1. Bed. älternhd. Kolbe Schriften ; Zwischenmahlzeit. In der 1. Bed. 1531 (noch bei Schubert 2, 65), Kolb, mhd. kolbe, bei Hedio Josephus Vorr. 5 b Collation f., 1616 ahd. kolbo m., md. im 12. Jh. coivo m. und bei Henisch gekürzt Collatz f. «Vergleichung». coiva f. (Germ. 9,25,73 b ); dazu and. kolvo m., In der 2. Bed. urspr. «Vortrag über Tisch nnd. kulf f., ndl. kolve, kolf f., woneben stark- abends in einem Kloster» (mhd. collâcie f.), biegend anord.&oZ/rm. «Wurfspieß mit kolbiger dann «kalte Mahlzeit, Trunk nach derselben» Spitze, Klöpfel der Glocke» u. die Abltg. kylfa f., mhd. collation, collâcie f., verallgemeinert im dän. kölle «Keule». Urverwandt entweder mit 16. Jh. Collation, gekürzt Collatz f. (1575 bei ir. gulban, kymr. gylfin «Stachel» oder mit lat. Fischart Garg. 418) mit dem Zeitwort coUatzen globus m. «Kugel, Haufe, Klumpen». RA. Jem. (Grimmelshausen Simpl. 2, 598 Klr.), franz. mit Kolben lausen «mit dem Knüppel behan- collation f. «Imbiß». Aus lat. collätio f. «dae deln (eig. scheren) und dadurch zur Vernunft Zusammentragen, Zusammentreffen, Vereinibringen», aus der Baderstube entlehnt, mhd. gung, Vergleichung»; in den Klöstern wurden narren mit kolben lûsen. beim gemeinsamen Abendessen die Collationes Kolibri, m. (-s, PL wie Sg. und -s) : daspatrum des Joh. Cassianus vorgelesen. Dazu amerikanische Blumenvöglein. 1727 bei Hüb- kollationieren, v. : vergleichen, 1571 bei Rot ner Kolibri, 1774 bei Adelung Golibrit m. collationirn, franz. collationner. 69*

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Kolleg

Kolonialwaren

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Kollég, η. ( - [ φ , Pl. -ien), auch Kollé- Mlat. (wo auch colera) «innere Hitze und ergium: Amtsgenossenschaft und deren Ver- hitztes, verbranntes Blut im Körper», ferner sammlung; Vorlesung an einer Universität «Aufbrausen im Gemüte, Zorn», woraus auch (1639 bei Zincgref Apophth. 1, 165 Coüegien). ital. collera, früh, colera, franz. colère f. «Galle», Aus lat. collegium η. «Amtsgenossenschaft, dann «Zorn, Groll, Grimmigkeit». Aus gr.-lat. Verbindung zu gemeinsamem Zweck, Innung, cholera aber ist schon entlehnt ahd. cholaro, Zunft», im Neulat. auch «Hörerschaft einer choloro, im 11. Jh. cholere, mhd. kolre m. Vorlesung, Universitätsvorlesung vor ständiger «Bauchgrimmen, heftiger Schmerz in GedärHörerschaft». Kollége, m. (-η, Pl. -η) : Amts- men». ABL. kollerig, adj., 1582 bei Fischart genosse, 1562 bei Mathesius Sarepta 164b Col- Garg. 848 gallenkollerig. kollern, v.: aus lege, aus lat.collèga m. «Amtsgenosse, Genösse». innerm Zorn, innerer Wut unsinnig sein, von Daza kollegiálisch, adj.: amtsbrüderlich Menschen bei Luther 1 Sam. 21, 13, närrisch a a (Goethe 5, 1, 176), aus glbd. mlat. collégiâlis. tun (Werke 8,67 J.), bei Pferden (6,145 J.), dann im 17. Jh. voll Zorn, lärmend zanken, Kollektáneen, Pl. : Lesefrüchte, Sammelschrift. Im 18. Jh. (noch 1714 bei Wächtler ungestüm lärmend reden; zorn-, wuterfüllte Collectanea) aus lat. collectanea, Pl. von coUectä-tiefe Tönea ausstoßen (1562 bei Mathesius Saneum n. «Zusammengelesnes», dem Neutr. des repta 302 ), vom Truthahn (Simpl. 1,1019 Klr). Adj. collectäneus, abgeleitet von collectus, dem Davon Kollerer, m.: kollernder Mensch; kollerndes Pferd (in beiden Bed. 1691 bei Stieler). Part. Pass, von colligëre «zusammenlesen». Kollékte, f. (PI. -n)·. Beisteuersammlung kollern,v.: kugeln, rollen, sich fortwälzen; (bei Liliencron 8,26® vom J. 1508 kollecte) ; ein rollende Laute hören lassen, z. B. im Bauche. Altargebet (mhd. collecte f.). Aus mlat. collecta f. 1716 bei Ludwig, nd.-md. kullern, schles. hüllen «Zusammengetragnes, Almosensammlg. usw.», «rollen», abgeleitet von md. Koller, Kuller f., eig. Fem. zum lat. Part, collectas (s. vor. Wort). schles.-kurhess. Kalle f. «Kugel», schles. auch kollektiv, adj.: das Einzelne zusammen- «Walze, Rolle», aus mhd. kugele f. «Kugel». fassend, sammelnd (Wieland Aristipp 2, 26, Kollétt, n. (-[e]s, Pl. -e, auch -s): Reitjacke. Schiller 14,12), aus lat. collectlvus «zusammen- Im 17. Jh. (1694 bei Nehring Coüet) aus franz. gelesen», von Part, collectus (s. Kollektáneen). coüett, ital. colletto m. «Halskragen», von lat. Kollektiv, n. (-s, PI. -e) : Sammelname, Sam- Collum n. «Hals». melwort, aus gleichbed. lat. (nomen) collec- Kolli, n. (-s, PI. wie Sg. oder -s), eigentttvum η. lich PI. von Kollo, n.: Warenballen, FrachtV o l l e r , η., seltner m. (-s, Pl. wie Sg.): stück. 1712 bei Hübner Colli, aus ital. colli, Halsbekleidung als Teil der Rüstung oder Klei- PI. von collo m. «Ballen Ware». dung; am Halse schließender Lederharnisch kollidieren, v.: in feindliche Berührung für Brust u. Rücken (im 16.—18. Jh.) ; Manns- kommen. 1694 bei Nehring, von lat. collidere jacke, Wams (1482 bei Melber O 2 b , noch «zusammenschlagen, -stoßen, feindlich aneinbayr.) ; Halskragen (1716 bei Ludwig), Hals- ander kommen. Dazu Kollision, f. (Pl. -en): krause. Auch Qoller (Schiller Teil 3,3 als m.), Widerstreit, 1694 bei Nehring, von lat. collisio bei Luther Koller mhd. gollier, koUier, spät. f. «das Zusammenstoßen». goller, koUer n. «Halsbekleidung»; auf mhd. Kollier (spr. koljë), n. (-s, Pl. -s): Halscollir, im 15. Jh. gollir, beruhen die um- kette als Schmuck. Im 19. Jh. aus gleichgelauteten Formen Koller (bei Alberus diet. bed. franz. collier. Vgl. 1Koller. 1540 und Stieler 1691, auch nd. im 16. Jh.), Kolon, n. (-s, Pl. -s und Kola): der keller (im 15. Jh. bei Diefenbach gl. 132a) und Doppelpunkt. 1694 bei Nehring Colon. Aus gr.Schweiz. Qoller n. (bereits im 16. Jh.). Ent- lat. colon, gr. κώλον η. «Glied», dann «Glied lehnt aus franz. collier m., von lat. collare η. einer Periode» (gegliederten Satzverbindung), «Halsband», mlat. collarium, collerium n. «Hals- in welcher Bed. um 1522 Ickelsamer 46 die rüstung», abgeleitet von lat. collutti η. «Hals». PI. Cola, Colen ebenso wie Gommata, Commaten ®Koller, m. (-es, PI. wie Sg.) : krankhafte gebraucht und dabei als Trennungszeichen Wunderlichkeit aus innerm Zorn oder innerer dieser Satzglieder : und / angibt. Wut. Im 15. Jh. koler (Diefenbach gl. 181a), Koloniálwaren, Pl. f.: Aus den übermhd. um 1800 kolre m. «stille od. ausbrechende seeischen Kolonien bezogne Waren. Zgs. mit Wut», nd.kuller. Entlehnt aus gr.-lat. cholera f. koloniál aus nlat. colöniälis «zu den Kolonien «Galle, Gallensucht» (s. Cholera), dann im gehörig». Anfang des 19. Jh. aufgekommen.

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Kolonie

Komfort

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Kolonie, f. (PI. -[e]»): Pflanzort, Ansiede- groß»; davon kolossálisch, adj., bei Lessing lung. 1617 bei Hulsius Schiff. 13, 7 Colonie. 6, 454, Wieland Suppl. 4, 89, Schiller 7, 8. Aus lat. colonia f. «Aiisiedelei» (wovon in kolportieren, v.: von Haus zu Haus alter Zeit Köln), von lat. colönus m. «Land- tragen, im 18. Jh. aus franz. colporter, eig. wirt, Pflanzer». Dazu Kolonist, m. (-en, «am Halse (lat. Collum n.) tragen» (lat.portare). Pl. -eri): Ansiedler, 1741 bei Frisch, koloni- Dazu Kolportéur, m., 1712 bei Hübner Colsieren, v.: eine Kolonie gründen, bei Goethe porteur «mit italienischen und französischen 15,1,300, aber schon 1575 bei Fischart Garg. Galanteriewaren umherwandernder Tablett17 colonisiren «ansässig, einheimisch machen». träger», aus franz. colporteur m. KolporKolonne, f. (PI. -»): Säule, Heersäule, táge (spr. -áze), f. (Pl. -η): Hausierhandel, Aufstellung in Ordnung von größrer Tiefe. besonders mit Büchern. Kolster, m. (-$) : zäher Schleim, bei Les1710 bei Nehring Colonne in militärischer Bed. Aus gleichbed. franz. colonne, ital. colonna f. sing 1, 203, entstanden aus Qualster (s. d.). 1 «Säule», von lat. columna f. «Säule». Dazu Kolter, m. (-«, PL wie Sg.): abgenähte Kolonnade, f. (PI. -n): Säulengang, Säulen- (Bett-) Decke, Steppdecke. Bei Luther 2. Kön. halle (bei Herder z. Philosophie 1,165 Colon- 8, 15 Kolter, obd. im 16. Jh. und noch heute nade), aus gleichbed. franz. colonnade f., da- meist Goiter. Mhd. kolter, goiter, üblicher für 1712 bei Hübner Colonnata f. Jculter, gulter m. (noch bayr. Qvlter), nd. kolter Kolophonium, n. (-s): Geigenharz, be- «Polster, Decke, worauf man sitzt oder liegt», nannt nach der Stadt Kolophon in Kleinasien, zuweilen auch «Bettdecke». Aus afranz. colstre, 1565 bei Paracelsus Wundartzney 55 Colo- coltre, coutre f., von lat. ctUcitra f. «Polster, fonie, 1678 bei Krämer Colofonien, Colfonien n. Matratze». Dagegen entspringt aus der einKoloqninte, f. (PL -n): Bitter-, Papier- fachem lat. Form culcita f. das gleichbed. gurke. Bei Luther (2. Kön. 4. 39) der PI. md. kulte, holte f., mnd. holte f., mndl. culct f. 4 Colochinten, Kolquinten, 1536 bei Wicel AnKolter, n. (-s, Pl. wie Sg.): Pflugmesser, b notations 1, 126 Kolokinten, aus mlat. im Sech. Norddeutsch. 1640 bei Colerus Hausb. 15. Jh. cologuinüs, gr.-lat. colocynthis, gr. 4,60 Kolter, mrhein. im 16. Jh. kolter, kolffter κολοκυνθίο f. (Weisth. 2,538.597), mehr ndrhein. 1413 holier kolorieren, v.: mit Farbe ausmalen, (ebd. 2,726,10). Aus gleichbed. afranz. coltre färben (1571 bei Rot colorirn, 1562 bei Ma- m., η franz. coutre, ital. coltro m., von lat. cutter thesius Sar. 49b, 78 a coloriren); mit künst- m. «Messer, Pflugmesser». lichen Tonverzierungen singen (1571 bei Rot, Kolúmne, f. (PL -n): bei den Buchcolerieren 1551 bei Scheidt Grobianus 7). Aus druckern die Spalte (eig, Schriftsäule) einer lat. colorare «färben», von color m. «Farbe». Buchseite, 1774 bei Adelung Columne, 1694 bei Dazu Koloratúr, f. (Pl. -en): künstliche Nehring Columna, aus lat. columna f. «Säule». Tonverzierung, 1571 bei Rot Coloratur, in eig. Kombination, f. (Pl. -en): berechnende Bed. «Färbung», 1562 beiMathesius Sar. 265b. Verbindung (früh im 18. Jh.), aus mlat. combiKolorit, n. (-[e]s, PI. -e): Farbengebung, nätio f. kombinieren, v.: berechnend verim 17. Jh. (1712 bei Hübner Colorii η., 1678 binden; zusammenfügen (1708 im Zeit.-Lex.). bei Krämer der PL Coloriten), aus gleichbed. Aus spätlat. combinare (woher auch franz. ital. colorito m. combiner «je zwei verbinden»), zusammenKolófi, m. (Gen. Kolosses, PL Kolosse): gesetzt aus lat. com- «mit, zusammen», und Riesensäule, Riesengestalt. Im 17. Jh. bei einer Ableitung von lat. bini «je zwei». Lohenstein Hyacinthen 56 der Plur. Kolossen, Komét, m. (-en, PL -en): Schweif-, Haarmit schwacher Flexion neben der starken noch stern, (1579 bei Calepinus) Strobelstern. 1482 bei Wieland, Goethe, Schiller. Aus gr.-lat. im Yoc. theut. r 2 a komet, mhd. comité m.; colossus, gr. KOXOCCÓC m. «Riesenbildsäule», dazu ags. comèta m. Aus gr.-lat. comèta, gr. insbesondre die 70 Ellen hohe, dem Sonnen- κομήτης m., eig. «langes Haar tragender», gott geweihte eherne auf der Insel Rhodus. von gr. κόμη f. «Haar». Dazu kolossisch, adj.: riesenmäßig, überKomfort, m. (-8, Pl. -s): Behaglichkeit^ groß,ungeheuer, bei Wieland Idris3,58, Herder Bequemlichkeit, um 1800 entlehnt, bei Goethe z. Philosophie 5, 67, von gr.-lat. colossicus, Naturw. Sehr. 4,142 der Pl. Comforts. Aus gr. KOXOCCIKÓC. kolossál, adj. (Goethe 31,72), glbd. engl, comfort, mengl. comfort «Stärkung, aufgenommen aus franz. colossal «riesig-, über- Trost», durch afranz. confort m. «Stärkung»,

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Komiker

Kommentar

von lat. confortare «sehr stärken», zu lat. fortis «stark». Dazu komfortábel, adj.: behaglich, früher auch bekömmlich (Schiller an seine Frau vom 10. 3. 1801). Vgl. Ladendorf. Komiker, m. (-s, PI. wie Sg.): Schauspieler für lustige Bollen (erst im 19. Jh.). komisch, adj.: Lachen erregend (bei Gottsched und Geliert 1, 281); närrisch, wunderlich (bei Geliert 4,66). Jenes von, dieses nach gr.-lat. cOmicus, gr. κωμικός, als Adj. «witzig, scherzhaft, lächerlich», als männl. Subst. «komischer Schauspieler, Lustspieldichter», von κώμος m. in der Bed. «Umzug voll Mutwillen und Ausgelassenheit» (s. Komödie). Komitée, η. (-s, Pl. -s): leitender usw. Ausschuß. Bei Norddeutschen öfters Fem., vereinzelt auch wohl Mask. Im 17. Jh. aufgenommen (1708 im Zeit.-Lex.) aus gleichbed. franz. comité m., und dies aus engl, committee, eig. «Untersuchungsausschuß von und aus dem Parlament» (so bei Schiller M. Stuart 1,7 Kommittee), von engl, commit «übergeben, anvertrauen». Letztres aber aus franz. commettre «(zu einem Amt) bestellen, abordnen», von lat. committere «anvertrauen».

als Subst. gesetzten Part. Präs. jenes ital. und span. Zeitworts. Davon K o m m a n d a n t ú r , f. k o m m e n , v. (Präs. komme, kommst, kommt, Prät. kam, Konj. käme, Part, gekommen): sich wohin bewegend gegenwärtig werden. Bei Luther komm, mhd. kamen, auch kumen (besonders md.), ahd. queman, dann coman, kuman, chomen; dazu asächs.-ags. cuman, engl, come, afries. kuma, anord. koma, schwed. komma, dän. komme, got. qiman. Urverwandt mit aind. gámati «geht, gehen», awest.¡¡amaiti «kommt», lat. venia (aus *gvmio) «ich komme», gr. βαίνω (aus *ßav;'uu) «ich gehe», arm. ekn «er kam», ir. fobenat «subveniunt», der alte gw-Laut hat sich in bequem (s. d.) erhalten. Das Präs. lautet im Sg. bei Luther kome, kompst, kompt und selten kömpt (die umgelaut. Formen kömmst, kömmt oft im 17. und 18. Jh., vgl. Lessing 10, 225, noch im 19. Jh. bei Chamisso, Heine, Rückert), mhd. hume (md. kome), kumest, kumet, zuweilen kümet, kümt (andrhein. quimit, kummit), ahd. quimu (dann cumu), quimist (dann cumist, chomesf), quimit (dann cumit, chumit noch im 18. Jh. schles. qvimmt, quimt); das Prät. bei Luther kam, mhd. kom, kam (md. quam), PI. körnen, kämen (md. quämen), Konj. kœme, kœme (md. quëme), ahd. quam, cham, Pl. quâmumês, Konj. quâmi; das Part. Pass, bei Luther und vorwiegend älternhd. komen, mhd. komen, kamen, zuweilen gekomm, ahd. queman, quoman, dann cuman, chomen, noch heute im Volkston dichterisch oder altertümelnd kommm. In der Weise eines Hilfszeitwortes erscheint kommm dem Part. Prät. eines anhaltende Bewegung ausdrückenden Verbums zugesellt, in welcher Verbindung dies Part, aktiven Sinn hat, z. B. er kommt geflogen usw., oft im Mhd..

Komma, n. ( r s, Pl. -s und Kommata)·. als Interpunktionszeichen der Beistrich, bis ins 18. Jh. von längrer Gestalt /. Bei Nehring 1694 Gomma, aus gr.-lat. comma, gr. κόμμα η. «Ein-, Abschnitt, Glied einer Periode» (wie noch um 1522 Ickelsamer den Pl. Commuta, Gommaten gebraucht, s. Kolon), von gr.KÓirríiv «schlagen, abhauen». Kommanditgesellschaft, f.: Handelsgesellschaft mit stillen Teilnehmern. Zgs. mit dem glbd. aus franz. commandite entlehnten Kommandite (1801 bei Campe). Kommándo, η. (-s, Pl. -s): Befehl, im 17. Jh. (bei Grimmelsh. Simpl. 8 Gommando, 1639 bei Micrälius Pommern 1, 79 gekürzt Command η.) entlehnt aus gleichbed. ital.-span. comando m., von dem aus lat. commendäre «empfehlen» (zusammengesetzt aus com- «mit», mandare «auftragen») gewordnen ital. comandare, span, comandar, franz. commander «befehligen, gebieten», woher im 16. Jh. kommandieren, v.: befehlen, befehligen (1571 bei Rot commendirn, 1617 bei Wallhausen Corp. mil. 10 commandiren). Kommandánt, m. (-en, Pl. -en): Befehlshaber (1617 im teutschen Michel 10, 1642 bei Homburg Clio R 8 und 1646 bei Moscherosch Philander 4, 222 Gommendant, 1664 bei Duez Commandant), aus gleichbed. ital.-span. comandante m., dem

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Komménde, f. (PI. -»): Ordenspfründe. 1581 bei Fischart Binenkorb 223b Gommmde, aus mlat. commenda f., von lat. commendare «anvertrauen, übertragen». Vgl. Komtur. Kommént, m. (-s, -s; spr. Komme5): der Brauch des Burschenlebens und das Gesetzbuch darüber, 1795 belegt. Eigentlich das «Wie», aus franz. comment «wie».

Kommentár, m. (-s, Pl. -e und -arien): Erläuterung, Erläuterungsschrift. Bei Lessing 3, 20 vom J. 1750 Gommmtar, aber schon 1531 bei Hedió Josephus Vorr. S. 2 der PI. Commentarien, dafür im 16. u. 17. Jh. (1508 bei Altenstaig 95 a , bei Luther und Duez) Gomment m. Aus gleichbed. lat. commentdrius m. (eig. Adj., zu ergänzen liber m. «Buch»).

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Sommers

Komödiant

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kommentiéren, v.: erläutern, 1694Nehring Nr. 252, aus lat. commissio f. «Begehung», im commentiren, aus gleichbed. lat. commentàri. spätem Latein «Vollmacht», im Mlat. «AufKommérs, m. (Gen. -es, Pl. -e): student. trag». Kommissionär, m. (-s, PI. -e): GeTrinkgelage. 1781 bei Kindleben Kommersch, schäftsbevollmächtigter, 1775 bei Adelung, aus bei Campe 1813 Commerce, aus franz. commercefranz. commissionnaire m., von mlat. commism. «Verkehr» (s. Kommerz). ZUS. Kommérs- sionarius m. Vgl. Kommis. buch, n.: Trinkliederbuch der Studenten. kommlich, adj.: bequem, passend, dienKommérz, m. (-es): Handelsverkehr, aus lich, zuträglich. Schweiz.-elsässisch, daher gleichbed. franz. commerce m., von lat. com- bei Schiller Teil 4,1 (V. 2128). Mhd. komlich, mercium n. «Handel». 1678 bei Krämer der Schweiz, im 15. Jh. kumlich. Zgs. mit kommen. PI. Commerden (und schon in den schles. kommóde, adj.: bequem. Im 17. Jh. Acta publica vom J. 1618 S. 225 Commertien) commode, aus gleichbed. franz. commode, von «Handelschaft». ZUS. Kommérzienrat, lat. commodus «bequem». Kommode, f. m.: Titel, der an Großkaufleute verliehen wird. (PI. -n): Schiebkastenschrank. Im 18. Jh. KommÎS (spr. Kommi), m. (Gen. u. Plur. Commode (Zachariä Phaeton 1, 33, Hermes ebenso, aber mit gesproch. s): Handlungs- Soph. Reise 1, 532) aus gleichbed. franz. com· diener. Das gleichbed. franz. commis, eig. mode f., dem substantivischen Fem. des Adj. «Beauftragter», von commettre «beauftragen», commode. Kommoditát, f.: Bequemlichaus dem gleichbed. lat. committere, dessen keit; (verhüllend) Abtritt. In der 1. Bed. Part. Perf. Pass, commissus lautet. Im ältern bei Grimmelshausen Simpl. 1,868 Klr. CommoNhd. ist K. s. v. a. «Beauftragter, Stellver- dität, aus franz. commodité f., von lat. comtreter» (so noch bei Schiller 14, 192), dafür moditas f. «Bequemlichkeit». jetzt Kommissar; die jetzige Bed. erscheint Kommúne, f. (PI. -n) : Gemeinde. Schon bei Campe 1813. spätmhd. kommûne f., aus franz. commune f., Xommifi: zur regelmäßigen Lieferung das auf lat. communio f. «Gemeinschaft» zuan Soldaten Zugerichtetes, im 16. u. 17. Jh. rückgeht, von communis «gemein», kom(1596 bei Fronsperger Kriegsb. 1, 31b in die mnnál, adj.: was zur Gemeinde gehört. Aus Commiß greiffen, aus der Commiß geben, 1617 gleichbed. lat. commünälis. Im 19. Jh. im teutschen Michel 38, 1650 bei Moscherosch Kommunikánt, m. (-en, Pl. -en): Emp2,702.812, aber schon 1555 bei Wickram Roll- fänger des heiligen Abendmahls. Bei Luther wagenb. 71, 22 Commißmetzger für Lands- 4, 316b J. Communicanten, aus lat. commüniknecht), aus franz. commis, lat. commissus, cans (Gen. commünicantis), Part. Präs. von Part. Pass, von lat. committere «anvertrauen», commünicäre «gemeinschaftlich machen, etwas franz. commettre «beauftragen». ZUS. Kom- mitteilen»,woher kommunizieren,v.: durch mißbrot, n.: Soldatenbrot, schon im 16. Jh. Mitteilung gemeinschaftlich machen (1616 bei (bei Horn Soldatensprache 26 ein Beleg von Henisch communiciren)·, gemeinschaftlich zum 1598; 1648 bei Kemnitz schwed. Krieg 1, 160a heil. Abendmahle gehen (bei Luther 5, 82 a Commisbrot). communiciren). Kommunion, f.: Empfang b Kommissär, Kommissär, m. (-s, PI. -e) : des heil. Abendmahls, bei Luther 5, 96 Communion, aus lat. commùnio f. «Gemeinschaft», in amtlicher Sendung Betrauter, amtlicher Geschäftsbetrauter. Im 15. Jahrh. (1447 im im 4. Jh. «das heil. Abendmahl», von lat. Henneberg. Urkdb. 7, Nr. 252 der Sg. com- communis «gemeinschaftlich». Kommunismissari, bei Janssen Reichscorr. 2,106 vom mus, m.: Gütergemeinschaft. Aus nlat. comJ. 1449 der PI. commissarien) enüehnt aus munismus. Ebenso wie Kommunist, m., mlat. commissarius m. «mit Besorgung eines politisches Schlagwort seit 1840. Vgl. LadenGeschäfts Betrauter, Vollzieher der Testa- dorf und ZfdW. 8, 13. mente», woher franz. commissaire m. und hier- Komôdiânt, m. (-en, Pl. -en): Schauaus früh im 18. Jh. Commissär. Davon Kom- spieler. 1617 im teutschen Michel 25 und missariát, n. (-es, Pl. -e), 1564 in den Script, 1620 bei Albertinus Lustgarten 265 Comediant, rer. Siles.4, 202. Kommission, f. (Pl. -en): 1639 bei Zincgref 1,304 Comœdiant, 1691 bei Auftrag; Untersuchungsausscbuß. In der 1. Stieler Komödiant neben Komediant und KornBed. 1495 in den Reichsordn. 18a Commission, mediant, nach gleichbed. ital. commediante m., auch bei Hermann v. Sachsenheim Mörin 2390; dem als Subst. gebrauchten Part. Präs. von in der 2. Bed. 1447 im Henneberg. Urkdb. 7, commediare «Lustspiele aufführen», zu ital.

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Kompagnie

Kompliment

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commedia f. «Lustspiel», aus gr.-lat. comoedia f. messen» abgeleitet von lat.jjossws m. «Schritt». Daher komodiántisch, adj., 1712 bei Hübner Jetzt betont Kömpaß, aber bei Opitz, A. Grycomödiantisch, 1694 bei Nehring comediantisch. phius, Hoffmannswaldau, Canitz usw. Gomp&ß. — Komödie, f. (Pl. -n): Lustspiel (im 17. Kompéndinm, n. (-$, PI. -dien): kurz und 18. Jh. Schauspiel, Theater überhaupt, gefaxtes Lehrbuch, Abriß. Aus lat. compennach franz. comédie f.). Im 15. Jh. mrhein. dium n. «Ersparnis» (an Arbeit). Im 17. Jh. comedie (bei Diefenbach gl. 134°), 1517 comedi Kompensation, f. (Pl.-en): Ausgleichung, f. (vocabula pro juyentute Bl. 23 a ), 1639 bei Entschädigung, Aufrechnung. Aus gleichbed. Zincgref 1, 304 Gomœdie, 1691 bei Stieler Ko- franz. compensation f. und dies aus lat. commödie neben Komedie und Kommedie, aus gr.- pensatio f. von com-pensäre «gegeneinander lat. comoedia, gr. κωμωδία f. «Lustspiel», im abwägen», wovon kompensieren, v.: aufGriechischen eig. wohl «Festgesang», zgs. aus rechnen. Beide im 17. Jh. κώμοο m. «festlicher Aufzug mit Musik, GeKompetént, m .(-en, Pl.-e«): Mitbewerber sang und Tanz», zunächst zu Ehren des Gottes um ein Amt, 1678 bei Krämer, kompetént, Dionysos, und ψί>ή f. «Gesang» (s. Ode). Ygl. adj.: zuständig, befugt, 1714 bei Wächüer komisch, Komiker. competente, von lat. competens (Gen. compeKompagnie, Kompanie (spr. Kompani), tentis, in der mlat. Itechtssprache «gebührf. (PI. -n): zu etwas verbundne Gesellschaft; lich, zuständig»), dem Part. Präs. von compeAbteilung Soldaten unter einem Hauptmann. tere «zusammentreffen, gemeinsam erstreben». Das franz. compagnie f., das zurückgeht auf Kompeténz, f.: Mitbewerbung, Zuständigein mlat. companium n. «Gesellschaft», eig. keit (1678 bei Krämer Competentz), aus lat. «Brotgenossenschaft», zgs. aus lat. com- «mit» competentia f. «Zusammentreffen», im Mlat. und einer Ableitung von pänis m. «Brot». «Mitbewerbung». Schon mhd. kompanîe, kumpdnîe f. «GesellKompilation, f. (Pl. -en): Zusammenschaft», dann im 16. Jh. in der Bed. «Handels- stoppelung aus Büchern, kompilieren, v.: gesellschaft» ; als Heeresabteilung 1617 bei Wall- (aus Büchern) zusammenstoppeln. Erst im hausen Corp. mil. 12. — Kompagnon (spr. 18. Jh. aus lat. compilare «plündern», comkompanjq), m. (-s, Pl. -s): Geschäftsteilhaber. pîlâtio f. «Plünderung». Das franz. compagnon, ital. compagnone m., eig. komplétt, adj.: vollständig, 1678 Krämer «Genösse». Schon 1515 im Eulenspiegel Kap. complet, aus gleichbed. franz. complet, von 39 companion in der Bed. «(Handwerks-) Ge- lat. complëtus «vollgefüllt, vollständig», dem nösse, Mitgesell». Vgl. Kumpan. Part. Perf. Pass, von lat. compiere «an-, vollkompákt, adj.: dicht, gedrängt. 1716 bei füllen». Davon komplettieren, v.: verLudwig compact, aus franz. compacte, von lat. vollständigen, ergänzen, 1703 im Zeit.-Lex. completiren, aus gleichbed. franz. compléter. compactas «gedrungen». Kompanie, s. Kompagnie. Kompléx, m. (-es, Pl. -e): ZusammenKomparatÍY, m. {-s, Pl. -e): Vergleichs- fassung, Zusammengefaßtes. Oft bei Goethe stufe, höhre Stufe des Adjektivs und des Ad- (3, 368; naturw. Sehr. 6, 9) Aus lat. comverbs in der Grammatik. Aus lat. (gradus) plexas m. «das Umfassen». comparâtîvus m., eig. Adj. von comparätus, dem Komplice, m.(-w, PI.-«): der Mitschuldige, Part. Perf. Pass, von comparare «vergleichen». Helfershelfer. Ende des 17. Jh., aus gleichKompafi, m. (Gen. Kompasses, PI. Kom- bed. franz. complice m., von lat. complex m. passe): Magnetnadel mit Büchse (im 17. und (Gen. complícis) «Verbündeter, Teilnehmer». 18. Jahrh. auch «Taschensonnenuhr» für die kompliziert, adj. : verwickelt. Bei Campe Eeise, 1678 bei Krämer «Zirkel», daher die 1801. Das Part. Perf. Pass, von komplizieren, sprichwörtliche EA. Einem den K. verrücken, lat. complicare «zusammenfalten, -wickeln». «seine Pläne vereiteln», (1605 bei Hulsius). Komplimént, n. (-es, PI. -e): VerbeuIm frühen 15. Jh. compas, daneben compost, gung; Empfehlung; Höflichkeitsbezeigung, 1540 bei Alberus diet. ee3 b Gompaß (aber Artigkeit. Im 17. Jh. (1615 bei Albertinus bereits 1253 bei Heinrich von Krolewiz Vater- Landstörzer 255 der PI. Gomplimenten), aus unser 1468 f. und um 1190 im Gedicht La gleichbed. franz. compliment und dies aus ital. Bible des Guyot de Bercy aus Provins be- complimento m. Davon komplimentieren, schrieben). Aus ital. compasso m. «Kompaß, v., 1669 im Simplic. 217 complimentiren, aus Zirkel», nebst ital. compassare «abschreiten, ab- franz. complimenter, ital. complimentare.

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Komplott

Konferenz

Komplott, n. (-[e]s, PI. -e) : geheime Verbindung zu Schlimmem; Meuterei. Im 17. Jh. (1686 bei Liebe) aus dem in seinem Ursprung dunklen franz. complot m. «heimlicher böser Anschlag unter Mehrern» (in der ersten Hälfte des 16. Jh. «Verabredung, Übereinkunft»).

dûr, kumtûr m., aus afranz. commendeor (nfranz. commandeur), von mlat. commendator m. «Befehlshaber eines geistlichen Ordensgebietes oder Ordensgutes», von lat. commendare «empfehlen», im Mlat. «befehlen». Vgl. Kommende. kondensieren, v. : eindämpfen, eindicken. Nach lat. condensare «dicht machen, zusammenpressen». 1791 bei Roth. Kondition, f. (Pl. -en)·. Bedingung; Zustand; Dienst. Im 16. Jh. Condition f. «Beding, Vorschlag» (1580 bei Schwartzenbach Syn. 14a), «Dienst, Stelle» (bei Luther Briefe 5, 528), aus lat. conditio f. «Bedingung, bedungene Übereinkunft», von condëre «zusammengeben». ABL. konditionieren, v.: in Diensten stehen. Im 17. Jh. Konditor, m. (-s, PI. wie Sg.): Zuckerbäcker. 1716 bei Ludwig Conditor, 1728 bei Sperander Conditer, aus lat. conditor m., von condire «durch Zutaten lecker machen, Früchte einlegen» (1616 bei Henisch Condit«Konfekt», ebenso mhd. condiment η. aus lat. condlmentum n.). ABL. Konditorei, f.: Zuckerbäckerei.

Davon komplettieren, v., im 17. Jh. aus franz. comploter. komponieren, v.: eine Tondichtung schöpferisch zusammensetzen. 1571 bei Bot componirn, aus lat. compônëre «zusammensetzen».

Komponist, m. (-en, Pl. -en): Tonsetzer, bei Luther Briefe 4, 586 und bei Rot 1571

Componisi Komposition, f. (Pl. -en): Zu-

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sammensetzung (um 1522 bei Ickelsamer 32 Composition der Wärter); Metall- oder Erdmischung (Zimm.-Chron.2 4, 139, 8); Tondichtung (1571 bei Eot). Aus lat. compositio f. «Zusammensetzung». Kompóst, m. (-[e]s, PI. -e): gemengte Düngererde. Neures Lehnwort der Gärtner und Winzer aus gleichbed. franz. compost m., mlat. compostum η. «Dünger», von lat. compositum «Zusammengesetztes» (s. Kompott). Kondolénz, f.: Beileidsbezeugung. Im Kompott, n. (-[e]s, PI. -e): eingemachtes 17. Jh. (bei Schuppius 617 Condolentz), aus gedämpftes Obst, bei Campe 1801, aus gleich- gleichbed. ital. condolenza f. kondolieren, bed. franz. compote f., ital. composta f., aus v.: sein Beileid bezeugen, 1694 bei Nehring lat. composita, dem Fem. des Part. Perf. condoliren, von lat. condolere «sehr leiden», Pass, compositus von compOnëre «zusammen- dann «Mitleid, Beileid bezeugen». setzen». Dafür im 16. bis 18. Jh. Compost m. Kondor, m. (-s, PI. -e): südamerikanischer (1567 bei Junius I I I a , Schlehenkompost 1575 Greifgeier. 1721 bei Jablonski, über span. bei Fischart Garg. 210). condor m. aus peruanisch cuntur. kompréfi, adj.: zusammengedrängt, enge. Kondottiére, m. (-s, Pl. -n und KonIm 17. Jh., aus lat. compressus «knapp, enge», dottieri): Führer einer Söldnerbande. Aus dem Part. Perf. Pass, von comprimere «zu- gleichbed. ital. condottiere (14. Jh.), abgeleitet sammendrücken, -pressen». Davon Kom· von ital. Part. Perf. Pass, condotto, lat. conprèsse, f. (PI. -n): Umschlag um eine Wunde, ductas, zu ital.-lat. condùcere «führen». Beule und ähnliches. 1813 bei Campe. Kondukténr, (spr. -or), m. (-s, Pl. -e): Kompromiü, m. und n. (Gen. -sses, PI. Begleiter, Schaffner. Aus franz. conducteur -sse): gegenseitige Übereinkunft, besonders «Leiter», von conduire «führen». 1728 bei streitiger Personen; Urteil, dem sie sich unter- Sperander. werfen. Im 15. Jh. compromiss n. (Öheim Konfékt, n. (-s, Pl. -e) : Zuckergebacknes. 154, 13), aus lat. comprOmissum n. «gegen- Mhd. im 14. Jh. confect n., aus gleichbed. mlat. seitiges Versprechen», dem substantivischen confectum n., urspr. Neutr. des Part. Perf. Pass, Neutr. von comprömissus, Part. Perf. Pass, von conficëre «verfertigen». Konfektion, f. von compromittëre (s. d. folg.). (Pl. -en) : Anfertigung von Kleidern usw. Aus kompromittieren, v.: (dem Schimpfe) gleichbed. franz. confection f., nlat. confectio f. bloßstellen. Im 17. Jh. compromittiren (1694 Im 19. Jh. Davon Konfektionsgeschäft, n. bei Nehring), aus gleichbed. franz. compro- Konferénz, f. (Pl. -en): Beratschlagung, mettre, von lat. compromittëre «gegenseitiges 1678 bei Krämer Conferentz, aus mlat. cmVersprechen geben». ferentia f. «Unterredung», von lat. conferre

Komtúr, m.(-s,Pl. -e): Ordenspfründner; «zusammentragen, mitteilen», konferieren, Vorgesetzter eines Ordenshauses oder Ordens- v.: gemeinschaftlich beraten; (ein Amt) übergebietes. Mhd. kommentiur, commendar, kome· tragen. Früh im 16. Jh. (bei Fischart Garg. W e i g a n d , Dentedles Wörterbuch. 5. Aufl.

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Konfession

König

274 conferieren in der 1. Bed.), aus gleichbed. franz. conférer, yon lat. conferre «mitteilen, zuwenden». Konfession, f. (Pl. -en) : Bekenntnis (mhd. confession f.); Religions-, Glaubensbekenntnis (nach der confessio Augustana von 1530, bei Rot 1571 Confession), aus lat. confessio f. «Bekenntnis», von confitëri «bekennen». konfirmieren, v.: rechtskräftig bestätigen (mhd. im 13. Jh. confirmiren Germania 28, 363); zur Bestätigung des Taufbundes einsegnen (1534 bei Franck Weltb. 127b confirmieren), aus lat. confirmare «festmachen, bestätigen». Konfirmánd, m. (-en, Pl. -en) : der als Mitglied der christlichen Kirche bestätigt und eingesegnet werden soll, aus lat. confirmandus, dem Part. Perf. Pass, von confirmare. Konfirmation, f. (Pl. -en) : rechtskräftige Bestätigung (1487 im Stadtrecht von Gera Einleit. confirmación)·, Investitur (im 15. Jh. confirmaz f.); Einsegnung zur Bestätigung des Taufbundes (1534 bei Franck Weltbuch 127b Confirmation)·, aus lat. confirmado f. «Befestigung, Bestätigung». konfiszieren, v.: gerichtlich einziehen. 1507 bei Janssen Reichscorr. 2, 738 confisciren, aus lat. confiscare «für die kaiserliche Schatzkammer (lat. fiscus m.) einziehen». Konfiskation, f.: Verfallserklärung, aus lat. confiscate f. «Vermögenseinziehung». Im 17. Jh. Konfitüren, Pl.: Eingemachtes; Zuckergebäck. Aus gleichbed. franz. confiture f., das auf lat. confectüra f. von conficere (s. Konfekt) zurückgeht. 1711 bei Rädlein. Konflikt, m. ( - [ φ , Pl. -e): feindlicher Zusammenstoß. Im 18. Jh., aus gleichbed. lat. conflictus m., von configgere «feindlich zusammenstoßen». Konföderation, f. (Pl. -en): Verbindung (im 17. Jh.). konföderieren, v.: verbünden, im 17. Jh. (bei Nehring) aus lat. confoederäre «durch Bündnis vereinigen», davon (um 400 n. Chr.) lat. confoederätio f. «Bündnis». konform, adj.: gleichförmig, übereinstimmend. Im 17. Jh. (bei Nehring conform), aus glbd. späterlat. conformis, von lat. forma f. «Form». konfrontieren, v.: zum Verhöre Stime gegen Stime, d. h. gegenüberstellen, 1616 bei Henisch confrontiren, aus mlat. confrontaret von lat. frons f. «Stime». Konfrontation, f., mlat. confrontatio f . 1728 bei Sperander. konfÚS, adj.: verwirrt, im 16. Jh. in der Zimm. Chron. 2 1, 529, 23 confus, aus glbd.

lat. confusas, Part. Perf. Pass, von confundere «zusammengießen, verwirren». Konfìisión, f. (Pl. -en): Verwirrung, Durcheinander. 1571 bei Rot Confusion, aus glbd. lat. confusio f. Kongréfi, m. (Gen. -sses, PI. -sse): Zusammenkunft von Abgeordneten in Staatsangelegenheiten. 1703 im Zeit.-Lex. Gongreß, aus lat. congressus m. «Zusammenkunft». König, m. (-s, PI.-β): Fürst der höchsten Würde nach dem Kaiser. Bei Luther Konig, König, md. im 15. Jh. konig, mhd. künec, ahd. kuning, (mit Auswerfung des Nasals wie in Honig, Pfennig, verteidigen) kunig m. ; dazu asächs. cuning, mnd. konink, mndl. conine, afries. kining, ags. cyning, cyng, engl, king, anord. konungr, köngr m., schwed. konung, kung, dän. konge (got. dafärpiudans m.). Mittels der Ableitungssilbe -ing von got. kuni, ahd. cunni, mhd.künne, asächs. cunni, ags. cyn, anord. kyn n. «Geschlecht» (s. Kind), also eig. «Mann von edlem Geschlecht». Doch scheint neben ahd. chuning, ags. cyning ein aus ahd. chuniriche, ags. cynerice n. (Königreich), cynecyn n. (Königsgeschlecht), cynelïc (königlich) sich ergebendes ahd. chuni, ags. cyne «König» vorhanden gewesen zu sein, von dem jene alten Formen für König abgeleitet sein könnten, bekräftigt durch die Ableitung des anord. konungr von konr m. «Mann vornehmer Abkunft», demnach eig. «Sohn eines Mannes von edlem Geschlecht». Nach Tacitus Germania 7 wählten die Germanen die Könige nach edler Geburt. Mit einem unmittelbar dahinterstehenden Eigennamen bleibt König, das man mit diesem als eins ansieht, unverändert und wird nur jener Name dekliniert, z. B. mhd. künec Artûses hof, nhd. König Friedrichs Macht; hat aber K. den bestimmten Artikel vor sich, so bog mhd. nur der Name, z. B. des künic Chintheres man, oder auch zugleich künec, z. B. von des küneges Sigebandes mbe (Gudrun 156, 4), doch biegt heute nur König, z. B. des Königs Karl. Mit einem Beinamen dekliniert man z. B. König Friedrichs des Großen, aber des Königs Friedrich des Großen. ABL. Königin, f. (PI. -wen), bei Luther Königin, mhd. küniginne, küneginne und künigín, künegín, md. küniginne, ahd. kunninginna und kunningîn, mnd.-mndl. koninghinne f. königisch, adj., bei Luther und Goethe, ahd. chuningisc, jetzt veraltet, k ö n i g l i c h , adj., mhd. küniclich, küneclich, ahd. kuninglîh, kuniglîh, anord. konungiigr, engl, kingly, aber ags. cynelïc. Königtum, n., 1691 bei Stieler verzeichnet als frühres,

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Konjektur

Konnetabel

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nicht mehr gebrauchtes Wort für Königreich; (-[e]s, Pl. -e): wilde Ehe, aus lat. concunach Heynatz Antibarb. 2, 195 von Wieland binatos m. «außereheliche Geschlechtsverbinfür franz. royauté f. aufgebracht; aber asächs. dung». 1728 bei Sperander. cuningdöm m., mndl. koninkdom, ags. cyningkonkurrieren, v. : sich mitbewerben, im dom m., engl, kingdom, anord. konungdömr m. 17. Jh. (aber 1571 bei Rot concurrirn in der ZUS. Königreich, n., mhd. künicriche, ahd. eig. Bed. «zusammen- oder mitlaufen»), aus kuningrîchi, ags. cyningrice und cynerîce η. lat. concurrere «mit-, zusammenlaufen». KonK ö n i g s k e r z e , f.: die schöne gelbe (wie Gold kurrént, m. (-en, Pl. -en): Mitbewerber, im der Königskrone blinkende) Wollblume mit 17. Jh. aus lat. concurrens, Part. Präs. von kerzengeradem hohen Stengel, im 15. Jahrh. concurrëre. Konkurrénz, f. (Pl. -en) : Mitbekonigis kercz (Diefenbach gl. 573b). KÖnigS- werbung, im 17. Jh., aus mlat. concurrentia f. gchuü, m.: bester Schuß beim ScheibenKonkúrs, m. (Gen. -es, PI. -e) : Zusammenund Vogelschießen, der zum Schützenkönig lauf, besonders der Zusammentritt der Gläumacht, 1691 bei Stieler. biger zur gerichtlichen Teilung des für ihre Konjektúr, f. (Pl. -en): Vermutung,Mut- Forderungen unzureichenden Vermögens eines maßung, 1571beiRot, aus glbd.lat.coniectüra f. ! Schuldners. Im 17. Jh. (bei Nehring) Concurs konjugieren, v.: das Zeitwort biegen, m. «Zusammenlauf, Zusammenkunft, Verin der kursächs. Schulordnung von 1580 con- sammlung der Gläubiger», aus lat. concursus jugiren, aus lat. coniugare « verbinden». Kon- m. «Zusammenlauf». Vgl. Gant. jugation, f. (Pl. -en): Zeitwortbiegung, bei können, v. (Präs. kann, PI. können, Prät. Luther 8,135 Λ Conitigation, aus lat. coniugätio f. konnte, Konj. könnte, Part, gekonnt): geistig «Verbindung», bei den lat. Grammatikern «die innehaben und ausüben; Fähigkeit, MöglichBiegung des Verbums», wofür Schottel 1641 keit wozu haben. Mit ö aus dem Md., mhd. Zeitwandelung, Gottsched 1748 Abwandelung. kunnen, künnen, ahd. kunnan, in ältester Zeit Konjunktion, f. (Pl. -en): Verbindung nur «geistig innehaben»; dazu asächs.-ags. (bei Schiller Wall. Tod 1, 5 V. 401); Binde- cunnan, afries. kunna, konna, anord.-schwed. wort (1690 bei Bödiker 233 f. Conjunction), kunna, dän. kunne, got. kunnan «kennen, aus lat. coniunctio f. «Verbindung», bei den wissen». Daneben ahd. cnâan (in den Kompos. lat. Grammatikern «Bindewort» (von lat. con· int-, ir-, bicnâan) «kennen», entsprechend ags. jüngere «verbinden»), dafür 1641 bei Schottel cnäwan, engl, know «kennen, erkennen», anord. Fügewort, 1691 bei Stieler Fügwort, 1748 bei knä «können, vermögen». Urverwandt mit lat. nöscere «kennen», co-gnöscere (Perf. coGottsched Bindewort. konkáv, adj.: hohlrund. 1728 bei Spe- gnOvi) «erkennen», nötus «bekannt», gnärus «kundig, bekannt», gr. γιγνιίκκειν «erkennen», rander, aus lat. concavus «gewölbt». Konkláre, η. (-s, Pl. wie Sg.): ver- yvûicic f. «Erkenntnis», ir. ad-gënsa « erkannte », schloßnes Papstwahlgemach; Papstwahlver- gnäth «bekannt, gewohnt», abg. znati «ersammlung, 1703 im Zeit.-Lex. Aus lat. con- kennen», lit. £inoti «kennen, einsehen», air. gnäth «bekannt», aind. janämi «ich erkenne», clave η. «Verschluß». Konkordánz, f.(Pl.-ew): Findeverzeichnis aw. zan- «kennen», arm. caneay «kannte», der Bibelsprüche nach ihrer Übereinstimmung. alb. noh «kenne». Das Präs. lautet mhd. kan, Im 16. Jh. (1571 bei Rot Goncordantz), aus Pl. kunnen (künnen, können), ahd. chan, kan, glbd. mlat. (13. Jh.) concordantia f., von lat. Pl. kunnun, ags. can, cunnon, got. kan, kunnum; concordare «übereinstimmen». Schon im 15. Jh. das Prät. noch älternhd. kunte (kunt d. j. bei Wolkenstein concordantz f. «Einklang». Goethe 3, 494, kunnt H. Heine 1, 18), mhd. Konkordát, η. (-s, Pl. -e) : Vertrag eines künde, konde (Konj. künde, künde), ahd kdnda, weltlichen Fürsten mit dem Papst in Kirchen- auch konsta, got. kunpa-, das Part, älternhd. sachen. Aus gleichbed. mlat. concordatimi η., gekonnt, gekönnt, mhd. gekunnet und kunnen von lat. concordare «zusammenstimmen, in (noch nhd. bei einem Inf., ζ. Β. er hat es tun können), ags.cüp,cunnen, got.kunßs (vgl.kund). Eintracht bringen». Konkubine, f. (PI. -»): Beischläferin, Konnetábel, m. (-s, Pl. -s): KronfeldKebsweib, spätmhd. concubine, aus gleichbed. herr. Im 17. Jh. Connetable, aus gleichbed. lat. concubina, dem Fem. von lat. concubinus franz. connétable, ital. contestabile, connestabüe, m. «Beischläfer», zu lat. concwmbere «be- span, condestable m., urspr. «Oberstallmeister», schlafen». 1572 bei Rot. Konkubinát, η. von mlat. constabulus m., zgs. aus cornes stabuli 70*

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Konnexion

Konstabel

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Konsistorium, n. (-s, Pl. -rien): Versammlung; zusammengesetzte geistliche Behörde (1562 bei Mathesius Sarepta 198b Consistorium). Mhd. consistorium n. «Sitzung unter Vorsitz des Papstes» (Ottokar 19471), aus lat. consistorium, n. «Versammlungsort», von lat. consistere «sich hinstellen». konskribieren, v.: Mannschaft ausheben zum Soldatendienste. Im 17. Jh. conscribiren (aufschreiben, viel Schreibens machen), um 1800 in der Bed. «zum Kriegsdienst aufschreiben und ausheben», aus gleichbed. lat. conscribëre. Konskription, f. (Pl. -en): Aushebung zum Kriegsdienst. Bei Goethe 7, 22. Nach gleichbed. franz. conscription f. (1798), aus lat. conscripüo f. «Aufzeichnung». Konsole, f. (PL -«): Kragstein, Wandgestell, Träger für Statuetten u. a. Aus glbd. franz. console f., das vielleicht von consoler «trösten» stammt. Bedeutungsentwicklung: Trost, Stütze, Stützbänkchen. 1791 bei Rot. konsequent, adj.: folgerecht. Im 18. Jh. Konsóls, pl.: Staatspapiere. Aus engl. aus lat. conseguens (Gen. consequentis), dem consols. Im 19. Jh. Part. Präs. von lat. consegui «nachfolgen, Konsonant, m. (-en, Pl. -en): Mitlauter. logisch folgen». Konseqnénz, f. (Pl. -en): 1478 bei Niel. v. Wyle 350,30 consonant, 352,6 Folge, bei Luther 7, 253b Consequentz, aus consonanten, um 1522 bei Ickelsamer 11 gleichbed. lat. consequentia f. Konsonant Mitstymmer. Aus gleichbed. lat. konservativ, adj.: erhaltend. Aus engl. (litera) consonans f., eig. Part. Präs. von conconservative von einem nlat. conservativas « er- sonare «mitertönen». Davon konsonánhaltend» zu lat. conservare, s. konservieren. tisch, adj., 1593 bei Helber 5 consonantisch. Seit 1831 in England als politisches Schlag- Konsonanz, f. (Pl. -en): Einklang, im 18. Jh. wort belegt und bald danach als Name einer Gonsonanz, aus gleichbed. lat. consonantia f. bestimmten Partei auch in Deutschland verKonsorte, m. (-en, Pl. -en): Mitgenosse, breitet. Vgl. Ladendorf. Teilnehmer, jetzt meist in anrüchigem Sinne. Konservatorium, n. (-s, Pl. -rien): höhre 1562 bei Mathesius Sarepta 60b der Pl. GonSchule für Musik. Latinisiert nach gleich- sorten, aus lat. consors m. (Gen. consortis) bed. franz. conservatoire (so noch 1813 bei «Teilhaber». Campe) von lat. conservare, s. d. folg., also konspirieren, v.: übereinstimmen, sich eig. «Ort zur Erhaltung (der wahren Musik)». verschwören. Bei H. Sachs Fab. 359, 100. konservieren, v.: erhalten, bewahren. Aus gleichbed. lat. conspirare. Konspira1571 bei Rot conservirn, aus gleichbed. lat. tion, f. (Pl. -en): Übereinstimmung, Verconservare. Konsérve, f. (Pl. -«): einge- schwörung, 1509 bei Brant Layenspiegel C 6 b machte Früchte, Gemüse usw. 1580 bei Sebiz Conspiration, im 15. Jh. bei öheim 112, 8 Feldbau 70 Gonserf f., 1616 bei Henisch Gon- conspiraz f., aus gleichbed. lat. conspirätio f. serv f. (eingezuckerte Blumen und Kräuter), Konstábel, m. (-«, PL wie Sg.): Feuer1546 bei Bock 2, 20b Conserva f., aus mlat. werker, Stückmeister, Kanonier, 1617 im teutconserva f. schen Michel 18. Aber Voc. ex quo von 1469 konsistént, adj.: dicht, dauernd, halthir. constahel m. «adelicher Fürstenbote», mhd. conAus lat. consistens (Gen. consistentis), dem stabel m. «Anführer, Befehlshaber», aus mlat. Part. Präs. von consistere «sich hinstellen, constabulus (s. Konnetabet) ; spätmhd. constavel, seinen Stand haben, feststehen, bestehen». kunstabél m. «Mitglied der patrizischen GelagsDavon Konsisténz, f.: Bestand, Dichtheit, genossenschaft in den Reichsstädten, Junker». Dauer, 1716 bei Ludwig Consistenz, franz. Konstábler, m. (-s, PL wie Sg.): Stückmeister, Kanonier; (englischer) Polizeidiener. consistance, ital. consistenza f. «Stallmeister» (lat. comes m. «Begleiter», im Spätlat. «Inhaber eines Hof-, Staatsamtes», und lat. stabulim n. «Stall»), Konnexion, f. (Pl. -m)·, einflußreiche Verbindung. Im 17. Jh. Connexion (bei Nehring), aus franz. connexion f. «Verbindung», von lat. connexio f. «Verknüpfung», zu lat. connectere «zusammenknüpfen». Konrad, Mannsname. Mhd.-ahd. Kuonrât, ags. Cênrëd. Zgs. aus kühn und Bat. Dazu die Koseformen Kurt, nd. Kord, und Kunz, mhd. Kuonze, Kunze, ahd. Chuonzo, Cunpo. Konrektor, m. (-s, Pl. -en): Mitrektor (zweiter Lehrer) einer Schule. Neulateinisch. konsekrieren, v.: weihen, einweihen. Mhd. consacrieren, md. consecraren (Germania 18, 266), aus lat. consecrare. Konséne, m. (Gen. -es, Pl. -e): Zustimmung. Im 15. Jh. (1411 bei Janssen Reichscorr. 1, 217 consensbrief), aus lat. consensus m. «Übereinstimmung».

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konstant

1650 bei Moscherosch Phil. 1, 170 Constäbler, aber mhd. kunstoféler m. «Konnetable» (s. d.), aus mlat. constabularius m. «Heerführer, Befehlshaber zur Lager- od. Festungsbewachung». konstant, adj. : beharrlich, unveränderlich, 1728 bei Sperander, aus gleichbed. lat. constane. konstatieren, T.: feststellen, 1801 bei Campe constatiren, aus gleichbed. frz. constater. konsternieren, v. : bestürzt machen, verblüffen. Im 17. Jh. (1694 bei Nehring, bei Weise Cath. 135), aus gleichbed. lat. consternare. konstituieren, v. : feststellend zusammenordnen, 1571 bei Rot constituirn, aus lat. constitítere «feststehen machen». Konstitution, f. (Pl. -eri): Leibesbeschaffenheit; Staatsverfassung. 1495 in den Reichsordn. 28 a Constitution f. «Verfassung», mhd. constitución f. «päpstliche, bischöfliche Satzung» (Ottokar 13437. 28076), aus lat. constitütio f. «Feststellung,

Kontinent bed. lat. consumere.

Davon

1114 Konstun, m.

(-[φ): Verbrauch. Im 19. Jh. KonSÚmyerein, m. : Genossenschaft zum gemeinsamen

Einkauf und Verkauf. 1851 von K. Bürkli geprägte Bezeichnung, vgl. ZfdW. 9, 283. Konsumtion, f.: Verbrauch, 1716 bei Ludwig Consumtion, aus lat. consumptio f. Aufzehrung. kontént, adj.: zufrieden. 1551 bei Scheidt Grobianus 52 V. 1578 content, aus lat. contentus «zufrieden» eig. «sich beschränkend, begnügend», dem als Adj. stehenden Part. Perf. Pass, von continëre «zusammenhalten», woher auch franz. content, kontentieren, v.: zufriedenstellen, befriedigen, insbesondere in Bezahlung (Schiller Pikk. 1,1). 1616 bei Henisch contentieren, nach franz. contenter «durch Bezahlen vergnügen, zufriedenstellen». Konteradmiral, m.: Gegenadmiral, d. i. der dem Vizeadmiral zunächst stehende AdEinrichtung», konstitutionéll, adj.: eine miral, 1728 bei Sperander Contre-Admiral, aus Staatsverfassung habend; verfassungsmäßig. franz. contreadmiral m. (franz. contre, von lat. Spät im 18. Jh. Constitutionen (Goethe 5,1,151), contra «gegen».) aus franz. constitutionnel «verfassungsmäßig». Konterbande, f. (PI. -n): Schleichhandel; konstruieren, v.: zusammenordnen, bei verbotene, geschmuggelte Ware. 1562 bei Luther 7,20 b Jen. construirη, aus lat. construire Mathesius Sarepta 78 a Contrabant m., 1555 «zusammenschichten», dann «grammatisch ver- bei Wickram Rollw. 190, 7 Kontrebando. Aus binden». Konstruktion, f. (Pl. -en): Zu- franz. contramande f., ita!, contrabbando m. sammenfügung, Zusammenordnung, gramma- «Handel gegen öffentliche Verkündigung oder tische Verbindung (um 1522 bei Ickelsamer 45 Gesetz, Schleichhandel» (ital.-lat. contra «geund bei Luther 8, 135a Construction), aus gen», bando m. «Verkündigung eines Befehls»). gleichbed. lat. constructio f. Konterfei, n. (-s, PI. -e): Abbild. 1651 Konsul, m. (-s, PI. -n) : höchste Magistrats- bei P.Fleming 35 Conterfei, 1618 bei Schönsperson, Bürgermeister (spätmhd. im 15. Jh. leder Conterfech (1663 Conterfeh), 1616 bei consul, kunset)·, beglaubigter Handelsbevoll- Henisch und 1716 bei Ludwig Conterfeit, bei mächtigter (1562 im Reisbuch des heil. Lands Luther 6, 543a Controfeet («Ebenbild»), aus 1,359, sowie 1582 bei Rauwolff Reise 23 u. 33). mhd. kunterfeit adj. «nachgemacht», von franz. Aus lat. consul m. «höchste Magistratsperson». contrefait, mlat. contrafactus, dem Part. Perf. Konsulát, η. (-s, Pl. -e) : Konsul würde (im Pass, von franz. contrefaire, mlat. contrafacere 16. Jh., Sallust D 2) ; Gerichtsbarkeit und Woh- «nachbilden». Daher auch mhd.kunter-, gunter-, nung eines Handelskonsuls. Aus lat. consu- conterfeit n. «künstlich vermischtes, verfälschlätus m. «Konsulwürde». Konsulént, m. tes Gold od.Silber», Conterfey 1616 beiHenisch. (-en, Pl. -en): Berater,Rechtsberater, im 17. Jh. konterfeien, v.: abbilden, 1618 bei SchönsConsilient, aus lat. consiilens, Part. Präs. von leder conterfehen, 1517 bei Trochus L 6 a konterconsulère «zu Rate gehen, überlegen, um Rat feyn, 1616 bei Henisch conterfeyten und abfragen», im Mlat. auch «Rat geben», woher conterfeyten, 1477 clevisch contrafeyten.

konsulieren, v. : um Rat fragen, im 17. Jh. consuliren (bei Nehring). Konsultation, f. (Pl. -en) : Beratschlagung, Ratfragung, 1571 bei Rot Consultation, aus gleichbed. lat. consultätio f., von lat. consultare «beratschlagen» (abgeleitet von considere), woher konsultieren, v., im 17. Jh. consultiren (bei Nehring). konsumieren,v. : verbrauchen, verzehren. 1663 bei Schuppius 54 consumiren, aus gleich-

Kontertanz, m. (-es, PI. tanze): ein Gesellschaftstanz. Aus engl, countrydance, eigentlich «ländlicher Tanz», 1813 bei Campe. Kontéxt, m. ( - [ φ , Pl. -e): Redeverbindung, 1703 im Zeit.-Lex. Context, aus lat. contextus m. «Zusammenhang», von lat. cowtexëre «zusammenweben». Kontinent, m. ( - [ φ , Pl.-e): Festland. Im 18. Jh. Continent, nach gleichbed. franz. con-

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Kontingent

Kontur

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tinent m. aus lat. (terra) continens «zusammenhangendes Land, Festland», eig. Part. Präs. von lat. continëre «zusammenhalten», (im Passiv) « zusammenhangen ». Kontingént, m. ( - [ φ , Pl. -e) : der zu stellende Pflichtteil an Truppen usw. (in der Schweiz „der Auszug"); der den einzelnen treffende Beitrag zu einer Sache, nach franz. contingent m. «zukommender Teil» aus lat. contingens (Gen. contingentas), dem Part. Präs. von contingëre «berühren, angehen, betreffen». Konto, n. (-s, Pl. -s und Konten): zahlbare Rechnung. Das ital. conto m. «Rechnung» zu contare zählen, aus lat. computare «zusammenberechnen». Um 1600 entlehnt und bei Henisch 1616 verzeichnet, der Plur. Conten bei Grimmelshausen, 4, 381,24 Kurz (vom J. 1673). Kontor, auch noch Comptoir, η. ( - [ φ , Pl. -e): Schreib-, Geschäftsstube des Kaufmanns. Aus franz. comptoir, ital. contore m. «Zahlstube», von franz. compter, ital. contare «zählen», aus lat. computare «zusammenberechnen». Um 1500 zunächst aus dem Ital. als Gontor entlehnt (1515 im Eulenspiegel Cap. 62 kontor «Rechnungstisch», wie noch 1616 bei Henisch); im 17. Jh. drang die franz. Form Comptoir ein (bei Nehring 1710 neben Contor.). Kontrabaß, m. (-sses, PI. -bässe): der Gegen- d. i. große (tiefste) Baß, große Baßgeige. 1678 bei Krämer Contrabaß, ausgleichbed. ital. contrabbasso m. kontrahieren, v.: zusammenziehen (im grammatischen Sinne 1609 bei Quad ν. Kinkelbach Teutscher Nation Herligk. 146 contrahiren); zu einem Vertrage sich einigen (1536 in Egenolffs Instituta 3, 53 8 contrahiren, daher die Contrahenten bei Fischart Garg. 93); (stud.) zumDuell herausfordern (1831); dazuKontraháge (spr. -aze), f. (PI. -n) : Herausforderung zum Duell. 1814. Eine Schuld k. «sie mit jemand zu Geldentleihung abschließen. Aus lat. controllere «zusammenziehen». Kontrakt, m. ( - [ φ , Pl. -e): Vertrag. In der Reichsordn. 36 b vom J. 1500 contract, aus lat. contractus m. «Zusammenziehung, Vertrag», von lat. contrahère «zusammenziehen». kontrákt, adj.: verkrümmt, gichtisch gelähmt, gliederlahm. Im 16. Jh., bei Tschudi (f 1572) Chron. 1, 447 * und 1582 bei Fischart Garg. 135 contract, aus lat. contractus «zusammengezogen», im Mlat. «gliederlahm», dem Part. Perf. Pass, von contrahëre (s. kontrahieren). Kontrapunkt, m. (-es): Kunst des Ton-

satzes und Stimmenwechsels. 1571 bei Nas Pract. A 4 a Contrapunct, aus mlat contrapunctum n. «mehrstimmiger Satz zu einer gegebnen Melodie» eig. «Gegenpunkt», indem man ehemals Punkte statt der Noten machte. kontrf r, adj. : entgegengesetzt, ungünstig. 1773 bei Amaranthes contraire, aber 1678 bei Krämer contrar. Aus gleichbed. franz. contraire, lat. contrarius. Kontrást, m. (-es, Pl.-e): Gegensatz, Abstrich; Gegenbild. Im 18. Jh. (bei Lessing 4, 154 Contrast, bei Wieland Suppl. 4,8 Kontrast), aus gleichbed. frz. contraste, ital. contrasto m., Verbalsubst. von ital. contrastare «im Gegensatz stehen» (aus lat. contra «gegen, gegenüber», stare «stehen»), woher kontrastieren, v.: abstechend machen und sein, 1782 bei Wieland Horazens Br. 1, 42 contrastiren. Kontravention, f. (Pl. -en) : Übertretung. 1716 bei Ludwig Contravention, aus gleichbed. mlat. contraventio f. kontribuieren, v.: mit beitragen. 1507 in den Reichsordn. 58 b contribuieren, aus lat. contribuëre mit-, zuteilen. Kontribution, f. (Pl. -en): erhobner Beitrag, Steuer (1581 in den Script, rer. Siles. 4, 271 Contribution); Brandschatzung (im 17. Jh., bei Nehring). Aus lat. contribütio f. «Beitrag». Kontrolle, f. (PI. -n): die vergleichende, nachprüfende Aufsicht. Bei Lessing 7, 141 Controlle, aus franz. contrôle m., älter controtte, contrerolle«Gegenrolle» d.i. «Gegenrechnung, Gegenregister», von franz. role, älter rolle, ital. rotolo, rullo m. «etwas Zusammengewickeltes, Rolle Papier», abgeleitet aus lat. rotulus m. «Rädchen», später «Rolle». KontrolleÚr(spr. -ör), m. (-s, PL -e) : das Gegenregister oder nachprüfende Aufsicht führender Beamter, Gegenschreiber, Aufseher, 1694 bei Nehring Contrôleur, 1618 bei Schönsleder Contralor, kontrollieren, v.: Gegenregister führen, über jemand vergleichende Aufsicht führen, 1601 bei Albertinus Kriegsleut Weckuhr 2, 168. Kontumáz, f.: Nichterscheinen vor Gericht aus Widerspenstigkeit; Quarantäne (so 1694 bei Nehring contumace). Wie glbd. franz. contumace f. aus lat. contumacia f. «Widerspenstigkeit». kontumazieren, v.: wegen Nichterscheinung verurteilen, 1694 beiNehring contumaciren, aus franz. contumacer. Kontúr, f. (Pl. -en), seltner m. (-[e]s, PI. -e): Umriß. Im 18. Jh. (1712 bei Hübner der Pl. Contours), aus gleichbed. franz. contour m. und dies aus ital. contorno m.

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konvenieren

Kopf

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Konzépt, n. (-es, Pl. -e): erster Entwurf. In der Rhetorik (15. Jh.) Concept, aus lat. conceptum, dem Neutr. des Part. Perf. Pass, von concipëre (s. konzipieren). Konzért, n. (-es, Pl.-e) : Übereinstimmung; Musikaufführung. 1650 bei Moscherosch Phil. 1, 379 Concert. Aus franz. concert, ital. concerto m., von lat. concertare «Wettstreiten», dann im Ital. «zusammen verabreden». Konzession, f. (Pl. -en)·. Bewilligung, Erlaubnis. 1571 bei Rot Concession, aus gleichbed. lat. concessilo f., von lat. concedere «einräumen», von dem konzedieren, v.: einräumen stammt. Im 17. Jh. Konzil, n. (-[e]s, PI. -e): beratende Versammlung. Mhd. concîlje η., im 15. Jh. concili η., aus lat. concilium η. «Versammlung». konzipieren, v.: abfassen, aufsetzen. Spätmhd. concipieren, aus lat. conciperetzus&mmenfassen». Konzipiént,m. (-en,Pl.-en): Schriftabfasser, 1703 im Zeit.-Lex. Concipient, aus lat. concipiens (Gen. concipientis), dem Part. Präs. Konversation, f. (Pl. -en)·, mündlicher von concipëre. Konzipist, m. (-ere, Pl. -en) : Verkehr, Unterredung. 1565 in den Script, Schriftabfasser, 1605 bei Hulsius Concipist. rer. Siles. 4, 225 Conversation, aus lat. conkonzÎS, adj. : kurz, bündig, 1714 bei Wächtversätio f. «Umgang, Unterhaltung». Davon ler concis, aus lat. concisus «kurzgefaßt». Konversationslexikon, n.: Handbuch des Kopéke, f. (PI. -n)·. russische Scheideallgemeinen Wissens. 1709 in Hübners Real-, münze, 1 / 1 0 0 Rubel geltend. Das russ. kopéika f., Staats-, Zeitungs- und Conversationslexikon. von kopje n. «Lanze», weil das Gepräge einen konversieren, v.: sich unterreden, unter- Lanzenreiter darstellte. halten. 1615 bei Albertinus Landgtörzer 320, Köper, m. (-s): Webeart und Zeugstoff, aus lat. conversari «Umgang haben». worin sich die Fäden des Einschlags mit denen konvéx, adj.: gewölbt, linsenförmig. Im der Kette schräg durchkreuzen. 1741 bei Frisch 17. Jh. convex (bei Nehring), aus lat. conveocus Keper (aus dem Niederländischen), mnd. keper m. Bildlich benannt nach mnd. kepere m. «gewölbt». KonvolÚt,n. (-[e]s, Pl.-e) : Pack Schriften, «Balken, Stoß-, Rammbalken», nndl. keper Papier usw. 1562 bei Mathesius Sarepta 147b «winkelhakenartig zulaufende Sparren im Convólut, aus lat. convolûtum, Neutr. Part. Perf. Wappen», im 16. Jh. (bei Kilian) «Rehbock», dann «Balken-, Sparrenkopf», im Mndl. auch Pass, von convolvere «zusammenrollen». Konvulsion, f. (Pl. -en)·. Gliederzucken, «Balken, Felderdecke eines Zimmers». Eins Gliederkrampf. 1716 bei Ludwig, aus glbd. mit mhd. kepfer m. «Käpfer» (s. d.), wahrlat.convulsio f. konvulsivisch, adj.: krampf- scheinlich entlehnt aus lat. caper m. «Bock». haft, krampfhaft angestrengt. Bei Lessing 4, Ähnlich franz. chevron m. «Sparren, Balken im 180, aus mlat. convulsivas «reißend, renkend», Wappen», abgeleitet von chèvre f. (lat.caprai.) zu lat. convulsus, dem Part. Perf. Pass, von «Geiß». Davon köpern, v.: köperartig weben, 1741 bei Frisch kepern, mndl. keperen «aus convellere «aus seiner Lage reißen», Balken zusammenfugen». konzedieren, s. Konzession. konzentrieren, v.: in einen Punkt zuKopf, m. (-[e]s, PI. Köpfe)·, der mittels des sammendrängen. 1714 bei Wächtler concen- Halses mit dem Rumpfe verbundene Teil des triren, aus gleichbed. franz. concentrer, dessen menschlichen und tierischen Körpers ; Oberstes centrer aus mlat. centrare, abgeleitet von lat. in Kugelform. Gewöhnlich als Fremdwort aus centrum (s. Zentrum). Davon Konzentra- dem Romanischen angesehen : mlat. cuppa, ital. tion, f. (Pl. -en)·. Sammlung, Vereinigung coppa, span, capa, franz. coupe f. «Becher, Trink(eig. um einen Mittelpunkt). Im 18. Jh. schale», pvov. coba f. «Schädel», lat. cüpa f. konvenieren, v.: passen, sich schicken, 1694 bei Nehring conveniren, aus lat. convenire «zusammenkommen, zusammen-, wozu passen». Konvént, m. (-[e]s, Pl. -e) : (feierliche) Versammlung, mhd. convent m. « geistliche Gesellschaft eines Klosters», mit Ausstoßung des η auch covent, mnd. 1332 kovent m. (s. Eofent), aus lat. conventas m. «Zusammenkunft, Versammlung». Konventikel,n. (-s, Pl. wieSg.): Winkelversammlung, heimliche Versammlung, besonders religiöser Sekten (Goethe Faust4339), aus lat. conventiculum n. «Zusammenkunft». Konvention, f. (Pl. -en) ·. Übereinkunft, Vertrag, früh im 18. Jh. Convention, aus gleichbed. lat. conventiof.; dazu Konventiónsgeld, η.: nach der Übereinkunft von 1753 geprägte Münze. Konventionálstrafe, f. : Vertragsstrafe. Erst im 19. Jh. konventionéll, adj.: vertragsmäßig, auf Übereinkunft beruhend, im 18. Jh. (d. j. Goethe 2, 460), aus gleichbed. franz. conventionel, von lat. conventiönälis «den Vertrag betreffend».

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Kopf

Koppel

«Kufe, Tonne». Andere, wie Franck u. FalkTorp, halten das Wort wegen andrer verwandter Wörter im Germanischen für echtdeutsch und nehmen nur Beeinflussung durch das Romanische an. Doch werden Gefäßnamen, wie Kopf einer war, sehr häufig entlehnt. Eine sichere Entscheidung ist nicht möglich, doch ist Entlehnung wahrscheinlicher. Zunächst ahd. chwph, chopph, chopf m. «hohlrundes, kugel-, halbkugelförmiges Trinkgefäß, Becher», ebenso mhd. koph, köpf m., mnd. kop m. und koppe f., ags. cuppe f. und copp m. «Becher», anord. koppr m. «becherartiges Gefäß, einem umgestürzten Becher ähnliche Helmerhöhg., Augenhöhle», schwed. kopp, dän. kop «Tasse», nhd. noch erhalten in Tassen-, Pfeifen-, Schröpf kopf (vgl. Köpfchen). Daneben taucht, zumal da nach alter deutscher roher Sitte die Hirnschalen erschlagner Feinde den Siegern als Trinkbecher dienten, auch aus Schädeln Heiliger zu trinken gereicht wurde, in Glossen des 11.—12. Jh. chopf m. in der Bed. «Hinterhaupt» auf (Mone Anz. 7, 589, 40), häufiger im 13. Jh. köpf m. «Hirnschale, Schädel». Auf Ausgang zu dieser von jener Bed. «Becher» deutet mhd. hirnkoph m. «Hirnschale», nd. im 15. Jh. bregenkop (bregen n. «Gehirn»), afries. breinkop m. Im 16. Jh. endlich ist kopff, Kopf das gewöhnliche Wort und hat das echtdeutsche Haupt (s. d.) in die edle Sprache verdrängt. Ähnlich ging das lat. testa f. «Gefäß, Topf, Stürze» usw. im ital.-span. testa, franz. tête f. völlig in den Begriff «Kopf » über. Vgl. Kuppe, Kufe, Küpe. ABL. Köpfchen, n.: (becherartige) Obertasse, im 18. Jh. Köpfgen. köpfen, v.: enthaupten, spätmhd. köpfen, köpfen, mnd. koppen, ist an die Stelle des gleichbed. mhd. hoübeten, houpten getreten, köpfig, adj.: eigensinnig, hartköpfig, 1664 bei Duez, wie köpfisch bei Luther (wo auch seinen Kopff auffsetzen), köpflings, adv.: kopfüber, bei Bürger IL 5,585, wie köpflängs bei Zachariä Lagosiade 3. ZUS. Kopfhänger, m.: der Kleinmütige, Demütige, Frömmler, 1775 bei Adelung, kopflos, adj.: ohne Verstand, ohne Überlegung, bei Campe. Kopfnuß, f. (PI. -nüsse) : Scidag auf den Kopf (s. 1Nuß), 1593 bei Heinr. Julius v. Braunschw. Susanna 4, 7 der thüring. Plur. kopffnös. kopfscheu, adj., eig. von Pferden, die sich nicht gern an den Kopf greifen lassen, dann (in Norddeutschland) durch Schaden vorsichtig geworden, 1775 bei Adelung; in den bayr.-östr. Alpen kopfscheuh, kopfschiech «schwindlicht». Kopfstück, n.:

Münze im Werte von 20 Kreuzern rheinisch, benannt nach dem aufgeprägten Kopf des Landesherrn, im 17. Jh. bei Schuppius 252, später auch bloß gedachte Rechnungsmünze in Mitteldeutschland u. Schwaben. Kopfweh, n., 1572 bei Fischart Prakt. Großm. 28 kopffwe. Kopfzerbrechen, n.: anstrengendes Nachdenken, dafür im 17. Jh. (Olearius pers. Rosenthal?, 13) noch bei Lessing3,382 Kopfbrechen. Kopie, f. (PI. -n) : Abschrift, Nachbildung. Spätmhd. copie f. (1380 in den Mon. Boic. 43, 431), 1495 in den Reichsordn. 16 b Copei, aus lat. capia f. «Haufe, Vorrat», im Mlat. (den Vorrat an Exemplaren vermehrende) «Abschrift». kopieren, v.: abschreiben, nachbilden. Spätmhd. 1439 copieren, aus gleichbed. mlat. copiare. Kopist, m. (-en, Pl. -en) : Abschreiber, Nachbildner. 1521 in den Reichsordn. 96 a Copist, aus gleichbed. mlat. copista m. Koppe, f., in schles. Bergnamen, hess. im 15. Jh. koppe (Weisth. 3, 340), s. Kuppe. Koppel, f., in der 1. und 2. Bed. auch n. (PI. -n): Doppelkette, an der zwei Jagdhunde nebeneinander gehen müssen, dann diese Hunde selbst; Lederriemen zum An- oder Umhängen einer Hieb- oder Stichwaffe (1711 bei Rädlein); ein Joch (Paar) Ochsen oder Pferde (1664 bei Duez), dann eine Anzahl oder Reihe durch Strick oder Kette verbundner Tiere (1581 bei Fischart Bienk. 216 a Kuppel f.), nd. Menge, Haufen; Bodenfläche, woran zwei oder mehr Personen gleichen Anteil oder gleiches Recht haben; (in Norddeutschland) eingefriedigtes Stück Feld von mittlerer Größe, bes. wenn es abwechselnd zum Getreidebau und zur Weide benutzt wird, (bei Voß) auch gemeinsame Bearbeitung eines Ackers durch eine Schar Arbeiter. Mhd. kuppel, kupel, koppel, kopel f., auch m. n. (md. koppel f. und kopil m.) «Band, Verbindung, Leitriemen für Jagdhunde, durch einen solchen verbundne Hunde», dann «Haufe, Schar», 1303 ndrhein. coppele und 1222 mrhein. cuppelle «Revier mit Gleichberechtigung für jeden Teilhaber». Aus franz. couple, afranz. auch copie f. «Leitriemen, verbundnes Paar Jagdhunde, Land als Tagewerk für ein Joch (Paar) Ochsen», von mlat. (879) cupla f. «Jagdhundepaar an Leitriemen», lat. cöpula f. «Band, Riemen, Leine», im Mlat. «Leitriemen eines Jagdhundepaares». ABL. koppeln, v., mhd. kuppeln, kupelen, koppeln, kopelen «binden, vereinigen, an die Koppel legen», mndl. koppelen, aus dem von cöpula abgeleiteten lat. Verbum cöpuläre.

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Koriander

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S. ^Kuppel, Kuppelei. ZUS. Koppeljagd, f.: RA. einem einen Korb geben «einen Liebes-, Jagd, zu der zwei oder mehr berechtigt sind, Heiratsantrag zurückweisen», von dem im 1732 bei Picander 3, 358, dafür bei Steinbach 16. bis 18. Jh. bei abweisenden Mädchen statt 1734 Kuppeljacht. Koppelweide, f.: Ge- einer Antwort vorkommenden wirklichen meintrift, gemeinschaftliche Weide und das Übersenden eines Korbes ohne Boden (vgl. Recht dazu, mhd. kuppelweide, ndrhein. im Ringwaldt Warh. 173, Günther Ged.431), was 11. Jh. copeleweide f. daher rührt, daß im Mittelalter die Geliebte koppen, v.: (von Pferden) nach Luft heftig dem Liebhaber, den sie nicht wollte, zum schnappen, zunächst aus dem Magen aus- nächtlichen Aufziehen in ihr Gemach ursioßen, beim Rindvieh zum Wiederkäuen sprünglich einen Korb herabließ, an dem in (Schmeller 2 1, 1272), rülpsen (1537 bei Dasy- einer gewissen Höhe der Boden durchbrach, podius), mhd. koppen «plötzlich steigen oder so daß der darin Sitzende hindurch- und herfallen». ABL. K o p p e r , m. : koppendes Pferd, unterfiel (DW. 5, 1800 f.). 1691 bei Stieler, aber bei Maaler 1561 «der Korde, f. (PI. -«) = Schnur, Bindfaden. Rülpsende». Niederrheinisch. Mhd. und im 14. Jh. ndrhein. Kopula, f.: das das Subjekt und Prädikat korde f. «Schnur, Seil», mnd. corde, ndl. koord f., verbindende Wort. 1781 bei Adelung Lehr- aus franz. corde f. «Strick, Saite», von gleichbed. gebäude 1, 273, aus lat. copula f. «Band» mlat. corda, gr.-lat. chorda, gr. χορδή f. «Darm (s. Koppel), kopulieren, v.: verbinden (1562 Darmsaite». Kordel, f., (PL -n): Bindfaden. bei Mathesius Sarepta 162b copuliren); ehe- Westmitteldeutsch. 1540 bei Alberus diet. kurdel f., R 4 a cordel, Ende des lich zusammenfügen (ebd. 195"). Aus lat. Ρ I a u. y copulare «verbinden, vereinen». Kopula- 15. Jh. kordel (Diefenbach-Wülcker 711), mnd. tion, f. (Pl. -en): Verbindung, bes. eheliche. (1407) kordeel. Entlehnt aus afranz. cordelle f. Im 16. Jh. aus lat. cOpulätio f. «Verknüpfung». «Strick», ital. cordella, von mlat. cordella f., Korálle, f. (PI. -n): steinhartes baum- dem Dim. des mlat. corda (s. o.). 1768 bei artiges Gebilde aus Gehäusen kleiner Weich- Moerbeek Mask., in der Wetterau Neutrum. tiere auf dem Meeresgrunde, sowie ein Kügelkordiál, adj : herzlich. 1616 bei Henisch chen davon. Mhd. koraUe, koral m., aus cordial und cordialisch, aus dem mlat. Adj. mlat. corallus m. und früher corallum n., von cordialis von lat. cor n. (Gen. cordis) «Herz». lat. cSralium, curalium n., gr. KopdXXiov, Kordon (spr. -q), m.,(-s, Pl. -s): Schnur; ionisch κουροίλιον, sizilianisch κωράλιον η. «die kettenartige Grenzbesatzung; Absperrang. rote Koralle». Vielleicht aus dem Semiti- 1791 bei Roth. Aus glbd. franz. cordon, von schen, hebr. göräl «Steinchen», vgl. Lewy corde, s. Korde. Sem. Fremdw. im Griech. 18. Bis ins 17. Jh. Korduán, m. (-s, Pl. -e) : Ziegenleder von Coralle f., älternhd. zugleich Coral, Korall m., der Fabrikstadt Cordova (lat. Cordüba) in aber auch noch 1716 bei Ludwig Goral η. Spanien. Mhd. corduwân, kurdewân m. (schon koram in einen k. nehmen : zur Rede setzen, im 10. bis 11. Jh. mlat. curduanelli «Korduanstudentisch, von lat. cOram «angesichts, vor». schuhe», Ruodlieb 13, 118). Aus glbd. franz. ABL. koramieren, v.: persönlich zurecht- cordouan m. (davon cordonnier m. «Schuhweisen. Beide 1781 bei Kindleben, letztres macher»), ital. cordovano, span, cordobán m., vom mlat. Adj. corduanus, cordoanus «aus in der Bed. «herausfordern». Kóran, m. (-[φ, Pl. -e), s. Alkoran. Mit Cordova stammend». richtiger Betonung Koran (Goethe 6,32), jetzt kören, v., niederdeutsche Form für küren auf der ersten Silbe betont (Goethe 6,35 usw.). (s. d.). Bei der Pferdezucht üblich. Daher koranzen, s. kuranzen. auch Körhengst m. Korb, m. ( - [ φ , Pl. Körbe): geflochtner Koriánder, m. (-s, Pl. wie Sg.): Pflanze Behälter. Mhd. korp (Gen. korbes), ahd. mit gewürzhaftem Samen (Schwindelkörner), chorl·, churp, in Vocab. des 15. Jh. korb, karp·, Wanzendill, Wanzenkraut; deren Samen. In dazu köln. im 15. Jh. kurf, and. korvilin n. der zweiten Hälfte des 15. Jh. coriander, core«Körblein», mnd. und ndl. korf, ndrhein. 1420 ander, nd. 1425 corrander (Diefenbach gl. 151b), kaerf, karf, m., anord. korf f., schwed. karg, aus lat. coriandrum n. von dem gleichbed. dän. kurv. Entlehnung aus gleichbed. lat. gr. κορίαννον n., abgeleitet von gr. xópic m. corbis f. (selten m.) ist wegen des ablautenden «Wanze» wegen des dem Kraute eignen Wanmhd. krebe m. (s. Krippe) nicht ganz sicher. zengeruchs. Dafür mhd. koliander, cholinder, 71 Weigand, Deutsches Wörterbnoh. 5. Aufl.

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Korinthe

Korporal

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kolander, kuliander, ahd. chullantar, chullintar, lichen Bed. von Schrot und Korn «kernhaft». ¿TO. Kornblume,!: (die im Korn wachsende and. kuüundar aus mlat. coliandrum n. Korinthe, f. (Pl. -η): kleine kernlose blaue) Cyane, Tremse, mhd. kornbluome m. f. Eosine. 1495 in der Kölner Gemma carentken, Kornbranntwein, m., 1734 bei Steinbach. ndl. 1500 corentken (Diefenbach nov. gl. 387"), Kornkammer, f., 1561 bei Maaler. Korn1596 bei Coleras Hausb. 3, 224 Oorinthen, rade, f., 1775 b. Adelung Kornraden m., s. Bade. 2 1691 bei Stieler Korinten, aus gleichbed. franz. Korn, m. (-[e]s, PI. -e), gekürzt für Korncorinthe f., benannt nach dem Ausfuhrhafen branntwein. Erst in neuerer Zeit. Korinth in Griechenland. Kornelbaum, n. : der Strauch oder Baum Kork, m. (-[e]s, Pl. -e und Korke) : die cornus mascula. Gorneilbaum 1556 bei Frisius, elastische schwammige Rinde der südeuro- Cornelbaum 1542 bei Gesner Namenbuch aller päischen Korkeiche·, der Stöpsel daraus (bei Erdgewttchse, 1502 kürnelbom (Diefenbach nov. Ludwig 1716 Gorck). In der 1. Bed. nd. 1589 gl. 343b), ahd. chuirnilboum, cornul. Kornelkork, ndl. 1598 korck, aber schon 1513 bei kirsche, f.: die Frucht des Kornelbaumes, Murmellius pappa Β 6 a Korckboem, 1591 bei auch Kornélle, f. (Pl.-w): 1711 bei Rädlein, Decimator Sylva Hh 3 b Korckbawm, 1616 bei früher Kornelbeere, 1502 kurnelber (DiefenHenisch Korchbaum; 1663 bei Schottel und bach a. a. 0.), ahd. cornulberi, churnelbere; selbst noch bei Kirsch, Steinbach usw. Gork, umgebildet Korneliuskirsche f., 1793 beiNem1691 bei Stieler Gork und Ghirk. Der Name nich. Wie franz. cornouille, cornoille f., ital. dieser wohl zuerst aus den Niederlanden und corniolo m. «Kornelkirsche» von lat. corneolus dem westlichen Norddeutschland eingeführten «hornartig». S. Hornkirsche. Ware stammt aus span, corcho m. «Korkholz, Kornétt,m. (-[e]s, PI. -e): Reiterfähnrich, Korkpfropf», mittelbar von lat. cortex m. (Gen. Standartenjunker. 1616 beiWallhausen Kriegscorticis) «Rinde», dann insbesondre die des kunst zu Pferd 47 Cornet, aus gleichbed. franz. Korkbaumes (der 1561 bei Maaler Pantofflen- cornette m., urspr. «kleine Reiterstandarte» holtz heifit). (daher 1664 bei Duez dornet n. «Reiterfahne, 1 Korn, n. (-[e]s, PI. Körner): Kernfracht; eine Kompagnie Reiter») ähnlich wie franz. (ohne PI.) der Roggen als die üblichste Brot- enseigne f. «Fahne», dann m. «Fähnrich». Vielfracht (aber auch «Dinkel» in Franken, leicht nach der Form des Fahnentuchs von Schwaben, Elsaß, Schweiz, «Weizen» in Sieben- franz. cornet m. «Hörnchen, Düte», Dimin. von bürgen, «Hafer» in Westfalen usw.) ; rundliches corne f. «Horn», zu lat. cornu η. «Horn». Fruchtkörperchen einer Pflanze, überhaupt Körper, m. (-s, PI. wie Sg.): Menschen-, kleiner rundlicher harter Körper; daher K. Tierleib; Stoffmasse, Raum Einnehmendes; zu am Gewehr, nach der Gestalt (davon die RA. einem Ganzen vereinigte, im Begriffe zusamaufs K. nehmen eig. «genau zielen»); (bildlich) mengefaßte Menge. Mhd. korper, körper, körGehalt (der Münze), vom Aussehen des Metall- pel m., im. 13. und 14. Jh. noch spärlich neben bruchs hergenommen. Vgl. Schrot. Mhd. korn, mhd. lîp m. «Leib» vorkommend. Entlehnt ahd. korn n. «Kernfrucht, Getreide, Getreide- durch die Kirchensprache aus lat. corpus n. kern», im Mhd. auch «Roggen, Getreidepflanze, (Gen. corporis). ABL. körperlich, adj., Kornfeld, Gold- oder Silbergehalt einer Münze»; 1593 bei Heinr. Julius v. Braunschweig Sudazu asächs.-ags. corn, η. «Samenkorn», and. sanna 4,4 cörperlicher Eydt «leiblicher, perkorn n. «Korn, Roggen», engl, corn, afries.- sönlicher Eid». Körperschaft, f., 1808 bei anord.-schwed.-dan. korn n. «Getreide», got. Campe als neues Wort. kaûrn η. «Getreide» (daneben schwachbiegend Korporál, m. (-s, Pl. -β): Unteroffizier. kaûrno η. «Fruchtkern der Pflanze»), Im Ab- 1616 bei Henisch Corporal. Aus franz. corporal laut zu Kern (s. d.) stehend; urverwandt mit (unter Anlehnung an corps) von caporal m. \&t.gränum n., ir. grän, «Korn, Kern», lit. zîrnis, «Rottmeister der Soldaten» und dies aus ital. lett. zirns «Erbse»; apreuß. syrne; abg. zrüno caporale m. «Anführer», von ital. capo m., n. «Korn». ABL. körnen, v.: anlocken, lat. caput η. «Haupt». Daher 1694 bei Nehring eig. durch Streuen von Körnerfutter; (Metall) Caporal, 1631 bei Seb. Bürster 15 Caprall, in Körnern darstellen. Mhd. körnen, kämen, noch beim Yolk in Deutschland Caporal, md. körnen, körnicht, adj., 1579 bei Golius, Gaprai. ABL. Korporálschaft, f.: unterkornechtig 1537 bei Dasypodius. körnig, adj.,gebene Mannschaft und Rang eines Korporals, 1562 bei Mathesius Sar. 2 b kürnig in der bild- 1664 bei Duez Gorporalschafft.

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Korps

kosmisch

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Korps (spr. kör), 11. (Gen. u. Plur. ebenso, ital. corsaro, alter corsare, span.-portug. corspr. körs): Heerhaufen, Truppenkörper; Stu- sario, zurückgehend auf lat. cursus m. «Lauf». Korsétt,n. (-s, Pl.-s, -e) : Schnürleib. 1715 dentenverbindung (zuerst 1826—29 in Bonner Verbindungsstatuten). Im 17. Jh. aus glbd. bei Amaranthes Carsette f. (1773 Corset η.), franz. corps m., von lat. corpus n. «Körper». aus gleichbed. franz. corset m., von franz. korpulént, adj.: wohlbeleibt. 1616 bei corps m., lat. corpus n. «Leib». Henisch corpulent, aus gleichbed. lat. corpulen- S o r r è t t e , f. (PI. -»): kleinres leichtes tas. Korpulénz, f.: Beleibtheit, 1716 bei schnelles Kriegsschiff. 1721 bei Jablonski CourLudwig Corpulentz, aus glbd. lat. corpulentia f. ;vette, aus glbd. franz. corvette, port, corveta, dafür 1582 bei Fischart Garg. 168 Corpulentitetl span, corbeta f., von lat. corbita f. «Transkorrékt, adj.: fehlerfrei, regelrecht. 1714 port-, Lastschiff», von lat. corbis f. «Korb». bei Wächtler correct, aus lat. correctas, dem Koryphäe, m. (-n, PI. -n): der Oberste, Part. Perf. Pass, von corrigere «gerade machen, Erste, an der Spitze Stehende. 1799 bei berichtigen, verbessern»; davon Korrékt- Wieland Agathodämon 7, 3 Koryfäe m., im heit, f., 1801 bei Campe. Korréktor, m. 17. Jh. Nehring Coryphœus, aus gleichbed. (-s, Pl. -en): Druckberichtiger, im 16. Jh. gr. κορυφαίος m., von κορυφή f. «der oberste (1571 bei Rot und 1566 bei Mathesius Luther Teil, Gipfel». 316,10 Neudr. Corredor), aus lat. corrector m. Koschenille (spr. -üje), f. (PL -w): die «Berichtiger, Verbesserer». Korrektúr, f. südamerikanische Kermesschildlaus zum Fär(Pl. -en)·. Druck-, Schriftberichtigung, 1571 ben von Karmesin und Scharlach. 1774 bei bei Kot Oorrectur, aus lat. correctüra f. in Adelung Cochenille, 1628 bei Münster Cqsm. der neulat. Bed. «Verbesserung». S. 1688 vom J. 1581 Cochinüi. Aus frz. cocheKorrespondénz, f. (Pl. -en); Brief- nille und dies aus span, cochinilla f., von gr.wechsel. 1610 bei Sattler Phraseologey 386 lat. coccus, gr. K Ö K K O C m. «Scharlach, Kermes». Correspondenz (in der Bed. «Zusammenkunft» koscher, adj.: nach den jüdischen religiösen schon im 16. Jh. in der Zimm. Chron. 1,14,1), Gesetzen recht; rein, echt, wie es sein soll. aus mlat. correspondentia f. «Mitantwort». Da- Das Wort ist das späthebr. koscher «recht, von Korrespondénzkarte, f., um 1868 auf- tauglich»; nach der Aussprache der aschkegekommen. korrespondieren, v.: ent- nazischen Juden kauscher. (1781 bei Kindsprechen (kursächs. Schulordnung von 1580 leben.) correspondieren); Briefe wechseln (1610 bei kosen,v.: Liebes schwatzen, anschmiegsam Hainhofer Briefe an Phil. v. Pommern S. 4 zärtlich behandeln. Schon mhd. kôsen, ahd. korrespondieren), aus mlat. correspondëre kôsôn «im traulichen Zwiegespräch plaudern», «mit-, wiederantworten», ital. corrispondere. im 15. Jh. «schmeicheln» Diefenbach gl. 14°; Korridor, m. (-s, PI. -e): abgeschloßner «verliebt tändeln» 1654 bei Logau 2,2, 74. Im Vorplatz zwischen Zimmern. 1791 bei Eoth. 18. Jh. (1711 bei Rädlein und noch 1781 bei Bei Goethe 30, 169 der Pl. Corridors, aus ital. Kindleben) als veraltetes Wort verzeichnet, in corridore m., eig. «Laufgang». den 70 er Jahren d. 18. Jh. neu aufgekommen korrigieren, v.: berichtigen, verbessern; (bei Mylius, Bürger usw.; Heynatz 1797 «unsre verbessernd zurechtweisen. Mhd. corrigieren, Modeschriftsteller haben das Wort in Gunst aus lat. corriger e «recht machen, verbessern». genommen»). Die urspr. Bed. ist älternhd. korrüpt, adj.: verderbt, verschroben, «reden, erzählen, schwätzen», 1664 beiDuez und liederlich. 1478 bei Niel. v. Wyle 349, 16 1678 bei Krämer), mhd. «sprechen, plaudern», corrupt, aus lat. corruptus, dem Part. Perf. auch von plätschernden Bächen, ahd. «reden, Pass, von corrumpëre «verderben, verfälschen», plaudern». Mit ahd. kdsa f. «Rechtshandel, daher korrumpieren, v., 1534 bei Franck Gespräch, Erzählung», entlehnt aus lat. causa f. Weltbuch 22b corrupieren. Korruptél, f. «Rechtssache», causari «einen Rechtshandel (Pl. -en): Verderbnis, 1562 bei Mathesius führen, vor Gericht sprechend verteidigen». Sarepta 136b Corruptel, aus lat. corruptela f. kosmiech, adj.: das Weltganze betreffend «Verderben, Verführung». Korruption, f. (Goethe Natw.Schr. 9,234), aus gr.-lat. cósmicas, (Pl. -en): Sittenverderbnis, Bestechlichkeit. gr. κοομικόο, von gr. κόεμος m. «Welt». Κθ8Im 17. Jh. (bei Nehring). mographie, f.: Weltbeschreibung, 1534 bei Korsár, m. {-en, Pl. -en): kreuzender See- Franck Weltbuch 225b Cosmographie, aus gr. räuber; Raubschiff. Im 17. Jh. Corsar, aus κοομογραφία f., von κόςμοο und einer Ableitung 71*

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kostspielig

Kossat 1

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kosten, v.: im Preise zu stehen kommen. von gr. γροίφειν «schreiben». Kosmopolit, m. (-en, Pl. -en): Weltbürger (Lessing 1, 249 Urspr., wie noch bei Luther und im 17. Jh., vom J. 1747), aus gleichbed. gr. κοίμοττολίτηο mit Akk. der Person, aber in der 2. Hälfte des m., von ι ^ μ ο ί und πολίτη«: m. «Bürger»; daza 18. Jh., z. B. bei Lessing, Goethe, Schiller, kosmopolitisch, adj.: weltbürgerlich, und Wieland usw., Schwanken zwischen Dat. und Kosmopolitismus, m.: Weltbürgersinn, Akk., der Dat. vielleicht durch Einfluß des nach frz. cosmopolitisme m., beide 1801 Campe. lat. constat mihi («es kostet mir»), Mhd. kosten Kossát, Kossäte, m. (-en, Pl. -en): auf«(an Geld) aufwenden, aufwenden machen, zu Wohnhütte, Gärtchen und Weideplatz be- stehen kommen», mit Akk. der Person und nur schränkter Ansässiger. In ostmitteldeutschen einmal mit Dat. (Konrad v. Haslau Jüngling Vokabularien des 15. Jh. kossat, kussat, kassate, 459); dazu mnd. kosten mit Akk. oder Dat., 1604 bei Coleras Hausb. 1, 11 Kossete (Var. anord.-schwed. kosta, dän. koste. Aus mlat. Cossäte), aus mnd. kotsete, kotsate, hochd. 1691 costare (daher afrz. coster, couster, nfrz.coûter), bei Stieler Kotsaß, zgs. aus Kot n. «Hütte» lat. constare «im Preise zu stehen kommen». u. Sasse m. «Ansässiger». Auch vläm. kossaat, ®k08ten,v.: prüfend kennen lernen, unterndl. 1598 kossate, ags. cotsœta, cotsetla m. suchen; beschmecken. Mhd. kosten, ahd. kostön Vgl. Gärtner, *Kot, Sasse. «prüfend untersuchen, versuchen», mhd. auch Kost, f. (ohne Pl.): Speise, Speisung; «schmeckend prüfen, beschmecken»; dazu Lebensunterhalt. Im 16. Jh. auch schwach- asächs. koston, ags. costian «prüfen, versuchen», flektiertes Masc., mhd. koste, kost f. Eins mit anord. kosta «versuchen, sich anstrengen». Urdem folgenden Kosten, indem in der gastfreien verwandt mit (oder entlehnt aus) lat. gustare mhd. Zeit die Bed. Aufwand für Bewirtung «wovon genießen, beschmecken». Vgl. kiesen. und Verpflegung in die Bed. Bewirtung, Speikostfrei, adj.: frei von Unkosten, auch sung überging (vgl. DW. 5, 1849). Im Anord. mit Bezug auf Beköstigung, 1515 im Eulendagegen hat Mischung des Fremdwortes kostr spiegel 133. Im 16. und 17. Jh. häufig in m. (Speise, Lebensunterhalt, Aufwand) mit der Bed. «freigebig mit Aufwand» (1516 bei einheimischem kostr m. (Wahl, Gelegenheit, Altenstaig kostfry), reichlich Kost gebend (bei Bedingung, Lage) stattgefunden, das sich zu Luther Sir. 31, 28). Vgl. Kost. got. kustus m. «Prüfung», mhd.-ahd.-asächs. Kostgänger, m.: wer wohin in die Kost kust, ags. cyst f. «Wahl, Auserwählung» usw. zu gehen pflegt. 1505 in der Straßburger stellt (s. kiesen). Gemma f 2 a kostgenger «Tischgenoß». kostbar, adj.: Kosten verursachend, kostköstlich, adj.: viel kostend, wertvoll, spielig (nochl804 Schiller an Körner 4, 362); prächtig ; durch Annehmlichkeit hochgeschätzt, viel kostend, wertvoll; (im 18. Jh.) sich kost- entzückend. In der 1. Bed. mhd. koste-, kost-, bar machend, geziert sich benehmend,affektiert kostenlich, im 15. Jh. köstlich (Nürnb. Polizei(Lessing 7,265, nach franz. précieux). In den Ordn. 75, Brant Narr. 71,21), in der 2. Bed. bei beiden ersten Bed. mhd. koste-, kostbcere, ge- Luther. ABL. Köstlichkeit, f., im 15. Jh. kürzt kosper, zu Anfang des 15. Jh. kostpar. kostlichkait, köstlichait (Nürnb. Pol.-Ord. 75 f.), S. Kost und -bar. ABL. Kostbarkeit, f., im 14. Jh. kostelicheit (Karlmeinet 386, 38). im 15. Jh. bei H. Polz (Fastnachtsp. 1315) kostspielig, adj. : sich allzuviel in Kosten cosperkeit, im Vocab. predicantium s 4 a kost- belaufend. 1775 bei Adelung, zuerst beiHaltaus barlichkeit, Var. kostbarkait (Diefenb.gl.452a). 1125 aus einem 1729 niedergeschriebnen AktenKosten, Pl.: wofür verausgabtes oder zu stücke der Gegend von Frankfort a. M. angeverausgabendes Geld. Bei Luther der jetzt führt. Eig. «an Aufwand verschwenderisch», veraltete Sg. Kost f. und (schwachbiegend) m., Zusammensetzung aus Kost und -spülig (1790 mhd. koste, kost f. und (stark- u. schwachflekt.) bei J. G. Müller Siegfr. v. Lindenberg 3, 42 m. «Wert, Preis einer Sache, Geldmittel zu kostenspillig), mit Lautangleichung hervorgeeinem bestimmten Zwecke, Geldausgabe wo- gangen aus -spildig, mhd. (12. Jh.) und ahd. für, Aufwand», ahd. chosta f.; daneben älter- (10. Jh.) spildeg «verschwenderisch»; noch in nhd. und noch mundartlich Koste f. Aus einer bayreuthischen Verordnung von 1743 gleichbed. mlat. costa f. und costas m., woher kommt Kostenspilterung «Kostspieligkeit» vor, span, costa f., ital. costo m., afranz. couste, coste,wie im 16. und 17. Jh. Geltspüdung (Haltaue nfranz. coût m., abgeleitet von mlat. costare, 635, Zincgref 1, 159). Dieses spüdeg aber stammt von ahd. spüd «verschwenderisch»; lat. constare (s. hosten).

Kostüm

Kotze

dazu ahd. spildan «vergeuden, verschwenden», ags. spildan, spillati und anord.-schwed. spilla, dan. spilde «verderben, zugrunde richten», asächs. spildian «töten», nd. und ndl. spülen «verschwenden», verwandt mit spalten (s. d.j. Wahrscheinlich dachte man bei der Schreibung kostspielig an Kostenspiel (Menge der Kosten in ihrem Belaufe), vgl. Geldspiel n. in der Bed. «Geldmenge» bei Goethe, 8, 77.

Ebenso ist abg. kotïci m. «Kammer» entlehnt.

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1130

ABL. Kôter, m. (-s, PI. wie Sg.): Inhaber oder Bewohner einer Kote, Kossat (s. d.), Kleinbauer, mnd. koter und koterer, westfäl. im 14. Jh. kotter, gegen 1500 kötter, md. 1455 koder ; Nebenform KÖtner, hess. 1560 kodener, 1600 ködener, ditmarsisch 1546 kötener.

Kotau, m. (-«, PI. wie Sg.): aus dem Chines.

kOu-tou «Verbeugung des Untergebnen vor dem Kostüm, n. (-[e]s, PI. -e): Kleidertracht Höhergestellten». Jetzt bei uns «Demütigung, nach Zeit und Brauch. Im 18. Jh. (Costume Unterwerfung». In der neusten Zeit Schlagwort. 1 bei Lessing 7,190, Herder 1,279) aus gleichbed. KÖte, f. (Pl. -η): unterstes Gelenk am franz. costume xa. und dies von ital. costume m. Pferdefuße. Mnd. kote, hite, 1501 im Leipziger «Gewohnheit, Sitte» (daher auch mnd. kostüm Voc. opt. C4 b kote «Knöchel», in den Fastm. «Gewohnheit», 1782 bei J. G. Müller Siegfr. nachtsp. des 15. Jh. 459, 16 kcete, 1562 bei v. Lindenb. 3, 41 Kustühm), aus lat. consue- Mathesius Sar. 80b Käthe-, dazu mnd. kote, kute tude f. «Gewohnheit». «Huf, Klaue, Knöchel, Würfel», ndl im 16. Jh. 1 Kot, m. ([e]s) : ekelhafte Unreinigkeit. In kote, ndl. koot f., afries. kate f. «Knöchel, GeLuthers Bibel Kot statt des oberd., noch im lenkknochen». Weil man aus Knochen Würfel 17. Jh. vorkommenden Kat m., älternhd. auch schnitt, schon mhd. kcete f. «Würfel», 1582 im b a n., mhd. quât, kât, quôt, im 15. Jh. kôt n., ahd. Voc. theut. q 7 u. ζ I pickélkot «Würfel» guât (in quätgagßa f. «Kotgasse», codex Laures- (auch bickel m. bedeutet «Knöchel, Würfel»), bam. 2, 346, 1976 vom J. 776); dazu ndrhein. 1470 md. pickelkutte. 2 um 1200 guait n., mnd. quät n., ags. cwead n., K5te, f. (PI. -n): Schrank. In Obersachsen. vielleicht urverw. mit aind. güfha- m. n. «Ex- Bei Geliert Lustsp. 346 Käthe, schon 1501 im kremente», aw.gütha- n. «Kot, Schmutz», und Leipziger Voc. opt. E e l ® koete. Wohl dasmit mnd. und ndrhein. Adj. quät, mndl. quaet selbe Wort wie Kote f. «Häuschen», s. îKot. «böse, schlecht», nndl. kwaad «böse, häßlich», Kotelétte, f. (Pl. -η): auf dem Eoste geafries. quad, qwad «böse». Nach Brugmann bratnes Bippenstückchen. 1715 beiAmaranthes, Idg. Forsch. 5,375 gehören diese zu lit. gëda f. aus glbd. franz. côtelette f. «Rippchen», Dim. «Schande, Unehre», apreuß. gldan «Scham», von franz. côte f. «Rippe», aus glbd. lat. costa f. poln. ¿ad»iy «häßlich, garstig», russ.gadif «be•'Köter, m. (-s, PI. wieSg.): kleiner bissiger schmutzen», so daß man die Verbindung mit Hund, Dorfhund. In Norddeutschland. Mnd. den arischen Wörtern aufgeben müßte. ABL. koterhunt, 1566 hess. kotter, bei Rollenhagen k o t i g , adj., spätmhd. quâtig, quôtig, kotig, Froschm. (1598) 3,3,12,30 baiorkäter. Niedermd. quädig, im 15.—17. Jh. obd. katig, bei deutsche Dialekte weisen auf altes *k0t-, so daß Luther Hiob 7, 5 kötticht, 1540 bei Alberus das Wort nichts mit 2 Kot zu tun hat. Die köticht. ZUS. Kothahn, m.: Wiedehopf Wurzel kaut (vgl. rheinfrk. kauzen, gauzen (1510 in der Hagenauer Gemma i l d kathan), «bellen, kläffen», norw. kyte, dän. kyde «prahweil er nach dem Volksglauben sein Nest len») vielleicht zu gr. γοάω «klagen». Vgl. mit Kot verdichtet und sich von Kot nährt. Feist Btr. 40, 402. "Kot, η. (-[φ, Pl. -e), Kote, f. (Pl. -η), ®Köter, Kötner, s. 2Kot. auch K o t t e n , m. (-s): kleines schlechtes Kotze, f. (PI. -w): grobes Kleid, grobe Haus; Wohnhütte, kleines Bauernhaus. Bei zottige Wolldecke, sehr grobes Oberkleid; nordd. Schriftstellern. Mnd. kote, kate m. f., grobes Wollentucb. Obd. Kotzen m. (-s und md. kote (schon im 12. Jh.), kot m., spätmd. wie Nom.), mit schwacher Flexion bei Bren1424 kot n., 1562 bei Mathesius Sar. 178» Köt n. tano Goldfaden 284. Mhd. kotze m., ahd. chozzo (vgl. Salzkotè) ; dazu ndl. kot n., ags. cot n. und und starkbiegend choz m., chozza f. «grober cote, cyte f., engl, cot, anord. kot n. und kytja f. wollner Mantel, grobes zottiges Wollenzeug, (in hüskytja), norw. kot «kleines Haus», dän. grobe wollne Decke», asächs. cot m. «wollner kod « schlechte Hütte ». Dazu mit Ablaut norw. Mantel, wollner Rock». Daneben mhd. kütze f. (dial.) köyta «Waldhütte von Zweigen», nhd. «Oberkleid», ahd. chuzî f. (in umbichuzî f. «OberKötze (s. d.). Aus dem von kot abgeleiteten gewand als Umwurf»). Fick BezzBtr. 6,211 hat engl, cottage stammt franz. cottage « Landhaus ».es zu gr. ßeO&oc n. «kostbares Kleid» gestellt.

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Kötze

Kraft

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Entlehnt afrz. cote f. «langes Oberkleid», nfrz. und nd. krak m. Davon entlehnt franz. crac cotte f. «Kleid», prov. cota, auch in redingote m. «Krach», craquer «krachen». Als Schlag( = engl, riding-coat «Reitrock»), s. Kutte. wort erst seit dem großen Krach von Wien Kötze, f. (PI. -n) : geflochtner Kückentrag- 1873 durchgedrungen, k r a c h ! interj. erst im korb, länglicher beiderseits vom Rücken eines 18. Jh. belegbar, aber schon bei Fischart Garg. Tieres hangender Tragkorb. In Mitteldeutsch- 153 vom Schnarchen. Vgl .krack, krach en, v.: land, Franken. Md. im 15. Jh. kotze (Rothe erschütternd schallen, laut schallend brechen, Dür. Chron. Cap. 437), rhein. im 15. Jh. kötze mhd. krachen, ahd. chrachôn·, dazu mnd. und (Diefenb. gloss. 127e), mrhein. im 16. Jh. kütz f. mndl .kraken, ags .cracian, cearcian, engl .crack. (Weisth. 2, 528), vgl. Kieze. Mit 'Kot zu- Vielleicht urverwandt mit aind. gárjati «brüllt, brummt, rauscht», lit. girgzdëti «knarrend», sammenhängend. k o t z e n , v.: hustend ausspeien, sich er- oder «lautnachahmend». Kracher, m.: alter brechen. 1482 im Voc. theut. r 1 a kotzen, 1466 schwacher Mann, 1669 bei Grimmelsh. Simpl. koczen (Diefenb. nov. gl. 385b, wo auch sich 481, auch Krachwedel m. Simpl. 383, Krachbekotzen aus dem Anf. des 15. Jh.), rhein. im wadel 46, bildlich wie grober Wedel (Lümmel) 15. Jh. kutzen. Lautnachahmend wie das glbd. bei H. Sachs, nach Wedel (Tierschwanz) und ZUS. köken (s. d.). ABL. kotzern, v. impers.: mhd. wadelen, wedeln «schwanken». zum Erbrechen reizen, 1537 bei Dasypodius. Krachmandel, f.: Mandel mit Schale. 1775 Krabáte, m. (-«, gewöhnlich nur im PI. bei Adelung. Jetzt gewöhnlich Knackmandel. krächzen, v. : heiser schreien (vom Raben -n), gekürzt Krabat: muntres, wildes Kind. Im Scherze. Älternhd. und noch mundartlich. usw.); aus tiefer Brust schmerzvoll seufzen. Krdbate statt Kroat, abg. Chrübatinü. Im In der 1. Bed. 1537 bei Schaidenreißer Odyssee 30 jähr. Krieg aufgenommen. Vgl. Krawatte. 83 a krachitzen, im 15. Jh. grachkiczen (DiefenKrabbe, f. (PI. -»): kleiner runder See- bach nov. gl. 120b), in der 2. Bed. 1582 bei krebs; (bildlich) regsames muntres Kind, reg- Fischart Garg. 154 krächtzen, 1691 bei Stieler sames muntres kleines Tier. Im 18. Jh. auch krechzen. Abgeleitet von krachen (stöhnen, Mask, nnd Neutr., im 16. Jh. krabe, krab f., ächzen, bei H. Sachs), schon mhd. chrachen 1505 in der Straßburger Gemma t 5 b krabbe (hohes Lied 44, 21 Haupt), wie ags. cracetung, und 1513 verhochdeutscht krappe f., aufge- cearcetung «Krächzen» von cracian, cearcian. nommen aus mnd. krabbe f. (Diefenb. gl. 445 a Im Ablaut dazu steht das gleichbed. ältervom J. 1420); dazu ndl. krab f., ags. crabba m., nhd. krochzen, krächzen, mh n., anord. lîd η., got. leipu- (für gr. 11,309); Flachspflanze; Flachssame. Mhd. Itn c(K€pa n.), verwandt mit gr. άλεκον η. (aus m. «Flachs, leinenes Kleidungsstück», ahd. *aleitwon) «Weingefäß», lit. litùs m. «Regen». Un η. «Flachs, Leinwand»; dazu asächs. lin η. Vgl. Leutgeb, Weinkauf. «Linnen», ndl. lijn «Flachs, Leinsamen», ags.Leilach, η. ( - [ φ , Pl. -e[n]), auch Lei(n)- anord. lin η., schwed.-dän. lin, got. lein η. laken (-s, PI. wie Sg.): Leintuch, Bettuch. «Leinwand». Unsicher, ob urverw. od. enti, Im 15. Jh. leilach, mhd. lîlachen, lîlach, ahd. aus glbd. lat. Unum η.; dazu gr. λίνον η. lîlahhan η., mit geschwundnem η vor l; denn (dazu ein Dat. Sg. λϊτί u. Akk. λιτά «Leindaneben noch im 16. Jh. (Alberus diet. J l b wand, Leinentuch»), lit. linai Pl., abg. linü m., u. m 3 b ) leinlach, mhd. lînlachen, lînlach η. air. Un «Flachs». ABL. leinen, adj.: aus Dazu mnd. lin-, lilaken. Zgs. aus Lein (s. d.) gesponnenem Flachsbast gewoben, mhd.-ahd. u. mhd. lachen n. «Laken» (s. d.). Ebenso lînîn, asächs.-and. linin, afries. linnen, ags. noch wetterau. Leituch n. «Bettuch» für Lein- linen; das substant. N. des Adj. ist Leinen, n. : tuch. Vereinzelt ist mhd. lîlachen gekürzt aus Leinengarn, Leinen zeug, bei Luther (Joh.20,5), a lîchlachen, ahd. lîhlahhan η. «Laken, worauf nd. 1420 linen Diefenb. gl. 332 , asächs. linin n. der Körper ruht» (s. Leiche). Bei H. Heine «leinenes Tuch» (vgl. Linnen). Mit dem Adj. zgs. Leinengarn, n., d. i. leinen Garn, 1712 bei 1, 341 im Reime die Nebenform Leilich. 1 Leim, m. (-s, PI. -e): klebrige Masse Hübner Leinen-Garn-, Leinenzeug, n., d. i. zum Haften. Mhd. u. ahd. lîm m.; dazu and. leinen Zeug (so 1664 bei Duez), 1678 bei ZUS. Leinöl, n.: Öl lim m., mnd. lim m. n., ndl. lijm, ags. lim m., Krämer Leinzeug. engl, lime «Leim, Kalk», anord. lim n. «Binde- von Flachssamen, im 15. Jh. leinöl, dafür mittel, Leim, bes. Kalk», schwed.-dän. lim. mhd. lînsâtôl n. Leinsaat, f., mhd. lînsât f. Gleichen Stammes wie Lehm (s. d.). RA. Leintuch, n.: flächsenes Tuch, ' spätmhd. auf den L. gehen, eig. vom Vogel auf die lîntiioch n. «Leinwand», wetterau. Leituch. Leimrute; jetzt sich betrügen lassen. ABL. Leinwand,f.,mit Anlehnung an Gewand(s.d.) leimen, v.: mhd. lîmen, ahd. límjan, liman aus Leinwat, mnd. im 14. Jh. Vynen-, line-, «mit Leim bestreichen, durch Leim und dann lennewant, mhd.-ahd. lînwât, ags. linwœd f. überhaupt fest zusammenfügen»; «betrügen» (leinenes Kleidungsstück, leinenes Tuch), bei (in der Umgangssprache, urspr. den Vogel Luther Linwand f. u. Linwad m. f., noch bei leimen), 1847 in der Gaunersprache «lügen», Castelli 1709 Leinwad neben Leinwand u. bis leimicht, adj., 1540 bei Alberus diet. Ee I a heute in Bayern Leinwat. Vgl. Wat. Davon

Weigand, Deutsches Wörterbuch. 5. Aufl. Π. Bä.

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Leinahorn

leiten

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leinwanden, adj., im 17. Jh. (Chr. Weise stade». Vgl. Walde. Aus dem Germ. enti, Comöd. 316). Lettt(e)weber, m., mhd. Imweber, md. im 14. Jh. linenweber m., daher mit ausgestoßnem w noch Leineweber. Leinahorn, Leinbaum, s. 8 Lehne. Leine, f. (PI. -η): langer dünner Strick; Leit-, Zugstriek. Mhd. lîne, spätahd. lîna f. «Seil, Tau», bes. «Schiffszugseil, Schlepptau»; dazu mnd. line f., ndl. lijn, ags. line f., engl. line, anord. lina f., schwed. lina, dän. line. Abgel. von Lein (s. d.), eig. «die aus Flachs gedrehte», wie gr. λιναία, λινέα f. «Leine, Strick» von λ(νον «Lein, Flachs» u. wie lat. Unum, sowohl «Lein» als «Faden, Schnur, Strick» bedeutet. ZUS. Leinpfad, m.: gebahnter Weg am Ufer der Flüsse zum Fortziehen der Wasserfahrzeuge mittels Leinen,

mhd. lîn(e)pfat m. Leinreiter, m.: Reiter oder Lenker von Zugpferden beim Fortziehen von Wasserfahrzeugen (Schmeller 2 1, 1480). Leis, m. (Gen. wie Nom. u. -ses, Pl. -se[«]) : geistliches Lied. Noch im 17. Jh., später erloschen. Mhd. leise neben starkem leis m., gekürzt aus glbd. mhd. kirleis(e) m., s. 1,1184. leis(e), adj.: kaum hör-, merkbar. Mhd. lîs(e), ahd. nur im Adv. liso «nach und nach, langsam»; dazu mnd.-mndl. lise «leise», ndl. lijs m. f., das Subst. dazu, dän. lise «Linderung», früher «Ruhe, Gemächlichkeit, Faulheit», schwed. lisa, nnorw. lisa. Daneben stehen Formen mit Nasal mhd.-alem. lins, fläm. lens, lins «matt, schlaff», enti. dän. lens, schwed. läns «leer». Yerw. mit linde (s. d.), ags. li^s, liss f. «Milde, Gunst». ZUS. Leise-

treter, m., in den Fastnachtsp. des 15. Jh. 254, 15 leistreter. Leist, m. (-es): Klub. Schweiz. Von leisten. 1 Leiste, f. (PI. -n): Gegend der Biegung zwischen Hüfte und Scham. Erst im Nhd. Wohl als «Schamleiste» ausgegangen von der Grundbedeutung von 2 Leiste (s. d., ähnlich wie Leiste f. «Zwerchfell» beiDasypodius 1537, «Schwiele» bei Stieler 1691, «Buckel, Höcker» um 1480 im Voc. inc. teut. o 7 a leisten die einer uff dem, ruck hat, gibbus). ZUS. Leistenhrnch, m., 1777 bei Adelung, aber schon 1561 bei Maaler das Adj. lystbrüchig. 2 Leiste, f. (PI.-w): Einfaßstreifen, woran sich hinziehender schmaler Körper. Mhd. liste, ahd. lista f. «bandförmiger Streifen, Einfaßstreifen, Saum, Borte»; dazu mnd. liste f. m., ndl. lijst f., ags. liste f., engl, list, anord. lista f., schwed.-dän. list, dän. liste «Streifen, Kante, Leiste». Vielleicht zu litus n. «Strand, Ge-

ital. lista, frz. liste f. «Streifen» (s. Liste). Leisten, m. (-s, PI. wie Sg.): hölzerne Musterform, worüber der Schuster arbeitet. Im 15. Jh. bei Diefenb. gl. 91 b leyste, aber mhd. und ahd. starkbiegend leist m., noch wetterau.-bayr. usw. starkflekt. Leist m. ; dazu mnd. lèst, leste, ndl. leest f., dän. lest «Schuhmacherleisten», engl. last. Die eig. Bed. ist «Fußspur», mhd. leist m. «Spur», ags. last, lœst m. «Fuß-, Rad-, Wagenspur», got. laists m. «Spur, Ziel», anord. leistr, schwed. löst m. «Fuß, Socke», noch bayr. Leist f. n. «Geleise, Radspur»; gleichen Stammes wie Gleis (s. d.). leisten, v.: durch die Tat dartun. Mhd.ahd. leisten, frühmhd. einmal lësten «ein Gebot befolgen und ausführen, ein Versprechen erfüllen, eine Pflicht tun»; dazu asächs. lëstjan «Folge leisten, vollbringen, handeln», afries. lästa, lesta «erfüllen, vollziehen, üben», ags. lœstan «vollführen, halten, aushalten, ausdauern», engl, last «währen, dauern», got. laistjan «folgen, nachfolgen», eig. «in die Spur treten». Von got. laists m. «Spur» (s. Leisten). ABL. Leistung, f., mhd. leistunge f. «Einlage» (zu mhd. eine gîselschafl leisten «als Geisel einreiten, das Einlager halten»). Leite, f. (PI. -«): Berghang. Mhd. lîte, ahd. Uta f.; dazu ags. hlip n., anord. Mid f. «Bergseite». Verw. mit gr. κλι-rúc f., κλίτος, K \ ( T O C m., lit. ëlaïtas m. «Abhang, Hügel», ir. cliathan «Seite, Brust» und gleichen Stammes wie lehnen (s. d.). leiten,v.: fuhren. Mhd. leiten, ahd. lei(t)tan, im 12. Jh. ndrhein. leiddin; dazu asächs. Udian, ndl. leiden, afries. lëda, ags. lœdan, engl, lead, anord. leida, schwed. leda, dän. lede. Fakt, zu ahd. lîdan «gehen» (s. 8 leiden), also urspr. Bed. «gehen machen». S. auch Btr. 30, 254.

ABL. Leiter, m., mhd. leitœre, letter, ahd. leitarim.«Führer, Anführer»; d a v o n L e i t e r i n , f., mhd. leitcerinne, md. leitirinne und mehr nd. leiderinne f. Leitung, f., bei Dasypodius 1537, mhd. leitunge in verleitunge f. ZUS.

Leitartikel, m., als Übersetzung des engl. leading oder leading article, zunächst (etwas vor 1840) leitender Artikel. Dann 1848 Leitartikel. Vgl. Ladendorf. Leitfaden, m. (-s, PI. wie Sg. u. -fäderi)·. Faden zum Leiten; schriftlicher Abriß eines wissenschaftlichen Gegenstandes, um sich in diesem zurecht u. durch ihn hindurchzufinden (bei Lessing 3,159 vom J. 1751), benannt nach dem Faden der Ariadne im Labyrinth. Leitfaß, n.: Faß

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Leiter

Lenz

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zum Herbeiführen des Wassers bei FeuersLemming, m. (-s, Pl. -e): kleine nordibrünsten usw. (1470 frankfurtisch leitefaß), sche Wühlmaus, mus lemmus. Aus glbd. frühmhd. leitvag n. «Tonne, Paß zum Ver- dän. lemming, anord. lœmingr, lomundr m. führen einer Flüssigkeit», zgs. mit mhd. leite f. Bei Nemnich 3, 654. «Leitung, Führung, Wagenladung, Faß zum Lemure,f. (Pl.-m): abgeschiedne Seele. Aus Verführen von Flüssigkeit», ahd. leita, leitt f. glbd. lat. lemures PI. Bei Goethe Faust 11512. «Leitung». Leithammel, m.: zum Anführen Lende, f. (PI. -n): Körperteil hinter und einer Herde abgerichteter Hammel, 1540 bei über dem Hüftknochen. Mhd. lende, ahd. lenii, Alberus dict.X3 b Leydhamel. Leithund, m.: lendî f.; dazu and. PI. lendin «Nieren», afries. der an einem langen Siemen (mhd.leitrieme m.) lenden, PI. lendena, lenderna «Lendengegend», geführte Jagdhund, der die Fährte des Wildes ags. PI. lendenu «Nieren», anord. lend f. «Lende». aufsucht, mhä.leithunt, ahd. leitihunt m. Leit- Verw. lat. lumbus m. «Lende» (aus *londhuos), motiv, n., von einem Anhänger R. Wagners abg. Içdvija f. «Lende, Niere». ZUS. LendenEnde der 70 er Jahre geprägt und bald zum braten, m., mhd. lendébrâte, verkürzt lemSchlagwort geworden. Vgl. Ladendorf. Leit- práte, ahd. lentiprâto m., ags. léndebrœd f., stern, n. : leitender Stern, nach dem man sich lendenbrœda m. lendenlahm, adj., 1691 auf einem Wege zu Wasser und zu Lande bei Stieler. richtet, Polarstern, mhd. leite-, leitsterne m. lenken, v.: durch mittelbares oder un(auch bildl.) ; dazu mnd.leidestem, engi.loadstar, mittelbares Wirken die Veränderung der Richlodestar, anord. leidarstjama, dän. ledestjerne. tung bestimmen. Mhd. lenken (Prät. lande) Leiter, f. (PI. -n): staffelartiges Steig- «biegen, wenden, richten», md. auch lengen werkzeug. Mhd. leiter, lettere (auch Wagen- (zugleich intrans, «sich biegen»). Zu Lanke leiter), ahd. Meitar(a), (h)leitra, leitera f., (s. d. und Gelenk). ABL. lenkbar, adj., md. im 16. Jh. Letter (Adrian Mittheil. 184); bei Campe aus Voß. Lenker, m., 1691 bei dazu mndl. le(e)der, ndl. ladder, leer, afries. Stieler (ebenso Lenkerin), lenksam, adj., hleder, hladder, ags. hlœ(d)der f., engl, ladder. bei Wieland 7,198 vom J. 1772; davon LenkStammverw. sind got. Meipra «Zelt», lat. samkeit, f., bei Kant 3, 84 vom J. 1766. cliteUae «Saumsattel». Für die Verbindung Lenkung, f., 1691 bei Stieler. u. das Verständnis dieser Worte vgl. Meringer Lenóre, s. Eleonore. Idg. Forsch. 16, 120. S. a. Btr. 30, 291. ZUS. Lenz, m. (-es, PI. -e)·. Frühling. Mhd. Leiterbaum, m.: die beiden langen Seiten- schwachb. lenze (Gen. -en), ahd. lenzo m. (Gen. hölzer der Leiter, mhd. leiterboum, ahd. hleitar- -in) neben starkem lenzin m.; dazu mnd. lenten, boum m. Leiterkarren, m.: Karren mit nd. lente m., ags. lencten, len(g)ten m. (engl. Leitern auf beiden Seiten, 1691 bei Stieler. lent «Fastenzeit»), Aus ahd. lengizin, mit Leiterwagen, m., 1678 bei Krämer. -mânôth «Lenzmonat», daneben ahd. u. frühmhd. langeg, langig m. «Frühling», woher noch Leitfaden, Leitfaß usw., s. leiten. bayr. Läng(e)ß, Längßen, Längßing neben Leitkauf, öst. noch für Leikauf. Lektion, f. (Pl. -en): Vorlesung; Lern- Länz(ing), kämt. Langaß, Langiß, Schweiz. stück; Lernaufgabe; (bildlich) scharfe Zu- Langst m.; dazu alem. im 16. u. 17. Jh. die rechtweisung (1663 bei Schuppius 7). In der Kollektivbildung Glentz n. (auch m.), im 14. Jh. 1. Bed. bei Luther Apostelg. 13, 15, md. im glenze, gelenz n. Zgs. mit lang (s. d.); der 13. Jh. lectiôn f. «Vorlesung des Evangeliums zweite Teil in ahd. lengizin entspricht vielu. Lesetextes beim Gottesdienste », auch lectie f., leicht (wie in got. sin-teins «täglich») aind. zugleich «Schulunterricht, Schulaufgabe», auch dtnam n. «Tag, Zeit», abg. dïnï m., lit. dienà f., lecze, letzge, letze, ahd. lectja, lecz(i)a f.; dazu apreuß. deina, lett. dina f. «Tag», ir. denus got. laiktjö f. (biblischer Leseabschnitt), aus «spatium temporis», lat. in nun-dinae f. «der an lat. lectio f. «das Lesen, Vorlesen», zu lat. jedem neunten Tag gehaltne Markttag». Durch legere «lesen». Noch wetterau. Letzt, Lex f. die gekürzte Form lentz (15. Jh. Voc. inc. teut. o7 b ) entwickelte sich die starke Flexion «Schulaufgabe». b Lektüre, f. (PI. -»): das andauernde Lesen (bei Luther 4, 42 der Dat. Sg. Lentz), die eines Gegenstandes wie dieser selbst, Lesestoff. im spätem 18. Jh. die Oberhand gewann, aber Zu Anfang des 18. Jh. aus frz. lecture f., aber die schwache Form (Gen. Dat. Akk. Lenzen), schon im 16. Jh. bei Fischart Garg. 274 Lectur noch bei Brockes 1, 159, Wieland 21, 188, f. aus mlat. lectura f., zu lat. legere «lesen». Schubart 2, 82, Rückert 2, 309. ZUS. Lenz4*

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Leopard

Letter

m., ahd. lengizinniânôth. Die von Karl d. Gr. eingeführte Bezeichnung für März. Leopárd, m. (-en, Pl. en): das Raubtier felis leopardus. Mhd. lêbart(e), liebart(e), leopard, md. auch leparte, ahd. lêbarto m., aus glbd. lat. leopardus m., von lat. leo m. «Löwe» und pardus m. «Parder» (s. d.). Leopold, Mannsname, älternhd. Leupold, mhd. Liupolt, ahd. Liupald, aus älterm Liutpald, zsgs. aus ahd. Hut m. n. «Volk» (s. Leute) und Adj. paid (s. bald) «kühn, tapfer». Lepra, f. : Aussatz. Aus glbd. gr. λέπρα f., 1813 bei Campe. Vgl. Aussatz. Lerche, f. (PI. -w): der Feldsingvogel alauda. Früher mit langem Vokal, 1556 bei Frisius Nomenciator 55 b Leerch, mhd. Wrche, lêreche, ahd. lêr(a)hha f. Entst. aus der vollem Form frühmhd. lêwerch, spätmhd. lovirke·, dazu mnd. lewer(i)ke, nndl. lewerik u. (an leeuw «Löwe» angelehnt) leeuw(e)rik, leeuwerk (auch ndhess. Löweneckerche), fries, liurk, nordfries. läsk f., ags. läwerce, lœwerce f., schott. laverok, engl, lark, anord. lœvirki m., aschwed. larikia, schwed. larke, dän. lerke «Lerche». Herkunft dunkel. Falk-Torp setzen *laiwazakOn als germ. Grundform an. RA. eine L. schießen «kopfüber stürzen», eig. «wie eine Lerche herabstürzen». lernen, v. : geistig auffassen. Mhd. lernen, frühmhd. Urnen, ahd. Urnen, lernen, lemôn; dazu asächs. (mit geschwundenem r) linOn, afries. Urna, lema, ags. leornian, engl, learn. Wie lehren (s. d.) abgel. von got. Prät. Prs. lais «ich weiß», eig. «wissend, gelehrt werden». In Verbindung mit dem bloßen Infinitiv (ohne zu: er lernt singen) schon ahd.; in der Bildung des Perf. und Plusquamperf. ich habe lesen lernen steht der Inf. lernen statt des Part. Prät. gelernt, nach dem Vorbild der Verba dürfen, können usw., deren altes mit dem Inf. gleichlautendes starkes Part. Prät. man aus Mißverstand für den Inf. nahm. Lernen in der Bed. «lehren» schon mhd. (md.) im 14. Jh. (ZfdA. 9, 287). ZUS. Lernbegierde, f., nach Heynatz Antib. 2,228 (1797) «von neuem Schriftstellern gebraucht». Lese, f. (PI. -n): das Aufsammeln, bes. der Weintrauben, 1716 bei Ludwig; auch in Komp. Ähren-, Blumen-, Weinlese. Von lesen, v. (Präs. ich lese, du lie(se)st, er liest, Prät. las, Konj. läse, Part, gelesen, Imp. lies) : nacheinander sammelnd nehmen; durch Sondern von und aus Anderem sammeln; Buchstaben zu Sinn und Bedeutung sammeln, d. h. zu Wörtern und diese zu Rede ver-

binden. Mhd. lesen (Präs. lise, Prät. las, Plur. läsen, Part, gelesen, zuweilen Prät. lâren, Part, geleren, gelarn), ahd. lesan (Präs. lim, lisist, lisit, Prät. las, Pl. lâsun, Part, güesan, zuweilen gileraii) in allen obigen Bedeutungen; dazu nur in der Bed. «sammeln», asächs-ags. lesan, ndl.lezen, engl.lease, anord. lesa, schwed. läsa, dän. läse, got. lisan. Urverw. mit lit. lesù «picke auf». Aus der urspr. Bed. «sammeln» entwickelte sich die Bed. «Buchstaben zu Sinn und Bedeutung sammeln» durch das bei unsern Vorfahren übliche Aufnehmen und Aufsammeln ausgestreuter mit Runenzeichen zu Los und Weissagung versehner Stäbchen ( s.Buchstabe). Zugleich wird aber die doppelte Bed. von lat. legere eingewirkt haben. ABL. lesbar, adj., 1678 bei Krämer. Leser, m., mhd. lescere, leser «Vorleser, Lehrer, Weinleser», ahd. lesari «Traubenleser», leserlich, adj., 1691 bei Stieler, für älteres leslieh (1678 bei Krämer), mhd. lesenlich. Lesung, f., 1537 bei Dasypodius. ZUS. Lesart, f., 1745 bei Bodmer ; bei Bürger 131 a (B.) Leseart. Lesebuch, n., 1777 bei Adelung, bei Goethe noch «Buch, das sich leicht liest». Lesefrucht, f., bes. im Pl., bildlich bei Platen (1889) 288. lesenswert, adj., 1716 bei Ludwig. Lesestunde, f., 1777 bei Adelung. Lesezeichen, n.: Interpunktionszeichen (1809 bei Campe); Buchzeichen (bei J. Paul Titan 1, 137).

monat,

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Letten, m. (-S, ohne PI.) : Tonerde, Töpferton. Mhd. lette, ahd. letto m., daneben mhd. líeteme, ahd. liet(e) ; dazu isl. ledja f. « Schlamm, Kot». Vielleicht mit Schwebeablaut zu lat. lutum n. «Kot, Lehm, Ton, Tonerde», ir. loth «Schmutz». In md. Mundarten Lettich m., 1540 bei Alberus diet. r 3 a lettch, bei Waldis Esop 4, 38,52 lättich. ABL. letten, adj. : aus Tonerde bestehend od. gemacht (Goethe Prometheus 2. Akt), letticht, lettig, adj., bei Krämer 1678 lettigt, frühmhd. lettich, ahd.lettîg. 1 Letter, m. (-s, PI. wie Sg.): Lesepult auf dem Chore der Kirche; der Chor oder die Emporkirche selbst. In der 1. Bed. 1413 letter, 1383 ledter, mit tt aus et, denn mhd. (md.) leder, ledere, lector, ahd. lector, lectur, lectar m., aus mlat. ledormm n. «Lesepult in der Kirche». In der 2. Bed. «Emporkirche» md. um 1200 leder m. S. Lettner. 2 Letter, f. (Pl. -w): der Druckbuchstabe; aus Metallmischung gegossner Druckerbuchstabe. 1663 bei Schottel, aus glbd. frz. lettre f., von lat. littera, litera f. «Buchstabe», woher schon mhd. (md.) litter f.

57

Lettner

Leumund

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Lettner, m. (-S, PI. wieSg.): die Empor- schweig 193 zu guter l., 1618 bei Sandrub 56 kirche, der Letter (s. d.). Mhd. lettener, 1429 (Ndr.) au ff die letzt. Nebenform von mhd. letze lectner m. (Lesepult auf dem Chore der f. «Hinderung, Ende, Abschied, Abschiedsge2 Kirche), aus mlat. lectionarium n. «Buch mit schenk» zu mhd. letzen (s. letzen). den beim Gottesdienste nötigen Lesestücken». L e u , m. {-en, Pl. -en), dichterisch für letz, adj.: link, verkehrt. Obd. Mhd. Löwe (s. d.), bei A. Gryphius, P. Fleming 140 letze, lez, ahd. lezzi ; in md. Mundarten lätsch und Brockes Löu, bei P. Gerhard und 1678 (1664 bei Duez letsch). Verw. mit laß (s. d. bei Krämer Leu, schon mhd. lea m. und latsch). Leuchse, f. (PI. -n): Stemmleiste eines 1 letzen, v., in verletzen. Noch älternhd. Leiterwagens. Bayr.-schwäb.-schweiz. Anfang letzen, mhd. letzen (Prät. lazte, lezte) «laß des 15. Jh. bei Diefenbach gl. 590b liuchsen, machen, aufhalten, hemmen, hindern, schä- lewchsen, 1482 im Voc. theut. s 7 b leuchse; digen, kränken, endigen, begrenzen, wovon thür. Lise, rhein.-hess. Liehse f., Lisse, Liese ausschließen, berauben», ahd. lezjan, lezzan 1753 bei Zincke öcon. Lex. 1683. Wohl ur(Prät. lezida, lazta) «aufhalten, beunruhigen, verw. mit glbd. tschech. liSnê, poln. luênia, quälen, schädigen»; dazu asächs. lettian (Prät. russ. IjuSnjá f., oder sind diese entlehnt? letta, latta), ndl. letteti, afries. letta, ags. lettati, Leuchte, f. (PI. -n): durchsichtiger geengl, let, anord. let ja (Prät. latta) «zurück- schlossener Lichtbehälter zum Leuchten. Im halten, hemmen, hindern», got. latjan «träge 15. Jh. leuchte, mhd. liuhte, md. lüchte f., machen, aufhalten». Zum Adj. laß (s. d.). zuerst «Helligkeit, Glanz», dann «Leucht2 letzen, v.: erfreuend aufrichten, laben. apparat», ahd. liuhta f., zunächst «Glutpfanne», Mhd. letzen (s. 1 letzen in andrer Bedeutungs- besonders zum Leuchten. Von leuchten, v. : entwicklung) «zu Ende bringen, befreien, eine licht machen, Licht von sich geben und verFreundlichkeit wofür erweisen (eig. eine letze breiten. Mhd. Muhten, md. lüchten, ahd. «ein Abschiedsgeschenk, Abschiedstrunk, Ab- liuhtan; dazu asächs. liohtian, leohtan, ags. schiedsmahl»), erfreuend aufrichten, erfrischen, lëohtan, got. liuhtjan «leuchten». Vgl. licht. refi, sich ergötzen, sich etwas zugute tun». ABL. Leuchter, m.: Lichtgestell, mhd. ABL. Letzung, f.: Abschiedsmahl (Stieler liuhtcere, ndrhein. im 14. Jh. lüchter m. ZUS. Leuchtgas, n., seit den 20er Jahren des 1691), Erquickuiig. letzt, superi. Adj.: kein andres Ding der- 19. Jh. Leuchtkäfer, m.: Johanniskäfer, selben Art weiter nach sich habend. Im 1794 bei Nemnich. Leuchtkugel, f., 1716 15. Jh. letzt (Voc. theut. 1482 s 7 b u. 8 a ), bei Wolff Mathemat. Lex. 782. Leuchtturm, letczt und zugleich bis gegen Ende des 17. Jh. m., 1757 in Eggers Kriegslex. 2, 57. letst, welche Formen, vorzüglich die erste Leuer, f. bayrisch für 1 Lauer (s. d.). (letzt), aus dem Nd. ein- und durchgedrungen leugnen, v.: (die Wahrheit wovon) in sind, denn schon asächs. lezt (lezto), lazt (lazto), Abrede stellen. Bei Luther leugnen, 1561 bei vollständiger letist·, dagegen mhd. lest neben Maaler löugnen, im 16. u. 17. Jh. auch laugnen, dem ältermhd. lejföist, ahd. laggôst, legist, laugen (noch bayr.-öst. laugen), mhd. lougen(en), legest und lezist, lecist·, dazu asächs. auch spätmhd. auch leuken, ahd. loug(a)nen ; dazu lasto, mnd. latest, last, gewöhnlich lest, ndl. asächs. lOgnian, mnd. lochenden), loken, ndl. lest, afries. letast, lest, ags. Icetest (Adv. latost, loochenen, ags. llgnian, got. laugnjan «leugnen» latest) neben leetemest (mit doppelter Super- u. galaugnjan «verborgen sein», anord. leyna lativendung), engl. last. Das Wort ist der «verbergen». Von ahd. lougna f. «Verneinung, Sup. von mhd.-ahd. lag, asächs. lat «zurück- Leugnung» anord. laun f. «Heimlichkeit», gleibleibend, saumselig, spät» (s. laß). Der Komp. chen Stammes wie lügen (s. d.). zu dem gleichsam wieder als Positiv betrachLeumund, m. (-s, ohne PI.) : laute öffentteten Wort, letztere, ist nhd., 1626 bei liche Meinung von jemand. Mhd. liumunt, Zincgref Apophth. 1,62, Moscher. Phil. 2,101. gekürzt Unmut, liumet, liumat, liumt, liumde, ABL. letzthin, adv., bei Wieland, Lessing, leumde usw., md. lümunt, ahd. (h)liumunt, letztlich, adv., 1581 bei Fischart Bienk. 148 a . Hument m.; daher im ältern Nhd. Leumuth Letzte, f., in: auf die L., zu guter Letzt. (1591 bei Fischart Bodin. 305b), Leutnd m., Bei Luther 5, I a L. f. «Ende», 3,493® «Ab- Leumde f. (bei Schottel, Stieler, vereinzelt schiedsmahl», 2, 514 a zur L. «noch einmal schon ahd. liumunt f.), umgedeutet Leutb vor dem Aufhören», 1593 bei H. J. v. Braun- mundt m. (1562 bei Mathesius Sar. l ) . Zu

Leute

Lexikon

got. hliuma m. «Gehör», hliuß n. «Zuhören, Aufmerksamkeit, Stille», anord. hljömr m. «Laut, Ton», hljöd n. «Gehör, Ton». Urverw. mit lat. cluêre «heißen», gr. κλύειν «hören», κλέος η. «Ruhm», air. clunim «höre», clw «Ruhm», cloth «berühmt», abg. sluti «genannt werden, berühmt sein», shvo η. «Wort», slava f. «Ruhm», aind. çréniatam m. «guter Ruf, Berühmtheit» (genau = L.) von gravas η. «Ruhm». Die Silbe -munt entspricht lat. -mentuni, gr. -μα (Gen. -ματοε). S. verleumden. Leute, Pl.: Personen aus dem Volke, bes. dem gewöhnlichen. Mhd. Hute, ahd. liuti, asächs. liudi, afries. Kode, Hude, ags. lëode, anord. lyäir «Leute», Plur. «Leute», von mhd.ahd. liut m.n. «Volk», auch «einzelner Mensch» (daher noch obd. Leut n. «einzelne Person»), md. lût m. η., and. liud m., afries. Hod, ags. lëod f. «Volk» und lêod m. «Mann, Fürst», anord. lydr, Ijöä/r m. «Volk», norw. lyd «Leute, Versammlung». Verw. (oder enti.) ist abg. ljudü m. «Volk», PI. ljudije «Leute», lett. taudis, Pl. «Menschen». Nach Schräder RL. 808 zu gr. έλεύθερος «frei» oder mit der urspr. Bed. «Masse der Erwachsenen, herangewachsenes Geschlecht», zu ahd. liotan (in arliotan «hervorsprießen»), asächs. liodan, mnd. laden, ags. lëodan, got. liudan «wachsen, sprossen», wozu auch got. -laußs «gewachsen, groß» (Gen. -dis) in samalaußs «gleich groß », juggalaußs m. «Jüngling» gehört. Weiter dazu gr. έλευθ- «kommen» in έλεύεομαι, ήλυθον. ZUS. leutescheu, adj.: scheu vor den Leuten, 1691 bei Stieler leutscheu. Leutpriester,m.: Weltpriester, Pfarrer, im Gegensatz zum Ordensgeistlichen, mhd. liutpriester m. leutselig, adj.: dem Volke, bes. Niedern freundlich zugeneigt u. wohlgefällig, mhd. liutsœlec (s. selig) ; davon Leutseligkeit, f., mhd. liutscdecheit f. Leutspiel, n. (wetterau. f.): Volksmenge, 1776 bei Hahn Aufruhr zu Pisa 132, s. Spiel.

dem Part. Präs. von tenir «halten». Dafür im 16. Jh. auch Locotenent (Liliencron 3, 430b von 1525), von lat. locus m. «Platz, Stelle» und tenens, Part. Präs. von tenére «halten». Levánte, f. (ohne Pl.): das Morgenland, besonders die asiatische Türkei. 1703 im Zeit-Lex. «als allgemein gebrauchtes Wort». Von Venedig ausgehend. Eig. Ostgegend, im 15. Jh. bei Wolkenstein 17, 20 levant f. «Ostwind». Aus ital. levante f. « Osten, Morgenland, Ostwind», eig. «Sonnenaufgang», subst. gebrauchtes Part.. Präs. von ital. levare «heben, erheben», refi, levarsi «sich erheben, aufgehen» (von der Sonne). ABL. Levantine!*, m.: Morgenländer, levántisch, adj.: morgenländisch, 1716 bei Ludwig. Levit, m. (-en, Pl. -en): Priestergehilfe ; in der Kirche des Mittelalters Vorleser des Evangeliums (1506 bei S. Brant 202b Z.). 1487 bei Brack e 6 b levit «Mann vom Stamme Levi», aus gr.-lat. lëvïta, gr. λευΐτηο m. «einer vom Stamme Levit (hebr. Lëwî), dem heiligen Priesterstamme der Hebräer. RA. Einem die Leviten lesen «lange Verweise erteilen, eine Strafpredigt halten», im 15. Jh. bei Mone Schausp. 2, 280, 2362 die lernten lesen, 1449 in der Mayhinger Hdschr. von des Teufels Netz 10476 ain lernten, lesen, im 17. u. 18. Jh. häufig Einem den Leuiten lesen (Duez 1664), urspr. wohl «das Gesetz lesend vorhalten», mit Anspielung darauf, daß die Leviten alle sieben Jahre das Gesetz vorlesen mußten (5. Mos. 31, 9—11); Leviten ist vielleicht Kürzung aus Leviticus, mlat. Benennung des 3. Buches Mosis, das die Verordnung für die Priester und Leviten enthält.

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Leutgeb, m. (-en, Pl. -en): Schenkwirt. Obd. Mhd. lîtgebe m., spätmhd. (öst.) leutgebe, zgs. aus mhd. lît m. «Obstwein» (s. Leikauf) u. mhd. gebe (in Zss.), ahd. gébo m. «Geber». Leutnant, m. (-s, Pl. -s, -è)·. Unterster Offizier als «Stellvertreter des Hauptmanns» 1522 bei Murner luth. Narr 2113 lietenant, 1536 bei Liliencron 4,149 b leutinande, 4,557 b vom J. 1552 leutenampt, 1546 bei Schertlin Briefe 91 leuttenant, 1556 bei Frisius 761b lutenant, Schweiz. Lütenant (1545 Lütinampt), aus frz. lieutenant m. «Stellvertreter», von frz. lieu m. «Platz, Stelle» und tenant «haltend»,

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Leykóie, öst. Levkoje, f. (PI. -»): die Pflanze mattinola, Stockveil. Zu Anfang des 18. Jh. (Günther 218 Levgoyen), aus glbd. ital. leucojo m., von gr.-lat. leucoion n., gr. λευκόϊον n. «das weiße Veilchen», zgs. aus gr. λευκός «licht, weiß» und lov n. «Veilchen». L e x , s. Lektion.\ Lexikon, n. (-s, Pl. -s, Lexika): Wörterbuch. Im 17. Jh. Aus glbd. gr. λεΕικόν n. (zu ergänzen βιβλίον n. «Buch»), dem substantivierten N. des von gr. X¿£ic f. «Rede, Wort» abgeleiteten Adj. λεΕικόε «ein Wort betreffend». Davon lexikálisch, adj.: zum Wörterbuche gehörig, wörterbuchartig, 1801 bei Campe, aus neulat. lexicalis adj. ZUS. Lexikográpb, m. (-en, Pl. -en): Verfasser eines Wörterbuches, 1791 bei Roth, aus gr. λεϊικόγραφοε adj. «ein Wörterbuch schreibend»,

L'hombre

licht

zu gr. γροίφειν «schreiben». L e x i k o g r a p h i e ; f.: Wörterbuchschreibung. L'hombre, bayr. für Lomber (s. d.). Libéll, η. ( s , Pl. -e): kleine Schrift; Klage-, Schmähschrift. In den Fastnàchtsp. 991, 11 und 1495 in der Kölner Gemma Ν l b libel, in der Gemma von 1505 o 5 b libell ; in der Bed. «Buch» schon ahd. libel (Gen. libelles), libol, livol m. Aus lat. libellus m. «kleine Schrift, Klage-, Bittschrift», Dim. von lat. liber m. «Buch, Schrift», eig. «Bast». Libèllo, f. (PI. -w): die Wasserjungfer, ein Insekt. Bei Goethe 1, 62 vom J. 1776. Aus dem in der Naturgeschichte dem Tiere beigelegten lat. Namen libella f., Dim. von lat. libra f. «Wage, Wasserwage»; im Mlat. ist libella Name des Jochfisches. liberál, adj.: freisinnig; mild gesinnt. Im 16. Jh. in der Zimm. Chron.2 3, 229, 5 lieberal «freigebig», die Bed. «politisch freisinnig» seit den Befreiungskriegen 1815, ausgehend von Spanien. Vgl. Ladendorf. Substantiviert bei Goethe 42, 2, 237. Aus dem lat. Adj. liberälis «die Freiheit betreffend, edelgesinnt, gütig, freigebig», von lat. Uber «bürgerlich frei, frei in Denken und Rede». Im 18. Jh. liberalisch «sich viel herausnehmend», aus der obersächs. Mundart bei Weiße Op. 3, 122; in der Bed. «freigebig» 1620 in den Schausp. der engl. Komödianten 57 Tittm. Liberalität, f., aus lat. liberälitas f. «freisinnige Denk- und Handlungsart», im 16. Jh. in der Zimm. Chron.2 2, 331, 26 liberalitett «edle Denk- und Handlungsweise», 1571 bei Rot Liberalitet «Freigebigkeit». -lieh, Adjektiv-Suffix, urspr. mit dem Begriff der Angemessenheit, Ähnlichkeit, der Art und Weise. Älternhd. auch -leich, mhd. -lieh, -lîch, ahd. -Ith, asächs. -ite, ndl. -lijk, afries. -llk, ags. -líe, anord. -ligr, vereinzelt -likr, got. -leiks; im Adv. mhd. -lîche(n), ahd. -Wiho, asächs. -Ileo, mndl. -like, nndl. -lijk, ags. -lice, engl, -ly, anord. -liga, got. -leikö. Auch gekürzt in solcher, welcher (s. d.). Wird zu mhd. lîch, ahd. Ith f. «Leib, leibliche Gestalt, Aussehen», got. leik n. «Fleisch, Leib» (s. Leiche und gleich) gestellt. Vgl. noch Schmid ZfdA. 49, 525 ff. Licht,n. (-[e]s, PI. -er, in der Bed. «Kerzen» -e): das Leuchten, Helle, Glanz; leuchtender Körper; Kerze. In diesen Bed. älternhd.Liecht, mhd. lieht, md. liecht, licht, ahd. lioht, lieht n. (die Kürzung des Diphthonges ie taucht schon ahd. im 10. Jh. vereinzelt in der Form liht

auf, auch andrhein. liht); dazu asächs. lioht, mnd. licht, lecht, ndl. licht, afries. Macht, ags. lëoht, engl, light, got. liuhap η. «Licht, Helligkeit», mittels der Ableitungssilbe -aß von dem gleichen Stamme wie anord. Ijös n., schwed. ljus, dän. lys «Licht», asächs. liomo, ags. lêoma, anord. IjOme m. «Glanz», got. lauhmuni f. «Blitz» lauhatjan «leuchten», ags. llxan «leuchten», ahd. löhazzen «blitzen» u. liehsen adj. «hell» (vgl. auch Leuchte, licht, Lohe). Urverw. mit lat. lux f. (Gen. lucis) «Licht», lucëre «leuchten», lumen η. «Licht», luna f. «Mond», gr. λύχνοο m. «Leuchte», άμφιλύκη f. u. λυκόφιικ n. «Zwielicht», Xeuxóc «glänzend, hell, weiß», air. loche (Gen. lochet) «Blitz», abg. luca f. «Strahl», luna f. «Mond», lit. laiïkas «weißfleckig an der Stirn oder am Leib» (vom Rindvieh), apreuß. lauksnos «Gestirne», arm. lois «Licht» (Gen. lusoy), awest. raoamh n. «Glanz», raoxsna «leuchtend, glänzend», raoxsnu- m. «Glanz, Licht», aind. rOcâtê «leuchtet», rukmásm. «Goldschmuck», rokás m. «Licht», röcanas «leuchtend, hell». ABL. Lichtchen, n. (PI. Lichtchen und Lichterchen, Lessing 12, 522), Lichtlein, n., 1678 bei Krämer Liechtlein. ZUS. Lichtbild, n., 1777 bei Lavater Aussichten 2, 135. Lichtblick, m.: Blick des Sonnenlichts (Goethe 39,269 1. H.), bildlich (4, 75); anders mhd. liehtblic m. «Blitz». Lichtdrnck, m.: besondre Art des photomechanischen Druckverfahrens, 1866 erfunden. Lichtmesse, f.: das Fest der Reinigung Mariä und der Darbringung Christi im Tempel (2. Febr.), mhd. liehtmesse f., md. auch s. Marien liuehmisse genannt, weil in der römisch-katholischen Kirche an diesem Tage die Kerzen für das ganze Jahr geweiht (daher md. auch lîchtwlhe f. «Lichtmesse») und mit Anspielung auf die Worte des auf den Tag festgesetzten Evangeliums ein Licht, zu erleachten die Heiden (Luk. 2, 32) in feierlicher Prozession umhergetragen werden; dazu and. liohtmissa f. Lichtputze, f., 1642 bei Duez Liechtbutze. Lichtschere, f.: Lichtputze, um 1480 im Voc. inc. teut. ρ l b liechtscher. lichtscheu, adj., 1537 bei Dasypodius liechtscheiich. LichtSChnenze, f.: zangenartige Lichtputze, bei Luther 2. Mos. 37,23 Liechtschneutze. Lichtstrahl, m., 1691 bei Stieler. Lichtzieher, m.: Kerzenmacher, 1678 bei Krämer.

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licht, adj.: leuchtend, hell. Älternhd. liecht, mhd. lieht, md. liecht, licht, ahd. lioht, lieht (Komp. liohtôro, Sup. liohtôst); dazu

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-licht

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lüehen, leuchen «Flachs oder Heu ausraufen». Zur Herkunft vgl. Locke. Lichter, m., s. 2lichten. lichterloh, adv. vom Feuer: lebhaft aufwallend. Aus den absolut gesetzten Genitiven Sg. lichter Lohe «mit heller Flamme», 1535 bei Luther Predigt von den Engeln C 1 8 liechter lohe, 1562 bei Mathesius Sar. 218a liechter und roter loh brennen, 1664 bei Duez liechterloh, liechtenloh, liechteloh, 1650 bei Moscherosch Philander 1, 390 adjektivisch in liechten-loher Flamme. S. Lohe. [s. licht. Lichtmesse usw., s. Licht. Lichtung, Lid, η. ( - [ φ , Pl. -er): Deckel, Verschluß (s. Augenlid). Früher Lied geschrieben (schon Weist. 1, 529 liedt). Nhd. noch in Ofenlid n. «Ofentür», Fensterlid n. «schiebbarer Fensterteil, Schiebefenster» (Lid bei Luther, Lied bei Musäus Volksmärchen 5, 224, Fensterlied bei Opitz 3,12), iklternhä. Kannenlied n. «Deckel der Kanne» (Fischart Garg. 138). Mhd. lit η. «Deckel an einem Becher, einer Truhe», md. lit, let, led, lith «Deckel, Klappe, kleine Tür, in Angeln sich bewegendes Tischbrett zum Feilhalten, Ladentisch», vensterled n. «in von Lichter, Leichter, m. (-s, PI. wie Sg.):Angeln hangender Fensterladen» (Germ. 20, kleines Schiff zum Entladen größerer Fahr- 48 f.), ahd. lit, lith, lid η. «Deckel»; dazu zeuge. 1709 bei Hübner S. 51 Lichter, 1716 mnd. lit, afries. hlid, lid η. «Deckel», ags. bei Ludwig Lichter neben Leichter m., aus hlid n. «Deckel, Tür», engl, lid «Deckel», anord. hlid n., schwed. lid «Tür, Türöffnung», glbd. nd. lichter m., dazu engl, lighter. dän. led «kleine Tür, Heck». Zu asächs. 8 lichten, v.: vom Boden in die Höhe ahlidan « sich erschließen», ags. Midan «decken, heben, die Anker l. «vom Grunde heben und bedecken, schließen», fries, hlidia«verdecken». fortschiffen». 1703 im Zeit-Lex. den Anker l., Weiteres bei Falk-Torp u. Zupitza 119. dafür obd. 1678 bei Krämer die Ancker leichten, ebenso bei P. Fleming 590. Aus nd. lichten, lieh, adj.: freundlich zugeneigt, herzgemndl. ligten «leicht machen», dann «aufheben» winnend, das Herz erfreuend. Mhd. liep, (s. 2 lichten). Anders schwed. lyfta «den ahd. Hub, liob; dazu asächs. liof (Gen. Hobes), Anker lichten», zu anord. lypta «in die Höhe lief, lëf, mnd.-mndl. lief, afries. liaf, lief, ags. heben», mhd. lüften «in die Luft heben, auf- lëof, engl, lief, anord. Ijüfr, got. Hufs (Gen. heben», engl, lift «aufheben, lüften». liubis). Im Adv. mhd. liebe, ahd. liubo, liebo. 4 lichten, v.: rupfen, in: den Flachs aus- Gleichen Stammes wie Glaube, erlauben, gelichten «ausrupfen». Veraltet. 1538 bei Sebiz loben, Lob (s. d.). Urverw. mit lat. lubet, Feldbau 503 auslichten, 1538 bei Herr Colu- libet «es gefällt, beliebt», lubens, libens «gern, mella 19 a vßliechten, bei Keisersberg Evan- willig», lubido, libido f. «Begierde, Lust, Wolgelibuch 221 Vßliechtung, mhd. lûhten «zupfen», lust», (vielleicht aus dem Germ. enti. abg. md. 1445 lichten «Schweine kastrieren». Mit ljubü «lieb», ljuby f.«Liebe», Ijübiti «lieben»), ableitendem t von älternhd.-mhd. liechen (Part. aind. lûbhjati «begehrt heftig», löbhas m. gelochen) «ziehen, zupfen, rupfen» (bes. vom «Begierde». Substant. Lieb, n.: der u. die Ausziehen des Flachses und Ausraufen des Geliebte, mhd. liep n.; hervorgegangen aus Haares), ahd. liuhhan, liohhan in Zusammen- ahd. Hup, Hub, asächs. Hof n. «Herzensfreude, setz. (Part, er-, zilohhan) «ausreißen, rupfen», Hocherfreuliches, Liebes»; dazu das Dim. mnd. lüken, afries. luka «ziehen, zücken», Liebchen, n.: die Geliebte, 1445 zu Frankags. lücan «jäten», got.uslükan «herausziehen», furt a. M. liebchin n., im 15. Jh. bei Diefenb. b noch bayr. liechen, schwäb. liehen, Schweiz. gl. 235 liebechin, 1593 bei H. J. v. Braunasächs. lioht, mnd. licht, lecht, afries. liacht, licht, ags. lëoht, engl, light, dafür got. (von liuhaß «Licht» abgeleitet) liuhapeins; im Adv. mhd. liehte, ahd.- asächs. liohto, ags. lëohte. Gleichen Stammes wie Licht (s. d.). Beim Bauen heißt im Lichten «im Innern», ohne die Mauern. Im 17. Jh. ABL. lichten, v.: licht machen (ζ. B. einen Wald lichten), 1777 bei Adelung; unabhängig von mhd. liehten, ahd. liehten «licht werden, leuchten, tagen», und mhd. sich liuhten «sich lichten». Davon Lichtung, f.: Waldblöße, im 19. Jh. ZUS. lichtblau, adj.: hellblau, mhd. liehtblâ. -licht, Adjektivsuffix, gebildet aus -lieh (s. d.) mit t nach Analogie der Adj. auf -icht (s. d.), daher auch -lecht, noch bei Claudius 3, 26 süßlecht «süßlich». 1 lichten, v.: licht machen, werden, s. licht. 2 lichten, v.: leicht machen, ζ. B. ein Schiff l. «ausladen», eine Kasse, ein Faß, Vorräte l. «leeren». 1691 bei Stieler ein Schiff l., aus nd. liehten «leicht machen» (s. leicht). Dafür oberd. das Schiff leichten, leichteren 1678 bei Krämer, leichten 1648 bei Hulsius Schiff. 15, 25, leichtern 15, 20. Da-

lieb

Lied

schweig 249 Liébichen, 1650 bei Moscherosch Phil. 1, 72 Liebgen, ridrhein. in der 1. Hälfte des 16. Jh. lîfikin, ndl. 1598 bei Kilian lief ken η., dafür im 18. Jh. auch Liebelein, n. (Hölty 175), 1540 bei Alberus diet. Β 3 a Lieblin η. «Herzgeliebte», mhd. liébelîn η. Der Sup. des Adj. als Subst. Liebster, m. (mit Art. der Liebste), u. Liebste, f.: vor allen Geliebter (Matth. 12, 18, P. Fleming 157), Herzgeliebte (Fastnachtsp. 1298, Fleming 491), Ehegatte (1663 bei Schuppius 231), schon 1464 die süssen liebsten als kirchl. Gedächtnistag am 18. April, im 18. Jh. auch Herr Liebster und Frau Liebste (Geliert 3, 270 u. 404). ABL. Liebe, f.: herzliche Zuneigung, mhd. liebe, ahd. liubî, auch liupa f.; dazu and. liubi, ags. lufu f., engl. love. Liebde, f. : Liebe, nur in Titulaturen Deine, Eure Liebden, 1443 ewrer liebde, 1478 bei N. v. Wyle 351,5 als die für sten unser landen (Schwaben) bisher pflegen haben ain andern zeschryben üwer lieb, heben yetz etlich schriber an flemisch dar für zeschriben üwer liebde·, gebildet nach md. im 14. Jh. leift f., mnd. lëvede, Hefte, Ufte f. «Liebe», lieben, v., mhd. lieben, ahd. liubón «lieben», liubên «lieb oder angenehm sein, gefallen», Huben «angenehm oder lieb machen, Freude, Liebe erweisen», aber ags. lufian, engl, love «lieben»; dazu das Frequentativum liebeln, v.: seine Liebe bezeugen (1540 bei Alberus diet. y 4 b ) , flüchtig lieben (im 18. Jh. bei Stolberg, Bürger, Goethe), lieblich, adj., mhd. lieplich, md. lieblich, Üblich, ahd. liuhlîh; dazu asächs. liof-, lioblîc, afries. liaflik, ags. lêoflîc, got. liubaleiks. Im Adv. mhd. lieplîche, ahd. liuplihho, ags. Uofllce. Davon Lieblichkeit, f., im 16. Jh. bei Fischart 3,279 K., anders mhd. 1394 lieplichait f. «gütlicherVergleich». Liebling, m., 1648 bei Zesen Ibr.

agreste», liebäugeln, v. : um oder mit Liebe äugeln, im 16. Jh. bei Agricola Sprichw. 61b, dafür bei Henisch 1616 liebaugen. Liebe-

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diener, m.: Schmeichler, 1716 bei Ludwig, schon 1663 bei Schuppius 548 Liebesdienerin f. «Schmeichlerin». liebeYOll, adj., bei Klopstock Mess. 2, 85. liebkosen, v.: zu Liebe zärtlich sprechen, eig. zu Liebe sprechen (Zimm. Chron. 2,158, 6, s. kosen), mhd. liep-, liebekdsen, mnd. levekosen neben levereden, Gegensatz ahd. argchôsôn «übelreden»; davon Liebkosung, f., um 1480 im Voc. inc. teut. ρ 1 a liebkosung. lieblos, adj., mhd. liebelös. liebreich, adj., 1576 bei Mathesius Luther 109b. Liebreiz, m., 1648 bei Zesen Ibr. 170, Lihbreiz für Cupido 1645 in der adr. Rosemund 240. liebreizend, adj., 1641 bei Schottel 134. — b) mit Liebes- (zuerst im 15. Jh. bei Eberhard v. Cersne 3351 liebestat «Liebestat» nachweisbar): Liebesbrief, m., 1648 bei Zesen Ibr. 519. Liebesdienst, m., 1739 bei Liscow Sat. 130. Liebeserklärung, f., bei Lessing 4, 201. Liebesgott, m., bei Opitz 2, 84. Liebeshandel, m., 1678 bei Krämer der PI. Liebshändel. Liebeslied, n., 1711 bei Eädlein. Liebesmahl, n., 1734 bei Steinbach. Liebestrank, m., bei Opitz 2, 185. Liebeszeichen, n., bei Opitz 2, 117. — 3) mit dem Gen. Sg. des substantiv. Infinitivs Liebens-: liebenswert, adj., 1673 bei Lohenstein Ibr. Sultan 2, 153. liebensw ü r d i g , adj., bei Opitz 2,48 Liebens würdig, bei Ludwig 1716 liebenswürdig.

Liebstöckel, n. m. (-s, PI. wie Sg.) : die

4—5 Fuß hoch wachsende Pflanze ligusticum levisticum. 1540 bei Alberus diet. EE 3 a liebstöckel, im mrhein. Voc. ex quo 1469 liebstuckel, um 1450 bei Mynsinger 56 liebstickel, b 254; dazu im 18. Jh. Lieblingin, f., bei 50 laubstickel, 1482 im Voc. theut. t 2 lubstickel, mhd. lubestechil n., lübestecke m., ahd. Lessing, Hölty, Voß. Liebschaft, f., mhd. lubistechal, lupistechü m. n. und lubisteche m. ; liep-, liebschaft f. «Liebe» und lieb(e)schaft f. dazu mnd. lubbestock, ags. lufestice m. (an«Liebesverhältnis». — ZUS. 1) mit dem Adv. knüpfend an ags. lufu f. «Liebe»), Mit Anlieb: Liebhaber, m., mhd. liephaber m. lehnung an lieb und Stockei (Stöcklein), früher «Liebender, Freund, Anhänger», ausgegangen an mhd. lüppe, ahd. luppi n. «stark wirkender von lieb haben, mhd. liep haben-, davon Liebhaberin, f., im 15. Jh. liebhaberinne, md. im Pflanzensaft, Zauber» (s. Lab), und an Stecken Anfang des 14. Jh. liebheberinne f., und Lieb- (ahd. steccho m.) od. an ahd. stechal m.«Becher, haberei, f.: Vorliebe für etwas, 1777 bei Kelch», aus mlat. levisticum für lat. ligusticum n., d. i. urspr. aus Ligurien (Genua usw.) Adelung. — 2) mit dem Subst. Liebe·, a) mit stammende Pflanze. Liebe-, Lieb- : Liebäugel, n., Name mehrerer Lied, n. (-[e]s, PI. -er) : Singgedicht. Mhd. Pflanzen, z. B. des Borretsch, der Hundszunge, der gelben Lupine, 1793 bei Nemnich Lieb- liet n. (Gen. liedes), ahd. liod n.; dazu ags. äugel, 1616 bei Henisch Liebäuglin «buglossum lëop η. «Lied», anord. Ijöd η. «Gesangstrophe», got. liupön «singen», liupareis m. «Sänger», 5 W e i g a n d , Deutsches Wörterbuch. 5. Aufl. Π. Bd.

liederlich

Lind

awiliup n. «Danksagung». Lat. laus, laudisi. «Lob», ir. lüad «Gespräch, Rede», die man verglichen hat, stimmen nicht im Aaslaut. Die Verbindung mit abg. ljutü «wild», gr. XOcca f. «Wut» (aus *lutjä) ist ansprechend, vgl. Btr. 30,299. Urspr. L. wohl « Gesangstrophe » ; was wir Lied nennen, bezeichnete man im Anord. mit dem PI. Ijod und ebenso im Mhd. meist mit dem PI. liet. ABL. liedeln, v.: Lieder, Liedchen singen od. dichten, 1774 bei Klopstock Gelehrtenrep. 272. ZUS. Liederbuch, n.,mhä.liederbuochn. Liedertafel,f., als Name von Männergesangvereinen, der erste 1808 von Zelter in Berlin gestiftet mit Anspielung auf Artus' Tafelrunde. liederlich, adj : allzu leichthin nach Halt, Sinn und Tun. Mhd. liederlich «leicht und zierlich in "Wuchs, Bewegung» usw., dann «leicht, unwichtig, gering» (Niel. v. Wyle 81, 6), endlich «unachtsam, leichthin, leichtfertig, locker an Sitten». Mit Bezug auf die letzte Bed. umgedeutet auf Luder (Stieler 1691), daher im 18. Jh. lüderlich geschrieben. Dazu ags. lydre «schmutzig, schlecht» und mit Ablaut lotter (s. Lotterbube). Nach Uhlenbeck Btr. 26, 302 urverwandt mit abg. ljutü «wild», gr. Xúcca f. «Wut». Von andern zu gr. έλβύθεροί, lat. liber «frei» gestellt unter Ansatz von idg. *leuth. Beides unsicher. AJBL. Liederlichkeit, f., spätmhd. liederlichen f. «Unachtsamkeit, Leichtsinn», auch «Freigebigkeit». Liederjahn, Liederian, m. (-(e]s, -e), zgs. mit Jahn «Johann». Ostmitteldeutsch. Liedlohn,m. : Dienstboten-,Taglöhnerlohn. Mhd. lit-, lidlôn m. η., entweder zgs. mit dem in den altdeutschen Gesetzen latinisiert vorkommenden litus, lidus, lito m. «höriger Diener», oder, da Liedlohn im 16. Jh. auch vom Ehrensold des Arztes u. a. steht, zu ahd. lit «Gang, Weggang» (in ablid «Abgang», ûfilit, ûggilit «Ausgang», s. ledig), eig. «der nach Beendigung der Arbeit gezahlte Lohn». liefern, v.: aus seiner Gewalt zu Händen geben. Im 15. u. 16. Jh. li(e)bern und li(e)fern, lüfern, um 1400 lievern, mnd.-mndl. leveren, aus gleichbd. frz. livrer, ital. liverare, livrare, von lat. liberare «frei, los machen, entledigen», zu lat. liber «frei». Vgl. Livree. Davon Lieferánt, m. (-en, Pl.-e»), 1714 bei Wächtler Livrante. Lieferung, f., zu Anfang des 16. Jh. lieberung, lybrung, lieferung. liegen, v. (Prät. lag, Konj. läge, Part. gelegen, Imp. liege) : auf seiner größten Fläche oder Seite ruhen. 1482 im Voc. theut. s 8 b

liegen, aber bei Luther und noch im 17. Jh. ligen, mhd.ligen, frühmhd. likken, ahd.lig(g)an, md. lihen, lien, lin; dazu asächs. liggian, mnd. und mndl. liggen, afries. liga, lidsa, lidzia, ags. liegan, engl, lie, anord. liggja, schwed. ligga, dän. Ugge, got. ligan. Urverwandt mit lat. lectus m. «Bett», gr. X¿\oc η., λέκτρον η. «Lager, Bett», δλοχοο f. «Ehefrau», λβχώ f. «Wöchnerin», Xóxoc m. «Hinterhalt, Versteck», λέκτο, Xiiato «er legte sich, lagerte sich», air. lige η. «Bett», abg. leèti «sich legen» (Präs. Içgfy), loze n. «Bett». Vgl. Lage, Lager, legen. ABL. Liegenschaft, f.: liegendes Gut, zu Anfang des 19. Jh. gebildet.

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Liesch, n. (-es, PI. -e), auch Liesche,f., eine Blütenkolben tragende Grasart. Schweiz.oberhess. Spätmhd. liesche, ahd. lisca, lese f., «Rietgras, Farn» (ZfdW. 3, 271); dazu mnd. Usch «Ried, Schnittgras, Schilf», mndl. liessch, nndl. li(e)s, lisch n. Aus dem Germ. enti, ital. lisca f. «Halm», frz. laiche f. «Riedgras».

ZUS. Lieschgras, n., 1741 bei Frisch. Liese, Frauenname, aus Elisabeth (s. d.). Lift (-[e]s, Pl. -e u. -s): Fahrstuhl, Aufzug. In neurer Zeit aus glbd. engl, lift von to lift, s. 8 lichten.

LikÖr, m. (-s, Pl. -e): Gewürzbranntwein. 1776 bei Wagner Kinderm. 6 Ligueur, aus glbd. frz. liqueur m., von lat. liquor m. «Flüssigkeit», zu lat. liguere «flüssig sein». Daher in der ältern Heilkunde (Paracelsus usw.) Liquor «heilender Saft», 1710 bei Nehring liqueur. lila, adj. (ohne Flexion): fliederblau, blaßviolett. 1791 bei Roth Lilak, 1801 bei Campe Lilas (spr. lila) «Fliederfarbe». Aus frz. lilas, port, lilá, ital.-span. lilac m. «span. Flieder, Syringe», aus pers. nllä «blau» über arab. lilak. Lilie, f. (PL -»), die Blume lilium. Mhd. lilje, ahd. lilja f., liljo m. Aus dem Pl. lilia des lat. lilium n. Mhd. auch gilge, gilje f. m., noch bayr. Gilgen f., eis. jüge, nach glbd. ital. giglio m., rätorom. giglio, f. Vgl. Btr. 22, 219. Limóne, f. (PI. -n): Zitrone. In der 1. H. des 16. Jh. (Bock 380). Aus glbd. ital. limone m., frz. limon m., von pers. Jmwra«Zitrone(nbaum)». ABL. Limonáde, f. (PL -w): Zitronensaft mit Wasser und Zucker, 1709 bei Hübner Limonade, 1687 bei Hohberg Landleben 1, 329 Limonada f., aus frz. limonade, ital. limonata f. Lind, n.: Baumbast zum Flechten. In der Wetterau. 1540 bei Alberus diet. G g 4 a lindt n., 1485 in den Weist. 3, 455 lint, im Voc. ex quo 1469 lynt, baste, mhd. 1400 lint

lind

link

«Bindebast»; dazu mnd.-ndl. lint m., «Band, Borte», anord. lindi ra. «Band, Gürtel». Yon Linde (s. d.), zunächst wohl «Bast der Linde». lind, adj.: weich, weich und wohltuend auf die Empfindung wirkend, ohne Stärke und Beschwernis. Mhd. linde, lint «leicht nachgiebig und empfänglich, weich, zart, mild», ahd. lind(i)·, dazu asächs. lidi, ags. Ilde, engl, lithe (biegsam). Im Adv. mhd. linde, ahd. lindo, ags. Ilde. Aus dem Germ, vielleicht enti, span.-port. lindo «schön,prächtig». Urverw. mit lat. lentus «biegsam, geschmeidig». Vgl. Walde. Vom Komp. linder abgel. lindern, v., im 15. Jh. bei Steinhöwel Esop 328 ; dazu Linderung, f., bei Luther 4,338 b J.

-il, -ni trat und mit diesen Silben verschmolz. Davon -lingin zur Bildung weibl. Subst., erst in der 2. Hälfte des 18. Jh. bei Dichtern. Das genitivische -lings zur Bildung von Adverbien, die eine Beschaffenheit anzeigen, wie etwas geschieht, zuerst 1411 (Frankf. Reichscorr. 1, 197), auf nd. Einfluß beruhend, dafür mhd. Ungen, älternhd. gekürzt -ling, ahd. -lingun-, dazu mndl. -linghe, nndl. -ling(s) ags. -Unga. S. Baumgartner ZfdW. 3, 53. Linguist, m. {-en, Pl. -en) : Sprachkenner, -forscher. 1593 bei Helber 13 und 20. Yon lat. lingua f. «Zunge, Sprache». Linie, f. (Pl. -η): Ausdehnung eines Punktes in die Länge, Zeile; 1 I 10 od. 1 / 12 Zoll (1716 bei Wolff mathemat. Lex.); Äquator (1709 bei Hübner); Schlachtreihe des Heeres od. der Flotte (ebd., 1757 in Eggers Kriegslex.); die Feldtruppen im Gegensatz, zur Landwehr (seit 1813); Abstammung (im 16. Jh., nach der Darstellung von Stammbäumen); ausgespanntes langes dünnes Seil, Leine (Moser patr. Phant. 1, 123). In der 1. Bed. mhd. Unie, ahd. linia, ahd.-and. Unna f. Aus lat. lìnea f. «Leine, leinener Faden, Linie», von lat. Unum n. «Lein» (s. d.). ABL. -linig in gerad-, krummlinig, 1775 bei Adelung.

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Lindigkeit, f., mhd. Undecheit f.

Linde, f. (PI. -n): der Waldbaum tilia. Mhd. linde, ahd. Unta, linda f.; dazu and. lind(i)a, ndl. linde, ags. lind f., engl, lind, linden, anord.-schwed.-dän. lind f. «Linde»; im Ahd., Ags. und Anord. auch «Lindenschild» aus Lindenholz gearbeitet oder aus Lindenbast geflochten. Urverw. sind russ. lutïe n. «Lindenwald», klruss. iute «Lindenbast» und wohl auch gr. έλιίτη «Fichte». Über Verwandtschaft mit lat. Unter «Kahn» s. Walde. S. a. KZ. 40, 557. ABL. linden, adj.: aus

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Lindenholz, Lindenbast, mhd. lindin, lintîn. lin(i)ieren, v., im Voc. ex quo 1469 lingeren, •ZÎ7S. Lindenbaum, m., 1537 bei Dasypodius. von lat. lineare «nach der Richtschnur richten». Lindenblatt, n., mhd. lindenblat n. Linden-ZUS. Linienschiff, n.: Schlachtschiff erster blüte, f., 1546 bei Bock 65 b Lindenblüet. Größe, 1782 bei Jacobsson, dafür bei Frisch Linie, 1695 bei Lindwurm, m. (-[e]s, PI. -Würmer): ge- 1741 ein Schiff von der a Ziegler Schauplatz 464 Haupt-Schiff, 905a flügeltes schlangenartiges Ungeheuer. Mhd. lintwurm (neben lintdrache, lintrache), ahd. Capital-Schiff. lindieurm, anord. linnormr m., zgs. aus ahd. link, adj., Gegensatz von «recht» nach der lint, anord. linnr m. «Schlange», und Wurm Hand genommen. Mhd. line, lene, im Ahd. (s. d.), mhd.-ahd. insbes. «Schlange, Drache» lenka f. «die linke Hand». Lidén Stud. 46 verbedeutend. Im 15. Jh. auf das Krokodil gleicht aind. Zaraza- «lahm». Durch dieses Wort bezogen (Yoc. inc. teut. ρ 1 b , Brack 1489 h 6 wurden alle andern Ausdrücke derselben Bed. im 17. Jh. erlöschend (noch 1678 bei Krämer) verdrängt, mhd. tene, lerz (ndrhein. lorz, lurz), aber in den 70 er Jahren des 18. Jh. (ζ. B. lere, lire, lure, winster (ahd. u. and. loinistar, 1777 bei Stolberg 1, 167) wieder belebt. anord. vinstre), got. hleiduma, mnd. lucht, locht Lineál, n. (-s, PI. -e): Richtscheit zum (gew. im Komp. luchter, lochter, engl. left). Ziehen gerader Linien. 1482 in Voc. theut. Eine alte Nebenform ist ahd.-ndrhein.-mndl. 11 a lynial, um 1480 im Yoc. inc. teut. ρ 1 b u. nndl. slink ; daraus vielleicht enti. afrz. linial, 1468 bei Diefenb. nov. gl. 236 a lineal. esclenque, esclenche «linke Hand», vgl. Körting. Aus mlat. lineale n., dem Neutr. des lat. Adj. Im 15. und 16. Jh. die durch ge- verstärkte Uneälis «in Linien bestehend, mit Linien Form gelink (Bibel von 1483 Richter 5, 26), glinck (Voc.theut. 148212 a . ABL. Linke,f.: gemacht», von lat. linea f. «Linie». -ling, Ableitungssilbe zur Bildung männ- linke Hand (ahd. lenka f.) ; Gesamtheit der zur licher Subst., mhd.-ahd.-mndl. -line, ags.-engl.- linken Hand des Präsidentenstuhles Sitzenden nndl.-dän.-schwed. -ling, anord. -lingr. Hervor- (im 19. Jh.). linkisch, adj., 1470 im mlat.gegangen aus der Ableitungssilbe -ing (s. d.), hochd.-böhm. Wb. 250 linkesch. links, adv., die im Ahd. an abgeleitete Wörter mit -al, der Gen. Sg. von link, um 1480 im Voc. inc. 5*

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Linnen

literär

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teut. η 1 a lincks, 1628 bei Opitz 2, Vorr. 8 b (123 Sch.) lißblen «flüstern», von mhd. lispen, linches. ZUS. Linktatze, f.: Person, die ahd. lispan «mit der Zunge anstoßen, leise die linke Hand statt der rechten zu gebrauchen reden», im 15. Jh. am Niederrhein mit noch pflegt, 1691 bei Stieler neben (thür.) Link- bewahrtem Anlaute wlispen (Diefenb. nov. tatsche, dafür 1556 bei Frisi us 1184a Lincke- gl. 47 a , mit Versetzung Part.-Präs. wilspende tuß, 1561 bei Maaler Lingituß. liukwärts, Diefenb. gl. 77 a ), zu dem ahd. Adj. lisp, lisb, adv., 1736 bei Hederich linckwerts. ags. wlisp, wlips «mit der Zunge anstoßend, Linnen, n. (-s, PI. wie Sg.): Leinwand, stammelnd». Vgl. wispeln. Leinentuch. 1741 bei Frisch. Nd. Form für List, f. (Pl. -en) : künstlich angelegte TäuLeinen (s. d.), die im 18. Jh. nebst dem Adj. schung zu unvermerkter Erreichung eines limen durch den westfál. Leinwandhandel Zweckes. Mhd.-ahd. list m. (md. auch f.) ins Hochd. kam, mnd. linen, asächs. adj. lînîn. «Weisheit, Schlauheit, Kunst, Kunst zu täuLinòleum, η. (-s): Korkteppich. 1860 in schen, täuschende Verschlagenheit, unheimEngland erfunden. Nlat. Bildung aus Unum η. liche Zauberkunst»; dazu asächs. list f. «Einsicht, Lehre, Verschlagenheit», afries. list, lest «Lein» u. oleum n. «Ol». Linse, f. (PI. -n): platte Schotenfrucht, f. «Kenntnis», ags. list m. f. «geistige Gewandtdann bildlich (1712 bei Hübner Linsengläser). heit, Schlauheit», engl, list «Klugheit, SchlauMhd. linse, lins, linsîn, ahd. linst, linsîn f., heit», anord.-schwed.-dän. list f. «Kunstfertigmit abg. Içsta, lit. leñsis «Linse» durch un- keit, Scharfsinn», got. lists m. (nur im Akk. bekannte Vermittlung, nicht unmittelbar, aus PI. listins) «List, listige Nachstellung». Nebst lehren (s. d.) und lernen (s. d.) zu got. Prät. lat. lens. Vgl. Hoops Waldbäume 462. Lippe, f. (PI. -«), nd.-md. Form für obd. I Präs. lais «ich weiß». Aus dem Germ. enti, Lefze (s. d.), die durch Luthers Bibelüber- abg. Usti f. «Betrug, List», listiti «betrügen», setzung ins Hochdeutsche drang. Md. lippe ebenso ital. lesto «geschickt, klug, listig, ge(Jerosch. 309), mnd.-mndl. u. 1477 clev. lippe f., wandt», span, listo, franz. (aus dem Ital.) leste afries.-ags. lippa m., engl. lip. Urverw. mit «gewandt, flink». ABL. listen, v., mhd. ahd. lat. làbium η. «Lippe», pehlewi lap «Lippe». listen «List üben, schmeicheln», nhd. nur in Aus dem Germ. enti. frz. lippe f. «dicke Unter- Kompos. belisten, überlisten, mhd. überlisten. lippe». ABL. lippig, adj. in Zss. dicklippig usw., listig, adj.: «schlau», mhd. listec, listic, ahd. listig (Adv. listîgo) «weise, schlau, kunstreich», 1691 bei Stieler groß-, klein-, dünnlippicht. Lips, Mannsname, aus Philips, Philippus. got. listeigs «hinterlistig». liquid, adj. : flüssig, klar, ganz gewiß. Im Liste, f. (PI. -n): Verzeichnis, besonders 17. Jh. (1694 beiNehring), aus glbd.lat. liquidus, streifenartiges. 1616 bei Wallhausen im Novon lat. liquëre «flüssig sein». Dazu liqui- menclátor des Kriegsmanuals Liste, noch im dieren, v.: (einen Schuldposten) klarmachen, 18. Jh. Lista f., aus ital. lista (frz. liste) «Liste, beweisen, abbezahlen, in Rechnung bringen, Streifen», von ahd. lista f., mhd. lîste f. «band1617 im Teut. Michel 26, von mlat. liquidare förmiger Streifen, Leiste» (s. d.). «offenbar machen»; davon Liquidierung, f., Litanéi, f. (Pl. -en)\ Bitt- u. Klagegesang 1711 bei Rädlein. Liquidation, f.: Klar- zur Versöhnung. 1420 littanie, mhd. letanîe f., machung und gerichtliche Sicherstellung einer aus gr.-lat. litania, gr. λιτανεία f. «das Flehen, Schuldforderung, Schuldabrechnung, Kosten- Bitten», zu λιτανεύίΐν «bitten, flehen». berechnung, 1703 bei Wächtler, aus spätmlat. Liter, m. n. (-s, PI. wie Sg.): Viooo Kubikliquidatio, f. «Richtigmachung, Verzeichnis». meter. Aufgenommen durch Reichsgesetz von lirumlarum, Interj. zur Bezeichnung des 1868 aus glbd. frz. litre m. (in Frankreich 1799 Klanges der Bauernleier, auch subst. Ntr., eingeführt), von mlat. litra, gr. λίτρα f. «Ge1595 bei Rollenh. 1,1, 6, 230 Lyrum Lerum n. wicht von 12 Unzen». Lisière (spr. -iä), f. (PI. -»): Saum, Rand. literär, adj., veraltet für literarisch (s. d.), aus glbd. frz. littéraire, von lat. literärius Aus glbd. frz. lisière f. 1834 bei Petri. Lispel, m.: leiser Ton (bei Klopstock u. zum Lesen und Schreiben gehörig, zu lat. danach häufig bei den Dichtern des 18. Jh.). litera f. «Buchstabe», PI. Uterae «Schrift, Von lispeln, v.: in leisen Tönen sprechen, Schriften,schriftlichesDenkmal, Wissenschaft», leise tönen. Im 15. Jh. bei Diefenbach gl. 66 b literarisch, adj. : zur Bücherkunde gehörig, lispeln «beim Sprechen mit der Zunge an- wissenschaftlich, schriftstellerisch, 1759 bei stoßen», 1522 bei Murner luth. Narr. 2809 Lessing 6, 197, von lat. literärius. Literát,

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Litewka

Lob

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m. (-ew, Pl. -eri) : Gelehrter, der Schriftstellern der König bei großen Hoflagern seiner DienerErgebener, 1571 bei Rot Literat. Aus lat. schaft gab, eig. Geliefertes», zu liefern (s. d.). liter ätus «schriftkundig, wissenschaftlich ge- Das frz. L. kam erst im 17. Jh. zu uns neben bildet, gelehrt». Literatur, f. (Pl. -en)·. älterm Liberey (Franck Chron. 228, noch 1749 Wissenschaftsbunde, Bücherkenntnis, Schrif- bei Hagedorn neue Fab. 55), im 16. bis tief tentum, Gesamtheit der schriftlichen Geistes- ins 18. Jh. Liverey (noch bei Schiller Räuber erzeugnisse, 1571 bei Rot Literatur, von lat. 2, 2 in der Bed. «Leibfarbe»), Livrey (noch lïterâtûraî. «Buchstabenschrift, Sprachkunst»; 1815 bei Uhländ und bei Heine Livrei), damit zgs. Literaturgeschichte, f. bei 1580 bei Fischart Hütlein 840 Lieferei, im Goethe 29, 148, dafür 1773 bei Lessing 9, 2 15. Jh. lieberey, librei f. «Abzeichen an der Litterär-Geschichte, 1799 Eichhorns Literar- Kleidung» (selbst hoher Personen). Die Schreigeschichte u. 1805 Geschichte der Literatur. bung Livree erst in der 2. H. d. 18. Jh., schon 1641 bei Garzoni Schauplatz Litéwka,f. (Pl. -en): blusenartiger Waffen- Liveree a 699 , Liberee bei Abr. a. S. Clara (f 1709). rock. Aus poln. litewka, eig. «die Litauerin». zra.Livréebedienter,m.i777bei Adelung, In neurer Zeit im Heere. Litfaßsäule, f. (Pl. -w): Anschlagssäule. aber 1788 bei Haas teutsch.-franz. Wb. 2, 94 Nach Litfaß, der solche Säulen zuerst aufstellte. Liebereybediente. Lizentiát, m. (-ew, Pl. -ew) : wer auf HochLithográph, m. (-en, Pl. -ew): Steindrucker. Aufgekommen nach der 1799 von schulen, bevor er zur Doktorwürde der FakulAloys Senefelder in München gemachten Er- tät gelangt ist, die Erlaubnis hat, seine Wissenfindung der Steindruckerei, der Erfinder selbst schaft auszuüben oder zu lehren. Bei Liliencron bediente sich des Ausdrucks Steindrucker- 4, 488b vom J. 1549 Licentiate m., aus mlat. kunst. Lithographie, f. (PI. -n): Stein- licentiatus, Part. Perf. Pass, von mlat. licentiare druckerei, Steindruck, lithographieren, v. «Erlaubnis oder Freiheit wozu erteilen». Alle zsgs. aus gr. λίθος m. «Stein» u. γράφειν Lizénz, f. (Pl. -en): Erlaubnis, Bewilligung, Freiheit worin; Erlaubnisschein. 1617 im «eingraben, zeichnen, schreiben». litterär usw., frühere Schreibung für Teutschen Michel 49 Licentz, aus lat. licentia f. «Erlaubnis zu tun, was man will», vom lat. litirär usw. (s. d.). Litúrg, m. (-ew, Pl. -en) : den Gottesdienst Adj. licens «frei zur Tat», eig. Part. Präs. leitender Geistlicher. Aus gr.-lat. Uturgus m. von licet «es ist erlaubt, steht frei». «öffentl. Diener, Staatsdiener», gr. λειτουργός m. Lloyd, m. (-s), als Name großer Handels-, «gemeinnütziger Arbeiter», zsgs. aus dem gr. Schiffsversicherungs- und DampfschiffahrtsgeAdj. λέϊτος «das Volk betreffend, öffentlich», sellschaften, auch von Zeitungen, stammt von und einer Bildung von gr. ϊργον η. «Werk, dem Engländer Lloyd, der am Ende des 17. Jh. Arbeit». Liturgie, f. (PI. -ew): vorschrifts- in London ein später in die Börse verlegtes mäßige Ordnung des Gottesdienstes in Ge- Kaffeehaus errichtete, wo Handelsherren und beten usw., aus kirchenlat. liturgia f. «Kirchen- Schiffsmäkler alle Seeversicherungen abschlosdienst, Amt der heil. Messe, heilige kirchliche sen; nach L. benannte man 1726 die Londoner Handlung», von gr. λειτουργία f. «Staatsamt». Schiffahrtszeitung, dann im 18. Jh. eine große 1728 bei Sperander. litúrgisch, adj., nach englische Handelsgesellschaft. kirchlich-mlat. litúrgicas, gr. λειτουργικός adj. Lob, n. (-[e]s, ohne Pl.): günstiges, bei1791 bei Roth. fälliges Urteil, Auszeichnung durch Beifall. Litze, f. (Pl. -en)·, dünne runde Schnur. Mhd. lop n. m. (Gen. lobes), ahd. lob n., md. Mhd. litze f. (vereinz. litsche) «Schnur, Schnur lob, lab, lof-, dazu asächs.-ags. lof n. m., afries. als Schranke, Gehege, Tuchleiste», über das lof«Lob, Ruhm», anord.-schwed. lof η., dän. Roman, (ital. licda f. «Sperrseil, Schranke», Ιου «Erlaubnis, Zustimmung, Lob, Lobgeliccio m. «Aufzug beim Weben», span, lizos dicht». Gleichen Stammes wie lieb (s. d.), «Aufzug an Geweben», frz. lice f. «Turnier- glauben, erlauben, vgl. mhd. urlob, urlop, platz») von lat. llcium, n. «die Enden des Auf- ahd. urlub neben urloup «Erlaubnis». Eig. «Das Liebe, das Geschätzte». Ob lit. l'aupsë zuges, Faden des Gewebes, Faden». Liutgard, Frauenname, ahd. Liutgart. «kirchlicher Lobgesang», l'áupsinti «lobpreisen» LÎTrée, f. (PI. -w) : Bedientenkleidung mit verwandt sind, ist zweifelhaft. ABL. loben, Abzeichen. Aus frz. livrée, ital. livrea, span. v., mhd. loben, ahd. lobôn, lobên; dazu asächs. Ubrea f. «Kleidung, die der Herr, zunächst lobôn, ags. lofian «loben, preisen», anord. lofa

Loch

locken

«loben, gestatten», enti. afrz. lober «spotten», lobe «Spott», lober, m.: der Lobende, Lobpreisende (Spr. Sal. 27,21, Goethe Faust 3637), frühmhd. lobâre, ahd. làbari m. lobesam, lobesan, adj.: zu lobend, preiswürdig, mhd. lobesam, -san, ahd. lobosam (Adv. lóbosamó), md. (am Rhein) lovesam, -san, ags. lofsum. löblich, adj., älternhd. löbelich, mhd. lob(e)lich, ahd. lob(e)lîh. ZUS. l) Mit Lob: Lobgesang, m., mhd. lopgesanc neben lobesanc m.; dazu ahd. lob(o)sang, asächs.-ags. lof sang, anord. lofsöngr m. lobhudeln, v.: durch Lob plagen, übertrieben loben, von Kluge ZfdW. 7, 40 aus dem J. 1778 nachgewiesen, aber noch nicht bei Campe. Loblied, n., mhd. lobeliet n. lobpreisen, v. (Prät. lobpreiste, Part, gelobpreist und im 18. Jh. gelobpriesen, alles unüblich) erst bei Wieland 2,324 vom J. 1766 u. nach lobsagen u. lobsingen gebildet. Lobrede, f., 1664 bei Duez. Lobredner, m., 1734bei Steinbach, dafür b. Krämer 1678Lobsprecher, lobsagen,v., 1494beiBrant Narrensch. 59, 31 lob sagen, lobsingen, v., mhd. (md.) lob(e)singen. Lobspruch, m., im 15. Jh. lopspruch m. — 2) Mit dem Gen.Sg. Lobes- : Lobeserhebung, f., 1673 bei Weise Erzn. 55. — 3) Mit dem Gen. des subst. Inf. Lobens-: lobenswert, adj., bei Opitz 2,48 lobens Werth, dafür 1537 bei Dasypodius lobswert. — 4) Mit dem Verb loben: lobwürdig, adj., 1605 bei Hulsius; 1537 bei Dasypodius lobwirdig.

Löchel, η., mhd. bei Megenberg löchel, ahd. luhhili n.; Löchelchen, n., 1701 bei Weise überfl. Ged. 227 Löchlichen; Löcherchen,

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Loch, n. m.: Hain, Busch, in Wald- und Ortsnamen, s. Loh. 2 Loch, n. (-[e]s, PI. Löcher): worein gehender unterbrechender leerer Zwischenraum, Höhlung, Höhle usw. ; Gefängnis; After (bei Keisersberg Herr Kunig 83 a ). In der 1. u. 2. Bed. mhd. loch n. (PI. loch, löcher), vereinzelt luch (PI. lücher), ahd. loh n. (PI. loh, locher, luchir) «Verschluß, Höhle, Öffnun g» ; dazu ags. loc. η. «Verschluß», engl.Zocft «Schloß, Schleuse», anord. loh n. «Schluß, Deckel, Ende», got. luks in usluks m. «Öffnung». Zu mhd. lûchen «schließen, zuschließen», ahd. lûhhan in bilûhhan «zuschließen, verschließen», asächs.-ags. lücan, afries.-anord. lüka «schließen», got. (iov n. «Bergspitze,Vorgebirge» (aus *wrison). 15, 21 Riffe, 1647 bei Olearius pers. ReiseVgl. noch Bezz. Btr. 1,166. ABL. riesenhaft, beschr. 214 Sandreff m. Aus dem Nd., mnd. adj., 1691 bei Stieler. riesig, adj., bei Campe ref n. (Dat. reve), nnd. rif, dazu ndl. rif n. 1809, früher riesicht (Stieler 1691), dafür mhd. «Sandbank», dän. rev, schwed. ref n. «Sand-, riseneht u. risenisch. Riesin, f., 1642 bei Duez. Klippenbank in der See», anord. rif n. «SandZUS. Riesengebirge, Ii., 1691 bei Stieler. bank im Meere, Landzunge». Mehrfache AnRiesenschlange, f.: die größte u. stärkste knüpfung ist möglich. Kaum zu anord. rif n., Schlange, Boa constrictor, 1793 bei Nemnich. d. Rippe. Eher zu lat. ripa f. «der steile Rand, 2 Riese, f. (PI. -«): natürliche od. künstliche das Ufer eines Gewässers», gr. έρίπνη f. «AbHolzrutschbahn an einem Bergabhang. Noch sturz, Abgrund» oder zu lat. rüpls f. «steile in obd. Ma. Mhd. rise f., wohl mit ï. Zu dem Felswand, Klippe, Felsenkluft», falls aus *roip-. unter Reise behandelten ahd. rîsan «fallen». Riffel, f. (PI. -n): Reffkamm zum DurchRiem, mhd. rieme, md. auch rime, ahd. riumo, riomo, riemo m. ; dazu asächs. riômo, mnd.rème, mndl. riem, ags. rëoma m., engl, ream·, in der 2. Bed. 1398 in Basler Rechtsquellen 1,37. Vieil, zu gr. ί>Ομα η. «Zugseil», von gr. έρύειν «ziehen». RA. Riemen schneiden aus anderer Leute Leder «auf andrer Leute Kosten sich einen Vorteil verschaffen», mhd. ûg ander liuten leder

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Rigole

Ringel

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ziehen des Flachses. Spätmhd. rif[f)el, aber «Rind». Ein nicht klares, aber wegen des Abahd. ri(f)fila f. «Säge, Bechen»; dazu mnd. lauts altes Wort. Vieil, zum Stamm von Horn repel f., ndl. repel m., engl, ripple «Flachs- (s. d.), urgerm. *hrenpa- «das Gehörnte, Hornriffel». Abgeleitet von reffen (s. d.). Davon vieh». Apreuß. Mente «Kuh» bleibt wegen des riffeln, v.: durch die Riffel ziehen, durch- l besser fern. Vgl. noch KZ. 40, 431. ABL. hecheln, mhd. ri(f)feln «auszacken, durch den rindern, adj., mhd. rinderin, ahd. rindirîn. Reffkamm ziehen», 1557 b. Agricola Bergw. 11 rindern, v.: (von Kühen) nach dem Stier Flachs ruf fien, ahd. ri(f) filón «sägen», dazu verlangen, 1716 bei Ludwig. ZUS. Rindermnd. repelen «hecheln». Vgl. Büffel, rüffeln. braten, (bayr. nur) Rindsbraten, m., erstRigóle, f. (PI. -w): Rinne, Furche, Graben. res im 16. Jh., letztres im 18. Jh. Rinder1575 im Garg. 157 riole, aus glbd. nd. riole, hirt, m., frühmhd. rindirhirte, ags. hryäermndl. rioole, von frz. rigole f. «Rinne, Kanal», hyrde m. Rinderpest, f.: bösartige Krankunklarer Herkunft. ABL. rigolen, v.: fur- heit des Rindviehs. Rindfleisch, n., mhd. chenweise tief aus- u. umgraben od. umpflügen. rintvleisch n. Rindvieh, n., 1483 ryntfieh 1731 bei Zincke öcon. Lex. reÖlen, aus glbd. nd. (Mone Anz. 7, 300). riolen, mndl. rioolen, frz. rigoler, unter EinRinde, f. (PI. -»): die äußre Hülle des wirkung der franz. Schreibung. Baumstamms ; über Weichem entstandne feste Rigorismus, m.: übertriebene Strenge, Bedeckung. Mhd. rinde, rinte, ahd. rinta, rinda Starrheit. 1813 b. Campe. Nach glbd. frz. rigo- f. (auch von der Brotkruste) ; dazu and. rinda f. risme m. (von lat. rigor m. «Steifheit, Härte») «Rinde, Bast, hartes Holz», mnd. rinde f., ags. latinisiert. Rigorist, m. {-en, Pl. -en): streng rind m., engl, rind «Rinde», und im Ablaut Denkender. Bei Kant, rigoros (öst. nur so), hess. Runge d. i. Runde «verharschte Wunde», rigoros, adj.: sehr streng. 1703beiWächtler basler. runde «Käserinde». Gleichen Stammes rigoros, aus glbd. frz. rigoreux von lat .rigorösus. wie Rand u. Ranft (s. d.). ABL. rindig, adj., Rigorósum, η. (-s, Pl. [öst.] -sen, [sonst auch] 1741 bei Frisch, ryndecht 1512 bei Keisersberg -sa): strenge Prüfung, bes. Doktorprüfung. christl. Bilgersch. 42 a . Das subst. Ntr. des lat. adj. rigorösus (s. o.). Ring, m. (-es, PI. -e): kreisförmig GestalteRikámbio, m. (-s, Pl. -s): Rückwechsel. tes; geschloßne kaufmännische od. industrielle 1728 bei Sperander. Aus ital. ricambio m. Interessengruppe behufs eigennütziger Aus«Rückwechsel, Vergeltung» von ricambiare beutung d. Marktes (in d. 70er Jahren d. 19. Jh. «vergelten». aus Amerika überkommen, vgl. Ladendorf). Rike, Frauenname, gekürzt aus Friederike, Mhd. rinc, ahd. (h)ring m.; dazu asäehs.-ags. dem romanischen Fem. von Friedrich (s. d.). hring, mnd. rink, engl, ring, anord. hringr m. Rille, f. (PL -n) : kleine Rinne, Spalte. 1743 «Kreis, Umfang, Ding in Kreisgestalt, z. B. als bei Brockes 7,277. Aus nd. rille. Dazu ndl. Schmuck» usw. Urverw. mit abg. kragü m. ril, woraus engl, rill «kleiner Bach». Enti, «Kreis», kraglü «rund», umbr. cringatro «cinauch dän. rille. Vieil, dazu mit Ablaut hess. gulum» (s. Walde unter clingo). Aus germ. Ralle f. «Furche», Herkunft unsicher. Schwer- hring enti.finn,renges, in der Bed.«kreisförmige Versammlung» ital. aringo m. «Rednerplatz», lich aus *rinle, mhd. rinnelîn «Bächlein». Rimésse, f. (PI. -n): Geld-, Wechselsen- aringa f. «öffentliche Rede», aringare «öffentlich dung, Geld-, Wechselzahlung. 1712 bei Hübner reden», (a)ringhiera f. «Rednerstuhl», frz. haRimessa f., kaufmänn. aus glbd. ital. rimessa f., rangue f. «öffentliche Rede», haranguer «feiereig. «Zurücksendung», dem subst. F. von ital. lich anreden» (vgl. auch Rang). Der Gen. Sg. rimesso, Part. Prät. von rimettere «wiederhin- als Adv.rings,b.Luther. ZUS. Ringfinger, bringen», dann «Geld durch Wechsel über- m.: der vierte od. Goldfinger, von dem nach altem Glauben besondre Adern unmittelbar zum machen», lat. remitter e (s. remittieren). Rind, η. (-[e]s,Pl.-er): Tier des Geschlechts Herzen gehen, deshalb mit dem Trauring be-a lat. bos\ im engern Sinne die einjährige Kuh steckt, 1536 bei Alberus Buch v. d. Ehe G 1 . u. der junge Ochse. Mhd. rint n. (PI. rint, Ebenso ngs.hringfingerm. Ringmauer,f.: die rinder), ahd. (h)rind n. (PI. (h)rindir)\ dazu rings umschließende Mauer, mhd. rincmüre f. and. hrlth n. u. Urrind n., ndrhein. 1420 rünt Ringel, m. (-S, PI. wie Sg.): kreisförmig (Diefenbach gl. 79b), mnd. rind, rund, rond η., Gewundnes. Verkleinerungswort zu Ring (s. d.). mndl. rind, rund, afrs. hrîther, hrlcler, rifher, Als M. 1746 b. Döbel Jäger-Pract. 1,52 a . Mhd. reder n., ags. hrläer, hryäer n., mengl. rother ringel n. «kleiner Ring», aber mhd. ringel(e) f.

ringen

Rióle

u. ahd. ringila, ringula, ringela f. «die nach altem Glauben mit ihren Blättern im Ringe, d. h. nach dem Kreislauf der Sonne sich wendende Sonnenwende, Heliotrop», ferner im Ahd. ringila f. «kreisförmiges Gebäck». ABL. r i n g e l i g , adj., im 17. Jh. ringlich, mhd. ringeleht, ringelot « geringelt, gekräuselt», md. ringelecht «rund», ahd.ringiloht «aus ineinander gewundnen Ringen gewoben», ringeln, v.: in Ringel schlingen, mhd. ringeln «mit durchzognen Ringen versehen, in Ringel bilden, kräuseln», ahd. giringelôt «aus Ringen gewoben». ZUS. R i n g e l b l u m e , f.: die gelbblühende Pflanze calendula, mhd. ringelbluome m. f., weil der Same wie kleine Ringe gekrümmt ist. Ringelnatter, f., 1793 b. Nemnich, benannt nach den an ihrem Körper sichtbaren Ringeln. Ringelraupe, f.: die Raupe des Ringelspinners, dessen Weibchen die Eier in Gestalt eines Ringes um Ästchen der Obstbäume legt. 1720 bei Frisch Insectenbeschr. 10 Ringel-Raupe. Ringelreihen, m., im 18. Jh. b. Hölty Ged.60 Ringelreihn, 1768 nd. rikkelrei m. Ringelrennen oder Ringelstechen, n.: Ritterspiel mit Abstechen hangender kleiner Ringe im Rennen, dann das jenem Spiele nachgebildete Karussel (s. d.). 1575 in Beyers Fechtschule Binglinrennen n., 1608 bei Sattler Werbungsbüchlein 217 das Ritter spiel des Ringlin rennens, 1616 Ring-Rennen bei Weckherlin 2, 450 F. Ringeltanz, m., 1595 im Froschm. 1, 2, 25. R i n g e l t a u b e , f. : Taube mit weißem Ringel um den Hals, spätmhd. ringeltube f.

mit einem Ring (Kreis) umziehen, in umringen (s. d.); mit einem Ring versehen. In der 2. Bed. mhd. ringen, ahd. ringôn (auch refi.) u. ringan, and. hringodi «geringelt». Yon Ring (s. d.). ringern, v.: geringer machen, mhd.ringern, dafür bereits im 17. Jh. verringern, vom Komp. des Adj.rtn^ (noch in Hebels Hausfreund),mhd. ringe, ahd. ringi, rinki «leicht, gering», s. d. r i n g f e r t i g , adj. : leicht, schnell im Gehen, Laufen, Sprung (Lichtwer Fab. 3,13); leichtfertig, Gefallen erregend, gefällig. Mhd. ringvertic «leicht und schnell». Zgs. aus ring (s. ringern) u. fertig.

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ringen,V, (Prät. rang, PI. älternhd. rungen, Konj. ränge u. älternhd. rünge, Part, gerungen) : in einer Kreisbiegung bewegen, z. B. Wäsche, die Hände; Körper an Körper die Kräfte mit Anstrengung messend kämpfen; dann überhaupt kämpfen, worauf hin mit Anstrengung u. Andauer gegen Hindernisse tätig sein. Mhd. ringen, ahd. ringan (Prät. rang, PI. rungun) u. hringan, im 12. Jh. am Niederrhein die hende wringen; dazu and. (üt)wringen «ausringen», mnd. wringen «zusammendrehen, drücken, winden» u. ringen «kämpfen», nnd. wringen, mndl. wringhen «windend pressen», ags. wringan «fest zusammendrehen, auspressen», engl, wring, got. nur in wruggö f. «Schlinge». Dazu mhd. rangen «sich winden», nebst Range (s. d.) u. rangsen (s. d.). Man stellt es als nasalierte Form zu würgen (s. d.). Dagegen Lidén Balt.-Slav. Anlautsgesetz 9. ABL. Ringer, m.: Ringkämpfer, mhd. ringer, ahd. rirtgâri m. 4

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Ringfinger, Ringmauer, rings, s. Ring. Rinken, m. (-s, PI. wie S g.), auch Rinke, f. (PI. -n) : großer breiter Ring; Schnalle, Spange. Noch obd. In der 1. Bed. b. Luther 2. Mos. 25, 12; in der 2. Bed. mhd. rinke, ringge f. u. rinke m., ahd.hringa, rinka f., dazu &nà.hringaÎ., mnd. rinke «Schnalle», anord. hringja f. «Spange, kleines rundes Gefäß». Yon Ring (s. d.). Rinne, f. (PI. -n) : lange schmale Vertiefung, durch die Wasser rinnt oder abfließt, wasserfortführende Leitung; längliche Aushöhlung (1599 bei Schütze Preußen 42). In der l.Bed. mhd. rinne, renne, ahd. rima f.; dazu mnd. renne, rönne, runne f. «Rinne, Kanal», nnd. renne, z. B. Steinerne Renne im Harz, got. rinnO f. «Gießbach», ags. rynel m. u. rinelle f. «Bach», engl, rindle «Rinne». Von rinnen, v. (Prät. rann, Konj. ränne (bayr. rönne, früher rünne, Part, geronnen) : flüssig od. wie flüssig sich fortbewegen; (von einem Gefäße) durch Ritzen Flüssigkeit auslassen (Sirach 21,17, aber schon ahd. von tränenden Augen, mnd. rinnen «tropfen»). Mit starker Flexion mhd. rinnen (Prät. ran, PI. runnen, Part, gerunnen), ahd. rinnan «fließen, laufen, rennen»; dazu asächs. rinnan, mnd. rinnen, mndl. rMnnew, rinnen, afrs. renna «fließen», ags. (mit Umstellung) iman «laufen», engl, run, anord. renna (Prät. rann) «fließen», schwed. rima, dän. rinde, got. rinnan «laufen, rennen». In der letztern Bed. das Prät. rann noch bei Lessing 1, 212. Vieil, urverw. mit abg. rinqti «stoßen, fließen», lat. rivus m. «Bach», aind. rirtati «läßt laufen, läßt fließen». S. gerinnen, rennen, Runs, blutrünstig. ABL. Rinnsal, n. (-[«]«, PL -e); Flußbett, Rinne, 1596 bei Fronspergor Kriegsb. 3,193 b als M., 172 a als Ntr.; dazu anord. rensl, renzl f. n. «Lauf, Fahrt». ZUS. Rinnstein, m.: Gosse, 1595 bei Hennenberger preuß. Landtafel 485.

Rióle, f.: Bücher-, Warenfach, bei Voß ringen, ν. (Prät. ringte, Part, geringt)·. Luise 2, 68, aus nd. rióle «Regal» (s. 1 Regal).

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Rippe

Bist

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Rippe, f. (PI. -n): einer der schmalen ge- in rusche f., im 15. Jh. in irische (Diefenbach b krümmten platten, den Brustkorb bildenden gl. 504 ) wandelte. S. Busch. risch, adj.: sehr lebhaft, schnell. Md. schon Knochen; Stengelfortsatz im Pflanzenblatte (1731 bei Zincke öcon. Lex., mndl. ribheken) im 13. Jh. risch, Nebenform zu rasch (s. d.). usw. In der 1. Bed. mhd. rippe f., auch ribbe, Im Ablaut bildete Bürger wild. Jäg. 3 das Adv. ribe, riebe (daher bei Luther Hiebe f.) und rischrasch aus risch und rasch, wie 1596 bei ripp(e) n., ahd. rippa, ribba f. u. rip(p)i, ribbi n. Fronsperger Kriegsb. 2,151b risch und rasch. (noch bayr. Bipp n.) ; dazu and. Dat. ribbun, Rise, f. (PI. -n): Schleier. Mhd. rìse, ahd. mnd. ribbe, rebbe n. m., mndl.n'66e, afrs.nb, reb rìsa f. «Art Schleier»; dazu and. risii «Art n., ags. ribb n., engl, rib, anord. rif n. «Rippe». Schleier». Wohl zu mhd. rîsen, s. rieseln. Enti, schwed. ribba, dän. ribbe «Querleiste». Risiko, n. (-s, Pl. -s): Gefahr, Wagnis. Gleichen Stammes wie Rebe (s. d.). Urverw. Im 17. Jh. aus ital. risico, risco (1728 bei Spemit abg. rebro n. «Rippe». ABL. rippen, v.: rander auch Bisco) m. (frz. risque m.) «Gemit Bippen versehen, bes. im Part, gerippt, fahr». Unsichrer Herkunft, riskánt, adj.: 1537 b. Dasypodius, clev. 1477 gerybt. rippig, gefährlich, gewagt. 1801 bei Campe, risadj. : gerippt, 1590 bei Fischart Garg. 87, sonst kieren, v.: Gefahr laufen, wagen, aufs Spiel im 16. Jh. rippe(ch)t. ZUS. Rippenfell, n.: setzen, 1694 bei Nehring risigiren, risguiren, die Haut, mit der die Brusthöhle ausgekleidet aus glbd. frz. risquer, ital. rischiare. ist, im 16. Jh. bei Ryff Anatomie 30b das Dim. Rispe, f. (Pl.-n): vielverästelte Ähre. 1604 Bipßllin n. Rippenstoß, m., 1524 bei Schade b. Colerus Hausb. 3,141 «büschelartige Ähre», Satiren 3, 148, 34 Bipstoß. Rippe(n)speer, mhd. rispe f. «Gezweig, Gesträuch, Büschel», älter auch Bibbespeer, n.: gebratne Schweins- wozu ahd. hrispahi n. «Gesträuch», bayr. Beirippchen, hohl zusammengenäht u. mit Äpfeln spel m. «Reiserbüschelchen», Beispen f. «das gefüllt; Schweinsstück vom Rücken. Aus glbd. Abgezupfte, Abgebrochne» u. frk. Bispél m. mnd. (15. Jh.) ribbesper n., eig. wohl «Rippen- «Gehänge von Zwiebeln od. Obst», nach Weisparrwerk», von mnd. sper n. «Gespärre, Sparr- gand von mhd. respen, ahd. hrespan «rupfen, werk» od. mit mnd. sper «Speer» zgs., dann «Rip- raffen, einlesen u. zusammenbinden». Vieil, pen am Spieß». Ins Dän. enti, als ribbe(n)spär. besser zu lat. crispus «kraus», vgl. Walde. rippeln, v. refl. : sich etwas rühren, regen l'ispeln, v.: ein leises, schnell vorüber(Weiße Jagd 1,5); sich gegen einen Stärkern gehendes Geräusch machen. Öfter bei Drosteauflehnen (1718 bei Melissus Salinde 178). In Hülshoff. Nordd. Wohl lautnachahmend. Mitteldtschid., dafür nd. riippeln. Im Ablaut zu Riß, m. (Gen. -sses, PI. -sse) : Trennung rappeln u. henneberg. ruppeln stehend, gleichen durch Reißen, Spalt; Zeichnung bloß in Linien. Stammes wie mnd. reppen «rühren, bewegen», Spätmhd. rig m. «Ritz» u. riz m. «Umriß, Umrefi.«sich fortmachen», aSrs.reppa «bewegen», kreis», ahd. rig m. (Pl. -¡¡i) «Furche, Strich, ags. hrepian, hreppan «an-, berühren», anord. Buchstabe»; dazu ags. writ η. «Schrift», ebenso hreppa. In manchen Ma. statt ribbeln (s. d.). engl, writ, anord. rit η. «Schreiben, Schrift», Rips, m. (-es, PI. -e) : gerippter Stoff. In got. writs m. «Strich in der Schrift, Punkt». der 1. H. des 19. Jh. aus glbd. engl, ribs, eig. Aus der Bed. «gezeichnete Linie» (1561 bei Maaler Bisβ m.) entwickelte sich die Bed. «UmPI. von rib «Rippe». ripsraps! interj. : in aller Eile, größter Ge- rißzeichnung, gezeichnete Abbildung» (1566 im schwindigkeit, mit dem Nebenbegriff unordent- Titel der«Figuren über alle Fabeln Esopi durch licher Flüchtigkeit. 1520 b. Luther l,269 b rips Vergil. Solis», Frankf. a. M.). Zu reißen (s. d.). raps, 1512 b. Murner Narr. 21,30 rips und raps. Vgl. Bitz. ABL. rissig, adj.: Spalten habend, Zu rapsen (s. d.), in ablautender Verdopplung 1691 bei Stieler rißig, 1664 bei Duez rissicht. wie kliffklaff, klippklapp, ritschratsch, SchnickRist, m., (bayr. auch) n. (-es, PI. -e) : Handschnack usw. Vgl. 2Baps, Rapuse. od. Fußwurzelgelenk, Hand- od. Fußrücken; Risch, m. (-es, PI. -e): die Sumpfbinse Halsgelenk an der Schulter des Pferdes. In scirpus palustris. In Norddtschld. Hannöve- diesen Bedd. mhd. rist m., riete f. u. rist[e) n.; risch Bische f., mnd. risch, risk u. rusch, 1420 dazu mnd. wrist «Handwurzel», nnd. wrist f. rusche f., dazu ndl. rusch n., ags. rise, ries m., «Arm u. Fuß rings um das Arm- u. Fußgelenk», engl.rush, aus lat.ruscus m. «der binsenähnlich afrs. hondriust, handwirst, fotwerst f. «Hand-, zum Binden dienende Mäusedorn» (s. Brüsch), Fußgelenk», ags. wrist, handwyrst f. cFaustdessen Namen der Deutsche entleimend mhd. gelenk», cnëowwyrste f. PL «Kniegelenke», engl. 38 Weigand, Deutsches Wörterbuch. 5. Aufl. II. Bd.

Riste

Robbe

wrist «Handgelenk», anord. rist f. «Spann des Fußes», dän.-schwed. vrist m. «Fußspann». Nebenformen sind Riß m., 1691 bei Stieler, schon im 15. Jh. bei Diefenbach gl. 420 a ; Ritz m. b. Albr. Dürer, Reiß m. 1795 b. Nemnich, Riest m. bei Adelung 1777, bei Frisch 1741 Riester m. «der Fußrücken». Vieil, gleichen Stammes wie glbd. Reihen m. (s. * Reihen) aus *wrikstis. Andre denken an Verwandtschaft mit ahd. rîdan, ags. wridan «drehen» (s. Reiste und Beitel).

hatte, 1641 bei Schottel 890. Ritterschlag, m.: Schlag mit flachem Schwert auf Rücken od. Schulter, durch den der Knappe feierlich zum Ritter geschlagen wurde, mhd. im 14. Jh. ritterslag (Suchenwirt 4,421). Rittersporn, m.: die Pflanze delphinium consolida, um 1480 im Voc. inc. teut. aa 7 a , dafür mnd. ridder-

595

Riste, s. Reiste.

Ritt, m. (-[e]s, PI. -e): Fortbewegung zu Pferde. 1482 imVoc. theut. bb 1 b rytte, reytung, 1541 bei Frisius 320b Ritt in der Bed. «Reitwesen». Zu reiten (s. d.). ABL. rittlings, adv.: wie beim Ritt, 1678 bei Krämer neben reutlings (s. reitlings), bei H. Sachs gritting

blome. Rittersmann, m., 1493 bei Liliencron 2, 327b riddersman.

rittlings, Rittmeister, s. Ritt. Rituâl, n. (-[e]s, Pl. -e): Inbegriff der feierlichen Formeln, Gebräuche beim Gottesdienst usw. Aus lat. rituale, dem Ntr. von rltuälis «den religiösen Brauch betreffend», von rltus m. «religiöser Brauch». 1787 bei Kramer in deutscher Form, rituéll, adj. : zum religiösen (bes. dem jüdischen) Gebrauch gehörig. 1813 b. Campe. Aus glbd. frz. rituel von lat. rltuälis

(mit vorgesetztem ge-). ZUS. Rittmeister, (s. o.). Ritus, m. (Gen. ebenso, Pl. -ten u. m.: Hauptmann der Reiterei. 1552 bei Liliencron 4,554b. Zu Ritt in der Bed. «equitatus, der raisig Zeug» 1618 bei Schönsleder, mnd. rët η. «Reitergeschwader», ndl. 1598 rit(e) «turmae equitatum». Mnd. ride-, ritmêster m. «der Führer des reisigen Heeres».

wie Sg.): Feier-, Kirchengebrauch. 1694 bei Nehring. Das lat. rïtus m., s. o.

Ritz, m. (-es, Pl. -e) u. Ritze, f. (Pl. -«):

Spalt, Schlitz, kleinre Öffnung. Mhd., bes. md. riz m., im 15. Jh. ritze f. (Diefenb. nov. gl. 319 a ) u. rifáe, risse f.; dazu mnd. risse, ritze f. u. Ritten, m. (-s, PI. wie Sg.): Fieber. Bei rite, rete f. «Ritze, Spalte», ritz, interj. zur Luther zu Matth. 8, 14 Ritten auff Deudsch, Bezeichnung des Auf- od. Zerreißens sowie Fiber ist Latinisch, im 17. Jh. veraltend, aber der Schnelligkeit (Gleim 3, 200), dann schallnoch 1802 b. Klamer Schmidt kom. Dicht. 125. malend mit Ablaut ritz ratz (Weiße Opern Mhd. rit(t)e, im 15. Jh. auch ritt, riet, ahd. 3,96), ebenso ritsch (Wieland 10,347) u. ritsch rit(t)o m.; dazu and. rido m., mnd. rede, rit, ratsch (1768im Brem. Wb.). Von ritzen, v.: mndl. redde, ridde, ags. hrid m. «Fieber». Zu mit der Spitze leicht einschneiden. Mhd .ritzen, mhd. rîden, ahd. rîdôn*zittern, beben», rido m. ahd. rizzan u. rizzôn «leicht verletzen, ver«das Zittern», ags. hridian «im Fieber sein», wunden, stechen». Zu reißen (s. d.). ZUS. hrid f. «Sturm». Urverw. mit air. crith «das ritz(e)rot, adj. : grell rot, brennend rot, spätZittern». Weitres s. Walde unter crinis. mhd. am Rhein ritzrôt, ebenso 1540 bei Alberus a a Ritter, m. (-s, PI. wie Sg.): adliger Streiter diet. E 3 u. FF 3 aus der Wetterau, noch schwäb.-frk.-hess. Gew. als «blutrot», d. h. zu Pferd, im Mittelalter mit Waffen- und in Ehrenrecht; Mitglied eines Ehrenordens. Mhd. als Zss. mit Ritz im Gedanken an blutige Hautrit{t)er m., als Frauenschützer Parz. 78, 19. ritze erklärt, Schmeller aber verweist auf ahd. Das Wort kommt mit dem Ritterwesen aus rezza, reiza f. «Purpurtuch». dem Ndl., vgl. AfdA. 23, 158, ZfdW. 2, 76. Rivál(e),m.(-su. -en, Pl.-eu. -en): NebenWeitres s. unter Reiter. Als Gebäck arme bubler. 1703 bei Wächtler. Aus lat. rivälis Ritter «Semmelschnitten, mit Ei Übergossen m. «Nebenbuhler». und in Fett gebacken», schon Mitte des 14. Jh. Roastbeef (spr. rösfblf), n. (s, PI. -s): im Buch v. guter Speise 18. RA. an jem. zum Art Rostbraten. Aus glbd. engl, roast beef, eig. Ritter werden, eig. «als Gegner im Turnier», «geröstetes Rind». Im 18. Jh. (ZfdW. 8, 92). a

bei Luther 5, 307 . ABL. ritterlich, adj.,

mhd. ritter-, riter-, rîterlich «einem Ritter geziemend». Ritterschaft, f., mhd. ritter-, riter-, riterschaft f. Rittertum, n., neures Wort, erst 1809 bei Campe. ZUS. Rittergut, n. : Landgut, dessen Besitzer urspr. dem Lehnsherrn Kriegsdienste zu Pferd zu leisten

Robbe, f. (PI. -n)·. der Seehund. 1741 bei

Frisch, 1777 b. Adelung u. noch bei Heinsius M. Aus nd. rubbe m. (1768 im Brepj. Wb.), im 17. Jh. See Robbe, ndl. rob(be) m. «Seehund» (1598b.Kilianrobbe[ken\ «Kaninchen»); nicht verw. mit glbd. dän.-norweg. kobbe, isländ. kobbi m. Ältre Namen für das Tier sind Meer-

Robber

roden

kalb (s. d.) u. mhd. sele(h), ahd. selah m., noch älternhd. Se(h)lhund; dazu mild, sèi, sale, nnd. Saalhund, ags. seolh, engl, seal, anord. selr in., dän. säl, schwed. själ m.

wiehern, laut auflachen», b. Voß Ged. 2,284 das Röcheln der Frösche). Abgel. von ahd. rohôn u. ruhen, mhd. rohen, ruhen u. rûwen «brüllen», wahrscheinl.urverw.mit abg.ryknqti «brüllen», ir. ruckt «Gebrüll», lat. rugiré «brüllen», gr. όρυγμόο m. «Gebrüll». Rock, m. ( - [ φ , Pl. Böcke) : Oberkleid der Männer; unteres Kleidungsstück der Weiber (im Mittelalter ihr von den Schultern bis zu den Füßen reichendes Obergewand). Mhd. roc m. (Pl. rocke u. rocke), ahd. (h)roc(h) m. ; dazu and. hroc, mnd. rock, roch, mndl. rock, afrs. (h)rok, ags. rocc, anord. rokkr m. Aus dem Germ, frühmlat. (h)roccus m. «Rock», frz. rochet, ìtaX.rocchetto m. «Chorhemd». Es stehen Formen mit u. ohne anlaut. h nebeneinander, vgl. Frack. Urverw. mit den Formen ohne h ist wohl ir. rucht «tunica», rogait «Spinnrocken». Vgl. Idg. Forsch. 18, 508. Rockelor, m. ( - [ φ , Pl. -e): Reise-, Regenmantel, Mantelrock. 1788 bei Haas teutsch. u. frz. Wb. 2,768, mit Anlehnung an Rock aus glbd. frz. roquelaure f., benannt nach Antoine Gaston Jean Baptiste Herzog von Roquelaure (t 1738), der jenen Mantel einführte.

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Robber, m. (-S, PI. wie Sg.): gewonnene Doppelpartie im Whistspiel. 1820 b. Heinsius. Aus glbd. engl, rubber, eig. «Wettstreit» von engl, rub «reiben». Robe, f. (PL -n) : Schleppkleid, Kleid. 1728 bei Sperander «Talar, Schlafrock», aus frz. robe f. «Talar, Schleppe», ital. roba, prov. raubat «Kleid», die aus dem G-erm. enti. sind. Vgl. Idg. Forsch. 14, 402.

Robert, Rupert, Ruprecht, Mannsname, ahd. (H)ruodper(a)ht, Buodpert, mit Ausstoßung des d Buopreht, Buopert, Bôbert, zgs. mit ahd. hruod-, anord. hrödr m., ags. hrêi m. «Ruhm, Lob» (got. in hröpeigs «rühmlich, siegreich») u. ahd. beraM «glänzend». Vgl. Büpel, Boland.

Robot, f. (Pl. -en), so öst., Robot, m. ( - [ φ , PI. -e), so bayr. : Frondienst. Spätmhd. im 15. Jh. rohâtfe) f., 1540 Bobot, im 14. Jh. robolt, rowolt f. (noch bei Krämer 1678, Rädlein 1711 u. öst. Robolt m.). Enti, aus tschech.-poln. robota f. «Fronarbeit, Zwangsdienst». roblist, adj.: stark, stämmig. Im 18. Jh. (beim j. Goethe 3, 264), aus glbd. lat. röbustus adj., eig. aus Steineichenholz, von lat. röbmr n. «Steineiche». 1

Roche, m. (-»[s], PI. -n), öst. Rochen:

der plattleibige Meerfisch raja. 1540 b. Alberus diet, q 4 b Boch, 1517 b.Trochus J 1 b Bochen m. Aus mnd.roche, ruche·, dazu clev. 1477 u. mndl. roch, nndl. roch, rog f., ags. reohhe f., engl. roach neben ray (aus lat. raja), (enti.) dän. rokke, schwed. rocka f. Vieil, zu rauh. Über Verwandtsch. mit glbd. lat. räja s. Walde. a Roche,m. (-n,Pl. -n) : der Turm im Schachspiel. Mit schwacher Biegung 1616 b. Selenus, aber starkflekt. mhd. roch n. u. m. ; dazu mnd. roch, mndl. roc m., isl. hrökr m. Mit dem Schachspiel überkommen aus glbd. afrz. roc m., ital. rocco, span.-port. roque m., von pers. rokh «mit Bogenschützen besetzter Elefant», rochieren, v.: den König mit dem Turme wechseln, aus glbd.frz.roquer, von ital.roccare. röcheln, v. : mit Rasseln in der Luftröhre atmen. 1540 bei Alberus rochein, in der Zimm. Chron.2 3, 298, 22 röchlen, im 15. Jh. ruchein, rücheln, mhd. rühelen, ruhelen, im 12. Jh. ruohelen «wiehern, brüllen, röcheln» (noch bayr. röhein, rühein «röcheln, grunzen, wiehern», Schweiz, rilchelen, röchelen, rochelen «grunzen,

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Rocken, m. (-s, PI. wie Sg.): Stock, an den der Flachs-, Hanf-, Wollenflausch zum Abspinnen angelegt wird; dieser Flausch selbst. Mhd. rocke, ahd. ro(c)cho, rocko, im 12. Jh. auch roche m.; dazu mndl. rock, nndl. rok, (enti.) engl, rock, anord. rokkr m., dän. rok, schwed. rock. Aus dem Germ. enti. ital. rocca f. « Spinnrocken». Vieil, wurzelverw. mit Rock s. d. Ndd. Wocken ist unverw., falls nicht im Idg. ein r verloren gegangen ist. 1

Rodel, m. (-s, PI. wie Sg.) u. f. (PI. -»):

Rolle, Register, Verzeichnis, dann Urkunde. Noch in Österreich als F., in der Schweiz als M. Mhd. rodel m. f., aus lat. rotula f., rotulus m., «Rädchen », im Mlat. zusammengerolltes Schriftstück, Dim. von lat. rota f. «Rad». Vgl. Rolle. 2

Rodel, m. (-s, PI. wie Sg.), f. (PI. -n):

Sportschlitten. Bayr. 1836 b. Schmeller. Vieil, aus lad. rodella «Rad, Scheibe; Rädchen an Stühlen»; ir arodeUas «hinunterkollern» (von lat. roto f. «Rad»), Vgl. ZADSpr. 24,94. ABL. r o d e l n , v., in neuster Zeit in die Schriftsprache aufgenommen. roden, v. : arbeitend mit den Wurzeln aus der Erde tilgen, urbar machen. Md. im 13. Jh. roden, Nebenform des obd. reuten (s. d.), mnd. roden, raden, 1477 clev. raie», ndl. 1598 ro(e)den, afrs. rotha, engl. rode. Dazu Rod, n. (PI. im 16. Jh. Röder, im 14. Jh. roder): angerodetes 38»

599

Roderich

Land, nur noch in Ortsnamen auf -rod u. -roda, am Niederrhein -rad u. -rade (vgl. Ried). Ahd. rod η., anord.mîn. «gerodete Stelle im Walde». ZUS. Rodhacke, f., s. Badehacke. Roderich, Mannsname, ahd. (H)rôderich, Ruodarîh, zgs. aus ahd. hruod-, anord. hröär, ags. hrëd m. «Ruhm» u. ahd. -rïh (s. -rieh).

Rodomontade, f.(Pl.-η): Großsprecherei, Tatenprahlerei. Schon im 17. Jh. geläufig, aus glbd. frz. rodomontade, ital. rodomontata f., von Rodomonte, dem vom Grafen Bojardo von Scandiano (f 1494) erfundnen u. in seinem Verliebten Roland 2,1,56 zuerst genannten Namen eines riesenhaften Mohrenhelden von maßlosem Stolz u. Selbstvertrauen, der in Ariosts Rasendem Roland46, 106 die Helden Karls des Großen übermütig herausfordert. Der Name, bei Bojardo Rodamonte, bei Ariost Rodomonte, ist zgs. aus roda, Imper, von lombard, rodare (lat. rotare) «wälzen» u. aus ital. monte m. «Berg», demnach «Bergwälzer, Bergschleifer». Roef, s. Roof. Rogen, m. (-s, PI. wie Sg.): Fischeier vor dem Legen. Mhd. rogen u. roge, ahd. rogan, rogin u. rogo m., in Thüring. u. Obersachs. Ragen m.; dazu mnd. rogen, rogel, engl, roan, roe, anord. hrogn n., dän. rogn, schwed. rom m. Wohl urverw. mit lit. kurkulaï pl., russ. krjakü m. «Proschleich», vieil, auch mit kymr.-korn. crogen «Muschel». Vgl. Bezz. Btr. 30, 164.

ABL. Rog(e)ner, m. (-s, PI. wie Sg.): weiblicher Fisch mit den Eiern, mhd. im 14. Jh. rognœr, rogner m., mit Umlaut im 16. Jh. auch Rhögener, 1664 bei Duez Rogner, thüring.obsächs. Râgner m.; daneben im 15. Jh. rogling, rockeling, rechling, richeling, 1417 nd. rekelingh (Diefenb. nov. gl. 291»), 1563 in Forers Fischbuch 2 b Rögling, noch bayr. Bogel u. Rögling.

Roggen, m. (-s, PI. wie Sg.): die Brotfrucht secale. Bei Luther Bocken (noch bei Schiller 18,184), mhd. rocke, rogge, ahd .rocco, roggo m.; dazu and. roggo, rocco, mnd. rogge, mndl. rogghe, u. mit andrer Stammbildung ags. ryge, engl, rye, anord. rugr, dän. rug, schwed. ràg m. Urverw. mit lit. rugis m. «Roggenkorn», pl. rugai «Roggen», apreuß. rugis, lett. rudzi pl., abg. rûzî f. «Roggen». Dazu wohl noch thrak. β ρ (Σα f. «Roggen», so daß wrgh u. rugh als Grundformen anzusetzen sind (vgl.gr. Xùkoc und Wolf). Gr. όρυΣα «Reis» und aind. vrihi «Reis» sind wohl nicht verw. Aus dem Nord, enti. finn, ruhis. ABL. r o g g e n , adj.: von Boggen herrührend, mhd. ruggîn, rilckîn u. roggîn, rockîn, 1420 roggen-, dazu and. rukkin.

Bohr

600

ZUS. Roggenbrot, η., md. 1377 ruckenbrötn. Roggenstroh, n., mhd. roggenstrô η. r o h , adj.: im Naturzustande befindlich; sittlich unausgebildet od. unverfeinert·. Mhd. rô, rou, râ (fiekt. rouwer, rower, rawer), im 14. u. 15. Jh. auch rôh, rôch, rouch, ahd. râo, rô, rou (flekt. rawer, ròwer, rouwer) «roh, ungekocht», später auch «grob, ungebildet»; dazu asächs. hrä «roh», mnd. rO, mndl. rouw, rauw, nndl. raauw, ags. hrëaw (engl, raw) «ungekocht» u. hrêoh «rauh, wild, stürmisch», anord. Arar «ungekocht, frisch», schwed. râ, dän. raa. Urverw. mit lat. erüdus «roh, blutig, hart, gefühllos», crüdelis «roh, grausam», cruor m. «Blut», cruentus «blutig», ir. crüaid «hart, fest, unbiegsam», gr. xpiac n. «Fleisch», abg. krûvï m., lit. kraüjas m. «Blut», aind. kravíjí η. «rohes Fleisch», krüras «wund, blutig, hart?. ABL.

Roheit, f., 1482 im Voc. theut. bb 2 a rocheit, nd. 1420 roeheit-, daneben Rohigkeit, f., 1542 bei Ryff Spiegel der Gesundheit 33 b .

Röhn, m. (-[φ, Pl. -e), Rohne, f. (Pl. -η) ·. Baumstamm, bes. umgefallner, Windbruch. Noch bayr., öst., Schweiz., westf. Mhd. ron(e) m., ahd. rono m., mnd. rone; dazu mhd. rünec «gebrechlich». Enti, picard, rognie «Baumstamm». Kaum zu lat. runa f. «Wurfspieß» (bei Festus) od. zu lat. ruer e «stürzen». Rohr, n. (-[e]s, PI. -e): Schilfrohrdickicht; Schilfstengel; hohler schmaler Gewächsstengel; hohler walzenförmiger Körper, wie der Lauf einer Schießwaffe (16. Jh.). In 1. u.2.Bed. mhd. rôr(e) n. u. rôr m., ahd. rôr n., im Mhd. auch «Speerschaft, Röhre»; dazu mnd. rOr n. «Röhricht, Röhre, Weberspule», mndl. roer η., anord. reyrr m., schwed.-dän. rör, got. raus n. «Schilfrohr, Stab». Aus dem Germ. enti. mlat. ros, prov. raus «Rohr», frz. roseau m. u. afrz. rosette f. «Binse». Der Vergleich mit gr.ôpoq>oc m. «Rohr», serb. rogoz «Rietgras» (vgl. Bezz. Btr. 25, 106) ist unsicher. Vgl. noch Reuse. ABL.röhren,adj.: aus Rohr bestehend, mhd. rœrîn. Röhricht, n. (-[e]s, PI. -e): Rohrdickicht, mhd. rôrach, rœrach, dann rôrech, rôrich η., im 15. Jh. roreicht (Diefenb. gl. 52°).

ahd. rôrahi η. ZUS. Rohrdommel, f. (PI. -w) : der reiherartige Vogel ardea stellaris, der nachts ein schauerliches dumpfes trommelartiges Gebrüll hören läßt. Bei Luther Bhor-, Rordomel, im 15. Jh. rôrtumel u. rôrdrumel, rôrdrommel (Diefenb. gl. 396b, nov. gl. 271 b ). Zgs. mit Rohr. Ahd. dafür horodumil, Korotumbel neben horitûbil, horodûbil, mhd .hortübel m., von ahd. horo m. «Sumpf, Schlamm» u.

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Röhre

spätahd. tumel m. «betäubender Schall»; dazu mnd.rördum, rOrdump \i.raredump, mndl. roerdomp u. roes-, rosedomel, rosedromniel m. (mit erhaltnem urspr. s wie in got. raus «Rohr»), aber ags. räredumla m. f. (zu ags. rärian «brüllen», s. röhren), vgl. auch dän. rördrum. Vgl.

Rolle

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rolant, rulant m.), große hölzerne od. steinerne Standbilder, einen mit Panzer, Schild u. Schwert bewaffneten, barhäuptigen jugendlich. Helden darstellend, als Zeichen des Marktrechts. Daher im 16. u. 17. Jh. auch in der Bed.«Koloß,Riese». Rolle, f. (PI. -»): geschriebnes Verzeichnis Suolahti. Rohrspatz,-Sperling, in.: die im (Bürger-, Muster-, Steuerrolle); walzenförmig Bohr lebende u. singende Ammer emberiza zusammengebognes Schriftwerkusw.; um ihren schoeniclus, aber auch mehrere andre ebd. Mittelpunkt sich drehende Scheibe, eine Walze lebende u. fortwährend singende kleine Vögel. (1517 b. Trochus R 2 b rullef.; Wäschemangel1462 das Dim. rôrspetzel η. (Mone Anz. 7,163,22, maschine (bei Jacobsson); Aufzeichnung von b. Schönsled. 1618 Rohrsperling. RA. schimpfen Handlung und Reden für den Schauspieler wie ein Bohrspatz, 1777 bei Adelung. (1663 bei Gryphius der schwermende Schäffer Röhre, f. (PI. -n) : hohler, walzenförmiger 1. Aufz.); das, was jemand vorstellt (Lessing Körper; sich fortziehende runde od.doch rund- 6,13, schon ndl. 1598 synen rol speien). In 1. liche Höhle. Mhd. raere, rôre f. (auch «Luft- u. 2. Bed. spätmhd. im 15. Jh. rolle f.; dazu röhre, Brunnenröhre», spätmhd. «Kanal, ge- mnd. rulle, clev. 1477 rolle, mndl. roí, spätanord. mauerter Abzugsgraben»), ahd. rô(r)ra, rór- rolla f. «zusammengerollte Schrift», schwed. (r)ia f. «Schilfstengel, hohler Stengel, Röhre». rol(l), dän. rolle. Aus lat. rotula f., im Mlat. Von Bohr (s. d.). ZUS. Röhrbrunnen, m., «Schriftrolle, Verzeichnis», Dim. von lat. rota f. 1412 rörprunne m. (Städtechron. 4, 112, 3). «Rad» (vgl. Bodel). Auf unser Wort gewann Röhrkasten, m.: Brunnentrog für das Röhr- Einfluß das glbd. frz.rôlem., aus mlat.rotulusm. wasser, 1433 rörkast m. (Städtechr. 5, 154,26). rollen, v.: sich um seinen Mittelpunkt drehend Röhrenmeister, m.: oberer Aufseher über bewegen od. fortbewegen, dann so sich bedie Wasserleitung, 1464 rorenmeister (Tucher wegen machen (um 1500 b. Harff Pilgerfahrt 49,1), auf dem Wagen fahren mit einem FuhrBaumeisterb. 46). u. dorthin fahren (im 16. Jh.) Zimm. rÖ(h)ren, v.: laut schreien, brüllen. Weid- werk da2 Chron. 3, 61, 17); mittels einer Rolle bilden männisch vom Hirsche. (1763 b. Heppe, schon 1589 rieren bei Kehrein Weidmannsspr. 239). (1664 bei Duez); wie in jener Fortbewegung Mhd. reren, ahd. reren, mnd. raren (daher 1595 hohl u. dumpf schallen (Nahum 3,2); Wäsche im Froschmeuseler A 5 a rahren), ags. rärian, auf der Wäscherolle glätten (1777 b. Adelung). engl, roar «blöken, brüllen, laut schreien» (von Mhd. vereinzelt rolen «sich um sich drehen»; Tieren). Lautnachahmend od. reduplizierende dazu nd. rullen, mndl. rollen «drehen, wälzen, Form zu lit. réju «schreie», lett. rët «bellen», auf dem Wagen fahren». Aus der Bed. «sich wälzen, mutwillig herumlaufen» (1618 bei russ. rajati «klingen, schallen». Schönsleder) entwickelte sich die von Tieren Röhricht, Rohrspatz usw., s. Bohr. gebrauchte «brünstig sein, sich begatten » (1664 Rokoko, n. (-s): die in der 1. H. des 18. Jh.bei Duez, von Menschen 1575 b. Fischart Garg. modische Bau- u.Dekorations weise mit Grotten- 304). Neben rollen hört man in Mitteldeutschu. Schnörkelwerk. Aus dem glbd. frz. Subst. land rollieren «im Umlauf sein» (vom Gelde), u. Adj. rococo, das, spottweise verdreht aus 1717 bei Nehring rouliren, gebildet nach frz. rocaiZZe m. «Grotten werk », zu Anfang des 19. Jh. rouler, afrz. rooler, roeler, mlat. rotolare «umin Pariser Kunstateliers aufkam u. aus dem drehen». ABL. R o l l e r , m.: erbsengroße Sprachgebrauch der Künstler in die Umgangs- Kugel; Fuhrmann (spätmhd. roller m. «Fuhru. Schriftsprache überging. Frz. rocaille f. mann eines Wagens für Reisende»); schwäb. «Haufen kleiner Steine, Grotten-, Muschel- «der Kater» (1793 b. Nemnich, zu rollen «brünwerk», gehört zu frz. roc m. «Felsen», roche f., stig sein») ; gutsingender Kanarienvogel. ZUS. ital. rocca, roccia f., katalon. roc «Stein». Rollbaum, m.: Drehkreuz zum Versperren Roland, Mannsname, bes. Name eines der von Fußwegen für Vieh u. Wagen. In Nordstärksten Helden unter den zwölf Paladinen dtschld., mnd. rollebOm m. Rollmops, m.: Karls des Großen, ahd. (H)ruodlant, Roland, gerollter marinierter Hering. Nordd. RollRuoland, zgs. mit ahd. hruod- (s. Robert). Seit wagen, m.: Fuhrmannswagen zur Befördedem 14. Jh. finden sich auf den Märkten vieler rungReisender (spätmhd.roUwagen m.)¡Transnordd. Städte an Stelle des ältern Marktkreuzes portwegen (1731 in Insel Felsenburg 1, 80) ; Rolands-, Bulands- od. Butlandssäulen (mnd.

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rolzen

Rondell

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Kinderwagen mit Ballen statt der Räder (1768 im Brem. Wb.). rolzen,v.: sich bis zurAusgelassenheit scherzend balgen (Maler Müller 1,230). Bayr.. eis., frk., hess. Zu rollen«mutwillig herumlaufen». Román, m. (-[e]s, Pl. -e): Geschichtsdichtung in Prosa. 1711 bei Rädlein in der Bed. «Helden-und Liebesgeschichte», 1691 b. Stieler «Gedichtgeschicht, epos, historia equestris, fabularis, vulgo Roman», 1668 b.Rist Alleredelste Zeitverkürz. 176 der PI. Hornaus aus demFranz. und Ital. in die teutsche Sprache übergesetzet. Im 17. Jh. übernommen aus frz. roman m. «romanische, d. h. aus dem Volkslatein hervorgegangne Sprache», dann «die in einer solchen geschriebne erzählende Dichtung», bes. «in Prosa erzählte erdichtete Liebes- od. abenteuerliche Geschichte». Daneben im 17. Jh. Romain e f. (Ettner med. Maulaffe Vorr. 6 b ), Romayn (Bödiker 363). Der PI. lautet im 17. u. 18. Jh. Romanen (noch bei Schiller u. Goethe). Vgl. noch ZfdW. 2, 274. ZUS. r o m á n h a f t , adj., 1777 b. Adelung, romanenhaft b. Lessing 4,121. románisch, adj.: (eig.) römisch. Von der Sprache: die vom Latein abstammenden modernen Sprachen; von der Kunst: die der gotischen vorangehende Stilepoche der mittelalterlichen Kunst. S. romantisch. Romanist, m. (-en, Pl. -en): Römling, Anhänger des römischen Papsttums (b. Luther 3, 92 a , H. Sachs vier Dialoge 61, 6); Lehrer od. Anhänger des römischen Rechts; Erforscher der romanischen Sprachen. romántÍSCh,adj.: dem G eist u.Geschmack des mittelalterlichen Rittertums gemäß ; abenteuerlich und die Einbildungskraft erregend. 1698 b. Heidegger Mythoscopia Romantica 116 in der Bed. «romanhaft, in Romanen vorkommend», dann 1740 bei Breitinger Fortsetz, der krit. Dichtkunst 283 «poetisch, phantastisch» (von einer Landschaft 1777 bei Adelung, in der Zss. wildromantisch 1795 bei Neubeck die Gesundbrunnen 50), endlich «im Geiste des katholisch-ritterlichen Mittelalters» nach Wieland (Oberon 1, 1) u. Schiller (Jungfr. v. Ori., Titel) b. den Romantikern (vgl.Goethe41,l, 254). Vgl. noch ZfdW. 2,276 ; 10,238. Dafür anfangs romanisch im Sinne von «phantastisch», 1663 bei Schottel 1186. Aus glbd. frz. romantique, engl, romantic, mlat. románticas (15. Jh.), von afrz. romanz, in den Cas. obi. romani «Dichtung in romanischer Sprache», nfrz. roman (s. Roman), vom mlat Adv. romanice «römisch, romanisch». Romálltik, f. : die romantische

Richtung in Kunst u. Lebensauffassung, 1804 bei J. Paul Vorschule der Ästh. 2,127. Davon

Romántiker, m., im 19. Jh. Románze, f. (PI. -ri)·, erzählendes Lied, bes. von ritterlicher Farbe. In diesem Sinne 1756 von Gleim mit erzählenden Liedern, bei welchen er sich zunächst den Franzosen de Moncrif (t 1770) zum Muster nahm, bei uns eingeführt aus frz. romance f. «lyrisch-episches (spanisches) Gedicht», dann «eine Art des Liebesliedes», afrz. romanz, span, romance m., ital. romanzo m., prov. romans «lyrisch-episches Gedicht in rom. Sprache », vom mlat. Adv. romanice «römisch, romanisch». Danach schon 1678 bei Krämer der PI. Romantzen «Heldengedichte», also von großen epischen Dichtungen, wie 1700 b. Reinh. v. Freientahl Spazierw. 134 Romanzen in der Bed. «Romane». Vgl. noch ZfdW. 4,9. Romanzéro, m. (-s, Pl. -s): Romanzensammlung. Nach glbd. span, romancero im 19. Jh.

Römer, m. (-s, Pl. wie Sg.): Angehöriger der Stadt Rom od. des römisch. Staates; grünes bauchiges Weinglas; das Rathaus in Frankfurt a. M. (Goethe 26,25). In 1. Bd. mhd. Rômœre, Rœmere, ahd. Rômâri u. Râmâri m., von mhd. Rôm(e), ahd.-asächs. Rûma, Roma, got. Ruma, lat. Röma «Rom». In der 2. Bed. «Weinglas» 1546 kölnisch romer, 1616 bei Schönsl. römerle, 1575 im Garg. 123 Römercken, nach Weigand vieil., weilurspr. aus vitrum romarium gefertigt, d. h. Bruchstücken altrömischen Glases, die in Deutschland zum Schmelzen benutzt wurden ; dazu ndl. roemer, engl, rummer. Nach Heyne zu ndl. roemen «prunken», also «Prunkglas». Das Frankfurter Rathaus, dessen Kaisersaal seit 1558 bei den Krönungsfesten der römischen Kaiser als Speisesaal benutzt wurde, heißt schon im 16. Jh. bei Münster Cosmogr. im Stadtplan Römer, römisch, adj.: Rom angehörend, von Rom herrührend usw., mhä.rcemisch, rœmesch,

rœmsch, ahà.rômisk u. rùmisk. Römling, m., bei Klopstock 2, 46.

Ronde, f. (Pl. -η): Rundgangs-, Besichtigungswache. 1617 b. Wallhausen Corp.mil.108; dazu ndl. 1598 ronde. Aus frz. ronde f. «Runde, Rundwache», dem subst. F. des frz. Adj. rond «rund» (s. rund u. Runde). Rondéll (öst.), Rundéll (bayr.), n. (-s, PI. -e): Rundwerk, Rundgemäuer, Rundschanze; rundes Gartenbeet. In l.Bed.im 16. Jh.Rundel (Fronsperger Kriegsb. 3,100 a ) u. 1664 b. Duez Rondel n.; im 15. Jh. rundel η. «Kreis, Ring» u. rondel «runder Schild», mhd. rundel η. «rundes Wappenschild am Helm», 1575 im Garg.

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Rosine

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205 Bündel f. «rundes Zimmer»; dazu ndl. 1598 b. Schupp. 796, ndl. 1567 b. Junius 462 *roose rondeel n. «Scheibe für Speisen, Ringelgedicht, f.). In 1. Bed. mhd. ròse, ahd. rosa f.; dazu mnd. rander Turm als Vorwerk». Aus mlat. ron- röse, ags. röse, anord. rös f. Name u. Pflanze dellum n. «Runde, Kreis», woher frz. rondeau sind von den Römern überkommen, lat. rosa m. «Kreis» u. rondelle f. «rander Schild». Um- f., zu denen die Rose über Griechenland aus ihrer Urheimat Iran gelangte, gr. βόδον η., gedeutscht Bundteil n. Roof, Roef, m.n. (-[e]s, PL -e) : (seemänn.) armen, vard. ABL. rosichi, rosig, adj., als Schlafraum dienende Hütte, Kajüte. Aus mhd. ròste, 1691 b. Stielerrosicht. ZUS. Rosendem Ndd., mnd. röf m. auch «Decke, Schutz- garten, m., mhd. rôse(n)garte m. Rosendach»; dazu ndl. roef «Kajüte», afrs.hrOf, ags. kohl, m.: Kohl mit rös-chenartigen Sprossen, hrôfm., engl, roo/1 «Dach », anord. hröf n. «Schup- 1809 b. Campe. Rosenkranz, m., mhd. rôsenpen». Dazu ir. ero, kymr. craw, bret. crou kranz m. «Kranz von Rosen», woher dann im «Dach». Vgl. Zupitza 11. rören, s. röhren. 15. Jh. in der kathol. Kirche Name für die wie 1 R o s a , η.: die Farbe der wilden Rose u. ein solcher Kranz zum zählenden Beten des Centifolie, Rosenrot. 1801 bei Campe, nach lat. Ave Maria u. des Vaterunsers auf einen Faden rosa f. «Rose». Dafür mhd. rôsenvarwe f. gereihten Kügelchen, im 13. Jh. von dem Stifter «Rosenfarbe», mit den Adj. rôse(ri)var u. rôsen- des Dominikanerordens Dominicus Guzman von Spanien her eingeführt, wohl als Nachvarwee «rosenfarb, rosenfarbig». ahmung der ähnlich, mahomedanischen, urspr. 2 R o s a , Frauenname, aus lat. rosa f. «Rose»; buddhistisch-indischen Gebetschnur. Rosedavon dasDim.Rös-chen. Rosálie, aus dem liobel, m. (-s, PI. wie Sg.): ehemalige engl. ital. Frauennamen Bosalia, frz. Bosalie «die Goldmünze, zuerst von Eduard III. (1343—77) Rosenartige». Rosamúnde, im 6. Jh. Bosageprägt, an Wert meist 191/,, M. 1557 b.Waldis munda, im 8. Jh. Bosimunda, eine spätlat. BilEs. 2,19,29 Bosen-Nobel. 1562 bei Mathesius dung aus lat. rosa f. «Rose» u. ahd. munt f. Sar. 243b Bosen- u. Schiffnobel m.; dazu mnd. «Schutz» (s. Mund). rosenobel, mndl. roosen-nobel. Aus engl, roserÖSCh,adj.: harsch, spröde, knusprig; grobnoble, zgs. aus engl, rose «Rose», denn auf die körnig beim Pochen (1783 b. Jacobsson). Nur Vorderseite der Münze war ein Schiff mit einer mundartl. erhalten, z. B. Schweiz, rösch, roseli, Rose u. auf die Kehrseite eine achtblättrige rösp, röst, eis. rösch, tirol. rösch, rësch, reasch, Rose geprägt, u. aus engl, noble eine sich auf bayr. rësch, raisch, hess. rösch, risch. Mhd. 6 M. 50—62 Pf. belaufende engl. Rechnungsrösch, rosch «rasch, schnell, wacker, frisch, münze, einer Vermischung des lat. wôbi'Ks«edel, scharf, abschüssig, hart, spröde, knisternd», vornehm» mit lat. obolus m. «Zehnpfennigstück». ahd. rose «hitzig, geschwind, sehr lebhaft». Diese Goldmünze wurde in andern Ländern Herkunft dunkel. Vgl. Schweiz. Id. nachgeschlagen, frz. noble m., mlat. nob(u)lus, Rosche, f. (PI. -n): in nur geringer Tiefe nobelus m., mhd. im 14. u. 15. Jh. nobel m., unter der Oberfläche angelegter Graben zur ndl. 1567 b. Junius 350b nobel m. Rosenöl, Ableitung des Wassers od. Aufsuchung nutz- n.: kostbares, aus Rosen bereitetes Öl. Mhd. barer Erzlagerstätten. Im Bergbau, 1562 bei rös(en)öl n. rosenrot, adj., mhd. rôse(n)rôt. Mathesius Sar. 26 a u. 140 a Bösche f., 196 a Rosenspan, m. (-s, PI. -n): Kleinod, Gehänge Besehe, 1557 b. Agricola Bergbuch 64 Boschm., in Form einer Rose. Bei Luther Ps. 60,1 Bosen1617 bei Löhneyß Bergwerck31 Bosch m., bei spahn, gleichwie Ps. 80,1 Spanrose f. Zu mhd. Veith Bergwb. 387 auch Büsche f., bajr.Beß f.; vürspan n. «Spange zum Zusammenhalten des dazu 1594 bei Frischlin nomencl. c. 148 Bosch Gewandes vorn, insbes. zum Schmuck», span m. «Boden der Bettstatt», nicht zu mhd. rise f. m. «Spannung» (s. Spange). «an einem Berge abschüssige Rinne für das 2 wilde Wasser, für Geröll u. Holzstämme» (noch Rose, f.: Honigrose, Honigwabe, s. Boße. bayr.-öst. Bise f.), nd. Bese f. «Abhang», die Rosétte, f. (PI. -«): Verzierungsstück in zu mhd. risen, ahd. rîsan «fallen» gehören. Rosenform. 1801 bei Campe, aus glbd. frz. 1 Rose, f. (PI. -»): die Blume des Rosen- rosette f., eig. «Rös-chen». Dafür früher Rose, strauchs; Edelsteine in Rosengestalt (1678 bei z. B. auf den Schuhen 1678 bei Krämer. 1 Krämer) ; (im got. Baustil) Fenster in RosenR o s i n e , Frauenname. Aus ital. Bosina form (1741 b. Frisch); (weidmänn.) der krause «die Rosige». 2 Kranz unten am Hirschgeweih (im 17. Jh.); Rosine, f. (Pl. -η): getrocknete Weinbeere. rosenfarbene Hautentzündung, Rotlauf (1663 Bei Luther (1.Sam. 25,18; 30,12; 2. Sam.16,1;

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rosinfarb

Roß

1. Chron. 13, 40) Rosin als indeklinabel, wie ndl. 1598 b. Kilian rasijn, rosijn t uvae passae», ebenso rosein Städtechron. 1,102,18 um 1400, rusin Fasnachtsp. des 15. Jh. 478,11 u. Besein 1572 bei Hellbach Grobianus 140 b ; aber im 15. Jh. uva passa, resine (mit Pl. resinen), rosine, rasin, rosin (Diefenb. gl. 606 e , 632 a ), im Yoc. theut. 1482 rusyn, 1414 das Dim. resinékin, 1327 md. rosinékin n., 1561 b. Maaler Besinle f. Wie mlat. rosina f. u. engl, raisin aus afrz. u. pikard. rosin m. neb. frz. raisin m. »Weintraube», von lat. racëmus m. «Weintraube, -beere».

jOr m. «Pferd, Roß», urverw. mit glbd. air. ech, lat. equus M . , equa f., gr. Í K K O C , Í'iruoc m., lit. aivà f., awest. aspa- m., aspa f., aind. áávas m.,

rosinfarb, rosinfarben, adj.: scharlach-

adj. : (von der Stute) brünstig, 1678 b. Krämer.

rot. Bei Luther rosinfarb neben rosinrot (2. Mos. 25, 4), 1776 bei Leisewitz Julius von Tarent 27 rosinfarben. Der Ton liegt auf der ersten Silbe (vgl. Opitz 13 Tittm., Bürger G ed. 1776 S. 136), denn das Wort ist zgs. aus mhd. rôsîn «rosenrot» (von mhd. ròse f. «Rose») u. •färb, mhd. -var (Gen. -wes), um 1400 b. Rothe Ritterspiegel 161 rosinvar, aber schon frühzeitig auf Basine (s.d. 2 ) bezogen, um 1570bei Uhland Volksl. 109 rosinenrot, 1598 b. Kilian rasijnrood «Sax. coccus, bis tinetus», 1649 bei Zesen Helikon 2,3,19 rosienlichtes Blüht, auch Frisch 1741 war in Zweifel über die Etymologie des Lutherschen Wortes. R o s i n f a r b e , f.: Scharlachfarbe, bei Luther Jes. 1, 18.

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άένά f. ABL. Röllchen, Rößlein u. obd. Rössel, n., mhd. rôssel(în) n. ; dazu Rösselsprung, n.: Zug des Springers (Bößleins) im Schachspiel, bei Campe 1809; danach im 19. Jh. ein Rätselspiel, wobei ein Schachbrett voll durcheinandergewürfelter Silben nach dem Prinzip des Springerzugs zu ordnen ist. r o s s e n , v. : (von der Stute) nach dem Hengste verlangen,

1658 bei Walther Pferdezucht 10.

rossig,

ZUS. Roßameise, f.: größte Waldameise,

1691 bei Stieler; der Name scheint sich aus dem Gebrauche des Waldameisensaftes als Pferdearznei zu erklären. Roßapfel, m.: Auswurf der Pferde, 1777 b. Adelung. Roßarzt, m., im 15. Jh. bei Mynsinger 61 roßartzat m. R o ß haar, n., mhd. ros(se)hâr η. Roßkäfer, m.: scarabaeus stercorarius, um 1480 im Voc. inc. teut. a a 8 a roßkefer, benannt vom Aufenthalt im Pferdemist. Roßkamm, m.: Pferdehändler, im 16. Jh. Boßkam bei KirchhofF Wendunmut 1, 214 u. 1572 bei Fischart Pract. Großm. 14 der PI. Boßkamme-, dazu mndl. roskam, mnd. roskammerm. (eig.«Roßkämmer»), Urspr. wohl Spottname f ü r den die Pferde zum Verkaufe herausputzenden Pferdehändler (nicht Rosmarin, m. (-[e]s, Pl. -e): der würzige zu lat.cambire «wechseln,tauschen»),denn ahd. Strauch rosmarinus mit dunkelgrünenBlättern. roscamp m. «Kamm zum Putzen der Pferde», 1482 im Voc. theut. bb 3 a roßmarin, 1485 rosenwie im 15. Jh. roskam, roßkamp, mnd.-mndl. b marin (Diefenb. gl. 500 ) ; dazu ndl. rozemarijn, roskam m. «Pferdestriegel». Roßkastänie, engl, rosemary ; aus glbd. lat. ros marinus m., f.: der wilde Kastanienbaum, aesculus hippoeig. «Meertau», weil die Pflanze in den Küstencastanum, u. seine Frucht, 1777 bei Adelung gegenden des Mittelländischen Meeres wächst. Pferde- od. Boßkastanie. Dieser in Tibet u. Nord1 R o ß , n. (Gen. -sses, PI. -sse): edler Aus- indien heimische Baum, der zuerst von Clusius druck f ü r das Pferd. Mhd. ros (selten rus) u. 1588 von Konstantinopel nach Wien gebracht ors η., insbes. «Streitroß» u. «Wagenpferd», wurde, trägt seinen Namen daher, daß in der ahd. (A)ros n. «Roß zum Ziehen u. Reiten»; Türkei die unter das Futter gemengte zerdazu asächs. hros, and. hers, mnd. ors (selten stoßne Frucht gegen Husten u. schweren Atem urs, ros) η. «Streitroß» u. horse f. «Stute», der Pferde gebraucht wird. Roßminze, f.: mndl. ros, afrs. hors, hars, hers, ags. hors, engl. die Pflanze mentha silvestris, spätmhd. ros(se)horse, anord. hross n. «Pferd», schwed.-dän. minze, ahd. rosses minza, rosseminza f., mlat. hors. Der PI. lautet mhd. ros u. rösser, wie equimentai., wie es scheint, von ihrer Ver Wenbei Luther Boss u. Bösser. Man stellt das dung als Pferdeheilmittel benannt. R o ß Wort zu lat. currere «laufen» (aus * cur sere) mühle, f.: von Pferden getriebne Mühle, od. zu aind. kürd «springen» (dazu anord. hress spätmhd. im 15. Jh. rosmül, rosmul, md. roßmol «schnell»), vgl. Btr. 7, 176, Bezz. Btr. 25, 254. (Diefenbach gl. 365 a ). Roßtäuscher, m.: Beides erklärt das neutrale Geschlecht nicht. Pferdehändler, mhd. rostûschcer, rostûscher. Aus dem Germ. enti. ital. rozza, prov. rossa, Anfang des 15. Jh. rostauscher (Diefenb. gl. frz. rosse f. «Mähre». Got. dafür aifva, nur in der 346 e ), ebenso 1468 in Kellers voc. rerum, 1518 Zss. aflvatundi f. «Dornstrauch», eig. «Pferde- bei Pinicianus C 1 0 u. 1555 bei Wickram Rollw. zahn»; dazu ags. eh n., eoh m., «Streitroß», 51, 20 Boßtauscher, daneben im 15. Jh. roßasächs. ehu (in ehuseale «Pferdeknecht»), anord.

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theuser (Diefenb. gl. 346°), 1537 b. Dasypodius Boßteilscher. Zu tauschen (s.d.), das sich schon früh mit täuschen (s. d.) berührt. 2 Roß (mit 0), n. (Gen. Boßes, PL Boße), auch Roß«, f. (PI. -w): der gesamte Zellenbau im Bienenstocke, die Zellenscheibe der Bienen, Honigwabe. 1440 roß, mhd. rá¡ η., râ$e f. «Honigwabe», 1540 bei Alberus diet. Xx 1 a raß f., 1616 bei Henisch Boßhonig ; dazu andfrk. rata f., mnd. honnichrote f., clev. 1477 honichrait, mndl. honickrate f., nndl. honigraat f. Die urspr. Bed. ist «Gewebe, Geflecht», wie in mhd. rag n. «Scheiterhaufen». Aus andfrk. rata f. enti, afrz.ree, raie f. «Honigwabe», nfrz. rayon de miel, entsprechend mlat. frota f. «Honigwabe» (Reichenauer Glossen). Urgerm. Grdf. *hrêtâ.

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rot

Roß 1

rosten (mit $), v.: auf einem Boste dem Feuer aussetzen. Von iBost. Mhd. rœsten, auch rœschen, ahd. rôstan, md. u. mnd. rösten. ABL.

1

Röste, f. (Pl. -η): Handlung des

Röstens; Vorrichtung, Platz, darauf zu rösten; Rost fürs Feuer. Bergmännisch «Röstofen für Erze», 1693 bei Schönberg Berginformat. 2,128. ZUS. Röstpfanne, f., mhd. rœst-, róstpfanne, ahd. röstphanna f. 2 rösten, v.: (vom Flachs, Hanf) die Stengel zur Ablösung des Bastes mürbe machen. Mit angetretnem t durch Einfluß von rösten aus mhd. raicen, retzen «mürbe machen, faulen machen», älternhd. rötzen, 1664 bei Duez rösen neben rösten, noch bayr. rößen, schw&b.raischen; dazu mnd. roten «Flachs rösten, in Fäulnis übergehen lassen», nnd. röten. Zu mhd. reegen, Rösselsprung, rossen usw., s. Roß. rößen, rojföen « welk, bleich, faul werden», vom 3 Adj. roß, schwäb. rësch «mürbe» (s. Rost, m. -[e]s, PL -e): eine des Luftzuges Schweiz. 8 2 wegen durchbrochne Unterlage für Feuer; rotten). ABL. RÖste,f. (P1.-m): das MürbeHolz-, Stabgitterwerk, bes. liegendes ; auf ein- machen der Flachs-, Hanfstengel, dann Platz, gerammten Grundpfählen liegende Balken als Wasserbehälter od. Grube dazu. Spätmhd. Unterlage (1405 im Frankfurter Baumeister- im 15. Jh. reege f., noch bayr.-öst. Böß(e) f., Schweiz. Rößi f., 1687 b. Hohberg buch). Mit urspr. 0, wie noch obd. u. durch hess. Büße, a a Schreibungen wie 1605 bei Hulsius itoosi, ahd. 2,545 Röste neben Rotze f. 2,60 ; dazu mnd. rote, rate, nnd. röte f. roost, rohost bezeugt wird. Mhd. rôst (auch rösch, rög) m. u. röste, rceste f., ahd. rôst m. rot, adj. (Komp. röter, Sup. rötest, auch u. rosta f. in der 1. Bed., dann «Scheiterhaufen, [nicht bayr.J ohne Umlaut roter), mhd.-ahd. Glut, Feuersbrunst», im Mhd. auch «eiserne rot-, dazu asächs. rod, mndl. rood, afrs. räd, Stangen in Rostform vor den Türen der Kirch- ags. rëad, rëod, engl, red u. rud, anord. raudr höfe zur Fernhaltung des Viehes»; dazu and. und rjöär, got. roufs «rot» (sowie gariuds röstm. «cratícula», mnd. roste, ruste f. «Feuer- «ehrbar», eig. «leicht errötend», gariudjO f. rost», auch «Sperrgitter». Man stellt es zu «Schamhaftigkeit»), Urverw. mit lit. ritdas Bohr(s. d.), eig. «Flechtwerk aus dünnen Eisen- «braunrot», raudà f. «rote Farbe», randonas stäben», was sehr unsicher ist. Aus dem Germ, «rot», abg. rüdrü «rot», ruditi sç «sich röten», enti. ital. rosta f. «Röststätte, Gitter, Sperrung, air. rüad «rot», lat. rutilus «rötlich», ruber Fächer, Wedel». R. ist verschieden von asächs. «rot», rüfus «rötlich», gr. épuOpóc «rot», ëpeuhröstm. «Dachsparrenwerk», ags. hröst « Spar- 0OC η. «Röte», ¿ρβύθειν «röten», aw. raoiäita, renwerk, Fachwerk eines Baues», engl, roost. aind. rohita «rötlich», rudhirás «rot». S. das ZUS. Rostbraten, m., 1678 bei Krämer. verw. 2Bost. Als Farbe im Kartenspiel 1575 b 2 R o s t , m. (-[e]s, ohne Pl.): zerfressender im Theatrum diabolorum438 BoÄi (von 1561). ABL. Röte, f., mhd. roete u. rœten, rmtin Ansatz an Metall, Blättern, Ähren usw. Mhd. b rost, rust m., ahd. rost m. ; dazu asächs. rost, (1482 im Voc. theut. bb 3 rotin), ahd. rôtî f. mnd. rust, ndl. 1598 roest, ags. rust, engl, rust, Rötel, m. (-s, Pl.wieSg.): mit Ton verbundner anord. aus gleichem Stamme ryd n. u. ryâr m. roter Eisenkalk zum Schreiben, Zeichnen u. (entsprechend mhd. rot n. m. «Rost»), dafür Färben, spätmhd. im 15. Jh. rôtel, rœtel m., got. ein andres Wort nidwa f. «Rost». Verw. gekürzt aus rotei-, rœtelstein (15. Jh.), ahd. mit ahd. rosamo, ros(o)mo m. «Rost, Sommer- (h)rôtilestein neben rötstein, dazu engl, ruddle fleck», mhd. róseme, rosen m. «Sommersprosse, «Rötel». Röteln, Pl.: Kinderkrankheit mita Fleck». Dazu lett. rüsa «Rost», lit. rùsvas «rot- hochroten Hautflecken. 1546 bei Bock 2, 23 braun», raUsvas «rot», die zu rot gehören. Vgl. die Botel, 1588 bei Tabernämontanus 489 die Idg. Forsch. 6,103. ABL. rosten, v.: rostig Bötelen, 1699 bei v. Mährn Haus- und Landwerden, mhd. rosten, ahd. rosten, mnd. rosten. bibliothek 2,132 die Böthlein, schles. 1734 bei rostig, adj., mhd. rostec, rostic, ahd. rostag. Steinbach die Bütteln, r ö t e i n , v.: rötlich W e i g s u d , Deutsches Wörterbuch. 5. Aufl. II. Bd.

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Rotte

rotwelsch

sein od. werden, im 18. Jh. b. Ramler, Herder, röten, v.: (tr.) rot machen, mhd. rceten, md. röten, ahd. rotan-, (refi. u. intr.) rot sein od. werden, (intr.) mhd. röten, ahd. roten u. in Zss. irrôtên, im 16. Jh. erröten ; daneben mit kurzem Stammvokal mhd. roten, ahd. rotên «einen Anflug von Röte gewinnen, erröten», wie ahd. rutichdn «rot aussehen», rötlich, adj., 1482 im Yoc. theut. bb 3 b rotlig, mhd. rœteleht, rôteloht, rcetlot. ZUS. Rotauge, n.: eine Art Weißfische mit einem roten Ring um jedes Auge, spätmhd. rôtougel u. rôtauge, ahd. rotouga, nd. im 15. Jh. rödöge n. Rotbart, m., 1537 bei Dasypodius. Rotbrüstchen, n. : das Rotkehlchen, 1505 in der Straßbg. Gemma i 2 a rotbrustlîn, ndrhein. 1495 in der Kölner Gemma H 2 a roetboerstken. Vgl. noch engl. Bobin redbreast. Dazu Suolahti 41. Rotbuche, f., 1580 b. Sebiz Feldbau 16, wegen des rötlichen Holzes. Rotfeder, f. : Fisch mit roten Flossen, insbes. Cyprinus rutilus, md. 1517 bei Trochus J i b rotfedder. Rotflehte od. Rottanne, f.: die Fichte, benannt nach der braunroten Rinde, 1777 bei Adelung, rote Thannen 1546 bei Bock 2, 68 b . Rotgerber, m.: Gerber, der die Häute mit Lohe gerbt, wodurch sie rötlich aussehen, 1470 rotgerwer (Mone Ztschr. 18, 20). Rotgießer, m.: Kupfergießer, 1562 bei Mathesius Sar. 12 b . Rothaut, f.: Indianer. Rotkehlchen, n.: das Vöglein motacilla rubecula, 1517 bei Trochus H 4 b rotkelchen. Ahd. dafür rotilo, woraus im 16. Jh. Bötele. Vgl. Suolahti 40. Rotlauf, m.: die mit Rose bezeichnete Krankheit als laufendes rotes Feuer (früher Wildfeuer, St. Antoniusfeuer genannt, ahd. flehtindeg fiur). 1419 roitlauff n. (Diefenb. nov. gl. 155a), 1546 b. Bock Kräuterb. 45 b Botlau ff en η., 1584 bei Wirsung Bothlauff f., 1664 bei Duez Bothlaufm. Rotschwänzchen, n.: der Waldvogel motacilla erithaeus, 1554 im Straßburg. Vogelb. V. 631 Botschwentzlin n. Vgl. Suolahti 43. RotSpohn, m.(-s): französisch. Rotwein, eig. «Rotwein vom Fasse» (1594 bei Frischlin nomencl. c. 133 Sponwein «vinum de dolio»), urspr. ein mecklenburgischer Ausdruck, zu mnd. span m. «hölzernes Gefäß, Faß». Rotwein, m., spätmhd. rôtwîn m. Rotwild, η.: das rotbraune Wild, wie Hirsche usw., im Gegensatz zum Schwarzwild, den Wildschweinen, mhd. rôtwilt n. Rotwurst, f. : Blutwurst, b. Luther 7, 225 b Botwurst, 1517 b. Trochus Q 1 β rotworst.

2); Vereinigung von Personen in aufrührerischer, verbrecherischer, böser Absicht. Mhd. ro(t)te, rot f. «Kriegerschar von 4, 10 bis 100 Mann», dann überhaupt «Schar, Genossenschaft», in üblem Sinne von Aufrührern und Sektierern bei Luther; dazu mnd. rote, rate f. «Schar», mndl. rote, nndl. rot n. Aus afrz. rote f. «Abteilung eines Heeres, Trupp» (daher auch engl, rout «Rotte»), von mlat. ro(t)ta, ru(t)ta f., aus glbd. mlat. rupta f., dem (wahrscheinlich im Gedanken an lat. cohors f. «der zehnte Teil einer Legion») subst. F. von lat. ruptus, Part. Perf. Pass, von lat. rumpëre «brechen», demnach eig. «Bruchteil, Abteilung eines Heeres». Ν φ.. Beuter. ABL. -"rotten, v., gew. refi. : eine Rotte bilden, md. im 13. Jh. roten «sammeln, scharen», im üblen Sinne b. Luther, rottieren, v. : in Botten einteilen ; zusammenrotten (beiH. Sachs). Mhd.ro(t)tieren «in bestimmte Rotten abteilen, ordnen, scharen, sammeln». Gebildet mit fremder Endung, wie hofieren von Hof. ZUS. Rottmeister, m.: Obrer einer Botte. Mhd. rot(e)meister m. «Rotten-, Scharführer, Anführer», schon im 15. Jh. Befehlshaber über 10 Mann (Städtechr. 10,299,17 von 1468), entsprechend dem spätem Korporal.

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2

rotten, v.: bis in die Wurzel tilgen; völlig tilgen. Md. roten, roden, rutten, Nebenform von reuten (s. d.). Vgl. ausrotten. 8 rotten, v.: faulen, durch Fäulnis mürbe werden u. zerbröckeln. In verrotten. Aufgenommen aus nd. rotten, raten, mnd. roten, rotten «faulen», asächs. rotUn «von Fäulnis zerfressen werden», dazu mndl. rotten, ags. rotian «verfaulen», engl, rot «faulen», rotten «faul», anord. rotna «faul werden», rotinn «verfault», dän. raadne «faulen, modern»; die entsprechenden hochd. Formen sind mhd. ró(g)¡en, ahd. rôfjên u. rogên «faulen, in Fäulnis übergehen, verwesen», noch Schweiz, rößen «faulen» (vom Flachs im Wasser). S. 2 rösten. rotten, v. : Flachs zum Botten, Mürbe wer den bringen. Die ndd. Form für hd. rösten (s. d.). Rotunde, f. (PI. -n): Rundgebäude. Mhd. rotund(e) f., aus lat. rotunda, F. von rotundus adj. «rund» (s. d.). Rotwein, Rotwild usw., s. rot. rotwelsch, adj.: räuber-, gaunerdeutsch.

Wörter aus dem Gaunerdeutsch stehen schon im Augsburger Achtbuch von 1342, aber bereits um 1250 findet sich in Hahns Passional 221a, 22 als Subst. rotwalsch n. «betrügliche Rotte, f. (PI. -n) : (militärisch) die in der Rede, Worte geheimen arglistigen Sinnes», als Linie hintereinanderstehenden Soldaten (jetzt Adj. 1411 bei Vintler Pluemen9086 ein neilwe

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Rotz

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yorker Straßenpöbel, von engl, to row «lärmen». Um die Mitte des 19. Jhs. übernommen. Rübe, f. (PL -n): geradezulaufende runde fleischige Wurzel. Mhd. ruobe, rüebe, md. rübe, ahd. ruoba, ruoppa f., noch obd. Bube (Rückert Rotz, m. (-es): Nasenschleim; Ausfluß des 2,225) ; dazu mnd. rove, nnd. röve, mndl. roef, Nasenschleims als ansteckende Krankheit der roeve,rof{. «Feld-, Gartenrübe», (enti.) schwed. Pferde u. Schafe (1741 bei Frisch). Mhd. ro(αφοίνη f. adj., mhd. rotzic u. rützic, ruczig (mit der Rotz- «Rettich», lit. ropê und abg. rëpa f. «Rübe». krankheit behaftet), ahd. rozzig, ruzzig. ZUS. Vgl. Kohlrabi. ZUS. RübÖl,n., s. u. Bübsamen. Rubel, m. (-s, Pl.wieSg.): russische SilberRotzkolbe, m. (-n, Pl.-n) : der Kaulkopf, cottus gobio, benannt nach der kolbenähnlichen münze, Wert ca. 3,24 M., als Papiergeld im Gestalt des breitköpfigen Fisches u. wegen des Kurse schwankend. 1656 b. Olearius muscowit. an ihm befindlichen Schleimes, 1777 bei Ade- Reisebeschr. 3,14. Aus russ. rubli m. (zuerst lung. Rotzlöffel, m., Schimpfwort für Kin- 1321 erwähnt), eig. «abgehaunes Stück Silberder und junge Leute, bei Luther 1, 3 b Botz- barren», im 14. Jh. an Stelle des ältern russ. leffel (s. 2Löffel). Rotznase, f., als Schelte Pelzgeldes getreten, von russ. rubiti «abhauen». für Kinder u. a., 1587 im Buch der Liebe 215°. Rübezahl, m. (-s): der Name des Berggeistes im Riesengebirge. Bübezal 1630 bei Roué (spr. rué), m. (-s, Pl. -s): Wüstling Opitz Hercinia, 1662 Daemonologia Rubinsalii mit äußerlich feinen Manieren. 1801 b. Campe. Aus frz. roué m., eig. Part. Pass, von rouer Silesii, d. i. «Bericht von dem Rübezahl» usw. «rädern» (aus lat. rotare «drehen»), also «reif von Joh. Prätorius. Schon im 13. Jh. findet für den Galgen». Von dem Regenten Orleans sich mhd. der Beiname Buobezagel, Bûbezagil für die Genossen seiner Ausschweifungen ge- «Rübenschwanz» (s. Zaget), d. h. «auslaufendes untres Ende der Rübe», zunächst elbischer braucht. Vgl. ZfdW. 10, 231. (einem Elfen angehöriger) Name, dann SpottRouláde (spr. ru-), f. (PL -w): Fleischröll- name. Aus demDeutschen enti, tschech .Bybecal. chen, Rollfleisch. 1813 bei Campe. Aus frz. Rubin, m. (-s, PL -e): ein durchsichtiger roulade f., das aber nur «musikalischer Lauf» roter Edelstein. Mhd. rubín (mit dem Ton bed., von rouler «rollen» (lat. rotulare). auf der 1. oder 2. Silbe), auch rubbín, robín, Rouléau (spr. rolo), η., bayr. auch m. (-s, aus glbd. mlat. rubinus m., woher auch ital. Pl. -s u. [öst. auch] -χ) : rollbarer Fenstervor- rubino m., zu lat. rubeus, robeus «rot». hang, Rollvorhang. 1791 bei Rot. Aus frz. rouRubrik, f.(Pl.-ew): Überschrift, Aufschrift, leau m. «Rolle», zu frz. rouler «rollen» (s. o.). Abschnitt. 1482 im Voc. theut. bb 3 b rubrick f. Roulétt (spr. ru-), n. (-s, Pl. -e, -s), öst.- «Überschrift mit roter Tinte», mhd. rubrik(e) bayr. Roul ètte, f. (Pl.-w) : Rollscheibe, Glücks- f. «rote Tinte», 1420 rubrice «Rötel», aus lat. rad, -spiel. 1834 bei Petri Boulette. Das glbd. rubrica f. «rote Erde, Rötel», im 3. Jh. n. Chr. frz.roulette f. (yonroue\lle]«Rad», aus lat. rota). b. lat. Rechtsgelehrten «(rotgeschriebner) Titel R o u t e (spr. ru-), f. (PI. -«): Reise weg, eines Gesetzes u. dgl.», von lat. ruber «rot», Straße, Marschrichtung der Soldaten. 1703 rubrizieren, v.: mit einer Überschrift verim Zeit.-Lex., aus glbd. frz. route f., hervor- sehen, die urspr. rot war. 1482 im Voc. theut. gegangen aus lat. rupta via «durchgebrochne bb 3 b rubritzieren «rot färben, rote Buchstaben Straße». Dazu Routine, f.: durch Übung er- machen», 1477 clev. rubricieren, aus glbd. mlat. worbne Gewandtheit, im 18. Jh. (ZfdW. 8, 93). rubricare, lat. rubricätus «rot gemalt». Daher Aus frz. routine f. «Wegkunde, Übung». im Kanzleistil Rubrikát, m. (-en, PL -en): der in der Überschrift Genannte. Rowdy (spr. raudi), m. (-s, Pl. -s u. -tes) : gewalttätiger Mensch. Urspr. Name für den NeuRiibsame(n), m. (-s), gekürzt Rübsen, 39* sprach, die rotwalsch (Var. rotwelsch). Eig. «unverständlich klingende Trugsprache der Bettler u. Landstreicher», zgs. aus rotwelsch rot «Bettler» und welsch (s. d.) in der Bed. «fremdländisch unverständlich».

Buch

Bücken

m. (-s): die gelbblühende Kohlpflanze brassica napus mit ölhaltigem Samen (s. 1Raps). Mhd. ruobesame «Rübensaat», um 1500 md .rübsamen «Raps» (Michelsen Mainzer Hof in Erfurt 36), 1731 bei Zincke öcon. Lex. Rübsen, 1719 bei Kramer Rübs m., verkürzt wie Mannsen, Weibsen aus Manns-, Weibsname; dazu mnd. rovesät n. « Rübsam en». Rüböl, n.: Rübsenöl, mhd. ruobsätöl, 1546 b. Bock 278b Rubsamenöl, 1664 bei Duez Rapen-, Rübenöhl, 1777 bei Adelung Rübsen-, Rüböhl, mnd. roeffolye, rofolig. 1 B u c h , m. (-es, PI. Rüche): Geruch. Bei Luther, noch altertüml. b. Goethe 6,139. Mhd. ruck m. «Geruch» (s. d.), spätmhd. auch roch. 2 Buch, m. (-[e]s, PI. -e): die Saatkrähe, corvus frugilegus. Mhd. ruoch(e) m. »Saatkrähe, Häher», ahd.(h)ruoh u. ruoho m. «Häher», auch «Krähe, Dohle»; dazu mnd. rök(e), ndl.-frs. roek «Saatkrähe, Kolkrabe», ags. hröc m., engl, rook, anord. hrökr m. «Krähe», dän. raage «Krähe», schwed. räka. Davon abgeleitet md. u. nd. Rücke f. «Saatkrähe» (1777 bei Adelung). Tm Ablaut zu gr. κόρα? m. «Rabe». ruch(t)bar, adj.: durch umlaufendes Gerede ausgebreitet bekannt. Bei Luther rucht-, rüchtbar, im 15. Jh. ruchtbar, 1669 im Simpl. 144 und 1749 bei Lessing 1, 117 ruchbar, bei Schiller u. Goethe beide Formen. Zgs. mit md. Rucht f. (1586 bei Pape Bettel- u. Garteteufel Ν 5 a , 1691 bei Stieler), mnd. ruchte, rochte n. «das Rufen, Geschrei», dann «Gerücht, guter oder schlechter Ruf», wovon das Adj. rüchtig «berühmt» (1537 bei Dasypodius) u. weiter 1482 nichtigen «bösen Leumund machen, verleumden» (Voc. theut. d3 b ), im 15. Jh. nd. rochtighen «in guten od. bösen Ruf bringen» (Diefenbach gl. 224 b ); im Hochd. entspricht mhd. ruoft m. «Ruf, Leumund». S. Gerücht und berüchtigen. ruchlos, adj.: alle Rücksicht, alles Gesetz vernachlässigend od. außer acht lassend. Mhd. ruochelôs (md. rüchelos) und ahd. ruachalôs «sorglos, unbekümmert, nachlässig», erst nhd. bei Luther 3,238 a «gottlos, frevelhaft» (4,214 b rauchlose Buben); dazu mnd. rökelös «sorglos, unbesonnen, plötzlich». Zgs. mit mhd. ruoch m., moche f., ahd. ruoh m., ruohha f. «Achthaben, Sorgfalt, Sorge» s. (geruhen). ABL. Ruchl o s i g k e i t , f.: Frevelhaftigkeit, 1664 bei Duez. Md. (14. Jh.) rüchelosikeit f. «Sorglosigkeit». Buck, m. (-s, PI. -e): stoßende schnelle Fortbewegung. Mhd. rue m. (Gen. -ckes), ahd. rucch m. «geschwinde Fortbewegung»; dazu ndl. ruk, anord. rykkr m. «Ruck», schwed. ryck,

dän. ryk. Davon rucken, rücken, v.: stoßweise fortbewegen; sich schiebend fortbewegen. Mhd. rücken, rucken, auch rocken u. frühe ruchen (Prät. ruckete, niete, ruhte, Part. gerücket, gerucket, geruht), ahd. rucchen (Prät. ruhta) «fort-, wegbewegen»; dazu mnd. und mndl. rucken (aus dem Nord. enti. engl, rock «bewegen, schütteln»), anord. rykkja, schwed. rycka, dän. rykke. Mit ru aus idg. wf zu lat. vergere «sich neigen, sich biegen», aind. várjati «wendet, dreht». Weitres beiWalde. Das unumgelautete rucken noch bei Goethe 1,265, Rückert 1, 151 und nordd. Davon ruckeln, v., nordd. Wiederholungswort. Bückbürge, m.: Bürge, der den eigentl. Bürgen schadlos haltenmuß. 17. Jh. Zu Rücken. rucken, rucksen, v. : (von der Taube) die Töne ruckedigû hören lassen. 1625 im Eselkönig 223 rucken, 1664 b. Duez ruckern, rückern, 1601 bei Eyering Sprichw. 2,130 ruckeln, im 15. Jh. ruezen, rochezen (Diefenbach gl. 502b), um 1480 im Voc. inc. teut. bb l b ruckausen, wie schon im 13. Jh. ruckauzzen (Renner 7019), im 15. Jh. bei Beheim Gedichte 9, 622 rucku schreien. Eine lautmalende Bildung, wie glbd. ndl. roekoeken, nd. rüküken, frz. roucouler. B ü c k e n , m. (-s, PL wie Sg.): die der Brust entgegengesetzte Körperseite, Hinterseite; erhabner, oberster Längenteil. Mhd. rück(e), ruck(e) m. (auch «Bergrücken») mit starker, noch selten mit schwacher Flexion, die erst im 16. Jh. die Oberhand gewinnt (der Nom. Sg. Rugken 1561 b. Maaler, der Gen. Sg. mit s 1497 bei Braunschweig Chirurg. 84 b des Ruckens); ahd. (h)rucki m., daneben einmal im 12. Jh. schwach rucco m.; dazu andfrk. ruggì, mnd. rugge, mndl. rugghe, nndl. rug, afrs. hreg, regh, ags.hrycg (auch«Berg-,Wasserrücken»), engl. ridge, anord. hryggr m. (auch «Bergrücken»), schwed. rygg, dän. ryg. Wohl urverw. mit air. crocenn «Rücken», gall. Penno-arucium «Bergname», lat. crux f. «Marterholz, Kreuz», aind. krimeati «krümmt sich». Vgl. Walde. Die starke Biegung noch in zurück (s. d.) u. in den ZUS. Bückfall, m., 1716 bei Ludwig; rück-

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fällig, adj., ebd. Rückgang, m., 1663 bei Schottel 476; rückgängig, adj., 1678 bei Krämer ; Bückgrat, n. (-[e]s, PI.-e) : Knochenreihe zwischen Kopf u. After. Anfang des 15. Jh. ruckegrât m. (Diefenb. nov. gl. 141a), 1429 ruggengrât «oberster scharfer Rand, Knochenspitze des Rückens», gemäß dem glbd. lat. spina dorsi, eig. «Spitze od. Dorn des Rückens» (s. Grat). Im Mhd. sonst bloß grât m. Rück-

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Rüde

halt, m. : Unterstützung im Rücken (1521 bei Luther W. 8,178 Buckhallt, 1777 bei Adelung Bückenhalt) ; Zurückhaltung (l 760 b. Heilmann Thucydides 194). rückhalten, v., Nebenform von zurückhalten, bei Goethe 10,153. Rückkehr, f., 1716 bei Ludwig. Rückkunft, f., ebd. rückläufig, adj., 1716 bei Wolff mathemat. Lex. 1211. RÜcklehne, f.: Sitz zum Widerlehnen des Rückens, 1417 rugge lene (Diefenbach nov. gl. 141a). r ü c k l i n g s , adv., mhd. rücklinges u. rückelingen, 1482 ruckling,

Ruf

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(z. B. 1779 b. Heppe 305), wie Botte Wölfe 1746 bei Döbel Jäger-Pract. 1, 35. Demnach wahrscheinlich Diminutivbildung zu Botte (s. d.), das eine mhd. Nebenform rode f. «Gemeinde» (Weist. 1, 190 aus dem 14. Jh.) aufweist. Vereinzelt bei Voß Virgil 2, 18 F. Ruder, n. (-s, PL wie Sg.) : unten breites Werkzeug zum Fortbewegen u. Lenken des Wasserfahrzeugs. Mhd. ruoder, ruodel n., md. rüder, röder und rüdel, rödel, ahd. ruodar n. «Ruder, Steuer»; dazu mnd. roder n. «Steuerahd. ruchilingun. Rucksack, m., mit obd.ruder», afrs. ro(d)er, ndl. roer, ags. röder n., Lautgebung. In neurer Zeit. R ü c k s c h r i t t , engl, rudder, anord. mit andrer Endung rœdi η. m., 1691 bei Stieler. Rückseite, f., 1777 bei «Ruder» (rödr m. bed. «das Rudern»), dän. ror, Adelung. Rücksicht, f.: Rückblick auf Ver- schwed. roder n. «Steuer, Ruder». Abgeleitet hältnisse, die für eine Handlung od. ein Urteil von mhd. rüejen, ruo(ge)n, md. rü(g)en, mnd. den Ausschlag geben (1759 von Ramler u. ro(j)en, ndl. roeien, ags. rOwan, engl, row, Lessing in die Auswahl aus Logau Beh. 5,27 anord. rOa, dän. roe, schwed. ro «rudern». Ureingefügt, s. Lessing 5, 168); Ehrerbietung, verw. mit lat. rêmus m. «Ruder» (s. 2 Riemen), Achtung, Nachsicht (1777 bei Adelung als gr. έρετμόν η. «Ruder», έρέτης m. «Ruderer», obd.); dazu rücksichtlich, adv., 1809 bei ¿p¿cceiv «rudern», τριήρης f. «Dreiruderer», Campe; rücksichtslos, adj., bei Goethe49, άμφήρης «doppelrudrig», air. räme «Ruder», 125 (1. H.) neben rücksichtlos 49, 82 (1. H.); lit. irti «rudern», ìrklas m. «Ruder am HandR ü c k s i c h t s l o s i g k e i t , f., 1809 bei Campe kahn», aind. aritras m. «Ruder», aritram, n. Bücksichtlosigkeit. Rücksitz, m. : im Wagen «Steuerruder». Reste einer andern wurzelhaft Sitz, auf dem man rückwärts sitzt, 1777 bei verw. Bildung sind anord. är f., dän. aare, Adelung. Rücksprache, f., 1498 bei Haltaus schwed. âra f., ags. är f., engl, oar «Ruder». 1562, mnd. ruggesprake f. Rückstand, m.: ABL. rudern, v., mhd. ruodern u. modeln, Rest, 1663 b. Schottel 454; rückständig, adj., 1482 im Voc. theut. b b 4 a ruderen, ahd. ruo1691 b. Stieler. Rücktritt, m., 1663 b. Schot- der ôn; davon Ruderer, m., mhd. ruoderœre, tel 476. rückwärts, adv., 1641 rückwerts bei 1476 modeler (Diefenbach nov. gl. 316 a ), aber Schottel 381 aus Opitz, dafür md. im 14. Jh. zu- mnd. roier, ags. rëdra m. ZUS. Ruderbank, rucke wart. Rückweg, m., 1716 bei Ludwig. f., 1482 im Voc. theut. b b 4 a mderpanck. Rückzug, m., 1634 bei P. Fleming L. 1,135. Rudi,Vorname, Koseform zaBudolf(s. d.). Rudimént, n. (-[e]s, PI. -e): erster AnRüde, m.(-w, PI. -n) : der große starkeHetzhund; (weidmännisch) Männchen vom Hunde-, fang der Entwicklung; (PL) Anfangsgründe. Fuchs- u. Wolfsgeschlecht (1580 b. Sebiz Feld- Das \a.t.rudlmentum n. «Anfang, Anfangsunterbau 578 Ried m. und Büdlin n.). Mhd. rüde, richt» (zu rudis, s. rüde). 1727 bei Sperander rude, ahd. rudo m. «großer Hetzhund», md. um Budimente. Dazu rudimentär, adj. 1500 im Alsfelder Passionsspiel 48 b . 51b rudde, Rudolf, Mannsname, ahd. (H)ruodolf BÛridde; bei Luther 6, 162b Budde; dazu mnd. dolf, (H)rôdulf, Bôdolf, ags. Hrödwulf, zgs. aus ro(d)de, nnd. röde, röe, mndl. rode, reude, nndl. ahd. hmod-, anord. hrôdr m. «Ruhm» (s. Robert) reu, ags. rydda m. und rodhund m. «Rüde». und ahd. wolf m. «Wolf». Enti. abg. chrütü m., apreuß. curtís, lit. kùrtas R u f , m. (-[e]s, PL -e): lauter Schall der m., lett. kurts «Windhund». Herkunft dunkel. Menschenstimme, dann übertr. auf Tiere u. Inrüd(e), adj.: roh, völlig ungebildet, unge- strumente; Berufung (2. Timoth. 1, 9); Leuschliffen. Im 17. Jh. aus glbd. frz. rude, von mund, Nachrede ; Wertschätzung. In 1. Bed. mhd. u. ahd. ruof, md. ruf m. ; dazu mnd. röp, lat. rudis «roh, unbearbeitet, ungebildet». Rudel, n., bayr. auch m. (-s, PI. wie Sg.): ndl. roep, ags. hröp, got. hrOps m. «Ruf, GeHaufe miteinander gehendenWil des, dann auch schrei», anord. hröp n. «Schmähung», dän. raab auf Menschen usw. angewandt. Weidmännisch u. schwed. rop n. «das Rufen, Geschrei, guter 1682 bei Täntzer Jagdgeheimniß 39, 1719 bei Ruf». Als Nebenform mhd. ruoft f. «Ruf, Fleming t. Jäger 98 a Budel Sauen, als weit- Schall, Leumund», ahd. (h)moft f. «Geschrei». verbreiteter Jägerausdruck auch Botte Sauen Von rufen, v. (Prät. rief, Konj. riefe, Part.

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Rufe

Ruhe

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gerufen)·, die Stimme erheben; mit erhobner rüge f., daher noch bei Krämer 1678 u. Frisch Stimme Zeichen geben oder zu kommen ver- 1741 Rugí, «gerichtliche Rüge, Anzeige,Strafe», anlassen. Mhd. ruofen (Prät. rief), md. rufen, u. noch 1777 bei Adelung Rug f. «Rügegericht, rOfen, ahd. ruofan, hroafan (Prät. riof) ; dazu Untergericht zur Bestrafung von Vergehen asächs. hröpan, hruopan, mnd. röpen, ndl. gegen Polizeiverordnungen» u. Rüge f. «Polizeiroepen, afrs.hrOpa, &g&.hröpan. Hiervon weitergesetz», wetterau. Rou f. «Schützen-, Walddas glbd. schwachbiegende rufen (Prät. rufte, rügegericht»; dazu mnd. wroge, wröch f. «Anmundartl. Part, geruft), mundartl. auch rufen, klage», nnd. wroge, wröge f. «Geldbuße für mhd. rüefen, ruofen (Prät. ruofte, Part, ge- Frevel od. versäumte Leistung» asächs. wröht rüefet), md. rufen, rofen (Prät. rufte, röfte), «Aufruhr», ags. wrOht f. m. «Anklage, Streit, ahd. ruofan (Prät. rmfta), got. hröpjan «rufen, Hader, Verbrechen», afrs. ruogje f. «Anklage», schreien», anord. hröpa «schmähen, verspotten», anord. rög n. «Verleumdung, Zwist», got .wröhs dän. raabe u. schwed. ropa «rufen». Herkunft f. «Anklage». Zu rügen, v.: öffentlich anunsicher. Vermutungen bei Zupitza 23. Im klagen ; bei Gericht anzeigen ; mit Anklage u. Altemhd. steht rufen überwiegend mit Dat. Buße belegen; scharf tadeln. Mhd. rüegen, md. der Person, dagegen mit Akk. der Person mehr rügen, ndrhein. im 14. Jh. wrügen, ahd. rögan, im Sinne von «her-, herbeirufen»; heute gilt ruogen «anklagen, gerichtlich anzeigen, strafend der Dat. nur als Ausdruck der gehobnen Rede. tadeln»; dazu asächs. wrOgjan « anklagen », mnd. ABL. Rufer, m., mhd. ruofœre, rüefcere m. wrogen, wrugen «anschuldigen und bestrafen, 1 Rufe, f. (PI. -n) : Schorf, Grind einerWunde. amtlich Gewicht und Maß nachprüfen», nnd. In obd. u. nd.Ma. Älternhd.Rufe(n) f. u . R u f e nwrogen, wrögen « mit Geldbuße belegen», mndl. m., spätmhd. im 15. Jh. ruf[e) f., aber ahd. wroeghen, nndl. wroegen, afrs. wrögja, ruogja, (h)ruf «Aussatz, Blatter»; dazu and. hruft f. ags. wrëgan «anklagen, beschuldigen», anord. «rauher Schmutz, rauhe Kruste», mnd. rove rcegja «verleumden», got. wröhjan «anklagen». «Eiter» (Diefenb. gl. 511 a ), nnd. rave, rove, Vieil, urverw. mit lit. rekti «schreien, brüllen», räf, rOfî. u. mndl. roof, rappe «Kruste einer Wunde», anord. hrüfa f. u. hryfi f. n. «Schorf, Grind», schwed. rufva, dän. roe, ags. hryfing f. «Schorf einer Wunde». Zu ahd. hriubi f. «Krätze», rioh «aussätzig», ags. hreofu. anord. hrjüfr «aussätzig». Dazu lett. kraupa «Grind der Pferde», lit. kraupìs «Ausschlag, Kröte». Aus dem Germ. enti, piemont. rufa f. u. afrz. rofêe f. «Schorf». "Rufe, s. Bufi.

Rüffel, m. (-s, Pl. wie Sg.): derber Verweis. Erst im 19. Jh. gebildet aus rüffeln, v. : mit empfindlichem Verweise strafen, derb tadeln, 1758 bei Lessing 2, 485 rüffeln, 1725 b. Picander 1,413 rieffein, eig. «einen durch die Riffel, Hechel ziehen, durchhecheln» (s. Riffel), bildl. wie mhd. reffen, refsen «mit Worten strafen, schelten» (s. reffen).

Rufi, Rufe, f.: verheerendes Bergwasser, durch solches Bergwasser entstandner Bergrutsch ; die durch den Bergrutsch bedeckte u. so verheerte Bodenfläche. Schweiz. Rufene, Rufi, Rüfi f., bei Schiller Teil 4,3 (V. 2664) ein Ruffi, bei Zwingli Rufet. «Felslawine». Enti, aus lad. u. auch ital. rovina f. «Einsturz», von lat. ruina f. «Sturz, Niedergang».

Rüge, f. (PI. -n): strafender Tadel. Mhd. rüege f. «Anklage, gerichtliche Anzeige,Tadel», auch «Gerichtsbarkeit, Gerichtsbezirk», md.

Btr. 32,142. ABL. rügbar, adj., mhd. riiegbcere. Rüger, m., mhd. rûegœre, ruogœre m. ZUS. Rügegericht, η., mhd. rüegegeriht n.

Ruhe, f.: arbeits-, bewegungsloses, ungestörtes Sein. Mhd. ruo(we), ahd. ruowa, rôa f. (daneben die ablautenden Formen mhd. râwe, ahd. râwa f.), md. rü(w)e, rü(ge) f., daher noch bei Luther Ruge u. 1540 bei Alberus diet, m 2 b Rug, Ruog, sonst älternhd. im 16. Jh. Ru(o)w, 1539 b. Serranus Ruhe·, dazu mnd. rouwe, rawe, ags. röw, anord. rO f., dän.-schwed. ro m. Urverw. mit gr. έρωή f. «Ablassen, Aufhören, Ruhe, Rast». Dazu r u h e n , v., mhd. ruo(we)n, ahd. ruowên, ruowôn, ruowan (daneben im Ablaut mhd. râwen, ahd. râwôn, râwên), md. rü(w)en, rü(ge)n, daher bei Luther und 1540 bei Alberus diet, m 3 a rugen, 1539 bei Serranus ruhen·, dazu mnd. ro(u)wen, rawen, mndl. ro(e)uwen, ruwen. r u h i g , adj., mhd. ruowic, spätmd. rüwig, bei Luther rügig, bei Alberus diet, m 2 b ruegig, 1539 bei Serranus ruhig; dazu mnd. ruwich, mndl. roeuwigh. r u h s a m , adj., im 15. Jh. rûsam (Diefenbach gl. 479b), bei Luther 8,295 b rugsam, mnd. rouwesam, ramvesam (Diefenb. nov. gl. 311b). ZUS. mit Ruhe: Ruhebank, f., 1716 bei Ludwig. Ruhebett, n., 1537 bei Scheidenreißer Od. 23, 164; 1556 bei Frisius 1317b Rûwbett. ruhelos, adj., bei H.Sachs rulos. Ruhepunkt,m., 1663 b.Schot-

Ruhm

Rum

tel 532, techn. b. Adelung 1777. Ruhestand, m.: Zustand d. Ruhe (1716 bei Ludwig); harmonisches Gleichgewicht (1677 bei Butschky Pathmos 2). R u h e s t ä t t e , f., mhd. ruowestat f. Ruhm, m. (-[e]s): weitverbreiteter Ruf. Bei Luther Rhum, bei Hulsius 1605 u. Henisch 1616 Ruhm, mhd. ruom, ruon, md. rum, ahd. (h)ruom m.; dazu asächs.krönt m., mnd.rOm m., mndl. roem m. «Ruhm», ags. hrëam m. «Geschrei». Wohl zu rufen,vgl. ZfdA.42,67. ABL. r ü h m e n , v.: preisen, mhd. rüemen, ruomen, md. rumen, ahd. (h)ruöman; dazu asächs. hrömjan (auch «sich rühmen»), mnd. römen, mndl. roemen «lobpreisen», ags. hryman, hrëman «schreien, rufen». Aus dem Germ. enti. ital. romire «lärmen, brausen», rühmlich, adj., mhd. rüem(e)lich, md. rümlich «löblich», aber auch «prahlerisch», ahd. im Adv. hrômlîhho «ruhmredig, prahlhaft». ZUS. mit Ruhm·. ruhmlos, adj., 1641 b. Schottel 358 aus Goldast (t 1635). r u h m r e d i g , adj.: prahlerisch, 1642 b. Duez u. 1643 b. Harsdörffer Gespr. 3, 167, eine Umdeutung des ältern Wortes ruomreitic «sich Ruhm zubereitend» (nur in mhd. ruomreiticheit f. «Prahlerei» und ruomerêden «sich rühmen»), bei Luther rhumrettig, bei H. Sachs rumretig, im 17. Jh. ruhmrä(h)tig, bei Fischart Laus 672 ruhmrädig u. Pract. Großm. 1607 ïl3&rhumratig, noch 1722 b.Freyer rühmräthig. ruhmsüchtig, adj., 1641 b. Schottel

setzen». Entweder zu aw. xrlmhajeiti «erschüttert» (KZ. 40, 454, ZfdW. 7, 171) oder zu gr. κεράννυμι «mische» (Btr. 23, 294). Das Part. Präs. rührend als Adj. «zu Mitgefühl bewegend», bei Geliert 5,276 u. Lessing 4,109, nach Dornblüth (1755) 72 sächsisch; dagegen rührende Reime, bei denen gleichlaut. Wörter reimen (ζ. B. das Zeitwort meinen u. das Possessivpronomen meinen) als technischer Ausdruck schon bei den Meistersingern (1571 bei Puschman 21), zu mhd. rüeren «hart berühren, feindlich treffen ». ABL. r ü h r i g , adj. : beweglich, in eig. Bed. spätmhd. im 15. Jh., übertr. «regsam, eifrig» 1741 bei Frisch, mhd. gerüeric «munter», ahd. in ungaruoric «unbeweglich»; Rührigkeit, f., bei Campe 1809. Rührung, f.: mild stimmende Bewegung des Gemüts, bei Lessing 12,59, mhd. rüerunge f. «Berührung», md. rürunge f. «Bewegung» (Diefenb. -Wiilcker 826). ZUS. Rührei, n.: Speise aus gerührten Eiern, 1773 bei Amaranthes, nd. rörei 1768 im Brem. Wb. Rührstück, n.: ein auf Rührung berechnetes Theaterstück. In neurer Zeit.

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Ruin, m. (-s, ohne Pl.): Verfall, Zerfall, Zerrüttung, Untergang, 1669 im Simpl. 443 u. 1691 bei Stieler als M., sonst im 17. Jh. F. (Opel-Cohn 30jähr. Krieg 315, 25, Moscherosch Cura 138, Schuppius 302, Weise kl. Leute 126), aus glbd. lat. ruina f., von lat. ruer e «fallen, ein-,verfallen». Ruine, f. (PI.-w): Getrümmer, 369. ruhmvoll, adj., md. rümvol. rühm- verfallnes Bauwerk, 1716 bei Ludwig, ebenfalls würdig, adj., 1537 bei Dasypodius rûmwirdig. aus lat. ruina f., in gleicher Bed. im 18. Jh. Ruhr, f. (Pl. -en): heftiger Durchfall als auch Ruin m. (z. B. Wieland Oberon 8, 51, Krankheit. Mhd. ruor(e), md. im 15. Jh. rür(e) Schiller 3, 531). ruinieren, v.: zerstören, f. «eilige heftige Bewegung, Hätz der Hunde verwüsten, zugrunde richten. 1617 im Teutauf Wild, Hundekoppel, Meute», dann «Bauch- schen Michel 40 u. bei Wallhausen Corp. mil. fluß, Ruhr», auch ruor, rüre m. (s. Aufruhr), 222, nach glbd. mlat. ruinare (auch «ein-, verahd. mora, rûra f. «Bewegung,Tonspiel»; dazu fallen»), frz. ruiner. asächs. hrOra f. «Bewegung», mnd. rOre f. «BeRülp (so bayr.), Rülps, m. (-es, PI. -e): wegung, Ruhr»,1477 clev. roere f. «Bauchfluß». laut aufstoßende Magenblähung; (solche nicht Zu rühren, v.: in Bewegung setzen; durch verhaltender) ungesitteter bäurischer Mensch. unmittelbares Darankommen leise bewegen In der 1. Bed. 1664 b. Duez Rülp, Rülps, Rültz machen; Musikinstrumente zum Tönen bringen m., in der 2. Bed. 1628 bei Opel-Cohn 30jähr. (schon ahd. das Saitenspiel) ; das Gemüt zu teil- Krieg 413, 6, 2 Rülp, bei Stieler 1691 Rülps, nehmendem Gefühle bewegen (ahd. bei Ot- dafür schon mhd. rülz m. «roher bäurischer frid); wovon ausgehen, herrühren (bei Opitz Gesell», oft älternhd. Rültz (PI. Rültzen). Da1, 22, im 14. Jh. von Lehen gesagt); einen von rülpsen, v., 1664 b. Duez rülpsen, rültzen, Brachacker zum vorletzten, d. h. zweiten Male dies auch 1663 b. Schottel. Wohl lautmalend. pflügen (mhd. im 13. Jh., noch wetterau.). Mhd. R u m , m. (-s, Pl. -s u. -e) : Zuckerrohrbranntriieren, ruoren, md. rüren, rOren, ahd. hrórjan, wein, Zuckerbranntwein. Anfang des 18. Jhs. (h)ruo(r)an «in Bewegung setzen, antreiben, aus glbd. engl.nim, das ausWestindien stammt, sowie an-, berühren»; dazu asächs. hrörjan «be- woher auch jener Branntwein kommt (Ludwig wegen», mnd. rören, rüren, ndl. roeren, afrs. Engl.-Teutsch-Franz. Lex. 1706 S.587 gibt aushrêra, ags. hrëran, anord. hrœra «in Bewegung drücklich an, daß er in «Barbados u. derglei-

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B u m in el

chen West-Indischen Zuckerinsulen» destilliert werde). Vieil, aber eine Umgestaltung des malay. brum «Branntwein». 1 R u m m e l , m. (-s, PI. wie Sg.): die Zahl der gleichfarbigen Karten im Pikettspiel. 1691 bei Stieler, eine Umbildung aus der ehemaligen franz. Benennung dieses Spieles ronfle f. (1664 bei Duez Bonfeispiel n.), eig. «das Schnarchen, tiefer Schlaf», von frz. ronfler «schnarchen», im Kartenspiel «trumpfen». RA. er versteht den Rummel «kennt seine Karte, kennt die Kniffe, weiß wie es gemacht wird»(Lessing Minna3,2). 2 Bummel, m. (-S, PI. wie Sg.): Masse von Gutemu. Schlechtem untereinander ohneünterschied u. Zahl. Bes. in den Wendungen im R. kaufen, den B. kaufen. 1777 bei Adelung, aus TxA.rummelm. «ungeordneter Haufe», namentlich von verschiedenartigem alten Geräte. Zum gleich. Zeitwort wie 3Rummel (s.d.), genau wie Gerümpel u. Gerumpel sich zu rumpeln stellen. "Rummel, m. (-S, PI. wie Sg.): Lärm, Kriegslärm, Lärm machender Vorfall, Auflauf. 1748 im Westphäl. Robinson 233, im 16. Jh. Rumel m. «geschlechtlicheVermischung » (Zimm. Ohr.2 3, 468,15). Von rummeln, v.: hohl u. dumpf schallen. 1482 im Voc. theut. gg 5 b rumein, spätmhd. rumelen «lärmen, poltern», köln. im 15. Jh. romein «Getöse machen», ndl. 1598 rommelen «Getöse machen od. hören lassen, untereinander mischen», nndl. rommelzoo f. «Mischmasch». Verw. mit anord. rymja (Prät. rumda) «lärmen» u." lat. rümor, s. u. Rumor, m. (-s): Gerücht; Lärm, Aufruhr, Getümmel. In der seltnen 1. Bed. 1748 bei Gropp Wirtzburg. Ohron. 1,477; in der 2. Bed. spätmhd. rumor m. f. n., daneben romôr, ramôr, rumûre, rumyre; dazu mnd. rumor, romer n., aus lat. rümor m. «Gerücht», im Mlat. auch «Lärm, Tumult, Wortstreit, Zetergeschrei». ABL. rumóren,v. : lärmen,poltern, spätmhd.

rund

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oder Bast; das bloße hohle Schiifsgebäude; ärmelloses umschließendes Leibgewand. In der 1. Bed. md. im 13. Jh. rümpf, rumph m. (der mhd. Ausdruck war botech, ahd. botah m. «Leib», S . B o t t i c h ) ; in der 2. Bed. Anfang des 15. Jh. rümpf bei Diefenb. nov. gl. 339b (1482 im Voc. theut. a a 4 a rampff darein man erper list, d. h. Erdbeeren liest), noch Schweiz. In der 3. u. 4. Bed. 1777 bei Adelung, nd. 1768 im Brem. Wb. rump. Dazu mnd. rump m. «Leib, längliches bauchiges Gefäß », mndl. rompe «Leib, Rindengefäß, ärmelloses Leibchen», engl, rump «Rumpf, Steiß», isländ. rumjpr m. «Steiß der Tiere, Bürzel, Rückenteil ums Steißbein», dän. rumpe «Steiß, Schwanz», schwed. rumpa f. «Schwanz». Nach Weigand von rümpfen (s. d.), mit der Bedeutungsentwicklung «Runzel, runzliges Rindengefäß,Leib», vgl.1505 in derStraßburger Gemma y 2 d ein rümpf «Runzel», spätmhd. rümpf m. «altes runzlichtes Weib», mnd. rumpe (neben rimpe f.), mndl. rompe «Runzel». Vgl. Btr. 29, 493, KZ. 40, 559.

rttmpfen, v. : runzlig machen. Mhd. selten rümphen, rümpfen (auch runzlig werden), abgeleitet vom starken mhd. rimphen (Prät. ramph, Part, gerumphen, md. gerumpen), ahd. rimphan «zu Falten od.Runzeln zusammenziehen»; dazu mnd. rimpen, clev. 1477 rympen (neben wrympen) «runzeln, falten», ndl. rimpelen «runzeln», rimpel «Runzel», ags. gerumpen «gekrümmt» (neben gehrumpen «runzlig»), engl, rimple, rumple «Runzel, Falte». Vieil, verw. mit gr. pdμφoc n. «der krumme Schnabel der Raubvögel», {>αμφή f. «krummer Dolch», /¡¿μβεεθαι «sich im Kreise herumbewegen» od. mit lit. rumbas «Narbe», lett,. ruobs «Kerbe, Falz» (Zupitza 27). Vgl. noch Btr. 29, 490. Rumpsteak (spr. -steh), n. (-s, PI. -s):

gebratnes Rückenstück; Rindschnitzel». Aus glbd. engl, rumpsteàk in neurer Zeit. im 15. Jh. ZUS. Rumórmeister, m., in den r u n d , adj.: kreisförmig; in sich abgeSöldnerheeren d. 16.—18. Jh. der Polizeiauf- schlossen, fertig, vollkommen (bei Luther); seher über Lärm u. Auflauf, 1602 bei Kirch- abgerundet (von Zahlen, 1777 bei Adelung); hoff mil. disc. 54. ohne alle Abschweifung, deutlich, offen, ganz rumpeln, v.: sich mit lautem Ungestüm bestimmt (von Wort u. Rede, bei Luther). In bewegen; geräuschvoll fallen; ein dumpfes der 1. Bed. mhd. noch seit, runt, substantivisch Geräusch machen, poltern. In diesen Bedd. dag runde; dazu nd. im 15. Jh. ront, clev. ront, mhd. rumpeln; dazu mnd. rumpelen «poltern», runt; enti, aus glbd. frz. rond (zunächst mhd. engl, rumble. Rumpelbammer, f.: Kammer runttavele, runtafel f. «Tafelrunde» aus frz. für altes Gerät, bei Goethe Faust 582 (Urfaust table ronde), von lat. rotundus «rad-, kreis229). Rumpelkasten, m., 1777 b. Adelung. förmig», zu lat. rota f. «Rad». Der ahd. AusR u m p f , m. (-[e]s, PI. Rümpfe) : der mensch- druck war sinawel, mhd. sin(e)wel (s. Sinngrün), liche u. Tierkörper im Gegensatz zu Kopf u. • u. noch im 15. u. 16. Jh. ist sinwel neben dem Gliedmaßen; längliches Gefäß aus Baumrinde ι überwiegend üblich gewordnen rund geläufig,

Rune

Runs

doch schon im 17. Jh. von diesem verdrängt. Rund, n. (-[e]s, PI. -e): Kreis, Rundung (1645 in den Gedichten des Königsberger Dichterkreises 182); Erdkreis, Weltall (1631 bei P. Fleming L. 1, 11, oft im 17. Jh., s. Gombert 2, 10). Aus frz. rond m. «Kreis», daher bisweilen Bund m. (P. Fleming 3). Runda, η. (-s, Pl. -s) u. Interj.: ein beliebter Refrain in studentischen Trinkliedern des 17. u. 18. Jh. (1642 b. Homburg Clio L 3 b , erweitert Bundadinella, Bundadinellula 1640 bei Finck elthaus D 8 a ), der den Rundgang des Bechers begleitete u. wahrscheinlich aus Bunde (s. d.) hervorging. Bei Adelung 1777 u. noch vogtländisch bed. Β. ein mit allen Instrumenten zum Rundtrunk geblasnes Stück, ebenso wie heute noch im Vogtlande Bundâ od. Bonda ein kleines Liedchen bezeichnet. Runde, f.: das Rundsein (bei Luther 6,322 a Bunde, 1541 b. Frisius 768a Bünde f.); Kreis (1594 bei Frischlin Cap. 170 Bünde f. «Schildrand»); Umkreis (spätmhd. im 15. Jh. ze rund, 1664 bei Duez in die Bunde, rund herumb). Diese Bed. sind aus rund abgel., dagegen fußt auf frz. ronde f. die militärische Bed. «Rundgangs-, Besichtigungswache» (1664 bei Duez u. 1669 im Simpl. 317 Bunde f.), dann überhaupt «Rundgang», wie schon mhd. tavelrunde f. (u. danach phalenzrunde f.) auf frz. table ronde «beruht», s. Bonde. Rundéll, s. Bondéll. ABL. von rund: runden, r u n d e n , v.: rund machen (1496 das Part, gerunt bei Lexer, ründen 1649 bei Spee Trutznachtigall 240, 40 B.) ; refi, rund werden (bei Goethe, Schiller, dafür im 17. Jh. intrans. runden)·, dazu Rundung, f., spätmhd. im 15. Jh. rundunge f. «Umdrehung im Kreise», rundlich, adj., spätmhd. im 15. Jh. das Adv. runtlich, bei Maaler 1561 rundlächt. ZUS. Rundgesang, m., 1777 b. Adelung. Rundreise, f., in neurer Zeit. Rundschau, f., Titel von Zeitschriften in neurer Zeit. Vgl. ZfdW. 2,367. Rundtrunk, m., 1537 b. Wickgramm Obsopeus 115 Ndr., 1562 b. Mathesius Sar.272 a . rundum, adv.: rund herum (im 18. Jh., dafür b. Luther rund umbher)·, deutlich und bestimmt, rund heraus (1691 b. Stieler rund Um).

heime Besprechung, Geflüster», mhd. rûne f. «heimliche Rede», got. rüna f. «Geheimnis, geheimer Beschluß». Urverw. mit ein. run «Geheimnis». Zu raunen (s. d.). Die Bed. Schriftzeichen entwickelte sich leicht aus dem Begriff «Geheimnis», weil die Runen in ältester Zeit geheimnisvoll zum Werfen der Lose u. zur Weissagung gebraucht wurden (s. Buchstab). R u n g e , f. (PI. -n): das aufrechte, eine Wagen- od. Karrenleiter haltende, mit dem untern Ende in od. an der Achse befestigte Holz, die Stammleiste. Spätmhd., md. u. mnd. runge f. in dieser Bed., 1452 bei Mone Ztschr. 12,448 rüngen «Stangen»; dazu ags. hrung f. «Balken, Wagenrunge», engl, rung «Querbalken des Schiffsbodens, Leitersprosse», got. hrugga f. «Stab». Vieil, nasal. Form zu lat. crux f. (Bezz. Btr. 30, 159). Runkelrübe, f. (PI. -») : die große dicke Futter- u. Zuckerrübe. 1777 b. Adelung, dafür 1546 bei Bock 271a Bungeisen (Mangold mit großer dicker Wurzel), nd. Bunkse, Bunkelte f. Stammverw. mit Sunken- u. Bunks (s. d.) bezüglich der derben kräftigen Wurzel. Dafür bayr.-schwäb.-schweiz. Bande f. «große rote Rübe», hess. Bange f. «weiße Runkelrübe».

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Runken, m. (-s, PI. wie Sg.), auchRunke,

m. (-ns, PI. -n): übermäßiges Stück Brot. Thüring.-sfichs. (1691 bei Stieler), dagegen wetterau. Bänke m., schwäb. Bänke f., nd. Banken, Bangen m., daher im Schülerlatein des 15. Jh. runcus «Brotranft» (Diefenb. gl. 504a). Gleichen Stammes wie Runks, m. (-es, PI. -e) : dickes u. großes Stück Brot (sächs.-schles.), dann übertragen «großer Hund» (nd. 1755 bei Richey), vierschrötiger, plumper und ungehobelter, grober Mensch (1563 bei Mathesius Hochzeitpred. V 3 b , S. 116 Ndr. der PI. Bunckes, daher mit lat. Endung Buncus m. «Grobian» 1572 bei Hellbach Grobianus 217 a u. 1654 bei Logau 3, 8, 95). R u n k ú n k e l , f. (PI. -n): altes runzliges Weib, alte Vettel. 1695 bei Reuter Harlequins Hochzeitschmaus 104, noch heute in den Ma. Nord- u. Süddeutschlds. verbreitet. Eine reimspielende Bildung (ähnlich wie Schlampampe) Rune,f. (PI. -») : urdeutsches Schriftzeichen. zu mhd. ranke f. «Runzel, Falte», mndl. runken a Im 17. u. 18. Jh. auf gelehrtem Wege (vgl. «runzeln» (Diutiska 2,209 , schwed. rynka «runSchottel 2 1163. 1389 u. Simpl. 4,290 Kz.) enti, zeln, rümpfen». Vgl. noch Schweiz. Id. 6,1132. aus anord. run f. «Geheimnis, Rune», dän. rune, Runs, m. (-es, Pl. -e) u. Runse, f. (PI. -»): schwed. runa f. «Rune», entsprechend ags. run Lauf des Wassers; Rinnsal, Bett einer Rüfi f. « Beratung, Geheimnis, Geheimschrift, Runen- (Steinlawine), eines Baches, Flusses. Noch schrift», rünstafas «Runenbuchstaben», asächs. bayr.-tirol.-schwäb.-schweiz. u. so bei Schiller runa f. «geheime Beratung», ahd. rûna f. «ge- Teil 2,2. Mhd. runs(t) m. f. u. runse f., ahd. 40 W e i g a n d , Deutsches Wörterbuch. 5. Anfl. II. Bd

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Runzel

Rüssel

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runs i. u.runsaî. «das Rinnen, Fließen, Quell, Rusch, m. (-es, PI. -e) : die Binse. Nordd. Mußbett, Rinnsal», got. runs m. «Lauf, Erguß» mundartl. Mhd. rusch(e) f.; dazu mnd. rusch in runs blöpis «Blutfluß»), Yon rinnen (s. d.). «Binse, Schilfrohr», nnd. rusk. Enti, mit ÜberVgl. blutrünstig. tragung auf die Binse aus lat. ruscus m. «der Runzel, f. (PI. -w): Hautfalte. Mhd. runzel, Mäusedorn», woher landschaftlich Buske f. ahd. rumila f., dim. vom ahd.ruma, mhd. runze «Mäusedorn» (1777 bei Adelung), s. Bisch. (auch runsche) f. «Runzel»; dazu mndl. runtse, Rüsche, f. (Pl. -en): dichtgefältelter aufruntsele f. Gleichen Stammes wie die glbd. rechtstehender Besatz, Halskrause aus Tüll mhà.runke f., a.gs.wrincle, engl.wrinkle, anord. od. Mull. Im 19. Jh. aus glbd. frz. ruche f., hrukka f., dän. rynke «Runzel». Es stehen die eig. «Bienenkorb». Wurzeln wrenk u. hrenk im Germ, nebeneinRuschel, m. u. f.: hastige, unachtsame ander. Vgl. Btr. 29, 500. ABL. runzeln, v., Person (Tieck 2, 338). Von ruschein, v.: mhd. runzeln, stammverw. mit glbd. mndl. übereilt unachtsam handeln, unordentlich arrunken, schwed. rynka, dän. rynke «runzeln», beiten, 1809 bei Campe, Frequentativ von bayr. ags. gewrinclod « gerunzelt». runz(e)lig, adj. : rueschen «mehr als billig eilen, übereilt unbefaltig, mhd. runzeleht, runzelot, ahd. runzüoht, sonnen handeln». Dazu Rusch elèi, f., bei bei Luther runtzlicht, im 15. Jh. runtzelich Lessing 12, 232, u. ruschlig, adj.: übereilig, (Diefenb. gl. 503 b ). unachtsam eilig, bei Adelung 1777 u. Goethe Rüpel, m. (-S, PI. wie Sg.) : ungeschliffner 12, 43 ruschlich. ruschen, v.: sich mit Geräusch bewegen grober Mensch (im 16. J h . bei Montanus Titus u. Gisippus E 2 Büppel m., schles. 1652 bei (Goethe 17,51 u. Faust 4016). Dazu das; glbd. Scherffer Ged. 111 Böpel m.); ungeschliffner ruscheln, v., 1776 bei Hermes Soph. Reise lustiger Mensch (Lessing 12,418); schwarz aus- 4, 91. Im Ablaut zu rascheln (s. d.). sehender Mensch (bei Campe 1809) ; der Kater R u ß , m. (-es) : schwarzer od. schwarzbrauner (1777 bei Adelung Biepel m.). Das Wort ist Anflug bei Verbrennung durch Feuer. Mhd.der ahd. Personenname Bûpilo, Bûpo, Kose- ahd. ruog, md. rüg m. ; dazu mnd. rôt, rut, mndl. form von ahd. Buodpreht «Ruprecht» (s. d.), roet«Ruß». Mit angetretnem t mhd. im 14. Jh. noch im 16. Jh. als Eigennam eBipel 1572 b. Fisch- most (Voc. opt. 7, 42), noch in md. Ma. ; auch art Pract. Großm. 19, Bupel b. Ayrer Dramen ahd. roug, noch obpfälz. rous, wetterau. roußt. 2706, 26 u. heute als Familienname Bü(p)pel. Lautlich entspr. genau got. hröt n. «Dach», Die appellative Bed. entwickelte sich nach der anord. hröt «Dach,Dachraum» (über dieses vgl. bäuerlichen Gestalt des Knecht Ruprecht (s. d.). Bezz. Btr. 30,155), u. die Bedd. lassen sich auch r u p f e n , v.: fassend empfindlich reißen; wohl vereinigen. ABL. rußig, adj., mhd. anfassend geschwind zum Aus-, Abgehen reißen ; ruogec, ruogic, ahd. ruogag. die Federn ausreißend nackt machen. Mhd. Russe, m. (-n, Pl. -η): Angehöriger des rupfen, rupfen in der 1. Bed., ropfen in der 2. russ. Volkes ; der kleinre schwarze Küchenkäfer, u. md. im 15. Jh. ropfen in der 3. Bed.; dazu in Rußland häufig, zum Unterschied von der mnd. roppen, nnd. ruppen, roppen, ndl. 1598 größern braunen Küchenschabe oder Schwabe ruppen, engl .rip. Intensivbild, zu raufen (s.d.). (Busse als jüngst eingewandertes Insekt bei Rupie, f. (PI. -n): indische Münze, jetzt Schmeller 2 2, 154 vom J . 1835). Als Volksauch in Deutsch-Ostafrika geprägt. Von aind. name mhd. Rüg, Riuge m. (s.Beuße), md. Büge, ahd. Bûg(o), mlat. Buzzus, Bussus, Buthus, rüpjam n. «Münze». r u p p i g , adj.: lumpig, armselig, filzig. byzant. 'Pûic m., anord. PI. Buzzar. Das Wort 1783 bei Weiße Lustsp. 1,108 ruppich, neben taucht zuerst im 9. Jh. als Name einer in Estrupficht (kom. Opern 2,38), 1777 b. Adelung land, Ingermanland u.Olonez wohnenden skanruppig. Von nd. ruppen «rupfen» (s. d.). Dazu dinavischen Völkerschaft auf u. übertrug sich RuppSftCk,m., Schimpfwort. Preuß. u. nordd. auf die von den stammverw. Warägern 862 in Ruprecht, Mannsname, s. Bobert. Der Nowgorod u. kurz darauf in Kiew gegründeten Knecht Buprecht, die als Begleiter des Christ- Reiche ; Buotsüstnoch jetzt der finnische Name kindes beim Bescheren zu Weihnachten den der Schweden. ABL. russisch, adj., md. im Kindern erscheinende Schreckgestalt mit der 14. J h . rutsch, mhd. riugesch. Rußland, md. Rute, 1673 bei Weise Erzn. 183 der Buppert, im 14. Jh. Bügen lant, anord. Buzzaland. als Eigenname schon 1524 bei Schade Sat. 3, Rüssel, m. (-S, PI. wie Sg.) : lang vorragende 196 ff. Knecht Buprecht. bewegliche Nase eines Säugetiers ; vorragende

Büste

Rutsche

Mundröhre bei Insekten (1720 bei Frisch Insectenbeschr. 1,32). In der 1. Bed. mhd. rüegel, rüsföel, md. 1329 russel (in sürussel Baur hess. Urk. 1,294,414) ; dazu ostfrs. wrote, wröte, fröte u. ags. wröt «Rüssel des Schweins», abgel. von ahd. ruo¡¡an «die Erde aufwühlen», mnd. wroten, nnd. u. ostfrs. wröten, mndl. wroeten, ags. wrötan, engl, root, anord. rota, schwed. rota, dän. rode «wühlen», nicht verw. mitlat. rodere «nagen», eher zu lat. radix f. «Wurzel», s. d. Nach seiner Abi. bezeichnete Rüssel zuerst die Nase des wühlenden Schweines. ABL. rüsselicht, adj.: rüsselähnlich,bei Yoß Ovid 2, 78; rÜSSelig, adj.: mit einem Rüssel versehen, 1691 bei Stieler.

Rüstzeug, n.: Werkzeug, 1537 b. Dasypodius,

Rüste, f.: Ruhe. Spätmhd. rust f., noch schwäb. Rüst f. «Ruhe, Ordnung», hochd. nur in der RA. die Sonne geht zu(r) Büste (1566 bei MathesiusLuther325,20Ndr.). Urspr.ndd., mnd. ruste, roste, nnd. rust, rüst, mndl. ruste, nndl.rMsíf. «Ruhe,Rast», zu mnd. rusten, rosten, nnd. rusten, rüsten., mndl.-nndl. rusten «ruhen, schlafen». Entsprechend dem hochd. Bast (s.d.). rüsten, v.: zurichten, zubereiten; mit Waffen u. Wehr versehen. Mhd. rüsten, rusten, ahd. (h)rusten «zurecht, bereit machen, schmücken» (noch Schweiz, «festlich kleiden»), dann «wozu Anstalt treffen», im Mhd. intr. auch «ein Gerüst machen», refi, «sich wañnen, zum Krieg bereit machen»; dazu mnd. selten torusten «zurüsten», mndl. rusten «ausrüsten», ags. hyrstan «schmücken». Abgel. von ahd. (h)rust f. «Rüstung», ags. hyrst f. «Schmuck, Zierat, Rüstung», verw. mit ags. hrëodan (Part. Pass, hroden) «schmücken», anord. hrjöda «ein Schiff ausladen, leer machen, säubern». Vieil, zu gr. Kopiiccw «wappne» (Stamm κορυθ-). ABL. rüstig, adj.: an Kraft frisch (bei Luther), mhd. rüstec, rüstic «gerüstet», ahd. hrustîc «geschmückt», noch tirol. rüstig «geputzt, schön gekleidet»; dazu mnd.rustich«gerüstet,bereit», mndl. rustightgerüstet, geschmückt». Rüstigkeit, f., 1678 b. Krämer. Rüstung, f.: Handlung des Rüstens (1497 bei Janssen 2,627 rustung): Kriegs-, Kriegergerät (ahd. rustunga f. «Werkzeug», bei Luther Büstung f. «Kriegsgerät», 1475 bei Liliencron 2,62 a «Belagerungswerkzeug», 1561 bei Maaler «Panzer»). ZUS. Rüstkammer, f.: Kammer zur Aufbewahrung der Waffen u. Rüstungen, dann Zeughaus,

rüstig, Rüstkammer, Rüstung usw., Rute, f. (PI. -n): dünner schwanker Holz-

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bildl. b. Luther, älternhd. auch M. (Günther 411 ). Rüster, f. (PI. -»): der Baum ulmus campestres, die Ulme. Ahd. ru¡¡baum (Graff 3,866), Anfang des 14. Jh. rüst (ahd. gl. 3,41,1), 1482 rußpaum(Voc. theut. bb5 8 ), 1521 b. Diefenb. gl. 625 a Bustbaum, 1537 bei Dasypodius 472 Rüstbaum (1547 Büstbaum), 1546 b. Bock 2,56 b Büster-, Rüstholtz, Feldryster, Bysterbaum, 1561 bei Cordus Büster neben Bostern, 1636 bei Dietr. v.d. Werder ras.Roland 24,44 Büstí., 1678 bei Krämer Bustbaum, u. Büstern. Ob verw. mit air. rüaim «betula alnus»? ABL. rüstern, adj., 1741 bei Frisch, dafür 1594 bei Frischlin nom. c. 20 rüstbäumin. [s. rüsten

schoß; Meßstange (z.B. in Preußen ein Längenmaß von 12 Fuß rheinländ. od. 3,77 Meter) Schwanz des Wolfes u. a. (Döbel Jägerpr. 1,36 b ), auch Geschlechtsglied (spätmhd.). Mhd. ruote, md. rüte, rüde, früh röte, rode, ahd. ruota f. «Gerte, Stange, Meßstange»; dazu andfrk.níoáa f. «Gerte, Meßstange» (jukruoda), asächs.-and. roda, ruodaî. «Galgen, Kreuz (Kreuzespfahl)», mnd. rode f . «Gerte, Stab,Mühlenflügel,Brunnenschwengel», afrs. rüde f. «Galgen», ags. röd f. «Kreuz», engl, rod «Rute, Stange, Stab, Meßrute», rood «Rute (Maß), Kreuz». Vieil, urverw. mit lat. radius m. «Stab» od. mit ratis m. «Floß» (KZ. 40,422). RA. sich selbst eine B. binden: sich selbst etwas unangenehmes bereiten. Der Leibeigne mußte sich selbst die R. binden, mit der er geschlagen wurde. Vgl. Borchardt -Wustmann.

Rutsche, f. (Pl. -η): das Fort-, Niedergleiten; durch od. wie durch einen Bergsturz entstandner steiler Abhang; Abhang zum Niedergleiten. Md. im 14. Jh. rutsche f. «steiler Felsenhang», mhd ,rütsche,steinrütsche, Nebenformen von mhd. steinrutze u. md. steinruzze f., schon spätahd. ruhcsche, gevelle, praerupta bei Schmeller® 2,80 (s. rutschen); durch Vermengung mit glbd. mhd. rosche f. «gäher Bergabhang» bilden sich die Mischformen mhd. rotsche, rasche f. Dazu mnd. rotse, rodie, rode, stënrudse, -rusche, -ruse, mndl. roetse, rotse, rootse f. «Felsabhang, gäher Fels». Von rutschen, v.: sich gleitend bewegen, spätmhd. rutzen, rutschen, rutschen, rütsen (aus rütschen ent1575 im G arg. 205. Rüstt&g, m.: Tag der stand das im 16./17. Jh. gebräuchliche u. noch Zurichtung od. Bereitung zu einem Sabbat od. mundartl. ritschen) ; dazu nd. rutsken (1768 im Feste, bei Luther. Rüstwagen, m.: Fracht-, Brem. Wb.), mndl. rutsen, rotsen. Nach oben Troß wagen, 1595 im Froschm. 2,6,4 Bustwagen. erwähntem ahd. ruhcsche vermutet man als 40 •

Butte

Säbel

urspr. Form ruckazzen «auf dem Rücken liegend nieder gleiten». ABL. Ratscher, m.: der Rutschende (im 16. Jh. in der Zimm. Chron.2 2,619, Iff.); ältrer Galopp, bei dem man das Fortrutschen der Füße auf dem Tanzboden hört. Rutscherzins, m. : der bei Versäumnis der bestimmten Zahlungsstunde von Tag zu Tag sich verhältnismäßig steigernde (fortrutschende) Zins, 1657 b. Speidel Speculum 1087. Butte, f. (PI.-n): Aalraupe (s. d.). Mhd. ratte f.

rütteln, v. : in schnellen kurz aufeinander folgenden Schwingungen hin- u. herbewegen. Mhd. rutlen, ruteln, rütteln, im 15. Jh. rottein. Iterativ von riitten, v., spätmhd. rütten, md. im 14. Jh. rutten «in Erschütterung setzen, zerrütten, zerzausen», im 18. Jh. nur noch in auffüttern (Voß Virgils Landbau 1, 494) u. zerrütten (mhd. zerrütten «in Unordnung bringen od. zu Grunde richten», urspr. durch sich schnell wiederholendes Hinundherbewegen). Vieil, zu roden,reuten od. zu lat. vertere «drehen,wenden».

8a! Inteij. zuerst zum Locken der (Jagd-) Hunde, dann des lebhaften Anregens zur Geschwindigkeit, zur Freude. Mhd. zâ als weidmännischer Lockruf für Jagdhunde, md. im 13. u. 14. Jh. sä als Interj. des Aufforderns, Anregens. Aus frz. ça «hier(her), wohlan! munter! lustig!», prov. sa, von lat. ecce M e «sieh hierher». Saal, m. (-[e]s, PI. Säle): übergroßes Zimmer. Bei Luther Saal, mhd. sal m. η. «großes nur für éin Zimmer eingerichtetes einzelnes Gebäude, großes Vorzimmer», ahd. sal η. auch «Söller»; dazu asächs. seli m. und selihüs n. «Haus, großes Gebäude», ndl. zaal, ags. sele m., sœl η., salor η. «großes Gebäude, Palast», anord. salr m. «großes Wohngebäude, übergroßes Zimmer», auch «Boden», schwed.-dän. sal, im Got. nur saljan «Herberge haben, wohnen» u. salifwös f. pl. «Wohnung, Herberge» (entsprechend ahd. salida, selida, mhd. selde, asächs. selida f. «Wohnung, Haus, Herberge»). Urverw. mit abg. selitva f. «Wohnung», fraglich ist, ob auch abg. selo n. «Hof, Dorf», lat. solum η. «Grund und Boden, Grund eines Hauses» dazu gehört. Vgl.Walde u. Idg. Forsch. 18,241. Aus dem Germ. enti, ital.-span.-port. sala, frz. salle f. «Saal». Vgl. Salon. Saat, f. (Pl. -en): das Aussäen; das aufgegangne Ausgesäte. Bei Luther Saat, mhd. u. ahd. sät f. (Pl. mhd. sœte, ahd. sâti); dazu asächs. säd n., mnd. sät n., mndl. saed, nndl. zaad, afrs. sëd, ags. sœd η., engl, seed, anord. soëdi n. u.sâiîf., schwed.-dän. säd, got .sëps f. (in manasëfs «Menschensaat, Menschheit, Welt»), Zu säen (s. d.). ZUS. Saatfeld, n., mhd. sätvelt. Saatkorn, n., bei Frisch 1741. Saatkrähe, f. : der Ruch, Corvus frugilegus, 1777 bei Adelung. Sabbat, bayr.-öst. auch Sabbath, m. (-s,

Pl. -e): Ruhe-, Feiertag, der Sonnabend als gottesdienstlicher Tag der Juden. Bei Luther Sabbath, mhd. sâbâot, md. säbot m., got. sabbato m. Enti, aus gr. cdßßaxov n., lat. sabbatum n., von hebr. schabbath «wöchentlicher Feiertag, Woche», zu hebr. schäbäth «aufhören etwas zutun, ruhen, feiern». Vgl. Schabbes, Samstag. ABL. Sabbater, m. (-s, PI. wie Sg.): nächster Tag nach dem Sabbat; vom Sabbat an gezählter Wochentag. Bei Luther. ZUS. Sabbaterw e g , m.: Weg von etwa */a Stunde, soweit der Jude am Sabbat von seinem Orte aus gehen durfte (Apostelgesch. 1, 12). Sabbel, Sabber, m. (-s): ausfließender Speichel. Ndd.u.md. Von sabbeln, sabbern, v. : den Speichel ausfließen lassen, geifern. Nd. u. md., 1741 bei Frisch, mnd. severen u. sabben; dazu schwed. mundartl. sabba. Vieil, zur Wz. von Saft. S. Seifer. Säbel, m. (-s, PI.wie Sg.): gebognes, urspr. sichelförmiges Seitengewehr. 1517 bei Pinicianus H 3 d die ungarischen Sebel, 1562 bei Mathesius Sar. I l l b die Türckischen Sebel, im 15. Jh. zäbel (Schneller 2 2, 206), kurz nach 1450 sabel, szdbel (Beheim Wien. 251, 3 ff. u. Ged. 9,698), im 16. Jh. auch Seibel (H. Sachs), Saibel (1529 b. Liliencr. 3,590 a als Waffe der Türken). Aus dem Osten enti, ungar. szäblya, poln. szabla, russ. u. serb. sablja f., woher auch ital. sciabla, sciabola f., span, sable, frz. sabre m. ABL. säbeln, v.: mit dem Säbel niederhauen, 1581 bei Fischart Bienk. 214 b sebeln, jetzt «mit stumpfem Messer schneiden». ZUS. Säbelbein, n.: am Knie aus- od. eingebognes Bein, 1775 bei Hölty Kenner 177. Säbelbohne, f.: Stangenbohne mit sichelförmiger Schote, 1777 bei Adelung. Säbelregiment, n., demokratischer Kraftausdruck von 1848. Vgl. Ladend.

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Sacharin

Sack

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sacht(e), adj.: sanft, leise; langsam. Erst Sacharin, η. (-[e]s): aus Steinkohlenteer gewonnener Zuckerersatz, 1879 von Fahlberg nhd. aufgenommen aus dem nd. Adj. sagt, entdeckt. Zu lat. saccharum n. «Zucker» (s. d.). mnd. u. mndl. sacht, nndl. zacht, ndrhein. im Sache,f.(PI.-w): Rechtshandel; Angelegen- 13. Jh. sachte (mansuetus Anz. 3,49), das mit heit; Gegenstand der Angelegenheit, der Be- nd.-ndl. cht statt ft u. mit Ausfall des η (wie schäftigung; wirkender Gegenstand; Gegen- im asächs. Adv. säfto u. im ags. Adj. softe stand außer der Person ; Eigentumsgegenstand. «sanft») dem hd. sanft entspricht. Im 17. Jh. Mhd. sache, ahd. sahha, sacha f. «Rechtshandel, ist das Wort hochd. bereits geläufig. Dazu b Streitsache, Ursache, Angelegenheit, Gegen- das Adv. sachte (1562 bei Mathesius Sar. 219 ), e stand»; dazu asächs. saca f., auch «Streit, Ver- sacht (1581 b. Fischart Bienk. 97 ), mnd. sachte, folgung, Schuld, Verbrechen», mndl. saecke, mit Dim.-Endung sachtchen, b. Schiller 13,418 nndl. zaak, afrs. sake, sehe f. «Angelegenheit, u. Bürger Ged. 1778 S. 207. ABL. SachtGegenstand», ags. sacu f. «Streit, Feindschaft», heit, f., 1810 bei Campe. engl, sake «Ursache», anord. sök f. «RechtsSachwalter, s. Sache. sache, Anklage, Streitigkeit, Prozeß, Schuld, Sack, m. (-[e]s, PI. Säcke): aus grobem Ursache, Veranlassung», schwed. sak, dän. sag, Zeugstoff od. Leder verfertigtes, an einer Seite got. sakjO f. «Streit». Abgeleitet von ahd. offnes Behältnis; grobes umhängendes Gewand sahhan «zanken, schelten, rechten, vor Gericht (daher noch in S. u. Asche) ; Tasche im Kleide streiten», asächs.-ags. sacan, got. sakan. Vgl. (vgl. Sacktuch)·, sackartig unten oder hinten Widersacher. Vieil, zu suchen (s. d.) oder zu verschloßner Raum. In 1. Bed. mhd. sac m. gr. ψέγειν «tadeln», ψόγοε m. «Tadel» (Idg. (Gen. sackes, PI. secke), ahd. sac(h) m. (PI. Forsch. 13, 119). Das Wort stammt aus der sekki, secchi), auch «Geldsack, Sacktuch, Kleid Rechtssprache wie Ding. ABL. Sächelchen, aus grobem Stoff», verächtlich vom «Menschenn.: kleiner, zierlicher Gegenstand, 1752 bei Les- leib und Menschen»; dazu and. sak m., mnd.sing 8,359. sachlich, adj.: die Sache betref- mndl. sack, nndl. zak, ags. sacc, sœcc m., engl. fend, um 1820 gebildet, dafür noch b. Heinsius sack, anord. sekkr m. «Sack», schwed. säck, 1822 sächlich, sächlich, adj. : weder männ- dän. säk, got. sakkus m. «grobhärenes Trauer-, lich noch weiblich, 1781 bei Adelung das säch- Bußgewand». Aus lat. saccus m. «Sack», im liche Geschlecht, dafür bei Gottsched das un- 4. Jh. «grobes Mönchs- und Pilgerkleid», gr. gewisse Gl·., 1641 bei Schottel 250 das unbe- cdKKocm. «grobhärenes Zeug od. Kleid, Sack», nahmte G. ; bei Stieler u. Frisch nur in haupt- aus hebr. ¿aq m. «härenes Zeug, Sack, Trauersächlich usw. ZUS. sachverständig, adj., kleid». RA. die Katze im S. kaufen «unge1777 bei Adelung, subst. der Sachverständige. sehen kaufen» (1575 im Garg. 302 kein Katz Sachwalter, m.: Bevollmächtigter zur Ver- im S. verkauffen), erweitert aus mhd. in dem handlung vor Gericht, Rechtsverteidiger; be- sacke koufen. ABL. Säckel, m. (-s, PI. wie vollmächtigter Geschäftsführer für einen An- Sg.): Beutel, mhd. seckel, ahd. sekkil m. «Gelddern. In l.Bed. spätmhd.Sachwalterm. u. sach- säckchen, Lederbehälter», eine Diminutivbilwaltiger m. neben mhd. sachwalt(e) m., einer dung, die zugleich dem lat. saccellus m. «GeldZss. mit mhd. walte, ahd. walto m. «Walter». säckchen» entspricht. Davon Säckler, m.: Sachse, m. (-n, PI. -w), Volksname. Mhd. Schatzmeister, Kassierer (mhd. seckler, ahd. Sahse, md. Sachse, ahd. Sahso m.; dazu mnd. sekilari), Beutelmacher, Beutler (1429 bei DieSasse, ags. Seaxa (PI. Seaxan), anord. Saxi fenbach gl. 85· sekler)·, Säckelmeister, m.: der Kasse, im 15. Jh. bei Diefenbach (PI. Saxar). Sachsen, n.: das von den Sach- Verwalter a sen bewohnte Land, mhd. Sahsen, ndrhein. im gl. 385 . sacken, v.: in einen Sack tun, ihn 12. Jh. Sassen, urspr. Dat. Pl., aus mhd. ze füllen (1557 bei Waldis 4, 50, 37, clev. 1477 Sahsen (zu den Sachsen), sächsisch, adj., sacken), refl. sich sackartig füllen od. bauschen md. im Sachsenspiegel sechsiss, sechs (aus sech- (1741 bei Frisch); in der Bed. «jem. Sack schon 1517 bei KeisersbergEvang. sisch), 1482 sachßisch, mnd. sessisch, sassesch. schimpfen» a Sachsengänger, m., bezeichnet seit etwa 147 . Nd. u. md. ist sacken «sinken, sich setzen» 1870 die ländlichen Arbeiter aus dem Osten, die (z. B. von Hefe, Mehl), refi, «sich senken» (1716 im Frühjahr in die Provinz Sachsen wandern, bei Ludwig), nndl. zakken, eig. «zusammenum dort die Rüben zu bearbeiten. Sachsen- fallen wie die in einen Sack gepackten Sachen». stecken (im 15. Jh. spiegel, m. : das alte Rechtsbuch der Sachsen, Säcken, v.: in einen Sack a bei Diefenbach gl. 506 secken), in einen Sack um 1230 von Eike v. Repgow verfaßt.

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Sackerlot

Saflor

gesteckt ertränken (mhd. im 14. Jh. secken). ZUS. Sackgasse, f.: Straße, die nur einen Ausgang hat, 1719 b. Kramer, dafür älter Sack (1666 bei Calvisius Thesaur. 393 b , Stieler 1691). Sackpfeife, f.: Pfeife mit einem ledernen Sack als Tonwerkzeug, Dudelsack, im 15. Jh. sackpfeife. Sackträger, m., mhd. sactrager, -treger m., berufsmäßig u. zünftig auf Getreidemärkten u. in Seestädten; dann «der Esel», bei Luther 1, 550 a . Sacktuch, n.: Sackleinwand (mhd. sactuoch); Taschen-, Schnupftuch (bei Campe 1810). Sackuhr, f.: Taschenuhr, obd., 1716 b. Ludwig, Sackuhrlein 1678 b. Krämer. Sackzehnte, m.: der Zehnte, der von dem ausgedroschnen, in Säcke gefüllten Getreide gezahlt wird; b. H.v. Kleist Zerbr.Krug 5. Auft. Sackerlot, n. : abgeschwächter Fluch- od. Verwünschungs-, derb beteuernder Verwunderungsausruf. Im 17. Jh. als verhüllende Kürzung u. Nachbildung des frz. Fluches sacré nom de dieu «geheiligter Name Gottes», bei Wieland 12,14 (von 1764) Sackerlot, bei Göckingk 2,144 Sapperlot, 1692 bei Weise überflüss. Ged. and. Gattung 541 Botz schlapperloth, umgebildet 1778 b. Gotter Jahrmarkt 85 Fickerlot. Vgl. d.f. Sackerment, n., gleich Sackerlot (s. d.). Aus lat. sacrämentum n. (s. Sakrament), das im Mlat. auch bes. den Leib Christi im heil. Abendmahl, die geweihte Hostie in der katholischen Kirche bed.; daß bei dieser beteuert wurde, zeigt bayr. Gottes Leichnam! u. bei Leichem.t, ital. corpo di Cristo! Aus dieser Bed. entwickelte sich der Fluch- u. Verwundrungsausruf, schon im 16. Jh. (1582 im G arg. 79 Sacrament, dazu sacramenten «fluchen» 1562 b. Kirchhoff Wendunm. 1, Nr. 142), umgebildet b. Stieler 1691 Botz schlapperment, 1647 b. Rist friedew. Teutschl. 107 beim Schlapperment 1654 bei Logau 2,6,34, V. 19 beim Schwapperment!, ferner kurz nach der Mitte des 17. Jh. Fickrament u. Fickerment. ABL. Sackerm é n t e r , m.: fluchwürdiger Mensch; durchtriebner Mensch. Luther (z. B. 3,454b J.) nennt Sacramenter seine protestantischen Gegner, die seiner Lehre vom Sakrament des heil. Abendmahls nicht beipflichteten, auch Sacramentierer, woraus allmählich die heutige Bed.

an Satan u. Drache entnommen aus Luthers Bibelübersetzung Dan. 1, 7, wo der chaldäische Name Schadrach so geschrieben ist, den Chananja, einer der Männerimfeurigen Ofen,erhielt. säen, v. (Präs. säst, Prät. säte, Part, gesät) : Samenstreuen. Bei Luther seen, 1541 b.Franck Sprichw. 1, 12b sehwen, mhd. sce(je)n, auch saien, sœwen (Prät. säte, scete, Part, gesät, gescet, gescewet), md. sëwen, së(g)en, ahd. sâan, sähen, sâwen (Prät. säte, Part.^wá(¿)í, gisâwit), urspr. sâjan; dazu asächs. säjan (Prät. säida u. stark sêw), mnd. segen, sei(g)en, ndl. zaaien, afrs. sëa, ags. säwan (Prät. stark sëow, sëw, Part, säwen), engl, sow, anord. sä (Prät. sädi u. stark seri, Part, säinn), schwed. sä, dän. saa, got. saian (Prät. stark saisö, Part, saians). Urverw. mit glbd. lat. serëre (aus *sisere, Perf. sévi, Part. Perf. Pass, satus), kymr. heu «säen», Ml «Same, Nachkommenschaft», ir. sii «Same», lit. séti (Präs. Sëju), abg. seti (Präs. séjq,). Vgl. Same u. Saat. ABL. Säer, m., mhd. scejer,

Sadebaum, m.: der Baum Juniperus sabina, im 15. Jh. nd. sadenbom u. md. sodenbaurn (Diefenb. gl. 505c), entstellt aus Sabenbaum (s. Sebenbaum). Sadrach, m. (-s, PI. -e): Wüterich, boshafter Mensch. 1770 imBrem. Wb., b.Schmeller in einem Tiroler Bauernspiel. Im Gedanken

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ahd. sâ(h)ari m. ZUS. Sä(e)mann, m., 1472 sëweman (Diefenb. gl. 525b). Sä(e)tuch, n., mhd. sœtuoch η. Saffian, m. (-[e]s, Pl. -e): benarbtes gefärbtes feines Ziegen-, Bock- od. Schafleder. Bei Amaranthes 1715 u. Ludwig 1716. Aus glbd. poln. safian, szafian, tschech. sofión, russ. safîjanû m., die, wie rumän. saftian, serb. sàktijan zeigen, der pers. Benennung sachtjän nachgebildet sind. Daß die Lederart zuerst aus der Türkei eingeführt wurde, deuten die Benennungen engl. Turkeyleather, holl&nd.turksch leer an. Vgl. Maroquin. 1 Saflor, m. (-[e]s, PI. -e); die Färbedistel, carthamus tinctorius, sowie ihre getrocknete Blumenkrone. 1716 bei Ludwig Safflor, dafür 1546 bei Bock 319b Sarracenischer oder wilder Saffran. Gleich der engl. Benennung safflower angelehnt an Safran und Flor (engl, flower «Blüte») u. umgebildet aus glbd. ital. asfori, asfiori (ebenfalls durch Umdeutung auf fiori «Blüte» verständlich gemacht), zu Anfang des 14. Jh. asfrole (Hüllmann Städtewesen des Mittelalters 1, 251), die der arab. Benennung 'usfur entstammen,woher auch byzant.oöcZM£jec«überfließend,-strömend, überreichlich». (-drusses): dauernde Unlust durch zuviel. Mhd. Wohl gebildet unter Einfluß von lat. superfluus. überdrög f. S. verdrießen. ABL. überdrüs- — überfrágen, v.: mehr fragen, als einer besig, adj., bei Luther 2. Kön. 10,32. antworten kann, zu viel fragen. Alem. Von Überéci, bayr. auch Überécks, adv.: mhd. übervrâge f. «überflüssige, ungehörige krumm herum, von einer Ecke zur andern. Frage». — ' ü b e r f ü h r e n , v . : über etwas, an Mhd. überecke(n) «(zum Verschwinden) davon einen andern Ort bringen. Mhd. über vüeren, b 2 u. fort», die Präp. über mit dem Akk. Sg. von ahd.übarfuaran(Diut. l,526 ). Überführen, Ecke, u. später angefügtem adv. -s. — Über- v. : mit etwas bedecken (z. B. eine Straße mit éilen,v.: überholen (bei Luther 2. Sam. 15,14, Kies), in südd. Ma., bei Hebel; zu reichlich Jes. 30,16); zu sehr eilen (im 18. Jh.); dazu bringen (einen Markt mit Waren usw.), landÜberéilung, f., 1780 bei Adelung. — über- schaftlich, bei Wickram Rollw.47,18Kz.; durch éin, adv.: durchaus einig, gleichmäßig. Mhd. Beweisgründe etwas, bes. die Schuld des Angeüber ein, mndl. over en, ndl. over en-, die Präp. klagten, erbringen. Eig. wohl «an die Leiche über mit dem Akk. Ntr. des Zahlwortes ein-, da- des Erschlagnen hinüberführen», nach dem mit zgs. überéinkommen, v., 1561 b. Maaler, Volksglauben, daß die Wunden beim Hinzuwovon Überéinkunft, f., 1678 bei Kramer; treten des Mörders neu zu bluten anfangen. überéinstimmen, v., bei Luther. — über- 1537 bei Salat, vgl. Schweiz. Id. 1,979. Anders 1482 im voc. theut. hh 6 b u . 7 a uberfuren, beéssen, refl., mhd. übereden «zu viel essen».

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Übergabe

überläng

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trigen. Davon Ü b e r f ü h r u n g , f., 1482 im voc. den Verb, überhaubt kaufen, verkaufen «per aversionem», d. h. «in Bausch u. Bogen», 1664 theut. hh 7 a uberfurung. Übergabe, f.: das Übergeben einer Sache. bei Duez «en gros», 1618 bei Schönsleder über Schon mhd.übergäbe als Rechtswort. — Über- Haupt dingen «im ganzen». Mhd. über houbet gang, m. (-[e]s, PI. -gänge) : Gang auf die andre «ohne die Stücke zu zählen» (houbet «BezeichSeite eines Raumes (bei Diefenb. gl. 593 b ); Ort nung gezählter Menschen u. Tiere»). — überzum Übergehen ; (nicht schnelle) Veränderung hében, ν. : (mit haben) entlasten, durch Abeines Zustandes, einer Tonart, einer Farbe in nahme befreien (mit Gen.) ; (refl.) eine zu hohe andre; bald vorübergehende Veränderung. Da- Meinung von sich an den Tag legen. Mhd. übervon übergänglich, adj., bei Goethe 3,102. — heben «etwas übergehen, auslassen», dann (mit Übergében, ν. : aus seiner Gewalt in die eines Gen.) «entheben», (refl.) «zu stolz sein», ahd. andern geben; (ohne Dat.) aufgeben, verlassen, ubarheven «übergéhen, auslassen», (refl.) bei preisgeben (bei Luther 2. Sam. 18, 28, noch Notker sich uberheven.—Überhin, adv.: leicht Schweiz, u. in dem aus dem Ndd. enti. dän. över- darüber weg. Spätmhd. überhin «hinüber». — give, schwed. öfvergifa, vgl. ZfdW. 2,77 ff.); Überhöhen,v. : an Höhe übertreffen. Als mili(refi.) sich erbrechen (1618 b. Schönsleder, 1477 tärisches Wort im 19. Jh. nicht selten. Schon clev. aevergeven). Mhd. übergeben «im Spiel mhd. uberhœhen. — Überholen, v. : jem. einüberbieten, übertreffen, einem zu nahe treten, holen u. ihm vorauskommen. 1780 b. Adelung beeinträchtigen, schädigen,verletzen,beschimp- als selten. Zsg. mit holen. — überhören, v. : fen, sich lossagen, aufgeben, verzichten». — aufsagen lassen; aus Mangel an Aufmerksam1 ü b e r g e h e n , v.: (mit sei«) überlaufen, über- keit oder absichtlich nicht hören. Mhd. überfließen (Sir. 24,35, Spr. Sal. 3,10, Matth. 12,34); haer en-, dazu.asächs. oberhOrian «belauschen», sich von da, wohin man gehörte, weg- u. zur An- engl, to overhear «nicht hören, behorchen», got. gehörigkeit anderswohin wenden (zum Feinde ufarhauseins f. «das Überhören, Ungehorsam». 2 it.); die Tätigkeit verändern. Übergéhen, Überirdisch, adj.: was nicht irdisch ist, v.: (mit haben): über die ganze Oberfläche hin- himmlisch. 1741 b. Frisch.—überjáhrt, adj.: gehen (bei Adelung ein Feld ü. «es besich- zu alt. Veraltet. Bei Luther Ebr. 8,13. tigen» als obd.); (bei Malern usw.) die OberÜberkommen, v.: bekommen (öfter bei fläche bearbeiten (Adelung) ; revidieren, leicht Luther, noch südd.). Mhd. überkomen «in die durchsehen; ungetan, unbemerkt, unberück- Gewalt bekommen». sichtigt lassen. Mhd.übergän«überfließen,überÜberlang, adj.: an Zahl darüber hinausfallen, bedecken, unterlassen, bewegen, übergehend. Veraltet. Bei Luther 4. Mos. 3,46.48 reden», ahi.ubirigân,ûbargân «übergehen, überuberleng. Dazu Überlänge, n., 2. Mos. 26,12. treffen, übertreten»; dazu ags. ofergän, ofer— 1 Überlassen, v.: übriglassen. Nach Adegangan «übergehen, überwinden, befallen». — lung im Hochd. in der edlen Schreibart verÜ b e r g e w i c h t , n. (-[e]s) : was über ein bealtet. Nordd. ganz gewöhnlich. Bei Luther 2 stimmtes Gewicht ist (1642 b. Duez); (übertr.) 2. Mos. 12, 10. überlássen, v.: hingeben, größre Macht (1678 bei Kramer «Ausschlag». anvertrauen. 1605 b. Hulsius. Nicht seit, wer— Übergriff, m. (-es, PI. -e) : Überschreitung den die beiden Verba verwechselt. — Überseiner Befugnisse. 1811 b. Campe als neu, aber last, f.: drückendes Übermaß, zuviel Last. schon 1517b. Janssen Frankf.Reichscorr.2,932. Veraltet. Mhd. überlast m. f. «zu große Last, überhálten,v.: einen überfordem. Österr. Übermaß, Gewalt, Beschwerde», überlästig, — überhándnehmen, v.: überwiegend zu- adj.: sehr lästig; zu sehr belastet (vom Schiff). nehmen. Zgs. aus nehmen u. Überhand*.Ober- ÍÍA.úberlestec. Zgs. mit lästig.— 'überlaufen, hand». Bei Luther überhand haben, kriegen, v.: über das gesetzte Ziel der Höhe laufen; zum nehmen. Mhi.überhantgewinnen, nenien. Wohl Feinde übergehen. Mhd. überloufen «überwalmhd. hant «Hand», als Rechtsausdruck «Besitz, len» usw. Davon Überläufer, m., mhd. über2 Gewalt über eine Sache», wie mndl. overhanti. loufer. ü b e r l a u f e n , v . : überetw.hinlaufen (Amos 8,8) ; (auch übertr.) mich überläufts; zu «Obergewalt». — Überhang, m. (-s): in das Gebiet des Nachbars überhängende Zweige, oft u. zu viel kommen. Mhd. überloufen «komFrüchte. Schon mhd. überhanc m. «Überhang men über, durch Besuch belästigen, laufend von Obstbäumen». — Überháupt, adv. : das überholen, durchlaufen, schnell überlesen» usw. Einzelne ungezählt und unberücksichtigt. Ein Überlaut, adj.: viel zu laut. 1780 bei Adelung 4 Ausdruck des Handels. 1691 bei Stieler nur in u. noch b. Weigand überlaut. Bei Luther z.B.

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übermachen

übers

1100

Dan. 3,4 ; 4,11 uberlut. Mhd. iiberlût, nur «laut, M&ermwo lat. ab- (s. ab), genauer zupo in lat.positus ahd. follaqueman «zum vollen Ende, zum Ziele «gesetzt», kymr. ona in ona-dunt «ex eis», aw. kommen». DavonTollkÓmmenheít,f.,mhd. pa-zdajeiti «er läßt wegrücken, weggehen», alb. volkomenheit. —Yollmacht, f. (Pl.-en) : einem pa- «ohne». Vgl. Idg. Forsch. 5,320. andern erteilte Gewalt, in des andern Namen ΥΟΓ, adv., zumal in den Zss. mit Subst. und etwas zu tun. Germ.28,408 Nachweis von 1372. Verben: vorher (bleibt alles wie vor, Schiller Übersetzung des lat. plênipotentia f. — Voll- Fiesko 3,7) ; Präp. 1. mit Dat. auf die Frage wo ? mond, m. : der volle Mond. Mhd. volmœne η. in den Bedd.: a) auf der Vorderseite von od. zu — vollständig, adj., 1501 im Leipz. voc. opt.— (vor ihren Füßen, vor dem Tor) ; b) in Gegenunter constans. Zu mhd. vol(le)stân könnte herangezogen werden. Wabe, f. (Pl.-w) : scheibenartiger Zellenbau der Bienen. Mhd. wabe(n) m. (noch in obd. Ma. m.), ahd. wabo m., waba f. Eig. obd., nicht bei Luther. Abstraktbildung zu weben. Vieil, entspricht noch glbd. lat. favus m. (mitUmstellung aus *wafos). W a b e r l o h e , f.: flammendes, flackerndes Feuer, namentlich das, von dem die schlafende

Brünhilde eingeschlossen ist. Nachbildung des anord. vafrlogi m. Nach Grimm bes. von R. Wagner wieder aufgenommen. Zgs. mit wab e r n , v.: sich hin- u. herbewegen. Noch frk.thür. Md. waberedazu engl, waver «wanken, schwanken», ags. weefre «beweglich, schwankend», anord. vafra «sich schwankend bewegen». Gleichen Stammes wie wabbeln (s. o.). wach, adj.: nichtschlafend; erwacht; munter. 1663 bei Gryphius Tr.32 wache u. noch bei Lessing 10,89. Seit dem 16. Jh. vom Ndd. und Omd.allmählich vordringend. Es ersetzt wacker. Urspr. flexionslos u. wohl vom Subst. W a c h e , f. (PI. -»): (veraltet) das Wachsein; Wachsein zu einem bestimmten Zweck (Nachtwache); Gesamtheit der wachehaltenden Personen und eine einzelne solche Person. Mhd. (seit.) wache, ahä.wacha f.; dazu ndl.waak, ags.wacu f., engl.

1193

Wacholder

Wacke

wake, anord. vaka f., norw. voka, schwed. vaha. Vgl. Wacht. Verbalabstraktum zu wachen,v.: nicht schlafen ; wachsam, aufmerksam sein ( w. über). Mhd.wachen, &hà.wachên, wachôn; dazu asächs. wakOn, ndl. waken, afrs. waka, ags. wacian, engl, wake, anord.-schwed. vaka, dän. vaage, got. wakan. Verw. mit lat. vegëre «munter sein», vigil «wachsam», aind.väjas m.«Kraft, Schnelligkeit», väjajati «treibt zur Eile». Vgl. noch Wacht, wacker, wecken.

nigfach übertr.). Mhd. wahsen, ahd. wahsan (Prät. wuohs, Part, giwahsan) ; dazu asächs. wahsan, mnd.-ndl. wassen, afrs. waxa, ags. weaxan, engl, wax, anord. vaxa, sohv/ed.växa, dän.voxe, got. wahsjan. Verw. mit gr. àéteιν, αύΗοίνειν «wachsen machen», aind. vakfájati, aw. vaxsaHi «läßt wachsen», einer s-Erweiterung zu got. aukan «wachsen», lat. augere «vermehren», s. auch. ABL. Wachstum, η. ( - [ φ ) , im 18. Jh. häufig auch m., erst 1663 bei Schottel gebucht, vereinzelt im 14. und 16. Jh. belegt, aber mnd. was(se)dom, and. wasdom, auch mndl. wasdom. Wacht, f. (Pl. -en) : das Wachen, Bewachen ; bewachende Person. Poetischer Ausdruck für Wache und noch in vielen Ma. an dessen Stelle, bleibt als militärischer Ausdruck lange üblich (bes. in Zss.) u. wird bes. von den Dichtern der Freiheitskriege wieder aufgenommen. Mhd. wahte, ahd.-asächs. wahta, ndl. wacht f., got. wahtivO f., enti. dän. vagt, schwed. vakt. ABL. Wächter, m., mhd. wahtœre, wahter, bes. md. wähtcere,Wähter, mad.wachter. ZUS.Wacht-

Wacholder, m.(-s, PI. wie Sg.): die Nadelholzpflanze juniperus. Bei Luther Wacholder, 1491 im Leipz. voc. rerum wachholder. Mhd. wecholter, wachalter, wecheltürre u. andre Formen, ahd. wechalter, wechalder, wecholter, wecholder usw. (vgl. ZfdW. 2,219) neben quecholder, reckalter, rekolter. Als älteste Formen setzt DW. wechalter, wecholter an. Die Schreibung Wachholder entstand durch Anlehnung &a Holder «Holunder», in Wirklichkeit ist -ter ein Baumnamensuffix, das noch in Affolter,Hollunder, Maßholderyorliegt. Der Ton lag urspr. auf der ersten Silbe u. Formen moderner Dialekte wie schwäb. wechlter, eis. weklter, wetterau. weacheler zeigen die regelmäßige Entwicklung. Die ahd. Nebenform quecholder zeigt, daß man den Stamm wehhal zu wachen stellte, was richtig, aber auch bloße Volksetymologie sein kann. Vgl. Idg. Forsch. 18,508. ZfdW. 2,286. 1

Wachs, m. : das Wachsen. Nur in Zss. u. in der RA. auf dem, Wachs stehen. Zu wachsen. 2 W a c h s , n. (-ses): der Stoff der Bienenwabe. Mhd.-ahd.waAsn.; dazu and.tiaAs, nd.-ndl.was, afrs.-engl.-anord.-schwed. wax, ags. weax n., dän. wox. Dazu lit. väskas m., abg. voskü m., die aber vieil, enti. sind. Abi. von wachsen ist unwahrscheinlich trotz Osthoff Parerga 19. Vgl. noch Lidén Stud. 27. ABL. w ä c h s e r n , adj., bei Luther. Dafür mhd. wahsîn, wehsîn, ahd. wahsîn, wahsîn. ZUS. Wachslicht, η., in den Fastnachtssp. d. 15. Jh. 100,11. Wachsstock, m.: mit Wachs übergoßne dünne Fäden, die aufgerollt werden. Im 15. Jh. Wachstuch, n.: mit Firnis bestrichner, wie Wachs glänzender Leinenstoff. 1716 bei Ludwig. wachsam, adj.: aufmerksam wachend. Im 17. Jh. aufkommend für ältres wachtsam (bei H. Sachs) unter Einwirkung von Wache. ABL. Wachsamkeit, f., 1691 bei Stieler. wachsen,v. (Präs. wachse, wächs(es)t, Prät. wuchs, Konj. wüchse, Part, gewachsen, Imp. wachs[e\) : in u. an Teilen zunehmen, größer werden (von Pflanzen, Tieren, nach mittelalterlicher Anschauung auch von Erzen, dann man-

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feuer, n., im 17. Jh. Wachtmeister, m.: der oberste Unteroffizier bei der Reiterei. Urspr. «der, der die Wachen beaufsichtigt». Im 16. Jh.,

vgl. Gombert4,2. Wachtparade, f.,im 18. Jh. Wächte, f. (PI. -n): überhängende Schneemasse. Aus der Schweiz neuerdings in die alpine Sprache vorgedrungen. Dunkler Herkunft. Vieil, zu wehen. Wachtel, f. (PI. -n): der Vogel coturnix. Mhd. wahtel(e), ahd. wahtalai.; dazu mnd. wahtele, ndl. wachtel, ags. wyhtel-, enti. dän. vagtel, schwed. vaktel. Daneben ahd. quattula, quattala, noch mfrk. Quattel. Vieil, sind beide Ausdrücke von Nachahmungen des Wachtelschlages ausgegangen. ZUS. Wachtelhund, m. : kleiner Seidenhund. Im voc. inc. teut. 0 1 b wachtelhunt, eig. «Hund für die Wachteljagd». Dafür auch wachtel n.b.Freytag Marcus König 85. Wachtelkönig, m.: das Wiesensumpfhuhn, crex pratensis. 1557 bei Heußlin 256 a wachtelkünig. Der Name, weil er der Wachtel ähnlich, aber größer ist. Vgl. noch Suolahti 294. Wächter, Wachtmeister usw., s. Wacht. Wacke, f. (PI.-«): Mineral, Stein aus Quarz, Sand u. Glimmer, Verwitterungsprodukt aus Basalt. Das F. kam durch Adelung zur Herrschaft, in den Ma., in denen es weit verbreitet ist, ist es vielfach M. Mhd. wacke m. «großer Stein, Feldstein», ahd. waggo m. «harter Stein, Kiesel». Die urspr. Bed. ist Kiesel. Herkunft dunkel. Es könnte mit lit. vagis m., vagelis m. «Zapfen, Pflock» zusammengehören, wozu Weck

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wackeln

Waffel

(s.d.). Anders Btr. 22,197. Meist in Zss. Grauwacke f. Vgl. auch Wackerstein. wackeln, v.: kurz hin u. her schwanken. Schon bei Luther Jes. 41, 7 w., md. im 14. Jh. wackeln-, dazu mnd. wag(g)elen, mndl.-ndl.u)agrgelen, engl, waggle, (enti.) dän. vakle, schwed. vackla, daneben vagla. Abg. von glbd. wacken (noch in obd. Ma.), 1482 im voc. theut. nn 1 a wagken «schwanken», das Intensivbildung zu

richtigen Zeit» abgeschlagen ist, Strauch-, Reisholz. Vgl. 1772 im Forstlexikon S. 30. w a f e l n , v. : sich gespenstig anzeigen. Bei Alexis Hosen 8 66. Zuerst 1794 als rügensch. Wohl mit wabbeln zusammenhängend.

(be)wegen ist. ABL. wack(e)lig, adj., erst 1691 b. Stieler gebucht, aber Anfang d. 16. Jhs. bei J. v. Schwartzenberg wacklet, 1538 b. Schaidenreißer Parad. 97 b wagklich. wacker, adj. : wach (noch mundartl.) ; lebhaft u. mit Kraft rührig gesinnt, tapfer, tüchtig; kernhaft gesinnt (Ende d. 17. Jhs.). Mhd. wacker, wacher, ahd. wakar, wachar «wach, wachsam, munter, frisch»; dazu mnd. wacker,ndl.wakker «wach, lebhaft, rüstig», ags. wacor «wach(sam)», anord. υαλτ «wach, frisch, tapfer», (enti.) schwed. vacker «hübsch, schön», dän. vakker «munter, frisch». Vieil, sind 2 Worte zusammengefallen wacker «wach, wachsam» von wachen u. wacker «munter, frisch», das zwar auch von derselben Wz. stammen würde, aber in früherer Zeit abgeleitet ist. Nicht zu aind. vigra-, dessen Bed. unsicher ist («mächtig, stark»), sondern zu aind. vajra- m. n. «Donnerkeil», awest. vazra- «Keule».

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Waffe, f. (PI. -n) : Kampfwerkzeug. Bei Luther waffen n. (noch b.UhlandEolandSchildtr., Grillparzer ft8, 86. Das F. stammt daher, daß man Waffen als PI. faßte u. einen Sg. neu bildete. Mhd. wâfen η. «Waffe», ahd. wâfan; dazu asächs. wäpan n., mnd.-ndl. wapen n., afrs. wëpin, ags. wœpn η., engl, weapon, anord. väpn n., schwed. vapen, dän.vaaben, got.wëpn n. Urspr., wie noch z.T. in den Handwerkersprachen, «Gerät, Werkzeug» und daher vieil, verw. mit gr. δπλον η. «Werkzeug, Gerät, Kriegsgerät» u. zum Stamm, derinäbe« vorliegt. Vgl. Wappen. ABL. waffnen, v., mhd. wâfenen, wœfenen, ahd. wâffanen, wâffanôn-, dazu ags. wœpnian, anord. väpna. Vgl. wappnen. ZUS. Waffenbruder, m., nach frz. frère d'armes zuerst b. Wieland. W a f f e n g a n g , m . : dasZusammentreten zum Kampf, Kampf, waffenlos, adj., im

15. Jh. Waffenplatz, m.: befestigter Platz. In dieser Bed. erst im 18. Jh. Waffenrock,

m. : kurzer Tuchrock der Infanterie u. Kavallerie (um 1840 inPreußen eingeführt). Mhd. wâfen-, wâpenroc m. «über den Panzer gezognes OberWackerstein, m., nur durch Grimms Mär- kleid». Waffenschmied, m.: Handwerker im chen geläufig. Nebenform (durch Dissimila- Heere, der die Flinten ausbessert, in ältrer Zeit tion?) zu Wacke(n)stein, zgs. mit Wacke (s. d.). «Hersteller von Werkzeugen, Grobschmied». Wad, η. (-[e]s): Manganerz. Engl. wad(d). 1664 b.Duez. Waffenstillstand, m., erst AnW a d d i c k e , f. : Molke, Käsewasser. Aus dem fang d. 18. Jhs., früher nur Stillstand od. AnNdd., mnd.waddeke. Daneben glbd.rhein. wäs- stand. W a f f e n ü b u n g , f . : kriegerische Übung. sisch, ahd. wezicha (A hd. Gl. 2,703), wozu dän. 1691 bei Stieler. valle. Es ist zweifelhaft, ob die Worte zusam- 1 Waffel, f. (PI. -«): zwischen 2 Eisenblechen mengehören, das ahd. Wort ist jedenfalls zu gebackner dünner wabenähnlicher Kuchen. Wasser zu stellen. Wort u. Sache kommen aus den Niederlanden. Wade, f. (PI. -n): die fleischige Anschwel- 1663 bei Schottel. 1477 clev. wafel, aber älter, lung zwischen Kniekehle u. Ferse. Älternhd. da früh ins Rom. enti., aspan, guafla, frz. gaufre nochM. Wni.wade m., ahd.wado m. ; dazu and. (woraus engl, wafer) «Waffel, Honigwabe». watha, anord. vödvi m., norw. vodve «Muskel- Die angenommene Verwandtschaft mit Wabe fleisch, dickes Fleisch». Nach KZ. 41, 396 zu ist wegen westfäl. wâfel. andfrk. *wäfla nicht lat. vatius «einwärtsgebogen, krumm», vatäx ganz sicher. 2 «krumme od. schiefe Füße habend». Waffel,f. (PI.-»): verächtlich vom menschWadel, Wädel, m. n. (-s): Mondphase, lichen Mund. In obd. u. md. Ma. Bei H. Sachs Vollmond; rechte Zeit etw. vorzunehmen. 1780 öfter waffel, 1561 bei Maaler wafflen, 1541 bei a b bei Adelung wadel m. (nach dem Ndd., zsgez. Frisius 53 ; 170 waf{f)len «Backenstreich». wäl). Noch Schweiz, wädel. Waà.wedel,wädel, Von bayr. «»/(/^ew «sprechen (in verächtlichem nur einmal wadel m. n., ahd. wedal «Neumond» ; Sinn)», das vieil, zu mhd. wuof m. «Geschrei, dazu ags. waäol «Vollmond (?)». Eig. «Mond- Klage», mhd. wuofen, wüefen «wehklagen, jamwechsel» zu ahd. wadalôn «schwanken, umher- mern», ahd. wuoffan, as. wop jan, ags. wëpan, streifen», verw. mit wallen (s. d.) u. wedeln. engl, weep, anord. cepa, got. wOpjan « laut rufen » ZUS. W a d e l h o l z , n.: Holz, das im Wadel «zur gehört. Dazu abg. vabiti «herbeirufen, herbei-

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Wage

Waggon

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locken», lett. wabit «vor Gericht fordern» oder wagen, v.: aufs Spiel setzen, auf gut Glück zu lat. vagire «wimmern, quäken». unternehmen. Mhd. (im 12. Jh.) wägen «aufs l W a g e , f. (PI. -n): Gerät zur Erforschung Spiel setzen», ein Wort der mhd. Dichtersprache, 2 des Gewichts; Gleichgewicht (im 16. Jh. gleiche ausgegangen von Wage. ABL. Wagnis, n. (-nisses, PI. -wisse) : kühne Unternehmung. Im wage halten, im 17. Jh. einem die Wage halten «gewachsen sein»); ein städtisches Haus, in dem 16. Jh., dann aber veraltend u. erst um 1800 sich die öffentliche Wage (Batswage) befindet wieder aufgenommen, seit 1803 bei Goethe (1691 bei Stieler); das an der Deichsel ange- (16,281 auch F.). Urspr. ein obd. Kanzleiwort. brachte bewegliche Holz (im 15. Jh., b. Goethe ZUS. Wag(e)hals, m. (ses, Pl-hälse) : leichtHerrn, u. Dor. 5,140). Mhd. wäge, ahd. wâga f. ; sinnig sich in Gefahr Begebender. Eig. Imperadazu andfrk. wâga, nàl.waag, ags.wœg(e), engl. tivische Verbindung wage den hals (Leben). Im weigh, anord. f. väg, norw. vag, schwed. v&g, enti, 15. Jh. Bei H. Sachs Fastn. 72, 93 wagenhals, b diin. vog. Urspr. wohl «Hebel», wie noch norw. b. Luther 7, 90 Jen. der PI. woghelse. Davon väg u. wie lat. vectis «Hebel, Hebebaum», gr. wag(e)halsig, adj., spät im 18. Jh. Wageόχλείκ zu der Wz., die in bewegen, wägen (s. d.) m u t , m., 1811 bei Campe als neu, von Bürger steckt. ZUS. wagerecht, öst. auch wag- Ilias 6,519 gebraucht. Wag(e)stÜck, n., bei recht, adj.: horizontal, eig. gerade (recht) wie Fischart glückh. Schiff 173. die Wage stehend. 1556beiFrisius nomenclátor wägen, v. (Präs. wägst, Prät. [bayr. nur] 148b waagrecht «gerad-, rechtwinklig, ortho- wogst u. wägtest, Konj. wögest, wäg[e]test, Part. gonalis». Wagschale, f., hochd. erst seit dem gewogen, gewägt, Imp. wäg[e]): wiegen (s. d.). 15. Jh. aus dem Ndd. vorgedrungen, 1477 clev. Das Präs. wägen nur noch in obd. Ma. u. sprichwaighscail, and. wascale (Ahd. Gl. 3,717), ndl. wörtlich erst wägen, dann wagen. Mhd. tr. u. weegschaal, ags. wmgscealut, anord.vägarskäl, intr. wegen (Präs. wige, PI. wegen, Prät. wac, PI. schwed. vâgskâl, dän. vœgtskaal. wägen, daneben wuoc, Part, geivegen), ahd. we2 Wage, f.: Wagnis, bei Goethe 1,194. Aus gan, auch «bewegen»; dazu ags. wegan «(sich) mhd. wäge f. im 18. Jh. wieder aufgenommen. bewegen, Gewicht haben», anord. vega «in die Höhe heben, von der Stelle bringen, Gewicht Aus 1 Wage entwickelt. heben», got. gawigan «bewegen». Verw. mit lat. Wag(e)hals, usw., s. wagen. Wagen, m. (-s, PI. wie Sg. u.TFö^ew):4räd- vehere «führen, fahren, tragen, bringen», gr.pamriges Fahrzeug; jetzt auch zweirädrig; das phylisch Fex¿Tuu «soll bringen», όχίομαι«fahre, Sternbild d. großen Bären (germ.). WaA.wagen, reite», kymr. am-wain «herumführen», lit. vèzti, md. auch wain, wän, ahd. wagan m.; dazu and. abg. vesti «fahren», aind. vähati «führt, fährt, reidiwagon m., mnd.-ndl. wagen, afrs. wain, zieht», aw. vazaiti «führt, zieht, fliegt». Die wein, ags. wœgn, engl, wain, anord.-schwed. Grundbed. des Germ, ist wohl «in die Höhe hevagn m., dän. vogn. Entsprech. aind. vähanas ben», dann «prüfen», vgl. erwägen. Die Schrei«fahrend», wozu noch lat. vehes f. «Fuhre», gr. bung mit ä (schon bei Maaler und Dasypodius) ¿¡xoc n. «Wagen», lit. vezìmas m. «Wagen», s. wurde durch Verbindung mit Wage gestützt u. wägen. Der Pl. lautet ahd. wagana, also nhd. gefördert. Aus dem Sg. mhd. wige entwickelte richtig Wagen, aber daneben schon im 12. Jh. sich die Form wiegen (s. d.). Das Prät. mhd. wegene, woher (bes. obd.) Wägen, was Adelung wagen wurde lautlich zu wogen, vgl. Woge, wähfür weniger gut erklärte. ABL. Wägelchen, rend das Prät. wuoc noch im 17. Jh. als wug vorn.: kleiner Wagen. 1711 b. Rädlein. Md. mit kommt. Die schwache Flexion 1691 bei Stieler doppeltem Diminutivsuffix gebildet. Das ältere im Konj. Prät. wägte und im Part, gewägt. Wägelein, n. (mhd. wâgenlîn, wägellin) ist Wäger, adv. : fürwahr, wahrlich, gewißlich. jetzt obd. Wagner, m. (-s, PI. wie Sg.): Stell- Noch alem. Mhd. weeger, mnd. weger. Eig. der macher. Mhd. wagener m.«Wagenmacher, Fuhr- Komp. von veraltet. wäg(e) «das Übergewicht mann», ahd. waginari «carpentarius» ; dazu and. habend, vorteilhaft, gut», mhd. weege, ahd. nur waganeri «carpentarius», mnà.wegener(e) «Wa- in unwage «frei von jedem Gewicht»; dazu genmacher»,mndl wojÄen areauch «Fuhrmann», anord. vœgr «das Gleichgewicht habend». Zu ndl.wagenaar «Stellmacher», ags.wœgnere m. wägen. Daneben steht ein weiter «tüchtig, statt«Fuhrmann». ZUS. Wagenburg, f.: eine aus lich» in mhd. unweiger «nicht sehr», ahd. weigar zusammengefahrnen Wagen gebild. Verschan- «tollkühn», s. weigern. zung im Kriege. Zur Zeit der Hussitenkriege Waggon (spr. -gq), m. (-s, PI. [bayr. nur] kam die Sache bei den Hussiten wieder auf. -s, [öst.] -è) : Eisenbahnwagen ; mit dem Eisen-

Wahl

wahr

bahnwesen aus engl, waggôn, das zu Wagen gehört, aber mit frz. Aussprache. Wahl, f. (Pl. -en): Kundgebung des Willens für und gegen, freie Selbstbestimmung. Mhd. wal(e) f., ahd.wala f. Nur hochd. u. daher vieil, erst von wählen gebildet. Aber anord.-schwed. val η. (dän. valg), dem aind. vâras, váram m. η. «Wunsch, Begehr» genau entspricht, weisen auf höheres Alter. Vgl. wählen. ZUS.wahlfähig, adj.: erwählbar (1716b.Ludwig); fähig zu wählen (1780 bei Adelung); zur 1. Bed. stellt sich Wahlfähigkeitsexamen, n.: Prüfung für Volksschullehrer u. Theologen, die das Recht gibt, für ein Amt gewählt zu werden, wahlfrei, adj., Verdeutschung von fakultativ. Ende des 19. Jhs. Wahlgang, m.: die einzelne Abstimmungfür eine Wahl. Im 19. Jh. wahllos, adj.: ohne Auswahl. Noch nicht bei Campe u. Heinsius. Wahlmann, m., 1728 belegt. Wahlspruch, m. : Sinnspruch, Devise, Lebensregel. 1648 von Zesen gebraucht u. wahrscheinlich von ihm gebildet. Wahlverwandtschaft, f., ein Ausdruck der Chemie, der die Eigenschaft von Körpern bezeichnet, sich, obwohl sie schon mit andern verbunden sind, miteinander zu vereinigen. 1779 aus lat. attractio electiva des Schweden Bergmann (1775) von Weigel übersetzt. Früher b. Albertus Magnus affinitas. Der Ausdruck wurde von Goethe aufgenommen u. auf menschlicheVerhältnisse übertr. im Sinne einer auf Wesensgleichheit beruhenden Annäherung. Vgl. ZfdW. 9,294.

bes. bei nordd. Schriftstellern, auf, dringt dann aber weiter vor, so zu Mörike, Gr. Keller 4,224. Wählmut, m.: Übermut ausWohlbefinden. Zgs. mit dem '2 wählig zugrunde liegenden nd. wähl, 1755 bei Richey Wehl. Wahn, m. (-[e]s) : Urteil nach Schein, unbegründete Meinung. Mhd.-ahd. wân m. «Hoffnung, ungewisse Meinung, Vermutung»; dazu asächs.-mnd.wäwm., ndl.waan, afrs.-ags.wënf., ags. wëna m., anord. vän f., schwed. vân, got. vëns f. «Erwartung, Hoffnung». Die urspr. Bed. war «Erwartung», vgl. noch anord. vœnn «hoffnungsvoll, vielversprechend, tüchtig, schön», got.uswëna, ahd. Mrwänt «hoffnungslos»; dazu nach Weigand asächs. wänam, wänum «heiter, glänzend», eig. wohl «erwünscht», wozu aind. vwrnás «lieb, lieblich, lüstern». Zugrunde liegt eine Wz. wen- «erstreben», die wir in gewinnen haben. Vgl. noch Walde u. vinari «jagen». In der Zss. Argwohn hat sich wä zu wo entwickelt, einfaches wön findet sich im 16. Jh. überwiegend obd. ABL. w ä h n e n , v.: unsicher, falsch meinen. Mhd. wœnen, ahd. wän(n)en; dazu asächs. wänian «erwarten», afrs.wëna«meinen», ags. wënan «erwarten, vermuten, beargwöhnen», engl, ween, anord. vœna, got. wënjan «hoffen, erwarten». ZUS. Wahnbild, n.: Blendwerk, leere Einbildung. Zuerst 1755 bei Herder.

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Wahle, s. welsch. wählen, v.: durch freien Willensentschluß bestimmen, aussuchen. Mhd. wel(le)n, ahd. wellen ; dazu andfrk. prät. welida, anord. velja, schwed. välja, dän. volge, got. waljan. Verw. mit abg. voliti, aind. varájati, dem Kausativum zu der Wz. in wollen (s. d.) u. Wille, also nicht von Wahl abgeleitet. ABL. wählbar, adj., 1719 bei Kramer u. dann erst wieder bei Campe. W ä h l e r , m.(-s, Pl.wieSg.), mhd. welœre, aber nichtb. Adelung; davon wählerisch, adj.: wer viel auswählt. 1691 b. Stieler, aber noch von Adelung u. Campe als niedrig u. unedel bezeichnet. 1 Wählig, adj.: wählerisch; verzärtelt, pimpelich, empfindlich (Gr. Keller 7,145). Bei Lessing 7,81, Herder 3,292 S. Zu Wahl. 2 Wähl i g , adj.: wohl von Kräften; lustig, munter, mutwillig, ausgelassen. Aus demNdd., schon and. welag«reich»; dazumndl. welech, ndl. welig «üppig», ags. welig «reich». Von asächs. welo m. «Reichtum» zu wohl (s. d.). Tritt im letzten Viertel desl8. Jhs. in der Schriftsprache,

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Wahn, adj.: leer, unverständig. Nur noch mundartl. u. in Zss. Mhd.-ahd. wan «mangelnd, mangelhaft, leer»; dazu asächs.-mnd.-ndl. wan, frs.-ags. won, anord. vanr, got. wans «mangelnd, fehlend». Verw. mit lat. vänus «leer», gr. eövic «ermangelnd», aind. ünäs «unzureichend, ermangelnd», aw. üna- «ungenügend», arm. unain «leer». ZUS. Wahnkante, f.: mangelhafte Kante eines Balkens. Aus demNdd. 1786bei Adelung, wahnschaífen, adj.: unschön, albern, eig. «mangelhaft geschaffen». Aus dem Ndd. 1786 b. Adelung. 1482 im voc. theut. mm 8 b wanschaffen, mnd. wanschapen, ndl. wanschapen. Wahnsinn, m.: geistige Gestörtheit, Unsinn. Schon bei Luther 5. Mos. 28, 28, aber erst im 18. Jh. recht üblich geworden, wahnsinnig, adj., im 15. Jh. (Germ. 28,408) nach wahnwitzig gebildet u. an Wahn angeschlossen. Wahnwitz, m.: Wahnsinn. Erst im 16. Jh. als F. Zum Adj. wahnwitz (mhd. wanwitze, ahd. wanawizzi, eig. «mangelnden Witz [Verstand] habend»; dazuanord.«amrca.rt.gewaUen),a.hd.wallan; dazu asächs.wallan Walplatz, m. (-es, PI. -platze), Nachbildung «sprudeln, fließen, lodern, innerlich bewegt vonWalstatt (s. d.), vereinzelt im 16. Jh. als F., sein», afrs. walla «kochen», ags. weallan, aus häufiger erst von der Mitte d. 18. Jhs. an. *walnan. Weiter gehören dazu got. umlan «sieWalpiirga,weibl. Name, so öst. nebenWalden», ahd. walm m.«Hitze», ags. wylm m.«Wal- p ú r g i s . Latinisierte Form von ahd. Walpur g, lung des Wassers u. Feuers», anord. velia «spru- -burg aus Walipurc (zgs. aus walten u. bürg). deln, kochen», schwed. valla, dän. välde. Verw. ZUS. Walpurgisnacht, f. (Goethe 14,195): mit alb. vaia «sieden» u. den unter Welle ange- die Nacht vom 30.4. zum 1.5., in der nach dem geführter· Worten. ABL. Wallung, f, (PI. Volksglauben die Heyen auf den Blocksberg -en): das Wallen; körperliche u. geistige Er- reiten. Vgl. Glimm Myth 4 . 2,878 f., 3,307 f. 76*

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Walrat

Wamme

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Urspr. war die Nacht wohl ein heidnisches Waltrappe, f. (PI. -w): lange Satteldecke, Frühlingsfest, bei dem bes. heilige Feuer ange- Schabracke. Bei Goethe 26, 299 Waldrappe. zündet wurden (noch 1837 verboten). Die Ver- Schon im 16. Jh.(beiSchmeller 2 2, 910) baitrapbindung mit der heiligen aus England stammen- pen. Aus glbd. ital. gualdrappa f., unsichrer den Walpurgis (im 8. Jh. Äbtissin zu Heiden- Herkunft. heim) ist zufällig dadurch entstanden, daß der Walze, f. : langer gradliniger runder Kör1. Mai als Gedächtnistag der Erhebung ihrer per, der sich um seine Achse dreht. Spätmhd. Gebeine u. deren Überführung nach Eichstädt walze f., ahd. walza f. «Schlinge, (auch noch hochgefeiert wurde. mhd.) Erwägung»; dazu mnd. walte f., ags. Walrat, (-[e]s), (öst. nur) m. n. : ölige, helle ualtce f. «Walze». Zu walzen. Die RA. auf der Masse im Kopf u. andern Teilen d. Pottfisches. Walze sein gehört der Kundensprache an u. Im 15. Jh. wol-, walrat, wolart aus mnd.walrat, hat sich von walzen «schlendern, müßig gehen» -rod, wolrad. Eine Umbildung des dän. hvalrav neu entwickelt. «Fettstoff im Leibe des Pottfisches » (zu anord. walzen, v.: sich drehen, rollen; Walzer tanrafr* ambra»). Eine ältere Umbildung ist War- zen (Ende d. 18. Jhs. aus Obdtschld. vorgedrunrant. Man hielt ihn früher für den Samen des gen); auf der Wanderschaft sein (aus der KunWalfisches, daher lat. sperma ceti. densprache, mundartl. «schlendern»); mit der Walroß, s. Wal. Walze bearbeiten (erst junge Abi. von Walze). Walstatt, f. (PI. -statten): Schlachtfeld, Mhd. walzen (Prät. wielz, Part, gewalzen) in Kampfplatz, Richtstätte. 1716 bei Ludwig I.Bed., ahd. (seitllOO) walzan, daneben walzôn; WaMstatt, -statte f. Mhd. (im 12. Jh.) walstat dazu anord. (mit anderm Vokal) velta (Prät. f., zgs. mit wal, mhd. wal(e) f., ahd. wal f. «Nie- valt) «sich wälzen», got. nur waltjan «sich wälderlage», asächs. waldäd f. idere(«)«entgegen- widerrruof{t) m. «Gegenrufen, Widerspruch, treten,sich sträuben zu tun, abwenden, hindern, Weigerung», widerrúfen, v., mhd. widerzurückweisen, verschmähen, vergelten, rächen» ruofen, -rüefen «zurücknehmen, zurückrufen». (Jeroschin 16862), spätmhd. auch wie nhd., ahd. Zgs. mit rufen. Widersacher, m. (-s, PI. widarôn «entgegensein, entgegentreten, sich wie Sg.) : Gegner, auch in einem Rechtsstreit. sträuben gegen, abwenden, zurückweisen, ver- Oft bei Luther. Zuerst im 15. Jh., wo auch schmähen». w i d r i g , a d j . : zuwiderseiend. 1537 widersecher m. Eingetreten f ü r mhd. Widerbei Dasypodius 458"; 77°; 110 a widerig·, da- sachern., ahd. (b. Notker) widersacho, beiTatian von Widrigkeit, f., 1664 b. Duez, u. widri- geginsacho m. ; dazu asächs. widar saco m. «Bösegenfalls, eine genitivische Verbindung. ZUS. wicht», ags. widersaca m. «Gegner». Zu Sache. w i d e r h é l l e n , ν. : sich laut widersetzen. Mhd. Ein einfaches ahd. *sako, got. saka wird durch widerbellen, ahd. widerbellan. widerbélfern, das enti. serb.soÄm. «Ausfinder» vorausgesetzt. v.: widerbellen. Bei Luther, widerborstig, Widerschlag, m.: Gegenschlag; Rückprall.

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Widersee

Wietel

Als Verdeutschung von Reflex (des Lichts) bei Wieland Idris 2,87. Widersee, f. : Brandung. WÌdersétzen,v. refi.: Widerstand leisten. Mhd. gl b d.s¿A widersetzen, ab er au ch sich se tzen wider; aber ahd. widersezen «dagegen setzen, ersetzen, erstatten»; davon widersétzlich, adj., 1716 bei Ludwig. Mhd. widersceße. Davon weiter Widersétzlichkeit, f., 1618 Act. Pubi. Sü. 240; Wider sétzung, f., 1470 widerseczunge « das Wiederhinsetzen ». Widersinn, m. (-es): gegen den gesunden Menschenverstand Verstoßendes. 1466 widersinm. «entgegengesetzter Sinn» (einer Stelle); davon w i d e r s i n n i g , a d j . , 1678 bei Kramer; aber 1642 bei Duez «wider Willen». Bei Wieland Aur. u. Cepli. 396 ein Adv. widersinnisch, schon im 16. J h . , vgl. Gomb e r t 4 , l l . w i d e r s p e n s t i g , a d j . : entgegenstrebend, sich entgegensetzend. Bei Luther öfter; W. 6, 59 widderspenstig, bei Diefenb. gl. 468" widerspenstic. Dafür bei Steinhöwel Esop 53, H. SachsFastn.63,348 widerspenig, mhd. widerspcene(c), -spene, -spen(n)ic. Zu mhd. widerspân m. «Streit, Streitigkeit, Zank» (zu 1Span). Davon Widerspenstigkeit, f., in der Zimm. Chron. 2 2,616,36 widerspensigkait f. Widerspiel, n. : entschiednes Gegenteil. Spätmhd. widerspiln. widerspréchen,v.: in entgegengesetzter Meinung sprechen. Mhd.-md. widersprechen «wogegen sprechen, in Abrede stellen, leugnen, verneinen, sich lossagen, verleugnen, sich wogegen erklären, ausschlagen, verschmähen», ahd. widarsprechan «widersprechen». Widerspruch, m. (-s, PI. -Sprüche): das Widersprechen ; ein Verhältnis, daß eins vom andern der Gegensatz ist u. so eins das andre aufhebt. Spätmhd. Widerspruch m., auch «Widerruf». Zu widersprechen. Widerstand, m. (-[e]s, PI. -stände): beharrendes auf- u. abhaltendes Entgegensein. Mhä.widerstantm. widerStéhen, v.: entgegensein; Widerwillen empfinden gegen (vgl. Schiller K. u. L. 5,7 ewiges Einerlei widersteht, Goethe Faust 2337 mir widersteht das tolle Zauberwesen). Mhd. wider· stân «wogegen sein, auf- u. abhaltend entgegen sein, zuwider, widerlich sein», ahd. widarstên «auf- u. abhaltend entgegen sein», widerstréb e n , v . : entgegenwirken, aufhaltend entgegenwirken. Mhd. widerstreben, widerstréiten, v. : im Widerspruch stehen. Mhd. widerstrîten «streiten gegen, sich widersetzen». Widerton, m. (-[e]s, PL -e), Name verschiedner Pflanzen, bes. des Haarmooses polytrichum commune, aber auch des Sonnentaus, drosera rotundifolia, der roten Mauerraute od. des Streiffarns asple-

nium trichomanes u. andrer. Im 16. Jh. Wid(d)erthon, im 15. Jh. u. auch noch im 16. Jh. widertan, 1482 im voc. theut. oo 4 b wiedertat, wiedertanoderfrawnhar, capillusVeneris, mhd. widertan, wedertan, widertat (ZfdW.3,302), im 13. Jh. wedertam (Sumeri. 55,43). Umgedeutet im 15. Jh. zu widertot (Diefenb. gl. 97 a ), im 16. Jh. Wid(d)ertod, gleichsam «Kraut gegen den Tod». Herkunft dunkel, da wohl volksetymologische Umgestaltungen vorliegen. widerw ä r t i g , a d j . : entgegengesetzt (noch b. Adelung vom Winde u. bei Wieland); zuwider seiend; der Empfindung zuwider seiend. Mhd. widerwartec, -wertec «entgegengesetzt, feindselig, unangenehm, zuwider seiend», ahd. widerwärtig «entgegengesetzt, feindlich, leicht umgewandt, d. h. listig»; dazu and. witharwerdig«widersetzlich». Von ahd. widarwart, -wert, mhd. widerwart, -wert «entgegengesetzt, feindlich, zwieträchtig», zgs. mit wider u. wart (s.wärts). Davon Widerwärtigkeit, f. (Pl. -en): unangenehmes Ereignis. Mhd.widerwerticheit, -warticheit f. Widerwille(n), m. (-ns) : aus unangenehmer Empfindung hervorgehender abhaltender Wille. 1561 bei Maaler Widerwillen, 1494 bei Seb. Brant Narr. 112, 36 widerwill. Spätmhd. widerwille m. «Auflehnung» (so auch noch im 16.Jh.,vgl.Diefenb.-Wülcker). Davon widerwillig, adj.: widerstrebend. 1541 bei Frisius 489 b u. bei Diefenb. gl. 148®.

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Widmen, v.: ausschließlich wofür bestimmen ; als Gabe zueignen. Mhd. widemen «stiften, ausstatten, dotieren», ahd. widimjan «ausstatten». Von ahd. widamo m., s. Wittum. ABL. Widmung, f., spätmhd. widemunge f. «Ausstattung, Dotierung». [s. wider. Widmut,f.: Pfarrgut. S. Wittum, widrig, w i e , adv.: in welcher, auf welche Weise. Direkt od. indirekt fragend od. einen Ausruf hervorhebend ( Wie hunderttausendmal! Goethe 1, 79); als Konj. vergleichend od. erklärend od. Gleichzeitigkeit anzeigend (letztres gleich als, sobald, volkstümlich, auch bei Wieland Abderiten 1,10 das ich... gehört habe, wie ich noch ein kleines Mädchen war). Mhd. wie, ahd. (h)wio ; dazu got. hiaiwa «wie»?, während die übrigen Dialekte andreFormen von dem gleichen Stamm haben. Got. hiaiwa ist eine Kasusform von dem in gr. itoîoc «wie beschaffen» vorliegenden Pronomen, zgs. aus *kwo «welch» u. *oiwo- «Gang, Art», aind. dur-ëva- «übel geartet, bösartig» (evaeig. «Gang»), vgl. Idg. Forsch. 24, 71. Wiebel, m. (-S, PI. wie Sg.): Käfer, Kornkäfer curculio granarius; regsames (zappliges)

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wiebeln

Kind. Noch bayr.-els.-hess. 1540 bei Alberus diet, y 1 a Wibbel, Wübel, Xx 2 b kornwübel. Mhd. wibel m. «(Korn)käfer», md. webil, ahd. wibil·, dazu and. goldwivil m. «Johanniswurm», ags. wifelm., engl, weevil «Käfer». Verw.lit.väbalas m. «Käfer». Wohl zu weben in dessen urspr.

Wiege

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hopfa, -hopfo·, dazu and. widohoppa, widuhoppe, mnd.-mndl. wedehoppe. Zgs. aus ahd. witu n., ags. wudu m., engl, wood, anord. vidr m. «Holz, Baum, Wald», verw. mit ir. fid «Baum» u. einer Abi. von hüpfen, also «Holzhüpfer». Doch ist dies wohl nur eine volksetymologische UmgeBed. ABL.1 wiebeln, wiefein, v.: sich leb- staltung des Rufes des Vogels, der nach seinem haft durcheinander bewegen. 1786 bei Adelung Rufe lat. upupa, gr. ίττοψ, arm .popop, lett .puppuwiebeln, dagegen bei Campe wibbeln u. so ist kis, u. in deut schen Ma. auch Hupphupp, Hupup, wohl heute meistens die Aussprache (nordd.- Wuppwupp u. ähnlich heißt. Vgl. Suolahti 12. hess.-els.). Bei Frisch 2,445 b Zitat aus Hedions w i e d e r , adv. : noch einmal, nochmals, von Kirchengeschichte, 1455 bei Liliencron 1, 483 neuem; zurück. Urspr. eins mit wider (s. d.) u. wibbeln. von diesem erst im 17. Jh. in der Schreibung gea wiebeln, wiefein, v. : stopfen. Noch bayr.- trennt. ZÏ7S.wiedergeben,v.: zurückgeben. b schwäb. - schweiz.-thür. - leipz. Mhd. wifel(e)n. Mhd.widergeben. 1482imvoc.theut.oo 4 auch Zu ahd. wefai η., mhd. wefel η. «Einschlag beim «sicherbrechen». W i e d e r g e b u r t , f . : NeugeGewebe » von weben. ZUS. Wiebelgarn, n. : burt, zweite Geburt; (theol.) die innere Sinnesänderung des Menschen. 1678 b. Kramer. ÜberStopfgarn. Leipz. des lat. regeneratio f. (frz.renaissance). Wieche, m. (-MS, PI. -n) : Docht, Scharpie. setzung 1 2 Eins damit ist glbd. W i e k e , f. (PI. -n). Bei wiederholen, v.: zurückholen. wiederLoniceras (f 1586) 273® wieche, 1505 im voc. h o l e n , v.: noch einmal tun; öfter hintereinb gemmagemm. i 1 d ein wiech in der wunden, 1540 ander tun. 1561 b. Maaler u. b. Luther4,392 J.; b a davon Wiederholung, f. (Pl. -en), 1561 bei bei Alberus diet, η 4 , Kk 4 wiecM., auch wiechen, mhd. wieche, wiche m. f. «Docht von Garn Maaler. w i e d e r k ä u e n , v.: noch einmal kauen. gedreht, gedrehte Scharpie für eine Wunde», 1664 b.Duez widerkdwen, 1561 b. Maaler widerahd. wiehhe f. «Docht». Dazu ags. wioh «lucu- keuwen, bei Luther 3. Mos. 11,6 wiederkäuet. brum», wetterau. Wiche m., bei Gießen auch Vgl. kauen. Ein altes Wort dafür war ahd. itaWicke m. in beiden Bed., anderwärts Wicke f. ruchan-, davon Wiederkäuer, m. (-s, PI. wie (bei Ettner medicin. Maulaffe 353). Dazu and. Sg.) : zur Gattung der wiederkäuenden Tiere wekkom. «Docht», mnd. im 15. Jh. wêke(Diefen- gehörig. Noch nicht 1822 b.Heinsius. W i e d e r bach gl. 3448), mndl. u. 1507 köln. Wieke (hör. kehr,f.: Zurückkunft. Mhd.widerkêre f., ahd. belg. 7, 20, Diefenbach gl. 578 a ), ags. wêoee f. widirkêrai.·, dazu wiederkehren,v.: zurück«Docht», auch weke, engl, wick «Docht». Das kehren. Mhd. wider kêren, ahd. wider(e)kêren Verhältnis der beiden Worte ist unklar. Vieil, (b. Williram). Wiedertäufer, m.: Gegner der verw. mit Wocken. Vgl. Lidén Studien 26. Ab- Kindertaufe u. Bekenner zur Taufe Erwachsner. geleitet ist wickeln. 1540 bei Alberus dict.b 2 b anabaptista, widderWiede, f. (PL -n): Weidenband um eine teuffer, 1530 in Ord. 153b Widerteuffer (AugsRute. Noch bayr.-schweiz.-els.-pfälz.-wetterau. burg). wiederum, adv.: nochmals,von neuem. ~M.hd.wid(e),witf., ahd. m'd f. «Flechtreis, Strang 1541 bei Frisius 259 b , 495 a , 770 a u. schon 1460 aus gedrehten Reisern»; dazu mnd. wed(de) f., bei Janssen Frankf.Reichscorr. 2,147 widerumb afrs. withthe, witte, ags. wißpet., engl. with(e), in diesen Bed., aber 1482 im voc. theut. o o 4 b anord. vidi., schwed. vidja, dän. vidje «biegsamer wiederumb «zurück», md. toider umme (Ludwigs Weidenzweig». Zu Weide. Nicht verw. mit Kreuzfahrt 3929). ahd. witu «Holz», s. Wiedehopf. Noch wetterau. wiefein, s. wiebeln. ermußandie Wid, kommt an die Wid «er wird wieférn, Konj. : in welcher Hinsicht, unter zur Strafe, zur Rechenschaft gezogen», wie mhd. welcher Einschränkung. Gebildet wie sofern. gebieten M. der wide «bei Strafe des Hängens ge- Jetzt ersetzt durch inwiefern, aber noch bei bieten». Neben der RA. niet- w. nagelfest hieß Goethe. 1482 im voc. theut. oo 5 a wieferren «in es früher auch niet-, wied- od. nagelfest, 1660 welchem Grade als, (lat.) quousque», 1469 im voc. bei Corvinus fons 1,557 a Erd-, wied- od. nagel- ex quo wie ver. 1540 b. Alberus diet. Tt 1 a wie fest «was Nagel u. Band nicht hat». ferr, uñe weit «bis zu welcher Ausdehnung als, Wiedehopf, m. (-s, PI. -e): der Zugvogel in welchem Grade als» u. wie ferr, als ferr «zu upupa epops. Bei Luther Widhop m. f. Mhd. welchem Ende, zu welchem Endzweck». wit(e)-, widhopfe m., ahd. wituhoffa, -hoffo, Wiege, f. (PL -»): Schaukelbett für ein Kind.

wiegen

wieten

Mhd. wiege neben wige f., ahd. (seit.) wiga f., gew. waga f., mhd. wage f. (u. noch 1540 bei Alberus diet, e 2 a Wag). 1469 im mrhein. voe. ex quo weige, wetterau. Weije (mit èï = mhd. ie). Dazu mnd. wëge, nd. weige, mndl. wieghe f., ndl. wiegt Zubewegen. Die mhd. Form mit ie weist vieil, auf eine reduplizierte Form ahd. *wioga aus *wiwga, od. ist aus einem nicht hochd. Dialekt enti. .á-BIf. l i e g e n , v . (Prät. wiegte,Tart. gewiegt): in einer Wiege schaukeln; in schwankende Bewegung versetzen od. in solcher sein. Mhd. seit, wigen, gew. wagen (von wage s. o.) u. im Lautspiel wigen, wagen. ZUS. W i e g e n lied, m., spät im 19. Jh. aufgekommne, aber durchgedrungneVerdeutschung von Inkunabel.

Nd. wïme(n),wîmm., mnd. ivymin.«Stangezum Räuchern» (Rein.Vos 201), 1477 clev. wyme in l.Bed., 1598 b. Kilian 668 a wieme, wimme « Ort zum Fleischräuchern», mndl. wimme f., ndl. wieme f. «Räucherkammer». Wohl verw. mit lat. vvmen n. «Rute zum Fechten, Flechtwerk» (oder daraus enti.?), nir. fiamh «Kette», aind. verna η. «Webstuhl». Wiepe, f. (Pl.-n): Strohwisch (1811 b. Campe, nd.); Hagebutte (1786 b. Adelung, Campe); (mundartl. auch) Scharpie (in dieser Bed. wohl für Wieke eingetreten). Die hochd. Form ist Weife, noch Schweiz, wife f. «Warnungszeichen in einem See vor Felsengrund oder Untiefe», md. wife «Markzeichen von Grandstücken», im 15. Jh. weifen, ahd. in der lex Bajuv. 9,12 wiffa «Merkzeichen». Vgl. Schade Ahd. WB. 2,1148. Dazu got. wipja f. «Kranz, Krone», weipan «bekränzen». Vgl. weifen. Grdbed. ist «flechten». •wierig, s. langwierig. Wies(e)baum, m.: dicke Stange über dem Heuwagen, Heubaum. Im 15. Jh. wis(en)boum m., kaum «Baum für das Heimbringen des Ertrags der Wiese». Mnd. wese-, wêsbom m. Erklärungsversuch Idg. Forsch. 18,495. Wiese, f. (PI. -n): Grasland. Mhd. wise f., ahd. wisa f.; dazu glbd. mnd. wisch{e) f., nd. Wische f. (aus *wiskä) u.mit Ablaut afrs. wäse f., ags. wäse f. «Schmutz, Schlamm», anord.veisa f. «Tümpel, Teich». Die Bedeutungsentwicklung ähnlich wie bei Aue. Weitre Anknüpfung ist unsicher. ZUS. Wieswachs, m.: Heugewinn, b. Goethe 34,1,353 Wiesewachs, mnd. wesewahs. Wiesel,n.(-s, Pl.wieSg.): kleines schlankes dem Federvieh nachstellendes Säugetier. Mhd. wisel(e) f., ahd. wisala, wisula, wisila f. ; dazu mnd. wesele, mndl.-ndl. wezel f., ags.wesle, weosule f., engl .weasel, anord .visla, schwed. vessla, dän. väsel «Wiesel». Herkunft unsicher. Nach Bezz. Btr. 27,207 u. ZfdW. 5,252 zu abg. veselü «fröhlich, munter». Vieil, gehört es zu wuseln «sich schnell bewegen», obgleich hier der Vokal Schwierigkeiten macht. Vgl. auch afrz. voison m. «Iltis», das angeblich zu lat. vissio f. «Gestank» gehört. Das Geschlecht schwankt im Nhd. 1664 bei Duez, bei Hagedorn Od. 25 F., bei Rollenhagen Froschm. 3,1, 2,16 M., 1678 bei Kramer u. 1786 b. AdelungNtr.u.1575 imGarg. 159 wisele n.

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2

w i e g e n , v. (Präs. wiege, Prät. wog, Part, gewogen, Imp. wiege): (intr.) Gewicht haben, der Schwere nach an Gewicht haben ; (tr.) auf oder an der Wage prüfen wie schwer. Neubildung nach der 2.3. Sg. wiegst, wiegt von wägen (s. d.). 1540 bei Alberus diet. e2 b ich wig, wieg, weg, er wigt, auch schon mhd. zuweilen wigen. Aber noch b. Duez u. Kramer nur 1 wiegen (zu Wiege), aber b. Fischart u. Logau wigen. Das Prät. wug bei Luther 2. Sam. 14,26, während bei Alberus diet, e 2 b das Part, gewiegen lautet. wiehern, v., wird von den Lauten gesagt, die die Pferde hervorbringen; dann auch wieherndes Gelächter. Bei Luther Jer. 5,8; 50,11 wiehern, im 15. Jh. wyern (1420), wyhaern, wehern, weihirn (Diefenb.gl.277 e ); daneben wiehein (a. a. 0., noch 1664 bei Duez wiehelen), mhd. wihen(en). Daneben mit Ablaut mhd. wei(g)en, ahd. (h)weidn, weigôn, weihôn, auch wêhjôn-, dazu engl, whinny, mundartl. wicker, altdän. hvine «wiehern». Es gehört zu ags. hwlnan, engl, whine «winseln, jammern», anord. hvlna, schwed. hvina, dän. hvine «kreischen». Vieil, verw. mit air. cäinim «weine». Eig. «schreien».

Wiek, f. (Pl. -en): kleine Meeresbucht. Ndd. u. zwar 1582 wyk (hör. belg. 7, 38 a ); dazu ndl. wik, ags. wie f., engl, mundartl. wick, wich, anord. vïk f., schwed. vik, dän. vig«Bucht». Zu weichen, eig. «das Weichen, der Zurückgang».

Wieke, s. Wieche.

Wielant, Name des halbgöttlichen Meisters aller Schmiede der deutschen Heldensage. Ahd. Wielant, ags. Weland, isl. Völundr, anord. Velundr. Im zweiten Teil steckt wohl Hand, der erste ist nicht sicher erklärt, vgl. ZfdW. 12,131. W i e m e n , m.(-s, PI.wie Sg.): über der Esse angebrachte Hölzer zum Räuchern von Fleisch usw.; Stäbe für die Hühner zum Schlafen. Bei Voß 2,63 u. bei Storm. Nordd., aber auch hess.

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w i e t e n , v.: Unkraut gäten. 1771 im Brem. Wb. weden. Mnd.wëden, weiden,asächs.wiodon «jäten»; dazu ndl. Wieden, ags. wëodian, engl. weed. Von asächs. wiod n., ags. wëod η. f., engl. weed «Unkraut». Herkunft dunkel.

1263

wiewohl

Wille

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wiewóhl, konj. : statthabend daß. Bei Lu- werden. Fastnurnochin«eraiider«. Md.vorwil· ther 1.Mos.42,8. Auch 1482 im voc.theut.oo4 b . dim. Wildling, m. (-s, PI. -e) : noch nicht verW i g w a m , m., bayr. auch n. (-s, Pl. -s): In- edelter Baum (1786 b. Adelung, nach ihm auch dianerhütte. 1857 b. Freiligrath Hiawatha 130. dial. Wildfang genannt, noch els.-schweiz., vgl. ZfdW. 11,243); noch nicht gezähmtes Tier; unAus einer Indianersprache. Wiking,m.(-s, PI.-er): nordischer Seeheld. eheliches Kind. Wildheit, f., 1664 bei Duez. Aus dem Nord, enti., anord. vlkingr «Seeräuber», Wildnis, f.: wilde Gegend. Bei Opitz Ntr. Mhd. ags.wîcing, afrs.wîking,wïtsing,wïsing m. Her- wiltnisse, -nis, -nüsse, -nusi.n. wildzen, v.: wild werden. Bei Goethe 2,89. Wohl aus wilkunft unsicher. Vgl. Falk-Torp. Wild, n. (-[e]s) : die jagdbaren wilden Tiere. denzen (s. u. Wild). ZUS.Wildbad, n. : natürMhd. wilt η. «wilde Tiere, Wild», ahd. wild n. liches warmes Quellenbad. Mhd. wiltbat n. (PI. wildir) «wildes Tier»; dazu ags. wild (or) η. wildfrémd, adj.: ganz fremd. Im 17. Jh., vgl. Urgerm.*wildiz- η. Zuwild. J.J3L. wildenzen, Gombert 4,15. Wildgraf, m., mhd. wiltgrâve, v.: nach Wild riechen. 1763 b. Heppe. Älter ist -grèvem.«Vorstand eines erst urbar zumachenwilderinzen, vgl. ZfdW.6,46. 1 wildern,v.: un- den Landstrichs». Wechselnd mit rûgrâve, s. rechtmäßigjagen. Erst 1801 bei Adelung. Ein Bauhgraf. Wildheuer, m. (-s, PI. wie Sg.): andres wildern, s. unter wild. Davon Wilde- der das Heu auf schwer zugänglichen Stellen rer, m., 1757 bei Egger. Schon spätmhd. wi'Zde- mäht. Ein Schweizer Wort. Bei Schiller Teil rœre «Jäger». ZUS.Wildbret, n. (-s) : Fleisch 4,3; b. Goethe 24, 369 (Wanderjahre) erklärt. der jagbaren Tiere. Bei Duez u. Kramer wild- Von Wildheu n. Zgs. mit Wilde f. «Wildnis», pret. Mhd. wütbrät, -brcete n.,eig. «Wildbraten». mhd. wilde f. Zgs. mitBraten. Wilddieb,m., 1691b.Stieler. Wildschur, f. (Pl. -en)·. Wolfspelz. 1778 Wildfang, m. (-s, PI. -fange): ausgelaßner bei Hermes Soph. Reis. 4,291. Umgebildet aus junger Mensch. 1716 b. Ludwig « wilder u. fre- poln. wilczura f. «Wolfspelz» (zu poln. wilk m. cher Jüngling», 1678 b. Kramer, 1618 b. Schöns- «Wolf»). leder u. auch schon im 16. Jh., 1517 b. Trochus Wilhelm, Mannesname. Mhd. Willehelm, g 3 b circumforaneus, profugus, erraticushomo, -halm, ahd. Willahelm, -halm, ags. Wilhelm, erro vagus: ein leuffer: wiltfange, so auch schon anord. Vilhjalmr, zgs. aus Wille u. Helm. Enti, im 15. Jh. Daneben vom Falken im 16. Jh.; eig. afrz. Villalme, woraus nfrz. Ghiülaume. Das a in aber im 15. Jh. wildfang m. «der Fang des Wil- mhd.-ahd. -halm beruht wohl auf frz. Einfluß. des», dann später «Jagdbeute, gefangner wilder Davon Wilhelmine, Frauenname. Falke». Vgl. ZfdW. 11,241. Ganz sicher ist die Wil(l)ibald,Mannesname. Ahd. Willibald, Bedeutungsentwicklung nicht. S. auch Wild- zgs. aus Wille u. bald «kühn», s. bald. ling. Wildschütz(e), m. (-en, Pl. -en) : Wildwill: erwünscht, angenehm. In der Verbindieb. 1763 b. Heppe Wildpretschütz «Wildrer». dung w. u. wohl, bei Joh. G. Müller in Musäus Im 18. Jh. sonst «Weidmann», wie spätmhd. wilt- Straußfedern 3,5. Aus mecklenb.-pomm. will schütze m. Wildstand, m. : der Bestand des u. wol «erwünscht u. wohlgefällig, friedlich», Wildes in einem Jagdbezirk. 1691 bei Stieler. auch bei Reuter. Wohl gleich Wille. Wild, adj.: unangebaut; nicht vonMenschen Willeléi, f. (Pl. -en): kraftloses Wollen. gepflegt u. veredelt ; höchst ausgelassen ; sitten- Verdeutschung von VeUeität. Bei v. Raumer los; zornig. Mhd. wilde, ahd. wildi-, dazu and. Geschichte der Pädagogik (1847 ff.) 3,1,232. wildi, ndl.-engl. wild, afrs.-ags. wilde, anord. villr Wille, öst. auch Willen, m. (-ns) : Selbst(verirrt), schwed. vild, vili, dän. vild, got. wil-, bestimmung ; Selbstbestimmungsvermögen. ßeis «wild». Wohl verw. mit kymr. gwyllt «un- Mhd. wille m. (Gen. willen), ahd. willo m.; dazu gezähmt», abret. gueld-enes «insula indomita». asächs. willio m., ndl. wil, afrs. - ags. willa m., RA. wilde Ehe «nicht gesetzlich geschloßne Ehe». engl.mM, anord.vilim., schwed.vilja,dän.vilje, B. Hermes Soph. Reise 3,34., vgl. Ladendorf. got. wilja m. «Wille». Verw. mit abg. volja f. Früher dafür Unehe. Subst.Wilde, m. : primi- «Wille». Zu wollen. Der neue Gen. Willens statt tiver Mensch (Adelung unterscheidet Wilde, mhd. willen bereits 1497 bei Janssen Frankf. Barbaren,gesittete Menschen, 1716 b.Lud wigdie Reichscorr.2,622 in der RA .willens sein «bereit wilden inAmerica) ; Student, der keinerVerbin- sein». ABL.willen,v., s.gewillt. willig,adj.: dung angehört (1809 stud., vgl. ZfdW. 8,103); guten Willen, Gehorsam zeigend. Mhd. willec, keiner parlamentarischen Fraktion angehörig ahd.-asächs. willig, afrs. willich·, davon willi( 1849, vgl. Ladendorf). ABL. ^wildern : wild gen, v., nur in in etw. willigen «zustimmen» u.

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willen

Wimperg

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in einwilligen. Mhä.wüligen «willig machen, zu regen, wimmeln») u.wiumman (mit tu nach got. Willen sein». ZUS. 1. mit Willen: willenlos, iumjo f. «Menge», s. Idg. Forsch. 13,155). wimadj.: ohne Willen. 1811 bei Campe mit ältern steht im Schwebeablaut zu got.i«»yö(s. o.), BaBelegen. 2. mit Willens : Willensfreiheit, f., sis *ewem, zu der Entsprechungen sonst fehlen. a. a. 0., ebenso wie Willenskraft, f. 3. mit 1 Wimmer, m. (-s, PI. wie Sg.): harte Stelle Will: willfähren, v.: nach jem.Willen tun. im Holz, Knorren; kleines Geschwür. Noch 1664 b. Duez mit Dat., 1561 b. Maaler willfaren, bayr.-öst.-kärnt. Bei Adelung F., 1568 beiMaspätmhd. willenvarn, bei Keisersberg willen(s)- thesius Sar. 138. Mhd. wim(m)er m. «Knorrenforen, mhd .eines willen vâren zu vare« «wonach Auswuchs, Warze, Bläschen auf der Haut». Herstreben, trachten, ins Auge fassen, suchen», s.u. kunft dunkel. Vieil, zu i Stamm von wimmeln. Fahr. Vgl. ZADS. 1908, 370. Die Flexion ist 2 Wimmer (-s, PI. wieSg.): Winzer. Noch daher schwach willfahrte, gewillfahrt. Davon mundartl. 1482 (vindemer) wimmer, von mhd. willfährig,adj., 1561 b. Maaler 500 0 willfür ig, windemen, w immen «Weinlese halten>, ahd .winaber auch 500 d mnilfertig u. so b. Luther Matth. demôn, enti, aus glbd. lat. vindëmiare, zgs. aus 5,25, von willfart b. Maaler, wo das Wort schon vïn(um) n. «Wein» und einer Abi. von déniere ungedeutet ist. willkommen, adj., mhd. «nehmen». Dazu auch 8Wimmer, f. (PI. -n): wil(le)komen, um 1100 willechomen «nach Wil- Weinlese. len u.Wunsch gekommen», in der Begrüßung wimmern, V. : kläglich tun, kläglich tuend willkommen! mit Auslassung von sei, seid, zgs. äußern; überhaupt zitternde gebrochne Laute aus Wüle u. kommen, dem alten Part, von kom- von sich geben (Schiller Glocke 176). 1664 bei men. Subst. Willkommen, m. (-s) : freund- Duez wimmeren, 1618 bei Schönsleder verwimliche Begrüßung; großes Trinkgefäß dafür (in mert, 1557 bei Waldis Es. 4,99,7 wimmern, 1678 dieser Bed. 1556 [noch nicht 1541] bei Prisius bei Kramer u. b. H. Sachs Fab. 51,27 wemmern, 597 a «unten spitzes Trinkgeschirr, das unausge- 1432 wimmerzen, spätmhd. b.Wolkenstein 53,55 trunken nicht hingestellt werden kann»). Mhd. wimmer «klägliches Tun», ebd. 98,26 gewamer. wülekomen n. Daneben Willkomm, m. (-s), Wohl zu winseln (s. d.). ZUS.Wimmerholz, bei Goethe Faust 2031, auch bei E. M. Arndt, n., scherzhafte Verdeutschung für Gitarre, schon mhd. wülekum m. von mhd. willekome, Geige. 1882 ostpreuß. -kume,-kom,-kum, ahd. im 10. Jh. wilicumo, zgs. Wimpel, m. {-s, PI. wie Sg.): Zeugstreifen mit*-kumo, s.Nachkomme. Willkur, f.: Handwie eine kleine Fahne am Mast usw. Bei Adelung ohneGrund; freie Wahl. Mhä.wil(le)kür f. lung und bei Blumauer Än. 3, 147 F. Mhd. «freie Willens wähl, freierWille, freiwillige Entwimpel f. m. «Wimpel, Stirnbinde, Kopftuch», schließung, Neigung, Zustimmung, Übereinahd. wimpal «Tuch zur Umhüllung»; dazu and. stimmung, Gutdünken», md. willekur, erst im wimpal «Schleier», ndl. wimpel m., ags. win-, 1 12. Jh., zgs.mit mhd.Mr, s. Kur; dazu afrs.wilwimpel m. «Umhüllung für Frauen», engl, wimkere m. f. Davon willkürlich, adj., mhd. willeple, anord. vimpill m. «Schleier»; enti, schwed.kürlich «freiwillig». dän. vimpel u. frz. guimp(i)e f. «Lanzenfähnchen», willen, nachgestellte Präp. mit Gen.: we- afrz. auch «Kopfschmuck der Frauen». Die gen. So nur selten ; entstanden aus um — teil- Form W. mitρ ist wohl md., vgl. mhd. bewimpfen ten. Bei Luther. Mhd. durch—willen, Akk.von «verhüllen». Herkunft dunkel. Vieil, stammWille. In Verbindung mit Pronomina steht die verw. mit anord. veipa f. «weibliches Kopftuch». Form auf -t, dessentwillen usw. Wimper, f. (PI. -«): Haarrand des AugenWilli, Koseform für Wilhelm. Willibald, lides; einzelnes Haar daraus. Aus mhd. wints. Wilibald. willig, Wille. brâ(we) f., ahd. wintbrâwaï., and. wintbräwia f. Wilpert, n. (-s), volkstümliche Form für Nach Idg. Forsch. 19,346 gehört wint- zu air. Wildbret, z. B. thür.-obd. Schon mhd. willpret find, finn «Haar», der zweite Teil ist Braue. aus wiltpret. Wimperg, m. (-s, PI. -e), Wimperge, f. wimmeln, v.: in einer Menge von lebhaften (PI. -w): (in der gotischen Baukunst) Giebel Durcheinanderbewegungen sein oder sich dar- über Fenstern u. Türen. Noch eis.-schweiz.stellen. Bei Luther 2. Mos. 8,3, Ps. 104,25; 105, bayr. Windberg «Staffelgiebel». Aus mhd. wint30, H. Sachs 15,142. Md. einmal wimelen, von berge f. «Schutz vor dem Winde gewährender md. wimmen «sich regen, wimmeln», ahd. wi- Ort, Mauerzinne», and. wintberga f. «Mauerman (Schmeller) ; daneben ahd. wimidôn u. wi- zinne». Zgs. aus Wind (oder mit einer Entspremizzen {wamezzen, noch bayr. wammezen* sich chung von got. -winds «verkehrt») u. einer Abi. 80 W e i g a n d , Deutsches Wörterbuch. 5. Aufl. Π. Bd.

wind

winden

zu bergen oder zu Berg, vgl. mhd. winfburgelîn η. «kleine Zinne». wind, adv., nur noch in es ist, wird, macht mir wind und wehe. Bei Scheffel Gaudeamus 88 65. Bayr.-öst. u. sonst. Schon mhd. so winde noch so wê (Konrad troj. Kr. 12937), daneben winne und wê, zumhd. winne, winde f. «Schmerz», die teils zu winden, teils zumw«e»gehören. Vgl. winden. Dazu Harnwinde. 1 Wind,m.(-[e]s,PL-e): Luftströmung; Luft in den Eingeweiden ; leere Prahlerei, Großsprecherei. Mhd.-ahd. wint m.; dazu asächs.-ndl.afrs.-ags.-engl. wind, anord. vindr m., schwed.dän. vind, got. winds m. Verw. mit glbd. lat. ventus m., kymr. gwynt, bret.guent,idg.*wëntos zu der Wz. wê «wehen» (s. d.). ABL. windig, adj.: viel Wind enthaltend; leer, prahlerisch, 1778 b. Hermes Soph. Reis. 3,154, Heine 1,189; 3,21. Mhd. windec, auch «blähend». ZUS. W i n d b e u t e l , m. (-s, PI. wie Sg.): (eig.) nur mit Wind aufgeblasner Beutel ; (dann) inwendig hohles Gebäck; nichtiger, hohler Mensch. Beides 1786 b. Adelung, älter, vgl. Liscow 761. Denn schon 1778 b.Hermes Soph. Reis. 1,444 die Abi. Windbeuteln, v.: Nichtiges sprechen. 1767 b. Lessing Minna 3, 7, wovon Windbeuteléi, f. Windbruch, m.: durch Wind umgerißne od. gebrochne Bäume. Mhd. wintbruch. winddürr, adj. : von Luft u.Wind ausgetrocknet, auf dem Stamm abgestorben u. dürr. Mhd. wintdurre. W i n d e i , n.: ohne Befruchtung des Hahnes gelegtes Ei. Bei Lessing 5,353 aus Logau, 1517 b. Trochus H 5 a wintey. Windfall, m.: vom Wind umgerißner Waldbaum. Spätmhd. wintval m. Windfang, m. : Vorrichtung im Vorhause zum Abfangen des Windes. Mhd. wintvancm. Windfuß, m.: flatterhafter leichtsinniger Mensch. Bei Schiller Kab. u. L. 1,1. Windgalle, f., s. 2 Galle. 1786 bei Adelung.

f.: die nach den Windstrichen eingeteilte Scheibe des Kompasses u. ihre Abbildung. 1716 b.Ludwig. Windsbraut, f. (PI. -braute): tobender Wind. 1482 im voc. theut. oo 6 b windspraut, mhd. windes sprout (Weinschwelg 141), gew. windesbrût, ahd. wintesprût, -brût, windisbrût, mntsprût, also scheinbar «Windsbraut». Früher mythologisch erklärt. Doch ist das nicht haltbar. Der zweite Teil ist wohl erst volksetymologisch zu Braut gezogen. Vgl. Btr. 21,lllff.

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Windhund, m., s. 2 Wind. Windlicht, n.:

Licht, das auch im Winde brennt. Von Lessing 5,353 aus Logau angeführt. Mhd. wintlieht n. «Fackel». Windmonat, m. : November. Umgestaltet aus spätahd. winde-,windumânôth, von Karl d. Großen benannt windumemânôth, d. h. «.Weinlesemonat (Oktober)», dessen erster Bestandteil aus lat. vindëmia «Weinlese» zu vindëmiare, s. 2 Wimmer. Vgl.Weinhold die deutschen Monatsnamen 60f. W i n d m ü h l e , f., mhd.wintmiilî. Windofen,m.: OfenmitLuftzug, Zugofen. 1691 b. Stieler. Windpocken, pl.: unechte Pocken. 1786 b. Adelung. Windrehe/.: Pferdekrankheit.l 786 b. Adelung. Mhd. wintrœhe adj. Zgs. mit Rehe (s. reh).Windrose,

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Windspiel, s. 2 Wind, windstill, adj. 1541

bei Frisius 866 8 ; davon W i n d s t i l l e , f., a. a. 0. Windwehe, f. (PI. -n) : vom Wind zusammengewehte Schneemasse. 1734 bei Steinbach. Windwirbel, m. : fortlaufende, trichterartige Umdrehung des Windes. BeiLutherJes.17,13; 40, 24, 2. Petr. 2,17, auch -würbel (Jes. 29, 6, Hes. 13,11.13, Mark. 4,37, Luk. 8,23). WindWUrf, m. : vom Wind umgeworfner Wald bäum. Spätmhd. wintwurf m. 2

Wind, m., veraltet u. nur in Zss., s. u. Mhd. wint m. «Windhund», ahd. wint ra. Unsichrer Herkunft. Nach Weigand eins mit 1 Wind, nach Kluge umgestaltet aus lat.-gall. vertragrus m. Beides unsicher. ZUS.Windhund, m., 1618 b. Schönsleder u. in der Zimm. Chron.2 4,240,27. Windspiel, n. (PI. -e) : großer schlanker windschneller Hund zum Jagen, canis grajus. Mhd. wintspil n. Zgs. mit 1 Spiel. Also eig. wohl ein Kollektivum. 1 Winde, f. (PI.-κ): die sich windende Pflanze convolvulus. Ahd. winda f., vgl. ZfdW. 3, 307. Von winden. 2 W i n d e , f . (PI.-»): Werkzeug zum Winden. Mhd. winde, spätahd. winta f. W i n d e l , f. (PI. -«): Tuch zum Umwinden. Mhd. windel f., ahd. wintila f., and. windila f. «Binde». Zu winden. ABL. windeln, v. : einwickeln. Bei Goethe 3,201. ZUS. windelweich,adj., bes.in der RA. w. schlagen,prügeln (im 19. Jh.) «weich wie eine Windel». Vgl. aber ZfdW. 6, 211. W i n d e l t r e p p e , f., noch im 19. Jh. für Wendeltreppe. 1 winden, v. (Präs. winde, Prät. wand, Konj. wände, Part, geivunden, Imp .winde): kreisförmig, kreisartig bewegen; durch kreisförmige Bewegung umbinden; drehend in einander bewegen. Mhd .winden, auch «sich von einer Richtung nach der andern bewegen», ahd. wintan (Prät. want, Pl. wuntum, Part, giwuntan) ; dazu asächs.-ags. windan, ndl. winden, engl, wind, anord. vinda, schwed. vinda, dän. vinde, got. biwindan «umwinden», eig. «drehen, flechten».

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winden

Winter

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Enti. ital. ghindare, span, guindar, frz. guinder. advokat,m.: Rechtsbeistand,der nicht von der Dazu das Kausativum wenden u. Wand. Wohl Obrigkeit bestätigt ist. Winkelehe, f. : heimverw. mit aind. vandhûram n. «Wagenkorb», liche Ehe. Mhd. winkelêî. (Berthold 1,318,4). umbr. ahavenduter soll abwenden», abg. qfia f. W i n k e l e i s e n , n.: zwei eiserne Stäbe, in rech«Fischhaken». Vgl. Btr. 30,268. ^ ¿ . W i n - temWinkel aneinand ergefügt (b.d. Bauleuten). Bei Diefenb. gl. 267 a winkeleyssen n. Winkeld u n g , f., 1691 bei Stieler. 2 winden, v.: (weidm.) wittern (1763 b. Hep- haken, m.: Haken in Form eines rechten Winpe) ; (unpers.) der Wind geht. Bei Diefenb. gl. kels (bei Zimmerleuten, Tischlern, Schlossern, Buchdruckern, Schriftgießern, Orgelbauern. 238° winden. Adelung). 1678 b. Kramer Winckelhack. WinW i n d f a l l usw., windig, s. 1Wind. kelmaß, n. : Winkeleisen, -haken. Mhd. winkelWindhund, s. 2 Wind. W i n d i g , m . (-[e]s,PI. -e) : Abendschmetter- mâ§,-megη. winkelrecht,adj.:rechtwinklig. ling, dessen Raupe ander Winde lebt. Im 19. Jh. 1716 bei Ludwig. Winkelschule, f. : geringe Privatschule. 1691 bei Stieler. Aber schon bei W i n d l i c h t usw., s. 1 Wind. windschief, adj.: schief gezogen, verdreht, Diefenb. gl. 184° winkelschuler. Winkel zug, verzogen. Dafür 1763 b. Heppe windicht, -isch. m., meist im PI. Winkelzüge, eig. «Züge im VerZu winden. Bei Lessing 10,143 ; 11,528 übertr. borgnen», dann «geheime Ränke, Ausflüchte, W i n f r i e d , Mannsname. Ahd. Win(i)frid, leere Entschuldigungen». Bei LessingMinna 2,9. ags.Winfrid, zgs. aus ahd. wini m. «Freund» u. winken, v.: statt zu sprechen durch eine Bewegung seinen Willen od. seine Meinung kundFriede. Wingert, m. (-s, PI. -e): Rebstück,Wein- tun; andeutend kundgeben. Mhd. winken (Prät. berg. Noch schweiz.-schwäb.-hess.-mrhein.Fort- winkte, nur einmal wane, Part.geivinket) «sich setzung des mhd. wîngarte m., ahd. wîngart(e) seitwärts bewegen, wanken, schwanken, nicken, m.; dazu asächs.wingardo m., ags.wïngeard m., winken», ahd. winchan·, dazu and. (enti.) winken, ags .wincian «winken, blinzeln», engl. wink. engl, vineyard. Zgs. mit Garten. Wingolf, m. (-s, PI. -e): 1850 gestiftete Die urspr. Bed. ist wohl «biegen». Verw. mit Studentenverbindung. Der Name ist entnom- wanken und mit lit. vìngis m. «Bogen, Krümmen aus derTFïw^oi/'ûberschriebnen OdeKlop- mung», véngiu «tue etwas ungern», vingüs stocks, in der dieser, ihn in den Anmerkungen «krumm», alb. vank, vangu m. «Felge, Radals Name «des Tempels der Freundschaft» be- kranz»; eine Wz. ohne Nasal in air. feacaim zeichnend, seine Freunde feiert. Anord. "Rw^öi/· «biege» u. in got. waïhsta, s. Winkel. Das Part, kommt mit Valhöll verbunden vor u. ist «Wein- wird nhd. nicht selten stark gebildet gewunken haus». Zgs. mit anord. vln «Wein» u. golf η. (bes. obd. bei Uhland, Kerner, G.Keller Ges.W. «Estrich, Wohngemach». Vgl. Btr. 14, 369. 8,140, ziemlich allgemein er hat ihm eins gewunFälschlich als «Freundeshaus» (anord. vinr ken «eine Ohrfeige gegeben», preuß.). Vgl.Gom«Freund») gedeutet. Davon Wingolfit, m. bert 4,15. (-en, Pl. -en) : Mitglied des Wingolfs. winseln,v.: schwachu.feinlautig jammern, Wink,m. (-es,Pl.-e): ein stattdurchWorte bes. vom Hunde. 1618 b. Schönsleder wimßlen, durch eine Bewegung gegebnes Zeichen ; ver- auch 1537 bei Schaidenreißer Od. 16,163 wim/pstohlner Hinweis auf etw. (Jem,, einen W. geben) ; seln, noch eis. wimeslen, bei Keisersberg Post. Augenblick (bei Wieland, Goethe in einem W.). 3,17 b wintzelen. Mhd. winseln, von mhd. winsen, 1642 bei Duez Winck. Md. (selten) winc m. ahd. win(i)sôn «in leisen Tönen sich auslassen». «Wanken», ahd. winch m. «Wink». Von winken. Wohl verw. mit wimmern od. mit weinen. Winter,m. (-s, PLwieSg.): Jahreszeit vom W i n k e l , m. (-s, PI. wie Sg.): Vereinigungsstelle zweier Linien od. Flächen sowie der innre kürzesten Tag bis zur Frühlingstag- u. NachtRaum zwischen ihnen; enger Raum zwischen gleiche. Mhd. winter, winder m., ahd. wintar zwei Gebäuden; abgelegner Raum ; (nd.) Kram- m.; dazu asächs. wintar m., ndl.-afrs.-ags.-engl.bude (bei Richey). Mhd. winkel, auch «Ecke», schwed.-dän. winter m., anord. vetr m., got. ahd. winkü m. «Ecke, Winkel» in 1. Bed.; dazu wintrus m. Herkunft dunkel. Weder die Zumnd.-ndl. winkel m., ags. wincel «Ecke». Eig. sammenstellung mit air. find, kymr. gwynn wohl «Biegung». Zuwinken. Got. waïhsta m. «weiß», noch mit lit. vanduô «Wasser» (Btr. «Winkel, Ecke» gehört zu einer nasallosen Wz. 15,522) gibt befriedigenden Aufschluß über die ABL. wink(e)licht, wink(e)lig, adj., bei Bildungsweise. Der Gen. winters « den Winter Diefenb. gl. 35 b winkellich. ZUS. Winkel- über» als Adv. ABL. winterlich, adj.: dem 80*

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Winzer

Winter gemäß. Nach Adelung dafür üblicher winterhaft. Er führt auch wintericht, -ig, -isch an, die alle veraltet sind. Mhd. winterlich, ahd. wintarlîh. wintern, v.: Winter sein; den Winter zubringen (jetzt meist in überwintern)·, deD Winter über erhalten (bei Schiller Teil 2,2 am Ende, jetzt meist in über-, durchwintern). Mhd. wintern in allen 3 Bed., ahd. wintarran «den Winter leben». Winterung, f.: (schweiz.)

wirken

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auch wuppen; dazu 1477 clev. wyppen (schwanken), ndl. wippen, mhd. wipfen (hüpfen, springen), schwed.vippa, A&n.vippe «wippen, schaukeln». Verw. mit weifen, lat. vibrare «schwin-

gen, zittern». ABL. Wipper, m.: Münzbetrüger. Hamburg, bei Richey «einer, der die Münze wiegt {wippt), die vollwichtige zum Ausscheiden u. Einschmelzen, die geringhaltige, um sie unter die Leute zu bringen». 1664 bei Duez.

Winterfutter. 1561 b. Maaler. ZUS. Winter- Vgl. Kipper. ZUS. Wippgalgen, m. : Galgen birne, f. : Birne, die sich den Winter hält. 1691 bei Stieler. Winterfrucht, f.: im Herbst gesätes Korn, das überwintert. 1416 wintervruht f. Wintergarten, m.: Gewächshaus, Zimmer für Pflanzen im Winter. 1811b. Campe. Wintermonat, m. : ein Monat des Winters ; bis ins 18. Jh. der November, vom 15. Jh. an auch der Dezember. Mhd. wintermânôt m. schwankend zwischen Oktober bis Januar, ahd. wintarmânôt m. «Januar». Vgl. Weinhold Monatsnamen 61 f.

Wintersaat, f. : Winterfrucht. Mhd. winter sät f.

Winzer, m. (-s, PI. wie Sg.): Weinbauer. Mhd. wînzûrl(e) m., auch wînzurl, wínzürne, -zum, ahd. wînzur(i)l, wînzurnél, noch bayr. Weinzierl. Früh enti, aus lat. vlnitOrem, dem Akk. von vinitor m.« Winzer» mit volkstümlicher Umgestaltung des zweiten Bestandteils. w i n z i g , adj.: überaus klein. Mhd. winzic. Wohl aus derselben Wz. wie wenig oder unmittelbar von diesem.

Wipfel, m. (-s, PI. wie Sg.): höchste Spitze des Baumes; auch Gipfel(GoetheDeutsch.Parnaß 133). Mhd. wipfel m. «Spitze eines Baumes, eines Besens, eines Gebäudes», md.auch wippel, ahd.wipß,wiffil m. «Pflanzenspitze». Zu wippen

(s.d.). ABL. wipf(e)lig, adj., in Zss. wie hoch-, breitwipfeiig. wipfeln,v.: durch Abhauen des Wipfels kürzen. 1398 mhd. wipfeln «einen Baum durch Abhauen des Wipfels zeichnen». Wippe,f. (PI. -n) : Vorrichtung zum Schnellen, Schaukeln, Schwengel. 1663 bei Schottel 1444 auch «Brunnenschwengel», enti, aus nd. wippe, wuppeî., auch «Wippgalgen» (Richey).

zum Auf-u. Niederziehen der Verbrecher. 1664 bei Duez. wips! Interj. größter Schnelligkeit: im Augenblick. Bei Bürger (1778) 53, Reiske an Lessing 13,443 wips. Aus nd. bei Richey wips zu nd. wipp, mhd. wipf m. «schnellende Bewegung, Schwung», ahd.wipph (in zi themowipphe «im Nu» (Otfrid 4,16,28). Zu wippen. w i r , Nom. Pl. des Pronomens der 1. Pers. Mhd.-ahd.wir; dazu asächs.m, we, afrs,wi, ags. wë, engl, we, anord. vër, got. weis «wir». Dazu ein Dual got.-asächs.-ags. wit, anord. vit. Derselbe Stamm in aind.-apers. vajám, aw. vaëm «wir», abg.vê, Yù.vèdu, «wir beide». Der Stamm we ist wohl derselbe, der in lat.t;i-0iwii,gr.€ÏKoa steckt, eig. «beide».

Wirbel, m. (-$, PI. wie Sg.): fortgehende kreisförmige Bewegung; Scheitelpunkt mit kreisförmigem Stand des Haars; drehbares schmales zapfenartiges Werkzeug (an der Geige, am Fenster, 1482); einem W. ähnlicher Knochen; wiederholtes Anschlagen der Trommel. Bei Duez auch Würbel. Mhd. wirbel, werbel m. in den beiden ersten Bed., ahd. wirvü m. «Wirbelwind», daneben werbo, werf o m. «Wasserwirbel»; dazu mnd.-ndl. wervel m., anord. hvirfill m., schwed. hvirfvel, dän. hviroel, aus dem Nord, enti. engl, whirl. Zu werben. ABL. wirb(e)-

licht, wirb(e)lig, adj., 1642 bei Duez wirbelMchtig. wirbeln, V., 1664 bei Duez. ZUS. Wirbelsäule, f., 1811 bei Campe. Wirbeltier, n.,

im 19. Jh. Wirbelwind,m., 1678 bei Kramer;

bei Luther Jes. 17,13 dafür Windwirbel. w i r k e n , v.: (tr.) tätig seiend hervorbrinVon wippen. ABL. Wippchen, n., bes. in der gen, durch Tätigsein hervorbringen; weben; RA. einem Wippchen vormachen «mit falscher den Teig knetend bearbeiten (Brot wirken)·, Vorspiegelung verleiten u. so in Nachteil brin- (intr.) : tätig sein, Erfolg haben. Früher auch gen». Wetterau.-nordd.-preuß. Von wippen, würken Duez, Goethe 5,1,119 usw. Bei Luther v.: auf-u. niederschwebenmachen; schnellend wirken, bei Maaler würcken. Mhd. wirken, zum Niederfallen in die Höhe schweben machen ; würken, wwrken (Prät. worhte, Part, geworht), sich stoßweise bewegen (bes. von einer Turn- ahd. wirkan, wurchan (Prät. worahta, Part, giübung) ; (von Münzen) zu betrügerischen Zwek- wurht, -worht); dazu as&che.wirkian, afrs .werka, ken auswiegen. 1663 bei Schottel u. 1664 bei wirka, &gs.wyrc(e)an, wir can, weorcean, anord. Duez, 1517 bei Trochus Y 2 b . Aus nd. wippen, yrkja, orka (enti, schwed. virka, dän. virke),

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wirr

Wirt

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b got.waúrkjan «wirken,verfertigen». Yerw. mit sing 4,59 u. ö., bei Bürger 294 (Bohtz), 1755 bei Richey, 1786 von Adelung als ndd. u. unnötig aw. V9r»zjeiti «wirkt», gr. ¡>¿leiv, Ëpbeiv «tun», air. fairged «machte». Weiter gr. Mfoc n. «Tep- bezeichnet. AuchNtr. 1561 bei Maaler wirren pich», öpfdZetv «kneten». Dazu Werk. Urgerm. wäreten* discrimen confusum», um 1500 wir(en)· b war wohl wurkjan, woneben sich aber durch wer « Zank, Hader» (Diefenb. gloss. 312 ), 1486 b Anlehnung an Werk ein wirkjan u. sogar ein bei Melber P 2 wirenwar «Wortstreit, Hader». werkön (anord.orka) entwickelte. ABL.WÌT· wirsch, adj.: aufgebracht, wild, verwirrt. ker, m.: Bereiter, Verfertiger, meist in Zss. Bei Alexis Hosen (1846) 1,1,63. Älter wirrisch Strumpf-,Salzwirker.Mhd.wirker,würker,e,xich (bei Goethe), 1691 bei Stieler. Schweiz, wirrisch wirket, werker m. Davon Wirkeréi, f.: We- «rappelig, launisch». Zu wirr. Nicht zu unwirsch, berei. wirklich, adj.: in der Tat vorhanden, aber damit vermengt. nicht bloß scheinbar; (als Adv. südd.) gegenWirsing, m. (-s) : Häupterkrauskohl. 1691 wärtig (von der Zeit, bei Schiller Räub. 1,2, bei Stieler TT., aberl716bei Ludwig Wirsching. Fiesko 2,17). In 1. Bed. 1642 bei Duez. Mhd.- Mit deutscher Endung aus lombard, verza f., das md. wirke-, würkelich «tätig, wirksam, wirkend» mit span, berza f. «grüner Kohl» auf lat.«ìndia (noch beiDuez). Davon Wirklichkeit,f.,der «grünes Kraut» (zu viridis «grün»)zurückgeht. Gegensatz der Möglichkeit ; Gegenwart (Goethe Daneben bayr. Berschkohl, Schweiz. Werz, Wirζ "Paust 32). Mhd. bei den Myst. wirke-, würke- u. a. Pflanze und Name kamen aus Italien. KcMeii f. «Tätigkeit, Wirksamkeit». wirksam, Wirt, m. (-[e]s, PI. -e) :Vorsteher eines Hausadj.: wirkend. 1716beiLudwig. Davon Wirk- halts, Hauses {guter, schlechter Wirt, Ehewirt samkeit, f.: Tätigkeit. Bei Adelung. Wir- Schiller Teil 1,2, Hauswirt, Landwirt)·, Gastkung,^, (PI.-eri): Tätigkeit,Erfolg. Mhd.mr- geber; Inhaber einer Gastwirtschaft.. Mhd .wirt kunge, würkunge f., bei den Mystikern. Dazu m. «Ehemann, Haus-, Burg-, Landes-, SchutzWirkungskreis, m., 1786 bei Adelung. herr,Hochzeitsgast,Gastwirt», ahd.wirt m. «Ehewirr, adj.: unklar,verwirrt. Nicht bei Ade- mann, Gastwirt, Hausherr»; dazu asächs. werd lung, bei Campe als landschaftlich. Im 17. Jh. m. «Wirt, Hausherr», and. auch wird m., afrs. beiLogau. Mhd. selten wirre. Von wirren. Da- hüswerda m. «Hausherr», got. waîrdus m. «Wirt, zuWirren, pl.: Unruhen,Verwirrungen. Nach Gastfreund». Da kein entsprechendes Wort in Schmeller (1887) 4,186 «von H. Zschokke in un- den andern idg. Sprachen besteht (lat. virtus f. sern Tagen wieder eingeführt». Mhd. werre f. «Tüchtigkeit» kann wohl nicht verglichen werm. «Verwirrung, Verwicklung, Störung, Auf- den), so leitet man W. von Wurzeln ab, von ruhr, Krieg usw.», ahd. (bei Notker) werra f. denen eineFülle zur Verfügung steht. Zu Wart «Ärgernis». Davon mlat. guerra, woraus ital. oder zu lit. ver'ü «öffnen, schließen», also «Beguerra, frz. guerre f. «Krieg». Abstraktbildung schließer» (Grienberger 236) oder zu Gewähr zu wirren, v.: unordentlich durcheinander (Wiss. Beih. ζ. Ζ ADS. 32,63) u. a. Alles ganz kommen machen (untereinander wirren, sonst unsicher. Wirten, v., nur noch in bewirten, meist in verwirren). 1691 bei Stieler. Mhd. mhd.wiriew«bewirten». Wirtin, f. (Pl. -innen), w err en (Präs. wirret, wonach nhd. Inf. wirren, mhd. wirtinne f. «Hausfrau, Ehefrau, Gattin», Prät. warr, PL wurren, Konj. würre, Part, ge- ahd. wirtinna, wirtun f. «Ehefrau, Wirtin», wirtworren), ahd. werran «durcheinander bringen, lich, adj.: geeignet, Gäste aufzunehmen. Bei verwickeln»; dazu asächs. werran «in Verwir- Adelung nur «wirtschaftlich», bei Chr. Weise rung, Not bringen». Aus *werzan u. vieil, zu got. Cathar. 200,13 «(gast)freundlieh». Mhd. wirtwairsiza, ahd. wirsiro «schlimmer». Kaum zu lich «einem Wirte angemessen». Wirtschaft, lat. verrere «fegen». Wie aind. várSati neben f. (Pl.-en): die Handhabung der Geschäfte eines árjSati «fließt», vf$abhás neben réabhás «Stier», Wirtes (in allenBed.); Gastwirtschaft; schlechte so könnte *wers zu irren, lat. errare gestellt Ausübung einer Handlung. Mhd. Wirtschaft f. werden. Anders Btr. 30,323. ABL. wirrig, «Bewirtung, Gastmal, Fest, Tätigkeit als Veradj.: verwirrt. Ndd. Bei Storm Ges. W. 17,204 walter oder Pfleger worüber», ahd. wirtscaft f. u. Alexis. Wirrnis, f. (PI. -nisse), erst im 19. Jh., «Schmauserei, Gastaufnahme». Davon wirtwie auch Wirrsal n. (-[e]s, PI. -β): Verwirrung. schaften, v.: Wirtschaft treiben; sich töricht Wirrung, f. (Pl. -en), b. Fontane Irrungen — u. geräuschvoll benehmen. Mhd. wirtschaften, Wirrungen. 1716 bei Ludwig. ZUS. Wirr- -scheften «ein Gastmahl halten, schmausen»; kopf,m., 1642 bei Duez «sonderbarer Mensch». wovon Wirtschafter, m., Wirtschafterin, Wirrwar, m. (-s) : Verwirrung. 1754 bei Les- f.: Haushälter, -in. 1786 bei Adelung, wirt-

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Wirtel

Wißbegierde

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schaftlich, adj.: guter Wirtschaft gemäß. 1741 Duez u. bei Herz. v. Braunschweig 458. Schon bei Frisch. ZUS. Wirtshaus, n., spätmhd. von Frisch aus mnd. wïkschepel eig. «Stadtscheffel», ein größres Trockenmaß, erklärt. wirtshûs η. wispeln,v.: in leisen säuselnden Tönen sich Wirtel, m. (-s, Pl. wie Sg.): Spulenring. Spätmhd. wirte(l) m. Wohl zu ahd. wirt «ge- äußern, lispeln. Bei Luther Jes. 29,4. 1540 bei a wunden», das zu werden gehört. Nach ZfdW. Alberus diet. G 4 wißpelt «stößt mit der Zunge an». Mhd. wispeln «zischen, pfeifen», ahd. (h)wis1, 67 aus siidfrz. vertèl enti. Wisch, m. (-es, Pl. -e) : Werkzeug zum. Wi- palón, mnd. wispelen. Daneben ndrhein. wlispen, schen (Borst-, Fleder-, Strohw.); gebundner s. lispeln. Wohl lautnachahmend wie das folg. Stroh- auch Heubüschel; schlechte unbedeuwispern, v. : wispeln. Bei Goethe 50, 236 ; tende Schrift. Mhd. wisch m. n. «Strohwisch», 3,46, Schiller Tur. 3,4. 1691b. Stieler wisperen. ahd.M>tsÄm.; dazu mni.wischm., auch«Fackel», Dazu ags. whisprian, engl, whisper, auch whistle. ndl. stroowisch, anord. visk f., schwed. viska, Zu wispeln. Ähnlich fispeln, fispern, fiispern, dän. visk. Herkunft unsicher. Die urspr. Bed. flüstern, lispeln. ist vieil. «Rute». Man stellt es dann zu lat.virga Wißbegier(de), f., zuerst 1786 bei Adef. «Rute», vgl. Walde. Es könnte aber auch zu lung, ebenso wie wißbegierig, adj. Zgs. mit Wiese gehören od. zu ai. vëikâs «Schlinge zum wissen, v. (Präs. weiß, du weißt, 3. Sg. weiß, Erwürgen» (Idg. Forsch. 18, 495). Aus dem südwestd. weißt, noch beim jungen Schiller), Germ. enti. afrz. guischet, nfrz. guichet, pikard. PI. wissen, Prät. wußte, Konj. wüßte, Part, gewisket «Pförtchen», eig. aus Flechtwerk, wi- wußt, Imp. wisse, bei Schiller Br. v. Mess, noch schen, v.: (trs.) mit einem Wisch reinigen, mit wiss) : im Geiste inne haben. Mhd. wijföen ( Präs. etw. Weichem abstreifend reinigen; (intrs.) wei¡, weist, PI. wiißen, Konj. wifäe, Prät. wisse, schnell sich fortbewegen, sehlüpfen». Mhd. wi- wesse, wiste, weste, spät wüste, woste, Part, geschen,wüschen in beid.Bedd., ahd.wisken; dazu wist, -west, Imp .wifä\e\), ahd.wiißan (Präs.weig, ügs.weoxian «wischen», ags.faldweoxian «Hürde weist, PI .wiißum, Konj .wijföi, Prät. wissa,wista, aus Ruten flechten» (a. a. 0.). ABL. Wischer, wessa, westa, Part, giwiföan, Imp. wiiße) ; dazu m.: empfindlicher Verweis. Bei Weise Cath. 205. asächs. witan, ndl. weten, afrs. wita, ags. witan, Wisch wasch, m. (-es,) Wischiwaschi, n. engl, towit (nämlich), anord. vita, schwed. veta, (-s): gehaltloses leeres Geschwätz. Letztres b. dän. vide, got. witan (Präs. wait, waist, witum, Lessing 1, 357, erstres 1778 b. Hermes Soph. R. Konj.witjau, Prät.wissa,Konj. wissëdjau, Part. 6,337. Zu ivaschen od. zu wische». Gebildet witans) «wissen». Ein altes Präteritopräs., genau entsprechend gr. οΐδα, abg. vidi «ich weiß». wie Mischmasch. Eig. dasPerfektum zudemStamm*M>id«sehen», Wisent, m. (-s, PL -e) : in Deutschland u. Rußland vorkommender Buckelochse (noch in also «ich habe gesehen u. weiß nun», lat. vidi. Schlesienu. Polen). Mhd. wisentm., ahd. wisunt Dieser liegt noch vor in got. witan (Prät. witaim.; dazu ags. wesend, anord. visundr m. Ins da) «auf etw. sehen, beobachten», ahd. giwifâên Lat. enti, als bisön m. Auch in germ. Eigen- «acht geben», ags. bewitian «betrachten, bestimnamen, mhd. Wisent u. mit gramm. Wechsel men». Verw. mit gr. ibeîv, lat. vidëre, abg. vidéti Wirnt. Dazu apreuß. wissambers «Auerochs». «sehen», lit.pavîdëti «mißgönnen», aind. vindáti «findet», arm. gitem «ich weiß», air. ro fetar «ich Weitre Herkunft dunkel. W i s m u t , m. n. (-s): ein silberweißes, ins weiß». Dazu in allen Sprachen zahlreiche Abi. Rötliche fallendes Metall. BeiLonicerus(f 1586) Vgl.gewiß, weise, Weise, weisen, Witz. Wis359a Wyßmuth, 1562 beiMathesius Sar. Wiß- sen, η., der subst. Inf. Mhd. wifäen n. ABL. muth m. n., bei G. Agricola (f 1555) Wismut, Wissenheit, f., nur noch in Un-, AlhvissenBismut und in lat. Form bisemütwm, erklärt heit, mhd.wiföentheitt, ahd.wiißantheiti.«Eindurch plumbum cinereum «aschfarbiges Blei», sicht, Bewußtsein, Inbegriff des Wissens», zgs. erst bei dem Alchemisten Basilius (im 15. Jh.) mit dem Part. Präs. ahd. wifäanti. Vgl. Gomerwähnt. Herkunft dunkel. Nach Dr. Wibel bert 4,16. Wissenschaft, f. (-en): Kenntnis, (bei Kluge) benannt nach der ältesten Wismut- Nachricht; Inbegriff ineinander gegründeter allzeche St. Georgen in der Wiesen bei Schnee- gemeiner Wahrheiten(1664b.Duez). Spätmhd. berg. Der zweite Bestandteil dann zu muten. wi¡¡¡en(t)schaft f. «Wissen, Vorwissen, Genehmigung». Zgs. mit dem Part. Präs. Davon Wispel, m. (-s, PI. wie Sg.) : ein norddeut- w i s s e n s c h a f t l i c h , adj. : nach Art d. Wissensches Trockenmaß (gesetzlich 13,191 hl, meist schaft. 1716 b. Ludwig, wissentlich, adj.: 24 Scheffel). Mundartl. auch winspel. 1664 bei

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wist!

wo

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mit Wissen, absichtlich. Mhd. wifôen(t)lich wenstuhl, m., mhd. witewe(n)stuol m Eine «bewußt, bekannt, offenkundig». Verdeutlichung liegt vor in Witfrau, f., spätwist! Fuhrmannsruf, links! 1786b. Adelung mhd. witvrouwe, ebenso Witmann, m., spätals meißnisch-thür. u. 1741 bei Frisch. Aber mhd. witman m. auch hess.-bayr. BeiWurmsaamWurmland 38 Witz, m. : Verstand (bis ins 18. Jh. u. noch wüst, 1660 bei Corvinus fons lat. 724a wüste in Mutter-, Aber-, Wahnwitz) ; im Finden sich «sinistrórsum». Schmellerhates zuahi.winstar zeigende Geistesschärfe (im 18. Jh. dem frz. «links» gestellt. Unsicher. [ Wittib. esprit entsprechend) ; in unerwarteten ÄhnlichWitfrau, -mann, s. Witwe. Witib, s. keiten erfindrische Geistesgewandtheit (b. Chr. witschen, v.: schnell weglaufen. 1741 bei Wolff); Streich {schlechter W., stud, im 19. Jh., Frisch u. bei Goethe Br. 9.8. 79. Von einer Par- ZfdW. 4,314). Die Bed. «Verstand» noch bei tikel witsch: im Nu. Wohl lautnachahmend. Duez, Günther 12, Goethe 1,169; 14,226, H. v. Kleist Käthchen 5,1. Doch wird die Bed. von Vgl. wutschen. wittern, v.: (unpers.) gewittern; toben; Dornblüth 28 bestritten. Das M. schon in mhd. (pers.) riechend od. dem Gerüche nach erken- fürwiz, dann aber erst nhd., 1595 bei Rollennen; dem Zuge der Luft nachriechend merken; hagen Froschm. 1,1, 7,4, Opitz 1, 271, Stieler, an dem Gerüche erkennbar sein. Mhd. witeren, das Fem. noch bei Logau 2,8,1, 1663 b. Schupp wit{t)ern «Wetter sein od. werden, Wetter 530,1669imSimpl. 41,Kramer u. auch b. Stieler. machen, als Geruch in die Nase bekommen». Bei Luther witze f., 1540 bei Alberus diet. witz. Von Wetter. ABL. Witterung,f. : Stand des Mhd. witze f., ahd. wizzî f. «Wissen, Einsicht, Wetters ; Spürgeruch aufWild. 1538 b. Serranus Verstand». Zu wissen. Dazu noch afrs. «¿¿¿«Verdiet, aa 6 a wytterung «Gewitter, Stur m wetter». stand», ags. wit n., engl, wit, anord. vit n., dän. Wittib (öst. nur so), bayr. nur Witib, f. -vid, got. unwiti n. Dazu aind. vidja f. «das Wis(PI. -e): Witwe. Schon mhd. witib aus mhd. sen». ABL. witzeln, v.: zur Unzeit witzig witewe (s. Witwe). Nur noch altertümlich. sein, leichte Witze machen. 1575 im Garg. 161 ; Wittum, n. (-s, PI. -e u. [meist] -tümer): davon Witzeléi, f. witzen, v.: witzeln (bei liegende Gründe als Stiftung durch Schenkung, Goethe Faust 5211); witzig machen (fast nur bes. an eine Kirche (noch Widern, Widum, auch noch in gewitzt). Mhd. witzen «witzig machen». TPïd»iMäjrm. «wogendes Wasser», wike f., ags .wice, wucut., engl .week, anord. vika afrs.tt;ë