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German Pages 1783 [1804] Year 1997
HERMANN PAUL · DEUTSCHE
GRAMMATIK
HERMANN P A U L
Deutsche Grammatik
BAND I
Teil I: Geschichtliche Einleitung Teil II: Lautlehre
Max N i e m e y e r Verlag T ü b i n g e n 1 9 6 8
Unveränderter Nachdruck der 1. Auflage von 1916 Die in den Corrigenda zur 1. Auflage verzeichneten Druckfehler wurden für den Neudruck im Text berichtigt
© Max Niemeyer Verlag 1916 Alle Rechte vorbehalten · Printed in Germany Druck: Gutmann & Co., Heilbronn Einband von Heinr. Koch Tübingen
Vorrede. Das Werk, von dem ich hier den ersten Band vorlege, Holl eine grammatische Darstellung der neuhochdeutschen Schriftsprache geben, die auf geschichtlicher Grundlage aufgebaut ist. Möglichste Vollständigkeit ist erstrebt für die Literatursprache etwa seit dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderte. Die weiter zurückliegende Zeit ist mindestens soweit berücksichtigt, als dies für das Verständnis der Entwicklung erforderlich schien. Das Gleiche gilt von den Mundarten. Die Grammatik gliedert sich in fünf Teile: I. Geschichtliche Einleitung. II. Lautlehre. III. Flexionslehre. IV. Syntax. V. Wortbildungslehre. In diesem Bande sind die beiden ersten Teile vereinigt. Mit der Ausarbeitung habe ich vor etwa vier Jahren begonnen. Die größere Maese von Teil I und II und ein kleines Stück von Teil III war niedergeschrieben, als mich im November 1913 eine schwere Krankheit für längere Zeit arbeitsunfähig machte. Nachdem ich leidlich wieder hergestellt war, wurde ich im April 1914 von einem Augenttbel befallen, das mir fortan das Lesen unmöglich machte. Zunächst schien mir keine Aussicht vorhanden, daß ich die Arbeit an der Grammatik wieder aufnehmen könnte. Erst nachdem ich im Herbst 1915 in Frau Charlotte Loewenfeld, geb. Winkler eine teilnehmende und verständnisvolle Gehilfin gefunden hatte, schöpfte ich wieder Hoffnung, die nicht wenig durch deren ermunternden Zuspruch belebt wurde. Mit ihrer Hilfe ist es mir möglich geworden, die Arbeit wieder aufzunehmen. Sie hat sich dadurch den Dank aller derjenigen verdient, denen mein Werk von einigem Nutzen sein kann. Für Unterstützung bei der Korrektur bin ich meinem Neffen P. Gereke zu Dank verpflichtet, und besonders Herrn
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Vorrede.
Dr. Rudolf BlUmel, dem ich manche Bemerkung verdanke. Gern hätte ich die Arbeit noch mehr ausreifen und besonders die Materialsammlung weiter anwachsen lassen, aber mein Alter nötigt mich, auf baldigen Abschluß hinzuarbeiten. Der zweite Band, der die Flexionslehre bringt, ist soweit gefördert, daß er im Laufe des nächsten Jahres erscheinen kann. Demselben wird auch ein Wortregister zu den beiden ersten Bänden beigegeben. München, Oktober 1916. H. Paul.
Inhalt. Teil I. Geschichtliche Einleitung.
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Kap. 1. Stellung des Germ, innerhalb des Idg. (§ 1—75) . . . . Idg. Ursprache und Urvolk (§ 1—2). Geschichte der idg. Sprachwissenschaft (§ 3). Verhältsie der idg. Sprachfamilien zueinander (§ 4). Geschichte der germ. Sprachwissenschaft (§5—11). Gerui. Ursprache (§ 12). Eigenheiten des Genn.: Betonung (§ 13), Lautverschiebung (§ 14—30), sonstige Konsonantenveränderungen (§ 31—37), Vokale (§ 38 — 63), Deklination (§ 64—69), Konjugation (§ 70—75).
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Kap. 2. Gliederung der genii. Sprachen (§ 76—101) Nord-, Ost- und Westgermanisch (§ 76 —77). Ostgermanisch (§ 78 — 80). Nordgermanisch (§ 81—86). Westgermanisch: Gemeinsame Eigenheiten des Westgerm. (§ 87—89). Englisch (§ 90—92). Deutsch und Niederländisch [A. Niederdeutsch: 1. Friesisch (§ 95), 2. Niedersächsisch (§ 96—98), 3. Niederfränkisch (§ 99). B. Mitteldeutsch (§ lOu). C. Oberdeutsch (8 >01)]· Kap. 3. Übersicht Uber die Entwicklung des Hochd. (§ 101—142) . Begriff des Hochd. (§ 102). Die grammatische und lexikalische Behandlang des Hochd. (§ 103—117). Charakteristik des Ahd.: Konsonanten (§ 118—132), Vokale (§ 133—134). Entwicklung des Ahd. zum Mhd.: Konsonanten (§ 135), Vokale (§ 136—137). Übergang vom Mhd. zum Nhd. (§ 138 —142).
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Kap. 4. Die Entstehung der Gemeinsprache (§ 143—157) . . . . 115 Verhältnisse in der älteren Zeit (§ 143—146). Vorstufen der nhd. Schriftsprache (§ 147). Autoritäten für die Schriftsprache (§ 148—149). 17. Jahrb. (§ 150). 18. Jahrh. (§ 151 —152). Neueste Zeit (§153—151). Schriftliche und mündliche Norm (§ 155). Verhältnis der wirklich gesprochenen Sprache zur Norm (§ 156—157).
Teil II. Lautlehre. Kap. 1. Orthographie (§ 1—11) 139 Übertragung des lat. Alphabets (§ 1— 2). Weiterentwicklung (§ 3). Reformbestrebungen (§ 4). Kritik der Orthographie (§5-11).
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Inhalt.
Kap. 2. Silbentrennung (§ 12—13) Kap. 3. Akzent (§14 — 26) Arten des Akzentes (§ 14). Silbenakzent (§ 15). Wortakzent (§ 16 — 25). Satzakzent (§ 26). Kap. 4. Allgemeines über die Vokale (§ 27—43) Quantitätsveränderung (§ 27). Vokaldehnung (§ 28—37). VokalverkUrzung (§ 38—43). Kap. 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben (§ 44—39) . . Kurzes a (§ 44). Langes α (§ 45). e (§ 46). Kurzes e (§ 47 — 50). Langes e (§ 51 —55). Kurzes i (§ 56 —59). Langes» (§ 60—62). μ (§63). Kurzes μ (§ 64 —65). Langes w (§ 66 — 68). ü (§ 69). Karzes u (§ 70—72). Langes ü (§ 73—74). Kurzes ο (§75—77). Langes ο (§ 78 — 80). ö(§81). Kurzes ö (§ 82—83). Langes ö (§ 84 — 85). et (§ 86—89). au (§ 90 — 94). eu (§ 95—99). Kap. 6. Vokale der unbetonten Silben (§100—116) Ableitungs- UDd Flexionssilben (§ 100—111). Wurzelvokale der zweiten Kompositionsglieder (§ 112). Vortonige Vokale in Fremdwörtern (§ IIS). Nicht haupttonige Partikeln in der Zusammensetzung (§ 114). Enklitische Wörter (§ 115). Entwicklung einer Silbe aus konsonantischem r (§ 116). Kap. 7. Vokalwechsel (§ 117—131) Lautwandel und Lautwechsel (§ 117). Umlaut (§ 118—119). Wechsel zwischen e und i (§ 120). Wechsel zwischen u und ο (§ 121). Wechsel zwischen e« und ie (§ 122). Ablaut (§ 123—131).
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Kap. 8. Allgemeines über die Konsonanten (§ 132—134) . . . . 259 Kap. 9. Die einzelnen Geräuschlaute (§ 135—224) 261 Labiale: ρ (§ 135—144). 6 (§ 145-149). f (§ 150—156). pf (§ 157—161). w (§ 162—166). Velare und Palatale: k (§ 167—175). g (§ 176-184). ch (§ 185—190.). j (§ 191 —193). h (§ 194—198). Dentale: t — d (§ 199—200). t (§ 201—207). d (§ 208 — 211). ζ (§ 212 — 216). s (§ 217— 219). sch (§ 220 — 224). Kap. 10. Die einzelnen Sonorlaute (§ 225—245) 353 r (§ 225 — 229). I (§ 230 — 232). Nasale (§ 233). w (§ 234 — 235). « (§ 236 — 241). Nasalausstoßung (§ 242 — 244). Sonorlaute als Sonanten (§ 245). Kap. 11. Konsonantenwechsel (§ 246 —250) 373 Gemination (§ 247). h — ch (§ 248). Grammatischer Wechsel (§ 249). Wechsel vor t (§ 250).
Erläuterung ζα den Quellenzitaten. Ad. = Adelung. — Lehrg. = Umständliches Lehrgebäude. W. A l e x i s , Cab. = Cabanis. Roman in sechs Büchern von W. Alexis. Berlin 1832. — Ruhe = Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. Berlin 1852. Almanach = (Kurländer) Almanach dramatischer Spiele. Wien und Triest 1811 ff. A mad is = Das erste Buch der Hystorien von Amadis auß Franckreich. Frankfurt a. M. 1569. A n d r ö , Schule der Väter = Johann Andre, Die undankbaren Söhne oder die Schule der Väter. Lustspiel nach dem Französischen. Offenbach 1776. A n d r e w s — Geschichte des Jos. Andrews von Fielding. Berlin, Stettin und Leipzig 1761. A n z e n g r u b e r = Ludwig Anzengrubers gesammelte Werke. 3. Aufl. Stuttgart 1897—98. A r n d t , Wanderungen — Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn von Stein von Ε. M. Arndt. Berlin 1858. A r n i m = Achim v. Arnim. Sämtliche Werke. Berlin 1839 f. A u e r b a c h , Dorfg. = Schwarzwälder Dorfgeschichten von Berthold Auerbach. Mannheim 1843. — N. Dorfg. = Neue Dorfgeschichten. Stuttgart 1876. A y r e n h o f f , Lustsp. = Ayrenhoff, Drey neue Original-Lustspiele. Wien 1807. — W. = Werke. 1803. A y r e r = Ayrers Dramen, herausgegeben von Adelbert v. Keller Stuttgart (Lit. Ver. Nr. 76—80) 1864—65. B a b o , Dagobert = Joseph Marius Babo, Dagobert der Franken König, ein Tranerspiel in 5 Akten. München 1779. — Otto — Otto von Wittelsbach, Pfalzgraf in Bayern. Ein Trauerspiel in 5 Aufz. München 1782. Banise = Asiatische Banise von Heinrich Anselm von Ziegler (Nat. Lit. 37). B l a i m h o f e r , Schweden = Maximilian Blaimhofer, Die Schweden in Bayern oder die Bürgertreue. Ein Schauspiel. München 1783.
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Erläuterung zu den Quellenzitaten.
B l u m a u e r = Aloys Blumauer, Virgile Aeneis (Nat. Lit. 141). B o d e , Klinkers R. = Humphry Klinkers Reisen. Ans dem Englischen. Leipzig 1775. — Montaigne = Michael Montaignes Gedanken und Meinungen Uber allerley Gegenstände. Ins Teutsche übersetzt. Wien und Prag 1797. — Schandi = Tristram Schandis Leben und Meynungen. Hamburg 1774. — Yorick = Yoricks empfindsame Reise durch Frankreich und Italien. Aus dem Engl, übersetzt. Hamburg und Bremen 1768. B o d m e r , -Discourse = Die Discourse der Mahlern. Zürich 1721 β. B r e t z n e r , Eheprokurator = Christian Friedrich Bretzner, Liebe nach der Mode, oder der Eheprokurator. 1790. — Liebhaber == Der argwöhnische Liebhaber. Köln und Leipzig 1790. — Räuschgen = Das Räuschgen (Nat. Lit. 138). Buch der Beisp. = Antonius von Pfore. Das Buch der Beispiele der alten Weisen, hrsg. von L. W. Holland. Stuttgart (Lit. Ver. 56) 1860. B ü h l , Teil = Bühl, Wilhelm Teil. Zürich 1792. B ü r g e r = Gedichte von Gottfried August Bürger (Nat. Lit. 78). C h a m i s s o — Chamissos Werke (Nat. Lit. 148). C l a r i s s a = (Johann David Michaelis) Die Geschichte der Clarissa. Aue dem Engl, übersetzt. Göttingen 1768—70. C l a u d i u s = Matthias Claudius, Werke. Goth$ 1871. C l a u r e n = H. Clauren (Heun), Erzählungen. Dresden 1818—20. C o n t e s s a = C. W. Contessa, Schriften. Leipzig 1826. C r a u e r , Pfyffer = Franz Regis Crauer, Oberst Pfyffer, Ein historisches Schauspiel in 5 Aufz. Luzern 1783. — Toggenburg = Die Grafen von Toggenburg. Vaterländisches Schauspiel in 5 Aufz. Luzern 1784. C y s a t , s. Renward Cysat, Der Begründer der schweizerischen Volkskunde v. R. Brandstetter. Luzern 1909. DWb. = Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm usw. E b e r l , Eipeldauer = Ferdinand Eberl, Der Eipeldauer am Hofe. Wien 1797. — Kleine Ehrlichkeit = Kleine Ehrlichkeit prellt oft die größte Spitzbüberey. 1795. — Limonadehütte = Die Limonadehütte. Wien 1793. — Männerfrevel = Lotte von Westenburg oder Männerfrevel. 1795. — Tode = Der Tode und seine Hausfreunde. Wien 1796. — Weibertreue = Noch seltner als Weibertreue. 1795. E b n e r - E s c h e n b a c h = Marie von Ebuer-Eschenbach, Ausgewählte Erzählungen. Berlin 1910. E c k h o f , Mutter-Schule — Die Mutter-Schule, aus dem Französischen des Herrn v. Marivaux übersetzt von Herrn Conrad Eckhof. Wien 1865.
Erläuterung zu den Quellenzitaten.
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E i c h e n d o r f f = Joseph Freiherr von Eichendorfis sämtliehe Werke. Leipzig 1864. Elie. C h a r l . = Briefe der Herzogin Elisabeth Charlotte v. Orleans, hrsg. v. Holland (Lit. Ver.), nach Nummern zitiert. Engl. Kom. = Die Schauepieile der englischen Komödianten, hrsg. von Creizenach (Nat. Lit. 23). Entdeckungen = Die falschen Entdeckungen. Nach Marivaux. München 1776. Erz. = Deutsche Erzähler des 18. Jahrh. (Literaturdenkmale 66—69). E y b = Deutsche Schriften des A. v. Eyb, hrsg. von Herrmann (Schriften z. germ. Philol. H. 4. 5). F a u s t = Das Volksbuch von Doctor Faust (Neudrucke 7—8). Felsenburg = (Schnabel, Joh. Gottfr.), Die Insel Felsenburg, 1. Teil (Literaturdenkmale 108—120). F i s c h a r t (Hauffen) = Johann Fischarts Werke, hrsg. v. Ad. Hauffen (Nat. Lit. 18,1—3). F o u q u d , Sigurd = Friedrich de la Motte-Fouque, Sigurd der Schlangentöter (Nat. Lit. 146). — Undine (ib.). — Zaub. = Der Zanberring, ein Ritterroman. Nürnberg 1816. L. v. F r a n c o i s , Reckenburgerin = Luise v. Francois, Die letzte Reckenburgerin. 3. Aufl. Berlin 1873. Frau Rath (Goethes Mutter), Ausgabe von Keil. Leipzig 1871. F r i e d e l , Christel und Gretchen — Johann Friedel, Christel und Gretchen. Wien 1785. G e l i e r t = C. F. Gelierte sämtliche Schriften. Leipzig 1769. G e m m i n g e n , Hausv. = Der deutsche Hausvater. Ein Schauspiel von Ο. H. Reichsfreiherrn von Gemmingen. 1780. P. G e r h a r d = Paul Gerhard. Geistliche Lieder, hrsg. von Ph. Wackernagel. Stuttgart 1843. Geschwind = Geschwind eh' es jemand erfährt, oder der besondere Zufall. München 1777. G i e s e k e , Hamlet = Carl Ludwig v. Gieseke, Der travestierte Hamlet. Wien 1798. — Jungfrauen = Die zwölf schlafenden Jungfrauen. Wien 17.98. Gil B l a s = Der Spanische Robinson oder sonderbare Geschichte des Gil Blas von Santillana. 1. Teil. 3. Aufl. Hamburg 1742. 2. Teil. 2. Aufl. Hamburg 1736. 3. Teil. l.Aufl. 1736. 4. Teil. 1735. G l e i c h , Eppo = Joseph Alois Gleich, Eppo von Gailingen. Wien 1809. Goe. = Goethes Weirke. Hrsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. 1. Abteilung. — Goe. 2. 3 = ib.
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Erläuterung zu den Quellenzitaten.
2./3. Abteilung. — Qoe. Br. = Goethes Briefe ib. 4. Abteilung. J. GottÜelf = Jeremias Gottheit, Sämtliche Schriften in 24 Bänden. München und Bern 191 Iff. Gozzi = Theatralische Werke von Carlo Gozzi. Aus dem It. übersetzt. Bern 1777. G r i l l p . = Grillparzers sämtliche Werke, hrsg. v. Sauer. 5. Ausg. in 20 Bänden. Stuttgart. G r o ß m a n n , Henriette = Gustav Friedrich Wilhelm Großmann, Henriette, oder sie ist schon verheiratet. 1777. — Schüsseln = Nicht mehr als sechs Schüsseln. 2. Ausg. Leipzig 1780. A. Grün = Anastasius Grün, Werke. Berlin 1877. G r y p h i u s , Horr. = Andreas Gryphius, Horribilicribrifax (Neudrucke 3). L. = Lustspiele, hrsg. v. Herrn. Palm (Lit. Ver. 138). — T. == Tranerspiele (ib. 162). — Squenz == Peter Squenz (Neudrucke 6). G u t z k o w , R. = Gutzkow, Die Ritter vom Geist. Leipzig 1852. — W. = Gesammelte Werke. Frankf. a. M. 1845 ft. — Zaub. = Der Zauberer von Rom. Leipzig 1869. H a f n e r , Furchtsame = Ph. Hafner, Der Furchtsame. 3. Aufl. Wien 1799. H a g e d o r n = Friedrichs von Hagedorn Poetische Werke. Hamburg 1800. H a l l e r = Albrecht von Hallers Gedichte, hrsg. v. Hinsel. Frauenfeld 1882. — Usong = Usong. Bern 1771. H e b e l = Hebels Werke, hrsg. von 0. Behaghel (Nat. Lit. 142, 2. Abtg.). H e i n e = Heinrich Heines, sämtliche Werke, hrsg. v. Elster. Leipzig. H e i u s e = Wilh. Heinse, Sämtliche Werke. Hrsg. v. Carl Schüddekopf. Leipzig 1904 ff. Höloise = (Rousseaus) Neue Höloise 1761. H e n s l e r , Galeriegemälde = Karl Friedrich Hensler, Das Galeriegemälde. Wien 1790. — Großvater = Der Großvater, oder die 50 jährige Hochzeitsfeyer. 1792. — Invalide = Der Invalide. Ein militärisches Originallustspiel 1790. — Judenmädchen = Das Judenmädchen von Prag. 1792. — Räuber = Der Räuber aus Rachsucht. 1790. H e r d e r = Herders sämtliche Werke, hrsg. von Suphan. Berlin 1877 ff. H e r m e s , Soph. R. = Johann Timotheus Hermee, Sophiens Reise von Memel nach Sachsen. Leipzig. 1. Bd. 1776. 2. 1774. 3 — 6. 1776.
Erläuterung zu den Quellenzitaten.
XI
Heymonsk. = Das deutsche Volksbuch von den Heymonskindern, hrsg. v. Friedrich Pfaff. Freiburg i. Br. 1887. P. H e y s e = Paul Heyse, Gesammelte Werke. Berlin 1872. Hink. Teufel = Le Sage, Der hinkende Teufel. Ein komischer Roman. Aus dem Französischen. Frankfurt u. Leipzig 1764. Ε. Τ. Α. Η off m a n n (zitiert nach der Hempelschen Ausgabe). Hofmannsw., K. = Christian Hofmann von Hofmannswaldau (Nat. Lit. 36). H o l t e i , Erz.-Schr. = Karl ν. Holtei. Erzählende Schriften. Breslau 1861—66. — 40 Jahre = Vierzig Jahre (aus seinem Leben). Bd. 1 — 4. Berlin 1853 — 44. Bd. 5 — 6 . Breslau 1846. Bd. 7 - 8 . Breslau 1850. H ö l t y = Gedichte von Ludewig Heinrich Christoph Hölty, hrsg. yon K. Halm. Leipzig 1869. D. H ü l s h o f f = Annette von Droste-Hülshoff, gesammelte Schriften. Hrsg. v.. Schücking. Stuttgart 1878—79. I f f l a n d = A. W. Ifflands dramatische Werke. Leipzig 1798 — 99 (zitiert nach den einzelnen Werken). I m m e r m a n n = Karl Immermanns Werke. Berlin (Hempel). J a c o b i , Merk. = Friedrich Heinrich JacoM. Wielands Merkur. — Woldemar = Woldemar. Königsberg 1794. J. P a u l = Jean Pauls Werke (Hempel). Zitiert nach den einzelnen Werken. Thom. J o n e s = Geschichte des Thomas Jones, eines Findlings. Aus dem Englischen Heinrich Fieldings tibersetzt. Hamburg und Leipzig 1771. J u l i u s v. B r a u n s c h w . = Die Schauspiele des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig. Hrsg. v. Julius Tittmann. Leipzig 1880. J ü n g e r , Strich durch die Rechnung = J. Jünger. Der Strich durch die Rechnung. 1785. Kammermädchen = Das vermeinte Kammermädchen. Nach dem Französischen des Herrn Maiivaux. Wien 1783. G. K e l l e r = Gottfried Keller, Gesammelte Werke. Berlin 1892. E. K l e i s t = Ewald v. Kleist (zitiert nach der Hempelschen Ausg.). H. K l e i s t = H. v. Kleists Werke. Im Verein mit Georg Minde-Pouet und Reinhold Steig, hrsg. v. Erich Schmidt. Leipzig u. Wien. K l i n g e l · = F. M. Klingers sämtliche Werke. Stuttgart u. Tübingen 1842. — Otto (Literaturdenkmale 1) 1881. Kl. Br. = Briefe von und an Klopstock. Hrsg. v. S. M. Lappenberg. — M. = Messias. — Od. = Oden. Hrsg. von Franz Muncker und Jaro Pawel. Stuttgart 1889. — Sehr. = Schriften. Hrsg. v. Back und Spindler. Leipzig 1830.
XII
Erläuterung zu den Quellenzitaten.
K o t z e b u e = A. v. Kotzebues sämtliche dramatische Werke. Leipzig 1827—29. K r ü g e r = Joh. Chr. Krüger, Poetische und theatralische Schriften. Hrsg. v. J. F. Löwen. Leipzig 1763. Herrn. K u r z = Hermann Kurz, Gesammelte Werke. Hrsg. v. Panl Heyse. Stattgart 1874. L a f o n t a i n e , du Plessis = A. H. J. Lafontaine, Clara du Plessis und Clairant. Berlin 1794—1802. L a m b r e c h t , Sechzehnjährige Mädchen = Matth. Georg Lambrecht, Das sechzehnjährige Mädchen. München 1788. — Mntterschule = Er hat sie alle zum Beeten, oder die Mutterschule. Augeburg 1785. — Solche Streiche = Solche Streiche spielt die Liebe. Augsburg 1786. — Überraschung = Und er soll dein Herr seyn, oder die Überraschung nach der Hochzeit. Augsburg 1786. L a n g b e i n , Sehr. = Aug. Fr. E. Langbein, Schriften. 2. Aufl. Stuttgart 1841. L a R o c h e , Sternheim = Geschichte des Fräuleins von Sternheim von Sophie von La Roche (Literaturdenkmale 138). L a u b e = Heinrich Laube, Gesammelte Schriften. Wien 1882. — Europa = Das junge Europa. Mannheim 1836. 37. L e n a u = Lenaus Werke (Nat. Lit. 154. 155). L e n z , Lustsp. = J. M. R. Lenz, Lustspiele nach dem Plautus fürs deutsche Theater. Frankfurt und Leipzig 1774. Le. = G. E. Leasings sämtliche Schriften. Hrsg. von Karl Lachmann. 3. aufs neue durchgesehene und vermehrte Auflage, besorgt durch Franz Muncker. Stuttgart 1886 ff. L i l i e n c r o n == Sämtliche Werke von Detlev v. Liliencron. Berlin und Leipzig. Literaturdenkmale — Deutsche Literaturdenkmale des 18. und 19. Jahrh. Hrsg. von Seuffert und Sauer. Berlin-Leipzig. Lit. Ver. = Publikationen des Literarischen Vereins in Stuttgart (Tübingen). L o h e n st., Arm. = Daniel Caspers von Lohenstein Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann nebst seiner Durchlauchtigsten Thußnelda. Leipzig 1689—90. — Cleop. = Cleopatra (Nat. Lit. 36). 0. L u d w i g = Otto Ludwig, Sämtliche Werke. Hrsg. von Paul Merker. München und Leipzig 1912 ff. Lu. = Luther (die einzelnen biblischen Bücher sind nach den üblichen Abkürzungen zitiert). Maier, Boxberg = Jakob Maier, Der Sturm von Boxberg. Mannheim 1778. — Fust = Fust von Stromberg. Mannheim 1782.
Erläuterung zn den Quellenzitaten.
ΧΠΙ
Meisl, Quodlibet = Carl Meisl, Theatralisches Quodlibet. Pesth und Wien 1820—25. A. M e i ß n e r , Leben = Alfred Meißner, Geschichte meines Lebens. 2. Aufl. Wien und Teschen 1884. M e i ß n e r , Skiz. — A. G. Meißner, Skizzen. Leipzig 1778 ff. M i l l e r , Briefw. = Joh. M. Miller, Briefwechsel dreier akademischer Freunde. Ulm 1776. — Siegwart = Siegwart, Eine Klostergeschichte. Leipzig 1776. M ö l l e r , Waltron = H. F. Möller, Der Graf von Walltron, oder die Subordination. Leipzig 1776. — Wikinson = Wikineon und Wandrop. Wien 1792. M ö r i k e = Eduard Mörikes sämtliche Werke. Hrsg. von Krauß. Moritz, Reiser = K. Ph. Moritz, Anton Reiser, ein psychol. Rom. Hrsg. von L. Geiger (Literaturdenkmale 23). Möser = Justus Mösers sämtliche Werke. Bd. 1—2, Berlin 1868. 3—4, 1858. 5—10, 1843. M u r n e r , Badeof. = Thomas Murner, Badenfahrt. Hrsg. v. Martin. 1887. — Narrenb. = Narrenbeschwörung (Neudr. 119—124). — Schelmenz. = Schelmenzunft (Neudr. 85). M u s ä u s , Völkern. = Joh. Κ. A. Musäus, Volksmährchen der Deutschen. Gotha 1782—86. Nanine = Nanine. Ein Lustspiel aus dem Französ. (Voltaire) v. D. Augsburg 1776. Nat. Lit. = Deutsche National-Literatur. Hrsg. von Jos. Kürschner. Berlin und Stuttgart. Neudrucke = Neudrucke deutscher Literatur werke des 16. und 17. Jahrhunderts. Hrsg. von W. Braune. Halle a. S. N i c o l a i , Notha. = Friedrich Nicolai, Sebaldus Nothankers Leben und Meinungen. Frankfurt 1774—76. — Reise == Reise durch Deutschland. 1. Bd. Berlin-Stettin 1783. Op. = Martini Opicii, Teutscliq Poemata. Hrsg. von Witkowski (Neudrucke 189—199; zitiert nach Nummern). — Op. K. = Martin Opitz, Weltliche und geistliche Dichtung (Nat. Lit. 27). Parn. boic. = Parnassus Boicus oder Neueröffneter Musen-Berg. München 1722. Pest. == Pestalozzi, Sämtliche Schriften. Stuttgart 1819—26. P f a u , Benj. = Claude Tillier, Mein Onkel Benjamin. Deutsch von L. Pfau. 2. Aufl. Stuttgart 1876. Der Philosoph ohne es zu wissen. Ein Schausp. München 1776. P i c k e l = Begebenheiten des Peregrine Pickels. Aus dem Englischen übersetzt. Leipzig und Kopenhagen 1769. P l a t e n = August Graf v. Platens Werke. Hrsg. von C. Chr. Redlich. Berlin.
XIV
Erläuterung zu den Quellenzitaten.
R a b e n e r , Sat. = G. W. Raben er, Satiren. Leipzig 1755. R a i m u n d = Ferdinand Raimunde Dramatische Werke. Hrsg. von Glossy und Sauer. Wien 1891. R a u t e n s t r a u c h , Vormundschaft = Johann Rautenstranch, Die Vormundschaft oder der Strich durch die Rechnung. Augsburg 1775 R e b h u h n = Paul Rebhuhns Dramen. Hrsg. von Palm. Stuttgart 1859 (Lit. Ver. 49). Chr. R e u t e r , ehrl. Frau = Christian Reuter, Die ehrliche Frau, nebst Harlequins Hochzeit- und Kindbetterinnenschmaus (Neudrucke 90—91). — Schelm. = Schelmuffsky (Neudrucke 57—58). — Schlampampe = Der ehrlichen Frau Schlampampe Krankheit und Tod (Neudrucke 90—91). R o b i n s o n = Das Leben und die gantz ungemeine Begebenheiten des Robinson Crusoe. Frankfurt und Leipzig 1720. R o l l e n h a g e n — Froschmeuseler, von Georg Rollenhagen. Hrsg. von K. Goedeke. Leipzig 1876. R ü c k e r t = Friedrich Rückerts gesammelte Poetische Werke. Frankfurt a. M. 1868. Sa. — D. Sanders, Wörterbuch der Deutschen Sprache. — Fremdwb. = Fremdwörterbuch von Sanders. Leipzig 1891. H. S a c h s , Fab. == Hans Sachs, Sämtliche Fabeln und Schwänke. Hrsg. von Ed. Goetze (Neudrucke 110—117. 126—134. 164 bis 169). — Fastn. = Fastnachtspiele. Hrsg. von Ed. Goetze (Neudrucke 26—27. 31—32. 39—40. 42—43. 5 1 - 5 2 . 60—61. 63—64). — K. = Hans Sachs. Hrsg. v. Adelbert v. Keller. Stuttgart (Lit. Ver.) 1870 ff. D. Schaub. = (Gottsched), Deutsche Schaubühne nach den Regeln der alten Griechen und Römer eingerichtet. Leipzig 1740—45. S c h i k a n e d e r , Laster = Emannel Schikaneder, Das Laster kömmt am Tage. Salzburg 1783. — W. = Sämtliche theatralische Werke. Wien 1792. Schi. = Schillers sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe von K. Goedecke. Stuttgart 1867—76. — Br. = Schillers Briefe. Hrsg. v. Fritz Jonas. Stuttgart. Leipzig. Berlin. Wien. — Schi. u. Lotte = Schiller und Lotte. 1788—1805. 2. Ausg. von Wilh. Fielitz. Stuttgart 1879 (nach Nummern zitiert). S c h i m a n n , Eifersucht = Jos. Schimann, Eifersucht und Mutwillen. Prag 1774. A. W. S c h l e g e l = August Wilhelm von Schlegels sämtliche Werke. Hrsg. von Ed. Böcking. Leipzig 1846. — Span. Th. = Spanisches Theater. Berlin 1809. — Die Shakespeareübersetzung ist nach den einzelnen Stücken zitiert.
Erläuterung zu den Quellenzitaten.
xv
El. S c h l e g e l , Sehr. = Joh. Elias Schlegel, Aesthetische und dramaturgische Schriften. Hrsg. von J. v. Antonie wicz (Literaturdenkmale 26). Fr. S c h l e g e l = Friedrich von Schlegels sämtliche Werke. 2. Orig.Ausg. Wien 1846. S c h l e t t e r , Eilfertige = Salom. Friedr. Schletter, Der Eilfertige. Wien 1788. — Philos. Dame = Die philosophische Dame, oder Gift und Gegengift. Wien 1784. — Schule der Freundschaft = Die Schule der Freundschaft. Brünn 1787. Schneider und Sohn = Der Schneider und sein Sohn. Ein Lustspiel. München 1775. S c h r ö d e r = Friedr. Ludw. Schröder, Beytrag zur deutschen Schaubühne. Berlin 1786 — 90. Daraus zitiert: Ehrgeiz und Liebe. Der Fähnrich. Das Portrait der Mutter. Der Ring. Stille Wasser sind tief. Der Vetter in Lissabon. Victorine. Seume = Joh. Gottfr. Seumes Werke (Hempel). — Leben = Mein Leben. Leipzig 1813. Simpl. = . H. G. Chr. v. Grimmelshausen, Der abenteuerliche Siroplicissimus (Neudrucke 19—25). — Simpl. B. = id. Hrsg. von Bobertag (Nat. Lit. 33. 34). — Simpl. Sehr. = Simplicianische Schriften. Hrsg von Bobertag (Nat. Lit. 35). S t e f f e n s , Norw. = Heinrich Steffens, Die 4 Norweger. Breslau 1827—28. — Nov. = Novellen. Gesamt-Ausgabe. Breslau 1837—38. S t e p h a n i e d. ä., Murrkopf = Christian Gottlob Stephanie, Der gntherzige Murrkopf (nach Goldoni). Augsburg 1785. S t e p h a n i e , Bekanntschaft = Gottlieb Stephanie, Die Bekanntschaft im Bade. München 1776. — Neugierde = Die bestrafte Neugierde. 1772. — Werber = Die Werber. Lustsp. in 5 Aufz. nach d. Engl, des Farquhar. Wien 1777. S t i f t e r , Studien = Adalbert Stifter, Studien. 5. Aufl. 1. 2. Bd. 1857. 3. Bd. 1856. Storm = Theodor Storm, Sämtliche Werke. Nene Ausgabe in 8 Bänden. Brannschweig 1898. T h ü m m e l = Α. M. von Thümmels sämtliche Werke. Leipzig 1839. T i e c k = Ludwig Tiecks Schriften. Berlin 1828ff. — Acc. = Vittoria Accorombona. Breslau 1840. — Cev. = Der Aufruhr in den Cevennen (Nat. Lit. 144. 2. Abtg.). — Gen. = Leben und Tod der heiligen Genoveva (Nat. Lit. 144. 1. Abtg.). — Lov. = Geschichte des Herrn William Lovell. Berlin und Leipzig 1795—96. — Oct. = Kaiser Octavianus. Jena 1804. Phant. = Phantasus. Eine Sammlung von Märchen, Erzählungen,
XVI
Erläuterung zu den Qnellenzitaten. Schauspielen und Novellen, hrsg. von Ludw. Tieck. Berlin 1812—16. — Qnix. = Leben nnd Thaten des scharfsinnigen Edlen Don Quixote von la Mancha, von Miguel de Cervantes Saavedra, übersetzt von Ludwig Tieck. Berlin 1799 — 1801.
U h l a n d = Gedichte von Ludwig Uhland. Kritische Ausg. von Erich Schmidt und Julius Hartmann. Stuttgart 1898. V i s e h e r , Auch Einer = Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft von Fried. Theod. Viecher. Stuttgart und Leipzig 1879. Voß, IL = Joh. Heinrich Voß, Iliae. — Luise 1 = Luise. 1. Ausgabe (zitiert nach Nat. Lit. 49). — Od. = Odyssee. — Od. 1 = Homers Odüßee, übersetzt von Joh. Heinr. Voß. Hamburg 1781. V u l p i u s , Bin. = Chr. Aug. Vulpius, Rinaldo Rinaldini der RäuberHauptmann. 2. Aufl. Leipzig 1802. W a l d i s = Eeopus von Burkhard Waldis. Hrsg. von Heinr. Kurz. Leipzig 1862 (zitiert nach Nummern). V. W e b e r , Sagen = Veit Weber, Sagen der Vorzeit. 2. Aufl. Frankfurt und Leipzig 1790—99. W e c k h e r l i n = Georg Rudolf Weckherlins Gedichte. Hrsg. von H. Fischer (Lit. Ver. 199. 200). Chr. Weise, Cath. = Christian Weise, Comödie von der bösen Catharine (Nat. Lit. 29). — Erz. = Die drei ärgsten Erznarren (Neudrucke 12—14). — Klügste Leute = Die Drey klügsten Leute in der gantzen Welt. Leipzig 1707. — Mac. — Bäuerischer Machiavellus (Nat. Lit. 39). — Mas. = Masaniello (Neudrucke 216—18). F . W e i ß e , Op. = Christian Felix Weiße, Komische Opern. Leipzig 1768. — Rieh. = Richard der Dritte (Nat. Lit. 72). W e r d e r , Rol. — (Dietrich v. d. Werder), Die Historia vom Rasenden Roland. Leipzig 1636. Wi. = Wielands Werke (Hempel). — Wi. I = Wielands Gesammelte Schriften. Hrsg. von der Deutschen Kommission der Kgl. Preuß. Ak. d. Wise. 1. Abt. Berlin 1909. — Wi. II = id. 2. Abt., Übersetzungen. Berlin 1909. — Am.1 = Der neue Amadis. Leipzig 1771. — Arasp. — Araspes und Panthea. Zürich 1760. — Cie. = Ciceros sämtliche Briefe übersetzt und erläutert. Zürich 1808—21. — Idris 1 = Idris, Ein Heroisch-comisches Gedicht. Leipzig 1768. — Luc. = Lucians von Samosata Sämtliche Werke. Aus dem Griech. übersetzt und mit Anmerkungen und Erläuterungen versehen. Leipzig 1788—89. — Merk. = Der Teutsche Merkur von 1773—89. — Mus.1 = Mnsarion, oder die Philosophie der Grazien. Leipzig 1768.
Benutzte Zeitschriften. Sonstige Abkürzungen.
xvn
W y l e — Translationen des Niclas von Wyle. Hrsg. von Adelbert v. Keller. Stuttgart (Lit. Ver. 57) 1861. Z a b u e s n i g , Elsb. = Joh. Christoph y. Zabuesnig, Elsbeth, oder der Frauenraub. Prag 1785. Z a c h a r i ä , Phaet. — Just. Friedrich Wilhelm Zachariä, Der Phaeton. — Renommiste = Der Renommiste. Ein komisches Heldengedicht. — Verwandl. = Verwandlungen.
Benutzte Zeitschriften. AfdA. = Anzeiger der Zeitschrift für deutsches Altertum. Germ. = Germania. Vierteljahrsschrift für deutsches Altertum. Begründet von Pfeiffer. IF. = Indogermanische .Forschungen. Hrsg. von Brugmann und Streitberg. PBB. — Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. Hrsg. von Paul und Braune. Zs. fdA. = Zeitschrift für deutsches Altertum. Begründet von Haupt. Zs. fdPh. = Zeitschrift für deutsche Philologie. Begründet von Zacher. Zs. fdU. = Zeitschrift für deutschen Unterricht. Begründet von Lyon. Zs. fdWf. = Zeitschrift für deutsche Wortforschung. Hrsg, von Kluge. Zs. f. vgl. Sprf. = Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung. Begründet von Kuhn.
Sonstige Abkürzungen. A. = Akkusativ. Adj. = Adjektivum. Adv. = Adverbium, afränk. = altfränkisch, afries. = altfriesisch, afrz. = altfranzösisch, ags. = angelsächsisch, alid. = althochdeutsch, aind. = · altindisch.
Akk. = Akkusativ. Akt. = Aktivum. al. = alemannisch, alts. = altsächsisch, anhd. = altneuhochdeutsch, anord. = altnordisch. Art. = Artikel, asächs. = altsächsisch. Ausg. = Ausgabe.
XVIII
Sonstige Abkürzungen.
Ausgg. = Ausgaben, bair. = bairisch. D., Dat. = Dativ. Dem. = Demonstrativum. Dim. = Diminutivum. engl. = englisch. F., Fem. = Femininum. friink. = fränkisch, frz. — französisch, fries. = friesisch. Fut. = Futurum. G., Gen. == Genitiv. Ger. = Gerundium, germ. = germanisch, got. = gotisch. Gramm. = Grammatik, griech. = griechisch, hese. = heseisch. hochd. = hochdeutsch, idg. = indogermanisch. Imp. = Imperativ. Ind. = Indikativ. Inf. = Infinitiv. Instr. = Instrumentalis. Interj. = Interjektion, intr. = intransitiv, it., ital. = italienisch. Jahrh. = Jahrhundert, lcelt. = keltisch. Koll. = Kollektivum. Komp. = Komparativ. Konj. — Konjunktiv. „ = Konjunktion. Konjug. = Konjugation, landschaftl. = landschaftlich, lat. = lateinisch, lit. = litauisch. M. = Maskulinum. MA. = Mittelalter.
md. = mitteldeutsch. mengl. = mittelenglisch mfränk. = mittelfränkisch. mhd. = mittelhochdeutsch. mlat. — mittellateinisch. mnd. — mittelniederdeutsch. mndl. = mittelniederländisch. Mua. = Mundart. muartl. = mundartlich. N. = Neutrum. N. = Nominativ. nd. = niederdeutsch. ndl. = niederländisch. nhd. = neuhochdeutsch. Nom. = Nominativ. nordd. = norddeutsch. nordostd. = nordostdeutsch. nordwestd. = nord westdeutsch. Ntr. = Neutrum. u. o. = und oft. ii. ö. = und öfter. oberd. = oberdeutsch. Obj. = Objekt, österr. = österreichisch. ostmd. = ostmitteldeutsch. Part. = Partizipium. Pass. = Paseivum. Perf. = Perfektum. PI. = Plural. Präd. = Prädikat. Präp. = Präpositiou. Prät. = Präteritum. Pron. = Pronomen. refl. — reflexiv. Rel. = Relativum. S. =
siehe.
Sbst. = Substantiv. schw. = schwach. schwäb. — schwäbisch.
Sonstige AbkUrzuogen. 6chweiz. = schweizerisch. s. d. = eiehe dieses. Sg. = Singular. slaw. = slawisch. st. — stark. Subj. = Subjekt. Subst. = Substantiv. südd. = süddeutsch. südostd. = südostdeutsch. sttdwestd. = süd westdeutsch.
XIX
Superl. = Superlativ. sw. = schwach. tliür. = thüringisch. trans. — transitiv. Verb. = Verbum. vgl. = vergleiche. westg. = westgermanisch. Zschr. = Zeitschrift. Zus. = Zusammensetzung. Zuss. = Zusammensetzungen.
Teil I.
Geschichtliche Einleitung.
Kap. l. Stellung des Germanischen innerhalb des Indogermanischen. § 1. Das Deutsche gehört zur g e r m a n i s c h e n S p r a e h f a m i l i e , die einen Teil des i n d o g e r m a n i s c h e n S p r a c h s t a m m e s bildet. Zu diesem gehören außerdem die folgenden Familien: 1) das I n d i s c h e , dessen ältester, für die vergleichende Sprachwissenschaft so gut wie ausschließlich in Betracht kommender Typus das durch eine reiche Literatur vertretene S a n s k r i t ist, auch schlechthin als Altindisch bezeichnet, wovon die altertümlichste, von dem sog. klassischen Sanskrit mehrfach abweichende Gestalt in den Veden und den daran sich anschließenden Schriften vorliegt; 2) das I r a n i s c h e , dessen älteste Vertreter zwei verschiedene Dialekte sind, ein östlicher, die Sprache des heiligen Buches der Zoroastrischen Religion, des Avesta, früher als Zend, Zendsprache bezeichnet, jetzt gewöhnlich nach der angenommenen Herkunft als Altbaktrisch, und ein westlicher, das Altpersieche, in Keilinschriften erhalten; 3) das A r m e n i s c h e , früher dem Iranischen zugerechnet, erst in neuerer Zeit als eine besondere Familie erkannt; 4) das A l b a n e s i s c h e , erst auf sehr junger Entwicklungsstufe überliefert und stark mit fremden Elementen durchsetzt, daher erst spät als eine besondere Familie erkannt; 5) das G r i e c h i s c h e , schon in der ältesten unserer Erkenntnis zugänglichen Zeit in viele Mundarten gespalten; 6) das I t a l i s c h e , von dessen Mundarten nur das Lateinische in reichlicher Überlieferung vorliegt, während von den andern nur Trümmer erhalten sind, die reichlichsten auf Inschriften vom Oskischen und Urabrisehen; 7) das K e l t i s c h e , von dessen Mundarten das Irische am frühesten durch eine verhältnismäßig reiche Überlieferung bekannt ist, während die Sprache des alten Galliens nur durch spärliche Reste von
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I, 1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
Inschriften und einzelne Wörter bei griechischen und römischen Schriftstellern überliefert ist; 8) das B a l t i s c h e , d. h. das Litauische, Lettische, und das seit dem 17. Jahrhundert ausgestorbene Preußische; 9) das S l a v i s c h e , das in zwei Hauptgruppen zerfällt, eine östlieh-südliche, zu der das Kuesische, Bulgarische, Serbisch-Kroatische und das Slovenische gehört, und eine westliche, die das Cechische, Sorbische (in der Lausitz) und Polnische begreift, welchem letzteren sich auch die Sprachen der meisten jetzt germanisierten slavischen Stämme anschließen, worunter das uns in Aufzeichnungen des 18. Jahrhunderts erhaltene Polabische (Elbslavische); die altertümlichste Stufe des Slavischen ist die Sprache, deren sich die Slavenapostel Cyrill und Methodius im 8. Jahrhundert bedienten, die zur Kirchensprache der Slaven griechischen Bekenntnisses geworden ist, allerdings mit allerhand Modifikationen durch die einzelnen slavischen Sprachen, daher als kirchenslavisch bezeichnet; der ursprüngliche Typus des Kirchenslavisch en wird teils als altslovenisch, teils (wohl richtiger) als altbulgarisch angesprochen. Neben diesen Familien haben vielleicht noch andere bestanden, von deren Sprache uns nichts tibriggeblieben ist oder nur dürftige Reste, die kein sicheres Urteil gestatten. Neuerdings hat man das sog. T o c h a r i s c h e als eine besondere Sprachfamilie angesprochen. A n m . Indogermanisch ist die von Bopp eingeführte und in Deutschland allgemein gebräuchliche Bezeichnung des Sprachstamuies. Außerhalb Deutschlands gebraucht man meistens indoeuropäisch. Eine dritte Bezeichnung, arisch, die man übrigens mehr für das Urvolk nnd die Rasse angewandt hat als fUr die Sprache, wird besser vermieden, da sie mehrdeutig ist, vgl. § 4.
§ 2. Die durch die vergleichende Sprachwissenschaft aufgedeckte Übereinstimmung zwischen diesen Familien zwingt zu der Annahme, daß sie alle einen gemeinsamen Ursprung haben, auf eine uns zwar nicht erhaltene, aber notwendig vorauszusetzende U r s p r a c h e zurückgehen. Demnach mnß es natürlich auch ein Volk gegeben haben, das diese Sprache gesprochen hat, d a s i n d o g e r m a n i s c h e U r v o l k . Die Wohnsitze dieses Volkes hat man früher allgemein in Asien gesucht, jetzt aber neigt man dazu, dieselben in das östliche und nördliche Europa zu verlegen. Durch immer mehr zunehmende räumliche Ausbreitung ist der Zusammenhang zwischen den
Idg. Ursprache und Urvolk.
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Teilen dieses Volkes gelockert worden. Es haben sich Gruppen gegeneinander abgesondert, durch politische Gegensätze, durch natürliche Grenzen, teilweise wohl auch durch Zwischenechiebung anderssprachiger Völker voneinander getrennt. So sind aus dem einen Volke mehrere mit gesonderter Sprachentwicklung entstanden, und diese haben eich in derselben Weise von neuem gespalten. Als Zwischenglieder zwischen dem Urvolke und den uns geschichtlich bekannten Völkern haben wir uns Volksgemeinschaften zu denken, die den oben aufgezählten Spracbfamilien entsprechen. Es folgt daraus aber nicht, daß alle Menschen, die jetzt eine indogermanische Sprache sprechen, oder früher gesprochen haben, lediglich von dem indogermanischen Urvolke abstammen müßten. Völkermischungen und Übertragungen von Sprachen auf ursprünglich anderssprachliche Individuen und ganze Völker, wie sie für die jüngere Zeit massenhaft nachzuweisen sind, werden wir auch für die ältere Zeit, aus der uns Nachrichten fehlen, unbedenklich vorauszusetzen haben. Man sollte daher lieber nicht von einer indogermanischen (oder arischen) Basse reden. Ebenso ist anzunehmen, daß die einzelnen indogermanischen Sprachen, wie sie im Laufe der für uns verfolgbaren Entwicklung allerhand Stoff aus fremden Sprachen aufgenommen haben, diee auch schon in den ältesten dunklen Perioden getan haben, und zwar auch aus nicht indogermanischen und uns unbekannten Sprachen. Ferner werden wir damit rechnen müssen, daß zu allen Zeiten auch noch Neuschöpfung von Sprachstoff, namentlich von onomatopoetischen Wörtern stattgefunden hat. Man geht daher von falschen Voraussetzungen aus, wenn man es als eine Aufgabe der Sprachwissenschaft betrachtet, womöglich den gesamten Wortschatz jeder indogermanischen Sprache, soweit sich derselbe nicht als Entlehnung nachweisen läßt, auf Grundlagen zurückzuführen, die schon in der Ursprache vorhanden waren. A i m . Über die Frage nach der Heimat dee idg. Urvolkes vgl. Schräder, „Sprachvergleichung und Urgeschichte", "Jena 1890, S. 111 ff., wo die ältere Literatur verzeichnet ist. Weitere Literatur bei Brugmann, Grundr." 1, S. 22. Dazu Hirt, „Die Indogerinanen", Stiaßbnrg 1905, 1, 8. 176 ff.
§ 3. Ubereinstimmungen zwischen den bekanntesten indogermanischen Sprachen sind frühzeitig (schon seit der Huma-
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I, 1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
nistenzeit) gelegentlich bemerkt worden, auch gewisse Lautentsprechungen wie lat. d und deutsch z. Aber da man nicht systematisch vorging, mischten sich nur zu oft mit richtigen Erkenntnissen irrige Annahmen. Auch beschränkte man sich fast ausschließlich auf Wortvergleichungen, wobei man außerdem Übereinstimmungen, die durch frühe Entlehnung aus einer Sprache in die andere entstanden waren, nicht von solchen zu scheiden wußte, die auf Urverwandtschaft beruhten. Eine stärkere Anregung zur Vergleichung wurde erst durch das Bekanntwerden des S a n s k r i t in Europa gegeben seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Das Sanskrit war in wesentlichen Stücken altertümlicher als alle andern überlieferten idg. Sprachen, zugleich besonders durchsichtig, wozu die Beeinflussung des Wortauslautes durch den Anlaut des im Satze folgenden Wortes (Sandhi) viel beitrug. Dazu kam, daß infolge solcher Eigenschaften die Lautlehre dieser Sprache schon von den indischen Grammatikern auf einen ziemlich hohen Grad der Vollkommenheit gebracht war. So kam es, daß die nun entstehende vergleichende Sprachforschung zunächst ihre Hauptnahrung aus der Erforschung des Sanskrit zog, wobei denn dessen Altertümlichkeit doch überschätzt wurde. Ein bedeutender Anstoß ging aus von F . S c h l e g e l s Schrift „Über die Sprache und Weisheit der Indier" (1808). Von entscheidender Bedeutung war es vor allem, daß er hier die Forschung von der bloßen Wortvergleichung auf die Untersuchung der inneren Struktur der Sprachen oder die vergleichende Grammatik lenkte. Dieser Anregung folgte F. Bopp in dem Buche „Üb'&r das Conjugationesystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache" (1816), dem ersten methodischen Ansatz zu einer vergleichenden Flexionslehre. Nunmehr trat der fortschreitende Ausbau der weiteren vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen durch Bopp in nahe Beziehung zu der Begründung der engeren vergleichenden Grammatik der germanischen Sprachen durch J. Grimm. Nach dem Vorgange Bopps schuf dieser eine vergleichende Flexionslehre des Germanischen (1819), und durch die Hinzufügung einer germanischen Lautlehre lieferte er wieder ein Vorbild, dem sich Bopp anschließen konnte in dem ersten Versuche zu einer
Geschichte der idg. Sprachwissenschaft.
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Gesamtdarstellung: „Vergleichende Grammatik des Sanskrit, Zend, Griechischen, Lateinischen, Gothischen und Deutschen" (1833—52). Wie aus dem Titel ersichtlich, waren darin noch nicht alle indogermanischen Sprachfamilien herangezogen. In einer zweiten Auflage (1857—61) wurden das Armenische und das Altslavische hinzugefügt. Eine dritte Ausgabe erschien 1869—71. Ein neuer, möglichst knapp gehaltener Versuch zu einer zusammenfassenden Darstellung wurde von A. S c h l e i c h e r gemacht in seinem „Compendium der vergleichenden Grammatik der idg. Sprachen" (1861, vierte Aufl. 1876). Hierin waren nicht nur die Fortschritte, welche die Sprachwissenschaft bis dahin über Bopp hinaus gemacht hatte, verwertet, insbesondere die eigenen Untersuchungen des Verf. über das Slavische und Litauische, sondern es war auch eine ganz neue Aufgabe zum ersten Male energisch ins Auge gefaßt und zu lösen versucht. Bopp hatte wie Grimm Grammatiken der einzelnen Sprachen parallel nebeneinander gestellt, woraus sich allerdings mit Notwendigkeit die Schlußfolgerung ergab, daß alle diese Sprachen auf einer gemeinsamen Grundlage ruhen müßten. Es fehlte aber noch an einem Versuche, diese Grundlage genau im einzelnen zu fixieren. Der älteren Sprachforschung schien dies wohl auch deshalb nicht so nötig, weil man der Meinung war, daß das Sanskrit dieser Grundlage schon recht nahe komme. Schleicher zog zuerst das Ergebnis aus der Vergleichung, indem er der Grammatik der Einzelsprachen eine Grammatik der von ihm rekonstruierten Grundsprache voranstellte. Ein solches Verfahren nötigte dazu, alles schärfer und bestimmter zu fassen und auf die zu lösenden Probleme aufmerksamer zu werden. Indem man nun im folgenden für jede Annahme eines Lautwandels immer strengere Bechenschaft forderte und dadurch zu der Erkenntnis geführt wurde, daß die Veränderungen der äußeren Sprachgestalt in den ältesten Perioden wie in den jüngsten nicht bloß durch den Lautwandel, sondern vielfach auch durch die Analogie bewirkt sind, wurden allerdings Schleichers Anschauungen über die Ursprache wesentlich modifiziert. Dabei kam man zu der Überzeugung, daß das früher so ausschließlich als maßgebend betrachtete Sanskrit doch nach verschiedenen Seiten hin unursprünglicher sei als die europäischen Sprachen, insbesondere das Griechische. Eine
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I, l. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
neue Zusammenfassung der lebhaft betriebenen Forschungen gab K. B r u g m a n n in seinem „Grundriß der vergleichenden Grammatik der idg. Sprachen", Bd. I. Einleitung und Lautlehre, Straßburg 1886, ßd. II. Stammbildungs- und Flexionslehre 1889—92. Daran Schloß sich als Bd. I I I — V eine Darstellung der Syntax an von B. D e l b r ü c k (1893—1900). Der ausführlicheren Darstellung ließ Brugmann eine „Kurze vergleichende Grammatik der idg. Sprachen" folgen (Straßburg 1902—3), in welche auch die Syntax aufgenommen ist. Eine zweite Bearbeitung der beiden ersten Bände des ausfuhrlichen Werkes ist 1897 ff. erschienen, die sich dadurch von der ersten unterscheidet, daß auch die Bedeutung der Flexionsformen mitbehandelt ist. Anm. Einen Versuch, den idg. Wortschatz zusammenzufassen, machte Fick, „Wörterbuch der idg. Grundsprache" Göttingen 1868. In einer 2. Aufl., die unter dem Titel „Vergleichendes Wörterbuch der idg. Sprachen" (Göttingen 1870—71) erschienen ist, ist der Plan erweitert, indem auch der gemeinsame Wortschatz von Untergruppen, wie sie Fick annahm, behandelt ist. Eine 3. Aufl. ist 1874 — 76 erschienen, eine vierte 1891—1901. Die 2. Aufl. bringt auch den Versuch einer Zusammenfassung des gerin. Wortschatzes, bearbeitet von Bezzenberger, die allerdings von Fehlern wimmelt, in der 4. Aufl. völlig umgearbeitet von Torp.
§ 4. Die in § 1 aufgezählten Sprachfamilien verhalten sich nicht ganz gleich zueinander, sondern einige haben gewisse Eigentümlichkeiten miteinander gemein, die den andern fremd sind. Diese Verhältnisse suchte man eich dadurch zu erklären, daß man Zwischenstufen zwischen der idg. Grundsprache und den Grundsprachen der einzelnen Sprachfamilien annahm. Die Entwicklung suchte man unter dem Bilde eines Stammbaumes darzustellen. Ein solcher Stammbaum, fUr den besonders G. Curtius und A. Fick eingetreten sind, und der eine Zeitlang fast kanonisches Ansehen genoß, ist dieser: 1 ) idg; europäisch nordeurop. germ,
Bttdeurop.
baltisch-slav. baltisch
asiatisch
keltisch
slav.
graeeoit.
italisch
(arisch) iranisch
indisch
griech.
>) Das Armenische und das Albanesische waren dabei noch nicht als besondere Familien erkannt.
Verhältnis der idg. Sprachfamilien zueinander.
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Schleichers Auffassung war im übrigen die gleiche, nur wollte er das Italische näher zum Keltischen stellen. Gegen diese ganze Anschauungsweise wendete sich Joh. S c h m i d t in der Schrift „Die Verwandtschaftsverhältnisse der idg. Sprachen" (1872). Er machte geltend, daß eich auch zwischen Familien) die nach diesem Stammbaume keine engeren Gemeinschaften bildeten, gewisse Übereinstimmungen fänden, ζ. B. zwischen dem Germ, und dem Kelt, oder zwischen dem Baltisch-Slav, und dem Arischen, daß daher das Bild eines Stammbaumes ungeeignet sei, die wirklichen Verhältnisse zu veranschaulichen. Es hätten sich vielmehr sprachliche Veränderungen durch wellenförmige Ausbreitung, die eine bis zu diesen, die andere bis zu jenen Grenzen erstreckt, also ζ. B. eine über das griechische und italische Gebiet, eine andere Uber das italische und keltische, eine dritte über das keltische und germanische usw. Richtig ist zweifellos, daß in einem zusammenhängenden Sprachgebiete, innerhalb dessen der Verkehr zwischen den Nachbarorten nirgends ganz gehemmt ist, die Grenzen für die einzelnen mundartlichen Verschiedenheiten keineswegs immer zusammenfallen, sondern oft verschieden verlaufen und sich mannigfach durchkreuzen, so daß ein engeres Gebiet einiges mit diesem, anderes mit jenem Nachbargebiet gemein hat. Daher hat sich schon S c h u c h a r d t in seiner 1870 gehaltenen, allerdings erst 1900 gedruckten Habiii tationsvorlesung „Uber die Klassiiikation der romanischen Mundarten" gegen die Aufstellung von Stammtafeln für die mundartliche Gliederung eines Sprachgebietes gewendet. Keine Sprache kann sich über einen einigermaßen beträchtlichen Kaum ausbreiten, ohne daß sie mundartlich differenziert wird. So müssen wir auch für die Indogermanen zu der Zeit, wo sie noch ein zusammenhängendes Volk bildeten, doch schon das Vorhandensein von mundartlichen Unterschieden annehmen. Schmidts Auffassung könnte also richtig sein unter der Voraussetzung, daß die späteren Sprachfamilien gewissermaßen im Keime schon als Mundarten der idg. Grundsprache bestanden hätten, und daß diejenigen Eigenheiten derselben, die mehrere miteinander gemein haben, bis in diese alte Zeit zurückreichen. Wieweit es sich aber wirklich so verhält, ist schwer mit Sicherheit festzustellen. Die Anschauungen über das Verhältnis
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I, 1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
der einzelnen Sprachfamilien zueinander sind natürlich auch bedingt durch die Anschauungen über die Beschaffenheit der idg. Grundsprache. So beruhte die Ansetzung einer europäischen Gruppe hauptsächlich auf der Ansicht, daß die darin begriffenen Sprachen gemeinsam die sogenannte Spaltung des α-Lautes (vgl. § 39) durchgemacht hätten. Nachdem aber erkannt ist, daß die Mannigfaltigkeit des europäischen Vokalismus schon der Grundsprache zuzuweisen ist, ist das scheinbare Argument für die engere Zusammengehörigkeit der europäischen Sprachen in nichts zerfallen. Ferner kann das Zusammentreffen mehrerer Sprachen in einer sprachlichen Neuerung auch zufällig sein. Denn es lassen sich nicht wenige Fälle eines solchen Zusammentreffens nachweisen, bei denen jeder historische Zusammenhang ausgeschlossen ist. Brugmann hat die Frage behandelt in Techmers Zeitschr. für Sprachwissenschaft, Bd. 1, S. 226 ff. (vgl. jetzt auch seinen Grundr.2 § 18. 19). Er erkennt von vornherein an, daß indisch und iranisch, ferner baltisch und slav. j e eine zusammengehörige Gruppe bilden, wie er denn später in seinem Grundriß arisch und baltisch-slav. geradezu als je eine Sprachfamilie behandelt hat. Im übrigen aber ist er in bezug auf alle sonstigen angenommenen Beziehungen sehr skeptisch, doch vielleicht zu skeptisch. In neuerer Zeit hat man besonderes Gewicht auf die verschiedene Behandlung der idg. Velare und Palatale gelegt (vgl. § 16). Danach scheiden sich die indogermanischen Sprachen in eine östliche Gruppe (arisch, armenisch, albanesisch, baltisch-slav.) und eine westliche (it., griech., kelt., germ.). In der östlichen Gruppe sind die Palatale zu Zischlauten geworden. Man pflegt daher, indem man die Gruppen nach der Gestalt des Wortes für 100 charakterisiert, die westliche als die centum-Sprachen, die östliche als die satem-Sprachen zu bezeichnen. Der Unterschied ist allerdings bedeutsam, doch wird es darum noch nicht notwendig sein, die Spaltung des idg. Urvolkes mit einer Teilung in zwei dann völlig getrennten Hälften beginnen zu lassen. Es könnte auch dieser Gegensatz zwischen Osten und Westen schon aus der Zeit des kontinuierlichen Zusammenhanges aller Indogermanen stammen, und dann bliebe dabei noch die Möglichkeit, daß in anderer Beziehung Berührungen zwischen Mundarten (Vorstufen der späteren Sprachfamilien)
Verhältnis des Germ, zu den Übrigen idg. Sprachfamilien.
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stattgefunden hätten, von denen die eine der centum-, die andere der satem-Gruppe angehört hätte. Unter allen Umständen aber muß daran festgehalten werden, daß von einem bestimmten Zeitpunkte an jede einzelne Sprachfamilie, zunächst als die im wesentlichen einheitliche Sprache eines Volkes, ihre besonderen Wege gegangen ist, und daß es zwischen ihnen keine Übergangsstufen gibt. Was nun die besondere Stellung des Germanischen betrifft, so hat sich das meiste, was mau früher für eine nähere Verwandtschaft mit dem Baltisch-Slav, vorgebracht hat, als hinfällig erwiesen, vgl. A. Leskien, „Die Declination im Slav.Litauischen und Germanischen" (1876). Am ehesten kann wohl noch Gewicht darauf gelegt werden, daß das Suffix des Instr. PI. (des deutschen Dativs) in beiden Gruppen mit m beginnt gegenüber dem bh, das in den übrigen Sprachen zugrunde liegt. Weiter kommt die Übereinstimmung in der Bildung des Gen. Sg. der Pronomina in Betracht (auf -sso). Den Übereinstimmungen im Wortschatz kann man solche des Germ, mit dem Kelt, und mit dem Lat. gegenüberstellen. Der Wortschatz läßt sich aber am wenigsten mit Sicherheit für eine nähere Verwandtschaft in Anschlag bringen. Wo ein Wort nur in zwei oder drei Sprachfamilien nachzuweisen ist, braucht es darum nicht von Anfang an Sondereigentum derselben gewesen zu sein, sondern es kann auch idg. Erbgut sein, das den übrigen zufällig verloren gegangen ist. In manchen Fällen läßt sich auch an Entlehnung denken, die erst stattgefunden hat, nachdem schon deutliche Sprachentrennung vollzogen war. Es fehlt für die ältesten Zeiten vielfach an Kriterien für die Unterscheidung von Entlehnung und Urverwandtschaft. Über zwei anscheinende lautliche Übereinstimmungen zwischen dem Germ, und dem Keltisch-It. vgl. § 13. 31. § 5. Die germanische Familie umfaßt Sprachen und Mundarten, die in ihrer heutigen Gestalt sehr weit auseinandergehen. Allerdings verringern sich die Unterschiede beträchtlich, j e weiter wir in der Zeit zurückschreiten. Doch auch auf der ältesten Stufe unserer Überlieferung ist schon eine Differenzierung vorhanden. Die Zusammengehörigkeit der germanischen Sprachen konnte auch bloß von den jüngeren Entwicklungsstufen aus kaum verkannt werden. Aber zu einer methodischen
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I, 1. Stelling des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
Vergleichung gelangte man doch nur sehr allmählich. Mit Denkmälern der älteren Sprache, zunächst meistens mit solchen der engeren Heimat, beschäftigten sich in den verschiedenen germanischen Ländern einige Gelehrte schon seit der Humanistenzeit. Seit der Veröffentlichung der gotischen Evangelien durch F. Junius (1665) war ein Gebiet gefunden, dem sich das Interesse der verschiedenen Nationen gleichmäßig zuwendete. Es wurden Texte herausgegeben und teilweise kommentiert, auch Wörterbücher angefertigt. Die grammatische Darstellung der älteren Perioden blieb dagegen zurück. Die Sprachen der Gegenwart wurden nur zu praktischen Zwecken behandelt. Der Engländer Hickes gab 1705 in seinem Thesaurus eine Zusammenstellung von vier Grammatiken altgermanischer Dialekte, aus denen man sich aber noch keine klare Vorstellung von dem Verhältnis dieser Dialekte zueinander machen konnte. Einen bedeutenderen Anlauf zu systematischer Vergleichung nahm der Holländer Lambert ten K a t e in dem Werke „Aenleiding tot de Kennisse van het verhevene Deel der Nederduitsche Sprake" (1723). Hierin war eine Reihe von Entsprechungen richtig bemerkt, und insbesondere die Erscheinung, die J. Grimm später als Ablaut bezeichnet hat, als ein alle germanischen Sprachen durchdringender Lautwechsel erkannt. Nach ihm ist die bedeutendste Vorarbeit für die Begründung der vergleichenden germanischen Grammatik von dem Dänen Kristian R a s k geleistet. Er schuf zuerst eine zuverlässige Grundlage für die Grammatik des Anord., behandelte auch das Aga. und Afries. und untersuchte in seinem wichtigsten Werke „Underzögelse om det gamle Nordiske eller Islandske Sprogs Oprindelee" (erschienen 1818) das Verhältnis zn den übrigen germanischen und den verwandten europäischen Sprachen. Dabei stellte er insbesondere durch kritische Prüfung älterer Annahmen und eigene Kombinationen eine Reihe von Lautentsprechungen fest. § 6. Doch erst J. Grimm blieb es vorbehalten, eine systematische Darstellung des Gesamtgebietes der germanischen Sprachen in Angriff zu nehmen. 1819 erschien der erste Teil seiner Deutschen (d. h. germanischen) Grammatik. Deutlich erkennt man darin den Einfluß von Bopps Konjugationssystem (vgl. § 3). Auf eine reichhaltige Zusammenstellung der
Geschichte der gerin. Sprachwissenschaft.
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früheren Leistungen für die deutsche Grammatik folgen, parallel nebeneinander gestellt, Flexionslehren der verschiedenen germanischen Sprachen und ihrer verschiedenen Entwicklungsstufen, die größtenteils erst neu unmittelbar aus den Quellen hatten geschöpft werden müssen. Infolge der Durchführung des gleichen grammatischen Systems dnrch alle Einzeldareteilungen ergab sich eine deutliche Anschauung von der durch alle Mannigfaltigkeit hindurchgehenden Übereinstimmung des grammatischen Baues. Es fehlt auch nicht an manchen Bemerkungen über Laut Verhältnisse, doch stehen dieselben nur im Dienste der Flexionslehre. Schon 1822 folgte eine zweite Auflage des ersten Teiles. Erst in dieser wurden die von Rask ausgegangenen Anregungen vollständig verwertet, auch der Hinweis Lachmanns auf die Wichtigkeit der Reime für die genauere Bestimmung der Lautverhältnisse. Der Flexionslehre wurde jetzt eine umfängliche Lautlehre vorangestellt (allerdings bezeichnenderweise noch mit der Überschrift „Von den Buchstaben"), die eine noch originellere Leistung war als jene. Ein zweiter und dritter Teil (1826. 1831) brachte die Wortbildungelehre, die in ihrer Art auch .noch ohne Vorbild war, ein vierter (1837) die Syntax des einfachen Satzes. Eine Umarbeitung des ersten Teiles ist nicht zum Abschluß gelangt, das Fertiggewordene ist 1840 erschienen. Eine Neuausgabe des Werkes mit Nachträgen Grimms ist herausgegeben von W. Scherer, E. Schröder und G. Roethe (I. 1870. II. 1878. III. 1890. IV. 1898). § 7. J. Grimm war noch genötigt mit einem recht unvollkommenen Materiale zu arbeiten, zumal bei dem ersten Bande. Nur der kleinste Teil der Quellen war schon veröffentlicht und meist in mangelhafter Weise. Ein sehr viel reicheres und zuverlässigeres Quellenmaterial ist seitdem zugänglich gemacht, so daß allein für die Sammlung und Sichtung des Stoffes eine immer umfassendere Tätigkeit in Anspruch genommen wurde. Vieles ist hierfür seit dem Erscheinen von Grimms grundlegendem Werke schon geleistet, teils in Spezialuntersuchungen, teils in zusammenfassenden Darstellungen, vieles bleibt noch zu leisten. Ein Gebiet war von Grimm noch ganz beiseite gelassen, die lebenden Mundarten. Und doch war auf demselben schon
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I, 1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
vor Grimm manches Achtnngswerte geleistet, allerdings mehr für den Wortschatz. Immerhin hatte schon im 18. Jahrhundert F. Fulda in mundartlichen Lautverhältnissen die Nachwirkung älterer Sprachzustände erkannt. Und zwischen die erste und zweite Auflage von dem ersten Teile der Grammatik (1821) fällt S c h m e l l e r s Werk über die Mundarten Bayerns, durch welches die historische Mundartenforschung begründet wurde. Es dauerte freilich noch lange, bis das von Schmeller Begonnene erfolgreich fortgesetzt wurde. Erst allmählich brach sich die Erkenntnis Bahn, wie notwendig das Studium der lebenden Mundarten zur Ergänzung der schriftlichen Quellen ist. Jene sind eben nicht einfach Weiterentwicklungen älterer Sprachzustände, von denen wir annehmen könnten, daß sie uns schon durch Aufzeichnungen genügend bekannt seien. Unsere schriftliche Überlieferung ist keineswegs so reichhaltig, daß sie allein genügen könnte. Dabei sind die verschiedenen Landschaften sehr ungleichmäßig, manche sehr dürftig oder gar nicht vertreten, so daß zur Vervollständigung Eückschlüsse aus den heutigen Mundarten unentbehrlich sind. Insbesondere lassen sich die Grenzen der mundartlichen Verschiedenheiten nur nach den heutigen Verhältnissen genau bestimmen. Ferner ist die Beobachtung der mundartlichen Lautverhältnisse neben den Reimen ein notwendiges Hilfsmittel zur Ausdeutung der mangelhaften Schreibweise unserer Texte. Endlich ist die Heranziehung der lebenden Mundarten wichtig für die Entscheidung der Frage, wieweit die älteren Aufzeichnungen rein mundartlich, wieweit durch schriftsprachliche Tradition bestimmt sind. § 8. Durch die große Erweiterung des Materials sind der germanischen Sprachforschung immer neue Aufgaben gestellt. Aber nicht dadurch allein. Auch die Zielsetzung und die Methode der Forschung erfuhren nach und nach bedeutsame Wandlungen. Eine Forderung, die gestellt werden mußte, war die Herstellung einer innigeren Beziehung der germanischen Sprachwissenschaft zu der weiteren indogermanischen. J. Grimm hatte Vergleichung mit den verwandten Sprachfamilien geübt, besonders durch die Darlegung der urgermanischen Lautverschiebung. Aber überwiegend blieb er doch bei einer isolierten Betrachtung des Germanischen stehen, wodurch er auch zu mancher unhaltbaren Erklärung der Erscheinungen veranlaßt
Mundartenforschung.
Urgerm. Phonetik.
Lautgesetze.
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wurde. So ergab sieh zunächst ein gewisser Gegeusatz zwischen Grimm und Bopp, zwischen Germanisten und Indogermanisten. Wenn die Versuche zur Ausgleichung zunächst nicht recht glücken wollten, so lag dies keineswegs bloß daran, daß die Germanisten sich zu wenig mit vergleichender Sprachforschung beschäftigten, sondern auch daran, daß die Auffassung der Indogermanisten von der Ursprache nicht sehr geeignet war, die Besonderheiten des Germanischen zu erklären. § 9. Ein anderer Mangel der Darstellung Grimms wird durch die Uberschrift des ersten Abschnittes „Von den Buchstaben" charakterisiert. Zwar war auch er schon, namentlich in bezug auf die Vokale zu einer reinlicheren Sonderung der Laute übergegangen, als sie durch die handschriftliche Schreibung gegeben war, aber er blieb doch noch zu sehr am Bqchstaben haften. Von diesen zu den Lauten wurde man durch die Beschäftigung mit der lebenden Sprache gewiesen, die Grimm immer fremd blieb. Mehr und mehr mußte sich aber auch das Bedürfnis geltend machen, auch für die älteren Perioden die Lautwerte mit allen zu Gebote stehenden Hilfsmitteln soweit als möglich festzustellen. Das mußte dazu führen, die Ergebnisse der Lautphysiologie oder allgemeinen Phonetik für die Sprachforschung zu verwerten. Dies war eine Grundbedingung für das Verständnis der Lautentwicklung. Mit dem Bestreben eine deutlichere Einsicht in die Natur der Laute und des Lautwandels zu gewinnen mußte sich noch eine andere Anforderung immer bestimmter aufdrängen. J. Grimm hatte eine große Menge regelmäßiger Lautentsprechungen nachgewiesen. Aber es blieben doch noch genug anscheinende Unregelmäßigkeiten, dejen Zahl mit der Ausdehnung des Materials zunahm. Es ergab sich so für die germ, wie für die idg. Sprachwissenschaft die Frage, wieweit diese Unregelmäßigkeiten durch genauere Fassung der Lautgesetze und durch den Nachweis von Störungen, namentlich durch die Analogie beseitigt werden könnten. § 10. Die geschilderten Aufgaben nach manchen schüchternen Versuchen Anderer zuerst mit voller Energie in Angriff genommen zu haben bleibt das Verdienst W. S c h e r e r s durch sein Buch „Zur Geschichte der deutschen Sprache" (Berlin 1868. «1878).
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I, I. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
Eine Menge wichtiger Probleme der germanischen Sprachgeschichte waren darin behandelt, aber fast nie zu einer endgültigen Lösung geführt; viele Irrwege waren eingeschlagen. Nicht durch bleibende Leistungen, sondern durch die von ihm ausgegangenen Anregungen hat das Buch gewirkt. Es mußte um so rascher veralten, als bald nach seinem Erscheinen auf dem Gebiete der Laut- und Flexionslehre eine lebhafte Tätigkeit einsetzte, die in Fühlung mit der idg. Sprachwissenschaft und unter Anwendung einer vervollkommneten Methode zu bedeutenden Fortschritten führte. Weniger durchgreifend umgestaltend, aber auch reichhaltig und zum Teil sehr fördernd waren die Arbeiten auf dem Gebiete der Syntax, und auch die Wortbildungslehre ging nicht leer aus. § 11. Nach den geschilderten Fortschritten hat jetzt der erste Teil von Grimms Grammatik nur noch Wert für die Geschichte der Wissenschaft, während die drei andern noch nicht in allen ihren Teilen ersetzt sind. Eine zweite zusammenfassende Darstellung des ganzen Gebietes der germanischen Grammatik hat noch niemand unternommen, und sie wird wohl auch niemals mehr unternommen werden. Dagegen sind Paralleldarstellungen der ältesten Stufen der germanischen Sprächen versucht, immer mit Ausschluß der Syntax. Zur ersten Einführung bestimmt und viel benutzt war Heynes „Kurze Lautund Flexionslehre der altgermanischen Sprachstämme", Paderborn 1862 (vierte Aufl. 1880), die einen selbständigen Wert nur für das Friesische hatte. Eigene Sammlungen und manche glückliche neue Auffassung brachte Holtzmanns „Altdeutsche Grammatik" I a (1870), die spezielle Lautlehre des Got., Anord., Alts., Ags. und Ahd. enthaltend, während eine nach seinem Tode herausgegebene zweite Abteilung (1875) wertlos ist. Eine die neueren Forschungen verwertende Darstellung brachte eine Kollektivarbeit, „Die Laut- und Formenlehre der altgermaniscben Dialekte" von Bethge, Dieter, Hartmann, Schlüter, Leipzig 1898. 1900. Kein einheitliches Werk, sondern eine Aneinanderreihung von selbständigen Grammatiken einzelner Sprachen nach ihren verschiedenen Stufen ist die „Sammlung kurzgefaßter Grammatiken germanischer Dialekte", herausg. von W. Braune, Halle 1880 ff. Die Ergänzungsreihe dazu hat eine auf alle ältesten Sprachstufen bezügliche Arbeit gebracht, die „Nominale Stamm-
Germ. Grammatiken.
Germ. Ursprache.
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bildungslehre der altgermanischen Dialekte" von F. Kluge (1886). Ein ähnliches, noch nicht ganz so weit gedieheues Unternehmen ist die Sammlung von Elementarbüchern der altgermanischen Dialekte, herausg. von W. Streitberg, Heidelberg 1896 ff. Der historischen Grammatik der verschiedenen Sprachen hat man öfters eine Darstellung der gotischen Grammatik vorangeschickt. Diese auch in Vorlesungen beliebte Kombination hat Vilmars kleine Deutsche Grammatik (zuerst Marburg 1840). Dieses Werk ist seit der achten Aufl. (1888) vollständig umgearbeitet und erweitert von F. Kauffmann (jetzt in sechster Aufl. 1913), so daß es zu einem recht brauchbaren Kompendium geworden ist. Viel eingehender ist die nun leider unvollständig gebliebene, sehr wertvolle Darstellung von Wilmanns, Deutsche Grammatik, I. Lautlehre, Straßburg 1893. 21897. 31901. II. Wortbildung 1896. ! 1899. III. Flexion (nebst Bedeutung der Flexionsformen) 1906. 1909. § 12. Wir müssen für die germanischen Sprachen eine gemeinsame Grundlage voraussetzen, die wir als die germanische Ursprache bezeichnen können. Sie ist uns ebensowenig Uberliefert wie die idg. Ursprache. Wir müssen sie ebenso wie diese zu rekonstruieren versuchen. Wenn die Notwendigkeit dazu nicht gleich erkannt wurde, so lag dies hauptsächlich daran, daß innerhalb des Germ, das auf der altertümlichsten Entwicklungsstufe überlieferte Got. eine ähnliche Stellung einnahm wie innerhalb des Idg. das Sanskrit, daß man glaubte, im Got. schon eine im wesentlichen mit dem Urgerm. identische Sprache zu besitzen. Daher die oben erwähnte Benutzung des Got. zur Grundlegung der historischen Grammatik der verschiedenen Einzelsprachen. Erst allmählich erkannte man, daß das Got. doch auch nach manchen Seiten weniger ursprünglich war als jene. Zur Rekonstruktion der germanischen Ursprache ist wie zu derjenigen der indogermanischen Vergleichung der verschiedenen daraus abgeleiteten Sprachen erforderlich. Hier sind wir aber in der glücklichen Lage, noch eia anderes Hilfsmittel zu besitzen, die Vergleichung mit den verwandten Sprachfamilien und der aus ihnen rekonstruierten idg. Ursprache. Die germanische Ursprache muß sich als Mittelglied zwischen dieser und den einzelnen germanischen Sprachen darstellen. Von diesen müssen natürlich die ältesten erreichbaren Formen aufgesucht
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I, 1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
werden. Da die literarischen Quellen nur beim Got. bis ins 4. Jahrhundert zurückreichen, bei den andern Sprachen erst erheblich später beginnen, so dürfen neben ihnen auch die sonstigen kleinen Reste nicht vernachlässigt werden, die in eine frühe Zeit zurückreichen. Diese sind: einzelne Wörter, ganz überwiegend Eigennamen, die bei griechischen und römischen Schriftstellern, auch in griech. und röm. Inschriften überliefert sind; die ältesten Rnneninschriften; die ältesten aus dem Germ, aufgenommenen Lehnwörter des Finnischen und Lappischen. In der Laut- und Formenlehre der altgerm. Dialekte von Bethge usw. ist eine Behandlung des Urgevm. der der einzelnen Dialekte vorangeschickt. Eine besondere „Urgermanische Grammatik" hat W. Streitberg verfaßt (Heidelberg 1896 = Elementarbücher I). Nur ein Teil ist behandelt von A. Noreen, „Urgermanische Lautlehre", Straßburg 1894. In anderer Weise sind die ältesten Verhältnisse dargestellt von F. Kluge in der „Vorgeschichte der altgerm. Dialekte" im Grundr. der germ. Philol. I, 5. 3 0 0 — 4 0 6 . 2 3 2 0 — 4 9 6 .
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(als besonderer Band) 1913.
Eigenheiten des Oermanischen. Betonung. § 13. Im Idg. war der stärkste Ton innerhalb eines Wortes nicht an eine bestimmte Stellung gebunden. E r konnte auf Anfangs-, Mittel- oder Schlußsilbe, auf Ableitungs- und Flexionssilbe so gut wie auf Wurzelsilbe stehen und wechselte die Stellung innerhalb der Flexion. Diese Betonungsweise ist, von einzelnen Verschiebungen abgesehen, im Sanskrit erhalten, im Griech. wenigstens teilweise, vgl. πους, ποδός, ποδί, πόδα usw. Im Germ, hat im einfachen Worte die erste Silbe den Hauptton an sich gezogen. Statt „erste S i l b e " sagt man gewöhnlich nicht ganz richtig „Wurzelsilbe". Diese Bezeichnung geht noch von der Anschauung aus, daß die idg. Wurzeln alle einsilbig gewesen seien. Die Formenanalyse aber führt nach dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft meist auf ein ursprünglich zweisilbiges Element. Nach der älteren Anschauung wäre darin immer nur der Vokal der ersten Silbe als Wnrzelvokal anzuerkennen. Derselbe ist aber in manchen Fällen schon in der idg. Ursprache ausgefallen, vgl. ζ. B. unser
Germaoische Betonung.
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Knie, got. Tcniu im Verhältnis zu griech. γόνν, lat. genu. Ferner ist in reduplizierten Formen der Ton auf die Reduplikationssilbe gefallen, also ζ. B. in Präteritis wie got. haihait „hieß". Reduplikationssilbe war ursprünglich auch die erste Silbe von (ich) bebe, ahd. bibem = sanskr. bibhSmi. Wir müssen daher vielmehr sagen: das Element, auf dessen vokalischen Bestandteil infolge der Anfangsstellung der Ton gefallen ist, ist deshalb von dem späteren Sprachgefühl als das Beharrliche, als die Wurzel empfunden. Auch im Kelt, und lt. hat die erste Silbe den Hauptton an sich gezogen. Das literarisch Uberlieferte Lat. hat allerdings eine ganz andere Betonungsweise. Aber zwischen dieser und der idg. liegt Anfangsbetonung. Das ergibt sich namentlich aus gewissen Modifikationen der Vokale, die als Folge der Unbetontheit während der Periode der Anfangsbetonung geblieben sind. Mit dem Wechsel in cado — cecidi, wo die Anfangsbetonung erhalten ist, steht der Wechsel in caedo — cecidi, parco —peperci in Analogie, wo dieselbe dem neuen Prinzipe hat weichen müssen. Man ist versucht, in dieser Übereinstimmung einen Beweis für nähere Verwandtschaft des Germ, mit dem Kelt, und It. zu sehen. Indessen lassen sich dagegen starke Bedenken erheben. Zunächst muß eine Abweichung des Germ, vom It. in bezug auf die Zuss. hervorgehoben werden. Für das Germ, gilt die Regel: in nominalen Zuss. ist die Anfangssilbe des ersten Gliedes stärker betont als die des zweiten (vgl. Hausvater), in verbalen dagegen die des zweiten stärker als die des ersten (vgl. durchstechen, erhalten). Dagegen galt im Lat. auch für verbale Zuss. stärkere Betonung des ersten Gliedes, vgl. cado — incido, tango — contingo, caedo — incido, claudo — inchido usw., wie denn auch ganz im Gegensatz zu der germanischen Satzbetonung die Präp. stärker betont war als das abhängige Nomen, vgl. die zu Adverbien gewordenen Verbindungen adrnodum, obviam, illico (= in loco), denuo (— de novo). Bedenklicher noch ist, daß die Akzentverschiebung im Germ, erst eingetreten ist, nachdem sich bereits die Lautverschiebung vollzogen hatte (vgl. § 27), durch die doch das Germ, scharf von allen andern idg. Sprachen geschieden war. Die Anfangsbetonung ist für die Weiterentwicklung der germanischen Sprachen von entscheidender Bedeutung gewesen.
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I, 1. Stellang des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
Sie ist die Ursache, daß in ihnen allen, wenn auch in den einen etwas mehr, in den andern etwas weniger, die Vokale der Ableitungs- und noch mehr die der Flexionssilben, in ursprunglich zweisilbigen Wurzeln auch die Vokale der zweiten Silben abgeschwächt oder gänzlich ausgestoßen sind. Lautverschiebung.
§ 14. Unter der von J. Grimm eingeführten Bezeichnung Lautverschiebung begreift man Vorgänge von sehr verschiedener Art, die sich an den Verschlußlauten der idg. Grundsprache und weiterhin an den aus ihnen entwickelten Lauten vollzogen haben. Gemeinsam ist diesen Vorgängen eigentlich nur das Negative, daß es sich bei ihnen nicht um eine Verschiebung der Artikulationsstelle handelt. Man unterscheidet eine erste oder urgermanische und eine zweite oder hochdeutsche Verschiebung. Beide wurden von J Grimm in einen Parallelismus zueinander gesetzt. Voraussetzung für ihn war, daß bei der ersten wie bei der zweiten Lautverschiebung alle unter der gemeinsamen Bezeichnung begriffenen Vorgänge untereinander in einem Zusammenhange stünden, was kaum für jene, sicher nicht für diese zutrifft. J. Grimm gilt gewöhnlich schlechthin für den Entdecker der Lautverschiebungsgesetze. Für die erste Verschiebung ist ihm dieses Verdienst streitig gemacht und an seiner Stelle Rask zugeschrieben. Sicher ist Grimm von Rask angeregt. Aber auch dieser hat schon Vorgänger gehabt, deren Aufstellungen er nur kritisch zu sondern brauchte. Und Grimm ging wieder einen erheblichen Schritt Uber ihn hinaus, indem er die von Kask einzeln hingestellten Entsprechungen wie g —λ·, b — ρ unter allgemeine Formeln brachte und die Zahl der Beispiele erheblich vermehrte. § 15. Grimm ging von dem Lautstande des Griech. aus, den er für identisch mit dem ursprünglichen nahm. Im Griech. unterschied man auf drei verschiedenen Artikulationsstellen j e drei verschiedene Stufen der Verschlußlaute, die man als Tennis, Media und Aspirata bezeichnete. So gelangte Grimm zu folgender Formulierung für die erste Verschiebung: Media wurde zu Tenuis, Tenuis zu Aspirata, Aspirata zur Media.
Urgerm. Lautverschiebung.
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Danach hätte es sich um einen Kreislauf gehandelt, nach dessen Vollendung der Lautvorrat wieder der gleiche gewesen wäre wie ursprünglich, nur mit Rollentausch. Aber diese Formulierung läßt sich nicht aufrecht erhalten. Einerseits decken sich die Lautverhältnisse der idg. Ursprache nicht mit denen des Griech., anderseits ergibt eine genaue Untersuchung der germanischen Lautverhältnisse einen andern Stand für das Urgerm., als ihn Grimm voraussetzte. Ihm lag eine solche Untersuchung noch fern. Er braucht insbesondere die Bezeichnung Aspirata unter dem Einflüsse der inkonsequenten Schulaussprache des Griech. in einem schillernden Sinne. Wir verstehen jetzt unter Aspirata die Verbindung eines Verschlußlautes mit einem nachfolgenden Hauche; Grimm braucht ihn auch fllr Reibelaute wie unser f und ch und für die Verbindung von Verschlußlaut mit homorganem Reibelaute wie unser ζ und p f , die wir jetzt als Affrikata bezeichnen. Anm. Den ersten Ansatz zu einer genaueren Bestimmung der für die Lautverschiebung in Betracht kommenden Lautverhältnisse hat R. v. Raumer gemacht in seiner Schrift „Die Aspiration und die Lautverschiebung" Leipzig 1837 (wieder abgedruckt in den Gesammelten sprachwissenschaftlichen Schriften 1863, S. 1 ff). Eine Abhandlung von G. Curtius, „Die Aspiraten der idg. Sprachen" (Zs. f. vgl. Sprf. 2. 1855) brachte die richtige Erkenntnis, daß statt der griechischen Aspiraten Medialaspiraten als Grundlage anzunehmen seien, aber der daran angeknüpfte Versuch zur Erklärung der Verschiebung muß als verunglückt betrachtet werden. Scherer machte in' seinem Buche „Zur Gesch. d. deutschen Spr." Ansätze zu einer richtigeren Auffassung der germanischen Lautverhältnisse. Die Präge ist dann von mir behandelt PBB. 1,147 ff. Die dort aufgestellte Ansicht von dem Gange der Verschiebung hat seitdem weitere Bestätigung gefunden und liegt der folgenden Darstellung zugrunde.
§ 16. Nach der Artikulationsstelle nahm man früher für das Idg. wie für das Griech., Lat. und Germ, drei verschiedene Gruppen von Lauten an, die gewöhnlich als Labiale, Dentale und Guttarale bezeichnet werden. Die Dentale wären nach der gewöhnlichen deutschen Aussprache, die auch die ursprüngliche gewesen sein mag, besser als Alveolare zu bezeichnen, da sie durch Anlehnung der Zunge an das Zahnfleisch (alveoli) gebildet werden. Die gebräuchliche Bezeichnung Gutturale ist ganz unpassend, da die so benannten Lante nicht in der Kehle gebildet werden, sondern in der Mundhöhle durch Anlehnung des Zungenrückens an den Gaumen. Die Berührung
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I, 1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
kann weiter hinten oder weiter vorn erfolgen. Wenn man hintereinander die Silben ku, ko, ka, ke, ki spricht, so wird man leicht bemerken, daß die Artikulationestelle immer weiter vorrückt. Man unterscheidet zunächst zwei Lautgruppen, für welche die Bezeichnungen Velare und Palatale eingebürgert sind. Bei den Velaren berührt die Zunge den hinteren weichen Teil des Gaumens, das Gaumensegel, bei den Palatalen den vorderen harten. Merkbarer für das Gehör ist der Unterschied bei den entsprechenden Reibelauten, vgl. die velare Aussprache unseres ch nach a, o, u und die palatale nach e, i, ö, ü. Wenn wir im Deutschen ohne Unterscheidung der Velare und Palatale durch besondere Zeichen auskommen, so liegt dies daran, daß sich die Aussprache von selbst versteht, weil sie unzweideutig durch die Natur der voraufgehenden oder folgenden Laute bestimmt ist. Dagegen würde sich die Auseinanderhaltung nötig machen, wenn die velare oder palatale Natur der Laute von der Umgebung unabhängig wäre, wenn etwa velares k im Wortanlaut auch vor e und i, palatales auch vor a, o, u vorkäme usw. Dies war der Zustand der idg. Grundsprache. Man muß also in derselben zunächst Velare und Palatale als zwei gesonderte Reihen auseinanderhalten. Es scheint aber, daß sich auch die Velare noch wieder in zwei Klassen gesondert haben, die man jetzt als rein velare und labiovelare unterscheidet. Die Labiovelare wurden vielleicht so gesprochen, daß sich mit der velaren Zungengaumenartikulation eine Rundung der Lippen ähnlich wie bei der Bildung des u verband. Eine genaue Bestimmung der idg. Aussprache ist natürlich unmöglich. Aber die Notwendigkeit der Scheidung ergibt sich aus der verschiedenen Behandlung in den einzelnen Sprachfamilien. Die Labiovelare erscheinen in den centum - Sprachen vor Vokalen mit dem Nachschlag eines konsonantischen u (Über die besondere Behandlung im Griech. vgl. § 20), in den satem-Sprachen ohne denselben (vgl. lat. quis — sanskr. kas), die Palatale in den centum-Sprachen als Verschlußlaute, in den satem-Sprachen als Reibelaute (vgl. lat. centum, griech. εκατόν — sanskr. satam, lit. szimtas), die reinen Velare in beiden Gruppen als Verschlußlaute ohne Nachschlag. Wir bezeichnen im folgenden, wo es nötig ist, die Labiovelare durch k", gu, die Palatale durch k', g\
Urgerm. Lautverschiebung.
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§ 17. An jeder Artikulationsstelle konnte eine Tennis und eine Media gebildet werden. Jene unterschied sich von dieser durch energischere Artikulation und stärkeren Exspirationsdruck. Außerdem aber war die Media im Idg. mit Stimmton verbunden wie in den romanischen und slavischen Sprachen und in der norddeutschen Aussprache des Deutschen. Sowohl die Media wie die Tenuis konnte mit einem nachstürzenden Hauche verbunden werden, es gab Tenues aspiratae und Mediae aspiratae. Es bestanden also nicht drei Stufen, wie Grimm annahm, sondern vier, die im Sanskr. geschieden sind, also ζ. B. in der Labialreihe p, ph, b, bk. Von den Mediae aspiratae können wir uns schwer eine Vorstellung machen, sie waren aber viel reichlicher vertreten als .die Tenues aspiratae, so daß man eine Zeit lang die Existenz der letzteren verkennen konnte, nnd daß ihre Entsprechung in den Einzelsprachen nicht leicht zu bestimmen war. Wir wollen daher im folgenden zunächst von ihnen absehen. § 18. Wir können nun dem Lautverschiebungsgesetze folgende Fassung geben: Media wurde zu Tenuis, also g, d, b zu k, t, p\ Tenuis zu dem entsprechenden harten Reibelaute, also h zu dem Laute unseres ch, wofür wir das griech. Zeichen χ nach der neugriech. Aussprache verwenden wollen, t zu dem Laute, den wir, wie es bei der Umschreibung dee Got. üblich ist, mit dem zunächst im Ags. verwendeten Buchstaben ρ bezeichnen, d. h. wahrscheinlich einem gelispelten s, bei dem Zunge und Lippen keine andere Stellung einnahmen als beim t, abgesehen von der Lockerung des Verschlusses (vgl. Braune, IF. 4,341), ρ zu f , das ursprünglich rein labial (zwischen den Lippen gebildet) war, erst später in den germanischen Sprachen dentilabial (zwischen Oberzähnen und Unterlippe gebildet) geworden ist; Media aspirata zu dem entsprechenden weichen Reibelaute, also gh zu dem unserem ch eutsprechenden weichen Laute, wie er in der norddeutschen Aussprache des g in sagen vorliegt, wofür wir das ags. Zeichen ζ verwenden, dh zu einem dem p entsprechenden weichen Laute, wofür wir das im Ags. verwendete Zeichen δ gebrauchen, bh zu rein labialem w, wofür wir im Anschluß an eine Heliandhs. das Zeichen l· verwenden wollen. Unverschoben blieben die Tenues in den Verbindungen sk, st, spK idg. kt
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I, 1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
wurde zu yt (ht), pt zu ft. Von Grimms drei Regeln kann also nur die erste beibehalten werden. Möglich bleibt allerdings, daß die Tenues, wie Grimm annahm, zunächst zu Aspiraten und durch diese Zwischenstufe zu Reibelauten geworden sind, es könnte aber auch ein direkter Übergang durch Lockerung des Verschlusses erfolgt sein; jedenfalls sind die Reibelaute schon als urgerm. anzusetzen. Es hat daher auch kein Kreislauf stattgefunden. Der Lautbestand des Urgerm. war ein wesentlich anderer geworden als der des Idg. Aus dem größeren Teil der Verschlußlaute waren Reibelaute geworden. Nur unaspirierte Tenues waren zunächst wieder vorhanden, keine Mediae. § 19. Allerdings ist keine germ Sprache auf diesem Standpunkte stehen geblieben. Mehrere Veränderungen werden noch als gemeingerm. zu bezeichnen sein. Der Reibelaut χ ist im Silbenanlaut zu h geworden, während er sich nach dem Vokal der Silbe behauptet hat, vgl. noch im Nhd. die verschiedene Behandlung des An- und Auslautes in hoch und den Wechsel in hoch, — hoher, sehen — Sicht. Auf den älteren Sprachstufen erscheinen die Lautverhältnisse dadurch verdunkelt, daß das Zeichen h sowohl für χ als für den bloßen Hauch verwendet wird. Unser h ist ein Reibungsgeräusch, das, indem die Luft durch die geöffnete Stimmritze entweicht, bei sehr verschiedener Mundstellung gebildet werden kann. Die Mundstellung richtet sich dabei nach der Natur des folgenden Lautes. Aus χ ist h entstanden, indem die Enge Uber das Maß dessen, was zur Bildung des χ erforderlich ist, erweitert wurde. Der Vorgang hat sich in allen germ. Sprachen vollzogen, doch erscheint Schreibung mit ch noch im Anlaut von Eigennamen in der Römerzeit (Chariovaldus) und noeh später auf frankischem Gebiete. Ferner sind in allen germanischen Sprachen die weichen Reibelaute wenigstens zum Teil zu Verschlußlauten entwickelt. Am frühesten und ganz allgemein ist diese Entwicklung eingetreten nach Nasal und in der Gemination. Ja die geminierten Medien scheinen sogar gemeingerm. weiter zu Tenues entwickelt zu sein. Auch im Wortanlaut ist der Ubergang zeitig eingetreten, nur ζ hat sich im Alts, und Ags. als Reibelaut erhalten. Am besten hat sich der weiche Reibelaut im Inlaut
Urgerm. Lautverschiebung.
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nach Vokal behauptet, nicht ganz so nach r und l. In der lateinischen Umschrift des Got. wendet man die Buchstaben g, d, b sowohl für Reibelaut wie für Verschlußlaut an, was die frühere unrichtige Auffassung vom Gange der Lautverschiebung begünstigt hat. § 20. Bevor wir dazu übergehen, Beispiele zu geben, müssen wir noch kurz die wichtigsten Veränderungen betrachten, die im Griech. und Lat. eingetreten sind, die wir als die bekanntesten Sprachen vorzugsweise zur Vergleichung heranziehen wollen. Im Griech. sind die Mediae aspiratae zu Tenues aspiratae gewandelt und so mit den idg. Tenues aspiratae zusammengefallen. Eine Organverschiebnng hat bei den Labiovelaren stattgefunden, die meist in Labiale, teilweise in Dentale übergegangen sind (vgl. lat. quis, quod mit griech. τις, πό-τερος). Im Lat. sind die Mediae aspiratae zunächst gleichfalls in Tenues aspiratae gewandelt. Die Aspiraten sind dann aber (wie auch im späteren Griech.) zu Reibelanten geworden, die Labiale zu f , die Velar-Palatale durch eine ähnliche Entwicklung wie im Germ, zu h, die Dentale zu einem ähnlichen Laute wie germ, p, der sich weiter im Anlaute zu f gewandelt hat. Im Inlaut hat dann Erweichung harter Reibelaute stattgefunden und weiterhin Übergang zu Verschlußlauten. So ist inlautendes lat. d nicht nur Entsprechung von idg. d, sondern auch von idg. dh, inlautendes lat. b nicht nur von idg. b, sondern auch von idg. bh und in bestimmten Stellen auch von idg. dh. Auf demselben Wege ist idg. g"h im Lat. inlautend zu gv geworden. Weiterhin aber hat lat. gv tiberall außer nach Nasal, sowohl wo es = idg. g" als wo es = idg. guh war, das g eingebüßt, ist zu ν geworden. § 21. Verschiebung der Tenues. a) Labiale: Fisch, got. fislcs = lat. piscis !). viel, got. filu — griech. πολύ. voll, got. fulls — \&t.plenus. Fell, got. -fill in Zuss. = lat. pcllis. Neffe, ahd. ne'fo = lat. nepos. faul, got. füls, verwandt mit lat. püs. got. hafts „gefangen", nhd. -haft in Zuss. = lat. captus. — Unverschobenes p in (ich) speie, got. speiwa = lat. spuo. ') Das Gleichheitszeichen soll nicht immer vollkommene Identität der Bildungsweise ausdrücken.
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1,1. Stellung des Gerin. innerhalb der idg. Sprachen.
b) Dentale: du, got. ]iu — lat. tu. drei, got. preis = griech. τρείς, lat. tres. das, got. pata = grieeh. τύ. (ich) dehne, got. (uf)panja — griech. τιίνω. dünn, anord. ]>unnr — lat. tenuis, (ich) werde, got. icair^a = lat. verto. — Unverechobenes t in (ich) stehe, ahd. stäm = griech. ϊϋτημι, lat. sto. (ich) streue, got strduja = lat. sterno. (er) ist, got. ist = lat. est. got. hafts = lat. captus. recht, got. raihts = lat. rectus. Nacht, got. nahts = lat. nox, Gen. noctis. c) Palatale: hundert, Weiterbildung zu got. hund = lat. centum, griech. εκατόν, aind. §atdm. Hund, got. hunds — griech. χνων, gen. χννός. Horn, got. haurn = lat. cornu. Schwäher, got. swaihra — griech. ίχνρός, lat. socer. (ich) lehne, ahd. lilinem — griech. κλίνω, lat. (in)clino. Vieh, got. faihu = lat. pecu. acht, got. ahtdu = griech. όχτοι, lat. octo. Unverschobenes k' in mischen, ahd. miscan — lat. miscere. d) Velare: (ich) hebe, got. hafja = lat. capio, dazu got. hafts — lat. captus. heil, got. hails = aslav. celü. e) Labiovelare: wer, ahd. hu er = lat. quis. was, got. ha = lat. quod. Ahe landschaftl. „Fluß", „Bach", häutig in Eigennamen als -ach oder -a, got. aha — lat. aqua, (ich) leihe, got. leiha = lat. linquo. § 22. Verschiebung der Mediae, a) Labiale: got. pdida, mhd. pheit „Rock" = griech. βαίτη „Rock aus Fellen"; doch scheint das Wort aus einer nichtindogermanischen Sprache entlehnt zu sein, schlaff, ahd. slaf, nd. slap — aslav. slabu. Die hierhergehörigen Fälle sind wenig zahlreich. Insbesondere fehlt es Sehr an sicheren Vergleichungen für anlautendes b —p. b) Dentale: zwei, got. tivdi = griech. δυο, lat. duo. zehn, got. taihun — griech. ötxa, lat. decern, (ich) zeihe, got. teiha = lat. dico. (ich) ziehe, got. tiuha = lat. duco. Zahn, ahd. zand, got. fundus — lat. dens, -tis, griech. οδούς, -όντος. Fuß, got. fotus = lat. pes, -dis, griech. ποδός (ich) esse, got. ita = lat. edo. (ich) sitze, got. Sita = lat. sedeo. (ich) weiß, got. wait — griech. οίδα. Herz, got. hatrto — griech. καρδία, lat. cor, -dis. das, got. pata — lat. quod. Ast, got. asts = griech. οζος (aus *ozdos). c) Palatale: Knie, got. kniu — lat. genu, griech. γόνν, aind. janu. Korn, got. kaum = lat. granum. (ich) kiese, got.
Urgerm. Lautverschiebung.
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kiusa = griech. γενω (mit Ausfall des s). Acker, got. akrs — griech. αγρός, lat. ager. d) Velare: Kranich, ahd. chranuh, Weiterbildung zu Kran, and. krano (Kranich) = griech. γερανός. Dach, anord. ]>ak, verwandt mit lat. tego. Joch, got. juk = lat. jugum. e) Labiovelare: got. qius „lebendig" (verwandt mit ahd. quec „lebendig", nhd. keck, wozu erquicken) = lat. vivus (aus *gvivos), verwandt griech. βίος. nackt, got. naqafis = lat. nudus (aus *nogvedos). § 23. Verschiebung der Mediae aspiratae. a) Labiale: (ich ge)bäre, got. baira „ich trage" = griech. φέρω, lat. fero, aind. bharümi. Bruder, got. bröpar — lat. frater, aind. bhrütä. Buche (got. boka „Buchstabe") — lat. fagus. (ich) beiße, got. beita — lat. findo, aind. bhedämi. Blume, got. blöma = lat. flos. lieb, got. liufs, verwandt mit lat. lubet, libet, aind. lubhyämi „ich empfinde heftiges Verlangen". b) Dentale: Tür, ahd. turi und Tor, got. daur = griech. &νρα, lat. fores. Tochter, got. daulitar = griech. ϋηγάτηρ. rot, got. rdups, -dis — griech. ίρνϋ-ρός, lat. ruber. Miete, got. mizdö „Lohn" = griech. μιβ&ός. got. midjis, mhd. mitte, erhalten in Mittag, Mitternacht (D. Sg.) = lat. medius, aind. mddhyas. Witwe, got. widuwo = lat. vidua, aind. vidhavä. c) Palatale: Gans = griech. χήν, lat. (h)anser, lit. ζφsis. Got. guma „Mann", erhalten in Bräutigam = lat. homo, (ich) wäge, wiege, got. (ga)wiga = lat. veho, aslav. vezq,. enge, got. aggwtts = lat. angustus, dazu griech. αγχοι. d) Velare: Gast, got. gasts = lat. hostis (Grundbedeutung „Fremdling"), liegen, got. ligan, verwandt mit griech. λέχος „Bett", (ich) steige, got. steiga = griech. ατείχω. e) Labiovelare: singen, got. siggwan, verwandt mit griech. όμφή „Stimme" (aus *soflguhä). Schnee, got. sndiws (mit sekundärem Ausfall eines g vor w, vgl. § 34) = lat. nix, nivis (aus *nigvis), griech. νίφα (A. Sg.). § 24. Entsprechungen der idg. Tenues aspiratae lassen sich im Germ, nur wenige mit Sicherheit nachweisen, doch kann man es als festgestellt betrachten, daß sie wie die nnaspirierten Tenues behandelt sind (vgl. Kluge, Zs. f. vgl. Sprf.
28
I, 1. Stellung des Genu, innerhalb der idg. Sprachen.
28, 88). So entspricht got. pragja „ich laufe" griech. τρέχω, das im Anlaut die Aspiration verloren hat, wie das Fnt. &ρέ§ομαι zeigt. Ahd. rad, dessen d auf urgerm. p zurückgeht, ist = aind. ratha-, Ahd. fehn „Schaum" (wozu unser abgefeimt) vergleicht sich mit aind. ρΚέηα-. Nach s, f, h erscheint die aspirierte Tenuis wie die unaspirierte als unverschobene Tenuis. So ist (ich) scheide, got. skdida verwandt mit griech. ΰχίζω, lat. scindo. Scheinbar eine andere Behandlung des idg. th findet sich in der 2. Sg. Ind. Praet. (des idg. Perf.) der starken Verba, die im Germ, ursprunglich allgemein auf -t ausging wie im Deutschen nur bei den Präteritopräsentia (vgl. mbd. du maht). Zu Grunde liegt idg. tha. Man sollte danach erwarten, daß es im Got. nicht namt „du nähmest" hieß, sondern *namp. Das t läßt sich aber erklären als eine Verallgemeinerung von den ziemlich zahlreichen und häufigen Formen aus wie got. gaft „du gäbest", falht „du verbargst", waist „du weißt", in denen es dem oben angegebenen Gesetze entspricht. § 25. Scheinbare Ausnahmen der Lautverschiebungsgesetze haben sich dadurch ergeben, daß im Aind. wie im Griech. das Gesetz gilt, daß, wo ursprünglich zwei aufeinanderfolgende Silben mit Aspirata begannen, die eine die Aspiration verlieren muß. So löst eich die Unregelmäßigkeit der Entsprechung von (ich) biete, got. biuda — aind. bodhämi — griech. poet, jτεν&ομαι (attisch πνν&άνομαί) durch die Zurückfllhrung auf eine Grundform *bheudkö. So erklärt sich die Verwandtschaft von Teig, got. digan „kneten" mit lat. fingo, figulus, griech. τείχος „Mauer" (ursprünglich wohl „Lehmwand") unter der Voraussetzung einer Wurzelgestalt dheigh-. Andere scheinbare Unregelmäßigkeiten ergaben sich aus einem schon der idg. Grundsprache eigenen Lautwechsel. So wurden die labialen, palatalen und velaren Mediae und Aspiratae vor t zu Tenues. Davon hinterblieb ein Wechsel auch in den Einzelsprachen, vgl. ζ. B. lat. rego — rectus, got. (uf-)ralcja (ich recke auf) — raihts (recht). Da darf man natürlich nicht etwa rego unmittelbar mit raihts vergleichen und so in ähnlichen Fällen. Anderseits war im Idg. Tenuis unter bestimmten Bedingungen in Media gewandelt, vgl. griech. όείχννμι—όεϊγμα (Beweis, Beispiel). Vergleicht man nun unser Zeichen, got. tdikns direkt mit όείχνυμι, so entsteht der Schein einer Un-
Scheinbare Ausnahmen der Lautverschiebung.
Verners Gesetz.
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regelmäßigkeit, der verschwindet, wenn wir es vielmehr mit δείγμα vergleichen. § 26. Als eine Ausnahme betrachtete man es früher auch, daß der idg. Tenuis im In- und Auslaut im Germ, nicht harter Reibelaut, sondern weicher (später Media) entspricht, vgl. got. fadar (urgerm. fader) „Vater" = lat. pater gegen got. bropar „Bruder" = lat. frater. In Wirklichkeit ist auch hier die Tenuis zuerst zu hartem Reibelaute geworden und erst durch einen weiteren Prozeß erweicht. Dies ergibt sich besonders klar daraus, daß das Verhältnis von urgerm. f , J>, χ zu 5, ö, ξ ganz das gleiche ist wie das von hartem und weichem s (letzteres in der Umschrift des Got. mit ζ wiedergegeben), vgl. Braune, PBB. 1,513. Da es nun keinem Zweifel unterliegt, daß das germ, weiche s erst aus dem ursprünglich harten des Idg. entstanden ist, so drängt sich der Schluß auf, daß auch 5, et, g, wo sie einer idg. Tenuis entsprechen, dem gleichen Erweichungsprozeß ihr Dasein verdanken. Dieselben werden in den verschiedenen germ. Dialekten ganz gleich behandelt wie die Entsprechungen der idg. Medialaspiraten, was wieder ein Hauptbeweis dafür ist, daß auch diese für das Urgerm. als Reibelaute anzusetzen sind. Das im Got. erhaltene e ist in den übrigen germanischen Sprachen zu r geworden. § 27. Die Ursache des verschiedenen Schicksale der idg. Tenues ist durch K. Verner gefunden und in der Zs. f. vgl. Sprf. 23, 97 dargelegt noch unter der Überschrift „Eine Ausnahme der ersten Lautverschiebung". Es ergab sich die überraschende Tatsache, daß dafür die Stellung des Akzentes maßgebend gewesen ist, und zwar nach der Betonungeweise der idg. Ursprache, die also noch bestanden haben muß, nachdem schon die Verschiebung der Tenues zu harten Reibelauten vollzogen war (vgl. § 13). Wir können dem von Verner gefundenen, nach ihm das Vernersche genannten Gesetze auf Grund der oben entwickelten Anschauungen vom Gange der Lautverschiebung die folgende allerdings nicht so von ihm herrührende Fassung geben: Die nach Vollzug der urgermanischen Lautverschiebung vorhandenen harten Reibelaute, der uridg. Reibelaut s und die aus idg. Tenuis verschobenen f , Ρ, χ sind im In- und Auslaut erhalten, wenn der nächst-
30
Ι, 1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
vorhergehende Vokal nach der idg. Betonung den Hanptton trug, dagegen in die entsprechenden weichen Reibelaute (2, 5, d, ζ) tibergegangen, wenn dies nicht der Fall war. Eine Ausnahme machen die Verbindungen st, sh, sp, ft, χί (Jit), */s (As), ss, in denen keine Erweichung eintritt. Beispiele: got. fadar „Vater" — griech. πατήρ, aind. pita, as. modar „Mutter" = aind. mäta gegen got. bro]>ar = aind. bhrdtä. got. sibun „sieben" = griech. επτά, aind. saptd (erst jünger säpta), got. hund „hundert" = griech. εκατόν, aind. Satdm gegen got. taihun „zehn" = griech. dexa, aind. daia. got. af mit sekundärer Verhärtung im Auelaut, aber mit Antritt einer Partikel abuh, ahd. aba, nhd. ab = griech. από. Die sogenannten Partizipia Perf. der sw. Verba (vgl. got. galagip, aber flektiert galagidis, ahd. gilegit) entsprechen den griech. Verbaladjektiven auf -τος, die immer endbetont sind. § 28. Da der idg. Akzent innerhalb der Ableitungen aus der gleichen Wurzel und innerhalb der Flexionsformen aus dem gleichen Stamme wechselte, so mußte vielfach ein Wechsel zwischen hartem und weichem Reibelaute und deren Weiterentwicklungen entstehen, wofür man sich seit Qoltzmann des allerdings an sich zu weiten Ausdrucks „ g r a m m a t i s c h e r W e c h s e l " bedient. Frühzeitig hat dann die Tendenz eingesetzt, den Wechsel durch Ausgleichung wieder zu beseitigen. Teilweise ist dies schon in der Zeit vor unserer Uberlieferung geschehen, teilweise können wir den Vorgang an der Hand unserer Überlieferung verfolgen, teilweise ist er auch jetzt noch nicht durchgedrungen. Innerhalb der Nominalflexion ist der grammatische Wechsel schon in unseren ältesten Texten nicht mehr lebendig. Dagegen zeigt er sich noch innerhalb der starken Konjugation. Im Idg. lag der Ton im Sg. des Perfektums, dem das germ. st. Prät. entspricht, stets auf der Wurzelsilbe, im PI. und in dem sogenannten Part. Perf. stets auf der Endsilbe. Im Präs. war teils der Wurzelvokal betont, teils der sogenannte thematische Vokal (der Bindevokal der griech. Schulgrammatik). Doch tiberwog die Wurzelbetonung von Anfang an, und im Germ, hat eie ein noch entschiedeneres Übergewicht erhalten. Demnach gilt als Regel: im Präs. und im Sg. Prät. harter, im PI. Prät. und im Part, weicher Reibelaut. Dieser Regel entsprechen ζ. B. ahd. kiusu (nhd. kiese),
Verners Gesetz.
31
kos — htrum, ytkoran; lidu (nhd. leide), leid — litum, gilitan (d = urgerm. ]>, t = urgerm. &); ziuhu (nhd. ziehe), z6h — zugum, gizogan\ nicht ganz heffu (nhd. hebe) — huob (mit frühzeitiger Angleichung an den PI.), huobum, gihaban.. In der Wortbildung spielt der Wechsel noch eine große Rolle. Ans starken intransitiven Verben werden schwache Kausativa abgeleitet, die auf idg. Formen mit Suffixbetonung zurückgehen. Daher stimmen diese im Konsonanten za dem PI. Prät. des starken Verbums, vgl. ahd. ginesan = nhd. genesen (ursprünglich „am Leben, unversehrt bleiben") — nerien = nhd. nähren (ursprünglich „am Leben erhalten"). Als Nomina agentis fungierten im Urgerm. schwache Maskulina, die den Ton meist auf der Endung hatten, vgl. ahd. (heri-)zogo = nhd. Herzog (Heerführer) zu ziohan {= lat. ducere). Im Komparativ der Adjektiva, die den Ton auf der Endsilbe hatten, wurde derselbe auf die Anfangssilbe zurückgezogen, daher got. juhiea zu juggs (jung). Weiteres in Teil II und V. § 29. Nicht selten ist auf einem Teile des germ. Gebietes die Ausgleichung schon früh vollzogen, während ein anderer den Wechsel bewahrt hat. So steht neben ahd. eihu (ich zeihe) zeh — zigum, gizigan got. teiha, tdih, taihum, taihans, umgekehrt neben got. fiarf (ich darf) — PI. Jtaurbum ahd. darf, durfum, neben got. juggs — juhiza ahd. jung, jungiro. Wenn mehrere Dialekte unabhängig voneinander ausgeglichen haben, so kann die Ausgleichung nach verschiedenen Seiten hin erfolgt sein, und es ergibt sich dann eine Unregelmäßigkeit in der Lautentsprechung, vgl. got. Pahan (schweigen = lat. tacere) — ahd. dagen, ahd. zahar (Zähre = griech. όάχρν) — got. tagr, ahd. haso (Hase) — ags. hara. § 30. Durch die Wirkung des Vernerschen Gesetzes mußte auch in den Flexionssuffixen eine Spaltung eintreten. Unter diesen enthielten im Idg. viele ein s oder ein t. Diese mußten je nach der Stellung des Tones in einem Teile der Wörter und Formen als s und p erhalten bleiben, in einem andern zu ζ und Ö werden. Begreiflicherweise machte sich aber hier bald die Tendenz zur Wiederherstellung einer Gleichförmigkeit geltend. Dabei sind im allgemeinen die erweichten Laute, die aus verschiedenen Gründen ein Ubergewicht hatten, durch-
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I, 1. Stelluug des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
geführt. Im Got. sind die Verhältnisse durch sekundäre Verhärtung im Auslaut verdunkelt, aber doch noch erkennbar bei Antritt einer vokalisch anlautenden Partikel (vgl. § 80). Vgl. got. dags (-zuh) Ν. Sg. (Tag) = anord. dagr, got. is (aber izei) = ahd. ir, er (er), got. dagos (-zuh) Ν. PI. = anord, dagar. (dagegen alts, dagos, age. dagas), got. gibos 6 . Sg. und Ν. A. PI. von giba (Gabe) = anord. gjafar, got. nimis (-zu) „du nimmst" = anord. nemr; got. nimand (sie nehmen) = alts, n'emad — ahd. nemant (aber age. nemad), got. nimip (-du) „er nimmt" = alts, nimid — ahd. nimit. Sonstige Konsonanienveränderungen. Assimilation. § 31. Schon im Urgerm. haben sich eine Anzahl von Assimilationen vollzogen. Die urgermanischen Doppelkonsonauten sind zumeist durch Assimilation entstanden. Eine Assimilation hat das Germ, mit dem It. und Kelt, gemein. Wo ein Dental vor folgendes t getreten ist, da ist die Verbindung durch Zwischenstufen hindurch, die wir nicht genau bestimmen können, schließlich zu ss geworden, vgl. lat. mitto — missus in Vergleich mit capto — captus usw., edo — esus (mit Vereinfachung des s nach langem Vokal). So erklärt sich got. gawiss, nhd. gewiß, aus wait (ich weiß) mit dem idg. Suffix -to- abgeleitet; ebenso das Prät. got. wissa = mhd. wisse, tvesse (wußte); got. af-stass „Abfall", mit Suffix -ti- abgeleitet aus standan (stehen, treten). Nach langem Vokal ist wie im Lat. Vereinfachung eingetreten, vgL got. weis = nhd. weise, ebenfalle verwandt mit wdit, womit sich lat. visus zu video vergleichen läßt; ferner ahd. muosa, mhd. muose, Prät. zu muog — got. mot (ich muß); ahd. muos = nhd. Mus (ursprünglich überhaupt „Speise") zu ahd. mag = got. mats (Speise). Zweifelhaft bleibt, ob wegen der Übereinstimmung in diesem Lautwandel eine nähere Beziehung des Germ, zum It. und Kelt, angenommen werden muß, oder ob nur eine auch mit audern idg. Sprachen gemeinsame Vorstufe (im Griech. entspricht ΰτ) zu dem gleichen Endergebnis geführt hat. Anm. Vgl. Kögel, PBB. 7, 171. In manchen Fällen erscheint nicht ss, sondern st, vgl. Last zu laden. Kögel nimmt an, daü ω nur nach
Konsonantenassimilation.
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unbetontem Vokal entwickelt sei, dagegen st nach betontem. Ein Beweis dafiir läßt sich nicht erbringen. Eher ist wohl Wiederherstellung des t nach analogen Bildungen anzunehmen. Wenn st in der 2. Sg. Ind. Prät. feststeht (got. haihdist zu hditan „heißen"), so könnte man denken, daß vor idg. th, das hier zugrunde liegt, die Entwicklung eine andere gewesen wäre; indessen lag gerade hier die Ausgleichung nach anderen Formen wie gaft (du gabst) sehr nahe.
§ 32. Idg. sm, wohl zunächst zu zm geworden, ist zu mm assimiliert, ζ. B. in got. pamma = ahd. demu = nhd. dem, verglichen mit aind. Dat. tasmäi und Abi. tasmäd. Danach sind die Dative der Adjektiva gebildet wie got. blindamma = ahd. blintemu = nhd. blindem. Die spätere Vereinfachung war die Folge der geringen Tonstärke des voraufgehenden Vokals. Anm. Ähnlich scheint zl zn II assimiliert zu sein. So kann das landschaftliche Krolle „Locke", falls es auf urgerm. *krozl6 zurückgeht, verwandt sein mit kraus. Ferner Öl zu II, vgl. Sievers, IF. 4, 335. So erklärt sich das Verhältnis des oberdeutschen Stadel zu Stall (aus *stadloz).
§ 33. Besonders verbreitet ist Assimilation des η an einen vorhergehenden Konsonanten. So ist U aus In entstanden in got. fulls, nhd. voll, vgl. lat. plenus und das genauer stimmende lit. pilnas; in got. wulla, nhd. Wolle, vgl. aslav. vlüna. So sind urgerm. pp, tt, kk wohl durchgängig durch Assimilation eines η an den vorhergehenden einfachen Verschlußlaut entstanden, wenn sich dies auch nicht immer im einzelnen nachweisen läßt. Vgl. rupfen, nd. ruppen neben raufen = got. rdupjan, ritzen, ahd. rizzan und rizzön {zz aus tt) neben reißen, ahd. ήξαη = alts.-ags. writan. Unser backen (wohl verwandt mit griech. φωγω), das ursprünglich nur im Präsens Gemination hatte, geht auf eine Präsensbildung wie griech. δάχνω zurück (vgl. Flexionslehre). Diese Doppelkonsonanten entsprechen aber nicht bloß idg. bv, dn, gn, sondern auch älterem germ, ΐη, δη, gn, sei es, daß die dem η vorangehenden Laute auf idg. Medialaspirata zurückgehen oder nach dem Vernerschen Gesetz auf idg. Tenuis. Vgl. ahd. l'eckon, lecchon gegen got. bildigon „belecken"; zucken gegen ziehen, gezogen. Ferner ist konsonantisches u (w) an vorhergehendes » assimiliert. So ist dünn, ahd. dunni, anord. J>unnr = lat. tenuis. Den gleichen Ursprung hat nn in rinnen, got. rinnan (vgl. aind. rinvati „er läßt fließen"); in got. minniza = mhd. minner, nhd. minder (vgl. lat. minuo); in Kinn, got. kinnus = griech.
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1,1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
γέννς, aind. ham?, wobei die Gemination abgegangen ist von den Formen, in denen u konsonantisch wnrde (vgl. aind. hanväm G. PL). Anm.
V g l Kluge, PBB. 9,157 ff. Kauffmann, ib. 12, 504 ff.
Ausfall. § 34. Zwischen Vokal und w ist ζ (g) ausgefallen. Vgl. got. snaiws — lat. nix, nivis ans *nigwis; got. mawi „Mädchen" aus *magwi zu magus „Knabe" (verwandt Magd); Aue, mhd. ouwe (ursprünglich „von Wasser umflossenes Land") zu got. aha „Wasser", ahd. aha = lat. aqua. Konsonantisches i (J) scheint gemeingerm. vor folgendem i ausgefallen zu sein, vgl. ahd. neriu (ich erhalte am Leben) — neris, nerit, zellu (ich zähle), worin die Verdopplung durch ursprünglich folgendes j bewirkt ist, — zelis, zelit; in got. nasjis, nasjip hat wahrscheinlich Wiederherstellung des j stattgefunden. Ebenso ist konsonantisches u (w) vor u geschwunden, vgl. anord. sund „das Schwimmen" zu schwimmen, got. swimman. Gemeingermanisch ist auch der Ausfall eines Nasals vor h mit Hinterlassung von Dehnung des voraufgehenden Vokale. Beispiele: got. ]>agJcjan (denken) — ]>ähta (ich dachte), got. huhrus (Hunger) — huggrjan (hungern). Doch ist der Vorgang vielleicht erst in den Einzeldialekten znm Abschluß gelangt, da anh im Ags. zu oh geworden ist, also die spezifisch ags. Verdampfung des α vor Nasal vorangegangen zu sein scheint. Anm. Über andere Ausstoßungen, die fUr die Verhältnisse in den jüngeren Perioden weniger wiehtig und zum Teil auch nicht so sicher sind, vgl. Streitberg, Urgerm. Gramm. § 129.
Einschiebung. § 35. Zwischen $ und r hat sich ein t als Übergangslaut entwickelt. Vgl. Strom, anord. straumr = air. sruaim, verwandt mit griech. ρέει „er fließt" = aind. sravati; Ostern, verwandt mit aind. usrG „Morgenröte", lat. aurora; Schwester, got. swistar = lat. soror ans *svesor, wobei das t ausgegangen ist von Formen wie got. Dat. (Lok.) swistr — aind. svasri. Auslautgesetze. § 36. Ursprünglich im Auslaut stehende Dentale sind im Qerm. wie im Griech. geschwunden. So ist ein idg. t ge-
Konsonanten: Ausfall, Einschiebung, Auslaut.
35
schwunden in den sogenannten sekondären Endungen der dritten Person Sg. und PI., vgl. got. bairdi (er trage) = griech. φέροι, aind. bhdret (Grundform *bheroit), got. herum, (sie trugen), worin η aus idg. -nt (vgl. lat. legebant). Ein idg. d ist geschwunden im Ν. A. Sg. des Neutrums der Pronomina, vgl. got. ha = lat. quod, während unser was — ahd. huas;, alts, huat, eine im Got. geschwundene Nebenform voraussetzt, die dort *hata zu lauten hätte, in der das t durch eine angehängte Partikel geschlitzt ist. Dieselbe Partikel in got.pata = ahd. dag und in got. ita = ahd. ίς, έζ. Eine Nebenform *pa liegt vor in ahd.-mhd. deist „das ist", deich „das ich" = da ist, da ich. Anm. Wo überlieferte Formen auf Dental ausgehen, ist dahinter ein Vokal abgefallen. So in den sogenannten primären Verbalendungen,
vgl. got. bairiß „er trägt" = idg. *bhireti, bairif) „ihr tragt" = idg. *bh6rete, bairand „sie tragen" = idg. *bhironti.
§ 37. Ebenso ist ursprünglich auslautender Nasal abgefallen. Vorher war auslautendes,}» wie im Griech. zu η geworden. Auf m ging ursprünglich aus, wie im Lat., der A. Sg. aller Nomina außer den Neutris nach konsonantischer Deklination (die i- und u- Stämme eingeschlossen). Als η erscheint das Akkusativsuffix im Germ, noch in Pronominalformen, wo es durch eine angehängte Partikel geschützt war, vgl. got.pana (griech. τόν), hana = den, wen und danach beim Adj., vgl. got. blindana, ags. blindne, alts, blindan (daneben helagna), ahd. blintan, nhd. blinden. Sonst ist es abgefallen, vgl. got. handu (Hand), ahd. wini (Freund), geba (Gabe), und mit weiterem Verlust eines Vokals got. gast ( = lat. hostem), dag (idg. auf -om). Der gleiche Abfall liegt vor im G. PI. (lat. -um, griech. -ων), vgl. got. dage, gibo usw. Anm. Wo im Germ. Nasal im Auslaut erscheint, ist dahinter etwas abgefallen, vgl. got. b&run „sie trugen" mit Verlust des auslautenden
Dentals (vgl. §36), m im D. PI. (got. dagam, gastim usw.) aus -mis, in der 1. Sg. Ind. Präs. (got. im „ich bin", ahd. bim) aus -mi (griech. εΙμί). Vokale.
§ 38. Bei der aus dem Altertum übernommenen Einteilung der Sprachlaute in Vokale und Konsonanten ist die Funktion innerhalb der Silbe maßgebend gewesen. Es lag die Anschauung zugrunde, daß jede Silbe einen Vokal enthielte, dem sich
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1,1. Stellung des Gera, innerhalb der idg. Sprachen.
die Konsonanten, die mitklingenden Laute in bezug auf Klangstärke unterordneten. Dies traf fllr das Griech. und Lat. zu, darf aber nicht für alle Sprachen verallgemeinert werden. Eine Silbe muß nicht notwendigerweise einen Vokal enthalten. Auch eolche Laute, die nach der herkömmlichen Einteilung zu den Konsonanten gerechnet werden, können wie die Vokale als die klangstärksten einer Silbe funktionieren, nämlich alle Dauerlaute. Insbesondere sind die Nasale und die sogenannten Liquidae (l, r) dazu geeignet und erscheinen so in verschiedenen Sprachen. Auch dem Nhd. sind sie nicht fremd, allerdings auf unbetonte, also auf Ableitungs- und Flexionssilben beschränkt. Nach der verbreitetsten Aussprache wird da, wo wir in unbetonter Silbe em, en, el, er schreiben, in Wirklichkeit kein e gesprochen, vgl. II § 111. Anderseits können auch Vokale, ebenso wie sonst Konsonanten, eine untergeordnete Stellung einnehmen, am leichtesten, je enger bei ihrer Bildung die Öffnung des Mundkanals ist. Am geeignetsten sind daher i und M, die den Reibelauten j und w nahe stehen, in die sie daher, wo sie dem klangvollsten Laute der Silbe vorangehen, leicht Übergehen. Unser j und w sind auf diese Weise aus i und Μ entstanden, die aus der idg. Ursprache überkommen und in den älteren Perioden des Germ, noch erhalten sind. Engl, w wird noch jetzt als u gesprochen. Nach dem Vorschlag von Sievers gebraucht man jetzt die Bezeichnung Konsonanten im Anschluß an den ursprünglichen Sinn auch bloß mit Bezug auf die Stellung in der Silbe, und stellt dann den Konsonanten nicht die Vokale gegenüber, sondern die Sonanten, d. h. diejenigen Laute, die innerhalb der Silbe die größte Klangfülle haben, die den Silbenakzent tragen. Es können demnach nach dieser Terminologie Vokale konsonantisch sein (jetzt gewöhnlich so bezeichnet: u) und Laute, die nach der älteren Terminologie als Konsonanten bezeichnet werden, sonantisch (jetzt gewöhnlich so bezeichnet: r, n). Streng genommen müßte man auch die zweiten Komponenten der Diphthonge als Konsonanten bezeichnen. Allerdings sprechen wir jetzt ζ. B. au so, daß wir unmittelbar, nachdem wir zur Stellung für α eingesetzt haben, sogleich den Ubergang zur Stellung für u anschließen, wobei rasch hintereinander alle zwischen α und u liegenden Vokale erklingen, so daß weder
Vokale.
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α noch Μ als ein deutlich gesonderter Laut erscheint; entsprechend die anderen Diphthonge. Es ist aber auch eine Aussprache möglich, bei der man eine Zeitlang in der Stellung fUr den ersten Komponenten verharrt und dann rasch zu der für den zweiten übergeht, wobei beide deutlicher gesondert bleiben. Dies scheint die ursprüngliche idg. gewesen zu sein. Wenn wir in der systematischen Darstellung, abweichend von strenger Konsequenz, die konsonantischen Vokale, soweit sie dem Sonanten der Silbe vorangehen, mit den Konsonanten im alten Sinne zusammen behandeln, dagegen, soweit sie dem Sonanten folgen, mit den Vokalen zusammen, so geschieht dies mit Rücksicht auf die jüngere Entwicklung, indem die ersteren sich meist zu Reibelauten entwickeln, die letzteren dagegen vielfach mit dem vorhergehenden Sonanten zu einfachen Lauten kontrahiert werden, während umgekehrt einfache Laute sich zu Diphthongen entwickeln. § 39. Das Aind. besaß die Vokale a, i, u als Längen und als Kürzen, e und ο nur als Längen, und zwar so, daß dieselben leicht als sekundäre Zusammenziehungen aus ai und au zu erkennen waren. Außerdem dienten l und r auch als Sonanten. Die vergleichende Grammatik betrachtete die sonantischen l und r von Anfang an als unnrsprünglich, sah dagegen lange Zeit in der Beschränkung auf die Vokale a, i, u Bewahrung des ursprünglichen Zustandes, was mit theoretischen Anschauungen zusammentraf, wonach diese Vokale überhaupt als die Extreme auch die Grundvokale sein sollten, aus denen die übrigen entwickelt wären. Die größere Mannigfaltigkeit der europäischen Sprachen leitete man dann im allgemeinen aus einer Spaltung des α - L a u t e s in a, e, ο ab. Im Aind. spielte ein Vokalwechsel eine große Rolle in der Wortbildung und Flexion. So wechselte α mit a, i mit ai, u mit au. Zur Erklärung des Wechsels haben schon die alten indischen Grammatiker eine Theorie ausgebildet. Danach sind die Grundrokale, aus denen sich die übrigen Vokale und die Diphthonge entwickelt haben, die kurzen a, i, u, f. Diese haben eine Verstärkung erfahren durch ein vorgesetztes a, wodurch also ä, ai, au, ar entstanden sind. Dazu kommt eine nochmalige Verstärkung durch ein weiteres vorgesetztes a, wodurch ai, äu, ar entstanden sind, während a + a nur wieder
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1,1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
ä ergeben kann. Die erste Verstärkung bezeichnen die Inder als Guna, die zweite als Wrddhi (Wriddhi). Diese Theorie eignete sich die vergleichende Sprachwissenschaft an mit der Modiiikation, die eine entschiedene Inkonsequenz war, daß f nicht als Grundvokal anerkannt, sondern als eine Abschwächung angesehen wurde. Für die Verstärkung wurde der Ausdruck „Vokalsteigerung" üblich, und man sonderte die Vokale und Diphthonge nach den vorausgesetzten Grundlauten in eine a-, i- und u- Reihe. § 40. Die germanischen Sprachen zeigten eine größere Mannigfaltigkeit als dae Indische. Da aber im Got. anscheinend e und ο nur als Längen vorhanden waren, so begünstigte das die Theorie von den drei Grundvokalen. Auch im Germ, gewahrte man einen Vokalwechsel innerhalb der Wortbildung und innerhalb der starken Konjugation. Diesen zuerst von ten Kate beobachteten Wechsel (vgl. § 5) nannte Grimm Ablaut. Er behandelte denselben isoliert als eine speziell germanische Erscheinung und nahm an, daß er sich zuerst im st. Verb, entwickelt habe und von da erst in die Wortbildung übertragen sei. Wo sich in der Wortbildung ein Ablaut fand, ohne daß ein verwandtes st. Verb, zu belegen war, nahm er an, daß ein solches verloren sei, eine Anschauung, die noch lange nachgewirkt hat. Demnach setzte er seühs Ablautsreihen an, denen sechs Klassen der ablautenden st. Verba entsprachen. Zur Bestimmung der Ablautestufen in den Formen der st. Verba ist die Kenntnis von vier Formen erforderlich, der 1. Sg. Ind. Präs., mit der alle übrigen Formen des Fräs, etimmen, der 1. Sg. Ind. Prät., mit der ursprünglich die übrigen Formen des Sg. stimmen, der 1. PI. Ind. Prät., mit der der ganze PI. des Ind. und der Opt. (Konj.) des Prät. stimmt, und dem sogenannten Part. Perf. Ich gebe im folgenden die von Grimm aufgestellten Ablautereihen, aber nicht in der von ihm gewählten Reihenfolge, sondern aus Gründen, die später erhellen werden, in derjenigen, die zuerst Braune in seiner Gotischen Grammatik eingeführt hat. Auch bezeichne ich die Grundlaute, zum Teil abweichend von Grimm, nach dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft. In Klammer setze ich daneben die schon gemeingerm. daneben vorkommenden Modifikationen. 1) i — ai — i (got. steiga
Ablautsreihen.
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„ich steige", stdig, stigum, stigans). 2) eu (tu, eo) — au — w (o), in einigen Wurzeln auch ύ (got. biuga „ich biege", laug, bugum, bugans — got. luka „ich schließe", lauk, lukum, lukans). 3) e' (i) — a — u (o) (got. binda, band, bundum, bundans). 4) e (ϊ) — a — e — u (ο) (got. nima „ich nehme", nam, nemum, numans). 5) e (i) — a — e (got. giba, gaf, gebum, gibans). 6) ο — ο (got. fara, for, förum, farans). Den Wechsel e — ο in einigen reduplizierenden Verben (got. Uta „ich lasse", Prät. lailot) rechnete Grimm nicht zum Abiaul § 41. Im Gegensatz zu den Anschauungen Grimms suchte die vergleichende Grammatik den Ablaut zu dem Vokalwechsel in anderen idg. Sprachen in Beziehung zu setzen und die Steigerungstheorie auf ihn anzuwenden. Man suchte also die Grimmschen Ablautsreihen auf die als idg. angesetzten Reihen mit Grundvokal a, i, u zurückzuführen, ein Verfahren, das dann auch in die Einzeldarstellungen germanischer Dialekte Uberging. In die «-Reihe wurde unsere erste Klasse untergebracht, zugleich aber auch reduplizierende Verba wie got. hditan heißen"; in die «-Reihe unsere zweite, zugleich aber reduplizierende Verba wie got. stdutan „stoßen"; in die α-Reihe Klasse 3—6 und reduplizierende Verba mit α oder e im Präs., wie got. haldan „halten" oder letan „lassen". Es leuchtet ein, daß mit dieser Einordnung zur Erklärung der Grimmschen Ablautsreihen herzlich wenig geleistet war. Unklar blieb, woher die Verschiedenheit von Klasse 3—6, woher der Wechsel von e und α zwischen Präs. und Prät., weshalb im Präs. bald e, bald α, woher das μ im Prät. und Part. usw. Wenn auch einige Parallelen in den anderen idg. Sprachen gefunden waren, in der Hauptsache mußte der Ablaut immer noch als eine spezifisch germanische Entwicklung erscheinen, für die es an einer Erklärung fehlte. § 42. Erst ein völliger Umschwung der Anschauungen von den Vokalverhältnissen der idg. Ursprache ermöglichte auch ein Verständnis der germanischen Vokalverhältnisse. 1871 erschien ein Buch von A. Amelung, „Die Bildung der Tempusstämme durch Vokalsteigerung im Deutschen", in dem richtigere Einsichten über die Vokalentsprechungen in den europäischen Sprachen dargelegt wurden, die aber zunächst wenig Beachtung
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I, 1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
fanden. Durch die Entdeckung Verners (vgl. § 27) wurde man nachdrücklich auf die Bedeutung des Akzents für die Lautentwicklung hingewiesen. Verner selbst Schloß an seinen Hauptaufsatz Bemerkungen „zur Ablautsfrage" an mit manchen richtigen Ahnungen. Gleich darauf zeigte Osthoff (PBB. 3,1 ff.) den Eiufluß des Akzents auf die wechselnde Gestalt der Stammform in der Deklination. Hieran knüpfte dann Brugmann an in zwei Aufsätzen, die in Curtius' Studien zur griech. u. lat. Gramm., Bd. 9 erschienen, durch die eine wesentlich neue Auffassung der idg. Vokalverhältnisse angebahnt wurde, gestutzt auf eine Untersuchung der Entsprechungen in den Einzelsprachen. Hierin traf Brugmann teilweise, ohne ihn zu kennen, mit Amelung zusammen, Uber den er aber erheblich hinaus gelangte. Es folgte eine lebhafte Erörterung der in Betracht kommendeh Fragen, an der sich eine Reihe von Forschern beteiligte. Als gesichertes Ergebnis können wir folgende Hauptpunkte betrachten. 1) Der Vokalismus der idg. Grundsprache stand dem der europäischen Sprachen, namentlich dem des Griech. näher als dem des Sanskrit. Er war viel mannigfacher, als man früher angenommen hatte. Es bestanden die Vokale α, e, i, o, u als Kürzen und als Längen; dazu wahrscheinlich ein reduzierter Vokal, ähnlich unserem unbetonten e, den man im Anschluß an die ebräische Grammatik als Schwa-Vokal zu bezeichnen pflegt, und für den das Zeichen 9 üblich ist. Mit i und u als zweitem Komponenten bildeten die übrigen Vokale, auch die langen, Diphthonge. Außerdem aber gab es im Idg. Silben, in denen nicht ein Vokal, sondern ein Nasal oder r oder l als Sonant fungierte. 2) Die Ableitung des idg. Vokalwechsels aus Steigerung ist aufzugeben, vielmehr ist er zu einem großen Teile aus einer Abschwächung zu erklären, indem in schwachtoniger Silbe oder, wie man es auch bezeichnet, auf Tiefstufe der ursprüngliche Sonant der Silbe reduziert oder ganz ausgestoßen ist. Infolgedessen ist teilweise eine Silbe fortgefallen, teilweise aber ist die von der Schwächung betroffene Silbe geblieben, indem der dem ursprünglichen Sonanten voraufgehende oder folgende Konsonant nun zum Sonanten geworden ist. Auf diese Weise sind die sonantischen Nasale und Liquidae entstanden, aber auch sonantischee i und u. Es wird somit ganz im Gegensatz zu der früheren Anschauung
Vokale des Idg.
Germ. Entsprechungen.
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eine ältere Stufe vorausgesetzt, in der nur a, e, o, vielleicht in mehreren Schattierungen, als Sonanten bestanden, dagegen i und u nur als Konsonanten (in Verbindungen wie ia, j,e oder ai, ei usw.). Diese beiden Vokale verhielten sich also genau wie die Nasale und die Liquidae. 3) Außerdem kam auch bei stärkerem Tongewicht (auf der Hochstufe) ein Wechsel der Qualität vor, ζ. B. zwischen e und o, den man auf Verschiedenheit des musikalischen Tones zurückzuführen pflegt, auch ein Wechsel zwischen Kürze und Länge. An in. Statt Nasalis sonans setzen manche Forscher die Verbindung eines reduzierten Vokals mit Nasal an, manche auch statt Liqnida sonans eine entsprechende Verbindung. Ich kann nicht finden, daä diese Ansetzung eine größere Wahrscheinlichkeit fiir sich hat. Genaue Lautbestimmungen für die idg. Grundsprache sind natürlich unmöglich.
§ 43. Die Hauptveränderungen, welche die idg. Vokale im Germanischen erlitten haben, sind die folgenden. 1) Idg. α und ο sind im Germ, zusammengefallen; die Kürzen erscheinen als a, die Längen als δ. Der Zusammenfall ist auch im Baltisch-Slavischen eingetreten. Einen Zusammenhang braucht man aber darum kaum anzunehmen, um so weniger, als im Slav, umgekehrt α Vertreter der Länge und ο der Kürze ist. In unbetonten Silben findet man noch in historischer Zeit teilweise ο für idg. o, aber auch für idg. a. Mit α ist wie in allen Sprachen außer dem Ind., wo es als i erscheint, auch idg. Schwa zusammengefallen. 2) Die sonantischen Nasale und Liquidae sind zu um, un, ur, ul entwickelt, mitunter auch mit umgekehrter Stellung zu mu, nu, ru, lu. Die Entwicklung in den übrigen Sprachen ist eine wesentlich andere gewesen, und sie weichen auch unter sich stark ab, was die Erkenntnis der Entsprechungen lange verhindert hat. Im Aind. erscheinen / und r meist noch als Sonanten (in r zusammengefallen), im Griech. als αρ, αλ oder ρα, λα, im Lat. meist zunächst zu or, ol (vor Vokalen zu ar, al). Die sonantischen Nasale sind im Aind. und im Griech. vor Vokalen zu am, an, vor Konsonanten zu bloßem a, im Lat. in der Regel zu em, en (im, in) geworden. 3) Jünger, aber auch noch gemeingerm. sind weitere Veränderungen. Idg. e (e) ist vielfach zu i geworden, zuerst in unbetonter Silbe, wo nur in wenigen, noch nicht aufgeklärten
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I, 1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
Fällen e geblieben ist, dann in betonter Silbe stets, wenn ein zur gleichen Silbe gehöriger Nasal darauf folgte, vor anderen Koneonanten, wenn die folgende unbetonte Silbe ein i enthielt, sei es als Sonant oder Konsonant ( j ) . Auf entsprechender Assimilation beruht der Ubergang von idg. ei zu t. Idg. eu ist wahrscheinlich zunächst auch nur vor folgendem i ( j ) zu iu geworden, erst durch jüngere einzelsprachliche Entwicklung auch vor folgendem u. Als gemeingerm. dürfen wir wahrscheinlich auch eine Spaltung des w betrachten, die das idg. u wie das aus Nasal oder Liquida entwickelte betroffen hat. Es ist erhalten stets vor Nasal, der zur gleichen Silbe gehört, sonst, wenn in der folgenden Silbe ein w oder i (auch konsonantisches i) stand, dagegen vor a, e, ο der folgenden Silbe zu ο geworden. Wenigstens ist diese Entwicklung dem Skand. und Westgerm, gemein, das Got. geht hier seine eigenen Wege. Eine entsprechende Wandlung von eu in eo vor a, e, ο zeigt sich gleichfalls im Skand. und Westgerm., aber teilweise mit Ausnahmen unter konsonantischen Einflüssen. Eine der jüngsten gemeinsamen Veränderungen ist die Dehnung von Vokalen bei Ausfall eines Nasals vor h (vgl. § 49). § 44. Bevor wir dazu übergehen können, die Lautentsprechungen durch Beispiele zu veranschaulichen, müssen wir noch einige Hauptveränderungen der verwandten Sprachen besprechen. Die Schicksale der sonantischen Nasale und Liquidae und des Schwa-Vokales sind schon in § 43 behandelt. Im Griech. sind sonst die ursprünglichen Verhältnisse am besten bewahrt. Doch ist kurzes und langes u durchgängig zu ι· geworden, auch in den Diphthongen. Dabei ist zu bemerken, daß or, das man als ü spricht, von Hause aus auch lautlich ein Diphthong war (idg. ou). Ferner sind die Vokale mit Jota subscriptum ursprünglich wirkliche Diphthonge mit langem ersten Komponenten gewesen. Natürlich mnß man überall auf das Urgriech. zurückgehen, wobei namentlich zu berücksichtigen ist, daß attisch η zum Teil auf lang α zurückgeht. Im Lat. ist wie im Griech. zunächst die Scheidung von a, e, ο bewahrt, doch ist e vor sonantischem und konsonantischem u zu ο geworden, Diphthonge sind kontrahiert und viele andere sekundäre Veränderungen eingetreten, die sich übrigens zum Teil noch an der Hand der ältesten Überlieferung verfolgen lassen.
Verhältnis der germ, zu den idg. Vokalen.
43
§ 45. Ich stelle nunmehr den germanischen Vokalen ihre idg. Entsprechungen gegenüber. Germ, α ist 1) = idg. a. Vgl. nhd. Acker, got. akrs — griech. αγρός, lat. ager\ Salz, got. salt = lat. sal\ got. aljis (erhalten in Elend, ahd. elilenti „fremdes Land") = lat. alius; ab, got. af = griech. από, lat. ab; landschaftlich Ahe „Fluß", got. aha = lat. aqua; got. and-, Präp., erhalten in Antlitz, Antwort, abgeschwächt zu ent- = griech. αντί. Im Diphthong: got. diz „Erz", ahd. er (wozu das Adj. erin = nhd. ehern) = lat. aes; got. diws „Zeit", woraus ewig abgeleitet ist, = lat. aevum, griech. almv\ got. dukan „sich vermehren" = lat. augere. Hierher gehört im allgemeinen das α im Präs. der starken Verba, also in der sechsten Klasse und in Verben, die im Got. das Prät. durch Reduplikation bilden. 2) = idg. 9. Vgl. Vater, got. fadar = griech. πατήρ, lat. pater, aind. pitd; Statt, Stadt, got. staps, verwandt mit griech. ατατός, aind. sthitas „gestellt"; Rede, got. rapjo — lat. ratio. 3) = idg. o, welches der häufigste Fall ist. Vgl. Gast, got. gasts — lat.hostis; Ast, got. aste = griech. όζος (aus *δαόος); acht, got. ahtdu = griech. όχτοι, lat. octo\ Rad = lat. rota\ das, got. Pata = griech. τό. Im Diphthong: (ich) weiß, got. wait = griech. οΐόα; ein, got. dins — lat. unus, alat. oinos; got. pdi „die" (M.) = griech. το/; got. bairdis „du tragest" = griech. φίροις; rot, got. rduPs — altgallisch Roudus, air. ruad, verwandt mit lat. rüber. Hierher gehört das α im Sg. Prät. der ablautenden Verba nach Klasse 1—5. In den ältesten Lehnwörtern können wir den Übergang noch verfolgen. Lat. oleum erscheint im Got. als alew. Aus dem Kelt, stammen Main = Moenus, Mainz, ahd. Meginza (e Umlaut von a) = Moguntiacum, mhd. Waskenwald = Vosegus, ahd.mhd. Walh „Welscher" (woraus wälhisch, welsch), das auf den gallischen Völkernamen Volcae zurückgeht. § 46. Germ, e, zum Unterschied von dem jüngeren durch Umlaut aus α entstandenen e als e bezeichnet, ist = idg. e. Vgl. sechs, ahd.-mhd. sehs = lat. sex\ zehn, ahd. zehan = lat. decern; essen, ahd. β'ξξαη = lat. edere. Im Diphthong: ahd. Iceosan, erst jünger kiosan, mhd. kiesen, verwandt mit griech. γίνομαι.
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1,1. Stellung des Genn. innerhalb der idg. Sprachen.
§ 47. Germ, i 1) = idg. i. So stets im Diphthongen ai, vgl. got. icdit „ich weiß" = griech. οίόα, und da, wo es im Wechsel mit ai oder i steht, so in got. toitum „wir wissen", im PL Prät. und im Part, der Verba nach Ableitungsreihe 1: got. stigum, stigans zu steiga „ich steige". Vgl. ferner Fisch, got. fisks = lat. piscis\ Witwe, got. widuwö = lat. vidua·, urnord. (auf Runeninschriften) gastiR (s = dem aus s entstandenen r-Laut) = lat. hostis. 2) = idg. e. So vor Nasal in gleicher Silbe, vgl. in (Präp.) - - griech. tV; ahd. finf „ftluf" = griech. πίντε; im Präs. vou Verben nach der dritten Ablautsreihe: binden usw. Vor folgendem i: ahd. mitti (erhalten in Mittag) — lat. medius; auch wo das i früh ausgestoßen ist, ζ. B. in ist — griech. εοτί. Meist steht es dann in Wechsel mit e, so in Verben der Klasse 3—5, vgl. ahd. du i$ps, er ίξζϋ neben βξξαη; vgl. ferner ahd. berg — gibirgi, erda — irdisc. Weiteres II § 120. Häufig ist i = c in unbetonten Silben, vgl. ahd. elina „Elle" = griech. ojXtvij; das i von got. sigis „Sieg" entspricht dem e in lat. generis zu genus; die Endungen der 2. 3. Sg. Ind. Präs. der starken Verba (vgl. ahd. biris, birit) gehen auf idg. est, eti zurück; das i in ich, alts, ic — lat. ego erklärt sich aus der enklitischen Verwendung des Wortes. Der Diphthong iu geht auf idg. eu zurück, vgl. ahd. er kiusit mit dem Inf. keosan. Der Ubergang von e zu i läßt sich noch au den von den Römern Uberlieferten Eigennamen verfolgen. In Segestes gegenüber got. sigis sind noch beide e unberührt; in Segments, Segimundus bei Tacitus ist erst das unbetonte e zu i geworden. § 48. Germ, u und das daraus entstandene ο ist 1) = idg. w, so stets in den Diphthongen eu, iu, eo und au und, wo es in Wechsel mit diesen steht, also in der zweiten Ablautsreihe. Vgl. ferner got. juk „Joch" = lat. jugum; ahd. turi „Tür" = griech. &ΰρα; got. pu „du" = lat. tu\ got. nu „nun" = griecb. vv; got. hunds „Hund" = griech. κνων, G. κννός; got. filu „viel" = griech. πολύ. 2) ist u aus sonantischem Nasal oder sonantischer Liquida entwickelt. Vgl. got. hund „hundert" = griech. εκατόν, lat. centum, aind. satam (idg. k'mtöm); got. taihun „zehn" = lat.
Verhältnis der germ, zu den idg. Vokalen.
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decern, grieeh. δέκα; got. sibun „sieben" = lat. Septem, griech. επτά; mm- „un-" = lat. in-, griecb. «r- «'-; got. guma „Mann" (erhalten in Bräutigam) = lat. homo, alat. henio; got. paursus „ d ü r r " = aind. irsüs; got. iculfs „Wolf" = aind. vikas. Hierher gehören PI. Prät. und Part, der dritten Klasse und das Part, der vierten, vgl. got. bundum, bundans, numans (genommen) und mit anderer Stellung des Vokals ahd. druscun, gidroscan zu drescan „dreschen". Für die Scheidung der beiden u hat man einen Anhalt an den umgebenden Konsonanten. Doch ist idg. u auch neben Nasal oder Liquida möglich, vgl. oben hunds. § 49. Germ, ά ist erst spät aus aü vor h entwickelt. Das zugrunde liegende α kann = idg. α sein, wie wahrscheinlich in got. fähan, mhd. vähen „fangen", oder idg. o, wie in got. ßähta „ich dachte" zu pagkja, verwandt mit alat. tongeo. § 50. Germ. e. Es sind zwei verschiedene έ - L a u t e zu unterscheiden, von denen wahrscheinlich der eine ( e o f f e n , der andere (e 2 ) geschlossen war. Jener erscheint im Skand. und Westgerm, in betonten Silben als α, dieser zunächst als έ (ahd. als ea, ia); im Got. sind beide zusammengefallen. e1 ist = idg. e. Vgl. got. (ga-)de]>s, ahd. tat, nhd. Tat, verwandt mit griech. τί&ημι] ahd. sämo = lat. semen (verwandt got. -seps, ahd. sät; got. mena, ahd. mäno „Mond" = lit. menü, griech. μην; ahd. uuär „wahr" = lat. verus; got. etum, ahd. a%um „wir aßen" = lat. edimus. e 2 erscheint 1) in einer nicht großen Zahl echt germanischer Wörter, in denen es zum Teil in Ablaut zu i oder i steht, weshalb man vermutet, daß es Vertreter von idg. ei sei. Vgl. got. her, ahd. Mar „hier", got. fera, ahd. fiara „Seite"; ags. ken, mhd. Men „Kien". Nicht ganz klar ist das Verhältnis von alts, meda, ahd. miata, nhd. Miete zu got. mizdo, ags. meord = griech. μιβ&ός. 2) im Skand. und Westgerm, im Prät. von Verben, die im Got. ein redupliziertes Prät. bilden, vgl. alts, het, ahd. Μας, nhd. Meß gegen got. haihdit; alts, let, ahd. Ιίας, nhd. ließ gegen got. laüot. Jedenfalls beruhen hier die gotischen Formen auf einer anderen Grundlage als die der übrigen Sprachen. 3) in Fremdwörtern. Schon im Got. erscheint Kreks, dem ahd. Kriach entspricht, aus
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I, 1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
Graecus. Sonst entspricht e'1 lateinischem e, vgl. ahd. ziagal „Ziegel" aus lat. tegula. § 51. Germ. 6 (ahd. wo, nhd. ü) ist 1) = idg. δ. Vgl. got. fötus „Fuß" = griech.-dorisch πώς\ got. flodus „Flut", verwandt mit griecb. πλώω; got. hloma „Blume", verwandt mit lat. flos; got. rapjö (nhd. Rede) = lat. ratio. 2) = idg. ä (der häufigere Fall). Vgl. got. bropar = lat. fräter\ alts, modar = lat. mäter, urgriech. ματηρ; got. böka „Buche" = lat. fagus; got. ρ ό „die" = urgriech. τα. Die got. Feminina auf α wie giba „Gabe", die in verschiedenen Kasus noch unverkürztes ο aufweisen (N. PI. gibos, D. PL giböm), entsprechen den griechischen und lateinischen nach der ersten Deklination. Die got. Verba auf -δη wie salbon entsprechen den lateinischen nach der ersten Konjugation und den griechischen auf -άω. § 52. Germ, t (got. ei geschrieben) ist 1) = idg. I. Vgl. got. freidjan „schonen" (wozu mhd. vrithof, nhd. umgebildet zu Friedhof), verwandt mit aind. prltds „lieb"; got. swein „Schwein" = lat. sulnum, also Substantivierung eines Adj. 2) meist = idg. ei. Vgl. got. steiga „ich steige" = griech. ϋτΐίγω; got. teiha „ich zeihe" = lat. dico (aus idg. *deilcö). 3) spät entwickelt aus iü vor h. So vielleicht in got. leiha „ich leihe" = lat. linquo. iü kann erst aus eft entstanden sein, so in got. peiha „ich gedeihe", wie sich daraus ergibt, daß der PI. Prät. und das Part, im Ags. pungon, Teplingen lauten. § 53. Germ, ü ist 1) = idg. ü. Vgl. ahd. mus „Maus" = lat. tnüs, griech. μνς\ ahd su „Sau" = lat. sits, griech. νς; ahd. utar „Euter" = aind. udhar (lat. aber). 2) spät entstanden aus uft = idg. n. Vgl. got. pühta Part, zu pugkjan „dünken", got. hührus „Hunger" gegen huggrjan „hungern". § 54. Wir können nun dazu Ubergehen, die germanischen Ablautsreihen aus den idg. Vokalabstufungen abzuleiten. In bezug auf die letzteren ist wohl noch nicht alles vollkommen klargelegt. Einige Abstufungen spielten von Anfang an eine größere Rolle als andere. Im Germ, mußte durch lautlichen
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Erklärung der germ. Ablautsreihen.
Zusammenfall manche Abstufung verdunkelt werden, während bei anderen die ursprüngliche Scheidung klar gewahrt wurde. Die von Anfang an häufigeren Abstufungen haben dabei noch mehr das Übergewicht erhalten. § 55.
Die ursprünglich häufigste Reihe war diejenige, in
der auf der Hochstufe e mit ο wechselte, in der starken Konjugation so verteilt, daß e dem Präs. (bei Betonung des Wurzelvokals), ο dem Prät. zukam, vgl. griech. μένω — μέμονα, λείπω — λέλουια,
Fut. έλενϋομαι — ίΐλήλον&α;
dieser Wechsel -φόρος.
Im
reichlich erhalten ist
im Griech. in der Wortbildung, vgl. φέρω — zwischen e ( i ) und a.
Germ, entspricht Wechsel
Von den Grimmschen Ablautsreihen gehören hierher 1 — 5 nach unserer Anordnung.
Eine Sonderung derselben ergibt sich erst
nach dem Vokalismus der Tiefstufe und ist bedingt durch die den ursprünglichen Sonanten umgebenden Konsonanten.
Inner-
balb der starken Konjugation erscheint die Tiefstufe nach dem, was in § 28 über die Betonung bemerkt ist, im PL P r ä t und im Part., bei manchen Verben auch im Präs., wovon eich aber im Urgerm. nur geringe Reste erhalten haben, die dann meistens früh getilgt sind. In die erste Reihe gehören die Wurzeln, in denen anf den Sonanten ein i folgte.
Wurde jener auf der Tiefstufe aus-
gestoßen, so wurde dieses zwischen Konsonanten zum Sonanten der Silbe (got. stigum gegen steigern).
In die zweite
Reihe
gehören die Wurzeln, in denen auf den Sonanten ein w folgte, das ebenso w i e i auf der Tiefstufe zum Sonanten wurde (bugum gegen
biugan).
In die dritte Reihe gehören die Wurzeln, in
denen auf den Sonanten Nasal oder Liquida Koneonanten
folgte.
Auch
hier
war
mit noch
einem
die Entwicklung
ganz
analog, indem der Nasal oder die Liquida sonantisch wurden. Dadurch,
daß
später
aus
denselben
ein
u
entwickelt
ist
(bundum gegen bindari), ist der Parallelismus zu Reihe 1 und 2 verdunkelt worden.
Außerdem gehören
hierher auch
einige
Wurzeln, in denen der erste der auf den Sonanten folgenden Konsonanten nicht Nasal oder Liquida, deren Anlaut aber eine Konsonantenverbindung mit Liquida ist.
In solchen Wurzeln
ist nach Ausfall des Sonanten die diesem vorangehende Liquida sonantisch geworden, das später daraus entwickelte w steht in Angleichung an die Hochstufe nach der Liquida (vgl. ahd. druskun
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I, I. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
zu Areshan „dreschen"). In die vierte Reibe gehören Wurzeln mit einfachem Konsonanten nach dem Sonanten, und zwar erstens solche, in denen dieser Konsonant Nasal oder Liquida ist, zweitens solche, in denen derselbe zwar ein anderer Laut ist, in denen aber dem Sonanten eine Konsonanten Verbindung mit Nasal oder Liquida vorangeht. In den letzteren mußte die Entwicklung die gleiche sein wie in der zweiten kleineren Gruppe der dritten Reibe (got. Part, brukans zu brikan „brechen"). In den ersteren mtißte man bei gleicher Behandlung Verlust einer Silbe erwarten. Die germanischen Formen des Part, wie got. baurans zu bairan aus *bjron0s vertreten wahrscheinlich eine Stufe, in der die Abschwächung weniger weit gegangen ist. In der fünften Klasse, in der auf den Sonanten der Wurzel einfacher Konsonant folgt, der nicht Nasal oder Liquida ist, hat das Part, e' wie im Präs., was auf Ausgleichung beruhen kann. Über das e im Prät. der vierten und fünften Reihe vgl. § 57. Einbuße einer Silbe findet sich innerhalb der regelmäßigen starken Konjugation anscheinend nicht, wenn auch vielleicht versteckt, worüber weiter unten. Einen Rest solcher Einbuße haben wir aber in (sie) sind, Konj. (ich) sei usw. gegenüber ist, vgl. lat. sunt, sim gegen est. Ferner ist Zahn, ahd. sand, got. tunpus — lat. dens, griech. όόονς eigentlich Part, zu essen, got. itan = lat. edo. Daß auch in der Deklination solche Abstufung einmal vorhanden war, zeigt Knie, got. Icniu gegen lat. genu, griech. γόνν. Daß der Ablaut nicht auf die sogenannten Wurzelsilben beschränkt war, ist im Germ, noch deutlich erkennbar. In die Reihe e-o gehört der Auslaut der Stämme, die im Griech. und Lat. die zweite Deklination bilden, vgl. griech. λνχος mit dem Vok. λνχε oder ahd. tago-, taga- in Zuss. mit dem Gen. tage-s (got. dagis); ferner der sogenannte thematische Vokal (Bindevokal) der Präsensstämme, vgl. griech. λνετε mit λνοντι (att. Xvovot) oder got. bairip „ihr tragt" mit batrand „sie tragen". Auch die Tiefstufe mit Ausstoßung des Sonanten ist daneben vorhanden bei den i-Stämmen, deren Auslaut ursprünglich zwischen ei, oi und i wechselte, vgl. ansteis N. PL, anstdis G. Sg., anstim D. PI. von ansts (aus *anstis) „Gunst"; bei den Μ-Stämmen, deren Auslaut zwischen eu, ou und u wechselte,
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Erklärung der germ. Ablautsreiben.
vgl. got. sunjus
N. PI. und suniwe
G. PI., sundus
G. Sg., sunus
N. Sg.; bei den η - S t ä m m e n , deren Auslaut zwischen en, on und η wechselte, vgl. got. abin D. Sg., aban A. Sg., ahne G. PI.
von aba „Mann". § 56. Dem Wechsel zwischen e und ο entsprach ein solcher zwischen e und o, vgl. griech. ρήγνυμί — ϊρρωγα. Auch dieser war in der germanischen starken Konjugation noch vorhanden, liegt aber nur noch im Got. vor bei Verben, welche die Reduplikation bewahrt haben, vgl. letan „lassen", Prät. lailot. Andere Belege: Part. ahd. gitän, dazu tat, got. ga-de]>s — Inf. ahd. tuon, alts, don; ahd. rawa neben ruowa „Ruhe"; ahd. bläen
„ b l ä h e n " — bluomo =
got. bloma
„Blume".
Als
Tiefstufe dazu erscheint Schwa-Vokal, vgl. got. lats (ahd. las;, nhd. laß) zu letan;
ahd. bad (nhd. Bad)
zu bäen (nhd. bähen).
§ 57. In manchen Fällen erscheinen idg. e und δ oder eins von beiden neben e und o. Es liegt dann meistens eine Dehnung der letzteren vor, mitunter auch eine Kontraktion mit einem folgenden Vokal, vgl. griech. πατήρ, πατέρα, ενπάτωρ, ίΐ'πότορα. Im Germ, ist e neben e (?) nicht selten, vgl. got. qens — qino, beide in der Bedeutung „Weib"; ahd.bara „Bahre" zu beran „tragen"; ahd. ginämi „genehm" zu neman „nehmen". Aber das e im PI. Prät. der vierten und fünften Ablautsreihe ist sicher anders aufzufassen. Nach den sonstigen Analogien wäre hier Ausstoßung des Sonanten der Wurzelsilbe zu erwarten, also ζ. B. zu giban eine Wurzelgestalt gb. Es wird auch keine andere Erklärung möglich sein, als daß diese Stufe wirklich zugrunde liegt, und daß in dem ge von got. gebum die Reduplikationssilbe steckt, wobei freilich noch viele Schwierigkeiten tibrigbleiben. § 58. Außerdem besteht im Germ, noch ein verbreiteter und deutlicher Wechsel, der zwischen α und ό in der sechsten Ablautsreihe. Diese Reihe ist durch Zusammenfall und Mischung verschiedener idg. Reihen entstanden, indem j a germ. δ = idg. ä oder ff, germ, α = idg. α oder ο oder Schwa-Vokal sein kann. In einigen Fällen ist der lange Vokal des Prät. als Grundvokal aufzufassen und das α des Präs. als SchwaVokal, der in der Tiefstufe (bei Betonung des thematischen Vokals) wie in der ff-, ö-Reihe entstanden ist. Nach diesem
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I, 1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
Muster seheinen sich andere Stämme gerichtet zu haben. Auf diese Weise begreift es sich auch, daß das Part, mit dem Präs. übereinstimmt, pas ό im PI. Prät. kann nur auf früher Angleichung an den Sg. beruhen. § 59. Im Idg. gab es wahrscheinlich auf der Hochstufe einen Wechsel zwischen α und ο und zwischen ä und ö, der dem von e — o, e— ö parallel war. Dieser mußte im Germ, durch den Zusammenfall von α und ο schwinden. Daher konnte im Got. bei reduplizierenden Verben wie sMidan, stautan (stoßen), haldan, höpan (sich rühmen) keine Verschiedenheit des Vokals zwischen Präs. und Sg. des Prät. bestehen. Die Tiefstufe zu den Wurzeln mit idg. α als Grundvokal iet selten, sie liegt aber ζ. B. vor in ahd. scidon schw. Verb, zu sceidan, wahrscheinlich in stutzen zu stoßen, got. stautan. § 60. Die reduplizierenden Verba des Got. zeigen im PI. des Prät. die gleiche Stufe wie im Sg. Dies kann nur Folge einer Angleichung sein, da man nach der ursprünglichen Betonung Tiefstufe erwarten müßte. Diese Angleichung wird auch nicht gemeingerm. sein, sondern nur got. oder ostgerm. Im Anord. liegt die zu erwartende Abstufung noch deutlich vor bei einigen vokalisch anlautenden Wörtern, vgl. jok—jukum von auka „vermehren" aus *eauk — *eukum. Verschiedenheit zwischen Sg. und PI. zeigen im Anord. auch die Präterita von hlaupa, büa, hgggva. Die im Skand. und Weetgerm. verbreiteten Präterita mit e, e oder eo (vgl. ahd. hiae = alts, hit zu heigan, steog zu sto$an) lassen sich kaum aus den gotischen Formen ableiten. Es ist wahrscheinlicher, wenn auch noch Schwierigkeiten genug übrigbleiben, daß den Ausgangspunkt Pluralformen mit Tiefstufe gebildet haben. § 61. Idg. t und ü scheinen die Tiefstufen zu langen Sonanten mit folgendem oder vorangehendem i oder u geweeen zu sein, also z. B. I zu ei oder ie. So gehen die got. Feminina auf i, das aus i verkürzt sein muß, wie mawi „Mädchen", auf ursprüngliche ie-Stämme zurück, die im Lat. die 5. Deklination bilden. Ebenso Tiefstufe zu ie ist das i im Opt. Prät., vgl. got. hertima, ahd. härim „wir trügen" und im Opt. Präs. der Verba ohne thematischen Vokal, vgl. ahd. sim „wir seien". Im allgemeinen läßt sich aus dem Germ, die Entstehungsweise
Erklärung der germ. Ablautsreihen.
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von i und ύ nicht mehr erkennen. Doch ist es klar, daß die Präsentia der 2. Ablautsreihe mit ή, wie ahd. sügan = nhd. saugen, auf Bildungen mit Betonung des thematischen Vokale zurückgehen. Auch in der 1. Ablautsreihe können sich entsprechende Bildungen befunden haben, die aber als solche nicht mehr zu erkennen sind, weil idg. i und ei im Germ, zusammengefallen sind. § 62. Die germanischen Ablautsreihen sind nicht schlechthin Fortsetzungen indogermanischer Reihen. Konnten schon im Idg. manche Vokale verschiedenen Reihen angehören, so war das im Germ, nach dem vielfachen Zusammenfall ursprünglich verschiedener Vokale noch viel mehr der Fall. Dadurch aber war der Ubertritt aus einer Klasse in eine andere ermöglicht und hat auch nicht selten stattgefunden. Auf diese Weise konnten dann einige seltenere Abstufungen ganz in den geläufigen aufgehen. Anm. Noch nioht urgerm. war der Übertritt aus der dritten in die erste Klasse bei dem Verb. %ot.peihan, ahd. dihan „gedeihen". Im Ags. lautet das Verb. peon, lautlich dem got. fieirian entsprechend, aber PL Prät. pungon, Part, gepungen. Das beweist, daß wir für die Gestalt des Präs. die Stufen *penh, pinli, pih anzunehmen haben. Dieselbe Entwicklung liegt vor in got.preihan gegenüber unserem dringen, in dem sich das Präs. den übrigen Formen angepaßt hat, vgl. a g s . p r i o n — p r u n g o n , gedrungen. Auf entsprechende Weise sind frühere Übergänge erfolgt. So ist bei manchen Verben der dritten Klasse das i des Präs. = idg. i als Tiefstufe der ersten Ablautsreihe, ζ. B. in schwinden, ahd. suintan, woneben ahd. suinan, noch mhd. swinen. Die Wurzelvokale der Verba
fahren, graben, mahlen (ahd. malan — Prät. muol) gehören nach Ausweis der verwandten Sprachen ursprünglich in die Ablautsreihe e — ο; daher
auch noch das u in Furt und grübeln, ahd. grubilön. § 63. In allen germanischen Sprachen haben die unbetonten Silben Vokalausstoßungen und Vokalverkürzungen erfahren. In bezug auf die ersteren gehen die drei Hauptgruppen ihre besonderen Wege, wenn sie auch vielfach im Ergebnis zusammentreffen. Dagegen hat sich die älteste Verkürzung wohl in allen gleichmäßig vollzogen, freilich im Got. nach, im Nord- und Westgerm, vor der ältesten Ausstoßung. Dadurch ist im Auslaut urgerm. δ — idg. ä oder ö wahrscheinlich zunächst zu ο geworden, das im Got. zu a, im Nord- und Westgerm. zu w geworden ist, vgl. N. Sg.: got. giba (Gabe),
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1,1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
ags. giefu,
anord. gjQf (aus *gebw) N. PL N.: got. waürda (Worte),
alts, word,
woneben noch fatu (Fässer);
giba (ich gebe), ahd. gibu\ got. hana (Hahn).
1. Sg. Ind. Präs.: got.
N. Sg. der männlichen η-Stämme:
Ferner urgerm. i =
idg. l zu i,
vgl. got.
gebt (er g ä b e ) gegen gebeis (du gäbest), gebeima (wir gäben) usw.; N . Sg. einer Gruppe der weiblichen Jä-Stämme (eigentlich jeStämme): mawi (Mädchen).
Bestimmte Fälle sind ausgenommen,
ygl. G. Pl. sämtlicher Nomina: got. dage, gibö usw.; N. Sg. der weiblichen ow-Stämme: got. tuggo (Zange), auch der männlichen » - S t ä m m e im Westgerm.: ahd. hcmo,
dem im got. *hano
ent-
sprechen mtißte; N. Sg. der weiblichen ίη-Stämme: got. managet (Menge); Adverbia w i e galeiko (gleich). Bind aufgestellt.
Zweierlei Erklärungen
Nach der einen (von Leskien
herrührenden)
hätte ein ursprünglich folgender Nasal, der Nasalierung des Vokals hinterlassen hätte, die Verkürzung verhindert, nach der anderen ein eigentümlicher Silbenton (Zirkumflex).
Deklination. § 64.
Das Deklinationssystem des Germ, zeigt gegenüber
dem idg. eine erhebliche Verminderung des Formenreichtums. Von den drei Numeri hat sich der Dual nur beim Pron. der ersten und zweiten Person erhalten, außerdem in vereinzelten Resten,
in denen die Dualfunktion nicht mehr
deutlich
ist.
Kasus hatte das Idg. acht, wenn man den Vok. mitzählt, nämlich
außer
den
im
Lat.
vorliegenden
einen
Lokativ,
der
eigentlich auch noch im Lat. vorhanden ist (domi usw.), und einen Instrumentalis, den man vielleicht richtiger
Soziativus
nennen würde, indem er wahrscheinlich ursprünglich die Begleitung und erst weiterhin das Werkzeug, das Mittel bezeichnete. Allerdings waren diese acht Kasus schon im Idg. nicht durchweg
geschieden.
Für das Neutrum galt die aus der griech.
und lat. Schulgrammatik
bekannte Regel
der drei Kasus: Nom., A k k . , Vok. stand nur im Sg.
von der Gleichheit
Ein besonderer Vok. be-
Ein Abi. Sg. wurde vielleicht
ursprünglich
w i e im Aind. nur von den ο-Stämmen gebildet, während bei den übrigen der Gen. die Funktion des Abi. mit versah. P L hatten Dat. und Abi. die gleiche die Kasus noch weniger
Form.
auseinandergehalten.
Im
Im Dual waren Ein
gewisser
Auslautgesetze.
Deklination.
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Ansatz zur Kasusvermischung war also schon in den idg. Verhältnissen gegeben. Die weitere Reduktion im Germ, erfolgte zum Teil durch lautlichen Zusammenfall, zum größeren Teil aber durch Übergreifen eines Kasus in die Funktion eines anderen, wodurch mehrere gleichwertige Formen entstanden, von denen allmählich die einen als Überflüssig ausgeschieden wurden. Die Herabsetzung der Zahl auf vier war noch nicht urgerin. Das Got. unterscheidet noch den Vok. Sg. vom Nom., soweit der letztere auf s ausgeht (skalk gegen skalJcs), ein Unterschied, der im Westgerm, durch den Abfall des s getilgt werden mußte. Die vier Kasus Dat., Lok., Abi., Instr. sind nicht gleich wie in der jetzigen Sprache in einen zusammengefallen. Wir finden daneben im Sg. noch Reste eines Instr., die sich erst allmählich verloren haben. Die zuletzt tibriggebliebene Form, welche die Funktionen der vier idg. Kasus in sich vereinigt, bezeichnet man als Dat., sie entspricht aber im Sg. zumeist dem Lok. und im PI. dem Instr. des Idg. § 65. Eine Tendenz zur Vereinfachung zeigt sich auch in bezug auf die Flexionsklassen der Substantiva. Solche Klassen unterscheidet man in den idg. Sprachen nach dem Auslaut des Stammes. So macht man gewöhnlich die beiden Hauptabteilungen vokalische und konsonantische Deklination, unterscheidet weiter o-, ä-Deklination usw. Hierbei ist zu bemerken, daß die i- und die u-Deklination konsequenterweise der konsonantischen zugerechnet werden muß (vgl. § 42). Dem entspricht auch ursprünglich die Flexion der i- und «-Stämme, was sich auch darin kundgibt, daß sie in der griechischen Schulgrammatik mit den übrigen konsonantischen Stämmen in die dritte Deklination eingeordnet sind. Im Lat. sind wenigstens die «-Stämme in der dritten Deklination untergebracht, während für die ω-Stämme eiue besondere vierte angesetzt ist. Im Germ, allerdings haben die i- und die «-Deklination eine Entwicklung genommen, durch die sie der vokalischen näher gerückt sind. § 66. Von Hause aus war wohl die idg. Flexion eine im wesentlichen einheitliche, so daß die nämlichen Kasussuffixe an die verschiedenartigen Stämme antraten. Doch hatte von Anfang an das Neutrum eine besondere Stellung in den drei
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1,1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
gleichen Kaans. Ferner gab es für manche Kasus mehrere Bildungsweisen, die sich dann auf die verschiedenen Stämme verteilten, so ζ. B. im N. Sg. Bildungen mit und ohne s (vgl. lat. hortus, ars — mensa, pater). Ferner beeinflußte der Akzent die Gestalt der Stammformen wie der Suffixe. Es gab Wörter mit festem und mit wechselndem Akzent, daher auch solche mit fester und mit wechselnder Stammform. Endlich traten auch schon Kontraktionen des vokalischen Stammauslauts mit dem Suffixvokal ein. So war also auch schon die idg. Flexion vor der Sprachspaltung mannigfach differenziert. § 67. Im Germ, sind die durch wenige Wörter vertretenen Flexionsklassen im allgemeinen durch die von Anfang an häufigeren und regelmäßigen aufgesogen. Gut behauptet hat sich die der zweiten griech. und lat. entsprechende ο-Flexion 1 ) (genauer e-, o-Flexion), Maskulina und Neutra umfassend, wobei eich die jo-Flexion als eine besondere Unterabteilung abhebt. Ferner die der ersten griech. und lat. entsprechende ä-Flexion1), nur Feminina umfassend. Mit den ja-Stämmen in nahe Berührung getreten sind die ursprünglichen Stämme, die im Lat. die fünfte Deklination bilden. Auch die i- Deklination hat sich gut behauptet, wobei eine Spaltung zwischen Maskulinis und Femininis eingetreten ist, indem die ersteren sich der o-Deklination genähert haben. Die weniger zahlreichen «-Stämme hatten ihre Eigenart im Urgerm. noch gut bewahrt und sind erst durch jüngere Entwicklung in der i- und ο-Deklination aufgegangen. Von den sonstigen konsonantischen Stämmen haben sich die mehrsilbigen auf η (vgl. lat. homo, ratio) dauernd behauptet und sogar andere, namentlich Feminina in ihre Analogie hinübergezogen. Im übrigen ist die konsonantische Deklination schon im Urgerm. im Verfall begriffen, der dann in den einzelnen Dialekten immer weiter geht. Die Flexion der mehrsilbigen »-Stämme bezeichnet J. Grimm als schwach, die der übrigen als stark. Wenn nun auch die Erwägungen, auf die Grimm diese Unterscheidung gründete, sich vom idg. ') Von Germanisten wird vielfach die o-Deklinatlon als α-Deklination, und die ü-Deklination als 6- Deklination bezeichnet. Da aber diese Bezeichnungen auch vom germ. Standpunkt aus nicht ganz zutreffen, scheint es mir zweckmäßiger, die vom idg. Standpunkt aus gewählten beizubehalten.
Deklination.
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Standpunkte aus als nicht stichhaltig erweisen, so muß doch zugegeben werden, daß vom germ. Standpunkte aus die Einteilung zweckmäßig ist und einer in die Augen fallenden Verschiedenheit entspricht. § 68. Noch eigenartiger bat sich im Germ, die Flexion der Adjektiva entwickelt. Im Idg. war dieselbe von der der Substantive nicht verschieden, nur daß an dem Adj. der Unterschied der drei Geschlechter ausgeprägt war. Im Germ, haben sich zwei verschiedene Arten der Deklination herausgebildet, die von Grimm als die starke und die schwache bezeichnet werden. Das Adj. hat ihm wohl· die erste Veranlassung zu dieser Unterscheidung gegeben. Die starke Adjektivflexion ist dadurch entstanden, daß die ursprünglichen Formen zu einem großen Teile durch solche ersetzt sind, die nach Analogie der Pronomina gebildet sind, insbesondere dee Dem., ans dem der Artikel entwickelt ist. Ansätze dazu finden sich auch in anderen Sprachen. Es gibt infolge davon Formen, die noch nach der ursprünglichen Art mit den substantivischen übereinstimmen (vgl. N. Sg. M.: got. blinds = dags), unter denen sich einige auch nicht von den pronominalen unterscheiden (vgl. G. Sg. M. u. N.: got. blindis = dagis = pis), und Formen, die nur zu den pronominalen stimmen (vgl. D. Sg. Μ. u. N.: got. blindamma = Pamma gegen daga). Die alten Formen sind nicht immer durch die neuen ganz verdrängt (vgl. N. Sg. N.: got. blind wie waürd und Mindata wie pata). Das Schlußergebnis ist nicht in allen Dialekten ganz das gleiche (vgl. D. Sg. F.: got. blindai wie gibdi gegen ahd. blinteru wie deru). Das schwache Adj. war ursprünglich ein abgeleitetes Subst., wie es auch in anderen Sprachen gebildet wurde, vgl. griech. οτραβών „Schieler" zu ΰτραβός „schielend". Aber nur dem Germ, eigen ist es, daß diese Bildungen daneben auch adjektivische Funktion entwickelt baben. Im allgemeinen konnte im Urgerm. jedes Adj. stark und schwach flektiert werden, doch gab es auch einige, denen nur eins von beiden zukam. Außerdem ist die Tendenz zur Vereinfachung beim Adj. noch stärker gewesen als beim Subst. Für M. und N. ist die o-Deklination zur Alleinherrschaft gelangt, wobei die jo-Deklination eine besondere Abart bildete. Beim F. herrschte von Anfang an die δ-Deklination. Bei den ο-Stämmen wurde das
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I, 1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
o des Stammauslautes im F. durch ä ersetzt, bei den konsonantischen Stämmen, die i- und ω-Stämme eingeschlossen, wurde das F., soweit es vom M. unterschieden wurde, mit Suffix ja- gebildet. Durch Angleichung an das F. sind gemeingerm. die i- und w-Stämme im M. und N. der Flexion der joStämme gefolgt bis auf den N. Sg. des M. und den Ν. A. Sg. des N., soweit letzterer nicht pronominal gebildet ist, vgl. got. hrdins — hrdinjamma, hardus, hardu — hardjata, hardjamnia. Durch die Weiterentwicklung ist dann auch die im Got. noch bewahrte Differenz zwischen dem N. Sg. und den übrigen Kasus ausgeglichen, so daß die meisten i- und «-Stämme zu joStämmen, einige zu reinen o-Stämmen geworden sind. Auf analoge Weise sind die Partizipia Präs. (nrf-Stämme) im Skand. und Westgerm. zu ^'o-Stämmen geworden. Eine andere Art konsonantischer Flexion, die der Komparative (s-Stämme) ist dadurch verschwunden, daß für diese die schwache Flexion zur Alleinherrschaft gelangt ist. § 69. Was die Flexion der P r o n o m i n a betrifft, so hat sich die des geschlechtslosen Pron. (ich, du, sich), wie in anderen Sprachfamilien, so auch im Germ, besondere eigenartig entwickelt, während die des geschlechtlichen im wesentlichen eine Fortsetzung der idg. ist. In bezug auf Z a h l w ö r t e r ist als eine Eigenheit hervorzuheben, daß die für 4—12, wo sie ftir sich, nicht neben einem Subst. stehen, die Flexion der substantivischen i-Stämme angenommen haben. Wenigstens stimmen darin das Got. und das Westgerm. überein. Konjugation.
§ 70. Beim Verb, ist der ursprüngliche Formenreichtum des Idg, wie er im Griech. vorliegt, noch viel mehr zusammengeschmolzen als beim Nomen. Die Tempora sind auf zwei eingeschränkt, Präsens und Präteritum. Das letztere entspricht in der starken Konjugation dem ursprünglichen Perf. (dem Perf. secundum des Griech.). Der Ursprung des schwachen Prät. ist streitig, aber seine ursprüngliche Flexionsweise entspricht der eines Aorists oder Imperfektums. Von den ursprünglichen Modi ist der Konjunktiv untergegangen. Unser sogenannter
Deklination.
Konjugation.
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Konj. entspricht dem ursprünglichen Opt. Ein Imperativ wird nur vom Präs. gebildet. Ein Medium, zugleich mit der Funktion des Pass, war im Urgerm. noch vorhanden, aber schon im Verfall begriffen. Nur das Got. hat dasselbe noch, und zwar nur Präsensformen. Auch ein Dual liegt im Got. noch vor und ist erst später geschwunden. Ein Inf. wird nur zum Präs. gebildet, und zwar in einer nur dem Germ, eigenen Weise. Das Part. Präs. ist erhalten, dagegen das Part. Perf. nur in Resten, die als solche nicht mehr empfunden werden (vgl. got. berusjos „Eltern", eigentlich „geboren habende"). Dagegen hat sich ein Verbaladj. eng an das Konjugationssystem angeschlossen, das man nicht ganz passend als Part. Perf. zu bezeichnen pflegt. § 71. Ebenso zeigt sich eine starke Tendenz zur Vereinfachung der großen Mannigfaltigkeit der Bildungsweisen. So zunächst im folgenden. Der aus der griech. Schulgrammatik bekannte Unterschied der Verba auf -co und der auf -μι war schon idg. Er zeigt sich nicht bloß in der Bildung der 1. Sg. Ind. Präs., sondern das allgemeinere Charakteristikum der Verba auf -ω ist, daß der allen Formen des Präs. zugrunde liegende Stamm im Auslaut den sogenannten thematischen Vokal enthält (e — o, vgl. § 55). Im Germ, ist die Präsensbildung ohne thematischen Vokal nur bei wenigen, besonders häufigen Verben erhalten geblieben, wenigstens wenn wir absehen von der 2. und 3. schw. Konjugation im Ahd. Die regelmäßige Konjugation, die starke wie die schwache, zeigt die Verallgemeinerung des Präs. mit thematischem Vokal. § 72. In der st. Konjugation ist die Bildungsweise des Prät. (Perf.) aus der Grundsprache Uberkommen. Charakteristisch aber für das Gferm. ist die gute Erhaltung des Ablauts einerseits und die Beseitigung der Reduplikation anderseits. Grimm unterschied zwischen ablautenden und reduplizierenden starken Verben. Diese Unterscheidung trifft aber auch nicht einmal für das Got. zu, da es in dieser Sprache auch Verba gibt, die Ablaut mit Reduplikation verbinden. Und ursprünglich ist jedenfalls die Reduplikation das eigentliche Charakteristikum des Perf. gewesen, dem sich der Ablaut nur zufällig beigesellt hat. Nur soviel können wir sagen, daß Gleichheit des Wurzel-
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I, 1. Stellung des Germ, innerhalb der idg. Sprachen.
vokals mit dem des Präs. Bewahrung der Reduplikation, Verschiedenheit die Beseitigung begünstigt hat, weil eine Art der Charakterisierung genügte. Wie im einzelnen die Beseitigung der Reduplikation in den Grimmschen sechs Klassen vor sich gegangen ist, läßt sich kaum ausmachen, zumal da über die Verhältnisse im Idg. noch manche Zweifel obwalten. Wenn die in § 57 berührte Vermutung Uber das e im PI. der vierten und fünften Klasse richtig ist, so würde dort eigentlich eine verdeckte Bewahrung der Reduplikationssilbe vorliegen. Von den Verben, die im Got. die Reduplikation bewahrt haben, zeigen einige auch im Anord., Ags. und Ahd. noch deutliche Spuren derselben, wenn auch teilweise mit Umbildungen. Auch die gewöhnlichen Formen mit scheinbarer Modifikation der Wurzelsilbe (vgl. ahd. riat, steoζ usw.) sind jedenfalls nicht durch Abfall der Reduplikationssilbe entstanden, sondern dieselbe wird in ihnen noch verdeckt erhalten sein. § 73. Die Präsensbildung war ursprünglich eine mannigfache wie im Griech. Die einfachste Bildung, bei der das Präs. nur durch den thematischen Vokal charakterisiert ist (vgl. griech. φέρω, lat. fero), hat im Germ, die komplizierteren stark zurückgedrängt. Doch sind Reste derselben zurückgeblieben. Bildungen mit Suffix -jo (vgl. lat. capio) noch ziemlich zahlreich, ζ. B. got. hafja (ich hebe) — Prät. höf; mit Suffix -no (vgl. griech. ödxrco): got. fraihna (ich frage) — Prät. froh; mit Suffix -njo: ahd. giuuahannu — Prät. giuuuog; mit infigiertem Nasal (vgl. lat. tundo): got. standa (ich stehe) — Prät. stop. Aber überwiegend sind die Abweichungen vom Normalen schon im Urgerm. beseitigt, eine Entwicklung, die sich dann in den Einzelsprachen noch weiter fortsetzt. Es sind dadurch die Verschiedenheiten zwischen Präs. einerseits und Prät. und Part, anderseits eingeschränkt. Dabei ist also das besondere Präsenssuffix vielfach durch den bloßen thematischen Vokal ersetzt. In anderen Fällen ist aber auch umgekehrt ein Element, das ursprünglich nur dem Präs. angehörte, in das Prät. und Part, gedrungen. So gehört das η von Verben wie got. skeinan (scheinen) ursprünglich nur dem Präsensstamme an; desgleichen das t von Verben wie ahd. flehtan (flechten), das sk von Verben wie got. 'firiskan (dreschen). Doppelnasal ist in manchen Verben (ζ. B. in rinnan) aus
Konjagation.
59
ην (nu) entstanden, und das ν gehörte ursprünglich nur dem Präsensstamme an. § 74. Für das Germ, besonders charakteristisch ist die Bildung des sogenannten schwachen Prät. mit Hilfe eines Dentalsuffixes. Zur Entstehung dieses Prät. haben vielleicht verschiedene Faktoren zusammengewirkt. Dafür spricht auch, daß dem Dental in einigen Fällen idg. dh zugrunde zu liegen scheint (vgl. alts, habda zu haben), in anderen idg. t (oder th) (vgl. got. pahta zu paglcjan), während in den meisten beides möglich ist. Früher war die herrschende Ansicht, die besonders durch die gotischen Formen begünstigt wurde, daß eine Zusammensetzung mit dem Prät. des Verbums tun vorliege, wobei also der Dental auf idg. dh zurückgeführt wurde. Dabei bleiben mehrere Schwierigkeiten. Aber der Versuch das Prät. aus dem Part, abzuleiten, wobei der Dental auf idg. t zurückgeführt wurde, kann nicht als geglückt betrachtet werden. Beziehungen zwischen Prät. und Part, sind allerdings vorhanden, aber erst sekundären Ursprungs. Sie zeigen sich schon darin, daß in der schwachen Konjugation nicht wie in der starken das Verbaladj. auf -no-, sondern das auf -to- als Part, angegliedert ist. Und diese Beziehung hat weiter gewirkt. Für die ursprüngliche Entstehung des schw. Prät. aber werden noch andere Momente in Betracht kommen, wenn auch die darüber aufgestellten Vermutungen noch nicht vollständig befriedigen können. Auch die verschiedenen Klassen der schw. Verba haben sich im Germ, eigentümlich gestaltet, wenn auch auf idg. Grundlage. In der ersten Klasse (vgl. gotnasjan „retten" = nähren) ging der Präsenestamm auf -jo- (-je-) aus. Es sind darin Verba zusammengefallen, in denen sich -jo- unmittelbar an einen Konsonanten anschloß und eolche, in denen ein i = idg. e vorherging. Reste der Scheidung zeigen sich noch im Got. Das Prät. und Part, enthält gewöhnlich ein i, das auf idg. e zurückgehen kann (vgl. got. nasida, nasips), aber eine Anzahl von Verben bildet das Prät. ohne i (vgl. got. paglcja — pähta, jbähts). Die zweite Klasse entspricht der lat. ersten Konjugation und den griechischen Verben auf -άω. Der Auslaut des Verbalstammes ist -6 = idg. ä, daher Prät. und Part.: got. salbo-da, salbo-ps. Im Präs. bestand eine Erweiterung durch Suffix -jo-, die im Ags. am deutlichsten
60
I, 2. Gliederung der germ. Sprachen.
vorliegt, vgl. den Inf. sealfian, dem ein gotisches *salbö-jan entsprechen würde; die abweichenden Formen 2., 3. Sg. Ind. und 2. Sg. Imp. sealfas, sealfaä, sealfa sind jedenfalls auf *salt>o(j)is usw. zurückzuführen mit früher Ausstoßung des j und nachfolgender Kontraktion. Die einfacheren Präsensformen got.ahd. salbon usw. ließen sich aus dieser Grundlage durch Verallgemeinerung ableiten. Doch kann es sein, daß von Anfang an auch Formen ohne die Erweiterung durch -jo- bestanden haben, die dann des Themavokals entbehrt hätten, weshalb die 1. Sg. Ind. auf -mi ausgegangen wäre. Dazu stimmt, daß dieselbe im Ahd. und Alts, abweichend von den übrigen Dialekten auf -m (-n) ausgeht. Ahnliche Verhältnisse scheinen in der dritten Klasse bestanden zu haben, die der lat. zweiten Konjugation und den griech. Verben auf -εω entspricht (vgl. got. haban, ahd. haben). Im Prät. und Part, scheint wenigstens ein Teil der hierher gehörigen Verba ursprünglich keinen Mittelvokal gehabt zu haben (vgl. alte, habda, sagda, libda). In den ahd. Formen auf -ita, -et könnte e den ursprünglichen Auslaut des Verbalstammes vertreten (vgl. lat. dele-vi, dele-tus); es könnte aber auch dem got. -aida, -dips entsprechen, worin das di jedenfalls erst auf sekundärer Entwicklung beruht. § 75. Charakteristisch für das Germ, ist auch die Ausbildung einer Anzahl sogenannter Präteritopräsentia. Es sind Perfekta, die als Resultatsbezeichnungen präsentische Bedeutung angenommen haben, während das ursprüngliche Präs. untergegangen ist. Es gibt deren auch in anderen idg. Sprachen, und eins, got. wdit (ich weiß) = griech. ο'ίόα ist als uridg. anzusetzen. Aber dem Germ, eigen ist es, daß sich dazu noch eine ziemliche Anzahl anderer Verba geEellt haben, und daß zu denselben ein neues Dentalprät. wie in der schw. Konjugation gebildet ist.
Kap. 2. Gliederung der germanischen Sprachen. § 76. Die germanischen Sprachen gliedern sich zunächst in drei Hauptgruppen, die wir als nordgerm. (nordisch, skandinavisch), ostgerm. und westgerm. bezeichnen. Von den ostgermanischen Dialekten ist uns nur das Got., speziell das
Nord-, Ost- nnd Westgermanisch.
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Westgot. durch zusammenhängende Texte genauer bekannt. Man rechnet außerdem zu den Ostgermanen die Gepiden, Vaudalen, Rugier, Turcilingen, Sciren, in der Regel auch die Burgunden und Bastarnen. Aber nur zum Teil läßt eich die Zusammengehörigkeit dieser Stämme nach sprachlichen Kriterien bestimmen, zum Teil wird sie durch geschichtliche Zeugniese gestützt, zum Teil nur auf Grund ihrer ursprünglichen Wohnsitze angenommen. Zu den Westgermanen gehören die Stämme, die von Anfang unserer Uberlieferung in dem heutigen Deutschland angesiedelt waren, aus denen die Deutschen, Niederländer, Friesen und Engländer hervorgegangen sind, von denen aber auch ein Teil romanisiert ist. § 77. Statt der hier angesetzten Dreiteilung wird auch eine ursprüngliche Zweiteilung angenommen, indem nord- und ostgerman. zu einer Gruppe zusammengefaßt werden, für die dann die gemeinsame Bezeichnung ostgerm. gewählt wird. Diese Anschauung ist in Deutschland besonders von Müllenhoff und Scherer vertreten. Die Beweise dafür hat Zimmer zusammenzufassen versucht (Zs. fdA. 19,393). Seine Aufzählung der Verschiedenheiten zwischen westgerm. und ostgerm. im weiteren Sinne läßt sich noch vervollständigen. Aber diese beweisen im allgemeinen nur die nähere Zusammengehörigkeit der westgermanischen Stämme, keine Verwandtschaft der Oetgermanen im engeren Sinne mit den Nordgermanen. Denn eine solche Verwandtschaft läßt sich nicht auf die Übereinstimmung in Bewahrung des Ursprünglichen gründen, sondern nur auf gemeinsame Neuerungen. Nur öine solche dem Nord- und Ostgerm. gemeinsame Neuerung hat Zimmer beigebracht, die Verwandlung von geminiertem u in ggiv, vgl. got. triggws, anord. tryggr (Akk. tryggvan) = ahd. gatriuui „getreu". Dazu können wir noeh einen nur durch wenige Fälle vertretenen analogen Wandel von geminiertem $ stellen, das im Anord. als ggj, im Got. allerdings etwas abweichend als ddj erscheint, vgl. got. twaddje, anord. tveggja = ahd. zweiio „zweier" G. PI. Ferner hat Sievere auf eine Verschiedenheit der Silbentrennung hingewiesen. Wo zwischen Vokalen stand, wurden ursprünglich beide konsonantischen Vokale mit dem folgenden Sonanten zu einer Silbe verbunden, vgl. aind. na-vyas „neu", wo die Schreibung über die Silbentrennung keinen Zweifel läßt. Im Westgerm.
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hat sich die Silbengrenze lange behauptet; infolgedessen hat i das u wie jeden anderen Koneonanten verdoppelt und ist dann geschwunden, so daß u-w entstanden ist. Im Ost- und Nordgerm, dagegen ist % mit dem vorhergehenden Vokal zum Diphthongen verbunden, vgl. got. niujana „neuen" Akk. Sg., anord. nyjan = ahd. niu-wan. Anord. ey, Gen. eyjar „Insel" entspricht unserem Aue, ahd. ouue, d. i. ou-we, dessen ursprüngliche Form in Scadinavia, Batavia überliefert ist; im Got fehlt das Wort, kann aber nach sonstigen Analogien mit Sicherheit als *awi, Gen. *dvjös angesetzt werden. Das sind die Momente, auf die sich die Annahme stützen kann, daß in alter Zeit eine nähere Berührung zwischen Nordgermanen und Ostgermanen stattgefunden hat. Dagegen scheidet sich das Skand. entschieden vom Got. und geht mit dem Weetgerm. zusammen in der Wandlung des idg. s zu ά. In der jüngeren Entwicklung zeigen sich noch weitere Berührungspunkte zwischen Skand. und WeBtgerm., der Wandel von ζ in r, der i-Umlaut, der Ersatz der Reduplikation durch Vokalwechsel. Von den letzteren Vorgängen können wir freilich nicht wiesen, ob sie sich nicht auch über ostgerm. Dialekte erstreckt hätten, wenn diese sich lange genug in der Nachbarschaft von nord- oder westgerm. Sprachen erhalten hätten. Die ganze Vergleichung wird überhaupt dadurch mißlich, daß uns dae Ostgerm. vollständiger nur auf der Stufe vorliegt, die es im 4. Jahrhundert erreicht hat, aus späterer Zeit nur in schwachen Trümmern, während umgekehrt die zusammenhängenden Denkmäler des Westgerm. und Nordgerm, erst viel später beginnen und von den früheren Entwicklungsstufen nur geringe Beste bewahrt sind. Es ist daher auch nicht ausgeschlossen, daß manche von den Eigenheiten, die wir jetzt als gemeinwestgerm. erkennen, auch von ostgermanischen Stämmen wirklich geteilt sind oder unter anderen geschichtlichen Bedingungen hätten geteilt werden können.
Ostgermanisch. § 78. Unsere Kenntnis des Ostgermanischen beruht im wesentlichen auf den uns erhaltenen Teilen der Bibelübersetzung des Ulfilas und den Bruchstücken einer Erklärung des Evan-
Ostgermanisch.
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geliums Johannis, die man als Skeireins zu bezeichnen pflegt. Diese Denkmäler liegen uns in Handschriften des 6. Jahrhunderte vor. Der Text ist darin durch Nachlässigkeit und durch absichtliche Bearbeitung an manchen Stellen verändert. Doch ist in der Hauptsache der Sprachcharakter des 4. Jahrhunderts bewahrt. Dazu kommen einige kleine Aufzeichnungen aus späterer Zeit, sowie das bei griechischen und lateinischen Schriftstellern überlieferte, fast nur aus Eigennamen bestehende Material. Solches liegt auch von anderen ostgermanischen Stämmen vor. Für die Grammatik ist daraus nicht sehr viel zu gewinnen. Noch weniger aus einigen kurzen Runeninschriften. Es läßt sich auch nicht feststellen, wieweit das Gotische des Ulfilas als gemeinostgerm. betrachtet werden kann. A n a Die zuverlässigste kritische Ausgabe der gotischen Texte ist die von W. Streitberg, „Die gotische Bibel", Heidelberg 1908. 1910. Von besonderen grammatischen Darstellungen des Got. sind jetzt die maßgebenden: Braune, „Gotische Grammatik", Halle 1880. "1912 und Streitberg, „Gotisches Elementarbuch", Heidelberg 1897. 3.41910. Eine knappe Darstellung, die zur ersten Einführung in die germanische Sprachwissenschaft bestimmt ist, gibt Kluge, „Die Elemente des Gotischen", Straßburg 1911 (Grundr. d. germ. Phil. 8 1). Vgl. außerdem die „Geschichte der got. Sprache" im Grundr. d. germ. Phil., in der 1. Aufl. von Sievern (I, 407), in der 2. Aufl. von Kluge (I, 497). Das Wortmaterial der griech. und lat. Schriftsteller ist ία folgenden Schriften behandelt: Wrede, „Über die Sprache der Ostgoten in Italien" (QF. 68), Strasburg 1891. Ders., „Über die Sprache der Wandalen" (QF. 59), Straßburg 1886. W. Wackernagel, „Sprache und Sprachdenkmale der Burgunden" (Kl. Sehr. 3, 334). Kögel, „Die Stellung des Burgundischen innerhalb der germ. Sprachen" (Zs. fdA. 37, 2*23). Die Ostgermanen sind frühzeitig in anderen Völkern aufgegangen, allerdings nicht ohne Spuren in deren Sprache zu hinterlassen. Nur in der Krim hat ein kleiner Best seine Sprache wenigstens bis Uber die Mitte des 16. Jahrhunderts bewahrt. Über diese hat der Holländer Busbeck Aufzeichnungen hinterlassen. Am ausführlichsten hat darüber gehandelt Loewe, „Die Reste der Germanen am schwarzen Meere", Halle 1896.
§ 7 9 . A u s s p r a c h e . Ulfilas hat sich eines besonderen Alphabete bedient, dem im wesentlichen das Griechische zugrunde liegt. In den neueren Ausgaben und Grammatiken umschreibt man dasselbe durch lateinische Zeichen. Es hat sich dafllr ein festes Herkommen gebildet, doch nicht ohne einige Schwankungen. Man darf aber nicht ohne weiteres mit den lateinischen Buchstaben den uns geläufigen Lautwert ver-
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binden. Für die Koneonanten ist besonders folgendes zu bemerken. Der velar-palatale Nasal wird im Anschluß an das Griech. durch g wiedergegeben, vgl. laggs — nhd. lang, s bezeichnet immer einen harten (tonlosen) Laut, für den weichen (tönenden) wird ζ verwendet, h ist im Silbenanlaut vielleicht schon wie unser h gesprochen, aber nach dem Sonanten der Silbe wie unser ch. ρ bezeichnet den in § 18 beschriebenen Reibelaut, t und d sind nach Vokal als weiche Reibelaute zu sprechen (—- urgerm. 5, tf), wie sich aus dem Wechsel mit f und J> ergibt (vgl. unten). Ein entsprechender Wechsel zwischen g und h findet nicht statt; man hat daraus geschlossen, daß g überall als Verschlußläut zu sprechen ist, was freilich auffallend wäre, da sich in anderen germanischen Sprachen gerade der velare Reibelaut besonders gut behauptet. Die dem idg. und urgerm. i und u entsprechenden Laute werden jetzt durch j und w (früher v) bezeichnet; manche Umstände sprechen dafür, daß w im Got. schon Reibelaut gewesen ist wie in unserer Schriftsprache. Für die Verbindungen lew und ~hiv werden im gotischen Alphabet einfache Zeichen angewendet. Schon lange ist es üblich, für die erstere q zu verwenden (ζ. B. in qiman „kommen"), neuerdings ist es üblich geworden, für die letztere die Ligatur h zu gebrauchen. Daß die einfachen Zeichen des Got. auf Einfachheit der Laute deuten, kann nicht mit Sicherheit angenommen werden. Sollten dieselben wirklich einfach gewesen sein, so ist darin gewiß keine Altertümlichkeit des Got. zu sehen, sondern eine sekundäre Veränderung (vgl. § 16). Was die Vokale betrifft, so bezeichnen e und ο immer einen langen Vokal, und zwar einen geschlossenen, dem i oder u nahestehenden, i immer einen kurzen, α und u können lang oder kurz sein, ersteree nur vor h. Für langes i wird in Anschluß an die spätgriechische Aussprache das diphthongische Zeichen ei verwendet. Die Verbindungen ai und au bezeichnen entweder einen kurzen oder einen langen Laut. Wo es erforderlich scheint, wird der kurze durch Akzent über dem i oder u, der lange durch Akzent über dem α bezeichnet. ai ist zweifellos als offenes e, αύ als offenes ο zu sprechen, ai und au entsprechen den idg. Diphthongen; es ist nicht sicher, ob sie noch diphthongisch ausgesprochen sind, oder als offene lange e und o. Von manchen wird auch eine
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dreifache Aussprache des ai und au angenommen: Diphthong, langes offenes e oder o, kurzes offenes e oder o. Welche Aussprache in jedem einzelnen Falle anzunehmen ist, läßt sich nicht immer mit Sicherheit entscheiden, und es stehen sich mitunter darüber verschiedene Ansichten gegenüber. § 8 0 . E i g e n h e i t e n d e s G o t i s c h e n . Der Wechsel zwischen e und i, u und ο hat sich im Got. ganz abweichend vom Nord- und Westgerm, gestaltet. Idg. e und i sind in betonter Silbe vollständig zusammengefallen. Sie erscheinen sonst als i, vor r und h (auch h) als e, geschrieben ai, vgl. lairan, saihan gegen giban, iaihum Prät. von teihan (zeihen) gegen stigum. Auch für die Reduplikationssilbe setzt man ai an; es müssen sich dann Formen wie saisö (ich säte) nach solchen wie haihait (ich hieß) gerichtet haben. Noch in anderen Fällen ai als Kürze anzusetzen, ist bedenklich. Entsprechend ist der Wechsel von u und ο in betonter Silbe nicht wie im Nord- und Westgerm, vom Vokal der folgenden Silbe abhängig, sondern aw steht vor r und h, sonst u, vgl. baürans (geboren), tauhans (gezogen) gegen numans (genommen), gutans (gegossen). In unbetonter Silbe steht vor h i und u, ν gl. parihs (ungewalkt) und die enklitische Partikel -MÄ; vor r ist e zu α geworden, vgl. lukarn aus lat. lucerna, fadar = ahd. fater. e und 6 haben eine dem % und ύ nahestehende Aussprache angenommen. Daher ist das urgerm. offene e, das im Nordund Westgerm, zu ä geworden ist, mit dem ursprünglichen geschlossenen, dem im Nord- und Westgerm, e (ahd. ea, ia) entspricht, zusammengefallen (vgl. § 50). Ausstoßung von kurzen Vokalen in unbetonter Silbe ist in eigenartiger Weise erfolgt. Im allgemeinen sind nur die Endsilben davon betroffen, im Gegensatz zum Nord- und Westgerm.; sie ist nicht bloß in offener Silbe eingetreten wie im Westgerm., sondern auch vor s, z; u bleibt im Gegensatz zu den übrigen Vokalen erhalten. Vgl. die Nominative Sg. dags aus *dagaz, älter *dagoz, gasts aus *gastie gegen sunus, die Akkusative Sg. dag aus *daga(m), gast aus *gasti(m) gegen sunu, den Dativ (Lok.) Sg. bropr — lat. fratri, die Nominative PI. mans aus *manniz (-iz = griech. -ες der 3. Deklination), sunjtis aus *suniwiz, den Imperativ bair = griech. φερε, die 2. 3. Sg.,
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3. PI. bairis, buirip, bairanä mit Verlust eines i im Auslaut, die Präposition af — ahd. aba, griech. άπό. Die gemeingerm. Verkürzung langer Vokale (vgl. § 63) ist im Got. nach der Vokalausstoßung erfolgt, im Nord- und Westgerm, vor derselben. In den unbetonten Silben hat sich im Got. α entwickelt gegen einen dunkeln Vokal des Nord- und Westgerm. Dies zeigt sich in der gemeingerm. Verkürzung des auslautenden o; vgl. got. giba (Gabe) gegen ags. giefu, anord. gjgf (aus *gebu); got. giba (ich gebe) gegen ahd. gibu; got. -daga D. Sg. gegen ahd. tagu Instr. Ursprünglich kurzes ο erscheint vor m im Nordund Westgerm. als u gegen got. α; vgl. D. PL: got. dagam — ahd. tagum, anord. dggum\ got. gibam (wir geben) — anord. gjgfum. Die weichen Reibelaute sind im Auslaut und vor s verhärtet. So ist 2 zu s geworden. Die meisten auslautenden s gehen auf urgerm. e zurück. Das ergibt sich aus dem Got. selbst, indem ζ erscheint, wenn die Partikeln -w oder -vh antreten. Es ergibt sich ferner daraus, daß im Skand. Übergang in r vorliegt und auch im Westgerm., soweit nicht Abfall eingetreten ist, vgl. ζ. B. got. dags = anord. dagr, got. is = ahd. er, got. gibös G. Sg. und N. PI. von giba (Gabe) = anord. gjafar, got. nimis (du nimmst) = anord. nemr, got. us — ahd. ur (noch nhd. in Zuss. als ur- und er-), b nach Vokal ist zu f geworden. Zu giban lautet der Imp. gif, die 1. 3. Sg. Prät. gaf. Got. hldifs (Brot) hat f nur im N. und A. Sg. Qildif), in den übrigen Kasus erscheint das ursprüngliche b (5), also N. PI. hldibos usw. Die Präp. af lautet, mit der Partikel -uh verbunden, abuh mit dem Laute, der dem in ahd. aba entspricht, d nach Vokal ist zu p geworden. Zu biuda lautet die 1. 3. Sg. Prät. bdu}), zu stafis (Stelle) der G. stadis, zu nasi]>s (Part, zu nasjan „retten") nasidis, bairij) (er trägt) erscheint mit Partikel als bairidu. Nach nichthaupttonigem Vokal sind weiche (tönende) Spiranten in harte (tonlose) übergegangen und umgekehrt, und zwar hat sich das Verhältnis so geregelt, daß weiche Spirans steht, wenn ein harter Konsonant vorangeht, harte, wenn ein weicher Konsonant vorangeht, vgl. frdistubni (Versuchung) — waldufni (Gewalt), manniskodus (Menschlichkeit) — gdunöpus (Trauer), aufiida (Ode) — meripa (Gerücht), hatiza D. von hatis (Haß) — agisa D. von agis (Schrecken).
Eigenheiten des Gotischen.
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Wo w nach Ausstoßung des folgenden Vokals in den Auslaut oder vor s geraten ist, hat es mit vorhergehendem kurzen Vokal einen Diphthong gebildet, vgl. kniu (aus *knewa) „Knie" — G. hiiwis, fdus (aus *fawaz) „wenig" — PL faicdi. Diese Behandlung entspricht derjenigen in den westgerm. Sprachen. Dagegen nach langem Vokal oder Diphthongen und nach Konsonant bleibt w (als Reibelaut?), vgl. sciiws „See", ivaürstic „Werk". Ein Wechsel zwischen au und δ (ζ. Β. in taut „Werk" — G. tojis) ist wohl so zu erklären, daß όιν zugrunde liegt, und daß w vor j geschwunden, vor vokalischem i mit υ zum Diphthongen du verschmolzen ist. Andere nehmen Verkürzung des δ vor Vokal oder Ubergang in offenen Laut an. Eine ähnliche Verschiedenheit der Ansichten besteht in bezug auf die reduplizierenden Verba wie saian „säen". Zugrunde liegt wahrscheinlich eine Präsensbildung mit -jo- (vgl. mhd. scejen), und *se-jan ist durch Verschiebung der Silbengrenze zu *sei-an, saian geworden. Andere nehmen Verkürzung oder Übergang in den offenen Laut vor Vokal an. Charakteristisch ist für das Got. die frühzeitige Beseitigung von Unregelmäßigkeiten durch Ausgleichungen. So ist der grammatische Wechsel in der st. Konjugation ausgeglichen, meistens zugunsten des Konsonanten des Präs., vgl. got. teiha, tuih, taihum, taihans gegen ahd. zihu, zeh — zigum, gazigan. Daß im reduplizierten Prät. die Pluralformen wahrscheinlich erst im Got. den Singularformen angeglichen sind, ist oben § 60 bemerkt. Die Bildung des Prät. und Part, in der ersten schw. Konjugation ohne Mittelvokal (vgl. § 74) ist nur bei wenigen Verben bewahrt, während andere sich der regelmäßigeren Bildung auf -ida angeschlossen haben. So heißt es got. sokida „ich suchte", faurhtida „ich fürchtete", während anord. sotta, ahd. forahta auf *söhta, *faurhta hinweisen. In der dritten schw. Konjugation ist das di im Prät. und Part, (vgl. habdida, habdips) aus dem Präs. übertragen (vgl. § 74). In der Deklination zeigen sich manche Abweichungen des Got. vom Nord- und Westgerm., die sich wahrscheinlich erklären aus verschiedener Auswahl aus Doppelformen von ursprünglich gleicher oder gleich gewordener Bedeutung. So endigt der G. PI. in den meisten Deklinationsklassen auf -e, während die nord- und westgerm. Formen auf -8 weisen. Der
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D. S g . M. und N. der Pronomina und A d j e k t i v a e n d i g t e vor der Verkürzung im Got. auf e (vgl. Ivammeh „jemand" aus hamme-uh), w ä h r e n d ahd. -u Qinemu) auf -o weist. Vgl. ferner D. Sg. der ά - D e k l i n a t i o n got. gibdi g e g e n ahd. gebu, anord. gjgf aus *geho\ G. und D. Sg. der «'-Deklination got. anstais, anstdi g e g e n ahd. ensti\ D. Sg. der « - D e k l i n a t i o n got. sun du g e g e n ahd. suniu, anord. syni; N. Sg. der s c h w . Maskulina got. hana g e g e n ahd. hano, d e m got. *hano, anord. heme, d e m got. *hane entsprechen müßte. D i e konsonantische D e k l i n a t i o n ist stärker im Verfall als im Anord. und Ags., und zwar spielt dabei Übertritt in die « - D e k l i n a t i o n eine Rolle, vgl. fotus „Fuß". Bei den V e r w a n d t s c h a f t s b e z e i c h n u n g e n hat dieser Übertritt w e n i g s t e n s im PL stattgefunden ( b r o p r j u s „Brüder").
Nordgermanisch. § 81. D i e nordgerm. oder skandinavischen Sprachen sind erst s p ä t zu literarischer V e r w e n d u n g gelangt. D o c h sind wir über d i e früheren Entwicklungsstufen nicht ganz ohne Kunde, nämlich durch Runeninschriften, daneben durch die frühzeitig in d a s Finnische und Lappische aufgenommenen Lehnwörter. Anm. Eine Orientierung über das Gesamtgebiet der skandinavischen Sprachen gibt Ad. Noreen in dem Abschnitt „Geschichte der nordischen Sprachen" im Grundr. d. germ. Phil. (1. Aufl. 1, 417—525. 2. Aufl. 1,518 — 649. 3. Aufl. [als besonderer Band] 1913). Als Ergänzung dazu dient der Abschnitt „Skandinavische Mundarten" von Lundell (1. Aufl, I, 945 — 959. 2. Aufl. I, 1483—1506). Die vollständigste und zuverlässigste Darstellung der älteren Sprachstufen gibt Noreen, „Altnordische Grammatik", I. „Altisländische und altnorwegische Grammatik unter Berücksichtigung des Urnordischen", Halle 18S4. 81903. IL „Altschwedische Grammatik mit Einschluß des Altgutnischen", 1904. Als Einführung in das Anord. können dienen Noreen, „Abriß der altisländischen Grammatik", 8 Halle 1905; Holthausen, „Altisländisches Elementarbuch", Weimar 1895; A. Heusler, „Altisländisches Elementarbuch", Heidelberg 1915. Eine eigenartige, sehr ausführliche Darstellung des Neuschwedischen gibt das noch im Erscheinen begriffene Werk von Noreen, „Värt Spräk", Lund 1903ff. Die grundlegende Arbeit über die finnisch-lappischen Lehnwörter ist Thomsen, „Über den Einfluii der germanischen Sprachen auf die finnisch-lappischen", übersetzt von Sievers, Halle 1870. Vgl. jetzt Ε. Ν Setälä, „Bibliographisches Verzeichnis der in der Literatur behandelten älteren germanischen Bestandteile in den ostseefinnischen Sprachen". Unter Mitwirkung von Fachgenossen und Schülern herausgegeben. Helsingfors und Leipzig 1912—13.
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§ 82. Die älteste Gestalt des Skand., die man gewöhnlich als das Urnordische bezeichnet, liegt uns vor in kleineren Runeninschriften aus der Zeit von ca. 300 bis 700. Sie stammen zumeist aus Dänemark und Schleswig, einige jUngere aus Schweden. Sie zeigen eine Entwicklungsstufe, die ungefähr dem Got. des Ulfilas entspricht, zum Teil aber noch altertümlicher ist. Wir finden noch Vokale bewahrt, die im Got. schon ausgestoßen sind, vgl. dagaR, gastis, horna = got. dags, gasts, haurn. Die gleiche Alterttimlichkeit zeigt die älteste Schicht der finnisch-lappischen Lehnwörter. Dagegen fehlen noch die Hauptcharakteristika der späteren nordischen Sprachen. Die Weiterentwicklung während der Vikingerzeit (ca. 700 —1050) läßt sich wieder an der Hand von Runeninschriften verfolgen, die zum Teil schon etwas umfänglicher sind. Auch aus dieser Periode stammen Lehnwörter im Finnischen und Lappischen, auch schon einige im Keltischen und Angelsächsischen. Jetzt entwickelt sich der spezifisch nordische Charakter der Sprache. Es zeigen sich auch schon Ansätze zu mundartlicher Differenzierung. § 83. Man scheidet die skandinavischen Mundarten gewöhnlich zunächst in zwei Gruppen, ostnord. und westnord. Diese Scheidung hält sich an die literarischen Denkmäler. Sie ist nicht ausreichend, wenn man auch die wenig oder gar nicht in der Literatur vertretenen Mundarten berücksichtigt. Das Westnord, hat sich von Norwegen aus auf die Färöer und nach Island verbreitet; es herrschte im MA. auch auf den britischen Inseln; auch auf dem britischen Festlande waren viele Skandinavier angesiedelt, aber nicht bloß Norweger, sondern auch Dänen. In westnordischer Sprache sind literarische Aufzeichnungen seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gemacht. Die uns Uberlieferten poetischen Stücke sind zum Teil früher entstanden, aber dann natürlich nicht ganz in der ursprünglichen Gestalt aufgezeichnet. Aus dem 13. bis 15. Jahrhundert haben wir eine sehr reiche Literatur, an der den Isländern der Hauptanteil zufällt. Man pflegt diese Literatur und die Sprache, in der sie geschrieben ist, schlechthin als *) R bezeichnet den auf tönendes 8 zurückgehenden Laut, der in den ältesten Runeninschriften noch von dem alten r geschieden ist.
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altnordisch zu bezeichnen, wodurch man sich nicht verleiten lassen darf, sie als gemeinnord. zu betrachten. Genauer sind die Bezeichnungen altnorwegisch und altisländisch. § 84. Das Anord. ist wegen seiner reichen und im Verhältnis zum Ostnord, immer noch älteren Überlieferung für uns der Hauptvertreter der skandinavischen Sprachen. In bezug auf die Schreibung ist zu bemerken, daß man die Länge der Vokale jetzt gewöhnlich nach handschriftlichem Vorgang durch den Akut bezeichnet, wobei man auch kurzes und langes ä als te und ώ unterscheidet. Daneben findet sich die von J. Grimm für alle germanischen Sprachen eingeführte Schreibweise (a — ä, ä — ae). Mit y wird der Umlaut des u bezeichnet. Besondere Zeichen sind p, das einen Mittellaut zwischen α und o, und Θ, das einen unserem ö ähnlichen Laut bezeichnet. Wir müssen uns hier mit einer kurzen Charakteristik des Anord. begnügen, die im allgemeinen auf das Skandinavische überhaupt zutrifft. Ihr besonderes Gepräge erhält die Sprache vor allem durch zahlreiche Assimilationen. Außer dem «-Umlaut besteht auch ein «-Umlaut, der auch durch konsonantisches a (v) hervorgebracht werden kann. Dadurch ist α zu g geworden (vgl. SQIC aus *saku = nhd. Sache, hgrn aus *larnn, PI. von barn „Kind"), α zu φ (vgl. ötom — ahd. ä$um „wir aßen"), i zu y (vgl. syngva = got. siggwan „singen"). Durch Kombination von i- und «-Umlaut ist β aus α entstanden (vgl. sekkva — got. sagqjan „senken"). Auf Assimilation beruht auch die sogenannte Brechung des e zu ja, jo (jy) aus älterem ea, eo, vgl. hjord (hjprd), Gen. hjardar = got. hairda „Herde", hairdos. Beispiele von konsonantischen Assimilationen: Nasale werden an folgende harte Verschlußlaute assimiliert, vgl. drekka „trinken", vetr (aus *vettr) „Winter"; das Prät. von binda „binden" lautet batt, das von ganga gekk, weil im Auslaut Verhärtung des weichen Lautes eingetreten war; Ip ist zu II, nj> zu nn geworden, vgl. gull = got. gulp „Gold", finna — got. finpan „finden"; das aus weichem s entstandene r hat sich an vorhergehendes l, n, s assimiliert, vgl. heill = got. hails „heil", steinn = got. stains „Stein", ht ist zu tt geworden mit Dehnung des vorhergehenden Vokals, vgl. matta — got. mahta „mochte". Nasal, der durch frühen Vokal- und Konsonantenabfall in den Auelaut getreten ist, fällt ab, so im Inf.
Eigenheiten des Skandinavischen.
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{binda usw.), im A. PI. (daga, gesti = got. dagans, gastins), in der schw. Dekl. (hana G. D. A. Sg., A. PL), in einsilbigen Wörtern mit Ersatzdehnung {i „in", ά „an"). Vokalausstoßungen sind in reichem Maße eingetreten, nicht bloß in Endsilben, sondern auch in Mittelsilben ohne die Einschränkungen, welche fllr das Got. und die, welche für die westgerm. Sprachen gelten. Als eine Eigenheit mag noch hervorgehoben werden die Bildung eines neuen Medio-Passivums durch Anschmelzung des Reflexivpron. an die Verbalformen. § 85. In Island ist der Zusammenhang mit der älteren Sprache und Literatur niemals ganz abgebrochen. Die einheimische Sprache hat eine gewisse literarische Geltung, wenigstens neben dem Dänischen, behauptet. Natürlich sind mannigfache Veränderungen eingetreten. Doch hat sich namentlich die ältere Schreibweise den Lautveränderungen zu Trotz ziemlich behauptet. Eigenartig hat sich das Färöische entwickelt. In Norwegen ist während der langen Vereinigung mit Dänemark das Dänische zur Schriftsprache geworden, während das Norwegische sich nur als mundartliche Sprache mannigfach gespalten erhalten hat. Gewisse Besonderheiten hat das norwegische Dänisch immer behauptet, namentlich eine altertümlichere Aussprache und viele aus den norwegischen Mundarten entlehnte Wörter. In neuerer Zeit ist der Versuch gemacht, aus den Mundarten eine eigene norwegische Schriftsprache zu schaffen. Durchschlagenderen Erfolg hat eine gemäßigtere Richtung gehabt, die mit Beibehaltung der dänischen Grundlage doch die norwegischen Besonderheiten zu pflegen sucht. § 86. Das Ostnord, ist uns in seinen älteren Entwicklungsstufen aus verhältnismäßig vielen und umfänglichen Runeninschriften leidlich bekannt, aber die handschriftlichen Aufzeichnungen reichen nicht weiter als bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück. Auch im späteren MA. ist die Produktion viel geringer gewesen als in Norwegen und Island. Zwei Schriftsprachen haben sich aus dem Ostnord, entwickelt, schwedisch und dänisch. Die Grundlage der schwedischen Schriftsprache ist das Südschwedische, das dem Dänischen näher stand als den nördlichen schwedischen Mundarten, so
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daß die beiden Schriftsprachen sich auch heute noch ziemlich nahe stehen, näher allerdings in der Schrift als in der Aussprache. Weiter entfernt sich davon ursprünglich die Sprache der Insel Gotland, die aus der älteren Zeit durch Runeninschriften und dann namentlich durch Gesetzesaufzeichnungen bekannt ist. Das Schwedische und das Dänische sind seit dem späteren MA. sehr stark durch das Niederdeutsche, weiterhin auch durch das Hochdeutsche beeinilußt, nicht nar im Wortschatz, auch in der Wortbildung und Syntax, so daß sie viel von dem echt skandinavischen Charakter eingebüßt haben.
Westgermanisch. § 87. Der Zusammenhang der westgermanischen Sprachen wird durch eine Reihe gemeinsamer Veränderungen erwiesen (doch vgl. § 77 Schluß). 1. Ursprünglich auslautendes ζ ist abgefallen. So im N. Sg., vgl. ags. dceg, ahd. tag — got. dags, anord. dagr. Im G. Sg., vgl. ahd. g'eba (ags. 6i'e/e), ensti (zu anst „Gunst"), hanin, fater — got. gibos (anord. gjafar), ansidis, hanins, fadrs. Im N. PL, vgl. ahd. taga, g'eba, belgi, hanun = got. dagos (anord. dagar), gibos, balgeis, hanans. Im Adv. des Komparativs, vgl. ahd. ba% gegen das Adj. begfiro = got. batis (anord. betr), batiza. Nur in einsilbigen Pronominalformen ist ζ als r, wenigstens im Hochdeutschen, erhalten, vgl. er, huer, wir, ir, mir, dir. In allen Fällen, wo der Konsonant abgefallen ist, finden wir im Anord. r, und auch im Got. ist zu erkennen, daß s erst durch das spezifisch gotische Lautgesetz (vgl. § 80) aus ζ entstanden ist. Dies e war zunächst nach dem Vernerschen Gesetz in den nichtendungebetonten Wörtern aus s entstanden und dann auf die endungsbetonten übertragen. Es gibt keinen Fall, in dem wir genötigt wären, Abfall von hartem s anzunehmen. A n m . Ursprünglich auslautendes hartes s ist vielleicht erhalten im N. PI. der o-Stämme: alts, dagos, ags. dagas gegen anord. dagar, ahd. taga; ferner in einigen Genitiven Sg. konsonantischer Stämme: ahd. nahtes, alts, burgee usw.
2. Die Vokalausstoßung ist nach eigenartigen Gesetzen erfolgt, die sowohl von denen des Got. als von denen des Skand. abweichen, wenn auch die Ergebnisse vielfach zu-
Eigenheiten des Westgermanischen.
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sammentreffen. Iu Ubereinstimmung mit dem Skand., aber im Gegensatz zum Got. werden nicht nur Vokale der Endsilben, sondern auch solche der Mittelsilben betroffen, ferner nicht bloß ursprunglich kurze, sondern auch die gemeingermanisch verkürzten; im Gegensatz zum Got. und Skand. nur Vokale in offenen Silben (auch solchen, die erst durch Abfall des e offen geworden sind). Dazu kommen besondere Wirkungen dee Akzents und der Quantität der vorhergehenden Silbe. Wir können dem Gesetze für die Vokalausstoßung folgende Fassung geben: kurzer (auch gemeingermanisch verkürzter) Vokal in schwächstbetonter offener Silbe ist ausgestoßen nach nebentoniger Silbe stets, nach haupttoniger nur, wenn sie lang war. Allerdings sind die ursprünglichen Verhältnisse frühzeitig durch Ausgleichung gestölt. — Als Beleg fllr die Behandlung der auslautenden Vokale kann der Ν. A. Sg. der u- und i-Stämme dienen; vgl. ahd. sunu — hand = got. sunus, sunu — handus, handit; ahd. uuini „Freund" ( = anord. vinr, vin, dem got. *tcins, *win entsprechen würde) — gast. Allerdings sind es im Ahd. nur noch wenige kurzsilbige «-Stämme, die Erhaltung des i zeigen; daß aber die übrigen ihr i erst durch sekundäre Ausgleichung verloren haben, beweist das Ags., in dem die verschiedene Behandlung der kurzsilbigen und langsilbigen Stämme noch durchgehend bewahrt ist. Im Ν. A. der o-Stämme sollte man die entsprechende Verschiedenheit erwarten, aber die tiberwiegende Zahl der langsilbigen und mehrsilbigen Wörter hat frühzeitig die kurzsilbigen in ihre Analogie hinübergezogen, daher got wie hüs, nagal. Die verschiedene Behandlung bat sich noch erhalten im ersten Gliede von Zusammensetzungen, vgl. spilohüs oder spilahüs gegen dinchüs. Als Beispiel für den aus ursprünglichem δ verkürzten Vokal kann der Ν. A. PI. der Neutra dienen, vgl. alts.-ags. fatu (Gefäße) — word. Im Ahd. haben sich die kurzsilbigen nach den langsilbigen gerichtet, so daß alle Formen endungslos sind. Ferner der N. Sg. der weiblichen a-Stämme. Im Ags. sind die ursprünglichen Verhältnisse rein bewahrt, vgl. giefu (Gabe) — Idr (Lehre) — firen (Frevel = got. fairina). Im Ahd. werden die Akkueativformen geba, lera, firina auch für den Nom. verwendet, aber alte Nominative mit Abfall des Endvokals sind im Ahd. noch vielfach belegt, und einige
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I, 2. Gliederung der germ. Sprachen.
reichen in bestimmten Formeln noch ins Mhcl. hinein, vgl. ζ. B. des wirdet buo$ „dagegen tritt Abhilfe ein" gegen sonstiges btioge. Ferner haben die Eigennamen den Unterschied zwischen Nom. und Akk. noch im Mhd. bewahrt, vgl. Friderün — Friderüne. Ein verkürztes i ist abgefallen in Bildungen wie ahd. kuningin
gegen den A k k . kuninginne,
Jcuninginna,
der eist in
jlingerer Zeit auch als Nora, gebraucht wird; ferner in Eigennamen wie mhd. Kriemhilt, Akk. Kriemhilde. — In bezug auf die Behandlung des Mittelvokals zeigt sich unser Gesetz im Ahd. noch am deutlichsten im Prät. und Part, der ersten schwachen Konjugation. Den gotischen Formen nasida, nasips, -dis (zu nasjan
„retten"), brannida,
brannips,
-dis (zu branny an
„brennen") entsprechen im Ahd. nerita, ginerit, flektiert gincritcr, ginerites
usw., aber branta,
gibrennit,
flektiert
gibranter,
gibrantes usw. Das Verhältnis, das zwischen gibrennit und gibrantes besteht, zeigt sich im Ags. bei allen Substantiven und Adjektiven mit langer erster Silbe, vgl. morgen — morgnes, deofol
(Teufel) — deofles
gegen mägen
(Kraft) —
mägenes.
Das Ahd. dagegen hat anscheinend Bewahrung des Mittelvokale in den flektierten Formen. Daß dabei aber sekundäre Ausgleichung eine Rolle gespielt hat, zeigen Reste synkopierter Formen, ζ. B. unses usw. im Frank, zu unser (durch Assimilation aus unsres entstanden), herro „Herr", Komparativ zu her, der sonst heriro lautet. Anm.
Vgl. Sievers, PBB. 4, 522 ff., 5, 63 ff.; Paul 6,124 ff.
3. Der Vokalausstoßung gegenüber steht die Entwicklung eines Vokale aus einem Sonorlaute, die man mit einem Sanskritworte als Svarabhakti zu bezeichnen pflegt. Vor m, n, r, l ist ein Vokal zunächst dann entwickelt, wenn diese Laute durch die Vokalausstoßung sonantisch geworden waren; vgl. ahd. ackar = got. aJcrs, anord. akr; ahd. uuintar = got. wintrus, anord. vetr\ ahd. fogal = got. fugls, anord. fugl; ahd. zeihhan
— got. tdikns, anord. tdkn. Weiterhin ist der Vokal auch in die flektierten Formen solcher Wörter eingedrungen, zunächst derjenigen mit kurzem Vokal und einfachem Konsonanten vor dem Sonorlaut, in denen er schon durch die ältesten ahd. Texte allgemein geboten wird, also fogales oder fogeles usw. Erst später treten Formen wie ackares, zeihhane statt der älteren ackres, eeihhne auf, so daß es für die dreisilbigen Formen mit
Eigenheiten des Westgermanischen.
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langer Tonsilbe keinem Zweifel unterliegt, daß ihr Mittelvokal erst dnreh Analogie ans dem Ν. A. übertragen ist. — Ein Vorgang, den anscheinend das Ags. nicht mitgemacht hat, ist die Entwicklung eines Svarabhaktivokals zwischen l oder r nnd folgendem Labial oder Velar. Lautgesetzlich scheint dieselbe nar eingetreten za sein, wenn beide Konsonanten zn derselben Silbe gehörten, vgl. ahd. nuorahta (er wirkte) = got. waürhta, ahd. furihten, Prät. forahta = got. faürhtjan, ahd. beruht (glänzend) = got. bairhis, ahd. duruh (durch) = got. pairh. Danach sollte man erwarten bei Wechsel der Silbengrenze berag, Gr. be'rges, burug, G. burgi usw. In solchen Fällen war aber Ausgleichung nach beiden Seiten möglich, daher großes Schwanken und mundartliche Abweichungen. — Sicher gemeinwestgerm. ist die Entwicklung eines sonantischen i zwischen r und j (konsonantischem i). So ist ζ. B. für got. nasjan westgerm. nerijan eingetreten, ahd. gewöhnlich nerian geschrieben, im älteren Mhd. neregen, dann nergen. 4. Einfache Konsonanten werden durch folgende Sonorlaute verdoppelt. Am weitesten erstreckt sich die Verdopplung durch folgendes j. Sämtliche Konsonanten sind davon betroffen, auch wenn ihnen langer Vokal oder Konsonant voranging; vgl. alts, hellea, ahd. hclla, ags. hei, G. helle — got. halja; ahd. seilen (übergeben), ags. siellan — got. saljan;· alts, settean, ags. settan (setzen) = got. satjan. Geminiertes tv (konsonantisches u) erscheint als uw, wobei das u mit dem vorhergehenden Vokal einen Diphthongen bildet, vgl. ahd. frauwe (geschrieben frauue), mhd. frouwe aus urgerm. *fra-wjo (anord. Freyja). Eine scheinbare Ausnahme macht r mit vorhergehendem kurzen Vokal; in Wirklichkeit folgte hier auf das r nicht j, sondern sonantisches i, vgl. 3. Vielfach ist Wechsel zwischen einfachem und geminiertem Konsonanten entstanden, der dann teilweise wieder durch Ausgleichung beseitigt ist. Darüber ist noch eingehend in der Lautlehre zu handeln. — Nur die harten Verschlußlaute scheinen verdoppelt zu sein durch w und r\ und auch bei diesen zeigt das Ags. Abweichungen, vgl. ahd. nackot, ags. nacod = got. naqaps, ahd. ackar, ags. cecer — got. alers, ahd. bittar, ags. bit(t)or = got. bditrs. Auf Dehnung durch folgendes η zurückzuführen sind wahrscheinlich die Nebenformen ahd. knappo, rappo zu knabo, rabo (hraban) u. a.
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Anm. Vgl. Paul, PBB. 7, 104 ff.; Kaufmann, ib. 12, 504 ff., insbesondere 520 ff. Weiteres Material bringt Ernst Reuter, „Nhd. Beiträge zur westgerm. Konsonantengemination", Freiburg, Diss. 1900.
5. In unbetonter Silbe ist w nach Velaren vgl. ahd. sinkan, age. sincan = got. sigqan, anord. singan = got. siggwan, anord. syngva\ ahd. engt = ahd. aha (Wasser, Fluß) = got. aha; ahd. sehan — ahd. lihan = got. leihan.
fortgefallen, sekkva·, ahd. got. aggwus; got. saihan;
Anm. Eine andere Auffassung, wonach schon im Urgerm. Formen mit xv und ohne to nebeneinander bestanden hätten, ist schwerlich haltbar.
6. Urgerm. δ ist durchgängig, auch nach Vokal zu d geworden, vgl. alte, fader, age. feeder = anord. faÖir, alts, mödar, ags. modor = anord. modir. 7. Die 2. Sg. Ind. Prät. der starken Verba zeigt eine abweichende Bildung. Während sie im Got. und Skand. auf t ausgeht ( = idg. tha) und im Wurzelvokal mit der 1. und 3. Sg. übereinstimmt, ist im Westgerm, diese Bildung nur bei den Präteritopräsentia erhalten (ahd. du maht), das eigentliche Prät. dagegen geht aus auf i, und stimmt in der Ablautsstufe mit dem PI. und dem Konj. überein, vgl. ahd. gäbt, mhd. geebe, ags. $mfe gegen got.-anord. gaft. Die westgerm. Formen sind nichts anderes als in den Jnd. übertragene Konjunktive, die ihr ursprünglich im Auslaut stehendes s (vgl. got. gebeis, anord. geeßr) nach dem westgerm. konsonantischen Auslautsgesetz eingebüßt haben. Im Ags. lauten auch wirklich Ind. und Konj. gleich, während im Ahd. im Konj. das s analogisch wieder hergestellt ist, so daß von neuem eine Unterscheidung geschaffen ist (uuäri — uuäris). 8. Die Form des A. PI. ist da, wo sie im Urgerm. noch von der des Nom. abwich, durch die letztere verdrängt; vgl. ahd. taga, alts, dagos, ags. dagas = got. dagos — dagans, anord. dagar — daga; ahd. gesti, age. gieste = got. gasteis — gastins, anord. gestir — gesti; ahd. sunt = got. sunjus — sununs. 9. Von den weiblichen ä- Stämmen wird im G. PI. eine erweiterte Form gebildet, die zur schwachen Deklination stimmt, vgl. ahd. gebono, ags. giefena — got. gibo, anord. gjafa. Im Ags. sind die den got. und skand. entsprechenden Formen (giefa usw.) noch daneben vorhanden und sogar überwiegend.
Eigenheiten des Westgermanischen.
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10. Noch muß darauf hingewiesen werden, daß die westgerm. Sprachen auch im Wortschatz viele gemeinsame Eigentümlichkeiten zeigen, vgl. die Zusammenstellungen in Kluges Etymologischem Wörterbuch, die aber eeit der 7. Aufl. fortgelassen sind. Auch in Wortbildung uud Syntax zeigen sich manche gemeinsame Eigenheiten. Ich verweise ζ. B. auf die Verwendung der Ortsadverbia als Ersatz für die Kasus der entsprechenden Pronomina, vgl. ahd. dar ana, nhd. daran = age .peer on. § 88. Als allen Westgermauen gemeinsam kann man auch gewisse Abschwächungen in den unbetonten Silben betrachten, die aber doch kein Charakteristikum der Gruppe bilden, weil sie sich im Nordgerm, in analoger Weise vollzogen haben. So ist ai in unbetonten Silben früh zu e kontrahiert, vgl. ahd. habes, habet (du hast, er hat) = got. habäis, habdip, ahd. gebes, gebem (du gebest, wir geben) Konj. Präs. = g o t gibdis, gibditna, ahd. blintem (blinden) D. PI. = got. blinddim. Desgleichen au zu o, vgl. ahd. suno (Sohnes) = got. sundus. Gemeinsam ist ferner eine zweite Verkürzung auslautender Vokale (vgl. über die erste § 63). Von dieser sind betroffen: 1) die bei der ersten Verkürzung verschont gebliebenen Längen, vgl. G. PI. ahd. tago, worio, zungöno usw., N. Sg. ahd. zunga, herza — got tuggo, hdirto, Adv. gilihho = got. galeihö; 2) die erst durch den westgermanischen Abfall des ζ in den Auslaut getretenen Längen, vgl. ahd. geba G. Sg. und Ν. A. PI. = got. gibos, ahd. der a G. Sg. = got .pizos, ahd. blinto N. PI. = got. blindös; 3. die kontrahierten Diphthonge, vgl. ahd. blinte N. PI. M. = got. blinddi, ahd. gebe, habe 3. Sg. Konj. Präs. = got. gibäi, habdi, ahd. ahto (acht) = got. ahtdu. Hierbei ist zu bemerken, daß sich δ gespalten hat in α ( = ags. e) und ο ( = age. α), ohne daß sich bisher dafür eine befriedigende Erklärung gefunden hat. Einige Ausnahmen (N. PI. M. tagä, G. Sg. suno) verlangen eine besondere Erklärung. Die so entstandenen Verhältnisse haben sich am längsten im Alemannischen erhalten, während die nördlicheren Dialekte frühzeitig Verkürzungen auch vor Konsonant vollzogen haben. § 89. Die Hauptmasse der Westgermanen blieb in ununterbrochenem Zusammenhange, indem sie entweder die ursprüng-
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liehen Sitze beibehielt, oder sieh langsam nach verschiedenen Seiten hin vorschob und so eine Erweiterung der Grenzen herbeiführte. Zunächst ging diese Erweiterung vornehmlich nach dem Süden, etwas auch nach Westen zu, später auf Kosten der Slaven nach dem Osten. Aber einige Stämme, wie ein Teil der Sueven und die Langobarden, lösten sich durch plötzliche Auswanderung gänzlich von den übrigen los und waren zu wenig zahlreich, um unter der vorgefundenen Bevölkerung ihre Sprache zu behaupten. Ein Teil der Franken blieb zwar zunächst im Zusammenhange mit dem Kerne des Volkes, wurde aber unter die ältere Bevölkerung von Gallien versprengt. So wurde also ein Teil der Westgermanen, ebenso wie die meisten Ostgermanen romanisiert, nicht ohne Spuren in den romanischen Sprachen zu hinterlassen. Α Η IB. Verhältnismäßig reichliche Reste sind nns von der Sprache der Langobarden erhalten, besonders in den Gesetzbüchern, vgl. Bruckner, „Die Sprache der Langobarden", Straßbnrg 1895 (QF. 15).
Englisch. § 90. Nur eine früh ausgewanderte Gruppe von Stämmen hat die aus der Heimat mitgebrachte Sprache bewahrt und dann natürlich selbständig weiter entwickelt, die Angelsachsen (Angulseaxan, lat. Anglosaxones), wie sie nach den beiden Hauptstämmen gewöhnlich genannt werden. Sie sind hauptsächlich während des 5. Jahrhunderts von der Küste der Nordsee nach Großbritannien eingewandert. Neben den Angeln, die den nördlichsten Teil des Gebietes einnahmen, und den Sachsen werden namentlich noch Jüten genannt, die sich im Süden (in Kent) niederließen. Die letzteren darf man jedenfalls nicht mit den später ganz Jütland bewohnenden Skandinaviern in Zusammenhang bringen, ebensowenig die Sachsen mit dem später so bezeichneten Hauptstamme Niederdeutschlande; dagegen werden sie identisch sein mit den Saxones der antiken Schriftsteller. Jedenfalls hatte die Sprache der verschiedenen an der Einwanderung beteiligten Stämme noch einen wesentlich einheitlichen Charakter. Unter den Mundarten des Kontinents steht ihr das Friesische am nächsten. Man setzt daher eine anglo- friesische Sprachgemeinschaft an. Die Anglofriesen pflegt man den Ingävones des Tacitus gleichzustellen. Die
Anglofriesiscb.
Englisch.
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Übereinstimmung zwischen Ags. und Fries, zeigt sich in folgenden Punkten. Westgerm, α in geschlossenen Silben ist im allgemeinen zu ce geworden (ags. feet·, afries. fet)\ ausgenommen ist α vor Nasal, wofür in ags. Hss. bald «, bald ο geschrieben wird (man — mon), was auf einen Zwischenlaut deutet. Entsprechend ist ä = germ, e vor Nasal verdumpft (ags. mona, afries. mona = ahd. mano „Mond"), sonst zu m (e) geworden (ags. slcepan, afries. slepa — ahd. släfan); für Α aus ati erscheint ό oder daraus verkürztes ο (ags.-afries. brohte = got.-ahd. brtihta). In unbetonten Silben ist westgerm. ο zu α geworden (ags.-afries. fana, fona = ahd. fano „Fahne"). α zu e (ags.-afries. hinge — ahd. zunga, ags. eage, afries. age = ahd. auga). Mit einiger Wahrscheinlichkeit kann man auch hierher ziehen, daß h und g vor hellen Vokalen und vor j im Mengl. und im Fries, zu palatalen Affrikaten geworden sind; vgl. engl, church, afries. tziarke; afries. leclza = got. lagjan. Im Ags. zeigt allerdings die Schrift diesen Ubergang noch nicht, doch kann immerhin ein Ansatz dazu schon anglofries. gewesen sein. Während in diesen Punkten sich das Alts, zum Ahd. stellt, geht es mit dem Ags. und Fries, zusammen in dem Schwund der Nasale vor ursprünglich hartem Reibelaut, der mit Dehnung des voraufgehenden Vokals verbunden ist, vgl. alts.-afries.-ags. us = ahd. uns, oder = got. anpar, ahd. ander, ftf = ahd. finf. § 91. Die älteste Entwicklungsstufe der germanischen Sprache in Britannien (bis ca. 1100 oder 1150) pflegte man früher in wissenschaftlichen Werken allgemein als angelsächsisch zu bezeichnen, während man die nur den einen Hauptstamm berücksichtigende Bezeichnung „englisch" den späteren Entwicklungsstufen vorbehielt. Dagegfen gilt in den einheimischen Quellen von Anfang an englisc (in den lateinischen aber gewöhnlich lingua Saxonica). In neuerer Zeit hat man angefangen, „englisch" als allgemeine Bezeichnung zu verwenden und dann nach der beim Deutschen üblichen Art drei Perioden als alt-, mittel- und neuengl. zu unterscheiden, wobei altengl. dasselbe bezeichnet wie angelsächsisch, während man früher das Wort für die älteste Stufe des Mengl. gebrauchte. Abgesehen von den schon besprochenen Punkten, in denen es mit dem Fries, übereinstimmt, ist das Ags. auch sonst besonders durch Eigenheiten im Vokalismus charakterisiert. Von den
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I, 2. Gliederung der germ. Sprachen.
germ. Diphthongen erscheint ai als α (an = got. dins, ahd. ein), au als ea {ease — got. dugo, ahd. auga), eu als eo (Jeoj — got. liufs, ahd. leob). Kurze Diphthonge sind durch die Bogenannte Brechung entstanden. Diese beruht auf der Einwirkung folgender Konsonanten, die entweder an sich von dunkler Klangfarbe sind, oder die eine solche durch Einwirkung eines folgenden dunklen Vokals erhalten haben. Dadurch ist e zu eo geworden, vgl. heorte = got. hairto, ahd. h'erea\ meolcan = ahd. melkan; feohtan — ahd. feTitan; eofor = ahd. ebur „Eber"; α zu ea, vgl. earm — ahd. arm, eald = ahd. alt, eahta = ahd. ahio „acht", heafoc = ahd. habuh „Habicht". Der i'-Umlaut ist frühzeitig durchgeführt und auch da eingetreten, wo das i durch die westgerm. Vokalausstoßung geschwunden ist. A n m . Eine Orientierung über die Entwicklung des Englischen gibt Kluge im Grnndriß der germ. Phil. I, S. 780—930. 2 926—1151. Die umfänglichste und zuverlässigste Darstellung des Ags. ist Sievers, r ,Ags. Gramm." 1882. Ί 8 9 8 .
§ 92. Für die weitere Entwicklung des Engl, kommen in hohem Maße fremde Einflüsse in Betracht. Auffallend gering sind die keltischen. Dagegen hat die ausgedehnte Einwanderung von Skandinaviern, Dänen und Norwegern nicht unerhebliche Einwirkungen hinterlassen, vornehmlich in den nördlichen Mundarten, aber auch in der Schriftsprache. Der Grundcharakter des Engl, konnte dabei wegen der nahen Verwandtschaft nicht wesentlich modifiziert werden. Viel einschneidender wurde der französische Einfluß. Nach der Eroberung Englands durch die Normannen (1066) wurde England zweisprachig. Das Französische war die Sprache der vornehmen Gesellschaft und neben dem Latein auch die offizielle Sprache. Es nahm zunächst in den literarischen Erzeugnissen des Landes einen viel breiteren Raum ein als das Englische. Langsam vollzog sich ein Umschwung. Erst im Jahre 1362 wurde der Gebrauch des Engl, für das mündliche Gerichtsverfahren vorgeschrieben, und erst seit dieser Zeit begann es allmählich sich einen Platz in den Parlamentsverhandlungen zu erringen. Wenn auch das Franz. bis zum Ende des MA. noch eine ziemliche Rolle spielte, so nahm doch die engl. Literatur im 14. und 15. Jahrb. einen gewaltigen Aufschwung.
Englisch.
Deutsch — Niederländisch.
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Die lange Dauer der Doppelsprachigkeit veranlaßte die Aufnahme einer großen Masse franz. Spvachgutes in das Engl. Bei alledem blieb der germanische Grundcharakter bewahrt. Germanisch sind die Reste der Flexion, die Pronomina, die Zahlwörter, und auch sonst zwar nicht die meisten, aber im allgemeinen doch die am häufigsten gebrauchten Wörter. Außerdem hat sich das zunächst mit dem franz. Akzent aufgenommene Sprachmaterial allmählich dem germ. Betonungsprinzip fügen müssen und damit auch dem heimischen Lautcliarakter. Die Abschwächung der Flexionsendungen, die allen germanischen Sprachen infolge der Übereinstimmung in der Betonung gemeinsam ist, hat sich im Engl, früher und gründlicher vollzogen als im Deutschen. Das mußte auch ohne den Einfluß des Franz. zu einem Ersatz der Kasus durch Anwendung von Präpositionen führen.
Deutsch und Niederländisch.
§ 93. Die kompakte Masse der Westgermanen, die in ununterbrochenem Zusammenhange geblieben ist, scheidet sich jetzt in zwei Nationen, die deutsche und die niederländische. Diese Scheidung ist aber ziemlich jung, und es beruht auf allerhand zufälligen Umständen, daß sich gerade zwei Schriftsprachen herausgebildet und in dieser bestimmten Weise abgegrenzt haben. Mit den alten Mundartengrenzen decken sich die jetzigen politischen lind schriftsprachlichen Grenzen nicht. Unter der Bezeichnung „deutsch" war früher auch das Niederländische eingeschlossen, wie denn in England „dutch" schließlich sogar nui am Ndl. haften geblieben ist. Ahd. diutisc ist aus deot (mhd. diet) „Volk" abgeleitet; diutisca zunga (lat. lingua theodisca) bezeichnet ursprünglich die volkstümliche Sprache im Gegensatz zum Latein. In der Bezeichnung lag also nichts, wodurch die Abgrenzung des Gebietes bestimmt wurde. Es war natürlich, daß sie auf die germanischen Bewohner des alten deutschen Reiches erstreckt und dann wieder infolge der selbständigen Entwicklung der Niederlande eingeschränkt wurde. Wir müssen zunächst ohne Rücksicht auf die Schriftsprachen eine Gliederung des deutsch-niederländischen Gebietes nach
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I, 2. Gliederung der germ. Sprachen.
den Mundarten versuchen. Wir haben schon in § 4 gesehen, wie mißlich es ist, auf einem Gebiete, innerhalb dessen der Verkehr an keiner Stelle unterbunden ist, eine bestimmte Anzahl von Mundarten aufzustellen und gegeneinander abzugrenzen. Es kann dabei nicht ohne eine gewisse Willkür abgehen, indem manche Übergangsstufen vernachlässigt werden. Da aber eine grammatische Darstellung nicht leicht ohne Dialektbezeichnungen auskommen kann, müssen wir uns auch an ein bestimmtes System halten, dürfen aber dabei nicht vergessen, daß damit die tatsächlichen Verhältnisse nur einen unvollkommenen Ausdruck finden. Ein vollständiges Bild von den mundartlichen Verschiedenheiten, insbesondere von ihren Grenzen, läßt sich nur für die Gegenwart gewinnen, vgl. darüber § 7. Viele Denkmäler der älteren Zeit können wir Uberhaupt nicht sicher lokalisieren. Die Texte, die uns nicht in Originalniederschrift erhalten sind, bieten gewöhnlich eine Mischung aus der Mundart des Schreibers, später auch mitunter noch des Druckers und seiner Vorlage, zugleich Mischung älterer und jüngerer Formen. Zwar gibt es noch mancherlei Mittel, um zu einer richtigen Beurteilung des Überlieferten zu gelangen. So kann ζ. B. die Beobachtung des Versbaues und namentlich der Reime dazu dienen, den Lautwert der Schriftzeichen genauer zu bestimmen und die Sprache eines Dichters von Entstellungen durch die Schreiber zu reinigen. Doch läßt sich mit solchen Kriterien nicht alles entscheiden. Die Beobachtung der neueren Mundarten bleibt also ein unentbehrliches Hilfsmittel zur Erkenntnis der älteren Sprachen. Es verhält sich nicht so, daß die Zustände der Gegenwart durchweg aus überlieferten Zuständen der Vergangenheit abgeleitet werden könnten; wir sind vielmehr oft darauf angewiesen, aus den Zuständen der Gegenwart Rückschlüsse aut die der Vergangenheit zu machen. Dabei kann es sich freilich nicht um eine einfache Übertragung handeln. Die jetzt bestehende starke Differenzierung, wonach völlige Übereinstimmung immer nur höchstens zwischen wenigen benachbarten Orten besteht, ist erst ganz allmählich entstanden. Je weiter man in der Zeit zurückgeht, um so mehr Unterschiede fallen fort. Genauer das Alter der einzelnen Unterschiede zu bestimmen
Mundartliche Gliederung des Deutschen.
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ist freilich in den meisten Fällen unmöglich. — Die Grenzen des Deutsehen gegen die benachbarten Sprachen haben sich im Laufe der Jahrhunderte stark verschoben. Zunächst hat sich das Deutsche nach Westen und Süden zumeist über früher romanisiertes Gebiet ausgebreitet. Dies ist der Hauptsachenach schon vor Beginn der literarischen Überlieferung geschehen. Doch auch später ist das Deutsche nach dieser Richtung noch an manchen Stellen vorgeschoben. Seit der Zeit Karls des Großen, in stärkerem Maße erst seit dem 12. Jahrhundert hat sich das Deutsche Uber früher slavisches und baltisches Gebiet ausgebreitet. Hierbei fanden sich zum Teil Einwanderer aus verschiedenen Gegenden Deutschlands zusammen, deren Sprache sich erst nach und nach ausglich. So entstanden neue Mundarten, wie sie in der älteren Zeit (im Ahd. und And.) noch nicht vorhanden gewesen waren. Es sind ferner deutsche Kolonien in romanisches, elavisches und ungarisches Gebiet eingesprengt, in denen dann die Mundart infolge der Loslösung vom Mutterboden oft eine eigenartige Entwicklung genommen hat. Auf eine besondere Art ist das Deutsche in die russischen Ostseeprovinzen eingesprengt, indem es Sprache der vornehmeren Klassen geblieben ist. Anderseits ist das Deutsche auch an manchen Stellen durch die romanischen und slavischen Sprachen zurückgedrängt. — Auch innerhalb des Deutschen haben Wanderungen nicht bloß Einzelner, sondern auch geschlossener Gruppen stattgefunden, wodurch Mundarteninseln entstanden sind, die dann allerdings leicht dem Einflüsse der abweichenden umgebenden Mundart unterliegen konnten. An den meist schon von Hause aus nicht sehr festen Grenzen benachbarter Mundarten konnten sich leicht kleinere und größere Verschiebungen vollziehen. Wieweit sich zwischen benachbarten Gebieten Übereinstimmung erhielt oder Spaltung eintrat, das war natürlich in hohem Maße durch die größere oder geringere Intensität des Verkehrs bedingt. Und diese stand wiederum im Zusammenhange mit der politischen Gliederung. Auch die religiöse Spaltung hat dabei eine Rolle gespielt. Durch die territoriale und religiöse Zerrissenheit Deutschlands ist die Dialektspaltung begünstigt worden. Anderseits aber haben die Verschiebungen in der politischen und konfessionellen Gliederung es mit sich gebracht, daß mitunter Gebiete, die sich sprachlich nicht
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I, 2. Gliederung der germ. Sprachen.
besonders nahe standen, miteinander vereinigt w u r d e n , w a s dann leicht eine g e w i s s e A u s g l e i c h u n g in der Sprache veranlaßte oder w e n i g s t e n s vor w e i t e r g e h e n d e r S p a l t u n g schützte. Anm. 1. Eine Geschichte des Deutschen mit Ausschluß des Ndl. und Fries, gibt 0. Behaghel, Gesch. der deutschen Sprache im Grundr. >526—633. 2650—780. 8 in einem besonderen Bande, Straßburg 1911. 41916. Darin sind die mundartliehen Verhältnisse besonders berücksichtigt. Vgl. außerdem Behaghel, „Die deutsche Sprache", 5. Aufl., Wien u.Leipzig 1911 (populäre Einführung). Über die Darstellungen, die das Got. mit dem Hochd. verbinden, vgl. § 11. Anm. 2. Über die Bezeichnung „deutsch" vgl. Behaghel, Gesch. d. d. Spr. § 1 und die dort verzeichnete Literatur. A n m . 3. Über die Grenzen des Deutschen nnd ihre Verschiebung vgl. Behaghel, Gesch. d. d. Spr. § 2—26, woselbst reichliche Literaturangaben. A n m . 4. Eine Bibliographie der deutschen Mundarten gibt Kauflfmann im Grundr. d. germ. Phil. 2 I, S. 1507—30 und Mentz, „Bibliographie der deutschen Mundartenforschung u , Leipzig 1892. Vgl. ferner „Die deutschen Mundarten". Eine Monatsschrift für Dichtung, Forschung and Kritik, begründet von Pangkofer, fortgesetzt von Frommann, Nürnberg 1853 — 57. Als Vierteljahrsschr. Nördlingen 1858.9. N. F. Halle 1877; Nagl, „Deutsche Mundarten", Wien 1896 ff.; Zs. fllr hochdeutsche Mundarten von Heilig u. Lenz, Heidelberg 1900 ff. Proben der verschiedensten Mundarten gibt Firmenich, „Germaniens Vülkerstimmen", Berlin 1843—68. Anm. 5. Einen Versuch, die Grenzen fiir eine Reihe von mundartlichen Eigenheiten festzustellen, hat Wencker in Marburg unternommen auf Grund von mundartlichen Umschreibungen bestimmter Sätze in allen Ortschaften des norddeutschen Bundes. Als Frucht dieser Bemühungen erschien „Sprachatlas von Nord- und Mitteldeutschland" I, 1. Straßburg 18S1. Das Unternehmen ist dann auf das ganze deutsche Reich ausgedehnt, und es Bind eine Reihe von Karten durch Wencker und seine Mitarbeiter fertiggestellt, die aber nicht durch den Druck veröffentlicht sind. Berichte über die abgeschlossenen Karten sind von Zeit zu Zeit durch Wrede im A. f. d. A. von Band 18 an veröffentlicht. Das für den Sprachatlas eingeschlagene Verfahren hat viele überraschende Ergebnisse zutage gefördert. Doch wird auch durch Nachkontrolle an Ort und Stelle manches zu berichtigen sein. § 94. J. Grimm schied die deutschen Mundarten, w i e dies schon vor ihm g e s c h e h e n w a r , in nieder- und hochdeutsche. Erst allmählich f a n d man es zweckmäßiger eine Dreiheit anzusetzen: nieder-, mittel- (binnen-) und oberdeutsch. Diese Unterscheidung beruht hauptsächlich auf der verschiedenen S t e l l u n g zu der zweiten oder hochdeutschen Lautverschiebung. Man könnte danach definieren: niederdeutsch ist das Gebiet,
Mundartliche Gliederung des Deutschen.
Friesisch.
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in dem die Verschiebung auf der untersten Stufe stehen geblieben ist (gewöhnlich sagt man nicht ganz mit Recht: in dem keine Verschiebung eingetreten ist); oberdeutsch dasjenige, in dem sie am weitesten gegangen ist; mitteldeutsch dasjenige, in dem sie auf einer Zwischenstufe steht. Doch diese Konsequenz entspricht nicht ganz der allgemein anerkannten Abgrenzung. Es findet sich namentlich jetzt in dem als oberd. bezeichneten Gebiete noch ein Gradunterschied in der Verschiebung. Legt man den Stand der Lautverschiebung der Einteilung zugrunde, so hat dieselbe natürlich erst Geltung seit dem Vollzug derselben, also etwa seit dem 6. Jahrh. Alter sind sicher manche andere mundartliche Verschiedenheiten, deren Grenzen sich teilweise mit den alten Stammesgrenzen gedeckt haben werden. Trotzdem scheint es mir zweckmäßig, von der oben bezeichneten Dreiteilung auszugehen, wobei aber der Vorbehalt gemacht werden muß, daß dieselbe nicht zur Aufstellung eines Stammbaumes verwendet werden darf. A. Niederdeatsch.
1. Friesisch. § 95. Wie wir in § 90 gesehen haben, teilt das Friesische mit dem Ags. eine Anzahl alter Eigentümlichkeiten. Durch die Auswanderung nach England ist die anglofriesische Gruppe erheblich geschwächt worden. Doch herrschte die eigenartige Sprache derselben während des MA. noch auf einem großen Gebiete längs der Nordseeküste sowie auf den zugehörigen Inseln. Ja Teile des Stammes scheinen auch weiter südlich in sächsisches Gebiet eingesprengt zu sein. Wenn wir diese Sprache als friesisch bezeichnen, so soll damit nicht gesagt sein, daß alle, die sie gesprochen haben, von der Völkerschaft abstammen, welche die Alten als Frisii bezeichnen. Sie können auf andere sprachlich verwandte Völkerschaften zurückgehen. Im Laufe der Zeit ist das Friesische immer mehr von den benachbarten fränkischen und sächsischen Mundarten aufgesogen, teilweise auch durch das Dänische zurückgedrängt. Fries, steht dem Hd. besonders fern, namentlich die Verwandlung der Palatale in Zischlaute verleiht ihm einen eigentümlichen Charakter. Aber im Gegensatz zu dem ursprünglich näher
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verwandten Ags. igt es mit den eigentlich deatechen Mundarten immer in Berührung geblieben, weshalb seine spätere Entwicklung mehr der von diesen eingeschlagenen analog gewesen ist. Man teilt das Fries, in drei Hauptdialekte: west, ost- und nordfries. Das Westfries, erstreckte sich ursprünglich zwischen Fly und Lauwers. Jetzt wird es noch in Westfriesland gesprochen, während es sonst von sächsischen oder fränkischen Elementen Uberwuchert ist. Das Ostfries, wurde im MA. in der niederländischen Provinz Groningen, in dem ehemaligen hannöverschen Ostfriesland und dem Hauptteile von Oldenburg gesprochen. Allmählich ist es auf zwei ganz kleine Gebiete eingeschränkt, die Insel Wangeroog und das Saterland. Das Nordfries, an der Nordseeküste von Schleswig-Holstein und auf den Halligen ist auch mehr und mehr zurückgedrängt. Zum Nordfries, rechnet man auch die Sprache der Inseln Amroem und Föhr, Sylt, Helgoland, die aber doch wieder besondere Eigenarten zeigen. Das West- und Ostfries, ist uns durch Denkmäler des späteren MA., namentlich Rechtsquellen bekannt. Man nennt die darin niedergelegte Sprache altfries. Dieselbe ist in mancher Beziehung altertümlicher als das Mhd. einer früheren Zeit, aber begreiflicherweise doch nicht so altertümlich wie das Ahd. oder Alts. Das Westfries, hat ein gewisses literarisches Leben bis auf den heutigen Tag behauptet. Die ostfries. Literatur ist mit dem MA. zu Ende gegangen. Das Nordund Inselfries, hat niemals eine eigene Literatur gehabt, und Aufzeichnungen derselben reichen nicht weit zurück. Anm. Eine ausführliche Orientierung Uber das Fries, gibt Siebs, Grundr. der germ. Phil. I 1 , S. 723—779. M152—1464; über die friesische Literatur ders. II», 494 ff. a II, 52t if. Die Siteren Rechtsquellen bei Richthofen, „Friesische Rechtsquellen", Berlin 1840. Dazu „Altfriesisches Wörterbuch", Göttingen 1840. Eine Einfühlung in dae Afries. gibt Heuser, „Altfriesisches Lesebuch mit Grammatik und Glossar", Heidelberg 1903. Über friesische oder anglische Eigenheiten der Sprache an der Bode und Unstrut handelt Bremer, PBB. 9,579. Aufzeichnungen, die noch weitere Verbreitung des Ostfries, im 17. Jahrh. bezeugen, sind das „Wurstener Wörterbuch von Westing", hrsg. von Bremer, PBB. 13,530 und Angaben Uber die Herlinger Mundart von Cadovius-Müller, hrsg. von KUkelhans, Leer 1875.
Friesisch.
Niedersächsisch.
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2. N i e d e r s ä c h s i s c h . § 96. Das Niedersächsische umfaßt jetzt ein sehr großes Gebiet. Es gehört dazu ein Teil der nördlichen Niederlande, die Provinz Westfalen außer dem Kreise Siegen (doch deckt sich die Grenze zwischen Westfalen und der Rheinprovinz auch sonst nicht ganz mit derjenigen zwischen sächsisch und fränkisch), die Provinz Hannover, abgesehen von den Resten des Friesischen und einer mitteldeutschen Kolonie um Klaustal, Waldeck, Lippe, der nördlichste Zipfel des ehemaligen Kurhessen, Braunschweig, die Hauptmasse von Oldenburg, Schleswig-Holstein, soweit es nicht dänisch oder friesisch ist, Hamburg, Lübeck, Bremen, der Regierungsbezirk Magdeburg, von dem südlichsten Teile abgesehen, Teile von Anhalt, Mecklenburg, Pommern, Brandenburg ohne den südlichsten Teil, Westund Ostpreußen, abgesehen von einem kleinen mitteldeutschen Gebiet. Zur Zeit Karls des Großen war das niedersächsische Gebiet erheblich kleiner. Das Fries, hatte noch eine beträchtliche Ausdehnung. Das Dänische reichte weiter südlich. Der große östliche Teil bis über die Elbe hinaus war von slavischen oder baltischen Stämmen bewohnt, deren Sprache erst allmählich bis auf geringe Reste zurückgedrängt worden ist. In dies Kolonisationsgebiet sind nicht ausschließlich Niedersachsen eingewandert. So sind die sumpfigen Niederungen der Oder und Weichsel zum Teil von Nieder- und Mittelfranken urbar gemacht. Besonders gemischt waren wohl die Einwanderer in Preußen, da sich der deutsche Orden aus allen deutschen Stämmen rekrutierte. Die Sprache der hier im 14. Jahrh. entstandenen Literatur ist mitteldeutsch. Die Grenze des alten niedersächsischen Gebietes gegen das Mitteldeutsche ist ziemlich konstant geblieben. Dagegen hat auf dem Kolonisationsgebiet eine Verschiebung zugunsten des letzteren stattgefunden. Teilweise ist wohl von Anfang an die Bevölkerung eine gemischte gewesen, und nur das anfängliche Ubergewicht des niederd Elements unter dem Einflüsse des benachbarten Mitteldeutschen gebrochen. Wittenberg zeigt sich schon durch seinen Namen als ein ursprünglich niederd. Ort. In den Urkunden der Stadt Halle ist im Laufe des 15. Jahrhunderts die niederd. Sprache durch die mitteld.
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abgelöst. In die Gegend von Klanetal sind Bergleute eingewandert.
mitteldeutsche
§ 97. Die älteste Entwicklungsstufe des Niedersächsischen, die der althochdeutschen entspricht, pflegt man als altsächsisch zu bezeichnen. Sie ist literarisch vertreten durch den Heliand, Fragmente einer poetischen Bearbeitung der Genesis und einige nicht sehr umfängliche Prosatexte und Glossen. Die prosaischen Stücke lassen sich zum Teil genauer lokalisieren. Die spezielle Heimat des Heliand ist viel umstritten und meines Erachtens nicht festzustellen. Auch zeigen die Hss. mundartliche Verschiedenheiten. Anm. Grammatische Behandlungen des Alts, sind außer deu schon genannten, die mit derjenigen anderer Mundarten verbanden sind (Grimm, Holtzmann, Betbge): Heyne, „Kleine alts. η. anfränk. Gramm.", Paderborn 1873. a 1910; Holthausen, „Alts. Elementarbuch", Heidelberg 1899; Gallde, „Alts. Gramm." 1891. "1910. Sehr ausführlich ist Behaghel, „Die Syntax des Heliand", Prag, Wien, Leipzig 1897.
§ 98. Für die mittlere Periode ist die entsprechende Bezeichnung mittelsächsisch nicht üblich geworden, die j a allerdings auch leicht mißverstanden werden könnte. Man gebraucht allgemein mittelniederdeutsch. Diese Bezeichnung ist aber ungenau, indem darin auch das Niederfränkische mit einbegriffen werden kann. Besonders ist Verwirrung dadurch entstanden, 4aß man einen Teil des Niederfränkischen als niederländisch ausgesondert, einen andern dagegen mit dem Niedersächsischen zusammengeworfen hat. Das Mnd. im engeren Sinne ist in bezug auf literarische Verwendung erheblich hinter dem Hochdeutschen zurückgeblieben. Die wenigen aus Niederdeutschland stammenden Dichter haben zunächst (seit Ausgang des 12. Jahrhunderts) versucht hochdeutsch zu schreiben. Im 13. Jahrh. sind einige niederd. Prosatexte entstanden. Erst das 14. und 15. Jahrh. bringt reichlichere Aufzeichnungen in niederd. Sprache, auch manche poetische, in denen aber auch zum Teil hochdeutscher Einfluß zu verspüren ist. Im 16. Jahrh. wird das Nd. allmählich durch das Hd. aus der Literatur verdrängt. A n m . Vgl. Lttbben, „Mnd. Gramm, nebst Chrestomathie und Glossar", Leipzig 18S2. Besser ist Agathe Lasch, „Mnd. Gramm.", Halle 1914. Der Wortschatz des Mnd. ist verzeichnet bei Schiller-Lttbben, „Mnd. Wörter-
Niedcreächsisch.
Niederfränkisch.
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buch", Bremen 1875 — 81. Ein Auszug daraus, der aber auch Ergänzungen bringt, ist LUbben-Walther,
„Mnd. Handwörterbuch",
Norden u. Leipzig
1885—68.
3.
Niederfränkisch.
§ 99. Niederfränkisch ist die Hälfte von Belgien, während die andere Hälfte französisch ist, Holland, soweit es nicht sächiech oder friesisch oder gemischt ist, und der nördliche Teil der Rheinprovinz jenseits Düsseldorf. Germanische Mundarten, wohl teils fränkische, teils sächsische, erstrecken sich auch etwas nach Frankreich hinein und haben sich früher noch weiter erstreckt. Ein südlicher Streifen, abgegrenzt durch eine Linie zwischen Mörs und Kempen, der teile zu den Niederlanden, teils zur Rheinprovinz gehört, hebt sich von dem übrigen ab durch teilweise Verschiebung des k, so daß man ihn ganz streng genommen nicht mehr zum Nd. rechnen dürfte. Die älteste Entwicklungsstufe des Altniederfränk. ist vertreten durch eine Psalmenübersetzung, die uns nur teilweise aus älteren Drucken und durch Auszüge, die sogenannten Glossen des Lipsius, bekannt ist, während die Handschrift verloren gegangen ist. Im 12. Jahrh. ist der südliche Streifen vertreten durch Bruchstücke eines Legendars und die Dichtungen Heinrichs von Veldeke. Diese Werke stehen nach den Anregungen, denen sie folgen, wie nach ihren Wirkungen mit der hochdeutschen Literatur in Verbindung. Dagegen ist im 13. Jahrh. in den Niederlanden eine von der hochdeutschen unabhängige Literatur entstanden, zuerst stark unter französischem Einfluß stehend, allmählich sich zu größerer Selbständigkeit entwickelnd. Anfangs waren an derselben hauptsächlich die jetzt belgischen Provinzen beteiligt. Die LiteraturSprache erhielt dadurch einen vorwiegend fränkischen, speziell westniederfränkischen Charakter. Auf die nördlichen Provinzen übertragen, wurde sie von manchen friesischen und sächsischen Elementen durchsetzt: Indem diese Provinzen ihre Selbständigkeit errangen, wurde sie in ihnen'erst recht zur Staats- und Gemeinsprache, die nicht mehr, wie das Niedersächsische oder das Niederfränkische, in dem bei dem deutschen Reiche verbliebenen Gebiete von der hochdeutschen Schriftsprache unterdrückt werden konnte. In den südlichen Niederlanden dagegen
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verfiel die früher blühende Literatur, und das Französische wnrde die eigentlich herrschende Schriftsprache. Doch sind im 19. Jahrh. in Belgien die Bestrebungen, dem sogenannten Flämischen wieder mehr offizielle Geltung und literarische Entfaltung zu verschaffen, nicht ohne Erfolg geblieben. Anm. Die Sprache der aofränk. Psalmen ist am ausführlichsten behandelt von A. Borgeld, „De oadoostnederfrankische psalmen. Klanken vormleer". Groningen, Diss. 1899. Über den südlichen Streifen vgl. Busch, Zs. f. d. Phil. 10,171; Th. Frings, PBB. 41, S. 193. Über die Sprache Heinrichs von Veldeke vgl. die grundlegende Arbeit von W. Braune, Zs. f. d. Phil. 4, 249 ff.; dazu Behaghel in seiner Ausgabe; C. Kraus, „Heinrich v. Veldeke und die mhd. Dichterspraohe" Halle 1899; Kern, „Zur Sprache Veldekes" in Phil. Studien, Festgabe für Sie vers, Halle 1896. Eine Orieutiernng über das Ndl. gibt Jan te Winkel im Grnndr. der germ. Phil. I, 634—722. 2 781—921. Die beste Einführung fiir das Mndl. bietet Franck, „Mndl. Grammatik", Leipzig 1883. 2 1910. Lexikalisch ist das Mndl. behandelt von Oudemans, „Bijdrage tot en Middel- en Oudned. Woordenboek", Arnhem 1869—80; Verdam (und Verwijs), „Mnl. Woordenboek", ' s Gravenhage 1882ff. Der Neundl. Wortschatz erfährt nach dem Master des Grimmschen Wb. eine ausführliche Behandlung in dem „Woordenboek der Nederlandsche Taal", begründet von M. de Vries und L. A. te Winkel, 's Gravenhage u. Leiden 1864 ff. Außerdem vgl. Franck, „Etymologisch Wb. der Ned. Taal", 's Gravenhage 1884—92. 2. Aufl. besorgt von van Wyk 1912.
B. Mitteldeutsch. § 100. Den Grundstock des Mitteid. bilden fränkische Mundarten, die in der abd. Periode allein literarisch vertreten sind. Später sind Mundarten hinzugekommen, die durch Kolonisation auf ehemaligem slavischen Gebiete entstanden sind. Das Fränkische ist durch die Lautverschiebung in verschiedene Teile auseinander gerissen. An das Niederfränk. schließt sich südlich zunächst ein Gebiet an, das zuerst von Braune als m i t t e l f r ä n k . bezeichnet ist. Es umfaßt die Hauptmasse der Rheinprovinz, Luxemburg, von Westfalen den Kreis Siegen, den nordwestlichen Zipfel des ehemaligen Herzogtums Nassau. Dieses Gebiet zerfällt aber wieder in zwei nicht unwesentlich verschiedene Teile, einen größeren nördlichen mit dem Hauptort Köln und einen kleineren südlichen mit dem Hauptort Trier. Für den ersteren ist die Bezeichnung r i p u a r i s c h eingeführt, für den letzteren die Bezeichnung m o s e l f r ä n k . , die insofern nicht recht passend ist, als auch rechtsrheinisches Land
Niederfränkisch.
Mitteldeutsch.
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dazu gehört. Hauptsächlich aus diesem Teile des Mittelfränk. stammen die fälschlich als Sachsen bezeichneten Kolonisten in Siebenbürgen, deren Dialekt daher auf der gleichen Stufe der Lautverschiebung steht, aber natürlich infolge der Loslösung vom Mutterboden auch eine eigenartige Entwicklung durchgemacht hat. An das Mittelfränk. schließt sich Büdlich die Mundart an, für die man jetzt die freilich an sich ungenaue Bezeichnung r h e i n f r ä n k . gebraucht. Nach dem Stande der Lautverschiebung kann man in dieselbe auch das Hessische miteinbeziehen. Dann gehört dazu der südlichste Streifen der Rheinprovinz, Deutsch-Lothringen, die bayrische Pfalz, der nördlichste Streifen des Elsaß, die Hauptmasse der Provinz Hessen, Hessen-Darmstadt, ein nördlicher Teil von Baden und Württemberg, ein Zipfel des bayrischen Franken mit Aschaffenburg. In einem südlichen Streifen erfolgt allmählich ein Übergang zum Alemannischen. Man bezeichnet denselben als s ü d f r ä u k . Zu diesen westlichen Mundarten kommt noch das O s t f r ä n k i s c h e in einem Gebiete, in das Frauken erst ziemlich spät eingedrungen sind, wo sie sich mit älterer germanischer, später im Osten mit slavischer Bevölkerung gemischt haben. Es gehört dazu die Hauptmasse der bayrischen Provinzen Franken, Teile von Württemberg und Baden (Wertheim, Tauberbiechofsheim), die thüringischen Herzogtümer Meiningen, Hildburghausen, Koburg, das Vogtland, d. h. die Fürstentümer Reuß und ein Teil des Königreichs Sachsen. Das Süd- und Östfränk. faßt man auch unter der Bezeichnung o b e r f r ä n k . zusammen. Manche Forscher sind dafür eingetreten, dieses Oberfränkische zum Oberdeutschen zu rechnen. Allerdings unterscheidet es eich jetzt in bezug auf die Lautverschiebungestufe nicht von dem zunächt anstoßenden Alemannischen und Bayrischen. Aber in der ahd. Zeit besteht ein deutlicher Unterschied, und nach anderen Momenten stellt sich das Ostfränk. zum Mitteid. Als o s t m i t t e l d . bezeichnet man die Mundarten eines Gebietes, das zum bei weitem größten Teile erst den Slaven abgewonnen ist. Das Ostmitteld. scheidet man wieder in t h ü r i n g i s c h , o b e r s ä c h s i s c h und s c h l e s i s c h . Zum Thüringischen gehören die Herzogtümer Weimar-Eisenach, Gotha, Altenburg, die Fürstentümer Schwarzburg, ein Teil der Provinz Sachsen (ungefähr der Regierungebezirk Erfurt), die Umgegend
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von Klanstal; zum Obersächsischen das Königreich Sachsen außer dem Vogtlande nnd der Lausitz, von der Provinz Sachsen ungefähr der Regierungsbezirk Merseburg nnd der südliche Rand des Regierungsbezirks Magdeburg, Anhalt, der stldliche Teil der Provinz Brandenburg, ein Teil· von Böhmen; zum Schlesischen Preußisch- und Österreichisch-Schlesien, soweit es nicht slavisch ist, die sächsische Lausitz, Teile von Böhmen, das Deutsche in Mähren; dazu kann auch wohl das Deutsche in der Provinz Posen gerechnet werden und das kleine mitteldeutsche Gebiet in Preußen. Doch sind namentlich die Grenzen zwischen obersächs. und thüring. schwer genau zu bestimmen. Anm. Die Abgrenzung der md. Mundarten nach dem Stand der Lautverschiebung ist zuerst aufgestellt von Braune in seiner Abhandlung .,Zur Kenntnis des Fränkischen und zur hochdeutschen Lautverschiebung", PBR. 1, 1. Eine wichtige Ergänzung dazu gibt K. Nörrenberg, „Studien zu den niederrheinischen Mundarten", PBB. 9, 371. Über Grenzen und Gliederung des Obersächs. handelt C. Franke, „Der obersächsische Dialekt", Progr. von Leisnig 1885. Vgl. ferner dessen Abhandlang „Ostfränkisch und Obersächsisch", Bayerns Mundarten I, S. 374; II, S. 73 u.317. Über das Schlesische orientiert W. von Unwerth, „Die schlesische Mundart in ihren Lautverhältnissen grammatisch und geographisch dargestellt", Breslau 1908. C. Oberdeutsch.
§ 101. Das Oberdeutsche scheidet sich zunächst in zwei Hauptgruppen, b a y r i s c h und a l e m a n n i s c h in weiterem Sinne. Das Bayrische zerlegen wir in drei Untergruppen, n o r d b a y r . oder o b e r p f ä l z i s c h in der Oberpfalz, dem anstoßenden Teile von Böhmen und einem Teile von Franken mit Nürnberg; m i t t e l b a y r . in Nieder- und Oberbayern, abgesehen von dem südlichsten Rande, dem nördlichen Teile von Salzburg) Ober- und Niederösterreich; s ü d b a y r . in dem Südrande von Oberbayern im südlichen Teile von Salzburg, Tirol und Kärnten, Steiermark. Bayrische Sprachinseln eind in italienisches, slavisches und ungarisches Gebiet eingesprengt. Das Alemannische im weiteren Sinne zerfällt in das S c h w ä b i s c h e und das A l e m a n n i s c h e im engeren Sinne. Ersteres umfaßt die Hauptmasse von Württemberg, Hohenzollern und die bayrische Provinz Schwaben, in der aber das Allgäu einen Übergang znm Alemannischen bildet. Letzteres umfaßt die deutsche Schweiz, Vorarlberg, das südliche Baden, das Elsaß bis auf den nördlichen fränkischen
Kap. 3. Übersicht Uber die Entwicklung des Hochdeutschen.
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Teil. Es teilt eich wieder in H o c h - und N i e d e r a l e m . Zu ersterem gehört die Schweiz außer Basel und angrenzende Teile von Baden und Elsaß. Anm. Über die Gliederung der bayr. Mundarten vgl. Schatz, „Die tirolieche Mundart", Innsbruck 1903. Die Abgrenzung und die Gliederung des Schwab, veranschaulicht H. v. Fischer, „Geographie der schwäb. Mundart", Tübingen 1895. Darin werden, wie im Wenckerschen Sprachatlas, die Grenzen für eine Anzahl wichtiger Eigenheiten auf Karten dargestellt.
Kap. 3. Übersicht über die Entwicklung des Hochdeutschen. § 102. Wir fassen die beiden oben geschiedenen Gruppen des Ober- und Mitteldeutschen doch wieder als hochdeutsch zusammen. Dies geschieht zunächst, weil sie von Anfang an eine literarische Einheit bilden, so daß es nicht wohl angeht, eine besondere oberdeutsche und eine besondere mitteldeutsche Literatur zu unterscheiden. So ist denn auch aus ihrer gegenseitigen Beeinflussung unserer Gemeinsprache, wie man gewöhnlich sagt, die hochdeutsche Schriftsprache erwachsen, und zwar so, daß das Mitteid., speziell das Ostmitteid. den eigentlichen Grundstock gebildet hat. Man unterscheidet gewöhnlich drei Entwicklungsstufen des Hochdeutschen: alt-, mittel- und neuhochdeutsch. Das erste rechnet man vom Beginn der zusammenhängenden Aufzeichnungen (etwa 750—770) bis gegen das Ende des 11. Jahrh. Als Kriterium für die Abgrenzung gegen das Mhd. betrachtet man die Abschwächung der vollklingenden Vokale in den unbetonten Silben zu schwachem e, wobei aber zu berücksichtigen ist, daß dieselbe nicht auf dem ganzen Gebiete zu gleicher Zeit erfolgt ist, und daß im Alemannischen die langen Vokale ihre alte Qualität bis in das Mhd., ja zum Teil bis ins Nhd. bewahrt haben. Die Grenze zwischen Mhd. und Nhd läßt man gewöhnlich mit der Grenze zwischen Mittelalter und Neuzeit zusammenfallen, wobei dann die Wirksamkeit Luthers für die Begründung der Gemeinsprache in Anschlag gebracht zu werden pflegt. Im übrigen läßt sich eigentlich kein bestimmtes Kriterium für die Abgrenzung angeben. Die charakteristischen Unterschiede unserer jetzigen Schriftsprache von der Sprache
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I, 3. Übersicht Uber die Entwicklung des Hochdeutschen.
in der Blütezeit der mhd. Literatur sind teils älter, teils jünger. Zum Behuf genauerer Unterscheidung gebrauche ich die Bezeichnungen epätmittelhochdeutsch (14. 15. Jahrh.) und altneuhochdeutsch (16.17. Jahrh.).
Die grammatische und lexikalische Behandlung des Hochdeutschen. § 103. Wenn ich im folgenden neben der grammatischen auch die lexikalische Behandlung berücksichtige, so ist dies dadurch begründet, daß die letztere vielfach zur Ergänzung der ersteren herangezogen werden muß, zumal da sie im allgemeinen reichhaltiger und ausführlicher gewesen ist als jene. § 104. Behandlungen der ganzen Entwicklung des Hd. in größerem Rahmen sind schon früher erwähnt (Grimm, Wilmanns, Kaufmann, Behaghel). Auf gnter Beherrschung der Literatur beruht Lichtenberger, „Histoire de la langue Allemande", Paris 1395. Die Darstellung der älteren Literatursprache mit derjenigen der modernen Mundarten ist verbunden bei Weinhold, „Bayr. Grammatik", Berlin 1867 und „Alern. Grammatik", Berlin 1863. Sie steht leider auf einem veralteten Standpunkt, und die verkehrte Anordnung macht eine Übersicht Uber die Entwicklung unmöglich. Wörterbücher, die Ahd. nnd Mhd., z . T . auch Got. Umfassen, sind Wackernagel, „Wörterbuch zum altdeutschen Lesebuch" 5. Aufl., Basel 1878 nnd Schade, „Altdeutsches Wörterbuch", Halle 1872 — 82. Letzteres enthält auch reichhaltige Yergleichungen mit den übrigen germanischen Sprachen, sowie mit den indogermanischen und romanischen. § 105. Das Ahd. hat eine besondere Darstellung gefuuden durch Braune, „Ahd. Grammatik", Halle 1886. 3· ±1911, wodurch alle früheren Darstellungen antiquiert sind. Derselbe hat einen Abriü veröffentlicht Halle 41906. Sehr eingehend sind Schatz, „Altbairische Grammatik", Göttingen 1907 und Franck, „Altfränkische Grammatik", Göttingen 1909. Spezielle grammatische Behandlungen einzelner Denkmäler enthalten z.T. die Ausgaben derselben. Der Wortschatz cles Ahd. hat früh eine ausführliche Darstellung gefunden durch Graff, .Althochdeutscher Sprachschatz", Berlin 1834—42. Die Anordnung darin ist nach sogenannten Wurzeln gemacht und folgt nicht dem gewöhnlichen Alphabet. Daher ist noch ein alphabetisches Register angeschlossen von MaUmann (allerdings auch nicht rein alphabetisch), Berlin 1846. Spezialwörterbücher enthalten manche Ausgaben. § 106. Die vollständigste grammatische Behandlung des Mhd., abgesehen von der Syntax, bietet Weinhold, „Mhd. Grammatik", Puderborn 1877. *1883. Die Darstellung darin ist besser als in der alem. und bair. Gramm., steht aber doch nicht auf dem neuesten Standpunkt der Forschung. Kürzere Darstellungen sind: Weinhold, „Kleine mhd. Grammatik", Wien 1881.
Die grammatische Behandlung des Hochdeutschen.
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Dritte wesentlich verbesserte Aufl. besorgt von Ehrismann 1905; Paul, „Mhd. Grammatik", Halle 18S1. >1913 (von der 2. Aufl. an mit Syntax); Michels, „Mhd. Elementarbuch", Heidelberg 1900. >1912. Ausführlicher als die Gramm, ist der Wortschatz behandelt: MUller-Zarncke, „Mhd. Wörterbuch", Leipzig 1854 — 61; Lexer, „Mhd. Handwörterbuch", Leipzig 1869—78. Beide zusammen sind unentbehrlich. Letzteres war ursprünglich als Register zu ersterem und als ein kürzerer Auszug daraus gedacht, wollte aber zugleich Ergänzungen bringen. Dieser letzte Zweck ist aber zur Hauptsache geworden. Ein bequemes Hilfsmittel für Anfänger ist Lexer, „Mhd. Taschenwörterbuch", Leipzig 1879. § 107. Für das Nhd. müssen wir auch die älteren, rein praktischen Zwecken dienenden Darstellungen auffuhren, weil sie, so unvollkommen sie sein mögen, für uns den Wert von Quellenschriften haben. Eine Geschichte derselben findet man bei Baumer, „Geschichte der germanischen Philologie in Deutschland", München 1870; Paul, „Geschichte der germanischen Philologie" in seinem Grundrifi I, S. 9; am ansflihrlichsten bei Jellinek „Geschichte der nhd. Grammatik von den Anfängen bis aut Adelung" I. IL, Heidelberg 1913. 1914. § 108. Die älteeten grammatischen Schriften sind besprochen und größtenteils abgedruckt bei Joh. Müller, „Quellenschriften nnd Geschichte des deutschsprachlichen Unterrichts bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts", Gotha 18S2. Dieselben wollen dem Lese- und Schreib Unterricht dieneu. Sie zerfallen in zwei Klassen, eine mehr elementare, hauptsächlich fllr den Leseunterricht bestimmte, und eine mit orthographischen Anweisungen für berufsmäßige Schreiber und Notare. Von der ersteren Art reicht die älteste noch in das 15. Jahrh. zurück: Hueber, „Modus legendi", Landshut 1477 (Müller S. 9). Im 16. Jahrh. verfaßte Val. Ickelsamer eine Schrift „Die rechte weis auffs kürtzist lesen zu lernen", wovon die erste Ausgabe 1527 erschienen 1st (vgl. V. Moser, Zs. f. d. Phil. 47, S. 116), die zweite 1534 in Rothenburg a. d. Tauber (Müller S. 52). An ihn schließen sich an Peter Jordans „Leyenschul" 1533 (Müller S. 110), Jacob Grüszbeutels „Stimmenbüchlein" 1531. 1534 (Fechner, 4 seltene Schriften des 18. Jahrh.), Orthulph Fuchspergers „Leeszkonst", 1542 (Müller S. 166). Unabhängig dagegen ist das „Enchiridion" von Joann Kolrosz, Basel 1530. Die andere Art ist in Anweisungen zur Anfertigung von Schriftstücken eingefügt, wie sie schon im MA., seit dem 15. Jahrh. auch in deutscher Sprache, üblich waren. Hierher gehört der „Schryfftspiegel", Köln 1527 (Müller S. 382), die „Orthographie" des Schlesiers Fabian Frangk als Anhang zu seiner „Cantzley", Wittenberg 1531 (Müller S. 92) und die „Orthographia" im „HandbUchlein" des Schwaben Meichszner 1538 (Müller S. 160). Ickelsamer verfaßte später auch ein Werk unter dem Titel „Ein Teutsche Grammatica" (Müller S. 120, besondere Ausgabe von Kohler, Freiburg i. B. 1881), das aber im wesentlichen doch nur eine Orthographie bietet, ausgezeichnet durch sorgfältige Beobachtung der Aussprache. § 109. Zur Abfassung eigentlicher Grammatiken führte zunächst das Bedürfnis des Unterrichts von Ausländern in der deutschen Sprache,
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I, 3. Übersicht Uber die Entwicklung des Hochdeutschen.
weshalb sie auch lateinisch abgefaßt sind. Die ältesten Versuche sind sehr unvollkommen, unvollständig und sklavisch an die übliche lateinische Grammatik angeschlossen, weshalb sie auch vielfach unnützen Ballast mitführen. Erst langsam bat man sich von diesen Übelständen etwas freigemacht. Kurz hintereinander sind zwei Grammatiken erschienen: Laurentius Albertus Ostrofrancus, „TeutschGrammatick oder Sprach-Kunst", 1573 (neue Ausg. von C. Miiller-Fraureuth, Straßburg 1895); Albert Oelinger, „Unterricht der Hoch Teutschen Spraach", Straßburg 1574. Beide Werke zeigen mannigfache Berührungen, weshalb einer den andern benutzt haben muß. Nach der Erscheinungszeit rniißte Oelinger der Plagiator sein, was nur deshalb bezweifelt worden ist, weil Oelinger auf eine unrechtmäßige Benützung seines Manuskripts zu deuten scheint. Es folgt Clajus, „Gram· matica Germanicae linguae ex Bibliis Lutheri Germanicis et aliis eius libris collecta", Leipzig 1578 (neue Ausg. v. F. Weidling, Straßburg 1894). Dies Werk hat bleibenderen Erfolg gehabt (eine 11. Aufl. ist noch 1720 erschienen), und es schließt sich daran die Weiterentwicklung im 17.Jahrh. an. Diesen Erfolg verdankt es nicht sowohl besonderen Vorzügen der Darstellung, als vielmehr seinem Anschlufi an die Sprache Luthers. Auch nach dem Erscheinen vollständigerer Grammatiken wurden noch elementarere Hilfsbücher zur Erlernung des Lesens und Schreibens veröffentlicht, so ζ. B. Sebastian Helbers „Teatsches Syllabierbüchlein" 1593 (neue Ausgabe v. G. Roethe, Freiburg i. B. 1882); J. Rd. Sattler, „Teutsche Orthographey vnd Phraseologey", Basel 1607. § 110. Im 17. Jahrhundert gingen Anregungen zur Behandlang der deutschen Grammatik einerseits von den Sprachgesellschaften aus, anderseits von den pädagogischen Bestrebungen des Ratichius, der Erteilung des Unterrichts in der Muttersprache verlangte. So wird für die Grammatiken allmählich der Hauptzweck Belehrung für Deutsche in der Schriftsprache und Festsetzung derselben. Noch lateinisch abgefaßt sind: St. Ritter, „Grammatica Germanica Nova", Marburg 1616; H. Schöpf, „Institutiones in linguam Germanicam sive Alemannicam", Mainz 1625. Die erste deutsch abgefaßte Grammatik sucht die Methode des Ratichius zur Geltung zu bringen: Joh. Kromayer, „Deutsche Grammatica, zum newen Methodo, der Jugend zum besten zugerichtet", Weimar 1618. Es folgen: Jac. Brucker, „Teutsche Grammatic", Frankf. 1620; Tilemann Olearius, „Deutsche Sprechkunst", Halle 1630. Im Auftrage der Fruchtbringenden Gesellschaft verfaßt ist Ch. Gueintzens „Deutscher Sprachlehre Entwurf", Göthen 1641. Alle früheren Grammatiken übertrifft bei weitem an Ausführlichkeit Just. Gg. Schottelius, „Teutsche Sprachkunst", Braunschweig 1641. 2 1651. Diese ist dann eingefügt in seine „Ausführliche Arbeit von der Tentschen Haubt Sprache", Braunschw. 1663. Hier ist sie umrahmt von allerhand historischen Untersuchungen, die aber auf seine Darstellung der Grammatik so gut wie gar keinen Einfluß gehabt haben. Er beschränkt sich ebenfalls auf Festsetzung des für seine Zeit Gültigen, wobei allerdings manches schon Veraltete mitgeschleppt wird. Weniger wichtig sind: I. Girbert, „Deutsche Grammatica oder Sprachkunst", Mühlhausen 1653; Nath. Duesius,
Nhd. Grammatiken.
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„Compendium grammaticae German icae", Amsterdam 1666; Is. Polin an, „Neuer hoochdeutecher Donat, zum Grund gelegt der neuen hoochdeutschen Grammatik", Berlin 1671. Ders., „Neue kurtz- und deutliche Sprechkunst", Regensburg 1687. I. Bödikers „Grundsätze der Teutschen Sprache im Reden und Schreiben", Cüln a. d. Spree 1690, haben bedeutend gewonnen durch die Bearbeitung von J. Lh. Frisch (Berlin 1723) und sind später durch neue Zusätze vermehrt von J. Jak. Wippel (Berlin 1746). § 111. Aus dem 18. Jahrhundert sind zu erwähnen Cp. E. Steinbach, „Kurtze und gründliche Anweisung znr deutschen Sprache", Rostock n. Parchim 17*24; J. B. v. Antesperg, „Kayserliche Deutsche Grammatick", Wien 1747. Einen maßgebenden Einfluß gewann Gottsched mit seiner „Grundlegung einer deutschen Sprechkunst, nach den Mustern der besten Schriftsteller des vorigen und itzigen Jhrh.", Leipzig 1748. Diesen Einfluß verdankt das ziemlich oberflächlich gearbeitete Werk hauptsächlich dem Umstände, daß es entschieden mit dem Anschluß an die ältere Tradition brach und einen zeitgemäßen Standpunkt einnahm. Es erlebte bis zum Jahre 1776 sechs Auflagen und wurde erst durch Adelungs Arbeiten verdrängt. Auch erschien ein kürzerer „Kern der deutschen Sprechkunst", Leipzig 1753. 8 1777. Ganz abhängig von Gottsched ist (H.Braun) „Anleitung zur deutschen Sprachkunst zum Gebrauch der Schulen in den Churlanden zu Baiern", Mtinchen 1765, umgearb. Aufl. Salzburg 1776. Selbständiger sind J. Mch. Beinzen, „Anmerkungen über des Herrn Prof. Gottscheds deutsche Sprachlehre", Göttingen 1759; J. Sgm. Val. Popowitsch, „Die notwendigsten Anfangsgriinde der deutschen Sprachkunst, zum Gebrauch der österr. Schulen ausgefertiget", Wien 1754; K. F. Aichinger, „Versnch einer deutschen Sprachlehre", Frankf. u. Leipz. 1753; Ch. F. Hempel, „Erleichterte hochdeutsche Sprachlehre", Frankfurt 1754; J. F. Heynatz, „Deutsche Sprachlehre zum Gebrauch der Schulen", Berlin 1770. * 1803; Jac. Hemmer, „Deutsche Sprachlehre zum Gebrauch der kurpfälz. Lande", Mannheim 1775; F.E.Fulda, „Grundregeln der deutschen Sprache", Stuttgart 1778. Bei Fulda findet man zuerst Berücksichtigung der Mundart mit dem Bestreben, Verhältnisse der schwäb. Mundart maßgebend für die Schriftsprache zu machen. Den Höbepunkt erreicht die bloß gesetzgebende Richtung in Johann Christoph Adelung. Er verfaßte zuerst im Auftrag der preußischen Regierung die „Deutsche Sprachlehre zum Gebranch der Schulen in den preuß. Landen", Berlin 1781. 6 1816, dann „Auszug aus der deutschen Sprachlehre filr Schulen", Berlin 1781. 4 1818, endlich sein Hauptwerk, „Umständliches Lehrgebäude der deutschen Sprache", 1.2. Bd. Leipzig 1782. 83. Er hat seine Vorgäoger ausgiebig benutzt. In bezug auf Mustergültigkeit schließt er sich an den allerdings nun nicht mehr modernen Standpunkt Gottscheds an. Er dringt mit Erfolg vor allem auf logische Genauigkeit, während ihm der Sinn für Volkstümlichkeit und Bildlichkeit gänzlich abgeht. Die Schulgrammatik der folgenden Zeit ist lange von ihm abhängig geblieben. § 112. Die geschichtliche Behandlung des Nhd. beginnt erst mit J . Grimms Grammatik, die aber doch nur einen kurzen Abriß bietet. Nur
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1, 3. Übersicht Uber die Entwicklung des Hochdeutschen.
langsam sind die Ergebnisse der Sprachgeschichte in die mehr ftir praktische Zwecke, namentlich für den Schulunterricht bestimmten Grammatiken eingedrungen. Unter diesen sind hervorzuheben: Götzinger, „Die deutsche Sprache", Stuttgart 1836. 89; K.W. L. Heyse, „Ausführliches Lehrbuch der deutschen Sprache", Hannover 1838. 49. Die Übergangszeit vom Mhd. zum Nhd. behandelt Eehrein, „Grammatik der deutschen Sprache des fünfzehnten bis siebenzehnten Jahrhunderts", Leipzig 1854 — 56. 1 1863. Die zahlreichen kleineren Schulgrammatiken brauchen hier nicht aufgeführt zu werden. In eigenartiger Weise ist der Standpunkt der neuereu Sprachwissenschaft vertreten von Sütterlin, „Die deutsche Sprache der Gegenwart", Leipzig 1900. «1910. Von kürzeren Hilfsmitteln mag noch als das beste erwähnt werden Sütterlin und Waag, „Deutsche Sprachlehre für höhere Lehranstalten", Leipzig 1905. 81908. § IIS. Von den Mundarten grammatiken fllhre ich hier nnr einige an, die nach Umfang und Methode von besonderer Bedeutung sind. A. Schmeller, „Die Mundarten Bayerns grammatisch dargestellt", München 1821. J.Winteler, „Die Kerenzer Mundart des Kantons Glarus", Leipzigl876. Kauffmann, „Geschichte der schwäbischen Mundart im Mittelalter und in der Neuzeit", Straßb. 1890. A. Heusler, „Der alemannische Konsonantismus in der Mundart von Baselstadt', Strafib. 1888. J. Schatz, „Die Mundart von Imst", Strafib. 1897. Lessiak, „Die Mundart von Fernegg in Kärnten", (PBB. 28,1). § 114. Lateinische alphabetische Wörterverzeichnisse mit deutscher Übersetzung gab es schon im MA. Nachdem man in der Humanistenzeit anfing, aus dem Deutschen in das Lateinische zu übersetzen, wurden auch deutsch-lateinische Wörterbücher zum Bedürfnis. So entstand ζ. B. Pt. Dasypodius, „Dictionarium Latinogermanicum et vice versa Germanicolatinum", Straßburg 1535 ff. Das erste Wörterbuch, in dem die Darstellung des deutschen Wortschatzes zum eigentlichen Zweck gemacht ist, ist Josua Maaler (Pictorius), „Die Teütsch spraach. Dictionarium germanicolatinum novum", Zürich 1561. Es sollte, wie die ältesten Grammatiken, in erster Linie dem Bedürfnis der Ausländer dienen. Der Zweck ist freilich nur unvollkommen erreicht, weil es nur eine Umsetzung des lateinisch-deutschen Wörterbuchs von Frisius (1556) ist. Seit dem 17. Jahrhundert erschienen wesentlich für Deutsche bestimmte Verzeichnisse des zur Zeit geltenden Wortgebrauches:'Gg. Henisch, „Deutsche Sprach und Weißheit. Thesaurus Linguae et Sapientiae Germanicae", Augsburg 1616 (nnr bis G reichend). (Kaspar v. Stieler, als Mitglied der fruchtbringenden Gesellschaft „der Spate" genannt) „Der deutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs, oder deutscher Sprachschatz", Nürnberg 1691. Cp. E. Steinbach, „Vollständiges deutsches Wörterbuch", Breslau 1734. v. Antesperg, „Das deutsche Kayserliche Schul- und Canzeley-Wörterbuch", Wien 1738. Von den zur Vermittlung mit fremden Sprachen bestimmten Wörterbüchern ist hervorzuheben Mth. Kramer, „Das herrlich große deutsch-italiänische Dictionarium", Nürnberg 1724. Anderer Art, die veralteten Wörter bis ins 15. Jahrh. zurück berücksichtigend, ist J. Lh. Frisch, „Deutsch-lateinisches Wörter-
Nhd. Grammatiken und Wörterbücher.
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buch", Berlin 1741. Alle früheren Wörterbücher übertrifft bei weitem an Vollständigkeit Joh. Christoph Adelungs „Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der Hochdentschen Mundart", Leipzig 1774 — 86, in 2. Aufl. 1793—1801 nicht mehr bloß als Versuch bezeichnet. Sein Hauptzweck ist die Feststellung des geltenden Sprachgebrauchs, wobei sich sein einseitiger Standpunkt wie in seinen grammatischen Arbeiten geltend macht. Er führt aber auch viele landschaftliche Gebrauchsweisen und solche, die er miBbilligt, auf. Ältere Texte berücksichtigt er nur, soweit sie zu seiner Zeit noch gelesen wurden. Belege gibt er nur ausnahmsweise, abgesehen von den Bibelzitaten. Geschichtliche Auffassung fehlt natürlich, dagegen ist die logische Schärfe in der Aufstellung und Unterscheidung der Bedeutungen rühmlich anzuerkennen. Jo. H. Campe, „Wörterbuch der deutschen Sprache", Braunschw. 1807—11 (bearbeitet von Radlof und Bernd), bringt Ergänzungen zu Adelung mit stark puristischer Tendenz. § 115. Eine umfassende, wirklich geschichtliche Behandlung ist in dem großen „Deutschen Wörterbuch" in Angriff genommen, das von den Brüdern Grimm begonnen ist, fortgeführt von Karl Weigand, Rudolf Hildebrand, M. Heyne, Lexer, Ernst Wülcker, wozu in neuerer Zeit noch eine Reihe anderer gekommen sind, so daß das Werk wahrscheinlich bald seinem Ende zugeführt werden wird. Es ist mit der Zeit immer ausführlicher, das Material immer vollständiger geworden. Den Fortschritten in der Ausschöpfung der Quellen entspricht allerdings nicht ein gleicher Fortschritt in der Verarbeitung des Materials. Das vollständigste vollendete Wörterbuch ist das von D. Sanders, Leipzig 1859—65, wozu noch ein Ergänzungswörterbuch (1879 — 85) gekommen ist. Es bringt reichlich Belege aus dem 18. and 19. Jahrh., durch welche ζ. T. auch das Grimmsche Wb. Ergänzungen erfahren hat, aber ohne geschichtliche Auffassung nod in ungeschickter Anordnung. Weigand, „Deutsches Wörterbuch", Gießen 1857—71. "187S, gibt eine kürzere, auch die Fremdwörter einschließende Zusammenfassung des deutschen Wortschatzes, wobei besonderes Gewicht auf die Etymologie und die Altersbestimmung der Wörter gelegt ist. In einer Neubearbeitung von K. von Bahder, Herrn. Hirt und Karl Kant (1909—10) ist die Etymologie noch mehr in den Vordergrund getreten. Einen ähnlichen Zweck wie Sanders auf besserer historischer Grundlage verfolgt M.Heyne in seinem „Deutschen Wörterbuch", Leipzig 1889—95; dazu eine kleine Ausgabe 1896. Für weitere Kreise bestimmt ist auch H. Paul, „Deutsches Wörterbuch", Halle 1896. »1908, worin das Hauptgewicht auf die Bedentungsentwicklung gelegt ist. Eine andere Richtung vertritt Friedr. Kluge, „Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache", Straßburg 1883. S 19I5. Ein wissenschaftliches Fremdwörterbuch mit Belegen ist begonnen von Hans Schulz, „Deutsches Fremdwörterbuch", Straßburg 1910 ff. § 116. Mundartliche Wörterbücher von größerem Umfange, die anch die ältere Literatur berücksichtigen, sind: Schmeller, „Bayerisches Wörterbuch", MUnchen 1827—37, 2. Aufl. mit Benutzung der früher zurückgelegten Samminngen Schnellere bearbeitet von Frommann 1869—78;
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I, 3. Ubersicht über die Entwicklung des Hochdeutschen.
„Schweizerisches Idiotikon", begründet von Stäup und Tobler und von anderen Bearbeitern fortgeführt, Frauenfeld 1881 ff.; „Wb. der Elsässischen Mundarten" von E.Martin und H.Lienhart, Straßburg 1899—1907; H.Fischer, „Schwäbisches Wb.", Tübingen 1904ff.; „Siebenbürgisch-sächsisches Wb. Mit Benutzung der Sammlungen Joh. Wolffs hrsg. vom Ausschult des Vereins für siebenb. Landesk.", Straßb. 1908 ff. In Vorbereitung ist ein bair.-österr. Wb. auf Veranlassung der Akademien der Wiss. in Mtinchen und Wien, und ein rheinisches Wb. § 117. Von Arbeiten übor die Sprache einzelner Schriftsteller nennen wir: Carl Franke, „Grundzüge der Schriftsprache Luthers", Görlitz 1888, 2. Aufl. 1913. 14; C. Froramann, „Versuch einer grammatischen Darstellung der Sprache H. Sachs"', Nürnberg 1878; W. Fundinger, „Die Darstellung der Sprache des Erasmus Alberus", Freiburg 1892; Virg. Moser, „Sprachliche Studien zu Fischart", PBB. 36, 102; Gebhard Himmler, „Zur Sprache des Ägidius Albertinns" I. Progr. München 1901—2, II. Passau 1902—03; W.Metzger, „Logaus Sprache", Diss. München 1904; Larsson, Grundzüge der Sprache Logaus", Diss. Upsala 1904; Curt Blankenburg, „Studien Uber die Sprache Abrahams a. S. Clara", Diss. Halle 1897; A. Urbach, „Über die Sprache in den deutschen Briefen der Herzogin Elisabeth Charlotte v. Orl6ans", Greifswald 1899; P. Drechsler, „Wencel Scherffer und die Sprache der Schlesier" (Germ. Abh. XI), Breslau 1895; Adolf Becker, „Die Sprache Friedrichs v. Spee", Diss. Berlin 1912; H. Groschup, „Die Sprache J. Chr. Günthers", Diss. Leipzig 1900; A. Lange, „Über die Sprache der Gottschedin in ihren Briefen", Diss. Upsala 1901; Horäk, Die Entwicklung der Sprache Hallers", Progr. Bielitz 1890, I.Teil; HansKäslin, „A.v.Hallers Sprache in ihrer Entwicklung dargestellt", Diss. Freiburg-Brugg 1892; Sune Hildebrand, „Die Discourse der Mahlern und der Mahler der Sitten sprachlich verglichen", Diss. Upsala 1909; Hans Birlo, „Die Sprache des Parnassus Boicus", Diss. München 1608; Würfl, „Über Elopstocks poetische Sprache" (Herrigs Archiv 64, .271; 65, 250); F. Petri, „Kritische Beiträge zur Geschichte der Dichtersprache Klopstocks", Diss. Greifswald 1894; Aug. Lehmann, „Forschungen über Lessings Sprache", Braunschweig 1875; E. Schmidt, „Lessing" II, 683ff.; Fritz Tyrol, „Lessings sprachliche Revision seiner Jugenddramen", Diss. Berlin 1JS93; Theod. Längin, „Die Sprache des jungen Herder", Diss. Freiburg, Tauberbischofsheim 1891; Rud. Ideler, „Zur Sprache Wielands. Sprachliche Untersuchungen im Anschluß an Wielands Übersetzung der Briefe Cicpros", Berlin 1908; Aug. Lehmann, „Goethes Sprache und ihr Geist", Berlin 1852; E. Albrecht, „Zum Sprachgebrauch Goethes", Crimmitschau 1 8 ' i ; Paul Knauth, „Goethes Sprache und Stil im Alter", Leipzig 1898; Curt iiütze^ Die Sprache in J. M. R. Lenzens Dramen", Diss. Leipzig, Braunschweig 1890; F. Μ. E. Rasch, „Mundartliches in der Sprache des jungen Schiller", Diss. Greifswald 1900; W. Pfleiderer, „Die Sprache des jungen Schiller in ihrem Verhältnis zur nhd. Schriftsprache" (PBB. 28, 273); Georg Minde-Pouet, „Heinrich v. Kleist, seine Sprache und sein Stil", Weimar 1897; K. G. Andresen, „Über die Sprache J. Grimms", Leipzig 1870.
Sprache einzelner Schriftsteller.
Ahd. Lautverschiebung.
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Charakteristik des Ahd. Konsonanten. § 118. Von den charakteristischen Eigenheiten, durch die eich das Hochdeutsche schon im Beginn der literarischen Überlieferung von den übrigen westgerm. Mundarten abhebt, kommt in erster Linie die sogenannte zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung in Betracht. Ist schon die erste Verschiebung nicht als ein einheitlicher Vorgang zu betrachten, so kann es vollends bei der zweiten nicht zweifelhaft sein, daß wir es mit einer Reihe von Einzelvorgängen zu tun haben, die sich nicht gleichzeitig vollzogen, und die sich auch nicht alle Uber das gleiche Gebiet erstreckt haben. Es ist dadurch also nicht bloß ein Gegensatz zum Nd. geschaffen, sondern zugleich eine Abstufung innerhalb des Hochd. selbst. Urgerm. Tennis. § 119. Der älteste Vorgang, der etwa ums Jahr 600 abgeschlossen war, ist die Verschiebung der einfachen Tenuis nach Vokal zu geminiertem harten Reibelaut. Dadurch ist also ρ zu ff geworden; k zu dem Laute unseres ch, im älteren Ahd. hh, im Auslaut h geschrieben; t zu einem harten gelispelten s-Laut, der im Ahd. und Mhd. gewöhnlich durch ζ bezeichnet, also von der Affrikata in der Schreibung nicht unterschieden wird, von neueren Grammatikern als ξ von der Affrikata ζ unterschieden. Vgl. ahd. treffan = alts, drepan, ahd. giskaffan = got. skapans, alts, giskapan; ahd. uuahhen — got. wakan, ahd. rehhan = got. tvrikan\ ahd. έ'ξξαη = got. itan, ahd. ηιιίξςαη — got. witan. Zur Erklärung der Gemination des Reibelautes nimmt man an, daß die Tenuis zunächst zur Affrikata ( p f , kch, z) geworden, und daß dann weiter das erste Element dem zweiten assimiliert sei. Im Auslaut tritt natürlich Vereinfachung ein, vgl. skif — skiffes — alts. skip. Vereinfachung ist auch nach langem Vokal und Diphthong eingetreten, vgl. ahd. hlauf(f)an = got. hlaupan, ahd. muoz;($)an (müssen) = got. mdtan, ahd. suohhen, suo-chen = got. sokjan. Diese Verschiebung erstreckt sich über das ganze hochdeutsche Gebiet, doch zeigt das Mfränk. charakteristische Ausnahmen. Der N. A. Sg. N. der Pronomina lauten hier wie im
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I, 3. Übersicht über die Entwicklung des Hochdeutschen.
Nd. dat, wat, it, dit, wonach auch allet. Von diesen Formen findet sich dit auch noch im Rheinfränk. und Hess. Ferner lauten von Verben wie setzen, letzen, boe?en (btißen), groe^en die Präterita satte, latte, boete, groete, die Partizipia gesät, gelat, geboet, gegroet. Im Ripuarischen findet sich auch üt = hd. ΰξ (aus). Diese verschiedenen Fälle haben das gemeinsam, daß t im Silbenauslaut stand (vgl. PBB. 6,554). Das Ripuarische hat auch up = hd. ύ f , also auch ein Fall, in dem die Tenuis im Silbenauslaut steht. Anderseits greift eine Verschiebung noch über in den südlichen Streifen des Nfränk. Dort ist Je nach Vokal im Auslaut verschoben, dagegen nicht zwischen Vokalen. In mhd. Zeit besteht ein Wechsel zwischen rouch und roukes, sprach und Spraken. Dieser ist in der jetzigen Mundart durch Ausgleichung zugunsten des k beseitigt, so daß ch nur noch in den isolierten Formen ich, mich, dich, ouch geblieben ist. § 120. Was die Tenuis in den übrigen Stellungen betrifft, so können wir zunächst zwei Hauptgruppen unterscheiden. In den Verbindungen sp, sk, st, ht, ft ist wie im Urgerm. die Verschiebung unterblieben. In ihnen ist die Tenuis immer nicht sehr energisch, namentlich ohne Aspiration gesprochen, weshalb in manchen ahd. Texten die Schreibungen sb, sg, sd, hd, fd erscheinen. Dieselbe Erscheinung finden wir bei der Aufzeichnung lebender ober- und mitteldeutscher Mundarten. Ferner ist die Verschiebung unterblieben in der Verbindung tr, vgl. ahd. triuua „Treue" = got. triggwa, ahd. tretan — got. trudan, ahd. uuintar, Gen. uuintres, = got. wintrus, ahd. hlütar „lauter", Gen. hlütres = got. hlutrs. Dagegen der Verschiebung ausgesetzt ist die Tenuis im Anlaut (abgesehen von tr), im Inund Auslaut nach r, l und Nasal und in der Gemination, und und zwar ist das Ergebnis gewöhnlich Affrikata, teilweise aber auch bloßer harter Reibelaut. Hierbei verhalten sich aber die verschiedenen Tenues verschieden und nicht in allen genannten Stellungen gleich, und indem die einzelnen Fälle der Verschiebung sieh nicht Uber das gleiche Gebiet erstrecken, ist dadurch die Veranlassung zu mannigfacher mundartlicher Differenzierung gegeben. § 121. Am gleichmäßigsten ist die Verschiebung des t zu ζ eingetreten. Vgl. ahd. z'ehan = got. taihun, ahd. ziohan =
Hochdeutsche Lautverschiebung.
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got. tiuhan, alid. zihan = got. teihan; ahd. herza — got. liairto, ahd. tiutirz — got. waurts; ahd. salz = got. salt, ahd. smelzan = nd. smelten; ahd.pflanza aus lat. planta\ ahd. scaz = got. skaits, ahd. sezzan = alts, seitean (got. satjan). Diese Verschiebung erstreckt sich noch über das ganze hochdeutsche Gebiet, nur findet sich im Mfränk. tuschen = zwischen. Doch ist sie etwas jünger als die Verschiebung der einfachen Tennis nach Vokal. Wenigstens, wenn für den Wandel von t zu ζξ mit Recht Durchgang durch die Affrikata angenommen wird, muß die Übergangsstufe bereits verlassen gewesen sein, als tt zu zz wurde. Sonst wären j a westgerm. t und tt zusammengefallen. § 122. Eingeschränkter ist das Gebiet, in dem ρ verschoben ist. Soweit sich dasselbe erstreckt, ist ρ zur Affrikata pf geworden, im Ahd. und auch noch im Mhd. gewöhnlich ph geschrieben. Vgl. ahd. phlegan = ags. plegan, ahd. phluog = ags.ρΙόξ\ ahd. aphul = ags. ceppel, ahd. scephan — alte, sceppean (got. skapjan); ahd. gilimph (nhd. Glimpf, wozu glimpflich) = ags. gelimp. Auch nach l und r ist ρ zunächst zur Affrikata verschoben, die sich aber im Laufe der ahd. Zeit weiter zu bloßem Reibelaut entwickelt hat, vgl. ahd. helphan, mhd. helfen — got. hilpan, ahd. uuerphan, mhd. werfen = got. wairpan, ahd. thorpf, dorf = alts, thorp. Im Anlaut ist die Verschiebung unterblieben im Mittel- und Rheinfränkischen; nach tn und in der Gemination ungefähr in dem gleichen Gebiet, außerdem im Ostmitteldeutschen, abgesehen von dem südlichsten Teile des Thüringischen; nach l und r nur im Ripuarischen, in das sich aber auch zum Teil allmählich f eingedrängt hat. § 123. Für urgerm. k im Anlaut, nach n, l, r und in der Gemination wird im Ahd. in den fränkischen Texten k (c) wie in der jetzigen Schriftsprache geschrieben, in den bairiechen und alemannischen ch (selten M); nur in dem fränkischen Isidor herrscht auch ch. Was für eine Lautung mit der Schreibung ch gemeint ist, läßt sich nicht sicher ausmachen. Für die älteste Zeit kann jedenfalls nicht der Laut unseres ch gemeint sein, da dieser durch hh (im Auslaut durch λ) wiedergegeben wird. Für die spätere ahd. Zeit, in der die Schreibung hh durch ch verdrängt wird, muß die Möglichkeit erwogen werden, daß ch, auch wo es an Stelle des schrift-
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I, 3. Übersicht über die Entwicklung des Hochdeutschen.
sprachlichen Je steht, den bloßen Reibelaut bezeichnen kann. Die heutigen mundartlichen Verhältnisse stimmen nicht zu der ahd. Unterscheidung zwischen Frank, und Bair.-Alem. Jetzt geht vielmehr eine Grenze durch das Oberd. hindurch, indem der nördliche Teil mit dem Fränk. darin übereinstimmt, daß Je höchstens bis zur Aspirata verschoben ist, während im südlichen Teil Verschiebung bis zur Affrikata und bloßem Reibelaute stattgefunden hat (vgl. I I § 169). Urgermanische weiche Reibelaute
(Medien).
§ 124. Wie wir in § 19 gesehen haben, sind die urgermanischen weichen Reibelaute teilweise in allen germ. Dialekten in Verschlußlaute übergegangen, nämlich nach Nasal, in der Gemination und im Anlaut. Eine Ausnahme bildet nur anlautendes ζ , das im Ags. und Alts, als Reibelaut erhalten geblieben ist. In einem Teile des heutigen Nd. erscheint es als Verschlußlaut; wie alt der Übergang ist, läßt sich nicht ausmachen. Reibelaut ( j ) hat jetzt auch das Mfränk., vielleicht aus alter Zeit bewahrt. Schon gemeinwestgerm. ist ferner der Übergang des dentalen Reibelautes zum Verschlußlaut in allen Stellungen (vgl. § 87, 6). Dagegen ist die Verschiebung des labialen und velar-palatalen Reibelautes zum Verschlußlaut nach Vokal, l und r im Nd. unterblieben. Diese ist also eine spezifisch hochdeutsche Erscheinung, und auch von dem hochdeutschen Gebiete stellt sich ein Teil zum Nd. Der labiale Reibelaut ist jedenfalls im Mfränk. geblieben, geschrieben v, vgl. loven, werven. Auch im Rheinfränk. erscheint in mhd. Zeit Reibelaut, doch ist es nicht so sicher, ob darin Bewahrung des ursprünglichen Zustandes anzunehmen ist. Wieweit sich die Verschiebung des ζ zum Verschlußlaut erstreckt hat, ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Heute besteht der Reibelaut nicht nur in Mitteldeutschland, sondern auch in Teilen von Oberdeutschland. Doch bleiben auch hier Zweifel, wieweit Bewahrung des Ursprünglichen, wieweit erst wieder jüngere Entwicklung aus dem Verschlußlaut vorliegt. § 125. Noch eine weitere Veränderung haben die weichen Reibe- und Verschlußlaute durchgemacht, nämlich Verlust des
Hochdeutsche Lautverschiebung.
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Stimmtones, woran sich dann bei den Verschlußlauten zum Teil eine Verstärkung der Artikulation, Übergang von Lenis in Fortis angeschlossen hat. Westgerm, d ist im Bair., Alem. und auch im Ostfränk. zu t verschoben, im Rheinfränk. schwankt die Schreibung zwischen d und t. Anders verhält es sich in der Labial- und Velarreihe. Hier erscheint im Bair. und Alem. Schwanken in der Schreibung zwischen b und ρ und zwischen g und k (c), während im Fränkischen wie in der jetzigen Schriftsprache nur b und g geschrieben werden. Das Schwanken im Oberd. ist zuerst von Winteler so gedeutet, daß als Lautwert stimmlose Lenis anzusetzen sei. Das Oberdeutsche hatte nach Vollzug der hd. Lautverschiebung in der Labial- und der Velarreihe weder einen Laut, der der lateinischen Media, noch einen, der der lateinischen einfachen Tennis entsprach. Infolgedessen wurde beim Lesen des Lateinischen sowohl für die Media wie für die Tennis die stimmlose Lenis eingesetzt, und weiterhin bei der Niederschrift des Deutschen beide lateinische Schriftzeichen gleichwertig gebraucht. In der Dentalreihe konnte diese Vermischung nicht eintreten, weil sich hier d und t im Oberdeutschen deutlich gegenüber standen. Dagegen kann das Schwanken zwischen d und t im Rheinfränk. in ähnlicher Weise gedeutet werden als auf tonlose Lenis weisend. Die Auffassung Wintelers trifft sicher auf das Alem. zu. Für das Bair. hat man neuerdings angenommen, daß b in allen Stellungen wirklich zur Fortis verschoben sei. Dann mttßte später eine Rttckwandlung zur Lenis eingetreten sein. Denn in der mhd. Zeit tritt auch im Bair. ρ in der Schreibung gegen b zurück wie noch mehr h gegen g. Wirkliche Fortis mußte zweifellos in der Gemination entstehen, wo sie auch die jetzige Schriftsprache hat (vgl. Rippe = ags. rib{b), Brücke — ags. bryc{s). In der Schreibung besteht auch hier Wechsel: bb, pp, pb und gg, cTc, cg. Gegenwärtig haben auch alle md. Mundarten den Stimmton der Medien verloren, abgesehen vom Ripuarischen und Schlesischen, die in der Bewanrung des Stimmtones mit dem Nd. übereinstimmen. Der Verlust könnte im Md. später eingetreten sein als im Oberd. Doch wird für das Ahd. tönende Aussprache des b und g noch nicht dadurch erwiesen, daß in den fränkischen Denkmälern nicht wie in den oberdeutschen
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1,3. Übersicht über die Entwicklung des Hochdeutschen.
Wechsel in der Schreibung mit ρ und k besteht; denn hier •war k und wenigstens im Rheinfränk. auch ρ für die urgerm. unverschobenen Tenues in Anspruch genommen. Jüngere Verschiebungen der zunächst im Ahd. entstandenen Verhältnisse sind zweifellos anzunehmen, namentlich Übergang von Fortis in Lenis und von Lenis in Fortis. Darüber später. Urgermanische harte
Reibelaute.
§ 126. Urgerm. f ist in Oberdeutschland und dem größten Teile von Mitteldeutschland als stimmloser Reibelaut erhalten geblieben. Im Nd. und Ripuarischen ist es inlautend nach tönenden Lauten tönend geworden und so mit dem schriftsprachlichem b entsprechenden Laute zusammengefallen. Daher reimt hier hove (Hofe) auf love (lobe). Stimmloses f — urgerm. f unterschied sich zunächst von dem neuen, aus ρ verschobenen f dadurch, daß letzteres ursprünglich immer geminiert war und deshalb selbet bei Vereinfachung der Gemination mit größerer Intensität gesprochen wurde, so daß sich altes und neues f im allgemeinen als Lenis und Fortis gegenüberstanden. Vielleicht hat auch eine Zeitlang die Verschiedenheit bestanden, daß das alte f schon wie jetzt labiodental war, während das neue noch rein labiale Artikulation bewahrte; doch läßt sich dies nicht erweisen. Der Unterschied zwischen Lenis und Fortis zeigt sich in der Schreibweise, wenn er auch in dieser nicht konsequent durchgeführt ist. Die Fortis kann durch Doppelschreibung charakterisiert werden, die Lenis durch die Verwendung von ν (Μ) neben f . Daraus ergibt sich aber, daß auch altes f als Fortis gesprochen wurde in der Verbindung ft und im Auslaut, wo niemals ν geschrieben wird. § 127. Urgerm. h mit der Doppellautung (h — χ) ist durch die hochdeutsche Lautverschiebung nicht verändert. Soweit der ursprüngliche Laut (χ) bewahrt ist, ist er mit dem aus einfachem k nach Vokal verschobenen Laute zusammengefallen. Geschrieben wird er ursprünglich hh zwischen Vokalen, h im Auslaut und in den Verbindungen ht und hs. § 128. Urgerm. ]> dagegen hat sich nicht erhalten. Es hat auf hoch- und niederdeutschem Gebiete die gleiche Entwicklung durchgemacht, aber so, daß dieselbe vom Süden ihren Ausgang
Hochdeutsche Lautverschiebung.
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genommen und sich erst allmählich weiter nach Norden verbreitet hat. Zunächst ist es zur Lenis geworden, in dem nördlichen Gebiete, das tönende Verschluß- und Reibelaute kennt, zur tönenden Lenis, weiterhin ist es in den Verschlußlaut (d) übergegangen. Das gewöhnliche Schriftzeichen für den Reibelaut ist th, seltener wird dh und noch seltener ö angewendet. Von den bair. und alem. Texten bieten nur die allerältesten noch th neben d. Länger dagegen behauptet sich jenes im Fränk. und schwindet um so später, j e weiter man nach Norden kommt. Schließlich ist es auch im Nd. durch d ersetzt. Dies neue d ist mit dem westgerm. d zusammengefallen, wo dies nicht weiter zu t verschoben ist. Westgerm. pp mußte zur Fortis (tt) werden, vgl. fethdhahha im ahd. Isidor, später fettahha „Fittige", smiththa in den Schlettstädter Gloss, (ags. smidde), später smitta „Schmiede". Anhang: B e h a n d l u n g der
Fremdwörter.
§ 129. Die Laute der Fremdwörter werden bei ihrer Aufnahme zunächst nur soweit verändert, als es die Anpassung an den heimischen Lautcharakter verlangt. Wo dem fremden Laute in der heimischen Sprache keine genaue Entsprechung gegenüber steht, wird dafür der nächst verwandte Laut eingesetzt, ein Vorgang, den man als Lautsubstitution zu bezeichnen pflegt. Nach der Einbürgerung eines Fremdwortes aber nimmt es natürlich Teil an den Veränderungen, denen die heimischen Wörter unterliegen. Demnach zeigen die schon im Ahd. vorhandenen Lehnwörter ein verschiedenes Verhalten, j e nachdem sie vor oder nach der hochdeutschen Verschiebung aufgenommen sind. Vor der Verschiebung aufgenommen, also von dieser betroffen sind namentlich Wörter, die sich auf die materielle Kultur beziehen; nach der Verschiebung die meisten (doch nicht alle) auf christliche Verhältnisse bezüglichen Wörter. In dem Verhalten zur Lautverschiebung haben wir also ein Kennzeichen für das Alter der Entlehnung. Außerdem gibt in manchen Fällen die zugrunde liegende Lautgestalt des lateinischen Wortes einen Anhalt für die Chronologie. Anm. Vgl. W. Franz, „Die lateinisch-romanischen Elemente im Althochdeutschen", Straßburg 1884. K. Later, „De latijnsche woorden in het oud- en middelnederduitsch- (A. f. d. A. 32, 167).
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I, 3. Übersicht Uber die Entwicklung des Hochdeutschen.
§ 130. Lat. t ist früh als t aufgenommen nnd regelrecht zu ζ verschoben in strä;a aus strata (age. strait), scuggila aus scutella, churbis; aus (cu)-curbita n. a.; zu z in ziagal aus lat. tegula, phlanza aus lat. planta, minza (jetzt in Krausemünze, Pfeffermünze) aus lat. mentha. Auch phuzzi (unser Pfütze, ursprünglich in der Bedeutung „Brunnen") entspricht der Regel, indem das lat. e in puteus zu j geworden ist und Gemination des vorhergehenden t bewirkt hat (ags. pytt). Dagegen in den jüngeren Entlehnungen ist es als t geblieben, vgl. turri (Turm) aus lat. turris, abbät (Abt) aus abbatem usw. Zweimal zu verschiedenen Zeiten entlehnt ist lat. tabula; neben tavala besteht trüher zabal, mhd. zabel (Spielbrett). Nebeneinander stehen auch spelza und spelta (Spelt) aus mlat. spelta. Neben porta, mhd. parte (Pforte) steht mfränk. porze (vgl. Pforzheim), Hier könnte die Verschiedenheit vielleicht darauf beruhen, daß die Verschiebung im Mfränk. später eingetreten ist als in dem südlicheren Gebiete. Zahlreich sind die Beispiele fttr Verschiebung des lat. p, vgl. pheffar aus lat. piper, phifa aus lat. pipa, hamph aus lat. campus. Der Regel fügt sich auch Tcuphar aus lat. cuprum, indem ρ schon westgerm. durch das folgende r geminiert worden war. Nach der Lautverschiebung bestand zunächst im Oberd., mindestens im Alem. (abgesehen vielleicht von den Verbindungen sp und pf und in der Gemination) kein dem lat. ρ genau entsprechender Laut (vgl. § 125), ebenso keiner, der mit dem lat. tönenden b genau übereinstimmte. Es wurde daher für beides tonlose Media, geschrieben b oder p, eingesetzt; vgl. b'eh—peh aus lat. pix, -cem, bira— pira (Birne) aus lat. pirum, berala—perala aus mlat. perula, bredigon—predigön aus lat. praedicare, bina — pina aus lat. poena. Da haben wir also den gleichen Laut wie ζ. B. in bechi, pechi aus lat. baccinum, buhξ — ριάίξ aus lat. boletus. Bei einigen Wörtern findet sich ein Schwanken in der Behandlung, das entweder darauf beruhen muß, daß sie mehrmals zu verschiedenen Zeiten aufgenommen sind, oder daß zur Zeit der Aufnahme die Lautverschiebung in den verschiedenen Mundarten noch nicht gleich weit fortgeschritten war. So steht ahd. buzza neben phuzzi. Lat. porta ergab oberd. porta, mhd. porte\ phorta, pforte war zunächst nur md. Später, nachdem sich wieder ein Unter-
Hochdeutsche Lautverschiebung: Lehnwörter.
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schied von Lenis und Fortis herausgebildet hatte, ist wohl lat. ρ von Anfang an durch ρ wiedergegeben oder es hat eine Angleichung an die lat. Grundformen stattgefunden (vgl. II § 138). Lat. c ist bei weitem in den meisten Fällen wie urgerm. h behandelt, vgl. behhari aus lat. bicarium, kelih — chelih aus lat. calix, -cem, marMt — march&t (Markt) aus lat. mercatus. So in den älteren Lehnwörtern auch vor hellen Vokalen, vgl. kihhura — chihhura (Kichererbse) aus lat. cicura, hista — chista aus lat. cista, rcetih aus lat. radix, -cem. In uuicka — uuiccha aus lat. vicia ist das i konsonantisch geworden und hat Gemination des Ä-Lautes bewirkt. In jüngeren Lehnwörtern ist lat. c vor hellen Vokalen der veränderten Aussprache gemäß durch ζ wiedergegeben, vgl. krüzi — chruzi aus lat. crux, -cem, gins aus lat. census, erzibiscof aus lat. archiepiscopus. Nur in wenigen spät entlehnten Wörtern ist anlautendes lat.-rom. c durch die tonlose Media, geschrieben g oder k ersetzt, vgl. garminön — karminön (beschwören) aus mlat. carminare, mhd. gerner (Beinhaue) aus lat. carnarium, mhd. gollier — kollier (Koller) aus franz. collier. Wenn diese Art der Vertretung seltener ist als die des lat. ρ durch b — p , so spricht das dafür, daß die Verschiebung des k zu ch im Oberd. jünger iet als die des ρ zu ph. Wenn g im Inlaut statt des lat. c erscheint, wie in fogat (Vogt) aus lat. vocatus, so ist wohl eher anzunehmen, daß eine vulgärlat. Form mit Erweichung zugrunde liegt. § 131. Lat. d ist in älteren Lehnwörtern zu t verschoben, soweit diese Verschiebung reicht, vgl. tisc aus lat. discus, tamo (Damhirsch) aus dama, trahho aus draco. In jüngeren ist es d geblieben, vgl. (fir)damnon aus damnare. § 132. Wir schließen hier auch die Behandlung des lat. ν an. In den ältesten Entlehnungen wird dasselbe durch deutsches w wiedergegeben, vgl. win aus vinnni, wiccha aus vicia, wiläri (Weiler) aus villare, wi(w)ari (Weiher) aus vivarium, phawo aus pavo. In dieser Zeit war das lat. ν noch wie das deutsche w = konsonantischem u. Das erstere aber ist viel früher als das letztere zu dem labiodentalen Reibelaute geworden, den wir jetzt in unserer Schriftsprache haben. Diesem lag für das
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Gefühl des Deutschen das konsonantische u nicht so nahe ale der entsprechende stimmlose Reibelaut f. Man setzte diesen wohl beim Lesen des Lat. ein. Dies auf irischen Einfluß zurückzuführen ist kaum nötig. So war es weiterhin ganz natürlich, daß man in Lehnwörtern ν wie urgerm. f behandelte, vgl. fers aus versus, fogat aus vocatus, briaf aus breve. Und weiterhin ergab sich, daß man im Deutschen ν (Μ) neben f für den mit geringerer Intensität gesprochenen Laut verwendete (vgl. § 126). Auch für lat. b, das in vulgärer Aussprache zum Reibelaut geworden war, konnte f (ν) eintreten, vgl. tavala aus tabula (daneben tabala).
Vokale. § 133. Die urgermaniechen Diphthonge ai und au sind im Alts, außer vor j oder w zu e und δ kontrahiert, im Ahd. dagegen nur in bestimmten Stellungen: ai zu e vor h, r, iv und im Auslaut, vgl. got. fdihs (bunt) = ahd. feh, tdih (er zieh) = ahd. zeh, mdis (mehr) = ahd. mer, sdi (siehe) = ahd. se\ au zu δ vor den Dentalen t, d, ζ, s, r, l, η und vor h, vgl. got. rdups = ahd. rot, got. bdup (er bot) = ahd. bot, got. dups (leer) = ahd. odi, got. gdut (er goß) = ahd. ςόζ, got. Muss — ahd. Us, got. duso (Ohr) = ahd. ora, got. Idun — ahd. Ion, got. hduhs = ahd. höh. Wo ai und au nicht kontrahiert sind, sind sie zu ei, ou geworden. Die Schreibung ai erscheint nur noch in einigen der ältesten Texte, länger hat sich au erhalten. Umgekehrt hat sich urgerm. ο zu einem Diphthonge entwickelt. Nachdem die Schreibung eine Zeitlang zwischen ο (oo) oa, ua, uo geschwankt hat, hat sich im allgemeinen uo festgesetzt, vgl. got. blöp (Blut) = ahd. bluot, got. göps (gut) = ahd. guot. Entsprechend ist e 2 zu ea, jünger id geworden, vgl. got. her (hier) — ahd. Mar, got. Kreks (Grieche) = ahd. Kriach, alts, red (er riet) = ahd. riat. Zu dem urgerm. Übergang vor e' in i vor Nasal und folgendem i (j) ist im Ahd. noch ein solcher vor u gekommen, vgl. hirug (Hirsch), miluh (Milch), die 1. Sg. Ind. Präs. der starken Verba: hilfu, nimu, gibu usw. Umgekehrt ist urgerm. i in einer Anzahl von Wörtern zu & geworden, vgl. sieg neben gastigan, beh (Pech) aus lat. pipem, uuessa neben uuissa (er
Ahd. Vokale.
wußte), Igrnen Deben Urnen, slcef neben skif (Schiff). Die lieferten Verbältnisse sind ganz unregelmäßig, aber doch auf eine ältere Regelmäßigkeit zurückzuführen, so daß ein Wechsel bestanden hätte wie uuessa — PI. uuissum, uuissi oder skif— skeffes.
Ill Uberwohl etwa Konj.
§ 134. Keine Besonderheit des Ahd. ist der Umlaut, die partielle Assimilation des Vokals einer betonten Silbe an ein i ( j ) einer folgenden unbetonten Silbe. Diese ist allen germanischen Sprachen gemein, die nicht wie das Got. früh untergegangen sind. Aber sie ist nicht überall gleichzeitig und gleichmäßig durchgeführt. Während ζ. B. im Ags. auch ein i, das durch die westgerm. Vokalausstoßung geschwunden ist, Umlaut hinterlassen bat, ist dies im Hochd. nicht der Fall. In diesem spielen auch gewisse Hinderungen und Hemmungen des Umlaute eine Holle. Im Ahd. zeigt sich zunächst, wenigstens in der Schreibung, nur der Umlaut des kurzen α als e. Auch dies nicht ausnahmslos: α ist nicht zu e gewandelt, wenn i nicht in der nächstfolgenden Silbe steht, sondern durch eine Zwischensilbe gelrennt ist, daher ζ. B. magadi neben megidi, G. D. Sg. und N. PI. von magad (Jungfrau): ferner vor h, l, r in gewissen Verbindungen, teils auf dem ganzen Gebiete, teils wenigstens im Oberd.
Entwicklang des Ahd. zum Mhd. Konsonanten.
§ 135. Frühzeitig ist anlautendes w vor l und r fortgefallen, zumeist schon vor dem Beginn unserer Überlieferung, so daß nur noch vereinzelte Belege von w vor r im Ahd. zu verzeichnen sind. Nur im Mfränk. hat sich tο vor r wie im Nd. auch später behauptet. Jünger ist der Abfall des anlautenden h vor l, n, r, w, vgl. ζ. B. hladan, hnigan (sich neigen), hring, hwer (huer geschrieben). In Oberdeutschland vollzieht 6ich der Abfall schon um 800, je weiter nach Norden, um so später. Inlautendes konsonantisches i erscheint nach Konsonanten in den ältesten Quellen als i oder häufiger e, aber fast nur noch vor dunklen Vokalen, vielleicht nur eine Modiiikation des Konsonanten andeutend (vgl. § 136). Es schwindet
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I, 3. Übersicht Uber die Entwicklung des Hochdeutschen.
im Süden gleichfalls früher als im Norden. Über den allmählichen Übergang von th in d ist schon in § 128 gehandelt. Wohl erst mit Beginn der mhd. Periode wandelt sich sk (sc) in seh, ein Vorgang, der sich allmählich über das ganze hochdeutsche Gebiet und auch einen großen Teil Niederdeutschlands erstreckt. Doch hat die Schreibung lange geschwankt, und der Lautwert, den sch bezeichnet, wird nicht von Anfang an der gleiche gewesen sein wie heute. Im späteren Ahd. ist t nach Nasal zu d erweicht. Vokale.
§ 186. Der Diphthong eo (aus urgerm. ew), der in den ältesten Denkmälern herrscht, wandelt sich zu io und weiter im Spätahd. zu ie. Entsprechend wandelt sich ea (aus urgerm. e1) zu ia und dieses noch früher als eo zn ie, so daß also die beiden ursprünglich ganz verschiedenen Laute im Mhd. zusammenfallen. Die durchgreifendste Veränderung im Vokalismus der Wurzelsilben ist die weitere Durchführung des Umlauts. Dadurch wird ä zu w, u zu ü, ü zu ü, gewöhnlich iu geschrieben, ο zu ö, δ zu ce, ou zu öu, uo zu üe; das von der Verschiebung zu e verschonte α wird zu einem sehr offenen α-Laut, in den Hss. ä, daneben aber auch e geschrieben. Auffallend ist dabei, daß der Umlaut sich erst zeigt zu einer Zeit, wo das den Umlaut wirkende sonantische i schon zu e abgeschwächt und das konsonantische ausgefallen ist. Sievers hat zur Erklärung die Hypothese aufgestellt, daß i zunächst anf die vorhergehenden Konsonanten gewirkt habe (sogenannte Mouillierung), und daß dann die noch länger bewahrte Modifikation der Konsonanten den voraufgehenden Vokal beeinflußt habe. Seine Auffassung von der Entstehung des Umlauts wird gewiß das Richtige treffen. Aber wir werden auch anerkennen müssen, daß der Umlaut in der gesprochenen Sprache schon längere Zeit vorhanden gewesen ist, ehe er eine graphische Bezeichnung fand. Der Umlaut des w hat wenigstens schon bei Notker eine Bezeichnung gefunden, nämlich durch iu (ζ. B. briute, G. Sg. von brüt), was dadurch veranlaßt ist, daß der Diphthong iu im Al. zu langem ü kontrahiert und daher mit dem Umlaut
Übergang vom Ahd. zum Mhd.
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zusammengefallen war. Es ist unwahrscheinlich, daß die übrigen Vokale nicht auch schon gleichzeitig umgelautet gewesen sein sollten. Es fehlte zunächst nur an einer geeigneten Bezeichnung. Bleibt doch auch noch in den meisten mhd. Hss. der Umlaut des ο und u unbezeichnet, wiewohl die Keime das Vorhandensein desselben beweisen. § 137. Noch stärker hebt sich das Mhd. vom Ahd. ab durch die Schwächung der Vokale in den unbetonten Silben. Hierbei stellt sich das Al. in Gegensatz zu den übrigen Mundarten. Die alten Vokallängen des Westgerm, sind hier noch zu Notkers Zeit unverkürzt erhalten. Daher bewahren dieselben ihre eigentümliche Qualität bis in die mhd., teilweise bis in die nhd. Zeit. Dagegen sind im Fränk. die langen Vokale in den unbetonten Silben frühzeitig gekürzt, etwas später auch im Bair. Sie haben daher weiterhin das gleiche Schicksal wie die ursprünglichen Kürzen. Das Endergebnis war, daß die verschiedenen volltönenden Laute alle in einen Vokal zusammenfielen, der mit e (in md. Hss. daneben auch mit i) bezeichnet wurde und sich nicht wesentlich von unserem jetzigen schwachen e unterschieden haben wird, welches mit einer Reduktion des Stimmtones oder, wie es Sievers bezeichnet, mit Murmelstimme gesprochen wird. Der Vorgang vollzog eich wahrscheinlich in folgender Weise. Zuerst trat die Reduktion des Stimmtones ein, während die Verschiedenheit der Qualität noch eine Zeitlang blieb und erst allmählich ausgeglichen wurde. So erklärt sich wohl zum Teil das starke Schwanken der Schreibung in den jüngeren ahd. Texten. Nur bei Notker sehen wir in der Ubergangszeit eine feste Regelung. Vom Al. abgesehen, wird in gänzlich unbetonter Silbe nur das ursprünglich diphthongische iu erhalten. Dagegen hat der Nebenton die Abschwächung verhindert. Aus dem Schwanken desselben werden sich gleichfalls viele Schwankungen der Schreibung erklären. Übergang vom Mlid. zum Nhd. § 138. Wir berühren hier nur die bedeutsamsten Veränderungen, die fltr die nhd. Gemeinsprache von Wichtigkeit geworden sind.
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I, 3. Übersicht Uber die Entwicklung des Hochdeutschen.
Die stärksten Wandlungen hat der Vokaliemus erfahren. Vom Sttdosten ist seit dem 12. Jahrh. eine Bewegung ausgegangen, durch welche die langen Vokale i, ü, iu zu den Diphthongen ei, au, eu gewandelt sind. Die Diphthongisierung hat sich zunächst Uber das ganze bairische Gebiet erstreckt, später auch über das östliche Mitteldeutschland, auch über einen Teil des westlichen und Uber das Schwäbische, das dadurch von dem Al. im engeren Sinne abgetrennt ist. Dabei sind die neuen Diphthonge in den Mundarten, von gewissen Ausnahmen abgesehen, nicht mit den älteren mhd. ei, ou, öu zusammengefallen. Dagegen sind in Mitteldeutschland die Diphthonge ie, uo, üe frühzeitig zu einfachen Längen geworden, ohne wieder mit den alten Längen i, ü, iu zusammenzufallen. § 139. Im Ausgang des MA. haben sich erhebliche Quantitätsverschiebungen vollzogen, Dehnungen ursprünglich kurzer Vokale und in beschränkterem Maße auch Verkürzungen ursprunglich langer. Diese Veränderungen sind nicht Überall gleichmäßig und gleichzeitig eingetreten. Dem ursprünglichen Stande am nächsten ist das Hochal. geblieben. Sehr stark sind die Veränderungen im Ostmd. gewesen, welches der nhd. Gemeinsprache zugrunde liegt. § 140. Schon im früheren Mhd. vollziehen sich gewisse Vokalausstoßungen, die bereite in der Blütezeit der mhd. Literatur abgeschlossen sind. Seit dem 13. Jahrh. macht die Ausstoßung weitere Fortschritte, sowohl in den Mittel- wie in den Endsilben. So werden im Oberd. alle -e im Wortende abgeworfen. Das Md. ist in dieser Hinsicht konservativer gewesen. Ein entgegengesetzter Vorgang war die Entwicklung eines konsonantischen r zu einer besonderen Silbe nach ei, au, eu — mhd. i, ü, iu (Geier, sauer, Feuer aus gir, sür, viur). § 141. Weniger durchgreifend waren die Veränderungen im Konsonantismus. Wo ein im Mhd. kurzer Vokal vor einfachem Konsonanten nicht gedehnt worden ist, ist der Konsonant verdoppelt (Gottes, Kammer), ml· ist zu mm assimiliert, zuerst im Md. (Lammes aus lambes). Anlautendes s vor l, m, n, w ist seit ca. 1300 zu sch geworden, zuerst in Oberdeutschland, dann auch in Mitteldeutschland und dem größten Teile von Niederdeutsohland (Schlange, schmieden, schneiden, Schwert
Übergang vom Mhd. zum Nhd.
Gemeinsprache.
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aue slange, smiden, sniden, swert), inlautendes s in manchen Fällen, nach r (herrschen aus hersen), mundartlich auch sonst. Auch vor t und ρ ist anlautendes s in den Laut sch tibergegangen, aber mit Beibehaltung der älteren Schreibung. Inlautendes w ist nur in wenigen Fällen als Reibelaut erhalten, mit vorhergehendem α zu au kontrahiert ( P f a u aus pfavce), nach dunklem Vokal lautgesetzlich, nach hellem durch Analogiewirkung ausgefallen, nach l und r zu b geworden (Schwalbe, Farbe aus swalwe, varwe). § 142. Sehr beträchtlich sind die Veränderungen gewesen, die sich in der Flexion teils schon in mhd., teils erst in nhd. Zeit infolge von Analogiewirkungen vollzogen haben. Massenhaft ist Übertritt aus einer Flexionsklasse in eine andere erfolgt, zum Teil mit Geschlechtswechsel. Auch haben sich durch Mischung einige neue Flexionsklassen der Substantiva herausgebildet. In der Flexion der starken Verba ist die Ausgleichung zwischen Sg. und PI. des Prät. die hervorstechendste Erscheinung. Daneben zeigt eich eine Auflösung der alten Klassen durch abweichende Behandlung der einzelnen Verba.
Kap. 4. Die Entstehung der Gemeinsprache. § 143. Die Entstehung einer über den Mundarten stehenden Gemeinsprache oder, wie man gewöhnlich sagt, Schriftsprache ist ein langsamer, sich stufenweise vollziehender Vorgang, von dem man nicht sagen kann, daß er in einer bestimmten Zeit zum Abschluß gelangt ist. Wieweit eine solche schon vor der nhd. Zeit vorhanden gewesen, igt eine vielfach erörterte Streitfrage. Lachmann hat in der Vorrede zu seiner Auswahl aus den hochdeutschen Dichtern des 13. Jahrhunderte (1820) die Ansicht ausgesprochen, daß in der Blütezeit der mhd. Poesie eine Art Gemeinsprache bestanden habe, die von der ritterlichhöfischen Gesellschaft gesprochen und von den Dichtern angewendet sei. Diese Auffassung hat zunächst allgemeinen Beifall gefunden. Man bezeichnete die vorausgesetzte Sprache als Hofsprache, höfische Sprache, und nahm an, daß sie vom kaiserlichen Hofe auegegangen, daß daher ihre Grundlage das Schwäbische sei. Noch weiter ging Möllenhoff in der Vorrede
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I, 4. Die Entstehung der Gemeinsprache.
zu den Denkmälern deutscher Poesie und Prosa aus dem 8.—12. Jahrh. (1864). Er nahm an, daß schon unter Karl dem Großen sich eine Hofsprache gebildet habe, deren Grundlage das Rheinfränkische gewesen sei. Von dieser sei die ahd. Literatur auch in den anderen Landschaften beeinilußt. Sie sei dann von den sächsischen Kaisern übernommen und mit niederdeutschen Elementen versetzt. Unter den Saliern habe sie wieder rein fränkischen Charakter gewonnen, unter den Hohenstaufen vorzugsweise schwäbischen, doch nicht ohne Einfluß der älteren fränkischen Grundlage. In ähnlicher Weise sei sie weiter gewandert und gewandelt und habe in der kaiserlichen Kanzlei in Böhmen eine Gestalt erhalten, die sowohl der kaiserlichen Kanzlei unter den Habsburgern als der sächsischen Kanzlei und damit der Sprache Luthers zur Grundlage gedient habe. Auf diese Weise würde also die nhd. Schriftsprache in kontinuierlichem Zusammenhange mit den Bestrebungen Karls des Großen stehen. Gegen diese Konstruktion einer ahd. und mhd. Hofsprache sind begründete Bedenken - erhoben, und der Streit darüber, wieweit im MA. schon eine sprachliche Einigung und eine Abweichung von der älteren mundartlichen Grundlage gediehen sei, hat dann hin und her gewogt. Α η m. Eine Widerlegung von MUllenhoffs Aufstellungen Uber die kaiserliche Hofsprache in der ahd. Zeit hat meiner Überzeugung nach Braune gegeben in seiner Abhandlung „Zur Kenntnis des Fränkischen" ( P B B . I, 1, vgl. besonders S. 41 f.). Die übliche Auffassung von der mhd. Hofsprache bekämpfte zuerst F. Pfeiffer, „Über Wesen und Bildung der höfischen Sprache in mhd. Zeit" (Wien. Akad. 1361 und Freie Forschung, S. 309 ff.). Noch entschiedener ablehnend war mein Habilitationsvortrag „Gab es eine mhd. Schriftsprache?", Halle 1873, an dessen Aufstellungen ich allerdings nicht mehr in allen Einzelheiten festhalte. Weiterhin behandeln die Frage: Heinzel, „Zur Geschichte der niederfränk. Geschäftesprache", Paderborn 1874; Behaghel, „Zur Frage nach einer mhd. Schriftsprache", Basel 1886; Socin, „Schriftsprache nnd Dialekte im Deutschen nach Zeugnissen alter und neuer Zeit", Heilbronn 1888, S. 80ff.; Kaufftnann, P B B . 13, 464ff.; H. Fischer, „Zur Geschichte des Mhd.", Progr. Tübingen 1889; Brandstetter, „Prolegomena zu einer urkundlichen Geschichte der Luzerner Mundart", Einsiedeln 1890 und „Die Luzerner Kanzleisprache 1250—1600", 1892; Böhme, „Zar Kenntnis des Oberfränk. im 13., 14. and 15. Jahrh.", Diss. Leipzig 1893; Behaghel, „Schriftsprache und Mundart", akad. Rede Gießen 189"; Bohnenberger, P B B . 20, 209; Zwierzina in Abhandlungen znr germ. Phil. (Festgabe für Heinzel), Halle 1898, S. 437ff.;
Verhältnisse in der älteren Zeit.
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Ders. „Mhd. Stadien", Zs. f. d. A. 44. 45; C. Kraus, „Heinr. v. Veldeke und die mhd. Dichtersprache", Halle 1899; Böhme, „Znr Geschichte der sächs. Kanzleisprache" I, Halle 1899; Singer, „Die mhd. Schriftsprache", Mitteilungen d. Ges. f. d. Spr. in Zürich V, 190t»; Roethe, „Die Reimvorreden des Sachsenspiegels", Abh. d. Ges. d. Wies, zu Göttingen, phil. hist. Kl., N. F., Bd. ϊ Nr. 8, Berlin 1899; Tümpel, „Niederdeutsche Studien", Bielefeld und Leipzig 1898.
§ 144. Versuchen wir uns ein Bild von den Verhältnissen der älteren Zeit zu machen. Die Entwicklang der Poesie fuhrt wohl immer mit einer gewissen Notwendigkeit zu einer größeren oder geringeren Entfernung von der gewöhnlichen Umgangssprache. Die altgerm. Poesie ist darin nach gewiesen Seiten ziemlich weit gegangen, wozu das Bedürfnis der Verstechnik, besonders das der Alliteration viel beigetragen hat. Sie hat sich allmählich einen reichen Wortschatz geschaffen, der der Umgangssprache und, seitdem es eine eigentliche Literatur gibt, der Prosa fremd ist. So stehen ihr für alle häufig zur Verwendung kommenden Begriffe wie Mann, Frau, Roß, Schwert, Kampf usw. mehrere synonyme Bezeichnungen zu Gebote, aus denen j e nach den Erfordernissen der Alliteration eine Auswahl getroffen werden konnte, sei es, daß sie aus verschiedenen Mundarten geschöpft hat, oder sei es, was das Gewöhnliche sein wird, daß sonst außer Gebrauch gekommene Wörter nur in ihr durch ununterbrochene Tradition festgehalten sind. Ferner sind viele Wörter, zumeist Zusammensetzungen, nur für die Zwecke der Poesie gebildet, die einerseits der Rede einen eigentümlichen Schmuck geben, anderseits auch die Anpassung an das Bedürfnis der Alliteration erleichtern. Dazu kamen wohl manche syntaktische Besonderheiten, namentlich Altertümlichkeiten. Daß aber auch Laut und Flexion sich abweichend von den gesprochenen Mundarten und einheitlicher als diese gestaltet hätten, läßt sich nicht erweisen. § 145. Die Anfänge der ahd. Literatur zeigen deutlich die mundartlichen Besonderheiten der Landschaften, in denen die einzelnen Denkmäler entstanden sind. Es liegt aber in der Natur der schriftlichen Aufzeichnung, daß so manche Verschiedenheiten der Auseprache in ihr nicht zur Erscheinung kommen. Abgesehen davon, daß Betonung, Tempo, die Art des Ubergangs von einer Artikulationsstellung zur andern im
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allgemeinen nicht bezeichnet werden, bo vertreten auch die einzelnen Buchetaben nicht einen genau bestimmten Laut, sondern eine Gruppe von Lauten, die einander mehr oder weniger nahe stehen, aus denen einen zu wählen dem Leser überlassen bleibt. So vertritt oft innerhalb derselben Mundart ein Zeichen mehrere Laute, und so brauchen in verschiedenen Mundarten die mit einem Zeichen verbundenen Laute sich nicht zu decken. Daß dagegen in der ahd. Zeit irgendeiner Mundart ein Vorzug vor den anderen zuerkannt wäre, dafür gibt es keinen Anhalt. Die mundartlichen Verschiedenheiten waren noch nicht so groß, daß sie das gegenseitige Verständnis verhindert hätten, zumal in der schriftlichen Aufzeichnung. Wo ein Schreiber einem anderen Dialektgebiete angehörte als seine Vorlage, setzte er dieselbe unbedenklich in seinen Dialekt um. Ebenso vertauschte er zu seiner Zeit unüblich gewordene Wörter und Formen mit den ihm geläufigen jüngeren. Dies blieb, solange sich die Verbreitung der Texte durch Abschriften vollzog, das übliche Verfahren. Indem die Umsetzung gewöhnlich nicht konsequent durchgeführt wurde, entstand ein Gemisch verschiedener Mundarten und verschiedener Zeiten, welches aber niemals so gesprochen wurde. Die Möglichkeit solcher Anpassung an die verschiedenen Mundarten machte den Mangel einer überall verstandenen Gemeinsprache weniger fühlbar. Die übliche Umsetzung war auch ein Hindernis für die Verbreitung einer von der Willkür der Schreiber unabhängigen Norm. Die Inkongruenz zwischen Schrift und Aussprache mußte sich mit der Zeit noch steigern, indem die erstere den Veränderungen der letzteren nicht immer sofort nachkam. Es ist dies sehr begreiflich, weil die Veränderungen der Aussprache sich im allgemeinen langsam kontinuierlich vollziehen, während die der Schreibung sprungweise vorgenommen werden müssen. Dazu kommt, daß öfters neue Laute entstehen, für die zunächst keine geeigneten Zeichen zur Verfügung stehen. So erklärt es sich ζ. B., daß der Umlaut teilweise lange ohne Bezeichnung geblieben ist. Durch dieses Zurückbleiben der Schrift konnten wieder manche mundartlichen Besonderheiten verdeckt bleiben. § 146. Die noch lange nur in mündlicher Überlieferung lebende Volksdichtung bewahrte, auch nachdem sie von der Alliteration zum Reime übergegangen war, manche sprachliche
Schrift und Aussprache.
Mhd. Dichtersprache.
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Eigenheiten, namentlich Altertümlichkeiten im Wortschatz, auch einige in der Syntax, sowie Freiheiten der Wortstellung. Doch war der Abstand von der Umgangssprache nicht mehr so groß wie in der älteren Alliterationsdichtung. Die geistlichen und ritterlichen Dichter verhalten sich dazu verschieden, teils mehr oder weniger sich anschließend, teils überwiegend oder gänzlich ablehnend. Auf einer schiefen Auffassung beruht es, wenn Lachmann Wörter des Volksepos, die von manchen Dichtern gemieden werden, als unhöfisch bezeichnet. Die höfischen Dichter der Blütezeit bildeten ihrerseits einen neuen Kunststil aus von zum Teil sehr individueller Färbung, der zur Nachahmung reizte. Dadurch konnten jüngere Dichter veranlaßt werden, Wörter zu gebrauchen, die der ihnen natürlichen Mundart fremd oder in der Umgangssprache bereits veraltet waren. Auch in Lautgestalt und Flexion stellten sich bei den Dichtern des 12. und 13. Jahrh. schon manche Abweichungen von ihrer heimischen Mundart ein. Einerseits suchten sie Eigenheiten zu vermeiden, die anderswo Anstoß erregt hätten. So vermieden die alemannischen Dichter im allgemeinen die vollklingenden Endvokale ihrer Mundart, zumal da durch dieselben das Reimen erschwert worden wäre. So vermieden die bairischen Dichter die noch jetzt in der Mundart bewahrten, aber für den PI. gebrauchten Dualformen eg, enker, wobei aber zu berücksichtigen sein wird, daß die jetzt untergegangenen alten Pluralformen wohl damals noch daneben in Gebrauch gewesen sein werden. Anderseits nahm man auch aus anderen Dichtern Formen auf, die der eigenen Mundart fremd waren, namentlich, wenn sie für den Reim besonders bequem waren. So brauchen alemannische Dichter mitunter die bairischen Formen gen, get usw., sten, stet usw., häufiger bairische die alemannischen gän, gät, stän, stät usw. Formen wie gesät (gesetzt) im Reim auf stat sind vom Niederrhein in das alemannische Gebiet übertragen, gewiß nur in der Kunstsprache. Trotzdem zeigen sich in der Literatur des 13. Jahrh. deutlich die landschaftlichen Verschiedenheiten, so daß auch aus den Reimen der Dichter im allgemeinen ihre Heimat zu bestimmen ist. Daß innerhalb des Hd. die Sprache irgendeiner Gegend als mustergültig für die übrigen betrachtet worden sei, davon ist keine Spur zu bemerken. Dagegen hat
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es die Geringfügigkeit des Anteils, den Niedersachsen an der literarischen Entwicklung im 12. und 13. Jabrh. gehabt, mit sich gebracht, daß die wenigen daher stammenden Dichter sich eng an hochdeutsche Vorbilder anschlossen, so daß sie sich auch bemühten, sich hochdeutscher Sprache zu bedienen. Aber einen bestimmten Einzeltypus des Hd. hatten sie dabei nicht im Auge. Am nächsten lag ihnen natürlich Anschluß an eine md. Mundart, in die sie dann mehr oder weniger von ihrem heimischen Nd. einmischten. Im 14. und 15. Jahrh. nehmen die Unterschiede in der geschriebenen Sprache zu, wie sie es jedenfalls in der gesprochenen taten. Zu alledem aber wuchs wohl die Differeuz zwischen beiden, und kam die erstere noch mehr unter die Herrschaft der Tradition. Und bei allen Fortschritten der Spaltung bildet sich ein Ansatz zu der in den folgenden Jahrhunderten sich vollziehenden Einigung. § 147. Als eigentlicher Begründer der nhd. Schriftsprache gilt, wenn auch neuerdings viel beetritten, doch richtig verstanden mit Recht, Luther. Man darf aber nicht glauben, daß er die Absicht gehabt hätte, etwas ganz Neues zu begründen oder etwa die ihm geläufige Mundart zur herrschenden zu machen. Vielmehr ist er der Uberzeugung, sich an etwas schon Bestehendes anzuschließen. Bekannt ist seine Äußerung darüber (Tischreden Kap. 70:) „Ich habe keine gewisse sonderliche eigene Sprache im Deutschen, sondern brauche der gemeinen Deutschen Sprache, das mich beide Ober und Nideilender verstehen mögen. Ich rede nach der sechsischen Cantzeley, welcher nachfolgen alle Fürsten und Könige in Deutschland. Darumb ists auch die gemeinste deutsche Sprache. Keiser Maximilian vnd Churfürst Friderich, Hertzog zu Sachsen haben im Römischen Reich die Deutschen Sprachen also in eine gewisse Sprache gezogen." Verfolgen wir die Spur, auf die uns diese Äußerung hinweist. Die Urkundensprache war vor 1300 ganz überwiegend lateinisch. Erst seit dem 14. Jahrh. geht man allmählich zum allgemeinen Gebrauch der deutschen Sprache über. Zunächst hatte die Urkundensprache einen lokalen Charakter, so daß sie ein taugliches Mittel zur Bestimmung der Dialektgrenzen ist. Allmählich bilden sich gewisse landschaftliche Zentren, was damit zusammenhängt, daß man sich
Vorstufen der nhd. Schriftsprache.
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an gegebene Muster anschloß. Die kaiserliche Kanzlei wurde deutsch unter Ludwig dem Baier. Anfangs bietet sie ein ziemlich buntes Bild nach der verschiedenen Herkunft der Schreiber. Eine größere Regelmäßigkeit finden wir in der böhmischen Kanzlei Karls IV., dessen Regierung überhaupt für das Kanzleiwesen epochemachend ist (vgl. Burdach, Vom Mittelalter zur Reformation, Halle 18§3). In Böhmen begegnen sich obersächsisch, schlesisch und oberpfälzisch. So entstand hier eine Urkundensprache, die im Vokalismus und Konsonantismus der späteren Schriftsprache sehr nahe stand. Aber es läßt sich kein geschichtlicher Zusammenhang zwischen beiden nachweisen, wie er gewöhnlich angenommen wird. Unter den Habsburgern nimmt die Sprache der kaiserlichen Kanzlei wieder einen wesentlich bairischen Charakter an. Einwirkung derselben auf andere Kanzleien hat im MA. schon in beschränktem Maße stattgefunden. Es handelt sich dabei besonders um die Einführung der neuen Diphthonge ei, au, eu statt der älteren Längen i, u, iu (vgl. § 138). Doch darf man nicht jedes Auftauchen derselben auf Einwirkung der kaiserlichen Kanzlei zurückführen. Vielmehr ist es meistens dem Eindringen in die Volkssprache der betreffenden Gegend zuzusehreiben, welches natürlich unabhängig von der kaiserlichen Kanzlei erfolgt ist. Was die sächsischen Kanzleien betrifft, so bemerkt man bei der Albertinischen Linie seit der Mitte des 15. Jahrb., bei der Ernestinischen erst etwas später ein Bestreben, gewisse mundartliche Eigenheiten zu vermeiden. Ob dazu den Anlaß die kaiserliche Kanzlei gegeben hat, bleibt zweifelhaft. Schwerlich hat Luthers Annahme eines förmlichen Übereinkommens zwischen Kaiser Maximilian und Kurfürst Friedrich irgendwelchen Grund. Die Ubereinstimmung zwischen den beiderseitigen Kanzleien ist auch bei weitem nicht so groß, als man nach der Äußerung Luthers glauben sollte. Der Hauptpunkt, in dem sie übereinstimmen, ist die Diphthongisierung der alten Längen. Daß sich ihnen schon die übrigen Kanzleien angeschlossen hätten, ist in dem Umfange, wie dies Luther annimmt, auch nicht richtig. Dagegen hatte sich die Einwirkung der kaiserlichen Kanzlei schon von Luther unabhängig auf manche literarischen Erzeugnisse erstreckt, wobei der Antrieb nicht sowohl von den Schriftstellern als von den Druckern
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I, 4. Die Entstehung der Gemeinsprache.
ausging. Der Übergang zum Buchdruck hat überhaupt die Entstehung und Ausbreitung einer Gemeinsprache ganz wesentlich gefördert. Die Drucker hatten das größte Interesse daran, daß die von ihnen veröffentlichten Werke in der Gestalt, die ihnen zuerst gegeben war, durch ganz Deutschland verbreitet werden konnten, und eben der Druck ermöglichte dies und schützte vor willkürlicher Umsetzung. Zwar kam Veränderung der Mundart in Nachdrucken noch immer vor, mußte aber doch naturgemäß gegenüber der Zeit, wo die Verbreitung durch Abschrift geschah, erheblich eingeschränkt werden. Weiterhin trug die durch den Druck bewirkte Verbilligung der Bücher wesentlich zur Verbreitung der Kunst des Lesens und Schreibens bei. Ein eigentlicher Volksschulunterricht ist dadurch erst ermöglicht worden. Wenn in Baseler und Straßburger Drucken schon im zweiten Dezennium des 16. Jahrh. entgegen der dort herrschenden Mundart die neuen Diphthonge eingeführt sind, so erklärt sich dies daraus, daß die Drucker davon eine größere Verbreitung erwarteten. Daß sie es waren, nicht die Verfasser, ergibt sich zum Teil aus handschriftlichen Aufzeichnungen der letzteren und aus ihren Reimen. Anm. Von Arbeiten über die Entstehung der nhd. Schriftsprache nenne ich außer den schon § 143 Anm. angeführten die folgenden: Rückert, „Geschichte der nhd. Schriftsprache", Leipzig 1875, 1. 2., eine unvollendet gebliebene Arbeit, in der Betrachtungen über dio Veränderungen der Literatursprache im MA. und im 16. Jahrh. angestellt werden, wobei das eigentliche Problem, das Verhältnis von Schriftsprache und Mundart, kaum gestreift wird. Kluge, „Von Luther bis Leasing", Straßburg 1888. 8 1897. Pietsch, „Luther und die nhd. Schriftsprache", Breslau 1883. Burdach, „Die Einigung der nhd. Schriftsprache", Habilitationsschrift Halle 1884. K. v. Bahder, „Grundlagen des nhd. Lautsystems", Straöburg 1890. Kauümann, „Geschichte der schwäbischen Mundart", Straßburg 1890. Brandstetter, „Die Reception der nhd. Schriftsprache in Stadt und Landschaft Luzern 1600—1&30", Einsiedeln 1891. A. Geßler, „Beiträge zur Entwicklung der nhd. Schriftsprache in Basel", Diss. Basel 1888. W. Scheel, r Jaspar v. Gennep und die Entwicklung der nhd. Schriftsprache in Köln", Westd. Zs. Ergänzungsb. VIII, Trier 1S98. W. Beese, „Die nhd. Schriftsprache in Hamburg während des 16. und.17. Jahrh.", Progr. Kiel 1901. A. Heuser, „Die nhd. Schriftsprache während des 16. und 17. Jahrh. in Bremen", Diss. Kiel 1913. L. Hahn, „Die Ausbreitung der nhd. Schriftsprache in Ostfriesland", Leipzig 1912. Ein Versuch zur Behandlung der landschaftlichen Verschiedenheiten im 16. Jahrh. ist Virgil Moser, „Historischgrammatische Einführung in die frUhneuhochdeutschen Schriftdialekte Halle 1909. Über die Sprache der verschiedenen Kanzleien handeln außer
Einflnß des Bnchdrucks.
Luthers Sprache.
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mehreren der schon genannten Arbeiten: B. Arndt, „Der Übergang vom Mhd. zum Nhd. in der Sprache der Breslauer Kanzlei" (Genn. Abh. 15). Brandstetter, „Die Luzerner Kanzleisprache 1250—1600", Geschichtsfreund XLVII, 227 (1892). Wagner, „Die Kanzleisprache Reutlingens", (Progr. Wilhelmsrealschule) Stuttgart 1910. Agathe Lasch, „Geschichte der Schriftsprache in Berlin bis zur Mitte des 16. Jahrh.", Dortmund 1910.
§ 148. Wenn Luther die sächsische Kanzlei für mustergültig erklärt, so bezieht er dies nur auf die äußere Sprachform. An anderen Stellen spricht er sich abfällig über die Kanzleisprache aus, indem er selbst eine volksmäßigere Ausdrucksweise anstrebt. Von einer bis ins einzelne feststehenden Norm ist er noch weit entfernt. Zwischen seinen frühesten und seinen spätesten Werken ist ein merklicher Abstand. So zeigen ζ. B. die ersteren stärkere Kürzungen nach oberdeutscher Weise. Bis zuletzt bleiben noch viele Schwankungen. Dies hinderte aber doch nicht, daß im Gegensatz zu anderen Mundarten und lokalen Schriftsprachen Luthers Sprache als ein in wesentlichen Stücken einheitlicher Typus gefaßt werden konnte. Die Verbreitung von Luthers Schriften übertraf bei weitem alles bisher Dagewesene. Seine Bibel, sein Katechismus, seine Kirchenlieder drangen in die tiefsten Schichten des Volkes, wurden die Grundlagen für Predigt und Volksschulunterricht. Der letztere wurde von Luther und seinen Anhängern aufs eifrigste gefördert, und zwar insbesondere, damit der gemeine Mann die Bibel in seiner Muttersprache lesen könne. So wurde Luthere Sprache rasch zu einer Autorität, allerdings zunächst neben derjenigen der kaiserlichen Kanzlei. Von den Zeugnissen darüber stellen einige beides nebeneinander, ohne mit den Verschiedenheiten zu rechnen. Andere führen nur eine von den beiden Autoritäten an. An Stelle der kaiserlichen Kanzlei wird im 17. Jahrh. auch das Reichekammergericht genannt. Daneben werden gewisse Hauptdruckorte als maßgebend bezeichnet. Endlich wird seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. auch schon eine bestimmte Landschaft als Heimat der besten Sprache genannt, nämlich diejenige, von der Luther ausgegangen ist, Obersachsen. Von den Grammatikern des 16. Jahrh. stellten Albertus und Oelinger die in ihrer Heimat übliche Druckersprache dar, die von der kaiserlichen Kanzlei und von literarischer Tradition beeinflußt noch viele lokale Besonderheiten zeigte. Clajus dagegen hielt sich genau an Luthere Vorbild,
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für d a s er auch in sprachlicher Hineicht eine abgöttische Verehrung an den T a g legt. Unter den sich mannigfach durchkreuzenden Einflüssen behält die Sprache d e s 16. Jahrh. noch einen mehr oder w e n i g e r mundartlichen, j e d e n f a l l s aber stark landschaftlichen Charakter. Anm. Ich führe einige der charakteristischsten Zeugnisse an für die als mustergültig angesehene Sprache: Fabian Frangk betrachtet als solche „Keyser Maximilians Cantzley vund diser zeit D. Luthers schreiben." Noch bei Balthasar Schupp im Teutschen Lehrmeister heißt es: „Und wer recht gut Teutsch lernen wil, der lese Zeißig die Teutsche Bibel, die Tomos Lutheri, und die Reichs-Abschiede." Hier. Wolf in seiner Schrift „De orthographia germanica" 1556 kennt „una communis lingua germanorum . . . in aula Caesarea." Joh. Bud. Sattler in seiner „Teutschen Orthographey" 1610 nennt die kaiserliche und mehrerer Fürsten und Städte Kanzleien und das Kammergericht zu Speier, ohne Luther zu erwähnen. Opitz bemerkt in seiner Deutschen Poeterey (1624): „Cancelleyen, welche die rechten lehrerinn der reinen spräche sind." Mathesius (Hist. Mart. Lutheri, Predigt 17): „Meichsner, sagen auch die auslender, wenn sie untern leqten. gewesen und irs landsmanns vergessen, reden ein gut deutsch. Drumb erwecket der Sone Gottes ein deutschen Sachsen, der gewandert war, und die Biblien Gottes in Meichsnische zung brachte." Konr. Geßner in der Vorrede zu Maalers Wörterbuche: „Sunt qui tractui circa Lipsiam, elegantioris sermonis, quo Lutherus etiam libros suos condiderit primas deferant." Scioppius sagt 1626, die „communis dialectus" der Deutschen stamme von den Meißnern und werde erlernt zu Speier und am keiserlichen Hof. Ph. Zesen (Rosam. S. 203): „Die Meißner (welche die allerlihblichst' und reineste Sprache haben) . . . " . § 149. Am vollständigsten behauptete die S c h w e i z , abg e s e h e n e t w a von Basel, ihre Eigenart, s o w o h l der kaiserlichen Kanzlei gegenüber als der Sprache Luthers, an den sie sich j a auch in der Kirchenreformation nicht anschloß. Zwar erschien 1 5 2 3 in Basel ein N a c h d r u c k von L u t h e r s N e u e m Testament, für das sich dann eine Erklärung der „außlendigen Wörter auf unser teutsch" nötig machte. Aber bald darauf g i n g man zar U m s e t z u n g in alemannischen Vokalismus mit manchen sonstigen Veränderungen über. In solcher Gestalt erschien die ganze Bibel zuerst Zürich 1531 und behauptete sich bis 1665. D a g e g e n war es von entscheidender B e d e u t u n g für die feste Begründung einer Gemeinsprache, daß der größte Teil von N i e d e r d e u t s c h l a n d dem Lutherechen Bekenntnis beitrat und dadurch auch unter den Einfluß der Lutherschen Sprache kam. Verbreitet war j a der hochdeutsche Einflnß
Zeugnisse.
Die Schweiz.
Niederdeutschland.
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schon früher. Zwar hatte sich im 14. und 15. Jahrh. eine eigentlich nd. Literatur entwickelt, dabei war aber wenigstens die poetische niemale frei von hd. Einflüssen. Um so geringer war jetzt die Widerstandsfähigkeit. Zwar wurde Luthers Bibelübersetzung in das Nd. umgesetzt. Das Neue Teetament erschien in Wittenberg 1522, die ganze Bibel in Lübeck 1534, zum letzten Male 1621. Doch zog man vielfach bald den echten Lutherschen Text vor. Befördert wurde dies dadurch, daß sich viele aus Mitteldeutschland stammende Prediger über Niederdeutschland verbreiteten und anderseits viele niederdeutsche Theologen in Wittenberg studierten. So ging dann in der Literatur der Übergang zum Hochdeutschen überraschend schnell vor sich. Burckard Waldis ließ seinen Verlorenen Sohn 1527 in Riga in nd. Sprache aufführen, veröffentlichte ihn aber 1531 auf Hochdeutsch; seinen Esopus schrieb er von Anfang an hochdeutsch (1548). Johann Agricola veröffentlichte seine zuerst nd. in Magdeburg ohne Jahr erschienene Sprichwörtersammlung 1529 in Hagenau hochd. Kantzow verfaßte um 1532 eine pommersche Chronik in nd. Sprache, arbeitete sie aber zweimal hochd. um. So kann man wohl sagen, daß die nd. Literatur noch im Laufe des 16. Jahrhunderte von der hochd. verdrängt ist. Bemerkenswert ist das Zeugnis des Michrälius in seiner Fommerschen Chronica (1639): „Wir andern Sacheenleute haben nun auch an unserer Muttersprache einen solchen Eckel gehabt, daß unsre Kinder nicht ein Vaterunser, wo nicht in Hochteütscher Sprache beten, und wir keine Pommerische Predigt fast mehr in gantz Pommern hören mögen". Was noch in späterer Zeit in nd. Sprache erschienen ist, muß als eigentliche Dialektliteratur betrachtet werden. Einigermaßen zutreffend charakterisiert Sebastian Helber in seinem Teutschen Syllabierbüchlein (Freiburg i. Uechtl. 1593 S.31—3): „Viererlei Teütsche Sprachen weiß ich, in denen man Bücher druckt, die Cölnische oder Gttlichische, die Sächsische, die Flämmiech od' Brabantische, vnd die Ober oder Hoch Teütsche. Vnsere gemeine Hoch Teütsche wirdt auf drei weisen gedruckt: eine möchten wir nennen die Mitter Teütsche, die andere die Donawische, die dritte Höchst Beinische: (dan das Wort Oberland nicht mehr breüchig ist). Die Drucker so der Mittern Teütschen auesprach als vil die Diphthongen ai, ei,
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I, 4· Die Entstehung der Gemeinsprache.
au, ec. belangt, halte, verstee ich die vö Meinz, Speier, Franckfurt, Wtirzburg, Heidelberg, Nörnberg, Straßburg, Leipsig, Erdfurt, ynd andere, denen auch die von Cölen volgen, wan sie das Ober Teütsch verfertigen. Donawische verstee ich alle in den Alt Baierischen vnd Schwebischen Lande, den Rein vnberürt. Höchst Reinische lestlich, die so vor iezigen jaren gehalten haben im Drucken die Sprach der Eidgenossen oder Schweitzer, der Walliser, vnd etlicher beigesessener im Stifft Costantz, Chur vn Basel." § 150. Im 17. Jahrh. wurde es für die Entwicklung der Gemeinsprache von entscheidender Bedeutung, daß Ostmitteldeutschland, Schlesien und Obersachsen zum Hanptsitz der durch Opitz eingeleiteten neuen Renaissanceliteratur wurde. Die aus Niederdeutschland stammenden Dichter schlössen sich natürlich an die Schlesier und Obersachsen an, trugen daneben dazu bei, daß niederd. Elemente, besonders im Wortschatz hie und da auch in der Lautgestalt, in die Schriftsprache einzudringen begannen. Den gleichen Anschluß erstrebten die Nürnberger, während allerdings im Südwestd. Schriftsteller wie Moscherosch und Grimmelshausen einen volkstümlicheren Charakter und damit eine stärker mundartlich gefärbte Sprache bewahrten. Österreich und Bayern standen abseits. Was an literarischen Erzeugnissen hier entstand, wirkte nicht auf die Allgemeinheit, wie es anderseits von der norddeutschen Literaturbewegung ziemlich unberührt blieb. So konnte hier die Tradition der kaiserlichen Kanzleisprache fortwirken, blieb aber unter solchen Verhältnissen auf eine untergeordnete Rolle beschränkt. Besondere zäh hielt die Schweiz an ihren Eigentümlichkeiten fest, blieb aber eben deswegen auch ohne einen Uber ihre Grenzen hinausgehenden Einfluß. Doch wurde wenigstens in einer revidierten Ausgabe der Bibel von 1667—69 der Anschluß an die Gemeinsprache durchgeführt. Auch in die Urkunden drang dieselbe allmählich ein. Luthers Sprache steht bei den Dichtern der Opitzischen Richtung noch immer in hohem Ansehen. Sie folgen aber doch auch ihrem natürlichen Sprachgefühl, für welches manches bei Luther Gewöhnliche schon veraltet ist, manches Neue Bürgerrecht gewonnen hat. Umgekehrt passen sich die Neudrucke von Luthers Bibel wenigstens in Laut- und Flexions-
17. Jahrh.
18. Jahrh.: Obersachsen, Schweiz.
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Verhältnissen allmählich dem jüngeren Sprachgebrauch an. Die Doppelformigkeit, die der Sprache Luthers, wie überhaupt der des 16. Jahrb., in so reichem Maße eignete, wurde immer mehr durch Ausschaltung eingeschränkt. Von Wichtigkeit war, daß Opitz die starken Kürzungen des Oberd. verpönte. Allerdings bedienten sich die schlesischen Dichter auch mancher Eigenarten ihrer Mundart, die der Gemeinsprache nicht auf die Dauer einverleibt wurden. Luthers Bibel und die neue Literatur wirkten auch zusammen auf die grammatische Behandlung der Sprache. An die Luthergrammatik von Clajus knüpfte die Weiterentwicklung an. Die Verfasser von Grammatiken und Wörterbüchern stammten ganz überwiegend aus dem nördlichen Deutschland und standen zum Teil in naher Beziehung zur zeitgenössischen Literatur und zu den Sprachgesellschaften, die in den gleichen Gegenden ihren Sitz hatten. So wurde auch hierdurch der von Ostmitteldeutschland ausgegangene Sprachtypus gestützt. Zugleich wurde die Literatursprache immer mehr zu einem künstlichen, von mundartlicher Grundlage losgelösten Produkte, bei dessen Festsetzung die Theorie einen großen Einfluß gewann. § 151. Für das 18. Jahrh. wurde es zunächst von entscheidender Bedeutung, daß sich Leipzig zu einem Mittelpunkte der Literatur entwickelte. Mit dem Einfluß der von hier ausgehenden literarischen Erzeugnisse verband sich der theoretische von Gottscheds Grammatik, in der eben diese Erzeugnisse als maßgebend hingestellt wurden. Daneben machen sich aber Gegenströmungen bemerkbar. Gegenden, die bisher abseits gestanden haben, gewinnen Anteil an der literarischen Entwicklung. Den Anfang macht die Schweiz. Anschluß an die norddeutsche Literatursprache mußte erst gewonnen sein, bevor die Schweizer Schriftsteller Beachtung über ihre Grenzen hinaus finden konnten. Dabei konnte es aber doch nicht ausbleiben, daß sich zahlreiche Eigenheiten der heimischen Mundart einmischten. Außerdem behaupteten für sie die Dichter des 17. Jahrh. immer noch eine gewisse Autorität, die ihnen anderswo nicht mehr zuerkannt wurde. Sie bemühten sich allerdings, ihre Besonderheiten mehr und mehr abzustreifen. Das zeigt ein Vergleich der verschiedenen Ausgaben von Hallers Gedichten. Auch bei Bodmer und Breitinger
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I, 4. Die Entstehung der Gemeinsprache.
finden wir dae gleiche Beetreben. Doch wehren sie sich auch gegen die Ansprüche der Obersachsen auf unbedingte Autorität. Weiterhin traten Schriftsteller aus dem südwestlichen Deutschland in die vorderste Reihe. Wieland paßte sich von vornherein verhältnismäßig gut an den herrschenden Sprachtypus an, worin wir wohl eine Wirkung seiner im Kloster Bergen zugebrachten Schulzeit zu sehen haben. Dagegen staken Goethe und Schiller zunächst tief in den landschaftlichen Besonderheiten ihrer Heimat. Sie streiften dieselben aber Allmählich ab, wozu gewiß ihre Übersiedelung nach dem östlichen Mitteldeutschland vieles beitrug. Bayern und Österreich blieben auch jetzt noch ziemlich abseits. Die hier entstehenden Erzeugnisse bewahrten zumeist einen stark provinziellen Charakter, was eich auch in ihrer Sprache zeigte. § 152. An der grammatischen Behandlung des Deutschen fingen auch Süddeutsche an regeren Anteil zu nehmen. Manche von ihnen zeigen noch ein starkes Widerstreben gegen die norddeutsche und Luthereche Sprache. Fulda sucht die alten im Schwäbischen bewahrten Vokalunterschiede zur Geltung zu bringen. Auf der andern Seite vertritt die Bairische Sprachkunst den engsten Anschluß an Gottsched. Neben der mehr unbewußten Einmischung mundartlicher Eigenheiten beginnt bei den Schriftstellern eine bewußte Auflehnung gegen zu starke Einschnürung. Klopstock bemüht sich energisch um eine Differenzierung der poetischen Sprache von der prosaischen. Er suchte diese Absicht ζ. B. durch kühne, zum Teil dem Lat. nachgebildete Konstruktionen, durch neugeschaffene Zusammensetzungen, anderseits auch durch den ungewöhnlichen Gebrauch einfacher Wörter statt der üblichen Zusammensetzungen zu erreichen. Einen andern Weg zur Vermannigfaltigung des sprachlichen Ausdrucks schlug Herder vor, schon in den Fragmenten. Er wies auf die Umgangssprache und die Mundarten hin als eine Quelle, aus der man schöpfen sollte, um Eigenart zu gewinnen. Seine Anregung fand in der Sturm- und Drangperiode reichlich Befolgung. Dazu kam die Verwertung älteren Sprachguts zu charakteristischer Färbung, wozu Goethe das Beispiel gab in seinem Götz und den sich an die Art Hans Sachsens anlehnenden
18. Jahrh.
Gegenwärtiger Zustand.
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Dichtungen. Auch Wieland suchte für die Behandlung mittelalterlicher Stoffe mittelalterliche Ausdrücke neu zu beleben. Gegen alle diese Bestrebungen wendete sich Adelung. Er beharrte bei dem nun nicht mehr modernen Standpunkt Gottscheds, daß die Sprache der besten Schriftsteller aus der ersten Hälfte des 18. Jahrh., vornehmlich die der Obersachsen als mustergültig anzusehen sei. Ihm kam es auf feste Regelung aller Einzelheiten an. Klarheit und logische Richtigkeit waren sein Ideal. Die Bedürfnisse der Poesie spielten dagegen keine Rolle. Im allgemeinen läßt sich sagen, daß er mit seiner Festsetzung der äußeren Sprachform durchgreifenden Erfolg hatte und zu einer maßgebenden Autorität wurde, bei der sich die bedeutendsten Schriftsteller Rats erholten, daß er aber mit seiner immer engherziger werdenden Beschränkung des Wortschatzes nicht durchdrang, und daß die Poesie den ihr notwendigen freieren Spielraum ihm gegenüber behauptete. § 153. In der neueren Zeit hat sich die äußere Form der Gemeinsprache nur noch wenig verändert. In der Orthographie sind mancherlei Experimente gemacht, die aber schließlich doch nur zu geringen Modifikationen der offiziell anerkannten Schreibweise geführt haben. Anders steht es mit dem Wortgebrauch. Mancher Bedeutungswandel hat sich vollzogen, manches übliche Wort ist unüblich geworden oder ganz außer Gebrauch geraten, mehr andere sind neu aufgekommen. Veränderungen in den Kulturverhältnissen, besonders die Fortschritte der Technik brachten auch sprachliche Bedürfnisse mit sich, die befriedigt werden mußten. Infolge davon drangen auch manche neuen Fremdwörter ein. Anderseits bewirkten puristische Bestrebungen, daß zum Ersatz für Fremdwörter neue Bildungen aus deutschem Wortmaterial geschaffen, oder schon vorhandenen neue Bedeutungen untergelegt wurden. § 154. Gegenwärtig haben wir eine Norm für den schriftlichen Ausdruck, die nur in wenigen Fällen die Wahl zwischen gleichberechtigten Formen zuläßt, und die, soweit es sich um grammatische Verhältnisse handelt, nur wenigen landschaftlichen Besonderheiten einige Duldung gewährt, vgl. ζ. B. nordd. des Bauers — stidd. des Bauern, nordd. er hat gesessen — südd. er ist gesessen. Anders steht es mit dem Wortschatz. In bezug
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auf diesen bestehen noch große Verschiedenheiten auch in der offiziellen und literarischen Sprache. Häufig teilt sich Deutschland danach in zwei Teile, gewöhnlich einen nördlichen und einen südlichen, mitunter auch einen östlichen und einen westlichen, nicht selten aber auch in mehr als zwei Teile. Wir dürfen sagen, daß es für eine Anzahl von Begriffen noch keinen gemeindeutschen Ausdruck gibt. Dahin gehören namentlich Haus- und Ackergeräte und viele Gewerbe, aber auch manche» andere. Ein erster Schritt zur Ausgleichung ist gemacht, wenn solche Ausdrücke wenigstens anderswo als in ihrer Heimat verstanden werden. Der poetischen Sprache bleibt immer eine etwas größere Freiheit zugebilligt, auch in bezug auf die äußere Gestaltung. Wo den Dichtern neben der gewöhnlichen Form noch eine andere gestattet ist, da verhält es sich im allgemeinen nicht so, daß diese von ihnen oder ihren Vorgängern neu geschaffen ist, sondern es liegt Bewahrung älterer Doppelformen vor, aus denen die prosaische Sprache schon eine bestimmte Auswahl getroffen hat, vgl. ζ. B. bietet — beut, Bett — Bette, Auge — Aug'. Mehr Raum zu schöpferischer Tätigkeit bleibt den Dichtern im Wortgebrauch und in der Wortbildung. Eine Einschränkung erleidet die Herrschaft der Norm nicht nur in Versen, sondern auch in ungebundener Rede durch das Streben der Schriftsteller nach Charakterisierung der Personen, bis zu einem gewissen Grade auch der Ortlichkeiten. Dies führt zu mehr oder weniger weit gehender Einmischung landschaftlicher Eigenheiten, schließlich geradezu zur Anwendung der Mundarten, bei Verlegung der Handlung in eine entferntere Vergangenheit auch zu altertümlicher Färbung der Sprache. Die unbedingteste Geltung verbleibt daher der Norm in der in jeder Hinsicht unpoetischen, der wissenschaftlichen, didaktischen, geschäftlichen Sprache. A n m . Es gibt eine Anzahl von Schriften, die sich speziell mit Sprachrichtigkeit beschäftigen, die aber teilweise von Gesichtspunkten ausgehen, die nicht durchweg zu billigen sind. A. Lehmann, „Sprachliche Sünden der Gegenwart", Braunschweig 1877; K . G . K e l l e r , „Deutscher Antibarbarus", Stuttgart 1879; K. G. Andresen, „Sprachgebrauch und Sprachrichtigkeit", Heilbronn 1880; G. Wustmann, „Allerhand Sprachdummheiten", Leipzig 1891. 4 1909; Theodor Matthias, „Sprachleben und Sprachschäden", Leipzig 1892. >1914.
Gegenwärtiger Zustand.
Schriftliche und mündliche Norm.
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§ 155. Die Gemeinsprache ist zunächst schriftlich fixiert. Damit ist auch eine Regelung der gesprochenen Sprache gegeben, aber doch nur innerhalb gewisser Grenzen. Wir haben schon in § 145 gesehen, daß in der Niederschrift ein Teil der mundartlichen Besonderheiten verdeckt wird. Umgekehrt läßt die Schreibung auch demjenigen, der bemüht ist, sich genau an die Buchstaben zu halten, noch einen ziemlich weiten Spielraum in der Aussprache und gestattet ihm, sich des Lautmaterials zu bedienen, das er sich vor der Erlernung des Lesens nach der besonderen Sprechweise seiner Heimat angeeignet hat. Ja diese Gewohnheit läßt ihn manche entschiedene Abweichung von der Schrift, die eine genaue Beobachtung feststellen könnte, Ubersehen. Dazu kommt, daß die deutsche Schreibweise zwar sehr viel phonetischer ist, als ζ. B. die französische oder die englische, aber doch in manchen Punkten den Anforderungen der Phonetik direkt widerspricht. Aus dem Gesagten erhellt, daß die schriftliche Norm der Ergänzung durch eine mündliche bedarf. Es fragt sich, wo eine solche Norm zu finden ist. Zurückzuweisen ist der Anspruch irgendeiner bestimmten Gegend. Das Obersächsische, von dem die Gemeinsprache ausgegangen ist, bat längst eine ziemlich abweichende Entwicklung genommen. Wie die schriftliche Fixierung der Gemeinsprache sich von landschaftlicher Grundlage losgelöst hat, so bedarf auch die mündliche einer solchen Loslösung. Fragen wir, wo diese am vollkommensten erreicht ist, so kann die Antwort nur sein: auf der Bühne. Nirgends sonst ist das Bedürfnis sich möglichst leicht verständlich zu machen so groß. Dabei bildeten Schauspielergesellechaften von annähernd homogener Zusammensetzung, die nur an einem bestimmten Orte vor einem gleichfalls wesentlich homogenen Publikum spielten, doch immer eine Ausnahme. Die gewöhnlichen Wanderungen ganzer Truppen wie einzelner Schauspieler nötigten zu einer möglichst ausgeglichenen, für verschiedenartiges Publikum gleich faßlichen Sprechweise. Neben dem Streben nach Verständlichkeit waren es auch ästhetische Rücksichten, die auf die gleiche Bahn drängten. Ein harmonisches Zusammenspiel ist bei stärkeren mundartlichen Verschiedenheiten der Mitwirkenden unmöglich. Außerdem hat die Mundart immer etwas Charakteristisches, was da, wo es nicht
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I, 4. Die Entstehung der Gemeinsprache.
in bestimmter Absicht gewollt ist, störend wirkt. Es gab also Antriebe genug zur Regelung der Aussprache. Es war aber auch mehr als anderswo die Möglichkeit zu einer solchen Regelung gegeben. Der Schauspieler bedurfte ja überhaupt einer Schulung für seinen Beruf, der sich auch auf den Gebrauch der Stimme erstreckte. Achtsamkeit auf die Funktionen seiner Sprechwerkzeuge war für ihn eine selbstverständliche Forderung. Der vielfache Wechsel des Aufenthaltes, der rege Austausch zwischen den verschiedenen Gesellschaften stellten eine über das ganze Gebiet der deutschen Sprache sich erstreckende Wechselwirkung her. Immerhin hat es geraume Zeit gedauert, bis ein einigermaßen genügender Ausgleich zustande kam. Das zeigen die früher häufigen Klagen über das schlechte Zusammenpassen der Aussprache. Um über manche strittigen Punkte zur Einigung zu gelangen, fand im April 1898 in Berlin eine Beratung unter Vertretern der Bühne und einigen Germanisten statt. Die Ergebnisse derselben wurden unter dem Titel „Deutsche Bühnenaussprache" 1898. 3 1905 veröffentlicht. Eine nochmalige Revision wurde vorgenommen von einem wieder aus Vertretern der Bühne und Germanisten bestehenden Ausschuß im März 1908. Im Auftrage dieses Ausschusses veröffentlichte Th. Siebs eine Neubearbeitung der „Deutschen Bühnenaussprache", Bonn 1909. 10 1912. Die darin gegebenen Vorschriften sind allerdings teilweise willkürlich und lassen doch manche Punkte unentschieden. Die Absicht dieser Schrift geht dahin, nicht nur für die Bühne, sondern auch für die Allgemeinheit, insbesondere für den Schulunterricht die Aussprache zu regeln. Doch, abgesehen davon, was im einzelnen dagegen einzuwenden ist, so scheint es mir zwar nicht zweifelhaft, daß für die Aussprache des Schriftdeutschen Annäherung an die Bühnensprache zu erstreben ist, man muß sich aber auch klar machen, daß diese Annäherung innerhalb gewisser Grenzen eingeschlossen ist, die schwer zu übersteigen sind, deren Übersteigung aber auch gar nicht erforderlich ist. Es ist doch nicht überall der gleiche Grad von Deutlichkeit nötig, den der weite Raum des Theaters verlangt. Wer denselben auch im gewöhnlichen Gespräch anstrebte, würde unnatürlich und affektiert erscheinen. Es ist auch durchaus nicht nötig, daß alle Deutschen genau nach dem gleichen Kanon sprechen.
Bühnensprache.
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Soweit das gegenseitige Verständnis zwischen Angehörigen verschiedener Landesteile durch deren Besonderheiten nicht behindert ist, verdienen sie eher Schonung als Ausrottung. In der Schule muß man allerdings einen strengeren Maßetab anlegen, insbesondere für das Lesen. Aber wer den Versuch zu radikaler Unterdrückung aller landschaftlichen Eigenheiten machen wollte, der würde bald gewahr werden, daß er eine Sisyphusarbeit unternommen hätte, wobei viel Zeit und Mühe ohne nennenswerten Erfolg vergeudet wäre. Es ist daher ein ansprechender Gedanke, für die verschiedenen deutschen Gebiete besondere Ausspracheregeln aufzustellen, die deren Eigenheiten bis zu einem gewissen Grade Rechnung tragen. A i m . Vgl. über die prinzipiellen Fragen Bräunt, „Über die Einigung der deutschen Aussprache" Akad. Rede Heidelberg 1904; darin wird aber meiner Überzeugung nach der Schreibung ein zu großer Einfluß auf die Anssprache eingeräumt. Mit der Festsetzung des einzelnen beschäftigen sich mehrere Schriften von W. Vietor: „Elemente der Phonetik und Orthographie des Deutscheu, Englischen und Französischen", Heilbronn 1884. 2 1S87; „Kleine Phonetik des Deutschen, Englischen und Französischen" 8. Aufl. 1913; „Die Aussprache des Schriftdeutschenu 7. Aufl. 1909; „Deutsches Anssprache-Wörterbuch", Leipzig 1908ff. Darin sind manche sorgfältigen Beobachtungen niedergelegt, aber auch manche willkürlichen Vorschriften gemacht und gleichfalls der Schreibung eine ungebührliche Autorität zugewiesen. Versuche zu einer landschaftlichen Regelung haben gemacht: Zimmermann, „Die Aussprache des Hochdeutschen in unserem Seminar", Jahresbericht Meersburg Ostern 1890; H. Luick, „Deutsche Lautlehre mit besonderer Berücksichtigung der Sprechweise Wiens und der österreichischen Alpenländer", Leipzig u. Wien 1904.
§ 156. Haben wir bisher unser Augenmerk hauptsächlich auf die Entstehung der gemeinsprachlichen Norm gerichtet, so müssen wir jetzt noch feststellen, wie sich unter dem Einflüsse dieser Norm auf der älteren mundartlichen Grundlage die Sprachverhältnisse allmählich gestaltet haben. Für den Beginn des 16. Jahrh. müssen wir voraussetzen, daß die normale Umgangssprache eines jeden die heimische Mundart war, die allerdings in den Städteu wohl nieht ganz frei von literarischen Einflüssen und etwas von der Bauernsprache abgerückt war. Die Ansätze zu einer gemeinsprachlichen Norm wirkten zunächst auf die zur Veröffentlichung bestimmten Schriftstücke, erst später auf private Aufzeichnungen. Einflüsse der Norm auf die gesprochene Sprache machten sich jedenfalls zuerst beim
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Lesen geltend, weiterhin in dem, was sich an die Lektüre anschloß, in der Predigt, im Schulunterricht, endlich im Verkehr mit Angehörigen eines anderen Mundartengebietes. Ein der Norm mehr oder weniger angenäherter Sprachtypus hatte daher zunächst nirgends die Alleinherrschaft, er trat neben eine ältere mundartliche Sprechweise als eine künstliche Sprache neben die natürliche. An diese heftet sich dabei noch keine Geringschätzung. Das so geschilderte Verhältnis ist keineswegs eine bloße Voraussetzung. Es besteht noch gegenwärtig in der Schweiz, wo auch die Gebildetsten im Verkehr mit Landsleuten sich der Mundart bedienen. Im nördlichsten Deutschland ist der Zustand bis vor nicht sehr langer Zeit ähnlich gewesen. In einem weiteren Stadium der Entwicklung hat dann die künstliche Sprache gegenüber der natürlichen immer mehr an Boden gewonnen, ist von einem Teile der Bevölkerung, der besonders stark unter dem Einflüsse von Schule und Literatur steht, in immer ausgedehnterem Maße angewendet, und die Fähigkeit zu dieser Anwendung erscheint immer mehr als ein Kennzeichen von Bildung. Die weitere Folge ist dann gewesen, daß ein Teil der heranwachsenden Jugend einen Sprachtypus, der für ihre Eltern noch eine künstliche Sprache gewesen war, von vornherein als Beine natürliche Sprache erlernt, der sich dann doch wieder später ein der Norm noch mehr angenäherter Typus zur Seite stellt. Ein solcher Vorgang konnte sich mehrmals wiederholen. Anderseits konnte es nicht ausbleiben, wenn eine Mundart und ein der Gemeinsprache zustrebender Typus nebeneinander von den gleichen Personen gesprochen wurden, daß auch in jene manches aus diesem übertragen wurde und dann auch auf solche Personen überging, die direkt gar nicht oder nur wenig von der Gemeinsprache beeinflußt waren. So entstanden eine Menge Zwischenstufen zwischen der reinen Mundart und der gemeinsprachlichen Norm. So ist das Niederd. in den größeren Städten allmählich bis auf geringe Reste untergegangen, und an seine Stelle ist ein mit nd. Elementen versetztes Hochdeutsch getreten. § 157. Für die Gegenwart kann man sagen, daß fast jeder einzelne im Laufe der Zeit zweisprachig, j a mitunter dreisprachig wird, indem er zu der natürlichen Sprache, die
Verhältnis der gesprochenen Sprache zur Norm.
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er sich in der Kindheit erworben hat, eine der gemeinsprachlichen Norm näher stehende künstliche erlernt. Der Abstand zwischen beiden kann sehr verschieden sein, je nachdem die natürliche der reinen Mundart, die künstliche der Gemeinsprache näher oder ferner steht. Bei dem einen gehen beide weit auseinander, bei dem andern unterscheidet man sie etwa nur als sorgfältigere oder nachlässigere Sprechweise. In der Schweiz sind Schweizerdeutsch und das sogenannte gute Deutsch scharf voneinander getrennt, letzteres zwar mit landschaftlichem Lautmaterial gesprochen, aber sonst doch bei den Gebildeten eng an die Schriftsprache angeschlossen. Auch bei dem, der zu angestammtem Niederdeutsch später Hochdeutsch erlernt, ist der Abstand groß, wenn auch bei vielen die Annäherung an die Schriftsprache nicht so weit geht als in der Schweiz, namentlich deshalb, weil als nächstes Vorbild weniger diese als ein Stadtdialekt dient. In Mittel- und Oberdeutechland ist der Abstand zwischen natürlicher und künstlicher Sprache im allgemeinen nicht so groß, indem einerseits die erstere, zumal in den Städten sich nicht so weit von der Gemeinsprache entfernt, anderseits die letztere mehr mundartliche Bestandteile bewahrt als das gute Deutsch der Schweizer. Natürlich besteht auch in den Städten Niederdeutschlands zwischen der Sprache der niederen Volksschichten und derjenigen der Gebildeten kein klaffender Unterschied und mannigfache Abstufung. Unter solchen Verhältnissen ist es auch ganz begreiflich, daß die künstliche Sprache eines Teiles der Bevölkerung der Gemeinsprache nicht so nahe kommt, als die natürliche eines anderen. Die Entwicklung drängt auf eine immer wachsende Annäherung an die Gemeinsprache, aber anderseits wird man wohl behaupten dürfen, daß sie niemals zur Aufhebung aller landschaftlichen Verschiedenheiten führen wird.
Teil II.
Lautlehre.
Kap. 1. Orthographie. § 1. Zur Aufzeichnung des Deutschen hat man sich des lateinischen Alphabets bedient. Dieses litt an manchen Mängeln. Die Vokalquantität blieb unbezeichnet und damit auch manche feinere Unterschiede der Qualität. Für den Α-Laut standen drei Zeichen zur Verfügung k, c, q; k allerdings nur wenig verwendet, q nur in der Verbindung qu\ c hinwiederum hatte zu der Zeit, als die Aufzeichnung deutscher Texte begann, einen doppelten Lautwert. Für den «-Laut hatten sich zwei verschiedene Zeichen gebildet, u und v, beide ursprünglich für sonantisches wie für konsonantisches u verwendet. Das konsonantische u war aber in der ahd. Zeit im Lateinischen schon zu dem Laute unseres w geworden, so daß beide Zeichen für zwei verschiedene Laute gebraucht wurden. § 2. Der Lautbestand einer Sprache deckt sich niemals mit dem einer anderen. So auch der des Ahd. nicht mit dem des Lat. Man konnte zwar im allgemeinen für die dentschen Laute solche Zeichen verwenden, deren Lautwert im Lat. sich nicht sehr von jenen unterschied; aber es gelang doch nicht, jedem lateinischen Zeichen einen besonderen Laut und jedem nnr einen zuzuweisen. Der Luxus k, c, q und u, ν wurde beibehalten. Die konsonantische Verwendung der letzteren wurde neben der eonantischen übernommen, aber da zurzeit kein sich mit dem lateinischen deckender deutscher Lant bestand, wurden sie für den entsprechenden tonlosen Laut gebraucht, der schon eine Bezeichnung durch f gefunden hatte. Wenn nun auch f und ν (Μ) zum Teil zur Unterscheidung von Intensitätsgraden dienten, so geschah dieses doch nicht konsequent, und so entstand ein neuer Luxus, der bis jetzt fortlebt {voll — füllen). Diese Verwendung des ν (u) führte dann wohl weiter dazu, daß für konsonantisches u (jetzigem w entsprechend)
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II, 1. Orthographie.
neben einfachem u (ν) doppeltes eingeführt wurde (suert — freuuida „Freude"). Zur Unterscheidung der Vokalquantität sind zwar im Ahd. verschiedene Ansätze gemacht, die aber nicht zu allgemeiner Geltung gelangt sind und in der späteren Zeit nicht fortgewirkt haben. Auch zwei deutlich verschiedene Qualitäten des kurzen e haben sich mit einem Zeichen begütigen müssen. Das Zeichen ζ mußte nicht bloß den Doppellaut, den es jetzt bezeichnet, vertreten, sondern auch einen einfachen harten Reibelaut, der im Lat. kein Gegenstück hatte. Dae h mußte außer dem Hauchlaute auch den Laut unseres jetzigen ch bezeichnen. Später trat dafür das Doppelzeichen ch ein, dessen Lautwert in den ältesten Texten nicht sicher festzustellen ist. Das Zeichen g konnte einen Verschluß- oder einen Reibelaut bedeuten. Im Oberd. gab es keinen genau dem lat. g oder k, b oder ρ entsprechenden Laut, sondern einen gewissermaßen in der Mitte stehenden, zu dessen Bezeichnung man nun zwischen g und k, b und ρ schwankte. § 3. Manche dieser Unzuträglichkeiten wurden im Laufe der Zeit beseitigt. Aber es bildeten sich manche neue. Der Umlaut des ο und des u wurden lange nicht oder nicht konsequent bezeichnet, bis allmählich ö und ü allgemein wurden. Für einen zunächst aus dem Doppellaut sk entwickelten einfachen Laut gelangte man zu der komplizierten Bezeichnung seh. Im Beginne der neueren Zeit tauchte wieder das Bestreben auf, die Länge der Vokale kenntlich zu machen, wobei man aber ohne alle Konsequenz zu verschiedenen Mitteln griff. Neben der schon in einigen ahd. Denkmälern angewendeten Verdopplung, die noch das rationellste Mittel ist, stellten sich zwei andere Mittel, die sich zufällig infolge der Lautentwicklung dargeboten hatten, worüber weiter unten gehandelt werden wird, e (hinter i) und h. Dabei blieb aber die Länge doch iu sehr vielen Fällen unbezeichnet. Die zunächst bestehenden großen Schwankungen in der Schreibung wurden allmählich beseitigt, aber nicht nach durchgreifenden einheitlichen Grundsätzen, sondern nach willkürlicher Festsetzung für die einzelnen Wörter. Hierbei sind Rücksichten nicht phonetischer Natur mitbestimmend gewesen. Einerseits das Prinzip der Analogie, wonach Formen, die als untereinander verwandt empfunden wurden, möglichst gleich geschrieben wurden, soweit dadurch
Schriftzeichen. Aoalogie. Differenziernng. Reformbestrebxmgen. 141 nicht eine dem Gebrauche zuwider laufende Aussprache veraniaßt wurde, also ζ. B. Mann nach Mannes usw. gegen älteres man, kann, konnte nach können neben älterem kan, konte. Leid nach Leides usw. gegen älteres leit, gewandt, verwandt nach wenden gegen älteres gewant, verivant, Kälte nach kalt gegen älteres kelte, älter nach alt gegen älteres elter, Häute nach Raut gegen älteres heute. Dieses Prinzip wurde nach allmählicher Vorbereitung zuerst von Schottel mit größerer Konsequenz durchgeführt. Anderseits machte sich bei den Grammatikern das Bestreben geltend, gleichlautende Wörter von verschiedener Bedeutung durch die Schreibung zu unterscheiden, wozu also das Vorhandensein mehrerer Bezeichnungen für den gleichen Laut verwertet wurde, ζ. B. viel — fiel, Meer — mehr, leeren — lehren, Lerche — Lärche. Auch die allmählich üblich werdende Schreibung der Substantiva mit großen Anfangsbuchstaben diente diesem Zwecke. Unter Berücksichtigung eolcher Gesichtspunkte gelangte die Festsetzung der Schreibung für die einzelnen Wörter mit Adelung zu einem gewissen Abschluß, an dem zunächst wenig geändert wurde. § 4. Bei dieser Entstehungeart unserer Orthographie konnte es nicht ausbleiben, daß dieselbe mit vielen Mängeln behaftet war. So begreift es sich denn auch, daß allerhand Versuche zu mehr oder weniger durchgreifender Reform auftauchten. Besonders seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrh. begannen dieselben weitere Kreise zu ergreifen. Zwei verschiedene Bichtungen standen sich anfangs gegenüber, die sogenannte historische und die phonetische. Die erstere ging von Germanisten aus. J. Grimm hatte, so sehr er es auch von Hause aus ablehnte, die Sprache zu meistern, doch für viele Ausweichungen der nhd. Schriftsprache von der allgemeinen ßegel den tadelnden Ausdruck „unorganisch" geprägt. Diese Mißbilligung übertrug sich auch auf die orthographischen Neuerungen des Nhd. Grimm selbst hat keine ernstlichen Schritte zur Beseitigung derselben unternommen. Aber unter den von ihm ausgehenden Anregungen gingen andere vor, zuerst namentlich Weinhold. Es läßt sich dabei eine radikale und eine gemäßigtere Richtung unterscheiden. Manche gingen soweit, auch an den Lautstand zu rühren, ζ. B. wieder Schreibungen wie würken, Küssen, Wirde, Leffel, leschen einzuführen. Auf
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II, 1. Orthographie.
rein orthographischem Gebiete wurde besondere das Dehnungs-Zt und das h nach t angefochten. Von phonetischem Standpunkte aus waren schon früher Reformversuche gemacht, so im 18. Jahrh. von Klopstock. Im 19. ging die Bewegung zunächst hauptsächlich von Vertretern der Stenographie aus, als deren Wortführer Michaelis in einer Reihe von Schriften auftrat. Weiterhin reizte der Ausbau der phonetischen Wissenschaft zur Anwendung derselben auf die Praxis der Rechtschreibung. Auch hier steht neben einer radikalen eine gemäßigte Richtung. So sehr sich auch die beiden Reformbewegungen in ihren Grundsätzen unterschieden, so trafen sie doch in manchen Forderungen zusammen. Ihnen gegenüber vertrat einen streng konservativen Standpunkt Sanders, der sich für das Verdeutlichungsprinzip ereiferte, also auch für möglichste Unterscheidung gleichlautender Wörter. Einen gemäßigteren Verteidiger fand die herkömmliche Orthographie in Rud. v. Raumer. Die infolge dieser Bestrebungen einreißende Unsicherheit, die teilweise auch in die Schulen eindrang, veranlaßte die deutschen Regierungen zum Einschreiten. Es wurde im Jahre 1876 eine Konferenz von Sachverständigen oder solchen, die man dafür ansah, nach Berlin berufen, um Uber eine Regelung zu beschließen. Zugrunde gelegt wurde eine Denkschrift von Rud. v. Raumer, in der nur geringe Änderungen vom Herkömmlichen vorgeschlagen waren. Die Konferenz fand sich aber veranlaßt, erheblich darüber hinaus zu gehen. Das Ergebnis erschien im Druck unter dem Titel: „Verhandlungen der zur Herstellung größerer Einigung in der deutschen Rechtschreibung berufenen Konferenz, Berlin, den 1. bis 15. Januar 1876", Halle. Ein Grundfehler bei den Beratungen war, daß man nicht unterschied zwischen dem, was von einem idealen Standpunkte aus anstrebenswert war, und dem, was sich für den Augenblick erreichen ließ. Dazu kam, daß über die Einzelheiten nach Zufallsmajoritäten entschieden wurde. So konnte das Ergebnis niemand befriedigen. Auf der einen Seite waren die Abweichungen von dem Gewohnten so groß, daß sie auf die meisten befremdend wirken mußten. Anderseits blieb man doch weit entfernt von einer wirklich durchgreifenden und konsequenten Vereinfachung. Die Regierungen konnten sich nicht entschließen, die Vorschläge der Konferenz anzunehmen.
Reformbestrebungen.
Offizielle Regelung.
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Man griff wieder auf die Raumersehe Denkschrift zurück. Im Anschluß an dieselbe erschien zuerst in Bayern ein offizielles Regelbuch (1879). Ihm folgte Preußen (1880) und die übrigen Bundesstaaten; weiterhin auch Osterreich und die Schweiz. Die Hauptabweichung von dem bisher Üblichen bestand dabei in einer teilweisen Beseitigung des th. Ina einzelnen zeigten die verschiedenen Regelbücher allerhand kleine Abweichungen voneinander. Verfasser des preußischen Regelbuches war Wilmanns. Dieser veröffentlichte auch einen lehrreichen „Kommentar zur preußischen Schulorthographie", Berlin 1880, in 2. Aufl. unter dem Titel „Die Orthographie in den Schulen Deutschlands", Berlin 1887. In einer neuen Konferenz 1901 wurden die noch bestehenden Differenzen zwischen den Regelbüchern der verschiedenen Staaten, Osterreich und die Schweiz eingeschlossen, ausgeglichen unter gäuzlicher Beseitigung des th in deutschen Wörtern. Für den deutschen Buchdruck als maßgebend anerkannt ist jetzt K. Duden, „Rechtschreibung der Buchdruckereien deutscher Sprache", 8(5>1910. An m. Vgl. meine Abhandlang „Zar orthographischen Frage", Deutsche Zeit- und Streitfragen 143, Berlin 1880 and Kap. 21 meiner „Prinzipien der Sprachgeschichte".
§ 5. Daß auch nach der neuesten Regelung unsere Orthographie mit vielen Mängeln behaftet bleibt, läßt sich nicht in Abrede stellen. Ob es noch einmal zu einer gründlicheren Reform kommen wird, ist schwer vorauszusagen. Der Widerstand gegen eine solche ist groß, wie schon die Aufregung vieler Kreise über die geringen jetzt durchgeführten Änderungen gezeigt hat. Immer stellt sich die Gewohnheit der jetzigen Generation, die schon die Erlernung der Orthographie hinter sich hat, dem Interesse der neu heranwachsenden Generation entgegen. Jedenfalls aber wird es gut sein sich klar zu werden über die Bahnen, die eine künftige Reform einschlagen müßte, und die Vorurteile zu bekämpfen, die einer solchen im Wege stehen. § 6. Die Forderungen der sogenannten historischen Richtung müssen, soweit sie nicht zufällig aus anderen Gründen annehmbar sind, durchaus zurückgewiesen werden. Man darf ζ. B. den s-Laut in Wasser nicht anders schreiben als den in Messe, weil jenes auf mhd. tvagger, dieses auf mhd. messe zurückgeht. Unsere Schreibung hat dem Bedürfnis der Gegenwart zu dienen
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II, 1. Orthographie.
und nicht über Sprachgeschichte zu belehren. Die Reform kann kein anderes Ziel verfolgen als eine bessere Anpassung der Schreibung an den gegenwärtigen Lautstand. Damit soll aber nicht gesagt sein, daß die radikalen Forderungen mancher Phonetiker im ganzen Umfange erfüllt werden müßten. Man darf nie vergessen, daß unsere Orthographie lediglich dazu da ist, einem bestimmten praktischen Zwecke zu dienen, das Lesen und Schreiben möglichst zu erleichtern, auch die Erlernung desselben. Dabei kann nur auf das Bedürfnis der Inländer, nicht zugleich auf das der Ausländer Rücksicht genommen werden. Eine Schreibweise, mit Hilfe deren sich auch der Außenstehende eine annähernde Vorstellung von den Lauten einer Sprache machen könnte, die imstande wäre das gesprochene Wort einigermaßen zu ersetzen, wäre für die Allgemeinheit viel zu kompliziert. Sie könnte von niemand erlernt oder gehandhabt werden ohne eine gründliche phonetische Schulung. Von der Orthographie des gemeinen Lebens kann man nur verlangen, daß aus ihr derjenige, der mit der Sprache schon vertraut ist, erkennt, welche Laute er einzusetzen hat. Wenn die Buchstaben auch an und für sich einen Zweifel darüber lassen, auf welchen unter einer Gruppe von verwandten Lauten sie deuten, so wird doch der der Sprache Kundige ohne weiteres den ihm geläufigen wählen. Er wird auch, wo es der Sprachgebrauch verlangt, einen Wechsel nach der Betonung oder nach dem vorausgehenden oder folgenden Laute oder der Stellung innerhalb der Silbe eintreten lassen, z.B. das h in Kind weiter vorn bilden als in Kunst oder als Norddeutscher das s in Eis anders sprechen als in Eisen. Verschiedene Zeichen in solchen Fällen würden ihm das Lesen nur erschweren and das richtige Schreiben vielleicht unmöglich machen. Allerdings, wo die verschiedenen Landschaften aus den betreffenden verwandten Lauten eine verschiedene Auswahl treffen, wo ζ. B. die einen mit dem Buchstaben b die Vorstellung eines tönenden Lautes, die andern die eines tonlosen verbinden, da wird man durch die Schreibung nicht belehrt, welche Aussprache als korrekt zu betrachten ist. Doch ist auch mit diesem Nachteil ein gewisser Vorteil verbunden. Jedenfalls ist es gut, daß die Schreibung die Auswahl zwischen mehreren Aussprachen läßt, wenn eine Entscheidung über den Vorzug der einen noch nicht
Reformbedilrftigkeit der jetzigen Orthographie.
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getroffen ist. Aber selbst, wo dies der Fall ist, würde diese Entscheidung, wenn sie schon durch die Schreibung angegeben wäre, auf viele Leser von anderer Gewöhnung befremdlieh wirken. Und jedenfalls ist, wie wir schon in I, Kap. 4 gesehen haben, die Einigung in der Sehreibweise dadurch bedeutend erleichtert, daß mit dieser nicht zugleich die Aussprache zu schroff fixiert wurde. § 7. Eine Forderung der Phonetiker ist, daß jedem einfachen Laute ein einfaches Zeichen entsprechen soll. Hiergegen verstößt unsere Orthographie mit den komplizierten Zeichen ch und sch. Der Übelstand ist aber nicht so groß, daß eine Ersetzung des Altgewohnten durch Neuerfundenes besonders erstrebenswert wäre. § 8. Ein entschiedener Mangel ist es, wenn derselbe Buchstabe mehrere Laute vertreten muß, ohne daß die Verschiedenheit durch die verschiedene Stellung innerhalb des Wortes bedingt ist. Abgesehen von der Yokalquantität, auf die wir noch zurückkommen, kommt hier das Nebeneinander von offener und geschlossener Qualität des e in Betracht. Wir haben zwar zwei Zeichen, ä und e, zur Verfügung, aber das letztere bleibt doppellautig. Nun bestehen aber gerade in bezug auf die Unterscheidung der beiden Laute (vgl. §§ 51,2. 52. 53) so große landschaftliche Unterschiede, daß jeder Versuch die Scheidung in der Schreibung durchzuführen, auf starken Widerstand bald von der einen, bald von der andern Seite stoßen würde. § 9. Störender als der Mangel ist in unserer jetzigen Orthographie der Überfluß von Zeichen. Dieser macht die Erlernung derselben zu einer Quälerei für die Jugend, bei der viele schöne Zeit vergeudet wird, die besser angewendet werden könnte. Hierher gehört die Verwendung von f und ν für den gleichen Laut, vor allem aber die Mehrheit der Dehnungszeichen. Es werden drei verschiedene Mittel zur Bezfcrchnang der Dehnung verwendet, und dabei bleibt dieselbe doch in vielen Fällen unbezeichnet, zum Teil gerade in solchen, in denen sie an keinem sonstigen Merkmal erkennbar ist, ζ. B. vor r + Dental (Art, Erde), vor ch (Buch gegen Spruch). Wenn das Dehnungs-A vor l, r, m, η Anwendung findet, so könnte man wohl sagen, daß dies einen gewissen Nutzen hat,
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II, 1. Orthographie.
wenn noch ein Konsonant darauf folgt, ζ. B. in Formen dee Präteritums wie wählte, nährte, mahnte; aber daneben stehen malte, Märte, schämte u. a. Als ein Argument für die Beibehaltung der ungleichmäßigen Schreibung hat es immer gedient, daß dadurch die Möglichkeit gegeben ist, gleichlautende Wörter zu unterscheiden. Aber wenn die gesprochene Sprache nicht sehr unter dem Vorhandensein gleichlautender Wörter leidet, warum sollte das Übel für die geschriebene größer sein? Wer wird wohl im Zusammenhang der Rede mahlen und malen, lehren und leeren, oder gar fiel und viel, mehr und Meer miteinander verwechseln? Außerdem bleiben j a auch noch Wörter genug, die in der Schreibung so wenig wie in der Aussprache unterschieden werden, wie der Hut — die Hut, laden (auf einen Wagen) — laden (einladen). Wenn die Unterscheidung gleichlautender Wörter überhaupt irgendwelchen Vorteil gewährt, so ist derselbe jedenfalls lächerlich gering gegenüber der Mühe, die jetzt die Erlernung der willkürlichen Festsetzungen macht. Zur Beseitigung des Hauptttbels unserer Orthographie wäre natürlich die gleichmäßige Durchführung eines einfachen Längezeichens die gründlichste Lösung. Allerdings würden auch dabei einige landschaftliche Verschiedenheiten Schwierigkeiten bereiten. Aber auch der Verzicht auf alle Dehnungszeichen wäre dem jetzigen Zustande bei weitem vorzuziehen. Fälle, in denen dabei Wörter mit langem Vokal und solche mit kurzem in der Schrift zusammenfallen würden, sind kaum zu finden, so daß also bei einem der Sprache Kundigen kein Zweifel auftauchen könnte. Außerdem gibt es für die meisten Wörter andere Merkmale, an denen man die Quantität erkennt, wenigstens solange analogische Schreibungen wie kann, kannte beibehalten werden. Diejenigen Fälle, in denen ein solches Merkmal fehlt, sind insbesondere die, in denen auch jetzt die Länge unbezeichnet bleibt. § 10. Die Einschränkung des phonetischen Prinzips durch die Analogie ist innerhalb gewisser Grenzen kaum ein Übeletand, j a zum Teil ein Vorteil. Wir haben schon gesehen, welche Schwierigkeiten sich ergeben würden, wollte man alle geringen Modifikationen eines Lautes, die durch die Stellung innerhalb des Wortes veranlaßt werden, durch besondere Zeichen unterscheiden. Dabei würden nun auch störende
Reformbedürftigkeit der jetzigen Orthographie.
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Differenzen zwischen nahe verwandten Formen entstehen, die jetzt vermieden werden. Man müßte den anlautenden Konsonanten in kann anders schreiben als den in können, den in Kunst anders als den in Künste. So würde auch die Einführung mehrerer Zeichen für den Reibelaut ch, bei dem der akustische Unterschied größer ist, den Zusammenhang zwischen Bach und Bäche, Spruch und Sprüche stören. Die Beibehaltung der Doppelschreibung im Silbenauslaut (kann, konnte) ist allerdings etwas umständlicher als die ältere Vereinfachung (Jean, künde), man kann aber gewiß nicht sagen, daß sie störend wirkt oder schwer zn erlernen ist; außerdem bietet sie einstweilen den Vorteil, daß sie über die Kürze des voraufgehenden Vokals keinen Zweifel läßt. Ein anderer Hauptfall von analogischer Schreibung ist die Beibehaltung von b, g, d im Silbenauslaut. Hier stellt sich dem Ersatz derselben durch eine streng phonetische Schreibung die Abweichung in der Aussprache zwischen Norden und Süden entgegen. Anfechtbarer ist die analogische Verwendung des ä (vgl. § 46). § 11. Ein schwer befriedigend zu lösendes Problem bietet die Schreibung der Fremdwörter. Bei der Frage, ob Beibehaltung der fremden oder Anpassung an die deutsche Orthographie vorzuziehen sei, macht es natürlich einen Unterschied, bis zu welchem Grade die Einbürgerung gegangen .ist, und da gibt es eine mannigfaltige Abstufung. Auch hat derjenige, der die fremde Sprache kennt, ein anderes Verhältnis zu den aus ihr entlehnten Wörtern, als der, dem sie fremd ist. Die radikale Eindeutschung der Fremdwörterschreibung, wie sie jetzt für die Buchdrucker vorgeschrieben ist, wirkt auf viele befremdend und bringt manche Unzuträglichkeiten mit sich. Dabei ist es eine Inkonsequenz, daß der Schreibende trotzdem bekunden soll, daß er weiß, wo ein griechisches & oder ν zugrunde liegt.
Kap. 2. Silbentrennung. § 12. Im e i n f a c h e n W o r t e gehört ein einfacher Konsonant zwischen zwei Vokalen stets zur zweiten Silbe (Bo-te usw.). Doppelkonsonant verteilt sich auf die beiden Silben (Man-nes, Got-tes); bei den Verschlußlauten gehört die Bildung
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II, 2. Silbentrennung.
des Verschlusses zur ersten, die Lösung zur zweiten Silbe. Auch ch und sch nach kurzem Vokal sind als geminiert aufzufassen und verteilen sich daher unter die beiden Silben. Von zwei verschiedenen Konsonanten gehört in der Regel der eine zur ersten, der andere zur zweiten Silbe (Hör-ner, al-te). So stets nach kurzem Vokal; nach langem dagegen werden gewisse KonsonantenverbinduDgen, im allgemeinen solche, die auch im Wortanlaut stehen können, zur zweiten Silbe gezogen, vgl. O-stem, O-sten, wo es mit langem Vokal gesprochen wird, gegen Os-ten mit kurzem Vokal; ferner Fälle, in denen die Koneonantenverbindung erst durch Vokalausstoßung entstanden ist: nie-drig, wi-drig, hei-tre neben hei-tere, ma-gre neben ma-gere, ich ke-gle neben ich ke-gele, e-kle neben e-kele, ü-brig, ü-ble neben ü-bele, auch Ebne, e dle, ei-tle, heisre neben E-bene, e-dele, ei-tele, heisere. Der Doppellaut ζ wird nach langem Vokal oder Diphthong gleichfalls zur zweiten Silbe gezogen (rei-zen)\ nach kurzem Vokal ist jetzt die Schreibung tz durchgeführt, wodurch eben angedeutet wird, daß die Bildung des t-Verschlusses zur ersten Silbe gehört. Bei dreifacher Konsonanz werden entweder zwei zur ersten und einer zur zweiten oder einer zur ersten und zwei zur zweiten Silbe gezogen, und zwar findet das letztere nur statt bei den Verbindungen, die auch nach langem Vokal zur zweiten Silbe gezogen werden, vgl. Gerste, an-dre neben an-dere, mun-tre neben mun-tere, ich hum-ple, Schwän-ze, Scliwär-ze, Strüm-pfe. § 13. Für Zusammensetzungen und syntaktische Verbindungen, die sich der Natur einer Zusammensetzung nähern, gilt jetzt im allgemeinen die Regel, daß die Elemente durch Silbeutrennung auseinander gehalten werden, daher an-eignen, auf-arbeiten Ur-ahne usw. Wo ein Unterschied der Aussprache zwischen In- und Auslaut besteht, da ist auch für das vordere Glied einer Zusammensetzung die Auslautaussprache maßgebend. Daher verlieren in Norddeutschland die Lenes ihren Stimmton in Wörtern wie aus-arbeiten, Wand-uhr, ab-urteilen, Schlaganfall. Wo geminierter Konsonant geschrieben wird, wird er auch im vorderen Teile einer Zusammensetzung nur einfach gesprochen (Bock-ärmel). Die zu Suffixen gewordenen zweiten Kompositionsglieder wie -lieh behalten dabei noch ihre ursprüngliche Geltung. Daher glaub lich, täg-lich, red-lich (gegen
Einfache Wörter.
Zuss. Syntaktische Verbindungen.
149
ne-blig usw). Auch vor -lein ist die Silbentrennung die gleiche wie vor einem Kompositionsglied, vgl. Knäb-lein, Räd-lein. Von -haft verstummt leicht das h, was dann auch die Silbentrennung beeinflußt, so daß eine Aussprache wie schwat-zafi entsteht. Die Entstehung des Suffixes -heit (vgl. § 173) aus der Verschmelzung von mhd. -eg und -heit setzt eine von der Gliederung der Bestandteile abweichende Silbentrennung voraus. Immerhin finden in der Umgangssprache wohl doch manche Hintiberziehungen von Konsonanten zur folgenden Silbe statt, und zwar um so leichter, je geringer die Tonstärke derselben ist. Man wird ζ. B. eher Pfar-ramt als Pfar-rämter sprechen. In der älteren Sprache ist die Hinüberziehung gewiß verbreiteter gewesen. Daher stammen eine Anzahl von Resten in der gegenwärtigen Sprache. Im Ahd. wurde der Auslaut der Ortsadverbia Mar, dar, war, wo sie in enger Verbindung mit einem präpositioneilen Adverbium standen, zu diesem hinübergezogen: hia-ranna, dä ranna, tvä-ranna. Als daher r im Auslaut abfiel, blieb es in diesen Verbindungen erhalten, daher noch jetzt da-ran, da-rauf, da rin, wo ran, wo-rauf usw. gegen da und wo. Ferner haben wir die Silbentrennung he-ran, he-rauf, hi-nan, hi-nauf usw., vo-ran, vo-rauf, vo-rüber, O-bacht, vol-lenden, au-fen-thalt, ander-thalb, allen-thalben (mit Verstummung des /»), den Ga-raus machen, allein, trotz der Doppelschreibung gesprochen a-lein. Dazu kommen die landschaftlichen a-mende = „vielleicht" und iim-mun-dumm (ummen-dumm) = um-und-um. Infolge der Assimilation des t an f (vgl. § 161) ist die Silbentrennung em-pfangcn, em pfehlen, em-pfinden entstanden. Hinüberziehung ist auch gewöhnlieh bei enger enklitischer Anlehnung eines Pronomens an eine Verbalform, vgl. sa-g'ich, sa-g'es, ta-tes, ta-tich, ta-ter. Daß diese Silbentrennung im Mhd. bestand, zeigen Reime wie bat er : vater, tuot er : muoter, sag er : wagger. Sehr häufig ist die Hinüberziehung in Personen- und Ortsnamen, bei denen an den ursprünglichen Sinn nicht mehr gedacht zu werden pflegt. Α Dm. I. Beispiele für Personennamen: Qün-ther aus ahd. Gunia-
hari, Wal-ter aas ahd. Walt-hari, Mei-nert aus Mein hard, Ee-kert aus Eck-hard, Bur-kard aus Burg-hard, Ar-nold aas Arn-tcalt, Bereh-told, Ru-dolf ans *Ruod-tcolf, Wol-fram aus wolf-ram (ram ans ahd. hraban „Rabe"), Ber-tram, Kuh-nert aus Kuon-rdt.
Beispiele für Ortsnamen:
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II, 3. Akzent.
Sal-zach, Stei-nach (ach = , , F l u 8 u ) , Schwar-za (α = acA), IFai-rfa».. Stei-nau, Brau-nau, Ghii-nau, Vo-rau, Ober-nau, Wal-deck, Schö-neck. Anm. 2. Aus einer Verschmelznng eng zusammengehöriger Wörter erklärt sich auch der Antritt eines Konsonanten an ein vokalisch anlautendes Wort, wie ζ. B. in mundartlichem Nast für Ast aus Verbindungen wie ein Ast, den Ast; desgl. die umgekehrte Erscheinung, der Abfall eines anlautenden Konsonanten, ζ. B. in Otter (bayr. Atter) aus mhd. n&ter von der Verbindung ein näter. Zusammenstellungen aus der eleässer Mundart gibt Erdmann, Zs. f . d . Phil. 35, S. 423/4. Solche Vorgänge zeigen sich am häufigsten in Ortsnamen. So ist in denselben häufig ein m vorgetreten oder vorn abgefallen infolge davon, daß ihnen häufig am oder im vorherging, vgl. ζ. B. Imbach aus Minnebach, Mimbach.
Kap. 3.
Akzent.
§ 14. Das Wort Akzent bezieht mau entweder auf die Abstufung der Tonhöhe (musikalischer Akzent) oder auf die Abstufung der Tonstärke (dynamischer Akzent). Der erstere variiert nach den Mundarten. Außerdem dient er zum Ausdruck syntaktischer Beziehungen, worüber später zu handeln sein wird. Hier beschäftigen wir uns nur mit dem dynamischen Akzent. Derselbe ist auch vielfach durch syntaktische Verhältniese bedingt, worauf wir in der Syntax und in der Wortbilduogslehre zurückkommen müssen. An dieser Stelle haben wir es nicht sowohl mit den Ursachen der Tonabstufung zu tun, wie mit einer Beschreibung derselben als eines wichtigen Faktors der Lautentwicklung. A n m . Über Betonung vgl. Sievers, PBB. 5, 522; Paul ib. G, 139; Huß, „Lehre vom Akzent der deutschen Sprache", Altenburg 1877; Reichel. „Von der deutschen Betonung", Dies. Jena 1S8S; Kluge, „Urgermanisch'· (im Grundr. >1913) III.Kap. 18—21; Behaghel, „Deutsche Sprache" (Grundr. »1911) § 89—129; Paul, „Deutsche Metrik" (Grundr.5) §7—14; Saran. „Deutsche Verslehre", München 1907, S. 8 ff.
§ 15. Eine Abstufung der Tonstärke findet schon innerhalb der einzelnen Silbe statt. Man spricht daher von Silbenakzent. Denjenigen Laut, in den die größte Stärke f ä l l t bezeichnen wir nach Sievers mit einer Modifikation der antikeu Terminologie als Sonanten, im Gegensatz zu den etwa vorausgehenden oder folgenden Konsonanten. Mit Sievers unterscheiden wir auch als verschiedene Arten des Silbenakzents den ge-
Silbenakzent.
Wortakzent.
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echnittenen und den geschliffenen Akzent. Geschnitten ist der Akzent, wenn er, nachdem er seine höchste Stärke erreicht hat, gleichmäßig herabsinkt, wobei wieder zu unterscheiden ist zwischen dem energisch geschnittenen Akzent oder Akut, bei dem noch im Moment der stärksten Intensität von dem Sonanten anf den folgenden Konsonanten übergegangen wird, wie in nhd. Ritter, Garten, nnd dem schwach geschnittenen Akzent oder Gravis, bei dem das Herabsinken schon innerhalb des Sonanten beginnt, wie ζ. B. in nhd. geben. Bei dem geschliffenen Akzent oder Zirkumflex dagegen findet nach anfänglichem Herabsinken der Stärke noch einmal ein schwächeres Hinaufsteigen statt. Der Zirkumflex spielt noch in manchen Mundarten eine Rolle, in der Schriftsprache kommt er nur gelegentlich in einsilbigen stark betonten Wörtern vor. § 16. Gewöhnlich bezieht man das Wort Akzent nur auf das Stärkeverhältnis der verschiedenen Silben zueinander. Genauer sollte man sagen: das Verhältnis der Sonanten der einzelnen Silben zueinander. Da man nur in Sätzen spricht, so regelt sich auch das Tonverhältnis erst innerhalb des Satzzusammenhanges. Wir können von rein phonetischem Standpunkt aus, ohne Rücksicht auf Worttrennung, einen Satz in eine Reihe von Abschnitten teilen, die wir mit Sievers als Satztakte bezeichnen. Als Beispiel möge der Satz dienen: niemals \ hätte ich ge- | glaubt \ so von dir be- | trogen zu | werden. Hierin haben wir also nebeneinander ein-, zwei-, drei-, viersilbige Sprechtakte. Innerhalb jedes Sprechtaktes trägt die erste Silbe den stärksten Ton. Natürlich kann ein Satz auch mit einer oder mehr schwachtonigen Silben beginnen, wie ein Musikstück mit einem Auftakt. Zwischen den Anfangseilben der Sprechtakte findet immer noch eine Abstufung der Stärke statt. Von dieser können wir zunächst absehen und schreiben allen diesen Silben, auch wenn sie nur das Mindestmaß erreichen, einen Hanptton zu. Im zweisilbigen Sprechtakt ist die zweite Silbe unbetont, wobei aber der Abstand von der ersten Silbe verschieden sein kann, vgl. ζ. B. Hausherr — häuslich — Hauses. Im dreisilbigen Sprechtakt besteht zwischen der zweiten und dritten Silbe in dei Regel noch eine Abstufung. Wir schreiben dann der einen einen Nebenton zu, den wir mit dem Gravis bezeichnen können, vgl. Hausvater, Hausbedarf.
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II, 3. Akzent.
Im viersilbigen Sprechtakt fällt regelmäßig ein Nebenton entweder anf die zweite Silbe (vgl. Haustöchterchen) oder häufiger auf die dritte, so daß der Sprechtakt wieder in zwei Teile zerlegt wird, weshalb man in manchen Fällen schwanken kann, ob ein oder zwei Sprechtakte, ob Haupt- und Nebenton oder zwei Haupttöne anzunehmen sind. Takte von mehr als vier Silben sind selten. § 17. Für das einfache deutsche Wort gilt das uns schon als gemeingermanisch bekannte Gesetz, daß der stärkste Ton auf die erste Silbe fällt, die vom Sprachgefühl als das konstante Element, die Wurzel, gefaßt wird. Dagegen sind die Fremdwörter in der Regel zunächst mit der fremden Betonung aufgenommen, haben sich aber, soweit sie völlig eingebürgert sind, ζ. T. der deutschen Betonungsweise assimiliert. In den ältesten Lehnwörtern aus dem Lateinischen ist schon von Anfang unserer Überlieferung an der Akzent auf die erste Silbe zurückgezogen, so daß sich nicht feststellen läßt, ob sie noch eine Zeitlang innerhalb des Deutschen die lateinische Betonung bewahrt haben, vgl. ζ. B. Fenster aus fenestra, Kessel aus catillus, Schüssel aus scutella, Kette (ahd. ketina) aus catena, Mörtel aus mortdrium, Münze (ahd. τηύηϊξζά) aus moneta, Münster aus monasterium, Pferd (ahd. phdrfrit) aus paravaredus. Auch später scheinen manche Wörter schon bei oder gleich nach der Aufnahme den Akzent verschoben zu haben, vgl. Harnisch aus frz. harnais, Herold aus frz. heraut. Die meisten jüngeren Fremdwörter sind nicht nur mit der fremden Betonung aufgenommen, sondern haben dieselbe in der als korrekt geltenden Sprache bewahrt. Sogar der Wechsel der lat. Betonung ist geblieben in Doktor — Doktoren usw. Sekundäre Verschiebung ist eingetreten in Banner neben Pannier = mhd. baniere, Panzer = mhd. panzier. In Tabak ist der Akzent zurückgezogen, dagegen in den Zuss. Kautabak, Schnupftabak ist die fremde Betonung geblieben. Nicht allgemein ist die Zurückziehung in Kaffee, insbesondere pflegt die Betonung der Endsilbe zu bleiben, wo es eine Kaffeewirtschaft bezeichnet, in welchem Falle auch die Schreibung Cafe beibehalten zu werden pflegt. Landschaftlich sind noch manche Verschiebungen, wo die Schriftsprache die fremde Betonung bewahrt oder wiederhergestellt hat, vgl. Keste — Kastanie, Anis — Anis, Kami
Wortakzent.
Fremdwörter.
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= Kamin, Kän(n)l — Kanal. Im Mhd. betonte man pdlas, jetzt wieder Palast; mhd. alter mit Abschwächung unter dem Einfluß des verschobenen Akzents, nhd. wieder Ältar\ mhd. helfant jetzt wieder Elefant, während die ältere Betonung geblieben ist in Elfenbein. Eine große Rolle spielt die Akzentverschiebung bei Personennamen. Α Dm. Die hebräischen Personennamen mit Endbetonung sind mit dieser aufgenommen und haben dieselbe teilweise noch im Mhd. bewahrt (Adäm, David usw.). Diese ungewöhnliche Betonung konnte sich auf die Dauer nicht halten. Auch wo in lat. Namen durch Abfall der Endung der Ton auf die letzte Silbe fiel, ist die Zurückziehung eingetreten, soweit sie gebräuchliche Vornamen geblieben sind, vgl. Martin, Valentin, Sebastian, Florian, Christian, August, Philipp, auch Johann neben Johann. Namen, die in der Schriftsprache mit der fremden Betonung bewahrt sind, haben noch daneben vielfach in der Volkssprache frühzeitig Zurückziehung des Akzents und infolge davon Lautrednction erfahren, vgl. Battel aus Bartholomäus, Jochen aus Joachim, Mathis, Andres, Dorte, Dortchen aus Dorothee. So weist auch die Form Velten auf eine ältere Verkürzung als Valentin. Manche ehemalige Vornamen sind in so reduzierter Gestalt immer noch als Familiennamen üblich, vgl. Zacher ans Zacharias, Merten{s) aus Martin, Metz aus Matthias, Matz aus Matthäus. Auch neben Maria erscheint frühzeitig Mar ja, woraus Merge, erhalten in dem Ortsnamen St. Mergen. In Oberdeutschland ist bei allen fremden Namen eine Zurückziehung des Akzents auf die erste Silbe eingetreten, die verhältnismäßig jung sein muß, weil sie sonst keine Veränderung der Form im Gefolge gehabt hat, vgl. Alois, Dionys, Marie, Eltes, Helen, Luis, Thires.
§ 18. Auf deutsches Wortmaterial wirkt die Betonung der Fremdwörter zunächst insofern ein, als aus demselben Ableitungen mit den fremden Suffixen -ei (mhd. -te) und -ieren gebildet werden, vgl. Bäckerei, Malerei, hausieren, hofieren. Aber auch in einigen Wörtern deutschen Ursprungs ist offenbar nach dem Vorbilde von Fremdwörtern der Hauptton auf die zweite oder dritte Silbe gerückt, der ursprünglich nur ein Nebenton znkam: Hollunder neben dem volkstümlichen Holder, Holler, Wacholder, wohl mit Anlehnung an Holder, womit es ursprünglich nichts zu tun hat, Forelle aus mhd. forhele, Hermelin aus mhd. harmelin, Diminutivum zu harm, das Bezeichnung einer Wieselart ist, von der das Pelzwerk genommen wird. Noch auffallender ist die Verschiebung in lebendig, woneben noch im 17. Jahrh. lebendig, welche Betonung auch neueren Mundarten zugrunde liegt.
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IT, 3. Akzent.
§ 19. In mehr als zweisilbigen Wörtern kann noch eine Abstufung zwischen den Silben stattfinden, die nicht den stärksten Ton tragen. Wenn wir zunächst vom Zusammenhang der Rede absehen, so spielen dabei zwei Momente eine Rolle. 1) Die Silben mit volltönendem Vokal haben den Vorzng vor denen mit schwachem e. Den letzteren stehen auch diejenigen gleich, die ein erst aus e entwickeltes i (vgl. § 101) enthalten. Man spricht daher Meinungen, Jünglinge, Fürstinnen, Kenntnisse usw.; 2) kommt es auf die Gliederung der Ableitungssuffixe an, wobei ein ähnliches Prinzip gilt wie bei Zusammensetzungen, deren einer Bestandteil schon eine Zusammensetzung ist (vgl. unten § 25). Man betont daher mörderisch, wässerig, Zauberer, weil diese Wörter Ableitungen sind aus Mörder, Wasser, Zauber. Beide Momente können zusammenwirken, ζ. B. in Forderung, Hindernis. Sie können aber auch in Widerstreit geraten; dann erhält das erstere den Vorzug, daher meimngisch, Meininger. Wo zwei Silben mit schwachem e oder i nebeneinander stehen, von denen die zweite einen Flexionsvokal enthält, hat im isolierten Worte kaum eine vor der anderen den Vorzug, vgl. ζ. B. ledige, Fittiche, kindische § 20. Was die Z n s a m m e n s e t z u n g e n betrifft, so muß man zunächst unterscheiden zwischen solchen, die nach einem urgerm. und teilweise schon idg. Typus gebildet sind, und solchen, die erst in jüngerer Zeit durch Zusammenwachsen einer syntaktischen Verbindung entstanden sind. Bei den letzteren richtet sich die Betonung nach syntaktischen Gesetzen, vgl. ζ. B. zusammen, zufrieden, hebende (aus ahd. bi henti „bei der Hand") überein, durchaus, vielleicht. Die alten Zusammensetzungen zerfallen nach dem zweiten Bestandteil in nominale und verbale. § 21. Für die n o m i n a l e n Zusammensetzungen, deren erster Bestandteil ursprünglich ein Subst. in der Stammform oder ein Adv. ist, gilt die Regel, daß die Wurzelsilbe des ersten Bestandteils stärker betont ist als die Wurzelsilbe des zweiten Bestandteils: vgl. Hauptmann, Urteil, Undank, fischreich, vornehm. Eine Ausnahme bilden, vielleicht schon von urgerm. Zeit her, die Zusammensetzungen mit der Partikel ga-, die daher wie in verbalen Zuss. zu ge- geschwächt ist, vgl. Gebot,
Stellung des Nebentons.
Zusammensetzungen.
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geheim. An die nach urgerm. Typus gebildeten Wörter haben sich später auch diejenigen mit Gen. als ersten Bestandteil angeschlossen, wie Landsmann, Liebeskummer, Erbsensuppe, lebensfroh, und auch solche, die aus der Verschmelzung eines Adj. mit einem Snbst. entstanden sind, wie Edelmann, Oberweid, wiewohl bei syntaktischer Verbindung eines Adj. mit einem Subst. das erstere normalerweise nicht stärker betont ist als das letztere. Diese Betonungsweise gilt allerdings nicht ganz ausschließlich. Bei Gegensätzen kann der stärkere Ton auf das zweite Element fallen, vgl. der Hausherr, nicht die Hausfrau. Immer betont man Jahrhundert, Jahrtausend, weil es sich dabei stets um einen Gegensatz zu einer anderen Zahl handelt. Regelmäßige Betonung des zweiten Bestandteils besteht auch in gewissen Zuss. mit dem verstärkenden all-, vgl. allein (mhd. aleine), allmächtig, allgütig, allwissend, allmählich; dagegen Allmacht, was dafür spricht, daß bei der Fortrückung des Tones von all- auch das weiter unten behandelte Streben nach Abwechslung zwischen betonten und unbetonten Silben maßgebend gewesen ist. Sehr verbreitet ist Betonung des zweiten Bestandteils in Ortsnamen, vgl. Greifswald, Stralsund, Oberhof, Neuenahr, Planegg, Königshofen, Waltershausen, Marquartstein. Eine allgemeine Ausnahme bilden noch die Wörter, in denen der erste Bestandteil bloß zur Verstärkung dient. In diesen sind beide Bestandteile gleich stark betont, vgl. Erzndrr, Mordshunger, steinreich, (verschieden von steinreich), blutjung, iirctlt. § 22. Bei den v e r b a l e n Zusammensetzungen liegt der stärkere Ton auf dem zweiten Bestandteil, dem Verbum. Dies gilt aber nur für die eigentlichen oder festen Zusammensetzungen, bei denen die Elemente nie getrennt werden. Man pflegt daneben auch andere Verbindungen mit einem Verbum zusammenzuschreiben, solange dies durch die Stellung ermöglicht wird, vgl. abstehen, aufstehen. Diese sind aber nicht als eigentliche Zusammensetzungen zu fassen, da die Stellung des ersten Bestandteils wie die jeder anderen adverbialen Bestimmung wechselt, vgl. ich stehe auf. Von diesen ist also hier abzusehen. Als erste Bestandteile von festen Zusammensetzungen dienen ursprünglich nur Adverbia, die aach als Präpositionen fungieren, wie durch, um, über, unter, und solche.
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II, 3.
Akzent.
die jetzt nicht mehr als selbständige Wörter vorkommen, weshalb man sie nicht ganz passend als Präfixe bezeichnet, nämlich be-, ge-, ent-. er-, ver-, zer-. Dazu sind getreten miß- nnd voll-, § 23. Der nächststärkste Akzent fällt in der Zusammensetzung auf die Tonsilbe desjenigen Bestandteils, der nicht den stärksten Ton trägt, vgl. Hausvater, Ldnclesväter, hofmännisch, übertreffen, unterschätzen. Dabei werden auch solche Kompositionsglieder, die zu Suffixen herabgedrückt sind, noch wie die übrigen behandelt, ausgenommen -lieh, das einem eigentlichen Ableitungssuffix gleichsteht und wie diejenigen mit unursprünglichem i keinen Vorzug vor denen mit schwachem e hat, so daß also liebliche mit gnädige in der Betonung tibereinstimmen. § 24. Von den Znsammensetzungen müssen unterschieden werden die A b l e i t u n g e n aus Z u s a m m e n s e t z u n g e n . Die letzteren folgen in der Betonung dem Grundworte, daher Überbringer, Überbringung, Erbauer, Erbauung, anderseits antworten, urteilen, veruntreuen als Ableitungen aus Antwort, Urteil, Untreue. Ursprünglich wird beides genau auseinander gehalten. Im Nhd. aber sind manche Verschiebungen eingetreten, namentlich hat Anlehnung von neugebildeten Substantiven an die entsprechenden verbalen Zuss. stattgefunden, wodurch Bildungen entstanden sind wie Bestand, Verstand, Betrag, Ertrag, Vertrag. § 25. Zusammensetzungen aus mehr als zwei Elementen gibt es nicht, abgesehen von ganz modernen Bildungen von der Art wie schwarzrotgolden. Wo mehrere Nomina in einer Zus. vereinigt sind, verhält es sich vielmehr so, daß eine Zus. wieder zu einem Gliede einer Zus. geworden ist. Die Betonung ergibt sich ursprünglich, indem man das Gesetz für die nominalen Zuss. mehrmals anwendet. Landeshauptmann gliedert sich in Landes und Hauptmann, folglich fällt der stärkste Ton auf die Silbe Lan-, der nächststärkste auf die Silbe -haupt. Hauptmannsrang gliedert sich in Hauptmanns und Rang, folglich fällt der stärkste Ton auf die Silbe Haupt und der nächststärkste auf -rang. Dabei ist wieder zu berücksichtigen, daß -lieh ganz wie eine Ableitungssilbe behandelt wird, daher irrtümlich, landschaftlich, annehmlich gegen an-
Zusammensetzungen.
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nehmbar. Das Grundprinzip erleidet allerdings zahlreiche Ausnahmen, die teils logische, teils rein mechanische Ursachen haben. Koch häufiger als bei den einfachen Zuss. ist Betonung des zweiten Bestandteils zur Regel geworden. So begreiflicherweise in Sonnenaufgang, Sonnenuntergang, in Oberregierungsrat u. dgl., außer wenn der Gegensatz zu einfachem Regierungsrat hervorgehoben werden soll. In Ortsnamen mit Alt(en)-, Neu{en)-, Hohen-, Niederen)-, Ober-, Unter- u. dgl., außer wenn die sonst gleichnamigen Orte eben durch diese Zusätze in Gegensatz zueinander gesetzt werden sollen. Insbesondere gibt un- vor den mit -bar und -lieh aus Verben abgeleiteten Bildungen den ihm eigentlich zukommenden Hauptton an den zweiten Bestandteil ab, wenn dieser für sich un üblich ist, vgl. unberechenbar, unbezahlbar, unbegreiflich, unerschütterlich gegen unversöhnlich, unbemerkbar. Rein mechanisch wirkt die Neigung zwischen betonten und unbetonten Silben abzuwechseln. Vermieden werden drei Silben hintereinander mit absteigender Betonung. Wo diese der Hauptregel gemäß bestehen sollte, verliert die zweite Silbe ihren Ton. So sollte in Urgroßvater, da es aus Ur- und Großvater zusammengesetzt ist, die Silbe groß stärker betont sein als va-; in Wirklichkeit ist groß unbetont geworden. Infolge solcher Verschiebung erhalten dann auch Silben einen Neben ton, die nach dem Grundprinzip unbetont sein würden. Man sagt also nicht bloß Größherzöge, sondern auch Großherzog, nicht bloß Mdrkgräßnnen, sondern auch Mdrkgräftn. Vgl. ferner Erzbistum, Bergabhang, Gichtanfall, Goldeinfuhr, unabhängig, unzulänglich, unfolgsam, unhaltbar, unzutreffend, unnachsichtig, unumstößlich, unliebsam, unanständig, unvollkommen. Wo auf die zweite Silbe erst noch eine unbetonte folgt, da behält jene zwar noch einen Nebenton, der aber schwächer ist als der der vierten Silbe, vgl. unvorteilhaft, unübersichtlich, unangenehm, unangebracht, unzuverlässig. Eine andere Möglichkeit, das Zusammentreffen einer Haupthebung mit einer starken Nebenhebung zu vermeiden, war der Verlust des Tones in der Silbe, auf die eigentlich die Haupthebung fallen sollte. So erklärt sich absonderlich, vortrefflich, vorzüglich, ausfuhrlich, ausschließlich, absichtlich neben ausführlich, ausschließlich, absichtlich, wahrhäftig, wahrscheinlich neben wahrscheinlich. Dieses
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II, 3. Akzent.
mechanische Moment hat auch mitgewirkt, wo un- seinen Ton an die nächstfolgende Silbe abgegeben hat, vgl. unfdßbar, unsagbar, unsäglich, untröstlich. Hierher gehören eigentlich auch untadelig, unzählig, in denen -ig für älteres -lieh eingetreten ist (vgl. § 182). Auch in vielen Bildungen mit -bar und -lieh, in denen un- seinen Hauptton abgegeben hat, tritt noch eine mechanische Verschiebung ein, indem un- einen Nebenton behält gegenüber der nächstfolgenden Silbe, der nach dem Grundprinzip der stärkste Nebenton zukommen sollte, vgl. MMabanderlich, unaussprechlich, unausbleiblich·, entsprechend wird auch unaufhaltsam betont. § 26. Innerhalb des Satzgefüges fallen die Haupttöne auf die stärkstbetonten Silben der Einzelwörter. Zusammensetzungen von größerem Umfang können zwei Haupttöne tragen, von denen natürlich der eine stärker ist als der andere, vgl. ζ. B. Hausmeister stelle, Regierungsbedmter, auch wohl AnwaltsMmmer. Nattirlich läßt sich hier keine scharfe Grenze ziehen. Anderseits fällt aber nicht auf jedes Wort ein Hauptton. Diejenigen Wörter, die im Satzgefüge unbetont sind oder nur einen Nebenton tragen, bezeichnen wir als enklitisch (proklitisch). Als enklitisch betrachtet man allgemein die Pronomina, wenn sie nicht in einem Gegensatz stehen, die Präpositionen, Konjunktionen und die sogenannten Hilfsverba. Doch können auch viele andere Wörter gelegentlich enklitisch werden, worüber in der Syntax zu handeln ist. Einfluß auf die Lautgestalt zeigt sich in der Regel nur bei denen, die normalerweise der Enklisis unterworfen sind. Mehrsilbige Wörter behalten auch in der Enklisis einen Nebenton auf der Wurzelsilbe. Einsilbige werden unbetont vor einer haupttonigen Silbe, können aber auch einen Nebenton tragen vor einer unbetonten Partikel in der Zusammensetzung oder einem noch schwächer betonten selbständigen Wort, vgl. von Händen — von Geburt, von der Hand. Der Satzzusammenhang beeinfiußt aoeh die Stellung des Nebentons innerhalb eines Wortes. Vor einem Hauptton ist ein Nebenton unmöglich. Wo in einem dreisilbigen Worte die zweite und dritte Silbe an sich in der Tonstärke nicht wesentlich verschieden sind, erhält vor einem Hauptton die zweite Silbe einen schwachen Nebenton (imutiges Pferd), dagegen vor einer unbetonten Silbe die dritte einen entschiedeneren
Zusammensetzungen.
Satzbetonung.
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Nebenton (mutiges Gespann). Wo die dritte Silbe an sieh einen Nebenton hat, verliert eie denselben vor einem Hauptton (Heiterkeit — Heiterkeit herrschte). Wo die zweite Silbe den Nebenton trägt, die dritte unbetont ist, erhält die letztere doch eine gewisse Verstärkung, wenn eine unbetonte Silbe darauf folgt (Meinungen gesagt gegen Meinungen sagen).
Kap. 4. Allgemeines über die Vokale. § 27. Vergleicht mau den Vokalismus unserer Gemeinsprache mit dem des Mhd., so zeigt sich eine weitgehende Verschiedenheit hinsichtlich der Quantität. Im späteren MA. haben sich in ausgedehntem Maße Dehnungen ursprünglich kurzer und in geringerem Umfange Verkürzungen ursprünglich langer Vokale vollzogen. Anm. Vgl. Kräuter, „Die Prosodie der nhd. Mitlauter" (PBB. 2, 561); Paul, „Vokaldehnung und VokalverkUrzung im Nhd." (PBB. 9, 101); Burghanser, „Die nhd. Dehnung" (Progr. der Staaterealschule Karolinental) 1891; Ritzert, „Die Dehnung der mhd. kurzen Stammeilbenvokale in den Volksmundarten des hochd. Sprachgebiets" (PBB. 23, 131); A. Elsässer, „Die Kürzung der mhd. langen Stammsilbenvokale in den hochdeutschen Mundarten", Diss. Heidelberg, Halle 1909.
Vokaldehnung. § 28. Man hat früher unbedenklich angenommen, daß alle betonten kurzen Silben des Mhd. im Nhd. verlängert sind entweder durch Dehnung des Vokals oder durch Verdopplung des folgenden Konsonanten, vgl. Bote, Gottes = mhd. bo-te, go-tes. Gegen diese Auffassung hat sich Kräuter gewendet. Er behauptet, daß die Doppelschreibung nur die Kürze des Vokals anzeige, und daß nicht bloß dieser, sondern auch die Silbe als Ganzes kurz geblieben sei. Hiergegen ist zunächst zu bemerken, daß jedenfalls in Got-tes gegenüber mhd. go-tes auch eine lautliche Gemination des Konsonanten eingetreten ist in dem Sinne, wie man überhaupt von Konsonantengemination reden kann, nämlich daß der Konsonant, während er im Mhd. nur zur hinteren Silbe gehörte, sich im Nhd. auf die vordere und hintere verteilt Bei Verschlußlauten heißt dies, daß die Bildung des Verschlusses zur vorderen, die Lösung desselben zur
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II, 4. Allgemeines liber die Vokale.
hinteren Silbe gehört. Was dann die Silbenquantität betrifft, so sind lang und kurz relative Begriffe. Die erste Silbe in Hannes. Gottes ist allerdings nicht so lang wie die in it. anno, otto. Wenn wir aber deshalb jene überhaupt nicht mehr als lang anerkennen wollten, dann mllßte auch sonst unseren sogenannten langen Silben die Länge zumeist abgesprochen werden. Zunächst ist klar, daß die Quantität in Gottes keine andere ist als in Bettes, Wette usw., wo die Gemination schon mhd. ist. Man wird auch der ersten Silbe von Kalbes, harte, Landes, mochte keine größere Länge zuschreiben. Aber auch die Vokale, die wir als lang bezeichnen, mögen sie im Mhd. kurz oder lang sein, sind nicht so lang, daß eine damit schließende Silbe mehr Zeit in Anspruch nähme, als eine mit kurzem Vokal und Konsonant, so daß also die erste Silbe von Bote, gute auf gleicher Linie steht mit der von Wette. Danach müssen wir die Umgestaltung des Quantitätsverhältnisses im Nhd. beurteilen. § 29. Im Mhd. bestand ein scharfer Unterschied zwischen kurzen und langen betonten Silben. Als kurz müssen die Silben betrachtet werden, die auf einen kurzen Vokal ausgehen, als lang diejenigen, die mit einem langen Vokal oder Diphthongen oder mit einem Konsonanten schließen. Der Nom. man ist daher ebensogut mit Länge anzusetzen wie der Gen. mannes. Irreführend ist die gewöhnliche Fassung der Regel, wonach eine Silbe mit kurzem Vokal dadurch lang wird, daß auf denselben mehrere Konsonanten folgen. Denn was die erste Silbe von mannes, landes lang macht, ist eben der Umstand, daß der erste von den beiden Konsonanten zu ihr gehört, während der zweite, der zur hinteren gehört, an sich nichts zur Quantität der vorderen beiträgt. Die Veränderung, die sich in der nhd: Gemeinsprache vollzogen hat, ist nun als eine Ausgleichung der Silbenquantität zu fassen, bei der die ursprünglich langen Silben etwas eingebüßt, die ursprünglich kurzen etwas gewonnen haben. Dabei spielt auch der Silbenakzent eine Rolle, vgl. § 15. Der Gravis verbindet sieh am leichtesten mit Vokallänge. Die im Mhd. bestehende Verbindung von Vokalkürze mit Gravis in bote, gotes ist dadurch beseitigt, daß entweder unter Beibehaltung des Gravis eine mäßige Dehnung des Vokals erfolgt ist (Bo-te), oder unter Beibehaltung der Vokalkürze Übergang in den Akut (Got-tes).
Vokaldehnung.
161
§ 30. Die weitere Frage ist nun: unter welchen Bedingungen ist die Dehnung eingetreten oder unterblieben? Der erste Eindruck, den man von den jetzt bestehenden Verhältnissen gewinnt, ist der einer hochgradigen Willkür und Regellosigkeit. Man könnte versucht sein, dieselbe aus Dialektmischung zu erklären. Aber eine methodische Untersuchung ergibt, daß eine solche Annahme unnötig ist, und daß sich die Unregelmäßigkeiten zwanglos aus Ausgleichung zwischen verwandten Formen nach verschiedenen Richtungen erklären. Um die lautliche Entwicklung festzustellen, müssen wir uns zunächst an die Fälle halten, in denen eine Einwirkung der Analogie ausgeschlossen ist. Erst so tritt die Gleichförmigkeit in der Entwicklung zutage. Ferner ergibt sich, daß auch hier die Verhältnisse in der Gemeinsprache zu denen in den ostmd. Mundarten stimmen, wenn auch in einem Teile derselben sich Besonderheiten finden, die nicht in die Gemeinsprache Ubergegangen sind; endlich, daß auch die Entwicklung des Nd. prinzipiell damit übereinstimmt, wenngleich die Ergebnisse im einzelnen mehrfach abweichend ausfallen mußten wegen Verschiedenheit der Silbenquantität im Mnd. und Mhd., die durch Lautverschiebung entstanden war (wa ter — tcap^er, pa-pe — l>faf-fe usw.). § 31. Zunächst ist die Dehnung bedingt durch einen bestimmten Grad von Tonstärke. Ganz unbetonte Vokale bleiben kurz, nicht bloß schwaches e, sondern auch vollklingende Vokale in Fremdwörtern, vgl. ζ. B. agieren, Papier, parieren, polieren, visieren; besonders lehrreich sind Fälle, in denen ein verwandtes Wort mit betontem langen Vokal daneben steht: probieren — Probe·, kurieren — Kur. Wie die Fremdwörter sind deutsche Wörter mit Akzentverschiebung behandelt, vgl. Hollander, Forelle, ebenso das mit fremder Endung gebildete höfieren gegen Hof. Auch bei proklitischen Wörtern, die gewöhnlich mit einem stärker betonten zusammengeschrieben werden, läßt sich der Gegensatz beobachten, vgl. heran usw. gegen her-, voran, voraus, vorüber nach nordd. Aussprache gegen vor, im voraus·, wohlan vielfach mit Kürze gesprochen gegen wohl; vielleicht, Vielliebchen gegen viel. Es genügt dagegen zur Hervorbringung der Dehnung schon der Nebenton.
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II, 4. Allgemeines Uber die Vokale.
Das zeigen Wörter wie Herzöge, Bischöfe, Trübsal usw., Urbar, genügsam usw., Brosam. § 32. Verhindert wird die Dehnung der betonten Silben durch folgende Doppelkonsonanz. Eine Ausnahme bilden a und e vor r + t, d und z. Länge haben in der jetzigen Schriftsprache Art, Bart, Fahrt, Hardt, Scharte, Schwarte, zart, Harz, Quarz-, Erde, Herd, Herde, Pferd, wert, werden (aber wirst, wurden, geworden), Schwert; Kürze dagegen Hellebarde, Garten, hart, Marder, Marter, Karte, Quart, warten, Gegenwart, gegenwärtig, Warze (doch auch Warze gesprochen), Arzt, Erz, Erz-, Gerte, fertig, Here, Märe, Schmerz, Schere. In mittel- und niederdeutschen Mundarten findet sich in manchen Wörtern Kttrze gegenüber der Länge und Länge gegenüber der Kürze der Schriftsprache. Adelung schreibt vor Arzt gegen Areenei, Erz gegen Erzvater. Auch vor rsch findet sich in einigen Fällen Dehnung: Arsch, Barsch. Wir werden daraus schließen müssen, daß früher Doppelfofmigkeit bestanden haben muß. Wie diese zu erklären sei, darüber können wir erst später eine Vermutung wagen. Andere Vokale werden vor den betreffenden Konsonantenverbindungen nicht gedehnt. Doch spricht man in Norddeutschland zum Teil mit Anlehnung an das Nd. Bord, Norden. Als eine Ausnahme dürfen wir wohl auch Fälle betrachten wie niedrig, neblig, Wagner, Makler, Friedrich, in denen beide Konsonanten zur hinteren Silbe gezogen werden. Die Länge des Vokals ließe sich j a hier durch Angleichung erklären. Auch kommt in Betracht, daß zwischen den beiden Konsonanten immer ein Vokal ausgestoßen ist, der zum Teil auch daneben noch vorliegt. Aber auch nach der Vokalausstoßung war, vorausgesetzt daß die Silbentrennung immer die gleiche gewesen ist wie jetzt, keine Veranlassung zur Beeinflussung des Vokals durch die Doppelkonsonanz. Derselbe konnte daher wie sonst in offener Silbe gedehnt werden. Wenn widmen zum Teil mit Länge neben der Kürze gesprochen wird und früher auch in der Schreibung wiedmen (z.B. Goe., Br. 29,1,6) erscheint, so ist dies wohl Nachwirkung der älteren dreisilbigen Form (mhd. widemen). Die Länge in Geburt ließe sich wohl aus Angleichung an gebären, geboren erklären, doch ist bemerkenswert, daß der Vokal in gebürtig kurz ist.
163
Vokaldehnung.
§ 33. Von den besprochenen Fällen abgesehen, findet sich allerdinge langer Vokal vor Doppelkonsonanz in reichlichem Maße, aber nur, wo eine Erklärung durch Ausgleichung möglich ist, ζ. B. in Verbalformen wie du lebst, er lebt, er lebte,
gelebt, oder in Zuss. wie Vorwand, Hohlweg. Niemals, wo ein solcher Anschluß unmöglich ist. Beweisend für unsere Regel sind namentlich solche Fälle, in denen der Ausgleich unterblieben ist, vgl. die Zuss. Herberge,
Herzog
zu Heer,
Vorteil,
vorwärts, barfuß, Meerrettig (trotz der Schreibung mit Kürze gesprochen), Wollust, wohlfeil (teils mit Kürze, teils mit Länge gesprochen), diesseits (gewöhnlich mit Kürze gesprochen), jenseits,
obgenannt
zu oben, nämlich
zu Name (teils kurz, teils
lang gesprochen), Urteil gegen sonstiges Ür-, das vor vokalisch anlautendem zweiten Gliede entstanden sein muß, ζ. B. in uralt, wonach sich Fälle wie Urgroßvater gerichtet haben. Namentlich bei Eigennamen, in denen das Gefühl für den Ursprung geschwunden war, ist die Kürze erhalten, vgl. Herbert, Hermann,
Herwart,
meister.
Herweg,
Hollberg,
Hollweg,
Hoffmann,
Hoff-
Auch in einigen Ableitungen ist der Wechsel bewahrt:
vor — vörn,
Labsal
(neben Labsal) — laben,
Haffner
(früher
häufig so und noch jetzt als Eigenname) neben Hafner — Hafen,
pölnisch — Pölert.
Allgemein ist die Differenz in der
Quantität des Vokals zwischen verwandten Wortern nicht ausgeglichen, wenn zugleich eine Differenz in der Qualität des Vokals (abgesehen vom Umlaut) oder im Konsonantismus bestand, vgl. Tracht., trächtig — tragen·, Schlacht, schlachten — schlagen; Gewicht — wiegen; Gift — geben; Sicht, Gesicht — sehen; Geschichte — geschehen; Gelübde — geloben; auch Jagd
(in Norddeutschland gesprochen Jacht) läßt sich hierher stellen. Verschiedene Behandlung zeigen auch die Doppelformen fahl — falb,
geel — gelb,
quer — zwerch,
nordd. Fuhre — Furche.
Selbstverständlich ist keine Ausgleichung eingetreten zwischen Wörtern, die in ihrer Bedeutungeentwicklung weit auseinander gegangen sind wie Hof — hübsch, gar — gerben, auch nicht in der isolierten Genitivform flugs zu Flug. Auch innerhalb der starken Konjugation sind Reste des Wechsels der Vokalquantität bei gleichzeitiger Verschiedenheit der Qualität erhalten: du nimmst,
er nimmt — nehmen,
du trittst,
er tritt — treten;
dazu kommt nach nordd. Aussprache du gibst, er gibt, du liest,
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II, 4. Allgemeines Uber die Vokale.
er liest mit Kürze. Anhd. und noch mundartlieh sind mit gleichzeitiger Bewahrung des Koneonantenwechsels du siehst, er sieht, es geschieht zu sehen, geschehen. In manchen md. Mundarten ist der Wechsel zwischen Länge und Kürze im Präs. der starken Verba auch sonst bewahrt. Noch konsequenter im Nd.. vgl. ilc breke — du brilcst, he brilct; ik dräge — du drechst, he drecht. In der schwachen Konjugation dagegen hat die Schriftsprache allgemein Ausgleichung eintreten lassen, abgesehen von dem Part, gehabt und dem isolierten beredt. In md. Mundarten finden sich auch hier weitere Reste des Wechsels. Zwischen mögen, und mochte hat die Verschiedenheit des Konsonanten Ausgleichung verhindert. Scheinbare Ausnahmen sind noch Magd, Vogt, Krebs, Übst. Diese gehen auf mhd. maget, voget, krebef, obei; zurück, und es haben sich die zweisilbigen Formen noch längere Zeit neben den einsilbigen gehalten (noch jetzt nd. owest, erzgebirgisch uwest). Die einsilbigen Formen mit Länge sind daher wohl als Kompromißformen zu fassen, landschaftlich findet sich daneben auch Kürze. Magdeburg wird an Ort und Stelle mit Kürze gesprochen neben Magd. In ahnden und fahnden = mhd. anden, vanden kann keine Lautentwicklung vorliegen. In fahnden hat wahrscheinlich Anlehnung an das noch im Anhd. erhaltene mhd. vähen „fangen" stattgefunden. Ahnden berührt sich in der einen Bedeutung mit ahnen, durch das es beeinflußt sein wird. § 34. Die Stellung eines Vokals vor Doppelkonsonanz ist, wenn wir von den schon oben ausgesonderten Beispielen abweichender Silbentrennung (nie-drig usw.) absehen, im Grunde nur ein Fall der Stellung vor einem zur gleichen Silbe gehörigen Koneonanten, und wir können wirklich unsere Regel dahin erweitern, daß die Dehnung nur in offener, nicht in geschlossener Silbe eingetreten ist. Eine Ausnahme machen die auf einfaches r ausgehenden Wörter. Beweisend dafür sind diejenigen, die keine verwandten Formen neben sich haben, in denen der Vokal in offener Silbe steht: er, der, wer, ivir, ihr, mir, dir, dar, her, für, vor, empor, wahr in wahrnehmen, gewahr. Im übrigen sind die Verhältnisse zwar nicht so klar wie vor Doppelkonsonanz, weil vor einfachem Konsonanten der Wechsel in der Silbentrennung vielfach Veranlassung zum Wechsel in
Vokaldehnung.
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der Quantität und damit wieder Gelegenheit zur Ausgleichung gab. Doeh gibt es noch ausreichende Mittel, um die lautgesetzlichen Verhältnisse zu erkennen. Zunächst ist die Kürze geblieben, wo keine flektierten Formen daneben standen, in denen der Vokal offen werden konnte, vgl. an, in, von, bin, um, mit, ab, ob, darob (gegen oben, Obacht), doch, noch, bis, es, das (daß), was, des, wes. In der Nominal- und Verbalflexion sind die ursprünglichen Verhältnisse stark durch Ausgleichung gestört. Doch fehlt es nicht an Resten des Wechsels. In der Flexion der starken Maskulina und Neutra gilt jetzt gleichmäßige Durchführung der Länge oder Kürze durch alle Kasus als das Korrekte. Aber in der nordd. Aussprache, auch der Gebildeten, hat sich bei einer Anzahl von Wörtern die Kürze im Ν. A. Sg. neben Länge in den übrigen Kasus erhalten, vgl. Schlag — Schläges; Tag, Betrag, Ertrag usw., Bad, Rad, Grab, Gas, Glas, Gras, Schmied (trotz der Schreibung), Trog, Hof, Zug; Ad. kennt auch Kürze in Lob. Der Wechsel besteht auch im Nd., doch nicht überall in den gleichen Wörtern. Durchgehend durch alle deutschen Mundarten ist die Kürze in dem Adv. weg = mhd. enw'ec. Sie zeigt sich auch in Eigennamen wie Schmidt, Brockhoff, Eckhoff, Kirchhoff, Osthoff. Von Femininen zeigt den Wechsel Stadt — Städte nach nordd. Aussprache (südd. Städte). Neben kröte steht oberd. kröt, allgemein geblieben in SchildkrÖt. Von Adjektiven hat grob den Wechsel in der nordd. Aussprache bewahrt. In der st. Konjugation haben die gleichen Verba, die in der 2. 3. Sg/ Ind. Präs. die Kürze bewahrt haben, dieselbe auch im Sg. des Imp., also nimm, tritt, nordd. auch gib, lies. Kurz ist auch der Imp. sich in den Mundarten, in denen er sich erhalten hat. Entsprechend heißt es im Nd. brik, gtf, it, dagegen dräge. Im Sg. Prät. deist. Verba der vierten und fünften Klasse ist die Länge des α durch Angleichung an den PI. entstanden. Die Kürze ist noch in manchen nd. und md. Mundarten erhalten. Auch die nordd. Stadtsprache bewahrt die Kürze in ich, er mag. § 35. Erhaltung der Kürze findet sich zum Teil vor einfachem Konsonanten, auf den suffixales -er, -el oder -en folgt. Halten wir uns an die jetzige Schriftsprache, so scheint es, daß die Natur des zunächstfolgenden Kons, maßgebend dafür gewesen ist, ob Dehnung eingetreten ist oder nicht. Sie besteht
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II, 4. Allgemeines Uber die Vokale.
im allgemeinen vor den Lenes b, g, d, s und vor f , vgl. ζ. B. Leber, eben, Wagen, Nagel, Igel, Faden, Adel, nieder, Faser, Basen, Hasel, Ofen, Schwefel. Dagegen herrseht Kürze vor Yerschlußfortie und vor m, vgl. Gatter, Vetter, Wetter, Gewitter, Zither, Zwitter, Dotter, hotter·, Butter, Luther, zittern, wittern, Sattel, Bettel, Vettel, Zettel, Kapitel, Titel, Büttel; Artikel, Matrikel·, Kappel, Koppel, Kuppel, kuppeln·, zusammen, Hammer, Kammer, dämmern, Schimmer, Sommer, Nummer, Schlummer, Trümmer, Hammel, sammeln, Semmel, Himmel, Schimmel. Vor » ist die Kürze erhalten in Donner und Banner, vor l in Eller, Böller, Koller, Söller, schillern, Schiller (zu mhd. schilhen = nhd. schielen). Doch sind auch in der Schriftsprache manche Wörter abweichend behandelt. Länge haben Makel, mäkeln, Kater, Vater (woneben mundartlich väter weit verbreitet) und die aus dem Nd. aufgenommenen Stapel, Takel, Kote, Köter-, Kürze Widder; einige Wörter mit bb sind mehr landschaftlich und nd. Ursprungs, vgl. wabbeln, krabbeln, kribbeln, knabbern, sabbern. Aber der allgemeinen Schriftsprache gehören einige Wörter an mit geminierter Fortie aus mhd. einfacher Lenis, vgl. zappeln, woneben anhd. zabeln, doppelt aus frz. double; flattern, schnattern, Zettel = mhd. fladeren, snaderen, zedel (lat. schedula). Auch Wittum mit unursprünglichem « aus mhd. wideme gehört hierher, daneben noch landschaftlich Widern, Wedem. Die Anlehnung an Witwe wird erst Folge des konsonantischen Lautwandels sein. Im Anhd., auch bei Lu. finden sich viele Abweichungen von der gegenwärtigen Qualität. Desgl. in md. Mundarten. Noch größer ist das Schwanken im Nd., wo sich zeigt, daß Länge und Kürze von der Natur des folgenden Konsonanten ganz unabhängig sind. Hier findet sich auch ein tönendes geminiertes s, das in manchen Wörtern auch in die nordd. Stadtsprache übergegangen ist, vgl. quasseln, dusseln, Dusseltier, drusseln (im Halbschlummer sein), nussein (undeutlich sprechen, langsam machen). Die Partizipia haben wir bisher beiseite gelassen, weil in ihnen zum Teil Ausgleichung nach anderen Verbalformen möglich war. Doch war eine solche ausgeschlossen bei den Verben der ersten Klasse, die sich der überwiegend geltenden Regel fügen, vgl. geschnitten, geritten gegen gemieden. Dasselbe gilt von gesotten gegen gebogen usw., doch heißt es auch geboten. In getreten könnte die Länge
Vokaldebnung.
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auf Angleicbung an die Präsensformen beruhen, aber nicht in gebeten neben bitten. Die Mundarten zeigen auch hier ein regelloses Schwanken. Aus alledem ergibt sich, daß einmal durchgängige Doppelformigkeit bestanden haben muß, die nach verschiedenen Seiten hin ausgeglichen ist, wobei die Natur des Konsonanten erst eine sekundäre Bolle gespielt hat. Zur Erklärung der Doppelformen verweise ich auf § 111. Dort wird ausgeführt, daß eine Zeitlang Formen mit ausgestoßenem schwachen β vor l, r, m, η neben solchen mit erhaltenem e bestanden haben mUssen, so daß also der vorangehende Tonvokal zum Teil vor einfachem, zum Teil vor doppeltem Konsonanten stand. So erklärt sich vielleicht auch der Wechsel der Quantität des α und e vor den Verbindungen von r mit Dental (Art — Garten). Die Kürze ist hier vielleicht auch durch folgendes en geschützt wie vor einfachem Konsonanten. § 36. Innerhalb der Flexion des Subst. war durchgängig Veranlassung zur Entstehung eines Wechsels gegeben und damit die Möglichkeit zur Ausgleichung nach zwei verschiedenen Seiten. Bei den st. Maskulinen und Neutren mit PI. auf -e ist ganz Uberwiegend Ausgleichung zugunsten der Länge eingetreten; zugunsten der Kürze nur in Ritt, Schnitt, Tritt, Unschlitt und in Zinn, woneben aber früher auch Zin gestanden hat, wie die häufigen Schreibungen Zihn und Zien beweisen. Von denen mit PI. auf -er haben Dehnung Glied, Tal, auch Bad, Bad, Glas, Gras nach der mustergültigen Aussprache, Kürze Gott, Blatt, Brett. Abweichungen kennt Ad.: „Brett, besser Bret, weil das t auch im PI. einfach lautet"; „Blatt, besser Bldtt". Von den sw. Maskulinen, denen auch diejenigen zugerechnet werden müssen, die jetzt im Nom. » angenommen haben, zeigen Dehnung Pate, Spaten, Bote, Knoten, Kragen, Magen, Bogen, Laden, Schaden, Friede, Graben, Rabe, Buchstabe, Hase, Riese, Name und die jetzt stark gewordenen Hahn, Schwan; Kürze Gatte, Schatten, Schlitten, Neffe. Die Mundarten zeigen mancherlei Abweichungen. Die Feminina, die jetzt nach der gemischten Deklination gehen, haben überwiegend Dehnung, darunter auch einige mit t: Note, Pfote, Schote, Kröte; Kürze haben Matte, Platte, Kette, Quitte, Schnitte, Sitte (ursprünglich m.), Motte, Rotte, Bütte (mhd. büten), Hütte, Granne, Nachtigall. Ursprünglich identisch sind wahrscheinlich
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II, 4. Allgemeines Uber die Vokale.
Zote und Zotte·, jedenfalls erscheint früher in beiden Bedeutungen sowohl einfaches als doppeltes t. Mhd. state ist nur im D. PI. erhalten (zustatten kommen usw.) und in den Zuss. stattlich, stattJiaft. Auch hier viele mundartliche Abweichungen. Beim Adjektivum hat die Ausgleichung zugunsten der Länge entschieden, außer in glatt, matt, satt, fromm, toll. Die Länge in den Pronominalformen dem, den, wem, wen, ihm, ihn erklärt sich nicht bloß aus dem Einfluß der Formen der, er usw., sondern auch aus den noch im 16. Jahrh. vorhandenen volleren Nebenformen deme, tveme, ime und den erweiterten Formen denen, ihnen. In der schwachen Konjugation ist die Ausgleichung zugunsten der Länge ausgefallen, wo nicht Anlehnung an ein Nomen vorliegt, wie in begatten, frommen, gestatten, bei dem allerdings der Zusammenhang mit dem mhd. Subst. state kaum noch empfunden wird. Auch in der starken ist, soweit nicht Wechsel erhalten ist, Länge durchgedrungen. Eine Ausnahme macht nur das Präs. und Part, von kommen. Verallgemeinerung der Kürze zeigt noch das Prät.-Präe. sollen. Eine scheinbare Ausnahme bildet mannig-, das sich aber aus dem danebensteh enden manch mit Vokalausstoßnng erklärt. Eine entsprechende Erklärung dürfen wir annehmen für Bottich = mhd. botech, woneben noch jetzt mit Ausstoßung des Vokals Böttcher steht, für Drillich, Zwillich, woneben Drück, Zwilch häufig belegt sind, für Mennig(e), woneben früher Meng{e), Menje und für Wittib als Nebenform zu Witwe. § 37. Unter den Mundarten steht das Hochal. der Schriftsprache am fernsten. Hier ist ζ. B. Kürze in offener Silbe erhalten, dagegen Dehnung in geschlossener Silbe vor Lenis eingetreten, genau umgekehrt wie in der Schriftsprache. Nicht ganz so weit entfernt sich von derselben das Niederal. und Bair. Weit verbreitet im Gegensatz zur Schriftsprache ist Dehnung vor ursprünglich auslautender Doppelkonsonanz, vgl. ζ. B. köpf — PI. köpf, fisch — PI. fisch. Diese Erscheinung ist bair.-östr., ostschwäb., ostfränk., schles., südwestthüring. Außerdem wirken in manchen Mundarten gewisse Konsonantenverbindungen dehnend: Nasal oder r, l + Kons., cht, chs.
Vokaldehnuiig.
Vokal Verkürzung.
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Yokalverkürzung. § 38. Auch die Vokalverkürzung der Gemeinsprache erklärt eich aus der Tendenz zur Ausgleichung der Silbenquantität. Sie ist daher eingetreten vor Doppelkonsonanz, ausgenommen wenn dieselbe ganz zur hinteren Silbe gezogen wurde. Wegen der Silbentrennung haben wir Bewahrung der Länge vor st in Biest, Priester, Riester, Kloster, Ostern, Österreich, Trost, husten, pusten, Schuster, Wust, Wüste, wüst, düster, Rüster. Länge und Kürze nebeneinander haben Osten, Rost (zum braten). Mundartlich erscheint die Kürze auch in manchen Wörtern, die in der Schriftsprache nur mit Länge üblich sind. Kürzung mußte natürlich eintreten, wo eine Hinüberziehung der Konsonanten zur folgenden Silbe unmöglich war, wie in Ost, auch zum Teil vor den Ableitungssilben -en, -er, vgl. weiter unten. Auch vor tsch (aus älterem z't) finden wir in einigen Fällen Länge: hätscheln, grätschen, trätschen, quietschen. Bei Rätsel kann es zweifelhaft sein, ob lautgesetzliche Bewahrung der Länge oder Angleichung an raten vorliegt. Vielleicht gehört Brezel hierher, das wohl auf ein mhd. brcezel zurückgehen muß, da das gewöhnlich allein angesetzte brezel kaum Dehnung hätte erfahren können. Lautgesetzlich ist jedenfalls die Bewahrung der Länge in Die-trich. Sonst ist vermutlich auch die Länge von a, e, ä bewahrt vor rt, rd, da vor ihnen sogar die entsprechenden Kürzen gedehnt sind, doch ließen sich alle vorkommenden Fälle auch durch Ausgleichung erklären, vgl. gebahrte, Gebärde. § 39. W o sonst Länge vor Doppelkonsonant bewahrt scheint, wie ζ. B. in er hört, er hörte, er wähnt, er wähnte, ist vielmehr Angleichung an verwandte Formen eingetreten. W o eine solche nicht möglich war, liegt die Verkürzung vor. Vgl. Acht (gerichtlicheVerfolgung), sacht (aus as.säfto = ahd. sanfto), echt (aus mnd. chacht = mhd. ehaft), dicht (mhd. dihte, anhd. auch deicht), Fichte (mhd. viehte), Licht (mhd. lieht), Docht, woneben Dacht (mhd. däht, doht), Gerücht (nd. Form, = mhd. gerüefte), nüchtern (mhd. nüechtern), brachte, gebracht, dachte, gedacht, bedacht usw., du hast, Klafter, Krapfen (mhd. kräpfe), Pfründe {mhÜL.pfrüende), fing, ging, hing (noch lange fieng, gieng, Meng geschrieben), stunt (mhd. stuont), Lerche (mhd. Wehe),
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II, 4. Allgemeines Uber die Vokale.
(ge)horchen (neben hören), herrschen (mhd. hersen, jetzt an Herr angelehnt), Dirne (mhd. dierne), irgend (mhd. iergen), itzt (mhd. ieee), elf (mhd. einlef, eilf, letzteres noch lange in der Schreibung bewahrt), Elster (wohl zunächst aus eilster = mhd. agelster), Nelke (ans neilke = mnd. negelkin, vgl. oberd. Nägelein), Sense (wohl zunächst aus seinse aus älterem segense), wuchs, woneben wuchs nach Analogie der anderen Verba der gleichen Klasse (Adelung: wuchs, bei anderen wuchs). Auch in verdunkelten Zuss. liegt Kürze vor, vgl. zwanzig, früher auch zwenzig (aus mhd. zweinzic), herrlich, Herrschaft (mhd. Mrlich, herschaft, jetzt an Herr angelehnt), Hochzeit, Hoffart (mhd. hdchvart), Nachbar (mhd. nächgebür), Brombeere (mhd. brämber), Lorbeer neben Lorbeer (lor- aus lat. laurus), Winzer (mhd. winzürl), Ummet (mhd. uomät), Grummet (mhd. gruonmät), entweder (mhd. eindeweder) und die Eigennamen Gerbert, Gertrud, Gerlind (mhd. ger „Speer"), Irland, Island, Konrad (aus mlat. Conradus aufgenommen, dieses aus dem Nd., = mhd. Kuonrat), Kunze (mhd. Kuonze Koseform zu Konrad), Otmar, Ulrich (ahd. Uodalrich, mhd. Uolrich), Vilmann, Bullmann (mhd. Ruolman), Ortsnamen wie Böttberg, Rottdorf. Auch wahrlich wird trotz der Schreibung gewöhnlich mit Kürze gesprochen, desgleichen vierzehn, vierzig, Viertel. In nd. und md. Mundarten finden eich noch sehr viel mehr Verkürzungen. Wo die alten Längen i, u, iu nicht diphthongisiert sind, ist auch noch viel mehr Gelegenheit zur Verkürzung gegeben, ebenso wo ei und au kontrahiert sind. Insbesondere wird im Nd. in der starken Konjugation die 2. 3. Sg. Ind. Präs. regelmäßig verkürzt, vgl. ζ. B. ik Ute, du Utst, he Ist. Desgleichen in manchen md. Mundarten. Anch in der 1. schwachen Konjugation findet sich zum Teil noch Wechsel. In der nordd. Stadtsprache spricht man ich krije, du brichst, er kricht, er krichte. Viele Mundarten haben Verkürzung im Superlativ und in den Diminutivbildungen, vgl. nd.-md. der kUnste zu klen (klein); ruhlaisch hünnchen zu Huhn, eonneberg. büchla zu Büch. Scheinbare Ausnahmen sind Mond, soweit es auf Monat (mhd. mänöt) zurückgeht, und Papst = mhd. bähest. Doch erklärt sich in ihnen die Länge aus den zweisilbigen Nebenformen. Ebenso aufzufassen ist wohl Propst = mhd. probest, das allerdings gewöhnlich, aber wohl unrichtig mit Kürze
Vokalverkürzung.
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angesetzt wird. Umgekehrt erklärt sich die Kürzung in Rettich aus mhd. rcetich (gewöhnlich wird fälschlich retich angesetzt) = lat. radix aas flektierten Formen mit Ausstoßang des unbetonten Vokals. § 40. Die Ableitungssilben -et», -en, -er, -el mußten in demselben Umfange, wie sie Erhaltung der Kürze veranlaßt haben, auch Verkürzung der Länge bewirken. Kürze zeigt die Schriftsprache in Blatter, Natter, womit Otter eigentlich identisch ist (vgl. § 242), Futter (mhd. fuoter), Mutter, Jammer, Wappen und in dem aus wafen umgebildeten Waffe, Rüssel (mhd. rüeeel), Troddel (zu mhd. trade), Krüppel (mhd. krüepel, vgl. §140,4), Schacher (mhd. schäckcere), Linnen (aus dem Nd. aufgenommene Form für Leinen), immer, nimmer (mhd. iemer, niemer, woneben aber auch schon immer, nimmer). In den meisten Wörtern zeigt die Schriftsprache Bewahrung der Länge. Wiederum besonders vor den Lenes, vgl. Bruder, Busen, doch auch in Atem, Ekel. Die Mundarten haben die Verkürzung noch in manchen anderen Wörtern, umgekehrt aber auch zuweilen Länge gegenüber der Kürze in der Schriftsprache. Ebenso zeigen sich Abweichungen im älteren Nhd. Häufig ist dort die Schreibung Futer, Jam er; Wapen wird noch von Adelung gefordert. § 41. Da wir annehmen müssen, daß die Lautentwicklung sich innerhalb des Satzgefüges vollzogen hat, so wird es begreiflich, daß die Verkürzung auch in manchen Fällen vor auslautendem einfachen Konsonanten eingetreten ist. So werden ζ. B. nebeneinander gestanden haben er hat im Satzschluß und vor Vokal und er hat gesagt, auch hat er gesagt bei enklitischer Anlehnung des Pronomens. In der Schriftsprache ist hat verallgemeinert gegen geht, sieht, tut. So begreift sich wohl auch die nordd. Aussprache genug neben dem korrekten genüg und das gleichfalls nordd. näch neben nach, bei welchem letzteren aber auch die Unbetontheit als Veranlassung zur Kürzung in Betracht kommt. Verallgemeinert ist die Verkürzung in den st. Verben der zweiten Klasse mit s im Mhd.: verdroß, flöß, goß, gznoß, Schloß, schoß; diesen haben sich dann auch kroch, roch, soff, troff — mhd. krouch usw. angeschlossen.
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II, 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben.
§ 42. Die anscheinenden Willktirlicbkeiten lassen sieb nunmehr leicht durch die Annahme von Ausgleichung nach verschiedenen Seiten hin erklären. Wo eine solche möglich war, hat die Schriftsprache zum Teil im Gegensatz zu den Mundarten überwiegend für die Länge entschieden. Kürze ist durch gedrungen in Schloß, Genösse, Rache, Schuppe (mhd. schuope), lassen, müssen (mhd. müe^en), brüllen (mhd. brüelen). § 43. Man kann jetzt die Frage aufwerfen, ob in den Fällen, für die wir oben Erhaltung der Kürze angesetzt haben, nicht zum Teil sekundäre Verkürzung eines früher gedehnten Vokals anzunehmen ist. Natürlich kommen nur solche in Betracht, in denen eine Vokalausstoßung stattgefunden hat, ζ. B. du nimmst, er nimmt aus älterem nimmest, nimmet. Doch läßt sich über das chronologische Verhältnis der Vokaldehnung und der Vokalausstoßung zueinander nichts Sicheres ausmachen. Auch haben j a Formen mit und ohne schwachem e vielfach lange nebeneinander gestanden.
Kap. 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben. Kurzes a . § 44. Kurzes α entspricht normalerweise einem mhd. und urgerm. a. Über die Entsprechung in den übrigen idg. Sprachen β. I, § 45. Vgl. ζ. B. ab, ach, acht, Achse, Achsel, Acker, Affe, all, Alp, alt, Amme, Amsel, Amt, an, ander, Angel, Angst, Apfel, Arbeit, arg, arm, Arm, Asche, Ast, Axt und viele andere Wörter, die alle aufzuzählen unnötig ist. Natürlich erscheint α auch in Lehnwörtern in Übereinstimmung mit der Grundsprache, vgl. ζ. B. Altar, Arche, Arzt (aus mlat. archiater, griech. αρχίατρος). Kürzung aus mhd. et, — urgerm. e liegt vor in Blatter, Jammer, Klafter, Natter, Waffe, Wappen, Rache, hast, hat, lassen, tappen (zu mhd. täpe „Tatze"), nach (neben nach), Nachbar, wahrlich (nach verbreiteter Aussprache); aus gemeingerm. ά (aus an) Acht (mhd. ahte) „gerichtliche Verfolgung", brachte, gebracht, dachte, gedacht; aus nd. ä — hd. an in sacht (alts. säfto, vgl. § 39). Aus ai (ei) verkürzt ist es in zwanzig, woneben
Kurzes α. Langes a.
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anhd. noch zwainzig (noch im Parn. boic.), zweinzig, ferner spätmhd. und anhd. zwenzig. Rätselhaft ist das α in fachen (anf., entf.), da das seit dem 15. Jahrh. nachweisbare Wort früher fochen lautet (aus lat. focare't). Nicht klar ist auch, wie sich das α in Span(ferkel) zu dem in älterer Zeit tiberwiegenden und noch mundartlichen Spen- (mbd. spene „Muttermilch") verhält. Α Dm. 1. Fracht stammt aus dem Ndl. Wenn es wirklich, wie gewöhnlich angenommen wird, mit ahd. freht „Verdienst" identisch ist, so ist die unregelmäßige Lautentwicklang nicht anf dem Boden des Hochd. zu suchen. Neben Torte findet sich früher Tarte, so Weigand und Sa., vgl. außerdem Wi. 11,3, 247,10; ersteres stammt aus dem It., letzteres aus dem Franz. Neben boxen aus engl, box findet sich im 1$. Jahrh. baxen-, Belege aus Bürger und Schi, im DWb., vgl. noch Wi., Luc. 1, 338, Herder 23, 28. 29, Blumauer, Aen. 3881, Kotzebue 1,85.87. Das bair. helle α als Umlaut (vgl. § 46) erscheint zuweilen in Drucken, vgl. Närrin Schikaneder, Laster 4; es ist in die Schriftsprache gedrungen in der Form Hachse, Haxe (besonders auf Speisekarten) neben Hechse. Anm. 2. Nebeneinander stehen im Mhd. danne und (lenne, wanne und wenne. In der Schriftsprache hat sich allmählich eine Differenzierung zwischen dann und denn, wann und wenn durchgesetzt. Die Doppelheit dannoch — dennoch ist zugunsten des letzteren beseitigt; Belege für dannoch (dannocht) aus dem 16. Jahrh. im DWb., es steht noch bei Schi. 9, 380, 16.
Langes a .
§ 45. Langes α hat eine doppelte regelmäßige Entsprechung. Es ist entweder = mhd. ά oder = mhd. a. Ersteres ist der Fall im Präs. ursprünglich reduplizierender Verba (blasen, braten, raten, schlafen)·, im PI. Prät. starker Verba der vierten und fünften Klasse (gaben, nahmen, von da auf den Sg. übertragen); vgl. ferner Aal, Aas, Abend, Ader, ah, (nach)ahmen, Ahorn, Ameise, Atem, Bahre, -bar, Blase, brach, da (lokal), Draht, Frage, befahren (einer Sache auegesetzt sein), Gefahr, Unflat, Gnade, Graf, Grat, Rückgrat, Haar, Haken, ja, Jahr, Kahm oder Kahn (Schimmel), Kram, kramen, Lage, Mal, Mahl, Mahd, malen (vom Maler), Maß, nach (daneben mit Kürze), nahe, -nähme (in Abnahme usw.), Nadel, Naht, prahlen, Qual, rasen, Rat, Same, Saat, Schaf, Schale (Gefäß), Schlaf, Schmach, Schnake, Schwabe, Schwager, Span, Sprache, Strafe, Strahl, Tat, getan, Wage, wagen, etiva, Wahn, wahr. Zu den
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II, 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben.
germanischen Wörtern sind einige Lehnwörter getreten, vgl. klar, Paar, Papst, Pfähl, Plan, Plage, Staat, Straße; anhd. nnd noch poetisch ist fahen (— fangen), worin gemeingerm. β aus aü zugrunde liegt. Größer ist die Zahl derjenigen Wörter, in denen die Länge erst durch die nhd. Dehnung aus mbd. α entstanden ist, vgl. Aar, Abenteuer, aber, Adel, Ahn, ahnden, Arsch, Art, Bad, Bahn, bar, Bart, dar, Fabel, Faden, fahl, fahnden, Fahne, fahren, Fahrt, faseln, Faser, Fladen, Gabel, Gaden, gar, Glas, graben, Grab, Graben, gram, Gras, haben, Hafer, Habicht, Hafen, Hag, Hagel, hager, Hahn, Harz, Hase, Hasel, kahl, Kahn, Kater, Magen, Knabe, Kragen, Kran, Kranich, laben, laden, Lade, Laden, lahm, Made, Magen, mager, mahlen, mahnen, Maser, Nabe, Nabel, Nagel, nagen, Name, Nase, Pfad, Rabe, Rad, Rade(n), gerade, ragen, Rahe, Rahmen, Rasen, Saal, sagen, Sahlweide, schaben, schaden, schal, Schale (natürliche Schale von Früchten usw.), Scham, Schar, Scharte, schmal, Schnabel, Schwad(en), Schwan, schivanen, Schwarte, sparen, Spaten, Stab, Staden, Gestade, Star, Tadel, Tafel, Tag, Takel, Tal, Taler, traben, tragen, Vater, Wabe, Wade, Wagen, Wahl, Wahn- in Wahnsinn, Wahnwitz (sekundär an Wahn = mhd. ican angelehnt), wahren, wahrnehmen, gewahr, Ware, Wasen, waten, zagen, Zahl, zahm, Zahn, zart, Zaser. Kaum sicher zu bestimmen ist die ursprüngliche Quantität von Sahne. Kontraktion von ahe liegt vor in Gemahl, Mahlschatz, Plan („Überzug über einen Wagen" = mhd. blähe), Stahl; zweifelhaft ob auch in dem aus dem Nd. entlehnten Tran, das man mit mhd. trahen „Träne" identifiziert hat, wobei aber doch der Bedeutungsübergang bedenklich ist. Auffallend ist das α in Rahm = mhd. roum, wofür man nhd. Raum prwarten müßte, was nur mundartlich ist. Wahrscheinlich ist schon für die ältere Sprache rarn neben roum anzusetzen, welche Formen sich zueinander verhalten würden wie sträm und stroum („Strom", s. § 80). Scheinbar einem mhd. e entspricht ä in Lager. Die alte Form Leger, gewöhnlich Läger geschrieben, reicht noch bis ins 17. Jahrh., während Lager schon bei Lu. herrscht. Der Vorgang ist wohl der gewesen, daß im PI. die Läger das ä als Umlaut gefaßt und dadurch ein Sg. das Lager veranlaßt ist, wofür auch der Umstand
Langes a.
e (α).
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spricht, daß der PI. Läger noch im 18. Jahrh. (auch jetzt mnndartlich) verbreitet ist, während für den Sg. schon Lager feststeht. La in zeitlichem Sinne = mhd. do erklärt sich aus einer Vermischung mit dem räumliehen da = mhd. dä, wofür spätmhd. und anhd. nicht selten mit Verdumpfung do erscheint Anm. 1. Bei Rahm könnte man auoh an eine Vermischung mit mhd. r&m „Schmutzüberzug" denken, doch wird diese Vermischung begreiflicher, wenn von Anfang an Doppelformen bestanden. Mundartlich und auch bei Schriftstellern des 17. und selbst des 18. Jahrh. findet sich auch Rohm. Anm. 2. Zuweilen erscheint nach bair. Aussprache α für ä bei Schriftstellern, vgl. Madel Schikaneder, W. 1, 195; 2, 315. So sind insbesondere Ortsnamen in bair. Form in die jetzige Schriftsprache gedrungen: Graz, früher Graz geschrieben; Pasing, Schwabing usw. Anm. 3. Über das α in hahnebüchen s. § 89.
e (ä). § 46. Die jetzige Schriftsprache unterscheidet zwei verschiedene Qualitäten des langen e, eine offene, dem α näher stehende und eine geschlossene, dem i näher stehende; für die Kürze dagegen kennt sie nur έΐηβ Qualität, die offene, während die oberdeutschen, auch manche md. Mundarten, auch bei der Kürze offene und geschlossene Qualität unterscheiden. Die Schreibung ist eine doppelte, aber die Verwendung der beiden Zeichen e und ä (aus älterem d) deckt sich nicht mit dem phonetischen Unterschiede. Bei der Kürze hat das Nebeneinander von e und ä (Lerche — Lärche) überhaupt keine lautliche Bedeutung. Bei der Länge wird zwar ä ausschließlich für den offenen Laut verwendet, aber e nicht ausschließlich für den geschlossenen (geben mit offenem, dehnen mit geschlossenem e). Die ältere Sprache kennt mehr Unterschiede. Für die Kürze bestanden ursprünglich drei verschiedene Qualitäten: eine ganz offene, für die allein in älteren mhd. Hss. d angewendet wird, aber auch nicht konsequent, und die man in normalisierter Schreibung durch ä wiedergeben sollte, was aber bisher nicht allgemein geschehen ist; eine mittlere, die ungefähr dem jetzigen schriftsprachlichen offenen e entsprochen haben wird, und die in Grammatiken und Wörterbüchern mit e bezeichnet zu werden pflegt; eine geschlossene. Geschlossene
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II, 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben.
Aussprache hatte das durch Umlaut aus α entstandene e, soweit es schon im Ahd. vorhanden war, wofür man, wenn es besonders charakterisiert werden soll, die Schreibung ς anwendet; die mittlere Qualität kam dem urgerm. und dem aus i entstandenen (vgl. I § 133) e zu, abgesehen von einigen Fällen, wo es durch den folgenden Konsonanten oder durch ein folgendes i zu geschlossenem e entwickelt war; ganz offen war der erst im Mhd. hervortretende Umlaut des a, für den im Ahd. noch α geschrieben wird. Längen waren zwei verschiedene vorhanden: der Umlaut von ä, in den mhd. Hss. teils ά teils e geschrieben, in normalisierten Texten durch cn wiedergegeben; das aus urgerm.ai kontrahierte e (vgl. I § 133). Ursprünglich hatte ersteres die ganz offene Qualität wie kurzes ä, letzteres die mittlere wie e. Der ursprüngliche Stand änderte sich dann folgendermaßen: e bewahrte die mittlere Qualität nur im Bair. und Ostschwäb.; auf dem übrigen Gebiete hatte es schon im 13. Jahrh. geschlossenen Laut, der auch der Schriftsprache zugrunde liegt. Im Md., auch ostfränk. und südfränk. eingeschlossen, ist frühzeitig für die ganz offene Qualität die mittlere, weniger offene eingetreten und damit der Grund zu den Verhältnissen in der jetzigen Schriftsprache gelegt. Infolge davon gilt hier schon um 1200 ein Reim wie geslähte : rehte als rein. Eine andere Folge ist, daß die Schreibung ά in md. Hss. nicht üblich ist. Bis auf die Gegenwart ist die dreifache Qualität im Bair. erhalten, wo der ganz offene Laut jetzt als helles α erscheint, ζ. B. in narrisch, i war = ich wäre. Dagegen ist im Bair. insofern eine Verschiebung der ursprünglichen Verhältnisse eingetreten, als e vor b, g, d, t, s in den geschlossenen Laut übergegangen ist, ein Vorgang, der nach Ausweis der Reime schon um 1200 vollzogen war. Im Al. ist die alte Scheidung von e und ς besser bewahrt, dagegen sind die ganz offene und die mittlere Qualität, die im 13. Jahrh. noch streng geschieden waren, im späteren MA. auf dem größten Teile des alem. Gebietes zusammengefallen, und zwar meistens in einen sehr offenen Laut. Die Störung der ursprünglichen Quantitätsverhältnisse am Ausgange der mhd. Zeit hat zunächst wohl keinen Einfluß auf die Qualität gehabt. In der Folge aber ist die Quantität
177 insofern maßgebend geworden, als die kurz gebliebeDen oder verkürzten e-Laute im nördlichen Teile von Deutschland (den größten Teil von Mitteldeutschland eingeschlossen), und in der Schriftsprache in den offenen Laut zusammengefallen sind, während bei den ursprünglich laDgen oder gedehnten Vokalen der Unterschied auch hier gewahrt ist, abgesehen von dem nördlichsten Niederdeutschland. Aber aach bei der Länge deckt sich die heutige Unterscheidung der zwei Qualitäten nicht mit der ursprünglichen. Eine weitgreifende Verschiebung hat sich vor allem durch Wirkung der Analogie vollzogen. Eine solche hat sich sowohl in bezug auf den Laut als in bezug auf die Schreibung geltend gemacht. Die jetzige Verwendung des Zeichens ä ist zwar nicht ausschließlich, aber doch vorwiegend durch das Prinzip der Analogie bedingt. Eine Erweiterung erfuhr die älteste sparsame Anwendung des Zeichens zuerst im Al. Hier wurde es im Spätmhd. und im 16. Jahrh. häufig auch für älteres e gebraucht. Dies war nach dem Zusammenfall der früher geschiedenen ä und e ganz natürlich. Das phonetische Prinzip wurde dadurch nicht durchbrochen. In Mitteldeutschland war die Verwendung des ä in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. noch sehr selten. Erst allmählich drang es von Oberdeutschland aus ein, und von Anfang an macht sich die Tendenz geltend, es vorzugsweise da für den β-Laut zu verwenden, wo derselbe vom Sprachgefühl als aus α entstanden empfanden wurde. Eine Forderung nach dieser Richtung wird schon von Fab. Frangk aufgestellt (Müller S. 98) gegen den herrschenden Schreibgebrauch seiner Zeit. Weiterhin wird dies Prinzip von Laur. Albertus vertreten (B 2 ). Gueintz, Schottel, Girbert führen es dann entschiedener durch, wenn auch noch nicht ganz mit der Konsequenz wie die Späteren, namentlich Adelung. Für die Kürze konnte es sich auf dem Gebiete, wo nur noch έϊηβ Lautung bestand, ohne Hemmung durchsetzen. Anders bei der Länge. Hier war das Zeichen ä nach den ursprünglichen Verhältnissen nur soweit geeignet, als mhd. ae oder ä zugrunde lag; dagegen vertrug es sich nicht mit der geschlossenen Qualität des gedehnten mhd. f. Der in der Sprache lebendige Umlaut war also zunächst ein doppelter. W o der Umlaut analogisch auf Fälle übertragen wurde, denen er lautgesetzlich nicht zukam, wie in
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II, 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben.
der Bildung des PL und der Steigerungeformen der Adjektiva, konnte an sich die eine oder die andere Art maßgebend werden. Es scheint aber, daß von Anfang an die dem α näher stehende Qualität bevorzugt ist. Es war aber auch möglich, daß vermöge der Analogie die eine Qualität durch die andere verdrängt wurde. Dies ist sicher ohne irgendwelche Einwirkung der Schreibung bis zu einem gewissen Grade in den oberdeutschen Mundarten geschehen, wo sich jetzt die beiden Umlautsarten nach bestimmten Kategorien der Flexion und Wortbildung verteilen. Es war somit auch die Möglichkeit gegeben, daß die eine Art des lebendigen Umlauts die andere allmählich ganz verdrängte. Wieweit in Mitteldeutschland die offene Qualität die geschlossene schon vor Einführung des Zeichens ä verdrängt hatte, wieweit erst umgekehrt die Schrift die Aussprache beeinflußt hat, wird sich schwerlich genau ausmachen lassen. Aber auch in den nd. Mundarten hat das Analogieprinzip gewirkt. Die landschaftlichen Verschiedenheiten in der Aussprache des e sind noch so erheblich, daß sich kaum für alle einzelnen Fälle Vorschriften geben lassen, die Allgemeingültigkeit beanspruchen dürfen. Die von Siebs, Bühnenaussprache 10 S. 39 gegebenen Regeln sind sehr willkürlich und nicht der Befolgung wert. Anm. Vgl. Franck, Zs. fdA. 25, 218. Lnick, PBB. 11, 492 nnd 14,127. Kaufmann, Geschichte der schwäbischen Mundart, § 63 ff. Paul, PBB. 12, 518. Kauffmann, ib. 13, 393. Holthausen, ib. 370. Heilborn, ib. 567. Braune, ib. 573. v. Bahder, Nhd. Lautsystem 104. Η easier, Germ. 34,112. Bohnenberger, ib. 194. Nagl, PBB. 18, 262. Zwierzina, Zs. fdA. 44, 249. Tritschler, PBB. 38, 389 (Grammatikerzeugnisse).
Kurzes e (Ä). § 47. Wir betrachten zuerst das durch Umlaut entstandene e. Ob dasselbe ursprünglich die geschlossene Qualität ( = ahd. e) oder die ganz offene (== ahd. a) hatte, ist für die jetzige Schriftsprache gleichgültig. In beiden Fällen wird ä geschrieben, soweit dasselbe als aus α entstanden empfunden wurde. So im PI. der Substantiva (Bäche, Lämmer), auch da natürlich, wo der Umlaut erst durch Analogie eingeführt ist (Stämme, Äcker, Bücher, vgl. Flexionalehre); in der 2. 3. Sg. Ind. Präs. der
Kurzes e (ä).
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etarken Verba (wäschst, wäscht, hältst, hält); im Konj.Prät., in der dritten st. Konjugation analogisch statt ü eingeführt (spränge); im Komparativ und Superl., teils erst analogisch eingeführt (schwächer); in sonstigen Ableitungen, wo die Beziehung znm Grundwort lebendig iet, vgl. Gänslein, Gänschen, Verständnis, Wächter, Bäcker, Kälte, Ärmel (woneben allerdinge bis in die neuere Zeit die Schreibung Ermel bestanden hat), Gelände, männlich, gänzlich, läppisch, schänden, bändigen, einhändigen, ändern, ärgern, kränkeln, ächzen usw. Zweifelhaft ist, ob in dem nur landschaftlichen Färse „junge Kuh" das Bewußtsein der Zugehörigkeit zu Farre „Stier" für die Schreibung maßgebend gewesen ist oder vielmehr das Streben nach Unterscheidung von dem gewöhnlichen Ferse. Das junge Verb. plänkeln, früher blänkeln, blänkern ist an blank angelehnt, wovon es Ad. herleitet. In schwätzen hat sich ä festgesetzt, weil unumgelautetes schwatzen daneben steht. Auch das ä in ätzen erklärt sich vielleicht daraus, daß wenigstens in der Bedeutung „speisen" atzen daneben steht. Weiter ist ä eingeführt in einigen Fremdwörtern mit Rücksicht auf das α des Grundwortes: März, Lärm, Schärpe, bei welchen letzteren ä Wiedergabe des hellen romanischen α zu sein scheint, vgl. PBB. 30, 210. Vgl. auch § 51 Anm. 5. Auch die Schreibung Gränze (aus elav. granica) hat sich lange neben Grenze behauptet. Dagegen ist die Schreibung mit e beibehalten in allen Fällen, wo keine Formen mit α daneben standen, die als Grundformen hätten angesehen werden können, sei es, daß solche niemals vorhanden gewesen, oder daß sie frühzeitig untergegangen sind, vgl. Becken, Bemme, Bengcl, Bernstein, besser, Bett, blecken, blenden, Bremse („Hemmvorrichtung"), dengeln, Ecke, Egge, Elle, emsig, Ende, Engel, Enkel, Ente (mhd. ant, PI. ente), Eppich, Erbe, Erbse ( = mhd. ärweig neben arweiζ mit Umlaut durch et), Ernte, Erz, Erz- (aus lat. archi), Esche (mhd. asch, PI. esche), Espe, Esse, Essig, Fels, Ferkel (zu mhd. varch „Schwein"), Fessel, Fetzen, fremd, Gemse, Gerte, Hecht, Held, Hemde, hemmen, Hengst, Her- in Herberge, Herzog, Herbst, herb (mhd. härwe), Kelch, Kerker (mhd. karkcere, kärkcere), Kessel, Kette, Ketzer, Krempe, krempeln, Lende, Gelenk (zu mhd. lanke „Weiche"), Lenz, mengen, Mergel, Messer,
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II, 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben.
Mette, Metze, metzgen, Nessel, Nestel, Netz, Pfennig, pferchen, Recke, retten, Schenkel, schlendern, schlenkern, Schwelle, Gespenst (zu mhd. spanen „verlocken"), abspenstig (ebendazu, trotz Lathers abspannen), Sperber (mhd. sparwoere, spänvcere), Sperling, stecken, stemmen, streng, Wecken, welch, Wels, welsch (mhd. wälhisch zu Walch „Welscher"), Wette, wetzen, Zettel (Aufzug eines Gewebes). Aach die schwachen Verba der ersten Klasse haben im allgemeinen, wo sie nicht als deutliche Ableitungen aus Substantiven oder Adjektiven mit α erschienen, e behalten, trotz dem α im Prät. und Part.; nicht bloß, wo dieses durch Angleichung an das Präs. beseitigt ist, wie in verderben, lenken, merken, recken, schwemmen, sengen, senken, trennen,· sondern auch, wo es bewahrt ist, also in brennen, kennen, nennen, rennen, senden, wenden. Das e des Präs. wurde eben als das Ursprüngliche empfunden, das α des Prät. als das abgeleitete, das Verhältnis also nicht anders aufgefaßt als der Ablaut zwischen helfen und half. So ist wohl auch das e von denken für ursprünglicher betrachtet nicht nur als das α des Prät., sondern auch als das α von Gedanke, welches Wort wegen der Zusammensetzung mit ge- als Ableitung erscheinen mußte. Das gleiche gilt von Geschmack im Verhältnis zu schmecken. Für die aus st. Verben abgeleiteten Kausativa konnte das α des Prät. nicht maßgebend werden, daher schwemmen zu schwimmen — schwamm, wohl aber das des Präs., daher fäUen zu fallen. Für die Schreibung wälzen ist wohl weniger das untergegangene et. Verb, walzen, als das Subst. Walze und das daraus abgeleitete schw. Verb, walzen entscheidend gewesen. Sicher ist drängen an Drang angelehnt. Hinzutretende lautliche Differenzierungen haben die Angleichung verhindert; daher Henne zu Hahn wegen des Quantitätsunterschiedes, decken zu Dach, wecken zu wachen, (be)netzen zu naß, henken, Henker, Gehenk zu hangen wegen der Verschiedenheit des Konsonanten. Wenn das Gefühl für den etymologischen Zusammenhang infolge divergierender Bedeutungsentwicklung geschwunden oder wenigstens stark geschwächt ist, hat sich natürlich auch kein ä eingestellt, vgl. behende ans ahd. bi henti „bei der Hand", enge neben Angst, Heft, heften und das durch eigenartige Bedeutungeentwicklung ganz losgetrennte heftig neben Haft, haften, Heller zu Hall, hetzen zu hassen,
Kurzes e (ä).
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kennen zu ich kann, Mensch aus Mann, prellen neben prallen, renken neben Bank, Hanke, Scheffel zn Schaff, zerschellen (trans.) neben schallen, schwenken neben Schwank, schwanken, Spengler zn Spange, sperren neben Sparren, stellen zn Stall (näher an stehen angeschlossen), Stengel neben Stange, Strecke neben strack, stracks, Treppe neben Trappe. In manchen Fällen ist auch noch lautliche Differenzierung hinzugekommen: Geselle zu Saal, fertig zu Fahrt, Hecke zu Hag, gerben zu gar, Menge zu mancher, letzen, letzte zu laß, ausmergeln zu Mark, Geschlecht zu schlagen, Stempel zu stampfen, Vetter zu Vater. Auch in Eltern hat sich e behauptet, wiewohl die ursprüngliche Identität mit dem Komparativ von alt selten verkannt ist, und wiewohl deshalb viele Grammatiker, auch noch Adelung die Schreibung mit ä empfohlen haben. Bekenntnis und Erkenntnis, denen das einfache Kenntnis erst nachgebildet ist, sind Ableitungen aus den Partizipien bekannt, erkannt und werden daher im 17.18. Jahrh. anch mit ä geschrieben, aber die unmittelbare Anlehnung an bekennen, erkennen hat dem e zum Siege verholfen. Ebenso verhält es sich mit {erkenntlich, doch steht daneben früher eine ältere Bildung erkenn(e)lich. Anm. 1. Daß bei manchen Wörtern die Schreibung large geschwankt hat, ist ganz natürlich, da das angenommene Prinzip der subjektiven Auffassung noch Spielraum genug ließ. So wird von manchen büeser verlangt mit Rücksicht auf basz, Häller mit Rücksicht auf die Herkunft von Hall/, Hemmer verlangt einhällig wegen Hall, Aichinger widerspänstig wegen spannen. Auch ganz falsche Etymologien mischten sich ein. Gottsched verlangt Amte, weil es von Ähren komme (desgl. Hemmer, Abh. 102); ämstg, weil von Ämse = Ameise (desgl. Hemmer, vgl. ämsiger Herder 17,62); Mätzger, weil von lat. mactare; die Häcken, well von Haken oder Haag. Frau Gottsched schreibt Vätter. Auch das Streben nach Unterscheidung gleichlautender Wörter hat mitgewirkt. Gottsohed (auch Bair. Sprachk.) verlangt Mätze (mit Anlehnung an Maaß) gegen Metze „Hure"; ferner Feuerässen gegen essen. Anm. 2. Für die Schreibung der zu kennen gehörigen Ableitungen vgl. Känntnisz El. Schlegel, Sehr. 50, 3, Känntnisse(n) Herd. 17, 329. 18, 131 usw., s. auch DWb.; Bekänntnisz Herd. 17, 166, Schi. 3, 124, 25; Urkäntnisz Op K. 215,18, Herd. 13,87; unkänntlich Herd. 13,167; Erkänntlichkeit Goe. Br. 1, 229, 9.
§ 48. Wo mhd. e = urgerm. (idg) e zugrunde liegt, wird fast durchgängig e geschrieben. Hierher gehört das e im Präs. der st. Verba. Vgl. ferner belfern, Berg, betteln, Bremse
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II, 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben.
(als Insektbezeichnung), Gebresten, Brett, Dechsel, Dreck, Ernst, etwas, etlich, etwa, Feld, Felge, Fell, fern, Ferse, Fleck, frech, Geck, gelb, Geld, gern, Gerste, gestern, grell, hell, Helm, kerben, Kerl, Kern, Kleck(s), Knecht, Kresse, lecken, melden, Nest, Quelle, Rechen, rechnen, recht, Schelm, Scherbe, Schere, schlecht, Schmerz, Schnecke, schnell, schwelgen, Schwester, sechs, selber, selten, Specht, Spelt, Stelze, steppen, Stern, Sterz, Weif, welk, Welle, Werder, Werg, Werk, Westen, Wetter, Zeche, Zelt, Zweck, Zwerchfell. Mit dem urgerm. e ist das e in alten Lehnwörtern aus dem Lat. zusammengefallen, so in Elfenbein, Fenster, Fest, Keller, Pelz, Perle, Pest, pressen, Best, Tempel, Vers, Zelle, Zettel (schedula). In einigen wenigen Fällen ist die Schreibung mit ä für e durchgedrungen: rächen, das die Grammatiker als Ableitung von Bache gefaßt haben, während das Verhältnis umgekehrt ist (mhd. rechen — räche)·, Lärche als Baumbezeichnung zum Unterschied von Lerche·, dämmern, plärren ohne ersichtlichen Grund. Unser -wärts in aufwärts usw. geht auf mhd. -wertes zurück, während in dem damit verwandten -wärtig in gegenwärtig usw. das ä Umlaut aus α ist. Α nm. 1. In einigen Wörtern war ursprüngliches e im Mhd. zu geschlossenem e entwickelt, teils anter dem Einfluß eines folgenden t, teils anter dem eines ach oder 8t, so in Helm, Schelm, sechs, dreschen, gestern, Schwester. Für die Schriftsprache ist dies bei dem Zusammenfall aller kurzen e von keinem Belang. A η m. 2. Demmerung schreibt nach dem DWb. noch Le.; vgl. auch Morgendemmerung Th. Jones 1, 17.
§ 49. In einigen Wörtern geht das zugrunde liegende mhd. e auf ursprüngliches i zurück, in Blech (mndl. blic), es — mhd. έ'ξ, keck und Quecksilber (engl, quick), Klette womit klettern verwandt sein wird, lecken verwandt mit got. Idigon, lernen (mhd. lernen und Urnen), schlecken (mhd. slicken), Schnepfe (ndl. snip — snep, engl, snipe), Speck (ags. spie), Wechsel (verwandt mit lat. vices), Welt (vgl. lat. vir)·, ferner in Lehnwörtern aus dem Lat.: Becher (aus vulgärlat. bicarium), Messe (aus missa), Pech (aus pix—picem), Semmel (ursprünglich mit der Bedeutung „feines Weizenmehl" aus simila), Senf (aus sinapi). Auffallend ist das e in Mennige (mhd. minig und menig) aus lat. minium. Nordd. Drell in gleicher Bedeutung wie ettdd. Drillich ist erst im Nhd. aus dem Nd. entlehnt; es
Karzes e (ä).
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kann mit Drillich ursprünglich identisch sein, jedenfalls gehört es wie dieses zu drei. A n n . Im Mhd. steht auch schuf neben schif, schirm neben schirm-, das Prät. von wissen lautet messe, weste neben wisse, wiste, vgl. Flexionslehre.
§ 50. Es erübrigen noch einige besondere Entstehungsweisen des e. Verkürzung aus mhd. e liegt vor in herrlich, Herrschaft, herrschen, denen mhd. her = nhd. hehr zugrunde liegt, wenn sie auch jetzt unmittelbar an Herr angelehnt sind, welches eigentlich der Komperativ von her ist, ahd. her(i)ro, aber schon im Mhd. zu herre verkürzt; in Lerche — ahd. lerahha; in dem aus dem Nd. aufgenommenen echt — mhd. ehaft (vgl. § 39); in Eigennamen wie Gertrud, Gerbert, deren erster Bestandteil = mhd. ger ist (vgl. § 39). Verkürzung aus mhd. (B liegt vor in ächten, in den Konjunktiven brächte, dächte, in Schächer mit sekundärem Umlaut aus mhd. schächcere; Rettich aus mhd. rcetic (nicht wie häufig angesetzt wird retic) aus lat. radix, radicem. Ob drechseln hierher gehört ist zweifelhaft; ahd. drahsil „Drechsler" pflegt mit langem α angesetzt zu werden, aber zunächst wohl nur wegen der falschen Verknüpfung mit dräen „drehen"; nach den Schreibungen kann ebensogut Kürze angesetzt werden; bei Williram steht einmal drähsel und einmal drdhsel; schon im j. Tit. reimt es auf wehsei. Infolge geringer Tonstärke ist w verkürzt in Truchseß (mhd. truhscege), ansässig, aufsässig (vgl. mhd. widerstehe, widersce^ec), Wildbret (mhd. wiltbrcete). Auf ein aus ei kontrahiertes e gehen zurück die aus dem Nd. aufgenommenen Wörter fett (mhd. schon im 14. Jahrh.) = hd. feist, mhd. veiget and schleppen = mhd. sleipfen (s. § 140, 2). Ferner elf, woneben sich die ältere Form eilf wenigstens in der Schreibung bis ins 19. Jahrb. hinein bewahrt bat; entweder aus mhd. einttveder (eindeweder), welches noch im 16. Jahrh. vorkommt, während anderseits entweder auch schon im Spätmhd. erscheint. Erst auf deutschem Boden ist auch die Verkürzung in Renntier eingetreten, da in älterer Zeit dafür noch Rein, Reen, Reentier erscheint; zugrunde liegt anord. hreinn, dän.-schwed. ren. Auf ein erst durch Kontraktion entstandenes ei geht e zurück in Nelke aus mnd. negelkin, doch wohl durch die Zwischenstufen neilken, nelken; Sense aus mhd. segense durch die im Mhd. bezeugten Zwischenformen seinse, sense; Elster, früher häufig
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II, δ. Die einzelnen Vokale der betonten Silben.
Älster geschrieben, anhd. auch Alster (noch Gil Blas 3,171, Stephanie, Nengierde 46) aus mhd. egelster neben agelster (noch Musäus Aglaster); in gen {gen Himmel), anhd. zuweilen geen geschrieben, aus mhd. gein, kontrahiert aus ahd. gegin, wobei die Ktlrzung Folge des proklitischen Gebrauches ist. Durch Verschiebung des Silbenakzents ist je aus ie entstanden in jetzt, jeglicher (s. § 193). Nicht klar ist die Entstehung des ä in Fächer aus älterem focher, föcher (aus lat. focarius?), wovon auch fächeln aus untergegangenem Fechel „Fächer" nicht zu trennen sein wird. Desgl. das e in Kette „Volk wilder Hühner" aus mhd. hätte, dessen regelrechte Entsprechung in Mundarten fortlebt; literarisch erscheint noch im 18. Jahrh. Kitte. Langes e (Ä).
§ 51. LaDges e oder ä kann auf mhd. Länge zurückgehen, und zwar entweder auf e oder auf ce. 1. Mhd. e, kontrahievt aus urgerm. ai (s. I § 133), liegt zugrunde in Klee, Schnee, See, weh, Ehe, Seele, etoig\ ehern (mhd. erin aus er „Erz"), ehe, eher, erste, Ehre, hehr, kehren (wenden), lehren, sehr, versehren; Fehde, flehen, Lehen, Reh, Schlehe; wenig. Gleichfalls mhd. e, wenn auch in seinem Ursprünge nicht so klar, liegt zugrunde in zwen (mhd. zwene), dem veralteten Mask, zu zwei und in gehen und stehen (mhd. gen, sten, Nehenformen zu gän, stän). In allen diesen Fällen hat die Schriftsprache geschlossenen Laut. Dazu sind schon im Mhd. manche e in Fremdwörtern gekommen, ζ. B. Regel, auch Zeder, der Eigenname Peter, die ihr langes e der epätlat. Dehnung des ursprünglich kurzen e verdanken. Auch bei jüngerer Entlehnung ist fremdsprachliches e als geschlossener Laut behandelt. Anm. 1. Neben beide steht ahd.-mhd. bide, and diese Nebenform reicht in der Literatur bis ins 18. Jahrh. Anch Schi, in seiner frühesten Zeit und Hölderlin schreiben noch beede. FUr die Doppelheit hat Sievers die richtige Erklärung gefunden: zugrunde liegt got. bäi päi „beide die"; bei Verschmelzung zu einem Worte mufite der Diphtong bleiben, dagegen selbständiges bai mußte zu *be kontrahiert werden. Anm. 2. Zu den Wörtern mit e aus ai gehört auch mhd. ger „Wurfspieß", erhalten in Eigennamen wie Gerhard und mit Verkürzung in Gerbert, Gertrud usw., mit Abschwächung in unbetonter Silbe ι. B. in Rüdiger, Rieger, auch neubelebt in dichterischer Sprache. Länger in der lebendigen
Langes e (ä).
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Sprache geblieben ist das ursprünglich mit gir identische Gehren für verschiedene Gegenstände, deren Gestalt Ähnlichkeit mit der Gerspitze hat, so = „Rockschoß", „spitzzulaufendes Ackerstück".
2. Mhd. ÜP, der Umlaut von ä, erseheint regelmäßig als offener Laut. Wo es deutlich als Umlaut empfunden wird, wird es durchaus mit ä geschrieben, vgl. Drähte, näher, du rätst, ich wäre, mäßig, Krämer, Gräfin, Gemälde, Rätsel, wähnen, bewähren usw. Auch in andern Fällen hat die Schreibung mit ä den Sieg davongetragen: Gefäß (mhd. gevcege), Gräte (mhd. grät, PI. grcete), Käse (aus lat. caseus), Krähe, Märchen, fähig (zu mhd. fahen „fangen")» gäbe (in gang und gäbe), jähe, spät (daneben oberd. spät, eigentlich Adverbialform), bähen (mhd. bcejen), blähen, kr ahm, mähen, nähen (dazu Naht, Nähterin), seien (dazu Saat), prägen, schmähen (dazu Schmach). Bei einigen könnten also immerhin verwandte Wörter maßgebend für die Schreibung gewesen sein, bei andern ist dies ausgeschlossen. Daneben gibt es eine Anzahl von Wörtern, in denen die Schreibung mit e durchgedrungen ist, und bei diesen ist auch die Aussprache ins Schwanken geraten. Nach der mir geläufigen Aussprache, die wohl in einem großen Teile von Nord- und Mitteldeutschland herrscht, haben den offenen Laut behalten Hehl (mhd. hcele), bequem (mhd. bequeeme), genehm (mhd. genceme), angenehm, vornehm, Hering (mhd. als heerin c, nicht als herinc anzusetzen), selig, stets, stetig, unstet, fehlen, während Schere (mhd. schcere), leer (mhd. leere), schwer (mhd. sweere), das daraus abgeleitete beschweren, drehen (mhd. dreejen), wehen (mhd. weejen) den geschlossenen Laut angenommen haften. Der letztere findet sich also vor r und vor Vokal (h ist nur graphisch), vor diesem jedoch nicht durchgehend; man könnte an einen älteren Wechsel in der Aussprache zwischen drehen und drehte usw. denken. Doch ist die Aussprache gegenwärtig nach Landschaften verschieden, und ebenso gehen die Zeugnisse und Vorschriften der älteren Grammatiker weit auseinander, bei denen freilich wohl oft theoretische Vorurteile die unbefangene Beobachtung beeinträchtigen, abgesehen von Fulda, dessen Angaben als zuverlässig für die in Schwaben herrschende Aussprache gelten dürfen. Im ganzen scheint es, daß durch die Schreibung mit e die geschlossene Aussprache sich allmählich auch in solche Gegenden verbreitet,
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II, 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben.
w o die natürliche Auesprache die offene ist. Besonders verhält e s sich mit selig. Volksetymologisch sind daran angelehnt die Ableitungen aus Substantiven auf -sal w i e trübselig. Diesen k o m m t ihrem Ursprünge nach geschlossener Laut zu; aber soviel mir bekannt ist, wird überall d a s e von selig und das von trübselig usw. übereinstimmend e n t w e d e r offen oder g e schlossen gesprochen. In Fremdwörtern wird lat. ae jetzt überall durch α w i e d e r g e g e b e n und daher auch die offene Auesprache beibehalten. A i m . 1. Ursprüngliche Länge wird auch für Schemel, früher auch Schämel geschrieben, anzunehmen sein, das gewöhnlich mit Kürze angesetzt wird. Die ahd. Schreibung scamil wäre sonst nicht zu erklären, und auch nicht die wohl allgemeine offene Aussprache. Die jetzt in manchen Mundarten bestehende Kürze kann sekundär sein. Anm. 2. Schreibungen mit ä statt des jetzigen e: läer Simplic. 27; lär noch im Parn. boic., vgl. 1, 4. 5; drohen Simplic. 139. 341. Noch Ad. bemerkt, dafi man eigentlich »tät» schreiben solle, wie in einigen oberdeutschen Gegenden wirklich geschähe. Anm. 3. Von den sehr einander widersprechenden Angaben der Grammatiker seien einige Proben gegeben: bequem offen Brockes, Ad.; selig offen Omeis (1716), Heynatz (auch mühselig), Ad., geschlossen Moritz, beides Töllner (1718), Wahn (1720); stet, stetig, stets offen Heynatz, Ad., Moritz; fehlen offen Heynatz, Ad., der Beim Fehler: Thäler gebilligt von Brockes; Schere offen Fulda, Ad., geschlossen Gottsched, Moritz; leer geschlossen Gottsched, Ad.; schwer offen Fulda, Ad., geschlossen Omeis (1716), Moritz; beschweren darf nicht auf ehren gereimt werden nach Volck (1711); drehen offen Brockes, Fulda, Heynatz, Ad., geschlossen Moritz; wehen offen Brockes (anders als die Wehen), Heynatz, Ad., geschlossen Hempel (1754), Moritz. Hemmer (1771) gibt auch für mäen und säen geschlossenen Laut an. A n m . 4. Wo früher mhd. α durch e wiedergegeben wurde, wurde e auch für lat. ae geschrieben. So schreibt Lu. Egypten, Phariseer, Bartholomew usw. Und noch lange finden sich solche Schreibungen. A n m . 5. Das ä von Säbel geht auf slavisches α zurück, das auch in den romanisohen Sprachen erscheint. Sollte mit dem ä, wofür in älterer Zeit auch e, nur das helle fremdsprachliche α wiedergegeben sein (s. § 47)? Säbel wird im DWb. aus al.-schwäb. Schriftstellern (poch bei Hebel und scherzhaft bei Schi.) belegt, vgl. noch Stephanie, Die Werber III, 1. Anm. 6. Nicht wahrscheinlich ist, dafl das ä in Wörtern wie Majestät Wiedergabe eines hellen α sein soll, da im Mhd. dafür immer & erscheint. Es liegt wohl eher Eicfluß des Franz. vor. § 52. In den meisten Fällen ist nhd. langes e erst durch D e h n u n g aus Kürze entstanden. Mhd. g e s c h l o s s e n e s e (alter Umlaut) h a t zumeist die geschlossene Qualität bewahrt, wo es nicht als durch U m l a u t entstanden empfunden ist, vgl. Beere, Beet,
Langes e (α).
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dehnen, edel (Zusammenhang mit Adel durch die Bedeutungeentwicklung gelockert), Ekle (Nebenform zu Elle), elend, Esel, Heer, Hefe, Tcehren (fegen), Meer, Hede, redlich, bescheren, sehnen, Wedel, wehren. Anderseits hat das durch sekundären Umlaut entstandene ä offene Qualität bewahrt in Frevel = mhd. frävele, ahd. frafali; Mähre, das auf ein mhd. märhe „Stute" zurückgehen muß. woneben allerdings merhe mit geschlossenem e bestanden zu haben scheint; Pferd aus mhd. phärfrit, phärit, pliärt\ ferner Wörter, in denen das lange α durch Kontraktion aus mhd. ähe entstanden ist.: Ähre (mhd. älter N.), Träne (mhd. trahen M., PI. trähene), Zähre (mhd. zäher M., PI. zähere), erivähnen (mhd. gewähenen), vermählen (mhd. mähelen); Mädchen aus Mägdchen, allmählich aus allmächlich (s. § 184); Bildungen mit den schweren Ableitungsuffixen -lieh, -lein, -chen wie väterlich, Vätflein, Väterchen. Von Anfang an offene Qualität wird meistens auch da eingetreten sein, wo der Umlaut auf analogischer Übertragung beruht, ζ. B. in Pluralen wie Stäbe, Nägel, in Komparativen wie zärter, mägerer. Dagegen hat eine ausgedehnte Verschiebung stattgefunden bei dem ursprünglich geschlossenen Umlauts-e, wo dasselbe noch deutlich als aus α entstanden empfunden wurde. Hier ist in der Schriftsprache die Schreibung mit ä und damit die offene Aussprache durchgeführt, vielfach im Gegensatz zu den lebenden Mundarten, also Schläge, Bäder, du fährst, bärtig, schälen, zähmen usw Man eebreibt auch wählen, als wenn es eine Ableitung aus Wahl wäre, wiewohl in Wirklichkeit das Verb, älter ist als das Subst.; ferner nähren, wiewohl das zugrunde liegende mhd. nern das Kausativum zu genesen ist, weil es jetzt in der Bedeutung sich an Nahrung, nahrhaft anschließt; sogar quälen ist mit Rücksicht auf Qual durchgeführt, während mhd. queln und quäle weit voneinander abstehen. Das ä von Mähne kommt wohl daher, wie die Form auch zu erklären sein mag, daß noch einige Zeit die unumgelautete Form daneben bestanden hat. Für Käfig (übrigens noch spät Kefig geschrieben) weiß ich keine andere Erklärung, als daß es an dat Grundwort lat. cavea angelehnt ist. Ob bei ähnlich noch ein Bewaßtsein der Zugehörigkeit zu an mitgewirkt hat, ist zweifelhaft. Offene Aussprache hat sich aber auch, ohne daß eine Grundform mit α daneben steht, und unter Beibehaltung
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II, 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben.
der Schreibung mit e in einer Anzahl von Wörtern eingedrängt. Die landschaftliche Begrenzung dieses Vorganges wäre noch näher festzustellen. Offenes e ist mir geläufig vor g in Flegel, gegen, Gegend, begegnen, hegen, Gehege, Kegel, legen, regen, Schlegel, bewegen; vor b in heben, Hebel, Kebs(weib), Knebel, vor r in zehren. Neben gegen hat es allerdings auch im Mhd. ein gägen gegeben aus ahd. gagani (vgl. Zs. fdA. 44, 360), aber wegen der übrigen Fälle kann man um die Annahme eines sekundären Lautwandels nicht herumkommen. A n n . 1. Von Grammatikern wird auch Wörtern, deren e wir oben mit geschlossener Qualität angesetzt haben, offene zugewiesen. Dahin gehören Beere Ad., Heer Brockes, Ad., Meer Brockes, Ad., mehren Ad.; Ad. hält also das e vor r fUr offen, setzt es auch fllr einige Fälle an, in denen mhd. ί zugrunde liegt. Ferner dehnen Brockes, Heynatz, Ad., als schlesisch bezeichnet von Mäzke (1760), (die Schreibung auazudähnen Clarissa 1, Personenverzeichnis), edel Heynatz, Ad., als schles. von Mäzke, Elend Heynatz, Ad., Esel Heynatz, Ad., ab schles. von Mäzke, Hefen (Hefe) Ad., Rede Brockes, Ad., reden Heynatz, sehnen Brockes, Ad., Wedel Heynatz, Ad. Anm. 2. Der Übergang von geschlossenem e in offenes ist fllr die oben aufgezählten Wörter größtenteils schon früher bezeugt; für Flegel Heynatz, Moritz, Ad., Mäzke (als schlesisch); gegen Ad., Gegend Heynatz, Ad., begegnen Ad. (dagegen geschlossene Aussprache bezeugt für diese drei Brockes, beides nebeneinander Denst 1773); hegen Heynatz, Ad.; Kegel Heynatz, Ad., (als schles.) Mäzke (geschlossen Moritz); legen Heynatz, Ad. (geschlossen Moritz); Schlegel Moritz; bewegen Heynatz, Ad. (geschlossen Moritz); heben Brockee, Heynatz, (als schles.) Mäzke (geschlossen Volck 1711, Moritz); Hebel Heynatz (geschlossen Moritz); Kebs offen Ad.; Knebel offen Heynatz.
§ 53. Wo mhd. e gedehnt ist, ist im allgemeinen die Schreibung mit e uud offene Aussprache bewahrt. In den meisten Fällen liegt urgerm. e zugrunde. So im Präs. der st. Verba wie geben, nehmen UBW. Vgl. ferner Besen, beten, Breme (= Bremse, nur noch mundartl.), Eber, eben, Erde, Feder, fegen, begehren, gel (als Nebenform zu gelb), Herd, Kehle, Krebs, Mehl, Nebel, quer, Bebe, Begen, Schmer, Schwert, Segel, streben, Weg, werden, wert, zehn. Bei einigen hat sich die Schreibung mit ä festgesetzt: Bär (Gottsched leitet es von baar ab, beer wird ζ. B. noch im Simplic. und in der Banise geschrieben), gebühren, verbrämen (zu spätmhd. brem, anhd. Bräme „Einfassung"), gären (mhd. jesen, als Ableitung aus gar gefaßt), jäten, Käfer, Säge ( = mhd. se'ge, woneben mit Ablaut
Langes e (£).
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sage, das auch in neueren Mundarten fortlebt und vielleicht die Schreibung mit ä veranlaßt hat), Schädel (Schedel noch bei Schikaneder, W. 1,119), beschälen (aus mhd. schel „Zuchthengst", wohl an schälen zu Schale angelehnt), schräg (vielleicht wegen der Verwandtschaft mit Schrägen), Schtoäher (mhd. sweher, an Schwager = mhd. stetiger angelehnt), schwären (eitern), spähen, Strähne. Auch schämen wird hierher zu stellen sein, denn die Reime der mhd. Dichter weisen auf Schemen {vgl. Zwierzina, Zs. fdA. 44,312 Anm., wo aber eine gewiß unhaltbare Auffassung vertreten wird), das im Ablauteverhältnis zu dem daneben gebräuchlichen schämen steht; von den Grammatikern ist der e-Laut als Umlaut zu Scham gefaßt. In einigen Fällen ist jetzt geschlossene Aussprache verbreitet, wenn auch nicht ausschließlich herrschend: entbehren, Herde, Met, scheel, geschehen, Schemen, scheren, sehen, Sehne, Speer, weder. Anm. 1. Grammatikerzeugnisse: entbehren offen und geschlossen Seume (1733), offen Ad. (entbähren steht Clarissa 2, 505), geschlossen Heynatz, Moritz; Met offen Ad., geschlossen Moritz; scheel offen Ad., geschlossen Heynatz, Moritz, Brockes mifibilligt den Seim Fehler : scheeler-, geschehen offen Chr. Weise, besser offen als geschlossen Heynatz, Denst (1773); Schemen offen Ad.; scheren offen Seume (1733, zu unterscheiden betchären und bescheeren), Heynatz, Ad.; sehen offen Chr. Weise, Volck (nicht zu reimen auf gehen), Omeis (1716), Hentsche (1729), besser offen als geschlossen Heynatz, Denst, offen in Obersachsen, geschlossen in Niedersachsen Brockes, geschlossen Ad.; Sehne offen Ad., geschlossen Moritz; Speer offen Ad.; weder offen Ad., geschlossen Omeis (1716). Denst, Moritz. Auch Wörtern, die oben mit offenem e angesetzt sind, wird von manchen Grammatikern geschlossenes zugewiesen. Es soll nach Omeis Segen, nach Moritz begehren, Nebel, Schmeer, Segel, verwegen mit geschlossenem e gesprochen werden. Anm. 2. Fredigen geht znrttck auf &hd...bridigön, dieses atif lat. praedicare. Das aus ae verkürzte e mufite gewiß zunächst offen sein, es konnte aber wohl durch Einwirkung des t der folgenden Silbe geschlossen werden. Mir ist geschlossene Qualität geläufig. Ad. bezeichnet das e als offen, Moritz als geschlossen.
§ 54. Wie unter den kurz gebliebenen mhd. e (vgL § 49), so gehen auch unter den im Nhd. gedehnten einige anf idg. i zurück. Hierher gehören er ( = lat. is), her (von einem Pronominaletamme hi-), kleben (verwandt mit mhd. kliben, anhd. bekleiben), leben (verwandt mit Leib, bleiben), Leber (age. lifer, anord. Ufr), schweben (verwandt mit dem gleichbedeutenden
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II, 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben.
mhd. sweiben), Steg (verwandt mit Steig), wer (== lat. quis), Wergeid und Werwolf (Ad. schreibt Währwolf), deren erster Bestandteil ahd. wer ( = lat. vir) ist; wahrscheinlich anch Häher (ags. higora), in dem die Schreibang mit ä eingeführt ist. Niederdeutschen und vielleicht auch mitteldeutschen Ursprungs scheint das e (ä) in beben und gähnen, die mhd. biben und ginen lauten. Geschlossenes e hat ledig (Ad. setzt es allerdings mit offenem an), woneben mhd. lidec; die geschlossene Aussprache wird durch die oberdeutschen Mundarten als alt erwiesen und erklärt sich wahrscheinlich aus einem Schwanken zwischen -ag und -ig im Ahd. (nicht belegt). Geschlossenes e besteht auch schon im Mhd. in jener (got. jdins), wahrscheinlich durch das vorhergehende j bewirkt. Auffallend dagegen ist geschlossener Laut in lehnen = mhd. Venen neben linen. Allerdings erklärt Ad. das e für offen und Gottsched will sogar Lahne, ablähnen schreiben, wogegen in der Bair. Sprachkunst protestiert wird. Mhd. lenen ist ursprünglich nur intr. und ihm steht trans, leinen zur Seite, das noch im Oberd. fortlebt (literarische Belege im DWb., vgl. noch anleihnet Amadis 1,394). Verwechslungen kommen aber schon im Mhd. vor, und daher könnte lehnen mit geschlossenem e auf md. lenen = leinen zurückgehen. Geschlossenes e besteht nach der mir geläufigen Aussprache auch in dem wahrscheinlich hierher gehörigen Schemen (verwandt mit mhd. schime „Schimmer"). Auf lat. i zurück geht das e in Segen = ahd. segan aus lat. signum. Anm.
Auch für hieben und leben gibt Moritz geschlossene Qualität an.
§ 55. Besondere Entstehungsweisen. In einigen aus dem Nd. entlehnten Wörtern ist e gegen die hochdeutsche Regel aus ai kontrahiert: Geest (als Gegensatz zu Marsch), Reede, (Rhede), verwandt mit bereiten. In einigen anderen ist wohl nicht das Nd. allein maßgebend gewesen, sondern auch md. Mundarten, die in jüngerer Zeit ei zu e kontrahiert haben, besonders das Obersächs.: Lehm, wofür oberd, auch in der Literatur Leimen·, Feldwebel, im 16. Jahrh. noch Feldweibel; Lu. gebraucht wegern für weigern und nach ihm viele Schriftsteller bis ins 18. Jahrh. Zweifelhaft ist, ob Feme hierher gehört, da sich im Mhd. veime und veme (md.) nebeneinander finden. Aus dem Ndl. stammt Teer, bei dem der Ursprung des langen e nicht ganz klar ist (ags. teoru, anord. tjara). Auf-
Langes e (ä).
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klärung bedarf noch das e in Demut, demütig UBW. Die gewöhnliche ahd. Form ist deomuoti, die in der gewöhnlichen mhd. Form diemüete ihre Fortsetzung hat, wonach man nhd. Diemut erwarten sollte. Daneben findet sich ahd. diumuoti, deumuott und entsprechend mhd. diumäete, deumüete und demüete, vorzugsweise in md. Quellen. Von Beginn der nhd. Zeit herrscht Demut fast ausschließlich. Zur Aufklärung hilft auch nichts der Vergleich mit der Form Demant für Diamant, die im älteren Nhd. bis zum Beginn des 18. Jahrb. die gewöhnliche ist und später noch von Dichtern gebraucht wird. Durch Vertauschung des Silbenakzents ist langes e entstanden in je, jeder, jemand (s. § 193). Aus dem Nd. aufgenommen, auch nur in Norddeutschland üblich ist Hede „Werg". Wenn daneben ags. heord steht, so muß das Verhältnis wohl dasselbe sein wie das von alts, meda (unser Miete) zu ags. meord ( = got. mizdd). Jedenfalls darf man sich nicht auf Hede berufen, um etwa die Annahme eines Ausfalls von r in Ekel, ekeln zu rechtfertigen und es mit einem oberd. Verb, erken, erkeln in Zusammenhang zu bringen. Man wird vielmehr Kontraktion aus urgerm. ai annehmen müssen. Ekelname scheint erst durch Volksetymologie an Ekel angelehnt zu sein und auf nd. okelname, ökelname zurückzugehen, dessen erster Bestandteil zu got. aukan „vermehren", „hinzufügen" gehört. Das Adj. hämisch, das seit dem 15. Jahrh. auftaucht, könnte man versucht sein mit heimisch zu identifizieren, das anhd. in dem gleichem Sinne vorkommt; doch spricht die offene Qaalität nicht dafür; eine Vermischung liegt allerdings vor, wenn Le. 10, 427, 6 hämtückische schreibt. Mehltau beruht auf Volksetymologie, die mhd. Form ist miltou, die noch in Oberdeutschland fortlebt, vgl. Mihlthau Wi. II 3, 457,21. An id. 1. Die Formen Leim oder Leimen herrschen noch iui Anhd. Erst im 18. Jahrh. werden sie allmählich ans der allgemeinen Schriftsprache verdrängt, vgl. DWb. Noch Gottsched setzt der Leimen an, worin ihm natürlich die Bair. Sprechkunst folgt. Wi. ändert im Amadis aus feuchtem Leimen in aus Lehm (11,1). Feldwaibel finde ich noch bei Hensler, Judenmädchen 85. Belege für wegern·. Gryphius T. 33, 362. 69, 595. 175,718; Chr. Weise, Mach. 90, 8; Gil Blas 3,94; Hagedorn 2,131; Insel Fels. 1,17, 12. 34,13. 290,25; Clarissa 2,48. 3,49 u. ii.; vgl. außerdem Sanders. A n a 2. Die offene Qualität des e in Feldwebel ist wohl ebenso za beurteilen wie die in Knebel usw. (vgl. § 52). Nach Brockes wäre auch
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II, 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben.
In Ekel von den Niedersachsen ä, dagegen von den Obersachsen β gesprochen. Wenn Ad. für Rhede offene Aussprache angibt, so liegt dies wohl daran, daö ihm das Wort von Hanse ans fremd war. Anm. 3. Für die bis Uber die Mitte des 18. Jahrh. häufige Torrn Ebentheuer = Abenteuer ist jedenfalls keine lautliche Entwicklung anzunehmen, sondern volksetymologische Entstellung.
Kurzes i.
§ 56. Kurzes i geht in der Regel auf mhd. i zurUck. Dieses kann = idg. i sein, so im PI. Prät. (im Sg. durch Ausgleichung) und im Part, der ersten starken Konjugation (bissen, gebissen usw.); in den zu den Verben dieser Klasse gehörigen Ableitungen wie Biß, Griff, P f i f f , Ritt, Bitter, Biß, ritzen, Schritt, Schlich, Schliff, schlitzen, verschmitzt, Schnitt, schnitzen, Strich, gewiß, Witz, dazu in manchen anderen wie Hitze, List, mischen (wenn es nicht aus lat. miscere entlehnt ist), Mist, Schiff, schimmern, schwitzen, Zwilling, Zwirn, zwischen, Zwitter, bezichtigen. Lat. i liegt zogrunde in Birne (pirum), Bischof, dichten (dictare), Kichererbse), Tisch (discus), Kiste, Christ, griech. y in Kirche (χνριαχόν). Bei weitem in den meisten Fällen aber ist mhd. i erst gemeingerm. aus idg. e entstanden, so im Präs. der dritten, vierten, fünften starken Konjugation, in allen dazu ^gehörigen Ableitungen wie Sicht, Geschichte und in einer großen Menge anderer Wörter. In einigen alten Lehnwörtern liegt lat. (griech.) e zugrunde, das erst auf deutschem Boden zu i geworden ist. Der Übergang ist zum Teil durch folgenden Nasal veranlaßt. Schon ahd. sind Minze (Krausem., Pfefferm.) aus menta, Pfingsten aus πεντηχοατή, Zins aus census. Noch in jüngerer Zeit scheint sich der Übergang vollzogen zu haben in Pinsel aus penicellus, mhd. noch gewöhnlich pensei (bensei), welche Form sich auch im Nhd. noch lange hält; in Ginster, älter Ginst, im 10. Jahrh. geneste aus lat. genista. Durch folgendes j ist der Übergang veranlaßt in Kirsche, ahd. Jcirsa, dem ein nach den rom. Sprachen vorauszusetzendes vulgärlat. *ceresia zugrunde zu liegen scheint. Mispel aus lat. mespila ist im Ahd. nur mit e in der Wurzelsilbe nachgewiesen, das auch noch bis ins Nhd. hinein erscheint; dennoch kann wohl nur das ursprüngliche i der Mittelsilbe die Veranlassung zum Übergang gegeben haben.
Kurzes i.
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Anm. Pickelhaube ist eine volksetymologische Umwandlung aus mhd. beckenhübe, anhd. beckelhaube. Umgekehrt steht ein e filr i in Hirngespenste (häufig bei Kant und Wieland) statt Hirngespinste infolge falscher Ableitung.
§ 57. Verkürzt ist i aus mhd. ie, das im Md. zunächst zu langem i kontrahiert war (s. § 60), ID den Präterita fing, ging, hing, bei denen sich die Schreibung mit ie bis in die neueste Zeit hinein erhalten hat der oberdeutschen Aussprache gemäß. Ferner in Dirne, Fichte (oberd. im 16. Jahrh. noch Fiechte), irgend (mhd. iergen), nirgend(s), Licht (Lu. schreibt noch Hecht, und diese Schreibung ist bis ins 17. Jahrh. gewöhnlich). In Viertel, vierzehn, vierzig ist die etymologische Schreibung beibehalten, während in der Aussprache Kürzung eingetreten ist, die Ad. auch für vierte ansetzt. Über die früher üblichen Formen itzt, itzo vgl. § 193 Anm. 2. Die Formen immer und nimmer erscheinen schon im Mhd. neben iemer, niemer, durch Schreibung und Reime erwiesen, während anderseits Lu. jmer, nimer mit einfachem m schreibt. In nicht — ahd. ni io w'xht ist die Verkürzung schon im Mhd. vorhanden. In einigen Fällen ist i auch aus mhd. i verkürzt. Die betreffenden Formen stammen dann aus Mundarten, in denen i nicht diphthongiert ist: dicht {deicht im DWb. aus B. Waldis belegt, noch livländ.esthl.), {ein Schiff, die Anker) lichten (aus der nd. Schiffersprache, dafür im 17. Jahrh. auch leichten, also eigentl. „leicht machen"), Linnen neben Leinen (nd. Form, durch die westfälische Leinenindnstrie verbreitet), Winzer (aus mhd. winzürl, noch jetzt als Familienname Weinzierl, von alemannischen Weingegenden her verbreitet), landschaftl. auch Wingert (aus mhd. whigarte). Wenn statt des mhd. quit, dessen Länge durch zahlreiche Reime erwiesen wird, quitt getreten ist, so beruht dies wohl auf Anlehnung an das frz. quitte. Wohl in ältere Zeit zurück geht die Verkürzung in tilgen = ahd. tilegön. Wenn das spätahd. auftretende winzig wirklich eine Weiterbildung zu wenig ist, so mUßte man wohl annehmen, daß zunächst Verkürzung und dann Übergang von e zu i unter dem Einfluß des Nasale eingetreten wäre. Anm. Anders verhält es sich mit der Kürzung in -lieh, Dietrich usw., worüber § 112.
§ 58. Da in einem sehr beträchtlichen Teile Deutschlands durch Wegfall der Lippenrundung ü mit i, ö mit e, eu
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II, 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben.
mit ei zusammengefallen ist, so begreift sich, daß sich vielfach Unsicherheit über die zu wählende Schreibung eingestellt hat, und daß manche Abweichungen von dem Ursprünglichen sogar durch die Grammatiker sanktioniert sind. Kurzes i für mhd. ü hat sich in folgenden Fällen festgesetzt: Bims(stein) = mhd. bümef (aus lat. pumex), Gimpel = spätmhd. gümpel, Gipfel (wahrscheinlich zu mhd. gupfe in der gleichen Bedeutung), kirre = mhd. Jcürre (ü aus wi, got. qatrrus), Kissen — mhd. küssen, Kitt = mhd. kütte, Pilz = mhd. büleg (aus lat. boletus), Schlingel — anhd. schlungel, schlüngel, spritzen = mhd. sprützen, Strippe (md.) = mhd. (obd.) strupfe, Zille = mhd. eülle. Für das schon verbreitete Knittelvers haben die neueren Regelbücher wieder Knüttelvers eingeführt. Eigentümlich verhält es sich mit Findel-, Findling, findig, ausfindig, spitzfindig; ihnen liegt das Subst. Fund zugrunde, sie sind aber direkt an das Verb, finden angelehnt. Auf alter Doppelformigkeit beruht das frühere Nebeneinander von kützeln und kitzeln (schon ahd. chuzzilon und chizzilon). Auch neben mhd. würken stand schon ein md. wirken. Anm. 1. Die Zurückdrängung des älteren ü durch i ist nicht bei allen Wörtern gleichzeitig erfolgt. Bims scheint im Nhd. von Anfang an durchgeführt zu sein. Gipfel ist erst seit dem 15. Jahrh. belegt, einmal als güpfel und einmal als gipfel, mit ü auch noch im 16. Jahrh. Gümpel taucht spätmhd. auf und reicht bis ins 18. Jahrh. (vgl. Weigand, außerdem Chr. Weise, Erzn. 26. 57, Gottsched, Schanbiihne, Vorr. 5), daneben Gimpel schon bei Henisch (1616). Kürre reicht bis ins 17. Jahrh., in dem aber auch schon kirre geschrieben wird; daneben erscheint anhd. dialektisches kOrre, anch bei Lu. Küssen ist noch im 18. Jahrh. die überwiegende Form und wird noch von Ad. angesetzt. Die Belege im DWb. ließen sich noch erheblieh vermehren, vgl. z.B. Rabeuer, Sat. 4,116; Sturz (Erzähler 10,27); Bode, Yorick 1,105; Hermes, Soph. R. 1,3; Wi., Idris »4,4; Merk. 76, IV, 150; Lenz, Lustsp. 282; Heinse 4, 118; Lafontaine, Clara du Pleasis 1,170; Kissen erscheint anhd. nur vereinzelt, dringt im 18. Jahrh. allmählich vor, ist ζ. B. die Form Goethes. Kütt setzen die Wörterbücher noch bis Anfang des 18. Jahrh. an; das DWb. bringt einen Beleg noch ans Claudius, und für das Verb, küttcn noch aus J.Paul und RUckert; vgl. dazu noch Wi. 11,1, 20,5. 3,45,37, Cicero, verküttet Herder 2, 117,1. Pütze steht noch bei Chr. Weise, Mach. 85,10; das DWb. belegt in die Bülze gehn noch aus Menantes (1728). Schlüngel steht noch bei E. Schlegel, Sehr. 72, 24; Eckhoff, Mutter-Schule 47; Lenz, Lustsp. 55. Spritzen (Spritze usw.) ist schon ans dem 16. Jahrb. belegt, aber noch lange dauert das Schwanken zwischen ü und i; beides findet sich ζ. B. bei Schi., ti findet sich noch bei Leisewitz (Jul. IV, 6 [107, 2]), Arndt (Wanderungen 105), Tieck (Lov. 2,169),
Kurzes i.
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Novalis, Rückert (s. DWb.). Knittelvers ist wohl im 1?. 19. Jahrh. die gewöhnliche Schreibung, so bei Gottsched, Goe.; doch Ad. setzt Knüttelvera an; vgl. auch Knüttelreim Herder 6, 884, Knüttellied, ib. 1, 409. Fündelhaus belegt das DWb. noch aas Sturz, Fündelkind noch aus Wi., Fündling u. a. noch aus Müser, Wi., Kotzebue, A. W. Schlegel, vgl. noch W. Alexis, Cabanis 4, 233; fündig setzt noch Steinbach an, ausfündig, im DWb. aus Wi. und Bürger belegt (vgl. auch Schi. 3, 51,27; Heine 7,143), wird noch von Ad. angesetzt, desgl. spitzfündig, belegt aus Wi., Goe., Schi., Heine (vgl. noch Stephanie, Bekanntschaften 65). Daneben findet sich in diesen Wörtern schon frühzeitig, zum Teil schon im 15. Jahrh., i. Neben kitzeln ist noch im 18. Jahrh. kützeln eine geläufige Schreibweise; es ist Uberflüssig, die Belege des DWb. noch zu vermehren. Schon im Ahd. steht neben oberd. wurchan fräuk. tcirkan, im Mhd. ist wirken die md. Form, die anch Ln. angenommen hat. In ObeTdeutschland halten sich Formen mit ü bis ins 18. Jahrh., vgl. würkt Wi., Mus. '31; würken Wi. II, 1, 855,18, ausgewürkt noch in der Cicerottbersetzung neben sonstigem wirken; Bühl, Teil 8; Würkung Wi. 11,3, 259,27 u.ö.; würklich Wi., Mus. '18, Wi. 11,3, 140, 19. 1, 355,18; Würcklichkeit Meißner, Skizzen 5,91; Uber Μ bei dem j. Schiller und seinen schwäbischen Zeitgenossen vgl. PBB. 28, 285. Anm. 2. Der nordd. Vulgärsprache angehörig, zuweilen auch von .Schriftstellern gebraucht (Le., Musäus), ist Schippe „Schaufel" fUr älteres Schuppe, oberd. Schupfe zu dem Verb, schuppen, oberd. schupfen. Auch nordd. vulgär stippen ist wohl = oberd. stupfen. Anm. 3. Auch in anderen Wörtern als den genannten begegnen vielfach gelegentliche Schreibungen mit i für iL Sehr schwankend ist die Schreibung bei dem erst gegen Ende des 18. Jahrh. Üblich werdenden tüfteln (s. Sa.). Nicht selten ist Knittel (s. DWb.). Für Tüttel(chen) (s. § 70) findet sich nicht selten Tittel infolge von Verwechslung mit Titel, daher auch Schreibung mit einfachem t (s. Sa.). Vgl. ferner ζ. B. Bindiges Le. 10,337, 8 (anderes bei Er. Schmidt, Lessing 1 2,704); Kichelchen „Küchlein" Wi. II, 3, 429, 36; das zerknillte Blättchen Goe., Br. 21, 129,18; Zindkraut, Zindpulver,Zindpfanne Simplic. 229; dichtige Blessuren Stephanie, Werber 73. Wenn Le. 4,431,22 schlieszig statt schlüssig schreibt, so bat er das Wort anmittelbar an schließen angelehnt. Ebenso überdrießig 18, 347,14 an verdrießen.
§ 59. Sehr auffallend ist das i in wichsen statt wachsen (eigentl. = „mit Wachs bestreichen"). Es muß nach den sonstigen Analogien und nach der ahd. Schreibung (incerat, uuahsit) ursprünglich den ganz offenen Laut gehabt haben. Im Mhd. ist es nicht nachgewiesen. Erst um 1700 tauchen nach Weigand fast gleichzeitig die beiden Formen wachsen und wichsen auf, von denen die erstere bald verschwindet. In Parallele damit könnte man Trichter setzen. Nach dem Schwanken der älteren Schreibung zwischen trahter{e) und trehter(e) (aus mlat, trac-
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II, 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben.
tortus) muß man gleichfalle ganz offenen Laut ansetzen; Trachter nach bail·. Mundart noch im Parn. hoic. Aber da neben dem schon spätmhd. erscheinenden trichter auch die Schreibung triechter vorkommt, so fragt es sich, ob nicht Trichter vielleicht aus triehter verkürzt, also von einer anderen Grundlage auszugehen ist. Später Übergang von β in i unter dem Einfluß eines folgenden i liegt vor in dem Lehnwort Pfirsich (aus persicus). Mhd. ist pfersich, erst am Ende des 15. Jahrh. taucht pfirsich vereinzelt auf, aber pfersich bleibt bis ins 17. Jahrh. die gewöhnliche Form und erhält sich bis ins 18. Jahrh. (vgl. noch Wi. II, 1, 293, 15). Scheinbar ist der Übergang von e in i in Bitte (zuerst spätmhd.) = mhd. Mte; es liegt Anlehnung an das Verb, bitten vor. Wenn neben Quirl bis in neue Zeit hinein Querl verbreitet ist, so beruht dies wohl, da das Schwanken bis in das Spätmhd. zurückgeht, wo das Wort zuerst auftaucht, auf alter Doppelformigkeit. Über das i in Quitte vgl. § 165. Α η m. Rätselhaft ist die durch Lu. üblich gewordene Form Hippe „Sichelmesser" für Heppe, worin das e aus mhd. ce verkürzt ist, siehe § 140, 4 Anm.
Langes i. § 60. Langes i hat zwei regelmäßige Entsprechungenmhd. ie und i. Ersteres ist in Mitteldeutschland schon in mhd. Zeit zu i kontrahiert, während in Oberdeutschland die diphthongische Aussprache bis auf den heutigen Tag bewahrt ist. Für die Schriftsprache ist die md. Aussprache maßgebend geworden, aber eine Einwirkung des Oberd. wird wohl darin zu sehen sein, daß die Schreibung ie sich behauptet hat. Das mhd, ie hat wieder verschiedenen Ursprung. 1) Es ist = ahd. ea, ia und geht weiterhin auf e2 zurück (vgl. I § 50) in einigen echt germanischen Wörtern: hier, Kien, Krieg, kriegen, schief, schier, Stiege, Zier, Miete (got. mizdo, alts, meda), wahrscheinlich auch in Striemen, in die als Nom. PI. M.; im Prät. der im Got. reduplizierenden Verba, die im Präs. α oder ei haben (fiel, blies, schied nsw.); in alten Lehnwörtern einem lat. ursprünglich langem oder in der Volkssprache gedehntem e entsprechend: Brief (aus breve), Fieber (anhd. zuweilen Feber mit Wiederanlehnung an das Grundwort),
Langes i.
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Priester (ans presbyter), Riemen („Ruder' an» renins), Spiegel (aus speculum), Ziegel (aus tcgula), Zieche („Bettüberzug" aas theca). Auf lat. ae gehen zurück Grieche (schon got. Kreits) und Rieß (als Landschaftsbezeichnung aus Rhaetia). 2) In den meisten Fällen geht mhd. ie auf ahd. eo, io (idg. eu) zurück, so im Präs. der starken Verba nach der zweiten Klasse (bieten, fliegen usw.), vgl. ferner Bier, Dieb, dienen, Fliege, Friesel, Griebe, Gries, Kiefer (Föhre), Kiel (Schiffskiel), Knie, lieb, Lied, liederlich, niedlich, Niere, niesen, Niet, Pfriem, Riemen (ledernes Band), siech, Spieß (als Waffe), Stief-, Stier, tief, Tier, Vlies. Zweifelhaft ist, ob Flieder hierher gehört, ein norddeutsches Wort, das in der Schriftsprache erst spät auftaucht. Auf ahd. eo geht auch zunächst zurück der Vokal des Prät. der im Got. reduplizierenden Verba mit dunklem Präsenevokal («, o, au), wie rief, stieß, lief. Desgl. in vier (got. fidw6r)\ in nie und wie — ahd. neo, hweo, in denen e aus ai kontrahiert ist (got. ni diw, hdiwa). Über den Übergang von mhd. ie in je vgl. § 193. 3) In Lehnwörtern entspricht mhd. ie französischem ie (mit Ton auf dem zweiten Element). Diesen Ursprung hat nhd. ie in Panier, Revier, in Bildungen wie Barbier, in den Verben auf -ieren (afrz. ier = er in der jetzigen Schriftsprache). In den Verben ist die Schreibung mit bloßem i bis in die neuere Zeit weit verbreitet gewesen, wohl infolge der unrichtigen Annahme, daß frz. -ir zugrunde läge. Durch die neuesten Regelbücher ist ie vorgeschrieben. § 61. Soweit da3 lange i auf mhd. i zurückgeht, ist zum Teil die Schreibung mit einfachem i beibehalten, vgl. dir, mir, wir, Biber, Distel, (Augen)lid, wider (gegen), sowie die Lehnwörter Bibel, Bisam, Fibel, Tiger. In den meisten Fällen ist aber auch hier ie eingeführt nach dem Vorbild der Wörter mit altem ie, vgl. bieder (mhd. biderbe), Biene, Diele, dieser, Fiedel, Giebel, ergiebig, Gier, gierig, Glied, Griesgram, Kiefer (Kinnbacken), Kiel (Federkiel), Kies, Kiesel, liegen, nieder, Riege, Riegel, Riese, rieseln, Schiefer, schielen, Schiene, Schienbein, Schmied, schmieren, Schwieger, Schwiele, schwierig, Sieb, sieben, Sieg, siedeln, Siegel, Spiel, Spieß (Bratspieß), Stiefel, Stiel, Striegel, Tiegel, Trieb, viel, Wiebel, Wiedehopf, wieder (abermals, wiewohl es das gleiche Wort ist wie wider), wiegen,
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II, 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben.
wiehern, Zwiebel,
langwierig, Zwieback,
Wiese, Wiesel, Ziege, Ziel, ziemen, Ziemer, Zwielicht, Zwietracht, zwiefach usw.; die
Präterita und Partizipia der ersten starken Konjugation, soweit sie Dehnung erfahren haben (sie mieden, gemieden usw.), wohin auch ursprünglich gediegen gehört; du gelierst, er geliert. Ein h als Dehnungszeichen nach i ist nur eingeführt in den Pronominalformen ihm, ihn, ihr, ihrer, ihnen. Dagegen ist e selbst vor folgendem h eingedrungen in Vieh (mhd. vihe) und in den Verbalformen stiehlt usw.
du
siehst,
er
sieht,
sieh,
geschieht,
befiehlt,
In den meisten Fällen liegt auch dem gedehnten i idg. e zugrunde. Ursprüngliches i haben bieder, Biene, Glied, Augenlid, Kiel, Kies, Kitsei, nieder, Riege, rieseln, Schiene, Schmied, Siel, Wiedehopf, wi(e)der, wiehern, Wiese, Ziege, zwie-\ die P r ä t e r i t a
und Partizipia der ersten Klasse der starken Verba und die Ableitungen aus diesen Verben. Auf lat.-rom. i geht das i in Stiefel und Striegel
zurück.
Zwiebel ist =
a h d . z w i l o l l o , worin
zwi- gefaßt sein wird wie zwifalt, wahrscheinlich aber erst infolge einer volksetymologischen Umdeutung auf Grundlage von lat. caepula. Anm. Die heutige Schreibung hat sich natürlich erst allmählich festgesetzt. Die Verwendung von ie fUr mhd. t beginnt schon früh und findet sich in einigen Wörtern auch bei Ln. Noch Fulda will der schwäbischen Aussprache gemäß ie auf die Fälle beschränkt wissen, in denen mhd. ie zugrunde liegt. Anderseits sind auch Grammatiker fUr gänzliche Beseitigung des e nach i eingetreten, ζ. B. Schottel, aber ohne damit wirklich Ernst zu machen, abgesehen von den konsequenten Vertretern des phonetischen Prinzips.
§ 62. Verlust der Lippenrundung liegt vor in Mieder = mhd. müeder iü neben ie noch bis ins 17. Jahrh.), in Griebs „Kerngehäuse" = mhd. grübetr, in Striezel (landschaftliche Bezeichnung eines Gebäcks) = mhd. strützel. In einigen Wörtern liegt urgerm. i zugrunde. Diese sind aus einer Mundart aufgenommen, in der das i nicht diphthongiert ist. Aus dem AI. stammt Bise
„Nordostwind"; aus dem Nd. Fliese,
Miete
in
den Bedeutungen „aufgeschichteter Haufen" und „Milbe", Riefe „vertiefter Streifen, ζ. B. an einer Säule", Schwiemel „Schwindel", „liederlicher Mensch", wozu das Verb, schwiemeln, Spier(chen), Wiepe „Strohwisch", wahrscheinlich auch in Kiebitz (oberd. Geibitz). Es sind also Wörter, die vorwiegend der nordd.
Langes i.
u.
199
Umgangssprache angehören. Wenn für mhd. frithof, anhd. freithof (eingehegter, geschützter Hof) sich jetzt Friedhof festgesetzt hat, so beruht das auf Anlehnung an Frieden. Das schw. Verb, versiegen ist keine unmittelbare Fortsetzung des mhd. st. Verb, versihen, das anhd. noch als verseihen oder verseigen fortlebt, am längsten erhalten im P a r t versigen, sondern eine an dieses Part, angelehnte Neubildung. Aus dem Nd. stammt Kiepe „auf dem Rücken getragener Korb", auf Küpe zurückgehend. Auffallend ist das i in Schierling = mhd. scherline, ahd. sceriling. (.Blut)igel für älteres Egel beruht auf einer Verwechslung mit dem gewöhnlichen Igel. Zuweilen kommt auch die umgekehrte Vertauschung vor. Auch Bluteigel vgl. Veit Weber, Sagen 122. A Dm. 1. Gelegentliche Schreibungen mit i für ü kommen auoh sonst vor, vgl. z . B . Steigbiegel Fran Gottsched, Scbaub. 3 , 4 ; biegein Eberl, LimonadehUtte 5, Holtei, Erz. Sehr. 10,7: gebiegelt und getchnxegeÜ Kotzebue 18, 55; Ziegel Le. 5, 175,5. A n m . 2. Erst im Nhd. aufgenommen ist Fries aas frz. frite, Miene aus frz. mine; ins Spätmhd. zurück geht liefern aas frz. livrer. Aas dem Ndl. stammt Niete (niet „Nichts").
u. § 63. Aus dem Lat. waren zwei Zeichen für den «-Laut Uberkommen: u und v. Diese wurden im Ahd. gleichwertig verwendet, sowohl für das sonantische u als für das konsonantische ( = unserem w) in bestimmten Stellungen (suert, svert). In anderen Stellungen wurde fttr das letztere uu verwendet wieder mit den Varianten vv, uv, vu, woraus unser to entstanden ist (vgl. § 162). Weiterhin wurden u und ν wiederum gleichwertig auch für das gelindere f verwendet (s. § 150), also ζ. B. hofes, hoves, houes. Die gleichwertige Verwendung von u und υ sowohl für den Vokal, wie für den /"-Laut dauert noch bis ins Anhd., und zwar hat sich hier der Gebrauch festgesetzt, daß ν im Anlaut, u im Innern des Wortes gebraucht wird. Man schreibt also ζ. B. vns, vrsache, damn, vnuersucht. Dann wird zunächst « statt ν im Inlaut beseitigt. Erst um die Mitte des 17. Jahrh., ζ. B. bei Schottel wird die heutige Unterscheidung von « und ν durchgeführt.
200
II, 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben. Kurzes u .
§ 64.
Kurzes u ist =
mbd. u.
Dieses ist entweder
ur-
sprüngliches (idg.) u oder im Urgerm. ans sonantischem Nasal oder l, r entwickelt (vgl. I § 48). Brust, Fluß,
Guß,
Nuß,
Nutzen,
Das erstere ist der Fall in
(aus dem Nd.), Verdruß,
Bucht
Hund,
Kluft,
putzen,
Schuß, Sturm,
Sucht,
Kuß,
Geruch, Ur(teil),
ducken,
Duft,
Flucht,
Luft,
Lust,
Verlust,
Luchs,
Schlucht, Zucht,
Schmuck,
zucken,
Schnupfen, überall
zupfen·,
da, wo in verwandten Wörtern Ablaut nach der zweiten Reihe besteht.
Das letztere in der Mehrzahl der F ä l l e ; so im Part,
der dritten Klasse der starken Verba (gedrungen usw.); in den Ableitungen, die zu dieser Klasse gehören w i e Wurf
auch
sowie in Bolchen, die zur vierten Klasse gehören
Gunst, Kunst, w i e Bruch,
Spruch·,
außerdem in zahlreichen anderen Wörtern,
vgl. Burg,
dulden,
Dung,
Furt,
Huld,
(Vor)mund, unter,
hundert, munter,
Wulst,
dunkel,
Hunger,
Rumpf,
wund,
durch,
krumm,
Schuld, u. a.
Zunft
(Not)durft,
kund,
Schurz,
Funke,
Lunge,
Sturz,
Mund,
um,
un-,
Es bleiben natürlich Fälle,
in denen sich der Ursprung nicht mit Sicherheit bestimmen läßt.
In Lehnwörtern entspricht u lateinischem u, so in Buchs, (mlat. bursa),
Bursch Turm,
auch in Gruft
Busch,
Butter,
Frucht,
aus mlat. grupta
Kupfer,
— krypta.
Null,
Aber auch
lat. ο war vor Nasal -+- Kons, zu u geworden, so in dem sehr früh aufgenommenen Pfund lat. conucla.
genommenen Muster, mlat. monstra,
in Kunkel
aus vulgär-
woneben anfänglich auch Munster
it. mostra,
In und
copulare.
aus pondus,
Ferner findet sich u aus ο in dem spätmhd. auffrz. monstre,
ist u auch =
aus
und in kuppeln
mhd. u,
ist aber erst im
späteren Ahd. entstanden, während im älteren Ahd. anti, bestehen, etwas jünger inti, § 65. Futter,
(gruonm&t),
Mutter,
mhd. uo liegt vor in
verrucht (zu mhd. ruochen),
ich muß, mußte, ich stund, wuchs, wahrscheinlich auch
Schuppe, in Mulde
(aus muolte[r\),
in genug
ferner in Personennamen w i e Kunze, mann.
enti
indi.
Verkürzung aus langem u =
Grummet
aus
nach nordd. Aussprache; Ulrich,
Ullmann,
Scheinbar auf mhd. ο geht w zurück in Furcht
Bull(Forcht
daneben noch bis ins 18. Jahrh., mundartl. noch heute), in Wirklichkeit liegt eine Anlehnung an das Verb, fürchten
vor,
Kurzes und langes u.
201
das sich nun bloß durch den Umlaut unterscheidet. Ebenso erklärt sich das Prät. durfte durch Anlehnung an das Präs. (vgl. Flexionslehre). Wahrscheinlich auch nur scheinbar ist der Übergang von i in u im Prät. wußte = mhd. wiste (vgl. Flexionelehre). Langes u. § 66. Langes u hat zwei regelmäßige Entsprechungen. Es ist erstens = mhd. uo und zweitens = mhd. m, soweit dasselbe Dehnung erfahren hat. Im ersteren Falle wird es im Oberd. noch als Diphthong gesprochen. In der Schreibung zeigt eich eine Nachwirkung in dem Haken, der in der deutschen Schrift angewendet wird; derselbe ist der Rest eines tibergeschriebenen o, wird nun aber für jedes u, auch ftlr das kurze verwendet. Mhd. uo liegt zugrunde in Blume, Blut, Bruch (1 „Sumpfwiese", 2 veraltet „Hose"), Bruder, Brut, Bube, Buhle, Buch, Buche, Bug, Busen, Buße, fluchen, Fluh (Schweiz. „Felswand"), Flur, Flut, Fuder, Fug, Fuhre, Fuß, Glut, Grube, Gruß, gut, Huf, Behuf, Hufe, Huhn, Hut (in beiden Bedeutungen, mhd. huot — huote), klug, Krug, Kuchen, Kufe, Kuh, Luder, lugen, Muhme, Mus, Muste, Mut, genug, Pflug, Pfuhl, ruch(los), Ruder, rufen, Buhe, Buhm, Ruhr, Büß, Rute, Schnur (zum Binden), Schuh, Schule (altes Lehnwort aus lat. schola), Schur, Schwur, Spuk, Spule, sputen, Stuhl, Stufe, Stute, suchen, Tuch, -tum, tun, Ufer, Wucher, Wust, Wut, zu\ im Prät. der sechsten Klasse (fuhr,· trug usw.). § 67. Geringer an Zahl eind die Fälle, in denen mhd. u zugrunde liegt, vgl. Bude, Buhne, Dusel, Flug, Geburt, Grude (aus dem Nd.), hudeln, Jude (doch vgl. § 73), Jugend, Kugel, Kur(fürst), Lug, Schub, Schnur (Schwiegertochter), Spur, Stube, sudeln, Truhe, Zuber, Zug. Auch du und nu (nun) müssen auf mhd. du, nu zurückgeführt werden, nicht auf die Nebenformen du, nu. Erst nhd. nachweisbar sind Nudel, Pudel, Rudel, Strudel, für die aber wohl gedehntes u anzusetzen ist. Meistens handelt es sich um ursprüngliches w; in Geburt ist u aus r entwickelt. =
§ 68. Scheinbar einem mhd. ύ entspricht u in Natur mhd. nature; es liegt aber eine erneute Anlehnung an das
202
II, 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben.
lat. Grandwort vor; die Fortsetzung der mhd. Form Nataur ist im Spätmhd. und Anhd. belegt. Dagegen liegt wirklich altes ü zugrunde in einigen aus dem Nd. aufgenommenen Wörtern, die auch nur der nordd. Sprache angehören: Kruke (vgl. § 171,2), Krume, Kule, Luke, prusten, pusten, Puter. Aus dem Ndl. aufgenommen ist Uhr, das als ure (aus lat. hora) zuerst im 15. Jahrb. im Mfränk. auftritt. Rune ist aus dem Nordischen aufgenommen (verwandt mit raunen). Knute stammt aus dem Russ., Schmus aus dem Hebräischen. Eigentümlich ist der Ursprung des u in nur aus mhd. newcere (es wäre denn, daß). Im Spätmhd. und Anhd., sowie mundartl. finden sich eine Menge verschiedener Formen. Was die Entstehung der jetzigen Form betrifft, die sich von Mitteldeutschland aus in der Schriftsprache festgesetzt hat, so kann das u wohl nur aus dem mhd. w entwickelt sein, das j a noch konsonantisches « war. Es bildete sich wohl nach Ausstoßung der schwachen e zunächst eine Form nuer, dann mit Verschiebung des Silbenakzentes nuer, woraus durch Kontraktion nur. ü. § 69. Der Laut wurde zunächst durch ύ bezeichnet, woraus unser jetziges Zeichen entstanden ist. Doch ist in den meisten mhd. Handschriften die Unterscheidung von u noch nicht durchgeführt. Diese fehlt vollends, wo noch ν angewendet wird (vgl. § 63). Für die Majuskel wird häufig Ue angewendet, statt dessen früher auch zuweilen Ui, ζ. B. vou Bode und Schikaneder. Auch sind Versuche gemacht, ü durch y zu ersetzen, ζ. B. von Bodmer und im Anschluß an diesen. Kurzes ü .
§ 70. Kurzes ü ist = mnd. ü. Als Umlaut von u steht es zum Teil noch in lebendigem Wechsel mit diesem, vgl. Lüste, gelüsten, drücken, rücken usw. Es kann statt dessen auch mit ο wechseln, vgl. voll— füllen, Loch — Lücke. Es steht auch in manchen Fällen, in denen keine Nebenformen mit u oder ο vorhanden sind, vgl. Brücke, Micken, Füllen (zu mhd. vole), Gülte (landschaftl. „Abgabe"), rümpfen (abgeleitet aus dem mhd. st. Verb, rimpfen, aber nicht mit diesem identisch), Schlüssel,
Langes κ.
Kurzes ü.
203
Tüttel, Tüttelchen („Punkt über dem i", eigentl. „Brustwarze"). Über Schwanken zwischen u und ü vgl. § 119. Auch in alten Lehnwörtern ist lat. u zu mhd. ü umgelautet: Büchse (buxis), Kümmel (cuminum), Kürbis (cucurbita), Kürschner (zu mhd. Mrsen „Pelzrock" aus mlat. crusina), Küster (mlat. custor = lat. custos mit Sekundärumlaut nach Analogie der Wörter auf -er = mhd. -cere), Pfütze (ahd.pfuzzi aus puteus), Schüssel (scutella), tünchen (tunicare). In anderen liegt lat. ο zugrunde, das zunächst vor Nasal oder vor i der folgenden Silbe zu u geworden ist und dann Umlaut erlitten bat: Küche (coquina), Münster (monasterium), Münze (moneta), Müller (mhd. mülncere aus molinarius); vgl. auch Mönch § 82 und Pilz § 58. Auch in fünf geht das ü auf mhd. ü zurück. Es liegt aber urgerm. i (idg. e) zugrunde. Das i ist in der Übergangszeit vom Ahd. zum Mhd. durch die umgebenden Konsonanten zu w verdumpft. So ist aus ahd. finf mhd. fünf entstanden und daneben die flektierte Form fünve (ahd. finfi). Auf die letztere geht die nhd. zurück. Von da hat sich der Umlaut auch auf die zusammengesetzten Zahlwörter verbreitet. Nicht bloß Lu. und Clajus, sondern noch Gottsched, Ad., Le., Herder u. a. schreiben fünfzehn, fünfzig, und die unumgelauteten Formen herrschen noch in den Mundarten und in der Umgangssprache. Früher ist die Ausgleichung in der fünfte durchgedrungen. A n m . Küste ist gegen Ende des 17. Jabrh. aufgenommen aus ndl. huste (jetzt kust), dieses aus afrz. coste (jetzt cöte).
§ 71. In mehreren Fällen ist kurzes ü aus langem gekürzt, das auf mhd. üe zurück geht. Es steht dann zum Teil im Wechsel mit verkürztem u, vgl. füttern, Mütter, müssen, stünde, wüchse. Isoliert steht ü in brüllen = mhd. brüelen, Gerücht = mhd. gerüefte, vgl. § 189, nüchtern aus ahd. nuohtarnin, Weiterbildung zu nuohtarn aus lat. nocturnus, Pfründe — mhd. pfrüende, ahd. pfruonta aus vulgärlat. provenda = lat. praebenda, wobei freilich die Entstehung des Umlaute unklar bleibt. Eine Verkürzung liegt jedenfalls auch vor in dem von Lu. eingeführten Küchlein im Verhältnis zu nd. küken\ es liegt wohl umgelautetes u zugrunde. § 72. In einigen Wörtern ist ü für i eingetreten. Der Zusammenfall beider Laute in den meisten deutschen Land-
204
II, 5. Die einzelnen Vokale der betonten Silben.
Schäften konnte gentigen, nm unberechtigte Schreibungen mit ü zu veranlassen. Dazu sind dann zum Teil falsche Etymologien gekommen. Hierher gehören flüstern (erst seit dem 18. Jahrh., auch in diesem noch vorherrschend flistern), rüffeln (seit dem 18. Jahrb., identisch mit riffeln „durch die Riffel = Hechel ziehen"), Würde und würdig (seit dem 17. Jahrh. herrschend, mhd. wirde, wirdec zu wert). Vielleicht gehört auch gültig hierher; es besteht zwar schon im Mhd. ein gültee zu gülte, aber das nhd. Wort schließt sich näher an mhd. gelt „Zahlung" an. Etwas anders perhält es sich wohl, wenn das ältere schlipf(e)rig (mhd. und anba.j durch schlüpf{e)rig verdrängt ist. Ersteres gehört zu mhd. slipfen, slifen (nhd. schleifen), letzteres ist wohl nicht bloß eine Umbildung des ersteren unter Anlehnung an schlüpfen, sondern eine selbständige Bildung aus diesem, so daß also von zwei Synonymen das eine über das andere den Sieg davongetragen hat. In einigen Fällen ist durch die neueren Regelbücher i wiederhergestellt, wo ü schon das gewöhnliche geworden war. So ist Hülfe die Form Luthers, die auch Ad. ansetzt, entschieden die herrschende gewesen; sie auszumerzen war eigentlich kein Grund, da Hilfe und Hülfe zwei gleichberechtigte Bildungen sind. Sprüchwort statt des älteren Sprichwort war seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. aufgekommen unter Anlehnung an Spruch, doch schon Ad. entscheidet sich fttr Sprichwort. Auch die ältere Schreibung Sintflut („große, allgemeine Flut", bei Lu. Sindflut) ist wieder gegen die schon spätmhd. auftauchende und dann allgemein gewordene, auf etymologischer Umdeutung beruhende Schreibung Sündflut empfohlen. Außer den aufgeführten Wörtern, in denen ü fest geworden ist, hat es sich frtther auch in manchen anderen fttr i eingedrängt und ist teilweise mit einer gewissen Regelmäßigkeit verwendet. Die frtther häufige Schreibang Hüfthorn beruht auf falscher Ableitung aus Hüfte; durch die neueren Regelbttcher ist das ältere Hifthorn vorgeschrieben. Anm. 1. Belege für flistern im DWb. 3,1804. Vgl. noch Clarissa 1,65; Zachariä, Phaet. 5,23; Bode, Yorick 1,56; Möller, Wikinson 17; Schletter, Philos. Dame 18; Schi. 1, 189,85. 3, 81,22; Heinee 4,45 n.f.; Eberl, Eipldauer 5; Lafontaine, du Pleseis 1,91. Für Gefluter Belege Im DWb. 4, l 1 2146; vgl. noch Mneäas, Volksm. 3, 191. Noch Ad. setzt flutern und Geflüter an, und gelbst noch Sa. betrachtet i als das normale.
Kurzes und langes ü.
205
Anm. 2. Ganz gewöhnlich war lange Zeit die Schreibung Gtbürge. Das DWb. bringt dafür zahlreiche Belege ans dem 15. bis 10. Jahrb., die sich leicht vermehren lassen, vgl. z.B. Simplic. 504; Lohenst., Arm. 1,58 b ; Nicolai, Reise 1,66; Wi., Ob. bücken, pflücken. Bei manchen Wörtern reicht das Schwanken bis in die neuere Zeit, wobei sich dann zum Teil BedeutungsdifferenzieruDg eingestellt hat. Neben Mücke steht die oberd. Form Mucke (vgl. Mit Geduld und Spucke fängt man eine Muclce), welches in der abgeleiteten Bedeutung „eigensinniger Einfall" allgemein geworden ist. Neben oberd. Suis steht nordd. Sülze. Drücken und drucken weiden jetzt so unterschieden, daß drucken auf Buch- oder Zeugdruck beschränkt ist, eine Unterscheidung, die sich erst im Laufe des 18. Jahrh. durchgesetzt hat; Goe. gebraucht noch häufig drucken für drücken. Auch die jetzige Sonderung von zucken und zücken ist jung; bis in den Anfang des 18. Jahrh. werden beide untermischt gebraucht. Ziemlich gleichgebräuchlich sind jucken und jucken; neben lüpfen und hüpfen haben sich lupfen und hupfen lange auch in der Literatur erhalten. Auch rucken neben rücken gebraucht ζ. B. Goe. noch häufig, auch später wird es namentlich in intransitiver Verwendung gebraucht (b. DWb.). Wenn nutzen neben nützen steht, so könnte dies darauf beruhen, daß im Ahd. nuzzon neben nuzzen, nuzzan vorkommt, doch setzt sich auch das ahd. Adj. nuzzi jetzt als nütz und nutz fort, letzteres namentlich in dem substantivierten Nichtsnutz. Unklar ist, woher das Schwanken zwischen ursprünglich kurzem u und ü vor einfachem r stammt; in Kur, Kurfürst aus ahd. kuri ist u verallgemeinert, in der Zus. Willkür dagegen ü\ ferner ist u in Spur verallgemeinert, das nur auf ahd. *spuri zurückgehen kann, während spüren Umlaut hat wie Tür, für aus ahd. turi, furi. Das Schwanken zwischen duften und düften (letzteres im 18. Jahrh. sehr häufig) gehört wohl nicht hierher, sondern weist auf Verschiedenheit der Bildungsweise. Mhd. uo = nhd. ü, mhd. ou = nhd. au und mhd. ύ = nhd. au werden im Oberd. nicht umgelautet vor Labialen und Velaren. In die jetzige Schriftsprache sind ohne Umlaut aufgenommen rufen (mit j- Bildung im Präs.), suchen, Haupt aus ahd. houbit, doch daneben zu Häupten, Laube aus ahd. *laubja, erlauben, glauben, raufen, Taufe aus ahd. taufi, taufen, gaukeln, zaubern. Lu. hat die Formen Heupt, erleuben, gleuben, reufen, Teufe, teufen, geukeln, eeubern, und diese erscheinen auch bis in das
Umlaut.
Wechsel zwischen e und i.
253
17. Jahrh. Auch neben häufen, das im Ahd. die Doppelformen koufön und houf{j)an zeigt, gebrauchen md. Schriftsteller (auch Lu.) bis ins 17. Jahrb. keufen, welches in den Mundarten noch fortlebt. Dagegen mit Umlaut sind aufgenommen Rübe (oberd. Rube, noch bei Schi, in der 1. Ausg. der Räuber IE, 155 und Rückert), üben, betäuben, sträuben, stäuben, stäupen, beugen, leugnen, bäumen, säumen = mhd. soumen, träumen, zäumen, säubern, träufeln, säumen = mhd. sumen, schäumen. 2. Wechsel zwischen e und i.
§ 120. Im Mhd. wechseln e und i, die im Nhd. teils kurz geblieben, teils gedehnt sind. Wie wir I § 43,3 gesehen haben, ist urgerm. e zu i geworden vor einem zur gleichen Silbe gehörigen Nasal, vor anderen Konsonanten nur, wenn in der nächstfolgenden Silbe ein i oder j stand, wobei zu beachten ist, daß auch ein i, welches durch die westgerm. Vokalsynkope geschwunden ist, diese Wirkung hinterlassen hat. Im ersteren Falle ist kein Wechsel zwischen verwandten Formen entstanden. Daher ζ. B. im Präs. der 3. Klasse der starken Verba wie binden, schwimmen durchgängiges i. Im letzteren Falle dagegen war vielfach Veranlassung zum Wechsel gegeben. Im Ahd. ist weiter e auch vor folgendem u zu i geworden. Daher haben im Ahd. die Verba der 3. Klasse, in denen nicht Nasal auf die Wurzelsilbe folgt, und die der 4. und 5. ein i im Sg. Ind. Präs. und in der 2. Sg. Imp., vgl. hilfu, hilfis, hilfit, hilf : im Imp. war das idg. e im Urgerm. zu i geworden, bevor es abfiel. Im Mhd. ist t in den gleichen Formen bewahrt, so auch in den jetzigen oberd. Mundarten, während im Mitteid. und in der jetzigen Schriftsprache in der 1. Pers. e eingetreten ist. Außerdem liegt der Wechsel noch in der Wortbildung vor, wenn auch vielfach durch Ausgleichung beseitigt, am reichlichsten bei den Kollektivbildungen: Berg — Gebirge, Feld — Gefilde, Recht — Gericht, Stern — Gestirn, Wetter — Gewitter, Feder — Gefieder. Vgl. ferner Herde — Hirt (ahd. herta — hirti), sehen — Sicht (i-Stamm), geschehen — Geschichte (i-Stamm), geben — Gift (t-Stamm), begehren, gern — Gier, Begier (ahd. girt), Begierde (ahd. girida), Erde — irdisch, irden (mh d. irdin), geben — ergiebig, währen — langwierig, schwären —
254
II, 7. Vokalwechsel.
schwierig (nicht mehr als verwandt empfunden), recht — richten (Verb, der 1. sw. Konj.), schlecht — schlichten (woraus erst in jüngerer Zeit schlicht gebildet ist), Fleck — flicken, Schmer — schmieren, scheel — schielen, gelb — vergilbt, Stern — gestirnt; hierher gehört ursprünglich auch wert — Würde aus mhd. wirde, ahd. wirdi. Im Ahd. hat eich urgerm. i unter gewissen Bedingungen zu e gewandelt, vgl. I § 133. Infolge davon ist aber in der jetzigen Sprache nur in wenigen Fällen ein Lautwechsel zurückgeblieben, vgl. Pech —pichen, Speck — spicken, keck — erquicken (die aber jetzt in der Bedeutung weit voneinander abweichen), er — ihn, ihm, ihr. Zwischen lernen und List fühlt man jetzt keinen Zusammenhang; Steg hat die gleiche Ablautstufe wie gestiegen, aber ohne daß beides in direkte Beziehung gesetzt wird. Mhd. Schwankungen wie schirm — scherm, schif— schef, Urnen — lernen sind jetzt beseitigt. 3. Wechsel zwischen %i und o.
§ 121. Auch hier liegt ursprünglich kurzer Vokal zugrunde, der im Nhd. zum Teil gedehnt ist. Das urgerm. u ist außer vor einem zur gleichen Silbe gehörigen Nasal zu ο geworden, wenn in der folgenden Silbe a, e oder ο stand, vgl. I § 43. Auch hierbei haben Vokale, die schon durch die westgerm. Synkope ausgestoßen sind, diese Wirkung gehabt. Im Mhd. zeigt eich der Wechsel innerhalb der starken Konjugation noch insofern, ale da, wo der Fl. des Frät. u hat, das Part, ο zeigt, vgl. si hüten — geboten, si stürben — gestorben; im Nhd. ist dieses Verhältnis nur noch in wurden — geworden bewahrt. Wechsel in der Wortbildung: hold (o-Stamm) — Huld (ahd. huldi), Gold (o-Stamm) — Gulden (mhd. guldin); geborgen — Burg (i-Stamm), gebrochen — Bruch, geboren — Geburt, gerochen — Geruch, geflogen — Flug, geflohen — Flucht, erkoren — Kur, geschossen — Schuß, gesprochen — Spruch, geworfen — Wurf, gezogen — Zug, gekommen —kunft, genommen—(Ver)nunft. Da u vor folgendem i oder j zu ü umgelautet ist, so ergibt sich auch ein Wechsel zwischen ο und ü. Zu den angeführten Wörtern gehören zum Teil flektierte Formen und Ableitungen mit ü, vgl. Sprüche, Einkünfte, brüchig, künftig, flüchten, flüchtig, Flüchtling. Es
Wechsel zwischen it und o, eu and ie.
255
gibt aber auch Fälle, in denen das vermittelnde u neben ο und ü fehlt, vgl. voll — füllen, Fülle (ahd. füllt), Zorn — zürnen, Knopf — knüpfen, Loch — Lücke, Tür (ahd. turi) — Tor, für — vor (ahd. furi — fora), borgen — Bürge, dorren — dürr. Ein früher vorhandener Wechsel ist teils durch vollständige Angleichung beseitigt, vgl. golden neben dem poetischen gülden, wollen statt älterem Wüllen zu Wolle, Antwort = mhd. antwürte, teils durch eine partielle AngleichuDg, indem entweder für ο u oder für ü ö eingetreten ist. Ersteres ist der Fall in Furcht = mhd. vorhte nach fürchten, ferner im Prät. durfte = mhd. dorfte nach dürfen, letzteres in hölzern gegen mhd. hülzin, hörnern gegen mhd. hürnin, auch golden früher neben golden, mögen — mhd. mügen nach mohte, wonach auch möglich — mhd. mügelich\ auch neben dürfen, durfte findet sich bis ins 18. Jahrh. mit umgekehrter Angleichung dörfen, dorfte; anhd. (noch bei Hermes) ist auch zörnen. Vgl. übrigens § 81. Anm. Ausgleichung zwischen hold nnd Huld findet sich bei den schlesiscnen Dichtern: Holde für Huld Op. 1 , 9 ; Hold fUr Huld Gryphius T. 369, 216, Lohenstein Cleop. 868; huld für hold (: Oedult) Op. K. 215, 37. Neben Fülle steht Volle (s. die Belege bei Sa.), was auf die schon im Ahd. durch Ausgleichung entstandene Form folli zurückgehen kann. Vereinzelt erscheint vollen statt füllen·, ein gevolltes haus Gryphius T. 411,255; Völlerei ist an Stelle von Füllerei getreten, das bis in den Anfang des 18. Jahrh. vorkommt, s. DWb.
4.
Wechsel zwischen eu
und
ie.
§ 122. Dem Wechsel zwischen u und ο steht der zwischen ahd. iu und eo, io parallel, vgl. I § 43. Ahd. io erscheint im Mhd. als Diphthong ie, im Nhd. als langes i, geschrieben ie; iu ist zu langem ü geworden nnd dann im Nhd. zu eu diphthongiert. Der Wechsel bestand ursprünglich in der zweiten starken Konjugation, vgl. biutu, biutis, biutit, Imp. biut, während die übrigen Formen des Fräs, io zeigen, also Inf. biotan. Er behauptete sich im Mhd., auch noch bei Lu. mit der Modifikation, daß die 1. Pers. den Vokal des Inf. annahm, also ich biete, du beut{e)st, er beut(et), beut. Allmählich ist dann Ausgleichung zugunsten des ie eingetreten, nur in der poetischen Sprache haben sich von einigen Verben die Formen mit eu erhalten. Auch sonst sind nur wenige Beispiele des
256
II, 7. Vokalwechsel.
Wechsels Übriggeblieben: siech — Seuche (ahd. siulihi). Licht aus mhd. lieht — leuchten, tief — Teufe = ahd. tiufi, in der Bergmannesprache, während sonst Tiefe mit Angleichnng an das Adj. zur Herrschaft gelangt ist, entsprechend auch Liebe. Vor w hatte eich iu in allen Fällen behauptet, daher Reue,
Treue, bleuen ans ahd. riuwa, triuwa, bliuwan. 5. Ablaut. § 123. Die aus dem Idg. überkommenen Ablautereihen (vgl. I § 40) sind durch die jüngere Lautentwicklung sehr in Verwirrung geraten. Namentlich durch den Übergang von e in i, u in o, die Kontraktion von Diphthongen, den Umlaut und die nhd. Vokaldehnung ist vielfach Spaltung eines früher einheitlichen Lautes eingetreten. Dabei aber hat sich wieder Zusammenfall von Lauten verschiedenen Ursprungs ergeben. Wir betrachten zunächst die sechs Seihen, die in der starken Konjugation erscheinen. § 124.
1. R e i h e . urgerm. i mhd.
ι
nhd.
ei
ai
i
ei — e ei (ai) — e
i—e i — i — e—~e
steigen — stieg (bei Lu. noch steig) — stiegen, gestiegen; dazu Steig (mhd. stic) — steigern — Steg (mhd. stec), Stegreif, leiden (ursprünglich auch in der Bedeutung „gehen") — litt (bei Lu.
noch leid) — gelitten; dazu leid, Leid (mhd. leit), leiten („gehen machen") — ledig (mhd. ledec). reißen (mhd. rigen) — reizen (mhd. reizen) — JRiß, ritzen, beißen (mhd. bigen) — beizen (mhd. beieen) — Biß, Bissen, bitter, eeihen — zieh (mhd. zieh) — geziehen ; zeigen (mhd. zeigen) — Verzicht, verzichten, bezichtigen, leihen (mhd. Ithen) — Lehen (mhd. lehen). lehren (mhd. leren) — List, lernen. Schweiß (mhd. sweig) — schwitzen, heiß (mhd. heig) — Hitze. § 125.
2. R e i h e ,
urgerm. eu (iu)
au
u
mhd.
iu — ie
ou — öu — 6 — «
u—ü—ο—ö
nhd.
eu — \e
au — au (eu) — ο — ο
u —u—ο—ο
257
Ablaut.
biegen — bog (mhd. bouc — bugen) — gebogen; dazu beugen (mhd. böugen) — Bogen, Bug, Bügel, bücken, Buckel, bieten (beut) — bot (mhd. bot — buten) — geboten; dazu Gebot, Bote, Büttel, ziehen — zog (mhd. zoch — zugen) — gezogen·, dazu Zucht, Zügel, zucken, zücken, zögern, riechen — roch (mhd. rouch — ruchen) — gerochen; dazu Bauch, rauchen, räuchern — Geruch, genießen — genoß (mhd. geno$ — genügen) — genossen; dazu Nießbrauch) — Genösse (mhd. genög) — Genuß, Nutzen, Nutz, nützen, nütze, lieben — erlauben, glauben — Lob, loben, geloben, Gelübde, siech, Seuche — Sucht. In einigen Wurzeln besteht im Urgerm. auch ü, das sich im Mhd. in u und iu spaltet, die im Nhd. zu au und äu (eu) werden und dadurch mit der Stufe urgerm. au zusammenfallen. Hierher gehört saufen (mhd. süfen) — so/f (mhd. souf—suffen) — gesoffen·, dazu ersäufen (mhd, ersäufen) — Suff, süffig, saugen (mhd. sugen) — sog (mhd. souc — sugen) — gesogen; dazu säugen (mhd. säugen). Treue (mhd. triuwe), treu — trauen (mhd. truwen) — Trost. 3. Reihe.
§ 126. urgerm. e — i
a
mhd.
e— i
a — e (a)
nhd.
e— i
a — e (ä)
u—ο u—ü—ο— ö u—ü—ο— ö
binden — band — gebunden·, dazu Binde, Gebinde — Band, anbändeln, bändigen — Bund, Bündel, bündig, rinnen — rann — geronnen (mhd. gerunnen)·, dazu Rinne, Rinnsal — rennen — Euns, (blutrünstig, brinnen (mhd.-anhd. st. V., jetzt untergegangen) — Brand, brennen — Brunst, brünstig, trinken — Trank, Getränk, tränken, Tränke — Trunk, schwingen, Schwinge — Schwang, Schwengel, Schwank, schwenken — Schwung, bergen (birgst) — barg — geborgen; dazu Berg (?), Gebirge (?)— Burg, Bürge, borgen, verderben — verdarb — verdorben; dazu verderben (schw. V. mit Umlauts-e), derb (?), darben, darf— dürfen, (Not)durft, dürftig, werden — ward — wurden, geworden; dazu -wärts (mhd. -wert) — gegenwärtig. Rinde — Rand, blind — blenden. Gesinde (zu einem mhd. sint „Weg") — senden.
258
II, 7. Vokalwechsel.
§ 127.
4. Reihe,
urgerm. 8 — i mhd.
e'—i («>
nhd.
a
e
a— e
: tausend, tunken, tauen (als Gegensatz zu gefrieren, vgl. engl, thaw, vielleicht identisch mit (ver)dauen), Ton (des Töpfers, ahd. däha), Traube (bei Lu. Draube); ferner in desto = mhd. deste aus des diu (Gen. und Instr. zu dag), wo Assimilation an das scharfe s vorliegt. Wenn in dem Lehnworte Tanz aus frz. danse schon im Mhd. t herrscht, ist dies vielleicht daraus zu erklären, daß das Wort durch niederländische Vermittlung aufgenommen und dann verhochdeutscht ist. Ftlr mhd. d ist t eingetreten anlautend in Tölpel (mhd. dörper, dörpel), Ton (mhd. don, obwohl es Lehnwort aus lat. tonus zu sein scheint, bei Lu. noch dohn, dönen), tosen (= mhd. dösen, wohl auch mit Anlehnung an dog, wenigstens könnte Getöse direkt dem mhd. gedoege entsprechen), traben, Trümmer (PI. zu mhd. drum „Endstück"), Thüringen (die Schreibung nach dem Mlat., bei Lu. noch Duringen). In- und auslautend in wert (mhd. wert, -des, bei Lu. noch werd), in dem das t wohl vom Auslaut in den Inlaut gedrungen ist, desgl. in anderweit — mhd. ander weide „zum zweiten Male", wozu dann auch anderweitig gebildet ist. In gescheit (= mhd. geschtde, zu scheiden), in dem t seit dem 17. Jahrh. überwiegt, hat noch die falsche Etymologie mitgewirkt, die zu der Schreibung gescheut geführt hat (vgl. § 99). Für poltern, das erst aus dem 15. Jahrh. belegt ist, herrscht anhd. die Schreibung poldern (boldern); das Wort ist wahrscheinlich mit mhd. bollern identisch, und d hat sich als Übergangslaut zwischen l und r entwickelt. Für Ernte (ernten) wird anhd. Emde oder Erndte geschrieben (so auch
Dentale: t.
323
yon Lu.); mhd. herrscht erne (dies auch noch im 16. Jahrh., ernen noch bei Herder 17, 334), der Ursprung dee d ist noch nicht sicher ermittelt. In bair. Dult (Jahrmarkt) = got. dutys, G. duipdis, ahd. tuld hat sich t im Auslaut festgesetzt, weil flektierte Formen nicht Üblich waren. In hinten, hinter, unten, unter entspricht t einem mhd. d, das regelrecht nach Nasal aus t erweicht war. Zur Erklärung vgl. § 134. Im 16. Jahrh., auch bei Lu., finden sich noch häufig hindert, hinder, vnden, vnder; sie reichen auch noch ins 17. Jahrh. hinein. In munter (verwandt mit got. mundrei) und Winter (got. wintrus), war die Erweichung des ahd. t zu d im Mhd. landschaftlich begrenzt, da das t durch denEinfluß des folgenden r ursprunglich geminiert und infolgedessen im allgemeinen der Erweichung entzogen war; daher kann in diesen Wörtern das t als unmittelbare Fortsetzung des ahd. t betrachtet werden. Das gleiche wird von Sinter gelten. Der Erweichung nach Nasal war auch das t des schwachen Präteritums erlegen, daher mhd. meinde, rümde\ auch solde, wolde hatten sich neben solte, wolte eingestellt. Hier ist im Nhd. nach Analogie der übrigen Präterita t wiederhergestellt. Dieser Analogie sind auch die mhd. Präterita künde (konnte) und gunde (gönnte) gefolgt, deren d auf urgerm. ]> zurückgeht. Die Ordinalzahlen vierte, siebente, neunte, zehnte hatten im Mhd. statt des t ein d, das auf urgerm. p zurückgeht. Das t ist nach Analogie von dritte ( = got. firidja), fünfte, sechste (got. saihsta) eingeführt. Die Formen Vierde, siebende usw. reichen bis tief ins 18. Jahrh. Anm. 1. Wenn Gottsched (S. 118) vorschreibt „dauen, wenn das Eis schmilzt; thauen auf dem Grase" nnd danach die Bair. Spraohk. „dauen, wenn das Eis schmelzt; thauen, der Thau", so ist das wohl nur GrammatikerWillkür, keine Nachwirkung der ursprünglichen Verschiedenheit. Anm. 2. Über die Schreibung von Ton, tönen vgl. DWb. 2, 642. Für den landschaftl. Sg. zu Trümmer erscheint noch hüufig die Schreibang Drumm-, zerdrümmern noch bei El. Schlegel, Sehr. 117,16. Späte Beispiele für gescheid: Die falschen Entdeckungen, S. 30; Wi. Ain. 1 2, 37 (gucheiden, später geändert in gescheiten, wobei aber der Keim auf leiden geblieben ist); Schi. 2, 25, 20. 3, 496,16 (gescheideste). Br. 1, 402. Anm. 3. Gelegentliche Schreibungen mit i'fttr d kommen auch sonst nicht bloß in älteren, sondern auch in jUngeren Texten vor, s. DWb. 2,642; vgl. noch Tach Werder, Kol. 19,20; dem Tache Jnl. v. Braunschw. 246 (auch mhd. häufig tach)·, treschen Pülman 87, andere Belege im DWb.;
324
II, 9. Die einzelnen Geräuschlaute.
Trillingsdrachen Schi. 1, 223,73; Trillingsstirn ib. 322, 274 (beide Stellen später fortgelassen); tringen öfters im 16. Jahrh. (s. DWb.), bei Op. K. 293, 414; Beispiele fllr truckew 8. im DWb. Häufig ist im 17. 18. Jahrh. trillen für drillen, s. DWb. (die ich zutriUe Goe. Br. 2,249,18), vgl. Schillers Gedicht Bachus im Triller (1, 212), worin trillen im Anfang jeder Strophe steht. Über t für d im Parn. boic., wo es besonders vor r hänfig ist, s. Birlo, S. 28. Eine besondere, noch unaufgeklärte Bewandtnis hat es mit verterben, das etwa um 1300 in md. Quellen auftaucht und noch anhd. fortdauert; auch Lu. hat t neben d; häufig ist es noch bei Lohensteiu, vgl. Cleop. 2825. 3303 usw. Anm. 4. Für hinder usw. im 16,17. Jahrh. s. DWb. unter D4, vgl. noch „hinden besser als hinten" Gueintz, Orth. 84; von dem Hindern (: Kindern) Rachel, Sat. J, 146; den Hindern Gryph., Sqaenz27; Simpl. Sehr. K. 3, 322,22; vnder Op., Ged. 1 42, 2 gegen vnter 23; auch fürter für filrder ist im Anhd. nicht selten, s. DWb. — Auf gleiche Linie zu stellen ist wohl das frühere Schwanken zwischen schlendern und schlentem, s. DWb. S. 629; vgl. noch schienterte W. Alexis, Ruhe 2, 312. Anm. 5. Aiphinger sagt S. 59: „Der zehente, siebente, wie man schreibt: der zweyte, filnffte, neunteu; er fügt aber hinzu, die Aussprache scheine d zu fordern. Ad. hat t durchgeführt. Über die lange Bewahrung des d in siebende vgl. DWb. 10», S. 822. Auch Schi, schreibt noch (6, 57,10) Siebender Brief. Ebenso schreibt er in den Räubern noch sechszehende.
§ 203. Gemindertes t ist zum Teil erst aus mhd. einfachem t entstanden, ζ. B. in Gatte, vgl. § 138; in einigen Fällen aus mhd. d: flattern, Zettel (aus lat. schedula), Zottel, Wittum (mhd. wideme, zn widmen). In anderen Fällen liegt westgerm. tt zugrunde. Dies geht zurück auf urgerm. t, das vor r geminiert ist, in bitter, Otter (Säugetier), Splitter, zittern, oder auf westgerm. dd aus dj in Bett (mhd. bette), retten, schütten, Zettel (Aufzug eines Gewebes), verzetteln (mhd. zetten „ausbreiten", „zerstreuen"). Aus westgerm. J>J> ist es entstanden (schon in ahd. Zeit) in Fittich, Klette, Latte, Motte. Im Mhd. gehörte hierher smitte (Schmiede); die Form Schmitte findet sich noch anhd. in der Literatur und ist jetzt noch oberd.; die jetzige Form der Schriftsprache ist durch Anlehnung an Schmied, schmieden entstanden. Das t in Atem ist wegen des vorhergehenden langen Vokales aus tt — westgerm. ]>P vereinfacht; es wechselt seit dem Ahd. mit d (noch jetzt Odem) = urgerm. einfachen ρ (vgl. ZsfdWf. 1, 334). Auf Assimilation von lat. et beruht tt in Dattel (griech.-lat. daetylus), Lattich (lactuca), Attich (Weiterbildung zu griech.-lat. acte, doch stammt die Assimilation wohl schon aus der lat.-romanischen Grandlage);
Dentale: t.
325
da alle drei Wörter im Mhd. auch mit einfachem t geschrieben werden, ist die nhd. Gemination vielleicht sekundär und nach der Analogie von Bottich zu beurteilen. Unklar ist das tt in Spott, spotten, da es zugleich hochd. und nd. ist. Anm. 1. Im 16. 17. Jabrh. ist die Schreibung fladdern und Fladder in Zuss., die auch bei Lu. herrscht, noch häufig, auch fladern kommt noch daneben vor. Zeddel ist noch im 18. Jahrh. nicht selten, vgl. z.B. Rabener, Sat. 2,26; Goe. Br. 25, 87,24. 26, 271, 15; andere Belege bei Sanders; auch Zedel erhält sich noch lange. H. Kleist hat Zoddeln, Zoddelmähne neben Zottelbär. Anm. 2. Die Schreibung Widum findet sich noch bei Schottel. Witt(h)um (seit 17. Jahrh.) ist an Witwe angelehnt, womit eine Einschränkung der Bedeutung verbunden ist, indem das Wort, das ursprünglich überhaupt etwas für einen bestimmten Zweck Ausgesetztes bezeichnet, nur noch auf etwas für eine Witwe Aasgesetztes bezogen worden ist.
§ 204. Eine Anzahl von Wörtern sind mit nd. t, dem hochd. ζ oder β entsprechen würde, in die Schriftsprache aufgenommen. Sie sind meist im 16. oder 17. Jahrh. eingeführt und zum Teil nur in Norddeutschland üblich. Besonders gehören Ausdrücke aus dem Schiffswesen dazu. Hierher sind zu stellen Takel (Takelwerk, Takelage, auftakeln, abt.); Talg (vgl. engl, tallow) bis ins 18. Jahrh. auch Talk geschrieben, vielleicht durch Vermischung mit einem oberdeutschen Talk „teigige Masse"; Tau (Schiffsseil); Tausch, tauschen = ndl. tuischen, Teer (engl, tar), Topp „Spitze des Maatbaums", wahrscheinlich identisch mit Zopf\ Tor/" (engl, turf)·, Beute (schon spätmhd. in ostmd. Quellen biute); Boot (engl, boat)] fett aus * feted = mhd. veiget, nhd. feist, durch Lu. in allgemeinen Gebrauch gekommen; flott (zu fließen); Inlet nordd. „Zeug, in das die Bettfedern eingenäht sind" aus nd. inlät — hochd. inlag; Kote nordd. „kleines Bauernhaus", wozu Köter, Kötner nordd. „Kleinbauer" und Kossat aus Kotsate mit nd. t in dem zweiten Bestandteile = mhd. -säge, woneben mit Umlaut -scege in truchscege = nhd. Truchseß, dem mnd. drossite, jetzt Drost(e) entspricht; Köter (verächtliche Bezeichnung für einen Hund); Mettwurst, das mau gewöhnlich zu alts, mete — mhd. mag „Speise" stellt, eine allerdings wenig befriedigende Ableitung; Satte „flaches Gefäß, in dem namentlich die Milch zum Absetzen des Rahms aufbewahrt wird", jedenfalls ursprünglich nur nd., wenn auch die Ableitung
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II, 9. Die einzelnen Geräuschlaute.
ans setzen zweifelhaft ist; Schote (Segelseil); Bugspriet (wohl aas dem Ndl.), Sprotte (wohl mit sprießen verwandt); Stint (früher auch verhochdeutscht Stinz); tuten (auf einem Hörne blasen); Tüte\ Watt (bei der Ebbe bloßgelegter Meerboden). Auch Tran ist nd. Ursprungs; bei diesem Worte würde aber auch im Hochd. wegen des folgenden r keine Verschiebung des t eingetreten sein. Dasselbe läßt sich wohl von stottern sagen, das vielleicht mit stoßen verwandt ist, und von nordd. Klater „Schmutz", wozu das weiter verbreitete klat(e)rig. Tang stammt aus dem Skandinavischen (anord. pang). Α Β in. 1. Merkwürdig sind die aus dem 16. und 17. Jahrh. Uberlieferten Zues. Bo βgesell, Boßknabe, Boßknecht, Boßleute, Boßmann, Boßvolk. Sollte hier eine Verschiebung des t vorliegen? Assimilation ans ts ist nicht wahrscheinlich; man könnte aber an eine Anlehnung an mlid. böfen „stoßen" denken. A n m . 2. Ein nd. Wort ist das von Voß gebrauchte Tüder „Strick zum Anbinden des Viehs auf der Weide". Nd. ist trecken „ziehen", das auch im Bochd. keine Verschiebung hätte erleiden können, in neuerer Zeit vielfach in bezng auf die Buren gebraucht. Dazu das in allgemeinen Gebrauch gekommene alte Part, vertrackt.
§ 205. Wo durch Vokalauestoßung mehrere t oder d und t, t und d zusammengestoßen sind, ist nach langem Vokal oder Konsonant Vereinfachung eingetreten, vgl. er rät, brät, hält, gilt, schilt, ficht, flicht, beut (poetisch neben bietet), der achte aus mhd. ahtede. Nur graphisch ist dt in wandte usw. (vgl. § 199). In er wird aus wirdet ist durch unangebrachte Rücksicht auf die übrigen Formen des Wortes die Schreibung mit d zur Herrschaft gelangt. Zwischen ch und s ist t ausgefallen in dem landschaftlichen nichs, nix. Verstummt, aber in der Schreibung beibehalten ist t vor st in du hältst, fichtst, flichtst, während in du wirst das d auch in der Schreibung fortgelassen wird. In der älteren Sprache ist Ausfall von t vor st auch sonst verbreitet und findet sich zuweilen noch im 18. Jahrh. Anm. Die Schreibung hälst bei Le. (s. DWb. S. 275). Bei H. Sachs sind Formen wie machest für machet(e)st gewöhnlich. Über Ausfall des t bei Ayrer s. Keller zu 99, 21 (S. 3428). Späte Beispiele des Ausfalls vor dem st des Superlativs: (vn)gegründesten Le. 5,299, 8. 305, 3 ; Erleuchtesten β, 1 8 8 , 4 ; unencarteste{ri) 9, 220,33. 264, 11; ausgebreitesten 10, 184,28.
§ 206. entwickelt.
Anderseits ist in vielen Fällen ein sekundäres t So nach η am Schluß unbetonter Silben. Hierher
Dentale: t.
327
gehören die Bildungen mit -lieh: eigentlich, (an)gelegentlich, öffentlich, ordentlich, namentlich, wöchentlich, freventlich. Das t tritt seit dem 15. Jahrh. anf, ist aber bis ins 17. Jahrh. noch nicht fest (vgl. DWb. unter gelegentlich). Ebenso wird das t aufzufassen sein in flehentlich (mhd. nur flehelich) und hoffentlich (mhd. hoffenlich, wesentlich (mhd. wesenlich), in denen man Ableitungen aus dem Part. Präs. vermutet hat. Etwas mehr Berechtigung könnte man dieser Vermutung bei wissentlich zuschreiben, weil im Mhd.wi^fewilich früh neben witfenlich auftritt. Das t könnte sich als Ubergangslaut zwischen » und l entwickelt haben, wie sonst d (vgl. §211). Aber t erscheint auch vor anderen Lauten, in den Dativen PI. allenthalben, beidenthalben (schon mhd.); ferner in den Dativen PI. meine(n)thalben, deine(n)thalben, seine(n)thalben, unser(n)thalben, eure(n)thalben (schon mhd. minenthalben), meine(n)twegen usw. und den Akkusativen Sg. meine(n)twillen usw., in denen später das η geschwunden ist (vgl. § 243); in dessentwegen, -willen, -halben, derentwegen,-willen, -halben. Eine andere, als eine rein lautliche Erklärung wird auch für diese Fälle nicht zu suchen sein. Das t wird entstanden sein, indem vor der Lösung des Mundverschlusses die Stimmritze, die bei der Bildung des η zum Tönen eingestellt war, geöffnet ist. In entschiedenem Wortauslaut findet sich sekundäres t in Zimt, früher Zimmet, mhd. eimment aus griech.-lat. cinnamum. In diesem Worte ist das t schon spätahd. belegt, wo das Wort in der Form cinment erscheint. Auf anderer Art der Entlehnung beruht mhd. zinemin und ähnliche Formen. Für Pergament aus lat. pergamenum ist die älteste Form pergamin (bei Notker). Mhd. ist die gewöhnlichste Form permint, daneben permit; perment erscheint noch anhd. Die mhd. Betonung war, wie sich aus metrischen Gründen ergibt, permint, so daß also wohl auch in diesem Falle t nach » in unbetonter Silbe entwickelt ist. Die jetzige Betonung beruht, ebenso wie die Wiederherstellung der vollständigen Form auf neuerlicher Anlehnung an das Grundwort, und die im Anhd. und bei Le. und Goe. vorkommende Form Pergamen ist sicher eine vollständige Neuentlehnung. Auch in Dechant, mhd. techant aus lat. decanus lag wohl der Ton früher auf der ersten Silbe, wofür die Nebenformen techen. techent sprechen.
328
II, 9. Die einzelnen Geräuschlaute.
Anm. 1. S. Grimm, Gramm. 3, 217 (210), wo noch manche sonstige im Mhd. auftretende Fälle eines nach η entwickelten t angeführt werden. Vgl. auch § 211. Anm. 2. Zwischen η und sch stellt sich leicht ein unvollkommen gebildetes t ein, das dann auch zuweilen geschrieben wird (daneben d); vgl. im DWb. Flunsch, flunschen, wo tsch aus Holtei belegt wird; manschen, wo tsch aus Humboldt und Dialektwörterbüchern belegt wird; manschen oder manischen aus Tieck. Vgl. ferner verwüntache Gryph., Horrib. 41; Wündschens ib. 44; Wundsch öfter bei Op.; Wündschung Reuter, Schelm. 21. 45.
§ 207. Weniger verständlich als die Entwicklung des t nach η ist die nach anderen Konsonanten. Nhd. anderthalb (schon bei Lu.) könnte man auf Einwirkung von fünftehalb usw. zurückführen. Aber schon mhd. ist anderthalp, -halben in dem Sinne „auf der andern Seite" neben anderhalp, -halben und innerthalp, -halben neben innerhalp, ·halben. Weiterhin erscheint sekundäres t nach s (x, z) in Axt = mhd. ackes\ Hülst (Stechpalme) = ahd. hulis; jetzt oder Uzt = mhd. ieze\ zu (guter) Letzt (mhd. letze Abschied), wonach der letzte umgebildet ist aus mhd. leste, Snperl. von Ιαξ\ mittelst (inmittelst, vermittelst) aus dem Gen. mittels; Morast aus mnd. moras; Obst = mhd. obes;\ Palast = mhd. palas; Papst = mhd. bäbes; selbst aus dem Gen. selbes; sonst = mhd. sus; nebst aus nebenst älterem nebens. Auch Erzt ist früher, noch im 18. Jahrh. häufig neben Erz. Nicht hierher gehört einst, da einest schon bei Notker und dann mhd. ganz gewöhnlich ist, wenn auch der Gen. eines daneben in dem gleichen Sinne gebraucht wird, und eins neben einst auch in das Nhd. hineinreicht. Hiertiber vgl. DWb. 3, 260. Am längsten hat sich eins erhalten in noch eins (noch einmal), auf eins, mit eins (s. ib.). In einstmals für älteres einsmals — mhd. eines males, in dem eines attributiv zu males steht, liegt eine sekundäre Vermischung vor, ebenso in dermaleinst für dermaleins, worin eins vielleicht Akk. ist. Zweifelhaft ist auch änderst neben anders, da ebenfalls schon Notker änderest neben anderes in gleichem Sinue gebraucht; da aber im Mhd. anders die entschieden herrschende Form ist, hat das nhd. änderst doch vielleicht mit dem änderest Notkers gar keinen Zusammenhang. Im Sinne von längst erscheint mhd. langes (Gen. von lanc), doch auch schon langest (Lohengrin 562), das auch noch im 16. Jahrh. vorkommt neben
Dentale: t.
329
lengest, wie Lu. schreibt. Wahrscheinlich ist das t sekundär entwickelt, es hat dann aber eine Anlehnung an den Superl. stattgefunden, woraus allein der Umlaut zu erklären ist. Nach f findet sich sekundäres i in Hüfte aus mhd. huf, woraus zunächst huft entwickelt ist; Saft aus mhd. saf; Werft (Kette eines Gewebes) = mhd. warf N. und werfe F.; auch in Werft = Schiffswerft scheint das t sekundär zu sein, doch ist das Wort wohl schon mit dem t aus dem Ndl. entlehnt. Nach ch ist t eingetreten in Habicht = mhd. habech; in Bildungen, die althochdeutschen auf -ahi = mhd. -ech entsprechen: Dickicht, Kehricht, Röhricht, Weidicht (Weidengebüsch = mhd. weidech), Spülicht (mhd. spüelech). Früher erscheint auch Käficht, Teppicht neben Käfig, Teppich. Auch Fredigt = mhd. bredige ist trotz der Schreibung mit g hierher zu stellen. Nach k ist t eingetreten in Sekt aus Seck (beide Formen zuerst im 17. Jahrb.), entlehnt aus· frz. (vin) sec. In allen diesen Fällen ist t jedenfalls zunächst im Auslaut angetreten und erst von da in den Inlaut Ubertragen in flektierten Formen wie Äxte, Säfte usw. Daher wird zum Teil auch der schwankende Gebrauch stammen. Was die Erklärung der ganzen Erscheinung betrifft, so wäre auch die Möglichkeit zu erwägen, ob etwa das t im Satzzusammenhange aus dem Anlaut des folgenden Wortes angewachsen wäre. Aber Fälle wie anderthalben fügen sieh einer solchen Annahme nicht. Bemerkenswert ist noch, daß die Anfügung des t vielfach in Mundarten, namentlich den oberdeutschen, unterblieben ist. Wenn gewohnt an Stelle von mhd. gewon getreten ist, aus dem Gewohnheit und gewöhnlich abgeleitet sind, so liegt darin keine lautliche Entwicklung vor, sondern eine Kontamination mit dem Part, gewöhnt = mhd. gewent, wie denn gewohnt und gewöhnt sich auch syntaktisch gegenseitig beeinflussen. Man könnte auch daran denken, das nhd. Adj. gewohnt einfach als Part, des jetzt veralteten Verb, gewohnen (gewohnt werden) aufzufassen; da dies aber das Perf. mit haben bildet, konnte das Part, nicht adjektivisch verwendet werden. Auch in doppelt neben dem im 16. 17. Jahrh. häufigen und noch jetzt in Zuss. allgemein erhaltenen doppel ans frz. double ist das t wohl nicht lautlich entwickelt, sondern durch Kontamination mit dem Part, gedoppelt entstanden, das vom 16.—18. Jahrh.
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II, 9. Die einzelnen Geräuschlaute.
sehr g e w ö h n l i c h adjektivisch DWb. unter gedoppelt).
w i e doppelt
gebraucht wird (s.
An in. 1. Die Schreibung jetz, jtz Uberwiegt noch in der ersten Hälfte des 16. Jahrh., wenn auch daneben die Formen mit t schon spätmhd. sind, und sie reicht noch bis ins 17. Jahrh. Wenn noch Wi. itzt auf Sitz reimt, so ist das freilich bewußte Altertümlichkeit. In jetzig (itzig) ist das t nicht eingedrungen. Das Subst. Letze ist in dieser Gestalt und mit Verkürzung zu Letz im 16. 1". Jahrh. ganz gebräuchlich, während allerdings zur Letze, zu guter Letze bei Wi. bewußte Altertümlichkeit sein kann. Daneben aber ist auch Letzt und Letzte (wohl Kompromißform zwischen Letzt und Letze) als deutliches Subst. im Anhd. gebräuchlich (s. DWb. unter Letzte). Unzweifelhaft liegt daher in zu guter Letzt ein nicht mehr nach seinem Ursprünge verstandenes Überbleibsel dieses Wortes vor. Es steht daher nichts im Wege, auch zuletzt (zuletz noch bei Theophilus Lessing, Le. 19, 2S7, 27) ebenso aufzufassen. Dies war aber durch Abblassung des Sinnes mit mhd. ze lest(e) in der Bedeutung gleich geworden. Von hier aus lag die Übertragung des ζ in den Superl. nahe. Was im DWb. unter letzt 1 zur Erklärung des tz vorgebracht wird, ist nicht stichhaltig. Über mittelst) s. DWb. Obs hat noch Lu.; es steht ferner bei Schöpf 69; Ayrer 2878 b ; Op. 6,46; Simplic. 286; weitere Belege iin DWb. unter II, 2»; die heutigen oberd. Mundarten haben das t nicht angenommen. Palast kommt schon bei Konr. v. Wiirzb. im Reime vor, aber Palas daneben noch im 16. Jahrh. Noch weiter zurück ins IS. Jahrh. reicht bäbest. Die Form selbest findet sich etwa seit 1300, zuerst in md. Quellen, zuweilen noch im 16. Jahrh., schon frliher mit Verkürzung selbst; aber selbe überwiegt noch bei Lu. und reicht bis in den Anfang des 17. Jahrh. (s. DWb.). Bei sus reicht der Antritt des t bis ins 13. Jahrh. zurück (sust: brüst Seifried Helbling 11,90); Formen ohne t sind noch mundartlich. Belege für Ertzt aus dem 15. bis 18. Jahrh. im DWb. unter Ertzt, darunter solche aus Kl., Winckelmann, Le., Wi. Sie lassen sich leicht vermehren und noch bis auf jüngere Zeit führen, vgl. Ziegler, Banise 304,31; Lohenstein, GTeop. 4132; Haller, Usong 199; Le. 1, 268. 244, 51 (Ertzte, später geändert in Erze)·, Wi. II, 1, 300, 27. 2, 219, 27. 3, 503,15; Merkur 5,147; Jahrg. 76 I, 55 (später geändert in Erz)·, Luc. 2, 37C; Miller, Briefw. 1,73; Schi. 1, 156, 3. 2, 46,5 (später geändert in Erz). 6, 200,1159 (geändert in Erz). 7, 241,32. Auch Damast ist vielleicht hierher zu ziehen, woneben im 16. 17. Jahrh. auch Damask üblich ist (vgl. noch Ziegler, Ban. 332, 21. 356, 24) aus it. damasco (Stoff ans Damascus). Es könnte aus frz. damas entstanden sein, wofür die gleichfalls belegten Formen damasch, damascht angezogen werden könnten. Anch Damaskt ist belegt. Es kann aber anch Herübernahme der it. Nebenform damasto vorliegen. Zinst steht bei H. Sachs K. 12,188, 24. Anm. 2. Hüft für huf erscheint seit dem 15. Jahrh.; die Form Hüfte, die Lu. gebraucht, ist vom PI. ausgegangen. Formen ohne t kommen noch im 16. Jahrh. in der Literatur vor nnd sind noch jetzt mundartlich. Saft tritt seit dem 14. Jahrh. neben Saf auf und herrscht
Dentale: t. d.
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seit dem 16. Jahrh. Neben Senf ist Senft (belegt, aus H. Sachs) landschaftlich weit verbreitet (vgl. DWb.). A n a 3. Habicht taucht zuerst im 15. Jahrh. auf und wird von Lu. gebraucht, doch ist Habich noch im 16. und 17. Jahrh. häufig und noch im 18. bekannt; in Mundarten, namentlich oberd., bestehen noch jetzt Formen ohne t. Dickicht (auch Dickigt geschrieben) ist erst aus dem 17. Jahrh. belegt, aber wohl älter; Dickig bei Voß, Od. 6,127, Musäas, Volksm. 1, 3. Für Kehricht herrscht im 16. Jahrh. Kerich (auch bei Lu.), die Form ohne t setzt sich auch bis ins IS. Jahrh. und bis in die heutigen Mundarten fort, gewöhnlich Kehrig geschrieben (s. DWb.); auch bei Goe. steht im Götz (8,120,18) Kehrig, während im Gottfried (30,122, 13) Kehrigt geschrieben ist. Ebenso erscheint Spülich oder Spülig bis ins 18. Jahrh. Umgekehrt erscheinen fllr das mit dem gleichen Suffix gebildete Reisig anhd. auch Formen mit t. Für Käficht bringt- das DWb. reichliche Belege, darunter noch solche aus Le., Moser, Wi., Schi.; dazu Kafichtlau.be ans Goe.; vgl. noch Frau Gottsched, D. Schaub. 5, 145. 134; Bode, Empfinde. R. 2, 22. 25. 30; Wi. II, 3, 12, 6; Claudius 5,19; Kotzebue 3, 167. 39, 263 ff.; Arndt, Wanderungen 102. Für Teppicht Belege aus dem 16. und 17. Jahrh. im DWb. Predigte) ist im 16. Jahrh. noch häufig und findet sich auch später, vgl. Elisabeth Charl. 1,123; Parn. boic. 3, 68. 217. Predigt hat Lu.; schwerlich richtig ist es, das letztere aus mhd. bredigdte abzuleiten , einer Form, die kaam je volkstümlich und allgemein verbreitet war, außerdem wohl auf dem d betont war, das daher nicht ausfallen konnte. Bair. ist Leicht für Leiche (mhd. lieh). Im 15. 16. Jahrh. erscheint anch dennocht nicht selten. d. § 208. Bei w e i t e m in den m e i s t e n Fällen entspricht auch in der j e t z i g e n Sprache d einem a h d . - m h d . d — urgerm. P, vgl. ζ. B. der, du, Donner, denken, Bruder, wider. Geminiertea d g e h t immer auf mhd. einfaches d zurück. E s konnte nur auf Grund der Aussprache d e s nördlichen Gebietes geschrieben w e r d e n , in dem d stimmhaft w a r , während im südlichen die Geminata ale tt gefaßt werden mußte, das dann auch in einigen Wörtern eingetreten ist (vgl. § 203). S o hat sich dd auch nur in z w e i allgemein üblichen Wörtern festgesetzt, in Widder und Troddel, Weiterbildung zu mhd. trade. Außerdem erscheint e s in Wörtern von sicher niederdeutschem Ursprung, die der nordd. Umgangssprache angehören: Kladde „Geschäftsbuch für vorläufige Eintragungen" aus nd. kladde „Schmutz", Kladderadatsch, ursprünglich Ausruf bei schallendem Zerbrechen von Gegens t ä n d e n , Modder, Nebenform zu Moder, Padde „Frosch", „Kröte" neben der Zus. Schildpatt „Schildkrötenschale", früher
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IT, 9. Die einzelnen Geränschlaute.
„Schildkröte", im 18. Jahrb. noch Schildpadd(e) geschrieben, pladdern „Flüssigkeiten aufrühren und verspritzen", schnoddem, schnoddrig, verheddern, sich „sich verwirren" zu Hader „Fetzen". In Lehnwörtern, die nach der hochdeutschen Lautverschiebung aufgenommen sind, entspricht d dem d der fremden Sprache, vgl. verdammen aus lat. damnare. Im Inlaut entspricht es scheinbar lateinischem t, in Wirklichkeit vulgärlateinischem d in Kreide (creta), Seite (seta), Seidel (situlus). Auch = mhd. d, aber spätahd. aus t erweicht und daher urgerm. Ö (d) entsprechend, ist d in den meisten Fällen nach n, vgl. ζ. B. Hand (got. handus), Land, binden, winden. Doch kann d nach η auch urgermanischem p entsprechen, nur sind die Fälle wenig zahlreich: ander, Kind, kund, lind, Mund, Hind, Jugend, Tugend. In finden bestand ursprünglich Wechsel (ahd. findu, fand — funtum, funtan, der durch die Lautentwicklnng getilgt ist. Erst durch Vokalausstoßung ist d hinter η getreten in Gemeinde (ahd. gimeinida). Α η in. Neben Widder findet sich im 16. Jahrh. noch wider, wieder, vgl. DWb. unter D 4 , Abs. 2; neben Troddel anhd. auch Tradel, Trödel-, die Schreibung Trotteln bei Zachariä, Phaet. 94.
§ 209. In einer beträchtlichen Anzahl von Wörtern hat sich d für mhd. t festgesetzt. Am häufigsten ist dies im Anlaut der Fall. In zwei Wörtern war das mhd. t erst sekundär aus ahd. d entstanden: deutsch = mhd. tiutsch, ahd. diutisc, abgeleitet aus deot, mhd. diet „Volk" (noch in Eigennamen wie Dietrich) und in Docht = mhd. täht, ahd. däht, täht (anord. pdttr). In ihnen entspricht also das d wieder, als ob keine Ausweichung stattgefunden hätte, urgermanischem ]>. In anderen liegt Westgerm, d zugrunde: Damm — mhd. tarn, dauern (leid tun) = mhd. türen zu tiure = nhd. teuer, dengeln (die Sense hämmern), Dill — mhd. tille, Docke — mhd. toche (Puppe), Dohle = mhd. tähele, Donau = mhd. Tuonouwe, Dötter, Drude — spätmhd. trute, ducken, verwandt mit Tücke, Duft, Dult (Jahrmarkt), bair. — got. dulps, dumm = mhd. tump, düngen, dunkel, verdutzt, Dusel, duseln. In einigen Lehnwörtern aus dem Lat. oder Franz., in denen d durch die Lautverschiebung oder die jüngere Entwicklung zu t geworden war, ist d wiederhergestellt, teilweise wohl unter Einwirkung der Grundsprache: Dam- in Damwild, Damhirsch usw. — mhd.
Dentale: d.
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tame aus lat. dama, dauern (währen) = mbd. turen ans lat. durare, dickten = ahd. tihton aus lat. dictate, Drache = ahd. trahho aus lat. draco, Daus = mhd. tüs aus afrz. dous = nfrz. deux. In einigen anderen Fällen entspricht d aus älterem t fremdsprachlichem t: Dolch, erst um 1500 auftretend, anfänglich überwiegend mit t geschrieben, wahrscheinlich doch entlehnt aus slaw. tulich, Dolmetsch = spätmhd. tolmetsche, zunächst aus dem Slav, entlehnt, Drommete neben Trompete. Auch die Schreibung Dinte — mhd. tinte aus mlat. tineta war bis auf die neueren Regelbücher sehr verbreitet. Zweifellos niederdeutschen Ursprungs und daher von Anfang an ohne Verschiebung aufgenommen ist d in Daune (früher auch Dune), Deich — nd. dik, daher früher auch rein nd. in der Schreibung Diek, anderseits zuweilen auch Teich geschrieben, Döbel „Zapfen" mit nd. Vokalismus (mhd. tübel), Drohne = mnd. drane, drone (mhd. mit abweichendem Vokal trene), dröhnen, Drost = hochd. Truchseß, Düne, deftig (tüchtig) in der nordd. Umgangssprache. Auch Dom = mhd. tuom aus lat. domus wird wegen des Vokale als nd. Form zu betrachten sein. Natürlich kann in Wörtern, die aus dem Nd. entlehnt sind, d auch wie in hochdeutschen = urgerm. ρ sein, wie ζ. B. in Dorsch (anord. porskr). Auffallend ist, daß statt des nd. t in Tüte (vgl. § 204) seit dem 16. Jahrb. bis in neuere Zeit häufig d geschrieben wird. A s m . 1. Die an die mhd. Überlieferung anknüpfende Schreibung teutsch. hat lange das Übergewicht gehabt, wiewohl Lu. deudsch schrieb. Viel und oft mit verkehrten Gründen ist darüber gestritten, welche Schreibung die richtige sei. FUr teutsch berief man sich namentlich auf die falsche Ableitung aus Teut, dem angeblichen Stammvater der Deutschen. Zugunsten von d wirkte zunächst die Anlehnung an deuten, schließlich die richtige Etymologie. Die Autorität Gottscheds, Adelungs, J. Grimms führte die Entscheidung herbei. FUr Docht gebraucht Lu. Tocht, und t findet sich neben d bis ins 18. Jahrh., vgl. DWb. unter Dacht und Tacht und Sa. unter Dacht, außerdem Tacht Lohenst., Cleop. 399; Tocht Hermes, Sophiens R. 1,96; Musäns, Volksm. 4, 128. Aichinger fragt: „Tocht oder Docht. Welches ist besser?" A i m . 2. Lu. schreibt t(h)am neben dam, Clajus Tarn, Schöpf und Gueintz Thatn, so auch schlesische Dichter und D. v. d. Werder (Rol. 28,4), vgl. auch getämmet Lohenst., Cleop. 363, Tämmung Hofmannsw. K. 78, 23. Bis ins 18. Jahrh. erhält sich (be)tavren neben (be)dauern, vgl. außer den im DWb. angeführten Belegen Op. K. 287,137; Banise 268,13; Loheost., Cleop. 2258; Chr. Weise, Mas. 97 usw.; Parn. boic. 2,290; Bode, Empfinde. R. 1, 53; Andrews 303; Ayrenhoff 3, 27. 137. 165. Besonders herrscht t
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II, 9. Die einzelnen Geräuaohlaute.
bei Le., vgl. z.B. 12, 116, 20. 159,15. 17,7, 3. 177,2. 205,5. 18, 21,20. Viele Belege für Tocke, wie auch Lu. schreibt, im DWb. Thonau> noch bei Op. 148, 363. In ducken überwiegt früh d, wenn auch Frisch noch tucken ansetzt; einige Belege fttr t im DWb. aus Wickram, Schmelzt, Buch der Liebe, Rollenhagen; umgekehrt kommt zuweilen d iUr t im Subst. vor, vgl. DWb. unter Duck. Dult wird schon im Mhd. öfters mit d im Anlaut geschrieben. Die Schreibung tumm, die auch Ln. hat, reicht bis ins 18. Jahrh., s. DWb.; regelmäßig ist sie auch bei Chr. Weise, in der Übersetzung des Gil Blas und der Clarissa; besonders späte Belege: Le. 12, 93,29 (der allertümmsten)·, Herder 23, 359; Schi. 1, 146,25 (Tummheit). Aichinger meint: „Vielleicht tumm besser als dwnm.u Belege für Tung, tüngen aus dem 16.17. Jahrh. im DWb. Desgl. fttr tunkel, wie auch Lu. schreibt, vgl. noch Op. K. 114, 20. 134, 34; vertunckelt Werder, Rol. 23, 214; Gryphius, Squenz 26; vertunckeln schreibt auch Logau. Zweifelhaft ist, ob Rohrdommel hierher gehört, da bei dem sonstigen starken Schwanken der Formen auch das frühzeitige Nebeneinander von t und d verschieden beurteilt werden kann. Dunst, das man, indem mau es mit ags. düst (Staub) vergleicht, hierher zieht, gehört nicht hierher, wenn auch im Mhd. zuweilen tunst geschrieben wird; falls es mit ahd. dun(i)st „Sturm" identisch ist, spricht namentlich die Schreibung Notkers für d = urgerm .p. A n n . 3. In dauern „währen" ist d früher zur allgemeinen Herrschaft gelangt als in dauern „leid tun". Stieler schwimmt gegen den Strom, wenn er zur Unterscheidung für jenes t, fttr dieses d ansetzt. Da stimmt die in Zs.fdWf. 12, 222 veröffentlichte Homonymik besser zum herrschenden Gebrauche, in der es Z. 32 heißt: Mich taurt die schöne Färb, daß sie nicht dauren kunt. Lu. schreibt noch tichten, ebenso die schlesischen Dichter des 17. Jahrh. Die Schreibung trach (track) noch oberd. im 16. Jahrh. Anm. 4. Auch in vielen Wörtern, in denen sich t schließlich behauptet hat, erscheint daneben in der älteren Sprache d, vgl. DWb. unter D 3. Im DWb. findet man auch sonst Material hierfür zusammengestellt, indem manche Wörter, die jetzt mit t anlauten, auch nach der gerade überlieferten Schreibung unter d behandelt sind. Allgemein ist dieses Verfahren allerdings nicht durchgeführt. Ich führe noch einige Fälle an, in denen d noch besonders spät erscheint: Dapferkeit Wi. II, 1, 35,20, der schwäbischen Aussprache gemäß, wie auch bei Weckherlin dapfer, Dapferkeit häufig ist, ebenso in anderen Wörtern d fttr t; daß sie mein altes Gesicht mit ihren kleinen Händchen datschelten (fttr tätschelten) Hensler, Judenmädchen 19; Daube(n) Wi , Arasp. 1 9, 141, Wi. II, 1, 20,1. 24,38; Daubenherzig ib. 3, 436,2; Dolpatsch Hebel I, 188,11.22; Drennung Le. 1,234,7 (nach Hs); Drespe Möser 4,46ff.; Dresse Zachariä, Verwandl. 1,286; Phaeton 94, auch bei Geliert; Drommelschläger Übersetzung von Fieldings Andrews 224 ff.; drommelt Schi. 2, 344, 8; Drunkenheit Le. 6,133, 8; dichtig (für tüchtig) Stephanie, Werber 73; dwnmelte Goe. Br. 2, 247, 2; ältere Beispiele für dummein im DWb. Be-
Dentale: d.
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lege aus dem Parn. boic. bei Birlo, 8. 29. Bei dem erst spät eingebürgerten tüfteln schwankt die Schreibung zunächst zwischen t and d (s. Sa.). Απω. 5. Die Form Thum für Dom reicht noch bis ins 18. Jahrh. Das DWb. führt an Thwn-capitel und Thutn-kirche ans Schuppius, Thumkapitel aus Möser. Elisabeth Charl. schreibt (1,179) thumherrn, auch Hagedorn 2,97; Gottsched: der Thum, plattdeutsch Dom-, Bair. Spracht. Dom oder Thum (vgl. § 80).
§ 210. Anch im Inlaut und danach auch im Auelaut hat sich d für t — westgerm. d in einer Anzahl von Fällen festgesetzt. Nach l in dulden, Geduld, geduldig, Geld (zu gelten, ursprünglich nicht verschieden von -gelt in Entgelt), Gilde (zu gelten, erstnhd. aus dem Nd. aufgenommen), Kobold (ursprünglich identisch mit der Mineralbezeichnung Kobalt), milde, Mulde ( = mhd. muolte, mulde, umgebildet aus ahd. muoltra aus lat. mulctra „Melkkübel"), Schild, wozu schildern. Nach r in Bord a) „Rand", „Ufer", gewöhnlich „Schiffsrand" — b) nordd. „Brett zum Aufschichten von Gegenständen", Herde (dagegen Hirt mit t), Hürde aus mhd. hurt (Lu. und noch Spätere schreiben hürte). Nach Vokal: niedlich (zu mhd. sich nieten „sich befleißigen"); Ried a) „Schilf" — b) „Rodung" (jetzt noch in Ortsnamen), roden (neben reuten), wozu -rode, -rade in Ortsnamen; Rade als Bezeichnung eines Unkrautes = ahd. rato, woneben eich bis ins 18. Jahrh. Rate, Ratte gehalten hat (s. DWb.); Waid (Färbekraut); Wiedehopf, dessen erster Bestandteil = ahd. witu, mhd. wite „Holz" ist. Früher war auch die Schreibung Brod neben Brot weit verbreitet, noch von Ad. vertreten und erst durch die neueren Regel bücher beseitigt. Reede (Schiffsreede) ist sicher Lehnwort aus dem Nd. (zu bereit). Wenn für Spate(n) anfange die Form Spade(n) überwiegt und noch im 18. Jahrh. häufig ist, so beruht dies auch darauf, daß das Wort aus dem Nd. aufgenommen ist (s. DWb.). Kleinod = mhd. Meinoete verdankt sein d wahrscheinlich dem ins Mlat. mit unverschobenem d aufgenommenen kleinodium, woher anch der PI. Kleinodien (s. Flexionslehre); vgl. auch den Eigennamen Konrad aus mlat. Konradus — mhd. Kuonrät. Das mit demselben Suffix gebildete Einöde = mhd. einoete ist an öde angelehnt. Bloß graphisch ist das d in ihr seid, wohl zum Unterschiede von der Partikel seit eingeführt, und in wird (vgl. § 205). Über den grammatischen Wechsel zwischen d und t vgl. § 249, 3.
336
II, 9. Die einzelnen Geräuschlaute.
Anm. 1. Gedult und gedultig reichen noch bis tief in das 18. Jahrh., vgl. DWb., besonders unter Geduld I d ; sie finden sich auch bei Goe. (vgl. noch gedultigen Br. 1, 201,17, ungedultig ib. 204,23) und Schi. (vgl. noch Br. 1,70). Früher ist d in dulden durchgeführt. Gottsched tritt flir Geduld, geduldig ein; dagegen bemerkt Aichinger (S. 41) sogar in bezug auf dulden: „die Aussprache ist für tu, während Hemmer (Abh. 108) diese Aussprache mißbilligt. In den flektierten Formen von gilt erscheint schon im Mhd. in manchen, namentlich md. Texten d, ebenso aber auch im Verb. gülden. Dieses kommt auch noch im 16. Jahrh. (auch bei Lu.) mit d neben t vor (vgl. DWb. l c e ) , anderseits gelt neben geld bis ins 17. Jahrh. (vgl. DWb. 1 c). Die Schreibung Kobolt ist noch bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrh. üblich (vgl. DWb. I, 'lb); d ist vielleicht durch die Einwirkung von Wörtern wie Raufbold zur Herrschaft gelangt. Die Schreibung müde für milte erscheint schon mhd. in md. Qaellen; Beispiele flir t aus dem 16. Jahrh. finden sich noch unter den Belegen des DWb.; vgl. noch gemilt.ert Kachel, Sat. 2,8. Von schilt sind Formen mit d schon im Mbd. sehr verbreitet. Bis gegen 1800 ist auch die .Schreibung Anwald häufig, b. Sanders III, 146S»; vgl. noch Übersetzung von Fieldings Andrews 153. 156; H. v.Kleist 4, 220, 8.404, 9. Lu. schreibt Ap. 10, 38 vbericeldiget. Schulder ist bei Ln. das Gewöhnliche und findet sich noch bei Klinger und in Goethes Götz (s. DWb. I, 4). Anm. 2. Bord a und b sind wohl von Hause aus verschiedene Wörter. Ersteres ist = mhd. bort, -tes-, t findet sich auch noch anhd.; d ist wohl vom Nd. eingedrungen, was bei einem vornehmlich der Schiffereprach e angehörigen Worte begreiflich ist; auffallend ist die im DWb. aus Fleming und Wi. belegte Schreibung Boort mit nd. Dehnung und hochd. t. Das verwandte Borte hat sein t behauptet, doch vgl. Borden Zachariä, Phaet, 108; Schi. 2, 31,17. 86,13. 94,12. Bord b, verwandt mit Brett, ist aus dem Nd. aufgenommen. Herde erscheint im Mhd. selten, ist also wohl von Niederdeatschland aus wieder in allgemeinen Gebrauch gekommen. Nicht selten ist früher die SehreibungSchwerd, vgl. Le. 5,327,17; Schi. 1,132,11 (Schwerde: Erde). 2, 46, 6. 47,12. 224, 4. 5. 6. 8; Schikaneder 1,8.185.186. Aichinger sagt (55): Schwerd besser als Schwert oder Schwerdt. S. auch DWb. I, 2. Anm. 3. Das Wort niedlich scheint durch Lu. verbreitet zu sein. Die Schreibung Ried a schwankt bis ins 18. Jahrh. zwischen d, t und th, s. DWb. Neben waten findet sich früher die Schreibung waden, auch bei Wi. und Goe., die der in der nordd. Umgangssprache verbreiteten Aussprache entspricht, s. Sanders; vgl. außerdem Pölman 86; Zachariä, Phaet. 5,23; Musäus, Völkern. 2,73; Aichinger schreibt vor (57) waden, nicht waten. Der £infiuß des Subst. Tod hat öfters die Schreibung dee Adj. tot mit d veranlagt, so bei Schi. 1, 106, 4.11. 207,25 u.ö., bei F. Eberl (im Titel Der Tode und seine Hausfreunde); vgl. auch tödeten Le. 5, 294,25. Wohl Unkenntnis oder Willkür liegt vor, wenn Rilckert Leden für Letten (Lehm) gebraucht im Keim auf Eden 11,432, auf Reden 11,499.
Dentale: (vgl. I § 90) hat in der Schriftsprache Spuren hinterlassen in sacht aus alts, säfto (vgl. § 189), das seit dem 16. Jahrh. in hochdeutschen Texten erscheint, und in Süd(en) = alte, süth, wozu die hochd. Form noch in Sundgau erhalten ist. Dagegen können die weitverbreiteten mundartlichen Formen fufzehn, fufzig (fuchzehn, fuchsig) schwerlich hier untergebracht werden, da sie auch oberd. sind; bei fufzehn könnte man an Dissimilation denken, aber einer solchen Erklärung fügt sich fufzig nicht. Scheinbarer Abfall eines anlautenden η liegt vor in Otter als Schlangenbezeichnung — Natter, mhd. näter. Otter erscheint zuerst bei Lu., bair. gleichzeitig dafür Atter. Der Verlust des η beruht auf falscher Abteilung in Verbindungen wie ein näter. In der früher in der Literatur gebräuchlicheren, jetzt auf die Umgangssprache beschränkten Nebenform Schorstein zu Schornstein liegt nicht
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II, 10. Die einzelnen Sonorlaute.
Ausfall des η vor, sondern es liegen alte Doppelformen zugrunde. Anm. Iii den Mondarten spielt irrtümliche Abteilang auch soust eine Rolle. So erklärt sich das rheinische Ache für Nachen. Umgekehrt ist aus demselben Grunde ein η angetreten in oberd. Nast für Ast. Häufig ist ein so zu erklärender Antritt oder Abfall eines Konsonanten in Ortsnamen.
§ 243. Anderer Art als in den bisher besprochenen Fällen ist die Ausstoßung eines Nasals im Wortinnern, die infolge der Unbetontheit eingetreten ist, wahrscheinlich nur in der schwächsten Silbe eines mehr als zweisilbigen Sprechtaktes. Meistens ist die Ausstoßung nur dann durchgeführt, wenn außerdem die Silbe mit einem Nasal anlautete, so daß also Dissimilation vorliegt. Doch ist die Ausstoßung nicht ausschließlich an diese Bedingung gebunden. Als frühestes Beispiel könnte man Honig betrachten, indem schon im Ahd. honag und honang nebeneinander stehen. Doch ist es zweifelhaft, ob nicht vielmehr Doppelbildung schon für das Urgerm. angenommen werden muß, vgl. ags. hunig neben anord. hunang. Hiervon abgesehen, ist die Ausstoßung am frühesten in König durchgeführt aus ahd. kuning. Sie reicht bis in das Spätahd. zurUck, im Mhd. herrscht künec, nur in einigen md. Quellen erscheint noch kuninc, koninc wie im Nd. Dagegen hat sich Pfennig erst spätmhd. neben Pfenning gestellt, und letzteres hat sich wenigstens in der Schreibung bis in die neueste Zeit, in Süddeutschland bis jetzt neben Pfennig behauptet. Die Ausstoßung findet sich ferner in Familiennamen wie Hennig, Lünig, Brünig neben Henning, Lüning, Brüning. Der Einfluß des Nasals zeigt sich besonders deutlich, wenn man Ortsnamen wie die benachbarten Wernigerode und Elbingerode miteinander vergleicht. Doch fehlt es nicht ganz an sonstigen Ausstoßungen, ζ. B. Hartig, Tausig neben Harting, Tausing. Die Ortsnamen auf -ingheim haben eine doppelte Behandlung erfahren: -ingheim ist entweder mit Schwächung von -heim zu -ingen geworden, vgl. Gemmingen, Illingen, Sickingen; oder es ist bei Erhaltung des vollen -heim der Nasal von -ing- ausgestoßen, vgl. Biedigheim aus ahd. Budincheim, Edigheim aus ahd. Ötincheim. Wie diese Beispiele zeigen, ist dabei vorhergehender Nasal nicht maßgebend gewesen. Ohne einen solchen ist auch die Ans-
Nasalausstoßung.
371
stoßung erfolgt in verteidigen, Ableitung aus mhd. anhd. tagedinc, teidinc\ im 16. Jahrh. stehen Formen auf -ingen und -igen nebeneinander. Vor Dental ist Ausfall gewöhnlich in dem mhd. Part, senede, doch erscheinen auch, wenngleich seltener ohne vorhergehenden Nasal Formen wie helde, spilde zu kein, spiln. Nhd. ist verleumden aus mhd. verliuth(e)den neben Leumund; im Mhd. erscheint daneben noch verliumunden, verliumenden, während anderseits neben liumunt, liumtnt auch Formen ohne η wie liumut, liumet, liumt u. a. vorkommen, die sich auch noch ins Anhd. fortsetzen. Ohne vorhergehenden Nasal ist η ausgefallen in Pfalz; im Mhd. überwiegt noch die Form pfalenz(e), die auch noch im 16. Jahrh. vorkommt; da aber, so viel ich sehe, keine Zwischenform *pfaleze nachzuweisen ist, dagegen pfalnze, so haben wir wohl vielmehr Assimilation dee η an I anzunehmen. Vor sekundärem t (vgl. § 206) ist w geschwunden in meinetwegen, deinetwegen usw., meinethalben usw., um meinetwillen usw. Die Ausstoßung reicht bis ins 16. Jahrh. zurück, Formen mit » finden sich aber daneben bis ins 18. Jahrb., ζ. B. bei Kl., Le., Wi., Schi. Daß Formen wie unsertwegen, euertwegen, ihretwegen erst solchen mit Nasal wie meinetwegen nachgebildet seien, dafür gibt die Uberlieferung keinen Anhalt, da auch die ersteren bis ine 16. Jahrh. zurückreichen; doch mögen die letzteren die allgemeine Durchsetzung der Ausstoßung begünstigt haben. Wirkung eines vorausgehenden Nasale zeigt sich deutlich in Ortsnamen. Genitivisches η ist ausgefallen in Henneberg aus Hennenberg, dativisches in Grüneberg, Grunewald, Schöneberg, Schönebach, Schönebeck gegen Schwarzenberg, Langenbeck usw. Mhd. ist hanekrat (Krähen des Hahnes), hanevuoζ neben hanenvuo^. Neben Schweinebraten steht im 16. Jabrh. noch schweinenbraten, das nicht wohl anders als aus mhd. swinin brate abgeleitet werden kann. Ebenso wird Leineweber aus Leinenweber entstanden sein. Auch spinnefeind und Spinnewebe gehen anf älteres spinnenfeind und Spinnenweppe zurück. Ohne Einwirkung eines Nasals in der gleichen Silbe ist η ausgefallen in nebst aus dem noch im 17. Jahrh. gewöhnlichen nebenst durch die Zwischenstufe nebest; der anlantende Nasal hat wohl kaum dabei mitgewirkt. Für siebenzehn, siebenzig wird gewöhnlich siebzehn, siebzig gesprochen und auch nicht selten geschrieben.
372
II, 10. Die einzelnen Sonorlaute.
Nicht so verbreitet, doch in Süddeutschland herrschend ist siebte für siebente; das Gleiche gilt von siebtel — Siebentel. Bädeisführer geht zurück auf Rädleinsführer, indem sieh für -lein das mundartliche -le, \ eingestellt hat. Anm. I. Vgl. Edw. Schröder, Zs. fdA. 37, 124. Zarncke, PBB. 10, 397 Anm. Anm. 2. Anhd. und mundartlich findet sich Ausfall des Nasals noch in manchen anderen Fällen, ζ. B. in Dutzet für Dutzend.
§ 244. Kein lautlicher Auefall des Nasale liegt vor in Pilger. Mhd. pilgerin ist zu pilgeren, pilgern abgeschwächt, und dann ist η als Kasussuffix gefallt. Der Ausfall hat also einen ähnlichen Grund wie der Antritt des η in albern.
Sonorlaute als Sonanten. § 245. Wie wir in § 111 gesehen haben, ist nach der verbreiteten Aussprache e in den unbetonten -el, -er, -em, -en verstummt und infolge davon l, r, m, η sonantisch geworden. Besondere deutlich ist das Fehlen eines Vokals, wenn man ζ. ß . reiten, schneiden spricht, da zwischen dem Verschlußlaut und dem Nasal der Mundverschluß nicht aufgehoben wird; t und d werden dabei nur unvollkommen gebildet. Aber auch in Fällen wie Adel, Sattel kann man leicht merken, daß die Artikulation beim Übergang vom Verschlußlaut nur soweit geändert wird, als es zur Bildung des l nötig ist. Eine stärkere Veränderung der Artikulation ist erforderlich bei der Aussprache von Kegel, Aclter, wackeln; aber auch hier geschieht der Übergang vom Verschlußlaut zum Sonorlaut auf dem kürzesten Wege. Nach den Labialen ρ und b assimiliert sich der Nasal. Man spricht also ζ. B. Btppm, fiabm für Rippen, haben; wo das b tönend gesprochen wird, hebt es sich besonders wenig von dem m ab und verstummt vielfach ganz. Desgl. assimiliert sich nach den Velaren k und g -en zu ti, so daß also Hakft, Wagfi für Haken, Wagen gesprochen wird, wobei wieder g auch oft ganz verstummt. In singen hört man selbstverständlich nur velaren Nasal.
Sonorlaute als Sonanten.
Kap. 11.
373
Konsonantenwechsel.
§ 246. In einigen Fällen besteht ein Wechsel des Lautes ohne entsprechenden Wechsel der Schreibung. Die sekundäre Spaltung des ch (s. § 185) hat keinen graphischen Ausdruck
gefunden, vgl. Bach— Bäche,
sprach — spräche usw.
Durch
Ausdehnung des Analogieprinzipes ist die Doppelschreibung der Konsonanten auch im Silbenauslaut eingeführt, wo sie keine lautliche Berechtigung hat (kann, brannte). Die Verhärtung der weichen Konsonanten im Silbenauslaut findet keinen schriftlichen Ausdruck ( T a g e s — Tag usw.), wobei freilich in Betracht kommt, daß der Unterschied nicht auf dem ganzen Gebiete gemacht wird. § 247. Eine beträchtliche Rolle spielt der Wechsel zwischen einfachem und gemindertem Laute. Dieser Wechsel hat verschiedene Ursachen, die in sehr verschiedenen Perioden gewirkt haben. 1. Die Gemination ist erst beim Ubergang zum Nhd. eingetreten bei U n t e r b l e i b e n d e r V o k a l d e h n u n g . Dabei sind zwei Fälle zu unterscheiden. Entweder wechselt schon vorher in der Wurzelsilbe langer Vokal oder Diphthong mit kurzem Vokal, und es konnte dann nur hinter letzterem Gemination
eintreten, vgl. gleiten (mhd. gliteri) — glitt, geglitten; reiten — ritt, geritten; schreiten — schritt, geschritten, Schritt; bieten — Büttel·, (aus)reuten — ausrotten·, nahmen — genommen·, kamen — kommen.
Oder
der ursprüngliche
kurze Vokal wurde
teils
gedehnt, teils nicht, vgl. nehmen — nimm, genommen·, trete — tritt, Tritt. Im letzteren Falle hat das Nhd. bei weitem in den meisten Wörtern Ausgleichung eintreten lassen. Vgl. § 36. 2. U r s p r ü n g l i c h g e m i n i e r t e r L a u t ist (schon im Ahd.) nach langem Vokal oder Diphthong v e r e i n f a c h t : fallen —
fiel, erschrecken — erschrak.
Hauptsächlich kommen hier in
Betracht die durch die hochdeutsche Lautverschiebung aus urgerm. Tenuis entstandenen harten Reibelaute (β. I § 119).
Vgl. schaffen, geschaffen — schuf·, treffen, getroffen — traf·, saufen — soff, gesoffen-, essen — aß] messen — maß, Maß\ vergessen — vergaß·, gesessen — saß·, beißen — bissen, gebissen, Biss(en); reißen — gerissen, Risse·, gießen — gegossen, Güsse;
374
II, 11. Konsonantenwechsel.
verdrießen — verdrossen, Verdrusses; schießen — geschossen, Schüsse. Bei ch (vgl. kriechen — gekrochen) findet die Vereinfachung keinen graphischen Ausdruck. 3. Der Wechsel ist Folge der w e s t g e r m a n i s c h e n K o n s o n a n t e n g e m i n a t i o n (s. I § 8 7 , 4 ) . Hierher gehört Hahn — Henne (aus *hanjo), Saal — Geselle (der mit einem den Saal gemein hat). In den meisten Fällen reflektiert sich der westgerm. Wechsel zwischen einfachem und doppeltem Konsonanten im Hochd. in einer lautlichen Differenz, welche die Folge der Lautverschiebung ist. Für — pp ist f ( f ) — pf eingetreten: zu schuf, geschaffen gehört ursprünglich schöpfen (got. skapjan) als Präs.; wahrscheinlich gehört hierher triefen — Tropfen. Für k — kk ist ch — ck eingetreten: Dach — decken (got. pakjan); wachen — wecken, wacker-, Loch — Lücke; wahrscheinlich gehört auch hierher brechen — Brocken. Für t — tt ist ss (ß) — t(z) eingetreten: essen — ätzen; saß, gesessen — sitzen, setzen; vergessen — ergötzen (eigentlich „vergessen machen"); reißen — reizen; beißen — beizen; naß — (be)netzen; laß — (vernetzen; heiß — heizen; messen — Metze·, wissen — Witz. Für b — bb ist b —pp eingetreten: Knabe — Knappe, Rahe — Rappe·, schaben — Schuppe (mhd. schuope, vgl. § 42). Für g — gg ist g — ck eingetreten: Hag — Hecke. Anm. Bei den Verben, die im Got. im Inf. auf -jan ausgehen, mußte Gemination im Präs. eintreten außer in der 2. Sg. Imp. und in der 2. 3. Sg. Ind., die zur Zeit, wo die Gemination bewirkt wurde, kein j enthielten. So flektiert ζ. B. unser jetziges Verb, zählen im Ahd. ursprünglich so: zellw, zelis, zelit, zellemes usw., Imp. zeli, zellet. Im Prät. und Part. Perf. war keine Veranlassung zur Gemination. Nach langen· Vokal oder Diphthong, sowie nach unmittelbar vorhergehendem Konsonanten schwand die Gemination wieder während der ahd. Zeit, aber, soweit bei der hochd. Lautverschiebung die Geminata anders behandelt war als der einfache Laut, blieb auch hier ein Wechsel bestehen. Auf die Dauer konnte sich der Wechsel zwischen einfachem und geminiertem Laut oder deren hochdeutschen Fortsetzungen nicht behaupten. Es trat früher oder später Ausgleichung ein, bei den meisten Verben nach beiden Seiten hin, so daß zunächst eine durchgängige Doppelformigkeit entstand. Auch diese ist dann später gewöhnlich durch Ausstoßung der einen Form beseitigt, wobei die Mundarten verschieden verfahren sind. Derjenigen von den beiden Formen, die iu der Schriftsprache zur Herrschaft gelangt ist, steht daher in der Regel noch die andere in gewissen Mundarten gegenüber. Der einfache Laut ist verallgemeinert bei den Stämmen auf l und n, vgl. schälen, wählen, zählen; dehnen, sehnen, gewöhnen. Verschieden behandelt
Gemination.
375
sind die auf m, vgl. lahmen, zähmen — hemmen (anord. hemja), stemmen. Der Wechsel von g und kk (k) ist zugunsten von g ausgeglichen; vgl. liegen (Schweiz, ligs und lik»), legen (Schweiz, legi und leka), regen, bewegen·, beugen, neigen, drängen, sengen usw. Ebenso der von b und pp zugunsten von b, vgl. stäuben, glauben, erlauben. Der Wechsel von h und hh (ch) ist zugunsten des letzteren beseitigt schon sehr früh in lachen (got. hlahjan), ferner in seichen; dagegen zugunsten des ersteren in scheuen (uihd. xchiuhen), während scheuchen erst auf jüngerer Entwicklung beruht (8. § 189). Im Kampf zwischen t und tt (westgerm. d — dd) hat tt den Sieg davongetragen in bitten, retten, schütten, inhd. zetten (zerstreuen), woraus nhd. verzetteln. Wo urgerm. Tenuis zugrunde lag, ist nach karzem Vokal schon seit der frühesten ahd. Zeit die Vertretung der Geminata verallgemeinert, vgl. schöpfen-, decken, recken, wecken; sitzen, setzen, ätzen, hetzen, (ver)letzen, netzen, wetzen-, Bildungen wie krächzen, die gotischen auf -atjan entsprechen. Anders nach langem Vokal oder Diphthong. Hier entstanden Doppelformen, wie noch die lebenden Mundarten zeigen. Bei den Dentalen hat die Schriftsprache teils z, teils β (mhd. j) bevorzugt, vgl. beizen, heizen, reizen, spreizen — büßen, grüßen, (ent)blOßen, schleißen, schweißen. Die ursprüngliche Doppelformigkeit ergibt sich aus den Reimen der mhd. Dichter, aus den spätinhd. und anhd. Schreibungen (ss — tz) und aus den heutigen Mundarten. Längere Zeit, auch in der Literatur hat sich spreißen neben spreizen erhalten, vgl. spreißete Robinson 84; spreißt (-.reißt) Schi. 1, 234,2; spreißt (-.weißt) Anthologie Nr. 83, 38. 40. Differenzierung ist eingetreten zwischen flözen „durch ein Floß fortschaffen" und (ein)flößen. Bei den Labialen und Velaren hat in der Schriftsprache durchgängig die Fortsetzung des einfachen Lautes ( f , ch) gesiegt, während die Fortsetzung des geminierten ( p f , k) nur noch mundartlich vorhanden ist, vgl. raufen, schleifen, schweifen, träufen-, bleichen, rauchen, reichen, suchen, (er)weichen. Nur das eigentl. nd.-md. schleppen ( = oberd. Schleipfen) macht eine Ausnahme (s. § 140, 2). Auch die männlichen und neutralen -jo- Stämme mit langem Wurzelvokal hatten ursprünglich Wechsel zwischen einfachem Vokal (im Nom. Akk. Sg. und D. PI.) und Geminata (in den übrigen Formen). Für die jetzige Schriftsprache kommt von Substantiven nur noch Weizen in Betracht = ahd. hweizi, woneben Weißen mundartlich weit verbreitet ist. Landschaftlich ist das Adj. räß — rät „scharf". Für unser süß müssen wir gleichfalls das einstige Vorhandensein von Doppelformen voraussetzen: ahd. luoji — suozi; die letztere aber war spätestens im 14. Jahrb. schon untergegangen, da keine Schreibung mit tz nachznweisen ist.
4. Die Gemination kann schon urgerm. sein i n f o l g e einer A s s i m i l a t i o n (s. I § 33). Der orsprttngliche Wechsel zwischen einfachem and geminiertem Konsonanten hat dann ebenfalls verschiedene Behandlung bei der hochdeutschen Lautverschiebung zur Folge gehabt. Vgl. raufen — rupfen·, schliefen — schlüpfen; Staffel, Stufe — (Fuß-)stapfen\ stechen —
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II, 11. Konsonantenwechsel.
stecken·, genießen — nutzen; reißen — riteen; schleißen — schlitzen; Kloß — Klotz; Feder — Fittig (urgerm. Wechsel zwischen ρ und fip, vgl. § 203). Geminierte Media war schon im Urgerm. zur Tenuis verschoben (vgl. I § 33); daher Wechsel zwischen b und pf: schieben — oberd. schupfen (tnd. schuppen, s. § 140, 2), schnauben — Schnupfen; zwischen g und ck: biegen — bücken, neigen — nicken, schmiegen — schmücken; mit Vereinfachung des kk nach Konsonant: hangen — henken {Henker)\ {w)ringen — Bank, renken, Ranke, schlingen — schlank; zwischen t und tz: Schnitt (mhd. snit, snites) — schnitzen. Der Wechsel zwischen g und gg in fliegen — flügge beruht auf Angleichung, flügge ist = ahd. flucht (vgl. § 178). Nicht für alle Fälle ist mit voller Sicherheit zu entscheiden, ob urgerm. oder westgerm. Gemination vorliegt. § 248. Gemeingerm, ist der Wechsel zwischen h (im Innern der Wörter im Silbenanlaut) und ch (nach dem SoDanten der Silbe). Im Mhd. ist derselbe noch vollständig lebendig. In der jetzigen Schriftsprache, in der das h nur noch in der Schreibung erhalten, in der Aussprache verstummt ist (vgl. § 194), besteht der Wechsel noch zwischen verwandten Wörtern: sehen — Sicht, Gesicht·, geschehen — Geschichte·, fliehen — Flucht·, ziehen — Zucht·, schmähen — Schmach (verkürzt aus mhd. smähe); selbstverständlich da, wo das Bewußtsein für den Zusammenhang geschwunden ist, vgl. gedeihen — dicht, seihen — seicht. Dagegen innerhalb der Flexion, auch zwischen Positiv, Kompar. und Superl. des Adj. ist der Wechsel zugunsten des h ausgeglichen bis auf wenige Reste: hoch — hoher, höher — höchste·, nahe, näher — nächste, nächst (vgl. auch nach, Nachbar). Im 16. Jahrb. ist der Wechsel noch ziemlich verbreitet, besonders bei oberdeutschen Schriftstellern; auch bei Lu. kommen noch Nominative vor wie floch, schuch und Präterita wie geschach, floch. Schuch neben Schuh hält eich auch noch während des 16. Jahrb.; vgl. auch den Familiennamen Schuchardt aus mhd. schuochworhte. Das Adj. rauch erhält sich in der Bedeutung „behaart" bis in den Anfang des 19. Jahrb.; ee werden dazu aber auch (schon bei Ln.) flektierte Formen raucher usw. gebildet, so daß eine Spaltung des mhd. rüch, -her in rauch und rauh eingetreten ist, die von den Grammatikern gut geheißen wird (s. DWb.). Ersteres besteht noch in Rauch-
Gemination.
Λ — ch. Grammatischer Wechsel.
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werk = „Pelzwerk". LaDge erhalten haben sieh du siehst, er sieht, es geschieht und werden noch jetzt in altertllmelndem, poetischem Stil verwendet. Bei fliehen und ziehen war der Wechsel von h und ch im Präs. mit dem von ie und eu verbunden; die Formen du fleuchst, er fleucht, fleuch, du zeuchst, er zeucht, zeuch sind nicht bloß anhd., sondern auch später noch poetisch. Stidd. wird Viech für Vieh (mhd. vihe) als Schimpfwort gebraucht, dann auch mit dem PI. Viecher. Anm. Im Oberd. hat sich ch besser behauptet und ist sogar öfters an Stelle des h in den Inlaut getreten. Über solche ch im Parn. boic. s. Birlo S. 26 f. Man könnte annehmen, dafl diese ch auf einer Ausgleichung beruhten, die sich in entgegengesetzter Richtung bewegt hätte wie in der Schriftsprache. Doch läßt sich diese Erklärung nicht auf alle Fälle anwenden, vgl. ζ. B. zechen für zehen, den Zechenden = Zehnten (noch im Parn. boic.). Ich möchte daher glauben, daß sich ch als lautliche Verstärkung für h vor l, r, η Q, j-, entwickelt hat, vgl. § 134.
§ 249. D e r g r a m m a t i s c h e W e c h s e l (β. I § 28ff.) ist im Laufe der Zeit vielfach durch Ausgleichung beseitigt, doch sind auch noch in der jetzigen Sprache nicht unerhebliche Reste vorhanden. 1. Urgerm. f — l· = nhd. f — b. In dem Verb, heben — got. hafjan schon im Mhd. meist zugunsten des b ausgeglichen; dazu gehört Hefe. Zu dürfen gehört darben, vielleicht auch verderben. Aus Hof abgeleitet ist hübsch. Über nicht hierhergehörigen Wechsel von f und b vgl. § 154. 2. Urgerm. h — ζ — nhd. h — g. Wo g im Urgerm. geminiert ist, erscheint daftir ck (k) = oberd. cch (s. § 247,4). Innerhalb der starken Konjugation erscheint der Wechsel noch bei ziehen; dazu Zug, Zügel, Herzog (Heerführer) — zucken, zücken. Auegeglichen ist der Wechsel bei gedeihen, wozu aber noch das alte Part, gediegen in adjektivischem Gebrauch; fangen, mhd. fähen, noch anhd. und später poetisch, dazu fähig. Zu dem schwach gewordenen seihen gehört das bis ins 18 Jahrb. Übliche Part, versiegen und das schw. V. versiegen, ferner sickern. Zu zehn (mhd. zehen) gehört -zig in zwanzig usw., zu Reihe Riege. So läßt sich auch schicken aus (geschehen ableiten, das allerdings erst spät nachweisbare Ricke aus Reh. 3. Urgerm. ]> — Ö = nhd. d — t. Innerhalb der starken Konjugation besteht der Wechsel noch in leiden, wozu einerseits leid, anderseits der Bedeutung „gehen" entsprechend leiten; in
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II, 11. Konsonantenwechsel.
schneiden, wozu Schneide — Schnitt, Schnitter, auch schnitzen (tz aus urgerm. tt aus dd)\ sieden — gesotten. Neben mhd. knote — nhd. Knoten bestand knode, woraus Knödel. Scheit und Scheitel gehören zu scheiden. Aura.
Auffallend ist das Eindringen des t bei La. in
Besehneitung
Ap. 7, 8. 10, 45. 11, 2; Röm. 2, 25 ff. 4. Urgerm. s — z = nhd. s — r. Wechsel innerhalb der starken Konjugation: gewesen — war (mhd. was), waren; kiesen (veraltet) — erkor (mhd. erkds), erkoren, dazu Kur(fürst) — Kost, kosten. Ausgeglichen ist der Wechsel in genesen, wozu nähren, nahr(haft), Nahrung·, frie ren (mhd. friesen), wozu Frost\ verlieren (mhd. Verliesen), wozu Verlust. Vgl. ferner List (ursprünglich „Wissen") — lehren, lernen; Durst — dürr, dorren, dörren, Darre', älter — älteste; mehr — meist. § 250. W e c h s e l vor t. Wo idg. Verschlußlaute mit t zusammentrafen, erlitten sie schon in vorgermanischer Zeit Modifikationen (β. I § 25). die sich auch im Germ, und teilweise auch noch im Nhd. widerspiegeln. Daher wechselt b mit f (aus vorgerm.p): gehen — Gift, treiben — Trift, wonach auch zu dem Lehnwort schreiben Schrift gebildet ist; k mit ch (aus vorgerm. k): denken — dachte (mhd. dahte mit Ausstoßung des Nasals und Ersatzdehnung), Andacht, Bedacht; dünken — deuchte (mhd. diuhte Konj. prät.); g mit ch : mögen — mochte, Macht; pflegen — Pflicht; tragen : Tracht; wiegen : Gewicht; bringen — brachte, gebracht-, biegen : Bucht (aus dem Nd.). Im Urgerm. wechselte auch k mit h (cft); durch die hochdeutsche Lautverschiebung ist jetzt Übereinstimmung hergestellt, vgl. siech (got. siuks) — Sucht, wachen (got. wakan) — Wacht. Über das Zusammentreffen eines Dentale mit t vgl. I § 31. In der jetzigen Sprache kommt als Wechsel nur noch in Betracht laden — Last. Verdunkelt ist der Wechsel in wissen — gewiß, weise.
H E R M A N N PAUL · D E U T S C H E
GRAMMATIK
HERMANN PAUL
Deutsche Grammatik
BAND II Teil III: Flexionslehre
Max N i e m e y e r Verlag Tübingen 1968
Unveränderter Nachdruck der 1, Auflage von 1917 Die in den Corrigenda zur 1. Auflage verzeichneten Druckfehler wurden für den Neudruck im Text berichtigt
© Mux Niemeyer Verlag 1917 Alle Rechte vorbehalten · Printed in Germany Druck: Gutmann & Co., Heilbronn Einband von Heinr. Koch Tübingen
Vorwort. Dieser Band ist fast ganz mit Hilfe von Frau Charlotte Loewenfeld ausgearbeitet. Bei der Korrektur haben mich außerdem R. Blümel und P. Gereke unterstützt. Das Wörterverzeichnis ist von Fräulein Dr. Maria Helm verfaßt. München, den 7. Oktober 1917. H. Paul.
Inhalt. Teil III. Kap. 1.
Flexionslehre
Substantiv* (§ 1—118) Vorbemerkungen (§ 1 — 3). M a s k u l i n a u n d N e u t r a : Starke Deklination [Endungen (§ 4). Ausstoßung des Endungs-e (§ 5). Umlaut (§ 6). Nicht umlautsfähige Wörter (§ 7). Umlautsfähige o-Stämme (§ b). Umlautsfiihige i- Stämme (§ 9). Wechsel zwischen ο und t-Deklination (§ 10). Umlaut der mehrsilbigen Wörter (§ 11). Neutrale ο-Stämme (§ 12). Umlaut im PI. der Neutra (§ 13). Gen. PI. auf -en (§ 14). jo-Stämme (§ 15). »co-Stämme (§ 16). Reste anderer Deklinationsklassen (§ 17). Pluralbildung auf -er (§ IS —23)]. Schwache Deklination (§ 24 — 28). Wechsel zwischen starker und schwacher Deklination (§ 29—35). Mischklasse (§ 36—37). Schwanken zwischen männlichem and neutralem Geschlecht (§ 38—40). F e m i n i n a : Allgemeines (§ 41). Starke Deklination (§ 42-43). Mischklasse (§ 44-51). Übertritt aus der starken in die gemischte Flexion (§ 52—53). S c h w a n k e n zwischen Maskulinum oder N e u t r u m und Feminin um [Altes Schwanken zwischen Mask, und Fem. (§ 54). Übertritt vom Mask, zum Fem. (§ 55—63). Vom Fem. zum Mask. (§ 64—(19). Altes Schwanken zwischen Ntr. und Fem. (§ 70). Übertritt vom Ntr. zum Fem. (§ 71—73). Vom Fem. zum Ntr. (§ 74)]. S c h w a n k e n z w i s c h e n a l l e n d r e i G e s c h l e c h t e r n (§ 75). F r e m d w ö r t e r [Nominativform (§ 76—78). Flexionslosigkeit (§ 79). Lateinische Flexion (§ 80). Franz. Pl.-Bildnng auf -s (§ 81—82). Übertragung derselben auf deutsche Wörter (§ 83—84). Deutsche Flexion (§ 85—93). Geschlecht (§ 94—100)]. D e f e k t i v a (§ 101). V e r s c h i e b u n g e n im N u m e r u s u n d K a s n s (§ 102—103). E i g e n n a m e n [Personennamen (§ 104—115). Volks- und Stammesbezeichnungen (§116). Ortsbezeichnungen (§ 117). Ländernamen (§ 118)].
seit? :i
VI
Inhalt. Seite 103
Kap. 2.
A d j e k t i v a (§ 119 —125) Allgemeines (§ 119). Flexionslose Form (§ 120). Starke Deklination (§ 121). Schwache Deklination (§ 122). Auss t o ß u n g des E n d u u g s - e (§ Γ23—124). Flexion d e s Komparativs und Superlativs (§125).
Kap. 3.
Pronomina (§ 120—138) Allgemeines ($ 126). Ungeschlechtiges Pron. (§ 127—128). Geschlechtiges Pron. (§ 129 -l' Gehäuse, Geleise, Getöse; auch Gefälle und Gerippe (dies wohl in Anlehnung an Rippe) bewahren gewöhnlich das -e. Die übrigen sind durch Verkürzung mit den normalen o-Stämmen zusammengefallen, also Geschrei, Gefühl, Gestell, Gehör, Gebein, Gefäß (mhd. gevce$e), Gebüsch, Gedeck, Genick, Gericht, Geschenk, Gesetz, Gespräch, Gestrüpp etc.; natürlich erst recht Ableitungen von mehrsilbigen Wörtern wie Getäfel, Gefieder, die in der Flexion mit den ursprünglich auf -el, -er ausgehenden zusammengefallen sind. Das -e haben dann auch angenommen die jungen Bildungen aus Verben, die eine wiederholte Tätigkeit mit verächtlichem Nebensinne bezeichnen, und zwar ohne Rücksicht auf die Natur des vorhergehenden Konsonanten, also nicht bloß Getreibe, Gesinge, sondern auch Getue, Gefahre, Gtrenne, Gefluche, Gcgaffe, Geschimpfe, etc. Wo der verächtliche Nebensinn fehlt, fehlt auch das -e; ebenso gewöhnlich bei Ableitungen von Verben auf -ein, -ern, vgl. Gedudel, Geplapper. Von andern neutralen ^'o-Stämmen haben nur Erbe und die in gemischte Deklination übergetretenen Ende und Hemde (vgl. § 37) ihr -e bewahrt. Schon im Mhd. haben es verloren nach der allgemeinen Regel Heer und Öl (= her, öl), sowie die Bildungen auf -ach, -ech — ahd. -ahi = nhd. -ig, -icht in Reisig, Dickicht. Späterer Abfall ist eingetreten bei Beet (Abzweigung aus bette „Bett") Heft, Heu, Hirn, Kinn, Kreuz, Glück (mhd. gelücke), Nets, Öhr, Reich, Stück, die Bildungen auf -nis = mhd. -nisse. die Zuss. Antlitz, Elend, Wildbret, sowie einige mit PI. auf -er, worüber § 19. Der jetzige Zustand hat sich erst nach längerem Schwanken herausgebildet. Verkürzte Formen statt der jetzigen vollen werden von oberdeutschen Schriftstellern bis ins 18. Jahrh.
jo- u n d too-Stämme.
21
verwendet und von Dichtern, wenn auch in verschiedenem Maße, bis jetzt. Umgekehrt haben sich vollere Formen neben den verkürzten in der norddeutschen Vulgärsprache erhalten und haben Anwendung in dichterischer Sprache gefunden. So ist ζ. B. Glücke nicht selten. Auch in Prosa erscheint oft Geschäfte, was wohl damit zusammenhängt, daß es auf mhd. gescheffede zurückgeht, also einen Mittelvokal eingebüßt hat. A n n . 1. Zur P r o b e seien einige Belege angeführt, in denen -e g e g e n den jetzigen schriftsprachlichen Gebranch bewahrt i s t : Gebüsche Wi. SO, 179. 319; Gehirne Möller, W a l t r o n 13; Gemüthe Felsenburg 1 , 3 , 2 3 . 4 6 , 1 ; Geräusche Der Philosoph ohne es zu wissen 39; Gerüchte Lambrecht, seohzehnj. Mädchen 50. Meißner, Sk. 5, 82. 78, 21. Schi. 3, 395, 8; Geschenke W i . 3i',88. 123; Geschicke Stephani, Bekanntschaft 68. Wi. Ob. 1 12, 2 (beseitigt 10, 2); Geschlechte F. Schlegel 9, 200; Geschöpfe E . Schlegel 68, 25. Möller, Wikinson 99; Gesichte Felsenbnrg 1, 185, 17; Gespräche Meißner, Sk. 4, 191. 259; Gestirne Wi. 3 0 , 3 1 1 ; Gesträuche F e l s e n b a r g 1, 1 3 0 , 3 ; Gewichte E . Schlegel 69,12. Gewölke Wi. Mus. 34. Hauptstücke Le 6,148, 3; das Heere Le. 9, 8S, 19 (später Heer); Oelc (: Seele) P. Gerhard 32, 4. A n d e r e s verzeichnen die W ö r t e r b ü c h e r . A n m . 2. In denselben Quellen, die von den W ö r t e r n auf -er— m h d . - e r P l u r a l e auf e bilden (vgl. § 5 Anm. 2), erscheinen solche auch von denen auf -er = mhd.-cere, vgl. Molz 27, 256.
§ 16. Bei den -wo-Stämmen hatte sich im Mhd. das w erhalten außer im Nom.-Akk. Sg., wo es im Ahd. nach Konsonanten zu ο geworden war. Dies ο mußte im Mhd. zunächst zu e werden, das sich aber nur in Schate erhielt, welches dann weiter umgebildet ist (vgl. § 31). In mel(e), smer(e) maßte es nach allgemeinem Gesetz abfallen. Auch nach e ist w zu ο geworden, das mit dem e zu einem Diphthongen verschmolzen ist; doch sind kleo, seo, sneo frühzeitig durch Me, se, sne verdrängt. Ebenso ist ο mit vorhergehendem kurzen Vokal zu einem Diphthongen verschmolzen, daher ahd. kneo, mhd. knie, ahd. strao kontrahiert zu stro. Nach dunklem Vokal oder Diphthong ist es fortgefallen, daher mhd. bü, liaves, tou, touwes. Indem dann das inlautende w bei allen diesen Wörtern durch Ausgleichung fortfiel, behielten sie nichts Besonderes in ihrer Flexion. §17. R e s t e a n d e r e r D e k l i n a t i o n s k l a s s e n . Die -Deklination war schon im Ahd. in der Auflösung begriffen. Reste derselben finden sich nur bei den knrzsill)igi j n Stämmen, die das auslautende u im Nom.-Akk. Sg. bewahrt hatten.
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III, 1. Substantia: Maskulina und Nentra.
Dazu gehörten die Maskulina fridu Friede, metu Met, sign Sieg (urgerm. neutraler s-Stamm), sunu Sohn und das Neutrum fihn Vieh. Von denselben erseheinen in den ältesten Quellen auch noch Gen. Sg. auf δ und Dat. Sg. auf -iu, die aber bald durch Bildungen nach der regelmäßigen Flexion auf -es, -e verdrängt werden. Im Nom. (Akk.) PI. war lautlicher Zusammenfall mit der i-Deklination eingetreten (suni wie gesti), daher lag gänzlicher Übertritt in die i-Deklination zunächst für den PI. nahe. Im Oberd. ist sunu schon frühzeitig ganz in die i-Deklination übergetreten, daher auch im Nom.-Akk. Sg. sunu durch sun verdrängt, während sich im Nd. und Md. Sohne bis ins Nhd. behauptet hat; sigu hat im Ahd. neben sich sigi (nach der i-Deklination), welche Formen sich in mhd. sige fortsetzen, das aber allmählich durch die Normalform sie verdrängt wird; mhd. niete und vihe sind später verkürzt; fride ist in andere Flexionsweise übergetreten (vgl. § 26). Die langsilbigen u-Stämme hatten ihr charakteristisches -u im Nom.-Akk. Sg. lautgesetzlich eingebüßt und sind in Folge davon schon im Ahd. meist in die i-Deklination, zum Teil auch in die ο-Deklination übergetreten. Hierher gehören Grund, Mist, SacJc, Schild, Tod, Wirt, Hunger, Widder (got. wiprus), wahrscheinlich auch Bug (PI. mhd. büege, nhd. nicht recht üblich), Biber und vielleicht noch andere, deren ursprüngliche Flexion sich weniger sicher bestimmen läßt; ferner solche, deren Flexionsweise sich später geändert hat: Wald, Dorn, Flur, Luft, Lust, Glied, -heit; solche, die schon im Ahd. in andere Klassen übergetreten sind, nämlich die Bildungen, die im Got. auf -nassus (— nhd. -nis) und -odus (vgl. § 70) ausgingen. Manche Wörter, die ursprünglich der «-Deklination angehörten, sind untergegangen. Die konsonantische Deklination charakterisierte sich im Ahd. durch den Abfall der ursprünglichen Flexionsendungen im Gen. und Dat. Sg. und im Nom. (Akk.) PL; der Gen. und Dat. PI. stimmten mit der o-Dekliuation Uberein. In dieselbe gehörten die Verwandtschaftsbezeichnungen fater und bruoder. Doch bildet fater schon in den ältesten Quellen den PI. fatera und auch von bruoder erscheint schon ahd. bruodera neben bruoder. Im Sg. erscheinen von fater schon im Ahd. fateres, fatere neben fater. Im Mhd. werden allmählich bei beiden
Μ-Stämme.
Konsonantische Stämme.
PI. anf -er.
23
die regelmäßigen Formen durchgeführt, der PL hat Umlaut angenommen. So werden sie jetzt flektiert wie Hammer etc. Konsonantisch wurden ferner ursprünglich flektiert die in alter Zeit substantivierten Partizipien. Bis ins Mhd. hinein hat sich erhalten die friunt neben dem regelmäßigen friunde. Dagegen ist zu fiant = nhd. Feind der flexionslose Nom.-Akk. PI. schon in der ahd. Periode untergegangen, und Heiland wird schon im Ahd. regelmäßig flektiert. Das im Urgerm. hierher gehörige Fuß (ahd. mhd. fuog) ist schon im Ahd. in die i- Deklination tibergetreten (nur im Dat. PI. noch fuogurn neben fuo^im, noch bei Lu. Fussen), Monat (manot) in die o-Deklination. Über die Entwickelung von Mann, das noch im Mlid. konsonantische Formen bewahrt, vgl. § 23. W ö r t e r m i t P l u r a l auf
-er.
§ 18. Viele Neutra und auch eine Anzahl Maskulina bilden jetzt den PI. auf -er, welches, da es auf ahd. -ir zurückgeht, Umlaut der Wurzelsilbe bewirkt, wo dieselbe umlautsfähig ist. Dieses -er ist keine Kasusendung, da es durch alle Kasua des PI. gleichmäßig durchgeht. Wenn jetzt als letzter Rest einer Kasusendung nur im Dat. ein -w erscheint {Hühnern), so stimmt das zu denjenigen Wörtern, die schon im Sg. auf •er ausgehen wie Acker. Ahd. ging der Gen. auf -iro, der Dat. auf -irum aus, der Nom.-Akk. auf -ir ohne Kasusendung gerade so wie bei den übrigen Neutris. Ursprünglich gehörte -ir zum Stamme. Die Grundlage für diese Flexionsweise bildeten zweisilbige neutrale s-Stämme, die griechischen und lateinischen wie γένος, genus entsprachen. Das s wurde im Urgerm. nach dem Vernerschen Gesetz erweicht und fiel dann im Nom.-Akk. Sg., wo es im ursprünglichen Auslaut stand, nach dem westgermanischen konsonantischen Auslautgesetz ab, während es in den übrigen Kasus zu r wurde. Die langsilbigen verloren dann im Auslaut auch ihren Vokal nach dem westgermanischen Synkopierungsgesetz. So entstand also ζ. B. aus einer Stammform *kalbon oder *kalbiz der Nom.-Akk. Sξ. halb, der sich von dem Nom.-Akk. eines ο-Stammes nicht mehr unterschied. Dagegen erhielt sich -ir (-ar) ursprünglich nicht nur im PL, sondern auch im Gen. und Dat. Sg., wie noch
24
III, 1.
Substantia: Maskulina und Neutra.
einige wirklich überlieferte Formen zeigen (rindares, chalbire). Dann aber verloren die Singularformen ihr -ir- infolge einer Angleichung an den Nom.-Akk. Die ferner stehenden Pluralformen entzogen sich im allgemeinen dieser Angleichung, und die Erhaltung des -ir wurde dadurch begünstigt, daß nun ein charakteristischer Unterschied zwischen Sg. und PI. bestand, der um so willkommener war, als sonst beim Neutrum Nom.Akk. Sg. und PI. zusammengefallen waren. So kam es, daß das -ir als Charakteristikum des PI. gefaßt und nun auch weiter auf ursprüngliche o-Stämme übertragen wurde. Anfangs waren es nur wenige, allerdings häufig gebrauchte Wörter, die den PI. ausschließlich oder überwiegend auf -ir bildeten, nämlich blat, bret, ei, grab, hris, hrind, hnon, hus, kalb, krüt, lamb, loub, sowie einige jetzt untergegangene wie farh (Schwein), hol (Höhle), die wohl sämtlich als alte s-Stämme zu betrachten sind. Allmählich haben immer mehr Wörter diese Pluralbildung angenommen, zunächst neben den älteren Formen, die dann später bei den meisten ganz verdrängt sind. Anm. 1. Vgl. H. Gürtler „Zur Geschichte der deutschen -er-Plurale, besonders im Frühneuhochdeutschen." PBB. 37, 492. Anm. 2. Die s-Stämme mit kurzer Wurzelsilbe haben meist eine ganz andere Entwickelung genommen. In ahd. ahir = nhd. Ähre ist das r ans den übrigen Kasus in den Nom.-Akk. gedrangen. Andere sind vom Nom.-Akk. aus in die w- oder i - Deklination übergetreten und dabei zugleich Maskulina geworden: sigu oder sigi Sieg, /tnj (asächs. heti), sal (asüclis. seit). A n m . 3. Die Texte, die den Gen. PI. von starken Maskulinen und Neutren auf -(e)n bilden, fügen auch den Pluralbildungen auf -er im Gen. noch ein -n an.
§ 19. Gegenwärtig bilden den PI. allgemein auf -er, außer den oben genannten: Bad, Brett, Buch, Dach, Dorf, Fach, Fuß, Feld, Geld, Gemach (in der Bedeutung „Zimmer"), Gewand (poetisch noch oft Gewände), Glas, Glied, Gras, Gut, Haupt, Holz, Horn, Kind, Kleid, Korn, Kraut, Lied, Augenlid, Loch, Maul, Nest, Pfand, Bad, Schwert, Tal (doch poetisch noch Tale), Volk, Wams, Weib; von ursprünglichen jo-Stämmen: Amt, das schon im Mhd. das auslautende e eingebüßt hatte (ambet aus älterem ambehte), Bild, Gemüt, Geschlecht (noch bis in neuere Zeit mit PI. auf -e), Gespenst und Mensch, soweit es als N. gebraucht wird (vgl. § 39). Von einigen dieser
Neutra mit PI. auf -er.
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Wörter sind die alten D a t i v e PL erhalten in Ortsbezeichnungen: Baden, Wiesbaden; -ftlden in Rheinfelden, Saalftlden usw.; -häupten in Berghaupten; -hausen (nd. Imsen) in Waltershausen, Wolfratshausen, Günzenhausen; -amten u s w . ; ferner in zu Häupten. Der Dat. b e w a h r t auch sonst am längsten die ältere einfachere E n d u n g auf -en, b e g r e i f l i c h e r w e i s e , d a er dadurch g e n ü g e n d charakterisiert war. Deutlich läßt sich dies an Luthers Gebrauch beobachten. A n n . Von vielen Wörtern, von denen jetzt der PI. auf -er fest ist, finden sich die älteren Formen ohne -er noch im Nhd., teilweise sogar bis in die neuere Zeit. Ich gebe eine Anzahl von Belegen, die sich allerdings wohl bedeutend vermehren lassen werden. Bade neben Bäder setzt noch Pölmann an. Bret(e) neben Breter Lu., Breie und Breter Gueintz 47, Brete Chr. Weise, Erzn. 1*1, Leichenbrette Lohenst., die Brett Werder, Rol. 19,46, Bücherbrette Laube. Von Bach als Maßbestimmung erscheint nach dem flexionslosen Nom.-Akk. (drei Buch) der Dat. Buchen bei Karmarsch. Dit. PI. Dorfen Lu., Jes. 42, 11. Dat. PI. Gefachen Immermann. JVeite Fasse Lu., Fasse neben Fässer Pölmann, von Fassen Simpl. Sehr. K. 3, 223, 9. Alle Felde Lu., Richter 20, 5, Felden Murner, Badenfahrt 16, 56, in Felden Opitz 124, 21, Felde neben Felder Pölmann, zu des Himmels Felden Riickert 1,38. Gemach(e) Lu. (vgl. Sa), den Gemachen Uhlaud 4d6, 1,2. Für Gewände geben Sa. und Gortzitza (I, 29) reichliche Belege. Gliede neben Glieder Pölmann. Heubte neben Heubter Lu., Dat. PI. Krauthaupten Weise 183, auf den Häupten Goe. 89, 184,8, von Häupten Faust 5109. Hörne ist bair., vgl. DWb. 17. Belege für Kind(e) reichlich im DWb. aus dem 16. Jahrh. und aus MundarteD, spätere Belege: drei arme Kind Goe. (Joh. Sebus 6), alle Menschenkind, die seiner Wohnung nahn Musäus Volksm. 1, 32, die Kind Tieck 1, 213. 219, Menschenkind (-.sind) Kopisch. Körn Fischart (s. DWb.), Körnen Buch der Beisp, 153, 2U gesren Körner ib. 15. Liede und Lieder Lu., Augenliede einmal in der Bibel; Anyenlieden Rückert 11,430. Neste Rollenhagen, S. Dach (s. Sa.). Pfand H. Sachs, Pfände Schweinichen, Moser (s. Sa.). Rade neben Bäder Pöluiann. Schloß und Schlösse im DWb. aus dem 15. und 16. Jahrh. belegt. Schlossen Simpl. Sehr. K. 4, 6. 22. 134, 24. Schwerte und Schwerter Lu., Belege für Schuiert(e) im DWb. aus Goe., Riickert, bei Gortzitza aus Halm. Tale ist besonders bei Dichtern bis in die neueste Zeit häufig; viele Belege bei Sa., vgl. noch SehubartG. 2, 1"4, Lenau I, 223, 5, Strachwitz 8, 187, Tieck Cev. 424, 20. 28,91. Thäl(e) (DWb. I 2). Dat. PI. TTawmsen Beoeke (s. Sa.), zwey Wämmse Gil Blas 2, 258, Warns Gutzkow (Sa.). Lu. hat Wethen (Dat. PI.) in der Bibel später durch Weibern ersetzt; spätere Belege für Weibe(n) aus Immermann, Simrock, Weidner bei Sa. Ampte und Empte neben Empter bei Lu.; Bilden neben Bilder Lu., Belege für Bilder aus Zwingli, Zinkgref, Goe., Gaudy bei Sa.; Bilde neben Bilder I'ölmann, die Weibsbilde Jul. v. Braunschw. Gemiite hat Lu., von englischen Gemüten (: Blüten) Goe. Für Geschlechte viele Belege im DWb., darunter solche
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III, 1. Substantivs: Maskulina und Nentra.
aus Kl., Bürger, Goe.; vgl. ferner Felsenburg 162, 19, Parn. boic. 2, 289, Herder 27, 70, Clarissa 1, 123, Hensler, Gallerie-Gemälde 77. Noch Adelung zieht es vor. Gespenste anhd. noch bei Gryphius T. 265. Lohenst., Cleop. 2275; das DWb. gibt sogar Belege ans Kl. und Schi. Weitere Beispiele für Plurale ohne -er aus älterer Zeit bei Molz 81, 327 ff. 362ff.
§ 20. Landschaftlieh wird der PI. auf -er noch von vielen anderen Neutren gebildet und erscheint auch in literarischen Quellen. Besonders verbreitet sind die Plurale Äser, Beiner, Rösser, Seiler, Gewölber, Hemder. Anm. 1. Auer neben Aasse setzen Pölmann und Stieler an, Rabenäser Chr. Weise, Cath. 106, 19. 178, 2. 137, 22, den toten Amern, Mas. 52, Rabenässer Reuter, Schlamp. 6, den Aesern Bode, Klinkers R. 2,10, Geier unter Äsern Le., von Menschen und Aesern Wi. II 2, 242, 4. Auer J. Paul, Flegeljahre 266, Heine 1, 341. Beiler setzt Ritter an, Beile und Beiler Nast, Beiler kennt auch Ad. Beiner erscheint nur in der Bedeutung „Knochen", vgl. Molz 31, 355 f., Sa. belegt es noch aus Reissner und Leutner, nach Ad. „nur in den gemeinen Mundarten gebraucht"; Gebeiner findet sich noch im Parn. boic. Blecher bei Münster (Sa.), nach Ad. und Heyse mundartlich; Blecher = „Blechgefäße" Nast. Gebeter Parn. boic., Gil Blas 4, 90, Felsenbarg 216, 19, Per. Pickel 2, 239, Maier, Fust. 79: Ad.; ,,im gemeinen Leben, insbesondere Niedersachsens." Weitere Belege bei Molz 31, 370. Flösser bei Gottsched und Hempel (Molz). Jöcher bergmännisch (Sa.), Aichinger (Molz), Spindler (Görtz.), Klrinoter und Kleinöder ist anhd., vgl. DWb. und Molz; außerdem Heymonskinder 52, Amadis 85. 343. Gryphius L. 545. Milser kennt Ad. Recher (,,Rehe") Stumpf (nach Sa.) und Decamerone (nach Molz), Rehern Meichsner (Molz), Röhrer belegt Molz ans U. Knifft und Spreng; es ist jetzt schwäb.; Feuerröhr er Simpl. 248. Rösser belegt als spätmhd. und anhd. im DWb., bei Ln., 5. Mos. 17, 16. Spindler (Görtz.), jetzt oberd. Gesänger belegt im DWb., noch südostd, daher auch im Parn. boic. 8,409. 415 u. ö. Neben Scheusale ist Scheusäler jetzt in der Umgangssprache verbreitet. Seiler südd. und westmd., Belege im DWb. and bei Molz 31,356; vgl. noch Eyb 1, 82, 30. 2, Iu8, 10; mit Seilern Werder, Rol. 13, 16; Leidtseyler Elis. Charl. 89; Glockenseiler Hebel 377, 22. Gcsimbser Parn. boic. Tierer anhd. vgl. DWb., Sa. und Molz 31, 356, auch bei Lu. 5 mal in der Bibel, vgl. noch Amadis 43. 242, Simpl. Sehr. K. 3,183. Törer in bair. Mundarten (DWb.). Ungetümer W. Alexis (Görtz.). PI. Werke und Werker ζ. B. bei einer Festung Nast, PI. Bollwerke und Bollwerker ib. (Molz). Berguierker Dornblüth (Molz), Festungswerker Drollinger (Görtz.), Hebel 148, 23; Handwerker Schuppius, Le. (DWb.) Hebel 139, 11; Vorwerker H. Kleist 2,214. Zelter Hofmannsw. (Molz), Nicolai, Notha. 2, 22, Wi., Luc. 4, 47, Goe. Br. 19, 333, 20. 335, 18. Eberl, Limonadehütte 55, mundartlich nach Ad. und Heyse. Gezelter Banise 185, 19. Zieler kennt Ad. Zeuger Hiok. Teufel 9, Bode, Klinkers R. 1, 139, Hermes, Soph. R. 1,197. Müser 4, 61, Großmann, Henriette 26. Weitere vereinzelte -er-Plurale bei Molz 31, 371.
Neutra mit PI. auf -er.
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Beeter kennt Ad. Gartenbeter Heller (im Neol. Wb. 57, 6 verspottet); Mist-Betheren Parn. boic. 2, 287; über Better - Betten s. §37. Über den PI. Ender vgl. § 37. Viele Belege für Remder aus nordd. und slidd. Schriftstellern bei Sa., im DWb. und bei Uolz; vgl. ferner Tewrdaok 32, 83, Heymonsk. 75, Ayrer 1, 538, 31, Robinson 188. 265, Gil Blas 3, 260. 4, 114, Zachariae Phaet. 34, Kl. Br. 7, Nicolai, Notha. 1, in, Wi. II 1, 140,12. 2, 526,5. 559, 8. Fulda, Nast, Heinse 4, 88. 206. Schi. Br. 1, 60,2. 153, Hebel 410,33, Gotthelf, Sehr. 7,249. 2t»4. Hirner Haller (DWb.). Für Kreuzer Belege im DWb., vgl. noch Gryphius T. 222,213, Siujpl. 574. Stacker belegt Molz aus Albertinus, Moscherosch, Grimmelshausen, vgl. außerdem Amadis 77. 148. 202 u. ö. Gryphius Horr. Vorr. u. S. 78. Simplic. 439, Robinsou 284; Goldstücker Simplic. Sehr. K. 3,231,6. Antlitzer Lohenst. Arm. 15 b. Gebilder Kl. (Görtz.) Holt ζ • gebünder Gryphius, T. 238,105, Reifiig-GeLünder Lohenst. Arm. 55 a. Gemüser kennt Ad. Genister Wi. II 1, 360, 20. Gerichtet· („Tischgerichte", vgl. DWb. 1 d 363«; als Rechtseinrichtung vgl. DWb. 3637). Geschäfter im Sinne von „Handelsgeschäfte", „Gewerbe" iu Leipzig nach Albrecht. Heiliger Hirngespinster Le. 5, 326, 8. Gewerber pfälz. österr. nach DWb. Sp. 5487, ß. Gewichter im DWb. aus älteren üsti-rr. Schriftstellern belegt und einmal bei Goe., vgl. ferner Hensler, Großvater 56, Eichendorff (Görtz.). Gewölber ist nicht nur in den Mundarten sehr verbreitet, sondern auch in der Literatur häufig, noch das ganze 18. Jahrb. hindurch; Ad. setzt an: „Gewölber, auch Gewölbe", dennoch hat die letztere Form jetzt die erstere aus der Literatur verdrängt. Zu Yiech als Schimpfwort (s. II § 248) wird jetzt der PI. Viecher gebildet. Anm. 2. Laub bildet schon iun Mhd. einen PI. auf -er. Läuber findet sich noch bei Tieck, Tischlermeister (Görtz.) und Immermann 6,192; jetzt ist der PI. uniiblich. A n m . 3. Die Zuss. Einhorn, Nashorn bilden den PI. Einhorne, Nashorne. Doch erscheinen daneben auch Plurale auf -er wie vou einfachem Horn: Einhörner Lu., Weckherlin (Sa.), A.W. Schlegel (DWb.) Wi. 7, 55. Nashörner Burmeister (Sa.), Brehm (DWb.). Auch von dem an Horn angelehnten Eichhorn erscheint der PI. Eichhörner Immermann 5, 175. A n m . 4. Über Fremdwörter, die den PI. auf -er bilden vgl. §87. § 21. B e i einigen Wörtern stehen Plurale mit und ohne -er g l e i c h w e r t i g nebeneinander. D a b e i h a t sich in der R e g e l eine Differenzierung eingestellt. Im a l l g e m e i n e n kann man b e m e r k e n , daß die Formen ohne -er mehr der feierlichen Sprache angehören, und daß in den Formen mit -er der PLBegriff schärfer hervortritt. Bande ist = „Fesseln" im e i g e n t lichen und übertragenen Sinne ( B a n d e der Freundschaft) und wird n i e m a l s mit Zahlenbezeichnungen v e r b u n d e n , sonst lautet der PL Bänder. Lu. h a t nur Bande. Lande ist feierlicher als Länder und w i r d auch nicht leicht mit Zahlenbestimmungen
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III, 1. Substantia: Maskulina und Neutra.
verbunden. Dagegen ist die Bildung mit -er unüblich in den Zuss. Niederlande, Rheinlande, Erblande, Eilande, während andere Zuss. wie Alpenland, Grenzländ sich wie das einfache Wort verhalten. Von Ding findet sich ein PI. Dinger schon bei Lu. in einer Verwendung, wo jetzt nur Dinge möglich wäre: fur warten der dinger die homen solen auf erden Luk. 21,26. Erst in späterer Zeit ist Dinger häufiger geworden, dann immer mit herabsetzendem Nebensinn auf leblose Gegenstände, häufiger noch auf Menschen und Tiere bezogen. Zu Licht lautet jetzt der PI. Lichter wie schon bei Lu.; Lichte erscheint fast nur in der nordd. Verwendung == „Kerzen". Von Mal lautet der PI. Male (über den flexionslosen Gebrauch in dreimal etc. vgl. die Syntax); in den Bedeutungen „Fleck" und „Denkzeichen" kommt auch Maler vor. In den Zuss. Denkmal, Grabmal überwiegt die Bildung auf -er, während Denkmale, Grabmale mehr dem höheren Stil angehören; Ad. zieht sie noch vor. Das damit ursprünglich identische Mahl bildet jetzt den PL Mahle, dagegen ist Gastmähler das Übliche. Zwischen Worte und Wörter macht man jetzt den Unterschied, der schon von Schottel angegeben, aber doch später oft vernachlässigt wird, daß ersteres auf eine zusammenhängende Gruppe, letzteres auf vereinzelte Wörter bezogen wird; von Sjmchwort wird der PI. mit -er vorgezogen. Gesicht bildet den PI. Gesichte, wo es = „Erscheinung", Gesichter wo es = „Antlitz" ist. Zwischen Stifte und Stifter wird kein Unterschied gemacht. Von Tuch lautet der PI. Tuche als Bezeichnung verschiedener Stoffsorten, sonst Tücher. Scheite und Scheiter haben sich allmählich geschieden, daß sich ersteres auf StUcke bezieht, die durch absichtliche Spaltung zu bestimmtem Zwecke, letzteres auf solche, die durch Zerstörung entstanden sind; doch vgl. auch Scheiterhaufen. Endlich ist Scheiter auch singularisch und zum Teil deutlich als Fem. gefaßt. Trumm als Sg. in der Bedeutung „(abgebrocbnes oder abgerißnes) Stück", „EüdstUck" ist jetzt hauptsächlich noch im Bair. üblich, erscheint im 18.19. Jahrh. auch bei norddeutschen Schriftstellern (vgl. Sa.); dazu lautet der PI. Trumme oder Trümmer. Letzteres ist in der Bedeutung „Reste eines zerstörten Gegenstandes" allgemein üblich. Es wird endlich auch zu einem weiblichen Sg. umgedeutet mit PI. Trümmern,
Neutra mit PI. auf -er.
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häufig im 18. Jahrhundert, im 19. allmählich wieder zurückgedrängt. Anm. Vereinzelt ist der PI. von Land ohne -er mit Umlaut: Dat. Länden (: Stenden) H. Sachs, Fab. 272, 12. Über den PI. Banden s. § 37 Anm 2. Eiländer führt Görtz, aus OehlenschlUger an. Für Uchte = jetzigem Lichter führt das DWb. (86'2) eine Stelle aus Le. an, umgekehrt für Lichter = „Kerzen" Görtz, einen Beleg aus W. Alexis. Belege für Maler im DWb. aus Tabernaemontanus, Gerstenberg, A. W. Sehlegel, Frisch; vgl. noch blaue Maler Musäus 2, 90. Mähler belegt das DWb. schon ans Keisersberg und Reißner, ferner aus Yoß; vgl. noch Meißner, Sk. 4, 133. Charakteristische Belege filr die Unterscheidung von Μ orte und Wörter bei Sa. 1Κ62»; dagegen Belege für die Verwendung von Worte statt Wörter aus unsern Klassikern ebenda b. Belege für Sprichworte aus Goe., Hippel, König bei Görtz. Belege für Gesichte — Gesichter im DWb. aus Herder, Kl., Goe. Umgekehrt ich habe schreckliche Gesichter gehabt Klinger (Görtz.). Belege für Tücher — Tuche bei Sa. Singularisches Scheiter erscheint zunächst in der Wendung zu Scheiter gehen. Über das Fem. vgl. wir sagen die Scheitern des Schiffs in der Mehrheit, davon ist die Scheiter die Einheit Kl. Weiteres im DWb. Reichliche Belege für den Sg. Trumm bei Sa., vgl. noch einen Tramm Ε. T. A. Hoffmann 1,213. Der PI. Trümmern steht Kl. 0. 1, 203,43; Wi. Ob. 1 9, 36 ( = Trümmer 7,97); Bode, Yorick 1, 3; Heinse 4, 347; Musäus 2, 272; Kotzebue 14, 317; Tieck, Nov. 7,253; weitere Belege bei Sa. Für Trümmer als Fem. Sg. viele Belege bei Sa., vgl. noch A.W.Schlegel, Vorl. 3, 121, 6; Stifter 2, 198; D. Hiilsboff 2, 50. Sa. fuhrt eine Stelle aus Zachariä und eine aus Hettner an, wo Trümmer als M. oder Ntr. gebraucht wird; einen sichern Beleg fiir das M. bietet Heinse 4, 25: einen schwachen Trümmer.
§ 22. Von den Diminutiven auf -chen lautet der PI. in der Schriftsprache wie der Sg. Landschaftlich aber erscheint •er vor dem Suffix -chen, wenn das Grundwort den PI. auf -er bildet. Allgemein ist Kinderchen. Seltener sind entsprechende Bildungen von den Diminutiven auf -lein, doch ist .Kinderlein häufig, s. DWb. Anm. 1. Viele Belege für den PI. auf -erchen bringt Heinrich Pfennig „Das Deminutivum bei Schiller und seinen Zeitgenossen" (Zs. f. d. Wf. 6, 3 f.), noch viel mehr H. Gürtler „Anomale Pluralbildnngen der Diiuinutiva im Frühneuhochdeutschen" (Zs. f. d. Wf. 12, 135); außerdem das DWb. unter den einzelnen Wörtern, siehe besonders Weibchen. Diese Formen gehen bis ins 15. Jahrh. zurück und sind vorzugsweise md. Belege für die PI.-Form -erlein bri Gürtler a. a. 0. S. 130. Sie finden sich auch vorzugsweise bei md. Schriftstellern, am häufigsten im 17. Jahrh. Anm 2. Muudutlich (westmitteld.) sind auch Plurale auf -eher wie Mädcher, Mäulcher, Röscher, Würmcher, vgl Gürtler S. 138. Endlich bildet man sogar mit Häufung der PL-Bezeichnung Dingercher, Mädercher u. dgl.
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III, 1. Substantia: Maskulina und Neutra.
§ 23. Auch auf manche Maskulina ist die PL-Bildung mit -er im Nhd. übertragen. Bei einigen erklärt sich dies darans, däß sie auch als Neutra gebraucht werden. Doch ist diese Erklärung nicht auf alle anwendbar. Gott ist von Haus aus Ntr., allerdings im Mhd. schon M., während Abgott als Ntr. und M. gebraucht wird. Schon im Mhd. erscheint der PI. göter neben gewöhnlichem gote und abgöter neben abgot(e). Im 16. Jahrh. ist Götter zur Herrschaft gelangt. Leib ist ursprünglich Ntr.; aber schon im Mhd. nur M. Der erst in der 2. Hälfte des 16. Jahrh. aufkommende PI. Leiber (s. Molz, S. 250) könnte mit dem älteren neutralen Geschlecht nur zusammenhängen, wenn er von Niederdeutschland ausgegangen wäre, wo das Wort noch jetzt Ntr. ist. Das schon im Mhd. bestehende und noch fortdauernde Schwanken zwischen Orte und Örter kann auf das Schwanken des Geschlechtes zurückgeführt werden (vgl. § 39). Wicht ist im Urgerm. Fem., aber im Mhd. M. und Ntr., jetzt ausschließlich M. Der PI. lautet tiberwiegend Wichte, selten Wichter, während umgekehrt JBöseivichter gewöhnlicher ist als Bösewichte. Die Bildungen auf -tum sind von Haus aus Maskulina, wie noch jetzt Irrtum, Beichtum, aber schon bei Otfried wird du am und seine Zuss. auch neutral gebraucht. In der jetzigen Sprache sind sie zum größten Teil Neutra, vgl. Weis tum, Heiligtum, Christentum, Judentum, Eigentum, Altertum, Besitztum, Bistum, Kaisertum, Königtum, Fürstentum, Herzogtum, wovon aber die meisten ziemlich junge Bildungen sind. Auch Reichtum erscheint im Anbd. häufig als Ntr. (s. DWb.). Wachstum schwankt, doch überwiegt jetzt das Ntr. Bei diesen reicht die PI.-Bildung auf -er bis ins Spätmhd. zurück. Schild, ursprünglich M., erscheint als Ntr. zuerst im Nd. seit dem 15. Jahrh., im Hochd. erst seit dem 18. Die jetzige Unterscheidung, wonach der Schild für die Schutzwaffe, das Schild für Wirtshausschild und ähnliches gebraucht wird, hat sich erst allmählich herausgebildet; sie gilt im Aligemeinen im 18. Jahrh. noch nicht. Den PI. Schilder, der zuerst bei Stieler verzeichnet wird, kann man zu das Schild ziehen, wie die Schilde zu der Schild; ein Unterschied wird aber im 18. Jahrh. nicht gemacht, wenn ihn auch Herder schon andeutet. Jetzt werden Schilde und Schilder wie der und das Schild unterschieden, doch zeigt
Maskulina mit PI. auf -er.
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sieh eine Neigung, Schilde hinter Schilder zurücktreten zu lassen. Zu Wurm taucht der PI. Würmer zuerst im 15. Jahrh. bei Eyb auf, aber das ältere Wurme Uberwiegt noch im 16. und 17. Jahrh., ist auch noch im 18. häufig. Das neutrale Geschlecht, das jetzt bei der Übertragung auf Menschen üblich ist, tritt zu spät auf, als daß es zur Erklärung des -er-Plurals herangezogen werden könnte. Mann wird ursprünglich konsonantisch flektiert, daher lautet der Nom.-Akk. PI. im Mhd. man, welche Form zuweilen auch auf Gen. und Dat. PI. übertragen wird. Anderseits findet Ubergang in die gewöhnliche ο-Deklination statt, so daß im Nom.-Akk. PI. auch manne erscheint. Der konsonantische PI. lebt vielleicht fort bei Zählungen (drei Mann), wobei aber auch syntaktische Verhältnisse eine Rolle spielen. Der PI. Männer fiudet sich zuerst vereinzelt im 14., noch selten im 15. Jahrh. in Mitteldeutschland, herrscht bei Lu. außer in Verbindung mit Zahlen und wird seit der 2. Hälfte des 16. Jahrh. ziemlich allgemein. In Oberdeutsirhland tritt allerdings daneben ein schwacher PI. Mannen auf, der sich in feierlicher Anrede bis heute erhalten hat (öfters bei G. Keller). In die Literatur dringt derselbe in der 2 Hälfte des 18. Jahrh. für die Bedeutung „Lehnsmann", „Vasall", zugleich mit der NeubelebuDg dieser Bedeutung. Von Geist erscheint der PI. Geister schon um die Mitte des 13. Jahrh. Lu. bevorzugt anfangs noch Geiste. Ende des 16. Jahrh. gelangt Geister zur Alleinherrschaft, nur in der Bedeutung „Extrakt" hat Goe. noch den Dat. PI. Geisten. Der PI. von Rand lautet anhd. wie im Mhd. Rande oder Rande; Ränder wird zuerst von Stieler angegeben. Der PI. Stiäucher ist jung. Noch Ad. gibt an „die Sträuche, in den gemeinen Mundarten Sträucher". Bei Goe. und Schi, finden eich Sträuche und Sträucher neben einander. Stiäuche reicht auch noch in das 19. Jahrh. Neben dem noch jetzt als korrekt geltenden PI. Sträuße fiudet sich seit dem 18. Jahrh. auch häufig Sträußer. Wald (ursprünglicher «-Stamm) bildet im Mhd. zunächst den PI. ivalde, erhalten in Untericalden, Obwalden, Niedwulden, Churwalden. Im 15. und 16. Jahrhundert herrscht Wäl9. Noch Adelnng gibt an „Würme vulg. -er". Kl. hat M. '>, 53'J Würmern in Wiirmen geändert,
Plurale auf -er. Schwache Deklination.
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aber gewiß ans metrischen Gründen. Görtz, belegt Würme noch aus Hoffm. v. Fall. Über die Flexion von Mann vgl. Molz 244 ff; sehr auffallend ist der Gen. Sg. eines Mannen Bode, Klinkers R. 1, 17:). Über die Flexion von Geint s. Molz 249. Viele Belege fiir Sträuche und Sträucher bei Görtz. I, 23. Sträuchen noch bei Uhlaud 1,110,1,1. Ad. sagt „die Sträuße, im gemeinen Leben die Strävßer". Nach Molz und Görtz, erscheint Sträußer bei Gottsched, Ht-mpel, Gutzkow, Heine, Oehlenschläger, Piickler, Spindler. Vgl. noch mit Sträusern Goe. Br. 2δ, 26, 18. Blumensträußer Rochlitz (Erz. 157, 19), Strävßermädchen Iinmermann 5, 86. Für Wälder kennt Molz (27, 252) nur j e eiuen Beleg aus dem 15. und 16. Jahrh. (Eyb, Mathesius). Wälde neben Wälder haben nach Molz Spee und Pölmann. Anm. 2. Gelegentlich erscheinen noch von anderen Maskulinen Plurale auf -er. Molz (27, 254 f. 31, 359 f.) gibt Belege für Äster, Bächer, Bäumer, Blicker, Blitzer, Büscher, Därmer, Dörner, Hinterhälter, Klößerj Klötzer, Pfröpfer, Särger, Steiner, Stöcker, Türmer, Zweiger. Ad. kennt noch -er-Plurale von Block, Brand, Fleck, Klump, Pfeil, Pflock und Stahl im Sinne von Werkzeug aus Stahl. Zu Bruch (palus) bringt Görtz. I, 23 Belege für Brücher neben Brüche. Zn Mund erscheint der schon im Mhd., später (nach Molz) bei Schaidenreißer und Albertinus vorkommende PI. Münder vereinzelt noch bei W. Alexis, Ruhe δ, 151 uud bei A. W. Schlegel neben dem ebenso vereinzelten Munde (s. DWb.). Zu Geschmack wird in neuerer Zeit scherzhaft Geschmäcker gebildet; in ernsthafter Rede gilt Geschmäcke, woneben zuweilen Geschmäcke, doch wird der PI meistens gemieden. Der PI. Hälmer erscheint vom 15. bis 17 Jahrh. häufig. Zn Unflat (von Haus aus Fem., später M.) wird auf Personen bezogen jetzt ein PI. Unfläter gebildet. Dieser ist auch schon im l. Jahrh. belegt, gehört aber da vielleicht zu einem gleichlautenden Sg. Der PI. Bräutigamer (Lohenstein, Arm. 2,325), Bräutigämer ist jetzt landschaftlich und scherzhaft. Schwache Deklination. § 24. D i e s c h w a c h e Deklination hat sich im Mhd. Dach Abschwächung der vollen V o k a l e sehr vereinfacht. Der Nom. Sg., beim Ntr. natürlich auch der A k k . Sg. ging auf -e aus, die übrigen Kasus auf -en. Von den Maskulinen hat eine beträchtliche Anzahl, und zwar im allgemeinen diejenigen, die lebende Wesen bezeichnen, diese Flexionsweise trotz mancher früheren Ausweichungen in der Schriftsprache behauptet, nur daß sie zum Teil das -e im Nom. eingebüßt haben. Mit erhaltenem -e gehören hierher: Affe, Bote, Bracke („Spürhund"), Bube, Buhle, Bulle, Bürge, Drache, Eitke (nordd. „jüngerer Knecht"), Erbe, Falke, Faire (südd.), Finke, Ferge (in altertümelnder Sprache = „Fährmann "), Gatte, Gefährte, Gehilfe, Genösse, Geselle, Gespiele, Götze, Halunke, Hase, Junge,
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III, 1.
Substantiva: Maskulina und Neutra.
Kämpfe, Kämpe, Knabe, Knappe, Kunde, Laffe, Laie, Löwe (gegen Leu), Nachkomme, N f f e , Ochse, Pate, P f a f f e , Rappe, R-cke, Riese, Schenke, Scherge, Schulze, Schurke, Schütze, Senne (slidd. = „Senner"), Sklave, Zeuge; Völkernamen wie Franke, Sachse, Jude. Mit Verkürzung: Aar, Beck (slidd. „Bäcker"), Bär, Fürst, Graf, Greif, Hagestolz, Herr, Leu (gegen Löwe), Mensch, Mohr, Narr, Nerv, Prinz, Schultheiß, Spatz, Steinmetz, Tor, Truchstß, Vorfahr. Die jetzige Scheidung bat sich erst allmählich vollzogen. Früher schwankten im Md. die meisten Wörter zwischen Beibehaltung und Abwerfung des -e. Diese Schwankungen reichen zum Teil bis in die neueste Zeit, namentlich bei Dichtern. In Oberdeutschland ist natürlich die Abwerfung allgemein, was auch auf den literarischen Gebrauch Emfluß übt. Von Herr sind auch die flektierten Formen gewöhnlich einsilbig: des Herrn, die Herrn. Die wenigen schwachen Neutra (mhd. ouge, ore, heme, wange) haben ihre ursprüngliche Flexion nicht bewahrt. Ληιη. Über das Schwanken zwischen vollen und apokopierten Formen in der älteren Sprache vgl. Molz 27, 3*0. Neben Finke ist Fink auch jetzt häufig, ausschließlich wohl in Distelfink. Schenk findet sich ζ. Β bei UhlaDd; es ist regelmäßig in Titeln, die an Namen geheftet sind, ebenso in Mundschenk. Vgl. noch vereinzelte Fälle wie ein Schurk, Hermes, Soph. R. 1,4^7; Both Maier, Buxberg 61, Schikaneder 2, 227, der Vorbot, Halter, U s o n g S ö ; anderseits: Gräfe Schelm. 15, Tieck, Gen.l3,14; Mensche P. Gerhard 3U, 2; Narre E. Schlegel 54, 11, Le., Lenz, Goe., Körner (DWb.).
§ 25. Seit dem 15. Jahrh. fängt man an, das in der st. Flexion herrschende, für den Gen. charakteristische s an die sw. Form des Gen. anzuhängen. Nach längerem Schwanken sind diese Formen auf -ens bei den in § 24 aufgezählten Wörtern aus der Literatur wieder ausgestoßen. A n m . Belege für Genitive auf -ens·. A fens Hofmannsw. (Molz), Chr. Weise, Klügste Leute 324; Botens Eberl, Mäunerfrevel 53, Andrews 465, Götterbotens Bode, Yorick 3 , 9 1 ; Bubens Lu. (Sa.), Seb. Frank (Molz), Gil Blas 157, Miller (Sa.), Eberl, Männerfrevel 43. 78, Laube (Sa.), Spitzbtibens Meißner Sk. 5, 321; Drachens Lu., Ps. 16, l.'i; Eberl, Weibertrene 14; Erbens Eyb, Eheb. 5, 15, Werder, Rol. 3, 20, Banise 35, II, Gil Blas 4, 130, Möller, Wahron 96, Grillp. 6. 30; Fürsten* Mathesius, Weckherlin, Fleming, Heribert v. Saturn, Leibnitz, Parn. boic. (Molz), Blaimhofer, Schweden 5. 84; Gattens Wi., Ob. 8, 63, Eberl, Weibertreue I I I ; Gesellens Faust; Gtafens Elia. Chart. 22, Reuter, Schelm. 16, Gil Blas 2, ISO. 3, 120 u. ö., Hink.
Schwache Deklination.
Gen. auf -ens.
35
Teufel 70, Parn. boic. (Molz.), Per. Pickel 2, 99. 115, Le. 5, 210, 32, Möser (Sa.), Gieseke, Jungfrauen 121, Eberl, Männerfrevel fi7. 101. 108. 119. 138, Kleine Ehrlichk. 15, Weibertreue 39 n. ö., J . Paul, Fleg. 204; Markgrafens Hofmannsw. K. 27, 22; Hasens Abraham St. Cl. (Molz), F. Weisse, Op. 1,10; Herr(e)ns Geiler, Augsb. Chron., Seb. F r a n k , Α ventin, Zimm. Cbron., Weckherlin, Harsdörffer, Heribert v. Salurn (Molz), Amadis 325, Banise 92, 5. 94, Lohenstein Arm. 61», Gil Blas 4, 32'», R a b e n e r , Sat. 3, 43, Miller, Brw. 1,186, Eberl, Männerfrevel 116, Weibertreue 29. 84. 91; Kammer-Herrens-Stelle Felsenburg 402,29; Jungens Reuter, Schelm. 94, Thom. Jones 2, 358. 3, fiO. 64, Wi. II, 2, 187, 21. 564, 4, Bode, Klinkers R . 1,224, Hensler, Großvater 60, Goe. Br. 2,186, 9; Knabens E y b , Dietenberger, La. (8mal in der Bibel), R e b h u h n , Sus. Beschluß 44, Fleming (Molz), Simplic. 29H, Gil Blas 2 , 5 2 , B o d e , Yorick 3, 127, Andrews 463, Rabener, Sat. I, 199; Löwens Lu. (4 mal in der Bibel), Ryff (Sa ), Abraham St. Cl. (Molz), Spreng, 11. 61 b( Op. 149,420; Andrews 5u, Eberl, Männerfrevel 118, Jeweils kraft Rollenhagen 3 1 , 13, 164; Menschens Seb. Braot, Fischart, Heniscb, Harsdörffer, Abraham St. Cl., Heribert v. Salurn (Molz), Op. K. 328, 50^, Eck ho f, .Mütter-Schule 26, Eberl, Weibertreue 75; Narrens Αventin (Molz), Fischart, Kehrab 643, Gil Blas 4, 68, Rabener Sat. 2, 135, Narrenspussen noch jetzt allgemein; Neffens Andrews 448; Gehörnervens Musäus 5, 110; Ochsens Hofmannsw. (Molz); Prinzens Baoise 7, 25. 33,8. 35, 9 u. ö., Parn. boic. 1, 99, Gil Blas 1, 285, Felsenburg 399, 13. 400, 22. 403,22, Scbikaneder, Laster 1. 30. 63. 84. Kibitz: Kibitzen - Eier J . Paul, F l e g . 134. König: Gen. Sg. kmigen A u g s b . Chron. 5, 371, 31, D a t . - G e n . hängen Siretl. Chroo. (Molz). Krimich: sw. F o r m e n schon m h d . und noch im lti. Jahrh., s. D W b . , besouders Läufig bei W a l d i s ( 1 , 6 , 1 3 . 6 , 2 3 . 6 0 , 4 . 99 Überschr. u. ö.), vgl. noch zwölff Kranichen Jul. v. Brannschw. 536. Lachs: sw. ostlech. Schmeller. Luchs: sw. Nast, Braun (Molz), ostlech. Schmeller. Molch: erscheint zuerst spätmhd., während früher d a f ü r mol u n d molle als st. u. sw. M. gebraucht w i r d ; PI. molchen Jul. v. Braunschw. (Molz), Gen. PI. molchen Gryphius (DWb.). Mönch: A k k . Sg. ein münchen II. Sachs, Fastn. 57, 3«o, den tnünchen Sandrub (DWb.), Ayrer 3101, 14; Dat. Sg. München Ayrer 29S7, 6, Mönchen Hink. T e u f e l 21, Wi. II, 2, 201,7; Gen. Sg. Ayrer 3095, 32 u. ö , Faust, Verl. Europäer (Molz), A k k . PI. Mönchen Heymonsk. 8. 78. 81, Gen. PI. aller München Lu. (DWb.). Oheim: A k k . S g . öheimen Milst. Genesis 55,5, einen Ohmen Siinplic. Sehr. K. 3, 187, 29, Nom. Sg. 6me spiitmhd. PI. Ohenten Kais. E d i k t (Sa.), Ohmen Logau (Sa ); Ohme Texror Goe. Br. 1, 30, 13, durch Hm Ohme Textor 27, I. Papst: iui Parn. boic. sw. neben st. (Birlo § 3 4 ) , Papstens VI 3. St. 169, zum römischen Päpsten Bluinauer (Sa.). Piobut: im Parn. boic. sw. u n d st. (Birlo § 3 4 ) , des Piobstevs 4 , 4 1 . Punkt: viele Belege f ü r sw. Flexion im Anlid. bei Molz 219. Vgl. ferner Amadis 147, Simplic. 580, Siinplic. Sehr. K. 4, 144, 1. 1$, Parn. boic., Maier, F u s t 118. 120, Hafner, F u r c h t s a m e 60. 61, Gen. Sg. Punktais Fischart (Molz), Nom. Sg. Punkten Geiler (Molz), Parn. boic. Bitter: des Rittern Creuz (Görtz.). Schalk: A k k . Sg. tchalken Minnefalkner 98, Nom. PI. rechte Schalken Friede), Christel u. Gr. 20. Schrank: in einen Schranken Gil Blas 4, 2S9, einen Eckschranken Hermes, Soph. R. 3 , 3 8 " , aus dem Schranken Gil Blas 3, 10b, des Schranken Bode, Yorick 3, 121. Schuft: diesem Schuften Goe. Br. 16, 5, 13, PI. Schuften Goe., F a u s t 11656. Schwamm: sw. Flexion schon mhd. und auhd., s. Molz und D W b . , bair. j e t z t Nom. Sg. Schwammen, schon bei H. Sachs ein padschwanien Fastn. 20, 31. Sims: dem Simsen Pauli ( D W b . ) , Simplic. Sehr. K. 3 , 3 3 1 , 15, den Simsen Mörike 6, I6S. Sommer: des Sommern Robinson 396. Spund: sw. Flexion Zimm. Chron., J . G o t t h e l f , Redwitz (DWb.). Stamm: viele Belege fiir sw. Flexion aus d e m 15. bis 17. J a h r h . bei Molz 235. Vgl. außerdem Heymonsk. 45, Amadis 13. 30. 105 u. ü., Cysat Nr. 66, Rachel 4, 26, Parn. boic. (sw. u u d St.); Gen Stammens Spec, vitae luim. 5, Wecklierlin 105,20, Simplic. 237, auch bei Molz reichlicu belegt; P I . - F o r m e n viel seltener als S g - F o r m e n . Stier: Gen. Sg. Stieren lmuierman», Trist. 178 (Sa.), PI. Pest. 4, 3S1 (Sa.), H e b e l 241, 11. Stoff: den Wellstoffen Parn. boic. Strom: A k k . Sg. strömen
48
III, 1. Substantia: Maskulioa und Neutra.
Faust (Molz), Gen. Sg. stromern Parn. boic. (Molz); PL strömen und strömen Faust (Molz). Strunk: Akk. Sg. Strunkm Ritckrrt 3, 39. Stumpf: Num. PI. Stumpfen Gutzkow (Sa.), Baumstumpfen Ense, Besen stumpfen Goe. 35, 176, 17, Wurzelstumpfen ib. (Sa.). Ur: Akk. Sg. den JJren H. Kleist (Görtz.). Vater: viele Belege für sw. Gen.-Dat.-Akk. Sg. aus dem 14. bis 17. Jahrh. bei Molz 268 Weitere Belege aus dt-m 17. und Anfang des 18. Jahrh bei Sa. und im DWb. Vgl. noch Ring 9c 21, Heyinonsk. 34. Iii* u. ö., Amadis 20. 57, Rollenliagen 2. 3*2 u. Ϊ5., Werder, Rol 9, 36. 10,12, Gryphius L.546, T . 279, 273, Simplic. i., Bär Gryphiiis T. 111,4»; mit Bärfellen Le. I,258,32; Weiteres bei Sa., Molz und Görtz. Bube: Bubes genug Maier, Boxberg 18, jedenfalls nur durch die Verbindung mit genug veranlafit. Falk: Akk. Sg. Falk Fr. Müller (Görtz.), Schi., Jungfr. 4749, Tieck 1, 184, Dat. Sg. Herder (Görtz). Fifke: Akk Sg. Fink Spindler (Görtz.), Dat. Sg. Herwegh, Lappe (Görtz.). Gefährte: für mich und meine Gefährt' (: werd') Goe. 2,202,4. Fürst: Dat. Sg. Fürst vereinzelt bei H. Sachs; Belege filr st. Flexion des Sg. aus dem Ende des 17., dem 18. und 19. Jahrh. bei Molz S. 338. Graf: Akk. Sg. Graf Zachariä, Verwandlungen 1,377. 4,47, K. Grosse (Erz. 168, 13), Pfalzgraf Nachtigall (Molz), Dat Sg. Zachariä, Verwandl. 1,156. 4,207, Klinger, Otto 13, Iii, Meißner, Sk. 1,3, Oberdeichgraf Storm 7, 207, Maikyraf Fouqu6, Pfalzgraf Grillp., K.Ott (Molz). Gen. des Deichgrafs Storm 7,267, Markgrafs Uhland, Hauptmann (Molz). Herr: dem Herr Tieck, meinem Landesherr W. Alexis, den Feldherr Nieritz, den Freiherr Zschokke (Görtz.). Leu: den Leu Schi. 11,228, 31 (Leu'n 48), den Leu Baur, dem Leu Falk (Sa.), Bechstein, Schink (Görtz.). Mensch: Mersch an Mensch Schi. 26, 515 dem Gottmensch Kl. ö (Görtz.); als Ntr. ist es st., vgl. § 39. Pfaffe: den Ρfaff Widmann (Görtz.), dem Herrn Pfaff Goe. (Sa.). Prinz: Akk. Sg. Prinz Op. 148,155. Banise 118,35 (den Printz Zarang), 129, 7. Werder, Kol. 19,25, Simplic. 421, F. Weisse, Rieh. 219. 1465, Herder 23, 173 (: Provinz), W. Alexis (Sa.), Churprinz Schi. 15a 313, 22. Dat. Sg. Simplic. 522, Banise 137,21, Elis. Charl. 103, Klinger, Otto 78,24. Churprinz Schi. 15» 31H, 29, PI. Kronprinze J.Paul (Sa.). Schultheiß: Akk. Dat. Sg. Schultheiß im DWb. belegt
Übertritt aus sw. in st. Deklination.
55
aus H. Sachs, Waldis, Fischart, Auerbach, Freitag, schulthes aus H. Sachs, Dat. Schulz von Görtz, aus Fr. Müller, Hebel, Alexis; PI. Schulthnße Giesebrecht (DWb.). Schütz : den Schütz Hebel 130, 37, den Freischütz Laube (Görtz.). Sklave : den Sklav Creuz, Grabbe (Görtz.). Tor: Akk. Sg. Tor Günther (DWb.), Zacbariä, Le. (Sa.); Dat.Sg. Rmgwaldt (DWb), Kl.O. 1,16,101 (geändert in den Toren Dat. PI.), Le. 1,135, Lenz (DWb.); PI. Tore Goe. (Sa.). Vorfahr·. Akk. Sg. Vorfahr Goe. Br. 2, 8, 2, Dat. Sg. Voß, Luise (Hempel S. 38), Storm 1, 250. Gen. Vorfahre Hermes, Soph. Κ. 1, 45, Η. Jacobi, Wold. 1, 184, Goe. (Sa). Über starkes Mutwill, ünwill s. § 26. Von Titeln wie Herr, Graf, Fürst unterbleibt die Flexion häufig vor Eigennamen infolge enger. Verschmelzung mit denselben. Solche Fälle können daher nicht als Beweise für st. Flexion im Dat. und Akk. Sg. betrachtet werden.
§ 35. Einige BW. Maskulina haben sowohl den Übertritt vom verkürzten Nom. Sg. aus in die st. Flexion als den von den obliqnen Kasus aus zu den st. Maskulinen auf -en durchgemacht. Das aus mhd. brunne verkürzte Brunn wird von Lu. teils sw., teils st. flektiert; es setzt sich auch noch bis in die neuere Zeit fort mit der Nebenform Bronn und ist geblieben in Ortsbezeichnungen wie Schönbrunn, Reinhardsbrunn, Meilbronn, ferner in Brunnquell, Brünnlein. Der Nom. Sg. Brunnen erscheint seit dem 16. Jahrh. Die eigentlich nd. Form Born lebt noch jetzt mit st. Flexion fort. Von den Formen Daum und Daumen — mhd. düme gilt die letztere wohl jetzt als die korrekte, doch ist die erstere auch bei Schriftstellern nicht selten, vgl. auch Bäumchen, Däumling daum(e)sdick Gaurn, Gaumen = mhd. goume neben häufigerem guome sw. M. Jetzt ist Gaumen wohl die gewöhnlichere Form, doch ist auch st. Gaurn im Sg. nicht selten. Klump, Klumpen = mhd. klumpe; als normale Form gilt jetzt Klumpen, doch erscheint auch Klump mit st. Flexion im Sg. in der klassischen Literatur; nordd. vulgär ist es = „Kloß" mit PI. Klumpe; vgl. auch Klümpchen, Klumpfuß. Pfropf, Pfropfen erst seit dem 16. Jahrh. nachweisbar. Tropf, Tropfen — mhd. tropfe sw. M.; die jetzige Scheidung, wonach Tropfen im ursprünglichen Sinne (gutta) gebraucht wird, Tropf mit gt. Flexion (PI. Tröpfe) als verächtliche Bezeichnung eines Menschen, hat sich erst spät durchgesetzt, insbesondere hat sich sw. Flexion in letzterem Sinne bis in das 19. Jahrb. erhalten.
56
III, 1.
S u b s t a n t i a : Maskulina und Neutra.
A i m . Belege für Nom. Sg. Brunn ans jüngerer Zeit: Gryphius, Squenz 12. 29. 40 (neben Brunnen), Schöpfbrunn Hagedorn 2,25. Die unverkürzte Form Bronne noch bei Ubland 167, 21 (: Wonne). Der alte sw. Gen. Brunnen bei Wi., Seybold, Gaudy (Görtz.), Bronnen bei Uhland 169, 76. Belege für den Dat.-Akk. Sg. Brunn aus dem 15. 16. Jahrh. bei Μυΐζ 297, jÜDgere: Herder, Wi., Goe., Bronn Goe., Tieck. Die Form Born erscheint schon bei Lu., und bei ihr setzt sich früh die st. Flexion fest. Anhd. findet sich auch umgelauteter PL: Brünne, Börne, letzteres sogar noch bei Gottsched. Ad. setzt Daumen an, kennt aber anch Daum — Daums — Däume, Daum — Daumens — Daumen. Daum Nom. Sg Herder 13, 117. 137, Akk. Sg. Schi. 1, 209, 84, W . Alexis (Görtz.), Dat. Sg. Daum Wi., W. Alexis (Görtz.), Voß ( D W b ) , Daume Voß (DWb.), Schefer (Görtz). Gen. des Daumes Schefer, W . Alexis (Görtz.). Im PI. ist nur Daumen üblich. Gaum stark flektiert erscheint bei Herder 17, 297. 27, 56, Wi., Thümmel, Goe., Schi, Bürger, A . W . S c h l e g e l (DWb.), Karschin, Wetzel (Görtz.), L'hland 2«3, 14. Grillp. 6, 92. Der alte Gen. des Gaumen J. Paul (Görtz.). Der alte Nom. Sg. Klumpe noch bei Herder 3, 305. 13, 96. 23,518, DrolliDger, Goe., J . P a u l (DWb.). Klump st. Werder, Chr. Weise, Le., Goe. u a. (UWb ). Ein PI. Klümper, Kliimpercken wird nordd. vulgär für ganz kleine Klumpen von Mehl, Grieß u. dgl. gebraucht. Pfropf mit st. Flexion im Sg. nicht selten, belegt bei Ludwig, Thümmel, Goe., J. Paul (DWb.), H. Jacobi, Merkur 76, 11,48, Musäus 5,174. PI. Pfropfe Hippel, A. Grün, Kinkel (DWb ) Stark flektiertes Riem bei Seume, Immermann (Görtz.). Knieriem F. Weisse, Op. 2, 113, Spindler (Görtz). Schmachtriem Arndt, Wanderungen 39, W. Alexis (Görtz.). Neben Riemen = „Ruder" ist Riem kaum üblich, doch belegt es Sa. aus Höfer. Der Nom. Sg. Tropfe (gutta) Wi. II, 3, £70, 5, Idris 2, 33. 5 (später in Tropfen geändert), Herder 18, 274. 23, 291. 27, 53. 112 u.ö., Schi. 1,295,6 (neben Tropfen). 2,353,27. 3 , 9 5 , 1 4 . 3 6 9 , 5 . 4 4 0 , 2 2 , J . Paul, Fixlein 11, Belustigungen 50, Flegelj a h r e 294. 313, Contessa 3,17*, A . W . S c h l e g e l , Heinr. VI 1 , III, 3, n ^ ' a Sa. auch bei Schubart, Stilling, Kosegarten, Rückert, Platen, Gutzkow. Sw. Flexion für das Scheltwort Simplic. 139, 157, Chr. Weise, Erzn. 34, Gil Blas 2, 168, Felsenburg 151, 15, Wi. II 1, 198, 16, Luc. 4, 242, Goe. 12, 12, 12 (später geändert), Pest., L. u. G. 1, 174, Schikaneder, Laster 23, Jean Paul, Loge 65, Mörike 4, 91. 5, 100, Vischer, Auch Einer 1, 92, Nicolai, Sturz (Sa.). Den unumgelauteten PI. Tropfe für das Scheltwort belegt Sa. aus Leibnitz, Rockenphilosophie, Platen. Selten ist Tropf = gutta: Le. 1,246, Hölty 111,22, Exsigtropf Le. l,9.i, Blutatropf Gemmingen, Hausv. 104, mit sicher st. Flexion den letzten Tropf Voß 83, 108. Wir sind davon nur Tröpfe Haller 14, I, 124 (in 3. Ausg. geändert), aufgelöst in Schnee- und Perlentröpfe ib. (später geändert. Sa.). Gelegentlich kommen auch von andern ursprünglich sw. Maskulinen, die zu starken auf -era geworden sind, vom verkürzten Nom. S^. ausgehende starke Formen vor, so von Gart (s. § 29 Anm.), vgl. auch mit Hopf f Op. 149, 255, den schnupf Rollenhagen I I 2 1,70. Über Pfriem, Streif, Zack 8. § 57.
Übertritt von sw. in st. Deklination.
Mischklasse.
57
Mischklasse. § 36. Das Schwanken zwischen st. und sw. Flexion hat wie bei der großen Masse der Feminina auch bei einigen Maskulinen und Neutren das Endergebnis gehabt, daß der Sg. st., der PI. sw. flektiert wird. Auf diese Weise sind die PLFormen durchgängig von den Sg.-Formen geschieden, dagegen unter sich durchgängig gleich geworden, was aber nicht sehr störend ist, weil sie durch die gewöhnlich danebenstehenden Attribute unterschieden werden. Von Hause aus schwankt zwischen sw. und st. Flexion Bauer = ahd. gibür, gibüro, mhd. gebür, gebure. Im Nhd. überwiegt zunächst die sw. Flexion und hat eich in Oberdeutschland bis heute behauptet, während die st. Flexion im Sg. in der korrekten Schriftsprache seit dem 18. Jahrh. durchgedrungen ist. Eine Zus. mit Sauer ist Nachbar — mhd. nächgebür(e)] die Entwicklung ist daher die gleiche gewesen, nur daß hier die st. Formen im Sg. sich noch mehr durchgesetzt haben. Ursprünglich sw. sind die folgenden: Pfau = ahd. phäivo, mhd. phäwe, bis zum 17. Jahrh. ausschließlich sw. flektiert, so noch jetzt in Suddeutschland, während im Norden der Sg. st. Flexion angenommen hat; doch in Zuss. wie Pfauenauge, -feder, -rad, -schwänz, -Spiegel ist der sw. Gen. allgemein geblieben. Psalm = ahd. salmo, mhd. saline sw. M., doch schon im Mhd. auch st., im Sg. , hwankend bis ins 18. Jahrh. Schmerz = ahd. smerza Fem., jünger smerzo sw. M., mhd. smerze, bis in den Anfang des 18. Jahrh. überwiegend sw.; der früh auftretende G. Sg. Schmerzens ist auch noch das 18. Jahrh. hindurch das Gewöhnliche, noch jetzt in Zuss. wie Schmerzensgeld, -kind, -schrei. St. Formen im Sg. kommen zwar schon seit dem 15. Jahrh. vor, werden aber erst im Laufe des 18. allgemein üblich. Spatz — spätmhd. spatze sw. M. Sproß vgl. § 55 Anm. 1. Gevatter — mhd. gevater(e) sw. M., schwankt im 17. 18. Jahrh. zwischen sw. und st. Flexion im Sg. Vetter = ahd. fetiro, mhd. veter(e) sw. M.; st. Sg.-Formen kommen schon seit dem 15. Jahrh. neben den sw. vor, die im 18. Jahrh. hinter den st. zurücktreten. Von ursprünglich st. Maskulinen gehören hierher: Dorn, PI. Borne anhd., in neuerer Zeit zuweilen, wo das Wort ein Werkzeug bezeichnet, und meist in Zuss. wie Hagedorn, Leich-
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III, 1. Substantia: Maskulina und Neutra.
dorn; daneben anhd. Börne·, Börner noch bis in die neuere Zeit; Bornen schon bei Lu. überwiegend, j e t z t zur Herrschaft gelangt. Zu Forst ist j e t z t der PI. Forden gebräuchlich, der erst spät a u f g e k o m m e n und neben dem Forste noch immer erhalten ist. A u c h von Mast s c h w a n k t der PI. zwischen Mäste und Masten. Zu Staat erscheint zuerst (im 17. Jahrh.) der PI. Staaten, Generalstaaten als Bezeichnung der ndl. Ständeversammlung, dann auch in dem Sinne respubhca. Zu Sinn ist der sw. PI. Sinnen, der schon spätmhd. v o r k o m m t , im 17. und 18. Jahrh. sehr üblich, aber im 19. wieder g e g e n Sinne zurückgetreten. Auch zu Thron lautet der PI. im 18. Jahrh. ü b e r w i e g e n d Thronen, namentlich w o er auf einen Engelchor bezogen wird. Von Zins s c h w a n k t der PI. im 18. und 19. Jahrh. zwischen Zinse und Zinsen, w o v o n d a s letztere j e t z t herrschend ist. Über See vgl. § 59. Pantoffel s c h w a n k t schon seit dem 16. Jahrh. im PI. z w i s c h e n Pantoffel und Pantoffeln. Landschaftlich nicht selten, aber nicht als korrekt betrachtet sind die sw. Plurale Flittern, Splittern, Stiefeln, Ziegeln. A n m . 1. Von Bauer bildet Ayrer nach Molz 310 nur sw. Formen, hat aber als erstes Glied von Zuss. den st. Gen. Bauers. Von Grammatikern schreiben Stieler, Gottsched, Ileinze, Nast, Götzinger sw. Flexion vor, gemischte Hetnpel, Braun, Ad. Viele Belege für das Schwanken im Sg. bei Görtz. A. 410. Über das Schwanken der Flexion von Nachbar s. Molz 316 und Görtz. A. 411. St. Sg.-Formen von Pfau erscheinen z.B. bei Ramler, WI, Lichtwer, Goe. und werden von Ad. vorgeschrieben. Selten ist st. Flexion im PI.: N.-A. Pfaue Le. 1, 20!», fi. Π (neben Pfauen 1, -209, 1), G. Pfaue 1, 209, 4 (oder G. Sg. Fem.?); auch Ad. kennt Pfaue als seltenere Form neben Pfauen. Als Fem. erscheint Pfau{e) im 17. Jabrh. bei Stieler, Olearius, Rachel (Sa.); schon im lß. Jahrh. von einer Pfawen Heymonsk. 146. Psalm flektiert Lu. in der Bibel schon im Sg. st., im PI. sw., sonst daneben auch im Sg. sw. Sw. Flexion schreiben noch vor Hempel, Braun, Nast, gemischte Frisch, Aichinger, Ad. Selten ist st. Flexion im PL: Psalme Kl., Kosegarten, Harferipsalme A. Griln (Sa.). Über die Flexion von Schmerz s. Molz 314 und DWb. Als Fem. erscheint es noch in Lamprechts Alexauder und bei Jeroschin. Der unverkürzte N. Sg. Schmerze noch bei Lu., Stieler, P. Gerhard, Frisch. A. Sg. Schmerzen noch Gil Blas 1, 16V l!)5. 2, 35, Frau Gottsched (D. Schaub. 3, 91), Felsenburg 60,19, Goe. (DWb.), Crauer, Toggenburg 46, Blaimhofer, Schweden 45, Schikaneder 1,90. D. Sg. Frau Gottsched (D. Schaub. 3, 153. 174), Zacbariä, Phaet. 4, 55, Schi. 2, 3b0, 2, Gieseke, Hebel (Görtz.). Der G. Schmerzem erscheint seit dem 15. Jahrh., er ist im 18. Jahrh. so häufig, daß es keiner Belege bedarf. Dazu hat sich ein Nom. Schmerzen gebildet, vom 15. bis. zum 18. Jahrh. belegt, zuletzt noch bei Günther, Robinson 184, Schi. Br
Mischklasse.
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2, 120. Von st. Formen wird zuerst der Akk. Sg. häufiger, zuletzt der Gen., wenn auch schon früh belegt. Selten sind st. Pl.-Formen von Spatz, im DWb. belegt aus Kretechmann, Göckingk, Langbein. Sw. Sg-Formen τοη Gevatter noch bei Günther, Fr. Müller, steht noch zu Gevattern Lenz K. 22, 36. Über das Schwanken der Flexion von Vetter im Anhd. s. Molz, 316. Jüngere Belege fiir sw. Flexion im Sg : Simplic. Sehr. K. 3,294,10, Banise 197, lti, Elis. Charl. 78. 85 u. ö., Pam boic. (Uberwiegend), Gil Blas 3, 155, Hink. Teufel 308, Felsenburg 19, 13. 233, 35, Meisl, Quodlibet 3, 3. 3, 172. 3, Rlickert 3, 14S, Anzengruber 2, H7. Nach Görtz, haben Goe., Wetzel, Spindler noch den Gen. Vettern. St. Pl.-Formen kommen nur vereinzelt vor, ζ. B. Auiadis 42. 67, Zimm. Chron. (Molz). Vieie Belege für den PI. Dorne, Dörrte, Dörner bei Molz 3IS. Dörner ist häufig bei schlesischen und sächsischen Dichtem des 17. und der 1. Hälfte des 18. Jahrh. Ad. erkennt Dörner namentlich für Werkzeuge an. Auch Domen reicht schon bis ins 15. Jahrh. zurück. Pölmann gibt alle vier Formen an. Nach Ad. sind auch Hagedorn, Kreuzdorn, Stechdorn u. a. Zuss. sw. im PL; Weißdornen steht bei Immermann, Merlin 2480, Leichdornen bei W. Aleiis (Görtz.). Den PI. Forste belegt Görtz, noch aus Rückert, A . G r ü n , Hoffm. v. Fall., König, Sternberg. Anhd. und noch später gilt auch Förste. Ad.: „PI. die Förste, an einigen Orten auch die ForsteNach Görtz, und Molz findet sich Mäste bei Kl., Aichinger, Ad., Uhland, A.Grün, Masten bei Stieler, E.Kleist, Herder, Wi., Goe., Schi., H. Kleist; als Fem. erscheint Mast Simplic. 551. Auch Staat kommt als Fem. vor: eine zahlreiche Hofstaat Grauer, Pfyffer 88. Über die Flexion von Sinn vgl. Molz 228, Görtz. III, 4 und DWb. Wo man sich die einzelnen Sinne gesondert vorstellt, wird gewöhnlich Sinne vorgezogen, doch vgl. ζ. B. »eine fünf Sinnen Goe. Br. Auch Ad. beschränkt Sinnen auf die Fälle, wo der Pl.-Begriff nicht deutlich hervortritt, doch betrachtet er die Form schon als veraltet. Belege für den PI. von Thron bei Sa., Molz, Görtz. Ad.: „die Throne, im biblischen Sinne ThronenÜber die Flexion von Zins s. Sa. Der PI. Zinse ist namentlich oberd., wo allein der Sg. Zins noch recht gebräuchlich ist. Auch ein Fem. Zinse kommt vor, ζ. B. eine alte versessene Zinse Chr. Weise, Mas. a5, 18, eine billige Zinse Andrews 164 und bei Moser (Sa.). Reichliche Belege für beide Pl.-Formen von Pantoffel bei Molz 258 und Görtz. Ad. setzt Pantoffeln an. Der PI. Flittern erscheint schon bei Lu., Jes. 3, 20 und wird im DWb. aus Wi. belegt, von Görtz, aus Laube und Lewald. Er könnte auch zu einem Sg. die Flitter gehören, der bei Kl. sicher belegt ist. Ein PI. splittirn findet sich schon in Athis und Proph.; jetzt ist der sw. Plural nd., wozu aber auch im Sg. das Fem. erscheint. Von Stiefel kommt schon im Mhd. ein sw. PI. vor; viele Belege fiir Stitfeln bei Molz 258 und Görtz. III. 1, 2; sie lassen sich noch vermehren, vgl. ζ. B. Simplic. 344, Hink. Teufel 131, E. Schlegel, D. Schaub. 4, 279, Bode, Klinkers R. 2, 30. 37, Tieck, Phant. 2, 52n. 523 u. ü., Kotzebue 23, ls, Gutzkow, R. 8, 17. Den PI. Ziegeln belegt Sa. aus Lenz, Goe., Freytag, Görtz, aus Wetzel und Sallet; er könnte auch zu einem weiblichen Sg. gehören, den Sa. aus Götter und Rückert belegt.
60
III, 1.
Substantiva: Maskulina u n d Neutra.
A n m . 2. Noch von vielen anderen W ö r t e r n erscheinen vereinzelt, von manchen anch häufiger sw. P I . - F o r m e n , ohne in d e r Schriftsprache durchzudrängen: Ahornen Heinse 4, 3t>2, Krinitz, Z s c h o k k e (Sa.). Aposteln häufig im 16. Jahrh. (s. Molz 25«); im 14. nnd 15. Jahrh. kommen a n c h sw. S g . - F o r m e n vor. Äpfeln: Bim und Aepfeln HeDsler, R ä u b e r 31. Armen R i n g 13 b«, Pauli, W e r d e r , Rol., Fleming (Molz), Engl. Kom. 123, 34, Op 14, 27 A. 149, 353, Gryphins T. 46, 112. 113. 114. 5·>, 366 u. ö., Horr. 83, Ang. Siles 2, 4. 4 S Lohenstein, Arm. 1, 147b, Banise 25, 15. 91, 20. 224, 8. 261.21 n. ö., Hofmannsw. K. 11,31 u. ö., Chr. W e i s e , Mas. 35, Günther Ged. 5 276, Kaller (vgl. Neol W b . 68, 14), Hink. T e u f e l 253, Gil Blas 2, 1S5. 3 , 8 u. ö., Clarissa 1, 162, Möller, Wikinson 08, Stephanie, Neugierde 13H, Maxaus 1, 125, W . A l e x i s (Görtz.). Einen vereinzelten A. Sg. Armen f ü h r t Molz aus Fiieterer an; ein Dat. Sg.: in einem armen J u l . v. Brannschw. 3Ί4. Ärmeln Jul. v. Braunschw. 368, D u l l e r , Gutzkow (Görtz.). Büffeln Sealsfield (Görtz). Bültein Chamisso (Görtz.). Deckeln G. PI. Simrock ( G ö r t z ) . Engeln S c h u p p (Molz), Meisl, Quodlibet 2, 145. Enkeln H e n s l e r , Grußv. 8, Schiknneder 2, 141. Eseln Friede], Christi u. Gretch. 33, Schikaueder 2, 280, Meisl, Quodlibet 2, 142. Flößen L. v. FraDQois, R e c k e n b . 125. Flügeln 4. Bib. (Molz). Frembdlingen Heytiionsk.47. Freveln Schi. 3, 5(12, 1 (später geändert). Gauen Schottel, B ü r g e r , Goe. (öfters), Schenkendorf ( D W b ) , H e b e l 433, 20. Giebeln Goe. F a u s t 10138, Halui (Görtz.). Gimpeln, Eberl, E i p e l d a u e r 105, Meisl, Quodlibet 3, 189. Haften, im Sinne von „Spangen" nicht selten, s. D W b . almen W a l d i s 216, 5, Hagedorn, Ε Kleist, Bürger, Arndt (DWb.), Brockes, Ramler, Stolb e r g , H e b e l , R ü c k e r t (Sa.), Tieck 1, 36ti. Himmeln Dietenberger (Molz), Crenz, Spindler (Görtz.). Hufen Uhland, Zschokke, Lohr, G u t z k o w (Görtz ), Heine 2,360,1. Hummern Mügge (Görtz.) Kiefern Kühne (Görtz.). Knechten Huiler (Molz). Knödeln Heine, Paalzow, Zelter (Sa.). Kringeln Schmidt v. Werneuchen, Chamisso, Kringlen Goe. (DWb.). Löffeln Sealsfield (Görtz.), landschaftlich verbreitet. Ff eilen Morhof, Melissus (Molz). Pilzen Zachariä, Phaet, 122, Wi. Luc. 1, 153. 4, 159. Pilze, als Nom. Sg. F e m . H e r d e r (Sa.). Schachten H e r d e r (Görtz.), Gen. Heine ( D W b ). Schaltern Goe., mundartlich (DWb.). Schimmtin Ayrenhoff 3,62. Schlüsseln R e u t e r , Schelm. 16. Schnörkeln Ohlenschläger (Görtz.). Schuhen Ziaira Chron. (Molz). Sesseln Ayrenhoff 3,22, Raimund 1,1Λ9, Sealsfield (Görtz.). Spnrgeln Wi. Luc. 4, 150, G u t z k o w (Sa.), jetzt eüdd Spiegeln P n r g o l d t (Molz). Bleistiften Stephanie, Bekanntschaft 2Ί, Stifter 3, 159, Zeichensti/ten Stifter 3, 159. Stoffen Clarissa 1,477, Bode, Klinkers R. 3, 176, Ayrenhoff Lustsp. 205. Fallstricken Mathesius (Molz). Stummeln R e h f u e s (Görtz.), landschaftlich verbreitet. Tellern landschaftlich verbreitet Teufeln Schikaneder 1, 19. Wimpeln Hauff, Spindler (Görtz.). Wipfeln Eichendorff (Görtz.) Zähnen Hermes, Soph. R . 3, 32, Zähnenlose ib. 3, 74. Schuhzivecken Seume, L. 24. Zweifeln Clarissa 3, 48. Hemmer (Abh. 1'zS) w e n d e t sich g e g e n Plurale wie E n g d e n etc. Übertritt v o n zweisilbigen W ö r t e r n anf -er, -el bezeugt Less ak f ü r Kärnten. Hader = „ L u m p e n " schwankt, früh zwischen st. u n d sw. Flexion; die sw. hält sich daun am besten im PI. A d . : „des Jladers, die Hadern (oft auch st.)"; j e t z t ist es kaum noch üblich.
Mischklasse.
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§ 37. Von N e u t r i s sind in diese Klasse Ubergetreten die beiden ursprünglich schwachen Auge und Ohr. Ferner die im Mhd. auch auf -e ausgehenden ^'o Stämme Bett, Ende, Hemde. Anna. 1. Die Mischflexion von Auge und Ohr ist schon bei Lu. durchgeführt. Sw. Sg.- Formen von Auge sind nach 15ou nur noch vereinzelt. Mulz 31,375 hat noch einen Beleg fiir den Dat. Sg. Augen aus Heribert v. Salnrn. Von Ohr erscheinen st. Sg - Forineu schon »pätmhd. Über di e Flexion von Bett s. Molz 31, 2h9. 277. Die volle Form des Nom.-Akk. Sg. Bette findet sich noch im 18. Jahrh. nicht bloß bei Dichtern, sondern auch in Prosa, ζ. B. Le. 5, 9fi, 10, Wi. 30, 222, Claudius 1, 29, Kant, J . Paul. Der st. PL Bette kommt noch im 18. Jabrh. vor (vgl. ein paar Bette Robiuson 330) und wird noch von Gottsched vorgeschrieben. Der PI. Betten ist im 17. Jahrh. noch selten. Ad. (Lehrg. I 44", 467) verlangt den PI. Betten nur ftir die einzelnen Betrstücke, dagegen Bette für mehrere vollständige Betten oder fiir Flußbetten. Daneben erscheint slidd. der PI. Better, im DWb. aus Schuppius, Goe., Elinger, Hebel belegt; vgl. noch Meisl, Fritz 12. Die Scheidung von Bett und Beet (s. § 20, Anm. 1) nach der Bedeutung ist erst allmählich durchgeführt und ebenso erst die verschiedene Flexion beider Wörter. Von Ende (ursprünglich M., s. § 39) wird ein PI. nur iu räumlichem Sinne gebildet. Der st. PI. Ende findet sich noch im IS. Jahrh., vgl. Herder 4,119. 5,9 (B Enden). In sw. Form ist anhd. öfters der Gen. PI. belegt in adverbialer Verwendung: dieser, der, aller Enden bei Spreng, Greilinger, Birk (Molz), P. Gerhard 39, 7. Den Nom.-Akk. PI. Enden belegt Molz aus Alberus und Ohr. Weise, sonst überwiegt im 16. 17. Jahrh. Ende bei weitem. Einen PI. Ender verzeichnet Henisch; er ist jetzt Schwab. Neben der md. Form Hemde ist die oberd. Form Hemd auch in der Schriftsprache als korrekt anerkannt. Der st. PI. Heinde noch bei Herder, Heine (Sa.), Voß, Jung, Sealsfield (Görtz.); für den PI. Bernden gibt Molz den ältesten Beleg aus Jul. v. Braunschweig (neben Hemde). Uber den häufigen PI. Hemder s. § 20 Anm. 1. Anm. 2. Noch von vielen andern Wörtern kommen sw. Pl.-Formen vor, die aber nicht allgemein durchgedrungen sind: PI. Banden P. Gerhard 15,5. Lohenstein, Cleop. 2(118. 3b4l, Parn. boic. (§4.=>b), Le. 1,242 11. 261,150, Bode, Kliükers R. 3,18η, Hermes, Sophiens R. 3, 391, Mn»äus 2,70. 76, Maier, Boxberg 10, J . P a u l , Fixlein 51, Vulpius, Rin. 3,6, Novalis 1,73, Clauren 8,521, Mendelssohn, Bobrik (Sa.); weitere Belege bei Görtz. III, 14. Dingen Hock (Molz). Mdcheuttrn Heine 6, 95. Fernstem H.Kleist 5,93,21, Kosegarten, Immermanu (Sa); mehr Belege bei Görtz. III, 150; jetzt in nordd. Umgangssprache. Ferkeln Bode, Klinkers R. 1, 214. 5, Öhlenschläger (Görtz.), Spanferkeln Tieck, Phant. 2,187; jetzt in nordd. Umgangssprache; Sa. setzt Ferkel neben Ferkeln an. Garnen Hofmannsw. K.3S,2. Hiernen Heymonsk. 190. Jahrrn Rachel (Sa.)GirbertXXXI (neben Jahre). Gen. PI. Haller (Sa.). Kreuzen Micrälius (DWb.), Simplic. 372. 4. Landen Albertinus, Krafft (Molz), Girbert XXXI (neben Länder), Schottel (ebenso), Simplic. 448, Parn. boic. 1, 9. 11. 14, 15. 32. 38. 65 u. ö.
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III, 1. Substantiva: Maskniina und Neutra.
Ungemachen Simplic. (Molz). Messern Immermann, Rosenkranz (Gort«.)» jetzt nordd. Umgangssprache. Mitteln Meisl, Quodlibet 2, 117. 155; Schutzmittlen Simplic. (Molz). Netzen Fleming, Colerus (DWb.). Pferden (: werden) Greilinger (Molz). Geschäften Maaler, Aler, Schuppias (DWb.), Albertinus, Parn. boic. (Molz), Elis. Charl. 110. Gerichten Zinkgref (DWb.), Hink. Teufel 357, Thom. Jones 2,30. 4,22, Felsenburg 25, 3n ; jetzt volkstümlich für Gerichtspersonen, vgl. schon Rochweise Herren Stadt-Gerichten Chr. Weise, Erzn. lys, die Kriminalgerichtm Meißner, Erz. 78,23; im Sinne von „Tischgerichte" Heymonsk. 18. Stücken erscheint schon frlih häufig in der Verbindung in Stücken (brechen, reißen etc.), die das ältere zu Stücken verdrängt hat, s. Molz 81,385; vgl. aus jüngerer Zeit Chr. Weise, Erzn. 116, Detharding (D. Schaub. 1,314 u. ö.), Neuberin, Vorsp. 66, Moser 3,14, Großmann, Schüsseln 26, Rückert 1,7. Weitere Belege bei Sa.; sonst ist der PI. Stücken anhd. selten, seit dem Ende des 17. Jahrh. wird er aber ziemlich häufig, vgl. Chr. Weise, Mas. 105, Reuter, Schelm. 10, Hink. Teufel 13, Felsenburg 58,30. 103,1. 103.1. 108,3. 118,23, Rabener, Sat. 3, 72. 73, Bode, Yorick 2,73, Moser 3,70, Hermes, Sophiens R. 5,460, Le. 1, 303,13, Nicolai, R. 1,271, Goe. (Sa.), Schi. ßr. 5,435. 6, 136, Masäus 1,132. 2,81, H.Kleist, Ghonorez 1604. Weitere Belege bei Görtz. III, 14. Tauen Robinson 26, Felsenbnrg 131, 13. 241,35, Iversen (Sa.) Toren Pauli, Zesen, Simplic., Lrhms (Molz). gedrencken Stade (Molz). außenwercken, bollwercken Simplic. (Molz). Zelten Amadis 42. 145, Lohenstein, Arm. 1, 57b, Haller, Usong 2. 67. 93, Wi. Am. 2, 2. 20. 4, 4, Merkur 76 1,1.9 (später Zelte 4,60), Babo, Otto 158, Tieck, Gen. 204,12, Raimund 2,48; Geßner, Goe., Platen, Reithard (Sa.); bei Babo wird der sw. PI. zu dem mundartlichen Fem. Zelte gehören, vgl. in einer schönen Zelte Otto 167; für die übrigen Schriftsteller ist das nicht anzunehmen. Auch von den Diminutiven kommen Plurale auf -en im bair. Sprachgebiet vor; namentlich ist dort Mädeln aligemein üblich, in der Literatur ζ Β. bei Meisl, Quodlibet 2,1U5. 127. Mädlen schon bei Abr. St. Clara ( D W b ) . Görtz, gibt als tirolisch an Hüiteln etc. Raimund 1, 40 hat. Vogelhäuneln. An die PI. auf -er wird zuweilen noch η angehängt, Belege aus spätmhd. und anhd. Zeit bei Molz 31, 387 ff.
Schwanken zwischen männlichem und neutralem Geschlecht.
§ 38. Manche Wörter schwanken schon in früher Zeit. JBast: anord. Ntr., ahd. unbestimmt, mhd. und nhd. M. und Ntr., jetzt ausschließlich M. Docht·, anord. ]>dttr M., ahd. iaht als PI. auf neutrales Geschlecht weisend, mhd. täht M. und Ntr., nhd. Dacht und Docht bis ins 18. Jahrh. überwiegend Ntr., jetzt M. Flachs: ahd. mhd. M., dagegen mnd. ndl. fries, ags., auch jetzt nd. Ntr. Ad.: „der, anderswo das." Jammer: ahd. mhd. M. und Ntr. Köder: ahd. querdar unbestimmt, mhd. querder M. und Ntr., nhd. Überwiegend, jetzt ausschließlieh M. Gemach: mhd. M.
Mischklasse.
Schwanken zwischen M. and Ntr.
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und Ntr., nbd. nur noch selten als M. Pack: mnd. M. und Ntr., auch nhd. zwischen M. und Ntr. schwankend, als verächtliche Bezeichnung für eine Gruppe von Menschen nur Ntr.; der PI. schwankt zwischen Packe und Packe. Segel: ahd. M., anord. Ntr., mhd. M., mnd. Ntr.; im 16. Jahrh., auch später noch M.; das Ntr. ist von Niederdeutechland aus zur Herrschaft gelangt. Hierher dürfen wir wohl auch Bord stellen; es ist alts. Μ., ags. Ntr., ahd. unbestimmt, als M. zu erkennen im Passional, nhd. von Anfang an schwankend. Bei einigen Wörtern beruht das Schwanken des Geschlechtes auf ursprünglicher Mehrheit der Bildungsweise. Pfühl ist = ahd. phulwi st. Ntr. und phulwo sw. M. Demnach ist auch mhd. pfülwe M. und Ntr., st. und sw. Nhd. Pfühl ist st., überwiegend M.; Fortsetzungen der sw. Form sind südwestd. Geheiß·, ahd. gaheig M., meist = „Versprechen", got. gahdit Ntr., mhd. gehei$ M. und geheime Ntr.; jetzt Ntr., bair. in der Bedeutung „Versprechen" noch M. Gebrechen: mhd. gebreche sw. M., nhd. Gebrech, auch st. flektiert, und mit Übertritt des -» in den Nom. Gebrechen st. M., vermischt mit dem Inf. das Gebrechen,'der jetzt allein herrscht. Ebenso verhält es sich mit dem veralteten Gebrest(en), das durch Schi, im Teil als Ntr. wieder belebt und dann auch von andern Dichtern gebraucht ist. Über Gefallen s. § 2ö, über Schreck(en) s. § 33. Anna. Bait erscheint als Ntr. noch bei Günther, Rost, Bürger (DWb.). A d : „das Bant, oberd." Docht (Ducht) als Ntr. bei Lu., Alberus, Günther ( D W b ) , Mühlpforth, Lohenstein, Zacbariä, Musäus (Sa.), Clajus, Schöpf, Stieler, Steiubach (Molz 27, 221); Ntr. und M.Gottsched, Ad. Ahd .jämar bei Otfried in beideu Geschlechtern, mhd. als Ntr. besonders häufig bei Konr. v. Würzb., nach DWb. noch bei Paracelsus. Köder als Ntr. Schottel, in der Form Keder Parn. boic,. 1,7. 3, 141, kärntnisch (Lexer). Gemach als M. noch ScliaidenrWßer (Sa.); seihst im 18- Jahrh. allen Ungemach Nanine 51. Für Pack als M. viele Belege bei Sa. (PI. Packe Iminermann 6, 50). Pack als Ntr. belegt das DWb. aus Hippel, Sa ans Ad., W. Alexis, Lewald. Daneben steht. Packen st. M. und Packe Fem. (in nordd. Umgangssprache) aus älterem Packe sw. M. Segel als M. noch tu-i Logau, H Kleist (DWb.), W. Alexis (Sa.), in der Neuenheimer Scbiffwsprache (Zfd Wf. 6,ü9). Bord als M. bei Seb. Brant, Wi. (DWb ), Hink. Teufel 271, Voß, II. 15, 382, Od. 1 15, 2S3, Luise I, 23 >, J. Paul, Hesp 624, Storm 2, 127, Stifter 1, III. 3, 295, A. Griin 4, 152, Rüge (Sa.); als Ntr. Maaler, Wi (DWt>.), Geßner, Bürger (Sa.), G. Kellt-r 6, 34. Bo>d in der Bedeutung „Gestell" ist mir nnr als Ntr. bekaunt. Pfühl als Ntr. H> yse, Dahn (Sa.); so von Aichinger angesetzt. Für das Fortleben der sw. Form vgl. Akk. Sg. pfuhlen Weckherlin
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III, 1.
Snbstantiva: Maskulina und Neutra.
2, 286, 3R9, ohne Pfulben Hebel, zum Pfülben Wi. Ein Fem. Pfülbe bei Bodwer (Neol. Wb. 284, 10). Gebrech st. flektiert bei Lu., Stade, Op., Stieler, Henisch (DWb.). Der Gebrechen Städtechron., Lu., Rädlein, Ludwig, Steinbach (DWb.); das Gebrech erscheint vereinzelt bei Kl. (DWb).
§ 39. Bei andern Wörtern läßt sich der Übertritt aus dem M. ins Ntr. verfolgen. Bauer (Vogelbauer): ahd. bur (Wohnsitz) nach dem PI. iura, büri als M. anzusetzen, nhd. schwankend zwischen M. und Ntr. Bund: in dem Sinne „Zusammengebundenes" erscheint seit dem 18. Jahrh. das Ntr. neben dem M., ersteres wohl jetzt überwiegend. Bündel: ursprünglich M., schwankt seit dem 18. Jahrh. zwischen M. und Ntr. Dotter (ursprünglich sw., s. § 34): als Ntr. spätmhd. und anhd., auch noch später, wenn auch das M. als korrekt gilt. Ende: got. andeis, schon ahd. M. und Ntr., mhd. U b e r wiegend Ntr. Estrich: mhd. M. (wiewohl auf mlat. astricum zurückgehend), seit dem 18. Jahrh. zwischen M. und Ntr. schwankend. Floß: schon mhd. zuweilen Ntr., schwankend zwischen M. und Ntr.; PI. Flöße. Das junge Wort Friesel erscheint zufrühest als M., jetzt ist es gewöhnlich Ntr. Gatter: ursprünglich sw. M., im Mhd. auch st., noch jetzt südd. M., in der heutigen Schriftsprache Ntr. Halt und seine Zuss. wie Aufenthalt, Rückhalt, Vorbehalt etc. sind M., nur Gehalt erscheint in der neueren Sprache daneben als Ntr., meist nur in dem Sinne von „Besoldung". Gelaß: mhd. gelä$ M. und Ntr., nhd. in anderer Bedeutung gleichfalls schwankend. Kamin: mhd. M., nhd. M. und Ntr. Los: got. hlduts M., ahd. Μοζ M., auch schon Ntr., mhd. in der Regel Ntr. Maul, mhd. mül ( = lat. mulus) M., so noch anhd., aber daneben schon seit dem 14. Jahrh. Ntr., jetzt gewöhlich nur in den Zuss. Maultier, Maulesel. Mensch, mhd. mensche sw. M., daneben st. Ntr., zum Ntr. wohl geworden wegen der Beziehung auf beide Geschlechter; M. und Ntr. stehen zunächst gleichwertig nebeneinander, erst allmählich ist das Ntr. auf das weibliche Geschlecht beschränkt, wozu dann ein PI. Menscher gebildet wird, und hat weiterhin einen verächtlichen Nebensinn erhalten. Messing: mhd. M., nhd. zunächst schwankend, jetzt Ntr. nach Analogie anderer Metallbezeichnungen; Ebenso ist Nickel als Metallbezeichnung zum Ntr. geworden. Monat: als Ntr. allgemein bair. Ort: anord. oddr M., ags. ord M., aber ahd. mhd. überwiegend Ntr., so auch
Schwanken zwischen Μ. und Ntr.
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lange im Nhd., während jetzt wieder das M. als korrekt anerkannt ist. Pfad: ags. paed M., ahd. M. (PI. pedi Otfrid) und Ntr. (PL phad Notker), mhd. überwiegend Ntr.; im Nhd. ist das M. wieder zur Herrschaft gelangt, PL Pfade. Polster: anord. bolstr M., ags. M. oder Ntr.(?), ahd. M. nach PI. bolstari und polstra und Ntr. nach PL holster, polstir, mhd. M. und Ntr., nhd. schwankend, jetzt Ntr. Schauer·, mhd. schür M., nhd. seit dem 18. Jahrh. auch als Ntr. belegt, das jetzt in nordd. Umgangssprache verbreitet ist. Schilf: ftir das Ahd. und Mhd. läßt sich das Geschlecht nicht bestimmen, im Nhd. erscheint es als M. bis ins 19. Jahrb., jetzt herrscht das Ntr. Schock·, in der allgemeinen Bedeutung „Haufen" mhd. M., in jetziger Bedeutung von Anfang an Ntr. Schrot: ahd. und mhd. M., Ntr. zuerst im Mnd., anhd. noch tiberwiegend M., später nur im Oberd., in der Schriftsprache Ntr. Sims: mhd. simei; M., nhd. M. und nach dem jetzt üblicheren Gesims auch Ntr. Gesuch: ursprünglich M., so im Mhd. und im 16. Jahrh., allerdings in Bedeutungen, die von der heutigen abstehen. Teil: ags. dcel M. (got dails F.), seit der ahd. Zeit zwischen M. und Ntr. schwankend, jetzt tiberwiegend M., doch regelmäßig Ntr. in den Wendungen er hat sein Teil, ein gut Teil. Für die Zuss. hat eich nach längerem Schwanken teils das M. festgesetzt, vgl. An-, Bestand-, Erd-, Welt-, Stadt-, Körper-, Pflicht-, Nach-, Vor-, Redeteil, teils das Ntr., vgl. Alten-, Erb-, Gegen-, Hinter-, Vorderteil·, Neutra sind auch die abgeschwächten Formen Drittel, Viertel etc. Urteil scheint ursprünglich keine Zus. mit -teil gewesen zu sein; ahd. besteht ein F. urteilt, urteila, auch mhd. überwiegt das F. urteile; daneben scheint ahd. ein Ntr. urteili bestanden zu haben, welches teils durch Verkürzung, teils durch Anlehnung an teil zu Urteil geworden ist, welches stets Ntr. ist. Zeug: ahd. nur in der Zus. gaziug M., woneben ein Ntr. gaeiugi, mhd. (ge)ziuc M. und Ntr., M. jetzt noch oberd., in der Schriftsprache Ntr. Zink: wahrscheinlich ursprünglich identisch mit mhd. zinke, nhd. Zinken, ursprünglich M., jetzt tiberwiegend Ntr. Mannsen und Weibsen aus mannes name, wibes name sind in der abgeschwächten Form immer Neutra, vereinzelt schon vor der Abschwächung. Über Leib, Schild, Wurm, Balg und die Bildungen auf -tum s. § 23.
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III, 1. Substantia: Maskaiina und Neutra.
A n a 1. Bauer als M. belegt Sa. ausWi., Goe., Musäus, Blumauer, BUckert, Lenau, Gutzkow, Lewald; als Ntr. aus Bürger, RUckert, Immermann, Lewald, Voigts, Tgl. noch ein leeres Vogelbauer Spielhagen 9, 476. Ad. setzt das Bauer an und bezeichnet das M. als mundartlich, besonders niedersächs. Belege für Bund als Ntr. bei Sa. aus Le., Herder, Musäus, Gutzkow, flir Schlüsselbund aus W. Alexis. Filr Bündel als M. und Ntr. viele Belege bei Sa.; das Ntr. ist wohl unter dem Einfluß der Diminutive aufgekommen. Dotter als Ntr. wird im DWb. aus Forer, Maaler, Kachel belegt; Ad.: „der, anderswo das"; landschaftlich ist es auch Fem., von Sa. aus Lenz und Musäus belegt. Belege für das Estrich Wi., Ob. 1, 44, Yoß, Luise III, 2, Goe., Ta. 3209, Schi. 11,193, 25, Mörike 4, 132; Sa. belegt es außerdem aus Alxinger, A. W. Schlegel, Heine, König. Floß als M. ζ. B. bei Voß, Schi. (Sa.), Stifter 1, 213, während Ad. und Campe das Ntr. vorziehen; im Simplic. steht M. und Ntr. nebeneinander. Friesel als M. bei Steinbach, Schi., Br. 6,103. 105. 106. Ad. erklärt das Ntr. fUr niedersächsisch, wendet es aber selbst an (Sa.). Belege filr Gatter als M. Goe. (DWb.), Eberl, Männerfrevel 100; südd. ist auch der Nom. Sg. Gattern üblich (s. DWb.), auch bei Goe. Br. 2, 141, 22. Landschaftlich ist auch das Fem., s. DWb., vgl. auch hinter einer Schutzgatter Maier, Fust 21. Für das schwankende Geschlecht von Gehalt reichliche Belege bei Sa. und im DWb. Für das Ntr. Gehalt in anderm Sinne vgl. ihr Gehalt und ihr Gepräge (Akk.) Claudius (DWb.); Τ\ert und inneres Gehalt Herder 25, 8. Gelaß als M. setzt Ad. an; Belege aus Thiimmel, Goe., G. H. Schubert (DWb.); für das Ntr. Immermann, Scheffel (DWb.), Hackländer, Mor. Hartmann, Waldau (Sa.). Audere Zuss. von -2% sind im Mhd. nur M. und haben sich als solche auch im Nhd. erhalten, abgesehen von einzelnen Ausweichungen, vgl. Abloß als Ntr. bei Lu. häufig (DWb.), Aderlaß Bode, Mont. 2, 206, Schi. (Sa.), Erlaß Arndt (Sa.). Für der und das Kamin viele Belege bei Sa. und im DWb. Maul als M. noch im Decamerone und bei Olearius (DWb.), als Ntr. schon bei Megenberg. Lu. bildet den PI. tneuler, dagegen Voß die Maul' (DWb.). Mensch als Ntr, im allgemeinen Sinne wie das M. erscheint noch bis Ende des 17. Jahrh., mundartlich noch jetzt, s. DWb. 2033, 1; doch zeigt sich schon im 16. 17. Jahrh. die Neigung, das Ntr. vorzugsweise auf das weibliche Geschlecht zu beziehen, vgl. DWb. 2035, 3 a. Noch bei Rabener, Sat. 3, 29 ist ein Mensche = „Frauenzimmer", auch im PI. deine Menscher ib. 38. Es sinkt dann an Wert, indem es von Personen dienenden Standes gebraucht wird (vgl. DWb. 2036, 3 b), endlich in ganz verächtlichem Sinne, so jetzt in der Schriftsprache ausschließlich. Messing als Ntr. schon bei Lu., aber als M. noch bei Mathesius (DWb.), Rollenhagen, Jablonsky, K. Raumer (Sa.). Nickel als Personenbezeichnung wird nur von A. W. Schlegel mehrmals als Ntr. gebraucht (DWb.); vereinzelt gebraucht es Claudius 1, 89 auf ein weibliches Wesen bezogen als F. Neuerdings wird Nickel für ein Geldstück aus Nickel in der Umgangssprache als M. gebraucht nach Groschen etc. Das Ntr. Monat schon bei H. Sachs (DWb.) und Ayrer 2883, 19. Für Ort als Ntr. aus anhd. Zeit viele Belege bei Mulz 221, aus neueren oberd. Schriftstellern bei Sa. Vgl. ferner Op. 6, 62. 150, 29, K. 105, 376, Werder,
Schwanken zwischen Μ. und Ntr.
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Rol. 23, 163. 24, 72, Simplic. 50. öl u. ö., Simplic. Sehr. K. 3, 204, 5 u. δ., Gryphius T. 163,382, Parn. boic. 1,8. 10, Wi., Clelia 142, Wi. II, 2, 582, 1, La Roche, Sternheim 38, 20, Crauer, Toggenburg 103, Blihl, Teil 48, Schiman, Eifersucht 59, Schikaneder, Laster 47, Hebel 131, 5. (jünger: der vel das ort, Ad.: „der Ort, anderswo das*. Pfad erscheint als Ntr. bei Rachel 6, 253. 8, 147, wird als solches angesetzt von Schottel, als Ntr. und M. von Stieler und Steinbach. Der PI. erscheint im Mhd. als phede — phat, pheder. Der umgelautete PI. pfede noch bei Melissus (DWb.), Pfäde bei Döbel (Sa.). Polster als M. bei H.Sachs, Fab. 311, 85, Mathesius (Sa.), Möser 3, 130, Raimund 1, 232. Ad.: „der und das P.u Der PI. Polster Schaidenreißer (Sa.), Schneider und sein Sohn 4. Schauer als Ntr. Günther, Göckingk (DWb.), A. W. Schlegel (Sa.). Im Got. erscheint dafür ein F. sküra·, ein nach Sa. bei Clement erscheinendes deutsches F. hängt damit schwerlich zusammen. Belege für das U. im DWb. ans Lu., Mathesius, Geßner, Gryphius, Hebbel, bei Sa. aus Olearius, Musäus, Burmeister. Belege für Schrot als M. bei Zwingli, Abele, Jäger, Simplic., Schubart (DWb.), für das Ntr. zuerst bei Mathesins (DWb.). Von den Wbb. bezeichnen es die älteren als M., Kramer als M. und Ntr., Stieler als M., F. und Ntr., Frisch noch als M., Ad. und Campe als Ntr. PI. frUher Schrote, später Schrote. Sims als M. angesetzt von Maaler und Steinbach, als Ntr. von Schottel, Kramer, als M. und Ntr. Frisch, Ad., Campe. Vgl. einen Sims Gutzkow R. 6, 196. Landschaftlich ist es auch Fem., so nach Sa. bei Auerbach und Fouqu6, auch von Ad. gekannt. Gesuch als Ntr. im älteren Sinne bei Jeroschin. Abweichungen von dem jetzt Üblichen Geschlecht der Zuss. von Teil: so großes Anteil Gil Blas 4 , 8 , das Anteil, Le. 4,316,3, sein großes ehrendes Anteil Voß, Od. 8, 475, sein gebührendes Anteil ib. 20, 293, ihr Anteil (Akk. Sg.) Stephanie, Mnrrkopf 35, Anteil als Ntr. nach Sa. auch bei Wi., Mendelssohn, Goe., J. v. Müller; in ein ander Weltteil Z. Werner, Febr. 611; manch großes Erdteil Cieuz (Sa.); Pflichtteil als Ntr. belegt das DWb. aus Hippel, Auerbach (als M. ans Immermann, Gutzkow); das rechtliche Nachteil Möser (Sa.), ohne sein Nachtheil Le. 6, 424,25. 7, 51,9; Vorteil als Ntr. nach Sa. bei Lu. und Günther, Vortel bei Schweinichcn, das Vorteil Op. K. 162, 632, gegen ihr eigen Vorteil Le. 4, 439, 21; Diesen unbeweglichen Erbteil Humboldt (Sa.). Gegenteil ist in dem jetzt veralteten Sinne „Gegenpartei" überwiegend M., doch auch Ntr., vgl. Sa. und DWb., ein Schiff verlor den Hinterteil Blumauer (Sa.); den letzten Drittel Haller, Usong 108, dieser Drittheil Wi. II, 1, 92, 19, den Drittel und den Viertel Hebel 456, 31', den Dritteil ib. 28, 11. Urteilte) als F. erscheint noch anhd., vereinzelt selbst später, vgl. Leibniz, Unvorgreifl. Ged. 108. 109, Angel. Kauffmann bei Kl. Br. 234. Zeug als M. belegt Sa. noch aus Op., Haller, Drollinger, Geliert, Le., Sturz, Thümmel, Eichendorff, Börne, Gotthelf, Wildermuth. Ad. setzt noch der und das Zeug an, sucht aber Unterscheidungen aufzustellen. In der veralteten Bedeutung „Kriegsausrüstung" und „Heer", die auch bei Lu. erscheint, kommt es wohl nur als M. vor. Das M. hat sich außerdem in der Sprache verschiedener Gewerbe für bestimmte Spezialisierungen erhalten. Zink als M. bei Paracelsus, Mathesius (Weigand), Rollenhagen (Sa.). Nach Ad. der, anderswo das·
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III, 1. S u b s t a n t i a : Maskulina und Neatra.
Belege für das Ntr. bei Sa. Wtbes nam als Ntr. schon im Pass. Zweifelhaft ist es, ob Euter mit Recht als ursprüngliches M. angesetzt wird; entscheidende Belege fehlen. Heine (2, 389) gebraucht es als F. A s m . 2. Noch andere Wörter zeigen den Geschlechtswandel, doch so, daß in der Schriftsprache das M. die Alleinherrschaft behauptet hat. Altar: mhd. altmre, alter, ist durch Zurückziehung des Akzent» ganz eingedeutscht und wie andere Bildungen auf -aire als M. gebraucht; im Nhd. ist mit neuer Anlehnung an das Lat. auch das neutrale Geschlecht des Lat. neben dem M. eingeführt, als solches erscheint es Op. 149, 26. 98. 193. K. 122,1. 133, 15, Gryphiüs L. 355, 13δ. T. 230, 424, Lohenstein, Cleop. 465. 2092, Arm. 7a, Gil Blas 4, 75. 140, Hermes, Soph. R. 6, 329, Haller, Müser (Sa.). Amboß als Ntr. Stieler (Sa.), Chr. Weise, Erzn. .181. Anker: trotz lat. anchora im Deutschen von Anfang an M.; als Ntr. Schi. 1,275,30, Heine 2, 143. 4, 113, Nicolai, Ramler, Lewald (Sa.), in der Neuenheimer Schiffersprache (ZfdWf. 6,69). Enkel·, liebes Enckel Frau Rath 157, 23. Fleck als Ntr. Wi., Goe. (oft), Schi. (DWb.), Rückert 11, 455; Flecken als Ntr. Bode, Klinkers R. 3, 259, Möser (Sa.). Hag ursprünglich M., mhd. auch Ntr. im Wigalois und später, mhd. gewöhnlich M., anhd. Belege für das Ntr. im DWb., ein jüngerer aus Rückert bei Sa. ; v dazu zuweilen ein PI. Häger, s. DWb. Helm als Ntr. Amadis 83. 125, Op. K. 127, 41, Babo, Otto 132. Huf wird als Ntr. von Steinbach und Frisch angesetzt, nach Ad. ist es Ntr. „im Oberdeutschen und einigen anderen Gegenden". Kahn als Ntr. im DWb. aus Fleming, Gryphiüs, Eichendorff belegt. Kies wird als Ntr. von Maaler und Schottel angesetzt, vgl. auch ein schwartzes Kies Rachel 1, 395; doch ist es nicht ganz sicher, ob nicht das Ntr. das Ursprüngliche ist. Kloß nach dem DWb. zuweilen Ntr., belegt aus Fleming; dazu PI. Klößer. Klotz als Ntr. angesetzt von Stieler, als M. von Steinbach, der es aber doch selbst als Ntr. gebraucht (DWb.). Nach Ad. der, anderswo das. Vgl. das rieht - Klotz Gryphiüs T. 383, 236, das plumpe Klotz Le. 1, 265, 286, an ein besonderes Klotz ib. 9, 371, 4; der PI. Klötzer anhd. (DWb.). Krüppel: mein altes Ehekrüppel Eberl, Eipeldauer 77. Laib als Ntr. nach Sa. bei Prutz. Laich als Ntr. Stieler (DWb.), Gueintz 39, das Krötenlaich J. Paul, Fixlein 23. Lauch im DWb. als M. und Ntr. angesetzt und als M. (Ntr.) bei Sa. Das Ntr. belegt aus A. W. Schlegel, Rumohr (Sa.); dies Hauslauch Bürger 338, 50. Norden: das entfernte Norden, Rost, Vorsp. 349. Plunder ist alem. Ntr., so bei Platter (DWb.), Hebel 231, 8, G. Keller (Sa.). Reis (Getreideart) Ntr. in nordd. Umgangssprache. Sand als Ntr. anhd. und noch mundartlich, s. DWb. Schauer (Schutzdach): mhd. schür M. und Ntr.; nach dem DWb. südd. M., nordd. Ntr. Das Ntr. belegt aus Voß bei Sa. Beschluß: zwei Rathsbeschlüsse . . . das eine . . . das andere Wi., Cie. Schrank: einen Bücher-Schrank, welches Gil Blas 1, 220, ein angefülltes Silberschrank Bode, Yorick 3, 62. 121. Bleistift als Ntr. in nordd. Umgangssprache, wo man dafür noch das Blei sagt. Strick als Ntr. bei Arnim und Bodenstedt (Sa.). Das Zweck Rollenhagen III, 15, 38.
§ 40. Auch der umgekehrte Ubergang vom Ntr. zum M. ist nicht selten. Adel: anord. adal „angeborene Eigenschaft"
Schwanken zwischen Μ. und Ntr.
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Ntr., ahd. unbestimmt, mhd. Ntr., auch schon M., nhd. M. Band: ahd. Ntr., PI. bant und pentir, mhd. Ntr., nhd. auch M., aber allgemein nur in dem Sinne „gebundenes Buch", PI. Bände; Einband, Verband sind junge Bildungen zu den entsprechenden Verben, von Hause aus M. Bau: anord. bü Ntr., ahd. bu bei Otfrid M., mhd. Ntr. und M., nhd. M. Bloch·, mhd. block Ntr., PI. blocker, auch nhd. Block zunächst noch Ntr., in der jüngeren Sprache M. Daus: mhd. iüs Ntr., auch nhd., doch in nordd. Umgangssprache M., allgemein auf Personen bezogen: ei, der Daus! Dienst: ahd. dionost Ntr., mhd. dienest Ntr., überwiegend M., nhd. M., nur landschaftlich auch Ntr. Verdienst: zuerst mnd., hochd. seit dem 15. Jahrb., schwankend zwischen Ntr. und M., jetzt mit Differenzierung der Bedeutung: der Verdienst „Arbeitsertrag", sonst das. Eiter: mhd. und anhd. Ntr., jetzt M. Efeu: ursprünglich Ntr., auch noch nhd., doch herrscht jetzt das M. Gau: mhd. Ntr., so auch nhd., wo es noch in der Volkssprache lebendig ist, gewöhnlich in der Form Gäu. Das M. seit dem 17. Jahrb., von Norddeutschland ausgehend, erst allmählich neu belebt. Gips nach lat. gypsum wohl ursprünglich als Ntr. anzusetzen; spätahd. und mhd. ohne erkennbares Geschlecht, als Ntr. bei Goe., jetzt M. Über Gott vgl. § 23. Häcksel, vom Norden in die Schriftsprache gedrungen, seiner Bildung nach ursprünglich Ntr., als Ntr. und M. belegt, jetzt M. Harnisch, mhd. harnasch Ntr., spätmhd. auch M., als Ntr. noch anhd. Honig: gemeingerm. Ntr., auch nhd. noch häufig bis gegen 1800, jetzt M. Hort: got. huzd, anord. hodd Ntr., ahd. Ntr. nach Akk. PI. kort, mhd. M. (nach Schatz?). Verkehr: junges Wort, im 18. Jahr, noch Uberwiegend Ntr., jetzt M. Kehricht: ursprünglich Ntr., M. erst seit dem 18.Jahrh. Knäuel, (Knaul): mhd. kliuwel Ntr., M. seit dem 17. Jahrh., woneben aber auch das Ntr. nicht ganz verschwunden ist. Kot: mhd. quät, Mt als Substantivierung des nd. Adjektivums quat „schlecht" ursprünglich Ntr., nhd. zunächst schwankend zwischen Ntr. und M., dann nur M. Leib ist as.-ags. und noch jetzt nd. Ntr., ahd. Ntr., jünger auch M., mhd. M. Lein: ahd. lin Ntr. wie in den übrigen altgerm. Dialekten, mhd. M. Lohn got.-anord. Idun, ags. lean Ntr., ahd.-mhd. Ntr. und M., jetzt M., doch häufig auch Ntr.. wo es Bezahlung für geleistete Arbeit bedeutet. Malter: mhd. von den Wbb. als Ntr. angesetzt
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III, 1. Substantia: Maskulina und Neutra.
ohne beweisenden Beleg, nhd. zwischen Ntr. und M. schwankend. Mord: altgerm. Ntr., mhd. Ntr., aber um 1200 auch schon M.; das Ntr. neben dem M. noch anhd. Münster: mhd. Ntr. wie lat. monasterium, nhd. daneben M. Mut: got. unbestimmt, ags. Ntr., doch anord. möör M., as. Μ. (meist Geschlecht unbestimmt), ahd. Ntr., doch nach dem PI. muota auch M., mhd. M. Panzer: mhd. panzier Ntr., das Ntr. noch anhd., jetzt M. Pult: mhd. pulpet wohl mit Recht als Ntr. angesetzt nach lat. pulpitum, auch nhd. Ntr., seit dem 17. Jahrh. auch M. Saft: mhd. saf Ntr., anhd. schwankend, jetzt M. Sang: ahd. Ntr. (doch got. saggws M.), mhd. Ntr., früh auch schon M., nhd. M. Fester hat das neutrale Geschlecht an Gesang gehaftet; das Ntr. tiberwiegt im Müd. und erhält sich auch lange im Nhd., bis jetzt im Bair. Schmelz: mnd. smelt Ntr., mhd. ohne entscheidenden Beleg, M. seit dem 18. Jahrh. Schmer: erst seit dem 18. Jahrh. zuweilen M. Schrein: in den altgerm. Dialekten Ntr. wie lat. scrinium\ mhd. schrin schon tiberwiegend M. Sinter: anord.-ags. Ntr., ahd. unbestimmt, mhd. Ntr., nhd. M. Speck: anord.-ags. Ntr., ahd. unbestimmt, mhd. M. und Ntr., ebenso im Nhd., doch gilt das M. als das Korrekte. Speer: ahd. wie ags. und anord. Ntr., mhd. Ntr., M. erst vereinzelt, nhd. schwankend, jetzt M. Spuk: mnd. Ntr., vereinzelt M., jetzt M. Stahl: anord. stal, ags. style Ntr., ahd. unbestimmt, mhd. und anhd. Ntr. und M., später nur M. Talg: mnd. Ntr., nhd. zunächst schwankend, jetzt M. Tau: anord. dpgg Ntr., mhd. Ntr., md. auch M., nhd. M., oberd. noch Ntr. Teer: erst nhd. aus dem Nd., ndl. teer Ntr., ags. teoru Ntr. (anord.
tjara
F.), auch nhd. zunächst Ntr., dann M. Teller: zuerst spätmhd. ale Ntr., jetzt M., doch stidostd. noch Ntr. Tempel: ahd. tempal nach PI. tempal als Ntr. anzusetzen, dem lat. templum entsprechend, mhd. Ntr. und M., nhd. M. Trank: got.-ahd. Ntr., mhd. Ntr. und M., anhd. Ntr., noch bei oberd. Schriftstellern. Tuch: mhd. tuoch Ntr., nur vereinzelt M., mnd. dok M., nhd.
Ntr., aber nordd. auch M., jedoch nicht als Stoffbezeichnung. Wall mhd. (md.) Ntr. wie lat. vallum, auch noch anhd. Wickel: als Fortsetzung des ahd. Dim. wickili(n) Ntr., nhd. M.
Wucher:
got. unbestimmt, anord. okr Ntr. (ags. wocor F.), ahd. und mhd. Ntr. und M., nhd. M. Zauber: anord. taufr Ntr., ahd. zoubar Ntr., mhd. Ntr. und M., nhd. M. Zweig: ags. twig, ahd. zui
Schwanken zwischen Μ. und Ntr.
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und euig N., mhd. zwt Ntr., zwic Ntr. und M., nhd. M., doch sttdostd. auch noch Ntr. Zwerg: mhd. twerc, gewöhnlich getw'erc Ntr., md. auch Μ. (M. auch anord. dvergr, ag8. dveorg), nhd. M. Hierher gehört wohl auch Tadel, das im Mhd. Ntr. und M., nhd. nur M. ist; vielleicht auch Rotz, das im Mhd. und Anhd. Ntr. und M. ist, und Wandel, das im Mhd. tiberwiegend Ntr., aber auch M. ist, nhd. nur M. Zweifelhaft kann man sein, ob das junge Wort Versteck ursprünglich, wie jetzt üblich, Ntr., oder wie auch häufig, M. ist. Ähnlich verhält es sich mit Wirrwar, nur daß das M. jetzt zur Herrschaft gelangt ist. Willkommen ist als Substantivierung des adjektivischen Grußes ursprünglich Ntr., wird aber jetzt häufig als M. gebraucht unter dem Einflüsse des nur als M. vorkommenden Willkomm, welches auf mhd. willekome sw. M. zurückgeht, das ein Nomen agentis zu kommen ist, vgl. Nachkomme. Manche alte Lehnwörter, die im Lat. Ntr. sind, erscheinen von Anfang an als M.: Brief aus lat. breve, Flegel aus flagellum, Körper aus corpus, Most aus mustum, Funkt aus punctum, Scepter aus sceptrum (später auch wieder Ntr.), Segen aus signum, Spiegel aus speculum, Wein aus vinum, Becher, ahd. behhäri aus bicarium, Psalter, ahd. saltäri aus psalterium, Weiher, ahd. tvi(w)äri aus vivarium, Zoll aus telonium. Über Estrich vgl. § 39, über Altar ib. Anm. 2. Anm 1. Band als M. in anderem Sinne als dem oben angegebenen: Brockes, Moser, Winckelmann, preußische Proklamation 1813 (DWb.), Schottel, Ramler (Sa.), daß er den Band von seiner Wunde riß Hink. Teufel 306, den Ordensband H. Kleist 5,88, 24, der stärkste Band des Fasses ETA. Hoffmann 2,234. PI. Bände in einem Sinne, der sonst nur für das Ntr. gilt, bei Eppendorf, Weichmann, Stilling, v. Horn (Sa.). Verband als Ntr. das Reichsverband Tieck 24,466. Bloch als Ntr. H. Sachs,.PI. Blöcher Eppendorf, Fischart, J. Paul (Sa.). Ad. bezeichnet das Block als oberd. Dienst von Steinbach als Ntr. nnd M. angesetzt. Das Ntr. in Znss.: Pfarrdienst Chr. Weise, Erzn. 185.186, Hirtendienst Günther (DWb.), Schuldienst Rabener (Sa.). Verdienst sohwankt schon bei Lu. zwischen M. und Ntr. Maaler, Stieler, Steinbaeh setzen es als M. an, Frisch als Ntr. Goe. braucht die Formen noch untermischt, s. DWb. Belege iür das M., wo jetzt nur das Ntr. gilt: Haller, Usong. 42.150. 383, E.Schlegel 186, 2, Ph.Kaufmann, Ende gut III, 6, 63; Ntr., wo jetzt das M. üblich ist: andern das Verdienst wegzuschnappen W.Alexis, Ruhe 4,206. Eiter noch als Ntr. bei Haller, als M. schon bei Kirchhof (DWb.) Ad.: „der, oberd. das". Efeu als Ntr. bei Eppendorf, GeSner, A. W. Schlegel (Sa.). In den Zuss. von Gav, (Oäu) herrscht in der Volkssprache das Ntr., in der gelehrten das M.
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III, 1. SubstaDtiva: Maskulina und Neutra.
abgesehen von Allgäu, das auch nur in der umgelauteten Form gebraucht wird. Goe. sagt auch das Rheingau Br. 26,26. 25,18, 23, ins Rheingau ib. 36,19. Gips als Ntr. Goe. Br. 23, 234, 23. Honig als Ntr. Lu., Maaler (neben M.), Hohberg (neben M.), Günther, Goe. (neben M.) nach DWb., Franck, Schaidenreißer, Ryff nach Sa., vgl. ferner Op. 15, 8, Lohenstein, Cleop. 3369, Banise 247,37, Heinse 2,11. Ad.: Ntr., M. „in einigen Gegenden geltend". Harnisch als Ntr. Schaidenreißer (neben M.), Berlichingen, Zinkgref (Sa.), Micrälius (DWb.), Olinger der vel das Harnisch. Verkehr als Ntr. bei Kant, Herder, Bürger, Knigge, Ifflaud (DWb.); Heloise 4, 125, Bode, Yorick 1,144, Mont. 2,145. 3, 209, Forster, Sehr. (Leitzm.) 24,23, J . P a u l , Komet 252; als Ntr. und M. Goe. (DWb.). Kehricht Ntr. Chr. Weise, Mach. 25,14, noch bei Goe. neben M. (DWb.), andres solches Auskehricht Wi., Cie. Als Ntr. wird Knäuel angesetzt von Schöpf, Stieler, Frisch, als M. von Schottel, Rädlein, Steinbach, Harnisch. Ad.: „das, anderswo der". Als Ntr. gebrauchen es Schi, (neben M.), J . P a u l (DWb.), als M. Winckelmann, Lichtenberg, Reiske, Goe., Voß, Klinger, Engel, Rückert, Droysen (DWb.). In der nordd. Umgangssprache ist das Knaul (Garn) üblich. Kot als Ntr. Keisersberg (neben M.), Paracelsus, Lu. (neben M.), S. Frank, Reiflner, Heros, Fischart, Rist (DWb.), Ryff, Stumpf, Zinkgref, Logau, Hammer (Sa.); Maaler setzt Ntr. an, braucht aber auch M. Ahd. lib ist Ntr. bei Otfrid und Tatian, M. bei Notk.; über den PI. Leiber vgl. § 23. Schnürleib ist Ntr. in nordd. Umgangssprache, von Sa. belegt aus Canitz. Für Lohn als Ntr. in dem oben angegebenen Sinne viele Beispiele bei Sa., aber daneben auch für M. Gottsched setzt an der Lohn praemium — das Lohn merces. Ad. erklärt nur der Lohn für korrekt. Das Ntr. in einem Sinne, in dem wir jetzt nur das M. brauchen, wird im DWb. aus Op. belegt, vgl. noch zu schlechtes Lohn für solche Treu und Dienst Rachel 4,177, den selbsterwehlten Tod, das letzte Lohn 6, 480. Das Schwanken erstreckt sich auch auf die Zuss. Ad. gibt als M. an Arbeits-, Gnaden-, Hüther-, Leser-, Dienstlohn Q. S. f., als Ntr. Bethen-, Gesinde-, Wochen-, Fuhr-, Macher-, Druckerlohn u. s. f., letzteres allerdings mit Mißbilligung. Bei den meisten überwiegt wohl jetzt das M. Belege für das Ntr.: Botenlohn Schröder, Stille Wasser 80, Kotzebue 14,110, J.Paul, Belustigungen 124, Briefträgerlohn Le. 1, 368, 5, Hirtenlohn Musäus2,8, Macher- und Schneiderlohn J. Paul, Siebenkäs 393, Schneiderlohn Hermes, Soph. R. 2,188. PI. früher Lohne, jetzt Löhne, das noch Ad. mißbilligt. Malter setzt Ad. als Ntr., Sa. als Ntr. (M.), das DWb. als Ntr. und M. an; das Ntr. belegt bei Logau, Möser, Auerbach (Sa.), das M. bei Voß (Sa.). Mord als Ntr. noch bei H. Sachs, Schwarzenberg, Maaler, Zimm. Chron. (DWb.), Stumpf (Sa.), Aventin (Molz). Der PI. anhd. auch mit Umlant Mörde Augsb. Chron., Aventin, Mathesius, Zincgref, Op. (Molz), Gryphius T. 173,680, Squenz 18. Münster als M. nach Sa. bei Goe., Gutzkow, Guhrauer, Kohl, Monatsbl. Ad. „das, anderswo der". Muot als Ntr. zuletzt belegt bei Diemer, Ged. 276,18. 328. 21. Panzer als Ntr. noch bei Lu., Schard zu Aventin, Heyden (DWb.), als M. bei Fischart, Op. (DWb.). Pult als M. von Schöpf und Stieler angesetzt; viele Belege bei Sa. Saft als Ntr. noch bei Op. (DWb.). Gesang als Ntr. Fischart, Spee, Geßner, Oken (Sa.), ein ungemeines lob-
Schwanken zwischen Μ. und Ntr.
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gesang Weckherlin 14,39, ein Lobgesang, das . . Friedel, Christel und Gretch. 37. Ad.: „der, anderswo das". Frisch versucht eine Unterscheidung: das Gesang actio canendi — der Gesang cantilena. PI. Gesänger bei Abr. St. Clara (Sa.), Hohberg, Metzger, Harsdörfer (DWb.), noch südostd. Schmelz ist mhd. nur in der Zus. goltsmelz nachgewiesen, unbestimmten Geschlechts. Schmelz als Ntr. wird noch von Frisch angeführt, nach Steinbach ist es M. Ad. „der, anderswo das". Schmer wird im DWb. als Ntr. und M. angesetzt, letzteres belegt aus Le. Ad. gibt an „das, anderswo der", Sa. Ntr. (M.). Mundartlich erscheint auch das Fem. (DWb.). Sinter ist als Ntr. im Servatius belegt. Wie das mhd. Wb. dazu kommt, es als M., und Lexer, es als M. und Ntr. anzusetzen, weiß ich nicht. Speck als Ntr. Alsfelder Passionsspiel, Schottel, Kachel, Hagedorn (DWb.), jetzt in nordd. Umgangssprache. Ad. „der, anderswo das". Speer als Ntr. nach Sa. bei Murner und Görres, Amadis 348, Schottel. Ad. „der, anderswo das". Spuk als Ntr. noch bei Bode, Klinkers R. 3,119, als M. schon bei Gerhard v.Minden. Belege für das Ntr. Stahl aus dem 17.Jahrh.: Birken, Rist, Lohenstein (DWb.), ein scharf gewetztes Stahl Rachel 7,448. Talg als Ntr. Nemnich, als M. Paracelsus, Lohenstein, Oken (DWb.) Ad.: „der, anderswo, und selbst im Hochd. das". Tau als Ntr. Maaler, Senter, Haller. Gotthelf (DWb.), Cysat Nr. 77, Parn. boic. 1,182. Ad.: „der, anderswo das", Teer als Ntr.: ein balsamisches Teer Zachariä, Phaeton 4,26. Ad. kennt nur das M. Teller als Ntr. auch bei Grillp. 20,211: eine vor Schindlers Teller, eine vor das seine·, PI. Tellern in nordd. Umgangssprache. Trank als Ntr. Zwingli, Ryff, Franck, Abr.St.Cl. (Sa.). Tuch als M. Brockes, Immermann, MUgge (Sa.); diesen Schnupftuch Jul. v.Braunschw. 552, den Tuch Tieck, Qtiix. 2, 289; jetzt in nordd. Umgangssprache, wo auch Handtuch als M. gebraucht wird. Ein M. mal, das doch wohl = lat. vallum sein wird, erscheint schon im Heliand. PI. anhd. Walle, später Wälle. Zweig als Ntr. Raimund 2,231, Zweige Ntr. Parn. boic. 3,417. Schmeller: „das, auch der Zweig". Über Rotz als Ntr. s. DWb. Versteck als M. bei Brentano, Bettine, Immermann, Hauff, Grillparzer, Freytag (DWb.), W.Alexis (Sa.), Holtei 17,220, Gutzkow, Zaub. 2,80, Spielhagen 9,124. Besteck ist nnr Ntr. Wirrwarr als Ntr. Ramler, Gotthelf (Sa ), Herder bei Kl. Br. 310, M. Le., Goe. u . a . Willkommen als Ntr. Engel, Lewald, Waldau (Sa.), M. Tieck, Quix. 1,122, Uhland, Kerner (Sa.); M. und Ntr. Goe. (Sa.). Im Sinne von „Willkommentrunk" wird es wohl nur als M. gebraucht, bei Sa. belegt aus Musäus. Lu. (Sa.) sagt noch: solchen ist der Tod nicht schrecklich, sondern ein lieber Wilkome, also = „einer, der der Neigung entsprechend kommt". Punkt erscheint allerdings zuweilen auch als Ntr., aber wohl nor infolge gelehrter Reflexion: dat punct Mone (Lexer), dieses Punkt Haller (Sa.). Ad.: „der, anderswo richtiger das". Anm. 2. Als M. kommen auch vor: Verdeck, Schikaneder 1,184 Chamisso 309,27; nach dem DWb. ist das M. livländisch.' Gedeck ist nur Ntr. Dickicht Döbel, Bürger (Sa.), Hagedorn 2, 184. Ding landschaftlich von Personen, öfter der Dingsda. Garn : in den Garn Hofmannsw. K. 90,10, 21. Heft, ahd. hefti, mhd. hefte Ntr., wie noch nhd., wo es aber
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III, 1. Substantia: Feminina.
auch als Μ. erscheint: den Heft (desDegens) Hink. Teufel298; für zusammengeheftete Blätter: Nicolai, Notha. 3,76, Goe. 20,238,4. 36,6,16, Br. 21,68,20. 26,176,15. 27,141,1. 28,66,6, Kotzebue 6,49, Fouqu6, Zaub. 2,19. Kinn als M. Trochus, Petri, Werder, Greilinger, noch nd. (DWb.). Koller = mhd. kollier aus frz. collier im DWb. angesetzt als Ntr., zuweilen M. Als M. (Goller) belegt bei Schi. Laken Op., Goe., Platen (DWb.), Musäfls 1,194. Leck : keinen zu großen Leck Gutzkow 10,142. Lob mhd. bei Hartmann, nhd. kleinen Lob Heymonsk. 142. Mark Haller (Sa.), Claudius 1,25. Moor Fouqu6, Sigurd I. Moos mhd. vereinzelt (Ges. Abent.), nhd. Fleming (DWb.), Steinbach, M. und Ntr. Döbel (Sa.), Frisch (DWb.). ÖZlandschaftl. nach Sa., nordd.; belegt bei Claudius 1,92; Steinöl, welcher Brockes (Sa.). Reisig Fouqu6 2,30. Rund Fouqu6, Zaub. 1,197, 3,129, Fleming (DWb.), Baggesen, Gotthelf (Sa.). Sieb Brockes, Oken (DWb.), Stieler das und der Sieb-, Fem. bei Fischart (DWb.); Tal mhd. bei Jeroschin, Livl. Reimchr., Pass., nhd. Lu., Mathesius, Olearius, Gryphius, Brockes, Bodmer (Sa.), Werder, Eol. 13,99; noch bei BretzDer, Liebhaber 49; der und das Tal setzt Gueintz an; mein seidner Wams Arnim 1,56, den Wams ib. 1, 134. 9,265. Wrack : den gescheiterten Wrack Tieck 28,237. Wunder Moscherosch (Sa.); da sähe ich meinen Wunder Simplic. 499. Stelzbein als Personenbezeichnung wird als M. gebraucht bei Tieck 28,351. Anm. 3. Selbst Diminutiva erscheinen zuweilen als Maskniina. Zipperlein Eyb. 1,85,17, H.Sachs (Sa.). Jünglein, Junglin Heymonsk. 4. 25. 71. 72 u. 1. schon im Buch der Beisp. 170,18; Sa. belegt es ans Rollenhagen und Lichtwer. Für das Ntr. bringt Sa. den frühesten Beleg aus Ryff. Anm. 2. In allen drei Geschlechtern erscheint auch Kitt-, ahd. cuti, mhd. kütte wird als M. angesetzt nach der jetzigen Schriftsprache, könnte
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III, 1. Substantiva: Fremdwörter.
aber ebensogut Ntr. sein. Als Ntr. wird Kit im Bremer Wb. angesetzt und auch im Parn. boic. 1, 140 steht das Kütt. Kütte oder Kitte als Fem. verzeichnen nach dem DWb. Comenius, Schmotther, Frisch, Kramer, Ad., Krtinitz, und so braucht es Rttckert 1, 31. Schwiele geht zurück auf ahd. 8ujilo sw. M., woneben swil Ntr. Das M. ist noch anhd. und muartl. (s. DWb.). Als F. wird es zuerst von Maaler angesetzt und zwar in der Form schwülen. Neben Gemse F. aus ahd. gami$a erscheint in bair.-österr. Mundarten Gems, Gams als Μ. oder Ntr. (DWb.). Gems als M. kommt auch in der Literatur vor, ζ. B. bei Herder (DWb.), vgl. noch ein fetter Gems Thom. Jones 4, 25, mit einem Gems ib. 26.
Fremdwörter. § 76. Die frühzeitig aus anderen Sprachen entlehnten Wörter Bind schon im Vorhergehenden behandelt, da sie die Schicksale mit den echt deutschen geteilt haben. Hier behandeln wir besonders die jüngeren Entlehnungen, an denen sich meist noch Spuren des fremden Ursprungs erhalten haben. Eine scharfe Grenzlinie ist freilich nicht zu ziehen. Die Hauptmasse der Fremdwörter ist aus dem Lat., aus dem Griech. meist durch die Vermittlung des Lat. und aus dem Franz. entlehnt. Da die meisten der dem Lat. entstammenden Wörter auch in das Franz. übergegangen sind, so ist es nicht zu verwundern, daß ihre Lautgestaltung durch beide Sprachen beeinflußt ist. § 77. In der Gelehrtensprache der früheren Zeit sind manche Wörter und Wortverbindungen genau in der Form und mit der Flexion der fremden Sprache aufgenommen. Unser jetziges Gefühl leidet dergleichen im allgemeinen nicht mehr. Doch braucht man in grammatischen Schriften Verbindungen wie Nominativus Singularis, Indicativus Praesentis, Accusativus cum Infinitivo. Ferner hat sich in der Lutherschen Bibelübersetzung der Gebrauch erhalten, die Eigennamen lateinisch zu flektieren, vgl. Sprüche Salomonis, Evangelium Lucae, Epistel Pauli, Matthaei am letzten, Jesum, Christum etc. Sonst ist Einzelnes in die allgemeine Sprache übergegangen, ζ. B. corpus delicti, casus belli, captatio benevolentiae, nervus rerum, vox populi, lapsus linguae, status quo, anno domini, modus vivendi, terminus a quo, ante quem, post quem, terminus technicus, vis maior, homo sapiens, perpetuum mobile, cum grano salts, mutatis mutandis, re bene gesta, deus ex machina.
Nominativform.
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§ 78. Bei der wirklichen Einbürgerung kommt zunächst in Betracht, wie sich der Nom. Sg. im Verhältnis zu dem lat. oder franz. Grundwort gestaltet hat. Bei den franz. Wörtern macht die unveränderte HerUbernahme keine Schwierigkeit, weil es an einer eigentlichen Kasusendung fehlt. Zu bemerken ist nur, daß das jetzt stumme auslautende e der' älteren Aussprache gemäß bei der Aufnahme, wo sie nicht in ganz neue Zeit fällt, beibehalten ist, mitunter allerdings, gerade wie in einheimischen Wörtern, später abgefallen. Dagegen haben viele lat. Wörter ihre Endung eingebüßt. Unverändert aufgenommen sind solche, die im Nom. Sg. keine Kasusendung enthielten, sondern nur die reine Stammform. Dahin gehören viele Neutra der 3. Deklination, so die auf -en wie Nomen, Omen, Examen, die auf α wie Drama, Klima, Komma, Panorama, Phlegma, Stigma, Thema (doch Abwerfung in Epigramm Anagramm, Programm etc., Axiom, Diadem, Diplom) und andere wie Genus, Career; ferner die zahlreichen Maskulina auf -or wie Doktor, Pastor, die auf -ter wie Magister, Minister und manche andere wie Consul. Die Feminina der 1. Deklination sind in der ältesten Zeit unverändert aufgenommen. Das auslautende α hat sich dann im Mhd. zu e abgeschwächt. Ihnen haben sich Entlehnungen aus dem Franz. zugesellt, in denen die Abschwächung schon vollzogen war. Später ist dann, wohl mit unter französischem Einflnß, gleich bei der Aufnahme e statt des lat. α eingesetzt. In der jüngeren Entwicklung ist das auslautende e abgefallen, vgl. ζ. B. Natur[e), Person{e). Die im Lat. auf -da, -tia ausgehenden Wörter sind in das Deutsche ohne das i übergegangen unter Einwirkung des franz. -ce. Jetzt haben sie auch das auslautende e eingebüßt, vgl. Provinz, Konsequenz, Korpulenz, Arroganz, Eltganz. Sonst haben die Wörter auf -ia, meist unter Einfluß des Franz., auch entgegen der lat. Betonung den Akzent auf das i gezogen mit Dehnung desselben. Im Mhd. gehen sie auf -ie aus, woraus nhd. -ei entstanden ist, vgl. melodie — Melodei, die jüngeren Entlehnungen haben die Endung -ie (gesprochen i), vgl. Philosophie, Energie etc., woran sich auch wieder Melodie angeschlossen hat. Doch abweichend behandelt mit Beibehaltung der lat. Betonung sind Arterie, Serie, Materie, Komödie, Tragödie, Linie. Die Maskulina der lat. 1. Deklination
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III, 1.
Substantiva: Fremdwörter.
haben auch das a in e verwandelt und infolge davon sw. Deklination angenommen, vgl. Kollege, meistens haben sie jetzt das e eingebüßt, vgl. Poet, Planet, Patriarch, Aristokrat, Sophist und die übrigen zahlreichen Bildungen auf -ist. Von den Wörtern auf -us nach der 2. und 4. Deklination haben die in früherer Zeit aufgenommenen die Nom.-Endung verloren, vgl. ζ. B. Chor (schon mhd. Mr), Staat, Puls, dagegen haben jüngere ursprünglich zweisilbige Wörter die Endung bewahrt, vgl. ζ. B. Kasus, Modus, Humus, Typus, Cultus, Typhus, Zirkus, ferner jRadius, Genius, Portikus, Syndikus, Physikus (jetzt nur als Bezeichnung eines ärztlichen Amtes) und die Wörter auf -ismus, neben denen aber früher Formen mit Abwerfung des -us standen. Sonst ist Abwerfung üblich, sogar gewöhnlich bei den grammatischen Bezeichnungen wie Nominativ, Infinitiv, auch ein vorhergehendes i ist geschwunden in Bildungen wie Aktuar, Referendar, woneben Entlehnungen aus dem Franz. stehen wie Sekretär. Doch manche Wörter haben wie die Maskulina der 1. Deklination ein e angenommen mit sw. Flexion, vgl. Pädagoge, Demagoge, Philologe usw., die meisten haben ihr e verloren wie Advokat, Kandidat, Vagabund. In manchen Fällen ist eine weitergehende Eindeutschung erfolgt durch Anfügung des Suffixes -er, vgl. Physiker, Techniker, Plebejer. Besser als die Maskulina haben die Neutra auf -um ihre Endung bewahrt. Man merkt dies besonders an den grammatischen Ausdrücken wie Substantivum, Verbum, Äktivum, Futurum, Perfectum, Adverbium, Gerundium, woneben allerdings Subjekt, Objekt, Prädikat stehen. Auch sonst ist die Beibehaltung des -um häufig, vgl. ζ. B. Publikum, Individuum, Stadium, Diarium, Evangelium. Daneben steht aber auch Abwerfung: Moment, Testament, Regiment. Wörter auf -ium haben dabei unter Einwirkung des Franz. auch das i eingebüßt, das dann in der PI.-Bildung wieder hervortritt, vgl. Prinzip, Kolleg (neben Kollegium), Privileg (neben Privilegium), PI. Prinzipien etc. Von Wörtern der 3. Deklination verlieren die ursprünglich zweisilbigen auf -is diese Endung gewöhnlich nicht, vgl. Basis neben Base, Dosis, Praxis, Skepsis, dagegen mehrsilbige wie Singular, Plural. Die Neutra auf -e verlieren dasselbe, es bleibt aber bei schwacher Pl.-Bildnng als i, vgl. Material, Mineral, PL Materialien. Anderseits ist in einigen
Nommativform.
Flexionslosigkeit.
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Gruppenf die im Nom. Sg. nicht vollständig vorliegende Stammform der übrigen Kasus zugrunde gelegt, jedenfalls wieder unter französischem Einfluß. So entsprechen den lat. Wörtern auf -io — franz. -ion deutsche Formen auf -ion, Eeligion etc. Die auf lateinische Partizipia Praes. zurückgehenden Substantivbildungen gehen wie im Französischen auf -t aus, vgl. Adjutant, Intendant, Student, Abiturient, Kontinent, Kontingent usw. Den lat. Femininen auf -tas, G. -tatis entsprechen jetzt solche auf -tat. wofür in der älteren Sprache -tat, vgl. Trinität = mhd. trinität, Majestät; das jüngere ä kann wohl nur auf franz. Einfluß beruhen. Auch Wörter wie Nomade, Monade, Dryade gehen auf die obliquen Kasus unter franz. Einfluß zurück. Anin. 1. Auffallend ist die Beibehaltung des lat. α in Prosa, woneben früher auch Prose ganz gewöhnlich war. Könnte italienischer Einflaß mitgewirkt haben? Sicher ist derselbe wohl bei Skala. Anm. 2. Belege für die Verkürzung der Wörter auf -ismus: Despotism Herder 4, 420, Dilettantism Schi. 10, 257, 20, Dualism Goe. II, 1,345, 13, Enthusiasm Wi. 25, 180. Schi. Br. 3, 183, Galvanism Schi. Br. 5, 409, Goe. II, 3, 222, 13, Idiotism Herder 4, 306 (Idiotisme ib. 1, 162), Katechism Le. 5,342, 38, Herder 4,381, Lakonism Wi. 2 5 , 1 1 1 , Magnetism Schi. Br. 3,352, Naturalism Schi. 14, 7,27, Parallelism Goe. Br. 27, 141, 7, Patriotism Wi. 25, 144. 179, Provinzialism Goe. 22,98,25, Rheumatism Schi. Br. 3, 435, noch jetzt in volkstümlicher Sprache weit verbreitet. Ad. verwirft die Verkürzung (Lehrg. 1,489).
§ 79. Die mangelhafte Assimilation der Fremdwörter zeigt sich zuweilen darin, daß sie unflektiert bleiben. Häufig unflektiert erscheint das auch im Lat. flexionslose Interesse, aber auch manche andere Wörter. Anm. 1. Vgl. Deines höllischen interesse Simplic. 478, eines großen interesse ib. 499, des Interesse Gil. Blas 2, 275. Le. 9, 255, 21 u. ö., Karl Le. (Le. 21,23,24), des wahren Interesse Herder 17,63.14,120, diese verschiedenen Interesse 14, 125, der Staatsinteresse (G.-Pl.) 18, 282, seines Interesse Wi. 27, 6. Goe. 40, 68, 14, eines historischen Interesse Goe. Br. 24, 252, 24, des Interesse Schi. 10, 37, 22. 129, 17. 15», 107, 14, Br. 2, 11. 6, 338, seines Interesse Br. 5, 386, unseres Interesse Schi. 10, 211, 27, alles sinnlichen Interesse 10,228,2, des Privatinteresse 10,174,25 (doch auch Interesses Br. 1,231), des Interesse J.Paul, Jubels. 60, 1, Katzenb. 29; des Drama Le. 7, 438, 2. 9, 331, 14. 333, 4. 363,3. 10, 18, 8, Wi. Merk. 3, 131, Herder 4,309. 310. 18,396. 23,349 u. ö., Ayrenhoff, Lustsp. 145.148, ETA. Hoffmann 2, 253, Grillp. 19, 152, unsers Drama Heinse 4, 25(, des Melodram Gutzkow (Görtz. 1,8), des Klima Le. 5, 144, 5, Wi. II, 1, 337, 3. 3, 515, 13, Herder 13,190. 230. 284. 18,273 u. ö , J.Paul, Belustigungen 64, des Englischen Klima Thom. Jones 3, 279, des Canape Wi. Merk. 5,68
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III, 1. S u b s t a n t i a : Fremdwörter.
(= Canapees W. 7, 28), des Cherub W. Alexis, des Cherubim Le. (Görtz. 1, 8), des Costume Meißner Sk. 4,248, jedes Costume Herder 18, 51, des Kostüme Schi. 38, 2, des Chor Goe. Br. 25, 284, 2, des Schlußchor ib. 222, 7, des Derwisch Le. (Görtz.), des Dolmetsch Grillp.,' Ottokar (Görtz.), eines Echo Wi. 13,67, des Etui Hermes, Soph. R. 2, 365, des Facsimile Goe. Br. 26,143,11, eines dichterischen Genie Wi. II, 3, 563, 3, des Genie Hermes, Soph. R. 1,143, des weiblichen, aber feinsten Genie ib. 6, 413, des alten Gourmand Sealsfield (Görtz.), des Harlekin Le. (Görtz.), keines Jnkognito J. Paul, Komet 170, des Kaffee Nicolai, R. 1, 260, des Lizentiat Bretzner, Eheprokurator 10, des Magnetism Schi. Br. 3,352, Ihres Herrn Oncle Schi. Br. 6, 389, des Ocean Bechstein (Görtz. 1,6), des Papa Stephanie, Werber 109, des seligen Papa Iff land, Mündel 6, Sealsfield (Görtz. 1,8), des Papagei W.Alexis (Görtz.), des Parterre Schi. Br. 1,42, des Plateau Spielhagen 9,223, des Athenäum Goe. Br. 15,92, 11, des Publikum Herder 1,134, eines Rheumatism Schi. Br. 3, 435, des Sofa A. Wall (DWb.), des Talisman Wi., Idris 2, 26 (später Talismans). Herder bemerkt 4, 303: „Bodmer ist daftlr, daß man Elysium's sagen solle; ich weiß nicht, ob, wenn bei solchen Deklinationen die Farbe des Ungewöhnlichen weg sein wird, man nicht Elysiens sagen werde. Ich nehme die Wörter aas, wo solche Verdeutschung nicht angehet: sollte da aber nicht ζ. B. des Publikum statt des Publikums genug sein?" A n m . 2. Hie und da findet man Flexionslosigkeit auch bei einheimischen Wörtern, vgl. zu des Fräulein Vergnügen Haller, Usong 20; eines Mädchen Schlefter, Eilfertige 36, des waren leben Murner, Badenf. 27, 47. Bei Lu. fehlt öfter η iin Dat. PL: bretter, heuser ete. (Florer 39). § 80. Lateinische F l e x i o n findet außer d e n in § 77 ang e g e b e n e n F ä l l e n noch V e r w e n d u n g bei der P I . - B i l d u n g mancher N e u t r a , vgl. Nomina, Examina, Themata (neben Themen), Klimata, Kommata, Schemata, Genera, Tempora, Jura (gewöhnlich k a u m noch als PI. empfunden), Verba, Adverbia, Substantiva, Perfekta, Futura, Individua (neben Individuen), Kollegia u. a. U n t e r den Wörtern auf -us ist w o h l nur von Modus die lat. P I . - B i l d u n g Modi üblich. Genitive nach lat. Art sind nicht g e b r ä u c h l i c h , von D a t i v e n höchstens solche nach der 2., aber nicht nach der 3. Deklination. Für d e n Gen. v e r w e n d e t man g e w ö h n l i c h die N o m . - F o r m (also ζ. B. der Verba, der Examina), für den D a t . lieber die d e u t s c h e E n d u n g -en, w o f e r n man ihn nicht ganz vermeidet. An m. Von einigen aus dem Ital. entlehnten Wörtern auf -o sind ital. Pl.-Endungen auf i in Gebrauch: Colli, Motti, Porti, Tempi. § 81. Eine viel größere Rolle spielt die franz. PL-Bildung auf -s. S i e w i r d mit w e n i g e n Ausnahmen im D e u t s c h e n nur
Lat. und franz. Pluralbildung.
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von männlichen und neutralen Substantiven angewandt. Die Kasus werden dabei ebensowenig wie im Neufranzösischen unterschieden. Bis auf den heutigen Tag herrscht der PI. auf -s bei manchen Wörtern, die deutlich als fremd empfunden werden: Billets, Bouquets, Omelettes, Kotelettes, Hotels,Rondells, Karussels, Details, Reliefs, Chefs, Pairs, Kuverts, Leutnants, Honneurs, Desserts-, namentlich bei allen, in denen das franz. auslautende -n durch velaren Nasal ersetzt ist: Ballons, Balkons, Bonbons, Bons, Kompagnons, Champignons, Kartons, Coupons, Perrons, Kotillons, Pontons, Poltrons, Salons, Siphons, Talons, Terrains, Parfüms, Pendants, Restaurants, Arrangements, Arrondissements, Bombardements, Departements, Etablissements, Falissements, Sentiments (gegen Komplimente, Regimenter etc.); ferner bei denen auf betonten Vokal, wobei es gleichgültig ist, ob in der Schreibung dahinter noch ein Konsonant steht: Büros> Plumeaus, Rouleaus, Refugies, Gelees, Cafes, Menus, Kanapees, Pensees, Banquiers, Kolliers, Portiers, Charcutiers, Diners, Soupers, Buffets, Portraits, Bonmots, Paletots-, wo der Sg. auf ein stummes -s ausgeht, wird dasselbe im PI. gesprochen: Commis, Marquis, Glacis, Corps, Rendezvous. In der älteren Sprache, noch im 18. Jahrh., ist die PL-Bildung auf -s bei den aus dem Franz. entlehnten Wörtern noch viel häufiger. Sie ist auch vielfach in die Volkssprache eingedrungen, namentlich in Norddeutschland. Α um. 1. Belege für jetzt nniiblich gewordene Plurale a u f - s : Actionairs Holte!, 40 Jahre 6,328, Admirals Schikaneder 1, 121, Barons Andr6, Schule der Väter 5, Kotzebue 8,157. 230, Galans oft Gil Blas, Frau Gottsched, 1). Schaub. 6, 401. 432, Generals Le. 5,400,4. 17,170,19, Rautenstranch, Vormundsch. Iti, Stephanie, Werber 69, Schi., Picc. 1146. 1194, Schikaneder 2, 286, Ayrenhoff 3, 232, s. auch DWb. {Generates Banise 39, 32 und öfters im 17. Jahrh. nach dem Span.), Geometers Lichtenberg 5, 26, Grenadiers Heusler, Judenmädchen 86, Meisl, Quodlibet 2,221, Generalgotwerneurs Le. 5,208,20, Calculs Goe. 23,118,18, Capitals Goe. Br. 2, 258. 14, Capitains Werder, Rol. 13,&1, Wi. II, 2, 505, 25, Kastellans Schi. (Sa. Fremdwb.), Cavaliers Chr. Weise, Mas. 107, DethardiDg, D. Schaub. 2, 418, Wi. II, 3, 140, 31, Kavaliers Schirnau, Eifersucht 12, Hensler, Judenmädclien 6, Stadtcavaliers Ayrenhoff 3, 37, Koffers Schröder, Stille Wasser 79. 81 ff., Schikaneder, Laster 72, Holtei 17,120, Compliments Schi. Br. 1,26, Contours Hermes, Soph. R. 1,363, Corporals Wi. II, 2, 525, 26, Stephanie, Werber, Personenverz., Möller, Waltron 3, Droysen (Sa.), Costumes Schi. Br. 7,188, Couriers Wi. II, 2, 2S'J,5. 551,7, Memoires J . P a u l , Belustigungen 17, Meubles Hermes, Soph. R .
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III, 1. Snbstantiva: Fremdwörter.
1,425. 445. 2,133, Schi. Br. 4,405. 6,294, O.Ludwig 1,207, Möbels Goe. Br. 29, 5, 23, Ministers La Roche, Sternheim 72,16, Ayrenhoff 8,9, Officiers Wi. II, 1. 169, 25, Gleim (Le. 19, 146, 23, dagegen Officiere 24), Hermes, Soph. R. 1, 72. 3,145. 5, 77 (dagegen Officiere 1,89), Claudius 4,27 , Lichtenberg 23,24, Schi. 3, 388, 8, Br. 1,419. 7,49, Meißner, Sk. 2,102, Stephanie, Werber 41, Personenverz., Schikaneder, Laster 74, ETA. Hoffmann 15,503, Onkels Clarissa 1, 125. 148 u. ö., Almanach Dram. Sp. 1, 13, Paladins Musäus 1, 102. 8, 144 u. 6., Eberl, Kleine Ehrlichkeit 13, Passagiers Wi., Lue. 2,415, Bode, Klinkers R. 2,322, Goe. 11,127,10. 51,187,9, Schikaneder I,199. 232, Hensler, Invalide 42, Plans Musäus, FE. Moser (Sa.), Postilions Geschwind 13, Redacteurs Ayrenhoff. Lustsp. 150, Regisseurs Goe. Br. 28,9,11, Rivals Schi. 15», 118,35. 119,25, Rochlitz, Erz. 151,31, Spions Möser (DWb.), Hermes, Soph. R. 2, 313, Titels Goe. Br. 2, 170,5, Zephyrs Wl, Idr. 1 2, 82 ( = Westen), 3, 81 ( = Zephyrn), 4, 38 ( = Zephyr), Mus.117 (= Zephyrn). Anm. 2. Umgekehrt finden sich von manchen Wörtern, von denen jetzt der PI. auf -s üblich ist, Pl.-Bildungen nach deutscher Art: Besserte Mtigge, Basreliefe Goe., von Luftballonen Gov., Cartone Goe., Sentimente Laube (Görtz. 1, 12. 13), die Pendanten Herder 1, 145; viele Belege fttr Portraite bei Görtz. § 82. Unter den im vorigen § aufgeführten Wörtern finden sich manche, die wohl zunächst aus dem Franz. aufgenommen sind, aber doch weiterhin einer anderen Sprache entstammen. Es ist daher nicht zu verwundern, daß auch solche Fremdwörter, die nicht durch Vermittlung des Franz. zu uns gekommen sind, das franz. s im PI. angenommen haben. Bei manchen ist dann diese franz. Bildungsweise wieder unttblich geworden und durch eine deutsche ersetzt. Erhalten haben sich die Plurale auf -s besonders von Wörtern, die auf einen vollklingenden Vokal ausgehen; vgl. Sofas, Boas, Lamas, Havannas, Faksimiles, Käppis, Potpourris, Karos, Echos, Kasinos, Kommandos, Mottos, Portos, Cigarillos, Albinos, Torpedos, Kanoes, Känguruhs, Kakadus. Nicht allgemein üblich sind Plurale wie Albums. In einigen aus dem Engl, entlehnten Wörtern stammt die Pl.-Bildung mit s aus dieser Sprache, vgl. Schals, Lords, Ladies, Klubs, Capes, Calces (jetzt auch Keks geschrieben), Sports, Spleens, Streiks. Anm. 1. Von jetzt in der Schriftsprache nicht mehr üblichen Pluralen seien aogefiihrt: Auctionators Thom. Jones 3, 2, Direktors Goe. Br. 2,69,1, Doctors Thom. Jones 2, 237, Professors Schi. Br. 3,106, Lictors Wi. II,2,360,19, Ventilators Bode, Klinkers R. 2,183, Tituls Gil Blas 2, 60, Consuls Wi. II, 2, 286,32, Honorars Schi. Br. 4, 99, Satyrs Le. 5, 57, 23, Tritons Wi., Idr. 1, 22, Leviathans Wi. II, 3, 166, 32, Pilgrims Wi. II, 2,
Pluralbildung auf s.
131
488, 35, Hochzeitkarmens Goe. Br. 2, 121, 6, Publikums Lichtenberg 23, 24, Cherubs Goe. 39,11 Τ, 9 (Gottfried = Cherubim Götz), Satans Geschwind 108, Kotzebue 12, 128, W.Alexis, Cab. 578, Talismans Le. 6, 3S7, 12; Anderes bei Görtz. 1, 10. Anm. 2. Zuweilen greift die PI.-Bildung auf s auch auf Feminina über, vgl. Domes Bretzner, Eheprokurator 4. 5. 6. 20. 25 etc. (doch aller Damen 24), Schi. Br. 1,58, Mamsells Bretzner, Eheprokurator 63, Le., Goe. (DWb.), auch jetzt üblich, die Definitions Le. 5, 12, 17, Speculations Claudius 1,78.
§ 83. Die s-Bildung dea PI. hat auch auf deutsches Wortmaterial tibergegriffen. Allgemein wird sie angewendet für substantivierte Indeklinabilia. So ftir Interjektionen und interjektionsartige Ausdrücke, vgl. Die Achs, die Os, die Lebehochs, die Lebewohls; für die Buchstaben des Alphabets: die A's, die B's; überhaupt Wörter und Wortverbindungen, die nur nach ihrem Klange genommen werden sollen, vgl. die Wenns, die Abers, die Gutentags. In der Ammensprache bildet man von onomatopoetischen Wörtern wie Wauwau einen PI. wie Wauwaus. Wohl allgemein sagt man die Kuckucks, Uhtis, wobei wieder in Betracht kommt, daß das letztere auf einen Vokal ausgeht; so sagt man auch Papas, Mamas. Ferner gehören hierher Imperativische Bildungen wie Vergißmeinnichts, Stelldicheins, Tunichtguts, Schlagetots, Schubbejacks und Ähnliches. § 84. Auch an Stelle älterer deutscher Endungen hat sich das fremde s eingedrängt. Allgemein herrscht es jetzt in Kerls, wogegen das frühere Kerle stark zurückgewichen ist, ferner in Fräuleins. Auch Bräutigams ist nicht selten. Von dem ursprünglich nur mundartlichen, aber jetzt allgemein verbreiteten Mädel wird der PI. gewöhnlich Mädels gebildet. Mundartlich und mitunter in der Literatur erscheinen noch von vielen anderen Wörtern Plurale auf s. Auch an die fertige PI.-Form ist noch ein s angefügt in Jungens, welche Form in der nordd. Umgangssprache das ältere Jungen verdrängt hat. Anm. 1. Kerls findet sich schon bei Jul. v. Braunschw. 311 und weiterhin im 17. Jahrh. (s. DWb.). Daneben erscheint Kerles schon bei Fischart und weiterhin im 17. Jahrh. Im IS. Jahrh. stehen die Formen Kerle und Kerls nebeneinander, auch bei denselben Schriftstellern, u.a. auch bei Goe. und Sohi. Daneben ist im 18. Jahrh. die flexionslose Form Kerl nicht selten (s. DWb.). Fräuleins bei Frau Gottsched, D Schaub. 4,190. 6,85. 111. 193 und seitdem häufig, so s. B. bei Musäus. Viele Belege Görtz.
132
III, 1. Substantiva: Fremdwörter.
1,11.12, Bräutigams, D.Scliaub. 6,490. 495, Wi.ll, 1, 242,12, Goe. S, 3S, 14. 39,43,11, Schirnau, Eifersucht 48, Meisl, Quodlibet 1,218, Schikaneder 1,184, Eberl, Männerfrevel 102, Kotzebue 4,244. 20,91, W.Alexis, Cab. 1, 103, vgl. auch Sa. Mädels wird im DWb. aus Goe. uud Schi, belegt, s. auch Görtz. 1, 12; vgl. noch Bretzner, Räuschgen 375, 20; jetzt allgemein in der Umgangssprache. Belege für sonstige s-Plurale: Maskulina: Aars Raimund 2,202, Fähnrichs Groß w a n n , Schüsseln t>5, Fähndrichs Zachariä, Verwandl. 4,211, Möller, Waltron 47. 92, Fdduchers Claudius 1,40. Kobolds Dusch (DWb. I l l · ) , Schiman, Eifersucht 4fi, Leichnams Lichtwer (Sa.), Lieblings Le. 1, 260,115, Oheims Frau Gottsched, D. Scliaub. 4,125, Wildfangs Eberl, Mäünerfrevel 66, Bengels Hermes, Soph. R. 3, 218, jetzt in nordd. Vulgärsprache, Beutels Gil. Blas 2, 184", Engels Clarissa 2,301, Feldwebels Möller, Waltron 3, Schlingels Wi. II, 3, 361, 4, Schnabels Claudius 3,15, Strudels Felsenburg 282,23, Frau Gottsched, D. Schaub. 4,186. Teufels Elis. Charl. 12, Clarissa 2,261, Wi. II, 1, 343, 4, Aufpassers Gil Blas 1,183, Heisters Storm 4,112, Junkers Gil. Hlas 1,263, Hermes. Soph. R. 1,578, Köters Tieck, Cev. 404,32, Mahlers Elis. Charl. 34, Meisters Gil Blas 2, 220, Felsenburg 328,18, A. W. Schlegel, Sommernachtstraum, mißgönners Elis. Charl. 67, Pfarrers Schi. Br. 1, 14S, Ritters Heymonsk. 6, Gil Blas 3,244, Schneiders Felsenbnrg 77,8, Stutzers Gil Blas 1, 244. 256. 264, Pflastertreters Gil Blas 2, 229, Verwalters Gil Blas з,105, Fechtbodens Gil Blas 3,189, Degens Gil Bl;is 1, 41. 2, 239, Ordens W. Alexis (Görtz.), Wagens Felsenburg 276, 1, Landfriedens Goe. 39, 38, 20 (= Landfrieden 8, 40, 14), Grabens Clarissa 2,174, Namens Clarissa 3, 222, die Gartens Clarissa 2, 420 (mit doppelter Bezeichnung des PI. durch den Umlaut und durch s). Neutra: Küssens Gil Blas 2, 109, Trauerspiels Raimund 2, 179, Mädchens (Mädgens) Reuter, Schelm. 58. 112, Gil Blas 2,11 u. ö., Frau Gottsched, D. Schaub. 4,115. 150. 6,482, Zachariä, Phaet. 20, Verwandl. 4, 218, Clarissa 1, 68. 123. 184, Kl. Sehr. 6,44, Le. 1, 173, 218 (geändert in Mädchen), Wi. II, 1, 32,12. 67, 17. 2,321,3. 3,477,22, Bode, Klinkers R. 1,23, Andr6, Schule der Väter 5, Schröder, Porträt 39. 87. 89 и. ö., Jünger, Strich durch die Rechng. 10, Goe. Br. 2,107, 21, Schletter, Philos. Dame 9, Eberl, Eipeldauer 35, im DWb. noch bei Olearius, Winckelmann, Sturz, Briefchens Kotzebue 20, 120, Damgens Gil Blas 2,210, Engelchens Möller, Wikinson 79, Stoßgebetchens Le. 4, 451, 12. Fentchens Rochlitz (Erz. 150, 20), Hermes, Soph. R. 4, 345, Kammerkätzchens Clarissa 2,154, Kränzchens Bode, Yorick 4,20, Leutchens Meißner, Sk. 1,22, Eberl, Männerfrevel 39. 66. 138, Mütterchens Goe. Br. 2, 2, 6, Paketchens Clarissa 2, 286, Plänchens Bode, Klinkers R. 3,333, Püppchens Eberl, Limonadehütte 75, Schnürchens Hermes, Soph. R. 5, 327, Stückchens Clarissa 2, 524, Briefleins Goe. Br.2,157, 13, Mägdleins Felsenburg 322,15, Weibleins Le. δ, 338, 5; weitere Belege für Diminutiva auf -chens und -leins Görtz. 1,12. A i m . 2. Jungens bei Frau Gottsched, D.Schaub. 4,155, Wi. 11,2,581,11. 3,496,23, im DWb. bei Wi., Hippel, Goe., Schi.; viele Belege bei Görtz. 1, 11. Ebenso gebildet ist Bubens Goe. Br. 2, 27, 26. 28, 21. 29, 3. 38, 21. 42, 1. 49, 24. 63, 12. 107, 21. 232, 8, Lenz (Sa.); selbst von Femi-
Plural auf s. ninen:
Damens
Elia. Charl. 97. 178 und sonst,
Schi, und Lotte 245, Frauens
133
Deutsche Flexion.
Gil Blas 1,59,
Schi. Br. 1, 433. 2, 90, Schi, und Lotte 2-15.
Lichtenberg
108,7. 13,
Clarissa 1, 137, Andrews 303, Bei den Diminutiven auf -chen
verbindet sich zuweilen die Anfügung des s mit der Flexion am Grundwort (s. § 22): Kinderchens 332,19,
Hermes,
Eheprokurator
Schandi 1,1,
Thälerchens
91,
Soph. R. 6,341,
Schi,
und Lotte
Hermes, Sopb. R. 6, 483,
Räuschgen 320,18, Schi. Br. 1,263,2, Würmerchens
Bretzner,
1G6,
Räuschgen
Spnßerckens
Weiberchens
Bode,
Bretzner,
Hermes, Soph. R.2,410.
§ 85. Uberwiegend haben sich die Fremdwörter der deutsehen Flexion angepaßt. Die meisten Maskulina und Nentra werden stark flektiert. Als eine Besonderheit ist zu bemerken, daß auch die einsilbigen und die auf der Endsilbe betonten Fremdwörter mehr als die echt deutschen oder vollkommen eingedeutschten Wörter zur Ausstoßung des e im G.-D. Sg. neigen. Eine Ausnahme machen nur solche auf s, bei denen der Deutlichkeit wegen immer die volle Endung angewendet wird, vgl. des Kolosses, Prozesses. Die auf unbetontes -er, -el ausgehenden Wörter bleiben ebenso wie die deutschen auch im PI. ohne -e, die Minister, Kapitel·, ausgenommen ist nur im Zusammenhang mit dem Wechsel der Betonung Charaktere. Ohne e im Sg. sind auch alle übrigen nicht endbetonten Wörter, vgl. Genitive wie Examens, Themas, Doktors, Consuls, Albums, Stadiums; die Wörter auf -us bleiben im Gen. Sg. unverändert, in der Schreibung wird das Gen.-Verhältnis oft durch einen Apostroph gekennzeichnet, des Genius', des Typhus'. Den PI. bilden diese Wörter entweder mit lat. (franz.) Endung oder schwach (vgl. §§ 90. 91). § 86. Wie viele deutsche Wörter, so haben auch manche Fremdwörter im PI. Umlaut angenommen. Über ältere hierher gehörige Lehnwörter ist schon §§ 10. 13 gehandelt. Jüngere Entlehnungen, in denen der Umlaut durch gedrungen ist, sind Chor, Flor (Flore neben Flore), Frack, Marsch, Plan (PI. Plane und Pläne), Spaß, General, Choral, Kanal, Kardinal, Marschall, Altar, Kaplan, Palast, Morast. A n m . 1. PI. Flöre Chr. W e i s e , Erzn. 147, Iffland, Vormund 11, J . P a u l , L o g e 153, A . W . S c h l e g e l , Span. Th. 2,70, Heine 5,122. 6,319, Lenau 2, 255, 1233, Raimund 3,191 (Anweisung), Günther ( D W b . ) , Wi., Goe., Matthisson, Rückert, Börne, Gutzkow (Sa.); A d . und D W b . setzen Flöre an, Sa. Flore und Flöre, Duden Flore. Reichliche Belege fiir den PI. Plane bei Sa. und im D W b . ; es ist die Form Goethes und Schillers. Ein PI. Spaße bei Kant ( D W b . ) , Friedel, Christi u. Gretch. 30. Generale und
134
III, 1. Substantia:
Fremdwörter.
Generäle nebeneinander bei Goe. und Schi. (DWb.). Kardinale nach Sa. bei Lu. und Zwingli. Altare Lu., Op. (Sa.). Kapläne schon im 16. Jahrh., Kaplane bei W. Alexis (Sa.). Lu. bildet den PI. Pallast (DWb.). Anm. 2. Noch von anderen Wörtern kommen uingelautete Plurale vor, die aber nicht allgemein durchgedrungen sind. Gran: bei Grünen abzuwägen Wi. 4,195; doch findet sich auch im Sg. Grän; Tackte Bode, Schandi 1,62, Admiräle Bechstein (Sa.), prinzipalen Augsb. Urk. 1415 (Molz), Pokale Gleim, Lichtwer, Niebuhr (Sa.), aus Goldpokälen Herder, diese Trinkpokäle HerdeT 1, 328, zu den Altanen Zachariä (Sa. Fremdwb.), Kastellane Z. Werner (Sa. Fremdwb.), bei Geschichtsromänen Herder 3, 468, Bibliothekare Herder 4, 128, Poltröne Immermann (Görtz. 1, 23). Auch von manchen Neutris erscheinen umgelautete Plurale: Portäle H. Kleist 3, 379,15, Tribunale Herder 23, 477, Bode, Klinkers R. 3, 6, Jurnäle Herder anfangs häufig, später Jurnale, Spitäle Duller (Görtz.). § 87. Auch die Pluralbildung mit -er ist auf manche Fremdwörter übertragen, aber nur auf Neutra: Biester, Spitäler, Hospitäler, Regimenter. Bei anderen ist die B i l d u n g nicht allgemein durchgedrungen. Anm. 1. Belege für die ältere Bildung ohne -er: A. PI. spital Lu., D. PI. spitalen Lu. (Molz), in Hospitalen Herder 23, 554, Begimente bei Ln. und H. Sachs (Sa.), Mathesius, Riccius (Molz 3J, 354) = „Regierungen". Anm. 2. Beispiele von jetzt uuiiblichen Pluralbildungen: Kapitaler Eschenburg, Goe. (Görtz.), Heine 4, 527, Tieck 28, 299, Skandäler Schmitthenner (Görtz.), Laube, der das Wort als M. braucht (Görtz.), jetzt in der Studentensprache, Billetter Schi. 3, 35S, 8, Buketter Le. 18,314,27, Kabinetter Thom. Jones 1,396. 3,421, Le. 17, 354, 13, Hermes, Soph. R. 1.78, Heine (Görtz.), Hippel (Molz), unsern Gemäldekabinettern F. Weiße, Op. Vorrede, Kaffeehanscabinetter Bode, Klinkers 11. 1,214, Kameler Hempel (neben Kamele), Kolletter Schi., Wa. L. 739, Complimenter Hempel (ueben Complimente), Lazarether Ift'land, Dienstpflicht 4, Logiamenter Chr. Weise, Mas. 13, Paketer Nanine 41, Präsenter Schi. 3, 359,17, Gotter (Sa.), Departementer Bode, Klinkers R. 1, 317, Elementer Werdet, Rol. 25, 58, Parlamenter Iselin, Wi. (Sa. Fremdwb.), Moser, D. Spr. 7.14, Bode, Klinkers R. 1,210, Mont. 1, 225, Schi. 9,282,3 {allen Parlamentern, später Parlamenten), Testamenter Clarissa 2, 5;i9, Camisöler Robinson 189, Tuchkamisöler Nicolai, R. 1,66. Scherzhaft bildet man Publikümer, in der Studentensprache Lokaler. § 88. Schwach flektieren, w i e schon bemerkt, die Maskulina, die den lateinischen der 1. Deklination entsprechen, ferner die Wörter auf -ant und -ent, soweit sie auf lat. Partizipia Praes. zurückgehen, auch manche, deren Grundwort nach der 2. lat. Deklination flektiert wird, und sonst vereinzelte. Eine verhältnismäßig k l e i n e Zahl hat j e t z t im N. Sg. d a s E n d u n g s - e bewahrt und zwar solche mit v o r h e r g e h e n d e m
Plurale auf -er.
weichen
Verschlußlaut
oder
135
Schwache Flexion.
weichen
s;
Barde,
Invalide,
Kamerad(e), Nomade, Skalde, Tragöde, Vagabund(e), Woiwode, Kollege, Pädagoge, Philologe, Theologe etc., Demagoge, Chirurg(e), Demiurgic), Dramaturgie), Doge, Page, Banause, Dithyrambe, Matrose, Studiose; aber auch einige andere: Eleve, Sklave, Rivale, Mime, Pantomime, Alumne, Komplice, Halunke, Hugenotte,. Sansculotte. Die meisten haben jetzt das -e eingebüßt, manche haben, anch ohne daß sie j e ein e im N. Sg. gehabt hätten, sw. Flexion angenommen. Wörtern der 1. lat. (griech.) Deklination entsprechend oder solchen nachgebildet
sind ζ. B. Monarch, Patriarch, Oligarch, Aristokrat, Demokrat, Poet, Prophet, Exeget, Interpret, Katechet, Prolet, Magnet, Komet, Planet, Eremit, Archimandrit, Hussit, Jesuit, Menonit, Parasit, Proselyt, Troglodyt, Pharmazeut, Despot, Idiot, Patriot, Zelot, Pilot, Satrap, Päderast, Phantast, Scholiast, Artist, Sophist und die zahlreichen Neubildungen auf -ist. Auf substantivierte Partizipia Praes. zurück gehen Wörter auf ant:
Adjutant, Arrestant, Emigrant, Fabrikant, Garant, Gratulant, Hospitant, Ignorant, Intendant, Intrigant, Kombattant, Kommandant, Kommunikant, Kommödiant, Mandant, Lieferant, Ministrant, Musikant, Negotiant, Ofßziant, Pedant, Praktikant, Protestant, Querulant, Reflektant, Rendant, Sergeant, Simulant, Spekulant, Supplikant, Trabant, Vagant, Brilliant, Foliant, Quartant, Konsonant, Quadrant, Sektant, nach denen sich auch die anders gebildeten Dechant, Nekromant
gerichtet haben;
Wörter auf ent: Abiturient, Abonnent, Absolvent, Agent, Assistent, Delinquent, Dirigent, Dozent, Interessent, Kondolent, Konsulent, Konsument, Korrespondent, Patient, Präsident, Produzent, Referent, Regent, Rekonvalescent, Resident, Scribent, Student, Superintendent, Komponent, Quotient, Coeffizient; eine Ausnahme machen die starken Kontinent, Orient, Occident. Von Wörtern, denen lat. Maskulina auf -us zugrunde liegen,
werden schwach flektiert: Advokat, Kandidat, Lizentiat, Magnat, Prälat, Potentat, Renegat, Soldat, Stipendiat, Bandit, Favorit, Veteran, Doktorand, Konfirmand, Präparand, Biograph, Geograph, Photograph, Paragraph, Telegraph, Stenograph etc., Astronom, Gastronom, Ökonom, Philosoph, Theosoph, Misanthrop, Domestik, Katholik, Basilisk, Obelisk, Barbar, Architekt, Präfekt, Adjunkt, Tyrann, Polyp-, auf lat. 3. Deklination
136
III, 1»* Substantiva: Fremdwörter.
zurtlck gehen Cyklop, Titan. Vasall stammt aus franz. vasal, mlat. vasallus, Rebell aus franz. rebelle, das auf lat. rebellis zurückgeht, Kadett aus franz. cadet (unsichern Ursprungs). Von Wörtern, die nicht auf lat. Grundlage beruhen, gehören hierher Lakai, Zar, Heiduck, Kosak, Starost, Kalif, Husar, Korsar. A n m . 1. Nominative Sg. auf -e statt der verkürzten Formen der Schriftsprache finden sich in nd. und nid. Mundarten, auch in der vulgären Stadtsprache, gelegentlich auch noch spät in literarischen Werken. Vgl. z . B . Monarche Banise 171,15, Idiote Le. 1,318,1. 325,29, Troglodyte Schi. 11, 292, 11, Fabuliste Le. 7, 438, 15, Kanzeliste Le. 9, 244, 29, Componiste Wi. Merk. 5,103, Copiste Chr. Weise, Erzn. 64a, Le. 5,215,2, Ignorante Le. 5, 251, 27, Musikante Geibel, Foliante Le. 5, 214, 11, Dozente Goe. Br. 1, 117, 5 , Patiente Chr. Weise, Erzn. 178, Advokate Goe. 40,92,5, Potentate Keuter, Schelm. 3. 4, Soldate Banise 46, 4, Bandite Chr. Weise, Mas. 67, Misanthrope Goe. Br. 1. 128, 16, Tyranne Banise 84, 80. 139, 16 u. ö. Chr. Weise, Mach. 93, 27, Bebelle Chr. Weise, Cath. 164, 21. Anm. 2. Auch von den Fremdwörtern kommen zuweilen Genitive auf -ens vor, vgl. Sklavens Felsenburg 1,194, 18, Monarchens Banise 108, 7. 111,26, Gil Blas 1, 285, Poetens Op. (Molz), planetens Banise 68, 5, Comödiantens Andrews 347, Studentens Reuter, Schelm. 119, Meisl, Quodlibet 3, 118, des Pantomimens Le. 9, 198, 1, eines tyrannens Banise 233, 12, Soldatens Harsdörffer (Molz), Banise 149. 34, Andrews 351. Anm. 3. Gelegentlich kommen von den oben angeführten Wörtern starke Formen vor: Gen. Kamerads Simplic. 559, Kamerades ib. 574, Akk. Kamerad Simplic. 368, Gutzkow, R. 2, 78, des Woiwods Schi., Dem. 36, 793, Bival (Akk.) Ayrenhoff 3, 117, Schi. Br. 5, 367, Steffens, Norweger 5, 104, Hauff 7, 132, (Dat.) Tieck 28, 337, Bivale (N. PI.) W. Alexis, Ruhe 3, 45. seinem Monarch Hebel 84,12, dem Patriarch Heymonsk. 184, den Prophet Le., Nath. 18, 802,1, vom Komet Simplic. Sehr. K. 4,222,11, den Komet Schi, und Lotte 126, dem Magnet J. Paul, Fixlein 165, des Archimandrits Schi., Dem. 113, 12 (dem Archimandriten ib. 140, 12), den Zelot Witthof (Herder 23, 96), einem Mönch und Papist G. Keller 6, 375, als angehenden Jurist Holtei, 40 Jahre 3, 249, zum Adjudant Gemmingen, Hausv. 20, Hensler, Invalide 45, dem Gratulant Zachariä, Verwandl. 3, 313, diesen Intrigant Laube 9,120, zum Intriguant Holtei, 40 Jahre 5, 280, den Sergeant Heinrich Sandrart Gutzkow, R. 6,138 (dem Sergeanten ib. 139), diesen Brillant Schi. 6, 30, 83, Ihren Foliant Hermes, Soph. R. 4, 27, den Dechant Herder 23, 188, den Präsident Theoph. Le. (19,237, 1), dem Vicepräsident Hebel 257,36. 318,2, den student Kauffringer 4,238, für ein Verlobten Schulregent Fischart, Hausv. 1,247. 623, dem Lizentiat Bretzner, Eheprokurator 7, 17 u. ö., desSoldats Heine 1,313, den Basilisk Gutzkow R. 8, 252, des Architects Schi. 10,258,12, den Architect ib. 323, 25, den Präfekt Herder 18, 396, Hebel 16,18, zum Adjunkt LenzK. 3, δ, einem Adjunkt Hebel 16, 11, des Adjunkts 18, 16 u. ö., den Barbar Hagedorn 2, 178. des Tyrannes Rückert 1,38, mit dem Titan Kl. 0.1,202,23, Kadet (Akk.)
Schwache Flexion der Maskulina.
137
Hensler, Judenmädchen 127, Invalide 21.54.80. (Dat.) Invalide 101, Lakay (Akk.) Andrews 375, (Dat.) Andrews 358. 384, ETA. Hoffmann 12,1U9, eines Lakaya Andrews 327, den Czar Schi., Dem. 153, 25. 36, dem Czar ib. 53, 1169, unsere Czars ib. 67, 127, keinen Heiduck Hebel 225,25, den Leibhusar Hebel 247, 3. Bei den Akkusativen und Dativen kann man zweifelhaft sein, ob sie von den Schriftstellern als starke Formen empfunden oder ob sie mit den § 79 angeführten Genitiven auf eine Linie zu stellen sind.
§ 89. Aus starker Flexion in die sw. übergetreten sind Diamant, Elefant, Gigant unter dem Einfluß der übrigen Wörter auf ant. Lotse ist aus dem Ndl. in der Form Loots aufgenommen, die zunächst unflektiert blieb. Frilber schwach, jetzt stark sind Apolog, Epilog, Dialog, Monolog, Katalog, Prolog, Koloß, Pedell. Papagei schwankt von Anfang an und bis in die neuere Zeit zwischen st. und sw. Flexion. Fasan ist mhd. st., nhd. ist sw. Flexion neben der st. üblich. Kapaun ist mhd. st., nhd. sind sw. Formen neben den starken häufig, allerdings besondere im PI. Anm. I. Diamant mhd. st., spätmhd. auch sw.; st. Flexion auch noch nhd. häufig: Akk. Sg. Diamant Hagedorn 2, 57, Le. 10, 292, 25. 30. 310,22, Goe.44,168,15, Schi. 3,146,15. 17, Tieck, Phant. 3, 63, Steffens, Norweger 6, 81, W. Alexis, Ruhe 3,114, Dat. Sg. Diamante Le. 10, 303,17. 19 u. ö., Diamant Schi., Heinse 4,120, J . P a u l , Fixlein 37, G. Sg. Demants Gil Blas 3,17, Diamante Le. 10, 319,1 n. ö., J.Paul, Komet 188, O.Ludwig 3,316, N.-A.P1. Demante Gil Blas 1,327, Schi. 8,309,1, G. PI. Diamante Gryphius, T. 194,312, A.-G.P1. Diamante Le. 10,311,8. 11. 313,15. 16 u. ö. Ad. rechnet das Wort der Mischklasse zu nnd bezeichnet den st. PI. als selten. Jetzt herrscht die sw. Flexion auch im Sg.; mhd. (h)elfant stark. Stark flektiert noch bei Merck (vom Elephant Sa.) und Hebel 344,13 (dem Elefant), sw. seit 16. Jahrh.; Gen. elephantens Banise 34,11. gigant mhd. st., jetzt sw. Anm. 2. Über Loots (Lötz) vgl. Kluge, Wb. der Seemannssprache, dazu ein Loots Soph. R. 5,140. Anm. 3. dieses Apologen Wi. Merk. 3,129, die Epilogen Le. 7, 70,19, der Dialoge Schi. Br. 48, 17, im Dialogen ib. 52,3, Dialogen N.-A. PL Wi. 27, 8, Lnc. 3, 385 α. ö., Tieck (Sa.) Holtei, 40 Jahre 6,128, der Monologe Wi. Merk. 3,131, Monologen A.-Sg. Nicolai, G. Sg. Gutzkow (Sa.), D. Sg. Wi. Merk. 3,131, Wi. II, 3, 383, 3, Schi. 2, 363,12, N.-A. PI. Le. 6, 402,12. 9 , 3 8 8 , 1 2 , Vischer, Auch Einer 2,323, Goe., Vofi (Sa.), des (eines) Katalogen Goe. 13, 340, 4, Br. 11, 343, 24. 16,105,14. 19,31,22, Schi.Br. 3, 166, Katalogen N.-A. PI. Goe. II. Abt. 4, 20,9, Br. 13,159, 7. 27,15, 5, Nekrologen G. Sg. Herder (Sa}, A. PI. Goe. 3, 240, 22, Bt. 15, 231,15, Prologen A. Sg. Le. 7, 70, 24, N.-A. PI. Bürger, Tieck (Sa.), Le. 7,70,19, Schi. Br. 1,116, G. PI. Le. 9,388,12, Kolossen A. Sg. Goe., Faust 5445, Chamisso 316,186, Immermann, Merlin 568, D. Sg. Schi. 3,578, 8. 4, 111,32,
138
III, 1. Substantiva: Fremdwörter.
Riickert 1, 26, G. Sg. Goe. Br. 29, 108, 4, N.-A.P1. Wi., Ob. 3,15, Matthisson 1, 174, Heinse 4,196, Goe. Br. 12,8t>l,20. 16,172,13, Fernow, N. L. 135,56, 13, A.W.Schlegel, Span. Th. 2,236, G.PI. Le. 10, 142, 30. Weiteres bei Sa. und im DWb. Pedell wird anhd. sw. flektiert, s. DWb.; aaeh iu neuerer Zeit kommt noch sw. Flexion vor, vgl. des Pedellen Storm 6, 198, Frenssen 108 n. ö. Papagei wird in der Ziuim. Chron. und bei Fischart st. flektiert (s. DWb.), aber Lu. hat schon den sw. PI., sw. Flexion Papageien A.Sg· Jul. v.Braunschw. 542, Goe. (Sa.), W.Alexis, Brachvogel (Sa.), D.Sg.Wi., Herder (Sa.), Gutzkow, Zaub. 9,55, Storm 7,287, G.Sg.Wi., Am. 16,23, Immermann 5,147, Storm 7, 286, Förster, Hungari (Sa.). Der sw. PI. ist auch jetzt noch gewöhnlich. Belege für sw. Flexion von Fasan und Kapaun bei Sa. A n m . 4. Noch von anderen sonst starken Maskulinen kommen hie und da sw. Formen vor: für einen Faunen Wi. (Sa), PI. Waldfaunen Herder 17,365, Generalen D. Sg. Möller, Waltron 56. 69, Schneidern. Sohn 27, Schikaneder 2, 305. 342, Meisl, Quodlibet 3, 195. Andere Beispiele für sw. Flexion ans dem 17. 18. Jahrh. DWb. la t und Sa. seinem Principalen Chr. Weise, Erzn. 24. alle Principalen Simplic. 575. Unsre Prinzipalen Chr. Weise, Mach. 13,37, Stilling (Görtz.), des Oerwischen Wi. 20, 111, 126. 30, 327 (gegen dem Derwisch 30,331, die Derwische ib.), Oalanen G. Sg. Simplic. Sehr. B. 3, 59, S4, D. Sg. ib. 62,14, N. PI. Simplic. Sehr. K. 3, 352, 2, eines Haien Lenau 2, 234, 589, Herolden A.Sg. Reuterbestallung v. Speier 1570, Schuppius, G. Sg. Schuppius, Ν. A. PI. Brant, Zinkgref, Gryphius (DWb.), Banise 143,6, Marquisen A. Sg. Gil Blas 4, G. Sg. ib., zum Profosen Möller, Waltron 25 u. ö., Ad. setzt das Wort als st. und sw. an, auf einem Wallachen Bode, Klinkers R. 2, 119. Wörter, von denen nur sw. Pl.-Formen nachgewiesen sind, werden erst in § 90 aufgeführt. § 90. Eine Anzahl Fremdwörter haben sich der Mischk l a s s e angeschlossen (Sg. st., PL sw.). Von Maskulinen regelm ä ß i g die Personenbezeichnungen auf -or, w i e Doktor, Pastor, Professor, mit A k z e n t v e r s c h i e b u n g im PI. Doktoren, Pastoren, Professoren, ferner Dämon, PI. Dämonen, Konsul, PI. Konsuln, Satyr, PI. Satyrn, Aspekt, PI. Aspekten-, Effekten ist üblich in d e m Sinne „Reisegepäck", „Wertpapiere". Akt (Schriftstück) h a t d e n PL Akten, w o b e i in Betracht k o m m t , daß es auch e i n e n weiblichen Sg. Akte gibt. Bei andern ist die sw. PLB i l d u n g nicht a l l g e m e i n durchgedrungen. Anm. 1. Vereinzelt sind st. Plur&Ie von den oben aagefUhrten Wörtern: Pastore Kinkel, G. Rasch (Sa.), Professors Schi. 2, 4, 28, Faktore Rosenkranz (Görtz.), Dämone Lentner (Görtz.), Konsule Nientz (Görtz.). Mit Umlaut: Pastöre Heine 2,492, Bürger, Voß, Hartmann (Sa.). Ölinger setzt an die Doktor etc. Fischart, Eulensp. 1945. 7 schreibt die Doctor, doch 1939 die Doctoren (: erkoren). Noch Nast verlangt den PI. Professor wie Müller (vgl. PBB 28, 344).
Schwanken zwischen st. und sw. Flexion. Mischklasse.
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Anm. 2. Sonstige sw. Plurale: Puncten Simplic. 173, Parn.boic. 2, 385, 402. 436 u. ö., zwey Korporalen Hafner, Furchtsame 72, die Schakahn Haller, Usong 240, Vokalen Nicolai, R. 373. 374, Hermes, Soph. R. 1, 13, Herder 18, 498s, Forster (Sa.), Wi., Hippel (Görtz.), Krystallen Hagedorn 2,94, Wi., Idr. 3,125. 4,37, Ob. 8,8. 52 u. ö., Tieck, Phant. 1,248, A.W.Schlegel, Span. Th. 1,187. 299, RUckert 3, 163, Knebel, Forster, Zschokke (Sa.), Gypskrystallen tioe. Br. 13, 144, 18, Kastellanen Schi., Dem. 3,10, Kumpanen Musäas (Görtz.), Muselmanen Herder, Goe. ö. (Görtz.), Romanen Chr. Weise, Erzn. 125, Zachariä, Verwandl. 1, 263, Thom. Jones 1, 392, Le. 4, 438, 3. 5, 181, 20. 6, 353, 27, Hermes, Soph. R. 3, 133. 4,366. 6,293, Goe. Br. 2, 91, 21. 1, 2 0 , 8 . 2 7 , 2 0 , Schi. 2, 3S8, 3 (später Romane), Hensler, Invalide 25, Wi., Schubart, Stilling (Görtz.), Sultanen Heymonsk. 177, häufig bei Wi. (Görtz. 3,6), Sternberg (Görtz.), Talismanen Wi. (Görtz.), Delphinen Wi. 7,15, Luc. 2,86, Spangenberg (Molz), Caminen Elis. Cbarl. 1,47, Palatinen Schi., Dem. 3,10. 6,49, Baronen Fileterer, Lanz. 16.95, Heymonsk. 7. 10 u. ö., Rollenhagen I, 2, 14, 48, Chr. Weise, Erzn. 113, Reuter, Schlamp. 113, Schi. 2, 388, 18. 7,180,13, Gries, Rol. 46, 60, Wi. 8., Goe. ü., Giseke, Klioger, Zschokke (Görtz.) (vereinzelt ist der A. Sg. Baronen Auerbach, Dorfg. 389), Kantonen Crauer, Pfyffer 13. 114 u. ö., Wi. (Görtz.), Kujonen Gryphius, Horr. 80 (A. Sg. Hebel 284, 29), Patronen Spangenberg (Molz), Eugl. Kom. 219,31, Simplic. 11, Olearius, Sprachk. Q. l X a , Chr. Weise, Mach. 51,24, Ad., Müller, Hammer (Sa.), Schutzpatronen Gemmingen, Hausv. 24, Landspatronen Immermann (Görtz.) (vereinzelt ist der D. Sg. patronen Stretl. Chron. [Molz]), Pavillionen Tieck (Görtz.), Skorpionen Wi., Bretschneider, Gaudy, H.Kurtz (Görtz 3,5), Spionen Verl. Europäer (Molz), Detharding, D. Schaub. 3, 287, Clarissa 1,119.422 Moser (DWb.), Schi. 1,207,29. 2,91,9. 155,4. 3,30,12. 79,20. 429,5. 7, 155,33. 15» 262, 23. 27, Hensler, Gallerie-Gemälde 37 (vereinzelt ein A. Sg. Spionen Simplic. 173), Wi. II, 1,370, 1. 3,548,1, Antiquaren Heinse 4,19. 185. 217. 261, Emiren Haller, Usong 82. 88 etc., Emirn Wi., Ob. 5, 19. 26. 53, weitere Belege Görtz. 6, G. PI. Gutzkow, R. 9,104, Fakirn oft bei Wi. (Görtz.), Sapphiren Fr. Müller 1,203, Zephyrn Wi., Mus. 435, humoren Elis. Charl. 1,105, Affekten Gottsched, D. Schaub. 2,114, Le. oft, Herder 13, 94. 116. 18, 364, Lichtenberg 31,6, Jacobi, Wold. 2,180, Schi. 1,175,18, J. Paul, Fixlein 173, Tieck, Phant. 2, 185„ Bechstein (Görtz.), Effekten = „Wirkungen" Lewald (Görtz.), Traktaten Chr. Weise, Erzn. 125, Bode, Yorick 2, 167. 3 , 8 , Mnsäus 8,497 und sonst, Schi. 9,323,25. 33. 338,8, Achaten Eschenbnrg bei Le. (Görtz.), Disputen Herder 23,15. 90, Tieck, Lov. 1,38, discursen Chr. Weise, Erzn. 120, Aposteln aus dem 15—17. Jahrh. belegt bei Molz 27,259, auch einige f ü r s w . Sg.-Formen, N.-A.P1. Olearius, Sprachk. A Villa Simplic. 74, Artikeln aus dem 16. Jahrh. belegt bei Molz 258, Onkeln Töpfer (Görtz.), Sebeln Banise 189, 16, Scrupeln Duller (Görtz.), Titeln Ohlenschläger (Görtz.), Meisl, Quodlibet 196, Charakteren Wi., Merk. 5,99 (geändert in Charaktere 7, 45) ib. 7, 40, Magistern Wi. (Görtz. 3, 5), Chrysolithen Scultetus bei Le., Kiosken Goe., Komthuren Zschokke, (Görtz.), Jockeyen Heine 7,356, Logogriphen Hebel (Görtz), Misogynen
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III, 1. Substantiva: Fremdwörter.
Wi. (Görtz.), Meteoren J . P a u l , Fixlein 158, Popanzen Heinse 4,267, Schikaneder 1,73, processen Elis. Charl. 1,104. 123. 163 u. ö , Progressen Wi., Sternberg (Görtz.), Topasen Simrock (Görtz.). § 91. N e u t r a mit sw. P l . - B i l d u n g sind Insekt, PI. Insekten, Statut, PI. Statuten. D i e Wörter, die lateinischen auf -tum entsprechen, bilden den PI. auf -ten: Kollegien, Konzilien, Prinzipien (danach Kleinodien, vgl. § 70). D e s g l e i c h e n einige, die lat. Neutris auf -e mit PI. auf -ia entsprechen: Kapitalien, Materialien, Extemporalien, Exemplarien neben Exemplare. D a z u k o m m e n solche, die im Sg. ungebräuchlich sind w i e Insignien, vgl. § 101. Billetten ist j e t z t stidd. g e g e n nordd. Billette. Anm. Noch von andern Wörtern kommen Plurale anf -en vor, die aber nicht allgemein durchgedrungen sind: Epigrammen Le., Wi. (Sa.), Schi. 2 , 3 7 8 , 1 , Br. 4, 409, J . P a u l , Loge 299, Programmen Nicolai, Notha. 1, Vorr. und 135, J . P a u l , Fleg. 145, Elementen Rollenhagen II 8 . II 5 , Op. 148, 70, Crenz (Görtz), Paracelsus, Haller, Schi. (Sa.), Instrumenten Simplic. 564, Banise 135,4, Felsenburg 280, 31, Hebel (Görtz.), Complimenten Simplic. 238, Simplic. Sehr. K. 4, 57, 22. 63,2, Chr. Weise, Erzn. 20. 69, Elis. Charl. 1, 36, Frau Gottsched, D. Schaub. 3, 159, Quistorp ib. 4, 493, Detharding ib. 1,292, Thom. Jones 1,450. 2,214. 358. 362, Wi. II, 1, 204, 11, Lenz, Lustsp. 66, Lichtenberg 72,25, Eberl, Limonadehütte 75, Lineamenten Wi. (Görtz.), Medicamenten Gozzi 1, 130, Talenten La Koche, Sternh. 92,4, Tractamenten Chr. Weise, Erzn. 158, Motiven Schubart, Palliativen Seume (Görtz.), Atomen Herder 13, 14, Elise Reimarus (Le. 21, 277, 19), Wi. 7, 63. Bode, Mont, 3, 434, Goe., Na. To. 1494, Schi. 1, 286, 23. 3, 531, 25, Forster (Sa.) (Schi, hat auch im Sg. sw. Flexion, vgl. auf jedem Atomen 2, 353, 31, desgl. Wi. nach Sa.), Attributen Herder 3, 4, batallionen Elis. Charl. 1,22, Citaten Thom. Jones 3, 2, Schi. Br. 2 , 1 2 , Diplomen Nicolai, Reise 550, Excerpten Platen (Görtz.), Oenieen Wi. II, 3, 561, 10, Bürger (Görtz.), Casteelen Heymonsk. 52, Magazinen Goe. Br. 1,27,24, Metallen Parn. boic. 1,163, Meublen Clarissa 2, 420, Schi. 4,213,27, Br 2,258, Iffland, Bewußtsein 30, Schlegel, Luc. 72, Meubeln Schröder, Stille Wasser 102. 129, Raimund 1,59, Möbeln F. Weiße, Op. 2,205, Wi. 30, 199, Kotzebue 4,339. 12, 17, J. Paul, Fleg. 321.324, Tieck, Phant. 3,384, ETA. Hoflfmann 3,113, Heine 4,126, Gutzkow, R. 1, 293, G.Keller 5,138, vgl. auch Görtz. 3,14, Organen Herder, Wi ö. (Görtz.), H. Jacobi, Merk. 2, 20, Musäus 2,10, papiren Elis. Charl. 1, 107, Pasquillen Schi. 7,169,1, Phantomen Karschin (Görtz.), Thom. Jones 2, 4. 3,110, Bode, Yorick 4,122, Wi. 30,38, Luc. 1,168 u.ö., H. Jacobi, Merk. 2,20, Schi., Carlos 2024. 2,394,2. 3,80,2, Zachariä, Wi. (Sa.), Portefeuillen Rochlitz (Görtz.), Procenten Hagedorn 2,94, Eberl, Weibertreue 103, Producten Schi. 1,156,1, Ayrenhoff, Lustsp. 109, Sonneten Gryphius, Horr. 69, Spektakeln Eberl, Limonadehütte 92, Staketen Chr. Weise, Mas. 125,
Neutra.
PI. von Wörtern mit lat. Endung.
141
Mörike ti, 87, Symbolen Wi. (Görtz.), Musäus 3,252, Symptomen Thom. Jones 1,253 u. ö., Bode, Yorick 2, 147, Wi. (Görtz.), Goe. 39, 43, 14, Musäus 5 , 9 6 , Lambrecht, Secbzehnj. Mädchen 39, Möller, Wikinson 5, Waltron 94, Kotzebue 2,178, Synonymen Wi. (Görtz.), Herder (Längin 43) neben Synonyme, Teleskopen Ayrenhoff 3,88, Terzerolen Goe., Schi., Oehlenschläger, Schefer (Görtz.), Hebel 241, 7.
§ 92. Die Wörter, die im Sg. die lat. Endung bewahren, verlieren dieselbe meistens im PL, indem sie gleichzeitig die Endung der sw. Deklination annehmen. So bildet Typus den PI. Typen, entsprechend Jamben, Trochäen, Spondäen, Dactylen. Ferner gehören hierher die Wörter auf -ismus, die j a freilich früher auch im Sg. Nebenformen mit Abwerfung der lat. Endung hatten (s. § 78 Anm. 2), vgl. Idiotismen, Gallicismen; die Wörter auf -ius Genien, Radien; die Neutra auf -tum, vgl. Amphibien, Auditorien, Epitaphien, Exercitien, Herbarien, Konsortien, Ministerien, Mysterien, Pädagogien, Seminarien, Stadien, Stipendien, Studien; ferner die auf -eum, vgl. Lyceen, Museen, Mausoleen·, auch Individuen, Daten neben Data, Verben neben Verba; endlich einige auf -a, vgl. Dogmen, Dramen, ParadigmenPhantasmen, Themen neben Themata. A n m . Neben Typus findet sich znweilen im Sg. Typ, auch mit sw. Flexion zum Typen Wi. 26, 159. Vereinzelt ist Epitaphen ohne i Waldau (Görtz.). Von Klima bildet man den PI. Klimate (neben Klimata), daneben auch Klimaten Herder 13, 26. 18, 290, Goe. Br. 20, 99, 20; ähnlich meiner Schematen Goe. 15, 128,3.
§ 93. Die Feminina sind sämtlich in die Mischklasse eingetreten. Verschiedenheit besteht wie bei den deutschen Wörtern nur insoweit, als sie im Sg. sw. e haben oder nicht. Eine durchgreifende Regel darüber läßt sich auch für die Fremdwörter nicht aufstellen. Man kann nur sagen, daß die früh aufgenommenen mehr zur Abwerfung des e neigen als die jüngeren, und daß wie bei den deutschen Wörtern Bewahrung des e hinter den weichen Verschlußlauten und weichem s die Regel ist, vgl. Garderobe, Garde, Ballade, Fuge, Vase. Zu denen, die das e abgeworfen haben, sind solche getreten, die von Anfang an nicht auf e ausgegangen sind, wie Religion etc. § 94. Das G e s c h l e c h t der Fremdwörter hat vielfach gewechselt. Entweder erscheinen sie von Anfang an mit einem andern Geschlecht als in der Grundsprache oder sie haben erst nach ihrer Aufnahme einen Wandel durchgemacht.
142
III, 1.
Substantiva: Fremdwörter.
Anm. Vgl. W. Holzgraefe, „Das grammatische Geschlecht der Fremdwörter and fremden Wörter im heutigen Sprachgebrauch." Progr. Hamburger JohanDeum 1908. J. Blumer, „Geschlechtswandel der Lehnund Fremdwörter im Hochd." Programme der Oberrealschule zu Leitmeritz. Leipzig 1890 und 1891.
§ 95. Kaum ein eigentlicher Geschlechtswandel liegt vor, wenn viele franz. (oder ital.) sogenannte Maskulina in das Deutsche als Neutra aufgenommen sind. Denn im Franz. sind die ursprünglichen Maskulina und Neutra zusammengefallen, so daß es im Deutschen, wo die beiden Geschlechter getrennt geblieben waren, nahe lag, wieder eine Scheidung vorzunehmen, bei der man ebensogut auf das Ntr. wie auf das M. verfallen konnte. Teilweise hat dabei das Geschlecht der entsprechenden lat. Wörter den Ausschlag gegeben. Hierher gehören
Atelier, Atom, Ballett, Bankett, Bataillon, Billet, Brevier, Boudoir, Buffet, Bukett, Büro, Ceremoniell, Debüt, Depot, Dessert, Detail, Duell, Duett, Terzett, Quartett etc., Elixier, Ensemble, Format, Fricandeau, Genie, Journal, Juwel, Kabarett, Kaliber, Kanapee, Karussel, Klavier, Klystier, Kolorit, Collier, Komitee, Komplott, Kontor, Konterfei, Konfekt, Konto, Konzert, Korps, Korsett, Coupe, Couplet, Kuvert, Labyrinth, Malheur, Manko, Manöver, Marzipan, Medaillon, Menu, Möbel, Neglige, Niveau, Palais, Paket, Papier, Parkett, Pathos, Pendant, Plumeau, Porto, Portrait, Potpourri, Projekt, Protokoll, Quartier, Ragout, Belief, Rendezvous, Repertoire, Reservoir, Ressort, Restaurant, Risiko, Schafott, Serail, Service, Spalier, Sofa, Sonett, Skelett, Tamburin, Tribunal, Trottoir, Turnier, Parlament, Regiment, Kompliment, Abonnement, Amusement, Appartement, Arrangement, Avancement, Bombardement, Departement, Enjambement, Fallissement. A n m . 1. Manche der aDgelilhrten Wörter kommen auch als Maskulina vor: der Atome Sehl 2, 3-39, 32, der Atom Herder 23, 513, W. Alexis Cab., 6, 30, ein einziger Atom Herder 23, 518, jeder Atom Schlegel (Sa.), einen Atom Wi. Luc. 1, 221, diesen Atomen Wi. (Sa.), meinen Debüt Holtei, 40 Jahre 4,195, den Dessert G.Keller 5, 14, den Detail Wi. 7, 62, der Detail Wi. Luc. 1, 219, Verlangen Sie mehr Detail von mir, so muß ich ihn geben Kl. Br. 239, weitere Belege ans Wi. und Goe. bei Sa., einen Duell Gil Blas 3, 6. 180, den Duell Goe. Br. 12, 250, 4, der Format Wi. II, 3, 513,14; der Genie Wi. II, 3, 183, 37. 5t50,43ff., ein poetischer Genie ib. 191, 24, deinen Genie Wi., Cie., der Journal Wi. II, 2,192, 31, Goe.Br. 2, 259,1, Liebrecht, Dunlop 28 b, mein letzter Juwel Lenz, Lustep. 59, ein gebrochener Juwel
Geschlechtswandel.
143
J.Paul, Fleg. 131, ein durchsichtiger J. ib. 385, dieser Nebenjuwel Tieck, Nov. 6, 200, den J. J.Paul, Fleg. 330. 404, einen halben Jmvel Bode, Yorick 4, 90, einen Juwel Meißner, Sk. 3,1S8, einem J., den ib. 117 (auch F. vgl. § 98 Anin. 2), Kaliber Sa. M. und Ntr., einen Kanapee Wi. Am. 10, 3. 30, 290, diesen Kanapee W i , Ob. 1 1, 8 (später dieses), der Comite Holtei, 40 Jahre 6, 250, dieser Comite Kohl (Sa.), den Confect Frau Rat (57, 22 u. ö., Tieck 21, 175, einen Konto Iffland, Reise nach der Stadt 30 ff., Labyrinth als M. bei Wi., Idr. 3, 24, Am. 9, 25, W. 25, S. 30, 21, Luc. 1,176, in eben den Labyrinth, Schi. 1, 89, 23, einen Medaillon Goe. Br. 2, 220, 6, den schönsten Medaillon ib. 17, 49, 28, in einem Neglige, der .. Wi., Am. 1 1,179 (geändert 7, 6), den Niveau Goe. Br. 11, 248, 14, diesen Pathos ETA. Hoffmann 11,39, den falschen Pathos Heine 7 , 2 1 1 , Duringer, H . H e r z (Sa.), einen Pendanten Herder 1, 145, für einen Pendanten des Grenadiers Herder 2, 185, einen Project Chr. Weise, Erzn. 18, höhern Relief Immermann, Düsseid. Anf. 50,26, der rendevous Elis. Charl. 1, 27, den Rendezvous Schi. Br. 2,152, Schi. u. Lo. 112, einen Rendezvous Schi. Br. 6,165, diesen R. Goe. 52,128,10, der Restaurant Gutzkow, R. 3,352, denR. Heine 7, 103, denRisico Schi. Br. 5,103, auf meinen eignen R. ib. 7, 38, den Schaffott Schletter, Schule der Freundsch. 104, einen Service Vischer, Auch Einer 1, 113, Sofa ist ursprünglich nur M. Belege ans Wi., Goe., Klinger, Schi, im DWb., vgl. noch Vofl, Luise 55, E T A . Hoffmann 12, 93, Holtei 40 Jahre 6, 62, den ältesten Beleg für das Ntr. führt das D W b . aus Göckingk an; ein innerer Tribunal, den .. Schi. 2 , 1 8 4 , 3 (später inneres . . das); mhd. turnei M., spätmhd. turnier M., als M. noch Amadis 89 und Parn. boic. 3, 291. 292 etc. A n m . 2. Von engl. Wörtern istRostbeaf als Ntr. behandelt, zuweilen als M., vgl. ihren R. Wi., Am. 4,17, der R. E T A . Hoffmann 1, 140; dagegen Shawl (Schal) als M., ausnahmsweise als Ntr., vgl. Adelheid riß ihr Shaivl von den Schultern und warf es W. Alexis, Ruhe 4, 87, entsprechend 88, ein großes Shawl Hahn-Hahn, Gesellschaft 149.
§ 96. Manche Wörter, bei denen sich jetzt das männliche Geschlecht behauptet hat, kommen früher auch als Neutra vor: Automat, Baldachin, Delphin, Divan, Eclat, Galimathias, Kadaver, Kanal, Karneval, Kattun, Ciaret, Komfort, Kontinent, Choral, Morast, Pavian, Popanz, Teint, Tiger, Skandal, Spektakel. Nur Ntr. ist ursprünglich Panzer (mhd. panzier), seit dem 17. Jahrh. M. Noch jetzt schwanken: Bonbon, Krystall; ferner Later, Meter (das Ntr. unter Anlehnung von lat. metrum), Barometer, Thermometer usw. Anm. Belege für das Ntr.: ein bewegtes Automat ETA. Hoffmann 8, 114, das fremde A. ib. 2, 101, dieses A. Heine 4, 247, das A. ib., Goe. (Sa.), dieses Baldachin Wi. 2 , 3 , 4 2 8 , 3 6 , das Delphin Schi 11,270,36, das kaiserliche Divan Kaller, Usong 123, das Eclat Hermes, Soph. R. i, 147, das Galimathias Le. 1, 351, 9, Wi. ö. (Sa.), das Kadaver Herder 27, 54, Musäus (Sa.), über daß Canal Chr. Weise, Erzn. 215, aufs Karneval Chr. Weise,
144
III, 1. Substantiva: Fremdwörter.
Cath. 129, 25, das Carneval Frau Kat 222, 6, das römische Carneval Goe. 32, 223 ff, das wilde C. Goe., Faust 5060, das vergangne C. Klinger (Sa.), das C. Kotzebue 9, 89, das Lebens - Karneval J. Paul, Fleg. 226, dises gut claret H.Sachs F. 16,262, das Komfort 0. Ludwig 1, 327, das Continent Herder 23,158, Goe. Br. 28, 292, 24, ein neues Choral Friedel, Christi und Gretchen 23, in ein tie ff Mora β Jul. v. Braunschw. 551, das Pallast Heymonsk. 100, ins Pallast Werder, Rol. 13,73, das erste beste Pavian Holtei, Erz. Sehr. 11,122, das Weltpopanz Schi. 1,190,112, das Purpur Werder, Rol. 20, 60, das blendende Teint Herder 1,397, ein bleiches T. Mnsäus 1,110, ein schnelles tyger Eanise 304, 10, Skandal seit Anfang des 18. Jahrh., ursprüngliches Ntr. nach lat. scandalum, so bei Kant, Goe., Schi. (DWb.), vgl. noch Hermes, Soph. R. 3, 73, Schi. Br. 5,127. 6,10, J. Paul, Loge 242, Laukhard 5, 9, Grillp. 19, 116, Spektakel seit 16. Jahrh., älteste Belege im DWb., Ntr. geblieben in der lat. Bedeutung, noch bei C. F. Meyer ein so einziges Spektakel, doch vgl. den Sp. anzuschauen Heine 2, 391, als M. = „Lärm" zuerst ca. 1800; fiir Panzer als Ntr. Belege aus dem 16. Jahrh. im DWb., vgl. noch durchs Pantzer neben durch den Pantzer Werder, Rol. 29, 50; Op. hat schon das M. § 97. Einige direkt aus dem Lat. übernommene Wörter sind vom Mask, ins Neutrum Ubergetreten. Kamel, wofür im Mhd. ein schon ganz eingedeutschtes kernel als M. erscheint, während das neu an das Lat. angelehnte Kamel (zuerst spätmhd.) von Anfang an fast nur als Ntr. gebraucht wird. Krokodil, mhd. in der Form kokodrille sw. Μ., M. auch nhd. nicht selten. Kamin = lat. caminus s c h w a n k t zwischen M. und Ntr. Chor wird seit dem 18. Jahrh. häufig als Ntr. gebraucht. Cölibat und Concubinat — lat. coelibatus, concubinatus werden gewöhnlich als Neutra gebraucht, vielleicht unter dem Einfluß von Konkordat, Mandat etc., als Maskulina wohl meist nur infolge gelehrter Reflexion. Umgekehrt erscheint Gran aus lat. granum zuweilen als M. Zepter a a s lat. sceptrum scheint im Mhd. zunächst nur als M. gebraucht zu sein, später schwankt es zwischen M. und Ntr. bis in die neueste Zeit. Spital ist Ntr. w i e lat. hospitale, doch daneben M., zuerst Uberwiegend, noch jetzt oberd. Anm. 1. Kamel als M. bei Waldis 1,93,1 und Hermes, Soph. R. I, 221. Krokodil als M. Fischart (Hauffen) 1, 8, 163, Rollenhagen 1 a 14, 129, Op. 148, 248, Lohenstein, Cleop. 532, Hofmannsw. K. 89, 10,13, Wi. 26, 147. 189, Herder 13, 133, Tieck, Quix. 4, 62, Lu., H. Sachs, Haller (DWb.), Ryff, Eppendorf, Lichtwer (Sa.). Kamin als M. nach Sa. bei Wi., Voß, Gutzkow, Freiligrath, Stahr, als Ntr. bei L. Werner, Börne, Heine, Kerner, Kohl, Vogt, nach dem DWb. im Simplic., vgl. noch Hermes, Soph. R, 4, 379. 6, 476, Mörike 6, 174; Goe. und Tieck haben beides (Sa.). Gran wird von Sa. als Ntr. belegt bei Nicolai und Tieck, als M. bei Goe. Zu den Belegen
Übertritt vom Μ. ins Ν. und vom M. oder N. ins F.
145
von Spital (Spittel) im DWb. und bei Sa. füge noch H. Sachs 7, 218. 295, 56, Chr. Weise, Erzn. 58, Renaler, Judenmädchen 116, Räuber 56, Francois, Reckenburgerin 75. Für Hospital als M. bringt Sa. einen vereinzelten Beleg aus Weidner. Anm. 2. Eigentümlich verhält es sich mit Lärm. Im 16. Jahrh. erscheinen die Formen lerma, lerman, später lermen zunächst als Ruf zu den Waffen (aus frz.-ital. allarme). Sie werden dann auch substantivisch gebraucht, wo das Geschlecht deutlich erkennbar ist, als Maskulina. Die verkürzte Form Lärm hat sich dann als M. erhalten. Auch Lärmen erscheint noch als M. bei Wi., Goe., Immermann (DWb.), Lichtwer, Hebel, Gutzkow (Sa.), Bode, Klinkers R. 2, 268. Daneben aber ist es im 18. Jahrh. als substantivierter Inf. gefaßt, wofür im DWb. Belege aus Felsenburg, Rabener, Le., Goe., bei Sa. aus Lichtwer und Arnim. Vereinzelt erscheint auch Lärm als Ntr., vgl. dieses Lernt Felsenburg 255, 22, ein großes Lärm, das . . Andrews 72, ein so gräßliches Feuerlärm Arnim 10, 255.
§ 98. Vom M. oder Ntr. zum F. übergetreten sind: Büste aus it. busto, fri. huste M., im Deutschen von Anfang an F.; Dithyrambe, zuerst neben der lat. Form Dithyrambus sw. M., dann F.; Dogge aus engl, dog im 16. Jahrh. als sw. M. aufgenommen, noch im 18. Jahrh. zwischen M. und F. schwankend; Koralle aus mlat. cor alius, mhd. und noch anhd. M.; Matratze, mhd. aus afrz. materas als matraz M. aufgenommen, seit dem 17. Jahrh. F.; Muskel aus lat. musculus als M. eingeführt, seit der Mitte des 18. Jahrh. auch F.; ähnlich verhält es sich mit Nerv, Nerve, das im 16. Jahrh. als M. eingeführt ist, aber sehr bald auch als F. gebraucht wird; Periode trotz dem weiblichen Geschlecht des lat. periodus im 16. Jahrh. als sw. M. aufgenommen und so noch gewöhnlich im 18. Jahrh. gebraucht; Standarte aus afrz. estendart M. in der Form stant(h)art als M. aufgenommen, seit dem 17. Jahrh. F.; Trophäe aus franz. trophee M.; Tulipane aus it. tulipano, im 17. Jahrh. M., später F. nach Tulpe; Uniform aus franz. uniforme M.; Menuett aus franz. menuet M. ist zunächst Ntr. geworden, daneben hat sich ein F. Menuette gebildet, das im 18. Jahrh. häufig ist; ebenso ist Möbel im 18. Jahrh. häufig F.; auch Courage (franz. le courage) ist am Ende des 16. Jahrh. zunächst als Ntr. aufgenommen, bald aber hat sich das F. durchgesetzt; ähnlich scheint es sich mit Bagage zu verhalten. Die übrigen Wörter auf -age aus lat. -agium {Fourage, Persiflage etc.) scheinen im Deutschen von Anfang an als F. behandelt zu sein, wie eine Reihe von andern Wörtern, vgl. Flanke aus franz. le flanc,
146
III, 1.
Substantiv»: Fremdwörter.
Front aus franz. le front, Gage aus franz. le gage, Kaprice aus franz. le caprice, Million aus franz. le million, Rolle aus franz. le rSle, Skizze aus it. schizzo (franz. esquisse F.); neben mhd. tapet (aus lat. tapetum), das als M. und Ntr. gebraucht wird, ist im 15. Jahrh. Tapete F. getreten, durch welches Tapet allmählich verdrängt ist, abgesehen von der Redensart etwas aufs Tapet bringen; Trope aus franz. le trope (lat. tropus), Zitrone aus it. citrone, franz. citron. Anm. 1. Dithyrambe von Kl. als M. gebraucht, von Herder als M. und F. (Längin 49), als F. Voß und Schi. (Sa.); Dogge als sw. M. von Sa. noch aus Pfeffel, Voß, Fr. Müller belegt; Coral als M. noch bei Weckherlin (DWb.), als Ntr. von Ludwig angesetzt (DWb.); Periode als M. Kl. Sehr. 6, 235, Le. 9, 215, 33. 216,4, Großmann, Schüsseln 1, 3, Goe. Br. 17,15,18. 21, Schi. Br. 1,226. 5,412, J.Paul, Hesp. 436, Loge 283 (dieses Periodens), Jubelsenior 14. 111, Wuz 375, Fleg. 81, Tieck, Lov. 2, 137, W. 24, 137, Holtei, 40 Jahre 1, 234, stark flektiert Hermes, Soph. Κ. 1, 49 (des Periods), weitere Belege im DWb., F. schon bei Kl. und Wi.; Trophäe als M. bei Wi. 7,149 neben einem Trophäe von Panzern, Fahnen etc.-, Tulipan M. bei Op. mit dem fremden T. (Sa.) und Rachel, Sat. 7, 371 ein welker T.\ Uniform, als M. bei Schikaneder 2, 279, Giseke, Hamlet 40; Menuett als M. selten, vgl. Goe. Br. 1,19, 24, Schikaneder 1, 214, Börne (Sa.); Menuett(e) als F. Andrews 328, Le. 9,198, 33, Heinse 4,113, Schlatter, Eilfertige 14. 15. 57, Schröder, Viktorine 70, Ehrgeiz U.Liebe 39, J. Paul, Komet 409, Eichendorff 2, 96, ETA. Hoffmann 8, 181, Holtei, 40 Jahre 4, 243, Storm 1, 87, G. Keller 6, 185, Bürger, Goe., Klinger (Sa.); PI. Menuetten Quistorp, D. Schaub. 6, 348, ETA. Hoffmann 11, 121; Möbel als F. Le. 9,370,1, Falsche Entdeckungen 55, Bretzner, Liebhaber III, Iffland, Allzu scharf 14, J.G.Müller, A. Voß (Sa.); Belege für Courage als Ntr. aus dem 17. Jahrh. bei Schulz, Fremdwb., noch Schi, schreibt mit Anschluß an volkstümliche Rede 's Kourage 3, 365, 4; das F. kommt schon im 17. Jahrh. vor; vereinzelte Belege für Bagage als Ntr. bei Schulz; dieses Passage Wi. II, 3, 358, 7; statt Front erscheint im 18. Jahrh. auch Fronte, vgl. Schulz; ein vereinzelter Beleg für das Ntr. Caprice bei Schulz; Tapet als Ntr. noch im 17. Jahrh., als M. noch bei Haller (DWb.) und Parn. boic. 1, 101; das F. Tapete wird von Weigand und DWb. auf ein mlat. tapeta zurückgeführt, das aber wohl bloß konstruiert ist; Karawanserei ist im 17. Jahrh. aus einem persischen Worte als Ntr. aufgenommen, dann an die Bildungen auf -ei wie Bäckerei angelehnt und daher zum F. übergetreten; als Ntr. erscheint es noch bei Wi. 30, 112. 129 etc., Petermann (neben F.) und Robert (Sa.). Anm. 2. Noch andere Maskulina und Neutra erscheinen hie und da als Feminina: die ducat Ölinger 37, eine Ducat Simplic. Sehr. K. 4, 54, 10. 134,4, Dukate F. Wildermuth (Sa. Fremdwb.), einer solchen weiblichen Insekte Müller, Waltron 5, mit doppelter interesse Liebesstreit, Engl. Kom. 111,31, Juwele als F. bei Sa. aus Goe., Voß, Kosegarten, Klirenberger
Übertritt vom Μ. oder Ν. ins F. und umgekehrt.
147
belegt, von der Colorit Pam. boic. 2, 304, die Colorite Le. 4,423, 24. 6, 25, 5, von jeder Colorit Wi., Am. 1 2,132 (beseitigt 14,17), in der Kommittee Schi., Maria 705, eine Comiti J. Paul, Komet 109, eine Complimente Chr. Weise, Erzn. 113, die Manna Heine 7, 465, die Marzipan Chr. Weise, Cath. 172, 33. 173, 1, eine Meteore vgl. Neol. Wb. 238,17, mit einer Monologue Le. 6, 342, 26, in einer Monologe Le. 10,125, 15, Pals erscheint als F. spätmhd., anhd. und noch muartl. (s. DWb.), die Rhabarber Bode, MoDt. 2, S2. 3, 398,1, die sebel Gryphius, T. 194, 320 (ndl. sabel F.), Sellerie als F. Steinbach, Ad., Oken, jetzt in nordd. Umgangssprache, die erste Semestre Schi. Br. 4,183, Sermon nicht selten als F. im 16. Jahrb., auch von Stieler so angesetzt (s. DWb.), vgl. noch mit einer sehr beweglichen Sermon Simplic. 214, zur Soffa Stephanie, Neugierde 89, auf der Sopha Hensler, Gallerie - Gemälde 57, auf die Sopha ib. 61, die Sopha Meisl, Fritz 39, eine Terzerole Schi. 2, 292, 8.
§ 99. Vom Femininum zum Maskulinum oder Neutrum übergetreten sind Altane aus ital. altana, wechselnd mit Altan M., das jetzt überwiegt. Beest, Biest Ntr., PI. Beester ist aus dem F. Bestie entwickelt. Dutzend aus frz. douzaine von Anfang an Ntr. Echo als F. noch im 17. 18. Jahrb. gebraucht, daneben im 16. und 17. als M., seit dem 17. als Ntr. Entree F. bis an den Anfang des 19. Jahrh., Ntr. erst seit dem Ende des 18. Etikette ursprünglich F. wie im Franz., seit der Mitte des 18. Jahrh. auch Ntr., jetzt so geschieden, daß Etikette F. = „Anstanderegeln", Etikett Ntr. = „Bezeichnungszettel" ist. Flanell Ntr. wird nicht aus dem frz. flanelle, sondern aus dem engl, flannel aufgenommen sein. Frikassee im 17. Jahrh. als F. aufgenommen, bald auch als Ntr. gebraucht. Gelee im 18. Jahrh. noch F., jetzt Ntr. Gros (12 Dutzend) Ntr. aus frz. grosse F. Katheder aus gr.-lat. Icathedra im 16. Jahrh. als F. aufgenommen, im 18. Jahrh. noch F., aber auch M., jetzt M. oder Ntr. Kompott aus frz. compote F., wohl unter dem Einfluß des älteren Kompost Ntr. geworden. Kotelett Ntr. aus frz. cotelette F.; der PI. Koteletten = „Backenbart" scheint auf das F. zurückzugehen. Lack aus it. lacca, frz. laque F., zunächst F., dann auch Ntr., jetzt M. Makel aus lat. macula spätmhd. aufgenommen, anfangs nur als M., später zuweilen als F., vielleicht nur aus gelehrter Erwägung. Marsch von Anfang an M. aus frz. marche F. Omelett aus frz. omelette F., jetzt schwankend zwischen F. und Ntr. Patent Ntr. aus frz. patente F. Pistol als Ntr. schon seit dem 17. Jahrh. neben das F. Pistole getreten. Platz aus frz. place F., mhd. von vornherein als M. aufgenommen. Plebs = „Pöbel" wird in der neueren Sprache vielfach als M. gebraucht.
148
III, 1. S u b s t a n t i a :
Podagra
k o m m t i m 16. J a h r h . a l s F . vor, ist a b e r d a n e b e n v o n
Anfang
a u Ntr.
a u s frz. pompe auch
schon
porcelaine) Ntr.
Fremdwörter.
Ebenso
ist
Chiragru
seit
dem
in der
Proviant
15.
Porzellan
aus
F o r m Porcellane
im
15. Jahrh.
aus
it.
provianda
JRenkontre
bis in d a s 19. Jahrh. F., j e t z t Ntr. Stearin ruina,
Salat
(frz. Porzellan
als F. auf-
a u s frz.
a u c h i m D e u t s c h e n u r s p r ü n g l i c h F., j e t z t Ntr.
salade
Pomp
it. porcellana
a l s F., später
g e n o m m e n , s e i t d e m 17. Jahrh. M. F.,
Ntr. g e w o r d e n .
F., a l s F . noch b i s ins 18. Jahrb., doeli a l s M.
rencontre Renommee
a u s it. salata,
frz.
F., s c h o n i m 16. J a h r h . M., a b e r bei d e n S c h l e s i e r n F . Ntr. aus frz. ruine
frz. Stearine
F.
Neben
ist i m 18. Jahrh. Ruin
Ruine
F.
aus
lat.
M. g e t r e t e n ; der j e t z i g e
B e d e u t u n g s u n t e r s c h i e d h a t s i c h erst a l l m ä h l i c h h e r a u s g e b i l d e t . Trupp
M.
aus
frz.
troupe
F.
w ä h r e n d unser j e t z i g e s F . Truppe
im
17. J a h r h .
aufgenommen,
erst a u f j ü n g e r e r E n t l e h n u n g
zu b e r u h e n scheint. A n m . 1. Altane F. Frisch, Kramer, Schi. 3,135,15. 13H, 26, Goe., Gutzkow (Sa.), Altan M. Stieler, Alxinger (Wurm), Bürger, Goe., Schi., Chamisso, Uhland (Sa.); Beest als F. Werder, Rol. 11, 57; Dutzend vereinzelt als M., vgl. keinen Dutzet Simplic. Sehr. 3, 70, 28; Echo als F. von Schulz aus dem 17. und 18. Jahrh. belegt, vgl. noch Geßner, Goe. (Sa.), Wi. 30,266, Schi. 6, 303, 3, Brentano, Rosenkr. 2412; Belege für das M. und für das ältere Vorkommen des Ntr. gleichfalls bei Schulz; das F. wird natürlich besonders bei Personifikation nach griech. Muster angewendet, doch auch sonst; Belege für Entree als F. bei Schulz, vgl. noch Goe. 35, 167, 4, Br. 14, 72, 14. 15, 131, 15, Schi. 3, 99, 3, Br. 6, 301, Immermann 14, 333; für Etikette als Ntr. = „Anstandsregeln" Belege bei Schulz, vgl. noch Bode, Yorick 3,24, Herder 17, 293. 373. 23, 178, Eberl, Eipeldauer ti. 33, Männerfrevel 10. 35, Hensler, Gallerie- Gemälde 79, älteste Belege für Frikassee bei Schulz, das F. noch bei Giseke, Jungfrauen 110; Gelee F. vgl. Schulz, ferner Goe. Br. 26, 5, J. Paul (Sa.); Katheder als F. im DWb. bei Le., Rabener, Hermes belegt, als M. von Frisch angesetzt; Lack erscheint zufrühest in der it. Form lacca im 16. Jahrh.; F. ist es noch bei Frisch, daneben Ntr.; Belege für das Ntr.: rothes Lack Nicolai, R. 1,92, Schellack Karmarsch, Siegellack Lichtenberg (Sa.), J . P a u l , Fleg. S i l , im DWb. als normal angesetzt, Goldlack Karmarsch; Makel als F. Op. K. 262,47, Wi., Am.» 8, 35, A.W.Schlegel, Rieh. III, 3, 7, Vorl. 3, 29, 31, Grillp. 19,37, Frisch, Niebnhr (DWb.); PI. Makeln in der Grundbedeutung „Flecken" bei Tabernaem., Le., Stolberg (DWb.); dan Makel Stieler, Herder (DWb.); Belege für Pistol als Ntr. im D W b , die frühesten aus Fleming und Logan; vereinzelt erscheint Platz als F.: auff derselbigen platzen Heymonsk. 190; Belege für das M. Plebs Deine 5, 24S. 7, 209, W . J e n s e n , Monatsbl. (Sa.); Podagra als F. B. Waldis 2 , 3 1 , 1 7 , Colerus
Übertritt vom F. zum M. oder N.
149
DWb.); Belege für Pomp im DWb., Le. gebraucht es noch als F., doch überwiegend als M.; Porcellane F. Op., Lohenstein (DWb.), Mask. Hallmann (DWb.); das Ntr. im DWb. zufriihest aus B. Neukirch belegt. Belege für Proviant als F. im DWb., auch bei Sa., vgl. noch Heyinonsk. 121. 164, Rollenhagen III 1 , 15, 172, noch von Aler (1727) als F. angesetzt; es kommt auch als Ntr. vor: Schneider u. Sohn 42, Tieck, Cev. 362,8; Renkontre als F. Simplic. 180, Goe., Mörike (Sa.); Renommee als F. Krüger 479, Felsenburg 362, 27, Goe. 22, 296, 23, Iffland, Höhen 50, Alte Zeit 28. 97, Mündel 44. 75, Holtei, 40 Jahre 2, 132. 4, 313. 6, 220, Erz. Sehr. 11, 113, Heine 5, 16. 247. 7, 302. 327. 329, Riemer, Rahel, Freiligrath (Sa.); Salate als F. Op. (DWb.), die salatte Gryphius, L. 453, noch jetzt schles.; Uber Ruin M. = jetzigem Ruine s. DWb. und Sa., vgl. noch Hölderlin lb 12; früher ist die Verwendung des F. Ruin(e) = jetzigem Ruin untergegangen ; der PI. Ruinen in diesem Sinne wird im DWb. ans Kant belegt; Trupp M.,sw. flektiert: mit einem starken Trouppen Simplic. Sehr. K. 3,238,38. Anm. 2. In andern Fällen ist der Übertritt nicht in die gegenwärtige Schriftsprache gedrungen: Gallert nach Schmeller bair. F. M. Ntr., im Gallert Voß (DWb.); den halben Guinee Andrews 330 u. sonst; unserm obern Hemisphär Herder 13,45, einem andern H. ib. 13,58. 18,51, eines Hemisphäre ib. 13, 240, unseres Nord - Hemisphäre ib. 18, 290; das Cloak Th. Jones 1, 387, ein wahres Cloak Bode, Klinkers R. 1, 153; vom Koppel Bürger, W. Jäger, vom Schwertkoppel Fouqu6, Zaub. 1,208, am K. Rtistow und Köchly (DWb.), M. nach Ad. nd., Ntr. mnd. und ndl. (DWb.); das Weibliche Creatur Engl. Kom. 20,38, du armes C. ib. 32,15, das geschorenste C. Tieck, Phant. 2, 450, ein verschmitztes, falsches Kreatur Holtei 15,110, ein elendiges eitles K.ib. 17,187 (nach Geschöpf)·, nach seinem latin Lu. (DWb.), Mask. Η. Sachs, Alberus, Grimmelshausen (DWb.), Simplic.295. Simplic. Sehr. K. 4, 62, 20. 124, 21, der Laun Girbert XV, bey gutem Laune Laudes, Zänker 42, so viel böser Laun Hermes, Soph. R. 5, 5S6; noch jetzt oberd. muartl., bei J. Gotthelf (Sa.); Makulatur Ntr. Le. Lichtenberg (Sa ), dem M. Nicolai, 2,231; dieses Mosaik Bode, Montaigne 1,141, als Ntr. Prutz, Stahr, Vischer (Sa.), Sachs-Vilatte; zum Palett Wi. Mus. 39 (87); Reverenz wird in der älteren Sprache als M. gebraucht, vgl. Engl. Kom. 104, 46 ff., Gryphius, Horrib. 49, Chr. Weise, Cath. 114,17. 19, Reuter, Schelm. 55 (PI. Reverenze), Schlamp. 138, Gil Blas 1,8. 96. 120, Frau Gottsched, D. Schaub. 2,340. 3,141. 143. 460, Clarissa 1,69. 161 u. ö., Andrews 222, Bode, Yoriok 3,24, Nicolai, R.1,230, Notha. 1,199. 2,132, Wi., Luc. 1,343, Iffland, Vermächtnis 118, Eckhof, Mütter-Schule 14 u. ö., Goe., Gotter, Zachariä, Matthisson, Langbein, Voß (Sa.); das Schalmei Holtei 13,112; Sentenz wird vom 15. bis ins 18. Jahrh. als M. gebraucht, vgl. DWb., ferner Fischart, Eulensp. 3228, Flöhatz, »925 s 2527, Amadis 344, Engl. Kom. 111,11, Simplic. 166. 267, Simplic. Sehr. B. 3, 61, 32. 102, 32, Möller, Waltron 59; einem Serviet Frau Gottsched, D. Schaub. 3,140, Schikaneder 1,281, dem Serviette Frau Gottsched, D. Schaub. 6, 130, das Serviet Laudes, Zänker 107, das Salvett ib. 57; Sphinx ursprünglich als M. gebraucht, vgl. DWb., ferner Wi. 30,133. 140, Schi, braucht es einmal als Ntr. (DWb); des Dordrechtschen Synods Nicolai Notha. 3,25 (nach
150
III, 1. Substantivs.
dem Franz.); neben dem Tax Simplic. 281, der Tax Dübel (Sa.); zweifelhaft ist es, ob Sa. mit Recht die Form Tax bei Schi, and J.Paul als Beweis für das M. anführt; beym Toilette Schikaneder, Laster 3; Zitadelle nach Klage im 17. Jahrh. vereinzelt Ntr., vgl. ferner eines Citadells Krüger 380, das Citadeü H. Kleist 5, 145, 1.
§ 100. Schon im Vorhergehenden igt darauf hingewiesen, daß anf den Geschlechtswandel öftere eine andere Sprache als die, ans der das Wort ursprünglich entlehnt ist, Einfluß gehabt hat oder auch die gleiche Sprache durch erneuerte Wirkung. Hier führen wir noch einige Fälle an, in denen die Doppelgeschlechtigkeit sicher auf doppelter Entlehnung beruht. Akt = „(feierliche) Handlung", „Aufzug im Drama" sowie Akt in der Sprache der bildenden Künste stammt aus lat. actus, dagegen die Akten aus lat. acta·, dazu ist ein Sg. die Akte gebildet, aber auch der Akt wird als Sg. zu Akten verwendet. Statt des jetzigen Filiale aus frz. filiale steht in der älteren Sprache ein Ntr. Filial — „Filialkirche" aus spätlat. filiale. Moment als M. ist aus frz. moment, als Ntr. direkt aus lat. momentum entlehnt. Purpur als F. (mhd. und anhd.) stammt aus lat. purpura, als M. aus frz. pourpre (mlat. purpur). Neben Schokolade aus it. doccolata steht früher und noch landschaftlich Schokolat M. aus frz. chocolat. Anm. Verwechslung von Akt = actus mit Akte bei Gutzkow, R. 8, 3: eine Taufakte. Belege ftir das Ntr. Filial bei Schulz, vgl. noch das Filial eines Stadtpredigers Nicolai, Notha. 2,189 usw., worin das Filial eingepfarrt war J. Paul, Fleg. 248. Moment Ntr. statt des M.: den rechten Punkt, gleichsam das Moment eines Epos Herder 18, 429; das glückliche Moment einer Haupthandlung ib. 432; das Moment .., in welchem sie (die Maxime) anzuwenden sein mochte Schi. 7, 17, 27; und schienen nur das Moment zu erwarten, das dem Ausbruch .. günstig war Schi, 9, 283,11 (= den M. Körner); umgekehrt : daß ein wesentlicher Moment geopfert werde R.Wagner an M. Wesendonck Aug. 1860. S. 241. Purpur als F. noch bei Spee (DWb.) und Gryphius, 'Γ. 232, 479. Schokolat als M. Göckingk (DWb.), Hermes, Soph. R. 1,231. 490, Tieck, Phant. 2, 548, Schikaneder 1, 205; im Chokolade Schi. 2,135,15 ( = in Ch. Körner).
Defektive. § 101. Viele Wörter bilden wegen ihrer Bedeutung keinen PI. Auch von einigen, bei denen die Bedeutung kein Hindernis wäre, ist ein PI. jetzt nicht gebräuchlich, so von Mund (doch vgl. § 23, Anm. 2), Bat außer wo es Personenbezeichnung ist
Fremdwörter.
Defektiva.
151
(sonst ersetzt durch Batschläge), Strand; auch von Bräutigam sind die vorkommenden Plurale Bräutigame, Bräutigamer und Bräutigams (s. §§ 23, Anm. 2. 84) nicht recht üblich. Anderseits gibt es Plurale, zu denen kein Sg. üblich ist: Leute, Geschwister (s. § 102), Gebrüder, Eltern, Bauten (Sg. Baute veraltet, Bauten jetzt als PL zu Bau = „Häuserbau" gebraucht), Fasten (der Sg. Faste bis ins 18. Jahrh.), Kutteln, Kaidaunen, Treber, Trester, Bänke (der Sg. Bank anhd. und noch mundartl., allgemein in der Bedewendung einem den Bank ablaufen, was man jetzt meist an Bang anlehnt), Wehen (vgl. § 75), Wirren (Sg. Wirre selten und in etwas abweichender Bedeutung, s. Sa.), Ländereien (Sg. im DWb. nur aus Canitz belegt), Laufte = „Gang der Begebenheiten" noch im 18. Jahrh. in den Zuss. Tages-, Jahres-, Kriegs-, Schreckensläufte bei Goe., Zeitläufte allgemein, während der Sg. Lauft schon früher durch Lauf verdrängt ist, Einkünfte, Kosten (der Sg. Kost nicht mehr in entsprechender Bedeutung), Unkosten, Gliedmaßen (doch vgl. § 74), Trümmer (doch s. § 21). Dazu eine Anzahl von Fremdwörtern: Alimente, Allüren, Annalen, Annaten, Auspizien, Cerealien, Chemikalien, Dehors, Exequien, Ferien, Fisimatenten, Formalien, Fossilien, Hämorrhoiden, Honneurs, Honoratioren, Iden, Imponderabilien, Insignien, Kurialien, Mobilien, Immobilien, Musikalien, Naturalien, Praeliminarien, Becherchen, Bepressalien, Saturnalien, Spesen, Sportein, Subsidien, Utensilien, Vegetabilien, Viktualien. Hierher können wir auch stellen Diäten,Effekten,Interessen ( = Zinsen), Koteletten ( = Backenbart), Personalien, von denen der Sg. zwar vorkommt, aber nicht in entsprechender Bedeutung. Auch einige Krankheitsbezeichnungen könnte man hierherstellen, die wenigstens als.solche nur im PI. vorkommen: Blattern, Masern, Pocken, Bötein etc. Anm. Ungewöhnliche Verwendung des PI. Bäte: TJsong gibt seinem Enkel die Räthe, dit er selber heilsam gefunden hat Haller, Usong 369; die Rüth deiner Mutter ib. 401 u. ö.; die Hände und Eäthe des Ärzten Crauer, Toggenburg 46; Räthe (denn Rathschläge klingt doch immer seltsam) Hermes, Soph. Κ. 4, 578. Auf einen Sg. Baute weist noch an einer jener Neubauten Saar 2, 237. Noch als Tätigkeitsbezeichnung wird Baute von J. Faul gebraucht: er wagte sich an die Baute eines Lehmhauses Fixlein 76; sogar: an meiner Haarbaute Fixlein 152. Einkunft als Sg. im DWb. aus Logau und Voß belegt, vgl. noch eine Einkunft Nicolai, R. 1, 201; nie ging ihm aus diese Einkunft RUokert 11, 466.
152
III, 1. Substantiv».
Verschiebungen im Numerus und Kasus. § 102. Leute geht zurück auf ahd. der Hut „das Volk"; dafür ist der PI. liuti eingetreten infolge einer Angleichung der grammatischen Form an den pluralischen Sinn (vgl. die entsprechende Erscheinung in franz. gens aus lat. gens). Im Mhd. gibt es eine Kollektivbildung geswistrede Ntr. mit verschiedentlichen Nebenformen, die Gesamtheit von Brüdern und Schwestern bezeichnend. Als Fortsetzung davon werden wir unser Geschwister zu betrachten haben, das noch im 18. Jahrh. häufig als Kollektivum gebraucht wird. Frühzeitig aber wird geswistrede auch pluralisch aafgefaßt, ebenso nhd. Geschwister, das jetzt ausschließlich so gebraucht wird. Allerdings gibt es auch daneben eine ursprünglich pluralische Bildung, mhd. geswester oder geswister, die aber bloß auf Schwestern bezogen wird, zu vergleichen mit Gebrüder. Die pluralische Verwendung von mhd. geswistrede, nhd. Geschwister hat dann auch einen Sg. als Bezeichnung für eine einzelne Person hervorgerufen, ein Gebrauch, der noch ins 18. Jahrh. reicht. Sursch(e) stammt aus mlat. bursa in dem Sinne „zusammen lebende und zehrende Gesellschaft". Im 16. und noch bis tief in das 17. Jahrh. wird Bursch als F. in kollektivem Sinne gebraucht, aber seit dem 17. Jahrh. wird es zum PI. umgedeutet und dazu ein männlicher Sg. gebildet, teils sw., teils st. flektiert, jetzt nur noch sw. Frauenzimmer hat zunächst (seit dem 16. Jahrh.) die kollektive Bedeutung „Gruppe von weiblichen Wesen" oder „weibliches Geschlecht" angenommen, die noch das 18. Jahrh. hindurch fortdauert; daneben aber ist es im 18. Jahrh. als Bezeichnung eines Einzelwesens üblich geworden, wie es jetzt allein gebraucht wird. Ebenso ßind Mannsen, Weibsen aus mhd. mannes name, wibes name (vgl. II § 112) zunächst Bezeichnungen für das männliche oder weibliche Geechlecht und erst später für ein Einzelwesen. Zu alle Tage hat sich in neuer Zeit ein Sg. Alltag = „Werktag" entwickelt, wozu allerdings das adverbiale alltags und Alltags- in Zuss., beide mit sekundärem s, beigetragen haben. Zu die sieben Schläfer (7 Jünglinge nach der Legende) hat sich im Anfang des 18. Jahrh. ein Sg. der Siebenschläfer entwickelt, wobei das Verständnis für den ursprünglichen Sinn verloren gegangen ist.
153
Verschiebungen im Numerus und Kasus.
Bairiech bildet man den Sg. der Schwoleschee zu dem PI. Chevaux-legers. Anm. Zweifelhaft ist es, ob das kollektive das Leut im Bair. noch Fortsetzung des ahd. Gebrauches ist. Neu ist jedenfalls die in vielen Mundarten vorkommende Verwendung von Leut für einen einzelnen Menschen (s. DWb. 28). Über Geschwister bietet das DWb. reiches Material, das aber wohl nicht durchweg richtig beurteilt wird. Sw. Flexion im PI. bei Vofl: die kleinen Geschwistern 85,12, deiner Geschwistern 86,38. Über Bursche vgl. das DWb.
§ 103. Heiligentage werden zunächst lateinisch mit Auslassung τοη dies durch Genitive bezeichnet, vgl. Michaelis, Martini. Diese Genitive werden dann für jeden beliebigen Kasus gebraucht, vgl. ζ. B. Michaelis fällt auf den
Donnerstag,
zu Michaelis. Deutsche entsprechend gebrauchte Genitive sind Allerheiligen, Allerseelen. Andere Festbezeichnuugen sind Dative PL, ursprünglich abhängig von der Präp. zu (mhd. ze), so Ostern, Pfingsten, Weihnachten
(mhd. ee den wihen
nahten)
Jetzt werden dieselben nicht nur als Plurale, sondern auch als Singulare fiir jeden Kasus gebraucht, meistens ohne Artikel, mit Artikel als F. oder Ntr., letzteres nach Fest, vereinzelt auch als M. Neben Weihnachten steht allerdings auch Weihnacht, dies natürlich immer als F. gebraucht. Eine ursprünglich dativische Zeitbezeichnung ist auch Mitternacht, worin das alte Adj. mhd. mitte = lat. medius steckt, wie in dem nominativischen Mittag. Aus der Verbindung einer Präp. mit dem Dat. erwachsen sind Vormittag und Nachmittag, indem die älteren Zeitangaben vor
Mittag(e)
und nach Mittag{e)
ver-
schmolzen und weiterhin wie Zuss. aus vor oder nach mit Mittag behandelt sind. Über entsprechende Erscheinungen bei den Orts- und Ländernamen s. §§ 117. 118.
Eigennamen. § 104. Die männlichen und weiblichen Personennamen werden im Ahd. und Mhd. teils stark, teils schwach flektiert. Die starke Flexion zeigt einige Besonderheiten gegenüber den anderen Substantiven. In der Weiterentwickelupg hat sich eine starke Tendenz zur Ausgleichung geltend gemacht, nicht nur zwischen starker und schwacher Flexion, sondern auch zwischen Mask, und Fem.
154
III, 1. Substantivs: Eigennamen.
§ 105. Stark flektiert werden ursprünglich die zusammengesetzten Vornamen. Die männlichen haben die Eigenheit, daß der Akk. Sg. wie bei den Adjektiven im Ahd. auf -an = mhd. -en ausgeht. Unterschiede in der Flexionsweise bestanden nicht. Die o- und «-Stämme waren ja im Sg., der zunächst allein gebraucht wurde, zusammengefallen. Besondere jo-Stämme gab es nicht (vgl. mhd. Dietmar gegen masre „berühmt"). Auslautendes u ist abgefallen (vgl. mhd. Sifrit gegen fride = ahd. friäu). Die starken Feminina haben den alten Nom. mit Abwerfnng der auslautenden -u oder -i (s. § 46, Anm. 1) bewahrt. So stehen noch im Mhd. die Nominative Fridrun, Kriemhilt, Hiltegunt den nach Abschwächung der vollklingenden Vokale mit Gen. und Dat. tibereinstimmenden Akkusativen Fridrüne, Kriemhilde, Hiltegunde gegenüber. Nach ihnen haben sich auch die übrigen gerichtet, welcher Flexionsweise auch die zweiten Bestandteile ursprünglich angehören, ζ. B. die auf •Iure, -wie.
§ 106.
Schwach flektiert wurden die einfachen Kurz-
formen, Maskulina wie ahd. Otto = mhd. Otte, ahd. Ezzilo = mhd. Etzel(e), Reinelee, Koseform zu Reinhart, Feminina wie
Vote. Die. Flexion unterscheidet sich ursprünglich nicht von der der Appellativa, im Mhd. gehen daher alle Kasus außer dem Nom. Sg. auf (e)n aus. § 107. Von den aus der Fremde übernommenen Personennamen haben sich die männlichen meist der starken Flexion angeschlossen, (vgl. Genitive wie Adämes, Davides), doch manche auch der schwachen, vgl. ahd. Georio = mhd. George, mhd. Galle. Von den weiblichen sind die auf -α, das dann im Mhd. zu -e abgeschwächt wurde, der schwachen einverleibt, ζ. B. mhd. Marie — G. D. A.
Marien.
§ 108. Eine Berührung zwischen starker und schwacher Flexion der Maskulina war im Mhd. dadurch angebahnt, daß infolge der Vokalschwächung die Form des Akk. Sg. in beiden Klassen übereinstimmend auf -en ausging. Dies wurde dann schon öfters auf den Dat. Sg. der st. Maskulina übertragen (Sifriden etc.), seltener umgekehrt das -e des D. Sg. auf den Akk. (Sifride etc.). Seit dem späteren MA. treten im Gen. der sw. Maskulina wie bei den Appellativen Formen auf -ens auf,
155
Personennamen.
die allmählich die auf -en ganz verdrängen, so daß eich Reste davon nur in isolierten Formen erhalten haben. So in den Ortsnamen St. Gallen, St. Georgen, in Znss. wie Georgental, Ottenhofen, Benediktenwand, Babenberg. Eine Spaltung hat
sich wie sonst in der sw. Deklination vollzogen, indem das Nom.-e teils erhalten, teils abgefallen ist, ersteres allerdings nar bei Familiennamen. Gegenwärtig bilden alle männlichen Personennamen, soweit sie Flexion annehmen, den Dat.-Akk. Sg. auf -(e)w, nur im Gen. Sg. wirkt noch der Unterschied zwischen st. und sw. Flexion nach, indem noch Bildungen auf -s (nicht mehr auf -es) und solche auf -ens nebeneinander stehen. Doch deckt sich die jetzige Verwendung der beiden Formen nicht mehr mit der ursprünglichen. Die Familiennamen auf -e bildeten den Gen. im 18. Jahrh. meistens auf -ens; jetzt herrschen die Bildungen auf -es, nur bei den Namen auf ehe (ike) wie Meineke, Reineke sind beide Bildungen gebräuchlich. Ferner herrscht -ens bei den Namen auf z: Franzens, Fritzens, Dietzens, Utzens, auch nach β: Vossens, Hussens, nach χ (chs): Maxens, Marxens, Luxens, Fuchsens, Ochsens. Die aus dem
Mlat. aufgenommenen, den ahd. sw. Maskulinen auf -o entsprechenden Namen wie Otto, Bruno, Hugo bilden den Gen. auf -s. A i m . Genitive auf -en kommen noch bis in das 17. Jakrh. vor, vgl. Meinicken arzt Rollenhagen I, 2, 24 Uberschrift, des rauhen Rodomonten (-.fronten) Werder, Rol. 26,24, Philippen Sohn Rachel, Sat. 6,481, in Sulpicen gemach Gryphius, L. 281, nach 267. Für die Familiennamen anf -e verlangt noch Ad. -ens. So steht ζ. B. Gothens Müser, D. Spr. 11,7, Schi. Br. 1, 380. 386, Fichtens Goe. 35, 53, 12; aber auch von anderen Namen, besonders fremden, finden sich früher Genitive auf ·ens nicht selten: Carlens sein Gebet Werder, Rol. 8, 70, Carlns des Großen Hofmannsw. K. 5, 2; Karlens Gattinn Gemmingen Hausv. 114, Gottfriedens Goe. 39, 168, 12. ISO, 23. 26, Vultens Gesicht J.Paul, Fleg. 161, Κleisten» Uhland, Faustens Gutzkow (Görtz.), Muggierens seinen Wegen Werder, Rol. 8, 15, Achillens Schi., Aegisthens Goe., Anchisens Schi., Bürger, Apollens Goe., Ariostens Goe., Diomedens Wi., Tankredens Goe. ö., Ulyssens Wi., Schi. u. a. (Görtz. III, 20).
§ 109. Bei den Femininen zeigt sich ein Ausgleich zwischen st. und sw. Flexion, indem manche starken im Nom. ein -e annehmen, vgl. Kunigunde,
Kriemhilde
gegen
Gertrud,
Hedwig, Adelheid, Hildburg; ferner darin, daß die Dative und Akkusative auf -e durch solche auf -(e)« verdrängt werden.
156
III, 1. Substantive: Eigennamen.
Weiterhin hat sich Beeinflussung durch die Maskulina geltend gemacht. Die Genitive auf -en werden etwas später als bei den Maskulinen durch solche auf -ens verdrängt, die aber niemals neben einem attributiven Adj., Pron. oder Art. gebraucht werden. Reste der Formen auf -en liegen in den Zuss. vor: Marienbad, -bürg, -werdet, Karolinental, Theresienhöhe, Amalienstraße, Katharinenkirche, St. Annenkloster, Marienkäfer; ferner in dem Ortsnamen St. Mär gen — St. Marien(kirche). Die Formen auf -ens werden auch von ursprünglich starken Femininen gebildet, wenn sie im Nom. ein e angenommen haben, also Kunigundens. Die übrigen bilden wie die st. Maskulina den Gen. auf -s, vgl. Adelheids. Dies -s wird auch bei Bewahrung der lat. Endung -a angefügt, vgl. Annas, Marias. Anm. Belege für die älteren Genitive auf -en: in Logistitten Land Werder, Rol. 6, 57, Alcitien Stadt ib. 58, Alcinen Reich ib. 7, 50 etc., aus Affenippen Strom Bachel 1, 3; neben einem Adj. oder Pron. erhalten sich die Formen länger: der Englischen Banisen Banise 15, 16 usw., der marmornen Zeniden Wi„ Idr. 5, 109, der wenig scheinbaren Olinden Wi., Am. 1,1, die Liebe der schönen Chatouiüeusen (: lesen) Wi., Am. 13,22, meiner Lotten Thränen Gemmingen, Hausv. 6, aus Amaliens — seiner Amalien Munde Meißner, Sk. 3,6. Zuweilen wird wie beim M. eine Endung -ens Uber das ihr zukommende Gebiet ausgedehnt, vgl. Adelhaidens Goe. 39, 182, 1. Auffallend ist ein Gen. wie Junons bei Wi., Am. 12, 6. 7; sonst bilden die Namen auf ο den Gen. anf -s.
§ 110. Die frühzeitig aufgenommenen fremden Kamen sind, besonders wo sie gebräuchliche Taufnamen oder Familiennamen geworden sind, dem deutschen Sprachcharakter assimiliert. Die erst in jüngerer Zeit aufgenommenen sind im allgemeinen unverändert geblieben, doch haben die gebräuchlichsten lateinischen (griechischen) Maskulina zum Teil unter Einfluß des Franz. die fremde Endung eingebüßt. So ist namentlich -us abgeworfen, ζ. B. in Homer, Hesiod, Äsop, Pindar, Herodot, Lykurg, Plutarch gegen Romulus, Markus etc.; -ius ζ. B. in Merkur, Virgil, Ovid, Horaz, Sallust gegen Julius, Boetius; -is ζ. Β. in Juvenal, Martial', seltener -es, ζ. Β. in Achill, Diomed, Ulyß neben Achilles, Diomedes, Ulysses. Die Beibehaltung des lat. -s im Auslaut erschwert die Genitivbildung. Man hilft sich häufig, indem man hinter die Nom.-Form einen Apostroph setzt. Bei Verkürzung wird dieser Übelstand vermieden, weshalb Formen wie Achills eine bequeme Abhilfe darbieten.
Personennamen.
157
A η in. 1. Ad. kennt auch verkürzte Nominative wie Sokrat, Diogev, die heute unmöglich sind. Herder gebraucht Sokrat, Alcibiad, Goe. 39, 366, 20 Herkai, vgl. Aristotel, Akk. Aristoteln verspottet von Schönaich, Neol. Wb. 8. Ungewöhnlich ist auch der Gen. Tantals Goe. 39, 358,17. 370,9. Anm. 2. Von den verkürzten Namen bilden die auf -z wie die deatschen den Gen. auf -ens: Horazens etc. Auch bei den fremden Namen war früher, wie bei den einheimischen, diese Bildung weiter verbreitet. So gestattet Ad. Genitive wie Adrastens, Aristippens, Tibullens, Admetens, Achillens; bei Goe. findet sich Orestens 39, 300. 24. Weibliche Naineo. auf -s eignen sich schlecht zur Gen.-Bildung, weshalb Hörike 4, 87. 8S. usw. Agnesens wagt. Von weiblichen Namen, die im Nom. die Endung -a bewahren, werden öfters oblique Kasus wie von solchen auf -e gebildet, vgl. Genitive wie Cleopatrens Lohenstein 114, 29. 115, 32 n. ö., Aurortns Bürger, Goe., Schi., Dianens Goe, Schi., Latonens Bürger, Schi., Minervens Bürger, Schi. u.a. (Görtz. III, 20. 21), Klytemnestrens Goe. 39, 337, 1], Proserpinens ib. 368,10, A k k . - D a t . : Elektren, Dianen, Klytämnestren etc. Goe. (Görtz. III, 23).
§ 111. Die flektierten Dative und Akkusative auf -(e)n haben allmählich angefangen als vulgär zu gelten. Man hört daher jetzt auch wohl ohne Flexion ich habe Karl (Anna) gebeten, ich habe es Karl (Anna) gegeben. Allgemein ist jetzt die Flexionslosigkeit zur Herrschaft gelangt, wenn daneben ein attributives Adj. oder Pron. steht. Man sagt also meinem, meinen Karl, meiner, meine Marie. Auch im Gen. pflegt in diesem Falle die Flexion zu unterbleiben, doch ist sie im 18. Jahrh. noch gewöhnlich, vgl. die in § 109 Anm. angeführten Belege. Hier ist auch die Verwendung des Art. neben den Eigennamen in Betracht zu ziehen, Uber die noch weiter in der Syntax zu handeln sein wird. § 112. Wo ursprüngliche Appellative wie Müller, Bäcker zu Familiennamen geworden sind, richten sie sich in ihrer Flexion nach den ursprünglichen Personennamen. Eine Schwierigkeit machte die Anwendung der Familiennamen auf weibliche Personen. Im 18. Jahrh. verwendete man dabei Ableitungen auf -in, selbst in Verbindung mit Vornamen; noch Schi, sagt Luise Millerin. Heute werden noch Formen mit Abschwächung des -in wie die Müllern, die Schulzen in der Vulgärsprache verwendet; nach Vornamen wird stets der männliche Familienname beibehalten. Selbst Ortsbezeichnungen mit Präpositionen sind der Analogie der ursprünglichen Personennamen gefolgt. So die
158
III, 1.
Substantiva:
Eigennamen.
Adelsbezeichnungen mit von, vgl. Karl von Roitecks gegen früheres Karls von Roiteclc. Auch deutliche ursprüngliche Ortsbezeichnungen mit Artikel, die nicht notwendig auf Adel deuten, wie von dem Busche, von der Hagen, von der Leyen, von der Mühl, von der Pforten, von der Tann; mit anderen Präpp.: am Ende, Amrain, Amthor, Auf der Mauer, Imhof, Zumbusch, Zumsteg, Zurlinden etc. § 113. Plurale werden ursprünglich von Eigennamen nicht gebildet. In neuerer Zeit hat man, wo mehrere Personen gleichen Namens zusammengefaßt werden sollten, meist zu dem fremden -s gegriffen. Man sagt also ζ. B. die Grimms, die Schlegels, die Stolbergs etc. Nur ausnahmsweise werden die deutschen Endungen -e oder -en verwendet. Etwas Anderes ist es, wenn Eigennamen sich dem Charakter von Appellativen nähern, also den Sinn annehmen „Männer wie". Hier wird die PL-Bildung auf -s in der Regel nur soweit augewendet als dies auch sonst bei Appellativen geschieht, also ζ. B. die Marats, Dantons, Rossinis, Shakespeares. Sonst werden Bildungen nach Weise der deutschen Appellative vorgezogen, teils St., teils sw., z.B. die Sokratesse, die Scipionen. Von den weiblichen Eigennamen bilden diejenigen, die den Gen. Sg. auf -s bilden, den PL auf s, diejenigen, die den Gen. auf -ens bilden, den PL auf -en, also ζ. B. die Annas, Evas, Kathis, Sapphos, Gertruds — die Marien, Luisen, Helenen. Ganz anders zu erklären sind anscheinende Plurale wie Müllers, Schulzens — „Familie Müller, Schulze". Dies sind eigentlich Genitive Sg. Südwestd. sagt man noch ich gehe ins Müllers, d. h. „in das Haus Müllers". Von da aus hat sich der jetzige allgemeine Gebrauch entwickelt, wobei eine Umdeutung zum Pl. stattgefunden hat. Anm. Das Sprachgefühl ist inbezug auf die PI.-Bildung der Eigennamen ziemlich unsicher. Appellativische Plurale auf -e sind ζ. B. die Casare Wi., Scipione EDgel, Orione Kl. (Görtz. III, 33), Sokratesse, Brutusse Wi. (Görtz. III, 23); auf -en: Alcibiaden Wi., Bürger, Sokraten Wi., Diogenen Wi., Ciceronen Klencke, Salomonen, Cimonen, Xenophonen, Robespierren Wi. (Görtz. III, 28), Ganymeden Wi. 4, 211, Marc-Aurelen Wi. 12, 38. Nestorn Wi. 27, IIS, Racinen Le. 9, 390, 19, rechte Machiavellen Thom. Jones 2, 443. Endungslos sind Wörter auf -er, ζ. B. Die Alexander Wi. wie Richter etc.; zuweilen aber auch solche auf -s, z. B. die Adonis, Hermes, Pythagoras, Sokrates Wi., wobei doch wohl das -s zugleich als
Personennamen.
Appellativa als Personennamen.
159
Pl.-Zeichen gefaßt ist, wie denn Pl.-Bildungen auf -s auch bei dieser Art nicht ganz fehlen, vgl. ihr habt euch alle als Hectors bewiesen Wi. II, 2, 340, 12, abgeschmackte Junkers und aberwitzige Neukirchs Le. 4, 315, 11, alle Alexanders und Hannibals Bode, Klinkers R. 1,269. Bemerkenswert ist der Wechsel an folgenden Stellen: die Romuluste und Cäsarn Heinse 4, 164, Periklesse, Piatonen, Alkibiadesse ib. 203, von Brutussen, Camillen und Sdpionen ib. 265, die Perikles und Sokraten Wi. 24, 80.
§ 114. Wie Appellative, wenn sie zu Personennamen werdeD, auch die Flexion der letzteren annehmen, so verlieren Personennamen, wenn sie zu Appellativen werden, die Besonderheit ihrer Flexion. Man sagt also ζ. B. den Struwelpeter, der Trödelliese. Hans als Appellativum wurde früher schwach flektiert, jetzt stark, sogar mit Unilaut im PI. A n m . Vgl. dem langen Hansen Goe. (DWb.), PI. Hansen Goe. (DWb.), Gutzkow (Görtz), Faselhansen Wi. (Görtz.), des Prahlhansen (Görtz.), doch erscheint der PI. Hänse schon bei Joh. Doman (DWb.).
§ 115. Manche Appellativa, wenn sie auf bestimmte aus der Situation zu verstehende Personen bezogen werden, folgen der Analogie der Eigennamen, indem sie nicht bloß ohne Artikel gebraucht werden, sondern auch die Flexionsweise der Eigennamen annehmen. So werden in der jetzigen Umgangssprache Vater und Mutter gebraucht, vgl. ζ. B. ob er sich zu Vater'n oder Mutter'n halten soll Holtei 14, 70; über Mutter's Haupt Heine 2, 279. Häufig ist ein solcher Gebrauch im älteren Kanzlei- und Briefstil, in dem Akkusative und Dative erscheinen wie Klägern, Überbringern. Nach der Analogie der Eigennamen werden auch aus Benennungen von Titeln und Berufen Familienbezeichnungen gebildet wie Pastors, Bürgermeisters, Kommereienrats. A n m . Vgl. für den kanzleimäßigen Gebrauch ζ. B.: mit Klägern J. Paul, Belustigungen 82, Beklagtens Werke ib. 87, ob des Klägers Hammelbraten feister, als Beklagtem ist Langbein 1, ISO, Schreibern (Molz) 203), Überbringern Goe. Br. 13, 291,14. 14, 54,0. 15, 24, 17. 218,14. 20, 350,12 u ö., Vorzeigern dieses Goe. Br. 16, 351, 21; Klägern etc. wird schon von Hemmer (Abh. 120) verworfen. Auch Appositionen zu Eigennamen werden in der älteren Sprache zuweilen wie Eigennamen behandelt: Liebe zwischen Eginhard und Fräulein Emma, Keyser Carina des Großen Geheitnschreibern und Töchtern·, zwischen Reinier, Königen aus Dänemark Hofmannsw. K. 12, 11; Peirum . . Predigern und Beicht-Vattern Parn. boic. 1,66, ähnlich oft, vgl. Birlo S. 39 f.; Bey Johann Heinrich Groß, Buchhändlern Felsenburg I, Titel; danach auch ihm Pfarrern Simplic. 63. Im Parn. boic. kommen auch Verbindungen vor wie seinem Herrn Vattern,
160
III, 1.
seinem Herrn Brüdern, (Dat.) Sehi. 1, 252,56.
Subst&ntiva:
s. Birlo S. 39.
Eigennamen.
Ganz ungewöhnlich ist Vätern Zeva
§ 116. Die V o l k s - u n d Stammesbezeichnungen unterscheiden sich in ihrer Flexion nicht von den Appellativen. Bemerkenswert ist nur, daß nach der Analogie der von Anfang an häufigen schwachen Maskulina wie Franke, Sachse auch eine Anzahl ursprünglich starker schwach geworden sind. Mhd. stark ist der Swdb, Beter, PL Beier(e) (G. PI. noch in Baierlanä), Pommer (Pommerland)·, die Hunnen heißen im Mhd. Hiune, wozu der Sg. Hun im Hildebrandsliede erscheint; es ist also ein ursprünglicher i - S t a m m ; wahrscheinlich identisch damit ist das Wort Hüne. Mohr ist ein ursprünglicher «-Stamm wie der ahd. PI. Mori zeigt; im Mhd. lautet der PI. Meere, More, aber auch schon Mören; auch im Mhd. ist st. Flexion neben der sw. nicht selten. Ebenso ist Tene (Dänen) im Mhd. als PI. eines i- Stammes aufzufassen. Auch für die im Mhd. starken Stammesbezeichnungen auf -ung pflegen jetzt schwache Formen eingesetzt zu werden, also die Nibelungen = mhd. Nibelunge, des Nibelungen = mhd. Nibelunges. Bildungen wie Afrikaner, Italiener werden natürlich wie die sonstigen Wörter auf -er — mhd. -cere st. flektiert. A n m . Gr. Keller 4,224. 236 bildet noch den st. Gen. des Bayers, Mosen noch den Gen. und Akk. des Pommers, den Pommer. Starke Flexion von Mohr nach Sa. bei Günther, Zachariä, Hebel, Müllner, Gervinus, vgl. noch den Mohr Wi., Merk. 76 I, 67 (geändert in Mohren 4, 59), einen rennenden Mohr J. Paul, Fleg. 167. Neger, das jetzt der Analogie der sonstigen Wörter auf -er folgend stark flektiert wird, ist früher sw., wenigstens im PL, vgl. N.-A. Negern Wi., Am. 1 260 ( = Neger 12,1), Schi. 15a, 306, 10, H. Kleist 3, 324, Gen. Negern Wi., Am. 1 2, 96, Merk. 5,4, H. Kleist 3, 3 2 4 3 2 5 , Tieck, Qnii. 2, 44.
§ 117. Von den O r t s b e z e i c h n u n g e n sind manche früh aus dem Lat. aufgenommen, namentlich solche auf α, das im Mhd. zu e abgeschwächt und im Nhd. abgefallen ist, vgl. Rom, Cöln, Mains. Diese sind natürlich von Haus aus Feminina. Die deutschen Ortsbezeichnungen sind zu einem großen Teil Zuss., ζ. B. mit -bürg, -dorf, -heim, -Stadt, -weiler. Bei ihnen mußte das Geschlecht des 2. Bestandteils maßgebend sein. Die meisten wurden ursprünglich nur im Dat. gebraucht, abhängig von der Präp. ze (zu). Es hängt dies auch damit zusammen, daß durch sie ursprünglich oft die Lage in der Nähe
Yolks- und Stammesbezeichnungen.
Ortsnamen.
161
eines Gegenstandes bezeichnet wurde. So ist mhd. diu stat et Wiene — „die Stadt an der Wien". So erklären sich auch Namen auf -see, -fürt, -brück, -wald, -feld, auch meist die auf -berg, indem die betreffenden Orte gewöhnlich an, nicht auf dem Berge liegen. Solche Dative sind dann in der jüngeren Zeit als Nominative gefaßt. Noch viele jetzige Ortsnamen sind deutlich als ursprüngliche Dative erkennbar. So sind Dative PI. Baden und seine Zuss., Soden (zu mhd. sot „Brunnen"), Sohlen (Dorf mit Solquellen), die" vielen Namen auf -felden, -hausen (-husen), -hofen, ferner die aus Personenbezeichnungen gebildeten wie München = mhd. ze den münchen „bei den Mönchen", die zahlreichen auf -ungen, -ing(en), soweit in den letzteren -ingen nicht auf -ingheim zurückgeht. Als sw. D. Sg. ist wohl Kirchen für sich und in Zuss. zu fassen, ferner die große Zahl der Namen auf -leben aus mnd. -lebe = mhd. -leibe „Hinterlassenschaft". In den Namen auf -stedt ist der alte D. Sg. mhd. stete erhalten, vgl. auch Namen wie Eberswalde, Öbisfelde. Manche Namen sind als Dative außerdem aus der Form eines mit dem zweiten Bestandteile verschmolzenen Adjektivnms zu erkennen. Viel häufiger ist der Fall, daß der Dativ infolge der Verkürzung des zweiten Bestandteils nur noch an dem Adj. zu erkennen ist. Vgl. Altenau, -beken, -bürg, -dorf, -kirchen, -stein, nd. Oldenburg; Neuenahr, -bürg, -hain, -heim, -Stadt, md. Naumburg, Naundorf (s. II § 94), nd. Nienburg·, Hohenasperg, -bürg (Homburg), -ems, -friedberg, -furt, -heim, -linden, -lohe, -schwangau, -Staufen, -stein, -tiviel, -warte, -zollern; Niedernau; Obernau, -bürg, -dorf, -kirchen; Großenhain; Mecklenburg (zu mnd. mekel — mhd. michel „groß"); Langenau, -brücken, -bürg, -Salza, -weddingen, Lengenfeld·, Breitenau, -bach, -berg·, Tiefenbrunn,-kästen] Mittenwald (mitten D. Sg. des mhd. Adj. mitte)·, Freienwalde·, Kahlenberge (bei Magdeburg), Kahlenberg (bei Wien); Lichtenau, -fels, -stein, -tal·, Kaltenbrunn·, Rotenburg, -felde, -fels; Weißenburg, -fels, Wittenberge (an der unteren Elbe), Wittenberg·, Schwarzenberg; Blankenburg·, Reichenau, -bach, -berg, -weiher·, Bauental·, Stolzenfels-, Liebenau, -stein, -tal, -walde, -werda, -zell. Auch Bestimmungen mit Präpp. sind zu einheitlichen Ortsbezeichnungen geworden, die jetzt auch als Nominative gefaßt werden, vgl. Ambach, -berg, -steg, Andermatt, Inihof, Obstalden (oberhalb des
162
III, 1. Substantiva: Eigennamen.
Walensees). Alle Ortsnamen werden jetzt, wenn das Geschlecht erkennbar gemacht werden muß, als Neutra behandelt. Flexion nehmen sie nur im Gen. an, und zwar bloßes s. Auch Genitive sind erstarrt und als Nominative gefaßt, nämlich solche von Heiligennamen, durch welche zunächst ein Gotteshaus oder ein Kloster bezeichnet ist und dann die daran sich anschließende Ortschaft, vgl. St. Gallen, St. Georgen, St. Märgen. Auch Allerheiligen kommt als Ortsbezeichnung vor. In anderen Fällen ist jetzt der Nom. des Heiligennamens eingetreten, vgl. St. Jakob, St. Johann, St. Peter. Α um. 1. Ln. behandelt die fremden Ortsnamen noch als Feminina und flektiert die auf -e nach der schwachen Deklination. Von Dichtern werden zuweilen noch in jüngerer Zeit Städtenajnen als Fem. behandelt, vgl. die hohe Rom Kl. Od. 1, 221, 57. 60, der schönen Rhodos Wi. 26,141, weil Carthago alle ihre Kräfte zusammen nehmen wird Wi. 26, 30, die edle Bern Schi., Teil 2733, die rege Zürich ib. 2435. Damit hängt es auch zusammen, daß zuweilen wie von weiblichen Eigennamen Akkusative auf -en gebildet werden, vgl. Athenen Herder, Joppen Wi., Mycenen Schi. (Görtz. III, 24). A s m . 2. In den in neuerer Zeit aus dem Lat. aufgenommenen Ortsnamen wird wie in den Appellativen die lat. Endung teils abgeworfen, teils beibehalten. Im letzteren Falle mufi öfters das auslautende s das Gen.-Suffix mit vertreten, vgl. auf Eorinthus Landesenge Schi. 11,240,4, von Aulis Strand ib. 243, 93, auf Sestos Felsenturme ib. 338, 23, nach Abydos Küste schauend ib. 28. Nach Analogie der Personennamen gebildet ist der Raub Carlhagens Le. 4, 391,18, vor Trojens Mauern Goe. 39, 336, 26, Florenzens Krone Meißner, Skiz. 4,246, Florenzens höchste Zinne ib. 5, 263.
§118. Ähnlich verhält es sich.mit den Ländernamen. Unter diesen sind einige, die immer mit Artikel gebraucht und ganz wie Appellativa behandelt werden, vgl. die Schweiz, die Krim, die Türkei, die Walachei, die Mongolei, die Mandschurei, die Doibrudscha, das Elsaß, der Peloponnes, der Sudan. Appellativischen Charakter haben die Gau- und Markbezeichnungen, vgl. der Breisgau, das Allgäu, die Altmark, die Uckermark. Früher sagte man auch das Deutschland. Jetzt haben die Bezeichnungen mit -land wie die mit -reich ganz den Charakter von Eigennamen angenommen, so auch Dänemark, nachdem es zur Bezeichnung eines Staates geworden ist, auch Steiermark. Von den aus dem Lat. übernommenen Ländernamen auf -α haben sich jetzt einige in der unveränderten lat. Form festgesetzt: vgl. Afrika, Europa und das danach gebildete Amerika',
Orte- and Ländernamen.
163
Attika. Sonst war schon im Mbd. Abschwächung des α zu e eingetreten, ζ. B. in Britanje, Spanje, mit teils starker, teils schwacher Flexion. Da auch diese Namen gewöhnlich in Abhängigkeit von der Präp. ze vorkamen, ist es dazu gekommen, daß der sw. Dat. erstarrt nnd als Nom. gefaßt ist. So ist jetzt der lat. Ausgang -ia durchgängig durch -ien ersetzt, auch in Wörtern, die erst spät aufgenommen sind, vgl. Asien, Australien, Britannien, Italien, Sicilien, Schlesien. Eine Menge Ländernamen sind aus dem Dat. Fl. von Volksbezeichnungen entstanden, vgl. Bayern, Franken, Sachsen, Schwaben, Thüringen (mhd. Bürinc „der Thüringer"). Die Grundlage bildeten hier wieder Verbindungen wie ze Franken „bei den Franken". Alle Ländernamen sind jetzt, auch wenn sie ursprünglich Fem. waren, Neutra und bilden einen Gen. auf s. Anm. Die Formen Europa, Afrika sind nicht immer fest gewesen. Häufig ist früher der Gen. Eitropens, ζ. B. Le. 5, 399, 34, Wi. 13, 62, Nicolai Notha. 1,189, Herder IT, 301, Schi.Br. 8,333, Seume (Europens übertünchte Höflichkeit)·, Afrikens steht bei Meißner, Sk. 3,106; seltener ist Europen als Dat.-Akk. (Schi, nach Görtz. III, 24), aber selbst als Nom. kommt es vor, vgl. das gelarte Europen Gueintz 35. Anderseits kommen flexionslose Genitive vor, vgl. des innern Afrika Herder 13,232, des römisch-christlichen! Europa Herder 18,65.
Kap. 2.
Adjektiva.
Vgl. Gortzitza, „Die neuhochdeutsche Deklination der Adjektiva, Zahlwörter und Pronomina". Programm Lyck 1877.
§ 119. Wie wir schon I § 68 gesehen haben, hat das Adj. im Germ, eine doppelte Flexionsweise entwickelt, die wir mit J. Grimm als stark und schwach bezeichnen. Im Deutschen hat sich dazu etwas Drittes, eine sogenannte flexionslose Form zu etwas Selbständigem entwickelt. In Wirklichkeit ist dies ursprünglich der Nom. Sg. aller drei Geschlechter (Akk. Sg. Ntr.) nach der älteren mit der substantivischen übereinstimmenden Flexionsweise. Eine Form wie gut (ahd. mhd. guot) entspricht als M. einer solchen wie Fisch, als N. einer solchen wie Wort, als F. einer solchen wie mhd. buo$ (vgl. § 46, Anm. 1). Sie war in ihrer Funktion ursprünglich nicht verschieden von den nach Analogie der Pronomina gebildeten Formen, mhd. guoter,
164
III, 2.
Adjektiva.
guote$r, guotiu. Allmählich aber verdrängte sie die letzteren aus der Verwendung als Präd. und wurde als solches auch zu pluralischem Subj. gesetzt. Weiterhin trat sie umgekehrt in der Verwendung als Attribut immer mehr hinter den pronominalen Formen zurück, worüber das Nähere in der Syntax auszuführen sein wird. Weil sie infolge der Lautentwiekelung von Flexionsendungen entblößt war, war sie geeignet, als absolute Form zu gelten, welche die Bedeutung des Adj. rein und unabhängig von jeder syntaktischen Beziehung darstellte. Eine Gruppe der Adjektiva hebt sich von den übrigen ab dadurch, daß die unflektierte Form wie der Nom. Sg. der substantivischen jo- Stämme im Ahd. auf -i = mhd. -e ausgeht, und daß infolge davon die Wurzelsilbe Umlaut erleidet, soweit sie umlautsfähig ist, vgl. ahd. bösi = mhd. bcese. Nur zum Teil sind diese Wörter ursprüngliche jo-Stämme, vgl. ζ. B. ahd. niuwi (neu) = got. niujis. Meistens mit ihnen zusammengefallen sind die ursprünglichen i- und tt-Stämme. Im Urgerm. war, wie das Got. zeigt, der Ubertritt derselben in die j o - K l a s s e noch nicht vollständig durchgeführt (vgl. I § 68), indem die alten Formen noch bewahrt sind im Nom. Sg. M. und F. [triers, hardus) und im Nom. A k k . Sg. N., soweit derselbe noch nicht unter den Einfluß der Pronomina geraten ist (hardu neben hardjata). Bei rein lautlicher Entwickelung hätten sich flexionslose Formen ergeben, die sich von denen der gewöhnlichen ο-Stämme nicht unterschieden hätten, dagegen flektierte Formen mit ursprünglichem j , das, nachdem es geschwunden war, Umlaut hinterlassen mußte, aleo z.B. hart — hert(j)es etc. Dieser Zustand hat sich nicht behauptet, sondern es ist Ausgleichung eingetreten, meist zugunsten der flektierten Formen, also mit völligem Übertritt in die jo-Klasse. Auch die Partizipia Präs., deren Stamm im Idg. auf -nt ausging, sind, abgesehen von alten Substantivierungen (heilant, fiant etc.) in die j o - K l a s s e übergetreten: ahd. gebanti — mhd. gebende. A n m . Der ältere Zustand wirkt noch nach in einigen Zuss. mit -heit, mhd. Schönheit, zusammengewachsen aus skauniz haiduz, kuonheit, die erst in jüngerer Zeit an schön, kühn angeglichen sind. Bis jetzt erhalten ist Bosheit. Ferner in Eigennamen wie mhd. Dietmär gegen ahd. märi, mhd. mcere (got. were). Durch Angleichung nach verschiedenen Seiten sind manche Doppelformen entstanden: mhd. dicke — die, lihte —
Flexionslose Form.
165
liht, riche — rieh, bereite — bereit, wise — wis, herte — hart (selten), swoere — swär (selten), wdr gegen alwcere (nhd. alber, albern).
§ 120. Die Weiterentwicklung der flexionslosen Form des Adj. berührt Bich mit der des zugehörigen Adv. Im Ahd. geht dies auf -o ans. Durch die mhd. Vokalschwächung ist bei den jo-Stämmen der Unterschied in der Endung zwischen flexionsloser Form des Adj. und dem Adv. geschwunden. Doch ist völliger Zusammenfall nur bei den Wörtern mit nicht umlautsfähiger Wurzelsilbe eingetreten, z.B. linde, reine, während sonst die Adjektivform von der Adverbialform durch Umlaut geschieden ist, vgl. schosne — schöne, veste — vaste.
Im Nhd. wurden die Verhältnisse zunächst dadurch verschoben, daß das auslautende -e der Adjektiva und Adverbia vielfach abfiel. Nach längerem Schwanken hat sich entweder die volle oder die verkürzte Form festgesetzt. Dabei hat sich eine Ausgleichung zwischen Adj. und Adv. vollzogen. Wo das Adj. von Hause aus kein -e hatte, oder wo dasselbe abgeworfen ist, hat auch das Adv. das -e eingebüßt. Außerdem ist auch die Differenz in der Wurzelsilbe beseitigt, meist zugunsten des Adj. Bewahrt haben gegenwärtig das -e namentlich Wörter mit weichem Geräuschlaut: trübe, gäbe, mürbe, feige, flügge, gefüge, (ungebräuchlich), träge, blöde, öde, müde, schnöde, behende, böse, leise, weise, woneben also mhd. wis untergegangen ist (doch liegt die kürzere Form in naseweis und einem etwas weis machen vor); aber auch einige andere irre, kirre, nütze (doch
die kürzere Form in Nichtsnutz).
Abgefallen ist das -e in
gelenk, dicht, fest, feucht, spät, (un)stät, wüst, spitz, reif, gemäß, süß, keusch, dürr, leer (mhd. leere), schwer (mhd. sweere), geheuer (mhd. gehiure), teuer (mhd. tiure), feil, kühl, schwül, still, genehm, bequem, grün, klein, kühn, gemein, rein, schön, dünn, jäh, zäh, früh (mhd. früeje), neu (mhd. niuwe), (ge)treu (mhd. getriuwe), edel, frevel (poetisch); ferner in dick, reich,
bereit, von denen schon im Mhd. neben den Formen auf -e welche ohne -e bestanden; auch einige mit weichem Geräuschlaut: herb (mhd. herwe), schräg, gering, fremd, lind, mild, wild, geschwind, elend, gescheit (mhd. geschide), bieder, älter biderb (mhd. biderbe), die Partizipia Präs. wie gebend usw.; schwankend sind eng{e), streng(e). In gäng, das nur in der Formel gäng
166
III, 2. Adjektivs.
und gäbe vorkommt, ist das e infolge der engen Verbindung elidiert. Die Form hart erscheint zwar als Adj. schon im Mhd., aber viel seltener als herte und würde das letztere wohl nicht verdrängt haben, wenn nicht das Adv. harte mitgewirkt hätte. Die verkürzte Adverbialform ist verallgemeinert bei sanft (mhd. Adj. senfte — Adv. sanfte) und bei den Bildungen auf -bar (mhd. Adj. -beere — Adv. -bare). Ursprünglich nur Adv. ist bange, zusammengesetzt aus be- und ange, Adv. zu enge. Zum Adj. ist es erst im 17. Jahrh. geworden. Ein Fall, in dem sich ein Adv. auf -e im Gegensatz zum Adj. ohne -e erhalten hat, ist lange im zeitlichen Sinne. Ferner ist das Adv. lose im Sinne von „locker" bewahrt geblieben und wird in diesem Sinne sogar prädikativ wie ein Adj. verwendet, schon seit dem 15. Jahrh. Auch in moralischem Sinne wurde früher lose als Adj. verwendet (ein lose weih Lu.), in dem jetzt nur flektierte Formen üblich sind (ein loser Schalle). Anm. 1. Die verkürzten Adverbialformen zu fest und schön sind als fast and schon erhalten, aber nur in Verwendungen, die sie nicht mit dem Adj. gemein haben. Anm. 2. Neben spät ist anhd. spat häufig, ohne daß noch der Unterschied zwischen Adj. und Adv. beachtet wird. Jetzt ist spat oberd.; Dichter verwenden es bis in die neueste Zeit nicht selten, vgl. darüber das DWb. Auch statt früh ist früh aus der Adverbialform mhd. vruo in Oberdentschland verbreitet. Anm. 3. Neben dem erst im 17. Jahrh. auftauchenden schwül findet sich schwul, anfangs die häufigere Form bis in die neue Zeit, vgl. DWb. Demnach ist wohl alte Doppelformigkeit des Adj. anzunehmen. Ursprüngliche Doppelformen sind wohl auch die erst spätmhd. auftretenden klemm(e) und klamm, s. DWb. Anm. 4. Im Anhd. findet sich natürlich bei den alten jo-Stämmen ein Schwanken zwischen Formen mit und ohne -e. So hat z.B. Lu. noch angenehme, dicke, dünne, dürre, feste, frem(b)de, schwere, geringe. In der neueren Zeit sind verkürzte Formen statt der volleren allgemein oberd. und werden von Dichtern nach Bedücfnis verwendet. Umgekehrt haben sich im Gegensatz zur Schriftsprache die volleren Formen teilweise in Mitteldeutschland erhalten und werden hie und da auch in der Literatur, namentlich in der Poesie verwendet. Vgl. ζ. B. dichte Adv. Musäus 4,20, dicke Le. 4, 88, 28, Moser (DWb.), Möller, Waltron 94, fremde Wi. II, 1, 292, 28, Herder 13, 125. 17, 55. 365. 18, 37, Hermes, Soph. R. 1, 46. 302. 2, 38. 4,218, Geschwind 68, Tieck, Lov. 1,279. 2,5 u. ö., Gryphius, Günther, Goe., Overbeck (DWb.), als Adv. Klinger (DWb), feste (Adv.) F.Weiße, Bich. 909, Le. 4, 52, 20, allgemein in nordd. Vulgärsprache, feuchte F. Weiße, Op. 3,98, geringe Geliert (DWb.), F. Weiße, Rieh. 576, neue (-.freue) P.
167
Flexionslose Form. Starke Deklination.
Gerhard 30,9, kühle Eichendorff, Geibel, Scheffel (DWb.), leichte Wi., Uerk. 5, 97 (== leicht 7, 44), auf einmal ist mirs wieder leichte Möller, Wikineon 90, bequeme Gryphius T. 370, 226, sanfte Adv. Musäus 4, 192, Geliert (DWb.), gescheite Rückert 11,440, schöne Le. (vgl. Neol. Wb. 564), s. auch DWb. Sp. 1464 u., späte Adv. Ε. Kleist, Lichtwer (DWb.), strenge Adv. Herder 17, 46, süße F. Weiße, Op. 91, Tieck 1, 9, Adv. Goe. 1, 64, 11, nasenweise Stephanie, Werber 114, wilde F.Weiße, Op. 3,100, wüste Hermes, Soph. R. 1, 3. Unverkürzte Partizipia noch bei Op. 134, 23. 4 wachende, schlafende, bei Le. 3, 24S, 17 sterbende, ib. 475, 12 wachende. Allmählich ist das Sprachgefühl unsicher geworden, nnd das -e hat sich auch bei Adjektiven eingedrängt, denen es von Hause aus nicht zukaiq. Zweifelhaft ist es, ob dabei noch die alte Adverbialform nachgewirkt hat. Vgl. arge Craner, Toggenburg 93, faiste Op. K. 2S2,514, fr eye Gryphius T. 190,180. 405,157, gleiche Op. K. 278, 349. 288,174, gelbe Quistorp, D. Schaub. 6, 388, Frau Gottsched, D. Schaub. 4,158, schwarzgelbe Le. 4, 109, 29, harte Le. 4, 92,2, laute P. Gerhard 5, 1, Hechte Op. 200, 2, lichte Gryphius T. 79, 188, Musäus 5,162, nette Reuter, Schelm. 58, tolle Gryphius T. 394,448, Reuter, Schelm. 39; besonders häufig ist helle, schon bei Lu. als Adj. wie als Adv. Danach auch bei neueren Schriftstellern, vgl. Wi. 1, 61, 4, Nicolai, Notha. 1,126, Schi. Br. 1,375, Lenau 1, 71,41. 104,11. 194,2 (:schnelle)·, weitere Belege im DWb. und bei Sa., häufig beiUhland; Redensart: wir Sachsen sein helle. Als Adverbium findet sich schnelle (zwei Belege aus Goe. im DWb., vgl. auch Lenau 1,194, 4). § 121. Zur Veranschaulichung der starken Flexion Mhd. diene das folgende Paradigma: Mask. Sg. N. G. D. A. PI. N. G. D. A.
Ntr.
blinder
blinde^ blindes blindem(e) blinden blinde:; blinde blindia blinder(e) blinden blinde blindia
Die Formen ilindeme, älteren Mhd.
blindere
finden
im
Fem. blindia blinder(e) blinder(e) blinde blinde
blinde sieh nur noch im
Das Nhd. weicht in folgenden Punkten ab. Das ς im N.-A. Sg. des Ntr. ist in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. zu s geworden. Statt des iu im N. Sg. Fem. und im N.-A. PI. Ntr. bestand im Md. schon in mhd. Zeit -e, das in der nhd. Schriftsprache zur Herrschaft gelangt ist.
168
ΠΙ, 2.
Adjektive.
A n m . Über μ statt w im Dat. Sg. Μ. und Ntr. s. II § 239 Anm. 4. Auch Le. hat nicht wenige Fälle, vgl. von neuen 4,460, 20. 5,78,80. 86,13 (Zitat aus Messias, wo von neuem steht), mit etwas wichtigen 5, 98,4, mit bangen Warten Henzi 101, in allen, was schön ist 4,398,13, in allen ihrem Glänze 4,464,23, vor allen 4,456, 13, vor diesen 4,417,1.
§ 122. Die sw. Deklination stimmt im Mhd. mit der des Subst. überein, d. h. der N. Sg. und der A. Sg. Ntr. gehen auf -e aus, alle übrigen Formen auf -en. Im Nhd. hat sich der A. Sg. Fem. dem Nom. angeglichen, während im 6.-D. Sg. Fem. im Gegensatz zum Subst. -en geblieben ist. § 123. Die Einheitlichkeit der Flexion ist nur dureh Ausstoßung des schwachen e der Endung gestört worden. Diese Störung beginnt schon im Mhd. Hier tritt Ausstoßung namentlich nach den Ableitungssilben -el, -er ein, wie für die st. Flexion folgendes Paradigma zeigt. Mask. lüter(er)
Ntr. lüter(e)?
Fem. lüteriu lüterre, luter(er) lüterre, lüter(er) lüter(e) lüter(e)
Sg. N. G. löter(e)s D. lüterme, Mter(e)m A. lüter(e)n lütere(e)? PI. N. lüter(e) lüteriu G. lüterre, lüter(er) D. lüter(e)n A. lüter(e) lüteriu lüter(e) Auch in der sw. Deklination findet Ausstoßung statt, also der lüter, dSn lütern etc. § 124. Im Nhd. sind einerseits noch weitere Ausstoßungen des e erfolgt, anderseits aber hat sich in noch stärkerem Maße die Tendenz geltend gemacht, die Flexion wieder möglichst einheitlich zu gestalten. Folgendes war das Endergebnis: Auslautendes -e ist tiberall wieder hergestellt, wo es im Mhd. oder später ausgestoßen war, wobei dann das e der Ableitungssuffixe -el und -er ausgestoßen werden kann. Es heißt daher der, die, das laut(e)re, eine laut(e)re, eit(e)le Ausflüchte. Ausstoßung des e in der Endung -es, die im Anhd. häufig war, ist wieder beseitigt, doch vgl. §§ 136. 137; am längsten hat sie bei den Bildungen auf -lieh und -ig fortgedauert. Die Endung -er duldet keine Synkope mehr, also laut(e)rer, nicht wie früher
Starke und schwache Deklination.
169
öfters daneben lauter. Dagegen hat sich bloßes -m, -n nach -el, -er immer behauptet, aber so, daß daneben wieder Herstellung von -em, -en, ev. mit Synkope des Mittelvokals üblich geworden ist. So stehen also nebeneinander lauterm, lautern, dunkelm, dunkeln und laut(e)rem, laut(e)ren, dunk(e)lern, dunk{e)len. Anm. Abwerfung des auslautenden e ist im allgemeinen auf die ältere Zeit beschränkt. Die vereinzelten Fälle bei neueren Schriftstellern, wovon Görtz. S. 6 f. eine Anzahl Beispiele anführt, können nur als Sprachfehler betrachtet werden. Sie sind auch dann nicht gerechtfertigt, wenn die Ausstoßung vor vokalischem Anlaut erfolgt (vgl. die blond' Isolde Immermann); denn diese Art Elision ist nur sklavische Nachahmung des Lat. und Franz. Verkürzung des N.-A. Sg. des Ntr. von einsilbigen Adjektiven findet sich zuweilen in absichtlich altertümelnder oder volkstümlicher Rede, vgl. sie hat an ihm viel Liebs und Treus getan Goe. 14, 147, 2983. Belege ftir Adjektiva auf -lieh: ein menschen ähnliche Goe., Faust T260, nichts ärgerliche Rachel 4, 62, erbauliche Zeug Goe. Br. 2, 35,14, freundlichs Le. 7, 5, 20, glücklichs Le. 1, 244, 46, Wi., Idr.4,70,4, herzlichs Babo, Otto 181, etwas Menschliche Goe., Ta. 2004, redliche F. Weiße, Rieh. 247, sonderliche Wi. 12, 51. Hermes, Soph. R. 3, 76, nichts Sterbliche Wi. 12,32. Mus. 19 (34), unauslöschlichs Goe., Na. To. 575, Unentbehrliche Goe 2, 8, 14, unglaublich's (geändert in unglaublich) Goe., Na. To. 1921, verbindliche Wi., Am.1 1, 101 (beseitigt 3,31), Goe. 1,193,38, zärtliclis F.Weiße, Rieh. 322. Für Adjektiva auf -ig: artigs Le. 4, 423,19. 7, 5, 20, einige Rachel 4,19, einzigs Wi., Am.1 1, 76 ( = Einziges 3, 3), Claudius 1, 25, ewigs Mörike, Ged. 36, flüssige Wi., Idr. 3, 6, 2, freudige Wi., Merk. 76, 1, 53 (beseitigt 4,48), günstige Wi., Idr. 3, 43, 4, heftige Wi., Idr. 4,45,1, heilige Rachel 3, 100, Goe. 2, 180, 68, ungeduldige Lenau I, 211, 31, unseligs Uhland 1, 51, 161, wichtige Wi., Idr. 3, 54,8; für Adjektiva auf -er: anders E. Schlegel 15, 22, Le. 11, 7, 20. 479, 30, Herder 27, 274 n. ö., Goe. Br. 1, 201, 19, Schi. 10, 129, 35, besonders Le. 4, 390, 35. II, 425,1; auf -el·. Übels Goe. Br. 1, 208,16; weiteres bei Görtz. Besonders häufig sind verkürzte Formen von mehrsilbigen Adjektiven bei Hermes, ζ. B. taugliche, einzigs, genauers, elends, durchdringende, anstechende, erklärende. Selten ist in der neueren Sprache -er statt -(e)rer, vgl. mit unser angst, mit unser noth Gryphius, T. 184, 30 u. o. so, an aller unser Keiferei Chr. Weise, Mach. 38, 12, trotz unser wilden Zeit Giseke, trotz unser Kleinheit Wi., zu unser Zeit Reichard, aus sonder Anmuthung Reichard; unser Stadt Insiegel W. Alexis (Görtz.). Görtz. S. 5 führt Belege an für Schreibungen wie groß'n, schnell'n, trüb'n, schOn'n, dein'm, denen aber keine lautliche Bedeutung zugeschrieben werden kann. Anders dagegen verhält es sich mit Formen von Adjektiven auf -en oder -em, wie deinem gülden Wagen Op. 13, 41, in unsern eisern Tagen Le. 1,149,11, dem hölzern Kreuze 168,50, des hölzern Pferdes Laok. 183, 31, allen'nüchtern und schalen Papierbesudlern Le. 13, 189, 8, die strohern Hütten Le. 4, 391, 9, wozu weitere Belege von Görtz, auf S. 6 angeführt werden, ζ. B. in seinem weißen linnen Wamms W. Alexis, ihren beinen Kamm Herder.
170
111,2.
Adjektiva.
3. Pronomina.
§ 125. Der Komparativ wird ursprünglich nur sw. flektiert und auch prädikativ werden nur die schwachen Formen verwendet. Im Mhd. wird das e der Endung wie sonst bei den Adjektiven auf -er ausgestoßen. Man sagt also er ist gr&%er, aber auch der, diu, da; grosser. Im Nhd. wurde in attributivem Gebrauch auslautendes e wieder hergestellt, dagegen als Prädikat blieb die verkürzte Form, so daß nun wie beim Positiv eine flexionslose Form neben der flektierten stand. Auch der Superlativ hatte ursprünglich keine flexionslose Form. Im Mhd. hat sich eine solche herausgebildet, wird aber nur selten gebraucht. Im Nhd. ist sie wieder geschwunden außer in dem nicht mehr als Superlativ empfundenen allerlielst. Anm. Vom Komparativ sind verkürzte Formen des N.-A. Sg. Ntr. nicht so selten wie von positiven auf -er, vgl. bessers E. Schlegel 15, 26, kümtlicher8 id. 34, 20, geringere Le. 11, 71, 34. 13, 162, 29, schlechtere id. 11, 70, 18, Schwerers Wi., Idr. 8, 57, 5, Nähers ib. 64, 8, Schoners, Zärtlichere, Geistreichers ib. 5, 25,5, schöners Wi., Mus.1 29 (58), bessere Herder (Längin 27), lichtere Hölty 42,18, wichtigere Hermes, Soph. R. 1,12, härters Goe. 39, 43, 12, frischers Eberl, Limonadehütte 37, schöners Mörike, Ged. 80.
Kap. 3. Pronomina. § 126. Die ursprünglichen Pronomina scheiden sich ihrer Flexion nach in zwei Klassen, die wir als ungeschlechtige und geschlechtige, bezeichnen können. Die ungeschlechtigen Pronomina, d. h. die Personalpronomina der 1. und 2. Person und das Reflexivpronomen haben eine von der substantivischen ganz abweichende Flexion. Die Flexion der geschlechtigen unterscheidet sich von der substantivischen teilweise durch vollere Endungen oder wie wir auch sagen können, dadurch, daß zwischen den Stamm und die eigentliche Kasusendung noch ein Element eingeschoben ist. Außerdem haben manche ursprüngliche Substantiva und Adjektiva mehr oder weniger pronominalen Charakter angenommen, was zum Teil eine Modifikation ihrer ursprünglichen Flexion veranlaßt hat. A n m . Vgl. W. 0. Gortzitza, „Die nhd. Deklination der Adjektiva, Zahlwörter und Pronomina". Programm Lyck 1877. Adalb. Jeitteles, „Das nhd. Pronomen". ZsfdPh. 25, 303. 26, 180. Franz Lenpold, „Zur Geschichte der nhd. Pronominalflexion". Diss. Heidelberg 1909.
171
Ungeschlechtiges Pronomen.
Ungeschlechtiges Pronomen. § 127. Die ungeschlechtigen Pronomina flektieren im Mhd. folgendermaßen: Sg. N. G. D. A. PI. N. G. D. A.
1. Pers. ich min mir mich wir unser uns uns(ich)
2. Pers. du din dir dich ir iuwer iu iuch
Reflexivum sin sich
sich
Der Akk. unsich kommt nur noch selten vor, er ist gewöhnlich durch die Dat.-Form uns ersetzt. Der Akk. sich bezieht 6ich auf Sg. und PI. Der Dat. des Reflexivpronomens, der im Got. als sis erscheint, ist verloren gegangen und wird durch den Dat. des Pron. er ersetzt, wobei dann Geschlecht und Numerus unterschieden werden. Der Gen. sin bezieht sich nur noch auf den Sg. des M. und Ntr. und ist anderseits nicht mehr auf reflexiven Gebrauch beschränkt, so daß er als Gen. des Pron. er fungiert. A i m . Vom Pronomen der 2. Pers. hat sich auch ein Dual erhalten, Nom. i f , D.-A. inc, Formen, die nur sehr selten belegt sind, sich aber im heutigen Bair. erhalten haben mit pluralischem Sinn.
§ 128. Im Nhd. setzt sich von den Doppelformen du und du nur die erstere fort mit lautgesetzlicher Dehnung. Der Dat. iu und der Akk. iuch werden vereinzelt schon früher, allgemein seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. untermischt gebraucht, später geht die Dat.-Form unter und die Akk.-Form euch wird für Dat. und Akk. gebraucht. Erst seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. wird sich auch für den Dat. verwendet statt des mhd. im, ir, in, worüber das Nähere in der Syntax. Die alten Genitive mein, dein, sein herrschen bei Lu. noch fast ausschließlich, allmählich werden sie auf die feierliche und poetische Sprache beschränkt, allgemein noch in Vergißmeinnicht. In der Umgangssprache sind die erweiterten Formen meiner, deiner, seiner zur Herrschaft gelangt. Auch neben unser, euer
172
III, 3. Pronomina.
haben eich die Formen uns(e)rer, eu(e)rer eingedrängt (am frühesten bei Op.), ohne aber allgemein als korrekt anerkannt zu werden. Anm. 1. Für die erweiterten Formen uns{e)rer, eu(e)rer bringt Görtz. S. 16 ff. eine Menge Belege ans dem 18. und 19. Jahrh., so daß über die weite Verbreitung derselben kein Zweifel sein kann. Sie erklären sich jedenfalls durch Einwirkung der Adj.-Deklination wie die Formen derer, denen (vgl. §129). Dagegen kann ich eine völlig befriedigende Erklärung für die Sg.-Formen meiner, deiner, seiner nicht geben. Gewöhnlich nimmt man Einfluß von unser, euer an. Uan könnte allenfalls auch daran denken, daß sie zuerst neben einem weiblichen Gen. entstanden wären, also in Verbindungen wie min selber, min einer, min armer Kriemhilde not; doch liegt kein Anhalt dafür vor. Auf entsprechende Weise erklären sich sicher die im Mhd. vorkommenden Formen mines, dines, sines, die sich auch noch im Anhd. fortsetzen. Sie erscheinen zuerst bei Otfrid in Verbindung mit dem Gen. selbes. Anm. 2. Die Formen meiner, seiner finden sich zuerst bei Suchenwirt. Von Grammatikern setzen an Albertus: meiner — mein, nar deiner, seiner-, Olingen mein, dein, meiner, deiner — seiner, sein; Clajus: mein etc. — meiner·, ebenso Ritter; Schottel: meiner etc. — mein; Bödiker: meiner — mein ungebräuchlich außer dem Theolog. stilo. Anm. S. Im Alem. des 16. Jahrh., bei Brant, Zwingli, Manuel, Wickram, Seb. Franck, Fischart erscheinen auch die Formen m{e)inen, d(e)inen, s(e)inen. Anm. 4. Durch Enklisis abgeschwächte Formen wie de, mer, der, wer, er fiir du, mir, dir, wir, ihr sind nur der Vulgärsprache eigen. Verbreitet ist namentlich was haste, was kannste und haste nich gesehn.
Geschlechtiges Pronomen. § 129. Die Flexion des Demonstrativums der, das sich auch zum Artikel entwickelt hat, setzt sich ursprünglich aus zwei verschiedenen Stämmen zusammen, idg. so, Fem. sä und to, Fem. ta. Dies Verhältnis ist im Got. noch bewahrt, w o der N. Sg. für das Mask, sa und für das Fem. so lautet, dem griech. δ, ή (urgriech. «) entsprechend. Im Ahd. ist der N. Sg. Mask, und Fem. den übrigen Formen angeglichen. Wir geben im folgenden Paradigma die ahd. Formen mit Ausschluß der Nebenformen, die später keine Fortsetzung gehabt haben, und stellen die mhd., soweit sie abweichen, daneben.
Ungeschlechtiges Pron.
Mask,
Ntr.
da? Sg.N. der G. des D. demu—d6m(e) da? A. den
Pron. der.
173
Fem. din dera—der(e) dero—der(e) dia—die
din dio—die PI. N. dia—die dero—der(e) G. dem—den D. diu dio—die A. dia—die Die Form dere ftlr G.-D. Sg. Fem. und G. PI. ist schon im Mhd. selten. Häufiger ist noch deme, wo ein stärkerer Nachdruck auf das Pron. fällt. Beide Formen finden sich in substantivischem Gebrauch noch im Anhd. A i m . 1. Die Form dere ist bei Ln. nicht selten, vgl. DWb. Sp. 957. Späte Beispiele für deme: es ist an deme Jul. v. Braunschw. 270, deme P. Gerhard 2, 12, alle deme (-.nehme) 30, 8, während deme daß Baatenstrauch, Vormundsch. 58. Beispiele aus Logau, Simplic. und Bist bei Jeitteles, ZsfdPh. 26, 181. Anm. 2. Im Ahd. und Mhd. besteht auch noch ein Instrumentalis des Ntr. diu. Die Verbindung von Gen. und Instr. dis diu ist zu deste abgeschwächt, das noch Ln. gebraucht, wofür dann aber desto eingetreten ist mit dem gleichen ο wie in dero, ihro (s. § 133). Anm. 3. Oberd. gebraucht man des (dös) als N.-A. Sg. Ntr. Diese Form kann wohl nichts anderes sein als der Gen. Die Verwendung mliBte ausgegangen sein von mhd. negativen Sätzen wie dis enweiz ich niht (eigentlich „dessen weiß ich nichts").
§ 130. Das Nhd. weicht, abgesehen von den lautlichen Veränderungen" (Vokaldehnung und Übergang von ς in s), dadurch ab, daß ähnlich wie beim Adj. die Formen auf tu beseitigt sind, so daß also auch der N. Sg. Fem. und der N.-A. PI. Ntr. die lauten. Mit dieser Modifikation hat sich die alte Flexion erhalten und herrscht jetzt ausschließlich für den attributiven Gebrauch. Daneben aber haben sich erweiterte Formen gebildet: derer für den G.-D. Sg. Fem. und den G. PL, denen für den D. PL; in diesen ist an die fertige Form noch die Flexionsendung der Adjektiva analogisch angetreten, so daß also in ihnen das Kasussuffix doppelt steckt. Schwieriger zu beurteilen sind die Formen dessen im G. Sg. und deren im G.-D. Sg. Fem. und im G. Pl. Möglicherweise steckt in ihnen die mhd. Negationspartikel -en, so daß also ζ. B. mhd. des
174
III, 3.
Pronomina.
enwas niht zu nhd. dessen war nicht umgebildet wäre. Was den Gebrauch dieser Form betrifft, so ist dessen immer fast ausschließlich auf selbständige substantivische Verwendung eingeschränkt geblieben und hat in dieser das kürzere des allmählich zurückgedrängt, so daß es auf die poetische Sprache beschränkt geblieben ist, abgesehen von deshalb, deswegen, desgleichen, indes neben indessen. Dagegen sind die Formen derer, deren und namentlich denen bis in das 18. Jahrh. hinein auch häufig attributiv verwendet worden, teilweise mit der Beschränkung auf die Fälle, in denen ein stärkerer Nachdruck auf das Pron. fiel. Stidwestdeutsch ist die Form dene (= denen) zur Alleinherrschaft gelangt. In der Schriftsprache sind die erweiterten Formen allmählich auf den selbständigen Gebrauch beschränkt und haben aus demselben die unerweiterten Formen verdrängt, abgesehen von dem D. Sg. Fem., in dem umgekehrt die kürzere Form die erweiterten wieder zurückgedrängt hat. Es hat sich ferner eine Differenzierung zwischen den Formen derer und deren herausgebildet. Oer er wird jetzt gebraucht, wenn sich ein Bei. darauf bezieht, außerdem in Verbindungen wie derer von Älvensleben; sonst wird für demonstrativen wie für relativen Gebrauch deren vorgezogen; doch ist das Sprachgefühl wohl nicht überall sicher. Anm. 1. Belege für den seltenen attributiven Gebrauch von dessen·, mit dessen Volckes Liest, das an der Erden klebt Op. 40,114; in dessen Ritters Hand, dem er so hoch verbunden Werder, Rol. 23,66; dessen Kindes Mutter, das Gryphius, L. 563; Jeitteles 26 S. 185 bringt noch solche aus Zinkgref, Op., Abr. St. Clara. Für den substantivischen Gebrauch von des {deß) bei neueren Schriftstellern reichliche Belege im DWb. Sp. 958, bei Gortzitza S. 19,20 und Jeitteles 26, S. 188. Anm. 2. Belege fiir die erweiterten Formen im Dat. Sg. Fem.: derer Jul. v. Braunsehw. öfter, Op. öfter; deren Buch der Beispiele 5, 34. 7, 9. 13, 20, Fischart (Hauffen) 1, 41, 1326, Amadis häufig, Weckherlin 17,1. 54, 5. 57, 24. 30. 94, 2, Simplic. 6, 55. 390, Simplic. Sehr. 54, 12. K. 3, 338, 2. K. 3, 150. 349, 20. B. 19, 9, Elis. Charl. 165, Haller, Usong 14. 349, Schi. 1, 15,16. Weitere Belege aus älterer Zeit noch bei Jeitteles, ZsfdPh. 26. S. 186. 187. Umgekehrt findet sich die unerweiterte Form der in substantivischem Gebrauch für den G. Sg. Fem. und den G. PI. noch zuweilen bei neueren Dichtern, vgl. dem stillen Stammeln der, die unsterblich ist Kl. Od. 74, 98, der Namen er nicht nennet Le. 1,246,91, mit einer Anmuth, der sie allein nur fähig war Bürger 404, 113, denn ich bedarf der keines Göcking, die Krone, der mein Fürst mich würdig achtete Goe. (DWb.); vgl. auch Görtz. S. 20. 1).
Pronomen der.
175
Anm. 3. Den im 18. Jahrh. noch häufigen attributiven Gebranch der erweiterten Form denen mögen die folgenden Proben zeigen: vor denen Leuten, die dem Glücke im Schooße sitzen Frau Gottsched, D. Schaub. 3, 187; von allen denen Vorzügen, die sie ihr nachrühmt ib. 3,509; zu denen unbarmherzigen Leuten, die es einem niemals glauben wollen ib. 4,87; in denen zweyen Jahren, da du in die lüderlichen Gesellschaften gerathen bist ib. 6,110; von allen denen Personen, die der Lockerfeld bey sich zu bewirthen die Ehre hat ib. 3, 92; denen Schulgelehrten, welche den Virgil und Homer anführen Krüger 328; obgleich meine Mutter einige von denen Schlägen, die mir zugedacht waren, auffieng Beloise 1,333; denen Erinnerungen eines weisen Mannes ib. 1,349; von denen Lastern, die sie hervorgebracht haben ib. 2, 286; ich kann denen für mich ganz neu gewordenen Vergnügungen nicht einen Augenblick entziehen 5,193; denen Umständen, die Rabener, Sat. 1,121; mit denen Sachen, an welchen 2, 11; denen Regeln 1,16; was fehlt denn denen Leuten E.Schlegel, D. Schaub. 4,385; mit denen Sachen, die ihr zur Philosophie brauchtet E. Schlegel, Sehr. 56,27; von denen fremden Thieren, die du versammelt hast 58, 26; einen von denen Kunstgriffen, deren ich beschuldiget werde Clarissa 2, 42; wenn die Beleidigung nicht muthwillig wäre, und nicht von denen andern für eine Beleidigung ausgegeben würde 2,97; einem von denen Mustern, welche uns unsere Zeiten darbieten Thom. Jones 3, 268; bei denen sich reproducirenden Thieren Herder 13, 91; mit denen uns nächsten Thieren 13, 135; bei denen sonst gleichmüthigsten Nationen 13, 242; in älteren und neueren Zeiten, am meisten aber in denen uns nächsten Zeiten 17,5; auch außer denen ihm freilich äußerst vorteilhaften Zeit- und Landesumständen 17,9; zumal in denen von slavischen Nationen bewohnten Ländern 17, 58; denen Romern, die ein dauerndes Publicum suchten 17,298; denen jungen Damen, mit denen Sie bisweilen den Messias lesen Kl. Br. 230; denen Lesern, welche eine Geschichte nur alsdann recht zu wissen glauben Wi., Merk. 19,1,119 ( = solchen Lesern 8, 16); denen Fürsten von Frankreich und Burgund Wi. II, 1, 91, 13; von denen Weibern, die Gott gemacht hat H.Jacobi, Merk. 76,1, 36; aus denen Portraits, die Guido und Maratti von ihm gemacht haben ib. 11,52; allen denen Verleumdungen, welche zu B. herum geflüstert wurden ib. 77, III, 231; an denen Zufällen, wodurch ib. IV, 249; denen Menschen, die wir um uns haben H. Jacobi, Wold. 1, 57; denen Feinden Goe. 39, 80, 5; mit dem Küster von denen Kirchenstühlen reden Goe. Br. 1, 34, 2; denen elenden kleinen Trakasserien des Liebhabers ib. 60, 22; nicht so wohl in der Lunge als in denen dazu führenden Teilen ib. 161, 20; eine von denen Gelegenheiten, wo unsere Klugheit am wenigsten ausrichtet Goe. Br. 1, 240, 24; unter denen Umständen, worinn ich mich ietzo befinde ib. 245, 11; mit denen frommen Leuten hier ib. 245, 21; auf denen Papieren, die Sie haben 13, 264,14; in denen Dingen, die mich interessiren ib. 268, 2; bey denen Scherzen, die du von mir darinne finden wirst 15, 268, 2; denen etwa zti bestellenden Richtern 23, 111, 18; denen Herren von Münchow und Döbereiner 23, 398, 6; mit allen denen mir zunächst Verbundenen 24, 56,10; von denen Sachen, die du kennst 26,6, 27; von denen mich betroffenen Ereignissen 26, 73, 6; bey denen Bauten, die wir vorhaben 27, 31, 12; bey denen Männern will ich mich
176
III, S. Pronomina.
vertheydigen, die so denken Heinse 2,9; außer denen Personen, welche Gott verboten hätte 2,14; denen Nebeln, die er auf uns arme Sünder herab schießen lassen kann Iffland, Reise nach der Stadt 23; an denen Orten, wo sie bereits angefangen Schi. 7, 237, 4; denen in Frankreich zurückgebliebenen Schi. 9,381,19 (den Körner); denen mächtigen Rittern, welche durch die Sittenreform beleidigt werden 15», 87, 20; daß sie eines von denen Geschöpfen sey, für die ich Sinn habe, Schi. Br. 2,90; von denen Fähigkeiten, die in mir ausgebildet sind 2, 193; zu denen Lesern, die glauben 6, 384; denen Wesen, deren Schönheit mein Herz füllt Caroline (Schi, und Lotte 122); denen Todten Stephanie Schatzgräber 27; denen neben Subst. häufig bei Stephanie, Werber; denen Verliebten Hensler, Judenmädchen 47; Sie sind zwar noch ein junger Soldat, und denen Herren trau ich selten viel zu Groß mann, Schüsseln 231; denen damit verknüpften Bitterkeiten Möller, Waltron 31; Warum kein Soldat? ich bin denen Leuten sehr gut Schikaneder, Laster 6; denen Gesetzen ib. 70; in denen sechs Wochen, als Eberl, Eipeldauer 30; eilen Sie denen beyden Herren nach Limonadehiitte 44; bey all denen Begriffen, die sie von der Sicherheit der Tugend haben Weibertreue 13; denen Leuten, die doppelte Geschäfte haben Schröder, Ring 49; einer von denen Herren, die dip Gespenster läugnen Hafner, Fnrchtsame 30; gleich denen Truppen, die man im Kriege unterhält, Lambrecht, Solche Streiche 56; denen sonst langsamen Händen Schneider und Sohn 16; in all denen durch eure Mode verstellten Körpern Gemmingen, Hausv. 7; in denen persönlichen Unterredungen, die ich zwischen ihnen veranstaltete Bautenstrauch, Vormundschaft 9; ich bin Kavalier und Offizier. — Desto schlimmer! ich habe immer gehört, daß denen Herren nicht viel zu trauen ist Jünger, Strich durch die Rechnung 72; denen grausamen Burgmännern Maier, 'Boxberg 32; denen wenigen droben 70; denen Hauptleuten 79; es war eine von denen Figuren, die man nur einmal genau zu sehen braucht Meißner, Sk. 5,131; einer von denen Menschen, die ich lieber mit dem Rücken sehe Gleich, Έρρο 14; in denen Jahren, in denen die Leute von selbst ehrwürdig sind Tieck 9,175; eines von denen Geschöpfen, an denen man keinen Charakter wahrnehmen kann 9, 225; bei denen Gewerben, bei denen 28,79; denen Menschen, die uns loben Lov. 2, 107; von denen Gutthaten, die er empfängt Quix. 4,334; denen Beschützern, welche zwölf Groschen bezahlt hätten Phant. 2, 397. Zumeist handelt es sich nm Fälle, in denen ein gewisser Nachdruck auf denen liegt, namentlich um solche, in denen sich darauf ein Relativum bezieht. Hier anzuschließen sind auch denenjenigen Felsenburg 1, 4, 24, E.Schlegel, Sehr. 115, 22. 116,17, Goe. 21, 248, 14, Tieck, Quix. 4, 437. 534; denenselben E. Schlegel, Sehr. 109, 5, Goe. 2,1, 7, Br. 23, 196, 11. 25, 257, 17; vgl. auch DWb. Sp. 959d, Görtz. S. 20, Jeitteles, Z. f. d. Ph. 26, S. 166. Anm. 4. Seltener und früher zurückgetreten ist der attributive Gebrauch von derer, vgl. mit derer Treflichkeit Op. 40,109; derer Handwercker Robinson 3; derer Kauffarthey-Schijfe 88 u. ß.; derer Leute, die den Hals schon gebrochen haben Frau Gottsched, D. Schaub. 6, 175; derer Leute von meinem Stande Frau Gottsched, Heirat III, 9; erinnern Sie sich derer Zeiten der Glückseligkeit und Unschuld, wo dieses Feuer unsere
Flexion von der.
177
Empfindungen läuterte Eeloise 3,110; derer Beraubungen, die man sich auflegt 3,32; wegen derer Übel, die Sie mir anthun 3,48; derer Leute, auf welche sie solche (Wohltaten) erstrecket 5, 39; derer Tugenden, die sie verlieren 5,40; derer Leute, die sie umgeben 5,63; derer Kandidaten, die Rabener, Sat. 3,23; mit einigen derer Melodien, die für die ältesten gehalten werden Kl. Br. 226; die Abschaffung derer Gesetze, welche die Republik gegeben hat Kl. (DWb.); Zusammenkunft derer Männer, welchen die besonderen Zweige der Wissenschaft anvertraut worden Goe. Br. 26 302, 22; derer gleichzeitig bedeutenden Männer, welche ib. 27,74,1; einen Auszug derer am meisten für uns bedeutenden ib. 11,272,3; das Blut aller derer Unglücklichen Gemmingen, Hausv. 81; derer jenigen E. Schlegel, Sehr. 104, 35. 1U9, 6. 10, Heloise 5,36, Thom. Jones 1,68. 2,279. 298 u. ö., Goe. Br. 27, 304,19; vgl. auch DWb. Sp. 959 d, Görtz. S. 20. Noch seltener ist attributiver Gebrauch von deren. Jeitteles 26 S. 185. 186 bringt Belege aus Wickram und Seb. Franck, Schuppius, Abr. St. Clara, vgl. noch deren Dinge Robinson 270. A n m . 5. Der untermischte Gebrauch von derer und deren reicht bis in sehr neno Zeit. Belege für derer statt deren·, an derer (G. Sg.) Stelle wir jetzt hegen Haß vnd Neidt Op. 40,100; die Katzbach, derer Brunnen nechst darbey heraus quellet Op. K. 120, 1; die Helden, von derer kecken Sinn' auch noch die Schriften melden 311, 354; Ihr Götter, derer Macht diß starcke Heer vertrauet 339, 463; die Sonne, derer Strahlen Ang. Sil. 159,3; vieler mißgünstigen, derer ich eine ziemliche Bataillon ins feld stellen wolt Banise 7,7; derjenigen liebe, derer du nicht würdig bist ib. 125, 5; derselben Stimme, derer Augen ihm so lieblich zu seyn geschienen Hofmannsw. 54,29; der Gattung, derer oben gedacht sind Chr. Weise, Erzn. 181; Beispiele fdr relativen Gebrauch von derer aus dem 18. und 19. Jahrh. bringt Görtz. S. 20. 21, darunter noch solche aus W. Alexis und Spielhagen. Belege für deren statt derer·, aller deren, denen Sie lieb sind Goe. Br. 25, 122,26; trotz dem Willen deren, der ich doch mehr, als mir, gehorchen muß Gries, Rol. 44,41; aller deren, die Lewald; deren, die Geist haben König (Görtz. S. 20). Anm. 6. Eine Verirrung des Sprachgefühls ist es, wenn zuweilen vor einem Dativ derem statt deren gebraucht wird und so gewissermaßen Kongruenz mit dem regierenden Subst. hergestellt wird, vgl. an derem Bande Lewald; noch weitere Belege bei Görtz. S.21, dieser führt auch an aus dessetn Privatleben Tieck. A n m . 7. Über die Verkürzung der Formen infolge der Enklisis ist schon II, § 115 gehandelt. Hier mögen noch einige Belege für zun — zu den nachgetragen werden zun Waffen Frau Gottsched, D. Schaub. 3, 557, zun Schiverdtern Felsenburg 398,9, zun Füssen Schi. 2, 78, 21, zu'η Zeiten Claudius 1,12 u. ö. Merkwürdigerweise kommt auch öfters zum für den PI. vor: zum Fenstern Chr. Weise, Cath. 246, 25, bis zum Wolken Heloise 5,213, zum Freuden F . W e i ß e , Rieh. 364, zum Feinden ib. 1356; vgl. darüber E.Schmidt, AfdA. 17, 345, dazu L. Tobler, AfdA. 18, 146. Dem zum zur Seite zu stellen wäre biß ich den geilen Bock beim Maaren ergriff Felsenburg 414, 33.
178
III, 3.
Pronomina.
§ 131. Das Pronomen er, got. is entspricht dem lat. is, ist also ein i- Stamm. Da aber das zwischen Stamm und Kasus-Suffix eingeschobene Element ursprünglich im Mask, auf •o, im Fem. auf -ä ausging, so stimmt die Flexion in den meisten Formen mit der von der tiberein. Es kommt noch eine Unregelmäßigkeit hinzu, indem einige Kasusformen τοη einem ganz anderen Stamme si- gebildet werden. Die Verteilung der beiden Stämme ist in den verschiedenen germ. Dialekten nicht die gleiche. Im Deutschen werden von dem Stamme si- der N.-A. Sg. Fem. und der N.-A. PI. gebildet. Die folgenden beiden Paradigmen zeigen die ahd. und mhd. Flexion. Mask.
Ntr.
Fem.
er [sin] imu, imo inan, in
i? es (is) imu, imo
siu, sl, si ira (iru, -o) iru (-o) sia (sie)
P1.N.A. G. D.
sie
siu iro im
sio
Sg.N. G.
er (6s)
e? es
si, si, siu, sie ir(e)
im(e) in
im(e)
ir(e) sie, si, si, siu
Sg. N. G. D. A.
D. A. P1.N.A. G. D.
e? si, si, sie, siu ir(e) in
Die Form siu kommt ursprünglich nur dem N.Sg.F. und dem N.-A. PI. Ntr. zu, wird aber frühzeitig mit den anderen Formen untermischt gebraucht. Der Gen. es wird nur noch mit Beziehung auf einen Satz, einen Gedanken verwendet; in Beziehung auf ein einzelnes Wort ist dafür der Gen. des Reflexiv-Pron. sin eingetreten. § 132. Im Nhd. sind lautliche Veränderungen durch die Vokaldehnung bewirkt. Außerdem ist ξ zu s"geworden, wodurch der N.-A. Sg. Ntr. mit dem Gen. zusammengefallen ist. Infolge davon ist der Gen. nicht mehr als solcher empfunden, sondern zum Nom. oder noch häufiger .zum Akk. umgedeutet, vgl. es
Flexion von er.
179
ist Zeit, ich bin's zufrieden. Die Form siu ist wie diu untergegangen. Auch si ist aus der Literatur geschwunden. Das allein tibrig gebliebene sie kann Fortsetzung von mhd. sie und si sein. Im D.P1. ist in durch die nach Analogie der Adjektiva erweiterte Form ihnen verdrängt, desgleichen im G. Sg. F. und im G. PI. ir durch die entsprechend erweiterte Form ihrer. Anm. 1. Die Dativ-Form ihme reicht noch bis in das 17. J&hrh., vgl. Jeitteles, ZsfdPh. 25, 310, außerdem Heymonsk., Jul. v. Braunschw. regelmäßig, Werder, Kol. 1, 51 u. ö., Olearius, Sprachk. 37, Simplio. Sehr. 3, 316, 24. 333, 27 u. ö., Banise 143, 24. A n m . 2. Von den erweiterten Formen taucht i(h)nen schon frilh auf, zuerst im Hochal., vereinzelt schon im 12., etwas häufiger im 13. Jahrh., zunächst in Prosa, durchgeführt im 15. Jahrh. Etwas später ist diese Entwicklung im Niederalem., Schwäb. und Westmd. vor sich gegangen, noch später im Bair. und Ostmd. Lu. schwankt anfangs, seit ca. 1540 gebraucht er nur jnen. Albertus setzt an jhnen; Olinger jhnen, jnn; Clajus jnen und jn. Anm. 3. Jünger ist das Auftreten von ihrer, das, wie es scheint, von Mitteldeutschland ausgeht. Es erscheint vereinzelt im 14., etwas häufiger im 15. Jahrh. Lu. hat noch jr, desgleichen Mathesius. Im allgemeinen besteht im 16. und 17. Jahrh. Schwanken zwischen der kürzeren und der erweiterten Form, doch so, daß allmählich die letztere das Übergewicht erhält, vgl. Jeitteles 25, S. 308. In neuerer Sprache ist die Verwendung von ihr nur noch seltene poetische Freiheit, vgl. ohne ihr zu achten Wi. (Görtz.); je mehr der Teufel ihr begehrt Uhland 330, 6. A n m . 4. Neben ihrer hat sich auch ihren eingestellt (wie deren). Es erscheint im 16. Jahrh. namentlich bei alem. Schriftstellern und setzt sich auch in manchen Mundarten fort. Anm. 5. Auch dem D. Sg. Fem. sind die erweiterten Formen ihrer und ihren nicht fremd geblieben, vgl. für ihrer·. Simplic. Sehr. K. 3, 291,7, ich näherte mich ihrer La Roche, Sternheim 192, 31; für ihren·, jrn Fischart (Häuf.) 1,8,168; jren ib. 28, 858. 42, 362; Belege aus Wickram und Franck bei Jeitteles 25, S. 309. A n m . 6. Zuweilen erscheint im A. Sg. M. die Form ihnen, so bei Lu. (s. Frank Bd. 2. § 119, 2), bei Jul. ν. Braunschw. 350. 352. Schwerlich darf man darin eine Fortsetzung der ahd. unter dem Einfluß der Adjektiva entstandenen Form inan sehen. Es wird vielmehr eine Neubildung nach der gleichen Analogie vorliegen. Etwas häufiger ist die Form ihne, vgl. Jeitteles 25, S. 310, ferner Amadis 15 u. ö., Jul. ν. Braunschw. 355 u. i>., Simplic. Sehr. K. 4, 129,14. Sie ist wohl als eine Nachbildung von ihme zu fassen. Anm. 7. Über die durch Enklisis verkürzten Formen s. II, § 115.
§ 133. Gegen Ende des M.A. treten für den G.-D. Sg. F. und den G. PI. die Formen dero und ihro auf, die aussehen,
180
III, 3.
Pronomina.
wie fortlebende ahd. Formen. Aber, falls überhaupt eine Beziehung zu diesen besteht, könnten sie nur als willkürliche Erneuerungen betrachtet werden. Vielleicht aber ist die Ähnlichkeit mit den ahd. Formen nur zufällig, da das ο auch in desto vorliegt und früher auch sonst an manche Adverbia angehängt wurde, ζ. B. in dannenhero, dahero, bishero, seithero, anhero, hinfüro, daferno, nunmehr ο. Eine genügende Erklärung ist noch nicht gefunden. Am längsten haben sich dero und ihro in Respektsformeln erhalten, wobei ihro verwendet wird, wo man sonst ein Possessivpron. gebraucht, vgl. Ihro Gnaden, Ihro Majestät. '
Anm.
Belege für dero bei Jeitteles 26, S. 181 ff., für ihro ib. 25, S. 312.
§ 134. Das Fragepronomen wer hat kein Fem. und keinen PI. Neben einander stehen ein i- und ein o-Stamm. Im Deutschen ist abweichend vom Got. wahrscheinlich die ursprüngliche idg. Verteilung der beiden Stämme gewahrt: N.Sg.M. wer — ahd. huer, mhd. wer aus urgerm. *hwiz — lat. quis; N.-A.Sg.Ntr. was — ahd. hua%, mhd. wag aus urgerm. *hwata = lat. quod. Die übrigen Formen lauten übereinstimmend mit der Flexion von der: G. ahd. hues, mhd. wes, D. ahd. huemu, mhd. wem{e), Akk. M. ahd. human, mhd. wen. Der Dat. wird von Anfang an nur für die Frage nach einer Person verwendet. Die Form wes wird seit der 2. Hälfte des 16. Jahrh. durch die erweiterte Form wessen allmählich zurückgedrängt und ist jetzt auf feierliche poetische Sprache beschränkt, abgesehen von weshalb, wesivegen und von Sprtichwörtern wie wes Brot ich esse, des Lied ich singe und der erst im Nhd. adjektivischen Verwendung in Fällen wie wes Geistes Kind, wes Standes usw. Im Mhd. fungiert die Zusammensetzung etewer, etewai; als Indefinitum. Davon ist das M. in oberd. Mundarten als epper, öpper erhalten, aber aus der Schriftsprache geschwunden. In dieser ist nur etwas libriggeblieben, das keine flexivische Abwandlung erleidet. Anm. 1. Die Form weme hat sich bis ins 17. Jahrh. erhalten, vgl. Simplic. Sehr. K. 3, 361,7. 4, 135,7; Jeitteles führt 26, S. Belege aus Zinkgref und P. Gerhard an. Belege für wes aus neueren Dichtern bei Jeitteles 26, S. 197 und Görtz. S. 22. Anm. 2. Gelegentliche Kühnheit ist es, wenn Goe. ein Fem. von wer bildet: Von Helios gezeugt,? Von wer geboren? 3 , 1 3 0 , 2 ; oder W . A l e x i s einen Plnral: doch mit wen? mit den Bürgern? (Görtz.).
Wer, dieser.
Pronominale Adjektiva.
181
§ 135. Das Pronomen dieser ist entstanden durch Znsammensetzung des Pronomens der mit einer Partikel se. Es wurde also zunächst der vordere Bestandteil flektiert; die Verschmelzung zur Worteinheit war aber dann Veranlassung zur Anfügung von Flexionsendungen am Schluß. Dabei blieb zunächst auch die Flexion des vorderen Bestandteils; weiterhin wurde die Flexion auf den hinteren Bestandteil beschränkt; endlich ist im Nhd. das Wort ganz in die Flexionsweise eines starken Adj. übergeführt, nur daß im N.-A. Sg. Ntr. neben der regelmäßigen Form dieses noch älteres dies (dieß) besteht = mhd. άίζ. Neben dem letzteren steht im Mhd. ditze und die; diese drei Formen sind von Anfang an anders als die übrigen gebildet. Im Mhd. weicht die Flexion von der regelmäßigen noch ab durch die Form dirre im N. Sg. M., im G.-D. Sg. F. und im G. PI.; diese ist im Beginn des 16. Jahrh. untergegangen. § 136. Aus Pronominalstämmen sind Adjektiva abgeleitet, die wie die übrigen Adj. flektiert werden, abgesehen von einigen sekundären Besonderheiten. Ableitungen aus dem nngeschlechtigen Pronomen sind die Possessiva mein, dein, sein, unser, euer, die also in naher Beziehung zum Gen. stehen.. Nach ihrer Analogie ist der G. Sg. F. und G. PI. von er zu einem Poss.-Pron. umgedeutet und dementsprechend flektiert. Eine Abweichung von den sonstigen Adj. ergab sich im Ahd. und Mhd. nur dadurch, daß im N. Sg. (A. Sg. Ntr.) in attributivem Gebrauch nur die flexionslose Form verwendet wurde, während die flektierten Formen miner, miniu, rninef auf selbständige Verwendung beschränkt blieben. Im Nhd. hat Bich dieser Gebrauch beim M. und Ntr. erhalten, während das F. die Endung -e angenommen hat. Außerdem ist zu bemerken, daß im N.-A. Sg. Ntr. vorwiegend die verkürzten Formen meins, deins, seins gebraucht werden. In prädikativem Gebrauch haben sich in md. und nd. Mundarten, danach auch in der nordd. Umgangssprache Formen auf -e eingedrängt: das ist meine statt mein·, desgl. ihre, das wohl kaum als eine Fortsetzung des alten Gen. des Pron. er ahd. ira, iro betrachtet werden kann. Aus dem Stamm des Fragepronomens ist welch, = ahd. huelih abgeleitet, dem solch = ahd. solih zur Seite steht, worin der gleiche Pronominalstamm steckt wie in so. Beide
182.
III, 3.
Pronomina.
werden wie gewöhnliche Adjektiya flektiert. Aus dem Stamm des Fragepron. abgeleitet ist ferner ahd. huedar, mhd. weder „welcher von beiden", das im Nhd. als Pron. untergegangen ist und wovon nur der A. Sg. Ntr. in der Konjunktion weder fortlebt. Eine Zusammensetzung von weder ist mhd. deweder „eins von zweien", wozu dann die weitere Zus. iedeweder gebildet wird „jeder von zweien" neben einfacherem iew'eder. Die beiden letzteren setzen sich im Nhd. als jedweder und jeder fort. Das -er derselben gehört also ursprünglich zum Wortstamme und daraus gebilde Formen wie ieders, iederm, iedern und sogar iederer finden sich bis in das 17. Jahrh. hinein. Indem aber dies -er in dem flexionslosen N. Sg. M. als Kasusendung gefaßt wurde, bildeten sich daneben schon spätmhd., zuerst in Oberdeutschland, Formen wie jede, jedes, jedem, jeden, entsprechend jedwede etc., die allmählich die Alleinherrschaft gewannen. Auch die Zus. jedermann ist zu einer Zeit erwachsen, als noch jeder als Stammform empfunden wurde, wobei denn auch im Dat. und Akk. iederm man und iedern man leicht verschmelzen konnten. Anm. 1. Die Umwandlung des Gen. in ein Poss.-Pron. zeigt sich vereinzelt schon seit dem 11.Jahrb., wird aber allgemein erst im 15. Im D. Sg. M. und Ntr. stehen im Mhd. neben mtnem, dinem, sinetn die Formen mime, dime, sime aus älterem mineme, dineme, sineme dnrch Synkope des Mittelvokals hervorgegangen; sie setzen sich noch im 16. Jahrh. als meim, deim, seim fort. Für prädikatives ihre bringt das DWb. Sp. 2054 Belege aus Geliert, Le., Goe. Steinbach gibt an: das Buch ist meine; vgl. ferner der hier kan seine selber sein Op. 6,152, ein geist . . . muß still und seine sein Fleming' (DWb.), auch ist das Chute darinne nicht meine Le. 8, 39,14. Anm. 2. Belege für das Fortleben der Stammformen jeder und jedweder im DWb. und bei Jeitteles 26, S. 200; vgl. noch eine jedere Oleanas, Sprachk. A. IV& 4, jedem A. Sg.M. Rollenhagen I, 2, XIX, 178, ein jedem B. Waldis 1, 17, 12, Hcymonsk. 184, eins jedem B. Waldis 1, 8, 26, iedivedere Seele Banise 97,16, jedwedem Abend Gryphius, Horr. 70, jedwedem A. Sg. Simplic. lüy, vor einenjedwedern ib. 122, einem jedwedem Simplic. Sehr. B. 3, 26, 20. 99,21, Chr. Weise, Mas. 88, jedioeders A. Sg. Ntr. Simplic. Sehr. B. 3,102,8, ein jedweder Ding Chr. Weise, Klügste Leute 125, vor ein jedweder Stücke ib. 287, von jedwedem Vorhaben Ohr. Weise, Mach. 10,33. Die jüngere Flexion von jeder wird im DWb. zufrlihest aus Megenberg belegt, vgl. noch einem ieden Buch der Beisp. 6,7.
§ 137. Noch andere adjektivisch deklinierte Wörter werden unter die Pronomina eingereiht. Hierher gehört auch ein, das
Pronominale Adjektiva.
183
allerdings auch als Zahlwort und ale anbestimmter Artikel bezeichnet wird. Zweifellos nur als Pron. kann die Zus. kein aus älterem nechein gelten. Die Flexion von ein und kein hat dieselbe Besonderheit wie die der Poss.-Pron. mein etc., nämlich die Verwendung der flexionslosen Form des Nom. in attributiver Stellung: ein Mann, ein Wort, mhd. auch ein frouwe; außerdem auch die Bevorzugung der verkürzten Form eins vor eines im N.-A. Sg. Ntr. Ahd. und mhd. besteht ein Pron. selber, selbe, sowohl st. als sw. flektiert, als prädikatives Attribut gebraucht, also ζ. B. mich selben, mir selbem oder selben. Im Nhd. gebraucht man statt dessen die erstarrten Formen selber und selbst. Ersteres kann N. Sg. M., daneben auch G.-D. Sg. F. und G. PI. sein, letzteres kann nur als G. Sg. M. Ntr. mit sekundärem t gefaßt werden. Ein Rest der sw. Nom.-Form liegt vor in selbander, eigentlich „selbst als zweiter" etc. Allgemein erhalten ist schwach flektiertes selbe mit Artikel, jetzt gewöhnlich zusammengeschrieben derselbe, woneben sich die erweiterte Form derselbige eingestellt hat, die jetzt schon wieder veraltet ist. Erst in jüngerer Zeit hat sich daraus wieder artikelloses starkes selber, selbiger entwickelt, jetzt auch wieder veraltet. Urgermanische adjektivische Pronomina sind noch jener und ander. Das erstere wird im Ahd. und Mhd. nur stark flektiert, ohne eine flexionslose Form. Erst im 16. Jabrh. kommt schwache Flexion mit Artikel auf, die noch im 17. fortlebt, allmählich durch die Weiterbildung derjenige verdrängt. Aus der Verbindung von ein und ander ist schon im Mhd. die erstarrte Form einander entstanden, während im Ahd. noch die Flexion lebendig war, also ζ. B. ein andremu „einer dem andern". Jüngere Pronominaladjektiva sind einig = ahd. einig, ursprünglich im Sinne von lat. ullus, etlich- = ahd. mhd. etelich, jeglich· — mhd. iegelich, manch = mhd. manec. Uber manche Besonderheiten in' der Anwendung der Flexionsformen ist in der Syntax zu handeln. A i m . 1. Über die enklitischen Formen von ein ist schon II, § 115 gehandelt. Literarische Belege bei Görtz. S. 35 f. Anm. 2. Die Verdrängung der Flexion von Silbe durch die erstarrten Formen beginnt schon im Mhd., zuerst in Mitteldeutschland. Der Form 8'elb(e)at geht selb(e)e voran. Noch bei La. ist selbt häufiger als selbst. Vgl. DWb.
184
III, 3.
Pronomina.
§ 138. Ein substantivisches Pron. ist man, was ja nichts anderes ist als der N. Sg. des Subst. Mann. Oblique Kasus dazu fehlen. Aus der Zus. des gleichen Substantivums mit einer Partikel ist ahd. eoman, mhd. ieman, nhd. jemand entstanden und weiter mit vorgesetzter Negation ahd. neoman, mhd. nieman, nhd. niemand. Über die lautliche Entstehung der nhd. Formen vgl. II § 211. Die schon im Mhd. vorhandenen abgeschwächten Formen iemen, niemen sind im Nhd. wieder ausgestoßen. Die Flexion war im Mhd. die eines regelmäßigen Substantivums, also G. iemannes, D. iemanne, A. ieman. Diese Flexions weise setzt sich bis auf den heutigen Tag fort, nur daß sich für den Dat. ausschließlich die Form mit Abwerfung des e festgesetzt hat. Aber daneben ist seit dem 17. Jahrh. adjektivische Flexion aufgekommen, A. niemanden, D. niemandem und niemanden, Formen, die jetzt ebenso üblich sind wie die älteren. Eine ähnliche Zusammensetzung ist ahd. eowiht (Uber wiht s. § 23), mhd. ikt „irgend etwas", das wie ein regelmäßiges starkes Ntr. flektiert wird. Durch Verbindung mit der Negation ist daraus niht entstanden, das sich als substantivisches Pron. im Nhd. noch in zu nickte fortsetzt und mit hinten angeschlossener Negationspartikel in mit nickten, während es sonst durch die Gen.-Form nichts verdrängt ist, die nun keine Flexion leidet. Anm. Reichliche Belege für die Flexion von jemand und niemand im 18. und 19. Jahrh. bei Görtz. S. 23 ff. Einen Beleg fllr den Dat. niemandem bringt Jeitteles 26, S. 199 bereits ans Logan. Den Dat. niemanden hat schon Chr. Weise, Mach. 46, 23 u. ö. Spätmhd. und anhd. sind jemand» und niemands als Nom., aber anch als Akk. und Dat. nicht selten, vgl. DWb. Es fragt sich, ob man darin ursprüngliche Gen.-Form zu sehen hat wie in nichts oder vielleicht nentrale Nominative nach adjektivischer Flexionsweise. Letzteres wäre wohl denkbar als Folge der Verwendung des Ntr. für beide Geschlechter in volkstümlichem Sprachgebrauch, vgl. ζ. B. das tut jedes.
Kap. 4. Zahlwörter. § 139. Die Zahlwörter sind ursprünglich verschiedener Natur und werden verschieden flektiert. Im Nhd. hat sich eine starke Tendenz zur Ausgleichung geltend gemacht. Maßgebend sind dabei die Zahlen von 4 —12 geworden. Diese
III, 4.
Zahlwörter.
185
waren wohl idg. flexionslos. So werden sie bis jetzt attributiv neben einem Subst. gebraucht. Für sich stehend haben sie im Urgerm. die Flexion der substantivischen i-Stämme angenommen. Also ζ. Β. N.-A. fiori, Ntr. fioriu, D. fiorim. Nach Abschwächung der Endvokale im Mhd. unterschieden sich die betreffenden Formen viere, vieriu, vieren in ihrer Flexion nicht mehr von den Adjektiven. Daher wird denn auch zuweilen ein Genitiv nach adjektivischer Flexionsweise gebildet: vierer, fünfer. Im Nhd.'wird der Gen. vermieden außer in viererlei, fünferlei etc. Im N.-A. sind, abgesehen von sieben, dessen e nach der allgemeinen Regel früh abgeworfen ist, die Formen auf -e noch gebräuchlich, wenigstens in Norddeutschland, daneben aber auch die verkürzten, sodaß also der Unterschied zwischen selbständigem und attributivem Gebrauch nur noch für den Dat. bestehen bleibt. Anm. Belege für N . - A . PI. auf -e bei Gortzitza S. 13 f. Für den Gen. ohne zugehöriges Subst. finden sich zuweilen Formen auf -e, wenn das Gen.-Verhältnis durch ein zugehöriges Pronomen gekennzeichnet ist: die Stimme aller viere Rost, Vorsp. 281, keines der Viere steckt in dem Tiere Goe., Faust 1293. Meist weicht man aus und wählt statt des Gen. die Umschreibung mit Präp.
§ 140. Das Zahlwort zwei wird ursprünglich immer flektiert mit Unterscheidung des Geschlechts im N.-A. Im Ahd. lauten die Formen N.-A. M. zwene, F. ζινά, zwo, Ntr. zwei, G. zweiio, D. zweim, zwein. Im Mhd. ist im F. die Form zwä zurückgedrängt, zwo ist das Gewöhnliche, woneben zuweilen zwuo. Im G. stellt sich schon im Ahd. adjektivische Flexion ein, also zweiero, das sich im Mhd. als zwei{g)er fortsetzt. Im D. stellt sich im Mhd. neben einsilbigem zwein nach Analogie der Adjektiva zweisilbiges zweien ein. Im Nhd. setzt sich die mhd. Flexionsweise noch lange fort, nur daß zwene frühzeitig zu zwe{e)n verkürzt wird. Der Geschlechtsunterschied wird vielfach sogar auf den G. und D. übertragen, so daß diese flektiert werden zwe(e)ner, zwoer, ziveier, zwe(e)n, zwoen, zweien, doch gelangen die neuen Formen nicht zu allgemeiner Herrschaft. Anderseits reißt schon ziemlich früh Verwirrung ein, so daß der Geschlechtsunterschied nicht richtig gewahrt wird. Unter dem Einfluß der übrigen Zahlwörter drängt sich die Nom.-Form in attributiver Stellung an Stelle der Gen.- und
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III, 4.
Zahlwörter.
Dat.-Form ein. Dabei wird anfange der Geschlechtsunterschied zum Teil noch gewahrt, bis allmählich nach einiger Verwirrung die Form des Neutrums allein übrig bleibt. Gegenwärtig besteht nur der Unterschied von den Zahlen 4—12, daß noch ein Gen. zweier üblich ist, der auch attributiv verwendet wird, wenn das Gen.-Verhältnis sonst nicht genügend gekennzeichnet ist: zweier Zeugen, aber der (dieser) zwei Zeugen. Nach Analogie von viere, fünfe wird in selbständiger Stellung auch zweie verwendet. Α nm. Vgl. Stulz, „Die Deklination des Zahlwortes zwei vom 15. bis 18. Jahrh." ZsfdWf. 2,85; dazu ZsfdWf. 5,288. Unverkürztes zweme ist nhd. nicht häufig, findet sich aber noch bei Hagedorn. Bodmer und Breitinger machen nach Analogie der Zahlwörter von 4—12 den Unterschied, daß sie zween attributiv und ziveene für sich verwenden, ein Standpunkt, den auch Gottsched in seiner Sprachkunst seit 1762 einnimmt. Neben zwo findet sich im 15. und 16. Jahrh. noch selteneres zwu, vgl. Stulz S. 95, außerdem Eyb 1,35, 23 u. ö., Ayrer 1, 570.18 (: du). Im 16. u. 17. Jahrh. erscheint zuweilen ein sw. Gen. der zweyen, vgl. Stulz S. 92 f., außerdem dieser zweyen Börner Lohenst., Arm. 64 a, der aber wieder verschwunden ist. Besondere weibliche Formen des G. und D. tauchen schon im 16. Jahrh. auf. Fischart hat mit zwoen Schüsseln, Laurentius Albertus setzt zwoer und zwoen an, desgl. später Schottel. Im 18. Jahrh. finden sich diese Formen bei Bodmer und Breitinger, auch bei Kl., Herder u. a., vgl. Stulz S. 97 f. und Görtz. S. 12. Die besondere männliche Form des D. zweenen taucht schon früh auf (vgl. Stulz S. 93), bleibt aber zunächst sehr selten. Schöpf setzt an D. M. zwene vel zweie. Für den G. zioeener gehen die bisher beigebrachten Belege nur bis auf Hagedorn zurUck. Im 18. Jahrh. sind zweenen und zweener nicht ganz selten, vgl. noch zweener Willen Geliert 3, 60, zweener Officiere Hermes, Soph. R. 4, 193; Gottsched setzt zweener, zwenen, zwoer, zwoen ins Paradigma; dagegen wenden sich Fulda und Domblüth. Verwendung der Nom.-Form anstelle des attributiven Dativs beginnt schon sehr früh. Doch ist in den von Stulz S. 98 schon aus mhd. Zeit angeführten zwen wohl eher ein aus zivei(e)n umgebildeter Dativ anzunehmen, zumal da die Form auch neben weiblichen Substantiven steht. So bleibt es auch zweifelhaft, wie die später dativische Verwendung von zween aufzufassen ist. Sicher ist Verwendung der weiblichen Nom.Form zwo neben dem Dat. seit dem 16. Jahrh. Seit dem 17. Jahrh. wird auch zwei als attributiver Dativ häufig. Im 18. Jahrh. überwiegt schon der heutige Gebrauch, der von Ad. festgelegt wird, doch kommt immer noch attributive Verwendung der flektierten Dativformen vor, vgl. zwischen zweyen Seelen Krüger 300, zweyen Bischöfen Nicolai, Reise 1,126, den zweyen Pfarren Notha. 1, 157, zwischen zweyen Äußersten Herder 13, 226, in zweien Mundarten 18,450, in zweien Sprachen 27,212, nach zweien Tagen Wi. 30, 39, Tieck 5, 421, Quix. 4, 443, Phant. 1, 391, in zweien Tagen Quix. 1,266, auf zweien Dromedaren ib. 1,86, an zweien Gebrechen Phant.
zwei.
drei.
187
2, 293, aus zweien großen Erdkern Fouqu0, Zaub. 1, 78, zu zweien Malen ib. 2,91; s. auch Görtz. 12. Ein Aufgeben des Geschlechtsunterechiedes beginnt schon ziemlich früh. Es greift im 17. Jahrh. stark um sich, zuerst in Schlesien, dann in Obersachsen und Niederdeutschland. Im 18. Jahrh. behauptet sich der Unterschied am besten in Oberdeutschland, während in Nieder- und Mitteldeutschland starkes Schwanken besteht, und die einzelnen Schriftsteller sich verschieden verhalten. Von Anfang an tritt meist die Form des Neutrums für die des M. und noch mehr fdr die des Fem. ein, doch fehlt es nicht an Fällen falscher Anwendung des M. oder des Fem., vgl. ζ. B. zween Töchter Goe. Br. 6,39,19, für zwoo Mädchen Wi. II, 1,196,9, zwo Händ und zwo Bein Goe. 39, 83, 2 ( = zwei 8, 81,18), in zwo Theile Schikaneder, Laster 45; Anderes bei Stulz § 5 und Görtz. S. 11 f. Auch die zur Unterscheidung des Geschlechtes neu geschaffenen Genitive und Dative werden öfters falsch angewendet, vgl. ζ. B. zweener Welten Herder 13,194, zwoen Knechten Schi. 11, 250, 99 Var., zwo er Schwimmer Schi. 13, 7 Note zu 65, zwoer Herzen Schi. 3, 371, 15, zwoer geilen Wollüstlinge Möller, Wikinson 37. Nachdem sich Ad. für zwei entschieden hatte, haben immer noch einige Schriftsteller versucht, den alten Geschleehtsunterschied aufrecht zu erhalten, so namentlich Uhland, andere sind inkonsequent, greifen auch gelegentlich fehl, vgl. ζ. B. zween seiner Schilderungen Gutzkow, R. 1,7. Vereinzelt erscheint unflektierte Form fdr den Dat. in selbständiger Stellung: wir glaubten uns zu zwei (-.drei) Goe. 3,41,31, begegnete er zwei meiner größten Feinde 43,321,21, mit zioei meiner Diener 44,89, 1, aus zwei ihrer Brustkästen 0. Ludwig 2,32.
§ 141. Das Zahlwort drei wird ursprünglich, und so noch im Got. wie ein substantivischer «-Stamm dekliniert. Die Weiterentwicklung ist deshalb eine abweichende gewesen, weil in dem einsilbigen Worte der Ton die vollklingenden Vokale geschützt hat, die im Subst. der Abschwächung erlegen sind. Im Ahd. lautet der N.-A. M. und F. dri, Ntr. driu, 6. drio, D. drim, drin. Doch stehen daneben schon Formen nach adjektivischer Deklination: N.-A. M. drie, F. drio, G. dnero. Daraus ergaben sich mhd. N.-A. M. F. dri — drie, Ntr. driu, G. dri(g)er, D. drin, woneben sich dann aber auch nach adjektivischer Deklination drien stellt. Die Form drin im Dat., die im 13. Jahrh. noch gewöhnlich ist, ist später untergegangen. Von der Neutralform driu schwinden die letzten Reste im 15. Jahrh. Es bleibt also für alle drei Geschlechter drei neben seltenerem dreie, die sich in der neueren Zeit ebenso wie bei den übrigen Zahlwörtern so geschieden haben, daß in attributiver Stellung nur drei, selbständig dreie neben drei gebraucht wird. Im Dat. verdrängt flexionsloses drei als Attribut allmählich die
188
III, 4.
Zahlwörter.
flektierte Form dreien. Der Gen. dreier erhält sieh in demselben Umfange wie zweier. Α η in. Für unflektiertes drei neben substantivischem Dativ finde ich schon ein Beispiel bei Kauffringer in dri tagen 4,233. Das DWb. bringt Sp. 1370 u. Belege aus Lu., Maaler, Fischart. Aus dem 17. Jahrh. eeien angeführt in zieey, drey tagen Gryphins, T. 304, 113, nach drei tagen Banise 335, 24. Im 18. Jahrh. besteht noch starkes Schwanken. Das DWb. führt nur ein paar Belege ans Hagedorn, Wi., Göckingk an, weiteres bei Görtz. S. 13; vgl. noch in dreyen Tagen Haller, Usong 301, Herder 18, 260, Moser 3,18, F. Schlegel 9, 228, Tieck, Phant. 2, 552, nach dreien Tagen Meißner, Sk. 2, 56, Tieck, Quix. 2,454, Fouqu6 1, 103, seit dreien Tagen Tieck, Phant. 3,109, in den dreien Tagen Tieck, Quix. 4,443, nach dreien Monaten Tieck, Phant. 1,259, von dreien Monaten Auerbach, Dorfg. 479, seit dreien Jahren Schi. 15» 343, 31. Selten ist schwache Flexion im Gen., vgl. aller Dreien Herder 17, 179, Bode, Yorick 1, 101, jeder der dreien Herder 4, 386, die dreien Wetzel, dieser dreien Bergleute Simrock (Görtz.). Zuweilen erscheint 'auch ein N.-A. Sg. nach adjektivischer Flexion in der Verbindung alles dreies = „alle drei Gegenständea, vgl. Görtz. § 13.
§ 142. Zur Bezeichnung der Zahlen 20, 30 etc. verwendete man im Urgerm. das Wort tigns „Dekade", also ζ. B. Akk. ]>rins tiguns „drei Dekaden" = 30. Im Ahd. ifct das entsprechende -zug mit dem vorhergehenden Zahlworte schon zu einer Einheit verschmolzen und formell erstarrt. Zunächst werden zweinzug, drigug etc. noch als Substantiva empfunden, woneben die Bezeichnung der gezählten Gegenstände in den Gen. tritt, doch kommt auch schon im Ahd. attributive Verwendung wie bei den kleineren Zahlen vor. Flektierte Formen sind später auch für den selbständigen Gebrauch nicht üblich geworden, wenn sie auch vereinzelt gewagt worden sind. Hundert und tausend sind ursprüngliche Substantiva und können auch jetzt noch rein substantivisch gebraucht werden. Wir können sagen das Hundert, das Tausend wie das Dutzend und einen regelmäßigen PI. bilden die Hunderte, die Tausende, auch mit G. und D. der Hunderte, der Tausende, den Hunderten, den Tausenden. Daneben aber ist die ursprüngliche Konstruktion mit partitivem Gen. in eine attributive umgewandelt, also tausend Pferde, mit tausend Pferden. Ein Gen. ist dabei unmöglich, weil er nicht als solcher gekennzeichnet sein würde. Auch zweihundert, zweitausend etc. nehmen keine Flexionsendung an und werden attributiv gebraucht.
III, δ.
Verba.
189
Die zusammengesetzten Zahlen richten sich in ihrer Flexion nach dem zweiten Bestandteil, also mit dreizehn Leuten, nicht mit sechzehnen; mit hundertunddrei Leuten, nicht mit hundertundachten. Anm. Belege flir Dative auf -en von den Zahlwörtern auf -zig sowie von hundert und tausend, wo sie nicht mehr wirkliche Snbstantiva sind, bei Görtz. S. 14.
Kap. 5.
Verba.
§ 143. Die Eigenheiten des germ. Verbums gegenüber dem idg. sind schon in I, §§ 70—75 dargelegt, worauf ich hier zurückverweise. Während wir bei der Analyse einer Nominalform nur Stamm und Kasussuffix unterscheiden, können sich in einer Verbalform auch drei oder vier Elemente vereinigen. Der Personalendung, die ursprünglich nur in der 2. Sg. Imp. fehlt kann zunächst ein Modussuffix vorangehen. Dies ist der Fall im Opt. (dem deutschen Konj.); so ist in der 2. Sg. Opt. Prät. got. gebeis s Personalendung, ei Modussuffix. Nach Abtrennung der Personalendung und ev. des Modussuffixes bleibt zunächst der Tempusstamm. Dieser kann sich vom Verbalstamm unterscheiden, teils durch eine innere Variation (Reduplikation, Ablaut), teils durch ein hinzugefügtes Tempussuffix; so ist in got. satjand „sie setzen" nd Persoualeqjlung, ja Präsenssuffix. Wir können demnach sagen: aus dem Verbalstamm wird zunächst ein Tempusstamm gebildet, wobei es allerdings nicht ausgeschlossen ist, daß der letztere sich von dem ersteren nicht unterscheidet (vgl. got. ist = mhd. ist, worin is Präsensstamm und Verbalstamm zugleich ist), aus dem Tempusstamm ev. ein Modusstamm, aus dem ev. durch das Moduselement vermehrten Tempusstamm die einzelne Verbalform. § 144. Jedoch schon in der idg. Grundsprache hat sich in einigen Fällen eine Zusammenschmelzung verschiedener Elemente vollzogen. In der thematischen Konjugation hat sich der Auslaut des Präsensstammes mit dem Modalsuffix zu dem Diphthongen oi ( = got. άΐ) vereinigt. In der 1. Sg. Ind. Präs. ist der Stammauslaut ο vermutlich mit einer vokalischen Personalendung zu ο kontrahiert. Wahrscheinlich schon urgerni.
190
111,5. Verba.
ist Kontraktion in der zweiten und dritten schwachen Konju-
gation. So ist die 2. Sg. Ind. Präs. got. salbos
aus * s a l t 0 ( j ) ü i
entstanden, got. habdis aus * h a i e ( j ) i z i , wobei also der Auslaut des Verbalstammes mit dem Präsenssuffix verschmolzen ist. Im Ahd. ist weiterhin das ai der dritten schw. Konjugation, ebenso das ai des Opt. zu einfachem e kontrahiert, das im Auslaut verkürzt ist. Auslautende "Vokale sind abgeworfen. Nach der Vokalschwächung im Mhd. bleibt schwaches e als einziges vokalisches Element, das nun für sich oder mit einem oder zwei zur gleichen Silbe gehörigen Konsonanten dem Sprachgefühl als eine einheitliche Endung erscheint. § 145. Wir scheiden eine Anzahl von Verben, deren Flexion sich nicht in große Gruppen einreihen läßt, als unregelmäßige aus. Zu den regelmäßigen rechnen wir die starken Verba und die drei Hauptklassen der schwachen. Sie gehören sämtlich zu derjenigen Gruppe der idg. Verba, deren Präsensstamm aaf den thematischen Vokal ausgeht. Die geringen Reste abweichender Präsensbildung werden dabei mitbehandelt. Wir besprechen zuerst die Endungen, dies Wort in dem oben angegebenen Sinne des jüngeren Sprachgefühls genommen, dann die Bildung der Tempora und des Part. Perf.
Regelmäßige Konjugation. Die Endungen. § 146. Die eigentlichen Personalendungen waren im Idg. in allen Klassen der thematischen Konjugation die gleichen. Auch die athematischen Verba wichen nur in der 1. Sg. Ind. Präs. ab (Bildung auf - m i ) . Sie waren für die verschiedenen Tempora und Modi nicht ganz gleich. Neben volleren, den sogenannten primären Suffixen standen kürzere, die sogenannten sekundären. Die primären kamen dem Ind. Präs. zu, die sekundären dem Ind. Iniperf. und Aor. und dem Opt., das Perf. (das starke Prät. des Germ.) hatte einige Besonderheiten. Der Unterschied zwischen den primären und sekundären Suffixen zeigt sich im Mhd. darin, daß die ersteren nur einen auslautenden Vokal eingebüßt haben, die letzteren einen nicht
Allgemeines
Regelmäßige Konjug.: Endungen.
191
durch Vokal geschützten Konsonanten (vgl. I, §§ 36. 37). Indem die vollen Vokale der Endsilben gleichmäßig zu schwachem e geworden sind, sind frühere Unterschiede aufgehoben, sowohl zwischen den verschiedenen Tempora und Modi des gleichen Verbums wie zwischen den verschiedenen Konjugationsklassen. Teilweise hat allerdings die ursprüngliche Qualität Nachwirkungen in der Wurzelsilbe hinterlassen. In den Endsilben selbst sind sogar zwischen starker und schwacher Konjugation nur wenige Unterschiede geblieben. § 147. Das folgende Paradigma veranschaulicht Gestaltung der Endungen des st. Verb, im Mhd.
die
Präsens. Indik. 1. Sg. 2. „ 3. „ 1. PI. 2. „ 3. „
Konj. binde bindest binde binden bindet binden
binde bindest bindet binden bindet bindent
Nominalformen. Part, bindende Inf. binden
Imp. 2. Sg. bint 1. PI. binden 2. ,, bindet
Ger. bindennes, bindenne Präteritum. Ind.
1. Sg. 2. „ 3. „ 1. PI. 2. „ 3. „
bant bünde bant bunden bundet bunden
Konj. bünde bündest bünde bünden bUndet bünden.
§ 148. Die Endungen der schwachen Verba unterscheiden sich von denen der starken nur in folgenden Punkten. Die 2. Sg. Imp. geht auf -e aus (lege, salbe, lebe = ahd. legi, salbo, lebe). Der Sg. lud. Prät. hat die gleichen Endungen wie der Konj., also ζ. B. legete, legetest, legete.
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111,5. Verba.
Zur Erläuterung der Formen sei noch Folgendes bemerkt. 1. Die 2. Sg. Ind. Präs. geht im Ahd. zunächst auf -s aus; erst in den jüngeren Texten tritt dafür -st auf. Das t ist durch Einwirkung des nachgestellten Pron. du angetreten. Am frühesten erscheint -st in du list, welche Form wahrscheinlich direkt aus bistu durch lautgesetzliche Abwerfung des Vokals entstanden ist. In der regelmäßigen Konjugation hat sich -st aus einer falschen Auflösung von Verschmelzungen wie bindistu aus bindist du ergeben, wobei die Analogie von bist mitgewirkt haben wird, sowie die einiger Präteritopräsentia, vgl. die Verschmelzungen Jcanstu, weistu, neben denen von Anfang an du Tcanst, du weist standen. Die 2. Sg. des Opt. (Konj.) und die des Ind. Prät. der schwachen Konjugation mußte nach dem westgerm. Auslautsgesetz (vgl. I § 87,1) ihr ursprünglich auslautendes s einbüßen; es ist aber bereits vor Beginn unserer literarischen Überlieferung nach Analogie des Ind. Präs. wiederhergestellt und später gleichfalls durch st ersetzt. Möglicherweise war es aber auch von Anfang an bei Anschmelzung des Pron. du bewahrt. Der lautgesetzliche Opt. Prät. der starken Verba war im Westgerm. in den Ind. übertragen (vgl. I § 87, 7) und hat sich so bis ins Mlid. erhalten, nun vom Opt. geschieden, nachdem dieser wieder das s(t) angenommen hatte. 2. Die 1. PI. des Opt. und des Ind. Prät. ging im Ahd. ursprünglich auf -m aus, das dann noch in ahd. Zeit zu -n geworden ist (vgl. II § 239). Die 1. PI. Ind. und Imp. Präs. ging im Ahd. zunächst auf -mes aus, abweichend von den übrigen germ. Dialekten. Frühzeitig traten daneben Formen auf -m (jünger -vi), die wenigstens für das Al. als direkte Übertragungen der Konjunktivformen gefaßt werden müssen. 3. Die 1. Sg. Ind. Präs. endigt in der zweiten und dritten Konjugation im Ahd. auf -m, jünger -», das dem idg. -mi entspricht, der ursprünglichen Endung der athematischen Verba. Das Ahd. weicht darin mit dem Asächs. von den übrigen germ. Dialekten ab. Urgerm. hatten vielleicht nur einige von Hause aus athematische Verba, die in eine von den beiden Klassen eingereiht sind, die Endung -mi, die dann im Ahd. auf die übrigen übertragen ist. Im Mhd. ist diese Besonderheit wieder beseitigt, und die 1. Sg. Ind. Präs. endigt wie in den übrigen Klassen der regelmäßigen Verba auf -e.
Endungen.
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A n m . 1. Laudscbaftlich reicht das ältere -s der 2. Sg. statt des jüngeren -si noch in die mhd. Zeit hinein. A n m . 2. Mundartlich ( w e s t u i d ) hat sich das -n der 1. Sg. Ind. Präs. in der 2. und 3. Klasse der achwachen Verba bis jetzt erhalten und ist auch auf die audern Klassen übertragen.
4. Das Gerundium wild oft als Gen. und Dat. des Inf. bezeichnet, ist aber eine von diesem ursprünglich verschiedene Bildung. Über die Form des Part. Präs. vgl. § 119. 5. Bei Nachstellung des Pronomens wir ist das η der 1. Pers. im Mhd. ausgefallen, also gebe uir. Dieser Ausfall findet sich noch in manchen anhd. Texten und in manchen neueren Mundarten. Anna. Vgl. ζ. B. dörff wir Ayrer 1, 525, 11, hab wir 528, 4 etc. § 149. Wenn auch die Vokale der Endungen gleichmäßig zu e geworden sind, so ist ihre ursprüngliche Verschiedenheit doch zum Teil noch an den Wirkungen zu erkennen, die sie auf die Wurzelsilben hinterlassen haben. In der schwachen Konjugation geht der gleiche Wurzelvokal durch alle Formen hindurch, abgesehen von dem sogenannten Rückumlaut, Uber den später zu handeln sein wird. In der starken Konjug. kommt Vokalwechsel innerhalb des Präs. vor. In der 2. 3. Sg. Ind., in denen die Endungen im Ahd. -ist, -it lauteten, haben die Verba mit umlautsfähigem Wurzelvokal, d. h. die der 6. Klasse und einige reduplizierende Umlaut. Im Oberd. ist derselbe beseitigt, und auch in der Literatur finden sich von manchen Verben unumgelautete Formen, worüber später im Einzelnen gehandelt wird. Die Verba mit ursprünglichem e im Präs. haben dasselbe vor Nasal + Kons, durchgängig in i gewandelt, sonst nur im Sg. des Ind. vor u oder i und in der 2. Sg. Imp., die im Urgerm. auf -i ausgegangen ist, das schon in vorgeschichtlicher Zeit abgefallen ist. Im Md. und danach in der Schriftsprache ist für i in der 1. Pers. Sg. e eingetreten, während sich i in den oberd. Mundarten behauptet hat {ich gebe — ich gib). Auch die älteren oberd. Schriftsteller bewahren das i, das zuweilen sogar noch im 18. Jahrh. erscheint. In der 2. Klasse wechselt im Mhd. iu im Sg. Ind. und in der 2. Sg. Imp. mit ie in den übrigen Präs.-Formen, was auch im Nhd. lange nachwirkt, s. § 163. Der Konj. Prät. hat Umlaut, soweit der Wurzelvokal umlautsfähig ist.
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III, 5.
Verba: regelmäßige Konjugation.
Anm. Späte Belege für i in der 1. Sg. Ind. Präs.: ich stirbe Parn. boic. 2, 400, sonst stirb ich Schikaneder 2, 166, nimm ich Schikaneder 1, 50 (nicht Bauernsprache), ich gieb ib. 217, ich versprich (Bauernmädchen) ib. 2, 314, ich brich (Bauernbursche) ib. 814, ich nimm Hebel 251, 20, ich sieh's Raimund 1,7, iss' ich ib. 81 u. ö.; gegen ich nimm, gieb etc. wendet sich Hemmer, Abh. 173. Eine Verirrung des Sprachgefühls liegt vor, wenn i in die 2. PI. übertragen wird: verbirgt euch Babo, Dagobert 13, nimmt 2. PI. Imp. Schi. 2, 144,15 (später geändert).
§ 150. Schon im Mhd. der Blütezeit haben sich Ausstoßungen des schwachen e vollzogen nach den in der Lautlehre behandelten Gesetzen. Geschwunden ist e nach l und r und voraufgebendem kurzen Vokal, also ζ. B. ich hol, wir holn, ich var, wir varn etc. Ferner nach den Ableitungssilben -el, -er, -en, vgl. ich wandel, wir wandeln, ich hinder, wir hindern, ich rechen, wir rechen, Inf. rechen. Aber auch sonst findet sich schon vielfach Ausstoßung in der 2. 3. Sg. und der 2. PI. Ind. Praes., ζ. B. du lobst, er lobt, du zeigst, er zeigt neben du lobest, er lobet, du zeigest, er zeiget. § 151. Der geschilderte Standpunkt hat teils schon in mhd., teils erst in nhd. Zeit verschiedene Veränderungen erfahren, die sich zum Teil in unserer Schriftsprache festgesetzt haben. Im Al. ist frühzeitig die 2. PI. Ind. Präs. der dritten angeglichen, geht also auf -ent aus, eine Entwicklung, die schon im Ahd. beginnt. Dies -ent ist auch auf den Imp. tibertragen und auch auf den Konj. und das Prät. Die Besonderheit der 3. PI. Ind. Praes. ist im Md. frühzeitig beseitigt; es ist -en für -ent eingetreten nach Analogie des Praet. und des Konj., wodurch auch Übereinstimmung mit der 1. Pers. hergestellt ist, an die man im Praet. und Konj. schon gewöhnt war. Diese md. Ausgleichung, die später auch in das Bair. eingedrungen ist, ist in unsrer Schriftsprache zur Herrschaft gelangt. In Oberdeutschland, namentlich im Alem., ist vielfach die umgekehrte Ausgleichung eingetreten, so daß -ent auch in den Konj. und das Praet. übertragen ist und sogar in die erste Person. So sind in manchen Quellen alle drei Personen des PI. gleich geworden, auf -ent oder auch auf -en ausgehend. Diese Verhältnisse, die sich im Spätmhd. und Anhd. fortsetzen, wirken auch in den heutigen Mundarten nach. Anm. Ausgleichung zwischen den verschiedenen Personen im PI. ist auch im Nd. eingetreten, wo jetzt alle drei entweder auf -(e)t oder auf
Endungen.
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-en ausgehen. Unter nd. Einfluß steht jedenfalls Jul. v. Braunschw., wenn er Formen bietet wie jhr haben 310. :i44, jhr köndten 269 etc. Von oberd. Texten hat der Amadis häufig 2. Personen auf -en, ζ. B. ihr brächten 17.
§ 152. Die Sonderstellung der 2. Sg. Ind. Prät. der 8t. Verba koDnte sich auf die Dauer nicht behaupten. Im Spätmbd. wurde die sonst für die 2. Pers. geltende Endung -st angefügt, wobei zunächst der Wurzelvokal unverändert blieb, so daß Formen entstanden wir du gcebest, du fändest oder fundest. Weiterhin aber wurde der Vokal mit den übrigen Formen des Sg. in Übereinstimmung gebracht. A n m . Noch Schottel setzt an: ich band — du bundest — er band, ich fand — du fandest — er fand, ich gelang — du gelangest — er gelang, ich getvann — du gewunnest — er gewann, ich klang — du klungest — er klang, ich rang — du rungest — er rang, ich rann — du runnest — er rann, ich schalt — du schaltest und schultest — er schalt, ich schmalz — du schmolzest und schmutzest — er schmalz, ich schwall — du schwollest — er schicall, ich schwamm — du schwammest — er schwamm, ich schwand — du schwundest — er schwand, ich schwang — du schwungest — er schwang, ich sank — du sunkest — er sank, ich spatin — duspunnest— er spann, ich stahl — du stöhlest — er stahl, ich starb — du stürbest oder storbest — er starb, ich trank — du trunkest — er trank, ich verbarg — di« verborgest — er verbarg, ich verdarb — du verdürbest nnd verderbest — er verdarb, ich verschivand — du verschwundest — er verschwand, ich warf — du würfest oder worfest — er warf, ich zwang — du zwungest — er zwang. Doch führt er die Sonderstellung der 2. Pers. nicht allgemein durch. Er setzt ζ. B. an: ich wand — du wundest — er wund, ich galt — du göltest — er golt.
§ 153. Die Fortschritte, welche die Ausstoßung des schwachen e gemacht hat, zeigen sich natürlich auch in den Verbalendungen. Das Oberd. ist soweit gegangen, das e im Auslaut durchgängig abzuwerfen. Es heißt daher ich gib, ich nimm, ich gab, ich nahm etc. Im Md. ist zunächst in weitem Umfange Doppelformigkeit entstanden, die wir auch bei Lu. finden. Im Nhd. ist dann meistens entweder die verkürzte oder die unverkürzte Form zur Alleinherrschaft, mindestens in der Prosa, gelangt. Dabei ist durch Ausgleichung in manchen Fällen auch das schon im Mhd. ausgestoßene e wiederhergestellt. Allgemein ist e im Auslaut erhalten oder analogisch wieder angefügt. Es heißt nicht nur ich gebe, ich (er) gäbe, sondern auch ich hole, fahre, wand(e)le, wand(e)re, leug{e)ne. Sonst hat sich bei den mit den Suffixen -el-, -er- gebildeten Verben die schon im Mhd. übliche Ausstoßung des e erhalten du wandelst, er wandelt,
190
III, 5. Verba: regelmäßige KoDjugation.
wir wandeln·, du wanderst, er wandert, wir wundern etc. Ebenso werden jetzt Verba wie feiern, mauern, säuern behandelt, bei denen er erst aus r entwickelt ist, während bis tief ins 18. Jahrli. hinein die lautgesetzlichen Formen herrschen, also ζ. B. feiren, mauren, säuren, vgl. I I § 116. Dagegen nach Nasalsuffix ist das e wieder hergestellt, während dann ein Mittelvokal ausgestoßen zu werden pflegt: ich atme, du atmest, ivir atmen-, ich leugne, dti leugnest, wir leugnen etc., so daß also undeutliche Formen wie mhd. lougen = lougenen beseitigt sind. Doch ist eine Aussprache, der die Schreibung leugenst, leugent entsprechen würde, weit verbreitet. Bei den übrigen Verben ist im allgemeinen Synkope vor st und t zur Herrschaft gelangt. Doch besteht dabei noch ein Unterschied. Im Ind. Präs. werden neben du lebst, er lebt, ihr lebt Formen wie du lebest etc. selbst in Versen kaum noch geduldet. Im Kouj. Präs. und im Prät. der starken Verba sind die unverkürzten Formen (du lebest, ihr lebet; du gäbest, ihr gäbet, du gäbest, ihr gäbet) üblich geblieben, wenn auch vornehmlich in poetischer oder feierlicher Rede gebraucht. Im schw. Prät. ist keine Ausstoßung des Endungs - e zulässig. Eine Ausnahmestellung nehmen die Verba ein, bei denen die sogenannte Wurzel auf d oder t ausgeht. Von ihnen sind im Gegensatz zu den übrigen die früher häufigen und bei Dichtern noch in neuerer Zeit vorkommenden verkürzten Formen ausgestoßen und die unverkürzten zur Alleinherrschaft gelangt, also meidest, meidet, reitest, reitet. Davon machen aber wieder eine Ausnahme die Formen, in denen der Wurzelvokal von dem des Inf. abweicht: du rätst, er rät, du trittst, er tritt, du wirst, er wird, poetisch du beutst, er beut gegen du bietest, er bietet. Bei den Verben mit s, β, ζ vor der Endung besteht landschaftliche Verschiedenheit. In einem Teile Deutschlands (Norddeutschland) herrschen im Präs. die verkürzten Formen [du liest, du mißt, du ißt, du sitzt), in einem andern die unverkürzten (du liesest, du missest, du issest, du sitzest). Im Prät. sind nur die unverkürzten Formen üblich (du lasest, du aßest, du saßest). A n n . 1. Belege für Ausstoßung des e nach d und t aus jüngeren Schriftstellern: einbildt Wi. II, 1, 3i)6, 5. fi, Am. 12,43, bind't Wi. 4, 58. 184, Am. 8,33 (: gewinnt), 18,5 (: findt), Ob. 5,51 (: zerrinnt), Uhland 135, 184, verbindt Le. 1,245,6«, Goe. S, 154, 17, btendt Wi., Mus. 780.
Endungen.
197
1218, wer find Rost, Vorsp. 964, findt Le. 1,254,217, Le., Henzi 131 (: Kind), Wi. 4, 41. 42, Idris 1, 10, 3. 58, 8 (beseitigt). 3, 17, S. 134, 4. 5, 104. Am. 1 1, MS (beseitigt). 2,114 i;. geschwind-, geändert 13, 25). 2, 203 (: blind-, geändert 17, 24j, Am. 12,43 (-.sind), 13,8. 18,5 (:bind't), Mus. 1436 (: sind). Lolo 3!» (: Kind), Goe. 2, 91, 42. 38,125, 25, empfindt Kl., Elegie 20, Stunden der Weibe 36 (in empfand geändert), Bardale 36 (geändert), Wi. 4, 31.11, 1, TS, 12, Idris 5, 55, 8 (geändert), findt (2. PI.) Goe. 8, 103,18, künd't Wi. 4.21, verleumdt Krüger 444, redt Le. 1, 336,25. 29, Wi. II, 1,342,19, Goe. Br. 17, 14, 3, Schi. 1, 35, 24. 2, 95, 23, Schikaneder 1,204, Hensler, Invalide 37, Judenmädchen 114, Grillp. 4,48, schadt Le. 1, 254,207, Gue. Br. 2, 215,18, Stephanie, Werber 28, Hensler, Judenmädchen 121, schwindt Wi., Ob. 4, 23, verschwindt Wi., Idr. 5,34, Goe. 8, 101, 7, verwandt Wi., Idris 5 , 4 6 , 4 (•beseitigt), wendt Goe. 38, 160,19, zündt Goe. Br. 163, 14, bet und singet Le. 1, 117, verbreiCt Uhland 27, 16, dicht't Le. 1, 171, 123 (: nicht), diirst I.e., Henzi 2, 203, fiircht Le., Kleonnis 129, belast't Le. 1,143,15 (geändert), leucht Goe. 8 , 1 4 2 , 3 , reit Goe. 8 , 4 1 , 1 4 , reii't Goe. 38,159,19, ausreit Netiberin, Vorsp. 147, Goe. 39, 70, 7, rieht Goe. 8, 6, 6, stift Le., Henzi 2, 20, wart (2. PI. Imp.) Schi. 1, 345, 26; die Bair. Sprachk. (S. 412. 413) billigt schneidt, reitt.; du findat Wi. 4. 34, Idris 3, 134, du redst Goe. 8, 134, 20. 39, 156, 4. Selten sind Kürzungen wie du besas'st Goe. Br. 1, 172, 27. Ebenso umgekehrt ungekürzte Formen wie übertrittet Bühl, Teil 63. Vgl. über Schiller und andere Schwaben PBB. 2S, S. 314. Ferner das von Küster zuuo Neol.Wb. 17,12 beigebrachte Material. A n m . 2. Die Herstellung des auslautenden e hat sich im 17. Jahrh. vollzogen. Duesius setzt an ich handel oder handele (48), Gryphius, T. 367, 154 hat noch verbesser (: schlösser) als 3. Sg. Conj. Vereinzelt ist rechens = rechne es Goe. 39, 162, 23. A n m . 3. Im 16. Jahrh. findet sich auch Ausstoßung des e im schwachen Prät. bei Bewahrung des Mittelvokals. Abwerfung des auslautenden e, die schon im Spätmhd. vorkommt, hat auch Lu., also z. W er machet neben machete und machte. Vor st pflegt t ausgestoßen zu werden, vgl. z . B . achtest (= achtetest) Fischart, Hanf. 1,213,97. Sehr häufig sind solche Formen bei II. Sachs.
§ 154. Die geringen Unterschiede zwischen den Endungen der starken und denen der schwachen Konjugation sind von der Tendenz zur Angleichung nicht verschont geblieben. Schon im Mhd. tauchen Formen der 2. Sg. Imp. auf -e von starken Verben auf. Anderseits stellen sich natürlich verkürzte Formen von schwachen Verben ein. In der neueren Sprache hat sich das Verhältnis folgendermaßen geregelt. Die st. Verba nehmen nach Analogie der schwachen in korrekter Prosa -e im Auslaut an, abgesehen von denen, in welchen der Imp. einen andern Wurzelvokal hat als der Inf., also hilf, brich, tritt gegen reite.
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III, 5. Verba: regelmäßige Konjugation.
binde, fahre, rate; poet, beut g e g e n biete. Eine Ausnahme machen komm und laß. Anderseits ist siehe neben sieh wenigstens in feierlicher Rede mit Anechluß an die Bibeleprache üblich. Zu werden wird jetzt ein Imp. werde gebildet, also auch im YVurzelvokal nach Analogie der schwachen Verba. Auch von manchen andern Verben, die sonst die starke Konjugationsweise g e w a h r t haben, treten gelegentlich solche Bildungen auf, vgl. weiter unten. § 155. Als eine Angleichung der starken Konjugation an die s c h w a c h e müssen wir es auch betrachten, wenn in der 1. und. 3. Sg. Ind. Prät. der starken Verba ein e angefügt wird. D i e Anfänge davon reichen bis in das 13. Jahrb. zurück, vgl. Weinhold § 374. Spätmhd. und anhd. sind solche Formen sehr üblich. Auch im 18. Jahrh. kommen sie noch oft vor. Schließlich sind sie doch wieder ausgestoßen, nur wurde hat sich behauptet und ist zur gewöhnlichen Form geworden, während das ältere ward auf die gewähltere Rede beschränkt worden ist. Auch sähe wird noch manchmal in feierlicher Rede, im Anschluß an die Bibelsprache gebraucht. Anm. Auch bei Grammatikern haben die Formen auf -e Billigung gefanden. So setzt Schottel an: föchte, flöchte, flöhe, liehe, ziehe, Frisch: flöchte, litte, liehe, verbliche, ziehe etc. Noch Aichinger verlangt e für dio Verba mit i: litte, ritte, stritte. Gegen das e erklärt sich Gottsched § 286 und nach ihm die Bair. Sprachk. S. 413. Ich gebe eine Anzahl Belege aus dem 18. (19.) Jahrh., die sich leicht vermehren lassen werden: ritte Gil Blas 1,5, Goe. 38, 86, 24, Schikaneder 2,154, Eberl, Mänuerfrevel 123, KUckert 3,97, stritte Schi. Br. 1,116, gediehe Schi. 2,391,17, schiene (: Mine) La. 1, 264, 248, erschiene Frau Rat 6, 27, erböte ich Schletter, Philos. Dame 39, entflöhe Kl. M. 2, 116 (noch nicht 1. Ausg.), 2, 123 (1. Ausg., später beseitigt), flöhe Le. 1,227, 15. 11,94,12, Wi., Merk. 5,146, Claudius 1,25, Goe. 8,102, 24, Schi. 1,401,7. 2,178,21, Carlos 19B5, schloße (: Rose) Schi. 1, 29, 57, umzohe Felsenb. 104,19, fände (: Lande) F. Weiße, Op. 2,135, Parn. boic. 1,15, Goe. 39, 181,17, Hafner, Furchtsame 31, flöchte Le. 8, 238, 21, föchte Le. 5, 177, 25, warde Parn. boic. 1, 8, schalte BokesMidel 71,15, entwürfe Schletter, Philos. Dame 85, gebare Schi. 1, 222, 56, spräche Parn. boic. 1, 9, geschähe Le. 1,296,8. 11,13,4. 141,32. 12,435,6, Parn. boic. 1,23, Hafner, Furchtsame 31, II, 13,1. 141, 32, gäbe Frau Rat 8, 16, laße ib. 12,8, erhübe (: Stube) Rückert 3,149, lüde Schi. 1, 68, 23, stunde s. DWb. Sp. 1441 f., hielte Goe. 2,102,2, Br. 1,119,12. 230,32. 2, 203,8, Schi. 1,19o, 111, erhielte Goe. Br. 28,243,13, Hink. Teufel 2·>7 (Prät. auf e in diesem Texte überhaupt häufig), haushielte Le. 4, 307, 30, ließe Frau Rat 42, 24. Die Form sähe steht z. B.Zachariä, Verwand!. 1, 358, Le. 11,21,8. 86,19. 12,96, 13. 13,70, 21,
Endnngen.
Tempusbildung.
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Wi., Mns. 11 (12), Goe. Br. 13,19,21, Schi. 1,57,4. 110,19, Setime, Leben 55. 79 η. häufig, Rückert 3, 61. 147 u. sonst, Tieck 1,355 (: nahe).
§ 156. Im Bail·, tritt au die 2. PI. Ind. und Imp. Präs. ein s aus mhd. έ'ξ, Dual des Personal-Pronomens, der für den PI. eingetreten ist, also z.B. gebts, schauts. Als Imperative werden solche Formen auch in der städtischen Umgangssprache gebraucht und erscheinen daher auch zuweilen in der Literatur· Αiim. Vgl. kommts her Hensler, Großvater 17, schauts Schikaneder 2, 280, Raimund 1,11, Eberl, Weibertreue 102 etc., schimpfts nur zu Eberl, Limonadehiitte 63, wart's nur Hengler, Großv. 17; seyds schon da Schikaneder 1, 224.
§ 157. Das Gerundium ist eine vom Infinitiv verschiedene Form, die aber doch fungiert wie ein Gen. und Dat. zum Inf. Durch die Verkürzung (gebens aus gebennes, geben aus gebenne) ist der Anschluß an den Inf. vollends durchgeführt. Uber eine andere Entwicklung (gebende aus gebenne) vgl. II § 211. Über das Part. vgl. § 120. Bildung der Tempora und des Part. Perf.
Starke Konjugation.
§ 158. Man teilt noch gewöhnlich die starken Verba nach dem Vorgange J. Grimms in ablautende und reduplizierende. Deutliche Reduplikation ist aber nur im Got. vorhanden. In den übrigen altgerm. Dialekten fiuden sich nur noch verdunkelte Reste. Auch diese schwinden weiterhin. Schon ganz überwiegend im Ahd. und durchgängig im Mhd. finden wir an Stelle der Reduplikation des Got. einen Vokalwechsel, der den gleichen Eindruck macht wie der Ablaut. Allerdings ist er auf die starke Konjugation beschränkt und zeigt sich nicht in der Wortbildung. Durchgängig stimmt das Part, mit dem Präs. überein, und durch alle Formen des Prät. geht der gleiche Vokal hindurch, ein Verhältnis, das aber auch in der sechsten Klasse der ablautenden Verba besteht. Wegen der übrigen Klassen brauchen wir vier Formen zur Bestimmung der Ablautsverhältnisse: die 1. Sg. Ind. Präs., wonach sich das ganze Präs. richtet, die 1. Sg. Ind. Prät., mit der die dritte übereinstimmt, die 1. PI. Ind. Prät., nach der sich· die übrigen Formen des PI. und der Konj., im Ahd. und Mhd. auch die 2. Sg. Ind. Prät. richten, das Part. Perf.
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111, 5. Verba: Tempnsbildung der st. Konjugation.
§ 159. Innerhalb der nach der Art des Vokalwechsels gesonderten Klassen heben sich einige Verba durch besondere Art der Präsensbildung von den übrigen ab. Im allgemeinen ist im Germ, die Präsensbildung mit ursprünglicher Betonung des Wurzelvokals zur Herrschaft gelangt. Reste der Bildung mit ursprünglicher Betonung des thematischen Vokals zeigen sich noch in der zweiten Klasse, daran erkennbar, daß sie Tief stufe haben, ύ gegen sonstiges eu (üt — eo). Im Ahd. gehören nur noch drei Verba hierher: lühhan (schließen), sitfan, sügan, von denen das erste später untergegangen ist. In der ersten Klasse hebt sich keine Gruppe mehr in entsprechender Weise von den übrigen ab, da hier die Tiefstufe idg. % und die Hochstufe idg. ei in germ. % zusammengefallen sind. Von den mit besonderen Suffixen gebildeten Präsentia haben sich am reichlichsten die mit -jo-, -je- erhalten, deren Flexion mit derjenigen der ersten schwachen Konjugation übereinstimmt. Im Deutschen gehören noch hierher aus der fünften Klasse bitten, Heyen, sitzen, aus der sechsten schwören, heben, ursprünglich auch schöpfen als Präs. zu schuf, geschaffen, von reduplizierenden ursprünglich das jetzt untergangene erien (erren) „ackern". Vereinzelte Reste sonstiger Bildungen sind nur noch auf älteren Sprachstufen zu erkennen, alle der sechsten Klasse zugehörig: mit infigiertem Nasal: got. standa (ich stehe) — Prät. stop, ahd. stantn — stuot, aber gewöhnlich schon stuont\ mit Suffix -no oder -vo, an der ursprünglich auf das Präs. beschränkten Gemination zu erkennen: hacken; mit Suffix -njo- mhd. gewähenen, s. unten. § 160. Altere Gleichförmigkeit ist vielfach durch die Lautentwickelung gestört. Innerhalb des gleichen Verbums ist infolge der Erweichung der harten Reibelaute mitunter zu der vokalischen Differenz eine konsonantische hinzugetreten, der grammatische Wechsel. Die Spaltung des germ, e in e und i machte sich innerhalb des Präs. der vierten und fünften und eines Teiles der dritten Klasse geltend, wodurch zugleich eine Spaltung der dritten Klasse in zwei Abteilungen herbeigeführt wurde ( h e l f e n — binden), wozu auch noch die Spaltung von germ, Μ in Μ und ο beiträgt (geholfen — gebunden). Der Präsens vokal der zweiten Klasse wird von der Spaltung des urgerm. eu in iu und eo (to, ie) betroffen, wodurch wieder einige
Präsensbildung.
Sekundäre Spaltung.
Ausgleichung.
201
Verba von den übrigen abgesondert werden (mhd. riutoen — bieten). Von der Kontraktion des ai zu e, des an zu δ im Ahd. wird der Sg. Prät. der ersten und der zweiten Klasse betroffen, und so eine Scheidung dieser Klassen in zwei Abteilungen herbeigeführt (steig zu stlgan — zeh zu zihan, boug zu biogan — bot zu biotari). Der Umlaut bringt eine Differenz in das Präs. der sechsten Klasse und einiger reduplizierenden Verba {faru — feris, ferit). Er scheidet den Konj. Prät. vom Ind. (ivir namen — ncemen), doch so, daß die 2. Sg. Ind. zunächst zum Konj. stimmt {du nceme). Die nhd. Vokaldehnung scheidet die erste Klasse nach dem PI. Prät. und dem Part, in zwei Abteilungen (ritten, geritten, — stiegen, gestiegen)·, desgl. die sechste nach Präs. und Part. (waschen, gewaschen — graben, gegraben)·, ebenso die vierte und fünfte nach Präs. und Part. {brechen, gebrochen — gebären, geboren; essev, gegessen — geben, gegeben); hier ergibt sich sogar eine dritte Abteilung mit Wechsel der Quantität im Präs. {nehmen — nimm, treten — tritt). In der zweiten Klasse hat sich infolge der Vokaldehnung eine Spaltung nach dem Part, vollzogen {gegossen — geboten), womit sich infolge der Vokalverkürzung eine Spaltung nach dem Prät. verbunden hat {goß — bot). Eine Spaltung in der dritten Klasse hat sich durch den Ubergang von μ zu ο vor Doppelnasal ergeben {gebunden — gewonnen). § 161. Demgegenüber haben sich verschiedene Tendenzen zur Ausgleichung geltend gemacht. Innerhalb des gleichen Verbums ist der unnütze und störende Unterschied des Vokals zwischen Sg. und PI. des Prät. beseitigt worden, wodurch der Ablaut erst wahrhaft funktionelle Geltung als Scheidemittel zwischen den Tempusstämmen erlangt hat. Der Prozeß hat sich ganz allmählich vollzogen. In Oberdeutschland hat er früher begonnen als in Mitteldeutschland, wo sich Reste des alten Unterschiedes mundartlich bis auf den heutigen Tag erhalten haben. Während Luther die Ausgleichung noch nicht kennt, hat H. Sachs fast durchgängige Doppelformigkeit infolge von Übertragung des Singularvokals in den PI. und des Pluralvokals in den Sg. Auch nach den einzelnen Klassen ist die Zeit, in welcher die Ausgleichung begonnen hat, noch mehr aber die, in der sie zum endgiltigen Abschluß gelangt ist, eine verschiedene. Während in der ersten Klasse die Ausgleichung
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III, 5. Verba: Tempusbildnng der st. Konjugation.
von Anfang an ganz tiberwiegend und bald ausschließlich zugunsten des Pluralvokals ausfällt, reicht in der dritten das Schwanken zwischen Singular- und Pluralvokal bis tief ins achtzehnte Jahrh. Schließlich hat sich als einziger Rest der Verschiedenheit ich ward — tcir icurden behauptet; außerdem hat von einigen Verben der dritten Klasse der Konj. seinen alten Vokal bewahrt (verdürbe etc.), wobei, nachdem alle Formen des Ind. in Übereinstimmung gesetzt waren, der lautliche Unterschied mit einem Funktionsunterschied zusammentraf. So vorteilhaft diese Ausgleichung auch war, so hat sie doch auch Veranlassung zu einer Spaltung iu der dritten Klasse gegeben: klomm(en) gegen band(en). Eine weitere Ausgleichung war die des grammatischen Wechsels. Bei einigen Verben ist sie darauf beschränkt geblieben, daß der Sg. des Prät. mit dem PI. in Übereinstimmung gebracht ist (mhd. zoch — zugen = nhd. zog — zogen). Bei andern ist sie durch alle Formen durchgeführt (mhd. zihe, zech — zigen — nhd. zeihe, zieh — ziehen, mhd. friuse, fros — fruren = nhd. friere, fror — froren). Der Umlaut ist nicht beseitigt. Im Konj. Prät. gewährte er eine zweckmäßige Unterscheidung vom Ind. Aber auch im Präs. ist er in der Schriftsprache geblieben, aufgegeben dagegen in Oberdeutschland. Auch der Wechsel zwischen e und i im Präs. hat sich erhalten mit der Modifikation, daß die 1. Sg. Ind. e statt i angenommen hat. Die Gemeinsprache schließt sich hierin an das Md. an, während das Oberdeutsche auf dem älteren Standpunkt geblieben ist. Entsprechend hat sich zunächst in der zweiten Klasse der Wechsel zwischen eu und ie reguliert, also anbd. ich ziehe, du zeuchst, er zeucht. Erst später ist die vollständige Ausgleichung zugunsten von ie vollzogen. Die Spaltung im Prät. der zweiten Klasse, mhd. ou — δ ist durch Ausgleichung zugunsten von ό beseitigt. Die entsprechende Spaltung in der ersten Klasse, mhd. ei — c fiel dadurch weg, daß der Singularvokal zugunsten des Pluralvokals aufgegeben wurde. Im ganzen hat die Entwickelung dahin geführt, daß manche früher bestehenden Zusammenhänge zerrissen sind. Dazu kommt, daß eine Anzahl starker Verba untergegangen ist. So sind die Gruppen der übereinstimmend flektierten Verba
Ausgleichungen.
Klasse I.
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immer kleiner geworden. So begreift es sich, daß nicht alle Verba genug Widerstandskraft gegenüber der übermächtigen Analogie der schwachen Konjugation besaßen, wodurch denn wiederum die Gruppen verkleinert wurden. So kam es, daß die noch nicht auf geschichtlichem Boden stehenden Grammatiker die starken Verba als unregelmäßige behandelten und entweder gar keine oder nur sehr unvollkommene Versuche zur Zusammenfassung derselben in Gruppen machten. Α η in. Vgl. Arthur W. James, „Die starken Praeterita in den Werken von Haus Sachs". Diss. München 1S94. D . B . Shumway, „Das ablautende Verbum bei Π. Sachs. Ein Beitrag zur Formenlehre des Deutschen im 16. Jahrb." Diss. Göttingen 1895. Ders. „The verb in Thomas Murner". Americana germanica 1, 3, 76—83. 1, 4,1—39.
§ 162. I. Klasse. Mhd. i — ei-e — i — i = nhd. ei — ai(ei)-c — i-i — i-i. Die Ausgleichung zwischen Sg. und PI. des Prät. beginnt in Oberdeutschland im Ausgang des 15. Jahrh., während sie Lu. ebensowenig wie in den übrigen Klassen kennt. Sie erfolgt fast durchgängig zugunsten des PI. Das Umgekehrte ist sehr selten. Das würde zu einem Zusammenfall des Wurzelvokals mit dem des Präs. zwar nicht in den Mundarten, aber doch in der Schriftsprache geführt haben. Die Ausgleichung findet ihren Abschluß ungefähr um die Mitte des 17. Jahrh. Durch die nhd. Vokaldehnung ist die Klasse in zwei Abteilungen gespalten, eine mit kurzem, eine mit langem i (ie) im Prät. und Part. Ansätze zur Ausgleichung zwischen beiden Abteilungen sind nicht durchgedrungen. A. Kurz ist i vor der durch die hochdeutsche Lautverschiebung entstandenen Doppelkonsonanz geblieben. Es heißt daher greifen, griff, gegriffen. Hierher gehören noch pfeifen, schleifen, kneifen (seit 18. Jahrh., Verhochdeutschung von kneipen); er-, ν er-, bleichen, schleichen, streichen, weichen; beißen, befleißen, reißen, scheißen, verschleißen, schmeißen, spleißen (nicht mehr allgemein üblich); auch vor t ist i kurz geblieben: gleiten, reiten, schreiten, streiten. B. Dehnung des i haben bleiben, reiben, schreiben, treiben; schweigen, steigen; scheinen·, auch schreien und speien gehören nach Aufgabe früherer Besonderheiten hierher, desgl. leihen; ferner verweisen in dem Sinne „vorwerfen" = mhd. verwigen.
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III, 5. Verba: Tempusbildung der st. KonjngatioD.
Der grammatische Wechsel hat sich nur zum Teil erhalten. Der Wechsel zwischen h und g reicht bei gedeihen bis ins 17. Jahrh. Das Part, gediegen ist als Adj. bis heute erhalten. Bei zeihen (verzeihen) reicht er bis ins 16. Jahrh. Den Wechsel zwischen d und t haben leiden und schneiden bewahrt, meiden ausgeglichen, so daß jene nun in Abteilung A, dieses in Β gehört. Von den aufgeführten Wörtern ist schweigen ursprünglich schwach (ahd. steigen, sivigcta), doch schon im Mhd. meist stark. Während kneifen gewöhnlich st. flektiert wird, überwiegt bei kneipen mit Beibehaltung des nd. ρ die sw. Flexion. Von dem Btarken erbleichen zu trennen ist ein sw. erbleichen — ahd. irbleihhen. Im Nhd. sind starkes und schwaches erbleichen (verbl.) im Präs. lautlich zusammen gefallen und werden daher auch nicht immer deutlich auseinander gehalten. Von beiden ist natürlich transitives bleichen zu trennen. Jüngerer Ubertritt in sw. Flexion ist häufig bei gleiten, nicht ganz selten auch bei gedeihen, seihen, speien; vereinzelt kommt er auch bei andern Verben vor. Zu allgemeiner Herrschaft ist (lie schwache Flexion gelangt bei gleißen, greinen, keifen, kreischen, kreißen, (be)neiden, seihen. Untergegangen sind mhd. biten (warten), nigen (sich verneigen), risen (fallen), schiben (rollen), sigen (sinken), steinen (schwinden), kliben wovon die Zus. bekleiben in dem Sinne „Wurzel fassen", „haften" noch bis ins 18. Jahrh. reicht. A n m . 1. Die Übertragung des i ans dem PI. Prät. in den Sg. findet sich ζ. B. schon im Buch der Beispiele und bei Steinhöwel. II. Sachs hat viel seltener ei als i. Albertus setzt i an, dagegen Clajus natürlich nach Lu. noch ei. B e l e g e für ei im Sg. ans dem 16. nnd 17. Jahrb.: beiß Heymonsk. 42, entweich ib. 78, schein Waldis, Es. Leben 2S1. 1 , 3 6 , 2 , schweig Waldis, Es. 1, 17,52, schreib ib. 43,21, treibe Amadis 266, scheine ib. 273, reif} ib. 297, ergreiff ib. 297 (daneben i), schreich Jul. v. Braunschw. 417, schrei/ Op. 149,273. 339. 4(>7. 435, bleib Werder, Rol. 24, schweig ib. 3,2n, greif Rachel, Sat. 7,187. 395. schleich ib. 368, treib P. Gerhard 29,23, schrei P. Gerhard (DWb.), auch Grimmelshausen bistet noch Reste. Übertragung des ei in den PI. findet sich bei II Sachs, zweimal bei Grimmelshansen, vgl. ferner bleiben lleyuioosk 123,131, erscheinen Zimm. Chron. (DWb.). D a s Part, erscheinen wird im D W b aus der Zimm. Chron. belegt. A n m . 2. Länge des i im Prät. und Part, statt der Kürze ist im 16. nnd 17. Jahrh. nicht selten und reicht vereinzelt noch bis in das 18. So setzen von Grammatikern an Ritter schliech, geschliechen, schließe, ge-
Klasse I.
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schließen, schieß, geschiessen, Girbert beflies, befliessest; Duesius be fließ, beflißen, schmiß oder schmieß; Schottel grieff, gegriffen, glitt aber entgliet. Belege: (/riefe, rieß, beschieß, schliech, schliechen, sehntet H. Sachs, grieff Op. K. 137,8, entwiechen (Part.) Op. K. 107,13, umrieß Gryphias T. 116, 166, ergrieffB&mse 121, 24 u. ähnl. sonst, rieß Lohenst., Arm. 16 a, schlieff'(: Schiff) LoheDst., Cleop. 154, lied Hofinannsw. K. 14, 35, rieß Chr. Weise, Erzn. 75, schmieß ib. 105, ergrieff Robinson 212, riesse Meißner, Sk. 4,151 und sonst. Umgekehrt erscheint vereinzelt Kürze statt der normalen Länge: geschinnen Zimm. Chron. 4,121,11, verschmnen Albertus S. 41. A s m . 3. Abweichungen im PI. Prät. nnd Part, zeigen ursprünglich schreien und speien. Zu mlid. schri(j)en lauten diese Formen schrirn (ahd. scrirtin.), geschrirn. Das r gehörte ursprünglich jedenfalls nur dem Prät. an und ist am wahrscheinlichsten als ein Rest der Reduplikation zu fassen. Zu mhd. spiwen lauten die Formen spiuwen, gespiuiven aus ahd. spiwun, gispiwan. Beide Verba haben sich gegenseitig beeinflußt, so daß die Formen spirn, gespirn und schriutcen, geschriuicen entstanden sind. Nachwirkung zeigt sich noch im Anhd. So finden sich schri(e)ren, geschrieben, auch im Sg. schri(e)r bei H. Sachs und sonst im 16. Jahrh., auch bei Lu., vgl. D W b . 9, Sp. 1710. Ferner finden sich im 16. Jahrh. schriuwen, schruicen, geschriuicen, geschruwen, geschrawen (DWb.), vgl. noch schrue, geschruen Olioger, geschrauwen Cysat 163, Formen, die noch in heutigen Mundarten fortleben. Das ursprünglich inlautende j von schrijen setzt sich in Texten des 16. Jahrh. und in heutigen, namentlich ndd. Mundarten fort; dasselbe dringt aus dem Präs. auch in das Prät. nnd Part., vgl. Anm. 1; noch Duesius setzt an ich schriege oder schrye, geschriegen oder geschryen. Das w von mhd. spiwen setzt sich ζ. T. noch im 16. Jahrh. f o r t , als je oder b noch im heutigen Bair. Daneben erscheinen Formen mit g, vgl. ich spiege, gespiegen R i t t e r , spieg(e), gespien oder gespiegen Duesius, ich spie.g und speiete, gespiegen und gespeiet Gueintz, spieg Rollenhagen I I 4 XIV, 133. Diese lassen sich wohl nur durch £influß von schreien erklären. A n m . 4. Leihen ist = got. leihan. Im Präs. und im Sg. des Prät. mußte das w lautgesetzlich schwinden. Im PI. Prät. und im Part, war das h nach dem Vernerschen Gesetz zu g geworden und dann.schon urgerm. aasgefallen. So ergab sich ahd. Uhu, leh, liwun, giliwan, demnach mhd. liuwen, geliuwen, md. lüwen, geliiioen. Daher erscheint noch im 16. Jahrh. das Part, als geluhen, gelowen (DWb. 6, Sp. 66S), verlauhen (: trawen) Fischart Κ. 1, 220,-41, wobei das h wohl nur nach dem Präs. geschrieben ist. Daneben lauten aber schon im Mhd. der PI. des Prät. und das Part, mit Angleichung an das Präs. like», gelihen, zuweilen auch mit sekundärem grammatischen Wechsel ligen, geiigen. Endlich wird das g auch in das Präs. übertragen; so setzt Duesius an leihen oder leigen, liehe oder liege, geliehen oder geliegen. Anm. 5. PL Prät. gediegen Lohenst., Arm. 41 % Sg'. gedige Grimmelshausen, Part, gediegen Lohenst., Arm. 9«. Auch im Sinne des A d j . gediegen kommt gediehen vor, vgl. Felsenburg 340, 5. 429, 33; Part, gezigen Amadis 301), verziegen Olinger, doch findet sich g sogar im Präs. noch bef
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III, 5. Verba: Tempusbildung der st. Konjugation.
Rachel, Sat. 2,158 Α.: ιvie du dir verzeigst, verzeig auch deinem Weibe. In der Schweiz hat verziehen die Bedeutung von verzeihen übernommen. Sa. führt an: weit lieber wollen wir auf dein Geschenk verziehen (verzichten) Pfeffel, Wie gern verzög ich auf sein Geld ib., Alfred, der . . den eidbrüchigen Räubern verzogen hatte Haller, Es wolle ihm verzogen haben J. Gotthelf, wenn der liebe Gott mir verzöge ib. Ansätze zur Ausgleichung sind auch bei leiden gemacht, vgl. lidden, gelidden Lu., lied, lieden, erlieden (neben erlietten, erlitten) H.Sachs, liddest, gelitten Μnd geliden Clajus, leidens ( = litten sie) Murner, Badeuf. 17, 57; bei schneiden: vgl. geschniden Mathesins (DWb.). Lu. hat mit umgekehrter Ausgleichung im Präs. schneiten neben schneiden. Von meiden kommen Formen mit t noch bis ins 17. Jahrh. vor: gemitten Ölinger, mitten Joh. Doinan (DWb.), vermitten (Part.) Grimmelshausen. Schottel setzt an: du mietest, wir miedten, ihr midtet, sie midien, gemitten, ich vermitt, vermitten. Ann). 6. Ein sw. Prät. zu schweigen erscheint noch Amadis 321: schweiget ( = schwieg). Starke Formen von kneipen: kneip (kniff) Rollenhagen (DWb.), knipp Wi., Riemer (DWb.), Jünger, Strich durch d. Reeling. 31, Kotzebue 12, 200, geknippen Felsenburg, Polit. Stockfisch (DWb.), Ad. gibt an „am häufigsten regulär". Schwach ist natürlich das aus Kneipe abgeleitete kneipen, wozu allerdings in der Studentensprache ein scherzhaftes geknippen gebildet wird. Selten sind sw. Formen von kneifen, z.B. bei Auerbach, Dorfg. 405, gekneift G.Keller 4,270. Ad. allerdings sagt „nicht selten schon regulär". Wie erblichen und erbleichen stehen im Mhd. nebeDeinder strichen und streichen, ζ. T. in gleicher Verwendung; schwerlich aber haben wir eine Fortsetzung des alten schwachen Verbams, sondern vielmehr jungen Übertritt aus der st. Flexion, wenn es bei Fouqu6, Zaub. 1, 228 heißt als streichte eine zarte Hand seine kalten Wangen. Dagegen werden wir eine Fortsetzung des Kausativums mhd. sleichen zu dem ursprünglich nur intr. slichen zu sehen haben Simplic. 479 biß wir . . sich unvemierckt eingeschleichet haben. Anm. 7. Belege für Übertritt in die sw. Flexion: gleitete(n) Thom. Jones 2, 426, Wi. 40, 6, H. Jacobi, Merk. 77 III, 42, Goe. 25', 296, 2, Br. 23, 88,17, Schi. 2, 365,10, J. Paul, Ilesp. 347, Contessa 5, 75, Tieck 9,132, Arnim 1,22, ETA. Hoffmann 11,169, Clauren 1, 78. 102, Hauff 7, 80. 111, W. Alexis, Cab. 1, 21, Ruhe 1, 161. 2,124 u. ö., G. Keller 6, 412, gegleitet Schi. 10,197, 16, Teil nach 2791, weiteres bei Sa.; gedeihte Grimmelshausen, Wi. 30, 334, Schi. 7, 13, 3. 36, 14, Rabener, Herder, Hebel (DWb), Conj. Prät. diehete neben diehe Schottel, nach Ad. ist gedeihen „auch schon hänfig regulär"; verzeihete Olinger, verziehen und verzeihet Pölmann, zeih(e)te, geziehen Duesius, ich verziehe und ich verzeihete Gueintz, zeihte Tieck, Quix. 3, 398, Arnim 2, 217, verzeihte Heine 6, 55, weiteres bei Sa.; sie leiheten Lu., 2. Mos. 12, 36; meldete Per. Pickel 1, 202; scheinten Schi. 1, 115, 5. Speien wird schon im Mhd. häufig schwach flektiert, so anch bei Lu. und überhaupt im 16. 17. Jahrh., vgl. außer den Belegen im DWb. speyten Op. K. 94,782, speit' P. Gerhard 26,10; später tritt die sw. Flexion zurück, die auch Ad. für ungewöhnlich erklärt. Auch zu schreien kommen schon im Mhd. (Md.) die sw. Formen schrite, geschrit vor;
207
Klasse I.
noch Fischart hat schreyeten-, später sind die Formen aus der Literatursprache geschwunden. A n m . 8. Für gleißen gibtDuesius noch an gließ oder gliß, geglißen, Pölmann geglissen und gegleisset, Frisch gliß und gleisste, geglissen und gegleisset, Ad. „im Hochd. regulär". Durch den Reim geschützt ist die st. Flexion in dem Sprichwort von außen beglissen, von innen beschissen. H. Sachs hat uoch die st. Formen grain, grien, grinn, Albertus gegrinnen, Ad. „grinn, gegrinnen, im Hochd. völlig regulär". Von keifen ist es zweifelhaft, ob es von Hause aus stark gewesen ist; jedenfalls ist die früher überwiegende st. Flexion gegen die schwache zurückgetreten, vgl. noch kiff Musäus 5,180, Langbein 1, 154. 314, Lichtenberg, Z. Werner (DWb.), kief Miller, Briefw. 1,164, kiffest du Thom. Jones 1,482, kiffen Reuter, Schelm 111, gekiffen Thom. Jones 2,480, Großmann, Schüsseln 21, Goe. Br. 1, SS, 1, Ad. „im Hochd. lieber regulär". Kreischen, ein md.-nd. Wort, wird noch stark flektiert bei Stilling, Ζ. Werner (krisch Febr. 4S6), Riickert (ausgekrischen 1, 27), Ad.: „im Hochd. regulär". Kreißen: Steinbach krieß, Neukirch erkrissen (DWb.), Ad. „im Hochd. regulär". Neiden ist allerdings von Haus aus schwach (ahd. niddn), doch mhd. gewöhnlich stark, auch mit grammatischem Wechsel, und so noch öfters im 16. Jahrh. (vgl. DWb.), bei Lu. schwach. Seihen muß hinter dem h ein w eingebüßt haben, so daß es ursprünglich wie leihen flektiert wurde, wie das ahd. Part, irsiwaniu zeigt. Dann aber hat es den gewöhnlichen grammatischen Wechsel zwischen h und g angenommen. Die st. Flexion reicht noch ins N h d , vgl. Part, gesiehen und gesigen, dagegen seihete, seigeie Schottel, versieben und versiegen seyn Pölmann, gesiegen W. Scherffer, aufgesiegen Ad., unirrsiegen Haller (Sa.), Le. 10,27,18, Prät. versieg noch bei Lohenst. (Sa.). Durch Ausgleichung des grammatischen Wechsels ist sei gen neben seihen getreten, früher häufig, noch bei Kant und von Campe verteidigt, jetzt wieder ausgestoßen, zuweilen mißverständlich säugen geschrieben. A n m . 9. Das Präs. beiten findet sich noch öfters im 16. Jahrh., das Prät. und Part, ist früher untergegangen. Ntgen und sigen sind schon im 15. Jahrh. ausgestorben. Beiten kommt in der Literatur bis in die erste Hälfte des 17. Jahrh. vor. Mundartlich ist es noch jetzt weit verbreitet, besonders vom Niederfallen des Nebels, auch mit reißen verwechselt. Scheiben bat sich im Bair. erhalten, namentlich in Bezug anf das Kegelspiel; es wird frühzeitig anch schwach flektiert. Schivtnen, Schweinen hat sich in Mundarten, namentlich im Alem. bis heute erhalten, s. DWb., nach diesem schwach flektiert, doch vgl. das Geld sey auch um ein paar Tausend Gulden geschwinnen Pest. 2, 299. Kleibtn kommt noch im 10. Jahrh. vor. Bekleiben noch bei Le., Wie., Musäus, Goe., Riickert, Platen (DWb.). A n m . 10. Im Mnd. uud im Ostmd. bestand ein starkes, doch daneben auch schwaches Verbum krigcn, dessen Verhältnis zu kriegen nicht klar ist. In der Literatur reicht es bis in das 1(>. Jahrh., vgl. kreigt Johan bey dem Kopff Jul. v. Braunschw. 441, mundartlich lebt es noch jetzt. § 163.
II. K l a s s e .
Mlicl. iu-ie
— ou-d
— u — o.
Die im
Ahd. entstandene Differenz im Sg. Prät. ist im Laufe dea 15.
III, 5. Verba: Tempusbildung der st. Eonjngation.
208 und
16. Jahrh.
Spaltung
zugunsten
des
ο ausgeglichen.
Eine
ist durch die nhd. Vokaldehnung veranlaßt,
ein T e i l der Verba im Part, die Kürze ein anderer Dehnung erfahren hat.
des Vokals
neue indem
bewahrt,
Umgekehrt ist o im Prät.
teils lang geblieben, teils verkürzt (vgl. I I § 41), und zwar so, daß die Quantität des Prät. und des Part, in Übereinstimmung gebracht sind.
D i e Ausgleichung
zwischen Sg. und PI. des
Prät. ist zunächst nach beiden Richtungen gegangen, so besonders bei II. Sachs, doch hat bald der Sg.-Vokal die Oberhand gewonnen, wozu die Übereinstimmung mit dem Part, beigetragen hat.
So hat sich schließlich für die eine Abteilung im Prät.
und Part, kurzes o, für die andere langes ο ergeben.
Der
Konj. Prät. hat sich an den Ind. angelehnt, nur mit Beibehaltung des Umlauts, er hat also entweder kurzes oder langes ö. In Abteilung Α gehören:
schieben, stieben, biegen,
fliegen,
bieten, mit grammatischem Wechsel ziehen, kiesen, mit
fliehen,
ursprünglichem, verlieren,
aber jetzt
ausgeglichenem
Wechsel
mit abweichendem Präs.-Vokal lügen,
In Abteilung Β gehören: triefen
frieren,
(be)trügen.
(doch vgl. weiter unten),
schliefen (nicht mehr recht üblich), kriechen, riechen,
verdrießen,
fließen, gießen, genießen, schießen, schließen, sprießen, mit grammatischem Wechsel sieden. Der mhd. Wechsel im Präs. zwischen iu
und ie ist im
Beginn der nhd. Zeit als eu — ie im Oberd. durchaus bewahrt, im Md. mit der Modifikation, daß die 1. Sg. Ind. ie angenommen hat, so daß also eu nur noch der 2. 3. Sg. Ind. und der 2. Sg. Imp. verbleibt. gunsten dazu.
Erst langsam setzt sich die Ausgleichung zu-
des ie durch.
Bei Schottel finden sich erst Ansätze
Gottsched betrachtet die Ausgleichung als das Normale,
ohne die Formen mit eu ganz zu verwerfen. die
letzteren
schränkt.
auf
poetische
und
Weiterhin werden
altertümelnde
Sprache
be-
Dabei wird auch die Zahl der Verba, von denen
sie gebildet werden, immer beschränkter.
Am
verbreitetsten
sind heute die betreffenden Formen zu dem Verbum bieten. Der grammatische Wechsel hat sich bei ziehen und sieden behauptet, nur daß der Sg. des Prät. den Konsonantismus des PI. angenommen hat, also zog
nach zogen,
Entsprechend ist der Wechsel
zwischen
erkiesen, erkor, erkoren.
sott
s und r
nach
sotten.
bewahrt
in
Doch ist das Präs. nicht mehr recht
Klasse II.
209
üblich. Dagegen ist für mhd. friesen, verUesen mit Ausgleichung an Prät. und Part, frieren, verlieren eingetreten; Reste des s noch im Anhd. Über lügen und trügen s. II § 74. Abweichende Präs. - Bildung mit Tiefstufe haben saufen und saugen = mhd. süfen, sügen. Letzteres bildet die 2. 3. Sg. Ind. Präs. saugst, saugt; die Verallgemeinerung der dem Oberd. zukommenden unumgelauteten Formen ist jedenfalls dadurch veranlaßt, daß sonst lautlicher Zusammenfall mit den entsprechenden Formen von säugen eingetreten sein würde. Zu saufen bildet man natürlich soff, gesoffen mit Kürze, zu saugen sog, gesogen mit Länge. Zu diesen beiden Verben stellt sich auch schnauben = mhd. snüben, von dem aber frühzeitig auch schwache Formen vorkommen, so daß sich nicht entscheiden läßt, welche Flexionsweise die ursprüngliche ist. Die 2. 3. Sg. Ind. Präs. werden schwach gebildet: schnaubst, schnaubt. Von manchen der angeführten Wörter kommen auch schwache Formen vor. Zu triefen ist das Prät. troff wenigstens in der gewählteren Sprache noch üblich, daneben aber steht triefte, das in der Umgangssprache herrscht. Das Part, getroffen (noch bei Lu.) ist schon lange unüblich geworden wegen des Zusammenfalls mit dem Part, von treffen. Häufig sind schwache Formen von sieden und saugen, früher auch von kiesen. Allgemein schwach geworden ist schmiegen, ferner mehrere Verba mit inlautendem iv, welches Abweichungen von den übrigen Verben veranlaßt hat. So flektiert mhd. bliuwen (schlagen) bliuwe (mit durchgehendem iu im Präs.), blou, bluwen, gebluwen; entsprechend riuwen, briuwen, Jciuwen. Nhd. sind bleuen, reuen, brauen, kauen (mit md. au s. II § 94) schwach geworden. Eine andere Erscheinung ist es, wenn starke Verba mit verwandten schwachen verwechselt werden. Besonders häufig ist die Verwechslung von biegen und beugen, namentlich in der Zus. mit aus. Auch saugen und säugen werden zuweilen verwechselt. Sehr häufig, schon seit dem 16. Jahrh., wird stäuben, das eigentlich Kausativum zu stieben ist, gleichbedeutend mit diesem gebraucht. Entsprechend auch träufen häufig = triefen. Ungewöhnlich geworden, doch noch nicht ganz vergessen ist schliefen, durch das schwache Verbum schlüpfen zurückgedrängt. Untergegangen sind blieben (spalten), diesen
210
III, 5. Verba: Tempusbildung der st. Konjugation.
(rauschen), liegen
(losen), riegen
( w e i n e n ) , lüchen
— got.
lukan
„sehließen". A n m . 1. Lu. hat schon ο im Sg. des Prät. durchgeführt, so auch das Buch der Beispiele. H. Sachs hat noch krawch Fab. 58, 21, Albertus „ich bog vel ich boug". A n m . 2. H. Sachs hat im Prät. fast durchgängig Doppelformigkeit, vgl. bug, bugen; but, buten — bot(en)·, ν erdm β — verdroß-, flug — flog, flugen; fluhen— flohen, floch; fruer— fror·, genusse — nos; guß — goß, gosen; zerklueb — zerklob; kruch, kruech — kroch, kruchen, kruechen·, ruch, ruechen-, schueb — schob, schu(e)ben; schlissen (Conj.) — schoß, schössen; schluß, Schlüssen — Schloß, schlossen; su(e)d — sot, sueden; stu{e)b; betrugen; verlu(e)r — verlor-, zu(e)gen — zog(en). Formen mit u finden sich auch später, noch das 17. Jahrh. hindurch, vgl. kruch Lohenst., Cleop. 234; schussen, schueß Ziunn. Chron. (DWb.); schluff, schlwffen (Belege aus dem 16. Jahrh. im DWb.); schluß, schlussen (desgl.). Am zähesten erhält sich ü im Conj., vgl. er lüge Op. 150, 478, furbügest Werder, Rol. 1, 20, Überzüge Gryphius, Squenz 9, sie Zügen Lohenst., Arm. 53b, schlüß Lohenst. (DWb.), wir Zügen Chr. Weise, Cath. 197,2. A n m . 3. In der 1. Person hat ζ. Β. II. Sachs regelmäßig eu: ich pewg, pewt, flewch, verlews, verlewer, trfrtwr, (ge)neus, geus, krewch, reuch, scheub, treug, getrewg, zeuch. Schottel setzt an: betriege, betreugst, biete, beutst etc., doch fliehest, flieht neben fleuchst, fleucht·, ziehest, ziehet nebeu zeugst, zeugt. Auch Op. schwankt schon, so steht 4, 92 riecht, B. reucht-, zieh 3, 13 auch in Β. P. Gerhard hat 21, 4 riech und 30, 5 fliehest (: stehest) meist eu. Ad. erkennt als poetisch an: betreugst, beugst, beuthst, fleugst, fleuchst, fleassest, geneussest, geussest, leugst, reuchst, schexmest, schleussest, spreussest, verdreussest, zeuchst. Doch sind kaum alle diese zu seiner Zeit noch geläufig gewesen. Belege aus dem 18. und f9. Jahrh.: verdreußt Frau Gottsched, D. Schaub. 3, 80. 117. 143, Detharding, D. Schaub, 3, :i42, Andrews 40, Le. 1,20. 5, 99, 10 (-.Geist), Wi., Am. 1 1, 12; fleugt Wi., Idr. 1 5, 89 (später beseitigt), Ob. 1 4, 24; fleuch Wi , Idr. 3, 133, Herder 27, 37, Miller, Br. 1,23, Schi. 2,113, 2, Tieck, Gen. 225, 25, Günther, Boie, Bürger» Gotter (DWb.); fleuchst Leisewitz, Jul. IV, 3, fleugt (statt fleucht) Chamisso, Fort. 26 (IX, 28); fleucht ib. 60 (XXI, 22), Platen 2, 171; fleußt Schi. 1, 66, 5, Meißner, Sk. 5,313, Babo, Dagobert 55; geuß Müllner, Schuld 805, Rückert II,478, geußt, Babo, Dagobert 19.69, Heine 6, 73; kreucht Goe., Chamisso (DWb. 2207. 3b), D. Hiilsboff 1,111 (:steigt), was kreucht und fleucht oft als Reminiscenz aus der Bibel angeführt; leugst Felsenburg 343,37, Le. 1. 20.78, Bürger, Stolberg (DWb.); geneuß Wi. II, 2, 227,12, Langbein 2,152. 214, geneust (-.preist) Tieck, Gen. 160, 12; entschleuß Wi., A m . ' 1 , 1 9 7 (= entschließe 7, 26), schleuß Herder 27,106; zeuch Wi., Ob. 1,10, V.Weber, Sagen 171, Chamisso, Fort. 10 (III, 24), Lenau 1, 44, 22. Für beut (3. Sg. oder Imp.) führe ich nur Belege aus prosaischen Texten an: beut Möller, Waltron I I I , Schröder, Iiing 30, Iffland, Hausfrieden 157, Lenau 93, Höhen 123; gebeut Geliert 3, 82, Meißner, Sk. 2, 43, Iifland, Mündel 57, Mann v. Wort 114, Tieck, Lov. 2,101; verbeut F. Weiße, Op. 2,127. 3,134, Crauer, Pfyffer
Klasse II.
211
46, Meißner, Sk. 2,145, Iffland, Fremde 80, V.Weber, Sagen 295. Mnsäus hat eine Vorliebe für die Formen mit eu, vgl. darbeut Volksm. 1,196, gebeutst :i, 6, verdreußt 2, 109. 3, 152, fleugt, 3, 9*. 5. 174, fleuch 2, 33, ausfleucht 5, 173, fleußt 4,17, geneust 2, 261, schleuß 1,143, verzeuch 3, 38, einherzeucht 3, 78. Eine Verirruug des Sprachgefühls liegt vor, wenn Wi., Arasp. 1 25 betreugt ihr bildet und Immermann, N. L. 159,7 einen Inf. kreitchen und Trist, S, 626 treugen. An in. 4. Im Sg. Prät. von ziehen findet sich zunächst ein Schwanken zwischen ch und g. Lu., Clajus und H. Sachs haben nebeneinander zoch und zog, Grimmeishansen hat zoch, zolie neben ganz überwiegendem zog. In der älteren Sprache finden sich Formen mit Ausgleichung des grammatischen Wechsels zugunsten des h: zuhen (:fluhen) Reinfr. 10302, zohen Heymonsk. 41 etc., Lohenst., Cleop. 2349, Parn. boic. 1, 51, Felsenburg 37, 5. 80,36, ich (er) zohe, zöhe Ritter, zoll ich Op. K. 318,292, zoh Blaimhofer, Schweden 82, du zahnt Lohenst,, Cleop. 737, auferzohen Parn. boic. 2, 343, voriibergezohen Blaimhofer, Schweden 71. Vereinzelt findet sich auch die umgekehrte Ausgleichung zugunsten des g: verziegen, ziegen oder ziehen Duesins, er zeuget ( = zieht) Engl. Kom. 234, 34. Von sieden finden sich auhd. noch Formen des Prät. mit d, das ζ. T. durch angehängtes e geschlitzt ist: sod haben Clajus, Stieler und Steinbach, sode Ritter und Duesius (neben sötte), H. Sachs su(e)d, sueden neben sod und sot. Bei (er)kiesen finden sich Ansätze zur Übertragung des s in den PI. des Prät. und namentlich in das Part, schon spätuihd. Das Part, erkosen ist im 16. und 17. Jahrh. nicht selten, s. DWb. Sp. 696, 4d, noch Uhland braucht es 162, S (-.Rosen). Im 17. 18. Jahrh. findet sich die seltsame Part.-Bildung erkiesen, s. DWb. S p . 6 9 7 , 4 f , vgl. noch Parn. boic. 1,486.2,441. Umgekehrt findet sich anc-h Übertragung des r in das Präs.: kieren im DWb. ans Rollenhagen und W. Scherfer belegt. Nachdem kiesen unüblich geworden war, faßte man das ans Kur abgeleitete küren, erküren als Präs. zu erkor, erkoren, s. DWb. Sp. 2^03. Von frieren und verlieren reichen Formen mit s bis in den Anfang des 17. Jahrh. H. Sachs hat im Präs. friesen und frieren, im Prät. nur r. Ritter gibt an ich frier, du freust, er freust. Fiir verlieren, das schon im späteren Mhd. vorkommt, hat noch Verliesen Lu., II. Sachs (neben verlieren), Hutten, die Carolina, Alberus, Waldis, verlos Lu., H. Sachs (neben verlor). Auf fliehen ist vereinzelt der grammatische Wechsel übertragen, vgl. geflogen (: gezogen) Rollenhageu I I I 1 IX, 35 u. ö. (Schon bei Heinr. v. Freiberg). A n m . 5. Auch von saufen erscheinen unumgelautete Formen der 2. 3. Sg. nicht selten in der Literatur, s. DWb., vgl. noch saufst du Schi. 2 , 1 0 1 , 5 ; er sauft Rachel, Sat. 1, 2:5. 702. 4, 48. 5,130. 6,137, Schikaneder 2, 273. Wenn dieselben nicht allgemein durchgedruDgen sind, so bäugt das damit zusammen, daß das Kansativum nur in der Zusammensetzung ersäufen üblich ist. Lange hat sich im Prät. suffen erhalten, wonach auch in den Sg. suff gedrungen ist, und sogar in das Part. gesuffen, s. DWb. Diese Formen sind noch jetzt bair. Auch für saugst saugt finden sich in der älteren Sprache noch umgelautete Formen, wofür das DWb. Belege aus dem 16. und 17. Jahrh. und noch aus Günther
212
III, 5. Verba: Tempusbildung der st. Konjugation.
a n f ü h r t , auch eins aus Goe., das aber vielleicht anders zu fassen ist, s . u . Anm. S, vgl. noch sengest, senget Girbert, saugest oder säugest, saugt Duesius. Die umgelautete Form schneubet führt das D W b . aus Fleming au. Nach Analogie der V e r b a mit H o c h s t u f e ist auch ein Präs. schnieben gebildet, s. D W b . 9, 1329. Aus der Umgangssprache sind die starken Formen fast ganz geschwunden. Verwechslung von schnauben und schnaufen bei MnsUus 1 , 1 6 6 nachdem sie ein wenig verschnoben hatten. Ursprünglich hatten im Germ, noch mehr Verba im Präs. T i e f s t u f e , nicht bloß das untergegangene got. liikan, mhd. hlchen (schließen), sondern auch solche, die im Hochd. Hochstafe h a b e n , wie das Ags., ζ. T . auch das Nd. zeigt. Das D W b . belegt krauchen aus Ringwald und aus obersächs. Mundarten, vgl. noch was kraucht dort in dem Busch, herum? Nd. ist d a f ü r krilpen. Nach nd. schüven setzt Schottel an ich schaube, du scheubest neben schieben. W e i t e r e Belege im D W b . unter schauben, darunter einer aus Lu.; auch Clajus setzt an ich schaube, du scheubest. Anm. 6. Belege für das Prät. siedete seit der 2. Hälfte des IS. J a h r h . im D W b . und bei Sa.; d a g e g e n neben dem Part, gesotten k o m m t kaum schwache Form vor. Von saugen gehen schwache Formen bis in das IG. Jahrh. zurück (Fischart) u n d überwiegen in der neueren Zeit die s t a r k e n , vgl. saug{e)te{n) Banise 329, 36, Robinson 87, II. J a c o b i , Merk. 77 IV, 251, Ileinse 4,253, Schi.. Carlos* 250, T i e c k 1,117, Iloltei lü, 60, R ü c k e r t 3, 134, Clauren 3,73, Platen 2, 3S8, Heine 2,3b", W . A l e x i s , R u h e 2, 146, A u e r b a c h , Dorfg. N. F. 414, Stifter 2, 212. 225. 3 , 5 7 , Wassermann, Melusine 126, gesaug(e)t Chr. W e i s e , Erzn. 76, Schi. 1 , 1 0 1 , 3 2 , A . W . Schlegel 1 , 2 7 , Brentano (Nat. Lit. 146) 149,47, I I . K l e i s t 2, 354, R ü c k e r t 3,135, Heine 2,100. 4,221. 6,245, Stifter 2,222, Auerbach, Auf d e r H ö h e 4 1,188, L. v. Fran501s, R e c k e n b u r g e r i n 16. W e i t e r e s im D W b . und bei Sa. Schwache F o r m e n von kiesen, erkiesen sind s e i t d e m 16. Jahrh. häufig, namentlich das Part, erkiest, s. D W b . unter kiesen und erkiesen, vgl. noch Gryphius T . 288, 557, Gil Blas 4 , 5 9 , Le. 1 , 2 4 9 , 3 9 , Wi. II, 1, 359, 18, Musäus 3 , 7 5 , E T A . Hoffmann 12,77, P r ä t . erkiesete Mtisäus 3,43. Vereinzelt sind Formen wie biegte, vgl. der sich herabbiegte Le. 10,281,12, wenn sich die Fläche nicht hervorbiegte Le. 10, 367, 13, lügten Schi. 2,100, 8, lügtest (Conj.) R ü c k e r t 1,320, vorgelügt Heine 2,160, verliereten Butschky, vertierte Grimmelshausen ( D W b ), saufte Schi. 2, 84, 9 , sprießten Rückert, aufgesprießt Scheffel (DWb.). A n m . 7. Starke Formen von schmiegen reichen noch in das Nhd., vgl. schmeugt er Mathesius ( D W b . ) , Prät. schmog und schmug H. Sachs., geschmogen H . S a c h s , Parn. boic. 2, 253, Part, geblauen Schweinichen, Op. ( D W b . 2,111), gebleut schon H . S a c h s , Part, gerawen 16. J a h r h . , s. DWb., gerewen Lu., B. Waldis ( D W b . ) , Part, gebrauen Lu., Ringwald, Logau (DWb.), Part, ausgekauen Hamann (DWb.). A n m . 8. Verwechslungen von biegen und beugen sind z . B . als ich um die Ecke der Rue la Harpe beugte, B o d e , Yorick 3 , 9 6 ; der ( W e g ) wird oft über den ihrigen hinbeugen Hermes, Soph. R. 1,566, rief der Kutscher und hielt um ins Dorf hineinzubeugen ib. 4, 449, beugt er um jenen Felsen Kotzebue, beugen doch die Postkutscher auch zuweilen aus Felsen-
Klasse II u. III.
213
bürg Vorr. 9, 2o, er beugete selber dem Wurf ai. Le. verteidigt sich 13, 202 Anm. wegen kömmt. Ad. setzt an „du, kommst, er kommt; im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart du kömmst, er kömmt." Mundartlich ist auch kiimmst, kiimmt sehr verbreitet und erscheint auch bei Schriftstellern des 16. und 17. Jahrh. Die schlesischen Dichter schreiben oft kömmst, kömmt, während der Reim beweist, daß sie u gesprochen haben, vgl. kömpt : einnimpt Op. B. 2, 15 (A kümpt), bckömpt : nimpt Β 2, 124 (A bekilmpt), kömpt ·. nimbt Β 6, 99 (Α kümpt), kömpt : bestimmt 148, 15. 16, kömpt: nimbt K. 105, 362, bekömpt: nimpt K. 131, 2", kömpt: bestimpt K. 293, 411, kömmt: nimmt P. Gerhard 5, 4; Op. reimt anch kommen : summen 1,45. Im 16. Jahrh. findet sich ii oder ö auch dnrch alle P r ä s . - F o r m e n hindurch verallgemeinert und sogar im Part., s. D W b . I, 2 d, dort a b e r g e w i ß falsch erklärt. Im Prät. findet sich kom, komen noch im 16. Jahrh., noch häufiger im Konj. köme, s. D W b . I, 2 c. A n m . 7. Schwache Imperative: treffe Heiue (Sa.), breche Lichtenberg, Borne (Sa.), brich oder brech und breche Duesius, spreche Creuz, Sturz, (roe., Rahel (Sa.), J . Panl, Loge 235, stech Creuz (.Sa.), Maier, Boxberg 47, erschrecke Heine 2, S6, nehme Krau Rat 4t», 10, Maier, Boxberg 76, benehme Goe. Br. 20, 183, 15, stehl(e) Duesius, stehl Pest., bestehl Klinger, bestehle Börne (Sa.). Der Imp. komme Reuter, Schlamp. 23, Brentano 138, 23. 146, 1, Anzeugruber 10, 250,
226
III, 5. Verba: Teinpusbilduog der st. Konjugation.
A η in. 8. Schottel setzt an: gebehrst und gebihrst·, Ad.: ,gebiersl, gebiert, im Ilochd. Läufiger regular, gebärst, gebärt, Imp. gebier, häufiger gebärebair. Sprachk.: „gebührst, gebührt, Imp. gebühr, die Sachsen sprechen gebiehrst, gebiehrtu; gebärt Klinger (DWb.), Heine, Tschudi (Sa.), Rost, Vorsp. 13b, Schikaneder 2, 224, J. Paul, Hesp. 282, ETA. Hoffmann 1, 115. 4, 208, Tieck 20, 213, Raimund 3,22, gebäre Klinger (DWb.), Forster, Gutzkow (Sa.). Starke Flexion von rächen ist noch im 16. Jahrh. gewöhnlich und reicht auch etwas darüber hinaus. Im Präs. sind du riehst, er rieht noch von Steinbach gekannt. Prät. räch im DWb. aus dem 16. Jahrli. belegt; Schuppius führt noch eine sprichwörtliche Redensart an wer mach, dem gebrach. Daneben findet sich auch roch, das sich länger erhalten hat, vgl. ich roch neben rächte Stieler, roch oder rech(e)te Duesius, roch, röche veraltet Ad.; Lu. hat schon rech(e)te; rechete, aber gerochen Girbert, Part, gerächet Stieler, Gottsched nur gerächt, Ad. gerochen, gerächt. Von hehlen sind starke Formen außer dem Part, schon anhd. selten; das DWb. führt als thüringisch an wer hielt, der stielt; schon H. Sachs hat den Imp. verhel (: fehl); starkes Prät. verbal B. Waldis (DWb.), verhol bair. Sprachk.; von einfachem hehlen sind jetzt Prät. und Part, nicht üblich. Im Part, setzt B.-Frisch verheelet und verhohlen an. Die beiden Formen haben sich später so geschieden, daß verhehlt als eigentliches Part., verhohlen adjektivisch gebraucht wird, doch vgl. noch so würdest du ihr die Wahrheit nie verholen haben Schikaneder, Laster 116, umgekehrt dieses verhehlte Gift J. Paul (DWb.). Für st. Flexion von entbehren bringt das DWb. noch reichliche Belege aus dem 16. Jahrh. Schwache Flexion von ziemen mit Verallgemeinerung des i findet sich schon bei Wyle 42,1 und im Buch der Beispiele, vgl. 27,28. 146,25. 148,19; doch kommen anhd. auch Formen mit e vor: das mir das ezemete Apollonius 68, 6, es gezernet sich Heymonsk. 34. § 167. Mehrere Verba schwanken zwischen der III. und IV. Klasse. Befehlen und empfehlen = mhd. bevelhen, emphelhen, Zusammensetzungen des im Got. noch vorhandenen Wortes filhan „verbergen", gehören w e g e n der Doppelkonsonanz ursprünglich in die III. Klasse, haben daher im PI. Prät. mhd. bevulhen, emphulhen, w a s auch im Anhd. noch nachwirkt. N a c h d e m das h verstummt war, ergab sich Übertritt in die IV. Klasse. Neben ά im PL hielt sich aber bis in neuere Zeit o, das auch in den Sg. drang, wozu sich die Konj.-Formen beföhle, empföhle bis jetzt behauptet haben, doch nicht unangefochten durch befähle, empfähle. Imperative nicht selten schwach. Auch fechten und flechten gehören ursprünglich in die III. Klasse, Prät. PI. ahd. fuhtun Ubereinstimmend mit dem Ags., fluhtun, aber im Mhd. sind in Oberdeutschland vähten und
Schwanken zwischen Klasse III und IV.
227
eingetreten, während in Mitteldeutschland ruhten geblieben, und vlochten in Hessen belegt ist·. Im Nhd. besteht zunächst im Sg. a, im PI. o. Elfteres wird flühzeitig durch letzteres verdrängt. Schwache Formen sind iu der neueren Sprache nicht selten, wenn sich auch die starken als die normalen behauptet haben. (Iahten
Zu dreschen
(dröschen,
s. II, § 83) lautet der PI. Prät. ahd.
im Mhd. ist er nicht belegt, es läßt sich aber wohl für das Oberd. *dräschen voraussetzen. Nhd. besteht im Prät. lange Schwanken zwischen α und o, bis zuletzt ο durchgedrungen ist. Schwache Formen sind nicht selten. Hierher dürfen wir wohl auch löschen stellen, von dem allerdings der PI. und der Konj. Prät. im Ahd. und Mhd. nicht belegt sind. Über das ö des Präs. vgl. II, § 83. Das einfache Wort ist selten, häufig dagegen die Zuss. erl., verl., ausl. Im Prät. besteht im Nhd. zunächst Schwanken zwischen α und o. Ersteres findet sich noch bis in das 17. Jahrh. Neben dem starken löschen steht ein gleichlautendes schwaches Causativum, das auch außerhalb der Zus. noch allgemein gebräuchlich ist. Der teilweise Zusammenfall beider Verba im Präs. hat zur Verwechslung geführt. Sehr häufig werden die schwachen Formen intransitiv gebraucht, seltener die starken transitiv. dhruscun,
A s m . 1. Zu befehlen hat sich der Ablaut nach der 3. Klasse acn längsten im Konj. Prät. behauptet, wobei sich allerdings die Schreibung i für w eingestellt hat, vgl. befilh, befilhen Ln., An den Adel 8, befehle Op. K. 318, 296, Gryphius L. 454, Stephanie, Bekanntschaften 94, befühlen Harnisch (Sa.). B e l e g e für ο im Prät.: befohlen Grimmelshausen (neben α), Bode, Klinkers R. 2,149, Geschwind 94, befohl Rost, Vorsp. 131, Gil Blas 2, 187. 3, 119, Clarissa 1, 166, empfohlen Zachariä, Verwandl. 3,355, Bode, Mont. 3,116, Geschwind 60, Le. 8,3,7, Heinse 4,162, Tieck 20, 50, Quix. 3,115, empfohl Felsenbnrg 382, 2, Nicolai, Notha. 3, 70, La Roche, Sternheim 177, 26, Schi. 7 , 5 6 , 2 7 (geändert in empfahl), Ticck, Quix. 1,80, weiteres bei Sa., Konj. befählest Wi. II, 1, 33, 3, befähle Goe. (Sa.), wenn sie es befählen Lichtenberg 71, 24, schwacher Imperativ befeht(e) Lu., Goe., Chamisso, Sealsfield (Sa.), befehle Stephanie, Bekanntschaften 94, befehl Gemmingen, Hausv. 18, empfehle Frau Rat 116, 8, Goe. 44, 102, 8. A n m . 2. Lu. hat noch (acht im Sg. Prät., fachte steht im Buch der Liebe (DWb.), Clajus setzt an facht, fochtest, fochten, flacht, flochtest, flüchten, Schottel föchte, Konj. föchte und füchte, (lochte Konj. flöchte, Girbert föchte, Konj. föchte, flöchte, Konj. flöchte, Konj. flüchte noch bei Lohenst. (DWb.). Schwache Präs.-Formen: fechtest und fechtet neben flehtest, ficht Schottel, du fechtest Goe. (Sa.), er fechtet Winckelmann (DWb.), Iffland
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III, 5. Verba: Tempusbildung der st. Konjugation.
Selbstbeherrschung 140, verflechtet Goe. (Sa.), umflechtet Börne ( 5 a.), Imp. fecht(e) Gryphius, T. 182, 12, Grillp. 8, 70, Börne (Sa.), flechte Lohenst., Cleop. 3667, E T A . Hoffmann 3, 9-1, Heine 2, 287, verflechte Goe. (Sa.), entflechte Kl. Groth (Sa.), Prät. anfechteten (Konj.) Baggesen (Sa.), flechtete Scriver (DWb.), Talvy (Sa ), flechtete Konj. Ritter gegen flöchte Ind.. Part. verfechtet Claudius (Sa ), durchgefechtet Crauer, Pfyffer 99, gefleckt Murner, Schelmenz. 5, 6, der auch sonst schwache Formen hat, schon mnd.: rechtete, gevechtet. A n m . 3. Das Prät. von dreschen setzen an Schottel: drasch oder drosch, du draschest, er drasch, wir droschen, Konj. drösche, Girbert: drasch, draschest, Konj. drösche, Duesius: ich dräsche vnd beßer drosche, Ad.: „drosch, drösche, in einigen Gegenden drasch, dräsche". Belege für drasch : Ln., Pauli, H. Sachs (DWb.), Lichtwer (Sa.), Seume, Spaziergang I, 20, J . Paul, Fleg. 357, draschen Gengenbach, Riickert (DWb.), Seume, Spaziergang 1,48, unrichtig ist die Behauptung des D W b . : „der PI. des Prüt. jetzt immer draschen". Den Konj. drüschen belegt Sa. aus L. Scherfer, den Imp. bildet schon Lu. dresche (Micha 4,13). Ad. bezeichnet dreschen als „auch nicht selten regulär". Schönaich, Neol. Wb. 15, 17 tadelt gedriischt hei Haller. A n m . 4. Von dem einfachen starken Verbnm löschen findet sich noch die 3. Sg. lischt bei Grillp. 8, 216 und 0 . L u d w i g s , 321, das Prät. losch noch bei Lohenst., erlasch, erlaschest, Konj. erlösche Girbert. Belege für intransitive Verwendung des schwachen Verbums: es löscht das Licht der Sterne Schi. 11, 343,151, dann löscht er Tieck, Gen. 206, 35, die Flammen löschen ib. 209, 25, so löschte . . . alles aus Simplic. 57ö, mein Stamm löscht aus Haller, Usong 224, die Lichter löschten aus R o s t , Versp. 929, das Licht, welches darüber auslöschte Per. Pickel 1, 148, mein Gedächtniß löscht aus Schi. 3, 36, 21, schnell löschte das heilige Feuer aus Schi. C, 9, 51, sie löschten aus J . P a u l , Hesp. 564, der Glanz löscht aus Tieck, Phant. 1, 155. das Licht löschte aus Hebel 87, 19, ähnlich 88, 15, die Kerzen löschten aus Eichendorff 2, 47, die Sterne löschten aus Grillp. 7,95, erlöscht Le. 4,390,10, bis es erlöscht Meißner, Sk. 2, 88, ähnlich 2, 142, der letzte Schein erlöscht Tieck, Phant. 1,325, das Abendroth erlöschte ETA. Hoffmann 2, 227, du., erlöschest, eh du noch geglüht Heine 2,45, die Vergangenheit erlöscht in ihrem Gedächtnis Heine 6, 325, wenn diese Sterne erlöschten Gutzkow 10, 68, die Lichter erlöschten Gutzkow, R . 5, 166, der Glanz . . . verlöschst nicht Lu., Weisheit 7,10, mein Zorn verlöscht Le., Henzi 2,210, ehe die Lampe, verlöscht Le. 3, 451, 8, verlöscht Nicolai, Reise 1, 21, Gemmingen, Hausv. 38, Glauben Sie, die Eindrücke verlöschten so leicht Klinger 1, 147, eine Flamme, die nimmer verlöschte Schi. Br. 2, 15, im letzten, bleichen Sterne verlöscht die Nacht A. Meißner, Ziska 73, eine Flamme, die nie verlöscht Vulpius, Riu. 6, 72, die Lichter verlöschten ib. 3, 79, das Licht im Zimmer verlöschte ib. 3,123, als . . eine Fackel nach der andern verlöschte Eichendorff 3, 24, die Fackeln verlöschten E T A . Hoffmann 11, 20, die Lichter verlöschten ib. 12, 211, de?Scheiterhaufen .. verlöschte ib. 3, 17, in denHduscrn verlöschten Feuer und Lichter Iloltei 12, 69, die letzte Ampel verlöscht O . L u d w i g 3, 420, da/i das Flümmchen verlöschte G. Keller 7, 77; noch
Schwanken zwischen Klasse III und IV.
Klasse V.
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anderes im DWb. und bei Sa. Transitives losch belegt Sa. aus Göckingk. Auch ungehöriges Übergreifen des i kommt vor: erlischen 3. PI. RUckert (Sa.), verlischen, des verlischenden Musäus (Sa.); transitiv: verlischen Inf. Musäus 3,207, verlischte meinen Brand S.Dach (Sa.).
§ 168. V. Klasse. Mlid. L-i — a — ä — e. Die Ausgleichung im Prät. ist wie in der IV. Klasse im allgemeinen zugunsten des α erfolgt. Eine Spaltung ist eingetreten durch die nhd. Vokaldehnung. Die Verba, deren einfacher Konsonant durch die hochd. Lautverschiebung zum Doppelkousonanten gegeworden ist, haben die Kürze des Vokals im Präs. und Part, bewahrt: essen, (fressen), vergessen, messen. In treten ist das e des Präs. und Part, gedehnt, während i kurz geblieben ist. In andern Verben ist sowohl c als i gedehnt: geben, lesen, genesen, geschehen, sehen. Doch haben geben und lesen in der nordd. Umgangssprache die Kürze des i bewahrt. Kurz geblieben waren im Anhd. auch geschieht, siehst, sieht, sich, solange das ch nicht durch Ausgleichung beseitigt war. Diese Formen setzen sich noch in manchen Mundarten fort und werden in altertümelndem Stil verwendet. Auch von diesen Verben sind schwache Imperative nicht selten. Über den Imp. siehe vgl. § 154. Von genesen wird auch die 2. 3. Sg. Ind. Präs. schwach gebildet (genesest, genes(e)t), doch werden die Formen wohl jetzt lieber gemieden. Mit ^'-Bildung im Präs. gehören hierher bitten, liegen, sitzen. Die Wirkung des j zeigt sich darin, daß i durch das ganze Präsens durchgeführt ist. Ferner hatte das j Konsonantenverdoppelung hervorgerufen außer in der 2. 3. Sg. Ind. und der 2. Sg. Imp. In liegen ist frühzeitig der einfache Konsonant verallgemeinert (doch Schweiz, noch licL· neben ligs). In sitzen ist die auf tt zurückgehende Affrikata durch das ganze Präs. durchgeführt, während natürlich im Prät. und Part, das auf einfaches t zurückgehende = nhd. ss, β geblieben ist. In bitten hat sich das Schwanken zwischen t und tt länger behauptet, im Nhd. ist tt durchgeführt, das zum Teil auf mhd. einfaches t zurückgehen kann. Die nhd. Vokaldehnung ist durchgeführt im Präs. von liegen und in den Partizipien gelegen, gebeten. Pflegen weicht im Mhd. dadurch ab, daß im Part, neben gepflegen namentlich in md. Quellen gepflogen steht. Letzteres
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III, 5. Verba: Tempusbildung der st. Konjugation.
hat sich besser behauptet und ist noch jetzt üblich, wo pflegen noch den allgemeinen Sinn hat (Rat pflegen). Im Anhd. war im Prät. pflog neben pflag getreten, beides ist jetzt unüblich geworden. Schon im Mhd. bestand daneben ein seltenes schwaches Yerbum. Durch dieses sind die starken Formen verdrängt, abgesehen von dem oben angegebenen Gebrauch des Part, gepflogen. Von weben ist der PI. Prät. mhd. wäben unter dem Einfluß des w zu woben geworden und das ο dann auch in den Sg. Ubertragen. Von da aus ist ο dann auch in das Part, gedrungen, so daß die noch bei Op. (148, 535) vorkommende Form geweben durch gewoben verdrängt ist. Das starke Prät. und Part, wird jetzt noch in höherem Stil und besonders in uneigentlichem Sinne verwendet. Im gewöhnlichen Leben herrschen jetzt schwache Formen, im Präs. durchaus. Die beiden Verba wägen und wiegen sind aus der gleichen Grundlage hervorgegangen, mhd. wegen mit regelmäßigem Wechsel zwischen e und i im Präs. Der Wechsel dauert noch in manchen anhd. Texten fort, auch bei Lu., und in manchen neueren Mundarten. Verallgemeinerung des i findet sich schon mhd. in md. Gebieten. Erst später tritt Verallgemeinerung des e auf, wofür sich frühzeitig die Schreibung α einstellt mit direkter Anlehnung an Wage. In der Bedeutung haben sich die beiden Formen erst allmählich differenziert. Als korrekt gilt es jetzt wiegen intrans., wägen trans, zu gebrauchen, doch wird in der nordd. Umgangssprache auch im trans. Sinne wiegen verwendet. Auch in der Literatur wird bis in neuere Zeit der Unterschied von wägen und wiegen nicht konsequent beobachtet. Besonders unsicher ist das Sprachgefühl in bezug auf die Zuss. Im PI. Prät. ist α unter dem Einfluß des w zu ο geworden, das dann auch auf den Sg. übertragen ist. Die Formen mit ο sind jetzt zur Herrschaft gelangt. Daneben hat sich eine Form wuog, wug gebildet (nach dem Vorbilde von heben — huobl), die in Mitteldeutschland schon seit dem 13. Jahrh. vorkommt, sich dann auch nach Oberdeutschland ausgebreitet hat, auch von Lu. gebraucht wird und eine Zeitlang das Übergewicht behauptet hat, bis sie in der 1. Hälfte des 18. Jahrh. wieder aus der Schriftsprache verdrängt ist. Das alte Part. mhd. gewegen hat sich bis in das 17. Jahrh. erhalten,
Klasse V.
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ist aber allmählich durch das seit dem 15. Jahrh. zuerst in Mitteldeutschland vorkommende, auch von Lu. gebrauchte gewogen verdrängt. Prät. und Part, haben sich gleichmäßig zu wägen und wiegen gestellt, doch hat sich für den trans. Gebrauch daneben das schwache Prät. wägte eingestellt. Von den Zuss. entfernt sich erwägen insofern vom Grundwort, als es nur in uneigentlichem Sinne gebraucht wird, in der Flexion weicht es nicht ab. Weiter entfernen sich bewegen und vertvegen, die auf die Grundbedeutung „in Bewegung setzen" zurückgehen, in denen daher auch nicht die Schreibung mit ά eingeführt ist. Bewegen berührt sich mit dem alten schwachen Verbum bewegen. Gegenwärtig gilt die Regel, die auch Ad. aufstellt, daß das st. Prät. und Part, nur in dem Sinne „zu einem Entschlüsse bestimmen" gebraucht wird. In der ursprünglichen sinnlichen Bedeutung kommen starke Formen nur anhd. vor. Nicht ganz leicht auseinanderzuhalten sind die Bedeutungen „in seelische Erregung versetzen" und „zu einem Entschlüsse bestimmen". Es kommen daher bis in neuere Zeit starke Formen im ersteren Sinne und noch häufiger schwache im letzteren vor. Reflexives sich verwegen = „sich erkühnen" reicht bis ins 18. Jahrh., bei Schi, beliebt. Dazu gehört das Part, in ursprünglicher Form verwegen, das in adjektivischem Gebrauch noch allgemein üblich ist. Dafür findet sich auch verwogen, jetzt scherzhaft gebraucht. Eigenartig gestaltet hat sich gären, mhd. jesen (gist — jas — jären)\ das Part, wird als gejesen angesetzt, aber ohne Beleg, richtiger ist wohl gejeren, das im 15. und 16. Jahrh. belegt ist. Der grammatische Wechsel ist zugunsten des r ausgeglichen, g, das ursprünglich nur vor folgendem i stand, nach längerem Schwanken durch das ganze Verbum durchgeführt (vgl. II § 183). Dies hängt vielleicht damit zusammen, wie die Schreibung mit ü im Präs., daß bei den Grammatikern die Ableitung aus gar beliebt war. Im PI. des Prät. ist ά zu ο gewandelt, das auch in den Sg. übertragen ist. Auch in das Part, ist ο gedrungen, wohl wegen des r (vgl. geboren). Das Präs. ist schwach, auch im Prät. ist die schwache Form gärte neben gor getreten. Schwach geworden sind jäten und kneten. Ausgestorben sind mhd. jehen „behaupten" im Anfang des 17. Jahrh., noch früher queden „sprechen" und iveten „binden".
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III, 5. Verba: Tempusbildung der st. Konjugation.
A nm. 1. Zu lesen und genesen lautete im Mhd. der PI. Prät. mit grammatischem Wechsel lären, genären, welche Formen aber bald durch läsen, genäsen ersetzt worden sind. Sehen ist = got. saikan. Im. PI. Prät. und Part, war urgerm. h zu gw geworden und dann g ausgefallen (vgl. leihen); daher lauten die Formen ahd. sdwun, (for)sewan. Im Mhd. aber ist Angleichung an das Präs. eingetreten. A i m . 2. Treten gehört wegen des dem Wurzelvokal voran gehenden r ursprünglich in Klasse IV und hatte im Präs. Tiefstufe (got. trudan, Part, trudans). Im Westgerm, ist es in die V. Klasse übergetreten mit gewöhnlicher Präs.-Bildung. Anm. 3. Die 2. 3. Sg. Ind. Präs. von geben lauteten im Mhd. gist, git, zusammengezogen aus ahd. gibist, gibit, das noch im 16. Jahrh. als geist, geit und mit Verkürzung als gist, gitt fortlebt. Desgl. setzt sich list, lit aus ahd. ligist, ligit als leint, leit bis in das 17. Jahrh. fort, vgl. DWb. Anm. 4. Belege für schwachen Imperativ: freß Hafner, Furchtsame 63, vergeße Fran Eat 41, 16, J. Paul, Luge 348, Anzengruber 10, 25, meß Goe. 8, 5, 6, messe Lichtenberg 36, 20, trete Goe., Na. To. 2756, Schi. 3,319,10, Brentano, Rosenkr. 1083, Raimund 2,52. 86, Storm 6,125, betrete Goe., Faust S549, J . P a u l , Loge 317, vertrete Goe., Na. To. 3187 (geändert in vertritt), gebe Goe. 12,35,16, Br. 1,106,23, vergebe Tieck 1,92, lese Clarissa 2,47, Goe. Br. 1,27,26. 28, 5, Arnim 10, 34. 35. 40, Heine 2, 58, sehe Goe. 12, 101, 22, versehe Haller, Usong 384, Hafner, Furchtsame 105, seh Hafner, Furchtsame 101, Eberl, Männerfrevel 102. Eine Verwechslung von Imp. und Konj. scheint vorzuliegen Goe. Br. 2, 132, 12: vergiss er nicht. Die starken Formen geniesest, genieset werden im DWb. nur bis in das 17. Jahrh. belegt. Von Grammatikern setzen an Pölinann, Gottsched, Bair. Sprachk., Ad. genesest, geneset. Belege für genes(e)t Herder 28,5, Goe. Br. 19, 442,17, Tieck, Lov. 1,167, Heine 7,437, Holtei 11,48, Raimnnd 2, 68. 3, 293, Grillp. 8,126, A. Meißner, Leben 1,129. Seltener sind schwache Formen des Prät. und Part., s. DWb. 3385 d, vgl. noch geneset sie Amadis 411, Ad.: „genesete, geneset neben genas, genesen". Anm. 5. Das Part, gepflegen kommt noch im 16. Jahrh. vor, in diesem auch noch starke Präs.-Formen pfligt, pflig (DWb.). Das Prät. pflag kommt im allgemeinen Sinne noch bis in die neuere Zeit vor, es wird von Sa. aus Op., Mühlpforth, Hagedorn, Wi., Bürger, Voß, Kosegarten, Schlegel, Rückert, Platen, Daumer, Geibel, G. Keller belegt, vgl. noch Grillp. 6,10-1, desgl. pflog, wofür Sa. viele Belege gibt. Das schwache Prät. in diesem Sinne vermeidet man jetzt lieber, doch war es früher nicht ganz selten, vgl. die Belege bei Sa. 2. In der speziellen Bedeutung „für das Gedeihen einer Person oder Sache sorgen" herrscht schon lange das schwache Prät. pflegte. Gegen den Sprachgebrauch sind vereinzelte Verwendungen des starken Prät., vgl. Blieb mager, so sehr das Fräulein ihn auch pflag Tiedge, welcher meines Leibes pflag Rückert (Sa.), als ich dein in der Kindheit Morgen mit Muttertreue pflog Götter (Sa.), Und kämmt' und j'flog und putzt' ihn nicht Blumauer 3205, da β ich meines Jungen pflöge Rückert 11, 245. In diesem Sinne ist auch die Verwendung des
Klasse V.
233
Part, gepflogen gegen den Gebrauch, doch vgl. von einem sorgfältigen Gärtner gepflogen Schneider und Sohn 7, die Blumen auch mich freuen, auf kurze Zeit gepflogen Rückert (Sa.), gezogen und gepflogen Riickert 11,450. Ungewöhnlich ist auch das Umgekehrte: der gepflegten Berathung ETA. Hoffmann 4,141. Anm. 6. Über die Flexion von wägen und wiegen wird im DWb. ausführlich unter wägen gehandelt. Jüngere literarische Belege für wiegen statt des normalen wägen werden von Sa. aus Haller und Goe. angeführt, vgl. noch Zimmermann (Nat. Lit. 73) 441, 18. 453, 44. Belege für wägen statt wiegen im DWb. III la, vgl. noch die Schwüre wägen gleich Wi. II, 1,54,9, ihr wägt gleich viel ib. 288, 4, meine wenigen Talente wägen zu wenig Schi. Br. 1,67, so wägen sie 200000 Pfund Hebel 139,5; abioiegen für abwägen belegt Sa. aus Goe., Börne, Hackländer, vgl. noch wo man alle Worte abwiegt Goe. Br. 13,335,7, die Worte mit der Goldwage abzuwiegen Landes, Zänker 41, man müsse nicht alle Worte auf der Goldwaage abwiegen wollen Tieck 20, 15, wenn einer die Thaten beyder . . genau, abwiegen könnte Heinse 4,126; aufwiegen für auf wägen : der die Ahnen mit Golde aufzuwiegeil meint Eotzebue 20,181, dazu die Belege aus Goe., Götter, Prutz bei Sa. 1454b, 2a; aufwägen für auficiegen Menschen wägen auf deinem mörderischen Dolch keine Luftblase auf Schi. 2,101,6, Ruhm und Beivunderung . . wägen nicht einen Moment auf Schi. Br. 1, 230, das Gute . . was seine Fehler auftvägen soll ib. 2,56, damit die irdische Marter jede teuflische Lust der Unthaten aufwäge ETA. Hoffmann 10,89, dazu noch die Belege aus Klinger, Voß, Hölderlin, Riickert, Platen bei Sa.; auswiegen für ausioägen Moser, Rückert (Sa); nachwiegen neben nachwägen Thiimmel (Sa.); niederwägen flir niederwiegen: daß ich dem Stücke innern Gehalt genug zutraute, um sein schlechtes Glück auf den Bühnen niederzuwägen Schi. Br. 2,57, dazu Belege aus Hölty nnd Schi, bei Sa.; überwägen für überwiegen: alles überwägen Schi. 1,61, 20, einen Anhang . ., der die Lothringische Parthey überwägen könnte Schi. 9,303,20, die gute Sache überwägen Sch. Br. 1,190; vorwägen für vorwiegen: daß das Vergnügen der wenigen Jahre eines sterbenden Greises gegen das Glück einer blühenden Tochter vorwägen sollte Haller, Usong 142; zuwiegen für zuwägen von Sa. aus Goe. belegt.. — Das Prät. wag findet sich noch im lti. Jahrb., s. DWb. II 3, über wug s. ebd. Anm. 7. Starke Formen νοα bewegen im ursprünglichen Sinne werden von Sa. und dem DWb. noch aus dem 17. Jahrh. belegt. Ebenda reichliche Belege für die Nichtbeachtung des Unterschiedes der beiden nneigentlichen Verwendnngen auch ans neuerer Zeit, vgl. noch sie aber ward darvon so wenig auch bewogen, als irgend eine Mauer sich zu bewegen pflegt Werder, Rol. 19, 72; umgekehrt daß ich ihn lieber bewegte, Ihren Vorschlag anzunehmen Groümann, Henriette 83. Belege für sich verwegen: der sich verwog, der Christen Gott zu lästern Wi. Ob. 1 5, 36 (geändert in vermaß), er hatte zwar schon lange sich verwegen, mit schmachtender Begier die Dame anzusehn ib. 6, 57; hat sich der Landmann solcher That verwegen Schi., Teil 2416; solcher Geivaltthat hätte der Tyrann wider die freie Edle sich verwogen ib. 2528; nachdem sich deine Glut bis zu des
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III, 5. Verba: Tempusbildung der st. Konjugation.
Vaters Bette selbst verwegen Schi., Phädra 1126; s. auch Sa. Adjektivisches ν erwogen·. Kl. Br. 40, Schi. 11, 403, 80. 15», 188, 13. 22. 196, 13, ETA. Hoffmann 2, 84. 3,207. 4,267. 12,207, Laube 9,76, Le., Ilouwald, Jacob, Schücking (Sa.); Verwegenheit Goe. Br. 19,311,23. 27.185,3, Rückert, Gervinus (Sa.). Anm. 9. Statt gären findet sich noch Jasen im Alein. und Schles. Starke Präs.-Formen gierst, giert setzt Stieler an; noch Ad. kennt sie. bemerkt aber „im Hochd. lieber regulär"; Belege im DWb. I, 2 c ß. Verallgemeinerung des i im Präs.: güretide Schaumung Parn. boic. 2, 303. Das Prät. wird als gor, bei einigen auch gur seit, dem 17. Jahrh. angesetzt: gor und gur, Konj. göre Stieler, jur Duesius; B.-Frisch setzt gärte, gegärt neben gor, gegoren an; Ad.: „auch schon das ganze Verb, regulär, bis etwa auf das Part.". Im Part, wird die starke Form vorgezogen, doch vgl. ausgegährt Heine 6, 320. Anm. 9. Reste des st. Part, von jäten s. DWb. 4 1 4 8 9 , 2 b. Kneten gehörte ursprünglich in Klasse IV mit schwacher Stufe im Präs. wie treten (anord. knoda). Starke Formen noch im 16. Jahrh., s. DWb., das Part. gekneten noch mundartl., im DWb. aus Michaelis belegt. A n m . 10. In diese Klasse gehört auch mhd. wesen, das mit ich bin zu einem Paradigma verschmolzen ist, vgl. darüber § 1ί·(>. Dazu gehört die Zus. verwesen „stellvertretend verwalten", die jetzt nur noch im Inf. üblich ist. Ayrer 1, 535, 11 hat noch die 3. Sg. Ind. Präs. veneist. Einen andern Ursprung hat wohl verwesen „in Fäulnis übergehen", das schwach geworden ist. Das st. Part, verwesen hat sich landschaftlich noch bis in neuere Zeit erhalten, vgl. Ayrer 3021, 13, Werder, Rol. 7, CS, Ilaller. Geßner, J. v. Müller (Sa.); unverwesen Olearius (Sa.), Parn. boic. 1, 69. § 169. VI. Klasse. Mhd. a — uo — uo — a. Vor einfachen Konsonanten ist d a s α d e s Präs. und Part, g e d e h n t und die L ä n g e d e s u im Prät. g e w a h r t . So in fahren, graben, laden, tragen, schlagen, letzteres ursprünglich mit grammatischem W e c h s e l (mhd. slahen, sluoc), der noch im Anhd. fortdauert. Vor D o p p e l k o n s o n a n t ist α kurz geblieben, ti im Prät. verkürzt, daneben aber die L ä n g e nach A n a l o g i e der übrigen Verba w i e d e r h e r g e s t e l l t , w a s als das Korrektere g i l t , so in wachsen, waschen. D i e 2. 3. Sg. Ind. Präs. hat Umlaut, doch neben du lädst, er lädt stehen die s c h w a c h e n Formen ladest, ladet unter d e m Einfluß des ursprünglich s c h w a c h e n Verbums laden — „einladen" (vgl. § 185), unter dessen Einfluß auch s c h w . Prät. und Part, vorkommt. Bachen wird j e t z t regelmäßig flektiert, Prät. buk, Part. gebacken. Mhd. lautet d a s Wort in Oberdeutschland buchen — buch — gebachen, die Formen mit ch kommen bis in das 17. Jahrh. vor. Lu. flektiert ich backe — buch — gebacken
Klasse V und VI.
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und diese Flexion reicht im Mitteldeutsehen auch bis in das 17. Jahrh. Wir dürfen danach eine ältere Flexion backe — buch — gebachen voraussetzen. Es kam also ck ursprünglich nur dem Präs. zu, entstanden durch Assimilation aus Im. Wir haben daher den Rest einer Präs.-Bildung wie griech. όάχνοκ In Norddeutschland ist jetzt schwache Flexion verbreitet. Mehrere Verba haben J-Bildnng im Präs. und daher Umlaut. Heben hatte ursprünglich auch grammatischen Wechsel: ahd. heffu, hcvis, Jievit — huob, huoben — gihaban. Ursprünglich bestand also im Präs. unter dem Einflüsse des "j Wechsel zwischen ff und f (ν). Einfaches f (ν) wurde dann durch das ganze Präs. hindurchgeführt und findet sich noch in mhd., namentlich bair. Texten, zuweilen in Prät. und Part, übertragen. Uberwiegend aber ist schon im Mhd. b aus dem Prät. und Part, in das Präs. gedrungen. Die regelmäßige Form des Part, gehaben hat sich noch bis in das 18. Jahrh. erhalten und ist allgemein geblieben in adjektivischem erhaben. Allmählich ist sie durch gehoben verdrängt, das schon bei Lu. vereinzelt vorkommt, im 17. Jahrh. häufiger wird. Neben das Prät. hub hat sich seit dem 17. Jahrh. hob gestellt, das jetzt in der Umgangssprache herrscht, während hub auf den höheren Stil beschränkt ist. Besser behauptet hat sich der Konj. hübe, woneben aber auch höbe vorkommt. Die Formen hob — gehoben folgen wohl der Analogie des Verhältnisses weben — wob — geu'oben, wägen — wog — gewogen. Landschaftlich sind vom Präs. aus schwache Formen des Prät. und Part, gebildet. Schwören, bis ins 18. Jahrh. gewöhnlich schweren (s. II § 85) = mhd. swern — sieuor — gesworn. Das Part, ist also abweichend gebildet, nur vereinzelt erscheint mhd. das regelmäßige geswarn. Neben das Prät. schwur ist seit dem 17. Jahrh. schivor getreten. Beide Formen stehen auch jetzt nebeneinander, Konj. schwüre und schwöre. Landschaftlich sind schwache Formen des Prät. und Part. Hierher gehört auch mhd. schepfen ( = got. skapjan) — schuof — geschaffen. Von dieser Grundlage aus hat sich aber eine Spaltung in zwei verschiedene Verba vollzogen. Einerseits ist schon im Mhd. zu schuof, geschaffen ein neues regelmäßiges Präs. schaffen gebildet, wobei aber auch das schw. Verb, schaffen (ahd. scaffon) eingewirkt hat, was sich darin zeigt, daß die 2. 3. Sg. Ind.
236
III, 5. Verba: Tempnsbildnng der st. Konjugation.
Präs. keinen Umlaut angenommen hat. Anderseits ist zu schepfen ein schw. Prät. und Part, gebildet, zuweilen schon mhd. Mit der Differenzierung der Form hat sieh eine Differenzierung der Bedeutung verbunden, w i e sie jetzt vorliegt. Über das j e t z i g e ö in schöpfen vgl. II § 83. S c h w a c h geworden ist mahlen, bis auf das Part, gemahlen, ganz s c h w a c h nagen, schaben, waten. Im Mhd. bestand ein Verb, gewähenen, Prät. gewuoc, Part, gewogen, also ein starkes Verb, mit Präs.-Bildung idg. -NJO- (vgl. gr. -CUVOJ). D a s Präs. gewähnen lebt noch im 16. Jahrh. fort, wozu aber kein Prät. oder Part, mehr belegt ist. Im 17. Jahrh. tritt dafür envähnen ein, das von Anfang an s c h w a c h flektiert wird. Untergegangen sind mhd. spanen „verlocken", eigentlich noch vorliegend in dem abspannen der Lutherschen Erklärung des Katechismus, aber mit spannen zusammengeworfen; tioahen „waschen", als zwagen noch anhd. und in heutigen Mundarten; entseben „wahrnehmen" mit J-Präs. w i e heben. A n n . 1. Über das Schwanken zwischen schlahen, kontrahiert schlan und schlagen im 16. Jahrh. s. DWb. Lu. hat noch öfter schlahen als schlagen. Ciajas setzt schlahen und schlagen als zwei verschiedene Verba an, während Maaler noch schlahen allein angibt. Die Form schlan hat sich in vielen Mundarten erhalten, wohl willkürlich gebildet ist das Part. erschla'n Rückert 12, 317. Anm. 2. Über schwaches Prät. und Part, von laden s. DWb. 42 I, 2. Schwache Präs. - Formen sind so häufig, daß es keiner Belege bedarf. Sonst finden sich unumgelautete Formen der 2. 3. Sg. gelegentlich bei oberd. Schriftstellern, der Mundart gemäß, vgl. fahrt Schikaneder 1, 200, begrabt man Schi. Br. 1,143, 1, tragt Buch der Beisp. 28,1. 3. 46, 4. 16, Pam. boic. 1, 195. 2, 254, Schikaneder 1, 253. 2,162, Hebel 19,15, sich . . betragt Bühl, Teil 49, schlagt Schi. 3,358,12, Schikaneder 1,221 Anweisung; häufig sind unumgelautete Formen von wachsen, s. DWb. 791, 3; sie finden sich ζ. B. in neuerer Zeit bei Hebel, Mörike, C. F. Meyer, auch im Pam. boic. (2, 255); desgl. von waschen, s. DWb. 2225 1,3, in neuerer Zeit bei Wi. (11,3,123,5), Pfeffel, Brentano, Uhland, Grimm, Mörike, Gutzkow, Anzengruber. Umgekehrt findet sich zuweilen durch Verirrung des Sprachgefühls Umlaut in der 2. PI.: ihr . . trägt Meißner, Sk. 1, 131, wenn ihr euch . . beträgt Schikaneder 2, 136, die ihr . . herumträgt Gemmingen, Hausv. 38. Anm. 3. Zu wachsen und waschen wird anhd. der Konj. Prät. öfters unter dem Einfluß des mundartlichen Verlustes der Lippenrundung wiechs(e), iuiesch(c) geschrieben; dies ie wird zuweilen in den Ind. Ubertragen nach Analogie reduplizierender Verba wie halten, s. DWb. I, 4. Selten ist ein schw. Prät. tuachs(e)te, s. ebenda. Für waschte, gewascht
Klasse VI.
237
bringt das DWb. nicht wenige Belege aus älteren oberd. Schriftstellern. Iu der nordd. Vulgiirsprache ist waschte verbreitet neben gewaschen. Α η in. 4. Die Flexion backe — buch — gebacken wird von Ciajas. Schottel, Girbert, B.-Frisch angesetzt, von Ritter bachen vel backen, ich backe, ich buche, von Schöpf bache, buche, gebachen; buchen steht Simplic. 3d, neugebachnen noch P a m . boic. 2, 202; Kromayer setzt schon backe — buck — gebacken an. Die Schreibung buck für buk findet sich nach Sa. bei Stilling, Iminermann, W. Alexis, Auerbach, G· Keller. Schwache Formen neben den starken setzt Duesius an: du backest oder beckest, er backt, ich backte oder buckc, gebacken-, bachten (: machten) Fischart, Häuf. 1, 51, 1668, backte sie Robinson 170, gebacket Engl. Kom. 51, 30; von Sa. wird backte für die gewöhnliche Form erklärt, er belegt es aus Prutz und Kinkel. In der Bedeutung „kleben" ist backen schwach, doch belegt Sa. bäckt aus Körner und gebacken aus Z. Werner, Bodenstedt, Freiligrath, Goltz, Vogt. A n m . 5. Jüngere Belege für auf gehaben Robinson 245, Gil Blas 4,191, Rabener, Sat. 2,159, Felsenburg 444, 35, Clarissa 3, 33. 39, Thum. Jones 2,121. 144, Le. 7, 67,18. 8, 35,1 1. 11, 30, 5. 19,185,19, Nicolai, Notha. 1, 56, Hermes, Soph. R. 2, 292, Stephanie, Schatzgräber 6, Claudius 4, 36, Wi., Arasp. 1 75, Merk. 79, II, 12, Wi. II, 2, 268, 29, Heinse 4, 344, Goe. Br. 1, 7, 2, Schi. 9, 278, 5 (geändert in aufgehobnen), Blaimhofer, Schweden 21, Meißner, Sk. 4, 175, A.Wall, Erz. 60, 10, Musäus 2, 58, Kotzebue 17, S2; für erhaben als Part. Gil Blas 4, 251, Clarissa 1, 273, F. Weiße, Rieh. 269, Nicolai, Notha. 2, 17, Voß, Luise 17, Tieck 1, 72, Qnix. 1, 37. 230. Meist, jedoch nicht ausschließlich, handelt es sich um attributive Verwendung. Gehoben kommt bei Ln. nur in der Verbindung gehoben und geschoben vor. E s erscheint dann u. a. bei Op., Fleming, Grypbius. Schottel, Duesius, B.-Frisch haben gehoben neben gehaben, Kromayer, Ritter, Pölmann, Girbert nur gehoben. Prät. hob seit der 2. Hälfte des 17. Jahrli. bei Schlesiern, während Schottel, Girbert, B.-Frisch, Stieler nur hub kennen, Steinbach hob, von Gottsched gebilligt; Ad. bezeichnet hub als vulgär gegen unser jetziges Sprachgefühl. Schwache Formen des Prät. und Part, reichen schon in die mhd. Zeit zurück, sie sind im 16. und 17. Jahrh. nicht selten, s. D W b . und noch jetzt mundartlich oberd., literarisch in neuerer Zeit: aufgebebt Rautenstrauch, Vormundschaft 47, Bühl, Teil 19, abgeliebt G.Keller (Sa.). A n m . 6. Schwören lautet im Ahd. suerian, noch im älteren Mhd. sweri(g)en mit Entwicklung eines sonantischen i aas dem konsonatisclien (vgl. 1, § 87, 3). Dagegen lautete die 2. 3. Sg. Ind. Präs. im Ahd. sueris, suerit, die 2. Sg. Imp. sueri. Von hier aus und vom Prät. und Part, her sind die Formen mit i(g) verdrängt. Das e des Präs. hat mundartlich Einwirkung der IV. Klasse und Verwechslung mit schwären hervorgerufen, daher die Formen du schwierst, er schwiert, s. D W b . Sp. 2735, vgl. noch verschiviert Chr. Weise, Cath. 173, 28. Das Prät. setzt Schottel nur als schwur an, Pölmann als schwur vel schwor, B.-Frisch schwor und schwur. Belege für schwor im DWb., es iibertviegt bei Wi. Ad. setzt an „schwor, schwöre, in den gemeinen Mundarten schwur, schwüre", gegen unser jetziges Sprachgefühl. Schwache Formen finden sich in oberd. Mnndarten;
238
III, 5. Verba: Tempusbildung der st. Konjugation.
literarische Belege: schwerete Schuppius (DWb.), schwärten Schi. 3,173, 102, beschweret Quistorp, D. Schaub. 6, 320, beschwört Pest. 2, 293. A n m . 7. Starke Konjugation von mahlen reicht noch in das Nhd. hinein. Im Präs. setzen noch mähist, mahlt an Clajus, Schottel, Girbert, Stieler, Bair. Sprachk., Duesius (neben mahlt); es ist noch bair. thür. Im Prät. haben dieselben muhl, Daesius neben mahlte. Gottsched setzt mahlte, gemahlen an. Bei nagen schwankt II. Sachs zwischen starker und schwacher Flexion; er hat negt — nug — genagen, genaget·, naget, liegt wird im DWb. noch aus S. Frank belegt. Von schaben hat sich das st. Part, geschahen auhd. erhalten, noch länger siidwestd. Es findet sich bei H. Sachs, Mathesius (DWb.), Grimmelshausen (Simplic. 190), Wi.II, 2, 525, 26, Hebel 378, 26, abgeschaben Schwab (DWb.), Prät. schuh noch bei Eyb, Eheb. 15, 35. Zu waten hat H. Sachs das Präf. wu(e)t; das Part, setzt noch Pölmann als gewaden au. Anm. 8. Belege für ztvagen aus dem 1(3. und 17. Jabrh. teils mit starker, teils mit schwacher Flexion bei Sa. Entseben erscheint noch vereinzelt im 16. Jahrh. (Schwarzenberg). Anm. 9. In diese Klasse gehört auch ahd. stantan, das sich mit stdn, sten zu einem Paradigma verschmolzen hat, vgl. § 199.
§ 170. Die Flexion der im Got. reduplizierenden Verba ist dadurch einfach, daß Präs. und Part, den gleichen Vokal haben, ebenso Sg. und PI. des Prät. Im Mhd. ist sie dadurch gleichförmiger geworden, daß nach dem Zusammenfall von ahd. eo und ea in ie dieses im Prät. durch alle Verba gleichmäßig hindurchging. Nur zu houwen und loufen gab es im Oberd. noch Formen mit iu, die sich aber im Nhd. nicht fortsetzen. Landschaftlich (stidwestd.) hat sich im Anhd. eine Neuerung vollzogen, indem in einer Anzahl von Verben im Ind. Prät. u(e) statt ie eingedrungen ist. Dies erklärt sich so, daß man wegen des mundartl. Zusammenfalls von üe und ie das ie des Konj. als Umlaut auffaßte und daher im Ind. den vermeintlichen Grundlaut einführte nach dem in der VI. Klasse bestehenden Verhältnis. Nach dem Präs.-Vokal ordnen eich die Verba in folgende Gruppen. 1. Mit mhd. α im Präs.: fallen, halten. Schwach geworden sind abgesehen vom Part, falten, salzen, spalten und das jetzt nicht mehr allgemein übliche schmalzen, ganz schwach bannen, (um)halsen, schalten, spannen, walken, wallen (von bewegten Flüssigkeiten), walten. Untergegangen ist walzen „sich drehen" und erren „ackern" (mit j- Bildung im Präs.). Ahd. gangan ist mit gun, gen zu einem Paradigma verschmolzen, s. § 198.
Reduplizierende Verba.
239
In diese Gruppe gehören auch fangen und hangen. Sie haben aber ursprünglich grammatischen Wechsel. Das Präs. lautet im Mhd. vahen und hähen (ά aus ursprünglichem an s. I § 4 9 ) , Prät. vienc, hienc, Part, gevanyen, gehangen. Im Prät. ist ie in Mitteldeutschland verkürzt, aber unter oberd. Einfluß hat die Schreibung mit ie lange Uberwogen, bis durch die neuesten Regelbücher fing, hing vorgeschrieben worden ist. Das Präs. fahen oder kontrahiert fahn herrscht noch im 16. Jahrh., auch bei Lu. Eret im letzten Drittel des 16. Jahrh. taucht daneben das zu Prät. und Part, regelmäßig gebildete fangen auf, das im 17. Jahrh. fahen allmählich aus der gewöhnlichen Schriftsprache verdrängt. Dieses behauptet sich aber landschaftlich und in der poetischen und altertiimelnden Sprache bis in die neueste Zeit. — Verwickelter sind die Verhältnisse bei hangen. Zum Verständnis der Entwicklung müssen auch die verwandten schwachen Verba mit herangezogen und die Bedeutung berücksichtigt werden. Das starke Verbum haken ist ursprünglich trans. Daneben stehen drei schwache Verba: hangen, ahd. hangen intr., henlcen trans., ursprünglich allgemein wie hähen, hengen ursprünglich vom Heiter „die Zügel hängen lassen", dann „nachgeben", „zulassen", Zus. verhengen. Schon im Mhd. werden hienc und gehangen auch intrans. gebraucht, wodurch das schw. Prät. hang{e)te zurückgedrängt wird, auf md. Texte beschränkt. Das Präs. hähen hält sich nur bis zum Anfang der nhd. Zeit. Dann tritt ein nach Prät. und Part, regelmäßig gebildetes hangen an seine Stelle, das zunächst trans, und intr. gebraucht werden kann. In intr. Verwendung behauptete sich zunächst noch daneben schwaches hangen, das sich ja nur durch den Mangel des Umlauts in der 2. 3. Sg. Ind. unterschied; allmählich aber wurden die schwachen Formen ausgestoßen. In trans. Verwendung konkurrierte zunächst henken, das aber allmählich auf die Tätigkeit des Henkers beschränkt und zuletzt unüblich wurde. Seine Funktion wurde von hengen übernommen, das schon von Lu. so gebraucht wird. Weiterhin hat dann hängen das starke Präs. aus der trans. Verwendung verdrängt. Auch hing, gehangen werden nur noch in Oberdeutschland trans, gebraucht, sonst sind sie durch hängte, gehängt verdrängt. Starkes intr. hangen und schwaches trans, hängen fallen in der 2. 3. Sg. Ind. zusammen. Das hat
240
ΠΙ, 5. Verba·. Tempnsbilduug der st. Konjugation.
wohl die Veranlassung gegeben, daß in der neueren Zeit hängen auch intr. gebraucht wird und hangen immer mehr aus der Umgangssprache schwindet. Verwirrung ist bei den Zuss. verhängen und nachhängen eingerissen. Ersteres ist in dem Sinne „zulassen", „veranlassen" Fortsetzung des alten hengen, weshalb ihm ursprünglich nur schwache Flexion zukommt. Dagegen in dem Sinne „durch Hängen verdecken" schließt es sich an das nhd. hangen an, weshalb davon neben dem schwachen auch ein starkes Prät. und Part, gebildet werden kann. Doch ist das Sprachgefühl unsicher geworden, so daß auch in dem andern Sinne starkes Prät. und Part, vorkommt. Auch nachhängen gehört zu altem hengen in dem Sinne „die Zügel hängen lassen", aber das Bewußtsein dafür ist verloren gegangen und man bildet jetzt Prät. und Part, stark, und im Präs. kommt auch nachhangen vor. 2. Mit mhd. u: blasen, braten, raten, schlafen. Zu braten und raten sind die unumgelauteten Formen bratest, bratet, ratest, ratet neben den umgelauteten brätst, brät, rätst, rät häufig. Kürzung im Präs. und Part, hat lassen — mhd. Ιάξβη. Ausgestorben ist bägen „zanken" schon im 14. Jahrh. 3. Mit mhd. ei: heißen, scheiden. Das letztere bildet aber jetzt das Part, nach der I. Klasse geschieden. Diese Bildung taucht schon spätmhd. auf, gescheiden hält sich aber in Resten bis in das 18. Jahrh., allgemein in dem adjektivischen bescheiden. An diese Verba hatte sich auch heischen angeschlossen. Zugrunde liegt ahd. eiscön, Prät. eiscota. Im Mhd. aber wird das Prät. überwiegend stark gebildet: iesch, hiesch, ebenso vriesch von der jetzt untergegangenen Zus. vreischen. Im Nhd. ist allmählich die schwache Flexion wieder zur Herrschaft gelangt. Schwach geworden ist schweifen (mhd. swief). Untergegangen ist mhd. meinen „schneiden", woraus Meißel abgeleitet ist. 4. Mit mhd. uo : rufen. Das Verbum hatte j/'-Bildung im Präs., weshalb im Mhd. auch rüefen vorkommt. Der Umlaut unterblieb aber im Oberd. und so auch überwiegend im Nhd., durchaus in der modernen Schriftsprache. Vielleicht durch die abweichende Präs.-Bildung veranlaßt kommt schon im Mhd. auch schw. Prät. und Part, vor, ruofte, geriiefet oder gcruofct. Die schwachen Formen setzen sich auch im Nhd. fort und
Reduplizierende Verba.
241
sind bis in den Anfang des 19. Jahrh. häufig. Untergegangen ist mhd. w-uofen (wüefen) „wehklagen", gebildet wie ruofen. 5. Mit urgerm. au = mhd. on, ό: hauen — laufen, stoßen. Dem Verbum hauen = mhd. houwen kam in der 2. 3. Sg. Ind. Präs. lautgesetzlich kein Umlaut zu (vgl. I I § 118a). Er ist aber analogisch eingetreten, anhd. häufig, jetzt wieder ausgestoßen. Im PI. Prät. ist iv in b gewandelt (vgl. I I § 148), und das b auch in den Sg. Ubertragen. Schwaches Prät. und Part, findet sich schon mhd., vielleicht als Fortsetzung eines ahd. schw. Verbums houuon. Sie haben sich bis jetzt erhalten. Das starke Prät. gehört mehr der edleren, das schwache der vulgären Sprechweise an. Damit hängt es zusammen, daß hieb vornehmlich gebraucht wird, wo es sich um Anwendung eines schneidenden Werkzeuges handelt, dagegen haute für bloßes Schlagen. Das Part, gehauen hat sich auch in der Vulgärspraehe besser behauptet. Von laufen blieb die 2. 3. Sg. Ind. Präs. im Oberd. von Anfang an unumgelautet. Die unuiugelauteten Formen sind bis ins 18. Jahrh. häufig, während die jetzige Schriftsprache Umlaut verlangt. Im Part, hat sich die regelmäßige Form gelaufen behauptet und gilt heute allein als korrekt. Daneben taucht aber schon im Mhd. geloffen auf, das bis ins 18. Jahrh. nicht selten ist. Von stoßen sind unumgelautete Formen der 2. 3.Sg. Ind. Präs. nicht selten. Schwach geworden ist schroten, doch lebt das Part, geschroten bis in junge Zeit fort. Anm. 1. Formeu mit uc werden von Ölinger angesetzt: fuele, huelte, fuenge, liut.itge, bluese etc., huesse. Sie sind bei Fischart üblich. Vgl. noch entpfunge ich Elia. Charl. 93. 1(53. 167, bluß Claudius 3, 27, Gutzkow (Sa.), scherzhafte Redensart: als der große W'ind bins, schluef Kärtn., Ineß mundartl., s. DWb. 214 A2, huz Köditz (Weinhold § 3G0). Anm. 2. Unuingelautete Formen zu fallen und halten ans neuerer Zeit: fallt Eberl, Tode 27, Sehikaneder 1,263, Raiumnd 1 , 6 (: G'icalt), du haltest Maier, Boxberg 47; Ad. kennt noch als ungewöhnlich du fällst, er fält, Prät. fielt; das Part, gefalten ist auf attributiven Gebrauch beschränkt, s. die Belege bei Sa.; doch steht daneben gefaltet, das als eigentliches l'art. wohl ausschließlich gilt. Zu salzen hat II. Sachs noch das st. Priit. sielz. Neben gesalzen ist gesalzt ungewöhnlich, doch vgl. diese uvgesalzten l'oetcn Schuppius (Wa. Leseb. 3», 7 S 2 " ) , eine Gesalzte (tüchtige Ohrfeige) Horn (Sa ). Zu spalten findet sich das Prät. spielt bis in das 17. Jahrh., s. DWb., vgl. noch Auiadis 294. 380 u. ö. Lu. bildet , Cleop. 913. 1412, Chr. Weise, Mach. 53, 9, Cath. 138,4, Goe. Br. 2, 113, 19. 153, 7, Philosoph ohne z. w . , Personenverzeichnis, Schletter, Philos. Dame 15, Schikaneder 1, 6. 214, Hensler, Großv. "9, Judenmädchen 45, Invalide 37. 77. 86, Räuber 49. 59, Logau, Gryphius, Spener, Haller, 0 . Ludwig (DWb.).
§ 197. Tun, verwandt mit griech. τίfht/μι: die Normalformen des Mhd. sind: Präsens. Ind. Sg. 1. 2. 3. PI. 1. 2. 3. Imp.Sg. PI.
tuon tuost tuot tuon tuot tuont tuo tuot
Konj. tuo (al. tüeje) tuost tuo tuon tuot tuon Inf. tuon
Das Prät. lautet i'ete, 2. Sg. teste, PI. täten, Konj. teete, das Part. getan. Im Prät. ist die Reduplikation bewahrt. Nicht sicher zu erklären ist das ä im PL Einwirkung der starken Flexion liegt jedenfalls in der 2. Sg. vor. Schon im Ahd. finden sich im Präs. Ansätze zur Überführung in die thematische Konjug., die aber für die neuere Entwicklung nicht in Betracht kommen. Im Mhd. wird schon früh die fUr die athematische Konjug. charakteristische Endung zuweilen aufgegeben, so daß also neben ich tuon auch ich tuo tritt, das dann jenes allmählich verdrängt. Später stellen sich zweisilbige Formen ein nach Analogie der regelmäßigen Konjug. In der gegenwärtigen Schriftsprache ist auslautendes e fest geworden, also ich tue, er tue (Konj.), tue (Imp.). Schwanken besteht zwischen en und n. Vor s und t bestehen im Ind. nur einsilbige Formen, wie sie auch bei den regelmäßigen Verben infolge von Synkope des e herrschen; im Konj. werden auch zweisilbige Formen zugelassen (tuest, tuet). Im Prät. ist der Sg. dem PI. angeglichen: tat, tatest
272 nach
III, 5. Verba: Anomala. taten.
D i e Form
tat
wird
our noch im altertlimelndeu
Stil gebraucht. Α η m. Der Ablaut zwischen Priis. nnd Part. Perf. erscheint iu manchen Texten des 15. nnd 16. Jabrh. ausgeglichen, sodaß das Part. gethun, das Präs. than lautet. Auch das in eben dieser Zeit vorkommende thon geht wohl eher auf than als auf thun zurück, vgl. DWb. Besonders bat H. Sachs diese Mischung, than hat auch Ayrer 7 etc. Die 1. Sg. auf η kommt noch im 16. Jahrb. vor, s. DWb. 2 a, vgl. auch ich thun Eeymonsk. 95. Jetzt ist sie noch mundartlich, namentlich bei Nachstellung des Pron. (tun ich). Für das Verhältnis von ein- und zweisilbigen Formen vgl. Pölmann, ich thu vel thue, aber wir thun, Inf. thun etc., Konj. thue vel thn etc., Imp. thue, thu·, Duesius: thue, thust oder thuest, er thut, wir thun, ihr thuet, sie thun, Imp. thu oder besser thue. Die alem. Form des Konj. tüeje, auch tüeg(e), tieg(e) geschrieben, kommt noch in Texten des 16. Jahrh. vor. Die Form tet, für die 1. 3. Sg. Priit., die noch jetzt mundartlich ist, setzt sich in der Literatur bis in den Anfang des 18. Jahrh. fort und wird auch später nicht selten in Nachahmung älterer oder volkstümlicher Rede gebraucht, gewöhnlich thät geschrieben, vgl. Jul. v. Braunschw. 421 \thete), Op. 149, lifiS, Op.1 17, 4. 30, 1 (thäte), Simplic. 35, Gryphius, Squenz 40, Banise 51,1. 129, 29. 218, 29 u. ö., Chr. Weise, Erzn. 1S9, Robinson 291, Wi., Merk. 77, I, 6 ( = that 4, 123), Goe. 6, 232, 7, Schi. 1, 257, 18b. 269, 58, Blumauer 4 Überschr., Musäas 1, 74. 2, 91. 178. 5, 150, Uhland 144,17'. 158,17. 159,17. 161,28.47.51 u. ü., RUckert 3, 91, 1, Heine 2, 112; Op. 374, 458 hat thetest. Das e («) wird auch in den PI. übertragen, vgl. Op. 1 DO, 15, Simplic. 15. 532, Lohenst, Arm. 40">, Goe. 1, 171, 23, Schi. 1,269,61. § 198. Gehen: im Alul. werden aus d e m S t a m m e gä- (gc-\ alle P r ä s . - F o r m e n g e b i l d e t mit A u s n a h m e der 2. Sg. Imp. So auch zunächst im Mhd., w i e f o l g e n d e s Paradigma zeigt. Ind. Sg. 1. 2. 3. PI. 1. 2. 3. 2. PL Imp.
Konj. gän, g e n giist, gest
g e (gfi) gcst
gät, got
gß
gan, gen gat, g e t giint, gent
gen get g6n
g;1t, g e t
Inf. gän, g e n
Im Konj., der im Ahd. selten, im Mhd. ganz gebräuchlich ist. überwiegen bei w e i t e m die Formen mit e. Sonst herrschen die Formen mit ά im Alem.. die mit e im Bair., im Md. Uberw i e g e n die mit e Uber die mit Dichter gestatten sich des Heimes w e g e n A b w e i c h u n g e n von ihrer Mundart.
Verba ohne thematischen Vokal.
273
Im Ahd. besteht neben gän ein Verbum gangan, das wie ein reduplizierendes Verbum, also wie fallan flektiert wird, Prät. geng, später gieng, Part, gigangan. Im Mhd. sind die Präs.-Formen dieses Verbums durch die von gän verdrängt, nur die 2. Sg. Imp. ganc, woneben auch genc, ginc vorkommt, hat sieh im allgemeinen Gebrauch erhalten, und der Konj. gange, der im Ahd. gebräuchlicher war als ge, findet sich noch im Alem. Die Formen gienc, gegangen mußten auch das fehlende Prät. und Part, von gän ersetzen, doch wird daneben auch ein Part, gegän (selten md. gegen) gebildet, und unter dem Einflüsse von gän ist für die 1. 3. Sg. Prät. eine Form gie neben gienc gebildet. Im Nhd. haben im Präs. die c-Formen die o-Formen allmählich verdrängt, die in der neueren Sprache nur zuweilen in altertümelndem Stile noch gebraucht werden. Im Imp. tritt schon im Mhd., zunächst vereinzelt, gä, ge neben ganc, welches dann allmählich verdrängt wird. In der 1. Sg. Ind. wird das η der Endung ebenso wie bei tuon beseitigt, und ebenso wie bei diesem bilden sich zweisilbige Präs.-Formen. Die Formen gie, gegän werden wieder ansgestoßen. Uber die Kürzung ging vgl. II, § 57. Α um. Im Mittel- lind Rheinfrank. finden sich die Formen du geint, er geit (schon bei Otfried), in denen sich ein früher Eiufluß der thematischen Konjug. zeigt. Die Formen mit ό (ό) erhalten sich in der Literatur bis in den Anfang des 17. Jahrh. und sind jetzt noch mundartlich; gän wird auch in Sprichwörtern und Liedern fortgepflanzt und altertiimelnd von Goe. gebraucht. Der Imp. gang findet sich noch im 16. Jahrh. und jetzt in Uundarten. Der Eonj. gange erhält sich noch das 16. Jahrh. hindurch und ist noch mundartlich, s. D W b . I 1 b, ß. E s hat sich dazu landschaftlich seit dem 16. Jahrh. ein neuer Inf. gangen mit Ind. ich gang(e) (ζ. B. Fischart, Ealensp. 2072) gebildet, worin man keine Fortsetzung des ahd. gangan sehen darf. Daneben steht auch ein Präs. gengen, s. D W b . 11 c. Das Part, gegän kommt noch zuweilen im 16. Jahrh. vor. Im 15. und l(i. Jahrh. und noch mundartlich erscheint ein Prät. gung ( D W b . I 2 b), das ebenso zu erklären ist wie fuel für fiel (vgl. § 170 Anm. 1). Schwerer zu erklären ist ein Prät. gang ( D W b . I 2 c ) ; den Konj. gänge gebraucht Le. 1, 277, 90. 12, 429, 13. 13, 123, 25. 17, 20, 20.
§ 199. Stehen·, für dieses gilt fast durchaus das Gleiche wie für gehen. Im Ahd. werden vom Stamme stä- (vgl. griech. i'ortjfit) alle Präs.-Formen mit Ausnahme der 2. Sg. Imp. gebildet. Über das Verhältnis von ä und e gilt das Gleiche wie bei gehen. Wie gangan neben gän steht stantan neben
274
III, 5. Verba: Anomala.
stan. Dieses ist ein starkes Verb, der VI. Klasse. Das innere η kam ursprünglich nur dem Präs. zu, ist dann auf das Part, und weiterhin auf das Prät. übertragen: got. standa — stop, ahd. stantu — stuot, gewöhnlich schon stuont — gistantan. Auch von diesem Verbum sind im Mhd. die Präs.-Formen durch die von stan verdrängt bis auf die 2. Sg. Imp. stant und den Konj., der sich wenigstens im Alem. als stände erhalten hat. Neben dem Part, gestanden hat sich im Mhd. gestän gebildet. Auch die Weiterentwicklung im Präs. ist der von gehen analog gewesen. So ist stant durch stä, ste, später steh(e) verdrängt, e durchgeführt, Zweisilbigkeit eingedrungen. Im Prät. wird stuont im Md. zu stunt {stund) verkürzt. Daneben tritt seit Ende des 17. Jahrh. stand. Beide Formen stehen fortan nebeneinander, doch so, daß stund immer mehr zurückgedrängt und in neuerer Zeit auf altertümelnde und feierliche Rede eingeschränkt wird. Besser hält sich der Konj. stünde, der noch jetzt als Normalform betrachtet werden kann, wenn auch stände daneben immer mehr Boden gewonnen hat. Das Part, gestän ist im 15. Jahrh. wieder untergegangen. A n m . Uber die Flexion von stehen wird sehr eingehend im DWb. gehandelt. Der Imp. stant ist noch im 16. Jahrh. üblich, der Konj. stände wenigstens im Alem. Danach sind auch andere Präs.-Formen neu belebt, namentlich ist ich stand als Ind. im 15. nnd 16. Jahrh. nicht selten. Neben standen findet sich auch Stenden. Beide Formen leben in Mundarten fort. Altertümelnd gebraucht noch Tieck bestahn (:Mann) Phant. J, 213. Zur Erklärung der Form stand im Prät. hat man angenommen, dai3 sie zum PI. stunden gebildet sei nach Analogie des Verhältnisses von band — bunden. Doch tritt das α im PI. zu gleicher Zeit auf wie im Sg. Nach dem DWb. hat Lohenstein zuerst stand neben stund. Ad. erklärt stund für vulgär, was nicht zu dem jetzigen Gebrauche stimmt. Über das Verhältnis von stünde und stände bei einer Anzahl von Schriftstellern wird im DWb. gehandelt. Hier folgen noch einige Belege für stände (Zuss. eingeschlossen): E. Schlegel 41, 37, Le. 12, 429, 13 (sonst Uberwiegend stünde), Herder 23, 59, Moser 4, 86, Goe. 17, 29, 3, Br. 23,173, 5, Schi. 3, 500, 2, Br. 3, 216, V. Weber, Sagen 268. 272 u. sonst, Iffland, Reise nach der Stadt 8C, Frauenstand 95, Allzu scharf 31, Alte Zeit 91, J . P a u l , Loge 325, Contessa 2, 169. 3, 158, Lafontaine, du Plessis 1, 76 usw., Arnim 12, 238 u. sonst., Tieck, Phant. I, Ifen. .1,226.302, Fouque 2,166, Sigurd, Vorsp., Eichendorff 3, 63, Rückert 1, 344. 356, Heine 2, 136, Immermann 5, 43. 6,38, Mörike 4, 49, G. Keller 5, 294. Bei Wi. herrscht stände. Ad. erklärt dies fllr die richtige Form, stünde für vulgär.
Verba ohne thematischen Vokal.
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§ 200. Wollen: von diesem Verbum ist der Ind. Präs. schon im Urgerm. außer Gebrauch gekommen. Das Got. verwendet den Konj. als Übersetzung des griech. Ind.: wiljau, wileis, wilt, wileima etc. Es sind dies Präs.-Formen nach der athematischen Konjug. Weil die Endungen mit denen des regelmäßigen starken Prät. übereinstimmen, hat man früher das Verb, für ein Präteritopräsens gehalten. Im Ahd. entspricht wili in der 2. 3. Sg. den gotischen Formen. In der 1. Sg. kommt wille, willa vor, das dem got. wiljau entsprechen könnte. Daneben aber steht willu, das eine Umbildung nach der I. schwachen Konjug. ist, und wili mit der gewöhnlichen Angleichung an die 3. Pers. Die Form wili für alle drei Personen wird im Mhd. zu wile und später zu wil geschwächt. Neben du wil bildet sich nach Analogie der Präteritopräsentia du teilt, die gewöhnliche Form im Mhd. Als Konj. ist die Form •wili schon im Ahd. nicht mehr empfunden. Bei Otfrid ist auch die 3. Sg., der 1. Sg. willu entsprechend, nach der regelmäßigen Konjug. zu wilit umgebildet, eine Form, die sich als wilt im Mittel- und Rheinfränk. fortsetzt. Im PI. hat das Ahd. eine vom Got. ganz abweichende Bildung nach der I. schwachen Konjug.wellemes (wellen), wellet, wellent, wozu ein entsprechender Konj. welle etc. und ein Inf. wellen gebildet wird. Diese Formen setzen sich im Mhd. in Oberdeutschland fort. Im Frank., schon bei Otfrid und Tatian, erscheint dafür wollen etc. und so später im Md. Das ο scheint aus dem Prät. übertragen zu sein, das von Anfang an wolta (nur vereinzelt welta) lautet. Im Mhd. steht neben dem Ind. wolte als Konj. wolle oder wölte. Im Nhd. sind im Präs. die md. Formen mit ο zur Herrschaft gelangt. Im Sg. des Ind. hat sich für die 1. und 3. Pers. die alte Form wil behauptet, nur daß nach Analogie der übrigen Formen Doppelschreibung des l eingeführt ist. Für die 2. Pers. hat sich teilt lange behauptet, seit dem 17. Jahrh. tritt aber daneben willst nach der regelmäßigen Konjug., wodurch wilt allmählich verdrängt wird. Im Konj. Prät. ist nur die umlautlose Form bewahrt. Ein Part, gewollt ist erst nhd. gebildet. A s m . Für das Fortleben der Form du wil(l)t (wiltu) vgl. Op. 3, 1 4,41. 17,9, P.Gerhard gewöhnlich (doch 2,9 willst), Kachel, Sat. 4,111 5 , 3 4 , Chr. Weise, Cath. 109, 29, Bokesbiidel 36,4, Robinson 190, Hink. Teufel 107, Thom. Jones 3,310. 382 u. ö., Wi. 4, 216. II, 1—3 allgemein,
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Iii, 5.
Verba.
Idr. 1 3, 59. 5 , 2 0 (: enthüllt), 5,74 (: Bilcl-, später geändert), Am. 1 1, IM (= willst 6, 2S), 2, 201 (beseitigt 17, 20), Mus. 1 12 (15), Merk. 76, II, 135, La Roche, Sternh. 324,37 u. ö., Herder 18,419. 434. 27, 129 u. ü., Goe. Br. 2,260,25, Leisewitz, Jul. IV, 4, Schi. 2,103, 4. ö ( = willst Körner), Tieck, Phant. 1,199 (: Schild), Gen. 262, ü. 272, 3, H. Kleist 1, 412 (vgl. die Anm). 2, 184,21. 197,23 (vgl. die Anm.), Mörike, Ged. 21, Lichtwer, Mendelssohn (Sa.). Von Grammatikern setzt Kromayer nur wilt an, Schottel, Girbert. Pülmann, Duesius tvilst und wilt. Alem. setzt sich wilt als xvitt fort. Für wellen wird anhd. zuweilen icöllen geschrieben (Lu., Clajus, Schöpf » unter dem Einflüsse des Prät. wollte. Umlaut im Konj. Prät. findet sich noch anhd., selbst noch bei Reuter, Schelm. 42 und im Alem.
Präfix (je- im Partizipium. § 201. Für die slavischen Sprachen hat man zuerst den Unterschied zwischen perfektiven und imperfektiven Verben oder perfektiver und imperfektiver Aktionsart aufgestellt. Als imperfektiv bezeichnet man ein Verbum, wenn es sich auf einen Vorgang in seinem Verlaufe bezieht, als perfektiv, wenn es auf den Moment des Beginnens oder des Abschlusses bezogen wird, vgl. wachen — erwachen, frieren — (jefrieren. Im Germanischen hatte ga- die Funktion erlangt, ein einfaches sonst imperfektives Verbum perfektiv zu machen. Im Got. wird ga- mit dem Part, nur in derselben Beschränkung verbunden wie andre Verbalformen. Im Ahd. dagegen ist schon eine Erstarrung eingetreten. Das Präfix wird mechanisch dem Part, angefügt, auch wenn die Bedeutung imperfektiv ist. Doch unterbleibt die Anfügung in dem zum Adj. gewordenen trunken und in einigen mit einem Nomen zusammengesetzten Partizipien, von denen sich noch einige im Nhd. erhalten haben: altbacken, wonach zuweilen auch neubacken, hausbacken, willkommen. Außerdem bleiben noch im Mhd. einige Partizipia ohne ge-\ brüht, funden, komen, troffen, worden. Ursache ist, daß die betreifenden Verba an sich perfektiv waren und daher keiner Zus. mit ga- bedurften, weshalb auch die Partizipia immer ohne das Präfix blieben, was dann bei diesen häufigen Wörtern gewohnheitsmäßig fortgeführt ist. Spätmhd. sind dann in Obcrdeutschland scheinbare Fälle des Fehlens von gehinzugekommen, die auch in der Literatur des 16. Jahrh. vorliegen, ζ. B. gangen, bissen. Die sind aber vielmehr so zu erklären, daß der Vokal von rje- ansgestoßen und dann das g
Präfix ge- im Partizipium.
277
an den folgenden Konsonanten assimiliert worden ist. Solche Formen bestehen auch in den jetzigen oberd. Mundarten. Teilweise verrät sich die Zus. mit ge- noch durch eine stärkere Artikulation des Anlauts. Das Md. nimmt an dieser Eigenheit keinen Teil. In der neueren Sprache haben auch die im Mhd. noch präfixlosen Partizipia ge- angenommen außer worden, wenn es mit einem andern Part, verbunden zur Umschreibung des Passivums dient. A n m . 1. Im eigentlichen Sinne wird immer neubacken gebraucht (s. DWb.), im übertragenen Sinne ist jetzt neugebacken üblich. Für neugebacken bringt das DWb. drei Stellen aas Chr. Weise. A n m . 2. Aach im Nd. ist ge- zum Teil ganz geschwunden. Hier ist es zunächst in enklitischem Anschluß an ein vorhergehendes Wort zu 9 geworden, das in einem Teile von Niederdeutschland erhalten ist, während in einem andern daDn auch das a fortgefallen ist. Anm. 3. Reste der präfixlosen Partizipia reichen noch in die nhd. Zeit hinein. Bei den mit Verschlnßlaut anlautenden Verben läßt sich nicht immer entscheiden, ob anfängliches Fehlen oder Assimilation zu Grunde liegt. Bracht herrscht noch im 16. Jahrh., auch bei Lu., noch Gryphius hat es T. 37, 453 u. ö.; bei Jul. v. Brannschw. beruht es vielleicht auf nd. Einfluß. Anschluß an volkstümliche Rede liegt ror bei Claudius 76 und Goe. Br. 2, 203, 16. Auch funden herrscht bei Lu., wie Uberhaupt im Anhd. Auch neuere Schriftsteller verwenden es, wohl hauptsächlich im Anschluß an die Bibelsprache, vgl. Zabuesnig, Elsb. 88, Musäus 2, 264. 5,134, Uhland S3), 38, I.e., Stolberg (DWb.). Kommen ist noch bis in den Anfang des 18. Jahrh. die herrschende Form. Auch Goe. hat es häufig (s. DWb. 16). Es steht ferner Neuberin, Vorsp. 95, Stephanie, Werber 110, Schi. 1, 60, 3. 2, 159,1, Musäus 2,265. 3,116, Rückert 3, 3. Troffen wie bei Lu. noch bei Gryphius, T. 30, 259 und MUhlpforth (Sa.). Am längsten hat sich worden auch für andere Fälle als für die Umschreibung des Passivums erhalten. Es ist auch bei neueren Schriftstellern nicht ganz selten, vgl. Geliert 3,10, Herder 23,64.430, Zabuesnig, Elsb. häufig, Stephanie, Werber 110, Goe. 8,127,19. 35,110,26, Br. 2, 235,18, Schi. 1, 56,19. 21. 20. 57, 3. 5S, 19. 132,16. 19. 2,22,21. 36,6, Musäus häufig, Hensler, Invalide 33, Ayrenhoff, Lustsp. 155. 203, ETA. Hoflfmann 4, 131 u. ü., außerdem die von Sa. aus Haller, Le., Wi., Herder, Mendelssohn, Goe., Fichte, Chamisso, Lewald, Gervinus angeführten Belege; in Münchner und Wiener Dramen des 18. Jahrh. ist worden nicht selten. Umgekehrt findet sich vereinzelt i/eworden bei der Umschreibung des Pass., vgl. ich bin durch Ihro Excellenz ganz und gar verändert geworden Krüger 402; Liebempfangen geworden zu seyn Goe. Br. 2, 36, 9; vermuthet int der Stoff längist geworden J. Panl, Komet 213, bestohlen bin ich auch geworden Gutzkow, R. 4, 71. A n m . 4. Auch oberd. zweifellos durch Synkope entstandene Formen finden sich zuweilen bei neueren Schriftstellern, vgl. gangen Goe. 39, 3, 13. 5, 12. 11, 12, Br. 2, 1S2, 17, Rückert 3, 3, übergangen F. Weiße, Rieh. 1356,
278
111,5.
Verba
umgangen Goe. Br. 2, 186, 8, kriegt Goe. Br. 2, 37, 6. 16. 173, 20. 262, 8. 203,12, bissen Goe. 8,152,14, trunken Goe. 39,10,18. 11,5 (geändert 8,12,16· 13, 3). Wenn aneh Jul. v. Brannschw. 269. 308 u. sonst gangen gebraucht, so liegt vielleicht wieder nd. Einfluß vor oder Einfluß der Bibel, in der gangen allgemein ist.
§ 202. Auch die mit der fremden Endung -leren gebildeten Verba nehmen im Mhd. im Part, ge- an. Dies geerhält sich auch im Anhd. und noch später in der Volkssprache, während es in der gebildeten Sprache außer Gebrauch gekommen ist. Ursache ist jedenfalls die Unbetontheit der ersten Silbe, wodurch die Analogie der Zuss. nahegelegt war. A n m . Nhd. Belege für die Bildung des Part, mit ge·. geattaquirt (Judensprache) Inimermann 14, 197, gcdesertirt Holtei 15, 39, gedisputieret Weckherlin 42, 75, gefabriziert (Judensprache) Anzengruber 1, 208, gefiguriert Tieck, Gen. 275, 4, geformiert Amadis 161, gekareßiret Gieseke, Hamlet 17, gelamentiert O. Ludwig 3, 19, gemantenirt Krtiger 421, angemarchiret Reuter, Schelm. 49, vngemolestirt Heymonsk. 147, geordiniert Iffland, Jäger III, 2, geperorirt Claudius 3, 16, zugepitschirt Elis. Charl. 61, gepropheceyt Op. 199, 228, geregiert Amadis 305, Iffland, Figaro 51, gerequiriert Iffland, Jäger III, 2, gerevengiret, Reuter, Schlamp. 45, gesolicitirt Elis. Charl. 107, gespatzieret Robinson 270, angespaziert (Judendeutsch) Haken (Erz. 104, 16), gestudiert F. Weiße. Op. III, 8, Wi. II, 3, 524, 20, Iffland, Jäger 111,2, Friedel, Christel u. Gretch. 16, Kotzebne 9, 165, getemperiert Reuter, Schlamp. 117, getractiert Heymonsk. 48, Amadis 166. 357, Elis. Charl. 140, geturniert Amadis 399, gevexiert Chr. Weise, Mach. 84, 15, Renter, Schelm. 116, Schlamp. 108. Bei den jungen Belegen liegt wohl meist absichtliche Nachahmung der Volkssprache vor. Anderseits gehen die Anfänge der Ersparung des ge- schon weit zurück, vgl. studirt Teuerdank 10,97, H. Sachs, Fastn. 80,69. 70, probirt Teuerdank 10,98.
§ 203. Die festen Zuss. mit Betonung des Verbums können kein ge- annehmen, während es die unfesten mit Betonung des ersten Bestandteils haben. Schwankungen zwischen fester und unfester Zus. veranlassen auch Schwankungen inbezug auf die Verwendung des ge-. Die Znss. mit miß- sind ursprünglich feste und nehmen als solche kein ge- an. Sie werden aber nicht selten wie unfeste Zuss. oder wie Ableitungen aus einer substantivischen Zus. behandelt. Daher steht neben mißliandelt auch mißgehandelt und gemißhandclt. Ableitungen aus nominalen Zuss. bilden das Part, mit ge-, ι. B. geantwortet, geurteilt, So lautet auch von offenbaren, das eine Ableitung aus offenbar ist, das Part, bis auf die neueste Zeit richtig geoffenbart, aber schon Lu. hat viel häufiger offenbart und so andere nach ihm,
Präfix ge- im Partizipium,
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so daß es jetzt wohl das Gewöhnlichere ist. Das Fehlen des ge- setzt jedenfalls die jetzt verbreitete Betonung offenbaren voraus. Einige Zuss., bei denen der Ursprung verdunkelt ist, haben ge- angenommen, so fressen, Zus. von fr- = got. fraund essen, bleiben — mhd. beliben, glauben — mhd. gelouben. Anders verhält es sich mit glücken und gleichen, die Ableitungen aus dem Subst. Glück — mhd. geMicke und dem Adj. gleich — mhd. gelich sind, die aber auch im Part, erst ge- annehmen konnten, nachdem kein Gefühl dafür mehr vorhanden war, daß schon ein ge- darin steckte. Vor Vokal wird im Mhd. das e von ge- häufig ausgestoßen, in das Nhd. hinüber hat sich gessen als Part, von essen erhalten. Die Anomalie der Form hat aber veranlaßt, daß in der neueren Sprache noch einmal gedavorgesetzt ist. A i m . 1. Über die Unsicherheit in Bezug auf das Part, von offenbaren in den älteren Bibeln vgl. ZsfdU. 18, 667. 8. A n m . 2. Lu. hat schon gefressen. Lange erhält sich blieben, das selbst noch bei neueren Schriftstellern vorkommt, vgl. Herder 23, 444, Goe. 35, 197, 16, Br. 2, 31, 12. 283, 14, Schi. 1, 220, 7, Rilckert 3,30. Bei Gryphius, Squenz 23 steht noch gelückt. A n m . 3. Das Part, gessen herrscht noch im 10. Jahrb., im 17. tritt gegessen daneben (s. DWb.). Später wird gessen in der Literatur noch in Nachahmung volkstümlicher R e d e gebraucht. Das D W b . bringt B e l e g e aus Goe., Fr. Müller, Klinger. Zuweilen taucht auch die regelmäßige Bildung geessen auf, so schon im Iii. Jahrh. (s. DWb.).
Wörterverzeichnis.
Α. Aal 1145; III 8; 10 Α. Aalquappe II 140, Aar II 45; III 24; 34 A . l ; 84 Α. 1 Aas II 45; III 20, Α. 1 ab I 27; 451; II 34 Abend II 45; III 8 Abenteuer II 45; 55 A. 3; 116, A.; 14!·; III 74, Α. 1 aber II 45; 149; 228 A. 2 abermals III 5 Abfuhr II 107 abgefeimt I 24; II 99 A. Abgott III 23 Abiturient III 88 abknapsen II 143 abluchsen II 188 Abonnement III 95 Abonnent III 88 Abscheu III 06, Α. 1 abseits III 46 Α. 1 absichtlich II 25 Absolvent III 88 absonderlich II 25 abspenstig II 47 abstreifen II 89 (ab)stumpfen II 119 Abt II 10S; III 11; 32 A. 2 Abydos III 117 A. 2 Achat III 'JO Α. 2 Ache II 242 Α. Achilles 111 108 Α.; 110, Α. 2 Achse II 188; III 46 Achsel II 103; 188; III 48
acht I 21c; 45 3 ; II 188 Acht II 39; 14; 242; III 46 achten II 188; III 153 A. 2 ächten II 50; 188 ächzen II 213 Acker I 22c; 45,; II 170; III 11, Α. 1 Adel II 45; III 8; 40 adelig II 182, A. 2 Adelung II 100 Ader II 45; III 48 Aderlaß III 61, A. Adjunkt III 88, A. 3 Adjutant III 88 Adler II 112; III 34 Α. 1 Admetens III 110 A. 2. Admiral III 81 Α. 1; 86 A. 2 Adonis III 113 A. Adrastus III 110 A. 2 Adverbia III SO Advokat III 88, Α. 1 Aegisthus III 108 A. Affe III 24; 25 A. Affekt III 90 A. 2 Afrika III 118 After III 34 Agent III 88 Agnes II 177 A ; III 110 Α. Ί ah II 45 Ahe, -ach I 21 e; 45, Ahle III 66 A. 2; 74 A. 2; 75 Α. 1 (nach)ahmen 11-45 Ahn II 45 ahnden II 33; 45 Ahne III 34 A. 2 ähnlich II 52
Wörterverzeichnis. Ahorn 1145; III II A. 3; 30 A. 2 Ähre II 52; 107; 226; III 72 A. aichen II 88 Akt III 90; 100 A. Aktionär III 81 Α. 1 aktiv II 153, A. Alaun II 92 albern II 112; 148; 241 Albino III 82 Albrecht II 227 A. 3 Albuin III 82 Alcibiades III 11» A. Alexander III 113 A. Alimente III 101 all- II 21 iillenthalben II 206 Allerheiligen III 103; 117 allerliebst III 125 A. allerorten III 14, A. Allerseelen III 103 allerwegen III 14 Allgäu II 118a; III 118 allmählich II 52; 190 Alltag III 102 Allüren III 101 Alm II 142; 2)4 Almerich II 101 A. Almosen II 80 Alois II 17 A. Alp II 142 Alpen II 112 Alraune II 92 Altane III 86 A.2; 99, A.l Altar II 17; 44; III 39 A. 2; 8(5 Α. 1 altbacken III 201 Altenau, -beken, -bnrg, -dorf, -kirchen, -stein III 117 Altertum III 23, Α. 1 Altmark III 118 Alumne III 88 aui II 115 Amalienstraße III 109 Ambach, -berg, -Steg III 117 Ainboß 11234; III 8; 11 A.3; 39 A. 2 Ameise II 45; 100; 219; III 47 Amerika III IIS Amine III 4(i
281
Ammer III 55, Α. 1 Ampel III 48 Ampfer III 31 Amsel III 48 Amt II 103; 108; 234; 235; III 19 A. •amten III 1Θ Amusement III 95 an II 34 anbändeln II 126 anberaumen II 94 Anchises III 108 A. Andacht II 250; III 52 ander II 208; III 124 Α.; 137 Andermatt III 117 anderseits III 46 Α. 1. änderst II 207 anderthalb II 207 anderweitig II 202 Andres II 17 A. Angel III 60, Α. 1 angenehm II 51 2 Anger III 8 Angst II 47; III 42, A.3 anheischen, anheischig II 222, Δ. 8 Anis II 17 Anken III 27 Anker III 11 A.2; 39 A.2; 67 Anoint III 02, A. Annalen III 101 Annaten III 101 St. Annenkloster III 189 anrüchig II 189 anrUchtig II 189 ansässig II 50; 128 Antiquar III 90 A. 2 Antlitz I 45,; III 15; 20 Α. 1. Antwort I 45,; II 107; 121 antworten II 76 Anverwandte III 25 A. Anwalt II 210 Α. 1; III 34 Α. 1 Anzeichen II 182, A. 5 Anzeigen II 182, A. 5 Apfel II 83 Α. 1; 16»; III 9; 36 A. 2 Apoll. III 108 A. Apolog III 89, A. 3 Apostel III 90 A. 2 Appartement III 95
282
Wörterverzeichnis.
April III 34, Α. 1 Arbeit II 100; III 52 Arche II 44 Archimandrit III SS Architekt III 88, A. 3 arg III 120 A. 4 Argwohn II 80, Α. 1 Ariost III 108 A. Aristippus III 110 A. 2 Aristokrat III 88 Aristoteles III 110 Α. 1 Arm III 8; 10 Α.; 36 Α. 2 Armbrust III τι, Α. 1 Ärmel III 34; 36 A. 2 Armut II 100; 107; III 70 A. Arnold II 13 Α. 1 Arrangement III 81; 95 Arrestant III 88 Arroganz II 216; III 78 Arrondissement III 81 Arsch II 32; 45; 222 A. 6; III II) Art II 32; 45; III 04 Arterie III 78 Artikel III 90 A. 2 Artillerie II 88 A. Artist III 88 Arzt II 32; 44; 100; 108; 216; III 11 ; 32 A. 2 Asche II 221; III 46 A. 2, A. 3., A. 4; 50 Α.; 65 Α. Asche (Fisch) III 55 Α. 1 Asien III 118 Asop III 110 Aspekt III 90 Assel III 60, Α. 1 Assistent III 88 Ast I 22b; I 45·,; III 10; 23 A. 2. Astronom III 68 Atelier III 95 Atem II 40; 45; 80 Α. 1; 102 Α. 1; 203; 289 Α. 1; III 8 Athen III 117 Α. 1 Athenäum III 79 Α. 1 atmen III 153 Atom III 91 Α.; 95 Α. 1 attackieren III 202 A. Attich II 203
Attika III 118 Attribut III 91 A. atzen II 47; 128 ätzen II 47; 128; 213; 247, auch II 91; 187 Auctionator III 82 Α. 1 Audienz II 216 Aue I 31; 77; II 91; 118a; lr.»i; III 46 Α. 1 Auer II 92 Auer(ochse) II 116 aufgedunsen III 164 Aufpasser III 84 Α. 1 Aufruhr III 66. A. 1 aufsässig II 50 anfwärts II 48 Auge II 69; 90; III 37 A. 1 Augenbraue III 74 A. 2; 75 A. 2 Augenbraune III 50 (Augen)lid II 61; III 19 A. August II 17 A. Aulis III 117 A. 2 Aurikel III 48 Aurora III 110 A. 2 aus II 92 ausfindig II öS, Α. I Ausfuhr II 107 ausführlich II 25 ausmergeln II 47 Auspizien III 101 ausschließlich II 2ö Auster II 92 ; III 4s Australien III 116 Automat III 96, A. Avancement III 95 Axe II 175 A. Axel II 175 A Axiom III 78 Axt II 108; 175; 207; III 42 ß. Babenberg III 108 Bach III 9; 23 A. 2; 58 A. 2 Backe(n) III 57, Α. 1 backen I 33; II 170; III 159; 169, A. 4
Wörterverzeichnis. Bäckerei II 18 Bad 156; 1134; 36; 45; 130; 1II,19A. Baden III 19; 117 Bagage III θδ, Α. 1 baggern II 178 bähen I 5fi; II 51 130; 196 Bahn II 45; III 46, Α. 1 Bahre 157; II 45; 127; III 40 A. 3 Bai II 87 Α. 1 Baier II 87; III 116 Baierland III 116, A. Bake II 1712 Baldachin III 96, A. Baldrian II 149 Balg III 9; 23; 58 A. 2 Balken III 27, Α. I Balkon III 81 Ball III 29 Ballade III 93 Ballen III 27; 29; 57 A. 2 Ballet III 95 Ballon III 81, Α. 2 Balsam III 34 Balz II 149 balzen II 149 Bamberg II 234 Banause III 88 Band II 126; III 21; 37 A. 2; 40, Α. 1 bändigen II 126 Bandit III 89, Α. 1 bange III 120 Bangert II 112 Α. 1; III 27 Α. 1 Bank III 42, Α. 1; 52; 54, A. Bankett III 95 Bann III 10 bannen III 170, Banner II 35; 139; 238; III 74, Α. 1 Banquier III 81 bar II 45; 127 Bär II 53; III 24; 34 A. 2 Barbar III 88 Barbe III 55, Α. 1 Barbier II 603 ; 241 A. barfuß II 33 barmherzig Ii 114 Baron III 81 A· 1 i 90 A. 2 Barren III 27
283
Barsch II 32; 222; III 8 Bart II 32; 45; III 10 Bartel II 17 Ä. Bartholomeus II 513 A 4 Base III 46 Basilisk III 88, A. 3 Baß III 10 Bast III 38, A. Bataillon III 91 Α.; 95 Batzen II 139; III 27 Ban III 8; 10 Α.; 40 Bauch II 92; III 10; 164 A. 4 bauen II 92; 116, A. 166; III170A.S Bauer II 92; 116, Α.; III 36, Α. 1; 39, Α. 1 Baum II 91; III 10; 23 A. 2; 32 A.2 bäumen II 119 bätirisch II 116 Bausback II 137 Bausch II 92 bausen II 137 Bauten III 101, A. Bayer II 87; III 118 Beamte III 180 beben I 18; II 54 Becher II 49; 187; III 7; 40 Beck' III 24 Becken II 47 Bedacht II 250 bedingen III 183, Α. 1 Beere II 52, Α. 1; 226; III 71, Α. 1 Beest III 99 Beet II 52; III 15; 20 Α. 1 befahren II 45; III 185, A. 4 Befehl III 7 befehlen II 197; III 167, Α. 1 befleißen III 162, A. 2 befreunden III 180 A. begatten II 36 begegnen II 52, A. 2 Begehr III 74 begehren II 53 Α. 1; 120 Begier II 120 Begierde II 120 beginnen III 164, A. 2; 188, A. behagen III 185 A. 7 Behehn II 102 Α.1
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Wörterverzeichnis.
behende II 20; 47; 115; 120 Behuf II 6(>; III S; 58 A. 2 bei I I 88 Beichte I I 8 S ; 112; 188; III 53, A. beide II 51, Α. 1; 87 Beil II 88; 197; III 12; 20 Α. 1 Bein II 87 ; III 20, Α. 1 beinen III 124 A. beißen I 23a; II 124; 247 3 ; III 162, Α. 1; 201, A. 4 beiten III 162 A. 9 beizen I I 87; 124; 213; 247 3 Bekenntnis II 47 bekleiben II 88 belasten III 153 Α. 1 beleidigen II 87 belfern I I -18 bellen III 105, A. 6 Bemme II 47 benedeien I I 88 Benediktenwand III 108 Bengel II 47; III 84 Α. 1 benetzen II 47 beqaem I I 51 2 A. 3; III 120, A. 4 Berchtold II 13 Α. 1 beredt I I I 180 bereit II 87; I I I 120 Berg II 48; 120; 126; I I I 7 bergen II 121; 126; III 165 a , A. 2, A.5 Bergfex II 175 Bern I I I 117 Α. 1 Bernstein I I 47; 226 bersten II 226; III 165 s , A. 3, A. 6 Bertram II 13 Α. 1; 234; III 30 berilchtigen II 189 beschälen II 53 bescheren I I 52 Beschluß I I I 39 A. 2 beschuppen I I 140 2 beschweren II 51 s beschwichtigen I I 189 Besen II 53; III 34; 239, Α. 1 besitzen III 153 Α. 1 Besitztum III 23, Α. 1 besser II 47, Α. 1 bestallt III 179
Bestand II 24 Beste(ns) III 28 A. betäuben II 119 beten II 53; III 153 Α. 1 Betrag II 24; 34 Betrug III 8 betrügen I I I 163 A, A. 2, A. 3 betteln II 4S Bett II 47; 117; 203; III 37, Α. 1 beugen II 96; 119; 125; III 163 A. 2. A. 3, A. 8 Beule II 97 Beute II 97; 2Ü4 Beutel II 97; III 84 Α. 1 bewegen 11 52, A. 2; 128; III 1«*, A. 7 beziehten 11 72 A. 2 bezichtigen II 56; 72 A. 2; 124 Bibel II 61; III 48 Biber II 61; III 17 Bibliothekar III 86 A. 2 bieder II 61; 1 1 2 ; III 120 Biedigheim II 243 biegen II 125; 247*; 250; III 163 Α. 1, A . 6, A . 8 Biene II Ol; III 71 Bier I I 60 2 Biest II 38; III 87; 99 bieten 1 2 5 ; 1197; 125; III 163 A. 2, A.3 Bild III 19, A. bilden III 180 A. Bildner II 106 Billet I I I 81; S7 A. 2; 91; 95 billig II 182, A. 2 bimbambum II 131 Bims II 218 Bimstein II 58, Α. 1; 146 bin II 34 Binde I I 126; III 46 binden II 126; III 152 A; 153 Α. 1 ; 164, Α. 1 binnen II 114 Binse II 108; 219; III 61 Biograph III 88 Birke I I I 46 Birne II 56; 146; III 50
Wörterverzeichnis. birschen II 222 Bischof II 31; 50; 146; 151; III 11, A. 3; 32 A. 2 bis II 34 Bisam II 61 Bise II 62 Biss II 56; 124; III 7 Bissen II 124; III 27, A 1 Bistum II 218 A. 2 Bitte II 46; 59 bitten II 247 8 A; III 15«; 168 bitter II 124; 201; 203 Blachfeld II 149 blähen Iä6; II 512 Blaker II 171 a blaken II 1712 Blankenburg III 117 Blase II 45 blasen III 1702 Α. 1, A. 4 Blatt II 36; III 18 Blatter II 40; 44; III 48; 101 blau II »3; 116 Bläue II 98 bläulich II 06 Blech II 49; III 20 A.l blecken II 47 Blei II 88 bleiben II 114; III 162 Β, Α. 1: 203, A. 2 bleich II 87 bleichen III 162 A. 6 Bleistift III 36 A. 2; 39 A. 2 blenden II 47; 126; III 153 Α. 1 bleuen II 97; 122; 166; III 162, A. 7 Blick III 7; 23 A. 2 blind II 126 Blindschleiche III 55, Α. 1 blinzen II 213 Blitz III 23 A. 2; 34, Α. 1 blitzen II 213 Block 11173, A.2; III23 A.2; 40, Α. I blöde II 84; III 120 blöken II 171,
bloß II 7S blühen II 73; 196 Blume I 23a; 51,; III 55, Α. 1
56;
II 66;
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Blut II 66 Blüte III 53, A. Blutegel II 62; III 68 Α. I (blut)riinstig II 126 Boa III 82 bold II 75; III 32 A. 2 Bock 11 75; 170 Boden 1179; 239, A . l ; 1II11, Α. 1; 30 A. 2 Bogen II 36; 79; 125: III 27, Α. I, A.2 Bohle II 79 Böhmen II 85; 100; 102 Α. 1 Bohne II 78 bohnen II 80, A. 2 bohren II 79 Böller II 35; 230 Bolzen III 33, A. Bombardement III 81; 95 Bon III 81 Bonbon III 81; 96 Bonmot III 81 Boot II 80; 204 Bord II 210, A. 2; III 38, A. borgen II 121'; 126 Born II 226; III 35, A. Börse II 85 Borste III 61, A. Borte III 55, Α. 1 Bosch II 76 A. 2 BöschuDg II 82
böse II 84; III 120 Bösewicht III 23, Α. 1 Bosheit II 78; III 119 A. Boß- II 204 Α. 1 Bot III 13, Α. 1 Bote II 36; 79; 125; III 24 A; 25 Α. Bottich II 36; 101; 182; III S; 58 A. 2; 66 Böttcher II 106; 182 Bötticher II 106 Böttiger II 106 Boudoir III 95 Bouquet III 81 boxen II 44 Α. 1 brach II 127 Brache II 127; III 46
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Wörterverzeichnis.
Brand II 126; III 10; 23 Α. 2 Braten III 27; III Πυ 2 , Α. 4 brauchen II 92; III IS8, A. Braue II 93, A; III 46 brauen II 93; III 163 brann II 92 Braunschweig II 222 Braus II 92 brausen II 92 Brausche II 92 Braut II 92; III 42 Bräutigam I 23c; 48 2 ; II 101; 112; III 23 A. 2; 34, A . l ; 42; 84, Α. 1; IUI brav Π I S3, A. brechen II 45; 121; 127; 247 „; III 149 A; 154; 166, Α. 1, A. 7. Brei II 68; III 29 A. Breisgan III IIS breit II 87 breiten II 87 Breitenau, -bach, -berg III 117 Breme II 53; III 55, Α. 1 Bremse II 47; 48; 53; 146 brennen II 47; 126; 227, Α. 1; III 164, A. 4; 175, A. Brett II 36; 48; III 18; 19, A. Bretzel II 139 A; 223 Α. 1; III 48 Brevier III 95 Brezel II 38 Brief II 60,; 15S; III 7; 40 Brille III 55, Α. 1 Brilliant III 88 bringen II 39; 44; 250; III 151 A; 171 A; 188, A; 201 A. 3 Britannien III 118 Brocken II 127; 247 3 ; III 27; 57 A.2 brocken II 127 bröckeln II 127 Brockhoff II 34 brodeln II 79 Brodem II 80, Α. 1; 239, Α. 1 Brombeere II 39; 77 — bronn III 35 Bronnen II 76 Brosam II 31; 79; III 66, Α. I
Brot II 78; III 13 A. 2 Bruch II 66; 121; 127; III 9; 23A.i Brücke II 70; 119; 170; III 46, A. 2; 65 A. Bruder I 23a; 25; 27; 51,; II 4(1; III 17; 32 A.2 Brugg II 170 brühen II 73; 196 Brühl II 73 brüllen 1142; 71 Brünig II 243 Brunn(en) II 76; III 35, A. — brunn III 35 Bruno III 10S Brunst II 126; III 42; 52 A.2 brunstig II 126 Brust II 64: III 43 Brut III 52 Brutus III 113 A. Bnbe II 154 A. 3; III 24; 25 Α.; 34 Α. 2; 84 Α. 2 Bach II 66; III 19, A. Buche I 23a; 51 2 ; II 66; III 46 Buchs II 64 Buchsbaum II 146, 188 Biichse II 70; 146; 188 Buchstabe II 36; III 26, Α.; 32 Bucht II 64; 250; III 52 Buckel II 125; 139, A. bücken II 70; 119; 125; 170; 247 , Bude II 67 Büffel III 36 A. 2 Buffet III 81; 95 Bug II 66; 125; III 17 Bügel II 73; 125 Bugspriet II 204 Bühel II 73 Buhle II 66 Buhne II 67 Bühne II 73 Bühre II 74 Α. 1 Bukett III 87 A. 2; 95 Bund II 126; III 10; 39 Bündel II 126; III 39, Α. 1 bündig II 58 A. 3; 126 Bungert II 112 Α. 1 bunt 11 146
287
Wörterverzeichnis. Bunzen Π 138 Bürde II 127 Bnrg II 64-, 121; 126; III 52, Α. 1 Bürge II 121; 126 Burgverließ III 58 A. 2 Barkard II 13 Α. 1 Büro III 81; 95 Barsche II 64; Sö; 222, A. 6; III 102 Burse II 85 Busch 1 1 6 4 ; 76 A. 2; III 10; 23 A. 2; 32 A. 2 Buschklepper II 140.2 Büse II 74 Α. 1 Busen II 40; 06; 80 A. 3; 100 Α. 1; 23!l, Α. 1; III 8 Buße II 66; III 46, Α. 1 Büste III 98 Biitte II 36; 146; III 51, A. Biittel II 125; III 3« A. 2 Butter II 64; 68
3; III 180 A. Leiter II 87; III 4S Lende II 47 lenden III 178 Lengenfeld III 117 lenken II 47 Lenz II 47; 213; III 34, Α. 1 Leopold II 144 Lerche II 39; 48; III 46 lernen II 49; 120; 124; 249 4 lesen III 16S, Α. 1, A . 4 letzen II 47; 213
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zu (guter) Letzt II 207, Α. 1 Leu II 85; 96; 166; III 24; 34 A. 2 leuchten II 97; 122; 188; III 153 Α. 1 leugnen II 96; 119; III 153 Leumund II 97; 100; III 8 Lenpold II 144 Leute III 101; 102, A. Leutnant III 81 Leviathan III 82 Α. 1 -lieh II 13; 23; 52; 112; 182, A. 2; III 124, A. Licht II 39; 57; 122; 188; III 12; 21, Α.; S2 A. 3 licht III 120 A. 4; 125 A. lichten II 57; 189 A. Lichtenau, -fels, -stein, -tal III 117 Lictor III 82 Α. 1 lieb 1 23a; II 6 0 , lieben II 125 Liebenau, -stein, -tal, -walde, -werda, -zell III 117 Liebling III 84 Α. 1 Liebs uud Treue III 124 A. Lied II 60 „; III 19, A liederlich II 6 0 , ; 74, A. 2 Lieferant III 88 liefern II 62 A. 2; 153 liegen I 2 3 d ; II 61; III 159; 168, A.3 Lilie II 183 A. 2 limiyen III 164 lind II 20S; III 120 Linde I I I 46 Lineament III 91 A. Linie III 78 link II 172 Linnen II 40; 57 linnen III 124 A. Lippe II 140.,; III 46 lirutalarnm 11 131 lispeln II 136 List I I 56; 120; 124; 249 4 ; 58, Α. 1; 79 Α. 1 Lit&nie II 88 A. Liter I I I 96 Litze II 216
III 52;
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Wörterverzeichnis.
Liverei II 88 A. Lizentiat III 88, A. 3 Lob II 79; 125 loben II 79; 125 Loch II 70; 121; 24 „ Locke II 170; III 61, A. löcken II 83, Α. 1 locker II 170 Loden II 79; III 27; 57 A. 2 Löffel II 83, Α. 1; III 36 A. 2 Lohe 1178; 79; 196; III 55, Α. 1; 72, A. — lohe II 196 lohen II 79 Lohn II 78; III 40, Α. 1 Lokal III 87 A. 2 Lolch II 189 Lootsmann II 80 Lorbeer II 39; 78; III 60, Α. 1 Lord III 82 Lorenz II 78 Loa II 78; 219; III 39 los II 78 löschen II 83, Α. 1; 221; 222; III 167, A.4 lose III 120 losen II 219 Lot II 78 Lotse II 80; III 89, A. 2 Löwe II 85; 166; III 24; 25 A. Luchs II 04; 188; III 8; 10 Α.; 32 Α. 2 Lücke II 70; 121; 247 3 lacker II 76 A. 2 Luder II 60 lüderlich II 74, A. 2 Ludwig II 112 A. 2 Luft II 64; III 7; 58, Α. 1 Lug II 67; III 54 Lüge II 73; III 51, Α.; 51 Ingen II 66 lügen II 74; III 163, A. 2, A. 3, A. 6
Lügner II 73 Luis II 17 A. Luke II 68; 1712 Lump III 57, Α. 1
Lumpe(n) III 57, Α. 1 Lunge II 64; III 46; 51, A. Lünig II 243 Lunte III 55 A. 2 lupfen II 119 lüpfen II 119 Lust II 64; III 17; 52 A. 2; 58, A.J Luther II 112 A. 2 Lutz II 2!3 A. Lykurg III 110
M. inachen III 153 A. 2; 186 A. Machiavell III 113 A. Macht II 188; 250; III 42, A. 8 52, Α. 1 mächtig II 101 Mädchen II 52; 184; III 79 A. 2 84 Α. 1 Made II 45; III 55, Α. 1 Madel II 45 A. 2 Miidel III 37 A. 2; 84, Α. 1 Magazin III 91 A. Magd I 34; II 33; 108; III 42 Magdeburg II 33 Magen II 36; 45; III 27, Α. 1, A. i mager II 45 Magister III 78; 90 A. 2 Magnat III 88 Magnet III 88, A. 3 Magnetismus III 79 Α. 1 Magsame II 80 Mahd II 45; 197; III 71 Mähder II 197 mähen II 512, A. 3; 89 A. 6 Mahl II 45; 197; III 21 mahlen I 62 Α.; II 45; 197; III lööj A. 7 Mahler III 84 Α. 1 Mahlschatz II 45 mahnen II 45 Mähne II 52; III 53 ; 66 A. 2 Mähre II 52; 197 Mai II 87; III 34, Α. 1 Maid III 52 Maie III 5,5, Α. I
Wörterverzeichnis. Mailand II 87 Α. 1 Main I 45 „; II ST Mainz I 4 5 3 ; III 117 Maisch II 87 maischen II S7 Mais II 87 Α. 1 Majestät II 51 2 A. 6 Makel II 35; 1 7 1 , : III 99, Α. 1 mäkeln II 35; 171 2 Makler II 32; 171 a Mäkler IL 171 a Makulatnr III 99 A. 2 Mal II 4 5 ; 197; III 21, A. malen II 45; 197; III 185 A. 7 Malerei II IS Malheur I I I 95 Malter III 40, Α. 1 Malz II 213 Mamsell III 82 A. 2 man III 138 manch II 189; III 137 mancher II 47; 106; 189. Mandant III 88 Mandel III 48; 08 A. 2 Mandl II 211 Α. 1 Mangel III 11, Α. 1 Manko III 95 Mann II 47; III 5; 23, Α. 1 Manna III 98 A . 2 Mannheim II 112 Α. Ά mannig- II 36 Mannsen II 112; III 39 Manöver III 95 Mantel III 11, Α. 1 mantenieren III 202 A. Mappe II 140 3 Mär(e) II 197; III 71 Marc·Aurel III 113 A. March II 187 A. Märchen II 51 2 Marder II 32; 229 Α.; III 8 St. Margen III 109; 117 Marie II 17 A. Marienbad, -bürg, -werder III 109 Marienkäfer III 109 Mark II 47; 173; 187 Α.; III 4«; 72 A.
313
Markt I I 108; I I I 11 Marmor II 231 A. Marquis I I I 81; S9 A. 4 Marsch I I 224; III 10; SB: 99 Marschall I I I 86 marschieren III 202 A. marteln II 231 A. Marter II 32; 231 Α.; III 4S Märterer II 231 A. Martial I I I l l o Martin II 17 A. März II 32; 47; 216; I I I 25 Α.; 34, Α. 1 Marzipan I I I 95; Θ8 A. 2 Masche I I 221 Maser I I 45; III 60 Masern I I I 101 Maß II 45; I I I 74, Α. 1 Masse I I 218 Maßholder III 54, A. Mast I I I 36, A. t Material III 91 Materie III 78 Mat his II 17 Α. Matratze I I I 61, Α.; 98 Matrose I I I 88 Matte II 36 Matz II 17 A. Mauer II 92; 116, Α.; I I I 46, Α. 1; 63 mauern I I I 153 Mauke I I 171 2 Maul II 92; III 39, Α. 1 Maulbeere II 92; 231 Maul(tier) II 92 Maus 1 5 3 , ; I I 92; I I I 42, Α. 1 mauschen II 206 A. 2 Mauser II 92; 219 mausern II 219 Maat I I I 46 Mecklenburg I I I 117 Medaillon I I I 95, Α. 1 Medikament III 91 A. Meer II 3; 52, A. U HI 4 Α.; 12 Meerrettig II 33 Mehl II 53; 148; 1 66 Mehltau II 55
314
Wörterverzeichnis.
mehr II 228; 249, mehren II 52 Α. 1 Meid II 87 meiden III J62 A. 5, A. 7 Meier II 67; III 7 Meile II S8; III Meiler II SS mein II 88; III 136, Α. 1 Meineid II 87 Meineke III 108 meinen II 87 meinerseits III 46 Α. 1 Meinert II 13 Α. 1; 112 A. 2 1 halben me!Det" willen I 206 meiuent-j w e g e n Meinhard II 87 Meise II 87 Meißel II 87; III 1703 meißeu III 1703, A. 5 meist II h7; 249, Meister II 87; III 7; 84 Α. 1 Melbcr II 14S melden II 4S melken III 165, A. 6 Melodie II SS, A. ; III 7ϊ Memoire III 81 Α. 1 Meng(e) II 36; 47; 23Ί mengeD II 47 Menje II 3G Mennig(e) II 36; 49; 183 Menonit III 8S Mensch 1147; lül; III 19; 24, Α.; 25 Α.; 34 Α. 2; 39, Α. 1 Menu III 81; 95 Menuett III 98, Α. 1 Mergel II 47 mergeln II 173 St. Mergeu II 17 Α.; 183 A. 1 merken II 47; III 177, A. Merkur III 110 Merten(s) II 17 A. Mesner II 218 Α. 1 Messe II 49; 107; 218; III 4«, A. 2 messen II 247 a ; III 168, Α. 1 Messer II 47; 112; III 37 A.2
Messing II 218; III 39, Α. 1 Meßuer II 218 Α. 1 Met II 53; III 7 Metall III PI A. Meter III 96 Meteor III 90 A. 2; 98 A. 2 Mette II 47; III 51, A. Mettwurst II 204 Metz II 17 A. Metze II 17, Α. 1; 217 3 ; III 55, Α. 1 Metzge II 1 S3 metzgen II 47; 183 Metzig II 183 Meuchel- II 97 Meute II 97 Meuterer II 97 Michaelis III 103 Mieder II 62; III 12 Miene II 62 A. 2 Miete I 23b: 50; II 60,; 62: III 40 Milbe II US Milch II 1S7; III 12 rnild(e) 1Γ 210, Λ. 1; III 120 Million III 98 Milz II 213; III 71, Α. 1 Mime III 8S minder I 33; II 211 Minerva III 110 A. 2 Minister III 78; 81 Α. 1 Ministrant HI S8 Minze II 5fi; 213 mir II 34; 61 Misanthrop III 88, Α. I mischen I 21 c; II 56; 221 Mischmasch II 131 Mispel II 56; 136; III 48 missen II 21S aiißhandebi III 203 Mißiuut III 62, A. Mist. II 56; III 17 Mistel III 60 mit II 34 Mitgift II 12S; III 52; 75, Α. 1 Mitrag I 23 b; 47; III 103 Mitte III 49, A.2 Mittel III 12; 37 A.2
Wörterverzeichnis. mittelst IL 2o7 mitt.n II 115 Mittenwald III 117 Mitternacht I 2 3 b . ; I I I JO.i Mittwoch II 107; I I I 66, Α. 1 Möbel III 81 A. 1; ill Α ; 95; Α. 1 Mobilien III IUI Moder I I 20S; I I I 8 Modder II 20S Modus I I I SO mögen I I 33; 121; 250; A. 2 möglich II 121 Mohn I I SO, Α. 1 ; 197; III 65 Mohr II 78; I I I 24: 116, A. Möhre I I 84; 197 Molch I I I S; 32 A. 2 molestieren I I I 202 A. Molke III 72, A. Moment I I I 100, A. Monarch I I I 88, Α. 1, A . 2 , Monat II 80, A . l ; 102; I I I Α. 1
'.»8,
I I I 194,
27, A . 3 ;
A.3 17; 39,
Mönch 1 1 8 2 ; 10S; 187; I I I 7; 32 A.2 Mond I 50; II 39; 60, A. 1; 102; 211, A . 3 ; I I I 25 Α.; 34, Α. 1 Monolog III 89, Α. 3; 98 Α. 2 Montag II SO, Α. 1 Moor I I 80 Moos II 79 Mops II 143; I I I 8 Morast II 207; I I I 86; 96, A. Morchel 11 134; 189; I I I 48 Mord III 40, A l morden I I I 180 A. Morgen III 8 morgend 11 211 morgendlich I I 211 morsch I I 222 Mörser II 81; 82; 222, A. 6; 229 A. Mörtel II 17; 81; 82; 231; I I I 7 Morungen I I 100 Mosaik I I I 99 A. 2 Most I I I 8; 40
315
Motiv II 153, Α.: I I I 91 A. Motte, II 2n3 Motto III so Α.; 82 Möwe II 85; 166 Mucke I I 119 Milcke I I 119; 170; I I I 4« Mückensäuger II 99 A. müde I I 13; III 120 Muff III S Mühe II 191} mühen II 73; 19« Mtlhle I I 73 Muhme II t;6; III 46 Mulde II 65; 210 Müller II To-, 230; I I I 112; 113 miillersch I I 101 Mum fei I I 112 Α. 1 München I I I 117 Muud II 64; 208; III 8; 10 Α.; 101 Mündel H l 75, Α. 1 munkeln I I 172 Munster I I 64 Münster I I 17; 70; III 40, Α. I munter I I 64; 202 Münze I I 17; 70; 213 mürbe II 148; III 120 murkeln II 172 (ab)inarksen II 172 murmeln II 231 Mns I 31; II 60; 73; I I I 20 Α. 1 Muschel III 4S Muselmann III 90 A. 2 Musikalien I I I 101 Musikant III 88, Α. 1 Muße I I 66; III 46 mnsseln II 35 müssen 1 3 1 ; II 42; 65; 71; 218; III 195, A. Muster II 64; III 12 Mut II 66; I I I 8; 40, Α. 1 Mutter 1 2 7 ; 5 1 s ; II 40; 65; 71; I I I 43; 115 Mutwill(e) III 26, A. Mütze II 216 mutzen π 213 Mykenä III 117 Α. 1
316
Wörter Verzeichnis.
JJ. Nabe II 45 Nabel II 45; III 34 nach II 41; 44; 45; 168 Nachbar II 39; 44; 112; III 36 Nachen I I I 27, Α. 1 Nachkomme III 24 Nächste III 25 A. Nacht I 21 b ; II 188; III 43, Α. 1; 52 A. 2 Nachtigall II 36; 101; III 42; 46 Nacken I I 170; III 33, A. nackend II 241 nackt I 2 2 e ; II 108; 170; 241 Nadel II 45; I I I 48 Nagel II 35; 45; III 11, Α. 1 nagen II 45; III 169, A. 7 nahe II 45; 196 nähen II 5 1 2 ; 196 -nähme II 45; I I I 47; 66 A. 2 nähren 1 2 8 ; II 52; 128; 183 A . l ; 22t;; 249, nahrhaft II 128; 249, Nahruug II 128; 249, Naht II 45; III 42 Name 1136; 45; III 26, Α.; 40 Α. 5; 84 Α. 1 namentlich II 206 nämlich II 33 Napf II 160; III 10 Narbe II 148 Narde III 54 Narr III 24, Α.; 25 Α. Narrin II 44 Α. 1 Nase II 45; III 46 A. 2, A. 4 naseweis III 120, A . 4 Nashorn III 20 A. 3 naß II 47; II 247 3 Nast II 13 A. 2; 242 A. Natter II 40; 44; III 48 Natur II 68; I I I 78 Naturalien III 101 Nauheim II 94 Naumann II 94 Naumburg II 94; III 117 Naundorf II 94; III 117
Nebel II 53, Α. 1 neben II 115 neblig II 32 nebst II 207; 213 Νι-ffe I 21 a; II 36; 152; I I I 24 Neger III 116 A. Neglige I I I 95, A . l Negotiant I I I 88 nehmen II 127; I I 1 1 4 9 A . ; 166, A . 3 171 A. Neid II 8S; III 7 (be)neiden III 162, A. 8 Neige III 46, A. 2 neigen II 87; 247 4 nein II 87 Nekrolog I I I 89 A. 3 Nekromant I I I 88 Nelke II 39; 50; III 72, A. nennen II 47; 238, Α.; I I I 175, A, nergeln II 83 Nerv II 153, Α.; III 24; 25 Α.; 98 Nessel II 47; I I I 48 Nest II 48; III 19, A. Nestel II 47; I I I 48; 54 Nestor III 113 A. nett III 120 A. 4 Netz II 47; III 15; 37 A. 2 netzen II 247 s neu II 97; 166; I I I 120, A. 4 neubackeu III 201, Α. 1 Neuenahr, -bürg, -hain, -heim, -Stadt III 117 Nenkirch III 113 A. neun II 97 Nibelungen III 116 nicht II 57; 112; 115; 188 Nichte II 189 zu nichte, mit nichten III 138 nichts III 138, A. Nichtsnutz II 119; III 120 Nickel III 39, Α. 1 nicken II 247 4 nie II 60 a nieder II 35; 61 Niederlande III 21 Niedernau I I I 117 niedlich II 6 0 , ; 210, A. 3
317
Wörterverzeichnis. niedrig II 32 niemalen III 14 niemand II 112; 211, A.2; III 138, A. Nienburg III 117 Niere II (>0.,; III 5δ, Α. 1 niesen II 60 s Niet II 00s, Niete II C2 A. 2; III 75, Α. 1 nimmer II 40; 57; 112 nipfen II 1402 nippen II 1402 nirgend(s) II 57; 211 »nis II 100; III 15; 17; 47; 70, A. Niß III 42 Niveau III 9δ, Α. 1 Nix II 108; 175 noch II 34; 188 Nomade III 88 Nonne II 76, A.2; III 78; 80 Norden III 39 A. 2 nörgeln II 83 Nößel II 219 A. Not II 78; III 42, Α. 1, A. 3 Notdurft II 64; 126; III 42, A. 2 Note II 36 nu II 67 nüchtern 1139; 71; 241 Α.; III 124A. Nudel II 67; III 48 Null II 64 nun I 4 8 , ; II 241 nunmehro III 133 niipfen II 140 a nur II 68 *nus II 100 Nuß II 64; III42, A . 3 ; 52 A.2 Nüster II 73 Nutz II 125; III 33, A. nutz II 119 Nntzen II 64; 125;' 213; III 33, A. nutzen II 119; 247 4 nütz(e) II 119; 125; III 120 nützen II 119; 125 0. 'üb II 34; 75 Obelisk III 88
oben II "9 Ober III 34 Obernau, -bürg, -dorf, -kirehen III 117 Oberst I I I 34 obgenannt II 33 Obisfelde III 117 Obst II 33; 108; 207, Α. 1; 218; III 12 Obstalden III 117 Occident III 88 Ochse II 188; III 24; 25 A. öde II 84; 117; III 120 Odem II 80, Α. 1; 239, Α. 1 oder II 79; 228 A. 2 Ofen II 79; 152; III 11, Α. 1 offenbaren III 203, Α. 1 öffentlich II 206 Offiziant III S8 Offizier III 81 Α. 1 Oheim II 100; 102 A . l ; III 8; 32 A. 2; 89 Α.1 Ohm 1180, A . l ; 100; 197; III 75, Α. 1 Öhmd II 234; III 71 ohne II 80, Α. 1 Ohnmacht II 80, Α. 1 Ohr II 78; 226; III 37. Α. 1 Öhr III 15 Ökonom III 88 Öl I 45 3 ; II 81; 84; III 15, Α. 1 Oldenburg III 117 Oligarch III 88 Omelett(e) III 81; 09 Omen III 78 Onkel III 79 Α. 1; 81 Α. 1; 90 A.2 Orden III 8; 84 Α. 1 ordentlich II 206 ordinieren III 202 A. Orestes III 110 A. 2 Organ III 91 A. Orgel II 232; III 48 Orient III 88 Orion III 113 A. Ort II 226; Α. 1
III 23,
Α. 1;
39,
318
Wörterverzeichnis.
Ost II 38 Osten II 38; 78 Ostern I 35; II 38; 78; III 103. Österreich II 38 Osthoff II 34 Otmar II 39 Ottenhofen III 10S Otter II 13 A. 2; 40; 201; 2Ö3; 242; III 60 Otto III 106; 108 Ovid III 110 Oxhoft II 154 Ozean III 79 Α. 1 P. Paar II 45; 138 Pacht II 137; 188 Pachte III üö, Α. 1 Pack II 137; III 38, A. packen II 137 Pädagoge III 88 Padde II 137; 208 Päderast III 88 Page III 88 Pair III 81 Paket III 87 A. 2; 95 Paladin III 81 Α. 1 Palais III 95 Palast II 17; 138; 207, Α. 1; III 86, Α. 1; 96 A. Palatin III 98 A. 2 Paletot III 81 Palette III 99 A. 2 Palliativ III 91 A. Palme II 138 Panier II 6υ0; 139; III 74 Pannier II 17 Panorama III 78 Panse II 139 A. Panter III 8 Panther II 138 Pantoffel III 36, Α. 1 Pantomime III 88, A. 2 Panzer II 138; 216; III 40, A, 1; 96, A. Papa III 7; III 78 Prozent III 91 A. Prozess III 90 A. 2 prudeln II 139 prüfen II 73; 1S8; 153 Prügel II 73; 139 Prunk III 8 prunken II 137 prusten II 68; 137 Psalm III 36, Α. 1 Psalter III 40 Publikum III 79 Α. 1; 82 Α. I; 87
Priester II 38; 60,; 138; III 7 Prinz II 216; III 24; 25 Α.; 34 Α. 2 Prinzip III 91 Prinzipal III 86 A. 2; 89 A. 4 Pritsche II 139; 223 probieren III 202 A. Probst II 108; III 32 A. 2 Produkt III 91 A. Produzent III 88 Professor III 82 Α. 1; 90, Α. I Profus III 89 A. 4 Programm III 78; 91 A. Progress III 90 A. 2 Projekt III 9δ, Α. 1 Prolet III 88 Prolog III 89, A. 3 Properz II 216 Prophet III s8, A. 3 Prophezei II 88 prophezeien II 88; III 202 A. Propst II 39; 79; 138; III 11 Prosa III 78 Α. 1 Proselyt III 88 Proserpina III 110 A. 2 Protestant III 88
Punzen II 138 Puppe II 140s Purpur III 100, A. purzeln II 139 pusten II 38; 68; 137 Puter II 68; 137; III 8 putzen II 64; 119; 139 putzig II 139 Pythagoras III 113 A.
A. 2
Pudel II 67; 139; III 8 Puls III 8; 98 A. 2 Pult II 142 Α.; III 40, Α. 1 Pulver II 153, Α.; III 12 Pumpe II 141 Punkt III 8; 32 A. 2; 40, Α. 1; 90 A. 2
Q· Quadrant III 88 quaken II 1713 Qual II 45; 46, A. 3 quälen II 52; III 166 Qualm II 174; III 8 Quappe II 140a Quarc II 174 Quark III 8 Quart II 32 Quartant III 8S Quartier III 95 Quarz II 32; III 8 quasseln II 35
322
Wörterverzeichnis.
Quecksilber II 49; 165 Qnehle II 174 Quelle II 48; III 66, Α. 1 quellen III 165,, A.4, A. 7 Quendel II 211; III 68 quer II 33; 53; 174 Querl II 59; 174 Querulant III 88 Quetsche II 174 quetschen II 223 quieken II 1 7 1 2 quietschen II 38; 223, Α. 1 quillen III 165, A. 7 Quinger II 174 Quirl II 59; 174; III 7 quitt II 57 Quitte II 165; III 51. A. Quotient III 88 R. Rabe II 36; 45; 247 3 ; III 30, Α. 1 rabenschwarz III 30 Rabenvater III 30 Rache II 42; 44; III 46 Rachen III 27, Α. 1 rächen II 48; 121; III 166, A. S Racine III 113 A. Rad I 453; II 34; 36; 45; III 19, A. -rade II 210 radebrechen III 184 A. 2 Rädelsführer II 243 Rade(n) 1145; 210; III 57, Α. 1 raffen II 140 , ragen II 45 Ragout III 95 Rahe II 45; 196 Rahm(en) II 45, Α. 1; III 65, A. Rain II 87; III 7 Rakete II 113 Rampe II 141 Rand II 126 ; III 2» RaDg III 10 Range III 65 A. Rank II 47; 247, Ranke II 47; 2-17*; III 55 A. 2 Ränke III 101
Ranken II 172 Ranunkel III 48 Ranzen III 27 ranzen II 213 ranzig II 216 Rappe II 140,; 247>; III 27 rappeln II 140 1 Rappen III 27 Raps II 143 rasch II 221 rascheln II 131 Rasen II 45; III 27; 60 A. 2 rasen II 45 Raspel III 48 räß II 2473 A. Rast III 46 Rat II 45; III 5; 10; 101, A. raten III 170a, A. 4 ratschlagen III 185, A. 6 Rätsel II 38; 215 Ratte II 215; III 54 Ratz(e) II 215; III 54 Raub II 91 Rauch II 91; 125; III 9 rauch II 248 rauchen II 125 räuchern II 125 Rauchwerk II 248 Räude II 97 räudig II 97 Rauental III 117 Raufbold II 75 raufen I 33; II 91; 119; 247, ; III 173 A. rauh II 92; 196 Raum II 92; III 10 raunen II 92 Raupe II 92; 144 Rausch II 92 rauschen II 92 räuspern II 97 Raute II 92 räz II 247, A. Rebe II 53 Rebell III 88, Α. 1 Rechen II 48; III 27 Recherchen III 101
Wörterverzeichnis. rechnen II 48; III 153 A. 2 Recht II 120; I I I 5; 12 recht I 21 b ; 2δ; II 48; 120; ISS Rechtens III 28 A. Recke I I 47 recken II 47; 170; III 177, A. Redakteur III 81 Α. 1 Rede 1 45 2 ; 51,; I I 5 2 , Α. 1; III 46; 51. A. reden III 153 A . l ; 180 A. redlich II 52 Reede II 55, A. 2; 210 Referent III 88 Reflektant III S8 Refngi6 I I I 81 Regel II 5 1 , ; III 48 Regen II 53; I I I 7 regen I I 52 Regent III 88, A. :s regieren III 202 A. Regiment I I I 87, Α. 1 ; '.>5 Regissenr III 81 Α. 1 Reh I I 511; III 12; 20 Α. 1 Rehe II 19β Rehposten I I I 54 A. reiben III 162 Β Reich I I 88; III 15 reich II 88; III 120 -reich I I I 118 reichen II 87 Reichenau, -bach, -berg, -weiher I I I 117 Reichtum III 23, Α. 1 reif II 88; III 120 Reif(en) II 87; 88; III 7; 27 Α. 1 ; 33, Α . ; 34, Α. 1 Reigen II 87; 183; 192; III 27, Α. 1 Reihe I I 88; 183; 196; 249,; III 46 Reihen II 87; III 27, Α. 1 Reim II 88; I I I 32, A. 1 rein II 87; III 120 Reineke III 106; 108, A. Reinhard I I 87 Rein(h)old II 75 Reinwald II 75 Reis II 88; I I I 18; 39 A. 2 Reise II 87; III 46, A. 6
323
reisen I I I 162 A. 9 Reisig II 101; 182, A. 2; III 15 reißen I 33; II 124; 247 „ , ; I I I 162, Α. 1, A. 2 reiten III 153 Α. 1; 155 Α., 162 A Reiter II 103 reizen II 87; 124; 213; 247, Rekel II 171 2 rekeln I I 171 2 Rekonyalescent III 88 Relief III 81, A. 2; 95, Α. 1 Rendant I I I 88 Rendezvous I I I 81; 95, Α. 1 Renegat III 88 renken I I 47; 247 4 Renkontre III 99, A . l rennen II 47; 126; I I I 175, A. Renntier II 50 Renommee III 99, Α. 1 Repertoire III 95 Repressalien III 101 R e p s II 143 reqDirieren I I I 202 A. Reservoir I I I 95 Resident I I I 88 Ressort I I I 95 Rest II 48; I I I 23 Restaurant I I I 81; 95, Α. 1 retten II 47; 203; 247 3. A. Rettich II 39; 50; 101; 182, Α. 1 Rettig III 7 Rene II 97; 122; 16t»; III 46 reuen I I I 163, A. 7 Reuse II 97 Reuße II 97 reuten II 97 Reuter II 99 revengieren III 202 A. Reverenz III 99 A . 2 Revier II 6 0 , ; I I I 74, Α. I Rhabarber I I I 98 A. 2 Rhein I I 88; 198 Rheinlande III 21 Rheumatismus III 79 A.'l Rhodos III 117 Α. 1 Rhön II 198 Rhone II 198
324 richten II 120;
Wörterverzeichnis. 188; III 153 Α. 1;
180 A .
Richter III 113 A. riechen II 41; 125; III 163 Β., A. 2, A. 3 Ried II 210, A. 3 Riefe II 62 Riege II 61; 249 a Riegel II 61 Rieger II 51, A. 2 Riemen II 60„ 2; III 27 Α. 1; 35 A. Riese II 36; 61; III 4 Α.; 24; 25 Α. rieseln II 61 Rieß II 60, Riester II 38 Riff II 152 rimpfen III 164, A. 4 Rind II 208; III 18 Rinde II 126; III 46 Ring III 7 ringen II 247 4 ; III 152 A ; 164, Α. 1 Rinke II 172 Rinne II 126 rinnen I 33; II 126; III 152 Α.; 164, Α. 2 Rinnsal II 126 Rippe II 140„ Α.; III 46; 71, Α. I rischeln II 131 Risiko III 95, Α. 1 Rispe II 136 Riß II 56; 124; III 7 Rist III 75 Ritt II 36; 56 Ritter II 56; III 32 A. 2; 84 Α. 1 Ritz(e) III 54 ritzen 133; II 56; 124; 213; 247. Rivale III 81 Α. 1; 88, A. 3 Robbe II 147 Robespierre III 113 A. röcheln II 82 Α.; 189 Rocken III 27, A. 1 -rode II 210 roden II 79; 210 Rogen II 79 Roggen II 178; III 27 roh II 78; 196
Rohr II 73; 226; III 13, Α. 1; Α. 1 Rohrdommel II 209; III 60 Röhre II 84; III 46 röhren II 85 Α. 1 Röhricht II 101; 207 Rolle III 98 Rom III 117, Α. 1 Roman III 86 A. 2 Romane III 90 A. 2 Rondell III 81 Rose II 78; III 46 Roß II 80; III 20, Α. 1 Rosse II 218 Rost II 38; 78; III 8 Rostbeaf III 95 A. 2 rot I 23b; 45 s ; II 78 Röteln III 101 Rotenburg, -felde, -fels III 117 Rotspon II 80 Α. 1 Rottberg II 35 Rottdorf II 39 Rotz II 213; III 8; 40, Α. 1 Rouleau III 81 Rübe II 73; 119 Rübsen II 112 ruchbar II 189 ruch(los) II 66 ruchtbar II 189 Rück- III 31 Rücken II 119; 170; III 31, Α. 1 rücken II 119; 170 rucken II 119 Rückgrat II 45 Rückkehr II 107 rücklings III 31 Rucksack II 119; III 31 Rüde II 73 Rudel II 67 Ruder II 66; III 12 Rüdiger II 51, A. 2; 101 Rudolf II 13 Α. 1 Ruf III 8; 10 A. rufen II 66; 119; III 170 A. 6 rüffeln II 72 rügen II 73 Ruhe II (i6; 166 Α.; 196; III 46
Wörterverzeichnis. ruhen II 196 Ruhm II 66 Ruhr II 66; III 47 rlihren II 73 Ruin(e) III 99, Α. 1 Rullmann II 39; 65 Riilps II 142 rlilpsen II 142 Rumpf II 64; 141 Α.; 160; III 8 rüuipfen II TO; III 164 Rnne II HS Runs II 126 Runzel III 48 Rlipel II 73; 144 rupfen I 33; II 119; 160; 247, rnppig II 140j Ruprecht II 144; 227 A. 3 Ruß II 66 Rüssel II 40 Rüster II 38 Rute II 66; III 46, A. 3; 50 A, rutschen II 223, Α. 1
S. 's = mhd. ej III 156 Saal II 45; 47; III 9; 40 A. 5 Saat 1145; III 52, Α. 1 Sabbat II 147 sabbern II 35; 147 Säbel II 512 A. 5; III 90 A. 2; 98 A. 2 Sache III 46 A. 3 Sachse II 188 Sachsen III 118 sacht II 39; 44; 189; 242 Sack II 170; III 17 säen II 512, A. 3 Saft II 207, A. 2; III 40, Α. 1 Sage III 46 Säge II 53 sagen II 45; III 189 A. 3 Sahlweide II 45 Sahne II 45 Saite II 87; III 55, Α. 1 -sal II 100; III 12; 70, A. Salat III 99, Α. 1 Salbei III 66 A. 2
325
Sail us t III 110 Salm III 34, Α. 1 Salomon III 113 A. Salon III 81 Salz 145,; II 213; III 12 galzach II 13 Α. 1 salzen III 170„ Α. 1, A. 2 Same I 50; 1145; III 26, Α.; 40 Α. δ sammeln II 231 Α. Samstag 11218 Samt, Sammet II 100; 102 A. 2; 108 Sand III 8; 39 A. 2 sanft II 237; III 120, A. 4 Sang III 10; 40, Α. 1 Sansculotte III 88 Saphir III 90 A. 2 Sarg II 182, A. 6: 11123 A. 2 Satan III 82 Α. 1 Satrap III 88 Satte II 204 Sattel III 11, Α. 1 Saturu alien III 101 Satyr III 82 Α. 1; 90 Satz II 128 Sau I 53 t ; II 92; 166; III 42, Α. 1; 52 Α. 1 sauber II 92 säubern II 119 sauer II 92 säuern III 153 Saufbold II 75 saufen II 41; 92; 125; III 159; 163 A. 5, A. 6 saugen I 61; II 92; 125; III 159; 163 A. 5, A. 6, A. 8 säugen II 96; 125 Säule II 97; III 53, A. Saum II 91; III 10 säumen II 97; 119 saumselig II 92 Saumtier II 91 Säure II 116 sausen II 92 Scepter III 40 schaben II 45; 247s; III 169, A. 7 Schabernack III 33 Schabracke II 224
326
Wörterverzeichnis.
Schach II 224 Schacher II 40; 50 Schacht II 189 Α.; III 10; 36 A. 2; 59 A. 2 Schachtel II 189; 224; III 48 Schachtelhalm II 189 Schade III 26, A. Schädel II 53; III 60 A. 2 Schaden II 36 schaden II 45; III 152 Α. 1; 185 A. 7 Schaf 1145; III 12 Schaff II 47 schaffen III 169 Schafott II 224; III 95, Α. 1 Schaft III 10 -schaft III 52, Α. 1 Schakal III 90 A. 2 Schäker II 224 schäkern II 171! Schal II 224; III 82; 95 A. 2 schal II 45 Schale II 45 Schalk III 10; 32 A. 2 Schall III 10 schallen II 47; 230; III 165„ A. 4 Schalmei II 224; III 99 A. 2 schalten III 170, Schalter III 36 A. 2 Schaluppe II 227 Scham II 45; 46 schämen II 53 Schande II 237; III 46 Schanze II 216; 224 Schar II 45; 46; 103; 221 scharf II 151; 160, A. Scharlach II 171, Scharlatan II 224 scharmant II 224 Scharmützel II 224 Schärpe II 47 scharren III 165 Scharte Π 32; 45; III C6 A. 2 Scharteke II 224 Schatten II 36; 166; III 31, Α. 1 Schatz II 213; III 10 Schau III 46, Α. 1 Schaube II 224
Schänder II 92 schaudern II 211 A. 5 schauen II 91; 166; III 156 A. Schauer II 92; 116; III 8; 39, Α. 1, A. 2
Schaufel II 92; 152; 151-, III 48 Schaukel II 94 A. schaukeln II 94 A. Schaum II 92; III 10 schäumen II 119 schaurig II 116 Schaute II 224 Scheck II 224 Schecke III 55 A. 2 scheel II 53, Α. 1; 120 Scheffel II 47; III 7 Scheibe II 88; III 46, A. 2 Scheiben III 162 A. 9
scheiden 124; II 87; 249,, III 170a, A. 5 Schein II 88; III 7 scheinen III 155 Α.; 162Β, Α. 1, Α.2, Α. 7 scheißen III 162 Α. 2 Scheit II 88; 249·,; ΠΙ 12; 21, Α. Scheitel II 87; 249, ; III 68, A. 1 Scheiter III 21, A. scheitern II 88 (er)schellen III 165,, A. 4 Schelm II 48, Α. 1; III 34, Α. 1 schelten III 152 Α.;
155 Α.;
165
Α. 3, Α. 5, Α. 6 Schema II 224; III 80; 92 Α. Schemel II 51, Α. 1; III 7 Schemen II 53, Α. 1; 54; III 27, A.l Schenke III 24, Α.; 2p A. Schenkel II 47 ; III 7 schenken III 177; A. Scherbe 1148; III 57,-Α. 1 Schere II 51 „, A. 3 scheren II 53, Α. 1; III 166, A. 4 Scherge II 183 scherren III 165 A. 8 Scherz II 32; 48; III 7 Scheu III 46, Α. 1 scheuchen II 97; 189; 247;, A.
Wörterverzeichnis. scheuen II 97; 169; 247 3 A. Scheuer II 97; 116; III 46 Scheune II 97 Scheusal II 97; III 20 Α. I scheußlich II 97; 219 Α. 1 Schicht III 52, Α. 1 Schick II 224 schicken II 170 schieben II 154; 247,; III 163 A. 2; A. 3; A. 5 schief II 60, Schiefer II 61; 152; III 34 schielen II 61; 120; 197 Schienbein II 61 Schiene II 6! schier II 60, Schierling II 62 schießen II 121; III 163 Β, A. 2, A.3 Schiff II 49 Α.; 56; III 12 Schikane II 224 Schild II 210, Α. 1; 221; III 17; 23, Α. 1 schildern II 210 Schildkrot(t) II 34; 85 Schildpatt II 137; 208 Schilf II 151; III 39 Schiller II 35; 230 schillern II 35; 230 Schimäre II 224 Schimmel III 36 A. 2 schimmern II 56 Schimpf II 160; III 7 schimpfen III 156 A. Schindel III 48 schinden III 164 Α. 1; 183, A. 2 Schinken II 172; III 27 Schippe II 58 A. 2; 140., Schirm II 49 Α.; III 7 Schirting II 224 Schisma II 224 schlabbern II 147 Schlacht II 36; III 43 Schlacke III 55, Α. 1 Schlaf II 45; 222; III 10 A. Schläfe II 222; III 61, A. schlafen III 170.,; Α. 1, A. 4 schlaff I 22 a; II 140,; 222
327
Schlag II 34; III 9 schlagen II 47; 222; III 169, Α. 1; 171 Schlamm II 222 Schlampe II 141 schlampig II 141 Schlange II 222; III 55, Α. 1 schlank II 222; 247« schlapp II 140« Schlappe II 140 » Schlapphut II 140, Schlaraffe II 113 schlau II 222 Schlauch II 222 schlaudern II 211 A.5 schlecht II 48; 120; 188; 222; III 125 A. schlecken II 49; 222 Schlegel II 52, A. 2 Schlehe II 5 1 , ; 222; III 66 A. 2 Schlei(e) II 88; III 55, Α. 1 schleichen II 222; III 162, Α. 1, A. 2, A. 6 Schleier II 89 Schleife II 89, Α. 1 schleifen II 222; III 162 Α.; Α. 2 Schleim II 88; 222; III 7 Schleipfen II 140 a schleißen II 222; 247, schlendern II 47; 202 A. 4 schlenkern II 47; 172 Schlepp(e) III 66 schleppen II 50; 140?; 247 3 A. Schlesien III 118 Schleuder II 222; III 48 schleudern II 89 A. 3; 97; 211 A. 5 schleunig II 89 A . 3 ; 97; 222 Schleuse II 97 Schlich II 56; III 7 schlicht II 120 schlichten II 120; 188 schliefen II 247,; III 163 Β.; A. 2, A. 9 schließen II 74, A. 2; '222; III 155 A. Schliff II 56 schlimm II 235 Schlingel II 58, Α. 1; III 84 Α. 1
328
Wörterverzeichnis.
Behlingen II 181, Α.; 222; 247*; III 164; Α. 1, A. 3 Schlips II 224 Schlitten II 36; 222; III 27, Α. 1 Schlitz(e) III 54, A. schlitzen II 56; 213; 2474 Schloß 1142; III. 19 A. Schlot II 80; 222; I I I S ; 10 A. Schlucht II 64; 1S9; III 52, Α. 1 schlacken II 119; 222 Schlaft II 189, A. schlammern II 222 Schlund II 181, Α.; III 10 schlüpfen II 160; 222; 247*; III 163 schlüpf(e)rig II 72 schlurfen II 222 Schlüssel II 70; III 36 A. 2 schlüssig II 58 A. 3 Schmach II 45; 188; 248; III 49, Α. 1 schmähen II 5 l 2 , 196; 222; 24S schmal II 45; 222 Schmalz II 213; 222; III 13 A. 2 schmalzen III 170,, A. 2 schmarotzen II 113 schmatzen II 213 schmauchen II 85; 91 schmecken II 47; 222; III 177, A. schmeicheln I I 87; 99 Α.; 222 schmeißen II 222; III 162, A. 2 Schmelz III 40, Α. 1 schmelzen II 213; 222; III 152 Α.; 165«, Α. 4, Α. 7 Schmer II 53, Α. 1; 120; 166; 222; III 40, Α. 1 Schmerz II 32, 48; 213; 222; III 36, Α. 1 schmerzen III 165, A. 6 Schmidt II 84 Schmied II 34; 61; III 7 schmieden II 222 schmiegen II 222; 247 4 ; III 163, A. 7 Schmiere III 75 A. 2 schmieren II 61; 120 schmilzen III 165 A. 7 Schminke II 72 A. 2 Schmöcker II 85; 1712
schmoren II 79; 222 Schmu II 224 Schmuck II 64; III 8 schmücken II 222; 247, schmuggeln II 178 schmunzeln II 222; 241 Schmus II 68 Schmutz III 8 Schnabel II 45; 140,; 222; III 11, Α. 1; 84 Α. 1 Schnacke II 1712 Schnake II 45; 1712, s; 222; III 55 Α. 1 Schnaps II 143 schnarchen II 187 schnarren II 222 schnattern II 35 schnauben II 149; 152; 222; 247 4 ; III 163, A. 5 schnaufen II 151 Schnaaze II 213 Schnecke II 48; 170; 222; III55A.1 Schnee I 2 3 e ; 34; II 51; 166; 222; III 7 Schneide II 249 3 schneiden II 222; 249 3 ; III 153 A . l ; 162 A. 2; A. 5 Schneider III 84 Α. 1 schneien II 88; III 181 A.4 Schneise II 87 schnell II 48; 222 Schnepfe II 49; 160; 222; III 55, Α. 1 Schneppe II 140,; 1402 Α. 1 Schnerkel II 83 schneuzen II 97 Schnickechnack II 131 schnipfen II 140 2 Schnippchen II 140, Schnippel II 140 2 schnippeln II 1402 schnippen II 140 2 schnippisch II 140s Schnirkel II 83 schnitzen II 56; 213; 247«: 249, Schnitt 1136; 56; 247,; 249, Schnitte II 36
Wörterverzeichnis. Schnitter II 249 3 schnobern II 140 s schnöde II 84; 222; III 120 schnoddern II 208 schnoddrig Π 208 schnopern II 140 5 Schnörkel II 83; III 36 A. 2 schnüffeln II 152 Schnupfen II 64; 222; 247 4 ; III 27, Α. 1; 35 A. schnupfen II 140 2 , Α. 1; 160 Schnuppe II 140?, Α. 1 schnuppern II 140 e Schnur II 66; 67; 222; III 42; 46 Α. 1; 52, Α. 1; A. 2 Schober II 79; III 8 Schock III 39 Schöffe II 88; 1 4d 2 ; III 30, Α. 1 Schokolade II 224; III 100, A. Scholastik II 224 Scholiast III 8S Scholie II 224 Scholle III 54 schon II 78 schön II 84; 221; III 120, Α. 1; A. 4; 125 Schönebach II 243 Schönebeck II 243 Schöneberg II 243 schonen II 78 Schoner II 224 Schönheit III 119 A. Schöpf II 140j; 160; III 8; 10 A. Schöpfe II 140 s schöpfen II 83, Α. 1 j 160; 247 3 ; III 159; 169 Schöpfer II 83 Schöpfung II 83 Schöppe II 140 2 Schoppen II 140 4 ; III 27 schoppen II 140 a A. 2 Schöps II 81; 143; 224; III 7; 32, Α. 1 Schorf II 152; III 8 Schornstein II 242 SchoJä II 78; III 58 A. 2 Schote II 36; 78; 204
329
Schotte II 224 schräg II 53; III 120 Schrägen II 53; III 27 Schrank III 10; 32 A . 2 ; 39.A.2 Schranke(n) III 57, Α. 1 schrapen II 144 Schraube II 149 schrauben II 149; III 182, A. Schraufe II 149 schraufen II 149 Schreck III 33, A. Schrecken III 33, A. schrecken II 83, Α. 1; III 166, Α. 1; A.2 Schrei II 87 schreiben II 224; 250; III, 162, Α. 1 schreien III 162, A. 1; A. 3; A. 7 Schrein II 88; 224; III 40 Schreiner II 88 schreiten II 221; III 162 A. Schrift II 250; III 52, Α. 1 schrimpfen III 164, A. 4 schrinden III 164, A. 4 Schritt II 56; III 7 schroff II 152 Schroffen II 152 schröpfen II 63, Α. 1 Schrot II 78 schroten II 78; III 170 8 , A. 7 schrubben II 147 Schrubber II 147 schrumpfen II 141; III 164 schruppen II 147 Schrot III 39, Α. 1 Schub II 67; III 9 Schubart II 112 Schubert II 112 Schuchart II 112 schüchtern II 241 A. Schuft III 8; 32 A.2 Schuh II 66; 196; III 8; 36 A . 2 Schuld Π 64; 218 Α. 3; 221; III 46; 52, Α. 1 Schulde(n) II 118 schulden III 180 A. Schule II 66; 224; IQ 46 Schulter II 210 Α. 1; III 48
330
Wörterverzeichnis.
Schultet II 112 Schultheiß II 112; III 24; 34 A. 2 Schulze III 112; 113; III 24; 25 A. schupfen II 119; 140„; 2471 Schuppe II 42; 65; 1404, Α.; 144; 247,; III 46 SchUppe II 1402 Schuppen II 140,; III 27 schuppen II 140 2 Schur II 66; III 64, A. 2 schüren II 73 schUrfen II 151 Schurke II 172; III 24, A. Schurz II 64; 213; III 61, A. Schürze III 61, A. Schuß II 64; 121 Schüssel II, 17; 70; 117; III 48 Schuster II 38; 112 Schutt III 66 Schütte III 66 schütten II 203; 247 3 A. Schutz II 213; III 9 Schütz III 34 A. 2 Schütze III 24; 25 A. Schwabe II 45; 222; III 116 Schwaben III 118 Schwabing II 45 A. 2 schwach II 222 Schwad(en) II 45; 239; III 27 Schwager II 45; 222; III 11 Schwäher I 21c; II 53; III 7 Schwalbe II 148; 222; III 66 A. 2 Schwall III 8 Schwamm II 222; III 10; 32 A. 2 Schwan II 36; 45; 222; III 34, Α. 1; 55 A. 3 schwanen II 45 Schwang II 126 schwanger II 222 Schwank Π 47; 126; III 10 schwanken II 47 Schwanz II 213; 222; III 10 Schwär III 75 schwären II 53; 120; III 166, A. 5 Schwärm II 222; III 10 Schwarte II 32; 45; 222 schwarz II 213; 222
Schwarza II 13 Α. 1 Schwarzenberg III 117 schwatzen II 47 schwätzen II 47 schweben II 54; 222 Schwefel II 35; 154; 222; III 7 Schweif II 87; 222; III 7 schweifen II 87; III 1703 schweigen II 222; III 162, Α. 1; A.6; 181 A. 4 Schwein 152,; 1188; 222; III 12: 71 A.2 Schweinebraten II 243 Schweinen I I I 162 A . 9
Schweiß II 87; 124; 222; III 7 schweißen II 87 Schweiz II 88 schwelgen II 48; 222; II1165 Schwelle II 47; III 70, A. schwellen II 222; III 152 Α.; 165,, Α. 4; Α.7 schwemmen II 47 Schwengel II 126 schwenken II 47; 126 schwer II 51 a; A.3; 222; III 120, A. 4; 125 A. schweren II 85 Schwermut III 62, A. Schwert II 32; 53; 210 A.2; 222; III 19, A. Schwester 135; II 48, Α. 1; 222; III 43 Schwieger II 61 Schwiele II 61; III 72; 75 A. 2 Schwiemel II 62 Schwiemeln II 62 schwierig II 61; 74; A. 2; 120 schwimmen II 47; 222; III 152 Α.; 164, Α. 2 schwinden III 152 Α.; 153 Α. 1; 164,
Α. 1 schwinden I 62; II 222 Schwinge II 126 schwingen II 126; 222; III 152 A. 164 Α. 1; A.3 Schwips II 143 schwitzen II 56; 124
Wörterverzeichnis. Schwoleschee III 102 schwören II 85; 222; III 159;
169,
A. 6
schwül II 222; III 120, A . 3 Schwulst III 42; 64, Α. 1 Schwang II 126 Schwor II 66 Scipio III 113 A. Scribent III 88 Sebastian II 17 A. sechs I 46; II 48. Α. 1; 188 See II 51,; 166; III 59, A. Seeber II 166 Seele II 5 1 , ; III 46, A . 2 ; A. 3 Seewen II 166 Seewer II 166 Segel II 53, Α. 1; III 12; 38 Segen II 54; III 7; 40 Segestes I 4 7 2 Segimerns I 47 2 Segimandus I 4 7 , sehen 1 1 9 ; II 53, A . l ; 120; 1Θ6; 248; III 149 Α.; 154; 155, Α.; 168, A . l , Α . 4 Sehne II 53 A . l ; 166; III 46 sehnen II 52, Α. 1 Sehnsucht Milz- III 52 A. 2 sehr II 51, Seibot II 112 A . 2 Seibt II 112 A . 2 seichen II 87; 188; 247 3 A. seicht II 88; 188; 248 Seide II 88; III 46, A. 4 Seidel II 88; 208 Seife Π 87; III 46 Seifert II 112 A. 2 Seiger I I 87 seihen II 88; 248; 249,; III 162, A. 8 Seil II 87; III 12; 20, Α. 1 Seim II 87; III 7 sein I 21b; 37 Α.; 55; II 88; III 136; Α. 1; 148,; 156 Α.; 196, Α. seit II 88 Seite II 88; 208; III 44; 46 Α. 1, A. 2, A. 3, A. 4 seitens III 44
331
Sekt II 207 Sektant III 88 — sei II 100 selbander III 137 selber II 48; III 137 selbiger III 137 selbst II 207, Α. 1; III 137 A. 2 selig II 51], A. 3 Sellerie III 98 A. 2 selten II 48 seltsam II 234 A. 2 Semester III 98 A. 2 Semmel III 48; 49; III 68 A. 2 senden II 47; 126, III 176, A. Senf II 49; 108; 151; 237; III 7 Senft II 207 A. 2 sengen II 47 senken II 47 Senne III 24 Sense II 39; 50 Sentenz III 99 A. 2 Sentiment III 81, A. 2 Seraib III 95 Sergeant III 88, A. 3 Serie III 78 Sermon III 98 A. 2 Service III 95, Α. 1 Serviette III 99 A. 2 Sessel II 128; III 36 A. 2 seehaft II 128 Sestos III 117 A.2 setzen II 128; 213; III 172; 177, A. Seuche II 97; 122; 125 Seufert II 112 A . 2 seufzen II y7; 215 Sichel II 187; III 4S sicher I I 187 Sicht II 33; 56; 120; 188; 218 — sieht III 52 sichten II 189 Sicilien III 118 sickern II 249., Sieb II 61; III 12; 40 A. 2 sieben I 27; 4 8 a ; II 61; 243; II113-,ι Siebenschläfer III 102 siech II 60,; 122; 125; 250 siedeln II 61
332
Wörterverzeichnis.
sieden II 249a; III 163 Β.; Α. 2; A.4; Α. 6
Sieg II 61; III 17; 40 A. 5 Siegel II 61 Siele III 55, Α. 1 Silber III 12 Sims II 108; 219; III 32 A. 2; 39, Α. 1 Simulant III 88 singen I 23e; III 153 Α. 1; 164, Α. 1 Singsang II 131 sinken III 162 Α.; 164, Α. 1 Sinn III 7; 36, Α. 1 sinnen III 164, A. 2, A. 3 Sinter II 202; III 40, Α. 1 Sintflut II 72 Siphon III 81 Sippe II 140,; III 46 Sitte II 36; III 56, A. Sitz II 128 sitzen I 22b; II 128; 213; III 168 Skalde III 88 Skandal II 224; III 87 A. 2; 96, A. Skat II 224 Skelett III 95 Skizze II 216; III 98 Sklave II 153, Α.; 224; III 24; 34 A . 2 ; 88, A . 2
Skorpion III 90 A. 2 Skrupel II 224; III 90 A. 2 Smaragd II 224 A. so II 78; 165 A. Socke(n) III 57, Α. 1 Sod II 78 Soden III 117 Sofa III 79 Α. 1; 82; 95, Α. 1; 98 A. 2 Sohle II 79; 197; III 117 Sohn 1180; III 17; 31 A. 2 Sokrates III 113 Α.; 110 Α. 1 solch Π 112; III 136 solcher II 189 Soldat III 68, Α. 1, A.2 Sölde II 83 Α. 1 Söldner II 83 Α. 1 Sole II 79; 197 solicitieren III 202 A.
sollen II 36; 75 218 A. 3; 230: III 194, Α. 1 Söller II 35; 81; 230 Sommer II 76 A. 2; III 8; 32 A. 2 sonder II 76, A. 2 sondern Π 76, Α. 2; 241 Sonett III 91 Α.; 95 Sonne II 76, A. 2; III 46 A. 2, A. 3, A.4; 50 A. Sonnenschein III 44 sonst II 76, A.2; 207, Α. 1; 241, A. Sophist III 88 Sorge II 165 Α.; III 46 Sonper III 81 spähen II 53; 196 Spalter III 95 Spaltfe) III 61, A. spalten III 170,, A. 2 Span II 45 Spanferkel II 44 Spange Ii 47 Spanien II 224; III 118 Spanne III 46 A. 3 spannen III 169; 170,, A.2 sparen II 45 Spargel I I I S ; 36 A.2 Sparren II 47; III 27; 57 A. 2 Spaß III 10; 86 Spat III 8 spät II 51,; 130; III 120, A.2, A.4 Spaten II 36; 45; 210; III 27, Α. 1; 57 A- 2 Spatz III 24; 36, Α. 1 spazieren II 224; III 202 A. Specht II 48; III 7; 58 A.2 Speck II 49; 120; III 40, Α. 1 Speer II 53, Α. 1; III 40, Α. 1 Speiche II 87 Speichel II 87 ; III 68, Α. 1 Speicher II 88 speien I 21 a; II 166; III 162 A. 3 A. 7 Speier II 88; 116 Speise II 88; 224; III 46 speisen III 181 A. 4 Spektakel III 91 Α.; 96, Α. Spekulant III 88
Wörterverzeichnis. Spekulation III 82 A. 2 Spelt II 48; III 66 Spelz III 66 Spen- II 44 Spengler II 47 Sperber II 47; 148 Sperling II 47 sperren II 47 Spesen III 101 Sphinx III 99 A. 2 spicken II 120 Spiegel Π 6 6 , ; 179; 224; III A. 2; 40 Spiel II 61; III 12 Spier(chen) II 62 Spiefl II 60 2 ; 61; III 7 Spille II 211; 230 Spindel II 211; III 48 Spinne III 46, A. 4 Spinnefeind II 243 spinnen III 152 Α.; 164, Α. 2, 171 Α. Spinnewebe II 243 Spion III 81 Α. 1; 90 A. 2 Spital II 224; IU 86 A. 2; 87, 97, Α. 1 Spitz III 54 spitz III 120 spitzfindig II 58 Α. 1 Spleen III 82 spleißen III 162 A . Splitter II 201; 203; III 36,
7; 36
Α. 3,
Α. 1;
Α. 1;
60 A. 2
Spon II 80 Α. 1 Sporen II 79 Sporn III 27, A. 3 Sport III 82 Sportel III 48; 101 Spott II 75; 203 spotten II 203 Sprache II 45; III 46 sprechen III 155 Α.;
166, A. 1,
Α. 7 spreiten II 87 spreizen II 89; 213 Sprenkel III 60 A. 2 Spreu II 97; 166; III 71, Α. 1
333
Sprichwort II 72; III 21, A. sprießen III 163 Β, A. 3, A. 6 springen III 164, Α. 1 spritzen II 58, Α. 1 spröde II 84 Sprofl III 36 Sprosse III 55, Α. 1 Sprotte II 204 Spruch II 121 Sprüchwort II 42 sprtihen II 73 Sprung III 9 spucken II 119 Spuk II 66; 171,; III 40, Α. 1 Spule II 66; III 55, Α. 1 spUlen II 73 Spülicht II 207, A. 3 Spnnd III 10; 32 A. 2 Spünden III 183 A. 6 Spur II 67; 119; III 70, A. spüren II 119 sputen II 66; 130 Staat II 45; III 36, Α. 1 Stab 1145; ΠΙ 10 Stachel III 68, Α. 1 stachlig II 182, A. 2 Stadel I 32 A. Staden II 45; III 27 Stadt 1 45 2 ; II 34 ; 129; 199; III 42; 53 Staffel II 247 4 ; III 60 staffieren II 113 stagnieren II 177 A. Stahl II 45; 197; 11111-, 23 A. 2; 40, Α. 1 Staken II 171, Staket III 91 A. Stall 132 Α.; II 47; III 10 Stamm II 235; III 10; 32 A. 2 stampfen 1147; 141 Standarte III 98 Stange III 46. A. 4; 47 Stank III 8 Stanze II 216 Stapel II 35, 144; III 8; 55, Α. I Star II 45; III 34, Α. 1 Starost III 88
334
Wörterverzeichnis.
Statt 1 45 2 ; II 129; 199; III 53 Stätte II 129; III 53 statthaft II 36; 129 stattlich II 36; 129 Statut III 91 Staub II 91; III 8 stäuben II 119; III 163, A. 2. A. 8 Stande II 92; III 46 stauen II 91 staunen II 92 Staupe II 92; 144 stäupen II 97; 119; 144 Stearin III 99 stechen II 247,; III 166, Α. 1 Stecken III 27, Α. 1 stecken II 47; 247,; III 166 A; 177, Α.; 184, Α. 1 -stedt III 53; 117 Steg II 54; 120; 124; III 7 Stegreif II 124 stehen I 21 b; I I ö l , ; 65; 71; 129; 196; III 155 Α., 159; 159, A. stehlen III 152 Α., 166, Α. 1, Α. 7 Steier II 88; 116 Steiermark III 118 steif II 88; 152 Steig II 124; III 7 steigen 1 2 3 d ; 52 2 ; 55; II 120; 124; III 162 Β steigern II 87; 124 steil II 87 Stein II 87; III 7; 23 A. 2 Steinach II 13 Α. 1 Steinmetz III 24 steirisch II 116 Steiß II 89; III 7 stellen II 47; III 177, Α.; 179, Α. 1 Stelze II 48; 213 stemmen II 47; 235 Stempel II 47; 141 Stengel II 47 Stenograph III SS steppen II 48; 140, sterben III 149 Α.; 152 Α.; 165,; Α. 2, Α. 5 Stern II 48; 120; III 34, Α. 1; 46
Sternschnuppe II 140 s Sterz II 48 stetig II 51 j, A. 3 stete II 51 2, A. 2, A. 3 Steuer II 97; 116; III 46; 74 steuern II 97 Steven I1152 Stich III 7 sticken II 72 A. 2 stieben III 163, A. Stief- II 60 „ Stiefel II 61; 153; 224; III 7: A. 1 Stiege II 60,; III 46 Stiel II 61; III 7 Stier II 60 s ; III 32 A. 2 Stift III 21 stiften III 153 Α. 1 Stigma III 78 still III 120 Stimme II 235; III 46 stinken III 164, Α. 1 Stint II 204 Stipendiat III 88 stippen II 58 A. 2, 140 a Stock II 75; 170; III 23 A. 2 Stoff III 8; III 32 A. 2; 36 A. 2 stöhnen II 85 Stollen III 27; 57, Α. 1 stolpern II 142 stolz II 218; III 8 Stoltzenfels III 117 Stöpfel II 143 Stopfen II 143; III 27 stopfen II 160 Stoppel II 140 j; III 48 Stöpsel II 143 Stör III 34 Storch II 187; III 32, Α. 1 stören II 84 Stoß III 9 stoßen I 59; II 78; III 170,, A. stottern II 204 strack II 47 stracks II 47 Strafe II 45 Strahl II 45; III 66, Α. 1
Wörterverzeichnis. Strähne II 53; III 55, Α. I strampeln II 141 strampfein II 141 Strand III 8; 10 Α.; 58 Α. 2; 101 Strang III 9 Straße II 45; ΠΙ 46, Α. 2, Α. 3 sträuben II 97; 119 Strauch IL 92; III 23, Α. 1 straucheln II 92 Strauß II 92; III 23, Α. 1; 32, Α. 1. streben II 53 Strecke II 47 strecken III 177, A. Streich II 87 streichen III 162 A. 6; 162 A. Streif III 57, Α. 1 Streifen II 88; III 57, Α. 1 streifen I I S 7 ; 89 Streik III 82 Streit II 88; III 7 streiten III 155 Α.; 162 Α. streng II 47; III 120, A. 4. Streu III 46 streuen I 21b; II 96; 118; 166 Strich II 56; III 7 Strick III 7; 36 A. 2; 39 A. 2 Striegel II 61; III 60 A. 2 Striemen II 60,; III 27 Striezel II 62 Strippe II 58; 140, Stroh II 78; 166; 196; III 12 strohern II 124 A. Strom 135, II 80; III 10; 32 A. 2 Strudel II 67; III 8; 84 Α. 1 Strumpf II 141 Α.; 160; III 10 Strunk III 10; 32 A. 2 struppig II 1401 Struwelpeter III 114 Stube II 67; 46, A. 2 Stüber II 74; 149 Stück II 119; III 15, Α. 1; 20 Α. I ;37A.2 Student III 88, A . 2 ; A. 3 studieren III 202 A. Studiose III 88 Stufe II 66; 247, Stuhl II 66; III 10 Stulpe II 142; III 66 A.2
335
stülpen 11 142 Stummel III 36 A. 2 stümmeln II 141 Sttimpchen II 141 stümpeln II 141 Stumpen II 141; III 27 Stumpf II 141; 160; III 10; 32 A. 2 Stunde III 46, A. 4 Stupfen II 119, 140 2 ; 160 Sturm II 64; III 10 Sturz II 64 stUrzen II 213 Stute II 66; III 53 Stuttgart II 112 A. 3; III 27 Α. 1 stutzen I 59; II 119; 213 Stutzer III 84 Α. t Subsidien III 101 Substantia III 80 -such III 54 Suche III 54 suchen II 66; 119 Sucht II 64; 125; 250; III 42 Sud III 58 A. 2 sudeln II 67 Siid(en) II 74, 242 Suff II 125 süffig II 125 Sühne II 74; 165 A; III 46. sühnen II 73 Sultan III 90 A. 2 Sulz II 119 Sülze II 119 Sund I 34; II 74; III h Sünde III 46, A. 6 Sündflut II 72 Superintendent III 88 Suppe III 46 A. 4 Supplikant III 88 süß 1173; 165 A; 247 3 A; II1120, A. 4 Symptom III 91 A. Synode III 99 A. 2 Synonym III 91 A. T. Tabak II 17; SO A . 4 Tadel II 45; 1118; 4i>
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Wörterverzeichnis.
Tafel II 45; 153, Α.; 201; III 48, Α.; 68 Α . 2
Tag 137 Α.; Π 34; 45; III 5; 8; 10 Α.
Takel II 35; 45; 204 Takt III 8; 86 A. 2 Tal II 36; 45; III 19, Α.; 40 Α. 2 Talent III 91 A. Taler II 45 Talg II 201; III 8; 40, Α. 1 Talisman III 79 Α. 1; 82 Α. 1; 90 A. 2
Talk II 204 Talon III 81 Tamburin III 95 Tand III 8 Tang II 204 Tankred III 108 A. Tantalus III 110 Α. 1 Tanz II 202; 216; III 10 Tapet(e) III 98, Α. 1 tapfer II 160 Tappe II 1404; 144; III 55 A. 2 tappen II 44; 140« täppisch II 140 4 Tarantel III 48 Tasche II 221; III 46, A. 2; 50 A. Tat I 50; II 45; 130; III 52, Α. 1 Tatsche II 223 tätscheln II 223 Tatze III 46 Tan II 91; 166; 204; III 8; 12; 37 A. 2; 40; Α. 1 taub II 91 Taube II 92; ΠΙ 46 tauchen II 92 tauen II 91; 202, Α. 1 Taufe II 91; 119; III 49; 67, A. taufen II 119; III 173 A. taugen II 91; III 191, A. taumeln II 92 Tausch II 204; III 8 tauschen II 92; 204 täuschen II 97 tausend II 92; 202; III 142, A. Tansig II 243 Taxe III 99 A. 2
Teer II 55; 204; III 40, Α. 1 Teich II 88; 209; III 7 Teig L25; II 87; III 7 teig II 87 Teil II 87; III 39, Α. 1 Teint III 96, A. Telegraph III 89 Teleskop III 91 A. Teller III 36 A. 2; 40, Α. 1 Tempel II 48; 201; III 7; 40 temperieren III 202 A. Tempo III 80 A. Tempus III 80 Tenne II 238; III 46 A. 2; 75, Α. 1 Teppich II 207, A. 3 Terrain III 81 Terzerol III 91 Α.; 98 Α. 2 Terzett III 95 Testament III 87 A 2 tener II 97; 116; III 120 Teufe II 122 Teufel II 97; 153, Α.; 201; III 7; 30 A.2; 84 Α. 1 Thema III 78; 80; 92 Theoderich II 198 Theosoph III 88 Theres II 17 A. Theresienhöhe III 109 Thron 1178; 198; III 36, Α. 1 Thüringen II 198; 202; III 118 Tibullus III 110 A. 2 ticktack II 131 tief II 608, 122 Tiefenbrunn, -kästen III 117 Tiegel II 61; 201; III 7 Tier II 60,; III 12 Tiger II 61 tilgen II 57 Tingeltangel II 131 tippen II 1402 Tisch II 56; 201; III 7 Titan III 88, A. 3 Titel II 35; III 81 Α. 1; 90 A. 2 Titul III 82 Α. 1 toben II 7a Tochter 1 23b; II 75; III 43, A.2 Tod II 78; III 10 Α., 17
Wörterverzeichnis. Toilette III 09 A. 2 toll II 36; III 120 A. 4 Tolpatsch II 142 Tölpel II 142; 202; 231 Ton II 78; 80, A . l ; 202, A. 2; III 65, A. Tonne II 76 Topas III 90 A. 2 Topf II 160; III 10 Topp II 204 Tor I 23b; II 78; 79; 121; III 12, 13 A. 2; 20 A . l ; 21; 34 A. 2; 87 A. 2 Torf II 204 töricht II 101 Torpedo III 82 Torte II 44 Α. 1; III 46 A. 2 tosen II 78; 202 tot II 78; 210 A. 3 Trab III 8 Trabant III 88 traben II 45; 149 Α.; 202 Tracht II 33; 188; 250; III 46 trachten II 188; 201 trächtig II 33 Tractament III 91 A. träge II 201; III 120 tragen II 38; 45; 201; 250; III 169, A.2 Tragödie III 78; 88 Traktat III 90 A. 2 traktieren III 202 A. trampeln II 141; 201 Tran II 45; 201; 2M; I I I S Tiäne II 52; 201; III 61, A. Trank II 126; III 40, A . l Tränke II 126 tränken II 126 Trappe II 47; 140 2 ; 201; III 55, Α. 1 trappeln II 140 3 trappen II 140 a tratschen II 38 Traube II 92; 202; III 55, Α. 1 trauen II 92; 125; 166; 201 Trauer II 116; III 46 tranern II 92; 201 Trauerepiel III 84 Α. 1
Traufe II 91; III 46 tränfein II 119 träufen III 163, A. 8 Traum II 91; 201 träumen II 119 traun II 94; 115 tranrig II 116 traut II 92; 201 Treber II 201; III 101 trechen III 166 trecken II 204 A. 2; III 177 A. treffen III 166, Α. 1; A. 7; 201, treiben II 201; 250; III 162B, trennen II 47; 2ul; III 177, A. Treppe II 47; 140 ä ; 201 Trespe II 201 Trester III 101; 201 treten II 35; 201; III 168 A. 2; treu II 97; 125; 201 Treue II 97; 122; 125; 166; III 46
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A. 3 Α. 1
A. 4 201;
Tribunal III 86 A.2; 95, Α. 1 Trichter II 59; 202 Trieb II 61 triefen 1141; 201; 247,; III 16SB Trift II 250; ΙΠ 52 trinken II 126; 201; III 152 Α.; 164, Α. 1; Α. 3 Triton III 82 Α. 1 Tritt II 36 trocken II 76, A.2; 201 Troddel II 40; 208, A. Trödelliese III 114 Trog II 34; 79; 201; III 10 Troglodyt III 88, Α. 1 Troja III 117, A.2 Trommel II 76 A. 2; 235; III 48 Trope III 98 Tropfen II 160; 201; III 35, A. Trophäe III 98, Α. 1 Trost II 38; 78; 125; 201; III 8 Trottoir III 95 Trotz II 76; 213 trübe II 7S; 120; 201 Trübsal II 31; 106; III 70, A. trUbselig II 51 2 Truchseü II 50; 128; 201; III 24
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Wörterverzeichnis.
Trüffel III 48 Trug III 8 trUgen II 74; 201 Trohe II 67 Trumm III 21, A. Trümmer Π 202, Α. 2; III 21, Α.; 101 Trumpf III 10 Trunk II 126; III 9 trunken III 201, A. 4 Trunkenbold III 8 Trupp(e) III 99, Α. 1 Trotz II 76 Tuch II 66; III 21, Α.; 40, Α. 1 Tuck III 61, Α. Tücke ΠΙ 61, Α. Tüder Π 204 Α. 2 tüfteln II 58 Α. 3; 209 Α. 4 Tugend II 208; III 52, Α. 1 Tulipane III 98, Α. 1 Tülle III 71 Tulpe II 142 -tum II 66 Tümpel Π 141 tun Π 66; 130; III 197, A. Tünche ΙΠ 66 A. 2 tünchen II 70; 187 tunken II 202 tupfen II 119; 1402 Tür I 23b; 48; II 73; 119; 121; III 52, Α. 1 Turm II 64; 234, Α. 1; III 9; 23 A. 2
Turnier III 95 turnieren ΙΠ 202 Α. türren Π 226; ΠΙ 193, Α. 2 Turteltaube II 201; 231 Tüte II 204 tnten II 204 Tttttel II 70 Tüttelchen II 70 Tyrann ΙΠ 88, Α. 1; A. 2; A. 3 Typus III 91, A. u. übel II 73; III 12; 124, A. üben II 73; 119
über II 73 Überbringer III 115 überdrüssig II 58 A. 3 Übermut III 62, A. übertreten III 153 Α. 1 überwinden III 164 übrig II 73 Uckermark III 118 Ufer II 66 Uhr II 68 Ullmann II 39; 65 Ulme III 66 A. 2 Ulrich II 39; 65 Ulyß III 108 Α. 1; 110 nm II 34; 64; 119; 235 umhalsen III 1701 Ummet II 39 umringen III 183, A. 4 un- I 48 a ; II 64 Unbill III 71, Α. 1 und II 64 Unflat 1145; 130; III 23 A. 2; 64 -ung II 100; ΠΙ 47 Ungarn II 195 A. Ungemach III 37 A. 2 -ungen III 117 Ungestüm IU 75, Α. 1 ungestüm II 73 Ungetüm II 73; III 20 Α. 1 Ungeziefer II 152; 154 Α. 1 Unhold III 34, Α. 1 Uniform III 98, Α. 1 unpafi II 138 Unschlitt II 36 unser ΠΙ 124 Α.; 128, Α. 1; 136 unstet II 51 2 ; 120 untadelig II 182, A. 2 unten II 131; 202 unter II 64; 134; 202; ΠΙ 34 unterdefi II 218 Unterschied III 7 unzählig Π 182, Α. 2 Unze II 216 üppig II 1401 Ur III 32 A. 2 urbar 1131; 112 Urlaub III 8
W ürterverzeichnis. Ursache III 47 Urteil II 33; 64; Α. 1 -us III 85 Utensilien III 101
112;
III 39,
Y. Vagabund II 153; III 88 Vagant III S8 Valentin II 17 A. Vasall III 88 Vase III 93 Vater I 26; 27; 45 2 ; II 35; 45; 47; 152; III 17; 32 A.2; 115 Vegetabilien III 101 Vehde II 152, A. Veilchen II 88; 153; III 72 A. Veit II 88; 153 Velten II 17 Α.; 153 Venedig II 183 Ventilator III 82 Α. 1 ver- II 152 Verband III 40 verbergen III 149 Α.; 152 Α. verbessern III 153 A. 2 verbinden III 153 Α. 1 verbleichen III 155 A. verblenden III 180 A. verbrämen II 53 verbreiten III 153 Α. 1 Verbnm III 92 verdammen II 208; 235 (ver)dauen II 202 verderben II 47; 126; 202 A. 3; 249 j; III 162 Α.; 1652, A. 2 Verdienst III 40, Α. 1 verdrießen III 163B, A. 2; A. 3 verdrießlich II 74, A. 2 Verdruß II 64 verdutzt II 209 Verein III 69, A. vergessen II 247 3 ; III 168, A. 4 vergilbt II 120 Vergi£meinnicht III 128 vergolden III 180 A. verheddern II 208
339
verhohlen III 166 Verhör III 74, Α. 1 Verkehr III 40 verleiden II 87 verletzen II 247 3 verleumden II 100; 243; ΠΙ 153 Α. 1 verlieren II 249 ,; III 163, A. 2; A. 3; A.4; A.6 Verlies II 219 Α. 1 Verlust ΙΠ 64, Α. 1; 249 4 vermählen II 52; 197 vermaledeien II 88 Vernunft II 121; 127; 237; ΠΙ 42, A.2 verplempern II 141 verrucht II 65 Vers II 48; 153; 222; ΙΠ 7 verschleißen ΙΠ 162 Α. verschleudern II 211 Α. 5 verschmitzt 11 56 verschroben III 182 verschrumpeln II 141 verschwenden III 180 A. verschwinden III 152 A; 153 Α. 1 versehren II 51, versiegen II 62; 249 2 versöhnen II 85, A. 3 versprechen III 149 A. Verstand 11 24 verstümmeln II 235; III 40 verteidigen II 87; 243 vertrackt II 204 A. 2; III 179, A.2 Vertrag II 24 Verwalter III 84 Α. 1 Verwandte III 25 A. verwegen II 53 Α. 1; 128; III I6S, A. 7 verweisen II 219; III 162 Β verwesen III 168 A. 10 verworren III 165, A 8 verwunden III 180 Α.; 153 Α. 1 verwunschen III 183 verzetteln II 203; 247 3 A. Verzicht II 124; III 64, Α. 1
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Wörterverzeichnis.
verzichten II 124 Vesper II 153; III 48 vest II 152 Veteran II 153; III 88 Vettel II 153; III 48 Vetter II 47, Α. 1; III 36, Α. 1 vexieren III 2ι>2 A. Viech II 248; III 20 Α. I Vifh I 21c; II 61; 152; 197; III 17 viel I 21 a , 48!; II 61; 152 Vielfraß III 8 vielleicht II 31 Vielliebchen II 31 vier II 60 2 ; 152; III 139, A. viereeket II 190 A. vierte II 57 Viertel II 39; 57 vierzehn II 39; 57 vierzig II 39; 57 Viktnalien III 101 Virgil III 110 Vize- II 153 Vlies II H0a; 152; 219 Vogel II 79; 152; III 11 Vogt II 33; 108; 153; III 11 Voigt II 184 Voit II 184 Vokal III 90 A. 2 Volk II 152; III 19 Volkelt II 112 A. 2 Volkmar II 112 A. 2 voll I 21a; 33; 112; 70; 75; 121; 152; 230 vollends II 211 vom II 115 von II 34 ; 152 vor II 31; 33; 34; 79; 121; 152 Vorfahr III 24; 34 A. 2 (Vor)mund II 64; III 23 vornehm II 51 s Vorspann III 58 A. 2 Vorteil II 33 vortrefflich II 25 vorwärts II 33 vorzüglich II 25 vreischen III 170 B
w. Wabe II 45; 152; 154; III, 55 Α. 1 wabeln II 147 wabbeln II 35; 147 wachen II 47; 247 3 ; 250 Wachholder II 18; 113; III 54, A. Wachs II 188 wachsen II 39; 05; 71; 188; III 169, A. 2, A. 3 Wachstum III 23 Wacht II 166; 188; 250 Wachtel III 48 Wacke III 55, Α. 1 wackeln II 128; 170 wacker II 170 Wade II 45; III 55, Α. 1 Waffe II 40; 44; 80 Α. 1; 151; III 72, A. Waffel II 152; 154; III 48 Wage II 45; 128; III 46 Wagen II 45; 128; III 11, Α. 1; 30 A. 2; 89 Α. 1 wagen II 45; 80, Α. 1; 128 wägen I 23c; II 128; III 168, A. 6 Waggon II 164 Wagner II 32 Wahl II 45; III 46 wählen II 52 Wahn II 45; III 8 Wahnsinn II 45 Wahnwitz II 45 wahr 150; II 34; 45; 197 wahren II 45 währen II 120 wahrlich II 39; 44 wahrnehmen II 45 wahrscheinlich II 25 Waid II 87; 210 Waise II 87; III 55 Wald III 17; 23, Α. 1 — walden III 23 Wal(fisch) II 164 Walhalla II 164 walken III 170, Walküre II 164 Wall Π 164; III 40, Α. 1
Wörterverzeichnis. Wallach II 164; III 89 A.4 wallen II 230; III 170! Walm II 234 walten III 170, Walter II 13 Α. 1 Walther II 112 A. 2 Walze II 47 walzen II 47; III 170,, A. 2 wälzen II 47; 213 Wampe II 141 Wams II 100; 102 A. 2; 108; 164; 235; III 19, Α., 40 Α. 3 Wand 1Π 42, Α. 1 Wandel III 40 Waoge III 71, Α. 1 Wankelmut III 62, A. wann II 44 A. 2; 164 Wanne II 141; 235; III 46 wannen II 164 Wanst III 11, Α. 1 WaDze II 213 A. Wapfen II 144 wappeln II 147 Wappen 1140; 44; 140uqu6 2, 56, Auf einem Feldraine sitzend, wurde von unsern Bekannten unter Singen und Küssen der Nachmittag verbracht Auerbach, Dorfg. 1,103, Seit Wochen entschlossen, die ministerielle Gewalt seinen Feinden zu entziehen gab ihm jetzt eine innere Spaltung des Cabinets den Muth Sybel, Revolutionszeitalter 1, 377; einmal eingelassen aber werde man ihrer nicht wieder Herr Goe. 33, 117, 2, Verbündet mit den furchtbarn Wesen, Die still des Lebens Faden drehn, Wer kann des Sängers Zauber lösen Schi. 11,15, 12. Sogar Beziehung auf ein aus dem Poss.-Pion. zu entnehmendes Personalpron. gestattet man sich zuweilen: Immer von dem Neusten und Merkwürdigsten umgeben ist sein Willkommen jederzeit belehrend Goe. 35,96,2, Nicht groß, wohl und beweglich gebaut, konnte man eben die Legenden seiner Fechterkünste gelten lassen ib. 210,27, Launig, wie der Herr ist, oft wunderlich, das Seltsame und Auffallende, liebend, ist es freilich schwer, sein Zutrauen und Wohl· wollen lange zu fesseln Tieck, Not. 7, 105, mich immer mehr und mehr an das Leben in der Welt gewöhnend, wurde meine Stimmung täglich unbefarigeher Ε. T. A. Hoffmann 9,102, Obgleich von Alter schon etwas gebeugt und mehr unter als über der Mittelgröße, war doch ein eigener Ausdruck von Entschlossenheit und Kraft über sein ganzes Wesen verbreitet Grillp. 13, 196, Mit meinen Eltern vertraut, wohl auch ihr Wohlthäter, übte seine Gegenwart allemal einen milden Einfluß W.Alexis, Cab. 2, 137, In der Wiege verwaist, verdreifachte sich ihr Vermögen unter einer gewissenhaften Vormundschaft Francois, Reckenburgerin 105. Eine Ungenauigkeit kommt noch hinzu an der folgenden Stelle: schleichend ihren Schneckengang, Gefiel's dem einen Gaul, duß er dem Stallgenossen Den Kranz entriß Langbein 2, 212. Beziehung auf das Subj. eines Nebensatzes liegt vor: wenn er auch dazwischen einmal fortzog, war es doch immer nur für kurze Zeit, den greisen Rittersiedler bald wieder mit seinem Umgang .. erfreuend Fouqu6, Zaub. 2,140, keines Wortes mächtig, war es nur ein dumpfer Schrei, den ich ausstieß Ε. Τ. A. Hoffmami 10, 159. Voß hilft Öfters durch sonst unübliche Flexion nach, ζ. B. weil nicht dir, Kehrendem aus dem Gefechte,..
Prädikatives Attribut.
51
Andromache löst die . . Wehr IL 17, 208; ähnlich auch Goe. 6, 57, 7: dem ihr «onst Schlafendem vorüberzogt. In den folgenden Fällen ist der Gegenstand, auf den eich das prädikative Attr. bezieht, überhaupt nicht ausgedrückt: ine Gras gedreckt, läßt's da sich herrlich — digeriren Wi. 4, loa, Einander erblickend, ist Betrug und Zank unvermeidlich Herder 18,265, Lächerlich dadurch bey ihr gemacht (indem er lächerlich gemacht wnrde), hatte die ganze Liebesgeschichte ein Ende Heiose 4, 76, Ameisen gleich nur frisch die Trümmer aufgeräumt (als wenn dastünde räumt auf) Goe. 13, II, 185, angetrieben durch meinen Oheim, angelockt durch Freunde . . ward der Entschluß gefaßt 24, 198, 4, in die Nähe der Heimat gekommen wird in ein Horn gestoßen 2b1, 234, 16, beßer überlegt, will ich vorher noch mit meiner Schwester reden Gemmingen, Hausv. 19, so schwatzend und malend verging die Zeit Tieck 25, 250, Zweifelhaft, wie jetzt alle Verhältnisse in Korsika geworden sind, haben die Gesetze keine Kraft mehr Steffens, Norw. 4, 211, Nicht vermögt nd, ein Glied zu rühren, den Mund zum Schrei des Entsetzens zu Offnen, strömte das Blut rascher Ε. T. A. Hoffmann 1, 1'25, ist es, im Innern verstört, nicht leichter zu lachen, als gleichgiltig zu scheinen ib. 136, die Klüger wurden skeptisch, fast verhöhnend abgewiesen Heine 2, 389, erst hin- und herwandernd durch viel krumme und enge Sträßchen, kommt der große Turmbau wieder zum Vorschein 7, 19, Putz . . erwischte den Apfel nur halb, ließ ihn, zahnlos wie sein Rachen fist war, wieder fallen Holtei 10,214, erschöpft, ermüdet wird der Rückweg angetreten 17,60, dem Andringen ihrer Freundinnen nachgebend, wurde der bisherige Hausarzt . . verabschiedet id., 40 Jahre 1,120, So froh bewegt ward noch kein Purpur abgelegt A. Grün 4,213, Hundert Schritte kaum gegangen — fällt ein Schuß Grillp. 4, 69, Ich folg', und angelangt war wieder nichts 7, 64, die Stille . . that mir wohl, und mich verschiedenen Gedanken übtrlassend . ., war es völlig Nacht geworden 13, 233, In die Stadt zurückgekehrt, wurde ein Meßkleid aus Goldpapier verfertigt 19, 18, darauf folgte, gleichfalls auf dem Schoß des Stubenmädchens sitzend (indem ich saß), das Textbuch der Zauber flöte ib. 171, Ober Vermögen reich gekleidet . ., die hohe Gestalt von Seide rauschend, trat doch alle Pracht zurück vor der seltenen Schönheit der Person G. Keller 6, 195. Nicht selten werden anlangend und betreffend ohne Beziehung auf ein Subst. gebraucht, vgl. ζ. B. die Schyrer anlangende werden sie vom Plinio am baltischen Meere gesetzet Micrälius (DWb.), Anlangend die Waffen: io haben wir der natürlichen mehr Bode, Munt. 3, 252. Belege für betreffend aus Fischart und Opitz im DWb. Anm. 2. Eine besondere Kühnheit ist hypothetische Verwendung des Adj., vgl. Welchen er, kühner (wenn er kühner wäre), vorüber flöge Kl. Od. 1, 10rt, 8, Aber auch minder weichlich, als er war — mit welchem Herzen hätte er . . eine liebende Gattin . . mit Entbehrungen bekannt machen sollen Schi. 7, 287, 3. Gewöhnlicher wird so ein Part, verwendet, vgl. ζ. B. Ein Vorsatz, mitgetheilt, ist nicht mehr dein Goe., Na. To. 412. Anm. 3. Selten ist ungenaue Beziehung wie beim reinen Attr. (s. §44): die Bosheit er·, die Ihr unschuldig (ohne meine Schuld) an mir ausübt
52
IV, 1.
Aufbau dee einfachen Satzes.
Schikaneder 1, 36, da β die Eicheln fallen F. Weiße, Op. 3, 41.
den Leuten
handooll auf die
Nase
An in. 4. Das prädikative Attr. berührt eich zuweilen mit dem Adv., so kann zuerst, zuletzt mit der erste, der letzte vertauscht werden, vgl. § 48. Doch ist meistens eine klare Scheidung möglich, indem sich das Wort entweder nur auf das Subj. oder nur auf das Präd. beziehen kann. Dennoch scheinen selbst mehrere Mitarbeiter an dem DWb. nicht imstande zu sein, diesen Unterschied zu machen. Es gibt übrigens einige Adverbia, die wie Adjoktiva auf das Subj. bezogen werden, vgl. er ist allein gekommen, sie gingen zusammen fort; vgl. auch mhd. sw'ir in niht vil senfte bi (in der Nahe, wenn er in der Nähe ist) und liep in iuwern ougen st Gottfried, Trist. 14047. Damit ist der Gebrauch von Adverbien als Präd. zu vergleichen. Anm. 5. Wo wir einzig als prädikatives Attr. erwarten, ist im 18. Jahrh. rein attributive Verwendung häufig, vgl. der einzige Oudinue Le. 11,77,22 u. ähnlich öfters, Jedes Thier erreicht, was es in seiner Organisation erreichen soll; der einzige Mensch erreichte nicht Herder 13, 190.
§ 47. Das prädikative Attr. kann eich dem Präd. sehr nähern. So, wenn die Bedeutung des Verbums etwas verblaßt, vgl. die Wohnung steht leer, es steht dir frei; hierher sind die in § 29 angeführten Verbindungen mit voll zu ziehen wie die Bank sitzt voller Menschen. Noch entschiedener prädikativen Charakter hat das Adj., wenn der Zustand, den es bezeichnet, erst durch den vom Verbum bezeichneten Vorgang herbeigeführt wird, vgl. er ist vom Militärdienst frei, los gekommen, die Flinte ging los n. dergl., das Fuß läuft voll, leer. Mit Verblassung des ursprünglichen Sinnes des Verbums gehören hierher verloren gehen, einer Sache verlustig gehen. Über die prädikative Verwendung neben dem Akk. vgl. § 209. § 48. Ein Subst. konnte im Ahd. wie im Griech. und Lat. als prädikatives Attr. gebraucht werden, vgl. hind warth her faterlos (als Kind) Ludwigslied 3. Im Mhd. ist dieser Gebrauch schon selten, doch vgl. des starp er mensche und starp niht got Reiom. v. Zweier, der lief nu harte balde ein tore in dem tcalde Hartmann, Iwein 3260. Aus dem Nhd. kann man einige formelhafte Wendungen der allgemeinen Rede hierherstellen: Bote gehen (im 18. Jahrh. üblich, vgl. ζ. B. das gute Herz Boten gehen lassen Schi. 3,358, 14, So rasch und sicher Boten lief Nur Bechenbergers Knecht Rtickert 3, 85), auch Bote fahren
Prädikatives Attribut.
53
(vgl. Vischer, Auch Einer 1,41), Kurier reiten (vgl. außer dem DWb. Bode, Klinkers R. 3, 209, Kotzebue 23,18, W. Alexis, Cab. 5,55), seltener Bürge stehen (vgl. Crauer, Toggenburg 37); auch Gevatter stehen; denn wenn auch früher als dieses zu Gevatter stehen belegt ist, das auch noch bis in neuere Zeit vorkommt, eo kann doch die einfachere Wendung nicht durch bloßes Fortlassen der Präp. entstanden sein. Zweifelhaft ist es, ob Wache stehen ebenso aufzufassen ist, oder ob darin Wache eine Art Akk. des Inhalts ist (vgl. § 199); die letztere Auffassung hat Goe. gehabt: heute steh' ich meine Wache Vor des Paradieses Thor 6, 253, 1. Dasselbe gilt von Posten stehen. Sonst wird dem Subst. in der gewöhnlichen Rede ein als vorgesetzt, wobei der Gebrauch dieses Adv. = jetzigem wie zugrunde liegt. Dabei ist Beziehung auf jeden Kasus möglich, weil die Kongruenz in der Regel keinen Zweifel aufkommen läßt, vgl. er hat als ein Held gekämpft, ich gedenke seiner als eines lieben Freundes, als Kind hat man ihn von seinen EUern weggenommen. Doch in der Literatursprache, namentlich in der Poesie ist die Konstruktion ohne als nicht ganz selten. Dabei ist jedenfalls Einfluß des Griech. und Lat. im Spiele. So wohl schon in der Humanistenzeit, vgl. kam Sigismnnda wider zu ihrem vater ein wiltbe Eyb, Ebeb. 53 10 , Es ist besser das du zum Leben lam oder ein Kröpel eingehest Lu., Matth. 18,8. Wenn haben wir dich einen Gast gesehen Lu., Matth. 25, 38. Sicher ist der fremde Einfluß seit Kl. Ziemlich selten wird so ein Subst. im Sg. ohne Art. gebraucht, indem mau auch in solchen Fällen, wo nach als kein Art. nötig wäre, doch lieber den unbestimmten Art. setzt; doch vgl. Knabe soβ ich, Fischerknabe Goe. 3, 31, 1, Eule will ich deinetwegen Kautzen hier auf der Terasse 6, 221, 29, Nicht Unterthan gegen Herrn — nicht Freund gegen Freund — Mensch gegen Mensch red ich zu dir Schi. 3,158, 21, Da sollst mir Tochter gelten Eberl, Weibertreue 66. Weniger befremdlich und nicht so selten sind Fälle wie die folgenden: die durch mich Abgötter wurden und Abgötter starben Kl., Salomon 5, 6, Lieber wünschte ich sonst, ein Bär gebohren zu seyn, als ein Mensch Le. 10,159, 5, ein Schlesier gebohren zu seyn 11, 171, 13, ein Klümpchen Schlamm liegen sie am Boden Herder 23, 212, Lange lebt ich eine Gefangene Heinse 4, 161, Ein
54
IV, 1.
Anfbau des einfachen Satzes.
Aschenhaufen einer Nacht Liegt morgen reiche Kaiserpracht Goe., Faust 5968, Als du ein heitres Kind auf Blumen schrittest id., Nat. To. IV, 2, 1944, De β es in den Meinen Köpfen ein Widerschein der Herrlichkeit des Himmels geglänzt hätte Goe. Br. 2, 50, 1, tin Lehrer unter Seinen Schülern — ein Vater unter Seinen Söhnen zu wandeln Scbi. 1,139, 15, daß ich ein Greuel vor Gott und Menschen schlafen gehen soll 2,138, 18, ein gepriesener Vater ging ich einher 2, 192, 14, Ein liebt II kämpft mein Fiesko 3,141,7, eine Furie will ich mitten durch euren Himmel gehn 3, 465, 19, ein unermeßlicher Baum steht sie da 4, 287, 21, Nicht mehr das vor'ge Wesen, königlich, Ein Geist, ein Gott, erhebt es sich 11, 22, 88, Und so saß er, eine Leiche, Eines Morgens da 11, 239, 79, Ein Abgeordneter der ganzen Menschheit Umarm' ich Sie Carlos 157, Warum mvßt ich . . nicht lieber ein schlechtes Hirtenkind gebohren werden ib. a 972, Em höhres Wesen ragt sie neben mir ib. 1933, So will ich ein Verbrecher lieber als Ein Thor von Ihren Augen gehn ib. 3020, Ich lebe ein Bürger derer, welche kommen werden ib. 3080, Ich hoffe keines Menschen Schuldnerin Aus dieser Welt zu scheiden Maria St. 2582, Sink' ein vergebnes Opfer am Altare ib. 3738, Dabei lebe ich hier ganz mein eigener Herr Seki. Br. 3, 124, Ich war kein Pferd erschaffen A. W. Sehlegel, Rich. II, V, 4,92, die Fürstin sank, ganz Schmerz und Erschöpfung, nieder 12,12, Eine volle Himmelsleiter Steigt der schroffe Berg hinan Uhland 219, 31, Du blühetest die schönste aller Eichen Rliekert 1, 5, die einst Bettler unsern Strand erklettert Lenau 1, 186, 21, der Tanmvald stand ein fester Bürge da 1, 223, 7, die Augen zwei gefangne Blitze brennen 2, 38, 188, das Wort, das er gesendet . ., Ist ein Blitz in sie gefahren 2, 23, 553, Ein Bettler wirst du in den Abgrund schwanken 2, 498, 66, Ein verliebter Frühlingsträumer Wirst du durch die Wälder irren Heiiie 1, 210, Ein Gedicht, Ο singt es, ragt vor euch die Linde. Ein Bienenschwarm nach Liederseim Uniflattert jetzt den Baum ihr Sinnen A. Grün 4, 121, Er könnte grün und ungeschwächt Der schönste Baum des Waldes ragen 4, 289. Entsprechend werden substantivierte Adjektiva gebraucht: Die herrlichste von allen stand sie da Schi. 11, 265, 3, ich stand der nächste seinem Herzen id., Wa. T. 551, der mir der nächste gestanden Ε. T. A. Hoffmann 8, 69,
Prädikatives Attribut.
55
hi seinem ersten Auftreten erschien er ein ganz anderer Ε. Τ. A. Hoffmann 4, 110, an dem Ziel der Bahn steht man ein andrer Grillp. 5, l ö l , Ein andrer wird er niederstrahlen A. Grtln 4, 172, die Quelle wird eine und dieselbe fließen ib. 310, Welcher nu der erste, nach dem das IFässer beweget war, hin ein steig Lu., Joh. 5, 4, der erste halte ich um euer Herz an Crauer, Toggenburg, 73, wie ich ihn . . den ersten in die Flucht jagte id. Pfyffer 11, Warum bin ich nicht der erste aus Mutterleib gtlcrochen? Warum nicht der Einzige? Schi. 2, 24, 16, mein Wagen steht der erste an Ayrenhoff, Lustpp. 81, Ich rede sicher nicht die Erste Aliuanach drain. Sp. 1, 72, Als es zur Unterschrift ham, beeilte sich Hofrat Hammer der erste zu unterzeichnen Grillp. 20, 193, de β ich in der Reihe der Unterzeichner der erste stand ib., der Erst' erwacht der Engehnar A. Grün 4, 113, Sie soll die Erste nicht von dünnen ziehn Hebbel, Gonov. 111,3, Und als er nun daher gezogen kam, Der Letzte, all die Andern weit voraus ib. I, 3. Abgewechselt wird bei Goe.. Faust 8527: Komm' ich als Gattin? komm' ich eine Königin? Komm' ich ein Opfer? Mitunter nähert sich auch ein prädikatives Subst. einem wirklichen Präd., vgl. Liebe verharrte
seines Lebens höchstes Gut Meißner, Sk. 5, 41, wo das Weib des Mannes Eigenthum und der Mann des Weibes Seligkeit galt Ebert Limonadehütte 85, Angela erschien ihm der strafende Engel Gottes Ε. T. A. Hoffmann 3, 255. Anm. 1. Ια ungewöhnlicher Weise steht eine Angabe der Anzahl als prädikatives Attr.: die Österreicher waren 60000 Mann über den Main gegangen Goe. 36, 43, 20. Ein partitives Verhältnis wird so bezeichnet: der erste Transport ist kaum die hälfte getrunken Goe. Br. 3, 137, 13. Anui. 2. Auf Nachlässigkeit beruht es, wenn das mit oder ohne nfo angeknüpfte prädikative Attr. nicht mit dem Worte, auf das es sich bezieht, kongruiert, sondern in den Nom. gesetzt wird, vgl. als Ehemann mocht ichs doch nicht mit Ihnen wagen ( = mit Ihnen als einem Ehemanne) Bretzner, Liebhaber 122, durch Bildung und Erziehung mehr ein Italiener, nahm sie ihn doch als das, tvofür er sich gab Gutzkow, Zaub. 7, 29, durch und durch ein moderner Mensch, hatte ihm diese ganze Wirtschaft . . etwas komisches id., R. 9, 53. Beziehung auf ein aus einem Poss.-Pron. zu entnehmendes Pers.-Pron. findet statt: Ganz nicht mehr das vorige Wesen, ist jede seiner Nerven nur für traurige Ideen gestimmt, ist jede Freude in der Schöpfung todt für ihn Meißner, Sk. 1,15, In Gedanken deine Braut, Merkst du gar nicht meinen Strahl Riickert 1, 391, Als Nichtmilitär und allgemein verehrter Patriot konnte seine Wahl keinen der übrigen Kandi-
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IV, 1.
Aufbau des einfachen Satzes.
daten beleidigen Laube, Europa II®, 47. Der Gegenstand, auf den diet Beziehung geht, ist Überhaupt nicht ausgedrückt iu folgenden Beispielen: Auf die Art läßt sich's wohlfeil als Mensch das seine thun Geschwind S2t Schon wird der Mann hitzig, und ist noch erst Liebhaber: Himmel! wie sollte das als Ehemann werden ? Bretzner, Eheprokurator 76, als Schwager wird's schon gehen Goe. 9, 133, 25.
§ 49. Auch substantivische Pronomina fungieren als prädikative Attribute. Ausschließlich so gebraucht wird iin Mhd, selbe, teils stark, teils schwach flektiert, vgl. ich Jean iu selbe niht gedanken Walther; dich selben wolt ich lützel Idagen ib. Im Nhd. sind dafür die erstarrten Formen selber und selbst eingetreten, vgl. III § 137. Ein verdunkelter Rest des älteren Gebrauches lebt fort in selbander, selbdriit etc., die aber nur im Nom. üblich sind. Ursprünglich nur als prädikatives Attr„ wird auch all gebraucht; dieses noch ganz deutlich, wenn ea von dem Worte, auf das es sich bezieht, getrennt ist, vgl. die Gäste sind alle gekommen, das Heer ist alles bereit, was habe ich alles hören müssen, was ich alles erlebt habe; auch noch hinter einem Dat. oder Gen., wo allerdings die Zwischenschiebung eines Wortes nicht gestattet ist, vgl. er gefällt ihnen (den Leuten) allen, ich gedenke ihrer aller. Als gewöhnliches Attr. wird jetzt all gefaßt, wo es vor dem zugehörigen Subst. steht: alle Leute·, aber Nachwirkung des ursprünglichen Verhältnisses zeigt sich noch darin, daß es vor den Artikel gestellt wird, ferner auch darin, daß dabei noch die flektionslose Form gebraucht werden kann: all die Leute, all das Volk. Statt all gebraucht Lu. die Form alle (alle das Volk), ebenso neuere Schriftsteller. Allgemein ist alledem. Wie alle kann beide gebraucht werden, vgl. die Männer kamen beide zurück, doch bei Voranstellung mit Artikel sagt man die beiden Männer, doch vgl. beide diese Wesen Le. 11, 8, 20, beide diese Kennzeichen ib. 49, 11, beide diese Zeugnisse ib. 114, 19. Anm. 1. Im Anhd. kommt aueb nachgestelltes aller auf einen Nom. Sg. M. bezogen vor (s. DWb.), vgl. des künigs hausrat ist aller von Silber und gold Frank, Welib.; so noch bei Stifter Er (der Wein) war aber alier herausgelassen Studien 2, 205, wie der Sallat. . heute schon aller hervor ist ib. 3,12. Die Form ist so erstarrt, daß sie bisweilen auf ein Fem. bezogen wird: Ist doch die Kirch hie aller mein Fischart, Eul. 1004. Selten ist Flexionslosigkeit bei Nachstellung: Jagen sich, iingslen sich, beißtn sich, Und das all um ein Stückchen Biot Goe. 2, 88, 26, Es kommen, es kommen die Wisser all Schi. 11,226, 162, vgl. auch ich weiß nicht was alle Andr6,
Prädikatives Attribut.
57
Schule der Väter 0. In der oeuerea Sprache wird nachgestelltes alles auch auf wer bezogen, vgl. was weiß ich, wer sich Alles . . an den Primen klettet Gutzkow, R. 6, 37; Gutzkow bezieht es sogar auf Adverbien: wie und wo man die . . Excellenz alles suchte R. 2, 367; er gestattet sich auch dativische Konstruktion: Egon bleibt Ihnen und wer weiß nicht wem Alltm gerettet R. 6, 50. Auffallend ist die Stellung aus welchen er allen da* weibliche Geschlecht ausschließt. Le. 4, 327,5, desgl. Es beben alle mir die Glieder Goe. 1 2 , 8 6 , 1 6 ; danach ist All in ihrer Munterkeit Goe. 1 , 7 4 , 8 aufzufassen = in all ihrer Munterkeit. J. Grimm möchte alle in alledem als Instrumentalis fassen «= ahd. α IIa, der im Mhd. Doch in mitalle lebt; doch tritt alledem zu spät auf, als daß diese Auflassung zulässig wäre. A n m . 2. Ungewöhnlich ist Vertretung eines Subst. durch ein Frageoder Relativpron., vgl. Man sieht doch gleich, was einer geboren ist Andr6, Schule der Väter 128, Was man gebühren ist, das lernt sich schnell Schi. 15 a 2ö4, 15, der nicht der geworden, der er starb W. Alexis, Cab. 4, 213.
§ 50. Zuweilen steht ein Pron. als prädikatives Attr. ία einem partitiven Verhältnis zu dem Worte, auf das es sieh bezieht, vgl. sie weinden sumtliche (mancher von ihnen) Nib., die Stadtweibsbilder schauen freylich manche jünger aus als ich Eberl, Eipeldauer 77, Zeugnisse seiner Thätigkeit liegen mehrere bey Goe. Br. 2 8 , 3 0 2 , 2 1 ; ähnlieh ist auch geht Freunde und sprecht einer mit ihm Gleich, Eppo 62. Abweichend ist, weil das Subj im Sg. steht so eine fleissige — thätige—Sorgliche Havßfrau gibts wenige Frau Rat 328, 12. Nahe verwandt ist distributives Verhältnis: die Mmen nach ir sorgen ieslicher heim Kudrun, das Volk hatte ein jeglicher von seinem Bruder abgelassen Lu., 2. Sam. 2, 27, Alles Volk das bei jm war hatte ein jeglicher sein Haupt verhüllet ib. 1 5 , 3 0 , die andern diener haben jeglicher nur 10 ducaten besoldung Per?. Romenthal (DWb.), die übrige alle wüste eine jedwedre was sie thun solle Simplic. (DWb.), Nun ivaren sie eine jedwede absonderlich im gefängnis eingeschlossen Chr. Weise, Klügste Leute 211, aber die ivende zu beiden Seiten an der thür, war jede fünf eilen breit Lu., Hee. 4 1 , 2 , Die andern Thiere zwar kennt jedes seine Krafft Op. K. 289, 235, so sollten sie, zur Unterhaltung der Gesellschaft, ein jeder seine Scheibe mitbringen Bode, Klinkers R. 1,325, daβ ich diesen verschiedenen Fintheilungen jeder das Gehörige zutheile Goe. Br. 23, 266, 25, Jeder an seinen rechten Plate gestellt, werden sie beide vortrefflich zu brauchen seyn Schi. 14, 245, 13. Hierher gehört auch ein in Verbindung mit einem obliquen Kasus von ander, vgl. die Teile, welche in dem Sinn-
58
IV, 1.
Aufbau des einfachen Satzes.
gedichte eines auf das andere folgen Le. 11, 229, 2, Alles greift eins in's andere Goe. Br. 26, 19. Gewöhnlich wird dafür sell on seit der mhd. Zeit das erstarrte tinander verwendet. Ähnlich werden die negativen kein und nichts als prädikative Attribute
verwendet: Beide ganz mit dem Bilde der jungen Fremdlinge beschäftigt, hatte Keine von uns den Schlaf finden können Wi. 30, 109, daß sie keines von beiden nachgaben Tbom. Jones 2,122. 3, die andern Leute ist keiner lang bey ihm Stephanie, Neugierde 70, Bleibt mir keine allein im Zimmer Hafner, Furchtsame 61, Hören können aber der Post noch keine anvertraut iverden Schi. ßr. 5, 53, Aufsehen darf es keins geben Gutzkow, R. 6, 72, die Zettel hatten wir vorher noch keiner angeschaut Stifter, Studien 3, 174; Geld habe ich keins und ähnliche Wendungen sind weit verbreitet; Erivünschters
konnte
sich ihnen Nichts zeigen Wi., Am. 6,25, Neues gibts nichts Frau Rat 2(58, 17, ihr findet Bequemeres nichts als eine vollführte Schöpfung Herder 23, 534, Niederträchtigers wird nichts gereicht Goe. 2, 250, 617, ob ivas Neues darunter war. — Neues nichts 12, 6, 4, Neues ist für mich nichts vorgefallen Schi. Br. 1, 158, neues kann ich aus meinem kleinen Kreise nichts melden ib. 5, 238, Poetisches ist nichts entstanden ib. 7, 241, Neueres kenn ich in dem verbrauchten Fache nichts J. Paul, Komet 176, Abenteuerliches begegnete ihm nichts mehr Gutzkow, R. 2, 369, Geheimes haben wir nichts ib. 5, 290. In den Sätzen mit nichts standen allerdings die substantivierten Adjektiva ursprünglich im Gen., und die jetzige Konstruktion hat sich erst durch Umdeutung des Gen. zu Nom. oder Akk. und durch Gliederungsversebiebung entwickelt. Anders aufzufassen sind die folgenden
Stellen mit flexionslosem Adj.: Barockischer konnte man nichts als Blaffardinen sehen Wi., Am. 7, 30, Vollkommners konnte man sich in der häßlichen Gattung nichts denken id., Am.1 1, 201 (geändert 7, 31), Alle Iiüdesheimer . . versichern, seltsamer und schauderhafter in ihrem Leben nichts gesehen zu haben Goe. 34,10,7. Hier bilden vielmehr die Adjrktiva das prädikative Attr. A n m . Za mehreren einzelnen Gliedern stellt sich ein zusammenfassendes prädikatives Attr.: Als sie . . an der Seite eines Andern herankam, beide mit verklärtem Antlitz G. Frey tag 13, 2o9.
§ 51. Außer durch ein Attr. kann ein Subst. durch einen abhängigen Gen., eine präpositionelle Verbindung, in be-
Prät. Attr.
Sonst. Bestimmungen.
Kopulative Verknüpfung.
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rehränktem Maße auch durch ein Adv. bestimmt werden, worüber später im Einzelnen zu handeln sein wird; dazu kommt Doch die Möglichkeit der Zusammensetzung. Ein Verbum wird durch einen Kasus, ev. mit einer Präp. oder durch ein Adv. bestimmt; diese Bestimmungen behalten i.a. den Wert selbständiger Satzglieder, vgl. § 12. Durch die gleichen Mittel werden Adjektiva bestimmt, wobei die Bestimmungen zum Präd. gleichfalls im allgemeinen selbständig sind, dagegen nicht die zum Attr. § 52. Zu kopulativer Verknüpfung mehrerer Glieder wird in der Regel eine Konjunktion verwendet. Seit ahd. Zeit dient dazu anti, enti, inti, spätahd. und mhd. unde, nhd. und. Zwei Substantiva. Verba oder prädikative Adjektiva werden nicht leicht ohne und aneinander gereiht, dagegen nicht selten eine größere Anzahl, vgl. ζ. B. Schiffer, Pilger, Kreuzesritter Uhland, alles rennet, rettet, flüchtet Schi. Das Gewöhnlichste ist, daß bei mehr als zwei Gliedern nur das letzte mit und angeknüpft wird. Seltener wieder weiden zu besonderen stilistischen Zwecken alle durch und verbunden, vgl. und es wallet und siedet und brauset und zischt Schi. Zwei attributive Adjektiva werden nicht selten ohne Partikel aneinander gereiht, ζ. B. ein plötzliches, unerwartetes Ereignis. Um die Zusammengehörigkeit zweier Glieder schon bei dem ersten kenntlich zu machen, was im Lateinischen durch et — et geschieht, verwendet man im Mhd. beide (beidiu) — und. Dabei hat sich eine Gliederungsverschiebung vollzogen. In einer Verknüpfung wie beide der vater und der sun ist der vater und der sun eigentlich Apposition zu beide. Frühzeitig werden aber beide und und als einander, korrespondierend empfunden sein. Jedenfalls ist beide schon im Mhd. erstarrt, sodaß man auch sagt beide des vater und des suns, auch beide späte unde vruo und von drei Gliedern beide vriunt man unde mage. Dieses beide — und lebt auch im Anhd. noch fort, vgl. beide wir vnd vnsere veter Ln., 1. Mos. 46, 34, beide vnter menschen vnd vieh 2. Mos. 11, 7; beide oben im himmel vnd vnten auf erden Jos. 2, 11; weitere Belege im DWb. Im 16. Jahrli. kommt dafür beides — und auf, das bis ins 18. Jahrh. reicht, gleichfalls erstarrt, vgl. § 134. Beide Fügungen sind allmählich durch sowohl — als (auch) verdrängt worden. Dies ist zunächst deutlich als Vergleichung (s. § 429) empfunden worden, vgl. denn man wird sehen, daß die
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IV, 1.
Aufbau des einfachen Satzes.
weisen auch sterben, so wol als die thören vnd narren vmb· kommen Lu., Ps. 49, 11. Dies ist wohl auch noch der Fall, wenn es Sir. 40, 3 f . heißt: da ist jmer sorge, . . so wol bey dem der in hohen ehren sitzt, als bey dem geringsten au ff erden, so wol bty dem der seiden und krön tregt als bey dem der einen groben Mitel an hat. Aber bei solcher Stellung konnte der ursprüngliche Sinn verdunkelt und nur noch der Paralleliemus der Glieder empfunden werden. Als Disjunktivpartikel dient got. aippau, ahd. eddo, edo, odo, mhd. ode(r), nhd. oder. Dem lat. aut — aut entsprechend, verwendet das Mhd. eindeweder (eintioeder) — oder. Dies ist entsprechend zu erklären wie beide — und. So bedeutet eintweder freude oder not (Wolfram, Parz.) eigentlich „eins von beiden, Freude oder Not". Infolge von Erstarrung und Gliederungsverschiebung ist der ursprüngliche Sinn verdunkelt, von dem im nhd. entweder — oder keine Spur mehr fortlebt. A n m . Über die negativen Verbindungi-partikeln s. § öl»S, über die aus der Satzverbindung auf die Verknüpfung von Satzteilen übertragenen s. § 379.
§ 53. Kompliziertere Sätze können dadurch entstehen, daß an ein Satzglied mehrere Glieder angeknüpft werden. So schließt sich ζ. B. in dem Satze er bringt morgen seinen Sohn nach München an bringt ein Obj., eine Orts- und eine Zeitbestimmung. Weiterhin kann zu einer Bestimmung eine kopulative Verbindung verwendet werden oder eine Verknüpfung von Wörtern, von denen das eine durch das andere bestimmt wird. Endlich kann die Verbindung eines Grundwortes mit einer Bestimmung als Ganzes noch einmal eine Bestimmung zu sich nehmen, ein Verhältnis, welches mau als das der Einschließung zu bezeichnen pflegt. Stehen ζ. B. mehrere Adjektiva neben einem Subst., so können sie einander gleichgeordnet sein und zusammen eine Bestimmung ausmachen, vgl. laue, linde Lüfte; durch mehrere nebengeordnete Adjektiva kann auch eine Scheidung in mehrere Gruppen ausgedrückt werden, vgl. alte und neue Freunde. Dagegen besteht das Verhältnis der Einschließung bei einige alte Bekannte, zwei arme Studenten und so überhaupt inbezug auf Pronomina und Zahlbestimmungen. Ferner gehören diejenigen Adjektiva, die über ihre eigentliche Bedeutung hinaus einen Artunterschied bezeichnen, immer zu*
Kompliziertere Satzglieder.
Gramm, u. psyeholog. Gliederung.
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nächst eng mit ihrem Subst. zusammen, vgl. frische grüne Bohnen. Ebenso köanen die in § 43 besprochenen Appositionsgruppen, deren erstes Glied enklitisch ist, immer nur als Ganzes eine Bestimmung zu sieh nehmen, während bei loserer Verbindung jedes Glied für sich bestimmt werden kann, vgl. die gute I Frau Schulze gegen eine gute Frau, / namens Schulze oder das ehemalige / Königreich Hannover gegen das ehemalige Kurfürstentum, spätere Königreich / Hannover. Steht neben einem Subst. ein Adj. und ein Gen., so kann man öfters über die Gliederung zweifelhaft sein, doch gilt auch hier die oben angeführte Regel über das Verhältnis der Pronomina und Zahlwörter und über die zu Artbestimmungen verwendeten Adjektiva. So ist ζ. B. zu gliedern die sauren Gurken / des Wirtes gegen der saure / Wein des Wirtes, letzteres unter der Voraussetzung, daß damit der Wein überhaupt, nicht bloß eine bestimmte Art gemeint ist. § 54. Aus der gewöhnlichen grammatischen Zergliederung eines Satzes ergibt sich nicht ohne weiteres das psychologische Verhältnis der Glieder zu einander. Vom psychologischen Standpunkte aus können Glieder von sehr verschiedener grammatischer Form als Subj. oder Präd. oder Bindeglied oder als Bestimmungen von Subj. oder Präd. gefaßt werden. Kennzeichen des psychologischen Präd. ist immer die größte Tonstärke. Das psychologische Subj. ist zwar meist stärker betont als ein etwa vorhandenes Bindeglied, kommt aber in der Stärke nur dann dem Präd. gleich, wenn es im Gegensatz zu dem psychologischen Subj. eines anderen Satzes steht. Während, wie schon angedeutet, in einem Satze wie Müller arbeitet langsam vom grammatischen Standpunkte aus arbeitet als Präd., langsam als adverbiale Bestimmung gefaßt wird, mnß vom psychologischen Standpunkte aus langsam als eigentliches Präd. gefaßt werden; Es können nun auch zu eiuem Verb, mehrere adverbiale Bestimmungen treten, von denen eine j e d e den Anspruch erheben könnte, als psychologisches Präd. zu gelten. Dieselben können auch wirklich ungefähr gleichwertig sein. Doch hebt sich, wenigstens in der Unterredung, gewöhnlich eine vor den anderen heraus. So kann ein Satz wie Fritz fährt morgen nach Potsdam eich psychologisch verschiedenartig gliedern. Wird er ohne Vorbereitung in der
ebe\ in der Bedeutung „Geliebter" oder „Geliebte", namentlich im Volksliede b e w a h r t und von neueren Dichtern wieder a u f g e f r i s c h t , allgemein im Dim. LiebchenSubstantiviertes wahr ist allgemein erhalten in wahrsagen. Mhd. ist auch war hän „die W a h r h e i t sagen", „Recht haben". E s liegt ferner vor in m h d . ze ware „ f ü r w a h r " = nhd. zwar. F ü r Verbindungen mit Präpp. wird auch sonst Minuskel oder Zusammenschreibung a n g e w e n d e t , vgl. zugute, zurecht. In ähnlicher Weise sind seit dem 18. J a h r h . neue Substantivierungen in unflektierter Form g e w a g t , wie das AU, das Grün, das Grau, das N"ß, s. Belege d a f ü r in Kösters Anm. zu Neol. Wb. 323, 2. Eine Art Substantivierung liegt auch vor in Wendungen wie aus gut übel, aus arg ärger machen, vgl. ζ. B. er wird aus arg ärger machen Wi. 8, 106, Man kann so bald aus übel ärger machen 11, 229. A n m . 1. Zuweilen erscheint schwache Form statt starker im Dat. eines substantivierten Neutrums: mit wenigen allen zu sagen Le. 6,403,15 tu tonst rächte bessern 4n7, 8, von etwas andern 4n6, 7. A n m 2. Ungewöhnlich ist bei nicht usueller Substantivierung Verbindung mit Poss.-Pron., vgl dein Vorgesetztes Goe. Br. 1«, 41Ü, 19.
§ 92. Bei manchen Substantivierungen ist von Anfang an ein bestimmtes Subst. zu ergänzen. Weit zurück reichen die
Übergang vom Adj. zum Snbst. und vom Sabst. zum Adj.
Ill
Hechte, die Linke mit Ergänzung von Hand. Rechte wird zuweilen wie ein wirkliches Sub^t. flektiert, vgl. an ihier stolzen Bechte (-.zechte) Le. 1, 128, in ihrer Hechte ib. 152, 13, von der Rechte des Zeus ib. 212, 20, aus seiner Rechte id., Kleonnis 172, bey dieser männlichen Rechte Schi. 2, 48, 18. 21, mit vorgehaltner Rechte Uhland 1,207,60. Abd. ist diutisca, frenkisga = deutsche, fränkische Sprache mit Ergänzung von aunga. Anch im Mhd. ist das Fem. noch üblich, allmählich ist dafür das substantivierte Ntr. eingetreten. Wo die Situation es erleichtert, gebraucht man weißer, roter, neuer, alter, heuriger mit Ergänzung von Wein, helles, dunkles mit Ergänzung von Bier. Selbständiger geworden sind Bezeichnungen der Weine nach ihrer Herkunft, vgl. Rauenthaler, Burgun